J.'r^^ - ^ Jahresbericht über die Forlschritte auf dem Gesammtgebiete der Agrikultur -Chemie. Begründet Fortgesetzt von von Dr. Robert Hoffmann. Dr. Eduard Peters. Weiter fortgeführt von Dr. Th. Dietrich, Dr. J. Fittbogen, Dr. J. König, Dirigenten der agrikultur- chemischen Versuchsstationen zu Altmorscheu. Dahme. Müustei; Dreizelinter bis fünfzelinter Jahrgang: Die Jahre 1870-72. Erster Band: Die Chemie des Bodens, der Luft und des Düngers, bearbeitet von Dr. Th. Dietrich. BERLIN, 1874. Verlag von Julius Springer. Monbijouplatz 'i. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie des Bodens, der Luft und des Düngers^ LlBRAr.y bearbeitet ^^^^ yo iU< BOTANICaL von GARDEN Dr. Th. Dietrich, Dirigent der agrikultiircliemischeii Versuchsstation zu Altmorschfn. Dreizehnter bis fünfzehnter Jahrgang: die Jahre 1870-72. BERLIN. Verlag von Julius Springer, 18 7 4. -/r Inhalts-Verzeichiiiss. Die Chemie des Bodens, der Lnft und des Düngers. Referent: Dr. Th. Dietrich, Dirigent der agriculturchemischen Versuchsstation Altmorschen Seite Der Boden 1—110 Versuche über die Verwitterung, von Pf äff 3 Ueber die Verwitterungsfähigkeit und einige physikalische Eigen- schaften von Buntsandstein, Muschelkalk, Basalt und Roth, von Th. Dietrich 4 Der grobsandige Liaskalkstein von EUwangen und seine Ver- witterungsproducte ; chemisch untersucht von Emil Wolff und Rudolf Wagner 5 Der Nollaschiefer in Graubündten und seine Verwitterung, von A. von Planta-Reichenau 15 Phosphorsäure- und KaUgehalt einiger Gesteine, von J. N essler und E. Muth 18 Gesteinsanalysen von Nessler, A.Maj'er, E. Muth, G. Brigel und H. Körner 21 Ueber den Einfluss von Salzlösungen und anderen bei der Ver- witterung in Betracht kommenden Agentien auf die Zersetzung des Feldspathes, von A. Beyer 22 Ueber ]Sfilschlamm und Nilwasser, von 0. Popp 25 Untersuchung der schwebenden Theile des Isarwassers, von Max Hebberling 27 Ueber Löss und Lössboden, von A. Hilger 28 Analysen des Roth und von WeUendolomit Unterfi-ankens , von A. Hilger und F. Niess 29 Zusammensetzung verschiedener Weinbergsböden Frankens, von A. Hilger 30 Der Saliterboden in der Umgebung von Laa, von 0. Kohl rausch 31 Untersuchung ostfriesischer Moorarten und Untergrundsproben, von W. Henneberg 32 Untersuchung zweier Erden aus dem Jordanthale, von P. Wagner 34 Analysen von Moorerden, von U. Kreusler 35 Analyse einer Infusorienerde, von U. Kreusler . . . . . . 35 Analysen von in Ackererden befindlichen Bodenlösimgen , von Th.Schlösing 36 Vergleichende Untersuchung eines Wald- und eines umgebroche- nen, gekalkten Bodens, von Th. Schlösing 37 Ueber den Gehalt einiger Ackererden Sachsens an Stickstoffver- bindungen, von W. Wolf 40 "^7J Inhalts -Verzeichniss. Seite üeber die Existenz und die Rolle der salpetrigen Säure in dem Boden, von A. Chabrier 42 Gehalt einiger Böden an Phosphorsäui'e, von P. Bretschneider 46 Phosphorsäure in dem diu'ch Säuren imaufschliessbaren Theile der Ackererde, von Gasparin 47 Phosphorsäuregehalt verschiedener Gesteine, vonW. Fleischmann 47 Mangangehalt einiger Böden, von A. Leclerc 48 Methode der Bodenanalyse, von W. Knop 49 Ueber die Absorptionserscheinungen im Ackerboden, von W. Knop 52 Ueber die Beziehungen zwischen Absorption, Verwitterung des Bodens und der Fruchtbarkeit desselben, von R. Biedermann 55 Versuche über Löslichmachimg des im Boden absorbirten Kali's, von Gl. Treutier 61 Ueber die Bedeutung des Humus und Analyse von Nilschlamm, von W. Knop 67 Die natürlichen Humuskörper des Bodens, von W. Detmer . . 68 Untersuchimgen über die Rolle der organischen Bodenbestandtheile bei der Ernährung der Pflanzen, von L. Grande au . . . 74 Kieselsäurehaltiges, huminsaures Ammoniak, von P. Thenard . 81 Ueber das huminsaure Ammoniak, von Aug. Vogel 81 Ueber die Absorption von Gasen durch Erdgemische, von Frdr. Scheermesser 82 Ueber die Quantitäten Ammoniak, welche die hauptsächlichsten Constituenten des Culturbodens aus der Atmosphäre innerhalb eines Jahres auf gemessener Fläche absorbiren, von P. Bret- schneider 85 Das Verhalten der Phosphorsäure im Erdboden, von P. Wagner 90 Ueber den Einfiuss des Mergels auf die Bildung von Kohlensäiu-e im Ackerboden, von Paul Petersen 95 Ueber das Verhalten des atmosphärischen Wassers zum Boden, von Joh. N. Woldrich 99 Untersuchung über die wasserhaltende Kraft der Böden imd Bodenbestandtheile, von Cl. Treutier 102 Ueber die Wärmecapacität verschiedener Bodenarten, von Hugo Platter 104 Physikalische Bodenuntersuchungen, von A. Ho saus . . . • 105 Ueber die Mengen der dem Acker nach der Ernte verbleibenden Stoppel- und Wiu'zelrückstände, von H. Weiske, Werner, E. Schmidt und E. Wildt 108 Literatur 110 Die Luft. (Meteorologie, Gewässer) 111 — 160 Tägliche Beobachtungen über den Kohlensäiiregehalt der Atmo- sphäre; von Franz Schulze 113 Der Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft, von W. Henne- berg 117 Untersuchimg der Luft in der Kaserne zu Muri, von Th. Simmler 117 Ueber den Kohlensäiu'egehalt der Luft in Schulzimmeru , von Breiting 118 Ueber den Kohlensäiu-egehalt der Luft in Stallgebäuden, von M. Märcker 118 Ueber die Beschaffenheit der Luft in Ställen mit permanenter und periodischer Streu, von A. Vollrath 121 Der Kohlensäiiregehalt der Grundluft im GeröUbodeu von München in verschiedenen Tiefen und zu verschiedenen Zeiten, von M. von Pettenkofer 122 Ueber den Ammoniakgehalt der atmosphärischen Luft, von Horace T. Brown 124 Ozon und Antozon, von Carl Engler und Otto Nasse . , . 125 Inhalts-Verzeichniss. VTI Seite Ueber deu Gehalt der Liift auf dem Lande au Ozon uud über desseu Ursprung, vou A. Ho uze au 125 Ozon, Wasserstoifhyperoxyd uud salpetrigsaures Ammoniak in der Luft, von H. Struve 126 Desgl. von E. vou Gorup-Besanez 126 Ueber die Antheilnahme des freien atmosphärischen Stickstoffs am Pflanzenwachsthum, von P. P. Deherain 126 Höhenrauch ist wirldicher Rauch, von Dellmaun 128 Ueber die in der Luft suspeudirte organische Substanz, von Chapmann 129 Zusammensetzung einer als Staubregen niedergefallenen Substanz, vou G. Boccardo und Castellani 129 Chemische uiid mikroskopische Analyse eines auf Sicilien gefalle- nen Saudregens, vou 0. Silvestri 129 Untersuchungen über die Büanz der Verdunstung und des Nieder- schlags, von H. Hoff mann 131 Bestimmung der Mengen des in Regenwasser und Seinewasser aufgelösten Sauerstoffs, von A. Gerardin 133 Gehalt des Regenwassers an salpetriger Säure und Salpetersäure, von Chabrier 134 Ueber den Ammouiakgehalt des Schneewassers, von Aug. Vogel 135 Salpetersäuregehalt der atmosphärischen Niederschläge, vou Friedr. Goppelsröder 136 Ueber den Gehalt der atmosphärischen Niederschläge an Ammonni- trit imd Wasserstoifhyperoxyd, von Heinr. Struve .... 142 Gehalt des meteorischen Wassers an Stickstoff in Form von Ammoniak und Salpetersäure, von P. Br et schneid er . . 142 Untersuchungen über deu Salpetersäuregehalt des Wassers von verschiedenen Flüssen, Seen, Bächen und Quellen, von Frdr. Goppelsröder 147 Periodische Untersuchungen über den Gehalt der verschiedenen Wasserquelleu Basels an Salpetersäure, von Frdr. Goppels- röder 151 Ueber die Bestandtheile des Rheinwassers bei Cöln, von H. Vohl 151 Untersuchimg von Wasser der Elbe und der Innerste, von U. Kreusler uud Alberti 153 Gasgehalt von Seewasser in verschiedener Tiefe, von JohnH unter 154 Gehalt von Seewasser an Mineralbestandtheilen, vou T. E. Thorpe imd E. H. Morton 154 Ueber die Temperatur von bedecktem und unbedecktem Boden, von Becquerel und Edm. Becquerel 155 Ueber den Einfluss des Schnee's auf die Bodentemperatur in ver- schiedenen Tiefen, von Denselben 156 Literatur 160 Der Dünger 161—282 Düngererzeugung und Dünger-Alysen. Erhebungen über die Mistproduction bei Milchkühen, von G. Kühn, R. Biedermann und A. Striedter : 163 Untersuchungen über die Veränderungen, welche der Urin bei dem U ebergange in Jauche in seiner Zusammensetzimg er- leidet, von E. Peters 165 Ueber eine neue bewährte Düngerbereitungsmethode, von Rimpau 167 Der Strohdüuger, vou C. E. Bergstrand 167 Die Zusammensetzung der Blaseutangasche, von C. E. Berg- strand 169 Ueber die Wärmecapacität einiger Düngersorten, von Hugo Platter 170 Vergleichende Untersuchungen über deu fi'ischen imd den im Handel vorkommenden Hühnennist, von Fausto Sestini . . 171 YTTT Inhalts- Verzcichniss. Seite Untersuchung der Excremente von ägyptischen Fledermäusen, von 0. Popp 172 Fledermaus-Guano in Ungarn, von P a t e r a , desgl. von Scheibler 173 Ueber die Oxydation von Cloakenbestandtheilen in Flusswässern 173 Neue Methode ziu- Reinigung der Cloakenwässer, von D. Forbes und A. P. Price 178 Bericht über die Wirkung des A-B-C-Processes auf die Ver- werthung der Cloakenflüssigkeit, von G. Bischof 179 Schlammabsätze der Cloakenwässer Beiiins nach Süvern'schem u. Lenk'schem Desinfectionsverfahreu, untersucht von Krocker 179 Zur Beurtheilung des Düngerwerthes der Moorerde, von E. Peters 180 Das Compostii'en des Knochenmehls, von R. Jones 181 Studien über die Superphosphate, von Demselben 183 Ueber den chemischen Unterschied von rohem imd aufgeschlosse- nem Peruguano, von A. Vogel 187 Knochenmehl mit stickstofifreichen Zusätzen, von P. Wagner . 188 Analysen von Guanape-Guano, von A. Völcker, E. Heiden, L. Brunner, E. Güntz, Nette und A. Wolf 190 Desgleichen von Krocker und Deichsel 191 Analyse von Ballestas-Guano, von E. Heiden und Bochmann 191 Analyse von Saldanha-Bay-Guano, von Krocker, E. Heiden, Bochmann, Ulex, H. Schulz, H. Schnitze, G. Kühn, Sachse, Th. Dietrich 192u. 193 Untersuchung von Walfisch-Fleisch und Walfisch-Knochen, von A. Stöckhardt 193 Untersuchung von Norwegischem Fischguano und Waltischguano, von Krocker 194 Aufgeschlossene Fischknochen, von Th. Dietrich 194 Untersuchung von La Plata- oder Carno-Guano, von Th. Dietrich und R Biedermann 194 Fleischknochenmehl, von G. Hirzel 195 Leimdünger, von Krocker 195 Maidenguano und Starbukguano, von Krocker, v. Grote, J. Fittbogen, Th. Dietrich imd Schulz 196 Australischer Guano, von P. Wagner 197 Ueber die Phosphorit-Einlagerungen an den Ufern des Dniester in russisch- und östreichisch Podolien, von Fr. Schwackhöfer 197 Phosphat in Canada, von W. R. Hutton 204 Helmstädter CoproUthen, von A. Hosaeus 204 Phosphate in den Departementen Tarne-et-Garonne und Lot, von A. Bobierre, Duchesne und A. Völker .... 205u.206 Rhone-Phosphorite, von L. Grasser 206 Superphosphat aus Idrianer Korallenerz, von E. v. Jahn . . . 207 Ueber die Phosphoritproduction der Lahn- und DiUgegend, von C. A. Stein .207 Ueber die Löslichkeit der Phosphorsäure im Phosphorit und in einigen Düngemitteln, von K. Karmro dt 208 Ueber die Löslichkeit einiger Phosphorsäure -Verbindungen in reinem und in kohlensäm-ehaltigem Wasser, von P. Bret- schneider 211 Ueber die Löslichkeit von Phosphaten in Humuslösung, von Th. Dietrich, J. König und J. Kiesow 213 Ueber die Zusammensetzung des Dungsalzes von Aussee; von 0. Kohlrausch 214 Ueber die Steinsalz- und Kalisalzablagerung in Stassfurt, von C. Reinwarth 215 Statistische Notizen über die Kalisalzindustrie in Stassfurt, von Michels 218 Schwefligsaui-er phosphorsaurer Kalk, von Th. Dietrich. . . 219 labalts -Verzeichniss. IX Seite Kuochenmehlfälschung, von E. Peters, und K. Weinhohl . . 220 Roh-Salpeter aus Peru, von R. Wagner 221 Rhodau-Ammouium in schwefelsaurem Ammoniak, von C. Schu- mann imd Sehadenberg 221 Rohammoniak, von M. Märcker 221 Ueber die Zusammensetzung von Gaswässern, von G. Th. Ger lach 223 Untersuchimg von Abfallen aus Zuckerfabriken, von U. Kreusler 223 Analysen von Pottaschenschlamm, von A. Petermann .... 224 Ueber kalkhaltigen Seesaud, von P. Bortier und Fr. Vaude- kerckhove 225 Analysen von Schlamm aus dem Ij, von J. W. Guuning . . . 226 Analysen von Schlamm aus der Ocker und von Seeschlick, von ü. Kreusler 227 Analysen von Schlamm aus den Häfen von Toulon und Rochefort, von Goussard de Mayolles . 228 Analysen von Schlamm aus der Trochel und Wiedau, von W. Henneberg 228 Analyse von I eichschlamm, von W. Henneberg 229 Wirkung des Düngers. Weender Düngungsversuche mit alljährlich wiederholter Düngung, mitgetheilt von B. Schultz 229 Günstige Wirkung von Kalisalz auf Klee, von W. Henneberg . 234 Ueber die Wirkung des Gypses und schwefelsauren Kali's als Düngung auf eiu Gemenge von Rothklee und Timothygras, von R. Heinrich 235 Ueber die Wirkung des Gypses auf lüee, von E. Heiden . . 241 Welches Kalisalz ist zm- Dimgimg bei Kartofielu am meisten ge- eignet? Von P. Bret Schneider 243 Vergleichende Versuche über die düngende Wii'kuug von Chlor- kalium und schwefelsaurem Kali, von J. Moser 245 Ueben gesteigerte Kalidimgungen einen Finfluss auf den Zucker- gehalt der Rübe und auf die Zusammensetzung von deren Asche V Von 0. Kohlrausch und A. Petermann 248 Düngungsversuche zu Rothklee, von E. Wolff 250 Ueber Untergi'undsdüngung (Ergänzung des Vorigen), von Walter Funke 251 Düngungs- und Anbau-Versuche bei Kartoffeln, von W. Wolf . 257 Einfluss der Kochsalzdüngung auf den Stärkemehlgehalt der Kar- toffeln, von A. Stöckhardt 259 Kartoffel-Dünguugsversuche (über den Zusammenhang zwischen Witterung, Boden und Düngung), von H. Grouven .... 260 Düngungs versuche mit käuflichen Düngern und Kalisalzen auf ZuckeiTüben, von F. Heidepriem 271 Felddüngungsversuche bei Rüben, von A. Völcker 274 Einfluss der Düngung auf den Phosphorsäuregehalt der Erbsen, von A. Hosaeus 275 Einfluss der Düngung auf die Morphinerzeugung im Opium , von Th. Dietrich . : 276 Einfluss verschiedener Düngemittel auf den Alkaloidgehalt der Chinabäume, von F. Broughton 277 Die Chemie des Bodens, der Luft und des Düngers. Referent: Th. Dietrich. Jahresbericht. 1. Abth. LIBRARY NEW YORK BOTANICAL ÜARDEN Die Chemie des Bodens. Versuche über die Verwitterung vou Pfaff»). — Der Verf. ^^^7^','!" 0 suchte experimentell die Frage zu beantworten: In welchem Grade geht versuche, innerhalb eines bestimmten Zeitraums die Verwitterung vor sich? Zu die- sem Zwecke stellte derselbe Platten von Syenit und Jurakalk im Garten zwei Jahre laug den Einflüssen des Wetters aus. Nachdem sie genau gewogen, wurden sie auf einen schräg abgesägten Baumstamm gelegt, die Berührung mit demselben aber durch Unterschieben einer Glasplatte auf w'enige Punkte beschränkt. Die Kalkplatte war rechteckig, fein zugeschlüfen und hatte eine Oberfläche von 2520 Qu.-Mmtr. Die Syenitplatte war oben und an den Seiten fein polirt, ihre Oberfläche betrug 37908 Qu.-Mmtr. Nach Verlauf vou zwei Jahren hatte die Platte des Jurakalks 0,180 Grm., die des Syenits 0,285 Grm. an Gewicht verloren. Die vorher ganz glatte Fläche der ersteren war ganz matt geworden, die Politur der Sye- nitplatte war nicht sehr merklich verringert, doch zeigte sich die Einwir- kung des Verwitterungsprocesses deutlich auch für das Auge an dem merk- üch geringeren Glänze einzelner Stellen. Der Verf. berechnet unter Zu- grundelegung der oben angegebenen Flächengrössen und mit Berücksich- tigung des spec. Gewichts der beiden Gesteine, zu 2,6, bezw. 2,75 ange- nommen, den Grad der Verwitterung, d. h. um wie viel die Platten, bei Annahme gleicher Abtragung aller Theile, dünner geworden sind, es er- giebt sich für die Kalkplatte eine jährliche Abtragung von 0,01374 Mm. 2), „ „ Syenitplatte „ „ „ „ 0,00137 „ Um von diesen Gesteinen eine Schicht abzulösen von der Dicke eines Meters würden (obige Zahlen als massgebend betrachtet) £5 beim Jurakalk 72800 Jahre, 22 „ Syenit 731400 „ ^ der Einwirkung der Atmosphäre (incl. Regen) nöthig sein. 1) Centralbl. f. Agriculturchemie 1872. 2. Abth. 325. (Aus der Ztschr. d. C-^ deutsch, geolog. Gesellsch.). Lt-J 2) Die liier mitgetheilten Zahlen sind von uns berechnet, da die in unserer CI5 Quelle angegebenen sich als falsch erwiesen. 1* ^ Die Chemie des Bodens. Die Menge der messbaren atmospliärischen Niederschläge betrug in den zwei Jahren 1626,7 Mm. Hiernach berechnet sich, dass zur Lösung und Wegfühi'uug von 1 Tbl. Kalk 22760 Tille. Wasser, von 1 Tbl. Syenit 228000 „ „ nöthig waren. Versuche, wie die vorsteheudeu, könuen selbstverständlich nur die relative Verwitterbarkeit der geprüften Gesteine darthun. Einen Anhalt zur Schätzung der absoluten Grösse ihrer Zersetzbarkeit können sie nicht gewähren. rJngsföWg- Ueber die Verwitterungsfähigkeit und einige physikalische keit verschie- Eigenschaften von Buntsandstein, Muschelkalk, Basalt und dener Ge- steine. Rötb hat Tb. Dietrich') Versuche angestellt und tbeilt derselbe über die bis dahin erhaltenen Eesnltate Folgendes mit. Die Verwitterungsböden dieser vier Gesteine sind die weitaus verbreitetsten des ehemaligen Knr- hessens und deren genauere Kenntniss daher von Interesse füi- die dortige Landwirthschaft. Welche Wichtigkeit diese Böden haben, deutet die Aus- dehnung der betreffenden Gebirgsarten in Kurhessen an; auf dem etwa 174 Qu. -Meilen grossen Gebiete nimmt der Buntsandstein einen Flächen- raum von 85, der Basalt von 13, der Muschelkalk von 11, 5 und der Köth von 12 Qu.-Meilen ein. Die Verwitternngsböden verjüngen sich gewissermassen mit jedem Jahre, die sie bildenden Gesteine, welche sowohl als Gesteinsbröckchen, als Skelett dem Boden beigemischt sind, als auch ihnen als Unterlage die- nen, geben ihnen fortwährend durch die Venvitterung einen Zuschuss von Pflanzen ernährenden Mineralstoffen, der erheblich zur Erhaltung ihrer Fruchtbarkeit beiträgt. Die Gesteine tragen noch heute und stetig zur Vermehrung der Bodennahrung bei und zwar in dem Masse ihrer Ver- witterung. Die Grösse der Verwitterung ist von vielerlei Factoren ab- hängig, deren Einfluss zu studireu, hat sich der Verf. zur Aufgabe gestellt. In welchem Mengeuverhältniss die genannten Gesteine durch den Einfluss der Atmosphäre und ihre Niederschläge der mechani- schen Zerbröcklung und Zertrümmei'uug unterliegen, wieviel sich von jedem der Gesteine innerhalb einer bestimmten Zeitdauer Feinerde bildet, wurde auf folgende Weise ermittelt. Es wurden 4 gleich grosse Zinkkästen von je 1 Qu.-Fuss Oberfläche (= 0,083 Qu.-Meter) und ^ä Kbkfuss Inhalt (— 0,012 Kbkmeter) mit Gesteinsbrocken von gleicher Grösse , die durch 2 Siebe von 8 und 10 Mm. weiten Löchern ausgeschieden worden waren, angefüllt und diese in den Kästen im Freien dem Einfluss der Atmosphäre ausgesetzt. (Späterhin wurden zum Aufsammeln des durchsickernden Regenwassers die Kästen mit Siebböden versehen). Das absolute Gewicht der Gesteine in Stücken von 8 — 10 Mm. Durchmesser beträgt pro 1 Kbkf. Hess. pro 1 Kbkmeter Buntsandstein 39.0 Kilogr. 1625 Kilogi-. Muschelkalk 39,8 „ 1660 ,. ' Basalt 45,5 „ 1896 Roth 39,6 „ 1650 Originalmittheihmg. pro Kbkmeter in ptC. ihres Gew. 95,8 Kilogr. 5,9 pCt. 70,9 „ 4,3 „ 154,3 „ 8,1 „ 70,8 ., 4,3 „ Bunt- Muschel- mdstein kalk 506,2 272 94 38 231,5 276 520 650 4050 6040 19400 12500 Basalt Roth 106 580 Grm. 52 270 „ 121 2200 „ 396 6700 „ 6370 6200 „ 15420 2600 „ Die Chenaio des Bodens. K Diese Gesteins] )iuckeu saugen iu lufttrocknem Zustande Wasser auf: pro 1 Kbf. Hess. Buntsaudstein 2,3 lülogr. Muschelkalk 1,7 „ Basalt 3,7 „ Roth 1,7 „ Die lufttrocknen Gesteinsbrocken erwärmten sich an ihrer Oberfläche (bis zu 1 Zoll Tf.) bei einer Lufttemperatur von 32,0 ^ C. in der Sonne und 29,7" C. im Scliatten bei einer zweistündigen Bestrahlung Bimtsandsteiu Muschelkalk Basalt Roth auf 46.9 48,2 51,0 47,5 f» C. Die Gesteine wurden jährlich durch Siebe und Schlämmen in verschie- dene Feinheitsgrade zergliedert. Jene Ya Kbkfuss der Gesteine lieferten bei 1 Qu.-F. Obei'fläche in- nerhalb 4 Jalu"en s i . Feinerd e (unter ^s Mm. Durchm.) 2. Kies (Sieb 1 Mm. Durchm.) 3. „ ( 2 „ „ ) 4. .. ( 4 . „ ) 5- .. ( 4-7 „ „ ) 6. „ (über 7 „ „ ) In Procent en des Gewichts der Steine haben sich gebildet Feinerde ( 1 ) 2,61 1,38 0,47 3,12 pCt. Saud (2—4) 4,32 4,87 2,52 49,44 „ in ursprüngl. Grösse blieben (5u.6) 93,07 93,75 97,01 47,44 „ Auf einem Qu.-Meter Fläche (bei ^2 Fuss = 0,144 Meter Tiefe.) würden sich gebildet haben (iu rund. Zahlen) Feinerde 6,1 3,3 1,3 7K]grra Dieselbe würde eine Erdschicht ausmachen von 4,95 2,23 1,09 6,04Mm.Höhe. Vorstehendes Ei'gebniss dieses Versuchs giebt ein anschauliches Bild der relativen Grösse der natürlichen Verwitterung der genannten bodenbildenden Ge- steiue. Maji ersieht aus der Zusammenstellung, dass die Verwitterungsfähigkeit bei dem Röthschiefer unter den betheiUgten Gesteinen am grössten, die des Buutsandsteins am nächstgrössten, die des Basaltes am geringsten und sehr klein ist. Der A'ersuch kann selbstverständlich nur die relative Verwitterungsgrösse darthun; es scheint uns überhaupt nur möglich, dieselbe in relativem Grade an- schaulich zu machen. Die P^rgebnisse gestatten jedoch, dass man eiaigermassen und mit annähernder Sicherheit das Mass der Verwitterung schätzen darf. Der grobsandiee Liaskalkstein von Ellwangen und seine ?.'^''t».''°^*^"' ~ " ° digeLiaskalk- Verwittcrungsproductc; chemisch untersucht von Emil Wolff stein vonEii- und Rudolf Wagner^). — Das Vorkommen dieses Gesteins bei Ell- *seme"ve° wangen ist folgendermassen l)eschrieben. Der Liaskalkstein (Gryphiten- ^^'^^^^„"il'^' kalk) tritt in durch Zerklüftung abgesonderten Stücken auf, die bei der Verwitterung zunächst wieder in grossere oder kleinere plattenförmige an den Kanten mehr oder weniger abgerundete Massen zerfallen. Die ein- ') Separat- Abdiuck aus den Würtembergischcn Jahresheft en f. vaterländische Naturkunde. 1871. /» Die Chemie des Bodens. zelnen Stücke verwittern zunächst nur an der Oberfläche, so class durch und durch müi-be Stücken, wie das bei anderen Kalksteinen der Fall, nicht vorkommen. Der EUwanger Liaskalkstein ist durch einen reich- lichen Gehalt an groben meist abgerundeten Quarzkörnern von Rapskorn- grösse ausgezeichnet, die sowohl auf der Bruchfläche des unverwitterteu Gesteins sichtlich sind, noch mehi- aber bei anfangender Verwitterung be- merkUch werden, indem sie dann an einem Ende freigelegt werden, wäh- rend sie mit dem anderen noch fest im Gestein eingefügt bleiben. Die Verwitterung schreitet nach innen zu sehr langsam vor sich, so dass selbst kleine Brocken im Innern eine feste und steinharte Beschaffenheit haben. Die Quarzkörner sind sehr ungleich im Gestein vertheilt; es kommen ganz feinkörnige, sandarme und wiederum grobkörnige, saudreiche Partieen vor. Auch die Muscheln des Grjqihitenkalks sind um-egelmässig vertheilt. Kalkspath kommt ädern- und nesterweise darin vor. Die relativ sand- änneren Partieen werden bei der Verwitterung zunächst angegi'iffen, so dass — wenn diese nach erfolgter Auslaugung des kohlensauren Kalkes bereits zu Pulver zerfallen — die sandi'eichen Massen in steinhartem Zu- stande zuräckbleiben. Bei der Umwandlung des Liaskalksteins von Ellwangen sind nur 4 verschiedene Stufen deutlich zu unterscheiden. 1. Der unverwitterte, aber schon stark zerklüftete Kalkstein, meist von hellgi-auer Farbe, nur au den Zerklüftungsflächen und im Innern an einzelnen Punkten schwach gelb oder braun gefärbt, übrigens von der oben erwähnten ungleichförmigen Beschaffenheit; theilweise reich an Gry- phiten und anderen Muscheln. 2. Meist plattenförmige, braungelb gefärbte, grössere oder kleinere Gesteinsbröckel, welche auf dem unverwitterten Kalkstein lose aufliegen oder im Untergrund des Culturbodens verbreitet vorkommen; ein gleich- sam angefressenes Gestein, aber im Innern der Masse von noch fester und steinharter Beschaffenheit — Reste vom ursprünglichen Gestein. 3. Untergrund des Culturbodens, von brauni'other Farbe und fast humusfrei. Ein roher Boden, in welchem einzelne Partieen von Quarz- kömern dui'ch thonige Masse zusammengekittet sind, aber schon durch Kochen mit Wasser grossentheils auseinanderfalleu. 4. Ackerki-ume des Culturbodens, durch einen geringen Humusgehalt etwas dunkler gefärbt als der Untergrund, auch gleichförmiger im Pulver, sonst aber von anscheinend gleicher Beschaffenheit. 3 und 4 nur von etwa 1 Fuss Mächtigkeit. Mittelst des Nöbel'schen Schlämmapparates \ATirden diese 2 letzte- ren Untersuchungsobjecte mechanisch geschieden in folgende Bestandtheile : Bei 120« C getrocknet. Geglüht. Üntergrnnd Ackerkrume . üntergrand Ackerkrnme a. Grober Sand^) . . . b. Gröberer Schlämmsand c. Feinerer ., d. Feinster „ e. Thonige Substanz . . pCt. pCt. ' pCt. pCt. . 41,4 22,7 43,7 25,1 . 13,2 19,1 13,4 19,6 • 4,8 10,0 4,8 9,9 . 6,9 10,2 6,6 10,0 . 33,7 38,0 31,5 35,4 ^) Blieb auf dem Sieb mit 1 Mm. weiten Löchern. Die Chemie des Bodens. Die chemische Untersuchung obiger 4 Materialien ergab folgende Resultate: No. 1. Ursprüngl Gestein. pCt. Wasser bei 120 ^ C. Üüchtig 0,2630 Verlust bei schwachem Glühen 0,9380 Wasser- und Glühverlust No. 2. Gesteins- reste. pCt. 1,1000 2,5580 No. 3. Unter- grund. pCt. 3,7090 3,9880 No. 4. Acker- krume. pCt. 3,2800 5,6562 1,2010 3,6580 7,6970 8,9362 A. Die lufttrockne Substanz mit kalter concentrirter Salzsäure , No. 1. No. 2. No. 3. Ursprüngl. Gesteins- Unter- Gestein, reste. grund. pCt. pCt. pCt. 0,0302 0,0322 0,0282 77,1607 43,1071 6,2362 1,0437 0,7210 0,3717 2.8463 — — Kieselsäure in der Lösung Kohlensaurer Kalk . . Kohlensaure Magnesia Kohlensaures Eisenoxydul Eisenoxyd . Manganoxyduloxyd Thonerde Phosphorsäurc Schwefelsäure Kali . . . Natron Kieselsäure, in Soda löslich Rückstand, geglüht . . . 0,3633 0,0673 0,1963 0,0166 0,0250 0,0314 8,4333 0,6017 0,3396 0,5304 0,0475 0,0294 0,0135 8,3200 0,6383 1,6062 0,4805 0,0324 0,1136 0,0389 behandelt. No. 4. Acker- krume. pCt. 0,0307 2,6400 0,3927 6,6600 0,3967 1,4788 0,4512 0,0313 0,1489 0,0253 0,2574 16,8893 0,4985| 42,7824/ 74,5609 78,3587 In Summe: 100,1285 100,7946 100,1238 99,5505 B. Rückstand von A mit concentrirter Salzsäure gekocht. No. 1. pCt. Kieselsäure in der Lösung . . 0,0090 Eisenoxyd 0.0453 Manganoxyduloxyd .... — Thonerde 0,1278 Phosphorsäure — Schwefelsäure — Kalk 0,0031 Magnesia 0,0031 Kali 0,0317 Natron 0,0026 No. 2. No. 3. No. 4. pCt. pCt. pCt. 0,0131 0,0758 0,1273 0,0795 0,6500 1,0200 — 0,1217 0,2633 0,2147 1,4008 1,6262 — 0,0028 0,0138 — 0,0169 0,0270 0,0053 0,0467 0,0646 0,0120 0,3115 0,2956 0,0442 0,2564 0,2918 0,0019 0,0313 0,0267 Kieselsäure, in Soda löslich Rückstand, geglüht . . . 0,2226 0,1279 16,4353 0,3707 0,3563 42,0489 2,9039 5,2083 66,4487 3,7563 5,4947 69,1077 In Summe: 16,7858 42,7759 74,5609 78,3587 Die Chemie des Bodens. C, Rückstand von B mit coucentrirter Schwefelsäure behandelt. No. 1. pCt. Kieselsäure in der Lösung . . 0,0111 Eisenoxvd 0,0470 Thonerde 0.4248 Kalk . 0,0026 Magnesia 0,0072 Kali 0,0324 Natron 0,0094 No. 2 No. 3. No. 4. pCt. pCt. pCt. 0,0360 0,4595 0,5400 0,0568 0,4235 0,4969 0,6092 4,2447 4,8093 0,0092 0,0297 0,0281 0,0141 0,0374 0.0406 0,0468 0,3870 0,3716 0,0230 0,0586 0,0389 Kieselsäure, in Soda löslich Rückstand, geglüht . . . 0,5345 0,7949 5,6404 6,3254 0,6083 0,7268 5,4641 5,5266 15,3226 40,3698 55,9836 57,6115 D. Rückstand von In Summe: 16,4654 41,8915 C mit Flusssäure aufgeschlossen. 67,0881 69,4635 No. 1. pCt. Thonerde 0,1301 Kalk 0,0067 Magnesia 0,0045 Kali 0.0596 Natron 0,0298 Kieselsäure 15,0913 No 2. No. 3. No. 4. pCt. pCt. pCt. 0,1026 0,8073 1,0710 0,0110 0,0263 0,0588 0.0110 0,0395 0,0378 0,0437 0,4581 0,7350 0,0195 0,1220 0,2520 40,1820 54,5304 55,4569 Hieraus berechnen bleibenden Rückstandes Kalifeldspath . . Natronfeldspatb Kalk und Magnesia Thon Quarzsand . . . 15,3226 40,3698 sich als nähere Bestandtheile 55,9836 57,6115 dieses bei C ver- No. 1. pCt. 0,3528 0,2525 0,0112 0,0383 14.6678 No. 2. pCt. 0,2587 0,1653 0,0220 0,0558 39,8680 No. 3. pCt. 2,7152 1,0469 0,0672 0,2463 51,9080 No. 4. pCt. 4,3669 2,1489 0,0979 50,9978 15,3226 40,3698 55,9836 57,6115 Die Gesammtmenge der einzelnen Bestandtheile beträgt hiemach: Wasser und Glühverlust Kieselsäure, unlöslich . . löslich Thonerde, löslich . . . „ unlöslich . . Eisenoxyd Kohlensaures Eisenoxydul Manganoxyduloxyd . . Kohlensaurer Kalk_ . . Kohlensaure Magnesia . Kalk No. 1. pCt. 1,2010 15,0913 1,0439 0,6199 0,1301 0,0920 2,8463 0,3633 77.1607 1,0437 0,0134 No. 2. pCt. 3,6580 40,1820 1,6629 1,1633 0,1026 8,7048 0,6017 43,1071 0,7210 0,0255 No. 3. pCt. 7,6970 54,5304 11,2359 7,2517 0,8073 9,3935 0.7600 6,2362 0.3717 0,1027 No. 4. pCt. 8,9362 55,4569 11,7193 7,9043 1,0710 8,1769 0,6600 2,6400 0,3927 0,l6l5 t)iG Chemie des Bodens. 9 No. 1. 2. 3. 4. pCt. pCt. pCt. pCt. Magnesia 0,0148 0,0371 0,3884 0,3740 Pliosphorsäm-e 0,1963 0,5304 0,4833 0,4650 Schwefelsäure 0,0166 0,0475 0,0493 0,0583 Kali 0,1487 0,1641 1,2151 1,5473 Natron 0,0632 0,0579 0,2408 0,3429 Auf wasser- 100,0452 100,7660 100,7633 und humusfreie Substanz ^): No. 1. No. 2. No. 3. pCt. pCt. pCt. Kieselsäure 16,4693 43,1035 70,6661 Thonerde 0,7655 1,3039 8,6594 Eisenoxyd 2,0968 8,9099 10,0933 Manganoxjduloxyd .... 0,3706 0,6179 0,8166 Kohlensaurer Kalk .... 78,7222 44,4171 6,7008 Kohlensaure Magnesia . . . 1,0648 0,7404 0,3994 Kalk 0,0139 0,0263 0,1103 Magnesia 0,0151 0,0382 0,4173 Phosphorsäure 0,2003 0,5447 0,5193 Schwefelsäure 0,0169 0,0488 0,0530 Kali 0,1506 0,1690 1,3056 Natron 0,0645 0,0596 0,2577 99,8963 No. 4. pCt. 73,8524 9,8673 8,9876 0,7256 2,9074 0,4317 0,1666 0,4317 0,5112 0,0641 1,7011 0,3770 99,9988 10(^,0207 20,1296 21,5739 55,7753 56,0661 2,9170 4,8020 1,1250 2,3620 99,9505 99,9785 Thon 1,7374 2,9481 Quarzsand 14,9717 41,0672 Kalifeldspath 0,3607 0,2665 Natronfeldspath 0,2577 0,1702 Nach Abzug der kohlensauren Erden gestaltet sich die procentische Zusammensetzung des verbleibenden Restes, wie folgt: No. 1. 2. 3. 4. pCt. pCt. pCt. pCt. 81,632 78,626 76,067 76,400 3,794 2,378 9,321 10,208 10,393 16,253 10,865 9,300 1,837 1.127 0,879 0,756 0,069 0,048 0,119 0,172 0,075 0,070 0,449 0,437 0,993 0,994 0,559 0,529 0,084 0,089 0,057 0,066 0,745 0,308 1,405 1,772 0,320 0,109 0,278 0,390 Kieselsäure . . Thonerde. . . Eisen oxyd Manganoxyduloxyd Kalk Magnesia . . Phosphorsäure . Schwefelsäure . Kali .... Natron . . . Thon .... Quarzsand . . Kalifeldspath Natronfeldspath . 8,612 74,209 1,788 1,277 5,013 74,912 0,486 0,311 21,668 60,038 3,140 1,219 22,318 58,000 4,967 2,444 ' ) Bei Xo. 1 wurde die Gesammtmenge des Eisens als Eisenoxyd in Rechnung genommen. 10 Die Chemie des Bodens. Die üebereiustimmung iu den absoluten und relativen Mengen- verhältnissen bei No. 3 und 4 zeigen, dass der ganze Boden in seinen verschiedenen Schichten unzweifelhaft einem und demselben Process seinen Ursprung verdankt. Obwohl zwischen den Gesteinen No. 1 und 2 unter einander, wie auch bezüglich der Bodenarten Xo. 3 und 4 auf den ersten Blick kein Zusammenhang ersichtlich, so kommt W. doch durch Betrachtungen zu dem Schlüsse, „dass in der That zwischen allen hier untersuchten Mate- rialien ein Zusammenhang besteht und dass der Boden ein reiner Ver- witterungsboden ist, der aus dem Liaskalksteine gebildet wurde, ohne dass irgendwie fremdartige Substanzen den Verwitterungsproducten des ursprüng- lichen Gesteins sich beimischten und ohne dass irgend ein Verlust von solchen Bestandtheilen stattfand, welche ihrer Natur nach dem Auslaugungsprocess nicht unterliegen." „Der Liaskalkstein von Ellwangen erleidet in seinen einzelnen, durch Zerklüftung abgesonderten Bruchstücken nicht in deren ganzen Masse eine gleichförmige Verwitterung und Auslaugung, sondern zunächst zerfallen die an Quarzsand ärmeren Theile und es lösen sich von Aussen nach Innen die thouigen Substanzen und Quarzkörner erst ab, wenn der kohlensaure Kalk bis auf wenige Procente des gebildeten Bodenpulvers entfernt worden ist. Die quarzreicheren Partieen des Gesteins behalten noch lange ihre feste Beschaffenheit und nehmen nur durch Umwandlung des Eisenoxyduls in Eisenoxyd und durch Eindringen des letzteren aus den zuerst ver- witternden und zu Pulver zerfallenden Massen eine gelbbraune Farbe an. Es giebt bei dem Liaskalke von Ellwangen fast gar keine Zwischen- und Uebergangsstufen von dem ursprünglichen Gestein und dem daraus ge- bildeten Verwitterungsboden-, selbst die Ideinsten Gesteiusbröckel , welche sich im Boden vorfinden, zeigen im Innern noch eine steinharte Be- schaffenheit und haben sich auch wahrscheinlich in ihi-er ursprünglichen Zusammensetzung, welche sie als Theile grösserer Massen des ganz unver- witterten Gesteins hatten, ausgenommen in ihrem Eisenoxyd- und Phos- phorsäuregehalt, nur wenig verändert. Der grobsandige Liaskalkstein zer- fällt bei seiner allmäligen Verwitterung anscheinend direct in den gleichsam fertigen Boden und in jene besonders quarzreichen, aber noch nicht wesent- lich verwitterten plattenförmigen Gesteinsmassen, so dass diese beiden Ver- witteruugsproducte in ihrer Gesammtheit sich aus dem urspränglichen, an- stehenden Gestein ableiten lassen." Auf Grund angestellter Rechnungen i) glaubt sich W. zu der Be- hauptung berechtigt: „Der ursprüngliche, unverwitterte Liaskalkstein von Ellwangen,- soweit derselbe zur Bildung des Culturbodens und der noch vorhandenen Gesteinsreste beigetragen hat, enthielt durchschnittlich 8 " /.^ pCt. weniger an Quarzsand, als in der wirklich untersuchten Probe gefunden wurde, während alle übrigen Bestandtheile in ihren gegenseitigen Mengen- verhältnissen den directen Ergebnissen der Analyse entsprachen." In wie hohem Grade der Gehalt an groben Quarzkörnern in dem /) Die wir hier nicht raittheilen können. 2. 3. 4. pCt. pCt pCt. 2,02 27,46 38,83 2,28 2,87 4,74 Die Chemie des Bodens. JJ uuverwitterten Gestein wechselt, ergiebt sicli aus den nachfolgenden Be- stimmungen von 4 Partieen desselben. 1. Ein Stückchen von dichtem, anscheinend gleichförmigem Getiige, dunkel- grau gefärbt und ganz ohne Muscheln. 2. Ein Stückchen von etwas hellerer Farljc und sehr reich an Muscheln, sonst aber ebenfalls ganz unverwittert und von sehr fester Be- schaffenheit. 3. Ein Stückchen, hellgrau gefärbt, besonders hart und reicli an Quarz- körnern, mit fest eingeschlossenen Muscheln. 4. Ein Gesteinsrest, welcher bis auf einen kleinen Bröckel verwittert war, übrigens im Innern noch eine feste Beschaffenheit hatte; das Aussehen war ganz dasselbe, wie das der Gesteinsreste, welche zur i^peciellereu Analyse (No. 2) dienten. Diese enthielten: No. 1. pCt. Quarzkörner .... 0,58 Thonige Substanz . . 2,33 Der Gesteinsrest (4) hatte also beinahe denselben Gehalt an Quarz- körneru. wie bei der speciellen Analyse (No. 2) gefunden worden war. Dagegen sind die Quarzkörner in dem ursprünglichen Gestein — wie die Bestimmungen in 1, 2 und 3 zeigen — so ungleich, wie nur möglich vertheilt, zuweilen fast ganz verschwindend, zuweilen bis zu 30 pCt. an- steigend. Zur weiteren Charakteristik der Verwitterung des Liaskalksteins und des daraus entstandenen Culturbodcns giebt W. folgende Bemerkungen: 1. Das Eisen ist in dem unverwitterten Gestein als kohlensaures Eisenoxydul zugegen, wie schon durch die graue Farbe des Ge- steins angedeutet wird. 2. In i^ X o H s H ^ ^ & B IC k> 5 3 :a u o o ja ll No. 18 Gneis von Lierbach 76,91 2,01 1.5,13 0,71 0.59 1,49 2,69 1,02 „ 19. ') Granit von Döttelbach . . . 72,21 1,53 17,95 0,48 0.34 3.81 3,53 0,45 „ 20. „ von Oppenau .... 71,42 4,33 1,5,10 2,18 0.55 4,16 1,82 0,09 0,57 „ 21. 1) „ von Schapbacli . . . 67,09 3,43 18,00 1,57 1,64 5,34 2.21 0,66 ., 22. 1 ) Feidspath aus Schapbacli . . 65,59 21.53 0,58 0,44 7,81 3,24 ;, 23. Thon von Balg 57,81 2,96 25,46 0,30 0,10 13,53 „ 24. Thon vom sandigen Thon abge- schlämmt von Kuppeuheini . . 68,86 3,01 26,27 1,31 0,57 5,20 „ 25. Sinter aus einer Quelle von Baden a. aus einer Leitung .... 0,75 1.9.52) 52,96 0,59 0,19 0,33 0,00 „ 26. b. vom früheren freien Ausfluss 72,36 2;832) 8,82 0,65 1,,53 0,27 1,81 „ 27. Oosit im Porphyr bei Gunzenbach 58,69 4,54 22,89 0,22 4,94 1,14 8,30 „ 28. Kalk beim Dtirrenberg .... 0.24 4,75 52,12 0,81 0,48 0,34 „ 29. Muschelkalk bei Ebersteinburg . 6,49 0^37 0,82 49.63 1,00 0,56 0,43 0,22 „ 30. Sinter d.Sophieuquellei. Petersthal 5,372) Spareu 44,89 0,85 „ 31. Dolomit. Schlossgrund b. Oppenau 1,06 10,762) 30,96 14,89 0,52 „ 32. Cornubianit vom Teufelsbühl In Säure unlöslich . 51,80 24,80 8,6 7,50 0,83 0,96 2,33 „ In Säure löslich . . 0,30 9,00 3,3 2,90 0,.30 1,7 „ 33. Dioritb. St. Märgen. (hohleGraben) InSämeunlösl. 53,8 18,80 13,5 7,50 1,701 1,69 2,92 „ „ „ „ In Säure löslich 0,80 4,70 3.8 3,00 0,04 2,00 „ 34. DioritvonWillmedobelb. St. Peter 48,4 7,50 27;7 9,20 1,50 4,90 0,69 1,60 „ 3.5. „ von Guiachhof b. St. Peter 48,5 9,54 19,0 12,30 2,60 1,90 5,2 1,24 0,69 Ueber die Gesteine giebt X. noch folgende Notizen: Auf den Hofgütern, welche auf den Graniten unter 3) und 4) stehen, kommt die Hinschkrankheit ^) vor, was bei den nicht weit davon entfern- ten Höfen auf den Gneis unter 5) und 6) nicht der Fall ist. Zersetzung Ueber den Einfluss von Salzlösungen und anderen bei der ^durchsalz- Verwitterung in Betracht kommenden Agentien auf die Zer- losungen. setzuug des Feldspathcs, von A. Beyer^). Ein Kilogramm geschlämmter Feldspath wurde mit je 2,5 Liter destill. Wasser in geräumige Glasfiaschen gebracht und diese (21 an der Zahl), wie folgt, beschickt: No. 1, 2 u. 3 nur mit Wasser-, ? „ 4 mit Yio Aequivalent Aetzkalk-'') . . . „ 5 u. 6 „ ^/ö „ kohlensaurem Kalk 7 u. 8 V5 schwefelsaurem Kalk 2,8 Grm. 10,0 ., 13,6 ., 0 Die Granite No. 19 und No. 21 enthalten Spuren und der Feldspath No. 22 enthält 0,22 pCt. Baryt. 2) Das Eisenoxyd im Sinter No. 2.5, 26 u. 30 enthielt Spuren von Mangan, der Dolomit No. 310,93 pCt. Manganoxyd. ^) So viel wie Engbrüstigkeit. *) Ann. d. Landw. in Prss. 1871. 57. 170. u. Landw. Vers.-Sat. 1871. 14. 314. *) Der Verf. hat nicht angegeben, durch welche Gewichtsmengen die ange- gebenen Y, „, '/j, bezw. 1 Acqu. repräsentirt waren. Wir dürfen wohl annehmen, dass es Gramme waren und in dieser Voraussetzung haben wii" die imter dem V als verwendet angegebenen Gewichtsmengen berechnet, Die Clictnie des Bodens. 23 .. 1 1 u. 12 ., V^ .. 13 u. 14 . V5 ..15 u. 16 „ V5 ., 17u. 18 „ V5 „ 19 u. 20 „ 'k „21 „ V5 No. 9 u. 10 mit ^5 Aequivalent salpetersaurem Kalk . .16,4 Grm. „ schwefelsaurem Ammoniak 13,2 ., „ Maguesia (gebräunte ?) . 4,0 „ „ kohlensaurem Kali .13,8 „ „ salpetersaurem Natron . 17,0 „ „ Chlornatrium . . . .11,7 „ „ Eisenoxydul '''?2 „ Letzteres war dargestellt worden, indem eine Lösung von '/^ Aeq. schwefel- saurem Eiseuoxvdulammoniak in Wasser kalt mit Ivohlensaurem Natron gefallt und der Xiedei'schlag durch Decanthen mit Wasser ausgewaschen wurde. Dieser letztere Versuch sollte den Einfluss des sich langsam oxydirenden Eisenoxyduls auf die Zersetzung des Feldspaths darthun. Die Gefässe wurdeu luftdicht verschlossen. Die Einwirkung jener Salzlösungen dauerte vom 11. Juni 1866 bis Anfang November 1868 (also ca. 28 Y2 Monate). In die Flüssigkeit der Gefässe 3, 6, 8, 10, 12, 14. 16, 18 und 20 wurde in Zwischem'äumeu von 2 bis 4 Wochen ge- waschene Kohleusäure, in die der Gefässe 2 u. 21 atmosphärisclie Luft eingeleitet. Um jedem Gefäss gleichviel Kohlensäure zuzuführen, wurde für jedes Gefäss ein bestimmtes Volumen Salzsäure von bestimmter Con- centration in das kolileusaurcu Kalk im Ueberschuss enthaltende Eut- wickluugsgefäss gebracht. Die Zuführung der atmosphärischen Luft wurde durch einen Aspii'ator vermittelt. In die bezeichneten Gefässe, ausser 14 und 16, leitete man im Ganzen je 74 Grm. Kohlensäure ein; 14 erliielt schon bei Beginn des Versuchs 24 Grm., und 16 = 13 Grm. Kohlensäure mehr. Durch Gefäss 2 u. 21 gingen im Ganzen 148 Liter Luft. Bei jedesmaliger Erneuerung der Kohlensäure und der Luft wurden die Gefässe — selbstverständlich sämmtliche — auf das sorgfältigste uni- geschüttelt, so dass derFeldspath möglichst gut in der Flüssigkeit vertheilt war. Einige Tage nach Beginn des Versuchs und ebenso während der ganzen Versuchsdauer zeigten sich folgende Unterschiede: Bei 1, 2 u. 3 hatte sich der Feldspath fest zu Boden gesetzt: die Flüssigkeit war opalisireud; ., 15, 17 u. 19 Flüssigkeit opalisirend; „ allen übrigen Nummern war die Flüssigkeit klar; „ 4, 13, 14 hatte eine bedeutende Volumenvermehrung des Boden- satzes stattgefunden; sie betrug bei 4 ungefähr 100. bei 13 u. 14 ungefähr 125 pCt. Die schliesslich abgehobenen, bezw. filtrirten Flüssigkeiten enthielten in 2,5 Litern: 24 Die Chemie des Bodens. Bei Versuch: M Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. w Grm. 1) Destillirtes Wasser 2) ,, ,, mit Liift. . . 3) ., „ n. Kohlensäure 4) Aetzkalk 5) Kohlensaurer Kalk 6) „ „ u. Kohlensäui'e 7) Schwefelsaurer Kalk 8) „ „ u. Kohlensäure 9) Salpetersaurer Kalk 10) „ „ u. Kohlensäure 11) Schwefels. Ammoniak 12) ., ,, u. Kohlensäure 13) Magnesia 14) ,, u. Kohlensäure . . . 15) Kohlensaures Kali 16) „ „ u. Kohlensäure 17) Salpetersaures Natron 18) „ ,. u. Kohlensäure 19) Chlornatrium 20) „ u. Kohlensäure . . 21) Eisenoxydulhydrat und Luft . . . 0.0.51! 0,037 0,071i 0,209 0.0421 0,0671 0,0.ö3' 0,068' 0,041 ? 0,161 0,162 0,359 0.078 0,064- 0,1 14 0,174: 0.073 0,094 0.074; 0;097 0.062 ? 0,094 0,107 0,315 0,312 0.2.55 0,089 — 0,096 — 0,163 — 0,183 — 0,086; 0,069 0,058 0,044| 0,076 0,067 0,112 0,273 1,906 1,958, 0,122 0,1471 0,013' Spur I 0,029 0,049 0,120 0,091 0.123 0^040 0,006 0,005 0,004| 0,003 0,009 0,018 0,016 0,016 0,016! 0,017 0,03.5 0,01.51 0,004 7.569 Spur 0,007 0,003 0,008' 0.008 0,006; 0,004 0,009 0,008 0,044 0,044 0,046 0,041 0,040 0,041 2,840 2,684 0,048 0,048 0.065 0,111 0,048 0.040 0,005 0,043, 0,009 0,037; 0,004 0,040 0.006 0,034j 0,003 0,052 0,049 0,069 0,061 0.019 0,034 o.oas 0,062 0,036 0,045 0,066 0,056 0,159 0,048 0,026 0,029 0.060 0.032 0,032 0,057 0,036 Der Verf. hebt Folgendes als Ergehnisse der Versuche hervor: Die Wirkung reinen Wassers unter Mit-v\ii'kung zugeleiteter atmo- sphärischer Luft war nicht grösser als die von Wasser allein. Die Mitwirkung der Kohlensäure (in No. 3) äussert sich in der grösseren Menge des gelösten Kali's, Xatron's und der Kieselsäure ^). Aetzkalk hat beträchtlich mehr Alkalien, insbesondere Kali, frei ge- macht, mehr Kali als Natron, während bei den übrigen Agentien ein um- gekehrtes Verhältniss stattfand. Der beim Beginn des Versuchs in aufgelöster Form hinzugefügte Kalk ist vollständig unlöslich geworden, denn es findet sich in der analysü-ten Flüssigkeit nicht mehr vor, als schon in blossem Wasser löslich vorhanden war. Kalk ist demnach unter Bildung eines Kalkerdesilicats^) gebunden worden. Die Wirkung des kohlensauren Kalks ist eine sehr geringe gewesen 3). Derselbe und Kohlensäui-e (Bicarbonat und freie Kohlensäure) haben nicht wesentlich stärker lösend gewii'kt, als die Kohlensäure für sich. Bei der bekannten lösenden Wirkung des G>-pses auf die Alkalien der Ackererde hätte man in den Versuchen 7 und 8 mehr Kali und Natron in Lösung erwarten sollen. Die vorüegenden Zahlen ergeben dem ') Wir fügen hinzu: und der Kalkerde. (D. Ref.) 2; Jedenfalls unter Bildung eines wasserhaltigen (Kalkerde-) Doppelsüicats, wie Ref. bei seinen Versuchen gefimden. ^) Man kann ebenso und richtiger sagen: Der kohlensaure Kalk hat gar keine Wirkung geäussert. Die Chemie des Bodens. 2g destillirteu uud kobleusäurehaltigeu Wasser gegeuüber durchaus keine Ver- mehrung des letzteren. Dieses Resultat dürfte daher Avohl zu dem Schlüsse berechtigen, dass walu'scheinlich nur derjenige Theil des Kali's uud Natron's der Ackererde durch den Eintluss des Gjqises in Lösung übergeht, der bereits durch Verwitterung biosgelegt und durch die Ackererde absorbirt in einem schon leichter löslichen Zustande vorhanden ist. In den Versuchen 11 und 12 existii'en unter sich keine allzu- bedeutenden Abweichungen, von allen bisher besprochenen Salzen hat aber das schwetelsaure Ammoniak die energischste Zersetzung hervorgebracht. Die Wirkung erstreckt sich vorzugsweise auf das Kali. Bei Untersuchung des rückständigen Feldspathes, nach dessen sorg- fältigem Auswaschen uud Trocknen, zeigte sich, dass Ammoniak (wie Kalk bei 4) in die Verbindung des Feldspathes übergegangen war. Energischer als alle übrigen Agentien haben in Versuch 13 uud 14 die Magnesia und die doppeltkohlensaure Magnesia gewirkt. Die gelösten Alkalimengen übertreffen die durch dest. Wasser gelöste Alkalimenge um das Siebenfache und die gelöste Kieselsäure in Vers. 1 3 die durch Wasser gelöste um das Dreifache. Ueber die Wirkung des kohlensauren Kali's lässt sich aus den Ver- suchen 15 und 16 nichts Wesentliches ableiten. Salpetersaures Natron (in 17 und 18- des Vers.) hat doppelt so viel Kali löslich gamacht, als reines Wasser. Uebertroffen wird diese Wirkung durch die des Kochsalzes (in dem Yers. 19 u. 20). Der Vers. 21 über die Wirkung des Eisenoxydulhydrats bei Gegen- wart atmosphärischer Luft hat bis jetzt, wie sich aus obigen Zahlen er- sehen lässt, noch kein bemerkenswerthes Resultat ergeben. Im Allgemeinen bestätigen die vorliegenden Versuche die Ergebnisse der von Dietrich in gleicher Richtung angestellten Versuche i). Ueber Nilschlamm und Nilwasser, von 0. Popp 2). Der Analysen von ■ r L j Nilscblamm Nil schlämm besteht nach dem Verf. aus einem sehr eisenoxydhaltigen u. Niiwasser. Thon, dem beträchtliche Mengen organischer Materie beigemengt sind. Je nach den verschiedenen Regionen des Nilthaies variirt die Zusammensetzung des Nilschlammes, wie nachstehende Analysen zeigen. Nilschlamm von Soudan von Theben von Cairo Eisenoxyd 11,95 pCt. 10,52 pCt. 7,55 pCt. Organische Materie . . 14,85 „ 13,55 „ 12,85 „ Kalk 2,64 „ 2,41 „ | Magnesia ..... 1,85 „ 1,63 „ l ^^^^^ bestimmt Lösliche Kieselsäure . . 5,50 „ 4,85 „ Thon und Wasser . . 62,30 „ — „ ^ In allen Nilschlammsorten liesen sich deutlich Glimmerpartikelchen erkennen, besonders in dem von Oberägypteu. Die Mengen des Eisenoxyds ■) Jahresbericht. 1862—1863. 14. 2) Abb. d. Chem. u. Pharm. 1870. 155. 344. 26 Die Chemie des Bodens. und der organisclieu Materie nehmen in dem Maasse ab, als man den Fluss stromabwärts verfolgt: sowie die des Sandes stromabwärts zunimmt. (Vergl. untenfolgende Analyse von Mischlamm d. W. Knop.) Das Nilwasser besitzt im normalen Zustande eine trübe von aufge- schwemmtem eisenoxydhaltigem Thon herrührende bräunlichgelbe Farbe •, der Thon, in Verbindung mit organischer Materie, bildet den Nilschlamm und die cultivirbaren Bodenschichten des Nilthaies. Diese letzteren besitzen eine eminente Absorptionsfähigkeit füi* die in Lösung befindlichen Sub- stanzen und ziehen daher bei jeder Ueberschwemmung aus dem Nilwasser eine beträchtliche Menge der gelösten Bestandtheile an sich. Verf. untersuchte 2 Stunden abwärts von Cairo geschöpftes Nilwasser und fand im Mittel zweier Bestimmungen pro Liter 0,142 Grm. feste Be- standtheile (bei 100*^ getrocknet). Die Resultate der Analyse dieser Be- standtheile waren folgende: Proceutische Zusammensetzung In 1 Liter Wasser des Abdampfrückstandes: sind enthalten: Kohlensäure 22,155 0,03146 Grm. Schwefelsäure 2,755 0,00390 „ Kieselsäure 14,150 0,02010 „ Phosphorsäure 0,379 0,00054 „ Chlor 2,372 0,00337 „ Eisenoxyd 2,227 0,00316 „ Kalk 15,640 0,02220 „ Magnesia 10,332 0,01467 „ Natron. 14,852 0,02110 „ Kali 3,300 0,00468 „ Org. Mat. u. Amonsalze . . . 12,025 0,01720 „ 100,187 0,14238 Grm. Diese Bestandtheile denkt sich Verf. zu folgenden Verbindungen gruppirt : Proceutische Zusammensetung In 1 Liter Wasser des Abdamptmckstandes : sind enthalten: Kieselsaures Natron .... 25,15 0,03572 Grm. Kali ..... 5,40 0,00767 „ Kohlensaurer Kalk 24,21 0,03438 „ Kohlensaure Magnesia . . . . 21,70 0,03081 „ Schwefelsaurer Kalk .... 4,68 0,00665 „ Chlornatrium 3,91 0,00555 „ Eisenoxyd 2,235 ' 0,00317 „ Phosphorsaurer Kalk .... 0,53 0,00075 „ Organ. Materie u. s. w. . . . 12,125 0,01722 „ 99,94 0,1439 Ausserdem enthält das Nilwasser Spuren von Salpetersäure und Arsen. Aller Wahrscheinlichkeit nach liefern die Katarakte, welche besonders aus Granit und Syenit gebildete Felsenbänke sind, die Hauptmenge der gelösten Bestandtheile. Durch die reibenden Wassermassen zersetzt, werden die Bestandtheile jener Gesteine theilweise gelöst, theilweise suspendirt von dem "Wasser Dio Chemie des Bodens. 27 fortgcsclileinnit; die im Nilwasscr tiPlösten Silikate mit dem Nilschlamm sind Zersetzuugsprodukte der Kataraktmassen. Die hei Ueberschwemmungcn auftretende smaragdgrüne Farbe des Nihvassers dürfte einem Gehalt an Chlorophyll, das sich mikroskopisch nachweisen lässt, zukommen. Heftige Regengüsse schwemmen die üppige Vegetation der Tropengegend mit sich fort: beim Uebcrgang über die Katarakte werden die Pflanzentheile zerrieben und dadurch die Chorophyll- körnclien aus den Zellen frei gemacht. Aus der oben angeführten Zusammensetzung des Nilwassers und seiner sich als Schhimm absetzenden scliwebcudcn Theile ist die befruchtende Eigenschaft desselben für Culturptlanzen. besonders für Cerealien, ersichtbch. Vergl. d. Analyse des Nilschlammes von W. Knop w. u. Untersuchung der schwebenden Theile des Isarwassers-, scinvebenden von Max Hebberling. ^) Die zu verschiedenen Zeiten des Jahres in Thciie des^ IMünchen, jedesmal aus einem sehr rasch fliesenden Kanäle der Isar im \ englischen Garten geschöpften Wasserproben wurden zum Absetzen hin- gestellt und die Schlammmeugen nach vollständiger Absonderung des Wassers in getrocknetem Zustande gewogen. Die Wasserproben wurden jedesmal an der Oberfläche des Wassers und nahe am Ufer geschöpft. Die Mengen der schwebenden Theile des Isarwassers betrugen in 100000 Theilen des Wassers Stand des Pegels^) Regenhöhe ') 5,9 Fuss unter Null am 3. Fbr. schwacher Rg. vorher kein Niederschlag desgleichen am 9. Apr. 2,03"' Rg. „ 10. „ 0,25'" „ über „ „ 19. „ 5,30'" „ , 23. Mai 0,18'" „ 100 Theile des getrockneten Schlammes enthielten in verdünnter kochender Säure löslich: am 5. Fbr. 1869: 5,445 5,9 „17. „ . . 2,454 4,8 „13. März . . 1,890 5,6 „ 10. April . . 16,565 0.3 „21. „ . 14,375 1,8 „ 24. Mai . . 3,025 3,2 Wasser vom Eisenoxyd und Thonerde Kalk ." Magnesia Natron Kali Kohlensäure .... Phosphorsäure .... Organische Substanzen ^) In dieser Säure waren un- löslich 5. Febr. 9,74 27,38 nicht best. 9,82 nicht best 17. Febr. 10,21 13. März. 9,05 20,84 4,21 0,47 0,29 22,18 0,16 18,61 19,78 22,06 24,19 10. April. 5,93 26,68 5,20 0,63 0,25 28,34 0,14 9,49 23,34 21. April. 4,89 27,83 6,50 0,65 0,31 30,02 0,08 8,12 21,57 *84. Mai. 6,26 26,90 6,09 0,69 0,16 30,81 0,08 10,10 18,91 ') Zschr. d. landw. V. in Bayern. 1870. 170. 2) Beobachtet von Ilochliolziier am Münchener Pegel. ') Beobachtet auf der Sternwarte zu Bogenhausen. **) Die organische Substanz wurde bei den ersten beiden Proben direct, bei den anderen aus dem Verluste bestimmt. 38 Die Chemie des Bodens. Der vorherrschende Bestaucltheil des Schlammes ist Kalk- und Mag- nesiacarbonat , da die Isar ihre Zuflüsse lediglich aus Kalkgebirgen erhält. Bei den künstlichen Alluvionen an der Isar kann, — väe Verf. schätzt — jedes Tagewerk in der Sekunde 1^/^ Kubikfuss, in 12 Stunden täglich 51840 Kbf. Wasser erhalten-, da etwa 15 Tage im Jahre gewässert werden kann und im Durchschnitt ungefähr 10 Theile Schlamm in 100000 Thl. Wasser enthalten sind, so beträgt die Menge des Schlammabsatzes per Tagewerk ca. 39 Centner. Der Schlamm zeigte in dem weniger trüben W^asser vom Februar, März und Mai eine ziemliche Anzahl von kieselpanzrigen Infusorien, Arten von Bariilaria, Xa\icula, Synodra, Gallionella, einmal sehr schöne VerticeUen, weiter Algenfäden, Pflauzenüberreste und Mineraltrümmer verschiedener Grösse, deren Durchmesser 0,5 Millimeter nicht überstieg. L5ssboden Uebcr Löss uud Lössboden. Von A. Hilger^). Unterfranken hat an verschiedenen Orten Lössablagerungen aufzuweisen, welche ihren Werth durch herrliche Getreidefluren in erster Linie documeutiren. Der Verf. versteht unter Löss eine braungelb oder gelbgrau gefärbte lockere Masse, welche voi'wiegend aus diuxh Eisenoxyd gefärbtem Thone, mit Kalk- staub, feinen Quarzstückchen, Glimmerblättchen, zuweilen auch Hornblende- Augit- u. Granatsplittern untermengt, besteht. Mit wasserhaltender Kraft in verschiedenem Maase begabt, besitzt er im unveränderten Zustande dui'chaus keine Plasticität wie Lehm u. ist charakterisirt durch die sog. Lössmännchen, sowie durch das stete Vorhandensein von Conchylien und deren Schaalen in specieUen Formen. Auch ist die Flora des Löss charac- teristisch und lässt sich aus dem Vorhandensein gewisser Pflanzenformen auf die Gegenwart von Löss schliesen. Verf bezeichnet als Lösspflanzen: Polycnemum majus (Knorpelki'aut), Veronica acinifolia (Ehi-enpreis), Arte- misia campestris (Beifuss), Euphrasia lutea (Augentrost), Asperula cynanchica (bräunlicher Waldmeister), Equisetum hiemale (Schafthalm), Rosa gallica. Die Lösswiesen zeichnen sich durch eine ausgezeichnete Grasnarbe aus und bieten ebenfalls verschiedene charakteristische Pflanzen, wie den Goldklee (Trif agrarium), Schotenklee, Zaunwicke, Esparsette, Becherblume, Aftersimse. Der Verf. theilt die chemische Analyse mit von einem Berg-Löss (Abla- gening bei den sogen. Häugler Höfen in der Nähe der Ablagerung bei Heidingsfeld) und von einem Thal-Löss (in der Nähe von Würzburg auf dem linken Mainufer bei der Zeller Ziegelhütte). Thallöss Berglöss. Kohlensaurer Kalk 25,24 20,64 pCt. Kohlensaure Magnesia 4,10 3,69 „ Phosphorsäure 0,26 0,31 ,, Kieselsäure 55,62 58,29 „ Eisenoxyd 3,26 4,62 „ Thonerde 6,42 5,31 ,. *) Ber. über die Thätigkeit d. agriculturchemisch. Laborat. für ünterfranken und Aschaffenburg von Dr. A. Hüger. 1872 61. kalk. Die Chemie des Bodens. 29 Thalhiss. Berglöss. Kalk l au Ivieselsäure \ 1,26 2,67 pCl. Magnesia i gebunden i 0,52 1,24 „ Kali 1,56 2,16 „ (KaU in Salzsäure löslicli 0,08 0,12 „) Natron 1,40 0,91 „ Chlor (als Kochsalz) 0,042 0,031 „ Schwefelsäm-e 0,26 0,71 „ Die characteristischen Concretionen , die sog. Lössmännchen , zeigten sich zusammengesetzt aus: 78,136 in Salzsäure löslichen Substanzen, als 60,26 kohlensaurer Kalk, 14,24 kohlensaure Magnesia, 3,60 Eisenoxyd, 0,012 Phosphorsäure, 0,024 Kali-, und 20,94 in Salzsäure unlöslichem Rückstande, Thon Sand etc. Wir verweisen die Leser auf die im vorigen Jahresbericht mitgetheilteu Löss- analysen. S. 17. Analysen des Roth und von Wellendolomit Unterfrankens. Analysen Von A. Hilger und F. Nies^). — Die Buntsand steinformation zerfällt in u. weiien- zwei scharf von einander zu trennende Abtheilungen: in eine untere, zu welcher die bauwürdigen Sandsteine gehören, und in eine obere, den sog. Roth. Dieser Name, durch Gutberiet in die Wissenschaft eingeführt, be- zeichnet eine Ablagerung dunkelrother Schieferletten, die vermöge ihrer merglichen Beimengungen einen sehr fruchtbaren Ackergrund liefern. Er ist der Boden des Weinbaues in Unterfranken. Au vielen Stellen schneidet dort der Weinbau scharf an der Grenze des Roths ab, nur hier und da in die unteren Glieder der Muschelkalkformatiou hinübergreifend. Zwischen dem Wellenkalke, dem dünnschiefi'igen kalkigen untersten Gliede des Muschelkalks liegt noch ein Schichtencomplex; aus schwarzen Schieferthouen und einem gelben harten Dolomit bestehend, der unter dem Namen Wellen- dolomit wohl am richtigsten schon dem Wellenkalke und mit diesem dem Muschelkalke zugezählt wird. Diese beiden Gesteine wurden von dem Verf. der chemischen Analyse unterworfen, deren Resultate hier folgen. I. Roth. II. Wellendolomit. Glühverlust 1,246 pCt. In Salzsäure löslich 9,044 „ 61,963 pCt. Kohlensaurer Kalk 4,821 pCt. 30,560 pCt. Kohlensaure Magnesia .... 0,021 „ 16,240 „ Eisen- und Manganoxyd . . . 1,726 „ Eisenoxyd 15,160 „ Kieselsäure, lösslich 0,024 „ Spur „ Phosphorsäure 0,561 „ 0,Oül „ Schwefelsäure 0,014 „ — „ ') Einges. Separatabdr. aus, .Hilger und Nies Mittheilungen a. d. agrikulturchem. Labor, zu Würzburg." ÜQ Die Chemie des Bodens I. Roth. II. WcllenLlolomit. Kali 0,416 pCt. 0,002 pCt. Natron Spur „ — „ In Salzsäure unlöslich 91,956 pCt. 38,248 pCt. Kieselsäure 82,761 „ 26,245 „ Kalk 0,016 „ — „ Magnesia 1,246 ,, — „ Thonerde 4,165 „ 6,124 „ Eisen- und Manganoxydul . . 1,246 „ Eisenoxydul 5,814 „ Kali 2,461 „ 0,041 „ Natron 0,061 „ 0,024 „ Eine zweite Röthprobe, 3 — 4 Mtr. unter der ersten, ergab nur 0,416 pCt. Phospborsäure und einen Gesamnitgehalt von 2,214 Kali neben 3,561 koh- lensaurem Kalke. Die Werthe an Kali und Phosphorsäure ergeben sich demnach in den drei untersuchten Gesteinen vergleichsweise folgender- masseu: ^) Uuterer Roth. Oberer Roth. Wellendolomit. Phosphorsäure 0,416 0,561 0,001 Kali 2,214 2,877 0,043 Der Roth wird an einem Orte Unterfraukens (Thüugersheim) als ,,Er- schüttungsmaterial" für die Weinberge in ausgiebigstem Maasse verwendet. Man schüttet ca. alle drei Jahi-e ca. 0,1 Cbkmtr. auf den Zwischenraum zweier Weinstöcke. Den ßeichthum an Phosphorsäure, den der Eöth aufzuweisen hat, schreiben die Verf. verwittertem Apatit zu. AVeinbergs- A. Hilger ermittelte die Zusammensetzung verschiedener ° kens.'*°' Weinbergsböden Frankens^) bezüglich des Vorhandenseins der für den Weinstock wichtigen Mineralbestandtheile. — Die der Untersuchung unterzogenen Böden sind als gute Weinbergslagen bekannten Gegenden entnommen. Um einigermassen Durchschnittszahlen zu erhalten, wurden in den betreffenden Weinbergslagen an 6 — 8 verschiedeneu Orten die Weinbergserde in einer Tiefe von 3 — 4 Fuss entnommen, die Feinerde mit dem von Kuop angewandten Siebe abgesiebt und die Eiuzelproben zur Herstellung einer guten Durchschnittsprobe sorgfältig gemischt. Nachstehende Weinbergslagen kommen lüerbei in Berücksichtigung: Leisten mit 40 — 50 pCt. Feinerde Stein a „ 30—36 „ „ „ ^ „ 45 — 48 „ Spielberg „ 50 — 54 „ „ Callmuthb. Lengfurt im unteren Mainthale „ 30 — 32 „ „ Die vier crsteren Weinberge sind im Muschelkalk resp. Wellenkalk gelegen, während Callmnth in den obersten Schichten des Buntsandsteins, dem sogen. Roth, liegt und seine Bodenbiklung der Verwitterung des Rötli und unteren Muschelkalks (Wellenkalk) verdankt. Die chemische Unter- ^) Im Oi'iginal sind die oberen mit den unteren Zahlen verwechselt. 2) Ber. d. agric.-chem. Laboratoriums f. Unterfrankeuu. Aschaifenburgl870 — 72 V. A. Hilger. VVürzbiu-g 1872. 50. Die Chemie des Bodens, 31 suchung erstreckte sieb zunächst auf die in kalter concentrirtcr Salzsäure löslichen Bestandtheile; der darin unlösliche Theil, aus Saud und Thon meistens bestehend, wurde unberücksichtigt gelassen. In 100 Theilen der Feiuerde waren enthalten: Stein In Salzsäure unlöslich „ „ löslich Thonerde Eisen- und Manganoxyd Kohlensaurer Kalk . . Kohlensaure Magnesia . Kali Natron ... . . Schwefelsäure . . Phosi)horsäure . . . Chlor 58,436 7,15 4,76 27,43 2,03 0,62 0,08 0,52 0,41 Spur Leisten Call- muth Spiel- berg 54,21 6,42 5,14 26,51 3,15 0,41 0,56 0,71 0,32 0,06 60,82 5,32 7,63 19,21 4,26 0,81 0,09 0,001 0,62 Spur 70,42 1,97 6,21 13,21 0,91 0,42 Spur 0,22 0,46 58,67 5,16 2,18 30,67 2,14 0,81 0,09 0,72 Ferner wurden noch Versuche über das Vorhandensein von leicht löslichem Kali und Phosphorsäure angestellt, indem die Böden mit kohlen- säurehaltigem Wasser behandelt wurden. Es fanden sich als leicht löslich: Kali. Phosphorsäure. Leisten ... 0,5 pCt. 0,32 pCt. Stein .... 0,2 „ 0,18 „ Callmuth . . . 0,39 „ 0,37 „ Spielberg . . . 0,71 „ 0,69 „ Der Verfasser bemerkt hierzu: man sieht eine sehr zweckmässige Vertheilung der Bestandtheile, besonders bezüglich des Kali's, der Phos- phorsäure und des Kalkes und zwar noch in einer Form, in welcher die- selben sehr leicht absorbirt werden können. Einige dieser Lagen haben schon seit langer Zeit keinen Stalldünger erhalten, sind nur von Zeit zu Zeit mit gut verwittertem oberen Muschelkalk versehen worden und bieten reiche Erträgnisse mit guter Qualität. Nicht genug kann mau daher die Weinproduceuteu Unteifrankens auf den verwitterten Muschelkalk als Auf- schüttungsmaterial für Weinberge aufmerksam machen. Der „Saliterbodcn''" in der Umgebung von Laa (Nieder- Saiiterboden. Österreich); von C. Kohlrausch ^). — Unter Saiiterboden versteht man in genannter Gegend einen unfruchtbaren Boden, der sich durch Aus- witterung eines weissen Salzes au seiner Oberfläche kennzeichnet, welches Salz dort für Salpeter, Soda, Kochsalz oder auch Glaubersalz ausgegeben wird. Verf. fand bei den dortigen Böden an vielen Stellen Auswitterungen ») Landw. Wochenbl d. k, k. Ackerbaumimst. 1870. 443. QO Die Chemie des Bodens. eines weissen Salzes, welches auf dem schwarzen Boden von Weitem sich wie Schnee ausnahm. Besonders zeigte sich diese Erscheinung auf frisch aufgehrochenen Hutweiden und an den Furcheni'ändern. Das Salz erwies sich als schwefelsaure Magnesia. Verf. hatte bereits 1868 Gelegenheit, einen „Saliterboden" aus Ungarn, der als unfi'uchtbar bezeichnet worden war, zu untersuchen. Dessen Zu- sammensetzung mag hier mit Platz finden. a) Saliterboden aus der Laa'er Gegend jiit nur sehr wenig gi'obem Skelett; bei 120*^ C. getrocknet, nicht gesiebt und geschlemmt-, b) Saliterboden aus Ungarn; die Zahlen beziehen sich auf 100 Fein erde. a. b. 81,514 (reiner, weisser Sand) 80,80 (Sand u. Thon) 2,70 5,03 6,09 1,72 2,66 0,10 Unlösliches . . 81,514 Organische Substanz 4,123 Lösliche Kieselerde 1,410 Eisenoxyd . . 3,248 Thonerde . . . 0,180 Kalk .... 1,402 Magnesia . . 2,012 Kali .... 0,236 Natron . . . 0,041 Kohlensäure . . 3,200 Phosphorsäure . 0,060 Schwefelsäure 3,128 Chlor .... 0,426 Spuren Die Entstehung des Bittersalzes in diesem Boden erklärt der Verf. folgendermassen: „Die fraglichen Felder liegen in einer grossen Ebene und sind fast ganz durch Berge eingeschlossen, welche aus magnesiahaltigem Kalksteine bestehen. Im Laufe der Zeit werden geringe Mengen der kohlensauren Magnesia durch atmosphärische Niederschläge gelöst, theils verwittert das Gestein und Regengüsse führen kleine Partikelchen desselben in die Ebene hinab. Vor allen Dingen ist aber der im mergeligen Unter- grunde enthaltenen Magnesia zu gedenken. In einem untersuchten Mergel waren 1,148 pCt. Magnesia enthalten. Der gi'össte Theil der dortigen Böden und zumal die sogenannten Saliterboden haben aber einen mergeligen Untergrund und in allen diesen Mergelgattungen ist schwefelsaurer Kalk enthalten, der in Wasser in geringer Menge löslich ist. Sobald nun Gyps- wasser mit kohlensaurer Magnesia in Berührung kommt, so entsteht eine Wechselzersetzung und es bildet sich schwefelsaure Magnesia und kohlen- saurer Kalk." Analysen von Untersuchung ostfriesischer Moorarten und Untergrunds- Moorarten. probcu aus der Landdrostei Aurich, von W. Henneberg ^). — Die ') Jouru. f. Landwü-thschaft. 1872. 484. Die Chemie des Bodens. 33 Ergebnisse dieser Untersuctiung sind in nachstehender Tabelle wieder- gegeben. Mineral- bestandtheile In Salzsäure lösUch ;_ ^ N (Glühriickst.) 5« Fundort und nähere Bezeichnung Eeactiou .25 «ä a a a "rt g*3 o 1 O^ Cd « es W P-i m pCt. pCt pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pGt. I. Wallinghauser Herren- moor, Amts Aurich *) a) Moor. 0,43 Met.mächtig sauer 7,69 82,88 9,43 1,72 0,308 0,382 0,075 0,036 1,27 b)Sand,U,43 „ 5? 0,62 — — — 0,043 0,013 0,014 0,004 c) Lehm, 0,29 ., ?9 0,58 — — — 0,022 0,017 0,024 Spiu' — U. Pfalzdorfer Moor, Amts Aurich •* ) a)Moor, 0,43Met.mcächtig )» 1.17 6,52») 92,31') 2,11 0,1.59 0,093 0,074 „ 0,48 b) Sand, 0,43 „ !J 0.54 — — 0,081 0.010 0,015 0,011 — c)Lehm,0,14 „ »> 0,75 — — — 0,040 0,019 0,024 Spur — ni. Feklmark Speckendorf, Amts Aurich Mergel aus einer 2,9 Met. tiefen Grube .... neutral — — — — 4,62 2) Spur — — — rV. P'eldmark Middels- Westerloog, Amts Anrieh Mergelaus einer 5,96 Met. tiefen Grube .... j? — — — — 5,26 3) 59 — — — V. Nordmoor b. Muakebö " u. Moorhuseu, A. Aurich a) Moor, theilweise 0,87 bis 1,6 Meter mächtig sauer 2,11 19,14 78,75 6,73 0,447 0,340 0,209 0,103 1,05 b) Uebergangsboden von Moor zu Sand, 0.14 bis 0,19 Met. mächtig . J5 1,29 7,98 90,73 5,41 0,251 0,052 0,164 0,0.58 0,56 c) Sandboden, unter dem vorigen liegend 0,07 bis 0,10 Met. mächtig . 5? 0,37 — — — 0,039 0,077 0,013 Spur — d) Untergrandboden . . >J 1,18 — — — 0,365 0,113 0,051 0,030 — VI. Pfarrdodation zu Blom- berg-Neuschow,A.Esens4) a) Torf von d. Oberfläche sauer 7,89 85,48 6,63 2,85 0,876 0,078 0,055 0,007 1,41 b) Sand a. 0,72 Met. Tiefe sehwaeli sauer 0,24 — — — 0,059 0,019 0,013 0,011 c) Lehm „ 1,46 „ „ 5J ?) 0,94 — — — 1.279 1,464 0,097 0,049 — d) Lehm „ 2,92 „ „ neutral 0,99 — — — 0,105 0,075 0,051 0,018 — Vn. Altgander Leegmoor, Amts Esens Lehm a. 1,75 Met. Tiefe 5» 0,98 — — — 0,188 0,153 0,064 0,031 — VIII. P'orstdienstland der Süderhöchte bei Schoo, Amts Esens Uebergang von Lehm zu Mergel schw. sauei 0,55 — — — 0,460 0,195 0,091 0,052 — ') Wir glauben annehmen zu dürfen, dass diese Zahlen im Original verwechselt wor- den sind und dieser Moor 92.31 pCt. org. Substanz und 6,.52 pCt. Mineralstoffe enthielt. *) = 8,2 pCt. kohlens. Kalk. ') = 9,4 „ *) Zu Dammculturen bestimmt. Jahresbericht. 1. Abth. 3 O^ Die Chemie des Bodens. TwefeTEJden Uiitersucbung zweier Erden aus dem Jordanthale-, von »"s dem jor-p. "Wagner '). — Zw ei Stunden vom todteu Meere tlialaufwärts am Jordan liegt die Oase Jericho. Da, wo Jericho stand, umzieht dichtes Dorn- gehege das Dorf Eriha, Kihä oder Richa. Dieser geringe UeheiTest des alten Jericho liegt unterhalb einiger wichtiger Erinnerungszeichen alter Cultur, unterhall) der Eeste einer grossartigeu Wasserleitung, die gespeist wurde durch den Wadi-Kelt und Ain es Sultan, zwei Flüsse, welche reich- liches Wasser vom Gebirge herabführten und sich in der Nähe von Eicha vereinigten. Wie aber überhaupt die Anzahl der in das Jordanthal sich ergiessenden Flüsse und deren Ausdehnung sich in neuerer Zeit, wahi'- scheinlich in Folge einer Entwaldung der Höhen, vermindert hat, so haben auch diese Flüsse ihi- Wasser verloren und nur noch eine Quelle, die in der Nähe des Dorfes Eicha fliesst, hinterlassen. Wo aber dies W^asser den Boden durchtränkt, da erblickt man eine üppige Vegetation auf dem Alluvium -Boden, der Kreideschichten überlagert. Aus dieser Gegend stammende Erden, welche G. Drechsler (Göttingen) daselbst sammelte, wurden vom Verf. untersucht. I. stammt aus der angebauten fi-uchtbaren Ebene beim Dorfe Richa; trocken, durch Eisenoxyd braun gefärbt, feiulvürnig, reich an kohlen- saurem Kalk; II. stammt aus der ganz öden wüsten Zone, die zwischen dem Jordan und jenem angebauten Theile des Thaies liegt ; feucht, plastisch, dunkel- grau gefärbt, thonreich, weniger eisenhaltig, und mit zahlreichen, weissen nadeiförmigen Krystallen von ausgewittertem Salz bedeckt. Beim Trocknen bei 100 o C. verlor I. 3,24 pCt. Wasser, II. 15,13 „ Die Untersuchung der Erden erstreckt sich auf die in kaltem destillh-- tem Wasser löslichen Bestandtheile. Je 100 Grm. der Erden wurden mit 1,5 Liter AVasser übergössen und unter häufigem Umschütteln 2 Tage lang in verschlossenen Gläsern digerü-t. Aus je 100 Gnn. der Erden Avurden durch 1,5 Liter dest. Wassers gelöst ^) I. II. Chlornatrium . . . 1,498 4,132 Chlorkalium . . . 0,277 0,306 Chlormagnesium . . 0,358 1,764 Chlorcalcium . . . 0,577 2,171 Schwefelsaurer Kalk . 0,560 2,727 Salze in Summa: 3,270 11,100 Die Salzmasse bestand in Procenten aus: bei I. II. Chloraatrium . . . 45,82 37,22 Chlorkalium ... 8,48 2,76 Chlormagnesium . . 10,95 15,89 Chlorcalcium . . . 17,63 19,56 Schwefelsaurem Kalk . 17,12 24,57 ') Journ. C. Landwirtlischaft. 1872. 79. ^) Der Gehalt für 100 Tbl. Erde wurde vou uns aus der procent. Zusammen- setzung der Salzmasse berechnet. (D. Kef.) Die Chomie des Bodens. 35 Analysen von Moorerde führte U. Kreusler^) mit nachstehen- ^Jl'^y^^J'J'"' dem Erfolge aus. — Die Analysen beziehen sich auf: 1) Erde aus dem Stammer Moor, welches eine bedeutende Ausdehnung besitzt und bisher, anscheinend, noch in keiner Weise zur Cultur vorbereitet wurde. Die Obererde (a) zeigt noch deutlich erkennbare organische Structur; der Hauptsache nach nur aus deu Resten kraut- artiger Stengel bestehend ist dieselbe sehr leicht und locker. — Der Untergrund (b) ist von mehr erdiger Beschaffenheit, doch sind orga- nische Reste auch hier noch deutUch erkennbar. 2) Erde aus dem Veerser Moor. Dasselbe ist etwa 2,5 Hectar gross und vor ungefähr 10 Jahren zweimal übergebranut , dann schwach gemergelt und zur Weide niedergelegt worden. Die Obererde (a) zeigt noch deutlich organische Structur, doch nicht mehr so wohl erhalten und so locker wie bei la. Der Untergrund (b) zeigt nur wenig von organischer Structur und ist von erdigsaudiger Beschaffenheit. 3) Erde aus dem Drömling, bei dem Vorwerke No. III. des Gutes Cun- rau entnommen. Die Probe war von erdiger Beschaffenheit und Hess organische Textur nur noch in einigen Wurzelresten erkennen. Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich auf das lufttrockue Material. la. Ib. 2a. 2b. 3. Wasser (bei 140» C.) . . . 13,38 11,54 11,68 4,49 13,87pCt. Mineralsubstanz (Reinasche) . 1,33 8,52 23,34 64,55 23,53 „ Organ. Substanz (Gltihverlust) 85,29 79,94 64.98 30,96 62,60 „ 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Stickstoff 0,69 1,45 1,15 0,46 2,15 pCt. In Salzsäure unlösl. Mineralstoffe 0,41 7,44 19,67 64,14 13,33 „ lösliche „ 0,92 1,08 3,67 0,41 10,20 „ Hierin Kalk 0,180 0,288 1,905 Spuren 3,580 „ Kali 0,058 0,094 0,076 0,024 0,085 „ Phosphorsäure 0,114 0,242 0,192 0,095 0,272 „ Reaction stark stark deutlich sauer kaum merk- sauer sauer lieh sauer Kohlensäure war in sämmtlichen Proben nur spurenweise vorhanden. U. Kreusler anal3-sirte Infusorienerde aus demLüneburg'schen^). — Analyse einer Dieselbe stellte ein grauweisses staubiges Piüver dar, welches unter dem erde. Mikroskop äusserst zahlreiche Kieselpanzer ei'kennen liess. Die Analyse ergab: Wasser 7,73 pCt. Organische Substanzen 11,40 „ Kieselsäure .... 76,78 „ Eisenoxyd u. Thonerdc 2,39 „ Kalk ." 0,53 „ Magnesia 0,15 „ Alkalien und Verlust . 1,02 „ 100,00 pCt. ') Erster Ber. d. Vers.-Stat. Hildcsheim. 1873. 20. 2) Ebendas. 22. 3* 36 Die Chemie des Bodens. Die geglühte Masse hinteiiiess beim Kochen mit Sodalösuug einen aus feinem Quarzsand und eingemengten Glimmerblättchen bestehenden Rückstand, dessen Menge 26,6 pCt. der Infusorienerde ausmachte. Analyse von Aualvsen vou in Ackererden befindlichen Bodenlösungen; in Ackererden miriii. i\tr/. t .,. t^.i • »ii befindlichen VOU Th. Schlösiug^). V crt. uutersuchte m dieser Kichtuug eine Anzahl ^"'^ge'n".*"" Böden nach einer besonderen Methode, die im AVesentlicheu in einem Ver- drängen der Bodenlösuug durch reines Wasser besteht. Verf. benutzte dabei einen schon früher beschriebenen^), jetzt vervollkomm- neten Apparat (ohne Beschreibung desselben) =*), der gestattet, das aufzugiessende Wasser in jeder beliebigen Intensität und Schnelligkeit als künstlichen Eegen auf den zu untersuchenden Boden auffliessen zu lassen, (z. B. Vg Liter in 24 Stunden) und mit solcher Gleichmässigkeit, dass Avährend seines Herabdringens, was o, 4 selbst 8 Tage dauern kann, die Grenze zwischen der mit Wasser ge- sättigten Erde nnd der ursprünglich feuchten Erde eine ganz hoi'izontale Linie bildet. Der Apparat gestattet ferner die Untersuchung der im Boden einge- schlossenen Luft, in dem Boden reine oder auch mit einem beliebigen bestimmten Maass Kohlensäure vermischte Luft circiüiren zu lassen. Er hat die Einrichtung, dass die Lösungen geschützt vor dem Zutritt der Luft gesammelt werden können, wodurch ein Verlust au Kohlensäure und das Absetzen von Substanzen, welche dieses Gas in Auflösung erhielt, vermieden wird. Die fi^eie oder in Form von Bicarbonaten gebundene Kohlensäure wurde durcli blosses Sieden, die in Form von neutralen Salzen vorhandene nach Zusatz einer Säure bestimmt. Verf. erwähnt die Beobachtung, dass gelöste Kieselsäure theilweise den kohlensauren Kalk und die kohlensaure Maguesia zersetzt; deshalb kann die Bestimmuug der fi'eieu Kohlensäure leicht zu hoch ausfallen. Die untersuchten Böden waren folgende: A. a) Feld von Boulogne (Dp. Seine), cultivirt, ungedüngt, Tabakbau seit 10 Jahren. b) dieselbe Cultur, gedüngt mit Kalisalpeter, Asche, Dammerde (Compost). B. a) Feld von Issy (Seine); Ernte von 1869: 39 Hectoliter Getreide. b) dasselbe. c) „ , nach dem Durchleiten von reiner Luft vom 24. Apiil bis zum 12. Mai. — (18 Tage). d) dasselbe, nach dem Durchleiten vou 24 pCt. Kohlensäure halten- der Luft vom 24. April bis 6. Mai. — 12 Tage. C. Feld vou Neauphle-le-Chateau (Seine et Oise). D. a) ein anderes Feld daselbst; Ernte von 1869: 28 Hect. Getr. b) dasselbe Feld. E. a) ein anderes Feld von Neauphle, Ernte von 1869: 73 Hecto- liter Hafer, a^) der bei a verwendete Boden (nach einer ersten Verdrängung); nach Einwü'kuug von 25 pCt. Kohlensäure haltender Luft vom 9.— 14. April. i) Compt. rend. 1870. 70. 98. 2) Ebendas. 186G. Decemb.-IIft. ^) Verf. verweist auf eine demnächst als Brochüre erscheinende ausfübi'liche Mittbeilung darüber. Die Chemie des Bodens. 37 b) dasselbe J'ekl-, uach Eiüwirkuug von 13 Proc. Kohlensäure hal- tender Luft vom 28. März — 9. April. c) dasselbe Feld. F. a) von einem anderen Felde von Neauphle, Ernte von 1869: 34 Hec- toliter Korn, b) von demselben Feld. G. a) von einem anderen Felde daselbst; Ernte von 1869: 35 Hekto- liter Korn, a^) derselbe Boden nach der ersten Verdrängung-, nach Einwirkung von 23 pCt. Kohlensäure haltender Luft vom 15. — 21. April, b) von demselben Feld. Die mechanische Analyse ergab folgende Zusammensetzung. A. B. C. D. E. F. G. Kies 6,1 4,0 17,0 9,6 3,4 3,8 3,7 Rückstandvond.Decantation: Quarzsand 24,8 22,6 39,4 44,1 22,4 21,8 22,9 : Kalksand 20,2 21,4 — — — — — Abgeschlämmte Erde: Feiner Saud . 20,6 11,5 27,2 25,6 53,9 54,4 55,5 „ : Kalksand . . 18,4 19,7 nicht Lest. 2,4 0,37 0,63 0,28 ., : Thon .... 9,3 18,4 12,7 15,8 18,4 17,0 15,7 Orgauische Reste . . — 2,3 2,6 2,9 1,5 1.7 1,9 Trockne Erde 99,4 100,1 98,9 100,4 99,97 99,33 99,98 Analyse der Lösungen. 1 «B ■a 3 Ein Liter der Bodenlösung enthielt in Milligrammen ausgedrückt: 1 ö ii,V. ■~ c J o Erden ^sS ^ ^ "3 ^ w TS -% 05 i OJ 3 C^ «3 1 .2 a 1869 pCt. •§■? pCt. Kohle CD O nsäure o S a es c3 O CO o m |5 ax «3 a o 1 A. a) 25. Juni 19,1 0.49 45,5 72.5 — 37,5 305 7,4 57,9 (^8 29,1 264,2 13,5 6,9 7,8 b)f ., 18,8 0,54 91,3 107,9 — 89,9 332,4 6,7 74,5 2,8 32 227,2 20,2 156,8 14,3 B. a) 1 7. Febr. 21,4 1,40 — — 2,4 — 154,4 6,7 24.3 — 18,9 309,1 — — b) 24. April 15,85 2,.55 251 230 — 64,1 56,8 .5,6 49,9 0 26 300,8 20,8 2,8 27 c) 1.5,85 0.15 58,8 57,6 — 57,8 1.52,4 13,9 .56,2 0 21 177,6 12,1 0,8 27,7 d) „ 1.5,85 24,0 925 512.5 — 87,3 230,6 12,1 49,8 0 33,6 694,1 46,7 2,6 38,5 C. 24. Febr. 21,8 1,37 194,3 178;7 0,3 — 15 5,1 1.3,9 — .52,9 217,6 18,7 11,8 26,5 D. a) 18.7 0,72 134,6 103,2 0 — 135 12,2 11,55 — 48,4 204,8 1.5,1 0 24,2 b) 7. Juli 16,25 ., — — — 47,3 573 39,2 36,3 0,5 23.3 414,1 35.2 2,9 18,7 E. a)ii26. .^lärz 18,25 0.9 110.6 67,4 0 36,8 362 35,2 39 0,5 22;6 300,9 19,6 4.8 29,8 a'i gesätt. 25,0 720,8 im,i — 51,8 456 32,2 .52 1,4 47 608,7 .33,9 4,9 42,5 b) 1 18,25 13,0 500,4 260 0,7 54,7 428 30,3 28,9 0,7 40,5 .538 32,3 5,4 37,8 c) i 7. Juli 1.5.25 — — — — 24 593,4 46,1 46.3 0.5 32 399,2 25.3 3 37,2 F. a) |i26. März 19,75 1,5 178,1 1,57,1 0,8 47,3 99,8 L2,6 27,8 1,5 31 241.9 17,9 5,1 21,8 bj'i 7. Juli 15,35 1,09 104.8 92,2 55 ;30,9 463,2 26 48,7 0,7 29,3 3.53,9 21,9 2,7 26,3 G. a)|;26. März 19,6 2,1 106,6 88,7 0,46 32,6 83 17,3 22.2 0,8 31,6 131,8 16,6 5,1 21,4 a»)P .. gesätt. 23.0 691 335 — 79,3 — 15,7 30,6 — 48,5 336,1 46,4 5,4 37,3 b) 7. Juli 1.5,6 1,38 49,4 34,3 — 30,9 5.55,4 31,7 39,7 0,2 23,3 311,4 33,6 3,4 36 Vergleichende Untersuchung eines Wald- und eines umge- brochenen, gekalkten Bodens. Von Th. Schlösing i). — Der Wald und urbarge- m achter Boden. 1) Corat. rend. 1871. 73. 1326. OQ Die Chemie des Bodens. untersuchte Boden stammt aus dem Departement der Manche aus der Ge- markung Saussemesnil. Derselbe war seit undenklichen Zeiten mit Eichen bestanden, zum Theil aber seit 50 Jahren umgebrochen. Dieser letztere Theil war seit dieser Zeit beständig in Betrieb, wurde gekalkt und in sehr massiger Weise mit Mist gedüngt. Im Uebrigen waren beide Böden völlig gleich. Die für die Untersuchung bestimmten Proben wurden nach einer anhaltenden trocknen Witterung von der Ackerkrume bis zu 15 Ctmtr. Tiefe und aus dem Untergrund in den nächstfolgenden Schichten bis zu 15 Ctmtr. Tiefe an 6 verschiedenen Stelleu des Feldes entnommen. In gleicher Weise wurden dem Waldboden Proben entnommen. Dieser Boden ist aus wenig sehi' eisenschüssigem Thon und viel sehr feinem Quarzsand (von silurischem Sandstein) zusammengesetzt ; in der troknen Jahreszeit nimmt er eine sehr harte Beschaffenheit an, im Walde bleibt er aber durchlässig. Die Cultur ist eine arme und beschränkt sich haupt- sächlich auf sehr starke Kälkungen. Das betr. Feld empfing in den 50 Jahren seiner Bebauung 70 bis 80 Tonnen Kalk. Die Erfahrung hat ge- zeigt, dass stärkere Kälkungen noch bessere Wirkung äussern und dass der Kalk bisher durch nichts ersetzt werden konnte. Bei Behandlung der Erden mit sehr verdünnter Säure ergab sich bezüglich der Bestimmung des Kalkes, dass der Waldboden davon nichts enthielt; der Feldboden enthielt Kalk in 100 Tbl. trockner Erde: im Obergrund im Untergrimd in dem abgesiebten Theil . . . . 1,138 0,533 in dem Sand 0,395 0,076 1,533 0,609 Unter der Annahme, dass 1 Ltr. der trocknen Erde 1,5 Kl. wiegt, berechnet sich, dass in dem Obergrund, welcher 70 — 80 Tonnen ungelöschten Kalk empfangen hatte, 35 Tonnen kohlensaurer Kalk (=- 20 Tonn, ungel. K.). zuzückgeblieben sind. Die in den Erden enthaltenen Lösungen wurden mittelst eines Ver- drängungsapparates gewonnen; es wurden je 35 Kilogramm Erde verwendet. In je 950 cc. der Lösungen waren enthalten:^) Waldboden. Feldboden. Obergr. Untergr. Obergr. Untergr. Organische Materie . . 0,1400 Grm. 0,0150 Grm. — Grm. 0.0700 Grm. Kieselerde 0,0250 „ 0,0105 „ 0,0160 ., 0.0130 „ Chlor 0,4270 „ 0,1735 „ 1,1560 „ 0,9140 „ Schwefelsäure .... 0,0044 „ 0,0012 „ 0,0189 „ 0,0137 „ Salpetersäure .... 0,0000 „ 0,0000 ., 0,5780 „ 0,1290 „ Phosphorsäure und Eisen 0,0040 „ 0,0017 „ 0,0053 „ 0.0005- „ Kali 0,0429 „ 0,0261 „ 0,0131 „ 0^0127 „ Natron 0.1897 „ 0,0980 „ 0,0933 „ 0.0874 „ Kalk 0.0610 „ 0,0095 „ 1,2005 „ 0,8700 „ Magnesia 0.0590 .. 0,0096 „ 0,0537 „ 0,0373 ., ') Die Analyseu wurden von Boutmy ausgeführt. Die Chemie des Bodens. 39 lu den Lösungen des "Waldbodeus waren Carbonatc nicht vorhanden; wohl aber in denen des Feldbodens, deren Kohlensäure wurde aber nicht bestimmt. Schon Boussingault hat gelegentlich seiner Untersuchungen über die Diffusion der Nitrate die äusserste xlrmuth der meisten Waldböden an Sal- petersäure coustatirt; in dem vorliegenden Waldboden wurde ebenfalls keine Spur davon gefunden. Diese Abwesenheit entspricht derjenigen der Carbo- nate. Die Salpetersäurebildung kann, wie bekannt, ohne eine Base, welche sich der entstehenden Säure darbietet, nicht stattfinden. Mit der Kälkuug erscheint die Salpetersäure-, es fanden sich sehr beträchtliche Mengen davon. Wenn man die Summe der Säuren in den Lösungen des Waldbodens n\it der Summe der Basen vergleicht, so ergiebt sich eine strenge Aequi- valenz. Da diese Lösung nur wenig Schwefelsäure enthält, so finden sich darin, wenn man absieht von der Kieselerde und der organischen Substanz, nur Chlorüre, unter diesen Kochsalz, welches ohne Zweifel vom Meere durch Winde zugetragen wurde ^). In dem gekalkten Boden befindet sich auch viel Chlor; die vorherrschende Base ist aber nicht mehr Natron; und wenn mau die ganze Menge des Kalis, des Natrons und der Magnesia dem Chlor zurechnet, so verbleibt dennoch ein beträchtlicher Ueberschuss an Chlor. Avelcher notliAvendigerweise mit Kalk verbunden sein niuss. Der Veif. berechnete nach dem Feuchtigkeitsgehalte der Böden, wieviel lösliche Salze dieselben pro Hectar enthalten haben und zAvar wie folgt: Im Waldboden, Im Feldboden Obergrund Untergrund Obergruud Untergrund Bei einem Feuchtig- 6,0 5,15 pCt. 3 2,4 24 20 17 10 200 135 „ 4,4 2,8 „ 120 23 „ 34 44 Wie man sieht, sind die Verhältnisse von Chlornatrium und Chlor- calcium in den beiden Böden ganz entgegengesetzt. Da der als Dünger zugeführte Kalk (von Valognes) kein Chlor enthält und auch durch den aufgebrachten Dünger, der aus den Producten des Bodens hervorgegangen, kein Ueberschuss von Chlor in den Boden gelangen konnte, so musste, nach Ansicht des Verf. eine Umwandlung von Kochsalz in Chlorcalcium im Boden stattgefunden haben. Man hat gesagt, dass das Kochsalz, durch Kalk zersetzt, kohlensaures Natron bilde und so die Salpeterbilduug be- günstige und ein Element der Fiiichtbarkeit werde. Der Verf. theilt diese Ansicht nicht. Zur Entscheidung der Frage stellte der Yeii. folgenden Versuch an. ^) Die Entfernung des betr. TeiTains vom Meere betrug 30 Kilometer nach W., 12 nach N. und 16 uach 0. keitsgehalt von . 9,5 9,2 Chlorkalium . . . 14,5 9 Chlornatrium . 77 39 Chlormaguesium . 30 5 Chlorcalcium . . . 26 4 Schwefelsaurer Kalk 1,6 0,4 Salpetersaurer „ 0 0 Kohlensaurer „ 0 0 40 Die Chemie des Bodens. Fünf Portionen einer sehr kalkreichen Erde (Tabaksboden) von 15 pCt. Feuchtigkeits- und 0,014 pCt. Chlor-Gehalt wurden mit Lösungen von Chlor- calcium, bezw. Chlorkalium oder destillirtem Wasser befeuchtet, unter glei- chen Verhältnissen der Luft ausgesetzt und in denselben nach Ablauf eines Jahres die Salpetersäure bestimmt. Das Nähere und die Resultate erhellen aus Nachstehendem. In 100 Grm. Erde fanden sich Salpetersäure 1 Port, mit 0,092 Grm. Chlor calcium 0,0275 Grm. 2 „ „ 0,266 „ 0,0273 « 3 „ „0,123 „ Chlorkalium 0,0275 « 4 „ „ 0,358 „ 0,0277 n 5 „ ohne Zusatz 0,0262 « In der Erde war ursprünglich 0,0166 71 Man sieht daraus, dass die "Wirkung des Chlorkaliums (ohne Zweifel analog der des Chloruatriums) nicht grösser war als die des Chlorcalciums, welches gewiss nicht kohlensaures Alkali erzeugte. Verf. schliest daraus, dass die Umbildung des Kochsalzes in Chlor- calcium sowohl als die Bildung von Salpetersäure durch die Gegenwart von Kalk veranlasst werden, jedoch sind beide Wirkungen von einander un- abhängig-, die Salpeterbildung erfordert ein Carbonat, aber kein Kochsalz, stfck^toffver- Ucber den Gehalt einiger Ackererden Sachsens an Stick- bindungen stoffverbindugen stellte W. Wolf^) eine Untersuchung an. — Die "'arten!"' Untersuchten Böden gehören zu den reinen Formations-Bodenarten, d. h. zu denen, welche an Ort und Stelle durch Verwitterung des dai'unter lie- genden Gesteines entstanden sind. Die Bodenproben sind von den Feldstücken in der Weise genommen, dass z. B. von einem etwa ackei'grossen Rechteck auf den Diagonalen in gewissen Ent- fernungen ca. 8 Cuhikdecimeter grosse Würfel mit den Spaten ausgestochen wurden. Die Erden von diesen verschiedenen Ausstichen wurden dann gut gemischt und von dieser Mischimg ca. 2 Ctr. als Durchschnittsprobe des hetreft'endeu Feldstückes zur Untersuchung bestimmt. Das Ammoniak wurde durch Schütteln von 300 Grm. Erde mit ammoniakfreier Bora.xlösung und unterbroniigsaurem Natron azotometrisch bestimmt. Zur Salpetersäurehestimmnng wurden je 1000 Grm. Erde mit 2000 cc Wasser längere Zeit geschüttelt ; ein Theil des klaren Erdauszugs wurde dann mit Natron- lauge eingedampft, die rückständige Flüssigkeit (ca. 150 cc.) mit einer Zinkeisen- kette, behufs Umbildung der vorhandenen Salpetersäure in Ammoniak, versehen, und nach vollendeter Reduction, das gebildete Ammoniak azotometrisch bestimmt. Die Böden waren folgende: 1) Thonschieferboden aus Pfaffengrün i. Vogtl., — das betreffende Feld befindet sich in gutem Zustande und trägt reichliche Ernten. 2) Grauwackeboden aus Ober-Pirk; der Boden wurde stets spärlich gedüngt. 3) Gneissboden aus Kl. -Waltersdorf b. Freiberg; der Boden hatte 2 Jahre geruht und war nicht mit Früchten bestellt worden. 4) Gneissboden aus Wiesa bei Annaberg; einem schlechtesten Feld- stück entnommen, das wenig Ertrag giebt. 5) Grünsteinboden von den Schneckengrüner Bergfelderu, (Neundorf b. Plauen); ein sehr lockerer fruchtbarer Boden. \) Amtsbl. f. d. l3,ndw. Ver- im Königr. Sachsen 1872. X, Die Chemie des Bodens. 41 6) Boden des Rothliegendeu, Versuchsgarten zu Chemnitz, ein schwe- rer Lehmboden, der 8 Jahre lang ohne irgend welche Düngung geblieben und alljährlich mit Kartoffeln bebaut worden war. In je 1000 Grra. der vollkommen trocknen Erden wurden gefunden: Stickstoff Stickstoff Stickstoff in organi- Ammo- in Form V. Salpeter- in Form v. Bodenart scher Ver- niak Ammo- säure Salpeter- bindung niak saure Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. 1. Thonschieferboden . 2,63 0,0150 0,0123 0,492 0,1275 2. Grauwackeboden . 1,99 0,0110 0,0090 0,792 0,2050 3. Gneissboden . . . 2,78 0,0160 0,0132 0,872 0,2260 4. Gneissboden . . . 3,40 0,0035 0,0029 0,145 0,0376 5. Grünsteinboden . 3,11 0,0540 0,0444 1,002 0,2590 6. Rothliegend -Boden 1,86 0,0140 0,0115 0,879 0,2280 Auf Grund des ermittelten Gewichts von je 1 Liter der Erden (ab- gesiebt durch ein Sieb von 1,5 Mm. Lochweite) berechnet sich das Ge- wicht einer 2 Decimeter tiefen Schicht Ackerkrume von der Grösse eines Hectars wie folgt: 1 Liter wiegt Gramm. . 1065 . 1064 . 1035 1) Thonschieferboden 2) Grauwackeboden . . 3) Gneissboden 4) Gneisbodeu 1092 5) Grünsteinboden . . 1007 6) Rothliegendbodeu . . . 1212 1 Hectar bei 0,2 Mtr. Tiefe wiegt Kilogramm. 2130000 2128000 2070000 2184000 2014000 2424000 Es finden sich dann nach obiger Tabelle in der 2 Decimeter tiefen Schicht von 1 Hectar Land Bodenart 1. Thonschieferboden 2. Gauwackebodeu . 3. Gneissboden . . 4. Gneissboden 5. Gränsteinboden 6. Rothliegendboden . organischer Verbindungen Kilogramm. Stickstoff in Form von Sal- petersäure Kilogramm 5601,9 4234,7 5754,6 7425,6 6263,5 4508,6 von Am- moniak Kilogramm. 26,19 19,15 27,30 6,30 89,40 27,90 271,5 435,2 467,8 82,1 521,6 552,6 Der Verf. bemerkt zu diesen Zahlen: „Durch Vergleichung der vor- stehenden Zahlen mit den Bedürfnissen der Pflanzen an Stickstoff für eine von einer Hectare durchschnittlich zu erwartenden Mittelernte erlangen die 42 Die Chemie des Bodens. Salpetrige Säure in Erden, bezüglich der Stickstoifgclialtc der verscbiedeuen Erden mitgetheilten Re- sultate eine unmittelbare praktische Bedeutung. Es lässt sich a priori er- kennen, dass z. B. der Gneissboden 4. nicht befähigt sein wird, eine Mittel- ernte von Eothklee zu liefern, welche pro Hectar in der Ackerkrume ca. 200 Kilogramm für die Pflanzenwurzeln zur Ernährung sofort dispo- niblen Stickstoff verlangt-, es wird selbst sogar nicht gut möglich sein, die Halmgewächse mit genügendem Stickstoff in der den Pflanzen zusagenden Form zu versorgen, um zufriedenstellende Erträge zu erhalten. Jedenfalls ist bei diesem Boden Sorge zu tragen, dass in ihm ein rascher Umsatz der noch in ziemlichen Mengen vorhandenen Stickstoffverbindungen der ersten Gruppe stattfinde, was durch fleissiges Bearbeiten desselben unter Zufuhr" von Kalk mit Vortheil erreicht werden dürfte." lieber die Existenz und die Rolle der salpetrigen Säure in dem Boden ^). Der Verfasser führte Bestimmungen der salpetrigen- und Salpetersäure in in Cultur stehenden Böden und in unbebauten Boden aus, deren Ergeb- nisse wir hier voranstellen. Der Feuchtigkeitsgehalt der Böden = dem beim Trocknen bei 110*^ erlittenen Gewichtsverlust. Die Böden stammten aus der Gegend von Saint-Chamas (Bouches-du-Rhone). In 1000 Grm. der Erden sind enthalten: Feuchtig- keitsgehalt Salpetrige S. in pCt. Milligrm. Salpeters. Milligrm. Bodenarten. a) In Cultur stehende. la. Koruland, genommen von der Ober- fläche zu trockener Zeit, 5. De- cember 1869 4,95 1,17 Ib. Dieselbe Erde, aus 2 5 Ctm. Tiefe zu trockener Zeit, 5 Dec. 1869 12,11 3,15 2a. Olivenfeld, Oberfläche trockne Zeit, 5. December 1869 ... 3,04 0,73 2b. Dies. Erde, 2 5 Ctm. tief, trockne Zeit, 5. December 1869 . . . 8,80 1,98 3 . Mandelbaum - Plantage , trockne Zeit, 5. December 1869 . . . 4,60 1,57 4a. Gemüsegarten, trockne Zeit, 12. Ja- nuar 1870 2,20 4,52 4b. Derselbe Boden, zur* Zeit der Vege- tation und der Bewässerung ge- nommen-, 20. Juni 1870 . . . 15,50 0,95 5. "Weinland, trockne Zeit, 5. De- cember 1869 3,30 0,86 b) Unbebaute Böden. 1. Unland, wähi'cnd eines Umbruchs zu trockner Zeit, 12. März 1870 . 1,20 0,07 127,90 75,94 55,52 22,58 13,19 13,32 46,29 11,051 16,285 ) Compt. reud. 1871. 73. 186. Die Chemie des Bodeus. AQ Feuchtig- keitsgehalt Salpetrige S. Salpeters. Bodenarten. in pCt. Milhgrm. Milligrm. 2. Fichtenwald, trockne Zeit, 12. Ja- nuar 1870 (zwischen Felsen ent- • noramen) . 2,30 0,57 11,75 3. Fichtenwald, trockne Zeit, 12. Jan. 1870 (von einem Hügel) . . . 3,60 0,92 33,97 4. Abraum-Erde (Safre ^) 1 5. Septem- ber 1869 1,60 0,00 49,00 Der Vci-fasser macht auf Grund dieser Zahlen zunächst darauf auf- merksam, dass in trockenen Zeiten die Menge der Salpetersäure in den oberen Schichten des Bodens grösser sei als in tieferen, dass aber umge- kehrt die Menge der salpetrigen Säure von den oberen Schichten nach den unteren zunehme (veigleiche die Zahlen la. u. ib- dann 2a. n. 2b.). Er glaubt, dass die in der Bodenfeuchtigkeit gelösten Nitrite bei trockuem Wetter durch Capillarität an die Oberfläche des Bodens gelangen und sich dort in Nitrate verwandeln, w^elche sich da anhäufen, bis sie vom Regen in die Tiefe des Bodeus oder in die Wasserläufe geführt werden. Der Verf. hebt noch hervor, dass der Gehalt der Böden an salpetriger Säure mit der Höhe, auf welcher ihi-e Cultur steht, steige. So enthalte je 1 Kilogramm salpetrige Säure des Gartenbodens 4,52 Milligi-m. des Feldbodens (im Mittel) 2,16 „ des mit Fruchtbäumen angebauten Bodens (im Mittel) 1,51 „ des Waldbodens (im Mittel) 0,75 „ des Unland's (les coussous) 0,07 „ des Thouschlammes (le safi'e) 0,00 „ In gleicher Weise untersuchte der Verf. Schlamm und Wasser aus saipetiige Bewässerungscanälcn 2). — Die Ergebnisse sind in nachstehender Tabelle schiamm 'und enthalten: lu 1000 Grm. des Schlammes sind enthalten: ^^'^''"■• Feuchtig- keitsgehalt Salpetriges. Salpeters. Herkommen 'des Schlammes. in pCt. Milligrm. Milligrm. 1 . T h 0 u i g e r Schlamm aus einem Caual vonSaiut-Chamas, entnommen 5. Febr. 1870 (8 Monate vorher ausgeworfen) 3,36 0.73 279,27 ib. Sandige r Schlamm vom Rande desslb. Canals, gen. d. 10. Febr. (nicht ge- trocknet) 4,44 0,68 69,20 ic. Dasselbe Material bei 80 0 getrocknet o,022 0,00 68,13 Id- „ ., an d. Luft getrockn. 0,066 0,00 69,00 2. Schlamm aus d. Canal von Boisgelin, ausgeworfen im Jahre 1869, Probe- nahme 5. Febr. 1870 0,145 0,88 138,80 3. Schlamm a. d. Canal von Miramas, aus- geworfen seit mehreren Jahren . . 4,51 10,108 130,87 ') Unter Safre beschreibt der Verf einen hart werdenden und zusammen- backenden schlammigen Thon. 2) Compt. rend. 1871. Td. 249. ^^ Die Chemie des Bodeos. Der thouige Schlamm ist hieruach wesentlich reicher au Salpetersäui'e als der sandige, der aus demselben Canal stammte und während derselben Zeit väe jener abgesetzt worden war; dem Thon scheint also die Fähig- keit zuzukommen, die Anhäufung salpeterhaltiger Producte in sich oder in Erden, die sie enthalten, zu begünstigen. Das Ergebniss bei den Proben ic. und id zeigt, dass mit der Ent- fernung der Bodenfeuchtigkeit, sei es mit Hülfe von höherer "Wärme oder bei gewöhnlicher Temperatur, die salpetrige Säure verloren geht. Diese scheint demnach in Berühmng mit Erde nicht bestehen zu können, ausser bei Gegenwart einer grösseren Feuchtigkeitsmenge. In dem Canalwasser selbst war das Vorhandensein der Stickstoffsäuren wie folgt: In 1 Liter Wasser sind enthalten ^^ , -, ^r Salpetrige S. Salpeter-S. Herkommen des Wassers. MilU^rm. Milli<^rm. la. Canal aus den Pulvei-w^erken von St. Chamas, geschöpft im Mai 69 0,247 Ib. Dasselbe Wasser, gesch. 22. Januar 1870 2. Ein anderer Canal daher, gesch. 22. Jan. 1870 3. Aus der Touloutre, gesch. 12. März 1869 4a. Aus d. Canal v.Boisgelin, gesch. 10. Juli 1869 4b. Ebendah., gesch. 4. März 1870 . . . . 4c. Ebendah., gesch. 2. Mai 1870 . . . . 5. Aus den Canälen von Mii'amas, gesch. 2. März 1870 0,965 4,023 Der Verf. schliesst aus diesen Zahlen, dass die Canalwasser im Winter und bei Beginn des Frühjahrs ihre Maxima an salpetriger Säure und ihre Minima an Salpetersäure enthalten. Wir fügen hier noch hinzu, dass der Verf. ferner noch in einer Reihe meteorischer Niederschläge ihren Gehalt au salpetriger und Salpetersäui'e bestimmte^) und schliesslich untersuchte, welche Veränderung die sal- petrige Säure in Berührung mit Boden erleidet^). — Hinsichtlich der Letzteren .stellte der Veif. 2 Versuchsreihen an, in welchen Lösungen von alkalischen Nitriten in Berührung mit Ackererde unter zwei verschiede- nen Verhältnissen gesetzt wurden. In der ersten Versuchsreihe, — deren Ergebnisse der Verf. nicht detaillirt angiebt — , wurde etwa folgender- massen verfahi-en. Eine Ackerde wurde durch Auswaschen mit dest. Wasser von jeder Spur vorhandener salpetriger- und Salpeter-Säure befreit, getrock- net und alsdann in flachen Glasgefässen in einer gleichmässig dicken Schicht ausgebreitet. Die so vorbereitete Erde wurde nun in einem feinen Kegen mit einer bestimmten Menge einer Lösung von salpetrigsaurem Alkali von bekanntem Gehalt wiederholt angefeuchtet. Das Anfeuchten fand wiederholt statt, nachdem die Erde von selbst wieder trocken geworden war. Schliesslich wurde dieselbe gut gemischt, getrocknet, gut pulverisirt und wie bei den 0,247 0,003 0,329 0,002 0,274 1,923 0.238 0,005 0.250 Mcbt bestimmt 0,952 2,487 0,161 0,771 ^) Compt. rend. 1871. Td. 485. Deren Zahleuergebnisse bringen wir im nächsten Kapitel. 2) Ebendas. 73. 1480. Die Chemie des Bodens. A^ beschriebeueu früheren Versuchen auf ilireu Gehalt an salpetriger- und Salpeter-Säure untersucht. ^ ergab sich, dass die Erde nun mehr an Stickstoffsäuren enthielt als in den aufgegossenen Flüssigkeiten nach und nach zugeführt worden war, ein Ergebniss, aus Avelcheni der Verf. schliesst, dass gleichzeitig mit der Wirkung der salpetrigen Säure noch die Einwirkung von freiem und gebundenem Ammoniak, von organischen Materien und atmosphärischen Bestaudtheileu stattgefunden haben müsse. Während in dieser Versuchsreihe die salpetrige Säure enthaltende Flüssigkeit dem Boden etwa analog wie der Regen dcu Feldern allmählig und in kleinen Portionen zugeführt wurde, kam in der zweiten Versuchs- reihe der Boden in eine beständige Berührung mit einer grösseren Flüssig- keitsmeuge, das Verhältniss war hier — wie sich der Verf. ausdrückt, ähnlich dem eines überschwemmten Terrains. Der Verf. liess unausgesetzt mittelst einer besonderen Eimnchtuug eine Lösung von salpetrigsaurem Alkali, welche im Liter 7,20 cmm. sal- petrige Säure enthielt, durch 500 Grm. Boden filtrireu. Der Boden w^ar vorbei' durch Auswaschen mit dest. Wasser der Stickstoffsäuren vollständig beraubt worden. Das sich in gewissen Zeiträumen angesammelte Filtrat w^ard auf seineu Gehalt an salpetriger- und Salpeter-Säure untersucht. Es wurden mehrere Versuche mit verschiedenen Boden ausgeführt, die nahezu gleiche Ergebnisse lieferten; der Verf. beschränkte sich deshalb auf die Mit- theilung von einem — dieser wurde am 6. April begonnen und am 16. Juli 1870 beendet. Die Ergebnisse sind in nachfolgenden Zahlen enthalten: Volumen des In je 1 cc. d. Filtrats waren Tag der angesammelt. Darin enthalten Bestimmung Filtrats salpetrige S. Salpeters, salpetrige S. Salpeters. cc. cmm. cmm. cmm. cmra. 1) 6. April 45,0 0,950 4,650 0,021 0,1350 12. „ 145,0 0,270 1,049 0,018 0,0099 13. „ 10,5 0,000 0,098 0,000 0,0093 14. „ 28,0 „ 0,186 „ 0,0066 16. „ 65;0 „ 0,314 „ 0,0053 21. „ 100,0 „ 0,466 „ 0,0046 27. „ 104,0 „ 0,416 „ 0,0040 29. „ 30,0 1 2. Mai 6. „ 9. „ 0,087 „ 0,0011 0,033 „ 0,0004 19. „ 200,0 „ 0,000 „ 0,0000 16. Juli 322,0 ,_, 0,000 „ „ 1480,5 1,220 7,299 Die während der ganzen Dauer des Versuchs — 101 Tage — auf- gegossene Lösung betrug 2750 cc, welche 19 cmm. salpetrige Säure ent- hielten. Li dem Filtrat und in der von der Erde zurückgehaltenen Flüssigkeit.smenge (240 cc. mit 2,58 cmm. salpetr. S.) wurden in Summe nur 9,681 cmm. salpetrige Säuro (zumeist in Form von Salpetersäure) ') cmm. bed. Cubikmillimeter. 46 Die Chemie des Bodens. wiedergefunden. Nahezu die Hälfte derselben war also während der Dauer des Versuchs verschwunden. An der verwendeten Fliissigkeitsmeuge fehlten 1030 cc, welche der Vert. als bei der langen Dauer des Versuchs verdunstet betrachtet. Für den Verlust der salpetrigen Säure, — deren gleichzeitige Verdunstiing uns unmöglich erscheint, da sie an Alkali gebunden war — , giebt der Verf. keinen Grund an. Aus der Mittheihmg desselben ist uns allerdings auch kein solcher erfindUch. Gehalt der p Br etschuci der hat eine Reihe von Böden auf ihi'en Gehalt an Boden an t-,i i i i\ -ri Phosphor- Fhosphorsäure untersucht ^). — Ls waren m säure 1000 Gewichtstheileu lufttrocknen Bodens enthalten: pro Mille 1. Boden aus Eeisicht bei Hainau (Krume) .... 2,62 2. derselbe (Untergrund) . . . 2,40 3. Moorboden aus Kottulin 2,57 4. Waldboden aus Kottulin 2,15 5. Cujavischer Boden 1,46 6. Cujavischer Boden, Kl. III 1,46 7. Cujavischer Boden, Kl. I 1,36 8. Boden aus Jankowo bei Pakocz 1,98 9. Boden aus Saarbor bei Grünberg 1,59 10. Boden aus Baldenruh bei Liegnitz , 1,35 11. Boden aus Borganie bei Mettkau (Krume) .... 1,32 12. derselbe (Untergrund) . . 0,61 13. Boden aus Niedewitz bei Wutschdorf, 0—12" Tiefe 1,23 14. derselbe 12 — 24" „ 0,85 15. derselbe 24 — 36" „ 0,70 16. derselbe 36 — 48" „ 0,93 17. Boden aus Gross-Sarne bei Löwen 1,06 18. Boden aus Zeipau bei Hansdorf 1,03 19. Boden aus Herzogswaldau 1,02 20. Boden I aus Ober-Schönfeld bei Buuzlau .... 0,79 21. „ H ebendaher .... 0,61 22. „ lU ebendaher .... 0,26 23. Boden aus Kittlau bei Guhrau 0,70 24. Boden aus Diesdorf I (Ki'ume) 0,78 25. derselbe (Untergrund) 0,59 26. Boden aus Diesdorf n (Krume) 0,69 27. derselbe (Untergrund) 0,57 28. Boden aus Tiefensee 0,65 29. Boden aus Neuland bei Löwenberg I 0,62 30. derselbe H 0,62 31. derselbe HI 0,50 32. Boden aus Scblaupitz bei Reichenbach in Schi. . . 0,63 33. Boden aus Seschwitz bei Domslau I •. 0,59 34. derselbe H 0,55 35. Basalterde aus dem Kreise Tost 0,55 Vierzehnter Jahresbericht d. Vers. Station Ida-Marienhütte 1870. Die Chemie des Bodens. ^"J* pro Mille 36. Boden aus Jaiikowo (Krume) 0,44 37. derselbe (Untergrund) 0,48 38. verwitterter Granit aus Würben bei Scliweidnitz . . 0,06 ^) Im Mittel aus den 37 Untersuchungen von wirklichem Culturbodeu ergiebt sich ein Phosphorsäuregehalt von 1,035 pro Mille. Die Schwan- kungen im Phosphorsänregeluilt bewegen sich zwischen 0,26 u. 2,62 pro Mille. Nimmt man das Gewicht eines Kubikfusses Boden zu 100 Pfund an, so berechnet sich für die 12 Zoll tiefe, gelockerte Krume eines Mor- gens ein Gewicht von 2,592,000 Pfunden. Der Phosphorsäuregehalt eines Morgens würde hiernach betragen bei dem Minimumgehalt von 0,26 pro Mille : 673 Pfd. „ „ Maximumgehalt „ 2,62 „ „ : 6791 „ „ „ Mittelgehalt „ 1,035 „ • „ : 2682 „ Gasparin bestimmte in dem durch Säuren unaufschliessbarengjj^^°'P^°J;j^ Theil einiger Erden die Phosphorsäure 2). Er fand in dem durch durch säuren " 1 mi •! unaufschliess- Säuren unaufschliessbaren iheil uareu xheiie 1) des sehi- mageren Granitsandes von Annouay (Ardeche) 0,62 pCt. ^- ■^■'^'^«"rde. Phosphorsäure ■, 2) der Alhmen der Durance 0,42 pCt.-, 0 3) der kieseligen Diluvien vom Ufer des Mittelmeeres 0,49 pCt. 4) der thonigen Marschen des Arvethals (Haute Savoie und Schweiz) 0,12 pCt. Die angewandte Methode war folgende: G. schloss mit Alkalien auf, löste die Schmelze in Wasser, versetzte mit ammoniakhaltiger Bittersalzlösung. Der erhaltene Niederschlag wurde stark geglüht und sodann mit sehr verdünnter Salz- säure ausgezogen, in dem sauren Auszug aber die Phosphorsäure sammt der Mag- nesia durch Ammoniak ausgefällt. Diese Methode scheint uns zur Erreichung richtiger Resultate nicht geeignet zu sein, die mitgetheilten Ergebnisse möchten daher mit einiger Vorsicht zu registriren sein. . Von W. Fleischmann wurden verschiedene Gesteine aus dem von Gaultschichte-n durchsetzten Gebirge West-Allgäu's auf ihren Phosphor Säuregehalt mit nachfolgendem Ergebniss untersucht: 3) 1) Gestein von Langenwang, dunkel graugrün mit vielen Flecken und hervorragenden schwärzlichen Knollen — 4,4745 pCt. Phosphorsäure; 2) Gestein von Gatterschwang, hellgrau mit vielen grossen eingebet- teten Knollen von schwarzgrauer Farbe — 9,7089 pCt. Phosphor- säure •, 3) Gestein von Rohrmoos, gelbgrau ohne Flecken und Knollen — 0,2595 pCt. Phosphorsäure; 4) Gestein von der Kessleralp, dunkelgraugrün mit Flecken und hervor- ragenden schwärzlichen Knollen, reich an Schwefelkiesputzen, — 4,2524 pCt. Phosphorsäure, 5) Gestein von Schattwald, schwärzlichgraugrün, reich an eingelagerten dunkleren Knollen, — 8,9532 pCt. Phosphorsäure-, ') Dieses Material ist nicht cultivirt, sondern einem Anbruch entnommen, 2) Compt. rend. 68. 1176. ^) Landw. Vers. btat. 1872. 15. 74. 48 Die Chemie des Bodens, Maogan in Böden und Pflanzen. 6) Gestein von der Fluh, graugrün, von schiefriger Bescliaffenheit ohne Flecken und Knollen — 0,2018 pCt. Phosphorsäure; 7) Gestein von Schattwald an der Strasse nach Eohrmmoos, Stücke leisten- artiger Vorsprünge von grauer Farbe — 0,9916 pCt. Phosphorsäure; 8) Knollen von einem ausgezeichnet schönen, an hervoiTagendeu Con- crementen ungemein reichen Gaultstück — 19,8002 pCt. Phosphor- säure. A. Leclerc untersuchte einige Böden und Pflanzenaschen auf ihren Mangangehalt ^). Der Verf. bediente sich hierzu einer Methode, welche kurz darin besteht, dass man das vorhandene Mangan durch Kochen mit Salpetersäure und Mennige in üebermaugansäure überführt und dieselbe durch Titration bestimmt. L. empfiehlt zur volumetrischen Bestimmung der üebermangansäure eine Normallösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul, weil sie die Ausführung der Titrirung in der Kälte ermöglicht und eine bessere Erkennung des Endpunktes gewähre als andere hierzu empfohlene Flüssigkeiten. Bei Bestimmung des Mangans im Boden wurde derselbe zuvor zur Entfernung seiner organischen Bestandtheile geglüht und darauf mit reiner Salpetersäure ausgekocht. Die Resultate der ausgefükrten Untersuchungen sind in Folgendem zusammengestellt. Die bei den Pflanzenascheu erhaltenen Zahlen fügen wir hier bei, da sie in Beziehung zu den untersuchten Böden stehen. Geologische Forma- tion. Vogesen - Sandstein Bodenart, bezw. Ort der Entnahme. 100 Grm. Boden enthalten. Manganoxyd Grm. Aschen der auf den Böden gewachsenen Pflanzen. 100 Grm. Asche enthalten Manganoxyd Gnn. Tannen-Boden Eichen- „ . Buchen- „ . 0,037 0,186 0,110 Bunter Mergel. Wald von Paroy (Dep. Meurthe et Moselle)0,173 Tanne . . Eiche . . Buche . . Weissbuche Linde . "Weide . Bü'ke . Ahorn . Erle . Ulme . Aspe . Zwetsche 4,507 1,488 5,307 7.454 3,744 0.574 2,981 0,383 1,965 0,142 0,636 0,121 Kreide Alluvium f Weinstock (Zweige) 0,191 \ „ (Wurzeln)0,120 l Weintraube(Trester)0,07 1 Buchsbaum . . 0,061 Kreide (Yonne) Ai (Dep. Marne) 0,111 Toulouse . . . 0,078 Bas-du-Cellier (unfrucht- bar) .... 0,236 — Bas-du-Cellier . 0,276 Pinus maritim, (schlecht gedeihend). . 0,021 Quatre-Arpents . 0,276 Pinus maritim, (gut ge- deihend) . . 0,325 ') Compt. rend. 75, 1209. Die Chemie des Bodens. 49 Bodenart, bew. Ort der Aschen der anf den Böden Geologische Foi-ma- Entnahme. gewachsenen Pflanzen. tiou. 100 Grm. Boden enthalten. 100 Grm. Asche enthalten. Manganoxyd Grm. Manganoxyd Grm Lias Nancy Tabak .... 0,181 Bunter Mergel . Bezanges-la Grand 0,319 (Meurthe) Porphyr .... Remii'emont . . 0,070 Granit .... Remiremont . . 0,063 Russische Schwarz- erde .... 0,143 Die auf Getreidekörner bezüglichen Zahlen übergehen wir als nicht hierher gehörig. Die von W. Kuop in seinem Bücheichen ^) vorgeschlagene Methode Knop'a der Boden Untersuchung unterscheidet sich von der bisher üblichen Bod°eifana- Analyse der Ackererde darin, dass sie nicht die Ermittelung der elemen- '7'^- taren Zusammensetzung derselben zum Ziele nimmt, sondern die bestimmte Frage zu beantworten sucht: in welchen Mengenverhältnissen nehmen die näheren Bestaudtheile Antheil am Gewicht der Feinerde und des Fein- bodens? Die chemische Analyse des Bodens, wie sie bisher geübt wurde, lässt im Allgemeinen keine Beurtheilung der Fruchtbarkeit der Ackererde, über- haupt keinen Schluss auf das Wesen des Bodens zu. Obwohl man neben einander Flüssigkeiten von verschiedener Lösungsfähigkeit auf die Böden einwii-ken lässt, um dadurch ein Bild zu gewinnen, welcher Antheil der vorhandenen Elemente in einer löslicheren und den Pflanzen zugängliche- ren Form, welcher in einer schwer- oder unlöslichen Form vorhanden ist, so lässt sich aus den gefundenen Zahlen doch nur mit Unsicherheit ein Schluss auf die im Boden vorhandenen Verbindungsformeu und ihre Lös- lichkeit ziehen. Während der Einwirkung der Lösungsmittel finden bereits Umsetzungen statt, es lösen sich alte und vollziehen sich neue Verbindungen, der Zustand des Bodens ändert sich und die Zahlenresultate bringen den chemischen Zustand des Bodens nicht correct zum Ausdruck. Die Methode Knop's hat die Aufgabe, eine Bodenuntersuchung an- zubahnen, die bei genügender Ausbildung eine naturwissenschaftlich be- gründete Bouitirung ermöglicht. Knop unterwirft den Boden mittelst 5 Siebe einer mechanischen Analyse und gewinnt Feinerde und 5 gröbere Bodenglieder, die als Boden- Skelett zusammengefasst und mineralogisch bestimmt werden. Die Fein- erde wird, lufttrocken zur Untersuchung verwandt und dieselbe zunächst in zwei Hauptbestandtheile : „Glühverlust'' und ,. F ein b öden" zerlegt. Der „Glühverlust" umfasst das a) hygroskopisch vorhandene, b) gebundene Wasser und c) Humus, welche füi' sich nach bekannten Methoden bestimmt werden. ') Die Bonitirung der Ackererde. Leipzig, H. Hassel lb71. Siehe auch: Landw. Vcrsuchsst. 15. '21. ..Ucbcr die Beziehungen zwischen Absorption, Ver- witterung des Bodens und Fruchtbarkeit dev=;elben; von R. Biedermarm. Jahresbericht. 1. Abth. 4 50 Die Chemie des Bodens. Alle ferneren Bestinimuugeu betreffen den Feinboden, ihre Resultate werden sämmtlich auf 100 Gew.-Thle. Feinboden berechnet, auch in den Fällen, wo man zur Analyse nicht den Feinboden, sondern die Feinerde verwendet. Je nach der Natui' des Bodens erstreckt sich die Untersuchung auf die Bestimmung der Chloride (Salzböden), der Sulfate (Gypsböden), der Carbonate (von Kalk und Magnesia) und der Silicate. Das Silicat zerfällt wiederum in Kieselsäure, Sesquioxyde und Monoxyde. Bezüglich der speciellen Methoden zur Bestimmung dieser Glieder müssen wir auf das Original verweisen. Eine besondere "Wichtigkeit legt K. auf die Bestimmung des Kiesel- säurethon-Rückstandes. Erverfähi't dabei wie folgt: Man übergiesst 2 Grm. Feinerde mit 50 CC. verdünnter Salzsäure (5 i)Ct. HCl enth.) und fügt dann noch für jedes pCt. kohlensaure Talkerde das Aequivaleut 0,87 Grm. HCl und für jedes pCt. kohlensaure Kalkerde 0,73 Grm. HCl hinzu und dunstet zur Trockne. Darauf übergiesst man den Rückstand mit 100 CC. Wasser, fügt je nach dem Humusgehalt 1 — 3 Grm. krystallisirter Chi'om- säure hinzu, kocht bis der Humus zerstört worden, entfernt vom Feuer, giesst 20 CC. gewöhnlicher concentrirter Salzsäure dazu, mischt und bringt Flüssigkeit und Bodensatz auf das Filter und wäscht den Rückstand bis die Flüssigkeit absolut farblos abläuft. Der Rückstand wird nach dem Trocknen geglüht und gewogen. Derselbe ^drd immer aus Quarz, amorpher Kieselsäure und irgend einem Thone bestehen, deshalb nennt ihn K. „Kieselsäure-Thon". Dieser repräsentirt, wie es scheint, den noch unver- witterten Antheil des Feinerde-Silicates. Zieht man Kieselsäurethon, Car- bonate und Sulfat von 100 ab, so besteht der Rest in aufgeschlossenen Basen. Letztere schliessen die Sesquioxyde und Sesquioxydhydrate sowie die wasserhaltigen Silicate in sich ein, auf deren gesonderten Bestimmung vor- läufig wegen Mangels einer zuverlässigen Bestimmungsmethode verzichtet werden muss. Schliesslich bestimmt K. die Absoi"ptiousfähigkeit der Erden. Unter den physikalischen Eigenschaften der Ackererden ist die Absoi-ption eine der hervorragendsten, sie gehört entschieden mit zu den Factoreu der Fruchtbarkeit und ihre Grösse kann man in Zahlen ausdräcken, sie ist eine gegebene Grösse, die keinerlei ZufitUigkeiten unterworfen ist. Als Massstab für das Absoi-ptionsvermögen nimmt K. die Ammoniakabsorption an. Zur Bestimmung derselben nimmt Veif. 50 oder 100 Grm. Feinerde, mischt sie mit 5 resp. 10 Grm. Ki'eidepulver und mit 100 resp. 200 Cubik- ceudmeter einer Salmiaklösung von bekanntem Ammoniakgchalt. Die Con- centration ist so gewählt, dass das Anmioniak bei seiner Zersetzung für jedes Cubikcentimeter Flüssigkeit gerade ein Cubikceutimeter Stickstoffgas liefert. Man lässt unter öfterem Umschütteln die Erden 48 Stunden mit der Salmiaklösuug in Berührung. Darauf filtrirt mau 20 oder 40 CC. Flüssigkeit durch ein trockncs Filter ab, bestimmt darin den Stickstoff und berechnet darnach den Verlust Stickstoff, den die ganze Menge Flüssigkeit (200 CC.) bei Berührung mit der Feiuerde (100 Grm.) erlitten hat. Diese Zahl, die Menge Stickstoff in Cubikcentimetern angegeben, welche 100 Grm. Feinerde in Form von Ammoniak absorbirt haben, nennt man ohne Weiteres die Absorptiousgrösse oder Absorption. Die Chemie des Bodens. 51 Zur Yeranschaulichuiig der Methode der Untersuchung geben wir naclisteheude Zusammeustelluug von 1 0 von K. ausgeführten Untersuchungen. Die Anordnung der Analysen ist so getroffen, dass zuerst die Zu- sammensetzung der Feinerde aus Glühverlust und Feinboden in die Augen fällt. Beide addirt geben Hundert. Darauf folgen die Analysen des wasser- frei berechneten Feinbodens. Die drei Zahlen für Sulfat, Summe der Carbonate und der Silicate geben 100 Gewthle. Feinboden. K s i "^ 13 II .3 S 2s, > i Ö) H 3 a "'S ■SR 2 ? 09 •s j3 CO j=5 — so O u x: O S 3 . < Ol S. « «5'S 0) Ö J2 o CS IIP .S Ch *> [ Hygroskopisches Wasser I. Gliihverlust l Gebundenes Wasser . 10,2 1,2 1 5,8 6,8 1,3 1,4 1,9 1,5 1,2 1,5 1,0 5,2 2,0 1,0 3,7 0,6 0,3 5,0 0,5 0,1 1 Humus 6,0 0,6 6.2 6,8 0,0 1,2 2,4 0,0 2,1 2,4 17,2i 7.0 14,0 14,6 5.0 3,2 3,9 6,5 3,8 1 4,0 Feinboden .... 82,8|93,0 86,0 85,4 95,0 96,8 96,1 93,5 96,2 [96,0 II. Sesquioxydhydrate und / von Aluminium \ Sesciuioxvde \ von Eisen I I Sesquioxyde III. Wasserhaltige Silicate lY. Sulfat von Kalkerde . V von Eisen j Zeolithartige \ Verbindungen S. aufgeschlossene Basen Carbonat / von Kalkerde \ von Magnesia VI. Sihcat r lüeselsäure < Sesquioxyde { Monoxyde j. VII. Kieselsaure -Thon . . Aufgeschlossene Basen Vlll. Absorption .... 0,2 0,0 0,0 0,1 0,0 0,0 0.0 0.0 0,0 0,0 6,6 0,55 0,6 4,9 0,06 0,04 0,08 Spur 0,3 0,06 1,2 0,05 0,8 0,3 0,.54 0,12 0,06 „ 0,1 0.04 7.8 0,60 1,4 5.2 0,60 0,16 0,14 0,00 0,4 0,10 77,0 78.5 69,3 79.3 77.9 87.10 94,01 65,0 95,3 79,9 13,5 18,6 28,0 14,0 18,3 9,00 4,31 33,5 3,5 16,4 1,5 2,3 1,3 1,4 3,2 3,74 1,54 1,5 0,8 3,6 92,0 99,4 '98,6 94,7 99,4 99,84 99,86 100,0 99,6 99,9 82,7 91,4 87,1 85,5 94,9 95.10 96,40 96,2 97,8 97,9 9,3 8,0 11,5 9,2 4,5 4,74 3,46 3,8 1.8 2,0 134 100 78 75 58 46 36 22 8 8 Der Verf. knüpft hieran noch folgende Betrachtungen : Zunächst zeigt die Form der Darlegung der Feinerde-Analyse, wie überwiegend die Sili- cate an der Zusammensetzung des darin enthaltenen Feinbodens Antheil nehmen. Die Summe der Silicate beläuft sich bei den Feinböden von 8 in Cultur stehenden Ackererden, unter welchen die Xo. 1 und No. 4 vom ersten, die No. 9 und 10 von niedrigem Range der Fruchtbarkeit sind, auf 92 bis nahe an 100 pCt. Man sieht ferner daraus, wie wenig das Quantum an Monoxyden im Allgemeinen unter den Bestaudtheilen der Silicate ausmacht und gleich- falls: wie unbedeutend die in der Ackererde enthaltenen Pflanzennährstoffe der Quantität nach sind, und dieses nicht etwa in abgebauter und unge- düngter I''rdc, sondern selbst in der ü'u cht barsten Schwarzerde und in ge- düngter Ackere)'d('. In (U^v Hegel werden die Zahlen für die Monoxyde 4* 52 hie Chemie des Bodens. ZU hoch ausfallen, indem alle Fehler, die bei der Analyse gemacht werden, sie erhöhen ^), ferner weil der ganze Gehalt des Feiubodens an absorbir- tem Kali, Natron und absorbirter Phosphorsäure auch mit in diesen Zahlen ausgedi'ückt liegt ^). Alles, was die 92 — 100 Procente Silicat im Feinboden einer Ackererde an Kali, Kalk, Magnesia, Salzsäure, Salpetersäure und Phosphorsäure der Pflanze, wenn das Silicat vollständig verwittert wäre, zur Nahi-ung bieten kann, beläuft sich für die einzelnen Stoffe oft nur auf einige Zehntel und Hundertel Procente. Was die Absorption anbetrifft, so lässt sich nicht verkennen, dass diese in einem engen und bis zu einem gewissen Grade in Zahlen aus- drückbaren Verhältniss zu den aufgeschlossenen Basen steht. Die Erden 1 bis incl. 4 haben die höchsten Absorptionen. Hier be- laufen sich die Zahlen füi- die aufgeschlossenen Basen auch auf 8 bis 11. Geringere Absorptionen haben die Feinerdeu 5 bis incl. 8. Hier sinken die Quantitäten gelöster Basen alx'r auch sogleich auf 5 und 4 herab und endlich finden sich: die geringsten Absorptionen auch bei denjenigen Feinerden, von wel- chen die aufgeschlossenen Basen nur 1,8 bis 2,0 pCt. ausmachen. Wir übergehen hier die weiteren Folgerungen, da in einem der nächsten Ar- tikel derselbe Gegenstand zur Besprechimg gelangt. ' Schliesslich muss noch hervorgehoben werden, dass K. füi- die Be- urtheilung eines Bodens der Ermittelung seiner physikalischen Eigenschaften bedeutenden Werth beilegt und bei Bonitirung der Ackererden die Er- wärmungsfähigkeit, die Leitungsfähigkeit füi- Wärme, die specifische Wärme, wasserhalteude Kraft, Capillarität, Hygroskopität berücksichtigt haben will. Absorption. Ucber die Absorptionserscheiuuugen im Ackerboden äusert sich W. Knop in seinem Büchelchen ^) etwa wie folgt: Die Phosphor säure wird einfacherweise darum der Flüssigkeit ent- zogen, weil sie mit den im Boden vorhandenen Basen aus der Reihe der Erden in Wasser unlösliche A'erbindung eingeht. Von den einzelnen Gliedern, welche an der Zusammensetzung einer Ackererde theilnehmen, können die Carbonate der Kalkerde und Talkerde ohne weiteres die Auf- nahme der Phosphorsäure erhöhen und ebenso diejenigeil Silicate, welche bei der Verwitterung Thonerdehydrat und Eisenoxydhydrat liefern, wie die Sesquioxydsilikate, sowie auch diejenigen, unter deren Monoxyden Kalk- erde, Talkerde und Eisenoxydul erscheinen. Aus den Biedermann'schen Untersuchungen*) erhellt, dass die Absorption der Phosphorsäure durch alle diejenigen Mittel gesteigert wird, welche die chemische Verbindung dieser Säure mit Basen erleichtern. Die Absorption der Phosphor- säure beruht demnach lediglich auf chemischem Binden. Das Kali kann, wenn es als Lösung von Aetzkali und kohlensaurem Kali vorhanden ist. ohne weiteres chemische Verbindungen mit gewissen ' ) Weil diese Fehler nur in Verlusten bei der Bestimmung der Kieselsäure und Sesquioxyden (des Silicats) bestehen. *) Da die Monoxyde nämlich bei der Analyse nicht direct, sondern durch den Verlust am Himdert ermittelt werden. *) Die Bonitirung der Ackererde. Leipzig, H. Hassel 1871. *) Jahresbericht 1868 und 1869. 77 und landw. Vers.-Station 11. 1. Die Chemie des Bodens. 53 Gemengtheilen der Ackererden eingehen. Die Thatsache aber, dass das Kali auch aus Verbindungen mit den starken Säuren, mit Salzsäure, Sal- petersäiu'e, Schwefelsäure, Phosphorsäure abgetrennt und im Boden zurück- gehalten wird, lässt sich nicht aus der chemischen Affinität allein erklären. Was die Substanzen anbetrifft, welche das Vermögen besitzen, die Säuren vom Kali abzutrennen und diese Base zu fesseln, so ist durch directe Versuche, insbesondere durch die des Verf., nachgewiesen, dass das Kali absorbirt wird: 1) am meisten, wenn in einer Erde wasserhaltige Silicate und zugleich Eisenoxydhydrat und Thonerdehydrat reichlicher enthalten sind; 2) von freier amorpher Kieselsäure und auch von fein vertheilten wasser- fi'eien Silicaten; 3) von der kohlensauren Ammoniakthoucrde, der phosphorsauren Thon- erde und von dem phosphorsauren Eisenoxyd, und nur wenig oder nicht absorbirt wird: 1) von den Hydraten des Eisenoxyd's und der Thonerde; 2) von den Thouerdeverbindungeu der Monoxyde; 3) von humussauren Salzen, auch nicht von denen der Sesquioxyde; 4) von den Carbonateu der Kalkerde und der Magnesia. Die Absorption des Ammoniaks hat mit der des Kalis eine gewisse Aehnlichkeit, dabei weicht das Amoniak aber wesentlich in zwei Punkten vom Kali ab. Einmal darin, dass es mit phosphorsaurer Magnesia die im Wasser fast unlösliche phosphorsaure Ammoniak -Magnesia bildet, so dass jenes Phosphat also Ammoniak absorbirt, während dasselbe kein Kali bindet, ein andermal darin, dass sich das Ammoniak durchaus nicht mit der Kieselerde verbindet, während amorphe Kieselsäure Kali aufnimmt. Wie es sich bei der Indifferenz des Ammoniaks zur Kieselsäure erwarten lässt, so besitzen saure Silicate von dichtem Korn gar kein Absorptions- vermögen für Ammoniak. Diejenigen Silikate dagegen, welche erdartig weich und porös sind, und unter diesen wiederum die basisch kieselsauren (pyroxenischen) mehr als die sauren (trachytischen) absorbiren Ammoniak, wie folgende Tabelle lehrt: ^) 1) Saure Silicate, darunter eisenarme Thoue Stickstoff CO. Gepulverter Speckstein 0 „ schwarzer Dachschiefer 2 Kaolin 4 „ andere Sorte 22 „ mit 10 Grm. Kreide gemengt und geglüht 17 „ für sich geglüht und nachher mit Kreide gemengt 17 Weisser Taunusschiefer 24 2) Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat (?) enthaltende Thone, röthelrothe und gelbe Rötheh'other Taunusschiefer 43 ') Die Zahlen bedeuten die von 100 Gewiclitthl. feingepulverter Substanz absorbirten Mengen Ammoniak, ausgedrückt in Cubikcentimetern des darin ent- haltenen auf 0" Temperatur und 760 Millimeter Barometerstand reducirten Stick- stoffs, 54 Die Chemie des Bodens. Sticktsofif CC. Bläulich grauer Letten 58 Derselbe vorher fleischroth geglüht 58 ,, erst mit Salzsäure ausgezogen und dauu geglüht . 40 Thonstein, PorphjTtuff, natüi'licher. fleisckrother .... 46 Ziegelerde, gelber Lehm . . . ' 77 Daraus gebrannter Backstein, neuer, duukelziegelroth . . 0 Sehr alter verwitterter Backstein, gelblich ziegelroth . . 39 Feinster ausgeschlämmter Lehm der Ziegelerde . . . . 100 3) Entschieden basische Silicate Serpentin von Böhrigen bei Eosswein 104 Derselbe geglüht 97 ,, mit Salzsäui'e ausgezogen, dann geglülit .... 86 Basalttuff vom Schiifenherg bei Giesseu 116 Diese Resultate lehren: dass Silicate in wasserhaltigem und wasserfreiem (geglühtem) Zustand, so z. B. der Serpentin, Ammoniak binden können; dass ferner die hasischen Silicate am meisten, die weniger basischen weniger und die sauren Silicate am wenigsten absorhiren; dass unter den sauren Silicaten die eisenarmen weniger absorhiren. als die eisenreicheren. Eine Proportionalität der Absoiiitionsgrösse mit den Eisengehalten der Thone darf man jedoch daraus nicht ableiten. Es scheint dem Verf., dass die Substanzen .iluminium- und Eisensesquioxyd füi* sich und in Verbin- dungen ziemlich gleichen Einfiuss auf die Absorption ausüben, dass aber das Eisen eine intensivere Verwitterung der Minerale bedingt, als die Thonerde. Wo der Eisengehalt eines Minerals ursprünglich in Eisenoxydul bestand, und dieses nach und nach in Eisenoxyd oder gar Eiseuoxydhydrat überging, da konnte die Verwitterung viel tiefer eingreifen (als z. B. bei Speckstein, Kaolin, weissem Thonschiefer) und das Mineral viel poröser machen. Diese Beschaffenheit, die das Eisen bedingen mag, eine grössere Lockerheit des Silicat's. kann aber schon durch massige Mengen Eisen hervorgerufen werden, und daher kommt es, dass die Absorption nicht immer dem Eisengehalte selbst proportional wächst und abnimmt. Die Absor})tion einer Substanz nimmt entschieden ah mit der Dichte des Korns. So hat die feine natüi-liche Ziegelerde ein hohes, der daraus gefertigte gebrannte Ziegelstein kein Absorptionsvermögen. Die Thone ab-* sorbiren das Ammoniak nur so lange, als sie feinerdig -amorph sind, nicht mehr im gefritteten, porcellanartigeu oder glassigen Zustand. Die Carbonate der Kalkerde und Magnesia und auch der Gyps binden nach des Verf.'s Versuchen so wenig Ammoniak, dass man ilire Absoi^ition für nichtig ansehen kann. Im Ganzen sind die Mittel, welche das Ammoniak binden, fast die- selben, wie diejenigen, welche das Kali in in Wasser unlösliche Doppelsalze überzuführen vermögen. Beiderlei Absorptionen sind aber darin von ein- ander verschieden, dass: das Kali von freier Kieselsäure und sauren Silicaten und von phos- Die Chemie des Bodens. 55 phorsaurer Thonerde und phosphorsaurem Eisenoxyd gebunden wii'd, und nicht von phosphorsaurer Magnesia, während: das Ammoniak nicht gebunden Avird von freier Kieselsäure, weniger von sauren als von basischen Silicaten und entschieden von phosphorsaurer Magnesia. Zur Beantwortung der Fragen: wie gross ist die Absorption bei ver- schiedenen Ackererden? zeigen sie grosse Verschiedenheiten und stehen diese mit dem Grade der Fruchtbarkeit in nachweisbarem Zusammenhange oder nicht? hat Verf. hundert verschiedene Feinerden auf ihre Absorption für Amoniak und Kali vergleichungsweise geprüft. Es stellt sich bei dem Versuche heraus, dass man zur Prüfung der Erden auf ihre Absorption am besten die für Ammoniak wählt, weil die Ammoniakabsorption ziemlich constant bleibt und sich von Düngung etc. ziemlich unabhängig erweist, da das Ammoniak im Boden alsbald zu Salpetersäure verbrennt; das Ammo- niak lässt sich deshalb allgemein zu der Bestimmung des specifischen Ab- sorptionsvermögens der Erden anwenden. Bezüglich der Resultate dieser Versuche beschränken wir uns auf die Mittheiluug, dass die bei den Ackerfeinerden beobachtete Ammoniakabsorp- tion zwischen 0 und 134 CC. Stickstoff schwankte: als Minima bezeichnet der Verf. die Absorptionen von 0 — 34 CC. „ Mittel „ „ „ 40— 70 „ „ Maxima „ „ „ 70 — 184 „ Die Beantwortung der zweiten Frage erhellt aus dem Schlüsse des vorigen und aus dem Inhalt des nachfolgenden Artikels, welcher die Ab- sorptionsfi'age ausführlich behandelt. Ueber die Beziehungen zwischen Absorption, Verwitterung Absorptiou des Bodens und Fruchtbarkeit desselben. Von R. Biedermann ^). Seine fi'üheren Versuche über Bodenabsoi^ption ^) hat der Verf. durch vor- liegende Arbeit ergänzt und vervollständigt. Nach der oben mitgetheilten Methode der Bodenuutersuchung von Kuop wurden theils früher verwen- dete, theils neue Bodenproben bezüglich ihrer chemischen Natur und ihrem Absorptionsvermögen gepräft. Die landwirthschaftliche , geologische und sonstige Characteristik der untersuchten Böden ist aus nachfolgender Zusammenstellung ersichtlich. Einige der Böden waren durch Knop untersucht worden, durch den Buch- staben K. ist angedeutet, dass die Analyse von Knop ausgeführt wurde. Ort des Vorkommens 1) Breitenfelde bei Hammerstein K. 2) Plagwitzb.LeipzigK. Mechanische Analyse Landwirthschaftliche, geologische und sonstige Charakteristik Skelett 17,1 pCt. Feinerde 82,0 pCt. Verhältniss beider 1:5 Lockere Quarzsanderde durch Humus geschwärzt. Geringer Boden aus der Ver- witterung ausgeworfener Grauwacke entstanden. ') Landw. Versuchs -Stat. 1872. 15. 21 ') Vorig. Jahresber. 77. 56 Die Chemie des Bodens. Ort des Vorkommens Mechanische Analyse Landwirthschaftliche, geologische und sonstige Charakteristik 3) K. 4) Reudnitz bei Greiz. 5) Möckern bei Leipzig. 6) Schandau. 7) Pommsen b. Leipzig. 8; Bockwa b. Zwickau. 9) Grünlichtenberg. 10) Minkwitzb. Leising. 11) Zeusigwald bei Chemnitz. K. 12) Erbisdorf b. Freiberg. 13) Böhrigen. 14) Mattstedt b. Apolda Nr. 3 (Analyse von stud. Schäfer). Scelett 33,8 pCt. Feinerde 66,2 pCt. Verhältniss beider 1:2 Skelett 16,2 pCt. Feinerde 83,8 pCt. Verhältniss beider 1:^ Skelett 13,1 pCt. Feinerde 86,9 pCt. Verhältniss beider 1:7 Skelett 18,3 pCt. Feinerde 81.7 pCt. Verhältniss beider 1;4 Skelett 2,.5 pCt. Feinerde 97,5 pCt. Verhältniss beider 1:40 Skelett 0.7 pCt. Feinerde 99,3 pCt. Verhältniss beider 1:142 Skelett 24,2 pCt. Feinerde 75,8 pCt. Verhältniss beider 1:3 Skelett 17,7 pCt. Feinerde 82,3 pCt. Verhältniss beider 1:5 Kaolin , fertige Porzellan- erde, weiss mit einem Stich in's Gelbliche. Guter Weizen- und Klee- boden, die gröberen Boden- glieder bestehen aus Grau- wacke Thonschiefer und Quarzgerölle. Alluvium, d. grob. Gl. best, a. Quarzgerölle mit einigen Thonerde-Eisensilicaton. Format. : Quadersandstein. D. grob. Gl. best. a. Quarz- gerölle, Sand- u. Kalkstein- brocken. Am besten ge- deihen: Raps, Gerste, Roggen, Kartoffeln u. Klee. Anscheinend aufge- schwemmtes Land. D.gröb. Gl. best, aus Quarzsand und Quarzkieseu. Guter Weizen- und Klee- boden. Format. Steinkohle. Grob. Gl. sind Quarzge- rölle mit wenigen Trüm- mern von Thonerde-Eisen- silicaten und Hornstein. Ziemlich guter Weizen- u. Kleeboden, Lehmboden. Aus der Region des Por- phyr u. Melaphyr, gröbere Glieder bestanden in Kalk- steinbrocken. Reiner Verwitterungsboden von Thonstein (Porphyr- tuff) aus 1000 Fuss Meeres- höhe. Fleischrothe Fein- erde. GUmmerreicher Verwitte- rungsboden des Gneuss. Sehr kleefähiger, guter Raps- und Weizenboden. Guter Klee- und Weizen- boden, am besten zum Hackfruchtbau geeignet. Gröbere Bodengl. best, aus Thonschiefer und Kalkge- steinen. Boden erster Classe, trag- barster Boden dortiger Flur. Auf Mannstiefe von gleicher Beschaffenheit, Die Chemie des Bodens. 57 Ort des Vorkomraeus Mechaiiische Ajialvse Landwirthschaftliche, geologische und sonstige Charakteristik 15) K. 16) Mattstedt b. Apolda Nr. 1. 17) Russische Schwarz- erde. K. 18) Eöhrsdorf im Voigt- lande. K 19) Mattstedt b. Apolda Nr. 2. 20) Aus der Niederung der Elster und Pleisse b. Leipzig. 21) Böhrigen b. Ross- Skelett 1,6 pCt. Feinerde 98,4 pCt. Verhältniss beider 1:61 Skelett 10 pCt. ! Feinerde 90 pCt. Verhältniss beider 1:9 Skelett 6,2 pCt. Feinerde 93,8 pCt. Verhältniss beider 1 : lö Skelett 79,5 pCt. Feiuerde 20,5 pCt. Verhältniss beider 1 : '/^ 22) Schwarzerde von Texas. K. 23) Nilthal. K. Feinerde 100 pCt. Töpferthou. Plastischer bläulicher Letten. Vortreffl. Klee- u. Weizen, boden, enth. viele orga- nische Reste. Geologische Bestimmung wegen unzu- länglichen Materials un- möglich. Tiefschwarze humusreiche Feinerde. DiegrobenBoden- glieder best. a. reinem Quarzsand. Thonschiefer-Ver^vitte- rungserde. Vorzügl. Weizen- und Klee- bodeu. Die groben Boden- glieder best, vorwiegend aus Kalkbrocken, daneben viel Quarzgerölle. Feiner Lehm, geschlemmte Ziegelerde. Lehmfarbig plastisch. Reiner Serpentin- Verwitte- rungsboden, reich an Chlo- rit, grün von Farbe. Sehr weitgehende Zersetzung, die groben Glieder zerfal- len beim leisen Drücken. Fast humusfrei. Ganz u n- fruchtbar, kaum Kie- fern gedeihen. Schwemmland. Die Erde der amerikanischen Prai- rien hat nach mündlicher Mittheilung eines Ameri- kaners überhaupt die Be- schaffenheit und das An- sehen dieser Erde. Sie be- steht bis auf wenige Pro- cente aus Feinerde, welche letztere der Hauptmasse nach wiederum aus kleinen Quarzkörnern oder Füt- tern besteht. Nilschlamm aus einem Weizenfelde. Schiefrige Textur. In dünne La- mellenspaltbar. Zahlreiche Glimmerblättchen in der lehmfarbigen sonst ganz homogen erscheinenden Masse. 58 Die Chemie des Bodens. lu der uachfolgenden tabellarisclien Uebersicht über die Kesultate der Analyse sind die Böden in der Weise geordnet, dass sie bezüglich ihrer Absorptionsgrösse füi- Ammoniak eine aufsteigende Reihe bilden. Die Ab- sorptiousgrösse ist in CC. Stickstoff angegeben, welche 100 Grni. Feinerde 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Glüh-) Hygrosko;)isches Wasser . v.oriM^t ( Chem. gebundenes Wasser \eriust 1 jjmjjy, 1,20 0,50 2,10 1,50 0.10 2,40 150 5,00 0,00 1,77 4,70 2,34 1.38 1,52 1.41 2,10 2,08 2,63 1,20 0,30 2,40 1,80 3.47 1,35 1,58 2,52 1,50 Glühverlust Feinboden 3,80 4,00 96,20 96,00 6,.50 93,.50 8.81 91,19 4,31 6,81 3,90 96,10 6,62 93,38 5,60 94.40 Sulfat 100 0,00 0.30 0,10 100 0,00 0.06 0,04 100 0,00 spur 100 0,00 0.00 0,41 100 0,00 0,52 0,10 100 0,00 0,51 0,22 100 0,00 0,0S 0,06 100 0,00 0,00 0,69 100 0,00 Carbonat von \ ^Mkerde . . ) Magnesia . . 0,53 0,29 Carbonate 0,40 9.5,30 3 50 0,80 0,10 79,90 16,40 3.60 0,00 65,00 33,50 1.50 0,41 67,07 19,57 3,95 0,62 91,35 7,21 0,82 0,73 84.86 10.79 3.62 0,14 94.01 4.31 1.54 0,69 82,17 14,06 3.08 0,82 1 Kieselsäure Silicat 1 Sesquioxyde .... J Monoxyde 84,69 12,08 2,41 Silicat 99,60 97,80 1,80 8 99,90 97,90 2,00 8 100,00 96,20 3,80 22 99,59 94,12 .5,47 28 99,38 99,27 96,61 94,84 2,77 4,43 31 33 99,86 96,40 3,46 36 99,31 94,50 4,81 36 99,18 Kieselsäure -Thon Aufgeschlossene Basen Absorption: CC. Stickbtoff . . . . 97,00 2,18 38 Die bereits von Knop aufgestellte Eegel, dass mit der Menge der auf- geschlossenen Basen auch die Absorption im Allgemeinen zunimmt, findet durch vorstehende Untcrsuehungsergebnisse ihre Bestätigung, einzelne Ab- weichungen abgerechnet, deren Erklärung vorbehalten bleibt. Das Verhältniss der Absorption zur Menge der aufgeschlosseneu Basen ist in nachfolgender Tabelle berechnet. Um die Vergleichuug mit den Absoi'ptionszahlen anschaulicher zu machen, sind die Zahlenwerthe für die aufgeschlossenen Basen mit 10 multiplicirt worden. I. No. der Erden. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 II. Absorption 8 8 22 28 31 33 36 36 38 46 46 49 50 57 58 in. IV. Aufgeschlossene Verhältu. d. Zahlen unter Basen II. zu denen unter III. 18 1 : 2,25 20 1:2,50 38 1 : 1,73 55 1:1,96 28 1 : 0,90 44 1 : 1,33 35 1:0,97 48 1 :1,33 22 1 : 0,58 41 1 : 0,89 47 1 : 1,02 69 1 : 1,41 16 1 : 0,32 80 1:1,40 45 1 : 0,78 Die Chemie des Bodens. 59 in Form von Ammoniak absorbirt haben. (Siehe Artikel: Kuop's Methode der Bodenaualyse). Die Absorptions- Bestimmungen sind sämmtlich von Knop ausgeführt worden und vom Veif. aus: ,,Bonitirung der Ackererde" citirt. 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 2,10 1,40 2,29 0.60 0,95 1 1.20 3.12 4,54 3,82 2,67 6,45 3,23 2.10 4,41 0,65 1,30 3,70 0,00 3.40 3,70 2,43 6,80 1,00 6,80 5,80 2,00 6,20 3,91 1,20 4.74 5,20 1.75 0,60 0,40 12,43 0,77 1020 1,00 6,00 5,70 7,63 1,17 5,34! 3,2011,48 94,6ü j 96,80| 88,52 12.35 87,65 7,16 92,84 5.0Uj 9,53 95,00 90,47 14,60 85,40 14.00! 10,40 86,00 89,60 7,00 13,60! 17,20 14,.50 93,(X> 86,4UJ 82,80 85,-50 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 0,00 0,33 0,36 0,00 0,04 0,12 0,00 0,69 0,66 0,00 1,12 0,78 0,00 2,68 0,83 0,00 0,06 0,54 0,00 1,72 0,59 0 10 4,90 0,30 0,00 0,60 0,80 2,00 1,16 0,91 0.00 0,55 0,05 0,00 |l,20 0,20 6,60 1,20 1,30 4,00 0,28 0,69 0,16 1,35 1,90 3,51 0,60 2,31 5,20 1,40 2,07 0,60 1,20 7,80 4,28 82,83 12,58 3.90 87,10 9,00 3,74 72,45 20,79 5.41 78,99 17,19 1 92 74,58 19,46 2.45 77,90 18,30 3,20 81,19 14,87 1,63 79,30 14,00 1,40 69,30 28,00 1,30 68,32 22,99 6,62 78,50 18.60 2.30 46,00 19,60 33,20 77,00 13,.50 l,.iO 57,00 35,20 2,22 99,31 99,84 98,65 98,10 96,49 99,40 97,69 94,70 98,60 97,93 99,40 98,80 92,00 94,42 95,18 4,13 46 95,10 91,77 4,74 e;88 46 i 49 69,52 1,.58 50 88,48 8.01 57 94,90 4,50 58 92,43 5,26 70 85,50 9,20 75 87,10 11,50 78 89,94 7,99 80 91,40 8,00 100 72,00 26,80 104 82,70 9,30 105 81,00 13,42 135 I. II. III. IV. No. der Erden. Absorption Aufgeschlossene Verhältn. d. Zahlen unter Basen. II. zu denen unter III. 16 70 53 1:0,76 17 75 92 1:1,23n 18 78 115 1:1,47 19 80 80 1:1,00 20 100 80 1 : 0,80 21 104 268 1:2,58 22 105 93 1:0,89 2 3 13 5 IS 4 1 0,99 Die Zahlen unter II. zeigen zu denen unter UI. bestimmte, wenn auch nicht scharf ausgesprochene Beziehungen; eine fast absolute Ueber- einstimmung der zusammengehörigen Werthe in Columne II. und III. lassen die Böden No. 5, 7', 10, 11, 19 und 23 erkennen. Es sind das vier Schwemmböden und zwei Verwitterungsböden; alle zeichnen sich durch grosse Homogenität aus, sind meist fast reine Feinerde, befinden sich also in einem sehr gleichmässigen Zustand der Verwitterung. Der Verf spricht die Vermuthung aus, „dass die grössere oder geringere Uebereinstimmung zwischen Absoi-jition und aufgeschlossenen Basen im W^esentlichen davon abhängen wiixl, ob die unverwitterten Theilc der Feinerde und in letzter Linie die groben Bodcnglieder aus einem Material bestehen, was beim Verwittern eine chemisch und physikalisch mehr oder weniger homogene Masse bildet. Schwemmböden (.,Geröllböden" nach Knop) werden im All- gemeinen wahrscheinlich jene Uebereinstimmung eher zeigen, als Ver- witterungsböden; sie befinden sich wohl in den meisten Fällen in einem 60 Die Chemie des Bodens. gleichmässigeren Mischungszustaud, als letztere, sofern diese nicht aus einem Muttergestein entstanden sind, welches an sich sehr einfach zusammen- gesetzt war." Vergleicht man mit der iVbsorption nicht die aufgeschlossenen Basen allein, sondern die gesammte Differenz, w'elche man erhält, wenn* man den Kieselsäure -Thon von 100 abzieht, so findet in einzelnen Fällen eine grössere, in den übrigen zum Theil eine weniger gute Uebereinstimmung zwischen dieser ..Kieselsäure -Thon -Differenz" und der Absorption statt. Diese Differenz begreift ausser den aufgeschlossenen Basen nur noch die Carbouate in sich. Da die Carbonate aber nach Kuop's Versuchen keine Ammoniak -Absorption besitzen, so scheint diese Erscheinung im Wider- spruch mit der Thatsache zu stehen. Der Verf. glaubt darin eine Erklärung dafür zu finden, dass in den vorliegenden Fällen die vorhandenen Carbo- nate nicht ursprüngliche Bestandtheile des Bodens waren, sondern dass sie sich erst als Zersetzungsprodukt des Silicats aus den verwitternden Monoxyden des letzteren, unter Mithülfe der atmosphärischen Kohlensäure gebildet hätten, so dass die Uebereinstimmung besagen würde, die Absorption sei eine Function der Verwitterung im Allgemeinen, und die Menge der sich stetig durch Verwitterung des Silicats bildenden Carbonate könnten somit immerhin, wenn auch nur indirect, in Beziehung zur Grösse der Absoi'ption stehen. Eine Uebereinstimmung zeigt sich auch in vielen Fällen zwischen den Glühverlusten einerseits und den als Kieselsäurethon-Differenz bezeichneten Zahlen anderseits, insofern als im Allgemeinen ein hoher Glühverlust mit einer hohen Kieselsäure-Differenz Hand in Hand geht. Die practische Bedeutung der Gesetzmässigkeit dieser zweifellosen Be- ziehungen zwischen Absorption und aufgeschlossenen Basen für die Beur- theilung der Güte eines Bodens geht beim Vergleich der Absorptionsgrösse mit der erfahrungsmässig bekannten, grösseren oder geringeren Güte eines Bodens fast zweifellos hervor, wie folgende Beispiele lehren: Absorption. Aufgeschl. Basen. No. 1 Fast reiner Quarzsand .... 8 1,80 pCt. „ 2 Im Anfange der Verwittening stehen- der Grauwackenboden .... 8 2,00 „ ,, 6 Quadersandstein, Raps gedeiht gut Bodenclasse H. und IV 33 4,43 „ „ 8 Guter Weizen- und Kleeboden . . 36 4,81 „ „12 Sehr kleefähiger Raps- und Weizen- boden 49 6,88 „ „14 Boden erster Classe 57 8,01 „ „17 Russische Schwarzerde, Boden von anerkannt vortrefflicher Qualität . 75 9,20 „ „ 23 Nilschlamm, desgl 135 13,42 „ Der von Knop ausgesprochene Satz: „Erden von grosser Fruchtbar- keit haben eine hohe Absorption" findet durch die Arbeit des Verf. seine Bestätigung. Der Verf. bringt denselben in eine andere ihm treffender scheinende Form: „Erden von grosser Fruchtbarkeit sind solche, welche eine beträchtliche Menge aufgeschlossener Basen in ihrer Feinerde ent- Die Chemie des Bodens. 61 halten und in Folge dieses Gehalts eine hohe Absorption besitzen", oder: Erden von gi'osser Fruchtbarkeit befinden sich immer in einem weit fort- geschrittenen und günstigen Verwitterungszustande und zeigen in Folge dessen eine hohe Absorption. Ein Beispiel, in welchem hohe Absorption und hoher Gehalt an auf- geschlossenen Basen nicht mit grosser Fruchtbarkeit, sondern mit Unfrucht- barkeit verbunden ist, ist der Boden (No. 21) aus Böhrigen, ein reines Verwitterungsproduct des Serpentins. Hier ist die Schädlichkeit der Sub- stanz (der grosse Magnesia -Reichthum), welche die sonst günstige Be- schaffenheit des Bodens vollständig aufhebt. Nach den vonKnop gewonne- nen, hier bestätigten Resultaten — so fügt der Verf. hinzu — muss es einleuchten, dass in Zukunft die Fragen bei der Bodenanalyse wesentlich anders zu stellen sein werden, als früher. Glaubte man bei Einführung der Bodeuaualysen aus dem Gehalt an einzelnen Werthbestandtheilen auf die grössere oder geringere Güte eines Bodens schliessen zu sollen, so kam man bald davon zurück, weil man einsehen musste, dass eine Bauschana- lyse nichts nützen konnte. Ob ein Boden einen oder den anderen der werthvollen Pflanzen-Nährstoffe in grösseren Mengen enthält, darüber wird in den meisten Fällen schon die geologisch -mineralogische Untersuchung Aufschluss geben, auf welche in Zukunft gewiss ein besonderes Gewicht gelegt werden wird. Die in der Regel nur geringen Mengen von Kali, Phosphorsäure etc. quantitativ nachzuweisen, welche die Böden etwa ab- sorbiit enthalten, darauf kann es nicht ankommen, weil wir einen Maugel an solchen ja leicht (?) durch Düngung nachhelfen können, und weil deren Menge durch jede dem Felde entnommene Ernte wesentlich abgeändert wird, ebenso wie das ., schwefeis. ' 1 Ma^'ncsia . j 3.24 96,76 16,48 83,.52 | 9,8 90,2 — — 20 „ Gyps . . . 1 6,95 93,05 9,99 90,01 : 9,6 90,4 11,4 88,6 64 Die Chemie des Bodens. Bei Zusatz von kohlen- saurem Kali Bei Anwendung von Salpeter- jl schwefel- jj chorkaUuni saiu-em Kall saurem Kali gelöst VVUIUC absorb. gelöst absorb. 1 gelöst CUClJCll absorb. oxaiirs gelöst absorb. 250 Grm. Humusboden +20Gr.(NH4), CO3 . . 5,35 94,65 17,75 82,25 8,2 91,8 11,3 88,7 1 Liter kohlensaures Wasser . . 4,38 95,62 5,04 94,96 6,3 93,7 7,1 92,9 3,696 Grm. schwefelsaure Kali-Magnesia 10,98 89,07 15,71 84,29 6,1 93,9 — — 10 Grm. Kochsalz . . — — 9,10 90,90 3,6 96,4 4,6 95,4 Ohne Lösungsmittel, nur ' 1 Wasser . . 1 2,40 97,60 8,25 91,75 2,1 97,9 5,3 94,7 Die Zahlen der beiden vorstehenden Tabellen finden ihre Deutung in nachstehenden Schlussfolgerungen des Vert. 1) Die Absorption des Kalis aus zwei verschiedenen Kalisalzen ist verschieden, und die Grösse der Absorption von der Natur der Säure, an welche die Base gebunden ist, abhängig. Aus einer Lösung von Chlor- kalium absorbirt dasselbe Quantum Erde weniger Kali, als aus einer Lösung der äquivalenten Menge schwefelsauren Kalis. Vielleicht liegt der Grund hiervon zum Theil in der grösseren Affini- tät (grösseren Löslichkeit) des Chlorkaliums zum Wasser, im Vergleich zum schwefelsauren Kali; und aus einer Lösung von salpetersaurem Kali absorbirt der Boden wiederum weniger, als aus einer Lösung der äqui- valenten Menge kohlensauren Kalis. Die Grösse der Absorption des Kalis aus den verschiedenen Säuren stellt sich demnach in abnehmender Reihenfolge: '■'- ' schwefelsaures Kali, '• ' - kohlensaures „ Chlorkalium , salpetersaures Kali. 2) Daher '"'».nn man bei der Düngung mit Chlorkalium das Kali tiefer im Boden . ^. .iten, als durch Düngung mit schwefelsaurem Kali. 3) Dieses Verhältniss zwischen beiden Salzen wird dui'ch Zusätze anderer Salze und einer Anzahl der gebräuchlichsten Dünger nicht ver- ändert. 4) Die Verhältnisse der Absoi-ption des kohlensauren und salpeter- sauren Kalis werden durch Zusätze anderer Lösungsmittel folgendermassen verändert: a) Bei Anwendung von reinem destillirtem Wasser als Lösungsmittel hatte der Boden für kohlensaures Kali ein grösseres Absorptionsver- mögen, als für das salpetersaure Kali. b) Die meisten organischen Dünger erhöhten bei diesen beiden Salzen die Absoi-ption-, dies gilt vorzüglich für das salpetersaure Kali. c) Der Einfluss vieler Salze auf das Löslichwerden des kohlensauren Kalis ist ein viel grösserer, als auf das salpetersaure Kali. Die Chemie des Bodens. gg d. Demnach zeigen die beiden Salze ein verscMedenes (ziemlich ent- gegengesetztes) Verhalten gegen das Löslichwerdeu durch Düngemittel. Wähi'end die Löslichkeit des salpetersauren Salzes durch organische Düngemittel bedeutend vermindert wird, ist das Verhalten anderer Salze gegen das Löslichwerdeu desselben von keinem grossen Ein- fluss. Ich glaube für den letzterwähnten Umstand einige Erläuterung in der grossen Affinität der Salpetersäure zum Kali zu finden, vermöge deren dieses Salz den lösenden Einflüssen anderer Mineralsalze kräftiger wider- steht, und auch weniger den Umsetzungen mit anderen Salzen unterlegen ist. Das kohlensaure Kali erfährt durch organische Düngemittel eine ge- ringe Verminderung der Löslichkeit, wird aber durch Mineralsalze bedeutend löslich gemacht. 5) Mit Ausnahme des Chilisalpeters und des Kochsalzes haben bei der Düngung mit Chlorkalium alle die als Lösungsmittel bezeichneten Körper die Löslichkeit des Kalis in der Bodenflüssigkeit erhöht, demnach also die Absorption vermindert, und dieses gilt auch noch für Chilisalpeter bei der Düngung mit schwefelsaurem Kali. 6) Ausser deu schon erwähnten organischen Düngemitteln ist noch bei der Düngung mit kohlensaui-em "Wasser die Absorption des salpeter- sauren Kalis erhöht worden. Für das kohlensaure Kali trat eine vollständige Absorption durch Kochsalz ein; die organischen Düngemittel zeigten hier, wie schon er- wähnt, eine sehr geringe Steigerung der Absorption. 7) Das Knochenmehl hat eine ganz vorzügliche Wirkung auf die von der Feinerde absorbirten Körper. Ausser der bereits bekannten That- sache, dass es Phosphorsäure in Lösung überzuführen vermag, erfahren wir, dass es auch beträchtliche Mengen Kali vor der Absorption schützt. Als wahi'scheinliche Ursache dieses Verhaltens erscheinen zwei Processe, welche bei der VeiTS'esung des Knochenmehles auftreten. Einmal cutsteht durch Verwesung und Oxydation des Knochen^aweb s Kohlensäure und Ammoniak, ein ander Mal wird eine beträchtlicht ge Kalk von der Phosphorsäure der Knocheuerde losgetrennt. Diese beideu Processe müssen in der Erde eine schwach kohlensaure Lösung von salpetersaurem Kalk liefern. Da nun der Kalk auch von der Feinerde absc. -^ird, so mag unter den gegebenen Umständen, nämlich bei Einwirkung freier Kohlen- säure auf absorbirten Kalk und absorbirtes Kali zugleich, wegen der grösseren Löslichkeit des kohlensauren Kalis im Vergleich mit kohlen- saurem Kalk, auch mehi* Kali in Lösung übergehen, als Kalk, und somit das absorbirte Kali gewissermassen aus der Feinerde wieder durch Kalk verdrängt werden. Darauf, dass in der Tabelle die Wirkung des Knochenmehls so ausser- ordentlich die der übrigen Körper überwiegt, ist kein Gewicht zu legen; es liegt dieses darin begründet, dass vom Knochenmehl ein viel grösseres Quantum, als von den übrigen Köi-jiern in Anwendung kam. Gewiss ist aber, dass das Knochenmehl eines der wirksamsten Mittel ist, um ab- sorbirtes Kali und absorbirte Phosphorsäure wieder löslich zu machen und da es bei der Verwesung selbst Ammoniak und schliesslich Salpeter- säure liefert, so bereichert es die Bodeuflüssigkeit mit allen drei Werth- Jahresbericht. 1. Abtb. 5 66 Die Chemie des Bodens. bestandtheilen der Dünger, ein Factum, das, wie es mir sclieint, wohl zu beachten ist. 8) Nächst dem Knochenmehle stellt sich bei der Düngung mit schwe- felsaurem Kali und Chlorkalium die Wirkung des Humus am günstigsten; ohne Zweifel wirkt derselbe dadurch, dass er nachhaltig Kohlensäure er- zeugt. Füi' das salpetersaure Kali hat er hingegen bedeutend die Ab- sorption erhöht, sehr gering nur für das kohlensaure Kali. Das kohlensaure Wasser hat, wie der Versuch für schwefelsaures, kohlensaures Kali und Chlorkalium ausweisst, eine lösende Kraft für ab- sorbirtes Kali, diese ist aber gering aus dem Grunde, weil die Kohlen- säure aus dem Wasser bei der Berühinmg mit den zahllosen staubfeinen Partikeln schnell entweicht. Die Absoi-ption des salpetereauren Kalis ist jedoch durch selbiges erhöht worden. Die Wirkung des Humus in Verbindung mit kohlensaurem Ammoniak ist für schwefelsaures, kohlensaures Kali und Chlorkalium gering, hin- gegen für das salpetersaure Kali stellt sie sich als bedeutend heraus. 9) Der Chilisalpeter hat bei der Düngung mit kohlensaurem, schwe- felsaurem und salpetersaurem Kali bedeutend löslich gemacht. Bei der Chlorkaliumdüngung verschwindet seine Wirkung. 10) Das kohlensaure Ammoniak hat deutliche Wirkung gezeigt bei der Düngung mit kohlensaurem und schwefelsaurem Kali und Chlor- kalium; für das salpetersaure Kali hingegen eine bedeutend geringere. 11) Das Superphosphat zieht entschieden wesentliche Kalimengen aus der Feiuerde aus; stark waren seine Wirkungen bei der Düngung mit kohlensaurem und schwefelsaurem Kali und Chlorkalium, für das salpetersaure Kali wiederum geringer. 12) Der Gyps gab für Chlorkalium, kohlensaures und schwefelsaures Kali bedeutende Kalimengen ab; meine Resultate bestätigen hier ganz und gar diejenigen, welche Liebig, Deherain und Knop schon früher beim Gyps erhalten haben. Seine Wirkung wurde hingegen bei der Düngung mit salpetersaurem Kali fast Null. 13) Das ihm chemisch nahe vei-wandte Bittersalz zeigt deutliche Vermehrung für salpetersaures und schwefelsaures Kali , dagegen für das kohlensaure Salz eine weniger deutliche. 14) Das Kochsalz hat für alle vier Salze nur eine sehr geringe Wirkung, und da die directen Bestimmungen meiner früheren Versuche ausweisen, dass bei Kochsalzdüngungeu in der That die Mengen des schädlichen Chlormagnesiums vermehrt werden, so darf ich wohl meine schon damals ausgesprochene Ansicht um so bestimmter wiederholen, dass es als Hülfsdünger keine Bedeutung hat und leicht schädlich werden kann. Anm. Der Verf. des vorstehenden Artikels hat sich durch die in mildester Weise geübte Kritik des Eef. bei Mittheilung der ersten Arbeit im vor. Jahresber. ver- letzt gefühlt und darüber am Schlüsse der diesmaligen Abhandlung seinen Zorn zu erkennen gegeben, ohne im Wesentlichen auf das Thatsächliche einzugehen. Ref. hatte nicht die Richtigkeit der Zahlenergebnisse angezweifelt, sondern auf ein- zelne unerklärt gebliebene Umstände aufmerksam gemacht und sich gegen oJBfen- bare Rechnungsmängel gewendet, die auch diesmal wiederkehren. Z. B. lässt der Verf diejenige Kalimenge, welche er mit der als „Lösungsmittel" angewendeten „schwefeis. Kali-Magnesia" in den Boden gebracht, gänzlich ausser Betracht etc. etc. Die Chemie des Bodens. 67 Ueber die Bedeutung des Humus spricht sich gelegentlich .j^fHnmul der Mittheilung einer Analyse des Nilschlamms W. Knop aus^). Der untersuchte Nilschlamm, einem Weizenfelde des Nilthaies entnommen, bestand in einem lehmfarbenen Würfel, dessen Masse fest, scliieferartig abgesondert war und auf dem Schnitte rechtwinklich durch die Ebene der Schieferuug deutlich die Lagerung des Absatzes als dünne, parallele Streifen zeigte. Auf der Ebene der Schieferuug erkennt man mit blossem Auge zahh-eiche Glimmerblättchen. Das Ergebniss der Analyse (im vorigen Artikel bereits mitgetheilt), die nach der beschriebenen Methode des Verf. ausgeführt worden, war folgendes: A. 100 Gemchtstheile lufttrockner Nilabsatz enthalten: {5,70 hygroskopisches Wasser 7,63 chemisch geb. Wasser 1,17 Humus 85,5 Feinboden 14,50 B. 100,0 pCt. 100 Gewichtstheile Feinboden enthalten: 1) Chloride 2) Sulfate 3) Carbonate . 4) Silicate darin 0,00 1,30 4,00 0,28 57,00 35,20 2,22 94,42 Gyps . . f Kalkerde \ Magnesia. {Kieselsäure Sesquioxyde Monoxyde 100,00 Besondere Bestimmungen: 5) In verdünnter Salzsäure uulös- licher Theil der Silicate. .. 81,00 6) Aufgeschlossene Silicatbasen = 94,42 — 81,00 oder . . = 13,42 7) Absorption = 135 Frühere Analysen des Nilschlammes von Payen u. Pousot, Lajon- chere, Moser, Homer, Popp geben sämmtlich unter der Rubrik „Organisches" oder „Glühverlust" bedeutend höhere Zahlen für Humus als die vorstehende. Verf. vermuthet, dass iu ersteren das chemisch gebundene Wasser für Organisches mitgerechnet worden ist und dass Nilschlamm überhaupt wie die von ihm untersuchte Probe arm an Humus ist. Durch die Analysen einer Reihe von Feinerden und Bestimmung ihrer Absorptionsgrössen war K. zu den beiden Sätzen gelangt (S. oben S. 52): 1) Die Frachtbarkeit der Ackererden wächst mit der Abson^tion, d. h. Erden von grosser Fnichtbarkeit haben eine hohe Absorption, geringe Erden eine niedere Absoii)tion. 2) Die Absorption wächst mit der Zunahme der aufgeschlossenen Silicat- basen des Feinbodens. Aus der Verbindung der beiden Sätze ergiebt sich, dass die Güte ') Landw. Vers.-Stat. 1872. 15. 13. ßQ Die Chemie des Bodens. der Ackererden wesentlich eine Funktion des Verwitterungsprocesses ist, durch den die Silicatbasen aufgeschlossen werden. Diese Sätze treffen auch bei dem Nilschlanim zu, dessen Fruchtbarkeit Jahrhunderte laug bekannt ist. "Während Thär, Block, Koppe unter einer Erde erster Classe etwa einen humus- und kalkreichen Lehmboden verstehen, schliesst der Verf. auf Gniud des Vorstehenden und aus den Erfahrungen über die Er- nähning der Pflanze, dass die Factoren der Fruchtbarkeit sämmtlich in der chemischen Mischung und den physikalischen Eigenschaften der Mine- ralbestandtheile der Ackererde allein begründet liegen. Bezeichnet man die Summe aller in einer Ackererde enthaltenen Mineralbestandtheile, zum Unterschiede von der ganzen Ackererde mit dem Xamen „Ackerboden", so ist nach K. für einen Ackerboden erster Classe zu erklären: der kalkreiche, an Talkerdegesteinen ärmere, gut verwitterte Thon- boden. Mit der Zeit wü'd unter günstigen klimatischen Verhältnissen ein Boden erster Classe auch eine Ackererde erster Classe liefern, d. h. einen Ackerboden -[- Humus. "Wenn die Felder am Nil nicht alljährlich durch den Fluss über- schwemmt und aufgeweicht und mit einem neuen Absatz bedeckt würden, wenn sie in den übrigen Jahreszeiten, wenigstens seit der Tertiärzeit, immer den uöthigen Regen bekommen hätten, so würde — ist der Verf. über- zeugt — in ii'gend einer der frühereu Perioden der Erde schon eine üppige Wiesen- oder "Waldflora au den Ufern des Nils Platz gegiiffen und so viel Humus hier hinterlassen haben, dass die Ackererde am Nil vielleicht die humusreichste Erde unseres Planeten darstellen würde. Die Urfactoren der Fruchtbarkeit einer Ackererde haften nicht am Humus, sondern an deren Ackerboden. Der Humus ist kein Urfactor der Fruchtbarkeit, sondern bereits eine Function der Factoren der Frucht- barkeit des Ackerbodens. Hat eine Ackererde von Natur einen hohen Humusgehalt, so sagt diese Thatsache aus, dass ihr Ackerboden schon früher alle Eigenschaften besass, welche erforderlich sind, um reichlich zu tragen. In rein natur- wissenschaftlicher Beziehung ist also eine Ackererde von hohem Humus- gehalt einer solchen, die früher schon eine reichliche Ernte gab, gleich zu achten. Dieser Satz ist nur bezüglich der Moor- und Torfböden mit Vor- sicht aufzunehmen. Solche machten vorher den Untergrund von Sümpfen und Morästen aus und haben häufig nicht die Eigenschaften, nach dem Trockenlegen ohne Weiteres eine gute Ackererde zu hinterlassen. Dass nun eine zweckmässige Beimengung des Humus zu einem guten Ackerboden die beste Ackererde erzeugt, daran ist kein Zweifel und ebenso- wenig daran, dass die Felder am Nil, hätten sie einen stärkeren Humus- gehalt, einen noch höheren Piang bei der Classification erlangen ^\1irden, als sie ihu thatsächlich eiunehmen. Die Humus- Die natürlichen Humuskörper des Bodens und ihre land- Bodens. wirthschaftliche Bedeutung, von W. Detmer'). — Es ist bekannt, dass humushaltige Materialien bei der Behandlung mit Kalilauge einen Theil der ') Landw. Versuchsst. 1871. 14. 248. Die Chemie des Bodens. gO orgauisclieu Substanz au iliese abgeben und dass das so entstandene humus- saure Salz diu'ch viele Säuren, unter Abscbeiduug eines flocldgen Körpers — Humiusäui-e — zersetzt wird. Durch die Kalilauge werden die Humus- köii^er in unlösliches Humin und lösliche Huminsäure zerlegt. Was die letztere betrifft, so hat der Verf. sich vergeblich bemüht, auf diesem üblichen Wege der Darstellung reine Huminsäure zu erhalten. Aschenfrei sie zu gewinnen gelang zwar durch Abscheidung der Aschen- bcstandtheile (Kieselsäure, Kalk, Magnesia und Eisen) aus der ammoniaka- lischen Lösung durch Zusatz von Oxalsäure, Phosphorsäure und Schwefel- ammon; jedoch fi-ei von Stickstoff konnte sie auf diesem Wege nicht erhalteu werden. Die derart gewonnene Huminsäure enthielt noch 1,504 pCt. Stickstoff". Der Verf. neigte sich der Ansicht zu, dass der Stickstoff nicht zur Constitution der Huminsäure gehöre, und untersuchte von diesem Ge- sichtspunkt aus, ob derselbe in Form von Ammoniak vorhanden sei oder ob er einer besonderen stickstoffhaltigen Materie angehöre, die als Ver- um'einigung zugegen war. Beim Auflösen der stickstoffhaltigen Huminsäiire in Kalilauge war nicht die geringste Ent Wickelung von Ammoniak bemerkbar-, auch nach dem Abscheiden der Huminsäure aus dieser Lösung durch Chlorwasserstoff- säure war in der klaren Flüssigkeit Ammoniak durch das Nessler'sche Reagens nicht nachzuweisen. Beim Behandeln der Substanz mit bromirter Lauge ergab sich nur ein Stickstoffgehalt von 0,352 pCt. , während die directe Bestimmung einen solchen von 1,504 pCt. ergeben hatte. Da nun auch von anderen stickstoffhaltigen Körpern, z. B. Harnsäure, diu*ch bromirte Lauge ein Theil des Stickstoffs entbunden wird, so darf mau nicht aus dem theilweiseu Freiwerden von Stickstoff aus der um'einen Huminsäure auf die Gegenwart von Ammoniak schliessen. Der Verf. glaubt vielmehr bestimmt annehmen zu düifen, dass, entgegen der Ansicht Mulders, der Stickstoff in der Huminsäure in Form von Ammoniak nicht euthalten sei, sondern in Gestalt einer organischen Verbindung, welche die Huminsäure verum'einigt. Der Verf. versuchte nun auf verschiedene Weise den stickstoffhaltigen Kollier von der Huminsäure zu trennen. Bromirte Lauge zersetzte ent- weder, bei starker Concentration, die ganze organische Materie, oder sie eliminirte, im verdünnteren Zustande, nicht allen Stickstoff. Auch Anwendung von salpetrigsaurem Kali und Schwefelsäure war wirkungslos. Ebenso waren die Versuche, die Verunreinigung durch Zinkchlorid oder Alkohol abzuscheiden, erfolglos. Von besserem Erfolg war folgendes Verfahren. Zunächst wurde wieder huminsaures Ammoniak dargestellt, dann wurden, wie oben be- sehrieben, die Aschenbcstandtheile ausgeschieden und darauf die Humin- säure durch Salzsäure gefällt. Dieselbe wurde, nachdem sie mit Wasser ausgewaschen, mit Kalilauge gekocht, um jede Spur von Ammoniak zu entfernen, dann wieder ausgeschieden, ausgewaschen und nunmehr in einer Lösung von doppelt kohlensaurem Natron gelöst, ^Nieder mit Chloi-wasser- stoffsäure ausgefällt, ausgewaschen, dann abenuals in doppelt kohlem'aurem Natron gelöst, wieder abgeschieden und gut ausgewaschen. Der Nieder- 70 Die Chemie des Bodens. 1 Kohlenstoff . . 59.57 Wasserstoff . . 4,51 Sauerstoff . . — schlag wurde nun mit Phosphorsäiire gekocht, darauf ausgewaschen und mit Salzsäure gekocht, dann zunächst mit Wasser, dann mit Alkohol (um etwa vorhandenes Harz zu entfernen) und zuletzt nochmals mit Wasser ausgewaschen und endlich getrocknet. Die so gewonnene Huminsäure ent- hielt noch 0,79 pCt. Stickstoff. Etwa 30 Grm. der nicht getrockneten, so gewonnenen Huminsäure ^rde nun mit 4 Liter Wasser 8 Stunden lang gekocht, die intensiv gefärbte Lösung abfiltriit und die gelöste Huminsäure durch Ansäuern mit Chlorwasserstoffsäure abgeschieden. Diese Huminsäure enthielt nur 0,179 pCt. Stickstoff. Die Elementaranalyse von auf die beschriebene Weise und zwar aus Jessbecker Torf (1 u. 2), aus einer humusreichen Erde aus Texas (3) und aus einer Erde aus der Gegend von Leipzig (4) dargestellter Humin- säure ergab folgende Zusammensetzung ^) : Gefunden: Berechnet: 2 3 4 59,68 60,03 59,71 50,74 4,81 4,27 4,86 4,48 — — — 35,78 Der Verf. hält die gefundenen Zahlen in genügender Weise über- einstimmend mit dieser Berechnung, welche der Formel: C20 H9 O9 entspricht. Das bei 100" C. getrocknete Sübersalz, welches dargestellt worden war, indem man eine Lösung von huminsaurem Ammoniak durch salpeter- saures Silberoxyd fällte, enthielt in 1,084 Grm. 0,454 Gnn. Silber {=z 41,88 pCt.). Daraus ergiebt sich das Aequivalent der Huminsäure = 151,1. Legt man die berechnete Zahl 150,75 zu Grunde, so ist die Aequivaleutformel = Ceo H27 O27, oder den neueren Principien ent- sprechend: Ceo H54 O27. Eigenschaften der Huminsäure. Die Huminsäure stellt eine glänzende schwarze amorphe Masse von glänzendem Bruche dar, die an zerschlagenen Obsidiau erinnert. Zerrieben ist sie braun. Frisch gefällt ist sie voluminös und enthält 91,7 pCt. Wasser. Die Löslichkeitsverhältnisse sind von eigeuthümlicher Art. Lufttrockne Huminsäure ist in Wasser bei gewöhnlicher Temperatur unlöslich. In fein- gepulvertem Zustande 3 Stunden lang mit 500 CC. Wasser gekocht wurden 0,037 Grm. gelöst (als bei 120 " getrocknete Huminsäure ge- wogen). 13784 Gewthl. kochenden Wassers lösen hiernach 1 Gewthl. Huminsäure auf. Löslicher ist die fi'ischgefällte, wasserhaltige Säure; es löst sich davon umsomchr. je wärmer das Wasser ist. Verf. digerirte je 4 Grm. der Säure mit 200 CC. Wasser 5 Stunden lang und zwar bei 6 •', 18", 50" u. 100" C. Je 25 Grm. der Lösungen eingedampft und bei 120" getrocknet ergaben 0,003, 0,007, 0,021 und 0,040 Grm. Rückstand. M 120"' C. zeigte sich als die passendste Temperatm' zum Trockueu der Huminsäure behufs der Elementaraualyse. Die Chemie des Bodens, 71 Hiernach ist 1 Gewichtstlieil Huminsäure in wasserhaltigem Zustande löslich in 8333 Gewthl. Wasser bei 6 « C. * 3571 „ „ „ 18 0 C. 1190 „ „ „ 50« C. 625 „ „ „ 100 0 C. Bemerkensweith ist der Umstand, dass sich aus einer Lösung, die bei höherer Temperatur entstand, nichts von der Huminsäure abscheidet. Salzsäure, Schwefelsäure und verdünnte Salpetersäure lösen nur Spuren. Phosphorsäure reichlicher. In Aether ist die Huminsäure bei jeder Temperatur unlöslich. Alkohol löst beim Kochen etwas. Lösungen von Chlornatrium, Chlorkalium und salpetersaurem Kali lösen weit weniger Huminsäure, als reines Wasser zu lösen vermag. Huminsaures Ammoniak erhält man durch Auflösen der Säure in Ammoniak und Verdunsten der Lösung im Wasserbade zur Trockne. Das Salz stellt eine amorphe, glänzende schwarze Masse dar. 1 Theil huminsaures Ammoniak löst sich in 2,2 Tbl. Wasser. Der Ammoniak- gehalt des Salzes ergab sich zu 8,005 pCt; die Formel des Salzes ist demnach Ceo H48 (NH4)6 O27. Ein Doppelsalz, in welchem ein Theil des Wasserstoffs der Humin- säure durch Calcium, ein anderer durch Ammonium substituii't ist, erhielt Verf. beim Yermischeu von einer Lösung des Ammoniaksalzes mit einer Lösung von Chlorcalcium. Dasselbe entliielt 8,58 pCt. Calcium und 2,41 pCt. Ammoniak, woraus der Yerf die Formel Ceo H46 Cas (NH4)2 O27 ableitet. Ein Theil dieses Doppelsalzes löst sich in 3125 Theilen Wasser. Beim Vennischen einer Eisenchloridlösung mit huminsaurem Ammoniak erhielt der Verf eine Doppelverbiudung von der Formel Ceo H46 Fez (KH4)2 O27 mit 2,51 pCt. Ammoniak und 8,16 pCt. Eisen. Diese Ver- bindung löst sich in 5000 Tbl. Wasser von 19 0 C. Aehnliche Verbindungen, sämmtlich eine amoi-phe, schwarze glän- zende Masse darstellend, liesseu sich mit Magnesium, Zink, Kupfer etc. herstellen. Eine nach gleichem Verfahi-en, wie bei der Huminsäure aus schwarzem Torf, aus hellbraunem Toif dargestellte Säure erwies sich mit der Humin- säure identisch. Der hellbraune und der schwarze Torf hinterlassen nach dem Er- schöpfen mit Kalilauge und Digestion mit verdünnter Salzsäure einen glänzenden, lederartigen Köqier. Für diesen, „Humin" genannten, aschen- frei gedachten, bei 120 0 C. getrockneten Körper fand der Verf. nach- stehende procentische Zusammensetzung: aus schwarzem. aus braunem Torf Kohlenstoff .... 55,23 52,14 Wasserstoff. ... 6,31 7,03 Sauerstoff .... 37,45 40,19 Stickstoff .... 1,01 0,64 Um zu sehen, welchen Einfluss die fortschreitende Zersetzung auf die 72 Die Chemie des Bodens. Zusammensetzung des Humus hat, führte der Verf. cü-ei Analysen mit Jess- becker Torf aus und zwar ist No. 1 brauner Torf von der Oberfläche, No. 2 fast schwarzer Torf, 7 Fuss tief entnommen, No. 3 ganz schwarzer Torf, 14 „ „ „ Bei 1 waren die Pflanzem-este noch deutlich zu erkennen, No. 2 u»d 3 repräsentirten eine mehr homogene Masse. Die bei 120" getrockneten Proben enthielten (aschefi-ei) Xo. 1. No. 2. No. 3. Kohlenstoff . . 57,75 pCt. 62,02 pCt. 64,07 pCt. Wasserstoff . . 5,43 „ 5,21 „ 5,01 „ Stickstoff . . 0,80 ., 2,10 „ 4,05 „ Sauerstoff . . 36.02 „ 30,67 „ 26,87 „ Asche. . . . 2,719 pCt. 7,423 pCt. 9,164 pCt. Die Torfe werden hiernach bei fortschreitender Zersetzung immer reicher an Asche, sie werden relativ stickstoffreicher, indem sich die stick- stoffhaltigen Köi'per langsamer zersetzen, als die stickstofffreien, und sie werden relativ reicher an Kohlenstoff, indem sich die Elemente des Wassers reichlicher als dieser abtrennen. Mit dem Humus als Ganzes betrachtet stellte der Yerf. nachstehende Versuche an. 1) Die Löslichkeit des Humus betreffend. — Eine durch Verwesung abgefallener Tannennadeln und darauf wachsender Haidekräuter an Humus reiche Erde (mit 23 pCt. Glühverlust) wurde benutzt zur Be- stimmung der Löslichkeit des sich darin befindenden Humus und der leicht löslichen Mneralstoffe. 250 Grm. der Erde wurden mit 500 CC. dest. Wassers gekocht, filtrirt, das Eil trat zur Trockne verdampft und bei 120*^0. getrocknet. Eine gleiche Menge Erde wurde mit 500 CC. Wasser bei gewöhnlicher Temperatur 24 Stunden lang digerirt, filtrüt und das Filtrat wie bei vorigem Versuch behandelt. Diese hier verwandte Erde wurde nun noch fünfmal hintereinander aiif die gleiche Weise mit je 500 CC. Wasser ausgezogen. Je 500 CC. lösten auf diese Weise Organische Substanz Mineralstoffe a) beim Kochen 0,305 Grm. 0,117 Grm b) bei gewöhnl. Temp. 1. Ausz. 0,071 „ 0,069 „ 3. „ 0,076 „ 0,075 „ 3. „ 0,064 „ 0,050 ., 4. „ 0,032 „ 0,041 „ 5. „ 0,031 „ 0,039 „ 6. „ 0,029 „ 0,031 „ Der einmalige heisse Auszug löste hiernach ebensoviel organische Sub- stanz als die sechsfache Menge kalten Wassers. 2) Die wasserhalteude Kraft des Humus betreffend. — Ver- schiedene Gemische aus reineni (juarzsande und schwarzem Torf (No. 3) dienten zur Beantwortung der Frage in wieweit die wasserhaltende Kraft mit dem Hurausgehalte der Gemische zunimmt. Die Chemie des Bodens. 73 Die Resultate sind in folgender Tabelle enthalten. 1 Bestandtheile der Gemische Ton den Gemischen anfgeuommenes Wasserhaltende Kraft der Ge- j Sand Torf Wasser - Quantum Grm. mische No. 1 ■■ 1 Procent | Grm. Procent Grm. Sand = l 1 100 50 12,2 1 2 80 40 20 10 24,0 1,97 3 60 30 40 20 42,0 3,50 4 40 20 60 30 71,7 5,88 5 20 10 80 40 99,1 8,12 6 — 100 50 114,4 9,38 Für den Erweis, dass die wasserhalteude Kraft der Erde mit dem Humus- gehalte zunimmt, hätte es wolil keiner hesonderen Versuche bedurft. Man hätte aber erwarten dürfen, dass in diesem Versuche diese Zunahme in geradem Ver- hältniss zu dem Humusgehalt stände; im Gegentheil war aber die Zunahme eine sehr unregelmässige. Das ergiebt sich am sichthchsten , wenn man die wasser- haltende Kraft des Turfes (unter Berücksichtigung der des Sandes) für jeden einzelnen Fall berechnet. Dieselbe war bei 2 3 4 5 6 142,4 173,4 222,7 241,6 228,8 pCt. D. Ref 3) Die Absorptionsfähigkeit des Humus für Ammouiakgas betr. — Dazu dienten wie vorher Gemische von reinem Saud und Torf, welche in eine 61 Cm. lange Röhre gebracht wurden. Auf der einen Seite war diese Röhre mit eiuem Kolben verbunden, der je 100 CC. käufl. AmmoniakÜüssigkcit enthielt-, auf der anderen Seite mit einem Kolben, der Schwefelsäure von bekanntem Gehalt enthielt. Mittelst eines Aspirators wurden durch diesen Apparat in einem gleichmässigen Strom innerhalb 15 Stunden je 30 Liter Luft geleitet, die zuerst die Ammoniakflüssigkeit, dann das Erdgemisch und schliesslich die Schwefelsäure passiren musste. Es wurden je 100 CC. verd. Schwefelsäure vorgelegt, die 14,76 Grm. Schwefelsäure enthielten. Nach Beendigung des Versuchs wurden 50 CC. derselben bis zu 250 CC. verdünnt und dann 50 CC. = 7^ davon (= 1,476 Gi-m. SO3) mit Natronlauge neutralisirt. Solche 50 CC. der Säure beduiften 20,15 CC. der Natronlauge. Bei eiuem Vorversuch, bei welchem die ammoniakhaltige Luft durch die leere Röhre geleitet wurde, genügten 14.4 CC. Die bei dem verschiedenen Versuchen zum Neutra- lisiren der vorgelegten Säure nöthigen Mengen Natronlauge benutzte der Verf. als Massstab für die Ammoniakabsorption. Folgende Tabelle giebt die Resultate der Untersuchungen, wobei noch zu bemerken ist, dass immer nur ^/lo der vorgelegten Schwefelsäure zum Titriren benutzt wurde, in der That demnach zehnmal mehr Ammoniak in Rechnung zu bringen ist. 74 Die Chemie des Bodens. Bestandtheile der Gemische Zur Neutralisatiou knntzte Mengen IVatronlauge in OC. Absorbirtes Ammoniak in Grm. Je 100 Gramm Sand Torf Torf absorbirten Ammoniak No. pCt. Grm. pCt. Grm. Grm. 1 100 50 — 14,7 0,093 — 2 90 45 10 5 15,0 0,187 2,06 3 80 40 20 10 15,4 0,311 2,37 4 70 35 30 15 16,5 0,654 3,80 5 60 30 40 20 17,6 0,996 4,70 6 50 25 50 25 17,9 1,090 4,18 7 40 20 60 30 18,1 1,152 3,72 8 30 15 70 35 18,4 1,245 3,48 9 20 10 80 40 18,7 1,339 3,30 10 10 5 90 45 19,2 1,494 3,30 11 — — 100 50 19,9 1,712 3,42 Von Ref. berechnet i US dev ganzen Menge Schwelelsäure. Humus und Pflanzen- Ernährung, Untersuchungen über die Rolle der organischen Boden- bestandtheile hei der Ernährung der Pflanzen. Von L. Gran- de au ^). — Der Verf. beschäftigte sich mit einer ausführlichen Unter- suchung der russischen Schwarzerde, welche ihm aus Uladowko (Podolien) zugegangen war, und kam zu der Ansicht, dass die chemische Zusammen- setzung dieses Bodens, wie sie sich nach den gewöhnlichen Untersuchungs- methoden ergeben habe, keine genügende Rechenschaft über den Grund seiner dauernden Fruchtbarkeit gäbe. Nach dem Verf. verdankt die russische Schwarzerde wahrscheinlich ihre Fruchtbarkeit einer eigenthüm- lichen Verbindung der organischen Materie mit Kieselerde, Phosphor- säure, Eisen, Kalk und Magnesia. In dem Boden, aller Wahrscheinlich- keit nach mit alkalischen Erden verbunden, wird diese zusammen- gesetzte Substanz weder durch Wasser, noch durch saure oder alkalische Flüssigkeiten entfernt. Wenn mau aber jene Verbindung durch Behandeln der Erde mit schwacher Säure zersetzt, gelingt es, dieselbe zu isoliren. Der Verf. behandelte also den Boden mit einer schwachen Säure, ent- fernte den Säureüberschuss durch Auswaschen mit Wasser in einem Ver- drängungsapparat, tränkte den Boden darnach mit Ammoniak und erschöpfte ihn durch wiederholtes Waschen mit ammoniakalischem Wasser. Hierbei löst sich die schwarze Substanz, der Boden entfärbt sich vollständig, gleich- zeitig erfährt er in seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften beträchtliche Veränderungen. In der duukelbraungefärbten Lösung sind durch die gewöhnlichen Reactionen weder Phosphorsäure, noch Eisen, Magnesia, Kalk oder Kieselerde nachweisbar. Zur Trockne verdampft giebt sie einen glänzend schwarzen, spröden, in Alkalien löslichen Rück- stand, der verbrannt eine roth gefärbte Asche giebt. Die Färbung und 1) Compt. rend. 1872. 74. 988, Die Chemie des Bodens. "VX das Gewicht derselben variivt nach der Natur des Bodens, aus welchem sie stammt. Der Verf. erhielt z. B. 2 bis 60 pCt. Asche. Behandelt mit Salpetersäure löst sich die Asche theilweise; der lösliche Theil besteht aus Phosphorsäure, Eisen, Mangan, Kalk, Magnesia und Kali-, der unlös- liche Theil, zersetzbar durch Schwefelsäure, besteht aus Eisensilicat und ein wenig Kalksilicat. Wie mau sieht, sagt der Verf., löst in gewissen Fällen das ximmoniak aus dem Boden die Phosphate des Eisens und des Kalks, die Magnesia und die Kieselerde in dem Zustand einer Verbindung, welche die Chemie bis jetzt unfähig ist zu reproduciren. Die Schwarzerde, welche der Verf. aualysirte, enthielt 0,2 pCt. Phos- phorsäure, davon sind 0,16, also 80 pCt. derselben, im Zustand der frag- lichen Verbindung. Dieselbe ergab aus 1000 Grm. 42 Grm. jener schwar- zen Substanz, welche zur Hälfte, 21 Grm., aus Mineralstolfen bestand. Es bedarf nicht der Anwendung einer starken Säure, wie die Salz- säure ist, um jene Substanz in Freiheit zu setzen, eine Lösung von Oxal- säure genügt dazu; diese letztere ist unfähig den in jener Verbindung be- findlichen Kalk zu fallen. Kohlensäure wurde ohne Erfolg angewendet. Dagegen erwies sich kohlensaures Ammoniak wirksam, indem es nach- einander die Rolle der Säure und die Rolle der Base gegen jene orga- nische Verbindung spielt. Das Carbonat wird zersetzt, seine Kohlensäure fixirt den Kalk, welcher die schwarze unlösliche Materie des Bodens ab- giebt-, das fe'eigewordene Ammoniak löst die vom Kalk isoliite schwarze Substanz, der Boden entfärbt sich und man erhält dieselbe Lösung wie bei vorheriger Behandlung des Bodens mit Säure. Verf. hält hiernach das kohlensaure Ammoniak flu" das wahre natürliche Lösungsagens für die im Boden in jener Verbindung vorhandenen mineralischen Stoffe und hebt hinzufügend als besonders wichtigen Umstand hervor, dass Stallmist, ebenso behandelt wie Erde, eine Lösung giebt, die in allen Punkten der ammoniakalischen Lösung von Schwarzerde vergleichbar ist. Zur Prüfung der Frage, wie sich diese Lösung bei der Ernährung der Pflanzen verhält, stellte der Verf. zunächst folgenden Versuch an. In das innere Gefäss eines Dialysator wurde eine Lösung der schwarzen organischen Materie, welche letztere auf das Trockengewicht derselben be- zogen 53 pCt. Asche hinterliess, gebracht. Nach 36 Stunden wurde die äussere Flüssigkeit (destillirtes Wasser), welche vollkommen farblos ge- blieben war, eingedampft und der Rückstand untersucht; dieser letztere, welcher kohlige Materie nicht enthielt, bestand aus denselben Mineral- stoffen, welche die schwarze Bodenlösung enthielt. Die Flüssigkeit des inneren Gefässes verdunstet, der kohlige Rückstand verbrannt, ergab nur 8 pCt. Asche, 85 pCt. der ursprünglichen Menge der mineralischen Elemente waren durch die Membran gegangen. Der Verf. vermuthet darnach, dass die in Rede stehenden mineralischen Stoffe sich in einem fiü- die Pflanzen direct assimilirbaren Zustande befinden und dass die organisclic Substanz des Humus nicht absorbirt wird, sondern im Boden bleibt. Der Verf. folgert schliesslich; 76 Die Chemie des Bodens, 1) dass (lie fruchtbaren Böden mineralische Nährstoffe in einer Form enthalten, wie sie der Stallmist darbietet; 2) dass die Fruchtbarkeit eines Bodens eng verknüpft ist mit dem Reich- thum au mineralischen Stoffeu, welche an organische in Ammoniak lösliche Materie gebunden sind; 3) dass die organischen Substanzen in der Natur das Vehikel der mine- ralischen Nährstoffe sind, welche sie dem Boden entziehen, um sie in einer dii-ect assimilirbaren Form den Pflanzen wurzeln darzubieten. Im Verfolg seiner Untersuchungen prüfte der Verf. die von ihm gemachten Erfahrungen an vier in ihrem Fruchtbarkeitszustande sehr ver- schiedenen Böden nach der oben mitgetheilten Methode ^). Die unter- suchten Böden waren: 1) Russische Schwarzerde aus Uladowka, aus einem innigem Gemisch von feinstem Quarzsand mit einer reichlichen Menge schwarzer hu- moser Substanzen bestehend. Der Sand bildete 95 pCt. des geglühten Bodens; Thon enthielt er nur 4pCt. Der Boden, welcher noch nie Dünger empfangen, trägt noch alljährlich die reichsten Ernten. 2) Liasboden aus der Gegend von Luneville, dessen chemische Zu- sammensetzung nicht wesentlich von der des vorigen abweicht, der aber obwohl ebenso reich an Phosphorsäure; wesentlich reicher an Kali als die vorige Erde, dennoch zur Erhaltung seiner Fruchtbarkeit einer stets erneuten Düngung bedarf. 3) Moorboden, vollständig unfruchtbar ohne Anwendung von Dünger; sehr fruchtbar dagegen unter dem Einfluss beträchtlicher Dünger- gaben. Er enthält reichliche Mengen organischer Substanzen, da- gegen Phosphorsäure in nur sehr geringen Mengen, Kali nur spuren- weise. 4) Sandsteiuboden aus den Vogesen, mit Tannen bewachsen. Seine physikalische und chemische Beschaffenheit macht ihn für jede andere Cultur ungeeiguet. Er besteht aus Sandsteintrümmern, welche kaum durch die Zeit und die Einwirkung der Vegetation eine irgend be- merkeuswerthe Zersetzung erlitten haben. Obwohl arm an minera- lischen Nährstoffen und organischen Bestandtheilen und trotz geringer wasserhalteuder Ki-aft gedeihen dennoch die Tannen gut darauf. Je nach Ai-t der Pflanzen, welche auf den genannten vier Böden wachsen, ist die Bodenschicht, welche von der Cultur in Anspruch ge- nommen wird, verschieden tief. Hiernach berechnet der Verf. füi' den Liasboden und die russische Schwarzerde, welche beide dem Getreidebau dienen, eine Tiefe von 0,15 m., für den dem Rübenbau dienenden Moor- boden 0,60 m. und füi- den Waldboden 0,40 m. Es lässt sich hier- nach selbstverständlich auch die Gesammtmenge an einzelnen Boden- bestandtheilen fifr ein Hektar der einzelnen Böden, nach Massgabe der Tiefe ihrer bearbeiteten Schicht, annähernd berechnen. Eine solche Rechnung hat Verf. ausgeführt und gefunden: •) Nach dem Central-Blatt für Agriculturcbemie u. ratiou. Wkthschaftsbetr. V. R. Biedermann 1872. Aus d. Joura. d'agric. prat. 1872. 581 u. 685. Die Chemie des Bodens. yy Waldboden Li^sboden Russ. Erde Moorboden der Vogesen Pro Hektar Tonnen i) Tonnen Tonnen Tonnen Gesammtmenge der verbrenn- licheii Substanz .... 183,550 202,950 128,230 1123,200 Durcb Ammoniak extrahirte Substanz 6,250 17,350 75,850 11,230 Gewebt derAscbe dieser Sub- stanz 5,160 2,250 39,000 0,002 Gewicht der Phospborsäure dieser Asche 0,263 0,155 3,150 Spuren Gesammtpbospborsäiu-e . . . 1,030 3,870 3,940 0,110 Kalk 0,970 1,660 9,391 266,000 Magnesia • . . 1,040 7,560 0,975 21,000 Kali 1,380 20,850 4,587 Spuren Verf. hat blos die au organische Substanz gebundene Phosphorsäure als einen der wichtigsten Nährstoffe hier aufgeführt und leitet aus den vorstehenden Zahlen folgende Schlüsse ab: 1) Ein Boden, welcher ohne Düngung 20 Hektoliter Cerealien pro Hektar giebt, enthält auf 3,940 Kilogramm Gesammtphosphorsäure 3,150 Kilo in dem, vom Verf. als assimilirbar bezeichneten Zustande, während der durch Düngung erst fruchtbar werdende Boden von der Ge- sammtmenge von 3,870 nur 0,153 in diesem Zustande enthält. 2) Der Moorboden bezieht seine Phosphorsäure und sein Kali lediglich aus dem Dünger; sein Reichthum an organischen Substanzen hat wahrscheinlich nur die Wirkung, die ihm zugeführten Düngemittel sehr rasch assimilirbar zu macheu; ohne Zufuhr von Phosporsäure und Kali bleibt er unfruchtbar. 3) Die organo-mineralische Substanz aus dem scheinbar ärmsten Boden (Waldboden) ist verhältnissmässig sehi* reich an Mineralsubstanzen (82 pCt.) und enthält mehr als ein Viertel der Gesammtphosphor- säure des Bodens. Warum der Boden trotzdem so wenig fruchtbar ist, dass er nur Tannen zu tragen im Stande ist, darüber geben die vom Verf. mitge- theilten Zahlen keinen Aufschluss. Unter Zugrundelegung der auf den verschiedenen Böden angewandten Fruchtfolgen und der daselbst erzielten Ernten berechnet Verf., wie viele Jahre die verschiedenen Böden ohne Anwendung von Düngung fruchtbar bleiben würden. Für die russische Schwarzerde berechnet er 400 Jahre, für den Liasboden dagegen nur 15 Jahre und da überdies ein Boden be- kannter Massen immer einen beträchtlichen Ueberschuss an den nöthigen Nährstoffen enthalten muss, um fruchtbar zu bleiben, so meint er, dass die Fruchtbarkeit dieses Bodens wahrscheinlich sofort nachlassen würde, wenn die Düngungen eingestellt würden. Der Moorboden beweist schon durch seinen äusserst geringen Gehalt an Kali und Phosphorsäure, dass er ohne Düngung nicht im Stande wäre, Eniten zu liefern, während Verf. in seinem grossen Reichthume an orga- ') Eine Tonne = 1000 Kilo. 78 Die Chemie des Bodens. nisclien Substanzen die Erklärung für die grosse Fruchtbarkeit bei ge- nügender Anwendung von Düngung findet; diese ersteren sollen sofort die zugeführteu Mineralsubstanzen in die geeignete, assimilirbare Form über- führen. Der Waldbodeu, der eine grosse Anzahl starker Tannen im Laufe der Zeit zu produciren im Stande war, zeigt eine ziemliche Menge assimilir- barer Mineralsubstanzen-, Verf. erldärt die lang andauernde Fruchtbarkeit der Waldböden nicht nur aus dem geringen jährlichen Bedarf der Wald- bäume an Mineralstoffen, im Vergleich zu den jährigen Pflanzen, sondern auch aus der steten Bereicherung derselben an assimilirbareu Miueral- substanzen, welche durch die fortwährende Zufuhr an organischen Besten veranlasst wird. Eine ähnliche Erklärung hat man dieser Beobachtung schon bisher gegeben; man glaubte sich die Wii-kung der organischen, in Verwesung begriffenen Reste aber durch die Bildung von Kohlensäure und Anmioniak, resp. Salpetersäure erklären zu sollen, welche auf die Mineral- substanzen des Bodens zersetzend und lösend wirken. Den Werth des Stalldüngers sowohl, wie die hervorragende Wirkung, welche die Stassfurther Salze vielfach auf den Moorböden Deutschlands hervorgebracht haben, erklärt Verf. gleichmässig aus dem Vorhandensein, bezw. der Bildung jeuer eigenthümlichen organo - mineralischen Substanz, die er als die Nahrung der Pflanzen ansprechen zu dürfen glaubt und er spricht sich schliesslich dahin aus: „dass im Allgemeinen und alles Uebrige gleichgesetzt, ein Boden um so fruchtbarer, je reicher er an jener organo- miueralischen Substanz ist". Zur Prüfung dieser Ansicht stellte Verf. vergleichende Vegetations- versuche an ^), zunächst mit der russischen Schwarzerde. Nach Ansicht des Verf. muss mit der Extraction jener organo-mineralischen Substanz der für die Ertragsfähigkeit wichtigste Antheil der mineralischen Nährstoffe dem Boden entzogen und die zurückbleibende extrahirte Erde unfinichtbar werden, selbst wenn ihr beträchtliche Mengen von Phosphorsäure etc. im „unorganischen Zustande" verbleiben. Er behandelte deshalb zum Zweck des Versuchs eine Portion Erde 0,5 Kilo zuerst mit verdünnter Salzsäure (pro Liter 10 CC. conc. Säure) und darauf, nach Auswaschen mit Wasser, mit ammoniakhaltigem Wasser, um die organo-mineralischen Ver- bindungen zu extrahireu. Die so behandelte, fast vollständig weiss er- scheinende Portion Erde (497 Grm. trocken) wurde in einen Blumentopf gefüllt. Ein gleicher Topf w^irde mit lufttrockner, in natürlichem Zustande sich befindlicher Erde (469 Grm.) gefüllt. Die wasserhaltende Kraft des ursprünglichen Bodens betrug 53,5, die des extrahirten 49,7 pCt. Beide Töpfe wurden mit je 3 Erbsen besät, von denen je 2 immer alsbald nach dem Aufgehen entfernt wurden, so dass nur in jedem Topf eine Pflanze verblieb. Die Erbse in der urspi-ünglichen Erde entwickelte sich in jeder Beziehung kräftig und normal, kam zm- Blüthe und mclu-ere der ent- wickelten Blüthen setzten auch Flüchte an. Die Erbse in der extrahirten Erde dagegen entwickelte nur wenig Blätter, die alsbald wieder vertrock- neten und abfielen, die Axeusprossen erschienen krankhaft, ihre ganze ») Ibidem 1872. 1. 331. bezw. 1872. 577. Die Chemie des Bodens. yg Entwicklung war durchaus gehemmt, die Pflanze kam nicht zur Blüthe und starb schliesslich ab. Trotz einer im Uebrigen ganz gleichmässigen Behandlung zeigten die beiden Pflanzen einen so verschiedenen Verlauf der Vegetation, der sich bis auf eine sehr ungleiche Entwicklung des Wurzelsystems erstreckte und überdies in einem wesentlich verschiedenen Aschengehalte der geernteten Pflanzen zum Ausdruck kam. Während nämlich der Aschengehalt der kümmerlich entwickelten Pflanze auf der extrahirten Erde ganz unbedeutend war, lieferte die andere Pflanze eine beträchtliche Menge Asche. „Es ergiebt sich hieraus," so schliesst der Verf., „dass die so ft'ucht- bare Erde von Uladowka, der in Ammoniak löslichen schwarzen Substanz beraubt, unfruchtbar wird, wenn sie auch, wie ich mich nach Entfernung der Erbse überzeugt habe, Mengen von Phosphorsäure, Kalk, Magnesia und Kali enthält, die viel beträchtlicher sind, als sie die Entwicklung einer oder auch mehrerer Erbsenpflanzeu gefordert haben wüi-de. Diese Thatsachen scheinen mir vollständig die Wichtigkeit zu bestätigen, die ich der schwarzen Substanz für die Fruchtbarkeit der Böden beigemessen habe." Ganz abgesehen von der Ansicht, die der Verf. über die Wichtigkeit und die Rolle der organo-miueralischen Verbindungen bei der Pflanzenernährung hat, müssen wir diesem eben beschriebenen Versuch jede Beweiskraft fiü- die Rich- tigkeit jener Theorie absprechen. Nach den neueren Forschungen auf dem Ge- biete der Bodenkunde und Pflanzenernährung kann man mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass zunächst che absorbirten Nährstoffe eines Bodens die Bezugs- quelle der Pflauzennabrung sind und dass innerhalb gewisser Grenzen die Ertrags- tähigkeit eines Bodens nach der Menge der absorbhten Nährstoffe und nach seiner Absorptionsfähigkeit bemessen werden kann. Nun hat aber Verf durch Behandlung des Bodens mit vei'dünnter Säure gerade diese absorbirten Nähr- stoffe und den Antheil der mineralischen Stoffe, welche zunächst für die Er- nährung der Pflanzen fähig sein möchten, entfernt. IMit einem Wort, die An- wendung von verdünnter Salzsäure allein koimte schon genügen, den Boden un- fruchtbar zu machen. Warum, muss man fragen, verwendete der Verf statt nacheinander Salzsäure und Ammoniak nicht kohlensaures Ammoniak, welches nach seiner Älittheihmg ebenso whken soll, oder warum zog er nicht Boden in Vergleich, der theüs in seinem m'sprünghchen Zustand verblieb, theils nur mit verdünnter Salzsäure, theils mit dieser und alsdann mit Ammoniak behandelt worden war. Der Ref. Ein weiterer Versuch des Verf. wurde zur Entscheidung der Frage angestellt, ob die Beimischung organischer Substanzen zu einem von Haus aus unfrachtbaren oder wenig fruchtbaren Boden, dessen Erträge zu ver- mehren im Stande sei? Vier Vegetationskästen, von allen Seiten durch Granitwände abge- schlossen, 1 Meter hoch, waren bei einer Oberfläche von 1 D Meter pro Kasten, je zu zwei mit demselben Boden beschickt, zwei mit einem Kalk- boden, die anderen beiden mit einem Thonboden. Der erstere war 1867 zu Kartoffeln gedüngt worden und hatte 1868 Weizen getragen, der letztere 1867 zu Püiben gedüngt, hatte 1868 Roggen getragen. Seit 1869, wo die Kästen aufgestellt wurden, hatten diese beiden Böden folgende Fruchtfolge : 80 Die Chemie des Bodens. Kalkboden Thonboden I. Kasten Tabak Brache Tabak n. Kasten Brache Tabak Tabak in. Kasten lY. Kasten Tabak Brache Brache Tabak Tabak Tabak gedüngt worden, der Zustand der gleiche sein. Die 1869 1870 1871 Seit 1868 war keiner der Böden Erschöpfung musste also in allen 4 Kästen nahezu der chemische Analyse, im Jahre 1869, ausgeführt, ergab: Thonboden. Kalkboden. Wasser Verbrennliche Substanz Kalk Eisen und Thonerde Magnesia Kali Natron Lösl. Kieselsäure Phosphorsäure Kohlensäure Unlösl. Rückstand 5,59 5,90 0,98 11,59 0.03 0,48 0,13 0,05 0,05 Spuren 76,02 3,94 4,27 3,44 11,23 0,18 0,22 0,03 0,10 0,03 3,65 73,15 100,24 Wenn tionen der 100,82 nun, gemäss der Ansicht des Verf., eine der wesentlichen Funk- dem Boden im Dünger zugeführten organischen Substanzen darin besteht, die Mineralsubstanzen des Bodens, namentlich die Phosphor- säure, in sogenannte „organo-mineralische" Verbindungen und damit in einen assimilirbaren Zustand überzuführen, so musste sich dies durch den Versuch bestätigen lassen. Alle vier Versuchskästen erhielten demnach eine Düngung mit phos- phorsaurem Kalk, je einer der mit Thonboden und je einer der mit Kalk- boden gefüllten Kästen erhielten überdies einen Zusatz eines an sich ab- solut unfruchtbaren Torfbodens. Alle Kästen wurden alsdann mit Chevalier- Gerste bestellt. Schon während der Vegetationszeit zeichneten sich die Pflanzen der mit Torf gedüngten Kästen durch kräftigeres Aussehen und dunkleres Grün aus; gegen Ende derselben trat etwas Lager der Gerste in den letzteren ein. Die Ernteresultate waren die nachstehenden: t-I tan in oniak chwar- bstanz 1 = |fo-.S .2 o Bemerkungen. Kilo pCt. pCt. L Käst. (Kalkboden) . ' 0,430 0,98 0,03 Stroh knrz, wenij; und gerir Körner. ge n. 55 (Kalkboden u. 1 Torf) . . 0,800 1,14 0,10 Stroh um 0,2 M. länger als Kasten I. Grosse Körner. Ul m. 55 (Thonboden) 0,600 1,20 0,06 IV. 55 (Thonbodenu. Torf) . . 0,775 2,22 0,08 Die Chemie des Bodens. Wir sehen auch hier keinen Beweis für die Richtigkeit der Theorie des Verf., siondern nur eine Bestätigung der Erfahi-ungssache, dass Torf wie aller Huruus eine düngende AVirkung äussert, indem er durch seiue Verwesung als Kohlensäure liefernd weseutlicla zur Löslichmachung und Inbetriebsetzung der mineralischen Nährstoti'e beiträgt. Der Ref. P. Theuard bemerkt gelegeutlich der Mittlieilung einer Arbeit über häiti*g'es"u.' die Silico-Propiousäure ^) , dass es ihm gelungen sei, kieselsäurehaltige miusaure Verbindungen von Huminsäure mit Ammoniak herzustellen. Die Huminsäuren geben mit Ammoniak verschiedene äusserst beständige Ver- bindungen (sie verlieren erst bei einer selu* hohen Temperatur ihren Stick- stoff), die sich mit Kieselsäure verbinden. Diese neuen Säm"eu lösen sich augenblicklich selbst in sein* verdünntem Alkali und können aus den ent- standenen Salzen meder unverändert abgeschieden werden. Thenard glaubt, dass diese neuen Säuren sich auch im Boden bilden, da derselbe ja alle zu ihrer Bildung uöthigen Elemente enthält, und er ist der Ansicht, dass sie eine grosse Rolle in der Vegetation spielen. Ueber das huminsäure Ammoniak, von Aug. Vogel. 2) Verf. Huminsaures hat schon hei einer früheren Gelegenheit (Die Aufnahme der Kieselerde durch Vegetabilien •, 2. Aufl. 1868) auf die eigenthümliche Erscheinung aufmerksam gemacht, dass Pflanzen, welche auf einem kieselreichen, aber humusarmen Boden gewachsen, weit weniger Kieselerde in ihrer Asche enthalten, als die Pflanzen eines an Kieselerde armen, aber humusreichen Bodens. Die Ackererde oder beziehungsweise deren Gehalt an organischen Bestandtheilen ist eben die Vermittlung zur Kieselerdeaufnahme, ohne Gegenwart von Ackererde ist die Aufnahme der Kieselerde den Pflanzen- wurzeln im hohen Grade erschwert. Wird in ü-gend einer Pflanzenasche Kieselerde in reichlicher Menge nachgewiesen, so kann wohl mit Bestimmt- heit angenommen werden, dass die Pflanze auf einem an organischen Be- standtheilen reichen Boden gewachsen sei. Der Kieselerdegehalt der Pflanzen steht mit dem Gehalte an Organismen des Bodens in einem be- stimmten Verhältnisse, ja derselbe ist weniger von dem Kieselerde- als dem organischen Gehalte des Bodens abhängig. Bei der überaus grossen und allgemeinen Verbreitung der kiystallisirten Kieselerde in allen Bodenarten \vü-d ihre Aufnahme für die Pflanzen vorzugsweise durch die im Boden vorhandenen oder durch Dünger zugefühiten organischen Bestandtheile be- dingt. Hierin begründet sich auch die grosse Verschiedenheit in den analytischen Angaben der Kieselerdemengen in einer und derselben Pflanzengattung, wie sie fast hei keinem anderen Pflanzenaschenhestand- theile vorkommt. Diese Differenzen beruhen, da doch die Kieselerde in allen Bodenarten vorhanden ist, nur auf dem verschiedenen Verhältnisse von Organisch und Unorganisch im Boden. Nach des Verf. Ansicht hängt hiermit endlich auch noch der Reichthum der sogenannten sauren Gräser an Kieselerde zusammen, da diese, wie bekannt, auf einem humusreichen ') Chcm. Centralhl. 1871. nOG. Das. mitgeth. aus Compt. rend. 70. 1412. 2) Chem. Centralhl. 1871. 508. Das. mitgeth. a. Neues Rep. Farm. 20. 143. Jahre.-ilx-richt. 1. Abth. 6 82 Die Chemie des Bodens, und zugleich verliältnissmässig an Kieselerde armen Boden stehen. Verf. erblickt in dem von Thenard (siehe vorhergeh. Art.) Ausgesprochenen eine Stütze seiner Ansicht. Die Bedeutung des Humus für die Vegetation scheint demnach in der That nur darin zu liegen, dass er die Rolle der Vennittluug bei der Aufnahme der Pflanzennährstoffe spielt, wie dies schon Lieb ig (Annal. d. Chem. u. Pharm. 106. 109 u. s. f.) auf das Bestimm- teste ausgesprochen hat. Absorption Ueber die Absorption von Gasen durch Erdgemische. Von durch Erd- Frd. Schccr mcss er ^). Die in den vorhergehenden Jahresberichten mit- gemische. ggtiieilteu Untersuchungen E. Reichardt's, Blumen tritt's und Döb- r ich 's über die Menge und die Zusammensetzung der von festen Körpern, insbesondere von Erdbcstandtheilen und Erden absorbirten Gasen hat der Verf. fortgesetzt und auf künstliche Erdgemische ausgedehnt. Bezüglich der dabei zur Anwendung gekommenen Methode verweisen wir auf die früheren Jahresberichte. Die Einzelheiten der Untersuchung, sowie die deren Ergebnisse erhellen vollständig aus nachstehender Zusammenstellung: 100 Crm, Substanz gaben C.C.Gas 100 c.c. Substanz gaben C.C.Gas 100 Vol. des Gases gaben CO'* 0 N ^"'''^"'isaumtofl^l Stickstoff .2 O > Gewöhnlicher Thon Derselbe mit Salzsäure gereinigt 8 Tage der Luft, ausgesetzt- . . Geglüht und wieder der Luft aus- gesetzt Kaolin, mit Salzsäure gereinigt . Ders., trocken der Luft ausgesetzt Derselbe, feucht der Luft ausgesetzt Mit Salzsäure gereinigt, fiisch 1 Jahr aufbewahrt .... Thon. ji 42,75 ;| 44,73 l| 38,73 ij 38,52 39,80 42,71 I 39,40 Sand. 16,52 11,95 55,57 30,07 11,31 58,61 28,33 3,92 17,64 78,43 27,11 4,09 11,88 84,01 46.88 1,90 21,40 76,69 44,22 1,00 17,89 81,40 48,88 4,59 14,81 80,68 44.22 2,49 10,05 87,45 1 :5,1 1:4,4 1:7,0 1:3,5 1:4,6 1:5,4 1:8,7 27,28 17.29 0,00, 18,84 1,36119,72 81,15 78,91 I. Mischung aus 44Th. Thon und 85 Th. Sand. Trocken der Luft ausgesetzt Feucht der Luft ausgesetzt . . IL Mischung aus 60 Th. Thon und 38 Th. Sand 17,14 124,78 20,64 1 48,70 l,75jl4,03{ 84,21 3,121 15,40181,47 Feucht den Sonnenstrahlen ausges. Im Schatten getrocknet .... Wieder angefeuchtet der Sonne ausgesetzt 22,75 26,31 20,15 23,57 39,28 28,04 3,10 17,06 79,84 4,3 4,0 6,0 5,3 0,00, 20,00 80,00 1 : 4,0 6,36 14,54 79,091:5,4 1:4,7 •) Inaug.-Dissertat. von Friedrich Schecrmesser, Jena 1871. Die Chemie des Bodens. 83 100 (irm Substanz gaben C.C.Gas 100 C.C. Substanz gaben C. C. Gas 100 Vol. des Gases gaben C02 0 N '^".''''"'" Sauerstoff Stickstoff saure | m. 'S o" Eisenoxydhyclrat. 586,66 586,66 260,00 427,50 352,0 352,0 208,0 346,0 68,18 60,62 97,16 95,32 5,68 6,82 26,13 32,95 Lufttrocken Mehrere Stunden in der Sonne gelegen 2. Probe, lufttrocken .... 3. Probe, lufttrocken .... I. Mischung mit 3 Th. Eisenoxydhydrat auf 100 Th. Sofort untersucht Trocken d. Sonnenstrahlen ausges. Feucht den Sonnenstrahlen ausges. Andauernd auf 100 o C. erhitzt Wieder im Schatten gelegen I. Gemisch mit 4 Th. Eisenoxydhydrat auf 100 Th. Sofort untersucht .... Den Sonnenstrahlen ausgesetzt Wieder im Schatten gelegen Abends untersucht .... Morgens untersucht . . desgl 26,54 35,83 25,58 11,62 62,79 25,64 33,33 11,00 19,00 70,00 25,43 32,77 6,78 11,86 81,35 11,09 16,88 3,94 17,16 78,94 24,33 36,66 14,54 12,73 72,72 70,90 104,00 37,17 11,54 51,28 61,81 90,66 33,82 11,03 55,14 55,55 81,33 47,54 9,83 42,62 48,18 70,53 37,73 9,43 52,83 50,90 74,66 39,30 8,91 51,78 51,36 75,33 39,82 9,29 50,89 I. Gemisch mit 6 Sofort untersucht .... Den Sonnenstrahlen ausgesetzt Abends untersucht, trocken desgl Morgens untersucht, trocken desgl Abends untersucht, feucht desgl Morgens untersucht, feucht desgl Auf 100« C. erhitzt . . Wieder an der Luft gelegen IL Gemisch mit 6 Sofort untersucht . . . In der Sonne erhitzt . Abends trocken untersucht Morgens trocken untersucht Feucht den Sonnenstrahlen ausges Feucht Abends untci'sucht . Feucht MorgcDs untersucht . Th. Eisenoxydhydrat. Th 63,80 84,09 57,83 7,02 35,13 1 64,07 88,00 43,94 9,09 46,97 73,17 100,00 46,66 6,66 46,67 74,14 101,33 46,71 6,90 46,38 90,00 120,00 50,00 7,77 42,42 90,00 120,00 49,44 7,77 42,77 41,66 53,33 72,50 0,00 27,50 41,66 53,33 71,87 0,00 28,12 51,28 66,66 65,00 5,00 30,00 51,79 67,33 64,35 4,95 30,89 54,86 82,66 27,42 12,09 60,48 62,83 94,66 29,57 9,85 60,57 Eisenoxydhydrat auf 100 Th. 83.00 110,66 51,80 8,43 39,76 68,00 90,66 45,60 10,29 44,11 65,00 86,66 42,30 9,23 48,46 77,00 102,66 45,45 9,09 45,45 47,05 5.3,33 25,00 12,50 62,50 47,22 56,66 29,41 11,75 58,83 53,00 70,66 33,96 9,43 56,60 4,6 4,8 5,4 3,7 6,8 4,6 5,7 4,4 5,0 4,3 5,6 5,8 5,5 5,0 5,3 7,0 6,7 5,4 5;5 6,0 6,2 5,0 6,0 4,7 4,2 5,2 5,0 5,0 5,0 6,0 84 Die Chemie des Bodens. 1 1 100 Grm. Substanz gaben C.C.Gas 100 C. C. Sabstauz gaben C. C. Gas 1 00 Vol. des Gases gaben CO« 0 N ^'^^''^' Sanerstoff Stickstoff saure | Verhältniss des N : 0 Thoniger Sand mit 4 Th. Eisenoxydhydrat, auf 100 Th. Mit Kohlensäure imprägnirt . . || 72,22 Wieder an der Luft gelegen . ; 67,72 106,66 99,33 43,75! 6,25150,00 37,58' 10,73 51,67 1:8,0 1:4,8 Die Versuche mit Tlion lehren zunächst, dass die von rohem Thon absorbirte Luft auffallend reicher an Kohlensäure ist, als die von ge- reinigtem Thon. Die aus dem Thon durch Behandeln mit Salzsäure ent- feraten Bestandtheile waren hauptsächlich kohlensaurer Kalk, Eisenoxyd und Thonerde, Magnesia spureuweise. Die liier elimiuirten Bestandtheile des rohen Thoues sind es demnach, die die Kohlensäure in höherem Maasse absorbiren. Da aber nach Döbrich der kohleusaiire Kalk keine oder fast keine Kohlensäure absorbirt, so muss die grössere Absoii)tions- fähigkeit des rohen Thones auf Rechnung der Sesquioxyde und zwar vor- zugsweise auf die des Eisenoxyds, seiner vorherrschenden Menge wegen, gesetzt werden. Eisenoxydhydrat gab beim Liegen an der Sonne absorbirte Kohlen- säure wieder ab, obgleich die Menge des absorbirten Gasgemisches sich gleich blieb. Ebenso verhalten sich eisenoxydhaltige Erdgemische. Die- jenige Kohlensäure, welche sie am Tage unter dem Einflüsse der Sonnen- wärme abgeben, absorbiren sie während der Nacht wieder. Das Eisenoxyd als Hauptträger der Kohlensäure vermittelt auf diese Weise einen steten Wechsel. Bringt mau Eisenoxydhydrat in eine Atmosphäre von Kohlensäure, so wird zwar noch mehr Kohlensäure absorbirt; beim Liegen an der Luft wird aber diese Kohlensäure wieder abgegeben. Uebrigens vei'halten sich verschiedene Proben Eisenoxydhydrat bezüghch ihrer Absorptionsfähigkeit gegen Gasgemische wie das der Luft qualitativ und quantitativ verschie- den, wie aus dem betreffenden Ergebnisse der Tabelle ersichtlich. (Worin dieser LTnterschied begründet ist, ist durch den Verf nicht nachgewiesen, es wäre aber von hohem Intei'esse, der Ursache der verschiedenen Absorp- tionsfähigkeit nachzuspüi'en. D. lief.) Schliesslich wiederholte Verf noch die von G. Döbrich^) angestell- ten Versuche über die lösende Wirkung des Eisenoxj'dhydrats, welche deren Ergebnisse vollständig bestätigen. Es stellte sich dabei heraus, dass das Eisenoxydhydi'at durch Abgabe seiner absorbirten Kohlensäure dem Wasser die Fähigkeit ertheilt, grössere Mengen kohlensauren Kalkes aufzulösen, als es ohne Kohleusäure (resp. Eisenoxydhydrat) zu lösen im Stande ist. Beim Austrocknen an der Luft erhält das Eisenoxydhyih'at seine ursprüng- liche Beschaffenheit wieder und damit die Fähigkeit, abermals die Lösung kohlensauren Kalkes u. s. w. zu vermitteln. Ebenso wie bei diesen Versuchen muss auch die Wirkung des Eisen- ') Jahresbericht 10 u. 11. 40. Die Chemie des Bodens. 85 oxydhydrats iu der Ackererde sein. Es wii'd, vermöge der leichten Ab- sorption und "NVicderabgabe der Kohlensäure ein steter Wechsel stattfinden. Die absorbirte Kohlensäure wird an die Bodenfeuchtigkeit abgegeben. dort zur Lösung der Bodenbestaudtheile verwendet, während das Eisen- oxydhydrat aufs Xeue Kohleusäui'e absorbirt und so die Wirkung eines des wichtigsten Agenses im Ackerboden, der Kohlensäure, ununterbrochen vermittelt. Verf. stellt zum Schluss die erhaltenen Resultate in Folgendem zu- sammen: 1) Das Absorptionsvermögen des mit Salzsäure gereinigten, und zwai- sowohl des bei 100'^ C. getrockneten, wie des geglühten Thones, ebenso das des gereinigten Kaolins, für Kohlensäure ist gegenüber dem des Eisen- oxydhydi'at haltenden verschwndend klein. 2) IVIit Salzsäure gereinigter und geglühter Sand absorbirt äusserst langsam nur Spuren von Kohlensäure. 3) Mischungen von Thou und Sand absorbireu im trocknen Zustande nur Spuren von Kohlensäure, bemerkenswerthere Mengen im feuchten Zu- stande. Feucht den Sonnenstrahlen ausgesetzt verlieren sie die absorbirte Kohlensäure wieder, nehmen dieselbe jedoch im Schatten allmählig wieder auf. Die Kohleusäureabsorption der reinen Gemische ist jedoch gegenüber derjenigen der Eisenoj^dhyckat haltenden eine ganz unbedeutende. 4) Der Kohlensäuregehalt des Eisenoxydhydrats ist stets ein sehr bedeutender, wenn auch wechselnder. Die Unterschiede sind abhängig von der Dichtigkeit des Niederschlags, der Temperatur, bei welcher derselbe getrocknet wurde und dem Feuchtigkeitsgrade desselben. 5) Der Kohlensäuregehalt der Bodenarten steigt proportional dem Gehalt derselben an Eiseuoxydhych-at. 6) Aus trocknen EiTlgemischen wird durch Einwirkung der Sonnen- wärme ein grosser Theil der absorbirten Kohlensäure ausgetrieben. 7) Feuchte Erdmischungen verlieren ihre Kohlensäure unter Einwir- kung der Sonnenstrahlen viel leichter, als trockene. 8) Das Yerhältniss des Sauerstoffs zum Stickstoff wird durch Be- feuchten zu Gunsten des letztern abgeändert. 9) Durch Erhitzen bis auf 100'' C. wird aus Erdmischungen fast alle Kohlensäure ausgetrieben. 10) Nach allen Versuchen geben die Erdgemische unter dem Ein- flüsse der erhöhten Tagestemperatur vorzugsweise Kohlensäure ab, ersetzen dieselbe aber Avieder während der Nacht. Stets ist der Gehalt derselben am Morgen grösser, als gegen Abend. 11) Die directen Versuche über die Einwirkung von Eisenoxydhydrat und Wasser auf kohlensauren Kalk beweisen die lösende Wirkung unter seinem Einflüsse durch Abgabe von Kohlensäure auf das Glänzendste. Ueber die Quantitäten Ammoniak, welche die haupt- *™3"rptJon sächlichsten Constituenten des Culturbodens aus der Atmo- durch Boden Sphäre innerhalb eines Jahres auf gemessener flache absor- bireu. Von P. B rc t s chnei der ^). — Bekanntlich verdanken wir •) D. Landwirth. 1872. 225^ Qß Die Chemie des Bodens. Schönbein die Entdeckung, dass bei der Verdunstung von Wasser sich aus den Elementen des Wassers und dem atmosphärischen freien Stickstoff kleine Mengen von salpetrigsaurem Ammoniak bilden. Hiernach ist es als wahrscheinlich anzunehmen, dass die Pflanze selbst, indem sie während ihrer Vegetationszeit beträchtliche Mengen Wasser an der Luft verdunstet, zur Bildung dieser ausnehmend stickstoffreichen Verbindung (mit 50,9 pCt. N), welche zur Ernährung der Pflanze vortrefflich geeignet erscheint, Veranlassung giebt. Die Entbehrlichkeit stickstoffhaltiger Düngemittel würde hieraus gefolgert werden können, wenn sich nachweisen liesse, dass das auf dem Wege der Wasserverdunstung aus der Pflanze erzeugte Am- moniaknitrit Stickstoff genug enthalte, den Stickstoff zu ersetzen, welcher im gewöhnlichen Betriebe dem Ackerfelde nicht ersetzt zu werden pflegt. Nach des Verf. Beobachtungen und Versuchen lässt sich jedoch der Nach- weis des Gegentheils führen. Bretschneider Hess zunächst aus einem kupfernen, inwendig stark versilberten Kasten, welcher die Gestalt eines halbiiten Kubikfiisses (preuss?) hatte, vollkommen ammoniaknitritfi'eies Wassers durch den Zeitraum eines ganzen Jahres verdunsten. Das Wassergefäss stand im Freien unter Glas- dacli und war durch eine Filetdecke vor Zutritt fi'emder Körper geschützt. In dem Maasse, als Wasser abdunstete, wurde dasselbe durch reines wieder ersetzt. Innerhalb eines Jahres (17. Juni 1867 — 17 Juni 1868) ver- dunsteten 48080 Gramme Wasser, der noch vorhandene Rest Wasser ent- hielt 8,433 Milligramm Stickstoff in Form von Ammoniak, 0,550 „ „ „ ,, „ Salpetersäure. Auf Grund dieses Ergebnisses und der Ergebnisse, Avelche bei Ver- suchen über die Wasserdunstung der verschiedenen Culturpflanzen erhalten ■\\Tirden, berechnet Verf., dass auf einem mit Klee (dessen Wasserver- dunstung sehr beträchtlich) bestandenen Morgen Land etwa 0,99 Kilo Stickstoff in Ammonnitrit verwandelt werden, eine verhältnissmässig äusserst geringe Menge. Ausser jener kleinen Menge (durch Oxydation des salpetrigsaiu-en Ammoniak gebildeten) salpetersauren Ammoniaks enthielt jener Wasser- rückstand aber noch eine reichlichere Menge Ammoniak, welches nicht an Salpetersäure gebunden war. Das Wasser musste demnach dieses aus der über die Wassei-fläche hinstreichenden Luft aufgenommen haben. Bei einem gleichzeitigen A^ersuch, bei welchem ein gleicher Kasten mit gut ge- reinigtem Quarz, 15000 Gramm, erfüllt war, verdunsteten in derselben Zeit 34554 Gramm ammoniaknitritfreies Wasser; der Rückstand (Kasten- inhalt) enthielt aber 15,96 Milligramm Stickstoff in Form von Ammoniak, während Salpetersäure nicht nachgewiesen Averden konnte. Den Mehrgehalt an Stickstoff" in Form von Ammoniak, welchen dieser Kasteuinhalt dem Residuum von reinem Wasser gegenüber zeigte, erklärte sich Verf. aus der Obei-flächen-Vergrösseruug, welche die absorbirende Fläche durch den kör- nigen Quarz erfahren hatte ^). In beiden Fällen war demnach eine Am- ') Wie kommt es aber, dass mit der Vergrösserung der Obei-fläche nicht auch eine vermelirte Verdunstung Aon Wasser verbunden war? Es verdunsteten hier über 13000 Gramm Wasser weniger. Der Ref. Die Chemie des Bodens. gy moniakaufuahme coustatüt worden. Unter solchen Verliältuissen lag die Yermuthnng nahe, dass die Erdobei'fläche in gleicher Weise bei Berüh- ning mit dem Luftmeerc Ammoniak ans demselben aufzunehmen vermöge. Dem Verf. schien es deshalb von Interesse, einige der wichtigsten Boden- bcstandtheilc auf ihr Vermögen, Anmioniak aus der Luft aufzunehmen, zu prüfen. Zunächst führte derselbe Versuche mit Gemischen von Quarz und Ulmin aus ^). Das Ulmiu war Icünstlich durch Behandeln von Zucker mit Schwefelsäiu'e erhalten w'orden und enthielt bei 110« * getrocknet: lufttrocken: Kohlenstoff 60,397 pCt. 55,528 pCt. Wasserstoff 4,502 ,. 4,139 „ Sauerstoff' . 35,034 ,. 32,210 .. Stickstoff 0,025 „ 0,022 „ Asche . . 0,042 „ 0,039 ,. Wasser 55 8,062 „ In gleicher Weise und unter gleichen Verhältnissen wie vorige wur- den vier Gefässe von 6" Tiefe und 1 DFuss Obei-fläche mit folgenden JNIischuugen gefüllt: No. 1 No. 2 No. 3 No. 4 Reiner Quarz . 15000 Grm. 15000 Grm. 15000 Grm. 15000 Grm. ütmin ... 150 „ 450 „ 750 „ — „ Wasser . . . 3550 ., 3550 „ 3550 „ 3550 „ Von Zeit zu Zeit wurden die Gefässe gewogen, die verdunsteten Wassennengeu durch ganz reines destillirtes Wasser wieder ergänzt. Nach Ablauf eines Jahres, innerhalb welchem bei No. 1 16450, bei No. 2 16172, bei No. 3 15847 u. bei No. 4 16466 Grm. Wasser verdunstet waren, ergaben sich nach Abzug des im Ulmin und Quarz vorhanden gewesenen Stickstoffquantums folgende Stickstoffzunahmeu : für Milligramm Berechnet auf die Fläche eines Hektars 2) No. 1 (Quarz mit IpCt. Ulmin) 69,05 7010 Grm. „ 2 ( „ „ 3p'Ct. „ ) 239,40 24306 „ „ 3 ( „ „ 5pCt. „ ) 453,54 46047 „ Bretschneider folgert hieraus, „dass ein feuchtes Gemisch von Ulminsäure und Ulmiu (das oben bez. Ulmin) die Fähigkeit be- sitzt, aus der Atmosphäre in trockner Zeit Stickstoff d. h. Am- moniak zu absorbiren und zwar in solchen Quantitäten, dass dieselben die Beachtung der praktischen Landwirthschaft ohne allen Zweifel verdienen"-, dass ein steigender Gehalt des Quarzes an Ulmin auch steigende Quantitäten Ammoniak aus der Luft gewinnen liess. Zu den ferneren Versuchen dienten: 1) wie oben bereitetes Ulmin in lufttrocknem Zustande-, 2) Eisenoxydhytü'at im lufttrocknen Zustande-, 3) präcipitirter gut ausgewaschener kohlensaurer Kalk; 4) „ „ „ schwefelsaurer Kalk; ') Vierzehnter Bericlit der Vcrs.-Stat. Ida-Marlenhütte. 68. ') Von Kef. bercchn. 88 Die Chemie des Bodens. 5) ein künstlich dargestellter Zeolitli, der jedoch ein unbrauchbares Versuchsresultat ergab und der deshalb im Weiteren ausgeschlossen bleibt. In gleichen Kästen wie bei obigen Versuchen Avurden der Luft aus- gesetzt : 12 3 4 Ulmin Eisenoxj-d Kohlensaurer Schwefelsaurer Kalk Kalk Gewicht der Substanz 369 1961 1555 195 Grm. „ des Wassers 858 821 1288 386 ., Die zum Befeuchten gebrauchten Wasserquantitäten «ind nicht be- rechnete, sondern zufällige. Xach dem Einwägen der lufttrocknen Ma- terien wurden dieselben nämlich mit soviel Wasser übergössen, dass sie dem Augenscheine nach wohl durchtränkt, aber nicht mit Wasser über- standen erschienen. Im Uebrigen wurden die Gefässe wie oben behandelt. Die in Summen während des Jahres verdunstete Wassermenge betrug beim 11 1min Eisenoxvd Kohlensauren Kalk Scbwefelsaiu'en Kalk 12970 14363 17001 5802 Grm. Das Austrocknen der Substanzen war einige Male so weit gegangen, dass sie auch einen kleinen Antheil ihres Hydi'at- bezw. hygroskopischen Wassers verloren hatten. Das Ulmin blieb im Verlaufe des Versuchs vegetationsleer. Wohl aber Hessen sich Farbenveränderuugen an ihm wahrnehmen. Das dunkel- kaffeebraune Präparat nahm oberflächlich hellere Nuancen an, welche aber nicht regelmässig vertheilt erschienen; es Hessen sich aUe Nuancen vom dunkleren Braun bis zum Ockergelb Avahrnehmcn. Mit den Probenver- änderungen sind auch chemische Veränderungen verbunden gew^esen, wie aus Folgendem hervorgeht: 369 Grm. lufttrocknes Ulmin bei 372 Grm. lufttrocknes Ulmin zu Beginn des Versuchs enthielten : Ende des Versuchs enthielten : n. 190,375 Grm. 13,418 „ 0,193 „ 130.308 .. 6.265 ,. 31,441 „ Wie ersichtlich, sind aus dieser Substanz etwa 8,5 Grm. Kohlenstoff und 0,5 Grm. Wasserstoff' verschwunden, während etwa 5.5 Grm. Sauer- stoff in dieselbe eintraten. Unter Abzug des für die Wasserverdunstung in Rechnung zu bringenden Ammoniaknitrits ergiebt sich eine Stickstoff- zunahme von 64 Milligramm. Diese Zunahme erweist sich nicht grösser als die oben bei dem mit 1 Proc. seines Gewichts versetzten Quarzsandes beobachtete. Salpetersäure war in dem Ulmin nach dem Versuch nicht nachzuweisen. Wie erklärt Verf. aber die Zunahme der Ulminsuhstanz um 6 Gnn. Mineral- stoffe? Sollte hier nicht ein Eindrinsfen von Staub ti'otz der Bedeckung mit einem feinen Tuch stattgefunden haben imd ist dann das Versuchsergebniss nicht total getrübt? Der Ref. Das Eisenoxydhydrat, welches ebenfaUs vegetationslos bHeb, enthielt im angewendeten Zustand 0,006 pCt. Stickstoff in Form von Ammoniak. Kohlenstoff . . . 198,947 Wasserstoff . . 13,926 Stickstoff . . . 0,129 Sauerstoff. . . . 124,822 Asche . . . . 0,173 Wasser . . . 31,003 Die Chemie des Bodens. gg Nach Beendigung des Versuchs hat sich dieser um 123,42 MUgr. ver- mehi*!, davon wäre nun die Ammoniakaufnahme aus der Luft darzulegen, diejenige Menge Sticlvstoff abzuziehen, welche sich als Ammonnitrit bei der Verdunstung jener 14363 Grm. Wasser nach des Verf. Beobachtungen erzeugt haben werden. Ucämlich 0.328 Mllgr. Salpetersäure wai' auch hier nicht vorhanden. ,,Aus diesem Resultate ergiebt sich mit Evddenz'", sagt der Verfasser, ,,dass das scheinbar im Culturboden ziemlich übei-flüssig ^) vorhandene Eisenoxyd, von welchem in die Vegetation immer nur äusserst geringe Mengen als Nährstoffe eingehen, nicht nur überhaupt, sondern im Ver- gleich mit den noch weiter unten in ihrem Verhalten zum atmosphärischen Ammoniak zu beschreibenden Bodenconstituenten und selbst dem Ulmin gegenüber ganz beträchtliche Mengen von Stickstoff in Form von Am- moniak aus der Luft innerhalb eines Jahres absorbirt." Der kohlensaure Kalk, anfänglich vollständig stickstofffrei, blieb vegetationslos. Am Ende des Versuchs enthielt derselbe — nach Aus- fühning der Correctur 32,372 MUgi-m. Salpetersäure war hier nachweis- bar und der Gehalt davon betrug 0,0006 pCt. Der schAve fei saure Kalk blieb gleichfalls frei von Vegetation. Hier war die Aufnahme von Ammoniak am geringsten; sie betrug nach Abzug des durch die Verdunstung erzeugten Ammonnitrits nur 2,928 Mllgrm. Das ist jedenfalls eine auffallende Erscheinung, wenn man sich erinnert, dass der Gyps sich im Contacte mit einer Lösung von kohlensaurem Am- moniak mit diesem Salze umsetzt und zur Bildung von schwefelsaurem Ammoniak Veranlassung giebt. Salpetersäure war auch hier nachweisbar. CS waren in dem Gyps zu Ende des Versuchs 0,OUlpCt. enthalten. Die verschiedene Fähigkeit der geprüften Substanzen unter den oben beschriebenen Verhältnissen Ammoniak aufzunehmen, erhellt aus nach- stehender Zusammenstellung. Es absorbiren nämlich nach des Verf. Be- rechnung die genannten Substanzen Stickstoff in Form von Ammoniak pro Hektar Küo 1. Ein Gemisch aus reinem Quarz u. 5pCt. Ulmin. . 46,041 2 „ „ „ 3pCt. „ . . 24,302 3. „ .. „ IpCt. „ . . 7,008 4. Ulmin 6,495 5. Eisenoxyd 12,495 6. Kohlensaurer Kalk 3,286 7. Gyps 0,295 8. Quarz 1,619 9. Ruhiger Wasserspiegel 0,814 Verf. giebt zuletzt nachstehende Schlussfolgerung: ..Bis jetzt habe ich demnach im Wege des Experiments gefunden, dass die Wasserverdunstung aus der Pflanze, so bedeutend dieselbe auch ') Von Kcichardt, Döl)rich und Scheormesser ist der Nutzen des P]isenoxyd- hydrats im Boden nachc(ewiesen, den dasselbe durch seine Fähigkeit, Kohlensäure zu absorbiren und an die Bodenfeuchtigkeit abzugeben, für tlie Pflanzenernährung hat. S. vorigen und diesen Jahresbericht. D. Ref. QQ Die Chemie des Bodens. bei einigen Pflauzengattungeu ist, nur minimale und kaum in Betracht l^ommencli' Quantitäten gefundenen Stickstoffs der Vegetation zu beschaffen vermag, dass die Absoi-}3iion von Ammoniali aus der daran armen xVtmo- sphäre seitens der festen Bodeiiconstitueuten aber in hül)erem Grade die Beachtung der Agriculturchemiker herausfordert, wenn es sich um Er- forschung der Quellen des Stickstoffs als Ptianzennahrungsmittel handelt, und ich kann nicht umhin von Neuem darauf hinzuweisen, dass es na- mentlich die stickstofffreien organischen Verbindungen des Culturbodens sind, welche die Absorption des atmosphärischen Stickstoffs durch die Boden- constituenten vermitteln", ^"porim'^" Das Verhalten der Phosphorsäure im Erdboden. Von P. Boden. Wagucr^). — Die Frage, ob die Phosphorsäure des Bodens vorzugsweise an Eisenoxyd und Thonerde, oder vielmehr an alkalische Erden und Al- kalien gebunden sei, hat E. Peters 2) experimentell zu beantworten ver- sucht. Derselbe gilmdete seine Untersuchungen auf die Voraussetzung, dass 1) die phosphorsauren Alkalien des Bodens in "Wasser leicht löslich seien, dass 2) die Kalk- und Magnesiaphosphate sich, wenn auch schwierig, in kohlensäurehaltigem Wasser, leicht in verdünnter Essigsäure und dass 3) die Verbindungen der Phosphorsäure mit Eisenoxyd und Thonerde sich schwer oder kaum in verdünnter Essigsäure, leicht aber in concentrirter Salzsäure lösen. Er fand durch seine Untersuchung, dass der Auszug mit reinem destillirten Wasser und auch der mit kolilensäurehaltigem Wasser beide weniger Phosphorsäure, als dem Löslichkeitsverhältniss des phosphor- sauren Kalks zu diesen beiden Lösungsmitteln entspricht, enthielten, dass auch die Essigsäure nur wenig an Kalk oder Magnesia gebundene Phos- phorsäure zur Lösung bringt, vielmehr erst die conc. Salzsäure die meiste Phosphorsäure löst. Peters schloss daraus, dass nur ein wenig Phosphor- säure mit Alkalien, Kalk und Magnesia verbunden im Boden vorkomme, dass die allergrösste Menge derselben an Eisenoxyd und Thonerde gebun- den sei. Vermuthlich findet aber bei der Behandlung eines Bodens mit ge- nannten Lösungsmitteln eine LTmsetzung der vorhandenen Phosphate und eine Wechselwirkung zwischen Bodenauszug und Bodenbestandtheilen statt. Die in Wasser, kohlensaurem Wasser oder Essigsäure bereits aufgelöste Phosphorsäure wird von dem absorbirend wii-kenden Bodenmaterial wieder aufgenommen. P. Wagner nahm an, dass bei der Behandlung eines Bodens mit Wasser, kohlensäurehaltigem Wasser und Essigsäure die in liösung übergegangene Phosphorsäure in mehr oder minder erheblicher Menge durch die Eisenverhindungen, die Thonerde und resj). durch kohlen- sauren Kalk und Magnesia des Bodens gebunden werden, ehe die Lösungen von Bodenmaterial durch Filtration gesondert sind. Um zu constatireu, wie weit die als wahrscheinlich gedachten Um- setzungen der Phos^diate und das auf die verschiedenen Auszüge sich gel- tend machende AbsoiTitionsvermögen des Bodens die Resultate der prak- tischen Untersuchungen zu beeinÜussen im Stande sind, hat Verf. nach- stehende Versuche angestellt: L Eine Mischung von gefälltem kleisterartigen phosphorsauren Kalk ^) Journ. f. Landwkthscbaft 1871. 89. 2) Jahresber. 1867. 12, Die Chemie des Bodens gj^ mit destillirtcm Wasser, dem Yerhältuiss von 15 Grm. troekuen phosphor- saurem Kalk auf 2 Liter Wasser entsprechend, wurde mit Kohlensäure gesättigt, in einem gut verschlossenem Gefäss oft geschüttelt und täglich eine halbe Stunde lang ein langsamer Strom Kohlensäure in dieselbe ein- geleitet. Das Filtrat zeigte nachstehenden Gehalt an Phosiiliorsäure: nach 3 Tagen -^ 0,350 Grm. Phosphorsäure ., 6 „ — 0,352 „ „21 „ = 0,348 „ 11. 150 Grm. obigen feuchten Präcipitats, welche 15 Grm. trocknem phosphorsaurem Kalk entsprachen, wurden mit 15 Grm. reinem präcipi- tirten und getrockneten kohlensauren Kalk vermischt, mit 2 Liter destil- lirtem Wasser übergössen und die Mischung mit Kohlensäure langsam gesättigt und sonst wie die bei I behandelt. in. 500 CC. der bei Vers. I erhaltenen Lösung des phosphorsauren Kalks in kohleusäurehaltigem Wasser wurden mit 10 Grm. gefälltem trock- nen kohlensauren Kalk versetzt. Die Digestion geschah wie bei Vers. I und n unter häufigem Schütteln und Einleiten von Kohlensäure. rV. Je 1000 CC. einer wie bei I erhaltenen Lösung wurden a. mit 20 Grm. eines breiförmigen Niederschlages von reinem Eisen- oxydhjxlrat ^), b. mit getrocknetem und fein geriebenem Eisenoxyd, c. mit breiförmigem Eisenoxydhydrat, das 8 Tage lang in gefrorenem Zustande gelassen und dann fein gerieben worden war, versetzt und sonst wie bei vorigen Versuchen behandelt. Das Eisenoxyd bei a. absorbirtc sogleich nach dem p]inschütten eine bedeutende Menge der in der Lösung enthaltenen Kohlensäure, welche durch sofortiges Einleiten bis zur Sättigung wieder ersetzt wurde. Unter Berechnung des im Eisenniederschlage enthaltenen Wassers waren in der Flüssigkeit bei a. pro Liter =r 0,345 Grm. Phosphorsäure, bei c. „ „ =: 0,348 „ ,, enthalten. \ V. 1000 CC. einer Lösung von phosphorsaurem Kalk in Essigsäure ^(1 Thl. Eisessig und 10 Tbl. Wasser), welche im Liter = 1,56 Grm. Phosphorsäure enthielt, wurde mit 60 Grm. des breiförmigen Eisenoxyd- hydrats versetzt. Unter Berechnung des damit zugesetzten Wassers waren im Liter = 1,478 Grm. Phosphorsäure. Yl. 150 Grm. des bei Vers. I angewandten kidsterartigen phosphor- saureu Kalks wurden mit 1600 CC. einer Salzlösung, in welcher 10 Grm. schwefelsaure Magnesia, 4 Grm. Chlorammon und 6 Grm. salpetersaures Kali aufgelöst waren, 14 Tage lang unter häufigem Umschüttelu digerirt. Das Filtrat enthielt nach dieser Zeit pro Liter =r 0,265 Grm. Phosphorsäurc. Je 500 CC. des Filtrats wurden a. mit 10 Grm. gefällt, kohlensaurem Kalk, b. „15 „ feuchtem Eisenoxydhydrat versetzt. In den Filtraten beider Proben war nach 10 Tagen nur noch eine Spur Phosphorsäurc nachzuweisen. Die bei diesen Versuchen erhaltenen Resultate sind nachstehend tabellarisch zusammengestellt : ') 30 Grm. der breiförmigen Masse enthielten 2 Grm. wasserfreies Eisenoxyd. 92 Die Chemie des Bodens. Dauer Digestion II. III. _..' J^ .^ ^ c ^^•= — 1- 1- ^ y* i- i- tx — -^ 3 .= ^~~^ ■^ Ä ^ ^2.2^' ir SC3 o^. »H ,^ o.t; S+ S gg 1000 IV. (f. der Lösaug von pkos- '. Kalk in koüeusaaro- Wa.'Nser mit je 2 Rrm. Eisenoiyd VI. 500 er. einer Lö- sung nm Kalkphu*- pkt in Wasser ciid verschied. Salzen a. ! b. 1 ^1 I !■?*- - 5« lo o"» ^ S j *; " Gramm Phosphorsäure pro Liier — — 0,350 0.345 0.350 0.348 1,478 0,265 0,265 — — — — — — 0,079 0,061 0,043 — — — — ^— — 0,085 0,240 0,080 0,143 0,110 — — — 0,350 — — — — — 0,040 — — — 0,050 — — — — — — — 0,352 , — 0,115 0,040 0,091 0,060 0,016 Spnreu Sparen 0,348 0,017 0,058 0,028 0,034 0,029 — — — — 0,014 0,053 0,021 0,026 0,026 — — — Vor d. Digestion Nach 1 5 Min. 2 Stund. 11 24 „ „ 2 Tagen 11 ° V 11 5 „ . 6 „ . 14 „ „ 21 „ 37 Die Resultate dieser Versuche zeigen, dass Lösungen von phosphor- saurem Kalk in kohlensaure- oder salzhaltigem Wasser bei der Behand- lung mit kohlensaurem Kalk oder Eisenoxydhydrat schon nach kurzer Zeit die grösste Menge ihrer Phosphorsäure verlieren. Ist neben phosphorsaurem Kalk gleichzeitig kohlensaurer Kalk vor- handen, so löst kohlensäurehaltiges Wasser weniger Phosphorsäure, als der Löslichkeit des phosphorsauren Kalks in genanntem Lö- sungsmittel entspricht. Der Vei-f. stellte, um den Einfluss des Absoi-ptionsvermögens der Bodenbestandtheile für Phosphorsäure, welcher sich bei Bodenuntersuchungen auf die analytischen Resultate geltend machen muss, noch folgende Ver- suche an: L 4000 Grm. lufttrockner Erde (humusreicher, seit 2 Jahi-en nicht gedüngter, während eines Sommers feucht gehaltener Boden) ^) wui'den mit 9 Liter destillirten, mit Kohleusäui-e gesättigten Wassers übergössen. Unter häufigem Umschütteln wurde 3 Stunden laug Kohleusäure eingeleitet, dann 2 Liter abfiltrirt und die Phosphorsäure darin bestimmt. Nach 24 Stunden (vom Beginn des Versuchs au gerechnet) wurden, nachdem unmittelbar vorher wieder 3 Stunden laug Kohlensäure einge- leitet war, abermals 2 Liter von der in gut verschlossener Flasche auf- ') Derselbe gab au Salzsäure ausser anderen nicht bestimmten Substanzen ab: 1,90 pCt. Kalk, 2,63 pCt. Eiseiioxyd, 0,.% pCt. Magnesia u. 0,28 pCt. Phos- phorsäure. Die Chemie des Bodens. 93 bewahrten und häutig umgeschüttelten Mischung abfiltrirt und die Phosphor- säure darin bestimmt. Das dritte Filtrat — ebenfalls 2 Liter betragend — wurde der Mischung nach 4 Tagen (v. Beg. d. Vers, an ger.) entnommen, nachdem an jedem Tage eine Stunde laug — unmittelbar vor dem Filtrireu 3 Stun- den lang — ein gemässigter Strom Kohlensäure in die Mischung geleitet worden war. n. 2000 Grm. derselben Erde wurden mit 3 Liter verdünnter Essig- säure (150 CC. Eisessig und 2350 CC. Wasser) übergössen und der im verschlossenen Glase bei gewöhnlicher Temperatur verwahrten und häutig und gut durchschüttelten Mischung nach 1 Y2 Stunden, nach 24 Stunden, nach 3 Tagen und nach 21 Tagen je 500 CC. Filtrat entnonnnen. Die Phosphorsäurebestimmungen sind in folgender Tabelle zusammen- gestellt : Dauer der Einwirkung Die in den Filtraten gefiiiideuen Mengen Phosphorsäure auf 1000 Grm. lufttrocknev Erde berechnet Kohlensäurehaltiges Wasser Verdünnte Essig- säure Nach ?5 1 Y2 stündiger Einwirkung 3 stündiger „ 24 3 tägiger 21 „ 0,0821 Grm. 0,0814 ., 0,0650 „ 0,524 Grm. 0,443 „ 0,361 „ 0,340 „ Wie ersichtlich vermindert sich die anfänglich in Lösung befindliche Phosphorsäure mit der Dauer der Digestion — jedenfalls durch Absorption derselben durch Bodenbestandtheile, insbesondere Eisenoxj^d. Der Verf. knüpft folgenden Ausspruch hieran: „Eine Untersuchungs- methode, nach welcher sich genau bestimmen lässt, wieviel Phosphorsäure an Kali und Natron, wieviel an Kallc und Magnesia oder au Eisenoxyd und Thonerde im Boden geb-unden ist, ist noch nicht vorhanden. Es giebl kein Mttel, um die einzelnen Phosphate des Bodens unabhängig und un- berührt von hinderlichen Bodeneiutiüssen getrennt in Lösung zu bringen oder zu verhüten, dass solche Lösung durch Wechselwirkung mit den festen Bestaudtheilen des Bodens einen Theil ihrer Phosphorsäure wieder verliert." Die auf Gi'und obiger Versuchsresultate vom Verf. angestellte Be- trachtung über die Zusammensetzung der im fi^uchtbaren Boden vorkom- menden Phosi)horsäureverbindungen und deren Umsetzungen hat derselbe in folgenden Sätzen resumirt: 1) Der Gehalt wässriger, kohlensaurer und essigsaurer Auszüge eines Bodens an Phosphorsäure lässt auf das Vorhandensein phosphorsaurer Salze der Alkalien und alkalischen Erden schliesseu. 94 Die Clieinie des Bodens. 2) Eine genaue quantitative Bestimmung dieser Phosphate ist durch Behandlung des Bodens mit Wasser, kohleusäurelialtigeni Wasser und Essig- säure folgender Umstände wegen nicht möglich: a. Die Phosphorsäure, AA'elche als phosphorsaures Alkali u. die, welche den Einfluss neutraler Salze aus den phosphorsaureu Erden im Wasser gelöst wird, kann sich wälu'end der Digestionszeit nicht der absor- birenden Einwirkung der Eisenoxydverbindungen, der Kalk- und Mag- nesiacarbonate entziehen. b. Bei gleichzeitiger Gegenwart von kohlensaurem Kalk ist die Menge des in kohlensaurem Wasser sich lösenden phosphorsauren Kalks ge- ringer, als bei Abwesenheit des ersteren Salzes. In Folge dessen kann der Fall eintreten, dass bei reichlichem Vorkommen von phos- phorsaurem Kalk dennoch ein durch kohlensaures Wasser erhaltener Auszug des Bodens weniger phosphorsaureu Kalk enthält, als der ab- soluten Löslichkeit dieser Verbindung in kohlensaurem Wasser ent- spricht-, wesshalb man aus einer etwa geringen Menge von Phosphor- säure, welche ein solcher Auszug enthält, einen Rücksclüuss auf den quantitativen Gehalt des Bodens an phosphorsaurem Kalk zu machen, nicht berechtigt ist. c. Kohlensaurer Kalk und Eisenoxydhydrat wirken auf eine kohlensaure, letzteres auch auf eine essigsaure Lösung von phosphorsaurem Kalk schnell absorbirend. 3) Ein nach der Behandlung des Bodens mit Wasser, kohlensaurem Wasser und Essigsäure bleibender, nur in Salzsäure löslicher Rest der Phosphorsäure lässt auf einen Gehalt des Bodens au phosphorsaurem Eisen- oxyd schliessen. Das letztere kann jedoch zum grösseren oder geringeren Theil wähi'end der Behandlung des Bodenmaterials mit den vorherge- gangenen Lösungsmitteln durch Absorptionsvorgänge entstanden sein und darf desshalb nicht in ganzer ]\Ienge als im Boden präexistirend, sondern zum Theil als ein Produkt der analitischen Operationen angesehen werden. 4) Die in den Boden etwa als Superphosphat gebrachte lösliche Phos- phorsäure wird durch die Sesquioxyde und alkalischen Erden absorbirt. 5) Der phosphorsaure Kalk des Bodens wird durch die Lösungen verschiedener neutraler Salze, namentlich der Alkalisalze und durch kohlen- saures Wasser gelöst. Die Phosphorsäure dieser Lösungen wii*d sowohl durch kohlensauren Kalk, als auch durch Eiseuoxydhydrat wieder absor- birt. Da aber bei diesem Absorptiousvorgang eine grössere Menge der Phosphorsäure an Eisenoxyd gebunden Avird, so muss mit einem fortge- setzten und abwechselnden Auflösungs- und Absorptions-Process ein lang- sam fortschreitender Uebertritt der Phosphorsäure vom Kalk zum Eiseu- oxyd erfolgen. 6) In einem kalkrcichen Boden wird ein solcher Uebertritt sehr lang- sam stattfinden, weil a. der phosphorsaure Kalk iich bei Gewenwart von kohlensaurem Kalk in bedeutend geringerer Menge in kohlensaurem Wasser löst, die Phosphorsäure in diesem Falle also weniger beweglich ist und weil b. nicht nur das Eisenoxydhydrat, sondern auch gleichzeitig der kohlen- saure Kalk des Bodens aus einei* Lösung des phosphorsauren Kalks Die Chemie des Bodens. 95 in versclnedcncn Salzen oder kolileusaurem Wasser die Phosphorsäure absorbirt. 7) Die mit Eiseuoxj'd verbundene Pliospliorsäurc kann wieder an Kalk zimlcktreten, Avcil a. verschiedene Salze, besonders kohlensaure Alkalien und kohlensaures Amnion auf Eisenphosphate lösend wirken, b. das phosphorsaure Eisenoxyd ferner durch Einwirkung von Humus- substanzen zu phosphorsaurem Eisenoxyd-Oxydul reducirt werden kann, dieses sich in kohlensaurem Wasser löst und dem kohlensauren Kalk dadurch Gelegenheit geboten ^\ird, sich aus diesen Lösungen Phos- phorsäure anzueignen. 8. Ob die Phosphorsäure des Bodens vorzugsweise an Alkalien, al- kalische Erden, Thonerde oder Eisenoxyd gebunden ist, hängt von der relativen Menge, dem Löslichkeitszustand und der physikalischen Beschaffen- heit dieser Substanzen, sowie von dem Humusgehalt, dem Feuchtigkeits- zustand und der Durchlüftung des Bodens ab. Diese Frage ist desshalb nur füi" einen bestimmten Boden zu beantworten und kann genau ge- nommen, in Erwägung der beständigen Umsetzung der Phosphate, in Rück- sicht des alle basischen Oxyde des Bodens berührenden Kreislaufs der Phosphorsäure, auch nur auf einen augenblicldichen Zustand des Bodens bezogen werden. 9. Durch die bis jetzt bekannten analytischen Operationen kann die Frage über die Zusammensetzung und das quantitative Verhältuiss der ver- schiedenen Bodenphosphate zu einander nicht präcise beantwortet werden. üeber den Einfluss des Mergels auf die Bildung von ^Mergeis*'^ Kohlensäure und Salpetersäure im Ackerboden. Von Paul auf nie bü- Petersen^j. — Yerf hatte sich die Frage gestellt: wie und in welchem cö 2 und^NOs VerlüUtniss befördert der einem sauren Erdgemisch zugesetzte kohlensaure '"' Bo'"en. Kalk die Verwesung der humosen Bestandtheile, insofern sich dieselbe im Freiwerden von Kohlensäure und in Bildung von Salpetersäure ausspricht? An die Versuche über die Kohlensäurebildung schliessen sich Beobach- tungen über den Einfluss der Temperatur auf die VenA'eslichkeit des Humus. Die auf die Beantwortung der Frage gerichteten Versuche wurden im We- sentlichen wie folgt ausgeführt: Böden von bekanntem Hnmusgehalt und be- kannter wasserhaltender Kralt wurden tlieüs für sich, theils mit einer bestimmten Menge ^lergel gemischt in feuchtem Zustande in gläserne (Verbrennuugs-) Röhren gefiUlt und durch diese mit der Erde gefüllte Röhren wurde mittelst eines Aspi- rators ein laugsamer cüntiuuirliclier Strom von Luft geleitet. I>ie in das RoJu' eintretende Luft war zuvor von Kohlensäure beireit, die austretende passirte ein mit titrirter ßarytlösung gefidltes Aljsorptionsrohr. Die im Boden gebildete Kohlensäure wurde demnach von der Baryth'isuug absorbirt; die Menge wurde durcli Zurücktitriren derselben mittelst Oxalsäure ermittelt. Den liuftstrom regulirte man so, dass die in einer Stunde durchgeführte Luft 1 Liter betrug. Je nach der grösseren oder geringeren Trübung der Barytlösung titrirte mau die- selbe nacli kürzerer oder längerer Zeit zurück. In den meisten P'ällen genügte es, die Kohlensäure von 24 zu 24 titnnden zu bestimmen. Der Apparat war auch des Nachts thätig. Die Ermittelung der von dem Boden ausgehauchten ') Landw. Versuchsst. 1:J. ir)5. 96 Die Chemie des Bodens. Kohlensäure wurde so lauge fortgesetzt, bis man in gleichen Zeitabschnitten annähernd constantc Zahlen für dieselbe erhielt. I. Versuch. Object ein als vollkommen unfruchtbar bezeichneter, schwerer Thonboden von schwach saurer Reaction. Humusgehalt 1,98 ^). Ein Liter der feingepulverten und bei 100» getrockneten Erde wog 1333 Grm. Die Erde wurde so weit befeuchtet, dass ihr Feuchtigkeits- gehalt 36 Proc. der wasserhaltenden Kraft ausmachte. Mittlere Temperatur während der Dauer des Versuchs 13oC. Die zum Versuch verwendeten Erdportionen enthielten 21,7 Grm. trocknen Boden. Alles Uebrige und die Eesultate erhellen aus der nachfolgenden Tabelle. Nummer Z e i t d a u c r Mit Zusatz des in Ohne Kalkzusatz von ^2 pCt. kohlen- saurem Kalk Versuchs Stunden Entwickelte Kohlensäure in Milligrammen 1 4 0,63 4,12 2 4 0,49 1,89 3 16 • 0,84 3,35 4 24 1,19 3,49 5 24 0,42 3,84 6 24 0,63 3,91 7 24 1,26 2,44 8 24 1,12 3,49 9 24 0,91 1,19 10 24 0,98 1,61 11 24 0,84 1,47 12 24 0,63 1,96 13 24 0,96 1,52 14 24 0,47 1,94 15 24 0,96 1,73 16 24 • 0,96 1,66 17 24 0,87 1,49 18 24 0,73 1,49 Summe 384 Stunden od. 16 Tage 14,89 ■z=i 0,07 pCt. 42,59 = 0,20 pCt. des Gewichts des trocknen Bodens Berechnet auf grössere Bodenmengen würden in 16 Tagen Kohlen- säure erzeugen ohne mit kohlensaurem Kalk 1 Liter trockner Boden 0,9153 Grm. 2,6167 Grm. 1 Kub.-Fuss „ „ 28 „ 81 „ 1 Kub.-Met. „ „ 915 „ 2617 pro Kubikfuss und Jahr 639 Grm. 1848 Grm. ') Ermittelt durch elementar -analytische Bestimmung des Kohlenstoffs. 56 Kohlenstoff = 100 Humus. Die Chemie des Bodens. 97 Die letzten Zalileu (und die entspreclienden iu nächsten Tabellen) sind unter der Annahme berechnet, dass der Einfluss des kohlensauren Kalkes auf den Grad der Verweshchkeit des Huraus ein auf längere Zeit fortdauernder sei und dass die durch die Temperaturunterschiede während der verschiedenen Jahreszeiten hervorgerufenen Schwankungen in der Kohlensäureentwicklung, ferner die Schwankungen in dem Feuchtigkeits- zustandc des Bodens sich einigermassen ausgleichen-, ferner unter der Annahme einer mittleren Temperatur von 13*^C. n. Versuch. Object eine Laubholzerde von stark saurer Reaction mit einem Humusgehalte von 58 Procent. Wasserhalteude Kraft 137. Feuchtigkeitsgrad 30 Proc. der wasserhaltenden Kraft. 1 Liter der ge- pulverten und getrockneten Erde = 389 Grm. Die mit einem Procent kohlensauren Kalk versetzte Erde reagii'te noch sauer; nach Zusatz von 3 Proc. kohlensauren Kalks war die sauere Reaction aufgehoben. Mittlere Temperatur während des Versuchs 12''C. Bei a. wurden je 20,6, bei b. je 17,8 Grm. trocknen Bodens verwendet. Die Resultate erhellen aus nachfolgenden Tabellen: a b. Nummer Zeitdauer IpCt. 3 pCt. des in Ohne Kalk kohlensau- Ohne Kalk kohlensau- Versuchs Stunden Entwickelte rer Kalk Kohlensäure rer Kalk Entwickelte Kohlensäure in Milli ^rammen iu Milligrammen 1 4 4,19 19,27 4,75 29,68 2 4 1,68 17,04 1,05 20,25 3 16 1,47 17,25 1,82 24,79 4 24 1,89 14,95 3,07 29,54 5 24 3,91 12,29 2,09 18,93 6 24 3,56 14,53 3,14 16,90 7 24 3,35 13,41 2,72 14,88 8 24 2,93 9,29 2,37 10,96 9 24 2,72 9,50 2,86 11,66 10 24 3,00 5.73 2,72 9,71 11 24 2,72 6,91 2,09 7,54 12 24 1,89 4,54 2,79 8,80 13 24 2,30 5,59 2,17 8,80 14 24 1,68 6,57 1,82 8,31 15 24 3,14 6,22 2,51 8,03 16 24 2,51 5,94 3,07 5,66 17 24 1,96 5,80 1,40 5,31 18 24 2,30 6,29 2,23 4,96 384 Stund enod. 16 Tage gaben 47,20 181,12 44,67 244,71 Auf grössere Bodenmassen berechnet gestaltet sich die Kohlensäure- Ausscheidung innerhalb 16 Tagen wie folgt: Jahresbeiicbt. 1. Abth, 98 Die Chemie dos Bodens. Lauberde ohne Kalk- zusatz — mit Zoüatz von IpCt. kühleus.KiiIk Lauberde ohne Kalk- zusatz Gim. — mit Zasatz von 3pCt. kohlcnsKalk Grra. 1 Liter trockucr Bodeu IKbf. 1 Kbmtr. „ 0,8911 28 891 0,8792 106 3420 0,9664 30 976 5,3476 165 5348 pro Kubikfuss u. Jalir 639 2418 || 684 3764 Ucbcr den Einfluss der Temperatur auf die lutensität der Verwesung, (Koblensäureentwickluug) sollten die folgenden auf gleiche Weise, nur bei verscbiedencr Temperatur angestellten Versuche Zahlenbelege bringen. Hierbei wurden ausser der oben benutzten Laubholzerde 2 Proben der als humusreich bekannten russischen Schwarzerde angewendet. Die eine Probe war vor längerer Zeit behufs der Bestimmung ihres Salpetersäure- gehalts mit Wasser ausgezogen worden und musste in diesem Zustande, also ihrer löslichen Bestandtheile beraubt, dem Versuche dienen. Li beiden Proben der Tschernosemnerde betrug der Humusgehalt an- nähernd 9 Proc, die wasserhaltende Kraft 60, der Feuchtigkeitsgrad 33^33 Proc. der wasserhaltende Ki'aft. Die Laubholzerdc wurde in einem Feuchtigkeitsgrade verwendet, der 32 Proc. ihrer wasserhalteuden Kraft entsprach. Die Zeitdauer eines jeden Versuchs war 24 Stunden. Die Resultate erhellen aus der folgenden Zu- sammenstellung: Tschernosemnerde (24 Grm. Trockensubstanz). Nummer des Versuchs a. Frei von iu ^Vasser löslichen Stoffen Kohlensäure iu Mllgrm. l). Ursprünglicher Zustand Kohlensäure in Mllgrni. Tempera* nr 3,35 2,09 1,05 1,68 1,47 1,05 0,84 1,47 3,98 4,96 3,49 3,35 3,28 3,07 2,79 4,47 } 21" C. SuiinnaMllgrm.COo 1?.,()0 29,39 iu 192 St. od. 8 Tag. 9 10 11 1,61 1,05 2,30 6,08 3,14 2,58 i 12,5"C. Summa Mllgrm. COs 4,96 11, 80 in 7 2 St. od. 3 Tag. 12 13 14 2,09 1,47 1,19 4,75 2,79 \ 35 "C. 2,37 j Summa Mllgrm. COo 4,75 0,91 in 72 Stunden od. 3 Tagen Im Ganz. Mllgrm. COo 22,71 51,10111336 Stunden od. 1 4 Tagen Die Chemie des Bctlens. 99 Laubholzcrdc (20,5 Grm. Trockensubstanz). ^Q^ Kohlensäure in Slllgrm. 1* 16,06 2 15,01 ]> 21« C. 3 14,88 Summa 45,95 in 72 Stund, oder 3 Tag. 4 5 6 6,49 5,80 > 12,50 c. 5,87. Summa 18,16 in 72 Stund, od. 3 Tag. 7 8 9 27,03 20,74 > 35 0 C. 22,57, Summa 70,34 in 72 Stund, od. 3 Tag. Im Ganzen 134,45 in 216 Stund, od. 9 Tag. Bezüglich der Versuche mit Tschernosemnerde ist bemerkenswerth, dass die ihrer in Wasser löslichen Thcile beraubte Probe unter gleichen Verhältnissen bei weitem weniger Kohlensäure entwickelte, als die in ihrem ursprünglichen Zustand verwendete Erde. Da die Untcrsuchungsobjecte nur in Betreff der löslichen Substanzen von einander abweichen, so er- giebt sich, dass letztere irgend welchen Antheil an der Bildung der Kohlen- säure im Boden haben müssen. Die Zahlen ergeben, dass die in ihrem ursprünglichen Zustande verwendete Erde 2,25 Mal soviel Kohlensäure lieferte, als die andere. Was aber den Einfluss der Temperatur auf die Verwesung des Humus betrifft, so war ein solcher bei den Versuchen mit Tschernosem nicht be- merkbar, wohl aber bei denen mit Laubholzerde; bei dieser Erde fällt und steigt der Grad der Verweslichkeit des Humus mit der Temperatur. Dieses ganz entgegengesetzte Verhalten des Tschernosems und der Laub- holzerde führt der Verf. auf die Verschiedenartigkeit des Humus zurück. In dem Tschernosem ist ein alter hundertjähriger Humus enthalten, der sich in einem hohen Stadium der Zersetzung, die langsam ihrem Ende entgegengeführt wird, befindet, ohne dass neue Pflanzentheile mit in den Gang derselben hineingezogen werden können. Bei der Laubholzerde hat man es mit einem noch frischen Humus zu thun, in dem unveränderte Pflanzenreste in Menge befiudhch sind. Verf. hält hiernach den Schluss für nicht zu gewagt, dass der Grad der Verweslichkeit eines Humus um so mehr den Schwankungen der Temperatur unterworfen ist, je frischer, unzersctzter derselbe ist, dass aber dci- Einfluss der Temperatur in dem Maasse sich vermindert, wie das Alter, das Zergehen (?) des Humus zu- nimmt. Ui 1 -17- 1 1 j 1 , 1 .. • 1 TTT Verhalten dsi eoer das Verhalten des atmoispharischen Wassers zum atmosphar. Boden. Von Job. N. Woldrich i). — Verf. suchte auf gleiche Weise ^XJea."" ') Landw. Wochciibl. d. k. k. Ackcrbuiiminist. Wien 1870. 281. 7* 100 Die Chemie des Bodens. wie Fr. Pf äff ^) und mit gleichen Apparaten die Menge vcrliältuisse des in verscliiedene Tiefen des Bodens eindi'ingendeu atmospliäri sehen "Wassers zu bestimmen. Vier Cylinder von Zinkblech, jeder 1" im Durchmesser, der erste Y2 Fuss, der zweite 1 Fuss, der dritte 2 Fuss und der vierte 4 Fuss tief wurden in den Erdboden eingelassen. Jeder dieser Cylinder ist unten mit einem Sieb versehen, unter welchem sich das durchsickernde Wasser am Grunde einer, einen Zoll weiten Seitenröhre ansammelt, welche oben verschliessbar ist und aus welcher das unten abgetropfte Wasser mittelst einer Saugvorrichtung herausgehoben wird. Die Cylinder werden mit dem ausgegrabenen Bodenmaterial bis zum Bande so gefüllt, dass das Eegenwasser nicht darauf stehen bleiben und auch nichts von der Seite zufliessen kann; obenauf Avurde keine Vegetation geduldet. Ein fünfter Cylinder, 2 Fuss tief, wurde ebenso in den Boden eingesetzt und mit Boden gefüllt, obenauf aber ein ausgestochener Grasrasen aufgelegt. Die Eingrabung der Cylinder in die Erde geschah am 28. April 1869; vorher hatte es durch 7 Tage nicht geregnet. Dem umliegenden Bodenmateriale entsprechend wurden die Cylinder wie folgt gefüllt: 1 sandig-lehmige Ackererde C' Lehm — Sand — 2 3 4 ß g// g// g// g/ 4'' 16" 24'' 16' — — 16" — Die nachstehend mitgetheilten Resultate beziehen sich auf die vom Verf. in Salzburg vom 1. Mai an bis zum 23. September 1869 angestell- ten Versuche. Gleichzeitig wurde die Regenmenge, Verdunstung und Grundwasser- stand gemessen. Die Messungen der Verdunstuügsmenge wurden bei einem 1 Fuss weiten, stets nahe bis zum Rande mit Wasser gefüllten Glascyliu- der vorgenommen, der im Freien stand. Der Stand des Grundwassers Avurde an einem Brunnen gemessen. Das nachstehende Verzeichniss enthält die Ötägigen Summen für die besprochenen Beobachtungs-Elemente. bo s Menge des in den Boden eingedrungenen 00 Wassers ^ ohue Vegetationsdecke mit solchor bei Va ' bei 1' bei 2 ' bei 4' bei 2 ' 1869 '" Hai 1—5 11,47 8,2 — 3,0 2,48 0 0 0 0 6—10 15,44 11,1 — 5,0 7,45 5,82 0 0 0 11-15 1,90 16,0 - 1,5 0,45 1,05 3,64 0 0 16—20 31,62 9,9 +10,0 24,28 24,72 27,38 15,49 14,43 21—25 1,40 10,1 — 1,5 0,05 0,10 0,84 3,20 0.22 2G— 31 7,70 20,6 — 3,7 0,05 0,07 0,39 3,04 0,07 1—31 69,53 75,9 — 4,7 34,79 31,76 32,25 ^ 21,73 14,72 = 50,03g -=45,67g = 46.38 g =31,2501 = 21,170- ») S. d. Jabresber. 11. u. 13. 47. Die Chemie des I5odeas. 101 SP S5 s Menge des iu den Boden eingedrungenen S3 a t 5S a 'S Wassers ohne Vegetatiousdecke mit solcher bei^ % ' bei 1' bei 2 ' bei 4' bei 2 ' 1869 '" '" " Juni 1-5 ! 4,33 7,2 - 4,5 4,72 6,25 4,88 2,25 0.20 6-10 ' 4,22 15,9 — 3,6 0,13 0,22 1,01 2,.55 0,03 11—15 e.dd 13.1 -2,3 0,04 0,08 0,23 1,08 0,05 16—20 11,98 4,5 — 4,0 8,47 9.50 5,35 1,04 0,03 21-25 ! 11,76 .5,9 — 1,4 8,44 9,25 10,14 10,40 0.03 26—30 14,92 13,1 -0,5 9,04 8,85 7,67 5,64 0,23 1—30 54,20 59,7 —16,3 30,84 34,15 29,28 22,96 0,57 = 56,90g = 63,00 g = 54,12g =42,36g = 1,05 g Juli 1—5 64,77 6,2 +67,5 43,12 58,66 63,07 56,30 51,40 6—10 6,74 11,7 —13,3 2,64 7,37 7,.52 17,99 7,91 11—15 11,07 12,6 —14,0 3,89 5,29 3,69 5,42 0,40 16—20 6.61 7,9 - 8,3 5,11 5,45 4,39 • 3,62 0,15 21—25 2;78 19,5 - ,5,9 0.11 0,43 2,17 4,12 0,09 26-31 11,20 15,7 — 8,1 2,92 4,54 4,20 4,12 1,34 1—31 103,17 73,6 +17,9 .57,79 81,74 85,04 90,57 60,93 =56,01 g = 79,22 g = 82,42 g =87,78 g = 59,05 g' AngHst 1—5 23,40 8,1 22 12,60 12,80 10,51 6,14 2,08 6—10 35,37 9,4 — 3,7 23,44 26,56 29,22 26,82 21,97 11—15 12,89 7,3 +10,9 3,42 5,09 5,88 7,71 5,15 16—20 7,15 .5,5 + 3,3 10,62 11,93 12,54 10,01 9,26 21—25 3,10 6,5 — 5,1 0,04 0,09 1,16 3,04 0,49 26—31 24,28 14,7 — G,2 13,44 13,62 12,20 7,34 1,.55 1—31 106,19 51,5 — 3,0 63,56 70,09 71,51 67,06 40,.50 =59,85fl = 66,00 a = 67,34g = 63,15 g =38, 13 g Septemkr 1—5 0,09 6,6 + .5,5 — — — — — . 6—10 1,22 9,8 — 3,5 0,89 2,78 4,76 8,43 2,51 11—15 8,28 9,7 — 5,1 1,21 2,10 0,07 2,30 0,29 16—23 7,53 — — 1,14 1,61 1,25 2,07 0,02 1—23 17,12 — — 3,24 6,49 6,71 12,80 2,82 = 18,92 g- = 37,90 g --39,19 g = 74, 76 g = 16,47 g Gesammt- raeog"- 350,21 — — 190,22 224,23 224,79 215,12 119,54 1 =543" = 64,lg = 64 2" =^61,lg = 33,9 g Die Ergebnis^^e lassen sich in folgenden Sätzen Avicdergcben : Die Menge des durch den Boden sickernden "Wassers nimmt bis zu einer Tiefe von 2 Fuss zu, von da an mit zunehmender Tiefe wieder ab. Mit der Menge der fallenden Niederschläge (abgesehen vom momen- tanen Platzregen) — wachsen die Proccntzahlen der Bodenfeuchtigkeit in einem gesteigerten A'erhältnisse, d. h. bei einem reichlicheren Regen dringen verhältnissmässig mehr Procente gefallenen Wassers iu den Boden, als bei einem schwächeren. Der Menge des Niederschlags in den einzelnen Monaten entspricht auch die Menge des durchsickernden Wassers, jedoch in verschiedener 102 Die CLcmio des Bodens. Tiefe in ungleichem Verliältuiss. Wälireud das Bodenwasser in den scicli- teren Gefässen bei gleiclizeitig steigender Verdunstung bis auf Null herab- fällt, ist dies in den tieferen Gefässen nicht der Fall 5 bei 4 Fuss Tiefe tropft immer etwas Wasser ab, wenn auch in der Gesammtheit weniger, als in den seichteren Eöhren. Die Niederschläge eines Orts üben auf das Grundwasser insofern einen Einfluss, als in den Jahren mit grosser Niederschlagsmenge auch ein höherer mittlerer Grundwasserstand und umgekehrt, jedoch in. ungleichem Verhältnisse der Menge zur Höhe, verbunden ist. Die Bewegung des Grundwassers (seine Steig- und Fallgrösse) steht jedoch in keinem Ver- hältnisse zur gefallenen Niederschlagsmenge, indem das Grundwasser bei gleichen Niederschlägen einmal steigt, ein andermal fällt, und selbst bei bedeutend zunehmenden Niederschlägen constant fallen kann. Bei dem mit einem Grasrasen bedeckten Cylinder tropfte beträchtlich weniger Wasser durch, als bei dem unbedeckten Cylinder von gleicher Tiefe. In letzterem sind fast 2/3 des Niederschlagswassers durchgesickert, in der Röhre mit Vegetation nur 1/3, also halb so viel wie bei jenem. Wir verweisen auf die Pfaff'sclien Versuche ' ) , denen sich die vorliegenden im Wesentlichen anschliesscn. Wasserhai- Untersuchuug Über die wasscrhaltende Kraft der Böden tenae Kraft ~ der Böden, und Bodeubcst audtheilc. Von Gl. Treutier 2). — In den folgenden Versuchen wollte der Verf. die Frage beantworten: „ob die wasserhaltende Kraft der Mischungen verschiedener Substanzen von bekannter wasser- haltender Kraft gleich der Summe der Avasscrhaltenden Ivi'äftc der ge- mischten Substanzen sei oder nicht." Zu dem Zwecke wurden je 50 Grm. der zu prüfenden Substanzen auf einem, mit einem kleinen vorher be- feuchteten Filter versehenen Trichter gebracht und mit 100 CG. Wasser Übergossen. Die Dauer eines Versuchs dauerte 24 Stunden. Nur die Ver- suche, bei denen Magnesia in Anwendung kam, verlangten 150 — 300 CG. Wasser, und die Dauer des Versuchs steigerte sich auf 2 — 3 Tage. Die Resultate sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Unter a. stehen die Anzahl von CG. Wasser, welche die Substanzen, bzw. Mischungen absorbirten-, die Grösse der durch den Versuch bestimmten wasserhaltenden Kraft. Unter b. stehen die Mengen Wassers, welche die Berechnung bei Zugrundelegung der wasserhaltenden Kräfte der einzelnen mitwirkenden Substanzen nach Maass der Menge ihrer Betheiligung am Versuche ergab. Die Columne c. enthält die Grössen der Differenzen, welche sich zwischen Versuch und Rechnung herausstellten. 1) S. Jahi-esbcr. 11. u 13. 47. 2) Vers.-Stat. 1871. 14. 301. Die Chemie des Bodens. 103 Ge- Be- Je 50 Grm. der Substauzcii und Gemische funden rechnet Differenz absorbiren Wasser a. b. < :. CG. cc. cc. 1) Feiuenle. . . 34,2 _ 2) Quarzsand . . 14 — — ,'J) Aetzkalk . . 61 4) hiclilemmkrcidc 25 _ 5) Mu"'iiesia 230 6) Kiiücliouinebl . 46 7) 40 Grm. Fciucrdc -\- 10 Grm Aetzkalk . . 44,0 39,56 — 4,44 8) 30 „ -1- 20 55 55 48,5 44,92 — 3.58 9) 25 „ + 25 )? 55 51,6 47,60 — 4,00 10) 40 „ + 10 Scldcmmkreide 32,0 32,36 + 0,36 11) 30 „ + 20 5> 55 27,0 30,52 + 3,.52 12) 25 „ + 25 )) 55 26,0 29,60 + 3,60 13) 40 „ + 10 )7 Magnesia . . 73,5 73,36 0,14 14) 30 „ + 20 5) 55 112,0 112,52 + 0,52 15)25> „ + 25 )J 133,5 132,10 — 1,40 16) 40 „ + 10 )? Kiiochenmclil 36,0 36,56 _L 0,56 17) 30 „ + 20 55 55 35,0 38,92 + 3,92 18) 25 „ + 25 55 36,5 40,10 + 3,60 19) 40 „ + 10 „ (,)uarzsand . . 28,5 30,16 + 1,66 20) 30 „ + 20 1) •5 23,0 26,12 + 3,12 21) 40 „ Quarzsaud + 10 51 Aetzkalk . . 19,0 23,40 + 4,4 22) 30 „ + 20 )5 5) • • 29,0 32,80 + 3,8 23)25 „ + 25 5» 55 34,5 37,50 + 3,0 24) 40 „ + 10 3? Schlemmkreide 12,0 16,20 + 4,2 25) 30 „ + 20 )5 12,0 18,40 + 6,4 26)25 „ + 25 )) 55 14,0 19,50 + 5.5 27) 40 „ + 10 » Magnesia . . 53,5 57,50 -1- 4;o 28) 30 ., ;, + 20 55 96,5 100,40 + 3,9 29) 25 „ + 25 55 55 113,5 122,00 + 8,5 3L)) 40 „ + 10 55 Knochenmehl 16,5 20,40 + 3,9 31) 30 „ + 20 55 ., 9,0 26,80 + 17,8 32) 25 „ + 25 ,. 8,0 30,0 + 22,0 ■m 40 „ + 10 ., Feinerde . . 15,0 18,04 _i_ 1 ;5,04 34) 30 „ + 2(.) 5? 55 • • 18,5 22,08 + 3,58 35) 25 „ + 25 55 55 21,0 24,10 + 3,1 Eine annähernde Uebereinstimmung zwischen Ergebniss des Versuchs und des der Rechnung zeigt sich nur bei den Mischungen von Feinerde und Magnesia. Bei den Mischungen von 40 Grm. Feinerde mit 10 Grm. Schlemmkreide, mit 10 Grm. Knochenmelil und mit 10 Grm. Quarzsand ist diese annähernde Uebereinstimmung zwar auch vorlianden, aber nicht bei Mischungen derselben Art, in welcher die Zusätze in grösserem Verhält- niss gegeben. In den meisten Fällen und in der Versuchsreihe mit Quarz- sand (21 — 35) durchgängig, wurde von den Gemischen weniger Wasser absorbirt, als die Kechnnng ergiebt. Mehr als der Rechnung nach ahsorhirt werden sollte, haben allein die Ge- mische von l"'einorde und Aetzkalk Wasser absorbirt; eine iErschcinung, für Avelfho der Yerf keine Erklärung giebt. WahrscheinUch hat liier — wenn wir eine Plrkl.inmg dafür geben sollen — ■ "eine chcmisclic Bindung von Wasser und Bildung von M-asserlialtigen Silicaten in Folge der Einwirkung des Aetzkalks auf die Be- standtheile der Feinerde stattgefunden. Unzuverlässig waren die Versuche mit Knochenmehl, weil sich dasselbe nur 104 Die Chemie des Bodens. unvollkommen mit Wasser benetzt und das aufgegossene Wasser dasselbe zum Theil trocken Hess, wärmecapa- Ueber die Wärmecapacität verschiedener Bodenarten. Von dener Boden- Hugo Platter^). — Verf. bestimmte im Anscliluss an die L. Pfauud- *^'*°' 1er 'sehen Untersuchungen 2) und nach dessen Methode die Wärmecapacität nachstehender, sämmtlich in der Umgegend Innsbrucks gesammelter Boden- arten und .erhielt hierbei nachstehende Resultate : Beschi'eibung der Erde und Fundort derselben. Wärmp- capacitiit der bcilOO» ge- trockneten Erde Thon bei Mühlau, unfruchtbar I 0,2231 Erde aus einer Wiese, Alluvium, sehr frucht- bar, in der Nähe d. neuen Scliwimmschule 0,2479 Erde aus einem Garten iu JMariahülf. . . 0,2469 „ „ „ Roggenacker, tertiärer Sand beigemengt, sehr fruchtbar, in der Nähe des Pulverthurms 0,2299 Erde aus einem Weizenacker, Alluvium sehr fruchtbar, in d. Nähe d. neuen Schwimm- scbule 0,2329 Erde von einer Wiese, Alluvium, sehr frucht- bar, Stadtsaggen 0,2360 Erde aus einem Roggenacker, Alluvium, sehr fruchtbar, in d. Nähe d. neuen Schwimm- schule 0,2311 Erde aus denWiltener Feldern, Weizenacker. Alluvium, sehr fruchtbar 0,2319 Erde aus den Höttinger Feldern, Türken- acker, Diluvium, fruchtbar 0,2317 Erde vom Judenbühl N. Wiese, Diluvium, fruchtbar 0,2212 Erde aus den Wiltener Feldern, Türken- acker, Alluvium, fruchtbar 0,2221 Erde vom Judenbühl N. W. Diluvium, fruchtbar 0,2155 Erde aus den Höttinger Feldern, Türken- acker, Diluvium, noch fruchtbar. . . . 0,2142 Erde vom Judenbühl N. 0. etwas sandig, wenig fruchtbar, Diluvium 0,2131 Erde ebendaher S. sehr sandig, sehr wenig fi-uchtbar, Diluvium | 0,2098 Erde ebendaher W. etwas fruchtbarer als S., Diluvium 0,2118 Erde ebendaher S. W. wie d. vorige, Diluvium 0,2107 „ „ 0. ziemlich sandig, Diluvium, fast ganz unfruchtbar 0,2074 Erde vom linken Innufer bei Mühlau, neue Gartenanlage, Diluvium 0,2111 Erde vom nassen Thale bei Hötting, unbe- baut, DUuvium 0,2038 Erde vom Judenbühl S. 0. sehr sandig, Diluvium, beinahe ganz unfruchtbar . . 0,2035 Sandboden hinter d. Judenbühl, unfruchtbar 0,1994 Wasser- verlust bei 100" iu Profeuten Wärme- capacität der lufttrocknen Erde Ilumns- geklt iu Procenteu 10,7096 1,5046 1,3789 2,7777 1,4742 0,7667 0,9919 0,8089 1,0760 0,7384 1,5617 0,4994 0,4470 0,6049 0,4221 0,4780 0,4425 0,4334 0,3124 0,7662 0,2863 0,2363 0,3063 0,2592 0,2573 0,2506 0,2442 0,2419 0,2387 0,2381 0,2398 0,2270 0,2342 0,2194 0,2771 0,2179 0,2130 0,2156 0,2142 0,2108 0,2136 0,2099 0,2058 0,2013 16,3251 15,3295 13,7904 14,9308 8,7689 12,9641 9,4327 7,1620 8,9036 8,8467 8,9038 7,6102 6.9316 6,6074 6.9068 6,8139 6,2268 4,1077 5,1303 4.9760 3,4577 1) Annal d. Landw. in Preuss. Monatsbl. 1870. 53. 52. =) Jahresber. 1866. 54. Die Chemie des Bodons. 105 Hieraus ergiebt sich, dass iu Folge der klimatischen Verhältnisse Innsbrucks jene Erden fruchtbar sind, deren Wärmecapacität zwischen 0,26 und 0,22 liegt. Die Erden mit geringerer Wärmecapacität als 0,22 sind beinahe oder ganz unfruchtbar. Des Ycrf.'s Versuche bestätigen die von Pfaundler ausgesprochene Ansicht, dass Humusgehalt und Wasserzurückhaltungs-Vermögen der Boden- arten von weitaus grösstem Einflüsse auf deren Wärmecapacität seien, indem alle völlig hnmusfreien und trocknen Erden eine nahezu gleiche bei ^[5 liegende Wärmecapacität besitzen. Der Humus wirkt sogar in doppel- ter Weise erhöhend auf die Wärmecapacität, und zwar erstens durch seine eigne bei 0,5 liegende Wärmecapacität, und dann noch dadurch, dass er das Wasserzurückhaltungs-Vermögen der Bodenart erhöht. Um die Wärmecapacität irgend einer Bodenart zu erhöhen, werden demnach solche Mittel anzuwenden . sein , die den Humusgehalt und das Wasserzurückhaltungs-Vermögen der Bodenart vermehren^). Physikalische Bodenuutersnchungen. Von A. Hosäus^). — Bod^enunter-* Verf. zog die physikalischen Eigenschaften unten beschriebener Bodenarten «"«■'^""g- in Betracht bezüglich ihres Einflusses auf die Bewurzelung der Rüben und Gerste^). Es wurden folgende Böden untersucht: I. Quarz Sandboden aus der Einmündung des Rodethaies in das Saalthal (Lobeda), fruchtbarer Getreideboden erster Klasse. Ackerkrume gleichartig bis zu einer Tiefe von 1 Ya Fuss. Untergrund gröberer Quarz- sand, iu grösserer Tiefe Quarzgerölle. Bis auf wenige gröbere Theile Hess sich der Boden fast vollständig durch ein Sieb mit 3 Mm. weite Oeff- nungen werfen. H. Rother Thonboden von einem sanften Abhänge der Saalberge, Ausläufer des Muschelkalkplateaus zwischen der Um und der Saale. Frucht- barer Getreideboden No. I, Ackererde mehrere Fuss tief gleichmässig. Untergrund: Kies und Gerolle. Beim Absieben mit oben gedachtem Siebe blieben 4 Proc. Kalktnimmer. Boden klumpig. HI. Schwerer, weiss grau er Thonboden; Abstammung wie bei Vorigem. Ackererde 2 Fuss mächtig. Untergrund: Kiesgerölle und Kalk. Boden iu Klumpen fest zusammengebacken. Das Sieb hinterliess 9 Proc. Kalktiümmer. rv. Aueboden aus dem Saalthale. Fluthschuttgelände. Bis zu einer Tiefe von 12 — 15 Fuss gleichmässige Ackererde mit Ausnahme einiger, etAvas anders gefärbter Schichtungen von geringer Mächtigkeit. Frucht- barer Ackerboden I. Klasse. Leicht und vollständig absiebbar. V. Grund Schuttgelände vom Muschelkalkplatoau zwischen der Saale und Ihn. Reiner Verwitterungsboden, vor wenig Jahren urbar ge- macht, früher Weide, Boden I. Kl. Ackererde 1 — 1^2 Fuss tief gleich- mässig. Untergrund lettig und steinig. Beim Sieben blieben 5 Proc. Kalktrümmer zurück. ') Vcrgl. im Capitel „Dünger" des Verf. Versuche über die Wärmecapacität von Düngerarten. 2) Ann. d. Landw. in Preuss. 1870. 5*3. 262. ') Siebe d. Vers, im Capitel „Pflanze". 106 Die Cliomie des Bodens. VI. Uukultivirter Boden, vom Scheitel eines ft-eistebeuden Kalk- kegels im Saaltlialc, mit ISpCt. Kalktrümmcr. Die abgesiebten Erden bestanden aus feinthonigen staubteinem Streusand Theilen 16,6 40,0 63,0 56,0 50,0 26,6 Sand 6,6 26,6 20,0 28,4 33,4 23,4 76,8 Proc. 33,4 „ Kalksaud Quarzsandboden .... Rotlier Thonboden . . . Weisser „ ... Aueboden Grundschutt gelände . . . Unkultivirtcr Boden . . . Der Gehalt an kohlensaurem Kalk betrug: bei I. IL III. IV. V. 0,45 1,2 2,6 27,0 3,0 Die physikalischen Eigenschaften dieser Erden ermittelte Verf. nach der von E. Wolf gegebenen Anleitung. Deren Absorptionsfähigkeit war folgende: .100 Grm. lufttrockner Erde absorbh'ten ^) Kali I. Sandboden 0,134 n. Rother (lockerer) Thonboden 0,161 17,0 15,0 16,6 50,0 VI. 68,7 Proc. III. Weisser (fester) „ 0,147 IV. Auebodeu (kalkiger Lehm) . 0,213 V. Grundschuttboden .... 0,209 VI. „ uncultiv. . 0,168 Phosphorsäure 0,0137 0,0962 0,0550 0,0825 0,0962 0,0962 Ammoniak 0,408 0,317 0,317 0,385 0,354 0,408 fassten auf Sandboden . . . 460 Grm. 144 Grm. — 31,7 Rother Thonboden 421 „ 148 „ ~ 35,7 Weisser „ 422 „ 153 „ =36,2 Aueboden . . . "377 „ 154 „ =43,5 kultiv.Gruudschuttb. 388 „ 150 „ =38,4 unkult. „ 356 „ 150 „ —42,1 Die wasser halt ende Kraft wurde mittelst 0,14 Meter hohen und 0,06 M. weiten Blechcylindern mit Siebboden, durch Einsaugen von unten, bestimmt. Das Nähere erhellt aus der Zusammenstellung: die Blechcyliiider der Boden saugte Wasser dazu war Zeit nöthig c. 1 ^2 Stunden 4 1 Die lufttrocknen Böden verloren beim Trocknen bei 100" C. folgende Wassermengen: I. II. III. IV. V. VI. 1,2 3,7 3,5 2,5 3,5 2,7 Proc. Nach drei Wochen langem Stehen in feuchter Umgebung bei 8 0 Re. hatten die Erden dieselbe Menge Wasser wieder aufgesogen. Das Vermögen des Bodens, Wasser verdunsten zu lassen, wurde ennittelt, indem die lufttrocknen Erden in 5^2'' hohen und 4" weiten Glascylindern mit Wasser gesättigt, mit einer dichten und festen 3 — 4" dicken Moosumpackung versehen und in das Freie gesetzt wurden, in der Weise, dass die Sonnenstrahlen den grössten Theil des Tages darauf wirken konnten, der Regen aber fern gehalten wurde. Der Versuch be- gann am 11. Juni. • ) Aus einer Lösung von Kalisalpeter, phosphorsaiu'em Natron u. Chlorammon. Die Cliomie des Bodens. Verdunstet waren Gramme Wasser I. bis zum 7. Juli 54 „ „ 7. August 20 „ „ 7. September .... 10 107 II. III. IV. V. VI. 56 45 59 47 55 28 26 41 30 39 16 17 15 21 17 in Summa 84 100 88 115 98 111 Anfängl. zur Befruchtg. verbraucht 88 115 103 124 111 120 Noch im Boden gebliebenes Wasser 4 15 15 9 13 9 Der Boden I war beim Austrocknen nicht geborsten, die übrigen da- gegen zeigten Risse. Das Vermögen, Wasser von oben eindringen zu lassen, wurde in gleichen Cylindcrn ermittelt, indem dieselben mit Erde gefüllt und auf die Erden je 35 Cubik-Centim. Wasser gegossen wurden, welche Wassermenge eine Wasserschicht von nahezu 2 Centim. Höhe ausmachte. Diese Wassersäule bedurfte, bis sie von der Oberfläche verschwunden, bei I. II. III. IV. V. VI. 3 6 18 2 2^2 5 Minuten Zeit, und cb'ang dabei ein bis zu einer Tiefe von -0,11 0,09 0,08 0,12 0,12 0,09 Meter. Die Schwere (scheinbar spccifische) des Bodens ergab sich, auf Wasser bezogen, wie folgt: Ein würfelförmiges Kästchen, das 100 Gramm Wasser fasste, fasste 130 Grm. Sandboden 125 „ rothcn Thonboden 125,5 „ weissen „ 108 „ Aueboden 1 1 5,5 „ Grundschuttgelände 105 „ Kalkboden. Absorption von Sonnen wärme. Die erwähnten Glascylinder ^\-ul■den mit Erde gefüllt, in Moos so verpackt, dass die Sonne nur auf die Obei-fläche wirken konnte. Auf der 0])erflächc der Erde zeigte das Thermometer 44*^0., Temperatur im Schatten 27** C, Barometerstand 28". Das 5 Zoll tief eingeführte Thermometer zeigte bei I. nach einstündigem Stehenlassen . . 28 „ zweistündigem „ . . 30 nachdem die Böden mit Wasser gesät- tigt u. nach 2stünd. Stehen d.Thermomtr. 35 30 30 30 29 26» „ Leitungsfähigkeit für Wärme. Gleiche Raumtheile der Böden, unter gleichen Verhältnissen erwärmt, bedurften bis zur Erwärmung auf 60 '^ C. Zeit: I. II. m. IV. V. 25 30 25 30 30 Minuten, desgl. bis zur Erkaltung auf die Zimmertemi)eratur: 40 5 30 10 15 Minuten. Bezüglich der Resultate der Bewurzchiugsvcrsuche verweisen wir auf das Capitel „Pflanze" und bemerken nur hier, dass die Bewurzehuig und die Höhe des Ernteertrages von den physikalischen Eigenschaften des Bodens unabliängig gewesen ist. 11. III. IV. V. VI. 25 25 28 27 27" Gels. 30 29 30 30 27« ., 108 Die Chemie des Bodens. Wurzelrück- ständeim Boden. Ueber die Mengen der dem Acker nach der Ernte ver- bleibenden Stoppel- und Wurzelrückstände stellte H. Weiske in Verbindung mit Werner Erhebungen und über die Zusammensetzung dieser Rückstände unter Mitwirkung von E Schmidt und E. Wildt Untersuchungen an^). — Zur Gewinnung des erforderlichen Materials Avurden auf den betreffenden Feldern nach der Ernte an 2, resp. 4 ver- schiedenen Stellen genau 4 Q' Boden 10" tief, als durchschnittliche Tiefe der Ackerkrume, ausgegraben und die in jeder dieser Flächen enthaltenen Stoppeln und Wurzeln mittelst Abschlämmens der Erde durch ein feines Sieb und Auslesens der Steine von anhängenden Um-einigkeiten befreit. Die gereinigten Pflanzenreste wurden fein geschnitten, gemischt und ein Theil davon im Wasserstoffstrom bei 100° C. getrocknet. Die Summe der Miueralstoffe (Kohlen- uiul kohleusäm-efreie Asche) wurde ermittelt durch Einäschern eines Theils des Materials in der Muffel und Be- stimmung der in Abzug zu bringenden Kohle und Kohlensäure in der erhaltenen Asche. Zur quantitativen Bestimmung der für die Pflanzenernährung wichtigeren Aschenbestandtheile wurden von den Pflanzenrückständeu ca. 3 Gnu. abgewogen, mit kochender Salzsäure unter Zusatz von Salpetersäure längere Zeit behandelt und schliesslich zur Trockne verdampft. Der Rückstand wurde wieder in ver- dünnter Salzsäure gelöst, Sand und Kieselsäure durch Filtration getrennt und in dem Filtrat die mineralischen Bestandtheile bestimmt. Die unten gegebenen Zahlen sind das Mittel zweier idjereiustimmendeu Analysen. Die Ergebnisse sind in den nachfolgenden Tabellen enthalten. Namen TulOOTheilent stanz siuJ cn ior Sub- til alten In 100 Theilen der Asche sind enthalten der .11 s ei .2 ~ ^ g - C5 "S Pflanzen ■^ ■i C9 § ee o ? 1 'S <=5 qS ■S t£t S t^ fc= sS e-« ta« ^ Eoggen . . 68,70 1,25 31,30 4,45 0,88 1,90 2,57 0,74 1,55 84,47 Gerste. . . 80,92 1,15 19,08 11,14 1,48 2,59 0,94 1,50 3,15 75,09 Hafer . . . 61,78 0,71 38,22 5,94 0,85 1.48 1,26 0,62 2.08 82,94 Weizen . . 68,68 0,68 31,32 7,06 0,94 1,70 1,04 0,68 1,08 82,76 Rothklee . . 78,48 2,15 21,52 14,55 2,57 4,26 1,04 1,35 3,91 66,91 Luzerne . . 87,60 1,4! 12.40 16,40 2,03 3,06 2,25 1.56 3,29 62.08 Esparsette . 82,74 2,08 17.26 11.44 3,10 4,18 1,36 2.03 2,91 57;81 Wundklee . 80,50 2.04 19,50 13,97 1,85 2,66 0,60 1,39 2,47 67,79 Serradella . 82..54 2,07 17,46 14,67 2,48 1,63 0,90 1,68 3,38 66,11 Buchweizen . 78,82 2,18 21,18 i 17,24 1,56 1,99 0,95 1,45 2.35 64,28 Erbse . . . 79,17 1,76 20,83 10,73 1,67 1,70 1,06 1,44 2;24 71.93 Lupine . . 84.45 1,76 15.55 14,61 2.23 3,13 0.65 1,30 2,53 63,74 Raps • ■ • 86,00 1,37 14,00 19,88 2,09 7,60 3,12 5,02 5,15 45,44 Auf einem preussischen Morgen Land verbleiben, in Pfunden ausge- drückt: ') Laudw. Versuchsst. 1871. 14. *) Kohle- und kohlensäurefrei. 105. Die Chemie des Bodens, 109 a a « _« a a o 3 "03 Ö "53 o 00 s-, 3 .^ S 3 ft es u _g o P5 ^ o h3 00 ^ o CO S-i 5* 03 Stoppel- u. Wurzel- rückstiiude . . 3019 1142 2167 1994 5116 5.544 3401 2870 1795 12.59 1848 202725.57 Organische Solistanz 20741 924 1339 1369 4015 48.56| 2814 2311 1482 992 1463 1711 2200 Stickstoff. . 37,5G[ 13.20 15,36 13,56 110,04 78,2470,80 58,68 37,20i27,48j32,.52l3.5,76 34,92 Mineralstoffe 945 218 828 625 1101 688 587 .5.59 313 267 385 316 .357 Kalk . . . 42,1 24,3 49,2 44,1 1.50,2 112,867,2 78,1 4.5,9 46,0 41,3 46,2 71,0 Magnesia . 8,3 3.2 7,0 5,9 28,3 14,0 18,2 10,3 7,8 4,2 6,4 7,0 7,5 KaU . . . 18,0 5;6 14,3 10,6 46,9 21,1 24,5 14,9 5,1 5,3 6,5 9,8 27,1 Natron . . 24,3 2,0 10,4 6,5 11,5 15,5 8,0 3,4 2,8 2,5 4,1 2,1 12,1 Schwefelsäure 7,0 3,2 5,1 4,3 14,9 10,7 11,9 7,8 .5,3 3,9 .5,5 4,1 17,9 Phospliorsäure. . 14,6 6,9 17,3 6,8 43,0 22,6 17,1 13,9 10,6 6,3 8,6 8,0 18,4 Wie crsiclitlicli, cntlialten hi der That diese Pflanzen, insbesondere die Klecarten nicht unbedeutende Mengen von Pflanzennährstoffen in ihren Stopjieln und Wurzeln aufgespeichert und müssen somit für die Fruclit- folge von Bedeutung sein, da sie die Ackergrume mit leicht assimilirbareu Pflanzenuährstoffen versehen und somit dieselben aus dem Untergrunde stammen, auch bereichern. Schliesslich verweisen wir noch auf folgende Aufsätze und Arbeiten, deren Mittheilung aus Mangel an Raum unterbleiben muss. Die Verwitteruugsvoi'gänge in der anorganischen Natur. Von W. Zopf^). lieber künstliche Bodenerwärmuug. Von Aug. Vogel^). Etudes chimi(jues sur la Vegetation des landes de Bretagne. Von Adolph Bobierr e'). Dammcultur im Moore, Von T. J. Rimpau*). Desgl. von W. Peters*''). Zur Geschichte der Salpetcrbiklung. Von A. Houzeau*). (Vgl. vor. Jahresber. 28.) Influence du terreau sur rameublissement des sols. Von M. Th. Schlösing*). lieber den Nutzen der Bodenanalysen. Von Emmerling'^). Beobachtungen über den Einfluss der Sonnenwärme auf die Temperatur des Bodens. Von M. et Ed. Bequerel^). lieber Entstehung und allgemeine Beschaffenheit der schwedischen lorf- moore^). Die Struktur der Ackerkrume. Von W. Schumacher i^). Sand und Sandboden, Moor und Moorboden. Von B. Rost'")- Ueber die Absorptionsfähigkeit des Bodens. Von 0. Sachsenröder"*). Sur la Penetration des caux pluviales dans le sol. Von Gosselet"^). The formation of Soils. Von W. Ingram'*). The Clays of Cornwall. Von Cuthb. W. Johnson'»). 1) Zeitschr. f, d. gesammten Naturwi-ssenschaften, red. v. C. G. Giebel 1872. 5. 281. 2) Ztschr. d. landw. Ver. i. Baiern. 1872. 20. 3) Ann. d. thimie et de vhysicme 1.S72. 25. 2.^0. 4) Schio,«, landw. Ztg. 1372. 13 u. 18. 4h) Ztsclir. f. Ciiltur d. Moor- u. Haidebodens. 1872, 82. 5) Ann. de chiraie et pliysiiiue 1872. 74. 1408. 6) Compt. rend. 1872. 25. ICl. 7) Mecklenburg. Annalon 1.^72. 27.^. 285. 8) Compt. rend. 1872. 74. 212. 9) Annal. d. Landw. i. Preuss. 1870. 56. 99- 10) Neue Landw. Ztg. 1870. No. i u. 2. 11) Hannov. Landw. Ztg. 1870. No. 30, 31 u. 32. 12) Agronom. Ztg. 1870. No. 29 n. 30. • 3) .Journal d'.igric. prat. 1870. No. 3,S. 14) Garden. CUron. 1870. No. 30. i;; Mark Lane Expr. 1870. No. 2022. 110 Ueber die chemischen und physikalischen Grundlagen der Bodenbonitirung. Von P. Wagner 1°). Ist es bei Bodenuntersuchungen nützlicher, den Gesammtboden oder die fein- erdigen und gröberen Gemengtheile für sich der Analyse zu unterwerfen V Von A. Orth'O- Ueber den Kohlensäiu-egchalt der Grundluit im Gcröllboden von München. Von _M. Pettenkoferi«), Sur la dissolution du carbouate de chaux par l'acide carbonique. Von Th. Schlösing»«). Ueber Diluvialbildimg im Allgemeinen und über die des Hümmlings ins- besondere. Von Trautmanu^o). Ueber die Bonitirung der Ackererde nach wissenschaftl. Grundsätzen. Von Spiess^^). Das Quartär der Gegend um Dresden und über die Bildung des Löss im Allgemeinen. Von C. A. Jenzsch-^). Ricerche analytiche sulle terre coltivabili del territorio di Monfalcone. Von Aut. Gregori23). Die Oxydation des atmosphärischen Stickstoffs im Boden. Von Deherain-*). Die synthetische Lösung der Bodenfrage. Von Sabanejeff^*). Ueber die vortheilhafteste Form, in welcher Phosphorsäure von den Pflanzen- wurzeln aufgenommen wird Von Lewitzky-''). Untersuchungen über die Fruchtbarkeit des Bodens in Bezug auf den Ver- lust von Pflanzeunahrung durch die Drainage. Von A, Völcker-'). 1 0) Journal f. Laiidwirthsch. 1871. 273. 1 r) Landw. Centralbl. 1871. 1. 1. 1 8) Ztschr. f. Biologie. 7. 3'.)5, JO) Compt. reiKl. 1872. 75. 1552. 20) Ztschr. f, CuKur d. Moor- und HaideboUens. 1872. No, 6 u. 7- 21) lllustr. landw. Ztg. 1872. No. 31 u. 32. 22) Ztschr, f. d. gesammt. Naturwiss. 1872. 4. 1. 23) Soparalschr. Udine 1870. (Bericht der Versuchsstation Udine.) 2 4) Coinpt. rend. 7.3. 1352. 2 5) Ber. ehem. Gesellsch. 4. 934, 2 0) Ibidem. 4- 935. 2 7) Chem. News. 23. 223. Literatur. Grund und Boden des Königreiches Sachsen von Fried Alb, Fallou. Dresden, G. Schönfcld. Ueber den Ursprung und die wissenschaftliche Bedeutung der Tchernosjom oder der Schwarzerde Russlands von F. J. Ruprecht. Julius Ewald, Geologische Karte der Prov. Sachsen von Magdeb. b. z Harz. Berlin. Neumann'sche Landkarten-Handlung. Armand Wolff, Ueber die Best, d. wasserhalt. Kraft d. Bodens. Jena, F. Mauke. W. Knop, Die Bonitirung der Ackererde. Leipzig, H. Hassel. 1871. Mandel blüh, C., Tabellen zur Berechnung der Bodenerschöpfung u. ü. Bodenkraft-Ersatzes. Berlin, Wiegandt u. Ilempel. Albert Urth, Geognostischc Durchforschung des Schlcsischen Schwemm- landes zwischen dem Zobtener u. Trebnitzer Gebirge. Gekrönte Preisschrift. Berlin, Wiegandt u. Hempel. 1872. Johannes Conrad, Agrarstatistischo Untersuchungen (Separatabdruck aus Hidebrand's Jahrbuch f. Nationalökonomie u. Statistik). Jena, Friedrich Mauke. 1872, H. Möhl, Der Bühl bei Weimar in der Nähe von Kassel. Beitrag zur vulkanischen Enstehung basaltischer Gesteine (Separatabdr. aus dem 9. Ber. d. Offenbacher Vereins f. Naturkunde. Ettore Celi, La Stazione Agraria di Modena. Bulletins No. 1. Modena 1871. „ No. 2. „ 1872. Antonio Gregori, Ricerche Aualitiche sulle Fei're coltivabili del Terri- torio di Monfalcone. Udine. 1870. Die Chemie der Luft (Meteorologie, Gewässer.) Tägliche Beobachtuneen über den Kohlensäuregehalt der ^°'?^^"^^"''^* ° ° ° gehalt der Atmosphäre zu Rostock, vom 18. October 1868 bis 31. Juli Luft. 1871. Von Franz Schulze^). — Als eine Lücke in den deutschen Forschungen über die Physik der Erdobei-fläche war dem Verf. das Unzu- längliche unserer Kenntniss von der athmosphärischen Kohlensäure erschie- nen, insbesondere was die Abhängigkeit der Schwankungen ihrer Menge von Bedingungen betrifft, welche über locale Ursachen mehr oder minder weit hinausgehen. Er wünschte, durch eine Reihe von täglich wieder- holten und auf einen längeren Zeitraum ausgedehnten Beobachtungen Ver- anlassung zu geben, dass in weiteren Kreisen tägliche Bestimmungen des Kohlensäuregehalts der Luft in den Kreis der gewöhnlichen meteorologi- schen Beobachtungen mit aufgenommen würden. Verf. veröffentlichte be- reits 2) die Resultate einer vom ^/n 18U3 — ^^ji2 1864 dauernden Unter- suchungsreihe, deren Discussion jedoch aus Bedenken bezüglich der Schärfe der Bestimmungsmethode und der unzulänglichen Auskunft über Richtung und Stärke des Windes unterbUeb. Nachdem die Bestimmuugsmethode (Pettenkofer's) verbessert und für eine sorgfältige gleichzeitige Witterungsbeobachtung Sorge getragen worden war (bezügl. der Details der Untersuchungsmethode müssen wir auf das Original verweisen), schritt der Verf. unter Assistenz von Weid- ner zu einer neuen Bestimmungsreihe, die von October 1868 bis zum Juli 1871 währte. Die Bestimmungen des Kohlensäuregehalts der Luft wurden anfänglich täglich einmal, späterhin täglich zweimal ausgeführt. Der Discussion dieser Beobachtungen seitens des Verf. entnehmen wir Folgendes: 1) Ein zunächst hervortretend üben-aschendes allgemeines Resultat ist; dass der Kohlensäuregehalt der Luft wesentlich kleiner ge- funden wurde, als von den meisten bisherigen Beobachtern. Einige der bekanntesten Zahlen mögen hier in Erinnerung gebracht werden: M Landw. Vers.-Stat. 1871. 14. 366. «) Ibidem 1867. 9. 217 u. Jahresber. 1867. 63 u 64. Jahresbericht. 1. Abtb. IIA t)ie Chemie der Luft. In 10000 Volumina Luft TL de Saussure (Genf und Umgegend 1827—1829) bei 104 Beobacht. im Mittel 4,15 Yol. Kohlensäure „ Maximum 5,74 „ ,, ., Minimum 3,15 „ „ Boussingault (Paris) bei 142 Be- bachtungen „ Mittel 4,0 „ „ an 19 Tagen des Xov. 1839 und des März 1840 für Paris 3,8 „ „ (Elsass) „ das Land 3,7 „ „ September u. October für Paris ... 3,19 „ „ in Andilly . .2,98 „ „ Lewy im December 1847 . . über dem Meere 4,63 „ „ über 400 Lieues vom Lande bei gleichem Winde d^ Nachm. 5,42 „ „ 3^ Vorm. 3,346 „ , „ in Neu-Granada bei heiterem Himmel . . . 4,573 „ „ „ bedecktem „ ... 3,822 „ „ T. E. Thorpe, Luft über der irischen See (26 Beob.) Mittel 3,082 „ Maximum 3,22 „ „ Minimum 2,66 „ „ „ „ dem atlant. Meer (5 1 Vers.) Mittel 2,953 „ „ Maximum 3,36 „ „ Minimum 2,66 „ „ Franz Schulze fand nun als ... Mittel 2,9197 „ „ (1868, 20. Octob. Vorm.) . . . Maximum 3,44 „ „ 1869, 27. Jan. | 1871, 28. Mai \ dem Maximum nahe . „ 16. JuniJ (1868, 29. Dec.) Minimum 30. „ 21. Nov 31. Dec. 27. ] I 1869, 21. Nov. ) dem Minimum nahe 3,37 3,37 3,40 2,25 2,32 2,50 2,51 2,55 2,57 Das mittlere Gewichtsverhältniss nach den Schulze'schen Beobach- tungen ist 4,4436 in 10000 Gewichtstheilen. Nicht selten gehen durch längere Zeiträume hindurch Zahlen, welche von dem Gesammtmittel oder wenigstens von dem Mittel der betreffenden Zeitperiode nur wenig abweichen. Die früheren (oben bemerkten) Beobachtungen des Verf.'s hatten durch- gehend höhere Zahlen ergeben, derselbe betrachtet die der letzten Reihe jedoch für die richtigen, da das Princip der Bestimmung der Kohlensäure vor seiner Anwendung nach allen Seiten hin einer scharfen kritischen Prüfung unterworfen worden ist und während seiner Anwendung zu keinem Zweifel Aulass gegeben hat. Die Chemie der Luft. 115 2) Als Mittel für die einzelnen Monate und grösseren Zeiträume der ganzen Beobachtungsperiode berechnen sich folgende Zahlen: i Kohlensäure in 10000 Luft Gewicht Volumeu 1868 October .... November. . . . December .... 4,6520 4,4200 4,1316 3,0600 2,9040 2,7191 1869 Januar . Februar . März . . April . . Mai . . . Juni . . Juli . . . August . . September. October . November . December . Mi tte l 4,4012 4,1516 4,4382 4,7380 4,7157 4,3350 4,4076 4,2777 4,3480 4,3186 4,2653 4,2093 4,2967 2,8943 2,7297 2,9214 3,0487 3,0973 2,8480 2,8960 2,8087 2,8550 2,8347 2,7964 2,7653 2,8008 Jahres-Mittel 1870 Januar Februar .... März April Mai Juni Juli August September October .... November .... December .... 4,3751 4,4711 4,2570 4,3258 4,3080 4,3390 4,3315 4,4706 4,4166 4,4560 4,5408 4,4286 4,5619 2,8668 2,9866 2,7621 2,8413 2,8247 2,8595 2,8910 2,9368 2,8985 2,9720 2,9835 2,9096 2,9976 1871 Januar Februar .... März April Mai Juni Juli 4,5076 4,5869 4,7243 4,5663 4,7460 4,5322 4,4625 2,9727 3,0135 3,0888 2,9813 3,1191 2,9777 2,9361 Mittel 4,5894 3,0126 Gesammt- Mi ttel 1 4,4436 2,9197 WQ Die Chemie der Luft. Aus diesen Zahlen ist für keine Periode des Jahres ein der Jahi'es- zeit entsprechender gesteigerter oder verminderter Kohlensäuregehalt er- sichtlich, überhaupt möchte keinerlei Art von Gesetzmässigkeit darin an- gedeutet sein. 3) Ein Einfluss der Tageszeit ist ebenfalls nicht zu erkennen, da ebenso oft zu ein und derselben Tageszeit höhere wie niedere Gehalte au Kohlensäure gefunden wurden. 4) Die directe Verminderung der Kohlensäuremenge in der Luft durch den in dieser niederfallenden Regen scheint nur eine minimale zu sein. Anders könnte es sich mit Nebel und Schnee verhalten. Bei Windstille und stark niederfallendem Nebel, dessen Bestandtheile zur Kohlensäurebestimmung immer mitwirkten, wurde relativ häufig ein erheb- lich gesteigerter Kohlensäuregehalt der Luft beobachtet. Schneefall ist gleichfalls häufig in stark ausgesprochener Weise mit plötzlich gesteiger- tem Kohlensäuregehalt verbunden beobachtet-, jedoch nicht immer. Dass Regen in sehr entgegengesetztem Sinne auf den Kohlensäuregehalt der Luft von Einfluss sein könne, ist aus den Saussure'schen Beobachtungen zu folgern. Man glaubt erkannt zu haben, dass die Dauer des Regens stärker auf den Kohlensäuregehalt influire, als seine Menge, insofern Befeuchtung des Bo- dens durch schwachen Regen ihn beträchlicher vermindere, als dies durch Ueberfluthung geschehe. Man darf sich nicht verhehlen, dass man über die einzelnen an den Wirkungen des Regens concurrirenden Ursachen noch sehr ungenügend unterrichtet ist. In vielen Fällen wird der Regen mehr Symptom der auf Aenderungen des Kohlensäuregehalts der Luft in- fluirenden Bedingungen, als directer Vermittler dieser Aenderungen sein und man wiz'd in diesem Sinne alle begleitenden Witterungserscheinungen mit in Betracht zu ziehen haben. In wie weit durch mehr oder minder starke Durchfeuchtung des Bodens derselbe zu einer Absorption atmosphärischer Kohlensäure oder umgekehrt zur Freilassung der von ihm rein mechanisch gebunden ge- wesenen Kohlensäure veranlasst wird, ist eine offene Frage. 5) Es wurde vom Verf. wiederholt bemerkt, dass mit dem Eintreten von Wind, welcher deutlich ausgesprochene Luft aus dem nordöstlichen Continente brachte, der Kohlensäuregehalt der Luft vergrössert war und umgekehrt auf Südwestwind von dem Charakter weiterer Erstreckung ein Sinken der Kohlensäuremenge folgte. Daraus folgert der Verf., dass das Meer der Herd einer beständigen Absorption von Kohlensäure aus der Atmosphäre sei und das Gleichgewicht des mittleren Gehalts der Luft an Kohlensäure durch das Plus hergestellt werde, welches auf dem Lande aus den vulkanischen Exhalationen, der thierischen Athmung, den Ver- wesungsvorgängen, Verbrennuugsprocessen und anderen noch unklaren Vor- gängen, gegenüber den geringeren Gesammtwirkungen der Vegetation und der übrigen, die atmosphärische Kohlensäure bindenden oder absorbirenden Ursachen, resultii't. Die Ergebnisse der späteren Versuche von Thorpe ^) über den Kohlen- säuregehalt der Seeluft stimmen mit dieser ausgesprochenen Ansicht voll- kommen übereiu. ') S. Jahresber. von 1868/1869. 145. Die rhemie der Luft. 117 Verf. begnügte sich aber nicht mit der Aufstellung dieser Ansicht, sondern suchte deren Bestätigung durch Experimente, indem er den Kohlen- säuregehalt des Meerwassers bestimmte. Das Quantum Kohlensäure, welches aus 500 CC. Seewasser durch eingeleitetes Wasserstoffgas deplacirt wurde, betrug bei mehreren Versuchen zwischen 3 und 5 Milligramm, also das Sieben- bis Zwölffache von der Menge Kohlensäure, welche destil- lirtes Wasser beim Schütteln mit atmosphärischer Luft aufzunehmen ver- mochte. Der Kohlensäuregehalt der atmosphäriscben Luft. Von ^°ehait^der*' W. Henneberg ^). — Das wichtigste so bedeutungsvolle Ergebniss der atm.Luft, voraustehenden Untersuchungen von F. Schulze — der Nachweis eines hinter den gewöhnlichen Angaben nicht unwesentlich zurückbleibenden Kohlensäurcgehalts der Atmosphäre — hat durch Versuche auf der Weeuder Versuchsstation eine Bestätigung erhalten. In 1000 Liter Luft von nebenstehender Temperatur wurden nämlich gefunden: KohleasSnre Grm. Lufttemperi 1872. 29. Mai, im Mittel von 12 Tagesstunden: 0,558 18,2 31. V 11 11 12 11 0,618 19,4 4. Juni, 11 11 12 11 0,597 18,4 6. ?5 11 11 12 11 0,610 18,7 8. ?1 11 11 12 11 0,581 17,8 11. V 11 11 12 11 0,554 17,9 13/14. 11 11 24 Stunden: 0,569 16,9 20/21. 11 11 24 11 0,597 18,7 22/23. i' 11 11 24 11 0,577 18,3 26/27. 1? 11 11 24 11 0,556 19,8 28/29. 5? T 11 24 11 0,582 16,6 3/4. Juli, 11 11 24 11 0,571 16,5 5/6. 11 11 11 24 11 0,616 18,1 9/10. „ „ „ 24 11 0,578 18,5 11/12. ^^ ,, 24 11 0,619 20,8 13/14. 11 11 T 24 11 0,563 21,6 17/18. 11 1" 11 24 11 0,600 17,4 Das arithmetische Mittel dieser Zahlen beträgt für Kohlensäure 0,585 „ Lufttemp. 18,4 «C. Unter Zugrundelegung des mittleren Göttinger Barometerstandes von 748 mm. berechnen sich daraus annähernd 3,2 Vol. Kohlensäure pro 10000 Vol. Luft von 0" Temperatur und 760 mm. Barometerstand. Untersuchung der Luft in der Kaserne der zu Muri (Aar- ^"gh'aiTder*' gau) internirten Franzosen. Von Theodor Simmler^). — Der Luft in be- von 500 Mann bewohnte Raum misst 30 Meter in der Länge, 15 Meter Räumen! in der Breite und ca. 9 Meter in der Höhe. Sein Cubikinhalt beträgt demnach annähernd 4050 Cubikmeter (also ca. 8 Cbmtr. pro Mann). Die Bestimmung der Kohlensäure (nach der etwas modificirten Brunner'schen I) Journ. f. Landwirthsch. 1872. 341. ») Landw. Ver.-Stat. 1871. 14. 246. 118 Die Chemie der Luft, Methode) wurden zweimal ausgeführt, einmal als fast alle Mannschaft im Freien und durch Oeffnen von einigen Fenstern und Thüren eine ziemliche Lüftung eingetreten war-, das andere Mal 12 Stunden später als das Maximum der Kohlensäure zu erwarten war, nämlich zeitig Morgens, nach- dem die volle Mannschaft die Nacht dort schlafend zugebracht und wäh- rend sie kaum erwacht, noch auf Stroh umherlag. — Der Kohlensäure- gehalt betrug, auf 0" Temp. und 760 mm. Barometerstand reducirt, auf 10000 Volumen Luft Abends vor dem Schlafen der Mannschaft im gelüfteten Räume 5,38 Vol. Morgens nach „ „ „ „ „ ungelüfteten „ 39,09 „ Der Kohlensäuregehalt der Luft wurde sonach innerhalb 12 Stunden durch 500 athmende Menschen um fast das Achtfache vermehrt. Kohlensäure- Ucber dcu K ohl cusäur egchalt der Luft in Schulzimmern. Luftin Schul- Von Brciting^). — Die Luft eines Schulzimmers von 251,64 Cubik- zimmeru. ^^^^^^ Inhalt, mit einer Thür und 10,54 DMtr. Fensterfläche wurde von Stunde zu Stunde untersucht während 64 Kincler in demselben Unterricht hatten (pro Kopf nahezu 4 Cbmtr. Raum). Der Kohlensäuregehalt der Luft betrug in Procenten (jedenfalls Vol. Proc): Vormittags Nachmittags 73/4 Uhr vor Beginn der Stunde 2,21 1^/4 Uhr vor der Stunde 5,30 8 55 ""^ 55 51 15 2.48 2 55 Beginn d. „ 2,52 9 11 Ende der Stunde . . 4,80 3 11 vor der Pause 7,66 9 15 nach der Pause . . . 4,70 3 55 nach „ „ 6,46 10 55 vor „ „ . . . 6,87 4 55 Eii(le(l,(Gesan!;s-)Stun(lc 9,36 10 55 nach „ „ . . . 6,23 4 55 im leeren Zimmer 5,57 11 55 Ende der Stunde . . 8,11 11 11 im leeren Zimmer . . 7,30 Diese Zahlen müssen jedenfalls mit einiger Vorsicht aufgenommen werden, sie sind fast unglaublich. Auf 10000 Vol. Luft berechnet, würden diese im Mi- nimum 221, im Maximum *5:)36 Vol. Kohlensäure enthalten haben. Simler fand (siehe vor. Art.) nach 12stündigem Aufenthalt von 500 Mann Soldaten in einem Raum nur 39 Vol. Kohlensäure in 10,000 Vol. Luft. Möglich, dass obige Zahlen nicht Procente, sondern pro Mille sind ; die Originalmittheilung war uns nicht zugängHch. Der Ref. Kohlensäure- Ueber dcu Kohlensäuregehalt der Luft in Stallgebäuden. gehalt der " ° Stallluft und Von Max Märcker-). — Die nachstehende Untersuchung schliesst sich Ventilation. ^^ ^^^ ^^^^, denselben Gegenstand auf Veranlassung von W. Henneberg durch H. Schnitze und M. Märcker ausgeführte Arbeit 3) an. Bezüg- lich der Details müssen wir diesmal auf das Original verweisen, wir müssen uns darauf beschränken, die abgeleiteten Resultate mitzutheiieu, die in der Beantwortung der folgenden Fragen enthalten sind. 1) Bei welchem Kohlensäuregehalte kann eine Stallluft als gut bezeichnet und Avann muss dieselbe als verdorben ange- sehen werden? 1) Chem. Centralbl. 1870. 1. 480. Das. raitgeth. n. d. deutsch. Viertel- jahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege. 2) Journ. f. Landwhthsch. 1870. 5. 402. ') Ibidem 1869. 4. 224 u. Jahresber. 1868 u. 1869. 131. Die Chemie der Luft. l\Q lu der früliereu Arbeit hatten sich die Verfasser als zulässiges Maxi- mum einen Kohlensäuregehalt von 2,5 — 3 p. m. ') festgesetzt, eine Zahl, welche Petteukofer's Annahmen füi- gute Luft in Wohm-äumen um das Dreifache übersteigt. Auf Grund der neueren Untersuchung glaubt M. noch weiter gehen und die Grenze, bis zu welcher die Luft zwar nicht mehr als gut, aber immerhin noch als erträglich, zu bezeichnen ist, auf einen Kohlensäuregehalt von 3 — 4 p. m. in Maximo ausdehnen zu dürfen. In nachstehenden extremen Fällen w^ar die Bezeichnung der Stallluft noch „gut" und „erträglich". 3,8 P- m. erträglich. 4,5 P- m. gut. 4,0 15 ti 3,6 11 11 11 3,7 « ?5 5,7 11 11 genügend. 3,8 ■>J gut. 3,3 11 n gut. 3,6 11 ?5 3,8 11 11 erträglich. 2,6 sehr rein. 5,7 11 11 ziemlich. 2,4 T) •>•> 11 5,2 11 11 11 In einer Beziehung erscheint es sogar als wünschenswerth, den Kohlen- säuregehalt einer Stallluft auf einer gewissen, nicht zu geringen Höhe zu erhalten. Man weiss, dass eine gewisse mittlere Temperatur für einen normalen Stall ein Haupterforderniss ist. In Wohnräumen kann man auf künstlichem Wege beliebige Wärme erzeugen, in Ställen ist man selbst- verständlich auf die von den Thieren producirte Wärme allein angewiesen, deren Freiwerden im thierischen Lebensprocess von einer gleichzeitigen Kohlensäure -Entwicklung bedingt wird. Es ist nicht möglich, in den Ställen durch Zufuhr von fi-ischer, kalter Luft den Kohlensäuregehalt auf die für Wohnräume erforderliche Grösse zu deprimü-en, ohne gleichzeitig eine zu starke Abkühlung herbeizuführen. „Ziehen wir dazu in Betracht," sagt d. Verf., „dass in den meisten Ställen bei 2 — 4 p. m. Kohlensäure sich die Normaltemperatur von 12 — 15 ^ C. fand, so würden wir uns nicht weit von der Wahrheit entfernen, wenn wir unsere frühere Ansicht dahin modificiren, dass wir in Anbetracht der Temperaturverhältnisse jetzt einen Gehalt der Stallluft von 2,5 — 3 p. m. Kohlensäure als einen normalen und sogar wünschenswerthen bezeichnen und einen Gehalt von 4 p. m. als die äusserste zulässige Grenze festsetzen." Bei den landwirthschaftlichen Hausthieren scheint die Ausscheidung von organischen, luftverderbenden Stoffen in einem kleineren Verhältniss zur Kohlensäure zu geschehen, als beim Menschen, so dass die Annahme eines höheren Kohlensäuregehalts für die Stallluft hierdurch zulässig er- scheint. Pettenkofcr bezeichnet die Luft von menschlichen Wohn- räumen bei einem Gehalt von 5 — 7 p. m. Kohlensäure als im höchsten Grade drückend, eckelerregend und für einen längeren Aufenthalt voll- kommen untauglich-, eine Stallluft mit gleichem Kohlensäuregehalt erscheint dagegen bei weitem nicht in dem Masse verdorben, als wenn die Kohlen- säure von Menschen heiTührte. ^ Verf. hatte Gelegenheit, häufig mehrere Stunden hintereinander in einer Stallluft zu verweilen, welche 8 — 10 p. m. Kohlensäure enthielt, ' ] Auf das Volumen bezogen. 120 ^''•' Chemie der Luft t ohne jemals auch nur im Geringsten unter dem Einfluss einer solchen Luft zu leiden. Nur in 2 Fällen wurde die schlechte Beschaffenheit der Luft geradezu lästig. Es war das die Luft eines Stalles, deren Kohlen- säuregehalt durch sorgfältigen Verschluss von Thür- und Fensteröff- nungen und durch dichtes Verstopfen aller Spalten und Ritzen auf 13,56 p. m. gesteigert war; sie erschien auch bei kurzem Verweilen im höchsten Grade drückend und schwül, sie verursachte sogar, als bei einem folgenden Versuch der Kohlensäuregehalt 17,07 p. m. erreicht hatte, heftige Brust- schmerzen und Athembeschwcrden. An dem tiefen und ängstlichen Athmen u. der Unruhe der Thiere konnte man bemerken, dass sie den Einfluss der schlechten Luft empfanden. 2) Wie viel frische Luft muss in einem gut ventilirten Stalle jedem Stück Vieh zugeführt werden? Unter der Annahme, dass ein Gehalt von 2,5 — 3 p. m. Kohlensäure nicht überschritten werden darf, hatten die Autoren der frühereu Abhand- lung eine stündliche Ventilation von 50 — 60 Cbmtr. pro Kopf Grossvieh für erforderlich gehalten. Nachdem nun Verf einen Kohlensäuregehalt von 4 p. m. für zulässig erachtet, berechnet sich aus der Formel ^) k fiii' 1000 Pfund Grossvieh eine stündliche Ventilation von 30 — 40 Cbmtr. „ 1000 „ Kleinvieh „ „ „ „ 40—50 „ als das Minimum, welches an frischer Luft zuzuführen ist. Eine Ver- stärkung der Ventilation auf 50 — 60 Cbmtr. wird jedoch als wünschens- werth erachtet. 3) Ist die Luft eines Stalles in verschiedenen Höhen ver- schieden zusammengesetzt? Die zur Entscheidung dieser Frage angestellten Versuche zeigen zur Genüge, dass auch bei den höchsten Kohlensäuregehalten Differenzen in verschiedenen Schichten nicht vorkommen und dass deshalb Einrichtungen, die den Zweck haben, die Luft vom Fussboden fortzuführen, überflüssig sind. A^erf. bemerkt dabei, dass auch in der Temperatur der Stallluft in verschiedenen Höhen dieselbe Uebereinstimmung, wie im Kohlensäuregehalte gefunden wurde. ') Deren PJiitwicklung muss aus der Origiualmittheiluug ersehen werden. Bezeichnet ist mit k die in einer Stunde von pro Stck. Grossvieh ausgeschiedene Kohlensäuremenge in Cub.-Mtr., y die in einer Stunde zuströmende Luftmenge in Cub.-Mtr., p der Kohlensäuregehalt der Stallluft dem Volumen nach, q der in der äusseren zuströmenden Luft vorhandene Kohlensäuregehalt. Die für k genommenen Werthe sind k* bei Grossvieh 2350 Grm. Kohlensäure in 12 Nachtstunden == 195,8 Gnu. p. Stunde, k2 bei Kleinvieh 3325 Grm. Kohlensäure in 12 Nachtstunden = 277,1 Grm. p. Stunde, oder kl = 0,098879 Cub.-Mtr. pro Stunde, k2 = 0,139946 Die Chemie der Luft. 121 Bezüglich der sich anschliessenden Untersuchung und Betrachtungen über die Verhältnisse der natürlichen und künstlichen Ventilation verweisen wh- auf den di'itten Band dieses Jahresberichts 1870/72. 99. Ueber die Beschaffenheit der Luft in Ställen mit perma- Beschaffenheit nenter und periodischer Streu. Von A. Vollrath '). — Dei' vor- in stallen. liegende Versuch wurde augestellt um die Streitfrage zu entscheiden, ob permanente Streu in Pferdeställen wirklich in Bezug auf die Gesundheit der Thiere so günstig zu wirken vermag, als dies von einigen Seiten be- hauptet Avorden ist. Es wurden Wasser-, Kohlensäure- und Ammoniakgehalt bestimmt, also die Menge derjenigen Producte, welche theils bei der Zersetzung organi- scher Substanz, theils in Folge der Athmung der Thiere im Stalle ent- wickelt werden und von denen Kohlensäure einen Maasstab für die grössere oder geringere Verderbniss der Luft in geschlossenen Räumen abgiebt. Es enthielt die Luft auf O'^ Temperatur und 760 MUmtr. Barometer- stand reducirt pro Mille des Volumens: 1) Stall mit permanenter Streu: Im trocknen Zustand Wasser . . . 21,58 — Kohlensäure. . 4,91 5,018 Ammoniak . . 0,11 0,112 2) Stall mit periodischer Streu: Wasser . . . 13,109 — Kohlensäure. . 2,715 2,752 Ammoniak . . 0,092 0,094 Wie ersichtlich, so ist die Luft des Stalles mit permanenter Streu wesentlich reicher an Kohlensäure, als die Luft des Stalles mit periodischer Streu, denn sie enthält fast doppelt so viel wie letztere. Nach der Untersuchiing von M. Märker ^) ist ein Gehalt der Stall- luft von 2,5 — 3 p. m. Kohlensäure als ein normaler und in Anbetracht der zu erhaltenden Temperatur als ein wüuschenswerther zu bezeichnen, ein Gehalt von 4 p. m. Kohlensäure jedoch als die äusserste zulässige Grenze festzusetzen. Demnach würde die Luft des Stalles mit periodischer Streu noch als eine gute reine Stallluft erklärt werden können; die des Stalles mit per- manenter Streu würde dagegen als verdorben und als eine dem Gesund- heitszustände der Thiere nachtheilige gelten müssen, denn ihr Kohlen- säuregeiialt hat die zulässige Grenze beträchtlich tiberschritten. (Jedoch hat Märcker auch Stallluft mit 5,7, 5,2 und 5,7 p. m. Kohlensäure als ,,genügcnd" und ,.ziemlich'' rein befunden.) Die Verderbniss der Luft durch permanente Streu tritt noch schärfer hervor, wenn man die räumlichen Verhältnisse der beiden Stallungen in Betracht zieht, denn diese waren für die natürliche Ventilation und ') Centralbl. f. Agriculturcliemie. 1872. 1. 266, nach d. Wochenschr. f. Thier- heilkuudc u. Viehzucht. 1872. No. 13, 14 u. 15. ^) Ö. diesen Jahresber. oben. JOO Die Chemie der Luft. Reiuerhaltung der Luft bei dem Stall mit permaueuter Streu wesentlich günstiger, wie sicli aus nachstehenden Zahlen ergiebt: Stall mit pennaneutcr periodischer Streu bot pro Kopf Grossvieh (Pferd) Cubik- meter Luft 51,28 29,2 bot pro Kopf Grossvieh (Pferd) venti- lii-ende Wandfläche ..'.... 24,33 GMtr. 18,34 GMtr. Der Verf. schliesst mit den Worten: .,Zuletzt sei noch bemerkt, dass zur Zeit der Untersuchung die per- manente Streu im vierten Monate lag. Solche, welche weniger lange gelegen hat, wird aber kaum einen minder üblen Einfluss auf die Be- schaffenheit der Stallluft ausüben, da bei der Anlage einer neuen Streu die unterste, also jedenfalls den meisten gefaulten Harn enthaltende 0,3 Mtr. dicke Strohschicht von der vorhergehenden Streu, nach Vor- schrift liegen bleiben soll, damit ja frischer Harn gleich wieder das Ferment findet, um in kurzer Zeit zersetzt zu werden. Man ist in neuerer Zeit überall bestrebt, die Excremente der Menschen auf irgend eine Weise möglichst schnell aus den Wohnungen zu entfernen, da ihr schädlicher Einfluss notorisch ist, und in Pferde- ställen lässt man die der Pferde sich Wochen und Monate lang an- häufen, um schliesslich für die Thiere einen luTectionsherd zu schaffen, der namentlich bei einmal ausgebrochenen Epizootien niemals seine Wirksamkeit versagen wii'd." ^gehauXr' Dei' K 0 hl cusäureg e halt der Grundluft im Geröllboden von Grundluft. Münchcu iu verschi edcueu Tief cn uu d ZU verschiedenen Zeiten. Von Max von Pettenkofer '). Zum Zweck dieser Untersuchungen wm'den 5 Bleiröhren von 1 Ctmtr. Durchmesser iu gleichen Abständen von einigen Centimetern in einen gegrabenen Schacht bis zu verschiedenen Tiefen eingehängt und der Schacht alsdann mit demselben ausgehobenen Erdreich (Alpenkalkgerölle der bairischcn Hochebene) wieder vollgefüllt und möglichst festgestampft. Die von der Oberfläche in den Boden hinein- reichenden Bleiröhren münden in verschiedenen Tiefen, nämlich 1)4 Meter unter der Oberfläche, 2) 3, 3) 21/3, 4) IV2 und e) 2/. Meter unter der Oberfäche. Von Letzterer aus wurden die Röhren bis iu das nahegelegene Laboratorium fortgesetzt. Die Untersuchung auf Kohlensäure (z. Thl. von Ldw. Aubry ausgeführt) geschah nach der bekannten Methode des Verf. Für eine Bestimmung Avurden 14 — 18 Liter Luft binnen 2^/2 — 3 Stunden aspirirt. Die Resultate sind auf 1000 Volumtheile Luft bei 0** Tem- peratur und 760 Mm. Barometerstand zui'ückgeführt. Wir beschränken uns auf die Wiedergabe der Mittelzahlen, welche bei den zumeist benutzten Röhren 1 u. 4, d. i. bei 4 und 1 V2 Mtr. Tiefe, erhalten wurden. ') Ztschrft. f. Biologie 1871. 7. 395. Die Chemie der Luft. 123 1871 Januar — Februar 1. ,. 28. Koblensäuregehalt der Grundluft (pr. m.). Bei 4 Meter bei 1 '/g Meter Tiefe unter der Oberfläche März April Mai 2. 26. Juni — Juli — August — Sept. — Oct. — Mittel Mittel Mittel 2,503 3,216 1,582 (starker Wind) 2,428 2,786 2,432 1,064 8,251 5,402 7,702 8,805 10,387 9,937 4,185 3,461 4,037 3,405 4,176 4,106 4,497 4,828 7,791 Mittel 5,777 „ 6,365 8,072 16,138 14,016 6,462 Es zeigt sieb zunächst, dass die Luft in der oberen Bodenschicht den grössten Theil des Jahres hindurch immer weniger Kohlensäure enthält, als die Luft aus der unteren Schicht. Dieses Vcrhältniss kehrt sich aber im Sommer (Ende Mai, Juni und Juli) für kurze Zeit in's Gegeutheil um. Dieses plötzliche Wachsen der Kohlensäure in der oberen Schicht scheint aber nur der Anstoss zu einer verhältnissmässig noch grösseren Vennehrung derselben in der unteren Schicht zu sein, denn im August und September überholt die untere Schicht die obere wieder in einem auffallenden Grade. Die Maxinia und Minima sämmtlicher Einzelbeobachtungeu fallen in beiden Schichten ziemlich gleichzeitig zusammen. 4 Meter Tiefe IV2 Meter Tiefe Maxima . . 18,38 am 7. August 14,147 am 31. Juli Minima . . 3,01 am 8. Febr. 1,58 i) am 28. Febr. Um den zeitlichen Einfluss auf die Vermehrung der Kohlensäure deutlicher hervortreten zu lassen, kann man das Mittel aus sämmtlicheu Mouatsmitteln für jede der beiden Schichten nehmen und vergleichen, welche Monate über und unter diesem Jahresmittel liegen. Bei Röhre 1, der untersten Schicht, ist das Mittel aus allen Monaten 6,6 pr. mille. Nur die Monate Juli, August und September 1871 liegen über diesem Jahresmittel, alle übrigen darunter. Folge dieses Verhältnisses ist, dass die drei genannten Monate viel höher über dem Mittel stehen müssen, als die übrigen unter demselben, und es zeigt sich deutlich, dass die Ursachen der Vermehrung der Kohlensäure in den untersten untersuchten Bodenschichten hauptsächlich nur in den Monaten Juli, August und September wirksam sind. Ein ähnliches Resultat ergiebt sich bei der oberen Schicht. Die grösste Kohlensäuremenge im Boden scheint mit der grössten Wärme der oberen Schichten zeitlich zusammenzufallen. ') Verf scheint übersehen zu haben, dass am 2. Mai der Kohlensäuregehalt bei der oberen Schicht noch geringer war. 124 Die Chemie der Luft. Nach einer Reihe von Versuchen, welche die Frage nach dem Ursprung der Kohlensäui'e im Geröllboden beantworten sollten und bei welchen das Grundwasser nicht als Quelle derselben erkannt werden konnte, kommt der Verfasser zu dem Schlüsse, ,.dass der poröse Boden die Quelle der Kohlensäure sowohl für das Wasser, als auch für die Luft in ihm ist, und dass mehr Kohlensäure von der Grundluft als vom Grundwasser aufgenommen und fort- geführt wird." Welche Processe im Münchener Geröllbodeu die in der Grundluft in verschiedenen Tiefen sich findende Kohlensäure liefern, lässt sich vorläufig nicht entscheiden. Von der über dem Kalkgerölle liegenden, sehr spär- lichen Humusschicht kann man im vorliegenden Falle die Kohlensäui'e der unteren Schichten nicht ableiten, aus dem einfachen Grunde, weil die Kohlensäure in der unmittelbaren Nähe der mit Humus bedeckten Ober- fläche stets am geringsten ist, hingegen nach unten in dem Maasse zu- nimmt, als die Geröllschichteu sich von der Humusschicht entfernen. Verf. glaubt, dass organische Processe im Boden (thierischer Organismen) die Hauptquelle der Kohlensäure im Boden sind. Bezüglich der Ursachen der verschiedenen Vertheilung der Kohlensäure in verschiedenen Tiefen und über die zeitweisen Schwankungen in gleichen Tiefen äussert sich der Verf. folgendermassen : „Die Grösse des Luftwechsels im Boden hängt von den gleichen Ursachen ab, Avie der Luftwechsel in unseren Wohnungen, theils von der Grösse der Temperaturdifferenz, theils von der Kraft des Windes, welche entsprechend den vorhandenen Oeffnungen und Poren mehr oder weniger Luft in einem Piaume wechseln machen. Ist der Boden wärmer als die Luft, so muss die Gruudluft viel mehr ventilirt werden, als im umgekehrten Falle. Im Winter ist der Kohlensäuregehalt der Gnindluft nicht blos deshalb viel geringer, als im Sommer, weil vielleicht bei niedriger Temperatur' weniger Kohlensäure gebildet wird, sondern auch weil die über dem Boden liegende schwerere Winterluft die wärmere Grundluft mehr verdrängt; und im Sommer sammelt sich mehr Kohlen- säure im Boden, nicht nur weil vielleicht mehr erzeugt wird, sondern auch weil die darüber befindliche Atmosphäre wärmer und leichter, als die Grundluft ist, und diese viel weniger verdrängt und fortführt." „Xaturnothwendig setzt sich auch die äussere Windbewegung in den Boden hinein fort. Dass windige Tage den Kohlensäuregehalt der oberen Bodenschichten verringern, geht schon aus den bisherigen Beobachtungen ziemlich deutlich hervor." ^Ti^h^dfr' Horace T. Brown bestimmte den Ammoniakgehalt der i-"«. atmosphärischen Luft^) und bediente sich dabei des nachstehenden Verfahrens. Zwei ungef. ] Mtr. lange und 12 Mmtr. weite Glasröhren sind durch ein engeres Glasrohr luftdicht verbunden und unter einem "Winkel von 5 — 6 " zum Horizont geneigt. In jedes Rohr Averden 100 CG. reines Wasser und 2 Tropfen verdünnte Schwefelsäure (1,18 Dichte) gefüllt und durch dieses die Luft lang- sam (1 Ltr. in der Stmide) in kleinen Blasen durch ein feines Rohr durch- ») Chem Centralbl. 1870. 1, 341, nach Proc. roy. Soc. 18. 286. Die Chemie der Luit. 2.25 gesogen. Poröse Substanzen dürfen nicht zum Filtriren der Luft angewendet werden ; die Korke müssen kurze Zeit in verdünnter Natronlauge gekocht werden. Wenn 10—20 Liter Luft durchgesogen sind, wird der Inhalt der Röhre in Glas- cylinder ausgeleert, mit ganz reiner Kalilauge im Ueberschusse und mit 3 CC. Nessler'schem Reagens versetzt. Die Vergleichung wird in gewöhnlicher Weise angestellt, nur dass man ungesäuertes statt reinen Wassers anwendet und nach Zusatz der Xonnalsabniaklösung mit Kali neutralisirt. Es genügen schon 4 bis 5 Ltr. Luft zu einer entschiedenen Reaction. lu Burton-on-Trent fand Verf. au verschiedenen Tagen des September, October und November in lOOOüO Liter Luft (0« C. u. 760 Mmtr.) 0,5251 — 1,1294 Grm. kohlensaures Ammoniak, oder in 100000 Grm. Luft (0 « C. u. 760 Mmtr.) 0,4059 — 0,8732 Grm. kohlensaures Ammoniak, auf dem Lande im December und Februar in 100000 Liter Luft 0,6601 — 0,7826 Grm. kohlensaures Ammoniak oder in 100000 Grm. Luft 0,5102 — 0,6085 Grm. kohlens. Ammoniak. Die Luftproben wurden 2 Meter über dem Boden entnommen. Die Windrichtung ist auf den Ammoniakgehalt der Luft ohne Ein- fluss. Unmittelbar nach einem Regen sinkt der Ammoniakgehalt etwas unter das Mittel, hat es aber nach 2 — 3 Stunden wieder erreicht. Ozon und Antozon, von Carl Engler und Otto Nasse ^). Die Antozon ist Verf. wiesen durch eine Reihe von Untersuchungen, bezüglich deren Ein- superoxy°d." zelheiten mv auf die Originalmittheilung verweisen müssen, aufs Be- stimmteste nach, dass die dritte allotropische Modification des Sauerstoffs, von Schönbein entdeckt und Antozon genannt, nicht existirt, sondern dass dieser Körper (für welchen Meissner den Namen Atmizon ein- geführt wissen wollte) nichts Anderes als Wasserstoffsuperoxyd ist. Ueber den Gehalt der Luft auf dem Lande an Ozon und Ozongehait über dessen Ursprung, von A. Houzeau-). — Die Bestimmung des '*" J^^f'- Ozongehalts bietet sehr grosse Schwierigkeiten wegen der Unbeständigkeit des Ozons und wegen des geringen Gehalts der Luft daran. Mit Hülfe einer selir empfindlichen Bestimmungsmethode — die der Verf. jedoch vei-schweigt — führte H. zahlreiche Bestimmungen aus, auf Grund deren er angiebt, dass die Luft auf dem Lande, 2 Mtr. hoch über dem Erd- boden entnommen, im Maximum ^/i.^üooo ihres Gewichts oder '/t 00000 ihres Volumens Ozon enthält (die Dichtigkeit des Ozons nach Soret zu 1,658 ange- nommen). Der Ozongehait ist jedoch veränderlich und scheint in dem Maasse zuzunehmen, in dem man sich über den Boden erhebt. Ueber den Ursprung des Ozons äussert sich der Verf. etwa folgen- dermassen : „Das Ozon verdankt, wie von allen Meteorologen als feststehende Thatsache angenommen wü'd, seinen Ursprung der atmosphärischen Elec- >) Aim. Chera. u. Pharm. 154. 215. *) Compt. rend. 1872. 74. 712. 126 ^'^ Chemie der Luft. tricität. Man hat aber übersehen, dass der electrische Funke, welcher in reinem Sauerstoff Ozon, in atmosphärischer Luft fast nur salpetrige Säure erzeugt (Cavendish). Aber diese Rolle der Electricität ändert sich sofort, wenn man, anstatt es direct in der Luft anzuwenden, das electrische Fluidum zuvor dui'ch einen Condensator oder, besser noch, durch die 2 Electroden von Verfassers tube ozoniseur gehen lässt. Sofort beladet sich die Luft mit Ozon. Fremy und Ed. Becquerel haben schon früher gezeigt, dass der Sauerstoff die Eigenschaft Jodkalium-Stärkepapier zu bläuen erlangt, wenn mau eine Reihe electr. Funken äusscrlich auf die Oberfläche des Gefässes, welches sie enthält, gelangen lässt. Wenn mau nun ferner weiss, dass die Wolken, insbesondere die Gewitterwolken, in einem fortwährenden electrischen Austausch mit dem Erdboden stehen, so kann mau — sagt der Verf. — Wolken und Erde wie einen grossen Condensator betrachten, mit dessen Hülfe die Atmosphäre beständig elec- trisirt wird, welcher Umstand die beständige Anwesenheit von Ozon in der Atmosphäre erklärt. Es giebt Gewitter, bei welchen das Ozonpapier unverändert bleibt, und solche, die eine starke Bläuung desselben veranlassen. Es ist sehr möglich, meint H., dass im ersteren Falle der Blitz als directer Funke auftritt, der die Luft mit salpetriger Säure beladet, ohne sie merklich zu ozonisiren-, dass im anderen Falle der Blitz wie ein condensii*ter Funke wirkt, der viel Ozon und wenig salpetrige Säure erzeugt." ^,r°^°": ff H- Struve beobachtete seiner Zeit die Gegenwart von Wasserstoff- wasserston- . I-IA 1\ ../-( hyperoxyd hyperoxyd m der Atmosphäre ^) ; auf Grund weiterer Beobachtungen im "s'Lures^Am-' Laboratorium und in der Natur kam Verf. zu dem Schlüsse, dass die ckei ™°°'^^j|"<*«'"Köi-per: Ozon, Wasserstoffhyperoxyd und salpetrigsaures Ammoniak in sehi- naher Beziehung zu einander stehen und nunmehr spricht sich derselbe mit Bestimmtheit dahin aus 2), dass bei allen Verbrennuugserscheinungen in der atmosphärischen Luft sich immer diese drei Körper bilden müssen. Verf. macht noch besonders darauf aufmerksam, dass auch bei der Respiration die Bildung jener Körper beobachtet werden kann, nament- lich die des salpetrigsauren Ammoniaks. Desgl. Zu gleichen Schlüssen gelangt E. von Gorup-Besanez^) durch die gelegentliche Beobachtung und Studium von Ozonreactionen der Luft in der Nähe von Gradirhäusern. Ders. sagt: „Nach Allem, wa§ über das Vorkommen des Ozons, des Wafferstoffsuperoxydes und des salpetrigsaureu Ammoniaks in der Atmosphäre bekannt ist, stellen dieseKörper eine eng verbundene Trias dar. In der That scheinen mir alle in der Luft möglichen Bildungsweisen dieser Körper immer wieder auf eine vor- gäugige ;Polarisatiou, auf ein Activwerden der Sauerstoffs, d. h. auf die Bildung von Ozon zurückzuführen." Oxydations- Ucber die Antheilnahme des (freien) atmosphärischen ^aÄt'ick-*' Stickstoffs am Pflanzenwachsthum. Von P. P. Deherain^). — Stoffs. M Dies. Jahresber. 1868/69. 148. '') Ztschr. f. analyt. Chem. 1871. 10. 294. 3) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1872. 161. 250. *) Corapt, rend. 1871. 73. 3152. Die Chemie der Luft. j^27 Durch zahli'eiche Ackererdeanalj^sen ist nacbgewieseu worden, dass der Boden eine beträclitliche Menge gebundenen Stickstoff enthält, der nicht aus dem Mist stammen kann, denn Boussingault hat festgestellt, dass die Sunmie des in der Ernte einer gegebenen Fläche enthaltenen Stick- stoffs (oft sogar bedeutend) grösser ist, als die, welche dieser Fläche durch Dünger zugeführt worden war Man muss deshalb annehmen, dass ent- weder die Pflanzen den Stickstoff direct aus der Luft aufnehmen (was bekanntlich crwicsenermasscn nicht der Fall ist), oder dass durch noch ungekamite Processe die Ackererde allmählig atmosphärischen Stickstoff absorbirt und ihn in die Pflanzen überführt. Die Zufuhr an Ammoniak, Salpetersäure etc. durch die atmosphärischen Niederschläge ist kaum hinreichend, um die gelegentlichen Verluste zu decken, die verursacht werden durch die Yerdunstung des Ammoniaks, durch die Auslaugung der Nitrate, durch ober- und unterirdische Wässer, und durch die Entweichung des freien Stickstoffs, welcher sich bei der Zersetzung der stickstofilialtigen organischen Substanzen entwickelt. Von der Beobachtung ausgehend, dass die Verbindung der beiden Elemente der Luft in der Regel von der Oxydation einer verbrennlichen Materie begleitet ist, dachte der Verf., dass umgekehrt die Oxydation organischer Materien, welche von Pflanzenresten und Mist herrühren, die Verbindung des atmosphärischen Stickstoffs mit Sauerstoff nach sich ziehen könne. Diese Erwägungen veranlassten den Verf., eine Reihe von Versuchen anzustellen, deren Resultate hier Mittheilung finden sollen. Nach verschiedenen erfolglosen Versuchen gelangte er zu nach- stehendem Experimente, bei dem er regelmässig die Absorption von Stick- stoff beobachtete. Man zieht den Hals einer Retorte von grünem Glase und 200 CC. Inhalt aus und bringt in dieselbe ein Gemisch von gleichen Raumtheilen atmosphärischer Luft und Sauerstoff und eine Lösung von 15 Gramm Glucose in 15 CC. Wasser und 15 CC. gewöhnliches Ammoniak. Als- dann schmilzt man vor der Lampe zu und erhitzt etwa 100 Stunden lang im Wasserbade. Nach dem Erkalten kehrt man die Retorte um, notirt die Höhe der Flüssigkeit im Halse derselben und bricht die Spitze unter Wasser ab, um durch die Menge des eindringenden Wassers die Menge des absorbirten Gases messen zu können. Die noch vorhandene Luft bestand nur noch aus Stickstoff, und dieser war stets in geringerer Menge vorhanden, als Verf. hineingebracht hatte. Sauerstoff und Kohlensäure waren immer vollständig verschwunden. Im Mittel von 20 auf diese Weise ausgeführten Versuchen ergab sich eine Absorption von 5,9 CC. von 100 CC. eingeführtem Stickstoff. Im Mittel von 4 Versuchen, bei welchen statt gewöhnlicher Glucose Thenard'sche stickst oftlialtige Glucose^) verwendet wurde, ergab sich ine Absorption von 15,4 pCt. zugeführteu atmosphärischen Stickstoffs. _ ') Nach P. Thenard (Compt. rond. 53. 79.")): In Ammoniakgas auf 110" erhitzt, gicbt Gkicose eine braune Masse, welche jetzt einen stickstoffhaltigen Körper enthiilt, der in Alkohol löslich ist und, mit Kalilauge erhitzt, nur einen kleinen Theil des Stickstoffs abscheidet. (Kolbe's Lehrb. d. org. Chem., 3. B., 2 Abth., S. 52.) 128 Die Chemie der Luft. In gleicher Weise führte Verf. Versuche aus, bei welchen er statt Glu- cose aus altem Holz entstandenen Humus verwendete-, dabei zeigte sich keine Absoi-ption von Stickstolf, im Gegentheil war etwas mehr vorhanden als anfänglich. Dagegen ergab sich eine Stickstoffabsorption von 3,6 pCt., wenn statt Ammoniak eine Lösung von kohlensaurem Kali zugemischt worden war. Also — so folgert der Verf. aus seinen Versuchen — bei laugsamer Verbrennung organischer Materien tritt der atmosphärische Stickstoff in die Verbindung ein, wahrscheinlich unter Bildung von Salpetersäure, welche in Berührung mit einem üeberschuss kohlenstoffhaltiger Materie reduciit wird unter Abgabe des Stickstoffs an die organische Substanz. So erklärt sich Verf. den Ursprung des Uebcrschusses an Stickstoff in Pflanzen und Boden über die durch den Dünger zugefühite Quantität. Jede Pflanze, meint derselbe, die in dem Boden Ueberreste hinter- lässt, bietet bei der langsamen Verbrennung ihrer organischen Substanz Gelegenheit zur Bindung von atmosphärischem Stickstoff. Dieser Process setzt sich durch lauge Zeiträume hindurch fort und endet in unbebauten Länderstreckeu (Steppen etc.) bei spontaner Vegetation mit der Anhäufung solcher Mengen von Stickstoff, dass bei Beginn des Bebauens eine Reihe von Ernten gewonnen werden können, ohne dass gedüngt zu werden braucht. HSbeiirauch. Dellmauu hat nachgewiesen, dass der Höhenrauch wirk- licher Rauch sei'), was noch immer von Vielen bezweifelt wird. Der Nachweis ist durch das Verhalten der Luftelectricität und der Luft- feuchtigkeit geführt worden. Ersterer wü-d nämlich durch aufgewirbelten Staub vermindert, durch Rauch hingegen vermehrt. Li gleicher Weise wie der Rauch ^virkt auf das Electrometer zwar auch der Xebel, doch verhält sich dieser anders gegen die Luftfeuchtigkeit. Der Rauch macht nämlich die Luft trockner, indem die Dämpfe sich an den Kohlentheilchen condensiren, während sie bei Nebel feucht bleibt. Beobachtet man daher die Electricität und die Feuchtigkeit gleichzeitig, so lässt sich nachweisen, welche Substanz die bekannte Trübung der Luft, den Höhem-auch ver- anlasse. Die Beobachtungen zeigten nun regelmässig, dass die Electricität während des Höhenrauchs vermehrt, die Feuchtigkeit hingegen vermindert wii'd. Dies führte zu folgenden Schlüssen: „Die besten lustrumente zur Ermittelung der Identität des Höhenrauchs sind das Psychrometer und Electrometer, besonders das erstere. Rauch und Höhenrauch erhöhen die positive Electricität der Atmosphäre und erniecü-igen die Feuchtigkeit. Da der gewöhnliche Nebel meist die positive Electricität erhöht, die Feuchtig- keit aber auch, so kann der Höhenrauch nur Rauch sein. Der Staub erniedrigt zwar auch die Feuchtigkeit, zugleich aber auch die positive Electricität der Atmosphäre, wodurch er sich in seinem meteorologischen Verhalten vom Rauch unterscheidet. Die Trockenheit der Luft bei der Erscheinung des Höhenrauchs ist also nicht oder nicht allein eine Eigen- schaft des Windes, mit dem er auftritt, was schon daraus hervorgeht, dass jede Windrichtung ihn bringen kann." ') Landw. Cenü-albl. 1870. 1. 232, nach d. Ztschr. f. Meteorologie. Die Chemie der Luft. 129 Nach Cliapmanu kaun man die in der Luft suspendirte orga- ^„^g'^n^'ln nische Substanz durch folgende Vorrichtung abscheiden^). In einen der Luft, grösseren Trichter wird ein kleinerer, dessen Schnabel abgeschnitten, ge- steckt, auf den Eand des inneren Trichters ein Drahtnetz gelegt, auf diesem grobes geglühtes Bimsteiupulver ausgebreitet und darauf eine V2 Zoll hohe Schicht sandfeines Bimsteinpulver und Alles benetzt. Beim Gebrauche steckt der Trichter in einer Woulf sehen Flasche, aus deren zweiter Mündung man Luft saugt. Der Birastein und das Wasser aus der Flasche werden dann mit reinem Wasser nach der von Wanklyu, Chap- mann und Smith für die Untersuchung des Wassers eingefülulen Me- thode auf Stickstoff untersucht. Luft aus überfüllten Wohm-äumen enthält ausser suspendirter orga- nischer Substanz flüchtige organische Basen-, destillirt man mit kohlen- saurem Natron, so enthält das Destillat Ammoniak u;id organische Basen. Luft aus der Nachbarschaft einer unbedeckten Grube enthält beträchtliche Mengen organischer Basen und nicht flüchtige organische Substanz. In 100 Liter Luft aus bewohnten Zimmern wurde durch Destillireu mit Kali und übermangansaurem Kali organische Substanz mit einem Ge- halte von 0,02 — 0,35 Mllgrm. Ammoniak und sehr verschiedene Mengen Ammoniak als solches gewonnen. G. Boccardo und Castellani untersuchten eine Substanz, ^zusammen-^^ welche am 14. Januar 1870 in der Nacht in Genf als Staubregen ge- als staub- fallen war 2). — Sie war mit Regenwasser in Berührung gekommen und be- ''*|e°aiicne'!i*''" stand in diesem Zustande aus Substanz. 6,49 pCt. Wasser, 6,61 „ stickstoffhaltiger organischer Substanz, 63,62 ,. Kieselsand mit sehr wenig Thon, 14,69 „ Eisenoxyd und 8,59 „ kohlensaurem Kalk. Die organische Substanz bestand aus Sporen, Pflanzentrümmern etc. Chemische und mikroskopische Analyse eines auf Sicilien am 9., 10. und 11. März 1872 gefallenen Sandregens. Von 0. Silvestri^). H. Tarry hatte am 29. Febr. von Montsouris aus ange- zeigt, dass der Cyclone, welcher im Süden Europa's vom 24. bis 27. Fe- bruar aufgestiegen sei, nachdem er Afrika durchlaufen haben würde, nach Sicilien gegen den 3. oder 4. März mit einem Sandfall zurückkehren würde. In der That fiel vom 5. auf 11. März das Barometer rasch und regelmässig, es erhob sich ein entsetzlicher Orkan, der auch das Meer beherrschte, und der Himmel war durch einen dicken Nebel getrübt, welcher sich am 9., 10. und 11. März in einen Regen auflöste, der durch einen in Suspension befindlichen reichlichen Staub röthlich-gelb gefärbt war. Ein Liter dieses trüben Wassers enthielt 3,3 Grm. meteorischen Staub. Dieser und das filtrirte Wasser wurden getrennt der Analyse unterworfen. ') Chem. Centralbl. 1870 (III) 1. 310, nach Journ. of the Chem. Soc. (2). 8. 98. 2) Chem. Ceutralbl. 1870 1. 615. 3) Compt. rend. 1872. 74. 991. . Jaliresbericht. 1. Abtli. 9 130 Die Chemie der Luft. Das filtrirte Wasser war klar, ungefärbt, geruchlos, von schwach salzigem Geschmack-, seine Dichte war 1,00069. Es reagirte weder sauer, noch alkalisch. Einem längeren Sieden untenv'orfen, trübte es sich und entband 19,5 CC. eines Gases, welches bestand au^ 83,959 pCt. Stickstoff, 13,070 „ Sauerstoff und 2,971 „ Kohlensäure. Ein Liter des Wassers enthielt an festen aufgelösten Substanzen: Doppeltkohlensauren Kalk . . . 0,129 Grm. Doppeltkohlensaure Magnesia . . 0,035 „ Doppeltkohlensaures EisenoxyduP) . 0,000 ,, (Spuren) Schwefelsauren Kalk 0,041 ,, Chlorkalium 0,000 „ (Spuren 2) Schwefelsaures Xatron 0,009 „ Chlornatrium 0,009 „ Organische Materie (stickstoffhaltig) 0,063 „ 2) Der meteorische Staub, getrennt vom Wasser und getrocknet, behielt die gelbrothe Farbe, die beim Erhitzen des Staubs in ziegelroth überging. Derselbe wurde vergleichsweise mit Sahara-Sand untersucht und dabei gefunden: Meteor. Staub Sahara-Sand Durch Eisenoxyd gelb gefärbte I thonig 75,08 — Partikel (?) /sandig — 91,7 Kohlensaurer Kalk 11,65 8,0 Kochsalz — 0,5 Organische Materien 13,19 0,3 100,00 100,0 Specifisches Gewicht 2,5258 2,5242 Im noch feuchten Zustande, unmittelbar nach der Filtration, wurde derselbe miki-oskopisch untersucht und dabei gefunden: Pflanzentrümmer aller Art, Diatomeen und lebende Infusorien. Unter den kleinen Organismen wurden unterschieden: 1) Sphärische Bläschen von ^/so Mm. linearem Durchmesser, mit sehr dünnen Wandungen, mit einem centralen, granulösen gelben Ei-Kern, umgeben von zahlreichen concentrischen Linien. 2) Scheibenförmige Bläschen, oft uhrglasförmig, von Yieo 1- Durch- messer, mit ungefärbten, durchscheinenden Wandungen ohne inneren Kern, aber mit zahlreichen Eunzeln. 3) Verschieden geformte Bläschen, von einem von Yis — Vieo Mm. wechselnden Durchmesser, ungefärbt, durchscheinend ohne irgend welche Abzeichen. 4) Vier Species Diatomeen (schon fi-üher von Ehrenberg in anderem meteorischen Staub beobachtet), nämlich Na^icula fulva, Sinedra entomon, Pinnularia aequalis (?), Gallionella crenata (letztere drei nur sehr spärhch). *) Bicarbonate de fer. ■) Nur durch den Spectral-Apparat nachweisbar. Die Chemie der Luft. 131 5) Drei Species Infusorien von unruhiger rascher Bewegung, (eben- falls schon von Ehrenberg gefunden), sehr- häufig: Cyclidium arborum und Trachelius dendrophilus, sehr selten: Bursaria tri- quetra. Untersuchungen über die Bilanz der Verdunstung und des Bilanz der Niederschlags. Von H. Hoffmann i). — Die nachstehend in ihren „."d.^Niedef- Hauptresultaten mitgetheilte Untersuchung hatte den Zweck, auszumitteln, schiags. wie weit, gegenüber der Verdunstung durch die Blätter der Pflanzen und durch die Obei-fläche des Bodens, auf welchem die Pflanzen stehen, dieser Verlust an Wasser gedeckt oder überschiitteu wii*d diu*ch den thatsächlich stattfindenden Niederschlag in der Form von Regen und auf welchem Wege eventuell in der fi-eien Natur eine Compensation stattfinden, ein etwaiges Deficit gedeckt werden mag. Nach früheren Beobachtern ist die Verdunstung der Pflanzen und des Bodens meist eine sehr beträchtliche. Nach Schub 1er beträgt die Verdunstung während der Vegetationszeit pro Tag von einem Quadratfuss Wasserfläche ... 1 Linie, Rasen 2 — 3 Linien, nackte Bodenfläche . 0,6 Linien, Wald 0,25 Linien. Nach Lawes verdunstet eine Weizenpflanze täglich ihr zehnfaches Gewicht an Wasser, nach Saussure verdunstet Polygonum Persicaria das 3^/2 fache ihres Gewichts. Diese Versuche beziehen sich sämmtlich auf solche Pflanzen, bei denen eine völlig ausreichende, ja überreiche Wasserzufuhr künstlich permanent hergestellt wurde, und sie beweisen deshalb zu viel. Verf hält die Verduustungsgrösse für jede Pflanzenspecies nicht für coustant, sondern für variabel je nach der zu Gebote stehenden Bodenfeuchtigkeit. Wenn man im Freien eine Wassei'fläche von bekannter Grösse durch täg- lich einmalige Regulirung stets wieder auf dieselbe Höhe bringt, so wird man bei dem Ablesen des Wasserstandes nach je 24 Stunden erfahren, wie gross der Wasserverlust durch Verdunstung unter den günstigsten Verhältnissen ist, da stets Uebei-fluss an Wasser vorhanden ist, was bei der Oberfläche der Erde nach einigen trocknen Tagen natürlich nicht der Fall ist und ebenso auch nicht an der Oberfläche der Pflanzeublättei- unter denselben Verhältnissen. Man wird aber ausserdem auch an dem Stande des Wassers in dem Volumeter zugleich mit ablesen, ob eine Zufuhr von Wasser durch Regen neben dem Verluste stattgefunden hat. Wie gross der Verlust im Vergleiche zum Gewinne war, muss durch Vergleichung mit der wirklichen Niederschlagshöhe unter Ausschluss der Verdunstung an einem Regenmesser ermittelt werden. Zu diesen Messungen wurde im botanischen Garten zu Giessen an einer ziemlich windfreien Stelle ein' gi-aduirtes, offenes Cylinderglas auf- gestellt, 23 Centm. hoch, die kreisrunde Obei-fläche 3,8 Centm. im Lichten, letztere etwa 6 Par. F. über dem Boden. Täglich um 9 Uhr Vormittags ') Landw. Vers.-Stat. 1872. 15. 98, 232 '^'^ Chemie der Luft wurde die Oberfläche des (destillirten) Wassers wieder auf genau die- selbe Höhe gebracht entweder durch Zugiessen oder durch Wegnahme von Wasser. Die Resultate der Beobachtungen geben wir nur in ihren summarischen Zalilen wieder. Danach betrug die Summe der Verdunstung während der Monate Mai bis September (1855—1858) 148,30 Zehntel-CubikzoU (Par.), der Zuwachs durch Niederschlag 46,54 „ „ mithin 101,76 Zehntel-Cubikzoll Verlust. Die Gesammtsumme des in dei'selben Zeit gefallenen Regens betrug 456,80 Zehntel-Zoll Regenhöhe. Am Verdunstungsmesser fand sich nur ein Zuwachs von 46,54 Zehntel-Cubikzoll. Demnach ist der Unterschied beider Zahlen (410,26) gleichfalls durch Verdunstung verloren gegangen. Die Gesammt-Verdunstung beträgt demnach 558,56. Der Verlust durch Verdunstung war unter den mitgetheilten Versuclisverhältnissen demnach bedeutend höher, als die durch den atmosphärischen Niederschlag während dieser Zeit herbeigeführte Zufuhr an Wasser. An der Erdoberfläche, wo die Pflanzen wachsen, muss aber noth- wendig das Verhältniss ein anderes sein, da unmöglich mehr Wasser ver- dunsten kann, als in der Form von Regen niederfällt, und dazu noch, weil von diesem sehr viel in die Bäche etc. abfliesst. Der Thau ist, nach des Verf. Ansicht, viel zu unbedeutend, als dass er den Unterschied decken könnte. Ferner weil die Oberfläche des Bodens, dem Winde und Sonnen- scheine ausgesetzt, austrocknen kann, ohne dass die durch sie ge- schützten (isolirten) folgenden Schichten sofort und in gleichem Maasse auch ihren Wasservorrath hergeben müssten. Die Verhältnisse, unter denen Verfasser seinen Versuch ausführte sind demnach wesentlich andere, als die in der Natur vorhandenen. Verf. glaubt demnach eine CoiTection machen zu müssen und sagt: „Wenn man demgemäss einen allerdings nicht genauer zu bestimmenden Abzug von der Verdunstungs- grösse macht, so kommt man zu der Ueberzeugung, dass die gewöhnlichen Niederschläge für den Wasserconsum der Pflanzen bei uns wohl voll- kommen ausreichen dürften, auch ohne dass man die Dampf condensirende Fähigkeit der Erdoberflächenschicht in Anspruch nimmt, welche zur Zeit nicht mit genügender Genauigkeit bekannt ist." Es ist also hieraus zu schliessen, dass die Oberfläche der Erde und der Pflanzenorgane ein weit weniger günstiges Verdunstungsobject ist, als die Oberfläche eines in einem offenen Gefässe befindlichen Wasservolumens (Seen, Teiche etc.), obwohl dessenungeachtet die Pflanzen selbst mehr Wasser aushauchen, als über- haupt auf die betreffende Grundfläche niederfällt. „Diese Betrachtung lehrt — schliesst der Verf. — wie wenig dazu gehört, um selbst in unseren verhältnissmässig regenreichen Sommern die schwächer bewurzelten Pflanzen in Wassernoth zu versetzen, wie denn die Beobachtung- dies auch oft genug zeigt, nicht nur auf den exponirten Feldern, sondern auch — wenigstens in trocknen und heisseren Sommern, wie z. B. 1868 — im Walde. Man ersieht daraus, wie wichtig es ist, dem Boden seine schützende Moos- und Laubdecke zu erhalten, zumal Die Chomie dei Luft. 133 wenn neben der gesteigerten Verdunstung der Erdoberfläche durch Ent- blösung noch die den oberflächlichen Abfluss begünstigende Lage auf einer geneigten Ebene oder einem Bergabhange hinzukommt. Und ebenso wird es gerathen sein, die Drainage unserer Felder und die Entsumpfung unserer Wälder (?) nicht zu übertreiben. Schon jetzt ist, wie es scheint, nicht zu verkennen, dass der mittlere Stand unserer Bäche und Flüsse vielfach zurückgegangen ist. Die Folgen bezüglich uachtheiliger Ueberschwemmungen und weiterhin auch füi' die Vegetation werden nicht ausbleiben. Wir sehen an Spanien, Sicilien und Griechenland, welche Zukunft unserem Boden bevorsteht, wenn wir nicht noch zu rechter Zeit einhalten." Bestimmung der Mengen des in Regenwasser und Seine- ^Regen''u'nd" wasser aufgelösten Sauerstoffs von A. Gerardin^). — Nach cler ^^"ss'"»s3er. unten beschriebenen Methode untersuchte Verf. Regenwasser auf ihren Gehalt an aufgelöstem Sauerstoff und fand: Datum des Regenfalls Sauerstoff in 1 Ltr. Wasser Der 29. 25. 26. 27. 27. 27. 28. 29. 29. 30. 2. 4. 7. October 8,00 November . 4,33 3,17 „ Morgens .... 4,80 „ Mittags 4,40 „ Abends 2,63 1-) 2,59 „ Morgens 3,19 „ Abends 4,72 3,78 December 3,77 n 3,22 4,04 „8. „ ........ 4,00 Die feinen und anhaltenden Regen sind weniger reich an Sauerstoff, als die starken, vorübergehenden. Die Zertheilung des Regens in feinere Tropfen scheint den Verlust desselben an Sauerstoff zu begünstigen. (?) Zu gleicher Zeit wurden gleiche Bestimmungen mit Seinewasser vor- genommen und zwar während des Steigens desselben. Es wurde gefunden Sauerstoff in 1 Ltr. Wasser Jeweihger Wasserstand Der 9. October . 3,75 30. V . 6,00 19. Novembei . 3,99 24. « . 3,33 27. ^? . 3,40 1. December . 3,51 2. n . 3,78 4. ?? . 3,83 8. 11 . 3,60 1,80 2,10 4,00 5,20 5,30 5,80 5,90 5,80 5,90 J) Compt. rend. 1872. 75. 1713. 134 Die Chemie der Luft. Die angewandte, vom Verf. u. Schützenberger») aufgestellte Methode beruht auf der Eigenschaft des unterschwefligsauren Natrons mit grosser Energie und Schnelligkeit Sauerstoff zu absorbiren. Mit sauerstoffhaltigem Wasser zu- sammengebracht oxydirt sich das unterschwefligsaure Natron zu unterschwefel- saurem Natron. Man verfährt nun derart: Zunächst bereitet man sich eine ammoniakalische Kupferlösung von solcher Concentration, dass je 10 CC. davon bei ihrer Desoxydation 1 CC. Sauerstoff abgeben. Man vergleicht nun die be- liebig dargestellte Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit der ammoniaka- lischen Kupferlösung, um zu ermitteln, wie viel davon zur Desoxydation (Ent- tärbung) der Kupferlösimg nöthig sind. Letzere (ebenso das zu untersuchende Wasser) wird zur Abhaltung der Luft mit einer Oelschicht bedeckt, durch welche die Spitze der Bürette mit unterschwefligsaurem Natron eingeführt wird. Nachdem der Wii'kungswerth für diese Lösung festgestellt, kann man zur Bestimmung des Sauerstoffgehalts des Wassers übergehen. Man versetzt das Wasser, von welchem Verf. stets 1 Ltr. verwendete, mit einigen Tropfen blauen AniUn's (lösliches AniHn- blau von Coupier) und fügt dann die desoxj'dirende Lösung aus der Bürette hinzu. So lange noch freier Sauerstoff im Wasser, bleibt dasselbe durch das Anilin gefärbt, der geringste Ueberschuss von unterschwefligsaurem Natron ent- färbt auch dieses sofort. Re-lnw'as'im Gehalt des Regenwassers an salpetriger Säure und Sal- an N03 h. petersäure-, von Chabrier^). — Nach einer früher beschi-iebenen Me- thode bestimmte Verf. wiederholt im Eegenwasser die obengenannten Säuren. Die Ergebnisse erhellen aus nachfolgender Zusammenstellung. Die Beobachtungen wui'den bis auf die letzten Fälle zu Saint-Chamas aus- geführt. NO», 1 Datum In 100 CC. Regenwasser wurde gefunden salpetrige Säure Sslpetersäare Bemerkungen ^l^Ä'* Milligramm Milligramm uci umh j ■* 1870 22. Januar 0.295 0,007 Regen vom 21. Abends bis 22. Morgens 18" 31. - 0,154 0,005 Starker Regen vom 10. Vorm. bis 5. Abends 15—17" 3. — 4. Februar 1) 0,855 0,035 Kurze Platzregen mit 2) 0,874 0,034 Gewitter 3) 0,842 0,010 feiner Regen 19 <> 5. Februar 0,782 0,039 Regen, yde vorher 20" 29. —30. März 0^836 2,029 Feiner Regen , lö** 7. April 0,000 2,763 6. Juni 0,000 0,746 Sehr starker Regen nach einer trocknen warmen Periode 7"Morg. 15 "Ab. 7. Juni 0,312 0,830 Wenig Regen 9. — 10. Juni 0,154 1,159 Starker Regen 12. Juli 0,219 0,653 0 Compt. rend. 1872. 75. 879. «) Ibidem. 1871. 73. 485. ') Die Scala enthielt 21 Grade. Die Chemie der Luft. 135 i In 100 CC. Regenwasser wurde gefunden Datum sa'petrigeSänre Salpetersäure Milligramm Milligramm Bemerkungen Rel. Ozongehalt der Laft 1869 8. Januar (Constan- tiue zu Algier) 0,987 2,750 Dieses Regenwasser war während zweier Jahre in wohl ver- schlossenem Gefäss 17. März 1871 aufbewahrt worden. (Langres) 0,732 3,400 Schnee. 11. April 1871 (Saint Chamas) 0,690 — Aus vorstehenden Zahlen geht hervor, dass der im Regenwasser ent- haltene osjTlirte Stickstoif nicht immer, wie man gewöhnlich annimmt, als Salpetersäure vorhanden ist, sondern im Gegentheil wälirend eines Theils ,des Winters und fast den ganzen Frühling hindurch als salpetrige Säure. Die bisher gekannte und bestimmte Menge Salpetersäure rührt theilweise oder oft sogar ganz von salpetriger Säure her, welche durch die bis jetzt angewandten Methoden zur Bestimmung von Salpetersäure bei Gegenwart organischer Substanzen zu Salpetersäure oxydirt wurde. Hauptsächlich als solche oder wahrscheinlich als salpetrigsaures Ammoniak wird also während eines Theils des Jahres der Erde durch den Regen Stickstoff zugeführt. Verf. stellt eine Rechnung an, wie\1el ca. 1 Hektare Land jährlich davon erhält. Auf Grund der Beobachtungen über die Regenmenge gelangt er zu der Annahme, dass jährlich ca. 5,100,000 Liter Regenwasser auf 1 Hektare fallen, wovon ca ^/s vom Boden absorbirt und mit diesen 3,75 Klgrm. salpetrige Säure, entsprechend 5,43 Klgrm. salpetrigsaurem Ammoniak aufgenommen werden. Ueber den Ammoniakgehalt des Schneewassers, von Aug. Ammoniak- VogeP). — Nach dem Verf. wirken verschiedene Factoren auf den ^schnee-*^ Ammoniakgehalt des Schnees ein. Zunächst ist es die Temperatur. In Hassers, dem frisch gefallenen Schnee bei — 15'', 16^, 19 ^ im November und December vorigen Jahres konnte auch mit den empfindlichsten Reagentien nicht die mindeste Spur von Ammoniak gefunden werden. Verf. meint, dass wenn in einem bei sehr niedriger Temperatur gefallenen Schnee mit- t unter Ammoniak aufgefunden worden ist, dies von der Art der Auf- sammlung und des Schmelzenlassens herrühre. Lässt man z. B. den Schnee in offenen Porzellanschalen schmelzen und stehen, so sind 24 Stunden schon hinreichend, um in diesem Schneewasser Ammoniak nachzuweisen. In solchem Falle ist aber der Ammoniakgehalt kein ursprünglicher des Schnees, sondern durch die Atmosphäre nachträglich zugeführt. Es scheint, dass der Ammoniakgehalt des Schneewassers überhaupt mit der Temperatur des Schneefalles im nahen Zusammenhange stehe. >) Chem. Centr.-Bl. 1872. (3) 3. 506. Das. nach N. Rep. Pharm. 31. 329. 136 Die Chemie der Luft. derschläge. Verf. hat in einem bei — 3 " gefallenen Schnee etwas weniger Ammoniak gefunden, als in einem bei 0*^ gefallenen. Endlich ist die Porosität des Schnees ein wesentlicher Factor für die Aufnahme des Ammoniaks aus der zufälligen Unterlage. In demselben Schnee, welcher im frisch ge- fallenen Zustande kaum Spuren von Ammoniak ergab, wurde, wenn er auf gedüngtem Boden, auf einer Wiese oder auf dem Zinkdache eines Hauses gelegen, der Ammoniakgehalt wesentlich verschieden gefunden. Die Differenz bewegt sich von 120 bis zu 4 Milligramm (pro Liter?). Aus diesen Umständen erklären sich die grossen Abweichungen fiüherer Angaben über diesen Gegenstand. Vergl. den nachfolgenden Artikel. Nos-Gehait Beiträge zur Chemie der atmosphärischen Niederschläge deratmospha- ^ x- o rischen Nie- mit besonderer Berücksichtigung ihres Gehaltes an Salpeter- säure; von Friedrich Goppelsröder i). — Bei seinem Kreislaufe, nicht nur durch die porösen Erdschichten, wo es mit flüssigen und festen Stoffen, und auch mit der an Fäulniss- und Verwesungsgasen oft so reichen unterirdischen Luft zusammenkommt, sondern auch bei seiner Wanderung durch die atmosphärische Luft, ja schon wälirend des Verdampfungs- Prozesses an der Erdobeiüäche und während seiner Erzeugung beimVer-» brennungs- und Verwesungsprocesse, also schon in jenem Zeitpunkte seines Kreislaufes, wo es die feste Erde verlässt, um seine Wanderung durch das Luftmeer anzutreten, nimmt das Wasser gewisse andere Stoffe, wenn auch nur in geringer Menge, in sich auf und wird zum Träger einiger chemischen Verbindungen, welche zum Theile zu wichtigen dii-ecten Nährstoffen der Pflanzen gehören. Und ist dann das Wasser in Dampf- oder Dunstbläschenform, so nimmt es weiter noch eine Eeihe von in die Luft gelangten Producten der Fäulniss und Verwesung auf, auch die beim Durchschlagen des mächtigen electrischen Funkens, des Blitzes, durch die Luft gebildete Stickstoffsauerstoffverbindung, um schliesslich auf seinem Falle als Regen, Schnee u. s. w. noch mehr die Luft von ilu-en Ver- unreinigungen zu befreien. Als Beitrag zur Kenntniss der Bestandtheile der atmosphärischen Niederschläge führte Verf. eine längere Untersuchung aus, deren Ergebnisse tabellarisch geordnet folgen. Die Bestimmungen wurden von October 1870 bis Ende September 1871 mit sämratlichcn in dieser Zeit in Basel ge- fallenen Niederschlägen (131) ausgeführt. Dabei ist zu bemerken, dass der Zeitraum von 24 Stunden von Mittag 1 Uhi' bis wieder IVIittag 1 Uhr als ein Tag galt, dem das Datum der letzten 13 Stunden beigelegt wurde. Das Weitere erhellt aus der Tabelle selbst. ') Jourxi. f. prakt. Chemie. (1871.) 4. 139, u. (Fortsetz.) Ztschr. f. analyt. Cham. 1872. 11. 16. Die Chemie der Luft. 137 Menge des Niederschlags Gehalt eines Liters Regen- oder Schnee- Auf 1 Quadratmeter D a t u m wassers an Fläche kommen Sal- wasserfreier resp. Ammou. petersäiu-e Salpetersäure uitrat Millimeter Milligramme Mllsrm. 1870. 9. October 7,3 Regen 18,39 11. „ 4,0 „ 13,6 20,1 54,40 13. „ 2,2 „ 1,3 1,9 2,86 14. „ 9,8 „ Spuren Spuren — 16. „ 16,7 „ 0,5 0,7 8,35 18. „ 4,8 „ 1,0 1,5 4,80 20. „ 4,4 „ 0,7 1,0 3,08 22. „ 1,2 „ Spuren Spuren — 24. „ 5,1 „ ,1 r — 25. „ 3,1 „ 0,8 1,2 2,48 26. „ 20,2 „ 0,7 1,0 14,14 27. „ 2,5 „ 0,5 0,7 1,25 28. „ 3,5 „ 0,5 0,7 1,75 29. „ 7,6 „ 1,2 1,8 9,12 30. „ 8,4 „ 0,5 0,7 4,20 31. „ 0,4 „ — — 1,01 Sa. 125,83 I.November 14,6 „ 0,5 0,7 7,30 2. „ 2,9 „ 0,5 0,7 1,45 14. „ 3,4 „ 1,0 1,4 3,40 15. „ 1,7 „ — — 4,28 16. „ 25,2 „ 0,7 1,0 17,64 17. „ 4,2 „ 1,2 1,8 5,04 19. „ ^,5 „ 1,2 1,8 3,00 20. „ 2,4 „ 0,7 1,0 1,68 21. „ 24,0 „ 0,7 1,0 16,80 22. „ 25,0 „ 1,0 1,4 25,00 23. „ 5,8 „ 0,7 1,0 4,06 24. „ 9,6 „ 1,2 1,8 11,52 27. „ 2,2 „ — 5,54 28. „ 0,4 „ — — 1,01 Sa. 107,72 4.December 3,4 (Schnee) 0,7 1,0 2,38 9. „ 12,6 „ 0,7 1,0 8,82 13. „ 4,9 „ 0,7 1,0 3,43 14. „ 7,1 „ 0,7 1,0 4,97 15. „ 15,8 „ — — 39,81 17. „ 31,3 „ 0,5 0,7 15,65 18. „ 4,7 „ 1,5 2,2 7,05 20. „ 1,1 „ 1,0 1,5 ],10 21. „ 6,1 (Schnee) 2,9 4,3 17,69 138 Die Cliemie der Luft. l\Tpno'p flpQ Gehalt eines Liters Kegen- oder Schnee- Auf 1 Quadratmeter Dat um ^»iC/llKC UCo wassers an Fläche komnien Sal- Niederschlags wasserfreier Salpetersäure resp. Ämmoii- uitrat petersäure Millimeter Milligramme MUgrm. *• 1870 22.December 1,3 Regen 0,4 0,6 0,52 26. 7? 1,9 (Schnee) 4,2 6,2 7,98 31. '^ 1,0 „ 5,3 • 7,8 5,30 Sa. 114,70 1871. 1. Januar 0,3 „ — — 0,75 v6. 1^ 3,5 „ 3,5 5,2 12,25 8. 1^ 2,2 „ 5,3 7,8 11,66 17. » 3,5 „ — 8,82 18. V 14,6 „ 3,7 5,5 54,02 19. V 5,4 (beiderl.) 3,1 4,6 16,74 20. 11 3,9 (Schnee) 3,5 5,2 13,65 22. ■>1 45O „ — 10,08 Sa. 127,97 4. Februar 3,7 „ 4,4 6,5 16,28 5. 51 2,1 1, 3,1 4,6 6,51 8. ^5 6,9 „ 17,39 9. 55 11,0 „ 2,2 3,2 24,20 10. 55 I58 55 2,5 3,7 4,50 11. 11 10,7(Schnee) 2,6 3,8 27,82 21. 15 2,3 „ 3,5 5,2 8,05 Sa. 107,45 2. März 1,1 „ 5,0 7,4 5,50 9. 55 I5V 5, 4,2 6,2 7,14 11. 15 1,6 „ 4,6 6,8 7,36 15. 55 . 2,3 „ 3,1 4,6 7,13 16. 15 4,6 „ 3,1 4,6 14,26 17. 55 13,7(Schnee) 2,6 3,8 35,62 28. 15 1,4 „ 12,3 18,2 17,22 30. 51 1,1 „ 4,4 6,5 4,84 Sa. 99,07 2. April 2,9 „ 2,2 3,2 6,38 4. 55 1,3 „ 3,1 4,6 4,03 5. V 7,9 „ 2,2 3,2 17,38 10. 55 11,4 „ 3,1 4,6 35,34 11. 15 2,7 „ 3,5 5,2 9,45 13. 55 0,7 „ 4,6 6,8 3,22 15. 55 1,6 „ 2,2 3,2 3,52 16. 11 2,3 „ 3,1 4,6 7,13 17. 51 5,7 „ 2,6 3.8 14,82 18. 15 6,1 ;, 2,6 3,8 15,86 20. 11 1,3 „ 3,5 5,2 4,55 Die Chemie der Luft. 139 Menge des Niederschlags Gehalt eines Liters Regen- oder Schnee- Auf 1 Quadratmeter Dat um wassers an Fläche kommen Sal- wasserfreier resp. Ammon- petersäure Salpetersänre nitrat Millimeter Mililgramrae Mllgrra. 1871. 21. April 4,1 Regen 3,9 5,8 15,99 22. 1? 18,0 „! 3,1 4,6 5,58 23. « 3,3 „ 3,9 5,8 12,87 24. 1? 4,1 „ 3,9 5,8 15,99 27. » 4,2 „ 3,1 4,6 13,02 28. ii 17,8 „ 2,6 3,8 46,28 30. 55 12,0 „ 3,1 4,6 37,20 Sa. 268,61 1. Mai 15,5 „ 2,2 3,2 34,10 18. 55 1,0 „ 10,0 14,8 10,00 27. 55 20,0 „ 4,8 1 7,1 96,00 28. 55 4,8 „ 4,4 6,5 21,12 Sa. 161,22 5. Juni 15,6 „ 4,0 5,9 62,40 6. 55 5,6 „ 4,4 6,5 24,64 7. 55 3,9 „ 3,1 4,6 12,09 8. 55 7,4 „ 3,0 4,4 22,20 9. 55 6,1 „ 3,5 5,2 21,35 11. 55 1,5 „ 6,2 9,1 9,30 19. 55 23,7 „ 4,0 5,9 54,80 20. 55 6,8 „ 2,6 3,8 17,68 21. 55 3,4 „ 4,8 7,1 16,32 22. 55 3,7 „ 3,5 5,2 9,45 23. 15 9,8 „ 2,6 3,8 25,48 24. 1,4 „ 2,3 3,2 3,22 26. 20,0 „ 3,1 4,6 62,00 * 27. 55 5,7 „ 3,5 5,2 19,95 28. 5« 0,9 „ — — 2,26 Sa. 363,14 2. 3. 4. 5. 6. 9. 10. 11. 12. 20. 23. 24. Juli 23,5 16,9 3,4 7,7 7,1 14.7 5,8 30,5 0,5 1,1 3,1 14,3 0,6 0,5 0,5 0,5 0,5 0,4 0,4 0,4 0,66 1,1 0,9 0,5 0,88 0,74 0,74 0,74 0,74 0,59 0,59 0,59 0,97 1,6 1,4 0,74 14,10 8,45 1,70 3,85 3,55 5,88 2,32 12,20 0,33 1,21 2,79 7,15 140 Die Chemie der Luft. Dat um Menge des Niederschlags Gehalt eines Liters Regen- oder Schnee- wassers an Auf 1 Quadratmeter Fläche koTTiTnen Sal- wasserfreier resp Ammon- petersäure Salpetersäare nitrat Millimeter Milligramme Mllgrm. 1871. 25. Juli 1,4 Regen 0,6 0,88 0,84 26. V 6,2 „ 0,9 1,4 5,58 30. ?! 3,3 „ 0,9 1,4 2,97 31. 5? 1,9 „ 0,5 0,74 0,95 Sa. 73,87 1. August 1,2 „ 0,5 0,74 0,60 4. n 6,3 „ 0,5 0,74 3,15 5. 11 5,3 „ 0,3 0,44 1,59 6. 11 1,7 „ 0,6 0,88 1,02 14. 11 1,9 „ 1,0 1,48 1,90 15. 11 4,4 „ 0,08 0,11 0,35 19. 11 6,1 „ 0,5 0,74 3,05 Sa. 11,66 1. Sept. 17,3 „ 0,66 0,97 11,42 21. 11 3,0 „ 0,74 1,09 0,22 22. 11 5,8 „ 0,66 0,97 3,83 24. 11 6,1 „ 0,6 0,88 3,66 25. 11 2,1 „ 1,0 1,48 2,10 26. 11 5,7 „ 0,86 1,27 4,90 30. 11 1,6 „ 0,86 1,27 1,37 Sa. 27,50 Bei diesen rej und Minimalgehalte ;elmässigen pro Liter Bestimmungen Niederschlag in ergaben sich als Maximal- Milligrammen : Gesammtmenge Minimum Maximum Monat der atmosphärischen an an Niederschläge Salpeter- Ammon- Salpeter- Ammon- säure nitrat Säure nitrat 1870. October 101,2 Mm. Spur Spur 13,6 20,1 November 123,9 „ 0,5 0,7 1,2 1,8 December 91,2 „ 0,4 0,6 5,3 7,8 1871. Januar 37,4 „ 3,1 4,6 5,3 7,8 Februar 38,5 „ 2,2 3,2 4,4 6,5 « März 27,5 „ 2,6 3,8 12,3 18,2 April 107,4 „ 2,2 3,2 4,6 6,8 Mai 41,3 „ 2,2 3,2 10,0 14,8 Juni 114,5 „ 2,3 3,2 6,2 9,1 Juli 141,4 „ 0,41 0,6 1,1 1,63 August 26,9 „ 0,08 0,11 1,0 1,48 September 41,6 „ 0,6 0,87 1,0 1,46 Die Chemie der Luft, 141 Verf. hat weitere Berechnungen auf Grund seiner Bestimmungen unterlassen; Ref glaubte dieselben für die Leser des Jahresberichts er- gänzen zu sollen und berechnete die mit den Niederschlägen auf eine be- stimmte Fläche gelaugten Mengen an Salpetersäure^), sowohl für jeden Tag (wie oben) als auch für das ganze Jahr, ferner den mittleren Gehalt aus den Einzelbeobachtungen und aus der absoluten Menge Salpetersäure der ganzen Regensumme des Jahres. Monat Mittlerer Gehalt pro Liter in Milligramm Anzahl der Regen- Tage Auf 1 GMeter Fläche Gesammtmenge Salpeter- atmosphärischen säure Niederschläge Liter Milligramme October .... November . . . ^December .... Januar ..... Februar .... März April Mai Juni Juli August September . . . 1,94 0,85 1,70 3,80 3,05 4,90 3,13 5,35 3,61 0,62 0,49 0,77 11 11 . 11 5 6 8 18 4 14 16 7 7 101,2 123,9 91,2 37,4 38,5 27,5 107,4 41,3 114,5 141,4 26,9 41,6 125,83 107,72 114,70 127,97 107,45 99,07 268,61 161,22 363,14 73,87 11,66 27,50 1 Jahr 1870/71 2,52 118 892,8 1588,74 Mit obigen 892,8 Ltr. Regen (Schnee) sind also 1588,74 Milligrme. Salpetersäure, resp. 2353,7 Mllgr. salpetersaures Ammon, resp. 823,8 Mgr. Stickstoff, zur Erde gelangt. Hiernach kann man schätzen, dass mit jedem Liter Regen, oder mit jedem Millimeter Regenhöhe pro 1 Quadrat- meter, auf die Erde gelangt 1,78 Mllgr. Salpetersäure, 2,64 „ Ammonnitrat, 0,92 „ Stickstoff. Auf Grund derselben Zahlen berechnen sich pro Jahr und Hectar resp. preuss. Morgen nachstehende Mengen pro Hectar Salpetersäure 15,887 Kilo Ammonnitrat 23,537 „ Stickstoff 8,238 „ Diesen Untersuchungen vorhergehend hatte Verf. noch folgende Be- stimmungen ausgeführt : pro preuss. Morgen 8.1 Pfd. 12,0 „ 4.2 „ ') Die dafür berechneten Zahlen wurden erhalten, indem die Menge Regen eines jeden Regentages mit dem pro Liter dieses Regens gefundenen Gehalt an Salpetersäure multiplicirt und die Producte dieser Einzelrechnungen pro Monat addirt wurden. Bei den fehlenden Bestimmungen wurde der mittlere Gehalt von 2,52 Mllgr. p. Ltr. zu Grunde gelegt. 142 Die Chemie dor Luft. Gehalt eines Liters des Niederschlags an Salpetersäure 1) Schneefall vom 8. Februar 2,6 Mllgrm. 3) „ „ 11/12. „ 1,7 3) » «12- „ 2,0 „ 4) „ an den Tagen vor u. bis zum 21. Febr. 2,0 „ *5) „ vom 21. Februar 7,0 „ 6) „ „ 21/22. „ 2,0 7) Regen „ 4/5. März 1,6 „ Die Proben 4) u. 7) reagirten spurenweise auf Nitrit, die übrigen gar nicht. "t!?(rwa°s'ej- Ueber den Gehalt der atmosphärischen Niederschläge an stofThyper- Ammonuitrit und "Wasserstoffhyperoxyd machte Heinr. Struve °undScbnfe.°in Tiflis einige Beobachtungen^). — Aus einer Reihe von Titrirun- gen von Schnee- und Regenwasser mit einer Permauganatlösung ergab sich, dass in einem Liter Wasser im Maximum 9,34 Mllgrm. und im Mi- nimum nur Spuren salpetriger Säure und Wasserstoffhyperoxyd enthalten waren. Nur in einem Versuch war es möglich, wenn auch nui' annähernd, das Wasserstoff hyperoxyd und die salpetrige Säure zu bestimmen und hier- bei ergab sich im Liter 1,15 IVDlgrm. salpetrige Säure und 0,46 „ Wasserstoffhj-peroxyd. Gehalt des Gchalt dcs meteorischeu Wassers an Stickstoff in Form an A^mm^^^nak V 0 n Ammoulali uud Salpetersäure. Von P. Bretschneider^). — "'"'^ly^P^'"' Ueber die filiheren bezügüchen Beobachtungen des Verfassers be- richteten wir bereits seiner Zeit"). Dieselben begannen schon im April 1854, an Avelchem Tage ein, nur einen Quadratfuss messender Om- brometer in Ida - Marienhütte aufgestellt wurde. Nach Ablauf des ersten Jahres erkannte Verf die Unzweckmässigkeit eines so kleinen Regenmes- sers und stellte deshalb einen zweiten von 20 Quadratfuss Oberfäche auf. Die Untersuchungen über die Quantität gefallenen Regeiiwassei's erstrecken sich nun auf die letzten 7 Jahre, die der Qualität auf küi'zere Zeit. Aus den vom Verf. zusammengestellten tabellarischen Uebersichteu ergiebt sich, dass in Ida-Marieuhütte im Durchschnitte der 7 Beobachtuugsjahre all- jährlich genau 22 preuss. Zoll oder 575,3 Millimeter Wasser fallen. Die wässerigen Niederschläge sind, wie an den meisten bisher beobachteten Orten, in hohem Grade ungieichmässig in der Zeit eines Jahres vertheilt. Der geringste Regenfall in den sieben beobachteten Jahren fand im April 1865 statt; es fielen nur 0,09 Zoll oder 2,3 Millimeter Wasser. Fast eben so gering war der Regenfall im Februar 1870, nämlich 0,10 Zoll oder 2,6 Millimeter. Diesen geringfügigen Regenmengen gegenüber stehen die starken Regeuialle im August 1865 mit 5,67 Zoll oder 148,3 Milli- meter und im Juli 1871 mit 5,52 Zoll oder 144.3 Millimeter Wasserhöhe. 1) Zeitschr. f. aualyt. Chemie. 1872. 11. 28. 2) Landwirthschaftl. Centralbl f. Deutsch!, 1872 11. Heft. 291. Daselbst nach d. „Landwirth'- 1872. 387. Aus dem 4. Heft Landwirth. Jahrbücher von' W Korn und E. Peters. ') Siehe die früheren Jahresberichte 1866—1869. Die Chemie der Lult. 143 Die äussersteu Grenzen, innerhalb welclier die Wasserhöhe der beobach- teten 84 Monate schwankt, sind demnach 2,8 und 148,3 Millimeter. Sie liegen sehr weit auseinander; die monatlichen Schwankungen der Wasser- höhe sind sogar grösser als die jährlichen. Das regenärmste Jahr war 1865, das regenreichste 1867; die Diffe- renz zwischen der Regenhöhe beider Jahre beträgt aber nur 143,8 Milli- meter, d. i. weniger als die grösste Differenz zwischen der Regenhöhe zweier Monate. Dem trockensten Jahre 1865 folgten unmittelbar die beiden feuchtesten der ganzen Beobachtungszeit, durch deren Regenhöhe die abweichend geringe des Jahres 1865 fast vollkommen compensirt wurde. Es herrscht also trotz der scheinbaren Regellosigkeit eines bewun- dernswei'the Ordnung, welche bei dem Ueberblick über längere Zeiträume klar hervortritt. Betrachtet man die zusammengehörigen Zahlen des Regen- falles in den ^ier Jahreszeiten als Ganzes, so zeigt sich, dass der Winter (mit dem 1. Decbr. beginnend) dort die trockenste Jalireszeit ist-, etwas feuchter ist der Herbst, bedeutend feuchter als dieser der Frühling und am feuchtesten der Sommer: Herbst und AVinter zusammengenommen brin- gen nur ein Dritttheil des jährlichen Regens, während zw^ei Dritttheile auf das Sommerhalbjahr fallen. Die regenreichsten Monate in Ida - Marienhütte sind Juli und August, die regenärmsten Januar und Februar; somit fällt in die Zeit der höch- sten Tagestemperatur der meiste und in die Zeit der niedi'igsten Tages- temperatur der wenigste Regen. Man sollte meinen, dass auf die monat- liche Regenhöhe auch die Anzahl der Regentage im Monat einen be- stimmten Einfluss haben müsse. Nach den vom Verf. angestellten Beobach- tungen aber müssen Dauer und Intensivität des Regens von viel grösserem Einflüsse auf die Regenhöhe sein, als die Anzahl der Regentage. Nach den von ihm gemachten Beobachtungen fällt die geringste Anzahl der Regen- tage in das Jahr 1865, in w'elchem auch der geringste Regenfall stattfand. Ebenso fallen die meisten Regentage in das regnerischste Jahr 1867. Indem Verf. noch bemerkt, dass die Jahresmittel des beobachteten Regenfalles mit denen der Breslauer Sternwarte (Breslau ist 5,75 Meilen entfernt) sehr nahe übereinstimmen, geht er nach diesen allgemeinen Be- trachtungen zur Besprechung des eigentlichen Zweckes seiner Arbeit über, nämlich zu den Gehalten der wässrigen Meteore an Stickstoff' in Form von Ammoniak und Salpetersäure. Als dringend geboten erschien es ihm, zur Untersuchung möglichst grosse Wassermengen aufzuwenden, und das Wasser unter Verhältnissen zu sammeln und bis zur Einleitung der Untersuchung aufzubewahren, welche eine chemische Veränderung desselben resp. eine Zu- oder Abnahme des Stickstoffgehaltes durchaus verhindcra. Ferner hielt er es für zweckent- sprechend, die Untersuchungen immer nach Ablauf eines Monates einzu- leiten. Bei der Untersuchung ist er folgendennasen verfahren: Zur Samm- lung des Regenwassers war, wie schon gesagt, ein Ombrometer von 20 Qu.- Fuss Obei-fläche aufgestellt. Im Apparat konnte ein Regen von 60 Liter und etwas mehr bequem gesammelt werden. Da ein Zoll Wasserhöhe auf 20 Qu.-Fuss Oberfläche genau 51528,96 Gramme schwer ist, konnte er \A± Die Chemie der Luft. mehr als 1 Zoll "Wasserhöhe auf einmal sammeln. Obschon selten ein Zoll Wasserhölie auf einmal fällt, so kommt es doch vor, dass ein einziger Regen mehr als 2 Zoll Wasserhöhe bringt. — Das Regenwasser wurde jederzeit sofort nach dem Regen filtrirt und gewogen; das erstere ist dringend ge- boten, weil das Regenwasser namentlich nach langer Trockenheit eine relativ grosse Menge fremder Körper herabführt. Derartige Verum^einigungen des Wassers beobachtete er jederzeit in \\e\ grösserer Menge beim Beginne als im späteren Verlaufe des Regens. Das Regenwasser wird in dem Maasse, als es länger regnet, auch reiner, weil der Regen thatsächlich die Luft von einer grossen Reihe der verschiedensten Körper befi'eit, welche in der trockenen Zeit entweder vom Winde von der Erdoberfläche aufgehoben und fortgetragen werden, oder aber, mit freier Bewegung begabt, selbst- ständig den Luftocean befahren. Da sich diese Körper schlechterdings nicht abhalten lassen, so müssen sie so schnell als möglich aus dem Regenwasser durch Filtriren entfernt werden. Dies ist nur im Sommerhalbjahr möglich, in welchem die wässe- rigen Meteore die tropfbar flüssige Form besitzen. In der kalten Jahres- zeit ist das Aufsammeln des Wassers nicht ganz so bequem-, der Schnee muss im Winter sorgfältig aus dem Ombrometer gesammelt und geschmolzen werden. Bis zum Schlüsse eines Monates sind die darin gefallenen Wasser- massen nach ilu'er Filtration in grossen Glasballons aufbewahrt worden, welche mit Körben umgeben waren. Am Ende des Monats wurde die zm- Untersuchung erforderliche Wasserquantität nach nochmaliger Filtration abgewogen. Waren ausreichende Mengen Regen im Monat gefallen, so wurden 20000 Grammes desselben ganz regelmässig zur Bestimmung des Stick- stoffes in Forai von Ammoniak und 40000 Grammes zur Bestimmung des Stickstoffes in Form von Salpetersäure aufgewandt. War weniger als 60000 Grammes Wasser vorhanden, so musste, was in dem sechsjährigen Zeitraum auch acht Mal vorgekommen ist, das Wasser von zwei Monaten in ein Untersuchungsmaterial zusammengelegt werden. Zur Bestimmung des Stickstoffes in Form von Ammoniak wurde das Wasser mit immer demselben Volumen ammoniakfreier Schwefelsäure ge- säuert und im Wasserbade bis zu ungefähr 50 CG. Volumen gebracht; zur Bestimmung der Salpetersäure unter denselben Verhältnissen mit einer gemessenen Menge salpetersäurefreier Xatronlauge abgedampft bis ungefähr 100 CC. Volumen. Die Bestimmung des Stickstoffes in Form von Am- moniak wurde mit Hilfe bromirter Javellischer Lauge im Azotometer, die des Stickstoffes in Form von Salpetersäm'e aber nach Schlösing's Methode ausgeführt. Der Gehalt eines Liter Regenwassers an Stickstoff in Form von Am- moniak war ausserordentlich abweichend-, es ergiebt sich eine gewisse Regel- mässigkeit weder bei der Betrachtung des Wassers aus den Eiuzelmonaten eines Jahres, noch auch dann, wenn man denselben Monat durch die sechs Beobachtungsjahre verfolgt. Im Mittel aus allen Bestimmungen ergiebt sich für den Liter Regenwasser ein mittlerer Gehalt von ],836 Mgr. Stick- stoff in Form von Ammoniak. In 6G pCt. der Beobachtungen schwankt Die Chemie der Luft. 145 derselbe zwischen 1 und 2 Mgr., in 17 pCt. zwischen 2 und 2,5 Mgr. in nur 7 pCt. zwischen 2,5 bis 3 Mgr. und in je 5 pCt. über 3 Mgr. und unter 1 Mgr. Aus den hierüber geführten Tabellen ergiebt sich, dass das an Am- mou^'ak reichste Wasser dem Februar gehört; das Wasser des März ent- hält weniger Ammoniak, als das des Februar, das Wasser des April wieder weniger, als das des März, das Wasser des Mai weniger, als das des April und so fort jeden folgenden Monat bis inclusive September ein stetig ammoniakärmeres Wasser als sein Vorgänger. Erst im Oktober hebt sich der Ammouiakgehalt wieder um etwas, fällt dann noch einmal durch Novem- ber und December und en'eicht im Januar wieder eine relativ grosse Höhe. Wie schon erwähnt, ist der Februar in Ida-Marienhütte der trockenste Monat; es fällt somit der gröste Ammoniakgehalt des Regeuwassers genau in den trockensten Monat, und der Ammoniakgehalt desselben nimmt stetig mit dem stetig zunehmenden Regenfall ab und erstreckt sich noch in den September hinein. „Das sieht so aus", sagt Verf., „als wäre die Atmos- phäre durch den Sommerregen an Ammoniak, welches in das Regenwasser gelangt, erschöpft worden und als sammelte sich dasselbe im trockenen Winterhalbjahr wieder darin an." Vergleicht man den Gehalt an Stickstoff in Form von Ammoniak während der vier Jahreszeiten, von denen man den Winter mit dem 1. De- zember beginnen lässt, so ist das Frühlingswasser noch etwas ammoniak- reicher, als das Winterwasser, das Sommerwasser aber bedeutend ärmer daran, als das des Frühlings und am ärmsten ist das des Hei'bstes. — Berücksichtigt man jedoch nicht allein den Stickstoffgehalt in Form von Ammoniak, sondern gleichzeitig auch den in der Form von Salpetersäure, so ändert sich die Reihemolge in einem Punkte ab, welcher eine schein- bare Unregelmäsigkeit zeigt. Nach des Verf Beobachtungen enthält das Regenwasser in allen Fällen ungleich geringere Mengen Stickstoff' in Form von Salpetersäure als in Form von Ammoniak. Ausserdem sind die Salpetersäuregehalte noch viel schwan- kender, als die letzteren. Innerhalb der sechsjährigen Beobachtungszeit war das Wasser des Januar und Februar am reichsten und das vom April am ärmsten an Salpetersäure. Man hat angenommen, dass Gewitter den Salpetersäurcgehalt vermehren. Wäre dies richtig, so müsste man ganz entschieden den höchsten Salpetersäuregehalt in der gewitterreichen Jahres- zeit finden. Das ist aber keineswegs der Fall, sondern es wird gerade umgekehrt derselbe in der gewitterärnisten und kältesten Jahreszeit durch die angestellten Untersuchungen direct nachgewiesen. Es ergiebt sich ferner, dass das Wasser des Winters unverhältniss- mässig reich an Salpetersäure ist; ihm folgt das vom Herbst, Sommer und Frühling in absteigender Linie. Die Differenzen an Salpetersäure sind in den drei zuletzt genannten Jahreszeiten unbedeutend. Nur der Winter giebt das an Salpetersäure besonders reiche Wasser, und durch diesen Um- stand wird die vorhin erwähnte Unregelmäsigkeit beseitigt, dass das Früh- lingswasser noch etwas stickstoffreicher, als das aus dem Winter schien. Addirt man die Stickstoffgehalte des Regenwassers au Ammoniak und Sal- petersäure, so zeigt sich das Winterwasser am stickstoffroichsten und die Jahresbericht. 1. Abth, 10 \AQ Die Chemie der Luft. drei folgenden Jahreszeiten ergeben in absteigender Linie stickstoffärmere Regenwässer. Die Frage, ob zwischen den Quantitäten des Stickstoffs in Form von Salpetersäure und denen in Form von Ammoniak nicht ganz bestimmte Beziehungen bestehen, ist eine sehr naheliegende und Verf. hat deshalb die Relation zwischen dem Stickstoff in beiden Formen in jedem einzelnen Falle berechnet. Nach Schöubein's Entdeckung veranlasst das blosse Verdunsten von reinem Wasser in der atmosphärischen Luft die Bildung von Ammoniaknitrit. „Die in Ida-Marienhütte in der Richtung angestell- ten Ai'beiteu, um zu erforscheli, ob diese Schönbein' sehe Entdeckung einen besonderen Werth für die Landwirthe habe, ergaben leider insofern ein durchaus uegetives Resultat, als die Menge des beim Verdunsten des Wassers an der Luft entstehenden Ammoniaknitrits viel zu klein ist, um den Agriculturchemiker besonders interessiren zu können. Wie aus den angestellten Beobachtungen hervorgeht, verhält sich in dem Ammoniak- nitrit der Stickstoff" des Ammoniaks zu dem der salpetrigen Säure väe 1:L Es ist demnach ganz unzweifelhaft, dass sich auch im Regenwasser der Stickstoff in den beiden bestimmten Formen in genau demselben Verhält- niss finden müsse, wenn die Atmosphäre ihren Stickstoffgehalt dem durch Verdunstung von Wasser entstandenen Amoniaknitrit verdankte. Verf. hat aber in allen beobachteten Fällen immer viel weniger Stickstoff in Form von Salpetersäure gefunden, als in der Form von Ammoniak und es kam nur darauf an, die aufgefundenen Verhältnisse selbst auch festzustellen. Dies ist geschehen und die grosse Incoustanz des Verhältnisses zwischen Stickstoff beider Formen im Regeuwasser nachgewiesen, andererseits aber auch die Vermuthuug widerlegt Avorden, als stammte der Gehalt des atmo- sphärischen Wassers an Ammoniak und Salpetersäure möglichenveise von dem durch Wasserverdunstung erzeugten Ammoniaknitrit her. Es müssen stärkere und ziemlich constant fliessende Quellen für diese stickstoffreichen Verbindungen der Atmosphäre vorhanden sein." ,,Von grösserem Interesse für die Landwirthschaft ist die Frage, wie- viel Stickstoff in Form von Ammoniak und Salpetersäure in bestimmter Zeit mit den atmosphärischen Wassern auf gemessene Flächen herabfällt. Um diese Frage für die hiesige Gegend zu beantworten, hat Verf. die Quantitäten Stickstoff berechnet, welche in den 72 hinter ihm liegenden Monaten auf die Fläche eines Preussischen Morgens herabgekommen sind. Die im Kalenderjabre auf den Preussischen Morgen herabgekommenen Stickstoftraeugen schwanken zwischen 3,6157 und 7,2074 Zollpfund und betragen im sechsjährigen Durchschnitt .5,6794 Zollpfund. Auf den Hektar bezogen, bewegt sich die Schwankung zwischen 7,6803 und 14,1142 Kilogr. und die mittlere jährliche Quantität berechnet sich zu 11,1219 Kilogr. „Da die Schwankungen sehr beträchtlich sind, so ist die Frage ganz gerechtfertigt, ob es überhaupt räthlich sei, schon jetzt nach sechsjähi-igen Beobachtungen eine Mittelzahl zu extrahiren. Bei näherem Eingehen scheint dies aber kaum noch bedenklich, weil sich ergiebt, dass schon nach Ablauf des dritten Beobachtungsjahres eine Mittelzahl extrahii't wurde, die sich im 4., 5. und 6. Jahre nur noch von der ersten Decimale an geändert hat. Die hiesigen Beobachtungen erscheinen geeignet, die bisherige Uu- Die Chemie der Luft. (Gewässer.) 147 Sicherheit über die im Kalenderjahre mit dem Regenwasser herabkommenden Stickstoffquantitäteu für die hiesige Gegend volllvonimen zu beseitigen. Welchen Giltigkeitsenviron dies haben mag, sei dahingestellt, ist aber her- vorzuheben, das die nahe, sechs Meilen von hier liegende Breslauer Uni- versitätsstermvarte fast ganz genau denselben Regenfall konstatirt hat, der hier beobachtet wurde. Es erscheint aber auch von Wichtigkeit, die Yer- theiluug des fallenden Stickstoffes auf die Jahreszeiten nachzuweisen, weil man auf Grund der Thatsache, dass das Winterwasser das stickstoffreichste ist und die übrigen Jahreszeiten in der natürlichen Reihenfolge immer stickstoffärmeres Wasser liefern, leicht versucht sein könnte, sich über die Verthcilung des Stickstoffes ein unrichtiges Urtheil zu bilden. Es fallen nämlich im Mittel im Sommerhalbjahre 6G pCt., im Winterhalbjahre 34 pCt. der Stickstoffmenge. Die grösste Stickstoffmenge liefert der Sommer, die kleinste der Winter. Das ist insofern von Interesse, als auch, wie nach- gewiesen, im siebenjährigen Durchschnitt im Sommerhalbjahre 66 pCt. und im Winterhalbjahre 34 pCt. des jährlichen Regens fallen, eine Congruenz, die sich durch die Combination des stickstoffreichsten Winterwassers mit dem stickstoffärmsten Herbstwasser einerseits und des stickstoffreichen Früh- lingswassers mit dem stickstoffarmen Sommerwasser ergiebt. Immerhin ist es von Vortheil, dass die grösste Stickstoffmenge im Sommerhalbjahr, d. h. in die Vegetationszeit, fällt. „Die im ganzen Jahre fallende Stickstoffquantität ist aber klein und gering: 5,6794 Zollpfund Stickstoff auf den Morgen, welche 26,77 Zoll- pfund chemisch reinem, schwefelsaurem Ammoniak oder etwa 142 Pfd. gutem Knochenmehl dem Stickstoffgehalte nach entsprechen, reichen zu intensiver Bewirthschaftung der Felder nicht entfernt hin. Bleiben die letzteren auf den Stickstoffgehalt des Regenwassers angewiesen, so könnten die Erträge nur sehr dürftige sein. Der im ganzen Jahre fallende Stick- stoff ist nämlich seiner Quantität nach entsprechend dem in 305 Pfd. z=: 152 Kilogr. Weizensamen, „397 „ =188 „ Roggensamen, „ 305 „ =r= 152 „ Gerstensamen, „300 „ :=r 150 „ Hafersamen, „ 194 „ =z 97 „ Rapssamen u. s. w. u. s. w. „Diese Zahlen werden nicht nur zur Erhärtung des soeben ausge- sprochenen Satzes dienen, sie werden auch vor Ueberschätzung bewahren und dem Landwirthe zur weiteren Rechnung mit den nur ihm bekannten Faktoren seiner besonderen Wirtlischaft Veranlassung geben." Frd. Goppelsroeder lieferte Untersuchungen über den Sal- Salpetersäure . .. 1 1, 1 tiT 1-1 T-ii •• c( Gehalt vod petersauregehalt des Wassers von verschiedenen i hissen, beeenQueii-, fiuss- Bächen, sowie von verschiedenen guten reinen Quellwassern ^^^^^^j^' aus verschiedenen Gegenden, ^) I. Gehalt eines Liters Bach-, Fluss- und Seewasser an Nitraten, berechnet auf Salpetersäure. 1) Rhein Wasser von verschiedenen Stellen bei Basel: a. bei der oberen Fähre zu St. Alban, Ufer Grossbasels, 28. September 1869 13,5 Milligrm. *) Ztschr. f anal. Chem. 1Ö72. 11. 18. 10* 148 ^'® Chemie der Luft (Gewässer.) b. bei der unteren Fähre zu St Johann, Ufer Gross- basels, 28. September 1869 15,5 Milligrm. c. bei der unteren Fähre zu St. Johann, Ufer Gross- basels, 30. Juli 1871 0,4 „ d. bei der oberen Fähre zu St. Alban, Ufer Grossbasels, 30. Juli 1871 0,9 „ e. bei der unteren Fähre nächst der Caserne, Ufer Klein- basels, 30. Juli 1871 0,7 „ f. bei der oberen Fähre zunächst dem Waisenhause, Ufer Kleinbasels, 30. Juli 1871 0,7 „ g. Mitte des Stromes, auf der Fähre bei Grenzach, 30. Juli 1871 0,7 „ h. Mitte des Stromes, auf der Fähre bei St. Alban, 30. Juli 1871 0,7 „ i. am Ufer bei Birsfelden, oberhalb der Stadt Basel, " 30. Juli 1871 0,3 k. am Ufer bei Grenzach, oberhalb der Stadt Basel, 30. Juli 1871 0,6 „ 2) Aarwasser, obere Fähre hinter dem Bahnhofe in Ölten, Mitte des Flusses, 12. August 1871 . 1,0 „ 3) Wiesewasser, aus Granit und Gneiss haupt- sächlich : a. in den langen Erlen geschöpft, 30. Juli 1871 . . 0,5 „ b. bei Maulburg, 28. Juli 1871 ....... . 0,7 „ 4) Wasser der Er dgolz bei Liestal, nächst d. Schiess- platze, hauptsächlich aus Jurakalk, 29. Juli 1871 3,2 „ 5) Birswasser desgleichen aus Jurakalk: a. oberhalb Münchenstein, gegen Dornachbruck zu, 30. Juli 1871 2,1 „ b. bei Birsfelden, 30. Juli 1871 2,0 „ c. bei St. Jacob, 30. Juli 1871 0,9 „ 6) Birsigwasser zwischen Binningen und Bott- mingen (aus Jurakalk), am 30. Juli 1871 . . 5,0 „ 7) Rüme linbach a. bei Binningen am 30. Juli 1871 1,1 „ b. „ Basel „ „ „ „ 0,7 (Abzweigung vom Bh'sig, Diluviumwasser dazu kommend). 8) Wasser des Vierwaldstättersees bei Becken- ried am 12. October 1870 2,2 „ 9) Wasser vom Seeboden bei Lenzkirch, Schwarzwald, 8. August 1871 1,1 „ 10) Wasser vom Schluchsee, Schwarzwald, 10. Aug. 1871 1,0 „ 11) Wasser vom Titisee, Schwarzwald, 10. Aug. 1871 0,8 „ (alles Granit und Gneiss hauptsächlich). II. Gehalt eines Liters guten Quellwassers an Salpetersäure. A. Quellwasser im Canton Baselland. 1) Laufendes Brunnenwasser (Gestadeckbrunnen) in Lie- stal, von zwei Zuflüssen vom Schleifeberg her (Jurakalk), 29. Juli 1871 3,6 MiUigrm. Die Chemie der Luft. (Gewässer.) -i äq 2) Laufendes Brunnenwasser vor dem Hause von HeiTn Dr. Kunz in Liestal, vom Oristhale kommend, (mittlerer und oberer Jura), dasselbe Datum ... 4,3 Milligrm. 3) Laufendes Brunnenwasser links am Wege von Liestal nach Schauenburg, hinter dem Hasebühl beim alten Spitalgottesacker (mittlerer Jura), dasselbe Datum . 0,7 „ 4) Laufendes Brunnenwasser A, in Frenkendorf, vom Adlerberge kommend (mittlerer Jura) dasselbe Datum 0,7 „ 5) Laufendes Brunnenwasser B, in Frenkendorf, vom Adlerberge kommend, dasselbe Datum 3,6 „ 6) Laufendes Brunnenwasser in Mönchenstein vor dem Gasthofe zum Rössli (mittlerer und oberer Jura), 30. Juli 1871 2,0 „ 7) Laufendes Brunnenwasser zu den 3 Linden in Ober- domach (oberer Jura), 1. August 1871 . . . . 10,1 „ 8) Laufender Brunnen am Holzenberg bei Zyfen, (mitt- leerer und oberer Jura), 11. October 1871 ... 1,4 „ 9) Laufender Brunnen in Brezwji (unterer Jura, Muschel- kalk), 11. October 1871 1,9 „ 10) Untere Quelle, Beuggenweide bei Bubendorf (mittlerer und oberer Jura), 20. Juli 1871 2,7 „ B. Quellwasser im Canton Solothurn. 1) a. Vereinigte Angenstein- und Grellinger Quell wasser (CoraUenkalk), 22. Juli 1871 2,5 „ b. Vereinigte Angenstein- und Grellinger Quellwasser 24. Juli 1871 3,0 „ 2) Frohburg bei Ölten, Quelle hinter dem Gasthause (mittlerer Jura), 2. August 1871 0,7 „ • 3) Wartburg bei Ölten, sogenanntes Sählischlössli, 14. August 1871 a. Südwestliche Quelle, Temp. 11'' R., 50' tiefer als die östliche Quelle 0,4 „ b. östliche Quelle, Temp. 10« R., 683in über Meer (weiser Jurakalk) 0,5 „ 4) Laufender Brunnen beim Bahnhofe in Ölten (oberer Jura), 12. August 1871 3,7 „ 5 Gemeindequelle in Ölten, westlich von der Säge, in der sogenannten Wuckerstiermatte (oberer Jura), 12. August 1871 3,9 „ 6) Privatquelle in Ölten, bei der Säge, untere Quelle (oberer Jura), 12. August 1871 6,0 „ 7) Noch nicht gefasste Quelle bei Ölten, unterhalb des Hauses vom Färber Stasser (oberer Jura), 12. August 1871 3,2 „ 8) Oberer Richenwillhof, Gemeinde Hägendorf bei Ölten (oberer Jura), 15. August 1871 0,2 „ 9) Allerheiligenberg, Gemeinde Hägendorf, Brunnen beim Wohnhause (oberer Jura), 15. August 1871 ... 1,1 „ 1KQ Die Chemie der Luft, (Gewässer.) C. Wasser des Brunnens auf Rigischeideck, (Nagelfluh), August 1,9 Milligrm. I). Quellwasser des Grossherzogthums Baden. 1) Hummelquelle an der Wiese bei Lörrach, vom Käfer- holze (tertiärer Süsswasserkalk) herkommend anzu- treffen, 3. August 1871 13,0 „ 2) Sodwasser in Lörrach, vortrefflich kühles Wasser, 3. August 5,0 „ 3) Quellwasser in Lörrach, Brunnen vor dem Gasthofe zum Hirschen, herkommend zwischen Schädel- und Hühnerberg, (mittlerer Jura und Muschelkalk), 3. August 1871 11,4 „ 4) Quellwasser beim Kloster Weitnau, zwischen Steinen und Kandern (bunter Sandstein und Granit), 28. Juli 1871 0,7 „ 5) Laufender Brunnen in Maulburg im Wiesenthaie, (bunter Sandstein und Muschelkalk), 28. Juli 1871 0,6 „ 6) Laufender Brunnen beim Amthause in Schopfheim, aus buntem Sandstein herkommendes Wasser, 28. Juli 0,7 „ 7) Laufender Brunnen vor dem Gasthause zu Drei- königen in Schopflieim, aus Kalkstein kommendes Wasser, 28. Juli 1871 6,3 „ 8) Laufender Brunnen bei Schlechtenhaus nahe Steinen im Wiesenthaie (bunter Saudstein), 28. Juli 1871 11,0 „ 9) Brunnen beim Wirthshause zum Sternen, Ende des Hölleuthales von Freiburg i. B. her (Gneiss), 10. August 1871 0,7 „ 10) Quelle bei Lenzkirch, am Walde neben dem Seeboden, (Gneiss), 8. August 1871 1,1 „ 11) Quellwasser, über Wiese laufend, bei Unterlenzkirch, (Gneiss), 8. August 1871 0,8 „ 12) Quelle (noch nicht gefasst) rechter Hand an der Strasse gegen Rechenfels zu von Unterlenzkirch her (Gneiss), 8. August 1871 2,2 „ Für die oben aufgezählten Bach-, Fluss und Seew^asser ergibt sich der Minimalgehalt eines Liters an Salpetersäure zu 0,3 Milligrm., der Maximalgehalt zu 15,5 Milligrm. Für die QucUwasser des Wiesenthals und Sch^^arzwaldes zu 0,6 und 0,013 Grm. Füi- die Quellwasser im Cautou Baselland zu 0,7 und 10,1 Grm. Für diejenigen im Canton Solothurn zu 0,2 und 0,6 Grm. Auch hieraus ergiebt sich wiederum der bedeutende Unterschied zwischen dem Salpetersäure-, resp. Nitratgehalte der Bach-, Fluss und Seewasser, namentlich aber reiner Quellwasser einerseits und des städtischen inficirtcn Grundwassers andererseits. Für die reinen Quellwasser ergab sich als Minimalgehalt an Salpetersäure 0,2 Milligrm., als Maximalgehalt 1,3 Milligrm., fast die Hälfte weniger als der Minimalgehalt z. B. des Grundwassers Grossbasels. Die Chemie der Luft. (GeM'ässer.) 151 Perioclisclie üutersuchuuffeu über den Gehalt der ver- schwankun- 1 • 1 ITT n -r^ 1 t-H ■, . ^ gen im Gebalt schiedenen Wasserquellen Basels au Salpetersäure, in Form derWasser- von Nitraten darin enthalten. Von Frd. Goppelsröder '). — saipeter°äu"re. Wie der Gehalt au anderen mineralischen und an organischen Stoffen steht auch der an Salpetersäure im Zusammenhange mit dem Staude des Grund^Yassers•, freilich wird er auch durch andere ümstäude beeinflusst. In welchem Maasse nun zu verschiedenen Zeiten der Gehalt an Salpeter- säure schwankt, geht aus den hier folgenden Resultaten einer Untersuchung des Verf. hervor. Name des Wassers Art des Wassers Richenqudlwassser . ..... | Quellw . v. ansffärts, reiu Grelliuger Wasser i' ,, „ rein OefTeatl. Bronuen. Barfüsserplah : ,. Desgl., Holbfiupiatz . . . | ., .. rernnre D?sg'.. Biuuingcrstrasse ..::.. ., _ Pampwerk Kleiuliasels .... ii Grundwasser Kleinliase!s OelTeut'. BrauBcn, llüustcrplatz ij „ Grossl'asels Goldqnelle, Steiuenvorsti t . . ;! ., ,. OcITcutl. BrnBDon, Marktplatz ii OelTeutl. Sod, Steiaentfaorstr. i- ., ,. „ „ Theaters! rassc \\ lochbr., St. Alkn. Rlieiiiqnii ' •• „ Sattelgasse ji ,, beim Stadthause . . i\ „ „ am Gerberberge . . . 'i Gehalt eines Liters Wasser an Sal- petersäm-e in Milligrammen : 2,8| 1,8 51,6l 46,0 1'2,5 17,3 26.0 51,6 15,8 1,2 1,2 3,4 1,0 12,1 32,1 1,5 11,6 33,6 _6,4 25,9 3,5 3,1 2,212,62) 44,4! 43,1 154,4ill8.8 2,21 11,0 86.2: 80.1 69,0] 68,0 58,0, 43,01 57,8 24.7 115,5107,0 115,51158,1 177,8:343,2242,0 79.0| 78,0 _ — — - i — 111,0151.0 — _ — I — ! — 57,0] 40,0 57,0 44,4' 52,31114,41.54,0 122,0117,0; 121,8160,5106,2237,1 261,8 125,0 119,0125,0 197,6| 192,6 400,41301,8 129,0 86,0129.3 74,1 82,8242,0249,0 Es stellen demnach sich heraus für einen Liter Maximum Minimum Grundwasser Kleinbasels . 15,8 Mllgr. 1,5 Mllgrm. „ Grosbasels . . . 400,4 ., 14,7 „ Quellwasser von auswärts . . 17,3 ., 1,0 „ üeber die Bestaudtheile des Rheinwassers bei Cöln, von Bestandtueiie H. Vohl-''). — Das zu den Analj^sen benutzte Wasser wurde zu drei '''"^vass'ers" verschiedenen Zeiten und zwar bei einem sehr niedrigen, mittleren und hohen Pegelstande an drei verschiedenen Orten, nämlich oberhalb der Stadt, d. h. oberhalb des Bayenthurms, in der Mitte der Stadt zwischen den beiden Bräcken, und unterhalb der Stadt unterhalb des Thürmchens geschöpft. I. Geschöpft am 21. Oct. 1870. Pegelstand 4 Fuss 9 Zoll. Wasser im Steigen begriifcn, Wetter regnerisch und stüi'misch und in Folge dessen das Wasser trüb. ') Ztschr. f. analytische Chcm. 1870. 9. 177, u. 1871. 10. 276. 2) Bei diesem ^Vasser waren die Zeiten der Probenahme etwas abweichend von den oben angegebenen. 3) Chem. Centrbl. 1871. (3) 3. 269. Das. aus Polyt. Journ. 199. 311. 152 Die Chemie der Luft, (r!cwä«ser.) Chlornatrium . . . Chlorkalium. . . . Schwefelsaurer Kalk . Kohlensaurer Kalk Kohlensaure Magnesia Eisenoxyd . Thonerde Kieselerde Phosphorsäure Salpetersäure Organische Substanzen Wasser und Verlust . IL Am 8. Nov. 1870. Oberhalb des Bayenthurms 0,0407 Grm. Spur 0,3326 „ 1,0937 „ 0,4313 „ 0,0012 „ 0,0010 „ 0,0040 „ 0,0061 „ Spuren 0,5198 „ 0,0696 „ 2,5000 Grm. Zwischen den Brücken 0,14 7,8 „ ' 17,2 ■;', 10,3 ,. ) Durch Titnren mit übermangansaurem Kali in der Kälte bestimmt. JJod- kaluim-haltigf! Stärke wurde durch das mit reiner Schwefelsäure angesäuerte V\ asser sofort tief blau gefärbt. ^) Nach Chem. Uentralbl. 1870 1. 98. Aus Jouru. Chem. Soc (2) 8. 16. 3) Ann. d. Cliem. u. Pharm. 1871. 158. 122. Die Chemie der Luft, (Gewässer.) 155 in ungefähr gleicher Entfernung von den Küsten Englands, Schottlands und Irlands geschöpft, nachstehend verzeichnete Mineralbestandtheile. Eine starke von Süden, wahrscheinlich vom atlantischen Ocean kommende Meeresströmung geht während des grössten Theils des Tages am Ort der Probenahme vorbei. In 1000 Grm. Wasser Chlor 18,62650 Grm. Brom 0,06133 „ Schwefelsäure (SO4) . . . 2,59280 „ Kalk (total) 0,57512 „ Kohlensaurer Kalk . . . 0,04754 „ Kalium 0,39131 „ Natrium 10,40200 „ Eisenoxyd 0,00465 „ Ammoniak 0,00011 „ Salpetersäure 0,00156 „ Kieselsäure Spur Magnesia 3,03233 „ Lithium Spur Gesammtmenge der festen Bestandtheile . . . Das untersuchte Wasser war im Winter gesammelt, wie aber aus den nachfolgenden Zahlen hervorgeht, enthält das Wasser der irländischen See im Sommer etwas mehr feste Bestandtheile. Aus den Zahlen der Analyse geht femer hervor, dass es verdünnter ist, als das Wasser des atlantischen Oceaus unter derselben geographischen Breite. 33,83855 Grm. 1000 Grm. Wasser 0 Schwefel- säure 'S .3 '00 d bC CS es CO S 5« d atlant. Oceans (lorchhammer) abloluteMenge „ ., relative ,, d. irländischen Meeres Sommer ) ^, ^,^i„f„ Winter / ^osomte „ Wmter j " 19.865 100 18,735 18.627 im 100 2.362 11,89 2.187 2.161 11,67 11,63 0,588 2,96 0,575 3,09 2,199 11,07 2,032 10,93 35,976 181,10 34.082 33;838 181,91 182,09 Ueber die Temperatur des mit niedrigen Gewächsen be- deckten und des nackten Bodens, von Becquerel und Edm. BecquereP). — Mit Hülfe eines electrischen Thermometers führten ge- nannte Forscher Temperatnrbcobachtungen in verschiedener Tiefe des Bodens aus und zwar während der letzten 20 Tage des August und in den Monaten September und October hindurch. Im August war das Maximum um 3 Uhr; fühlbar zeigte sich die Wärme bis 0,1 Meter Tiefe, Bodcn- temperatur 1) Compt. rend. 1871. 73. 1136. jgg Die Chemie der Luft. (Meteorologie') sie war viel stärker bei dem nackten, wie bei dem bedeckten Boden. Die Ergebnisse sind folgende: Minima Maxima 1871 Boden Tiefe bei 0,05 0,10 0,05 0,10 Mtr. Tiefe . ./bedeckt 20,51 21,18 23,84 22,75 ^1 nackt 18,15 19,30 26,23 24,15 „ Sentemberr^*^'^^^ ^^'^^ ^^'^^ ^^'"^ ^^'^^ öeptemoer^ ^^j^^ 14,41 15,39 19,65 18,51 OrtnbPr r^^^*'^^ ^'^^ ^^'^^ ^^'^^ ^^'^^ uciooer I ^^^j^^ 7,10 7,87 10,66 10,14 Die Differenz der Maxima bei bedecktem und unbedecktem Boden verminderte sich mit der Abnahme der Temperatur überhaupt. Die Minima waren bei dem nackten Boden um ca. 2 ^ niedriger, als bei dem bedeckten. Die Mittel viermaliger Beobachtungen täglich sind nachstehende (6 u. 9 Uhr Vormittags u. 3 u. 9 Uhr Abends): bei 1871 Boden 0,05 ^0,1 0,2 0,3 0,6 Mtr. Tiefe . ./bedeckt 21,89 21,92 ^''^''^M nackt 21,57 21,44 Q , , f bedeckt 17,26 17,58 Septemberj^^^^^ 16,60 0,2 0,3 0,6 21,83 21,61 21,16 21,32 21,20 20,48 18,26 18,13 18,85 16,96 17,17 17,67 11,18 11,40 13,22 9,31 9,86 11,46 16,99 17,04 17,74 15,86 16,07 16,53 16,59 ^ , /bedeckt 10,09 10,46 uctoDer <^^^ g^gQ g,j,^ Mittel der] bedeckt 16,41 16,65 3 Monate| nackt 15,56 15,60 Die Fortsetzung dieser Versuche zeigen im Wesentlichen dasselbe ^). Einfluss des Ucber dcu Eiufluss des Schnees auf die Bodentemperatur die Boden- in Verschiedenen Tiefen, je nachdem er mit Rasen bedeckt temperaiur. ^^^^ nackt ist; von Becqucrel und Edm. Becquerel^). — Es wird allgemein angenommen, dass der Schnee die Saaten während des Winters vor dem Erfrieren schützt-, es ist aber nicht bekannt, wie weit dieser Schutz reicht. Es wird dabei ankommen auf die Vertheilung der Wärme im Boden und diese hängt ab von der Natur der Bestandtheile, von der Dichte, von der Fähigkeit, die Wärme fortzuleiten, von der Natur der Oberfläche. Die Beobachtungen, die die Verf. hierüber anstellten, erstreckten sich auf die Messung der Temperatur in zwei nebeneinanderliegenden gleichen Landstücken des Jardin des Plantes, von denen das eine mit niedrigen Gewächsen bedeckt, das andere nackt war, und der Temperatur in einem den ersteren fast gleichen Boden des Observatoriums, welcher mit Rasen bedeckt war. Am ersteren Orte wurden die Versuche mit dem electrischen Thermo- meter bei Tiefen von 0,05, 0,1, 0,3 und von 0,6 Mtr. gemacht, am ') Compt. rend. 1871. 73. 1136. «) Ibidem. 1415. Die Chemie der Luft. (Meteorologie.) 257 letzteren Orte mit gewöhnlichen Thermometern bei 0,02, 0,1 und 0,3 Mtr. Tiefe. Der Schnee fing an zu fallen 2 Uhr Nachmittags den 7. December; den folgenden Tag lag er 7 — 8 Cmtr. hoch. Die Lufttemperatur sank rasch; am 9. war das Minimum im Jardin des Plantes — 20,7, im Obser- vatorium — 21,5''. Die vom 5. bis zum 15. December beobachteten Tem- peraturen waren folgende: Jardin des Plantes Observatorium Jardin des Plantes mit Rasen bedeckter mit Rasen bedeckter nackter Boden Tiefe von 0^'5'^\0~'Ö^sT o7oT"Ö^lÖ"~30 ^)5 0,10~0,3ÖM. Dec. 5. 1,000 1,20« 2,40» 0,87» 1,42« 3,00^ —0,70» — 0,200 0,90° „ 6. 0,80 1,15 2,35 0,60 1,18 2,90 —0,20 —0,35 0,80 „ 7. 0,70 1,30 2,10 0,40 1,05 2,70 —1,00 —0,60 0,65 „ 8. 0,70 1,00 2,10 0,34 1,00 2,60 —1,10 —0,65 0,55 „ 9. 0,65 1,00 2,10 0,00 0,70 2,43 —1,80 —1,20 0,45 „ 10. 0,60 1,00 2,10 0,15 0,70 2,45 —1,20 —0,95 0,40 „ 11. 0,65 1,00 1,95 0,38 0,70 2,10 —0,70 —0,60 0,30 „ 12. 0,75 1,00 1,90 0,30 0,80 2,11 —0,50 —0,50 0,30 • „ 13. 0,70 0,90 1,85 0,35 0,96 2,20 —0,40 —0,30 0,30 „ 14. 0,70 0,95 1,80 0,83 1,15 2,20 —0,70 —0,20 0,30 „ 15. 0,55 0,80 1,80 1,70 1,70 2,42 —0,00 —0,05 0,30 Temperatur-Minima in der Luft December Jardin des Plantes Observatorium 7. — 5,70 — 5,90 8. —13,7 —12,3 9. —20,7 —21,5 10. —18,2 — 7,16 11. — 5,6 — 3,50 12. — 3,3 — 2,30 13. — 3,5 — 2,70 14. — 1,6 — 2,20 15. -f 0,9 -f 2,10 Aus den Beobachtungen geht also hervor, dass bei einer Schneedecke von 7,8 Ctmtr. Höhe bei bedecktem Boden die Pflanzen selbst bei einer Kälte von 20 ^ vor Frost geschützt sind, während dies bei nacktem Boden bei sonst gleichen Verhältnissen nicht so vollkommen geschah, indem hier die Temperatur unter Null sank. Man sieht also, wie die schlechte Leitungsfähigkeit des Schnees und des Rasens den Boden unter der Ober- fläche vor Frost schützte. Obwohl wir nicht im Geringsten an dem Schutze, den der Schnee den Saaten gegen Frost bringt, zweifeln, so können wir diesem Versuche doch keine Beweis- kraft beilegen; er zeigt wohl den Einfluss einer Rasendecke auf die Boden- temperatur, aber nicht den des Schnees, wozu es einer vergleichenden Beobachtungs- reihe auf schneefreiem Boden bedurft hätte. 158 Die Chemie der Luft. Wir verweisen noch auf folgende Arbeiten und Abhandlmigen: Betrachtungen über die Zusammensetzung der Luft in verschiedenen Höhen. K. L. Bauer.'). Ueber den KolJensäuregehalt der Luft in verschiedenen, von Menschen stark besetzten Räumen Hamburgs. H. Dorner. 2). Ueber die angeblichen Dunstblascheu in der Atmosphäre. J. Kober'). Sur la nature de l'ozone. M. Diibrunfauf*). Sur l'absence de l'eau exygenee dans la neige tombee ä Rouen, A. Honzeau ^). Die Luft in den Gebäuden. Hoffmann''). L'eber den Staub in der Luft. John Tyndall^). Algensporen in der Luft. Sumpfmiasma. P. Balestra^). Ueber die Existenz des Äntozons. 0. Lwow^). Ueber den Sauerstoffgehalt der Luft über dem atlantischen Meere und über London. R. A. Smith, i"). Verhältniss der specifischen Wärme der Luft bei constantem Volumen zu der unter -constantem Drucke. Witte '0. Ueber die wahre Natur der organisirten Körperchen in der Atmosphäre und über den Antheil, den dieselben bei den Gährungserscheinungen neh- men. A. Bechampi2). Ueber hydrostatische Fragen. Vortrag von H. W. Dove*'). Witterung im Kriegsjahre 1870. H. W. Dove'^). Vertheilung der Gewitter. Vortrag von Fritz'*). Die Gewitter und die dasselbe begleitenden Erscheinungen. H. J. Klein '^). Ueber lang andauernde Winterkälte. H. W. Dove"^). Ueber die Electricität der Atmosphäre. Lichtenstein^®). Zur Entstehung des Hagels. Whietfield u. Lucas"'). Ueber die mikroskopische Structur der Hagelkörner. J. H. B. Flögel^«). Ueber die miki'oskopische Structur der Hagelkörner. Paul Reinsch^i). Ueber Hagel und Hagelbildung^^) Ueber den Eiufluss der Baume auf die Feuchtigkeit der Atmosphäre. J. Hain*»). Ueber die Regenzeiten im nördlichen Deutschland und im europäischen Russ- land. V. Raulin 24) Ueber den Einfluss der Windrichtung auf die Feuchtigkeit der Luft. Suhle**). Influence of Moon on Rainfall. W. Pengelly 2'^). Angeblicher Einfluss von Kanonaden auf die Regenbildung ^J^). Posgeiidorffs Annal. d. Phys. u. Chem. Bd. 135. u. Ztschr. f. aiialyt. Ciiera, 8. 397. Polvt. Journ. 199. 225. Po/gpud. Ann. d. Phy*. u. Chem. 1872. 74. 212. CjiTipt. rend. 1S70. 70. l.=)9. Ibidem 1870. 70. 519. Annal. d. Landw. i. Preu.ss. 1870. 57. 288. Arch. sc. phys nat. 37. 229. u. Chem. Centrlbl. 1870. 1. 715. Compt. renn. 71. 2.S5. Cliem. Centrlbl. 1870. 1. 821. Manchester Momnires (.S) III. 187. I'ogueud. Ann.)l. d. Phys. u. Chem. 150. 658 u. 151. 317. Conipt rend. 74. 629. Nachrichten des Cluh.s der Landwirthe. No, 31 u. 32. „Im neu n Reich" 1871. No. 6. Die Naturforscher. 1871. 3. Allgem. For.st- und Jagd/.t. Frankfurt a. M. 1872. 19. Ztschr. f. Meteoroloc. 1872. Febr. 15. Pogsend. Annal. d. Phys. u. Chem. 1872. 144. 395. D. Naturforscher 1872. 18. Annal. d. Phys u. Chem. 1872. 146. 482. Ibid. 1871. 14S. 623. D. Landwirtli. 1S72. No. 55. VVt.ner landw. Ztg. 1871. No. 5. Wochenhl. d. Annal. d. Landwirthsch. i. Preuss. 1871. No. 40. Ztschr. f. d. ges:iminte Naturwissensch. Berlin. 1871. 211. < Garden. Chron. 1870. No. 43. Mekleuburg'sche Aunalen d. Landw. 1870. Nr. 3J. Die Chemie der Luff. 259 Vertheilung des Regeus auf den britischen Inseln. G. J. Symons^s). De la temperature du sol. Becquerel^'). Staubregen aus der Sahara. H. Farry^'*). Ueberführung vou Wüstenstaub durch S -Wind. Guyon^ ). Ueber die Sandwollien, Sandregen u.'Sandnebel in Italien 1869. Zantedeschi^^). Versuche über die Verdunstung. Pfaft*^). Bewegung der Bodentempei\atur. Kerner'^). Ueber das Gefrieren des Wassers. Boussingalt ^*). Ueber die W^irmecapacitat des Wassers in der Nähe seines Dichtigkeits- maximums. L. Pfaundler und H. Platter"'). Absorption von Ozon in Wasser. Carius^M- Ueber die Natur organischer Substanz im Wasser. Charles Heisch^**). Einfluss des Waldes auf den Stand der Gewässer ^t*). Gehalt verschiedener Brunnenwässer Mailäud's an Ammoniak und Salpeter- säui'e. A. Pavesi'*"). Ueber die in Fluss- u. Quellwasser betindliche organische Substanz. F. S t o Ib a* ' ). Ueber Schlamm vom Boden des Golfstromes. S. P. Sharples*^). 2 8) Landwirthsch. Centraibl. 1870. 2. 223. 2 3) romt. read. 1872. 74. 212. 30) Comt renn. 1870. 70. 104.^. 3 1) Comt. rend. 1870. 70. 106R. 32) Comt. rend. 1870. 70- 1124. 3 3) Ztschr. d. doutsoli. geolog. Geseli.'ich. 24. Hft. 2. 3 4) Ztschr. d. österreicli. Oesellsch. f. Meteorol. 1871. 8- 3 5) Compr. rend. 1871. 73. 77. 3B) .Aiiiial. d. Phys. u. Chem. 140. 574. 17) Ber. d deut.>ich. chein. Ge^ellscli. 1872. 38) Journal ehem. Soc. (2) VllT. 371, 39) .Vllgem. Forst- u. Jaadzt. 1870. 282. 40) Ber. d. ehem. R eselisch. 3. 914. 41) Polyt. .lourn. 198. 16r.. 4 2) Chem. Centralblatt. 1871. 230, 160 Die Chemie der Luft Literatur. G. J. Symons, On the Distribution of Rain over the British lies during fixe Year 1869 etc. H. W. Dove, Nicht periodische Veränderungen der Verbreitung der Wärme auf der Erdoberfläche. Berlin, D. Reimer. Hann, Dr. J. Die Wärmeabnahme mit der Höhe an der Erdoberfläche und ihi'e jährliche Periode. Wien, Gerold's Sohn. Reichardt, E. Die ehem. Untersuchungen der Brunnen und Quellwasser in Be- ziehung auf Gesundheitspflege. Darmstadt, Zernin. H. W. Dove, Klimatologie von Norddeutschland nach den Beobachtungen des preuss. Meteorologischen Instituts von 1848 bis incl. 1870. II. Abthl. Regenhöhe. Preuss. Statistik. Berlin 1871. Verlag d. Königl. Statist. Bureaus. „ Wärmeabweichungen der Jahre 1870 und 1871. „ Monatliche Mittel des Jahrgangs 1870 für Druck, Temperatur, Feuch- tigkeit und Niederschlage und fünftägige Wärmemittel. Berlin 1871. Verlag des Königl. Preuss. Statist. Bureaus. (Preuss. Statistik). ,, dasselbe für 1871. „ dasselbe für 1872. „ Darstellung der Wärmeerscheinungen durch fünftägige Mittel. Dritter Iheil. (Aus den Abhandlungen der Königl. Akademie d. Wissen- schaft, zu Berlin 1869. Berlin 1870. Comm. Verl von F. Dümmler. „ Ueber die Vertheilung des Regens in der jährlichen Periode im mittleren Europa. Aus den Monatsber. d. Königl. Akad. d. Wissensch. vom November 1870. Berlin, Buchdruckerei d. Königl. Akad. d. Wissensch. F. F. Heydenreich, Die klimatischen Verhältnisse von Litthauen, nach den 50jdhrigen Beobachtungen der meteorol. Station Tilsit. Tilsit, Selbst- verlag d. Verf. Gustav Karsten, Beiträge zur Landeskunde der Herzogthümer Schleswig und Holstein. II. Reise physikalischen Inhalts Heft II. Berlin, bei Wiegandt und Hempel 1872, Steinhäuser, Die klimatischen Verhältnisse des Fürstenthums Birkenfeld. Birkenfeld, 1872. Die Chemie des Düngers. Jahresbericht. 1. Abtb. 11 Düngererzeugung und Düngeranalysen. Erhebungen über die Mistproduction bei Milchkühen. — staiimist- Gelegentlich der Versuche von G. Kühn, R. Bieder mann u. A. St riedter über den Einfluss der Ernährung auf die Milchproduction bei Kühen ^) wurden die Erhebungen auch auf die Mistproduction ausgedehnt. — Dieselbe wurde in der Weise controlirt, dass man das Streustroh (langes Weizenstroh) zuwog, dann das Gewicht des producirten Mistes feststellte und solchen analysirte. Der Mist blieb unter den Füssen der Thierc liegen (Matrazenstreu), bis seine Entfernung am Schlüsse der betreffenden Periode nöthig wurde. Um eine die mittlere Zusammensetzung des Mistes mit Sicherheit repräsentirende Probe aus dem zu vielen Centnern anwachsenden Mistlager zu gewinnen, wurde folgendes Verfahren eingeschlagen. Am Ende des Versuchs wh'd, drei Tage bevor die Entfernung und Wägung des Mistes erfolgt, das Einstreuen unterlassen, dagegen die aus- geschiedenen Excremente gleichmässig über den ganzen Stand verbreitet. Man en'eicht hierdurch, dass auch die obere Schicht des Mistes gut zer- treten wird und ihren strohigen Charakter verliert. Nach dem Heraus- führen der Thiere wiixl sodann durch ICinhacken mit dem Beile ein von der einen Seite des Schwanzendes nach der anderen Seite des Kopfendes den ganzen Stand diagonal durchsetzender Streifen des Mistes (6—12" breit) bis auf den Boden von dem übrigen Miste losgetrennt und in seiner ganzen Menge als Probe betrachtet. Die Probe betrug 4—5 pCt. des in Summa erzielten Mistes. Darauf wurde die ganze Probe mit Wasser über- gössen und mit diesem eine Nacht lang erweichen gelassen ; dann schöpfte man aus der Mischung die Reste des Streustrohes heraus, spülte dasselbe in der Flüssigkeit möglichst rein und prcsste das Spülwasser so weit ab, dass von dem Stroh nichts mehr abtropfte. Das Spülwasser wurde schliesslich durch ein entsprechendes Drahtsieb gegossen und Alles, was die Maschen nicht passirte nach dem Auspressen zu dem Strohantheile gegeben. Die so abgespülte Sti-eu liess man schnell abtrocknen und stellte ')Landw. Vers.-Stat. 1872. 13. 123 u. 159. 11' IßA Die Chemie des Düngers. ihi- Gewicht im lufttrocknen Zustande nochmals fest. Sie bestand aus längeren Strohtheilen und aus einer bröcklichen, halbpulvrigen Masse, den Resten der Kothentleerungen; sie war demnach noch nicht zur Entnahme einer richtigen Probe geeignet. Nachdem man sie durch ein Häckerlings- Sieb geschlagen, erschien das Stroh von den Kothi-esten getrennt, man hatte zwei in sich ziemlich gleichmässige Antheile. Das Stroh wurde ganz fein geschnitten und von dem Häksei eine Probe genommen. Letzteres geschah auch bei der abgesiebten bröcklichen Kothmasse; von beiden Proben wurden sodann ihrem ursprünglichen Gewicht entsprechend Mengen abgewogen, die zusammen die richtige Probe der abgespülten Streu dar- stellten. Das Spülwasser ist so beschaffen, dass man nach dem Umrühren ohne Weiteres eine Probe davon nehmen kann. Die Untersuchung der Jauche ist einfacher. Die Reservoirs wurden geleert, so oft sie voll waren, das Herausgenommene gewogen und wie ge- wöhnlich untersucht. Die Erhebungen bez. der Mistproduction wurden nur bei einer der Abtheilungen des Viehes angestellt. Die Grundlagen zur Berechnung der Production folgen zunächst: Periode I. Eingestreut Avurden 327,4 Pfd. Weizenstroh ä 85,54 pCt. Trockensubstanz. In der Zeit vom 9. — 27. Januar =18 Tagen wurden gefüttert: tarnen der Futter- darin Trockeu- Pfände im natürlichen Pfunde im trocknen Stoffe sabst. in pCt. Zustande Zustande Wiesenheu . . , 85,35 468,0 399,4 Gerstenstroh . . . 85,53 199,8 170,9 Runkeh-üben . . . 13,00 1094,4 142,6 Rapskuchen . . . 84,3 86,4 72,8 Futterrückstand, 4,6 Pfd. betragend, wnrde ausser Betracht gelassen. Gewicht des producirteu Mistes r=: 2167 Pfd. Gewicht der Jauche — (a) 141 -j- (b) 179,6 = 320,6 Pfd. Periode H. Streustroh = 697,6 Pfd. ä 85,54 pCt. Trockensubstanz. Der Verzehr an Trockensubstanz war (nach Abzug der Futterrückstände): 1124,8 Pfund Wiesenheu, 291.8 „ Gerstenstroh, 400,3 „ Rüben, 187.9 „ Rapskuchen. Das Gewicht des producirten Mistes war. =: 5004,3 Pfund. Das Gewicht -der producirten Jauche war = (a) 274 -j- (b) 283,8 4- (c) 233 = 790,8 Pfund. Nach den ausgeführten Analysen der Futterstoffe berechnet sich füi" den verzehrten Antheil der Futter folgender Gehalt an Periode I.: Heu Stroh Rüben Rapskuchen Summa Stickstoff . . 7,2 1,1 1,6 3,4 13,3 Pfund Phosphorsäurc 2,3 0,4 0,6 1,6 4,9 „ Kali . . . 8,8 2,7 4,5 1,3 17,3 „ Periode IL: Stickstoff . . 20,2 1,8 4,5 10,4 36,9 „ Phosphorsäure 6,5 0,7 1,7 4,1 13,0 „ Kali. . . . 24,7 4,7 12,6 3,4 45,4 „ Die Chemie des Düngers. 165 IVIist und Jauche enthielten in Procenten: Mist Jauche Periode I. Jauche Periode II. Periode I. Periode II. a. b. a. b. c. Stickstoff . . 0,413 0,419 0,513 0,514 0,450 0,539 0,542 Phosphorsäure 0.148 0,194^ Ö^"26 ^0,030 Kali . . . 0,620 0,578 1,655 1,685 Die absoluten Mengen der aufgeführten Stoffe sind mithin folgende: Pei'iode I. Im Mist iu der Jauche Summa Stickstoff ... 8,9 1,6 10,5 Pfd. Phosphorsäure. . 3,2 0,1 3,3 „ Kah 13,4 5,3 18,7 „ Periode II. Stickstoff ... 21,0 4,0 25,0 „ Phosphorsäure . . 9,7 0,2 9,9 „ Kali 28,9 13,3 41,2 „ Bringt man diejenigen Mengen in Abzug, welche aus dem an- gewandten Streustroh stammen, so verbleiben füi* die Summe von streu- freiem Mist und Jauche: Periode I. Periode II. Stickstoff .... 8,9 21,7 Pfd. Phosphorsäure ... 2,6 8,4 „ Kali 14,6 32,5 „ Darnach berechnet sich fiii* streufreien Mist -j- Jauche die folgende procentische Zusammensetzung: nach Periode I. nach Periode II. Stickstoff 0,412 0,426 Phosphorsäure . . . 0,120 0,165 Kali 0,676 0,638 Untersuchung über die Veränderungen, welche der Urin bei dem Uebergange in Jauche in seiner Zusammensetzung erleidet, von E. Peters'). — Von dem reinen Urin ist die Jauche wesentlich verschieden. Bei dem Durchsickern desselben durch die festen Excremente und die Einstreu werden manche Urinbestandtheile zurück- gehalten, andere Substanzen treten dagegen aus dem Dünger in Lösung über, auch unterliegen gewisse Bestandtheile des Urins einer raschen Zer- setzung uud diese hnden sich daher in der Jauche nicht mehr in der ui-sprünglichen Form vor, in welcher sie aus dem Körper ausgeschieden wurden, sondern in Gestalt der daraus hervorgegangenen Zersetzungs- Producte. Zum Zwecke einer Untersuchung darüber wurde von zwei Kühen, welche mit Erbseusehrot, Koggenmehl, Kartoffeln, Häcksel und Heu kräftig ernährt wurden, der Urin während eines ganzen Tags so vollständig, wie dies ohne besondere Vomchtungen durch Unterhalten eines Eimers möglich war, gesammelt und später auch die in dem Jauchenloche sich ansammelnde Jauche untersucht. Der Stall war mit in Kalk gelegten Klinkern ge- pflastert, der Dünger lag ungefähr 8 Zoll hoch im Stalle, es war so stark Urin und Jauche. ') D. Landwirth. 1870. 309. igg Die Chccnie des Düngers. mit Roggenstroh eingestreut, dass in der gepflasterten Rinne hinter dem Stande nur wenig Jauche abfloss. Diese sammelte sich in einem eben- falls ausgemauerten Jauchenloche. Die Untersuchung wurde im Winter zu einer Zeit ausgeführt, in welcher die Stalltemperatur nur 8 — 9 ^ Re. betrug. Der Urin der Thiere war gelb gefärbt, etwas trübe, reagirte alkalisch. Die Jauche war tief dunkelbraun gefärbt, ebenfalls alkalisch: sie wurde vor der Untersuchung filtrirt. Die Analysen ergaben Folgendes: Urin Jauche Specifisches Gewicht . . 1,0395 1,0282 Trockensubstanz .... 7,92 pCt. 5,32 pCt. Organische Bestandtheile . 5,09 „ 3,66 „ Unorganische „ 2,83 „ 1,66 „ Stickstoff im Ganzen . . 1,71 „ 0,76 „ Stickstoff als Ammoniak . 0,06 ^) „ 0,52 „ Aschenbestandtheile : Kali 1,45 „ 0,26 „ Natron 0,82 „ 0,36 „ Kalk 0,02 „ 0,08 „ Magnesia 8,03 „ 0,05 „ Phosphorsäure .... Spuren 0,06 „ Schwefelsäure .... 0,10 „ 0,28 „ Chlor 0,41 „ 0,28 „ Kieselsäure 0,05 „ — „ Die Jauche ist hiernach \ie\ geringhaltiger als der frische Urin, sie enthält kaum halb so viel Stickstoff und diesen zum grössten Theile in der Form von Ammoniak, Aväln-end in dem Urin der Stickstoff sich in organischen Verbindungen, vorzugsweise als Hai'ustoff und Hippursäure vorfindet. Eine directe Bestimmung ergab bei dem obigen Urin einen Gehalt von 3,51 pCt. Harnstoff und 0,24 Hippiu'säure , entsprechend 1,67 pCt. Stickstoff, was mit der direct gefundeneu Menge fast genau übereinstimmt. Es ist dies ein ausnahmsweiser hoher Gehalt, wie er nur bei reichlich ernährten Thieren vorkommt. In der Jauche wurden Harn- stoff und Hippursäure nicht bestimmt, die Differenz in den Ergebnissen der Stickstoff'- und Ammoniakbestimmung deutet aber darauf hin, dass ein Theil des Stickstoffs noch in organischen Verbindungen vorhanden war. Auch der Gehalt des Urins an Aschenbestandtheilen zeigt sich durch die Berührung mit dem Dünger erheblich vemngert, dagegen deutete schon die dunkle Färbung der Jauche darauf hin, dass sie braune humusartige Substanzen aus dem faulenden Dünger aufgenommen hatte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind unzweifelhaft insoweit einer Ver- allgemeinerung fähig, als daraus zu schliessen ist, dass die Jauche ihren J) Im Original ist der Gehalt an Ammoniak-Stickstoff zu 0,96 pCt. au- gegeben, welche Zahl selbstverständlich als Druckfehler stehen geblieben ist. Ref. glaubt die wiedergegebene Zahl als die richtige hmstellen zu dürfen. Die Chemie des Düngers. 1 R7 Stickstoffgehalt zum grössteu Theile in der Form von Ammoniak enthält und dass sie stets erheblich geringhaltiger an pflanz ennälir enden Bestand- theileu ist, als der Urin. Man darf sich durch die dunkelbraune Färbung der Jauche nicht täuschen lassen, diese rührt von den aus dem Dünger aufgelösten humusartigeu Substauzeu her, die als Düngungsmittel nur einen geringen Werth haben. lieber eine neue bewährte Düngerbereituugsmethode be-^bMeiurg^st"^ richtet Eimpau-Cunrau ^) und wii'd dieselbe darnach in folgender Methode. Weise ausgeführt: Dem Rindvieh wird pro Stück und pro Tag mit 7 Pfd. 2 — 3 Zoll langem Häcksel gestreut. Hinter dem Vieh befinden sich Gruben in horizontaler Lage von 16 Zoll Breite und 9 Zoll Tiefe, die sämmtliche feste und flüssige Excremente nebst Streu für 24 Stunden auf- nehmen. Die Griiiben werden täglich ausgedüngt und wird der hinter dem Vieh liegende Mist sogleich wieder in dieselben hineingebracht und fest- getreten. Die den Dünger aufnehmende Miststättc ist gut gepflastert und gegen einfliessendes Wasser geschützt. Die Jauchengrube ist überflüssig geworden, denn sämmtliche Jauche wird von dem kurzen Häcksel selbst bei starker Schlempefütterung absorbirt. Der Mist lagert sich auf der Düngerstätte so fest aufeinander, dass selbst nach 5 Monaten von Anfang Juli bis Anfang December,'^eine Zersetzung kaum eingeleitet war. Er ladet und breitet sich besser als der lange, halbvergohrene Mist, pflügt sich vorzüglich unter und bietet den grossen Vortheil einer normale;i, gleichmässigen Dluigung über die ganze Feldmark, sowie die gleich- massige Zufuhr, namentlich von Stickstoff, Kali und Phosphorsäure. Die Anlage der aus Sandsteinplatten bestehenden Gruben und das Umpflastern des Stalles verursachte eine Ausgabe von 1^/3 Thlr. pro Stück Rindvieh, das Häckselschneiden auf einer gewöhnlichen grossen Handlade kostet pro anno 1 Thlr. pro Stück. Diese Kosten werden allein durch die Ver- meidung der lästigen Jauchefuhren jährlich dreifach zurückerstattet. Die übrigen Vortheile für den Ackerbau entziehen sich noch der Berechnung, weil die Anlage noch neu ist; ein gleichmässiger Stand der Früchte und eine starke Vermehning der Düngerausfuhr wird aber die natürliche Folge sein. Da bei längerer Lagening der grösste Theil des Wassers aus dem Dunghaufen verdunstet, so darf der selu* homogen gemischte concentriite und namentlich stickstoffreiche Dünger verhältnissmässig nur schwach auf- gefahren werden. Der Strohdüuger von C. E. Bergstrand^). — Da es in Strohdünger Schweden gesetzlich bestimmt ist, dass von den der Ki'one gehörigen Wohnstellen, Pachthöfen u. s. w. nicht ohne besondere Erlaubuiss Stroh verkauft oder fortgeschafft werden darf, selbst wenn Uebei-fluss vorhanden ist oder Gelegenheit fehlt, dasselbe als Futter oder als Streu im Stalle zu verwenden, so geschieht es gewöhnlich, dass solches überflüssige Stroh viele Jahre hindurch liegen bleibt und zu einem unbedeutenden Erdhaufen vermodert, ohne weder in der einen noch der anderen Hinsicht den ») Ztschr. d. landw. Centralv. f. d. Prov. Sachsen. 1871. 29. a) Annal. d. Landw. in Preuss. 1872. 231. 1 ^Q Die Chemie des Düngers, geringsten Nutzen zu bringen. Um solches überflüssiges Stroh in kurzer Zeit in passenden Dünger zu verwandeln wurde auf der königl. Besitzung Bergshamen ein Versuch ausgeführt. Das Stroh wurde in einen Haufen von 6 bis 8 Fuss Höhe gelegt und mit Wasser, worin man pulverisii'te Rapskuchen aufgeweicht und ver- theilt hatte, durchfeuchtet. Der Haufen Avui'de ferner mit einer 4 bis 5 Zoll dicken Erdschicht bedeckt, um die Gase aufzunehmen, welche sich während des Gährens der inneren Theile des Haufens entwickeln. Nach- dem der Haufen nach Verlauf eines Monats umgelegt und nochmals durch- feuchtet worden war, liess man denselben ohne weitere Behandlung liegen, bis man die Masse für geeignet hielt, um auf das Feld gefahren und als gewöhnlicher Stalldünger behandelt zu werden. Von 30 Fuder Stroh und 3 Ctnr. Rapskuchen erhielt man auf diese Weise, nach einer Zeit von ca. 2^2 Monaten, ungefähr 30 Fuder Dung, dessen Werth und Beschaffenheit im Laboratorium der Königl. Landbau- Academie in Schweden untersucht wurde. Das Resultat ist nachstehend mit der Zusammensetzung des gewöhnlichen Stalldüngers zusammen- gestellt. Wasser Organische Substanz Asche Stickstoff . . Phosphorsäui'e Kali . . . Strohdünger Gewöhnl. Stalldünger 74,36 79,30 15,63 14,01 10,01 6,69 0.23 0,41 0,10 0,20 0,17 0,50 Bei Anwendung von 1 5 Fuder Strohdünger per Tonne Land ^) ge- langen ungefähr 12000 Pfd. desselben auf jene Fläche. Der Boden einer Tonne Land wüi'de damit, oder mit ebensoviel Stalldünger erhalten: Strohdünger Stalldünger Verfaulende organische Substanz 1875 1680 Pfd. Aschenbestandtheile 1200 800 „ Stickstoff 27,6 48 „ Phosphorsäure 12,0 24 „ Kali 20,0 60 „ Mit einem Zusatz von 1 Ctm*. 1 2procentigem Superphosphat und 1 Ctr. schwefelsaurem Ammoniak kann mau mittelst dem Strohdünger eine ebenso grosse Menge der wichtigsten Ptlanzennährstofie geben, als mittelst der angegebenen Quantität guten Stalldüngers (abgesehen von Kali, das bei dem Reichthum des Bodens an Kali im Dünger übeiHüssig sein dürfte). Berg Strand sagt schliesslich in Betreff dieser Versuche: „Es muss anerkannt werden, dass die oben erwähnten Versuche, wie einfach die- selben auch erscheinen mögen, trotzdem eine grosse praktische Bedeutung haben." Unseres Erachteus konnte der Versuch, um ihm mehr wissenschaft- lichen Werth zu verschaffen, auf Ermittelung des Verlustes an organischer ') l Tonne Land schwed. = 5600 Quadrat-Fuss. Die Chemie des Düngers, 169 Substanz und Stickstoff, den das Stroh bei diesem Verfahren erleidet, erweitert werden. Die Zusammensetzung der Blasentang-Asche wurde in dem B^as^nta^n^ Laboratorium der Königl. Landbau-Academie in Schweden ermittelt und dieselbe von C. E. Bergstrand mitgetheilt ^). — Die Tang-Art, die in Schweden vorzugsweise al? Düngemittel Anwendung findet, ist der Blasen- tang (Fucus vesiculosus)-, ausserdem giebt es noch mehrere andere ähn- liche Pflanzen, welche mit gleichem Vortheil zu demselben Zwecke benutzt werden könnten, als Fucus serratus, F. nodosus, Laminaria latifolia, L. digitata, Furcellaria fastigiata, Chondrus crispus und mehrere andere. Die Zusammensetzung des Blasentanges giebt Bergstrand wie folgt an: im fenchten im trockeucu Zustande Wasser ...... 70,57 — pCt. Organische Substanz. . 24,06 81,75 „ Mineralstoffe .... 5,37 18,25 „ 100,00 100,00 ^ Stickstoff 0,32 1,46 Bergstrand giebt in folgender Zusammenstellung ausser der neuen Analyse (unter 1.) drei andere, von anderen Chemikern ausgeführte Ana- lysen der Blasentangasche, aus welcher Zusammenstellung die sehr ver- schiedene Zusammensetzung dieser Asche erhellt. 1. 2. 3. 4. Feuchtigkeit . . 3,14 — — • — Kali .... 7,69 20,75 8,98 11,96 Natron . . . 15,30 6,09 9,63 12,25 Chlornatrium 2) . 2,77 24,81 2,10 19,82 Kalkerde . . . 13,23 8,92 26,75 10,92 Magnesia . . . 9,34 5,83 10,91 9,53 Eisenoxyd . . 7,32 0,35 nicht best. 0,95 Phosphorsäure . 1,94 2.14 4,41 5,64 Schwefelsäure . 28,84 28.01 26,22 24,62 Kohlensäure . 4,11 2,20 uicht best nicht best Kieselsäure u. Sanc 5,20 0,67 •:•> 4,06 Kohle 1,77 — — Die Verschiedenheit in der Zusammensetzung der Tangasche ist in der That beispiellos und liisst vermuthen, dass das betrefiende Material kaum in ge- nügender Reinheit (und frei von anhilngendcn Seethiercheu etc.) vorgelegen hat. Ucbereinstimmcnd ist der hohe Schwefelsäuregehalt der Asche. Fraglich bleibt es, ob die Schwefelsäure in ihi'cr ganzen Menge oder /um Thcil präexistireud im Tange vorhanden ist. Hinzufügen M-ollcn wir noch, dass die Zusammen- setzung der Asche desselben Tanges, wie solche von E. Wolff in seinen „Aschen- Analysen 1871" augiebt . hinsichtlich des Kali's schwankt zwischen 0 und 31,4 pC't., hinsichtlich des Kalks zwischen 7,5 und 25,8 pCt. , hinsichtlich der Schwefelsäure zwischen 13,5 und 30,9 pCt., hinsichtlich des Chlors zwischen 2,1 und 15,2 pCt. ') Annal. d. Landw. in Preussen. 1872. 429. ') und Jcdnatrium bei 2, 3 u. 4 der Aschen. 170 Die Chemie des Düngers. Wärmecapa- cität des Düngers. Ueber die Wärmecapacität einiger Düngersorten. Von Hugo Platter^) — Anschliessend au die im ersten Abschnitte dieses Bandes Seite 104 mitgetheilten Versuche desselben Verf.'s über die Wärme- capacität verschiedener Bodenarten berichten wir über oben bezeichnete Versuche. Um die Wärmecapacität ü'gend einer Bodenart zu erhöhen werden solche Mittel anzuwenden sein, die den Humusgehalt und das Was- serzurückhaltungsvermögen der Bodenart vermehren. Solche Mittel sind die absoluten und ein Theil der relativen Düng- mittel, 2) nämhch der Guano, die Excremente des Hausgeflügels, die meisten Abfälle von technischen Gewerben und ein Theil der Mergelarten. Ausser- dem bewirkt auch noch die Bewässenmg eine zeitweise Erhöhung der Wärmecapacität. Soll diese hingegen vermindert werden, so müssen Humusgehalt und Wasserzuräckhaltungsvermögen verringert werden. Das wird erzielt durch einen Theü der relativen Düngmittel, nämlich durch Gyps, Kalk, einen Theil der Mergelarten, dann durch das Erdbrennen und vor Allem durch die Drainage. Erstere Düngemittel die absoluten und von den relativen Düngmitteln der Guano, die Excremente des Hausgeflügels und die meisten Abfälle von technischen Gewerben wii'ken nicht nur durch Vermehi'ung des Humus- gehaltes und des Wasserzurückhaltungsvermögen erhöhend auf die Wärme- capacität des Bodens, sondern sie fühi'en ihm noch ausserdem durch ihi'en Verbrennungsprocess Wärmemengen zu. Verf. hat vorläufig die Wärmecapacität des Kothes der Hausthiere untersucht und dabei unten folgende Resultate erhalten. Dabei ist zu bemerken, dass die Düngersorten im trocknen Zustande in Zinnfoliehülsen fest eingestammpft und dann noch einige Schrote beige- geben wurden, um das Untersinken im Wasser des Calorimeters zu bewirken. Der Wasserwerth der verwendeten Zinnfolie und Schi'ote wurde ge- nau bestimmt. Wärmecapa- cität der bei Wassergehalt Wännecapa- Wassergeh. der frischen Düngerart 100« getrock- neten Sub- der frischen Substanzen cität der frischen Sub- Substanzenin Procenten stanz. in Procenten. stanz. E. Heiden. Pferdekoth . . . 0,4129 75,84 0,8581 75.31 76,03 Rindviehkoth . . . 0,4803 82,21 0,9076 86,44 81,78 Schafkoth .... 0,4442 58,42 0,7689 57,61 58,26 Ziegenkoth .... 0,4649 57,38 0,7720 — — Schweiuekoth . . . 0,4347 82,48 0,9010 84,00 77,13 Aus diesen Zahlen leitet der Verf. folgende Schlüsse ab: Von den untersuchten Düngerarten hat im trocknen Zustande der Pferdekoth die geringste Wärmecapacität, daher er schon unter übrigens gleichen Umständen die gröste Temperaturhöhe bei seiner Verbrennung >) Ann. d. Landw. in Preuss. 1870. *) Nach Ed. Heiden's Eintheüung 56. 59. Die Chemie des Düngers 171 entwickeln müsste. Er wiü'de sicli daher am besten für „kalte" Böden, d. h. für Erdarteu von grosser Wärmecapacität eignen. Ebenso würde Schweinekoth im verrotteten Zustando mehr für Boden- arten von hoher Wärmecapacität fangen, während er im ft'ischen Zustande auch bei ,,warmeu" Böden angewendet werden kann. Schaf- und Ziegeukoth würden für Bodenarten von hoher Wärme- capacität geeignet sein, also für humusreiche thonige Böden. Der Rindviehkoth fände die passendste Verwendung bei Bodenarten von geringer Wäi'mecapacität. Vergleichende Untersuchungen über den frischen und den im Handel vorkommenden Hühnermist; von Fausto Sestini^). — In der Romagna wird der Mist der Hühner, Gänse und Enten, gemischt und mit Stroh, Federn etc. vermengt, als Düngemittel benutzt und in den Handel gebracht. Verf. untersuchte nachstehende 3 Sorten, von denen No. 1 ganz reiner Hühnermist aus einem Privathause war; bei ent- schiedenem Ammoniakgeruch entwickelte er auf Berührung mit einem in Salzsäure getauchten Stäbchen massenhaft weisse Dämpfe. No. 2 u. 3 waren Hühnermist des Handels. Die Untersuchung ergab folgende Zusammensetzung. Hühnermist. No. 1. 2. 3. A. Bei 100« C. flüchtige Bestand- theile 1) Wasser 2) Ammoniak 3) Kohlensaure B. Bei 100 o C. nicht verflüchtigte Bestandtheilc I. Ürganisclie Stoffe u. Ammoniak- salze 1) Ammoniak 2) btickstoft' 3) andere Bestandtheile der stick- stoffhaltigen Verdindimgen . II. Mineralische Stoffe .... 1) Kieselerde 2) Eisenoxyd 3) Phosphorsäure 4) Alkalien .^)) Kalk, Magnesia, Schwefel- säure, Chlor als Rest . . . 64,875 35,125 21,068 14,057 Kali ^ 0.890 \ l\atroii ( 1,272 J 64,191 0,654 0,030 0,662 0,200 20,206 6,829 0,730 1,219 2,162 3,117 25,448 74,552 37,248 37,304 Kali 1 3,409 I ?i'atron | 6,436 J 1100,000 25,098 0,079 0,271 0,120 2,236 34,892 21.014 1,625 1,049 9,845 3,771 100,000 17,311 82,689 60,932 21,757 Kali ) 1,067 I Xatruii I 2,868 ) 17,121 0,104 0,086 0,140 2,825 57,967 13.291 0,871 0,999 3,9':^5 2,661 100,000 Bemerkung. Um die Gesammtmenge der mineralischen Bestandtheile zu ermitteln, wurde das Gewicht der Kohlensäure von dem der Asche in Abzug gebracht. ') Landw. Vers. Stat. 1872. 15. 2. 1 yo Die Chemie des Düngers, Der Handelsmist ist reicher an organischem Stickstoff weil die Händler ihrer Waare gewöhnlich eine gi'osse Menge mehr oder weniger verfaulter Federn beimengen. Eine andere bemerkenswerthe Verschiedenheit ist die, dass der Händ- ler-Hühnermist alkaliem*eicher ist, als der ächte, was von einer Bei- mengung von Asche herrührt. Beim freiwilligen Trocknen des Hühnermistes verliert der frische ^/e des Ammoniakgehaltes. Nach Verf. Versuchen lässt sich diesem Verluste am besten durch einen Zusatz von Eisenvitriol verbeugen, während Gyps und Thonerde (?) diesem Zwecke weniger genügten. Dem entsprechend schlägt Verf. zur Conservirung des Hühnermistes vor, denselben jede Woche zu sammeln, in irdenen Gefässen mit Verschluss aufzubewahren und nach jeder neuen Einfüllung die Oberfläche des Mistes mit 5 pCt. Eisenvitriol zu bestreuen. EicJemenle' Untcrsuchung der Excremente von ägyptischen Fleder- ägyptischer mäuscu; vou 0. Popp^). Die in einer Höhle Aegyptens aufgefundenen e ermause. j^xcrementc bildeten schwachgedrehte, höckerige, stellenweise cavernöse Stücken von schwach wachsgelber Farbe und ausgesprochen krystallinischer Structur. Die Substanz war leicht und fast vollständig löslich in Wasser; die wässrige Lösung besass einen schwach bitteren und kühlenden Ge- schmack und reagirte deutlich sauer. Die saure Reaction ging nach einigen Tagen in eine alkalische über. Die Zusammensetzung der Excremente war folgende: Harnstoff 77,80 pCt. Harnsäure 1,25 „ Kreatin 2,55 „ ^ Phosphorsaures Natron (2 NaO. HO, PO5) . . 13,45 Wasser bei 100« flüchtig 3,66 „ In Wasser unlöslicher Rückstand 0,575 „ Stickstoff ~ ; 37^2 pCt Hiernach bestehen die Excremente ägyptischer Fledermäuse zu ^/s aus krystallinischem Harnstoff und sind offenbar der Harn dieser Thiere. Unausgemacht blieb es, was aus dem Kothe geworden ist. Popp unter- suchte nun 2) nachträglich die Excremente der gewöhnlichen europäischen Fledermaus (Rhinolophus Hipposideras) von einer Localität, wo sie sich in einer 3 Zoll hohen Schicht angesammelt hatten. Diese Excremente bestehen aus trocknen kleinen, länglichen Kömern von duulielbrauner Farbe und sind offenbar der Koth dieser Thiere, ge- mengt mit den Zersetzungsproducten des Hanis, namentlich mit Ammon- salzen. Sie enthalten keine Spur Harnstoff, auch keine Harnsäure und keine Oxalsäure. Die Hauptmasse scheint aus unverdauten Flügeldecken von Insecten zu bestehen. Bei 100° getrocknet gaben sie 8,25 pCt. Stickstoff, und hinterliessen beim Verbrennen 6,25 pCt. Asche, enthaltend 1) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1870. 155. 351. «) Ibid. 1871. 158. 115.' Die Chemie des Düngers, 173 Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd, Chlor, Schwefelsäure, Kieselsäure und 36 pCt. Phosi)horsäure. Eine grössere Ablagerung von Fledermaus-Excrementen i) ^lu'^n™*"*" befindet sich in einer unregelmässig gestalteten Höhle von einer Viertel- Ungarn. stunde Ausdehnung in der aus Dachsteinkalk bestehenden Bergmasse zwischen Labatlau und Tiu'dos, einige Stunden oberhalb Gran in Ungarn. Diese Höhle wird von zahlreichen Fledermäusen bevölkert, deren Excre- raente sich stellenweise in einer Mächtigkeit von mehr als 6 Fuss am Boden der Höhle abgelagert haben. Patera nahm eine Analyse dieser Ablagerungen vor und fand 31,0 pCt. Feuchtigkeit 61,5 „ Organische Substanz 7,5 „ Glührückstand (darin 1,392 % Phosphorsäure). Wenn die Zusammensetzung dieser Masse auch innerhalb der Ablagerung eine veränderliche und mit der Zeit wechselnde sein wii'd, so stellt diese Masse— doch jedenfalls einen ausgezeichneten und beachtenswerthen Düngstoff dar. Eine in das landwirthschaftliche Museum zu Berlin gelangte Probe dieses Materials wurde von Scheibler mit nachstehendem Ergeh niss unter- sucht 2) : Wasser und verbrennliche organische Stoffe . . . 48,00 pCt. Stickstoff 1,88 „ Unverb rennliche Stoffe 63,00 „ Phosphorsäure (schwer löslich) 11,54 „ Die hiemach wesentlich geringere Qualität dieses Fledermaus-Guano's dürfte davon herzuleiten sein, dass bei der Probenahme erdige Beimischun- gen in denselben gelangt sind^). lieber die Oxydation von Cloakenbestandtheilen in Fluss- ueber die Oxydation wassern. — yon Oloaken- Einem diese Frage behandelnden, der Pariser Akademie der Wissen- „,'°''^'.f '° ° " Flusswassern, schatten vorgelegten Berichte einer englischen Commission entnehmen wir Folgendes*): Man hat behauptet, dass die organischen Materien der Schmutzwässer aus städtischen Kanälen (sewage), nachdem diese Wässer sich in Flüsse ergossen und mit dem Zwanzigfachen ihres Volum's Flusswasser gemischt hätten, oxydiil würden und während eines Laufs des Flusses von etwa einem Dutzend englischen Meilen sich vollständig zersetzten. Den Gegenstand dieser Behauptung unterwarf jene Commission 5) unter Leitung von M. F rank lau d einer experimentellen Untersuchung. — Der Fluss Mersey, nachdem er oberhalb der Brücke von Stretford-Road die Abfallprodukte mehrerer Städte und Fabriken empfangen hat, durch- läuft von dieser Brücke an bis zu seiner Vereinigung mit dem Irwel einen ») Landw. Centrlbl. f. Deutschi. 1872. 3. 341. 2) Annal. d. Landwirthsch. 1872, 709. ') Die Summe der l)eiden Gruppeu: Wasser -j- organische Stoffe und unver- brennUche Stoffe ergiebt 110 statt lÜO. Ehie der beiden Summanden muss dem- nach zu hoch angegeben sein, welche derselben ist unerfindlich. 4) Compt. rend. 1870. 1. 70. p. 1054. *) The Commission to inquire into the best means of preventing the polIution of rivers, (nach deren first report im Original wir vergeblich gesucht Haben. D. Ref.) 174 Die Chemie des Düngeis. Weg von 13 Meilen (engl.), ohne dabei weitereu uni-eiuen Zufluss zu er- halten; dagegen wird sein Volumen durch Zufluss reinen Wassers ein wenig vermehrt. Der Fluss Irwel fällt, nachdem er Manchester passirt hat, hei Throstlenest über ein Wehr und läuft von da ab bis zu seiner Vereinigung mit dem Mersey 1 1 engl. Meilen und empfängt auf diesem Lauf nur einige Zufllisse ohne Bedeutung und ohne Schmutz. Der Fluss Dar wen endlich vereinigt sich, nachdem er durch die Kanäle von Ower-Darwen, Lower-Darwen und Blackburn sehr verunreinigt worden ist, mit dem Blackwater gleich unterhalb der letzteren Stadt und durch- läuft alsdann bis zu seiner Vereinigung mit dem Ribble einen Weg von 13 engl. Meilen. Durch den Zutritt des Flusses Roddlesworth und mehrerer kleinen Flüsschen wüxl sein Volumen um das Doppelte vermehrt, dagegen empfängt er weiter keine Schmutz wässer. Von diesen drei Flüssen wurden zum Zweck der Untersuchung Wasserproben geschöpft und zwar 1) aus der Mersey a) au der Brücke von Stratfort-Road und b) an einem Punkt gleich vor seiner Vereinigung mit dem Irwel; 3) aus dem Irwel a) am Wehr zu Tlu-ostlenest und b) an einem Punkt gleich vor seiner Vereinigung mit der Mersey, und zwar zweimal, einmal im Mai, einmal im Juni-, 3) aus dem Darwen a) eine drittel Meile unterhalb seiner Vereinigung mit dem Blackwater und b) 50 Meilen oberhalb der Brücke von Walton-le-Dale. Die Ergebnisse der Analysen dieser Proben sind in folgender Tabelle enthalten: In 100000 Theilen Wasser waren enthalten: Analysirte Gewässer im Jahre 1869. Mersey, vor d. Brücke zu Stratfordroad 12. März Mersey, b. sein. Vor. m. d. Irwel 12. März Irwel, V. Wehr z. Throstlenest, 12 März „ b.sVer.m.d. Mersey, 12. März i) „ V.Wehr z. Throstlenest, 13. Mai „ b. sein. Ver.m.d. Mersey, 13. Mai „ V. Wehr z. Throstlenest. 11. Juni 8 U. 30 M „ b. sein. Ver. m.d.Mersey, 11. Juni 6 U. 10 M Darwen, n. sein. Ver. mit. d. Blakwater, 10. März Darwen, b. Walton-le-Dale 10. März S.2 S '^ S c «i Ol C5 19,8 22.8 44,6 43,1 39,1 43,0 63,5 61,5 41,5 33,0 2,127 1,28 2890 2,1340,2390 1,50210,241 0,295 ,141 0,0660,0220 0,7200.095 0,5700.0780,0430,0190 2.1040.2480,230 2,009 U.;)()4 0,338 2,1560,2380,140 2 8740,2100,250 75 0,413 •3 In iuspeusion kfiudliche. bCj» g o t4 , Ü^ J3 "u a E-ü -.Sit: .^«= Em c c a 3 a ' am §3 CO ä: « O a «3 0,219 0,1370,045 171 132 0,437 0,58 0,353 0,416 0,548 0.581 0,475 0,299 2,3 2,5 7,4 6,8 4,9 6,4 13,0 12,9 3,6 2,9 0,94 0,84 1,84 0,96 1,18 1,88 2,66 2,28 1,78 0.62 0,30 0,26 0,96 0,48 1,86 2,40 2,72 1,88 1,78 0,18 1,24 1,10 2,80 1,44 3.04 4,28 5,38 4,16 3,56 0,80 4,3 4,8 6,2 6,8 12,2 13,3 17,8 17,8 10,7 6,8 1) Zwischen den beiden Punkten der Probenahme von dem Wasser d. Irwel befinden sich 0 Wehre in einer Gesammthohe von 34 '/a Fuss. Diu'ch den Fall des Wassers über dieselben wü-d eine reichliche Luft-Autnahme bewirkt. Hinter jedem Wehre ist der Fluss auf eine Länge von mehreren Hundert (engl.) Ellen mit Schaum bedeckt. Die Chemie des Düngers. 175 Abgeselien von der Unsicherheit in der Methode der Untersuchung, welche entsteht durch die ungleiche Vertheilung der verunreinigenden Zu- flüsse in einem und demselben Wasser, durch die verschiedene Geschwin- digkeit der Bewegung seiner verschiedenen Theile, in Folge deren eine Entnahme von vollkommen vergleichbaren Proben unmöglich erscheint, geben die mitgetheilten Zahlen ein ungefälires Bild der Veränderung, welche die Bestandtheile der Flüsse auf einem Lauf derselben von 11 — 13 engl. Meilen erleiden und der Verbesserung, welche das verunreinigte Wasser auf diese Entfernung erfährt. Sieht man ab von einer Correktion für die Zuflüsse bei den Flüssen Mersey und Irwel und nimmt man für die Zuflüsse des Darwen eine Verdoppelung seiner Wassermeuge an, so ergiebt sich eine Verminderung des ursprünglich vorhanden gewesenen, in organischer Ver- bindung befindlichen Kohlenstoffs und Stickstoffs wie folgt: /Tu 100000 Tbl. Wasser Kohlenstoff. Stickstoff. Mersey, nach einem Lauf von 13 Meilen, bei einer Temperatui- von 4,3— 4,8 0 C 0,150 0,017 Irwel, nach einem Lauf von 11 Meilen, bei einer Temperatur von 6,2— 6,8« C 0,095 — bei einer Temperatur von 12,2— 13,3^0. . . — 0,028 bei einer Temperatur von 17,8*^ C 0,632 — Darwen, nach einem Lauf von 13 Meilen, bei einer Temperatur von 6,8— 10,70 c — 0,009 Um zu sicheren Resultaten zu gelangen, stellte man folgenden Ver- such an. Man mischte 1 Volumen des Canalinhalts von London mit 9 Volumen Wasser. Die Analyse zeigte, dass diese Mischung in 100000 Tbl. 0,267 Thl. Kohlenstoff und 0,081 Stickstoff in organischer Verbindung enthielt. Diese Mischung setzte man fortwährend der freien Luft und dem Lichte aus, indem man sie mittelst eines Hebers aus einem Gefäss in ein anderes laufen liess und zwar derart, dass es jedesmal in einem feinen Strahl 3 Fuss hoch herabfallen musste. Dieses Wasser enthielt auf 100000 Thl. nach 96 Stunden noch 0,250 Thl. org. Kohlenstoff u. 0,058 org. Stickstoff, „ 192 „ „ 0,200 „ „ „ „ 0,054 „ Die Temperatur der Luft während dieses Vorgangs war ungefähr 20'' C. Die Resultate zeigen annähernd die Wirkung, welche bei einem Flusse, der auf 100 Thl. Wasser 10 Thl. Caualinhalt enthält, auf einem Lauf von 96 und 192 Meilen bei einer Geschwindigkeit von 1 Meile per Stunde stattfindet. Der Effect würde auszudrücken sein: Auf 100,000 Thl. Wasser werden zerstört org. Kohlenstoff org. Stickstoff während eines Laufs von 96 Meilen mit einer Geschwindigkeit von 1 Meile (= 1609 Mtr.) per Stunde . . . J3,017 0,023 während eines Laufs von 192 Meilen mit gleicher Geschwindigkeit i) . . . 0,067 0,027 ') Ein Lauf von 300 Kilometer Länge würde danach nicht hinreichen, das Wasser vollständig zu reinigen. 1 lyg Die Chemie der Düngers. Die Oxydation der organischen Materien wird vorzugsweise, wenn nicht ausschliesslich, durch den in Wasser aufgelösten Sauerstoff bewirkt, der bekanntlich vielmehr chemisch activ ist, als der der Luft. Wenn man durch organische Stoffe veninreinigtes Wasser in gut schliessenden Ge- fässen aufbewahil, so wii^d die graduelle Verminderung der Menge des aufgelösten Sauerstoffs genau den Fortschritt der Oxydation der organischen Stoffe anzeigen. Mau stellte einen derartigen Versuch mit Wasser an, dem man auf 100 Thl. 5 Thl. Canalinhalt von London zugemischt liatte. Dasselbe wuixle in eine Reihe gutschliessender Flaschen gebracht und in denselben dem zerstreuten Tageslicht bei einer Temperatur von ungefähr 17" C. ausgesetzt. Alle 24 Stunden wurden die Flaschen geöffnet und das Ge- wicht des im Wasser aufgelöst enthaltenen Sauerstoffs bestimmt. Man fand dasselbe in 100000 Thl. Wasser unmittelbar nach 24 Stunden 48Std. 96 Std. 120 Std. 144 Std. 168 Std. der Mischung nachher nachh. nachh. nachh. nachh. nachh. 0,946 0,803 0,616 0,315 0,201 0,080 0,036 Unmittelbar nach der Mischung enthielt das veruni'einigte Wasser in 100000 Thl. 2,099 Thl. Kohlenstoff in organischer Verbindung und 0,207 Thl. Stickstoff in organischer Verbindung. Der Bericht bemerkt zu obigen Zahlen: „Diese Zahlen beweisen, dass selbst bei einer höheren Temperatur die Oxydation der animalischen orga- nischen Substanz der Schmutzwässer (Sewage) eine sehr langsame ist. Unter der Annahme, dass bei der Zersetzung der organischen Materie der Kohlenstoff allein oxydirt wird, wüi-de der Sewage in jeder der Perioden in folgenden Mengen zersetzt worden sein^). 1. Periode 2. Per. 3. Per. 24 StHüden 24 St. 48 St. Menge der zersetzten Sewage pr. 100 6,8 8,9 14,3 Bis zum 6. Tage war die Oxydation mit einer ziemlich gleichmässigen, sich ein wenig verlangsamenden Geschwindigkeit von Statten gegangen; die Verminderung des aufgelösten Sauerstoffs war eine beträchtliche. Wenn das verunreinigte Wasser der fi-eien Luft ausgesetzt gewesen wäre, würde wohl ein Theil des verbrauchten Sauerstoffs wieder ersetzt worden sein; aber selbst unter der Annahme, dass wähi*end der 168 Stunden die Oxydation mit der grössten beobachteten Schnelligkeit vor sich gegangen wäre, so wüi-den doch nur 62,3 von 100 Sewage zersetzt worden sein." Die Commission hält es hiernach für erwiesen, dass die Oxydation des mit dem Zwanzigfachen seines Volumens Wasser gemischten Sewage's sich nicht während eines Laufs von 10 bis 12 Meilen vollziehen kann und dass sich jene 2 Drittel (62,3) nach einem Lauf von 168 Meilen bei einer Geschwindigkeit von 1 Meile pro Stunde kaum zerstört finden werden. Zu jener Behauptung konnte man nui* durch eine Reihe von Voraussetzungen zu Gunsten der Oxydationswü'kung gelangen. Die Com- mission kam zu dem Schluss, „dass die Oxydation der organischen Materie, 4. Per. 5. Per. 6. Per. in Samma 24 St. 24 St. 24 St. 7 Tage 5,4 5,8 2,1 43,3 ') Wir geben die Zahlen mit dem Vorbehalt, dass uns die Berechnungsweise derselben unklar ist. Die Chemie des Düngers. 177 selbst bei einer sehr grossen Verdünnung durch reines Wasser, sehr lang- sam vor sich geht und dass es unmöglich ist, die Entfernung zu be- stimmen, welche das Wasser durchlaufen kann, ehe die organische Sub- stanz vollkommen oxydirt ist." Sie fügt hinzu, dass es in ganz Gross- britanuien keinen Fluss giebt, der lang genug wäre, eine vollständige Zer- setzung der Sewage durch fi'eiwillige Oxydation zu bewirken. Das Absetzen einer grösseren Menge in Suspension befindlicher orga- nischer und mineralischer Verunreinigungen ist ohne Zweifel die Art und Weise der Klärung, welche mit Sewage verunreinigte Flüsse während ihres Laufs erfahren. Die Verbesserung der Flüsse, welche diese in dieser Beziehung erfahren, zeigen obige Versuche. Reinigung der Flüsse durch Absatz innerhalb der Punkte der Probe- nahme. Von den in 100000 Tbl. Von den in Suspension Wasser befindl. suspend. befindlichen Materien Stoffen wurden abgesetzt wurden abgesetzt Mineral- Organ. Im Mineral- Organ, Im Stoffe- Stoffe Ganzen Stoffe Stoffe Ganzen Theile Procente 1) Bei dem Irwel, nach einem Lauf von 11 Meilen (12. März.) . . 0,83 0,48 1,36 47,4 50,0 48,6 2) Bei dem Irwel, nach einem Lauf von 11 Meilen (11. Juni) ... 0,38 0,84 1,22 14,3 50,9 22,7 3) Bei dem Mersey, nach einem Laufvonl8Meilen(12. März) 0,10 0,04 0,14 10,6 13,3 12,0 4) BeidemDarwen ^), nach einem Lauf von 13 Meilen (10. März) 0,54 1,42 1,96 30,3 79,8 55,1 Bei einer Untersuchung von Schlammabsatz fand die Commission eine grosse Menge in Fäulniss begriffener organischer Materie, wie nachfolgende Zahlen zeigen. Schlamm des Irk Organische Substanz 6,63 MineraUsche „ 25,98 Wasser 67,39 Schlamm aus Schlamm aus dem Irwel demMedlock (Peel Park) i (zu Dawson Street) 8,25 5,30 19,40 19,96 72,35 74,74 100,00 100,00 ach 30, 21 pCt. 100,00 (Der trockene Schlamm enthielt hiemach ca. 20, organische Substanz. D. Ref.) Die organische Substanz des Irwel enthielt auf 100 Thl. (Schlamm?) 2,79 Kohlenstoff und 0,29 Stickstoff«) Sie verbreitete einen widerlichen Geruch. ') Corrigirt unter Zurechnung von reinem Wasser. *) So sagt der Bericht laut der französischen Wiedergabe, nämlich : La ma- tiere organique de l'Irwell contenait, sur 100 parties, 2,79 de carbone und 0,29 d'azote. Jahresbericht. 1. Abth. 12 Jirg Die Chemie des Düugers, ^c°oiken-^^* Neue Methode zur Reinigung der Cloakeuwässer. Von Wässer. D. Forbes und A. P. Price^). — Das den Verfassern patentMe Ver- fahren beruht auf einem Ausfällungsprocess. Zur Niederschlagung wird ein in Westindieu in grosser Menge vorlvoramendes natürliches Thonerde- phosphat angewendet, das nach Forbes enthält Phosphorsäure. . . 33,11 — 38,96 pCt. Thonerde .... 24,57 — 27,06 „ Eisenoxyd .... 2,07 — 2,76 „ Kalk 1,03 — 2,09 „ Unlösliches .... 6,70 — 17,00 „ Wasser 22,22 — 22,88 „ Dieses Phosphat wird in gemahlenem Zustande der Einwirkung von 7 pCt. Schwefel- oder Salzsäure ausgesetzt. Die Cloakeuwässer werden in Reservoirs oder Gruben gepumpt und mit dem mit Säure behandelten und mit Wasser zu einem dünnen Brei gebrachten Phosphat in genügender Menge versetzt. Man lässt die Mischung längere Zeit in Ruhe; der Niederschlagungsprocess beginnt sofort. Die festen Bestandtheile fallen nieder und hinterlassen ein klares, geruchloses Wasser, frei von jedem unangenehmen Geschmack, nur wenig von gewöhnlichem Flusswasser sich unterscheidend. Um jedem Einwand gegen die Ueberfülii'ung des so ge- reinigten Wassers in den Fluss zu begegnen, wiixl eine weitere Klärung dui'ch Zusatz von Kalkmilch, welche das in Lösung befindliche Phosphat niederschlägt, herbeigeführt. Neben der Herstellung eines gereinigten Wassers wird das Haupt- gewicht auf die gleichzeitige Herstellung eines transportablen Düngers ge- legt, welcher werthvoU genug sein soll, um die Kosten eines Transportes auf grössere Entfernungen zu decken. Der Niederschlag enthält die ganze Menge der mechanisch suspendirten Substanzen des Cloakenwassers, ausser- dem noch viele organische Substanzen (besonders stickstoffhaltige oder Eiweisssubstanzen) , welche vorher sich in Lösung befanden. Ausserdem findet sich in demselben die Gesammtmenge des angewandten Phosphates wieder. Eine von A. Völcker ausgeführte Analyse eines Niederschlags aus dem Cloakeuwässer an der Londonbrücke giebt nachstehende Zahlen: Feuchtigkeit (bei 100« C.) 3,98 pCt. Organische Substanz und gebund. Wasser 20,11 „ Phosphorsäure 28,52 „ Kalk 13,09 „ Thonerde, Eisenoxyd, Magnesia, Alkalien . 29,95 „ Sand 4,35 „ 100,00 pCt. Der daselbst gewonnene Niederschlag ward gewonnen durch Zusatz von je 3000 Kilo Phosphat zu 1000000 Gallonen (= 4543000 Liter) Cloakeuwässer. Ueber die aus den verwendeten Materialien gewonnene Quantität ^) Nach d. Centralbl f. Agriculturchemie. 1871. 1. 214, aus The mechanics magazine 1872. 96. 91 u. 113. Die Chemie des Düugers. 179 Dünger, sowie über den Stickstoffgelialt desselben sind keine Angaben gemacht. Es bleibt abzuwarten, „ob durch das angewendete Klärungsmittel eine wirkliche Reinigung des Wassers in der Vollkommenheit erzielt -wird, dass die ursprünglich in demselben vorhandenen kleinen Organismen, welche Träger der Miasmen und somit für den Gesundheitszustand viel nach- theiliger sind, als die blos riechenden und färbenden Substanzen, in deren Begleitung sie sich im Wasser finden, getödtet und unschädlich gemacht werden." Bericht über die Wirkung des A. B. C.-Processes auf die Verwerthung der Cloakenflüssigkeit. Von G. Bischof^). — Verf. hat die in Betrieb befindliche Anstalt der Nativ - Guano - Gesellschaft in England zu Crosness besucht und berichtet darüber Folgendes: Nach Zusatz der aus Alaun, Blut und Thon bestehenden Mischung 2) zu der Cloakenflüssigkeit lässt man den Schlamm sich absetzen, leitet die klar überstehende Flüssigkeit ab und bringt den zurückbleibenden Schlamm nach dem Trocknen und Zerreiben direct als Nativ-Guano zum Verkauf. Die Flüssigkeit erschien klar und geruchlos, auch soll der Schlamm beim Trocknen keine übelriechende Gase entwickeln. Eine durch Crookes ausgeführte Analyse der ablaufenden Flüssigkeit lässt diese nicht zufriedenstellend rein erscheinen. Derselbe fand in 100000 Theilen der Flüssigkeit: 111,40 Gesammtmenge an festen Verunreinigungen, 0,77 Kohlenstoff in organischer Verbindung, 1,16 Stickstoff „ „ „ 2,31 Ammoniak, 3,06 Gesammtstickstoff, 14,40 Chlor, 1,25 Mineralische! 0,59 Organische l suspendirte Substanz. 1,84 Insgesammt ) Verf. schlägt deshalb vor, die gewonnene Flüssigkeit nach der Aus- führung des A. B. C.-Processes noch zur Berieselung zu benutzen oder durch Eisenschwamm zu filtriren, und hält die Ueberführung einer Flüssig- keit von einer Beschaffenheit, wie die analysirte, in die Flüsse für einen wesentlichen Vortheil gegenüber der Ueberführung der rohen Cloaken- flüssigkeit. Schlammabsätze der Cloakenwässer Berlins a) nach Sü- vern'schem Desinfectionsverfahren, b) nach Lenk'schem Ver- fahren erhalten. Untersucht von Krocker^). a) bildete eine schlüpfrig, schwer vertheilbare Masse, b) war ein Schlamm, der anfangs ') Chemie. News 1872. 73. 217, n. d. Centralbl. f. Agriculturchem. 1872. 2. 73. ^) Die Bezeichnung A. B. C.-Process ist den verwendeten Zusätzen ent- sprechend, deren Anfangsbuchstaben a (alum, Alaun), b (blood, Blut) und c (clay, Thon) sind. ») Annal. d. Landw. 1871. 3. Wchbl. 12* 2 gQ Die Chemie des Düngers, eine graue, homogene, dickliche Masse bildete, welche bei ruhigem Stehen sich in eine nach oben tretende schwammartige poröse Masse und eine darunter befindliche klare Flüssigkeit schied. Diese Scheidung war von einer Gasentwicklung (Schwefelwasserstoff) begleitet. Beim Trockenwerden an der Luft entwichen geringe Mengen von Ammoniak ^). In 100 Theileu dieser Substanzen waren enthalten a b frisch trocken^) frisch trocken Wasser 48,75 — 90,55 — Organische Substanz 10,50 20,5 5,90 62,4 Phosphorsäure 0,55 1,1 0,313 8,3 Schwefelsäure 0,43 0,8 0,068 0,7 Kieselerde (löslich) 0,45 0,9 0,084 0,9 Kalkerde 10,63 20,7 0,262 2,8 Magnesia 0,85 1,6 0,026 0,3 KaH Spur — 0,013 0,1 Eisenoxyd 0,19 0,4 0,088 0,9 Kohlensäure und ehem. geb. Wasser 7,95 15,3 — — Sand 19,64 38,0 1,511 16,0 Thonerde — — 0,977 10,3 Stickstoff .... ~ '. '. '. ; 0^26 0^5 0,381 4^0 Zur Beurtheilung des Düngerwerthes der Moorerde dient Dünger, nachstehende von E. Peters ausgefüluie Analj-se 3), die sich auf eine aus dem Oderbruche stammende ältere, stark zersetzte Substanz bezieht. Die- selbe enthielt im getrockneten Zustande: Organische verbrennliche Substanz . 87,43 pCt. Aschenbestandtheile 12,57 „ ~IÖÖ Die organische Substanz enthielt Stickstoff' 2,52 pCt. Die Asche enthielt Kali 0,012 „ Natron 0,010 „ Kalif 4,140 „ Magnesia .... 0,068 „ Phosphorsäure . . 0,238 „ Schwefelsäure. . . 0,442 „ Sand, Eisenoxj'd etc. 7,660 „ 12,570 pCt. Rechnet man ein Fuder Moorerde zu 10 Ctr. Gewicht, und legt man dem Stickstoff' darin nur den halben Werth bei, den derselbe jetzt in dem für die Preisbestimmung käuflicher Düngemittel bisher als massgebend an- gesehenen Peru-Guano hat, worin sich der Stickstoff zur Zeit auf circa 14 Sgl-, pro Pfund berechnet, und bringt man die Phosphorsäure nur mit 2 Sgr. pro Pfund in Ansatz, so berechnet sich der Werth eines Fuders Moorerde zu 6 Thalern: der Stickstoffgehalt eines Fuders Moorerde würde ') Siehe auch vor. Jahresber. 357 u. 390. 2) Von Ref. berechn. in rund. Zahl. ') D. Landwirth 1871. 166. Die Chemie der Düngers. 181 mehls. hiernach 25 Pfiind betragen, das hcisst soviel wie zwei Centner echten Pem-Guanos von der alten, guten Beschaffenheit enthielten. Allerdings ist dieser Stickstoff in der Moorede minder leicht löslich, er bedarf einer Anregung durch Kalkzusatz und Compostining, um in assimilirbare For- men überzugehen, dafür ist er aber auch nur halb so hoch berechnet, wie der Stickstoff im Guano, und der hochwichtige Eiufluss des Moor- humus auf die physische Bodenbeschaffenheit, die dem Guano völlig ab- geht, ist ganz ausser Rechnung geblieben. Das Compostiren des Knochenmehles. Von R. Jones ^). — ^^t^'^n™ Verf. hielt es für nothwendig, durch Versuche zu ermitteln, ob das von Knochen- A. Stöckhardt, J. Lehmann u. A. empfohlene Compostiren des Knochenmehls in der That eine grössere Wirksamkeit desselben mit sich bringt. Zunächst suchte derselbe zu ermitteln, ob durch die Zersetzung des Leims die Löslichkeit der Phosphorsäure in schwachen Säuren er- höht wüi'de. Als Material der Untersuchung dienten folgende Präparate: 1) Gedämpftes Knochenmehl; 3) Dasselbe, in einer Menge von 1 Pfd. 14 Tage lang feucht erhalten-, 3) „ „ „ „ „ „ „ 8 Wochen „ „ 4) Knochenmehl I mit Sägemehl vermischt gegohren. 5 Pfd. Knochen- mehl wurden mit 35 Pfd. Sägemehl gemischt und mit so viel Wasser angefeuchtet, dass die Masse in der Hand sich eben zusammenballte, darauf in eine Tonne eingedrückt sich selbst überlassen. Die Tempe- ratur der Mischung erhöhte sich bis zum 5. Tage auf 45 "^ und fiel dann langsam herab. Ammoniakgeruch trat auf und war noch nach 3 Wochen zu bemerken. Die Temperatur betrug am 11. Tage noch 350. 5) Knochenmehl EI ebenso behandelt wie voriges. 6) Knochenmehl mit Erde gegohren. 5 Ctr. Knochenmehl wurden mit 10 Scheffel Erde gemischt und mit 100 Quart Wasser angefeuchtet, darauf in einen Haufen zusammengeschlagen und mit einer Gyps- decke versehen. Letztere verhinderte das Entweichen von Ammoniak vollständig. Behufs der Probenahme zur Untersuchung wurde die- selbe sorgfältig beseitigt. 7) Mit Schwefelsäure aufgeschlossenes Knochenmehl aus einer Dünger- fabrik bezogen. Von diesen 7 Präparaten wurden je circa 2,5 Gramm mit 250 CC. einer Essigsäure von 5 pCt. 8 Tage lang unter häufigem Umschütteln in Berührung gelassen und in der abfiltrirten Flüssigkeit die gelöste Phos- phorsäure bestimmt. Die Menge derselben in Procenten der Substanz und in denen des Gehalts der letzteren an Gesammt-Phosphorsäure zeigt folgende Tabelle: Gelöste Phosphorsäure in 1 3 3 4 5 6 7 Procenten der Substanz 15,08 16,14 18,57 13,97 16,25 4,78 17,02 „ „ Gesammt- phosphorsäure 66,42 67,66 70,70 74,62 79,03 84,86 95,10 >) Ann. d. Landw. 1870. 293. •iQp Die Chemie dis Diiugers Die vom Verf. ausgeführte Untersuchung der obigen Präparate unter 1), 3) und 6) ergab für diese einen Gehalt 1) 3) 6) von Stickstoff: 3,686 2,863 0,710 Eine leichtere Löslichkeit der Phosphorsäure in den gegohrenen Präparaten ist hiernach allerdings nicht zu verkennen, indessen ist die Zunahme im Vergleich zu der an und für sich grossen Löslichkeit der Phosphorsäure des Knochenmehls in schwacher Essigsäure doch zu un- bedeutend, um, wenn die Vermehrung ihrer Löslichkeit der Hauptzweck des Compostirens sein sollte, einen solchen Aufwand von Arbeit zu recht- fertigen. Beachtung dagegen verdient die fast vollständige Auflösung der Phosphorsäure aus dem mit Schwefelsäure aufgeschlossenen Knochemnehl in schwache Essigsäure ^). Auch erfähi't die Leimsubstanz der Knochen durch den Gähinings- process eine theilweise Umwandlung in leichter assimilirbare Verbindungen, aber wie obige Bestimmungen zeigen, und wie auch schon Ulbricht ge- funden hat, es tritt dabei ein nicht unerheblicher Stickstoffverlust ein 2). Derselbe beträgt: nach Ulbricht 15,6 Proc. des Gesammtgehaltes, in dem 8 Wochen gegohrenen Präparat 22,3 „ „ „ „ „ mit Erde „ „26 „ „ „ ^) Die letztere Zahl kann der Natur der Sache nach nur eine an- nähernde sein. Verf. giebt zwar zu, dass dem Stickstoffyerlust beim Gährenlassen des Knochenmehls leicht vorgebeugt werden kann, behauptet aber, dass das in der Praxis selten geschähe. Ferner sieht der Verf. das Compostiren des Knochenmehls als eine Benachtheiligung seiner Wirksamkeit aus dem Grunde an, weil ein Theil der organischen Substanz, die durch ihre innige mechanische Verbindung mit dem Kalkphosphat dessen allmählige Auflösung im Boden bewirke, zerstört werde. Im Composthaufen gehe nicht eine Lösung des Leims und damit der Phosphorsäure vor sich, sondern dieser werde zum Theil unter Wärme- entwicklung zersetzt. Während ein Theil des Knochenmehls im Compost- haufen mit 1, oder doch höchstens mit 5 Theilen Erde gemischt wird, kommt dasselbe im Acker hei zweckmässigem Unterpflügen doch mindestens mit 100 Thl. Erde in Berührung; es kann deshalb nie eine irgend be- deutende Temperaturerhöhung stattfinden. Dagegen hat die entstandene Leimlösung Raum, sich auszubreiten und die Phosphorsäure absorbii'en zu lassen. Verf verwirft das Compostiren und Gährenlassen des Knochen- mehls, weil der Nutzen in Bezug auf die Löslichkeit der Phosphorsäure ein beschränkter sei, weil leicht „bei Mangel an Vorsicht" ein Verlust an Stickstoff stattfinden könne, weil die vorherige Zersetzung der organischen 0 Alf? wenn das erst des Beweises bedurft hätte! 2) Dem leicht durch Bedeckung der Gährungshaufcn mit Gyps oder mit von Schwefelsäure durchfeuchteter Erde etc. vorgebeugt werden kann. ') Ein Verlust, zu dessen Berechnung eine jede Grundlage fehlt. Die Chemie dos Düngers. i oo Substanz des Knochenmehls im Composthaufen der schnellen Vertheilung der Phosphorsäurc im Acker und somit auch der schnellen Wirkung des Knochenmehls eher hinderlich als förderlich sei. Studien über die Superphosphate. Von R Jones^). In der *^j°g"^gypg°.° Kenntniss über die Constitution der Superphosphate fand Verf. verschiedene Phosphate. Lücken namentlich über die Zusammensetzung des darin enthaltenen un- löslichen Phosphats und er unternahm deshalb Versuche, um zu ermitteln: „ob der Gehalt der Superphosphate bei längerer Aufbewahrung in der That sich erheblich vermindert, und wenn dies der Fall, womöglich einen klaren Einblick in die betreffenden Verhältnisse zu gewinnen." Zunächst wurde füi" diesen Zweck reiner basisch phosphorsaurer Kalk hergestellt, von diesem wurden 3 Portionen ä 100 Gramm mit je 500 CC. Wasser angerülut und mit concentrirter Schwefelsäure versetzt, so dass auf 1 Aequiv. des Phosphates kamen bei I 2 Aequ. Schwefelsäure, „ n 1V2 „ „ in 1 eine IV. Portion wurde mit 50 Grm. saurem phosphorsaurem Kalk (CaO. 2H0, PO5) 2) und 500 CC. Wasser gemischt. Nach 3 Tage langem Trocknen dieser Gemische auf dem Wasserbade ergaben sich Präparate von nachstehender procentischer Zusammensetzung: I n m IV Kalk 31,859 34,162 37,294 38,239 Phosphorsäure 26,335 27,758 30,218 44,588 Schwefelsäiu'e 31,579 25,071 19,327 — Wasser 10,227 13,009 13,161 17,173 Je 50 Grm. dieser Präparate, am 15. October mit 500 CC. Wasser abgeschlämmt und, ohne zu filtriren, in mit Glasstöpseln verschlossenen Flaschen hingestellt, sollten dazu dienen, die Veränderungen im Gehalte an löslicher Phosphorsäure zu beobachten. Zu diesem Zwecke wurde von Zeit zu Zeit eine Probe mit der Pipette abgehoben und ein gleiches Quantum Wasser nachgefüllt. Ausserdem wurden die Flaschen einmal täglich durchgeschüttelt. Die Mengen der au den verschiedenen Tagen gefundenen löslichen Phosphorsäure, auf 100 berechnet, unter Berücksichtigung der durch das Nachgiessen von Wasser entstehenden Verdünnung der Lösung, zeigt folgende Zusammenstellung: Tag der Probenahme I n ^ m IV 15. October 20,212 9 0,831 2,431 19. „ 20,852 11,769 ? ? 23. „ 20,999 11,783 ? 9 11. Novcrab. 22,237 11,915 0,868 1,719 In den ersten di'ei Superphosphaten nahm also der Gehalt an lös- licher Phosphorsäure zu, in IV verminderte er sich. Ueber das gegenseitige Verhalten von Kalk, Schwefelsäure und Phos- phorsäure stellte Verf. folgende Versuche an: •) Landw. Vers.-Stat. 187J. 14. 77. *) Dargestellt durch Auflösen des bas. Kalkphosphats in Phosphorsäure, 184 Die Chemie des Düngers. 1) Gyps mit Phosphorsäure versetzt giebt nach kurzer Zeit, gleichviel ob man kalt oder warm stehen lässt oder zum Trocknen verdampft, an Alkohol Schwefelsäure ab. 2) 1 Aequ. bas. phosphorsauren Kalk mit 1 Aequ. Schwefelsäure (mit Wasser verdünnt) wurden 2 Stunden, ohne zu erwärmen, stehen ge- lassen. Der Alkohölauszug war fi'ei von Schwefelsäure und Phos- phorsäure. 3) 1 Aequ. Kalkphosphat mit 2 Aequ. Schwefelsäure in gleicher Weise behandelt. Ein Theil der Flüssigkeit gab an Alkohol weder Schwefel- säure noch Phosphorsäure ab. 4) Der Rest von 3) im Wasserbade zur Trockne verdampft gab an Alkohol Phosphorsäure aber keine Schwefelsäure ab. 5) Als crc. 6 Grm. einer ähnlichen Mischung von 1 Aequ. Kalkphosphat mit 2 Aequ. Schwefelsäure im Wasserbade nach dem Austrocknen noch längere Zeit erwärmt, gleich nach dem Erkalten eine geringe Menge Wasser zugefügt und sofort abfiltrirt wurde, trübte sich die anfänglich klare Flüssigkeit nach kurzer Zeit, und nach Verlauf von 12 Stunden hatte sich ein krystallinischer Niederschlag von Gyps ge- bildet; ein Beweis von dem Vorhandensein fi-eier Schwefelsäure. Verf. glaubt aus diesem Verhalten folgern zu dürfen, dass der Nach- weis von der Abwesenheit freier Schwefelsäure erst dann geführt sei, wenn aus der concentrirten und schnell filtrirten wässrigen Lösung sich kein Gyps ausscheidet-, dass dagegen die Behandlung mit Alkohol ein unsicheres Resultat ergäbe, da in der alkoholischen Mischung von Kalkphosphat und freier Schwefelsäure Letztere rasch gebunden werde. Freie Phosphorsäure tritt ziemlich regelmässig auf, was sich aus der leichten Zersetzbarkeit des Salzes (CaO, 2H0 PO5) hinreichend erklärt. Dagegen nimmt das Phosphat (3CaO, PO5) aus einer alkoholischen Lösung der Phosphorsäure keine solche auf. Die Constitution eines Superphosphates, bereitet aus 1 Aequ. Phos- phat mit 2 Aequ. Schwefelsäure fand Verf. auf Grund analytischer Daten ') zu verschiedenen Zeiten: Wasserhaltig Wasserfrei gedacht 1V10I866 "/„66 "/e 1867 ^^/io66 iV„66 "/e 67 CaO, SO3 53,684 53,684 48,432 55,537 55,543 52,235 HO, SO3 — — 1,975 — — 3,130 3H0, PO5 4,445 5,785 4,973 4,599 5,985 5,364 CaO. 2H0, PO5 28,001 29,738 32,695 28,967 30,768 35,263 5CaO. 7H0, 4PO5 10,534 — — 10,897 — _ 3Ca0.3HO, 2PO5 — 5,373 — — 5,560 — 2CaO.HO, PO5 — 2,072 — — 2,144 — 3CaO. PO5 — — 4,643 — — 5,008 HO 3,336 3,348 7,282 — — — ') Ermittelung der Bestandtheile des Salzsiiureauszugs , der in Alkohol und in Wasser löslichen Phosphorsäure. Die Chemie des Düngers. 185 Die Veränderungen, die dieses Superphosphat unter den verscMedenen Verhältnissen seiner Aufbe>Yalu"ung erlitten hat, stehen in directer Be- ziehung zu seinem Wassergehalt. Die Verminderuug desselben beim Austrocknen im Wasserbade hatte ein Unlöslichwerden von Phosphorsäure und die Bildung unlöslicher, daran sehr reicher Phosphate ziu' Folge. In den Stand gesetzt, wieder Wasser aufzunehmen, liess es die Zersetzung dieser unlöshchen Phosphate, viel- leicht unter Mitwirkung der gebildeten freie Säure, langsam wieder vor sich gehen-, es bildeten sich aus ihnen freie Phosphorsäure, saurer phos- phorsaurer Kalk und phosphorsäureärmere unlösliche Phosphate, bis die vollendete Umwandlung der letzteren in die phosphorsäureärmste Ver- bindung (3CaO, PO5) dem Löslichwerden von Phosphorsäure ein Ziel setzte. Für Supei-phosphat 11 (1 Aequ. Phosphat mit IV2 Aequ. Schwefel- säure) ergiebt sich folgende Constitution: Wasserhaltig Wassei-frei gedacht i«/iol866 "/n 66 "/e 1867 ^Vio 66 "/ii 66 ^Ve 67 CaO, SO3 42,620 42,620 44,866 46,222 46,2'23 46,327 3HO.PO5 2,240 2,022 2,802 2,430 2,193 2,893 CaO. 2H0, PO5 16,719 17,220 15,581 18,132 18,676 16,089 3CaO. 3H0 2PO5 — — 7,314 — — 7,552 2CaO. HO, PO5 30,628 30,343[ 26,283 33,216 32,908 27,139 HO 7,793 7,795 3,154 — — — Ferner für Supei-phosphat HL, 1 Aeq. Phosphat und 1 Aeq. Schwe- felsäure : CaO, SO3 3H0. PO5 CaO. 2H0. PO5 2CaO.HO, PO5 3CaO. PO5 HO 32,856 32,856 33,206 36,227 36,227 0,148 — — 0,163 — 1,193 1,433 1,023 1,316 1,580 54,835 54,917 56,481 60,462 60,552 1,661 1,488 1,397 1,832 1,641 9,307 9,306 7,893 — — 36,052 1,110 61,321 1,517 Für Superphosphat IV. (Gemisch aus CaO. 2H0, PO5 u. 3CaO.P05): 3HO,P05 Ca0,2H0, PO5 2CaO, HO, PO5 3CaO, PO5 HO 1 1,504 0,785 — 1,720 4,005 1,037 1,509 4,580 1,186 60,999 61,649 61,069 69,751 70,495 22,449 23,261 22,461 25,669 26,599 12,547 12,549 14,176 — — 0,915 1,758 71,156 26,171 Die Resultate seiner vorstehenden Versuche stellt der Verf. wie folgt zusammen : 1) Die Superphosphate sind nicht unveränderliche Gemische von Gyps, saurem phosphorsaurem Kalk und unzersetztem basischem Kalk- iQß Die Chemie des Düngera. phospkat, sondern sie enthalten die lösliche Phosphorsäure in der Form von Phosphorsäurehydrat und saurem Kalksalz, die unlösliche als basisches und neutrales Phosphat und in selteneren Fällen in Verbindungen, die in ihrer Zusammensetzung zwischen dem neutralen und dem sauren Salze stehen. Schwefelsäure ist in ihnen in der Form von Gyps vorhanden und nur ausnahmsweise scheinen erheb- liche Mengen freier Schwefelsäure darin vorkommen zu können. 2) Diese verschiedenen Verbindungen sind in einer fortwährenden Wechsel- wirkung begriffen. Die dabei stattfindenden Umsetzungen haben, je nach den äusseren Verhältnissen und der Menge der verwendeten Schwefelsäure, eine Zu- oder eine Abnahme der lö.slichen Phosphor- säure zur Folge. 3) Der letzte Fall tritt bei jedem Superphosphate ein, gleichviel ob mit viel oder mit wenig Schwefelsäure bereitet, wenn dasselbe durch Austrocknen bei künstlicher Wärme oder durch langes Liegen in trockner Luft Wasser verliert. Ein Unlöslichwerden von Phosphor- säure findet ferner stets, und unabhängig von den Schwankungen im Wassergehalt, bei solchen Superphosphaten statt, welche noch viel basischen, phosphorsauren Kalk enthalten in Folge einer zu geringen Menge zum Aufschliessen verwendeter Schwefelsäure. 4) Eine Vermehi'ung des Gehalts an löslicher Phosphorsäure kann, selbst- verständlich abgesehen von den Fällen, wo in Folge ungenügender Mischung oder zu dichter Beschaffenheit des Rohmaterials noch eine nachträgliche Aufschliessung erfolgt, nur vorkommen, wenn in einem mit viel Schwefelsäure bereiteten Superphosphate das unlösliche Phos- phat eine Zusammensetzung erlangt hat, in welcher es mehr Phos- phorsäure enthält, als der Formel aCaO. HO, PO5 entspricht. Die Zersetzung dieser unlöslichen Phosphate in freier Phosphorsäure, saures und neutrales Salz wird bedingt durch die Möglichkeit einer Aufnahme von Wasser. Die Einwirkung der Schwefelsäure auf den basischen phosphorsauren Kalk findet nicht in der Weise statt, dass man dafüi' eine einfache Formel aufstellen und nach dieser das zu erhaltende Quantum löslicher Phosphor- säure berechnen könnte. Bei den besprochenen Superphosphaten Avurden unter den verschiedenen Verhältnissen von 100 Tbl. Schwefelsäure folgende Mengen Phosphorsäure in in Wasser lösliche Verbindungen übergeführt: Verwendete Schwefelsäui*e. 2 Aequ. 1 72 Aequ. 1 Aequ. 1) 3 Tage lang im Wasserbade getrocknet 64,04 46,94 4,30 2) No. 1 mit Wasser angerührt, aufbewahrt 70,42 47,52 4,49 3) No. 1 1/2 Jahr lang trocken aufbewahit 77,83 43,52 3,16 4) 6 Stunden lang getrocknet 65,01 — — 5) Eben zur Trockne gebracht — — 50,72 6) Gar nicht eingedampft 71,01 — 35,19 Die Chemie des Düngers, -i oiy lieber den chemischen Unterschied von rohem und auf- Chemischer Unterscmed geschlossenem Peruguano. Von A. Vogel. ^) — Die folgende Zu- ^on rohem u. sammenstellung der einzelnen Bestandtheile des Peruguano im rohen und ^'^%u&aoT^' aufgeschlossenen Zustande, wie sie die vergleichenden Analysen ergaben, bietet ein Bild von dem Einflüsse der Aufschliessungsoperation auf die Gruppirung der Bestandtheile in beiden Guanosorten dar. Nach einer von A. Stöckhardt abgeänderten Form, bei welcher die analytischen Data unverändert geblieben und die Aenderungen sich nur auf die aus diesen unter der Annahme gezogenen Folgerungen, dass der aufgeschlossene Guano C aus der Eohguanosorte A bereitet worden sei, beziehen, ent- stehen aus 100 Pfd. Rohguano und 14 Pfd. Schwefelsäure (wasserfrei) 114 Pfd. aufgeschlossener Peruguano und folgende Umsetzungen; A. 100 Pfd. Rohguano enthalten: Pfd. Pfd. Harnsäure 4,00 darin Stickstoff 1,333 Ammoniak .... 7,99 „ „ 6,580 anderweiten Stickstoff 2,587 Gesammt-Stickstoff 10,500 Phosphorsäure, lösliche 2,80 „ unlösliche 9,06 Gesammt-Phosphorsäure 11,86 Schwefelsäure 6,40 B. 114 Pfd. aufgeschlossener Peruguano enthalten: Pfd. Pfd. Harnsäure 0,84 darin Stickstoff 0,280 Ammoniak .... 9,30 „ „ 7,660 anderweiten Stickstoff 2,54 Gesammt-Stickstoff 10,480 Phosphorsäure, lösliche 10,42 „ unlösliche 1,51 Gesammt-Phosphorsäure 11,93 Schwefelsäure 20,60 C. 100 Pfd. aufgeschlossener Guano enthalten: Harnsärre 0,74 darin Stickstoff 0,27 Ammoniak .... 8,16 „ „ 6,72 anderweiter Stickstoff 2,21 Gesammt-Stickstoff 9,20 Phosphorsäure, lösliche 9,14 „ unlösliche 1,33 Gesammt-Phosphorsäure 10,47 Schwefelsäure 18,10 Zunächst ergiebt sich hieraus, dass der Harnstoff des rohen Guano's durch den Aufschliessuugsprocess fast vollständig in die von den Pflanzen weit leichter aufnehmbare Form des schwefelsauren Ammoniaks um- J) Chem. Ackersm. 1870. 229. 1 QQ Die Chemie des Düngers. gewandelt worden ist. Durch Behandeln der Harnsäure mit Schwefel- säure findet demnach eine Umsetzung in Ammoniak statt und zwar wie aus dem Vergleich der Zusammenstellungen unter A und B hervorgeht, ohne Verlust an Stickstoff. Die im aufgeschlossenen Peruguano fehlende Harnsäure findet sich in ihr als Ammoniak wieder. Der nicht als Ammoniak und Harnsäure im Guano vorhandene „anderweite Stickstoff" ist in einer Verbindung enthalten, die durch Schwefelsäure keine Umsetzung erleidet. Die Wirkung der Schwefelsäure wird sich jedenfalls auch auf eine Zersetzimg der vorhandenen Ammoniaksalze des Rohguano'? (kohlensaures und oxalsaures Ammoniak) erstrecken. D. Ret Knochen- Kuochenmehl mit stickstoffr eichc u Zusätzcu. Von P. Wag- mehi. ner^). In der Fabrik von F. A. Rissmüller in Münden wird obiges Fa- brikat auf folgende Weise dargestellt. Die bei der Bereitung der Knochenkohle entweichenden Gase werden in eine Vorlage geleitet, in welcher sich das beim Brennen der Knochen entweichende Wasser, das kohlensaure Ammon, das stinkende Thieröl etc. zu einer dunkel gefärbten Flüssigkeit verdichtet. Diese ammoniakreiche Flüssigkeit dient wiederum zur Aufnahme und Bindung der bei der Schwefel- säure-Fabrikation aus dem Schornsteine der Bleikammern entweichenden Gase von Salpetersäure, salpetriger Säure und schwefliger Säure, indem die in dem Schornsteine der Bleikammern geschichteten Coaksstücke mit derselben getränkt werden. Mit der sich schliesslich ansammelnden, durch fi'eiwilliges Verdampfen in dem Coaksthurme concentrirter gewordenen Auf- lösung von salpetersaurem und salpetrigsaurem Ammoniak wird scharf ge- trocknetes, gedämpftes Knochenmehl sorgfältig vermischt und die Mischung bei gelinder Wäi-me in eine trockne Form und alsdann unter obiger Be- zeichnung in den Handel gebracht. Verf. fand darin: Feuchtigkeit 15,10 0/o Organische Substanz und flüchtige Salze . . . 46,18 „ Phosphorsäure 17,68 „ Stickstoff 5,6 „ Die Löslicheit der in diesem Präparat enthaltenen Phosphorsäure in kohlensäurehaltigem Wasser und in essigsäurehaltigem Wasser ist nach Verf nachstehenden Versuchen grösser als die der Phosphorsäure in ge- wöhnlichem Knochenmehl. Die zwei verschiedenen Knochenmehle wurden auf folgende Weise behandelt: I. 50 Grm. gewöhnliches Knochenmehl und 66,7 „ stickstoffreiches Knochenmehl mit je 11,8 Grm. Phosphorsäure wurden gesondert mit je 2 Liter destilliitem Wasser übergössen und in dieser bis zur Sättigung Kohlensäure eingeleitet. Nach drei Tagen wurde abfiltrirt und im Filtrat die Phosphorsäure bestimmt. 1) Journ. f. Landw. 1872. 84. Die Chemie des Düngers. 189 n. Dieselben Mengen beider Präparate wurden mit je 1,5 Liter 5 pCt. Essigsäure enthaltendem Wasser übergössen. Nach 24 Stunden wurde ab- flltrii't und im Filtrat die Phosphorsäure bestimmt. TTT 50 Grm. gewohul. Knochenmehl wurden mit je 200 Grm. humus- reicher Gartenerde vermengt, das Ganze in einen Trichter geschüttet und drei Monate laug bei Zimmertemperatur feucht gehalten. Darauf wurde die Masse in eine Maasflasche gebracht, mit einer Mischung von 50 CG. Eisessig und 15üO CG. Wasser übergössen und die ganze Mischung mit destillii-tem Wasser bis zu einem Volum von 2000 CG. verdünnt. Unter häufigem Umschütteln wurde 24 Stunden lang digerirt, dann ein Liter ab- filtrirt und darin die Phosphorsäure bestimmt. Auf dieselbe Weise wurde ein Gemenge von 66,7 Grm. des stickstoff- reichen Knochenmehls und 183,3 Grm. humusreicher Erde behandelt. Diese 3 Versuche ergaben folgendes Resultat: Phosphorsäuregehalt eines Liters Flüssigteit in Grammen. Versuch I. II. III. Gewöhnlich, gedämpft. Knochemehl =:z 0,251 3,80 3,24 Stickstoffreiches Knochenmehl . . •_- 0,374 4,68 5,27 Aus diesen Zahlen berechnen sich folgende Löslichkeitsverhältnisse: Setzt man die Löslichkeit der Phosphorsäure im gewöhnlichen ge- dämpften Knochenmehl bei allen drei Versuchen =^ 1, so ist dagegen die Löslickeit der im stickstoffreichen Knochenmehl enthaltenen Phosphorsäure: bei Versuch I. =1,49 bei Versuch II. = 1,28 bei Versuch III. = 1,62 Man kann also sagen, dass die Phosphorsäure des stickstoffreichen Knochenmehls in kohleusäurehaltigem Wasser und verdünnter Essigsäure durchschnittlich fast um die Hälfte löslicher ist, als die des gewöhnlichen gedämpften Knochenmehls. Ob sie nun auch im Boden genau in demselben Verhältniss leich- ter löslich ist, als die des gewöhnlichen Knochenmehls, darf man nicht mit absoluter Bestimmtheit behaupten. Denn im Boden sind es nicht reines, kohlensaures Wasser und nicht Essigsäure, welche lösend wirken, sondern es sind andere Lösungsmittel, Humussubstanzen, Kohlensäure, ver- schiedene Salze, welche theils direct, theils indirect zersetzend auf den phosphorsauren Kalk einwirken und die Phosphorsäure auflösen. Man darf aber sagen, dass ein Phosphat, welches sich leichter als ein anderes in reinem, kohlensäurehaltigem Wasser, in verdünnter Essigsäure und anderen künstlichen Lösungsmitteln auflöst, auch den verschiedenen lösen- den Agentien des Bodens einen geringeren Widerstand entgegensetzen wird, als dass in genannten Lösungsmitteln schwerer lösliche Phosphat. Die Resultate obiger Versuche bestätigen wieder die bekannte Er- scheinung, dass organische Stoffe und verschiedene lösliche Salze lösend auf phosphorsauren Kalk einwirken, und dass aus diesem Grunde das Knochenmehl auf einem humusreichen, gut gedüngten, nicht zu trocknen Boden eine bessere Wirkung zeigen rauss, als auf einem humusärmeren,, weniger salzreichen, trocknen Boden. 190 Die Chemie des Düngers. Analysen von Guanape- Guano. Guanape- Guano. A. Voelcker untersuchte 2 Proben von Guano der Guanape- Inseln ^). — Feuchtigkeit : 17,79 20,10 Organische Substanz und Ammonsalze . . . .: 42,62 38,67 Phosphorsaurer Kalk (u. phosphors. Magnesia). . : 25,45 32,53 Salze der Alkalien : 11,92 5,97 Saud • : 2,22 2,73 Stickstoff : 10,04 7,87 Lösliche Phosphorsäure : 4,75 3.19 Hiernach ist die Qualität dieses Guano's beträchtlich unter der des guten Peru-Guano's. lieber die Zsammensetzung des Guanape-Guano's wurden auf der Versuchsstation Pommritz (Sachsen) verschiedene Untersuchungen ausgeführt^). — Nachdem die Lager des Guano von den Chiuchasinseln (Peruguano) erschöpft sind, hat die peruanische Regierung den Guano der Guanape- Inseln in den Handel gebracht, der von ähnlicher äusserer Be- schaffenheit wie ersterer ist, die Mächtigkeit des Lagers soll indess nicht sehr bedeutend sein. Füuf verschiedenen Schiffsladungen entnommene Proben, welche also dazu dienen können, einigermassen ein Bild von der mittleren Zusammen- setzung dieses Guano's zu geben, wurden mit nachstehendem Ergebniss untersucht, und zwar unter E. Heide n's Leitung von L. Brunner (Pro- ben 1 und 2), E. Güntz (Probe 3), Nette (Probe 4) und A. Wolf (Probe 5). 1 2 S-») 4 5 IVEttel Wasser 16,28 22,42 19,74 24,69 24,97 21,63 Organ. Substanz u. Ammoniaksalze 35,64 37,02 31,56 39,84 37,63 36,34 Mineralstoffe 47,08 38,07 48,70 35,47 37,40 42,03 und zwar Eisenoxyd . . . . 0,63 Kalkerde 12,51 Magnesia 1,38 Kali 2,54 Natron 3,79 Chlor 2,13 SchAvefelsäure . . . 4,52 Phosphorsäure . . . 14,73 Sand und Kieselerde 3) 7,25 0,37 11,36 0,68 4,60. 2,52 0,47^ 3,17j 13,81 1,15 0,73 9,05 0,81 9,24 11,92 16,95 0,16 0,45 11,42 11,32 0,72 0,80 3,68 7 15 ^'^^ ^'^^ 1,33 2,85 3,12 13,20 13,39 2,06 6,30 Gesammt Stickstoff 9,55 1,19 6,32 5,30 8,64 9,75 9,75 Stickstoff 8,72 in Form von kohlen- saurem Ammoniak . . . . 0,59 Stickstoff in Form von anderen Ammoniaksalzen .... 4,45 Phosphoi'säure in Wasser löslich . 3,19 Gegenüber von guten Peruguano der Chinchas-Inselu ist der Guanape- Guano wesentlich reicher an Wasser und Sand, bedeutend ärmer an Stickstoff nicht bestimmt nicht bestimmt 4,51 4,37 niclitbest. 9,30 0,89 5,39 4,36 Joum. of. the Roy. Agric Soc. of. England 1870. I. 142. Amtsbl. f. d. landw. Ver. Sachsens 1871. 120. Geringe Mengen. *) Diese Probe enthielt 7,41 pCt. an grösseren und kleineren Steinen. Die Chemie des Düugers. 191 Die von Deichsel ausgeführte Analyse eines Guanape-Gu- ^G^^nor ano's von guter Qualität theilt Krocker mit^). — Darnach ent- hält solcher in Procenten Wasser 13,730 Organische Suhstanz und Ammoniaksalze . . 49,800 Mineralstoffe • ■ • 36,470 und zwar Phosphorsäure 15,499 Kalkerde 11,719 Magnesia 0,774 Kali 2,647 Eisenoxyd 0,307 Natron 2,533 Schwefelsäure 0,243 Chlor 1,955 Sand (-j-Kieselsäure) 1,341 Stickstoff ~7~. ^ 12,761 Stickstoff in einer anderen Probe . . . . 14,09 Diese Analyse zeigt, dass gewisse Schichten dieses Guano's dem Guano der Chinchas-Iuseln an Werth nicht nachstehen. Aus diesen Zahlen wie aus den der vorhergehenden Analysen ergiebt sich aber eine grosse Ungleichmässigkeit in der Qualität dieses Guano's. Der von der Ballestas-Insel an der Küste Peru's stammende Guano ßanestas- Guano. wurde, repräsentirt durch eine von Ohlendorff eingeschickte Probe, unter Leitung von E. Heiden von B och mann untersucht und dabei für den Ballestas-Guano folgende procentische Zusammensetzung gefunden: Wasser 22,96 Organische Substanz u. Ammoniaksalze . . 41,96 Mineralstoffe . . . 35,08 und zwar Eisenoxyd 0,21 Kalkerde 10,53 Magnesia 1,01 Kali 2,81 Natron 2,86 Lösliche Phosphorsäure . . . 3,26l -„i^ Unlösliche „ ... 9,88/ '^' Schwefelsäure 0,77 Chlor 2,08 Kieselerde (u. Verlust) .... 0,47 Sand 1,67 Gesaramt-Stickstoff 12,19 Stickstoff in Form von kohlensaurem Ammoniak 1,32 „ „ „ „ anderen Ammoniaksalzen 4,12 somit „ „ „ „ organischen Verbindungen 6,75 Nach dieser Analyse nähert sich der Ballestas-Guano in seiner Zu- sammensetzung dem Guano von den Chinchasinseln, ') Der Landwirth 1872. No. 13. 49. igo Die Chemie der Düngers. B^ÄV^Guano. ^^^ Saldanha-Bay-Guaiio wird auf mehreren luselu und Riffen der Saldauha-Bay an der Südwestküste von Africa gefunden und daselbst von Pelecauen und anderen Seevögeln producirt. Ueber denselben theilen E. Heiden^) und Krocker^) Folgendes mit. Er besteht aus den Excrementen dieser Vögel, aus Fedeni etc. Der neuerdings importirte Guano dieses Namens unterscheidet sich von dem vor einigen Jahrzehnten unter demselben Namen aus jenen Gegenden in den Han- del gebrachten Ablagerungen durch ziemlich hohen Stickstoffgehalt. Die Lager auf diesen Inseln und Riffen sind nicht Jahrhunderte alt, wie die auf den Chinchas-Inseln es waren, sondern jüngeren Datums. Die einzelnen Inseln werden der Reihe nach abgebaut, was bei allen circa 10 — 15 Jahre dauert, in welcher Zeit die zuerst abgebauten bereits wieder mit Excrementen bedeckt sind. Die Verschiffungen geschehen in der kälteren Jahreszeit, da in dem heissen Sommer ein längeres Verweilen auf den Inseln unmöglich ist. Die Sammlung des Guano's wii'd von den Eingeborenen ausgeführt, welche ihn in Körbe bringen und dann in Booten direct an den Bord der See- schiffe befördern. Die Inseln sind Eigenthum der englischen Regierang, der jährliche Import füi- Deutschland wird 40 — 50000 Ctnr. betragen. Ausführlichere Analysen dieses Guano's liegen von Bochmann und Krocker vor, nach welchen derselbe enthält: ßochmami Krocker . n Mittel ^ ^ voiilu.2 Wasser 17,22 10,37 i3,80 8,950 Organische Substanz u. Ammoniaksalze 31,42 35,00 33,20 40,096 Asche 19,76 22,59 21,18 23,254 Sand 18,09 16,68 17,38 27,70 Steine, Federn, Rinden 13,51 15,36 14,44 — Gesammt-Phosphorsäure . ä|Ö2 9^20 8^61 10,374 Lösliche „ . . 2,88 nicht best. 2,88 3,8 Schwefelsäure 0,22 „ 0,22 0,660 Kalkerde 6,88 „ 6,88 8,940 Magnesia 1,090 Eisenoxyd 0,950 Kali 1,85 1,85 0,210 Natron 0,97 0,97 ] Chlor l 1,030 Kieselerde .... - ] Stickstoff 8^45 9^30 8^88 9,23 Ausser diesen vorstehenden Analysen liegen noch eine grössere Reihe von Bestimmungen des Stickstoff- und Phosphorsäure-Gehaltes dieses Gua- no's vor, welche Folgendes ergaben: ') Amtsbl. f. landw. Vereine Sachsens 1872. 27- *) Der Landwirth. 1872. No. 13. 49. Die Chemie der Düngers. , 1Q^ Phosphorsäure Stickstoff (Analytiker) 9,31) 8,3 (Ul ex-Hamburg) 8,1 2) 8,8 Desgl. 8,8 8,7 (H. Schulz-Magdeburg) 8,6 8,9 (H. Schultze-Brauuschweig) 10,8 8,7 (G. Kühn-Möckern) 9,8 10,5 (Sachse-Leipzig) 8,0 8,5 (Bochmann-Pommritz) 9,2 9,3 8,6 8,4 (Th. Dietrich-Altmorschen) 8,5 8,85 (Th. Dietrich- Altmorschen) Aus diesen und obigen Zalilen ergeben sich für Phosphorsäure und Stickstoff als Mittelwerthe für Phosphorsäure 9, für Stickstoff 9 Proc. Würde man die gröberen Steine durch Sieben etc. entfenien können, so würde die Qualität dieses Guano's beträchtlich gesteigert werden. Untersuchung von Walfisch-Fleisch und -Knochen. Yon p^fschfu'nä A. Stöckhardt^). Von den Materialien, welche der Walfischfang für die Knochen. Fabrikation von Fischdünger zu liefern vermag, sind das Fleisch und die Knochen die wichtigsten und wurden dieselben der chemischen Analyse unterworfen, deren Ergebniss im Hinblick auf die unter dem 71. Breiten- grade jenseit des Nordcap (an der Norwegisch-Russischen Grenze) zu er- richtende Fischguanofabrik von Interesse für die Landwii'thschaft ist und hier IVIittheilung findet. Das Walfisch-Fleisch enthält im rohen Zustand im völHg trock- entfettet imd nen Zustand völlig trocken pCt. pCt. pCt. Wasser 44,05 — — Fett 22,81 40,70 — Fleisch 32,10 57,44 96,8 IVIineralstoffe (Asche) . . 1,04 1,86 3,2 Stickstoff 4,86 8^68 14,6 Die Walfisch-Knochen in gedämpftem Zustande enthalten: Wasser 3,84 pCt. Verbrennliche Leimsubstanz . . 34,60 „ Fett 1,34 „ Phosphorsaure Kalkerde . . . 51,66 „ Kohlensaure Kalkerde etc. . . 8,56 „ Stickstoff '. '. 3^51 Phosphorsäure . 23,66 Aus diesen Zahlen geht hervor, dass das Fleisch des Walfisches an- nähernd dieselbe Zusammensetzung wie andere Arten Muskelfleisch hat und dass die Walfischknochen in ihrer Zusammensetzung mit den Knochen unserer Landthiere übereinkommen. Jedenfalls ist zu erwarten, dass das ^) Aus dem oberen Theil einer Ladung. ^) Aus dem unteren TLeil derselben, ä) Chem. Ackersm. 1870. 52. Jahresbericht. 1. Abth. ]^3 194 Die Chemie der Düngers. Fisch -Guano, Aufgeschlos- sene Fisch- knochen. La Plata- oder Carno- Guano. Material der Walfisch-Abfälle ein nicht minder gutes Fabrikat liefern wird, wie es in dem Norwegischen oder Lofotener Fischguano nach Deutsch- land eingefühlt wird. Anschliessend fügen \\ir die von Krocker ausgeführten Unter- suchungen des Norwegischen Fischguano's und des Walfisch- guano's bei^). — Diese Düngemittel zeigten folgende procentische Zu- sammensetzung: Norwegischer Fischguano Feuchtigkeit 9,840 Verbreunliche u. flüchtige Stoffe . . 56,184 Lösliche Mineralstoffe 33,476 Unlöslich 0,500 Stickstoff 8,50 Die Mineralstoffe enthalten: Phosphorsäure 14,844 Kalkerde 15,960 Magnesia 0,936 Schwefelsäure 0,510 Natron, Chlor etc 0,576 Walfischguano 5,350 62,349 31,601 0,700 7,63 Eisenoxyd 13,452 16,490 0,145 0,480 0,384 33,476 31,601 Ein aus Fischknochen angeblich mittelst Aufschliessen durch Schwefelsäure bereiteter Dünger wurde von Th. Dietrich^) untersucht. Darnach enthielt derselbe: Phosphorsäure Kalk . . . Magnesia . . Kali . . . Natron . . Schwefelsäure Stickstoff 16,19 pCt. (davon löslich: 1,27) 20,03 „ 2,37 „ 0,48 „ 1,06 „ 11,57 „ 3,43 Unter der Bezeichnung La Plata- oder Carno-Guano wird ein Dünger in den Handel gebracht, der aus den getrockneten (zum Theil auch halbverbrannten) Abfällen und Eückständen von der Bereitung des Fleischextractes in Südamerika bereitet wird. Derselbe wui'de untersucht von Th. Dietrich 3); ferner thcilt eine solche R. Biedermann mit^) — Der Gehalt dieses Düngers ist hiernach folgender: (Dietrich) Wasser . 12,09 pCt. 9,57 pCt Organische Substanz 43,30 55 41,51 55 JMineralstoffe . . . Stickstoff 44,61 5,41 55 55 48,92 55 5,93 55 Phosphor säure 12,48 55 10,87 55 entspr. bas. phospl orsaurem Kalk 27 55 23,7 55 Sand . — 55 18,04 55 ') Der Landwü-th. 1872. 49. *) Anz. d. landw. Centralver. f. d. Reg.-Bez. Kassel 3) Ihidem. 1870. 112. *) Centralbl. f. AgricuJturcheni. 1872. 140. 187U. 149. Die Chemie der Düngers. 195 Fleisclikuocheumehl. Von G. Hirzel^). — Fleiscliknochen- j^^J^e'^^^^^-^j^, mebl bereitet mau im Grossen 2) aus Pferdefleisch und Pferdekuoclien, welche gedämpft und dann zu einem feinen Pulver zermahlen werden. Die chemische Untersuchung des Fleischknocheumehls ergab folgendes Kesultat : In 100 Pfund Fleischkuocheumelil sind enthalten: Verbrenuliche Theile 52,95 Pfd. mit 7,44 Pfd. Stickstoff, Mineralische Theile 38,91 „ „ 14,9 „ Phosphorsäure, Sand 1,21 „ Feuchtigkeit ... 6,91 „ Was die Anwendung des Fleischknochenmebls anbetrifft, so empfiehlt Hirzel dasselbe leicht unterzueggeu, damit der zur Verrottung und Lös- lichmachung des Mehls erforderliche Luftzutritt nicht abgeschnitten werde. Das Fleischknochenmehl verhält sich in dieser Hinsicht wie frischer Stall- mist, welcher gleichfalls und aus dem nämlichen Grunde nicht tief unter- gebracht werden darf. Leimdünger. Von Krocker=^). — Nach Mittheilung des Fabri- Leimdünger. kanten werden zur Bereitung des Düngers die enthaarten, ungegerbten Abschnitte und Zipfel der rohen Häute, welche als Leder keine Ver- wendung haben, in einem Bottich nach Uebergiessen mit Wasser mittelst \Yasserdämpfen 4 — -5 Stunden im Sieden erhalten und hierauf in den Kühlbottich die ganze Masse mit Aetzkalk versetzt. Nach der Klärung wird die obeustehende Leimflüssigkeit abgelassen, die zurückbleibende Masse an der Luft sorglich getrocknet, zerrieben und als Dünger in den Handel gebracht. Man verwendet auf 16 Ctnr. Rohmaterial etwa ^2 Ctnr. Kalk. Die Untersuchung einer möglichst gleichartig hergestellten Probe ergab folgende Zusammensetzung; Organische Stoffe . . 38,90 pCt. Mineralstoffe. . . . 57,00 „ Feuchtigkeit. ... 4,10 „ 100,00 pCt. Stickstoff 2,10 „ Die Mineralstofle enthielten: Kalkerde 27,536 pCt. Magnesia 0,420 „ Kali 0,317 „ Natron 0,110 „ Eisenoxyd, Thouerde . 0,350 „ Phosphorsäure . . . 0,959 „ Kohlensäure .... 13,000 „ Schwefelsäure . . . 1,286 „ Kieselsäure .... 0,825 „ Unlöslich 12,197 „ 57,000 pCt. ') Ztschr. (1. landw. Ver. in Baiern. 1870. 270. ^) Fabrik von R. Schleicher in München. ») Annal. d. Landw. in Preiiss. WchcnLl. 1871. a5. 13^ 196 Die Chemie der Düngers. Maiden- und Slarbuk- Guano. Malclen-Guauo und Starbuk-Guano. Die Inseln Maiden und Starbuk gehören wie die Baker- und Jarvis-Insel zu der Gruppe der Phönixinseln im stillen Ocean und enthalten wie diese Ablagerangen von Guano, der durch Regen und Venvesung zum grössten Theil seiner ihm ursprünglich augehörenden organischen Bestaudtheile beraubt worden ist. Beide Guano sind werthvolle Materialien füi' die Bereitung von Super- phosphat. Analysen von Malden-Guano liegen von Krocker^), V. Grote^) und von J. Fittbogen^), von Starbuk-Guano von Th. Dietrich*) und Schulz^) vor, deren Ergebnisse nachstehend mit- getheilt sind. Malden-Guano Starbuk-Guano Krocker V. Grote Fittbogctt Pietrieh Sehnlz Pulver Krusten Feuchtigkeit . . 4,000 4,44 4,695 16,25 5,10 1,61 Verbrennliche und flüchtige Stoffe 8,543 9,23 6,638 12,72 11,74 9,19 Mineralstoffe . . 87,457 86,33 88,667 71,03 83,16 89,20 Phosphorsäure 30,355 32,90 37,582 29,40 37,78 45,68 Kalkerde . . 44,238 41,90 43,508 35,86 41,62 40,23 Magnesia . . 1,720 0,84 1,863 0,28 0,39 0,32 Kali. . . . 0,051 0,20 0,279 — — — Natron . . . 1,119 1,13 1,706 — — — ■ Kohlensäure . 7,374 6,46 2,609 0,77 0,84 0,31 Schwefelsäure 1,738 0,30 0,215 0,68 0,97 1,37 Chlor . . . 1,117 0,90 0,817 — — — Saud . . . — — 0,010 4,05 0,31 0,32 Eisenoxyd . . — 1,71 0,261 — — — Stickstoff . . . 0.572 0,290 0,78 0,66 0,80 Bezüglich des Starbuk-Guano's bemerkt Dietrich, der die betreffende Probe, welche in etwa 15 Ctnr. an die Firma Nathan Katzenstein u. Co. in Kassel gelangt war, schon im Jahre 1865 untersuchte, dass die Probe nur zufällig einen so hohen Wassergehalt zu haben scheine. Im feuchten Zustande röthet der Starbuk-Guano gleichwie der Baker-Guano Lackmus- papier; ebenso ist der wässrige Auszug merklich sauer, welcher Phosphor- säure in bemerkenswerther Menge enthält. Der Verf fand 0,53 pCt. lös- liche Phosphorsäure. Der Guano stellt ein hellgelbes mit leicht zerreib- lichen Brocken untermischtes Pulver dar, das beim Glühen eine leichte weisse Asche hinterlässt, die sich mit grösster Leichtigkeit rasch in kalter Salpetersäure löst. Die von Fittbogen untersuchte Probe Malden-Guano w'ar einem in Liverpool angekauften Quantum entnommen. Dieselbe besass eine hell- braune Farbe, war zum grösseren Theile pulverförmig und enthielt eine 1) D. Landwirth. 1872. .50. 2) Ibidem. 1871. 2.58. 3) Allgem. Ztg. für dtsch. Land- u. Forstwirthe. 1872. 221. *) Originalmittheilung. ») Annal. d. Landw. in Prss. 1872. 310. Die Chemie der Düngers. 197 nur geringe Menge compakterer, leicht zerreiblicher Stücke, sowie einzelne Wurzeli'este. ' Aus den bezüglichen Zahlen berechneten Fittbogen für den Maiden- Guano, Dietrich für den Starbuk-Guauo die näheren Bestaudtheile, wie folgt: Maklen-Guano Starbuk Bas. phosphorsaures Kali .0,419 — bas. phosphorsaures Natron 1,457 — schwefelsaures Natron . . 0,382 schwefelsaurer Kalk 1,16 Chloruatrium 1,346 — kohlensaurer Kalk . . . 5,073 1,85 bas. phosphorsaurer Kalli . 75,042 63,46 bas. phosphorsaure Magnesia 4,068 0,61 phosphorsaures Eisenoxyd . 0,493 — Kohlensäure gefunden 2,609 „ berechnet 2,232 Spätere Proben des Malden-Guano, von Fittbogen untersucht, ent- hielten 38,78, bezw. 38,26 pCt. Phosphorsäure. Der australische Guano aus Melbourn^) stellt ein geruchloses "^ Guano.*"" braunes Pulver dar, welches mit kleinen Ueben-esten von Eierschalen, Federn und verschiedenen Pflanzeutheilen vermischt ist. Es sieht dem Mejülones-Guano sehr ähnlich und zeigt mit diesem nach Untersuchung von P. Wagner in seiner Zusammensetzung eine grosse Uebereinstimmung. Der Australische Guano enthält in 100 Theilen: Feuchtigkeit ... . 8,66 Organische Substanz 18,14 mit 0,84 Stickstoff Mineralstoffe . . 73,20 100,00 Phosphorsaurer Kalk 60,70 mit 27,8 Phosphorsäure Sand ...... 3,88 Eisenoxyd .... 0,11 Thonerde .... 0,17 Hieraus erhellt, dass der australische Guano, ebenso wie der Baker- und Mejülones-Guano, in die Classe der stickstoffarmen, aber phosphor- säurereichen Guauosorten gehört. Sein geringer Gehalt an Eisenoxyd und Thonerde, wodurch eine grosse Haltbarkeit des aus ihm dargestellten Superphosphats gesichert wird, so wie seine pulverförmige Beschaffenheit machen ihn zu einem auf Superphosphat leicht und vortheilhaft zu ver- arbeitendes Material. lieber die Phosphorit-Einlagerungen an den Ufern des ^o^JJaen!' Dniester in russisch und östreichisch Podolien und in der Bukowina. Von Fr. Schwackhöfcr^). Die im östlichen Theile von Galizien und in der nötdlichen Bukowina auftretende Silurformatiou er- streckt sich auch weit hinein nach Russisch-Podolien und ist hauptächlich ' ) Üeutschc landwirthschaftl. Ztg. 1872. No. 152. ») Jahrb. d. k. k. geolog. Reichsanstalt. 1871. 31. 211. 1 ()g Die Choiuie des Düngers. durch dichten, petrefactem'eichen Kalkstein und Thonschiefer vertreten. Unmittelbar auf derselben lagert regelmässig Ki'eide und zwar theils die feuersteiuführende Opaka, theils Grünsand. Der silurische Schiefer kommt in zwei auffallend verschiedenen For- men vor, die eine tritt im östreichischen und zum Theil auch im russischen Gebiete auf und steht als grobkörnige compacte Masse von rauher Ober- fläche, graubrauner Farbe und in dicken Platten brechend an, wähi*end die andere Schieferart aus dünnen, glatten, fettglänzenden und leicht zer- reiblichen Blättern von grauschwarzer, zuweilen in's Grünliche ziehender Farbe besteht. Yerf. fand diesen nur in Russisch -PodoUen. Ausschliess- lich in diesem letzteren Thou-Schiefer sind die eigenthümlichen Phosphorit- kugeln oft in grosser Zahl eingelagert-, bei der raschen Yerwitterbarkeit des Schiefers ist es aber leicht erklärlich, dass solche Kugeln vielmals auf secundärer Lagerstätte, wie z. B. in verstürzten Ki'eideschichten oder im Dniesterthale bis weit in's Flussbett hinein zu finden sind. Die Hauptfundorte dieser Phosphoritkugeln sind am linken Dniester- ufer auf der Strecke zwischen St. Uszica und Mogilew. Am schönsten sind die Lager aufgedeckt bei Zurczewka, Kaljus und Ljadowa. Sie finden sich aber auch in den Thälern der Nebenflüsse des Dniester wie bei IVIin- kowce und noch an mehreren anderen Orten. Zur mineralogischen Characteristik der podolischen Phosphorite sei angeführt, dass dieselben fast durchgehends als unvollkommene Kugeln mit concentrisch strahligem Gefüge im Innern auftreten. Ihi'e Obei'fläche ist uneben, manchmal blättrig, fühlt sich fettig an und hat eine dunkelgraue, dem rohen Eisenguss ähnliche Farbe. Nur bei solchen Kugeln, die an secundärer Lagerstätte, im Strassenschotter oder im Flussgerölle des Dniester gefunden werden, erscheint die Oberfläche hellgrau und glatt abgeschliffen und zeigt dann öfters rostbraune Flecken von ausgewittertem Eisenoxyd. In ihrer Grösse sind sie sehr verschieden, die kleinsten haben 1 — 2 Cm., die grössten 16 — 18 Cm. im Durchmesser. Die Mehrzahl hat einen Durch- messer von 5 — 6 Cm. und ein Gewicht von 400 — 500 Grm. Ihre Dichte beträgt 2,80 bis 3,00. Ihre Härte ist ungefähr die des Flussspathes. "Wird das Pulver im Dunkeln erhitzt, so phosphorescirt es mit sehr schön bläulichem Lichte. Das strahlige Gefiige ist nicht bei allen gleich, bei den einen ist die radiale Streifung an der Peripherie am deutlichsten und ^vird gegen die Mitte hin immer undeutlicher, so dass die Masse nahe dem Centnim fast ganz dicht erscheint. Das Centrum selbst besteht aus krj-stallinisch blätt- rigem Kalkspath von hellgrauer, oder graubrauner Farbe, der meist eine sternförmige Figur zeigt. Bei anderen wieder ist die radiale Streifung durch die ganze Masse hindurch gleich deutlich, und diese haben im Ceu- trum einen sternförmigen Hohlraum, der mit einer braunen, erdigen Masse ausgefüllt ist. Erstere besitzen im allgemeinen eine mehr graue, letztere eine entschieden braune Farbe. Zwischen den radialen Streifen finden sich die verschiedenartigsten Einschlüsse, wie: Calcit und Eisenkiesblätt- chen. Ideine Körnchen von Quarzit. ferner geringe Mengen eines gelben Pulvers, bestehend aus kohlensauerem Manganoxydul, einer dunkelbraunen, pulverigen Masse, die ein Gemenge ist von Eisenoxyd mit Braunstein, und Die Chemie des Düngers. 199 eines ThouerdesUicates in Form einer weissen erdigen Masse. Hie und da findet sicli aucli Bleiglauz eingesprengt. Die zui' Ermittlung der chemischen Qualitäten der podolischen Phosphorite vorgenommenen Untersuchungen gingen nacli zwei Richtungen, indem einestheils Anhaltspunkte zu Schlüssen über die chemische Consti- tution und die Entstehungsweise sowie über die zweckmässigste Aufberei- tung, anderntheils die Ermittlung des agi'onomischen Werthes dieser Ge- bilde angestrebt wurden. Genügten für letzteres Durchschnittsanalysen auf den Gehalt an Phosphorsäure, Kohlensäure und unlöslichem Rückstand, so musstcn füi' den erst gedachten Zweck vollständige Analysen und zwar von mehreren Zonen derselben Kugel, und dann auch des Schiefergesteiues ausgeführt werden. Die Ergebnisse aller dieser Untersuchungen finden sich auf den nachfolgenden und am Schluss angehängten Tabellen. Chemische Bestandtheile der äusseren und inneren Zone einer vollkommen infiltrirten Phosphoritkugel von 15 Cm. Durchmesser. In 100 Theilen sind enthalten: Aeussere Zone 50 Um. doppelte Breite. Dichte des Pulvers : 2,987 Innere Zone Breite. Dichte des Pulvers: 2,997 Kalk Magnesia Kali Natron Eisenoxyd Eiseuoxydul Manganh3T[)eroxyd . . Thonerde Phosphorsäure . . . . Kohlensäure Kieselsäure Schwefelsäure und Chlor Fluor Organische Substanz . . "Wasser Für 1 Aequ. Fluor, 1 Aequ. Sauerstoff ab Berechnet: Dreibas. phosphorsauer Kalk Fluorcalcium Kohlensaurer Kalk . . 47,99 Spuren 0,16 0,23 2,65 Spuren Spuren 2,52 36,53 0,30 6,34 Spuren 3,00 1,39 0,72 101,83 1,26 100,57 79,70 6,16 0,68 53,05 Spuren Spuren Spuren 1,06 Spuren 0,57 0,64 40,42 0,27 0,69 Spuren 3,55 0,79 0,53 101,57 1,49 100,08 87,6 1 7,29 0,61 200 Die Chemie des Düngers, Chemische Bestandtheile des Kernes der mittleren u. äusseren Zone einer unvollkommen infiltrirten Phosphoritkugel von 16 Cm. Durchmesser. Aeussere Zone In 100 Theilen sind enthalten: Kalk Magnesia Kali Natron Eisenoxyd Eisenoxydul und Oxyde des Mangans Thonerde Phosphorsäure Kohlensäure Kieselsäure Schwefelsäure und Chlor. . . . Fluor Schwefel Organische Substanz "Wasser Für 1 Aequ. Fluor 1 Aequ. Säuerst, ab Füi' 4 Aequ. Schwefel 3 Aequ. Sauer- stoff ab 30 Mm. dop- pelte Breite. Dichte des Pul- vers. 3,107 Berechnet: Dreibas. phosphorsam-er Kalk Fluorcalcium Kohlensaurer Kalk . . . 50,50 Spuren 0,31 0,34 1,96 Spuren 0,35 37,89 0,86 3,36 Spuren 3,13 0,57 1,60 0,57 Mittlere Zone 99 Mm. dop- pelte Breite. Dichle des Pul- vers: 3,065 53,03 Spuren 0,20 0,22 1,80 Spuren Spuren 38,60 2,32 1,22 Spuren 3,34 Spuren 0,89 0,38 Kern 40 Mm. Durchmesser. Dichte des Pul- vers: 2,905 101,44 1,27 0,21 102,00 1,40 99,96 100,60 82,66 83,33 6,42 6,85 1,95 .5,27 53,12 Spuren 0,15 0,16 1,35 Spuren Spuren 25,56 16,29 0,50 Spuren 2,23 0,78 0,31 100,45 0,93 99,52 53,70 4,58 37,02 Die Chemie des Düngers, 201 Muttergestein der Phosphorite. Silurischer Schiefer von Zurczewka. In 100 Theilen sind enthalten: In Salzsäure In Summa Eisenoxyd Eisenoxydul Manganoxyde Thonerde Kalk Magnesia Kali Natron Kieselsäure Kohlensäure Phosphorsäure Schwefelsäure, Chlor, Fluor . Organische Substanz . . . Wasser 4,78 2,70 8,86 1,47 1,11 1,23 0,21 Spuren 0,42 0,33 1,35 1,57 Spuren 12,68 Spuren 0,41 1,83 2,03 55,36 4,06 6,35 2,70 Spuren 21,54 1,47 1,52 3,06 2,24 55,36 0,42 0,33 Spuren 4,06 1,35 22,46 77,94 100,40 Bei Berechnung der näheren Bestandtheile bleibt etwas Phosphorsäure im Ueberschuss, welcher auf eine saure Verbindung hindeutet. In der That befindet sich auch in einem Auszug des Pulvers mit kaltem Wasser Phosphorsäure und Kalk. Der Schwefel rührt von eingesprengten Pyrit- blättchen her. Das Eisen ist, mit Ausnahme des an Schwefel gebundenen, entweder als freies Oxyd oder Oxydhydi-at vorhanden. Chrom und Jod, die sich in den Lahuphosphoriten spurenweise vorfinden, konnten hier nicht nachgewiesen werden. Verf. sieht diese Phosphorite als apatitische Gebilde an, da ihr Gehalt an Kalkpho-sphat in demselben Verhältniss zum Gehalt an Fluorcalcium steht, wie im Apatit. Zwischen der apatitischen Verbindung (Kalkphosphat -|- Fluorcalcium) und dem kohlensauren Kalk in den inneren Schichten der Phosphoritkugeln besteht eine ganz constante Beziehung, indem die Summe der beiden Verbindungen, ungeachtet der sehr bedeutenden Unter- schiede in den Gewichtsverhältnissen derselben, stets eine constante Zahl giebt, als I. Inneres. II. Mitte. III. Kern. Apatit 94,90 90,18 58,28 Carbonat .... 0,68 5^^27 37,02 Summe: 95,58 95,45 95,30 lieber die Entstehung der Phosphorite äussert der Verf. die Ansicht, dass die nur als apatitische Verbindungen vorkommenden Con- cretionen ursprünglich aus kohlensaurem Kalk bestanden, welcher durch die aus dem Schiefer ausgelaugten phosphorsauren und Fluor-Verbindungen 202 Die Chemie des Düngers. in Phosphorit umgewandelt wurde, für welche Ansicht die in der Nähe eines Phosphoritlagers aufgefundenen Kugeltrümmer einen Anhaltspunkt gewähren. Diese Kugel-Fragmente bestehen aus concentrisch-schaligen Lagen von feinkörnig krystallisirtem Calcit. Ebenso spricht für jene Anschauung die Thatsache, dass wenn überhaupt noch grössere Mengen von kohlen- saurem Kalk in einem .Phosphorit sich finden , dieser im Kern und der demselben nächsten Partie anzutreffen ist, wo er dann regelmässig sowohl durch die hellere Farbe als auch durch seine krystallinische Beschaffenheit leicht erkennbar ist. Das Material zur Bildung der Calcitconcretionen lieferte ohne Zweifel der Kreidemergel (Opaka), das Material zur Umwand- lung des Kalkcarbonats in Phosphat der Schiefer. Ueber den technischen Werth der podolischen Phosphorite geben die nachfolgenden Analysen von 25 Phosphoritkugeln, die verschiedenen Fund- stellen entnommen und nach dem Ansehen wesentlich verschieden sind, Aufklärung, da ihre Mittelzahlen als durchschnittliche Qualität für das ganze Lager gelten können. Ueber die Quantität des Vorkommens sind verlässliche Erhebungen noch nicht angestellt. In 100 Theileu sind enthalten: Gewicht in Grammen Durch- Fundort pH p Ol M o 1 1 u a c3 o '^1 aß messer in Cm. Kaljus .... 38,81 0,86 84,72 1,95 1,71 11,62 1200 10,5 Zurczewka . 38,00 1,68 82,95 3,82 2,66 10,57 225 5 Minkowce . 37,99 0,72 82,93 1,64 2,91 12,52 3650 12 u. 14,5 Ljadowa. . . 37,73 0,80 82,36 1,82 3,69 12,13 376 5,5—6,0 Desgleichen . 37,70 0,68 82,30 1,55 4,10 12,05 1480 11 Zurczewka . 37,49 1,06 81,84 2,41 3,79 11,96 150 5,5 Minkowce . . 37,29 0,29 81,40 0,66 4,06 12,74 4350 15 Ljadowa. . . 37,29 1,09 81,40 2,48 3,40 12,72 460 6—6,5 Kaljus .... 37,1C 1,25 80,98 2,84 2,61 13,57 400 6,5 Minkowce . . 36,84 3,28 80,42 7,45 2,42 9,71 3000 16,5 Ljadowa. . . 36,79 2,52 80,31 5,73 3,63 10,33 2828 10 Zurczewka . 35,28 3,18 77,02 7,23 3,50 12,25 320 4,5—5,5 Desgleichen . 35,25 2,14 76,95 4,86 5,84 12,35 420 6,5 (For isetzun l auf folgenc [er Seite.) 1) Besteht zum grössten Theile aus Kieselsäure und organischer Substanz neben sehr geringen Mengen eines Silicates, welches neben Kieselsäiue , Eisen- oxyd, Thoncrde, Kalk und Magnesia enthält. 2) Pluorcalcium im Vcrhältniss zum phosphorsauren Kalk wie beiläufig 1 : 12, Eisenoxyd 0,5 bis 5 pCt-, zweifach Scbwefeleisen 0 bis 1,5 pCt.. Silicate 0,5 bis 2 pCt., Wasser 0,5 bis 1,5 pCt. ; ferner Magnesia, Oxyde des Mangans, Thon- erde, Schwefelblei, Schwefelsäure und Chlor in geringer Menge. Die Chemie des Düngers, 203 In 100 Theilen sind enthalten: Gewicht in Durch- Fundort ii M .- (D "^ messer 05 C t« 2li ü 5 Grammen in Cm. 1» Kohle Basisch saure Kohlei K 05 S a i« Ljadowa. . . '35,15 0,69 76,73 1,57 7,78 13,92 116 5 Desgleichen . 35,12 1,31 76,67 2,98 6,43 13,92 360 5,5 Kaljus .... 34,85 0,41 76,08 0,93 7,32 15,67 260 7 Zurczewka . 34,83 0,58 76,03 1,32 8,73 13,92 63 3,5 Kaljus .... 34,33 1,51 74,94 3,43 8,28 13,35 268 5 Minkowce . . 33,32 2,12 72,74 4,82 7,08 15,36 1000 8u. 9 Kaljus .... 31,19 1,31 68,09 2,98 7,08 21,85 160 4,5—5,5 Zurzewka . . 29,59 8,03 64,59 18,25 5,11 12,05 394 8 Desgleichen . 26,65 5,80 58,18 13,18 11,17 17,47 312 5,5—5 Ljadowa. . . 24,17 11,94' 52,76 27,14 7,70 12,40 940 7,5—9 Zui'cze\Yka . 24,06 11,51 52,52 26,16 7,86 13,46 555 5—7 Kaljus. . . . 23.29 11,33 50,84 25,75 11,29 12,12 540 5—6,5 Mittel 34,00| 3,04 74,23 6,92 5,61 13,20 Im östreichischen Dniestergebiete kommt kein Phosphorit vor, da sich dort nur der oben zuerst beschriebene Schiefer vorfindet. Es finden sich aber in diesem Gebiete phosphatische Bildungen, die im geologischen Sinn wesentlich verschieden von dem Vorkommniss in Russisch-Podolien, betreffs ihrer Entstehung aber wieder vollkommen identisch mit demselben sind. Es sind dies Einlagerungen im Grünsande, die Verf. namentlich bei Chu- dikowce angetroften hat, wo die bandförmige, horizontal das Grünsand- gebirge durchsetzende Schichte 2 — 4 Zoll beträgt. Die aus Muscheln, zertilimmerten Ammoniten, fossilem Holz und un- förmlichen Knollen bestehenden Einlagerungen sind von brauner Farbe, entwickeln beim ZeiTeiben einen intensiv Intuminösen Geruch und enthalten durchschnittlich 23,82 pCt. Pbosphorsäure, welche vom Grünsand in diese organischen Reste eingewandert ist. Unter den phosphatischen Versteinerungen ist besonders das Holz von Interesse, dessen Analyse, ausgeführt von C. Etti, hier folgt: lu 100 Theilen sind enthalten: Kalk 52,19 Magnesia 0,46 Eisenoxyd 0,26 Thonerdc 0,05 Manganoxyd Spuren 204 Die Chemie des Diiiii'ers. Canada. Phosphorsäure 33,16 Kohlensäure 6,47 Schwefelsäure 1,92 Kieselsäure 0,04 Fluor 4,55 Organische Suhstanz 2,99 Wasser bei 150— 160° C. flüchtig . . 0,44 102,53 Für 1 Aequ. Fluor 1 Aequ. 0 ah . . . 1,90 100,63 Die Hauptbestandtheile gruppiren sich zu folgenden näheren Be- standtheilen : Basisch phosphorsaurer Kalk .... 67,46 (Phosphorsäure übrig . . 2,26) Fluorcalcium 9,33 Kohlensaurer Kalk 13,56 Kohlensaure Magnesia 0,96 Schwefelsaurer Kalk 3,26 Das Holz enthält hiernach Avie obige Phosphoritkugeln ein saures Kalkphosphat, welches sich dadurch noch zu erkennen giebt, dass das Holz, in ganzen Stücken auf mit destillirtem Wasser befeuchtetes, blaues Lack- muspapier gelegt, letzteres roth färbt. Phosphat in Ein ueucs Lager von phosphorsaurem Kalk^) ist in Canada ent- deckt worden, das eine Mächtigkeit von 15 Fuss haben soll. Der dort gefundene Phosphorit unterscheidet sich von anderen durch seine kiystalli- nische Structur und den geringen Gehalt an kohlensaurem Kalk. Nach einem Vortrage von W. R. Hutton, gehalten in der Philosphical Society zu Glasgow, ist derselbe wie folgt zusammengesetzt. Derbe Massen. KrystaUe. Phosphorsaurer Kalk .... 86,61 90,82 Fluorcalcium 7,22 5,70 • Chlorcalcium 0,06 0,14 Kohlensaurer Kalk .... 4,47 0,38 Feuchtigkeit 0,08 0,32 Sand 0,10 0,10 Eisenoxyd — 0,40 9 875 4 97,86 Heimsiädier Hclmstedter Koprolithen, von A. Hosaeus -). — In Folge eines Durchstiches der Magdeburg-Braunschweig'schen Eisenbahn ist in der Nähe von Helmstedt (Herzogth. Braunschweig) durch Carl Funke ein Lager von Koprolithen aufgefunden worden. Linsenförmig aufgeschlossen erreicht das Lager in der Mitte der un- gefähr 300 Schritte langen Schicht eine Mächtigkeit von 1 ^2 Fuss und flacht sich nach dem Boden zu allmählich ab. Eingebettet in nordische Geschiebe, verwitterte granitische Gesteine, Feuersteinstücke und andere ') Ann. d. Landw. in Preusseu. Wochenbl. 1870. 324. ^) Annal. d. Landw. in Preusseu AVochenbl. 1871. 321. Koprolithen. Die Chemie des Düngers. 205 Felstrümmer erscheinen die Koprolithen dicht aneinauderlagemd, als rund- liche und längliche nierenförmige 5 — 200 Grm. schwere Massen von grau- schwarzer Farbe und dichtem Gefüge. Zu beiden Seiten des Bahndurch- stiches erstrecken sich mehrere solcher Schichten, überlagert von 20 — 30 Fuss mächtigem Thon, oder auch nahe unter der Obei'fläche ausstreichend. Auch nesteiförmig scheinen die Gesteine aufzutreten. Weiter berichtet der Verf. ^) über das Vorkommen der Koprolithen: Die Gesteine lagern im grünen Magdeburger Sandstein in Schichten von wechselnder Mächtigkeit, und ihre Verbreitung scheint eine ungleich grössere zu sein, als sich voraussehen Hess. An verschiedenen Orten treten die Schichten zu Tage und es kommen Felder vor, deren Oberfläche mit nuss- bis faustgrossen Stücken der Gesteine dicht bestreut waren. Auf solchen Schlägen berührt der Pflug nicht selten die Koprolithenschichten, und ein tieferes Pflügen wird häufig durch dieselben verhindert. Gewöhnlich liegen an dem Gewinnungsorte die Koprolithen 4 — 6 Fuss unter der Obeifläche in einer 3 — 12 Zoll mächtigen Schicht. Nach der Entfernung der überliegenden Erdmasse werden sie leicht durch Absieben und Aufwerfen auf Siebe von dem anhängenden Grand und Kies befreit. Das Feld wii-d 4 — 6 Fuss tief rajolt. Die gesammte Ausbeute betrug bis September 1872 etwa 35000 Ctnr. In dem in den Handel gelangenden Pulver lassen sich ca. 40 pCt. basisch phosphorsaurer Kalk garantiren. Eine vom Verf. im Jahre 1871 ausgeführte Analyse einer Durch- schnittsprobe ergab nachstehende Zusammensetzung: 25,7 pCt. Phosphorsäure 30,2 „ Kalk 7,1 „ Eisenoxyd 2,1 „ Schwefelsäure 3,8 „ Kohlensäure 3,6 „ Kieselsäure 6,5 „ Thonerde, Fluorverbindungen und Kieselerde 7,4 „ Glühverlust, Wasser und organische Substanz 13,0 „ in Salzsäure unlöslicher Rückstand ~ 99,4 „ A. Bobierre ermittelte den Gehalt an Phosphorsäure in den in den Departementen Tarue-et-Garonue und Lot aufgefundenen Kalkphosphaten 2). — Die untersuchten acht Proben enthielten 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Quarzsand. . 1,00 4,70 12,70 12,60 3,00 1,00 1,40 0,93 Phosphorsäure 38,00 32,94 36,48 35,84 36,80 37,10 37,00 38,32 Kalk . . ■ 51,47 — — —— — 51,50 48,92 Dreib. phosphorsan- rer Kalk . . 82,6 71,2 79,3 77,9 80,0 80,6 80,4 83,3 Kalk an KnhlcnsäQre I o^(^ oqa Chlori-.FInorgcband.p'^' - _ _ _ _ 8,10 3,94 J) Ann. d. Landw. in Preuss. 1872. 723. «) Compt. rend. 1871. 73. 1361. gOti 'D's Chemie des Düngers. Bobierre hebt nocli hervor, dass sich diese Phosphate vor den spanischen durch geringere Härte und durch einen höheren Grad der Löslichkeit in kohlensäurehaltigem Wasser auszeichnen. Xach Duchesne^) gleicht das in Rede stehende Phosphat weder den Koprolithen der Ardennen und der Meuse, noch hat es Aehnlichkeit mit den krj'stallinischen Apatiten Spaniens und Amerikas. Es ist ein amorphes Phosphat, ähnlich dem Estremadura-Phosphat (?), nicht aber den Phosphoriten von Nassau, Cambridge, Suffolk, des Ehonebassins und von Pyrmont. Bald besteht es aus einer harten, dichten und homogenen Masse, weiss oder grau, zuweilen durch basisch-kohlensaures Kupferoxyd blau oder giiin geädert; bald bildet es Conglomerate von röthlichen oder gelbhchen Pysolithen (Erbsensteinen), in denen sich das Eisen oft in kör- niger Form voi'findet. Endhch, und zwar nicht selten, findet sich das Kalkphosphat in Form von Knochen von grossen und kleinen Thieren, deren Art noch nicht fest- gestellt wurde. Sonach sind diese Lager aller Wahrscheinlichkeit nach das Resultat von Ablagerungen kalkiger Ausscheidungen-, sie haben sich muthmasslich gebildet zu der Zeit, als sich die Gewässer des Lot, des Tarn und AvejTon in ihr jetziges Bett zurückzogen. Duchesne theilt noch die von Völcker ausgeführte Analyse einer Probe mit, welche einem aus diesen Kalkphosphaten dargestellten Pro- ducte mittlerer Güte entnommen ist. In 100 Theilen waren enthalten: Wasser 5,31 Phosphorsäure .... 35,33*) Kalk 48,72 Magnesia 0,08 Eisenoxyd 2,24 Thonerde * 2,78 Kohlensäure 3,42 Unlöslischer Theil. . . 2,12 100,00 Rhone -Phos- *) Entsprechend bas. phosphorsaurem Kalk: 77,13 pCt. phorite. L Grasser beschreibt mehrere Lager vou Phosphoriten'^), die er nahe dem Punkte angetroffen hat, wo die Rhone das französische Gebiet betritt. Das Mineral ist sowohl mineralogisch als paläoutologisch verschieden, sowohl von Koprolithen, als auch von den sonst wohl vor- kommenden nierenförmigen Phosphaten. Es besteht aus Muscheln, deren Inneres mit phosphorsaurem Kalk angefüllt ist. Die Zusammensetzung ergiebt sich aus folgenden beiden Analysen: ') Nach Journ. d'agric. prat. 1872. 307. aus C'entralbl. f. Agric u. Agric- Chem. 1872. 200. 3) Centralbl. f. Agricultur-Chemie 1873. 16. Daselbst mitgeth. aus Chem. News. 1872. 216, bzw. Les mondes 1872. Die Chemie des Düugers. 207 oltc von Laneraiis BrucIistUck eines ^'autilus, vonliüssel 70,6 pCt. 65,3 pCt. 15,0 „ 26,0 „ 12,0 „ 5,0 „ Phospliorsaurer Kalk Kohlensaurer Kalk . . Unlöslicher Antheil . . "Wasser und verbreun- liche Substanz ... 2,4 „ 3,7 „ Nach sorgfältigen Erhebungen beträgt die Gesammtmenge der in jenem Distrikt vorhandenen Phosphate 8800000 Tonnen ä 1000 Kilo. E. V. Jahn macht darauf aufmerksam'), dass sich das „Id rianer ^"{^^jP^'°,^" Korallenerz", in welchem Kletzinsky 2 pCt, Zinnober, 5 pCt. stick- idriauer ko- stoffhaltige Kohle, 56—65 pCt. phosphorsauren Kalk, 2—3 pCt. phosphor- ""^"«"• saures Eisenoxyd, 2 pCt. phosphorsaure Thonerde und 4 — 5 pCt. Fluor- calcium fand, nach dem Ausbrennen recht wohl zur Fabrication von Superphosphat venvenden liesse. lieber die Phosphoritproduction der Lahn- und I^ill-productSonVn gegend (Nassau) im Jahre 1870 und 1871. Von C. A. Stein^). — Nassau. Die Phosphoritproduction dieser Gegenden ist dermalen noch die einzige von hervortretend volkswirthschaftlicher Bedeutung im Deutschen Eeiche. Gestüzt auf die Erliebuugen der staatlichen Behörden giebt Verf. nach- stehende statistische Zusammenstellungen. Uebersicht der Phosphoritproduction pro 1870 0 r t Menge der Production in Centnern Geldwerth der Production in Thalern Zahl der Arbeiter Kreis Biedenkopf Dillkreis Oberlahnkreis Unterlahnki'eis 32966 14845 227014 252274 12494 7456 85967 103865 52 33 378 , 288 in Summa Zahl der Ge- vrinnuugspunUe Kreis Biedenkopf . . 3 Dillkreis 4 Oberlahnkreis ... 41 Unterlahnki'eis ... 16 527099 28539 18766 246613 381486 209782 pro 1871: 10675 7363 97093 170186 751 42 38 360 396 64 675404 285317 836 Im Jahre 1870 betrug die Anzahl der Betriebspunkte 42, sie hat demnach in dem einen Jahre um 22 zugenommen. Bei dem Privat- bergbau auf Phosphorit waren im Jahre 1871 17 verschiedene Firmen 1) Ztsch. f Berg-, u. Hüttenwesen. 1870. 18. ') Jouru. f. Landw. 1871. 219 u. 1872. 316. 346. ong Die Chemie des Düngers. betheiligt. Auf 21 Gewinnungspunkten wird Tagebau betrieben. In der Gemarkung Debrn (Unterlabnkreis) findet die bedeutendste Production statt und sind daselbst im Jabre 1871 nicht weniger als 217274 Ctm*. also nahezu ein Drittel der ganzen Production gewonnen worden. Gegen das Vorjahr 1870 ergiebt sich eine Vermehrung der Production in 1871 um 148305 Ctm-., wovon 37325 auf den fiscalischen Betrieb und 110980 Ctnr. auf den Privatbetrieb kommen. In Bezug auf den Debit des Lahnphosphorits dürfte nachfolgende Preisliste von Interesse sein. Dieselbe enthält die laufenden Marktpreise, wie solche von den bedeutendsten Consumeuten bewilligt worden sind. Preisliste. Proc.-Geh. Phosphorsäure 14—16 18—20 22,9 2.5,3 27,5 29,8, 32pCt. PO* „ bas. Phosphors. Ka!k 30—35 40—45 50 55 60 65 70 „ SCaOPO* Roher Phosphorit 50 Ello 7 10 15 177.^ 23% 30 37V2 Sgr. Feinst gemahleu mehr . . ,5 5 5 5 5 5 5 ,, Jedes Proceiit im Gehalt mehr uird extra herechuet mit V^ V^ V2 1 V4 ^V* IV2 lV-2 „ Der Versand findet meist in offenen Wagen statt, da bei dieser Art des Versandes die Fracht nur 1 Pfennig pro Ctnr. und Meile beträgt und selbst starke Regen keine Beschädigung in der Qualität des offen ver- ladenen Phosphoritmehles verursachen. Von Interesse dürfte noch die Bemerkung sein, dass sich der Ver- sand des bei der Agricultur zum Theil unmittelbar in Verwendung kommenden, aus niedergrädigeu Phosphoriten dargestellten Mehls keineswegs vermindert, sondern eher vermehrt hat, was auf damit er- zielte günstige Resultate schliessen lässt. Bekanntlich ist die Verwendung dieses rohen Products ohne Beimengung von Stalldünger nur im Torf- und Moorboden und in sauren Wiesen als erfolgreich zu kennzeichnen, wähi'end in anderen Bodenarten solches nur in Verbindung mit Stalldünger oder humosem Compost, in welche dasselbe vorher einzustreuen ist, oder vermischt mit Sägemehl, Torf und Laub, welche Stoffe vorher mit Jauche zu bewässern sind, so dass solche zur Vermoderung kommen, zur An- wendung empfohlen werden kann. Löslichkeit Ucber die Löslichkeit der Phosphorsäure im Phosphorit rit-Phosphor-und in einigen Düngemitteln. Von K. Karmrodt'). — Zur Be- **"^' stätigung der Ansicht, dass die Bodenflüssigkeit die Zerlegung der Phos- phate bewirke und als Beitrag zur Lösung der Frage, unter welchen Um- ständen die schwerlöslichen phosphorsaureu Verbindungen, beziehungsweise des di'eibasisch phosphorsauren Kalks gelöst werden, wurden einige Ver- suche mit Phosphaten ausgeführt, in welchen die Phosphate unter gleichen Umständen mit feuchter Kohlensäure und atmosphärischer Luft, in einem eigens hierzu eingerichteten Apparate, längere Zeit in Berührung gebracht werden konnten. Der Apparat war so eingerichtet, dass (gewaschene) Kohlensäui'e und atmosphärische Luft die Schicht des grobgepulverteu Phosphates durchziehen konnten, während zugleich langsam und tropfen- weise zutretendes, destillii'tes Wasser mit dem Phosphat in Berührung ge- ») Neue landw. Ztg. 1872. 360. Die Chemie di-s Düngers. 209 bracht wurde. Das Gefäss, iu welchem diese Berührung vor sich ging, war ein Cjliuder mit Trichter ausatz statt des Bodens, dessen Rohr in der Oeffuung einer Flasche befestigt war und in welcher letzteren sich die in Lösung gekommenen Theile der Phosphate sammelten. Diese Lösungen wurden untersucht, resp. die in denselben enthaltene Phosphorsäure be- stimmt. Als Material zu diesen Versuchen wurden verwendet: 1) Phosphorit, gelbgrau mit einem Gehalt von 32,0 pCt., 2) Phosphorit, sehr roth durch Eisenoxyd, mit einem Gehalt von 26,0 pCt. Phosphorsäure, 3) Knochenasche (aus Südamerika, La Plata), mit 34 pCt. und 4) Rohes Knochenmehl mit 20,5'^/o Phosphorsäure und 3,6*^/o Stickstoff. Von jedem dieser Phosphate w'urden 25 Gramme wie angegeben be- handelt, lieber die Zeitdauer der Versuche, die angewendeten Wasser- mengeu und die darin enthaltene Phosphorsäure giebt untenstehende Tabelle Auskunft. Die Flüssigkeiten enthalten neben Phosphorsäure mehr Kalk als zur dreibasischeu Verbindung nöthig, sodann kleine Mengen von Mangan- oxydul (in den Phosphoriten) und Bittererde in den Knochenphosphaten, aber nur Spuren von Eisenoxydeu. Bei dem rohen Knochenmehl wurden die Bestimmungen des Kalks, der Bittererde etc. ausgeführt. — 1 Phosphorit mit 32 pCt. PO5 Phosphorit mit 26 pCt. PO5 Zeit- dauer Tage Wasser- menge Cb.-Cm. Phosphor- säure Gramme Zeit- dauer Tage Wasser- menge Cb.-Ct. Phosphor- säure Gramme Erster Auszug . . . Zweiter Auszug. . . Dritter Auszug . . . 8 14 14 2200 2000 2150 0,0671 0,3020 0,3970 14 14 14 2215 2000 2000 0,0880 0,2053 0,3051 Zusammen | 36 6350 0,7661 42 6215 0,5984 Knochenasche mit34pCt.P0ä Roh. Knochenm. mit 20,5 pCt- PO, Zeit- dauer Tage Wasser- menge Cb,-Ct. Phosphor- säure Gramme Zeit- dauer Tage Wasser- menge Cb.-Ct. Phosphor- säiu-e Gramme Erster Auszug . . . Zweiter Auszug. . . Dritter Auszug . . . 14 14 14 2000 2000 2000 0,2846 0,4631 0,6236 14 14 14 1890 2210 2000 0,2834 0,3485 0,5260 Zusammen 42 6000 1,3713 :42 6100 1,1579 Aus den in der Tabelle angegebenen Zahlen berechnet sich f(lr 100 Theile des angewandten Phosphates: Jahresbericht. 1. Abth. ^^ 210 Die Chemie des Düngers. 3,064 Theile Pliospliorsäure vom Phosphorit mit 32 "/o Phosphorsäure, 2,394 „ „ vom Phosphorit mit 26 ^/o Phosphorsäure, 5,485 „ „ vonderKiiocheuasche mit 34^0 Phosphorsäure, 4,631 „ „ von dem rohen Knochenmehl mit 20,6*^/0 Phos- phorsäure, oder auf die in den Phosphaten enthaltene Phosphorsäure bezogen: 9,57 pCt. für den Phosphorit mit 32^0 Phosphorsäure, 9,20 „ „ „ „ „ 26 0/0 16,13 „ „ die Knochenasche mit 34 "^/o „ 22,60 „ „ das rohe Knochenmehl mit 20,5 Phosphorsäure. Der Verf. äussert sich weiter über die Ergebnisse: Die Versuche wurden, wie angegeben, nur wälu-end eines Zeitraumes von (36 in No. 1) 42 Tagen hindurch fortgesetzt; aus den Ergebnissen derselben ist deut- hch zu erkennen, dass die anfangs gelösten Phosphorsäuremengen gering Avaren, sich aber in den darauf folgenden Perioden vermehrten; dies steigende Verhällniss würde indess bei fortgesetzten Versuchen sich natür- licherweise nicht haben herausstellen können, sondern es tritt wohl sicher ein Zeitpunkt ein, nach welchem ein Abnehmen der gelösten Mengen ein- treten wird, bis endlich — vielleicht nach sein* lauger Zeit — die Lösung vollständig vor sich gegangen sein wird. ^) Wenn gleich von vorn herein noch zugegeben werden muss, dass eine so grosse Lösbarkeit der in den vorliegenden Versuchen in An- wendung gekommenen Phosphate im freien Feldboden nicht stattgefunden haben würde, weil hier die Verhältnisse, unter denen die Lösung der Phos- phate vor sich geht, schwerlich ebenso günstig sein können wie im Ver- such, so ist doch ein Vergleich der Resultate unter sich recht wohl mög- lich und^ zulässig. Bei Betrachtung der Zahlen in der eben mitgetheilten Tabelle bemerkt man bei den Phosphoriten: dass die in Lösung über- gegangene Phosphorsäure der bessern Qualität nur um Weniges mehr be- trägt, als die Menge der Phosphorsäui-e des geringeren Matei'ials. Eine bei Weitem grössere Lösbarkeit des phosphorsauren Kalks findet man bei der Knochenasche, die offenbar durch die poröse Beschaffenheit dieses Phosphats bedingt ist. Noch günstiger gestaltet sich das Lösungsverhält- niss bei dem rohen Knochenmehl. Bei obigem Versuche wurden gelöst aus 25 Grm. Knochenmehl: Stickstofilialtige Substanzen Phosphate Im ersten Auszug . . . . 1,382 Grm. 1,484 Grm. „ zweiten „ .... 1,216 „ 1,133 „ „ dritten „ .... 1,051 „ 1,352 „ In 42 Tagen: Summa . 3,649 „ 3,969 „ 1) Die Versuche wurden im Herbst 1S70 bei kühler Jahreszeit vorgenommen; die Temperatur des Zimmers betrug selten über WC, das Themiometer zeigte in den Frühstuiulen 10— 12^ C. Es ist wahrscheinlich, dass bei höherer Tem- peratur günstigere Resultate gewonnen worden wilreu, allein die vorliegenden Er- gelbnisse lassen sich darum besser benutzen, um auf Verhältnisse im Boden selbst schüesscn zu können. Die Chemie des Düngers. 211 Die zui" Trockne gebrachteu wässrigeu Auszüge zeigten nach Be- seitigung der organisclien Substanz einen Gehalt von Phosphorsäure Kalk Magnesia Kohlensäure (gefunden) (gefunden) (gefunden) (berechnet) Im 1. Auszug 0,2834 Grm. 0,6326 Grm. 0,1280 Grra. 0,4449 Grm. „ 2. „ 0,3485 „ 0,5557 ., 0,0440 „ 0,1852 „ „ 3 „ 0,5260 „ 0,7360 „ (wenig) 0,0893 „ Summa 1,1579 ~ 1,9243 ~ 0,1720 ~ 0,7194 '~ Gruppirt man diese Bestandtheile zu den Verbindungen 2MgO, PO5 3CaO, POö und CaO, CO2, so ergeben sich für die Auszüge phosphorsaure Magnesia phosphorsaurer Kalk kohlensaurer Kalk 1. Auszug 0,3552 Grm. 0,1224 Grm. 1,0112 Grm. 2. „ 0,1221 „ 0,5904 „ 0,4209 „ 3. „ — 1,1483 „ 0,2030 „ Summa 0,4773 ~ 1,8611 ~ 1,6351 ~ Aus diesen Ergebnissen entnimmt der Verf., dass die Einwirkung der feuchten Kohlensäure zunächst auf das Magnesia-Phosphat gerichtet war, denn die im zweiten Auszuge vorgefundene Magnesia betrug nur etwa ein Dritttheil der im ersten Auszuge erhaltenen Menge, und im dritten Auszuge waren nur Spuren davon vorhanden. Dagegen wurde der Kalk- gehalt der drei Auszüge weniger abweichend gefunden, die Phosphorsäure- verbiudung desselben wui-de aber in zunehmender, die Kohleusäurever- bindung in abnehmender Menge gelöst. Die stickstoffhaltige organische Substanz wurde in jedem folgenden Auszuge in kleinerer Menge vorgefunden. Aus dem Versuche mit Knochenmehl geht hervor, dass die Lösbarkeit der phosphorsauren Verbindungen von dem Vorhandensein der stickstoff- haltigen Substanz in directcr Beziehung nicht abhängig zu sein scheint. Ueber die Löslichkeit einiger Phosphorsäure-Verbinduu- LösHchkeit gen in reinem und in Kohlensäure enthaltendem Wasser. V 0 u "'"pif^te. "* P. Bretschneider ^). Dem vom Verf. angestellten Versuche dienten nach- stehende Verbindungen : 1) Phosphorsaures Eisenoxj'd, durch Fällen einer Eisenchloridlösnng mit phosphorsaurem Natron dargestellt, ohne Anwendung künstlicher Wärme an der Luft getrocknet, enthaltend 35,34 Eisenoxyd, 30,47 Phosphorsäure und 34,20 Wasser. 2) Phosphorsaure Ammoniak-Magnesia, frisch gefällt, lufttrocken. 3) Basisch phosphorsaurer Kalk, frisch gefällt, lufttrocken, 20,44*^/0 Wasser und 3,14^0 kohlensauren Kalk enthaltend. 4) Neutraler phosphorsaurer Kalk, durch Vermischen mit Essigsäure sauer gemachter Losungen von Chlorcalcium und phosphorsaurem Natron dargestellt. Ausserdem wurden 1) und 3j im geglühten Zustande mit den Lösungs- mitteln behandelt ujid schliesslich noch Knochenkohle als Vertreter eines stark und anhaltend geglühten Kalkphosphats verwendet. ') Vierzehnter Bericht der Versuchsstation Ida-Marienhütte. 1870. 14* 0 10 Die Chemie des Düngers. lu Flasclieu von 6 Liter Inhalt wurden grössere Quantitäten der ge- nannten Substanzen und dann 5 Liter destillirtes Wasser geschüttet. Nach 24 Stunden, während welcher Zeit wiederholt umgeschüttelt worden war und eine ziemlich constante Ternjicratur von 1 8 ''C. geherrscht hatte, wurden aus jedem Gefäss etwa 4 Liter Flüssigkeit durch mehrfache Filter ab- filtrirt und 3000 Grammes von jedem Filtrat zur Untersuchung verwendet. In gleicher "Weise wurde mit den Substanzen unter Anwendung von kohlen- säurehaltigem Wasser verfahren. Das Letztere war nicht ganz vollständig, sondern zu ^''jioo gesättigt. Die Resultate der Untersuchung erhellen aus nachstehender Zu- sammenstellung : I Löslichkeit in reinem Wasser. (Temperatur IS^C.) i Gewichtstheii ^ -"^ ' Phosphorsaure bedarf zur 3000 Grammes reines Wasser lösten Phosphorsäure, ^"'^walslr^.^''* L aus phosphorsaurer Ammoniak -Magnesia 0,136627 Grm. 21957 2. „ neutralem phosphorsaurem Kalk . . 0,102214 „ 29350 3. „ wasserhaltigem basisch phosphorsaurem Kalk 0,034156 „ 87832 4. „ einmal geglühtem basisch-phosphorsau- rem Kalk 0,018805 „ 159532 5. „ wasserhaltigem phosphors. Eisenoxj'd 0,018677 „ 160625 6. „ geglühtem phosphorsaurem Eisenoxyd 0,004093 „ 732958 U. Löslichkeit in kohlensaurem Wasser. C^VlOO gesättigt bei 18« C.) I Gewichtstheii \ /■!"" o o j Phosphorsaure bedarf zur Lösung 3000 Grammes kohlensaures Wasser lösten phosphorsäure. l&arll wasser. 1. aus phosphorsaurer Ammoniak -Magnesia 1,529890 Grm. 1969 2. „ neutralem phosphorsaurem Kalk . . 0,336450 „ 8916 3. „ wasserhaltigem basisch-phosphorsaurem Kalk 0;227583 „ 13181 4. „ einmal geglühtem basisch -phosphor- saurem Kalk 0,225153 ., 13324 5. „ wasserhaltigem phosphors. Eiseuoxyd 0,020468 „ 146570 6. „ geglühtem phosphorsaurem Eiseuoxyd 0,004093 „ 732958 7. „ fein gepulverter Knochenkohle . . 0,012025 „ 249480 Aus vorstehenden Zahlen folgert der Verf. : Das einmalige Glühen hat einen ganz entschiedenen Einfluss auf die Löslichkeit des basisch phos- phorsauren Kalk's in reinem Wasser. Geglüht bedarf derselbe das l,8fache der zu seiner Lösung im ursprünglichen Zustande erforderlichen Wasser- menge, aber das einmalige Glühen ist kaum von Einfluss aufs eine Löslich- keit in kohlensäurehaltigem Wasser. Wird das Glühen länger fortgesetzt (wie das bei der Knochenkohle der Fall gewesen), so wirkt dasselbe auch auf die Löslichkeit des Kalkphosphats in kohlensäurehaltigem Wasser ab- schwächend. Die Knochenkohle bedarf einer 1 9 fachen Menge Lösungsmittel. Das phosphorsäure Eisenoxyd ist die schwerlöslichste der angewende- ten Phosphorsäureverbindungen, es ist aber in kohlensäurehaltigem Wasser kaum löslicher als in reinem. Möglich, dass das Eiseuphosphat überhaupt Die Oliciiiii.- (ifS Düngers. 213 uicht gelöst wird, sondern dass die gelöste Phosphorsäure in freiem Zu- stande ausgewaschen wii-d. Bezüglich der letzteren Vennuthuug bemerken wir, dass es eine bekannte Thatsache ist. dass das Eisenphosphat bei längerem Auswaschen mit Wasser oder bei längerer Berülirung mit Wasser Phosphorsäure abgiebt, aber uicht in Form freier "phosphorsäure, sondern in Form einer sauren Eisenoxydverbindung, während eine basiscliere unlöslichere Verbindung zurückbleibt. Im Ganzen sind die Resultate übereinstimmend mit früheren Versuchen anderer Forscher, über welche in vorigem und vorhergehenden Jahresberichten mitgetheilt wurde. Üeber die Löslichkeit von Phosphaten in Humuslösung. Löslichkeit Von Th. Dietrich, J. König und J. Kiesow^). — Die Löslichkeit phatln in h'u- des Pliosphorits in kohleusäurehaltigoin Wasser ist nach Versuchen ver- '""'s'osung. schiedcuer Forscher gegenüber der anderer Phosphate eine sehr geringe. Aus diesem geringen Grad der Lösliclikeit lässt sich die günstige Wirkung von Phosphoritmehl auf Moor- und Torfböden nicht erklären, vielmehr müssen noch andere Agentien thätig sein, welche die Auflösung der Phos- l^horit-Phosphorsäure bewirken, und vermuthlich sind es die Humussäuren, welche die günstige Wirkung herbeiführen. Zur Entscheidung dieser Frage stellten König und Kiesow nach- stehenden Versuch an. Torf wurtle mit verdünnter Ammoniakflüssigkeit extrahirt, die auf- gelöste Humussäure durch Schwefelsäure abgeschieden und die durch De- cantiren gereinigte Humussäure aliermals mit Ammoniak gesättigt und das überschüssige Ammoniak durch Abdampfen zur Trockne entfernt. Die als- dann mit "Wasser hergestellte Lösung des humussauren Ammoniaks — die sich nach Eindampfen und Einäschern des Rückstandes als ft-ei von Phos- phorsäure envies — diente zu folgendem Versuch: 5 Grm. Phosphorit von 31,47 pCt. Phosphorsäuregehalt wurden mit 50 CG. bezw. 100 (und 200 CG. ?2) der ammoniakalischen Humuslösung im Wasserbade erwärmt. Kach gänzlichem Absetzen des rückständigen Phosphoritmehles wurde filtrüt, das Filtrat zur Trockne verdampft, der Abdampfi-ückstand zur Zerstörung der organischen Substanz geglüht, der Glühi-ückstand mit verdünnter Essigsäure aufgenommen. Es wurden so durch 1 Liter Humuslösung gelöst: 12 3 ■ Phosphorsäure . . 0.051 0,064 0,071 Grm. Dietrich führte seine Versuche in folgender Weise aus. Der Phos- phont wurde mit gemahlenem Torf gemischt und das Gemisch unter Feucht- erhalten an der Luft stehen gelassen. Zur Bestimmung der gelösten Phos- phorsäure wurde jedesmal mit mehr Wasser angerührt, filtrirt und so lange nachgewaschen, bis das Filtrat einen Liter betrug. Die Lösung stand 14 Tage in der Ruhe, damit sich die durch's Filter gegangenen Spuren von Phosphoiitmehl zu Boden setzten. Von der klaren Flüssig- keit wurde ein aliquoter Theil abgehoben, zur Trockne verdampft, geglüht und der Rückstand mit einigen Tropfen Salpetersäure befeuchtet und mit ') Ldw. Ztg. f. Westfalen u. Lippe. 1872. 383. 2) Im Original ist die bei 3 verwendete Flüssigkeitsmenge nicht angegeben; wir vermutheu, dass es 200 CC. warcu. D. Ref. 214 Dit Chemie des Düngers. Wasser gelöst. Zur Mischung waren 50 Grm. Phosphoritmelil von 50 pCt. Gehalt und 50 Grm. Torfpulver verwendet worden. Letzteres enthielt 0,0222 pCt. Phosphorsäure. Eine und dieselbe Mischung ^^^lrde zuerst nach 14 Tagen, alsdann nochmals nach 4 Wochen und so fort mit Wasser ausgezogen. Das Weitere des Versuchs erhellt aus Nachstehendem: Es waren in 1 Liter Flüssigkeit Phosphor säure gelöst: In Torfmischung unter Zusatz von etwas ohue Znsatz Ton Angestellt am 9. August 1871 Aniinoniak Ammumak Nach 14 Tagen 0,1638 Grm. 0,2636 Grm. Nach weiteren 4 Wochen . . . . 0,0125 „ 0,0085 „ Von da bis Februar des folg. Jahi'es 0,0655 „ 0,0726 „ Von Februar bis Mai 0,0755 „ 0,0844 „ Von Mai bis Juni 0,0707 „ 0,0508 „ In Summa 0,3880 „ 0,4799 „ Wenn man auch annimmt, dass sämmtliche in Torf vorhandene Phos- phorsäure gelöst sein sollte, so bleiben doch nach Abzug derselben im ersteren Falle 0,3769, im letzteren 0,4688 Grm. Phosphorsäure, welche durch die Humussäuren des Torfes als gelöst erscheinen. Zu bemerken ist dabei, dass sich ammoniakfreie Humussäuren wirksamer erwiesen, als Humussäure in Verbindung mit Ammoniak. Die gute Wirkung des Phosphoritmehls auf Moor- und Torfböden wird hiernach erklärlich. In der WiiMichkeit einer Felddilngung dürften die Verhältnisse noch günstiger liegen, da das Phosphoritmehl mit bei weitem mehr als bei diesem Versuch mit Torf oder Moor oder dessen Säuren in Berührung kommen muss. In dem Resultat des Versuchs liegt gleichzeitig ein Fingerzeig, wie man bei etwaiger Verwendung von rohem Phosphorit zu verfahren hätte, um ihn zur Wirkung vorzubereiten. Man compostire das Phosphoritmehl mit humoseu (saureu) Stoft'en. In gleicherweise wie oben verfuhren König und Kiesow mit fi'isch gefällten Verbindungen der Phosphorsäure mit Kalk, Eisenoxyd und Thonerde. Dabei wurden pro Liter Humuslösung Phosphorsäure gelöst: bas. phospborsaiu'er phosphorsaures pliosphoi'saure Kalk Eiseuoxyd Thouerde 1) 0,199 Grm. 0,160 Grm. 0,070 Grm. 2) 0,222 „ 0,121 „ 0,146 „ 3) 0,234 „ 0,182 „ 0,182 „ 4) 0,323 „ 0,213 „ 0,272 „ Analyse des Uebcr die Zusammensetzung des Dungsalzes von Aussec liegen "" Aussee. zwei Untersuchungen, von 0. Kohl rausch^) und von Ed. Tauber 2) vor, deren Ergebnisse hier zusammengestellt sind. von ») Laiulwirthsch. AYochenblatt d. k. k. AckerbauDiinist Wien. 1870. 28. 2) Ebcndas. 1870. 39. Die Chemie des Düngers. 315 Stassfurt. In 100 Tlieilcu des bei 100'' C. getrockneten Salzes sind enthalten: Analj'se v. Kohlrausch von E. Tauber Wasser 0,744 5,165 Chlor 3,064 3,534 Schwefelsäure 38,337 38,367 Kalk 30,979 18,736 Magnesia 4,543 4,107 Eisenoxyd 1,793 1,336 Thonerde — 1,438 Zeolithische Kieselerde — 1,363 Kali 7,956 5,436 Natron 8,134 3,659 Unlöslicher Rückstand 14,105 13,411 Glühverlust — 4,957 Summa 99,544 101,388 Ab der dem Chlor entspr. Sauerstoff 0,690 0,790 98,854 100,498 Hiernach scheint das Düngesalz von Aussee von nicht gleichmässiger und constanter Zusammensetzung zu sein. Sein Kaligehalt ist gegenüber dem der Kalisalze von Stassfurt oder Kalusz ein geringer. lieber die Steinsalz- (u. Kalisalz-) Ablagerung bei Stass- Kaiisaiz fürt. Von C. Reinwarth^). — Einer interessanten Abhandlung des Verf. entnehmen wir Folgendes: Stassfurt, sonst ein kleines Ackerstädtchen mit einer kleinen Saline, welche l7procentige Soole verarbeitete, liegt an der aus dem Harzgebirge kommenden Bode, in einer Verflachung der Hügelreihen, welche am Nord- raude des Harzes auslaufen. Die hier zu Tage ausgehende Gebirgsfor- mation ist der bunte Sandstein, der hier so mächtig ist, dass er bei einer meist flachen Ablagerung ältere Gebii'gsglieder bedeckt. Im Jahre 1839 wurde mit Bohrversuchen auf Steinsalz begonnen, die bis 1851 bis zu einer Tiefe von 590 Meter fortgesetzt wurden, nachdem schon in 360 Meter Tiefe Steinsalz aufgefunden und mitbin schon eine Mächtigkeit des Steinsalzlagers von 330 Meter ermittelt war. Die erste gesättigte Soole von 37 pCt. Salzgehalt war bereits in 347,5 Meter Tiefe aufgefunden-, allein sie war von ausnehmend bitterem Geschmack und hatte einen grossen Gehalt von Chlormagnesium und schwefelsaurer Magnesia; eine Erscheinung, die um so mehr Besorgniss erregte, als die unerwünschte Zusammensetzung mit zunehmender Tiefe noch ungünstiger und unbefriedigender wurde. Erst in 408 Meter Tiefe wurde das Steinsalz massiger und reiner von Bitter- erde. Noch später beim Abteufen der Schächte erhielt man den Auf- schluss, dass das Steinsalzlagcr in seinen oberen Partieen einen ansehn- lichen Gehalt an Gyps, Talkerde und Kalisalzen besitzt, die zwar gefördert, allein unter dem Namen ,.Abraumsalze" beiseite liegen gelassen wurden, weil man die Bedeutung derselben für die Industrie noch nicht kannte ') Uebor die Stcinsalzablagcrung bei Stassfurt und die dortige Kali-Industrie. Von C. Reinwarth. Dresden, b. ychonfcld 1871. 216 T'ie Chemie des üiiii^/crs. man ahnte nicht, dass Stassfurt die Kalisalze, die man his dahin im Mineral- reich nur als unlösliche Substanzen kannte, und die man aus den Meer- algen als Nebenproduct der Jodfabrikation, aus den Mutterlaugen der Salzsoolen, aus eingedampftem Meerwasser und aus Rübenmelasse gewann, in unermesslichen Mengen fiir die industriellen Bedürfnisse liefern werde. Nicht das Steinsalz ist der Träger des ganzen Werkes, nicht durch dieses wird die höchste Verwendung des Lagers erzielt, sondern durch die früher als Abraumsalzc bezeichneten, die Decke des ganzen Lagers bildenden Mutterlaugensalze, welche so reich an Kalisalzen sind. Die durchteuften Gebirgsschichten bestehen in 8,6 Meter Alluvium, 176,7 „ bunter Sandstand in verschiedenen Lagen von rothem und blauem Thon, wechselnd Sandstein, Rogenstein und Kalkstein, 20,3 „ Gyps, 47,0 „ bläulich grauer, strahliger Anhydrit, 6,5 „ blaugrauer Mergel und Salzthon mit Gyps und Anhydrit. Sa. 260 „ Tiefe (bis zum Steinsalz), 50 „ buntere, bittere Magnesia- und Kalisalze, 30 „ reines Steinsalz mit Anhydritschnureu, Sa. 340 „ ganze mit dem Abbau der Schächte erreichte Tiefe. Die ganze Mächtigkeit des Stassfurter Salzlagers ist auf 400 Meter berechnet. Dasselbe lässt sich nach seiner chemischen Zusammensetzung in 4 Gruppen, welche eine in die andere mit allmähliger Veränderung der chemischen Constitution übergehen, deren Grenzen also keineswegs ge- nau zu bezeichnen sind, eintheilen. 1. Die unterste, ca. 210 Meter mächtige Gruppe wird aus dichten Massen von Steinsalz gebildet, welches wasserhell bis graulichweiss, selten blau, krystallinisch und von sehr feinem Gefüge, oft in grösster Reinheit ist. Das Lager wird nur durch dünne, parallellaufende Anhydritschnüre von höchstens 6 Millimeter Stärke durchsetzt. Es sind dies die sogenannten Jahresringe, welche die durch die Temperatur bedingten Niederschläge des Steinsalzes bezeichnen. Sie theilen das Steinsalzlager in Bänke von durch- schnittlich 90 Millimeter, also in söhliger Richtung von 180 Millimeter. Das Steinsalz kommt theils als Föi'dersalz in Stücken, theils gemahlen als Fabriksalz (Gewerbesalz, Viehsalz), theils als Krystallsalz, theils als solches gemahlen als Tafelsalz in den Handel. Es enthält 95 bis 96, in grösster Reinheit 98 bis 99 pCt. Chlornatrium; das Uebrige ist schwefelsaure Kalk- erde und in äusserst geringen Mengen Chlorkalium und Chlormagnesium. Organische Bestandtheile sind bis jetzt ausser Spuren muthmasslicher Algen, im Steinsalz nicht gefunden. 2. lieber dem massigen Steinsalz lagert die Polyhalitgruppe, die den Uebergang vom festen Steinsalz zu den Kalisalzen vermittelt. Der Poly- halit zeigt in seiner Lösung Aehnlichkeit mit der Mutterlauge der Salz- soolen. Er bildet Schnüi-e von 20 bis 30 Millimeter Stärke und ist matt- glänzend, von hellgrauer Farbe. Die ganze etwa 64 Meter mächtige Gruppe besteht crc. aus 91,20 pCt. Chlornatrium, 0,66 Anhydrit, 6,63 Polyhalit und 1,51 Chlormagnesiumhydrat. Die Analyse des Polyhalit ergab Die Chmie des Piingers, 217 14,177 Kali, 17,923 Kalk, 6,927 Magnesia, 31,330 Schwefelsäure, 7,471 Wasser, 0,575 Clilormaguesium. 3. lu der dann folgenden dritten Gruppe, die etwa 56 Meter mächtig ist, herrscht der Kies er it') vor, ein Salz, welches schwefelsaure Kalkerde enthält und sich von dem Bittersalz nur durch einen Mindergehalt von 6 Atomen Wasser unterscheidet. Er kommt reichlich vermengt mit Carnallit und Steinsalz vor. Der Kieserit bildet weisse, grauweisse, dichte Massen, miki'oskopisch-prismatische Nadeln, die häufig durch Eisenoxyd ge- färbt sind. 4. Ueber der Kieseritgruppe lagert, bis an den Anhydrit reichend, die Gruppe der buntbitteren Salze, auch Abraumsalze genannt. Sie ent- halten Chlorkalium und Chlormagnesium, sowie auch etwas Chlornatrium, letzteres nur gemengt in dem Doppelsalz von Chlorkalium und Chlor- raagnesium. Dieses eigenthümliche Doppelsalz, Carnallit, ist es, welchem Stassfurt seine hervorragende Bedeutung für die Industrie verdankt. Das Carnallit (Kaliummagnesium-Chlorür) tritt am häufigsten als schön roth ge- färbtes Mineral mit lebhaftem Perlmutterglanz auf und ist dasselbe Doppel- salz, welches v. Liebig aus der Mutterlauge von Salzhausen in der Winter- kälte und Marc et durch Abdampfung der letzten Mutterlauge des Meer- wassers gewonnen haben. Nesterartig ist ferner hier der Sylvin ein- gebettet, ein prächtiger Krystall, der meist aus reinem Chlorkalium be- steht. Zu derselben Gruppe gehören der Tachhydrit, ein leicht zerfliess- liches gelbes Salz, welches sich von dem Carnallit durch seinen Calcium- gehalt unterscheidet, i;nd der Stassfurtit, ein dem Boracit ähnlicher Kiystall. In der ganzen, etwa 50 Meter mächtigen Carnallitenschicht haben sich die einzelnen abgelagerten Salze in ziemlicher Reinheit mit scharfer Begrenzung nebeneinander gruppirt und bilden so eine Reihen- folge bunt gefärbter Schichten, die einen überraschend schönen Anblick gewälu'en. Auf dem benachbarten anhaltischen Gebiet hat die anhaltische Re- gierung in dem Werke Leopoldshall ebenfalls die Salzlagerstätte auf- geschlossen. — Die Obei"fläche des Abraumsalzes in Preussen und Anhalt wird auf 4 bis 500 Quach-at-Kilometer geschätzt, wovon allein der Carnallit im preussischen Abbau ca. 40 Meter mächtig ist. Die anhaltischen Lager sind durch das Vorkommen des Kainit begünstigt, einer Verbindung von Schwefelsäure, Kah, Magnesia, Chlor und Wasser. Der Kainit, welcher in grossen Mengen nacli Grossbritannien und Amerika ausgeführt wird, hat der Stassfurter Kali-Industrie insofern eine andere Richtung gegeben, als neben dem Chlorkalium auch reinere schwefelsaui-e Kalipräparate her- gestellt Averden, aber den Schwerpunkt jener Industrie bildet die Fabrikation ») Die Analyse dieser und der übrigen Mineralspecics des Stassfurter Salz- lagers siehe Jahrcsber. 1867. 10. 192. 01 Q Die Chemie fies Düngers. des Chlorkaliums. Einige zwanzig grosse Fabriken, von denen die grösste täglich 200,000 Kilogramm Rohsalzc verarbeitet, stehen in bestem Flor und versorgen alle Märkte Europas und jenseits des Oceans mit Chlor- kalium. Bei der Darstellung desselben ergeben sich als Kebenproducte : Glaubersalz, Magnesiacement und künstliche Marmorarten, Brom, Borsäure, Kochsalz u. A. Das Chlorkalium selbst wird in grossen Mengen zu Sal- peter verwerthet, aber auch zur Darstellung von Pot asche verwendet. Die Fabrikation aller dieser Salze gewährt einen Abfall, welcher noch namhafte Mengen von Kali einschliesst und in den verschiedensten Zu- sammensetzungen als Düngesalz in der Landwirthschaft nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Amerika benutzt wird. Man schätzt das Quan- tum Düngesalz, welches die chemischen Fabriken zu Stassfurt im Jahre 1869 in den Handel brachten, auf 25 — 30 Millionen Kilogramm. Im Ganzen sind im Jahre 1869 von den prcussischeu und anhaltischen Werken zusammen über 270 Millionen Kilogramm Kalisalze gefördert und abgesetzt worden; für die preussischen Werke war der Absatz an Kalisalzen an Steinsalz 1861 2,362,000 41,016,000 Kilogrm. 1862 19,601,000 46,313,000 „ 1863 40,771,000 41,255,000 „ 1864 57,331,000 41,653,000 „ 1865 36,749,000 44,175,000 „ 1866 64,889,000 47,626,000 1867 73,331,000 54,812,000 „ 1868 83,602,000 85,421,000 „ 1869 109,075,000 56,332,000 „ Kalisalz- Uebcr die Stassfurter Kalisalzindustrie giebt Michels nach- " "^"*' stehende statistische Notizen i). — Im Jahre 1870 wurden von Stass- furt an Düngesalzen und Fabrikaten der chemischen Fabriken versendet: im Summa 20,36,827 Ctnr. gegen 12,642,000 Ctnr. im vorhergehenden Jahre. Davon kamen 993,772 Ctm'. für die Landwirthschaft zu Dünge- zwecken, von welchem Quantum 267,984 in's Ausland gingen und 725,788 Ctnr. im Inlande (incl. OesteiTeich, Niederlande u. Nordfrankreich) ver- braucht wurden. Schweflig- Schwefligsaurer phosphorsaurcr Kalk. Von Th. Dietrich^). saurer phos- j^jj^ g^ bezeichnetes aus England eingeführtes Düngemittel untersuchte phorsaurer o o « Kalk. Verf. 1870 und fand darin 30,20 pCt., entsprechend crc. 66 pCt. basisch phos- phorsaurem Kalk. Phosphorsäure . Schwefelsäure Schw^eflige Säure Kalk .... Wasser . . . 30,20 ; 5,52 13,85 40,46 14,05 pCt., 55 •) Ding]. Polyt. Jouni. 1872. 204. 76. 2) Anzeig, des lanilw. Ceutralver. f. d. Rcg.-Bez. Kassel. 1870. 9, imd Laudw. Ztsclir f. d. Reg. -Bez. Kassel. 1871. 100. Diu Chomic des Diiiii^ors. 219 Aus diesen BcstandÜicilen lässt sich nach chemischen Grundsätzen folgende ungefähre Zusammensetzung berechnen: Basisch phosphorsaurer Kalk (3CaO, PO5) 3,71 Neutraler „ „ (2CaO, HO, PO5) 54,59 Sclnvefligsaurer Kalk . . (CaO SO2 -f 2 aq) 33,76 Schwefelsaurer Kalk . . . (CaO SO3 -f 2 a^l) H'^ö Neuerdings werden von Gebrd. Gerland in Allendorf a. d. W. zwei Fabrikate ähnlicher Beschaffenheit in den Handel gebracht, die sich so- wohl als Düngemittel wie als Desinfectionsmittel empfehlen. Das eine Fabrikat stellt ein trockncs, leichtes gji^sweisses Pulver dar, welches sich aus einer Lösung ausscheidet, die durch Behandlung von Phosphaten mit wässrigor, schwefeliger Säure erhalten wird. Das andere Fabrikat ist eine gelblich gefärbte, helle Flüssigkeit und ist die Mutterlauge, welche bei der Darstellung des eben einvähnten Pulvers zurückbleibt. Diese Fabrikate enthalten Das Pulver in Procenten Phosphorsäure*) . . . . 26,30 Schwefelige Säui'e ... 6,11 Schwefelsäure 11,69 Kalkerde 35,56 Unlösliche Theile .... 0,37 Wasser (Differenz) . . . 19,97 5774 3,79 „ *) Entsprech. bas. phosphors. Kalk. Das Pulver wird jedenfalls als Handelsartikel eine grössere Wichtig- keit erlangen, als die Flüssigkeit, die ihres geringen absoluten Gehalts wegen für weiteren Transport nicht geeignet ist-, deren Verwendung wird sich auf die nächste Umgebung des Fabrikationsortes beschränken müssen. In Wasser löslich — wie die Phosphorsäure der Superphosphate — ist die Phosphorsäurc dieses weissen Düngepulvers nicht-, eine so rasche Verbreitung und eine so weitgehende Zertheilung derselben im Boden, wie die Phosphorsäure der Superphosphate erfährt, ist deshalb für dieselbe nicht möglich. Immerhin darf man aber einen hohen Ch'ad der Auf- h'islichkeit für die Phospliorsäureverbindung des vorliegenden Fabrikats voraussetzen und annehmen, dass dieselbe in dem mit Kohlensäure, Humus- säuren, Ammonsalzen etc. geschwängerten Wasser des Bodens vcrhältniss- niässig leicht zur Auflösung gelangen wird. Man wird von der Wahrheit nicht wesentlich abweichen, wenn man die Auüöslichkeit dieses Phosphats der des Knochenmehl-Phosphats gleichschätzt. Beide Producte haben die Eigenthümlichkeit, in ihrer Zusammen- setzung schweflige Säure aufzuweisen, wodurch sie sich von allen bisher in Crebrauch gekommenen Düngemitteln unterscheiden. In dem flüssigen Product ist die schweflige Säure zum grössten Theil im freien Zustande enthalten, d. h. sie hat ilu*e eigenthümliche Flüchtigkeit behalten und ist deshalb durch den Geruch wahrnehmbar. Im weissen Düngepulver ist Die Flüssigkeit in 100 Liter 1,736 Kilo 1,742 51 0,22 55 1,35 55 — OOQ Die Chemie des Düngers. dieselbe derart gebunden, dass sie nicht durch das Geruchsorgan wahr- nehmbar ist, aber dennoch wie freie Säure chemische Wii'kungen ausübt. Die schweflige Säure ist als eins der ki'äftigsten Desinfectionsmittel be- kannt, die beiden vorliegenden Fabrikate sind deshalb dieses Bestand- theils halber auch Desinfectionsmittel. Beide Producte empfehlen sich daher vorzugsweise als Einstreumittel in die Viehstallungen, wo sie durch ihren Gehalt au schwefliger Säure zur Erhaltung einer gesunden reinen Luft und zur Abwehr allerlei ansteckender Ki-ankheiten unter dem Vieh wesentliche Hülfe leisten werden. Vermöge ihres Gehalts an Phosphor- säure werden sie die Qualität des Mistes bedeutend verbessern; auch das flüchtige Ammoniak wird durch diese Einstreumittel gebunden und dem Mist erhalten. Da die Preise beider Produkte nur gemäss deren Gehalt an Phos- phorsäure gestellt werden sollen, so werden sie als billige Artikel des Düngermarktes auftreten. Man könnte dieses Product als ein Gemisch von zweibasisch (also neutalen) phosphorsaurem Kalk und schwefligsaurem Kalk ansehen, welcher letzterer in schwefelsauren Kalk umgewandelt ist. B. "W. Gerlaud sieht jedoch dasselbe als eine Verbindung von basisch (3bas.) phosphorsauren Kalk mit schwefliger Säure an. Nach ihm löst wässrige schweflige Säure leicht den basisch phosphorsauren Kalk-, aus solcher Lösung scheiden sich beim Kochen mikroskopische Kiystalle von 3CaO PO5, SO2, 2H0 ab, die sehr beständig sind, bei 130 '^ nur 0,64 pCt. Wasser abgeben und erst in höherer Temperatur zersetzt werden. Im Boden wird die Ver- bindung in (2CaO HO) PO5, CaO, SO3 und HO umgewandelt. Wie der oben mitgetheilte hohe Gehalt an Schwefelsäure zeigt, scheint diese Umwandlung auch schon ausserhalb des Bodens stattzufinden. Knochenmehl fälschung ist mehrfach constatirt worden. Neuer- dings wird ein Material dazu benutzt, das in gepulvertem Zustande dem Knochenmehl täuschend ähnlich aussieht. Es sind das die Abfälle von der Verarbeitung vegetabilischen Elfenbeins, den Früchten der Phytelephes macrocarpa, welche ihrer Härte wegen zu Drechslerarbeiten verwendet werden. Der Werth dieser Substanz als Düngemittel ergiebt sich aus nach- stehenden Analysen von E. Peters i), von K. Weinhold Vegetabilisches Flfenbein Peters Weinhold Stickstoff 1,14 0,96 Phosphorsäure 0,98 2,44 Aschenbestandtheile . . . 4,44 16,35 Organische Substanz ... — 83,65 ») Der Landwü-th 1870. 70. 2) D. chemische Ackersmann. 1870. 183. Die Chemie des Düngers, 221 Roh-Salpeter aus Peru fand R. "Wagner me folgt zusammen- R^hsa'p'^ter. gesetzt ^). Salpetersaures Natron 94,03 pCt Salpetrigsaures Natron 0,31 „ Chlornatrium 1,52 „ Chlorkalium 0,64 „ Schwefelsaures Natron 0,92 „ Joduatrium 0,29 „ Chlormagnesium 0,96 „ Borsäure Spuren Wasser (mit kleinen Mengen Humussubstanz) . 1,96 „ 100,63 C. Schumann und Schadenberg untersuchten Proben kauf- Rhodan- " -r» 1 • Ammonium liehen schwefelsauren Ammoniaks, welche Rhodanammonium in schwefei- ent hielten 2). — Ersterer untersuchte eine braunroth gefärbte Salzprobe, "^"„''"k'^dTs die unter dem Namen „braunes schwefelsaures Ammoniak" aus einer un- Handeis, benannten chemischen Fabrik Englands nach Deutschland eingeführt wer- den sollte. (Probe 1.) — Letzterer untersuchte eine an das acade mische Laboratorium zu Tharand eingesandte Probe (2), über deren Ursprung im Original nichts mitgetheilt ist. Die Zusammensetzung der Proben war folgende: 1. Schumann 2. Schadenberg Schwefelsaui'es Ammonium . . . 14,87 84,50 pCt. Rhodanammonium 73,94 5,42 „ Chlorammonium — 4,20 „ Eisenoxyd 1 ^ _„ 0,24 „ Unlösücher Rückstand (Sand) | ' ' ^'^^ 3,36 „ Wasser . • • • _ ^_^ 1,47 „ Stickstoff 30,4 21,53 „ Von Probe 1, wurde in Biebrich auf eine Wiese ein Theil des Salzes, entsprechend 1 Ctnr. pro Morgen, ausgestreut. Der Erfolg war der, dass überall, wo Theilchen des Salzes hingelangt waren, zuerst die Spitzen der Gräser und bald darauf die ganzen Pflanzen gelb wurden und nach einiger Zeit ganz abstarben. Ein Superphosphat, welches 25 pCt. von dem Rhodan- salz enthielt, äusserte, zur Düngung von Kartoffeln verwendet, ebenfalls noch die nachtheiligsten Wirkungen, und 2 Drittel der Ernte gingen ver- loren. lieber Roh-Ammoniak. Von M. Märcker^). — Unter der Be- . ^°^-. , ■' Ammoniak. Zeichnung Rohammoniak wird ein Nebenproduct der Leuchtgasfabrikation in den Handel gebracht, das eine grünliche, pulverförmige, ziemlich trockne Masse darstellt, welche den Geruch der theerartigen Prodructc der Leucht- gasfabrication in ziemlich hohem Grade besitzt und der Untersuchung nach aus der zum Reinigen des Leuchtgases benutzten Laming'schen Masse be- ' ) Berg und Hütten Ztg. 1870. 29. 1.'34. 2) Landw. Vers. Stat. l«7y. 15. ^^O u. 232, '3 Ztsch. d. landw. Ceutralvcr. d. Prov. Sachsen 1872. 98, 222 Die Chemie des Düiij'ers. steht. Die Untersuchung Avurde in der Weise ausgefülul, dass das Eoh- ammoniak zur Entfernung des Schwefels zuerst mit Schwefelkohlenstoff extrahü-t wurde, dass sodann mit Aether und Alkohol die in diesen Lösungs- mitteln löslichen Sulfocyanverhindungen entfernt und dass endlich in dem sodann dargestellten wässrigen Auszug die löslichen Eisenoxj'dulverbiuduugen bestimmt wurden. In dem von der Extraction mit Wasser, Weingeist, Aether und Schwefelkohlenstoff bleibenden Rückstand wurde der in unlös- licher Form vorhandene Stickstoff besonders bestimmt. Endlich trat noch die Bestimmung des als Eisenoxyd in dem Rohammonaik befindlichen un- löslichen Eisens hinzu. Hiernach ergab sich für das Rohammoniak folgende Zusammensetzung : Feuchtigkeit 8,7 pCt. Schwefelsaures Ammoniak 17,8 „ = 5,3 pCt. N Schwefelsaures Eiseuoxydul 15,6 „ Unlösl. stickstoffhlt. Verbindungen, Eisencyanüi- . 5,4 „ :=: 1,8 pCt. N Schwefel 10,7 „ In Alkohol und Aether lösliche (Sulfocyanver- hindungen, Theer) l,^ „ Eisenoxydul und Schwefeleiseu 22,3 „ Kalk, organ. Substanzen 14,8 „ Sand, Thou 3,5 „ 100,0 „ Unverbrennlicher Rückstand . . . . . . . 26,36 „ Gesammtstickstoff 7,1 „ Die vorstehenden Zahlen veranlassen den Verf. zu folgenden Bemer- kungen über die möglichen, schädlichen Einflüsse des Rohammoniaks auf das Pflanzenwachsthum. Der in löslicher Form in Rohammoniak enthaltene Autheil an Schwefel- cyanverbiudungen scheint nicht so gross zu sein, dass daraus nachtheilige Folgen für das Pflanzenwachsthum zu befürchten wären. Dagegen enthält das Rohammoniak in bedeutender Menge schwefel- saures Eisenoxydul, eine Verbindung, deren schädlicher Einfluss auf die Vegetation bekannt ist; die Menge desselben ist so bedeutend, dass man a priori vor einer Anwendung des Rohammoniaks als Kopfdüngung oder während des Keimungsprocesses warnen kann. Ausser dem Ammoniakstiekstoff in dem Rohammoniak sind noch ge- wisse Mengen unlöslicher und schwer zersetzbarer Stickstoffverbindungen enthalten, es ist demnach darauf zu diingen, dass der Preis des Rohammo- niaks nicht nach dem Gehalt an Gesammtstickstoff, sondern nach dem Ge- halt an Ammoniakstickstoff allein normirt wird. Schliesslich macht der Verf. noch darauf aufmerksam und beweist es durch Versuche, dass das Rohannnoniak, wenn es Superphospliat zugemischt wird, vermöge seines Gehaltes an Eisenoxyd ein Zurückgehen und Unlös- lichwerden der im Superphospliat enthaltenen löslichen Pliosphorsäure be- wirkt. Die Chemie des Düngers. 223 Ueber die Zusamraeusetzuug von Gaswassern aus Gas- anstalten maclit G. Tli. Gerlacli nachstehende Mittheilungeu '). — Die technische Verwendbarkeit der wässrigeu Destillationsproducte der Steinkohlen beruht auf dem Gehalte au Ammouiakverbindungen, von welchen ausser dem kohlensauren Ammoniak noch Schwefelamraonium, unterschwefligsaures Ammoniak, Cyauverbindungen , namentlich ßhodan- ammonium, etwas schwefelsaures Ammoniak und wechselude Mengen von Chlorammon vorkommen. Verf untersuchte einige Gaswässer. 1) Aus der Chemnitzer Gasanstalt, welche nur Zwickauer Kohle als Gaskohle benutzt, ist das Gaswasser das reine Destillationsproduct der Steinkohlen, insofern die Waschwässer nicht mit in das Theerbassin laufen und einen besonderen getrennten Abfluss haben. Das Wasser hat eine Stärke von 1,6'^ B. 2) Aus einer anderen Gasanstalt, in welcher Zwickauer und schlesische Kohlen gemeinschaftlich verarbeitet werden; Stärke 1,5" B. 3) Gaswasser von Bonn, aus Kuhrkohlen; Stärke 1,9 ^ B. In 100 CG. dieser Gaswässer waren enthalten: Gaswasser. Unterschwefligsaures Natron „ Ammoniak Schwefelammonium .... Doppeltkohlensaures Ammoniak Kohlensaures Ammoniak. Schwefelsaures Ammoniak . 0,1036 Grra. 2. Grm. — Grm. 0,1628 0,0646 0,1470 0,7680 0,0858 0,7120 0,5032 0,6222 0,2450 0,3120 0,1320 0,3745 0,0340 0,1050 0,4560 0,0462 Chlorammonium 3,0495 Sehr bemerkenswert!! ist die stete Gegenwart grösserer oder geringerer Mengen Salmiak im Gaswasser-, offenbar rührt dieser von einem Kochsalz- gelialte der Steinkohlen her, dessen Chlor in der Glühhitze bei Gegen- wart von überhitztem Wasserdampf mit übergeht. U. Kreusler untersuchte verschiedene Abfälle aus Zucker- Fabriken auf ihren Düngerwerth 2) und zwar No. No. No. No. No. 1 Scheideschlamm aus einer Fabrik mit Pressverfahren Abfälle aus Zucker- fabrikeu. 2 „ desgleichen, 3 „ aus einer Fabrik mit Diffusionsverfahren, 4 „ desgleichen, spätere Probe, 5 „ gemischt mit Rübenerde (Diffusions - Ver- fahren), No. 6 Schlammerde, No. 7 Rübenerde. Die beiden letzteren Proben stammen ebenfalls aus einer Fabrik mit Diffusionsverfahren), doch liegen nähere Angaben über die Gewinnung derselben nicht vor. No. 8 Melassenschlempe aus einer Rübenmelasse verarbeitenden Sprit- fabrik. •) Deutsche Industrie-Ztg 1872. 436. '*) Eist. Bor. d. Versuchst. Ilildeshelm. 1871. 17. 224 ^'^ Chemie des Diinggrs. Es enthalten 100 Theile No. 1 No. 2 No. 3 No. 4 No. 5 No. 6 No. 7 No. 8 Wasser bei 130° flüchtig 55,27 51,17 39,71 42,93 25,50 24,10 22,38 89,15 Mineral -Substanz. . . 23,06 31,36 51,00 51,78 69,42 70,92 72,08 2,90 Organische Substanz . 21,67') 17,47 9,29^) 5,29 5,08 3,78 4,95 7,95 Feiuerdige Theile . . 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 98,80 99,41 Grobe Theile, Steine etc 1,20 0,59 100,00 100,00 Kalk 12,57 15.83 26,02') 25,83 11,11 0,73 0,03 — Kali 0,23 0,16 0,17 0,15 0,29 0,18 0,26 1,94 Phosphorsäure .... 1,49 1,11 0,77 0,31 0,50 0,09 0,09 0,02 Kohlensäure 0,77 3,82 15,19 19,13 8,18 0,26 — ' — Stickstoff 0,77 0,59 0,15 0,15 0,23 0,17 0,165 0,57 Ungef.Düngerwerth«) Gr.: 6,3 5,6 2,6 1,7 2,7 1,4 1,6 6,8 pro Centner. ^schfamm?" Analysen von Pottaschenschlamm. Von A. Petermann^). — Bei dem Auslaugen der Schlempekohle in den Zuckerfabriken bleibt ein sogenannter Pottaschenschlamm zurück, welcher je nach der mehr oder weniger vollkommenen Arbeit eine sehr verschiedene Zusammensetzung hat. Vei'f. theilt Analysen von zwei verschiedenen Proben solchen Schlam- mes mit. 100 Theile des Pottaschenschlammes enthalten: I. n. Wasser 35,05 30,77 Kohle 13,69 8,96 Sand 13,92 23,59 lösliche Kieselsäure . . 0,58 0,55 Kohlensäure 9,79 6,35 Phosphorsäure . . . . 1,69 1,48 Schwefelsäure .... 0,6 2 1 r? Chlor 0;27/ ^P^^'^"^ Eisenoxyd 5,02 18,26 Kalk 12,34 7,93 Magnesia 0,27 0,92 Kali 3,55| c- Natron . . . . . . 2;73| ^^^"^^ 99,52 98,81 No. n. ist offenbar vollkommener ausgelaugt als No. I. Der um 10 pCt. schwankende Kalkgehalt, die fast immer 1,5 — 3 pCt. betragende Phosphorsäure und der, allerdings je nach der Auslauguug variirende Kali- gehalt, machen den Pottaschenschlamm zur Düngung ganz geeignet, be- sonders in den Fällen, wo eine Verwendung in der Nähe der Fabrik 1) Darin 0,7 pCt. Zucker. 2) Darin 3,14 pCt. Zucker. *) In Form von 34..52 kohlensaur. Kalk und 7,64 Kalkhydrat. 4) 3 Pfd. Stickstoff = 5 Sgr., 1 Pfd. Phosphorsäure = 2 Sgr., 1 Pfd. Kali == 2 Sgr. gerechnet. *) Nach d. Organ, des Ver. f. Rübenzuckerindustrie in der östreichisch- ungarischeu Monarchie. 1872. 1. aus dem Centralbl. f. Agriculturchemie. 1872. 1. 146. Die Chemie des DQugers. 22'l möglich ist. Denn bezüglich des Transportes muss man berücksichtigen, dass man in 100 Kilo über 60 Kilo werthlose Substanzen (Sand, Kohle, Wasser) mit führt. Sehi' häufig enthält der Pottaschenschlamm neben geringen Mengen Stickstoff (Cj-au) auch Schwefelverbindungen, welche durch Reduction der schwefelsauren Salze während der Calcination entstehen. Schwefel- verbindungeu sind aber höchst nachtheilig für die Vegetation. Es dürfte sich demnach als Vorsichtsmassregel empfehlen, den Pottaschenschlamm vor seiner Verwendung der Luft zu exponiren, d. h. in Haufen längere Zeit liegen und einige Male umschaufeln zu lassen, oder ihn zur Herbst- düugung flu' Sommerfrüchte zxi verwenden, damit sich die etwa vorhandenen Schwefelverbindungen oxydii-en, ehe sie mit der Vegetation in Berührung kommen. Ueber den kalkhaltigen Seesand. Von P. Bortier und Fr. Vandekerckhove 1). Dieses als Meliorationsmittel des Bodens in Frank- reich (Bretagne u. Normandie), England (Devonshire u. Cornwall), in einigen Theilen Schottlands und Ii-lands, wie in Belgien geschätzte Ma- terial, welches in England „Shell-sand"', in Frankreich „Sablon calcaire marin" oder auch „Tangue" und in flämischer Sprache „gemiseld Shelp- zand" genannt wü'd, besteht aus einem muschelhaltigen, mit Kalkphosphaten und organischen Substanzen gemischten und mit Salz imprägnirten Sand. Nach J. Pierre findet er sich namentlich an Flussmündungen, in Buchten und Häfen, enthält in der pro Hektar angewandten Menge oft 10—15 Kilo Stickstoff und 40 — 60 ,, Phosphorsäure. In Frankreich wird er meistens nicht unmittelbar wie Mergel, sondern entweder nachdem er einige Zeit der Luft ausgesetzt worden war, oder als Streumaterial in Ställen und Compost verwendet. Donny unter- suchte Proben von Belgien (La Panne), Frankreich (Baie des rosaires) und England (Hartland) mit nachstehendem, ziemliche üebereinstimmung zeigendem Ergebniss. Es enthielten Saud von La Panne Baie de rosaires Hartland Organische Substanz (stickstoff- halt.) und Wasser .... 0,8 % 1,0 % 6,41 % Alkalisalze 0,4 „ — — In Wasser lösliche Salze ... — 0,5 „ — Magnesia und Salze d. Alkalien — — 1,38 „ Phosphorsauren Kalk, Thonerde und Eisenoxyd 0,9 „ 0 3 „ — Eisenoxyd und Thonerde ... — Kalk (kohlensauren) .... 24,1 „ Sand 73,4 „ Verlust 0,4 „ ioo,o~, roo,o„" iöö,o^ — 4,05 23,1 „ 29,84 75,1 „ 58,32 Sablon cal- caire marin. 1) Jourii. d'agric. pratique 1872. 912. Jahresbericht. 1. Abtb. 15 OOß Die Chemie des Düngers. FiÜsJ'-'^i^d' J- W. Gunning hat den Schlamm aus dem Ij analysirt und Seeschiamm. seiue Zusammensetzung verglichen mit der von Fluss- und See schlämm^). — In das Ij werden durch Schleusen die meisten Fäcal- stoffe von Amsterdam entleert, und da im Ij das Wasser nur erneuert wird durch die unbedeutende Ebbe und Fluth und durch zeitweiligen Zu- fluss des Wassers von Amstelland, so wurde vermuthet, dass der Boden des Ij reich an organischer Substanz sein müsse, was sich jedoch nicht bestätigte; es wurde nicht mehr darin gefunden als im See- und Fluss- schlamme. Lufttrocken bildet der Ijschlamm gelb- bis braungraue sehr schwer in Wasser erweichende Massen, die aus einem stark verwitterten, durch starke siedende Salzsäure fast völlig zersetzbaren, sehr feinen Sand einschliessenden Thon bestehen. Der bei 120 "^ getrocknete Ijschlamm be- stand (nach 7 Analysen) aus 15,22—36,41 o/q Sand, 6,35 — 16,45 „ kohlensaurem Kalk, 1,60 — 2,40 „ stickstoffhaltiger organischer Substanz 2) und 8,96 —13,28 „ anderen organischen Stoffen, oder 10,5 —15,5 „ organischen Stoffen überhaupt. Nach verschiedenen Autoren enthält der Thon vom Boden des Meeres 6 — 20 % organische Stoffe, der Schlamm aus Flüssen . . 7,86 — 9,28 „ „ „ der Schlamm aus Maaswasser .10,39 „ „ „ In der Nähe der Stadt enthielt der Ijschlamm mehr organische Sub- stanz und mehr Stickstoff als entfernter von derselben und aus tieferen Schichten-, der Stickstoffgehalt des Ijschlammes aus ferner von der Stadt gelegenen Stellen war nicht grosser als der des Flussschlammes. So ent- hielt der Ijsselschlamm (Deventer) 1,33 pCt. stickstoffhaltige Substanz, während das bei Rotterdam vorüberfliessende Maaswasser Schlamm mit 4,16 pCt. stickstofflialtiger Substanz absetzte. Aus dieser hohen Zahl folgt, zugleich mit den Erfahrungen der 1868 niedergesetzten Trinkwasser- Commission, dass die sich nicht absetzenden und nur durch Eisen- oder Thonerdechlorid entfernbaren Stoffe noch reicher an Stickstoff sind. In Verf.'s Laboratorium ausgeführte Analysen haben ergeben, dass der Schlamm seHr leicht (durch Kochen mit Salzsäure) zersetzbare Silicate enthält, was auf einen sehr verwitterten Zustand desselben hinweist. Von dem Schlamme wurde '/i — ^/4 durch Säure aufgelöst, darunter alle Basen und Phosphorsäure. Adriaausz hat verschiedene Schlammsorten (bei 120^ getrocknet) analysirt und gefunden: Maas, Waal, Ijssel, Seethon, Rotterdam. Nijmegen. Deventer. Ameland. Organische Substanz . . 16,39 9,28 7,86 11,95 Stickstoff 0,62 ? 0,20 ? Kohlensäure 8,88 4,45 2,26 8,80 Kalk 10,13 7,59 3,72 5,00 • ') Chem. Centralbl. 1871. (3) 2. 424. Das. aus Maandbl. 5. 76. ') Aus dem Stickstoffgehalte berechnet und 15 pCt. N. zu Grmide gelegt. Die Chemie des Düngers. 227 Maas. Waal, Ijssel, Seethon. Rotterdam. Nijmegen. Deventer. Ameland. Magnesia 1,75 0,03 0,21 2,29 Kali Natron .... SchAvefelsäure Phosphorsäure Eiseuoxyd . . . Thonerde . . . In Säm-e unlöslich 0,49 1,02 0,57 0,26 0,49 1,17 0,12 0,63 0,24 0,12 0,37 0,95 0,20 0,17 0,21 0,14 4,56 6,33 3,07 5,64 6,08 7,76 5,32 7,49 52,18 61,61 76,02 55,93 Der Maasschlamm hatte sich aus strömendem Wasser in Flaschen abgesetzt, der Waalschlamm war von überschwemmtem Laude gesammelt. Bei dem Eiseuoxyde des Maasschlammes war ein grosser Theil Eisen- oxydul. Die Kieselsäui'e aus dem Ijsselschlamme war rein, die aus dem Maasschlamme enthielt wenig Thonerde; die aus dem "Waalschlamme 4,91, aus dem Seethone 4,75 pCt. Thonerde. In einer Probe Ijsselschlamm war 0,104 pCt. Phosphorsäure enthalten. U. Kreusler untersuchte den Schlamm aus der Ocker undschiamm'^'und zwei Proben von Seeschlick i). seeschiick. Der Ocker schlämm war auf Wiesen bei der Ortschaft Langlingen im Amte Meinersen abgesetzt worden. Die lufttrockene Probe stellte eine ziemlich lockere, leicht zu zerreibende Masse dar. Dieselbe enthielt: Wasser (bei 120 « flüchtig) . . 3,200 pCt. Mneralsubstanz 2) 91,023 „ Organische Substanz (Glühverlust) 5,777 „ In kalter concentr. Salzsäure löslich 100,00 [Kalk . . . 2,427 -^Kali . . . 0,052 [Phosphorsäure 0,192 Stickstoff . . 0,365 „ Probe 1 des Seeschlicks stammte aus dem Hafen von Norden, Nr. 2 vom Alluvionsande vor dem Hilgeu rieder Siehl. 1 enthielt 47,37, 2: 5 3,59 pCt. Wasser. 100 Theile des bei 100 "^ getrockneten Schlicks enthielten: No. 1 No. 2 Organische Substanz (Glühverlust) . 10,28 11,24 darin Stickstoff 0,33 0,29 Kohlensäure 6,42 5,53 Chlor (durch Wasser ausziehbar) . 0,44 1,03 Kieselsäure 0,25 nicht best. Schwefelsäure 0,27 0,29 Phosphorsäure 0,21 0,17 Eisenoxyd 3,15 2,78 Thonerde 1,40 1,51 ') Ei-3t. Ber. d. Versuchsstation Hildesheim 1873. 19 u. 20. •) Kohlensäurefreie Asche -f ursprüngliche Kohlensäure. 15' QpQ Die Cliemie des Düngers. No. 1 No.2 Manganoxyduloxyd 0,26 0,07 Kalk 7,68 7,06 Magnesia 1,45 1,28 Kali 0,30 0,31 Natron 0,83 1,11 Bemerkenswerth ist, dass ein ansehnlicher Theil des Eisens in Form von Oxydulverbindungen vorhanden war. Dieser Umstand, sowie ein ge- ringer Gehalt an Schwefelmetallen lassen es gerathen erscheinen, dieses Ma- terial vor seiner Anwendung als Düngemittel der Lufteinwirkung auszusetzen, ßeeschiamm. Goussard de MayoUes untersuchte den Schlamm in den Häfen von Toulon und Rochefort auf seinen Düngerwerth ^). — Die Probe ISTo. 1 bezieht sich auf Schlamm aus dem Hafen von Toulon, welcher 8 Meter tief entnommen wurde. No. 2 ist eine Probe aus dem Hafen von Rochefort; sie ist der obersten Schicht des vorhandenen Schlammes entnommen. Sie enthielten in 100 Theilen: No 1. No. 2 Wasser 56,18 49,62 Stickstoflflialtige organische Substanz 7,20 8,11 Phosphorsauren Kalk 6,55 5,75 Phosphorsaure Magnesia .... Spur 0,26 Kohlensauren Kalk 5,80 8,48 Kohlensaure Magnesia 0,05 0,15 Schwefelsauren Kalk 2,64 4,12 Schwefelsaure Magnesia Spur 0,05 Chlornatrium 1,34 0,88 Thonerde und Eisenoxyd .... 0,90 1,14 Salpetersaures Kali Spur Spur. absäu??üs Schammabsätze der Trochel und Wiedau. Von W. Henne- Bächen, berg^*). — Die Schlammabsätze enthielten im frischen Zustande Trochel Wiedau Wasser 40,95 pCt. 48,5 pCt. In 100 der Trockensubstanz war enthalten: Organische Substanz . . 10,7 pCt. 13,5 pCt. Mineralstoffe . . . . 89,3 „ 86,5 „ Kalk 0,17 „ 0,33 „ Kali 0,04 „ 0,06 „ Phosphorsäure .... 0,03 „ 0,07 „ Stickstoff. . . . . . 0,28 ^ Ö^3Ö ^ 1) Chemie. News. 1872. 35. 155. ^) Journ. f. Landw. 1872. 482. Wirkung des Düngers. 229 Schlammabsatz aiis den Teicbeu im Wiclitringliäuser Park, gg^iämm, durch Steinkohleugrubeuwässer zugeführt. Vou W. Heuueberg^). — Die hifttrockne Substanz enthielt: Glühverlust (organische Substanz und Wasser) 45,64 pCt. Glührückstand (Mineralstoffe) 54,36 „ Mineralstoffe, in Salzsäure unlöslich . . 39,57 „ „ „ „ löslich . . 14,79 „ davon Kali 0,42 „ Phosphorsäure . . . 0,29 „ Kalk 1,85 „ Magnesia 0,21 „ Stickstoff. . . . . "'^^,86 „ ') Journ. f. Landw. 1872. 482. Wirkung des Düngers*). Weender Düugungsversuche mit alljährlich wiederholter ^"■jfe'Jhoite Düngung aus den Jahren 1865 — 1868-, mitgetheilt von B. Schultz^). Düngung. — Der Versuch sollte zeigen, dass nur durch den Ersatz aller mittelst der Ernte dem Boden entzogenen Mineralstoffe unter Hinzufüguug einer angemessenen Menge assimilirbaren Stickstoffs die Fruchtbarkeit des Ackers auf die Dauer erhalten und eine genügende Ernte auf die Dauer davon er- zielt werden kann, dass dagegen, sobald einer oder mehrere der zum Pflan- zenwachsthum nöthigen Bestaudtheile im Dünger fehlen, mit der Zeit der Vorrath der übrigen Nährstoffe im Boden unwirksam werden und ein Sinken der Erträge eintreten muss. Das zu dem Versuche benutzte Feldstück hat einen an sich mageren, aber durch vorhergehende langjährige Cultur reicher gewordenen lehmigen Kalkboden, der auf Süsswasscrkalk lagert-, die lehmige Beschaffenheit wird der Hauptsache nach nicht durch Beimischung von Thon, sondern von sehr fein vcrtheiltem Sand bedingt. Der grandige Kalktuff des Untergrundes tritt an der östlichen Seite des Stückes bis auf 16 — 18 Zoll an die Oberfläche *) Wir haben uns darauf beschränkt, nur über solche sogen. Düngungs- versuche zu referiren , denen wir einen wissenschaftlichen Wcrth beimessen konnten. Alle übrigen Versuche, denen nur ein localer Werth beizumessen ist, schienen uns hierher nicht gehörig; sie finden am Schluss dieses Capitels Er- wähnung. >) Journ. f. Landw. 1870. 228. pof) Wirkung des Düngers, heran; während er an der westlichen Seite beträchtlich tiefer steht, ein Umstand und Uebelstand, der auf die Resultate nicht ohne wesentlichen Einfluss geblieben ist. Nach einer von Stohmann fiüher ausgeführten Analyse enthält der Boden an den wichtigeren Bestandtheilen: In Salpetersäure löslich: kohlensaurer Kalk . 38,48 pCt. kohlensaure Magnesia . 0,77 „ Phosphorsäure ... 0,35 „ Kali und Natron . . 0,10 „ Das Versuchsstück wurde in 2 Abtheilungen mit je 8 Parcellen von je 7i2o Morgen Flächenraum abgetheilt. Die eine, die Beete I — VIII umfassende Abtheilung wurde zu einem Fruchtwechselfelde mit dem Turnus: Kartoffeln, Hafer, Rothklee, Hafer bestimmt-, die andere mit den Beeten F — VHP zu permanentem Haferbau. Die Parcellen wurden alljährlich wie folgt gedüngt ^). I u. P 0,85 Pfd. Superphosphat 0,85 Pfd. Kalisalz 0,85 Pfd. Chilisalpeter (Vollst. Düngung) r 0,85 „ „ „ 0,85 Pfd. Chilisalpeter 0,85 „ „ 0,85 „ 0,85 „ 0,85 „ Vmu.VIH^Ohne Dünger. Die beiden Abtheilungen lagen neben einander, die Nummerfolge der Beete war aber eine entgegengesetzte, so dass No. VHI der einen Ab- theilung und No. I der anderen Abtheilung neben einander lagen. Die Tiefe der Ackerkrume wechselte derart, dass auf dem permanenten Hafer- felde die Parcelle VHI " , ohne Dünger, die ungünstigste, die Parcelle VII ^ , mit Stickstoffdünger allein, schon eine weniger ungünstige u. s. w., die Parcelle mit vollständiger Düngung endlich, I*, die günstigste Boden- beschaffeuheit gehabt hat, Avährend es sich auf dem Fruchtwechselfelde umgekehrt verhält. Dieser Umstand muss bei Beurtheilung der unmittel- baren Ergebnisse des Versuchs beachtet werden. Die bis zum Ablauf des ersten Turnus parcellenweise erzielten Er- träge sind in den nachstehenden Tabellen zusammengestellt. Hu. H« 0,85 „ niu. IH^ 0,85 „ IV u. IV^ 0,85 „ Vu. ya VIu. VI» VHu. VIP ') Der Plan wurde dahin abgeändert, dass die Parcellen, welche Stickstoff- dünger (Chilisalpeter) erhielten, nur zur Hälfte damit, zur anderen Hälfte mit Salmiak gedüngt wurden. Wirkling des Düngers. 231 < .2 1 CO iO 0^ iS CO CD O 00 o .s 1 5«H 2 i^" (>f ^^ GO" in in" in ct' cd" « 1 pun qoj?s P- O 00 00 t^ OS C- 00 CD "s ä ^^ t2 T-H^ CM O CM 1-1 05 t-^ "~0 CT ^ -2 ÜJOJI 2 r-T \C" CD CT oo" ct" co" o" oT PÜ ■^ CO CO CO CO CO CO CO I~- CT "'ij^ 05^ 05_ I>^ ^ m t- 00 CO «d üOJ^S 2 (>f c-" o" o~ co" oo" oo" ct" in" '^ ! pun nj03 P^ ■<*l tH 3!_ CO c-^ CC 00 1-1 uO 5^3 2 itT QO" i-h" 00 cd" th" oo" co" ^ pmi qo.i:)(;^ pu CT tH CT 1-1 CT r-H CT rH CO 1-1 i> o CO CO 00 CO nj03 2 Pu O CO I>- CO t-" iC »rf ^^ CD lO" 1-1 cn in" '*" ^:\^^ 1— 1 w CT Ci_ 05^ Oi, CO ^ t-^ ~a 5 "rH qoj?s 2 ct' CO" cd" CT oT ih" cd" er 5" c-" pnn u.10]^ 0. CO CT CT CT CT CT CT t> ' a ™"^ 05 O Ci O a5_ o, o. ~C > c^ 5^3 2 ,-r cd" -«a^" '^" i>^ CO CO S j" CT " Ci pun nao^ P4 rt< CO CO CO "^l CO CO Cf ' 20 t>^ CD C ^ CO 00 o 1 Ci^ 5«H 2 Otf CO l>^ t-f" s" oo" *yS -^ >" 2" in punqoj:)g P- ^ T-1 1— CT ^ 1 -^ rH C5 CO 00 =4-1 es aj03 2 fr in 55 t^ •* os" 00 od of CO oo" CO ^Tji t^ in" :- ^" • CO »— 1 W CT m cc 00 1-1 ~^^ Tj< ^ ~^ CT^ üOJ^s 2 OCJ" t-" cc cd" cT co" *co" er i-T pun ujo-yi fr CT CT C>J CT CT CT CT O. CT 0) • 1 'S « •^ 3 y-^ "es ■l ä j "3 3 •3 tß O ^, "äs ^ tc es 13 i3 « .2 3 's** 3 K^ .^^ ^ "3 "3 ■— ^ ^ -i-T+j .^j GQ Cß Q e8 03 e3 c« ^.^ "^-^ t. -«^ ^ J jq ^ *-3 ü !-i a CO CO & OJ s ' g O O O OJ OJ "es 1« a: 3 es 0. ' S = ^ P4 e3 "ö 3 ^ a CQ MOO M w w ü C >-H "^^ <9 « <9 ^ 1— ^H c > >^ w 232 Wirkiiuij des Duugers. Während der Vegetation machte sich in allen Jahren, mit Ausnahme des ersten, der Einfluss der Stickstoffdüngung ausserordentlich hemerklich. Die damit versehenen Stücke waren durchweg an ihrer dunkleren Farbe und ihrem üppigeren Wuchs zu erkennen. Chilisalpeter wirkte Anfangs deutlich günstiger als Salmiak, indessen verlor sich dieser Unterschied gegen Eintritt der Reife mehr und mehr. Den höchsten Ertrag, am klarsten ausgeprägt in der Gesammtemte der 4 Jahre, lieferte Parcelle I^: vollständige Düngung und tiefer Boden, den niedrigsten VIII'*: ungedüngt und flachere Ackerkrume. Man wird ferner bemerken, dass in der Columne „Gesammternte" die Zahlen sowohl für Korn als für Stroh jedesmal steigen, sobald man von irgend einem nicht mit Chilisalpeter gedüngtem Stücke zu den beiden benachbarten damit gedüngten übergeht. Der günstige Einfluss des Kalisalzes, dem ge- ringen Gehalt des Bodens an Alkalien (vgl. Analyse) vollständig ent- sprechend, ist daraus zu entnehmen, dass die Parcelle V*'' mit Kalisalz und Chilisalpeter nächst P die höchste Gesammternte geliefert hat. B. Fruchtwechselfeld Parcelle I. — VIII., Tiefe der Ackerkrume von I. gegen VIII. hin zunehmend. Düngung 1865 1866 1867 1868 e an Sub- iren Kartoffeln Hafer Klee Hafer Gesammternt 2 lufttrockner ' ) stanz in 4 Ja No. d .2 'S a Pfd. 1 . vCf. a p Pfd u o M Pfd. Pfd. c Pfd. o o u Pfd. s p Pfd. o Pfd. Pfd. I. II. m. IV. V. VI. VII. VIII. Superphosphat, Kali- salz , Chilisalpeter (Salmiak) . . . Superphosphat, Ka- lisalz ..... Superphosphat, Chi- Usalpeter (Salmiak) Superphosphat . . Kalisalz, Chilisalpe- ter (Salmiak) . . Kalisalz Chilisalpeter (Sal- miak) Ohne Dünger . . . 103,1 93,5 87,2 84,2 113,8 125,3 104,3 116,4 21,1 21,1 19,9 21,1 21,1 22,3 21,1 20,0 40,2 38,5 42,0 39,0 49,0 40,0 40,3 42,5 10,8 10,5 11,2 9,4 12,0 9,7 10,2 12,0 29,4 28,0 30,8 29,6 37,0 30,3 30,1 30,5 169,5 232,6 194,0 196,0 217,0 251,0 204,5 227,0 39,8 52,2 46,5 46,6 49,5 57,8 49,8 53,3 41,4 41,7 40,0 38,7 43,2 43,5 40,0 39.0 10,0 10,8 9,8 9,8 11,5 12,0 10,0 9.9 31,4 30,9 30,2 28,9 31,7 31,5 30,0 29.1 152,3 160,4 154,7 149,6 175,8 178,9 163,4 169,2 Im Ganzen .... 827,8 — 331,5 85,8 245,7 1691,5 395,5 327,5 83,8 243,7 1304,3 *) In den Kartoffel-Knollen gleichmässig 30 pCt. lufttrockne Substanz ange- nommen. Wirkung des Düngers. 233 Die Wirkung der verschiedenen Tiefe der Ackerkrume tritt hier sehr störend hervor. Die Parcelle No. YlII. : ungedüngt aber mit tiefstem Boden, zählte fast immer mit zu den Parcelleu, welche die höchsten Er- träge lieferten; nach den Resultaten vom Jahre 1868 scheint indess ihr Ertrag jetzt endlich nachzulassen. Die niedrigen Erträge der vollständig gedüngten Parcelle I. auf der andern Seite wird man der flachen Acker- krume zur Last legen müssen. Der bei dem permanenten Haferfelde her- vorgehobene günstige Einfluss der Stickstoffdüngung findet sich in den Zahlen für Gesammtertrag an lufttrockner Masse hier nicht ausgesprochen. Dagegen macht sich ähnlich wie dort das Kalisalz bemerklich : die höchsten Gesammternten sind nämlich auf No. V. mit Kalisalz und Chilisalpeter und auf No. VI. mit Kalisalz allein erzielt. Bezüglich der Erträge und des Verhaltens während der Vegetation in den einzelnen Jahren bemerken wir Folgendes: Bei den Kartoffeln (1865) traten im Absterben des Krautes deut- liche Unterschiede hervor, und zwar in der Weise, dass die mit Kalisalz versehenen Parcellen, ausserdem aber auch die tiefgründige ungedüngte, sich am längsten grün hielten. Dieselbe Erscheinung ist, beiläufig envähnt, auch im Jahre 1869, dem ersten Jahre des zweiten Turnus, wieder be- obachtet. Es hat sich in diesem Jahre (1869) ferner gezeigt, dass die sämmtlichen mit Kalisalz gedüngten Parcellen ein höheres aber lichter gefärbtes Kraut entwickelten und früher zur Blüthe kamen, als die übrigen. — - Der höchste Kartoffel -Ertrag und der grösste Stärkemehlgehalt wurde im Jahre 1865 auf der mit Kalisalz allein gedüngten Parcelle VI. erzielt. Der auf die Kartoffeln folgende Hafer (1866) verhielt sich genau so wie der des permanenten Haferfeldes in demselben und in den folgenden Jahren. Sämmtliche mit Stickstoffdünger versehene Beete hatten einen weit üppigeren Wuchs und eine weit dunklere Farbe, und das Versuchs- feld im Ganzen (A. und B. zusammengenommen) bot im Jahre 1866 einen Schachbrett-artigen Anblick dar. Bei Vergleichung der Erträge (mit Aus- schluss der Parcelle VIII) sieht man, wie auch hier die Zahlen für Korn und Stroh jedesmal steigen, sobald man von einem nicht mit Chilisalpeter und Salmiak gedüngtem Stücke zu den nebenliegenden damit gedüngten tibergeht. Der Klee (1867) zeigte im Frühjahr überall einen sehr guten Stand. Gegen Ende Mai war die Vegetation am üppigsten auf ParceUe II. mit Supei*phosphat und Kalisalz, dann folgte V. mit Kalisalz und Stickstoff- dünger, darauf VI. mit Kalisalz allein, VH. mit Chilisalpeter allein und VIII. ohne Dünger. Mit Ausnahme von No. 1. (vollständige Düngung) standen daher die Parcellen mit Kalisalz -Düngung am besten. Nach den Gesammterträgen der beiden Schnitte, welche der Klee liefei'te, haben, wenn man von No. VIII. absieht, Kalisalz allein und Kalisalz -j- Super- phosphat am günstigsten gewirkt. Die bei dem ersten und zweiten Schnitt gewonnenen Einzelresultate sind nachstehend aufgeführt: 234 Wirkung des Düngers. Düngung 1. Schnitt (18. Juni) 2. Schnitt (9. Aug.) frisch lufttrocken frisch lufttrocken No. Pfd. Pfd. pCt. des fri- schen Klees Pfd. Pfd. pCt. des fri- schen Klees I. II. III. IV. V. VI. VII. vin. Supei-phosphat, Kalisalz, Chili- salpeter (Salmiak) .... Superphosphat, Kalisalz . . . Supei-phosphat, Chilisalpeter- (Salmiak) Superphosphat Kalisalz, Chilisalpeter (Salmiak) Kalisalz Chilisalpeter (Salmiak) . . . Ohne Dünger 106 163 137 140 151 166 134 147 24,8 34,5 32,2 32,6 34,0 38,0 32,8 34,8 23,4 21,2 23,6 23,3 22,5 22,9 24,5 23,0 63,5 69,5 57,1) 56,0 66,0 85,0 70,5 80,0 15,0 17,7 14,3 14,0 15,5 19,8 17,0 18,5 23,6 25,5 25,1 25,0 23,5 23,3 24,1 23,1 Im Ganzen 1144 263,7 23,1 647,5 131,8 24,1 Bei dem dem Klee folgenden Hafer trat der günstige Einfluss der Vorfrucht (die düngende Wirkung der Kleewurzeln und Stoppeln) in auf- fallender Weise hervor. Sämmtliche Parcellen ohne Unterschied zeigten einen gleichmässig üppigen, und den der besten Parcellen des permanenten Haferfeldes überti-effenden Stand; während sich auf dem letzteren die Stickstoffdünger wieder deutlich markirten, war auf dem Fruchtwechsel- felde dieses Mal nichts davon zu bemerken. Das Ernteresultat entsprach indess den gehegten Erwartungen nur im Betreff des Stroh's, nicht auch des Korn's; es lag dies darin, dass, als gegen Ende Juli sämmtlicher Hafer befiel und dann rasch reifte, die Ausbildung der Körner auf dem Frucht- wechselfelde noch nicht soweit vorgeschritten war, als auf dem anderen Felde. Die höchsten Erträge sowohl an Korn als an Stroh sind auf den Par- cellen VI. mit Kalisalz allein und V. mit Kalisalz und Chilisalpeter erzielt. Wirkung v^on Güustigc Wirkung von Kalisalz auf Klee; von W. Henne- ^**|^^^ »"^ berg ^). — Von den bei der Fortsetzung der in vorstehendem Artikel erwähnten Düngungsversuchen erhaltenen Resultaten verdienen die auf dem Fruchtwechselfelde 1871 erzielten Beachtung. Dasselbe trag nach 4 jähriger Zwischenzeit zum 2ten Male Rothklee und lieferte in 2 Schnitten an Heu: 1. 54,2 -|- 20,0 — 74,2 Pfd. II. 31,9 -|- 19^0 = 50,9 „ III. 24,8 4- 15.4 =r 40,2 „ ») Joum. f. Landw. 1872. 76. Wirkung des Dünger». 235 IV. 19,6 Vn. 26,6 VIII. 32,1 12,8 = 32,4 Pfd. V. 28,7 -|- 15,8 = 44,5 „ VI. 34,5 -j- 17,4 = 51,9 „ 14,4 = 41,0 „ 15,6 = 47,7 „ Zu diesen Zahlen ist zu bemerken, dass sich auf der Parcelle V. (Chlorkalium und Chilisalpeter) eine Fehlstelle befand und dass die Par- celle VIII. (ohne Dünger) eine bessere Bodenbeschaifenheit besitzt, als sämmt- liche übrigen, weil der den Untergrund bildende Tuffkalk dort tiefer steht. In Folge davon musste der Kleeertrag der Parcelle V. verhältnissmässig zu niedrig, der der Parcelle VUI. dagegen verhältnissmässig zu hoch ausfallen. Vergleicht man nun diejenigen je 2 Parcellen, welche sich bei im Uebri- gen gleicher Düngung nur durch das Fehlen der einen oder anderen Dünger- art unterscheiden, so ergeben sich folgende Minder- oder Mehrerträge: Chlorkalium fehlend bei Superphosphat -f- Chilisalpeter (I. u. in.) . . 34,0 Pfd. weniger „ Superphosphat (IL u. IV.) 18,5 „ „ „ Chilisalpeter (V. u. VII.) 3,5 „ „ „ Ungedüngt (VI. u. VIII.) 4,2 „ Superphosphat fehlend bei Chlorkalium -j- Chilisalpeter (I. u. V.) . . . 29,7 Pfd. weniger „ Chlorkalium (II. u. IV.) 1,0 „ mehr „ Chilisalpeter (III. u. VII.) 1,2 „ „ „ Ungedüngt (IV. u. Vni.) 15,3 „ Chilisalpeter fehlend bei Superphosphat -|- Chlorkalium (I. u. II.) . . . 23,3 Pfd. weniger „ Supei-phosphat (III. u. IV.) 7,8 „ „ „ Chlorkalium (V. u. VI.) 7,4 „ mehr „ Ungedüngt (VII. u. VIII.) 6,7 „ Danach hat überall ohne Ausnahme, selbst in den Fällen, wo fremde Einflüsse entgegenwirkten, das Fehlen des Chlorkaliums eine Verminderung der Erträge zur Folge gehabt, während bei Superphosphat und Chili- salpeter Verminderung und Steigerung wechseln. Die Resultate sprechen mithin entschieden füi- eine günstige Wii-kung der Kalidüngung auf Klee unter den obwaltenden Bodenverhältnissen. Dies um so mehr, als sich auch bei dem erstmaligen Kleeanbau im Jahre 1867 ähnliches gezeigt hat, insofern als damals die Parcellen mit Superphosphat und Chlorkalium (Ko. II.) und mit Chlorkalium allein (No. VI.), von der ungedüngten Parcelle mit besseren Bodenverhältnissen abgesehen, die höchsten Erträge lieferten. Ueber die Wirkung des Gypses und schwefelsauren Kali's Wirkung von als Düngung auf ein Geraenge von Rothklee und Timothygras. Kafisaiz^auf Von R. Heinrich 1). — Der Boden des Versuchsfeldes war ein in seinem Kleegras, mechanischen Bestände dem Flugsande nahestehender Boden, der seit einem Menschenalter keinen Klee getragen hatte. Die Feiuerde enthielt ') Landw. Jahrbücher, Zeitschr. f. wissenechaftl. Landwirthschaft. 1872. 1. 599. 236 Wirkung des Düngers. in 100 Theilen bei ca. 1 pCt. Feuchtigkeitsgehalt 1,75 pCt. Humus und 1.945 pCt. in heisser Salzsäure Lösliches und darunter 0,034 pCt. Kali, 0,023 pCt. Natron, 0,047 pCt. Kalk, 0,065 pCt. Magnesia, 0,023 pCt. Schwefelsäure, 0,088 pCt. Phosphorsäure. Von der zu Ys aus obigem Gras und zu ^/s aus Klee bestehenden Mischung waren 10 Pfd. per Mor- gen verwendet worden. Dem Kleegras vorausgegangen waren Roggen (mit einer Düngung von Y2 Ctr. Peruguano pr. Mrg.), Kartoffeln in Stallmist, und Hafer, in welchem die Kleegras-Einsaat erfolgte. Das Versuchsfeld enthielt 6 je einen Morgen grosse Parcellen, von denen je 2 Gyps und rohes schwefelsaures Kali (mit 11,5 pCt. Kali) Anfang Mai als Kopfdüngung erhielten und zwar jede Parcelle 1 Ctr. des Düngemittels-, 2 Parcellen blieben ungedüngt. Der erste Schnitt des Kleegrases erfolgte am 1. Juli, der zweite am 27. August. Auf Trockensubstanz berechnet, gestalten sich die Ernte- erträge folgeudermassen: Düngung 0 Oh Erster Schnitt Zweiter Schnitt Beide Schnitte Ernte von 2 Par- cellen Dnrcliscliiiilt zweier Parc. (pr. Morgen) Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Gyps 1 877,6 779,8 1657,4 3305,1 1652 6 4 822,4 825,3 1647,7 Ungedüngt . . . 2 650,3 791,6 1441,9 2799,9 1400,0 5 682,8 675,2 1358,0 Sp}iwpfpl«!anvp«s K^nli 3 1123,6 824,5 1948,1 3544,1 1772,1 6 960,0 636,0 1596,0 Beide Düngemittel hatten hiernach einen gesteigerten Ertrag an Kleegras hervorgerufen. Die nachfolgenden Untersuchungen beziehen sich immer nur auf das Material vom ersten Schnitt, von welchem sofort nach dem Schnitt, also noch grün, in grösseren Quantitäten an zahlreichen Stellen der einzelnen ParceUen gesammelt worden war. Die Einwirkung des angewendeten Düngers auf die Entwicklung des eiugesäeten und natüi-lichen Pflanzenwuchses zeigt sich in nachstehender Uebersicht. 100 Thl. der Durchschnittsproben ergaben folgende Mengen an luft- trocknen Pflanzen: Rothklee Timothygras andere Pflanzen Gyps . . . 65,6 17,2 17,2 Kalisalz . . . 52,0 30,0 18,0 Ungedüngt . . 64,4 15,0 20,6 Wirkung des Düugcrs. 237 Verf. erblickt in den geringen Differenzen der Zahlen von Gyps- dünguug und Ungedüngt eine wesentliche Ein\\arkung des Gypses auf eine relativ günstige Entwicklung des Klee's. Bei Düngung mit schwefelsaurem Kali ist eine überwiegende Entwicklung des Timothygrases unverkennbar. Diese hier gefundenen Zahlenwerthe auch mit auf den zweiten Schnitt übertragen, ergeben sich die per Morgen erhaltenen Pflanzenmengen (luft- trocken) wie folgt dar: Düngung Rothklee Tiaiothygras andere Kräuter ganze Ernte Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Gyiis 1352 354 354 2060 Ungedüngt ... 1118 261 358 1737 Schwefelsaures Kali 1157 668 402 2227 lieber Ungedüngt hatten demnach mehr ertragen an Klee an Gras anand.Kräutei'n Schwefelsaures Kali 39 Pfd. 407 Pfd. 44 Pfd. Gyps 234 „ 93 „ — 4 „ Die Kleepflanzen von den verschiedenen Versuchen wurden ferner in die Stengel (mit Blüthenköpfen) und Blätter (mit Blattstielen) zerlegt, und diese Theile dem Gewicht nach bestimmt. Darnach wurden in Procenten der lufttrocknen Kleepflanzen und pro Morgen in Pfd. (auf beide Schnitte berechnetj geerntet: Düngung Blätter (mit Stl.) Stengel (mit Blüthenk.) pCt. Pfd. pr. Morgen pCt. Pfd. pr. Morgen Gyps 34,8 470 65,2 882 Ungedüngt . . . 40,6 454 59,4 664 Schwefelsaures Kah 38,9 450 61,1 707 Die Mehrproduction gegen Ungedüngt zeigt sich in folgenden Zahlen: an Blättern an Stengeln durch Schwefelsaures Kali — 4 Pfd. -j- 43 Pfd. „ Gyps +16 „ 4-218 „ Die von Pincus u. A. beobachtete Thatsache, dass der Gyps seine Wirkung auf den Klee durch eine erhöhte Entwicklung der Stengelorgane und durch eine (relativ) verminderte Blattentwicklung äussere, findet hier seine Bestätigung. Die Ergebnisse der chemischen Untersuchung der Theile der Klee- pflanze und des Timothygrases sind in nachstehenden Zusammenstellungen übersichtlich gemacht: Procentischer Wassergehalt Blätter und Blattstiele Stengel und Blüthenköpfe Timothygras vom Klee vom Klee bo 60 C .S s 'S -B :S CO Ol •TS Cu bD a >> S oä O Cj W TS o' tJ w o t» w 74,69 80,88 76,27 79,11 78,94 79,83 68,04 81,22 72,48 tß a a a ■s :3 'O rs TS u a, ÖO £3 >-, a w o t=> 79,83 68,04 81,2 238 Wirkung des Düngers. Die bei früheren Versuchen gemachte Beobachtung, dass die ge- gypsten Pflanzen und Pflanzentheile einen höheren Wassergehalt zeigen, als die ungedüngten Pflanzen, finden hier keine Bestätigung. Die Blätter des gegypsten Klee's waren ärmer, die Stengel sehr wenig reicher an Wasser als die des ungedüngten Klee's. Das gegypste Thimothygras war beträchtlich ärmer an Wasser als das ungedüngte. In gleicher Weise äusserte sich die Wirkung des Kalisalzes; nur die Stengel des damit ge- düngten Klee's waren um etwa 1 pCt. wasserreicher als die des unge- düngten Klee's. Die chemische Untersuchung der Trockensubstanz ergab folgende Zusammensetzung der Pflanzen und Pflanzentheile: A. Kleeblätter (mit den Blattstielen): Düngung : Gyps: üngedüngt : Schwefels. Kali: pCt. pCt. pCt. Fett, Chlorophyll, Wachs > 6,0S 6,80 6,66 lösliche Kohlenhydrate 48,45 49,74 50,87 Prote'inkörper . . . 23,75 22,50 22,50 ZeUstoff 13,58 12,82 11,40 Asche (kohlensäurefrei) . 8,22 8,14 8,37 pCt. pCt. pCt. Kali. . . . 1,049 1,095 1,175 Natron . . . 0,037 0,069 0,056 Kalk . . . 5,253 5,241 5,243 Magnesia . . 0,749 0,795 0,904 Eisenoxyd . . 0,117 0,057 0,062 Schwefelsäure . . 0,212 0,128 0,149 Phosphorsäure 0,667 0,608 0,698 Kieselsäure . . 0,104 0,096 0,093 Chlor . . . . 0,035 0,069 0,248 8,223 8,158 8,628 min. die dem Chlor äquiv. Sauerstoffmeng B 0,008 0,016 0,055 8,215 8,142 8,573 100,00 100,00 100,00 B. Kleestengel (mit den Blüthenköpfchen) : Düngung: Gyps: Ungedüngd: Schwefels.Kali : pCt. pCt. pCt. Fett, Chlorophyll, Wachs 3,88 3,90 3,98 lösliche Kohlenhydrate . . 52,11 52,46 50,52 Prote'inkörper 11,88 11,25 11,38 Zellstoff 27,00 27,56 28,32 Asche (kohlensäarefi-ei) . . 5,13 4,83 5,30 Wirkung des Düugers. 23 pCt. pCt. pCt. KaU . . . . 1,176 1,162 1,138 Natron . . 0,010 2,059 0,116 Kalk . . . 2,424 6,067 2,080 Magnesia . 0,553 0,775 0,856 Eisenoxyd . 0,057 0,035 0,039 Schwefelsäure 0,187 0,096 0,129 Phosphorsäure 0,607 0,532 0,527 Kieselsäure . 0,052 0,038 0,059 Chlor. . . 0,080 0,089 0,464 5,146 4,853 5,408 min. die dem Chlor äquiv. Sauerstoffmenge 0,019 0,020 0,104 5,127 4,833 5,302 100,00 100,00 100,00 C. Timothygras. Düngung: Gyps : üngediingt; Schwefels. Kali: pCt pCt. pCt. Fett, Chlorophyll, Wachs 3,66 3,60 3,62 lösliche Kohlenhydrate 50,63 50,57 47,44 Prote'iukörper . . . 8,50 8,50 8,50 Zellstoff 31,50 5,71 31,80 5,53 33,74 6,70 Asche (kohlensäurefrei) pCt. pCt. pCt. Kali . . . 2,150 2,194 2,402 Natron . . 0,030 0,015 0,026 Kalk . . . 0,569 0,535 0,623 Magnesia 0,197 0,206 0,223 Eisenoxyd . 0,049 0,042 0,052 Schwefelsäure 0,207 0,146 0,248 Phosphorsäure . 0,698 0,638 0,790 Kieselsäure . . 1,516 1,474 1,674 Chlor . . . 0,380 0,356 0,854 5,796 5,606 6,892 min. die dem Chlor 8 iquiv. Sauerstoffmenge 0,085 0,080 0,192 5,711 5,526 6,700 100,00 100,00 100,00 Zur besseren Uebersicht mögen ferner hier noch die Aschenanalysen (auf kohlensäurefreie Asche berechnet) folgen. 100 Theile der Aschen enthielten : 240 Wirkung des Düngers. A. Kleeblätter (mit den Blättstieleu) Düngung Gjps pCt. pCt. Setwefcl- saur. Eali pCt. B. Kleesteugel (mit Blütheuköpfchen) Düngung Gyps pCt. düugt pCt. Schwefel- saur. Kali pCt. C. Timothygras Düngung Gjps pCt. ünge- düngt pCt. Schwefel- saar. Ea'.i pCt. Kali Natron .... Kalk Magnesia. . . Eisenoxyd . . Schwefelsäure Phosphorsäure Kieselsäure . Chlor ..... min. die dem Chlor äq. Menge Sauerstoff = 12,77 0,45 63,94 9,12 1,42 2,58 8,12! 1,27| 0,43 13,44 0.85 64.37 9,77 0,69 1.57 7,47 1,18 0,85 13,70 0,67 61,15 10,54 0,73 1,74 8,14 1,09 2,89 22,94 0,19 47,28 10,78 1,12 3,62 11,851 l,Oll l,56i 24,04 1,23 42,77 16,03 0,71 1,99 11,02! 0,79 1.83! 21,45 2.20 39,32 16,14 0,73 2,44 9.93 1,11 8,75 38,27 0,52 9,85 3,42 0.86 3,.58 12,05 26,3.5 6,581 39,78 0,28 9,71 3,73 0,77 2,66 12,27 25,81 6,44 36,89 0,40 9,77 3,42 0,83 2,27 12.12 24,13 13,12 100,10400,19 10J,65 100,35!l00,4li 101,97101,48101,45; 102,95 0,10 0,19i 0,65 0.35 0,41 1,97 1,48 1,45 2,95 100,00400,00 100,00 100,00! 100,00, 100,00 100,00:100,001 100,00 [Gehalt der Rohasche an Kolüensäure = 31,85 32,80 29,40 24,57j 25,60! 22,08] — Da die Erhebungen des Verhältnisses zwischen Bestand an Klee und Gras, sowie zwischen Kleestengel und Kleeblätter sich auf lufttrockuen Zustand der- selben beziehen und eine besondere Bestimmung der betreffenden Wassergehalte unterlassen worden ist. so fehlen die Grundlagen für die Berechnung der Zusammen- setzung der ganzen Kleepflanze und der ganzen Ernte, die Ref. gern als Er- gänzung beigefügt hätte. Diese Berechnungen, welche gewissermassen den Schluss- stein der ganzen Arbeit gebildet hätten, unterliess Ref.. weil ihm der Schluss von denVerhältnisszahleu der Ernte-Theile im lufttrocknen Zustande auf ein gleiches Verhältniss dieser im ganz frischen oder völlig trocknen Zustande zu gewagt er- schien. Die aus den gegebenen Zahlen erhellenden Thatsachen sind vorzugs- weise folgende: In erheblicher Menge ist durch Gj^psdüngung sowohl, wie durch Kali- salzdüngung der procentische Gehalt an Proteinkörpern in den Kleestengeln erhöht worden, bei den Kleeblättern ist eine Erhöhung des Porteingehalts nur durch Gyps erfolgt. Beide Düngemittel blieben in dieser Beziehung bei Timothygras ohne Wirkung. Die Mineralstoffe sind in Folge beider Düngungen durchgängig in höheren Mengen aufgenommen worden, diese Mehraufnahme erstreckte sich jedoch nicht gleichmässig auf die einzelnen Aschenbestandtheile, von denen einige in relativ geringerer Menge aufgenommen wurden, als von den un- gedüngten Pflanzen, worüber ein Vergleich der proceutischen Zusammen- setzung der Aschen am besten Aufschluss giebt. Zu einer Berechnung der auf einer bestimmten Feldfläche aus dem Boden (incl. des Düngers) in die Pflanzen übergegangenen absoluten Mengen an Mineralstoffen fehlt — wie wir bereits bemerkten — die Grundlage. Hervorzuheben ist noch, dass im Klee präexistirend Schwefelsäure nicht aufgefunden werden konnte Wirkung des Düngers. 041 und dass demnach die in der Asche vorgefundene Schwefelsäure sich erst beim Einäschern aus vorhandenen schwefelhaltigen organischen Verbindun- gen gebildet hat. Interessant ist endlich die enorm gesteigerte Aufnahme des Chlor's durch die Pflanzen in Folge der Düngung mit Kalisalz, welches der Analyse nach 42 pCt. Chlor enthielt. Aus dem Resume des Verf. bemerken wir Folgendes : Der Mineralstoffgehalt der Pflanzen ist durch die Gypsdüngung in der Weise verändert worden, als vorzüglich eine höhere Menge von den Bestandtheilen des Gypses (Kalk und Schwefelsäure) in die Pflanzen auf- genommen wurde, woraus zu schliesen sein dürfte, dass in dem vorliegen- den Falle der Gyps hauptsächlich ernährend durch seine Bestand- t heile gewirkt hat. Die Wirkung des schwefelsauren Kali's erstreckte sich auf die Bildung einer grösseren Quantität an Kleegras, in unbedeutendem Grade auf die Verbesserung der Qualität des Futters. Die Aufnahme der Mineralstoffe ist durch die Düngung mit Kali- salz wesentlich beeinflusst worden, indem durch dasselbe eine gesteigerte Aufnahme von Schwefelsäure, von Magnesia, Phosphorsäure und Chlor ver- anlasst wurde. Ueber die Wirkung des Gypses auf Klee. Von E. Heiden ^) — Wirkung des Von einem in gutem Culturzustande befindlichen, mit Klee bestandenen ^Kiee.^" Feld wurden 2 Parzellen von je 1 Scheffel abgemessen, von welchem die eine im Frühjahr 1870, am 26. Ain-il, bei feuchtem Wetter mit 1^2 Ctn. G^'ps überstreut wurde; die andere Parzelle blieb zum Vergleich ungegypst. Der Boden des Feldes ist Lehm, mit Lehm-Untergrund, entstanden durch die Verwitterung von Granit. Die Witterung war dem Gedeihen des Klee's äusserst günstig und derselbe stand in Folge dessen auf beiden Stücken sehr üppig und so dicht, dass die unteren Blätter bereits zu faulen ange- fangen hatten und der 2 ^2 — 3 Fuss hohe Klee stark lagerte. Der erste Schnitt erfolgte am 14. Juni bei beginnender Blüthe und wurde zu Heu gemacht, das nach zweimaligem Beregnen am 20. Juni eingebracht wurde. Der zweite Schnitt ging durch ungünstiges Wetter ganz verloren. Der Ertrag pro Scheffel war an frischem Klee an Kleeheu an Trockensubstanz Gegjiiste Parcelle . . 13539,3 Pfd. 3261,5 2648,3 Pfd. Ungegn^ste Parcelle .. 15151,3 „ 3350,5 2713,6 „ Der procentische Wassergehalt betrug beim frischen Klee beim Kleeheu Gegypst 80,44 18,80 Ungegypst 82,09 19,01 Von der nicht gegypsten Parcelle war mehr geerntet au frischem Klee . . 1612 Pfd. an Kleeheu ... 89 „ an Trockensubstanz . 65,3 „ ') Amtsbl. f. d. landw. Vereine yachseus 1872. 98. Jahresbericht. 1. Abth. 16 242 Wirkung di'S Düngers. Die Analysen des gegj^^sten und ungegypsten Klee's, ausgefülirt von L. Brauner, ergaben auf sandfreie Masse und bezw. gleichen Wassergehalt umgerechnet, folgende Resultate: Trockensubstanz Gegypst Uiigegypst Heu Gegypst Ungegypst Wasser . . . Proteinkörper . . . 19,94 18,25 Fett 5,92 5,22 Kohlehydrate . . . 37,48 36,53 Rohfaser 30,09 31,92 Asche 6,57 8,08 14,51 17,05 5,06 32,04 25,72 5,62 14,51 15,60 4,46 31,23 27,29 6,91 100,00 100,00 100,00 100,00 pro Scheffel Land wurden geerntet beim gegypsten Klee beim nicht gegypsten Klee Proteinkörper . . 528,1 Pfd. 495,2 Pfd. Fett 156,8 „ 141,6 „ Kohlehydrate . . 992,6 „ 991,3 „ Rohfaser .... 796,9 „ 866,2 „ Asche 174,0 „ 219,3 „ 2648,4 „ 2713,6 „ Die Analys e der Aschen ergab: Proceiitisclie Zusammensetzung Entnalime ynn 1 Scheffel Land Gegypster. nicht gegypster Klee, Gegypster. nicht gegypster Elee Eisenoxyd 1,14 0,55 1,98 ffd. 1,21 Pfd. Kalkerde . . 39,96 26,18 69,52 55 57,40 „ Magnesia". . 13,24 7,21 23,02 V 15,81 „ Kali . . . 22,77 47,94 39,61 55 105,13 „ Katron . . 3,13 1,89 5,45 55 4,14 „ Phosphorsäure 10,01 8,08 17,42 55 17,71 „ Schwefelsäure 7,35 5,90 12,78 55 12,93 „ Kieselsäure . 0,77 0,46 1,34 55 0,99 „ Chlor . . . 1,81 100,18 2,08 100,29 3,14 55 4,56 „ 174,26 55 219,88 „ min. die dem Chio r • aeqniv. SaaerstofTmeiig B 0,41 0,47 — — 99,77 99,82 — — Die Ergebnisse des vorstehenden Versuchs fasst E. Heiden in Folgendem zusammen: 1) Der G}i)S hat Aveder an frischen Pflanzen, noch au Heu, sowie Trocken- substanz eine Wirkung gezeigt; im Gegentheil, der Ertrag war auf dem ungegypsten Stücke in allen Fällen ein grösserer. 2) Der gegj^pste Klee zeichnet sich durch einen grösseren Reichthum an Nähi'st offen, nämlich an Prote'instoffen, Fett und Kohlehydraten vor dem ungcg)i)sten vortheilhaft aus. 3) Die Asche des gegypsten Klee's ist procentisch reicher an Kalk, Mag- nesia, Phosphorsäure und Schwefelsäure, dagegen wesentlich ärmer an Kali als die des ungegyijsten Klee's. Wirkung des Diuio'crs. 243 4) Absolut liat der gegj-pste Klee dem Felde melir Kalkerde und Mag- nesia, dagegen bedeutend weniger Kali als der ungegypstc Klee, ent- zogen. 5) Hierdurcb ist einerseits der Futterwerth des gegypsten Klee's und andererseits der Dungwerth des uugegypsten Klee's wesentlich ver- melu't. Ueber letzteren Punkt zieht Verfasser noch in Erwägung ob der höhere Werth, den der ungegypste Klee vermöge seines höheren Kali- gehalts vor dem gegypsten hat, für den Landwirth wirklich von Werth ist und beantwortet diese Frage verneinend. Dem Boden sind — so sagt Verf. — wegen Mangel an den alkalischen Erden grössere Mengen von Kali entzogen worden; das Kali ist aber ein viel werth- vollerer Bodenbestandtheil als der Kalk. Beim gegypsten Klee sind somit dem Scheffel Lande 65,5 Pfd. Kali durch die Düngung desselben mit Gyps erhahen worden, was gewiss bei der Beurtheilung der Wirkung des Gypses nicht übersehen werden darf. Verfasser schliesst darnach ferner : 6) Für das betreffende Feld ist iudess die Düngerwerthvermehrung des ungeg}q)sten Klee's nicht von Vortheil. Die bedeutende Entnahme von Kali auf der einen Seite ist auf der anderen durch den Gyps in hohem Grade verringert. Welches Kalisalz ist zur Düngung bei Kartoffeln am meisten jj^'^'f^^^?,!^- geeignet? Von P. Bretschueider ^). — In der Regel führt eine Düngung mit Kalisalzen zu Kartoffeln, wenn sie ganz allein als Dünge- mittel verwendet worden waren, zu höheren Erträgen; jedoch nur bei an- gemessener Verwendung. Nach des Verf.'s Ansicht finden Kalisalze ange- messene Verwendung, wenn man sie nach dem letzten Ebenen des zu Kartoffeln bestimmten Landes demselben aufstreut und flach unterexstirpirt, ehe die Furchen zu Kartoffeln aufgefahren oder die Rillen zur Auslage des Saatgutes mit dem Marqueur vorgezeichnet werden. Eine unange- messene Verwendung 1) wenn man sie vor oder unmittelbar nach dem Auslegen der Kartoffeln mit den Saatknollen direct in Berührung bringt, 2) in das Lager derselben oder doch in unmittelbare Benachbarung mit demselben bringt, 3) wenn man die Kalisalze als Ueberdungüng bei Kar- toffeln verwendet. Die unter 1) und 2) erwähnten falschen Anwendungs- weisen verlangsamen oder verhindern die Keimung, sie vernichten im gün- stigeren Falle nur einen Theil der Stammtriebe im jugendlichen Zustande, im schlimmeren alle oder die grösste Zahl. Unter allen Umständen wh-d eine kostbare Zeit unwiederbringlich verloren, die Ernte kann nur eine absolut geringe und relativ geringwerthige sein. Und unter solchen Um- ständen kann von einer günstigen Wirkung der Kalisalze auf die Kartoffel- vegetation niemals die Rede sein. In dem unter 3) angemerkten Falle wird das Laub lädirt, das Kalisalz aber sehr unregelmässig vcrtheilt und grosscntheils viel zu hoch abgelegt, als dass es von den Wurzeln erreicht und aufgenommen werden könnte. Bei den nachstehend beschriebenen Versuchen sollten vier käufliche •) 14. Ber. d. Vers.-Stat. Ida-Maricnhütte pro 1870. 31. 16* 244 Wirkling iIps Düngers. Kalisalze aus Stassfurt in Concurrenz treten, und zwar in solcher Gabe, dass auf den Morgen 100 Pfd. Kali ausgestreut wurden. Den garan- tirten Gehalten entsprechend wurden (mit je 100 Pfund Kali^) pro Morgen ausgestreut : 1) 200 Pfd. 5fach concentrirtes Kalisalz 1 . ^^ m i i i- n\ ooo of 1 i • t TZ 1- 1 f 11^ rorm von ühlorkahum 2) 333 „ 3iach concentrirtes Kalisalz j 3) 357 ,. gereinigte schwefelsaure Kali- Magnesia | inForm von seh we- 4) 625 ,. schwefelsaurer Kali -Magnesia -Dünger [ feisaurem Kali Nach Untersuchung von Küllenherg hatten die Salze nachstehende Zusammensetzung: 1. 2. 3. 4. Wasser 2) 4,60 13,38 2,87 9.60 pCt. In Wasser Unlösliches .... 0,42 1,28 2,88 1,94 „ Kalk 0,16 0,51 1,02 0,95 „ Magnesia 0,94 3,88 li:24 9,14 „ Kali 47,54 29,61 30,22 16,51 „ Natrou 8,61 14,61 3,73 17,88 „ Schwefelsäure 0,60 4,13 35,56 18,36 „ Chlor ■ 47,18 42,34 15,52 33,26 „ 110,05 109,74 103,04 107,64 „ min. die dem Chlor äquiv. Sauerstoff- menge 10,63 9,54 3,49 7,49 „ 99,42 100,20 99,55 100,15 „ entspi^chend : Chlorkalium 75.31 46,89 14,72 9,03 „ Chlornatrium 16,24 27,57 7,04 33.74 „ Chlormagnesium 1,78 4,41 5,58 10,80 „ Schwefelsaures Kali — — 38,71 19,99 „ Schwefelsaure Magnesia .... — 5,11 26,67 13,77 ., Das zum Versuch benutzte Feld ist von grosser Gleichmässigkeit und war durch Pflugarbeit gut vorbereitet. Jede Parzelle war einen Morgen gross. Das Düngesalz wurde am 30. April ausgestreut und unterexstü-pirt, darauf wurden Furchen gezogen und die Saatknollen am nämlichen aus- gelegt. Durch einen am 12. Juli gefallenen Hagel wurde das Kartoffel- laub sehr beschädigt, die Pflanzen erholten sich zwar alle wieder, die Erträge sind aber offenbar, auf allen Parcelleu jedoch gleichmässig, ge- schwächt worden. Alles Uebrige und Bemerkenswert he erhellt aus nachstehender Zu- sammenstellung: 1) In der nachträglich ausgef. Analyse der Salze ergab sich ein Minder- oder Mebrgehalt an Kali und die ausgestreuten Quantitäten enthielten mehr oder weniger als 100 Kali. 2) Durch schwaches Glühen bestimmt. Wirkung des Düngers. 245 ' SP« 2 ° WM- Wertli Kosten Düngimgsweise £ 2 ■^^ ■- der -Jtf^ Mehr-Er- der Geldertrag -' p. sS träffe ' ) Düngung Pfd. Pfd. Pfd. 1) ÜDgedüugt 4453 " 2) Fünffach conceutr. Kali- salz (ChlorkaUum) . 95 6457 1934 9Thlr.21V.,Sgr. 7Thlr. 15Gr. -f2Thlr. 6 Gr. 3) Drerfach couceiitr. Kali- salz (Chlorkalium) . . 98 6572 2058 10 „ 8% „ 7 „ 15 „ +2 „ 24 „ 4) Gereiu. schwefeis. Kali- Magnesia 'l08'6469[ 1955 9 „ 23V, „ 12 „ 24 „ — 3 ? — j> 5) Kali- Magnesia- Dünger 103 16857 2343 11 „ 2IV3 „ 8 .. — „ + 3 „ 21 „ 6) Ungetlüngt 1 — 4575 — — Verf. folgert aus diesen Versuchen: dass bei jedem Boden, der dem Versuche zu Grunde gelegenen ähnlich ist, eine angemessene Ver- wendung von Kalisalz zu Kartoffeln von Nutzen ist. Die Form der Kali- salze scheint gleichgültig zu sein, da die Erträge bei allen Salzen in nahezu gleicher Höhe gesteigert wurden. Bezüglich der Wahl der zu verwendenden Kalisalze muss deshalb der Preis, zu welchem ein gleiches Quantum Kali käuflich ist, entscheiden. Mit Evidenz lehren die Versuche, dass in den Kalisalzen die auf Kartoffeln wirksame Substanz das Kali ist und nicht die Xebenbestandtheile, sonst müssteu die unreinsten Salze, welche in absolut grösster Menge ausgestreut worden sind, höhere Erträge als die procentisch kalü-eichen Salze ergeben haben. Vergleichende Versuche über die düngende Wirkung von Wirkung von Chlorkalium und schwefelsaurem Kali. Von J. Moser''). — und Die Versuche sollten einen Beitrag zur Lösung der Frage liefern, ob die 3ch\«!feisaur. Form des Sulfat's die passendere der Kalidüngung sei gegenüber der des Chlorid's, gegen welches sich die Mehrzahl der Agriculturchemiker aus- gesprochen hat. Dieselben wurden in Atzgersdorf bei Zuckenliben und Kartoffeln und in Simmering bei diesen Frtichten und bei Mais ausgeführt. Die zur Düngung angewandten und von Kalusz bezogenen Düngesalze waren : Chlorkalium entsprechend dem sog. 5fach concentr. Kalisalz der Stassfurter Fabriken und Pikromerit (oder Schönit) entsprechend der gereinigten und cal- cinirten schwefelsauren Kalimagnesia. Die beiden Dungsalze wurden entsprechend ihrem Kaligehalt in Mengen von 14 Gramm Chlorkalium gegen 27 Gramm Pikromerit gegeben und zwar als Stufendüngung mit einziger Ausnahme der für Grüumais bestimm- ten Flächen, welche in der vorgedachten Proportion mit den Düngsalzen gleichförmig überstreut wurden. Das zum Versuch dienende Land war nicht als ausgetragen, aber noch weniger als in voller Kraft bestehend und namentlich einer Kali- ' ) 1(X> rfuud Kartoffeln --- 15 Sgr. *) Organ d. Vor. f Rb.-Zuck.-Industr. in d. östreich.-ungar. Monarch. 1872. 37. 246 Wirkung des Düngers. düngimg iinbedürftig aüzusehen. Das Atzgersclorfer Feld stand jedenfalls in besserer Kraft als das zu Simmeriug, welches mehrere Jahre hindurch zu Grasboden ohne Düngung niedergelegt war. Die mit gutem Grund anzunehmende grössere Erschöpfung dieses Bodens hat auch Veranlassung gegeben, die für Mais bestimmten Flächen mit etwas rohem Knochenmehl (2 Ctnr. p. Joch) zu düngen. Die Anpflanzungen erfolgten auf beiden Versuchsplätzen zu möglichst gleicher Zeit. Die Stufeudüngung erwies sich insofern nachtheilig, als die Rübensamen später keimten und bei den Rüben sich viele Fehlstellen zeigten. Diese wurden in Atzgersdorf durch Verpflanzen von Keimlingen aus dem ungedüngten Lande wieder ausgeglichen; in Simmering beliess man diese Fehlstellen, aus denen dann noch später hier und da Pflanzen hervorkamen. Die reifen Rüben aus den Kalidüngern zeigten in Atzgersdorf sehr auf- fallend eiiie mehr knollige, nicht spindelförmige Gestalt mit zahlreichen Wurzelverästelungen; in Simmering trat diese Erscheinung seltner hervor und mag etwa auch das Verpflanzen und die seichtere Ackerkrume jenes Vorkommuiss mit veranlasst haben. Die vorgedachten Störungen in der ersten Entwicklung der Pflanzen und der für Culturversuche so wenig günstige Sommer des verflossenen Jahres würden, wenn es in erster Linie auf quantitative Ertragserhebungen abgesehen gewesen wäre, zu keinem Resultate geführt haben, wohl aber war es zulässig, die unter gleichen Bedingungen erzielten in der Qualität der Ernteobjccte gelegeneu Resultate zu verfolgen und diese finden nach- stehend Mittheilung. Zuckerrüben. Atzgersdorf. S i m m e r i n g. Des Saftes o s •- -2 SS fS r-l it-l Des Saftes s| t Dichte= Sacch. Anz. pCt. Zucker- gehalt pCt. Dichte = Sacch Anz. pCt. Zucker- gelialt pCf. Diinijniig m. Pikrnmcrit Düiigiiii!,'i)i.('lilork;iliiim üngeJiin^'t 1,0614 1,0656 1,0619 15,000 15,976 15,116 11,22 ii;4 12,22 2,96:1 2,49:1 4,22:1 1,0639 1,0584 1,0640 15,581 14,285 15,697 12,27 10,69 11,89 3,7:1 2,97:1 3,12:1 Wenn man im Allgemeinen das Verhältniss vom Zucker zum Nicht- zucker in einer Rübe als Maassstab fü]- deren bessere oder mindere Qua- lität gelten lässt, so stehen in Atzgersdorf die ungedüngten, in Simmering die mit Pikromerit gedüngten oben an und die mit Chlorkalium gedüngten zeigen sich beidenfalls von der mindesten Qualität, denn auch in Atzgers- dorf rangiren die nach Pikromerit höher als die nach Chlorkalium und will man aus dem günstigen Erfolge, den bei diesem Versuche die unge- düngte Fläche gab, den Schluss ziehen, dass in diesem Falle ein Kalibe- darf des Bodens nicht vorhanden, also eine Kalidüngung unnöthig war Wirkung des Düngers, 247 und sogar deprimirend wirkte, so muss mau dann auch zugeben, dass Piki'omerit eine mindere Herabstimmung in der Qualität veranlasst hat als Chlorkalium. Kartoffel. Die in Sirameriug gepflanzten Kartotfeln waren minderer Qualität als in Atzgersdorf, wo sich übrigens die dort schon lange nicht mehr auf- getretene Fäule "chwach und gleichförmig auf gedüngten und ungedüngten Parcelleu bemerkbar machte. Die zur Untersuchung ausgewählten Knollen wurden auf ihren Prote'ingehalt und auf die Dichte untersucht, aus welcher Trockensubstanz und Stärkegehalt berechnet sind. Diese Untersuchungen ergaben: Atzgersdorf. S i m m e r i n g. Dichte Gehalt an Dichte Gehalt an Trocken- substanz Stärke- mehl Protein Trocken- substanz Stärke- mehl Protein Diingwng mit Pikroraerit . DiingHiig mit Cliiorkalimii . Uiigedüngt 1,101 1,093 1,094 26,54 24,58 24,83 19,04 17,08 17,33 3,08 2,81 2,75 1,094 1,093 1,097 24,83 24,58 25,57 17,33 17,08 18,07 3,55 3,05 3,53 Die Ergebnisse dieser beiden Versuche weisen Verschiedenheiten auf, indem in Atzgersdorf die Piki'omeritdüngung die beste Qualität sowohl nach Dichte als Proteingehalt aufweist, während Chlorkalium und unge- düngt nach der Dichte nahezu gleich stehen, im Proteingehalt aber C/hlor- kalium voran ist-, zufällig zeigt die andere Sorte in Simmering nach Chlorkalium die gleiche Dichte bei merklich höherem Prote'ingehalt, in welchem aber hier Pikromerit und ungedüngt stark voraus sind und steht hier nach der Dichte „ungedüngt" obenan. Was das Chlorkalium in Simmering an Qualität einbüsste, ist an der Menge des Ernteertrags reich- lich hereingebracht. Es ergaben nämlich die gleich grossen Versuchspar- cellen (— 888 Quadratfuss) : In der Ernte Gewicht der geem- tetenKuolleu Trocken- suktanz Stärke- mehl Proteüi Nach Pikromerit . 189 Pfd. 43,93 Pfd. 32,75 Pfd. 6,71 Pfd. „ Chlorkalium • 347 „ 60,71 „ 42,18 „ 7,53 „ Ungedüngt . . . 185 „ 47,30 „ 33,42 „ 6,55 „ Grünmais. Die Versuche mit Grünmais wurden nur in Simmering und zwar bei breitwüi-figer Vertheilung der Kalisalze unter Mitanwendung von Knochen- mehl ausgeführt. Das Knochenmehl kam auch auf die mit Kalisalzen nicht gedüngte Vergleichsflächg in Anwendung. Die Einsaat erfolgte am 9. Mai, die Ernte am 21. August. Die anfängliche Entwicklung der Pflanzen war — der ungünstigen Witterung halber — durchgehends und gleich- förmig unterdnickt. Nach den den einzelneu Erntemengen entnommenen Proben war: 0^^ Wirkung des Püiigtrs. Der Gehalt an Wasser Trockensubstanz Protein a. bei der Düngung mit Pikro- merit und Knochenmehl . 82,22 pCt. 17,78 pCt. 1,31 pCt. b. bei der Düngung mit Chlor- kalium und Knochenmehl 81,40 „ 18,60 „ 1,50 „ c. bei der Düngung mit Kno- chenmehl allein ... 81,90 „ 18,10 „ 1,43 „ Auf die ganze Ernte bezogen ergiebt sich in Zollpfunden: Eine Erntemeuge mit einem Gehalte an : Trockensubstanz Protein bei a 143 25,42 1,87 „ b 152,5 28,36 2,28 „ c 130,5 23,62 1,86 Auf das Joch berechnet würde das Erntegewicht bei a. 181^3, bei b. 4O6-/3 und bei c. 348 Ctnr. betragen. Nach dieser Darlegung zeigt sich die Ernte nach Chlorkalium in quali und quanto als die relativ beste, Pikromerit gab in quali das geringste Ergebniss, das aber durch das Mehrgewicht, das gegen die nur mit Knochen- mehl gedüngte Fläche erzielt wurde, sich im Ganzen etwas günstiger stellt, als das auf der eben erwähnten Fläche erzielte. Einfluss von Ucben gesteigerte Kalidüngungen einen Einfluss auf den aufZucker- Zuckergehalt der Rübe und auf die Zusammensetzung von ^Rübln" deren Asche? Von 0. Kohlrausch und A. Petermanu '). Die Ver- fasser cultivirten ihre Rübenpfianzen in Quarzsand, der durch Behandeln mit Salzsäure und nachheriges Auswaschen mit Wasser möglichst von mineralischen Nährstoffen befreit war. Die Untersuchung des so be- handelten Sandes ergab in der That auch, dass derselbe an concentrirte Salzsäure nur noch 0,23 pCt. Eiseuoxyd abgab, von den übrigen Nähr- stoffen aber nur noch quantitativ unbestimmbare Spuren enthielt. Wie dies durch den Versuch dü'ect constatirt werden konnte, war derselbe ohne künstlichen Zusatz von Nährstoffen nicht im Stande, junge Rübenpflanzen zur Entwicklung zu bringen. Zum Versuch dienten 8 mit Zinkblech ausgefütterte Holzkästen. Es wurde die allen 8 Kästen gemeinschaftliche vollständige Mineralsalz- Düngung dann in der Weise durch Zusatz von phosphorsaurem, bezw. kohlensaurem Kali abgeändert, dass je 4 derselben eine Lösung von p hos- kohle usaurem Kali in aufsteigenden Mengen zugesetzt wurde, den 4 anderen aber kohlensaures Kali ebenfalls in aufsteigender Menge. Sämmtliche mineralischen Pflanzennährstoffe wurden dem Boden in Lösung zugeführt. Alle Kästen wurden am gleichen Tage mit Rübeukernen beschickt. Weder die steigenden Gaben der Düngung, noch die abweichende Form derselben war von irgend welchem Einfluss auf die morphologische Entwicklung der Pflanzen-, Zahl und Grösse der Blätter waren bei allen ') Nacli d. Centralbl. f. Agriciilturchemie 1872. 1, 267. Aus Organ d. Ver. f. Rbzckindnstr. in d. östr.-ungar. Monarchie 1872. 171, Wirkung des Düngers. 249 8 Exemplaren durchaus gleichmässig. Die EntANicklung war während der ganzen Vegetationszeit von 133 Tagen ganz normal verlaufen. Es ergab sich bei den Versuchen als wichtigstes Resultat: eine Steigerung des Zuckergehaltes mit der Steigerung der Kali- düngung. Ist auch diese Steigerung nicht zu beträchtlich, so ist sie doch eine stetige und der Vermehniug der Kalidüngung nahezu pro- portionale. Sie würde sich vielleicht noch schlagender zeigen, wenn die geernteten Rüben gleiches absolutes Gewicht gehabt hätten, denn es ist eine bekannte Thatsache, dass der Zuckergehalt mit der zunehmenden Grösse der Rübe fällt. Hier sind, trotz des steigenden, absoluten Ge- \nchtes durch die steigende Kalidüngung zuckerreichere Rüben erzielt worden. Die Betrachtung der Mittelzahlen bei den Rüben beider Reihen spricht entschieden zu Gunsten des kohlensauren Kali's, denn die mit diesem Salze gedüngten Rüben zeigen gegenüber denen, die mit phosphor- saurem Kali gedüngt wurden, ein erhöhtes Erntegewicht und einen wesent- lich höhereu Zuckergehalt. Bei früheren Versuchen Kohlrausch's konnte jedoch ein wesent- licher Unterschied in der Wirkung beider Salze nicht coustatirt werden, so dass diese Erscheinung noch nicht als eine durch die verschiedene Natur der Salze bedingte aufgefasst werden darf. Der Gehalt an Trockensubstanz war in beiden Versuchsjahren höher bei der Düngung mit phosphorsaurem, als bei der mit kohlen- saurem Kali. Auch der mittlere Gehalt an Proteinsubstanzen Avar bei der Düngung mit phosphorsaiirem Kali höher. Die steigende Kalidüngung hat in keinem Falle — weder 1868 noch 1871 — eine Steigerung der Quantität des Aschengehaltes ver- anlasst, wenn auch die Qualität desselben wesentlich durch dieselbe boeinflusst ward. Die Aschengehalte bewegten sich in allen Fällen um den normalen mittleren Gehalt an Mineralsubstanzen, wie sich solcher nach E. Wolfs Tabellen für die im ft-eicn Felde gewachsenen Rüben ergiebt. Die in der Praxis so häufig behauptete nachtheilige Einwirkung starker Kalidüngungen auf die Steigerung des Aschengehaltes, durch welche wiederum die Verarbeitung der Zuckersäfte erschwert würde, erwiese sich sonach als unbegrändet. Die Analyse der Aschen ergab mit der Steigerung der Kali- düngung eine Vermehrung des Kaligehaltes der Rübenasche. Der Kalisteigerung entspricht keine Vermehrung der Phos- phorsäure, die steigende Kalimenge kann demnach nicht als phos- phorsaures Salz assimilirt worden sein, in welcher Form das Kali in der ersten Reihe geboten worden war. Viel wahrscheinlicher ist die erhöht eintretende Assimilation des Kali's als Chlorkalium, denn die Aschen zeigen mit Ausnahme zweier Fälle eine regelmässige Steigerung des Chlorgehalts. In einem äqui- valenten Verhältnisse stehen jedoch Kali und Chlor nicht, so dass das vennehrt aufgenommene Kali noch in einer anderen Form zur Assimilation 350 Wirkung des Düngers. gelangt sein muss. Füi- die erste Versuchsreihe ist überdies eine Steigerung des Schwefelsäuregehalts zu constatiren. Der Procentgehalt an Kali und Phosphorsäure der mit phosphor- saurem Kali gedüngten Pflanzen ist beträchtlich höher, als der mit kohlen- saurem Kali gedüngten, was sich bereits bei den Versuchen von 1868 in noch stärker ausgesprochener Weise zeigte. Das auffälligste Resultat ist aber, dass durch eine Düngung mit phos- phorsaurem Kali die Assimilation des Natrons bedeutend herabgedrückt, ja fast unterdrückt worden ist. Obgleich sämmtliche 8 Versuchspflanzen gleiche Mengen Chlornatrium zur Verfügung hatten, so enthielt die Reiu- asche der mit phosphorsaurem Kali gedüngten Rüben doch nur 0,75 pCt. Natron, gegenüber 6,35 pCt. Natron in der Reinasche der mit kohlen- saurem Kali gedüngten. Auch diese Erscheinung ward bereits bei den früheren Versuchen in noch viel stärkerem Maasse beobachtet. Das gleiche Verhältniss zeigte sich bei der Analyse der Rübenblätter. Düngung bei -^^ Rothklee. Düu gungsvcrsuch e zu Rothklee. Von E. Wolff^). — Die- selben sollten zur Beantwortung der Frage beitragen, ob es möglich ist, den Rotliklee in rascher Aufeinanderfolge auf demselben Felde mit Er- folg zu cultiviren. Im Frühjahr 1866 ^\^lrde der Klee ohne Ueberfrucht gesäet-, derselbe ging sehr gleichmässig auf, entwickelte sich schon im ersten Jahre recht gut und lieferte im Jahr 1867, da das Feld offenbar in einem sehr klee- fähigen Zustande sich befand, eine reichliche Ernte, nämlich im ersten Schnitt 2757 Pfd. und im zweiten Schnitt 1789 Pfd., im Ganzen also 4546 Pfd. Kleeheu pro Neumorgen oder ^4 Hectare. Dem Klee folgten im Jahre 1868 Kartofieln, welche unter dem Einfluss einer sehr günstigen Witterung den überaus hohen Ertrag von 13305 Pfd. pro Neumorgen gaben. In den Jahren 1869 und 1870 trug das Feld wiederum Roth- klee und es wurde dasselbe hierzu auf die folgende Weise vorbereitet. Zunächst streute man die betreffenden Düngemittel auf der unteren Hälfte des Feldes aus, hierauf wurde die ganze Versuchsfläche mittelst zwei hintereinander gehender Pflüge bis zu einer Tiefe von etwa 1 Fuss umgebrochen und ausserdem noch mit dem Untergrundpflug bearbeitet; sodann wurde die obere Hälfte des Feldes gedüngt und endlich das letztere überall mit der Egge an der Obei-fläche gepulvert und geebnet. Bei diesem Verfahren beabsichtigte man also die Wirkung der Dünge- mittel zu beobachten, nachdem dieselben einerseits der obersten Schicht des Bodens und andererseits in möglichster Tiefe dem Untergrund bei- gemischt worden waren. Die Grundlage der Düngung war eine Mischung von Bakersuper- phosphat und schwefelsaurem Kali in solchem Verhältniss, dass dadurch der in den Jahren 1866 bis 1868 stattgefundene Verlust des Bodens an Kali und Phosphorsäure ziemlich wieder ausgeglichen wurde. Ausserdem kam auf je einer Parcelle, sowohl bei Flachdüngung als bei Tiefdüngung ein verschiedenes Lösungs- oder Vertheilungsmittel in Anwendung, nämlich ') D. landw.-chem. Vers.-Stat. Hohenheim. Berl. 1870. Wirkung des Düugers. 251 Kochsalz, Chilisalpeter und GjTS. Im Jahre 1869 konnten von dem jungen, ohne Ueberfrucht gesäeten Klee noch zwei schwache Schnitte genommen werden, im Jahi'e 1870 erzielte man drei Schnitte, von denen der letzte allerdings nur sehr niecb'ig ausfiel. Das Versuchsfeld war in 6 lange und schmale Streifen eingetheilt, von denen die obere Hälfte flach, die untere dagegen tief gedüngt wurde, so dass im Ganzen 12 Parcellen sich ergaben, jede ungefähr Yio Neumorgen gross. Die Ernten betrugen in übersicht- licher Zusammenstellung der directen Wägungsresultate pro Jahr: Eiufaclie ünge- Diin!;iiugii. Dimgiuii? a. ünf^e- Düngung Düngung di'uigl KnclisaJz ChilisaJp. düngt u. (lyps A. Obere Hälfte 1. 2. 3. 4. 5. 6. (Flachdünguug) PW. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1869 . . . 97,2 45,6 107,2 136,4 42,4 150,6 1870 . . . 206,7 174,2 207,2 232,9 216,4 235,0 Im Ganzen 303,9 219,8 314,4 369,3 258,8 385,6 B. Untere Hälfte 7. 8. 9. 10. 11. 12. (Tiefdüiigung) Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1869 . . . 94,8 61,6 107,2 119,8 98,2 133,4 1870 . . . 206,7 218,8 282,8 287,0 266,8 285,4 Im Ganzen 301,5 280,4 390,0 406,8 365,0 418,8 In dem ersten Jahre gab sich, ganz besonders bei dem ersten Schnitt, unter dem Einfluss der Flachdüngung, die Wirkung der Düngemittel überhaupt und namentlich der Beidüngung mit Kochsalz, sowie mehr noch mit Chilisalpeter und mit Gyps in einem sehr auffallenden Grade zu er- kennen, während bei der tiefdüngung der Erfolg im zweiten Jahre ein günstigerer war als im ersten. Die Betrachtung der specielleren Versuchs- resultate, so\\ie der bei den einzelnen Kleeschnitten beobachteten Er- scheinungen behält sich Verf. für eine spätere Berichterstattung vor. Im Jahre 1871 soll das Feld mit einer Zwischenfrucht augebaut werden und hierauf unter ähnlichen Düngungs- und Culturverhältnissen, wie- oben angegeben ist, abermals Rothklee folgen. Ueber Untergrundsdüngung, von Walter Funke i). — Unter un<.ergrunds. dieser Ueberschrift bespricht Verf die vorstehend mitgeth eilten Ver- suche bei Eothklee, eine Besprechung, die wir ihrer Wichtigkeit wegen noch folgen lassen. Zur Ergänzung der vorstehenden Mittheilungen be merken wir noch, dass die Düngungen aus folgenden Mischungen bestanden: Für Parcelle No. 1 11. 7 jo 20 Pfd Siiperpliosphat + 26,6 Pfd. scliwefels. Kali ., .".11. 9 je 20 ., „ -[-'^6,6 ,, ., -flOPfd. Kochsalz „ In. 10jfi20 ,. „ 4-26.6 „ „ 4-6,7,, Chilisalpeter ,. 6ii.]2jc20 ,; „ +26,6 „ „ +20 „Gyps- Um die Einflüsse der Düngungen übersichtlicher und schärfer hervor- treten zu lassen, sind in der i'olgenden Tabelle die Durchschnittserträge I) Laudw. Centralblatt f Dcutschl. 1872. 1. 269. 252 Wirkuug des Düngers. der je zwei uugedüügten Parcellen jeder Hälfte den Erträgen der gedüngten Parcellen der betreffenden Hälfte gegenübergestellt und ist nur derMehr- (-}-) oder Minder- ( — ) Ertrag unter dem Einfluss der Düngung an- gegeben. Durchschnitt der Hngediingten Parcellen Hauptdünger allein Hauptdünger und Kochsalz Hauptdiinger und Chilisal- peter Hauptdnnger und Gyps A. Obere Hälfte. (Flachdüngung). 2+5 2 1. 3. 4. 6. Erster Schnitt . . . Zweiter „ . . . . Pfd. 27,5 16,5 Pfd. + 44,1 + 9,1 Pfd. 186 9. + 57,1 + 6,1 Pfd. + 81,3 + 11,1 Pfd. + 85,1 + 21.5 Zusammen . . . Erster Schnitt . . . Zweiter „ . . . Dritter „ ... 44,0 111,5 60,1 23,5 + 53,2 + 29,5 - 14,1 - 4,5 + 63,2 18 70. — 10,5 + 7,7 + 14,9 + 92,4 + 31,5 - 3,7 + 9,0 +106,6 + 50,5 - 7,7 - 2,9 Zusammen . 195,1 + 10,9 + 12,1 1 + 36,8 + 39,9 In beiden Jahren . . 239,1 + 64,1 + 75,3 + 129,2 + 146,5 B. Untere Hälfte. (Tiefdüngung). 8+11 2 7. 9. 10. 12. Pfd. Pfd. Pfd. 186 9. Pfd. Pfd. Erster Schnitt . . . Zweiter „ ... 41,7 38,2 + 14,1 + 0,8 + 27,9 — 0,2 + 39,9 + 0,0 + 64,7 — 11,2 Zusammen . . . 79,9 + 14,9 + 27,7 18 70. + 39,9 + 53,5 Erster Schnitt . . . Zweiter „ ... Dritter „ . . . 137,5 77,8 27,5 — 9,5 — 20,4 — 6,5 + 23,5 + 4,8 + 11,7 + 23,5 + 7,0 4- 13,7 + 41,5 - 1,4 + 2,5 Znsammen . . 242,8 - 36,4 + 40,0 + 44,2 + 42,6 In beiden Jahi'en . . i 322,7 - 21,5 + 67,7 + 84,1 + 96,1 Wie ein Blick auf die Durchschnittszahlen der ungedüngten Parcellen zeigt, besitzt das Versuchsstück in seiner Fruchtbarkeit für Klee nicht Wirkung des Düngers. 253 ganz die wlinscheuswerthe Ausgeglichenheit: die untere, ein wenig thonigere Hälfte zeigt eine etwas höhere natürliche Ertragsfähigkeit, als die obere Hälfte. Dies war bei den Vorfrüchten weniger bemerkbar gewesen. Sehr schön tritt der grössere EinÜuss der Flachdüngung im ersten Vegetatiousjahr (1869) hervor: sowohl die absoluten Erträge als auch und zwar noch wesentlich mehr die relativen Erträge (Mehrertrag als un- gedüngt) waren auf der oberen Hälfte beträchtlich höher als auf der unteren. Da das Ueberwiegen des Ertrages der oberen Hälfte sich fast ganz in dem Mehi'ertrage des ersten Schnitts ausspricht, so geht daraus deutlich der bedeutende so überaus wichtige Vorsprung hervor, welchen die Flachdüngung den jungen Pflanzen in der ersten Vegetationsperiode verleiht. Gerade das umgekehrte Verhältniss zeigt der Vergleich der beiden Ackerhälften in den Erträgen des zweiten Vegetationsjahres (1870). In diesem hat die Tiefdüugung ebenso zu relativ als absolut höheren Ernten als die Flachdüugung gefülut '). Wenn hierbei jedoch die relativen Erträge lange nicht in dem Maasse als die absoluten über die entsprechen- den Erträge der oberen Hälfte hinausgehen, so liegt dies einfach in der oben hervorgehobenen etwas höhereu natürlichen Fruchtbarkeit der unteren Ackerhälfte fiii' Rothklee, welche die Mehr ertrage der gedüngten über die ungedüngten Parcellen verhältnissmässig niedrig hält. Aber gerade darin, dass trotzdem die relativen Erträge der unteren Hälfte die der oberen im zweiten Jahi'e übertreffen, spricht sich deutlich aus, dass, während die Flachdünguug ihre Wirkung im ersten Vegetationsjahre und in diesem vorwiegend im ersten Schnitt äusserte, der günstige Einfluss der Tiefdüngung mehr in das zweite Vegetationsjahr fiel. Ein Blick auf die Gesammterträge in beiden Vegetatious- jahren lässt erkennen, dass mit Ausnahme der Parcelle 7 die absoluten Gesammterträge der unteren tiefgedüngten Hälfte die der oberen Hälfte übersteigen, während ein Vergleich der relativen Gesammterträge gerade das Gegentheil zeigt: dieselben berechnen sich unter dem Einfluss der Flachdünguug überall höher, als unter dem Einfluss der Tiefdüngung. Dieses letztere Resultat düi'fte. aus dem Zusammenwirken zweier Ver- hältnisse herzuleiten sein: der Vorsprung in der Vegetation, welchen die in der Jugend besonders stark ernährten Pflanzen der oberen Hälfte ge- wannen, combiuirt sich mit der relativ geringeren Düngerwirkung auf der für den Rothklee etwas ft-uchtbareren unteren Hälfte. Diese höhere Fruchtbarkeit sjjricht sich am deutlichsten in jenen höheren absoluten Gesammterträgen der unteren Hälfte aus-, sie ist aber, wie wir oben sahen, glücklichenveise nicht in dem Maasse differeut von der Fruchtbar- keit der oberen Hälfte, dass dadurch die Klarheit des verschiedenzeitigen Eintritts der Wirkung der Flachdüngung und der der Tiefdüngung irgend- wie getrübt worden wäre. ') Eine Ausnahme hiervon zeigt nur der Vergleich der mit dem Haupt- dünger allein gedüngten Parcellen 1 und 7, auf welchen die absoluten Erträge genau gleich und bei den relativen Erträgen sich für die Tiefdünguug auffallender- weise ein Minus herausstellt. 254 AVirkung das Düngers. Die aus jenem Vergleich zwischen der flach- und tiefgedüngten Hälfte gewonnenen Thatsachen führen zu dem naheliegenden Schluss: es müsste die durch conceutrirte Düngemittel zu bewirkende Steigerung der Vege- tation und damit der Ernte eines Kleefeldes aufs höchste getrieben werden können, wenn man solche Düngemittel in entsprechender Menge zum Theil flach, zum Theil tief unterbrächte und damit im Boden übereinander zwei besonders reich mit leicht aufnehmbarer Pflanzeunahrung versehene Schich- ten, eine obere und eine untere, herstellte, wovon jene vorwiegend den jungen Pflanzen während der ersten Vegetationszeit, letztere den tiefer eingedrungenen Wurzeln reichliche Nahrung darböte. — Die Wirkung der verschiedenen Düngermischungen unterwirft Verf. folgender vergleichenden Betrachtung. „Bei dieser fällt zuerst in die Augen, wie überall der durch den Hauptdünger allein erzeugte Mehrertrag über den Durchschuittsertrag der ungedüngten Parcellen eine sehr deutliche, in vielen Fällen sogar sehr auffallende Steigerung erfuhr unter dem Einfluss der Beidünger Kochsalz, Chilisalpeter und Gjq^s. Dieser günstige Einfluss tritt am auffallendsten auf der unteren tiefgedüngten Hälfte in den Ernten des zweiten Jahres (1870) hervor. Während hier der Hauptdünger allein nicht nur keinen Mehrertrag erzeugte, sondern sich für die betreffende Parcelle 7 sogar ein Minus in allen drei Schnitten herausstellte, zeigten die Parcellen 9, 10 und 12 ansehnliche Mehrerträge. Sowohl bei der Tief- wie Flachdüngung stellten sich die Düngemittel hinsichtlich des verschiedeneu Grades ihrer Wirkung in dieselbe Reihen- folge, wenn auch gerade nicht überall in den Erträgen der einzelnen Klee- schuitte, so doch ohne Ausnahme in den vier Eeihen der einzelnen Jahresei'träge und in den zwei Reihen der Gesammterträge beider Jahre. Ueberall folgt hier auf den alleinigen Hauptdünger mit dem geringsten Mehrertrage die Mischung mit Kochsalz, dann die mit Chilisalpeter und erst darauf die mit Gyi^s, welche durchweg zu den höchsten Erträgen fährte. Wenn die neue Bestätigung der bekannten günstigen Wirkung des Gypses auf die Kleepflanze im Vergleich mit den ähnlichen Wirkungen von Kochsalz und Chilisalpeter überhaupt schon von Interesse ist, so scheint mir hierbei eine erhöhte Beachtung zu verdienen, dass sich eine solche günstige Wirkung auch bei der Tiefdüugung zeigte. — Trotz der scheinbaren Selbstverständlichkeit dieser Thatsache nach dem, was wir über die Lösung und vertheileude Wirkung des Gj'pses auf die wichtigsten Pflanzeunährstoffc des Bodens wissen ^) , wird ihr doch Jeder, welcher in der Geschichte des Studiums der Gypswirkuug eingeweiht ist, einige Be- deutung zuschreiben müssen. Denn man darf doch nicht behaupten wollen, dass die indirecte Wirkung des Gypses völlig aufgeklärt sei, und nament- lich ist zu berücksichtigen, dass bei den zu ihrer Erforschung bisher aus- geführten und veröffentlichten Felddünguugs- Versuchen der Gyps nur als Kopfdüngung auf die junge Kleesaat, aber meines Wissens nie mit der ') Nameutlich durch Versuche von v. Liebig, E. Peters, Deherain, Heiden, Kreuzhage u. A. Wirkung des Düngers. 255 oberen Schicht der Ackerkrume gemischt oder gar durch tiefes Unter- pflügen angewandt wurde. Sok^ie verschiedene Anwendungsweisen wollen aber erprobt sein, da man natürlich über dieselben, so lange es eine vpU- stäudige Theorie der Gypswirkung nicht giebt, nicht aprioristisch abzu- urtheilen vermag. Ist nun jene günstige Wirkung der Beidünger wesentlich als eine indii'ecte, als eine lösende und vertheilende aufzufassen? Diese Frage ist natürlich aus dem vorliegenden Versuch nicht ohne Weiteres zu beant- worten; aber nach Allem, w'as man sonst über die Wirkungsart der frag- lichen Beidüuger weiss und mit Berücksichtigung der Bestandtheile des gleichzeitig angewandten Hauptdüngers, der Art und des Culturzustandes des Versuchsbodens und endlich der specifischen Natur der Kleepflanze dürfte jene Frage mit ziemlicher Sicherheit zu bejahen sein. Wie die absoluten Kleeheuerträge zeigen, haben sich auch die beiden ungedüugten Parcellen einer jeden Ackerhälfte nicht unwesentlich diifereut verhalten und zwar so, dass es den Anschein hat, das ganze Versuchsstück sei seiner Breitenrichtuug nach gegen die mit Gyps ge- düngten Parcellen 6 und 12 hin von etwas höherer natürlicher Frucht- barkeit, als auf der anderen Seite nach den Parcellen 1 und 7 hin. Man könnte darauf gegen die sich direct aus den Zahlen der Ta- belle (auf S. 252) ergebenen Betrachtungen über die Wirkung der verschiedenen Beidünger den Einwand gründen: die relativen Erträge der gedüngten Parcellen (Plus- oder Minus -Erträge) seien nicht, wie geschehen, aus der Differenz mit dem Durchschnitt der ungedüngten Parcellen, sondern aus der Differenz mit dem Ertrage der zunächst gelegenen ungedüngten Parcelle zu berechnen. Diesem möglichen Einwand ist in der nachfolgenden, für obige Ta- belle II. eintretenden Zusammenstellung Rechnung getragen worden und zwar der Art, dass bei der Berechnung der Plus- oder Minus-Erträge folgender- maassen die ungedüngten Parcellen für die gedüngten massgebend waren: No. 2 für die gedüngten Parcellen 1 u. 3 ■)i 5 „ „ „ „ 4 u. b P, 7 11 Q „11 „ „ „ „11 u. 12 Hauittdünger allein Hauptdünger und Kochsalz Hauptdiinger und Chihsalpeter Hauptdünger und Gyps A. Obere Hälfte. (Flachdüngung.) 1. 3. 4. 6. Erster Schnitt . . Zweiter „ . . Pfd. 4- 44,6 + 7,0 Pfd. 186 + 57,6 + 4,0 Pfd. 9. + 80,8 + 13,2 Pfd. + 84,6 + 23,6 Zusammen . . -f 51,6 + 61,6 + 94,0 + 108,2 (Fortsetzung der Tabelle auf folgender Seite.) 256 Wirkung des Düngers. Hauptdünger allein Hauptdüuger und Kochsalz Ilauptdünger und ChiHsalpeter Hauptdünger imd Gyps 1. 3. 4. 6. Erster Schnitt . . Zweiter „ . . Dritter „ . . Pfd. + 43,0 - 13,2 + 2,0 Pfd. Pfd. 1870. + 3,0 + 18,0 + 8,6 — 4,6 + 21,4 + 2,5 Pfd. + 37,0 - 8,6 - 9,4 Zusammen . . + 31,8 + 33,0 + 15,9 + 19,0 In beiden Jahren + 83,4 + 94,6 + 109,9 + 127,2 B. Untere Hälfte. (Tiefdüngung.) 7. 9. 10. 12. Pfd. Pfd. Pfd. Pfd. 1869. Erster Schnitt . . Zweiter „ . . + 32,6 + 0,6 + 46,4 - 0,4 + 21,-4 + 0,2 + 46,2 — 11,0 Zusammen . . -f 33,2 + 46,0 + 21,6 1870. + 35,2 Erster Schnitt . . Zweiter „ . . Dritter „ . . + 5,0 — 16,0 - 1,4 + 38,0 + 9,2 + 16,8 + 9,0 + 2,6 + 8,6 + 27,0 — 5,8 - 2,6 Zusammen . . — 12,4 + 64,0 + 20,2 + 18,6 In beiden Jahren + 20,8 + 110,0' + 41,8 + 53,8 Auch diese Ertragszahlen führen im Ganzen und Wesentlichen zu den oben auf die Tabelle gegründeten Betrachtungen, nur mit der Ausnahme, dass in der neuen Berechnung auf der unteren tiefgedüngten Hälfte im Jahi-e 1870 und schliesslich auch im Gesammtertrage beider Jahre die Wirkung des Kochsalzes die des Chilisalpeters und auch die des Gypses bedeutend übertrifft. Der fortgesetzte Kleeanbau und eine längere sorgfältige Beobachtung der Vegetation auf den ungedüngten Parcellen werden fi-üher oder später entscheiden, welche jener beiden Methoden der Berechnung der relativen Erträge der Wahrheit am nächsten führt. Wirkuns; des Düngerä. 257 Düugungs- und Anbau-Versuche bei Kartoffeln. Von W. ^^^''UZt ■\Volfi). — Die Versuche sind in den Jahren 1869 und 1870 auf einem vers. b. Kar- Felde zur Ausführung gekommen, das in seiner ganzen Ausdehnung drainirt '° " °' ist und schweren Lehmboden (dem Rothliegenden entstammend) hat. Die Parcelleu hatten eine Länge von 84 Fuss und eine Breite von 10,5 Fuss. Die untenverzeichneten Düngemittel wurden mit dem Spaten untergegraben.. Die 16 ParccUen waren früher ungleich bestellt worden. Die Vei-suche waren aber für eine mehrjährige Durchführung berechnet, so dass nach län- gerer Zeit durch abwechselnde Behandlung Parzellen mit den angeführten Düngern ein gewisser Gleichgewichtszustand sich hätte erreichen lassen müssen. Nachträglich wurden jedoch die Versuche auf 2 Jahre einge- schränkt, deren Ergebnisse folgen. Der Düngungsplan und die vorher- gehende Bestellung der Parcelleu gehen aus Nachstehendem hervor: Parcelle Düngung ^) I 220 Pfd. Sägespäne. II desgleichen III blieb ungedüngt IV 6 Pfd. Kali V 6 Pfd. Kali VI desgl. 4- 220 Pfund Sägespäne VII blieb ungedüngt VIII 6 Pfd. Kali -f- 220 Pfd. Sägespäne EK 50 Pfd. frisch gelöschten Kalk X XI 50 Pfd. fr. gel. Kalk -j- 220 Pfd. Sägespäne 6 Pfd. Phosphorsäure ~|- 220 Pfd. Sägespäne Vorfrüchte ISGß Karti'ffclu ohue Pitngaiig. 1861 lein mit Kalisalz gedüngt. 1868 Ruukeln obiie Dünger. 1866tliei!s Erbseu m. Hafer, tlieils Bach- weizett uud Wicke«. 1867 Kartoffeln zum Theil mit auf- geschl. Peru-, z. Till, mitauf- geschl. Bakerguano gedüngt. 1868 Parcelle 7-10 Gerste, 11-12 Erbseu, Zwiebeln undKartoffiln 13-M, Kar- toffeln Rettige und Gerste. XII 6 Pfd. Phosphorsäure Xni 6 Pfd. Phosphorsäure XIV 6 Pfd. Phosphorsäure-f 220 Pfd. Sägespäne ■x-TTT - r^ -r.r-1 p 1 T^ ,1 1 1866Knrtoffeln,iIieil8S(!dünprt mltKall- X V 50 Pld. ir. gel. Kalk Bal/.en und Superpliosphat. triT-T K/-V TM-1 jy 1 T^ 11 ! nnr\ Tin o •• •• V 1867 Kartoffeln unil Topinambur, theils XVI 50 Pfd. fr. gel. Kalk -4- 220 Pfd. Sagespane ( pedun.-t «-. me. " ' J 1868 Haler ohne Düngung. Die zum Versuch verwendete Kartoffel war die sächsische Zwiebel und zwar wurden als Saatkuollen aus einem grösseren Quantum nur solche Knollen ausgewählt, von welchen auf einen Viertelscheffel (= 25,6 Liter oder crc. ^J2 Neuscheffel) 400 — 450 Stück gingen, deren Gewicht zwischen 37 — 40 Pfd. schwankte. Aus mehreren Versuchen ergab sich, dass im Durchschnitt 1 Scheffel Aussaatkartoffel bestand aus 650 Stück grösseren Knollen ä 3 — 4 Lth Gewicht, 780 „ mittleren „ ä 2 — 3 „ „ * und 240 „ kleinen „ ä 1^2 — 2 „ „ M Aratsbl. f. d. landw. Ver. Sachsens 1871. 27. ^) Das Kali wurde in Forai von kohlensaurem Kali, die Pliosphorsilure in Gestalt von Supcrjihospliat gegeben. Jahresbericht. 1. Ahth. 17 258 Wirkung des Düugers. Das hieraus ersichtliche Verhältuiss zwischen grösseren, mittleren und kleinen Knollen wurde thuulichst für jede Aussaatmeuge pro Parcelle einzu- halten gesucht. Jede Parcelle erhielt in 6 Reihen 600 Stück Kartoffeln, so dass jeder Knolle ein Flächenraum von crc. lyg DFss. zur Verfügung stand. Im zweiten Jahre wurde jede Parcelle in 2 gleiche Hälften getheilt, von welchen die eine wie im vorhergehenden Jahre bepflanzt (je 6 Reihen ä 50 Pflanzstellen), die andere nach Gülich's Methode bepflanzt und be- arbeitet wurde; jede Parcelleuhälfte enthielt 44 Gülich'sche Haufen mit der Erde von 10 DFss. Fläche. Die Ergebnisse sind in nachfolgenden Tabellen niedergelegt: Ertrag im ersten Jahre (1869). r2 'S ü CS Düngung Ertrag pro Parcelle an grösseren mittleren kleinereu Knollen 3-TltL 1V2-3V-2 1-tli- Vi-iy^Ltli. stück. Stück. Pfd. o Pfd. I II III IV V VI VII vin IX X XI XII XIII XIV XV XVI Sägespäne Sägespäne Ungedüngt Kali* Kali Kali + Sägespäne . . • Ungedüngt Kali -j- Sägespäne . . . Kalk Kalk -f- Sägespäne . . . Phosphorsäure -\~ Sägespäne Phosphorsäure Phosphorsäure Phosphorsäure -j- Sägespäne Kalk Kalk -f- Sägespäne . . . 100 1700 31 105 1800 54 70 1600 41 140 2300 39 195 2700 45 94 1300 26 62 2300 36 60 2100 34 75 2600 61 50 2100 50 30 1600 37 70 2900 60 90 2860 47 68 1820 41 105 2210 50 82 2500 32 152 195 161 23t 276 132 155 177 239 192 116 253 236 166 221 178 11906 15274 12610 18330 21619 10339 12141 13864 18720 15039 9086 19820 18485 13264 17310 13942 Ertrag im zweiten Jahre (1870). Ertrag pro Pareeüe von den Gülich'sch Haufen. Pfd. Reihen. Pid. Ertrag pro Acker von den Gülich'sch. Haufeu Reihen lfd. in Somme I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI Sägespäne Sägespäne Ungedüngt Kali • Kali . , JKali -j- Sägespäne . . . [Ungedüngt Kali + Sägespäne . . . JKalk Kalk -j- Sägespäne . . . Phosphorsäure + Sägespäne Phosphorsäure Phosphorsäure Phosphorsäure -f- Sägespäne Kalk Kalk -j- Sägespäne . . . 96 106 72 70 96 100 77 73 63 81 66 88 54 42 CO 78 123 119 178 186 248 202 200 236 248 220 156 168 184 192 226 228 7519 9086 5639 5482 7519 7832 6031 5717 4935 6344 5169 6890 42;30 3290 4700 6109 9635 9321 13f»42 14569 19425 15822 15664 18224 19425 172:52 12l'1!) 128 l;j 14113 1.5038 17702 17859 17154 18407 19581 20051 26944 23654 21695 23941 24460 23576 17.'J88 19733 18613 18.328 22402 23968 Wirkung des Düngers. Ö'iQ' Im ersten Versuchsjabr ist ein den Ertrag vermindernder Einfluss der Säges2)äiie sowohl bei alleiniger Anwendung derselben als bei gleich- zeitiger Anwendung anderer Düngemittel deutlich ausgesprochen. Wie Verf. berichtet, gab sich dieser Einfluss schon in der ersten Zeit beim Wachsthum der oberirdischen Theile in auifallender Weise kund, indem diese gegen das Kraut der nicht mit Sägespänen versehenen Parcellen bei weitem weniger und langsamer sich ausbildeten. Während durch Zugabe der Sägespäne nur eine Lockerung des ziemlich schweren Bodens bezweckt werden sollte, finden wir dieses Material durch die dem Boden gelieferten Zersetzungsproducte nachtheilig auf die Entwicklung der Pflanze und Knollen wirken. Es düi'fte in dem Auftreten der Zersetzungsproducte ledig- lich der Grund zu finden sein; und die Erfahrung, dass man Kartoffeln in derartigen Böden nur mit einer sog. lialben Stallmistdüngung versehen darf, findet in dem Umstände vielleicht Bestätigung, dass eben durch die bei der Zersetzung der strohigen Bestandtheile des Mistes gebildeten Pro- ducte die Entwickelung der unterirdischen Triebe beeinträchtigt werden kann. Im zweiten Jahre ist ein ungünstiger Einfluss der Wirkung der Säge- späne nicht mehr zu erkennen, im Gegentheil waren die Erträge der Par- cellen, welche neben Pottasche, Kalk oder Phosphorsäure mit Sägespänen versehen Avorden waren, im Vergleich mit den im vorhergehenden Jahre erhaltenen, höhere. Unverkennbar ist die vortheilhafte Wirkung auf den Mehrertrag bei Anwendung der reinen Düngemittel, welche in Form von Pottasche, Aetz- kallf und Superphosphat gegeben wurden. Im zweiten Jahre zeigte beson- ders der Kalk eine günstige Nachwirkung auf den Ertrag, während die Pliosphorsäure für sich allein den Ertrag zu erhöhen nicht mehr im Stande gewesen ist. A.Stöckhardt stellte die iuTharand und anderwärts ange- Eiufluss einer Kocli'" stellten Untersuchungen über den Einfluss einer Kochsalzdüu- saizdüngung gung auf den Stärkemehlgehalt der Kartoffeln zusammen ^). — stä"kemehi- Nach zahlreichen Erfahrungen ist die Wirkung des Kochsalzes auf das |®''*"fy^,^,'' Wachsthum der Kartoffeln nicht nur hinsichtlich des Ertrags eine ungün- stige, sondern vielmehr und in auffallendem Grade hinsichtlich der Qualität der Knollen. Dasselbe gilt von den kochsalzreichen Stassfurter Kalisalzen. Kachstehend sind die Ergebnisse vergleichender Versuche (von uns in etwas abgeänderter Form wiedergegeben) in dieser Richtung mitgetheilt. Der procentische Gehalt der Kartoffeln betrug nach Düngung mit Ungedüngt Peruguano Kochsalz Lehmiger Sandboden 19,8 22,1 14,8 Humoscr Sandboden 18,1 18,7 17,9 Humoser SaHdl)odeu 23,0 23,8 18,9 Lehmboden 20,2 22,3 19,0 Sandboden der Lüneburger Haide 17,0 18,7 16,9 Humoser Sandboden 21,r) 22,0 17,2 „ „ 21,8 22,1 (schwache 18,3 (starke Düngung) 15,1 18,3 17,7 (-1- Guano) 14,2 20,0 19,0 16,5 ') Chem. Ackersm. 1871. 54. 17* OgQ Wirkung des Düngers. Humoser Sandboden, Kalk allein . 21,3 Kalk mit Kochsalz .... 19,1 Lehmboden, „ „ . 22,3 Kalk mit Kochsalz .... 20,1 Humoser Sandboden „ „ • • 18.5 „ „ .... 18,0 Superphosphat all. 17,6 Superphosphat mit Kochsalz . 14,2 Humos. Lehmboden „ „ 21,0 „ „ „ . 18,5 Humos. Sandboden „ „ 17,8 „ „ „ . 16,5 ?5 5? )? 5) -iy,0 ,, „ ,5 . J-*,* Chilisalp. -j- Superphosphat 20,9 dasselbe „ „ . 18,5 Fischguano 18,5 Fischguano „ „ • 17,0 Knochenkohle 21,4 Knochenkohle ,, „ . 17,1 Humos. Sandboden Phosphorit 17,8 Phosphorit „ „ . 17,1 Knochenmehl 17,7 Knochenmehl ., „ . 14,5 Schwefels. Ammoniak 17,8 ^'StlT'.' ^'^.'"''.'''^'' ""'^ 13,6 «/->/-, Schwefelsaures Ammoniak mit ^"'" Kochsalz 18,1 g, o Schwefelsaures Ammoniak mit ^^'" Kochsalz 18,0 Chilisalpeter 20,9 Chilisalpeter mit Kochsalz . . 19,1 20,0 „ „ „ . . 17,5 TTr,„«,i,i«^<- onn Stassfurt. Abraumsalz 600 Ctr. Ungedungt 20,0 ^^, ^^^^^ ^^^r, Stassfurt. Abraumsalz 300 Ctr. pr. Morgen 17,7 In der Regel wird hiernach der Stärkemehlgehalt der Kartoffeln durch eine Kochsalzdüngung herabgedrückt und es darf als eine physiologische Thatsache angesehen werden, dass das Kochsalz, mit den Wurzeln der Kartoffelpflanze in Berührung gebracht, das Wachsthum der letzteren be- einträchtigt und namentlich die Ausbildung des Stärkemehls in bemerk- licher Weise behindert. Kartoffeidün- Kartoff cldüngungsversu chc (über den Zusammenhang zwi- ^"ruchT" sehen Witterung, Boden und Düngung) im Jahre 1871. Von H. Grouven^). — In dem vorigen Jahresberichte S. 414 theilten wir bereits die Zahlenergebnisse ähnlicher Versuche bei Kartoffeln und in dem Jahres- ber. pro 1867 die solcher bei Zuckerrüben mit. Die nun mitzutheilen- den schliessen sich den vorhergehenden Versuchen an, obwohl der Dün- gungsplan ein anderer ist. Gleichzeitig bespricht Verf. Dünguugsversuche bei Kartoffeln, die im Jahre 1869 in 11 verschiedenen Wirthschaften aus- geführt wurden, deren Details Ref. unzugänglich waren, und ferner über 1867 ausgeführte ebensolche Versuche, deren Zahlenergebnisse, wie erwähnt, bereits mitgetheilt wurden 2). Den Versuchen von 1871 lag folgender Plan zu Grunde. Jede Düngung entspricht einem Geldaufwand von 9 Thlr. per. preuss. Morgen. Der in Vergleich gezogene Stallmist ist mit 3 Sgr. pro Ctnr. veranschlagt. Die Düngungen für die verschiedenen Parcellen zu je 342/5 preuss. Quadrat-Ruthen bestanden in: 1. 1720 'S. halbvergohrenem Rindvielimist, — Frühjahrsdüngung 2. 138 „ Phosphoritmehl -|- 69 W- pr. Kainit, — Herbstdüngung 3. 138 „ „ 4-69^. ,, „ — Frühjahrsdüug 1) Neue landw. Ztg. 1872. 516 u. .586. ^) Verf. spricht zwar von Versuchen aus dem Jahre 1868; dass diese aber — wie wir im letzten Berichte angaben — im Jahre 1867 ausgeführt worden sind, geht aus der Thatsache hervor, dass die von uns mitgetheilten Zahlen einem im ersten Heft der neuen landw. Ztg. 186b erscliiencueu Bericht entnommen wurden. Wirkung des Düngers, 261 4. Ungedtingt 5. 115 It Phosphoritmehl -j- 763 'tt> Riudviehmist, oben aufliegend — Herbstdüugung 6. 115 „ „ -f- 763 „ Rindviehmist, untergepflügt — Herbstdüugung 7. 115 „ „ -j- 763 „ Riudviehmist, untergepflügt — Frühjahrsdünguug 8. 40 „ B a k e r s u p e r p h 0 s p h at -|- 6 9 It pr. K a i n i t, — Herbstdüugung 9. 53 „ präcpt. phosphors.Kalk-|-69^pr.Kainit, — Herbstdüugung 10. Unge düngt 11. 44 „ präcpt. phosphors. Kalk-|-18 „schwefeis. Kali, Herbstd. 12. 36 „ „ „ „ -|-17 „Chilisalp. — Frühjalirsd. 13. 36 „ „ „ „ -|-15 „ schwefelsaures Ammo- niak, — Frühjahrsdüngung 14. 35 „ aufgeschlossener Peru-Guano, — Frühjahrsdüngung 15. 19 „ „ „ -|-9ft Kalisalp. Frühjahrsd. 16. Uugedüugt 17. 23 ?t aufgeschlossener Peru-Guano, -f- 14 If schwefeis. Kali, — Frühjahrsdüngung 18. 23 „ „ „ -|-69^Kainit,— Frühjahrsd. 19. 23 „ „ ,, -]-69 „ „ —Herbstd. Die Versuche wurden auf 7 verschiedenen Gütern ausgeführt, über deren Verhältnisse Folgendes zu bemerken ist: Ort des Versuchsfeldes p, Geognostisclier Uebliche Bezeichnung Hökc jlicr K^xK. ^o ,ciouv.uoc CO character d. Bodens. des Bodens. d. Nordsee. Lauterbach in Sachsen Diluvium Sandiger Lehm 625Fss. Gröppendorf „ „ „ Schwerer Lehmbod. 550 „ Riekbruch bei Detmold Keuper Thonboden 500 „ Tost, Oberschlesien . . ? ? ? Kuschen, Posen . . Petersrolighed, Jütland Saybusch, Galizien . Der Plan konnte T^., . Milder sandiger Diluvium T 1, 1. 1 Lehmboden 300 Jurakalk ? 100 Karpathensandstein , , v • o ji. ^ durchlässiger Sandb. nicht an allen dieser Wirthschaften eingehalten werden ; da die betr. Düngemittel zum Theil erst im Früjahr dort eintrafen, musstc von einer Herbstdüngung abgesehen werden. Bezüglich des Versuchs in Gröppendorf ist zu bemerken, dass die Ernte durch Fehlstellen und Mäusefrass um crc. ^[e reducirt worden ist. In Riekbruch war im Jahre des Versuchs die Kartoffelernte eine schlechte und betrug nur ^3 einer Normalernte •, dagegen wird der Ertrag des Ver- suchsfeldes ein brillanter genannt. In Tost erntete man im Allgemeinen weniger Kartoffeln als auf „Ungedüngt" des Versuchsfeldes, und zwar nur crc. 27 pCt. p. Morgen. In Petersrolighed konnte eine Herbstdüngung nicht vorgenommen Averden. Die Resultate der Versuche erhellen aus nachfolgenden Tabellen: Wie die Wirkung der Düngemittel auf den verschiedenen Feldern sowolil, als im Ganzen gewesen ist, geht aus Tabelle 1 hervor. Wir lassen derselben die Resultate des Versuchs von 1869 unmittelbar folgen: 362 Wirkung des Dünjerg. td tO 00 -rl f-. ->! OQ fD O o c "0^-0 00 -Od "otd aq o ^ oi£ 2 050=. * «> CD crcrq B3 - et o o c- 2:aq 3 " 'O < 3" P'^ 3" <^ O "1 Tffq 3^ =■ o — a n :i — 6> 03 : "^ ST " B CD ^ - C5 - 0 +++ 33 et) 'TZ, O 3 ^' S- S' a? "' 03 CD CD 5^ OC ac; ^ <« £>> 2,^ = CD -Q C/) CD a> — : ''' — : 3 ^ 3 — ■ 5;- c c o " , c c c- E I CD 2 3 P^ 1» — ■ ^' CD w CO p: CD CD S .!='■ :;x tr, tC lO M- U er Oi — ' tvl 10 cci-' 0: >f^ Ci o :ji :j( O 1— ' tsD W cc CS o :r> CO ci h*-co c £ S 9» a crq B . . aq GO -^I CT c; GC o o IC >;- ",n 00 ~I ü< i4^ " CO tg CO OD Cr> ^ 3 ^gT' 5'P ö ^Ä C B B aq + +== 09 3" 3 3 13. 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CD CC tC CD Ol CD ^ jO H- Oi- tC i-' ^ (C CO CD CJ Oi- ^J CD CD CD ~] QC CD tC *».OitCtCOOtCCOtC>-''-'COO i-'a^coccDoi^-'-'Oioii-'Oo ga O' O ■ CCOj—üiO ex 00 Oi o ~a ^1 -j ci -.1 00 ^1 cc IC *<. c; (-' c: IC tC tC CO 00 O Ol 01 -i CO OC' o IC ^ o I— (X Gröppendorf Riekbruch Tost Kuschen Potersrolighcd Saybusch 00 OD CD ^1 CD CD CO C; ^1 ^ CO C CT. c: o: ►-* IC ~i o CO Ci »-' tCCO CD 4^ -^1 IC 00 00 -3 OC CD (X ex a: ^1 GC CC OC CD 0< -^1 >i- C 0> — 1 -J ~1 ^ C 4- 0< 0- O C; IC 4- c; — c; O Ci 00 tti- tC CO CD ■;- ~_r— ^CD 4- IC Ol -.1 tC IC JO IC IC tC IC Ol 0< C. CO CV CX' O' ►t^ Ol ;^] O Ci IC Ci "W Ic ÜO C 'CO w ö IC i^: IC IC I - IC IC tc IC IC tc tc CT. _ ■ IC 4- ~. C ' 0 1 Ol IC CO CO 4-' i^~.~— ^•^' r'- 'r' .— -~ ,-' r^J^j'^i^ CO l-* 0^ CO 4- Ci C 4i- 4i«. CO hfi' o; ^ CX3 5 r*' E SS G 3 et o Wirkiiug des Düngers. 263 OS X CS 3: Xi c £ 0^ CS ^ siIJBistn; JIBH ^ t^ C5 .n «5 c iO CO ■# CO CO t_ «CO >0 1-1 CD CO CO 00 -30 jajaujjK o. c^ CO (MIM (N IM c^ IM IM IM IMO^ IM CM IM IM CO IM CC| CM CM CM CM CM J^ t* CO >CC "i •* Ci CO t-I>. 10 cx: OS I— ccoc Oj tft w 1-35 COM ca. ■— ^ ^ (N ^0 5§ä§ li| m ■" "SM CO CO CC CC CO ^ t- ö .^ >o t*- 0 t_ CD C5 t-r— .n »r CD iS ^ CS -ö S ^l« sS ^ " g ^ ^ ^3 JÜ S^ t- 1>- t- 1-.^ t- QO t— t^ IM t- iO ipsun,(!;§ -0 CD IM Cg M tN CO OC CO t— ^ a: t- t- Ol 0 CO -H uiiansnop«) rt CC >o ^ »H 0 IM CTJ IM fr- 0 <= CM Ol CO cc CO IW m[i'l'iioi\[ «0 :^ jj u'; 0 IM ? CO -* 0 -* CO CM 0 Ol rt 0 CO "* CO CO !M CO CO CO CO IM t- t- to t- Cl uaqDU)[iiiii(\[ % t- CD CD 1» CO t~ 0 i^cc cn a- ■* -^ rt Ol 0 CO QC 00 t- nasiHjqsSßppiy ^ >0 in 2 ^ •~a j eo IN -* CO CT 05 t— c^ 0 CO c OOCO -H lO lO -il IM CM IM 8jhuu3).H! \^ CO 0 1- 0 >o (^ CO IT a 0 0 ,-, .- ummiwwm 0 CC CO rt CO Tt r— CD 0 CO C£> Cl IM CM c^ CM CM IM IM 0 C c 0 0 C ^ ^ ^ 0 -f niissai'j « ;iä Tt ti "i. rf -^ ■* Tt ^ -*CM -^ ■-* ■* 0 0 0 0 0 CO njg^joHi 10 tC 0 0 0 t> •* l t~ rH b- w — t- ^ t> l-^ naäjoj^ -S! » .lad ounSunn 3 •? ? 1 ^- -t- CO + 1 ? -1- :? 1 -i- CO jap ua(so\i H "" T|H ^ rfiM CO CM 01 2J ^ • 4) c 0 > k "t Ja ö s ■B äi ^ 0. • 'A '£ . S s a 'i^ b ^ s ^ • CD S3 "5 s 2 c r 'S 2 2" 2 &. ■ ^ ii^ •a £ c t S CS S j:; . ^ , ^ * M 3 •ü T3 ■0 -i- ■i- • + CO p 0 J3 .S 0 ü !M 0 CO + 0 0 CO + ■3 0 CO IM 0 er. ■f- oi -i- • C • r c ; c 0 • Ss -.■ = 0 0 CS ä gung der Parcelle 5 2 _o-5 _2 Ö 2 0 : 0 S CS d2 CS '5 0 < i 's. s 0 2 -a. Ml 0 1 Il > 1;- > c > 1 .2 -■ 2 eu ü fc 10 rt 00 in 0 ■0 0 0 «0 0 0 cd" 0 CO 0 03 Ol 0 0 CM ?f co" CO eo •»< -'* -* CO IM IM ■sfl ■* »liajjsj «p -oj; »1 (N eo Tf ■" CO '^ 00 0» 0 rH H er -* ;:3 r« CC OS 264 Wiikuii" clLS rüuiiei-s. 2) Tabelle, welche den wichtigen Einfluss von Boden und Witterung auf die Quantität und Qualität der Ernten ver- sinulicht. Gesammt-Ertrag der 19 Parcellen, reducirt auf 1 Hektar, ohne Kücksicht auf Dünsunsr. Situation des Versuchsfeldes. Kartoffeln Ctr. Stärkegehalt pCt. Anno 1867. Huschten bei Schwiebus .... Costeletz bei Kolin Schloss Tost in Oberschlesien . . . Saabor in Niederschlesien .... Parey bei Magdeburg Aderstedt bei Halberstadt .... Klaniu bei Danzig Benkendorf bei Halle Markkleeberg bei Leipzig . . . Brühl bei Cöluitz Krichen bei Lieguitz. . • . . . . Anno 1869. Weyhen Stephan in Baiern . Lauchstedt bei Halle Sundhausen bei Nordhausen . . . Kommers dorf bei Neuwied a. Rhein Sa y husch in Galizieu Gelchsheim bei Würzburg. . . . Wartenburg in Ober-Oesterreich . . Oberschleme in Holstein .... Tost in Oberschlesien Liessau bei Dirschau Linda bei Culm in Ostpreussen . . Kiddagshausen bei Braunschweig . Möckern bei Magdeburg .... Kleiuk riehen bei Licgnitz . . . Riekbruch bei Detmold .... Nienjahn bei Itzehoe in Holstein Anno 1871. Lauterbach bei Lausigk in Sachsen Biekbruch bei Detmold .... Petersrolighed in Jütland . . . Schloss Tost in Oberschlesien . . . Kuschen bei Posen Gröppeudorf bei Leipzig .... Saybusch in Galizien 505,6 421,8 404,5 373.9 370,8 333,5 325,3 322.2 315,9 285,7 182,6 553,8 551,1 521,3 520,0 478,2 421,1 397,4 318.3 307,6 290.6 281,8 279,8 250,8 159,9 138,3 111,7 365.8 286,5 266,2 243,6 242,8 200,6 151,0 22,3 21,5 19,4 21,2 23,8 17,4 26.7 19,8 15,3 25,4 25,4 22,8 21,5 26,8 23,1 21,6 21.3 20,2 18,3 23,9 Wirkung des Düngers. 265 Verf. bemerkt in Bezug auf vorstehende Tabelle: „Da Cultur und Aussaat, Saatzeit, Düngung und Ernte bei allen Feldern eines jeden Jahrgangs gleich waren, so können voi'stehende Er- trags-Differenzen zwischen den Versuchsfeldern offenbar nur die Folge sein des Einflusses von Boden und Witterung. Letztere waren verschiedene bei jedem Felde und daher die Ernte-Differenzen! Im Jahre 1867^) brachte dieser Einfluss eine Ertrags -Differenz zu Stande von 182.6 bis 5<"i5,6 Ctnr. Kartoffeln per Hektar! Boden und Witterung waren beispielsweise günstig bei dem Felde zu Muschten, indem dieses 505,6 Ctnr. Kartoffeln erzeugte; ungünstig waren diese Factoreu dagegen bei dem Felde zu Kiichen, indem dort blos 182 Ctr. geerutet wurden. Im Jahi-e 1869 verursachten Boden und Witterung eine Ertrags- Differenz von 111 bis 553 Ctr. Kartoffeln, im Jahre 1871 von 151 bis 366 Ctr. per Hektar." Welchen Antheil hieran der Boden hat und welcher auf den Einfluss der Witterung fällt, wird sich erst bei näherer Betrachtung der ange- stellten meteorologischen Beobachtungen und bei näherer Keuntniss der Natur der Bodenarten, in chemischer und physikalischer Beziehung, er- örtern lassen. Im Allgemeinen, bemerkt der Verf., ist der eine Factor so einflussreich, als der andere. Ernte-Differenzen, die vom Mittel-Erträge bis zu 50 pCt. abweichen, erlebt der Landwirth häufig genug bei seinen diversen Cuhuii)flanzen. Sie sind die Folgen der Macht des von der Agriculturwissenschaft so lange unbeachtet gebliebenen Productionsfactors, der Witterung. Wie Boden und Witterung auf die Qualität des Ernteproducts wirkten, ist aus obiger Tabelle 2) ersichtlich. Der Stärkegehalt schwankte zwischen den einzelneu Feldern trotz gleicher Kartoffelsaat im Jalu-e 1867 von 15,3 bis 25.4 pCt., im Jahre 1869 zwischen 18,3 bis 26,8 pCt. Keine Düngung konnte solche Differenzen bei irgend einem Felde zu Stande bringen. Welchen Einfluss nun neben Boden und Witterung die Düngung auf die Erträge ausübte, erhellt aus Tabelle 3). ') Die bezüglichen Zahlencrgcbnisse wurden im vorigen Ja'uresbericht S- 418 niitgethcilt. 266 Wirkuiia des Düniiers. 3) Tabelle über die ungleich grosse Dankbarkeit oder Em- pfindlichkeit eines Feldes gegen die Düngung überhaupt. Situation der Versuchsfeldes Gesainmt-Ertrag der IG gediiugfcu Parfellen, reducirt auf 1 Hektar Die drei uugedüngten Parceilen galien per 1 Hektar Differenz Beider Ctr. Kartoffeln Anno 1867. Muschten bei Schwiebus . Costeletz bei Kolin . •. Tost in Oberschlesien . Saabor in Niederschlesien Parey bei Magdeburg . . Aderstedt bei Halberstadt Klanin bei Danzig . . . Benkendorf bei Salzmünde Markkleeberg bei Leipzig Brühl bei Cöln .... Krichen bei Liegnitz . . Anno 1869. Weyhenstephan in Baiern . Lauchstedt bei Halle . Sundhausen bei Nordhausen Rommersdorf bei Neuwied . Saybusch in Galizien . . . Gelchsheim bei Würzburg . Wartenburg in Ober-Oesterreich Oberschleme in Holstein . Tost in Oberschlesien . . . Liessau bei Dirschau . . . Linda bei Culm in Ostpreussen Eiddagshausen bei Braunschweig Möckeru bei Magdeburg . Kleinkrichen bei Liegnitz Riekbruch bei Detmold . Nienjahn in Holstein . . Anno 1871. Lauterbach bei Lausigk . Riekbruch bei Detmold . Petersrolighed in Jütland Tost in Oberschlesicn . . Kuschen bei Posen . . Gröppendorf bei Leipzig . Saybusch in Galizien . . 516,7 428,6 421,5 384,7 381,5 338,4 331,7 326,2 322,8 294,3 194,8 554,7 556,4 522,2 521,7 483,9 424,3 402,4 325,2 316,0 300,6 286,8 287,9 253,9 164,6 142,4 123,3 371,8 291,2 270,7 248.0 252,1 201,5 153,3 452,6 388,6 319,6 318,7 316,5 311,6 296,1 305,6 276,0 248,8 119,5 528,3 490,7 485,6 487,0 425,0 383,0 346,4 264,6 238,0 246,6 238,5 221,4 216,8 128,0 107,5 43,4 333,7 262,0 242,7 221,4 197,5 201,9 139,4 64,1^ 40,0 101,9 66,0 65,0 26,8 35,6 20,6 46,8 45,5 75,3 26,4 65,7 36,6 34,7 58,9 41,3 56,0 60,6 78,0 54,0 48,3 66,5 37,1 36,6 34,9 79,9 38,1 29,2 28,0 26,6 54,6 13,9 Wirkung des Düugers. 9f{7 Man erkennt wohl deutlich in dieser Aufstellung, sagt der Verf., dass die Empiindlichkeit oder Dankbarkeit eines Feldes gegen die Düngung eine sehr verschiedene Grösse hat. Man sieht darin Felder, welche die Düngung übcihaupt sehr hoch lohnten, neben solchen, welche dieselbe gar nicht reutirten. Bei dieser Aufstellung ist Verf. in der Weise verfahren, dass er für jedes Versuchsfeld den Gesammtertrag der 16 gedüngten Parcellen, auf 1 Hectar berechnet, dem Gesammtertrag der 3 ungedüngten Parcellen, ebenfalls auf 1 Hectar berechnet, gegenüberstellt. Wir wollen es dem Leser zu erwägen überlassen, ob dieses Ver- fahren, bei welchem die Wirkung ganz verschiedenartiger Düngemittel zu- sammengeworfen, geeignet ist, eine coiTecte Anschauung über den Einfluss der Düngung überhaupt zu verschaffen, und wieweit es zulässig soin düifte, aus jeuer Zusammenstellung einen Schluss zu ziehen, ob ein Boden eine Düngung überhaupt lohnt. Veif. stellt ferner noch Betrachtungen an über die in der Versuchs- reihe pro 1867 stattgehabten Wirkung der einzelnen Düngungen, wie solche sich in den Durchschnittswerthen darstellt, und äussert darüber Folgendes: „Solche Durchschnittswerthe haben den Vortheil, dass darin sowohl die vielen zum Theil unvermeidlichen Versuchsfehler und Vegetations- stönmgen der einzelnen Felder, als auch alle extremen Wirkungen, näm- lich die abnorm hohen und abnorm geringen, ausgeglichen und unterge- gangen sind-, sie nähern sich dadurch, wie ich glaube, dem Ausdrucke der reinen Theorie. Dagegen haben sie den Nachtheil, dass sie nicht für jeden concreten Fall passen, d. h. nicht von jedem Kartoffelbauer als das für seine Verhältnisse beste Düngungsrecept angesehen werden dürfen. Ein solches. Allen gleichmässiges Recept giebt es gar nicht und wäre auch nicht zu erlangen gewesen, wenn wir unseru vergleichenden Düngungs- versuch jedes Jahr auf 100 Wirthschaften anstatt auf 10 bis 20 repetirt hätten. Immer wird, was gerade solche Versuche schon beweisen, der Entscheid über das, für irgend eine Lokalität beste Düngungsrecept von den daselbst vorheiTschenden Boden- und Witterungs- Verhältnissen ab- hängen. So verschieden diese sein können, eben so viele Modifikationen des Receptcs giebt es. Die Erfahrungen, welche also Jemand auf seinem eigenen Landgute macht über Kartoffeldüngung, indem er daselbst ordent- liche vergleichende Düngungsversuche ausführt, würden für ihn massgeb- licher sein als unsere Mittelzahlcn, die ihrer Natur nach sich auf keinen bestimmten Boden, noch auf ein bestimmtes Klima beziehen. Ich suche ihren Werth mehr in dem theoretischen Interesse, welches sie bieten. Denn es ist doch interessant zu wissen, wie im Allgemeinen die diversen Dünger wirken und wenn man einmal ganz generell, wie das ja in den Versammlungen der Landmilhe sowohl, als auch in den Lehrbüchern über Kartftffcl-KuUur zu geschehen pHegt, über Kartoffeldüngung raisonniren will, dann treten jene Mittclzahleu in ihrem vollen Wcrthe hervor; die in ihnen liegenden Düngungs-Maximen dienen dann in jedem concreten Falle, wenn auch nicht zur unti-üglichen Norm, doch wenigstens zum nützlichen An- halte und zur vorläutigen Orientining." OßQ Wirkung des Düngers. „Noch eins wäre hier zu beachten: Es liegt nämlich in der Natur solcher Mittelzahlen, dass sie die Düngerwii'kung in keinen extremen, sondern in sehr beengten Grenzen erscheinen lässt. Aber deshalb dürfen wir auch nicht kleine Differenzen zwischen den Mittelzahleu unbeachtet lassen, ^\ie wir es mit Recht thun bei Betrachtungen der Erntezahlen eines einzelnen Feldes. Eine Ertragsdifferenz, z. B. von 5 Centuern Kartoffeln (per Hektar) zwischen zweien Parcellen eines einzelnen Versuchsfeldes, hat keinen Werth und gestattet nicht die Folgerung, dass der eine Dünger sicher besser sei als der andere-, anders ist es aber, wo diese Differenz von 5 Centnern der Ausdruck von 10 bis 20 Feldern sind." Die aus den einzelnen Versuchsreihen gezogenen Folgerungen des Verf. sind nachstehende: Folgerungen aus der Reihe 186 7. (Siehe vorigen Jabresber. S. 477 u. ff.) 1) Roh -Guano oder aufgeschlossener Guano bei gleichem Geldwerthe aufgewendet, stellte sich im allgemeinen Ertrage ganz gleich; nur der Stärkegehalt der Kartoffeln war nach aufgeschlossenem höher und überhaupt am höchsten unter allen anderen versuchten Düngungen. 2) Im Allgemeinen wü'ken Stickstoff und lösliche Phosphorsäure in Form von aufgeschlossenem Peruguano weit günstiger auf die Vegetation, als gleiche Mengen von Stickstoff und Phosphorsäure, dargeboten in Form von Superphosphat, Ammoniaksalze und Chilisalpeter. (!?) Eine Thatsache, füi' welche der Theoretiker noch keine genügende Er- klärung weiss. Das Problem des Guano -Ersatzes ist also mit dem mechanischen Zusammenmischen äquivalenter Mengen von löslichem Stickstoff und Phosphorsäure noch nicht gelöst! 3) Aufgeschlossener Guano lieferte immer beträchtlich gi'össeren Mehr- ertrag als Stallmist, beide zu gleichem Geldwerth angewendet. 4) Kalisalze wirkten günstig auf den Ertrag, ungünstig auf die Qualität der Ernte. 5) Die lösliche Phosphorsäure im Baker-Superphosphat (als Repräsentant der reinen Kalkphosphate) ist von grösserer Wirksamkeit auf die Vegetation, als eine gleich grosse Menge löslicher Phosphorsäui'e im Navassa- Superphosphat (als Repräsentant aller Coprolithen- und Phosphorit-Phosphate). (! ?) Folgerungen aus der Reihe 1869. Diese Reihe ist besonders beachtenswerth, weil sie ein Urtheil über den Dungwerth der einzelnen einfachen chemischen Verbindungen, woraus die Stassfurter Düngesalze bestehen, gestattet. Diese einfachen Verbindungen sind schwefelsaures Kali, Chlorkalium, Chlornatrium, schwefelsaure Magnesia, Chlormagnesium und schwefelsaure Kali -Magnesia. Sie wurden einzeln, das heisst jedes für sich und in Verbindung mit einer gleichen Menge von Bakersuperphosphat, aufgebracht auf die Versuchsparcellen und zwar in massigen Quantitäten. 1) Reine Supeiiihosphatdüugung, im Betrage von 23 Thlr. pro Hektar, wirkte im Allgemeinen auf den Kartoffel - Ertrag nicht günstiger, als die einfache Kalisalzdüugung der 1867er Vei-suchsreihe, welche 15 Thlr. per Wirkung des Düngers. 269 Hektar kostete. Der Vorzug des Superphosphats lag in der besseren Qualität der darnacli gewonnenen Kartoffeln. 2) Wurden demselben Superphospbatquantuni die einzelnen Kalisalze zugegeben, so stieg der Durchschnittsertrag der 1 6 Felder in folgender Reihe : lelirertrag Kosten 0,1 per Hektar per Hektar Superphosphat 18,7 Ctr. 23 Thlr. 23,7pCt. schwefelsaure Magnesia . . 18,9 „ 35 „ 22,3 „ Chlormagnesium . . . . 29,8 „ 35 „ 21,4 „ --Chlornatrium 31,4 „ 27 „ 21,5 „ Chlorkalium 50,5 „ 41 „ 21,7 „ -- reine schwefeis. Kali-Magnesia 57,5 „ 41 „ 22,5 „ --reines schwefelsaures Kali . 66,3 „ 43 „ 23,9 „ Einfache Stallmistdüngung 60,8 „ 47 „ 23,1 „ Gewiss anerkennenswerthe Erfolge sind das, namentlich für das SOprocentige schwefelsaure Kali. Dies Salz, obgleich es am theuersten von allen ist, stellt sich als das empfehlenswertheste füi' Kartoffeln dar, indem es Ausgezeichnetes nach Quantität und Qualität leistete. Die schwefelsaure Magnesia verhielt sich völlig neutral. Das Chlormaguesium war für die Quantität der Kartoffelernte nicht gefährlich, desto mehr aber für die Qualität derselben. Vom Kochsalz lässt sich genau dasselbe sagen; überhaupt sind alle drei Salze schlechte Bestandtheile einer Kartoffeldüngung. Etwas besser producirte sich das reine Chlorkalium. Reine schwefelsaure Kali-Magnesia konnte mit gleichem Geldwerthe rein schwefelsauren Kali's nicht concurriren, wohl deshalb, weil die in ersterer befindliche Schwefelsäure-Magnesia sich so gleichgiltig verhält. 3) Eine Bestätigung zu dem rühmUchen Verhalten des schwefelsauren KaU einerseits und der Neutralität der schwefelsauren Magnesia anderer- seits liegt im Vergleiche zmschen Parcellen 13, 18 und 19. Mittel der 16 Felder: Mehrertrag per Hektare. Stilrk( Ctr. Thlr. pCt. . 64,9 47 22,3 . 82,5 58 22,3 . 51,1 58 22,8 Aufgeschlossener Guano . dto. -j- schwefeis. Kali . . dto. -j- schwefeis. Magnesia 4) Obige Folgerung über die Surrogate des Peru -Guano, bestätigt sich auch bei dieser 1869er Versuchs -Reihe. Parcelle 9, 11 und 13 zeigen nämlich sehr fi-appant, dass der Stickstoff und die Phosphorsäure des aufgeschlossenen Guano's nicht genügend ersetzt werden können durch äquivalente Mengen von Superphosphat, Ammoniaksalze und Chilisalpeter. Durchschnitt der 16 Felder: Mehrertrag Stärke Kosten perHektar pCt. perHektar Supeq)hosphat und schwefeis. Ammoniak 44 Ctr. 22,3 47 Thlr. Superphosphat und Chilisalpeter ... 49 „ 22,7 47 „ Aufgeschlossener Guano 65 „ 22,3 47 „ 270 Wirkung des Düngers. Die grüudliclie Erklärung dieser Tliatsacbe wäre eine zeitgemässe Aufgabe. 5) Superi^hospliat und Kalisalpeter sind, gemäss Parcelle 11 und 12, im Allgemeinen ein rentablerer Kartoffeldünger als Superpbospbat und Cbilisalpeter. 6) Die benutzten stickstoft'baltigen Düngungen liaben sieb 1867 weit rentabler gezeigt als 1869. In Bezug auf Stallmist war es umgekebrt. Folgerungen aus der Reibe 1871. 1) Parcelle 8 bestätigt, was in der vorigen Versucbsreibe bervortrat, nämlicb wie wesentlicb die Wirkung des Bakersuperpbospbat auf den Kartoffel -Ertrag erliöbt wird durcb Zusatz eines Kalisalzes, ja durcb letzteres erst rentabel wird. Durcbscbnitt aller Felder: Mehrertrag Kosten per Hektar 40 Pfd. Bakersuperpbospbat 19 Ctr. 23 Tblr. do. und präparirter Kainit . 39 „ 35 „ Reine Stallmist düngung . . 21 „ 35 „ 2) Das reine SOprocentige scbwefelsaure Kali zeigte sieb durcb- scbuittlicb als ein viel rentablerer Zusatz zum Peru -Guano als der prä- parirte Kainit. Vergleicbe Parcelle 17, 18, 19. Selbst gegen salpetersaures Kali bebauptet dasselbe in dieser Be- ziebuug den Vorzug. Vergleicbe Parcelle 15 und 17. 3) Den böcbsten Ertrag unter allen Düngungen gewährte wieder der aufgescblossene Peru-Guano. 4) Der aus cbemiscber Auflösung gefällte basiscb pbospborsaure Kalk hat trotz seiner voluminösen Form und seiner leichten Löslicbkeit in dem koblensäurehaltigen Wasser des Bodens die Wirkung der in Form von Superpbospbat gegebenen Pbospborsaure nü-gendwo en-eicheu können. 5) Der Vergleich der Parcelle 1 mit 5, 6 und 7 sagt, dass die Hälfte einer Stallmistdüngung mit grossem Vortbeil für die Kartoffeln durcb rohes Pbosphoritmebl ersetzt werden kann. Letzteres hat sich trotz seiner schw^erlöslichen mineralischen Form entschieden Avirksam in Ver- bindung mit Stallmist gezeigt. Im Verein mit präparii'tem Kainit ange- wendet war dasselbe im Allgemeinen nicht so zufriedenstellend. Vergleiche Parcelle 2 und- 3 mit 5, G und 7. 6) Wenn der Landwirth erwägt, dass er mit solcher simplen Stall- mist-Pbosphorit-Dünguug (160 Ctr. Stallmist -|- 24 Ctr. rohes Phosphorit- mehl per Hektar) circa 550 Pfd. Pbospborsaure, das ist der Phosphor- säurebedarf von 10 Getreide-Ernten, seinem Acker zuführt und dass diese Düngung schon im ersten Jahre sich fast bezahlt macht und dann noch neun Jahre hindurch gleicbmässig nachhaltig wirkt durch Phosphorsäure- Spendung, so muss er überhaupt der Phosphoritmehl-Düngung die grüsste Beachtung schenken. Jene Stallmist -Pbosi^borit- Düngung kann leicht möglich ein gefährlicher Concurrent des Supei-pbospbats werden. Es fällt dabei wesentlich ins Gewicht die bisherige Billigkeit des Phosphoritmehls. In dem neuesten Preis -Verzeichniss der „Stassfurter Wirkung des Düngers. 271 chemischen Fabrik" steht der Centner bei Gehalt von 45 pCt. phosphor- saurem Kalk zu 20 Sgr. notut. Das wäre 1 Sgr. per Pfd. Phosphorsäure. Aus dem Vergleich von Parcelle 6 und 7 des Versuchs entspringt entschieden der Rath, jene Stallmist -Phosphorit -Düngung im Herbste zu geben und nicht im Frühjahr. Die Erklärung liegt nahe. Düngungsversuche mit käuflichem Dünger und Kalisalzen auf Zuckerrüben; von F. Heidepriem ^}. — Das horinzontal gelegene Versuchsfeld — Domäne Dolmdorf, Cöthen — wurde in 20 Parcellen von je ^2 Morgen getheilt. Die Düngergaben hatte man so bemessen, dass sie pro Morgen dem Werthe von 2 Ctr. Peruguano gleichkommen, bei der Combination mit Kalisalz dieses ungerechnet. Jede mit Kalisalz gedüngte Parcelle erhielt annähernd die Menge von 30 Pfd. Kali pro Morgen zu- geführt. Die angewendeten Düngungsmittel enthielten nachstehende Mengen der wichtigeren Bestandtheile : Lösliche Phosphorsäure Stickstoff Aufgeschlossener Peruguano . . . 10,2 pCt. 10,1 pCt. Phosphor-Guano 18,9 „ 3,1 „ Ammoniak-Superphosphat .... 14,4 „ 6,3 „ Knochenkohle-Superphospat ... 13,8 „ — „ Kali Chlor Schwefelsäure Gewöhnl. Kalisalz 10,2 pCt. 34,8 pCt. 18,4 pCt. Chlorkalium . . 54,2 „ 47,7 „ 0,7 „ Schwefelsaur. Kali 51,2 „ 2,6 „ 41,5 „ Kali-Maguesia Melassen-Asche. Kali 17,29 pCt. 32,07 pCt. Natron 18,65 „ 11,45 „ Kalkerde .... 1,63 „ 3,45 „ Eisenoxyd u. Thonerde — „ 3,84 „ Magnesia .... 7,96 „ 0,82 • „ Kupfer ..... — „ 0,08 „ Kohlensäure ... — „ 11,09 „ Schwefelsäure . . . 24,01 „ 7,19 ., Chlor 28,28 „ 11,07 „ Kieselsäure .... — „ 1,71 „ Kohle — „ 9,16 „ Sand 1,21 „ 4,06 „ Wasser u. Differenz . 7,31 „ 6,48 „ 106,25 pCt. 102,47 pCt. ab für Sauerstoff 6,37 „ 2,47 „ 99,88 pCt. 100,00 pCt. Die Bestellung des Feldes, Unterbringung des Düngers etc. geschah in üblicher Weise. Die beiden ungedüngtcn Parcellen lagen in ziemlich weiter p]utfernung von einander. Von jeder Parcelle wurden behufs der Qualitätsbestimmung 20 Stück Rüben an verschiedenen Stellen des Stücks entnommen. Die Ergebnisse des Dünguugsversuchs und der analytischen Prüfung der geernteten Rüben erhellen aus nachfolgender Zusammenstellung : ') Ztschr. d. Ver. f. Kübenzucker-Industrie 1870. 319. 272 Wirkung des Düngers. M X > C5 hfä. CS W 4^ In2 Inü hJ^jNi gc od O o'oj'h-' CO c: cc O IQ O O O H^ OS Co rf^ w td a< rf^ rf^ Cji a; jD jwjr; rf^^-j rf^ ,cc j:;i cr^ _^ ~Cß "W'CD bi tO "h"' "C5 "-.1 "co 1^ (X) C-^ C^ tsQ l-C CTj CTi U) cc o 1-! P i::!^ P g ro 1—' 1-! CD P 1=L, ö CO p:: ^ p i-ä OQ o Ernteertrag an Rüben pro Morgen in Ctnr. Ü^ 0303 O OO üT c;^ -J tn ^ Ul INS ^1 05 OO h- O >ti O 1*^ o o o Ci a: ui t^ C5 cn tii- yi wi Ol -J OSOil-'^ji h-' Cn ►^ 00 03 er» OOOtOOi O O O m 03 Durchschnilts- gewichtd.untersucli ten Ruhen in Grm. OO 03 03 >-^ o oooooo o oooo o o o o o ClO^wiCiClCrj C5 CjC^C:C5 d Ci C5 Ci C^ er. 03O!:7(i- o cn ^1 ^ "oi 03 03 03JN3 03 03 "-J "03 OD CT. ►fi-O C5 OS ^03 "oi Ol o: "cd o-i 03 CO C5 03 Jn2JnDJnSJn2Jn2Jn2 lo V ~bi "o "c "h-^ (-' öl c; ^ :;i OD INS "03 Ins Ins INS Ins InsTns'co"'^^ CD -5 O CD 03 CO INS ~Ö3 CD 03 INS "03 1— ' 1 i;:i OT 1 \ VZ-ios 1 o OO -I ^i^ h-' 1 "^"■^lOOO -J h^ L\S Ol 1 1 1 1 1 ll 1 ooo p 00 tO^ lO 1 popp ~Üi'"*'"rf^Oi Ins OiOO*» Ol CD I-' O 1 o Ol 1 1 1 Ol-^ o 'h-'~f-'~h-'~f-'"c\S'0 03 •-'»-' h-' InS j-a Ci c; O ■'>_i"io~^l.\S b-i CD ►l^rfi. OO er. Ol -.1 Ol Ol 1-1 Ol 1 1— ' 1 8S' 1 I-' 1— ' »-' h-' O Ol tO OO 1 I-" t-^ h^ h-' 03 03 03 Ol ~h-'~bi"tooo CD Oitf^Oi 1 Ins Ins 1 1 1 organ.Nioht- zucker Salze— Koh- lensäure WV W.« WV H^ I W^ 'cD"'*'~bi"b3 I Ins l\S 03 O CO h- I I 1 Eiweissstoffe Nichtzucker Organ. Nicht- zucker Salze -COo o O ö N JXpcDJ>0COj?. s) Land- und Forstwirtlisch, Ztg. d, Piov, Prcussen 1870. No. 9, 6) Ztschr, d. landw, Ver, i. Bayern 1870, 60, 7) C. Landwirth 1872. l.M. 8) Chemical News 1872. 25. 180. 9) Berichte d. deutsch, ehem. Ges. 1870. 3. 916. 279 Ein neues Verfahren zur Benutzung der Niederschläge aus der Cloakenfliissig- keit. Von H. Y. D' Scotts"). Verwerthung der Cloakenwässer nach dem System von Brown. Von A. Roüua' !)■ Dougall Campbell's Patent zur Reinigung der Cloakenwässer. Von A. Sibsoni2). Die laudwirthschaftliche Benutzung des Sielwassers von Paris. Von Pauli'»). Zur Frage der städtischen Cloaken- und Abfallstoffe'''). Cloakenstoff-Wirkung auf den Graswaichs' ^). Ueber die agricole lienutzung der Cloake. Von Ed. Seitenberger'«»). Dj^ Stickstotffrage und das Cloakenwesen. Von J. Breitenlohner ' '). lieber Ville's iJiuigercompositioucn. Von G. Wunder"*). Ueber Ville's Düngercompositionen. Von Grünberg '^). Ueber Anfaulenlasseu des Knochenmehls-"). Ueber Compostüuug des Knochenmehls. Von Ed. Peters^'). Ueber die Ver^\cndung des Torfes zu Dünger. Von Haberlaud^^). Der Werth der Torfabfälle als Dünger ^ 3 ). Ueber den Werth der Braunkohlen-Abfälle. Von E. Schulze^*). Seifcusiederasche als Düngemittel. Von A. V. 2^). Bemerkungen über die Verwendung der gelben Lupine als düngende Zwischen- frucht 2''). Zur Düngung mit Lupinenschrot '*'^). Schwefelsaure Magnesia als Düngemittel. Von Frhr. v. d. Goltz und Fr. Krocker^'^). Zur Frage über den Ersatz des Peruguano's. Von E. Peters 2'). Ueber die Mittel zur Ersetzung des Pemguauos. Von L. S. Jörgenson'"). Ueber die Ersetzbarkeit des Stallmistes durch käufliche Düngemittel. Von E. Peters^'j. Welches smd cUe billigsten Stickstoff-Quellen. Von Mej^er-Br'iesnitz^ä). Ueber den Bestand der peruanischen Guanolager ' 3). Festsetzung des Preises des Stalldüngers. Von C. Birnbaum''*). Ueber die Werthbestimmung phosphorsäurehaltiger Düngemittel. Von A. Frank'ä). Sur les gisements de chaux phosphatee des Cantons de Saint-Antonin et de Caylux (Tarne-et-Garonne); par Trutat-'"'). AufschUessen der Phosphate; von Deliguy"^). 10) Mechaiiics Magazine 1872. 96 u. 97. Bd, — Centrlbl. f. AgricuUurchem. 1872. S. 137. 11) Journ. d'agricult. prat. 1872. 2. 471. 12) The country gentlemans magazine 1872. 9 449. 13) Zl.schr. (1. laiidw. Vereins in Bayern 1870. 20. 1. — Annales du Genie civil 1870. März, 14) D. Landwirth 1870. 401 und 405, 1 5) Ibid. .399. 16) Neue iandw. Ztg. 1870. No. 2. IT) Centralbl. f. d. gesummte Landescultur in Bölimen. 1870. 212. 18) Amtsbl. f. d. Iandw. Ver. Sachs. 1871. 5. 57. 19) Aratsbl. f. d. Iandw. Ver. Sachs. 1871. 45. — Ztschr. d. Iandw. Ver. f. Uheinpreussen 1870. No. 4. 20) l). Landw. 1870. 403. 21) Ibid. 1871. 75. 22) Ztschr. d. landw. Centralv. d. Prov. Sachsen 1871. 31. 23) Ibid. 1872. 325. 24) Ztschr. f.d. Iandw. Ver. i. Grossherzogth. Hessen. 1872. 121. 2 5) Ztschr. d. landw. Ver. in Baiern 1870. 148. 2 0) Ztschr. d. landw. Centralver. 1872. 348. 27) D. Landwirth 1871. 297 u. 318. 2 8) Landw. Centrlbl. 1870. 2. 27. 2 0) D. Landwirth 1871. 165. 30) Annal. d. Landw. i. Prcuss, 1872. 608. 3 1) D. Landwirth. 1S71. 265. 1 2) Ibid. 229. 33) Amtsbl. f. d. lan'dw. Ver. Sachsens. 1872. 128. 34) Landw. Virs. Station 1871. 13. 33. 35) Ibid. 65. 3e) Corapt. rend. 1871. 73. 1363. ,t) Annal. d. Landw. 1872, 21, 280 Untersuchungen über die Supei'phosphate. Von Millot'^). Ueber Phosphorit-Düngung. Von F. Stohmann'^). Ueber Phosphoritmehldüngung. Von Th. Dietrich'*"). Ueber die Verwendung des Phosphoritmehls. Von E. Peters. ^). Die Untersuchung der Superphosphate, Verhandlungen einer in Magdeburg am 11. Febr. 1872 zusammengetretenen Conferenz*^). Oesterreichischer Fischguano. Von Th. v. Gohren^^). Jod und Brom der Kallq^hosphate in den Departem. von Tarne-et-Garonne und Lot. Von F. Kuhlmann'**) Welche Maassnahmen erscheinen bei der Verwendung käuflicher Düngemittel mit Rücksicht auf das Absorptionsvermögen des Ackerbodens ratsam? Von E. Peters^ä). '«' Ueber'^den Werth einiger von England importirter Düngemittel. Von M. Märcker^e). Ueber Verwendung der Blutkuchen als Düngemittel. Von F. Seydler*^). Leindünger der deutschen Gesellschaft zur Hebung des Flachsbaues. Von F. Krocker48). Ueber d. Verwendung von Wollabgängeu zur Düngung. Von W. Wolf*^). Einwirkung verschiedener Düngemittel auf die Entwicklung der Pflanzen und deren Theile. Von E,. Heinrich^"). Der sächsische Lössboden als Düngemittel für Sandfelder ^'). Ueber indirect wirkende Düngemittel. Von A. Mayer ^2), Das Whuano (Guano) auf den Chinchainseln. Von A. Habel^^). L'azote et les engrais humains. Alfr. Dudovy^*). Ueber Anwendung von im Wasser unlöslichem phosphorsaurem Kalk. Von J, Nessler**). Les Phosphates de chaux de la Russie. Alexis Yermoloff *^). Les Phosphates de chaux du Quercy. Hect. George*''). Die Kalidüngung zu Flachs und die Kalidüngung überhaupt. Alfr. Rüfin^*). Bericht über auf dem Versuchsfelde zu Proskau mit dem in Berlin bei den Desinfectionsversuchen mit dem Süver'schen und dem Lenk'schen Mittel erhaltenen Dung. Von Dr. Werner*^). Düngungsversuche mit Cloakenwasser-Rückständen und mit getrockneter La- trine. Von Röderö"). Düngungsversuche mit verschiedenen Beidüugern. Von S. Roulants^*). Bericht der Centralcommission f. d. agricult.-chem. Versuchswesen, betreff. die auf den landw. Academien und Versuchstationen angestellten Kali- düngungsversuche. Von Dr. Lüdersdorff "^^^ Experiences sur les engrais chimiques. Par Emile Gateliier «s) 3 8) Berichte d. deutsch, ehem. Gesellseh. 1872. 5. 58S. 3 9) Ztschr. d. laiulw. Ceiitrlv. d. Prov. Sachs. 1S70. 107. 40) Mitthl. d. landw. Centriv. für den Rgbz. Kassel, und Wocheubl. d. Anual. der Landw. Preussen 1871. 389. -11) D. Laudwirth 1S71. 36. 4 2) Aiinal. d. Landwirthsch. in Preuss. 1872. 345. 43) Wien, landw. Wochenbl. 1869. lO. 44) Compt. rend. 1872. 75. 1678. 45) D. Landw. .1872 255. 4 0) Ztschr. d. landw. Centriv. d. Prov. Sachsen 1872. 333, 47) Landw. Ztschr. f. d. nordöstl. Deutschi. (Anzeig.) 1872. No. 11. 4B) D. Landw. 1872. 295. 49) Amtsbl. t. d. l.mdw. Ver. Sachs. 1871. No. 1. 50) Agronomisch. Ztg. 1871 No. 6. 5 1) Chem. Ackersm. 1870. 169. 52) Bad. landw. Wocheubl. 1871. No. 11 u. 12. 53) Ztschr. f. d. ^esamml. N.aturwis.senscbaft Berlin 1871. 38. 32. 5 4) Journ. d'agric. praf. 1870. 54. 5 4) Bad. landw. Wochenbl. 1870. N. 30. 5 6) Journ. d'agric. prat. 1872. No. 19, (Centralbl. f. Agricult. Chem. 1872. 323). 5 7) Ibid. 1872. No. 13. fihid.) 58) Schles. landw. Ztg. 1872. No. 12 u. 13. 5 9) Annal. d. Landw. in Preus.s. Wochenbl. 1871. 3. eo) Chem. Ackersm. 1871. 43. 6 1) Landw. Ztg. f. Westfal. u. Lippe. 1871. No. 1. 6 2) Annal. d. Landw. i. Preuss. 1870. 55. 1, 6 3) Journ, d'agric. prat. 1870. No. 12. 281 Ueber Versuche mit verschiedeneu Arten Rübensamen und Dünger, angestellt von der Direction der Zuckerfabrik üladöwka in Russland ^''). Entnahme und Ersatz von Phosphorsäufe und Kali auf einem Zuckerrüben bauenden Gute zu Calbe a. S. Von Schnitze*"*). Düngungsversuche, betr. die Wirkimg und Verwerthungsart des Leindüngers. Von F. Krocker und Werner^^). Einfluss verschiedener Düngemittel auf verschiedene Pflanzenarten, von M. T. Masters und J. H. Gilbert«^). Düngungsversuche bei Weizen, auf der laudwirthschaftlichen Versuchsstation Weende ausgeführt 1867/68; referirt von B. Schultz''«). Düngerversuchs - Itesultate mit einer aus den mineralischen Pflanzennähr- stoflen bestehenden Combination, welche aus im Handel angebotenen Düngemitteln zusammengesetzt ist. Von P. Bretschneider*'"). Resultate der im Jahre 1869 auf den Versuchsfeldern der laudwirthschaft- lichen Lehranstalt Liebwerd vorgenommenen Düngungsversuche'^''). Versuche auf dem Versuchsfelde der Ackerbauschule f. Oberfranken zu Bay- reuth Von May'^i). Wiesendünguugsversuche. Von Ihrig '^2). Düngungsversuclie auf Wiesen zu Seifenmoos imd Rothenfels. Von Frhr. von Gise und W. Fleischmann^^). Comperative Düngungsversuche bei Kartoffeln. Von Wy necke n'^*). Düngungsversuche zur Ermittelung der Beschaffenheit des Bodens. Von Dael von Köth'^^). Kartoffel-D üngungsversuche mit verschiedenen Salzgemischen. Von A. Völ- cker'8). Uebersicht der langjährigen vergleichenden Versuche mit Stalldünger und Kunstdünger; von J. B. Lawes und Gilbert'^''). Der Stickstoff als Pflanzennährmittel. Von A. Stöckhardt^«). Ueber das verschiedene Verhalten gedüngter und ungedüngter Pflanzen und der Bodenfeuchtigkeit bei dürrer Sommerwitterung. Von J. B. Lawes und J. H. Gilbert^»). Erträge von Weizen bei jährlich wechselnder Stickstoffdüugung u. Mineral- düngung. Von Vorigem"^). Düngungsversuche , 45 Jahre ununterbrochen durchgeführt; von W. Chri- stiani*')- Ueber die mit Kalidüngung in Oldenburg und im Neuarenbergischem gemach- ten Versuche** 2). Düngungsversuche zur Prüfung der Nachhaltigkeit d. Düngemittel von Bäu- rich, G. Gruhle u. Heide; referirt Yon H. Rieht er^*). Ztschr. d. Ver. f. Rübenzucker-Industrie 1871. 157. Ztschr. d. landm. Centrlv. d. Prov. Sachs. 1870. 311. Annal. d. Landw. 1S71. Wochenbl. 35. Ibid. 132 Journ. f. Landwirihsch. 1870. 223. 14. Ber. d. Vers. Stat. Ida-Marienhütte 1870. 40. Centrlbl. f. d. gesammte Landescultur (Böhmen; 1870. 215. III. landw. Ztg. 1S72. 297 u. 307. Ztschr. f. (I. landw. Ver. d. Grossherzth. Hessen, 1870. 26. Landw. Versuchsstat. 1871. 13. 195. Der Landwirth. 1872. 103. Chem. Ackersm. 1870. 107. Chem. Ackersm. 1871. 47. Ibidem 1871. 33. Ibidem 1871. 129. 1872. 88. Ibidem 1871. 193. Ibidem 1871. 110. Ihidem 1871. 157, und Landw. Centrlbl. 1872. 224. Annal. d. Landw. i. Preuss. Wochenbl. 1870. 425. Amtsbl. f. d. landw. Ver. in Sachsen 1872. 87. Jahresbericht. 1. Abth. 19 282 Literatur. Influence of Maniires on Plants. Report of Experiments made in the Gardens of the Roy. Hortic. Soc. at Chiswick in 1869, on the Influence of various Manures on different species of Plants. By Dr. Masters and Dr. Gilbert, A. Mayer, Das Düngercapital und der Raubbau. Gust. Walz, üeber den Dünger und die AValdstreu, 2. Aufl. Stuttgart bei J. G. Cotta. 1870. Fr. Thon, Gesundheit und Agricultur oder die Lösung der Latrinenfrage in ge- meinschaftlichem Interesse von Stadt und Land. E. Wolff, Praktische Düngerlehre mit Einleitung über d. allgemeinen Nährstoffe der Pflanzen; gemeinverständlicher Leitfaden der Agriculturchemie, 8. Aufl. Berlin b. Wiegandt u. Hempel. 1872. Ad. Fegebeutel, Die Canalwässer-Bewässerung oder die flüssige Düngung der Felder im Gefolge der Canalisation der Städte in England. Reisebe- richt, Danzig b. A. W. Kafemann, 1870. Fr. Schwackhöfer, Ueber das Vorkommen und die Bildung von Phosphoriten an den Ufern des Dniester in Russisch-Podolien, Galizien u. d. Buko- wina. Wien Gerold's Sohn, 1871. Aug. Slawick, Die Kalifrage vom Standpunkte der Landwirthe und Zucker- fabrikannten. Selbstverl. d. Verf., in Commiss. Berlin, Wieg and und Hempel. Liernur, Die Ueberrieselimgsfrage und Prof. Dr. Dünkelberg. Frankfurta/M. Commissionsverlag von Roselli. L. Meyn, Die natürhchen Phosphate und deren Bedeutimg für die Zwecke der Landwirthsch. Leipzig, G. Kürsten's Verlag 1873. L. Mayn,Die richtige Würdigung des Peru-Guano. Halle, Waisenhausbuchhand- lung, 1872. H. Grouven, Ueber die Ersatzfrage des Peru- Guano. Leipzig, Heinrich Schmidt, 1873. Samuel W. Johnson, Wie die Feldfrüchte wachsen. Uebersetzt von Herm. von Lieb ig, Braunschweig Frd. Vieweg u. Sohn 1871. C. Reinwarth, Ueber die Steinsalzablagerung bei Stassfurt. Dresden, bei G. Schönfeld. 187L Eug. Risler. Experiences siu' l'emploi des engrais chimiques ou commerciaux, faites ä Caleves de 1867 ä 1870. M. L. Pasquay, Des engi'ais. Compte de culture d'un hectare de tabac Stras- burg, b. E. Simon 1871. Alltoren - Verzeicliniss. Adi'iaansz. 226. Bechamp, A. 158. Alberti. 153. Becquerel, M. 109. 155. 156. 159. Balestra, P. 158. Becquerel, Ed. 109. 1.55. 1.56. Bauer, K. L. 158. Bergstrand, C. E. 167. 169. Bäurich. 281. Beyer, A. 22. Baumgart. 278. Biedermann, R. 55. 163. 194. Autoren- Verzeichniss. 283 Birnbaum. C 279. Bischof, G. 179 Bobierre. A. 109. 205. Boccardo, G. 129. Bochmann. 191. 192. 193. Boeck, G. 278. Bortier, P. 225. Boussingault. 159. Breitenlohüer, J. 279. Bieiting. 118. Bretschneider, P. 46. 85. 142. 211. 243. 278. 281. Brigel. G. 21. Broughton, J. 277. Brown, Horace, F. 124. Brunner, L. 190. 242. Carius. 159. Castellani 129. Chabrier, A. 42, 134. Cbapmaun. 129. Christiani,'W. 281. Deherain, P. P. 110. 126. Deichsel. 191. Deligny. 279. Dellmann. 128. Detmer, W. 68. Dietrich, Th. 4. 193. 194. 196. 213. 218. 276. 280. Dorner, H. 158. Dove, H. W. 158. Dubruufaut, M. 158. Duchesne. 206. Dudovy. 280. Emmerling. 109. Eugler, Carl. 125. Etti, C. 203. rittbogen. J. 196.; Fleischmann. W. 47. 281. Flögel. J. H. B. 158. Forbes, D. 178. Frank, A. 279. Fraukland, M. 173. Fritz. 158. Funke, W. 251. Gasparin. 47. Gatellier, Em. 280 George, Hcct. 280. Gerardin, A. 133. Gerlach, G. Th. 223. Gerstl, Pt. 278. Gilbert, J. H. 281. Giae, hrhi-. von. 281, Gohren, Th. von. 280. Goltz, Frhr. v. d. 279. Goppelsröder, Frdr. 136. 147. 151. Gorup-Besanez, E. von. 126. Gosselet, 109. Grandeau, L. 74. Grasser, L. 206. Gregori, Ant. 110. Grote, von 196. Grouven, H. 260. Grüneberg. 279. Gruhle, G. 281. Guentz, E. 190. Gumming, J. W. 226. Guyon. 159. Habel, A. 280. Haberland, 279. Hain, J. 158. Hebberling, M. 27. Heide. 281. Heiden, E. 190. 191. 192. 241. Heidepriem, F. 271. Heinrich, R. 235. 280. Heisch, Charles. 159. Henneberg, W. 32. 117. 228. 229. 234. Hilger, A. 28. 29. 30. Hirzel, G. 195. Hoffmann, H. 131. 158. Hosaeus, A. 105. 204. 275. Houzeau, A. 109. 125. 158. Hunter, John. 154. Hutton, W. R. 204. Jean, F. 278. Jenzsch, C. A. 110. Jhrig. 281. Jngram, W. 109. Johnson, W. 109. Jones. R. 181. 183. JörgeiToen, S. 279. Karmrodt, K. 208. ' Kerner. 1.59. Kiesow, J. 213. Klein, H. J. 158. Knop, W. 49. .52. 61. Kober, J. 1.58. König, J. 213. Körner, H. 21. Kohlrausch, 0. 31. 214. 248. Kreusler, U. 35. 1.53. 223. 227. Krocker, F. 179. 191. 192. 194. 195. 196 279. 280. 281 Kühn, G. 163. KüUenberg. 244. Kuhlmann, F. 280. Leclerc, A. 48. Lehmann, Jl. 278. Lewitzky. 110. Lichtenstein. 158. Lucas. 1.58. Lüdersdorff. 280. Lwon. 1.58. Märcker, M. 118. 221. 280. Masters, M. T. 281. May. 281. Mayer, A. 21. 280. Mayolles, Goussard de 228. Meyer. 279. Michels. 218. 19* 284 Autoren - Verzeichniss, MiUot. 280. Morton, E. H. 154. Moser, J. 245. Miith, E. 18. 21. Nasse, Otto 125. Kessler, J. 18. 21. 280. Nette. 190. Nies, F. 29. Orth, A. 110. Patera. 173. Pauli. 279. Pavesi, A. 159. Pengelly, W. 158. Petermaun, A. 224. 248. Peters, E. 165. 180. 220. 279. 280. Peters, W. 109. Petersen, P. 95, Petteukofer, M. von 110. 122 Pfafi. 3. 159. Pfaundler, L. 159. Pierre, J. 225. Planta -Pieichenau, A. von, 15. Platter, Hg. 104. 159. 170. Popp, 0. 25. 172. Price, A. P. 178. RauUn, V. 158. Reichardt, E. 275. Reiusch, Paul 158. Reinwarth, C. 215. Richter, H. 281. Rimpau, T. J. 109. 167. Röder. 280. Ronna, A. 279. Rost, B. 109 Roulants, S. 280. Rüfiu, Alfr. 280. Sa])auejeff. 110. Sachse. 193. Sachsenröder, 0. 109. Schadeuberg. 221. Scheermesser, Frdr. 82. Scheibler. 173. Schlösing, Th. 36. 37. 109. 110. Schmidt, E. 108. Schultz, B. 229. 281 Schnitze, Hugo 193. 281. Schulz, H. 193. 196. Schulze, Franz 113. Schidze, E. 279. Schützenberger. 134. Schumacher, W. 109' Schumann, C. 221. Schwackhöfer, Fr. 197. Scott, H. Y. D. 279. Seitenberger, Ed. 279. Sestini. Fausto 171. Seydler, F. 280. Sharples, S. P. L59. Sibson, A. 279. Silvestri. 0. 129. Simler, Th. 117. Smith, R. A. 158. Spiess HO. Stein, C. A. 207. Stöckhardt, A. 193. 259. 281. Stohmann, T. 280. Stolba, F. 159. Striedter, A. 163. Struve. H. 126. 142. Suhle. 158. Symons, G. J- 158. Tarry, H. 129. 159 Tauber, Ed. 214. Thenard, P. 81. Thorpe, T. E. 154. Trautmann. 110. Treutier, Cl 61. 102. Trutat. 279. Tyndall, John. 158. ülex. 193. Vandekerckhove, Fr. 225. Völcker. A. HO. 190. 206. 274. 281. Vogel, Äug. 81. 109. 135. 187. Vohl. H. 151. VoUrath, A. 121. Wagner, P. 34. 90. HO. 188. 197. Wagner, Rdlf. 5. 221. Weinhold, K. 220. Weiske, H. 108. Werner. 108. 280. 281. Whietfield. 1.58. AVildt, E. 108. Witte. 158. Wolf, A. 190. Wolf, W. 40. 257. 280. Wolff, Em. 5. 2.50. Woldrich, Joh. N. 99. WoUny. 278. W^under, G. 279. Wynecken. 281. Yermoloff, Alexis. 280. Zantedeschi. 159. Zopf, W. 109. Druck von Fr. Aug. Eupel in Sondershauseu Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Agrikultur -Chemie. Begründet Fortgesetzt von von Dr. Robert Hoffmann. Dr. Eduard Peters. Weiter fortgeführt von Dr. Th. Dietrich, Dr. J. Fittbogen, Dr. J. König, Dirigenten der agrikultur- ehemischeu Versuchsstationen zu Altmorschen, Dahme. Münster. Dreizehnter bis fünfzehnter Jahrgang: Die Jahre 1870-72. Zweiter Band: Die Chemie der Pflanze bearbeitet von Dr. J. Fittbogen. BERLIN, 1874. Verlag von Julius Springer. Moobijouplutz 3. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie der Pflanze, bearbeitet von Dr. J. Fittbogen, Dirigent der agrikulturchemischen Versuchsstation zu Dahme. Dreizehnter bis fünfzehnter Jahrgang: die Jahre 1870-72. BEELIN. Verlag von Julius Springer. 18 74, Inhalts-Verzeichniss. Die Pflanze. Referent: Dr. J. Fittbogen, Dirigent der agriculturchemischen Versuchsstation Dahme. Seite Nähere Pflanzenbestandtheile und Aschenanalysen 3 — 56 Analyse verschiedener Körnerfrüchte, von W. Pillitz .... 3 Analyse von Getreidesamen, von L. Lenz 4 Analyse von Russischem Sommerroggen, von Fr. Schwackhöfer 4 Zusammensetzung der Aschen harter und weicher Weizen, von R.Pott 5 Zusammensetzung der gelben und der blauen Lupine, von M. Siewert 6 Anal5'se der Serradellasamen, von J. Fittbogen 8 Aschenanalyse von Melüotus leucanthus, von Spiess . . . . 9 Analjse des Wundklees, von J. Fittbogen 10 Analyse der Kohlpflanze, von Hof mann-Speyer 12 Analyse der Kohlrübe, von J. Fittbogen 13 Aschenanalyse der Blätter des wilden Weines, von E. v. Gorup- Besanez . . . , 14 Analyse von Maulbeerblattern aus Friaul, von F. Sestini . . 14 Aschenbestandtheile der Bilsenkrautsamen, von H. Hoehn . . 16 Aschenaualyse der Samen von Acacia nilotica imd Hibiscus escu- lentus, von 0. Popp 16 Untersuchung der Theebliitter, von Ph. Zöller 16 Aschenbestandtheile der Krappwurzeln, von A. Petzholdt . . 17 Zusammensetzung essbarer Pilze, von 0. Siegel 20 Mangangehalt der Aschen verschiedener Hölzer und Samen, von A. Lcclerc 21 Wasser- und Aschengehalt saftreicher Pflanzen, von A. Bau- drimont , 22 Gehalt verschiedener Pflanzen und Pflanzentheile an Salpetersäure, von H. Wulfert 22 Salpetersäuregehalt der Rübenwurzeln, von E. Schulze ... 24 Analyse des Zuckerrohrs, von 0. Popp 2.5 Zuckergehalt des Hopfens, von V. Griessmeyer 2.5 Zusammensetzung der Cocus- und Bankulnüsse, von G. Nallino 26 Analj'se der Berberitzbeeren, von E. Lenssen 26 Bestandtheile der Spargelbeeren, von H. Reinsch 26 Zusammensetzung von Hülsenfrüchten aus Süd-Russlaud und über das darin enthaltene Legumin, von R. Pott 27 Specitißchc Gewichte einiger Proteinkörper, von W. Dittmar . 28 YJ lühalts- Verzeichniss. Seite Verbindungen der Proteinstoffe mit Kupferoxyd, von H. Ritt- hausen . 28 Umwandlungsproducte der Proteinkörper, von H. Ritthausen, R. Pott, W. Dittmar 29 Ueber die Alkaloide der Lupinus-Arten, von M. Sie wert . . . 30 Ueber die Säuren der Samen der gelben Lupinen, von H. Ritt- hausen 32 Ueber einige Bestandtheüe der gelben Lupinensamen, v. A.Beyer 33 Ueber einige Bestandtheüe der Achillea moschata,von A. v. Planta- Reichenau 36 Ueber die Bitterstoffe der Digitalisblätter, von H. Ludwig . . 37 Ueber einige Bestandtheüe der Samen des Bilsenkrautes, von H, Höhn 37 Ueber eiuige Bestandtheüe der Früchte von Cerasus acida, von F. Rochleder 38 Ueber einige Farbstoffe aus Krapp, von F. Rochleder ... 39 Ueber das Curcumin, von F. W. Daube, Iwanof-Gajewsky, J. Kachler 39 Ueber den Farbstoff der Faulbaumrinde, von A. Faust . . . 41 Ueber den Farbstoff der rothen Rübe, von Sacc 41 Ueber den Erlenfarbstoff, von F. Dreykorn und E. Reichardt 41 Ueber die Synanthrose, von 0. Popp 42 Ueber das Inuloid, von 0. Popp 42 Vorkommen von Müchzucker in einem Pflanzensaft, von G. Bou- chardat 43 Ueber den Sorbit, von Joseph Boussingault 43 Vorkommen von Inosit im Pflanzenreich, von C, Neubauer . . 43 Ueber Bornesit, von Aime Girard 43 Vorkommen von Brenzcatechin in den Blättern des wilden Weines, von E. V. Gorup-Besanez 44 Ueber Vorkommen von Amygdalin und eine neue dem Asparagin ähnliche Substanz im Wickensamen, von H. Ritt hausen und U. Kreusler 44 Ueber reine GaUäpfelgerbsäure, von Jul. Löwe 45 Ueber einige Flech'-ensäm'en, von J. Stenhouse 46 Ueber Agaricusharz und Agaricussäure, von G. Fleury . . . 46 Ueber krystallisirtes Aconitin, von H. Duquesnel 46 Ueber das Betain, von C. Scheibler 47 Ueber Paytin und Paricin, von 0. Hesse 47 Untersuchung des Mutterkornes, von Joh. C. Herrmann . . 47 Ueber Encalyptol, von S. Cloez 47 Ueber Blattgrün imd Blumenblau, von Schönn 49 Ueber Chlorophyll, von Hagenbach, Kraus, Lommel, J. J. Müller 49 Ueber das Traubenkemöl, von A. Fitz 52 Ueber das Oel der Resedawurzel, von A. Vollrath 52 UeberdieBestandtheüedesPalmkernfettes,vonA.C. Oudemans jr. 52 Ueber die Bestandtheüe des Leinöles, von Sacc 53 Elementarzusammensetzung der Pflanzenfette, von J.König . . 53 Ueber das Fehlen von Glyceriden im Rohfett aus Wiesenheu, von E. Schulze 53 Ueber das Wachs der Mohnkapseln, von 0. Hesse 56 Der Bau der Pflanze 57—75 Ueber Land- und Wasserwurzeln, von P. Wagner 57 Ueber den Eiafluss äusserer Verhältnisse auf die Wurzelen t- wickelung, von W. Detmer 60 Ablenkung des Wurzclwachsthums von seiner normalen Richtung, von Jul. Sachs 61 Inhalts -Verzeichniss. YTt Seite Ziir Kenntuiss der Bewurzelung der Gräser, von Fr. Nobbe . 62 lieber das Verhältniss der Wurzeln zu den oberirdischen Pflanzen- organen, von A. Hosaeus 64 lieber die Bewurzeliuig der Rüben und der Gerste unter beson- derer Berücksichtigung der physikalischen Eigenschaften des Bodens, von A. Hosaeus 64 lieber die Bewui'zelung eioiger unserer Cultm-pflanzen, v. H.Thiel 68 Ueber den Bau der Maisblüthe, von G. Iv rafft 72 lieber die Spaltöffnungen und ihre Functionen, von Czech . . 72 Studien über die in der Industrie verwendeten Pflanzenfasern, von Vetillart 73 Die herbstliche Entlaubung der Holzgewächse, von Jul. Wies ner 75 Das Keimen 76— lOU Untersuchung der Samen der Brassica-Arten und Varietäten, von Jul. Schröder 76 Ueber die Keimkraft der käuflichen Runkelsamen, von Fr. Nobbe 76 Versuche über das Keimen der Samen, von A, Vogel . . . . 78 Ueber die Wirkungen des Maschinendrnsches auf die Keimfähig- keit des Getreides, von Fr. Nobbe 79 Die Anwendung des Kupfervitriols als Schutzmittel gegen den Steinbrand des Weizens, von Jul. Kühn u. R. Lehde . . . 83 Die Einwirkung des Lichtes auf das Wachsthum der Pflanzen, beobachtet bei der Keimung der Schminkbohne, von H. Kar sten 85 Das Keimen ölhaltiger Samen, von Müntz 89 Ueber einige chemische Vorgänge bei der Keimung der Erbse, von R. Sachsse 89 — 93 Ueber geformte Eiweisskörper und die Wanderung der Eiweiss- stoffe beim Keimen der Samen, von W. Pfeffer 93 Ueber die Bildung des Asparagins in den Wicken, von A. Cossa 96 Quantitative Bestimmung des Asparagins, von R. Sachsse . . 97 Ueber den Gang der Temperatur und über die Ursachen der Er- wärmung beim Keimen, von Jul. Wies ner 97 Ueber den Einfluss hoher Temperaturen auf die Keimfähigkeit einiger Samen, von Jul. Wiesner 98 Widerstandsfähigkeit gewisser Samen, von Fr. Nobbe . . . . 98 Einfluss niedriger Temperaturen auf die Keimfähigkeit gewisser Samen, von E. Duclaux 99 Keimung der Samen in Eis, von Uloth 99 Assimilation und Ernährung 100—172 Ueber Kalk- und Salzpflanzen, von H. Hoffmann-Giessen . 100 Ueber die organische Leistung desJialium in der Pflanze, von Fr. Nobbe, Jul. Schröder imd R. Erdmann 104 Untersuchung der Gerstenpflanze in verscliiedenen Wachsthums- perioden, von J. Fittbogen 113 Säure- und Zuckergehalt der reifenden Weintrauben, von A. Hilger 119 Ueber das Reifen der Trauben, von C. Neubauer 120 Die Mineralbestandtheile in dem Samenkorue der Weizenpflanze während der Entwickelimg vom Fruchtknoten bis zur Ueber- reife, von R. Heinrich 120 Wasserculturversuche mit Mais, von P. Wagner 122 Erziehung üppig entwickelter Leinpflanzen in wässeriger Nähr- stofflösuug, von Ernst Baron Campenhausen .... 124 Wachsthum dauernder Pflanzen in wässerigen Nährstofflösungen von W. Wolf 127 Ueber die Ernährung von Wiesengräsern in Fluss- und Brunnen- wasser, von A. Beyer 128 Untersuchimgen über den Ernähriingsprocess der Pflanzen, von W. Wolf 131 TTfTT luhalts- Verzeichnis». Seite lieber die Beziehungen zwischen den AschenbestandtheUen der Kartoffelknolle und der Höhe der Erträge, von Jacob Schoras 134 Zucker- und Salzgehalt des Saftes von Zuckerrüben unter ver- schiedenen Boden- und Düngungsverhältnissen, von B. Coren- winder 135 Abhängigkeit des Phosphorsäuregehaltes der Erbsen von der Düngung, von A. Hosäus 136 Ein kleiner Beitrag zur Frage über die Tiefcultiu', von E. Peters 137 lieber die Wirkung der Pflanztiefe auf Knollengewächse, von Fr. Nobbe 139 Versuche über die Wirkung der verschiedenen Grösse und Schwere .der Samen einer Pflanzenart auf die Quantität und Qualität der Ernte, von Jul. Lehmann 140 Welche KnoUengrösse und welches Saatquantum sollen wir bei Bestellung imserer Kartoffelschläge verwenden? von H. Hell- riegel 143 Die Frühjahrsperiode der Birke und des Ahorn, von Jul. Schröder 149 lieber die Lösungsvorgänge der Reservestoffe in den Hölzern bei beginnender Vegetation, von 0. Reich ar dt 155 Abnorme Vegetationserscheinungen einer Hyacinthenzwiebel, von Chevreul 157 Versuche über das AVelken der Pflanzen, von Ed. Prillieux . 158 Ueber den Einfluss einiger Bedingimgen auf die Transpiration der Pflanzen, von J. Baranetzky 159 Wie viel Wasser beanspruchen unsere Getreidearten zur Production einer vollen Ernte? von H. Hell rie gel 161 Vermögen die Blätter der Landpflanzen tropfbar flüssiges Wasser aufzunehmen? von L. Cailletet 165 Ueber den Ursprung des Kohlenstofis in den chlorophyllhaltigen Pflanzen, von L. Cailletet , . . . . 166 Aufnahme von Humuskörpern dui'ch die Pflanzen, von W. D etmer 166 Ueber die Bedeutung der organischen Bodensubstanzen fiü- die Processe der Pflanzenernährung, von L. Gran de au . . . . 167 Ueber Ernährung und Stofi'bUduug der Püze, von Ph. Zöller . 167 Scheiden die Pilze Ammoniak aus? von W. Wolf und 0. Zimmer- mann 169 Entwickelung von Blausäure aus Pilzen, von A. vonLöseke . 170 Chemischer Beitrag zur Physiologie der Flechten, von W. Knop 170 Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen 172 — 203 Welche abnormen Aenderungen werden dui'ch Beschattimg in wachsenden Pflanzeuorganen hervorgerufen? von L. Koch . 172 Wirkung des farbigen Lichtes auf Vegetationsprocesse und Chloro- phyUzersetzung, von J, Baranetzky 174 Ueber die Wirkung farbigen Lichtes auf die Assimilationsthätig- keit der Pflanzen, von E. Lommel 176 Die Wii-kung der Spectralfarben auf die Kohlensäurezersetzung der Pflanzen, von W. Pfeffer 178 Einfluss des violetten Lichtes auf das Wachsthum der Weinrebe, von A. Pöey 180 Ueber den Einfluss verschiedenfarbigen Lichtes auf das Pflanzen- wachsthum, von P. Bert 180 Ueber den Einfluss des farbigen Lichtes auf die Vegetation, von A. Baudrimout 181 PJinfluss des blauen Lichtes auf die Stärkebildung im Chlorophyll, von Ed. Prillieux 182 Ueber die Bewegungen der Clorophyllkörner unter dem Einfluss des Lichtes, von Ed. Prillieux 182 Inhalts -Verzeichniss. TV Seite Zusammenhang der Chlorophyllkömer-Bewegung mit der Plasma- beweguuo-, von E. Roze 182 lieber die Wirkung des Lichtes auf das Gewebe mono- und diko- tyledoncr Pflanzen, von A. ßatalin 183 Einfluss des grünen Lichtes auf die Siuupflanze, von P. Bert . 183 Einfluss des intensiven Lichtes auf die BUxttchen des Sauerklees, von A. Batalin 184 üeber den Einfluss des Lichtes und der Wärme auf die Stärke- erzeuguug im Chlorophyll, von G. Kraus 185 Beiträge zur Keuntniss des Temperatur- und Lichteinflusses auf die Sauerstoffabscheidung bei Wassei'pflanzen , von R. Hein- rich 186 Ueber den Einfluss der Bodenwärme auf die Entwickelung einiger Culturpflanzen, von J. Bialoblocki 189 Wirkvuig der Kälte auf Pflanzenzellen, von F. Cohn . . . . 197 Wann stirbt die durch Frost getödtete Pflanze? zur Zeit des Ge- frierens oder im Moment des AutthaueusV von II. R. Göppert 198 üeber das Erfrieren der Pflanzen, von H. Thiel 198 Ueber die Bildung von Eisstücken im Inneren der Pflanzen, von Ed. Prillieux 199 Ueber den Einfluss des Gefriereus auf das Gewicht der Pflanzen- gewebe, von Ed. Prillieux 200 Einige Beobachtungen über die winterliche Färbung immergrüner Gewächse, von G. Kraus 201 Ueber Pflanzenelektricität, von J. Rauke 202 Pflanzenkrankheiten 203—288 Einige Beobachtungen über Gummibildung, von P. Sorauer 203 Untersuchungen der Preussischen landwirthschaftlichen Akademien und Versuchsstationen über die Kartofl:elkrankheit. III. Bericht 205 Beiträge zur Kenutniss der KartofFelkrankheit, von Jul. Kühn 207 Einige Mittheiluugen über die Kartotfelkrankheit, von M. Reess 209 Erkrankung von Kartoffeln durch Rundwiü'mer, von Greeff . . 212 Ueber den Kartoftelkäfer 212 Ueber das Rübenkäferchen, von F. Cohn 213 Beschädigung von Rübenpflanzungen durch die Lai*ve des schwarzen Aaskäfers, von F. Cohn 213 Die Rüben-Nematode, von Jul. Kühn 213 Ueber den Mehlthau der Runkelrübe, von Jul. Kühn .... 214 Der Adonisblattkäfer, ein neuer Rapsfeind, von G. Jäger . . 215 Ki'ankheiten des Weinstockes: 1. Phylloxera vastatrix, von J. E. Planchon, J. Lichten- stein, Milne Edwards 215 2. Spicularia Icterus, von Fuckel 216 3. Eine Acarusart, von Becker 216 üeber die Flockenbildung der Pfirsichblätter, von Ed. Prillieux 216 üeber die Klecfäule, von E. Rehm 216 Ueber eine Krankheit der Lärche 217 Ueber das Vorkommen von Sphäria typhina Pers. auf Timothee- gras, von Jul. Kühn 218 üeber den Rost der Sonnenblume, von M. Woronin . . . . 218 üeber den Rost des Birnbaumes, von Oerstedt, Decaisne imd Guyot 219 Der Spargelrost und die Spargelfliege, von Jul. Kühn . . . . 220 Beschädigung von Winterweizen diu-ch die Larve der Getreide- halmwespe, von Jul. Kühn 222 Ueber den Erbsenrüsselkäfer, von 0. Zimmermann . . . . 223 Milbensucht des Hopfens, von W. Fleischmann 223 ^ Inhalts -Verzeichniss. Seite üeber Verwüstungen von Maispflanzen durch die Raupe des Hirse- zünslers, von A. Masch 223 Ueber Erkrankungen von Lupinen- und Roggenpflanzen durch thierische Einflüsse, von Jul. Kühn 224 Ueber den Honigthau der Linde, von Boussingault; nebst Be- merkungen von Harting und Le Verrier 226 Verwüstung von Leinfeldern durch die Raupe der Gamma -Eule, von Wodiczka 228 Einwirkung von Säuredämpfen, insbesondere der Salzsäure auf die Vegetation, von G. Christel 228 Ueber den Einfluss chemischer Fabriken auf die benachbarte Vege- tation, von Sonnenschein 228 Beschädigung der Pflanzen durch schweflige Säiu'e, von M.P'rey tag 229 Ueber die schädliche Einwirkung des Hütten- und Steinkohlen- rauches auf das Pflanzenwachsthum, von A. Stöckhardt . . 229 Die Einwirkung der schwefligen Säure auf die Pflanzen, von Jul. Schröder 231 Einfluss des Leuchtgases auf die Baumvegetation, von Kny und Virchow 236 Ueber die Wirkung des Chloroformdampfes auf die Reizbarkeit der Staubfäden von Mahouia, von Jourdain 237 Die Chemie der Pflanze. Referent: Dr. J. Fittbogen. Jahresbericht. 2. Äblh. Körner- früchte. Nähere Pflanzen-Bestandtheile und Aschen- Analysen. W. Pillitz untersuchte verschiedene Körnerfrüchte auf ihre näheren ^"hi^deneT Bestandtheile ^). — Die Weizeusorteu waren englisches Product vom Jahre 1870; das Vaterland der übrigen Getreidearten war nicht bekannt. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais und Reis wurden in dem Zustande, wie sie in den Handel kommen, analysiit-, Hirse und Buchweizen waren von der äusseren Hülse befi-eit, Spelz und Dinkel total enthülst. Indem wir rücksichtlich der Methode auf das Original verweisen, lassen ^ir die Resultate folgen. 100 Theile Trockensubstanz enthielten: Bezeichnung der Samen N 25« ö s ■ 'S " -35 Stammbaum-Weizen Prinz Albert- Weizen Bro\1ks-reed- Weizen WeisserFlandrischer Sammetweizen . . . Rheinischer Weizen von Cleve Dinkel 3) Spelz Roggen Gerste Hafer Mais Reis Hirse Buchweizen 74,02 73,51 70,17 70,99 72,79 71,13 71,60 65,60 62,65 53,62 72,27; 85,41 69,20 77,64 3,11 3,07 4,76 4,90 4,45 2,62 3,38 4,22 8,88 18,98 4,82i 0,87 4,28 2,05 1,76 2,28 5,27 4,58 1,82 1,52 2,46 5,78 1,96 1,46 0,83 1,27 1,29 1,601,96 1,56 2,03 1,071,79 0,58 2,40 0.59,2,05 1,063,42 1,23^2,72 2,172,52 2,713,08 0,37j4,92 1,59,5,03 SpurO,90 0,52 4,79 — 2,89 4,12 4,54 0,35 0,38 0,81 0,96 1,87 3,78 4,25 3,00 3,50 1,73 1,66 1,65 0,12 0,52 3,65 11,11 10,89 12,93 1,7911,21 1,59 2,81 2,63 11,04 10,94 10,77 3,87jlO,6U 2,05jl4,28 2,6912,13 2,16 0,46 1,36 4,67 9,95 10,01 16,22 7,40 0,82 1,05 1,63 1,57 1,66 1,50 1,61 1,50 1,45 1,44 1,32 0,51 1,18 1,09 1,15 0,69 0,61 0,11 0,23 0,75 0,60 0,24 1,23 2,73 0,38 0,45 0,64 0,61 ») Zeitschr. f. anal. Chem. 1872. 46. *) Nach dem Verhältniss 15,5 Stickstoff zu 100 Protein berechnet. ^) Dinkel, Spelt, Spelz sind imscres Wissens Synonyma fiu- Triticum spelta. D. Ref. A Die Chemie der Pflanze. vot^Gareide- Analyseu von Getreidesamen von L. Lenz^). — Das Unter- samen, suchungsmaterial war auf dem Landgute der k. k. höheren landw. Lehr- anstalt Ungarisch-Altenburg in dem trockenen Jahre 1866 und in dem normal feuchten Jahre 1867 geerntet worden. 1000 Gewichtstheile der lufttrockenen Samen enthielten: Hafer 1866 1867 Organische Stoffe Asche 2) . . . Wasser . . . Proteinsubstanzen In Wasser lösliche stoflflose Stoße Stärkmehl . . Fett Pflanzenfaser . Kali. . . . Natron . . . Chlomatrium Kalk . . . Magnesia . . Eisenoxyd Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure . Stickstoff stick Phosphorsäure zu Stickstoff 898,35 25,00 76,65 134,12 79,81 467,63 55,83 884,00 35.07 80,93 143,81 59.07 507.31 70,92 160,96; 102,89 4.35 0,16 0,06 1,22 2,18 0,65 7,16 1,21 8,01 21,46 1 : 2,98 ! 7,09 0,09 1,54 2,79 0,99 8,84 0,76 12,97 23,01 Gerste 1866 1867 848,98 17,67 133,35 849,75 20.73 129,.52 129,28 135,00 78,98 88.97 575,56^ 560,78 24,72 25.50 40,44 39,50 4,77 0,35 0,02 0,75 2,23 0,10 8.12 0;68 0,65 5.32 0,37 Sparen 0,66 2,64 0,14 7,21 0.35 4',04 Roffgen 1866 1867 856,98 16,00 127,02 159,43 144,55 499.39 22,73 30,88 843,46 18,03 138,51 153,56 119,19 526,55 20,11 24,05 4,92 0,19 0,03 0,62 2,14 0.06 7,72 0.25 0,07 20,68 21,60 25,50 24,57 5.92 0.22 0,04 0,59 2.78 o;i4 7,80 0,35 0,19 1 : 2,60 1 : 2,54 1 : 2,901 : 3,30 1 : 3,15 Weizen 1866 853,17 18,00 122,82 1867 842,42 15,73 141,85 163,64 128,06 80,.58 125,07 566,63; 534,30 20,84 22,41 27.48! 32,.58 4,67 0.19 0,01 1,05 2. 0,24 7,84 1,00 0,12 5,00 0,16 Spureu 0,66 2,27 0,01 7,34 0,20 0,09 26.18 20.49 1 : 3,331 : 2,79 Verfasser analysirte ausserdem die aus den Samen einiger Getreide- arten sorgfältigst herauspräparirten Keime und fand in 1000 Theilen luft- trocken: Roggen- keime Weizen- keime Keime von nackter Gerste Keime von gemeinem Rispen- hafer Maiskeime Trockensubstanz .... Wasser Stickstoff 905,37 94,63 33,17 909,02 90,98 45,51 910,18 89,82 45,53 898,64 101,36 42.39 903,70 96,30 28,09 Analyse Fr. S c hw ackh öf Cr 3) untersuchte Stroh und Körner von einem 'rogfeTauT Sommerroggen, welcher 1871 zu Eibenschitz in Mähren von einem Ru^slaud. ') Die landw. Versuchsstationen, l'i. 344. 2) Frei von Sand, Kohle und Kohlensäure. ') Die landw. Versuchsstationen. 15- 105. Die Chemie der Pflanze. K augeblich aus Fiussflaud bezogenen Saatgut erbaut ^YUl•cle. Die Samen dieser Roggeaart ähnelten in Form und Farbe den Weizenlförnern; das GeT\-icht eines Hektoliters betrug 86 Kilogramm. Die zweiblüthige Aehre war stark begrannt, enthielt durchschnittlich 30 Körner und hatte eine Länge von 14 Cm. Die Analyse ergab in 100 Theilen lufttrocken: Körner Stroh Proteinstoffe 17,34 4,60 Rohfett 2,54 1,83 Rohfaser 2,66 53,92 Stickstofffreie Extractivstoffe 62,46 23,38 Asche 2,10 5,48 Wasser 12,90 10,79 Die procentische Zusammensetzung der Asche war folgende: Körner Stroh Kali 34,20 30,84 Natron . . 1,45 0,39 Kalk . . . Spuren 7,66 Magnesia . 12,40 1,99 Eisenoxyd . Spuren ■ Spuren Phosphorsäure 50,99 4,90 Schwefelsäure Spuren 5,64 Kieselsäure . 1,01 48,50 Chlor . . Spuren Spuren Zusammsetzung der Aschen harter und weicher Weizen, zusammen Setzung der Aschen harter Harter (glasiger) Weizen giebt einen durch Wasser leicht auswasch- "'Weizen. resp. ihrer Mehle, von R. Pott^). baren Kleber, während aus dem Mehle von weichem (mehligem) Weizen der Kleber sich nur schwierig auskneten lässt. Um zu entscheiden, ob diese ungleiche Auswaschbarkeit des Klebers im Zusammenhange steht mit Verschiedenheiten in der Zusammensetzung der Samenaschen, bestimmte Verf. die anorganischen Bestandthcile von vier harten und eben so vielen weichen Weizensorten, sowie ausserdem von zwei Mehlproben. Die Sorten 1, 2, 3, 5 und 8 wurden 1871 in Poppeisdorf — dem Wohnsitze des Verf.'s — erbaut, die übrigen von ausserhalb bezogen. Die Resultate der Untersuchung finden sich in der folgenden Tabelle. Die landw. Versuchsstationen, 15. 217. Die Chemie der Pflanze. Harte Weizensorten Weiche Weizensorten Mehl aus 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8, .:.' 'S lOOTheile u S u ^ «g • = ^« •-' t^ Reinasclie j= .2 1 S e ■Ci.2 1- 3 cc — es ^ "5; S a ^ 'S a euthielten : weizf Rittb der si C ^ S.2 o all 11^ Bill weize Scliie Me 1 ^ •o 2,OT pCt. 2,0-. pCt. 2,21 pCt. 2,09 pCt. 1,94 pCt. 1,80 pCt 1,93 pCt. 2,IlpCt 1,23 pCt. 0,97pCt. ARChe Asche Aschp Asfhp As^he Asohe Asche As.)..' Adctie A8clie Kali .... 34,434 30,646 33,939 37.301 41,05635,692 31,648 35,1829,728 31,64 Na fron . . . 0,129 0,140 0,668 0,120 1,004 0,685 0.116 0,75 0,182 0,10 Kalk. . . . 2.308 2,319 1,818 2,140 1,123 2,720 2.303 2,83 4,793 4,51 Magnesia . . 10,366 12,726 11.912 11.209 9.617 13.257 11,133 12.93 11,539 10,98 Eisenoxyd . . 0,347 0.428 0,714 0,620 0,481 0,537 0,562 0,75 1,407 0,80 Phosphorsäiire 51,626 53,113 50,637 47,500 45,757 45,167 .53,735 48.39 51,276 50,97 Kieselsäure . 0,164 0.157 0,156 0,335 0,321 0,917 0,169 0,29 0.874 1.25 Chlor . . . 0,626 0,471 0,156 0,895 0,545 1,028 0,339 0,11 0,201 0,52 Ueber die Zusammen- setzung der blauen und gelben Lu- pine, Die vorstehenden Analysen lassen trotz der dabei zu Tage tretenden Abweichungen keine Beziehungen zwischen dem procentischen Gehalt der Asche an einzelnen Bestandtheilen und der Auswaschbarkeit des Klebers erkennen. Der Grund für dies verschiedene Verhalten des Klebers ist jedenfalls in dem gegenseitigen Verhältniss zu suchen, in welchem sich die vier von Ritthausen ^) unterschiedenen Bestandtheile: Pflanzenleim, Para- casein, Fibrin und Mucin im Weizeukleber vorfinden. M. Siewert untersuchte gelbe und blaue Lupinen^). Erstere stammten aus Königsborn, letztere aus Hundisburg. Die ganzen Pflanzen wurden in Stengel, Blätter, leere Schoten und Körner geschieden und jeder dieser Theile der Analyse unterworfen. Die gelben Lupinen wurden in 2 Wachsthumsperioden geerntet, nämlich 1. zur Zeit der Halbreife: Die Pflanzen hatten fast völlig abgeblüht; die Samenschoten waren ziemlich vollkommen ausgebildet; Gehalt der ganzen Pflanze an lufttrockener Substanz 17,6 pCt.; 2. zur Zeit der vollendeten Fruchtreife. Die blauen Lupinen kamen nur im Stadium der Halbreife zur Untersuchung: Gehalt der ganzen Pflanze an lufttrockner Substanz ca. 18 pCt. Ueber das gegenseitige Verhältniss der einzelnen Theile giebt die nachstehende Zusammenstellung Auskunft : Die halbreifen Pflanzen bestanden in ungetrocknetem Zustande aus pCt. Stengel . . Blätter . . Leere Schoten Körner . . Gelbe Blaue Lupinen. 14,84 27,15 37,15 20,86 45,17 17,95 24,78 12,10 ') Jahresbericht. 1864. 78. «) Zeitschr. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen 1870, 75. Die Chemie der Pflanze. Rücksichtlicli der folgenden Tabelle scliieken wir voraus, dass der im Original aufgeführte kohleusäurelialtige Glührückstand in kohlensäure- fi'eie Asche umgerechnet und dass das Chlor von uns an die Alkalimetalle gebunden ist. 100 Tille, lufttrocke n Gelbe Lupinen. Blaue Lujiinen. Stengel Blätter Leere Sehotea Körner 'SP 3 S es 1 . enthielten: u 's u u 'S t sa Proteinstoffe . . Stickstofffreie Nährstoffe . . P^ett Cellulose .... Alkaloid .... Wasser Asche 5,06 43.60 0,.54 35,13 0,20 12,13 3,34 8,05 46,17 0,86 31,48 0,08 10.08 3,28 16,31 47,53 2,40 16,23 0,20 11,10 6,23 17,31 40,89 3,10 20,93 0,12 12,04 5,61 7,00 50,39 0,88 28,67 0,20 10,66 2,20 8,05 48,59 0.57 28.22 0,06 12,.50 2,01 36,76 28,89 2,75 16,.50 0,35 10,82 3,93 39,13 31,73 4,06 11,45 0,60 9,45 3,58 3,76 51,15 0.64 29,59 0,10 11.14 3,62 20,62 35,34 2.15 25,84 0,13 8,80 7,12 14,17 47,55 0.81 22,57 0,22 12,00 2,68 19,75 47,79 1,80 16,99 0,63 9.30 3,74 Summa 100,00100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00;100.00'100.00 11 ■ ( 100,00 100,00 Kali Natron Chlorkalium . . Chlornatriiun . Kalk Magnesia .... Eisenoxyd . . . Kieselsäure . . Phosphorsäure Schwefelsäure . 1,177 0,463 0,005 0,725 0,121 0,022 0,045 0,299 0.479 1,073 0,523 0,073 0,989 0,071 0,023 0,062 0,205 0,259 1,007 0,191 0,225 3,667 0,092 0,163 0,225 0,306 0,356 0,910 0,250 0,041 .3,121 0,045 0,180 0,487 0,335 0,239 1,271 0,084 0,192 0,330 Spur 0,022 0,014 0,226 0,063 1,022 0,189 0.041 0,524 Spur 0,024 0,083 0.088 0,037 1,234 0,214 0,118 0,462 0,484 0,028 0,019 1,359 0,017 0,984 0,073 0,048 0,231 0,619 0,004 0,037 1,345 0,2.38 1,131 0,052 0,064 0,912 0,190 0,010 0,610 0,463 0,189 1,727 0,517 0,264 2,905 0,185 0,207 0,514 0,552 0,249 1,176 0,031 0,062 0,404 0,109 0,069 0,284 0,421 0,120 1,108 0,002 0,041 0,498 0,354 0,017 0,051 1,370 0,301 Summa 3,336 3,278 6,232 5,608 2,202 2,008 3,935 3,579 3,621 7,120 2,676 3,742 100 Thle. Glührückstand 1 Gelbe Lupinen. Blaue Lupinen. 1 Stengel Blätter Leere Schoten Körner 1 . «*-* tJi <*J uj c;> enthielten: *-• f ^' J 1-. 03 S t2 J3 -S ja ■a ^ Kali 35,74 26,.56 11,21 11,65 46,03 35,87 31,23 27,49 26,93 20,17 37,82 29,06 Natron 0,07 13,91 3,45 1 3,51 6,73 7,20 6,99 2,75 2,04 7.57 1,89 0,64 Kalk 18,97 24,48 40,88 40,41 11,97 18,38 11,68 6,46 21,71 33,82 12,98 13,13 Magnesia. . . . 3,26 1,76 1,01 0,73 Spur Spur 12,25 17,27 4,51 2,15 3,51 9,42 Eisenoxyd . . . 0,58 0,57 1.81 2,32 0,79 0,84 0,71 0,11 0,24 2,42 2,20 0,45 Kieselsäure . . 1,18 1,.53 2,51 6,29 0,49 2,90 0,50 1,03 14.54 6,01 9,12 1,34 Phosphorsäure . 7,82 .5,07 3,42 4,33 8,18 3,12 34,41 37,.55 11,03 6,45 13,55 36,05 Schwefelsäure . 12..50 6,42 3,97 3,09 2,31 1,38 0,42 6,64 4,51 2,80 3,86 7,91 Kohlensäure . . 14,14 16,60 30.22 27.36 19,28 29,44 0,00 0,00 13,57 16,26 14,03 1,35 Chlor 5,84 1,10 1,52 0,31 4,22 0,86 1,81 0,80 0,92 2,35 1,03 0,66 An diese Analysen knüpft der Verfasser einige Bemerkungen, von denen wir folgende hervorheben: 1. Die Lupinenpfianze enthält in Stengeln und Blättern beträchtliche Mengen Kalkerde ; in den reifen Samen der gelben Varietät wird diese 8 Die Clieinie der Pflanze. Basis von der Magnesia um mehr als das Doppelte übertroffen. Wo man daher in der Praxis die Beobachtung gemacht hat, dass Lupinen auf kalla-eichem Boden nicht gedeihen wollten, wird man die Erklärung hierfür in einem unzureichenden Gehalt des Bodens an Talkerde zu suchen haben. 2. Die gelben und blauen Lupinen unterscheiden sich a. in dem gegenseitigen Verhältnis» ihrer einzelnen Theile: Bei den blauen Lupinen machen die Stengel fast die Hälfte der ganzen Pflanze aus; b. in dem Gehalt an organischen Stoffen: Die gelben Lupinen sind un- gleich reicher an Proteinkörpern-, c. in der Zusammensetzung der Asche: Die blauen Lupinen enthalten mehr Phosphorsäure und Kieselsäure, als die gelben. Die blauen Lupinen, trotzdem sie dieselben, in Betreff der Phosphor- säure sogar höhere Ansprüche an den Boden machen, erweisen sich somit in Bezug auf die Production von organischer Materie weniger dankbar, als die gelben Lupinen, und es erscheint hiernach völlig motivirt, dass man in der Praxis dem Anbau der letzteren den Vorzug giebt. Vergl. die Analyse der gelben Lupinen, von A. Beyer. ^) Ueber den Samen der Serradella (Ornithopus sativus), von serrldeiia-'^ J. Fittbogeu u. P. Soraucr^). — E-ücksichtlich des anatomischen, von samen p. Sorauor besorgten Theiles der Arbeit verweisen wir auf das Original. Die chemische Analyse ergab für 100 Theile wasserfreier Samen folgende Zusammensetzung : Proteinstoffe 24,437 davon in Wasser löslich 5,576 Nutzbare Cellulose 24,979 Unverwerthbare Cellulose . . . 25,685 Rohrzucker 2,897 Pektin u. Gummi 3,457 Oel 5,926 Wachs 1,498 Harz 4,514 Oxalsäure 0,194 Organ. Stoffe unbestimmter Natur 3,153 Reinasche 3,260 mit Kali .... 0,938 „ Natron ... 0,252 „ Kalk .... 0,626 „ Magnesia. . . 0,311 „ Eisenoxyd . . 0,017 „ Phosphorsäure . 0,896 „ Kieselsäure . . 0,069 „ Chlor .... 0,195 100,000 Stickstoff 3,910 Schwefel 0,163 1) Jahresbericht 1867, 66. a) Landw. Jahrbücher. 1872. 1, 614. Die Chemie der Ptlanze. Q Unter nutzbarer Cellulose hat mau nach M. Sie wert den durch Kochen mit cinprocentiger Schwefelsäure in Zucker überfiihrbaren Theil der Pflanzenfaser zu verstehen. — Das Sei-radellaöl , d. h. der in absolu- tem Alkoliol leicht lösliche Theil des Aetherextracts, gehört zu den trock- nenden Oeleu, ist hellolivenfarbcn, geschmack- und geruchlos und hat fol- gende Elemeutarzusammensetzung : 73,892 pCt. Kohlenstoff 11,139 „ Wasserstoff 14,927 „ Sauerstoff 0,042 „ Phosphor Unter den als Harz bezeichneten, nach der Extraction mit Wasser in Weingeist von 70 Vol. pCt. löslichen Substanzen befindet sich auch ein — nicht näher untersuchtes — Glucosid. — Die Oxalsäure ist in Verbindung mit Kalk vorhanden. — Zu den organischen Stoffen unbe- stimmter Xatur gehört auch die höchst wahi'scheinlich in dem Serradella- samen enthaltene Citronsäure. — Von den 3,260 pCt. Reinasche gingen 2,083 in das Wasserextract über. ' Die Samen waren frei von fertig ge- bildeter Schwefelsäure. Das durchschnittliche Gewicht von 1000 Samen betrug im lufttrocknen Zustande 3,4779, nach dem Trocknen bei 110*^0. 3,2313 Grm. Die Hülsen machten 45,15 pCt. des Samens aus und ent- hielten 0.083 pCt. Kalk, 0,217 pCt. Magnesia. Die Rohasche (Glühnickstand) enthielt 12,77 pCt. Kohlensäure. Die- ser hohe Kohlensäuregehalt ist füi- Samenaschen ebenso ungewöhnlich, wie der beträchtliche Gehalt an Chlor und das Ueberwiegen von Kalk im Verhältniss zur Magnesia. 100 Theile Reinasche enthielten: Kali .... 28,773 Katron ... 7,730 Kalk .... 19,202 Magnesia . . 9,539 Eisenoxyd . . 0,521 Phosphorsäure . 27,485 Kieselsäure . . 2,117 Chlor. . . 5,982 101,349 davon ab der dem Chlor aequ. Sauerstoff 1,349 100,000 Nach Spiess^) enthält der Steinklee, Bokharaklee (Melilotus Aschenana- leucanthus Koch) in 100 Theilen frischer Substanz: toms'"'ieucan'- Organische Stoffe . . 22,03 '^''' ^och. Asche 1,71 Wasser 76,26 100,00 Die procentische Zusammensetzung der Asche war folgende: Kali 44,49 Natron 2,48 ') Landw. Centralblatt 1871, 1, 486. 10 Die Chemie der Pflanze. 20,67 7,82 13,82 4,51 0,66 5,54 Kalk .... Magnesia . . . Phosi^horsäure . Schwefelsäure . Kieselsäure . . Chlor .... wundk^e's! Untersuchung von Wundklee (Anthyllis vulneraria) in verschiedenen Stadien der Entwickelung, von J. Fitthogen. ^) Die Probeentnahmen fanden an folgenden 3 Tagen statt: 1. Am 27. Mai 1872. Kurz vor der Blüthe; die Blumenköpfe waren dem Erblühen nahe. 2. Am 6. Juni. Beginn der Blüthe. 3. Am 5. Juli. Vier Wochen nach Beginn der Blüthe-, einige Blüthen hatten sich bereits weiss gefärbt, die meisten besassen noch ihi"e gelbe Farbe. Die Resultate der Analyse bringt die nachstehende Tabelle. 1. Periode: Kurz vor der Blütlie. 2. Periode: Be^nu der Blutlie. 3. Periode: Ende der Blüthe. 1000 Theile enthielten: Frische Substanz. Trocken- snljstanz. Frische Substanz. Trocken- substanz. Frische Substanz. Trocken- substanz. Wasser 848,93 — 799,33 — 762,09 Prote'instoffe Rohfett (Aetherextract) . Rohfaser (frei von Protein und Asche) .... Stickstofffr. Extractstoffe 23,69 5,97 30,85 78,20 156,78 39,53 204,23 517,52 26,03 6,40 60,57 97,69 129,73 31,89 301,82 486,92 24,01 6,04 76,03 118,79 100,92 25,38 319,58 499,36 Organische Stoffe . 138,71 918,06 190,69 950,36 224,87; 945,24 KaU Natron Kalk Magnesia Eisenoxyd ..... Phosphorsäure .... Schwefelsäure ^) . . . Kieselsäure Chlor 3,44 0,06 6,56 0,83 0,14 1,01 0,04 0,22 0,09 22,77 0,43 43,44 5,50 0,91 6,71 0,28 1,45 0,58 3,56 0,04 4,23 0,49 0,14 1,16 0,27 0,09 17,76 0,19 21,07 2,45 0,68 5,77 1,36 0,46 3,85 0,13 6,21 0,53 0,26 1,18 0,79 0,10 16,20 0,56 26,11 2,22 1,07 4,95 3,31 0,43 Mineralstoffe .... 12,36, 81,94 9,98; 49,64 13.03 54,76 Stickstoff Schwefel 3,97 25,08 0,17 1,14 4,17 0,21 20,75 1,06 3,84 0,24 16,15 1,02 Wasserextract .... Mit Miueralstoffen . . „ Proteinstoffen . . . „ stickstofffr. Stoffen . 68,34 10,48 9,85 48,01 452,35 69,40 65,19 317,76 80,73 8,73 10,55 61,45 402,32 43,50 52,53 306,29 89,75 9,89 3,95 75,91 377,25 41,57 16,59 319,09 1) Landw. Jahrbücher 1872, 1, 622. *) Fertig gebildete Schwefelsäure fand sich nur in den noch nicht aufge- blühten Pflanzen, Die Chemie der Pflanze. 11 Als Bestätigung vou bereits bekauuten Thatsachen ergiebt sich aus dieser Tabelle Folgendes: 1. Der Wassergehalt der frischen Pflanze nimmt mit dem zunehmenden Alter derselben ab. 2. Der procentische Gehalt der Trockensubstanz an Proteinstoffen und an Fett ninnnt mit dem Alter der Pflanzen ab, der procentische Ge- halt an Rohfaser dagegen mit dem Alter zu. 3. Die Trockensubstanz der ersten Periode ist au Gesammtasche und an einzelnen Aschenbestandtheilen reicher, als die Trockensubstanz der zweiten und dritten Periode. In Betreff des absoluten Gehaltes an näheren Bestandtheilen zur Zeit der Blüthe (2. Periode) wurde Folgendes ermittelt.: 100 ganze Pflanzen enthielten Grm. Wasser 6962,5 Proteinstoffe 226,7 Rohfett 55,7 Rohfaser 527,6 Stickstofffi-eie Extractstoffe 851,0 Organische Stoffe 1661,0 Kali . . . Natron . . Kalk . . . Magnesia . Eisenoxyd Phosphorsäure Kieselsäure . Chlor . . . 31,0 0,3 36,8 4,3 1,2 10,1 2,4 0,8 Mineralstoffe 86,9 Stickstoff Schwefel 36,3 1,8 Wasserextract 703,2 mt Mineralstoffen 76,0 „ Proteinstoffen 91,9 „ stickstofffi-eien Substanzen .... 535,3 Gewicht von 100 Mschen Pflanzen Die Reinasche enthielt 8710,4 in 100 Theilen: 1. Periode 2. Periode. 3. Periode. Kali .... 27,79 35,76 29,58 Natron .... 0,51 0,39 1,03 Kalk .... 53,01 42,43 47,69 Magnesia . . . 6,72 4,39 4,06 Eisenoxyd . . . 1,11 1,38 1,95 Phosphorsäure . 8,19 11,63 9,03 Schwefelsäure 0,35 — Kieselsäure . . 1,77 2,76 6,05 Chlor .... 0,70 0,93 0,79 12 Die Chemie der Pflanze. Analyse der Kohlpflanze. Analyse der Kohlpflanze, von Hofmaun-Speyer ^). — Pflanzen der Varietät Brassica oleracea acephala, Wiuterkohl, wurden in zwei Pe- rioden untersucht, nämlich als Setzlinge im Juli und als völlig ausgebildete Winterpflanzen Ausgangs Januar. Im ersten dieser beiden Entwickelungs- Stadien hatten die Pflanzen eine Höhe von 20 Cm., 2 bis 5 Blätter und ein Frischgewicht von 4,8 Grm. im Durchschnitt; sie waren frisch uud saftreich. Die Wiuterpflanzen besassen eine Höhe von 40 bis 50 Cm.; das Frischgewicht einer Pflanze excl. Wurzeln betrug im Mittel 236 Grm., davon kamen auf die Blätter 188, auf den Strunk 48 Grm. Der Strunk war fast von der Mitte gegen die Wurzel zu hart und holzig; die Blätter hatten ein derbes Gefüge und waren trocken anzufühlen. 100 Theüe Setzlinge Wiuterpflanzen der frischen Substanz enthielten : Blätter Strunk Wasser 85,167 20,634 22,458 Organische Stoffe . . 10,576 77,546 76,086 Asche 4,257 1,820 1,456 darin: Chlorkalium . . 0,7326 — — Kali .... 0,8554 0,578 0,5738 Natron . . . — 0,036 0,0512 Kalk .... 0,7539 0,262 0,1799 Magnesia . . . 0,1745 0,052 0,0712 Eisenoxyd . . 0,0666 0,148 0,0196 Phosphorsäure . 0,3299 0,184 0,1785 Schwefelsäure 2) 0,3628 0,111 0,1340 Chlor .... — 0,139 0,0990 Kieselsäure . . 0,0524 0,021 0,0123 Kohlensäure . . 0,6460 0,239 0,1147 Sand und Kohle 0,2733 0,049 0,0192 4,2474 1,819 1,4534 Davon ab: Kohlensäure, Sand und Kohle 0,9193 3,3281 0,288 0,1339 Bleibt reine Asche . 1,531 1,3195 Stickstoff 0,668 3,064 1,661 ') Die landwirthschaftl. Versuchsstationen. 13. *) In der Asche bestimmt. 255. Die Chemie der Pflanze. 13 100 Theile Reinasche ent- Setzlinge Winterpflanzen hielten: Blätter Strunk Chlorkalium . . Kali Natron .... Kalk .... Magnesia . . . Eisenoxyd . . . Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure Chlor .... 21,9857 25,6710 22,6255 5,2368 1,9998 9,9004 11,0078 1,5725 37,707 2,394 17,144 3,381 9,635 11,995 7,284 1,423 9,087 43,487 3,881 13,632 5,392 1,486 13,530 10,143 0,932 7,508 99,9995 100,050 99,991 Kohlrübe. Das Kali prävalirt hiernach unter den Mineralstoffen der Kohlpflanze. Am reichsten an Kali und an Kalkerde ist die Asche der jungen Pflanze, während sich in der Asche der AVinterpflanze ein grösserer Phosphor- säuregehalt findet. Aus dem Umstände, dass die Struukasche mehr Kali und mehr Phosphorsäure enthielt als die Blattasche, folgert der Verf , dass mit dem Eintritt des Winters gleichzeitig mit der Saftentleerung diese Nährstoffe in den Strunk zurückwandern. J. Fittbogen analysirte die Wurzeln der Kohlrübe (Wrucke, A^nai^yse der Brassica napobrassica)^). — Das untersuchte Exemplar wog 1646 Grm. Gefunden wurden in 100 Theilen: Wasser 87,193 Proteinstoffe 1,059 Traubenzucker 6,0(56 Rohrzucker 0,426 Fett 0,104 Rohfaser 1,043 Nicht bestimmte organische Stoffe . . 3,565 Reinasche 0,544 mit Kali 0,291 „ Natron 0,006 „ Kalk 0,062 „ Magnesia 0,026 „ Eisenoxyd 0,004 „ Schwefelsäure 0,036 „ Phosphorsäure 0,076 „ Kieselsäure 0,007 „ Chlor . . . 0,028 100,000 ') Landw. Jahrbücher. 1872 1. 629. 14 Die Chemie der Pflanze. Stickstoff 0,169 Schwefel 0,033 Wasserextract 9,356 mit Proteinstoffen 0,766 ,, stickstofflosen Substanzen 8,104 „ Aschenbestandtheilen 0,486 Die procentische Zusammensetzung der Reinasche berechnet sich fol- gendermassen: Kali . . . Natron . . Kalk . . . Magnesia . Eisenoxyd . Schwefelsäure Phosphorsäure Kieselsäure . Chlor . . In Betreff der Veränderungen, welche die Kohlräben beim Einsäuern erfahren, vergleiche man unter „Conservii'ung und Zubereitung von Fut- terstoffen." Aifaly^e"der ^^^ Reiuasche der Blätter des wilden Weins (Ampelopsis Blätter des hedcracea) enthält nach E. von Gorup-Besanez i): 53,437 1,117 11,304 4,726 0,793 6,499 14,029 • 1,220 5,145 vrildenWeins. in 100 Theüen: im Juni gesammelt Anfangs September gesammelt Kali Natron ....... Chlornatrium Kalk Magnesia Eisenoxyd Phosphorsäure Schwefelsäure Kieselsäure 24,62 1,74 2,03 34,37 8,36 4,23 9,60. 4,59 10,46 31,41 0,31 4.97 42,06 4,02 2,33 6,55 3.22 5,13 100,00 100,00 Analyse von Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung der Maulbeer- ° " blättern aus in Friaul abgestreiften Maulbeerblätter, von F. Sestini-). — Friaui. p^g Material wurde 1871 theils von 2 Varietäten des in Udine cultivir- ten gemeinen Maulbeerbaumes, theils von 2 in Flaibano angepflanzten Sorten, dem chinesischen und dem einheimischen veredelten Maulbeerbaume, gesammelt. Der Boden war an beiden Orten gedüngt. In Udine werden i) Oeconora. Fortschritte 1872. 5. 2) Die landw. Vei'suchsstationen. 15- 286. t)ie Chemie der Pflanze. 15 die Zweige jährlich oder alle 2 Jahre abgehauen; in Flaibano entlaubt man alle 2 Jahre. Der Eutwickelungsgrad der Blätter von Morus alba zur Zeit der Probeentnahme ergiebt sich aus der nachfolgenden Zusammenstellung: Länge Mm. Breite Mm. r1 O a « a Bezeichnung der Tag der Probe- -2 B O) W. VC frisch ätter Varietät entnahme ■■o u ÖD .3 'S 3 '1 OQ .3 3 a Grm. 28. April 45 15 30 35 13 24 1,340 Morus alba silvatica S.Mai 12. Mai 68 82 20 23 44 53 50 62 15 28 32 45 1,640 3,365 17. Mai 95 25 60 60 18 39 3,375 29. April 47 16 32 34 6 20 1,038 8 Mai 62 95 43 57 14 36 2,000 Morus alba domestica 12. Mai 92 25 60 65 16 41 2,010 17. Mai 102 23 63 54 15 35 2,106 Die chemische Untersuchung lieferte folgende Resultate: Bezeichnung der Varietät |1 Procentische Zu- sammensetzung der frischen Blätter Procentische Zusammensetzung der Asche — C3 Monis alba silvatica 28. ApriJl75. 8. Mai 12. Mai 17. Mai ,622,42,0 71,326,52,2 66,731,02,3 62,234,613,2 1,499 1,528 1,.529 1,440 1.5,6 17,1 16,9 21,1 24,6 26,0 19,0j 28,3 7,6 9,7 9,0 8,8 24,8 21,7 20,0 9,42,1 16,92,1 10,6 10,7 11,6 17,6 13,0 14,4 12,2 Morus alba domestica 29. April 8. Mai 12. Mai 17. Mai 78,120,1 73,624,5 70,1 69,4 ,82 42 1,335 1,217 1,.%5 1,671 16,6 17,9 18,2 19,2 24,3 26,3 27,6 28,9 7,5 8,2 8,0 7,9 20,1 19,6 18,1 13,5 9,6 10,4 10,8 15,i 18,3 13,8 13,1 11,3 Chinesicher Maul- beerbaum 24. Aug. 72,425,32,3 1,121 24,1 31,7 11,2 18,1 1,3 8,00,7 4,9 9,0 Veredelter Maul- beerbaum j 24. Aug. 66,923,79,4 1,683 16,9 33,3 10,7 12,1 1,3 15,90,8 Die für das Gedeihen der Seidenraupen nothwendigen Nahrungsstoffe scheinen in den sämmtlichen untersuchten Proben enthalten zu sein. Man vergleiche die Analysen der Maulbeei'blätter vonBechi, Karm- rodt, Heidepriem ^), sowie von E. Pieichenbach^). ') Jahresbericht 1868/(^*9. 163 sqq. 2) Jahresbericht 1867. 68. 16 Die Chemie der Pflauze. Aschen- bestandtheile des Samen von Hyoscyamus niger L, Zusammen- setzuus der Sainenasehen von Acaria nilätica und Hibiscns esculentus. H. Höhn^) fand in den trocknen Samen von Hyoscyamus ni- ger L. 2,25 pCt. Reinasche. Die letztere entliielt in 100 Theilen: Kali 18,15 Xatron 5,59 Kalk 6,23 Magnesia 20,68 Eisenoxyd 1,99 Thonerde 0,65 Phosphorsäure 43,95 Schwefelsäure 0,76 Kieselsäure 0,70 Chlor 0,31 99,01 0. Popp^) untersuchte die Asche der Samen von Acacia nilo- tica und Hibiscus esculentus. Beide Pflanzen sind in Aegypten hei- misch. Erstere ist eine baumartige Leguminose und wird zur Bepflanzung von Landstrassen verwendet. Ihre selu' zahlreichen lederartigen Hülsen- früchte reifen im März; die Samen sind ungemein hart, hornartig und enthalten in der Trockensubstanz 5,3 bis 5,5 pCt. Stickstoff. Hibiscus esculentus ist ein zur Familie der Malvaceen gehöriger, als Gemüsepflanze benutzter Strauch. Es wurden gefunden: In 100 Theilen Glührückstand: Samen von Acacia ni- lotica Samen von Hibiscus esculentus Kali Natron t' Kalk Magnesia Eisenoxyd Phosphorsäure .... Schwefelsäure .... Kieselsäure Chlor Kohlensäure .... 33,388 5,360 14,212 12,103 0,612 16,229 3,650 1,809 0,345 13,112 38,842 4,576 7,813 12^021 0,861 24,690 0.561 0,747 1.537 8,252 Theachinen- ^d^er^rngen" Untersuchung eines Himalayathee's, von Ph. Zoeller^). Von ^^ätt« von der aus einer grossen Theeplantage am Himalayagebii'ge stammenden Probe stand es fest, dass sie aus den jüngsten Blättern bereitet war. Dieselbe enthielt lufttrocken in 100 Theilen: 4.95 Wasser, 4.94 Thein, 5,38 Stick- stoff und hinterliess beim Einäschern 5,63 pCt. Rückstand. Ausserdem fand sich darin eine geringe Menge eines weissen, krystallisirbaren Kör- pers, welchen J. v. Lieb ig für Theobromin erklärte. Durch Extraction ^) Die landw. Versuchsstation. 14. 149. ") Chem. Centralblatt 1871. 340. Nach Arch. Pharm. 195. 140. 3) Ann. d. Chem. und Pharm. 1871. 158. 180. Die Chemie der Pflanze. 17 mit der 60fachen Menge siedenden Wassers wurden im Ganzen 36,26 pCt. der Probe in Lösung gebracht. 100 Theile dieses bei 100" C. getrock- neten Wasserauszugs gaben 10,09 StickstoÜ' und 11,46 kohlensäurehaltige Asche. Es waren mithin dui-ch die angegebene Wassermenge von dem Gesammtgehalt an Stickstoft' 61, von dem Gesammtgehalt an Asche 70 pCt. ausgelaugt worden. 100 Theile Asche enthielten: Thee- blätter Wasscrextract aus den Blättern Extrahirte Blätter Kali Natron Kalk Magnesia Eisenoxyd Manganoxyduloxyd .... Phosphorsäui'e Schwefelsäure Kieselsäure Chlor Kohlensäure 39,22 0,65 4,24 6,47 4,38 1,03 14,55 Spur 4,35 1) 0,81 24,30 55,15 0,68 0,95 3,13 1,73 0,43 7,89 Spur 2,92 0,81 26,31 7,34 0,69 10,76 11,45 9,53 1,97 25,41 Spur 7,57 1) Spur 25,28 Die jüngsten Blätter der Theestaude liefern die besten Theesorten, und der untersuchte Thee ist dem besten chinesischen Thee an die Seite zu setzen. Nach des Verfassers Ansicht hat mau in der Aschenanalyse ein einfaches Mittel, um die Qualität einer Theesorte zu constatiren. Die Asche nämlicli von guten, aus jungen Blätteni gewonneneu Sorten hat einen hohen Kali- und Phosphorsäuregehalt, dagegen einen geringen Kalk- gehalt, während die Asche von geringereu, aus älteren Blättern dargestell- ten Sorten verhältnissmässig reicher au Kalk, ärmer an Kali uud an Phos- phorsäure ist. P^benfalls mit Hülfe der Aschenanalyse lässt es sich ent- scheiden, ob eine Theesorte des Handels bereits einmal zum Aufguss be- nutzt worden ist: ausgezogene Blätter enthalten nur wenig Kali, dagegen viel Kalk, Magnesia, Eisenoxyd und Phosphorsäure. A. Petzholdt bestimmte im Anschluss au seine früheren desfallsigeu Aschen- Untersuchungen 2) die Aschenbestaudtheile von Krappwurzeln def^Krlpp-*^ aus Holland (Provinz Zeeland) und aus Frankreich (Depar- """'•«i»- temeut Vaucluse)^). ') Sandhaltig. 2) Jahi-esbericht. 1865. 117. *) Journal f. prakt. Chemie. 10t>. 186. Jahresbericht. 2. Ablh. Die Chemie der Pdauze Holländische Krappwurzeln Französische Krappwurzp.ln 100 Theile 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. d.sand-, kohle- u. 43 Monat IS Monat Drei- .§> fe -^ 1 s kohlensäiu-efr. alt, auf alt, jährig, ■i "^ S ■= i, " fe e ■> s Dreijährig. Vierjährig. Asche enthielten: schwerem Boden ge- wachsen auf ^was leichterem 1 ~'^- | ?£ Boden als 1 ge- äl ^^c wachsen 's' c - T i^ 1 a^ä^'% Sog, ga- ranco rougi- Sog, ga- rauro jauuc Dreijährig Kali 44,132 47,924 42,574 47,821 46,913 41,219 43,084 Xatroii — — — — 0,561 — — Clilorkalium . . 2,242 7,519 1,227 4,494 — 8,683 5,924 Chlornatrium . 7,142 2,777 4,323 4,302 6,335 0,680 3,227 Kalk 25,955 21,698 32,358 28,144 32,934 36,217 28,677 Magnesia. . . . 4,639 4,265 4,923 r.,556 5,V28 4.191 3,061 Eiseuoxvd . . . 2,783 2,364 0,256 0,318 0,443 0,628 2,792 Kieselsäure . . 5,055 6,134 3,476 1,328 0,588 1,698 2,645 Phosphorsäure . 6,732 5,688 9,220 5,483 4,905 4,631 8,750 Schwefelsäure . 1,320 1,631 1,643 2,554 2,393 2,053 1,840 Summa 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000 Verf. uutersuchte auch mit Ausnahme von 2 und 3 die Erden, von welchen die Krappwurzeln stammten. Ihre Charakteristik ist folgende: 1. Schwerer Boden aus dem Anna -Jacoba- Polder auf Zeeland. Zum Vergleich hiennit wurde ein anderer Boden anal^ysirt, welcher im Holländischen Sinne als sehr leicht bezeichnet wurde und welcher zur Zeit der Probeentnahme keinen Krapp trug. Derselbe ist in der umstehenden Tabelle ohne Nummer aufgeführt. 4. Von der Farm „Grande-Bastide'% südlich von Carpentras; ganz hell- braun gefärbt, ohne Steine oder sonstige gröbere Beimengungen. 5. Von einem Felde bei Athen les Paluds, südwestlich von Carpentras, grau gefärbt, sekr fein und ohne Steine. 6. Von einem Felde im Quartier Daran bei Mormoiron, östlich von Car- pentras, von hellgrauer Farbe, eine Menge kleiner Bruchstücke von Feuerstein, Kalkstein, kalkigem Sandstein enthaltend, ohne jedoch da- durch zu ,,steinigem Boden'' zu Averdeu. 7. Von einem Felde im Quartier Sablou, ebenfalls bei Mormoiron, ganz roth gelärbt. Die Chemie der Pflanze. 19 100 Theile wasserfreier Bodeu (nach Zerstörung des Humus imd nach Elindnii'ung der zurück- bleibendea Kohle) ent- hielten : Holland 1 Frankreich 1. — 4. 5. 6. 7. Kali Natron Chlornatrium . . . Kalk Magnesia Thonerde u. Eisenoxj'd Kieselsäure .... Phosphorsäure . . . Schwefelsäure . Kohlensäure .... Unlösliches ^). . . . 0,473 0,157 0,017 3,543 1,343 10,279 9,164 0,158 ,0,408 3,251 71,207 0,358 0,019' 0,020 3,747 0,766 5,524 3,991 0,123 0,274 2,223 82,955 0,366 0,048 0,010 24,800 0,587 6,263 3,037 0,164 0,101 19,234 45,390 0,143 0,152 0,017 50,241 0,944 1,583 0,482 0,091 0,160 37,165 9,022 0,488 1,666 0,009 26,815 1,951 5,449 2,481 0,111 0,077 19,644 41,309 0,164 0,100 0,004 0,263 0,093 3,442 0,819 0,061 0,017 0,099 94,938 Summa 100,000 100,000 100,000 100,000 100,000100,000 Humus 16,21 «/„ 4,1 5 '-/o |3,53 0/, !5,21 "/,-, 3,24 'Vo 1,40 o/o Spec. Gewicht 1,233 1,405 1,311 1,064 1,239 1,407 Hieran knüpft der Verf. folgende Bemerkungen: 1. Es erscheint bedenklich, dass die Asche von Krappwurzeln 13,25 pCt. Chlor, wie Köchlin fand, enthalten soll; nicht minder un- wahrscheinlich ist der von A. May und L. Viaanderen für Zeeläudischeu Krapp angegebene Phosphorsäuregehalt der Asche von 16,84 resp. 13,62 pCt. Viaanderen fand in einem französischen zum Krappbau benutzten Boden 1,566, in dem Obergrunde eines Holländischen Bodens (Alluvialthou) sogar 2,68 pCt. Phosphorsäure. Ein solcher Phosphorsäurereichthum einer Bo- denart steht einzig in seiner Art da. 2. In dem Traite elementaire d'agriculture , Bd. 2, S. 477 vou Gir ardin findet sich die Angabe, dass Rubia tinctorum zu ihrem Ge- deihen einen kalkreichen Boden erfordert und dass daher das Departement Vauclusc und Holland, wo die betrefl'enden Erden 60 bis 93 pCt. kohlen- sauren Kalk enthalten, einen besser bezahlten Krapp in den Handel bringen, als Elsass, wo diese Pflanze auf Bodenarten mit höchstens 10 pCt. Kalkcarbonat cultivirt wird. Gegen diese auch sonst noch ver- breitete Annahme spricht der vom Verf. in den beiden holländischen Boden- proben und namentlich in dem französischen Boden No. 7 gefundene niedrige Kalkgehalt. Die Qualität des von dem letzteren Boden ge- wonnenen Krap])s wurde dem Verf. als eine vorzügliche gerühmt, und daraus folgt, dass für den Kalkbedarf der lü-appwurzel schon ein sehr ge- ringer Kalkgehalt des Bodens ausreichend ist. ') Worin? ist nicht gesagt. Ueberhaupt fehlt die für die Beurtheilung von Uudeu-Analysen nothwendige Angabe des angewandten Lösungsmittels. D. Ref. 20 Die Chemie der Pflanze. Zusammen- Q SJegeP) uutersuchte fünf Arten essbarer Pilze mit folgen- setznng ess- o / n barer Pilze, den Resultaten: KX) Theile Trockensubstanz enthielten : Boletus eduhs Bull. (Steinpilz) Agaricus Cantharel- lus L. (Eierschwamm) Ciavaria flava Schaeff. (Hahnenlcainm ) Morchella esculenta Pers. (Morchel) Tuber ciba- rium Sibtboi-p (Schw. TrOfiFel) Proteinstoffe .... Mannit Fett Extractivstoffe . . . Holzfaser 22,82 5,14 1,98 57,29 6,55 23,43 10,68 1,38 46,85 9,47 24,43 7,81 2,13 48,94 6,94 33,90 7,48 1,71 40,59 6,58 36,32 2,48 23,16 28,31 Organische Stoffe . 93,78 91,81 90,25 90,26 90,27 Kali Natron Magnesia .... Eiseuoxyd .... Manganoxyduloxyd Phosphorsäure . . . Schwefelsäure . . . Kieselsäure .... Chlor Sand und Thon . . 3,17 0,20 0,32 0,17 1,25 0,83 0,11 0,07 0,11 3,99 0,13 0,32 0,20 0,05 2.89 0,72 0,09 0,08 0,09 5,01 0,22 0,08 0,19 0,03 3,41 0,33 0,14 0,03 0,04 4,87 0,11 0,38 0,14 Spur 2,48 0,51 Spur 0,02 0,02 4,08 0,14 0,62 0,21 2,98 0,17 0,03 Spur 0,07 Mineralstoffe . . . 6,21 8,19 9,75 9.74 9,73 in Summa . . . 100,00 100,00 100,00 100,00 100.00 Die Asche enthielt in 100 Theilen: Boletus eduUs Agaricus Cantharel- lus Ciavaria flava Morchella esculenta Tuber cibarium Kali Natron Magnesia Eiseuoxyd .... Manganoxyduloxyd Phosphorsäure . Sclnvefelsäure . . . Kieselsäure .... Chlor Sand und Thon . . 50,95 3,31 5,21 2,47 20,12 13,32 1,46 1,07 1,81 48,75 , 2,26 4,04 2,52 0,63 31,32 8,02 1,24 1,14 1,30 51,47 2,28 0,75 2,00 0,25 35,07 3.40 1,50 3,02 0,35 50.04 1,13 3,99 1.43 0,05 37,75 5,20 0,02 0,19 0,30 55,97 1,32 6,51 2,32 30,85 1,53 0,50 0,04 0,94 Davon ab die dem Chlor aequivalente Menge Sauerstoff .... 99,72 0,24 101,22 0,25 100,00 0,68 100,10 0,04 99,98 99,48 100,97 99,41 100,06 99,98 ») Oekon. Fortschritte. 1871. 38. Nach Göttmg gelehi't. Anz. 1870. 389. Die Chemie der Pflanze. 21 Höchst auifällig in diesen so ausführliclieu und so vortrefflich stim- menden Analysen ist das vollständige Fehlen der Kalkerde. — Zu ver- gleichen ist „Zusammensetzung einiger essbarer Pilze, von 0. Kohl- rausch" ^). A. Ledere^) bestimmte das Maugan in den Aschen verschie-'^/"°^°^u*'*'* ' ° der Aschen dener Hölzer und Samen nach der folgenden, massanalytischen Me- ■verschiedener thode: Ans der Salpetersäuren Lösung der Aschen wurde das Chlor mittelst samen." Silbersalpeter entfernt, das Filtrat zur Ueberführuug des Manganoxyduls in Uebermangansäure mit Mennige (Hoppe-Seyler's Reactiou) digerirt und die durch Asbest tiltrirte, freie Salpetersäure enthaltende Flüssigkeit mit einer salpetersauren Quecksilberoxydul -Lösung von bekanntem Gehalt titrirt. Die hierbei stattfindende Umsetzung erfolgt nach der Gleichung: KO, Mna O7 -j- 4 (Hgo 0, NO5) -j- 5 NO5 = KO, NO5 -f- 8 (Hg 0, NO5) -j-Mno O3. Nach dieser Methode wurden gefunden: lu 100 Grm. Asche von Manganoxyd Grm. Tanne Eiche Rothbuche Weissbuche Linde Weide Birke Ahorn Erle Ulme . Espe Pflaumenbaum Weinrebe (Stamm) . . . . . Weinrebe (Wurzeln) Weintrauben (Trester) . . . . Buchsbaum Pinus maritima, dürftiges Exemplar Pinus maritima, gut entwickelt Tabak Weizen, Samen Gerste, desgl Mais, desgl. . Reis, desgl 4,507 1,488 6,307 7,454 3,744 0,574 3,981 0,383 1,965 0,142 0,636 0,121 0,191 0,130 0,071 0,061 0,021 0,325 0,181 0,0113 0,0056 0,0020 0,0010 ») Jahresbericht 1867. 261. 2) Compt. rend. 1872. 75. 1209, 22 Die Chemie der Pflanze. Zctengehait ^- Bauclrimoiit bestimmte den Wasser- und Aschengehalt ver- versehie^dener seh i edener saftr ei cher Pflanz en ^): Pflanzen. ' Es enthielten 100 Theile von Wasser Organische Stoffe Mineral- Stoffe Cactus peruvianus . . Agave Crassula lactea . . . Cactus triaugularis . . Opuntia Sedum altissimum . . Portulaca oleracea Sempervivum arboreum Cactus quinquangularis Cactus, andere Varietät Aloe Opuntia volutina Sedum calcareum . Opuntia coccinilifera . 94,83 88,38 90,92 88,32 93,64 87,07 90,96 89,12 88,46 92,00 79,63 92,19 87,81 89,13 4,62 10,85 7,80 10,08 4,64 10,90 7,00 8,63 9,28 5,72 17,68 4,85 9,19 7,76 0,55 0,77 1,28 1,60 1,72 2,03 2,04 2,25 2,26 2,28 2,69 2,96 3,00 3,11 "^chfedener" ^- Wulfcrt^) uutersuchte verschiedene, in Rostock und Umgegend Pflanzen nnd gesammelte Pflanzen und Pflanzentheile auf ihren Salpetersäure- an'Talpeter-^gehalt. Die hicrzu benutzte Methode war die S c hl oe sing 'sehe mit der säure. YQj^ Franz Schulze angegebenen Moditication, nach welcher das gebil- dete Stickstoffoxyd nicht in Salpetersäure zuräckverwandelt, sondern als solches volumetrisch bestimmt wird. Namen der Pflanzen. Acer campestre, Früchte desgl. Blätter . . . . Acer Pseudoplatanus, Kno- spen desgl. Blüthen . . . . desgl. Blätter . . . . desgl. Blätter . . . . Achillea Millefoliura . . . desgl. Blattn])pen . . desgl. Blattsubstauz. . Adoxa Moschatelliua . . . Alliaria olticiiialis . . . . desgl Tag der Ernte. 10. Mai 10. Mai 5. Mai 17. Mai 17. Mai 1. Juni i!7. Mai 3. Juni 3. Juni f). Mai o. Mai 3. Juni .- CS o = o 0,074 0,119 0,082 0,115 0,173 0,136 0,994 0,247 0,675 Namen der Pflanzen. Alsine media .... Archangelica ofticinalis desgl Arctiuni Lappa . . . desgl Artemisia vulgaris . . Capsclla bursa pastoris Carduus crispus . . . desgl desgl desgl desgl desgl Tag der Ernte. Mai Mai Mai Mai Mai Jvmi Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai 0,67- 0.14S 0.371 1,729 1,136 0,320 1,898 5,69(; 1,928 2,831 9,12ft 10,4ö.s M Compt. rend. 1872. 7-t. 877. *) Die laudwirthschaftl, Versuchsstationen 13, 164, Die Chemie der Pflanze. 93 Xameu dei- Pflauzeu. Tag der Ernte. o i£ a ?r rt ^ * o o- •"■ Namen der Pflanzen. Tag der Ernte, o g j3 ;l ^ Carduus crispus desgl desgl Carduus uutaus Chaerophyllum bulbosum desgl . Chelidonium majus .... desgl Cochlearia Armoracia Blattsid)stanz Blattrippeu Conium maculatum . . desgl desgl. Blattsubstanz . . Blattrippen und Stengel . desgl Convolvulus arvensis . . . desgl. Blätter u. Blatt- stiele desgl. Stengel .... desgl. ganze Pflanze desgl. Blätter ohne Blatt- stiele desgl. Stengel u. Blatt- stiele Coiydalis nobilis .... Geranium lucidum .... Glechoma hederaceum . . desgl desgl. Blätter u. Blatt- stiele desgl. Stengel .... desgl desgl Hordeum vulgare .... desgl desgl. ....... Humulus Lupulus .... desgl Lamium album, Blätter . desgl. Stengel .... 10. Mai Mai Juni Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai 3. Juni Juni Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Juni Mai Mai Mai Mai 1,860 1,739 4,113 4,' '42 1,611 0,21.') 0,306 0,424 0,693 2,945 0,270 0,332 0,257 0,716 0,301 0,479 0,715 0,391 0,852 0,242 0,744 0,604 0,394 1,229 1,010 1,576 1,050 1.516 1,068 0,743 0,903 0.322 0,344 0,966 1,296 Lamium purpureum . . . Leontodou Taraxacum. Blattrippe ...... ßlattsubstanz Malva rotundifolia . . . . Plantago media desgl desgl. . desgl desgl. Blattrippen . . desgl. Blattsubstanz . . Ranunculus acris . . . . Ranunculns P'icaria . . . Rubus polymorphus . . Rumex maximus, Blattsubst. desgl. Blattrippen . . Seeale cereale Senecio vulgaris desgl Solanum tuberosum . , . desgl. ....... desgl. . Symphytum officinale, Blätter desgl desgl Triticum vulgare . . . . Tussilago Farfara . . . . Tussilago Petasites. Blattrippen Blattsubstanz Blattriitpen Blattsubstanz Blattrippen Blattsubstanz Blattrippen Blattsubstanz . . . . . Ulmus campestris, Blätter . desgl. Früchte . . . . VeronicaChamaedrys,Stengel desgl. Blätter . . . . Vicia Faba 10. Mai Juni Juni Juni Mai Mai Mai Älai Juni Juni Mai Mai Mai Mai I\Iai Mai Mai Mai Mai Mai Juni Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Mai Juni Juni Mai Mai Mai Mai Mai 0,996 2,312 0,416 0,622 0.122 0,328 0,115 0,522 1,462 0,257 0,949 0,6.51 0,806 0,475 1,271 0,427 0,435 5,322 3,740 0,365 0,222 0,507 0,056 14,771 1,641 0,112 0,999 0,401 0,247 Schiei-ling nnd Gunderniaun waren anf einem mit Kalisalpeter gedüngten Boden gewachsen. — Bei einer und derselben Pflanze wurde der höchste Salpetersäuregehalt in den Blattrippen nachgewiesen. Die eigentliche Blattsubstanz von Tussilago Petasites enthielt kein Kitrat. Wo die Analyse für die Blattsu])stanz mehr als Spuren von Salpeter ergab, war die vollständige Entfornnng der Rijjpen nicht ausfühi-bar gewesen. Es lässt sich deshalb annehmen, dass die rippeufreie Blattsubstanz überhaupt keine Spur von Salpeter enthält. 24 Die Chemie der Pflanze, Salpeter- säuregehalt der Rüben- wurzelu. Bemerkt sei schliesslich noch, dass die für Weizen, Roggen, Gerste und Kartoffeln angegebenen Salpeterproccnte durchgängig höher sind, als die von R. Frühling für dieselben Pflanzen gefundenen Zahlen.^) E. Schulze-) bestimmte — im Anschluss an eine ftilhere^), in Ge- meinschaft mit H. Schultze ausgeführte Arbeit — den Protein- und Salpetersäure-Gehalt von Rübenwurzeln am Ende des ersten Ve- getationsjahres. Die Salpetersäure wurde nach der Schloesing'schen Me- thode ermittelt; der Proteingehalt wurde aus der Differenz zwischen dem Gesammtstickstoff und dem Stickstoff der Salpetersäure mittelst des Fac- tors 6,25 berechnet. Die Resultate dieser Untersuchungen nebst einigen Aschenbestimmungen finden sich in der folgenden Tabelle: No. Bezeichnung der Rüben Bezugsquelle 100 Theile frische Sub- stanz ent- hielten 100 Theile Trockensubstanz enthielten 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. I. Futterrunkelrüben Lange gelbe Rübe . . desgl. . . desgl. . . desgl. (uureit) desgl. . . desgl. . . Rothe runde Klumpers . Überndorfer Rübe . . . Vilraorin-Rübe .... Klostergut Weeude Garten der Versuchsstation Weende Gestorf, bei Hannover Wiutcrsheim in Rheinhessen II. Zuckerrüben. Zuckerrübe ...... desgl. III. Engl. Futterrüben (Weissriibeu). Weisse grünköptige Rübe . Orangegclbe Gelbe Ovale Lange weisse ..... Gelbe Wiutersheim in Rheinbessen Gestorf bei Hannover Vieruheiu im j Grossherzügthnm Hessen Nordheim bei Gerushcim a. Rh. 0,048 0,064 0,078 0,212 0,285 0.074 0,043 0,085 0,242 0.013 0,158 0,016 0,026 0,009 11 0,004 i| 0,032 1 0,051 0,63 0,61 0,67 0,73 1,01 0,55 0,63 0,94 1,21 0,83 1,24 0,47 0,77 0,80 2,.56 3,13 0,82 0,37 0,81 2,30 0,08 1,09 1,01 1,2 0. 0, 0, 1,05 200. 840 640 730 0,21 ,26 ,10 ,06 ,38 0,65 6,19 7,31 6,91 8,81 11,13 6,1 .5,44 8,94 11,.54 4, 8,56 13,22 12,17 9,15 8,28 8,73 13,35 7,77 (i,91 8,03 9,77 4,05 6,83 Welchen Fehler man begeht, wenn man den bei der Verbrennung mit Natronkalk gefundenen Gesammtstickstoff ohne Abzug des als Salpeter- säure vorhandenen Stickstoffs auf Protein berechnet, lehrt besonders die Analyse der Rüben No. 4, 5, 9 und 11. Würde man bei diesen Rüben den Gesammtstickstofl' auf Prote'insubstanzen berechnen, so erhielte man 12,96-, 16,19; 15,26; 10,31 statt 8,81; 11,13; 11,54; 8,56. — Rül)cn von hohem Salpetersäuregehalt* sind stets auch reich an Proteiustoffen, und 1) Die laudwirthschaftl. A'ersuchsstationen 9, 9 u. 150; im Auszuge Jahres- bericht 1867, 72. *) Die laudw. Versuchsstationen. 15. 170. 3) Jahresbericht 1867, 73. Die Chemie der Pflanze. 25 mit dem Salpetersäure- und Prote'ingehalt scheint ziemlich regelmässig auch der Aschegehalt der Rüben zu steigen. Um zu eifahren, wie sich der Salpetergehalt der Rübenwurzeln im zweiten Vegetationsjahre stellt, wurden von der Ernte des Jahres 1866 salpeten-eiclie Futtei-runkelrüben mit einem durchschnittlichen Trockeu- gehalt von 9 pCt., im Sommer 1867 im Garten der Versuchsstation Weeude ausgepÜanzt, zu verschiedenen Vegetationsperioden dem Boden entnommen und die Wurzeln auf ihren Gehalt an Trockensubstanz und Salpetersäure untersucht. Folgendes waren die Resultate: ^^^ ts) Gehalt an 'S 5 a 03 Salpetersäiu-e ■S? 2i Tag der Probe- entnahme Eutwickelungsstadium Gehalt an Trockensubs in der frischen Substanz in der Trocken- substanz Berechneter G der Trockensu an salpetersa Kali No. pCt. pCt. pCt. pCt. 1. 17. Juni Bildung von Blüthenlinospen 5,87 0,225 3,84 7,19 2. 1. Aug. Volle Blüthe 5,83 0,271 4,65 8,71 3. 4. 2. Sept. 13. Sept. mit unreifen Samen 1 mit reifen Samen . . . 7,54 6,01 0,082 0,485 1,09 8,07 2,04 15,11 5. 6. 7. Octbr. 7,26 8,87 0,017 0,067 0,24 0,76 0,45 1,42 Während die organischen Reseiwestoffe zur Bildung von Blättern, Blütheu und Samen verbraucht wurden und in Folge dessen der Trocken- gehalt der Wurzeln sich verringerte, fand bis zur Samenbildung keine sichtbare Abnahme an Salpetersäure statt. Ob die im ersten Vegetations- jahr aufgespeicherte Salpetersäure trotzdem zur Verwendung gelangt und ob im zweiten Jahre eine fernere Aufnahme von salpetersaurem Salze er- folgt ist, lässt sich nicht entscheiden. In di'ei bezw. von Martini(iue, Guadeloupe, Cairo bezogenen Sorten ^uc'ilerrohrs frischen, von den Bhlthen befreiten Zuckerrohrs fand 0. Popp^): Rohrzucker 16,0 bis 18,1 pCt. Traubenzucker ö,25 „ 2,3 „ Cellulose 9,1 „ 9,3 „ Asche 0,35 „ 0,42 „ Wasser 72,13 „ 72,22 „ Das bei 100 <* getrocknete Rohr gab 3,8 bis 4,3, die Blätter gaben 8 bis 8,5 pCt. CHübrückstand, welcher reich war an Kieselsäure, Kali und Kalk. V. Griessmayer'-) constatirt(i das Vorkommen von Rechtstrau- Zji'^^rgehait benzucker im IIo])fcn und fand nach der Fehling'schen Methode seine Menge gleich 3,7 pCt. ') Chem. Centralbl. 1870, 424; nach Zeitschr. Chem. [2] 6- 329. 2) Chem. Centralbl. 1872. 360; nach Pol. C. Bl. 36. 548. 26 Die Chemie der Pflanze. Zusammen- setzuns der Cocusnüsse u. Bankuluüsse. Naoh G. Nalliuo^) enthalten in 100 Theilen: Bankuluüsse Cocusnüsse 1 (candlenuts-, IFrüohte von Aleu- rlie» triloba i Fett . Cellulose Asche . Wasser pp. 67,85 24,80 1,55 5,80 62,97 28,99 2,79 5,25 Analyse der Berberitzbee- E. Lenssen-) untersuchte die beinahe volkeifen, hochrothen Bee- ren von Berberis vulgaris L. und fand in 100 Theilen derselben: Fruchtzucker 3,57 Aepfelsäurehydrat 6,62 Pflauzeneiweiss ^) 0,51 Lösliche Pektinkörper 1,37 Lösliche Aschenbestandtheile 0,96 Gesammtmenge der in Wasser lösl. Stoffe . 13.03 Kerne 8,04 Schale und Cellulose 2,56 Pektose 1,69 Gesammtmenge der v in Wasser unlösl. Stoffe 12,29*) Wasser 74,68 100,00 Weinsteinsäure, Citronensäure und Essigsäure, welche letztere nach einer älteren, von Hermbstaedt hemihrenden Augabe im Safte der Ber- beritzbeeren vorkommen soll, konnten nicht nachgewiesen werden. Bei der Destillation des Saftes resultirte im Anfang eine saure Flüssigkeit, welche in ihrem Verhalten gegen ammoniakalische Silberlösung an das Yogel- beeröl erinnerte. Die Ebereschen (Früchte von Sorbus aucuparia L.) enthalten nach einer Bestimmung des Verf's nur 1,58 i>Ct. Aepfelsäurehydrat, also weit weniger, als die Berberitzbeeren. Bestandtheiie" Nach H. Reiusch'') siud die reifen Früchte von Asparagus officina- *bee?enf'' lis L. ziemlich reich an Traubenzucker. Werden die vergohrenen Beeren mit Wasser ausgewaschen, so restirt ein gelbrothcr Rückstand, welcher sich in Alkohol mit prachtvoll orangerother, in Aether mit feueirother Farbe löst. Beim Verdunsten der alkoholischen Lösung hinterbleibt dieser Farb- stoff' als hellrothe extractartige Masse, welche beim Stehen unter Wasser ») Ber. d. D. ehem. Ges. 1872. 731. 2) Ibidem 1870. 966. ') Durch Multiplication der gefundenen Slickstoffprocente (= 0,0798) mit dem Factor 6.45. *) Mit 0,357 Aschenbestandtheileu. *) Chem Centralbl. 1870. 263; nach N. Jahrb. Pharm. 33. 65. Die Chemie der Pflanze. 27 einen zimmtähulichen Geruch entwickelt. Die ätheriscbe Lösung hinter- lässt flunkeliothe Tropfen. Avelche sicli — namentlich unter Wasser — in gelhrotli subliiuirbare Blättchen verwandeln. Ammoniak, Kalilauge und Salpetersäure verändern den Farbstoff nicht-, ein grösserer Zusatz von Schwefelsäure bewii-kt eine grüne Färbuüg. Blei- und Thouerdesalze ge- ben gelbe Lacke. Die Kenie dei- Spargelbeeren enthalten fettes Oel, etwas Farbstoff, ein aromatisches Harz, einen aus Alkohol leicht krystallisirenden, alka- lische Kupferoxydlösung reducireudeu Zucker und einen krystalliuischen Bitterstoff. Ueber die Zusammensetzung von Hülsenfrüchten aus Süd- ^J^^^^^^- Russland und des darin enthaltenen Legumins, von R. Pott ^). — setzung von Der von Dumas und Cahours im Legumin aus Hülsenfrüchten gefundene ten ^aus'^sad- procentische Stickstoffgehalt ist durchgängig höher, als der von H. Ritt-^"/*^'*"j^ "^^"^ hausen u. A. ermittelte, und stimmt mehr überein mit dem Stickstoff- haiteuen Le- gehalt des Conglutins aus Mandeln und Lupinen. Da das von den ge- ^"°"°^- nannten französischen Chemikern benutzte Material aus südlicheren Gegenden stammte und klimatische Unterschiede möglicher Weise eine Verschiedenheit in der Zusammensetzung des Legumius bedingen könnten, so verschaffte sich Vei-f. Origiualproben von Hülsenfrüchten aus dem südlichen Russland. Die procentische Zusammensetzung der bei 100" C. getrockneten Samen war folgende: o .0^ -« S ■S^ « Name und Bezugsort der Samen: Oh o P5 '^ i-i Od paq < Erbsen aus dem Gouvernement Cherson 4,40 26,40 2,67 4,13 66,01 2.79 Platterbsen a . d. Gouvernement Cherson 4,88 29,28 2,11 4,35 60,82 3,44 desgl. a. d. Gouvern. Jekatcriuoslaw 4.41 26,46 2.25 3,53 65.07 2,69 Bohnen ., Jekaterinoslaw 4,40 26,40 2,78 4,20 62,64 3,98 Linsen „ „ Cherson 4,30 25,80 2,67 3,95 64,81 2,77 desgl. „ „ Jekaterinoslaw 4,76 28,56 2,57 3,68 62,33 3,12 Aus den Erbsen von Cherson und den Platterbsen von Jekaterinoslaw wurden nach Ritthausen's Verfahren 2) je zwei Präparate Legumin dar- gestellt und nachstehende Zahlen für die aschenfi-eie Substanz gefunden: Kohlenstoff Wasserstoff Stickstoff S;\ner8toff Schwefel 51,66 52,29 52,45 51,80 Eine Vergleichung dieser Zahlen mit den von H. Ritthausen er- haltenen-'') führt zu dem Schluss, dass die Zusammensetzung des Le- T . 17 1 f Präparat 1 Legumin aus Erbsen \ „ Legumin a. Platterbsen ' „ 6,54 16,99 24,34 0,47 6,94 16,90 7,14 16,96 22,98 0,47 6,89 16,99 ') Die landw. Versuchsstationen. 15. 214. 397. 2) Jahresbericlit l8(J8/69. 170. 3) Ibidem 172. Qg Die Cüeirie der Pflanze. gumius unabhüugig ist von den klimatischen Verhältnissen, unter Avelcheu die zu seiner Darstellung benutzten Hülsen- früchte aufwachsen. Specifisciie ^^Y. Dittniar^) bestimmte die specifischen Gewichte von drei einiger Pro- Pro t c uipr äp ar a tc u , welche von H. Ritthausen dargestellt, bei 130" teinkorper. gpfj-opj^jigt uüd längere Zeit in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt waren. Präparat 1 war Legumin aus Erbsen, voluminöses, sehr hygroskopisches, weisses Pulver; Präparat 2 compaktes l.egumin, aus Präparat 1 durch Anfeuchten mit Wasser und naehheriges vollständiges Austrocknen gewonnen; Präparat 3 war pulverförmiger Ivleber aus Weizenmehl. Es wurde gefunden bei einer Temperatur von 15 "C. das specifische Gewicht von No. 1 =r 1,329 No. 2 = 1,260 No. 3 = 1,289 Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die Präparate nicht mehr absolut trocken waren, sondern allmälig wieder etwas Wasser aufgenommen und dies an den zum Auffüllen des Pyknometers benutzten Alkohol ab- gegeben hatten, berechnen sich folgende specifische Gewichte für No. 1 = 1,360 No. 2 = 1,285 » No. 3 = 1,297 An die vorstehend mitgetheilten Arbeiten der Versuchsstation Poppels- dorf reihen sich ferner folgende an: Ken'de"r^"pr'o- H. Ritthauscu^) stellte die Verbindungen dar, welche die teiiistoffe mit verschiedenen Formen des Pflanz encas eins — Legumin, Conglutin, "^ ^'^'"'^ ' Glutencasem — mit Kupferoxyd eingehen. Das Verfahren war fol- gendes: Die fein gepulverten Protcinsubstauzen wurden in Wasser, welches 2 bis 3 Gnu. Kalihydrat im Liter enthielt, gelöst, die Lösungen stark mit Wasser verdünnt, hierauf mit Kupfervitriollösung und soviel Kalilauge versetzt, dass die ganze Masse mit violetter Farbe gelöst blieb. Die von einem geringen Bodensatz abgehobene alkalische Lösung wurde sodann mit sehr verdünnter Schwefelsäure unter stetem Umrühren neu- tralisirt, der Niederschlag von der wasserhellen Mutterlauge getrennt und so lange ausgewaschen, bis die Reaction auf Schwefelsäure versch\viudend war. Die verschiedenen Formen des Caseins zeigten hierbei ein ver- schiedenes Verhalten: Legumin blieb unverändert und seine Verbindung mit Kupferoxyd war nur wenig löslich in Wasser; Conglutin erlitt unter Alispaltung von Ammoniak eine theilweise Zersetzung und war etwas löslich in Wasser; Glutencasein wurde nur wenig verändert, aber von Wasser in beträchtlicher Menge aufgenommen. >) Die landw. Versuchsstationen. 15. 401. 2) Journ. f. prakt. Chemie. 113. 215. Die Chemie der Pflauze. 29 Die Aüalyse der bei 120 "^C. getrockneten Kupferoxydverbindungeu ^) ergab die nachstellende Zusamniensetzung. P r 0 c e n t e : aus Erbsen Legninin b. aus Sau- bohnen Kollleustoff Wasserstoff" Stickstoff Schwefel -4- Sauerstoff . . Kupferoxyd Andere Ascbenbestandtheile 42,60 5,76 14,08 20,84 15,51 1,21 42,70 5,83 14,30 20,24 13,61 3,32 c. aus Hafer (Avenin) 43,66 5,80 14,39 20,66 13,53 1,96 Conolutin 43,19 5,77 15,22 22,06 1 1,60 2,16 Gluten- casein aus Dinkel- kleber 43,14 5,73 14,14 20,94 14,01 2,04 Die aus diesen Zahlen nach Abzug des Glührilckstandes berechnete Zusammensetzuug der einzelnen Case'informen wird von dem Verf. mit den Resultaten der mit den freien Proteinkörpern ausgeführten Elementar- Analvsen verglichen. Legumin aus Erbsen Legumin aus Saubohnen Legumin aus Hafer Conglutin Glutencasein Procente: 1- 55-5 5 ^ <2 tf. ■3 u ^1^ - "H 5 a tu 5 i2 •^ ts 'S i u ja :3 Kohlenstoff. . Wasserstoff" . Stickstoff. . . Schwefel . . . Sauerstoff' . . 51.16 6,92 16,90 }25,02 51,40 7,10 16,87 0,35 24,28 5t,33 7,01 17,21 }24,45 51,25 7,03 17,16 0,40 24,16 51,30 6,81 16,91 |24,88 51,63 7,49 17,16 0,79 22,93 50,00 17,58 {25,76 50,83 6,92 18.40 0,91 23,24 51,42 6,82 16,85 } 24,91 50,98 6,71 17,31 [25,(30 Verf. hofft, dass es ihm gelingen werde, Verbindungen von constantem Kupfergebalt darzustellen. Die Abscheidung der Proteinkörper aus ge- mischten Hüssigkeiten, sowie ihre (juantitativc Bestimmung Hesse sich dann voraussichtlich mit Hülfe ihrer Kui)fer\'erbindungen erreichen, und die letzteren diü-ften vielleicht Aufschlüsse geben über das Moleculargewicht dei" Prote'inkörper. Unter den Zersetzungsi)roducten des Legumins und Conglutius beim Umwande- Kochen mit verdünnter Schwefelsäure finden sich, wie H. Ritthausen duclcdTpro- bereits früher mittheilte, 3) Asparaginsäure C« H? N 0« und die ihr '"'"''ö'-pe-'-. ') Von Avenin wurden 2, von Conglutin 6, von Glutencasein 3 Präparate dargestellt und untersucht. Wir beschranken uns hier auf die Wiedergabe je einer Analyse. 2) Nach der Analyse von II. Kreusler; cfr. Jahresbericht. 1868/69. 208, 3) Jahresbericht 1868''(39. 207. OQ Die Chemie der Püauze. homologe Glutaminsäure Cio Hy N Og. Erstere entstellt uacli R. Pott^) iu geringer Menge auch bei der Oxydation des Couglutius durch über- mangansaures Kali. Gelöst iu Salpetersäure sind Asparaginsäure und Glutaminsäure stark rechts drehend- das specifische Drehungsvermögen der erstereu beträgt -{-25,16 0, das der letzteren -{- 34,7*^. Durch Einwirkung von salpetriger Säure wird aus der Glutaminsäure — entsprechend der Umwandelung der Asparaginsäure in Aepfelsäure — die der Aepfelsäure homologe Glutan- säure Cio Hs Oio gebüdet. Diese beiden Säuren erwiesen sich ebenfalls als optisch activ, ^) sie lenken die Polarisationsebene nach links ab. Das specifische Dachungsvermögeu (nach Wild 'sehen Graden) ergab sich für Aepfelsäure zu — 1,04 ^ für Glutausäure zu — 1,98*'. Die Glutansäure krystallisirt schwierig nach längerem Stehen über Schwefelsäure; mit Basen bildet sie wohl charakterisirte Salze-, durch Jod- wasserstoff wird sie nach den Untersuchungen von W. Dittmar^) zu eiuer der Breuzweinsäure Cio Hs Og isomeren, aber mit derselben nicht iden- tischen Säure reducirt. AikabTdeder Ueber die Alkalo'ide der Lupinus-Arten macht M. Siewert^) Lupinus- weitere Mittheilungen. — Um aus dem bei gewöhnlicher Temperatur be- reiteten salzsauren Extract der Samen von gelben Lupinen das die Bitter- keit derselben bedingende Alkaloidgemenge zu gewinnen, erwies sich fol- gende Methode als die zweckmässigste : Der bis zur Smipconsistenz ein- gedampfte Auszug wurde mit conc. Natronlauge im Ueberschuss versetzt und mit Aether so lange geschüttelt, bis neuer Aether beim Verdunsten auf Curcumapapier kaum noch eine alkalische Reaction hervorbrachte. Die vereinigten aetherischen Lösungen wurden mittelst Filtration durch Knochenkohle entfärbt-, der Aether verjagt, der Rückstand der fractiouirten Destillation im Wasserstofistrome untei-worfen. Die ersten Tropfen gingen bei 160 *' über, wobei sich gleichzeitig ein höchst unangenehmer, heftig zum Husten reizender Geruch verbreitete. Im weiteren Verlauf der De- stillation wurden aus dem Extract von 1 Ctr. gelber Lupinen erhalten: 1. Fraction: bis 216 0 c. = 4 Grm. 2. 221—235" ,, — 4 „ 3. 262—264» „ — 98 „ 4. 267—274 0 „ — - 43 „ 5. 274—284 0 „ =: 43 „ 6. 284—288 0 „ 23 „ ;he r Rückstand in der Retorte = 25 „ in Summa 240 Grm. Diese einzelnen Fractionen wurden zu nachstehenden Untersuchungen verwendet: 1. Der bis 216" siedende Basenantheil, welcher zwar einige Neigung zur Krystallisation zeigte, aber einen bedeutenden Antheil nicht erstarren- ') Journ. f. pract. Chem. 114, 91. 2) Ibidem 113, 354. M Ibifleii) 113, 338. •*) Die laudwirtlischartl. Versuchsstationen, 12, 306, 321. Die Chemie der Pflanze. g J der Substanz enthielt , wurde mit wenig Alkohol aufgenommen, mit Salz- säure neutralisirt und mit Platinchlorid versetzt. Die Zusammensetzung des hierbei entstandenen gelben Niederschlages Avird durch die Formel C34 H36 N2 O2 Ch -f- ^ PtClä ausgedrückt, und Hesse sich derselbe als ein Gemisch ae(iuivaleuter Mengen der Platindoppelsalze des Couiins TT . (Ciü Hi5 N, HCl -f PtCls) und des Methylconydrins (C16 q^^ \ NO2, HCl -\- PtCb) betrachten. Die Isolirung der Basen war wegen ]Mangel an Material nicht möglich. 2. Das Platindoppelsalz des zwischen 221 und 235 0 siedenden An- theiles war in Alkohol löslich und wurde aus der alkoholischen Lösung durch Aether in hellgelben Krystallen, welche Aehnlichkeit mit der Kry- stallform des Glaubersalzes hatten, ausgefällt. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel C20 Ho 2 KO2 Cl -f PtCl2. Ob dasselbe als Hir. Diinethylconydrinplatinchlorid (do C2 H, NO2, HCl -j- PtCl2) C2 H3 oder als Aethylcony drin platinchlorid (Cio q jj NO2 , HCl -{- PtCl2) anzusehen ist, konnte wegen Unzulänghchkeit des Untersuchungsobjects nicht festgestellt werden. 3. Die bei 262 bis 264 0 siedende Fractiou erstarrte beim Erkalten vollständig zu einer strahlig krystalliuischeu Masse, welche ursprünglich fast weiss war, aber in Berührung mit Luft sich sehr bald dunkler färbte. Die- selbe W'Urde in Alkohol gelöst, mit Salzsäure neutralisirt, mit alkoholischer Platinchloridlösung im LTeberschuss versetzt, und dann das doppelte Volumen Aether hinzugefügt. Von dem hierbei entstandenen Niederschlag wurden circa 2^3 durch kochenden Weingeist von 95 •» Tr. in Lösung gebracht, der Rest war darin unlöshch. a. Der in kochendem Weingeist lösliche Theil wurde als die Verbindung der salzsauren Basis C20 H21 NO2 mit Platinchlorid ei'kannt. Diese Basis enthielt kein vertretbares Wasserstoffatom und ist daher als Hif, Dimethylconydrin (Ck; C2 H3 NO2 ) zu betrachten. Co H3 Ein Vergiftungsversuch, welcher mit dem Alkaloid an einem Kaniuclien vorgenommen wurde, gab ein negatives Resultat. Die bei Lupinenfütternng beobachteten nachtheiligeu Wirkungen sind daher jedeufalls nicht auf Rechnung des Dimethylconydrins, welches den gi'össten Theil des Basengemisches der gelben Lupinen ausmacht, zu setzen. b. Der in kochendem Weingeist unlösliche Theil Hess sich nicht als reines Conydrinplatinchlorid — wie ursprünglich vermuthet wurde — ansehen. Gegen diese Annahme sprach nämlich sowohl der um fast 1,5 pCt. zu niedrig gefundene Kohlenstoffgehalt wie das Unter- suchungsergobniss der aus den Platindoppelsalzen abgeschiedenen freien Basen. Dieselben siedeten bei 306 bis 310 0 C. und stellten, im Wasserstoffstrom destillirt, ein schwach rötblich gelbes öhgesFluidum •JO Die Chemie der Pflanze. dar, welclies bei — 12 o C. noch nicht fest wurde und den eigen- thümlich unangenehmen Geruch des urspmngliclien Basengemisches besass. Die kaltgesättigte wässerige Lösung trübte sicli beim Erhitzen, die salzsaure Verbindung war nicht krystallisirbar. Durch Erhitzen mit wasserfreier Pliosphorsäure erhielt mau ein Product, dessen Pla- tiudoppelsalz zwar in seiner Zusammensetzung mit derjenigen des Coniinplatinchlorids gut übereiustinmite , welches aber in seiner phy- siologischen Wirkung sich keineswegs so heftig wie reines Coniin zeigte. Man hat es also in diesem Theil mit einem Gemisch melirerer Basen zu thuu, von welchen der einen wahrscheinlich die Formel des Conydrins (Cie H17 NO2), der anderen die Formel C14 Hi,-, NO2 zukommt. 4. Von den höher siedenden Antheileu des ursprünglichen Basendestil- lates lieferte die zwischen 267 und 274 <• C. aufgefangene Portion Platin- doppelsalze, welche nur zur Hälfte in kochendem Alkohol löslich waren. Aus den beiden letzten Fractionen endlich, welche dunkel gefärbt und beim Erkalten nicht mehr krystallinisch erstarrt waren, konnte nur das in Alkohol unlösliche Platindoppelsalz erhalten werden. Aus dem bei eiuer Temperatur von 8 — 10 0 C. bereiteten conceu- trirten salzsauren Lupiuenextract Hess sich durch Vermischen mit dem gleichen Volumen Alkohol die von Eichhorn 'j beschriebene eigen- thümliche Dextriuart in weissen Flocken ausfällen, welche auf dem Filter zu klebrigen Krusten zusammeutrockneten. Ihre Lösung war rechts- drehend. Schliesslich bemerkt der Verfasser, dass in den Samen der blauen Lupinen kein Dimethylconydrin enthalten zu sein schiene, da die Ueber die gauzc Mcugc dcs freien Alkaloids bei einer Temperatur ü1)er 300« C. siedete. sam«° de" ücbcr die in den Samen der gelben Lupinen enthaltenen gelben orgauischeu Säuren, von H. Ritthauseu. 2) upinen. ^ Aepfclsäurc. Die Anwesenheit dieser Säure in den Lupinen- samen, welche von A. Beyer-'') bereits vermuthet, aber nicht erwiesen war, wurde durch die Analyse der neutralen Salze des Bleioxyds und der Kalkerde ausser Frage gestellt. Aus dem neutralen aepfclsauren Kalk wurde durch Digestion mit aequivalenten Mengen Oxalsäure die freie Säure erhalten und constatirt, dass die Aepfel säure der Lupinen optisch unwirksam ist. — Inactive Aepfelsäure wurde auch in den Blättern von Fraxinus excelsior durch W. F. Gintl aufgefunden.-^) 2. Oxalsäure. Das Kalksalz dieser Säure fand sich neben Zellge- webefragmeuten etc. in dem Niederschlage, welchen die durch ein feines Haarsieb geschlagene Conglutinlösung aus Lupinen nach 16 bis 20 Stunden abgesetzt hatte. U. Kreusler stellte die freie Säure in folgender Weise dar: Bei längerer Einwirkung von Chlorkupfer in der Kälte auf das ge- reinigte Kalkoxalat resultirte Chlorcalcium und oxalsaures Kupferoxyd, letzteres wurde durch Schwefelwasserstoff zersetzt, das Filtrat etwas con- ') Die laudw. Versuchsstationen 9, 275, mitgetheilt Jahresbericht 1867, 77. 2) Jouni. f. pract. Chemie 110. 339. ^) Dift landw. Versuchsstationen 1867. i>, 176. ■») Jahrcsbericlit 1868/69, 201. Die Chemie der Pflanze. 33 1. Citron- säure. ceutrirt und über Schwefelsäure zur Kr5-stallisation gebracht. Die Ele- mentaranalyse ergab die Formel der Oxalsäure. Verfasser ist ihn' Ansicht, dass die Oxalsäure ebenso wie die Aepfel- säure — zum Theil wenigstens — an die Alkaloide der Lupinensamen gebunden ist und dass der Oxalsäure Kalk erst entsteht bei der Ein- wirkung der im Wasserextract enthalteneu Oxalate auf das Kalkphosphat. Hierfür spricht der Umstand, dass unter dem Mikroskop nur in den mit Wasser befeuchteten Lupinenschnitten die quadratischen Blättchen von salzsaurem Kalk beobachtet werden, während dieselben bei Anwendung einer anderen Flüssigkeit, z. B. Glycerin, nicht auftreten. lieber einige Bestandtheile der gelben Lupinensamen, von gp^g'Jandthelfe A. Beyer ^). dergelbenLu- 1. Die im Alkoholauszug enthaltene organische Säure wurde als p'"*"^^™^°- Citronsäure erkannt. Um dieselbe mit Sicherheit nachzuweisen, wurde folgendes Verfahren eingeschlagen: Der im Wasser lösliche Theil des al- koholischen Extractes wurde mit Bleizucker gefällt, der Bleiniederschlag wiederholt ausgewaschen, mit Hydrothion zersetzt und das Filtrat vom Schwefelblei eingeengt. Die farblose, stark saure Flüssigkeit gab mit Barytwasser einen anfänglich verschwindenden, später bleibenden krystalli- nischen Niederschlag und enthielt ausser der organischen Säure noch Phos- phorsäure. Um die letztere zu entfeimen, wurde ein Ueberschuss von Bai-jihydrat vermieden und die Flüssigkeit fortwährend stark sauer er- halten. In der Mutterlauge blieb alle Phosphorsäure neben einem Theil Citronsäure gelöst, während der grössere Theil der letzteren in Verbindung mit Baryt gefällt war. Der Barytniederschlag wurde nach einander mit Wasser und Alkohol ausgewaschen, getrocknet und dann mit Schwefelsäure zersetzt. Die so gewonnene Lösung der freien Säure wurde mit Ammoniak neutralisirt und ein Theil mit Silbersalpeter, der andere in der Wärme mit Chlorcalcium gefällt. Das getrocknete Silbersalz verpuffte beim Erhitzen mit Hinterlassung von schwammigem Silber. Gefunden für das bei 100" C. ge- trocknete Silbersalz: Berechnet für citron- saures Silber- oxyd (3 Ag 0, Ci^H, 0„): Silberoxyd . . . Kohlenstoff . . . Wasserstoff . . . Sauerstoff .... 67,38 13,94 1,34 17,34 67,84 14,04 0,97 17,15 100,00 100,00 Das Kalksalz löste sich leichter in kaltem als in heissem Wasser und enthielt, bei 100" getrocknet, im Mittel von 2 Bestimmungen 32,08 pCt. ') Die iandw. Versuchsstationen. 14. 161 Jahresbericht. 2. .\bth. 34 Die Chemie der Pflanze. 2 . Eiohhorn's Dextrin. 3. Die phos- phorhaltigen Fette. Kalk, der neutrale citronsaure Kalk (3 CaO, C12 H5 On -{- aq.) ver- langt 32,56 pCt. Kalk. H. Ritthauseu fand in den Samen der gelben Lupinen Oxalsäure und Aepfelsäure ^). 2. Die nach Eichliorn's Angabe -) dargestellte Dextrinart konnte durch wiederholtes Auflösen in Alkohol zwar von Aschebestandtheilen, aber nicht von beigemengter stickstoffhaltiger Substanz befreit werden. Dies sogen. Dextrin bestand nur zum kleinsten Theile aus einem Kohle- hydrat, wie daraus hervorgeht, dass 0,405 Grm. desselben, 12 Stunden lang mit verdünnter Schwefelsäure in zugeschraolzener Glasröhre bei der Temperatur einer siedenden Kochsalzlösung digerirt und dann mit Fehling'scher Lösung erhitzt, nur 0,087 Grm. Kupferoxyd ergaben. 3. Die Lupinenfette: Durch Extraction der gepulverten Samen mit Aether bei gewöhnlicher Temperatur und Verdampfen des Lösungsmittels wurde ein flüssiges Fett von goldgelber Farbe erhalten, aus welchem sich nach längerer Zeit reichlich Krystalle eines festen Fettes absetzten. Als durch- schnittliche Elementarzusammensetzung des flüssigen Fettes werden folgende Zahlen angegeben: 4, Der Bitter- stoff. a. Kohlenstoff . . 75,700 Wasserstoff . . 11,350 Phosphor . 0,098 Sauerstoff' . . 12,852 100,000. Die aus dem flüssigen Fett ausgeschiedenen, von diesem aber nicht vollständig befreiten Krystalle enthielten 0,312 pCt. Phosphor. A. Töpler fand im Lupinenfett 0,29 pCt. Phosphor 3). Nach der Extraction mit Aether in der Kälte wurden die Samen mit SOprocentigem Weingeist in der Wärme behandelt. Der im Wasser unlösliche Theil des alkoholischen Auszuges wurde zur Entfernung des Bitterstoffs Aviederholt mit salzsäurehaltigem Wasser unter Zusatz des doppelten Volumens Aether geschüttelt, die Aetherschicht abgehoben, der nach dem Verjagen des Aethers verbleibende Rückstand bei 100*^ getrocknet und nochmals in absolutem Aether gelöst. Es re- sultirte, nachdem der Aether abdestillirt war, ein festes, schmieriges Fett von gelbbrauner Farbe, kratzendem Geschmack und folgender Zusammensetzung : Kohlenstoff . . 72,68 Wasserstoff . . 10,84 Phosphor . . 1,56 Sauerstoff . . . 14,92 100,00. 4. Der Bitterstoff. Nach Verlassen der früher von ihm benutzten^), 1) Vergl. diesen Bericht. 2) Jahresbericht 1867. 77. 3) Jahresbericht. 1861/62. 57. *) Ibidem. 1868/69, 175. Die Chemie der Pflanze. 35 wenig ausgiebigen Methode der Bitterstoffdarstelluug schloss sich Verfasser bei seinen späteren Untersuchungen dem von M. Siewert befolgten Ver- fahren^) in allen wesentlichen Stücken au: Die gröblich gepulverten Sa- men wurden mit salzsäurehaltigem Weingeist ausgezogen, die Extracte nach dem Verdampfen des Alkohols mit Kalilauge übersättigt und mit Aether geschüttelt. Die Aetherschicht, welche ausser dem Bitterstoff noch fettes und etwas aetherisches Oel enthielt, wurde der Destillation unterworfen, der alkalisch reagirende Rückstand mit Salzsäure neutralisirt , mit Wasser vei'setzt und mit Aether geschüttelt. Nach Abheben der das Oel ent- haltenden Aetherschicht wurde die wässerige Schicht, in welcher sich die Chlorverbindungen der organischen Basen befanden, wiederum mit Kali- lauge versetzt und der freie Bitterstoff" mit Aether ausgeschüttelt. Nach mehrmaliger Wiederholung dieser Operation und Entfernung des Aethers hinterblieb eine ganz schwach gelb gefärbte, syi'upöse Flüssigkeit von stark alkalischer Reaction, unangenehmem, an Coniin erinnernden Geruch und brennendem, intensiv bitterem, zum Husten reizendem Geschmack. Der von Sie wert mit Erfolg betretene Weg der fractionirten Destilla- tion wurde vom Verfasser nicht eingeschlagen, sondern das Basengemisch mit Alkohol aufgenommen, mit Salzsäure neutralisirt und direct mit einer concentrirten wässerigen Platiuchloridlösung im Ueberschuss versetzt. Hier- durch wui'de a. ein in Weingeist unlösliches Platinsalz gefällt, und aus dem Filtrat von diesem Niederschlag schied sich beim langsamen Verdunsten des Alkohols b. ein zweites Platinsalz aus. a. Das in Alkohol unlösliche Platindoppelsalz wird aus sehr verdünnten Lösungen in Form von goldgelben Blättchen, aus con- centrirteren Lösungen in dichtem, körnig krystallinischem Zustande erhalten, ist in heissem Wasser löslich und fällt beim Erkalten des- selben in grösseren Krystallen wieder aus. Im Mittel mehrerer Ana- lysen von verschiedenen Darstellungen wurden für die bei 100*^ ge- trocknete Substanz gefunden: Berechnet für die Formel C34n3eN, O4CI2, 2Pt Kohlenstoff . . . Wasserstoff . . . Stickstoff .... Platin Chlor Sauerstoff .... 28,78 5,23 3,95 27,50 29,86 4,68 28,63 5,33 3,93 27,76 29,86 4,49 100,00 100,00 ') Vergl. diesen Bericht. 36 Die Chemie der Pflanze. Hieraus würde sich für das Alkaloid die Formel C34 H36 N2 O4 herleiten. Aus der heissen wässerigen Lösung des Platindoppelsalzes wurde durch Einwirkung von Kalihydi-at und Schütteln mit Aether die Ba- sis als eine helle ölige Flüssigkeit erhalten, welche specifisch schwerer als Wasser und darin unlöslich war. Das regenerirte Doppelsalz be- sass denselben Platingehalt wie das Product der ersten Fällung. Für eine Elementaranalyse der freien Basis reichte das Material nicht hin. b. Das in Alhohol lösliche Platindoppelsalz bildet rubinrothe, leicht zerbrechliche Krystalle mit zahlreichen Flächen und ist auch in kaltem Wasser löslich. Für die bei 100 0 getrocknete Substanz wurden gefunden: Berechnet für die Formel C,o H,, xNO, CI, Pt CI2 Kohlenstoff . . . Wasserstoff . Stickstoff .... Platin Chlor Sauerstoff .... 31,04 6,00 3,56 25,12 27,06 7,22 30,35 6,07 3,54 25,04 26,91 8,09 100,00 100,00 Hieraus würde sich für die freie Basis die Formel C20 H23 NO4 er- geben. Die Chlorverbindung dieser in freiem Zustande nicht analysirten Basis bildete vollkommen farblose, dem Chlorammonium ähnliche Kiystalle und enthielt 15,98 pCt. Chlor; die Formel C20 H24 NO4 Cl verlangt 15,72 pCt. Chlor. Auf Grund dieser Untersuchungen lässt Verfasser seine frühere An- nahme eines einzigen Alkalo'ids fallen und spricht sich für die Existenz von 2 Alkalo'iden in den Samen der gelben Lupine aus. Eine zufrieden- stellende Uebereinstimmung mit Sie wert 's neuerdings bekannt geworde- nen Arbeiten über dasselbe Thema lässt sich nicht erkennen. Verfasser beabsichtigt übrigens, den Lupineualkaloiden noch fernerhin seine Auf- merksamkeit zuzuwenden, ueber einige Ucbcr die Iva (Achillca moschata), von A. von Planta-Rei- Bestandtheile it-.ii i r' der Achiiiea chcuau '■). — in dem vor der Blüthe gesammelten Kraut dieser durch ihre (w°ndfr\*u- heilkräftigen Wirkungen ausgezeichneten, in der Schweiz bis zu einer Höhe leinkraut.) you 5000 iFuss übcr dem Meeresspiegel vorkommenden Pflanze wurden folgende Körper aufgefunden: 1) Ivaol C48 H40 O4 ist eine schwach gelblich gefärbte, zwischen 170 und 210* C. siedende Flüssigkeit von sehr angenehmem Geruch und 0 Annal. d Chem. u. Pharm. 1870. 155. 145. Die Chemie der Pflanze. Qijr bitterem, an Pfefferniünzöl eriiiuenidcm Geschmack. Es findet sich neben . einer harzartigen Substanz in dem rohen Ivaöl, welches durch Destillation des gröblich gepulverten Krautes mit Wasser gewonnen wird. 2) Ivain ds H42 Og (~ C-is H40 O4 -{- 2 HO) ist im alkoholischen Extract enthalten. Seine concentrirte alkoholische Lösung ist schwach gelblich getarbt. In trockenem Zusaude besitzt es eine etwas dunklere Farbe und die Cousisteuz des Terpentins, welche auch bei einer Tempe- ratur von — 17 0 C. sich nicht verändert. Sein Geschmack ist ausseror- dentlich bitter. Es ist leicht löslich in Alkohol, unlöslich in Wasser. 3) Stearinsäure schied sich aus dem bei der Destillation des alko- holischen Extracts verbliebenen Rückstand beim Erkalten derselben aus. 4) Achillein C40 H38 N2 O30 ist eine spröde, braum-othe, mit wein- gelber Farbe in Wasser lösliche, sehr hygrokopische Masse von eigen- thümlichem Geruch, stark bitterem, aber nicht unangenehmem Geschmack und deutlich alkalischer Reaction. Sein eigentliches Lösungsmittel ist Was- ser. In absolutem Alkohol ist es schwer, gar nicht in Aether löslich. Yon Weingeist wird es um so leichter aufgenommen, je verdünnter derselbe ist. Durch Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure entsteht aus dem Achille'in das nicht bittere, in Wasser unlösliche Achilletin ('2 2 H17 NOs; nebenbei bildet sich Zucker und noch ein anderes Zersetzungsproduct. Das aus Achillea Millefolium dargestellte Achillein hatte dieselbe Zu- sammensetzung und dieselben Eigenschaften. 5) Moschatin C42 H27 NO14 ist trocken pulverig, wenig hygrosko- pisch, schmeckt mehr aromatisch bitter, als das Achillein. Es ist nur sehr wenig in kaltem, leichter in heissem Wasser löslich und scheidet sich beim Erkalten der heiss gesättigten wässerigen Lösung wieder in Pulverform aus. Die Digitalisblätter enthalten nach H. Ludwig^) verschiedene j^"p[gj'°J®g. bittere und scharfe Stoife, und zwar solche, von denen sich Zucker ab- biätter. spalten lässt — sog. Glykodigitaline — und solche, bei denen dies nicht der Fall ist — Acrodigitaline — , in Aether und in Chloroform lösliche und unlösliche. lieber das Hyoscyamin und einige andere in dem Samen ^^g^^J^^^^'^^fj® von Hyoscyamus niger L. vorkommende Stoffe, von H. Höhn^). di'rsamendes •1) Hyoscyamin. Die Zusammensetzung dieses Alkaloids, dessen Ei- ^ ^ tes ,""' genschaften mit den Angaben anderer Chemiker übereinstimmten, fand Verf. entsprechend der Formel Csg H2S N2 Oe + HO. Bei der Destillation mit starker Kalilauge liefert das Hyoscyamin eine wahrscheinlich mit der Atropasäure identische Säure und eine ölartige, vielleicht zu dem Coniiu in naher Beziehung stellende Base, während gleichzeitig geringe Mengen Ammoniak und methylaminähnliche Basen entweichen. 2) Hyoscerin C32 H30 Oe unterscheidet sich von dem im Milchsaft der Lactuca virosa L. enthaltenen Lactucerin C32 H26 O2 durch ein Plus von 4 HO. Es kiystallisirt in weissen, mikroskopisch kleinen, sternförmig vereinigten Nadeln, welche genich- und geschmacklos, unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol — namentlich beim Erwärmen — , Aether und ') Chem. Centralbl. 1871. 230. Nach Arch. Pharm. 194. 213. 2) Chem. Centralbl. 1870. .553; nach N. Rep. für Pharm. 10 390. 38 Die Chemie der Pflanze. Chloroform sind und in concentrirter Lösung Lackmus röthen. Das Hyosce- rin ist nicht sublimirbar, wird bei 120'' zähe, schmilzt bei 208 bis 210 ''C. und wird, darüber erhitzt, dickflüssig und braun. 3) Hyoscj'pikrin C54 H52 Oss — spröde, schwach gelbliche, zer- rieben weisse, geruchlose, bitterlich schmeckende, in Wasser und Alkohol leicht lösliche Masse — ist ein Glukosid. Das neben Zucker beim Be- handeln mit verdünnter Säure resultireude Spaltuugsproduct hat die For- mel C28 H24 Os; es ist ein gelblich weisses, bitter und zugleich kratzend schmeckendes, in Wasser unlösliches, in Alkohol und Aether lösliches Pul- ver. Schmelzpunkt zr: 204 ^ C. Die Spaltung wird durch folgende Glei- chung ausgedrückt : 2 (C54 H52 O28) -: 2 (C12 H12 O12) -h 3 (C2S H24 Os) -f 8 HO. 4) Hyoscyamusharz, dio H70 N2 O32, hellgelbes Pulver von bit- terlichem Geschmack, röthet in weingeistiger Lösung Lackmus, löst sich in concentrirter Schwefelsäure und in ätzenden Alkalien mit tief orange- gelber Farbe. Dieser Körper, auf den bereits H. Ludwig^) aufmerksam wurde, findet sich in grösserer Menge in den Bilsenkrautsamen. Ueber einige jjj^ Auschluss au Seine Arbeit über Blätter und Rinde-) untei-suchte Bestandtheile t-,,-,,,, .. _, „ • ^ -ri ^ ^ o\ der Früchte i . Koclileder die r rüchte von Lerasus acida Borckh.^) — Aus acida Bo7ckh. t^6m frisch gcpresstcn Saft von Weichsein wurden dargestellt: 1. Aepfelsäure. Bire Entstehung aus der in den Blättern des Weichselbaumes in bedeutender Menge vorkommenden Citronsäure lässt sich durch folgende Gleichung erklären: Citronsäure Aepfelsäure Oxyessigsäure ~Hr orr~fi'Ho = cTHTorr 4- ci h4 ot 2. Der rothe Farbstoff. Sein neutrales Bleisalz ist in Wasser mit violetter Farbe löslich und wird aus der wässerigen Lösung durch Alkohol in violetten Flocken ausgefällt. Aus der Elementar- Zusammensetzung dieses Salzes berechnet sich für den Farbstoff die Formel C74 H50 O50 und ist derselbe als eine Verbindung von C26 H12 O12 -{- 2 (C24 H22 O22) 6 HO zu betrachten. Bei der Einwirkung von Schwefelsäure zerfällt das Spaltuugsproduct C24 H22 O22 ^) unter Aufnahme von 2 HO in 2 (C12 H12 O12) und aus 2 (C26 H12 O12) entsteht unter Austritt von 2 HO die Verbindung C52 H22 O22. Dieser letztere, in trockuem Zustande ein blutrothes Pulver bildende Körper wird beim Schmelzen mit Kalihydrat in Essigsäure und Aescylsäure (Protocatechusäure) zerlegt. Den Bestand- theil C2G Hl 2 Ol 2 hat man somit als dreifach acetylirtes Aescylsäure- aldehyd anzusehen: H3 Ci4 3(C4 H3 02)06 Er ist isomer mit dem rotheu Körper, welcher aus dem Kastaniengerbstoff durch Einwirkimg von Miueralsäuren in der Wärme entsteht und welcher 1) Zeitschr. Chem. 1866. 544. 2) Jahresbericht 1868/69. 203.^ ') Journ. f. prakt. Chemie. 109. 436. ") Ob dies Kohlehydrat Rohrzucker und das daraus entstehende C^2 Hj, 0,2 Invertzucker ist, konnte wegen Unzulänglichkeit des Materials nicht ent- schieden werden. Die Chemie der Pflanze. 39 seiner Constitution nach die Phloroglucinverbinduug des Aescylsäurealdehyds = Ci4 He 06 4- Ci2 He Oe ist. Der rothe Farbstoff der Weichsein als Derivat des Aescylsäurealdehyds ist sonach ein Umwaudelungsproduct des Gerbstoffs, welcher sich in den unreifen Fnichten findet und denselben den zusammenziehenden Geschmack verleiht. Das Chlorophyll hat keinen Antheil au der Bildung dieses rothen Farbstoffs. Identisch damit scheint der Farbstoff' der reifen Beeren von Sarabucus nigra zu sein. Seine Bleiverbindung besitzt eine blaue Farbe. Ueber einige Farbstoffe aus Krapp, von F. Rochleder i). — ceihe Farb- T~> • -»r- 1 • 1 TTT 1111 Tr 11 Stoffe in dem Der mit Mineralsäureu in der Warme behandelte Krapp enthält ausser mit jünerai- Ahzarin und Purpurin noch einige gelbe krystallisirte Substanzen, von ^g^je*" Krapp, deren Anwesenheit der Verf. bereits früher Mittheilung machte ^). Diese Farbstoffe sind wahrscheinlich nicht als solche in der frischen Wurzel ent- halten, sondern entstehen erst — wie das Alizarin — durch Spaltung von Chromogenen, welche zur Classe der Glucoside gehören. Ihre Menge ist sehr gering, so dass erst aus Tausenden von Pfunden Krapp einige Lothe derselben resultiren. Die vier Körper, deren Reindarstellung dem Verf. gelang, stehen in ihren Löslichkeitsverhältnissen und in ihren sonstigen Eigenschaften einander so nahe, dass ihre Trennung nur durch eine Reihe oft A\iederholter zeitraubender Operationen möglich war. 1. Isalizarin bildet den Hauptbestandtheil in dem Gemenge dieser gelben Farbstoffe. Seine Zusammensetzung wird auf Grund der Elemeutar- Analysen von vier zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Art dar- gestellten Portionen durch die empirische Formel C28 Hs Os ausgedrückt. Das Isalizarin ist hiernach dem Alizarin isomer, unterscheidet sich von dem letzteren aber leicht durch die blutrothe Farbe seiner Lösung in Natron- und Kalilauge, sowie durch die rothe Lösung, Avelche es mit Barytwasser giebt. Mit Eisen- und Thonerdebeizen versehener Kattun wird dadurch nicht gefärbt. 2. Von einem zweiten gelben Farbstoff, welcher dem vorigen ausser- ordentlich ähnlich ist, konnte nur das für eine Elementaranalyse erforder- liche Material gewonnen werden. Seine Formel ist C30 Hio Os. 3. Hydrisalizariu wurde ein dritter Körper benannt, welcher eine etwas hellere Farbe als das Isalizarin besitzt, sich in siedender Eisen- chloridsolution mit dunkelbrauner Farbe löst und aus dieser Lösung zum Theil nach Zusatz einiger Tropfen Salzsäure sich unverändert in hell- gelben Flocken wieder abscheidet. Für diesen Körper wurde die Formel C56 Hl 8 Ol 6 ermittelt. 4. Ein vierter Körper endlich ist dem Hydrisalizariu homolog und nach der Formel C.=>8 H20 Oje zusammengesetzt. Bei 118 bis 120** C. sehr lange Zeit erhalten, verliert derselbe unter Annahme einer dunkleren Farbe 2 Aeq. Wasser. Ueber den krystallisirten Farbstoff der Curcuma, von F. W. Ueber das Daube 2). Die Methode der Darstellung war folgende: Curcumawurzel, welche durch Destillation mit Wasserdämpfen von dem darin enthaltenen i) Journ. f. prakt. Chemie. 109. 193. 2) Jahresbericht 1868/69. 202. 3) Journ. f. prakt. Chemie. HO. 86. 40 Die Chemie der Pflanze. eigenthümlichen Oel, dem Curcumol, befreit war, wurde in einem Mohr'- schen Apparat mit Benzin bei einer Temperatur von 70 bis 80 ^ C. ex- trahirt. Die zuerst erhaltenen Auszüge, in denen sich nicht näher be- stimmte klebrige, schmierige Substanzen vorfanden, wurden entfernt. Aus den späteren Benzinlösungen schieden sich beim Erkalten harzfreie orange- rothe Krusten von Rohcurcumin aus. Dieselben wurden in der Weise ge- reinigt, dass man ihre weingeistige Lösung mit Bleiessig fällte, die Blei- verbindung mit Schwefelwasserstoff zerlegte, dem Schwefelblei den Farb- stoff durch siedenden Weingeist entzog und die weingeistige Lösung lang- sam verdunsten Hess. Das reine Curcumin enthält im Mittel von drei Elementaranalj'sen 67,90 pCt. Kohlenstoff, 5,70 pCt. Wasserstoff und 26,40 pCt. Sauerstoff, welcher Zusammensetzung die Formel C20 Hio Oe am nächsten kommt. Es bildet dem orthorhombischen System angehörende Kiystalle von gelber Farbe und schwach vanilleartigem Genich. Es schmilzt bei 165°, Ist nicht sublimirbar und verbrennt angezündet mit leuchtender stark russen- der Flamme unter Zurücklassung von Kohle. Das Curcumin ist in kal- tem Wasser gar nicht, in heissem nur spurenweise löslich. Yon Alkohol wird es leicht aufgenommen, Wasserzusatz bewirkt eine schwefelgelbe Fäl- lung in dieser Lösung. Aether löst weniger Curcumin als Weingeist, sie- dender Schwefelkohlenstoff sehr wenig und am wenigsten siedendes Ben- zin, von welchem 2000 Thle. zur Lösung von 1 Tbl. Curcumin nöthig sind. Die Curcuminlösung zeigt die bekannte Fluorescenzerscheinung: con- centrirt man gegen ihre Obei"fläche mittelst einer Convexlinse ein Bündel Sonnenstrahlen, so erblickt man einen prachtvoll grünen Lichtkegel. Blei- ben weingeistige Lösungen in flachen Gefässen längere Zeit an der Luft stehen, so werden sie dunkler und nehmen eine rothe Farbe an. Die Yerbindung des Curcumin mit Bleioxyd ist feurig-roth, löst sich leicht in Essigsäure und wird durch einen Kohlensäurestrom allmälig zer- setzt. Die Zinkverbindung besitzt eine braunrothe, die Zinuverbindung eine gelblichrothe, die Kupferverbindung eine schmutzigbraune Farbe. Thonerdesalze bewü'ken einen lebhaft kirschrothen Niederschlag. In sie- dender Essigsäure löst sich das Curcumin mit gelber Farbe, Aether ent- zieht den Farbstoff dieser Lösung vollständig. Durch Schütteln mit con- centrirter Schwefelsäure erhält man eine rothe Lösung. Durch Verdünnen mit Wasser werden aus dieser Lösung schmutziggelbe Flocken ausgefällt, welche aber kein unverändertes Curcumin mehr sind. Beim Kochen mit verdünnter Salpetersäure resultirt Oxalsäure. Die Veränderungen des mit reiner Curcuminlösung getränkten Papiers durch Alkalien und Borsäure sind in nachstehendem Schema zusammengestellt: Alkalien: 1. braunrothe Färbung, beim Trock- nen violett; 2. durch verdünnte Säuren verschwin- det die Farbenänderung, das lu:- sprüngliche Gelb erscheint wieder; 3. verdünnte Alkalien wie 1. Borsäure: 1. orangerothe Färbung, nur beim Trocknen hervortretend; 2. durch verdünnte Säuren bleibende Färbung, nur dunkler werdend; 3. verdünnte Alkalien ändern die orangerothe Färbung in Blau. Die Chemie der Pflauze. ^J Ucber das Curcumin arbeitete ferner Iwauof - Gajewsky ^). Der- selbe extralm-te CurouniaAMirzel mittelst Aether und erhielt durch fractio- nii-te Kiystallisation aus Aether oder Benzin ebenfalls gelbe Krystalle von Curcumin. welche bei 172 "C schmolzen. Bei der Analj'se wurden 3 pCt. Kohlenstoff mehr gefunden, als Daube angiebt. Einfachste empirische Formel Cs Ki O2. Mit der Untersuchung der Cui-cumawurzel beschäftigte sich auch J. K ach 1er 2). Er fand darin eine grössere Menge von saurem oxalsau- rem Kali. Das durch Ausziehen mit Schwefelkohlenstoff gewonnene Oel, von welchem das Rohmaterial ca. 8 pCt. enthält, Hess sich nicht ohne Zersetzung destilliren, war nicht verseifbar und bestand aus 79,8 pCt. Kohlenstoff und 9,6 pCt. Wasserstoff. Für das in Form eines chromgel- ben, sehr elektrischen Pulvers dargestellte Curcumin ergab die Analyse 69,88 pCt. Kohlenstoff und 5,64 pCt. Wassertsoff, welche Zusammensetzung der von Gajewskv ermittelten am nächsten kommt. Der Farbstoff der Faulbaumrinde wurde von A. Faust 3) als ^«"«^5^"°- Glucosid erkannt und Frangulin benannt. Bei der Einwirkung starker Alkalien oder Säuren wird dieser KöiiDcr in Zucker und in Frangulin- säure gespalten, welche letztere ein Derivat des Anthracens ist. Der rothe Rübenfarbstoff ist nach Sacc*) unlöslich in Wasser, p^/J'^^^^'^^^", löslich in Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff, fetten und ätherischen rothen Rübe. Oelen. Er scheint fast identisch zu sein mit dem Bixin, dem in Wein- geist löslichen rothen Orleanfarbstoff. Seine Menge beträgt ca. 0,1 pCt. Ueber den Erlenfarbstoff, von F. Dreykorn und E. Reichardt^). ^^tnfalb" Frisches Sägemehl von Alnus glutinosa Willd. wurde mit siedendem Wasser sto£f. erschöpft, das Extract mit essigsaurem Bleioxyd gefällt, der Bleinieder- schlag mit Schwefelwasserstoff zersetzt, das Schwefelblei, mit welchem die Hauptmasse des Farbstoffes niedergefallen war, mit OOprocentigem Wein- geist ausgekocht, die alkoholische Lösung zur Trockniss gebracht. Der nach diesem Verfahren gewonnene Erlenfarbstoff stellt nach dem Zerreiben ein rothbraunes Pulver dar. Seiner Zusammensetzung entspricht die Formel C.54 H26 O20 -j- 3 HO. Er ist in Wasser und verdünntem Weingeist löslich, in Aether, Benzin und Schwefelkohlenstoff beinahe unlöslich und gehört zu den Gerbstoffen: mit Leim giebt er eine Fällung, mit Eisenchlorid einen grünen Niederschlag und mit den Oxyden der übrigen Schwennetalle ebenfalls in Wasser unlösliche Ver- bindungen. Durch verdünnte Schwefelsäure wird der Erlenfarbstoff unter Wasseraufnahme nach folgender Gleichung gespalten: 3 (C54 H26 O20 4- 2 HO) -}- HO = 3 (C46 Hl 7 Oll -|- 2 HO) -(- 2 (C12 H12 Oi2 -f- 2 HO). Das Spaltungsproduct C46 H17 On -|- 2 HO wüxl von den Ver- fassern Erlen roth genannt. Natronlauge und Ammoniakliquor lösen diesen in Wasser und Aether unlöslichen, in Alkohol wenig löslichen 1) Ber. d. D. ehem. Ges. 1870, 624. 2) Ebendaselbst. 1870, 713. ä) Chem. Centralblatt. 1871. 775. Nach Zeitschr. f. Chem. (N. F.) 7, 11. ") Compt, rend. 1872. 75, 1561. ») Chem. Centralblatt 1870, 182; nach Polyt. Journ. 195, 157. AO Die Chemie der Pflanze. Körper mit schön hellrother Farbe, Säuren fällen ihn aus seinen alka- lischen Lösungen in Flocken wieder aus. Beim Schmelzen mit Kalihycü'at wird der Erlenfarbstoff in Aescyl- säure, Essigsäure und Pbloroglucin zerlegt; bei der trockenen Destillation liefert er Brenzcatechiu. Da Spaltungen auch durch Fermente bewirkt werden, so ist es denk- syna!nhr'!)''^e, ^^^ i ^^^^ ^^^ ^®^^^ Liegen frisch gefällten Erlenholzes an der Luft auf- ein neues tretende rothc Farbe von der Abspaltung des Erkniroths herrührt. de" Compo* Uebcr die Synauthrose, von 0. Popp. ^) Verfasser entdeckte in siten. jIpjj Knollen von Dahlia variabilis und Heliauthus tuberosus ein eigen- thümliches, den Traubenzucker und das Inulin begleitendes Kohlehydrat. Weiter fortgesetzte Untersuchungen ergaben, dass dieser Körper sich in allen knollentragenden Pflanzen aus der Familie der Compositen (Synan- thereen) findet, und erhielt derselbe aus diesem Grunde den Namen „Synauthrose". Die Synauthrose hat mit dem Rohrzucker die gleiche empirische Formel C24 H22 022- Sie ist eine vollkommen w'eisse, sehr lockere, vo- luminöse, amorphe Masse von fadem Geschmack; in Wasser und wässerigem Weingeist leicht, in absolutem Alkohol schwer löslich, in Aether unlöslich, zieht mit grosser Begierde Feuchtigkeit an und zerfliesst. In ihrem Verhalten gegen Kalihydrat, conc. Schwefelsäure, verdünnte und conc. Salpetersäure, sowie gegen höhere Temperaturgrade zeigt die Syn- anthrose grosse Aehnlichkeit mit dem Rohrzucker, mit welchem sie auch die Eigenschaft theilt, dass sie die Fehl ing 'sehe Kupferlösung nicht re- ducirt. Gleich dem Rohrzucker zerfällt die Synauthrose unter dem Ein- fluss von verdünnten Säuren und von Hefe in ein Gemenge von Rechts- traubenzucker und Linksfi-uchtzucker. Die Lösung der reinen, unveränderten Synauthrose ist ohne Wir- kung auf den polarisirten Lichtstrahl. Vcrgl. Dubrunfaut, Jahresb. 1867, 74. Nach der Inversion ist das specifische Rotationsvermögen — 54,090 links. inufoi" "llne I^^r Gehalt der Knollen an Synanthrose nimmt mit dem Alter der- dk.°s''iniTin" '^ßlben zu. Ein anderes Kohlehydrat stellte 0. Popp 2) aus den vor der Reife gesammelten Topinambur- und GeorgincnknoUeu dar. Dieser, vom Verfasser Inuloid genannte, Körper ist mit dem Inulin in chemischer und optischer Beziehung identisch, unterscheidet sich von dem letzteren aber durch seiue fast doppelt so grosse Löslichkeit in Wasser. Auch Solutionen von basisch schwefelsaurem Kupferoxyd -Ammoniak, von Aetzalkalieu und vou Chlor- zink lösen das Inuloid leichter, als das Inulin. Während das gew^öhnliche, organisirte Inulin in den Zellen der reifen Knollen abgelagert ist, findet sich zur Zeit einer jüngeren Entwicklungsperiode der Knollen das Inuloid gelöst im Zellsaftc. Es steht wahrscheinlich in naher Beziehung zur Synauthrose und ist mit dieser vielleicht zu eiuem complexeren Molekül vereinigt. ') Annal. d. Chem. und Pharm. 1870, 156, 181. 2) Ibidem 1870, 156, 190. Die Chemie der Pflanze. 43 Ueber das Vorkommen von Milchzucker iu einem Pflan- ^/„"^efnem*' zensafte, von G. Bouchardat^). Ein aus dem Safte der Achras sa- Pflanzensafte. pota gewouneuer, von der lusel Martinique aus dem Jahre 1837 stammen- der Süssstoff von krystallinischem Gefüge wurde mit siedendem Alkohol von 90'^ Tr. erschöpft. Der durch Alkohol in Lösung gebrachte, circa 55 pCt. betragende Anthcil wurde als Rohrzucker, gemongt mit etwas Invertzucker, erkannt; der ungelöst gebliebene, durch zweimaliges Um- krystallisireu gereinigte Antheil zeigte sich in seinen sämmtlichen physi- kalischen und chemischen Eigenschaften identisch mit Milchzucker. Seine Menge betrug 45 pCt. Behufs weiterer Controle untersuchte Verfasser noch eine reife, iu Cairo geerntete Frucht der Achras und erhielt beim Behandeln des aus dem Safte dargestellten Zuckers mit verdünnter Sal- petersäure Krystalle von Schleimsäure. Hiernach dürfte das Vorkommen von Milchzucker im Pflanzem'eiche zum ersten Male mit Sicherheit er- wiesen sein. Ueber den Sorbit, vou Josef Boussingault 2). Dieser Süssstoff ^^goJbft^" ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, nicht gährungsfähigen Zuckerart (C , .^ Hj., O,^), welche Pelouze aus dem Saft der Vogel- beeren (Sorbus aucuiiaria) darstellte. — Boussingault's Sorbit hat die Formel Cj.^ H^^ ^i'if i^^ ^^so isomer dem Mannit und Dulcit. Der Sorbit schmilzt bei 110 bis 111'' C, bildet mit Wasser einen Syrup und kiystallisirt nur schwierig in sehr feinen Nadeln. Die wässerige Lösung ist optisch unwirksam. Kupferoxyd in alkalischer Lösung wird von dem Sorbit nicht reducirt. Von conc. Schwefelsäure wird derselbe nicht ver- kohlt und durch Salpetersäure nicht in Schleimsäure verwandelt. Glvcolsäure findet sich nach C. Neubauer^) im Weiumost, so- Ueber das ' ^ Vorkommen wie voraussichtlich in den Blättern der Weinrebe. Verfasser stellt fer- von inosit im ner die bisher gemachten Erfahrungen zusammen über das Vorkommen re?c^h.°" von Inosit im Pflanzenreich. Vohl fand diese der weingeistigen Gährung unfähige Zuckerart zuerst in der Familie des Leguminosen; Marme u. Gintl wiesen dieselbe in verschiedenen anderen Familien nach; Hilger .stellte den Inosit in Substanz der aus dem Most verschiedener Trauben- sorten. Aber nicht blos in den Trauben, sondern auch in den Blättern, Zweigen und dim übrigen Theilen von Vitis vinifera wird man — aller Wahi'scheinlichkeit nach — den Inosit antreffen. Ebenso wahrscheinlich ist es, dass derselbe nicht blos in der Familie der Bebengewächse , sondern auch in den Filichten der Pomaceen, Rosaceen, Amygdaleen vollkommen wird. Ueber einen neuen, sublimirbaren, im Kautschuk von Bomesit. Borneo enthaltenen Süssstoff, von Aime Girard*). Veranlasst durch seine Entdeckung des Dambonits im Kautschuk von Gabon^) be- schäftigte sich Verfasser mit der Untersuchung verschiedener anderer Kautschuksorten des Handels, welche wie jener aus dem Milchsaftfe ver- schiedener Urceolaarten dargestellt werden. Bei dieser Gelegenheit wurde •) Compt. rend. 1871. 73. 462. 2) Ibidem. 1872. 74. 939. ä) Zeitschr. f. anal. Chem. 1872. 204. 4) Compt. reml. 1871. 73. 426. *) Jahresbericht. 1868/69. 184. AA Die Chemie der Pflanze. in dem Kautschuck vou Borneo eiu neuer Süssstoff aufgefunden, welcher nach seinem Ursprung den Namen „Bornesit" erhielt. Der reine Bornesit Ci4 H14 Oi-z krystallisirt in wasserhellen, vierseitigen Prismen, löst sich sehr leicht in Wasser, wenig in Alkohol, schmilzt bei 175" C. und sublimh't bei 205" unter partieller Zersetzung. Der Bornesit lenkt die Polarisationsebene des Lichtes nach rechts ab-, sein Moleculardrehungsvermögen ist ungefähr halb so gross wie das- jenige des Rohrzuckers. Der Bornesit ist nicht gälmiugsfähig und erlangt die Fähigkeit, das weinsaure Kupferoxyd-Kaü zu reduciren, erst nach dem Erhitzen mit ver- dünnten Säuren. Schwefelsäure löst ihn in der Kälte. Mit einem Ge- misch von Salpetersäure und Schwefelsäure behandelt, liefert er einen Nitrokörper. Wird der Bornesit mit einem Ueberschuss von rauchender Jodwasser- stoffsäure in einem vei'schlosseuen Gefäss bis 120" erhitzt, so resultiren Jodmethyl u. Dambose nach der Gleichung: Gl 4 Hl 4 0i-2 -f HJ — C-> H3 J -|- 2 (Ce H« 0«). Brenzcatechin Nach E. VOU Gorup- Bcsaucz ^) findet sich in den Blättern des tern des wii- wilden Wcincs (Ampelopsis hederacea) Brenzcatechin, dessen Vor- den Weines, ifommeu in ciucr lebenden Pflanze bisher noch nicht nachgewiesen war. Ausserdem enthalten diese Blätter Weinstein, weinsauren Kalk, freie Wein- säure, glycolsauren Kalk und eine nicht unerhebliche Menge Invertzucker. Ueber Vor- Ucber Vorkommen von Amygdalin und eine neue dem KommeD von , ' ° Amygdalin u.Asparagiu ähnliche Substanz in Wickensamen, von H. Ritt- "i^spar^gin™ hausen u. U. Kreusler^). Aus Attika stammende Samen von Vicia sativa ähnliche sub- sollten auf Lcgumiu verarbeitet w'erden. Als zu dem Zweck das Pulver stanz in ° Wicken- derselben mit kaltem destillirtem Wasser angerührt wurde, trat fast augen- blicklich der Geruch nach Bittermandelöl und Blausäure auf. Um die letztere nachzuweisen, wurde die Flüssigkeit von dem dünnen Brei ab- filtrirt, durch Schwefelsäure in sehr geringem Ueberschuss das Legumin gefällt und das Filtrat vom Legumin der Destillation unterworfen. Das Destillat gab die bekannten Eeactionen auf Blausäure. Die Darstellung des Amygdalins aus Wickensamen nach dem vonWöhler u. Lieb ig an- gegebenen Verfahren gelang zwar nicht; da aber ausser dem Amygdalin bisher keine Substanz bekannt ist, welche in Berührung mit Wasser Blau- säure und Bittermandelöl lieferte, so muss der Nachweis dieser beiden Spaltungsproducte vorläufig als Argument für die Gegenwart von Amygdalin im Wickensamen gelten. Der Amygdalingehalt ist übrigens nicht von klimatischen Verliältnissen abhängig; denn nicht blos die von ausgesäten Griechischen Wicken geernteten Samen, sondern auch 3 Sorten Wicken aus Schlesien und 2 Sorten vom Poppelsdorfer Versuchsfelde entwickelten beim Befeuchten ihres Pulvers Blausäure und Bittermandelöl. Am schwäch- sten war der Geruch bei einer weissen Wicke (Hopetown). Das Amyg- dalin scheint hiernach ein häufig oder vielleicht allgemein vor- kommender Bestandtheil des Wickensamens zu sein. Samen. ») Ber. d. D. ehem. Ges. 1871. 905. 2) Journ. f. prakt. Chemie. 110. 333. Die Chemie der Pflanze. AK Bei dem Versuch, das Amygdalin in Substanz aus dem Griechischen Wickensamen zu gewinnen, wurde schliesslich eine klebrige Masse erhalten, aus welcher sich nach einiger Zeit Krystalle ausschieden. Die Elementar- analyse ergab für lOOTheile der über Schwefelsäure getrockneten Substanz 39.03 C. 6,34 H, 16,89 N, 37,74 0, aus welcher Zusammensetzung sich die empirische Formel Cie Hie Na 0 1 2 ' berechnet. Rücksichtlich der Eigenschaften wurde Folgendes ermittelt: Der qu. Körper bildet Krystalle, welche mit Federfahnen Aehulichkeit haben und unter dem Mikroskop als Bündel kleiner, farbloser und glänzender Prismen erscheinen; ist ge- schmacklos; besitzt eine schwach alkalische Reaction; löst sich schwer in kaltem Wasser und in Weingeist von 0,85 spec. Gew., leicht in heissem Wasser und in kochendem schwachem Weingeist-, schmilzt beim Erhitzen auf Platinblech zunächst unter Zersetzung und verbrennt bei starkem Glühen vollständig, ohne einen Rückstand zu hinterlassen. — Von dem Asparagin, mit welchem er im Uebrigen einige Aehnhchkeit hat, unterscheidet sich dieser Körper somit durch seine Zusammensetzung, seine Krystallform und seine Schwerlöslichkeit in kaltem Wasser. Weitere Untersuchungen mussten wegen Mangel an Material unterbleiben. In einheimischen Wickensorten konnte dieser Körper nicht aufgefunden werden. Ueber reine Galläpfelgerbsäure, von Jul. Lö'we^) — Die ^^n^fei"* nach drei Methoden — mittelst Dialyse, mittelst Aethers, mittelst Koch- gerbsäure. salzes und Essigäthers — aus dem Tannin des Handels dargestellten Präparate hatten, bei 120*^0. getrocknet, eine der Bruttoformel Gas H12 Ol 8 entsprechende Zusammensetzung. Die Bildung der Gallussäure Cgs Hl 2 O20 aus der Galläpfelgerbsäure wäre hiernach als ein Oxydations- vorgang zu betrachten. Gegen diese Annahme spricht indessen die vom Verf. durch das Experiment erwiesene Thatsache, dass die Galläpfel- gerbsäure in wässeriger Lösung auch bei völligem Luftabschluss — und zwar nicht blos bei Gegenwart verdünnter Säuren, sondern auch ohne die- selben lediglich unter Einwirkung höherer Temperaturen — in Gallus- säure übergeführt wird. Es wurde femer constatirt, dass die bei 120*^ getrocknete Galläpfel- gerbsäure noch 0,8 pCt. Wasser zurückhält, welches sie erst bei 140 bis 145** verliert. Die bis zu diesen Temperaturgraden erhitzte Galläpfel- gerbsäure beansprucht die ältere Mulder'sche Formel Gas Hio Ois, und die zur Zeit allgemeiner gebräuchliche Auffassung der Galläpfelgerbsäure als Anhydrid der Gallussäure erhält hiernach in der procentischen Zu- sammensetzung eine wesentliche Stütze. Gegen concentrirte Schwefelsäure in der Wärme zeigt die Galläpfelgerbsäure ein von der Gallussäure gänz- lich abweichendes Verhalten, indem sie keine Rufigallussäure liefert. Aus diesem Umstände muss man schliessen, dass die Bildung der Gallussäure nicht allein auf der Aufnahme der Elemente des Wassers beruht, sondern dass sie an eine gleichzeitige Uralagerung der Molecüle geknüpft ist. Die Ansicht von A. Strecker über die glucosidische Natur der Gall- äpfelgerbsäure wird durch den Versuch nicht bestätigt; denn der bei der 1) Zeitschr. f. anal Chein. 1872. 365. 46 Die Chemie fler Pflanze, Ueber einige Flechten- säuren, Behandlung mit verdünnter Schwefelsäure ausser Gallussäure und etwas Ellagsäure resultirende , circa 1,25 pCt. der angewandten Substanz be- tragende Rückstand ist kein Traubenzucker, sondern wahrscheinlich ein secundäres Derivat der Galläpfelgerbsäure. Was das Vorkommen der Galläpfelgerbsäure anbetrifft, so wurde die- selbe vom Verf. nur in den Galläpfeln aufgefunden. Die Eichenrinde ent- hält einen anderen Gerbstoff, welcher demjenigen des Catechus ähnlich ist; der mit der Galläpfelgerbsäure häufig identiticirte Gerbstoff' des Sumachs hat eine andere Zusammensetzung und liefert beim Erhitzen mit ver- dünnter Schwefelsäure im zugeschmolzenen Rohre keine Gallussäm'e. J. Stenhouse^) untersuchte die aus Usnea barbata dargestellte Usninsäure (Cse His O14), sowie die in Evernia prunastri vorkommende Evernsäure, welche letztere beim Kochßn mit Kalilauge keine Orsellin- säure liefert, und gab dem in Cladouia rangiferina enthaltenen, früher als Betausninsäure bezeichneten Körper wegen seines abweichenden Schmelz- punktes und auf Grund anderer Verschiedenheiten den Namen Clado- ninsäure. Lieber Lobars äure cfr. unter Assimilation und Ernährung „Chemischer Beitrag zur Physiologie der Flechten, von W. Kuop." Ueber Agari- Uebcr Agaricusharz und Agaricussäure von G. Fleury^). — Agaricus- Vou dem getrockneten und gepulverten Lärchenschwamm, Agaricus albus, saure. ^^.^ durch absolutcu Aether mehr als die Hälfte seines Gewichtes in Lösung gebracht. Das ätherische Extract von rubim-other Farbe enthält im Wesentlichen zwei Substanzen, welche Verf. Agaricusharz und Agaricus- säure nannte. 1. Das Agaricusharz C102 Hga O20 besitzt in Pulverform eine blonde Farbe, welche beim Benetzen mit Wasser braunroth wird-, schmeckt wenig bitter, ist löslich in Aethyl- und Methylalkohol, Aether, Chloroform, Essigsäure, caustischem Ammoniak und verdünnter Kalilauge, unlöslich in Wasser, Benzin und Schwefelkohlenstoff", scheidet sich aus seinen Lösungen immer in Kügelchen ab, schmilzt bei 89,7 ^ C. 2. Die Agaricussäure C32 Hss Oio bildet weisse feine Kiystall- nadeln, schmilzt bei 145,7 ^ C. und zersetzt sich in höherer Temperatur unter Wasserverlust, löst sich leicht in starkem Alkohol, weniger leicht in Chloroform, sehr wenig in Aether und Essigsäure und noch weniger in Schwefelkohlenstoff" und in Benzin. Die Lösungen in caustischen Alkalien sind klebrig. Wasser löst nur äusserst wenig, nimmt aber saure Re- action an. H. Duquesnel gelang es, den wirksamen Bestandtheil der Aconit- wurzel in kiystallisirter Form zu erhalten 3). Das Aconitin C54 H40 NO20, kiystallisirt in farblosen rhombischen oder hexagonalen Tafeln, ist beinahe unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol, Aether, Benzin und nament- lich in Chloroform, zersetzt sich bei einer Temperatur von 130 ^ und scheint sich dabei zum Theil zu verflüchtigen. Die Polarisationsebene des Aconitiu. 1) Ber. d. D. ehem. Ges. 1870. 207. ») Compt. rend. 1870. 70. 5:^, u. Chem. Centralblatt. Journ. de Pharm, et de Chim. 11. 202. ä) Compt rend. 1871. 73, 207. 1870. 789, nach Die Chemie der Pflanze. 47 Lichtes w-ird von diesem Körpei' nacli links abgelenkt. Das Aconitin rea- girt schwach alkalisch und bildet mit den starken Säuren Salze, von welchen namentlich das salpetersaure wegen seiner leichten Darstellbarkeit und der Grosse seiner Kiystalle bemerkenswerth ist. Es bringt auf der Zunge ein eigeuthümliches Jucken und Prickeln hervor und gehört zu den am heftigsten wirkenden Pflanzengiften. Ueber das Beta'in^) liegen weitere Untersuchungen von C. Scheib- ueber das -' " " Betain. 1er-) vor, von denen Folgendes hier Platz finden möge: Der Gehalt des Saftes an Beta'in nimmt mit zunehmendem Alter der Rüben ab. So er- gaben ganz junge Exemplare einen circa ^ji pCt. Betain enthaltenden Saft, während reife Rüben desselben Feldes einen Saft mit nur noch Vio pCt. Betain lieferten. — Diese Base ist ohne Einwirkung auf den thierischen Organismus. — Sie ist identisch mit dem von 0. Liebreich durch Oxydation von Trimethj-loxaetlndammonium dargestellten Oxyneurin. — Scheib 1er hält es für wahrscheinlich, dass in der Rübe ein complicirter, leicht zerfallender Körper vorkonmit, dessen eines Zersetzungsproduct das Betain ist und als dessen andere Zersetzungsproducte sich Säuren, u. A. Oxalsäure, voi"finden. 0. Hesse ^) fand in einer aus Payta in Peru importirten, weissen, p^^'^f^ „^^ an Kalkoxalat und Stärkmehl reichen Chinarinde ein neues Alkaloid, dem Paricin. er den Namen Paytin gab. Die salzsaure Verbindung dieser schwachen Base liefert als charakteristische Reactiouen beim Erwärmen mit über- schüssiger Platinchloridlösung ein indigoblaues Zersetzungsproduct, mit Goldchloridlösung in jedem Falle eine purpurrothe Färbung resp. einen ebenso gefärbten Niederschlag. Die Zusammensetzung des Pa}^ins wird durch die Formel C42 H24 N2 O2 -j- 2 aq ausgedräckt. Das von F. L. Winckler entdeckte und beschriebene Paricin konnte 0. Hesse in keiner der zur Chininfabrikation verwendeten Rinden nachweisen ^). Untersuchung des Mutterkornes, von Job. C. Herrmann. 5) UeberMutter- Das Oel des Mutterkornes besteht aus einem Gemenge von circa 3 Thln. Triolein und 1 Tbl. Tripalmitin. Ausserdem finden sich im Mutterkorn Spuren von Essigsäure, Buttersäure, Trimethylamin, Ammoniak, sowie die von Wen z eil ^) entdeckten Alkaloide Ergotin und Ekbolin. Ueber das Eucalyptol, von S. Cloez''). — Eucalyptus globulus, ^u^d^f "^toi. ein in seiner Heimath Tasmanien eine Höhe von 80 bis 100 M. erreichender und auch an den Küsten des mittelländischen Meeres gedeihender Baum, enthält in seinen Blättern ätherisches Oel, d. h. ein Gemisch verschiedener flüchtiger Köqier. Bei der Destillation mit Wasser betrug die Ausbeute von frischen Blättern 2,75, von trockenen, einen Monat alten Blättern 6, von 5 Jahre alten, aus Melbourne stammenden Blättern 1,5 pCt. ihres >) Vergl. Jahresbericht 1868/69, 205. 2) Bcr. d. D. ehem. Ges. 1870, 155. 3) Annal. d. Chem. u. Pharm. 1870. 154, 287. •») Ber. d. D. chem. Ges. 1870, 232. *) Chem. Centralblatt 1871. 372. Nach N. Rep. Pharm. 20, 283. «) Jahresbericht 186.5, 121. ^) Compt. rend. 1870. 70. 687. 48 Die Chemie der Pflanze. Gewichtes. Durch fi-actionirte Destillation lässt sich dies Gemenge in drei Theile scheiden, welche bei 170 bis 178", bei 188 bis 190" und über 200 " C. sieden. Die zuerst übergegangene Portion, welche ungefähr' die Hälfte des Gemenges ausmacht, wurde mit festem Kalihydi'at und mit geschmolzenem Chlorcalcium behandelt und hierauf nochmals destillirt. Die nunmehr homogene Substanz wird von dem Verfasser Eucalyptol genannt und ist ausgezeichnet durch folgende Eigenschaften: Das Eucalyptol C24 H20 Oi ist ein leicht flüssiges, farbloses, den polarisirten Lichtstrahl nach rechts ablenkendes Fluidum. Sein mit Luft gemischter Dampf schmeckt angenehm erfrischend; verdünnte Lösungen besitzen einen rosenähnlichen Geruch. Spec. Gew. bei 8'* C. :^= 0,905. Das Eucalyi:)tol siedet constant bei 175" C. und bleibt noch flüssig bei einer Temperatur von — 18" C. Seine Dampfdichte ist 5,92. Es löst sich wenig in Wasser, vollständig in Alkohol. üeber die bei Einwirkung starker Mineralsäuren auf das Eucalyptol entstehenden Umsetzungsproducte erfahren wir Folgendes: 1. Bei längerem Behandeln mit gewöhnlicher Salpetersäure wird eine krystallisirbare, stickstofffreie, der Camphorsäure wahrscheinlich homologe Säure erhalten. 2. Beim Vermischen mit conc. Schwefelsäure tritt Schwärzung ein. Verdünnt mau darauf mit Wasser, so scheidet sich eine theerartige Sub- stanz ab, aus welcher sich durch Destillation ein Kohlenwasserstoff ge- winnen lässt. 3. Phosphorsäureanhydrid bildet aus dem Eucalyptol unter Temperatur- Erhöhung eine braune, pechartige Materie und einen flüssigen, farblosen Körper, das Eucalypten C-n Hi». Dieser Kohlenwasserstoff siedet con- stant bei 165" C-, sein spec. Gew. bei 12" C. ist = 0,836, seine Dampf- dichte ist z= 5,3. Ausserdem entsteht noch ein anderer flüssiger Kohlen- wasserstoff, das Eucalyptolen, welches erst bei einer 300" über- steigenden Temperatur siedet und mit dem Eucalypten gleiche procen- tische Zusammensetzung hat. 4. Von trocknen! Chloi*wasserstoffgas absorbirt das Eucalj^ptol bei -|- 0" eine beträchtliche Quantität und erstarrt dabei zu einer kiystal- linischen Masse, umgeben von einer blau\1oletten Flüssigkeit. Nach kurzer Zeit entwickelt dies Gemisch reichlich saure Dämpfe, die Krystalle ver- flüssigen sich, die blaue Flüssigkeit wird erst braun, später farblos und scheidet kleine Wassertröpfchen ab, in denen sich fast die ganze anfäng- lich absorbiile Salzsäure wiederfindet. Das Endproduct der Reaction ist wieder ein bei circa 168" siedender Kohlenwasserstoff, welcher wahi'- scheinlich mit dem Eucalypten identisch ist. Das Eucaljqitol ist dem Camphor C-2o Hia 0> homolog, wobei freilich nicht zu vergessen ist, dass sein Siedepunkt einige Anomalie darbietet. Ausgehend nämlich von der Annahme, dass einer Zusammensetzungs- Diff'erenz von C> H-z eine Siedepunktdifferenz von 19" C. entspricht, wüi'de man erwarten, dass der Siedepunkt des Eucalyptols um 38 " höher, als derjenige des Camphors läge. Dies ist indessen nicht der Fall, denn der Camphor siedet bei 204", das Eucalj'ptol aber schon bei 175 *\ statt bei 242". Die Chemie der Pflanze. ^Q Ueber Blattgrün und Blumenblau von ScbüunM. — Das ^eber Biatt- " ' grün und Spectrum des unveränderten Chloropnj'lls ist ausgezeichnet durcli drei niumenbiau. Absorptionsstreifen : a. im Roth, bestellend aus zwei schwarzen Rändern und der etwas Licht durchlasseuden Mitte; b. in Orange, sehr w'enig links von der Natriumlinie-, c. im Grün, rechts von der Natriumlinie und von derselben ungefähr ebenso weit entfernt wie auf der anderen Seite der Streifen im Roth. Nach Fremy wird das Chlorophj'U durch Einwirkung einer Mischung von Aether und Salzsäure in einen gelben Farbstoff (Phyl- loxanthin) und in einen blauen Farbstoff (Phyllocyaniu) zerlegt 2). Diese Wahrnehmung fand Yerf nicht bestätigt. Die gelbgrüne Aetherschicht, welche das Phylloxauthiu enthalten soll, zeigt die drei Absorptions- streifen des unveränderten Chlorophylls. Die salzsaure untere Schicht, in welcher sich das Phyllocyaniu finden soll, ist durchaus nicht blau, sondern nimmt oft nur in Folge einer leichten Trübung einen schmutzig l>!augrünen Ton au. Sie enthält ebenfalls CHilorophyll, welches aber durch die Säure eine geringe Veränderung in optischer Beziehung erfahren hat. P>ei der spektroskopischen Untersuchung dieser Schicht sieht man nämlich fast in der Mitte zwischen den Streifen b und c des Chlorophyll spectrums einen schwachen Absorptionsstreifen im Griin. ^ Der Trockenrückstand der alkoholischen Chlorophylllösung giebt nach dem Behandeln mit Natronlauge ein goldgelbes Filtrat, welches zwei Absorptionsstreifen besitzt, von denen der eine in der Mitte des Streifens a, der andere zwischen den Sti'eifen a und b des unveränderten Blatt- grüns liegt. Der aus blauen Blumenblättern, z. B. von Hyacinthen oder Veilchen, «largestellte alkoholische Auszug lässt drei Absorptionsstreifen erkennen. Der erst(; von diesen befindet sich zwischen den Streifen a und b des Chlorophyllspectrums, in der Nähe von b; der zweite breitere tritt im Anfange d(;s Ch'üns hervor, etwa an der Stelle des durch Säuren hervor- gerufenen Chl()i-ophyllsti-(>ifens-, der dritte weit schwächere liegt etwas rechts \(»n dem Streifen c des unveränderten Blattgrüns. Durch Einwirkung von Säuren auf die Lösung des Blumenblaus er- liält mau bekanntlich eine schön rothe Flüssigkeit. Dieselbe absorbirt bei dickerer Schicht das ganze Spectrum bis auf die rothen Strahlen-, bei flünnerer Schicht liellt sich das Si)ectrum vom violetten Ende her auf und es bleibt zuletzt rechts von der Natriumlinie ein Absorptionsband, welches ungefähr dieselbe Breite hat, wie der helle rothe Tlieil des Spectrums links von der Natriumlinie. Ueber Chlorophyll sind in neuerer Zeit Untersuchungen von ueber chio- Ilagenbach, Kraus, Lommcl, J. J. Müller ausgeführt worden. rophyii. Das Spectrum einer massig ccnccntrirten alkoholischen Chlorophyll- chiorophyii- lösuug ist charaktcrisirt durch 4 schmale Al)Sorptionsl)änder, welche sich ^p*""'"™- in abnehmender Stärke im mittleren Roth (1.), im Orange (H.), im Grün- gelb (III.) und im Grün (IV.) folgen. Gegen den bekannten tiefschwarzen •) Zeitschr. f. anal. Chera. 1870. 327. 2) Jahresbericht. IHm. 58 u. 1865. 98. Jaliresbericht. 2- Abtb. 4 50 ^'* Chemie der l'flauze. Streifen im Roth erscheiuen die 3 anderen als scliwaclie Schatten. Bei den Messungen von Kraus i) hatten die Fraueuhofer'schen Linien folgende Lage an der Scala: B C D E b. F. Ct. 30 70 170 345 380 510 865. Die Lage der Absori)tionsbänder ist dann: I. II. III. IV. 33—80 120 190 310. (Mitte) Bei dieser Concentration der Lösung findet eine Verdunkelung von etwa 440, eine totale Absori^tion des Spectrums von 480 an statt. In einer Chlorophylllösung, welche so weit verdünnt ist, dass sie nur noch gelbgrün erscheint, kommen in der zweiten (verdunkelten) Hälfte des Spectrums noch 3 fernere und zwar breite Absorptionsbänder (An- schwellungen der Absorption) zum Vorschein. Ilire Lage ist folgende: V. VI. VII. 530 — 600 — 680 765—820—880 960 (Anfang) (Mitte) (Ende) (Anfang). Dieselben Absorptionsbänder mit Ausnahme von VIT. wurden auch von Hagenbach 2) constatht. Genannter Forscher nimmt einen unmittel- bar hinter b gegen F. hin liegenden Streifen, welchen die durch längeres Stehen und durch Einwirkung des Lichtes modificirte Chlorophj^lllösung zeigt, in sein Spectrum auf und bezeichnet denselben mit V. Es ent- sprechen demnach die Kraus'schcu Absorptionsbänder L II. III. IV. V. VI. den Hagenbach'schen Absorptionsbändern I. II. III. IV. VI. VII. Kraus führte seine LTnt ersuchungen stets mit frischen Chlorophyll- lösungen aus, welche er nach der Jul. Sachs'schen Vorschrift^) in der Weise bereitete, dass die Blätter erst mehrmals mit reinem Wasser aus- gekocht und dann mit siedendem Alkohol — selten mit Aether — ex- trahüt wurden. Die Chlorophylllösungen von 27 verschiedenen Pflanzen lieferten genau ein und dassellie Spectrum, und hiernach ist anzunehmen, dass der Chlorophyllfarbstoff in allen Pflanzen derselbe ist. Kraus constatirte ferner mit Hülfe des Browuing'schen Mikrospec- tralapparates, dass das Spectrum des durch frische grüne Blätter gegange- nen Lichtes nach Zahl und Bau genau dieselben Absoiptionsbänder ent- hält, wie das Spectrum der alkoholischen ChlorophylUösung. Nur ihre Lage ist verschoben, indem alle Bänder gleichmässig weiter gegen das rothc Ende hin gerückt sind. Die Lage der Absorptionsbänder des Chloro- phylls ändert sich indessen überhaupt mit der Dichtigkeit (dem specifischen Gewicht) des lösenden Mediums: Je dichter das letztere, desto weiter rücken die Absorptionsbänder gegen das rothe Ende und umgekehrt. Man rauss hieraus schliessen, dass das Chlorophyll bei seiner Lösung in Alkohol keine chemische Veränderung erfährt. E. Lommel bestätigt'^) die Kraus'sche Beobachtung und widerlegt^) 1) Oekon. Fortscbritte 1871, 153. 2) Poggend. Aunal. Hl, 245. ') Haudb. d. E.KjJcriinental-riiysiologie 13. ") Ockon. l'or(scln-itte 1871. 2(J7. ">) Ibidem 140. Die Chemie der Pflanze. gl J. J. Müller, welcher die Identität des Cbloroplijdls der frisclieu Blätter mit dem aus denselben durch Alkohol extrahirteu grünen Farbstoif in Frage stellt. ^) Die Blattgrünlösung besitzt bekanntlich die Eigenschaft zu fluorescii-en, ^han^'der" eine Eigenschaft, welche an dem festen Chlorophyll noch nicht wahi'ge- Fiuoresceuz nommen ist. E. Lommel gelangte zu dem Resultat, 2) dass jeder helle phyiiiüsung Streifen im fluorescirenden Chlorophyllspectrum sowohl i n '"orpuTnstr- Ilinsicht der Lage wie der Stärke genau einem dunklen Streifen scheinungen , , ^ . ° ^ ^ • w 11 1 i>i • 1 derselben. im Absorptionsspectrum entspricht, und dass das iluorescirende Spectrum an derselben Stelle beginnt, wie das in concentrirter Lösung absorbirte. Nur absorptionsfähige Lichtstrahlen erregen das Selbstleuchten oder Fluorescircn der Chlorophj'lllösimg und zwar in um so höherem Grade, je grösser ihre Absorptionsfähigkeit ist. Dabei ruft jeder homogene (einfarljige) Lichtstrahl, welches auch seine Farbe sein mag, die- selbe, aus den rothen Strahlen zwischen B und C zusammengesetzte Fluo- rescenzfarbe hervor. Bei seinen Eingangs mitgetheilten spectroskopischen Untersuchungen ^'j^^gf,^^*^*^"/' des Chlorophylls beschäftigte sich Kraus auch mit der Zerlegung des chioro|)iiyii- farbstoffs Chlorophylls in verschiedene Farbstoffe. 3) Energisch eingreifende, zer- setzende Mittel, wie z. B. die von Freuiy angewandte Salzsäure,^) waren hierbei von vornherein auszuschliessen und statt ihrer indifferente Tren- nungsmittel ausfindig zu machen. Als solches bewährte sich das Benzin. Wird nämlich das alkoholische Chlorophyllextract mit Benzin geschüttelt, so erhält man eine blaugrüne Benziuschicht und eine rein goldgelbe Al- koholschicht. Die Trennung in den grünen und den gelben Farbstoff, von denen sich der erstere leichter in Benzin, der letztere leichter in Alkohol löst, gelingt vollständig, wenn man ohne alle Erschütterung Ben- zin auf alkoholische Chlorophylllösung giesst und mehrere Tage stehen lässt. Die optischen Eigenschaften der beiden Farbstoffe sind folgende: 1. Die blaugrüne Benziulösung fluorescirt schön carminroth, schein- bar dunkler als Chlorophylllösung, und zeigt genau wie diese die Ab- sorptiousbänder L IL III. TV. (siehe oben). In concentrirten Lösungen findet totale Absoi-ption der brechbareren Hälfte des Spectrums von 480 ab statt; in verdünuteren Lösungen wird diese Hälfte verdunkelt und in derselben trcteu 3 Absorptionsbänder in folgender Lage auf: 5. 6. 7. 600—670—740 830—870—910 beginnt 960. 2. Die goldgelbe alkoholische Lösung fluoresch't nicht, zeigt in der ganzen ersten Hälfte des Spectrums bis vor F. keine Spur einer Ab- sorption, von 450 und 480 an in concentrirteren Lösungen totale Ver- finsterung, in dünnen Lösungen Yerdunlcclung mit 3 breiten Absorptious- bändern in folgender Lage: M Poffgond. Annal. 14*3. 61.^). 2) Ockoii. FortsclirKtf! 1871, 68. 3) Ibidem 1«71, ir)7. *) Vergl. Schoenn diesen Bericht. Kg Die Chemie der Pflanze. 1. 2. 3, Gerste . . ?!)— 560- -630 680—750—890 beginnt 950 Selaginella 520—560- -600 700—790—880 5? V Eplieu . . 540—590- -640 720—760—870 11 II Bei einer Verglcicliung der Spcctra des blaugrünen und des gold- gelben Farbstoffs mit demjenigen des Cbloroplij'lls stellt sich heraus, dass das letztere durch Ueberoinanderlagerung der beiden anderen enstanden ist. Es gehören nämlich die Streifen I. bis IV. des Chlorophylls dem blaugrünen Farbstoff an-, Streifen V. ist identisch mit dem Streifen 1. des goldgelben Farbstoffs-, Streifen VII. ist beiden Farbstoffen gemeinschaftlich; Streifen VI. ist entstanden durch Neben- und Aufeinanderlagerung von Streifen 6. des blaugrüncu und Streifen 2. des goldgelben Farbstoffs. Die scheinbaren Incongrueuzen der Lage erklären sich aus der verschiedenen Concentration der untersuchten Losungen. Das gewöhnliche Chlorophyll ist hiernach aus einem blau- grünen und einem goldgelben Farbstoff zusammengesetzt. Weitere Untersuchungen ergaben, dass der in Blumen und Früchten befindliche und Anthoxanthin genannte Farbstoff ebenso wie das in etiolirten Pflanzen enthaltene sogenannte Leukophyll identisch sind mit dem in den grünen Blättern vorhandenen goldgelben Farb- stoff, ueberd.is Uebor das Traubenkern öl, von A. Fitz-).— Die Traubenkerue keiJiöi. enthalten 5 bis 6 pCt. Gerbsäure und 15 bis 18 pCt. eines fetten Oeles, welches bei Winterkälte erstarrt und sich zur Verwendung als Speiseöl eignet. Dies Oel besteht aus den Glycerinverbindungen der Palmitinsäure, Stearinsäure, Erucasäure und einer andern Säure resp. eines Säuregemenges, deren Blei- und Barytsalze schmierige halbflüssige Massen darstellen. Palmitin- und Stearinsäure sind in sehr geringer Menge vorhanden, die Erucasäure macht ungefähr die Hälfte der Fettsäuren aus. In Betreff" der Umsetzungsproductc der Erucasäure wurde u. A. ermittelt, dass die- selbe beim Schmelzen mit Kalihydrat in Arachinsäurc und Essigsäure zerfällt. Gel der Re- .^ Vollrath^^) wics iu dem Oel der Wurzel von Reseda odo- sedawiirzel. '' rata als wesentlichen Bestandtheil Rhodauallyl nach, üeber die Ucbcr die Bcstandtheilc des l'almkcrnfcttes, von A. C. Ou- des Palm- domaus jr.'^). In Betreff' des Ursprungs und der Gewinnung dieses Fet- tes erfahren wir Folgendes: Aus dem Fruchtfleische der Avoira Elaeis (syn. Elaeis Guiuceusis), einer an der ganzen Westküste von ^Yfrika ein- heimischen Palmcuai't, wird von den Eingeborenen auf sehr unvollkom- mene Weise das orangefarbige Palmöl gewonnen und in den Handel ge- bracht. Die harten vom Fruchtfleische befreiten Kerne finden an Ort und Stelle keine Verwendung. Seit einigen Jahren werden sie nach Europa gebracht und die Fettgewinnung aus ihnen fabrikmässig betrieben. Man kern fettes ') In ]'"olgo eines iibprschencnDnickfclilcrs bclindöt sicli im Original dieZahl990. 2) Bei: d. I). clieni. Ges. ISTl. !»lü. ') (Jliem. Ceiitrall.latt. 1871. 7JK). Nacli Arch. Pliarm. 198- 556. ") Joiini. f. prakt. Chemie. 110. .'39:5. ' Die Chemie der Pflanze. 53 kann auuchnien, dass die Falmkeruc beim Pressen 35 bis 45 pCt. Fett liefern. Dies Fett ist je nacli der Darstelluugsweise fast weiss bis gelb- licli und hat je nach der Bezugsquelle des Rohmaterials eine verschiedene Qualität. Das Palmlvcrufclt hat eine andere Zusammensetzung wie das Palmöl. Piücksichtlich des Untersuchungsganges bei der (lualitativen Nach- weisung der einzelnen Bestaudtheile verweisen wir auf das Original. Nach einer allei'dings nicht ganz exacten, aber in Ermangelung von etwas Bes- serem innnerhin anwendbaren Methode wurde folgende proceutische Zu- sammensetzung des Palmlcernfettes ermittelt: Trioleiu 26,6 pCt. Tristcarin 1 33 0 Tripalmitin | ' " Trilaurin 40,2 „ Tricapriu ] Tricapr3'liu l 0,2 Tricaproin . J Möglicher Weise findet sich im Palmkcrufett auch TrimjTistin; die sichere Nachweisuug der MjTistinsäure in dem Gemenge der isolirten Fett- säuren wollte jedoch nicht gelingen. Das Leinöl besteht nach Sacc^) fast ausschliesslich aus Trioleiu. Bes'''»"?"^'i'e Bei der Verseifung mit Bleioxyd, Trennung der Bleisalze mittelst Aetlier und Zersetzung derselben durch Salzsäure wurden von 100 Thln. Leinöl erhalten: 6 Thle. Glycerin, 94 Thlc. Oelsäui'e, 8 Thle. feste Fettsäuren (Palmitinsäure und Stearinsäure). J. König^) bestimmte den Fettgehalt einer grösseren Anzalü von Kiementar- Samen etc. und ermittelte die Elementar zusammen Setzung dieser •Telzn^ifvon Fette. Resultate umstehend. ^fetten"' Veranlasst durch die nachstehenden Untersuchungen zerlegte E.Schulze^) ueber da.s die Aethcrextracte von 2 zu Fütterungsversuchen benutzten Heusoiten uachciyceride'nha der König 'sehen Methode. Es wurden gefunden w^eseuheü* in Wiesenheu a: 3,00 pCt. Rohfett, davon 1,34 in kaltem Alkohol lösliches Fett, 0,47 sog. Wachs-, in Wiescnhcu b: 2,60 pCt. Rohfett, davon 1,14 iu kaltem Alkohol lösliches Fett, 0,47 sog. Wachs. Die von König mitgetheilten Analysen ergeben für den in Alkohol leicht löslichen Theil des Gramineen -Rohfettes eine Elementarzusainmen- sctzung, wie sie einem Gemenge von Glyccriden der I'almitin-, Stearin- und Oelsänre zukonnncn könnte. Die von E. Schulze nach bekannter Methode ausgeführte Priifung auf Glycerin ergab indessen, dass die Aethcr- extracte der obigen beiden Heusorten keine Glyccride enthielten. Cho- lesterin war deutlich nachweisbar; scheint aber nur in geringer Menge xorzukommcu. 0 Compt. rend. 1872. 74, 392. *) Die landwirthscliaftliclicn Versuchsstationen. 13. 241. ') Die landw. Versuchsstationeu. 15. 85. 54 Die Chemie der Prtauze. Fettgehalt der Elementar zu sammeu- Trocl'''^"^"'^'^*^''"'^ S5_ g^ i^ des durch Aether extra- des in kaltem abs. Fett aus iltei her eil — .mIIh in hirten, mit Thierkohle Alkohol löslichen ^vei»». ) Elemeutarznarameusetzung uacli Analysen von I G. J. Mulder u. Sacc. Elcmentaranalyse von G. J. Mulder. Mittel aus 3 Analysen. Der relativ hohe Koh- lenstüflgehalt rührt von dem im Rapsöl enthal- teneu Glycerid der Erucasäure her. Mittel aus 2 Analysen. Mittel aus 2 Analysen. Besteht in der Haupt- sache aus den Glyceriden der Palaiitin-, Hypo- gaea- und Arachinsäure ; scheint durch Eettsilure- Verbindungen mit niederem Kohlenstoffgehalt ver- unreinigt zu sein. Mittel aus 2 Analysen. Besass einen scharfen, an Essigsaurc-Amyläther erinnernden Geruch. Mittel aus 2 Analysen. Fast reine Palmitinsäure. Mittel aus 2 Analysen. Enthält neben den Gljr- ceriden mehrerer festen auch solclie von flüchti- gen kohlenstoftarmeren Säuren, wie der Capron-, Capryl- und Eutinsäure. JMittel aus 2 Analysen. Aus den ausgepressten Samen der Guizotia ole'ifera Dec, welche 35 pCt. Oel liefern. Mittel aus 2 Analysen, desgl. desgl. Das Hafer- und das Lupinenfett hatte durch längeres Trocknen einen ranzigen Geruch ange- nommen. Das ursprünglich farblose u. dünnflüssige Maisfett wurde bei längerem Aufbewahren hell- gelb und fest; es scheint zu den sog. trocknenden Oelen zu gehören. Mittel auy 2 Analysen. Bei Kartoffeln und Runkelrüben findet sich das Fett hauptsächlich iu den Schalen. 56 Die Chemie der Pflanze. ueber das üebei' clas Wachs der Mohnkapseln, von 0. Hesse ^V — Wachs der ' ' ■,-,■, Mohnkapseln, Der auf den Samenkapseln von Papaver somniferum L. nach dem Ab- fallen der Blumenblätter sich bildende weisse Wachsüberzug gelangt bei der Gewinnung des Opiums zum Theil in dasselbe und ist dann in den Rückständen enthalten, welche bei der Extraction des Opiums mit Wasser restiren. Diese Rückstände wurden mit etwas Kalkhydrat vermischt und mit Alliohol ausgekocht. Beim Erkalten der alkoholischen Lösung schied sich eine reichliche Menge fast weisser Kiystalle aus, welche durch Waschen mit verdünnter Salzsäure und Umkrystallisiren aus kochendem Alkohol gereinigt und durch Digestion mit siedendem Chloroform in ihre näheren Bestandtheile zerlegt wurden: 1. Der in Chloroform unlösliche Antheil kiystallisirte in farblosen Prismen und schmolz erst über 200*^0. Er steht wahrscheiidich zu dem Lactucerin und Hyosceriu^) in naher Beziehung. 2. Aus der Chloroformlösung liesen sich durch fi-actionii'te Abkühlung zwei Substanzen abscheiden: a) Bei -J- 10*^ C. fiel ein Körper aus, welcher nach dem Umkiystallisiren aus Chloroform glänzendweisse , aus platt gedriickten Prismen be- stehende Schuppen bildete , bei 82,5 ^ C. schmolz und bei 80 " C. wieder kiystallinisch erstarrte. Er löste sich leicht in siedendem Alkohol, wurde in erheblicher Weise von Aether und Aceton beim Kochen aufgenommen und laystallisirte beim Erkalten der alkoho- lischen Lösung fast vollständig wieder in kleinen Prismen aus. Ver- dünnte Lösung von übermangansaurem Kali wü'kte nicht auf diese Substanz ein, ebensowenig kalte concentrii-te Schwefelsäure und Kali- lauge. Beim Erwärmen mit concentiirter Schwefelsäure erfolgte Schwärzung und beim Schmelzen mit Kalihydrat Zersetzung. Auf dem Platinblech erhitzt schmolz die Substanz im Anfang und ver- Üüchtigte sich bei höherer Temperatur unter Yerbreitung eines weissen schwer entzündbaren Rauches und eines an verdampfendes Wachs erinnernden Geruchs. Der Rauch, einmal entzündet, verbrannte mit hell leuchtender, stark russender Flamme. Die Elementaranalyse er- gab 82,13 pCt. Kohlenstoff und 13,73 pCt. Wasserstoff, entsprechend der Zusammensetzung des Cerotinsäure-Ceryläthers. b) Durch Abkühlen der Mutterlauge auf — 10** C. vrarde ein zweiter, in Prismen krystallisirender Körper erhalten. Derselbe schmolz bei 79*^ C. und erstarrte bei 76*' wieder loystallinisch , löste sich in Chloroform, Alkohol, Aether und Aceton etwas leichter als der Cero- tinsäure-Ceryläther, wurde durch Schmelzen mit Kalihydrat in eine krystallisirbarc Fettsäure und in einen indifferenten Köi-pcr — ver- muthlich Cerylalkohol — zerlegt. Diese, die Hauptmasse des Opiuni- wachses ausmachende Substanz bestand aus 81.36 pCt. Kohlenstoff und 13,60 pCt. Wasserstoff und ist walirscheiulich Palmitinsäurc- Ceryläther. ») Ber. d. D. ehem. Ges. 1870. 687. *) Vergl. Untersuchung der Samen von Hyoseyamus niger. Der Bau der l'Hanze, Jj'J' Der Bau der Pflanze. U c 1) c r L a u d - u nd W a s s c v w u r z e 1 u , v o n P. W a g ii e r i ). Zwisclicu ,y„'^''^Var "er- den Wurzeln von Pflanzen, welche im Boden wachsen — Landwuizeln — wurzeln. und den Wurzeln von Pflanzen, welche in einem tropfbar-flüssigen Medium erzogen werden — Wasserwurzelu — existireu gewisse Unterschiede, welche bei Mais in folgender Weise hervortreten: Die Landwurzeln sind biegsam und stark verholzt. Die Radicula hat sich Aveiter ausgebildet und aus derselben brechen zahlreiche, wellen- förmig gebogene Nebenwurzeln hervor, welche sich an ilu-en Enden weiter verzweigen und, in viele feine Fasern auslaufend, oft ein dichtes, maschen- artiges Gewebe darstellen. Die turgescenten, leicht brüchigen, wenig oder gar nicht verholzten WasserA\iirzeln dagegen bestehen aus langgestreckten Fasern, welche der meist wenig entwickelten Piadicula und den unteren Knoten des Stammes entwachsen und oft zahlreiche, regelmässig in Wirtein gestellte, nur wenig weiter verästelte Nebenwurzeln zweiter Ordnung entsenden. Zur Erforschung der Ursachen, welche diese Unterschiede zwischen Land- und Wasserwurzeln hervorrufen, stellte Verfasser 6 Versuchsreihen an. Die bei denselben benutzte Nährstoffmischung war nach folgender Fonnel zusammengesetzt : KO, 2 HO, P05 -j- NH4 0, NO5 -f V2 Ca Cl -{- V2 MgO, SO3 -|- X Fe2 O3, PO5. Versuch I. begann ant 10. Mai 1869. Es wurden 4 Bechergläser von 20 cm. Höhe und 12 cm. Weite mit reinem, geglühtem und ge- waschenem Quarzsand gefüllt, mit Papphüllen umgeben und mit je einem Maiskeimling bepflanzt. Sämmtliche Gläser wurden mit der Nährstofflösung so reichlich begossen, dass die Oberfläche des Sandes einige Centimeter hoch davon bedeckt war, und zwar erhielt Pflanze a die Nährstoff lösung in einer Concentration von 1 p. m. h 9 '> " 11 « ■)■> 75 « 55 * " " " ^5? M ■ » V V r ^ 11 " d 4 11 " 11 11 11 11 11 11 ^ 11 11 Alle 3 Wochen wurde die Vegetationsflüssigkeit mittelst eines Hebers entfernt und durch neue von derselben Concentration ersetzt. Die Pflan- zen hatten rücksiehtlich des Lichtes keinen besonders günstigen Stand; sie sahen etwas schmächtig, im Uebrigen aber gesund aus. Am 12. August, dem Tag der Ernte, besass Pflanze a eine Höhe von 78 cm. 11 " 11 11 11 "" 11 11 ^ i1 M « "^ 11 11 '•'■ 11 11 11 '^'^ 11 Bei a, b und c waren die männlichen Blüthen bereits abgestorben. 1) Journ. f. Laudwütbschaft. 1870. 103, 58 Der Bau der Pflauze. Die Wurzeln von a und c hatten eine Länge von 19 bis 22 cm., die von b und d eine I^änge von 18 bis 20 cm. erreicht. Die Wurzel- systeme der 4 Pflanzen unterschieden sich in keiner Weise von Wasser- Avui'zelu. Versuch II. begann am 10. Mai. Vier Töpfe von gebranntem Thon, 15 cm. hoch und 13 cm. weit, wurden mit Quarzsand gefüllt und mit je einem Keimling bepflanzt. Die Concentration der Näkrstoiflösung war für die 4 Pflanzen a, b, c und d dieselbe wie für die entsprechenden Pflanzen des Versuchs I. Der Sand wurde bis zu seiner capillarischen Sättigung feucht erhalten, indem jeden zweiten resp. dritten Tag das verdunstete Wasser durch destillirtes in der Weise ersetzt wurde, dass man es abwechselnd auf die Oberfläche des Sandes und in das Schälchen, in welchem der Topf stand, goss. Vom 10. Juni an wurde an Stelle des destilliiten Wassers eine Lösung von ^2 P- m- so lange nachgefüllt, bis jeder Topf 1^2 Liter der- selben erhalten hatte. Hierauf wurde bis zu der am 11. August vorge- nommenen Ernte wieder mit destillirtem Wasser begossen. Pflanze a war 80, b war 75 cm. hoch, beide Pflanzen blühten; c und d waren etwas kleiner und blühten noch nicht. Die grösste Wurzellänge bei a und b betrug 20 und 22 cm., bei c und d nur 14 und 17 cm. Das Bild, welches diese 4 Wurzelsysteme darboten, war folgendes: Die der Obei-fläche des Sandes zunächst befind- lichen Wurzeln verzweigten sich nach Art der Landwurzeln in zahh'eiche, feine und biegsame Nebcnwurzeln, welche zum grossen Theil in ein netz- artiges Gewebe ausgewachsen waren. In einer Tiefe von circa 4 bis 5 cm. unter der Oberfläche änderte sich der Chara|iter: Die in dieser Tiefe ge- wachsenen Wurzeln näherten sich rücksichtlich ihrer Form und Beschaffen- heit in unverkennbarer Weise dem Habitus der Wasserwurzeln, und in den noch tieferen Schichten trat dieser Habitus in seiner ganzen Eigenthüm- lichkeit hervor. Versuch III. begann am 28. Mai. Zwei Bechergläser von 20 cm. Höhe und 10 cm. Weite wurden mit Quarz- und Granitsteincheu, deren durchschnittlicher Diameter 3 Mm. betrug, angefüllt, mit je einem Keim- ling bepflanzt und mit der Nährstofflösung von 1 p. m. in der Weise be- gossen, dass das Bodenmaterial gleichmässig stark durchfeuchtet war, die Zwischenräume aber zum grossen Theil mit Luft erfüllt blieben. Die auf dem Boden der Bechergläser sich ansammelnde Flüssigkeit wurde — so oft nöthig — durch eine Hebervorrichtuug abgelassen und wieder auf die Obei'fläche zurückgegossen. Das verdunstete Wasser wurde ersetzt und alle 3 Wochen die Lösung erneuert. Die Wurzeln der noch vor Eintritt der Blüthe am 13. August geernteten kräftig entwickelten Pflanzen bcsassen in allen Stücken die Eigenthümhchkeiteu der Landwurzeln. Versuch IV. begann am 10. Mai. Ein Becherglas von 17 Cm. Höhe und 12 Cm. Weite wurde mit Glasperlen von 5 Cm. Durchmesser angefüllt und eine Maispflauze hineingesetzt. Die Concentration der Lö- sung war im Anfang 1 p. m., späterhin 1^2 p. m. Am 23. Juli zeigten sich die Wurzeln zum grossen Theil mit Schwefeleiscn bedeckt; es ^yurde daher bis zum Schluss des Versuchs mir destillirtes Wasser gegeben. Der Der Bau der Pflanze. KQ das Becbcrglas eiiihüllende Mautel vou Pappe hatte einen schnialeu Spalt, durch welchen das Licht eindrang. An den vom Licht getroifenen Par- tien wurde eine gi'össere Streckung, aber geringere Verzweigung der Wur- zeln beobachtet^), während sich an den Stellen, welche nicht dem Licht ausgesetzt waren, zahh-eiche Nebenwurzelu 2., 3. und 4. Ordnung bilde- ten. Das am 9. August herausgenommene Wurzelsystem besass in seinen oberen Verzweigungen den ausgeprägten Charakter von Landwurzeln-, die iu einer Tiefe von 10 Cm. an befindlichen Fasern, welche fortwährend von Flüssigkeit umgeben gewesen, waren turgesceut, brüchig, nur mit we- nigen und kurzen Nebeuwurzeln verschen — ganz nach Art der Wftsser- wurzeln. Versuch V. begann am 16. Mai mit einer Pflanze in einem Blu- mentopf von 14 Cm. Höhe und 13 Cm. Weite. Der Quarzsand, mit wel- chem der Topf gefüllt war, wurde mit Nährstoff lösung begossen und — wie in Versuch ü. — bis zur capillarischen Sättigung feucht erhalten. Die Oberfläche des Sandes wurde mit einem runden, geölten Brett bedeckt, welches — um das Durchwachsen der Pflanze zu ermöglichen — in der Mitte durchbohrt und von kleinerem Durchmesser als der Topf war. Die- ses Brett wurde im Anfang mit 10 Pfd. beschwert, und innerhalb 14 Ta- gen die Belastung bis zu 58 Pfd. gesteigert. Die Pflanze wuchs langsa- mer, als die Pflanzen des Versuchs IL, sie trieb lauge, schmale, im Uebri- gen gesunde Blätter. Am 13. August, nachdem sie eine Höhe von 46 Cm. erreicht hatte, wurde sie geerntet. Die längste Wurzel mass nur 14 Cm., die Wurzeln erster Ordnung waren besonders kräftig, gegen 6 Mm. dick, geradlinig und senkrecht gewachsen. Die Verzweigung war gering, es fanden sich nur Wurzeln erster bis di'itter Ordnung. Im Allgemeinen zeig- ten somit die Wurzeln dieser unter starkem Druck gewachsenen Pflanze den Habitus der Wassenvurzeln. Versuch VI. begann am 13. Mai in Glashafen vou 1, später 2 Li- ter Inhalt, welche mit Papphüllen umgeben und mit Brettern bedeckt wa- ren. Zwei Maispflanzen wuchsen mit Ausschluss eines festen Mediums in einer alle 3 Wochen erneuerten Nährstoff'lösung, deren Concentration bis zum 1 4. Juni 1 p. m., von da ab 1 Y2 p. m. betrug. Die üppig entwickel- ten Pflanzen waren am 12. August 68 resp. 72 Cm. hoch und hatten weibliche Blüthen angesetzt, welche mit Pollen von Gartenpflanzen befruch- tet wurden. Die gut ausgebildeten, nicht über 25 Cm. langen Wurzeln trugen ganz den Eingangs besclnicbcncn Charakter der Wasserwurzcln. Diese Versuche lehren, dass die Bildung von Wasserwurzeln überall da erfolgte, wo die atmosphärische Luft durch Vegetationsflüssigkeit abge- schlossen war, gleichviel ob das Medium, in welchem sich die Wurzeln befanden, ein mit Flüssigkeit erfüllter Boden oder eine Lösung war. Wo hingegen der Boden mit Luft erfüllte ZAvischcnräume enthielt — wie in Vereuch III. und in den oberen Schichten von Versuch II. uud IV. — zeigten die Wurzeln die für Landwurzeln charakteristischen Eigenthüm- lichkeiten. Verf. schliesst hieraus, dass die Entstehung des die Bo- ') Dieselbe Waliniclimiiii.ij;- machte Fr. Nobbe bei Erbsenpflauzeu; vcrgl. Jahresbericht 1867. 89. 60 Der B;m der Pliaiize. Ueberden Eiufliiss äusserer Ver liältnisse auf die Wurzel- cutwickeliiiiff. denwurzelii keunzciclnieiideii Habitus auf einer uuiiiittelbareu Berührung der Wurzeln mit der atmosphärischen Luft beruht. lieber den Einfluss äusserer Verhältnisse auf die Wurzel- Eut Wickelung, von W. Detmcr^). — Von den Pflanzen No. 1 bis 9 der nachstehenden Tabelle wurden die Samen am 17. Juni 1871 aus- gesät, resp. für die Wassercultur angekeimt, und bis zu der am 24. und 25. Juli vorgenommenen Ernte standen die Pflänzclieu nahe dem Fenster im Kalthause des botanischen Gartens der Universität Leipzig. Die Pflanzen No. 10 bis 13 waren Stecklinge, welche am 4. August in Boden resp. Nährst off lösung gesetzt Avurdeu und bis zum 11. November im Warmhause standen. Die Läugsstreckung der Wurzeln war im Mittel von meist 4 bis 6 Messungen folgende: Lauge der \Y LU'zeln I. Ordnung IVlrn. in eiuem in Knop'scher Nälu'- in Gemisch stofflösung Conc.lpm.) No. Namen der Pflanze humoser a. glcicheo in he\ bei Garten- Thcilen Sand Abschliiss Zutritt erde Gartenerde des Lichtes. imd Saud. 1 Zea Mays .... 297 383 420 431 489 2 Phaseolus vulgaris 197 150 325 382 458 3 Linum usitatissmium 42 50 89 110 140 4 Seeale cereale . . . — — 145 240 273 5 Lavatera flexuosa . . — 85 104 126 — 6 Avena sativa . . . 165 — 163 231 258 7 Pisum sativum . . 142 161 — — — 8 Lepidium sativum 73 — 99 131 — 9 Cichorium lutybus . 76 — 91 ■ — 142 10 Hydrangea hortensis 45 — — 107 141 11 Conocliuum Bauthiuum 220 — — 410 — 12 Hotea patina . 65 — — 73 93 13 Begouia graveolens . 41 — — 67 — Während nach Ausweis dieser Tabelle das Längenwachsthum bei den Wasserwurzeln am bedeutendsten ist, zeichnen sich die Landwurzeln dui-ch eine reichere Verzweigung aus. Den Wasserwurzcln am nächsten stehen rücksichtlich ihres Längenwachsthums die in Sand gezogenen Wurzeln. Die für diese Erscheinung vom Veif. gegebene Erklärung ist dieselbe, zu welcher P.Wagner (cli\ die vorhergehende Abhandlung) gelangte. Unter dem Mikroskop Hessen die in der porösen Gartenerde gebildeten Wurzeln eine stärkere Verholzung ihrer Gefässbündel erkennen. Die von Fr. N ob be beobachtete dichtere Behaarung ~) der Bodenwurzeln wurde auch von dem Verf. constatiit und ausserdem gefunden, dass die Haare der Bodenwurzeln ') Die landw. Versuchsstationen. 15, 107. 2) Jahi-esbericht 1868/69. 217. Der Bau flor Ptlaiize. 61 sich an den Enden kenlenförmig erweitern. Durch Entwicklung vieler Nebenwurzeln im Boden und die Bildung zahlreicher, an ihren Enden mit Anschwellungen versehener Wurzelhaare wird eine möglichst grosse Oberfläche geschaffen und in Folge dessen die Aufnahme der absorptiv gebundenen PÜanzennährstoffc erleichtert. Im üebrigen haben die im festen und im tropfljar - flüssigen Medium gebildeten Wurzeln dieselbe Function, nümlicli die Zufuhr gelöster oder gasförmiger Nahrungsmittel für den Pflanzenkörper; specifische Verschiedenheiten zwischen Land- und Wasserwnrzeln bestehen daher nicht und habituelle Unterschiede ver- schwinden, wie Nobbe in einer Randbemerkung hervorhebt, sobald die Wasseii)flauzen sich bestocken. In Betreff des Einflusses, welchen das Licht auf die Wurzelentwickelung ausübt, fand Verf. im Gegensatz zu Jul. Sachs, dass das Licht eine ver- mehrte Längsstreckung ziu' Folge hat — und in Uebereinstimmung mit P. Wagner und Fr. No])be, dass die Bildung von Nebenwurzeln im Licht zurücktritt. Ein weiterer Unterschied zwischen den bei Abschluss und bei Zutritt des Lichtes gewachsenen Wasserwurzeln besteht darin," dass an den ersteren die von Jul. Sachs beschriebenen, den Cilien der Schwärmsporen vergleichbaren Fortsätze der Wurzelhaare vorkommen, bei den letzteren dagegen fehlen. Ablenkung des Wurzelwachsthums von seiner normalen Z'''®"''""! (^ des WurzeJ- Richtuug, von Jul. Sachs i).- Ueber Reifen von Zinkblech, deren Höhe wachsthums 5 Ctm. und deren Durchmesser ca. 20 Ctm. betrug, wurde ein weitmaschi- ^„"orm^ie" ges Gewebe gespannt. Auf den so hergestellten Boden wurden feuchte Kichtang. Sägespäne geschüttet, in diese keimende Samen gelegt und die Apparate darauf, unter einem Winkel von etwa 45 '^ gegen den Horizont geneigt, in einem finsteren — zur Vermeidung von Heliotropismus — und trocke- nen Zimmer aufgcliängt. Hierbei wurde Folgendes l)eobachtet: Die Haupt- wurzeln wuchsen zunächst senkrecht aliwärts durch die Sägespäne, traten durch die Maschen aus und krünnnten sich dann nach der ihnen nächst- liegenden Seite des feuchten Keimbodens hin. An der unteren Fläche des Keimbodens angelangt wuchs die Wurzelspitze entweder, diesem dicht an- geschmiegt, schief abwärts hin, oder sie kehrte durch die Maschen in die feuchten Sägespäne zurück, um wiederum auszutreten uiul dasselbe Spiel zu wiederholen. Wurden dagegen diese Keimapparatc in einem mit Was- serdam])f gesättigten Räume aufgehängt, so wuchsen die Wui'zeln durch die Maschen in senkrechter Richtung weiter. Dasselbe fand bei der Mehr- zahl der Wurzeln statt, wenn die Keimapparate in massig feuchter Luft horizontal hingen; nur einzelne Wurzeln krümmten sich mit der Spitze aufwärts zurück zum Keimboden. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass im trocknen Räume das Wachsthum der Hauptwurzelspitze durch die Einwirkung eines feuchten Körpers von der normalen, durch die Anziehungs- kraft der Erde l)estimmten Riclitung abgelenkt wird. Die Eiuwii-kung des feuchten Körpers ist, wie man sieht, eine dop- pelte: Die Wurzel wird einmal aufwärts gekrümmt, und dann wächst sie in ') Der Naturforscher. 1871. .'508. 62 Dar Bau der Pflanze. schief geneigter Lage fort. In Betreff der Wurzelkinimmung bemerkt Sachs : Die dem feuchten Küii)er zugekehrte Seite der Wurzel empfängt mehr Wasserdampf und verdunstet weniger, als die abgewendete Seite. Der feuchte Körper ferner entzieht in Folge von Wassorverdunstung seiner Umgebung Wärme und zwar der ihm zukehrten Seite der Wurzel mehr, als der abgewendeten. Es bleibt nun zu entscheiden, ob die Wurzel auf der dem feuchten Körper zugew^endeten Seite deshalb laugsamer wächst und concav wird, weil sie auf dieser Seite feuchter oder weil sie eben dort kälter ist. In Betreff dieser Frage stellt Verf. ausführlichere Mittheilun- gen in Aussicht. Es ist ausserdem noch auf folgende Abhandlungen zu verweisen: Structure de la betterave, par Them. Lcstib oudois ^). Die Spaltöffnungen der Pflanzen und ihre Bedeutung für den Lebeus- process, von J. Schröder'^). Studien über das Längenwachsthum der Wurzeln, von Jul. Sachs^). Die Bewurze- ^ur Keuntuiss dcr Bc wur z cluug der Gräser, von Fr. Nobbe*). luiig der ° ' , ' Gräser. Rücksichtlich der Wurzelbildung unterscheiden sich im ersten Kennungs- stadium die meisten Wiesengräser dadurch von den Cerealien, dass die letzteren 5 bis 6 Wurzelfasern, die ersteren nur eiu Wüi'zelchen ent- wickeln. Im weiteren Verlauf der Vegetation gleicht sich dieser Unter- schied wieder aus, indem bei den Cerealien sowohl wie bei den Wiesen- gräsern zahlreiche Adventivwurzeln aus dem unteren Halmknoten hervor- treten. Die für Wurzelstudien vorzüglich geeignete Wassercultur ist bei einiger Sorgfalt auch für die feineren Gräser anwendbar, und wurden nach dieser Methode 1870 und 71 von dem Verfasser Pflanzen des Timothee- grases (Phleum prateuse L.) erzogen. Am 20. April kamen die Samen &) in den Keimapparat, am 4. Mai wurden die Keimpflänzchen in destillir- tes Wasser und am 11. Mai in die Nährst off lösung '^) gesetzt. Die Vege- tationsgelasse — anfänglich Opodeldocglässchen, vom 29. Juni ab Gläser von 1 Liter und vom 27. August ab solche von 3 Liter Inhalt — erhiel- ten je eine Pflanze. Während des ersten Jahres wurde die Nährstofflösuug siebenmal erneuert. — A^on den 10 Versuchspflanzen gelaugten Anfangs September 3 zur Aehrenbildung, am 19. September begann eine Aehi-e zu blühen. Im Spätsonnner stellte sich die Milbe Tetranychus telarius auf den Pflanzen ein, ohne ihnen indessen sonderlich zu schaden. Nur zwei Pflanzen waren zurückgeblieben und wurden ausrangü't. Von den übrigen 8 Pflanzen wurde ein nach Gestaltung und Masse mittleres Exemplar Ende October geerntet, die anderen 7 Pflanzen wurden in einen ungeheizten, nahezu frostfi'eien Raum gebracht, woselbst sie überwinterten. 1) Compt. rend. 1871. 73. 307. ^) Chem. Ackersmann. 1871. 91. 3) Botan. Zeitung. 1872. 320. *) Die landw. Versuchsstationen. Ivj. 391. ^) Das Keimkraftproceiit der käuflichen Timotheegrassamen fand Nobbe im Mittel von 44 verschiedeneu Mustern = 77. •*) Vergl. unter Assimilation und Ernähnmg. ppr Bau -" o rt (/".' ^ p C5 S o? ■^ £- > o ^ rt S o :/j .2 S wß O CO '^ <^ -5 II C — 1 O O ^ C5 o CC TD -^ TQ O rH O CO CO CO -* 'Tt OO^iO^ ö ' o" o" o" o" o" o" 00 00 CO o" a o a ^ s £'3 o m a a -2 a 1 00 CO r-H CO m >-H IX> 1— 1 — -H O 00 lO CO ec.^ co^ c^ C5^ c.^ ^^ co~ co" -*" CfT od" o" cc" CO O? ^ CO CO CO CO o CD CO s 'S N o o o lo o o o r- ( O O '^ O O? »O 00 c:^ CT^ C9^ o?^ 00 !r>^ o of cr T^jT i-^ CO CO o S iß o o m O o ö^ CO CO --^ 00 irt) ^ tD O '-^ '-I in OO CO 00 o_^ '-O^ J>-^ CO^ O^ o^ t-^ o" ö <^r cT "-^^ '-^ co" CO Oi 1-1 C^ CO CO o? -*, cd" o? CO CO lO lO Oi lO Ol O O O C? CO lO Ci O^ O^ ■<*^ i^ CO^ O^ lO^ o" o" c" r-T i-T o" o" Oi 00 o" W jg^ c: in CO t~ »o O o in 00 -* o ci CO cj ^ ^^ ""t, ~V ^.^ '^^ "*r. 1— 1 r— ( I— ( ^- 1— 1 O "-H o ^ W :;5 O CO CO >-< ^ o CO CO CD i^ O ^ CO oi^ o?^ r-H^ -^^ C5_ «^ cq^ oo" oo" I-T co" t-" - t~ •— 1 CD -^ c:^^ C5^ o?^ CD^ O^ in^ CD^ i-T i-T rn" I-T of cT i-T CO in^ I— 1 CO -^ t— 1 CO in CD 00 "-«^ -^ CD_ d^ in^ cD^ in_ of o" of o" I-T '^^ o" CO OJ .— ( CO CO CO CO CD >n^ ?^" o? Ph o ■oß 3-1 .3 o-S — • o? CD -::»< CO CO in i:^ -^ CO Ci i- CD CD J> ^ '^ t^ CO CD O? CD CO in 2 o S !> !> CO — 1 ^ O? O in ci r^ i^ 00 o? i-H t- C' ^ CO CO ^ o? •-I O^ .— 1 ^ CO CO 1— 1 00 TU CD o? a ^ o o a Po - 1° = '^ C O iL-- O O CD CO^ CD^ C5^ ^^ CO^ CO O? CD~ cd" cD~ in" irT cd" t-T r—{ co^ cd" tS CO J>- Of CD CD t- -^H O? O^ rH rH O? 1-H CO 3 i o in_ o^ 1-1 -o c —1 •^'" CO r-^ ^ co' c^ <:o CD l> CD CD CO J> in co^ iß CO 1 «i m CD o? —1 o? CO o? O O Ci O O .-H o CO o 1—1 aiuiBHpiqtJz in o o? in I— 1 ci o? '^ CO O? CO in CO 'rtl 64 Der Bau der Pflanze. Ein Saatkorn des Timotheegrases wiegt lufttrocken durchschnittlich 0,39 Mgrm. Die mittlere Production an Gesammtpfianzenmasse betrug demnach das 87700faclie, an oberirdischen Organen allein das 76600fache Gewicht eines Saatkornes. Was die Qualität der in Wassercultur gewon- nenen Samen anbetrifift, so stellt sich für dieselben ein der Handelswaai'e gleiches Durchschnittsgewicht heraus. Das Gewichtsverhältniss der Wurzeln zu den oberirdischen Pflanzen- theilen berechnet sich aus den Erntegewichten für 1870 = 100:321, „ 1870 -{-1871 = 100:531, „ 1871 allein = 100:1503. Hieraus ergiebt sich, dass „bei den mehrjährigen Gräsern der Schwerpunkt der Wurzelbildung in das erste Vegetationsjahr fällt, und dass die Wurzelmasse im zweiten Jahre, trotz der numerisch nicht unerheblichen Entwickeluug neuer Fasern, eine beträchtliche Vermehrung nicht mehr erfährt." Die hauptsäcldichste Bereicherung des Bodens au Wurzelrückstäudeu und Stoppeln der percnnirenden Gräser erfolgt daher wälu-end des ersten Vegetationsjahres. Ueber das A. Hosaeus^) emtetc in Töpfen auf einen Gewichtstheil Wurzeln der'^vvlir"zeiii bei ciuem Gemenge von Poa pratensis, ^"irliischer Festuca elatior, Bromus pratensis. . 0,98 Gew.-Thle. andere Organe pflanzenorga- ])q\ der Serradella 1,3 „ „ „ „ dem Leim 3,0 „ „ „ „ „ rlater /,l „ „ „ „ der Gerste 8,0 „ „ „ „ den Erbsen . . * 10,4 „ „ „ „ der Kartoffel 43,0 ueber die Be- A. Hosäus beschäftigte sich mit der Frage, ob und in wie weit Rübeu u.^'d.r die phy sikalischc u Eigenschaften eines Bodens von Einfluss '^besoV.derol^sind auf die Bewurzelung von Gerste und Rüben ^). Zu diesen Berücksichti- Yersucheu wurdcu die durch ein Sieb mit 3 Mm. weiten Oettuungeu ge- "sikaiischeii gaugeucn Fciuerdeu von 6 verschiedenen Bodenarten benutzt. Ausser der ^des"Bod^ens!' Schlämmaualvsc und der Bestimmung des kohlensauren Kalks wurden die physikalischen Eigenschaften nach den von E. Wolff — Anleitung zur ehem. Untersuchung etc. II. Aufl. 54 sqq. — augegebeuen Methoden er- mittelt. Die Resultate finden sich in nachtsehender Tabelle zusammen- gestellt: ') Neue laiulw. Zeitung. 1872. 29. 2) Ann. Lauihv. Prss. 187(1. 5C, 2G2. Der Bau der Pflanze. 65 ^ .-^ »^ Kr- *=.§ i S, S Q iC o <— , in bD O O S 3 S" C o (M lO CO CO c«-. 2 -^ -2 .^ ^* S =^ " CO "^ J3 3 J'S « Ü 1— ( iH 1-1 iH tH - Sh :r3 ■S fci3 ^ "§ 'o ^ ^ 3 CS E 2 c« o Ä 8 in CM s o CO >• 1—3 ■-*-! ^ *— 1 CJ ^ -a J, audog -p •«! uaqajg raa» .2 ii -^ **- &"§ -ipuiusg ijDBnapja aajSi} d ^ S s 8 CTi CM CD (M *- Ci •— § -j?SaS jassuAV Jii' -"^P "! J, 3 aunog -p'i! aaqajg ö O o O o (-, C- S -c ~^ &- 3 S 5, 5 X uia§!punjsgqaBa o CO CO CM CO CO (M ö' ^ d Ol aunog 'p'E ua^aig q CO in in CO t>> t- ^ "^^ ^ .5^ aiaäjpuiiisx qoBir 1. CM (M CM CM (M (M a »2 5 -G noA ojaü jsuia B 1-1 OS CO (M C CO 1— ( (M HS CM in ?H ä jassBAV "pnBiiJOA E '^ lO lO (Ji CO C5 CO CO c8 fco a qaou -^dag 'i my tH iH iH MSS^AV S9tI9Q B s 8 T-l 1— 1 S ^ > 23 -aSaS lunftx mv C tH 1-1 T-H iH iH .1 -d .. Hai[japaojja uaaBAv^ p-lS -le) Ü CO o SnnSijiEgnaiioAjn Z| tH '^ t- iH iH CM cS !h _^* I>^ t>^ (M in Tt^ tH^ ^ 1? W Q i-T >o crT co" cd (M" ,J3 - CO CO CO ^ CO ^ © 00 t^ t>- in -<^ 00 n3 ä o Jt^raonnny s 05 ^ CO •tH CO CO CO TO ^ g H ^ o" o" o" o" d" o~ ,k ' ö r>- c^ o in (M (M o Q^ CO >H ^H ■ CO ^D in c^ CD d 'rS O o IS S l— 1 sn in CO OS 0^ K.^ -^ ^ :ä ^ o O o ^ o <^ o o p O 05 Ph a c« c o" o" ■ nap.i3 nan9i[00Jiyn| p ;{x?q9S.i8ssBjW 5 co" co" cm" co'^ cm" in o o (^ co" o ^l^X .ia.inBsn9]qo;3 o i-T t-" cd "" (M CD t 00 ^ o iO CD O O 'T^ j- o ü o" CO*" c»" in -sD" Ö~ .2 i3ä CO es öS "* Q. t- CO 1—1 tH iH in -i 1 1 6 T}1 cd rfi co" co" S '^ c3 S o^ tSi °° p. G^ (M CM CO (M , ^ ■~o O o o_ o CD o <{ .2 i _Sd 'S ü crT o" co" cT o" cd" [£ 'S '3 ^ o. tH TfH CO in m CM a ^ a a> c3 (U "TJ 03 13 o t/j O •• ^ o ^ bO A a a s 'S ;« a c3 QJ Ci « o u> », 3d 'T3 o a3 •^ PQ ISl Cl 1 & f§ _CQ 'S o 'S -a r3 's 03 M M 1 02 60 a a Jahresbericht. 2. Abth. ßQ Der Bau der Pflanze. 1. Bewurzeluugs-Versuclie mit Gerste. Am 6. Mai 1868 wurden sechs Blumentöpfe mit je 3 bis 4 Kilo der entsprechenden Bodenarten gefüllt, mit je 4 ausgesuchten Gerstenkörnern von gleichem Gewicht angesät, hinreichend begossen und bis an den Rand eingegraben. Eine Düngung wurde nicht gegeben. Zu Anfang und zu Ende der Vegetation wurden die Pflanzen durch eine angemessene Um- hüllung gegen Insecten- und Yogelfrass geschützt, im Uebrigen vollkommen sich selbst überlassen. Die Pflanzen entwickelten sich zwar nicht üppig, aber doch normal und erreichten eine durchschnittliche Höhe von 55 Cm. Jsachdem die Fruchtreife vollendet war, wurden die Wurzeln in fol- gender Weise gewonnen: Die aus der Erde gehobenen Töpfe wurden zer- schlagen, die zusammengetrocknete Bodenmasse mehrfach mit Draht um- wunden und in Holzgefässen mit Wasser erweicht. Nach 24 Stunden hatte sich die Erdmasse grösstentheils gesetzt, so dass durch vorsichtiges Be- wegen der Holzgefässe der grösste Theil der Pflanzenwurzeln abge- schwemmt werden konnte. Die noch anhängende Erde liess sich mittelst einer feinen Brause leicht von den Wurzeln abspülen. Irgend welche er- hebliche Verluste an Wurzeln fanden bei diesem Verfahren nicht statt. Verf. fand die von H. Hellriegen) gegebene Beschreibung der Gerstenwurzelu bestätigt: Die Faserwurzel verästelt sich in verschiedene Haupt- und Xebenfaseru. An einer Pflanze wurden durchsclmitthch 30 bis 35 Hauptfasern gezählt; ihr Durchmesser betrug an der Basis des Wurzelstockes ungefähi' 1 Mm. Das dichte Wurzelgewebe erstreckte sich bis zu einer Tiefe von 13 Cm.; auf den Boden der Töpfe, welche eine Höhe von circa 26 Cm. hatten, waren nui* einzelne Fasern gelangt. Eine Verschiedenheit des Wurzelsystems der in verschiedenen Bodenarten ge- wachsenen Pflanzen wurde nicht beobachtet. Ihre Gewichte differirteu nur wenig. • Es wogen nämlich die lufttrockenen Wurzeln von 4 Pflanzen : aus Quarzsandboden 6,03 Grm. „ rothem Thonboden 6,24 „ „ weissgi'auem Thonboden . . . 6,00 „ „ Aueboden 6,23 „ „ Gnindschuttgelände 6,40 „ „ uncultivirtem Kalkboden . . . 5,98 „ Auf eine Gerstenpflanze kommen hiernach durchschnittlich 1,5 Grm. luft- trockene Wurzeln, und bei einem Bestände von 600000 Gerstenpflanzeu pro Morgen verbleiben dem Felde 900 Kilo lufttrockener Wurzeln. 2. Bewurzeluugsversuche mit Futterrüben. Hierzu wurden nur vier Bodenarten, nämlich der Quarzsand-, rothe Thou-, Aue- und Grundschuttboden verwendet. Mit diesen Erden wurden vier aus starken Bohlen gefertigte Holzrahraen gefüllt. Ihre Höhe betrug 1 M., ihre Obei-flächc 1 DM., ihr Inhalt mithin 1 C.-M. Die vier Sei- tenwände waren durch starke eiserne Scharniere in der Ai't verbunden, dass sich durch Aussclilagen der letzteren die ganze Vorrichtung leicht I) Jahresbericht. 1864. 10?. Der Bau der Pflanze. 67 auseinander nehmen liess. Jeder der vier Kästen erhielt eine Düngung von 1 Pfd. Superi)hosphat, 1 Pfd. Stassfurter Kalisalz und ^4 Pfd. Chili- saljjeter. Am 6. Juni 1868 wurden in jeden Kasten \ier gleichmässig entwickelte Pdibenstecklinge gepflanzt. Gleichzeitig ei'hielt jeder Kasten eine Giesskanue voll ^Yasser. Trotz des trocknen und heissen Sommers — die mittlere Tagestemperatur war im Juli 18, im August 17, im September 14 "^R. — nahm die Vegetation einen normalen Verlauf. In der zweiten Hälfte des Monats Juli waren die Versuchsrüben üppiger entwickelt, als die Feldpflauzen; ihre älteren Blätter hatten (incl. Blattstiele) eine durch- schnittliche Länge von 50 Cm. und eine Breite von 20 Cm. Am 8. October wurde die Ernte in folgender Weise vorgenommen: Nachdem die Erdmasse durch Begiessen mit viel Wasser durchweicht war, wurden die Rüben an Pfähle, welche neben den Kästen schräg in den Boden getrieben waren, gebunden, erst die eine, nachher die andere Sei- tenwand entfernt und durch möglichst ununterbrochene Wii'kuug zweier Brausen die Erde vorsichtig abgespült. Verf. glaubt, dass ausser den Wurzelhaaren und den feinsten Verästelungen keine wesentlichen Verluste an Wurzeln stattgefunden haben. Die gestaltlichen Verhältnisse der Rübenwurzeln stimmen ziemlich mit den von W. Schumacher^) gemachten Beobachtungen überein: Die Verästelungen der Pfahlwurzel finden sich regellos verbreitet hauptsächlich in einer Tiefe von 13 bis 16 Cm. (Ackerkrume). Die meisten Wurzeln aber entspringen seitlich der Pfahlwurzel an verschiedenen Stellen des Rübenkörpers; ihi"e grösste Anzahl findet sich ebenfalls bis zu einer Tiefe von 1 6 Cm. Die grösseren von ihnen, pro Rübe durchschnittlich 1 5 Stück, entsenden zahlreiche Verästelungen zweiter und di'itter Ordnung. Der kleinere Theil dieser Wurzeln verläuft in senkrechter, der grössere Theil in horizontaler Richtung. Die letzteren gelang es bis zu einer Länge von 63 bis 94 Cm. blosszulegen, ohne jedoch ihre letzten Verästelungen auffinden zu können. Ueber eine Bodentiefe von 21 Cm. hinaus werden die Verzweigungen seltener-, es finden sich dann nur noch senkrecht in die Erde dringende fadenförmige Wui'zeln von 52 bis 89 Cm. Länge. Jede Rübe besass 6 bis 10 derartige Wurzeln. In allen vier Kästen hatten sich die Wurzeln gleichmässig ausgebildet, und weder unter der Oberfläche noch in grösserer Tiefe wurden Ver- schiedenheiten bemerkbar. Mit dieser gleichmässigen Entwickelung stimmt auch das Gewicht der Wurzeln überein. Nach dem Abtrocknen des mecha- nisch anhaftenden Wassers betrug dasselbe für die vier Rüben im Quarzsandboden 40,2 Grm. „ rothen Thonboden 4U,0 „ „ Aueboden 41,3 „ ,, Grundschuttboden 39,8 „ Auf eine Rübe kommen durchschnittlich 10 Grm. Wurzeln; dies er- giebt für 1 3000 Rüben jn-o Moi-gcn einen Wurzelräckstand von 1 30 Kilo. ' Jahresbericht. 18(J7. 83. 68 Der Bau der Pflanze, Ohne Wurzeln und Blätter wogen die vier Rüben aus Quarzsandboden ' ll^s Pfd. „ rothem Thoubodeu 11 „ „ Aueboden 12 „ „ Grundschuttboden 11^/4 „ Als Resultat dieses Versuchs ergab sich somit, dass sowohl bei Gerste wie bei Rüben die Bewurzelung und bei den Rüben die Höhe des Ernte-Ertrages von den physikalischen Eigenschaften der verwendeten Bodenarten unabhängig war. Dass — wie Zoll er beobachtete i) — in specifisch schweren Boden- arten die einzelnen Wurzelfibrillen sich derber ausbilden, ^iirde von dem Verf. nicht wahrgenommen. B^wurzeting Uebcr die Bewurzelung einiger unserer Culturpflanzen, einiger un- ^q^ jj Thicl^). — Zu diescu Untersuchungen benutzte Verf. einerseits serer Cultur- ,. t i i i • -r>n ^ i. pflanzen. Pflanzen, welche im n-eien Lande gewachsen, andererseits rüanzen, welche in Thonröhren von 21 Cm. Durchmesser und 62 bis 122 Cm. Länge er- zogen waren. Die erhaltenen Resultate finden sich in den nachfolgenden Tabellen. Auf einem Bodenquerschnitt von 900 DCm. wurden gezählt Wurzeln: I ' — Tabak ?- In einer Tiefe Rothklee ^3 Mais Bemerkungen: von Cm. 1 2 3^ 1 2 1 2_ 3 10 20 68 Die Ermittelungen über das Tie- feuwachsthum der Kleewurzeln wui*- z 15 VI L? 32 25 100 — — 8 150 90 — — — 33 den 1864 ausgeführt, und zwar die 30 — — 55 — — — — — 33 — Zählungen 1 und 2 an Pflanzen, 35 53 116 — — — 78 — G- — welche im Fmhling desselben Jahres 40 — — — — — 28 — 23 — von einem Felde der Academie 45 33 — — 4 85 74 — 17 Poppeisdorf auf ein Gartenbeet ver- 50 — 43 — — — — 1 23 — setzt waren. Das erwähnte Feld lie- 55 25 — — 48 — — — ferte das Material zu der Zählung 3 •, 60 65 14 es war im Frühjahr 1863 angesät worden und war bestanden auf einer 20 25 z 1 21 39 l-'X 70 — 27 — — 27 — 6 5 Fläche V. 900 □ Cm. mit 2 6 Pflanzen. 75 11 — — 33 — — 1 Die Maispflanzen, welche die 80 85 2 — sub 1 aufgeführten Zahlen ergaben, waren auf einem Gartenbeete ge- 6 0 14 29 1 90 — — 8 — — — — — — — wachsen; zu den Zählungen 2 u. 3 95 2 4 — — — 29 — — — — dienten Feldpflanzen, welche einbe- 100 — — — — — — 6 — — j — sondcrski'äftiges Wachsthum zeigten. 105 110 — — 6 0 8 18 — — — 115 — — — — 13 — — — — ') Jahresbericht. 1867. 85. 2) Landw. Centralbl. 1870. 2. 349. Der Bau der Pflauze. 69 lu Beti-eff der mit zunehmeuder Bodeutiefe sich steigernden Abnahme der aus einer Hauptwurzel entspringenden Nebenwurzeln wurde beim Tabak speciell Folgendes beobachtet: Tiefe der Bodenschic' Durch d Haupt Abscb it: M 1 messer wurzel- nittes m. 2 Zahl der Nebenwurzeln 1 1 2 Bemerkungen: 1 0— 5Ci n. 14 7 15 16 Bis zu einer Bodentiefe von 5—10 , — — 20 16 20 Cm. war die Mehrzahl der 10—15 , — — 21 23 Nebeuwurzeln stärker und viel- 15—20 , 10 — 18 17 fach verzweigt, 15 bis 25 Cm. 20—25 „ — 3 16 17 lang. 25—30 „ 6 — 14 16 Die Wurzel von 2 theilte 30—35 „ — 2 14 11 sich in einer Tiefe von 30 Cm. 35—40 „ 5 — 17 7&3 Von 40 Cm. Tiefe abwärts 40—45 „ 4 — 15 4&2 fanden sich nur noch ungetheilte 45—50 „ — — 12 4&1 dünne Fäden. 50—55 „ — — 11 5&3 55—60 „ — 1 8 2 60—65 „ — — 7 3 65—70 „ — — — 2 70—75 „ — — — 1 Flachs. Auf einer Fläche von 625 fj Cm., welche 75 durchschnittlich 50 Cm. hohe Flachsstengel mit noch ziemlich unentwickelten Knospen trug, war das Trockengewicht der Wurzelmasse in der Schicht von der Obei"fläche bis zu 15 Cm. Tiefe ==. 4,62 Grm. von 15 „ „ 30 „ „ = 1,98 „ „ 30 „ „ 37,5 „ „ = 1,12 „ ;, 37,0 „ 55 45 „ 55 ^^ 0,DD „ in Summa 8,38 Grm. 70 Der Bau der Pflanze. tCiCCQD IC -J to 9. '"* «^ ?eiuer Tiefe To.g g ^^ to O bei einer Tiefe von Cm. CO 2 N c 0 t-" t-1 Wurzeln s^l E V- d. Oberfläche bis zu 25 Cm. v.25— 62 „ v.62— 82 „ v.82— 97 „ V. 97— 122 „ 5* -^ ^ 1 B^ N 2. M O "1 ggggg c -^ < o D a ff) 99» o M s ö^ 5' f. o >— '• o H >^ o o CD 0 COGO o 3 bei einer Tiefe^ H Ton S % >hH 00»-^ Worzeln ^ ^ V.d.O bis 2 V.33- V.58- P 3 fC g •"S eres ^ s. Et =" berfläche u33Cm. -58 „ -118 „ er 05 i— ' 1 1 "*- O i-'OS Oi o 3 i Ol 05 Oj-- 05 ^(i.l-'OO — N . ^ B B » o ff) INS O o 3 bei einer Tiefe ^ . Ton 1^ •K Wnrzeln Sg- S tcoDc: OUi o < B O ff) B •-! CO si. ff) B Cfcj ff) ts 50: b; < < < < '«£) Ol 05 gt P.- OpCOai ■ 1 N O 1— '• CO -^ er a. 1 1 1 C CT- iS CD c: W ^ rssoo<* tb -. -, - C2P- 1 toto B "^ "cd b^Üx'OGO C5 3 1 2- 1^; B CD^ 2 1— l n bei einer Tiefe^ « \ too von g :i ■!^ < O C3 :: 3 o & 00 2- to 2t ' m O Ol CO C 1 1 1 N CT- 3 - :^ B a> 5- 2 o E B' 3 et) B a> t. 0' B" ^^ Wurzeln - 2. V.d.Oberfläche bis zu 30 Cm. V.30— 60 „ V.60— 90 „ V. 90— 122 ., 5' :? ff) !^ 1 l 5 05 jOpjN5j B c B C/=5 Pflanzen ^n sich in e unglin- ir Witte- ng nur wächlich wickelt. CD J5 0D-^»-' Der Bau der Pflanze. 71 Es ergicbt sich aus diesen Tabellen, dass die Hauptmasse der feinen, viclverzweigteu, jüngeren und für die Nährstoffauf- nahme thätigen Wurzeln in der oberen, 30 bis 25 Cm. tiefen Bodenschicht, der Ackerkrume, enthalten ist. Wurzelzälilungeu, welche bei Luzerne, Hopfen, Weizen, Gerste, Kartoffeln, Topinambur und Runkelrüben angestellt wurden, gaben eine weitere Bestätigung dieser — U.A. auch von W. Schumacher^) constatirten — Thatsache. Die jüngeren Wurzeln in der oberen Bodenscliicht sind theils neue Verzweigungen der älteren, theils aus den untersten Stamminternodien stets neu hervorbrechende Wurzeln. Lehrreich sind in dieser Beziehung die vom Verf. 1866 bei Gerstenwurzeln gemachten Beobachtungen. Die Gerste war am 12. April auf gutem Lehmboden gesät und am 20. ejusdem aufgelaufen. Bereits vom 3. Mai ab begannen die ursprünglichen Keim- wurzeln, nachdem sie eine Länge von 14 bis 28 Cm. erreicht hatten, langsam abzusterben, wälu'end neue Wurzeln oberhalb des Schildchens durchbrachen. Die letzteren entmckelten sich ungleich kräftiger und wa- ren am 11. Mai schon 6 bis 15 Cm. laug. Am 17. desselben Monats hatten diese 6 bis 10 neuen Wurzeln an jeder Pflanze eine Länge von 12 bis 25 Cm. Am 1. Juni Avaren die ursprünglichen Wurzeln völlig ab- gestorben, während sich au jeder Pflanze 15 bis 20 frische, 30 bis 40 Cm. lange, mit vielen Verzweigungen zweiter und einigen dritter Ordnung ver- sehene Wurzeln fanden. Aus den untersten Stengelgliedern sprossten gleichzeitig immer neue Wurzeln hervor. Am 8. Juni konnten einzelne von den Wurzeln, deren jede Pflanze 25 bis 37 besass, bis zu einer Länge von 82 Cm. verfolgt werden. Am 15. Juni — zur Zeit des Erscheinens der Aehren — schienen die älteren Wurzeln, von denen an jeder Pflanze 34 bis 56 vorhanden waren, nicht mehr zu functioniren-, die Ernährung schien jetzt ausschliesslich von den jüngeren Verzweigungen und von den noch fortwährend den Stengeln neu entspringenden Wurzeln besorgt zu werden. — Aehnliche Wahrnehmungen wurden auch bei Winterweizen gemacht. Die vom Verf. beobachtete grösste Ausdehnung in verticaler Richtung betrug bei den Wurzeln von Rothklee: 200 Cm. „ „ „ ., Hafer: 200 ., „ „ „ „ Tabak: 145 „ „ „ „ „ Mais: 140 „ „ „ „ „ Flachs: 60 „ Die grösste Ausdehnung in horizontaler Richtung betrug bei den Wurzeln von Rothklee: 100 Cm, „ „ „ „ Tabak: 90 „ „ „ „ „ Hafer: 50 „ Bei sämmtlichen untersuchten Wurzeln war ein innerer Unterschied je nach der gi'össeren oder geringeren Tiefe, aus der sie stammten, nicht zu finden; die Wurzclhaare spcciell aus einer Tiefe von 120 und mehr Cm. boten keine abweichenden Erscheinungen von den Wurzelhaaren fri- scher Keimpflanzen. ') Jahresbericht 1867. 83. Tjjn Der Bau der Pflanze. Ueberden Uebei' cleii Bau der Maisblüthe, vou G. Krafft. i) Die wäh- Bau der Mais- ^ ■' biüthe. reud eines mehrjährigen Aufenthaltes in Ungarn vom V en. gemachten Stu- dien fühi*ten zu folgendem Ergebniss: „Die Blüthen der Maispflanze sind ihrer Anlage nach nicht einge- „schlechtig, sondern hermaphrodit. Bei ihrer normalen Entwickelung „entstehen jedoch an der gipfelständigen luflorescenz durch Abort der „Fruchtblätter männliche und an dem axillaren Blüthenstande durch „Abort der Staubblätter weibliche Blüthen. „Bei der annormalen Entwickelung kommen dagegen die verschie- „densten Uebergänge der eingeschlechtigen zu den zweigeschlechtigen „Blüthen, der männlichen zu den weiblichen Blüthen und umgekehrt „zur Beobachtung." Im Sommer 1869 fand Verf. u. A. an einer Stelle, welche dem durch- schnittlichen Staude der Maispflanzen auf einer ca. 7 Hektaren grossen Fläche entsprach, unter 40 Pflanzen 19 Individuen mit abnormen Blü- thenbildungen. s^aitsffnün- Uebcr die Spaltöffnungen und ihre Functionen, von Czech.^) gen und ihre Vcrf. uuterwarf dcu VOU H. v. Mohl aufgestellten Satz, dass ein Oeffnen der Stomata im Tageslicht und ein Schliessen derselben zur Nachtzeit stattfindet, einer Revision und kam dabei zu folgenden Resultaten: 1) Bei lichtbedüi-ftigen Pflanzen sind die Spaltöffnungen der grü- nen T heile am Tage immer — und zwar im directen Licht weiter als im reflectirten — geöffnet, des Nachts dagegen geschlossen. Das Oeffnen und Schliessen der Spaltöffnungen erfolgt erst, nachdem das Licht resp. die Dunkelheit eine gewisse Zeit eingewirkt hat. So zeig- ten sich die bis zu mittlerer "Weite geöffneten Stomata von grünen Hya- cinthehblättern erst nach einem 5ü Minuten langen Aufenthalt der Pflanze in einem dunklen Sclirank völlig geschlossen; und ungefähr ebenso lange musstc nachher die Pflanze dem Licht exponii-t w'erden, damit sich die Spaltöffnungen bis zur vollen Weite öffneten. 2) Auf die Spaltöffnungen von nicht grünen Pflanzenthei- len, z. B. von weissen, rothen, blauen, gelben Blumenblättern, übt das Licht keinen Einfluss aus-, sie bleiben stets geschlossen. Auch auf grüne Theile der im Schatten wachsenden Aspidistra war das Licht ohne Einwirkung. • Die Eigenschaft der Stomata grüner Pflanzentheile, sich im Licht zu öffnen, ist für das Pflanzenleben von grosser Bedeutung; denn durch diese Einrichtung wird eine stärkere Durchleuchtung der Gewebe und hiermit ' eine grössere Energie der photochemischen Processe in denselben bewirkt. 'Dies ist indessen, wie bekannt, nicht die einzige Function der Spaltöff- nungen. Eine andere wichtige Aufgabe derselben ist, die Communication mit der atmosphärischen Luft zu erhalten, und diesem Zweck dienen die Stomata der nicht grün gefärbten Pflanzentheile, z. B. der Blumenblätter, der Früchte, der unterirdischen Stengelglieder, in gleicher Weise wie die Spaltöffnungen der grünen Pflanzentheile. Durch die Spaltöffnungen wii-d ') Landw. Centralblatt. 1870. 1, 409. *) Der Naturforscher. 1870. 55; nach der Botao. Zeitung. Der Bau der Pflanze. 73 vorzugsweise die Wasserverclunstung vermittelt, und aus den Versuchen von Unger und Garreau ist bekannt, dass die Blattseite, welche mehr Spaltöffnungen hat, immer stärker transpirirt, als die andere, welche deren weniger besitzt. Eine weitere Bestätigung hierftü" fand Verf. in einer ver- gleichenden Untersuchung über die Zahl der Spaltöffnungen verschiedener Arten einer und derselben Pflanzengattung, von denen die eine auf einen nassen Standort augewiesen ist, die andere in einem trockneren Boden gedeiht. Auf einem wurden gezählt Stomata 1 Quadratmillimeter Ober- Unter- in grossen Blattstück seite seite Summa von Populus nigra . . . 20 115 135 „ alba .... 0 315 315 Brassica lyrata . . . 158 243 401 „ palustris . . 309 300 609 Solanum tuberosum . . 0 263 263 „ Dulcamara 60 263 323 Pinus silvestris . . . 50 71 121 „ balsamea . . . 0 228 228 Betula alba .... 0 71 71 „ Alnus .... 0 112 112 Quercus pedunculata 0 228 228 „ coccinea . . 0 368 368 Studien über die in der Industrie verwendeten Pflanz en-^^^'^^^^^^^^y"' fasern, von Vetillard. ^) Diese Untersuchungen erstrecken sich auf die dungsmerk- mikroskopische Präfung der Fasern in der Richtung ihrer Längenausdehnuug d"r indu^stde und ihrer Querschnitte sowie auf die Färbung, welche sie bei der Behand- ^pfianzenfa" lung mit Jodlösung und verdünnter Schwefelsäure annehmen. Es resul- sern. tirteu filr die 6 hauptsächlichsten textilen Fasern folgende, zum Theil be- reits bekannte Unterscheidungsmerkmale : 1. Lein. Die dem blossen Auge einfach erscheinenden Leinenfäden sind in Wirklichkeit aus mehreren, zu Bündeln vereinigten Fasern zusammenge- setzt, welche sich mit Hülfe einer Nadel leicht von einander trennen las- sen. Ihre Länge beträgt 1 bis 6 Cm. und darüber. Sie haben gleichen Durchmesser-, nur die Enden laufen spitz zu. In der Mitte haben sie einen sehr feinen Canal. Ihre Obeiüäche ist glatt. Die durch Quetschung entstandenen Falten bilden meist kreuzweise gestellte Streifen. Bei der Behandlung mit Jod und Schwefelsäure nehmen sie eine blaue, zuweilen eine der Weinhefe ähnliche Färbung an, während der Canal sich gelb färbt. Die Querschnitte stellen Polygone dar, deren gegenseitiger Zusammen- hang nur gering ist, sie färben sich blau und in der Mitte gelb. ') Compt. rend. 1870. 70. 1116. y^ Der Bau der Pflanze. In Folge des geringen Zusammenhanges der Fasern, ihres gleichmäs- sigen Durchmessers und ihrer glatten Oberfläche lässt sich der Leiu zu sehi' feinen Fäden verspinnen. 2. Hanf. Die Hanffasern sind zu mehreren fest vereinigt, und jede vou ihnen ist von einer dünnen Masse umschlossen, welche sich mit Jod gelb färbt. Sie haben nahezu die Länge der Leinfasern, aber ihr Durchmesser va- riii't; sie sind dicker und weniger glatt, als Ijeinfasern. Die Enden sind dick und kurz, spatelförraig. Mit Jod und Schwefelsäure färben sie sich blau oder grünlichblau. Die Querschnitte unterscheiden sich beträchtlich von denen des Leins. Die fest an einander haftenden Fasern färben sich nahe dem Rande gelb und im Uebrigen blau, in der Mitte erfolgt keine Gelbfärbung. Der feste Zusammenhang der Fasern und die Ungleichheit ihrer Durchmesser gestattet nicht das Spinnen feiner Fäden. 3. Baumwolle. Die immer einfachen Fasern sind um sich selbst gewunden, band- artig, mit aufgerollten Läugsrändern, in der Mitte gefaltet. Die Enden sind breit; der Canal befindet sich in der Mitte. Durch Jod und Schwe- felsäure werden sie blau gefärbt. Lange Fasern messen 2,5 bis 4 Cm., kurze nur 1 bis 2 Cm. Die nierenförmig abgerundeten Querschnitte werden blau gefärbt mit gelben Flecken an der Innen- und Aussenseite. 4. Jute (Corchorus capsularis). Die sehr fest zusammenhängenden und schwer von einander zu tren- nenden Fasern haben eine Länge von 0,15 bis 0,5 Cm., wollige Ränder, in der Mitte einen weiten, ungleichen, leeren Canal, flache, abgerundete Enden. Sie färben sich mit Jod und Schwefelsäure mehr oder weniger dunkelgelb. Die Querschnitte erscheinen als Polygone mit geraden Seiten, welche an die des Leins erinnern, aber einen viel weiteren Canal haben. Sie färben sich an den Rändern eines jeden Vielecks gelb bis dunkelgelb. Sehr weisse Jute giebt eine schmutzig- oder grünlich-blaue Färbung. Feuchtigkeit trennt die einzelnen Fasern von einander, und die Seile aus Jute lassen sich nicht knoten, weil sie von selbst brechen. Wegen dieser Mängel erfährt die Jute eine nur beschränkte Verwendung. 5. Chinagras (Urtica utilis). Die einfachen Fasern dieser Pflanze besitzen eine veränderliche Dicke und eine Länge von 5 bis 12 Cm., während die Hanffasern, mit denen sie sonst einige Aehnlichkeit haben, nm- selten die Länge von 6 Cm. über- schreiten. Oft sind sie in sclu-äger Richtung gestreift. Mit Jod färben sie sich blau. Der sehr weite Canal im Innern ist häufig mit einer körnigen, gelben Masse erfüllt, welche durch Jod gelbbraun gefärbt wird. Die Querschnitte bilden sehr unregelmässige Figuren mit einspringen- den Winkeln und haben nur wenig Zusammenhang. Chinagras zusammen mit Baumwolle zu verarbeiten, erscheint nicht vortheilhaft. Der Bau der PAauze. j^ 6. Neuseeländischer Flachs (Phormium tcnax). Die Gefössbüudel der Blätter lassen sich mittelst einer Nadel leicht in sehr feine und regelmässige, 0,5 bis 1,2 Cm. lauge Fasern zertheilen, welche einen gleichmässig weiten Centralcanal besitzen. Die Längsränder sind gerollt. Die feinen Enden spitzen sich allmälig zu. Jod und Schwe- felsäure bewirkt eine gelbe Färbung, welche einen um so helleren Ton hat, je weisser die Faser ist. Die Querschnitte haben Aehnlichkeit mit denen der Jute-, aber die Winkel der Polygone sind abgerundet. Der weite, rundliche Canal wird durch Jod gelb gefärbt. Diese Fasern vertragen die Wäsche ebenso wenig wie Jute. Indem Yetillard noch eine grosse Anzahl anderer Pflanzenfasern rücksichtlich ihres Verhaltens gegen Jod und Schwefelsäure präfte, kam er zu folgender Gruppii'ung Fasern, welche sich bei der successiven Behandlung mit Jod und verdünnter Schwefelsäure ^) gelb färben: a) Moüokotyledonen: Musaceen, Liliaceen, Palmen, Pan- dasseeu , Amarülydeen , Aroideen, Typhaceeu etc. b) Dikotyledonen: Malvaceen, Thymeleen, Cordiaceen, Buttneriaeeen, Salicineeu, Composi- ten, Anonacecn, Myrtaceeu, Bom- baceen etc. blau oder violett färben: a) Monokotyledonen: GramiBeen, Bromeliaceeu. b) Dikotyledonen: Lineen, Canuabiueen, Urticeen, Le- guminosen, Moreen, Asclepiadeen, Polygaleeu, Ciucliouaceen, Lecythi- deen, Artocarpeen, Apocineen, Ba- ringtouiaceen etc. Untersuchungen über die herbstliche Entlaubung der Holz- ^^^.^^'j^j^jjg ge wachse, von Jul. Wiesner 2). Die Bildung der von H. von Mohl Entlaubung entdeckten sogen. Trennungsschicht der Holzgewächse, von welcher aus '^^'wfchsT' die Loslösung der Blätter erfolgt, findet im Spätsommer oder Herbst statt und steht im Zusammenhange mit der zu dieser Zeit w^ahrnehmbaren Ab- nahme im Wassergehalt der Blätter. Mit vorrückender Jahreszeit wird die Wasserverdunstuug immer geringer, die Gefässbündel des Blattes er- fahren gewisse Verändeningen , im flüssigen Zellinhalte des Blattgewebes tritt eine Stagnation ein, die in Folge dessen reichlicher entstehenden organischen Säuren lösen die Litercellularsubstanz der Zellen der Trennungs- schicht auf und ennöglichen so die Lostrennung des Blattes, welche immer ohne Verletzung von Zellmembranen vor sich geht. Aehnlich den Holz- gewächsen vei'halten sich im Herbst solche krautigen Pflanzen, welche rücksichtlich der Gefässbündelentwickelung und der Verdunstungsverhält- nisse mit diesen übereinstimmen. Der Umstand, dass Holzpflanzen mit leicht abfallendem Laub — die meisten sommergi-ünen Gewächse — ihre Blätter früher verlieren, als Holzpflanzen mit schwer abfallenden Blättern — wintergriinc Gewächse — erklärt sieh nach Wiesner daraus, dass die von vornherein geringere Transpiration der letzteren unabhängiger von der Temperatur ist. ') verdünnt mit Wasser oder Glycerin. "^^ Die landw. Versuchsstationen. 15. 144. 76 Das Keimen. Das Keimen. de°rTamend"r U iit ei'such uHg der Sameu der Brassica-Arten und Varie- Brassica- täten, vou J. Scliroeder^). — Die Proben waren von der Handlung Arten und n i i • -i-\ i -i i t-i- it • • Varietäten, bchneeoerger m Darmstadt bezogen worden. Die v emm-emigungen betrugen im Durchschnitt für die Varietäten von Brassica oleracea: 0,42 pCt. „ „ „ „ Brassica napus: 1,65 „ „ „ „ „ Brassica rapa: 1,61 „ füi* Brassica nigra: 0,85 „ Die Resultate der ausgeführten Wägungeu und Keimversuche sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt: (Siehe TabeUe auf Seite 77.) In Betreff der mikroskopischen Untersuchung müssen wir auf das Original verweisen und uns hier mit der Notiz begnügen, dass die Brassica- samen auf Grund der Verschiedenheit im Bau der Testa sich in 3 Gruppen bringen lassen. In die erste dieser Gruppen gehört nur Brassica nigra vulgaris; die zweite Gruppe umfasst die sämmtlichen Varietäten der Brassica oleracea-, die dritte Gruppe wii'd von den Varietäten der Brassica napus und der Brassica rapa gebildet, ueber die Ucber die Keimkraft der käuflichen Runkelrüben, von käl^flkhen^'^ F. Nobbc^). — Die als „Ruukelsamen" verkauften Fruchtknäule von Eunkeisamen.-ßg^^ vulgaris enthalten 1 bis 6 Einzelfillchte, welche in einer entsprechen- den Anzahl verschlossener Fruchthöhlen liegen. In der Praxis pflegt man auf einen Runkelknäul durchschnittlich etwa 3 Keimpflänzchen zu rechnen. Behufs Prüfung dieser Annahme wurden 29 aus verschiedenen Quellen bezogene Proben von Runkelsamen, von denen mehi'ere fälschlich als Turnips bezeichnet waren, theils im Keimapparat, theils zwischen feuchtem Fliesspapier, theils in Gartenerde bei einer constanten Temperatur von 15 "^ R. zum Keimen ausgelegt. Gleichzeitig wurde die Menge der Ver- um-einigungen und die in einem Kilogramm enthaltene Anzahl von Runkel- rüben ermittelt. inMaximo inMiuimo im Mitlei In 1 Kilogramm der reinen Waare waren enthalten Knäule 61580 34620 46570 Verunreinigimg der Proben, in pCt Die Keimung dauerte Tage 100 Theile der Bruttoprobe lieferten Keimpflanzen . 100 Knäule ,, „ Der unter den denkbar günstigsten Umständen angestellte Keimversuch ergab hiernach im Durchschnitt von 29 Proben wenig mehi- als eine Keim- pflanze für einen Runkelknäul. Zwei weitere Fragen, welche Verfasser sich stellte, lauteten: Wie gross ist überhaupt die Zahl der in einem Runkelknäul enthaltenen Samen? 7,8 0,6 1,6 67 11 43,4 207,6 12,9 110,0 211 13 111.7. ') Die landw. Versuchsstationen. 14. 179. ^) Ibidem. 14. 389. Das Keimen. 77 I— 1 C^ C9 CO CO 00 O Ci^CO^CO^CO^t^Ci^C^CO^ Ci lO 1—1 •<* a P»1!K mi oT"-*"«©" irr.-rj>ricr'*^co~crrj>ric",-roo~or of co" ^^ <-^ -2 1 C5 lO Ci Cv{OQ0C000i>05t^0iCiCi00 a> i> lO C5 g C/D jq3i.vs.9 0 ina]s o »o CO I>OiOQ0t^iO«O!>lOO00O o I-H Oi J> *l Q -Supaii Jim O -^ C5 «OOCOt^OOCOOOOCSOiOiOO CO CO lO 00 tH 9 O T— 1 > iqD!.«.aO 1 O 00 00 COOlCCOCOOCOCiCOf-lOO t- Cn IC CO majsqao q lica 1 O lO Ci I— 1 0«05a5l>OOOOiOi05CSOOO t-H 05 00 lO o^ C3 J>- O^ )> ot^CiOcoiCi— i'-^ocoj>'>n ■^ O CO "^ a e9 ^ CO -* o< cscjst-coxoco— 'OCscocNj'-H 1-H Oi CO i-l .^ cocoeococococococ^tc^^(^^G^^ « I— 1 ^- r-l S O O O O oooooooooooo O " O O o o S O CO '^ — '-<*0?iOCOO'-^'— lJ>-it>iOCO !> a-j cc ci s 1 O CO o Oioco'^ioiocsjt^ajoco^ ^ CO O Oi ä CO CO CO CO « OJ Oi^ (^ CV?^ O?^ i-H^ ^^ O?^ r-<^ r-H^ I— 1 ^ .-1 o o o i o" o" o" o" o" o^ o" o~ o" o" o" o~ o~ o~ o~ c o o o s ?■? XO C5 t-CilCCSCOiOt^COCOt-t-xiO o? CO O lO g CO CO CO t^xJH-rtlCO-^COCDCO-^COi— lO cc ^ C7S J> '^ 'S cD^m^o_ lOkClOiOlOlO-^-^'^-^COCO « C9 1— 1 rH 03 o s o" o" o" oooooooooooo o O O o CO • o .I 2 ? CO Tjcoc50'-HO?co-ri<»n cc ) t» CO Oi ;z; 1— ( 1— 1 I— ( 1— 1 i-H rH r- rH i-l 78 Das Keimen. Wie ^^ele Samen einweisen sich lebenskräftig? Die Antworten auf diese Fräsen giebt die nachstehende Tabelle: Einfluss ver' schiedener Substanzen auf das Keimen. Von 100 ausgelegten Rübenknäuleu Summa der a Xo. enthielten lieferten tu s „ c. 1- der 'm ^ tp a-^ Probe keinen 1 2 3 4 5 fl keine 1 2 3 4 5 S '5 £1 Samen Pflanzen Samen a .s 1. 26 41 29 4 40 32 22 5 1 95 116] 211 45.0 2. — 16 37 28 15 4 — 22 38 27 13 — — 131 123 254 51.6 8. 4 16 31 30 11 6 1 21 41 30 7 1 — 126 122| 248 50,8 4. — 10 42 28 18 2 — 20 29 37 8 5 1 [152 lOSl 260 50,8 5. — 17 47 28 8 — — 1 28 55 15 1 — 1187 40: 227 82,4 6. 1 3 17 40 34 6 — — 22 29 33 1 13 3 — 1146! 77J223 65,5 7. 9 39 42 8 2 8 27 39 23 3 — ;186 69j255 73,0 Mittel j 1,0 16,0 39,6 31,4 9,9 2,0 0,14 19,1 32,0 34,7 12,0 2,0 0,14 146 93,6239,7 59,6 Es erschien endlich von Interesse, zu erfahren, wie sich die Zahl de» gewonnenen Keimpüänzcheu auf die Fruchtknäule mit verschiedener Samen- zahl vertheilt. In dieser Pachtung geben die mit 2 ungleichwerthigen Proben — No. 1 und 4 — erzielten Resultate folueude Auskunft. Von den Eübenknäulen mit No. der Probe 1 Samen 2 Samen 3 Samen 4 Samen 5 Samen wurden erhalten Keimpflanzen in Procen- tcn der Knäule in Procen- ten der Samen hl Procen- ten der Knäule in Procen- tcn der Samen in Procen- ten der Knäule hl Procen- ten der Samen in Procen- ten der Knäule in l'rocen- ten der Samen in Procen- ten der Knäule in Proccn- ten der Samen 1. 4. • 27 90 27 90 80 124 40 ' Gl 162 154 54 51 200 233 50 58 350 70 Die Procentzahl der keimungsfähigen Samen bleibt sich somit eiuiger- masen gleich, mögen deren viele oder wenige in einem Fruchtknäul ent- halten sein. Versuche über das Keimen der Samen, von A. VogeP). — 1. Untersuchungen über die Quantität der beim Keimen auftretenden organischen Säuren: 100 Gerstenkörner, Avelche einige Tage gekeimt hatten, wurden mit Wasser extrahirt und die gekochten Filtrate mit Natronlauge von bestimmtem Gehalt titrirt. Gefunden wurde eine 0,17 Grm. Schwefelsäurehycb-at ae(iuivalente Säuremenge. Der Säure- gehalt der ungekochten Waschwässer von 100 Grm. gekeimten Kressen- 1) Chem. Centralblatt 1871, 251. Nach N. Rep. Pharm. 20, 132. Das Keimen, "70 Samen entsprach 0,44 Grm., der von 100 Grm. Kleesamen 0,35 Grm. Schwefelsäureliydrat . 2. Versuche über den Einfluss verschiedener Substanzen auf den Keimprocess: Auf rothom Phosphor, welcher frei von Arsen, und von Pliosphorsäure und phosphoriger Säure durch Waschen mög- lichst gereinigt war, zeigten Kresseusamen erst nach 6 Tagen eine unvoll- kommene Entwickelung einzelner Keime-, Erbsen, Bohnen, die Getreide- arten, Klee keimten gar nicht. — Bei Wiederholung der Lea'scheu Versuche^) wurde beobachtet, dass übermangansaures Kali unter Um- ständen in ähnliclier Weise wie Chlor, Jod, Brom den Keimprocess be- fördert. — Als Unterlage für Keimungsversuche in Flüssigkeiten dienten 1,5 Cm. dicke Platten aus sogenanntem Insectentorf. Diese in Hannover gefundene Torfsorte enthält in allen ihren Theilen noch unzersetzte Pflanzenreste, ist sehr leicht und absorbirt von Wasser das 8 fache ihres Gewehtes. Man benutzt die aus diesem Torf geschnittenen Platten zum Aufstecken von Insecten in entomologischen Sammlungen, daher der Name. Derartige Platten wurden mit den zu prüfenden Lösungen im- prägnirt, in flache Schalen, welche die betreffende Flüssigkeit enthielten, gelegt und hierauf die Samen ausgebreitet. Die auf diese Weise ausge- geführten Versuche gaben folgende Resulte: In einer Kupferlösung, welche im Liter 1 Grm. Salz enthielt, keimten nach längerer Zeit 66,7 pCt. der Samen, der Rest blieb unverändert. — Eine Lösung von 2,1 Grm. Essigsäurehj^drat in 1 Liter Wasser unterdrückte die Keimung gänzlich; älnüich verhielt sich Oxalsäure. — In Schwefelsäure von 0,8 p. m. Con- centration trat noch unvollständige Keimung ein, bei grösserer Concen- tration blieb sie völlig aus. — Lösungen von doppelt chi'omsaurem Kali und von salpetersaurem Silberoxyd zerstörten die Keimfähigkeit bei einer Conceutration von 0,5 p. m. und Arsensäure schon bei einer Concentration von 0,1 p. m. — Blausäure in grosser Verdünnung ist zwar ein Hinderniss des Keimvorganges, hebt aber die Keimkraft nicht auf, indem solche Sa- men im Wasser zu keimen beginnen. — Die von Frey tag und Po seiger gemachte Wahrnehmung, dass ungereinigtes Steinkohlenleuchtgas uächthei- lig auf die Vegetation einwirkt, wurde durch folgenden Versuch bestätigt: Kressenpflauzen, auf einem Drahtgitter über ausströmendes gewöhnliches Leuchtgas placirt, zeigten sich nach einigen Tagen welk, sie starben ab, wenn sie länger in der Leuchtgasatmosphäre verweilten, sie erholten sich dagegen wieder, wenn sie rechtzeitig aus derselben entfernt wurden. — Verfasser prüfte weiter einige Bestandthcilc des Steinkohlentheers und er- hielt vollständige, unverzögerte Keimung auf feuchtem Naphtalin, keine Keimung auf Toluidin, Anilin und Carbolsäure. Die letztere ist schon in liöchst verdünntem Zustande verderblich: Als Samen auf einer porösen Unterlage mit Wasser benetzt worden, welches in 50 Cc. einen Tropfen Carbolsäure enthielt, zeigten sie nicht die mindeste Keimung. Ueber die Wirkungen des Maschinendrusches auf die £«''<"• «üe Keimfähigkeit des Getreides, von F. Nobbe^). Unter d^n gegen des Maschi- deu Maschinendi'usch erhobenen Bedenken begegnet man am häufigsten a"7me"Keim- fäliigkeit des Getreides. ») Jalireshericht 1867, 10(). ^) Die laudw. Versuchsstatioaen 15, 252. QA Das Keimen. der Beliauptung, dass durch die Dreschmaschine eine grössere Körnerzahl, namentlich von Hafer, stark beschädigt und zum Saatgut untauglich -vNTi'd, sowie dass in's Besondere bei der üblichen Einbeizung des Saatweizens mit KupferAitriol, Schwefelsäure etc. eine Einbusse au Keimkraft statt- findet ^). Um die Berechtigung dieser, der Dreschmaschine gemachten Vorwürfe zu prüfen, bestimmte Verfasser in diversen Proben von Cerealien, Lein- und Thimotheegi'as die Menge des Bruchs, d. h. der dem blossen Auge wahrnehmbaren Verletzungen und ermittelte ferner die Keimfähig- keit der ungeheizten und gebeizten Samen. Die Formen des Bruchs sind bei den unberindeten Körnern von Weizen und Roggen mannigfacher, als bei den berindeten Körnern der Gerste und des Hafers. Die merk- lich beschädigten Samen von Weizen und Roggen sind entweder platt geschlagen oder der Quere nach in 2 Stücke zersprengt, deren eines den unter Umständen unverletzten Keim enthält, oder sie sind der Länge nach gespalten, so dass der Keim zerrissen ist; in anderen Fällen ist die Fruchthülle abgesprengt oder es ist einseitig ein Stück, meist im rechten Winkel, abgesprengt. Die Gerstenkörner büsseu ausser den regelmässig abgeschlagenen Grannen nicht selten auch einen Theil der Rinde ein. Beim Hafer besteht die durch das Dreschen erlittene Verletzung häufig darin, dass ein Theil der Körner gänzlich enthülst ist. Welche Dimen- sionen diese Art des Bruchs annehmen kann, lehrt der Grauhafer in der Tabelle, von welchem mehr als Ys der gesammten Körner seiner äusseren Spelzen beraubt war. Lii Allgemeinen kann man annehmen, dass vom Hafer um so mehr Körner enthülst werden, je trockener und daher spröder dieselben beim Ausdreschen sind. Die Resultate der Untersuchung sind zu der folgenden Tabelle zu- sammengestellt. (Siehe TabeUe auf Seite 81.) Diese Zahlen lehren Folgendes: 1. Der eigentliche Bruch erscheint beträchtlicher bei den durch Handdrusch, als bei den durch Maschiuendrusch gewon- nenen Körnern. 2. Die Maschiuendruschköruer des Weizens und Roggens keimen etwas schneller, als die Handdruschkörner derselben Getreide arten. Dass dies in der That der Fall ist, wird durch die gestaltliche Entwickelung am Schluss der ersten Keimuugsperiode aus- ser Frage gestellt. Während nämlich die in reinem Wasser eingequell- ten Handdruschkörner am vierten Tage durchschnittlich 3 Würzelchen in einer Gesammtlänge von 60 bis 70 Mm. und ein 6 bis 8 Mm. langes Hälmchen producirt hatten, wurden zu derselben Zeit an den Maschinen- druschkörnern bereits 4 und selbst 5 Würzelchen mit einer Längensumme von 130 bis 140 Mm. und eine Halmläuge von 15 Mm. constatirt. Der Grund der energischeren Keimung ist in den mikroskopisch feinen Rissen des Samenkornes zu suchen, welche durch die gewaltsamere Ai'beit der Dreschmaschine in höherem Masse, als durch den Dreschflegel hervorge- bracht werden. Eben diese dem unbewaffneten Auge unsichtbaren Risse 1) Vgl. J. J. Fühliug m Jahresbericht 1866, 132. Das Keimen. , g -qDsnjp O u^ -uaaiqosBH kein Unter- schiei. OC0 3 =^-(J5 1 i Q -qssnip O Qj -U3(I[q3SBH[ CO 1-1 ri T-(rfi Q~ CC iC (M .H C^OCDO .3 ■=/) >- p niostuppuBH o >0 C5 OO^H OCO'^tl^ ä , 3 "qosnjp ■5 o J" -iiatiiqosBH o" co^ 1 1 0--D ^ in 05 05 CO 00 o 05 00 CD ■'Ji COOOCD O5 05 t-OO , -qssTup "1 s' -iiatiiqosBjv o Ci --C-V CO \ 05 05 00 00 ^ '^ MpsnappuBH o C- OCO-Ttl 1 COC0-*O5 00 05 00 CD uazwjttjajai^VV g S 0000» 1 CO" C5- oscoi^-in i^ ^;^ -qasnjppnBH «" ^^ M 00O5(MC0 05 00 05 05 Menge des IJmchs in 100 Grm. der l'robe Menge des Bruchs v. 100 Samen Von 1(X) anscheinend unverletz- ten Samen keimten in 3 lag. zwischen Fliesspapier; nach 24 stündigem Quellen in reinem AVasser AVasser + tö pt!t. Kupfervitriol „ +1 „ Von 100 Samen keimten in 24 Tagen zwischen Fliesspapier ; nach 24 stündigem Quellen in reinem Wasser Wasser -f xVpCt. Kupfervitriol » + 1 „ Von 100 Samen keimten inner- halb 24 Tagen in feuchter Erde ; nach 24 stund. Quellen in reinem Wasser Wasser + xVpCt- Kupfervitriol Jahresbericht. 2. Abth. gO Das Keimen. der Oberhaut erleichtern das Eindi'ingen des Wassers in diejenige Zell- schicht der Samenhülle, welche vermöge ihres colloidaleu Inhaltes in her- voi-ragender Weise quellfähig ist und deshalb vom Verfasser Quellschicht genannt wird. 3. Die Einbeizung der Körner mit Kupfervitriollösung ist nur dann gefahrlos, wenn ihre Wirkung auf die den Samen äusserlich anhaftenden Sporen des Steinbrandpilzes (Tilletia Caries Tul.) beschränkt bleibt. Sobald das Beizmittel in das Innere des Samens eindringt, wird die Lebenskraft desselben beeinträchtigt. Der schäd- liche Einfluss des Kupfervitriols tritt sowohl bei den Handdrusch- wie bei den Maschinendruschkörnern ganz besonders deutlich hervor während der ersten Keimungsperiode, welche einen Zeitraum von 3 Tagen umfasst. Derselbe wächst mit steigender Concentration und ist für Roggen schon sehr be- deutend bei einer nach der Jul. Kühn'schen Vorschrift^) bereiteten, ^2 procentigen Lösung. Im weiteren, bis zu einer Dauer von 24 Tagen fortgesetzten Verlauf der Keimung scheint die Wirkung des Kupfervitriols abgeschwächt zu werden. Es ist indessen die Procentzahl der gekeimten Samen nicht allein massgebend, sondern man muss vielmehr auch die Qualität der Keimpflanzen berücksichtigen. In letzterer Beziehung nun stellte es sich heraus, dass die aus gebeizten Körnern zwischen feuchtem Fliesspapier gezogenen Keimpflänzchen durchgängig entweder gänzlich wurzellos oder doch mit einem sehr geschwächten Wurzelsystem versehen waren. Handdrusch- und Maschinendrusch- körner verhielten sich hierin ziemlich gleich. Dass die Schwächung der Wurzelkraft für die ganze fernere Ausbildung der Pflanze verhäugnissvoll werden kann, liess sich a priori annehmen und war deshalb noch die Keimung der gebeizten Samen in der Erde zu beobachten. Die Procent- zahl der im Boden gekeimten Samen differirt nur wenig von der im Fliesspapier erhaltenen. Dagegen stellten sich erhebliche Unterschiede heraus rücksichtlich der ganzen Entwickelungsweise der Pflanzen. Von den Bodenkeimpflauzen waren zwar auch mehrere gänzlich wurzellos und beim Abschluss des Versuchs bereits abgestorben, andere waren kränklich und augenscheinlich demselben Schicksal verfallen; immerhin aber waren in der Erde, selbst bei Anwendung der concentrirteren Kupfervitriollösungen, eine bestimmte Anzahl von Pflanzen erwachsen, welche den aus unge- heizten Samen gezogenen Individuen in keiner Weise nachstanden. Die Ursache dieser Abweichung der Bodenkeimung von derjenigen im Fliess- papier liegt in dem zuerst durch E. von Gorup-Besanez"^) constatiiien, von dem Verfasser weiter erforschten Absorptionsvennögen der Ackererde für Kupfer. Dank der genannten Eigenschaft des Bodens wh-d ein Theil des noch nicht zur Wirkung auf den Embiyo gelangten Kupfersalzes den Samen entzogen und hierdurch der giftige Einfluss desselben eingeschränkt. Für die Praxis ergiebt sich aus den Nobbe'schen Versuchen, dass die mit dem besten Erfolg zur Tödtung der Fortpflanzungsorgane des Steinbrandpilzes angewandte Einbeizung der Weizen- und Roggenjiussaat keineswegs ungefährlich und daher vorsichtig zu leiten ist, dass es nament- ') Die Krankheiten der Ciilturgcwäcbse. II. Aufl., «) Aüu. Chem. Pharm. 137, 251. Das Keimeu. 83 lieh rathsam ist, unter Benutzung eines übeijälirigen, mögliclist brandfreien Saatgutes die Dauer des Kupferbades auf eine kurze Zeit — etwa 1 bis 2 Stunden — einzuschränken. Wenn man recht vollkomiuene Körner zur Aussaat nimmt, so hat man übrigens nicht zu befürchten, dass die mit der Mascldne ausgedroschenen Samen durch die Kupfervitriolbeize wesentlich stärker, als die Handdruschkörner verletzt werden. In Betrefi' der Einwirkung des Kupfervitriols auf Samen ist ausser der in diesem Abschnitt des Berichtes mitgetheilten Untersuchung von A. Vogel noch die Arbeit von P. Sorauer und Weidner^) zu vergleichen. Veranlasst durch die vorstehend mitgetheilte Arbeit von Nobbe stellte Jul. Kühn in Gemeinschaft mit R Lehde Versuche an in Betreff der Anwendung des Kupfervitriols als Schutzmittel gegen den Steiubrand des Weizens^). — Um die Einwirkung der Kupfervitriol- beize auf das Samenkorn zu prüfen, wurden am 24. Juli 1872 in vier mit massig feucht gehaltenem Diluviallehmboden gefüllte Kästen je 100 möglichst gleich entwickelte Weizenkörner der 1871er Ernte 15 Mm. tief gesät, und zwar erhielt der 1. Kasten 12 Stunden in destillirtem Wasser, 2. „ 8 „ in ^2 pi'oc. Kupferlösung, 3. „ 12 „ desgl. 4. „ 16 „ desgl. eingeweichte Weizenkörner. Die Pflänzchen im 1 . Kasten erschienen zuerst, einige schon am 26. Juli Abends. Am 28. Juli waren in sämmtlichen Kästen die Pflanzen gleichmässig aufgelaufen, und die am 7. August vor- genommene Zählung ergab für die Kästen 1, 2, 3 je 100, für den 4. Kasten 99 Pflanzen. Von den Kästen 1 und 3 wurden am 13. August je 10 Pflanzen der Reihe nach ausgespült und folgende Bewurzelungs- verhältuisse gefunden : Die Anwen- dung des Kupfervitriols als Schutz- mittel gegen den Stein- braud des Weizens. Kasten 1. Kasten 3. Samen 12 Stunden in destillirtem Samen 12 Stunden in iproc Kupfer- Wasser emgequellt. lösung eingeweicht. Zahl der Wiu-zeln Grösste Länge der Wurzeln Zahl der Wurzeln Grösste Länge der bei den einzelnen bei den einzelnen Wurzehi Pflanzen Mm. Pflanzen Mm. 5 98 5 133 3 123 4 150 4 121 4 121 4 95 3 131 4 107 4 125 4 95 5 127 5 115 4 145 4 114 3 130 5 125 3 170 5 120 4 151 Mittel 4,:5 111,3 3,9 138,3 ') .7alirosl)eric]it 18(57, 101. 2) Amtsbl. f. d. Idw. Ver. d. Künigr. Sachsen. 1872. 109. g^ Das Keimen. Diese Zahlen iu Verbindung mit einer am 18. August angestellten Vergleichung der Pflanzen aus Kasten 2 und 4 führen zu dem Resultat, dass die 12- bis 16stündige Einweichung unverletzter, normal beschaffener Weizenkörner in einer Y2procentigen Kupfer- vitriollösung ohne nachtheiligen Einfluss ist auf das Bewur- zelungs- und Entwickelungsvermögen der imBoden keimenden Aussaat. Anders verhält es sich mit der Keimung gebeizter Samen zwischen Fliesspapier. Hier beobachtete Jul. Kühn eine Abschwächung des Wurzel- vermögens schon bei einer nur Sstündigen Einweichung in ^sprocentiger Lösung. Diese Einkeimungsweise ist indessen nicht massgebend für die Beurtheilung des Einflusses der Samenbeize; entscheidend ist hierfür die den praktischen Verhältnissen entsprechende Keimung im Boden. Uebrigens stellt der Verf. keineswegs in Abrede, dass die Kupfer- lösung bei stärkerer Concentration oder 24stündiger und längerer Dauer auf die Weizenkörner schädlich einwirkt. Im Widerspruch zu den von Nobbe erhalteneu Resultaten stehen daher die Ergebnisse der Kühn- schen Untersuchungen schon um deswillen nicht, weil ersterer stets ein 24stündiges Bad in Anwendung brachte. Die merkwürdige Erscheinung, dass durch eine 24stündige Einquellung in Y2procentiger Kupferlösuug die Wurzelkraft der in die Erde zu säenden Weizenkörner empfindlich be- nachtheiligt wird, während bei der 16stündigen Einquellung diese nach- theilige Wirkung nicht gefunden wurde, bleibt noch zu erklären. F. Nobbe bemerkt in einer Nachschrift i), dass er den Gegenstand weiter verfolgen wird. Die ferneren Versuche des Verf. beziehen sich auf die rationellste Anwendung des Kupfervitriols als Schutzmittel gegen den Brand, sowie auf die Wirksamkeit desselben im Vergleiche mit anderen Beizmitteln. Ein blosses Durchnässen des Saatweizens mit der Kupfervitriollösung, wie dasselbe nach einer Mittheilung von Nobbe 2) im Königreich Sachsen üblich ist, gewährt keinen sicheren Schutz gegen den Steinbrand, wohl aber das gänzliche Einweichen in die Beizflüssigkeit. Beweis hierfür ist die Beobachtung, dass unverletzte Brandkörner von Tilletia laevis Kühn, welche 16 Stunden lang auf der Beizflüssigkeit geschwommen hatten oder ebenso lange Zeit mit derselben besprengt geblieben waren, noch voll- kommen keimfähige Sporen in Menge besassen, dass dagegen von den in der Kupfervitriollösung untergesunkenen Brandkörneru nur sehr verein- zelte Sporen zum Keimen gelangten. 'Die von Kühn gegebene — selbst bei dem ausgedehntesten Weizenbau anwendbare — Vorschrift des Ein- beizens ist folgende: Auf 275 Liter (= 5 Berliner Scheffel) Saatweizeu sind 500 Grm. Kupfervitriol zu nehmen. Der Kupfervitriol wird zer- stossen, in heissem Wasser gelöst und zu so vielem kalten Wasser in einen Bottig gegossen, dass der hineingeschüttete Samen noch eine Querhand hoch mit der Kupferlösung bedeckt und in Folge dessen ein Abtrocknen ») Amtsbl. f. d. Idw. Ver. d. Königr. Sachsen. 1872. 113. 2) Die Idw. Versnchsstationeu. 15. 2G.5. Das Keimen. g5 der oberen Schichtcu während des Quellens unmöglicli ist.. Das Wasser- quantum beträgt circa 103 Liter (= 90 Quart). Der eingeschüttete Weizen wird wiederholt umgerührt und alles an der Oberfläche Schwim- mende abgeschöpft. Der so eingequellte Weizen bleibt 12 oder, wenn er stark brandig ist, 16 Stunden lang stehen, wird alsdann ausgeworfen, flach ausgebreitet und fleissig gewendet. Nach wenigen Stunden kann derselbe mit der .Haud, nach 24 Stunden mit der Maschine gesät werden. Beim Einbeizen bedeutender Quantitäten ist es rathsamer, mehrere Bottige von massiger Grösse, als einzelne sehr grosse anzuwenden, weil in den etwas kleineren Gefässen die leichteren, noch geschlossenen Brandkörner beim Umrühren eher an die Oberfläche steigen und entfernt werden können. Comparative Versuche über die Wirkung des Kupfervitriols und einiger anderer Beizmittel auf die freien (durch Zerdrücken der Brandkörner ge- wonnenen) Sporen des Flugbraudes vom Hafer (Ustilago Garbo Tul.) und des glatten SVeizensteinbrandes (Tilletia laevis Kühn) ergaben Folgendes: Kupfervitriol ist das energischeste Beizmittelund erweisst sich in ^/s procen- tiger Lösung schon nach halbstündiger Dauer wirksam. Ungleich weniger rasch und sicher wirkt Alaunlösung von gleicher Coucentration; selbst nach ISstündiger Beize mit dieser Lösung zeigten sich einzelne Flug- brandsporen noch keimungsfähig. Am unwirksamsten ist Eisenvitriol ; Stein- brandsporen, welche 10 Stunden lang in einer Y2 procentigen Lösung dieses Salzes eingeweicht waren, entwickelten noch sehr zahlreiche Keime. Schwefelsäure in einer Verdünnung von 1:150 zerstörte bei 8 bis lOstün- diger Dauer die Keimkraft der Flugbrandsporen, blieb aber in einer ^2 pro- centigen Lösung erfolglos gegen Steinbrandsporen. Weitere Versuche werden zeigen, ob ein etwas stärkeres Verhältniss der Schwefelsäurelösung auch die Steinbrandsporen tödtet, ohne gleichzeitig der Keimfähigkeit der Weizensamen Eintrag zu thun. Die Einwirkung des Lichtes auf das Wachsthum der Pflanzen, P>e Ein- ~ - Wirkung des beobachtet bei Keimung der Schminkbohnen, von H. Karsten ^). — Lichtes auf Das Untersuchungsmaterial wurde in folgender Weise gewonnen: Samen t\^um*der* von Phaseolus multiflorus, deren ^spec. Gew. höher als das des Wassers, Pflaumen, wurden einzeln genau gewogen und zu den Keimungsversuchen nur solche verwendet, welche ein abs. Gew. von 1,1 Grm. und darüber besassen. Nach 24stündigem Quellen wurden die Samenschalen entfernt und die von den Schalen befreiten Samen zwischen feuchtes Fliesspapier gelegt, wo- selbst sie so lange blieben, bis die Würzelchen eine Länge von 2 bis 3 Cm. erreicht hatten. Darauf wurde jeder Keimling in ein mit de- stillirtem Wasser gefülltes, 400 bis 500 Cc. fassendes, mit ausgewaschener Gaze überbundenes Gefäss gebracht. Die Pflanzen der Lichtreihe wurden so aufgestellt, dass sie fast während des ganzen Tages directes Sonnen- licht erhielten-, ihre Wurzeln wurden durch Papphülsen gegen die Ein- wirkung dos Lichtes geschützt. Die Keimung fand in 5 Portionen zu 20 bis 65 Stück vom 10. Juli bis 2. September 1869 statt, während welcher Zeit das Minimum der Temperatur im Freien 6,5*' C, das Maximum ') Die landwirthschaftlichen Versuchsstationen. 13. 176, 86 Das Keimen. 32,5 ^ C. betrug. Die Pflanzen der Dunkelreilic vegetirten in einem völlig verfinsterten Zimmer. Es wurden vom 1. Juli bis 5. October 1869 sieben Portionen zu 40 bis 86 Stück angestellt. Wäbreud dieser Zeit schwankte die Zimmertemperatur zwischen 14 und 26 '^ C. Geerntet wurden die Pflanzen jedesmal, nachdem die Keimung beendet war. Dies Wachsthums- stadium wird charakterisirt durch die beginnende Bildung der Neben- wurzelu zweiter Ordnung und das Hervortreten der ersten und, zweiten gedreiten Blätter. Zur Erreichung dieser Entwickelungsstufe gebrauchten die Pflanzen der Lichtreihe 15 bis 20 Tage, die Pflanzen der Dunkel- reihe 25 bis 30 Tage. In Betreff der Untersuchungsmethode verweisen wir auf das Original. Die Messungen ergaben im Mittel von je 100 Pflanzen folgende Resultate : Pflanzen der Wurzeln I. II. u. III. luteriiudium luterutidiam Länge in Centimetern S;iele der Pri- mordialblättcr Primordialblätter Länge Breite Cm. Lichtreihe. . Dunkelreihe . 15,73 17,17 6,98 22,83 13,20 34,02 3,12 8,94 7,20 3,44 7,65 2,48 (Zweite, hierher gehörende Tabelle auf S. 87.) Diese Tabellen geben zu den nachstehenden Betrachtungen und Fol- gerungen Veranlassung: 1. Dass im Dunkeln wachsende Pflanzen einen bedeutenden Stoff- verlust erfahren, bestätigt sich auch für die Periode der Keimung. Dieser grössere Stoffverlust in der Dunkelreihe entspricht der Mehrbildung an Blättern in der Lichtreihe. Es beträgt nämlich der absolute Stoffverlust in der Duukelreihe 745,000 — 556,232 — 188,768 Grm. der absolute Stoffvei'lust in der Lichtreihe . . . . . . 745,000—626,521—118,479 „ Stoffmchrverlust in der Duukelreihe 70,289 Grai. Li der Lichtreihe wurden an Blättern producirt 114,601 Grm. „ „ Dunkelreihe „ „ ,, „ 22,628 „ Li der Lichtreihe wurden an Blättern mehr producirt 91,973 „ Es ergiebt sich somit: Mehrproduction an Blättern der Lichtreihe 91,973 Grm. Stoffmehrverlust in der Dunkelreihc . . . 70,289 „ Uebcrschuss an Mehrproduction der Lichtreihe 21,684 Grm. Hierdurch wird die Beobachtung von Gregor Kraus ^) bestätigt, dass die Blätter, sobald sie an das Licht treten, für ihre weitere Aus- bildung selbst zu sorgen haben, und dass ihnen dies überhaupt nur unter Mitwirkung des Lichtes gelingt. 1) Jahrb. f. wiss. Botanik. 7. 209. Das Keimen. 87 , OS IM »C ,_, •^ ^^ ^. ■* +-> O 00 Tjl Tjj o CO I w . 1 [ ^ 1 ^ 5 o---^ CD « t- t-T 1 oi 1 ~~^ "cö CO o U P« JS OS I [ o 1 1 o '^ 1 CO > :5 1 1 _i 1 ^ 1 CO 2 1 1 CO ■* a ~ —1 1 1 1 CO 1 Tj» 1 ä _^ 9 a 1 1 1 uf 1 1 1 1 1 1 Ci .^ ^ »H 1 1 «-ä ff^ 4 CSS C^J O 05 O .-< CD 1 00 1 05 Tf 1 1 1 1 ( ■>^ O O) CO ■~ 1 1 t- M (M "3r 0^ CO o O 00 o o o o oT 1^ 0 il 00 cc CO VO Ttl lO o IM (N t^ .o o O OD O CD "cö" "« »n O Tlf_ cc !M lO CD •* CO §1 « "* a N N «3 CO od «a SS lO CD oC CO IM 0 « w t- CO CD CD CO (M in o tO CO CO IC (M '^ "o" "ÖT "O" Ol t- ^ Oi o CO CD C^ C^ CO OS o CO -* a> IM 00 pH -•^ CO o cc Tj< Ol Tji CO lO O ^ ■^ o 2 CO >o -* t^ O Tf ov CD »n ^ ■1 r-l O t- CO CO lO CT CD ^ o ■5J 5 CO CO ~5r "* "o" Ol t— ■* a t^ CO CD CD ua s CD o CD CO o ö s CO irs 05 w o o Ca (M CO 'S .f3 »-c w CO TU o "o" a> CO CD e4 3 -3> IN •> O O C5_ CO ■* CO t- o o -f? c5 CO T^ CD c? (N cn od -t CD ^ CD t- rH CO m K^ i-J CO (M w ■* o "c5" "öT O CD CO ^ a CO •n- c^ co rt< -5 =^ 1 '-. ^ o I>^ t-^ T*< C3 CO [ypoko- Ics Glie Würze r-( ' CO of CO im' CO CO c=a ■ij '^ !M ^ CO CO t- s CO CD ^ IM ■"d 5S o co CD ■^ ^ cä CO o O CO m o "^ "öT o CD 00 oo o ■* 3 O CO t~ iC ■»*< &III. ter- dium Tj< O (N O ■^ CD O 00 ca -T ö t^ ^ ^ t~ •cf CO CD co' o? CT ^ "^ '^ ■* IM CO » (N 00 00 lö" t^ t^ lO -* \n C5 O . d o 1— 1 1— 1 a pei lO o o CD b- CO ^ CO ^ O w r-l CD CO 00 °i -# CO m t^ h-( " rn' O xn O "7 CT ^ cd' t* ^ rH l-J ?r "ST IM CC t» CS m o m •^ o C. -H ^ CO CO_ CO th o t-^ w- ^ -t ^ IM CO OS IM "^ CO CO "o" "öT t~ ■^ c:» t^ O .3 !h er t^ CO IM in CD -§ ca o io_ •* o: ■-1 in in t^ ffO tH O o ^ 0 es O O CO o CO CD (M (M f5 CO t- CC' CD CT «^ rH (M w CO 4d C£ CD CO oT" oT" tK 00 1-1 CO o Bä Ol t^ (M O uo s s .£3 CD ^ ^ IM o in ;3 »r O CO .-^ ^ »H CD in Tf t>r ^ CO «^ ■* IM •H O c^ rH CO • • 2 N N cd . B a rt 1 a o _a 2 a • II- ^ £ 3 00 :S ' J5 " .2 -c * 3 J4 •" . jg a 3 • ^ £ .2 . te H 'iH OQ ,a o P^ aa <1> t 3 ? ■.a ja 1 % o i o £ N O «0 ü £ < 5 ^ CD 88 Das Keimen. Die Intemodien der im Lichte sowohl wie der im Finstern wachsenden Keimpflanzen entnehmen die zu ihrem Aufbau uothige Substanz aus den Kotj'ledonen. Mit der grösseren Entwickehmg in die Länge und der Mehrproduction an Trocliensubstanz bei den Internodien der Dunkelreihe steht daher im Einklang die grössere Erschöpfung der Kotyledonen. Es enthielten nämlich die Kotyledonen der Lichtreihe 334,313 Grm. Trockensubstanz „ „ „ Dunkelreihe 277,679 „ „ Mehrverbrauch an Kot3'ledouar-Sub- stanz der Duukelreihe .... 56,634 „ „ Dem entsprechend: Gesammtproduction an Trockensubstanz, excl. Blätter in der Dunkelreihe 533,604 Grm. Gesammtproduction an Trockensubstanz, excl. Blätter in der Lichtreihe 511,920 „ Ueberschuss für die Dunkelreihe 21,684 Grm. Die letzte Zahl entspricht genau dem Ueberschuss an Mehi-jn-oduction der Blätter in der Lichtreihe. Die Einwirkung des Lichtes auf das Pflanzenwachsthum fasst Ver- fasser nach diesen Deductionen dahin zusammen, dass durch das Licht eine Mehrproduction an Blättern, dagegen eine Minderpro- duction an Internodien hervorgerufen wird. 2. Dass das Licht indirect auch auf die Bildung der Wurzeln von Einfluss ist, geht aus dem — mit der grösseren Entwicklung in die Länge im Widerspruch stehenden — Mindergewicht der Wurzeln in der Dunkelreihe hervor. 3. Die einzelnen Organe der im Finstern gewachsenen Pflanzen sind viel wasserreicher, als die entsprechenden Organe der Lichtreihe. Eine Ausnahme machen die Blätter; sie enthielten in der Dunkeh-eihe 16,959 pCt., in der Lichtreihe nur 15,878 pCt. Trocken- substanz. 4. Die Pflanzen der Dunkelreihe enthalten in Summa mehr Proteinkörper, aber weniger unbestimmte stickstofflose Sub- stanzen, als die im Licht gewachsenen Pflanzen. Yerf. ist der Ansicht, dass die Proteinkörper durch eine oder mehrere Wandelungen hindurch in Stärke, Zucker und schliesslich in Cellulose überzugehen vermögen in ähnlicher Weise, wie im Thicrkörper Fett aus Eiweissst offen gebildet wird. Ein Hauptfactor für diese Umbildung in den Pflanzen ist das Licht. Dem Mehrgehalt an Cellulose in der Dunkelreihe entspricht der grössere Ver- brauch an Fett, Zucker, Gummi, Stärke. 5. Die Umwandelung der Proteinköi"per in stickstofflose Substanzen einmal angenommen, erklärt sich leicht der Verlust an Stickstoff bei der Keimung dadurch, dass derselbe — in einer bis jetzt noch nicht erkannten Form — als gasförmiges Spaltungsproduct entweicht^). ') R. Sachse und W. Pfeffer — vgl. die folgenden Abhandlungen — erklären sich gegen einen Stickstoffverlust bei der Keimung, Auch Boussin- Das Keimen. gq Die Zunahme an Asclienbestandtheilen bei beiden Reihen erklärt Verfasser durch eine aus den Vcgetationsgläseru stattgehabte Aufnahme. Die vereinigten Keimwässer der Lichtreihe hiuterliessen beim Ver- dampfen einen Rückstand von 1,65 Grm. mit einem Stickstoffgehalt von 0.058 Grm., diejenigen der Duukelreihe ergaben einen Rückstand von 1,635 Grm. mit 0,0583 Grm. Stickstoff. Es ist also durch das Keim- wasser nichts Nennenswerthes gelöst worden. Zum Schluss erwähnt der Verfasser, dass die von ihm für die Dunkel- reihe erhaltenen Stickst oö'zahlen fast genau mit den von Jul. Schröder^) gefundenen übereinstimmen. Er habe in Erfahrung gebracht, dass die von Schröder gezogenen Pflanzen nur w^enig directes Sonnenlicht genossen, und danach schiene es, als ob zwischen der Wirkung des zerstreuten und der des directen Lichtes eine auffallend grössere Verschiedenheit bestände, als zwischen zerstreutem Licht und gänzlichem Lichtmangel. Das Keimen ölhaltiger Samen, von Müntz^). Ausgehend von „V,^',,?«'"®" ^ ^ / tj ölhaltiger oa- der bekannten Thatsache, dass beim Keimen der ölhaltigen Samen in men. ähnlicher Weise, wie dies mit dem Amylum der stärkmehlhaltigen Samen der Fall ist, das Oel allmälig zu Zwecken der Athmung und Gewebebil- dung verbraucht w^ird, stellte sich Verf. die Frage, ob die fetten Oele beim Keimprocess in freie Fettsäuren und Glycerin zerlegt werden und ob dann von diesen Producten das eine eher verschwindet, als das andere. Samen von Radieschen, Raps und Mohn wurden unter gleichen äusseren Bedingungen zum Keimen angestellt, ihr Gehalt an Oel, fetten Säuren und Glycerin sowohl vor der Keimung, wie in verschiedenen Stadien derselben bestimmt und die Elemeutarzusammensetzung der fetten Substanzen des Samens zu verschiedenen Zeiten des Keimens ermittelt. Verf. gelangte durch diese Untersuchungen zu folgenden Resultaten: 1) Während des Keimens ölhaltiger Samen spaltet sich die fette Sub- stanz fortschreitend in Glycerin und fette Säuren. 2) Das Glycerin verschwindet iu dem Masse, als es frei wird. 3) In einer bestimmten Epoche enthält die junge Pflanze keine freien fetten Säuren. 4) Bei dem Wachsen des Embryos absorbiren die fetten Säuren langsam, aber fortschreitend Sauerstoff. Ueber einige chemische Vorgänge bei der Keimung von ^c^'emischr Pisum sativum, von R. Sachsse''). Diese Untersuchungen erstreckten Vorgänge bei sich auf die beiden ersten Keimungsperioden der Erbse und bezw^eckten von Pisum die Beantwortung der Frage : „ob sich Beziehungen finden lassen zwischen s^"^""- dem Kohlenstoff', Wasserstoff und Sauerstoff", die der Samen beim Keimen verliert, und der dabei verschwundenen Stärke". In der ersten Keimungsperiode, welche 114 Stunden dauerte, quollen die Samen durch Wasseraufnahme auf, das hypokotylc Glied und die Ilauptwurzel erreichten zusammen eine Länge von 2,5 Cm., das erste gault konnte ehien solchen nicht constatiren bei der Keimung von Klee- und Weizensamen; cfr. Die Landwirtlischaft pp., übersetzt von Gräger. 1. 26. ') Jahresbericht. 1868/69. 224. 2) Der Xaturt'orscher 1872. 7; aus Annal. d. Chem. et Phys. Avril 1871. *) Habilitationsschrift. Leipzig. 1872. 90 Das Keimen. Stengelglied befand sicli noch zwischen den Kotyledonen. Während der zweiten Keimungsperiode fand neben der weiteren Verlängerung des hy- pokotylen Gliedes und der Hauptwurzel die Bildung von Nebenwurzeln erster Ordnung und die Streckung des ersten Stengelgliedes statt. Am Schluss dieser Periode, nach Verlauf von 184 Stunden seit Beginn der Keimung, war die erste Blattknospe in der Entfaltung begriffen. lieber die Gewinnung des Materials und die Methode der Untersuchung schicken wir folgende Bemerkungen voraus: Aus einem grösseren Von-ath von Erbsen, welche in gut verschlossener Flasche auf- bewahrt wurden und im Mittel von 16 Trockensubstanzbestimmuugeu 13,56 pCt. "Wasser enthielten, wurden für jeden der 6 Keimungsversuche — beide Perioden mit doppelter Controle — 27 Samen von möglichst gleicher Ausbildung ausgewählt und gewogen. Die Samen wurden darauf in einer Schale mit wenig mehr Wasser, als zum Quellen nöthig war, Übergossen und unter eine Glasglocke gestellt, deren Capacität 3000 Co. betrug und deren unterer Rand luftdicht auf eine Glasplatte gekittet wurde. Bestimmung -£m obcu iu der Glocke befindlicher Tubulus war mit einem doppelt a6r D6ini Ivci- men ausgc- durchbohrteu Kautschchukstopfen verschlossen, durch welchen 2 Glasröhren Kohlensäure, ii^ (^JG Glockc mündeten. Durch die längere, fast bis auf den Boden der Glocke reichende Eöhre trat die vorher von ihrer Kohlensäure befreite atmosphärische Luft ein, durch die kürzere, dicht unter dem Stopfen abgeschnittene Eöhre verliess die Luft den Apparat. Diese küi-zere Röhre war mit 2 Cylindern verbunden, in denen die Absoii^tion der Kohlensäure durch Barytwasser erfolgte. Die Absorptiouscylinder endlich standen mit einer Bunsen'schen Luftpumpe in Verbindung, mittelst welcher ein Luft- strom von solcher Geschwindigkeit durch den Apparat gesaugt wurde, dass in der Minute 100 bis 120 Blasen ein Rohr von 5 Mm. lichter Weite passirten. Zum Abschluss des Lichtes wurde die Glocke mit einem Man- tel von schwarzer Pappe umkleidet. Nach dem Quellen, welches innerhalb 42 bis 46 Stunden erfolgte, wurde die Glocke geöffnet, die Samen möglichst schnell mit destillirtem Wasser abgespült und, ohne sie von der Schale zu befreien, auf ein run- des Silbcrblech gelegt. Das letztere war mit der erforderlichen Anzahl entsprechend grosser Löcher versehen und ruhte in einer Krystallisirschale, welche so viel Wasser enthielt, dass die AVürzelchen hineinwachsen konn- ten. Die Glocke wurde darauf wieder geschlossen und mit dem Durch- saugen von kohlensäurefreier Luft fortgefahren. Die Menge der ausge- athmeten Kohlensäure wurde durchschnittlich alle 24 Stunden durch Ab- filtriren des ausgeschiedenen kohlensauren Baryts unter den bekannten Cautelen und Wägen desselben ermittelt. Die Kohlensäurebestimmung ist mit einigen Fehlern behaftet, denen vom Verf. Rechnung getragen und für welche eine Correctur — vergl. Col. 8 der zweiten Tabelle — angebracht wurde. Nachdem der bezweckte Keimuugsgrad erreicht war, wurden die Sa- men schnell von der Silbeii^latte in eine Röhre gebracht, welche einer- seits mit einem Wasserstoffe ntwickelungsapparat, andi'crseits mit 2 Barjt- cylindern in Verbindung stand. Es wurde nun im Wasserstoffstrome so lange getrocknet, bis das Klarbleiben von frisch vorgelegter Barytlösung ■ Das Keimen. QJ die Boeudigung der Kohleusäureeutwickelung anzeigte. Col. 7 der zweiten Tabelle enthält die im Mittel von je 3 Bestimmungen pro Periode gefun- denen Zahlen für die beim Quellen, Keimen und Trocknen der Samen entbundene Kohlensäure. Zum Zweck der Trockensubstanzbestimmung wurden nach dem ^uf- ^^^^^™^^"JJ=' hören der Kohlensäureentwickelung die noch feuchten Samen aus der Substanz. Eühre entfernt, in einer Reibschale zerquetscht, mit demjenigen Wasser, in welches die Wurzeln eingetaucht hatten, sowie mit dem Quell- und Spülwasser vereinigt zur Trockne gebracht und unter öfterem Umrühren so lange an der Luft stehen gelassen, bis ihr Gewicht sich nahezu con- stant erhielt. Nun wurde die ganze Masse schnell gepulvert, von dem Pulver 2 Portionen zur Wasserbestimmung abgewogen und im Wasser- stoffstrome vollends ausgetrocknet. Das zu den Trockengewichtsbestimmungen benutzte Material wurde ^g*^^'j™,"""f weiterhin zur Ermittelung von Fett, Dextrin, Stärke und Cellulose nach samen- bekannten Methoden verwendet. Unter Fett — Col. 11 — ist der bei '''''''"'^'•'*"'' 105 0 C. getrocknete, aus Fett, Cholesterin, Wachs bestehende Eückstand des Aetherextractes verstanden. Das Fett ungekeimter Erbsen enthielt 1,405 pCt. Phosphor; im Fett gekeirater Erbsen der 2. Periode wurden 0,64 pCt. Phosphor gefunden. W. Knop fand vor Jahren 1,25 pCt. Phos- phor im Erbsenfett. Mit Dextrin — Col. 12 — • bezeichnet Verf. eine Substanz, welche durch Wasser extrahirt wird und Fehling'sche Kupfer- lösung erst nach der Behandlung mit Schwefelsäure reducirt. Da von den Aschenbestandtheilen beim Keimen nichts verloren gehen konnte, so war ihre Bestimmung nur in den ungekeimtcn Samen erfor- derlich. Tab. I. 100 Theile Trockensubstanz enthielten: Chlorkalium 0,21 Kali 1,09 Natron 0,06 Kalk 0,10 Magnesia 0,21 Eisenoxyd 0,01 Kieselsäure 0,01 Phosphorsäure 1,18 Schwefel . . . 1,21 in Summa 4,08 Die Proteinstoffe sind aus dem Stickstoff durch Multiplication mit dem Factor 6,25 berechnet. Beim Keimen w^erdeu dieselben bekanntlich zum Theil in stickstoffreichere Verbindungen, namentlich in Asparagiu um- gewandelt. Jene Berechnung ist daher für die gekeimten Samen nicht mehr zutreffend und hat eine verhältriissmässige Depression der stickstoff- losen Körper unbestimmter Natur zur Folge gehabt. Zur Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung, welche für ungekeimte Eiementar- *" " analyse. Samen achtmal, für jede Keimungsperiode neunmal ausgeführt wurde, ver- wandte Verf. jedesmal 3 Erbsen, von denen die gekeimten ebenfalls unter der dunkel gehaltenen Glocke die Eingangs charakterisirten Stadien der 92 Das Keimen. Entwickelung erreicht hatten. Getrocknet wurde im Luftstrom, für die Stickstoffbestimmungeu im Wasserstoffstrom. Während der vom Verf. ge- wählten Keimungsiierioden fand ein so geringer Stickstoffverlust statt, dass er vernachlässigt werden konnte. Es enthielten nämlich ungekeimte Erb- sen 3,815, gekeimte Erbsen der 2. Periode 4,10 pCt. Stickstoff — Col. 3 — . Unter der Annahme, dass 91,55 pCt. — Col. 9 — der ursprünglichen Trockensubstanz noch übrig waren, berechnen sich für die 2. Keimungs- periode 4,16 pCt. Stickstoff. Die nachstehende Tabelle enthält die Mittelwerthe aus sämmtlicheu Bestimmungen: Tab. II. Elementarzusammen- setzung. 100 Grm. Trocken- Trocken- Nähere Bestandtheile pCt. = S substanz Entwicke- -— verloren substanz lungsgrad 5ö o m a O 5« beim Keimen Kohlen- pCt. o rt 5C der Samen. o m u m OQ CO Ca sc o TD •43 CO 5« o 2 o -= -g 1 ^. S =3^1 C 'S s _ ; n - 1 *-• «-^ st< Ö o )tf o •5 OD o "Ti cc o ü i -S -§•■5 ■ix OQ 0 '3 o '-> o CO ->1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Ungekeimte Erb- sen. . . . 46,280 6,340 3,815 40,517 3,048 — — — 100 100 2,27 6,50 42,44 7,13 13,76 23,84 4,08 1. Periode der Keimung . . 46,25 6,38 4,00 40,18 3,19 5,68 1,55 1,61 95.26 96,58 2,32 5,21 39,45 8 15 15,91 24,69 4,28 2. Periode der Keimung . . 46,41 6,28 4,10 39,89 3,32 jl2,03 3,28 3 34 91,55 92,54 2,20 5,85 36,13 8,76 17,01 25,62 4.45 Mit . Hülf e di 3ser Tabe [le b erecl met sich Vei •lust un( l Gewinn an ent- femteren und näheren Bestandtheilen während der beiden Keimungsperio- den in folgender Weise: Tab. III. 1. 2. 3. 4. 5. 100 Orm. Die am Verlust (-) Die am Verlust (— ) Trockensub- Schluss der Gewinn (+) Schluss der Gewinn (+) Bestandtheile stanz der un- 1. Periode während der 2. Periode währond der gekeimten rückständigen 1. Periode. rückständigen 2. Periode. Erbsen ent- 96,58 Grm. (Differenz von 92,54 Grm. (Difterenzvon hielten : Trockensub- stanz enthiel- ten: Col. 1-2). Trockensub- stanz enthiel- ten: Col. 2-4). Kohlenstoff .... 46,28 44,67 -1.61 42.94 — 1,73 Wasserstoff .... 6,34 6,16 -0,18 5,81 - 0,35 Sauerstoff' .... 40,52 38,81 -1,71 36,92 — 1.89 Fett 2,27 2,24 -0,03 2,03 — 0,21 Dextrin 6,50 5,03 — 1,47 5,41 -1-0,38 Stärke 42,44 38,10 - 4 34 33,43 -4,67 Cellulose 7,13 7,87 -f-0.74 8,10 -1^0,23 Unbestimmte Stoffe . 13,76 15,36 + 1,60 15,74 -1-0,38 Protemstoffe .... 23,84 23,84 + 0 23,71 -0,13 Asche 4,08 4,08 ±0 4,08 ±0 Das Keimen. 93 Die atomistischen Verhältnisse , in welchen die während der Keimung verbrauchten Gewichtsmengen Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff unter einander stehen, sind: Ci Ho,67 Oo,7 9 füi' die 1. Periode, Cl Hl,2 Oo,79 „ „ 3. „ Das Vcrhältniss ferner, in welchem die während der Keimung ver- schwundene Stärke zu der während derselben Zeit ausgeathmeten Kohlen- säure steht, ergiebt sich aus folgender Rechnung: 4.34 Grm. Stärke, welche während der 1. Keimperiode verschwanden, enthalten 1,93 Grm Kohlenstoff; 4,67 Grm. Stärke, welche während der 2. Keimperiode verschwanden, enthalten 2,09 Grm. Kohlenstoff. Man hat also: 1,93:1,61 — Ci2:Cio,oi für die 1. Periode 2,09 : 1,73 =r C12 : €9,93 „ „ 2. „ Es ergiebt sich hieraus, „dass das Verhältniss zwischen dem aus- geathmeten Kohlenstoff" und Sauerstoff einerseits und zwischen dem Koh- lenstoff und der verschwundenen Stärke andererseits während der beiden ersten Stadien des Keimprocesses ein constantes ist, von der Beschaffenheit, 1) dass auf 12 Atome Kohlenstoff, die während dieser Zeit aus ihrer Verbindung als Stärke in andere Verbindungen übergehen, 10 Atome Kohlenstoff als Kohlensäure ausge- athmet werden-, 2) dass auf diese 10 Atome Kohlenstoff während derselben Zeit 8 Atome Sauerstoff ausgeathmet werden". Indem Verf. von der Voraussetzung ausgeht, dass der während der Keimung austretende Kohlenstoff und Sauerstoff aus der Stärke stammt, und indem er den Wasserstoff einstweilen dahingestellt sein lässt, giebt er für die während der beiden ersten Keimperioden stattfindende Zersetzung der Stärke folgende Gleichung: C12 Hio Oio = Cio 4-08 + Hio_x -f C2 H^ O2. Diese Gleichung drückt aus, dass die 3 ersten Glieder der rechten Seite, vollständig zu Kohlensäure und Wasser oxydirt, aus dem Samen austreten, während das letzte Glied C2 Hx O2 im Samen bleibt und in an- dere Verbindungen umgewandelt wird. Verf. ist geneigt, dies Glied der Gleichung als Methylaldehyd C2 H2 O2 anzusehen, dessen Beziehungen zu den Kohlehydraten aus den Untersuchungen von Butlerow, Adolf Baeyer u. A. bekannt sind. Den Vorgang bei der Keimung könnte mau sich dann so vorstellen, „dass das Stärkemolecül, sobald es sich im Pro- toplasma löst, unter Wasseraufnahme in mehrere Molecüle C2 H2 O2 oder in ein Polymeres hiervon zerfällt, dass diese Molecüle unter gewissen Um- ständen z. Th. eine vollkommene Verbrennung erleiden, z. Th. im Zell- inhalt Condensationen erfahren, Avelche sie befälligen, bald als Zucker, bald als Cellulose, bald wieder als Stärke aufzutreten". Ueber geformte Eiwcisskörper und die Wanderung der ggf„y,^,"jg''j;i. Eiweissstoffe beim Keimen der Samen, von W. Pfeffer^). — Die weissuörper von H artig mit dem Namen „Aleurou oder Kleberraehl" bezeichneten "deruög der' Eiweissstoffe beim Keimen ') Landw. Versuchstationcu. 15, 114. der Sameu. 94 Das Keimen. Proteiukörner finden sich, eingebettet in die protoplasmatisclie Grund- masse, sowohl in stärkmehlfreien wie in stäriveführendeu Samen. Die eiweiss- artigcu Stoffe, aus denen die Prote'inkürncr bestehen, sind entweder amorph oder zum grössten Theil als Krystalloid ausgebidet und im letzteren Falle von scheinbar amorpher Prote'inmasse umhüllt. Die in der Grandmasse fettreicher Samen in Menge enthaltene Fettsub- stanz konnte in keinem Falle als Bestandtheil der Protemkörner nach- gewiesen werden; dagegen dürften ihnen mitunter höcht geringe Mengen löslicher Kohlehydrate beigemengt sein. Häufig kommen in den Protemkörnern geformte Einschlüsse vor, welche entweder krystallinisch oder kugelig, sog. Globo'ide sind. Die krystallinischen Einschlüsse sind Einzellaystalle oder Drusen von Kalk- oxalat. Dieser Form begegnet man u. A. in gewissen, durch ihre Grösse ausgezeichneten Proteinkörnern der Lupinensamen ^). Die Globoide be- stehen aus dem in Wasser unlöslichen Magnesia- und Kalksalz einer ge- paarten Phosphorsäure, vielleicht Zuckerphosphorsäure. In Betreff der Löslich keit der Proteinkörner ist Folgendes her- vorzuheben: Die Krystalloide sind sämmtlich in Wasser unlöslich. Die sie umgebende Hüllmasse und ebenso die Proteinmasse der amorphen Körner ist entweder gleichfalls unlöslich oder ganz oder theilweise in Wasser lös- lich. So finden sich in den ProteVnkörneru des Endosperms von Paeonia 2 Proteinstoffe, von denen der eine für sich in Wasser löslich, der andere darin unlöslich ist, aber durch Vermittelung von Kaliphosphat in Lösung erlialten wird. In dem Maasse, wie die Phosphorsäure in unlösliche Ver- bindungen, Globoide, eintritt, muss auch dieser andere Bestandtheil der Proteinkörner in Wasser unlöslich werden. — In kalihaltigem Wasser lösen sich die Eiweissstoffe der Proteinkörner vollständig mit Ausnahme eines zarten, gleichfalls stickstoffhaltigen HüUhäutchens. Kücksichtlich der Entstehung der Proteiukörner und ihrer Einschlüsse wurde Folgendes beobachtet: Die Krystalloide treten gleich- zeitig mit den Globoiden in den noch lange nicht reifen Samen, z. B. von Ricinus auf, nehmen während des Heranreifens an Grösse zu und werden beim beginnenden Austrocknen des gereiften Samens von der sie zum Proteinkorn vereinenden Hüllmasse umschlossen. Die Bildung der amorphen, krystalloidfreien Proteinkörner findet erst statt, nachdem die Einwanderung der Reservestoffe nahezu vollendet ist. Zu diesem Zeitpunkt beginnt eine Dissociation des Zellinhaltes, indem sich einerseits kugelige, allmälig zu' Proteiukörnern anwachsende Massen von Eiweissstoffen an- sammeln, andererseits die — in stärkefreien Samen fettreiche — Grund- masse absondert. — Sobald die Samen keimen, werden die Stoffe der Grundraasse und der Proteinköruer wieder zu einem emulsiousartigen Ge- menge zurückgeführt. Bei der Keimung der Papilionaceen werden die stickstoffhaltigen Re- servestoffe des Endosperms — wenigstens zum allergrössten Theil — durch Vermittelung des Asparagius den Verbrauchsstätten zugeführt. Die Trans- 1) H. Ritthausen ist etwas anderer Ansicht; vergl. dessen Arbeit über die organischen Säuren der Lupinensamen. Das Keimen. 95 location der eiweissartigen Substanzen wird hier durch das Asparagin in derselben "Weise ermöglicht, wie die AVanderung der stick- stoft'freien Reservestoffe durch die Glycose. Daher stimmt auch bei der Keimung der Papilionaceeu Auftreten und Vertheilung des Asparagins ganz mit dem Vorkommen der Glycose überein. Beide Körper bilden sich zunächst in der Wurzel und dem hypokotylen Gliede, demnächst im Stiele der Samenlappen. Bei Papilionaceeu, deren Kotyledonen sich entfalten, wie Lupinus, Tctragonolobus purpureus, Medicago tuberculata, ist Aspa- ragin stets auch in den Kotyledonen selbst anzutrefieu, während es in den sich nicht entfaltenden Kotyledonen von Vicia sativa und Pisum sativum ebensowenig vorkommt, wie nach den Untersuchungen von Jul. Sachs Glycose in den sich nicht entfaltenden Kotyledonen von Phaseolus. Von den Kotyledonen aus erfüllen Asparagin und Glycose die parenchymatischeu Zellen des Grundgewebes — aber nicht die Gefässbündel — und sind bis mehr oder weniger dicht unter die Vegetationsspitzen zu verfolgen, an denen sie, nachdem die Reservestoffe völlig entleert sind, gleichzeitig ver- schwinden. Bei der Lupine tritt dieser Moment erst nach der Entfaltung einiger Laubblätter ein^). Späterhin ist das Asparagin nirgends mehr in der Pflanze nachweisbar. Die Entstehung des Asparagins aus Eiweisskörpern und die Regenera- tion dieser aus jenem ergiebt sich aus folgender Betrachtung: In dem ruhenden Samen ist ziemlich aller Stickstoff in Form von Prote'inkörpern enthalten 2) und aus den letzteren muss das beim Keimen der Papiliona- ceeu in ansehnlicher Quantität auftretende Asparagin gebildet werden. So- bald das Asparagin verschwindet, ist wiederum ausser Eiweissstoffen kein anderer stickstoffhaltiger Körper in bemerkenswerther Menge vorhanden. Der absolute Stickstoffgehalt aber bleibt beim Keimen der Samen in einem stickstoft'freien Medium unverändert^)-, die wiederge- fundenen Eiweissstoffe sind mithin aus dem Asparagin regenerirt worden. Durch die folgende Berechnung wird die sowohl im Licht wie im Dunkeln stattfindende Bildung des Asparagins aus Prote'instoffen veran- schaulicht: Die Formel des wasserfreien Asparagins (Cg Hs N2 Oe) verlangt 21,2 pCt. Stickstoff. Dieselbe Menge Stickstoff findet sich in 126 Theileu Legumin aus Hülsenfrächten^). Man hat dann: Legurain. Asparagin. Differenz. c 64,9 36,4 -1-28,5 H 8,8 6,0 H-2,8 N 21,2 21,2 0 0 30,6 36,4 — 5,8 s 0,5 — 126,0 100,0. ') Eis zu diesem Grade der Entwickelung gelingt es auch iu der Wasser- cultur Kcimptlanzclien der Lupine am Leben zu erhalten. D. lief. ') Stickstoffvcrbindiuigon anderer Art dürften thatsächlich nur in minimaler Menge in den Samen der LcginnLnosen vorkonmicii. Dahin gehört vielleicht die von R. Sachsse (Journ. f. prakt. Chcni. Hl. 12.'}) in p]rbsen angetroffene, nicht weiter studirte Substanz, welche beim Schütteln mit bromirter Lauge imKuop'- schen Azotometor Stickstoff entwickelte. ') Cfr. die gcgentlieilige Beobachtung von II. Karsten in dessen Unter- suchung über die Einwirkung des Lichtes auf das Wachsthum der rHauzc. •») Jahresbericht 18110/69. 172. gg Das Keimen. Man ersieht aus dieser Berechnung, dass, wenn aller Stickstoff des Legumins zur Bildung von Asparagiu verwendet wird, Kohlenstoff und Wasserstoff' disi)onibel und durch Aufnahme von Sauerstoff entweder zu Kohlensäure und Wasser verbrannt oder in stickstofffreie Pflanzenstoffe ver- wandelt werden. Umgekehrt muss bei der Regeneration von Proteinstoffen aus Aspara- gin wiederum Kohlenstoff und zwar voraussichtlich aus einem stickstoff- freien Pflanzenstoff aufgenommen werden. Für diese Wiedererzeugung der Proteinstoffe aus Asparagin ist nun das Licht von Be- deutung. Bei den im Dunkeln keimenden (etiolirten) Pflanzen findet bekanntlich keine Neubildung plastischer Stoffe durch Assimilation von Kohlensäure statt; es werden vielmehr grössere Mengen stickstofffreier Stoffe durch Athmung consumirt. Bei der unter Abschluss des Lichtes erfolgten Keimung wird daher das zur Regeneration der Proteinstoffe noth- wendige kohlenstoffreiche Material fehlen und deshalb sind die im Dunkeln keimenden Pflanzen noch bei ihrem Absterben reich au Asparagin. Die am Licht wachsenden Pflanzen dagegen assimiliren in ihren chlorophyllhalti- gen Zellen Kohlensäure, die producirte organische Substanz liefert das Material zur Regeneration der Prote'instoffe und deshalb verschwindet in ihnen das Asparagin nach einiger Zeit. Als Product der Keimung findet man das Asparagin nicht blos in der Familie der Papilionaceen, sondern auch bei einigen anderen Pflanzen, z. B. Tropaeolum majus, Silybum marianum, Zea Mays. Bei der Keimung der letztgenannten Gewächse tritt das Asparagin jedoch nur transitorisch auf und spielt hier bei der Translocation der Proteinreservestoffe jeden- falls nur eine untergeordnete Rolle, ueber die Gegenüber der entgegengesetzten Behauptung Pasten r 's lieferte Asparaginsin A. Cossa ^) den Bcweis, dass die Asparaginbildung bei der Keimung den Wicken, ebensowohl iui Licht wie im Dunkeln vor sich geht. — Verfasser säte im Juli 1871 Wicken im Keller seines Laboratoriums aus und gleich- zeitig im Garten der Versuchsstation Turin. Von den 20 Tage alten, ca. 50 Ctm. hohen Pflänzchen gaben die im Licht gewachseneu eine Aus- beute von 16,25, die im Flüstern aufgeschossenen eine Ausbeute von nur 13,2 Grm. reinen Asparagins pro 1000 Grm. frischer Pflanzenmasse. Zu einem ähnlichen Resultat führten 2 weitere Culturen im August und September. Auch in wässeriger Nährstoff lösung wurden Wicken bis zu einer durch- schnittlichen Länge von 45 Ctm. theils im Dunkeln, theils am Tageslicht erzogen. Aus 1000 Grm. der ersteren resultirten 11, aus einem gleichen Gewicht der letzteren 7 Grm. Asparagiu. Das Asparagin, welches aus den im Licht gewachsenen Wicken ge- wonnen wurde, erwies sich in seiner Zusammensetzung, seinen Löslichkeits- verhältnisseu, dem optischen Verhalten seiner Lösungen und seinen Um- setzungsproducten als vollkommen identisch mit dem aus etiolirten Pflan- zen dargestellten Asparagiu. Die von R. Piria bereits im Jahre 1846 gemachte Wahrnehmung, dass das Asparagin bei der Keimung ebenso gut ') Die landw. Versuchsstationen. 15. Iö2. Das Keimen, 97 bei Anwesenheit, wie bei Abwesenheit des Lichtes entsteht, wird somit vollkommen bestätigt. Der Grund, weshalb Pasteur in seinen erst kurz vor dem Aufblühen gesammelten "Wickenpflanzen aus dem Garten der Strassburger xlkademie kein Asparagin mehr fand, ist nach den vorstehend mitgetheilten Unter- suchungen von Pfeffer leicht ersichtlich. Es war in diesem Falle eben alles bei der Keimung gebildete Asparagin bereits wieder in Protemstoffe zuiUckverwandelt. Man hat daher nicht nöthig, mit Cossa anzunehmen, dass in Pasteur 's "Wickenpflanzen Asparagin zwar vorhanden gewesen, aber in dem ausgepressten Saft durch Einwirkung eines Fermentes in bernsteinsaures Ammon umgewandelt sei. E, Sachsse beabsichtigt, die Entstehung und "Wanderung des Aspa- Quantitative ragins bei der Keimung der Leguminosen zu studiren und hat zu dem deVA^jT-^ Zweck eine Methode der quantitativen Bestimmung des Aspara- "gms. gins ausfindig gemacht^). Diese Methode beruht auf der bekannten That- sache, dass Asparagin beim Kochen mit Salzsäure in Ammoniak und Asparaginsäure zerlegt wird. Die quantitative Bestimmung des ersteren erfolgt im Knop'schen Azotometer. Bezüglich der Details verweisen wir auf das Original. Untersuchungen über den Gang der Temperatur und über ueber deu Gauff der die Ursachen der Erwärmung beim Keimen, von Jul. "Wies ner 2). Temperatur u. Zur Bestimmung der Temperatur beim Keimen wurden 250 bis 500 Grm. s"ci"n'^der^r- frische Samen in einen Musselinbeutel eingeschüttet und bis zur völligen^ wärmung " ° beim Keimen. Durchfeuchtung in Wasser eingetaucht. Bei Beginn des "Versuchs hatten Samen und Wasser genau die Temperatur der Zimmerluft. Die beiden Thermometer, von denen das eine bis in die Mitte der Samen reichte, das andere im Zimmer aufgehängt war, hatten eine sehr genaue Eintheilung und gestatteten das Ablesen von 0,1^ C. Wähi'end des Versuches wurden die Samen stets so beschattet, dass selbst die zu äusserst liegenden nur schwachen Lichtintensitäten exponirt waren. Eine andere, kleinere Partie Samen wurde in einen Kolben gebracht, dessen Boden mit angefeuchtetem schwarzen Fliesspapier gänzlich bedeckt war. Mittelst eines Aspirators wurde kohlensäurefreie Luft durchgeleitet und die Kohlensäure in der aus- tretenden, zuvor entwässerten Luft aus der Gewichtszunahme eines Kali- apparates ermittelt. Der Raum gestattet es nicht, die grosse Zahl von Einzelbestimmungen hier wiederzugeben, und müssen wh' «ns auf die Mittheilung der folgen- den Daten beschränken. In Hanfsamen trat die er.ste Temperaturerhöhung (um 0,2 ^ C.) bereits ^2 Stunde nach Beginn des "Versuchs ein, während Kohlensäure (1 Mgrm. von 166 Samen) erst nach "V^crlauf von 3^2 St. exhalirt wurde. Die grösste Differenz gegenüber der Lufttemperatur betrug 7,5 ^ C, dieselbe zeigte sich nach 96 Stunden, als die ersten Blättchen erschienen und die Würzelchon 8 bis 12 Mm. laug waren. Das Maximum der Kohlensäure- entbindung (106 Mgi-m. innerhalb 2 Stunden) ergab sich nach 84^/2 St., 1) Journ. f. prakt. Cheni. lU. 118. '') Die landw. Versuchsstatioueii. 15, 135. Jahresbericht. 2. .^bth. gg Das Keimen. als die Wüi'zelchen eine Länge von 10 bis 30 Mm. eiTeicht hatten. — In Gerstensamen fand die erste Temperaturerböliuug (um 0,1 "^ C.) 2 Stun- den nach Beginn des Versuches statt; Kohlensäure wurde in den ersten 5 Stunden nicht entwickelt und die erste, 4,5 Mgrm. betragende Gewichts- zunahme des Kaliapparates konnte erst nach 8 Stunden constatirt werden. Das Maximum der Temperaturerhöhung {= 4,7 "^ C.) wurde nach 79 Stun- den beobachtet, als die Hähnchen eine Länge von 5 bis 20 Mm. besassen und im Endosperm noch ca. ^2 bis ^ji der ursprünglichen Stärkemenge vorhanden war. Das Maximum an Kohlensäure — 103 Mgrm. innerhalb 2 Stunden von 63 Gersteukeimlingen — wurde nach Verlauf von 60 Stun- den gefunden, als die meisten Hähnchen 50 bis 60 Mm. lang waren. Ein Freiwerden von Wanne erfolgt nicht nur beim Einquellen von unverletzten Samen, sondern auch beim Befeuchten von lufttrockener Stärke und von Samenmehl. Zahlreiche Versuche, welche mit den zer- kleinerten Samen von Hanf, Getreidearten und Nadelhölzern in dieser Be- ziehung angestellt wurden, ergaben eine Temperaturerhöhung in Folge der Benetzung und zwar scheint die Erwärmung stärker zu sein bei ölhaltigen, als bei stärkmehlführenden Samen. Die Schlüsse, zu denen Verfasser durch seine Versuche gelangt, sind folgende: Beim Keimen der Samen tritt die Kohlensäurebildung später, als die Wärmeentwickelung ein. Die Kohlensäurebildung ist daher nicht die einzige, beim Keimacte betheiligte Wärmequelle, sondern eine zweite Wärmequelle hat man in der Wasseraufnahme durch die Samen zu suchen. Indem die Samen das in ilii-e Gewebe eintretende Wasser verdichten, wü'd Wärme frei und die ersten beim Keim- acte freiwerdenden Wännemengen werden wahrscheinUch ausschliesslich durch diese Wasserverdichtung hervorgerufen. Die Kohlensäureentwickelung beginnt aber nicht erst, nachdem die Wasseraufnahme als Wärmequelle zu functioniren aufgehört hat-, vielmehr sind einige Stunden nach Aussaat der Samen beide Wärmequellen, die Wassei*verdichtung und die Kohleu- säurebildung, thätig. ueber den Jul. Wicsuer studirtc ferner den Einfluss hoher Temperaturen Temperalureiiauf die Kcimfähigk cit der Samen einiger Nadelbäume ^). Frische fähigktif eil"?!- Samen der Schwarzföhre (Pinus laricio Poir.), der Fichte (Abies excelsa DC.) ger Samen, uud der Lärclic (Larix europaea DC.) konnten auf 70 " C. erhitzt und 15 Minuten bei dieser Temperatur erhalten werden, ohne ihr Keimver- mögeu eiuzubüsseu. In der Mehrzald der Fälle keimten die erwärmten Samen früher, als che unerwärmten. Widerstands- Interessant sind auch einige Beobachtungen von F. Nobbe über yfs^ärnen! die Widerstandsfähigkeit gewisser Samen^). Von den Samen einer Medicago-Art, welche mit Schafwolle eingeführt waren und den \ierstündigen Reinigungsprocess der Wolle in siedendem Wasser mitgemacht hatten, zeig- ten sich nocli eine Anzahl ungoquollcn und späterhin keimfähig. Die äussere Zellschiclit der Samenhülle zahlreicher Ptlanzen setzt eben dem Wassereintritt den hartnäckigsten Widerstand entgegen. So konnten Früchte ') Die landw. Versuchsstationen. 15, 297. ^) Ibidem. 15. 202. Das Keimen, 99 von Polygonum Orientale Y2 Stunde lang in siedendem Wasser liegen, ohne dadurch imbibitionsfähig zu werden, und von 1000 auserleseueu Samen des Rothklec's (Trifolium pratense) und des Wuudklee's (Anthyllis vulneraria), welche unter den günstigsten Bedingungen zum Keimen an- gestellt waren, fanden sich nach Verlauf von 262 Tagen noch ca. ein Dutzend hart und unvoi'ändert. Dieser Widerstandsfähigkeit der Samen ist das plötzliche Erscheinen geAAisser Pflanzen au Orten zuzuschreiben, wo nachweislich im Moment weder Auflug noch künstliche Aussat stattfand. E. Duclaux machte einige Mittheilungen über den Einfluss nie- Einfluss niedriger driger Temperaturen auf die Keimfähigkeit gewisser Samen ^). Temperaturen Samen von Mirabilis Jalapa und von Ipomöa purpurea wurden nach er- "f^hlj.keit^ge-' laugter Reife geerntet und in 3 Theile geschieden. Die eine Partie \\qirde ^"sser Samen, bei einer Zimmertemperatur von 15 ^^ C. aufbewahrt, eine zweite wurde einen Monat und eine dritte wurde 2 Monate einer Temperatur von 3 " C. ausgesetzt. Am 10. November wurden von jeder dieser 3 Abtheilungen in Blumeutöpfen, welche nebeneinander standen, je 6 Mirabilis — und je 12 Ipomöa -Samen ausgesät. Die Keimung begann am 25. Januar und machte nach dem 15. Februar keine weiteren Fortschritte. Das Resultat war folgendes: Von je 6 Samen der Mirabilis Jalapa keimten 2 Monate bei 3*' C. aufbewahrt 5 Samen 1 Monat „ „ „ „ 3 „ bei 1 5 '^ C. aufl)ewahi-t .... 0 „ Von je 12 Samen der Ipomöa purpurea keimten 2 Monate bei 3*^ C. aufbewahrt 0 Samen 1 Monat „ „ „ „ 2 „ bei 150 C. aufbewahrt. ... 0 „ Keimung der Samen in Eis, von Uloth^). Die Temperatur- ^""""ps^.®' ° . \^ . „ ' . ^ Samen in Eis. grenze nach unten, bei welcher noch cm Kemien erfolgt, hegt nach den Unter- suchungen von de Candolle für die meisten Samen bei -f- 4 '^ C. Bei 3 ^ keimen noch Kressen- und Leinsamen und bei 0 ^ die Samen des weissen Senfs. Verfasser konnte im Sommer 1870 constatiren, dass auch die Samen des Spitzahorns und Weizens bei 0*^ keimen. Beim Aus- leeren eines Eiskellers fanden sich nämlich ca. 60 Keimpflanzen von Acer platanokles und eben so viel von Weizen, welche ihre Wurzeln in die Eisschollen getrieben hatten. Die Samen waren im Winter des vorigen Jahres mit den Eisblöcken in den Keller gelangt, wo sie in vollkommener Dunkelheit bei einer den Gcfrieiimnkt des Wassers nicht übersteigenden Temperatur gekeimt hatten. Die Keimlinge des Ahorns sowohl wie des Weizens waren ebenso normal entwickelt, wie im Boden bei höherer Tem- peratur gekeimte Pflänzchen derselben Art, und aus dem Eis herausge- nommene Keimpflanzen von Acer wuchsen, in Erde verpflanzt, kräftig weiter. Nur die Farbe der Blätter war in Folge des Liclitabschlusses mehr gclbgrün. — An denjenigen Stellen des Elses, wo die Keimung stattfand. ') Compt. rond. 1H72. 74. Ö'ß. 2) Der Natinforsclicr. Ib72. 71; nach l'lora 1871, No. 12. 7* 100 Assimilation und Ernährung. war durch die freigewordene "Wärme das Eis gesclimolzen und hierdui'cli eine — den Dimensionen des Samens entsprechende — muldenförmige Vertiefung hervorgebracht. Wo die Ahorufrächte in einer darüberliegenden Eisscholle einen Stützi)uukt gefunden hatten, waren die Würzelchen in fast senkrechter Richtung 5 bis 9 Cm. tief in die darunter liegende Eisscholle eingech-uugen-, wo dieser Stützpunkt fehlte, hatten sie ihren mehr oder weniger gekillmmten Weg an der Obeiüäche des Eises genommen. Ein noch grösseres Läugenwachsthum zeigten die Nebenwurzeln der Weizen- keimpflanzen. Verfasser fand Eisblöcke von 16 Ctm. Dicke, durch welche die auf der Oberfläche derselben gekeimten Samen ihre Wurzeln in meist etwas schräger Richtung derartig gesandt hatten, dass sie noch mehrere Ctm. über die untere Fläche der Eisstücke hervorragten. — Sprünge oder Risse im Eise wurden nicht bemerkt. Das Eindiingen der Würzelchen in das Eis konnte deshalb nur in der Weise erfolgt sein, dass die der Wurzel- spitze benachbarten Eistheilchen durch die beim Wachsthum des Würzel- chens frei werdende Wärme geschmolzen und dass die Wurzelspitzen unter Aufsaugung des tropfbarflüssigen Wassers in diese Vertiefungen nachge- schoben wurden. Zwischen den Wänden der so im Eis entstandenen Röhren und den Wüi'zelchen befand sich ein freier Zwischenraum, welcher es gestattete, die Keimlinge mit unversehiten Wurzeln aus dem Eis heraus- zuziehen. Assimilation und Ernährung. und Salz- Uebcr Kalk- und Salzpflanzen, von H. Hoffmann-Giessen ^). pflanzen, j^ Auschluss au sciue früheren, denselben Gegenstand betreffenden Ar- beiten 2) führte Verfasser weitere, mannigfach abgeänderte Cultui'versuche aus in Betreff der Frage, ob das Vorkommen oder Fehlen gewisser Pflanzen an bestimmten Orten in einer chemischen Beziehung steht zu dem Gehalte des Bodens an kohlensaurer Kalkerde oder an Chlornatrium. I. Versuche mit sogenannten Kalkpflanzen. Hierzu wurden folgende Bodenarten, resp. Bodenmischungen benutzt: a. Schwere, thonreiche Gartenerde mit einem Kalkgehalt von 0,07 bis 0,4 pCt. b. Leichte humose Gartenerde. c. Sandbeete: Mischung von Ys Gartenerde und ^js grauem Quarzsand, dessen Kalkgehalt 0,008 pCt. betrug. Schicht 1 ' tief. d. Sandsteinbeete: Gartenerde mit Stücken von Sandstein, dessen Kalk- gehalt 0,03 pCt. betrug. 1' tief. e. Kalkbeete: Es wurde entweder die Grundfläche einer 1 bis 2' tiefen Grube mit Stücken festen Korallenkalkes von Faustgrösse und da- 1) Die landw. Versuclisstationen, 13, 269. *) Jahresbericht 1865, 80. Assimilation und Ernährung. 101 runter bedeckt und liierauf die ausgeliobeue Erde wieder eingefüllt, oder es wurde ein Gemenge von Kalksteinstücken und Garteuerde her- gestellt. f. GyiJsbeete: Mischung von gleichen Theileu ungebrannter Gypsstücke und Garteuerde-, 1' tief. 1. Falcaria RiviniHost. pflanzt sich im Freien vorzugsweise durch Wurzelausläufer fort. Auf Tertiärkalk wildwachsende Pflanzen er- gaben 1869 auf 100 gute Samen 127 taube, auf Lössboden war in dem- selben Jahre dies Verhältniss 100 : 104. Die Standorte werden als sonnig, der Boden als sehr locker bezeichnet; der Jahrgang war äusserst trocken. No. Bezeichnimg Be- ginn des Ver- suchs. Auf 100 gute Samen kamen taube: Die Asche von Kraut und Früchten enthielt 1869 Proc.Kalk. Bemerkimgen. der Beete. 1866 1867 1868 1869 1870 1 2 3 4 5 6 Schwere Garten- erde Desgl Kalkbeet mit Be- schattung durch Kleeeinsaat . . Kalkbeet ohne Be- schattimg durch Kleeeinsaat . . Sandsteinbeet . . Kalkbeet . . . 185.5 1865 1865 1865 1867 1863 400 200 200 200 400 476 714 154 297 56 369 232 137 203 191 225 229 207 20,221 29,466 Die Pflanzen von Trifjlium pra- tense L. , welche ursprünglich allein auf Beet No. 6 cultivirt waren, ^yurden bis 18G8 von der Falcaria vollstän- dig unterdrückt. Hiernach bestanden keine constanten Beziehungen zwischen dem Kalk- gehalt der verschiedenen Bodenarten und der Samenausbildung von Fal- caria Rivini. 2. Dianthus Carthusianorum L. Diese Pflanze brachte 1864 an einem Orte, wo sie in Menge wild vorkam, auf 100 gute Früchte 50 taube. Auf dem seit 1860 mit Carthäuser- Nelken bestandenen Gypsbeet wurde im Laufe der Jahre ein entschiedener Rückschritt beobachtet. 1869 war nur noch ein Stock vorhanden, dessen Blüthen sämmtlich kleinblüthig waren. Auf schwerer Gartenerde zeigten die Pflanzen seit 1855 ein gutes Gedeihen, blühten aber, trotzdem die Lage dieses Beetes sonniger war, regelmässig später, als die Pflanzen des Gyps- und des Sandsteinbeetes. Das 1867 angesäte Sandsteinbeet zeichnete sich durch gutes Gedeihen und normale Blüthengrösse seiner Pflanzen aus. 1869 war das Verhältniss der guten Fruchtstände zu den schlechten: auf dem Gypsbeet . . . . == 100 : 120 „ schwerer Gartenerde . = 100 : 269 „ dem Sandsteinbeet . . ^= 100 : 38. In demselben Jahre enthielt die Asche der Pflanzen in Gartenerde gewachsen: 19,881 pCt. Kalk, im Sandsteinbeet „ 18,077 „ „ ifjO Assimilntinn und Ernährung. Die bessere Fruchtbildung im Sandsteiubeet ist offenbar durch die höhere Bodenwärme desselben veranlasst worden. 3. Euphorbia Cyparissias L. gedieh bei den Culturversuchen am besten auf leichter Gartenerde in sonniger Lage und verraehi-te sich, wie dies auch bei den wildwachsenden Individuen der Fall ist, fast ausschliess- lich durch Wurzeltriebe. 4. Von den Kleearten erhielt sich die Luzerne auf den kalk- reichen sowohl Wie den kalkarmen Beeten von 1864 bis incl. 1870. Auf den kalkreichen Beeten war ihre Entwickelung während der beiden letzten Versuchsjalu'e zwar etwas besser, als auf den kalkarmen Beeten-, dieser Unterschied stand indessen in keinem Verhältniss zu dem grossen Unter- schied im Kalkgehalte beider Beete und erklärt sich vollständig aus der durch die Kalksteinstücke bewirkten Auflockerung und Drainage der Kalkbeete. Die Esparsette gedieh und fiiichtete auf den kalkarmen Beeten von 1863 bis incl. 1869 sehr gut-, von da ab trat ein unverkennbarer Rückschritt ein. Auf den kalkreichen Beeten behauptete sie sich in unver- änderter Kraft nur bis incl. 1867; von da ab wurde ihi* Stand alljährlich weniger dicht. Der rothe Futter klee verschwand in Folge seiner Kurzlebigkeit und der unvollständigen oder ganz unterdrückten Selbstaussaat auf den kalkarmen Beeten nach 4, auf den kalkreichen Beeten nach 3 Jahren vollständig. Durch diese fortgesetzten Culturen wird das Resultat der vom Ver- fasser bis 1864 ausgeführten Versuche bestätigt, dass nämlich Kalk- pflanzen in chemischem Sinne nicht existireu. IL Versuche mit sogenannten kalkfeiudlichen Pflanzen. Nach der Annahme von Sendtner und einigen Anderen soll ein aussergewöhnlich hoher Kalkgehalt des Bodens das Vorkommen, resp. die Sameubildung gewisser Pflanzen ausschliesseu. Verfasser cultivirte ver- schiedene als „kalkfeindlich" bezeichnete Pflanzenarten in fusstiefen Mörtel- beeten, welche aus einem innigen Gemisch von zerstampftem Kalkmörtel, Mistbeeterde uud etwas Sand bestanden, sehr locker waren und ca. 29 pCt. Kallv enthielten. 1. Digitalis purpure a L. Die im Frühjahr 1870 in das Mörtel- bcet vei-pflanzten Sämlinge gediehen ohne Ausnahme vortrefflich. Im October waren die massenhaft entwickelten Blätter der Wui'zelrosetten fusslaug. 2. Hcrniaria glabra L. wuchs im Mörtelbeet von 1867 bis 1870 sehr gut, behielt ilu'en Charakter unverändert, lieferte zahh-ciche und voll- kommene Samen. 3. Rumex Acetosella L. Von den Ende October 1869 in das Mörtelbeet gesetzten Pfläuzcheu überwinterten nur wenige. Diese aber erholten sich im Frühjahr 1870, bildeten bald zahllose Ausläufer, er- reichten bis Ende Sei)tember eine Höhe von 1 bis 1 ^2 Fuss und brachten zahlreiche Samen mit vollkommen ausgebildetem Embryo. Assimilation und Einälirung 103 4. Sempci'vivum areuarium K., seit 1864 im Mörtclbeet cultivirt, vermehrte sich 1865, 66 und 67 reichlich durch Sprosseubildung und entwickelte im letzten Jahre einen Blütheustengel mit normalen Blüthcn. 5. Sileue rupestrisL. bi'achte in einer kalkreichen Bodenmischung 1869 zahlreiche Früchte mit gut ausgebildeten Samen. 6. Verouica fructiculo^a L. zeigte im Mortelbeet von 1865 — 67 das beste Gedeihen. 1867 wurden auf ^/.i QFuss 300 Blüthentraubeu gezählt-, durch Selbstaussaat vom Vorjahr waren über 100 Pflanzen hin- zugekommen. 7. Achillea Claveuae L. — die Form incana — gedieh 1869 und 1870 auf dem Mörtelbeet in ganz befriedigender Weise. 8. Alchemilla fissa Schumm. wurde von 1866 bis 70 gleich- zeitig auf einem Mörtelbeet und auf einer Steinanlage cultivirt, welche letztere aus Basaltblöcken mit zwischeuliegcnden kleineu Beeten aus schwerem, kalkarmem Gartenboden bestand. Die Lage des Mörtelbeetes war sonnig, die Lage des Steinbeetes ziemlich schattig. Auf dem Mörtel- beet behaupteten die Pflanzen zwar während der, Dauer des Versuchs ihre Existenz; sie entwckelten aber 1869 gar keine Blütheustengel und lieferten eine geringe Zahl vollkommen ausgebildeter Samen überhaupt nur 1868, in welchem Jahre auf 100 gute Samen 1200 taube kamen. Die gut gedeihenden Pflanzen des Steinbeetes brachten in demselben Jahr auf 100 gute Samen nur 233 taube, blühten auch 1869 sehr reichlich und ergaben zum Theil gute Samen. Die 7 zuerst aufgeführten Pflanzenarten wurden hiernach in ihrer Entwickelung rcsp. Fructificatiou durch einen hohen Kalkgehalt des Bodens keineswegs beeinträchtigt. Und auch bei der Alchemilla hat man nicht nöthig, die günstigere Samenbildung auf dem Steinbeet aus dessen geringem Kalkgehalt herzuleiten, sondern kann dieselbe ebenso gut aus der schattigen Lage des betreffenden Beetes erklären. Die Annahme von kalkfeindlichenPflanzen ist somit weiter- hin nicht mehr haltbar. in. Versuche in Töpfen mit sogenannten Salzpflanzen. 1. Plantago maritima L. entwickelte sich von 1855 bis 1870 in den Töpfen mit und ohne Kochsalzzugabe in der Weise ungleich, dass in einem Jahre die mit Kochsalz, in einem anderen Jalu'e die ohne Koch- salz wachsenden Pflanzen den Vorsprung hatten. Form, Farbe und Haltung der Blätter erwiesen sich als keine unterscheidenden Merkmale der in gesalzenem und in ungesalzenem Boden vegetirenden Pflanzen. So zeigten sich 1863 die Blätter im salzfreien Topf mastiger, grösser, über- hängend oder niederliegend, während umgekehrt 1868 die Blätter im Salztopf hcUgiTin, breiter, länger, fleischiger und weniger straff waren, als im Topf ohne Kochsalz. Eine 1863 vorgenommene Untersuchung der Spaltöffnungen in beiderlei Plantagen ergab keinen Unterschied in ihrer Zahl und Form. Auch füi' das Fruchttragen war das Kochsalz irrelevant-, 1867 z. B. wurden in den beiden Töpfen, welche kein Kochsalz erhalten hatten, vollkommen ausgebildete Sameu producirt. Das Chlornatrium er- wies sich fiü" Plantago maritima überhaupt nicht als nothwendige Lebens- 104 Assimilation und Ernähruna bedingung. Bei Zusatz von Chlorkalium statt des Chlornatriums gedieh diese Pflanze ebenso gut wie anderwärts. 2. Glaux maritima L. liess innerhalb 12 Jahren keinen entschie- denen Unterschied bezüglich der Cultur mit oder ohne Kochsalz erkennen, weder im Gedeihen, Blühen und Fruchttagen noch in der Gestalt und Farbe. 3. Salicornia herbacea L. Die Anfangs Juli 1868 eingetopfteu Pflanzen vermehrten sich mit und ohne Beigabe von Kochsalz durch Selbstaussaat, so dass sich Frühjahr 1869 reichlich Keimpflanzen in beiderlei Töpfen vorfanden. Gegen die Mitte des Jahres 69 befand sich die Vege- tation im Eückschreiten, und 1870 starben die noch übrigen Pflanzen sowohl in dem gesalzenen wie in dem ungesalzenen Boden aus unbe- kannten Ursachen ab. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass die untersuchten 3 Pflanzen- arten zu ihrem Gedeihen jedenfalls nicht besondere Mengen von Chlor- natrium nöthig haben. Unter Salzpflanzen hat man solche Gewächse zu verstehen, welche selbst einen hohen Gehalt des Bodens an Chlor metallen ertragen, wähi-end viele andere Gewächse unter solchen Verhältnissen zu Grunde gehen. Schliesslich theilt Verfasser noch einen Versuch mit, betreffend das Verhalten von Equisetum arvense L. gegen eine stärkere Dosis von Ko'chsalz. Im Mai 1868 wurden auf eine 32 DFuss grosse Fläche, auf welcher 1 bis 5 Zoll hohe Schachtelhalme in Menge standen, 4 Pfd. Kochsalz gestreut, so dass der Boden davon dicht bedeckt war, hierauf wurde sofort Wasser gegossen. Anfangs Juli war auf dieser Stelle das Equisetum nicht so zahlreich wie zuvor. Die vorhandenen, übrigens ganz normalen Exemplare wurden ausgejätet-, schon nach 8 Tagen trieb Equi- setum — wenn auch spärlicher — von neuem. Ende April 1869 fanden sich auf der gesalzenen Fläche reichlich ebenso viele Schachtelhalme wie in der Nachbarschaft. Die neuerdings angeregte Hoffnung, dass die Ver- tilgung dieser lästigen Pflanze durch wiederholtes Aufljringen von 1 ^2 Ctr. Kochsalz per Morgen gelinge, hält Verf. hiernach für illusorisch, ueber die Ucbcr die orgauischc Leistung des Kalium in der Pflanze, organische o «-^ 7 Leistung des von F. Nobbc, J. Schröder und R. Erdmann ^). Au der physiologischen ^^Pflau'ze.*^*'^ Versuchsstation Tharand wurden im Jahre 1869 Wasserculturen mit japanischem Buchweizen uud mit Sommen*oggen zum Zweck der Beant- wortung folgender Fragen ausgeführt: 1. Wie verhält sich die Pflanze in kalifreier, sonst vollständiger Nähr- stofflösung, und welches sind die Ursachen der in einer solchen Lösung eventuell hervortretenden besonderen Erscheinungen? 2. Wie verhält sich die Pflanze in Lösungen, in denen die Verbin- dungsform des Kalis eine verschiedene ist, und welches sind die Ursachen einer eventuell verschieden günstigen Wirkung des einen oder anderen Kalisalzes? 3. Vennag das dem Kali chemisch nächstverwandte Natron oder Lithion das Kali zu vertreten? ' ) Die landw. Versuchsstationeu, 13, 321 und 401 ; im Auszug auch mitgetheilt im Amtsbl. für d. landw. Vereine Sachsens 1870, 112, 130, 139. Assimilation und Ernährung. 105 Wii- referiren zunächst über die bei dieseu Versucheu befolgte Methode: Vorher in destillü-tem Wasser eiugequoUene Samen von gleichem spec. imd abs. Gewicht^) wurden in dem N ob be 'sehen Apparat zum Keimen gebracht. Die besten Keimpflanzen wurden in Korkklammern ge- fasst und — jede einzeln — in Opodeldocgläser mit destillirtem Wasser gesetzt. Nach ca. 5 Tagen wurden wieder die am kräftigsten und gleich- massigsten entwickelten Pflänzchen ausgewählt und in die Nährstoiflösungen übertragen. Die Grösse der Vegetationsgefässe wurde nach der vorhan- denen Wurzelmasse regulirt, so dass bei den am besten gedeihenden Pflanzen successiv Gläser von ^ä, 3 und 5 Liter Inhalt zur Anwendung kamen. Gleichzeitig mit dem Umsetzen in andere Gläser und ausserdem noch einige Male fand eine Erneuerung der Nährstoffflüssigkeiten statt. Diese wurden Anfangs in einer Concentration von ^2^ späterhin von 1 p. m. gegeben. Die Vegetationsgefässe erhielten ihre Aufstellung auf einem Wagen, dessen Räder auf Eisenbahnschienen ruhten. Mittelst einer Kurbel und eines Bewegungsapparates liess sich der Wagen leicht und ohne Erschütterung aus dem Vegetationshaus ins Freie und wieder zurück rollen 2). Während der Tageszeit befanden sich die Pflanzen, so oft es die Wittening gestattete, im Freien und nur des Nachts sowie bei un- günstiger Witterung standen sie im Vegetationshause. Es wurden 8 Reihen angestellt, deren Lösungen nach chemischen Aequivalenten folgendermassen zusammengesetzt waren: Salze 1— 1 'S 'S > i 05 •1 pH 'S . P5 >■ o 'S P5 > 'S P5 Chlorkalium 4 — — 1 Salpetersaures Kali — — 4 — — — Saures phosphorsaures Kali . . — — — 5 — — Schwefelsaures Kali — — — 4 — — — — Schwefelsaure Magnesia. . . . 1 1 1 1 1 1 1 1 Salpetersaurer Kalk 4 4 — 3 3 4 4 4 Chlorcalcium ; . — — 4 1 1 — — — Chlornatrium — — — • — — 4 — — Chlorlithium — — — — — 4 3 Alle Lösungen erhielten aufgeschwemmtes Eisenphosphat. Reihe L bekam ausserdem einen Zusatz von saurem phosphorsaurem Kali, Reihe VL einen solchen von saurem phosphorsaurem Natron. Die Reihen in., IV., Vn. und AT^II. erhielten Phosphorsäurehydrat, Reihe II. Chlorwasserstotf- säure in so minimalen Mengen, dass eine saure Reaction noch nicht mit voller Sicherheit erkennbar war. Bei den Roggenversuchen unterblieb die Reihe VIII. ') Beim Buchweizen war das spcc. Gewicht höher als 1,108, heim Sommer- roggen höher als 1.281 ; das Durchschnittsgewicht eines lufttrockenen Buchweizen- samens betrug ;r).f>, dasjenige eines Roggenkornes .■50,4 Mgrm. *) Diese Einrichtung wurde zuerst von II. Hellriegel 1865 in Anwendung gebracht. VAno Beschreibung des Tharander Vegetationshauses etc. findet sich in landw. Versuchsstationen H, 478. 106 Assimilutioii uud Ernährung. vcgetatious- ^ Vcff ct a tioiisversuclie mit Japanischem Buchweizen. versuche mit o i Buchweize" Bei (liescu Versuchen \Yurdeu nicht nur über den Verlauf der Vege- tation umfassende Notizen gesammelt, die gestaltlichen Verhältnisse und die Trockensubstanzen der geernteten Pflanzen ermittelt uud ihre Aschen, soweit das Material ausreichte, einer chemischen Analj'se unterworfen, — sondern es wurden auch im Anschluss an die Beobachtungen über die gestaltlichen Eutwickelungsstadieu mikroskopische Untersuchungen der sämmtlichen grünen Organe in Bezug auf Stärke vorgenommen. Der Stärkeuachweis geschah nach der J. Sachs'schen Methode: Maceriren der Schnitte in Kalilauge und in Essigsäure vor dem Einlegen in die Jodlösung. Ausserdem Avurden, um einen Einblick in das Ver- hältniss der Stärkesubstanz zur protoplasmatischen Grundmasse der Chloro- phj'llkörner zu erhalten, Blattschuitte direct (oder nach Entfärbung mittelst Alkohol) in die Jodsolution gebracht. Zur Ergänzung resp. Bestätigung der mikroskopischen Befunde, welche dieser verdienstvollen Arbeit einen ganz besonderen Werth verleihen, wurden ausser der Hauptcultur vom 7. Mai noch am 6. August mit den Reihen I., II. und IV., sowie am 19. desselben Monats mit den Reihen L, n., III., IV. und V. neue Culturen angestellt. Verlauf der Vegetation und mikroskopische Befunde. Reihe I. Chlorkalium. In dieser Nährstoffmischung, mit welcher Nobbe bereits in früheren Jahren, namentlich 1867^) die besten Resultate erzielte, entwickelten sich die Buchweizcnpflauzen der drei nach einander angestellten Culturen in normaler Weise und gelaugten zu einer den Durchschnittsertrag von Feld- pflanzen übertreffenden Fruchtliildung. Die beste Pflanze brachte 307 reife Früchte. Nur bei den Pflanzen der am 7. Mai angestellten Cultur traten gegen die Mitte des August an den Achsen zweiter Ordnung Ki'ank- heitserscheiuungen auf: In Folge von ungünstigen Temperatur- und Wit- terungsverhältnissen und von anderen noch nicht näher bekannten, die Be- fruchtung verhindernden Umständen trockneten die Blütheu ab; die oberen Blätter nahmen eine meist hellgrüne Farbe an uud rollten sich zum Theil schwach ein. Indessen setzten die Pflanzen mit erneuter Energie ihr Wachsthum fort und entwickelten gesunde und kräftige Achsen 3. uud 4. Ordnung, welche reichlich blühten uud ihre Fruchtbildung bis Ende October in befriedigender Weise zum Abschluss brachten. Die mikroskopische Untersuchung der gesunden Organe ergab folgende Resultate : Die Stärkeeiuschlüsse in den Chlorophjilkörnern der Keim- und Laubblätter waren zwar bei den einzelnen Culturcu und iu den verschie- denen Entwickelungsstadien der Pflanzen verschiedeu gross, immer aber derartig, dass die protoplasmatische — durch Jod gelb gefärbte — Grund- masse gegen die Stärke vorhciTschte. Die Achsen enthielten die Stärke vorherrschend in der Stärkeschicht. Aber auch im Rindeuparenchym und ') Jahresbericht 18G8/69, 234. Assiiiiilaiioii iiiul Ernähruiis; 107 im Mark der Internodieii fand sich Stärko, ihre Quantität nahm nach der Spitze der Aclise hin zu. In der Vegetationsspitze seihst waren in allen Stärkeschichten und parenchymatischen Geweben reichliche Mengen von zugeleiteter Stärke abgelagert. In den Stielen der Keim- und Laubblätter w'aren die die Gefässbündel begrenzenden parenchymatischen Zellen, welche man als Analogon der Stärkeschicht des Stammes ansehen kann, reichlich und gleichmässig mit Stärke erfüllt. Zur Zeit der vollendeten Fruchtreife war di(^ Stärke aus allen st ärk(^ führenden Geweben, selbst aus den Stärke- schichten des Stammes fast völlig verschwunden, die Chlorophyllkörner der Blätter zeigten nur noeli geringe Einschlüsse. Die erkrankten Yegetationsspitzeu der Achsen 2. Ordnung dagegen waren charakterisirt durch Stärkearmuth , während die Chlorophyllkörner der sich einrollenden Blätter in der Weise mit Stärke überfüllt waren, dass die letztere gegen die protoplasmatische Grundmasse vorherrschte. An den kranken Achsen erfolgte das Absterben von oben nach unten. Dass dies wirklich der Fall war und dass somit das Einrollen der Blätter als Folge der unterbliebenen Fruchtbildung aufzufassen ist, geht aus fol- gendem Experiment hervor: Einer normal entwickelten Pflanze wurden zur Zeit der Floration alle vorhandenen und später nachkommenden Blüthen genommen. In Folge dessen rollten sich die Blätter ein und zeigten sich mit Stärke, für welche keine Ableitung möglich war, überfüllt. Reihe III. Salpetersaures Kali. Die Pflanzen der Hauptcultur vom 7. Mai näherten sich rücksichtlich der Vollkommenheit des Wachsthums und der Grösse der Massenbildung am meisten der Reihe I., ohne indessen dieselbe zu erreichen. Die Achsen 2. Ordnung erkrankten ebenfalls und zwar in umfangreicherer Weise, als dies bei Reihe I. der Fall war. An den Achsen 3. und 4. Ordnung fand hier wie dort Fructitication statt. Die beste Pflanze brachte 96 reife Früchte. Die Pflanzen der ISaclizucht vom 19. August gelangten zwar zur Blüthc, aber nicht zur Fruchtbildung. Bei der mikroskopischen Untersuchung der gesunden Pflauzcntheile stellten sich folgende Unterschiede gegen Reihe I heraus: Die Chlorophyll- köruer der Blätter zeigten bedeutendere Stärkeeinschlüsse. Im Mark und iß der Rinde der Interuodien fanden sich durchgängig viel grössere Stärkemengen, als bei Reihe I. In den Vegetationsspitzen und in den ■Blattstielen war die Vertheilung der Stärke im allgemeinen eine ungleich- massige. Bei den Achsen 2. Ordnung der Hauptcultur trat, entsprechend der grösseren Intensität der Krankheit, die Stärkeüberfüllung der Blätter einer- seits und die Stärkearmuth aller übrigen vegetativen Organe andererseits noch deutlicher als in Reihe I. hervor. Reihe IV. Schwefelsaures Kali und Reihe V. Saures phosphor- saures Kali. An den Pflanzen dieser beiden Reihen zeigten sich krankhafte Er- scheinungen bereits, als eben erst das dritte Laubblatt entfaltet war; Die •inQ Assimilation und Ernährung. Internodien erschienen sehr verkürzt, die Blätter wurden dickfleischig und rollten sich nach der Unterseite hin ein. Die gebildeten Seitensprossen fielen derselben Krankheit anheim. Mit vorrückender Vegetationsdauer nahmen diese Krankheitserscheinungen zu : Die eingerollten Blätter wurden missfarbig-, es fand kein Läugenwachsthum mehr statt; die ganzen Pflanzen nahmen einen eigenthümlich „verhütteten und buschigen" Character an-, das Wurzelsystem wurde schlaff; die Vegetationsspitzen und mit ihnen die wenigen vorhandenen Blüthen trockneten ab. Rücksichtlich der Stärkevertheiluug ergab sich Folgendes: In den Chlorophyllkörnern der Blätter waren schon bei der ersten Untersuchung die Stärkeeinschlüsse gross, die Grundmasse dagegen auf ein Mnimum reducirt. Diese „Stärkeanschoppung" in den Blättern nahm weiterhin zu, und zuletzt erschienen die Chlorophyllkörner fast ganz in Stärke überge- gangen. Die Blattstiele, welche diese von Stärke strotzenden Blätter trugen, sowie die Stengelglieder bis unter die Vegetationsspitzen hin ent- hielten die Stärke in ungleichmässiger Vertheilung auf einem und dem- selben Querschnitt und wurden späterhin völlig stärkefrei. Reihe 11. Ohne Kali und Reihe VI. Ohne Kali, mit Chlornatrium. Schon in der frühesten Jugend — 10 Tage nach dem Abwerfen der Testa — unterschieden sich die Pflanzen dieser beiden Reihen von den in kalihaltigen Lösungen erwachsenden Pflanzen durch kleinere Kotyle- donen. Während des weiteren Verlaufes der Vegetation glichen die Pflanz chen in ihrem Miniaturhabitus solchen Keimlingen, welche in destil- lirtem Wasser ohne Nährstoffzusätze erzogen werden. Eine Verzweigung der Hauptachse fand nicht statt, während die Wurzeln wenigstens Fasern der 2. und 3. Ordnung im dürftigsten Massstabe trieben. Nachdem die Reservestoffe des Samenkornes verzehrt waren, wurden zunächst die Koty- ledonen, welche an gesunden Buchweizenpflanzen bis über die Blüthezeit hinaus functioniren, fleckig und starben ab. Die Pflänzchen nahmen eine gelbgrüne, später röthliche Färbung an und gingen nach und nach ohne bemerkenswerthe Massenproduction zu Grunde. Entsprechend diesem äusseren Habitus ergab schon die erste Unter- suchung so geringe Stärkeeinschlüsse in den Chlorophyllkörnern der Blätter, wie sie bei keiner der Reihen L, HI., IV. und V. beobachtet wurden. Als die Pflanzen der Normah*eihe in das Stadium der Blüthe getreten waren, zeigten sich bei Reihe H. und VI. die Internodien, Vegetations- spitzen und Blattstiele auf dem ganzen Querschnitt vollkommen stärkefi'ei, während sich in den Blättern immer noch geringe Stärkereste vorfanden. Zur Entscheidung der Frage, ob die Stärkebildung in den Blättern und damit das Wachsthum der Pflanze lediglich in Folge des Fehlens einer Kaliverbindung unterblieben war, erhielt aus den Reihen H. und VI. je eine Pflanze, welche eben das erste Laubblatt entfaltet hatte, eine Zu- gabe von Chlorkalium zu der ursprünglich kalifi'eien Lösung. Hierdurch wurde ein sofortiger Vegetationsaufschwung dieser beiden Pflanzen veran- lasst. Die bereits vor der Chlorkaliumzugabe gebildeten Organe konnten sich zwar nicht mehr erholen, die älteren Stammpartieu blieben daher dünn und schmächtig wie sie vorher waren, die Kotyledonen nebst dem Assimilation uud Ernähruu;; 109 eiuen bereits eutfalteteu Laubblatt fielen ab. Die jüngeren Stammglieder und Blätter dagegen entwickelten sich von Knoten zu Knoten immer ki'äftiger und gi-össer. Reihe VII. Ohne Kali, mit Chlorlithium. Die Pflanzen hatten bei der ersten Untersuchung ebenso wie Reihe II. und VI. kleinere Kotyledonen, welche aber bereits eine kränkliche Färbung zeigten. Nach einer Vegetation von 20 Tagen wurden die Kotyledonen fahl und fleckig und trockneten zu einer Zeit ab, als die Samenlappen der Reihen IL und VI. noch grün waren. Die Pflanzen gingen, tlie letzte nach noch nicht 60 Vegetationstagen, zu Grunde, ohne dass die geringste messbare Assimilation stattgefunden hätte. Auch eine Pflanze, welche gleichzeitig mit den beiden Individuen aus Reihe IL und VI. einen Zusatz von Chlorkalium zu ihrer Nährstoff lösung erhalten hatte, ging ein. Dass das Lithion nicht nur nicht das Kali in seinen Functionen ver- treten kann, sondern dass es vielmehr — selbst bei Gegenwart eines Kali- salzes — ein dem Pflanzenleben direct schädlicher Körper ist, wurde durch die Pflanzen der Reihe VIII.' Chlorkalium -|- Chlorlithium bestätigt. Dieselben übertrafen zwar, Dank dem Chlorkalium, in ihren Wachsthumsverhältnissen uncl in ihrer Massenproduction die Pflanzen der kalifreien Reihen, unterschieden sich aber von den Pflanzen der Normal- reihe I. in höchst erheblicher Weise. Ihre Stammachsen waren schmächtig, dünn und zart, die Blätter von fast normaler Grösse, aber bleicher Farbe, zum Theil — und dann immer nach der Oberseite hin — aufgerollt, vom Rande her abtrocknend. Eine Blüthenbildung fand nicht statt. Ernte-Resultate. Verbindungsform des a (ac a c3 EineBuchweizenpflauzeheferteimDm-chschnitt 0) i kl 'S >> 'S s :c3 I Fr leife üchte 1 'S '^ in Samma Erzieltes Multiplum desSäineu- p< Kali's IS Trocl CO g tensubs tanz 1 Trock ensabst. gewichts (= 30,6 N Crm. 1 Grm. | firm Crm. Gm,. Grm. Mgrm.) I. Chlorkalium .... 10 1,730! 10,07016,720 55 1,1100,670 20,300 663 Jii. Salpetersaures Kali . 4 1,720 6,3t)0!7,950 32 0,650 0,720 17,400 569 V. Saures phosphor. Kali 4 0.231 0,4470,842 — — 1,520 50 IV. Schwefelsaures Kali . 3 0,072 0,2010,577 — — 0,8.50 28 11. Ohne Kali .... 17 0,009 o,ooö!ü,or)0 0,067 2 VI. Ohne Kali + Chlor- natrium 8 0,009 0,0120,096 0,117 4 VJU. Chlorlithium -j- Chlor- 1 kalium 5 0,042 0,118 3,226l — — — 0,386 13 110 Assimilation und Ernährung. Proccntischer Gehalt der Trockensubstanz an kohle- und kieselsäurcfreier Asche und an Kali. Reihe Wurzeln -Lhypokotyles Glied Stengel (liez. + iJlütlieu) Blatter Reife Früchte Unreife Früchte und PYnchtansätze Asche Kali Asche Kali Asche Kali Asche Kali Asche KaU I. m. V. IV. 7,57 7,90 10,83 9,21 1,168 1,361 2,045 2,106 10,12 10,13 16,00 14,34 3,460 4,502 3,683 4,130 11,98 9,06 15,74 16,12 2.213 1,999 2,478 2,219 2,28 2,66 0,585 1,055 2,85 2,99 1,211 1,237 n. VI. vin. 9,74 21,07 17,43 Asche, 0,791 0,999 Kali 55 Von Reihe I. und III. wurden die einzelnen Pflanzentheilc mit Aus- nahme der Früchte einer vollständigeren Aschenanalysc unterworfen. Es wurden gefunden in 100 Thcilen Trockensubstanz: Reihe 1. Reihe III. Aschen- Bestandtheile. 1 'TS a ■cß-^ 3 Bemerkungen. Kali Natron .... Magnesia . . . Kalk Eisenoxyd . . Phosphorsäure Chlor Schwefelsäure 1,168 0,098 0,248 1,083 1,984 1,827 0,456 0,083 3,460 0,183 0,352 1,236 0,011 0,609 1,149 0,270 2,213 0,131 0,945 2,957 0,229 0,835 1,321 0,339 1,361 ? ? 0,754 1,827 1,924 ? ? 4,502 0,141 0,335 1,078 0,035 1,005 0,934 0,308 1,999 0,115 0,791 1,980 0,145 0,812 0,813 0,179 Der üherraschend hohe Gehalt der Wur- zeln an Eisenoxyd und an Phosphorsilure er- klärt sich ans der Un- möglichkeit, das den behaarten Wurzelfa- scrii mechanisch an- haftende Eisenphos- lihat vollständig aus- zuwaschen. Von den an diese Tabellen geknüpften Betrachtungen reproducireu wir die folgenden: 1. Die in den verschiedenen Lösungen erzielten Trockensubstanzen bilden eine Reihenfolge, welche mit dem Bau und dem Eutwickelungsgange der entsprechenden Pflanzen tibereinstimmt. 2. Der procentiscbe Aschengehalt der Trockensubstanz w'ar bei den kranken Pflanzen der Reihen IV. und V. in allen Oi-ganen höher, als bei den gesunden Pflanzen der Reihen I. und III. , ohne dass gleichzeitig in den von der Stärkeanschoppung afficirten Blättern eine Steigerung des Kaligchaltes stattgefunden hätte. 3. Eine Pflanze der Reihe II. enthielt im Mittel 0,53 Mgrm., eine Pflanze Assimilation und Ernährung 111 (Ter Reihe VI. 1,17 Mgrm. Kali — jedeufalls höchst minimale Mengen, welche mit den unvei nieidlichen Staubpartikelchcn in die kalifreien Lösungen gelangt, resp. aus den Glasgefässen aufgelöst waren. 4. Auf 1 Mgrm. Kali wurden producirt Mgrm. Trockensubstanz: 'S Wurzeln + hypoko- tyles Glied Stengel bez. + Bliitheu Blätter Keife Früchte Unreife Früchte -f Fruclit- ansätze I. m. V. IV. 87,87 73,8 48,9 47,48 28,95 22,21 32,01 24,22 45,27 50,05 40,37 44,96 171,20 94,60 82,57 80,19 n. VI. T2M 100,1 Die Antworten, welche diese Vegetationsversuche auf die Eingangs mitgetheilten drei Fragen gaben, werden von den Verfassern folgender- massen formuliii: 1. „In kalifreier, sonst vollständiger Nährstofflösung vege- „tirt die Pfanze wie in reinem Wasser. Sie vermag nicht „zu assimiliren und zeigt keine Gewichtszunahme, weil „ohne Mitwirkung des Kali's in den Chlorophyllkörnern „keine Stärke gebildet wird." 2. „Das Chlorkalium ist die wirksamste Verbindungsform, „unter welcher das Kali der Buchweizenpflanze geboten „werden kann^). Salpetersaures Kali kommt dem Chlor- „kalium am nächsten. Wird Kali nur als schwefelsaures „oder phosphorsaures Salz geboten, so entsteht früher „oder später eine sehr ausgesprochene Krankheit, welche „von einer passiven Anhäufung des Stärkmehls ausgehend, „darauf beruht, dass die in den Chlorophyllkörnern gebil- „dete Stärke nicht abgeleitet und für die Vegetation ver- „werthet werden kann." 3. „Natron und Lithion vermögen das Kali physiologisch nicht „zu vertreten. Während aber das Natron für die Pflanzen „einfach nutzlos ist, wirkt das Lithion im Zellsaft zü- „gleich zerstörend auf die Pflanzengewebe ein 2)." B. Vegetationsversuche mit Sommerroggen. Die Keimpflänzchcn wurden am 18. Mai in die Nälirstoftlösungen ge- Vegetations- setzt. In den Reihen I., III., IV. und V. kamen die ersten Aehren am versuche mit Sommer- roggen, ') Dies Resultat stimmt in sehr bemerkcnswerther Weise mit dem Er- gebuiss der von Nobl)e ül)er die physiologische Function des Chlors — Jalires- bericht 18^J5. 189. — ausgetührtcn Versuche übereiu. *) Zu demselben Resultat gelangten Rirner und Lucanus, cfr. Jahres- bericht 18GG. 174 n. 175. 112 Assimilation und Ernährung. 26. Juni zum Yorscbeiu, die Blütlie begann am 1. Juli. Die Reihen I. III. und V. ent\^^ckelten sich bis zum Schluss der Vegetation ziemlich gleichmässig. Entschieden mangelhafter gestalteten sich die Pflanzen der Reihe IV. Dieselben bildeten eine ungewöhnlich gi'osse Anzahl Sprossen, welche noch grün und lebeusthätig waren zu einer Zeit, als die in der Fruchtreife begriffenen Pflanzen der Reihen I., III. und V. zu assimiliren bereits nachgelassen resp. aufgehört hatten. Die Aehren dieser zahlreichen Sprossen erreichten nur zum kleineren Theil die Blülu^eife und lieferten, selbst wo dies der Fall war, eine verhältnissmässig geringe Körnerzahl. Die Lösungen der kalifreien Reihen 11., VI. und Vn. eiTS'iesen sich schon in der ersten Vegetationsphase , deren Schwerpunkt bei den Cerealien in der Wurzelentfaltuug liegt, untauglich und unfähig für die Ernährung der Roggenpflauze : Das Längenwachsthum der Hauptwurzeln sowohl wie der Nebenwurzeln, welche überall bis nahe zur Wurzelhaube hin durchbrachen, war höchst unbedeutend-, die Pflanzen hatten — ebenso wie die Buch- weizeupflauzen aus denselben Reihen — in ihrem Aussehen die grösste Aehulichkeit mit älteren Keimpflanzen, welche in reinem Wasser vegetirten. Bereits 12 Tage nach dem Beginn des Versuches wurden bei den Reihen 11. und vn., aber nicht bei Reihe VI., Flecken auf den Blattflächen beob- achtet. Bis Ende Juli waren die meisten Blätter in allen drei kalifi'eien Reihen vertrocknet; nur wenige Individuen brachten es bis zur Bildung einer dürftigen Aehre, und nur eine Aehre gelangfe am 31. Juli zur Blüthe, blieb aber ohne Fruchtansatz. Auch beim Sommerroggen hatte die zur Zeit der Aehrenentfaltung in den übrigen Reihen erfolgte Hinzufügung von Chlorkalium zu der Lösung je einer Pflanze der Reihen H., VI. und auch YU.. einen sicht- baren Aufschwung der Vegetation zur Folge: Bereits 2 bis 3 Wochen später hatten die neubelebten Individuen einen zweiten kräftigen Spross gebildet und erreichten, nachmals in die chlorkaliumhaltige NormaUösung verpflanzt, eine Höhe bis 65 Cm. und blühende Aehi'en bis 6 Cm. Länge. Die Pflanzen ' der kahfreien Reihen wurden bis gegen Ende August, die Pflanzen der kalihaltigen Reihen einen Monat später geerntet. Durchschnittlic he Ges taltl ildung d er R oggeupfl %nze s Halme Zahl der Ae'aren -' S -^ Befrachtete Aehren - w Verbindungsform Ifl tZ — » ^ t „ Zahl der JtS 03 des s i S :5 T 9 = - ^ M) s ^ <=> a Kalis g N Cm. .o ■r 3 Cm. e 3-^ I. Chorkalinm . . . Saures phospborsaii- 12 4,8 80,5 4,5 0,25 4 7,41 90,8 84,5 93 V. res Kali . . . . , G 5,5 78,7 4,3 0,7 16 6.07 71.0 57,7 81 III. Salpctersaures Kali 6 8.0 70,3 4,0 2,8 70 3,85 66.8 49,2 74 IV. Schwefelsaures Kali 6 10,7 61,6 2.2 6,3 286 2,02 30,5 13,0 43 Assimilation und Ernährung. 113 Ernteresultate. « Verbindungsform Parchßclinitt'ichcs Trockengewicht eiuer Pflanze ichts- kom- chts- rner ^ des 0 J3 -11« -yi f. «5 23 O u oi.'i'-' i .«-*< pH Kalis "^ Wurzeln Stroh Körner Summa ^Q occOü ■£il'll P=. Orm. Grm. Grm. Grm. Mtjrra. 3 5 fj ^ <-5 " I. Chlorkalium . . . . 12 0,3650 3,1920 1,6696 5,2266 19,8 52,3 218 V. Saures phosphorsau- res Kali .... 6 0,.50oO 3,6453 1,3047 5,4.550 22,6 35,8 227 m. Salpetersaures Kali . G 0,4428 4,1899, 1,1190 5,7517 22,7 26,7 240 IV. Schwefelsaures Kali . G 0,7840 5,21121 0,3106 6,3058 23,9 6,0 263 IL Ohne Kali .... 11 0,0103 0,0282 — 0,0385 — 1,6 VI. Ohne Kali; mit Chlor- natrium .... 6 0,0066 0,0406 — 0,0472 — 1,97 VII. Ohne Kali; mit Chlor- lithium 6 0,0062 0,0395 — 0,0457 — — 1,9 Das Ergebniss dieser Versucbe lässt sich wie folgt zusammenfassen: 1. Das Kali ist auch für die Stoffbildung der Roggenpflanze durchaus unentbehrlich und kann weder durch Natron noch durch Lithion vertreten werden. 2. Die Verbindungsform, in welcher das Kali dargeboten wird, ist von wesentlichem Einfluss auf die Vegetation der Roggenpflanze. Das günstigste Resultat ergab die chlorkalium- haltige Lösung; denn in dieser wurde das höchste Körnergewicht und das normale Verhältniss der Körner zum Stroh erzielt. Zum Schluss bringen wir eine Zusammenstellung der ausgeführten chemischen Untersuchungen. 100 Theile Trockensubstanz Reihe I.' Reihe V. Reihe HI. Reihe IV. enthielten : 'S -^ S 'S ^ 'S r^ 'S rfl N o f> Ö N d N o ä u U n ;-■ %t S 3 72 t^ ^ CO ■■o i4 w. :0 3 M :0 Asrhe . . . 11,881 9,662 2,921 14,1028,657 2,817 8.660l9,603 2,705 11,705 7,546!l,706 Kaü . . . 2,798'2,609 3,944!2,8o3'0,664 2,402 2,.593 0,727 2,7532,319 Patron . . . 0,1210,185 0,0260.045 0.019 0,134 0,1040,027 Magnesia . . V 0,312 V 0,325| 0.271 ? 0,230 Kalk . . . 1,65211.361 1,924 1,507 1,933 1,5120,957 Eisenoxjd . . 2,0030,071 1.472 0.069 0,077 2,3280,044 Phusphursäure . 3,833; 1,314 3,7.54 1,685 1,.531 3,491 1,363 Chlor . . . ? 1.036 V 0,475 0,998 ') 0,439 Schwefelsäure . 9 0,607 V 0,674 0,611 'f 0,880 Unter dem Titel „Altes und Neues aus dem Leben der Gerstenpflanze" Untersuchung ite J. Fittbogcn Untersuchungen von verschiedenen Stadien der Entwicklung^). brachte J. Fittbogcn Untersuchungen von Hordeum vulgare jn^erGersten ') Die landw. Versuchsstationen. 13. 81. Jahresbericht. 2. Abth. pflanzein ver- Die Pflanzen wurden schiedenen Wachsthums- perioden. 8 114 Assimilation und Ernährung. im Jalire 1868 nach der HellriegeTschen Methode erzogen. Es kamen Culturgcfässe mit 4 Kilo gereinigten Quarzsaudes zur Anwendung. Die Nährstoffmischung war per Topf folgende: 2 Aeq. saures phosphorsaures Kali ==■ 272,2 Mgrm. 1 „ Chlorkalium =: 74,6 „ 1,6 „ schwefelsaure Magnesia . . =:r 96,0 „ 16 „ salpetersaurer Kalk . . . =r 1312,0 „ 5 „ Eisenoxyd == 400,0 „ 10 „ Kieselsäure -— 300,0 „ Der Wassergehalt schwankte innerhalb der Grenzen von 80 — 40 pCt. der wasserhalteuden Kraft des Sandes. Am 30. April wurden in jeden Topf 18 gekeimte Körner, welche ein specifisches Gewicht von 1,19 bis 1,20 und ein durchschnittliches absolutes Gewicht von 32,3 Mgrm. hatten, gesäet. Nachdem alle Pflanzen aufgelaufen waren, wurde am 12. Mai ihre Zahl bis auf 12 in der Weise vermindert, dass jedem Indi- viduum ein möglichst gleicher Bodenraum zur Verfügung stand. Der Wagen, welcher die Töpfe trug — cfr. die vorher mitgetheilte Ai'beit von Nobbe etc. — befand sich des Tags, so oft es die Witterung zuliess, und mehrmals auch des Nachts im Freien. Ein Beregnen fand niemals statt. Die Einflüsse, welche die Grösse des Bodenraums, Art und Menge der Nährstoffe, Menge des Wassers, Qualität der Aussaat, Licht und Wärme auf das Pflauzeuleben ausüben, w^aren somit für alle Gerstenpflanzen gleich, und rücksichtlich der beiden letztgenannten Factoren wuchsen dieselben unter Verhältnissen, welche den im freien Felde stattfindenden möglichst analog waren. Die Ernte fand in 5 Perioden des Wachsthums statt: Tag der Ernte Durchschnittliche Witterungsverhältnisse Periode Luftdruck Par.Zollu. Linien Dnnst- spauuQug Par.Linien Relative Feuchtigkeit der Luft pCt. Luftwärme 0 C, Bodenwärme 0 C, Bemerkungen. 1. 2. 3. 4. 5. 22. Mai 2. Juni 16. Juni 24. Juni 16. Juli 28.1,43 28.0,52 28.0,38 28.0,37 28.0,08 3,7 4,5 4,5 4,5 4,5 59,0 63,6 66,1 64,0 66,0 18,1 19,2 18,5 19,0 18,6 18,9 20,4 19,7 20,2 20,1 DieGrannenspilzpn Iralen aus der obersten lilattsclieide hervor. Ende der Blüthe; der Kürner- ansatz halte bereits begonneu. Völlige Eeife. Die folgende Tabelle enthält die mittleren Werthe für die gestaltliche Entwicklung von je 12 Pflanzen und den Wassergehalt zur Zeit der Ernte. Assimilation und Ernährung. 115 Länge der — u Zahl d. Blätter Zahl der üiie Blatt- che (Ober- nd Unter- seite) Wasserprocenteiu den TS .2 g ~ □ Cm. s rs r/) tr p CD e er (Tl (T> m c»- H* o p Ui B Ul P' et- fO CL fS ts-C p CO ri C P o- p '=^ B 2. O aa >-s OD 5.§ O O t="0> Ct> B •= ET j5 Ct> B C» N p CD I— ' B N |g: 2.S o'O er t^ I? »1 o W »ti M ^ Ä !?! « 1 1^ > o IK- s- ~- s- Z' u si a V ö ^ ° S "2 ^ ^ -■ o 3- » o »: ? X 2. s = • er Q B> ^ c •-s . o p; . . > ^ p C 2 • 1 B B CO o oooooooo 03 H* H* Oberirdische CO CO t«COlN»OOtOO~) •^1 CO CO Organe 1— ( CD o oooooooo cc hS o Wurzeln OO-lWCObOCOO ^ oooooooo t» 05 -J im Ganzen K^ U) CO CO »f». W C;« CO 00 w oooooooo CO *. Oberirdische ov K)Co'>^Ot«tnO<0 oo *^ o O CO Organe K) CD ^ ^ o oooooooo 00 t^ ?' Wurzeln i-S h--^^COt«Corf*-U» o hS oi-'OoOH-OH- c^ o' im Ganzen CD Oteu>*-cc-aoo5 OCOOOOOO p o Oberirdische ;:; tOCASOSOlOCDOCO Oi OS Organe CO 1^ CCtO"COI>»lf-CC-J ^ o OOOOOOOO *- l— CO Wurzeln CD o o i-a>oooi-jcco^^ (O OH'OOOl-'ph' lOto'-j'i-COOiK»»-' CO io 05 im Ganzen ~ >^ o OOOOOOOO K» Körner cotou^tsotootcto p OI-iOOOOOO H' to io o to o ^ "rf^ w ^ CO CO b> 00 Stroh u. Spreu 4^ OobSÜXO^^OtCCO CD ►^ OI-COOI-OO #- ^ Oberirdische CS i-'*>.aso.oso>-aj -loo-aui'osMtoco o Organe >-ä to OiH^tO-JtOCC^CC CO CD p o p o o p p p p IC Wurzeln lO o M OtSOOOMOp VoH'l-qV'WCl'ioCO lO O Ci i». CO im Ganzen CJ1CDO-. aiH*CD-J^ *a opoopopp Ö W CJ^ ö ^- ö o to ö h-l ,«^ Körner l-OtJO-. h^CO-lKSÜ» CO 4^ ■o o w P Stroh und Spreu m K5 ^sc^co-^coC"l^.l:^ o> CD ^ O^'OOOl-'OO o-. o Cn t^ Oberirdische 'S OwlKBOii-Wt'CO [:; ►- CO Organe o' P^ o CD "U" 3*^000000 « OX *q \\ lu-zehi -^ KS oioooo*-»oo 4^ Oi UX öl '^ im Ganzen 00 9% 1^ w o ~» tt) ) Journ. f. prakt. Chemie. 18.56. 68. 21.3. 2) Das Wachsthum der Ilaferpflanze. Leipzig, F. A- Brockhaus, 1859. 198. 118 Assimilation und Eriiälirun". Es wurden pro Topf geerutet: 1. Periode. 2. Periode. 3. Periode. 4. Periode. Beginn des Seliossens; Yegetatioiiszeit -15 Tage. Ende der Bliitlie; Völlige Reife; /^ Vegetatiouszeit 38 Tage. Yegetatiouszeit 66 Tage. Tegetatiouszeit 84 Tage. Gramme : ' ü ii. ü ' i •-4 J-l »-■ '- L u c ' ^ i. iL ^ £0 so 3 a> äJ c ansgehildo 0 a = a teu Körner :3 Grm. 1- Grm. W Grm. c5 = 0 Grm. Trockensubstanz .s 3 pCt. u a u 10 ►^ pCt. pCt. 3 |ö 'S f u S -5 " Zahl der Stamraaftliseu | -' -a t. 3|| Zahl der O &J3 fco 1 5 a. a M g «1 Samen a "3 u O o e > = 1 ca a 2 In wässe- riger Xälir- stofi'lösuug ' gewachse- ne Pflanzen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 68,2 57,0 72.0 84,0 77,5 81,5 82,0 94,5 2,5 1,5 2,5 3,0 2,5 3.5 3,5 2,5 7 6 6 6 7 6 7 6 16 6 12 9 9 7 9 8 9 2 5 3 1 2 0 0 44,2 68,0 42,0 38,4 69,0 50,5 35,5 40,0 179 146 182 150 135 212 204 139 11 9 13 11 8 5 7 7 57 67 98 101 69 28 35 40 26 15 6 20 24 11 83 67 113 107 69 48 59 51 Mittel für eine Pflanze 77,1 2,7 6,2 9,5 2,8 — 168,3 9,5 — 73,2 Feld- pflauzen 1. 2. 3. 72 64 86 1,5 1,5 2,0 3 3 4 3 1 2 — ? 78 65 80 6 5 6 ? ? 43 37 49 Mittel für eine Pflanze 74,0 1,7 3,4 2,0 0 74,3 5,7 43,0 Aus dieser Tabelle ersieht man, dass die in wässeriger Nährstofflösung gewachsenen Leinpflanzen rücksichtlich ihrer gestaltlichen Entwickelung ') Vergl. Vegctationsversucbe über die Bedeutung des Kalis, von F. Nobbe, J. Schröder u. K. Erdmann. Dieser Jahresbei'icht S. 105. 126 Assimilation und Ernährung. H ►ö N Cr j; B- CO ^ c; pi j^^ w Ui I-' No. der Pflanze ö o :^ o' Q 3 JO_H- j-i O j-i o p ^^ ~0 "-J "-^I "cT! TsS "tO "kf^ 1x2 CT. tc cc :;i c; o o o iNl; CT CO ^1 ^ Oi w O O CC ;7> CJ« C7< IC o» wT Stamm und Samenkapseln c p p p p p pp "f^ IC "'.- "►— IC lO H-" lO Blätter O H^ t-^ *^ i^ tC IC ^^ f^ ^ O CSl P 00 g Asche 1) CO j; 1— — . Asche in 100 g ^^ Trocken- '"'iri Substanz ■? 5^ Trocken- g* 3 Substanz • CO 2 Asche P B Sa CO rn O CD 53 3 w. rr> crq y Cß P CR ^ o ►-S HS CO ^' 5. ^ o* CD P' P' O ^ l-S CD CD p: P- ^ i-i o p- p p- p CD P p- rn p- CD p P" p- P p- CD P P' P p: P CD P (T> P: P- P- CD O i-ä P- P" CD O ' £' t H _ P P p' rV CD iö CD o, CD <0 ^^ ^ CD CR s c« N I CD Assimilation und Krnäfiruiig 127 Wachstlium dauerudcr Pflanzen in wilsseria:en Nährstoff- wachsthum ° dauernaer l'flauzen in wässerigen Nährstoff- lüsungeu, von W. Wolf^). 1. Versuclisreilie. In feuchtem Sand gekeimte Eichenpflänzchcn, welche während einer sechsmonatliclien Vegetation in guter Erde eine Höhe von 10 bis 12 Cm., einen Durchmesser von 0,3 bis 0,4 Cm. erreicht und 4 bis 5 Blätter ge- bildet hatten, wurden vorsichtig aus der Erde herausgenommen und in destillii'tes Wasser gesetzt, worin sie innerhalb 6 Monaten ein neues Wurzelsystem entwickelten. Pflanze No. 1. blieb während ihres ganzen Lebens in destillirtem Wasser; Pflanze No. 2 wurde im zweiten Vege- tationsjahre und Pflanze No. 3 sofort in eine Nährstoiflösung translocirt, welche im Liter 0,333 Grm. Salpetersäuren Kalk, 0,166 Grm. saures phosphorsaures Kali und 0,083 Grm. schwefelsaure Magnesia enthielt. Diese Nährstofflüsung, in welcher das erste Mal noch 0,1 Grm. phosphor- saures Eisenoxyd aufgeschlämmt war, wurde öfters erneuert und während des Winters meist durch destillirtes Wasser ersetzt. Pflanze No. 2, welche im dritten Vegetationsjahre auf einem Trans- port verunglückte, hatte bis dahin eine Stammhöhe von 35 Cm. erreicht, 61 Blätter im lufttrockuen Gewicht von 6,7 Grm. und 10,8 Grm. luft- trockne Stamm- und Wurzeltheile producirt. Pflanze No. 3 besass im fünften Jahre ihres Wachsthums 46 Blätter, 5 Nebenzweige von 5 bis 9 Cm. Länge und eine Stammhöhe von 48,5 Cm. In den Vorjahren waren bereits 125 Blätter von derselben Pflanze geemtet worden. Pflanze No. 1 brachte es mit Hülfe der während ihres Wachsthums im Boden aufgenommenen Nährstoffe innerhalb 5 Jahren zu einer Stamm- höhe von 28,5 Cm. und hatte im fünften Jahre 2 Seitenzweige von 1,5 Cm. Länge, 3 grössere und 11 kleinere Blätter. 2. Versuchsreihe. Die Eicheln wurden in feuchter Luft auf Gaze zum Keimen gebracht und dann sofort in destillirtes Wasser, Brunnenwasser, resp. Nährstoff- lösung von obiger Zusammensetzung gestellt. In destillirtem und in Brunnenwasser fand inncrhall) 2 Jahren nur eine Entfaltung des Embryos zur vollendeten Keimpflanze statt und dann hörte die Vegetation auf. Von einer Gewichtszunahme an organischer Substanz war nicht oder kaum die Rede: Das in destillirtem Wasser aus einer Eichel von 2,8 Grm. er- zogene Keimpflänzchen wog lufttrocken 1,47 Grm. Ein im Brunnemvasser aus einem entschälten Samen von 2,1 Grm. erzieltes Pflänzchen erreichte ein Gewicht von 2,16 Grm. Ein anderes Brunncnwasserpflänzchen aus einer 2,3 Grm. schweren Eichel, welchem vor dem Einsetzen die Kotyle- donen genommen wui'dcn, wog nur 1,33 Grm. Ganz anders entwickelten sich die in Nährstoft'lösung gesetzten Eichen- pflänzchcn. Eines derselben ergab nach zweijähriger Vegetation ein luft- trockenes Emtegewicht von 16,25 Grm.-, die Stammhöhe betrug 35 Cm., ') Oekon. lortscbritte 1871, 150. lOQ Assimilation uud Ernährung. der untere Stammdurclimesser 0,65 Cm., die Länge der Pfahlwurzel 99 Cm. Eine andere Pflanze, welche Wolf in der Nälu-stofflösung noch weiter wachsen lässt, hatte bis zum Anfang des 5. Vegetatiousjahres bereits 107 Blätter producirt und ihr 1 Cm. starker Hauptstamm hatte 14 uud 18 Cm. lange Nebeuzweige getrieben. H. Reinsch^) glaubt, wie wir der Curiosität halber hier erwähnen wollen, den Beweis beigebracht zu haben, dass die Pflanzen den weitaus grössten Theil ihres Aschengehaltes aus der Luft hernehmen. Wer sich fui* eine Entgegnung auf diese wunderliche Behauptung interessirt, dem empfehlen wir: „Zum Trost für Ptaubbau treibende Landwirthe, von E. Peters 2). uähnmt'^'fo'ii Ueber die Ernährung von Wieseugräsern in Fluss- und Wiesen- Brunuc uwasscr , von A. Beyer^). — Auf Anregung von L. Vincent, Fluss- nnd dem Hauptveitrcter der älteren Wiesenbaumethode, stellte Verfasser während ^Wasser!" Seiner Thätigkeit an der Station Regenwalde Versuche an, welche die Beantwortung der nachfolgenden Frage bezweckten: „Sind die im Riesel- wasser gelösten Pflanzennährstoffe schon allein befähigt zur Ernährung der Gräser, oder sind darin suspendirte Stoffe nöthig, und muss der Boden, in welchem die aus dem Wasser sich ernährenden Gräser wachsen, absor- bircnde Kraft besitzen?" Diese Versuche wurden in Ziukkästen ausge- führt, deren Bodenfläche 24 1-5 Kasten I. (Guano) Kasten 11. (Knochtn- mehl) Kasten 111. (Superphos- pha.) Kasten lY. (ohne Dün- gung) Kasten I. Kasten 11. Kasten 111. Kasten IV. 1865 2,55 2,60 2,62 2,52 20,35 30,95 21,38 20,39 l.< 1866 2,50 2,55 2,60 2,45 18,16 21,37 20,97 18,53 lt67 2,50 2,50 2,40 2,45 17,00 17,00 17,70 18,30 1866 2,67 2,60 2,62 26,20 38,45 28,68 2.] 1867 2,55 2,58 2,56 17,64 23,25 22,37 1868 2,51 2,53 2,50 17,30 17,70 17,00 Der procentische Gehalt der Erbsensamen an Gesammtasche und an Phosphorsäure nahm hiernach stetig ab, wie denn die im Boden disponible Menge von Phosphorsäure und von Pflanzennährstoffen überhaupt mit jedem Jahre geringer wurde. Der hohe Phosphorsäuregehalt im ersten Jahre, dem Jahre der Düngung, lässt auf eine Luxusaufnahme dieses Aschenbestandtheiles schliessen; denn die Erbsensamen, deren Asche nur 17 pCt. Phosphorsäure enthielt, waren nicht weniger normal ausgebildet, als diejenigen, in deren Asche 38 pCt. Phosphorsäure gefunden wurden. Ein kleiner Beitrag zur Frage über die Tiefcultur, von ^j^öden^tiefe"" E. Peters^). Unter dieser Ueberschrift theilt Verfasser Culturversuche auf das pfian- mit, welche den Zweck hatten festzu.stellen, „ob und bis zu welchem Grade ^'^"h»m. ein grösserer Wachsthumsraura der Wurzeln nach der Tiefe hin die Ent- wickelung des oberirdischen Theiles der Getreidepflanzen beeinflusst". Es wurden 4 Versuchsreihen, jede zu 4 Vegetatiousgefässen, angestellt, und zwar hatten die 4 Vegetationsgcfässe der I. Keihe eine Höhe von 20 Cm , einen oberen Durchmesser von 22 Cm., einen Inhalt von 7,5 Kilo Erde, II. Reihe eine Höhe von 40 Cm., einen oberen Durchmesser von 22 Cm., einen Inhalt von 15 Kilo Erde, III. Reihe eine Höhe von 20 Cm., einen oberen Durchmesser von 33 Cm., einen Inhalt von 11,5 Kilo Erde, IV. Reihe eine Höhe von 40 Cm., einen oberen Durchmesser von 33 Cm., einen Inhalt von 23 Kilo Erde. Zur Füllung der Töpfe diente eine ungedüngte sandig-lehmige Acker- erde, welche vorher gesiebt und gut gemischt war. Trotz der auf das gleichmässige Eindi'ücken verwendeten Sorgfalt setzte sich der Boden in i) Der Landwirth. 1871. 5. 138 Assimilatiou und Ernähruug. den hohen Töpfen der Reihen IL und IV. in Folge des grösseren Druckes etwas mehr zusammen, so dass in diesen Töpfen die Höhe der Boden- schicht nicht ganz doppelt so gross war wie in den entsprechenden . nie- drigeren Töpfen. Versnchspflauze war Gerste; zur Aussaat wurden nur ganz vollkommen ausgebildete Körner benutzt. Die Zahl der Pflanzen be- trug in den kleineren Töpfen 4 resp. 6, in den grösseren 6 resp. 9. Die Gefässe wurden in einem nach der Ost- und Südseite offenen Gewächs- hause aufgestellt. Jeden zweiten oder dritten Tag wog man die Töpfe und brachte ihren Feuchtigkeitsgehalt auf 75 pCt. der wasserhalteuden Kraft des Bodens. Ausser dem Auftreten von etwas Rost auf den Blät- tern kamen keine Störungen während der Vegetation vor. Folgendes wa- ren die Ernteresultate: Reihe Topf No. Zahl der Pflanzen Producirte Körner Trockensubstanz Gramme Stroh Gesammt- ernte 1. 4 5,7 9,8 15,5 !• 2. 4 5,1 10,7 15,8 . 3. 6 5,8 10,4 16,2 4. 6 5,4 9,6 15,0 5. 4 9,8 15,0 24,8 U.< 6. 7. 4 6 8,8 8,5 17,8 15,1 26,6 23,6 8. 6 1 10,0 14,2 24,2 9. 6 8,9 13,6 22,5 m.< 10. 6 8,2 13,0 21,2 11. 9 7,6 13,0 20,6 . 12. 9 7,8 13,1 20,9 13. 6 18,1 26,6 44,7 IV. ■ 14. 15. 6 9 16,8 21,9 28,9 28,8 45,7 50,7 . 16. 9 21,5 29,4 50,9 Die vorstehenden Ernteergebnisse beweisen zur Genüge die Abhängig- keit der Erträge von der Menge resp. Tiefe des Bodens. Pro 1 Kilo Bo- den wurden durchschnittlich cii'ca 2 Grm. Trockensubstanz producu't. Die grössere Pflanzenzahl bei gleichem Bodenvolumen hatte in den meisten Fällen keine Erhöhung der Erntegewichte zur Folge, Avohl aus dem Grunde, weil die kleinere Pflanzeuzahl schon genügte, um alle Capillar- räume des Bodens mit ihren Wurzeln zu durchziehen und die assirailir- baren Nährstoffe des Bodens sich anzueignen. Assimilaüou und JOriiahruiig. 139 Ueber die Wirkung der Pflaiiztiefe auf Kuolleugewächse, vüu F. Nobbe^). 1. Versuchsreilie. Am 30. April wurden Knollen der rothsclialigen weissfleischigeu Säch- sischen Zwiebelkartottel von möglichst gleichem absolutem Gewicht und gleicher Augenzahl in 8 verschiedenen Bodeutiefen ausgepflanzt. Die Pflanz- löcher wiu'den jedesmal noch 28 Cm. über die beabsichtigte Pflanztiefe hinaus ausgegraben und ihre Sohlen mit derselben guten Ackerkrume aus- gefüllt, welche auch zur Bedeckung der Saatknollen diente. Der Ver- suchsboden w^ai- von schwerer, thoniger Beschaffenheit. Die in grösster Tiefe gelegten Knollen liefen mehrere Wochen später auf, ihre Laubspros- sen waren weniger zahlreich und weiter von einander entfernt, gelangten später zur Blüthe und blieben länger grün, als die Sprossen der flach ge- legten Knollen. Die Ernte erfolgte am 25. September mit folgenden Re- sultaten. Wirkung der Pflanztiefe der Kartoffel- knolle auf den Eruteertrag. Zahl der Gewicht Die Trockensubstanz enthielt Pflanztiefe Laub- sprossen Knollen der Knollen Grm. CO o 1-1 ►4 Protein- Stoffe stärke Cellulose Asche pro Pflanze pCt. Procente 2 bis 3 Cm. 4,9 19,6 695,4 11 9,89 80,95 5,93 3,23 9 „ 10 „ 5,7 15,7 625,9 3 9,56 81,79 5,57 3,18 18 „ 19 „ 5,7 20,0 857,2 5 10,67 82,13 4,01 3,19 28 „ 29 „ 6,5 23,0 693,5 0 42 „ 43 „ 4,0 24,5 755,0 0 11,19 81,88 4,21 2,72 56 „ 57 „ 3,5 17,5 492,5 1 11,13 82,25 3,80 2,82 84 „ 85 „ 3,0 10,0 .511,5 0 11,14 80,88 5,04 2,94 Engl. Methode 2) 3,0 10,0 430,0 0 Bei der Ernte wurden noch folgende Beobachtungen gemacht: Die Laubsprossen der tief gelegten Knollen hatten zwar längere, aber nicht zahh'eichere unterirdische Knotenglieder, als diejenigen der flach gelegten Knollen. — Die unterirdischen kuollentragenden Seitentriebe waren um so küi-zei-, je tiefer die Saatknolle gelegt war; bei der grössten Pflanztiefe lagen die Knollen dem Stamme ganz dicht an. — ' In einer mehr als etwa 57 Cm. betragenden Bodentiefe hatte überhaupt kein Knollenansatz mehi' stattgefunden-, die von Blattschuppen bedeckten Knospen waren rudimentair geblieben. — Die in den tieferen Bodenschichten entwickelten Knollen waren z. Th. etwas flach gedinickt, im Uebrigen normal. 2. Versuchsreihe. Am 11. Mai wurden in 3 verschiedenen Bodentiefen jedesmal 6 Knol- len der Sächsischen Zwiebelkartoffel, deren Gewicht zwischen 133 und ') Amtsbl. f. d. Idw. Vor. d. Königr. Sachsen. 1871. 17. ') Die Saatknollc wird nach diesem Culturverfabren in ca. 90 Cm. tiefe Giii- ben gelegt und die Erde erst nach und nach, entsprechend dem Emporsprossen der Triebe, nachgefüllt. 140 Assimilation uad Eruäkruiig. 150 Grm. schwankte, ausgepflanzt. Die ersten grünen Laubsprossen durch- brachen die Bodendecke Pflanze 1. 2. 3. 4. 5. 6. im Mittel bei einer Pflanztiefe v. 28 Cm. am 21. 19. 21. 21. 19. 21. 20,3 T. nach der Aussaat „ „ „ „ 56 „ „ 38. 38. 28. 25. 28. 28. 30,8 „ „ ,. „ „ „ „ 84 „ „ 56. 50. 50. 75. 50. 47. 54,7 „ „ „ Je tiefer also die Pflanzung, desto grössere Schwankungen im Her- vorsprossen der einzelnen Pflanzen. Während der Vegetation wurden die Versuchspflanzeu mehrmals behackt und nach Befinden etwas angehäufelt. Das oberirdische Wachsthum der am tiefsten gelegten Knollen war im Ganzen nur dürftig, die grünen Laubsprossen derselben erreichten nur eine Länge von 16 bis 41 Cm., während die Laubsprossen der flacher geleg- ten Knollen 67 bis 86 Cm. lang wurden. Bei der am 5. und 6. October vorgenommenen Ernte ergaben sich die nachstehenden Durchschnittszahlen für eine Pflanze. Pflanztiefe Vegetations- dauer vom Auf- gehen bis zur Ernte Tage Zahl der Sprossen KiioUen Gewicht der Knolle Grm. Stärke- gehalt der frischen Substanz pCt. 28 Cm. 56 „ 84 ., 127 116 93 11,7 10,1 2,9 24.0 19,5 5,3 1216 1044 102 23,65 23,16 17,23 Kranke Knollen waren nicht vorhanden. Die Sprossen entstammten zum kleineren Theil der Mutterknolle selbst; die meisten von ihnen wa- ren Zweige des unterh'dischen Theiles der Hauptstammachsen aus geringer Bodentiefe. Das Ergebniss dieser beiden, in 2 verschiedeneu Jahren angestellten Versuchsreihen lässt sich folgeudermassen zusammenfassen: Die Verlän- gerung des unterirdischen Theiles der Stammachse hat ebenso wenig eine Vermehrung der Knollentriebe wie eine Erhöhung des Knollenertrages zur Folge. Unter gleichen äusseren Verhältnis- sen geben vielmehr die aus grosser Bodentiefe emporgewachsenen Stöcke ein niedrigeres Ernteresultat, als die nach gewöhnlicher Pflanzweise geleg- ten Kartoffeln. Diese Tbatsache erklärt sich schon hinreichend aus dem verspäteten Aufgehen der tief gepflanzteu Knollen und der hierdurch be- dingten Verkürzung der Periode pflanzlicher Stoffbilduug durch die chloro- phyllhaltigen Organe. s!m"n^ ^*f Versuche über die Wirkung der verschiedenen Grösse und die Ernte. Schwero dcs Sameus einer Pflanzenart auf die Quantität und Qualität der Ernte, von Jul. Lehmann^). Von den Factoren, welche auf das Leben der Pflanzen influiren, wird die Qualität des zur Aussaat benutzten Samens häufig nicht in verdienter Weise berücksichtigt. Bei ') Zeitschr. d. landw. Ver. f. Baiern. 1871. Märzheft. Assimilation und Ernährung. 141 derselben Pflanzenart hat man einen Massstab für den Grad der Voll- kommenheit der Samen in ihrem absoluten und specifischen Gewicht, und es lässt sich von vornherein erwarten, dass die grössere Quantität von Nährstoffen, welche ein schwererer Samen der Pflanze darbietet, nicht blos auf die Periode des Keimlebens, sondern auch auf die Periode der Neubildung organischer Materie von grossem Einfluss sein wird. Um für die Beurtheilung dieses Einflusses exacte Unterlagen zu schaffen, wurden auf der Centralstation München 1869 und 70 Vegetationsversuche mit der Victoria-Erbse in einem Gartenboden ausgeführt, welcher rücksichtlich seiner Mischungsverhähnisse, seiner Bearbeitung, seines Düngerzustandes von ganz gleicher Beschaffenheit war. 1. Versuchsreihe (1869). Cultur einer gleichen Anzahl Saatkörner von verschiedenem ab- solutem und specifischem Gewicht auf gleich grossen Parcellen. Eine Portion Victoria -Erbsen wurde nach Entfernung der wurm- stichigen und zusammengeschrumpften Körner in 3 verschiedene Grössen sortirt. Es hatten 100 Stück grosse Körner ein Gewicht von 51,704 Grm., ein Volumen von 37,990 Cc; specifisches Gewicht mithin = 1,361. 100 Stück mittelgrosse Körner ein Gewicht von 41,856 Grm., ein Volumen von 30,959 Cc; specifisches Gewicht mithin = 1,352. 100 Stück kleine Körner ein Gewicht von 30,303 Grm., ein Volumen von 22,447 Cc; specifisches Gewicht mithin = 1,350. Von jeder dieser Grössen wurden auf je 100 QFuss Bair. (-=8,5 DM.) Oberfläche 528 Stück in gleicher Tiefe und gleicher Entfernung von ein- ander gelegt. Von den grossen Erbsensamen gelangten 9,1 pCt., von den mittelgrossen 9,5 pCt., von den kleinen 19,8 pCt. nicht zur Entwickelung. Die Pflanzen aus den grösseren Samen wuchsen von Hause aus kräftiger und bildeten mehr Blätter, Zweige und Blüthen, als die aus den kleinen Samen. Ueber die Quantität der Ernte giebt die nachstehende Tabelle Auskunft. Zahl Gewiclit, der gesteckten Köraer. Stück. I G I m. Zahl der zur Eiit- widkeluiig gelangten niaiizeu. Es wurden geerntet Gramme pro Parcelle: Körnor. Hülsen Stroh. pro 100 Pflanzen. pro 100 Grm. aurgegaiigeiie Samen. Körner. I II III. Grosse Körner Mittelgr. „ Kleine „ 528 528 528 273 221 160 480 1814 478 1495 423 998 437 357 180 3170 2630 1010 378 313 236 731 747 778 Wie die vorletzte Columne dieser Tabelle zeigt, verhält sich die Körneri)roduction durch eine gleiche Anzahl von Pflanzen aus grossen, mittelgrossen und kleinen Samen wie 100 : 82,8 : 62,4. Die Differenzen, welche sich aus der letzten Columne für die aus gleichen Gewichtsmengen Saatkörner producirten Körnergewichte herausstellen, finden ihre Erklärung 142 Assimilation und Ernährung. in dem ungleichen Bodenraum, welcher den Pflanzen der 3 Parcelleu zur Verfügung stand. Es betrug nämlich der durchschnittliche Bodenraum für eine Pflanze auf Parcelle I. (480 Pflanzen) 177,5 GCm. „ n. (478 „ ) 178,2 „ „ m. (423 „ ) 201,4 „ Verfasser ist der Ueberzeugung, dass unter ganz gleichen Wachs- thumsbedingungen, namentlich bei einem gleichen Bodenraum für jede Pflanze, eine gleiche Gewichtsmenge Samensubstanz, gleichgültig welche Anzahl und Grösse der Saatkörner diese in sich schliesst, den daraus hervorgegangenen Pflanzen das Vermögen der Productiou gleicher Ge- wichtsmengen von Samen ertheilt. Füi* die Praxis geht hieraus hervor, dass man nicht im Stande ist, die geringere Qualität des Saatgutes durch ein grösseres Saatquantum zu compensiren. Denn bei einem solchem Verfahren würde der Bodenraum für jede einzelne Pflanze im Verhältniss der grösseren Samenzahl eingeschränkt und hierdurch die an und für sich geringere Productionskraft der aus kleineren Körnern hervorgegangenen Pflanzen noch mehr beeinträchtigt werden. Rücksichtlich der Qualität der von den einzelnen Parcellen geern- teten Körner wurde Folgendes ermittelt: Saatgut. Zustand Grösse 1=1 der Körner unvoll- kommen aus- gebildete. Grm. voll- kommen aus gebildete. Grm. grosse- Grm. mittelgrosse. Grra. kleine, Grm. I. n. m. I. II. III. Grosse Körner . . . Mittelgrosse Körner Kleine „ Grosse Körner . . . Mittelgrosse Körner Kleine „ 73 120 135 4,0 8,0 13,5 1741 1375 863 in 96 92 86,5 387,6 351 305 Procente 22,26 25,53 35,34 770,4 659,7 317 n: 44,25 47,88 36,74 583 364,3 241 33,49 26,49 27,32 Eines Commentars bedarf diese Tabelle nicht. 2. Versuchsreihe (1870). Cultur eines gleichen Gewichtes Saatkörner von verschiedenem absolutem und specifischem Gewicht auf gleich grossen Parcellen. Von den zur Aussaat benutzten Erbsen hatten 100 Stück grosse Körner ein Gewicht von 48,958 Grm., ein Volumen von 36,0 Cc, spec. Gewicht mithin = 1,359. 100 Stück mittelgrosse Körner ein Gewicht von 35,472 Grm., ein Vo- lumen von 26,5 Cc, spec. Gewicht mithin =::= 1,338. 100 Stück kleine Körner ein Gewicht von 24,737 Grm., ein Volumen von 18,5 Cc, spec Gewicht mithin -■=. 1,337. .\ssimilatiou und T<;rnähruiig. 143 Jede der 8,5 DM. grossen Parcellen erhielt 188 Grm. Samen. Dies macht in Stückzalil für Parc. I. 384 grosse Saatkörner, von denen 6,2 pCt. „ „ n. 530 mittelgrosse „ „ „ 4,7 „ „ „ in. 760 kleine „ „ „ 10,5 „ nicht keimten, Die grosse Trockenheit im Mai und in der ersten Hälfte des Juni machte ein tägliches Begiessen nothwendig. Das Ernteergebniss findet sich in der folgenden Tabelle. Saatgut. Zahl der ge ten K Stück. Ge- wicht steck- örner. Grin. Zahl der zur Eut- wickelung gehängten Pflanzen. Durch- schnitt- liche Boden- fläche für 1 Pflanze Q.-Cin. Körnerernte Grm. p P4 pro Par- celle. pro 100 Pflan- zen. prolOOGrm. aufge- gangene Samen. I. IT. III. Grosse Körner Mittelgr. „ Kleine „ 384 530 760 188 188 188 360 505 680 235,9 168,6 125,2 2307 2224 1590 640,8 440,4 233,4 1309 1241 945 Rücksichtlich des Kürnerbildungsvermögens durch eine gleiche An- zahl von Pflanzen verhalten sich die einzelnen Grössen nach Ausweis dieser Tabelle wie 100:68,7:36,45 für ein gleiches Samengewicht ist dies Verhältniss = 100:94,8:72,7 und veranlasst ist das letztere durch den grösseren Bodem-aum, über welchen bei dieser Versuchsreihe die aus grossen Samen erzogeneu Pflanzen zu disponiren hatten. Durch die Resul- tate dieser beiden Versuchsreihen wird der bedeutende Einfluss erwiesen, welchen Grösse und Schwere der ausgesäten Samen auf die Ernte aus- üben, und es lässt sich mit Bestimmtheit erwarten, dass die grössere Sorg- falt, welche mau im Grossen auf die Auswalil des zur Aussaat benutzten Samens verwendet, sich alleraal durch entsprechende Mehrerträge belohnt machen wird. Welche Knollengrösse. und welches Saatqantum sollen wir bei Bestellung unserer Kartoffelschläge verwenden? von H. Hell- riegeP). — Verf theilt unter dieser Ueberschrift die Resultate von zahl- reichen, verschiedene Jahre hindurch fortgesetzten Versuchen mit, welche entscheiden sollten, ob der in der laudwirthschaftlichen Praxis allgemein verbreitete Grundsatz, dass mittelgrosse Kartoifelknollen sich am besten zum Saatgut eignen, eine wissenscliaftliche Berechtigung habe oder nicht. Da bekanntlich von einer und derselben Kartoffelsorte die mittel- grossen Knollen in der Regel die stärkereichsten sind, so lag die An- nahme nahe, dass man dem relativen Stärkegehalt der Saatkuolle einen Einfluss auf die Enite zu vindiciren geneigt sei. Um nun die Be- ziehungen des Stärkereichthums der Saatknolle zu Qualität und Quantität der Ernte klar zu legen, wurden vom Verfasser in den Jahren 1858 bis 60 mit 15 Kartoüelsorten Versuche ausgeführt, deren Einfluss der Grösse der Saatkartoffeln und Quantität der Aussaat auf den Knollen- ertrag, >) Amtl. Vereinsbl. für Brandenbiu-g. 1872. 33. 144 Assimilation und Ernährung. bereits früher^) mitgetheilte Ergebnisse hier uoch einmal kurz wiederholt werden. Im ersten Yersuchsjahr 1858 wurde das ganze zur Aussaat be- stimmte Quantum jeder einzelnen Sorte mittelst Kochsalzlösung in eine specifisch schwerere, d. h. stärkereichere und in eine specifisch leichtere, d. h. stärkeärmere Hälfte geschieden. Jede dieser Hälften wurde geson- dert ausgelegt, gesondert geerutet und aufbewahrt. Die Grösse jeder Par- celle in diesem wie in den beiden folgenden Jahren betrug 14,2 DM. (eine Quadratruthe), die Pflanzweite war 47 Cm. nach beiden Seiten. Zur Aussaat im 2. und 3. Versuchsjahr wurde jedesmal die Ernte des Vor- jahres benutzt und zwar in der Weise, dass von den aus stärkereicherer Saat stammenden Kartoffeln nur immer die stärkereicheren und von den aus stärkeärmerer Saat hervorgegangenen Kartoffeln nur die stärkeärmeren Knollen ausgelegt wurden. Die Resultate dieser dreijährigen Versuche sind in der folgenden Tabelle enthalten. Auf einer Fläche von 14,2 DM. wurden im Stärkereichere Aussaat Stärkeärmere Aussaat Durchschnitt von 15 Sorten geerntet Kilogrm. 1858 1859 1860 1858 1859^ 1860 Knollen überhaupt . . 18,43 10,78 11,46 17,26 9,50 11,29 Darin Trockensubstanz . 3,90 2,39 2,26 3,63 2,05 2,17 „ Stärkemehl . . 2,54 1,68 1,40 2,33 1,39 1,33 Die 3 Jahre hindurch consequent fortgesetzte Scheidung der Saat- knollen nach ihrem spec. Gewicht hatte also ergeben, dass im 3. Ver- suchsjahr die stärkeärmere Aussaat im Knollenertrag um 2,5, im Stärke- ertrag um 5 pCt. von der stärkereicheren Aussaat übertroffen wurde, und hieraus folgt, dass der Stärkereichthum der als Saatgut verwendeten Knollen ohne erheblichen Einfluss ist auf Quantität und Qualität der Ernte. Bei seinen weiteren, vielfach variirten Versuchen studirte Veif asser die Beziehungen, welche zwischen der Grösse (dem absoluten Gewicht) der Saatkuollen und der Knollenernte bestehen. 1. Versuchsjahr 1865. Knollen der sogenannten Wahlsdorfer Sorte — einer blassrothen, weissfleischigen, runden, gewöhnlich etwas plattgedrückten Varietät, Avelche grosse Aehnlichkeit mit der echten Sächsischen Zwiebelkartoftel hat — waren 1864 in 3 verschiedenen Reifezuständen geerntet worden. Jede dieser 3 Portionen ä 52 Stück wurde nach ihrem Gewicht in eine schwerere und eine leichtere Hälfte geschieden. So entstanden 6 Reihen, jede zu 26 Satzstellen. Der Flächeninhalt einer Reihe betrug 5,76 DM., der Zwischenraum zwischen den einzelnen Satzstelleu 47 Cm. Am 20. Mai wurden die Saatknolleu im Garten der Versuchsstation Dahme — einem leichten, sehr humoscn, in starker Ki'aft befindlichen, mehrere Jahre nicht gedüngten Boden — nach dem Spaten ' Amial. Ldw. Prss. 38. 108. Assimiintion und Ernälirung. 145 ausgelegt. Die Pflanzen entwickelten sich üppig. Das Anfangs October noch völlig grüne Kraut erfror in der Nacht von 6. zum 7. ejusdem. Am 11. October wurde mit folgendem Resultat eeerntet. Eeifegrad der Saat- knollen Gewicht der Saat- knolleu pro Reihe. Durch- schnittl. Gewicht einer Saat- kuolle. Pro Reihe wurden geerutet Knollen. Von einer Pflanze wurden im Durchschn. freerntet Ifnollen. Pro Hektare berechnen sich somit Knollen ausge- , ^ gewonnen leet geerntet, „ach Abzug '^ö'- der Aussaat. Ä Grm. Zahl. Grm. Zahl.l Grm. Kilogramme : 1" > unreif. . . 1123 43 486 12441 19 479 1950 21599 19649 1" 731 28 305 8630 12 332 1269 14983 13714 ga > fast reif . 1738 66 593 16077 23 618 3017 27911 24894 2" 914 35 386 12462 15 479 1587 21635 20048 3» völlig reif 1787 69 567 19365 22 745 3102 33619 30517 3" 867 33 361 12991 14 500 1505 22554 21049 Der Reinertrag von den grösseren Saatkartoffeln war hiernach um 25 bis 50 pCt. höher, als von den kleineren Saatknollen. 2. Versuchsjahr 1866. Gesunde und vollkommen ausgereifte Knollen der Wahlsdorfer Sorte wurden nach ihrem Gewicht in 6 Grössen geschieden, von Grösse 11. und in. ausserdem eine Anzahl durch Zerschneiden von oben nach unten halbirt. Am 25. Mai wurden diese verschiedenen Grössen auf einem durch Gemüsebau stark erschöpften, nicht gedüngten Gartenboden in parallelen Reihen zu 25 Satzstellen — und zwar, um den Einfluss einer etwaigen Bodenungleichheit möglichst zu eliminiren, bunt durcheinander ausgepflanzt. Die Entfernung von Pflanze zu Pflanze war dieselbe, wie im Vorjahr; jede Reihe repräsentirte mithin eine Fläche von 5,54 DM. Die anfänglich ganz normale Vegetation der Pflanzen wurde durch die vom August bis zum October andauernde Trockenheit beeinträchtigt. Ueber das Ergebniss der am 29. October vorgenommenen Ernte giebt die folgende Tabelle Auskunft. P5 Grösse Saatknollen I -^ g g i Pro Reihe "B ^^ ' wurden -g-S = ,i geerntet -p-g-^i; Knollen I. ganze Kn. 122 n. II. :il. IV. IV. V. V. VI. VI. II. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. desgl. do.sgl. halbe Kn. 97 61 41 32 17 48 26 Jahresbericht. 2. Abth. III. halbe Kn. 398 10370 16 272 I 8880; Von einer Pflanze wurden im Durch- schnitt ge- erntet Knollen Pro Hektare be- rechnen sich somit Knollen ansge- gewoii geern- lüenuach tct Alizugd. äossaat 307 322 271 248 245 254 203 171 167 195 12 11830!!/ 64(X)!! 13 5480!) .. 5730!/ " 4700 I .r. 6210 f ^^' 27.su 1 4160 1 ^ 5,').">0 7 4G60i! 8 I 186 415 414 256 224 219 139 222 5523 4373 2762 18.59 1429 758 2166 1173 18718 18691 115.52 10117 9874 6264 10018| 84121 13195 14318 8790 8258 8445 5506 78.')2! ä bD (D O O ^•^ AS o S ■■^ O ^ m öS a M pCt pCt. 1,11923,3 1,109 1,119 1,095 1,105 1,100 1,102 1,107 1,096 1,109 1,117 7239:4,105 10 20,8 23,3 17,6 19,9 18,7 19,2 20,4 17,8 20,8 22,8 19,9 23,3 22,1 17,6 19,3 jl9,8 49,3 22,8 19,9 146 Assimilation uud Ernährung. Von den grösseren Saatknollen wurden hiernach im Durchschnitt pro Pflanze mehr, grössere und im Allgemeinen stärkereichere Knollen erzielt, als von kleineren SaatknoUeu. Halbirte Saatknollen ferner lieferten fast genau denselben Ertrag, wie gleich schwere ganze SaatkuoUen (vgl. Reihe 10 mit Reihe 2 und 6-, Reihe 5 mit Reihe 3 und 7). Die letztere Beob- achtung legte die Vermuthung nahe, dass man denselben Ertrag erhalten könne, wenn statt einer grossen Kartoffel pro Satzstelle mehrere kleine Knollen ausgelegt werden, welche zusammen eben soviel wiegen, wie eine grosse Knolle. Die experimentelle Prüfung erfolgte im 3. Versuchsjahr 186 7. Boden, Bestellungsweise und Kartoffelsorte waren dieselben, wie im Vor- jahre. Jede der 22 Reihen hatte 21 Satzstellen und einen Flächeninhalt von 4,65 .D M. Die Aussaat fand am 25. Mai statt. Die im Anfang vielversprechende Vegetation wurde durch anhaltende Trockenheit im August und September zurückgehalten. Geerntet wurde, nachdem das Kraut schon Anfang September völlig abgestorben war, am 28. desselben Monats. Alles Uebrige ergiebt sich aus der folgenden Tabelle. S ö 1 1s ci ^=5 O O) S «3 -^ Ol ■■o •-I CS Durchschnittl. Ge- wicht einer Saat- knolle Pi Satzs wur ausg Sa kno 0 teile den elegt at- deu Pro Reihe wurden ge- erntet Knollen Von Pfla wurd Dui schni eru Kno einer nze 3nirQ ch- ttge- tet den Pro Hektare berechnen sich somit Knollen gcffonuen ans- nach gelegt e«^™*«* Abzug der Aussaat Grm. Zahl Grm. Ziihl r.rm. Zahl Grm. Kilogramme 6. I. 103 1 103 278 8670 13 413 4652 18645 13993 5. II. 72 72 203 5880 il2 16. 19. IL n. 72 72 72 72 268 248 8080 6875 332 3252 14970 11718 20. n. 72 72 281 7035 4. ni. 50 50 220 5360 7. 21. m. m. 50 50 50 50 204 207 6355 5870 in 302 2258 13646 11388 22.1) m. 50 50 263 7820 3. IV. 34 34 180 4510 9 215 1535 9699 8164 2. V. 26 26 215 4175 10 199 1174 8978 7804 1-^) VI. 16 16 222 4710 11 224 723 10129 9406 12.0 II. 72 2 144 405 12070 19 575 6503 25957; 19454 8. III. 50 2 100 308 8435 ! 15 402 4516 18139 13623 13. III. 50 3 150 438 11580 21 551 6774 24903 18129 17. IV. 34 2 68 295 7725 14 368 3071 16613 13542 9. IV. 34 3 102 332 7075 16 337 4606 15215 10609 14. IV. 34 4 136 420 10215 20 486 6142J21968 15826 15. V. 26 2 52 244 5545 12 264 2348 11925 9577 18. V. 26 3 78 322 7305 15 348 3523 15709 12186 10. V. 26 4 104 302 7070 14 337 4697 15204 10507 11.^ VI. 1 16 6 96 432 9790 21 466 4335 21054 16719 ^) Die Randreihen No. 1, 11, 12, 22 grenzten an gedüngtes Land und wurden in Folge dessen den anderen Reihen gegenüber begünstigt. Assimilation und Ernährung. 147 Die vorstehenden Zahlen bestätigen zunächst den Satz: „je grösser die ausgelegten Saatkartoffeln, desto grösser nicht blos die Rohernte, sondern desto grösser auch der Reinertrag nach Abzug der Aussaat." Die Betrachtung der verschiedenen Knolleugrössen giebt die Erklärung füi" diese regelmässig gemachte "Wahrnehmung. Knollen der rothen Wahls- dorfer Sorte von 25 bis 30 Gi'm. Gewicht besitzen durchschnittlich 7 bis 11 Augen; Knollen von 100 Grm. Gewicht haben 10 bis 17 Augen. Die Augen der kleinen Knollen sind klein und schwächlich und finden zu ilu-er ersten Ernährung nur eine verhältnissraässig geringe Menge von Re- servestoffen, während umgekehrt die Augen der grossen Knollen stark und kräftig sind und aus einem reicheren Nährstoffreservoir schöpfen. Im Boden treiben die kleinen Saatkartoffeln 2 bis 4 Augen zu oberh'dischen Zweigen aus; die Triebe sind schmächtig und dünn und bleiben es, wenn sie nicht durch Boden- und "Witterungsverhältnisse besonders begünstigt werden. Grosse Saatkartoft'eln dagegen entsenden 5 bis 10 von vornherein starke und kräftige Triebe nach oben. Der Verschiedenheit in der Ent- wickelung der oberirdischen Organe entspricht genau eine ebenso wr- schiedene Ausbildung des ganzen Würz eis j^stems und der unterirdischen Zweigtriebe (Stolonen), au denen der Ausatz neuer Knollen stattfindet. Die von Hause aus kräftigere Augonanlage der grossen Saatknollen erklärt es ferner, dass bei sonst gleichem Gewicht von einer grossen Knolle ein besserer Ertrag erhalten wurde, als von mehreren kleinen Knollen. Möglicher Weise konnte indessen auf dies Resultat auch die eigenthüm- liche Pflanzmethode von Einfluss gewesen sein, nach welcher 2 bis 6 kleine Knollen zusammen in eine Satzstelle gelegt wurden. Der Versuch war daher noch in der Weise zu variiren, dass man die grössere Anzahl kleiner Saatknollen' in geringen, aber gleichmässigen Abständen auf die Reihen vertheilte. Derartige Culturen wurden mit der Wahlsdorfer Sorte im 4. Versuchsjahre 1871 ausgeführt. Da die Versuche der früheren Jahre immer mehr oder weniger durch Trockenheit gelitten hatten, so wurde diesmal ein in guter Dung- kraft befindlicher, massig feucht gelegener Lehmboden gewählt. Jede Par- celle umfasste 12 Reihen; die 8 Seitem-eihen blieben bei der Ernte un- berücksichtigt, die 4 Mittelreihen dienten zur gegenseitigen Controle. Die einzelnen Reihen der Parcellen 1 bis 10 nahmen 6 DM., die Reihen der Parccllen 11 bis 13 dagegen 12 DM. ein. Die weitere Anordnung der Versuche erhellt aus der nachstehenden Tabelle. Das Jaln- 1871 war ein ausnahmsweise feuchtes, und der Boden wurde während der Vegetation der Versuchspflanzeu in nachtheiliger Weise fest. Die Ernte fiel daher nur massig aus, konnte aber doch durchaus nicht als missrathen bezeichnet werden. 10^ 148 Assfmilafion und Ernährung. Eatfem uug der . a S i|j. Pro Hektare l)ereehneii sich Knollen S ^ u ■2 13 £ ic=^1 Pro Reilie wurden geemtet Gramme Knollen !^ X = u H -*.j S-i .fcj ^ '^ 9. Mai 0,1298 0.0115 0,0434 0,1423 0,0029 0,0290 0,54 0.1404 0.0279 o.(;);i73 0.2540 0,0085 0,0291 0.87 Wurzel 0,42 Meter vom Stamm 7. l lo; Mai Mai o3 a N] o aS 10. Mai 0,1555 0,1636 0,0219 0,0332 0.06221 0,0715 0.20331 0,1922 0,0034 0,00.50 0,0424 0,0291 0,81 0,78 0,1502 0,027.2 0,0647 0,1.586 0,0067 0,0335 0,68 Das Kali ist hiernach im Safte der oberen Stammpartien und der Wurzel in grösserer Menge, als im* Safte des der Erdobei-fläche benach- barten Stammes enthalten, wähi-end für die Vertheilung von Kalk, Mag- nesia, Phosphorsäure in den oberen und unteren Stammtheilen das um- gekehrte Verhältniss gilt. II. Ahorn. Die im Jahre 1867 ausgefüluten Untersuchungen ergaben folgende Resultate: ') Unter Asche scheint der kohlensäurehaltige Glührückstand (Rohasche) verstanden zu sein. — D, Ref. 152 Assimilation uud Eruabrung. 1 Liter Saft enthielt Gramme: Bezeiclinung des Bohrloches Datum I. Stamm 0,3 Meter über der Erde 27./28.Apr. 29./30. „ 3. Mai 5. „ 7. „ 16. „ 18. „ •-1 ^ -=3 S 22,9 28.9 24.9 K 0,020.0 0,0186 0,0238 26,4' 0.0117 23,2i 0.01.-)2 19,21 0,0079 1,22 0,2708 ^ 0,0096 0,0584 1,09 0,3529 0,0040 0,0660 W Ö-3 .2 X 0,2404 0,2262 0.93; 0,3009! 0,0073; 0,0524! 0,1462 0,0050 0,0012 0,0091 0,0968 0,0646 0,0357 II. Stamm 3,3 Meter über der Erde 5. Mai 7. „ 33.9 0,0251 1,02 0,332110,0321 0,0673 0,21421 0,0112 0,0415 III. Stamm ,5,3 Meter über der Erde 5. Mai 7. „ 32,5 1,32 0,0344 0,1345 0,0182 0,0921 0,2655 0,0067 0,0973 IV. Stamm 0,25 Meter über der Erde 29. April 5. Mai 6.U.12. „ 14,91 0,0081 12,6| 0,0131 0,63 0,1661 0,0056 0,0304 0,1798 0,0019 0,0354 Wurzel 1 Meter vom Stamme 29. AprU 5. Mai 6.U.12. „ 19,31 0,(X)93 0,95 0,1857 0,0138 0,0281 0,0644 0,0025 0,0474 18,6 0,0130 Die organische Säure des Ahornsaftes ist Aepfelsäure; ihre quantita- tive Bestimmung war wegen Mangel an Material unausführbar. Die vorstehende Tabelle lehrt Folgendes: 1. Der Zucker- und Eiweissgehalt des Saftes nimmt beim Ahorn wie bei der Birke gegen das Ende der Periode ab. Diese Abnahme erfolgt aber beim Ahorn später und in geringerem Grade, als bei der Birke. 2. Der Saft des Ahorns wird um so reicher an Zucker, je höher das Bohrloch über der Erde liegt. Die Wurzel ist reicher an Zucker, als der Stamm in der Nähe der Erde. (cf. lY. und V.) 3. Eine Zunahme des Saftes an Mineralbestandtheilen gegen das Ende der Periode konnte nicht beobachtet werden-, sie sind vielmehr am Ende sogar in etwas geringerer Menge vorhanden. Die Wurzel enthält mehr Saftasche, als der Stamm unmittelbar über der Erde. Die Folgerungen 1 und 2 treten rücksichtlich des Kohrzuckers noch klarer hervor aus den nachstehenden Zusammenstellungen. 1 Liter Saft (Bohrloch 5 Meter über der Erde) enthielt während der ganzen Blutungs- Periode Eohrzucker: Datum Grm. Datum Grm. April 28. 27,4 Mai 7. 29,0 „ 29. 29,7 „ 8. 28,5 „ 30. 30,6 „ 9. 27,7 Mai 3. 29,7 „ 12. 26,4 4. 29,1 „ 13. 23,7 5. 29,0 „ 14. 20,5 „ 6. 30,2 „ 16. 21,2 •) Der Ahornsaft enthält nur Rohrzucker, welchem niemals eine andere, die Fehling'sche Kupferlösung direct reducirende Zuckerart beigemengt ist. Assimilation und Ernährung. 1 Liter Saft enthielt Gramme Rohrzucker: 153 Höhe des Bohrloches über der Erde iu Metern (Totalhöhe des Baumes = 12 Meter): Datum 0,3 1,3 2,3 3,3 4,3 5,3 6,3 7,3 8,3 9,3 April 19. 25,1 ., 20. ' 26.7 ') .. 21. 27,0 31,0 25,8 ,. 22. .. 23. „ 24. 24,4 ?2) ?3) — — „ 25. — — „ 26. — — „ 27. 20,0 29,9 25,7 26,2 25,1 „ 28. 25,8 24,9 25,8 27,3 25,7 29,7 „ 29. :j7,3 30,3 29,9 34,2 — — „ 30. 30,6 31,7 — — — — Mai 1. ?2) 9 2j — — — — „ 2. — „ 3. 24,9 29,7 — — — — „ 4. 24,6 — — — — — 5. 26,4 22,6 ?2) 32,8 27,9 33,0 28,8 „ 6. i 26,4 28,8 — — — — — ,. 7. 23,2 24,6 31,5 33,9 28,4 32,5 31,4 „ 8. 22,9 — — — — — — „ 9. 21,8 21,7 31,9 34,4 23,8 32,8 27,0 „ 10. — — — — — — — „ 11. _ — — — — — ?^) ?^) ?i) „ 12. 18,8 14,1 32,1 31,7 27,6 33,9 31,7 37,2 33,0 37,1 „ 13. 19,2 12,2 28,8 .26,4 — 31,7 — „ 14. 17,6 11,5 24,0 21,6 ?2) 27,3 28,3 „ 15. ?2j ?2) 9 2\ ?2) ?2) ?2) ?2) „ 16. 19,2 ?2) V2) 22,1 ?2j 21,2 27,9 „ 17. 19,4 „ 18. 18,3 ., 19. 17,6 Ilauptbestandtheil der Blutungssäfte ist der Zucker und gebildet wird derselbe aus der Reservestärke, deren Menge beim Ahorn bedeutender ist, als bei der Birke. In den jungen Trieben wird Zucker zur Bildung von Cellulose verbraucht, und der Zuckergehalt des Saftes ist abhängig von ') Beginn des Ausflusses, aber zu wenig zur Bestimmung. ') Zu wenig zui- Bcsimmuug. ') Bestimmung verunglückt und kein Material weiter vorhanden. — AusflusB sistirt. 1 KA Assimilation und Ernähruiig. der Knospenentwicklung. Die letztere aber macht während der Blutungs- periode bei der Birke viel weitere Fortschritte, als beim Ahorn, dessen Knospen während dieser Zeit so gut wie unthätig sind. Hieraus erklärt sich der stärkere Verbrauch von Zucker während der Blutungsperiode und der geringere Zuckergehalt im Saft der oberen, den Verbrauchsstätten näher liegenden Stammpartien bei der Birke — gegenüber dem geringeren Zuckerconsum und dem zuckerreicheren Saft der oberen Stammtheile beim Ahorn. Der Zuckergehalt im Safte eines Baumes steht also in umgekehrtem Verhältniss zur Kuospenentwickelung. Von zwei Birken, welche nur wenige Fuss von einander entfernt standen, enthielt am 6. Mai 1863 die eine 12,5, die andere 1,6,6 Grm. Zucker pro Liter Saft-, die erstere war bereits mit einer Anzahl ganz kleiner Blättchen be- deckt, die letztere besass erst eben aufbrechende Knospen. In ganz derselben Weise wie der Zucker wird auch das Eiweiss während der Frühjahrsperiode gelöst und zum Zweck der Knospenentfaltung verwendet. Die Zunahme des Birkensaftes au Aschenbestandtheilen gegen das Ende des Blutens führt zu der Annahme, dass während dieses Abschnittes bereits Miueralstoffe aus dem Boden aufgenommen, rcsp. aus einer vorher unlöslichen Form in Lösung gebracht werden. Die Wahrnehmung, dass beim Ahorn die Blutungszeit in einen frü- heren Abschnitt der ganzen Reservestoffperiode fällt, als bei der Birke, gab dem Verfasser Veranlassung zu morphologischen und mikroskopischen Untersuchungen über die Entwickelung der Ahornkuospen. Während der 1. Periode (vom 16. April bis 24. Mai), welche die Zeit des Blutens (vom 19. April bis 19. Mai) einschliesst, erfuhren nur die Blüthenknospen eine Grössenzunahme , während die Laubknospen un- verändert blieben. Eine Aenderung in der Stoffvertheilung fand nicht statt-, die stärkeleitenden Gewebe waren am Schluss der Periode ebenso reichlich mit Stärke erfüllt, wie bei Beginn derselben. Alle Gewebe waren saftreicher geworden, und bei jedem durch einen Trieb geführten Schnitt quoll Milchsaft in Menge hervor. In der 2. Periode (vom 24. Mai bis 11. Juni) fanden sehr bedeu- tende Streckungen in allen Knospentheilen statt und die Blüthenorgane erreichten ihre definitive Grösse. Am Schluss dieser Periode betrug die Länge des grössten Laubblattes aus einer Blüthenknospe am Mittelncrv 35 Mm., der zugehörige Stiel war 15 Mm. lang. Das grösste- Laubblatt aus einer Laubknospe besass am Mittelncrv eine Länge von 1 5 Mm., der zugehörige Stiel eine Länge von 6 Mm. Auch die Deckschuppeu der Blüthenknospen waren grösser, als diejenigen der Laubkuospen-, die äusscr- sten von ihnen waren vertrocknet, Blumenblätter und Staubgefässe dem Abfallen nahe. Die Stärkevertheilung im vorjährigen Triebe und der Ge- halt derselben an Gerbstoff und Eiweiss liess noch keine Veränderung wahrnehmen-, die Thätigkeit des Cämbiumriuges im vorjährigen Triebe hatte noch nicht begonnen. Der Stammtheil des Sprosses, die Laubblätter und der Fruchtknoten zeigten sich in ihren Stärkeschichten und parenchyma- tischen Geweben mit transitorischer Stärke erfüllt, während Deckschuppen, Blumenblätter und Staubgefässe, welche ihre Bestimmung erreicht hatten, Ässiniiiation iiiia l'Jrualinnig. 155 nur noch Spuren von Stärke enthielten. In allen aus der Knospe her- vorgegangenen Theilen — sowohl in den noch weiter wachsenden wie in denjenigen, Avelche ihr Wachsthum vollendet hatten — Hessen sich nicht unbedeutende Mengen von Grerbstoff coustatiren, welcher ebenso wie Cel- lulose in dieser Periode neu gebildet Avorden. Die Zuleitung von Eiweiss zu den Blätter- und Blüthentheilen war deutlich nachweisbar. Am Schluss der 3. Periode (vom 11. bis zum 22. Juni) wurde das erste Auftreten neu entstandener Stärke in den Chlorophyllkörnern der Blätter beobachtet. Mit diesem Zeitpunkt erreicht die Reservestoffperiode überhaupt ihren Abschluss und die Periode der Neubildung organischer Stoffe aus anorganischem Material nimmt ihren Anfang. Das Längen- wachsthum der Axe w'ar nahezu vollendet; Deckschuppen und Blüthen- organe der diesjährigen Knospe waren abgestorben; die Frucht hatte an- gefangen sich zu entwickeln und besass vom Ansätze des Stieles bis zur Spitze eines Samenflügels eine Länge von ca. 20 Mm.; unter dem Vege- tationskegel waren die ersten Deckschuppenkreise für die Knospe des näch- sten Jahres bereits vorhanden, während die Laubblättchen noch fehlten^ die Thätigkeit des Cambiumringes und damit das Wachsthutu in die Dicke hatte in den dünnsten Zweigen begonnen. Die Stärke war aus dem Holz und der Markkrone des vorjährigen Triebes vollständig verschwunden, wäh- rend die Stärkeschicht der Rinde noch Stärkeeinschlüsse hatte. Die Stärke im Holze — scheint es — dient vorzugsweise zur Holzbildung in dem- selben Querschnitt, wo sie abgelagert ist; die Stärke der Rinde dagegen wird zunächst zur Knospenentwickelung und dann am Cambiumringe zur Bildung neuer Rindenelemente verwendet. Im diesjährigen Spross fanden sich in bestimmten Geweben aller Organe reichliche Mengen Gerbstoff, während der Gerbstoffgehalt des vorjährigen Triebes bis zum Schluss der Reservestoffperiode keine Verminderung erfahren hatte. Es war also, wie sich bereits am 11. Juni herausstellte, Gerbstoff neu gebildet worden, und hieraus folgt, dass derselbe kein Reservestofl' sein kann. Gegen die An- nahme aber, dass der Gerbstoff ein Auswurfstoff sei, spricht die That- sache, dass derselbe gerade in den noch lebhaft functionirenden Zellen auftritt. Ueber die Lösungsvorgänge der Reservestoffe in den Höl-^f^^gJ^^'^^g^"; zern bei beginnender Vegetation, von 0. Reichardt^). Rücksicht- ge der Re- sprvestoffe in lieh der Untersuchungsmethode , welche Verfasser bei dieser bereits im den Höizem Herbst 1866 begonnenen und bis 1871 fortgesetzten Arbeit befolgte, so- ^";^^^f^'°^^- wie in Betreff" der speciellen Beläge verweisen wir auf das Original und "«n. geben in Folgendem eine Uebersicht der Resultate, geordnet nach den Fragen, deren Beantwortung bezweckt wurde. „1. In welche Gewebe und Holztheile des Zweiges lagert sich bei den verschiedenen Holzgewächsen die Stärke ab, und zu welcher Zeit der Vegetation beginnt ihre Ablagerung?" Als mittlere Zeit, in welcher bei unseren einheimischen Hölzern die Stärke- ablagerang beginnt, kann man die erste Hälfte des Monats Juni annehmen. Am spätesten, nämlich Ausgangs Juli bis August, erfolgt die Wiederan- ') Die landw. Versuchsstationen. 14. 323. ■jKg Assimilatiüti und Ernährung. sainmluug der Stärke bei deu Papilionaceeu, z. B. bei Robinia Pseudacacia und Cjtisus Laburnum. Bei den letztgeuauuteu beiden Baumarten, von welchen ganze Exemplare untersucht wurden, zeigte es sich, dass die Ab- lagerung der Stärke in den Wurzeln ihren Anfang nimmt und von da aus im Stamme nach oben hin weiter fortschreitet, bis sie zuletzt auch in den Zweigen auftritt. In den jungen Blättern bildet sich die erste Stärke in den Schliess- zellen der Spaltöffnungen-, nach Ausbildung der Blätter kann man sie in den Blattstielen nach abwärts weiter verfolgen. Bei den jungen und so- dann auch bei den mehrjährigen Zweigen beobachtet man die erste Stärke in der Fände und zwar in denjenigen Eindenparenchymzellen, welche die Bastbündel nach aussen begrenzen und dieselben liugsum im ganzen Zweige umschliessen. Später tritt Stärke auch ausserhalb dieser Zellschicht auf, noch später in den Markstrahlen der Binde und endlich in der ganzen Rinde. Nach Abschluss der Vegetation im Spätherbst findet man bei deu meisten Hölzern Stärke im Marke und in den Markstrahlen, bei anderen auch zugleich in den Holzparenchymzellen. „2. Findet die Lösung der Stärke schon nach dem Ein- tritt des Saftes in die Pflanze, vor Beginn der Vegetation, statt oder steht sie in einer abhängigen Beziehung zu der letz- teren?" In Wurzeln (von Morus alba, Acer Pseudoplatanus, Salix vitel- liua) und knospenlosen Zweigen, welche Verfasser mit dem einen Ende in Wasser steckte, löste sich keine Stärke. Ihre Lösung in den Zweigen beginnt erst mit dem Anschwellen und Aufbrechen der Knospen. „3. In welchen Geweben und Theilen des Zweiges beginnt die Lösung der Stärke bei eintretender Vegetation und wie schreitet dieselbe weiter?" Sobald die Vegetation erwacht ist, beginnt die Lösung der Stärke in den Zweigen und ungefähr zu gleicher Zeit auch in den Wurzeln. In den letzteren scheint sie jedoch langsamer als in den Zweigen fortzuschreiten und von der Spitze aus zu erfolgen. So- wohl bei Zweigen, welche während des Winters im geheizten Raum in Wasser gestanden und dort Blätter, neue Zweige, resp. Wurzeln getrieben hatten, wie zur Frühjahrszeit bei Zweigen von im Freien befindlichen Bäumen wurde beobachtet, dass eine grössere Menge transitorischer Stärke in der Rinde sich ansammelte und zwar die grösste Menge in der Rinde des Knotens auf derjenigen Seite, auf welcher die Knospe sich befand. Soweit die vegetativen Knospen sich erstrecken, tritt die Lösung der Stärke im ganzen Zweige gleichzeitig ein; sie vollzieht sich aber in den einzel- nen Theilen des Zweiges ungleichmässig, insofern man in den Knoten nicht eher eine Abnahme der Stärke bemerkt, als bis dieselbe aus den Internodien fast vollständig verschwunden ist. In den verschiedenen Ge- weben schreitet die Lösung der Stärke ungleichmässig fort: In der Mehr- zahl der beobachteten Fälle fand ihre vollständige Auflösung zuerst im Holzparenchym und in den Holzfasern, darauf abwechselnd bald in der Markscheide, bald in den Markstrahlen oder in beiden Gewebstheilen zu- gleich statt. Vollständig verschwand die Stärke zuerst in den einjähi'igen, darauf in den zweijährigen Zweigen u. s. w. Zwischen deu abgeschnittenen Zweigen, welche in Wasser Wurzeln Assimitati'in und Kniährung. 157 bilden (Salix und Populus) und denjenigen, bei welchen dies nicht der Fall ist, wurde riicksicbtlicb der Lösuugsvorgäuge der Stärke kein Unter- schied coustatirt. In Betreff der Lebensdauer der in AVasser gestellten Zweige wurde beobachtet, dass die bewurzelten Zweige bis zum Herbst fortvegetirten, während die jungen Triebe von unbewurzelten Zweigen kurze Zeit, nachdem die Reservestoffe der letzteren aufgezehrt waren, abstarben. „4. Wie verhalten sich diejenigen Pflanzen oder Pflanzeu- theile, in welchen sich den Winter hindurch gar keine oder nur sehr wenig Stärke vorfindet, gegenüber denjenigen, bei welchen sich Stärke in grösserer Menge abgelagert hat?-' Bei einem Exemplar von Salix fusca, sowie bei mehreren Exemplaren von Tilia Europaea und Betula alba konnte im Februar keine Spur Stärke nachgcAviesen werden. Als Zweige von diesen Bäumen in Gefässe mit Wasser gesteckt wurden, welche in einem warmen Räume standen, zeigte sich in ihnen bereits nach einigen Tagen Stärke. Die Menge derselben in den stärkeführenden Zellen dieser Zweige nahm hierauf von Tag zu Tag zu. Dieselbe Erscheinung wurde an denselben Bäumen auch nach eingetretenem Saft im Frühjahr Avahrgenommen. „5. Wie weit vermögen die Zweige mit ilirem Vorrath an Reservestoffen Blätter und junge Zweige zu entwickeln?" Eine grössere Anzahl Zweige von Tilia Europaea und Fagus silvatica wurde am 15. April 1871, zu welcher Zeit die Knospen sich noch nicht verän- dert hatten, an einem völlig dunkeln Ort in Wasser gesetzt. Am 9. Juni war sämmtliche Stärke aufgezehrt. An den Lindenzweigen hatten sich über 1 Cm. lange Blätter und bis 8 Cm. lange junge Zweige gebildet-, die Blätter der Buchenzweige besassen eine Länge von ca. 4 Cm. Aehnlich verhielten sich Zweige von Corylus Avellaua, Salix alba u. s. -f. Dem Lichte expouirt starben die im Flüstern gebildeten Blätter zum grösseren Theil ab-, einige dagegen wurden durch Bildung von Clilorophyllkörnern ginin, und bei diesen wurde die erste Stärke wieder in den Schliesszellen der Stomata wahrgenommen. lieber drei verschiedene Vegetationen einer und dersel- ve-euti^ns- ben Hyacinthenzwiebel, von ChevreuP). Die Zwiebel einer dop- erscheiuun- J ' / -^ geu einer pelten, rothblühenden Hyacinthe wurde in 3 auf einander folgenden Jah- Hyacinthen- reu, sobald die erste Knospe erschien, in ein mit Seinewasser gefülltes Gefäss gesetzt und bei diesen 3 Vegetationen Folgendes beobachtet: Die 1. Vegetation umfasste einen Zeitraum von 120 Tagen: ultimo December 1867 bis 1. Mai 1868. Nach 34 Tagen erschienen Blüthen- knospen, welche den Blüthenstiel verdeckten. Allmälig kam der letztere zum Vorschein, die Knospen erblühten. Die Blüthen erhielten sich 20 Tage, während der Stiel nach 86 Tagen noch unverwelkt und 12 Cm. lang war. Erst 74 Tage nach dem Einsetzen der Zwiebel, als die Blu- men bereits vollkommen verwelkt waren, erschienen die Laubblätter, sie erhielten sich grün bis zum Ende des Versuches, das grösste von ihnen erreichte eine Länge von 14 Cm. Während der ganzen Vegetation hatte die Zwiebel nicht ein einziges Würzelchen entwickelt. Zwiebel. 1) Compt. rend. 1871. 7'i. 431. Igg Assimilation und Ernährung. Die 2. Vegetation dauerte vom 10. October 1868 bis zum 1. März 1869, also im Ganzen 141 Tage. Bereits am 7. Tage brachen Wurzeln, 20 an der Zahl, hervor und zwar nicht aus der Peripherie der Zwiebel- scheibe — wie dies Regel ist — , sondern aus dem Inneren derselben. Am 20. Tage fingen die Laubblätter an sich zu entwickeln, vom 50. Tage an begann der Blütheustiel zu wachsen und nach 113 Tagen erschien noch ein zweiter Blüthenstiel. Am Schluss des Versuches waren die Laub- blätter noch schon grün, das längste mass 32 Cm. Ebenso waren die beiden Blüthenstiele noch grün und hatten eine Länge von 35 resp. 40 Cm. erreicht. Die 3. Vegetatfon dauerte vom 1. Februar bis incl. 20. April 1870, mithin im Ganzen 79 Tage. Erst nach 25 Tagen machte sich die Bil- dung von Laubblättern bemerkbar, nach 38 Tagen kam der Blüthenstiel zum Vorschein. Die Blüthe begann am 47. Tage und währte 2 Wochen. Der Blütheustiel wurde nicht länger als 5,5 Cm. und welkte am 66. Tage nach der Immersion der Zwiebel. Am Schluss des Versuches waren die Laubblätter im Absterben begriffen, das längste hatte 15,5 Cm. Eine Wurzelbildung fand ebenso wenig wie in der ersten Vegetation statt. Die 3. Vegetation w'ar also abnorm wie die erste, unterschied sich von der letzteren aber dadurch, dass die Blätter vor dem Blüthenstiel erschienen und sich verhältnissmässig viel besser als dieser entwickelten, sowie ferner dadurch', dass Blätter, Blüthenstiel und Blüthen merklich küi'zere Zeit lebten, als dieselben Organe der 1. Vegetation. Diese Beobachtungen zeigen, wie die Production von Blüthen- stieleu und Blättern unter Umständen allein durch Imbibition von Wasser, ohne Mitwirkung der Wurzelkraft ermöglicht wird. ueber das Vcrsuchc Über das Welken der Pflanzen, von Ed. Prillieux^). Wellien der ' ■* Pflanzen. — Wclkc Pfiauzentheile wurden, nachdem ihre Schnittflächen verkittet w'aren, gewogen, hierauf unter einer grossen Glasglocke in einer mit Wasser- dampf gesättigten Luft aufgehängt und nach einiger Zeit wieder gewogen. Versuch I: Fünf völlig welke Blätter von Malva silvestris mit Blatt- stielen w^ogen 5,98 Grm. Nachdem sie sich 3 Tage unter der Glocke befunden und ihre Turgescenz wieder erlangt hatten, wogen sie nur noch 5,58 Grm. Versuch 11: Ein junger Stengel von Campanula Trachelium war in der Sonne gänzlich welk und so schlaff geworden, dass seine Spitze unter dem Einfluss der Schwerkraft senkrecht herabhing. Nachdem dieser Stengel in die feuchte Atmosphäre gebracht war, zeigte sich bereits am folgenden Tage der herunterhängende Theil aufgerichtet und in fast horizontaler Lage, erhob sich darauf immer melir und stand schliesslich vertical. Unter denselben Verhältnissen richteten sich junge Inflorescenzen von Solidago canadensis — wenn auch weniger vollständig — wieder auf. Sie wogen bei Beginn des Versuches, als sie schlaff herunter hingen, 4,53 Grm. und am Schluss des Versuches nur noch 4,15 Grm. Versuch III: Eia junger Zweig von Sambucus nigra mit 3 Blatt- paaren wog in sehi' welkem Zustande 16,60 Grm. In der feuchten Luft ') Compt. rend. 1870. 71. 81. AssimihUioii unci Eniähriiiig. 159 gewann er langsam ein wenig Frische. Nacli Yerlauf von 5 Tagen hatte sicli das oberste Blattpaar nebst der Stammspitze wieder aufgerichtet, während die unteren Blätter zwar hinreichend frisch, aber nicht aufge- richtet waren. Der Zweig wog jetzt nur 15,60 Grni. Versuch lY: Ein kräftiger Trieb von Mercurialis annua, welcher sehr welk und so schlaff war, dass seine beiden Enden senkrecht von jeder Seite des Trägers, an dem man ihn befestigt hatte, herabhingen, wog 3.85 Cxrm. Unter die Glocke gebracht zeigte sich die Pflanze bereits am nächsten Tage fester, nach 2 Tagen hatte sie sich yoUstäudig aufgerichtet, und ilu-e Blätter hatten wieder ein frisches Aussehen. In diesem Zustande wog sie 3,77 Grm. Versuch V: Ein sehr starker Stock von Pari etaria officinalis welkte in der Sonnengluth; der obere, noch zarte Theil des Stengels hing ohne Stütze der Schwere folgend herab. Gewicht = 5,65 Grm. In feuchter Luft aufgehängt erschien er vom dritten Tage an weniger welk, und am vierten Tage befand sich der Stengel beinahe völlig wieder in seiner nor- malen Lage, die Blätter waren emporgerichtet, straff und frisch. Das Ver- suchsobject hatte jetzt ein Gewicht von 4,78 Grm. In allen diesen Versuchen wurde ein Gewichtsverlust während des Aufenthaltes in der mit Wasserdampf gesättigten Luft coustatirt. Eine Absorption von Wasserdampf hatte somit nirgends stattgefunden, und in der Wasseraufuahme von aussen war nicht der Grund zu suchen, weshalb die jüngsten Pflanzentheile ilu-e Festigkeit und Frische wieder erlangt hatten. Bei aufmerksamer Betrachtung wurde wahrgenommen, dass sich die unteren Stengelpartien zusammengezogen und unter Aufgabe der ursprüng- lich cylindrischen Form abgeplattet hatten. Das Ende des Stengels hin- gegen in einer Länge von ungefähr 8 Cm. bis zur Vegetationsspitze hatte seine cj-lindrische Form bewahrt. Hier fehlte es also nicht an Wasser, und die jüngsten Theile hatten ihre Festigkeit und Turgescenz wieder erlangt nicht durch Wasserabsoii^tion aus der feuchten Luft, sondern durch das Wasser, welches die älteren Theile an sie abgegeben hatten. Dies Resultat steht in Einklang mit den Erscheinungen, welche Nägeli an der Kartoffelknolle beobachtete. Lässt man nämlich eine frische Kar- toffel an der Luft liegen und Wasser verdunsten, so werden erst die der Basis zunächst befindlichen Theile weich und runzlig, während die obere Hälfte noch fest und glatt ist. Schliesslich wenn die übrige Knolle be- reits fast trocken ist, hat der Terminaltrieb noch ein turgescentes Ge- webe und eine glatte Oberhaut. Auch hier findet also eine sehr deut- liche, von unten nach oben gerichtete Wasserströmung statt. — Ueber den Einfluss einiger Bedingungen auf die Transpi- ration der Pflanzen, von J. Baranetzky ^). — Zu den im Sommer e^^a 1871 ausgeführten Versuchen dienten theils kräftige, in Glastöpfen vege-s«B«'d>''g"."- tirende Kürbispflanzcn, theils abgeschnittene und in Wasser gestellte Zweige, x^ansp'i'-ation Die Verdunstung durch die Oberfläche des Bodens resp. Wassers war aus- ''*'' p^*"^^"'' Ueber den iiss eini- ') Botan. Zeitung. 1872. 65. aV>. 97. ir.Q Assimilation und Ernährung. geschlossen. Bei den Kürbispflanzen wurde die Erde vor Beginn des Ver- suchs so stark begossen, dass sie am Schluss desselben noch feucht, eine Beeinflussung der Resultate durch den Feuchtigkeitsgrad des Bodens also nicht zu befürchten war. Lufttemperatur und psychrometrische Differenz wurden in unmittelbarster Nähe der Versuchspflanzen beobachtet. Die Bestimmungen des verdunsteten "Wassers geschahen durch möglichst häu- fige, zuweilen alle Viertelstunde wiederholte Wäguugen. Hierbei stellten sich gleich im Anfange auffallende Schwankungen in der Transpiration heraus, obgleich während der kurzen Zeit zwischen den einzelnen Wägun- gen die atmosphärischen Bedingungen unverändert geblieben waren. Directe Versuche ergaben, dass diese Unregelmässigkeit in der Transpiration durch die beim Transport der Pflanzen zur Wage unvermeidlichen Erschütterun- gen veranlasst wurde. Der Einfluss der Erschütterungen auf die Wasser Verdunstung äusserte sich in der Weise, dass unmittelbar nach stattgehabtem Stoss eine Steigerung der Transpiration eintrat, hierauf eine Verminderung derselben folgte und bei mehrmals wiederholter Erschütte- rung die Verdunstung für einige Zeit gänzlich aufliörte. Die Erklärung, welche Verfasser für diese Erscheinung giebt, ist folgende: „Die prall mit dem wässerigen Zelliuhalt gefüllten, mit elastischen Wänden versehenen Zellen des Blattparenchyms gerathen bei einem Stoss auf die Pflanze in unregelmässige, zitternde Bewegungen, wobei die Intercellulargänge stellen- weise comprimirt ■ werden und einen Theil der in ihnen enthaltenen, mit Wasserdampf geschwängerten Luft ausstossen müssen. Im folgenden Augen- blick aber muss die letztere durch frische atmosphärische Luft sofort er- setzt werden. Darum wird auch in der darauf folgenden Zeit, so lange die erneuerte Luft der Intercellularräume noch nicht wieder einen gewissen Grad der Sättigung mit Wasserdämpfen erreicht hat, die Transpiration beträchtlich herabgedrückt. Bei fast unaufliörlichen Stössen und Erschütte- rungen, welchen die Pflanzen und die besonders leicht beweglichen Pflau- zenblätter von den Winden ausgesetzt sind, kann sich die Luft der Inter- cellularräume der Blätter beständig und vollkommen erneuern. Es ist das vielleicht einer der nicht unwichtigsten Umstände, welche das immer so entschieden bessere Gedeihen der im Freien stehenden Pflanzen bedin- gen." — Um den Einfluss der Erschütterungen zu eliminiren, liess Ver- fasser die Versuchspflanze fortwälu'end auf der Wage stehen und fühlte die Wägungen selbst mit möglichster Vorsicht aus. Aber auch bei dieser Methode, den Wasserverlust zu bestimmen, zeigte es sich, dass ungeachtet des Gleichbleibens aller übrigen Factoren die Transpiration anfänglich schnell, dann langsamer abnahm und sich erst wieder steigerte, als die Wägungen räch längeren Pausen vorgenommen wurden. Hiernach hatten auch die schwachen Erschütterungen bei dem jedesmaligen Wägen eine Depression der Verdunstung zur Folge. Die Wirkung schwacher Erschütte- rungen auf die Pflanzen untei'scheidet sich indessen wesentlich von der- jenigen heftiger Stösse: Durch die ersteren wird höchst wahrscheinHch eine Störung im Gleichgewicht der Gewebespannungen sowie eine Verengerung der Spaltöffnungen bewirkt und hierdurch die Transpiration beschränkt. Die von dem Verfasser über die Wirkung der Beleuchtung auf die Transpiration angestellten Versuche ergaben im Allgemeinen eine Assimilalion uud Eruülirunp IGl Bestätigung der herrschenden Ansicht, wonach die "Wasserverdunstung durch die Pflanzen im Licht viel stärker und abhängig ist von der Intensität des Lichtes. Aber die Beziehungen zwischen Beleuchtung und Transpi- ration waren bei derselben Pflanze unter Umständen sehr verschieden. Wurde nämlich die Beleuchtung in kurzen Intervallen mehrmals gewechselt, so beobachtete man, dass die Unterschiede in der Wasserverdunstung immer kleiner wurden. Die Empfindlichkeit der Pflanze gegen Lichtreizungen vermindert sich also; sie wird schliesslich ganz aufgehoben, wenn diese Reizungen sich oftmals wiederholen. — Es wurde ferner wahrgenommen, dass der plötzliche Uebergang vom Licht zur Finsterniss oder umgekehrt eine stärkere Reizung ausübt, als das Verweilen selbst im Licht oder im Finstern. Nur in einzelnen Fällen erwies sich das Licht ganz indiiferent, so dass die Wasserverdunstuug im Licht und im Dunkeln gleich blieb, und zweimal wurde sogar die Beobachtung gemacht, dass die Transpiration im Finstern stärker war, als im Licht. — Die Ursachen dieses verschie- denen Verhaltens einer und derselben Pflanze gegen Lichtreizungen sind jedenfalls in der Pflanze selbst zu suchen. Man hat hier zunächst dem Alter der transpirirendon Organe Rechnung zu tragen: Vollkommen ent- wickelte, ausgewachsene Blätter scheinen ohne Ausnahme im Licht stärkei', als im Finstern zu verdunsten-, unempfindlich gegen Licht zeigten sich durchschnittlich Blätter, welche zwar schon entwickelt, aber noch nicht völlig ausgewachsen waren; in den beiden Fällen, wo eine stärkere Transpi- ration im Finstern constatirt wurde, waren die Blätter noch ganz jung. Indessen ist das Alter der Blätter nicht die einzige Bedingung, welche das Verhalten der Blätter gegen das Licht bestimmt; die Erforschung der übrigen hier zusammen wirkenden Factoren muss ferneren Studien vorbe- halten bleiben. — "Wie viel Wasser beanspruchen unsere Getreidearten zur Ueber den Production einer vollen Ernte? von H. HellriegeH). Auf der der* Cereaiien. Station Dahme sind seit einer Reihe von Jahren Versuche über das Was- serbedürfniss und die Wasserverdunstung der Getreidearten, speciell der Gerste ausgeführt worden, deren wichtigste Resultate vom Verfasser kurz mitgetheilt werden. Versuche vom Jalire 1867. Gleich grosse Culturgefässe wurden mit Quarzsand gefüllt, demselben die erforderlichen Pflauzeunährstofi'e zugesetzt uud je 4 dieser Gefässe mit Sommerroggen, Sommerweizen und Hafer angesät. In Gefäss No. 1 wurde der Sand sehr feucht, in No. 2 massig feucht, in No. 3 ziemlich trocken, in No. 4 sehr trocken erhalten. Producirt wurden Gramme Trockensub- stanz : ') Amtl. Vereinsbl. f. d. Mark Brandenburg. 1871. 60. Jahresbericlil. 2. Abth. H 162 Assimilation und Ernährune 1 Bodeiifeuclitigkeit in Procenten der wasserlialteiiden Kraft des Sandes Weizen Roggen Hafer O CO d Gesammt- ernte Körner Gesammt- ernte Körner Gesammt - ernte Körner 1. 2. 3. 4. 80 bis 60 60 bis 40 40 bis 20 20 bis 10 34,685 31,693 23,480 9,768 11,420 10,298 8,425 2,758 26,718 25,478 19,860 12,146 10,323 10,351 8,080 3,876 27,633 24,846 19,595 5,988 11,853 10,911 7,810 1,798 Versnobe mit Gerste vom Jabre 1870. Bei den vorstehend mit geth eilten Versuchen, welche, mehrere Jahre wiederholt, stets dieselben Resultate ergaben, wurde die Bodenfeuchtigkeit innerhalb bestimmter Grenzen erhalten, ein Begiessen fand erst statt, so oft die Minimalgi'enze nahezu erreicht war, und bei anhaltend hoher Luft- temperatur kam es einige Male vor, dass der Wassergehalt des Sandes etwas unter das beabsichtigte Minimum herabsank. Es erschien deshalb zweckmässig, das Begiessen in der Weise zu reguliren, dass den einzelnen Vegetationsgefässen am Abend jedes Tages so viel Wasser zugewogen wurde, wie sie den Tag über verdunstet hatten. Die nachstehende Tabelle bringt die Resultate, welche nach diesem Verfalu'en mit Gerste erzielt wurden. No. Bodenfeuchtigkeit. Trockensubstanz des Gefässes in Procenten der Gramme : wasserhaltenden Kraft des Sandes Gesammt- ernte Körner 1. 80 19,693 8,767 2. 60 22,763 9,957 3. 40 21,760 10,507 4. 30 17,194 8,697 5. 20 14,620 7,748 6. 10 6,303 3,287 7. 5 0,123 — In der äusseren Erscheinung der unter fortwäln-endem Wassermaugel aufwachsenden Pflanzen (Nr. 5, 6, 7) fand sich kein Merkmal, welches dieselben vor den unter normalen Feuchtigkeitsverhältnissen vegetii'euden Individuen gekennzeichnet hätte. Keine Pflanze welkte; alle waren viel- mehr straff und turgescent, die Durstpflanzeu selbst noch dunkler grän, als die anderen; die Vegetationszeit war für alle Pflanzen von gleich lau- ger Dauer. Der Einfluss der Trockenheit äusserte sich eben in der bei der Ernte zum Ausdi'uck gelangten Weise, dass zunächst weniger Wur- zeln, später weniger Blätter, Halme und Körner gebildet wurden, dass also eine weniger intensive Neubildung organischer Substauz stattfand. lu welchem Grade sich die Pflanzen schon zur Zeit ihres Keimlebeus dem gegebenen Feuchtigkeitsgehalte des Bodens accommodiren, lehrt folgende Beobachtung: Ein Gefäss wurde mit angekeimten Gerstenkörnern besät, mit äusserst wenig Wasser begossen und das durch den Boden verdunstete Assimilation uud Eriiüliruiip 1G3 Wasser von Zeit zu Zeit ersetzt. Nach 6 Woclieu hatte noch keines der gesäten Körner die Erdobertiäche durchbrochen, und in der Meinung, dass die Saat verdorben sei, sollte dass Gefäss weiterhin zur Ermittelung der durch den unbewachsenen Boden stattfindenden Verdunstung verwendet werden. Als zu diesem Zweck dem Gefäss ein grösseres Wasserquantum zugewogen wurde, liefen schon am Morgen des nächsten Tages die jungen Pflanzen freudig auf. Die Gerstenkörner waren also während der langen Dursti)eriode nicht zu Grande gegangen, sondern hatten ihr Keimleben fortgesetzt, ohne indessen weiter, als unmittelbar unter die Bodenobci-fläche vorzucb'ingeu. Bei der besclu-iebenen Einrichtung der Versuche waren die Pflanzen von ihrer früliestcn Jugend an bis zum Schluss der Vegetation fortwährend einem gleichmässigen, mehr oder weniger grossen Wassermangel ausgesetzt. Dieser Fall kommt in der Natur nicht vor-, die im Freien wachsenden Pflanzen haben vielmclu* zeitweise Ueberfluss von Bodenfeuchtigkeit und dann wieder Perioden der grössteu Trockenheit. Um diese natürlichen Verhältnisse einigermassen nachzuahmen, wurden in einer anderen Ver- suchsreihe die einen Pflanzen in ihrer Jugend stark, späterhin schwach begossen, andere dagegen umgekehrt behandelt. Ein Gefäss, dessen Boden- feuchtigkeit bis zur Blüthe der Gerstenpflanzen auf 60 pCt., von da ab auf 20 pCt. der wasserhalteuden Kraft des Sandes erhalten wurde, lieferte 8,263 Grm. Körner, 11,443 Grm. Stroh, in Summa 19,706 Grm. Trocken- substanz. In einem andern Gefäss, dessen Bodenfeuchtigkeit bis zum Schossen 20 pCt., von da ab 60 pCt. der wasserhaltenden Kraft beti'ug, wurden geerntet 10,072 Grm. Körner, 8,390 Grm. Stroh, im Ganzen 18,462 Grm. Trockensubstanz. In dem ersten dieser Versuche wurde die Körnerausbildung beeinträchtigt. Starke Trockenheit zur Zeit der Blüthe kann selbst ein vollständiges Fehlschlagen der Körner, ein „Vorscheinen" zur Folge haben. In dem zweiten dieser Versuche hatte die nachfolgende reichliche Wässerung die Körnerproduction befördert; das Stroh aber blieb kurz und knapp. Die Nachtheile einer zur Zeit des schnellsten Wachs- thuras überstandenen Durstperiode von etwa 14 Tagen lassen sich durch eine darauf folgende reichliche Wasserzufuhr nicht wieder ausgleichen. Erst wenn die Könier fast bis zu ihrer normalen Grösse ausgebildet sind, leidet die Pflanze wenig oder gar nicht in Folge von Trockenheit. In allen früheren Vegetationsperioden wirkt stark anhaltende Trockenheit nacli- theilig auf die gesammte Entwickelung, und zwar um so nachtheiliger, je früher sie eintritt. Die zweite Aufgabe der Dahmenser Versuche war die Ermittelung der relativen Verdunstungsgrösse der Cerealien. In dieser Beziehung wurde gefunden, dass zur Production von 1 Kilo lufttrockener Gerstenkörner — die Verdunstung durcli den Boden eingeschlossen — 700 Kilo Wasser er- forderlich sind. Nahezu diesell)c Zald stellte sich für die anderen Ge- treidearten heraus. Mit Hülfe dieser Verhältnisszahl, welche Verfasser mit Rücksicht auf die vielen das Leben der Pflanzen beeinflussenden und auf das Ernteresultat zusammen einwirkenden Factorcn ausdrücklich als eine nur annähernd richtige bezeichnet, lässt sich berechnen, wie viel Wasser die Geti'eideai'teii zur Production einer vollen Ernte ntithig haben. Für 11* 2g4 Assimilation und Ernährnng. die kleine Gerste (Hordeum vulgare) macht sich diese Berechnung folgender- masseu: Als mittlere Körnerernte pro Hektare kann man 55 Scheffel a 50 Liter annehmen. Das in AVirklichkeit producirte Körnerquantum ist indessen grösser, und wenn man die durch Vogelfrass, durch die Manipu- lationen beim Ernten u. s. w. herbeigeführten Verluste gleich 12 Scheffel setzt, so würde der wahre Körnerertrag 67 Scheffel pro Hektare betragen. Ein Scheffel kleine Gerste wiegt 29 "bis 30 Kilo, im Mittel 29,5 Kilo-, 67 Scheffel Aviegen mithin 1976 Kilo. Um dies Körnergewicht zu produ- ciren, sind 1976X^00 = 1383200 Kilo Wasser nothwendig. Eine Regen- hühe von 1 Cm. entspricht einem Regenfall von 100000 Kilo pro Hectare; 1383200 Kilo Wasser sind mithin gleich einer Regenhöhe von 13,8 Cm. Der jährliche Regenfall für Deutschland beträgt im Durchschnitt 65 Cm., für die regenarme Mark Brandenburg nur 54 Cm. Von diesen 54 Cm. fallen in den Monaten Mai, Juni, Juli — der Vegetationszeit der kleinen Gerste — ca. 16 Cm. Ein Theil dieser Regenmenge läuft von der Ober- fläche des Bodens ab, ein Theil versinkt in die tieferen Bodenschichten. Wenn man ferner bedenkt, dass für die vollständige Ausnutzung des Re- genwassers durch die Pflanzen eine gleichmässige Vertheilung desselben über die ganze Vegetationszeit erforderlich ist, so gelangt man zu dem Schluss, dass der mittlere Regenfall von 16 Cm. zur Production einer mittleren Gerstenernte nicht ausreicht, sondern dass hierzu die Winter- feuchtigkeit des Bodens beitragen muss. Auf Grund dieser Betrachtungen spricht sich Verfasser dahin aus, dass die Höhe der Ernten durch die Menge und die Vertheilung des Regens vielmehr beeinflusst wii'd, als durch irgend einen anderen Factor. Von den Mitteln zur Erhöhung der Boden- feuchtigkeit empfiehlt sich in erster Reihe künstliche Wässerung, und, wo diese nicht ausführbar ist, Verbesserung der physikalischen und chemischen Eigenschaften des Bodens durch Vertiefung der Ackerki^ume und durch reichliche Düngung. Zur Demonstration des günstigen Einflusses, welchen eine künstliche Wässerung auf Feldfrüchte ausübt, wurden auf einem frisch rajolten Felde 10 gleich grosse Parcellen verschieden gedüngt und mit Gerste bestellt. Jede dieser 10 Parcellen wurde halbirt und die eine Hälfte begossen, die andere nicht. Das Begiessen wurde in der Weise ausgeführt, dass die in Summa zugeführte Wassermenge einem Regenfall von 11 Cm. — der Differenz zwischen der jährlichen Regenhöhe in Deutschland und am Wohn- orte des Versuchsanstellers — entsprach. Diese künstliche Bewässerung hatte ungeachtet der anhaltend feuchten Witterung den Erfolg, dass die Gerste auf den bewässerten Hälften der einzelnen Parcellen ohne Ausnahme besser stand, als auf den anderen, welche allein auf die atmosphärischen Niederschläge angewiesen waren. Die Resultate dieser Versuche wurden durch den Frass der Fritfliege getrübt; indessen stellte sich doch Fol- gendes heraus. Die Erntegewiclite von der unbewässerten und der be- wässerten Hälfte derselben Parcellen verhielten sich: in einem Falle =: 40 : 73, in einem zweiten „ :::= 33 : 49, „ ,, ckitten „ — 40 : 73, „ vierten „ = 66:88. Assimilation und Ernährung 165 Vermöcen die Blätter der Pflanzen tropfbar flüssiges Wasser ^"fnahme ° 1 o von tropfbar aufzunehmen? von L. Cailletet^). — Die Möglichkeit einer Wasser- flüssigem aufnähme durch die Pflanzenblättcr wird von einigen Forschern behauptet, dte^Biätter von anderen — unter ihnen Duchartre — in Abrede gestellt. Verfasser ^°" ^*'"'' ~ pflanzen, nahm diese streitige Frage aut und erstrebte ihre Beantwortung nach einer wesentlich neuen Methode. Während man nämlich bei früheren derarti- gen Untersuchungen zum Nachweis einer etwa stattgehabten Wasserauf- nahme sich allgemein der Wage bediente, nahm Verfasser von der An- wendung derselben Abstand, weil ihre Angaben getrübt werden durch ver- schiedene Umstände, welche, wie z. B. die Entwickelung von Sauerstoff und die Wassertranspiration während des Wagens, nach entgegengesetzter Richtung hin wirksam sind. Das vom Verfasser eingeschlagene Verfahren war folgendes: In die eine Oeffnung eines mit doppelter Tubulatur ver- sehenen Glasgefässes wurde der zu untersuchende Zweig, ohne ihn von der Pflanze zu trennen, eingeführt, und mittelst Kautschukstöpsel und leicht- flüssigem Kitt ein vollkommen dichter Verschluss hergestellt. Das Gefäss wurde darauf mit Wasser gefüllt und in die zweite Oeffnung eine communi- cirende Glasröhre von kleinem Durchmesse!; eingepasst. Die letztere diente als Manometer, indem jede noch so kleine Volumveränderung des in dem Gefäss befindlichen Wassers sich durch ein Steigen oder Sinken des Wassers in der engen Röhre kund gab. Mit Hülfe dieses Apparates wurde eine grössere Anzahl von Versuchen mit Zweigen von Bignonia grandiflora, vom Weinstock, von Eupatorium ageratoides und von Fuchsia ausgeführt. Von den untersuchten Pflanzen, welche sämmtlich in einem reichlich feuchten Boden vegetirten, nahm keine einzige durch ihre Blätter Wasser auf. Ver- fasser prüfte nun in Töpfen gezogene Pflanzen, indem er den Feuchtig- keitsgi'ad des Bodens in den Töpfen verschiedentlich veränderte. Dabei stellte sich heraus, dass die Blätter in der That Wasser aufnahmen, so- bald der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens unter eine gewisse Grenze herab- sank, und dass sie um so grössere Wassermengen aufnahmen, je trockener der Boden wurde. So absorbirte ein leicht welker Zweig von Eupatorium mit 6 Blättern von ca. 90 UCm. Obei-fläche in einer Nacht bei einer Temperatur von 22 ° mehr als 4 Cc. Wasser. Um der Wasseraufnahme durch die Blätter ein Ziel zu setzen, genügte es, den Boden des Blumen- topfes zu begiesseu: das Sinken des Wasserniveaus im Manometerrohre hörte fast augenblicklich auf. Aus diesen Versuchen zieht Verfasser den Schluss, dass eine Pflanze, welche in feuchtem Boden wächst und durch ihre Wurzeln die für den normalen Lebensunter- halt nöthige Wassermenge erhält, tropfbar flüssiges, ihre Blätter benetzendes Wasser nicht aufnimmt, dass aber diese Aufnahme beginnt, sobald die Blätter in Folge der Austrock- nung des Bodens welk werden. Ein anderer Versuch wurde mit einer Pourrctia ausgeführt. Diese wurzellose Bromeliacee befand sich, aufgehängt an einem Metalldraht, be- reits länger als 6 Jahre im Gewächshaus, wähi'ond welcher Zeit sie reich- lich Blätter und Blüthen entwickelt hatte. Ihr- Wasserbedarf wurde durch 1) Compt. rend. 1871. 73. 681. •« fl/^ AssimiI;itioii und Ernährung. Benetzen mittelst einer Gartenspritze gedeckt. Am 15. Juli 1871 betrug das Gewicht der Pourretia 65,32 Grm. Drei Tage nicht mit Wasser ver- sehen, verlor sie durch Transpiration regelmässig jede Stunde 0,02 Grm. ihres Gewichtes. Die allmälig ganz welk gewordene Pflanze wurde hierauf einige Augenblicke unter Wasser getaucht und 6 Stunden später, als sich mit Bestimmtheit annehmen Hess, dass das den Blättern adhärirende Wasser verdampft war, gewogen. Sie hatte wälu'end der kurzen Zeit, welche sie sich unter Wasser befand, eine Zunahme von 0,68 Grm. erfahren. Dieser Eigenschaft, Wasser und die darin gelösten Kährstoffe durch die Blätter aufzunehmen, ist es zuzuschreiben, dass die Pourretia und gewisse andere Pflanzen wachsen und gedeihen, ohne jemals mit dem Boden in Berührung zu kommen, ueber deu lieber den Ursprung des Kohlenstoffs in den chlorophyll- Kowenftoftt** haltigen Pflanzen, von L. Cailletet^). Mehrere Physiologen halten 'ph 'i'ih'a'ili'gcn *2^ ""^ J^l- Sachs 2) für denkbar, „dass nicht schmarotzende Pflanzen mit Pflanzen, grüiien lilättcm, welche ausschliesslich in sehr humosem Boden wachsen, einen Theil ihrer organisirbaren Substanz durch Aufnahme organischer Stoffe, einen Theil durch Assijnilation der Kohlensäure gewinnen". Zur Prüfung dieser Ansicht führte Verfasser folgende Versuche aus: Ueber Exemplare der Linse, der Passionsblume, des Rapses, welche in 35 bis 30 Liter guten Boden enthaltenden Töpfen wuchsen und in voller Vege- tation standen, wuirde ein Cylinder von weissem Glas gestiUpt und der Raum zAvischcn der oberen Oeffnuug des Cylinders und dem Stengel des Versuchsobjectes mit Baumwolle oder Asbest lose verstopft. Durch eine am unteren Theil dieses Cylinders befindliche enge Oeffnung strömte aus einem Gasometer von 500 Liter Lihalt atmosphärische Luft, welche vorher von ihrer Kohlensäure befreit war, mit so viel Pression ein, dass die äussere Luft nicht zutreten konnte. Bei sämmtlichen Versuchen wurde coustatü-t, dass die Pflanzen in ihrem Wachsthum stillstanden, dass die unteren Blätter sich gelb färbten und abfielen, dass nach kurzer Zeit der Stengel welkte und abstarb. Bereits im Absterben begriffene Pflanzen, welchen Kohlensäure mit der Luft zugeführt wurde, lebten wieder auf, entwickelten neue Blätter und durchliefen die einzelnen Vegetations- perioden in ganz normaler Weise unter dem Glascylinder. Verfasser zieht aus diesen Versuchen den Schluss, dass die im Boden vorhandenen organischen Umsetzungsproductc und die Kohlensäure des- sel])en zur Unterhaltung des Lebens chlorophyllhaltiger Pflanzen völlig unzureichend sind, dass vielmehr der ganze Kohlenstoff dieser Pflanzen aus der atmosphärischen Kohlensäure stammt. Aufnaiime -\Y Detuier ist anderer Ansicht im Betreff der Aufnahme von köiperndurcii Humuskörpern durch die Pflanzen^). — Nach des Verfassers Unter- '^"^ ^''''"''"'"' suchungen erwiesen sich Huminsäure und ihre Salze diffusionsunfähig und ausser Stande, vegetabilische Organismen zu ernähren, gleichviel ob die- selben Zellen mit einer Cellulosemembran besitzen, oder ob ihr Körper 0 Compt. rend. 1871. 73. 1476. ^) Ilandb. d. Experlmental-Pliysiologic. 129. ^) Die landw. Versuchsstationen. 15. 284, Assimilation und Eniäliruiig. 167 einzig und allein von einer Protoplasiuamasse gebildet wird. Dagegen ist die Quellsatzsäurc ^) — Ox5'dationsproduct der Huminsäure und des Humins — ebenso wie ihre Amnioniakverbindung diftusionsfäbig und wurde durch die Wurzehi von Erbsenkeiniptianzen aufgenommen. Verfasser hält es für wahrscheinlich, dass organische Stoffe, welche nach iVrt der Quellsatzsäurc (Apocrensäure) von den Wurzeln der chlorophj^Uhaltigen Pflanze aufge- uommeu werden, auch als Nahrungsmittel dienen, indem sie mit in die Processe der Stoffmetamoiphose hineingezogen werden. Ueber die Bedeutung der organischen Bodensubstanzen ueber die für die Processe der Pflanzcnernährung, von L. Grandeau-). der organi"- Ackcrerden von anerkannter Fruchtbarkeit enthalten eine eigenthümliche^*g''u®°st^n2'lf°' Vcrbinduno; von orsanischer Materie mit Kieselsäure. Phosphorsäure, Eisen- f^"" '^'^ F"""- ' '^ ; i j cesse der oxyd, Kali, Kalk und Magnesia. Diese Verbindung ist im Boden höchst pflanzen- wahrscheinlich mit den alkalischen Erden vereinigt und in dieser complexen «■'uahrung. Form weder durch Wasser noch durch verdünnte Säuren oder Laugen extrahirbar. Wenn man aber ihre Vereinigung mit den alkalischen Erden zerstört durch Digestion mit verdünnter Salzsäure oder Oxalsäure, die Masse nach Entfernung des Säureüberschusses mit Ammoniakliquor durch- feuchtet und wiederholt mit ammoniakalischem Wasser auswäscht, so ge- lingt es unter gleichzeitiger Entfärbung der Ackererde, die genannte eigen- thümliche Verbindung als tiefbrauue Flüssigkeit zu erhalten. Zu dem- selben Resultat gelaugt man, wenn man humose Ackererden mit einer ver- dünnten Lösung von Ammoncarbonat behandelt. Das Ammonsalz wird hierbei zerlegt, seine Kohlensäure fixirt den Kalk, während freie Kohlen- säure ohne Einfluss ist, und das Ammoniak bewirkt die Lösung der organi- schen Materie. Die mit derselben verbundenen Basen und Säuren lassen sich erst nachweisen, nachdem die zur Trockne gebrachte Masse geglüht ist. Von 0,20 Grm. Phosphorsäure, welche 100 Grm. einer Podolischen Schwarzerde enthielten, wurden nach dem beschriebenen Verfahren 0,16 Grm. = 80 pCt. in Lösung gebracht. Wird dieser schwarzbraune Bodenauszug in das innere Gefäss eines Dialysators gefüllt, so diifundiren in das destillii'tc Wasser des äusseren Gefässes fast alle unverbrennlichen Bestandtheile, während die sämmtliche organische Substanz zurückbleibt. Verfasser ist der Ansicht, dass die Pflanzenwurzeln sich ähnlich wie die Membran des Dialysators verhalten werden. Die organischen Substanzen selbst werden nicht aufgenommen, sie sind aber das Vehikel der mi- neralischen Nährstoffe, welche sie in einer unmittelbar assimi- lirbaren Form den Wurzeln der Vegetabilieu darbieten. Ueber Ernährung und Stoffbildung der Pilze, von Ph. Zöl-ueber Ernäh- ler^). — Verfasser beschäftigt sich mit Beantwortung der Fragen: „Wel- stoftbiidung ches sind die kohlenstoflflialtigcn Assimilationsproducte der Pflanze, die ^" ^''^®' eine Umbildung in die höheren Pflanzenstoffe erfahren? Geschieht eine solche aus diesen Producten in der chlorophyllfreien Zelle und braucht das Licht hierbei nicht mitzuwirken?" Als chlorophyllfreie Zellen wurden ') Im Original ist conscqucnt „Quellsalzsäure" gedruckt. 2) Compt. rend. 1872. 74. 988. 3) Joiu-n. f. Landwkthschaft. 1871. 284. 168 Assimihition und Eriiülming. Schimmclsporen gewählt uucl Vegetatiousversuclie mit diesen nach folgender Methode ausgeführt: Kolben von 2 bis 3 Liter Inhalt wurden zu ^2 bis ^/s mit einer Lösung gefüllt, welche die essigsauren Salze von Kali, Natron, Amnion, Kalk, Magnesia, phosphorsaurem Alkali, schwefelsaurem Kallv enthielt, und in diese Flüssigkeit Schimmelsporen gesät. Die Kolben wurden darauf mit doppelt durchbohrten, in Wachs getränkten Korken verschlossen. In die Bohrungen passten hoberförmig gebogene Glasröhren, von denen die eine im Kolben gerade unterhalb des Korkes ausmündete, die andere fast bis zum Niveau der Flüssigkeit herabreichte. Um dem Eintreten von Pilzsporen und von kohlensäurehaltiger atmosphärischer Luft vorzubeugen, wurden die ausserhalb des Kolbens befindlichen Schenkel dieser beiden Röhren mit Vorlagen verbunden, welche Baumwolle und Kalihydrat enthielten. Bei Beginn des Versuches wurde die im Kolben befindliche atmosphärische Luft durch kohlensäurefreie Luft deplacirt. Bei dieser Einrichtung der Versuche war die einzige Quelle, woraus die Sporen bei ihrer Entwickelung den Kohlenstoff schöpfen konnten, die Essigsäure; einzige Stickstoffquelle war das Ammoniak. In der ersten Versuchsreihe, welche vom October 1870 bis zum April 1871 dauerte, wurde die Phosphorsäure in Form von saurem phos- phorsaurem Kali gegeben. Die Concentration der Lösung, von welcher jeder der 4 Kolben des Versuches 2 Liter enthielt, war gleich 15 p. m. Die während 6 Monaten in den 4 Kolben producirte Pilzmasse hatte in trockenem Zustande ein Gewicht von 2,316 Grm. Qualitativ wurden darin nachgewiesen: ein flüssiges Fett, lösliche (die Fehling'sche Kupfersolution reducirende) und unlösliche Kohlehydrate. Diese Endproducte des pflanz- lichen Stoffwechsels waren mithin aus der Essigsäure und dem Ammoniak der Nährflüssigkeit gebildet worden. Der Aschengehalt der Pilzmasse be- trug 6,877 pCt. Die zweite Versuchsreihe begann am 10. Juni 1871. Die Con- centration der Nährflüssigkeiten betrug nur ungefähr ^js der früheren. Jeder der 2 Kolben des Versuches bekam 1 Liter Lösung von folgenden Salzmengen: phosphorsaures Ammon phosphorsanres Natron essigsaures Ammon . essigsaures Natron . essigsaures Kali . . essigsaurer Kalk . essigsaure Magnesia . schwefelsaurer Kalk . Kolben I. Kolben II. 1,50 Grm. — Grm. — 1,00 „ 1,50 „ 3,00 „ 0,50 „ 11 0,70 „ 0,70 „ 1,20 „ 1,20 ., 0,10 „ 0,10 „ 0,04 „ 0,04 „ in Summa: 5,54 Grm. 6,04 Grm. Die Flüssigkeit in Kolben I. reagirte neutral mit einem Sl^ch ins Saure und blieb vollkommen klar; die Flüssigkeit in Kolben IL hatte al- kalische Reaction und war weiss opalisirend. Am 4. Juli wurden aus Kolben I. 1,465 Grm. wasserfi-eie Pilzmasse geerntet, welche 4,06 pCt. Stickstoff, 47,48 pCt. Kohlenstoff und 5,27 pCt. Asche enthielt. In Kol- ben II. hatte wähi-end dieser Zeit keine Pilzvegetation stattgefunden, und Assimilation unti Ernährung 169 auch nachdem die Nähi-flüssigkcit mit Essigsäure augesäuert und mit neuen Sjioren angesät worden war. konnte kein Wachst hum bemerkt werden. Hiernach scheint die Entwiekelung der Sporen durch eine alka- lische Reaction der Nährflüssigkeit gehemmt, wenn nicht aufge- hoben zu werden; dieselbe scheint ferner nur dann rasche Fort- schritte zu macheu, wenn die Phosphorsäure in Form von phos- phorsaurem Amnion dargeboten wird. Die Mittheilung weiterer Versuche, in denen andere organische Säu- ren als Kolileust offquelle dienten, wird vom Verfasser in Aussicht gestellt. Scheiden die Pilze Ammoniak aus? von W. Wolf undpii^^e'^^^mo. 0. Zimmermann^). — VonBorseov^) ist neuerdings behauptet worden, u'ataus? dass die Pilze freies Ammonik aushauchen und dass die Ammouiak- secretion eine nothwendige Funktion des Pilzkörpers sei. Schon früher ist von Jodiu^) und von Hallier^) die Ansicht ausgesprochen worden, dass manche Pilze den bis zu 6 pCt. steigenden Stickstoffgehalt ihrer or- ganischen Substanz in Form von ungebundenem Stickstoff aus der atmo- sphärischen Luft absorbiren. Daraufhin hat man den Pilzen eine beson- dere Wichtigkeit für die Landwirthschaft vindicirt, weil sie einerseits aus der Luft Stickstoff ansammelten, andererseits während ihrer Vegetation fortwährend Ammoniak ausschieden, welches dann den Culturpflanzen zu Gute kommen müsste. Was die Aufnahme von freiem Stickstoff aus der Luft anbe- trifft, so konnten die Verfasser dieselbe bei keinem einzigen Pilze, mit dem sie experimentirten, bestätigt finden. Die behauptete Ammouiakausscheidung war von vornherein höchst unwahrscheinlich, bei den Mucorineen geradezu unmöglich, weil diese Pilze am liebsten auf Substraten von schwach saurer Reaction vegetiren und während ihrer Vegetation häufig Wassertropfen von gleichfalls saurer Reaction an ihren Fäden ausschwitzen. Behufs experimenteller Prüfung dieser Voraussetzung wurden von den Verfassern Versuche unternommen mit verschiedenen Hymenomyceten (Agaricus muscarius L., Agaricus ostrea- tus Jacq., Lactarius piperatus Fr.), mit Mucorineen (Mucor Mucedo Fr., Mucor stolonifer Ehrenb., Mucor racemosus Fr., Penicillium glaucum L.) und mit dem Sclerotium von Claviceps purpurea Tul. Folgendes waren die Versuchsergebnisse: 1. Bei einer normalen A^egetation von Pilzen tritt als Secretionsproduct niemals freies Ammoniak auf. Das Ammoniak bildet sich aus den Pilzen ebenso wie aus jedem anderen stickstoffhaltigen organischen Körper immer erst, wenn beim Liegen in feuchter Luft Fäul- niss stattfindet. 2. Bei den Hutpilzen treten nach Aufhören der Vegetation flüchtige Secretionsproducte von alkalischer Reaction auf, und zwar in erster Linie Trimethylamin, welches als Umbildungs- oder Spaltungs- 1) Oekon. Fortschritte. 1871. 235. ^) Bullet, de TAcafl. Imp d. sc. d. St. Petersbourg. 14. ^) Compt. rend. 55. (Jl-- "•) Zeitschr. f. Parasitenkunde. 1. 129. 1 yQ Assimilation mul Eriiähriing. procluct gewisser stickstoffhaltiger Gebilde des Pilzkörpers anzuseilen ist. Diese Basis scheint von dem Moment an im Pilzkörper sich abzuspalten, in welchem der Pilz Wasser aus seinem" Gewebe in grösserer Menge ver- liert, als seiner normalen Vegetation entspricht. Auch bei den Börse ov'- schen Versuchen war dies der Fall. Die ausgeschiedene flüchtige Basis wurde von dem genannten russischen Physiologen für •Ammoniak gehalten. 3. Mutterkorn giebt gleichfalls als Secretionsproduct kein Ammoniak •, dagegen kann unter noch näher zu erforsclienden Verhältnissen Tri- methylamin, welches sich darin bekanntlich ebenso wie in gewissen Brandarten fertig gebildet vorfindet, ausgehaucht werden. — Von 25 Grm. Mutterkorn, welches vom 16. bis 27. October in feuchtem Zustande dem Einfluss der Luft ausgesetzt wurde, erhielt man während dieser Zeit 0,0312 Grm. Trimethylamin. 4. Bei der Vegetation der Schimmelpilze konnte weder Am- moniak noch Trimethylamin constatirt werden, und auch an der im Eintrocknen begriffenen Püzfadenmasse Hess sich kein flüchtiges alkalisches Secret nachweisen. Lehen der Weitere Untersuchungen derselben Forscher über das Leben der Pilze. Pilze ^) ergaben, dass die auf pflanzlichen Stoffen schmarotzenden Pilze durch ihre Mycelien zunächst die stickstofffreien organischen Bestandtheilc der Substrate zersetzen, indem sie dieselben in Kohlensäure und verschiedene andere flüchtige Stoffe, wie Aldehyde, Aetherarten und dgl. verwandeln. Die stickstoffhaltigen Gebilde der Sub- strate dagegen werden zum Tlieil zur Ernährung des Pilzes verAvendet, zum Theil bleiben sie — vielleicht in veränderter Form — den Sub- straten erhalten. vön^Biansälue ^^- V. Lüsekc^) bcobachtcte, dass die Hüte frisch eingesammelter aus Pilzen, Nelkenblättcrpilze (Agaricus Orcades Bolten.) nach mehrstündigem Liegen an freier Luft Cyanwasserstoffsäure entwickelten. BeUr'li'^'zur Chemischcr Beitrag zur Physiologie der Flechten, von Physiologie w. Kuop^). — Nach den Untersuchungen von Schwendener sind die QGr Flechten 'Flechten als coustante Combinationen von einer Alge und einem Pilze anzusehen. Die chlorophyllhaltige Alge ist die Nährpflanze des chloro- phyllfi'eien Pilzes, von dessen Zellfäden (Hyphen) sie umsponnen und ein- geschlossen wird. Unter der Bindenschicht findet sich die aus grünen Zellen zusammengesetzte Gonidienzone, in w^elcher sich die Brutknospen (Soredieu) entwickeln. Neuerdings hat man nun erkannt,, dass nur das mit Hyphen bereits umsponnene Gouidium die Flechte fortpflanzt, während das von den Hyplien befreite Gonidium auf feuchter Unterlage den Cyclus eines Algenlcbens durchläuft. Der Pilz, welcher bei den Flechten mit geschichtetem Tliallus die Gestalt derselben bestimmt, ist an die Gegen- wart der Alge nothwendig gebunden. Bei dieser besonderen Stellung der Flechten im System zeigen dieselben auch Eigcnthümlichkeiten rücksicht- lich der Aufnahme ihrer mineralischen Nährstoffe, sowie in der Production und Verwendung der ihnen eigenen Säuren (sog. Flechtensäureu). M Amtsbl. f. d. lilw. Ver. d. Künigr. Sachsen. 1871. 69. 2) CJiem. Centralblatt. 1871. 520. Nach Arch. Pharm. 197. 36. 3) Chem. Centralblatt. 1872. 172. Assimilation und Einälirung. 171 In Betreff der auorganisclieu Flechtenhestandtheilc ist das bis dahin nur hei den Lyeopodiaceeu beohachtete Vorkommen von T honerde ganz besonders merkwürdig. Kuop fand Thonerde in Ramalinen, sowohl in solchen, -welche auf Felsitporphyr, wie in anderen, welche auf Pappeln gewachsen waren. Da die genannte Flechteuspecies nur in einem Punkte an der Unterlage haftet und die Pappelrinde überhaupt kaum jemals Thon- erde enthält, so muss die Aufnahme der Thonerde auf eine andere Weise erfolgt sein. Höchst wahrscheinlich ist der von dem feuchten Thallus zurückgehaltene Staub das Material, aus welchem tlie Thonerde assimilirt wird. Ihre Lösung wird durch Oxalsäure beA\irkt, welche in Flechten häutig vorkommt und unter den Spaltungsproducten mehrerer Flechten- säuren bei der Behandlung mit starken Basen auftritt. Hiernach wüi-den sich die Flechten wesentlich von den Phanerogamen unterscheiden, bei w'elchen eine Aufnahme von Ascheubestandtheileu durch die oberirdischen Orgaue sicherlich nicht stattfindet. Die sogenannten Flechtensäuren sind mit Ausnahme der in der Rha- barberwurzel und in den Sennesblättern nachgemesenen Chrysophausäure den Flechten eigenthümlich. Die Zahl dieser Körper wird von dem Ver- fasser um einen neuen vermehrt, die aus Parmelia saxatilis, r] pharotropa "VVallroth. (Lobara adusta Hoffmanu.) dargestellte Lobarsäure. Dieselbe nähert sich in ihrer durch die Formel C34 Hie Oio ausgedrückten Zu- sammensetzung am meisten der Evernsäure (C34 Hic O14). Sie bildet warzenförmige Conglomerate von dünneu farblosen Krystallblättchen-, ist geschmacklos, unlöslich in Wasser, leicht löslich in siedendem absolutem Alkohol und warmem Aether. In ihrem chemischen Verhalten ist die Lobarsäure kaum noch als Säure, richtiger wohl als krystallisirtes Harz zu bezeichnen, mit w'elcher Klasse von Köri^eni sie auch die Eigenschaft theilt, durch Reiben stark elektrisch zu werden. — Die Rindenschicht der auf Granit wachsenden Parmelia saxatilis Var. ,'•' verdankt ilu'e braune Farbe jedenfalls den Oxydationsproducten des Kalisalzes der Lobarsäure, und auf ähnliche Ursachen lässt sich in vielen Fällen die Färbung der Flechten zurückführen. Allgemein wurde constatirt, dass die Flechtensäuren sich in der Rindenschicht des Pilzes abgelagert vorfinden, während die Alge frei davon ist. Die Ernährung der l)ei vielen Flechten schliesslich ganz und gar von den Hyphen umschlossenen Alge (Gonidienschicht) erfolgt durch den Pilz, welcher in seineu Zellfädeu die Mineralsalzlösuug vorbereitet und verbreitet. Umgekehrt muss man — die Praeexistenz der Alge ange- nommen — schliessen, dass die Alge eine Zeit lang den Pilz mit Nahrung versorgt. Bei Flechten, welche auf Steinen wachsen, kann die organische Substanz überhau])t nur durch die von der Alge assimilirte Kohlensäure gebildet werden. Bei Flechten, welche auf pflanzlichen Substraten wachsen, wie den Usnea- uud Alectoria-Artcn, ist die Möglichkeit nicht ausge- schlossen, dass der Pilz von den Fäulnissproducten der Organe höherer Pflanzen mit eraährt wird, 172 Einfluss der Impomlerabilieu auf die Pflanzen. Da die einzelnen Flechtensäuren zum Theil sich durch charakte- ristische Reactionen auszeichnen, so kann ihre Xachweisuug unter Um- ständen zur Bestimmung und Unterscheidung der Flechten beitragen. Ueber die ab- normen Aeu- derungen, welche rturcli Beschattung inwachsenden Pflaiizen- organen lier- vorgprufen werden. Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. Welche abnormen Aenderuugen werden durch Beschattung in wachsenden Pflanzenorganen hervorgerufen? von L. Koch^). Von einer grösseren Anzahl Wiuterroggenpflanzen, welche im freien Lande wuchsen, gleiche Vegetation uud Entwickelung hatten, wurde ein Theil (im Folgenden als „etiolirt" bezeichnet) Anfang Mai bei beginnender Streckung der Halme in der Weise beschattet, dass über die einzelnen Pflanzen Thonröhreu von 7 Cm. Durchmesser uud 9 Cm. Höhe gestülpt wurden. Im weitereu Verlauf der Vegetation wurden diese Röhren durch Aufsetzen neuer Stücke bis auf 35 resp. 40 Cm. erhöht und zwar immer in der Weise, dass die oberen Blätter der Einwirkung des Lichts aus- gesetzt blieben. — Andere Exemplare (theilweise „etiolirt") ^vurden erst beschattet, nachdem die unteren Stengelglieder bereits den grössten Theil ihres Wachsthums beendet und die Pflanzen ^js ihrer Gesammtlänge eiTeicht hatten. — Der Rest („frei gewachsen") blieb zur normalen Ent- wickelung stehen. Die folgende Tabelle enthält die Durchschnittszahlen von jedesmal 8 bis 30 Einzelbestimmungen. Zur Zeit der Blüthe wurde gefunden: frei ge- ^^f ^ wachsen "^^ise [ etiolirt etiolirt Länge des 1 . Internodiums Mm 15 15 2. „ „ 39 129 140 40 145 145 67 214 155 Zweites Internodium: Zahl der Epidermiszellen 612 645 431 517 404 „ Markzellen 559 Länge der Epidermiszellen, Basis Mm. 55 55 5, Mitte „ ,, ,,, „ Spitze „ . ; 0,2285j 0,3879 0,6128 . 1 0,2090J 0,3486 0,5776 . ' 0.1913 0,2704 0,3975 ,, ,, „ im Mittel Mm. • 1 0,2096 0,3356 0,5293 ») Ldw. Centralblatt. 1872. 3. 202. Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. 173 Zur Zeit der Blüthe wurde gefunden: frei ge- wachsen theil- weise etiolirt etiolirt Länge der Markzellen, Basis Mm „ Mitte „ „ Spitze „ 0,2227 0,2017 0,1724 0,2949 0^2675 0,2933 0,4013 0,4091 0,3379 im Mittel Mm !i 0,1989 0.2852 0,3827 Basis des zweiten Internodiums: Dicke der äusseren Wand der Epidermiszellen Mm. „ „ Zellen der Gefässbündelscheide „ „ „ ringförmigen Gefässe d. Gefässbündel Mm. „ „ Markzellen Mm 0,0068 0,0031 0,0049 0,0019 0,0049 0,0025 0,004.^ 0,0013 0,0026 0,0009 0,0043 0,0008 Die grüne, eingespannte Pflanze ertrug eine Be- lastung von Grm Die trockene, nicht eingespannte Pflanze ertrug eine Belastung von Grm 475,9 239,2 388,5 146,9 194,3 54,0 Aus der vorstehenden Tabelle ergiebt sich Folgendes: Die theilweise Entziehung des Lichtes befördert das Längenwachsthum und beeinträchtigt die Verdickung der Zellen. Die Ueberverlängeruug der Zellen einerseits und ihre schwächere Verdickung andererseits hat eine geringere Festigkeit und Widerstandsfähigkeit der beschat- teten Pflanzentheile zur Folge. Der Einfluss des Lichtmaugels tritt um so deutlicher hervor, je jugendlicher die Pflanze zur Zeit der Beschattung ist. Die Länge der Zellen ist an der Basis der Internodien am grössten und nimmt nach der Spitze zu ab. Mit dem Heraustreten der etiolirten Pflanzen aus der Beschattung ver- mindert sich ihr Wachsthum in der Art, dass schliesslich die in Thon- röhreu gezogenen und die frei gewachsenen Pflanzen sich rücksichtlich der Gesammtlänge ihrer Halme nur wenig unterscheiden. Beweis hierfür sind die folgenden, zur Zeit der Reife ausgeführten Messungen: 2. 3. Länge Mm. frei gcM^achsen etiolirt des 5i 1. Internodiums . . 2. „ 3. „ 4. „ 5. „ 52 136 344 371 409 86 234 276 308. 421 des ganzen Halmes . . 1312 1325 Dieselben Abnormitäten, welche durch künstliche Beschattung in wach- senden Pflanzentheilen hervorgerufen werden können, zeigen sich auch bei 174 Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen gelagertem Getreide und zwar am deutliclisten in den beiden unteren Stengelgliedern; sie sind weniger ausgeprägt im dritten Internodium und verschwinden in den oberen Halmpartien fast vollständig. Für das zweite Internodium wurde 20 Tage nach der Blüthe Folgendes ermittelt: gelagert nicht gelagert Länge des zweiten Internodiums Mm 162 137 Zahl der Epidermiszellen „ „ Markzellen 369 555 502 758 Länge der Epidermiszellen, Basis Mm. . . . • „ „ „ iviiite „ . . . • „ Spitze „ .... 0,5028 0,4484 0,3650 0,2806 0,2753 0,2618 „ „ „ im Mittel Mm. . . 0,4387 0,2725 Länge der Markzellen, Basis Mm » „ Mitte „ ,, ,, » Spitze „ 0,3130 0,3047 0.2571 0,1953 0,1784 0,1683 „ „ „ im Mittel Mm 0,2916 0,1806 Dicke der äusseren Wand der Epidermiszellen Mm. „ „ Zellen der Gefässbüudelscheide . . . „ „ Markzellen 0.0039 0,0021 0,0012 0,0060 0,0054 0,0021 Wirkung des farbigen Lich- tes auf Vege- tationspro- cesse und Chlorophyll- zersetzung. Da hiemach bei gelagerten Roggenpflanzen dieselben Erscheinungen — Ueberverlängeruug der Zellen bei geringerem Dickeuwachsthum — her- vortreten, welche durch Beschattung herbeigeführt werden können, so liegt es nahe, als Hauptursache des Lagerns den Mangel an Licht und als bestes Mittel gegen das Lagern die Drillkultur zu bezeichnen. Wirkung des farbigen Lichtes auf Yegetationsprocesse und Chlorophyllzersetzung, von J. Baranetzky ^). Verf. wieder- holte mit einigen Modificationen die bekannten Prillieux'schen Versuche-) über den Einfluss, welchen die Intensität des gefärbten Lichtes auf die Kohlcusäurezerlegung durch Wasseii)flanzen ausübt. Zur Herstellung des farbigen Lichtes wurden, wie in den erwähnten Versuchen, gefärbte, in Hohlcylinderu befindliche Flüssigkeiten benutzt, nämlich 1. eine verdünnte Lösung von schwefelsaurem Kupferoxj'd- Ammoniak, welche ausser den blauen und violetten auch einen Theil der grünen und Spuren rother Strahlen durchliess; 2. eine concentrirte Lösung von Eisenchlorid, welche für die weniger brechbare Hälfte des Spectiiims permeable war. Um den , durch diese absorbirendcn Medien gehenden Lichtstrahlen gleiche Helligkeit zu geben, wurde nach Prillieux's A^organge die photo- metrische Methode von Rumford angewendet. Versuchsi)flanzen waren >) Der Naturforscher. 1871. 150. Nach Botan. Ztg. 1871. *) Jahi'csbericht 1868/60. 311. 193. Eiufluss der Iiiipouderabilieu auf die Pflanzen. 17t Ceratoi>liyllum demersum, Eloclca cauadcusis und Potamogetou perfoliatus. Bevor dieselben iu deu inneren Kaum der Holilcylinder gebracht wurden, bevor also der Ycrucli begann, wurden sie jedesmal circa 5 Minuten der Duidvcllieit ausgesezt, um die Nachwirkung der voraufgegaugeucn vollen Insolation auf die Saucrstoffentwickelung zu climinii-eu. Als Resultat ergab sicli eine etwas stärkere Gasaussclieidung im blauen Lichte. Dieselbe erklärt sich folgendermassen: Die höchst cou- centrirte Eisenchloridlüsung absorbirte auch die gelben Strahlen stark, und diese absorbirende Eigenschaft nahm mit der Dicke der Flüssigkeits- schicht rasch zu, während die verdünnte Lösung von Kupferoxydammoniak ihr Lichtabsoiptiousvermögeu mit der Dicke der Schicht nicht in dem Masse veränderte. Bei der Vergleichung der Lichtstärken hatte eine in den inneren Eaum der Hohlcylinder gestellte Kerze als Lichtquelle ge- dient, und die von dieser ausgesandteu Strahlen hatten eine verhältniss- mässig viel weniger dicke Flüssigkeitsschicht zu passiren, als die unter einem spitzeren Winkel auf die verticale Obei-fläche der farbigen Lösungen fallenden Sonnenstrahlen. In Folge dessen traf das durch die Eisen- chloridlösung gegangene Licht nicht mit der vollen, nach der photo- metrischeu Probe zu erwartenden Intensität die Pflanzen, sondern erfuhr eine relative Schwächung gegenüber dem blauen Lichte der Kupferoxyd- ammouiak-Lösung. Aus ' demselben Grunde zersetzte sich auch frische alkoholische Chlorophylllösung schneller im blauen, als im gelben Lichte. Unter Berücksichtigung des erwähnten Umstandes sieht Baranetzky in dem Ergebniss seiner Versuche eine vollkommene Bestätigung der Prillieux'schen Eesultate, dass nämlich gleich intensives Licht von verschiedener Farbe die Zerlegung der Kohlensäure durch die Pfanzen mit gleicher Kraft bewirkt. Das Ergrünen etiolirter Pflanzen erfolgte hinter beiden Flüssigkeitsschichten gleich schnell. Die heliotropischen Krümmungen dagegen, positive sowohl wie negative, vollzogen sich nur im blauen Lichte; das gelbe Licht übte keinen Eiufluss auf die Bewegung der heliotropischen Organe aus. Zu demselben Resultat gelangte Jul. Sachs ^). Mit Rücksicht auf die von Jul. Sachs coustatirtc Thatsache, ,.dass das durch eine Schicht von Clorophylllüsung gegangene Licht keine Wirkung auf eine zweite Schicht derselben Lösung ausübt, so lange jene iu der Entfärbung begriffen ist" 2), legte Yeil sich die Frage vor, ob diese Erscheinung auf der Zusammen- setzung oder auf der geschwächten Intensität des durch die erste Chloro- phyllschicht gegangenen Lichtes beruhe. Zu dem Zweck wurden für die Füllung der äusseren Cj'linder Chlorophylllösungen von verschiedener Con- centration angewendet: die stärkere (Vers. I.) Hess nur das am wenigsten brechbare Roth, die verdünntere (Vers. II.) auch noch das Gilin durch. Die inneren Cylinder wurden mit Chloroi)hylllösungen vou' gleicher Con- centration angefüllt. Dem directen Sonnenlichte ausgesetzt zeigteu sich ') Ilandb. d. Expenmental-Physiologic 42. 2) Kbemlaselbst. IS. 1 yg Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. die in den cäusseren Cylinderu enthaltenen Lösungen bereits nacb einer Stunde ziemlicli verfärbt •, in Versuch IL war auch die im inneren Cylinder befindliche Chlorophjillösung merklich verändert, während dieselbe in Ver- such L unverändert geblieben war. Nach einer Sstündigcn Exposition war in Vers. I. die äussere Lösung ganz braun, ohne erheblich durchsichtiger zu sein, und dem entsprechend die innere Lösung kaum verfärbt, während in Vers. IL die innere Lösung kaum noch eine Spur von Grün zeigte. Hieraus folgert Verf., dass die Zersetzung der im inneren Cylinder befind- lichen Ghlorophylllösung von der Intensität des zu ihr gelangenden Lichtes abhängig ist. Ueber die Wirkung far- Ueber dis Wirkung farbigen Liclites auf die Assimilations- aJf/'^jj^'^'^g'.^^thätigkeit der Pflanzen, von E. LommeP). — Ausgehend von dem miiations- Satz, dass uur solche Strahlen auf einen Körper chemisch wirken können, pflanron. ^ wclche vou demselben absorbirt werden, und dass ferner die Wirksamkeit der Strahlen abliängig ist von ihrer mechanischen Intensität, gelangt Verf. zu folgendem Schluss: „Für die Assimilationsthätigkeit der Pflanze sind die wirksamsten Strahlen diejenigen, welche durch das Chlorophyll am stärksten absorbirt werden und zugleich eine hohe mechanische Intensität besitzen." Die Absorptionsfähigkeit eines Strahles ergiebt sich aus dem Chloro- phyllspectrum und die mechanische Intensität (lebendige Kraft) wird mit Hülfe des Thermomultiplicators bestimmt. Der intensivste Absorptions- streifen 1. 2) befindet sich im mittleren Roth zwischen den Fraun- hofer'schen Linien 13. und C, ungleich schwächere Absorptionsstreifen erscheinen im Orange (IL), im Grüngelb (HI.) und im Grün (IV.), das blau-violette Ende des Spectrums wird nahezu vollständig absorbirt. Das Maximum der Wärmewirkung befindet sich im Ultraroth-, von da an senkt sich die Wärmecurve stetig gegen das violette Ende, woselbst die Wärmewirkung nur noch gering ist. Hiernach hat die Assimilation . der Kohlensäure in dem mittleren Roth zwischen B. und C. ihr Maximum, entsprechend dem ersten Absorptionsstreifen des Chlorophylls. Ein zweites, aber kleineres Maximum findet sich im Orange, entsprechend dem zweiten Absorptionsstreifeu bei D. Die blauen und violetten Strahlen können, obgleich sie kräftig absorbirt werden, nur eine unbedeutende Wirkung ausüben, weil ihre me- chanische Intensität (Wärmewirkung) sehr gering ist. Die äussersten rothen Strahlen bringen trotz ihrer sehr grossen mechanischen Intensität gar keine Wirkung hervor, weil sie nicht absorbirt werden. Die gelben und grünen Strahlen können trotz ihrer ziemlich grossen mechanischen Intensität nur schwach wirken, weil sie nur in geringem Masse absorbirt werden. Die neuesten Untersuchungen von N. J. C. Müller-') bestätigen diese Sätze. Andere* Versuche über die Assimilationsthätigkeit der Pflanzen in ') Oekon. Fortschritte. 187L 65. 265. ^) Vgl. die Untersuchungen über das Chlorophyllspectrum in dem ersten Kapitel des Abschnittes „Pflanze". ') Vgl unter Literatur. Eiufluss der Impouderabilicu auf die Pflanzen. ITT verschiedenfarbigem Liclit, deren Resultate sich in scheinbarem Wider- spruch mit diesen Sätzen betinden, werden von Lommel berichtigt, resp. widerlegt. Gegen die Versuche von Prillieux und Baranetzky wird u. A. geltend gemacht, dass die genannten Forscher „sich durch ihr Ver- fahren von dem Intensitätsverhältniss der einzelnen Farben im Sonnen- spectrum weit entfernten, indem sie die brechbareren Farben, welche auf unser Auge einen schwachen Eindruck hervorbringen, in verliältnissmässig viel grösserer Stärke eimvirken Hessen, als die weniger brechbaren, für welche das Auge viel empfindlicher ist." Der ausserordentliche Unterschied, welcher hinsichtlich ihrer assimi- lirenden Wirkung zwischen den mittleren (Fraunhofer'sche Linie B. bis C.) und den äusseren rothen Strahlen (von A bis nahe vor B) besteht, ergiebt sich aus dem folgenden, im Juli 187! angestellten Versuch. Von einer Anzahl in Blumentöpfen gezogener Bohnenpflanzen (sog. Ackerbohneu) wurden zwei möglichst gleiche, mit je vier vollständig entwickelten und mehreren noch unentwickelten Blättern versehene Individuen ausgewählt und in würfelförmige Käfige, deren Wände und Decke aus Glastafeln be- standen, gesetzt. Die Wände des einen Käfigs bestanden aus einem blauen Kobaltglas und einem darüber geschobenen rothen Kupferoxydul- glas. Die Combinatiou dieser beiden farbigen Gläser lässt nur das äussere Roth von A bis B durch. Die Wände des anderen Käfigs wurden aus je einer rothen und einer violetten Glastafel gebildet-, durch sie ging nur das mittlere Roth hindurch. Beide Gläscrcombinationen waren von so dunkler Nuance, dass die unter den Käfigen befindlichen Pflanzen von aussen kaum zu sehen waren; die zweite war indessen etwas heller und gleichzeitig etwas durchlässiger für Wärmestrahlen. Die erste Bohnen- pflanze befand sich mithin unter der Ein\virkung der äusseren, die zweite unter der Einwirkung der mittleren rothen Strahlen. Beide Käfige wurden an ein Fenster gestellt, welches während einiger Vormittagsstunden Sonne hatte. Nachdem sie hier 8 Tage lang gestanden hatten, zeigte sich die erste Bohnenpflanze vollständig vergilbt; sie war in ihrem Wachsthum stehen geblieben und ihre Blätter hatten noch dieselbe Grösse, wie bei Beginn des Versuches. Die zweite Bohnenpflanze dagegen war bis zur Decke ilires Käfigs emporgewachsen-, ihre kräftig grünen Blättchen hatten die doppelte Grösse erreicht, die Pflanze unterschied sich in ihrem ganzen IIal)itus durcliaus nicht von den anderen Bohnenpflanzen, welche während dieser Zeit dem diffusen Tageslicht exponirt gewesen waren. Dieser Versuch zeigt, dass die mittleren rothen Strahlen für sich allein schon das Wachsthum einer Pflanze unterhalten können, dass die äusseren rothen Strahlen aber hierzu un- fähig sind. Dieser Versuch zeigt ferner, dass es bei dieser Wirkung durchaus nicht auf die Leuchtkraft — denn jenes Roth war sehr dunkel — , d. i. auf die im menschlichen Auge eiTegte Stärke der Empfindung, sondern einzig auf die richtige Qualität der Strahlen ankommt. Damit, dass die rothen Strahlen zwischen B und C als diejenigen Ite- zeichuet werden, welche die Kohleusäurezcrlegung in der chlorophyll- haltigen Zelle vorzugsweise bewirken, will übrigens Verf. keineswegs be- Jabresbericht. 2. .\bth. 12 1 iVQ Einfluss der Toiponderabilieu auf die Pflanzen. bauptet haben, dass eiue Pflanze, von ibnen allein bestrablt, vollkommen gedeiben könne. Es giebt ausser dem Assimilationsprocess nocb andere Vorgänge in der Pflanze, welcbe sieb ebenfalls nur unter Mitwirkung des Licbts vollzieben, aber durch andere Strahlengattungen angeregt werden. Das Protoplasma z. B. absorbirt vorzugsweise die violetten Strahlen und scheint durch diese zu seinen Bewegungen veranlasst zu werden. — Vgl. hiermit die nachfolgenden Untersuchungen von P. Bert. Die Wirkung j)jg Wirkung der Spectralfarben auf die Kohlensäurezer- der Spectral- " ^ färben auf die Setzung iu Pflanzen, von W. Pfeffer^). Verfasser erklärt sich gegen lersetTung'^in den vou E. Lomnicl ausgesprochenen und von N. J. C. Müller an- pflanzen. genommenen Satz, dass zwischen der Absorption von Lichtstrahlen in einer Chlorophylllösuug und dem Assimilatiouswerth derselben Strahlen ein Zusammenhang besteht. Die bekannten Absorptionsstreifen zeigen sich in Chlorophylllösungen, welche bei Beleuchtung niemals Kohlensäure zerlegen, vielmehr bis zu einem gewissen Grade Sauerstoff aufnehmen. Die An- nahme, dass die in einer Chlorophylllösung ausgelöschten Lichtstrahlen für die Assimilationsthätigkeit des lebenden grünen Blattes am wirksamsten seien, erscheint hiernach nicht gerechtfertigt. Um die Zersetzungskraft von Strahlen bestimmter Brechbarkeit em- pirisch festzustellen, bediente sich Verfasser nicht verschieden gefärbter Gläser oder Lösungen, sondern des prismatisch zerlegten Sonnenlichtes. Die Länge des Spectrums betrug bei den meisten Versuchen 230 Mm., seine Höhe etwas über 50 Mm. Als annähernde Werthe füi- die Länge der einzelnen Zonen ergaben sich für Roth 33, für Orange 20, füi' Gelb 25, für Grün 36, für die stärker gebrochenen Strahlen 116 Millimeter. Was die Lichtstärke des projicirten Spectrums anbetrifft, so bemerkt der Experimentator, dass seine Augen das Hineinsehen in den gelben Spec- tralbezirk keinen Augenblick auszuhalten vermochten. Mittelst einer geeigneten Vorrichtung wurden nun unverrückbar fixirte Zweige von Elodea canadensis so vor die einzelnen Zonen des Spectrums eingestellt, dass immer genau dieselbe Partie des Zweiges von der Spec- tralfarbe beleuchtet wurde. Als Massstab für die Energie der Kohlensäure- zersetzung diente die Zahl der in gleichen Zeiteinheiten entwickelten Gas- blasen. Bei einer der vielen, gut übereinstimmenden Reihen wurden wäh- rend einer Exposition von jedesmal 15 Secunden gezählt: im Gelb 22 Blasen ,, Orange gegen Gelb 19 „ „ Orange, Mitte 15 „ „ Orange nach Roth 14 „ „ Roth gegen Orange 7 „ „ Roth etwas weiter 4 „ „ Roth 3 „ „ Roth 2 „ „ äussersten Roth 1 51 zurück in Gelb ....... 22 ') Die landw. Versuchsstation. 15. 356. Einflnss der Impoudorabiüeu auf die Pflauzen. ITQ im Gelb 25 Blasen in Mitte von Grün 9 « „ » „ Blau 6 „ „ „ „ Indigo 4 „ „ „ „ Violett 2 „ zurück in Gelb 22 „ Die im Gelb gefundenen Blasen ^100 gesetzt, ergaben sich für die einzelnen Spectralfarben aus einer grösseren Anzahl von Versuchen folgende Mittelwerthe : Roth = 25,4 Orange .= 63,0 Gelb =100,0 Grän = 37,2 Blau = 22,1 Indigo 1) = 13,5 Violett = 7,1 In diesen Resultaten sieht Verfasser eine Bestätigung der zuerst von Dra- per ausgesprochenen Ansicht, dass die von einer Chlorophylllösung nur wenig absorbirten gelben Strahlen bei der Kohlensäurezersetzung am leistungsfähigsten sind. Für das mittlere Roth zwschen den Fraunhofer'schen Linien B & C, welches nach Lommel am wirksamsten sein soll; wurde — die Blasen- zahl in Gelb =:z 100 gesetzt — als Mittelwerth 29,1 pCt. gefunden. Der von Lommel ausgeführte Versuch, nach welchem im mittleren Roth Wachsthum stattfand, im äusseren Roth dagegen nicht, hat keine Beweis- kraft für die grössere Leistungsfähigkeit der mittleren rothen Strahlen gegenüber allen anderen, mit denen gar nicht experimentirt wurde. Pfeffer constatirte ferner, dass das Hauptmaximum der Kohlen- säurezersetzung mit dem für unser Auge hellsten Gelb zusammenfällt, also nahe bei D nach E liegt. Es wurden nämlich innerhalb 30 Secunden gezählt: im hellsten Gelb 42 Blasen wenig nach Grün zu verschoben . . 40 „ zurück auf den Ausgangspunkt . . 42 „ im hellsten Gelb 43 Blasen wenig gegen Orange gerückt ... 40 „ zurück auf den Ausgangspunkt . . 42 „ Die Uebereinstimmuug der Gasblasencurve und der Helligkeitscurve im Spectrum ist hinreichend gross, um den schon früher von Drap er und Pfeffer für die Kohlensäurezersetzung in der Pflanze gezogenen Schluss zu begründen, dass „die verhältnissmässige Zersetzungs- kraft der verschieden brechbaren Strahlen im Allgemeinen der Helligkeit entspricht, mit welcher uns die entsprechenden ') Mit der Untersclieidung von Blau und Indigo soll gesagt sein, dass der Bezirk von der Grenze des üi'ün etwas vor der l'raunhofer'sclien Linie F, bis zum Violett hei G in 2 gleiche Hälften getrennt untersucht wurde. 12* Jgn Eiufluss der Iinponderabilieu auf die Pflanzen, Bezirke des Spectrums erscheinen." Gegenüber der von E. Pril- lieux und J. Baranetzky aufgestellten Behauptung, nach welcher nur die Intensität der Lichtstrahlen, aber nicht ihre Brechbarkeit von Einfluss sein soll, ist wohl festzuhalten, dass die Helligkeitsempfindung unseres Au- ges für die Spectralfarben ein durchaus subjectives Mass ist. „Die gelben Strahlen z. B. leisten nicht deshalb am meisten bei der Kohlensäurezer- setzung, weil sie die hellsten sind, nicht vermöge ihrer Helligkeit wirken sie, sondern es sind eben nur die Strahlen derselben Schwingungsdauer, welche auf der Netzhaut unseres Auges die stärkste Lichtempfinduug her- vorrufen und in der Pflanze die Zersetzung der Kohlensäure am ener- gischsten anzuregen vermögen." Die von Pfeffer ausgeführten Zählungen ergaben bei der Verschie- bung aus der Zone des hellsten Gelb nach dem rothen oder violetten Ende des Spectrums ohne Ausnahme eine Vermindening der in gleichen Zeiteinheiten entbundenen Gasblasenzahl, und hieraus folgt, dass secun- däre Maxima — wie sie Lommel annimmt — von irgend welcher Erheblichkeit bestimmt nicht existiren. Eiuflussdcs ^ Pöey machte über die wunderbare Einwirkung violetten Violetten Lichtes auf Lichtcs auf das Wachsthum von Weinreben folgende Mittheilung ^): "üi^im^der" General A. J. Pleasonton Hess April 1861 ganz kurze, 7 Millimeter Weinrebe, starke Stccklinge von 30 verschiedenen, ein Jahr alten Rebensorten in einem Gewächshaus einpflanzen, welches mit Scheiben von violettem Glas versehen war. Bereits einige Wochen später waren die Mauern des Ge- wächshauses bis unter das Dach mit Blattwerk und Zweigen bedeckt, und im September desselben Jahres nach einer Vegetation von 5 Monaten be- trug die Länge der Reben 14,7 Meter, der Durchmesser derselben in einer Entfernung von 33 dm. über der Erde war gleich 2,7 Centimeter. Im folgenden Jahre 1862 gaben die Weinreben einen auf 600 Kilogrm. ge- schätzten Traubenertrag, während bei der Cultur im Freien 5 bis 6 Jahre vergehen, ehe eine Traube geerntet wird. Sachverständige, welche sich von diesen unerhörten Leistungen überzeugten, waren der Ansicht, dass in kurzer Zeit eine gründliche Erschöpfung der Productionskraft eintreten würde. Der Erfolg leln-te das Gegentheil: Die unter den violetten Glas- scheiben wachsenden Reben gediehen in grösster Ueppigkeit weiter und lieferten Jalu' aus Jahr ein circa 10 Tonnen völlig gesunder Trauben. Einfluss ver- Veranlasst durch diese merkwüi'dige Mittheilung legte P. Bert die schiedeucn o o o farbigen Lieh- Resultate Seiner neueren Untersuchungen über den Emlluss verschie- ^pflanzeu"-* dcucu farbigen Lichtes auf das Pflanzenwachsthum der Pariser \\ach3thum. Academie vor 2). Unter grosse Rahmen, in welche verschieden gefärbte Gläser gefasst waren, wurden 25 verschiedene, fast eben so vielen Fami- lien angehörige Pflanzen gebracht. Es wurde mit gewöhnlichem und mit mattgeschliifenem weissem Glas, mit geschwärztem, rothem, gelbem, grünem, blauem Glas experimentirt. Bei der spectroskopischeu Prüfung zeigte sich das rothe Glas monochromatisch; das gelbe Glas Hess alle Strahlen, die gelben mit verhältnissmässig grösserer Helligkeit, durch; von dem grünen ') Compt. read. 1871. 73. 123ö. ^) Ibidem 1144. Kinrtiiss der finiioiideraliilien auf die Pflanzen. Ifti Glas wurden die uielit grüncu Partien des Spectrums, namentlich die blau- violetten, sehr abgeschwächt; das blaue Glas war nur für die blauen und violetten, sowie für sehr wenig rothe Strahlen permeabel. Bei Beginn des Versuchs am 20. Juni 1871 befanden sich die einzelnen Exemplare der- selben Pflanzenart in einem gleichen Stadium der Entwickelung. Die Rahmen wurden so aufgestellt, dass sie niemals von directem Sonnenlicht getroffen werden konnten. Am 15. Juli waren diejenigen Pflanzen, welche sehr sonnige Standorte beanspruchen — Verbascum, Achillea Millefolium — unter dem geschwärzten und dem gi'üneu Glas todt, unter den übrigen gefärbten Gläsern, namentlich unter dem rothen, krank. Am 2. August waren unter dem geschwärzten Glas noch am Leben, wenn schon sehr krank, Cactus, Lemna, Abies, eine Selangiuella und Adianthum, unter dem grünen Glas lebten ausser den genannten Pflanzen noch Geranium, Apium graveolens und Sempervivum tectorum. Unter den anderen gefärbten Glä- sern waren die Pflanzen krank, die Sterblichkeit war geringer unter den rothen, noch geringer unter den blauen und gelben Scheiben. Exemplare von Perilla hatten unter den rothen, gelben und blauen Gläsern ihre rothe Farbe völlig eingebüsst, die unter dem grünen und schwarzen Glas befindlichen waren todt. Die Wurzeln der in Töpfen befindlichen Pflan- zen zeigten sich sehr dünn unter der schwarzen und gilinen Glasdecke, weniger dünn unter den rothen, ziemlich verzweigt unter den gelben und blauen, vortrefflich entwickelt unter den weissen Glasscheiben. Am 20. Au- gust vegetirten unter dem geschwärzten und dem grünen Glas ^) nur noch die Akotjiedoneu ; sie waren sämmtlich krank, von den anders gefärbten Gläsern sagten ihnen die gelben und blauen am besten zu, weit weniger die rothen. Bei allen übrigen Pflanzen stellte sich in gleicher Weise her- aus, dass das rothe Glas schädlicher gewesen war. als das gelbe und na- mentlich das blaue; die unter dem ersteren cultivirten Exemplare waren länger, aber weit weniger kräftig. Die Fettpflanzen (Cactus, Sempervivum) waren unter dem gelben Glas mehr etiolirt, als unter dem blauen. Ein normales Wachsthum sämmtlicher Pflanzen, mit denen experi- mentirt wurde, fand überhaupt nur unter den ungefärbten Scheiben statt; dasselbe war etwas weniger energisch unter dem mattgeschliffenen Glas, als unter dem gewöhnlichen Fensterglas. Verfasser folgert aus seinen Ver- suchen, dass die einzelnen Strahlen des Spectrums für sich allein genom- men, die einen mehr, die anderen weniger unzureichend sind für eine ge- deihhche Entwickelung der Pflanzen, dass vielmehr die Vereinigung aller Strahlen zu weissem Licht, wie sie sich im Sonnenlichte findet, für das normale Wachsthum der Pflanzen nothweudig ist. — Von der Anwendung gefärbter Gläser in Treibhäusern oder Mistbeeten kann man sich hiernach keinen Nutzen versprechen. Zu ähnlichen Resultaten wie P. Bert gelangte auch A. Baudri- u«'?«'" «Jen raont^). Derselbe erzieht seit dem Jahre 1858 Pflanzen verschiedener farbigen Lich- Familien in kleinen Gewächshäusern, von denen jedes einzelne mit anders Vegetation! ' ) Vergl. hiermit die Arbeit desselben Verfassers über die Wirkung des grü- nen Lichtes auf die Mimosa. 2) Compt. rend. 1872. 74. 471. Jg2 Einfluss der Impondcrabilitn auf die Pflanzen. gefärbten Glasscheiben versehen ist. Die angewandten Farben waren mono- chromatisches Roth, ferner Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett. Zum Ver- gleich wurden gleichzeitig Pflanzen in einem Gewächshause eultivirt, dessen Scheiben farblos mit einem schwachen Stich ins Grüne waren. Bei diesen Versuchen stellte es sich heraus, dass alle Farben ohne Ausnahme die Vege- tation beeinträchtigten, am meisten die violette : diejenigen Pflanzen, welche nur Licht erhielten, welches durch violettes Glas gegangen war, starben zuerst. Nächst dem violetten Glas erwies sich das grüne am schädlich- sten. Weniger nachtheilig war die Bedachung von blauen Scheiben. Endu^ von Einfluss des blauen Lichtes auf die Stärkebildung im Stärkmehl im Chlorophyll, von Ed. Prillieux^). Eine Alge von der Gattung ■ SpirogjTa, welche durch einen längeren Aufenthalt im Dunkeln ihr ganzes Stärkmehl verloren hatte, wurde in eine kleine mit Wasser gefüllte Flasche gebracht. I^ie zugestöpselte Flasche wurde in einem grösseren Becherglas, welches eine Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak enthielt, derartig befestigt, dass sie allseits von einer gleichmässig dicken Schicht der blauen Flüssigkeit umgeben war. Die spectroskopische Untersuchung der letzteren ergab, dass sie nur die violetten und blauen nebst einigen grünen Strahlen durchliess, alle übrigen Strahlen aber vollständig absor- birte. Die ganze Vorrichtung wurde von 9 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags dem Sonnenlichte, während der übrigen Zeit dem durch eine Sammellinse concentrirten Lichte einer gut construirten Petroleumlampe ausgesetzt. Die Einwirkung des Sonnen- resp. Lampenlichtes währte das eine Mal einen Tag und eine Nacht, das andere Mal zwei Tage und drei Nächte. Bei beiden Versuchen, namentlich aber beim zweiten, fanden sich im Chlorophyll der Spirogyi'a kleine Stärkekörner, welche sich mit Jodlösung dunkelviolett färbten. Verfasser schliesst hieraus im Gegensatz zu dem Eesultat, welches A. Famintziu erhielt 2), dass bei hinreichen- der Helligkeit auch die blauen und violetten Strahlen des Spectrums die Bildung von Stärkemehl bewirken. Wir erinnern an die Untersuchung von Ed. Prillieux über die Kohlensäurezerlegung im blauen Licht ^). wegungcnder ^^- Pi^üüeux^) thcilt sciue Beobachtungen mit über die unter dem Chlorophyll- Einfluss dcs Lichtes erfolgenden Bewegungen der Chlorophj'llkörner in dem Einfluss den Zellen von Funaria hygrometrica Roth. Er erhielt hierbei dasselbe des Lichtes, itgsultat, ZU wclchem A. Famintzin bei einem anderen Laubmoos, dem Mnium spec. gelangte^). Die Chlorophyllkörner haben eine Tagstellung, in welcher sie an der oberen und unteren Zellwand augelagert sind, und eine Nachtstellung, in welcher sie die zwischen den einzelnen Zellen be- findlichen Seiteuwände einnehmen. ?ii'ni;?n'dtr ^- ^^oze^) bestätigt durch seine ebenfalls an Funaria hygrometrica Chlorophyll- gemachten Beobachtungen die bereits bekannte Wahrnehmung, dass die körner im Licht werden Pitmabewe- ') Compt. rend. 1870. 70. 521. gung bewirkt. ^) Jahresbericht 1868/69. .*)08. 3) Ibidem. 311. *) Compt. rend. 1870. 70. 46. *) Jahresbericht. 1868/6i). 301). 6) Compt. rend. 1870. 70. 133, Eiufluss der Impoiulerabilieu auf die Pflanzen. 183 Ortsveräuderuugeu der Chlurophyllküruer im Zusainmenhaiige mit der Plasmabewegimg erfolgen. lieber die Wirkung des Lichtes auf das Gewebe m o n o - '^'F'\""s des " Lichtes auf und dikotyledouer Pflanzen, von A. Batalin^). Das Licht ist das pfianzen- ohne Einfluss auf die Thoilung der Epidermiszellen, z. B. von Lepidium ^^^^ ^' sativum und auf die Verdickung der Bast- und Holzzellen, z. B. von So- lanum tuberosum, Zea Mais. Das Licht begünstigt die Vermehrung der Holzelemente, z. B. bei Canuabis sativa, sowie auch die Neubildung der Fibrovasalstränge in den Monokotyledonen (Titricum vulgare, Zea Mais). Die Abwesenheit des Lichtes bewii'kt eine schwache Verdickung der Collen- chymzelleu, z. B. von Solanum tuberosum. Zerstreutes Licht beschleunigt die Zcllentheilung des Rindenparenchyms, z. B. von Lepidium sativum, wäkrend starkes (directes) Licht ebenso wie Dunkelkeit nachtheilig auf diese Theilung ein\\irkt. Einfluss des grünen Lichtes auf die Sinnpflanze, von ehiAuss des ~ 17 grünen Lich- P. Bert 2). — Zu den folgenden Versuchen wurden lateruenartige Appa- tes auf die rate benutzt, deren Wände aus geschwärzten, weissen, violetten, blauen, grü- '""^ anzen. nen, gelben oder rothen Glasscheiben bestanden. Die spectroskopische Prüfung der farbigen Gläser ergab Folgendes: Beim Durchgange des Lichtes durch die violetten Scheiben wurde nur die gelb-grüne Partie ab- sorbirt; von dem blauen Glas wurde dieser Theil des Spectrums nur ab- geschwächt; das grüne Glas liess ausser den grünen nur wenig blaue und gelbe Strahlen durch-, das gelbe Glas war permeabel für die grünen, gelben, orangen und rothen Strahlen; das rothe Glas endlich war in Wirklichkeit einfarbig. Am 12. October 1869 wurden in jede der 7 Laternen 5 junge, gleich entwickelte und aus derselben Saat gezogene Sinnpflanzen gesetzt und die Laternen in ein Warmhaus gestellt. Bereits einige Stunden nach Beginn des Versuches hatten nicht mehr alle Pflanzen dasselbe Aussehen. Denn während die Sensitiven der grünen, gelben und rothen Laterne aufi'echtstehende Blattstiele und aufgerichtete Blättchen hatten, nahmen die Blattstiele der in der blauen und violetten Laterne befindlichen Indi- viduen eine fast horizontale Stellung ein, ihre Blättchen waren ausge- breitet. Am 19. October waren die Sinnpflanzen der schwarzen Laterne nur noch wenig empfindlich, am 24. desselben Monats waren sie todt oder im Absterben begriffen. Am letzteren Tage hatten die Pflanzen der grünen Laterne ihre Empfindlichkeit gänzlich eingebüsst, am 28. ejusdem waren sie todt. Von den an diesem Tage vollkommen lebensfrischen und empfindlichen Pflanzen der übrigen Laternen waren die in weissem Lichte vcgetircnden am grössten; weniger gut hatten sich die hinter den rothen und noch etwas weniger gut die hinter den gelben Gläsern wachsenden Mimosen entwickelt; die Pflanzen der violetten und der blauen Laterne schienen in ihrem Wachsthum stehen geblieben zu sein. Die noch am 28. October in die giüne Laterne translocirten kräftigen Pflanzen der weissen Laterne erfuhren das Schicksal ihrer Vorgängerinnen: ') Chem. Centralblatt. 1870. 503; uach BuU. Petersbourg. 15. 21. 2) Compt. rend. 1870. 70. 338. 1 Q ^ EluDiiss der Imponderabilien auf die Pflanzen. Am 5. November waren sie nur noch sehr wenig, 4 Tage später fast nicht mehr empfindlich, am 14. desselben Monats sämratlich todt. Die Pflanzen der violetten, blauen, gelben und rothen Laterne be- hielten ihre volle Empfindlichkeit und vegetirten weiter bis Anfang des Jahres 1870. Zu dieser Zeit waren die Sensitiven der gelben und rothen Laterne mehr als doppelt so gross wie die fast gar nicht in die Höhe gewachsenen Pflanzen der blauen und der violetten Laterne. Die letzteren erschienen bereits etwas krank und gingen bis zum 14. Januar ein. Aus- gangs dieses Monats wurde den Versuchen durch einen unglücklichen Zu- fall ein Ende gemacht. Die in die gi'üne Laterne gestellten Sinnpflanzen, recapitulirt der Ver- fasser, verloren ihre Empfindlichkeit und gingen zu Grunde in sehr kurzer Zeit, beinahe ebenso schnell wie diejenigen, welche im Dunkeln standen. Und wenn man dies etwas spätere Absterben auf Rechnung der geringen Menge gelben Lichtes, welche das grüne Glas durchliess, setzt, so er- scheint der Schluss gerechtfertigt, dass das grüne Licht ebenso wirkte wie die Dunkelheit. Einfluss des Einfluss des intensiven Lichtes auf die Blättchen von intensiven Lichtes auf die Oxalis acetosclla, vou A. Batalm^). — Die Blättchen des Sauer- ^sauerkiees.^^ klees bcsitzcn bekanntlich eine Tag- und Nachtstellung. Bei Tage stehen sie horizontal, während der Nacht legen sie sich mehi* oder weniger ver- tical, indem sie zugleich längs des Hauptnervs zusammenklappen. Be- kannt ist auch, dass die Oxalisblätter, wde andere reizbare Pflanzeutheile, durch mechanische Erschütterungen aus der Tag- in die Nachtstellung über- gehen. Eine analoge Wirkung übte nach den Untersuchungen des Ver- fassers directes Sonnenlicht auf Sauerkleepflanzen aus, deren Blätter in schwach diffusem Licht die Tagstellung angenommen hatten. Unter dem Einfluss des intensiven Lichtes trat die Nachtstcllung ein, welche, nach- dem die Pflanzen in diffuses Licht zurückversetzt waren, wiedenim der Tagstellung wich. Blätter, welche im Finstern bereits die Nachtstellung angenommen hatten, behielten dieselbe, als sft in directes Sonnenlicht ge- bracht wurden-, ihi-e verticale Beugung wurde sogar noch ausgeprägter. Intensives Licht hat also einen ganz ähnlichen Einfluss, wie Finsterniss. Es wirkt nur schneller, und am schnellsten wirkt es, wenn gleichzeitig Erschüttening stattfindet. Die Oxalisblättchen nahmen im directen Sonnenlicht selbst dann die Nachtstellung ein, als die Stellen, an denen die Biegung erfolgt, mit undurchsichtigem Papier bedeckt wurden. Es genügte mithin der Reiz auf die benachbarten Blatttheile, um die Nachtstcllung hervorzubringen. Ebenso trat Nachtstellung ein, als nur die Biegungsorte dem directen Sonnenlicht exponii't, die übrigen Blatt- theile aber bedeckt wurden, oder als die Sonnenstrahlen nur die untere Blattfläche trafen bei gleichzeitiger Beschattung der oberen Fläche. — Die Angabe von Jul. Sachs, dass anhaltend starke Beleuchtung die Oxalis tödtet, fand Verfasser nicht bestätigt, indem seine Pflanzen bis zum Herbst gesund blieben ungeachtet des den ganzen Sommer hindurch er- haltenen hellen Sonnenlichtes. 'j I)cr Natiuforscher. 1872. 30; nach Regensbiu-ger Flora 1871. No. 16. Einfluss der Imponderahilien Tiif die Pflanzen. 185 Ueber den Einfluss des Lichtes und der Wärme auf die j^f,fl"/des Stärkeerzeugung im Chlorophyll, von G. Kraus ^). — Exemplare Lichtesund von Spirogyra, Funaria hygrometrica und Elodea canadensis, welche durch "auf dl™ einen längeren oder kürzeren Aufenthalt im Dunkeln ihre sämmtliche ^l^'H^^^^JJ^- Stärke cingebüsst hatten, wurden in Licht von verschiedener Intensität 'rophyii. und verschiedener Farbe gebracht, und die Zeiträume notirt, innerhalb welcher unter dem Einfluss der verschiedenen Beleuchtungen Stärkebildung stattfand. In Betreff der Intensität des Lichtes stellte es sich heraus, dass unter der I^iuwirkung des directen Sonnenlichtes die ersten Stärkekörnchen nach weit kürzerer Zeit auftraten, als unter der Einwirkung des diffusen Tageslichtes: In ersterem zeigten stärkeleere Spirogyrafäden bereits nach 5 bis 20 Minuten, stärke- freie Funaria hygrometrica und Zweige von Elodea canadensis nach 1^2 bis ,2 Stunden mehr oder weniger erhebliche Stärkeeinschlüssc , während im diffusen Tageslicht bei Spirogyra erst nach 2 Stunden, bei Funaria nach 6 bis 8 und bei Elodea nach S^la Stunden ein Stärkegehalt der Zellen constatirt werden konnte. Rücksichtlich der Farbe des Lichtes wurde ermittelt, dass die Stärkebildung am schnellsten im weissen, wenig langsamer im gelben — durch eine Lösung von doppelt chrom- saurem Kali gegangenen — und am langsamsten im blauen — von einer Kupferoxydammoniak-Lösung durchgelassenen — Licht erfolgt. Eine zweite Versuchsreihe w^urde mit Rücksicht auf die Frage auge- stellt, bei wie niederer Temperatur noch Stärkebildung durch das Licht hervorgerufen wird. Als Resultat ergab sich, dass zwar die Energie der Stärkebildung mit der Temperatur abnimmt, dass aber noch bei auffallend niederen Wärmegraden Stärke gebildet wird. Die Temperaturen, bei w'elchen noch Stärkeerzeugung stattfindet, sind weit niedriger, als die für andere Lebensprocesse der Pflanze (Wachsthum, Zellbildung u. s. w.) nöthigen. So wurde z. B. am Rand und an der Spitze von stärkefreien Keimblättern der Kresse (Lepidium sativum) Stärke wahrgenommen, nachdem die Keimlige bei einer Temperatur von -\- 2,.r, ])is 3,1 ^ C. drei Stunden lang dem Lichte exponirt gewesen waren. Dass die unter günstigen Licht- und Wärme Verhältnissen im Chloro- phyll so schnell gebildete Stärke aus den von aussen aufge- nommeneu Nährstoffen stammt und nicht aus der Metamorphose eines in den Zellen schon vorhanden gewesenen Kohlehydrates hervorgegangen ist, wird durch die absolute Trockengewichtszunahme bestätigt, welche stärkefreie Kotyledonen von Keimpflänzchen während der Beleuchtung er- fahren. Es wogen nämlich 30 Kotyledouenpaare vor der Beleuchtung in frischem Zustande: 0,1699 Grm. „ trocknen ,, : 0,0209 „ = 12,3 pCt. Trockensubstanz. 30 Kotyledonenpaare wogen nach der Beleuchtung in frischem Zustande: 0,1527 Grm. „ trocknem „ : 0,0229 „ = 15,0 pCt. Trockensubstanz. ') Der Naturforsclicr, 1871. 4G. Nach Priugsheim Jahrbücher d. w. Bo- tanik. 7. 209. 1 QC Einfluss der rmpoiidcrabilion auf die Pflanzen. Auf gleiche Gewichtstheile frischer Substanz berechnet, hatte mithin im Licht eine absohite Trockengewichtszunahme von 4,5 Mgrm. stattge- funden, d. i. um 21,5 pCt. Beiträge zur Kenntniss des Temperatur- und Lichtein- flusses auf die Sauerstoffabscheidung bei Wasserpflanzen, von R. Heinrich^). Te°raperafur L Eiufluss der Temperatur auf die Sauerstoffabscheidung. auf die Sauer- stoffabscheid- Vcrsuchspflanze war Hottonia palustris L. Den Massstab für die ung der ^ ^ Wasser- Sauerstolfabscheidung gab die Zahl der entwickelteu Gasblasen. Um bei p dnzen. ^^JJ^yg^^l^^g (jjeger bekannten Methode vergleichbare Resultate zu erhalten, müssen folgende Umstände berücksicht werden: 1. Ein mit Kohlensäure imprägnirtes "Wasser ist untauglich, weil ein hoher Kohlensäuregehalt des Wassers die Sauerstoffabscheidung, wenigstens im Anfang, bedeutend herabdrückt. Verfasser benutzte daher zu seinen Versuchen gewöhnliches Brunnenwasser, welches vor jeder Steigerung der Temperatur erneuert wurde. 2. Bei Untersuchungen über den Einfluss der Temperatur auf die Sauerstoffabscheidung darf man nur solche Versuchsreihen gelten lassen, bei welchen eine fortwährend gleichmässige Bestrahlung durch die Sonne stattfand. Ausserdem ist nothwendig, dass der Pflanzentheil, mit welchem experimentirt wird, in der gleichen Lage gegen das Sonnenlicht verhängt. Am leichtesten lässt sich dies bei einzelnen Blättern erreichen. Verfasser verwandte daher zu seinen Untersuchungen stets Blätter, nie Zweige von Hottonia. 3. Vergleichende Zählungen sind nur dann möglich, wenn es gelingt, stets Blasen von annähernd gleicher Grösse zu erhalten. Unter Um- ständen, fand der Verfasser, entsprechen einer grösseren Blase 80 bis 120 kleinere. Dieser Fehlerquelle wird durch stete Benutzung eines und des- selben Pflanzentheiles — bei den nachfolgenden Versuchen der Blätter — vorgebeugt. 4. Von Einfluss auf die Gaseutwickeluug ist die Tiefe, bis zu welcher das Versuchsblatt untergetaucht wird-, denn je höher die über demselben befindliche Wassersäule, desto grösser ist der zu überwindende Widerstand. 5. Um einen gleichmässigen Blasenstrom zu erhalten, ist jede Er- schütterung des Wassers, in welchem die Versuchsblätter sich befinden, zu vermeiden. 6. Eine Steigerung der Temperatur hat die Ausdehnung des in den Pflanzenzellen eingeschlossenen Gases und damit die Entwickelung einer grösseren Blasenzahl, als der Wirklichkeit entspricht, zur Folge. Zur Vermeidung dieser Fehlerquelle wurde das Wasser mit dem Versuchs- blatt erst 1 bis 2o über die Temperatur erwärmt, bei welcher die Sauer- stoffabscheidung beobachtet werden sollte, und dann allmälig bis zu dieser zurückgekühlt. Der durch die Ausdehnung des Gases bei höheren Tem- peraturen vermehrte Druck auf die Zellenwände endlich hat zur Folge, ') Die laudw. Versuchsstationen. 13. 136. Einfluss dei Impondernbilieii auf die Pflauzen, 187 dass ausser an der Schuittfläche auch au audereu Stellen Gasblaseu aus- treten. Sie waren aber äusserst klein und wurden nicht mitgezählt. Es folgen die Resultate: Ein Blatt der Hottonia, welches bei 15" E. einen gleichmässigen Blasenstrom lieferte, schied innerhalb 5 Minuten aus: bei einer Temperatur von 8,5 bis 9 « R. 145 — 160 Blasen, 10« •>■> 180- -190 110 n 215 12 0 55 245- -255 14 0 55 255- -265 jyo 55 325- -360 18« 55 375 20« 55 390- -450 25« 55 547- -580 30 0 55 420- -517 35 0 55 225- -255 40 0 55 110- -220 45 0 55 0 Das Wärmeminimum, bei welchem noch eine Sauerstoffabscheidung stattfindet, wurde ermittelt, indem die Temperatur einmal allmälig er- niedrigt, das andere Mal allmälig erhöht wurde. Bei der schrittweisen Abkühlung wurden gezählt: bei 6 0 R. in 5 Minuten 125 Blasen, : 50 „ „ 5 „ 175 „ ,5 4,3 0,, „5 „ 15 „ „ 4 0 „ „ längeren Zeiträumen einzelne wenige Blasen, „ 3,7 o„ „ längerer Zeit keine Blasen. Bei der successiven Erhöhung der Temperatur ergab sich Folgendes: Ein Blatt, welches in Wasser schnell bis 3,5 o R, abgekühlt und bei dieser Temperatur längere Zeit erhalten war, entwickelte die ersten Blasen wieder — 2 in der Minute an einer Schnittfläche — bei 4,5 o R. Bei einer Temperatur von 5 o R. ergaben sich 8 — 10 Blasen pro Minute, und von da ab mehrte sich ihre Zahl mit zunehmender Temperatur. Ein anderes Blatt wurde 1 Stunde laug in Wasser von 1 o R. erhalten, hierauf die Temperatur des Wassers allmälig erhöht. Die ersten Blasen ent- wickelten sich bei einer Wassertemperatur von 2,5 o R., aber nicht regel- mässig, sondern stossweise, 2 bis 3 auf ein Mal in längeren Pausen. Eine regelmässige Gasabscheidung sowohl bei diesem Blatt wie bei anderen Blättern, welche sich mit ihm in demselben Glase befunden und bis dahin keine Blasen abgegeben hatten, wurde erst bei einer Temperatur von 4,5 0 R. beobachtet. Zum Zweck der Bestimmung der höchsten Temperatur, welcher Blätter von Hottonia ausgesetzt werden können, ohne ihre Lebenskraft einzubüssen, wurden sie in Wasser von 45, 50 bis 51, resp. 55 bis 56 <• R. bis zur Dauer von 10 Minuten erhalten und darauf in Wasser von 13,5, 17, 13, resp. 21 oR. versetzt. Die Blätter, welche einer Temperatur unter 55 OR. ausgesetzt gewesen, begannen die Gasabscheidung von neuem 1 Y2 bis 2 ^2 Minute, nachdem sie in Wasser von mittlerer Temperatur gebracht waren. 1 QQ Einfluss d'T Imponderabilien auf die Pflanzen. Diejenigen Blätter dagegen, welclic sich in Wasser, dessen Temperatur 55 " R. überstieg, befunden hatten, waren unfähig geworden, die Function der Sauerstoffabscheiduug wieder aufzunehmen. Hieraus ergiebt sich Folgendes: Die Temperaturgrenze nach unten, bis zu welcher bei Blättern von Hottonia palustris eine regelmässige Sauerstoff- abscheidung wahrgenommen wurde, ist 4,5" E.-, nach oben zu liegt diese Grenze zwischen 40 und 45« R Je mehr sich die Temperatur von diesen äussersteu Grenzen entfernt, desto energischer wird die Sauerstoffabscheiduug; sie erreicht ihren Culminationspunkt bei 25 f^ R. Blätter, welche sich 10 Minuten lang in Wasser von mehr als 55 o R. befunden haben, verlieren überhaupt die Fähigkeit, Kohlensäure zu zersetzen. Einfluss des II. Eiufluss des küustlichcn Lichtes auf die Sauerstoff- küustlichen .1 1 • i Lichtos auf Ab Scheidung. absrheidting Der Vcrfasscr schaltet hier einige Beobachtungen über die Licht- '^pflan^eirr empfindlichkeit der Pflanzen ein: Pflanzen, welche längere Zeit in Licht von zu geringer Intensität oder bei Abschluss des Lichtes vegetirt hatten, begannen, der Wirkung des Sonnenlichtes ausgesetzt, erst nach einiger Zeit wieder die Abscheidung von Gasblasen. So fingen z. B. Blätter, welche 1 1 Tage in einem dunkeln Schranke zugebracht hatten, erst wieder an, einzelne Blasen zu entwickeln, nachdem sie zwei Tage der directen Bestrahlung exponirt gewesen. Aehnliche Erscheinungen ruft auch ein sehr intensives Licht hervor. Pflanzen, welche längere Zeit einem solchen ausgesetzt worden, schieden kein Gas mehr ab, als man auf sie Licht ein- wirken Hess von solcher Stärke, dass darin anders behandelte Pflanzen einen starken Blaseustrom entwickelten. Ein Unterschied zwischen jüngeren und älteren Blättern bezüglich der Lichtempfindlichkeit wurde nicht ge- funden. Besonders lichtempfindlich zeigte sich Hottonia palustris. Die zu den folgenden Versuchen benutzten Blätter dieser Pflanze waren zwei Tage lang verschiedenen Lichteiuflüssen ausgesetzt gewesen: In Glas I. befanden sich Blätter, welche directes Sonnenlicht erhalten hatten-, wobei bemerkt wird, dass während der beiden Tage vor dem Ver- such der Himmel meistens mit Gewölk bedeckt war. Die Blätter in Glas H. hatten nur Licht erhalten, welches von den dem Zimmer gegenüber liegenden Häuserwänden reflectii-t war. Die Blätter des Glases IH. hatten zwei Tage lang in einem dunkeln Schranke gestanden, also gar kein Licht erhalten. - Während die Blätter der Gläser I.. IL, HI. jugendlicher Natur und von hellgrüner Farbe waren, enthielt Glas IV. Blätter von dunklerem Grün und vollkommnerer Entfaltung. Dieselben hatteu in roflectirtem Licht nur einen Tag gestanden. Vor Beginn des Experimentes über den Einfluss des künstlichen Lichtes blieben die vier Gläser noch länger als zwei Stunden in einem dunkeln Zimmer stehen. Während dieser Zeit wurde keine Gasentwicklung Einfluss der ImponJerabilien auf die Pflanzea. 189 wahrgenommen, eine Nachwirkung des Sonnenlichtes auf die Blätter der Gläser L, II. und TV. fand also nicht statt. Lichtquelle war breiiheuder Magnesiumdraht. Von drei Drähten, deren Stärke 0,7 Mm. betrug, hatte der erste eine Länge von 4 M., der zweite von 3, der dritte von 2 M. Nachdem der erste Draht 1 M. weit verbrannt war, wurde der zweite Draht und nachdem der erste Draht bis zur Hälfte verbrannt war, wurde der cb'itte Draht entzündet. In solcher Weise wurde die Intensität des Magnesiumlichtes nach und nach verdoppelt und verdreifacht. Es wurde entzündet der 1. Draht 7 Uhi- 57 Min. Abends und brannte bis 8 Uhr 10 Min. 51 2. „ O „ /2 „ 55 55 55 55 ° 55 •'■ " 55 „ O. „ O „ 4 „ „ „ „ „ O „ 1 1 „ Die ganze Beleuchtung dauerte somit 14 Minuten. So lange der erste Draht allein brannte, wurde in keinem Glase eine Blasenbildung wahrgenommen. Nachdem aber der zweite Draht entzündet war, eutwickehen um 8 Uhr 3^2 Min., also nach einer Beleuchtung von 6^/2 Min., die Blätter in Glas IL einige Blasen; um 8 Uhr 4 Min. be- gann in Glas r\' . die Bildung grösserer Blasen, von denen in einer Minute 30 gezählt wurden. Um 8 Uhr 8 Min. endlich fingen die Blätter des Glases I. an, Ideine Gasblaseu auszuscheiden. Keine Gasentwickelung fand statt in Glas III. Dieser Versuch lehrt, dass auch künstliches Licht die Aus- scheidung von Sauerstoffgas in den grünen Blättern hervor- zurufen vermag. Der dritte Draht brannte eine Minute länger, als die beiden ersten. Die Gasentwickelung hörte aber nach dem Erlöschen der beiden ersten Drähte sofort auf. Es bewirkte also nur das zwei- und dreifache Licht des brennenden Magnesiumdrahtes die Reductionsvorgänge in den Blättern. Die mitgetheilten Versuche waren von dem Verfasser ausgeführt worden, bevor die Untersuchungen von Ed. Prillieux^) zu seiner Kennniss gelangten. Ueber den Einfluss der Bodenwärme auf die Entwickelung ueber den einiger Culturpflanzen, von J. Bialoblocki^). — Im Jahre 187t) Bodenwärme wurden an der Station Dahme di-ei Reihen von Versuchen angestellt, '"^viokeimlg welche den Zweck hatten, unsere Kenntnisse von der Wirkung der Boden- eiinserCui- wärrae auf die Pfiauze zu erweitern. Ueber die Ausführung dieser Ver- "'^'' suche berichten wir Folgendes: Cyliudrische Glastöpfe wurden nach der Methode von IL Hellriegel in der Weise hergerichtet, dass man zunächst auf den Boden eine Stein- schicht von 3 Cm. Höhe schüttete, hierüber eine dünne Lage Baumwolle breitete, das Gefäss bis nahe zum Rande mit dem aus den Dahmenser Culturversuchen bekannten Quarzsand füllte, mit gekeimten Körnern an- säte, mit der Nährstoffmischung versah und mit einer bestimmten Wasser- ») Jahresbericht 1868/69. 812. *) Die laadw. Versuchsstationen. 13, 424. 1 gg Eiufluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. menge begoss. Von wesentlichem Nutzen für die Lüftung und gleich- massige Erwärmung des Sandes, sowie für die Vertheilung des Wassers in demselben erwies sich ein in jedes Gefäss eiiigefiihrtes oben und unten offenes Glasrohr, welches mit dem einen Ende bis zum Boden des Ge- fässes herab, — mit dem anderen bis über den Eand desselben hinaus- reichte. Die Kugel des Thermometers, mit welchem jeder Topf versehen wurde, befand sich in einer Tiefe von 5 Cm. Um den Sand bis zu einer bestiminten Temperatur zu erwärmen und bei derselben constant zu erhalten, wurden die Culturgefässe iu Wasserbäder eingesetzt, welche aus Blechkästen von ca. 30 Litern Inhalt bestanden. In den Deckeln dieser Kästen befanden sich Ausschnitte zur Aufnahme der Gefässe, welche während des Versuchs bis zu ihrem oberen Rande in das Wasser ein- tauchten. Der Zwischenraum zwischen dem Rande des Culturgefässes und dem Deckelausschnitt des Wasserbades wurde sorgfältig mit Baumwolle verstopft und dadurch einerseits die Abkühlung des Wassers durch Ver- dunstung in dem Blechkasteu vermindert, andererseits die Pflanze vor den aufsteigenden Wasserdämpfen geschützt. Zum Zweck möglichster Ver- meidung eines Wärmeverlustes durch Ausstrahlung wurden die Wände der Wasserbäder ausserdem noch mit einer dicken Schicht von Wollzeug umhüllt. Die Erwärmung der Wasserbäder liess sich durch gewöhnliche kleine Petroleumlampen mit Luftzugcylinder in so beMedigender Weise bewh-ken und regulii-en, dass die Bodentemperatur nur innerhalb weniger Grade schwankte. Bei dem Versuch z. B., welcher für die constante Boden- wärme von 20 "^ C. bestimmt war, stieg das Thermometer nicht über 23 "^ und fiel nicht unter 17**. Die für niedrige Bodenwärmegrade designirten Vegetationsgefässe standen in Holzkübeln, welche den Blechkästen ähnlich construirt waren. Das Wasser in ihnen wurde mittelst Eis auf die ge- wünschte Temperatur abgekühlt. Durch Wägung der Gefässe wurde täglich das verdunstete Wasser ermittelt und ersetzt. Die Pflanzen, welche bei 30 und 40*^ C. Bodenwärme vegetirten, wurden immer mit lauwarmem Wasser begossen,, um den raschen Temperaturwechsel, den das Begiessen mit kaltem Wasser zur Folge gehabt hätte, zu vermeiden. Reihe A. Versuchspflanzen: Roggen, Gerste (Hordeum vulgare) und Weizen (Triticum vulgare). Die zur Aussaat benutzten Körner wogen in luft- trocknem Zustande: Roggen: 30 bis 35 Mgrm. Gerste: 40 „ 45 „ Weizen: 45 „ 50 „ Culturgefässe mit 4 Kilo Sand. Pro Kilo wurden gegeben: 0,5 Mgrm. Aeq. saures phosphorsaures Kali = 68,1 Mgrm. 0,25 „ „ Chlorkalium = 18,5 „ 0,4 „ „ schwefelsaure Magnesia. . = 24,0 „ 4,0 „ „ salpetersaurer Kalk . . . = 328,0 „ und 125 Grm. Wasser, entsprechend 50 pCt. der wasserhaltenden Kraft des Sandes. Einf.uss der Impouderabilieu auf die Pflanzen. 191 Am 3. October wurden in jedes Gefäss 6 angekeimte Körner der einzelnen Getreidoarten in der Weise eingesät, dass die Pflanzen nach dem Auflaufen in einem Kreise standen, welcher mit dem Rande des Topfes concentrisch war. Während der Dauer des Versuchs betrug die mittlere Lufttemperatur . 12,6** C. das Maximum derselben . . 22,0" C. das Minimum „ . . 6,0 o C. Es wurde mit acht verschiedenen Bodentemperaturen experimentirt, welche nebst den Ergebnissen des Versuchs in folgender Tabelle sich ver- zeichnet finden: Die Pflanzen ersclucueii n , , .,,,. , , PI, „. , Diircliscliiiittliclie au der Erc oaernac he , . Die am 23. October erfolgte Ernte ergab für eine Pfiauzeim Durchschnitt w- 1 I,.Jii(ro Ainpr ü 1 Constante Bodenwärme Roggen Gerste Weizen Pflanze am 10. Oct. Cm. Roggen Gerste Weizen 1 CS «j 1 .s c rt O ^ •a N •go- 'S o Halme .(ehren :3 ^ 11 milch- gauz reifen grünen t; x; 3 « Halmdar chraesser Bemerkungen. =3 jg Körner Bliitter ^ « s i "^ «, «*-. Cm. Mm. I. 4 4 165 , 4 97,4 3,5 1,6 Bei 2 Aehren war die Blüthe eben erst vorüber. 11. 6 6 — 123 2 6.5,6 3,3 1,4 1 Aehre mit 19 Fruchtknoten eben erst aufgeblüht. III. 3 3 — 66 — 68,2 2,8 1,3 IV. 2 2 — — — 42,8 1,8 unter 1 Mm. 26 unbefruchtete kleine Fruchtknoten. P- 6 6 79 69 — 80,1 3,3 1,1 1 Aehre mit 15 Fruchtknoten war noch im Blühen begriffen. Jahresbericht. 'J, Abth. 13 194 Einfluss der Iinpouderabilien auf die Pflanzen. Pro Vegetationsgefäss wurden gcerütet Gramme : Blätter und Halme Aehren Wurzeln in Summa No. Blattscheiden , des ö c :i re £! 2 ll ■3 i •- " I2 ll|| 1 c aZ'Z ^ ll Versuchs c .0 |3|| 0 S £5 1^ 2-2 I^S^ ■g-2 2^a< c .= |si^ hS H- 1 3 « HÄ -5=^S ^s %i--i. hS ■g j^2 J< " " M ^ ^ .a I. 2,1809 0,2590 3,2259 0,1744 1,1635 0,0433 1,0684 0,2347 7,6387 0.7114 II. 2,0407 0,2738 2.4869 0.1457 2,8155 0,0855 0.8778 0,1439 8,2219 0,6480 III. 0,9637 0,1593 0,9394 0^1206 1,5242 0,0557 0,4269 0,0527i 3,8542 0,3883 IV. 0,3380 0,0441 0,2983 0;0366 0,1372 0,0086; 0,1552 0,0236| 0.9287 0.1129 la. 2,0834 0.2942 2,6278 0,1672 2,2100 0,0735j 1,2205 0,2488 ai417 0,7837 Das Maximum an Trockensubstanz wairde liiernacli in Vers. 11. er- zielt. Der kräftige Bau und der nur geringe Minderertrag der Pflanzen des Vers. I. lässt indessen mit ziemlicher Bestimmtheit vermuthen, dass dieselben die Pflanzen des Vers. II. an Massenproduction noch übertroffen haben würden, wenn man sie bis zu demselben Grade der Reife, in wel- chem sich jene bei der Ernte befanden, hätte gelangen lassen. Es wäre daher unrichtig, wenn man die Bodeutemperatur von 20 ^ C. für die gün- stigste der ganzen Reihe erklären wollte. Vielmehr hat man das in Vers. II. erhaltene Maximum des Ertrages nur als Folge und Ausdruck der durch massig erhöhte Bödenwärme bewii'kten Beschleunigung der Vegetation an- zusehen. In Vers. IV. lieferte die mangelhafte gestaltliche Bildung der Pflan- zen und der sehr bedeutende Minderertrag den Beweis, dass die constante Bodenwärme von 40 ^ C. nicht nur den Verlauf der Vegetation verlang- samt, sondern gleichzeitig auch hemmend auf die Production von Pflan- zensubstanz einwirkt. Der Bau der Wurzeln und ihre Ausbreitung im Boden gab einen Massstab ab für den Einfluss der verschiedenen Bodentemperaturen auf die Entwicklung der unterirdischen Orgaue. In Vers. I. (constante Bodenwärme r= 1 0 ^ C.) und in etwas geringe- rem Grade auch in dem Coutrolversuch F-, dessen Bodenwärme mit der Lufttemperatur sich änderte, besass das Wurzelsj'stem eine rein weisse Farbe und ein vollkommen gesundes Aussehen. Es bestand in der Haupt- sache aus einigen grossen, starken Wurzeln der 1. u. 2. Ordnung, welche sich bis auf den Boden des Gefässes ersti'eckteu. Die Wurzeln der 2. Ord- nung bildeten kurze, mit kleinen warzenförmigen Auswüchsen bedeckte Zweige, welche als Wurzeln der 3. Ordnung zu betrachten sind. In Versuch 11. (constante Bodenwärme = 20 '^ C.) unterschieden sich die Wurzeln bereits in sehr erheblicher W^eise von denen des Vers. I. Sie besasscn eine bräunliche Farbe, eine geringe Stärke und waren be- deutend verzweigt. In A^ers. III. (constante Bodenwärme = 30 " C.) waren die Wurzeln noch dünner und von braunerer Färbung, als in Vers. 11. Sie waren der- artig vei'zweigt, dass das ganze Wui'zolsystem ein filzartiges Aussehen hatte. Uebrigens gingen sie noch bis zum Boden des Culturgelässes herab. In Vers. IV. (constante Bodenwärmc =40*' C.) endlich bildeten die Wur- Einfluss der Tmpoiicleralilien auf die Pflanzen. 195 zeln „ein Klümpchen filzartig zusammengewickelter feiner und brauner Fä- den", welche sich ausschliesslich in den obersten Bodenschichten verbreiteten. Die Temperatur in diesen Schichten war in Folge der durch Wasserver- dunstung und Wärmeausstrahlung bewirkten Abkühlung niedriger, als in einer Tiefe von 5 Cm., wo sich die Thermometerkugel befand^). Der Umstand, dass die Wurzeln nicht bis zu dieser Tiefe vorzudringen ver- mochten, führt daher zu dem Schluss, dass bei einer Bodenwärme von 40" die Wurzelbildung aufhört. Reihe C. Am 18. Juni waren 16 Culturgefässe von derselben Grösse wie die in Reihe B benutzten mit Saud und Nährstoffen in der dort angegebenen Weise beschickt und mit je 2 Cxerstenköruern angesät worden. Am 19. Au- gust wairden 5 von diesen Gelassen, deren Pflanzen gleichmässig gut ent- wickelt waren und eben das 4. Blatt entfalteten, ausgewählt und die Tem- peratur des Sandes in ihnen wie in Reihe B auf 10, 20, 30, 40 ^ C. nor- mii't. Im 5. Gefäss wechselte, entsprechend Vers. I^ der Reihe B, die Bodenwärme mit den Schwankungen der Lufttemperatur. Während der Dauer des Versuchs betrug die mittlere Lufttemperatur .... 14,8 " C. das Maximum derselben 28,0*^ „ „ Minimum „ 6,0'' „ Nach ca. 6 Tagen machte sich der Einfluss der Bodentemperatur bei den Pflanzen des Vers. IV. (40'' C.) bemerkbar.' Es wurden bei ihnen zwar zu derselben Zeit und in gleicher Anzahl wie bei den Pflanzen der übri- gen Versuche neue Blätter gebildet; sie waren aber viel kleiner und schma- ler, als bei den Pflanzen, welche unter günstigen Bodenwärmeverhältnissen vegetirten. „Die Stengel verloren ihre Vollsaftigkeit, wurden dünn und sehr spröde, so dass es den Eindruck machte, als wenn sie verholzt wä- ren." Später und nicht in so hohem Grade traten dieselben Erscheinungen auch an den Pflanzen des Vers. III. (Bodenwärme = 30 "^ C.) hervor. Im Uebrigen verliefen die Stadien der Aehrenbildung und Blüthe bei allen Pflanzen ganz gleichmässig; nur in der Reife blieben die Pflanzen des Vers. I. gegen die übrigen etwas zurück. Am 23. October wurden die Pflanzen noch vor dem Eintritt der vollen Fruchtreife geerntet. ') Ein Versuch, diesem üebelstande durch Bedeckung der Bodenoherfläche zu begegnen, scheiterte daran, dass aus der mit Dampf übersättigten Luft stets Wasser niedergeschlageu wurde, welches sich unter der Bedeckung ansammelte und eine Fäulniss des untersten ötengelgliedes veranlasste. 13^ 196 Einfiuss der Impoüderabilien auf die Pflanzen. CO Gestaltliclie Entwickeluug zur Zeit Wassergehalt der «3 Constante der Ernte: frischen PHanzen- 23 Zahl der ^ 2 g s grüss- klein- theile pCt. c aj ^ c ter ster f-i 2 __ Ol Bodenwärme S a 0) 1- 'S 'S 1 ■e J 1 =5 -^ '^ Halmdurcli- ^ -^ o «-* •s s o W < Körner = "1 Fruchtknoten Cm. messer Mm. C= -«1 1^1 o '^ I. 100 c. 3 3 114 14 82,2 3,8 1,8 60,4 78,2 55,1 66,1 II. 20 „ 6 6 39 89 16 — 59,8 3,3 1,0 43,2 72,7 45,9 56,5 III. 30 „ 3 3 30 51 — — 57,4 2,9 1,5 46,5 77,8 42,6 56,6 IV. 40 „ 3 3 — 53 — — 45,1 2,6 1,0 44,6 76,6 41.4 .55,2 Ja Veränderlich mit dem Wechsel der Lufttemperatur. 5 5 — 132 — — 63,4 3,4 1,1 55,7 76,7 50,0 61,7 Pro Vegetationsgefäss wurden geerntet Gramme No. des Blätter und Blattscheiden Halme Spreu Körner Wurzeln in Summa Ver- suchs Trocken- sultstanz Äscte ') Troekea- substanz Asche 1) Troeken- suktauz Ascliei) Trockeu- sabstauz Asck ^) Trocken- sulistanz Asche') Trockeii- sntistanz Asche •) I. 11. III. 1,5425 2.3190 1.1749 0,2667 0.3282 0;2239 1,8175; 0,1731 2,1840 0,1869 0,86821 0,1136 0,.5227 0,6288 0,3.585 0,0456 0.0400 0,0466 2,7074 3,1800 2,3664 0,0771 0,0687 0,0559 0,7400' 0,2047 0,8377i 0,1492 0,5642! 0,1034 7,3301 9,1495 5,3322 0,7672 0.7730 0,.5434 IV. 0,9140 1,5205 0,1444 0,2396 0,6243 1,7565 0,0784 0,1695 0,2380 0,6675 0,0326 0,0526 1,4632 3,2715 0,0347 0,0969 0,2337 0,0527 0,9247 0,2505 3,4732 8,1407 0,3428 0,8091 Man erkennt, dass die grösste Beschleunigung der Entwicklung bei einer Bodenw^ärme von 20 '^ C. (Vers, ü.) stattfand, w'ährend bei den nie- drigeren sowohl wie bei den höheren Wärmegraden eine relative Verlaug- samung der Vegetation eintrat, w^elche bei den Versuchen mit 30 und 40 "^ Bodenwärme (III. und IV.) ausserdem mit einer Lähmung des Vegetations- processes verbunden w^ar. Durch die Resultate der Reihe C werden somit die Ergebnisse der Reihe B bestätigt. Auch rücksichtlich der Wurzelbil- dung wiederholten sich dieselben Erscheinungen, welche in Reihe B beob- achtet w^urden: mit der steigenden Bodenwärme nahm die Verzw^eigung der Wurzeln zu, ihre Stärke nahm ab, ilire Farbe wurde immer intensiver braun. In Vers. IV. hatten die Wurzeln nur in den oberen Sandschich- ten fortzuleben vermocht, während die vor Beginn des Versuchs bereits tiefer als 5 bis 6 Cm. vorgedrungenen Verzweigungen abgestorben waren. Auf ganz kurze Zeit übrigens können Pflanzen noch höhere Boden» wärme ohne sichtliche Beschädigung ertragen. So fand Verfasser z. B., dass eine 4 bis 5 Stunden dauernde Steigerung der Bodentemperatur bis zu 55 "^ C. keinen merklich uachtheiligen Einfluss auf die Pflanze ausübte. Je jünger eine Pflanze ist, desto längere Zeit vermag sie der tödteudeu Wirkung hoher Wärmegrade zu widerstehen: Ganz junge Pfläuzchen, welche ') Frei von Kohlensäure und Kieselsäure. Einfluss der tinponderabilicn auf die Pflanzen. 1 Q7 iifort nach ilireni Ersclieincu au der Ei(lol)oi-tläelie eine Bodenwärme von )0*^ C. erhielten, lebten 4 bis 5 Tage fort, uährend ältere Pflanzen, welche schon 2 Blätter besassen, unter diesen Umständen bereits nach 12 bis 20 Stunden abstarben. Zum Schluss gie])t Verfasser folgenden Ueberblick über die gewonne- nen Resultate: ,,Der Einfluss der Bodenwärme macht sich in 2 Richtun- „gen geltend: ,.I. in der Abkürzung oder Verlängerung der Vegetations- ..perioden, „11. in dem äusseren Bau der Pflanze. „Bezüglich dieser beiden Punkte konnten wir bei den beschriebenen „Vei"sucheu Folgendes bemerken: „1. Der Einfluss der Bodenwärme auf die Beschleunigung .,des Verlaufs der Vegetation findet hauptsächlich in der er- ..steu Periode der Entwicklung statt. ,,2. Mit der steigenden Bodenwärme wird bis zu einem ge- „wissen Punkt die Vegetation befördert. Von dem Augenblicke „an, wo dieser Punkt überschritten ist, hat die weitersteigende ..Bodentemperatur eine Verlaugsamung des Wachsthums zur ..Folge. „3. Der Maximalpunkt günstig w'irkender Bodenwärme ist „für verschiedene Pflanzenarteu verschieden. „4. Eine constant erhaltene Bodentemperatur von 10" C. „macht sicli durch einen besonders kräftigen Bau der Ver- „suchspflanzen bemerklich und gestattet der Gerstenpflanze, „alle ihre Lebensfunctionen und Entwicklungsstadien normal „zu vollziehen. ..5. Als die oberste Grenze einer constanten Bodentempe- „ratur, bei welcher noch ein Waclisthum der Wurzel stattfin- „den kann, ist eine unterhalb, aber sehr nahe an 40 ^ C. lie- ..geude Temperatur zu betrachten. „6. Die erhöhte Bodentemperatur hat keinen bedeutenden ..IMnfluss auf die Nährstoffaufnahme durch die Wurzel. ..7. Mit dem durch die erhöhte Bodenwärme beschleunig- . ,.ten Wachsthura ist ein höherer Wassergehalt der Pflanze .,verl>uuden.'- Wirkung der Kälte auf Pflanzenzellen, von F. Cohni). — ^^iriiung der ^ ^ ' ' Kalte auf v ei-tasser liess kleine ZAveige von Aitclla syncarpa sowohl unter einer Wasser- Pflanzen- schiclit wie an der Luft gefrieren und beobachtete dabei Folgendes: Bei ^^'*'°- 0" ist die rotirende Bewegung des Protoplasmas noch sehr lebhaft, die Lebensthätigkeit der Nitellazcllen daher anscheinend unverändert; l)is — 3 ** ist dieselbe zwar herabgestimmt, aber noch nicht aufgehoben; unter — 3" tritt eine Zersetzung des Zellinhaltes ein: der Primordialschlauch schrumpft unter Abgabe von einem Thcil seines Wassers und zieht sich ') Der Xatm-forschcr. 1871. 31G. Nach Zcitschr. f. Mcteorolggie. 1871. No. 12. 1 qo Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. ZU einem faltigen, grünen Sack zusammen, das ausgetretene "Wasser zA\1schen Zellhaut und Protoplasmasclncht gefriert. Todesart Wauu Stirbt die durch Frost getodtete Pflanze, zur Zeit Pflanzen, d CS Gcf r icr BUS oder im Moment des Aufthauens? vonH.E. Goep- pert^). — Einige tropische Orchideen, wie die Phajusarten und Calanthe veratrifolia, enthalten das Chi'omogeu des Indigos und färben sich nach ihrem Absterben — langsamer bei allmäligem Trocknen, augenblicklich beim Zerquetschen — blau. Als Verfasser die milchweissen BliUhen von Calanthe bei Temperaturen von — 3 bis — 16 Grad gefi-ieren liess, nahmen dieselben während des Gefrierens ebenso wie die Blüthenstengel und Deckblätter eine mehr oder weniger dunkelblaue Färbung an, während die Pollenmasse, welche frei von Indigoweiss ist, ihre ursprüngliche gelb- liche Farbe behielt. Dieselbe Erscheinung wurde an Blüthen und Laub- blättern von Phajus grandifolius , Ph. Wallichii, Ph. maculatus und Ph. cupreus beim Gefrieren beobachtet. Als die gefrorenen Blätter und Blüthen der genannten Pflanzen in Schnee gebracht und möghchst langsam aufge- thaut wurden, Hessen sie — wie dies bei allen durch Frost getödteten Gewächsen der Fall ist — etwas Flüssigkeit ausfliessen, welche den um- gebenden Schnee blau färbte. Von einer Regeneration des Clu'omogens war keine Rede. Eine gleiche Wirkung wie clas Gefrieren bringen auch Schwefelkohlenstoff, ätherische Oele, Aether und andere dem Pflauzenleben besonders feindliche Stoffe hervor. Verfasser bringt diese Beobachtungen in Beziehung zu den negativen Resultaten, zu welchen er bei seinen wiederholten Versuchen, gefi'orene Pflanzen durch langsames Aufthauen am Leben zu erhalten, gelangte und folgert daraus, dass „der Tod beim Erfrieren schon während des Gefrierens, also durch directe Wirkung der Kälte und nicht erst beim Aufthauen oder in Folge des Aufthauens erfolgt", ueber das Gcgcu die vou Gocppcrt aufgestellte Behauptung, dass die Tödtung 'pfl"nren." der Pflanzen durch directe Einwirkung der Kälte erfolge und dass von einer Verlangsamuug des Aufthauungsprocesses keine Rettung für die ge- ft-orenen Pflanzen zu erwarten sei, legt H. Thiel 2) Protest ein unter Be- zugnahme auf die Jul. Sachs'scheu Untersuchungen. — Das Wasser bildet einen wesentlichen Factor der Molecularstructur der Zellhäute und des Protoplasmas. Beim Gefrieren trennen sich die Molecüle der Zellhäute und des Protoplasmas von den Wassertheilchen. Dadurch wird die normale Structur aufgehoben. Sie wird dauernd zerstört, wenn in Folge sehr raschen Aufthauens die wieder tropfbar flüssig gcAvordenen Wassertheilchen keine Zeit haben, in ihre frühere Lage zurückzukehren und das frühere Gleichgewicht wiederherzustellen. Bei langsamem Aufthauen dagegen lagern sich Substanz- und Wassermolecüle wieder in der normalen Weise zu- sammen und die Pflanze bleibt am Leben. Die in der Praxis üblichen Mittel zur Verhütung von Frostschäden, wie das Begiessen mit eiskaltem Wasser, das Umwickeln mit Stroh oder das Einlegen in Erde, bezwecken nichts weiter, als eine Verlangsamuug des Aufthauens. Wie diese Mittel — ') Wochenschr. f. Gärtnerei und Pflanzenkunde. 1871. 263. 2) Landw. Ztg. f. Westfalen u. Lippe. 1872. 341. Eiiifluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. t qn rechtzeitig augcwaudt — fast immer vor dem Erfrieren scliützeu, so sind sie Yon der Natur selbst vorgeschrieben. Durch die starren Hüllen, welche die Knospen umgeben, durch den Reif, welcher die Pflanzen überzieht, wh-d die dirccte und plötzliche Einwirkung der Sonnenstrahlen auf die gefrorenen PÜanzentheile verhindert. Uebrigens verhalten sich verschiedene Pflanzen und Pflanzeutheile ungleich gegen niedere Temperaturgrade-, sie sind im Allgemeinen um so empündücher gegen Kälte, je wasserreicher sie sind. Wenn schliesslich die tropischen Orchideen, mit welchen Goep- pert cxperimentirte, trotz langsamen Aufthauens zu Grunde gingen, so beweist dies nach des Verfassers Ansicht noch nichts für unsere einheimi- schen, weit widerstandsfähigeren Gewächse, ganz abgesehen davon, dass der Rückscliluss aus dem Entstehen der blauen Farbe auf die Tödtung der Zellen keineswegs unanfechtbar erscheint. Ueber die Bildung von Eisstücken im Inneren der Pflanzen, „V''^''"'/'^ von Ed. Prillieux^). — Wenn man zarte und saftreiche Pflanzeutheile, Eisstücken im z. B. Blattstiele von Veilchen, Günsel, Schellkraut oder Stengel von kraut- ^rmmLn." artigen Gewächsen einer Temperatur von mindestens — 2 bis — 3 '^ aussetzt, so gelingt es leicht, die Bildung von Eisstücken inmitten des Zellgewebes zu bewirken. Diese Eisstücke linden sich am häufigsten nahe der Ober- fläche, zuweilen tiefer im Rindeuparenchym, sehr oft auch im Mark. Nahe der Oberfläche beobachtet man in der Kegel drei solcher Eisstücke, das eine au der oberen Seite, die beiden anderen rechts und links von diesem an der unteren Seite. In einigen Blattstielen, z. B. in denen der Stockrose, trifft man nur ein einziges Eisstück an, welches einen vollständigen Eis- cylinder bildet. Diese Eisstücke sind aus Eisnadeln zusammengesetzt, welche untereinander beinahe parallel und senkrecht zur Oberfläche gestellt sind. Sie gleichen vollkommen den Eisnadeln, aus welchen die Eiskruste auf der Schnittfläche saftreicher Gewebe, z. B. von Runkelrüben, besteht. Die Bildung der Eisstücke erfolgt in Hohlräumen, welche von unverletzten Zellen begrenzt sind. Das Eis hat mithin nicht die Zellwände durchbrochen, sondern ist ausserhalb der Zellen durch Ge- frieren des Saftes entstanden, welcher vorher aus dem benach- barten Gewebe ausgetreten war. Diese Eisbildung ist eine normale Erscheinung und gewöhnlich ohne Nachtheil für die davon betroffenen Pflanzen. Zuweilen aber entwickeln sich die Eisstücke in solchem Grade, dass sie die Rinde zeireissen und ausserhalb in einer Breite von melir als einem Zoll sichtbar werden. Einen derartigen Fall beobachtete Ver- fasser an den Stengeln von Hortensien, welche in voller Vegetation von der Kälte getroffen wurden 2). Ueber den Einfluss des Gefrierens auf das Gewicht der KiiitiH.ss des Pflanzenge webe, von Ed. Prillieux^). — Gewogene Abschnitte wasser- ^lal^Gew^hf reiclier Pflanzeutheile, wie Kartoffelkiuillen, Möhren- und Rübenwurzeln, '^'"" ^'"'"P''^"- wurden in Bechergläser über Chlorcalcium gelegt uud die einen in eine Mischung von gestossenem Eis mit Kochsalz gesetzt, während die anderen >) Compt. reud. 1870. 70. 405, -) Vergl. Jul. Sachs, Plxpcrimental-Physiologic der Pflauzeu. 5(i. n Compt. rend. 1872. 74. 1341. OAA Einfluss der Imponderabilien auf die Pflanzen. bei gewöhnlicher Zimmei-temperatur verweilten. Durch eine zweite Wägung erfuhr man, wie viel die Versuchsobjecte während einer gewissen Zeit an Gewicht eingebüsst hatten. Aus einer grösseren Zahl von Einzelversuchen dieser Art werden von dem Verfasser folgende zwei herausgegriffen: 1. Zwei runde Stücke einer und derselben Rübenwurzel wogen bei Beginn des Versuchs, das eine (A) 35,0 Grm., das andere (B) 33,05 Grm. Das Stück A wurde 4^2 Stunden lang einer Kälte von ca. — 10<* C. exponirt, B blieb unterdessen bei einer Temperatur von -j- 1 8 '^ C. Nach Verlauf dieser Zeit wog A noch 33,99 Grm., B noch 32,58 Grm. A hatte mithin 1,01 Grm. oder 2,85 pCt., B dagegen nur 0,47 Grm. oder 1,42 pCt. seines Anfangsgewichtes verloren. 2. Zwei Möhrenschnitte Avogen bei Beginn des Versuchs, der eine (A) 21.81 Grm., der andere (B) 23,84 Grm. A gefror während eines halbstündigen Aufenthaltes in der Kältemischung und wog hernach 21,58 Grm. Das Stück B, welches während dieser Zeit bei einer Lufttemperatur von -j- 16° C. belassen war, wog 23,715 Grm. A hatte somit 0,23 Grm. oder 1,06 pCt., B in derselben Zeit 0,125 Grm. oder 0,52 pCt. seines ursprünglichen Gewichtes verloren. Dasselbe Eesultat ergaben alle übrigen Experimente, dass nämlich die Gewichtsabnahme grösser war, wenn die Wurzeln zum Gefrieren gebracht wurden, als wenn sie bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft lagen. Die Pflanzengewebe verMeren hiernach an der Luft in ähnlicher Weise, wie die unter Wasser getauchten Hölzer ^) einen Theil ihres Gewichtes, indem sie gefrieren. Dieser Verlust ist nur daraus zu erklären, dass die saftreichen Gewebe einen Theil ihres Wassers abgeben. Nach den vom Verfasser früher ausgeführten Untersuchungen ^) tritt während des Gefrierens eine gewisse Menge Wasser aus dem Inneren der Gewebe nach aussen, und es hat daher nichts Ueberraschendes , dass dies in Freiheit gesetzte Wasser schneller verdunstet — selbst bei einer sehr niedrigen Tempera- tur — , als dasjenige Wasser, welches bei einer höheren Temperatur in den Organen fixirt bleibt. Diese Auffassung erhält eine weitere Bestätigung durch folgenden Ver- such, in welchem Wurzelschnitte nicht an der Luft, sondern unter Benzin zum Gefrieren gebracht wurden. Je zwei Möhrenstücke, von denen bei Beginn des Experimentes die einen (A) 23,54 Grm., die beiden anderen (B) 23,30 Grm. wogen, wurden in Bechergläsern unter Benzin getaucht. Das Scheibenpaar A wurde während 2^/2 Stunde einer Kälte von — 12 0 C. ausgesetzt, während die beiden Scheiben B bei einer Temperatur von -j- 11,5 C. blieben. Nach Verlauf dieser Zeit brachte man die Stücke A, welche gefroren und voll- kommen hart waren, in Benzin von gewöhnlicher Temperatur. Während des Aufthauens konnte man Büschel sehr kleiner Luftblasen wahrnehmen, welche sich fortwälu'end von verschiedenen Punkten der Scheibenoberflächc ') Nach den älteren Untersuchungen von Dalibord und den neueren von Hofmeister. *) cf. diesen Bericht: „über die Bildung von Eisstücken im Inneren der Pflanze," Einfluss der Imponderabilieu .iiif die Pflauneii. ''Ol eatwickelteu. Gleichzeitig wurde das die Scheiben umgebeude Benzin trübe; dasselbe gewann seine Durchsichtigkeit erst wieder, nachdem das Aufthauen beendet und nachdem das — mit Benzin niclit mischbare — Wasser in Tropfenform am Boden des Becherglascs zusammengeflossen war. Dies Wasser war also beim Gefrieren der Möhrensclmitte ausgetreten. Die gefrorenen und hierauf wieder aufgethauten Stücke A wogen 23,15 Grm., waren also um 0,39 Grm. leichter geworden. Die Scheiben B wogen zu dei'selben Zeit 23,85 Grm., ihr Gewicht hatte mithin um 0,55 Grm. — offenbar durch Eudosmose — zugenommen. Auf Grund dieser Beobachtungen hält Verfasser die Erklärung für unbegründet, welche Hofmeister für den beim Gefiieren stattfindenden Gewichtsverlust der unter Wasser getauchten Hölzer giebt. Nach Hof- meister^) soll nämlich die im Wasser gelöste Luft, sobald das Wasser in den Höhlungen des Holzes gefriert, sich blasenförmig im Inneren der Holzzellen entwickeln und, indem sie dort beim Aufthauen des Holzes zurückbleibt, das Gewicht des letzteren vermindern. Einige Beobachtungen über die winterliche Färbung immer- grüner Gewächse, von G. Kraus =^). — H. von Mohl gelaugte bei seinen Untersuchungen über die winterliche Färbung immergrüner Gewächse zu dem Resultat, dass bei der Roth- oder Brauufärbung überwinternder Blätter die Chlorophyllkörner nicht zerstört werden, sondern dass in der Regel neben diesen ein rother Farbstoff im Zellsaft auftritt oder dass — Avie bei den Nadelhölzern — bei intacter Form der Körner eine bräun- liche resp. gelbliche Verfärbung derselben stattfindet. Verfasser hatte Ge- legenheit, an Buxus arborescens, Thuja occidentalis und plicata, Juniperus Die wjnter- Sabina, sowie an der Kiefer und Rothtanne Fälle zu beobachten, in wel- immergrüner chen mit der Verfärbung der Chlorophyllkörner auch eine Zerstörung ihrer Gewachse. Form verbunden war. Die Verfärbung selbst erwiess sich als eine locale Erscheinung, welche auf die Oberseite der Blätter von frei in die Luft ragenden Zw'eigen beschränkt ist. Dagegen behalten die Unterseiten der Blätter ihre grüne Farbe, und dasselbe gilt für die Ober- und Unterseite von Blättei'u. Avclche in Büschen verborgen oder durch andere Blätter ge- deckt sind. Bei der mikroskopischen Untersuchung der rothbrauneu Blätter wurden in den Chloropliyllzellen verschieden gefärbte Protoplasmamassen gefunden, welche überall unverzehrte Zellkerne, aber keine intacten Chloro- phyllkönier enthielten. Diese Zerstörung von Form und Farbe der Chlorophyllkörner wird durch die Winterkälte bewirkt, und durch erhöhte Temperatur werden die verfärbten und ent- formten Chlorophyllkörner wieder hergestellt. Dass das Licht ohne Einfluss ist auf die Regeneration der Chlorophyllkörner immergrüner Gewächse, crgiebt sich aus folgendem Versuch: Zweige von Buxus und von Thuja, deren Blätter verfärbt waren, wurden während starken Frostes abgeschnitten, in Wasser gesetzt und in ein geheiztes Zimmer gebracht. Nach 3 bis 5, höchstens 8 Tagen bei Buxus, nach 2 bis 3 Wochen bei •) Klora. 1W2. 105. ') Oekon. Fortschritte. 1872. 1. Ueber Pflajizenelek OQO Einfluss der Impoudcrabilicri auf die Pflanzen. Thuja war au Stelle der rothbraunen Färhuug eine rein grüne getreten und die Zelhväude zeigten sich mit lebhaft grünen, homogen erscheinenden, scharf umgrenzten Chlorophyllkörneru bedeckt. Crenau dasselbe vollzog sich auch bei ebenso behandelten Zweigen von Buxus und Thuja, welche im Finstern gehalten wurden. Ueber Pflanzeuelektricität von J.Ranke^). — Das Vorhanden- tricität. sein elektrischer Gegensätze in den Pflanzan ist bereits aus älteren Unter- suchungen bekannt. Buff und Heideuhain fanden elektrische Ströme zwischen einer Pfianzenwunde und einer unverletzten Stelle der Pflanze, erkannten aber gleichzeitig, dass diese Ströme in der chemischen Differenz der die Elektroden berührenden Flüssigkeiten ihren Grund hatten. Behufs Nachweises einer wirklichen Pflanzenelektricität war daher jede chemische Differenz zu vermeiden. Verfasser genügte dieser Anforderung dadurch, dass er zu seinen Untersuchungen Stücke verwendete, welche aus dem Inneren der Pflanze herausgeschnitten, gleichmässig mit Saft von saurer Reaction getränkt und von parallelfaserigem Bau waren. Zu den Giiind- versuchen dienten annähernd cylindrisclic Stücke aus dem Blattstiel von Rheum undulatum, deren Längsachse mit der Blattstielachse zusammenfiel und welche durch zwei senkrecht auf die Achse geführte Querschnitte be- grenzt waren. Ihre Länge betrug 2 bis 3 Cm., ihr Querdurchmesser 0,5 bis 1,5 Cm. Mit Hülfe der von E. du Bois-Reymoud bei seinen Arbeiten über die thierische Elektricität benutzten Ai^parate und Methoden gelaugte Ranke zu folgenden Resultaten: Entsprechend der qualitativen Gleichheit der Lebenserscheiuungen — Stoffaufbau und Stoffzersetzuug — im Thier- und Pflanzenreich zeigen die pflanzlichen Elektromotore ebenso wie die animalen starke Ströme zwischen Querschnitt und Längsschnitt, dagegen schwache Längsschnitt- und Querschnittsströme. Eine fernere Analogie zwischen pflanzlicher und thierischer Elektricität 1)esteht darin, dass die- sell)e au das Leben des Gewebes geknüpft ist. Freiwillig in feuchtem Raum abgestorbene Pflanzen zeigen keine Ströme mehr. Aber entsprechend dem charakteristischen, quantitativen Gegensatz in den chemischen Lebensvor- gängen bei Pflanze uud Thier — Vorwalten des Stoffwecliscls beim Thier, Vorherrschen des Stoftaufbaus bei der Pflanze — ist die Richtung der Pflanzenströme der Richtung der thierischen Elektromotore entgegengesetzt, indem der Querschnitt von Pflanzenstückeu positiv, der Längsschnitt nega- tiv sich verhält. Das für Rheum gefundene Gesetz wurde bestätigt durch die Unter- suchung von Präparaten aus 62 anderen Pflanzen, und es erscheint daher gerechtfertigt, die du Bois-Reymoud'sche Molekularhypothese der thierischen Elektricität auf die Pflanzenelektricität zu übertragen. Man kann sich hieraus das Innere der regelmässig elektromotorisch wirkenden Pflanzen- theile gleichmässig erfüllt denken von kleinen, in eine leitende Substanz eingebetteten, peripolar angeordneten Molekülen, deren — die beiden Pole verbindenden — Achsen sämmtlich uuter einander und der Achse des Pflanzentheils parallel sind. Die Theorie der animalen Elektromotore ') Der Naturforscher. 1872. 387; aus Sitzungsbericht d. mathem.-physik. Classe der d. k. Akademie d. AVissenschaftcu zu Münchcu. 1872. Heft 11. Einfluss der Imponderabilien auf die Pflauzeii, ''OS fordert für jedes Molekül zwei negative Polar- und eine i)Ositive Aequa- torialzone; das Gesetz der Pflanzenelektricität dagegen verlangt füi- jedes Molekül zwei positive Polar- — und eine negative Aequatorialzone. Schliesslich machen Avir noch auf folgende Abhandlungen aufmerksam : Der sibirische Norden und das Pflanzenwachsthum, nebst Beobachtun- gen über das Erfrieren der Pflanzen, von H. Krutsch^). Ucber Einwirkung der Kälte auf die Pflanze, von H. R. Goeppert^j. Einfluss der Temperaturen auf die Pflanzen, von de Vriess-'). Pflanzenkrankheiten. Einige Beobachtungen über Gummibilduug, von P. Sorauer^) Man hat bei den Steinobstgehölzeu zwischen normaler und abnormer Gum- mibildung zu unterscheiden. Unter normalen Verhältnissen tritt auf Grund ueber von neueren Uutersuchuugen das Gummi entweder als Zellinhalt oder in j"™™"'''!' modificirter Form als Bestandtheil der Zellwand oder endlich als Secre- Gummifiuss. tionsproduct in den IntercellulaiTäumen auf. Ueber die abnorme Gumnii- bildung (Gummifluss) liegen umfangreiche Abhandlungen vor von Wigand und A. B. Frank. Die Ansichten dieser beiden Forscher gehen ausein- ander rücksichtlich der Xatur des Gummi's. Wigand findet sich in Uebereinstimmung mit der von E. Fremy-'») aufgestellten Behauptung, nach welcher das Kirsch- und Pflaumeugummi als ein Gemisch von Arabin und Cerasin, das Arabin als eine Verbindung von Kalk mit Gummisäure, das Cerasin als eine Verbindung von Kalk mit der isomeren Metagummi- säure aufzufassen ist. Frank macht gegen diese rein chemische Auf- fassung u. A. geltend, dass das dem Kirschgummi nahe verwandte Tra- gauthgummi, ohne von seinen wesentlichen Eigenschaften etwas einzubüssen, von seinem Aschengehalt bis auf ein Minimum von 0,63 pCt. sich be- freien lässt. Derselbe theilt die Gummiarten und Pflanzcnschleime in die Cellulose- und die Gummigruppe ein: Die Repräsentanten der Cellulose- gi'uppe werden durch Jod und Schwefelsäure gebläut und liefern bei der Behandlung mit Salpetersäure Oxalsäure, während die Gummate durch das genannte Reagens sich nicht blau färben und durch Salpetersäure in Schleimsäure umgewandelt werden. — Auch in Beziehung auf das Mate- rial, welches zur Gummibildung dient, sind Wigand und Frank ver- schiedener Meinung. Ersterer glaubt, dass sich an der Gunnuierzeugung nur Membran uiul Amylum der Zelle, aber nicht der Nahrungssaft bethei- ligt, und hält es für zweifelhaft, ob der Gunmiifluss überhaupt auf das Leben des Baumes einen erheblich nachtheiligen Einfluss ausübt. Frank ') Chem. Ackersmann. 1871. 207. 2) Wochenschr. f. Gärtnerei u. Pflanzenkunde. 1871. M. 3) Der Naturforscher. 1871. 2!)7. (Auszug aus Archives neerlaudaises. 5, 5,) '•) Die landw. Versuchsstation. 15. 454. *) Jahresbericht 1860/61. 60. O^nA l'fiaiiiienkraiikheiten. dagegen nimmt im Einklang mit verschiedenen altern Beobachtern und mit H. Karsten an, dass nicht nur eine Umwandelung der Zellmembra- nen in Gummi, sondern eine gleichzeitige xlssimilation neuen Gummis aus dem Nahruugssaft stattfindet. Die von dem Verfasser in dieser Richtung gemachten Beobachtungen sprechen sich zu Gunsten der von Karsten und Frank vertretenen Anschauung aus und werden in folgende Sätze zusammengefasst : „Der Gummifluss ist ein Krankheitssymi^tom, dessen nächste Ursache in einer localen Anhäufung plastischer Stotfe bei einer nicht in gleichem Masse gesteigerten Thätigkeit der normalen Neubildungsheerde zu suchen ist. Dieses Missverhältniss kann bedingt werden durch Beraubung von Knospen, grössere Verletzungen, ungeeigneten Standort auf kaltem, stren- gem Boden, Wurzelerkrankungen etc. Der Gummifluss zeigt sich dadurch, dass die secundäre Membran der Gefässe in Gummi verwandelt wird, ferner dass sich gleich bei der Anlage des normalen Holzkörpers ein abnormes pareuchymatisches Gewebe zwischen demselben ebenso wie zwischen den normalen Eindenelemeuten bildet, wel- ches alsbald der Gummosis verfällt. Die Vei-flüssigungsproducte dieses Ge- webes mit denen des Bastkörpers der Rinde liefern vorzugweise das aus- tretende Gummi. Diese abnormen, der Gummöse bestimmt unterliegenden Gewebe bil- den in Verbindung mit der eintretenden Vei-flüssigung der normalen Holz- und Rindenelemente eine directe Schwächung des Individuums, die unter Umständen den Tod nach sich ziehen kann. Durch locale stärkere Holzbildung an der der kranken Stelle gegen- überliegenden Seite sucht der Baum sich auszuheilen. Dieses Bestreben geht in einzelnen Fällen so weit, dass, wenn der ursprüngliche Holzcylin- der zum grossen Theile abgestorben, der Baum an der kranken Stelle einen neuen ringförmigen, wulstig hervortretenden Holzcylinder bilden kann, dessen Ränder als starke Ueberwallungswülste die abgestorbene Stelle zu decken suchen. Wandbildung und Ueberwallungsränder können mehrere Jahre von der ursprünglichen Rinde bedeckt bleiben, welche über der Wunde zu einer trockenen, straffen Haut zusammentrocknet. Diese Haut, bestehend aus abgestorbenem Periderm, Rindenparenchym und theilweise gummösen Bastzellen, Avird durch die Ueberwallungsränder von dem kran- ken Holzkörper abgehoben. Es bildet sich eine Höhlung, die zum Auf- enthalt von Insecien und Pilzen dient und in der die Gummibildung fortschreitet. Bei der starken Holzbildung auf der der Wunde entgegengesetzten Seite des Stammes platzt häufig die Rinde (entgegengesetzt ihrer gewöhn- liehen Ablösungsweise) der Länge nach. Dies kann als Anzeige fiü- den künstlich anzubahnenden Heilungsprocess gelten, der darin besteht, dass man neue Bildungsherdc in Form von Wunden schafft, welche als Längs- schnitte bis auf den Holzkörper dem Baume beigebracht werden. Zur Vermeidung des Gummiflusses wird also die Praxis Bedacht neh- men müssen, möglichst viel Knospen am Baume zu erhalten, grössere Wunden in der Vegetationszeit zu vermeiden, und einen eher sandigen, anstatt einen streng thouigen Staudort zu wälden. Als Heilmittel wird Ftlanzeiikranklieiteii. 205 das Ausschneiden der Wundon und das Schröpfen des Baumes mit Recht zu empfehlen sein." — Ueber die von den landwirthschaftlichen Akademien vnid ^"'®J_^^"^^^'"- Versuchsstationen des Preussischeu Staates in Betreff der Preussischen Kartoffelkrankheit und des Kartoffelwachsthums ausgeführten AkadVmien^u'. Untersuchungen liegt der dritte, von Frings he im erstattete Bei'icht ^^J^^^^^'^I^J^*; vor^). Derselbe umfasst die Jahre 1866 bis 1869. In diesem Zeiträume Jie Kartoffel- wurde die Lösung der durch Ministerialrescript vom 21. Juni 1862 ge- stellten Aufgaben Xo. 1 bis 5 angestrebt, nachdem der 6. Versuchsvor- schlag, betreifend den Einfluss der Entlaubung der Kartoifelpflanze auf die Entwickelung der Knolle bereits früher erledigt war^). In Bestätigung der Speer schneid er 'sehen Resultate (erster Ver- suchsvorschlag) wurde die ursächliche Zusammengehörigkeit der Blatt- uud Kuollenkrankheit und die Entstehung der Nassfäule der Knollen durch den Kartoifelblattpilz (Peronospora infestans) ausser Frage gestellt. Bei dieser Gelegenheit wurde von H. Birner, P. Sorauer und E. Peters bemerkt, dass die Mycelienfäden inficirter Knollen meistens in der Nähe der Augen hervortreten^). Diese Wahrnehmung scheint darauf hinzudeu- ten, dass der Pilz vorzugsweise durch die Keimaugen und den Nabelpunkt eindringt. Die merkmirdige, aus früheren Versuchen bereits bekannte Beobaclitung, dass aus krankem Saatgut unter Umständen durchaus ge- sunde Pflanzen hervorgehen, wurde von E. Peters, F. Stob mann und II. Birner bestätigt. Eine genügende Erklärung für diese Erscheinung ist noch Desiderat^). Mit dem zweiten Versuchsvorschlag, betreffend die Anstellung von Inticirungsversuchen mit verschiedenen Kartoffelsorten unter Berück- sichtigung der Dike der Schale und der anatomischen Ausbildung der Korkschicht, sowie mit dem dritten Versuchs vor schlag, in einer ver- gleichenden mikroskopischen Untersuchung der geprüften Sorten den Ent- wickelungsgang der Korkschicht im Verhältniss zur Entwickelung der Pflanze genauer festzustellen, beschäftigten sich P. Bretschneider und P. Sorauer. Ersterer experimentirte im Jahre 1868 mit 4 verschiede- uen Sorten, nämlich mit 2 weiss- und glattschaligen Frühkartoffeln (Ja- cobi- und Biscuitkartoffel) und 2 roth- und rauhschaligen Spätkartoffeln (Schnieppiner und Sächsische Zwiebelkartotfel). Bei den beiden rauhscha- ligen Sorten gelaug die Inficirung, bei den beiden glattschaligen Sorten unter genau denselben Umständen dagegen nicht. Von jeder der 4 Sor- ten wurden das erste Mal 9, späterhin 6 Stück Knollen entnommen und untersucht. Derartige Untersuchungen fanden, in Intervallen von 3 Wo- chen, im Ganzen 4 statt, nämlich am 7. Juli. Ende der.Blüthe, am 28. Juli. Das Laub zum grössten Theil noch saftgrün, am 18. August. Laub der frühen Sorten gelb, die oberen Partien des Laubes der Spätkartoffeln noch grün, am 8. Septeml)er. Laub der frühen Sorten trocken und braun, Laub der späten Sorten thcilweise gelb gefleckt. ') Ann. Ldw. Prss. 57. 1. '') Jabresbericht. 1867. 150. ') Vergl. die folgende Ai-beit. 206 PflanzeuK rankheiten. Die bei den Wägungen, Messungen und Zählungen erhaltenen Mit- telzahlen finden sich in der folgenden Tabelle: Weisse Jacobi- Weisse Biscuit- Rothe Schniep- Sächsische rothe kartofiel kartoffel piner Kartoffel Zwiebelkarloffel Tag fe s s h 2 c u » t.S g K a >-. Ä Gl. der ■=2 _ "3 -c •o c -"S _ "»"O ■^ g "^ 3 -'S'H „ _4) ■«s = ■§ Untersuchung ° 2 |.S ■§.M « •So |l 0.^=8 'S ö liS S 'S o ■r = 1^ 1|^ 5 ° 1« o O s« Co«) Grin. Mm. ■o Grm. Mm. •a Grm. Mm. ■a Grm. Mm. ^=" 7. JuH . . 16,4 0,085 5—6 6,8 0,085 6-7 10,3 0,119 7—8 16,8 0,128 8—9 28. Juli . . 2.5,(> 0,142 9 16,0 0,142 9 21,8; 0,178 12 31,1 0,185 12 18. August . 17,8 0,151 10 41.3 0,130| 9 35,6| 0,194; 13 28.1 0,207 13 8. September 33,5 0,154 10 26,1 0,130 9 38,61 0.230 1 14 40,1 0,211 13 Indem Bretschneider dies Ergeh niss in Beziehung bringt zu seinen mit denselben Kartoifelsorteu angestellten Inficirungsversuchen , gelangt er zu dem Schluss, dass nur die Eegelmässigkeit oder Unregelmässigkeit im Bau der Korkschicht, d. h. die glatte oder rauhe Schale von Einfluss sei auf die grössere oder geringere Widerstandsfähigkeit einer Sorte gegen die Krankheit, dass dagegen „die Dicke der Schale ganz irrelevant sei bezüglich des Schutzes, den sie gewähren solle". P. Sorauer dehnte seine Untersuchungen im Jahre 1868 auf 60, im Jahre 1869 auf 73 verschie- dene Kartotfelsorten aus. Derselbe fand im Mittel sämmtlicher Sorten für die die Korkschale constituirenden Zellenlagen die Zahl 7,5 und für die Dicke der ganzen Korkschicht 0,106 Mm., während die Mittelzahlen der erkrankten Sorten für dieselben Werthe 7,3 und 0,103 Mm. waren. Hier- aus folgert Sorauer, dass die Dicke der Schale einen bemerkbaren, wenn auch geringen Einfluss auf das Verhalten einer Kartoifelsorte gegen die Perouospora ausübe. Beide Forscher stimmen darin überein, dass ver- schiedene Kartotfelsorten eine verschiedene Empfänglichkeit für die Ki'ank- heit besitzen — ein Resultat, zu welchem auch Jul. Kühn gelangte^). Die mit den verschiedensten Mineralsalzen sowie mit Petroleum nach der Vorschrift des Gastwirth Sj Osten angestellten Versuche (vierter Versuchsvorschlag), das Mycelium des Pilzes in der Knolle zu zer- stören, führten zu dem Resultat, „dass von diesen Desinfectiousmitteln in dem für ihre Wirksamkeit nöthigen Concentrationsgrade im Erdboden so grosse Quantitäten verwendet werden müssen, dass sie in gleichem Masse wie den Pilzsporen auch der Eutwickelung der Pflanze selbst schädlich werden, und zugleich wegen der grossen Kosten in der Praxis des Land- baues nicht mehr anwendbar erscheinen." Den Grund, weshalb das Schwefeln der Blätter ohne Wirkung ist, hat Jul. Kühji klar gelegt-). Mit Bezug auf den fünften Versuchsvorschlag, welcher die Be- stimmung der Lebensdauer und der Keimfähigkeit der Sporen verlangt, liegen Beobachtungen von E. Peters und P. Bretschneider vor. Er- 1) Vergl. diesen Bericht. *) Ibidem. Pflanzenkrankheiten, 207 sterer bestätigte das Uel)erwiutei*n des Pilzrayceliums im Innern der ki'an- keu Knollen nnd fand, dass der geringe Wassergehalt Infttrockeuer Erde schon genügt, nm die Keimfähigkeit der Sporen zu erhalten. B ret- schneid er behauptet, dass die Sporen der Peronospora, in trockenen Glas- cylindern bei 18 bis 28" C. aufbewahrt, ihre Keimfähigkeit einbüssen. — Jul. Kühn lieferte neue Beiträge zur Kenntniss der Kartoffel- die^Kanoffei- krankheit^), indem er sich mit der Beantwortung der folgenden Fragen krankheit. beschäftigte. 1. Kann auch bei spärlicherem Vorkommender Blattkrankheit ein aus- gedehnteres Erkranken der Knollen im Acker stattündeu? Unverlezte Kartoffeln wurden im Herbst 1868 und (59 durch krankes Laub künst- lich inficiit. Die Infectiou gelang nach Wunsch. Mehrere Knollen zeig- ten schon während des ersten Stadiums der Krankheit an den Augenstel- len weissliche Schimmelbildungen. Dieselben waren weder durch die Spi- carie noch das Fusidiuni hervorgerufen, sondern wurden als die Frucht- äste von Peronospora infestans erkannt. Dass die Peronospora auch in geschlossenem Ackerboden an völlig unverletzten Knollen Fruchtäste und Sporangieu zu bilden vermag, wurde bei Gelegenheit der comparativen Versuche, welche im Jahre 1870 zur Prüfung der Gülich' sehen Methode angestellt waren, erkannt. Die Krankheit war am Kraut in wenig erheb- licher Weise aufgetreten. Bei der Ernte wurden zunächst die Knollen der auf einem frischen Boden gewachsenen Sorte „Celebrateo" untersucht und unter ihnen mehrfach kranke gefunden. Die Fruchtäste der Parasi- ten zeigten sich nicht blos an den Augenstelleu, sondern auch auf Kork- wärzchen und anderen Stellen der Korkschale. An den Augenstellen war das Vorkommen ein sehr verschiedenes: „Zuweilen war die Tiefe des Au- ges pilzfrei, wälu-end an den Schuppen die Peronosporafruchtäste reich hervorsprossten; in anderen Fällen drangen sie aus der Tiefe des Auges hervor und hatten die Keimanlage vollständig zerstört; bald fanden sich die Fruchtäste nur in spärlichen Flocken, bald bedeckten sie zahlreicher einen kleineren oder grösseren Raum." Auf den Korkwärzchen fanden sich die Fruchtäste entweder in dem ganzen Umfange derselben oder nur in der Mitte. Bei der Sorte „GoocMclr- wurde die Knollenkrankheit ebenfalls, aber weniger liäufig beobachtet. Ein umfangreicheres Erkranken der Knollen im Boden kann hiernach selbst dann stattfinden, wenn der Pilz auf den Blättern nur so spärlich auftritt, dass sein Vorhandensein sich einer oberflächlichen Beobachtung entzieht. Der Verfasser bemerkt noch, dass er an Wurmfi-assstellen die Pe- ronospora nicht, wohl aber in einem Falle die weissen Fäden der sonst rothbraun gefärbten Rhizoctonia Solaui fand. Damit soll indessen die Möglichkeit des Vorkommens von Peronospora an Frassstellen nicht ne- girt sein. 2. Kann auch in den Aufbewahrungsräumen eine Weiterbildung der Peronospora statthndeuV An Kartoffeln, welche in einem gut beschaffenen ") Zeitschr. d. iandw. Centr.-Vcr. f, d. Prov. Sachsen. 1870. 325. OhS Pflanzenkrankheiten. Keller 3 Wochen lang aufbewahrt waren, wurden Msche, erst in letzter Zeit hervorgedrungene Fruchtäste dieses Parasiten beobachtet. Ausserdem fanden sich — zum Theil an denselben Knollen, welche den Pilz in sei- ner jugendlichen Entwikelungsstufe enthielten — absterbende Fruchtäste und entleerte Sporangien der Pei'ouospora, sowie bei weiter vorgeschritte- ner Erkrankung zahlreiche pflanzliche und thierische Afterschmarotzer: Spicaria Solani, Fusisporium Solani, Anguillulen und Milben. Eine An- steckung gesunder Knollen durch kranke findet also auch in den Aufbewahrungsräumen statt. Sowohl bei den im Boden '\\de bei den im Keller erkrankten Knol- len sprossten die Fruchtäste der Peronospora nur da hervor, wo ihr Mjcelium einzelne mehr oder weniger ausgedehnte Zell- gewebspartien stark gebräunt hatte. Da hinreichende Feuchtigkeit ein Haupterfordemiss für das Wachs- thum der Peronospora ist, so schützt man sich gegen eine Ausbreitung der Krankheit a) im Boden, indem man — nöthigeufalls durch Drainage und Ablei- tung des Tagewassers — einer anhaltend feuchten Beschaffenheit des Erch'eichs möglichst vorbeugt. b) Der Ansteckung in den Aufbewahrungsräumen wird entgegengewirkt durch sorgfältiges Auslesen der fleckigen und ki-anken Knollen bei der Ernte und durch Vermeidung alles dessen, was ein Niederschla- gen des Wasserdampfes und damit ein Feuchtwerden der Kartoffeln in den Kellern und Mieten begünstigen könnte. 3. Im Jahre 1864 stellte Verfasser Versuche an, betreffend das von melu'eren Seiten empfohlene Schwefeln der Kartoffelstauden ^). Zu dem Zweck wiu-den bereits Mitte Juli, bevor noch eine Spur von Peronospora sich zeigte, Stengel und Blätter der Kartoffelpflanzen übeiTeichlich mit Schwefelblumen bestäubt. Das Schwefeln wurde in Zwischem'äumen von je 14 Tagen noch zweimal wiederholt. Die Krankheit wurde aber trotz dieser Cautelen von den Kartoffelstauden nicht ferngehalten und die Aus- breitung des Pilzes durch das Schwefeln in keiner Weise be- schränkt. Es wurde sogar beobachtet, dass an manchen Stellen die das Blatt bedeckenden Schwefeltheile von den Fruchtstielen der Peronospora mit emporgehoben waren, ohne dass der Entwickelung von Fortpflanzungs- organen Einhalt gethan wäre. Der Grund, weshalb das zur Bekämpfung des Weintraubenpilzes Ery- siphe Tuckeri mit bestem Erfolg angewandte Schwefeln keine Wirkung auf die Perouospera ausübt, ist in der verschiedenen Lebens- und Ent- wickelungsweise dieser beiden Pilze zu suchen: Die Erysiphe lebt nur auf der 0])erfläche der befallenen Theile des Weiustockes, ohne in das eigent- liche Blattgewebe einzudringen, während umgekehrt das Mycelium der Peronospora sich zwischen den Zellen verzweigt und nur die Fruchtstiele — namentlich durch die Spaltöffnungen der Blätter — nach aussen sen- det. Deshalb ist der Weintraubeupilz ganz der Einwh'kung des Schwefels ') Zeitschr. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1870. 105, Pflanzenkrankheiten 209 ausgesetzt, das Fadengewebe des Kartoffelpilzes dagegen dieser Einwirkung gänzlich entzogen. Bei dieser Gelegenheit macht Verfasser darauf aufmerksam, dass nach seinen Erfalu-uugen die einzelnen Kartoffelsorten eine ungleiche Widerstandsfähigkeit gegen die Krankheit besitzen. So war am 23. August 1864 bei der Friedi-ich- Wilhelm-Kartoffel, der grossen gelben fi-ühen. der laugen rothen Xierenkartoftel und einer weissen aus Samen gezogenen Art das Ki-aut fast ganz zerstört. An demselben Tage zeigten sich ferner schon in sehr hohem Grade erkrankt eine späte weisse aus Samen gezogene Sorte, die Biscuitkartoffel, Farinosa, Vigni, frühe blaue Kartoffel. In mittlerem Grade erkrankt waren die weiss- und gelbfleischige Zwiebelkart off'el, Schnieppiner, Lütticher, bunte Sicilianische, Riofrio, Für- stenwalder, Heidelberger Kartoffel. Noch völlig grün, wenn auch nicht ganz pilzfrei, war das Kraut der Heiligenstädter Kartoffel und der Erd- beerrothaugen. Die letzteren leisteten überhaupt den längsten Widerstand. ^^.^^^^ ^^_ Im Anschluss an diese nach einem gemeinsamen Plan ausgefükrten te/suctfungln Untersuchungen erfolgten von M. Reess einige Mittheilungen überöbj^f^^^«^"- die Kartoffelkrankheit^). — Die erste von dem Verfasser in An- heit. griff genommene Frage betraf den Einfiuss, welchen die Beschaffenheit der Korkschale auf die Ansteckbarkeit der einzelnen Kartoffelsorten ausübt. Die zu den Infectionsversuchen benutzten 8 Kartoöelsorten waren sämmt- lich vollständig ausgereift. Der Verschluss der Schale war bei allen Knollen vollkommen und unabhängig von dem Bau, dem Grade der Ab- blätterung und der Korkwarzenbildung der Schalen. Zu den in der fol- genden Tabelle enthaltenen Angaben ist speciell vorauszuschicken, dass die Dicke der Schalen das Durchschnittsergebniss von vielen Messungen ist, welche an frischen, von verschiedenen Knollen und in verschiedener Höhe gewonnenen Schnitten unter Wasser ausgeführt wurden, sowie dass unter Korkzellenwänden die tangentialen Wände korkartig geordneter Zellen der Schale zu verstehen sind, welche in conceutrirter Schwefelsäure nach der Zerstörung aller anderen Zellwände erhalten bleiben. Bezeichnung | der Kartoffel-' Sorten Aeussere Beschaffenheit der Schale Mm. l .S ^ ■■'ä I N3 o I W Anordnung der Korkzellen Augen Weisse Biscuit glatt, sehr selten feinrissiff 0,101110 bis 13 meist regelmässig jWenige, schwach ver- tieft, in kurzen engen 1 Trichtern Frühe weisse Jacobi ebenso 0,145 12 bis 16 desgl. Wenige, flach Celebrateo glatt bis feinrissig; j dann mit vielen klei-j nen Schüppchen \ Kleichmässig blätternd! 0,130' 8 bis 12 nicht regelmässig Mittlere Zahl, va. massig tiefen, weiten Grübchen durch viele Kork- Woisse Warzen und klein- Tannenzapfeu schuppige Abblatter- il ung rauh : 0,034, , bis !ll bis 1* ziemlich regelmässig 1 0,134' i ') Zeitschr. d. Idw. Centr. Ver. f. d. Prov. Jahresbericht. 2, Abth. ochsen. 1872. 89. Sehr zahlreich, in schuppenbedeckten Querfurchen 14 210 Pf ianzenkrankheiten . Bezeichnung der Kartoffel- sorten Aeussere Beschaffenheit der Schale ■S-g Q Mm. Zahl der Korkzellen- wände Anordnung der Korkzellen Augen Erdbeerroth- auge [halbrauh, grosslappig blätternd 0,109 13 bis 16 nicht regelmässig Zahlreich in weiten tiefen Trichtern Rothe Liver- pool j fast glatt bis rauh; !in dicken Schüppchen j späi'lich blätternd 1 0,168 13 bis 18 Innen ziemlich regelmässig ebenso Rnthp särhsi '^^"^' grobrissig; viele 0,105 bis 0,176 12 bis 18 ebenso Mittlere Zahl, iu massig tiefen Grübchen Schuieppiner rauh, grobrissig, zu- weilen grosslappig ab- blättenad 0,105 bis 0,202 15 bis 18 uni'egelmässig Mittlere Zahl, in engen, meist ziemlich tiefen, spaltenförmi- gen Grübchen Von diesen Sorten sollen nach P. Bretschneider die weisse Biscuit- und die frühe weisse Jacobikartoffel der Infection durchaus widerstehen. Es wurden nun bei dem einen Versuch 11 unversehrte Biscuitkartoffeln zusammen mit 5 Schuieppiner Knollen, deren Ansteckbarkeit feststand, neben einander iu einen flachen Topf gelegt und 5 Cm. hoch mit Erde bedeckt. Der Topf wurde mit Wasser begossen, welches Poronosporaco- nidien von controlirter Keimfähigkeit reichlich enthielt. Nach Verlauf von 12 Tagen zeigten sich gesund 4 Biscuit, 4 Schuieppiner, krank 7 „ 1 „ Die 8 gesund gebliebeneu Knollen lagen gruppenweise zusammen an ver- muthlich unvoUstämlig begossenen Stellen. Bei einem zweiten Versuch waren von ganz ebenso behandelten sechs weissen Jacobi-, zwei Erdbeerrothaugen-, acht weissen Tannenzapfenkuollen nach 10 Tagen gesund ... 1 Jacobi, 0 Erdbeerrothauge, 0 Tannenzapfen, krank ... 5 „ 2 „ 8 „ Die einzigen angeblich nicht ansteckbareu Sorten, Jacobi- und Biscuit- kartoffel, sind demnach infectionsfähig und alle übrigen Sorten konnten ebenso iuficirt werden, sei es durch Besäen aufs Fleisch oder durch Ein- setzen von Stücken kranker Knollen in entsprechende Wunden oder durch Besäen der unversehrten Schale. Hieraus folgert der Verfasser, dass „eine entscheideude Bedeutung der Schalenbcschaffenheit bezüglich der Ansteckbarkeit einer Kartoffelsorte sich überhaupt nicht nachweisen lässt." Die Wahrnehmung, dass bei Infectionsversuchen die Ansteckung der Knollen fast immer von den Augeu ausgeht (cfr. die vor- hergehenden Untersuchungen), wurde auch von Reess gemacht. Diese Erscheinung hängt indessen nicht sowohl von der leichteren Durchdring- barkeit der Schale in der Umgebung der Knospen, als davon ab, dass die Conidien und Schwännsporen der Peronospora am leichtesten iu den Augenvertiefungeu liegen bleiben, während sie von deu gewölbten Stellen der Sclialc ober heruutergeschwemmt werden. In einem- lockeren, vom Pflanzenkrankheiten. "^ 1 1 Regen durchrieselten Boden werden in Folge dessen die Fortpflanzungs- organe des Pilzes an glattschaligen Knollen mit flachen Augen (Jacobi- und Biscuitkartoffel) häufig nicht haften, während die an rauhschaligen und tiefäugigen Knollen (Erdbeerrothauge, Schnieppiner, weisse Tannen- zapfen) in den Rissen der Schale und in den Augeuvertiefungen fest- gehalten werden. Die zweite Yersuchsaufgabe war auf die Prüfung der häufig ge- machten Beobachtung gerichtet, dass krankes Saatgut völlig gesunde Pflanzen erzeugt. Zu dem Zweck führte Vei'fasser von Anfang Mai bis Glitte September 1871 mit gesunden und lo-anken Knollen (letztere von der Calico-, Schnieppiner-, sächsischen Zwiebel-, weissen Jacobikartoffel) fol- gende Cultureu ans: 1. Zehn mit dem Kartoffelpilz künstlich inficirte, tjqnsch erkrankte Knollen wurden halbirt. An der einen Hälfte jeder Knolle wurde durch Cultur im feuchten Raum das reichliche Vorhandensein der Peronospora infestans constatirt. Die zweiten Hälften wurden einzeln in Töpfe gelegt und durch Glasglocken gegen Inficirung von aussen geschützt. — Von den ausgelegten Knollenhälften faulten 6, ohne auszutreiben, 4 trieben aus. Ein Stock ging, ohne pilzkrank geworden zu sein, frühzeitig zu Grunde. Die übrigen 3 Stöcke entwickelten sieh vollständig, 2 brachten reife Knollen. Sämmtlichc Pflanzen zeigten in Kraut, Wurzeln, Ausläufern und Tochterknollen nie eine Spur von Peronosporaerkrankung. 3. Zwei ganze gesunde Knollen wT.xrden nach Analogie von Versuch I. in Töpfe ausgelegt, über welche Glasglocken gestürzt waren. Sie lieferten gesunde Stauden mit gesunden reifen Knollen. Bemerkenswerth in Versuch 1 und 2 war die Bildung von Kork- warzen auf dem Kraut. 3. Zwei ganze, spontan kranke, aber auf das Vorhandensein der Pe- ronospora nicht weiter untersuchte Knollen wurden je eine in offene Töpfe ausgelegt. Die producirten Stöcke waren durchaus gesund, der eine blieb unfi-uchtbar, der andere trug gesunde reife Knollen. Zur Controle dieser in dem leerstehenden Kalthause des Hallenser botanischen Gartens untergebrachten Culturen wurden gleichzeitig im freien Garteuland au möglichst cxponirten Stellen folgende 2 Versuche ein- gerichtet : 4. Gesunde Saatknpllen von 20 verschiedenen Sorten wurden halbirt ausgelegt. 5. In ziemlicher Entfernung von Versuch 4 wurden — zu etwa 30 Stöcken — theils auf Peronosporakrankheit geprüfte Kartoffelhälften theils ununtersuchte kranke ganze Knollen eingepflanzt. Bis zum 1 8. August konnte bei der täglich vorgenommenen Besichtigung eine Erkrankung weder an den aus gesunden (Vers. 4), noch aus kranken Knolhni (Vers. 5) getriebenen Stauden beobachtet werden, trotzdem auf dem Felde die Pilzkrankheit des Kartoffelkrautes bereits seit dem 25. Juli aufgetreten war. Erst am 19. August nach einem vorangegangenen Ge- witterregen wurden die ersten Spuren der Blattkrankheit auf den Stöcken der Versuche 4 und 5 wahrgenommen. Die ansteckenden Pilzsporen waren von den erkrankten Kartoffelfeldern der ITmgcbung jedenfalls schon früher 14* ■^ 212 Pflanzenkrankhciten. ZU den Vei'suchspflauzeu gelaugt, die Couidienträger aber erst durch den warmen und starken Gewitterregen aus dem eingedrungenen Mycelium liervorgelockt worden. Uebrigens nahm die Ki-ankheit in Folge der an- haltend trocknen Witterung keine grösseren Dimensionen an, und die von den Freilandpflanzen geernteten Knollen waren sämmtlich gesund. Das kurz zusammengefasste Resultat dieser 5 Versuchsreihen lautet, dass krankes Saatgut, sobald dessen Kraut vor luficirung von aussen geschützt war, stets gesunde Pflanzen ergab. Die vor- gekommenen Erkrankungen von Pflanzen, welche krankem Saatgut ent- stammten, sind auf Ansteckung von aussen zurückzuführen. Entsprechend diesem Ergcbniss lieferte auch die allwöchentlich vor- genommene mikroskopische Untersuchung von Pflanzen der Versuchsreihen 1 und 5 ein negatives Resultat. In keinem Theile der untersuchten Pflanzen konnte eine Spur des Kartoffelpilzes mit Sicherheit erkannt werden. Wenn nun auch die M 'giichkeit der Wiedererzeugung der Kar- toifelkrankheit durch Heraufwachsen des Mj-celiums in die ersten Laub- triebe kranker Saatknollen von de Bary erwiesen ist, so wird doch durch die aufgefühi'ten Thatsachen die Vermuthung nahe gelegt, dass die Pero- nospora infestans zum Durchlaufen ihres ganzen Entwickelungsganges auch noch anderer Substrate bedarf, wie allein der Kartofi'clpflanze. Auf der letzteren hat man bisher nur die geschlechtslos erzeugten Fortpflauzuugs- zellen (Conidien) des Pilzes aufgefunden, während die Gattungs- und Fa- milienverwandten der Peronospora infestans gleichzeitig auch eine ge- schlechtliche Fortpflanzung durch Oosporen besitzen. Die Nährpflanze der geschlechtliche Fortpflanzuugsorgane tragenden Peronospora infestans ist bis jetzt noch unbekannt; dieselbe dürfte voraussichtlich der Heerd sein für die jährliche Wiedererzeugung der Kartoffelkraukheit. ge'n''"n''Kar- Grecff beobachtete Erkrankungen von Kai-toffeln durch Ein- toffein durch ^Y an der uns von Rundwürmern (Rhabditis Dui.. Pelodcra Schneider) i). Rundwürmer. ^ ^ '' ' ' Im Fleische der von diesen Wüi-mern heimgesuchten Knollen bemerkt man graue und schwärzliche, mehr oder weniger nahe der Oberfläche be- findliche Flecken, von denen sich häufig noch Verbindungswege nach aussen wahrnehmen lassen. Bei der mikroskopischen Prüfung findet man an den bezeichneten Stellen Rundwüi-mer in grosser Menge und von ver- schiedenem Entwickelungsgrade. Die untersuchten Knollen waren von einem Felde genommen, auf welchem sich die Ki-ankheit seit einer Reihe von Jahren gezeigt hatte. Zur Beseitigung dieser unwillkommenen Gäste empfiehlt sich geeigneter Fruchtwechsel und die Anwendung neuer, ge- sunder Saatkartoffeln, ueber den Ein jm Anfang dieses Jahrhunderts in der Nähe der Felsengebirge in Amerika, auf einer wilden Kartoffelart als Schmarotzer entdeckter Käfer Dory- phora decem-lineata ging beim Anbau der cultivirten Kartoffel auf diese über und verbreitet sich seitdem in ungeheuren Massen und unauf- haltsam — jährlich um etwa 50 Englische Meilen — weiter nach Osten, ') Ldw. Centralblatt. 1870. %, 324: iiachEheiu-westf.Verhaodl. 26. Sitzungs- bericht. ^) Der Landwhth. 1870. 107- rn.Tnüonkrnnkheifen, 213 so dass man iu 10 Jahreu sein Ersclieiuen am Atlantischen Ocean er- warten kann. Der Marien- oder Johanniskäfer, sowie einige andere Käfer vertilgen die Eier und Larven dieses Kartoffelverwnisters. F. Cohn macht auf 2 Eübeufeiude aufmerksam ^). Der eine von ueber das ihnen ist das — namentlich in Frankreich bekannte und gefürchtete — "den. Rübenkäferchen. Atomaria linearis (pygmäa Eric). Dasselbe ist nur 1 Ys Mm. lang, ^js Mm. breit, hat ein schwarzes Bmstschild und braune Flügeldecken, es gleicht iu Grösse, Form und Farbe etwa den Samen des Wegerichs. Auf einem Gute bei Breslau hatten diese trotz ihrer Winzigkeit furchtbaren Feinde im Mai 1870 die jungen, aus der Erde hervorsprossendeu Rübenpflanzen in einer Ausdehnung von 3 bis 4 Morgen so vollständig abgefressen, dass diese Fläche auf den ersten Blick ganz kahl erschien. Ein anderer Rübenfeind ist die Larve des schwarzen Aas käfers,^^*^^||?'jS"|j"«^ Silpha atrata, welche in 2 dem Verfasser bekannt gewordenen Fällen pfianzuDgen durch Abnagen der Herzblätter den Rübenpflanzungeu grossen Schaden L^rve des zugefügt hatte. Diese Larven machen sich durch ihre schwarze Farbe A^J'^äfers! und ihre eigenthümliche, platt längliche Gestalt kenntlich; der Rücken ist sägeförmig am Rande ausgezackt, aus 12 breiten Schildern gebildet, nach hinten schmäler, mit 2 röhrigen Anhängseln am Afterende; das Halsschild ist besonders gross, halbla-eisförmig-, der verkürzte Kopf ist mit drei- gliederigen Fühlci-n versehen. Jul. Kühn untersuchte ki'anke, von dem landwirthschaftlichen Verein ^^ ROben- Alsleben im November 1870 eingesandte Rüben 2). Die noch frischgrünen Blätter waren zw'ar etwas vom Rost, Urorayces Betae, befallen; der eigentliche Kraukheitssitz aber wurde bei Untersuchung der Wurzeln er- kannt. ..Die meist weniger schlanken, etwas knöterigen Wurzelfasern waren in verhältnissmässig gi'össerer Zahl vorhanden und zum Theil ver- trocknet. Sie zeigten sich reich besetzt mit rundlichen milchweissen Körperchen, welche kleinen weissen Sandkörnern ähnlich sahen." Diese weissen Körjjercheu stellten sich bei der mikroskopischen Betrachtung als die trächtigen Weibchen der Rüben-Nematode heraus. Die Vemehrung dieses Rübenfeindes kann unter Umständen eine ganz ausser- ordentliche sein: An einzelnen Rübenexemplaren wurden 200 und mehr Individuen gezählt; trächtige Weibchen sind von Anfang Juni bis Mitte Novpmber zu finden und jedes derselben enthält Hunderte von Eiern iu den verschiedensten Entwickelungsstufen. Nach der Wahrnehmung des Verfassers sagt den Nematoden ein milder, humoser, nicht zu trockner Boden am meisten zu, ein bindigerer Boden dagegen ist ihi-er Ausbreitung weniger förderlich. Am sichersten würde der Anhäufung der Nematoden im Boden allerdings dadurch gesteuert werden , dass man den Rübenbau für mehrere Jahre sistirte. Nach welchem Zeitraum — ob nach 6 oder weniger Jahren — man dann die Rüben wiederkehren lassen kann, lässt sich indessen nicht entscheiden, da es bisher noch unbekannt ist, wie lange die geschlechtslosen Würmer dieser Nematoden lebenskräftig bleiben. Ausser- ') Der Landwirth. 1870. 222 und 310. ^) Zeltschr. d. Idw. Centr.-Ver. f. d. l'rov. Sachsen. 1870. a32. 314 Pflsnzenkrankhoiten. dem wirde der Rübenbau in einem längeren Turnus bei Fabrikwirth- scbaften Betriebsstörungen hervomifen. Verfasser bringt als Schutzmittel das Spatpflügen des Ackers in Vorschlag: Zu dem Zweck lasse mau 3 Pflüge, von denen der erste 7 Zoll, der zweite 5 Zoll tief gi'eift, in der- selben Furche folgen, den Boden dann noch 10 Zoll aus der Furche ausgraben und oben aufwerfen. Es wird hierdurch eine Wendung auf 38 Zoll und ein so tiefes Vergraben der Xematoden eri'eicht, dass sie in dieser Tiefe verkommen, Avenn man für die nächsten 3 Jahre den Rüben- bau aussetzt. Während dieser Zeit baut man im ersten Jahr Kartoffeln, im zweiten Hafer und düngt nicht mit Stallmist oder Compost, in welche durch Rübeuabfälle leicht Nematoden gelangen, sondern mit künstlichen Dungmitteln. JBeim Vorhandensein der Nematoden sind überhaupt die beim Abputzen der Rüben resultirenden Abfälle zu einem besonderen Coraposthaufen, der ausschliesslich zur Wiesendüngung verw^andt wird, zu vereinigen, oder die Nematoden sind dadurch unschädlich zu machen, dass man die Rübenabfälle mit gebranntem ungelöschtem Kalk im Verhältniss von 4 : 1 Volumtheilen durchschichtet, ^er Runkef" "^^^^ ^^^^^^ macht ferner auf den in letzter Zeit häufiger gewordenen rübe. Mehlthau der Runkelrübe^) aufmerksam. — Diese Krankheitser- scheinung wird durch Peronospora Schachtii (Peronospora Betae) veran- lasst und findet sich nur an den jungen oder erst massig erwachsenen Blättern. Die befallenen Blätter machen sich kenntlich durch die dick- liche, wellige Beschaffenheit ihrer Oberfläche und eine lichtere, gelblich griine Färbung. Ilu" Gewebe ist mit Peronosporafäden durchzogen, welche sich zwischen den Zellen zahlreich verbreiten und durch die Spaltöffnungen der unteren, seltener der oberen Blattfläche einzelne oder gleichzeitig mehrere, anfänglich unverzw^eigte, später baumartig verästelte Fnachtträger nach aussen senden. An den Spitzen der Aeste entstehen in Form von ovalen Zellen die Sporen des Parasiten, welche nach erlangter völliger Ausbildung sich ablösen und die Weiterverbreitung der Krankheit be- sorgen. Fruchtträger • und Sporen des Pilzes bilden bei massenhaftem Auftreten einen krumigen Ueberzug, welcher, anfänglich weisslich, während der Ausbildung der Sporen eine blaugraue Färbung annimmt. Von der Peronospora Schachtii kennt man bisher ebenso wenig wie von der Peronospora infestans die Fortpflanzung durch Oosporen. Die Uebertragung des Parasiten von einem Jahr ins andere erfolgt, wie Kühn durch mehrfache Versuche feststellte, durch Ueberwinterung seines Myce- liums am Kopf der Samem-üben. Die letzteren sind daher in jedem Jahr die Ausgangspunkte, von denen aus die neugebildeten Sporen der Pero- nospora Schachtii zu den jungen, inzwischen aufgelaufeneu Rübenpflanzen gelangen und bei feuchtwarmer Witterung eine verderbliche Ausbreitung gewinnen. Das nächstliegende Schutzmittel besteht hiernach in der Aus- wahl der Samenrübeu-, dieselben sind möglichst von solchen Breiten zu entnehmen, auf denen das Befallen wenig oder gar nicht wahrgenommen wurde. Die im Fi-ühjahr aufs Feld gesetzten Samem-üben sind dann wiederholt zu revidiren und denjenigen Exemplaren, welche sich durch 1) Zeitscbr. d. Idw. Centr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1872. 276. PflanzenktTinkheiten. 315 ihre missfarbeuen, luissgebildeten Herzblätter als pilzbehaftet kennzeicliucn, die Köpfe abzustechen und die letzteren mit Erde zu bedecken. G. Jäger ^) macht auf einen neuen Piapsfeind aufmerksam, welcher '^i^Yaukäfer^' sich bereits seit einiger Zeit in Wüittemberg gezeigt und im Jahre 1871 ein neuer wiedenim au Terrain gewonnen hat. Es ist dies die Larve des Adonis- ^^p^'^*'"''* blattkäfcrs, Chrysomela (Entomoscelis) adonidis Fabr. Die- selbe ist 1 bis 1,3 Cm. lang; ihre Oberseite ist dunkelgrünlich, braun und scharf gegen die lichtere Unterseite abgegrenzt. Die Puppe hat eine gelbrothe Farbe. Der Mitte Juni entschlüpfende Käfer ist 0,6 bis 0,9 Cm. lang, schön roth mit schwarzen Abzeichen. Die eigentliche Nährpflanze des Insects ist die in Süddeutschland häufige, zur Familie der Ranun- culaceen gehörige Adonis autumnalis ; aber auch Pflanzen aus der Familie der Crucifcren und mit ganz besonderer Vorliebe der Raps werden von der Larve verzehrt. Auf den Rapsfeldern finden sich die Lai*ven im April colonienweise ein und fressen, Blätter sowohl wie Blüthen vertilgend, grosse Flächen dermassen kahl, dass das betroffene Feld um- gepflügt werden muss. Vom Geflügel werden die Larven nach den ge- machten Beobachtungen nicht gefressen; auch das Bestreuen der Pflanzen mit insecteuwidrigeu Mitteln soll ohne Resultat geblieben sein. Aus dieseji Gründen lässt sich nach des Verfassers Ansicht dem Uebel nur dadurch entgegenarbeiten, dass die Käfer gesammelt und vertilgt werden, bevor sie ihre Eier abgelegt haben, was immer er^ einige Tage nach dem Aus- schlüpfen geschieht. Krankheiten des Weinstocks: 1. Die Phylloxera vastatrix, ^7s"wdnt° welche auf den Wurzeln des Weinstocks nistet 2) und in Frankreich seit «tocks Jahren bedeutende Verheerungen anrichtet, ist nach neueren Unter- ' vastatH suchungen von J. E. Planchon und J. Lichtenstein ^) identisch mit der auf den Blättern des Weinstocks vorkommenden und dort warzen- fönnige Auswüchse hervorrufenden Laus. Den genannten Entomologen gelang es nämlich, aus den Eiern der Blattphylloxera Wurzelphylloxeren zu erziehen. Auf Grund dieser Thatsache empfehlen Milne Edwards*) und J. Lichtenstein 5), die galläpfclartigen Auswalchse der Weinblätter, in deren Innerem sich jugendliche liäuse in grosser Zahl finden, sorg- fältigst zu sammeln und zu verbrennen. Von dem Präsidium der Deutschen Gartenbauvcreinc wii'd als Schutzmittel gegen die Phylloxera das Nicotin in Vorschlag gebracht '5). Zu dem Zweck sollen Tabaksabfälle aus den Fabriken oder Abraum von den Tabaksfeldern so knapp wie möglich an die Rebe gebracht und mit Erde überhäufelt werden. Durch die lose bastartige Rinde des Weinstocks wird das von den atmosphärischen Nieder- schlägen gelöste Nicotin bis zur Wurzel heruntergeleitet und jede Brut- hecke des kleinen Insects verhütet. Neu eingefülu'te Reben werden in xera vastatrix. ') Württem. WocLeubl. f. Ld.- u. Fortw. 1871. No. 2.5. 2) Jahresbericht 1868/69. 314. 3) Compt. rend. 1870. 71. 298. *) Ibidem. 1870. 71. 300. *) Ibidem. 1870. 71. 356. 6) Ann. Landw. Prss. 1870. Wochenbl. 100; nach dem Württ. Wochenbl. f. Land- u. Forstwirthsch. 1870. Xo. 4. 216 Pflanzenkrankheiten. Erde, welche mit Tabaksjauche angefeuchtet ist, eingeschlagen. — Auch gegen die Ansiedelung von Blattläusen auf Pfirsich- und Pflaumenbäumen schützt man sich dadurch, dass man im Herbst einige Pfunde Tabaks- staub unter den Boden mischt. Uebrigens ist von der fi'anzösischen Alvademie der Wissenschaften eine eigene Commission eingesetzt worden, welche Mittheilungen über die Lebensweise und Vorschläge zur Vertilgung der Phylloxera entgegennimmt. Die Zahl der eingegangenen, in Band 74 und 75 der Sitzungsberichte veröffentlichten Untersuchungen ist sehr bedeutend, und steht zu erwarten, dass nach erfolgter Sichtung dieses reichhaltigen Materials man über die geeigneten Mittel zur Hebung der Weinkrankheit sich nicht länger unklar sein wird. 2. Spicuiaria 2. Im Rhcingau ist nach einer Mittheiluug von FuckeH) das Auf- treten von Phylloxera vastatrix noch nicht beobachtet worden. Dagegen wurden ebendaselbst 1868 einzelne Weinpflanzungen dui'ch einen Pilz, Spicuiaria Icterus, arg geschädigt. Die erkrankten Stöcke machten sich weithin kenntlich durch die gelbbraune Farbe ihrer Blätter. 3. Eine Aca- 3 ^^^ Vorgebirge der guten Hoffnung im District von Constanzia rusart. 000 o wurde von Becker an erkrankten Weinstöcken eine Acarusart beobachtet ^), welche an den Wurzeln sowie zwischen Binde und Holz der Rebe lebt und sich mit ihi-em Rüssel in das saftführende Gewebe bohrt. Durch die so entstandenen Oefliiungen fliesst der Saft aus: dies hat eine Abnahme des Wachsthums und schliesslich ein Absterben der Rebe zur Folge. Viele, äusserlich noch gesunde, Weinstöcke enthielten eine bläu- liche, weich anzufühlende Substanz, in welcher kiystallisirter Zucker ge- funden wurde. ^. ^®''" Ueber die Flockenbildung der Pfirsichblätter, von Ed. Pril- die flocken- ^ • biid.ing der lieux^). — Diesc in Franki'eich unter dem INamen „Cloque bekannte bläuer,' Missbilduug ist charakterisirt durch die verdickte, wellenförmige Oberfläche und die blassgelbe oder röthliche Fäi*bung der Blätter. Der äusseren Ge- stalt entspricht eine abnorme Wucherung der ParenchjTn- und Epidermis- zellen, und veranlasst wird diese Krankheitserscheinung weder durch Blatt- läuse noch durch ungünstige Wittenmgsverhältnisse, sondern durch einen parasitischen Pilz, die Taphrina deformans Tul. Das Mycelium die- ses Schmarotzers in seinen feinsten Verzweigungen konnte Verfasser zwischen den Parenchjanzellen verfolgen und ebenso die Fructification derselben an der Oberfläche der erkrankten Blätter beobachten. — Um der weiteren Verbreitung des Pilzes vorzubeugen, wird das Abpflücken und Verbrennen der missgestalteten Blätter empfohlen. Deberdie Ucbcr die Klccfäule, von E. Rehm*). — Diese erst vereinzelt. Kleelaule. . • t> /-i u. A. im Regierungsbezirk Cassel, in der Umgegend von Giessen und auf einer Domäne in Westpreussen beobachtete Krankheitserscheinung des Klees wird durch die Peziza ciborioides Fries veranlasst. Als Nähr- ') Ann. Landw. Prss. 1870. Wochenbl. 195. 2) Compt. rend. 1870. 70. 91. 3) Compt. rend. 1872. 74. l.-^92. *) Landw. Zeitg. f. ^N'estfalen u. Lippe. 1872. 301. Pftanzenkraukheiten. 217 pflanzen des Schmarotzers wurden constatirt Rothklee (Trifolium pratense), Incarnatklee (Trifolium incaniatum), Weissklee (Trifolium repens), Bastard- klee (Trifolium hybridum). Merkwüi-diger Weise scheinen nur die jungen Pflanzen im Herbst des ersten oder im Frühling des zweiten Vegetations- jahi'es befallen zu werden, die älteren Pflanzen dagegen verschont zu blei- ben. Auf \vildAvachsenden Trifoliumarten wurde der genannte Becherpilz bisher ebenso wenig angetroffen, wie auf Luzerne. Esparsette, Serradella, Gelbklee. weissem und blauem Honigklee. Die äusseren Merkmale, durch welche sich die Kleefäule kennzeich- net, sind folgende: In den Monaten Xovember bis April finden sich an der Uebergangsstelle zwischen Wurzel und Stengel, bei Weiss- und Bastard- klee auch an Stengeln und Blättern schwärzliche oder schwarzgraue, spröde und zerbrechliche Bildungen von rauher Oberfläche, theils kugeliger, theils flacher Form, Mohnsamen- bis Erbsengrösse und einer Dicke von 1,5 bis 3 Mm. Schnitt- oder Bruchflächen erscheinen rein weiss, feinkörnig, umgeben von einer dunkelfarbigen Rinde. Die beschriebenen Bildungen sind das Sclerotium, das Vorstadium der Peziza. Im Juli und August, theilweise bis in den Frtihling entwickeln sich auf diesem Sclerotium die gelbbraunen bis dunkelbraunen Frucht- träger, welche, an in ihrem unteren Theil aus einem feinen Stiel bestehend, sich nach oben zu der napfförmigeu Fruchtscheibe erweitern. Ein einziger Fruchtträger soll im Durchschnitt gegen 200000 Sporen erzeugen. Die letzteren bedecken nach ihrer Entleerung die Fruchtscheibe wie ein weisser Reif, werden durch die Luftströmungen auf die Kleepflanzen übertragen und treiben in das Innere derselben ihre Keimschläuche. Die von den Pilzfäden allmälig durchsetzte und völlig erschöpfte Pflanze geht zu Grunde, und auf ihrer Leiche entwickelt sich dann das Sclerotium, indem die Pilzfäden innig verwachsen und sich fest an einander legen. Als Hinderniss der Fmchtträgerbilduug wurde ausser Mangel an Feuchtigkeit eine ca. 8 Cm. hohe Bedeckung der Sclerotien mit Erde er- kannt. Verfasser empfiehlt daher, von dem Pilz heimgesuchte Kleefelder vor der Bildung der Fruchtträger tief umzupflügen, jede Kleepflanze aus- zurotten und andere Futtergewächse anzusäen. Ein anderer Becherpilz, Peziza amorpha, steht im Zusammenhang ei„e^K"nk. mit der Lärchenkrankheit — Circular- Verfügung des Königl. P^'ss. ^„h^e^t ^er^^^^ Finanzmiuisters ^). — Diese Krankheitserscheinung äussert sich „in all- Larix). mäliger Erschöpfung der Ernährungsthätigkeit, dünner und blasser Be- nadelung, Abwelken der Zweigspitzen, meist auch in der Entstehung von Krcbsstellen und in energischen Reproductionsversuchen dos Baumes durch Entwickelung schlafender Knospen und endet sehi' häufig mit dem Ab- sterben des Stammes". Das Mj-celium des Schmarotzers zerstört die Rinde und seine Foi-tpflanzungsorgane finden sich theils äusserlich an den abge- storbenen Zweigen in Form von kleinen kugeligen oder schüsseiförmigen Sporenträgern, theils geben sie zur Entstehung der Krebsstellen in der Rinde Veranlassung. ') Ami. Landw. Prss. 1872. Wochenbl. 271 218 Pflanzeilkrankheiten, Erikranken J^| Kühu hatte Gelegenheit, das — bei mehreren anderen Gras- vonTimothee- o : n i • gras durch arteu bereits früher bekannte — Vorkommen von Sphäria typhma pwna"rers' Pers. auf Phleum pratense L. zu beobachten^). — Auf einem Gute in Oberschlesien wuixlen 1870 die Timotheegraspflanzen auf einer Fläche von 20 Morgen in solchem Grade von diesem Parasiten heimgesucht, dass Anfangs Juni ein Drittel des ganzen Bestandes erkrankt war. Besagter Kugelpilz fand sich meist an der Blattscheide des dritten, ziemlich häufig an derjenigen des zweiten oberii'dischen Stengelkuotens , seltener an der Blattscheide des ersten Knotens und nur in einem Falle am 4. Knoten. In allen Fällen zeigten sich die unterhalb des la-auken Theiles befindlichen Stengelglieder mehr oder weniger verkürzt. Im ersten Stadium der Krank- heit nimmt man einen grauweissen Ueberzug wahr, Avelcher nicht blos die Blattscheide und den unteren Theil des anschliessenden Blattes bedeckt, sondern auch die jüngeren Theile des Sprosses mitergreift. Dieser grau- Aveisse Ueberzug besteht aus dem dicht verflochtenen Mycelium des Pilzes, welches an den Enden der Fäden Conidien in grosser Menge abschnürt. Der später auftretende gelbe Ueberzug der befallenen Pflanzentheile ver- dankt seine Entstehung der Bildung einer zweiten Form von Fortpflanzungs- organen, welche auf dem ersten Pilzlager in rundlichen kleineu Gehäusen, den sogenannten Perithecien, entwickelt Averdeu. Im Innern der Peri- thecien entstehen schmale, längliche Schläuche, welche je acht dünne, stabförmige, durch zahh'eiche Querwände getheilte Sporen einschliessen. Die Conidien dienen der augenblicklichen, die Schlauchsporen der nächst- jährigen Vermehrung. Um einer grösseren Verbreitung des Schma- rotzers vorzubeugen, hat man das Timotheegras zu mähen, sobald man den grauweissen Ueberzug häufiger bemerkt, und um die Neubildung im laufenden sowie die Fortpflanzung für das nächste Jahr zu verhüten, ^os^'deT ^^^ ^"^^ ^^^ ^^^^^ na.c\x dem Abmähen als Schafweide zu benutzen. Sonnenblume Ucbcr dcu Rost der Sonnenblume, von M. Woronin^). — Hehanth'i). Die im südlichen Russland zum Zw^eck der Samen- und Oelgewnnung in ausgedehntem Maasse und mehreren Varietäten angebaute Sonnenblume (Helianthus annuus) zeigte seit dem Jahre 1866 gewisse Krankheitser- scheinungen, welche namentlich 1867 und 68 grossartige Dimensionen an- nahmen und das Eingehen ganzer Pflanzungen zur Folge hatten. Bei der Besichtigung der erkrankten Pflanzen wurden Anfang Juli auf der unteren Fläche der älteren, zunächst der Erde befindlichen Blätter rost- farbene, aus einer Anhäufung kleiner, leicht zerfallender Körper bestehende Flecken beobachtet, welche später auch auf der Blattobei-fläche erschienen, sich allmälig auf die oberen, jüngeren Blätter verbreiteten und dann an den Stengeln sowie auf den Blättern der Blumenhülle anzutreffen waren. Die pilzbehafteten Blätter nahmen erst eine bleiche Färbung an, wurden hierauf schwarz und vertrockneten endlich vollständig. Verschieden von * diesen zur Sommerzeit gebildeten Flecken erwiesen sich die im Herbst entwickelten Eostttecken. Die letzteren waren dunkel -zimmetfarbig, fast schwarz und bestanden aus dicht zusammengedrängten zweizeiligen Körpern, ') Zeitschr. d, landw. Ceutr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1870. .•«!. 3) Botan. Zeitung. 1872. 677, 693, Pflanzenkranklieiten. 219 welche nicht zerfielen und nicht \\ie die Soramei-flecken als dünner, feiner Staub zerstreut wurden. Die mikroskopische Untersuchung lehrte, dass man es mit den beiden Sporenformen eines zur Gattung Puccinia ge- hörenden Pilzes zu thun hatte. Die Sommeilieckeu sind die sog. Uredo- sporen, die Herbstttecken dagegen die überwinternden Teleutosporen. In- ficirungsversuche ergaben weiterhin, dass der Rost der Sonnenblume weder mit den auf anderen Compositen schmarotzenden Pucciniaformen noch mit dem Rost des uächstverwandten Helianthus tuberosus (Topinambur), der Puccinia Helianthorum Schw. identisch, vielmehr als eigene Form zu un- terscheiden ist. Wichtig für die Bekämpfung der Parasiten ist die Wahi-uehmuug, dass Teleutosporen, welche länger als ein Jahr gelegen haben, nicht mehr keimfähig sind. Yon praktischer -Seite wird das Beizen der Aussaat mit Lauge oder Kalkwasser empfohlen. Zu erwähnen ist schliesslich noch eine von A. de Bary gemachte Beobachtung, Avonach die einzelnen Varietäten der Sonnenblume eine ungleiche Prädispositiou zum Erkranken zu besitzen scheinen. „Ueber den RostdesBirn- Ueber den Rost des Birnbaumes, Roestelia caucellata feaumes. Rebent. (Aecidium cancellatum Pers.), nach Beobachtungen von Oersted, Decaisne und Guyoti). — Dieser Gitterrost zeigt sich häufig im Juni nach warmen und feuchten Tagen auf der Oberseite der Birnbaumblätter in Gestalt von orangerothen , meist elliptischen, ziemlich gi'ossen Flecken, in deren Mitte sich sehr kleine schwarze Höckerchen befinden. Im Juli ninmit auch die Unterseite der befallenen Blätter eine gelbliche Färbung an, verdickt sich und bildet eine fleischige Hervorragung, in welcher mehrere braune Kegelchen sichtbar werden. Die letzteren sind die vollkommene F,orm der Roestelia cancellata, sie reissen an den Seiten der Länge nach auf — doch so dass die Theilstücke an der Spitze zu- sammenhängend bleiben — und entlassen einen braunen Staub, welcher aus einfachen rundlichen Sporen besteht. Oersted wies 1865 nach, dass dieser Pilz aus Gymnosporaugium Juniperi Lk. hervorgeht, indem es ihm gelang, durch dii-ecte Aussaat der Sporen von Gymnosporaugium auf Birn- baumblättcr die Roestelia zu erziehen. Gymnosporaugium Jüuiperi kommt an den Zweigen und Stämmen des gemeinen Wachholders (Juniperus com- munis) sowohl wie namentlich des Sadebaumes (Juniperus Sabiua) vor und bildet hier eine gallenartige, erst etwas kegelförmige, später flache, orangefarbene Unterlage, aus welcher sich auf kurzen Stielen ein- oder mehrmals gethoilto Sporen erheben. Nachdem der Zusammenhang zwischen Gymnosporaugium und Roestelia constatirt war, wurde waGderholt, so u. A. 1867 von Decaisne und Guyot beobachtet, dass Birnbäume, zwischen denen Wachholdersträucher standen, vom Rost befallen wurden. Guyot, welchem 300 Birnbäume erkrankten, liess sämmtlichen Wachholder ent- fernen, und diese Massregel hatte den Erfolg, dass die Kranldxeit in den folgenden Jahren nicht wieder auftrat. J]in Bepudern der Blätter mit Schwefel ist ohne Wirkung auf die Roestelia, weil dieser Schmarotzer sein Mycelium im Inneren der Blätter verbreitet. Um sich gegen die unter ') Landw. Centralblatt. 1871. 2. 437. Nach Belgique horticole. 1871. Mars-Juin. oon Pflanzeukrankheiten, Umständen sehr umfangreichen Verheerungen durch den genannten Pilz einigermassen zu schützen, sind hiernach die Juniperusarten aus den Birn- baumpflanzungen auszuschliessen und möglichst auch aus der Mhe der- selben zu entfernen. ^ost and'dfe ^^^' Spargeh'ost und die Spargelfliege, von Jul. Kühn^). 1. Die Pilzlaankheit des Spargels wird durch Puccinia Asparagi De C. veranlasst. Die früher unter dem Namen „Aecidium Asparagi und Uredo Asparagi'' als selbstständige Arten beschriebenen Entwickelungs- formen dieses Parasiten sind folgende: a) Die Aecidien vermitteln die Neubildung des Eostes im Frühjahr. Die das Mycelium bergende Stelle der Spargelpflauze erscheint dem unbewaffneten Auge als' gelblicher Fleck, auf dem zunächst orange- farbene, punktförmige Erhabenheiten, später gi-össere Pustelchen ent- stehen, welche sich zu kleinen Schüsselchen öffnen. Die punkt- förmigen Erhabenheiten sind die sog. Spermagonien, welche die Aecidien stets begleiten und in ihrem Inneren die Spermatien er- zeugen. Die Schüsselchen stellen die eigentlichen Aecidienfrüchte dar. Sie sind dicht mit den reihenweise gebildeten Sporen gefüllt. Die Aecidiensporen sind einzellig, von nicht ganz regelmässig rund- licher Form, zartwandig und von lichtorangegelber Farbe-, sie treten bei ihrer Eeife aus den mit einem unregelmässig gezahnten Rande versehenen Schüsselchen aus und treiben, vom Winde auf Spargel- pflanzen getragen, einen mehr oder weniger gebogenen Keim- schlauch, welcher durch eine von ihm erreichte Spaltöffnung in die darunter liegende Athemhöhle eindringt und sich in den luter- cellulargängen zu einem massig weit verbreiteten Mycelium ver- zweigt. Aus diesem Mycelium bilden sich keine Spermagonien und Aecidien wieder, sondern b. die Uredosporen (Somuiersporen): Die Mycehenfäden verstricken sich unmittelbar unter der Oberhaut zu einem dichten Polster, auf welchem Fadenenden (Basidien) sich emporrichten, die au ihrer Spitze die einzelligen, rundlichen, dickwandigen, licht gelbbr^/aniich ge- färbten Uredosporen erzeugen. In diesem Entwickelungsstaaiiim des Pilzes wird die Oberhaut der Spargelpflanze an der befallenen Stelle zersprengt und die Uredosporen quellen nach Ablösung von den Ba- sidien als eigentlicher „Roststaub" an der aufgerissenen Stelle der Epidermis hervor. Die Uredosporen haben die Function, die massen- hafte Verbreitung des Spargelrostes im Hochsommer und beginnenden Herbst zu bewirken. Sie keimen unter günstigen Wärme- und Feuchtigkeitsbedingungen sehr leicht. Ihre langen, verzweigten Keim- schläuche dringen durch die Spaltöffnungen in das Innere der Spar- gelpflanze, und das von ihnen erzeugte Mycelium producirt eine Zeit lang stets neue Uredosporen. Später hört ihre Neubildung auf, und im Herbst, frühestens im Juli entstehen an derselben Stelle, wo die ') Ann. Lilw. Prss. 1872. Wochenbl. 451. Pl'lanzenkrankheiteii, 221 üredosporeu gebildet wurdeu, diejeuigeu Fortpßanzuugsorgane, welche nach ihrer Ueberwinterung im unveräudcrten Zustande die Ent- wickeluug des Pilzes im nächsten Jahre vermitteln. Es sind dies c) die eigentlichen Puccinicnsporen (Wiutersporen). Mit ihrer Ent- stehung nehmen die vorher licht ockerfarbigen Rostflecke ein tief schwarzbraunes Ansehen au. Die Wintersporen erscheinen als zwei- zeilige, längliche, an der Spitze meist stumpfe, selten zugespitzte, in der jNIitte wenig eingeschnürte, rothbraune Körperchen, welche an der Basis mit einem laugen eckigen, ungefärbten Stiel versehen sind. Diese Sporen bleiben über Winter an dem Spargelstroh haften und entsenden im nächsten Frühjahr bei hinreichender Wärme und Feuchtigkeit kurze, ziemlich dicke, durch Querwände getheilte Keim- schläuche, welche seitlich auf kleineu Stielchen bis vier ungefärbte, ruudliche Zollen, die sog. Sporidien erzeugen. Die Sporidien lösen sich nach vollendeter Ausbildung ab und wachsen bei genügender Feuchtigkeit zu dünnen Keimfäden aus, welche sich nur auf der Spargelpflanze weiter zu entwickeln vermögen. Hier dringt der Keim- faden in eine Oberhautzelle und verzweigt sich zu einem räumlich beschränkten Mycelium, aus welchem die Spermagonien und Aecidien hervorgehen. Als wirksamstes Mittel gegen das Ueberhandnehmeu des Spargel- rostes ergiebt sich hiernach die Vernichtung der Puccinieusporen im Spät- herbst durch sorgfältiges Einsammeln und Verbrennen der befallenen Spargel- stengel. 2. Die Made der Spargelfliege, Ortalis fuminans Meigen, tritt nach den Beobachtungen von Kühn in jungen Anlagen, wo die Spargel noch nicht gestochen werden, zuweilen so häufig auf, dass nur wenige Pflanzen gänzlich verschont bleiben. Die im April aus den über- winterten Puppen ausschlüpfende Fliege legt bis Ende Mai ihre Eier an die Köpfe des hervorsprossenden Spargels. Die auskriechenden Maden dringen in den Stengel ein und nagen theils gerade, theils gewundene Gänge, welche alle Gewebtheile, am häufigsten das Mark, durchsetzen und bis zur Basis des Stengels herabreichen. Die gelblichweissen, walzen- förmigen Maden haben eine glatte, glänzende Oberfläche, tragen an ihrem Hinterende auf einer schwarzgefärbten, etwas vertieften Platte zwei kleine hornartigc Gebilde und erreichen eine Länge von 10 Mm., eine grösste Breite von 2 Mm. Die Verpuppung der ältesten Maden beginnt von Mitte Juni ab. Die gelbbraunen, an der Spitze des Kopfendes dunkel- braun gefärbten, am Hinterende mit zwei kleinen Hörnchen versehenen Puppen haben eine Länge von 7 bis 7,5 Mm. und in der Mitte eine Breite von 2,5 Mm. — Der Frass der Maden macht sich häufig durch Missbildung und Verbiegung der Stengel bemerkbar und hat immer eine m.angelhaftc Ernährung und weniger kräftige Entwickeluug des Grund- stockes zur Folge. Um den Schaden möglichst einzuschränken, empfiehlt es sich, in Spargelanlagen, welche erheblich von den Maden heim- gesucht werden, bis Ende Mai alle Stengel bald nach dem Aufschiessen dicht am Boden abzuschneiden, dagegen von Anfang Juni an, nachdem 222 Pflanzeukrankheiteu, die Fliege ihr Brutgeschäft beendigt hat, die Anlage dadurch zu kräf- tigen, dass man mit dem Stechen des Spargels aufliört. von'wljfter-^ Jul. Kühui) beobachtete 1871 ein erheblich schäcUiches Auftreten Weizen durch (jer LarvB vou Ccphus pygmaeus L. (Getreidehalmwespe) auf einer der' Gefreide- Feldmark iu der Nähe von Halle. Diese Larve kommt nach den bis- (Zwwlsäle- herigen Erfahrungen an Eoggen und Weizen, sowohl Sommer- wie Win- wespe). tei-frucht, aber nicht an Gerste und Hafer vor. In dem zur Kenntuiss des Verfassers gelangten Falle zeigten sich als erste Symptome der Er- krankung um Mitte Juli leichtere, lileichgrünere Stellen und Streifen von grösserem Umfange auf dem Ende October mit weissem Kolbenweizen an- gesäten, im Frühjahr gleichmässig gut bestandenen Felde. Weiterhin wurde an diesen Stellen ein Verbleichen der Aehren, verbunden mit man- gelhafter Ausbildung der Körner, wahrgenommen. Die erkrankten Halme, welche weder eine Einknickung an ihrem unteren Theile — Unterschied vom Frasse der Larve von Cecidorayia destructor Say, Hessenfiiege! — noch eine Verkümmerung des obersten Gliedes — Unterschied von der Frassweisse der Larven von Chlorops taeniopus Meigen, bandirte Grün- fliege! — erkennen Hessen, beherbergten je eine Larve. Die fusslosen, aber au der Unterseite mit warzigen Anschwellungen versehenen Larven haben eine glänzend gelblich weisse Körperfarbe, einen bräunlich gelben Kopf, bräunliche Kinnbacken mit schwarzbraunen Spitzen; sie erreichen in ausgewachsenem' Zustande eine Länge von 10 bis 12 Mm?, eine Breite von 2 Mm. und biegen sich, wenn man sie aus dem Halme nimmt, S-förmig zusammen. Die Frassbahn der Larve beginnt meist zwischen der Aelu'e und dem obersten Halmknoten und setzt sich durch diesen bis zu den Wurzeln fort. Zur Zeit der Untersuchung (am 17. August) fanden sich noch einige jüngere, 4 Mm. lauge und 0,75 Mm. breite Larven, welche erst die Knoten der oberen Halmhälfte dnrchfr-essen hatten, w^ährend ein grosser Theil der Larven sich bereits das Winterlager eingerichtet hatte. Das letztere besteht aus einem cyliudrischen, 2 Mm. breiten, 10 bis 15 Mm. langen, durchsichtigen Gehäuse (Cocou), welches an seinem oberen Ende durch einen 1,5 Mm. hohen cylindrischen Pfropfen von Wurmmehl geschlossen ist. Dieser Cocon findet sich in der Regel in dem kurzen Halmgliede zwischen den Ki'onenwurzeln und dem ersten Knoten, er ragt mit der unteren Spitze bis in den Ausgangspunkt der Kronen- wurzeln hinein, befindet sich mithin ganz unter der Erdoberfläche, so dass er von der Sense nicht erfasst wird. Das vollkommene Insect entschlüpft der Puppe meist im Monat Mai. Die von diesem Feinde heimgesuchten Feldtheile sind nach des Ver- fassers Rath bereits in der beginnenden Gelbreife, d. h. zu einer Zeit zu ernten, in welcher die meisten Körner sich noch über dem Nagel biegen und im Innern zäh und fadenzieheud sind. Solche Körner reifen noch ganz gut nach, und die Menge der durch diese frühe Ernte unschädlich gemachten, noch in den oberen Halmpartien befindlichen Larven ist nicht unbeträchtlich. ') Zeitschr. d. Idw. Centr. Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1871. 239. Pflanzeukraukheiten. 223 Bei vereinzeltem Auftrcteu der Getreiclehalmwespe genügt es, vor Winter die oberste Schicht der Ackerkrume mindestens 5 Cm. tief unter- zupflügen-, bei umfangreicherem Auftreten der Larven sind die Stoppeln bald nach der Ernte zu exstirpircn, zusammenzmeclien und an Ort und Stelle zu verbrennen. lieber den Erbsenrüssclkäfer, Bruchus pisi L. macht Ober- ^''"^^"f p'^'' ' ^ ein Erbsen- lelu'er Zimmermann in Chemnitz einige Mittheilungen i). — Die be- feind. fruchteten "Weibchen dieses Käfers kleben an die eben hervortretenden Hülsen der blühenden Erbsen — Anfang Juni — ihre citrongelben Eier und zwar an jede Hülse in der Kegel nur ein Ei. Die aus dem Ei nach kui'zer Zeit hervorgegangene Larve bohrt sich in die Hülse und von dieser aus in den Samen, ohne dabei die Keimtheile zu verletzen. Nachdem die Erbsen eingeerntet . sind, geht die Larve in den Puppenzustand über, und nocli vor Beginn des Winters ist der ovale, schwarzgefärbte, dicht mit graulichten und weissen anliegenden Haaren bekleidete, 5 Mm. lange Käfer ausgebildet. Die völlig vernarbte Eingangsstelle an der bis zm* normalen Grösse entwickelten Erbse macht sich um diese Zeit durch einen kreisrunden, l)läulichen Fleck von 3 Mm. Durchmesser dem Auge bemerkbar. Bei mehrfachen, auf einem Gute des Königreiches Sachsen angestellten Zählungen fanden sich in einem Hektoliter Erbsen durch- schnitthch mehr als 15000 Samen, welche den Käfer beherbergten. Anfang Mai nagt sich der Käfer durch die Samenschale, und diese neue Gene- ration sucht sich dann wieder ein Erbsenfeld zum Schauplatz ihrer Ver- heerungen aus. Die zur Vertilgung des Käfers in Vorschlag gebrachten Mittel, wie das Dürren der Erbsen bei 50 o C. oder das Behandeln derselben mit einer Beize aus Eisenvitriol, ungelöschtem Kalk und Kochsalz, hält der Verfasser für praktisch unausführbar resp. erfolglos. Derselbe räth, Erbsen, unter denen sich von Bruchus pisi bewohnte befinden, gar nicht als Saat- gut zu veiTvenden, sondern sie sobald als möglich — spätestens bis Ende März — zur Viehfütterung zu benutzen, nachdem vorher durch irgend eine Zubcrdtungsmethode (Kochen, Schi'oten) für die Tödtung des Insects Sorge getragen ist. W. Fleischmann theilt mit 2), dass die von ihm im Jahre 1865 Milbensucht auf Hopfcnptianzen beobachtete und Tetranychus Humuli benannte veranlasst ' Milbe 3) identisch ist mit der bekannten und beschriebenen Species *' teitriu'sT.''^ Acarus telarius L. (Tetranychus telarius), welche auf anderen Gewächsen nicht selten vorkommt und von H. Nördlinger 1870 auch auf Hopfen gefunden wurde. Ueber Verwüstungen von Maispflanzen durch die Rau])e verwüstun- 1 TT- ... T^ . ■! !• 1 -Ti/r , <\ i geil von Mais- des Hirsezunslers, Botys silacealis, von A. Masch^). — Im pflanzen September 1870 fanden sich auf den Maisfeldern der Akademie Ungarisch- Rat'pe'd.HV Altenburg auffallend viele gebrochene Stengel, deren oberer Theil mit dem «ezünsiers, •) Amtsbl. für d. Idw. Vereine Sachsens. 1870. 103. *) Die landw. Versuchsstationen. Hi, 308. 3) .Jahrosltericht 18(;7. 147 ") Landw. Ccutralblatt. 1870. 2. 2:A; nach Wiener landw. Ztg. Nr. 39. OOA Pflanzenkraukheiten. unteren nur noch wenig zusammenhing oder ganz davon getrennt am Boden lag. Der Bruch fand sich meist auf der halben Höhe des Stengels und ging mitten durch einen Knoten, welcher missfarbig, mürbe und in- wendig angefressen war. Als man den Stengel der Länge nach spaltete, zeigten sich im Mark längliche, mit der Stengelachse mehr oder weniger parallel laufende Frassbahnen, von denen in einer Pflanze meist mehrere angetroifen wurden. Ueber den Lebenslauf des Schmetterlings, Botys si- lacealis, dessen Raupen dies Unheil angerichtet hatten, erfahren wir Fol- gendes: Der Schmetterling fliegt im Juli; in der zweiten Hälfte dieses Monats bis Mitte August legen die Weibchen einzelne gelbe Eier an das Rispenende der Maispflauze. Die ausgeki'ochenen Raupen fressen sich unter den Blattscheiden ein und nähren sich vom Mark des Stammes; sie sind im ausgewachsenen Zustande ^ji bis 1 Zoll lang, nackt, mit einem kastanienbraunen harten Kopf, nach hinten spitz auslaufend, von licht- graubrauner Färbung. Im Herbst nachdem sie ausgewachsen sind, fressen die Raupen nicht mehr und überwindern im unteren Theil des Stengels, zuweilen nahe an der Wurzel, um sich erst im nächsten Frühjahr ein- zuspinnen und zu veri)uppeu. Begünstigt durch die in Folge des regen- reichen Sommers verspätete Entwickelung der Maispflanzen, sowie durch den Umstand, dass der obere Theil des Stengels nicht wie in frühreren Jahren zum Zweck der Futterge\Ninnuug im Spätsommer abgeschnitten war, hatte der Raupenfrass so ungewöhnliche Dimensionen angenommen, dass ein Ausfall von 50 pCt. in der Körnerernte zu befüi-chteu stand. Taschenberg nennt ausser dieser Raupe noch zwei andere Mais- feinde, nämlich die Raupe von Plusia gamma, welche die Blätter verzehrt und eine im Herzen der jungen Pflanze über der Wurzel sitzende, noch nicht bestimmte Käferlarve. fliecp^'Amho- Ueber Erkrankungen von Lupinen- und Roggeupflanzen myia funesia fiurcli thierische Einflüsse berichtet Jul. Kühn^): 1. Zu Zedlitz bei Lüben in Schlesien wurden auf einer und dersel- ben Ackerbreite und in unmittelbarem Anschluss an einander am 26. April und am 8. Mai 1869 gelbe Lupinen gedrillt. Beide Saaten liefen gut auf. Während jedoch die zuerst gesäten Lupinen völlig gesund blieben, erkrankten die 12 Tage später gesäten bald nach dem Auflaufen in sol- chem Grade, dass die von ihnen eingenommene Fläche umgepflügt und von Neuem mit Lupinen angesät werden musste. Aber auch diese zweite Saat . erkrankte ganz in derselben Weise wie die vom 8. Mai. Die dem Ver- fasser zugesandten kranken Pflanzen befanden sich sämmtlich im Stadium der frühesten Jugend: Die Kotyledonen waren ausgebreitet, die eigentlichen Blätter noch nicht oder erst wenig entwickelt. Einige Pflänzcheu waren gänzlich abgestorben, ihre Samenlappen verkommen und verschrumpft. Die meisten dagegen waren im Herz zwar noch grün und frisch, am Stengel- chen und an der W^urzel aber todt. Ihre Sameulappen waren entweder beide weich, faulig, von schwarzgrauer Farbe und beim Zerdrücken schmie- rig, oder es war nur ein Samenlappeu ganz oder zum Theil missfarbig und weich, während der andere sich noch gilin und markig zeigte. 1) Zeitschr. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1870. 169. Pfl.inzcnkraiikheiteii. 225 Bei näherer Untersuchung wurde, an der einen Seite des Stengel- chens ein missfarbener Streifen wahrgenommen, welcher als die Frassbahu einer Insectenlarve erkannt wurde. Die Larve selbst wurde in denjenigen Pflänzohen, deren CotyledQucn erst theilweise weich geworden, aufgefun- den. Dieselbe war von weissgrauer Farbe, 5 bis 6 Mm. lang, 1 Mm. breit und mit 2 hornigen schwarzen Nagehaken versehen. Die bereits in auffallenderer "Weise erkrankten Pflanzen enthielten keine Larven mehi'; diese hatten sich bereits in den Erdboden begeben, wo sie sich in ein gestrecktes Tonnenpüppchen von brauner Farbe, 4 Mm. Länge und 1 Mm. Breite verwandeln. Das aus diesen Puppen erzogene Lisect gehört zur Gattung der Blumenfliegen-, Verfasser benannte es Anthomyia funesta und giebt a. a. 0. S. 171 die genaue Beschreibung desselben. Rücksicht- lich des Lebenslaufes dieser Fliege resumirt Verfasser aus den gemachten Beobachtungen, dass die FKegen aus den überwinterten Puppen der Herbst- generation erst gegen Mitte Mai ausschlüpfen und dass sie zur Eiablage die jüngsten Zustände der auflaufenden Lupinen wählen. Daraus folgt unter der Voraussetzung ähnlicher klimatischer Verhältnisse, dass eine fnihe, vor Ende April bewirkte Aussaat gegen die Verwüstungen der Lu- pinenfliege den sichersten Schutz gewährt. — 2. Als die Ursache einer Ende April 1869 zu LudA^isisaue bei Herz- ^"*"^'.!t '*•" ^ " tella Hubner, berg i. d. Mark aufgetretenen Roggenkrankheit wurde die Raupe dereineden Rog- Anerastia lotella Hübner erkannt. Ueber die Naturgeschichte dieses |eude^schabel Schmetterlings und sein Vorkommen auf wildwachsenden Gräsern, nament- lich auf Aira canesceus und Festuca ovina, machte Zeller bereits im J. 1848 umfassende Mittheilungen-, eine Verheerung von Roggenfeldern durch die genannte Raupe war bis dahin noch nicht beobachtet worden. Der im vorhegeuden Falle veranlasste Schaden war bedeutend: Auf einer Fläche von circa 20 Morgen, dem sandigen und trocknen Theile einer gi'össeren Feldmark, Anirden die Roggenpflanzen z. Th. gänzlich zerstört, z. Th. in so hohem Grade beschädigt, dass sie sich im weitereu Verlauf der Vegetation durch Bildung neuer Stocktriebe nur unvollkommen wie- der erholten. Als charakteristisches Kraukheitsmerkmal wurden seitlich an den Trie- ben eigenthümliche Säckchen (Raupen futterale, Raupenröhren) von 7 bis 25 Mm. Länge und 3 bis 4 Mm. Breite gefunden, in denen die Raupen sich aufhalten und von wo aus sie an der Pflanze fressen, indem sie bald in die Röhre sich zurückziehen, bald aus derselben ganz herausgehen und in den Trieben hinunter nagen. Der ausfüln-lichen Beschreibung der Rau- pen entnehmen wir, dass dieselben eine walzenförmige Gestalt, eine beiu- gelbliche Farbe haben und dass sie eine Länge von 15 bis 17 Mm., eine Breite von 2^2 Mm. erreichen. Wo dieser Roggenfeiud häufiger auftritt, sind nach des Verfassers Vorschlag die Saaten gegen das letzte Drittel des Mai durch den Exstir- pator flach zu schälen, scharf zusammcnzueggen und Alles, was sich an Resten der Vegetation zusammen eggen lässt, zu verbrennen. Wird darauf der Acker tief gepflügt und mit Lupinen, Spergel oder einer andern Sora- nierfi-ucht bestellt, so lässt sidi erwarten, dass die dem Verbrennuugstode Jahrcäberirht. 2. Abth. 15 226 Pflanzpnkrankheiten. eutronueneu Rauiieu entweder iu den tieferen Bodenschichten umkommen oder dass sie, im Falle sich noch einige an die Bodenobeiiiäche heraus- arbeiten sollten, absterben, bevor sie noch entfernt stehende Xährpfianzen eiTeichen. Wo sich mit Bocksbart und Schafschwmgel bewachsene Feld- ränder in der Nähe befinden, müssen diese Nistplätze der Auerastia lotella natlirlich ebenfalls zerstört werden. ■ — ueber den üeber den Honigthau der Linde, von Boussingault-, nebst Honigthau „ , tt x • i t t- • der Linde. Bemerkungen von Hartmg und Le \ errier. Im Jalu-e 1869 beobachtete Boussingault^) auf einer Linde zu Liebfi'auenberg (Vogesenj das reichliche Vorkommen von Honigthau. mcI- cher als durchsichtiger, klebriger und geschmeidiger Fii-niss die Obei*fläche der Blätter überzog, einige Male auch in Tropfenform zur Erde floss. Zwei am 22. Juli resp. 1. August genommene Proben enthielten ausschliesslich geringer Mengen von Eiweissstoffen und Pflanzenschleim in 100 Theilen Trockensubstanz : Probe vom I I „II „ „ ^ !■ II I !■■■■ 22. Juli 1. August Kohi'zucker 48,86 55,44 Invertzucker 28,59 24,75 Dextrin 22,55 19,81 100,00 100,00 Gleiche Zusammensetzung mit dem Honigthau vom 1. August hat merkwürdiger Weise eine Manna vom Berge Sinai. Berthelot fand in derselben: 55 pCt. Rokrzucker 25 „ Invertzucker, 20 „ Dextrin. Nach den Untersuchungen von Ehrenberg und Hemprich fliesst diese Manna aus den Blättern eines Strauches, der Tamaris mannifera, in Folge des Stiches von Coccus manniparus. Den Ursprung des Honigthaus auf Linden ist man allgemein geneigt den Blattläusen zuzuschreiben, welche, auf der unteren Blattseite von dem Safte der angestochenen Zellen lebend, eine klebrige, süss schmeckende Substanz aus ihren Aftern ausscheiden und weithin spritzen. Dieser An- sicht glaubt Boussingault nicht beitreten zu können, vielmehr den von ihm beobachteten Honigthau als lin krankhaftes Secret der Lindenblätter beanspruchen zu müssen, und zwar aus folgenden Gründen. In der ersten Zeit der Honigthaubildung wurden keine Blattläuse bemerkt; diese Insec- ten ebenso wie Fliegen und Bienen erscliienen erst später, angelockt durch die Süssigkeit des Saftes. Noch vor dem Auftreten der Insecten konnten auf den Blättern eines Zweiges, welche am 23. Juli 7 Uhi- Abends sorg- fältig abgewaschen waren, bereits am nächsten Morgen 6 Uhr mittelst der Loupe kleine glänzende Punkte wahrgenommen werden. Dieselben nahmen ganz allmähg an Grösse zu, und am 25. Juli war die Oberfläche der ') Compt. rend. 1612. 7i. «7. Pflanzenkrankheiten. 227 Blätter wieder in alter Weise mit Honigthautropfeu bedeckt. Boussin- gault maclit ferner geltend, dass die Houigthautropfen, wenn sie wirk- lich die Excretiouen von Blattläusen wären, annähernd dieselbe Zusam- mensetzung haben müssten, wie der Zellsaft der Blätter, welcher diesen Thierchen zur Nahrung dienen soll. Nun aber wurden gefunden: Rohr- Invert- j, . Kohleliydrate zuckf-r zucker "^^"^" im Ganzen in dem Safte von 1 Q-.M. gesunder Blatter 3,57 0,86 0,00 4,43 Grm. in dem auf 1 Q.-M. Blattääche gesammel- ten Honigthau 13,92 7,23 5,62 26,77 „ Differenz: 10,35 6,37 5,62 22,34 Grm. Der Zellsaft gesunder Blätter enthält hiernach gar kein Dextrin. Be- merkenswerth endlich erscheint es, dass der Honigthau nur auf einer ein- zigen Linde sich zeigte, während andere benachbarte Linden davon ver- schont blieben. Auf Grund dieser Thatsachen gelangt Boussingault zu dem Schluss, dass in dem vorliegenden Falle der Honigthau rein vegetabilischen Ursprunges war. Unter normalen Vegetatiousbediugungen vertheilen sich die unter dem Einfluss von Licht und Wärme in den Blättern ge- bildeten Kohlehj'drate mit dem absteigenden Saftstrom in dem Organis- mus der Pflanze. Unter abnormen Verhältnissen, wie eben bei der Bil- dung des Houigthaus, werden die Assimilationsproducte auf der Blattober- fläche secernirt, sei es dass sie im Ueberfluss erzeugt wurden, sei es dass ihre Ableitung von den Bildungsherden unterbrochen oder verlangsamt wurde durch die mit dem Auftreten des Dextrins zusammenhängende zähe Beschaffenheit des Zellsaftes. Eine Vorstellung von der Quantität der secernirten Kohlehydrate er- hält man durch folgende Zahlen: Es berechnet sich bei einer 120 Q.-M. betragenden Blattoberfläche der erkrankten Linde die Trockensubstanz des an einem Tage gebildeten Honigthaus zu 2 bis 3 Kilogrm. Im Gegensatz zu der Boussingault'schen Auffassung theilte H ar- tin g^) mit, dass nach seiner, bereits 1858 in Utrecht gemachten Beob- achtung der Honigthau der Linde unzweifelhaft von den geflügel- ten Individuen einer Blattlaus (Aphis tiliae) hervorgerufen wird. Dieselben bedeckten in unzähliger Menge die unteren Blattflächen einer Linde, und der von ihnen abgesonderte Saft floss so reichlich, dass er in untergestellten Schalen gesammelt werden konnte. Als Hauptbe- standtheil dieses Honigthaus wurde von Gunning in Amsterdam eben- falls Rohrzucker constatirt. Im Anschluss an die vorstehende Mittheilung berichtete Le Verrier^), dass auf den Linden der Promenade zu Metz alle Jahre Honigthau und gleichzeitig das Auftreten von Blattläusen beobachtet wird. Zuerst wer- den die untersten Blätter von den Läusen heimgesucht, welche, allmälig fort- schreitend, bis zum Gipfel gelangen und unter Umständen nicht blos durch ') Compt. rend. 1872. 74. 472. ^) Ibidem. 473. 15* 228 Pflanzeiikrankheitcn. einen walu-en Regen von Honigtliau den Aufenthalt im Schatten der Bäume zur Unmöglichkeit machen, sondern den Bäumen selbst erheblichen Scha- den zufügen, indem sie das vorzeitige Vertrocknen und Abfallen der Blät- ter bewirken. — ^o^Te/nfef ^^^ ^^'^ Flachsbaueru längst bekannte und von ihnen gefürchtete denn durch griuie, weissgcstreiftc Raupe der Gamma- oder Ypsilon-Eule (Plu- die Kaupe der ^ ■* '-' ■*• ■»■ \ Gamraa-Rnie.sia gamma L.) ist nach einer Mittheilung von Wodiczka^) 1871 zu Neustadt im Iglauer Kreise (Oesterreich) massenhaft aufgetreten und hat die dortigen Leiufelder stellenweise gründlich verwaistet, indem sie nicht nur die Blätter, sondern auch die Stengel bis auf die Stoppeln abfrass. Auch aus Russland berichtet man über den bedeutenden Schaden, welchen diese höchst gefrässige Raupe (dort Flachswurm genannt) auf den Lein- feldern der Ostseeprovinzen amichtete. — Schädlichkeit t-i- -i o.. i-j- -i i i oi geringer McD- Emwirkung vou bauredanipien, insbesondere der Salz- =^";^°;; Salz- säure auf die Vegetation, von G. Christel 2). Verfasser hatte Ge- legenheit, die umfangreichen Verwüstungen zu beobachten, welche das aus einer Sodafabrik trotz der sinnreichsten Verdichtungsapparate entweichende Chlorwasserstoffgas unter Bäumen, Getreidcarten, Flachs, Bohnen, Erbsen, Kartoffeln anrichtete. Der schädliche Einfluss der Salzsäure auf die Ve- getation Hess sich noch bis zu einer Entfernung von lOnO Metern ver- folgen, woselbst Weissdorn und wilder Wein unter demselben kränkelten. Directe Versuche ergaben Folgendes: Rohes schwefelsaures Xatron, wel- ches noch Chlorwasserstoffgas exhalüie, wurde in einen Kolben gefüllt und die Nacht über in den Garten gestellt. Dies hatte zur Folge, dass die in einiger Entfernung befindlichen Blätter von Aprikosen, spanischem Flieder, ganz besonders aber vom Weinstock weisse Flecken und Ränder bekamen, späterhin vertrockneten und abfielen. Es wurden ferner 5 bis 6 Monate alte, in Töpfen befindliche Pflanzen von WinteiToggeu mit verschiedenen Mengen von Salzsäure unter Glasglocken gebracht. Die Menge der zu diesen Experimenten benutzten reinen, 25procentigen Säure betrug bezw. 40, 20, 10 und 5 Mgrm. Die Temperatur während des Versuches schwankte zwisclien 10 und 12 « C. Eine Störung der vitalen Functio- nen einzelner Pflanzenorgane trat schon bei 5 bis 10 Mgrm. Salzsäure ein, und Verfasser berechnet, dass in diesem Falle die Luft unter der Glocke 0,1 pCt. Chlorwasserstoffgas enthielt. Die Wirkung der Salzsäure besteht jedenfalls in einer Veränderung des Chlorophylls, welcher dann Zersetzung des übrigen Zellinhaltes und der Zellwandungen nachfolgt. — Vergl. hiermit das Gutachten von Sonnenschein. Ei^fhfsV'che- Ueber den Einfluss chemischer Fabriken auf die benach- "biTk'^e" ]^,T ^^^^'^^ Vegetation liegt ein Gutachten von Sonnenschein vor»), die iieiiarh- Auf dcr östHcli VOU der Schwefelsäure- und Sodafabrik zu Köpenick bei ^"tao^nf*' Berlin belegenen Feldmark zeigten die Pflanzen krankliafte Erscheinungen: ') Der Landwirth. 1871. 385. 2) Der Naturforscher. 1871. :ii)0. Nach Arcli. Pharm. 197. 25'i. 3) Laiidw. Centralbl. 1870. 2. 228. l'fl;wizoiik.r;iiiklit;ituu. 229 Im Juni 1870 waren die Roggcnpfianzeu zum grüssten Theil an ihren oberen Stcugclglicdcru und an der Achrc grau gefärbt, während der übrige Halm noch grün war-, späterliin unterblieb die Blüthc und in Folge des- sen der Kürneransatz. Das Kraut der Kartoffeln war stellenweise auge- fressen und zerstört. Elsen waren zum grüssten Theil, Weiden theilweisc abgestorben. Die weiter nach Osten an einem Wege angepflanzten Obst- bäume waren krankhaft afficirt. Die Blattei" einer am äussersten östlichen Punkte in der Nähe eines Waldeinschnittes stehenden Linde zeigten sich au der Seite, welche der Fabrik zugewendet war, theilweise zerstört, theil- weisc mit rotlien Flecken bedeckt, während an der entgegengesetzten Seite keine Krankheitssymptome beobachtet wurden. Bei der mikroskopischen Untersuchung konnten an keinem dieser erkrankten Pflanzentheile Para- siten wahrgenommen werden. Die chemische Analyse der Luft ergab bei herrschendem Westwinde einen Gehalt derselben au Salzsäure nebst Spu- ren von schwefliger Säure, und der von den Pflanzen in den Frühstunden gesammelte Thau reagirte deutlich auf Chlor. lu der Umgegend von Ber- lin weht an 32 Tagen unter 100 Südwest- und au 24 Tagen Westwind. Die in der Richtung dieser Winde vegitirenden Pflanzen waren somit den grösseren Theil des Jahres hindurch den sauren — hauptsächlich Salz- säuren — Dämpfen exponirt, Avclchc aus der Fabrik trotz der angebrach- ten Absorptionsvorrichtungen entwicheu. Auf Grund dieser Thatsachen spricht sich Sonucuschein dahin aus, dass die auf der genannten Feld- mark beobachteten, eine Erkrankung der Gewächse verrathendcn Erscheinungen eben diesen sauren Dämpfen zuzuschreiben sind. M. Freytag') gelangte rücksichtlich der Grenzen, bis zu wel-ßeschädiguag der PflaDzeu chcu die schweflige Säure unter ganz normalen Verhältnissen «lurchschwef- dic feuchten Blätter verschiedener Pflanzen beschädigt, zu ''se Saurc. folgenden Resultaten ; 1. Eine Luft, welche mehr als ^lr,r,ooo dem Volumen nach (0,0018 Vol. pCt.) an schwefliger Säure enthält, wirkt derartig schädlich auf die Chlorophyllmassen der feuchten, grünen Blätter von Weizen, Hafer und Erbsen ein, dass man bereits nach wenigen Stunden die Zerstörung deut- lich wahrnehmen kann. 2. Luft mit 77.1000 (0,00135 Vol. pCt.) an schwefliger Säure fügt — selbst bei ununterbrochener Einwirkung unter den günstigsten Wärme- und Fcuchtigkeitsbedinguugcn — den genannten Pflanzen nicht den mindesten Schaden zu. 3. Die Grenze, bei welcher die feuchten Blätter der laudwirthschaft- lichen Culturgcwächse von der schwefligen Säure beschädigt werden, liegt hiernach ül)or 0,003 und unter 0,004 Gew. pCt. bzw. über 0,00135 und unter 0,0018 Vol. pCt. Ucber die schädliche Einwirkung des Hütten- und Stein- j?-,j!^f/kun^ kohlenrauches auf das Pflanzenwachsthum, von A. Stöckhardt^). des uüiten- iind Stein- Uohlenrau- clies auf das ') Cbem. Ackcrsmauu. 1872. 4.S; aus d. 2. Heft d. Mittheiluugeu d. laudw. efianzen- Akadcmic Poppplsdoi-f. wachsthum. 2) Chcm. Ackersmann. 1872. 24. 111. 330 Pflanzenkraiikhpitcn. Zahli'eiche, seit dem Jahre 1849 bis in die neueste Zeit ausgeführte Un- tersuchungen ergaben, dass die durch den Hüttenrauch bewirkte Wachs- thumsstörung der Wald- und Obstbäume, demnächst der FeldjErüchte weder dem Arsen- und Bleigehalt des Hüttenrauches noch der fein vertheilten Kohle, sondern ausschliesslich dem Gehalt an schwefliger Säure zuzuschreiben ist. Auf dieselbe Ursache ist auch die Schädlichkeit des Rauches der stets Schwefelkies enthaltenden Steinkohlen zurückzuführen. Die schädliche Wirkungsweite des Steinkohlenrauches ist natürlich eine geringere, als die des Hüttenrauches, welcher in Folge des Schw-efelgehal- tes der Erze reicher an schwefliger Säure ist. Nach den in der Umge- bung von Zwickau gemachten Beobachtungen schützt eine Entfernung von 630 Metern selbst die empfindlichste Vegetation gegen die Wirkung ge- waltiger Rauchmassen, vorausgesetzt, dass dieselben durch genügend — 25 Meter — hohe Schornsteine entweichen. Rücksichtlich der grösseren oder geringereu Empfindlichkeit der Bäume und Sträucher gegen Hütteu- und Steinkohlenrauch stellte sich Folgendes heraus: Nadelhölzer sind im Allgemeinen weit empfindlicher als Laubhölzer. Am ersten leiden von den Nadelhölzern Tanne und Fichte, dann Kiefer und Lärche. Von Laubhöl- zern sind Weissdorn, Weissbuche, Birke und Obstbäume am empfindlich- sten; ihnen folgen Haselnuss, Rosskastanie, Eiche, Rothbuche, Esche, Linde und Ahorn-, am widerstandsfähigsten erweisen sich Pappel, Erle und Eberesche. In den durch schwefliges Säuregas corrodirten und getödteten Pflan- zentheilen lässt sich schweflige Säure nicht nachweisen, wohl aber eine grössere Menge von Schwefelsäure, als in den gleichen und gleichzeitig gesammelten Pflanzentheilen aus rauchfreien Gegenden. Beispiele dieser Art bringt die folgende Tabelle. Schwefelsäure in 100 Trockensubstanz: Untersuchte Pflanzentheile üutcrsnciiHDgs- materiat Ton raoch-jvon raach- reichen | freien Standorten 1869. 1870. 1862. 1863. 1860. 1866. Fichte. Nadeln eines durch Rauch getödteten Baumes aus der Nähe des Tharander Bahnhofes Desgl. eines gesunden Baumes aus dem Forstgarten . . Desgl. eines durch Rauch getödteten Baiunes aus der Nähe des Tharander Bahnhofes Desgl. eines gesunden Baumes aus dem breiten Grunde . Desgl. eines , freiwillig abgestorbenen Baumes vom Cun- nersdorfcr Revier ^ . Desgl. eines freiwillig abgestorbenen Baumes a. d. Zellwalde Desgl. vom Döhlener Revier, stark berusst Desgl. desgl. desgl Desgl. eines gesunden Baumes aus dem tiefen Grunde Desgl. aus der Waldstreu Zweigspitzeu, schwach benadelt, eines ziemlich abgestor- benen Baumes am Bahnhof 0,460 0,332 0,188 0,212 0,127 0,145 0,129 0,140 0,155 0,133 0,160 Prtauz eil kiaukhci teil. 231 Schwefelsäure in 100 Trockensubstanz: Untersuchte Pflanzeutheile üiitcrsuehnB2;s- raaterial von raucli-lvon rauch- reichen I freien Standorten Fichte. 1866. Zweigspitzeu, schwach henadelt, eines zieml ahgestorbeneu Baumes am Bahnhof, nahe der Wartestelle der Hülfs- locomotive 0,268 „ Desgl. gesund, aus dem Tharander Forstgarten .... — 0,138 1861. Desgl. mit vereinzelten Nadeln, freiwillig dürr geworden. vom Zöblitzer Revier — 0,097 Desgl. vom Brunndöhraer Revier im Voigtlande } a. blauer Thonschieferboden i — 0,066 b. rotlier Thonschieferboden i — 0,078 c. grobkörniger Granitboden j — 0,050 ,, Desgl. ohne Nadeln von einem gesunden Baume des Forst- gartens I — 0,062 lanne. , 1869. Nadeln eines durch Rauch getödteten Baumes aus der i Nähe des Tharander Bahnhotes j 0,445 — ,, Desgl. eines gesunden Baumes aus dem tiefen Grimde . j — 0,171 1870. Desgl. eines durch Rauch getödteten Baumes aus der j Nähe des Tharander Bahnhofes 0,268 — Desgl. eines gesunden Baumes aus dem breiten Grunde . — 0,212 ., Desgl. eines freiwillig abgestorbenen Baumes vom Cunners- dorfer Revier — 0,093 Desgl. gleicher Art aus dem Müglitzthale | — 0,154 Hiernach verhält sich der Schwefelsäuregehalt der gesimden Fichteunadeln zu dem der durch Ranch getödteten wie 100 : 233 freiwillig abgestorbenen gesunden Fichtenzweigspitzen freiwillig abgestorbenen ,, gesunden Tannennadeln ,, freiwillig abgestorbenoi 100 : 230 100 : 165 100 : 3(X) 100 : 185 100 : 287 Die Einwirkung der schwefligen Säure auf die Pflanzen, von Jul. Schröder^). — Aus dem sehr reichhaltigen Material müssen wir uns besclu'änken so viel herauszugreifen, wie zur Unterstützung der vom Verfasser am Schluss seiner Abhandlung zusammengestellten Ptesultate nothwendig erscheint. Die hauptsächlichsten Ergebnisse mögen im Fol- genden als Ueberschriften dienen. 1 . ..Aus einer Luft, welche schweflige Säure enthält, wird dieses Gas von den Blattorganen der Laub- und Nadelhölzer aufgenommen: es wird zum grösseren Theile hier fixii't und dringt zum geringeren Theile in die Achsen (Holz, Rinde. Blattstiele) ein, sei es nun nach vorliergegangeuer Umwandelung in Schwefelsäure, odej sei es, dass diese Oxydation erst später eintritt."' Dies wird durch folgenden Versuch bewiesen: Frisch abgeschnittene Zweige der Tanne und verschiedener Laubhölzer wurden unter ein dicht schlies- Die Ein- wirkung der schwefliKen Säure auf die Pflanzen. 1) Die landw, Versuchsstationen. 15, 321, 232 scudes Glasgehäuse von 162 Liter Inhalt in eine Luft gebracht, welche ca. */ioou ihres Volumens scliweflige Säure enthielt. Nach Verlauf von 36 resp. 24 Stunden, während welcher Zeit die Versuchsobjecte — nament- lich die jüngeren — ein krankhaftes, stellenweise ganz fahles Aussehen angenommen hatten, wurden die Aeste aus dem Gehäuse genommen, die einzelnen Pflanzentheilc unter Zusatz von salpetcrsaurem Amnion ein- geäschert und die Aschen auf Schwefelsäure untereucht. Gleichzeitig wurde der Schwefelsänrcgehalt der entsprechenden Pfiauzeutheile in intactem Zustande bestimmt. In 100 Theilen Trockensubstanz wurde gefunden Schwefelsäure: No. Pflanzentheil I. Ohne ßc- Iiandlungmit suhwefliger Sänrp n. Nach der Be- haudluiic; mit schwefliger Säure I.:II.= 100 :x; Bemer- kungen Nadebi der jüngsten Tannen triebe . . Aeltere Tannennadeln IIolz und Binde der Tauuenzweige . . Erlenblätter Holz, Rinde und Blattstiele der Erlenäste Spitzahorn, Blätter Spitzahorn, Holz, Rinde und Blattstiele Eiche, Blätter Eiche, Holz, Rinde und Blattstiele . . Birke, Blätter Birke, Holz, Rinde und Blattstiele . . Birnbaum, lilätter Birubanm, Holz, Rinde und Blattstiele 2. 0,17.55 0,2960 0,0426 0,1310 0,0.568 0,3279 0,0628 0,3390 0,0385 0,1751 0,0260 0,3390 0,0734 0,2355 134 0,3395 114 0,1075 252 0,5574 426 0,0841 148 0,7579 231 0,1290 205 0,88.50 261 0,1415 368 0,7875 4.50 0,08.53 328 0,8266 244 0,2436 332 Bei No. 1 bis 5 währte die Expo- itioti 36. bei No. 6 bis 13 da- gegen* 24 Stuuden. „Die Aufnahme der schwefligen Säure konnte bei Laub- und Nadelholz nachgewiesen werden, wenn die betreifenden Zweige in einer Luft verweilten, welche nicht mehr als ^0000 ihres Vo- lumens an schwefliger Säure enthielt." Ein Rothbnchen- und ein Tannenzweig verweilten 16^2 Stunde lang in einer liuft von Yioooo Volumtheil xmd nach einiger Unterbrechung noch weitere 3^2 Stunde in einer Luft von ^/öooo Volumtheil schwefliger Säure. Am Schluss des Versuchs wurden in 100 Theilen Trockensubstanz folgende Mengen Schwefelsäure gefunden: Pflanzentheil H. Nach der Pehaudluug mit schwefliger Säarc I.rll. = 100 :x; X = Rotiibuche, Blätter Rüthbiiche, Holz, Rinde und Blattstiele Tanne, Nadeln Tanne, Holz und Rinde 0,5622 0,0474 0,2.561 0,0638 1.55 1.30 129 114 „Unter sonst gleichen äusseren Verhältnissen nimmt die gleiche Hlattfläche eines Nadelholzes weniger schweflige Säure aus der Luft auf, als ein Laubholz," i^lhcliitlikl.luklKllL >iöo Von 1000 Ü Cm. Blattiläclio wurden wälireud eines 3Gstündigen Aufenthaltes in einer Atnios}»häre mit ^jiooo Vol. an schwefliger Säure aufgenommen durch jüngere Tannennadeln 1,8 Cc. schweflige Säure, „ altere „ 1,4: „ „ „ ,, Erlenblätter . . .7,9 „ „ „ 4. „Die von der gleichen Blattfläche verschiedener Pflanzen auf- genonnnene Menge an schwefliger Säure steht in keiner Be- ziehung zur Anzahl der Spaltöffnungen-, die schweflige Säure wird vielmehr nicht durch die Spaltöffnungen, sondern gleichmässig von der ganzen Blattflächc aufgenommen. Ein Laubblatt nimmt mit seiner spaltöffnungslosen Oberseite unter sonst gleichen Ver- hältnissen eben so viel schweflige Säure auf, wie mit der von Spaltöffnungen besetzten Unterseite." Hierfiu- folgende Belege. Blätter A. Durch 1000 Quadr.-Cm. wurden aufge- nommen Cc. schweflige Saure während eines 24stäodigeu Verweileus in einer Vi 0 0 0 Vol. dieses Gases enthaltenden Luft : Zahl der Storaata auf 1 Q.-Mm. von in den Blättern fixirt in die Axen übergetreten in Summa Bl.-itt- Ober- 1 Unter- seite Spitzahorn .... Eiche Birke Birnbaum .... 7,6 9,0 8,2 9,3 0,7 2,3 1,3 6,4? 8,3 11,3 9,5 15,7? ■ 0 0 0 0 550 346 237 91 B. Für 1000 Q Cm. Blattfläche von Petasites vulgaris Desf. betrug bei 3 72 stündiger Exposition die Aufnahme von schwefliger Säure aus einer dies Gas enthaltenden Luft durch die spaltöffuungsfreie Oberseite .... 7,0 Cc. „ „ mit Spaltöffnungen versehene Unterseite 6,8 „ im Ganzen 13,8 Cc. 5. „Als eine — vielleicht Haupt- - — Ursache des nachtheiligen Ein- flusses der schweiflgen Säure hat man die durch dieselbe be- wirkte Dei)ression der normalen Wasserverdunstung anzusehen." Bei der Einwirkung der schwefligen Säure auf die Blätter wird das aufgenommene Wasser nicht weiter geleitet, sondern dringt nur in die den Nerven zunächst anliegenden Gewebetheilc und tritt schliesslich in Form von Tröpfchen (Honigthau) aus den Nerven hervor. Während bei deu Laubl)lättern die wasserreicheren, den Nerven benachbarten Partien des Gewebes hellgrün erscheinen, nehmen unter dem Einfluss der schwefligen Säure die weiter entfernteren Theile des Blattgcwebes eine matte, fahle Farbe an. Hierdurch entsteht eine Art „Nervaturzeichnung", besonders deutlich l)ei Blättern des Si)itzahorns und der Rothbuche. In welchem Grade die normale Transpiration durch die Blätter von der schwefligen Säure beeinträchtigt wird, lehren die folgenden Zahlen, 234 Pflanzenkrankheiten, lOOOQua(lr.-Cm.BIat(fl;iclae verdunsteten Gramme auf- ü Zwei Zweige von 1 ! genommenes Wasser I:II CO s o = S-l s I. unter normaleu Verhältnissen II. nach 2stündigem Verweilen in einer Luft, welche VioooVol. schweflige Säure enthielt All der Beleuchtung Spitzahorn . 26,10 6,87 1) 3.8: 27 4 St. directe Sonne; 2 St. Dunkelheit. Eiche . . . Rothbuche . 26,51 15,32 63,39 49.17 1,7: 1,3: j 46 46 > Diffuses Licht. Kastanie . . 40,66 11.59 3,6: 48 41/4 St. directes, sonst diffuses Licht. Tanne . . . 7,58 3,72 2,0: 48 1 4 St. directes, sonst diffuses Licht. In Betreff der Ausführung dieser und der noch weiterhin mitzu- theilenden Verdunstuugsversuche ist Folgendes zu bemerken: Möglichst gleiche, von demselben Baum genommene Zweige wurden gewogen und durch die eine Oeffnung eines doppelt durchbohrten Kautschukstopfens geschoben, welcher ein mit Wasser gefülltes Glasgefäss verschloss. In die andere Oeifnung des Kautschukstopfens wurde ein ü-förmiges Chlorcalcium- rohr gepasst, welches den doppelten Zweck hatte, eine anderweitige Wasser- verdunstung zu verhüten und das Nachdringen von Luft zu ermöglichen. Hierauf wurde das armirte Gefäss gewogen, und damit keine Wasser- aufnahme aus der Luft stattfinden konnte, das U-fönnige Chlorcalciumrohr während des ganzen Versuchs mit einem zweiten, nicht tarirten Chlor- calciumrohr verbunden. Der eine Apparat wurde hierauf eine bestimmte Anzahl Stunden unter das mit SO2 -haltiger Luft gefüllte Glasgehäuse und die übrige Zeit an die atmosphärische Luft gestellt. Ein zweiter, genau ebenso hergerichteter Apparat, welcher die normale Verdunstung ergeben sollte, befand sich von Hause aus an der atmosphärischen Luft. Am Schluss des Versuchs wurde der Zweig incl. und excl. Glasgefäss -\- Wasser -|- Chlorcalciumrohr gewogen. Man erfuhr somit, ob und um wie viel das Gewicht des Zweiges sich vermehrt oder vermindert hatte, wie viel Wasser aus dem Gefäss aufgenommen und wie viel im Ganzen verdunstet war. Aus diesen Daten wurde gefunden, wie viel von dem aufgenommenen Wasser verdunstet war. Um die Resultate auf gleiche Blatttiächeu be- ziehen zu können, Auirden die Blätter der Versuchsobjecte nach der W. Wolf sehen Methode 2) auf Papier, dessen Gewicht für eine bestimmte Fläche bekannt war, abgezeichnet, die Zeichnungen ausgeschnitten, ge- wogen und aus ihren Gewichten die Blattoberfiächen berechnet. 6. „Die Schädigung, welche ein Laubblatt durch schweflige Säure ') Die beiden Zweige wurden (i'/j Stimde der sclnvcfiigeu Öäiure exponirt. 2) Die landw. Versuchsstationen. 6. 211. Pflanzenkraukheiten. 235 erfährt, ist grösser, wenn die Aufnabme durch die Unterseite, als weuu sie durch die Oberseite stattfindet. Erklärt wird diese Wahrnehmung dadurch, dass die Transpiration vorherrschend durch die Uuserseite der Laubblätter erfolgt. 7. „Grössere Mengen schwefliger Säure bewirken stärkere, geringere Mengen bewirken geringere Störungen der Wasserverdunstung." Von drei möglichst gleichen Aesten des Spitzahorns befand sich A unter normalen Verhältnissen, B verweilte 6^ ja Stunde in einer Luft mit V832S Volumtheil und C eben so lange in einer Luft mit ^/leee Volum- theil schwefliger Säure. Innerhalb 46 Stunden wurden pro 1000 D Cm. verdunstet von A: 25,19 Grm. aufgenommenes Wasser „ B: 18,62 „ „ C: 13,85 „ Das Verhältniss rücksichtlich der Wasserverdunstung war mithin A:B:C— 1,82:1,34: 1,00. 8. „Bei Gegenwart von Licht, bei hoher Temperatur und trockner Luft wird mehr schweflige Säure aus der Luft aufgenommen und tritt eine stärkere Benachtheiligung der Verdunstung ein, als im Dunkeln, bei niederer Temperatur und feuchter Luft." Von drei Tannenzweigen diente A zur Ermittelung der normalen Verdunstung, B wurde bei Beginn des Versuchs im Keller des Labora- toriums, C in der directen Mittagssonne zwei Stunden lang in eine Luft gebracht, welche ^4000 ihres Volumens schweflige Säure enthielt. Nach Ablauf dieser zwei Stunden wurden alle drei Zweige unter gleiche Ver- hältnisse gestellt. Am Schluss des i'^js Tage dauernden Experimentes enthielten 100 Grm. Trockensubstanz ' der Nadeln von . . . . A: 0,1241 Grm. Schwefelsäure] II s „ . . . . B: 0,1709 „ „ \^B „ . . . . C: 0,1996 „ „ J^:S des Holzes u. der Rinde von A: 0,0791 „ „ ,, ,. „ „ „ B : 0,0863 „ „ „ „ „ ., „ C: 0,0909 „ 1000 Q Cm. Oberfläche hatten während dieser Zeit verdunstet von A: 21,57 Grm. aufgenommenes Wasser B • 14 47 „ b : 14,iy „ „ „ A:B:C ^ 1,52: 1,02: 1,00. Der Zweig (J hatte ausserdem 22 pCt. seines Anfangsgewichtes ver- loren und war beim Schluss des Versuchs im Absterben begriffen. Bei B war die Menge des aufgenommenen und verdunsteten Wassers zwar ebenfalls auf 2/3 der normalen Quantität reducirt; dieser Zweig hatte aber nichts von seinem Frischgewicht eingebüsst und unterschied sich in seinem äusseren Ansehen durchaus nicht von dem gesunden Zweig A. Dies Besultat lässt vcrmiithen, dass die schweflige Säure im Hütten- und Steinkohlenrauch zur Nachtzeit den Pflanzen weniger schaden wird, als während des Tages. Durch Verlegung des grössten Theils der Rauch- 236 Pflanzeiikranklitileu. eutwickeluug auf die Naclitstuntlen Hesse sieb dann der schädliche Eiu- fluss der scliwefiigeu Säure auf die beuachbarte Vegetation bedeutend ein- schränken. 9. ,,Ein Nadelholz wird bei gleicher Menge schwefliger Säure noch nicht sichtbar in seiner Transpü'ation herabgesetzt, wo sich eine deutliche Einwirkung bei einem Laubholze bereits zeigt." Zweige der Kothbuchc und der Tanne — vgl. den sub 2 mitgc- theiltcn Versuch — wurden gleich lange Zeit in eine Luft von demselben, sehr geringen Gehalt an schwefliger Säure gebracht und die von diesen Zweigen transi)irirtcn Wassermengen im Verhältniss zur normalen A^'er- dunstung ermittelt. Es wurden im Ganzen pro 1000 D Cm. Oberfläche verdunstet: von der Rothbuche unter normalen Ver- hältnissen 179,29 Grni. aufgenommenes Wasser v. d. Kothbuche nach vorhergegangener Einwirkung der schwefligen Säure 57,42 ,, „ „ von der Tanne unter normalen Ver- hältnissen 15,87 „ „ „ von der Tanne nach vorhergegangener Einwirkung der schwefligen Säure 16,38 „ „ „ Die grössere Empfindlichkeit der Nadelhölzer in den Rauchgegenden lässt sich hiernach ebenso wenig durch eine stärkere Schädigung in der Transpiration erklären, wie durch eine grössere Fähigkeit der Nadeln, die schwethge Säure zu absorbiren (cf. 3.). Nach des Verfassers Ansicht kommt hier höchst wahrscheinlich die längere Dauer der Nadeln in Betracht, wobei die schädlichen Einwirkungen eine längere Zeit hindurch sich summiren können, während bei den Laub- hölzern die Belaubung des einen Jahres nur indircct von der im vorher- gegangenen Jahre stattgehabten Schädigung beeinflusst wird. LeudiU'äies Eiufluss dcs Lcuchtgascs auf die Baumvegetation, von aiifdieBaum-Kuy ^). — Zu experimentellen Versuchen in dieser Richtung Avurden im vegeation. ijotauischeu Garten zu Berlin 3 gesunde, ca. 20jährige Bäumchen — 2 Linden und ein Ahorn — bestimmt. Der Ahorn war 2,65 Meter von der ersten Linde entfernt, während die zweite Linde 7,75 M. abseits stand. Jede Linde erhielt in einer Tiefe von 84 Cm. zwei Rölu'enschenkel, von denen jeder einen ca. 110 Cm. vom Stamme entfernten Brenner trug, beim Ahorn waren die Gasröhren mit 4 Brennern versehen, welche 118 Cm. vom Stamme entfernt blieben. Mit Hülfe von 3 Gasometern liess sich die Monge des täglich zugeleiteten, übrigens von Schwefelwasserstoff ge- reinigten Leuchtgases ermitteln; dieselbe betrug für den xlhorn 12,9, für die erste Linde 11,7 und für die zweite (isolirte) Linde 1,6 Cubikmeter. Der Versuch begann am 7. Juli ] 870 und dauerte für den Ahorn und die erste Linde ein Halbjahr, also bis zum 7. Januar 1871; bei der zwei- ten Linde sollte die ZuU'itung des Leuchtgases ein ganzes Jahr lang fort- gesetzt werden. — Die schädliche Wirkung des Leuchtgases äusserte sich zunächst bei einem, dem Ahorn benachbarten Exemplar von Evonyuras ') iJer Naturforscher. 1872. 89; uach liotau. Zchg. 1871, No. 50, 51, Pflanzeukrankheiteii. 237 curopaca. Unmittelbar darauf (am 1. September) begauucn auch die Blätter des Ahorns sowie einer 2,8 Meter entfernten Ulme zu welken. Bei den Linden wurden die ersten Symptome der Erkrankung am 30. Sep- tember wahrgenommen. Am 12. October hatte die der stärkeren Gas- ausströmung cxponiite erste Linde uud am 19. desselben Monats auch die zAveite Linde ihre sämmtlichen Blätter verloren, während die meisten anderen Linden des botanischen Gartens zu dieser Zeit noch völlig grün waren. Eline gelegentliche Untersuchung der etwa fingerdicken Linden- wurzeln ergab eine eigenthümlich blaue Färbung derselben, welche von der Mitte nach der Peripherie fortschritt. Dieser Umstand spricht dafür, dass das Leuchtgas mit den Nährstoff lösungen an dem fortwachsenden Wurzel- endc und nicht an der Rinde der älteren Wurzelstücke eingedrungen Avar. — Im Frühjahr 1871 Hessen der Ahorn, die in seiner Nähe stehenden Evonpims-Sträucher uud das Ulmenbäumchen kein Lebenszeichen mehr erkennen; ihr Holz war dürr und ihr Cambiumring vertrocknet, beim Ahorn ausserdem reichliche Pilzbilduug vorhanden. Die beiden Linden belaubten sich zwar zur normalen Zeit; ihre Blätter besassen aber eine blasse Färbung und waren kleiner, als die der übrigen Linden. Die Anzeichen tödt lieber Erkrankung machten sich ausserdem dadurch bemerkbar, dass das Cambium vertrocknete und dass an der den Gasometern zugewandten Seite des Stammes dieselbe Pilzbildung wie beim Ahorn hervorbrach. Diese Yersuche stellen den schädlichen Einfluss ausser Frage, welchen das gereinigte Leuchtgas selbst in relativ geringer Menge auf die Baum- vegetation ausübt; sie lehren gleichzeitig, dass verschiedene Arten von Bäumen und Sträuchern in ungleichem Grade gegen das Leuchtgas sich empfindlich zeigen. Auch R. Yirchow^) gab sein von den Berliner Behörden eingeholtes Gutachten daliin ab, dass das in den Boden eindringende Steinkohlen- leuchtgas ein lebhaftes Gift für die Vegetation ist und das Eingehen von Bäumen, Sträuchern und Ziergewächsen zur Folge hat. Man vergleiche die unter „Keimen" mitgethcilten Beobachtungen von A. Vogel. Wir verweisen noch auf folgende Abhandlungen : Weiteres über die ueber die Pilzfrage, von Tb. ILartig^). Ueber dem Obstbau schädliche Lisecten; )j;','''^""s «J^» ' o / . 7 Chloroform- über das sog. Befallen der Obstbäume; über Raupennester, von E. Ta- «lampfes auf schenberg^^). Ueber parasitische Pilze, insouderheit die Rostpilze des '''leu'^der' Getreides, von A. de Baryi). ^'■'*'l^''?'^''" ' *' ' von Mahonia. Im Anhang zu diesem Abschnitt berichten wir noch über eine Arbeit von Jourdain in Betreff der Wirkung des Chloroformdampfcs auf die Reizbarkeit der Staubfäden von Mahonia^). — Ein blü- hender Mahoniazweig wurde unter eine Glasglocke von ungefähr 1 Liter Inhalt neben Baumwolle, welche mit einigen Tropfen Chloroform befeuch- ') Ceutralbl. f. Agriculturchcmie. 1872. 'i. 173. ^) Die landw. Versuchsstationen 13. 37!>. ^) Zeitsclir. d. Idw. Cen(r.-Vcr. f. d. Prov. Saclisen. 1870. 18. 84. 248- ^) Landw. Woclioiischiift de.s Baltischen Centr.-Vcr. 1872. 310. ") Compt. rcud. 1870. 70. 948. 238 Literatur. tet Avar, gestellt. Die Temperatur während des Versuchs betrug 14 bis 1 5 ^ C. Bereits nach Verlauf einer jVIiuute befanden sich die Staubfäden in einem Zustand von Starrheit und waren vollständig unempfindlich. Nachdem der Zweig an die frische Luft gebracht war, stellte sich nach 8 bis 10 Mnuten die Eeizbarkeit der Staubfäden und zwar zunächst bei den am wenigsten entfalteten Blüthen allmälig wieder ein und erlangte innerhalb 25 bis 30 Minuten ihi'e urspiüngliche Stärke. Dieselben Er- scheinungen Tsiederholten sich bei einer 2 bis 3 Minuten andauernden Exposition mit dem Unterschiede, dass die Reizbarkeit der Staubfäden erst nach längerer Zeit zurückkelu-te. Bei einem 10 bis 15 Minuten langen Aufenthalt unter der Glocke nahmen die Blüthen eine orange Färbung au, die Staubfäden zeigten sich vollständig unempfindlich, der Zweig war am nächsten Tage schwärzlich und abgestorben. Literatur. Die chemischen Forschungen auf dem Gebiete der Agricultur und Pflanzen- physiologie, von E. Th. "Wolff. Leipzig, Jobann Ambrosius Barth. 1870. Agronomie, Chiniie agricole et Phvsiologie, par Boussingault. 2. edit. Tom. I., IL, III. et lY. Paris, Gauthier- Villars. Aschen-Analysen, von E. AVolff. Berlin, ^Yiegamlt u. Hempel. Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologische:', pharmakologischer und toxi- kologischer Hinsicht, von Aug. Husemaun u. The od. Husemanu. Berlin, Springer. Zur Kenntniss der Chlorophyllfarhstoffe und ihrer Verwandten. Spectral- analy tische Untersuchungen, von Gregor Kr aus. Stuttgart, E. Schweizerbart. 1872. Die Eiweisskörper der Getreidearten, Hülsenfrüchte und Oelsamen, von H. Ritt hausen. Bonn. Cohen. 1872. Der mehrblüthige Roggen, von B, Martiny. Danzig, A. W. Kafemann. 1870. Ueber den Bau des Stärkemehls, von Th. H artig. Wien, Gerold's Sohn. Handbuch der Samenkimde, von Fr. Nobbe. Berlin, Wiegandt, Hempel und Parey. Keimung und erste Entwickelung von Seeale cereale unter dem Einfluss des Lichtes, von L. Just. Breslau. 1870. Keimungsversuche mit Roggen und Raps hei verschieden tiefer Unterbiängimg, vou K. Tietschert. Halle, Buchhandhmg des Waisenhauses. 1872. How crops fold. A treatise on the atmosphere and the soil as related to the nutrition of agricultm-al plants, hy Sam. V\'. Johnson. New- York. 1870. Das Wachsthum der Pflanzen, von Knott. Landshut, Jos. Thomann. Etudes chimiques sur la Vegetation, par J. Raulin. . Pai'is, ^lasson et fils. Das Leben der Pflanzen, von P. Kummer. Zerbst, E. Luppe. 1870. Die Wasserverduustung der Pflanze und ihre Bedeutung für den Haushalt der Natur, von A. Ho saus. Weimar, Hof buchdruckerei. 1870. Das Wurzelleben der Culturpflanzen und die Ertragssteigerung, von C. Fr aas. Leipzig, Paul Kormann. 1870. Untersuchungen über das Reifen des Getreides nebst Bemerkungen über den zweckmässigsten Zeitpunkt der Ernte. Mit 2 Steindrucktafeln. Von A. Nowacki. Halle, Buchhandlung des Waisenhauses. 1870. liecherches chiniiques sur la hetterave ä sucre. 5. memoü-e, par M. B. Coren- winder. LUle, Danel. Recherchcs chimiques sur les fruits oleagineux originaires des pays tropicaux. 2. memohe, par IM. B. Corenwinder. Lille, Danel. Pflanzenbau und Pflanzenleben, von Th. Fromm. Berlin. Langmann & Co. Beiträge zur Biologie der Pflanzen, herausgegeben von F. Cohn. Breslau, Kern. Autoren- Vprzeiohniss. 239 Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchs -Anstalt des laudwirthschaftlichen Instituts der Universität Halle, von Jul. Kühn. Halle, IJi\chhandlung des Waisenhauses. 1872. Ueber einige ^Virkungen des Lichtes auf die Pflanzen, von Paul Schmidt. Breslau. Marusclike u. Berendt. Botanische Untersuchungen, von N. J. C. Müller. Heidelberg, C. Winter. Wärme und Ptianzenwachsthum, von AY. Koppen. Moskau. Die kleinen Feinde der Landwii'thschaft, von H. Nördlinger. H. Auflage. Stuttgart, J. Ct. Cotta. Entomologie für Gärtner und Garteufreunde, von E. L. Taschenberg. Leip- zig, Eduard Kiunmer. Die Pflan/enfeinde aus der Classe der Insecteu. von J. H. Kaltenbach. Stuttgart, Jul. Hoifmann. 1872. Schädliche Insecteu für Obst- und Weinbau, von T. Rubens. Berlin, Wie- gandt u. Hempel. 1872. Autoren- Verzeichniss. Baranetzky, J. 159. 174. Batalin. A. 183. 184. Baudrimont, A. 22. 181. Becker. 216. Bert, P. 180. 183. ßever. A. 33. 128. Bialoblocki, J. 189. Bhuer, H. 205. Bouchardat. G. 43. Boussingault, J. B. 226, Boussingault, Joseph. 43. Bretschneider, P. 205. 206. Caületet, L. 165. 166. Campenhausen.Ernst Baron. 124. Chevreul. 157. Christel, G. 228. Cloez, S. 47. Cohn, F. 197. 213. Corenwinder, B. 135. Cossa, A. 96. Czech. 72. Daube, F. W. 39. Decaisne. 219. Detmcr, W. 60. Dittmar, W. 28. 30. Dreykorn, F. 41. Duclau.\, E. 99. Durjucsnel, H. 46. Erdmann, R. 104. Faust, A. 41. Fittbogen. J. 8. 10. 13. 113. Fitz, A. 52. Fleischmann, W. 223. Fleury, G. 46. Freytag, M. 124. 229. Fuckel. 216. Girard, Aime. 43. Goeppert, H. R. 198. Gorup-Besanez, E. v. 14. 44. Grandeau, L. 167. Greeff. 212. Griessraayer, V. 25. Guyot. 219. Hagenbach. .50. Hartiug. 227. Heinrich. R. 120. 186. Hellriegel, H. 143. 161. Herrmann, Joh. C. 47. Hesse, 0. 47. 56. Hilger, A. 119. Höhn, A. 16. 37. Hofimann, H. Giesseu. 100. Hofmann-Spej-er. 12. Hosäus. A. 64. 136. Jäger, G. 215. Jourdain. 237. Jwauof-Gajewsky- 41. Kachler, J. 41. ' Karsten, H. 85. Knop, W. 170. Knv. 236. Koch, L. 172. König, J. 53. KrafFt, G. 72. Kraus, G. 50. 51. 185. 201. Kreusler, U. 44. Kühn, Jul. 83. 207. 208. 213. 214. 218. 220. 222. 224. Lehmann, .Jul. 140. Ledere. A. 21. Lehde, R. as. Lenssen, E. 26. Lenz, L. 4. Le Verrier. 227. Lichtenstein,. J. 215. Löseke, A. v. 170. 240 Autoren Verzeichniss. Loewe. Jnl. 45. Lommel, E. 50. 176. Ludwig, IL 37. Mascli, A. 22.'{. Milne Edwards. 215. Müller, J. 51. Müntz. 89. IVallino, G. 26. Neubauer, C. 43. 120. Nobbe, Fr. 62. 76. 79. 84. 98. 104. 139. Oersted. 219. Oudemans, A. C. jr. 52. Peters, E. 137. 2U5. 206. Petzholdt, A. 17. Pfeffer, AV. 93. 178. Pillitz, W. 3. Planchon, J. E. 215. Planta-Pieichenau, A. v. 30. Pöev, A. 180. Popp, 0. 16. 25. 42. Pott, R. 5. 27. 30. PrilHeux.^ Ed. 158. 182. 199. 200. 216. Pringsheim. 205. Ranke, J. 202. Keess, M. 209. Rehm, E. 216. Reichardt, E. 41. Reicliardt. 0. 155. Reinsch, H. 26. 128. Ritthausen, H. 28. 32. 44. RocLleder, F. 38. 39, Roze, E. 182. Sacc. 41. .53. Sachs, Jul. 61. 62. Sachsse, R. 89. 97. Sche.ibler, C. 47. Schönn. 49. Schoras, J. 134. Schröder, Jul. 76 104. 149. 231. Schulze, E. 24. .53. Schwackhöfer, Fr. 4. Sestiui, F. 14. Siegel, 0. 20, Sie wert, M. 6. 30. Sonnenschein. 228. Sorauer, P. 8. 203. 205. 206. Spiess. 9. Stenhouse, J. 46. Stöckhardt, A. 229. Stohmann, F. 205. Thiel, H. 68. 198. Uloth. 99. Vetillart. 73. Virchow, R. 237. Vogel, A. 78. Vollrath, A. .52. Wagner, P. .57. 122. Wiesuer, Jul. 75. 97. 98. Wodiczka. 228. Wolf, W. 127. 131. 169. 170. V.'oronin, M. 218. M'ulfert, H. 22. Zimmermann, 0. 169. 170. 223. Zöller, Ph. 16. 167. Druck von Fr. Aug. Eupel in Soiidershauseri. Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der t A g r i k 11 1 1 II r - C h e m i e. Begründet Fortgesetzt von von Dr. Robert Hoffmann. Dr. Eduard Peters. Weiter fortgeführt von Dr. Th. Dietrich, Dr. J. Fittbogen, Dr. 4. König, Dirigenten der agrikultur- chemischen Versuchsstationen zu Altmorschen, Dahme. Münster, Dreizehnter bis fünfzehnter Jahrgang: Die Jahre 1870-72. Dritter Band: Die Chemie der Thierernährung. Chemische Teclmologie der landwirthschaftliclien Nelbengewerbe bearbeitet von Dr. Josef König, Dirigent der agrikultur-chemischen Versuclisslalioii Münster. BERLIN. Verlag von Julius Springer. 18 7 4. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie der T li i e r e r n ä h r II 11 g und der chemischen Technologie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Bearbeitet Dr. Josef Köni^, Dirigent der agrikulturchemischen Versuchsstation Münster. Dreizehnter bis fünfzehnter Jahrgang: die Jahre 1870-72. BERLIN. Verlag voü Julius Spriuger. 18 7 4. Inhalts - Verzeichniss. Erste Abtheilung. Die Chemie der Tliierernährung. Referent: J. König. Seite A. Analysen von Futterstoffen 3 — 24 I. Heusorteu 3 — 5 Analysen von Grummet, von E. Schulze und M. Märcker, G. Kühn . V - • ^ Analysen von Wieseuheu, von E. Wolff und C. Kreuzhage, Fr. Schwackhöfer, J. Moser, G. Kühn, F. Stohmann, E. Schulze und M. Märcker 3 Analyse von französischem Raygi'as, von II Weiske uudE. Wildt 3 Analysen von Rothkleeheu, von E. Wolff und Kreuzhage, M. Fleischer 4 Analyse von Luzerneheu, von G. Kühn 4 Analyse von Lupinenheu. von J. König 4 Analysen von Hopfcnkleeheu, von H. Weiske und E. V\''ildt . 4 Analyse von Esparsetteheu, von Denselben 4 Analyse von Weisskleeheu, von Denselben 4 Analyse von Bokhaiakleeheu, von Denselben a II. Grünklee in verschiedenen Stadien der EntM'ickelung. Analysen von Rothklee, von E. Wolff und Kreuzhage, G. Kühn, M. Fleischer h Anal}'sen von Wundklee, von J. Fittbogen 5 Analyse von Bokharaklee, von G. Hirzel .5 III. ^^'eidegras. Analysen von Weidegras, von H. Schnitze, E. Schulze und M. Märcker, H. Weiske, E. Schmidt und E. Wildt ... 6 IV. Stroharten (und Spreu). Analyse von Gerstenstroh, von M. Fleischer 6 Desgl. von Roggenstroh, von Fr. Schwackhöfer (i Analysen von Haferstroh, von L.Leouzon 7 Desgl. von Weizenstroh, von Demselben 7 Analyse von Samenspreu von Weissklee, von Senff 7 V. Futtertoffe verschiedener A^-t 7 — 9 Analysen von zwischen den Stoppehi wachsenden Unkräutern, als Ackergauchheil, Stiefmütterchen, Grundfest, Saudistel, Vogel- knöterich, lanzettförmiger Wegebreit, Sauerklee, von Hof- meister 7u.8 Analyse von Karthäuser- Nelke, von A. Stöckhardt . . , . 8 Analyse von Haidekraut, von Ilellriegel und Lehde .... 8 Analyse von Futterraps, von A. Völcker 8 Analyse von Distel, von Krocker 9 YJ Inhalts • Verzeichniss, Seite Analyse eines Grünfutter- Gemenges von Wicken und Hafer, von H. ^Yeiske und E. AYildt 9 Analyse der Futterpflanzen von Noraial- und Geilstellen von Denselben 9 Analyse von isländischem Moos, von J. Moser und Fr. Schwack- höfer 0 Analyse von Sauermais, von Th. Dietrich 9 Analysen von eingesäuerten Wracken, von J. Fittbogen. . . 9 VI. Körner 9—13 Analyse von Roggen, von Fr. Schwackhöfer 9 Analysen von Gerste, von E. Heiden, M. Fleischer .... 9 Analysen von Hafer, von Tauber, Fr. Schwackhöfer, J. Moser, E. Heiden 10 Analysen von Mais von Th. Dietrich, J. Nessler, C. Kreuz- hage 10 Analyse von Reis, von J. König 10 Analyse von Trespe, von Demselben . . •. 10 Analyse von Kastanien, von Demselben 10 Analyse von Buchweizen, von H. Weiske und E. Wildt ... 10 Analysen von Wicken, von Demselben 11 Analysen von Serradella. vonHellwig, Marx und J. Fittbogen 11 Analyse von Leinsamen, von M. Fleischer 11 Analysen von Bohnen, von R.Pott, E. Wolff undKreuzhage. M. Fleischer 11 Anatysen von Erbsen, von C. Kreuzhage, R. Pott, E. Heiden 11 Analysen von Linsen, von R. Pott 12 Analysen von Lupinenkörnern, von Th. Dietrich, M. Sievert 12 Analysen der verschieden reifen Weizenkörner, von A. Nowacki . 12 Analysen der einzelnen Theüe der Lupine, von M. Sievert 12u.lo Vn. Wurzelgewächse 13u.l4 Analysen von Runkelrüben von E. Wolff und Kreuzhage, E.Philippar 13 Analvsen von Futterrüben von U. Kreusler und Alberti, E." Schulze 13 Analyse von Oberndörfer Rübe, von J. König 13 Analysen von Kai'toflfeln, von E. Wolff und Kreuzhage, E. Heiden 14 Vni. Gewerbliche Abfälle 14—23 Analysen von Biertreber, von C. Trommer, G. Brigel. ... 14 Analysen von Malzkeimeu, von Th. Dietrich 14 Analyse von Erbsenschalen, von Demselben 14 Analyse von Weizenaftermehl, von Demselben 14 Analyse von Gerstenmehlabfall, von J. König 14 Analyse von Graupenabfall von W. Henneberg 1.5 Analysen von Dinkelkleie von E. AVolff und Kreuzhage . . 1.5 Analj-sen von Weizenkleie, von Th. Dietrich, J. König und J. KiesoM', Hellriegel, Marx und Bialoblocki. ... 15 Analysen von Roggenkleie, von Th. Dietrich. H. Habedank. E. Heiden ' '. 15 Analysen von Reisraehl, von U. Kreusler, Th. Dietrich und J. König 16 Analyse von Reisschalen, von Th. Dietrich und J. König . . 16 Analyse von Leinmebl, von F. Stohmann 16 Analysen von Rübkuchen, von H. Habedank 17 Analysen von Rapskuchen, von U. Kreusler und Alberti, C. Karmrodt, Th. Dietrich, J. König, P. Wagner, G. Kühn 17 Analysen von Leinkuchen, von A. Hilger, C. Karmrodt, E. Wolff und G. Kreuzhage 17 Inhalts- Verzeichniss. YTT Seite Analysen von PalmkernkucLeu von Tli. Dietrich, J. König, ü. Kreusler imd Alberti, A. Hilger, J. Lorscheid, E. Schulze, M. Freitag, J. Lehmann 18 Analysen von Palmkernmehl, von Th. Dietrich, U. Kreusler, J. König, C. Karmrodt, G. Kühn, J. Nessler, E. Schulze, W. Heuneberg 19 Analysen von Candleuutskuchen von Th. Dietrich, U. Kreusler 19 Analysen von Buchelkuchen (ungeschält), von U. Kreusler . . 19 Analyse von Leindotterkuchen, von Demselben 19 Analysen von Cocoskuchen, von U. Kreusler und Alberti, Th. Dietrich, C. Karmrodt 20 Analysen von Sesamkuchen, von U. Kreusler und Alberti, C. Karmrodt, J. Lehmann 20 Analysen von Erdnusskucheu von C. Karmrodt, Th. Dietrich 20 Anah'sen von ^Mandelkuchen, von E. Schulze, A. Hilger, J. Nessler und Fellenberg . . . ; 20 Analysen von Baumwollsamenkuchen, von J. Nessler, C. Kreuz- hage 21 Analyse von Maiskeimkucheu, von A. Peter mann 21 Analyse von Oliveurückstanden, von L. H. Friedburg .... 21 Analysen von chinesischen Oelbohnen. von Senff 21 Analysen von Uelkucheu aus diesen Bohnen, von A. Völcker . 21 Analyse von Cacaopulver, von A. Stöckhardt 21 Analj'sen von ßoggenschlempe, von U. Kreusler 22 Analyse von Kartoö'elschlempe, von J. Moser 22 Analyse der Schlempe einer Hefeufabrik, von Karsten. ... 22 Analysen von Rückständen aus Stärkefabriken. Desgl. von Treber, von ßrunner, J. König 28 Desgl. von Weizen-, Mais-, Reisschlempe, von Denselben . . . 2.'> Desgl. von Rückständen von Kartotfelstäi'kefabrikation , von L. Kreusler, J. Fittbogen 28 Analysen von Diffusions-, Press- und Maceratious- Rückständen, von M. Märcker, U. Kreusler, Aug. Yölcker 24 Analysen von Rübenschabsel, von J. Nessler und G. Brigel . 24 B. Zubereitung und Conservirung des Futters 24 — 41 Leber Schwankungen in der chemischen Zusammensestzung des Futters, von Ed. Peters 24 Feber Futterwerthverniinderung des Klee's dui'ch Regen, von E. Heiden 2n Ueber den Heuertrag nach verschiedeneu Heuwerbimgsmethodeu, von II. Weis ke 25 Ueber Trocknen des Heu's a. durch künstliche "Wärme, von Gibbs u. Alfr. Robert . 27 b. auf Gerüsten, von Werner 27 Ueber Trocknen von Maisfutter von W. v. Lacr 28 Ueber Pressen des Heu's mit der Hohenheimer Heupresse ... 28 Ueber Quetschen von Heu und Stroh 28 Ueber Zubereitung von Strohhäcksel, nach Samuel Jonas . . 28 Ueber Aufbewahrung der Biertrebcr, von Hellriegel . . . . 29 Ueber Aufbewahrung der Kartoffeln, von J. Corvin und Roth- schütz 8t) Ueber Einsäuern von (iriinfutter, von Bauerraeister .... 31 Ueber Einmieten der Rübenblätter 31 Ueber (irünmaissauerfutter 32 Ueber Lupinensauerfutter 82 Ueber einen hohen Essigsäure-Gehalt im Sauerfiitter, von J. König 82 Ueber Producte der saueren Gährung von Weizenkleie, von Aug. Freund 33 V 11 1 Inhalts -Verzeichniss. Seite üeber Einsäuern der Wracken, von J. Fittbogeu 33 Ueber Zubereitung von Kleie und Oelkuchen 33 Ueber Behandhmg der rohen Kartoffeln 34 Gedämpfte Kartoffeln als Pferdefutter 34 Ueber Melassefütterung bei Rindvieh, von W. Chris tiani . . 35 Rübeuschabsel als Futter für Milchkühe, von J. N essler . . . 35 Vem'endung des Lupinensamens, von Kette 35 Ueber Fütterung von Eicheln 3ß Desgl. mit denaturirtem Viehsalz, von E. Heiden 36 üeber Giftigkeit der Sumpfdotterblume und anderer Pflanzen, von J. Nessle r u. Dammanu 37 Ueber Arsenikfütterung, von W. Kopitz . , 37 Ueber Verwendung der Diffusionsschnitzel, von M. Märcker, U. Kreusler 38 Ueber Aufbewahrung der Diffusionsschnitzel, von Schmidt, A. Pubetz 39 Ueber die zweckmässige Verwendung der Abfälle aus Stärke- fabriken, von J. König u. U. Kreusler 39 Ueber Liebig' sehe Kälbersuppe, von Eothenhan 49 Ueber Heuthee, von R. Martiny u. Sievert 41 Ob kalte oder warme Fütterung, von Delius 41 C. Thierphysiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Ueber die Quelle der Muskelkraft, von Just. v. Liebig, C. Voit, Joh. Ranke 42 L Bienen- und Seidenzucht . . . . , 44 — 54 Physiologisch-anatomische Studien über die Bienen, von Gr. Fischer u. Th. E. V. Siebold. 44 Ueber die Temperatur im Bienenstock, von Helm 45 Ueber Gewichtsveränderungen im Bienenstock, von v. Gorizzetti 46 Ueber Pollen- und Wachsbildung, von W. v. Schneider . . . 46 Analyse von Pollen, von Louis Aubry 47 Analyse von Futtersaft, von R.Leuckart 47 Ueber Wachsbau, von Collin 48 Ueber die Faulbrut der Bienen, von R. Hallier, Cornallia, Gr. Fischer ' 48 Ueber Auskriechen der Seidenwürmer und Aufbewahren der Eier der Seidenwürmer, von E. Daclaux, E. de Masquard, N. Ovid Jouanin u. Carret 49 Ueber Zucht der Seidenraupen im Freien, von Hagen, Gintrac 49 Eiufluss des violetten Lichtes auf die Seidenraupe, von Guarinoni 50 Ueber die Einzelzucht der Seidenraupe (Zellengrainh-ung), von L. Ronin und Guido Susani .50 Ueber die Züchtung des Eichenspinners (Bombyx Yamamai), von H. Landois, C. H. Ulrichs, J. Maitz 50 Ueber die Zusammensetzung derMaulbeerblätter aus Friaul (Italien), von FaustoSestini. 50 Ueber die Zusammensetzung der Maulbeerblätter aus Tui'kestan, von E. Reichenbach .52 Ueber Krankheiten der Seidenraupe, von Pasteur .53 n. Bestandtheile des Thierorganismus .54—60 Vorkommen der Kryptophansäure im Harn, von M. Thudichum u. J. Pircher ,54 Vorkommen der Ameisen- und Essigsäure im Harn, von M. Thu- dichum • .54 Vorkommen vonPhenol im Harn, von Ad. Lieben u. H.Landolt .54 Vorkommen von Cholesterin, Fett, Lecithin etc. im Harn, von Eggel 55 Vorkommen von Globulin im Harn, von G. Edlefsen . . . . .55 Vorkommen von Urobilin im Harn, von Max Jaffe u. R. Maly 55 Inhalts -Verzeichniss. TV Seite Vorkommeu von Fleiscbmilchsäure im Haru, von F. Wiebel . 55 Yorkonimen von Pepton im Harn, von Gerhardt 55 Ursprung des Indicans im Harn, von Max Jaffe 55 Vorkommen von Gallensänren im Harn, von Vogel 56 Vorkommen von Albumin und Cistin im Schweiss, von Leube, James Dewar u. Arth. Gamgee 5(5 Ueber die Zusammensetzung des Uhrenschmalzes, von J. E. Pe- treqiiin 5G Ueber die Zusammensetzung der Excremente von ägyptischen Fledermäusen, von 0. Popp 56 Ueber den Harn der ]Murmelthiere, von Sacc 56 Ueber die Zusammensetziuig des Speichels, von Dolium Galea Lk., von Panceri u. de Luca 57 Die freie Säure des Magensaftes, von K. Bellini 57 Vorkommen von Cellulose im thierischen Organismus (Pyrosoma atlanticum, den Salpen etc.), von Schäfer . , 57 Ueber die Bcstandtheile der Fleischflüssigkeit vom Delphin (Pho- caena communis) von Oscar Jacobsen 57 Ueber einen abnormen Thongehalt der Lunge, von v. Gorup- Besanez 57 Ueber die Zusammensetzung des Eiters, von F. Hoppe- Sey 1er 57 Vorkommen von Carnln im Fleischextract, von H. Weidel . . 58 Ueber die Bcstandtheile des Maikäfers, von Ph. Schreiner . . 58 Asparaginsäure als Zersetzungsproduct thierischer Proteinstoife, von H. Ritthausen u. U. Kreusler 58 Vorkommen von Stärke im thierischen Organismus, von C. Daves te 58 Chemische Zusammensetzung von Harnsteinen bei Schafen, von Dammann, Krocker u. H. AVeiske 59 Chemische Zusammensetzung von Darmsteinen bei Pferden, von Michaeli u. James F. Stark 59 Ueber eine neue Art von Harnsteinen bei Ochsen, von Giorgio Roster 59 Ueber einen Xanthin -haltigen Harnstein von G. Lebon und F. Hoppe-Seyler 60 ni. Untersuchungen über Knochen und Fleisch 60 — 73 Ueber die Zusammensetzung der Knochen von knochenbrüchigen imd kranken Thieren, von E. Reichardt u. J. Campbell BroMn 60 Ueber P^isengehalt der Knochen, von P. C. Plugge 62 Ueber die Zusammensetzung der Knochen von Kaninchen in ver- schiedenen Altersperioden, von P^ugen Wildt 62 Untersuchungen über Knochen, von G. Aeby 63 Ueber den Einfluss kalk- und phosphorsäurearmer Nahrung auf die Zusammensetzung der Knochen, von H. Weiske . . . 65 Ueber den Einfluss des beigefütterten phosphorsaureu Kalkes auf die Abscheidung desselben in der Milch von demselben ... 66 Substitution des Kalkes in den Knochen durch andere Elemente von F. Papillon u. H. Weiske 67 Versuche über den Einfluss des beigefütterten phosphorsauren Kalkes auf die Entwickelung der Thiere, von v. Thiele und C. Lamprecht 69 Einfluss der frühzeitigen Entwickelung auf das Knochenwachsthum, von A. Sanson 70 Ueber Knochenwachsthum, von C. Rüge u. Jul. Wolf f . . . 71 Ueber den Stickstoftgehalt des Fleisches, von P. Petersen, H. Huppert, J. Nowack , 71 IV. Untersuchungen über Blut und Respiration . . . 73 — 102 Ueber die Beziehung zwischen dem Eisen in der Galle und dem Blutfarbstotf, von P. A. Young 73 X Inhalts -Verzeichniss. f?eite Ueber den Eisengehalt des Blutes und der Nahrung, von Bous- singault 74 Vorkommen von Mangan in thierischen Säften, von E. Polacci u. Camp an i . 75 Zusammensetzung des Blutes bei Chyluric, von F. Hoppe-Seyler Tfi Ueber die Constitution des Blutes und die Ernährung des Muskel- gewebes, von W. Marcet Tfi ' Ueber Natur, Ui'sprung und Menge der Blutkörperchen, von A. Bechamp u. A. Estor, S. Arloing, L. Malassez . . 7G Ueber die Verbreitung des Hämoglobins im Organismus und über seijie Eigenschatten, von E. Eay Lankester, F. Hoppe- Seyler ' 77 Ueber das Häjnation von letzterem 77 Ueber den Einfluss der Nahrung auf den Hämoglobingehalt des Blutes, von V. Subbotin 77 Zusammensetzung der Blutasche eines Hundes, von Ad olf J arisch 78 Specifische Wärme des Blutes, von A. Gamgee 78 Ueber das Verhältniss der Blutmenge zum Körpergewicht von W. Brozeit u. Job. Ranke 79 Ueber die Veränderungen in der Zusammensetzung der Blutgase unter gewissen Einflüssen, von Ed. Matthieu u. V. Urbain 79 Ueber die Blutvertheilung im Drüsen- und Bewegungsapparat und deren Beziehung zur Kohlensäure-Production von Joh. Ranke 81 Ueber die Schnelligkeit der Absorption des Kohlenoxyds durch die Lungen, von N. Grehant 82 Einfluss des Barometerdruckes auf die Lebenserscheinungen, von Bert 82 Blutstillstand bei Einführung comprimii'ter Luft in die Lungen, von Gerhardt 83 Ueber Absorption des Sauerstoffs durch das Blut, vouN. Grehant 83 Ueber die Grösse des von Fischen eingeathmeten Sauerstoffs, von Demselben 83 Athmen der Larven, von Tenebrio molitor, von W. Detmer. . 8i Ueber den Einfluss der farbigen Lichtstrahlen auf die Respiration, von Selmi u. Piacentini '. 84 Ueber die Zersetzungsvorgänge im Thierkörper unter dem Einfluss von Blutentziehung, von J. Bauer 84 Ueber den Stoffumsatz bei Phosphorvergiftuug, von Demselbeu . 85 Ueber die Kohlensäure-Production bei Anwendung von kalten Bädern und anderen "NVärmeentziehungen, von J. G i 1 d e ni e i s t e r 8ö Wasserperspiration im Bade von Jamin u. de Laures ... 86 Beziehung zwischen Kohlensäure- und Wärmeproduction, von A. Röhrig und N. Zuntz, F. Paalzow, Rosenthal und H. Senator 87 Ueber die Menge der durch die Haut perspirirten Kohlensäiu'e, von H. Aubert und Lange 88 Ueber die Menge des perspirirten Ammoniaks, von S.L. Schenk 88 Ueber den Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäure-Ausathmung des Menschen, von Carl Speck 89 Ueber eine Fehlerquelle beim Gebrauch des v. Pettenkofer'scheu Respirationsapparates, von W. Henneberg 91 Untersuchungen über die Respiration des Rindes und Schafes, von AV. Ilenneberg, G. Kühn, M. Märcker, E. Schulze und H. Schnitze in Verbindung mit L.Busse und B.Schulz 92 Ueber die Zersetzungsvorgänge im Thierkörper bei Fütterung mit Fleisch, von M. V. Pettcnkofer und C. Voit 9H Ueber Verhalten und Wirkung des Alkohols im Organismus, von P. Rugc, M. Mainzer, Parkes, Duprc, Ad. Lieben, V. Subbotin 98 luhalis-Verzeichniss, XI Seite Ueber Porosität einiger Baumaterialien sowie über künstlichen und natürlichen Luftwechsel in den Stallungen, von M. M ä r c k e r 99 Ueber Arsengehalt der Zimmerluft, von H. Fleck 100 l'eber den Kohlensäuregehalt der Luft in Schulzimniern und öffent- lichen Gebäuden, von Breiting. H. Dorner, Th. Simmler 101 V. Harnstoff-Bildung und Ausscheidung. Harnstoff als Bestaudtheil der Leber, von 0. Popp 102 üeber den Harnstoffgehalt der einzelnen thierischen Organe, von llich. Gscheidlen 102 .Ueber die verschiedene Zusammensetzung des Harns bei vegeta- bilischer und rein animalischer Nahrung, von H. Weiske . . 102 Ueber die Bildung des Harustoff's durch Oxydation der Eiweiss- körper, von A. Bechamp, 0. Loew ■ lOo Ueber die Bilduugsstelle des Harnstoffs im Organismus, von N. Grehant. Eich. Gscheidlen, Sig. Ptosenstein ._ . . 101 Ueber die Ausscheidung von injiciitem Harnstoff' durch die Nieren, von Ph. Falk. . .106 Ueber die Ausscheidung des phosphorsaureu Natrons dui'ch die Nieren, von Demselben 107 Die Vorstufen des Harnstoffs im Organismus, von 0. Schultzen und M. Nencki 108 Einfluss der Gehirnthätigkeit auf die Phosphorsäure- und Harn- Ausscheidung, von John Wilson Paton 110 Ueber Schwefelsaure- und Phosphorsäure -Ausscheidung bei Ruhe und Arbeit, von G. J. Engelmann und A. Sawicki . . . 110 Harnstoff -Ausscheidung im ki-anken und Hungerzustande, von G. Daremberg und J. Seegen 111 Einfluss der doppelt-kohlensauren Alkalien auf die Harnstoff-Aus- scheidung, von Rabuteau und Constant 112 Finfluss des Kaffee's auf die Harnstoff-Ausscheidung, von denselben 112 Wirkung der Chloralkalien auf den Stoffwechsel, von Rabuteau 112 Harnstoff-Ausscheidung bei verschieden reichlicher Nahrung, von John Wilson Paton 11^5 Ueber die Menge und das Verhältuiss der Harnstoff-Ausscheidung bei lündern und Erwachsenen, von Joh. Ranke ll--' Ueber das Stickstoffdeficit, \onJ. Seegen 11'-^ Ueber die Form, in welcher der Stickstoff im Harn der AVieder- käuer vorkommt, von E.Schulze und M. Märcker, desgl. von F. Stohmann 111 Ueber die Muttersubstanz der Hippursäure im Harn der Pflanzen- fresser, von Th. Dietrich und J. König, desgl. von V. Hof- meister , . . . llö VI. Verdauung und Verdaulichkeit der Futterbestandtheile. Ueber Verdauungsfermente, von v. AVittich 116 Ueber das Speichelferment, von Ed. Schaer 117 Ueber Fermentwirkung des Blutes, von E. Tiegel 118 Ueber ungcformte Fermente und ihre Wirkungen (Pankreas- und Speichelferment), von G. Hüfner 118 Ueber Galle- und Panki'easabsonderung, von Defresne und Joh. Ranke U-' Beiträge zur Physiologie der Mageudrüsen, vouA.v. Brunn und W. Ebstein .119 Ueber künstliche Pepsinverdauung des Caseins, von N. Lubavin 120 Resorption der Albuminate im Dickdarm, von II. Eickhorst . 120 Zerfall der Peptone im Blut, von E. Brücke und A. Fick . . 120 Verdauung der Gerste und des Weizens beim Huhn, von G. Meiss- ner und C. Flügge ,: . ' ^^^ üeber Vcrdaulickheit von geronnenem und ungeronnenem Eiweiss, von A. Fick 121 'XYl Inhalts -Verzeichniss. Seite Umwandlung der Stärke in Zucker durch den Speichel, von 0. Hammerstein 121 Einwirkung des Maltins oder Pflanzendiastas aufgekochte, stärke- mehlreiche Nahrungsmittel, von L. Coutaret 121 Ueber die Verdauungsthätigkeit des Pansens, von M. Wilckens und Pieper ' 122 Uebergang des Xahi'ungsfettes in den Organismus als Beitrag zur Physiologie des FettgeM^ebes, von v. Subbotin, ferner von Fr. Hofmann 122 Ueber eine hohe Fettverdauung, von Hosäus 125 Ueber die Fette des Chylus von Pflanzenfressern, von M. Debros- lavine 125 Ueber Resorption der Fette, von E. Brücke 125 Ueber Fettbildung in der Leber, von L. d'e Sinetz 126 Verdaulichkeit des Wiesenheufettes, von J. König und E. Schulze 126 Uebergang von freien Säuren durch das alkalische Blut in den Harn 127 Verdaulichkeit der Fulfurol liefernden Substanz der Kleie, von Hudkow 128 Ueber die Verdauung ganzer Körner durch das Pferd, Kälber und Schweine, von J.Moser, H.AVeiske, J. Lehmann. E.Heiden 128 Untersuchungen über die Ausscheidung der Kalisalze, vonE. Sal- kowski 130 Ueber die Verdaulichkeit der Cellulose beim Hund, Schwein und Menschen, von Fr. Hoffmann und H. Weiske 132 Ueber die Bedeutung (Verdaulichkeit) des Leimes bei der Er- nährung von C. Voit 134 Ueber die Verdaulichkeit verschiedener Brodsorten, von Gustav Meyer 135 Untersuchungen über die sensibelen Stickstoff- Einnahmen und Ausgaben des volljährigen Schafes und die Ausnutzung einiger Futterstoffe diuxh dasselbe in Verbindung mit L. Busse und B. Schultz ausgeführt von E. Schulze und M. Märcker . 137 Versuche über die Veränderungen, welche die Verdaulichkeit des Rauhfutters durch Zugabe leicht verdaulichen Beifutters er- leidet und über die Verdaulichkeit von Rapskuchen, Lein- kuchen und Palmkernmehl, von G. Kühn, Aug. Schmidt und B. E. Dietzell 141 Desgl. Versuche über die Verdaulichkeit von Kleeheu, Wiesenheu, Lein-, Baumwollsameukuchen, Dinkelkleie, Kartoffeln, Runkel- rüben, Bohneuschrot, von Grünklee in verschiedenen Ent- wickelungsstadien. von E. Wolff, C. Kreuzhage und W. Funke 144—148 Verdaulichkeit des Rothklee's in verschiedenen Entwickelungs- stadien, von G, Kühn, A. Duve, A. Haase und H.Häsecke 148 VII. Ob Grün- oder Trockenfütterung':' Verdaulichkeit des Weidegrases und Grummets im Vergleich zu Heu als Beitrag zur Frage : ob Weidegang oder Stallfütterung, von H. Weiske, desgl. von H. Schultze. E. Schulze und M. Märcker 149 Verdaulichkeit der Luzerne im frischen Zustande und als Heu, von G. Kühn, A. Haase und Bäsecke 151 Verdaulichkeit des auf verschiedene Weise geworbenen Heu's, von H. Weiske 1.53 Ob Grün- oder Trockenfütterung, von L. Deurer, Werner, E. Pibermann 1.54 Fütterungsversuche mit dem auf dem Versuchsrieselfelde bei Ber- lin gewonnenem Grünfutter, von Ger lach 157 VII. Milchproductlon. ♦ Ph vsiologische Chemie der Milch von F r. S o x h 1 e t und W. H e i n t z , *Ed. Matthieu und D. Urbain 157 Inhalts -Verzeichniss. XTTT Seite lieber die verschiedene Zusammensetzung der Milch aus den beiden Brüsten einer und derselben Frau, von Louis Jourdat 159 Veranderuugen in der Zusammensetzung der Frauenmilch bei nn- zureichender Ernährung, von E. Decaisne 160 Zusammensetzung der Milch von rinderpestkrauken Kühen, von Husson 161 lieber Secrete der Milchdrüsen, von Th. Dietrich 161 lieber ein Ferment der Milchdrüse, von Döhnhardt . . . . 161 lieber die Ernährangsvorgänge des Milch producirenden Thieres, von F. S tohmaun: 1. Versuche über die Ernährungsvorgänge bei stickstoff- armem Futter in Verbindung mit R. Frühling und A. Rost 161 2. Versuche über Ernährungsvorgänge bei Futter der ver- schiedensten Zusammensetzung, in Verbindung mitA.Rost, R. Frühling, 0. Claus, P. Petersen und v. Seebach 164 I. Ausnutzung des Futters 164 II. Einfluss der Ernährung auf die Milchproduction . 168 III. Desgl. auf die Beschaffenheit des Körpers .... 171 Versuche über den Einfluss der Ernährung auf die Milchproduction, von M. Fleischer 172 Versuche über desgl. von J. Kessler und G. Briegel . . . . 175 Erhöhung des Fettgehaltes der Milch diuxh Fütterung mif- Palm- kernkuchen, von M. Freitag 176 lieber das Verhältniss des Wassergehaltes im Futter zur Milch- absonderung von Schnorrenpteil 176 Einfluss der warmen und kalten Tränke auf die Milchabsonderung, von G. Rössler 177 IX. Sonstige Fütterungsversuche. Futterverwerthung durch verschiedene Thierra^en: Ueber die Verwerthung einer gleichen Quantität von Kraftfutter und "Wiesenheu bei Schafen und Rindern, von Jul. Lehmann 177 Futterverwerthung durch Southdowu- und Merinoschafe, von v. Nostiz . 178 Desgl. durch Schafe und Rinder, von Vibrans 178 Desgl. durch Simmenthaler Kühe und solche vom Landschlag, von Pfitz 178 Milchertrag der AUgäuer und Holländer Kühe bei gleicher IXitterimg, von Neumann 179 Vergleichende Fütterungsversuche mit verschiedenen Schafra^en 179 Lebendgewichtszunahme verschiedener Schafragen bei gleicher Fütterung, von E. Peters 179 Versuche über das Verdauungsvermögen verschiedener Schafragen für Erhaltungsfutter und für Mastfutter, von E. Wolff, W. Funke und C. Kreuzhage . 180 Durchfütterung der Zugochsen im Winter, von E. Heiden . . 184 Ueber ein der Arbeitsleistung der Zugochsen entsprechendes Futter, von E. Breymann 184 Fütterungsversuche nach freierWahI,vonC.Kroh undFr.Buchner 184 Desgl. von Josef Susta 187 Einfluss des violetten Lichtes auf das Wachsthum der Schweine und Ochsen, von A. Pöey 187 Ueber den Einfluss des Scheercns von Rindvieh, von J. Mentsik 188 Ueber die Zusammensetzung der I'utterrückstände, vouE. Schulze, R. Frühling, G. Kühn ...,....• 188 X. Physiologisch-anatomische Untersuchungen. lieber die Aufzucht der Kälber, von M. Wilckens 188 Einfluss der Nahrung auf die Entwickeluug des Magens, von demselben 193 XJY Inhalts-Verzeichniss. Seite Beziehimg zwischen der Nahrung und den Eingeweiden , von H Crampe 194 Ueber Configuration des Thorax, von G. Kögel 195 Vergleichende anatomische Untersuchungen der Fett- und Fleisch- schafe, von F. Rolüff 196 Ueber das Schlachtergebniss gemästeter Schafe, von Huschke- Lebesten, E. Wolff, J. Lehmann 197 XL Wollproduction. Ueber Zusammensetzung und Wachsthum der Wolle,' von F. Stoh- mann, A. Rost, IL Frühling, 0. Claus, P. Petersen und v. Seebach 199 Einfluss der Frühreife auf das Wolle-Wachsthum, vonA. Sanson 200 Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle, von M. Mär cker und E. Schulze 200 Ueber den Cholesterin-Gehalt der Wolle, von E. Schulze . . 202 Literatur 202—204 III. Band. Zweite Abtheilung. Chemie der landwirthscliaftliclien Nebengewerbe. Referent: J. König. I. Gährung undFäulniss im allgemeinen, Desinfections- und Conservationsmittel. Ueber die Alkohol- und Essigsäure-Gährung, von Justus v.Liebig 207 Desgl. von Pasteur, Fremy, A. Trecul, J. C. de Seynes, Dubrunfaut, Js. Pierre, A.Petit, F. und A. Bechamp, Blondlot, Dumas 211—215 Ueber die Ernährung des Bierpilzes, von Ad. Mayer .... 215 Ueber den Einfluss der Kali- und Natrousalze auf die Alkohol- gährung, von C. Krap 217 Ueber Anhydritbildung bei der Gährung, von A. Bayer . . . 218 Ueber Alkohol- und Milchsäure-Gährung, von G. 0. "Harz . . 218 Nothwendigkeit der Phosphorsäure bei der Pilzvegetatiou , von Ch. Heisch und Frankland 218 Ueber das Jerment der Bierhefe, von F. Hoppe-Seyler und F. W. Gunning 219 Ueber Fäulniss und die Beziehung der Bacterieu zur Fäulniss, von F. Co hn 220 Desgl. von Rindfleisch 221 Ueber Fäulniss und Desinfection, von F. Hoppe-Seyler . . . 221 Wirkung des Plienols und der Blausäiu-e auf Hefe und Schimmel- sporen, von Ed. Schaer 222 Carbolsäure als Desinfectionsmittel, von Pflugge 222 Einfluss einiger Salze (von kieselsaurem Kali u. Natron, borsaurem Natron etc.), von Säuren und Alkalien etc. auf die Gährung undFäulniss, von Dumas, A. Rabuteau und F. Papillen, Bechamp, A. Petit, F. Grace-Calvert, Picot, W. Ma- nassein 222 — 224 Einfluss einer hohen Temperatur auf die Hefe, von W. Manassein 224 Einfluss des Druckes auf die Gährung, von K. T. Brown . . 225 Einfluss des Sauerstoffs auf Pflanzenaufgüsse, von Laborde . 225 Lebensfähigkeit der Bierhefe bei verschiedenen Temperaturen, von Melsens und Boussingault 225 Inhalts -Verzeichniss. XV Seite AufbeMahrung der Hefe mittelst Glycerin, von Artus . . . . 225 Desgl. als trockenes Pulver, von Reininghaus 226 Morphologische Studien über die Hefeformeu. von Engel . . . 226 L'eber Fett in der Eierhefe, von A. Vogel 227 Desiüfections mittel: Das Süvern'sche Desinfectionsmittel, von Hausmann . . . 227 Holzkohle als Desinfectionsmittel, von H. Eulenburg und H. Vohl 227 Desiufection der S 'hlachtfelder und Spitäler, von 0. Liebreich, U. Schür, H. Wichelhaus, Moyret . 227 Anwendung von übermangansaurem Kali zur Beseitigung des üblen Geruchs von Wunden, von Böttger 228 Mit Carbolsäure impraguirte Desinfectionstafel, von C.Homburg 228 Aseptin und Chloralum als Desinfectionsmittel 228 Couservirung des Fleisches, von Gamgee, H. Endemann, Bandet, Sacc 228—229 Schnellpökeln des Fleisches, von Runge 230 Aufbewahrung von Getreidekörnern und Mehl im luftverdünnten Raum und durch Dampfen, von Louvel und Morin . . . 230 Veränderung des Mehles bei längerer Aufbewahrung von Polek 230 Aufbewahrung der Kartoffeln mittelst schwefeliger Säure, von V. Labarre 230 Aufbewahrung der Eier, von Violette 231 Reinigen des Wassers mittelst Filtration durch Stücke von Eisenoxyd 231 Desgl. durch Zusatz von Eisenchlorid, von Gunning . . . . 231 Desgl. durch Aufbewahrung in Behältern von Eisenblech, von Runge 231 H. Brodb ereilung. Ueber Backen von Brod aus ungemahlenem Weizen, vonSezille Mege-Mouries 231—232 Verwendung der ganzen Körner als Nahrungsmittel, von G. Gri- maud, Dumas, Chevreul, Payen und Dubrunfaut . . 232 Ueber Fleischextract-Brod, von E. Jacobs en 232 Ueber Brodbereitimg aus Malzoberteig, von Essig 233 Ueber die Säure -Bildung in vei'schiedenen Brodsorten, von J. Kessler 233 Ueber Verdaulichkeit verschiedener Brodsorten, von G u s t a v M e y e r 233 Ueber Veränderung des Brodes beim Auf bewahren, von Poggiale, ¥. Rochard und Ch. Legres 233 Ueber Mehl- und Brodverfälschungen, von H. Eulenburg und H. Vohl 234 Schwindelerscheinung nach Genuss von Haferbrod durch Verun- i'einigung des Hafers mit Taumelloch, von 0. Becker . . . 234 HL Milch-, Butter- und Käsebereitung. Zusammensetzung von reingehaltener Landmilch, von W. L. S co tt 234 Desgl. von Schlickermilch, von E. Heiden 234 Desgl. von Kumys (oder Milchwein), von Suter-Naef, Stahlberg 235 Darstellung von Kumys von C. Schwalbe 235 Studien über die Milch, von W. Fleischmann 235 Prüfung der Milch bei Verfälschungen mittelst Senkwaage und Rahmmesser, von W. Fleischmann 237 Desgl. von H. Schroeder 237 Zusammensetzung von mit Wasser verfälschter Milch von A. Völcker 238 Xachweisung der Verfälschung durch Trockensubstanz-Bestimmung von V. Baumhauer 239 Ueber ])arstellung condensirter Milch und deren Zusammensetzung von Chandler und Sam. Percy 239 Ueber Darstellung condensirter Milch, von Tromraer .... 240 X^l Inhalts - Verzeichniss. Seite Darstellung von künstlicher Milch, von Dubrunfau t u. A. Gauclin 240 Analysen von Butter, von A. Emmerling 240 xinalysen von Käse, von Dahl nud AI. Müller 241 Darstellung schmackhafter Butter aus schwer oder gar nicht ver- 241 butterbarem Rahm, von J. Lehmann 241 Ueber Buttern der Milch statt der Sahne vonB. Plehn, Riekes, C. Petersen, Loeper 242 Ueber Buttern der Buttermilch 243 Ueber das Swartz'sche Verfahren der Rahmgewinnimg . . . 243 Ausrahmen der Milch aus grossen statt klemen Gefässen, von Steinburg . . . . 243 Ueber Butter- und Käsebereitung: welche von beiden vortheil- hafter? von F. D. Crepis 244 Fabrikmässige Käsebereitung, von C. Julin-Daufelt .... 244 Fällung der Milch durch Kälberlab, von Fr. Soxhlet, W.Heintz 244 AVirkung des Senf Öls auf G-erinnung der Milch, von Schwalbe 245 Gährung der Milch, von Blondlot 245 Veränderung des Käses beim Reifen, von AI. Müller . . . . 245 Darstellung von Käseleim 247 Schürer's Butterpulver von E. Peters 247 IV. Spiritusfabrikation. Einfluss löslicher Salze auf den Stärkegehalt der Kartoffeln von H. Hosaeus und nach Versuchen in Tharaud 247 Ueber eine neue Bestimmungsmethode des Stärkegehaltes der Kartoffeln, von A. Hurtzig und A. Schwarzer . . . . . 248 Verwendung von Kartoffeln unter Zusatz von Roggen zur Spiritus- fabrikation, von F. V. Leesen 248 Desgl. unter Zusatz von Rübensaft, von E. Schoch 248 Darstellung von Branntwein aus Maisstengeln und Sägespähnen, aus letzteren von C. G. Zetterlund 248 Anwendung von Ozon bei der Spiritus- und Essigfabrikation, von Widemann, W. v. Knieriem und A. Meyer 249 Entfuseluug des Rohspiritus durch Holzkohle, von W. Schnitze 249 Studien über den Brennereiprocess, von M. Mä reker . . . . 250 Ueber Vorkommen von Aldehyd, Par-, Metaldehyd, von Acetal im Vorlauf, von A. Kekule, G. Krämer und A. Pinner . . 252 Einfluss der secundären Extractbilduug auf den Brennereiprocess, von W. Schnitze 252 Ueber das HoUefreund'sche Maischverfahren, von M. Mä reker und Anderen 253 V. Bierfabrikation. Analysen von Bier, von E. Monier, C. Prantl 256 Zusammensetzung des Reisbieres, von A. Metz 256 Stickstoffgehalt des Bieres von G. Feichtinger 256 Bestimmung des Extractgehaltes im Bier, von 0. Knab . . . 257 Nachweisuug von fremden Bierstoffen im Bier, von L. Enders . 257 Darstellung von Bier aus Reis, von A. Belohoubek 257 Anwendung von Grünmalz statt des Darrmalzes, von Jul. Blumen- witz , .... 257 Ueber die Menge der beim Mälzen gebildeten Säure, v. Ad. Flühler 258 Umwandlung der Stärke durch Malzdiastase, von A. Schwarzer 258 "Wirkung der Gerstenmalzdias tase auf Maisstärke, von W. Neu f f e r 259 Darstellung von Malz ohne Keimung, von H. Fleck 259 Vertheilung der Diastase im Malz, von A. Urban 259 Anwendung der schwefeligen Säure in der Bierbrauerei, von E. Beanes, W. Hemillon und N. Mellnikoff, V. Griesz- mayer 260 Anwendung des Tannins in der Bierbrauerei 261 Anwendung des Glycerins iu desgl • 261 Iiihaits-Verzeichniss. XVII Seite Darstellung der Zuckercoleur (Bierfarbe), von C. Krötke. . . 261 Erkeunung des m. Zuckercouleur gefärbten Bieres, vonR. Schuster 261 Erwärmen des Bieres behufs Versendung von H. Fleck, 0. Knab 261 Aufbewahrung des Hopfens von Brainard, Ed. Schaer . . . 262 Darstellung eines wirksamen Hopfenextracts, von V. Grieszmayer 262 üeber die Grösse der Nährstoff- Aufnahme durch Hopfen, von A. Muntz, G. Hirzel 263 VI. Weinfabrikation. Analysen von Traubensorten, von A. Salomon 263 Zusammensetzung der Asche von kranken und gesunden Trauben, von A. Blankenborn und L. Rösler 264 Analysen von Most, von A. Hilger, C. Neubauer 265 Analysen von Most und Wein, von A. Hilger 266 Analysen von Wein, von W. v. Longunine, C. Neubauer, A. Hilger, Fausto Sestini, G. Gläsner .... 267—269 Ueber Ammoniak- imd Trimethjdamin-Gehalt im Wein, von Kahl- brunn er und Ludwig 269 Zusammensetzung des rohen Weinsteins, von J. C. Sticht . . 269 Ueber den Gährungspilz der Weinhefe, von M. Rees, Pasteur, Engel 269 Die Weinhefe als Dünger, von J. Nessler 270 Üeber Lüften des Weines von Fr. Dürr, J. Bialoblocki und L. Rösler. J. Moritz, A. Blankenhorn und L. Rösler, C. Weigelt, R. Haas und J. Moritz, A. Hilger . . 271—275 Studien über den Rothwein, von C. Neubauer 275 Erwärmen des Weines, von A. Blankenhorn, Ruhl, Pasteur 277 Verbesseiiing des Weines durch Electricität, von H. Scoutetten 277 Wirkung der Schwefelsäure auf den Wein, von v. Martin, G. Chancel 278 Ueber Filtriren trüber Weine, von Foelix, J. Nessler . . . 278 Anwendiuig des Tannins bei der Weinfabrikation 278 Ueber Braun- (Fuchsig- oder Rostig-)werden der Weine, von J. Nessler 278 Darstellung von Weinessig, von Demselben 278 Darstellung von Most aus Dörrobst, von Demselben 278 Erkennung der Rothweinverfälschung, von H. C. Sorby. Cottini und F antagoni, Fausto Sestini, Th. Phipson,A. Facen, C. G. Wittstein 279 Hoher Zuckergehalt in verfälschten Weinen, von A. Hilger . . 279 Unterscheidung von Trauben- und Obstwein, von F. F. Mayer, Tuchschmid 280 VH. Zuckerfabrikation. Analysen von Zuckerrüben, von Grabe, A. Völcker . . . . 280 Aufbewahren der Zuckerrüben, von Pasteur 281 Zusammensetzung des Zuckerrohrs, von 0. Popp 281 Anbauversuche mit Bestehorn's zuckerreichster Rübe, von F. Stob mann, Bolte, F. W. Grabe 281u.282 Anbauversuche mit Büchner 's olivenförmiger Zuckerrübe, von Breitenlohner 282 Anbauversuche mit verschiedenen Rübensamen, von A. Sehring und Anderen 282u.283 Untersuchungen über die Zuckerrübe von Mehay 283 Zusammensetzung der Zuckerrübe in verschiedenen Wachs- thum.sperioden, von C. Scheibler, C. Lotmann, Alfonso Cossa 286—289 Keimungs- und Anbauversuche mit sortirtem Rübensamen, von Breitenlohner 289 Düngungsversuche bei Zuckerrüben, von F. Heidepriem, 0. Kohl- rausch und A. Petermann 290 Xym Inhalts -Verzeichuiss. Seite üeber die Pflanzweite der Zuckerrüben, von Fr. Buchner . . 291 Ueber das Betain in den Rüben, von C. Scheibler 291 üeber den Eiufluss der Saftgewinnungsmethode auf das Ergebniss der optischen Zuckerbestimmung, von H. Bodenbender, C. Scheibler 292 Ueber die Saftbestimmungsmethode in den Zuckerrüben, von Jiciusky 292 Zusammensetzung der Füllmasse und Melasse verschiedener Fabriken, von C. Scheibler 292 Zusammensetzung einiger Rückstände aus Zuckerfabriken, von K. Stammer 293 Zusammensetzung von Scheideschlammproben, von Jul. Thiele 293 Desgl. von U. Kreusler 294 Untersuchung des Inhaltes der Batteriegefässe beim Macerations- verfahren, von G. Ebert 294 Ueber die Zuckerverluste beim Diffusionsverfahreu von C. Fisch - mann, C. C. Erk, E. M. Raoult 294—297 Untersuchung der Nachsäfte in Diffusionsbattei'ien, v. K. Stam- mer 297U.298 Diffusionsversuche im Kleinen, von Demselben 298 Ausbeute an chemisch reinem Zucker nach verschiedenen Saft- gewinnungsmethoden, von H. Bodenbender 299 Ueber den Einfluss der Entfaserung auf die Zusammensetzung der Rübensäfte, von A. Marschall 299 Reinigen des Rohrzuckers von Eisengehalt, von A. Drummond und S. Hunt 301 Zuckergewinnung aus Melasse durch Baryt, von Georg Lunge 301 Das Elutionsverfahren von C. Scheibler 301 Salze und Nichtzucker als Melassebildner, von A. Marschall, E. Feltz, Bolte 302 Scheidung und Saturation des Rübensaftes, von E. Feltz . . . 304 Entfärben der Rübensäfte diu'ch SQhwefelige Säure, von T es sie imd Mothay 305 Anwendung der schwefeligen Säure in der Zuckerfabrikation, von Aug. Seyferth, G. Vibrans, H. Schulz, Bergmann, Berger, B. Wackenroder, Duquesne und Gill . . 305 — 307 Das Weinrich-Schröder'sche Verfahren, von E. Anders und A. Marschall, Sapel, Alb. Fesca, Kohlrausch . . . 307 Priew's Verfahren, von Seeliger, Dresel, Lintner. . . , 308 Kochversuche im Vacuum, von B. Wackenroder, Jicinski . 309 Darstellung der Knochenkohle in Verbindung mit Leuchtgas- gasbereitung, von Fr. Sebar Constitution der Knochenkohle, von K. Stammer 310 Verhalten der Knochenkohle gegen Salzlösimgen , von H. Boden- bender ." . 311 Ueber die Ursache der Knochenkohlewirkung, von E. Werne- kink, C. Scheibler, 0. Kohlrausch und Wachtel . . 312 Entfärbende Wirkung der einzelnen Bestandtheile der Knochen- kohle, von H. Schwarz 313 Wiederbelebimg der Knochenkohle nach dem Ei sfeldt 'sehen Verfahren von Ottokar Cech, A, Marschall 313 Wiederbelebung der Knochenkohle von G. Hodek, Knapp 314 Desgl. nach dem Eisfeldt-Thumb'schen Verfahren, von H. Bodenbender , 315 Abhängigkeit des specifischen Gewichts des Spodiums von dem Gehalt an phosphorsaurem Kalk, von Krocker 315 Bestimmung des Dextrins im Rohrzucker, von C. Scheibler . 316 Diffusionsschnitzel als Nahrungsmittel, von Ottokar Cech, H. Fricke, Delius 316 Inhalts - Verzeichnisa. XIX Vni. Stärkefabrikation. Klebergehalt des glasigen und weichen Weizens, von H. Ritt- hausen 317 Nachweisung einer Verfälschung der Stärke mit Mehl,v. R. Bot tger 317 Nachweisung einer Verfälschung des Reismehls mit anderen Mehlen, von van Bestelaer 318 Fabrikation von Stärkesyrup und Stärkezucker, von C. Krötke 318 Analysen von Abfällen aus Stärkefabriken; 1. der Rückstände aus denNeutralisationsbottichen einer Stärke- zuckerfabrik, von J. Fittbogen 318 2. des Sauerwassers aus einer Stärkefabrik, von J. König 319 3. des Stärkefabrikschlammes, von E. Schulze 319 IX. Technologische Notizen. Nährstoffgehalt der Pilze, von OSiegel 319 Analysen von Obst, von Ziurek 319 Werthbestimmung der Oelsamen, von H. Vohl 319 Das Wasserglas als Wollewaschmittel 320 Ueber einen neuen Wollmesser, von Schuhmacher 320 Verwendung des Wollschweisses zur Blutlaugenfabrikation, von Havrez . 320 Darstellung von Leuchtgas aus Wollfett, von R. Herz . . . . 320 Gewinnung der Fettsäuren und des Fettes in den Wollwäschereien 321 Bleichen der Wolle 322 Bleichen der Garne und Gewebe, von A. Pubetz 322 Ueber Magnesia-Kalk-Cemente, vonHanenschildund C. Bender 322 Ueber den Portlandcement, von Fr. Sc ho ff 322 Ueber Gattiren hydraulischer Kalke, von V. Wartha .... 323 Vorkommen von basisch -kohlensaurem Kalk in hydraulischen Cementen, von A. R. Schulatchsensko 323 Analyse und AVerthfeststellung feuerfester Thone, von C. Bisch off, Richters 324 Unschädlichmachung des Kalkes in den Thonen, von A. Hirsch- berg 326 Weichmachen von Kesselspeisewasser, von Berenger, J. Stingl, K. Stamm er 326 Zusammensetzimg und Heizkraft verschiedener Steinkohlen, von W. Heintz und W. Baer, A. Scheurer-Kestner und Ch. Meunier, J. Nessler 327—331 Literatiu- ; . . 322 Die Chemie der Thierernährung. Referent: J. König. JaUresUericIit. 3. Abtb. Analysen von Futterstoffen. I. Heasorteii. A. Gramineenheu. Grummet. Protein 'S Analytiker No. "/o > 7o «/o 1 Trocken- /16,11 3,11 48,58 22,98 9,22 E. Schulze u.Märcker ^). 2 Substauz 114,75 4,25 47,02 24,04 9,94 G. Kühn 2). W /"lesen] leu. 1 Trocken- substanz 11,19 2,19 47,68 34,75 4,19^) 2 13,837 13,110 6,688 34,808 26,033 5,524 3 14,076 12,547 3,741 32,885 31,125 5,626 4 12,053 10,483 4,889 37,016 30,182 5,377 5 14,453 12,878 5,138 40,122 21,182 6,227 6 13,439 14,433 4,500 30,795 29,276 7,557 7 11,297 12,311 6,371 29,992 33,333 6,696 8 13,727 13,052 3,742 33,192 29,280 7,007 9 12,177 11,754 3,810 36,101 28,300 7,858 10 14,559 14,337 4,688 30,704 29,233 6,479 11 12 Trocken- substanz (10,19 ^10,69 l 9,94 2,29 2,99 45,27 50,07 32,83 27,21 9,42 9,04 13 3,96 54,73 24,08 7,29 14 desgl. 11,40 3,03 47,90 31,10 6,55 15 desgl. 10,60 2,60 52,88 27,00 6,92 16 desgl. 11,75 3,68 50,97 23,78 9,82 17 desgl. 10,75 2,92 50,74 27,24 8,35 E.Wolf u. Ki-euzhage^) Schwackhöfer ^). Moser ^). } Schwackhöfer^). Schwackhöfer u. Mosers). G. Kühn«). F. Stohmann ''). E. Schulze u. Märcker^) F. Stohmann y). Heu von französischem Raygras. 8,15 7,31 42,46 33,99 8,09 H.Weiskeu. E.Wildt») ') Pr. Ann. der Landw. Montsh. 1871. 57, 133. ^) Amtsbl. f. d. landw. Vereine i. Königr. Sachsen 1872. 137. ') Die landw. chom. Versuciisst. lluhenheira von E. Wolff. Ein Programm. Berlin 1871. 69. ■•) Die Zahlen beziehen sich auf Trockensubstanz. Vergl. hierzu die Fütterungs- versuche. Analysen von Futterstoffen. s) Landw. Versuchsst. 1871. 14. 147. Die Proben entstammten in derselben Reihenfolge den beim Hafer von J.Moser (Anm. S. 10) angegebeneu Ortschaften. «) Amtsbl. f. die landw. Vereine im Königr. Sachsen. 1872. 137. ^) Biologische Studien von F. Stohmami. Braunschweig 1873. 13. «) Pr. Ann. d. Landw. Monatshefte 1871. 57. 133. 9) Zeitschr. f. Biologie 1870. 218. 10) Wochenbl. d. Ann. d. Landw. i. Prss. 1871. 310. (Beginnende Blüthe.) B. Kleeheu. Kothklee. S CO .4-^ 1 ni 3 ^ o o § ^ P4 'S SM Analytiker No. «/o «/« «/o 7o o/o «/o 1 17,51 16,00 3,17 36,27 20,09 6,96 lE.Wolffu. Kreuzhagel). 2 17,30 13,95 2,97 34,19 26,04 5,55 3 Trocken- snbstanz 19,44 4,17 41,49 27,84 7,06 Im. Fleischer 2). 4 desgl. 13,81 3,06 41,38 32,59 9,16 5 desgl. 13,69 2,71 47,24 31,49 4,87 E. Wolff u. Kreuzhage 2). Luzerne. Trocken- substanz 17,19 Lupinen. 25,93 14,36 2,22 1,12 42,07 29,93 8,59 29,81 Hopfenklee. 13,22 10,46 1 8,00 17,56 Esparsette. 11,77 15,44 Weissklee. 9,82 17,00 33,95 41,53 36,24 44,90 22,99 27,25 23,08 5,79 7,58 7,47 G. Kühn 4) J. Königs). H.Weiskeu.E.Wildtß). 30,86 5,69 desgl. 18,83 9,45 desgl J) Die landw.-chem. Versuchsst. Hohenheim von E. Wolflf. Ein Programm. Berlin 1871. 75 u. 91. Vergl. die I''iitterungsversuche. 2) Journ. f. Landw. 1871. 422. 3) Landw. Jahrbücher. Arch. des Preuss. Land.-Oec.-Coll. 1872. 536. 4) Landw. Versuchsst. 1871. 14. 41.5. 5) Landw. Zeitschr. f. Westf. u. Lippe 1872. S. 338. Das Heu war in der Blüthezeit gemäht. ^) Pr. Aini. D. Landw. 1871. 310. Sämmtliche Heusorten bei beginnender Blüthe geerntet. Analysen von Futterstoffen. Bokharaklec -kJ 5g st- -2 5 S .=3 2 0) « ^ p £1 f^ CO 41 "o Analytiker No. 7o > "/o 'lo o/o «/o 1 12,00 14,03 3,02 28,53 37,00 5,42 desgl. II. Grünklee in verschiedenen Eutwickelungstadien. B ° Holz- (D EntAviokelungsstadium. Wasser Protein Fett faser <5 Analytiker 7o /o /o 0/ /o /o Rothklee. 1. 1. Schnittkurzv.d.BliUhe 1 o 1 a N « a Ai CS / Hg y 18.44 4,15 43,50 26,60 7,31 2. Desgl. Ende der Blüthe 15,25 3,75 47,87 26,32 6,81 3. 2. Schnitt Anfang der Ie. Wolff u. Kreuz- Blüthe 18,68 4,70 41,70 27,89 7.03 hagel). 4. Desgl. volle Blüthe . . 15,56 4,17 43.83 29,87 6,57 5. Hen-orbrechen d. grünen ken- tanz Blüthcuköpfe .... 19,563) 2,52 42,.523) 25,30 10,10 1 6. Volle Blüthe Troc subs 16,31 2,87 44,94 28,11 7,76 \ G. Kühn'). 7. Ende der Reife . . . 13,19 2,86 48,37 28,80 6,78 8.28. Mai -8. Jnni. . . IXrocken- 17,00 2,50 46,15 27,12 7.23 1 M. Fleischer'*), 9. 9. Juni — 17. Juni . . ( Substanz 14,06 2,04 48,66 28,03 6;21 Wundklee: 1. Kurz vor der Blüthe. . [ 15,67 3,95 51,77 20,42 8,19 1 2. Beginn der Blüthe . . desgl. ■! 12,97 3,19 48,70 30,18 4,96 ; J. Fittbogen^). 3. 4 Wochen nachher . . 1 10,09 2,54 49,94 31,96 5,47 1 Bokharaklee: Zeit der Blüthe .... 77,06 5,67 1,29 9,76 3,25 2,97 G. Hirzel«). ') Die Landw.-chem. Versuchsst. Hohenheim von E. Wolff. Ein Programm. Berlin 1871. 82 bis 85. Vergl. die Fütteruugsversuche. *) Die Zahlen beziehen sich auf Trockensubstanz. Es enthielt Xo. 12 3 4 Wasser 86,09 pCt. 8.5,14 pCt. 84,45 pCt. 82,26 pCt. Dass No. 2 keinen grösseren Holzfaser-Gehalt als No. 1 hat, glaubt E. Wolff der in dieser Zeit herrschenden nassen Wittening zuschreiben zu kömften, welche eine rasche Verholzung des Klees verhindert habe. ') Amtsbl. f. die landw. Vereine f. d. Köuigr. Sachsen 1870, Juli, u. Pr. Ann. d. Landw. 1870. 317. Vom Protein u. den stickstofffreien Stoffen waren löslich in Wasser: No. 5 6 7 Protein 5.57 pCt. 3.82 pCt. 3,73 pCt. Stickstofffreie Stoffe 21,47 „ 21,44 „ 21,52 „ ") Journ. f. Landw. 1871. 422. *) Landw. Jahrbücher, Arch. d. Preuss. Landes-Oec.-C'ollcgiums 1872. 622, '^) Zcitschr. des landw. Vereins in Bayern 1871. 346. Analysen von Futterstoffen. III. Weidegras. (Die Zahlen beziehen sich anf wasserfreie Substanz.) Bezeiclmung B o S ® o 2 'o < Analytiker No lo > > 7o % 1 Gras von Grene 1866 A. 13,38 4,82 57,01 17,14 7,65 2 „ 1866 B. 19,34 5,24 49,04 18,13 8.19 H. Schultze. 3 „ „ „ 1867 15,44 3,85 50,96 22,29 7,46 E. Schulze > 4 Künstliches Weidegras . 19,50 4,04 44,38 22,35 9,73 und 5 I. Oldenb. Fettweidegras . 19,94 3,75 43,83 22.26 10,22 M. Märckeri). 6 H. „ Wechselweidegras Weidegras von Roth- klee,Wuudklee u. Gras : 17,13 4,03145,09 22,45 11,03 7 gewonnen 24. April 1868 31,93 47,45 12,35 8,27 8 7 32,29 47,45 12,57 7,69 9 55 ^^- 55 55 28,60 47,40 16,24 7,76 10 55 '^'^- 55 55 32,08 43,56 16,18 8,18 11 55 '^"■55 55 32,34 41,85 17,15 8,66 12 5. Juni „ 28,41 46,53 17,26 7,78 H. Weiske, 13 18. „ ' „ 21,05 53,71 17,35 7,89 E. Schmidt 14 10. Juli ., 23,22 45,46 18,60 12,72 und 15 20. „ 22,47 46,17 19,03 12,33 E. Wildt2). 16 27. ., 23,13 40,39 19,65 10,83 17 8. Aug. „ 26,36 44,50 18,54 10,60 18 55 -^0. ,, „ 22,06 49,50 18,37 10,07 19 ., 8. Sept. „ 22,17 48,57 17,74 11,52 20 „ 10. Oct. ,, 20,11 52,21 17,63 10,05 'IV. Stroliarten (Spreu). Gerstenstroh. 1 .« J-l d stiäta !» o o o CO cc "S »OD ^ ,0 o ^ o Ph fe Holz CO < «/o «/o «/o 7o o/o 7« Analytiker « jlTrocken- .'' Substanz 7,33 6,19 I 1,94 I 41,19 I 44,35 Roggenstroh. 1 10,79 4,60 1,83 j 23,38 53,92 5,48 M. Fleischer 3). Fr. Schwackhöfer ^). ') Pr. Ann. d. Landw. Mutshefte 1871. 57, 130. 2) Beiträge z. Ira über Weidewirthsch. u. Stallfütterung von H. Weiske. Monographie, ßresla . )871, 10. 3) Jouru. f. i.i.dw. 1871, 422. *) Landw. Versuchsst. 1872, 15, 105. Probe von russischem Sommerroggen. Analysen von Futlerstotteii. Hafer st roh (irländisches). ;_! ^ 1 ji CO yj cS c3 o f:H 'S .2 VC o) 'S CO ) Cliem. Ackersmann. 1872, 62. 2) Amtsbl. d. landw. Prov.-Ver. d. Mark Brandenburg 1871. Vergl. Neue landw. Zeituug 1871, 958. Der Aetherextract bestand aus: a. giiiize Pfl.in/,e, b. grüne Spitzen. In Wasser Itislich (Gerbsäure) 39,2 pCt. 40,6 pCt. „Alkohol „ (Fcttu. Chlorophyll) 47.7 ., 49,4 „ „ desgl. unlöslich (Wachs) ir>,l „ 10,0 „ 3) Neue landw. Ztg. 1871, 9.^>7. Der Futterraps ^Yird in England vielfach angebaut und soll sich als gutes Milch- und Juogviehfutter bewährt haben. Analyseu von Futterstoffen. Distel. ^ ^ o o cß CO o ,<^ ,:a CO CS o -1 'S o < Analytiker Xo. o/o «/o o/o «/o «/« »/o 1 86,68 2,91 0,95 6,08 1,42 1,96 Krocker ^). 81,50 3,39 0,46 6,15 6,36 2,14 Grüuf litt er- Gemenge von Wicken und Hafer. H. Weiske und E. Wildt2). Futterpflanzen von Normal- und Geilstelleu. (Klee u. Gras.) a) Normalpflanzeu. 11,00 4,18 56,24 b) Pflanzen von GeilsteUen. 20,28 4,80 41,30 22,54 26,59 6,04 l] ) 7,03 J H. Weiske und E. Wildt3). Isländisches Moos (Kärnthen?) 1 15,039 4,467 5,794 72,026 1,485 1,189 J. Moser u. Schwa höfer4). Sauermais. 1 83,60 1,24 0,49 6,74 5,52 2,41 Th. Dietrich 5). Eingesäuerte Wrucken (sand- und aschefrei). 1 2 84,081 2,247 87,005 1,377 11,246 2,426 0,107 9,173 2,338 — [ J. Fittbogenß). VI. Köruer. Roggen (Körner). 1 12,90 17,36 2,54 62,46 2,66 2,10 Fr. Schwackhöfer ') Gerste. 1 2 3 11,66 13,79 Trocken- substanz 15,72 13,81 13,88 1,81 2,17 1,48 63,00 61.49 76,70 5,13 5,66 1 4,32 2,59 3,08 3,62 Ie. Heiden»). M. Fleischer 9). M Neue landw. Zeit. 1872, 230. 2) Pr. Ann. d. Landw. 1871, 310. 3) Ibid. desgl. Diese Zahlen beziehen sich auf Trocken- substanz. Die auf den Geilstellcn gewachsenen Pflanzen hatten in ihrer Asche einen höheren Gehalt an Alkalien, besonders an Natron und Magnesia. ") Landw. Versuchsst. 1871. 14. 147. *) Mitthcil. d. landw. Ceutr.-Ver. f d. Reg.-Bez. Cassel 1870, 157. •>) Landw. Jahrbücher. Arcli. d. Prcuss. Landes-Oec.-Coll. 1872, 628. ^) Landw. Versuchsst. 1872, 15, 104. Russischer Sommerroggen. ») Amtsbl. d. landw. Vereiuc im Königr. Sachsen. 1870. 8. 9) Journ. f. Landw. 1871, 422. 10 Analysen von Futterstoffen. H a f e r. o CO o -■ j£ o o "See ^43 S J n: o Analytiker No. «/o "/o «/o Vo «/o «/o 1 13,859 14,737 5,722 50,350 11,720 3,612 Dr. Tauber 1). 2 13,672 13,612 6,355 50,953 12,154 3,254 3 4 12,358 11,788 13,473 12,933 7,112 6,866 53,069 53,934 10,285 11.398 3,703 3,081 t Scliwackhöfer ^). 5 11,704 13,963 6,712 53,305| 11,109 3,207 6 11,274 18,505 6,177 51,021 9,806 3,217 Moser ^). 7 13,313 15,559 5,896 47,9581 13,392 3,882 8 11,578 10,096 6,253 56,237 10,957 4,843 Scliwackhöfer u. 9 14,422 13,863 6,811 49,714 11,360 3,830 Moser ^). 10 13,637 14,090 6,641 51,836 10,195 3,601 11 10,47 12,81 5,52 55,58 10,48 5,14 E. Heiden 2). 11,31 12,31 4,96 66,05 2,54 2,83 9,74 7,95 5,30 67,29 5,63 4,09 9,16 5,82 5,60 70,57 5,94 2,91 9,75 9,50 7,75 63,27 6,26 3,47 10,36 8,97 5,60 66,70 4,80 3,57 Trocken- lubstanz 13,03 4,79 78,74 1,74 1,70 Reis. Mais. Th. Dietrichs). J. Nessler^). C. Kreuzhage ^). J. König ^). J. König ■'). Kastanien (ungeschält). 18,79 I 6,91 I 3,21 | 65,34 | 4,00 | 1,75 1 J. König t). Buchweizen (No. 1 tartarischer, 2. schottischer, 3. gewöhnl.). 1 12,54 8,38 1,76 72,47 2,67 2,18 Trespe. 1 14,97 9,00 1,41 65,83 4,90 3,89 1 110,62 11,19 2 !lO,57 10,69 3 9,57 10,75 53,58 61,10 61,39 20,01 4,60 14,96 2,68 15,55 2,74 H. Weiske u. ^E. Wildt8). ') Landw. Versuchsst. 1871. 14 147. No. 1 war von Piber (Steiermark), 2 von Eadautz (Bukowina), 3 von Lipizza, 4 von Kladrup (Böhmen), 5 von Kis- bei-, 6 Mezö-Hegyes (Ungarn), 7 Satmüstye (Ungarn). 8 Tapolvar (Ungarn). 2) Amtsbl. d. landw. Vereine im Königr. Sachsen. 1870. 8. ') Anzeiger f. d. landw. Centr.-Yer. d. Regier. -Bez. C'assel 1870. 8 u. .%. *) Nene landw. Zeitung 1872. 75. No. 2 war gelber Pfälzer-, No. 3 Ober- länder weisser, No. 4 Zuckei--Pfcidezahn- u. No. 5 weisser Pferdezahn-Mais. *) Landw. Jahrb. Ai-ch. d. Preuss. Landes-Oec.-Coll. 1872. 557. ö) Landw. Ztg. f. Westf. u. Lippe 1871, 402. ^) Ibidem 1872. 101. 8) Preuss. Ann. d. Landw, Wocheubl. 1871. 310, Analysen von Futtersfoffen. 11 Wicken (No. 1 weisse. 2. graue, 3. gewöhnliche). No. ,<^ «3 -».i O) o o pH fe 0.2 CO* Analytiker No. "/o 7o ''/o o/o •'/o > 1 11,77 22,76 2,35 57,19 3,49 2,44 Ir Potti). 2 11,77 25,36 2,28 55,15 3,27 2,77 Lupinenköruer. 13,82 37,25 5,34 25,11 14,72 3,76 10,82 36,76 3,70 28,87 16,50 3,955) 1 9.45 39,13 4,66 32,73 11,45 3,585) iV 9,30 19,75 2,43 47,73 16,99 3,805) i' Th. Dietrich 2). M. Sieverts). Chemische Zusammensetzung der verschieden rei- fen Weizenkörner von A. Nowacki^). A. In 100 Gewichtsth. der lufttrockenen Körner. Wasser Protein Stickstofffreie Stoffe Holz- faser Milchreife Körner Gelbreife „ Todtreife B. In 1000 Stück lufttrockener Körner. 12,03 11,15 1,47 71,63 1,80 11,97 11,76 1,51 71,90 1,35 11,82 10,91 1,44 72,97 1,33 Milchreife Körner Gelbreife „ Todtreife 4,05 3,76 0,49 24,14 0,61 5,83 5,73 0,73 35,01 0,66 5,67 5,24 0.69 35,03 0,64 1,91 1,50 1,51 0,64 0,73 0,73 Die einzelneu Theile der Lupine untersuchte M. Siewert 3). a. Gelbe Lupinen halbreif (lufttrocken). Stengel . . . . Blätter . . . Leere Schoten Körner ... Alkaloid 7o 0,20 12,13 5,06 0,54 43,17 35,13 0,20 11,10 16,31 2,40 44,79 16,23 0,20 10,60 7.00 0,88 49,83 28,67 0,35 10,80 36,76 2,75 28,87 16,50 3,83 8,97 2,76 3,95 1) Landw Yersuchsst. 1872. 15. 214. Die Proben stammten aus Südrussland. 2) Anzeiger f. d. landw. Centr.-Ver. d. Reg.-Bez. Cassel 1870. 8. u. 35. 3) Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sachsen 1870. 75. ") Chem. Ackersmann 1870, 160. *) No. 3 u. 4 halbreife Körner, das Fett schliesst Alkaloid mit ein : bei No. 2 0,35 pCt., bei 3 0,60 pCt., bei 4 0,63 pCt. Die Cellulose ist nach einer beson- deren Methode bestimmt. Auatyseu von Futterstoffen. 13 b. Gelbe Lupinen reif. Ent- 'S "o 'S -u 1 O o o -4-» -4-> Cß CO wickeluugs- stadium c3 < rt ^ p 'S o CO No. In "/o /o In *^/o 'Vo 'In 1 Stengel .... 0,08 10,08 8,05 0,86 49,41 31,48 4,04 2 j Blätter . . . . 1 0,12 12,04 17,31 3,10 38,86 20,93 7,74 3 ;j Leere Schoteu . 0,06 12,50 8,05 0,57 47,75 28,22 2,85 4 Körner •• • • 0,60 9,45 39,13 4,06 32,73 11,45 3,58 c. Blaue Lupinen 1 Stengel .... j Blätter .... Leere Schoteu . Körner .... halbreif. 0,10 11,14 3,76 0,64 50,49 29,59 0,13 8,80 20,62 2,15 33,90 25,84 0,22 12,00 14,17 0,81 47,12 22,57 0,63 9,30 19,75 1,80 47,73 16,99 7,28 8,56 3,11 3,80 VII. Warzelgewächse. Runkelrüben. 1 Wasser 89,17 85,917 85,841 85,706 Protein 1.47 1 Fett N.-freie ^"' Stoffe 0,06 1 7,62 Holz- faser 0,76 2 3 4 12,923 13,075 13,213. F 84,835 82,393 92,33 90,14 90,86 92,28 91,64 utterrüben. 0,934 0,060 12,483 0,934 1,073 0,085 13,826 1,600 1,01 6,04 1,20 7,92 0,84 7,64 0,64 6,47 0,73 G,91 Asche 0,92 1,159 1,084 1,056 0,754 1,053 0,62 0,74 0,66 0,61 0,72 Oberndürfer Rübe. 91,45 0,69 0,17 6,33 0,56 0,80 E.Wolif u. Kreuzhagel). E. Philippar^). l U. Kreusler u. Alberti^). -E. Schulze*). J. Könige). ') iJie landw.-chem. Versuchsstation Hohenheim von E. Wolff. Ein Programm. Berlin 1871. 77. Vergl. die Fiitterungsversuche. 2) Journal d'agriculture pratique 1870—1871. 3. 832. (No. 2 war mit Stallmist, No. 4 mit kiuistlichem Dünger, Nr. 3 gar nicht gedüngt). ') 1. Bericht über die Thätigkeit der Versuchsst. Hildesheim 1873. 29. *) Zeitschr. f. d. landw. Vereine im Grosshei'zogth. Hessen. 1872. 150. Die Rübenproben enthielten in den Mineralstoffen 0,008 — 0,059 pCt. salpetersaures Kali. Die englischen Futterrüben sind lüernach Rüben schlechtester Qualität. *) Landw. Ztg. f. Westfalen u. Lippe 1871. 369. 14 Analysen von Futterstofien. Kartoffeln. ^ Ö , 1 Oj 5c 5ö S ffl -^j O o t» o CB ■ffl -kj ,«s ,ra «3 Sticks freies 'S o Analytiker No. /o /o /o 0/ /o 1 81,68 2,03 0,08 14,86 0,52 0,83 IE. Wolff und Kreuz- 2 75,41 2,07 0,06 20,98 0,60 0,88 / hagel "• 2). 3 73,30 2,69 0,08 21,90 0,63 1,40 E. Heiden 3). Till. Gewerbliche Abfälle. Biertreber. 1 83,0 2,9 1,1 3,2 8,8 1,9 2 75,94 4,48 1,75 — — Malzkeime. 1 10,94 24,76 1,72 2 11,90 20,21 1,88 47,30 10,61 8,10 Erbsensclialen. 12,28 7,17 1,00 35,49 41,50 2,56 Weizenaftermehl. 13,94 15,23 2,62 64,94 1,40 1,87 Gerstenmehlabfall. 12,47 10,68 3,81 54,35 12,07 6,63 C. Trommer*). G. Brigeis). Th. Dietrichs). Th. Dietrich 7). Th. Dietrich«). J. König ^). *) Die landw.-chem. Versuchsst. Hohenheim von E. Wolff. Ein Programm. Berlin 1871. 92. Vergl. die Fütteruugsversuche. *) Landw. Jahrbücher. Arch. d. Preiiss. Laudes-Oec.-Coll. 1872. 540. 3) Amtsbl. d. landw. Vereine i. Königr. Sachsen 1870. 8. 4) Zeit. f. Landw. 1870. No. 66 vergl. Mittheil. d. landw. Central- Vereins, f. d. Herzogth. Braunschweig 1870/71. 176. *) Wocheubl. d. landw. Vereins im Grossherz. Baden. 1871. No. 27. 209. •^j Anzeiger d. landw. Central-Ver. f. d. Reg. -Bez. Cassel. 1870. 8, ferner Mittheil, desgl. 1872. 54. ') Mittheil, desgl. 1871. 35. «) Mittheil. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Reg.-Bez. Cassel 1871, 94. ■') Landw. Zeit. f. Westf. u. Lippe. 1872. 101. Anualyse vou Futterstoffen. 15 Graupenabfall. ^^~ 1 .a) ;-i — • ie« Ci o o c« a> i2 Co ,ä3 ^ o $ o f>H "^ 2 ■Z3'S Nl 'S Analytiker No. 'lo "/.. /o 'U /o "Vo 1 13,8 10,2 51,8 17,7 6,5 W. Henneberg 1). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Dinkelkleie. 18,56 3,53 60,02 11,33 6,563) — 16,12 6,06 62,04 9,37 6,41 Weizenk 1 13,74 11,47 13,44 13,56 13,58 14,00 13,38 13,87 13,76 13,38 13.71 13,56 13,22 13,31 13,60 12,81 13,35 15,44 11,82 16,06 12,40 14,72 13,10 16,U2 12,61 15,38 leie. 3,63 2,67 3,82 3,48 2,98 4,11 4,15 3,29 4,34 57,44 55,19 55,69 60,04 53,20 55,86 57,42 55,70 56,77 59,15 58,75 58,81 68,56 Roggenklcie. 13,61 10,92 10,59 12,33 14,63 15,51 13,06 17,56 3,47 I 59,00 4,45 54,.52 8,62 8,2ü 8,25 6,14 10,22 8,44 7,91 9,28 6,40 8,11 8,83 7,68 8,70 5,19 7,71 70,40 3,27 55,75 6,52 5,10 6,94 4,68 3,09 6,46 4,32 3,99 5,32 3,70 4,86 5,30 4,39 4,75 4,19 6,89 5,95 4,57 E. Wolff u. Kreuzhage ^ Th. Dietricli^). 'J. König u. J. Kiesow^). Hellriegel , Marx und Bialoblocki*"'). Th. Dietrich^). H. Habedank^). E. Heiden»). ») Journ. f. Landw. 1871, 422. ^) Die landw.-chem. Versuchsst. Hochenheim von E, WoIiF. Ein Programm. Berlin 1871. 99, 69 u. 104. Vergl. die Fütterungsversuche. ^) Diese Zahlen gelten für Trockensubstanz; No. 2 enthielt 12,23 pCt. Wasser, bei No. 1 der Wassergehalt nicht angegeben. ■♦) Anz. d. landw. Centr.-V^ d. R.-Bez. Cassell870. 8. Ferner Mitth.dgl. 1871. 158. *) Landw. Ztg. f. Westf. u. Lippe 1872. 214. Die unter Nr. 2, 3 u. 4 auf- geführten Analysen stammten aus einer Dampf-, die unter 5, 6 u. 7, aus einer Wasser-, No. 8 u. 9, aus einer Windmühle. No. 2, 5 u. 8 waren Grob-, No. 8, 6 u. 9 Grandkleie, No. 4 u. 7 Kleien me hl. ") Amtsbl. d. 1. Pr.-Ver. der Mark Brandenburg 1871 Apr., u. Neue landw. Ztg. 1871. 719. Die Ivleien ergaben im Durchschnitt 12 pCt. Stärke. ') Jahresber. d. Versuchsst. Insterburg für 1870 u. 1871. 68. *) Amtsbl. d. landw. Vereine i. Köuigr. Sachsen 1870. 8. 16 Analysen von Futterstoffen. R eismehl. ^ ^ o 1 CO M 'S p SS ■-ß "53 cc 'S 2 Cß <1 Analytiker No. °/o 7o 1o 7o o/o 7o 1 11,16 10,94 10,60 45,29 12,57 9,44 2 9,47 4,18 2,55 35,89 36,17 11,74^) 3 13,07 11,69 3,88 60,29 1,49 9,58^) >U. Kreusler^). 4 11,17 11,16 10,35 44,10 13,63 9,56 5 10,75 9,81 8,58 39,53 17,96 13,37 6 11,22 8,44 9,30 39,93 19,66 11,45 7 9,31 13,50 13,20 49,50 6,10 8,39 8 9,48 9,31 9,60 46,39 13,36 11,86 ■ 9 11,54 9,56 7,31 44,58 15,47 11,54 10 9,26 9,66 9,35 39,50 18,39 13,84 11 8,58 10,25 6,64 67,78 2,16 4,59 12 9,83 13,06 10,76 51,42 5,79 9,14 13 9,09 12,19 10,28 48,72 8,78 10,94 14 9,42 11,63 12,53 43,51 8,89 14,02 ,Th. Dietrich u. 15 12,72 12,72 7,47 59,21 2,56 5,62 J. König ^). 16 10,25 12,94 15,39 43,74 7,84 9,?4 17 9,20 15,25 10,03 34,44 16,33 14,75 18 11,30 12,69 11,93 41,13 11,96 10,99 19 9,01 10,81 9,56 44,53 10,93 15,16 20 9,57 10,13 8,39 45,97 15,89 10,09 21 10,06 12,88 11,74 45,19 10,02 10,11 22 10,12 11,32 11,52 32,79 18,70 15,55 1 23 8,19 8,82 9,27 41,90 18,84 12,98 [Th. Dietrich^). 24 10,36 8,07 9,61 59,32 3,52 10,12 25 10,74 ö,63 9,09 43,25 16,82 11,47 26 11,01 11,75 10,66 57,62 2,37 6,59 l J. König 5). 27 10,04 11,00 10,29 46,17 12,29 10,21 _ Reisschalen als Beimengungsmittel für.Reismelil u. Kleie 1 10,02 3,06 1,37 33,08 35,07 AV A(\i\ Th. Dietricli u. ^''^^ ) J. Könige.) Leinmehl. 1 Trocken- substanz 37,00 4,36 42,35 7,95 8,34 Fr. Stohmann^). J) Erster Bericht über die Thätigkeit der Versuclisstatioii Hildesbeim. 1873. 2) Die Analyse von No. 2 dürfte eher für lieisschaleu als Reismehl, die von No. .-) für reinen Reis gelten. 3) Anz. des landw. Centr. Ver. f. d. Reg.-Bez. Cassel 1870. 8, 34, 47, 80 n. 112. ") Mitthcil. desgl. 1871. 63 u. 1872 52. ^) Landw. Ztg. f. Westf. n. Lippe 1871. 369 u. 402. «) Anzeiger d. landw. Centr.-Vcr. f. d. Reg.-Bez. Cassel 1870, 115 u. Landw. Ztg. f. ^Vcstt•. u Lippe 1870, ?,m. ^) Die Asche bestand zu 93,21 pCt, ans Kieselerde. ") Biologische Studien von F. Stohmann. Braunschweig, 1873. 13. Analyseu vou Futterstotfeii. 17 R übkuc leu. 1 ?H s ^ CJ O o 0 Wass p 'X SM 'S 'S 42 0 CO <1 Analytiker Xo. In "/o 0/ 1 0/ In 1 /o "/o l!j 12,90 25,81 11,37 42,54 7,38 2 ! 13,00 22,38 11,60 44,82 8,11 >H. Ilabedauk 1). 3 13,57 25,31 11,97 40,82 8,33 E apskuc 'heu. 1 14,60 34,50 10,40 2 ' 13,36 33,13 9,40 3 12,74 28,56 8,80 4 12,02 29,38 7,71 5 ' 12,24 30,06 9,50 6 1 13,98 30,62 8,66 7 11,88 30,18 10,52 8 1 13,00 32,50 10,17 9 12,21 30,12 10,74 10 10,86 27,85 12,61 11 ; 11,00 33,68 8,64 12 10,26 33,68 9,20 13 10,74 33,07 9,32 14 9,67 24,06 9,10 15 7,31 23,87 9,22 IG Trocken- Bubstanz 34,81 13,74 27,74 30,47 8,95 9,77 28,86 ! 11,20 j 38,44 38,06 41,11 41,56 34,07 10,21 11,37 9,99 7,12 7,08 7,67 7,24 8,08 7,76 7,64 6,69 8,62 8,24 8,80 8,60 5,85 6,67 7,39 I U. Kreusler u. I Alberti'^). L einkuc heu. 1 14,81 34,8 10,83 — — 7,53 2 13,80 31,93 12,68 — — 6,90 3 11,84 28,87 9,38 — — 14,20 4 11,72 28,00 9,92 — — 7,84 5 14,14 28,44 12,10 — — 5,78 6 12,56 30,19 12,16 — — 5,62 7 10,40 25,19 6.14 — — 10,48 8 13,74 28,43 9,78 — — 10,98 9 13,80 31,50 6,20 — — 7,34 10 12,36 29,75 12,30 — — 8,66 11 13,16 32,37 9,10 — — 7,40 12 13,22 29,31 12,14 — — 8,90 13 13,00 30,62 12,98 — — 7,148) 14 Troeken- BUbatuDZ 36,47 13,08 29,59 9,75 11,11 15 desgl. 32,63 10,91 38,74 9,18 8,54 C. Karmrodt]^). Th. Dietrich u. J. Küuig"i). Th. Dietrich 4). C. Karmrodt^). P. Waguer'»). G. Kühu'^). A. Hilger^). C. Karmrodt^). E. Wolft'u. Kreuzhage ^). G. Kühui«). ') Jahrcsber. der Versuchsst. Insterburg f. 1870 u. 1871. 68. Preussen, No. 2 u. 3 aus Polen. Jabresbericht. 3. Aülb. 2 No. 1 aus 18 Analysen von Futterstoffen. 2) Erster Bericht über die Thätigkeit d. Versuchsst. Hildesheim. 1873. 26. 3) 15. Jahresber. d. Versuchsst. Bonn. 1872. 17. u. 16. Bericht 1872. 16. *) Anzeiger d. landw. Centr.-Yer. f. d. Reg.-Bez. Cassel 1870. 166. *) Neue landw. Ztg. 1872. 396. No. 14 grüne, No. 15 braune Rapskuchen. •*) Anatsbl. f. die laudv/. Vereine im Königr. Sachsen. 1872. 137. '') Bericht über die Thätigkeit des agric.-chem. Laboratoriums f. ünterfrau- ken u. Aschaffenburg von A. Hilger. Würzburg, 1872. 9. ^) 15. u. 16. Jahresbericht d. landw. Vei'suchsst. Bonn. 1872. 17, u. 16. Beide Berichte enthalten noch viele Analj^scn von Leinkuchen; wir haben uns darauf beschrankt, aus jedem Bericht 6 aufzuführen. '') Landw. Jahrb. Arch. d. Preuss. Landes-Oec.-CoU. 1872. 547. '") Amtsbl. f. die landw. Vereine im Kiinigr. Sachsen. 1872. 137. Palmkernkuchen. CO CS Protein -1-? Stickstoff- freie Stoffe S CO 'S Rohasche ] Analytiker No. 'lo ^/o /o /o In 1 2 11,57 9,30 15,86 16,69 12,09 10,47 44,53 47,59 12,13 12,47 3,82 3,48 i Th. Dietrich u. König 1). 3 9,39 17,45 8,67 40,81 20,00 3,68 ^ Th. Dietrich 2). 4 9,84 17,63 11,22 42,99 14,66 3,66 5 10,77 16,95 10,19 39,46 18,28 4,35 6 11,03 16,88 11,75 — — — 7 11,07 16,25 8,99 36,86 23,20 3,62 r W. Kreusler u. Alberti^). 8 11,25 17,00 10,21 27,30 30,72 3,52 9 11,16 15,31 10,71 42,29 14,48 6,05 J. König*). 10 8,55 17,87 10,74 — — — A. Hilger''). 11 9,00 16,36 10,85 51,98 18,91 3,75 J. Lorscheid^). 12 11,3 13,0 14,5 29,4 27,8 4,0 E. Schulze 7). 13 10,11 17,60 13,03 43,28 12,43 3,55 M. Freitag«). 14 12,4 20,3 15,1 22,5 25,5 4,2 J. Lehmann^). i) Anz. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Reg.-Bez. Cassel. 1870. 34. 2) Mittheil, des landw. Centr.-Ver. f. d. Beg.-Bez. Cassel. 1871. 232. 3) 1. Berich!: über die Thätigkeit d. Versuchsst. Hildesheim 1872. 26. 4) Landw. Ztg. f. Westf. u. Lippe. 1871. 394. *) Desgl. 1871. 86. ^) Bericht über die Thätigkeit d. agriculturchem. Laboratoriums für Unter- franken u. Aschaffenburg von A. Hilger. 1872. 9. ') Zeitschr. f. d. Landw. -Ver. im Grosshrzth. Hessen. 1871. 186. ^) Zeitschr. des landw. Ver. f, Rheinpreussen. 1870. 280. ^) Zeitschr. d. landw. Vereins in Bayern. 1872. 29. Analysen von Futterstoffen. 19 Palmkernmehl. Wasser B o 5öS§ o o ■■*3 'S M4- CD cn K o Analytiker No. In 17,81 Vo /o In "/o 1 6,89 1,99 52,53 16,04 4,74 Th. Dietrich 1). 2 3 9,77 13,30 18^94 20,31 5,3r 2,65 — — — >U. Kreusler^). 4 10,05 18,13 2,73 51,71 13,19 4,19 J. König^). 5 6 10,60 9,90 18,50 16,80 3,20 5,50 64,50 62,20 4,20 5,60 C. Karmrodt^). 7 11,62 15,06 1,57 47,16 20,98 3,61 8 11,88 16,19 4,48 47,42 15,15 4,88 >J. Königä). 9 10,40 17,50 3,95 52,28 11,68 4,19 10 Tro.ken- suimtair/. 19,38 2,55 42,62 30,81 4,64 G. KülinS). 11 10,34 17,25 4,88 — — 3,75 J. Nessler''). 12 10,8 17,6 3,1 33,1 31,4 4,0 E. Schulze^). 13 9,4 20,1 5,8 41,7 18,9 4,1 W. Henneberg^). Candleuutskuchcu. 1 7,07 57,07 8,93 14,16 3,81 8,96 2 6,89 52,35 9,48 17,58 4,64 9,06 3 7,93 53,40 8,99 14,81 5,67 9,20 B u eil elku eben (ungeschält). 16,73 17,81 11,32 Leindotterkuchen. 1 1 10,69 34,40 8,10 — 4,25 Th. Dietrich 9). U. Kreusler ' "^j. U. Kreusler 10). 7,18 U. Kreuslerio). ') Anz. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Reg.-Bez. Cassel. 1870. 113. *) 1. Bericht über d. Thätigkeit der landw. Versuchsst. Ilildesheim. 1872. 26. 3) Landw. Ztg. f. Westpli. u. Lippe, 1871, 394, u. 1872, 137. ■*) 15. u. 16. Jahresbericht d. VersuchssL Bonn. 1872. 17 u. 16. *) Amtsbl. f. d. landw. Vereine im Königreich Sachsen. 1872. 137. ') Wochenbl. d. landw. Ver. im Grosshzgth. Baden. 1872. 109. ^) Zeitschr. f. d. landw. Ver. im Grosshzgth. Hessen, 1871. 290. «) Joum f. Landw. 1872. 480. «) Mittheil. d. landw. Centr.-Ver. f. d. Reg.-Rez. Cassel 1871, 232. u. Preuss. Arm. d. Landwirthschaft 1872. 460. ^«•) 1. Bericht über die Thätigkcit der Versuchsst. Hildesheim 1873. 26. 20 Analysen von Futterstoffen. Cocoskuclieu. Protein Holzfaser Rohasclie 1 Analytiker No. 'la /o 'In /o /n 1 8,91 20,88 7,42 36,23 20,72 5,84 U. Kreusler u. Alberti i). 2 9,35 22,38 9,37 41,46 11,41 6,03 Th. Dietrichs). 3 10,84 20,12 22,72? 41,20 5,12 C. Karmi-odt^). Sesamkuchen. 1 8,85 37,94 11,16 23,71 8,56 9,78 2 11,96 34,56 15,84 — — 9,36 3 10,5 40,9 14,4 16,3 6,0 20,9 Ercluusskucheu. ! 11,06 44,62 5,78 33,70 4,84 12,46 45,50 5,74 25,69 6,15 4,46 > 11,76 46,81 5,30 25,50 5,89 4,74 9,83 43,63 5,63 30,66 5,38 4,87 11,12 33,25 8,96 37,31 9,36«) Mandelkuchen. 1 9,92 43,00 12,25 20,99 10,21 5,63 'l 2 8,26 37,22 18,04 23,46 9,87 3,15 1 3 9,6 40,1 17,2 — — 4,6 4 1 11,00 44,78 13,10 20,50 6,74 3,88 U. Ki'eusler u. Alberti ^). C. Karmrodt3). J. Lehmann^). C. Karmrodt^). Th. Dietrich 2). C. Karmrodt3). E. Schulze •'^). A. Hilger^). J.Nessleru. Fellenberg^). ») 1. Bericht über die Ihätigkeit der Versuchsst. Hildesheim 1873. 26. 2) Anz. d. laudw. Centr.-Ver. f. d. Reg.-Bez. Cassel 1870, 148 u. 1871, 232. ') 15. u. 16. Jahresbericht der Versuchsst. Bonn 1872. 17 u. IG. *) Neue landw. Ztg. 1872. 1. 396. Die Rohasche euthielt 10,5 pCt. Saud. *) Zeitschr. f. d. landw. Vereine des Grosshzgth. Hessen 1872, 24, u. Preuss. Anu. d. Landw. 1872. 464. •') Bericht über die Thätigkeit des agric.-chfem. Laboratoriums fiu Unter- frankeu u. Aschaffenburg von A. Hilger. Würzburg 1872. 9. '') Badisches landw. Wocbenbl. 1872, 221, u. Separat-Ausgabe des Centralbl. f. Agriculturchemie 1873. 150. ■*) Diese Analyse bezieht sich allem Anscheine nach auf ungeschälte Erd- nusskuchen. Analysen von Futterstoffen. B a u m Av 0 1 1 s a in e nk u e li e n. 21 ser "3 ^ ^1 o CO Ol Was 2 Sticks freies 'S ^ Analytiker No.|i "/„ ""In %. /o % /o ll 14,3 40,8 14,3 — — 7,1 J. Kessler 1). 2 j 10,83 23,39 6.22 28,05 24,62 6,89 C. Ki-euzhage^). Maiskeimkuchen. 10,22 I 13,68 i 9,62 I 49,46 | 7,34 \ 9,68 || A. Petermann^) Oliveurückstände. 10,77 I 8,56 I 25,09 | 22,36 | 28,64 I 3,98 || L. H. Friedburg*). Chinesische Oelhohnen (No. 1 gelblichweisse, No. 2 schwarze) Seuffö). 1 6,69 38,54 20,53 24,61 5,13 4,50 2 7,14 38,04 16,88 27,79 5,53 4,62 Oelkuchen (Chinese oil Ceau Cake) aus diesen Bohnen. 24,52 12,82 45,93 ! 5,32 I I Cacaopulver als Pferdefutter. 7,39 15,87 I 16,34 5,71 ! 5,70 VölckerS). 51,54 8,86 j A. Stöckhardt 6). ') Neue laudw. Ztg. 1871. 957. No. l jedenfalls aus geschalteu Sameu? 2) WürtteDiberg. ^Vochenbl. f. Land- u. Forstw. 1872, No, 3 pag. 9. u. Landw. Versucbsst. 1871. 14. 408. Vergl. die Fütterungsversuche, 3) Occon, Fortschr. 1871. No. 10 u. 11, pag. 232 etc., u. Agricult.-chem. Centralbl. 1872, 224. *) Landw. Versuclisst. 15. l<>) Iter Ber. über d. Thätigkeit d. landw. Versuchsst. Hildesheim, Celle 1873, 27. ') Pr. Ann. d. Landw. Wchnbl. 1872, 290. Analysen von Futterstoffen. 23 Diffusions-, Press- u. Macerations-Rückstäncle von M. Märckeri) (1—2), U. Kreusler^) (3—12), Aug. VölckerS) (13—16). 10 11 12 13 14 15 16 Diffusions-Rückstand (Schnitzel, frisch) desgl. eingekuhlte Schnitzel Pressrückstaude, 6 Wochen eingemie- tet, stark sauer Diffusious - Rückstände, Januar 1871, nachgepresst. frisch desgl. Kov. 1871 nachgepresst, frisch desgl. Jan. 1872 desgl. desgl. desgl. Oct. 1872 Diffusions - Rückst. (Schnitzel) einge- mietet, stark sauer desgl. mit Klusemanu's Presse nach- gepresst, frisch desgl. bis auf 35 pCt. d. Rüben, frisch desgl. bis auf 40 pCt. d. Rüben, „ Diffusious-Rükst. nachgepresst, 1 Jahr eingekuhlt, stark sauer 93,50 91,80 74,70 88,54 90,20 92,46 90,69 89,83^) 87,80 87.09 88,44 89,04 Press-Rückstände aus England . . 70,11 desgl. aus Frankreich . 70,88 desgl. desgl. . . |! 77,10 desgl. aus Belgien, 1 Jahr alt jj 70,00 0,508 0.700 1.37 0,86 0,82 0,62 0,89 1,02 0,88 0,85 0,85 0,99 2,25 2.38 1,93 2,43 0,035 0,030 0,19 0,11 0,13 0,05 0,08 0,08 0,09 0,05 0,05 0,06 3,661 4,332 14,56 7,37 6,13 4,27 5,75 5,94 8,07 7 6,90 5.49 ^25j7' 23,02 18,38 25,15 1,334 1,697 4,90 1,91 2,13 1,70 2,13 2,53 2,67 2,79 2,47 2,59 Rübeusc habsei von J. Nessler u. G. BrigeH) 82,03 83,79 1,48 1,07 0,113 11,10 3,98 0,962 1,431 4,28 1,23 0,58 0,90 0,46 0,60 0,49 1,32 1,29 1,83 1,87 3,72 2,59 2,42 1,30 M. Märckcr bestimmte ausserdem den Gehalt der verschiedenen Rückstände an löslichen organischen Stoffen, Ammoniak, Alkohol u. Säure mit folgendem Resultat: I. Gehalt der Trockensubstanz an löslichen Stoffen: Organische u- • t> j.- ^ jr Substanz ^^^^"^^ Pectinstoffe 1. Diffusionsschnitzel (Wasserlcben) 11,41 pCt. 0,594 pCt. 7,252 pCt. 2. desgl. (Wulferstedt) 11,78 „ 0,304 „ 8,928 „ 3. Macerations- Rückstände 18,35 „ 1,419 „ 5,344 „ 4. Press -Rückstände 19,47 „ 2,850 „ 10,760 „ ') Journal f Landw. 1871, 290. *) Erst. Bericht über d. Thätigkeit der Versuchsst. Hildesheim-Celle 1873, 30, ») Einschliesslich der fi-eieu flüchtigen Säure (0,5 pCt. als Essigsäure be- rechnet). *) Wchnbl. d. landw. Vereins im Grossherz. Baden, 1871, No. 27, 209. *) The Journ. of tbe Royal Agi-ic. Soc. of Engl. 1870, 155. OA Analysen von Futterstoffen. n. Gehalt der Trockensubstanz an Ammoniak, Alkohol u. freien Säliren, wobei die flüchtigen auf Essigsäure, die nichtflüchtigen als Milch- säure berechnet sind: Vom Gesammt- Freie Säuren Ammo- Stickstoff in au i r niak Form von . nicht- Alkohol Ammoniak nu'-'h' flüch- vorhaiiden *'S^ tige pCt. pCt. pCt. pCt. pCl. 1. Diffusionsschnitzel (Wassei-leben) 0,01029 8,2 1,424 0 1.344 2. desgl. (Wulferstedter) 0,02945 31.0 1,780 0 0,867 3. Macerations- Rückstände 0,04309 15,2 3,342 3,037 3,186 4. Press-Eückstände 0,09456 15,6 T^ötT 2,960 Zubereitung und Conservirung des Futters. schwankun- jj^ eiucr längeren Abhandlung, in Betreff deren Einzelheiten wh" auf gen in der " '- ehem. zusam- das Original verweisen müssen, zeigt E. Peters,^) dass die chemische Be- d'ertnuers^ schaffcuheit der I'uttermittel abhängig ist: 1. Von dem Boden und der Düngung. Die Pflanzendecke der natürlichen Futterfelder, der Wiesen, richtet sich in hohem Grade nach der Beschaffenheit und besonders nach dem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens. Eine geeignete Düngung bewirkt eine üppigere Entwickelung der Pflanzen, die Blätter Averden dadurch breiter, dicker, fleischiger, der Stengel zarter, saftiger, die Samen voller, grösser und schwerer. 2. Vom Stande der Gewächse. Dicht bestandene Pflanzen verkünnnern sich gegenseitig das Licht und die Luft, ihre Zellen verholzen in Folge dessen weniger als bei fi'eierem Stande. Da die Verholzung die Futterpflanzen härter und schwerer verdaulich macht, so sucht man bei diesem mit Recht einen möglichst dichten Stand herbeizuführen. 3. Von der Jahreswitterung. Feuchte und warme Witterung erhöht gegenüber einer kalten und trockenen die Ernteerträge an Futterstoffen sowohl in Qualität wie Quantität. Eine anhaltende Dürre in der Reifezeit verhindert, dass die in den unteren Pflanzentheilen aufgespeicherten, für die Ausbildung der Körner bestimmten Nährstoffe diesen zufliessen, Avesshalb nothreif ge.Avordenes Stroh einen höheren Xährwerth besitzt, als solches, welches in normaler Weise ausreifte. 4. Von der Erntezeit und Erntewitterung. 5. Von der Aufbewahrung der Futtermittel. Kartoffel können feucht und warm aufbeAvahrt vom Herbst bis zum ») Der Landwirth 1871. 35 u. Landw. Ceutrlbl. 1871, % 50. Zubereitung und Couservirung des Futters. 25 Sommer die Hälfte ihres Stoffgehaltes verlieren, indem sich durch die Keimung gleichzeitig das giftige Solaniu bildet. Auch Heu erleidet bei längerem Aufbewalu'en einen Verlust an Nährstoffen, besonders au Protein- substanz, aus der sich fi'eier Stickstoff entbindet. So ergab Heu: I. H. zu Anfang des Versuchs 1,81 pCt. 1,48 pCt. Stickstoff. 2 Jahre später 1,68 ,, 1,38 „ „ E. Heiden^) hatte Gelegenheit, die Futtcrwerthverminderung des ^"'"'"J*"''- / " ■ ~ Verminderung Klees durch. Regen im Jahre 1870 zu beobachten. Der z^Yeite Schnitt des Kiees des Klees hatte vom 9. bis 25. August auf den Schwaden gelegen iind "^""^^'^ ^^*°' war in dieser Zeit fast täglich beregnet, so dass schliesslich der Klee auf den Misthaufen geworfen werden musste. Zwar lag von demselben Schnitt keine Probe zur Untersuchung vor, welche unberegnet geblieben war, aber es konnte eine Probe des ersten Schnitts insofern zum Ver- gleich herangezogen werden, als diese von demselben Gnxndstück stammte und in demselben Entwicklungs-stadium, nämlich in der Blüthe, geworben war, die Zusammensetzung beider Proben Avar folgende: 1. Schnitt 2. Schnitt unberegnet beregnet Wasser 14,51 14,51 Protein 17,05 14,02 Fett 5,06 3,29 Stickstofffreie Stoffe . 31,04 9,77 Holzfaser 25,72 52,69 Asche 6,62 5,72 Diese Zahlen bedürfen keiner Erläuterung, prote'in- und stickstofffreie Stoffe sind in dem beregneten Klee erheblich vermindert, während Holz- faser in demselben Masse gestiegen ist. E. Heiden berechnet die Werth- veiTuinderung zu circa 12 Sgr. pr. Ctr. üeber Heuertrag nach verschiedenen Heuwerbungs- methoden von einer und derselben Fläche stellte H. Weiske^) folgende Versuche an: Eine gleichmässig gut mit eben blühender Luzerne bewachsene Fläche rieuenrag bei wurde in 4 Parzellen von genau je ^le preuss. Morgen eingetheilt. Die^^'^Heu'*-^"*" Pflanzen der Parzelle I. sollten grün, die der Parzelle H. sorgfältis; se- ^erbungs- ^ iii6thodcu. trocknet unter Vermeidung jeglicher Verluste, die der Parzelle HI. unter wirthschaft liehen Verhältnissen als Dürrheu und die der Parzelle IV. unter denselben Bedingungen als Brennheu (nach Klappmejer's Methode) geerntet und später in 4 Perioden zur Feststellung der Ver- daulichkeit an Schafe verfüttert werden. Folgende Zahlen geben den Ertrag an Heutrockensubstanz pr. preuss. Morgen, sowie die procentische Zusaumiensetzung derselben: ') Amtshl. f die landw. Vereine im Königr. Sachsen 1872. Ol. 2) Beiträge zur Frage über Weidewirthschaft und Stallfütterung. Breslau 1871, 3H u. s. l 26 Zubereitung und Conservirung des Futters. Heutrockensubstanz . . Darin : Protein .... Fett Rohfaser . . . . Stickstofffreie Stoffe Asche Sorgfältig getr. (Parz. I.i) II. IL) 1678 Pfd. 20,62 pCt. 3,65 „ 30,34 ., 37,57 „ 7,82 „ Gleichzeitige Ausnutzungsversuche 2) Weise geworbenen Heu gaben ansser der absoluten Menge an Nährstoffen auch noch die an wirklich verdaulichen Nährstoffen pr. preuss. Morgen durch einmaligen Schnitt geerntete Menge, wie aus folgender Tabelle erhellt : s Dürrheu getr. als 3 Brennheu getr. (Parz. III.) (Parz. IV.) 1397 Pfd. 1529 Pfd. 18,44 pCt. 22,37 pCt. 2,32 „ 2,71 „ 34,00 „ 37,00 „ 37,99 „ 29,64 „ 7,25 „ 8,28 „ mit diesem auf verschiedene Absolute Nährstoff-Meuge : Ve fdaiüiche jS'ährstoff-Menge Futter- pr. pi •euss. Morg en durch Imaligen Schnitt: bestand- theile : frisch u. sorg- fältig getrock- net als T> ürr li eil getroclinet als Brenn- heu getr. bei Grün- fiitterung bei Trok- k e n f ü tte- rung bei Dürr- heufütte- rung bei Brenn - heufütte- rung (Parz.I.u.Il) (Parz. in.) (Parz. IV.) (Parz. I.) (Parz. II ) (Parz. III.) (Parz. IV.) Pfd. Pfd. Pfd. (Pfd.) Pfd. Pfd. Pfd. l'rotem . . 346,0 257,2 342.0 272,6 269,3 188,8 247,6 l-'ett . . . 61,2 32,4 41,5 23,2 30,3 10,4 18,0 Uohfaser . . 509,1 474,3 56.5,7 169,9 174,2 171,5 2.52,1 «Stickstofffreie Stoffe 630,4 .530,0 453,2 428,2 411,4 344,2 244,9 Asche . . . 131,2 101,1 126,6 58,8 62,0 43,9 60,0 In Geldwerth umgerechnet stellt sich der Ertrag eines Schnitts pr. Morgen: 1. bei der grünen Luzerne zu 20 Thli\ 16 Sgr. — Pf. 2. „ „ sorgfältig getrockneten Luzerne zu . 20 „ 9 „ 3 „ 3. „ „ als DüiTheu getrockneten Luzerne .15 „ 8 „ 6 „ 4. ,, „ als Brennheu getrockneten Luzerne zu 18 „ 3 „ 1 „ Bei der Dürrheubereitung finden daher schon für einen Schnitt bedeu- tende Verluste statt, diese sind geringer bei der Brennheubereitung. Bei dieser Werbungsmethode kommt jedoch eine gewisse Schwierigkeit in Be- tracht und dass zum vollständigen Gelingen einige Uebung und Umsicht erforderlieh ist. Verf. macht darauf aufmerksam, dass der frisch einge- tretene Haufen nach 48 bis 60 Stunden wieder auseinandergeworfen werden muss, was nur bei schönem Wetter geschehen darf, während bei Regenwetter das gegohi'ene Heu viel mehr durch Regen ausgelaugt wird als DüiTheu. ') Der Ertrag an grüner Luzerne von derselben Fläche betrug 6320 Pfd. *) Vergl. unten: Fütterungsversuche. Ziibercitiing und Conscrvirung des Futters. gy ZuniT rock neu des Heu's^) bei ungünstiger Witterung sind mehrere ''^'■"^'^"fg" "^^ Methoden in Vorschlag gebracht: 1. Trocknung durch künstliche Wärme. Die von dem Engländer Gibbs erfundene Maschine „Hay and corn dryer" besteht im Wesentlichen darin, dass ein von Pferde- oder Dampf- kraft getriebener Feuerfächer die Hitze aus dem Rauchfang eines Kohlen- oder Coaks-Schornsteins auf das zu trocknende frische Gras oder Ge- treide leitet. Der von der Society of Arts mit der goldenen Medaille gekrönte Apjmrat zeichnet sich durch Billigkeit und den Umstand aus, dass sein Betrieb keine Kosten verursacht. Er liefert in 8 bis 10 Minuten Heu von bessererer Qualität, als wenn dasselbe auf dem Felde langsam getrocknet worden wäre. AI fr. Robert 2) hat sich in Russland zum Trocknen von Getreide einen Apparat patentiren lassen, welcher im wesentlichen aus einem weiteren vertical aufgestellten Siebcylinder besteht und im Innern von Heizrohren durchzogen ist, in welchen Dampf, heisses Wasser oder auch abziehende Verbrennungsgase circuliren. Ein zweites engeres, central gestelltes und siebförmig durchbrochenes Rohr fördert weiterhin den Zutritt der Luft zum Trockenraum. 2. Trocknen auf Geinisten von Werner. Werner zieht die Heubereitung auf Gerüsten allen anderen Methoden vor, da nur diese allein die absolute Sicherheit gewährt, das Heu unter den denkbar ungünstigsten Witterungsverhältnissen zu werben. Unter den Gerüsten ist die KleepjTamide wegen der unvollkommeneren Durchlüftung des aufgebrachten Heu's, dem Kleereuter oder Kleestiefel vorzuziehen. Die Kleepyramide besteht aus 3 gegeneinander aufgestellten, 3 Meter langen Stangen, von der Stärke gewöhnlicher Hopfenstangen, die an ihrem unteren Ende etwas zugespitzt sind und oben durch einen 30 Ctm. langen etwas gebogenen und an der Seite mit einer Schraubenmutter versehenen eisernen Bolzen zusammen gehalten werden. Jede Stange wird nun in Ab- ständen von 6 Meter in von oben nach unten gehender schräger Richtung durchbohrt, um etw'a 30 Ctm. lange Sprossen von hartem Holz aufzunehmen, die zum Tragen von Querhölzern, auf welche das Heu gelegt wird, dienen sollen. Von den 9 Querhölzern sind die 3 untersten circa 2,5 Meter, die mittleren 2 Meter, die obersten 1.5 Meter lang. Eine solche Pyi-a- mide fasst bis 15 Ctr. Grünfutter. Letzteres mrä im abgewelkten Zu- stande, oder wenn dieses wegen der Witterung nicht angeht, im feuchten Zustande unter der Bedingung aufgebracht, dass dasselbe alsdann, um Schimmelbildung im Innern zu vermeiden, einmal umgewendet werden muss. Bei günstiger Witterung ist das Heu in 8 Tagen fertig. Die An- lagekosten betragen pr. Morgen, wenn 1 Pyi'amide 15 bis 20 Sgr. kostet, etwa 5 Thlr. 10 Sgl-., indem 7 bis 8 Pyi'amiden genügen, und glaubt Verf., dass diese Auslage hinlänglich durch die bei anderen Heubereitungsmethoden namentlich in einer Regenperiode auftretenden Verluste gedeckt werden. ') Neue landw. Zeitung 1870,74, 1872, 372 u. Dingler'sPolytechn. Journal 200, 368. 2) Ibidem 1870, 196. 169. Pressen des Heu': pQ Zubereitung und Couservirung des Futters. Trocknen von D^s Troclvueii vou Maisfuttei' wird nach W. v. Laer^) am besten Maisfutter. -ni- • . i iu der Weise vorgenommen, dass mau auf emeni Maistelde im Viereck je 2 bis 3 Halme iu einer Entfernung von je 3 bis 4 Fuss stehen lässt, diese in der Diagonal-Eichtung kreuzweise in einer Höhe von circa 3 — 4 Fuss zu- sammenbindet und in die Winkel dieses Kreuzes den mit der Sichel geschit- tenen Mais bundweise schräg anlehnt. Der so hergestellte zuckerhutförmige Haufen, deren 12 l)is 16 auf 1 Morgen gehen, wird oben mit einem Strohseil fest zugebunden, kann ohne Schaden den Winter über auf dem Felde bleiben und während des Winters oder im nächsten Frühjahr zur Verfütterung gelangen. Nur die äusseren Theile des Haufens werden welk, das Innere bleibt grün und wird der so aufbewahrte Mais vou dem Vieh ebenso gern als im grünen Zustande verzehrt. Gleichzeitig empfiehlt v. La er statt des Pferdezahnmais den Anbau vou einer amerikanischen Sorte „Stowell's Evergreen", weil letzterer bei gleichem Ertrag mehr Blätter und saftigere Stengel als ersterer liefert. Ueber Pressen des Heu's^) liegen einige Versuche mit der Hohen- heimer Heupresse^) vor, die durchweg günstig lauten. Die Maschine presst das Heu auf ^/t resp. ^/lo seines Volumens zusammen, erfordert täglich 3 bis 4 Manu Bedienung, welche zwischen 45 bis 55 Ctr. ge- gepresstes Heu fertig stellen. Die Herstellungskosten sind noch etwas hoch, weil die Arbeit der Presse zu langsam von statten geht, sie betragen nämlich pr. Ctr. im Durchschnitt von 5 Versuchen 6 Kr. Als Vorzüge des gepressten Heu's werden ausser der erleichterten Transportfähigkeit hervorgehoben : 1. dass es sich jahrelang in gleicher Qualität erhält, 2. dem Feuer weniger zugänglich ist, 3. weniger Eaum zum Aufbewahren erfordert und sogar in allen Witterungsverhältnissen ohne grosse Beschädigung im Freien aufbe- Avahrt werden kann. vo?i"Heu'"u'nd ^^^ England'^), wo man zur Erhöhung des Futterwerthes von Heu und Stroh. Stroh von dem deutschen Dämpfverfahren nichts wissen will, hat man für diesen Zweck seit einigen Jahren angefangen, das Rauhfutter zu mahlen oder quetschen. Letzteres geschieht auf Ginsterquetschen oder Mahlsteinen, w'odurch ein dem Vieh angenehmes und sehr weiches Futter erzeugt wird. So gequetschtes Futter ist bereits mit dem besten Erfolg zur Anwendung gebracht und düi-fte das Schneiden zu Häcksel bald verdrängen, da geschnittenes Futter nicht selten, besonders bei Pferden, zur Ursache von schlechter Verdauung oder gar Kolik wird. ^von^Tuöh- Stroh wird nach Samuel Jonas 5) zu Häcksel geschnitten, in einer Läcksei. besonderen Häckselscheune schichtenweise mit geschnittenem Grüufutter ,') Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sachsen 1870, 210. 2) Nene landw. Zeitung 1871, 958. ') Andere Heupressen, so die lugersoH'sche und die Weldou'sche, sind beschrieben: Ding 1er 's Polytechn. Journal 1871, 300, 98 u. 1872, 305, 93. 4) Landw. Centralbl. f. Deutschi. 1870, 3, 324. Vergl. Neue landw. Zeit. 1871, 226. ^) Chcm. Ackersmann 1871, 176 aus Journal of the Royal Agricultmal Society mitgetheilt.' Zubereitung und Conserviruug des Futters. OQ durchsetzt und gut zusamineugetreten. Am besten eignet sich nach Prof. Yoelcker Weizen- und Haferstroh, weil diese in einem weniger reifen ^ Zustande ohne '\'erlust gemäht werden können, während Gerste, um Körner von guter Qualität zu liefern, erst in der Volh-eife geschnitten werden darf. Als Grünfutter eignen sich Wicken oder Roggen, von denen 1 Ctr. auf 20 Ctr. Strohhäcksel genommen wird. Bei Roggen kann, falls sich schon die Aehre zeigt, etwas mehr, bei sehr jungen Wicken etwas weniger zur Verwendung kommen. Das möglichst gleichmässige Gemisch erhält auf 1 Ctr. Strohhäcksel 1 bis 1^/2 Pfd. Kochsalz, wird im Fridijahr oder Sommer hergestellt und kann vom Octobcr an die Wintermonate hindurch zur Verfütterung 'gelangen. Die längere Zeit anhaltende Fermentation bewirkt eine Mürbigkeit und Aufschliessung des Stroh's, welche dieses dem Heu auch im Geruch und Geschmack ähnlich macht. Eine von Prof Voelcker^) ausgeführte Analyse des so vergolu*enen Weizenstroh's ergab im Vergleich zu rohem folgende Zahlen: Vergohrenes Weizenstroh. Rohes Weizenstroh. Wasser 7,76 pCt. 13,33 pCt. Fett 1,60 „ 1,74 „ Proteinstoffe 4,19 „ 3,93 „ In Wasser lösliche organ. Stoffe 10,16 „ 4,26 „ Durch Kali und Säure lösl. „ . 35,74 „ 19,40 „ Holzfaser 34,54 „ 54.13 „ Unlösliche Mineralstoffe .... 3,20 „ 3,08 „ Lösliche „ (vorz. Kochsalz) 2,81 „ 1,13 „ Del ins 2) empfiehlt nur die oberen Theile des Stroh's zu Häcksel geschnitten als Futter zu verwenden, die unteren dagegen zur Stallstreu, weil die oberen von den Thieren gern gefressenen Theile des Stroh's nahezu 8 pCt., die unteren nur etwa 3 pCt. Protein haben. Aniuerloing: Diese Differenz im Proteingehalt scheint uns etwas sehr hoch. HellrigeP) empfiehlt die Biertreber auf der Malzdarre bei einer Aufbewah- ^ ' ^ , rung der Temperatur von 50 Grad zu trocknen, und weist darauf hin, dass sich Biertreber. die so getrockneten Treber, trocken auflicwahrt, lange Zeit gut und un- verändert halten, da durch das Brauverfahren gerade die löslichen, hygro- scopischen und leicht verderblichen Stoffe aus den Rückständen entfernt sind. Die Treber erleiden durch das vorsichtige Trocknen keine Aende- ning in ihrem Xährwerth, wie eine von Dr. Fittt bogen ausgeführte Analyse der auf diese Weise behandelten Treber beweist, wonach sie ent- hahen : Wasser .... 9,68 pCt. Proteinstoffe . . . 23,09 „ Fett 7,84 ,, Stickstoff'freie Stoffe 44,58 „ Holzfaser .... 10,44 „ Asche und Sand 4,37 „ ') Chem. Ackersmann 1872, 248. 2) Zeitschr. d. landw. Ver. d. Prov. Sachsen 1870, 28. ') Amtsbl. d. landw. Prov. -Ver. d. Mark Brandenburg 1871, April. Vergl. Neue landw. Zeitung 1871, 632. 20 Zubereitung und Conservirung des Futters. In der Asche: Phosphorsäure . . 1,45 „ Kalk 0,34 „ '^uiI^g^dCT 2ur Aufbewahrung von Kartoffeln empfiehlt J. Corvin folgendes Kurtofieiu. Verfahren: ^) Längere Zeit vor dem Ausheben der Kartoffeln wird humose Acker- erde in einem Quantum von circa 32 Hetzen pr. 100 Hetzen aufzube- wahrende Kartoffeln zusammengefalu-en , von Steinen befreit und an der Luft gut ausgetrocknet. Die trockene Erde wird unter sorgfältigem Um- stechen mit einer Lösung von Rohcreosot oder roher Phenylsäure im 50 fachen Wasserquantum durchfeuchtet und bis zum Einfahren der Kar- toffeln vor Regen und Wind geschützt aufbewahrt. Beim Einmieten kommen die Kartoffeln zunächst auf eine dünne Schicht der präparirten Erde und werden fernerhin mit derselben schichtenweise so durchsetzt, dass die Zwischem-äume möglichst von der Erde ausgefüllt sind. Ist die Hiete ungefähr 1 Fuss hoch, so werden quer über dieselbe etwa je 2 Fuss von einander entfernt, Ventilationsröhren, welche 4 Zoll Durchmesser im Lichten haben und mit möglichst vielen feinen Löchern versehen sind, darartig schräge eingelegt, dass das eine Ende etwa 6 Zoll höher liegt als das andere; ausserdem müssen die Röhren nach beiden Seiten der Hiete um circa 1 ^2 Fuss hervorragen. Hierauf wird mit der Schichtung in be- sagter Weise fortgefahren bis zu einer Höhe von 1 Fuss über der ersten Röhrenlage; es wird abermals eine Röhrenlage eingebettet, jedoch so, dass, wenn die Steigung der ersten Röhren von linlis nach rechts geht, bei der zweiten die Steigung umgekehrt von rechts nach links gehen muss. So fährt man fort, bis der Haufen eine Höhe von 6 bis 8 Fuss erreicht hat. Um ein Ausweichen der Hiete zu verhindern, wird von der Seite Erde angeworfen; der ganze Haufen erhält eine schräge Bedachung von Erde und Stroh, damit Regen und Frost nicht eindringen können. Die Ventilationsröhren werden zu diesem Zweck ebenfalls an ihren Enden mit Stroh verstopft. Auf diese Weise eingemietete Kartoffeln soUen sich sehr fi-isch und gesund halten, selbst angefaulte können in Folge der Wirkung des Creo- sots nicht weiter faulen. Auch wird hervorgehoben, dass eine Verringerung des Stärkemehlgehaltes gegen das Frühjahr nicht zu constatiren war. Baron Rothschütz-) schüttet die Kartoffeln auf einen mit Stroh bis zu 2 Zoll Höhe bedeckten lehmgestampften oder gepflasterten Boden, in den Holzstäbe von 1 bis 1^/2 Zoll Durchmesser senki'echt eingetrieben werden. Die Stäbe werden mit zolldick gedrehtem Stroh umwunden und die Kartoffeln so hoch um dieselbe aufgeschichtet, dass die Stäbe noch etwa 1 V2 Zoll heraussehen. Die mit Stroh umwundenen Stäbe befördern das Abtrocknen der Kartoffeln während der Schwitzperide im November und hat man in dieser Zeit den Haufen nur einige Haie zu lüften. Der Aufbewahrungsraum kann bedeckt oder unbedeckt, Keller oder Hiete sein. 1) Nach der „Deutscheu landw. Zeitung", in der Wiener landw. Zeitimg 1871, No. 46. 2) Wiener landw. Zeitg. 1872, No. 31. Zubereitung und Coiiserviruiig des Futters. 31 Zum Einsäuern von Grünfutter empfiehlt Bauermeister^) folgendes '^^'"^^^^*''" Verfahi'en: orünfutter. Zuvörderst sorge mau für eine Grube an einem trocknen Ort, damit das Futter nicht in Grundwasser zu liegen kommt. Befindet sich in der Nähe der Yiehställe kein solcher Ort, so muss man die Gruben fast ganz oberhalb der Erde ausmauern lassen. Jede Grube ist 16 Fuss lang, 10 Fuss breit und 7 Fuss hoch =1120 Kubikfiiss, welche 400 Ctr. Sauerheu ent- sprechend 100 Ctr. trockenem Heu fassen. Das längere oder ganz kurze Zeit vorher gemähte Futter wird schichtenweise in die Grube ge- bracht. Jede Schicht von circa ^/.i Fuss Höhe wird mit einem Ferment (?) von Rübensj'rup, Roggenschrot und Weinstein Übergossen, etwas Futtersalz und Rübenpressling darauf gestreuet und alsdann festgetreten. Zu obigem Quantum Sauerheu genügen 5 Pfd. in Wasser aufgelösster Weinstein, 60 Pfd. Roggenschrot und 100 Pfd. Rübensyrup, welche mit Wasser zu einem Brei angerührt werden. Die unteren Schichten des Futters können durch Menschen fest- getreten werden, von ^/s der Höhe an muss dieses durch ein Pferd ge- schehen. Es ist besonders darauf zu achten, dass die Seiten und Ecken recht fest werden. Das Grünfutter wird cii'ca 2 Fuss über die Höhe des Grubenrandes hinaus aufgehäuft , zuerst mit Stroh , dann mit 1 ^/s bis 2 Fuss Erde bedeckt. Nach 4 bis 5 W^ochen ist das Sauerheu zum Ver- füttern fertig, wird aber bei längerem Aufbewahren noch besser und hält sich 2 Jahre. Auf dem Gräfl. v. Ob erndoi'if sehen Gute in Neckarhausen-) (Baden) Einmieten ist folgendes Verfahren als erster Versuch zur Sauerfutterbereitung in An- "lät^er." Wendung gebracht : Pferdezahnmais, Klee, Gras und Rübenblätter werden in eine ziemlich grosse, mit Cement ausgestrichene Grube bis zu etwa ^/a angefüllt und nach gehörigem Festtreten wie ziemlich starkem Salzen nicht wie üblich mit Erde, sondern mit Steinen beschwert und mit Wasser übergössen, um 'den Luftzutritt abzuhalten. Nach 4 Wochen zeigte das so eingemachte Futter eine schön grünUche Farbe, war von angenehm säuerlichem Ge- schmack, völlig unverdorben und wurde von dem aufgestellten Vieh ohne Ausnahme gern gefressen. E. Wolter 2) empfiehlt zur Einsäuerung bestimmte Rübenblätter in Schichten von 0,'^ö Meter mit einer dünnen Schicht Kaff (Spreu) zu durchsetzen. Nach Röder^) verfährt man bei Einsäuerung der Rübenblätter am besten in der Weise, dass man zuerst auf die Sohle der Pressgrube eine sechszöllige Schicht Pressrückstände bringt, hierauf eine dünne Schicht Rübenköpfe, dann Rübenblätter, 6 bis 8 Zoll hoch, und so abwechselnd ') Landw. Ztg. f. d. Nordw. Deutschi. Vergl. Mittheil. d. landw. Centr.- Ver. d. Herzogth. Braiinschweig 1871/72. 258. *) Wochenbl d. landw. Ver. des Grossherzogth. Baden 1871. Nr. 4, vergl. Neue landw. Ztg. 1871. 557. ») Neue landw Ztg. 1872. 71»3. *) Mitth. d. landw. Centr.-Ver. des Herzogth. Braunschweig 1872. 397. OQ ZubercituBg uud Conserviruiig des Futlers. fort. Die ganze Obei-fläclie wird mit Roggen-, Weizen- oder Haferkaff und schliesslich mit 1 ^2 Fuss Erde bedeckt. Mehay^) kocht ft'ische Rübeuhlätter (500 Kilo) in salzsäurehaltigem Wasser (20 Hectoliter Wasser und 2 — 3 Liter Salzsäure) ungefähr 10 bis 1 5 Minuten, schöpft die Blätter heraus, lässt sie abtropfen und auspressen, um sie in diesem Zustande einzumieten. sauerflTuer "^^^ Maissteugcl werdcu^) im frisch geschnittenen Zustande der Länge nach in Gruben von 12 — 14 Fuss Breite und 4 Fuss Tiefe gelegt, festgetreten und 4 Fuss hoch über die Bodenoberfläche angefüllt. Der Haufen über der Erde wird, damit die anzuschüttende Erde desto besser hält, einen Fuss eingezogen, mit einer 4 Fuss dicken Erdschicht bedeckt und falls Bisse entstehen, von Tag zu Tag sorgfältig zugestampft. Yon dem Sauerfutter, das nach 4 Wochen fertig ist, einen Weingeruch und eine olivengrüne Farbe hat, verfüttert mau an Kühe täglich 20 bis 30 Pfd. neben 10—15 Pfd. Stroh und 3 Pfd. Oelkuchen oder Kleie. saueHnüer. Ucbcr die Verwendung des Lupinen-Sauerfutters 3) liegen entgegen- gesetzte Beobachtungen vor. Wähi'end die Einsäuerung (nach dem .,Landwirth)" 1871) die einzige bis jetzt erprobte Art und Weise ist, die Lupine auch für Milchvieh mit Vortheil zu verwenden, und letzteres das Lupinen-Sauerfutter gern und ohne Nachtheil bis zu einer Gabe von 30 — 50 Pfd. täglich verzehrt, be- richtet die „Deutsche landw. Zeitung 1871," dass Kühe, welche Wrucken- kohl im angesäuerten Zustande sehr gern frassen, das Lupinen-Sauer- futter hartnäckig, selbst wenn es mit Wruckenkohl vermischt vorgelegt wurde, verweigerten. GehaiTdes' Ucber eiucu grossen Essigsäure - Gehalt und eine damit verbundene sauerfuttei?. i^achtheilige Wirkung des Sauerfutters berichtet J. König^). Xach einer Mittheilung, welche von einem praktischen Laudwii'th an die Versuchsstation in Münster gelangte, zeigte sich, dass Sauer- futter bei einer Gabe von 3 Ctr. an 30 Kopf Rindvieh mit durchschnitt- lich 800 Pfd. Lebendgewicht einen nachtheiligen Einfluss auf die Milch- absonderung ausübte. Während, vor der Beifütterung des Sauerfutters (bestehend aus Gras, Runkel-, Sitecknibeublättern und Mölu'enki-aut) aus 14 Liter Milch 1 Pfd. Butter gewonnen wurde, waren unter Zusatz des Sauerfutters hierzu 17 — 18 Liter erforderlich, ausserdem verlor die Butter an gutem Geschmack und wurde bald ranzig. Die chemische Untersuchung des sehr stark saueren Sauerfutters ergab 0,732 pCt. freie Essigsäure. J. König weisst darauf hin, dass somit 30 Kühe in 3 Ctr. Sauerfutter 2,196 Pfd., oder 1 Stück nind 3 Lth. Essigsäure verzehrten, eine Menge, welche möglicherweise obige nachtheilige Wii'kung hervorzurufen im Stande war. ') Nach Sucrcrie indigene in Zeitscbr. d. Ver. f. Rübeuzuckev- Industrie 1870. 3. 2) Zeitscbr. d. laudw. Ver. f. Rheinpreussen 1871. vergl. Neue landw. Ztg. 1871. 634. 3) Neue landw. Ztg. 1871, 636 u. 715, entnommen dem „Landwirth" 1871 und der deutschen landw. Ztg. 1871. *) Landw. Ztg. f. Westf. u. Lippe 1872, 247, vergl. Pr, Ann. d. Landw. 1873. 75. Zubereituüg und Conservlrung des Futters. oo Als Proclucte der saueren Gährung von Weizenkleie, welche mit 50** warmem Wasser und Schnitzeln von gegerbtem und ungegerbtem Leder unter Beimengung von Ki'eide angesetzt war, erkannte Aug. Freund^) ausser Ameisensäure nur Essig-, Butter- und Kapronsäure, hingegen keine Propionsäure. Die Gährung der Weizenldeie ist somit eine Milchsäure- Gährung. Einsäuern der Wruckeu (Kohlrüben) von J. Fittbogen^). Einsäuernder Die vorher geputzten Wrucken werden in Scheiben geschnitten, in 2,5 Mtr. breite, und 1,3 bis 1,6 Mtr. tiefe Gruben eingestampft, mit einer Erdschicht bedeckt, welche gleiche Höhe mit der Wruckenschicht hat. Die Untersuchung der ursprünglich verwendeten und eingesäuert aufbe- wahrten Wrucken lieferte für sand- und aschfreie Substanz folgende Zahlen: Wruckeu im frischen Wrucken im ange- Zustande: säuerten Zustande: Wasser 87,670 pCt. 87,005 pCt Prot ernst offe 1,065 „ 1,371 „ Traubenzucker 6,099 „ 1,016 „ Rohrzucker 0,428 „ 0,130 „ Milchsäurehydrat — „ 1,221 „ Fett 0,105 „ 0,107 „ Holzfaser 1,049 „ 2,338 „ Sonstige stickstofffreie Stoffe . 3,584 „ 6,806 „ In Wasser löslich: Protein . . 0,770 „ 0,711 „ Desgl. Stickstofffreie Stoffe 8,149 „ 4,479 „ Bei dem gleichen Wassergehalt ist auffallend, dass die eingesäuerten Wrucken eine doppelt so grosse Menge Cellulose enthalten. Verf. glaubt diese Erscheinung mit der sogen, schleimigen Gährung in Verbindung bringen zu dürfen, bei welcher neben Milchsäure und Mannit eine der Cellulose ähnliche Substanz aus Zucker gebildet wird. Im Landw. Centralblatt f. d. Bergland 1870, No. 4 3 3) wird empfohlen, zobereitung 1 1 TU- 1 1 » n ■■ 'von Kleie und die Kleie zur gi-össeren Ausnutzung statt nach der Methode von A. Stock- oeikuchen. bar dt*) mit Salzsäure mit Natron- oder Milchsäure haltigen Stoffen zu behandeln, wodurch eine nicht minder starke Aufschliessung der Nähr- bestandtheile, besonders des Klebers, erzielt werden soll. Als solche Milch- säure haltige Materialien eignen sich Sauermilch, sauere Molken oder Sauerteig; noch" besser aber wird die Aufschliessung durch Malzschrot be- wirkt. Man rührt die Kleie am Abend vor ihrer Verfütterung in Eimern, Bütten unter Zusatz dieser Materialien mit warmem Wasser an, stellt das Gemisch zugedeckt an einen warmen Ort, am besten in die Nähe des Kochheerdes und lässt es bis zum anderen Morgen stehen. Von dem Malzschrot kommen 3 Pfd. auf 100 Pfd. Kleie. 2 Pfd. so behandelter Kleie sollen denselben Futtereffect haben, wie 3 Pfd., welche in gewöhn- licher Weise verabreicht werden. >) Joum. f. prakt. Chemie 1871. 3. 224. *) Landw. Jahrb., 1872. 628. ^) Vergl. Neue landw. Ztg, 1870. 956. *) Dieser Jahresbericht 1865. 319. Jahresbericht. 3, Abth. OA Zubereitung und Conserrirung des Futters. Von den Oelkuclien gilt ein Gleiches; hat man zu ihrer Aufweichung im gepulverten Zustande keine Molken oder sauere Milch, soll mau etwas gepulverte Soda zusetzen. Behaniiiuiig Breidkerch-B ürreshcim^) führt die bekannte Erscheinung, wo- roher Kar- / " ' toffein. uach durch Verfütterung von rohen Kartoffeln beim Vieh leicht Durchfall auftritt, auf das in den Kartoffeln enthaltene Solanin zurück, und glaubt dieses durch kaltes Wasser ausziehen zu können. Er bringt zu diesem Zweck die zerstückelten Kartoffeln in einen Weidenkorl), hängt denselben bis auf 10 Zoll Abstand vom Boden in ein mit Kochsalz haltigem Wasser angefülltes Gefäss und lässt es 6 Stunden einwirken. So behandelte rohe Kartoffeln sind vom Verf , indem sie mit Häcksel vermengt wurden, seit 2 Jahren mit dem besten Erfolge verwendet. Aum. Da das Solaniu nur oder vorzugsweise in gekeimten Kartoffeln vor- kommt und in kaltem Wasser kaum kislich ist, so dürfte sich der etwa durch diese Beliandlungsweise der rohen Kartoffeln erzielte Erfolg nicht auf die Ent- fernung des Solanins zurückführen lassen. Nach (Niendorf's Ztg. f. Landw. und Grundb. 1870, No. 9)2) empfiehlt es sich nicht, gekochte Kartoffeln mehrere Tage aufzubew'ahren, da sie beim Kaltw^erden eine Art Kleister bilden, der sehr schwer verdaulich ist. So lieferten 2 Kühe von mittlerer Milchergiebigkeit, welche täglich eine Ration von Heu, Häcksel, Kartoffeln und Kleie erhielten, in einer je dreiwöchentlichen Fütterungsperiode: Milch Lebendgewicht am Ende, in Summa: 1. Periode, Fütterung mit frisch ge- kochten Kartoffebi 189 Maas 993 Pfd. 2. Periode, Fütterung mit Tags vor- her gekochten Kartoffeln ... 171 „ 975 „ 3. Periode, Fütterung mit frisch ge- kochten Kartoffeln 187 „ 989 „ Um Pferde mit Kartoffeln^) zu füttern, werden die gewaschenen Kar- pferdefütte- toffclu in üblichcr Weise gedämpft, was in einer halben Stunde vor sich ruiig mit o X 7 1 -r>p 1 11 gedärapfttn geht, noch heiss und zerstampft in eine besondere Tonne des Pferdestalles (pr. 4 Pferde täglich ein Scheffel) gebracht, mit Futtermehl und Wasser zu einem Brei angerührt und verdickt. Es erfolgt eine geringe Gähruug mit schwacher Kohlensäure-Entwicklung. Um die Versäuerung der Klippen und Tonnen zu verhüten, werden diese einmal in der Woche gereinigt und mit kaltem Wasser ausgescheuert. Die Pferde, deren tägliche Futter- ration pr. 20 Kopf in 1 1/2 Ctr. Heu, 5 Schffln. der gedämpften Kartoffeln, ^2 Ctr. Futtermehl und 5 Säcken Strohhäcksel bestand, hielten sich sehr gut und waren sehr leistungsfähig. Th. Fr. Jänisch*) bemerkt hierzu, dass er ebenfalls bei Verfütterung Karlott'eln. '^l Deutsche landw. Ztg. 1871, No. 5 u. Neue landw. Ztg. 1871. 311. Neue landw. Ztg. Iö70. 342. ) Land- u. forstw. Ztg. der Prov. Preussen 1871, 8 und Neue landw. Ztg. 1871, 797, fenier: 4) Desgl. 1872. 103. ZubereituDg und Conserviruug des Futters. 35 von gedämpften Kartoffeln an Pferde gute Erfolge erzielt habe, indem sich die Pferde besser hielten als bei der gebräuchlichen Haferfütterung. Der gute Erfolg ist nach ihm wesentlich bedingt: 1. Von der Reinlichkeit der Klippen, worin keine leicht verderblichen und für die Pferde gefährlichen Futterreste zurückbleiben dürfen. 2. Von den örtlichen Preisen für Kartoffeln und Hafer, indem die Pferde die doppelte Menge Kartoffeln als Ersatz für Hafer haben müssen. 3. Von der Verwendung gesunder, nicht von der Krankheit befallenen Kartoffeln. W. Christiani i) findet durch eine Reihe von Versuchen, dass Rüben- '^^^/„^^^^^^"e"®" melasse ohne nachtheilige Wirkung bis zu 5 — 6 Kilo pr. Kopf und Tag ver- Rindvieh, füttert, die Gabe aber nur allmählich gesteigert werden darf und es sich empfiehlt, neben derselben ein geeignetes Beifutter (Rapskuchen neben Stroh und Spreu, oder Gersteuschrot und Palmmehl) zu verabreichen. Durch eine tägliche Futterration von 5 Kilo Melasse, 5 Gerstenschrot, 2,5 Palmmehl, 5 Spreu und 5 Kilo Stroh neben 50 Grm. Salz stieg das Lebendgewicht von 9 Ochsen in 5 Wochen von 6725 Kilo auf 7170, also pr. Kopf und Tag um 1,46 Kilo. Das Rüben sc habsei besteht aus den zu einem Brei geriebenen Rübenschab- Zuckerrüben, welcher zum Zweck der Zuckergewinnung mit Wasser aus- ^''für Miich-" gewaschen war. J. Nessler^) fand durch einen dreimonatlichen Fütterungs- ''''•'*• versuch mit 6 Kühen unter 21 Futtermischungen folgende als die beste: 50 Pfd. Schabsei, 30 Pfd. Biertreber, 4 Pfd. Heu, 4 Pfd. Spreu und 2 Pfd. Oelkuchen. Ein Einfluss des Futters auf die Qualität der Milch koimte nicht constatirt werden. Verwendung des Samens der gelben und blauen Lupine von Kette- ^^''^^"^J|°°_ JaSSen^). samens. Verf. widerspricht der Angabe von Siewert^), dass man bei Eut- bitterung des Lupinensamens mit Salzsäure, letztere durch Wasser so weit auswaschen könne, dass die Veifütterung der entbitterten Masse keine schädlichen Wirkungen beim Vieh zur Folge habe. So präparirte Lupinen- samen erzeugen nach Verf. stets Durchfall, welche durch freiej Salzsäure veranlasst war. Diese lässt sich weder durch Auswaschen mit Wasser, noch durch Sodalüsung auf kaltem Wege vollständig entfernen. Verf. hat daher seit Jahren folgende von Prof. Birner vorgeschlagene Methode in Anwendung gebracht: Die Lupinen werden 3 Tage lang mit Wasser auf- geweicht, das Wasser jeden Tag unten abgelassen. Nur das erste Mal erhalten die Samen pr. Scheffel einen Zusatz von 6 — 9 massigen Tassen- köpfen roher Salzsäure. Alsdann wird die Masse mit Wasser aufgekocht, portionsweise so lange mit Soda versetzt, bis kein Aufschäumen mehr ent- steht. So entbittcrte Lupinensamen haben keine nachtheiligen Folgen mehr, müssen aber binnen 24 Stunden nach dem Kochen verfüttert werden, weil soast Schimmelbildung eintritt. Die Thiere fressen sie am ') Der Landwirth 1872. 335. 2) Wchnbl. d. landw. Ver. im Grosslierzogth. Baden 1871, No. 27. ») Preuss. Ann. d. Landwirthsch. Wochenbl. 1870. 21. ") Diesen Jahresbericht 18G8/69. 519. 3* 3(5 Zubereituug und Conservirung des Futters. liebsten warm. Bei Pferden verwendet Verf. pr. Kopf und Tag bei schwerer Arbeit: 5 Pfd. Koggen, 10 Pfd. gekochte Lupinen, ^s Pftl- Oelkuchen. Die vollständige Eutbitteruug der Lupinen erfolgt nur durch mehr Salz- säure. Auf diese Weise gelang es Verf. eine den gekochten Bohnen ähnliche Nahrung zu bereiten, welche mit einer Specksauce übergössen von ihm und seinen Hausgenossen für wohlgeniessbar gefunden wurde. Auch glaubt Verf geröstete Lupiuensamen als SuiTogat für Kaffeebohnen empfehlen zu können. Fütterung Nach der „Landw. Zeit, f d. nordwestl. Deutschland" sind^) durch von Eicheln. Ygj.füi-j^ßj.u der Eicheln im grünen frischen Zustande, wie sie unter den Bäumen wegkommen, sowohl beim Rindvieh als bei Schweinen nur schlechte Erfolge erzielt; selbst nach Auslohen mit Wasser oder Kochen und Ver- mischen mit Mehl und Kartoffeln waren die Resultate nicht zufrieden- stellend. Mit gutem Erfolg wurden dieselben bei folgenden 2 Zubereitungs- methoden verwerthet: 1) Die Eicheln wurden an einer niedi'igen faulen Stelle des Gehöftes in eine flach ausgeworfene Grube, in welche zuerst etwas Eichenlaub gestreut war, gebracht, darüber wieder etwas Eichenlaub und moderige Erde, der Haufen alsdann alle Wochen, falls es nicht regnete, mit Wasser begossen. Nach einigen Monaten erhalten die Eicheln ein schönes, reifes, gelb nussartiges Aussehen, in welchem Zustande sie von Schweinen mit grosser Gier, auch von Rindvieh gern verzehrt werden, ä) Die Eicheln werden auf dem Söller dünn ausgebreitet, von Zeit zu Zeit und so lange umgerührt, bis die Kerne nicht mehr klebrig sind. Alsdann werden sie in einen Strohhaufen zusammengeschüttet und den Winter über sitzen gelassen. Im folgenden Frühjahr oder Sommer zerstösst man sie gröblich und stellt durch Vermählen mit Hafer, Buchweizen, Bohnen und Erbsen ein Mehl dar, welches zu ^4 oder ^s Eicheln enthält. Dieses Mehl wird nun sowohl von Schweinen als Rindvieh, selbst von Pferden gern gefressen. Nach einer Mittheilung der „Land- und Forstw.-Ztg. d. Prov. Preuss." 1870, No. 51^) veranlasste in England eine massenhafte Verfütterung von Eicheln an Rindvieh eine in vielen Fällen der Rinderpest ähnliche Krank- heit. Dieselbe scheint ihre Ursache mehr in einer Unverdaulichkeit und Anhäufung des Futters, als in einem wirklichen Gift zu haben-, sie äussert sich durch eine auffallende Harnabsonderung, welcher in späterem Stadium Durchfall folgt. Neben Rindvieh hat man dieselbe Krankheit an Fasanen beobachtet, bei welchen Entzündung und Verstopfung des Darmkanals die Ursache war. diTuririm* Viehsalz, welches durch 10 pCt. Wermuth und 10 pCt. Eisenoxyd, fer- viehsaiz. uer in anderen Proben durch 10 pCt. Gyps oder 20 pCt. Chlormagnesium denaturirt war, wurde nach Versuchen von E. Heiden ^) in Gaben von i) Landw. Zeit. f. d. Nordw. Deutschi. Vergl. Mitth. d. landw. Centr.-Ver. des Herzth. Braunschweig 1869/70, 127. 2) Neue landw. Zeitg. 1871, 70. 3) Amtsbl. f. d. landw. Vereine im Königr. Sachsen 1872 No. 11 u. 12 und Pr. Ann. d. Landw. Wchnbl. 1872, 876. Zubereitung und Conservirung des Futters. gy 60 Grm. bei Ochsen und 25 Grm. bei Kälbern pr. Tag von den Thieren freiwillig und ohne Weigerung verzehrt. Ueber die Giftigkeit der Sumpfdotterblume (Caltha palustris L.) berich- g^^^'^^d^u«-' tet J. Nessler ^) Folgendes: Ein Stallhase, welcher schon früher ohne biume Nachtheil von der Sumpfdotterblume im grünen Zustande gefressen hatte, " pia*n''zetr'^ wurde 14 Tage mit anderem Grünfutter, dann 8 Tage, um ihn an Dürr- futter zu gewöhnen, mit Heu gefüttert. Nach diesen 8 Tagen erhielt er von den gleichen aber getrockneten Sumpfdotterblättern. Der Hase fi'ass hiervon wie vom Heu, starb aber schon nach 12 Stunden. Bei der Section fand man Schlund und Magen entzündet, der Dickdarm war mit einer breiartigen Masse, die Harnblase mit einer dicklichen, trüben Flüssig- keit stark angefüllt, in welcher grosse, weisse Flocken schwammen. Ein zweiter Versuch mit 2 Hasen, welche junge getrocknete Blätter der Sumpfdotterblume erhielten, lieferte unter denselben Erscheinungen ein gleiches Resultat, die Hasen starben nach 10 — 12 Stunden. Die jungen getrockneten Blätter scheinen giftiger als die älteren zu sein. Dam mann fand 2), dass, entgegen geläufigen Angaben, weder Kronen- wicken (Coronilla varia L.), noch Wolfsmilch (Euphorbia Helioscopia L.), noch Wiesenschachtelhalm (Equisetum palustre), selbst wenn sie in bedeutenden Mengen verabreicht wurden, bei Schafen keine giftigen Wirkungen äusserten. Dahingegen soll Wasserpfeffer (Polygonum Hydi-opiper L.) nach gen. Zeitschrift 1870, 319, bei Schafen und Pferdefenchel (Phellandrium aquati- cum) bei Kälbern eine tödtliche Wirkung hervorgebracht haben 3). Ueber nachtheilige Folgen durch Grünfütterung des Bastard- klee's bei Pferden. Ai'beitspferde erhielten^), nachdem die Fütterung mit Rothklee ein Ende genommen hatte, eben in Blüthe getretenen Bastardklee. Dieser, anfangs von den Thieren mit wahrer Gier verzehrt, wurde nach 1 0 Tagen hartnäckig verweigert. Die Schleimhäute der inneren Mundtheile zeigten sich bei sämmtlichen Pferden, ähnlich wie bei der Maulfäule, angeschwollen und wund, welches Leiden durch angemessenen Futterwechsel nach einiger Zeit gehoben wurde. Ausserdem waren bei denjenigen Pferden, welche sogenannte Abzeichen (weisse Füsse, Blässe, Stern) trugen, diese Körper- theile leicht angeschAvollen und bedeckten sich in Folge einer eiweiss- artigen Ausschwitzung mit einem dicken Schorf, welcher erst durch Ein- reiben mit grauer Quecksilbersalbe, Baumöl und Terpentinöl beseitigt wer- den konnte. Diejenigen Pferde, welche kein Abzeichen hatten, darunter ein Roth- und zwei Schwarzschimmel, blieben von diesem Leiden ver- schont. W. Kopitz^) weist darauf hin, dass Arsenikbeifütterung zu einem fiftJerung'. ') Wchnbl. d. landw. Ver. im Grossh. Baden 1870, No. 27 u. Neue landw. Zeitg. 1871, 8. 237. *) Der Landwirth 1870, Nr. 49 und Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sach- sen 1870, 288. ä) Der Wasserpfeffer enthält, wie dort bemerkt, einen scharfen, blasenzie- den Stoff. *) Nach den „Industrie -Blättern" in Pr. Ann. d. Landw. Wchnbl. 1872, 85, ») Pr. Ann. d. Landw. Wchnbl. 1872. 601. Verwenduu!; oQ Zubereitung und Couservirung des Futters. sonst reichlialtigen Futter den für die Sclilaclitbank bestimmten Pferden in kürzester Zeit ein wohlgenährtes fleischiges Aussehen verleiht, dass die- selbe aber, wenn die Thiere später wieder für andere Zwecke bestimmt werden, nach Aussetzung dieses Mittels von sehr bösen Folgen sein kann. Die Thiere kränkeln alsdann an chronischen Darmleiden, gehen im Nähr- zustande enorm herunter, werden Averthlos oder gehen schnell an Darm- entzündung zu Grunde, oder es treten melu* oder minder heftige Kolik- anfälle auf. Den letzteren Fall beobachtete Verf. an einem Pferde, bei dem er alle sonstigen möglichen Ursachen der Kolik beilicksichtigend, keine genügende Erklärung für die Krankheit finden konnte. Die Kolik schwand aber sofort, als dem Pferde im Futter Arsenik verabreicht wurde, w^oraus Verf. schliesst, dass das Pferd fi^üher mit Arsenik gefüttert sein musste. M. Märcker ^) zeigt, dass die Trockensubstanz der nach dem Diffu- Diffusions- sionsverfahrcu gewonnenen Rübenrückstände in Folge ihres grösseren Ge- halts an Eiweissstoffen ein werthvoUeres Futter bilden, wie diejenige der beim Macerations- und Pressverfahren gewonnenen Masse. — Die Diffusions- rückstände ergeben im Mittel in der Trockensubstanz 1,306 pCt. Stick- stoff gegen 0,8 — 1,0 pCt. in den Press- und Macerationsrückständen. — Allerdings geht auch bei dem Diftusionsverfahren ein nicht unerheblicher Theil, ^3 ^is ^/a der ursprünglich in den Rüben vorhandenen stickstoff- haltigen Stoffen ^), verloren, jedoch ist dieser Verlust nicht so gross wie bei den beiden anderen Methoden. Als Hauptnachtheil der Diftusions- rückstände bezeichnet Verf. den hohen Wassergehalt der Schnitzel und erinnert daran, dass z. B. ein Ochs, dem 10 Pfd. Trockensubstanz in Form von Schnitzeln mit 95 ^/^^ "Wasser gereicht werden solle, 200 Pfd. Schnitzel mit 190 Pfd. "Wasser verzehren müsse, durch deren Erwärmung auf die Körpertemperatur dem Organismus grosse Wärmemengen unnütz verloren gehen. Verf empfiehlt daher ein Nachpressen der Schnitzel, sei es in der Fabrik oder auf den Gütern. Eigene Versuche im Kleinen mit einer Schraubenpresse zeigten, dass die Schnitzel mit Leichtigkeit auf einen Trockengehalt von 35 pCt. zu bringen sind. Bei den frischen Schnitzeln geht durch diese Operation nur ein kleiner Theil ca. 3 pCt. der Trockensubstanz in die Pressflüssigkeit über, während bei den einge- kuhlten Schnitzeln dieser Verlust, der vorzugsweise die N.-fi-eien Extract- stoffe betrifft, ein grösserer ist und bis zu 13 pCt. der Trockensubstanz beträgt. Auch U. Kreusler^) weist darauf hin, dass durch Nachpressen der Diffusionsschnitzel nur ein unerheblicher Theil der Nährstoffe in die Press- flüssigkeit übergeht. Er fand in letzterer: ^) Journ. f. Landw. 1871. 290. ^) Unter diesen befindet sich auch mehr oder minder Salpetersäure, Aspa- ragin u. Eetain. Veigl. auch liier über: Schcibler in der Zeitschr. d. Ver. f. Rübenzuckeriudustrie im Zollverein 1871, April. ') Iter Bericht über die Thätigkeit d. Versucbsst. Hildesheim 1873. 32, Zubereitung und Conservirung des Futters. QQ 1. 2. 3. Wasser 98,872 pCt. 98,834 pCt. 99,662 pCt. Proteinstoffe 0,076 „ 0,076 „ 0,038 „ Zucker u. sonstige organ. Stoffe . 0,255 „ 0,252 „ 0,195 „ KaU 0.021 „ 0,022 „ 0,014 „ Phosphorsäure 0,004 „ 0,011 „ 0,005 „ Soustigc Mneralstoffe .... 0,138 „ 0,129 „ 0,071 „ Saud, Thon 0,634 „ 0,676 „ 0,015 „ Also im Gauzeu feste Bestandtheile 1,128 „ 1,166 „ 0,338 „ Der Verlust au Nälirstoftcu ist mithin nur äusserst gering gegenüber den Vortheilen, welche die Schnitzel durch Entziehung des Wassers in Folge des Nachpressens erfahren. W. V. Nathusius ^) hält den Verlust an Stickstoff (resp. Eiweiss) jedoch für erheblicher, indem nach einer Berechnung die Trockensubstanz der Diffusiousschuitzel ca. 3,90 pCt. Stickstoff enthalten musste, während die directe Bestimmung nur 1,25 "/(^ und 1,265 ^/^ Stickstoff ergab. Immerhin aber bilden auch nach seiner Ausführung die Diffusionsrück- stände ein werthvolleres Futter, als die gewöhnliche Pressmasse. Zur Aufbewahrung der Diffusions - Rückstände empfiehlt Schmidt-Wulferstedt^), dieselben gleichzeitig mit den vorhandenen Rüben- köpfen in etwa 5 Fuss tiefe und 10 Fuss breite, trockeugelegene Gruben mit durchlassendem Untergrunde einzumitten, den Haufen zur Abhaltung der Luft mit einer Lehmschicht zu überstreichen und dann mit Erde zu bedecken. Die nach 8 Wochen reife Futtermasse wird Kühen in 2 Ra- tionen mit Stroh- und Hcuhäcksel, Schafen in einer Ration mit Kaff gemengt, verabreicht. Gleichzeitig erhalten die Thiere etwas Oelkuchen, Schrot, Kleie und Malzkeime. A. Pub et z 3) hat sich ebenfalls mit der Frage über die zweck- mässigste Verwendung der Diffusionsschnitzel beschäftigt und empfiehlt, wie M. Märker, dieselben auszupressen. Die ausgepressten Schnitzel sollen dann in ausgemauerte und auscementirte Gruben von 1 ^3 Meter Tiefe gefüllt und gut zusammengetreten werden. Bei Mastvieh hält Verf. die Darreichung sauerer Presslinge oder Schnitzel am zweckmässigsteu, für Milclikühe die Darreichung frischer Rückstände. Folgende Futterrationen haben sich nach seinen Erfahitingen gut bewährt: Für Mastvieh ii. Milchkühe, für Pferde, für Schafe Schnitzel . . 100 Kilo .... 100 Kilo . . 100 Kilo Heu ... . 50 „ .... 50 „ . . 50 „ Häcksel . . 100 „ Haferschrot 50 „ . . — „ Kleie ... 20 „ .... 20 „ . . 20 „ Ueber zweckmässige Verwendung der Abfälle aus Stärkefabriken von J. König'^). Bei Verfüttemng von Schlempe aus einer Stärkefabrik im Fürsten- ^'^«^"^g^'^'^il'J^s thum Lippe wurden verschiedene schädliche Wirkungen beobachtet; es fabrikaufäiie, ') Zeitschr. d. landw. Ver. d. Prov. Sachsen 1871. 33. 2) Ibidem 1871. 27. 3) Oecon. Fortschritte 1872. 1.54. * Landw. Zeit. f. Wcstf. u. Lippe 1872, 161. AQ Zubereitung und Consers'irung des Futters, zeigte sicli, dass z. B. Saug -Ferkel bei Verabreichung der Schlempe an das Mutterschweiu nach und nach abmagerten und schliesslich zu Gninde gingen, dass bei Rindern Knochenbrüchigkeit eintrat und Kühe ihre Milch verloren. Die chemische Untersuchung der Schlempe, welche den ersten aus der Stärke führenden Flüssigkeit sich niederschlagenden Absatz bildet, ergab, auf Trockensubstanz berechnet, eine den Getreidekörnern ähnUche organische Zusammensetzung und Hess keine schädlichen Stoffe erkennen. Anders aber verhielt es sich mit den Mineralbestandtheilen. Es enthielt in 100 Trockensubstanz: Weizen-, Reis-, Maisschlempe Keiuasche . . . 0,97 *% 0,74 o/^, 1,39 ^/^ Darin in Procenteu der Asche: Kali 2,05 "/o 1,34 «^/^ 3,37 "/^ Kalk 11,66 „ 14,09 „ 14,83 „ Phosphorsäure . . 17,17 „ 16,75 „ 9,89 „ Hiernach berechnet sich in 100 Pfd. Trockensubstanz der Schlempe im Vergleich zu den Kömern: Kali Kalk Phosphorsäure Grm. Grm. Grm. Weizenschlempe . 9,95 56,5 82,0 V^eizenkörner . . 307,0 33,0 463,0 Vy^eizenkleie . . . 824,0 97,0 1579,0 Reisschlempe . . 4,7 52,2 64,5 Reiskörner (geschält) 42,5 6,5 104,5 Maisschlempe . . 16,3 104,5 69,5 Maiskörner . . . 211,0 17,0 340,0 Vorzugsweise sind es daher Kali und Phosphorsäure, welche der Schlempe gegenüber den Körnern fehlen, während der Kalk nicht in dem Masse ausgewaschen zu werden scheint. J. König empfiehlt daher auf 100 Pfd. halbtrockene Schlempe 4 — 5 Pfd. Holzasche und 1 — iVg Pfd. praecipitirten 3 basich-phosphor- sauren Kalk zuzusetzen. U. Kreusler ^) weist darauf hin, dass auch Kartoffelpülpe aus einer Stärkefabrik verhältnissmässig arm an Mineralstoffen ist, und glaubt eben- falls einen derartigen Zusatz empfehlen zu müssen. Liebigsche ^jg Ersatz der Milch zur Aufzucht der Kälber hat Frhr. v. Kalbersuppe. Rothenhan^) mit Vortheil die Li ebig'scbe Suppe verwendet, welche be- steht aus: 1 Liter Wasser, 1 Liter abgerahmter Milch, 4 Lth. geschrote- uem Malz, 4 Lth. Weizenmehl und 90 bis 100 Tropfen einer Lösung von doppelt-kohlensaurem Kali. Die ganze Mischung wird nach Umrühren und ^2 stündigem Stehen einmal aufgekocht und dann durch eine Gaze filtrirt. V. Lieb ig empfiehlt das Weizenmehl (280 Grm.) mit 4 Liter Wasser und 2 Liter Milch zunächst zu einem Mehlbrei klar aufzukochen. Dem i) Iter Bericht über die Thätigkeit der Versuchsst. Hildesheim 1873. 27. ^) Journ. f. Landw. 1872, 495 nach der Zeitschi". d. landw. Ver. f. Baieru 1872 (Novemberheft). Zubereitung und Conservirung des Futters. ^1 Melübrei wird alsdann der Rost der Milch (2 Liter), 36 Grm. Kali- lüsung (2 Tlieile doppeltkohlensaures Kali in 11 Theileu Wasser), und das geschrotene Malz (280 Grm.) zugesetzt, das ganze nochmals nach Vs stündigem Stehen an einem warmen Ort aufgekocht und durch Gaze filtrirt. Diese Suppe, welche mit der Milch die gleichen Nährbestandtheile hat, zeichnet sich ausserdem durch ihre Billigkeit gegenüber der Milch aus, sie hat pr. 8 Liter etwa einen Werth von 19 Kr., während 8 Liter Milch einen Werth von mindestens 32 Kr. haben. In der Zeitschr. des landw. Vereins f. d. Prov. Sachsen 1871, 59 wird als Ersatz der Milch für Kälber statt des Heuthee's eine aus 8 Liter Wasser, 3 Pfd. Hafermehl, P/a Pfd. I^einkuchenmehl und 10 I^th. Leinöl hergestellte Suppe empfohlen, die in ihrem Gehalt an Nährstoffen unge- fähr 10 Quart Milch gleich zu erachten ist. R. Martiny und Sieverts) theilen günstige Erfolge über Heuthee Heuthee. bei Aufzucht der Kälber mit. Der Heuthee wird durch Uebergiessen von gut gcAvonnenem, zu Häcksel geschnittenem Grummet (1 Kilo) mit 4 Liter kochendem Wasser und durch 8- bis 9 stündiges Stehenlassen gewonnen. Der Extract wird den Kälbern im Alter von 8 Tagen unter Abzug einer entsprechenden Quantität süsser und zuletzt sauerer Milch bis zu einer Höhe von 3 bis 4 Liter pr. Tag verabreicht. Ein auf diese Weise auf- gezogenes Kalb hatte nach 71 Tagen 49,5 Kilo Lebendgewicht, und stellten sich die Kosten für 1 Kilo Lebendgewichtszunahme zu 9 Sgr. Nach Mittheilungen in No. 46 u. No. 53 d. landw. u. forstw. Zeitung der Prov. Preussen 1870 und No. 1 1871 bewährt sich der Heuthee nur bei Zuchtkälbern, nicht aber bei Mast kälbern. Bezüglich der Frage: Ob kalte oder warme Fütterung des Rindviehes^'' '"''"' '"'^'^ o ~ ~ warme im Winter: erinnert Delius^) daran, dass zur Erwärmung einer Futter- Fütterung, masse von 0" auf 30" des Magens, bestehend aus 30 Pfd. Heu und 120 Pfd. Wasser, welche etwa 1 Stück Grossvieh täglich verzehre, nahezu 13 Lth. Steinkohlen entsprechend 26 Lth. Stärkemehl nothwendig seien. Ausserdem trete durch die kalte Fütterung eine Yerdauungsstörung ein; es gehe durch die Envärmung der Futtermasse eine gewisse Zeit im Ver- dauungsgange, der ebenso regelmässig verlaufe wie der Gang einer Uhr, unbenutzt vorüber. Die Erwärmung der kalten Futtermasse kann in den 3 Rationen pr. Tag nahezu je 40 Minuten (zusammen 120 Minuten) in Anspruch nehmen, in welchen der Magen eines Stück Grossvieh 1 ^4 Pfd. Nährstoff = 2^2 Pfd. Heu hätte verarbeiten können. Es gehen somit im Ganzen 2 Pfd. Nährstoff = 4 Pfd. Heu = 1 1/2 Quart Milch täglich verloren, wenn die Futtermassc bei 0*^ verabreicht wird. Der Verlust wird durch Verabreichung bei 8" bis 10^ etwas geringer, aber doch noch immerhin zu beachten sein, wesshalb Verf. eine Verabreichung des Futters von 30*^ Wärme als sehr vortheilhaft empfiehlt. ') Milchzeitung 1872, 113 u. 261. ') Zeitschr, d. landw. Centr.-Vcr. der Proviuz Sachsen 1870, 13, 40 Physiologische Untersuchungen und Fölterungsversuche. Thierphysiologisclie Untersuchungen und Fütterungsversuche. Quelle der Ucbcr die Quelle der Muskelkraft vou Justus v. Liebie. i) Muskelkraft. . ^ o j In einer grösseren Abhandlung „über die Gährung und die Quelle der Muskelkraft" sucht v. Liebig im bezeichneten III. Abschnitt seine Mhere Ansicht über den thierischeu Ernährungsvorgang aufrecht zu erhalten, wonach er unter Anderem behauptet, dass in der Umsetzung der stickstoff- haltigen Bestandtheile des Muskels die Quelle der mechanischen Effecte des thierischen Körpers gesucht werden muss. Diese Frage ist aber, wie V. Lieb ig jetzt zugesteht, durch einen selbstverschuldeten irrigen Schluss verwirrt worden. Denn wenn in dem Umsatz der Muskelsubstanz die Quelle der Muskella'aft liegt, und das letzte stickstoffhaltige Product dieses Umsatzes der Harnstoff ist, so muss sich aus der Menge des Harnstoffes die Ai'beitsleistung erschliessen lassen. Nun bleibt aber nach vielfachen Versuchen die secernirte Harnstoff- menge bei völliger Kühe wie bei starker Arbeit im wesentlichen gleich, sie richtet sich nach den bekannten Versuchen vou Bischof und Voit am Hunde einzig nach der Eiweisszufuhr, und kann somit nicht mehr als Mass für die Arbeitsleistung, sondern nur als Grösse für den Eiweiss- umsatz gelten. v. Liebig tritt sodann der durch die Versuche von Frankland, Wisli- cenus und Fick hervorgerufenen Anschauung entgegen, wonach die Ar- beit des Organismus nichts weiter als die in mechanischen Effect umge- setzte Wärme ist, welche voi'zugsweise durch die Verbrennung der stick- stofffreien Stoffe erzeugt wird. Aus diesen Versuchen ist gefolgert, dass die nach dem Eiweissumsatz gemessene Wärme nicht hinreicht, die von dem Organismus geleistete Arbeitsgrösse zu decken, dass hierfür auch noch die durch die Verbrennung der stickstofffreien Stoffe erzeugte Wärme in Anspruch genommen werden muss. v. Liebig sucht nun zu beweisen, dass uns die directe Verbrennungswärmc der organischen Stoffe kein Mass für die Wärmcgrösse liefern kann, welche möglicherweise durch ihre Ver- brennung im Organismus hervorgerufen wird. Er weist z. B. darauf hin, dass dem Traubenzucker in der einfachsten Zusammensetzung folgende TT Formel zukommt, nämlich qq. Denkt man sich nun, dass die 6 Grm. C in 15 Grm. Zucker sich direct mit 16 Grm. 0 verbinden, so entstehen 6 X 7838 Wärmeeinheiten = rund 47000 W. E. Verbindet sich aber zuerst 1 Grm. Wasserstoff mit 8 Grm. Sauerstoff und die anderen 8 Grm. mit dem Rest CO = Kohlenoxyd, so entstehen: 1. durch Verbrennung des H 34533 Wärmeeinheiten 2. „ „ „ CO 34384 ., Summe 68917 W.-E. also im letzten Falle rund mehr 21900 W.-E. 0 Ann. d Chem. u. Tharm. 1870, 153. Neue Reihe 77, 157. Vergl. diesen Jahresbericht 1867, 286. Physiologische Untersiichuugen und Fiitleningsversuche. ^g Ferner liefert nach Frankland durch dh-ecte Verbrennung 1 Grm.'Rohr- zucker 3348 W.-E., also 171 Grm. (1 Atom) 171 X 3348 = 572508 'W.-E. Nun geben 171 Grm. Rohrzucker rund 88,5 Grm. Alkohol und 1 Grm. Alkohol nach Besthnmungcu von Dulong, Despretz und Favre 6981 W.-E., mithm 88,5 Grm. Alkohol 617818 W.-E. Dazu kommt noch die Wärme, welche bei der Gährung des Zuckers freiwü-d und 22743 W.-E. beträgt. Man erhält somit aus 171 Grm. Zucker: a. wenn sie der Gährung unterworfen werden 640561 W.-E. b. bei ilu-er dirccten Verbrennung nur . . . 572508 „ Mithin weniger 68053 W.-E. Ferner weist Liebig darauf hin, dass z. B. ein Hefetheilchen nach Pasteur sein 60faches und wie er (Liebig) glaubt sein lOOfaches Gewicht Zucker zum Zerfallen bringe. Diese Spaltung hat eine be- trächtliche Wärmeentwicklung und eine mechanische Wirkung zur Folge, es liefert nach dirccten Bestimmungen von Dubrunfaut 1 Grm. Zucker in der Gährung 127 W.-E., mithin nach Pasteur 1 Grm. Hefe 60X127 W.-E. = 7620 W.-E., welche nach Liebig 1 Grm. Hefe durch directe Verbrennung nicht hervorbringen würde. Lieb ig ist daher der Ansicht, dass die Verbrennungsvorgänge im Organismus ganz anders verlaufen, als ausserhalb desselben, dass wir namentlich von der Verbrennuugswärme der stickstoifhaltigen Stoffe nicht auf ihre Wh-kuug im Organismus schliessen dürfen, weil sie bekanntlich zu den unvcrbrennlichsten Stoffen gehören. Die hoch zusammengesetzten Stickstoftverbindungen unterliegen stets zuvor einer Spaltung in ein stick- stoffreicheres und ein daran ärmeres oder stickstofffreies und kohlenstoff- reicheres Product, die dann zuletzt in Kohlensäure, Wasser und Ammoniak übergehen. Gerade in dieser Spaltung erblickt Liebig die Kraftquellen, und nimmt an, dass die Bewegung, welche die Stickstoffverbindungcu bei ihrem Zerfall hervorbringen, nicht auf ihrer Verbrennung durch Sauerstoff", und dem LTmsatz der Wärme in Bewegung, sondern auf der bei ihrem Zerfall freiwerdeuden Spannkraft beruht, die in ihnen während ihrer Bil- dung (in der Pflanze) angehäuft ist. Bei dieser Spaltung der Stickstoffsubstanz des Muskels entsteht nie direct Harnstoff, weil er niemals im Muskel gefunden wurde und folgt daraus, dass Harnstoff und Muskelarbeit in keiner directen Beziehung stehen. Auch das Flcischextract unterzieht v. Lieb ig einer Besprechung-, er glaubt dasselbe als ein Ai-beit ersparendes und Kraft erhöhendes Nahrungs- mittel bezeichnen zu dürfen. Die Ansicht Voit's über die Fettbildung im Thierkörper aus den stickstoffhaltigen Stoffen w^eist v. Lieb ig als eine willküi'liche Annahme zurück. Vorstehende und andere aus Versuchen gezogene Schlussfolgerungen V. Liebig's sind von C. Voit^) in einer längeren Abhandlung: „Ueber die Entwckelung der Lehre von der Quelle der Muskelkraft und einiger Theile der P>nährung seit 25 Jalu'en" zum Thcil berichtigt, zum Theil wiedcrlegt oder auf das lichtige Mass ilu'cr Tragweite zumckgeführt. ') Zeitschr. f. Biologie 1870, 305. 44 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Physiolo- gisch-anato- mische Stu- dien über die Biene. Wenn wir die in ersterer Abhandlung niedergelegten Ansichten aus Pietät für den nunmehr verstorbenen grossen Chemiker und Begründer der phy- siologischen Chemie gleichsam als sein Schwanengesang in kurzen Um- rissen wiedergeben zu müssen glaubten, so müssen wir wegen der limitiilen Grenze dieses Berichtes verzichten auf letztere Ausführungen weiter ein- zugehen, ohne aber diesen dadurcli weniger Werth und "Wichtigkeit als ersteren beilegen zu wollen. Denselben Gegenstand bespricht Job. Ranke in seiner Schrift: „Die Blutvertheilung und der Thätigkeitswechsel der Organe, Leipzig 1871", auf welche wir ebenfalls nur verweisen können. J. Ranke (S. 15) kommt durch seine Betrachtungen über die Quelle der Muskelkraft zu dem Schluss dass allen bisherigen Erklärungsweisen der gemeinsame Irrthum zu Grunde liegt, dass von den Beobachtungen am Gesammtstoifwechsel ein Rückschluss erlaubt sei auf den Stoffwechsel einer einzelnen Organgruppe, speciell der Muskeln. I. Bienen- und Seidenzucht. Physiologisch- anatomische Studien über die Biene haben Gr. Fischer 1) und C. Tb. E. v. Siebold 2) zu sehr interessanten Re- sultaten geführt. Gr. Fischer giebt zunächst einige Grössen- und Gewichtsverhältnisse der Königin, Arbeiterinnen und Drohnen etc., wie folgt: Königin Arbeitei'in 1. Gewicht 161 Mgrm. 93 Mgrm. 2. Iiänge von der Stirnfläche bis zur Hinterleibsspitze 17 mm. 12,5 mm. 3. Kopf vom Scheitel bis zur Ober- kiefer-Spitze 3,32 „ 3,85 „ 4. Kopf vom Scheitel bis zur Rüssel- Spitze 5,0 „ 7,66 „ 5. Rüsscllänge vom Mund ab . . . 1,67 ,. 3,81 „ 6. Hinterleib 9,0 „ 6,66 „ 7. Flügclweite • 23,0 „ 21,50 „ G 6 w i c h t s V e r g 1 c i c luni g e 11 : Ganzer Körper Kopf- u. Bruststück . Kopf Bruststück .... Hinterleib .... Kopf- u. Bruststück . Kopf Brust 133,5 62,0 7,5 54,5 71,5 Drohne Brutbiene Mgrm. 100 46 5,6 40,4 54 100 12 88 220 121 21 100 99 pCt. Mgrm. 100 55 9,6 45,4 45 100 17,2 82,8 50 11 39 Trachtbiene pCt. Mgrm 100 22 78 43,5 9,1 34,4 pCt. 100 20,4 79,1 ^) Eichstädter Bienenztg. 1871. «) Ibidem 1872. 280 u. s. f. 128. Physiologische Untersuchuugen und Fütterungsversuche. Aft Sodann zieht Fischer den Futtersaft, womit die Brutbienen die Made, sobald sie aus dem Ei kriecht, speisen, in Betracht und findet, dass er von sauerer Reaction, sehr eiweisshaltig und reich an Fett ist. Dieser Futtersaft kann nicht etwa aus dem stickstofffreien Honig, sondern muss aus dem Pollen gebildet sein, und zwar durch ein besonderes Organ der Biene, da er mehr als mechanisch veränderter Pollen ist. In der That hat nun Fischer Speicheldrüsen aufgefunden, deren Inhalt sänimtliche Reactionen des Futtersaftes theilt, so dass der Futtersaft als das Secret dieser Drüse angesehen werden muss. Die Menge des Inhalts des Drüsenapparats betrug in einem Falle: Erutbieneu Trachtbienen Anzahl der Köpfe 23 Stück 22 Stück Darunter mit hohlem Apparat . 2 „ 2 „ Gewicht der Bienen 220 Mgrm. 270 Mgrm. Inhalt der Speicheldrüse . . . 12,27 „ 10,00 „ Nach den Untersuchungen von Fischer und denen v. Sie hold 's, welcher die Angaben Fischer's zum Theil berichtigt, muss man drei Drüsensysteme unterscheiden: 1. die unteren Kopfspeicheldrüsen, 2. die oberen Kopfspeicheldrüsen und 3. die Brustspeicheldrüsen. Ein jedes dieser drei Diiisensysteme besteht aus einer rechten und linken Drüsen- masse, sowie aus einer Reihe von rechten und linken Drüsenausführungs- gängen. Vollständig ausgebildet sind die drei Systeme nur bei den Arbeits- bienen, die Königin besitzt nur das zweite und dritte vollständig, von dem ersten nur die beiden Mündungen, während bei den Drohnen auch letztere fehlen. Ausserdem sind bei den Königinneu und den Drohnen das zweite und dritte System nie so stark entwickelt wie bei den Arbeitsbienen und daraus folgt wohl, dass diesen Absonderungsorganen ein wichtiger chemischer Einfluss auf die verschiedenen Stoffe, welche in fester oder flüssiger Form mit den Secreten jeuer Organe in Berührung kommen, einzui'äumen ist. Aber nicht bloss bei der Futtersafthereitung wird sich dieser Einfluss der Secretions- Organe geltend machen, auch bei der Honigbildung dürften sie sich, wie v. Siebold meint, betheiligen und nicht minder auf die Beschaffenheit des zum Aufl)au der Waben dienenden Wachses einen Einfluss ausüben. Helm^) hat folgende Temperaturen im Bienenstock gefunden: imTiemm- Temperatur (Reaumur) stock. der atmosphärischen Luft, der Luft im Stocke im Winterlager od. Brutnest: 18— 24 "Kälte 3— 4 "Kälte 5— 6 "Wärme 6—12» „ 3— 4" Wärme 9—12" „ 1— 6" Wärme 11- -12" „ 17—18" „ 12—18" „ 18-19" „ 23—24" „ 24—32" „ 27—28" „ 27—28" „ Die Italiener Biene fängt bei 12" R. äusserer Lufttemperatur an Brut anzusetzen, die deutsche bei 18 " R. Die höchste Wärme zur Brut- zeit ist 24—26" R. Bei 34—36" Wärme im Innern des Stockes, auf •) Jechl's land- u. forstw. Wochenbl. 1870. 49. 46 Physiologische Untersuchungen und Futterungsversuche. welche Temperatur der Stock leicht durch Bestrahlung der Sonne gebracht wird, verliert der Wachsbau seine Starrheit und wird weich. ände'rungen Ucbcr Gc wich t s- Vcr äud CT u u gcu im Bienenstock giebt v. Go- im Bienen- rizzctti^) folgende Zahlen: stock. Tage Zeit G ewichts- Jahr Abnahme Zunahme Bemer- von bis Einz eine Gcsammt- Einzelne Gos.immt kungen. Pfd. Lth. Pfd. Lth- Pfd. Lth. Pfd. Lth. 28 1 11. Mai —31. Mai 17 31 [20 27 Frühlings- 1. Juni - — 8. Juni 2 8 Tracht 1 9. Juni — 30. Juni 5 18 1 1867 63 19 1. Juli — 31. Juli 1. Aug. — 10. Aug. 11. Aug. — 29. Aug. 3 15 r' 1 26 29 Haiden- blüthe 30. Aug. 1867 bis 1868 29. April 1869. 14 28 Sumi na im Jahr 18<''/68 23 29 47 24 1868 36 1 30. April — 31. Mai 1. Juni — 5. Juni 6. Juni — 30. Juni 8 3| 20 4 10 14 )- 24 Frühlings- tracht 63 1. JuU — 31. Juli 4 i 12 19 18 1. Aug. — 7. Aug. 8. Aug. — 25. Aug. — 19 26 Haiden- blüthe 35 j 26. Aug. — 30. Sept. 5 \ n 23 1. Oct. — 31. t'ct. — 23j Pollen- und Wachsbil- dung. lieber Pollen- und Wachsbilduug von W. v. Schneider 2). Verf. stellt zunächst fest, dass entgegen älteren Angaben der reine Honig keinen Stickstoff 3) enthält, während sich im käuflichen uni'einen Honig 0,4 pCt. Stickstoff ergab. Der in Untersuchung genommene pfälzer Pollen war noch in Wacliswaben eingeschlossen, der brandenburger bereits vom Wachs befreit-, beide Proben bildeten eine gelbbraune, klebrige, süss- lich schmeckende Masse von angenehmem Geruch. Dieser Pollen ist von Bienen eingestampfter Blüthenstaub. Die wässerige Lösung, welche vom Pollen 69,43 pCt. aufnahm, enthielt ausser Pflanzenfibriu und Kleber als stickstoffhaltigen Körper Pepton. Im Uebrigen war die Zusammensetzung des Pollens, wie folgt: Fett, Fettsäuren, Wasser Asche Eiweiss Zucker Cerotinsäure,My- Pollenhäute Pectinstoffe ricin, Oelsäure 29,89 3,08 17,81 25,12 8,98 In 0,3620 Grm. Asche: Sand -}- Kieselerde Kalk Phosphorsäure 0,0910 0,0246 0,1199 7,56 7,42 pCt. Eisenoxyd Kali 0,0103 0,1062 Grm. 1) Eichstädter Bieneuztg. 1870. 230. 2) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1872. 162. 235. 3) J. Kessler jedoch findet (Wochenbl. d. landw. Ver. im Grosshrzgth. Baden 1871. 379.) im reinen Honig 1,25 pCt. eiweissartige Körper. Der Honig hatte 80,80 pCt. Trockensubstanz mit 0,23 pCt. Asche. Physiologische UntcrsiichuMgcii und Fütteruiigsversuciie. ^y Verf. bespricht sodann die von Hoppe-Seyler ^) beigebrachte An- schauung, dass die Bienen das Wachs nicht produciren, sondern einfach aus den Pflanzen, in deren Fett sich Wachs (Cerotinsäure etc.) befindet, übertragen. Hiernach müsste sich das Wachs in dem Pollen oder den Nectarien voi-finden, da diese ausser Honig die einzige Nahrung der Bienen bilden. Der Pollen aber enthält nur sehr wenig Wachs (höchstens 3,3 pCt. nach Vei-f.) und da die Bienen bei einer Nahrung von wachsfreiem Honig unter Zugabe von Pollen dauernd Wachs zu produciren vermögen, so ist klar, dass die Wachsbildung eine eigene Function der Bienen ist. Ebenso unhaltbar findet Verf. die von C. Voit^) vertretene Ansicht, wonach die Bienen das Wachs nicht aus den Kohlenhydraten, sondern aus dem Eiweiss des Pollens bilden. Voit stützt sich auf einen Versuch von Berlepsch, welcher fand, dass Bienen durch Zugabe von 117 Grm. eiweisslialtigen Pollen 33 Grm. Wachs mehr producirten, als wenn dieser nicht beigefüttert wurde. Nach der vorstehenden Untersuchung enthält aber der Polleu nur 12,8 — 19,2 pCt. Eiweiss, nach welchem Gehalt 117 Grm. Polleu unter der Voit'schen Annahme, dass aus 100 Eiweiss 33,5 Harnstoff und 51,4 Fett oder 46,8 Hai-nsäure und 46,7 Fett entstehen, höchstens 6,9 bis 10,4 Fett oder 6,5 — 9,7 Grm. Wachs zu liefern im Stande sind. Selbst unter Zuhülfeuahme der ganzen gefundenen Menge Wachs und Fett würden erst gegen 22 Grm. Wachs resultiren, während 117 Grm. Pollen 33 Grm. Wachs lieferten und ist hiernach nicht anzunehmen, dass die Bienen das Wachs aus dem Eiweiss des Pollens produciren. Hieran mag sich eine Analyse des Pollens von Louis Aubry^) an- schliesseu, welcher pr. 100 Theile Pollen fand: Wasser Asche In Wasser lösliche Rückstand (vorzugsweise Substanz Pollenhäute) 12,307 pCt. 3,115 pCt. 69,592 pCt. 30,408 pCt. Der wässerige Auszug enthielt: pr. 100 Theile pr. 100 Theile getrockneten Substanz: Extracts: Zucker 24,138 pCt. 42,137 pCt. Phosphorsäure .... 0,647 „ 1,129 „ Stickstoff , 1,311 „ 2,228 „ Der Futtersaft der Bienen hat nach R. Leuckart*) folgende Zu- sammensetzung: Wasser 19,17 pCt. In Aether löslich (Wachs und wenig Fett) . . . 21,78 „ In Alkohol (82 pCt.) löslich (Zucker etc.) .... 2,60 „ In verd. Kalilauge löslich (Protein u. Farbstoff). . 16,29 „ Unlöslicher Rückstand (Pollen, Haar,Pflanzeutheileetc.) 40,16 „ 1) Bcr. d. deutschen ehem. Gesellsch. Berlin 1871. 810. '*) lieber die Entwickelung der Lehre von der Quelle der Muskelkraft und einiger Theile der Ernährung seit 25 Jahren von C. Voit. München 1870. 3) p:ichstädter Bienenztg. 1871. 130. '») Ibidem 1871, 230. ^Q Physiologische Untersuchungen uud Fütteruugsversuche. wa'hsbaii. ColHn ^) sucht durch Zahlen nachzuweisen, dass die Bienen im Freien und bei guter Witterung nicht 3 Theile Honig verbrauchen, um einen Theil Wachs zu erzeugen-, die Wachsproduction kostet nur wenig Honig, wenn es aber den Bienen an Waben fehh, so haben sie manchmal einen grossen Honigverlust. Faulbrut Ucher die Faulbrut der Bienen ist viel geschrieben, aber wenig der Bienen. , o ? o Neues zu Tage gefördert, ebensowenig Klarheit in die Sache gebracht. Die einen erblicken in den Pilzen die Ursache der Krankheit, die anderen nur die Wii'kung. E. Hallier^) hat, wie überall, so auch hier, übereinstimmend mit Preuss^) in den faulbrütigeu Zellen und besonders in den faulen Maden einen Pilz, Micrococcus (Kernhefe eines Pilzes), gefunden. In 4 Fällen entwickelte sich jedesmal aus der Kernhefe ein anderer Pilz, aber in jeder Wabe fand sich nur ein ganz bestimmter Pilz vor. Die ausschlüpfenden Bienen w'aren in allen Theileu ihres Gewebes frei von Hefe, schienen nie von innen heraus zu erkranken, sondern immer von aussen nach innen in Fäulniss überzugehen. Verf. hält daher die Faulbrut für keine spe- cifische Kranliheit, sondern für Fäulniss übei"haupt, welche durch ver- schiedene Pilze eingeleitet werden kann. Der Micrococcus wii'd von aussen durch Bienen in die Stöcke getragen. Auch Coruallia-^) erblickt die Ursache der Faulbrut in den Pilzen und bestätigt die Gegenwart des von Preuss erkannten Cryptococcus alveaxis. Als Heilmittel der Faulbrut werden dem entsprechend übermangan- saures Kali, Karbolsäure oder auch Kalkwasser empfohlen. Gr. Fischer 5) tritt mit einer neuen Faulbruttheorie auf; dieselbe schliesst sich eng der Ansicht v. Liebig's über die Seidem-aupeukraukheit und Ptlanzeukraukheiteu au. Darnach wird die Entstehung der Faulbrut vorbereitet durch allgemeinen Nahrungsmaugel der Bienenstöcke, insbe- sondere durch unzureichende Vorräthe füi* den Winter und trachtlosen Vorfrühling. Pollenmangel ist die nächste (äussere) Ursache der Faulbrut. Diese Ansicht sucht Fischer durch practische Erfahrungen der Bienenzüchter zu begründen und setzt auseinander, dass die nächste Folge der wiederholten uud fortgesetzten Fütterung eines Bienenvolks die An- regung und rasche Steigerung des Bieuenausatzes ist, dass sieh in Folge dessen ein Missverhältniss zwischen Brut uud Brutbienen herausstellt, w'el- ches als die andere Ursache der Faulbrut bezeichnet werden niuss. Dem entsprechend nimmt ab oder verschwindet die Krankheit nach Anwendung aller jener Massregeln, welche dem Brutansatz Schranken setzen oder den- selben vermindern, nämlich: die Verkleinerung des Brutlagers, das Auf- fangen der Königin etc. Den Hauptbeweis für die Behauptung, dass die Faulbrut eine quautitativ uud qualitativ mangelhafte Ernährung der Brut und eiue Degeneration der nachfolgenden Bieuengeschlechter ist, erblickt ') Eichstädter Bienenztg. 1872. 142 u. 190. 2) Ibidem 1870. 2. 3) Vergl. diesen Jahresb. 1868/69. 524. ■ *) Eichstädter Bieuenzeitung, 1870. 58. *) Ibidem 1871. 105 u. 125. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. AÜ Verf. iu der zuverlässigen Heilmethode: Ersatz des entkräfteten Ammen- geschlechts durch gesunde vollkräftige Tliiere aus einem gesunden Stock mittelst reifer, am Auskriechen stehender Brut oder mittelst Zutheilung einer genügenden Zahl junger Ammen aus dem Brutlager gesunder Völker. Vorstehende zwei Ansichten über die Ursachen der Faulbrut sowie die von C. Lambrecht ^), welcher die Entstehung einem verdorbenen in Gährung begriifenen Futter zuschreibt, sind von practischen Bienenzüchtern in genannter Zeitschr. zalüreichen Erörterungen unterzogen, welche im Ganzen der ersten Ansicht, der Entstehung der Faulbrut durch Pilze, das Wort reden. Um das Auskriechen der jungen Raupen zu ungewöhnlicher Ausbrjiten der Seiaeii- Zeit zu verhindern, empfiehlt M. E. Daclaux ^) das Ei zunächst bei würmer. 15 — 20" C. aufzubewahren, ungefähr 3 Monate vor der Zeit des Aus- kriechens 14 Tage lang der Kälte auszusetzen und dann in gewöhnlicher Weise zu behandeln. Umgekehrt kann man bewirken, dass ein Ei vor der gewöhnlichen Zeit auskriecht, wenn man es 20 Tage, nachdem es ge- legt wurde, etwa 2 Monate der Kälte aussetzt und dann in normaler Weise weiter behandelt. Von der Anwendung grosser Wärme bei Aufbewahrung der Eier, womit ein zu schnelles Ausschlüpfen und allerlei ungünstige Erfolge ver- bunden sind, ist man in Japan und Frankreich abgegangen und wählt möglichst kalte Aufbewahrung. E. de Masquard^) schlägt vor, die Eier in einem nach Xorden gelegenen Zimmer zu überwintern und N. Ovid Jouanin^) will sogar die Eier in Mitte des ewigen Schnee's auf dem Mont-Cenis aufbewahrt wissen. Carret^) hält die durch Anwendung hoher Tempei*atur erzielte Finihreife der Raupen der Entwickelung und Coconbildung derselben kei- neswegs für nachtheilig, sondern sogar für förderlich. Die Eier wurden bis zum 5ten Lebenstage der jungen Raupen bei 30 *^ C. aufbewahrt, von da ab bis zur Vollendung der Cocons die Temperatur bis auf 35 *' ge- steigert und zeigten sich die Cocons sowohl in Qualität als Quantität be- friedigend. Hagen ^) ist es gelungen, die Seidenraupe ohne künstliche Wärme im Zucht der sei- Freien nur geschützt gegen Vögel und Rogen zu ziehen und glaubt Verf , Freien. dass dieses in unserem Klima allgemein möglich sein wird. Die einzelnen Lebensperioden werden dadurch nur etwas verlängert-, statt der 37 — -39 Zuchttage sind 60 — 61 erforderlich, dafür aber hat man gesunde und kräftige Thiere, keine Treibhauspflanzen und keine Krankheiten. Auch Gintrac ^) constatirt durch 4jährige Beobachtung, dass reine und ununterbrochen erneuerte Luft das wirksamste Mittel ist, die Seiden- ') Vergl. d. Jahresl). 1868/69. .595. 2) The mecbanics Magazine 1872. 97, 114 u. Centr.-Bl. f. Agriculturchemie 1872. % 157. *) Vereinsbl. d. westf.-rhein. Vereins f. Bienen- u. Seidenzuclit 1870, 48 u. 1872, 16. ^) Journal d' agriculture practique 1872, 441. *) Vereinsbl. d. westf.-rhcin. Vor. f. Bienen- u. Seidenzucht 1870. 200. «) Ibid. 1870. 167. Jahresbericht. 3. Abth: 4 XQ Physiologische Uiitersuchungen uud Fütterungsversuche. raupen zu erhalten und zu kräftigen, dass bei Zucht au freier Luft eine Temi)eratur- Erniedrigung auf 9 " und grosse Temperatur -Schwankungen durchaus nicht schädlich sind. Einfluss des Guariuoui ^) will einen günstigen Eiufluss des violetten Lichts auf violetten Tri ^ n Lichts auf die die Seideuraupeu beobachtet haben. Während nämlich unter sonst ganz Seidenraupe, gj^j^j^gj^ Verhältnissen von den dem weissen Licht ausgesetzten Raupen 50 pCt. der Ki'ankheit anheimfielen, wurden von den dem violetten Licht ausgesetzten kaum 10 pCt. von der Krankheit dahingerafft. Kinzeizurht L Eouiu-) berichtct über günstige Erfolge, welche mit der Eiuzel- seideuraupe. zuclit, der Zelleumethode, in der Seidenzucht erzielt sind. Nach diesen kommen die Eaupcu zu zweien oder einzeln in kleine Kästen, oder in Masse in einen möglichst grossen Raum. In dem augeführten Fall be- stand letzterer aus etwa 20 Q.-Meter, und war mit 6 Tafeln aus Gitter- werk durchsetzt, welche die aus 12 Grm. Grains gezogeneu Raupeu auf- nahmen. Die Raupen werden wähi'end der ganzen Zucht möglichst von Berülu'ung untereinander ausgeschlossen, täglich umgelegt und ausserdem für grosse Reinlichkeit und gute Durchlüftung Sorge getragen. Vorstehende günstige Beobachtung über die von Pasteur in seinem obigen Werk (1870) empfohlene Zellengrainii-ung ist vielerorts bestätigt worden und beschreibt Guido Susani ^) ein Verfahren, dieselbe im Grossen auszufühi'en. Das Verfalrren ist im wesentlichen gleich dem an der Seiden- bau-Versuchst, in Görz^) zur Durchführung gebrachten, und besteht darin, dass man aus in rechteckige Stücke geschnittenem Tüll (6" lang 4" hoch) durch doppeltes Zusammenlegen und indem man eine der kilrzeren uud längeren Seiten mit Vorderstichen zusammennäht etc. kleine Säckchen her- stellt, welche die Form eines Tabakbeutels oder einer Flasche ohne Hals haben. Die Säckchen erhalten je ein Schmetterlingspaar und werden in einem zweckmässigen Local an Drähten oder Schnüi'en aufgehangen. Es ist darauf zu achten, dass die Schmetterlinge sofort nach dem Ausschlüpfen in die Säckchen gebracht werden, damit nicht schon vorher eine wieder- holte Vereinigung derselben stattfindet. Weder die practische Ausführung noch die Kostspieligkeit bilden nach den in Görz augestellten Versuchen ein ernstliches Hinderniss füi- die Durchführung der Zellengrainirung. Ziiehtung dos Ucbcr die Züchtung des BombA^x Yamamav, von der es in den „Mit- Eichenspin- " • " " ^ ' ners Bombyx theiluugeu aus Japan über die Zucht des japanesischen Eichenspinners, amamay. ]jgj.r^^§gggg|3gjj yQ,jj Köuigl. Prcuss. Ministerium für die landw. Angelegen- heiten" (Berlin 1870) lieisst, dass die Zuchtversuche mit denselben überall in Deutschland missglückt sind, liegen doch jetzt verschiedene günstige Resultate vor, welche die erfolglosen überwiegen, so von H. Laudois^), C. H. Ulrichs''), J. Maitz'') uud anderen Züchtern^). ' ) Jom'n. d' Agriculture practique 1872. 232. 2) Ibid. 1872. 198. 3) Compt. reiulus 1871. 73, lOfK). ^) Nach Seidenbauzlg. in ^Viene^■ landw. Ztg. 1872. 251. *) Vcreitisbl. d. westf.-rhein. Ver. f. Bienen- u. Seidenzucht 1870. 177. >*) Ibid. 1871. 9, 4G. '') Dingler's polytcchn. Journ. ä05, 280. «) Mittheil. d. landw. Centr.-Ver. Cassel 1872. 284. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Kl Die Yortlieile der Yamaraay-Zucht zur Seidengewinnung liegen darin, dass die Raupen sich von einheiniiselien Eichenblättern (aucli wohl vom Laube der Buchen und allen Sorten Rosenlaub, Wollweide, Schlehen und Weissdorn) nähren und dabei eine bedeutende Quantität Seide liefern. Als Nachtheile müssen hervorgehoben werden, dass die Räupchen in den ersten 14 Tagen oft halbe Tage planlos umherlaufen, dass sie nicht bloss Eicheu- blätter, sondern Zweige^) von 3 — 4 Fuss verlangen, und falls die Zucht im geschlossenen Raum vor sich geht, eines bedeutend grössoreu Zuclit- raumes als die anspruchslose Bombyx mori bedürfen. Die am zweckmässigsten im November angekauften Grains werden den Winter über möglichst kalt und luftig in TüUsäckchen aufljcwahrt, zur Zeit des Ausbrecheus des Eichenlaubs (Ende April oder Anfang Mai) auf Fliesspapier ausgebreitet und an die freie Luft gelegt. Directe Sonnen- strahlen sind von den Eiern fernzuhalten, und ist zweckmässig, dieselben sowie auch später die Raupen stets anzufeuchten. Legt man auf die Eier kleine Eichenzweige, so sanmieln sich darauf die nach einigen Tagen zwi- schen 6 — 10 Uhr Morgens ausschlüpfenden Räupchen und können nun auf den Zuchtort (sei es in Räume mit Eichenzweigen oder auf Eichbäume im Freien, übertragen werden. Nach etwa 6 Wochen beginnen die Raupen sich einzuspinnen und sammelt man die Cocons nach 8 — lOtägigem Hangen. Die zur Gewinnung von Seide bestimmten tödtet man auf gewöhnliche Weise, zur Zucht wählt man die härtesten Cocons und zwar zur Hälfte die schwersten (weiblichen), zur Hälfte die leichtesten (männliche Schmetterlinge) aus. Die Paarung wird in einem grossen Raum vorgenommen, der viel Licht hat und zu diesem Zweck mit Gaze überzogen ist. In das Innere des Raumes wer- den grosse Eichenzweige in Wassergefässen aufgestellt und später die Grains mittelst der Fingernägel oder mit einem stumpfen Messer abgekratzt. üeber weitere bei der Zucht dieser Seidenraupe zu beachtende Punkte vei^weisen wii- auf die citirten Abhandlungen. Maulbeerblätter aus Friaul (Italien) untersuchte Fausto Se- feuunTvön stini-). — Von den 4 Blättersorteu stammten 2 aus dem Sandirdischeni ^i^uibeerbiut- (Italien), wo sie auf mit Stallmist gedüngtem Boden gewaclisen waren; die 2 anderen Sorten (vom chinesische ii und einheimischen veredelten Maulbeerbaum) waren Bäumen entnommen, welche mit einer Mischung aus Erde, Pferdemist und Asche gedüngt werden. Die chemische Analyse er- gab folgende Zahlen: ') Die Zweige stellt mau für geschlossene Kiisteu in unten befindliche Wasser- flaschen und erneuert sie durch andei-e, sobal l das Laub anfangt welk zu werden. ^) Landw. Vcrsucbsst., 1872. 15. 28G. 4* 52 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Erntezeit Wasser . . . Organ. Substanz Mineralstoffe . Minoralstoffe . Organ. Substanz Darin Stickstoff Kieselsäure . . . Kalk Magnesia . . . Chlor . . . . Schwefelsäure . . Phosphorsäure . . Alkali . . . . Verlust u. unbest. Maulbeerbaumsorten wilde (sylvatica) i. April /o 75,6 22,4 2.0 8. Mai /o 71,3 26,5 2,2 12. Mai /o 66,7 31,0 2,3 17. Mai In 29. .4pril /o 62,2 34,6 3,2 weisse (domestica) 78,1 20,1 1.8 8. Mai /o_ 73,6 24,5 1,9 12. Mai /o 70,1 27,8 2,1 17. Mai /o 69,4 28,4 2,2 Chinesi- sche 24. Aug /o 72,4 25,3 2,3 Einheim. veredelte 24. Aug. /o 100 Theile Blätter bei 100« getrocknet. 8,2 7,7 6,9 8,5 8,3 7,2 7,1 7,2 44,7 91,8 92,3 93,1 91,5 91,7 92,8 92,9 92,8 55,3 6,144 5,324 4,593 3,810 6,096 4,572 4,566 5,641 4,064 In 100 Theilen Asche. 9,4 10,6 10,7 11,6 9,6 10,4 10,8 15,2 8,0 21,1 24,6 26,0 28,3 24,3 26,3 27,6 28,9 31,7 7,6 9,7 9,0 8,8 7,5 8,2 8,0 7,9 11,2 2,1 1,7 1,2 1,1 1,6 1,3 1,3 1,1 0,7 1,8 1,6 1,8 2,1 2,0 2,5 2,9 2,9 1,3 24,8 21,7 20,0 16,9 20,1 19,6 18,1 13,5 18,1 15,6 17,1 16,9 19,0 16,6 17,9 18,2 19,2 24,1 17,6 13,0 14,4 12,2 18,3 13,8 13,1 11,3 4,9 66,9 23,7 9,4 28,4 71,6 5,080 15,9 33,3 10,7 0,8 1,3 12,1 16,9 0,9 Hiernach enthalten die chinesischen Maulbeerblätter allerdings mehr Mineralstofte, als die in Italien einheimischen (wilde sowohl wie veredelte), der Gehalt an Stickstoff ist aber bei allen Sorten im Durchschnitt nicht wesentlich verschieden, was sich schwer mit der von Liebig i) zuerst ausgesprochenen Ansicht vereinbaren lässt, dass nämlich die Ursache der Seideuraupenkrankheit in dem Mangel der Blätter au Proteinstoffen zu suchen sei. Maulbeerblätter aus Türke st an enthielten im getrockneten Zu- stande nach E. Reichenbach-') durchschnittlich 3,73 pCt. Stickstoff, nämlicli Blätter des: Kassak Marvaritalc Khorasmine Balkhi Scliah-toute Stickstoff 4,00 3,44 4,05 3,38 3,81 pCt. Daraus berechnet sich für 1000 Pfd. Blätter Proteinkörper 250 215 253 211 238 Pfd. eine Menge, wie sie nicht nur zur Ernährung der Raupen, sondern auch zur Seidenproduction ebenso wie in den chinesischen und japanesischen Blättern vollkommen hinreichend ist. V. Lieb ig 3) bemerkt zu dieser Mittheilung von Reichenbach, dass n Dies. Jahresber. 1807. 289. 2) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1871, 157, 92. 3) Ibid., 9G. Seidenrau- pen-Krank- Physiologische Untersuchungen und Fiitteruugsversuche. Kc> mau seine Ansicht über die Scideuraupenkrankheit irriger \¥eise so aus- gelegt habe, als ob er (Liebig) den Grund der Seidenraupenkranliheit in einer Krankheit des Maulbeerbaumes suche. „Aber es ist mir, sagt Lieb ig, gar nicht in den Sinn gekommen, die Maulbeerbäume in den Gegenden, wo die Kranlcheit herrscht, für krank zu halten, so wenig ich einen Apfelbaum auf einem mageren Boden für krank halte, weil er keine Früchte trägt. Meine Meinung ist, dass der Maulbeerbaum, um den Stoff in genügender Menge zu erzeugen, aus welcher die Raupe, einer kleinen Maschine gleich, die Seide spinnt, genau so behandelt werden müsse, wie der Apfelbaum, w^enn er reichlich Früchte tragen soll." Man soll nämlich den Maulbeerbaum, der durch Entblättern stets seiner Nährstoffe l)craubt wird, pflegen und düngen, wie in den Weingegenden den Weiustock. In China, Japan und Turkestan verwendet man die grüsste Sorgfalt auf die Cultur des Baumes und weiss von einer Seidenraupenkrankheit nichts, in Itaüen und Frankreich wendet mau dahingegen dem Maul])eerbaume kaum mehr Sorgfalt zu als einem Baume des Waldes, und sieht die Seiden- Industrie durch allerlei Krankheiten bech'oht. Man muss daher als eine der Ursachen der Seidenraupenkrankheit die mangelhafte Beschaffenheit des Futters ansehen. Unter dem Titel: „fitudes sur la maladie des vers a soie, moj'eu pratique assure de la combattre et d'en prcvcnir le retour" hatPasteur^) ' teit der Pariser Akademie der Wissenschaften ein Werk vorgelegt, worin er die Ursache der Seidenraupenkrankheit bespricht und Mittel angiebt, sie zu beseitigen resp. einzuschränken. Er unterscheidet 3 wesentliche Arten von Krankheit: 2) 1. Die Muskardine. Diese wuxl hervorgerufen durch Botrytis Bassiona, welche allmälig das sämmtliche Gewebe zerstört und schliess- lich die Raupe tödtet. Sie wird vernichtet durch Abwaschen der Gegen- stände mit einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd. 2. Die Pebrine. Seit 20 Jahren verwüstet diese Krankheit die Seidenbauanstalten Eiu'opa's sowie auch des Orients und hat ilu-e Ursache in den Köi"perchen ( Cornalia'schen). Letztere begleiten die Raupe durch ihr ganzes Entwickelungsstadium vom Eie (la graine) bis zum Schmetter- ling, sind im letzteren am meisten entwickelt, wenn die Raujie nicht schon vorher ihr Opfer geworden ist. In den Eiern selbst sind die Körperchen oder deren Keime nicht vorhanden. Ihre Fortpflanzung geschieht durch Keime, welche sich absondern. Diejenigen Köiperchen, ^) welche in dem Staub der Räume, in den Cocous, Schmetterlingen, Larven oder auf der Obei-fläche der Eier, ferner in den Abfällen und den getrockneten und über 1 Jahr aufbewahrten Excrementeu vorhanden sind, haben keine Re- productionsfähigkeit und können die lü'ankheit glücklicher Weise nicht forterben. Die Ki-ankheit der Köiiierchen verbreitet sich durch Vererbung (heredite)^), Uebeitragung und Nahrung. ') Compt. rcnd. 1870, 70, 773. 2) Vergl. hierüber diesen Jahresbcriclit Jahrg. 1868/69, 356 bis 358. ') Vcrgl. hierzu: Hai Her diesen Jaliresber. 1868/69, 457. ■•) Hier bleibt uns der Text unklar. Ks heisst darhi auselrücklicli, dass iu den Eiern keine Körpercheu vorkommen, dass die aut der Oberfläche der Eier vorhandenen nicht fortpflanzungsfähig sind, und doch soll die Krankheit sich durch Vererbung verbreiten ! - ( f hy^iolngi^clie Linieisucliungen und Fiitttrungsversuche. Das einzige Mittel gegen diese Krankheit ist die Anwendung gesunder Grains (la graine saine), welche mau dadurch erhält, dass man die Eaupen während ilirer ganzen Entwickeluug isolü't. 3. Die Flacherie. Als Ursache dieser Krankheit muss die Ent- wickeluug eines Ferments iu den obersten Theilen der Grains (en chape- lets de grains) augesehen werden. Die Krankheit ist vererhungsfähig und verbreitet sich durch Uebertragung und Nahi'uug; durch letztere in der Weise, dass Maulheerblätter im Magen der Thiere einer gewissen Gähruug unterliegen, wodui-ch die Flacherie erzeugt wird. Auch hier ist die Ver- wendung von gesunden Grains (uue graine saine) das beste Schutzmittel-, ausserdem empfiehlt Verf. eine frühzeitige Zucht, fenier als Nahrung die Blätter noch nicht beschnittener Maulbeerbäume zu vei-wenden, und nicht etwa in Gährung übergegangene-, ausserdem soll man den Raupen beson- ders gegen Ende der Zucht einen hinreichenden Eauni und eine gehörige Lüftung zu Theil werden lassen. IL Bestandtheile des Thierorganismus. Kryptophnn- Kry pt ophausäurc als normalen Bestandthcil des Harns \\äll Haru. M. Thudichum^) erkannt haben. Die eigenthümliche Säure, Avelche er Kr}-}itopliausäure nennt, ist durchscheinend, anioi"ph, gummiartig, löslich in Wasser, wenig löslich in Alkohol, noch weniger in Aether. Verf. ist der Meinung, dass die Säure 4-basisch und nach der Formel Cio His N2 Oio zusammengesetzt ist. Lieber dieselbe Säure hat J. Pircher^) Untersuchungen angestellt, aber die Angaben von Thudichum nicht bestätigt gefunden. Pircher verdampfte nach der Methode von Thudichum Harn (8 Liter), versetzte mit Kalkmilch und säuerte das Filtrat mit Essigsäure an. Nach weiterer Concentration des Filtrats versetzte er das von gebildeten Kiystallen ge- trennte Extract mit Alkohol, wodurch ein schmieriger Niederschlag ent- stand, der Thudichum zur Darstellung des layptophansaureu Kalks dient. Dieser Niederschlag bestand, wie Pircher angiebt, vorzugsweise aus Gips. Nahm Pircher in einem 2. Versuch die Fällung des Extracts mit Alko- hol partiell vor, so erhielt er in der ersten Fällung 38,1 "/o CaO, in der zweiten 12,1 "/„, in den dritten 22,4 0^0 CaO, ein Beweis, dass das Salz keine constante Zusammensetzung hat, und somit nicht rein sein kann. i'fssig'TüVehii Ameisensäure und Essigsäure im Harn wies W. Thudichum 3) HarD. nach, und zwar im täglichen Harn eines Mannes 0,288 Grm. Essigsäure und 0,05 Gnu. Ameisensäure. ^'^Hiu-V'" Durch Destillation des Pferdeharns wurde von Ad. Lieben^) in den ersten Fractionen eine Substanz erhalten, welche mit Eisenchlorid und dem Fichtenspahn die Reaction des Phenols gab, entgegen der Angabe von Buligiuski,^) der das von Städeler^) gefundene Resultat nicht be- stätigen konnte, dass auch im Kuhharn Phenol vorkomme. i) Chem. SOG. J. 8, 116 u. Zeitsclir. f Chemie 1870, 378. 2) Centrlbl. f. d. medicinischeu Wissenschatten 1871, No. 4. ">) Chem. SOG. J. (2) 8, 40. 4) Ann. d. Chem u. Pharm. Suppl., "?, 236 u. s. f. &) Zeitschr. f. Chemie 1868, 286. ») Ann. d. Chem. u. Pharm., 77 17. Physiologische Untersuchungen und Fütterunssversuche. r, ?; IL Laudolt^) hat ebenso Phenol im Mensch enharu nachgewiesen. Fällt man 500 cc. Harn mit Bromwasser und behandelt den Niederschlag mit Xatriumamalgam, so tritt der Geruch nach Phenol auf. Der Hara einer an Chylurie leidenden Frau, welcher ein milchähn- Cholesterin, * Kctt etc. im lichcs Aussehen und unter dem Microscop eine feine - moleculare Trübung Ham. zeigte, enthielt nach Eggel^) Cholesteiin, Fette, Lecithin, fibrinbildcnde Substanz und 0,627 pCt. Eiweissstoffe. Der durch Yordünnen mit Wasser und Einleiten von Kohlensäure in Globulin im den Harn von an Albuminurie leidenden Personen erhaltene Niederschlag besteht uach G. Edlefsen^) aus Para-Globulin, weil er in verdünnten Säuren und in Salzlösung löslich ist. Alkalialbuminat konnte in diesem Harn nicht nachgewiesen werden. Max Jaffe^) hat aus normalem Harn und auch aus der Galle ein urobiiin im Pigment erhalten, welches sich in saueren und alkalischen Lösungen durch verschiedene Farbenerscheinungeu auszeichnet, und dessen Praeexistenz durch seine spectroscopischen Merkmale dargethan werden kann. Jaffe nennt diesen neuen Körper Urobiiin. Die sauere Lösung desselben ist im concentrirten Zustande braun, wird bei fortgesetzter Verdünnung erst roth- gelb dann rosem'oth. Diesen neuen KöiiDsr glaubt R. Maly^) aus dem Bilirubin der Galle in alkalischer Lösung durch Natriumamalgam dargestellt zu haben. Wenigstens erhielt er auf diese Weise einen Körper, welcher alle Farben- erscheinungen mit dem Urobiiin theilt. Der Harn eines Trichinosen enthielt uach der Untersuchung von Fieischmiich- ~ saure im F. Wiebel^) eine beträchtliche Menge Fleischmilchsäure und glaubt Verf., Harn, dass das Auftreten dieser Säure, welche wie die Milchsäure ein Oxydations- produet der Fette und Eiweissstoffe ist, bei einer so rapide verlaufenden Krankheit ein Zeugniss für den gesteigerten Umsetzungsprocess im Organis- mus ablege. Gerhardt') hat im Harn von an Diphtheritis, Typhus und Pneu- Pep""y™ manic leidenden Personen neben Eiweiss peptonähnliche Körper nach- gewiesen, ebenso bei Phosphorvergiftuug, also unter Bedingungen, unter denen tiefeingreifende Störungen des Stoffwechsels statttinden und die mit ver- mehrter Harnstoflausscheidung das Auftreten von Leuciu, Tyrosin etc. zur Folge haben. Als Ursprung des Indicans im Harn erkannte M. Jaffe ^) das In- ^Jj^Pj^g^f j^^ dol, welches zu den Producten der Pankreasverdauuug im Darinkanal Ham. gehört. Nach subcutanen Injectionen von Indol ("nach Bayer 's Methode ') Berichte d. deutsch, ehem. Ges. Berlin 1871, 772. 2) Zeitschr. f. analyt. Chemie, 9, 427. ') Deutsches Arch. f. klin. Med., 7, 67 u. Zeitschr. f. analyt. Chem. 9, 537. 4) Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. 47, 405 u. Zeitschr. f. anal. Chem. 1870, 150 u. s. f. *) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1872, 101, 368 u. Journ. f. pract. Chemie 1872, 5, 102. ^) Berichte d. deutschen chem. Ges. Berhn 1871, 139. ^) Prager Vicrteljahresschr.. 110, 49 u. Zeitschr. f. analyt. Chemie 1871, 379. *) CentrJbl, f. d. med. Wisscnsch. 1872, 2 u. Zeitschr. f. analyt. Chemie 1872, 358. 56 Physiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. Albumin und Cystin im Seh weiss. Zusammen- setzung des Ohrenschmal- zes. Excremente von Fleder- mäusen. Harn von Murmelthie- ren. dargestellt) trat iiämlicli im Harn stets ludican und zwar in erheblicher Menge auf. Das Indol des Darmkauais wird nach Verf. grössteutheils mit den Faeces entleert und ertheilt diesen den charakteristischen Geruch-, ein geriuger Theil wird resorbirt, um unter Paarung mit einer zucker- artigen Substanz als Indican im Harn wieder zu erscheinen. Gallensäuren kommen nach Vogel ^) spurenweise in jedem nor- malen Harn vor, die Menge derselben beträgt pr. 100 Liter Harn etwa 0,7 bis 0,8. Grm. Leube2) fand in 1000 Tlieilcn Schweiss 0,230 Grm. Albumin, welches die Keactionen des Serumalbumius zeigte. James Dewar und Arth. Gamgee^) wiesen darin Cystin nach, welchem sie die Formel Cs Hö NO2 S geben. Von J. E. Petrequiu'*) wurden flu" die Zusammensetzung des Ohrenschmalzes folgende Zahlen erhalten: Esel Maulesel Pferd Mensch Wasser 12,5 pCt. 17,4 pCt. 3,9 pCt. 10,0 pCt. Aetherextract (Fette) . . 38,7 „ 26,1 „ 38,7 „ 26,0 „ In Alkohol lösliche Stoffe . 17,5 „ 21,7 „ 9,2 „ 38,0 „ In Wasser desgl. ... 16,3 „ 21,7 „ 20,4 „ 14,0 „ Unlöslicher Rückstand . . 15,0 „ 13,1 „ 27,8 „ 12,0 „ In dem Alkohol-Auszuge des Ohrenschmalzes fand Verf. beim Menschen, Kalb, Rind u. Schwein Kali, beim Hunde Kalk, beim Pferde Magnesia, beim Esel und Maulesel Kalk und Magnesia. lieber die Zusammensetzung der Excremente von ägyp- tischen Fledermäusen theilt 0. Popp^) Folgendes mit: Die Excremente waren stalactitenartig angehäuft in einer Höhle ge- funden, bildeten schwachgedrehte, höckerige, stellenweise cavernöse, wachs- gelbe Stücke von krystallinischer Structur. Ihre Zusammensetzung war folgende : Harnstoff 77,80 pCt. Harnsäure 1,25 „ Kreatiu 2,55 „ Phosphorsaures Natron (2 NaO. HO. PO5) 13,45 „ Unlöslicher Rückstand 0,575 „ Wasser (bei 100 0 flüchtig) 3,66 „ Die Excremente lösten sich leicht in Wasser und Alkohol, reagirten sauer und hatten 37,2 pCt. Stickstoff. Sacc'') hat Versuche mit Murmelthieren angestellt und eine enorme Harn-Ausscheidung derselben beobachtet, nämlich pr. 2124 Grm. Körper- gewicht pr. Tag einmal 555 Grm., ein andermal 775 Grm. Der Harn enthielt keine Hippur- oder Milchsäure, ebenso wenig Schwefel- und Phosphorsäurc und keine Spur Kalk; er gab 1,14 pCt. trockenen Rückstand mit, 1) Zeitschr. f. analyt. Chemie 1872, 467. 2) Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol., 50, 301. 3 ) EuU. SOG. de med. de Gant 18tO. Jiün 247, vergl. Jahresber. f. Chem. 1870, 920. **) Joiini. of anat. and physiol. (2) "7. 142. ») Ann. d. Chem. u. Pharm., 155, 351 u. Zeitschr. f. Chem. 1870, 597 ö) Comptes rendus 1872, 75, 1839. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuclie. 57 Harnstoff doppeltkohlensaurem Natron Chlorkalium Chlormagnesium 19,44 pCt. 74,23 pCt. 5,67 pCt. 0,66 pCt. Für die Zusammcusetzuiig des Speichels von Dolium Galea Lk. fanden Pauceri und de Luca^) folgende Zahlen: I. II. Freie Schwefelsäure 3,42 pCt. 3,30 pCt. Gebundene „ 0,20 „ 0,15 „ Gebundene Salzsäui'e 0,58 „ 0,60 „ Sonstige anorganische und organische Stoffe 1,08 „ 2,35 „ Wasser 94,00 „ 93,60 „ Die freie Säure des Magensaftes besteht nach R Bellini^) aus Salzsäure, wofür er hauptsächlich den Umstand als beweisend anführt, dass Cj'anquecksilber, welches wohl durch Haloidsäuren, aber nicht durch Sauerstoffsäuren wie Milchsäure zerlegt wird, Vergiftung bewirkt uud dass Blausäure erhalten wird, wenn mau den Mageninhalt des mit Cyanqueck- silber vergifteten Thieres der Destillation unterwirft. Thiercellulose als identisch mit Pflanzeucellulose fand Schäfer 3) in PjTosoma atlanticum, einigen Salzen und mehreren Phallusia mammillaris. Eines dieser Thiere von 1,6755 Grm. Körpergewicht hatte folgende pro- centische Zusammensetzung: Wasser Thiercellulose N-haltige Substanzen Asche 94,8373 pCt. 1,2200 pCt. 3,2200 pCt. 0,7171 pCt. Die Cellulose der Mäntel ergab 44,09 pCt. C uud 6,30 pCt. H, lieferte mit Jod uud Schwefelsäure die Blaufärbung, durch Einwirken von Schwefelsäure gährungsfähigen Zucker uud löste sich in Kupferoxyd- ammoniak. Fleisch flüssigkeit vom Delpliin (Phocaena communis) im Ver- gleich zu der des Pferdes uutersuchte Oscar Jacobseu'^) mit folgen- dem Resultat pr. 10000 Thle. Fleisch: Kreatin Sarkin Xanthin Inosit Milchzucker Taurin Delphinfleisch 6,10 1,05 Spuren 0,08 7,45 — Pferdefleisch 7,60 1,28 0,11 0,30 4,47 0,70 Einen abnormen Thongehalt in der Lunge des Arbeiters einer Ultramarinfabrik, der nicht dem Staube des Ultramarins, sondern der zu sei- ner Bereitung dienenden Mischung ausgesetzt war, constatirt v. Gorup- BesanezS). Er :^nd pr. 1000 Thle. Lunge 19,91 Grm. Thonerde, Kieselsäure und Sand, ausserdem mehr Eisenoxyd als normal, und nach Behandlung der Lunge mit Salpetersäure einen schwarzen Körper, der sich als Kohle auswies. Die Zusammensetzung des Eiters giebt F. Hoppe-Seyler^ wie folgt au: Speichel von Dolium Galea. Freie Säure des Magen- saftes. Thiercellu- lose. Fleischfliis- sigkeit vom Delphin. Thongehalt der Lunge. Eiter. ') Sill. Am. .1. (2), 39, 421 u. Jahresber. f. Chemie 1870, 908. ^) Bcriclite d. deutsclien ehem. Gesellsch. Berlin 1871, 414. ') Ann. d. Chcm. u. Pharm. 1871. 160, 312. 4) Ibidem 1871, 157, 227. *) Ibid. 287. ^ Med. chcm. Untersuchungen von F. Iloppc-Seyler, 4, Heft 1871, 486. 58 Physiologische Untersuchungen und Fiitterungsversiiche. Albuminstoife Lecithin . . Fette . . . Cliolesterin . Alkoholextract Wasser . . Mineralstoffe Wasser . Zusammensetzung des Eiters, in 1000 Tliln. I. 63,23 1,50 0,26 0,53 1,52 11,53 7,73 913,70 der Asche des Eitersenims, in 1000 Thln. Flüssisrlieit. Chlornatrium . . . Schwefels. Natron Phosphors. „ „ Kalk . . „ Magnesia . Kohlensaures Natron I. 5,22 0,40 0,98 0,49 0,19 0,49 IL 5,39 0,31 0,46 0,31 0,12 1,13 Carnin im Fleisch- extract. Bestandtheile des Haikäfers. Ph. 1 Asparagin- sänre, ein Zersetzungs- product thie- rischer Pro- teinkörper. Animalische Stärke. II. 77,21 0,56 0,29 0,87 0,73 6,92 7,77 905,65 Ausserdem enthielt der Eiter Cerebrin und Nuclein. Ueber eine neue Fleischbase Carnin berichtet H. WeideP). Das Carnin kommt zu etwa 1 pCt. im Fleischextract vor, ist in kaltem Wasser sehr schwer, in siedendem leicht löslich, unlöslich in Alkohol und Aether. Die empirische Formel desselben ist C7 Hs N4 O3, welche sich von der des Theobromin nur durch einen Mehrgehalt von einem Atom 0, vom Sarkin durch den Betrag der Essigsäure unterscheidet. Es hat einen alkaloidartigen Character, da seine Einnahme in den meisten Fällen eine stärkere Pulsfrequenz hervorrief. Als Bestandtheile des Maikäfers (Melolontha vulgaris) hat Schreiner") mit Bestimmtheit nachgewiesen: Einen neuen Stickstoff- und schwefelhaltigen, krystallisirbaren Körper, das Melolonthin von der empirischen Formel C5 H12 N2 S O3. 2. Leu ein. 3. Sarkin und zweifelhafte Spuren von Xanthin. 4. Reichliche Mengen von Harnsäure und harnsauren Salzen. 5. Reichliche Mengen von oxalsaurem Kalk. H. Ritthausen und U. Kreusler^) weisen nach, dass bei der Zer- setzung thierischer Proteinstoffe (Albumin, Kasein und Hörn) mit Schwefelsäure neben TjTOsin und Leucin stets Asparaginsäure, aber keine Glutaminsäure auftritt, welch' letztere ein den Pfianzeuproteinstoffen eigenthümliches Zersetzungsproduct zu sein scheint. Das Eigelb enthält nach C. Daves te*) Stärkekörnchen, welche im Mittel einen Durchmesser von 0,025 mm. besitzen. Die Darstellung ge- lingt jedoch nicht immer glatt und leicht und nehmen die Körnchen wegen Beimengung von Albumin und Fett nicht immer diirCj^ Jod eine blaue, sondern oft eine rothe Färbung an. In ähnlicher Weise hat Daveste^) Stärkekörn eben in den Hoden zur Zeit der Bildung der Spermatozoiden^) und ferner in den Nabelbläschen (von der Grösse einer Erbse) der kleinen Süsswasser- Schildkröte (Testudo europaea) vorgefunden. Erstere hatten die geringste Dimension 0,005 mm., letztere von 0,008 — 0,22 mm. J) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1871. 158. 353. ») Ibidem 1872. 101. 252. 3) Journ. f pract. Ohen:. 1871. 111. *) Compt. rend. 1871. Ti. 815. *) Ibidem. 73. 130. u. 1872. 75. 314. 146. *) Schon R. Wagner hat nach Verf. dieser Körnchen in den Sperma- tozo'iden Erwähnung gethau, aber ihre Natur nicht erkannt. Physiologische Untersuchungen uud Fi'ittcruiigsversuche. KO Uebcr cliemische Constitution der Harnsteine des Schafes Ham- und Darmsteine. führen Dammann, Krocker und H. Weiske^) di'ci verschiedene Fälle auf: 1. In dem einen Falle wurden in den beiden Nierenbecken und dem linken Harnleiter eines Schafes kleine gelbbräunliche höckrige Con- cretionen beobachtet, welche nach einer qualitativen Untersuchung von Krocker aus Kieselerde nebst Spuren von Kalk und Schwefelsäure bestanden. 2. Das grobkörnige erdige Sediment auf der Schleimhaut der Harnblase und Harm'Öhre eines plötzlich erkrankten Masthammels war nach derAnah'se vonWeiskc aus phosphorsaurerAmmoniak-Magnesia gebildet; es enthielt nämlich; Wasser bei 100'» üüchtig 20,979 pCt. Organ. Subst., Wasser u. NHs bei 100*^ nicht flüchtig 29,602 „ 2 MgO. PO5 u. Spuren Eisen 49,419 „ Die Abscheidung der Kieselerde und phosphorsauren Ammoniak- Magnesia wird aus der Zersetzung des Harnstoffs in kohlensaures Ammoniak erklärt. 3. In einem dritten Falle wurden die gelbbraunen, runden Körnchen von 1 — 2 mm. Durchmesser in der Harnblase und Harnröhre eines Schatliocks entgegen der Thatsache, dass der Harn der Wiederkäuer nur Spuren von Kalk enthält, vorzugsweise aus kohlensaurem Kalk bestehend gefunden-, ihre Zusammensetzung nach H. Weiske war folgende: Wasser bei 100" flüchtig . . . 3,084 pCt. Organischer Substanz 6,707 „ Kohlensaurer Kalk 54,573 „ Magnesia 5,224 „ Kieselerde 30,412 „ Die im Zwölffingerdarm eines Pferdes vorgefundenen Darm- steine, von denen der eine (kugelrund) 0,45 Kilo wog, w-aren nach Michaeli 2) pr. 100 Thle. zusammengesetzt aus: Phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia . 98,873 pCt. Organische Substanz . . . , . . . 0,523 „ Hygroscopischem Wasser 0,600 „ Jam F. Stark^) fand für die Darmsteine eines Pferdes folgende Zusammensetzung: Phosphors. Amm.- Orj; Subst. Kiesi-I- Thon- Eisen- Kalk Natron Phosphor- Schwefel- Magnosia erde erde o.xyd säure säure A. 83,19 4,68 5,20 4.17 1,03 0,24 0,36 0,19 0,46 pCt. B. 98,23 1,71 0,04 _ _ — _ — — „ Eine neue Art von Harnsteinen wurde von Giorgio Roster*) in dem gelassenen Harn von Arbeitsochsen (in Pietrasanta in Toscana) ') Magazin f. ThierheUk. 1870, 4. Heft, u. Landw. Versuchsst. 1871. 13. 305 u. 399. *) Der Landwü-th 1872. 209. ä) Chem. News. 2'i, p. 199. -») Aun. d. Chem. u. Pharm. 1872. 105. 104, 6Ü Physiologische Uiitersuchungeu und Futterungsversuche. beobachtet. Die rundlichen Concretionen, welche dort vorzugsweise nach Fütterung der saftigen Stengel von in der Blüthe begriffenem Mais im Harn ausgeschieden werden, wogen 0,15—1,02 Grm. und hatten im Mittel folgende Zusammensetzung: C H N Mg 0 49,13 5,02 3,70 3,58 38,57 Die mit Salzsäure ausgeschiedene neue Säure, welche bei 204,5" schmilzt, bezeichnet Verf. als Lithur säure und bestehen demnach diese Concretionen aus lithursaurem Magnesium. Einen Xanthin - haltigen Harnstein beschreibt G. Lebon^). Derselbe zerfiel in drei verschiedene Schichten, von denen die erste 1 mm. dick vorzugsweise phosphorsaiiren Kalk und phosi)horsaure Ammoniak- Magnesia, die zweite Oxalsäuren Kalk enthielt. Die Hauptmasse des Steins endlich bestand aus -Xanthin und etwas harnsaurem Kalk. F. Hoppe-Seyler^) hat in einem solchen Stein 97 — 98^/^ Xanthin gefunden] aber keine Harnsäure, Guanin, Hypoxanthin, Cystin, ebenso wenig Oxalsäuren Kalk. Ferner theilt F. Hoppe-Seyler^) über die Zusammensetzung von Harn blasensteinen, welche durch eine regelmässige Form und eine eigenthümliche Zusammenlagerung ausgezeichnet waren, folgende Zahlen mit: Schale Kern Phosphorsaure Ammoniak-Magnesia . . . 81,09 74,23 Phosphorsaurer Kalk 12,84 19,50 Kohlensaurer Kalk 4,70 6,21 Kohlensaure Magnesia — 0.35 Unlösliche organische Stoffe 1,37 1,00 kranker Knochen. HI. Untersuchungen über Knochen und Fleisch. Setzung ge- ^ ou gcsundcu Und kraukcu Knochen liegen mehrfache Unter- sunder und suchungen vor. E. Reichardt^) untersuchte Rippen, Beckenknochen und Unterarm von gesundem und knoche^brüchigem Vieh. Letztere Knochen zeichneten sich sofort durch ihr leichtes Gewicht aus, welches sich bei gleich grossen Stücken zu dem der gesunden Knochen wie 1 : 2,2, 1 : 1,06 und 1 : 1,30 verhielt. Die Zusammensetzung der bei 100" getrockneten Knochen war folgende: Rippe BeckeD gesund krank gesund pCt. pCt. pCt. Fett 11,72 13,895) 22,07 Asche 52,34 45,98 48,08 Leimgebende Substanz 6) 35,94 40,13 29,85 ocheu Unte irarm krank aesund krank pCt. pCt. pCt. 29,98 18,38 34,48 40.34 54,45 41,50 29,68 27,17 24,02 1) Compt. rend. 1872. 73. 47. !^) Medio, ehem. Untersuchungen von F. Hoppe-Seyler 1871. 4. Heft 584. 3) Ibidem 582. 4) Preuss. Ann. d. Landw. "NVocheiibl. 1870. 349. s) Im Text aus Versehen 4;},89 pCt. '') Die Procentzahlen fiu- leimgebcude Substanz dürften jedenfalls zu hoch sein; weil nämlich die Knochen nur bei 100" getrocknet sind, wobei nicht alles Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. ßl Das Fett der kranken Knochen hatte wegen seiner melir öligen Be- schaffenheit einen niederen Schmelz- und Erstarrungspunkt, nämlich: Schmelzpunkt Erstarrungspunkt Fett von gesunden Knochen 43 " C. 36 <* C. Desgl. kranken Knochen . . 33*^ 31" In 100 Thln. Asche ^) wurde gefunden: Eeckcnknoclien Unterarm sesund Itrauls gesund krank 53,09 pCt. 1,23 „ 0,85 „ 0,492),, 39,90 „ 3,40 „ 0,65 „ 0,35 „ Verf. zieht aus seiner Untersuchung den Schluss, dass die Difl'erenz der gesunden und kranken Knochen in dem Verhältniss der unorganischen Steife zu den organischen nicht in erstereu selbst liegt. Nicht die Phos- phorsäure oder der phosphorsaure Kalk allein schwindet, sondern die Aschenbestandtheile überhaupt, an deren Stelle Fett in die Höhlungen der Knochen eintritt. Auch J. Campbell Brown ^) findet durch Analysen der Rippen von Individuen, die völlig gelähmt waren, dass diese Knochen im Vergleich zu gesunden eine grössere Menge organischer, dagegen eine geringere von unorganischen Stoffen haben. Die Zusammensetzung der kranken Knochen war nämlich folgende: Kalk . . . 54,36 pCt, Magnesia . . 0,99 „ Kali . . . 0,493),, Natron . . 0,28 „ Phosphorsäure 39,96 „ Kohlensäure . 2,92 „ Chor . . . 0,17 „ Schwefelsäure 0,28 „ 51,97 pCt. 52,00 pCt. 0,70 „ 0,36 „ 0,30 „ 0,35 „ 2,U5 „ 2 1 5 40,39 „ 38,85 „ 3,36 „ 4,20 „ 0,14 „ 0,23 „ 0,06 „ 0,11 „ Wasser weggeht, so schliessen die Zahlen als aus der Differenz von Fett und Knochenasche berechnet, noch Wasser mit ein. ') Auf Salze umgerechnet giebt Verf. die Zusammensetzung der Asche, wie folgt: Rippe Beckenknochen Unterarm gesund krank gesund krank gesund krank pCt. pOt. pCt. pCt. pCt. pOt. Phosphorsaure Salze . . 88,41 87,88 83,76 84,11 83,52 80,69 Kohlensaurer Kalk . . . 9,09 9,49 14,99 13,60 12,42 14,95 Andere Mineralstofte . . 2.50 2,ß;J 1,25 2,29 4,06 4,36 Diese Zahlen scheinen nicht richtig berechnet zu sein. Nach dem C()2-Gehalt der Asche würde sich ein viel niedrigerer Gehalt an kohlensaurem Kalk er- geben, so bei ßeckenlmochen (gesund) 6,63 pCt., (krank) 8,18 pCt. etc. Berechnet man aus der POj den Gehalt an 3 CaO. PO^, so erhält man 87,10 pCt. bei gesunden Beckenknochen und 87.23 pCt. bei kranken ; ungesättigt bleiben im ersten Falle 6,89 pCt. CaÜ, im lezten 7,09 pCt, welche 12,30 pCt. und 12,64 pCt. kohlens. Kalk entsprechen. Würde man einen Theil der Phosphorsäure an Magnesia gebunden den- ken als 2 MgO. PO5, so ergeben sich z. B.lur gesunde Beckenknochen 2,74 pCt. 2 MgO. PO5 -}- 83,41 pCt. 3 CaO. PO^ = 86,15 pCt. phosphorsaure Salze gegen 83,76 pCt. wie angegeben. Au.s dem noch ungebundenen Rest Kalk vou9,16pCt. würde sich alsdann 16,35 pCt. kohlens. Kalk l)erechnen etc. Wir glauben daher den vom Verf. auf Salze berecluietcn Zahlen kein Gewicht beilegen zu dürfen. ^) Im Text aus Versehen 9,49 pCt. *) Chem. News. 33. 206, entnommen dem Jahresber. f. Chemie 1870... 914. 62 Physiologische Untersuchuiigou und Fütteruiigsversuche. I n. IVIittel von 6 Rippen Rippen von Pa- Phospliorsäure eines 39jahr. para- lyt. Individuums . 23,52 pCt. ralyse mit Manie Kalk 29,57 Magnesia n. Alkalieu Kohlensäure . . . Unorganische Stoffe Organische Stoffe . 0,41 1,55 55,05 44,87 m. Rippen einer 40jähr. para- lyt. l'rau 19,09 pCt. 0,37 „ 2,09 „ 47,80 „ 55,05 „ IV. Osteomala- cischeKno- chen 16,89pCt. 22,20 „ 1,05 „ 1,71 „ 41,85 „ 58,16 „ Eisengehalt der Knochen. Zusammen- setzung der Knochen in verschiedenen Altersperio- den. 22,85 pCt. 28,54 „ 0,43 „ 1,29 „ 53,11 „ 47,02 „ P. C. Plugge^) weist entgegen vielfachen Angaben darauf hin, dass das Knochengewebe kein Eisen enthält, dass dasselbe, wo es gefunden wird, von zurückgebliebenem Blut, von unreinen Reageuzien oder eisen- haltigen Gefässen herrührt. Eugen W i 1 d t ^) liefert eine ausführliche Untersuchung d e r K n o c li e n von Kaninchen in ihren verschiedenen Alters'perioden. Die frischen wasserhaltigen Knochen hatten folgende Zusammensetzung: Wasser- Fett- In kaltem Wasser Organi- sche Anorga- nische Alter der Thiere gehalt gehalt lösliche Substanz Substanz Substanz % % /o % % 1. Gleich nach der Geburt 65,67 0,57 4,61 13,59 15,56 2. 3 Tage alt 60,17 0,55 5,37 16,68 17,23 3. 14 „ „ 61,98 1,65 2,62 15,13 18,62 4. 1 Monat alt 56,11 1,92 2,29 16,29 23,39 5. 2 „ „ 51,36 0,54 2,19 15,78 30,13 6. 3 „ „ 51,16 1,61 1,57 14,76 30,90 7. 4 „ „ 37,32 5,87 1,50 18,14 37,17 8. 6 „ „ 26,73 12,30 1,48 17,69 41,80 9. 8 „ „ 26,69 17,39 1,27 15,43 39,22 10. 1 Jahr alt 20,88 18,05 1,28 15,40 44,39 11. 2 Jahre alt 24,70 17,00 1,13 15,49 41,68 12. 3 — 4 Jahre alt 21,45 16,28 1,17 16,10 45,00 Auf wasserfreie Knochen bezogen stellt sich das Verhältniss von Organ, zur anorganischen Substanz, ferner die procentische Zusammen- setzung der Knochenasche, wie folgt: ') Pflüger's Archiv f. Physiologie. 1871. 2) Landw. Versuchsst. 1872. 15. 404. 101. Plivsiologische Uutcrsucliuiigeu und Fütterungsvcrsiiche. 63 j S. 1 o a .22 =3 Uuorgau. Substanz Proceutische Zusammensetzung der Asche Alter a) Einzelbestandtheile b) Salze CO2 CaO MgO PÜ5 ^^r- Phosphors Kalk Piiosphors llaRncsia Fluor- calnium pCt. pCt. 1 pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. 1. Gleich uacli der Geburt 46,61 53,39 3,65 52,17 1,3842,05 8,30 86,04 3,01 2,65 2. 3 Tage alt i;49,l 8,50,82 3,84 52,16 1,3642,13 8,73 86,50 2,97 1,80 3. 14 Tage alt '44.82 55,18 3,99 52,10,1,26 42.19 9,07 86,56 2,75 1,62 4. 1 Mouat alt ,41,0658,94 4,00 51,91 1,2242,20 9,09 85,87 2,66 2,38 5. 2 „ „ 34.37,65,63 4,52 52,10 1,0941,64 10,27 85,05 2,38 2,30 6. 3 „ „ 1,32.32,67,68 4,69 52,49 1,01:41,03 10,66 84,39 2,20 2,75 7. 4 „ „ 31,28;68,72!4,92j 52,60 1,0240,80 11,18 84,26 2,22 2,34 8. 6 „ „ :29J4'70,26 4,94 52,64 1,0540,80 11,23 84,47 2,29 2,01 9. 8 „ „ 28,2371,77 5,54 52,78 0,93,40,05 12,59 82,90 2,03 2,48 10. 1 Jahr alt [25,76,74,24 5,71 52,61 0,9l'40,04 12,98 82,45 1,99 2,58 11. 2 Jahre alt 27,10 72,90 5,81 52,76 0,9339,78 13,21 82,22 2,03 2,54 12. 3—4 Jahre alt 26,35|73,65 5,66 52,84 0,83,39,80 12,86 82,25 1,81 3,08 In allen Fällen wurde mehr Phosphorsäure gefunden als zur Bindung der ganzen Menge Kalk zu 3-basischeni phosphorsaureu Kalk erforderlich ist. Verf. nimmt daher an, dass neben dem 3-basisch phosphorsauren Kalk ein Theil des Kalks als 2-basisch phosphors. Kalk zugegen ist, und be- rechnet den Gehalt an letzterem in der Knochenasche zu 8,60 bis 14,17 pCt. neben 70,65 — 77,61 pCt. 3-basisch phosphors. Kalk. Ausser diesen zieht Verf. noch folgende Schlussfolgerungen: 1. Die Knochen der Kaninchen beenden ihr Wachsthum im 6. bis 8. Monat. 2. Der Wassergehalt junger Knochen beträgt 65 pCt. und fällt successiv mit dem zunehmenden Alter auf 20,8 — 26,7 pCt. 3. Der Fettgehalt ist in der Jugend am geringsten, hebt mit 0,5 an und steigt mit dem Alter bis zu 17 — 18 pCt. 4. Die Ernährungsflüssigkeit der Knochen, d. h. die in Wasser löslichen Substanzen, welche aus Eiweiss, Phosphorsäure, Kali, Natron, Kalk Magnesia, Eisen etc. bestehen, betragen in der Jugend 5 pCt, und fallen im ausgewachsenen Knochen auf 1,1 — 1,4 pCt. 5. Die Menge des Osseins ist zu jeder Zeit im wasserhaltigen Knochen eine ziemlich gleiche, ist aber auf wasser- und fettfi-eie Knochen- substanz bezogen in der Jugend am höchsten, nämlich 46 — 49 pCt. und sinkt mit dem Alter proportional auf 25,7 pCt. Sehr ausführliche Untersuchungen über die Knochen und deren Constitution hat auch C. Aeby^) ausgeführt. Derselbe macht zunächst auf die Unveräuderlichkeit der organischen Knochensubstanz aufmci-ksam, indem sich die Innenschicht compacter Knochen aus Gräbern etc. nach Jahrhunderten noch unverändert zeigte 1) Centr.-Bl. f. d. niedic. Wissensch. 1871. No. 14 u. 36, 1872. No. 7; ferner Jouru. f. pract. Chemie 1872. Neue Folge. 5. 308, u. 6. 169. f)A Physiologische Untersuchungen und Fütteniugsversuche. und Pfahlbautenknochen von recenten nur durch eine Veränderung in der Mischung der anorganischen ßestandtheile unterschieden. Verf. ist der Ansicht, dass das Wasser in den Knochen chemisch gebunden ist und dadurch die Knochen vor Zersetzung geschützt werden. Für eine che- mische Verbindung des Wassers spricht vorzugs\\'ßise der Umstand, dass feingepulverte trockne Knochen mit Wasser, Wärme (1 Grm. Knochen 12 Wärmeeinheiten) entwickeln. Verf. hat sodann Menschenknochen in verschiedenen Stadien des Alters untersucht und gefunden: In 100 Theilen Trockensubstanz: Wasser Spec.-Gewicht Kohlensäure der Asche Min. Max. Min. Max. Min. Max. 10,09 pCt. 14,72 pCt. 1,595 pCt. 2,098 pCt. l,85pCt. 2,87 pCt. Organ. Stoffe Unorganische Stoffe Min. Max. Min. Max. 30,16 pCt. 34,83 pCt. 65,17 pCt. 69,84 pCt. Das Alter des Indivrduums scheint nach den Zahlen innerhalb der aufgeführten Grenzen (19 u. 86 Jahren) keinen Eintiuss auf die Zusammen- setzung der Knochen oder das Mischungsverhältniss der einzelnen Bestand- theile zu haben. Auch wurde keine regelmässige Abnahme des kohlen- sauren Kalks mit dem zunehmenden Alter constatirt; ebenso wenig wurde entgegen früheren Behauptungen weder in der rechten Körperhälfte noch in den unteren Extremitäten ein Ueberwiegen der Kalksalze beobachtet. Der Wassergehalt scheint mit dem Leimgehalt zu steigen, während das specifische Gewicht sinkt. Indem nämlich Verf 3 Mittelwerthe auf- stellte, zeigte sich: Wasser Organ. Substanz der Spec. Gewicht Trockensubstanz 10,94 pCt. 30,46 pCt. 1,964 pCt. 11,91 „ 31,28 „ 1,946 „ 13,77 „ 32,54 „ 1,898 „ Das specifische Gewicht alter Knochen liegt (nach 2 Fällen) unter der normalen Grenze. Letzteres Ergebniss hat sich nach den Untersuchungen von Rindes- knochen, deren Verf. in Verbindung mit solchen von Hund, Pferd und Affe eine Menge ausführte, umgekehrt gestaltet. Die Knochen des Rindes zeig- ten nämlich mit zunehmendem Alter einen höheren Kalkgehalt und ein höheres specifisches Gewicht, nämlich: 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. u. T.Jahr Organ. Substanz . 27,75 27,76 27,14 26,96 26,34 pCt. Spec. Gewicht . . 2,069 2,021 2,071 2,081 2,080 „ Das specifische Gewicht der Knochen liegt, entsprechend dem ge- ringeren Gehalt an Wasser und organischer Substanz, höher als bei den Menschenkuochen, nämlich im Mittel: Wasser Organ. Substanz der Spec. Gewicht Trockensubstanz Mensch. . . . 12,21 pCt. 31,43 pCt. 1,936 pCt. Rind .... 9,49 „ 27,49 „ 2,064 „ Mit dem 3. Altersjabr des Rindes tritt ein bedeutendes Sinken des Pliysiologische Unteräuchungen und Fülterungsversuche. fjK sijecifischen Gewichts und häufig ein Schwinden der Kalksalze auf. Es scheint ein Resorptionsprocess vor sich zu gehen, welcher eine Steigerung des Kohlensäuregehalts nach sich zieht. Diese Erscheinung bringt Verf. mit denen bei Knochenbrüchigkoit in Verbindung, indem sich auch hier ein grösserer Gehalt an CO2 (3,37 — 3,57 pCt.) ergab, als in gesunden Knochen (1,42—1,67 pCt.). Als sehr auffallend muss noch hervoi-geholjen werden, dass während E. Wildt für Kauiiichenknochen mehr Phosphorsäure gefunden hat, als dem 3-basisch i)hosphorsauren Kalk entspricht, Aeby in den Knochen von Menschen und Rindern mehr Kalk (5 pCt.) findet, und der Knochen- asche die Constitutionsformel 3 (3 CaO. PO5) -}- CaO zuertheilt. — Der Schmelz enthält nur 0.8 pCt. Kalk mehr und kann als 3 CaO. PO5 auf- gefasst werden. — Fernere Untersuchungen haben einen Gehalt des Kalk- phosphats an Krystallwasser ergeben iind bestimmte st()chiometrische Be- ziehungen zwisclieu diesem und dem basischen Wasser, sowie für con- stituirende Kohlensäure, nämlich ^/o Mol. Krystallwasser, ^/s Mol. bas. Wasser, ^s Mol. ül)crschüssigen Kalk und Yo Mol. constituirende Kohlen- säure, so dass das Phosphat der Knochen einen höchst complicirten Atom- complex darstellt, für welchen die Formel des Orthophosphats sechsfach zu nehmen ist. Ueber den Einfluss von kalk- und phosphorsäurearmer o'!!"^"^^ ^ ^ ^ CaO — und ^ahruug auf die Znsammensetzung der Knochen von H. Weiske^). po^ armer Zur Entscheidung der Frage, ob die Knochenbrüchigkeit des Vieh's d^e^'zus^im- durch Mangel an Mineralstott'eu {Phosphorsäure oder Kalk) im Futter be- ^i^^nsetzuni; . '^ ^ ^ ' -^^ ,1er Knochen. dingt sei, hat Weiske 3 Ziegen autgestellt, von denen Nr. 1 mit nor- malem Futter (Heu und Kleie) ernährt wurde, Nr. 2 ein an Phosphor- säure, Nr. 3 ein an Kalk armes Futter erhielt. Zur Herstellung des letz- teren wurde Häcksel zuerst mit Salzsäure, dann mit destillirtem Wasser ausgezogen und von demselben jedi-m Thiere Nr. 2 und 3 täglich 1 Pfd. im trocknen Zustande verabreicht. Ausserdem erhielten diese pr. Tag 0,5 Pfd. Stärke, 0,12 Pfd. Zucker und 0,13 Pfd. Casein mit etwas Koch- salz. Zu der mit lauwarmem Wass;n- angerührten Suppe wurde bei No. 2 pr. Tag 12 Grni. ])hosphorsaures Natron 2), bei Nr. 3 20 Grm. reine Schlämmkreide ^) hinzugefügt. Nach den im Futter ausgeführten Bestimmungen des Kalks und der Phos]»horsäure verzehrte Stroh- häcksel Siärkc Ziicki^r Casoin Xo. J in 49 Tagen 35 Pfd. 25 Pfd. G Pfd. 6 Pfd. Kalk .... 26,.55 Gr. No. 3 „ 42 „ 42 „ 21 ., 5^ ., 51 „ Phosphors. 52,.50 „ Die im Futter verzehrte Kalk- und Phosi)horsäure-Menge war daher im Vergleich mit normalem Futter eine äusserst geringe, die im Hani, in den F'aeces und der Milch ausgeschiedene M(inge stellte sich im Ganzen wie folgt: ') Zoitschr. f. lilologie 1871. 179 n. .*i33. *) Das zuerst auf diese Weise ernährte Thier verweigerte hartnäckig die Nahrung, wesshall) nachher ein anderes aui'gestellt wurde. 3) Von der Schl.immkreide blich stets ein nicht unbeträchtlicher Theil als Bodensatz im Gefäss zuriick. .lahresboriohf. /!. Abtb. r. ßc Physiologische Untersuchungen und Pütterungsversuche, No. 2 No. 3. Kalk Phosphorsäm-e Harn 9,08 Grm. 2,65 Grm. Faeces 69,55 „ 56,70 „ Milch 9,68 „ 3,28 „ Summa 88,31^) Grm. Kalk 62,63 Grm. Phosphorsäure. Die Zusammensetzung der wasser- und fettfreien Knochen (ossa me- tarcarpidd) war folgende: No. 3 No. 1 * (normales Futtei') Organ. Substanz 34,45 pCt. No. 2 kalkarmes 32,80 pCt. phosphorsäurearmes . Futter 34,60 pCt. Unorgan. „ . 65,55 „ 67,20 „ 65,40 „ Kalk .... 35,21 „ o 0. tJ 0 •• 35,72 „ Magnesia . . . 0,83 „ 0,76 „ 0,86 „ Phosphorsäure . 26,73 „ 28,01 „ 27,10 „ Die Zusammensetzung der Knochen ist daher im wesentlichen unver- ändert geblieben, und scheint der Mangel an Kalk und Phosphorsäure im Futter nicht so schnell auf eine Veränderung in den Knochen hinzuwirken, wie gewöhnlich angenommen wird. Die Thiere No. 2 und 3 magerten aber, wiew^ohl sich keine besonderen Ki'ankheitserscheinungen zeigten, mit jedem Tage mehr und mehr ab, No. 2 konnte schliesslich wegen Mangels an Kraft kaum mehr aufstehen und wurde am 50. Versuchstage todt vor- gefunden. Da die Thiere in Faeces, Harn und Milch mehr Kalk und Plios- phorsäure ausgeschieden als in der Nalu'ung zu sich genommen hatten, nämlich No. 2 88,31 — 26,55^61,76 Grm. Kalk, No. 3 62,63 — 52,50=10,13 Grm. Phosphorsäure, so muss diese Mehrausgabe durch Entziehung von anderen Bestandtheilen des Organismus als den Knochen gedeckt sein, in Folge dessen pathologische Erscheinungen hervorgerufen werden. ^erKaifun' H. Wciske^) hat ferner Versuche angestellt: Futter und „Ucber den Einfiuss des als Beigabe zum Futter gereichten phosphor- sauren Kalkes auf den Aschengehalt der Mich." Die ^ielfach verbreitete Ansicht, dass der praecipitirte 3 -basisch phosphorsaure Kalk an Mutter- thiere verfüttert mit in die Milch übergehe, veranlasste Verf., bei 2 Kühen der Futterration von 40 Pfd. Runkelrüben, 2 Pfd. Roggenkleie, 2 Pfd. Rapskuchen, 8 Pfd. Heu und 6 Pfd. Stroh pr. Kopf und Stück 2 Loth phosphorsauren Kalk zuzusetzen und vor, während und nach diesem Zu- satz die Milch auf Kalk und Phosphorsäure zu untersuchen. Der procen- tische Gehalt der Milch an letzteren Stoffen auf 12 pCt. Trockensubstanz berechnet, gestaltete sich folgendermassen: Milchasche. 1) Im Text irrthümlich 90,31 Grm. ^) Pr. Ami. d. Landw. 1871. 3U9. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Kuh I. 67 Asche . . . Kalk .... Phosphorsäure . Asche . . . Kalk .... Phosphorsäure . Vor Während Nach der Fütterung mit phosphorsaurem Kalk 12. Mai I 15. Mai I 22. Mai 25. Mai 1 29. Mai 0,683 pCt.|o,688 pCt. 0,157 „ 0,161 „ 0,240 „ 0,262 „ Kuh n. 0,704 pCt.|o,699pCt. 0,171 „ 0,168 „ 0,231 „ 0,213 „ 0,705 pCt. 0,158 „ 0,214 „ 0,668 pCt. 0,637 pCt. 0,159 „ 0,151 „ 0,228 „ 0,215 „ 0,699 pCt. 0,723 pCt. 0,176 „ 0,183 „ 0,218 „ 0,227 „ 0,732 pCt. 0,185 „ 0,223 „ Aus der täglich gegebenen Milchmenge berechnen sich folgende ent- leerten Quantitäten an Asche, Phosphorsäure und Kalk: Kuh I. Asche . . Kalk .... Phosphorsäure . Asche . . Kalk . . . Phosphorsäure 74,67 Grm 17,19 „ 26,23 „ 68,53 Grm. 16,02 „ 26,17 „ Kuh II. 79,68 Grm. 73,99 Grm. 17,78 „ 17,67 „ 24,14 „ 25,25 „ 53,33 Grm 12,96 „ 17,53 „ 56,29 Grm. 13,50 „ 17,16 „ 51,70 Grm 12,99 „ 16,08 „ 48,68 Grm 12,36 „ 15,26 „ Durch die Beigabe von phosphorsaurem Kalk zum Futter ist daher weder die procentische noch absolute Menge an Phosphorsäure und Kalk in der Milch vermehrt und würde dahr^r die Beifütterung desselben zur Bcreichcruug der Milch an diesem Salze vollständig nutzlos sein. Substitution des phosphorsauren Kalks in den Knochen j^J^'jfi'ö'gp},"^". durch andere Erdphosphatc von F. Papillon ^), desgl. von H.Weiske 2). sauren icaiks Papillon^) w'eist durch Versuche nach, dass der Kalk der Knochen Knochen. ohne jegliche Veränderung durch Strontian, Magnesia und Thonerde er- setzt werden kann. 1) Eine junge Taube erhielt 7 Monate lang vom 6. Septbr. 1869 bis 1. April 1870 Getreidekörner, die in einem Brei von phosphorsaurem Strontian und einer Lösung von je 1,5 Grm. Chlorkalium, Sal- peter, schwefeis. und kohlens. Kali pr. 1 Liter Wasser vertheilt waren. Die Zusammensetzung der Kuochenasche war folgende: M Compt. rend. 1870. 71, 372 ') Zeitschr. f. Biologie 1872. 237. 68 Physiologische Untersuchungen uud Fütterungsversuche. Phosphors. Kalk Strontian Phosphorsäure Magnesia Rückstand 46,75 pCt. 8,45 pCt. 41,80 pCt. 1,80 pCt. 1,10 pCt. 2. Eine junge weisse Ratte wurde mit phospliorsaurer Tbonerde in obi- ger Lösung, ferner mit Reis und Kleber vom 16. Sept. bis 29. Nov., an welchem Tage sie an Enteritis starb, gefüttert. Ihre Knochenascbe enthielt: Thonerde Kalk 6,95 pCt. 41,10 pCt. 3) Ein Bruder dieser Ratte von demselben Alter wurde unter denselben Bedingungen vom 16. Sept. bis 25. Nov. enicährt, und erhielt statt der Thonerde Magnesia-Phosphat. Die Untersuchung ihrer Knochen- asche ergab: Magnesia Kalk 3,56 pCt. 46,15 pCt. Dieses sehr unwahrscheinliche Resultat hat H. Wciske durch Ver- suche an Kaninchen geprüft und nicht bestätigt gefunden. Seine Kanin- chen erhielten zu zweien, von denen das eine erwachsen, das andere circa 1 Ys Monat alt war, Heu und in Scheiben geschnittene Rüben, denen das Erdphosphat eingerieben wurde. Mit diesem Futter wurden die Thicre 100 Tage lang gefüttert und verzehrten mindestens 1 Grm. Erdphosphat pr. Tag. Die wasser- und fettfreien Knochen der geschlachteten Thiere hatten nachstehende Zusammensetzung : Alter Art der Salzbeigabe 2 T^ m -A 1 ig 0 OD No. "/o ^/o 1 ausgewachsen phosphorsaurcr Kalk 65,60 53,94 1,06 40,03 2 5 Monate desgl. 62,02 55,77 1,23 42,73 3 ausgewachsen phosphorsaure Magnesia 68,41 54,21 1,09 42,08 4 5 Monate desgl. 61,99 53,68 1,24 42,01 5 ausgewachsen phosphorsaurer Strontian 68,00 . 53,93 1,06 42,00 6 5 Monate desgl. 62,30 53,60 1,23 42,67 7 ausgewachsen ohne Salzbcigabe 67,87 54,16 1,09 42,02 8 272 Monat desgl. 56,88 53,52 1,22 42,17 Die Beigabe der Erdphosphate hat daher keinen wesentlichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Knochen ausgeübt, und konnte nicht die Spur Strontian in denselben nachgewiesen werden. Anra. Dieser Gegenversnch von II. Weiske scheint uns keinen endgültigen Beweis gegen die Substitution des Kalkes in den Knochen durch Strontian etc. zu liefern, da die Thicre in dem Futter jcdenialls hialangliclies Material zum Knochenaufi)au voigctiuidon liaben. Unserer Ansiclit nach müssen zur Entschei- dung der Frage die Versuche in der AVeise angestellt werden, dass die Thiere in cmcm an Phosphorsilurc und Kalk armen 0 1er freien Futter piiosphorsaureu Strontian etc. erhalten. Physiologische Uutei-suchungen luul Fiittcrungsvcrsiicho. 69 Statt des frülicr cmpfohloiuni Knochenmehles stellt W. Colin i) jetzt ^^^;:«P^;>^«f«- nach Vorgang von J. Lehmann durch Auflösen der Knochenasche in Futter. Salzsäure und Fällen mit Ammoniak 3 hasisch phosphorsauren Kalk dar, den er dem Futter zuzusetzen vorschlägt. Versuche, welche Major V. Thiele-Winkler in Rokittnitz damit seit 1868 angestellt hat, zeigten zunächst, dass dieses Präparat von den Thieren gern aufgenommen wurde. Die Beifütterung au Kälher, alte und junge Schweine hlieh ohne sicht- haren Erfolg. Bei jungen Pferden dahingegen war ihre Wirkung eine günstige, indem die Thiere von sehr gutem Aussehen, starkem Gliederbau und seit dieser Beifütterung stets gesund und kräftig waren, lieber die Art der Fütterung und die Menge der aus dem Futter verdauten Phos- phorsäure gehen folgende Zahlen Aufschluss: Ge- Täffl. Futter 5 J3 Phosphorsiiure Phüspliors;iurc . 3 u ei schlecht S S" .c O T3 bO ja (-. Ol Datum s: s Ih 3 "o g -j ^'1.? Tßj; H^ im ver- zehrten im ° 0) t.' 3 CO ^ K X m r 3 .2 ■55 3 ti« Futter Dünger Sl^ No. ^ Mtz. Pfd. Pfd. Mtz. Lth. Lth. Lth. Lth. Lth. Lth. Sommer 1 18(38 1869 1 — 2 2 7 10 2 4 5,879 1,344 7,223 2,949 4,2742) 2 12. Jan. — 2 2 7 10 2 4 6,3293) 1,344 7,673 7,371 0,302 ii 5. Febr. — 2 2 7 10 2 8 5,879 2,688 8,567 5,723 2,844 4 19. ., —_ 2 — — 10 4 — 6,873 — 6,873 5,769 1,104 f) 4. .Alärz — 2 2^ 7 10 1 — 5,946 — 5,946 5,437 0,509 6 22. ., 1 2 2 7 10 2 4 5,879 1,344 7,223 3,968 3,225 7 19. Febr. — 2 — — 10 4 — 6,873 — 6,873 7,905 -1,032«) 8 4. März — 2 n 7 10 1 — 5,946 — 5,946 5,131 0,473 9 22. „ — 2 2 7 10 2 4 5,879 1,344 7,223 3,780 3,433 10 7. Juni 1 3 2 7 10 1 4 4,492 1,344 6,236 3,734 2.502^) C. Laraprecht^) erschliesst die günstige Wirkung des vorgenannten Kalkphosi)hats aus der erhöhten Gewichtszunahme, welche Kälber bei gleichem Futter und in gleichen Zeiträumen durch Beifütteruug desselben eifuhrcn, nämlich: ') Preuss. Ann. d. Landw. Wochenbl. 1870, 431. 2) Soll die im Tc.\t gegebene Zahl von 3,274 Lth. richtig sein, so waren im Dünger 3,949 statt 2,949 Lth. ') liier sind die im Stroh verzehrten 0,450 Lth. PO5 mit iu Rechnung gezogen. *) Der nach Stägiger Fütterung genommene Dünger war sehr weich. ^) Im Te.\t hcisst es 3,102, welche Zald sich ergiebt, wenn im Dünger 3,134 statt 3,734 Ltli. PO5 waren. Wie die Gesammt-POj in diesem Falle berecluiet, ist nicht ersichtlich; denn sind auch hier fiü- PO5 im Stroh 0,450 Lth. in An- schlag geljracht, so ergeben sicli im verzehrten Futter 6,286 statt 6,236 Lth. 6) Wiener landw. Zeitung 1872, 406. rff\ Physiologische UntersucUungen und Futtern iigsversuche. I. Versuch. IL Versuch. Eation pr. Kopf und Tag: 4 Kilo Ration: 3,5 Kilo Grummet, Grummet, | Kl. Schrot, 1 KI. Häcksel und 1 Kilo Schrot, 1 Küo 2 Kilo Müch. Häcksel. ] Kalb No. 1 No. 2 No. 1 No. 2. No. 3 Kilo Kilo Kilo Kilo Kilo Lebendgewichtszu- • nahme nach 20 Tagen: a. Ohne Beigabe v. nach Phosphat . . . 19,5 11 14 Tagen 9,25 1,0 10,5 Nach weiteren 20 Tagen desgl. b. Mit Beigabe von 16f Gr. Phosphat 15,5 22,5 11,0 12,5 14,5 c. Ohne Beigabe v. 162 Qj-m. Phosphat nach weiteren 14 Tagen . . . 5,5 8,5 7,0 Hiernach lässt sich nicht verkennen, dass bei gleichem Futter in derselben Zeit die Beifütterung des Kalki^hosphats eine erhöhte Lebend- gewichtszuuahme bewii'kt hat und zeigt sich die Wirkung desselben von der Individualität der Thiere abhängig. Bei Kühen jedoch blieb die Zu- gabe des phosphorsauren Kalks zur Futterration ohne Eesultate. Frühreife und Die frühzeitige Eutwickclung hat nach A. Sanson^) einen Knochen- o o j wachsthum. Einfluss auf die Dichte der Knochen. Bei der Frühreife entwickelt sich das Scelet früher, so dass Thiere, welche sonst erst in 6 Jahren ausge- wachsen sind, schon mit 4 Jahren ihre vollständige Entwickelung erreichen. Dies beruht nach Verf. darauf, dass in Folge einer an Kalkphosphaten reichen Nahrung (wie Samenkörnern) 2) die Epiphysen (Gelenkendstücke) der Röhrenknochen schneller verwachsen, dass die Knochenkörperchen sich zahlreicher entwickeln, früher die Knorpelschicht (conche de chondro- plastes), welche die Epiphyse von der Diaphyse trennt, durchsetzen, dass endlich diese Schicht schneller ossificirt. Das Scelet frühreifer Thiere ist nicht so voluminös, als das solcher in normaler Weise herangewachsenen-, ausserdem entgegen der Annahme \deler Züchter wegen des grösseren Ge- halts an mineralischen Stoffen specifisch schwerer. So ergab eine ver- gleichende. Untersuchung des Oberarms (femur) von einem 1 5 Monate alten frühreifen und desgl. von einem in normaler Weise herangewachsenen Merinoschaf folgende Zahlen: Länge d. Diaphyse Gew. d. ganz. Knochen Volumen Spec.-Gew, 1. Frühreifer Schenkel 0,13 m. 93,93 Grm. 70 cc. 1,342 2. Der gewöhnl. „ 0,16 „ 99,40 „ 78 „ 1,274 Der ausgewachsene Knochen bedarf einer Ernährung nur mehr inso- fern, als sie zu seiner Erhaltung nothwendig ist. Desshalb kann bei einem fi'ühreifen Thiere der Aufwand an mineralischen Stoffen, welcher zur Be- 1) Comptes rendus 1870, 71, 229. ^) Auf die von deutscher Seite gemachte P^inwendung, dass die Samenkörner reich an Phosphorsäure und Kali siiid, aber wenig Kalk enthalten, erwidert Verf. (ibidem 1871, Td- 921), dass die Hauptnahrung der Herbivoren die Blätter der Gramineen und Leguminosen, welche viel Kalk und Phosphorsäure enthalten, bilden, dass die Samenkörner nur als Ergäuzungsnahruug dienen und nur als solche bezeichnet werden können. Physiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. ly i tordciiing eines laiiger claui^rndeii Knoeliemvaclisthnni« ; rforderlieli gewesen wäre, als Uebersclmss zum Aufbau der Weichtheile, des Muskel- uud Fettgewebes, welcbe bei dem frühreifen Thiere überwiegen uud dem ganzen Körper die gern gesehene kubische Form geben, verwendet werden. Die Fnihreife hängt demnach nicht von dem Körperbau, sondern dieser von von jener ab, uud folgt daraus, dass bei der Zucht von Mastthieren mehr die Ernährungsweise der jungen Thiere als die Auswahl nach dem Körper- lau in Betracht kommt. Aus einer Abliandlung: Ueber cellulares uud intcrcellulares Knochen- i<"ochen- Nvachsthum von C. Ruge^) heben wir kurz hervor, dass die Intercellular- substanz der Knochen in constantem Verhältniss mit dem Alter abnimmt. Es werden dadurch die Abstände zwischen den Zellen grösser und zwar nach allen Richtungen. — Die Körperchen selbst bleiben im allgemeinen im extrauterinen Leben ohne messbare Veränderung, ihre Breite und Dicke nimmt nur wenig mit dem Alter zu. — Der Knochen wird durch immer zunehmende Zwischensubstanz dicker, breiter uud länger, er wird expan- dirt. Es findet somit in der That neben dem periostealen und cartila- ginären Wachsthum ein intercelluläres, ein sogenanntes interstitielles statt. Das intercelluläre Knochenwachsthum findet sich mit dem intermediären in dem jugendlichen Alter vor, reicht bis zum 14. bis 15. Jahr und spielt zwischen 1 und 9 Jahren die Hauptrolle. Im Knochen tritt durch Uu- thätigkeit eine Atrophie ein, er ist kein in sich todtes unveränderliches Gebilde, dem höchstens durch Aufsaugung au den Flächen seine Dicke verloren geht. Auch mit dem Alter lässt sich eine Atrophie der Knochen, ein lusichgehen (der jugendlichen Expansion gegenüber) nachweisen: eine intercelluläre Resorption. Jul. Wolff2) beweist in einer längeren Abhandlung: „Ueber die innere Architectur der Knochen und ihre Bedeutung für die Frage vom Knochenwachsthum''', dass der innere Bau der Knochcu ganz mathema- tischen Regeln angepasst ist, dass ein Ingenieur nicht besser eine Brücke als die Natur den Knochen aufgebaut hat. Auf den Knochen wirken Zug- und Druckkräfte- au den Stellen und Linien, wo diese wirken, ist feste Substanz angehäuft, während da, wo keine Kräfte thätig sind, Hohlräume auftreten. (Auf eine weitere Besprechung dieser Ai'beit müssen wir verzichten.) Ueber den Stickstoffgehalt des Fleisches von P. Petersen,-^) stickstosf- H. Huppert,^) und J. Nowack.^) FieLhef P. Petersen findet für den Wasser-, Fett- und Stickstoffgehalt des frischen Fleisches folgende Zahlen: ») Virchow's Archiv 1870, 49, 237. 2) Virchow's Archiv 1871, 50, 389. 3) Zeitschr. f. Biologie 1871, 166. 4) Desgl. 354. *) Sitzungsberichte d. Wien. Akad. 1871. October. 72 PliysiologiseUe UiiuT.iiicburigeii und Fütteriiiigsversiiolie. Fleisch von Körpertheil Wasser pCt. Fett pCt. Stickstoffm-balt des frischen Fleisches 1. Best. 2. Best. des trocknen 1. Best. 2. Best. Rind A Rind B | Schwein A Schwein B | Hammel A) Hammel B j Kalb A Kall) B j 1 Pferd A j Pferd B a. Vorderschenkel b. Hinterschenkel a. Yorderschenkel b. Hinterscheukel a. Vorderschenlvel b. Hinterschenkel a. Vorderschenkel b. Hinterschenkcl a. Vorderschenkel b. Hinterschenkel a. Vorderschenkel b. Hinterschenkel a. Vorderschenkel b. Hinterschenkel a. Vorderschenkel b. Hinterschenkel a. Vorderschenkel b. Hinterechenkel a. Vorderschenkel b. Hinterschenkcl 77,22 75.75 78,16 75,21 74,89 73,99 76,14 71,93 76,22 76,68 76,78 76,98 79,29 77,85 79,19 79,05 73,55 73,21 76,03 75,98 0,76 3,01 0,86 3,40 3,78 4,65 3,73 6,55 3,03 2,57 3,02 2,67 0,92 0,81 0,78 0,76 1,73 1,96 0,76 1,09 3,35 3,24 3,24 3,34 3,33 3,18 3,12 3,33 3,21 3,22 3,03 3,11 3,07 3,33 3,12 3,17 3,54 3,64 3,45 3,28 3,36 3,24 3,22 3,36 3,32 3,19 3,14 3,36 3,21 3,22 3,05 3,12 3,08 3,33 3,14 3,17 3,55 3,62 3,46 3,28 14,71 u. 14,74 13,37 „ 13,37 14,82 13,48 13,27 12,24 13,07 11,88 13,51 13,80 13,07 13,49 14.81 15,03 15,01 15,12 13,38 13,58 14,41 13,65 14,75 13,56 13,23 12,26 13,06 11,96 13,49 13,81 13,14 13,54 14,88 15,03 15,07 15,11 13,40 13,53 14,41 13,67 Daraus ergiebt sich im Mittel für frisches Fleisch^) vom: Rind Scliweiii Hammel Kalb Pferd Totaldiirchschnitt Stickstoff 3,29 3,25 3,15 '3,18 3,48 3,27 pCt. Fast dieselben Zahlen fiii' den Stickstoftgehalt des Rindfleisches fand H. Huppef^'t^) durch 39 Analysen, welche ebenfalls wie die von P.Petersen nach der Will- Varrentrapp'schen Methode ausgeführt wurden. Huppert erhielt im Mittel 3,301 pCt. (2,97 bis 3,52 pCt.) Stickstoff bei einem durchschnittlichen Wassergehalt von 75,4 pCt., w^obei jedoch zu erwähnen ist, dass niemals ganz frisches Fleisch, wie von P. Petersen untersucht wurde. Dcsshalb konnte sich die von Petersen aufgefundene Be- ziehung zwischen Wasser- und Stickstoffgehalt: „wonach das w-asserreichere Fleisch in der Trocken -Substanz in der Regel mehr Stickstoff" enthält als das wasserarmere", bei den Bestimmungen von H. Huppert nicht heraus- stellen. Etwas höhere Zahlen für den Stickstoffgehalt des Fleisches vom Rind, Pferd, Hund und Mensch wurden von J. Nowack gefunden. Derselbe bestimmte den Stickstoff' nicht nach der Methode von Will-Varrentrapp ') In der .Vcliillesselme und dem Nackenbaud findet man in der frischen Substanz einen liöJieren X-Gchall, niimlich 4,0 bis .''),4 pCt.; sie enthalten aber viel weniger Wasser ('>!^,2 l)is 68,9 p('t.), so dass bei gleichem Gehalt au Wasser ihr N-G ehalt dem des frischen L'ieisches entspricht. Phytiiulogische Uiitersucliiiugcn iiud Fiitteri\iig^versiichc. yo durch Verbrennen mit Natronkalk/) sondern durch GUihen mit Kupferoxyd auf gasvohimetrischem Wege. Aus seiner ausführlichen Abhandlung heben wir folgende Zahlen für den Stickstoft'gehalt des frischen Fleisches hervor: llmd I. Riml II. Riud III. Mnskelpartie a. b. a. b. a. 3,775 pCt. 3..59;» pCt. 3.448 pCt. 3,028 pCt. 3,780 pCt. 3.777 „ 3.(;04 „ 3,443 ., Pferd I. Pferd 11. Iluud I. Muskelpartie a. b. • a. b. a. b. c. 3,755 pCt. 3.037 pCt. 3,072 pCt. 3.785 pCt. 3,528 pCt. 3,037 pCt. 4,310 pCt. 3,760 „ 3,(i3l „ 3,901) „ 3,780 „ 3,550 „ :5.048 „ 4,304 „ 3,752 „ 3,035 „ 3,040 „ Mensch I. Mensch II. Muskelpartie b. c. b. 3.012 pCt. 3.770 pCt. 3,238 pCt. 3,(512 „ 3,802 „ 3,240 „ Bekanntlich hat Voit bei seinen Fleischfütterungs- Versuchen einen durchnittlichen Stickst oftgehalt des Fleisches von 3,4 pCt. zu Grunde ge- legt. Vorstehende Untersuchungen zeigen nicht unerhebliche Schwankungen, die von Petersen und Huppert gefundenen Zahlen liegen durch- schnittlich unter 3,4 pCt., während die von Nowack bedeutend höher ausgefallen sind. Erstere Analytiker halten trotzdem die von Voit auf- gestellten Fundaraentalsätze der Ernährung — und Voit begründet dies in einer besonderen Anmerkung zu Huppert's Abhandlung — für eine unbestrittene Wahrheit, dahingegen glaubt Nowack nach seinen Bestim- mungen, dass es unzulässig ist, für die StickstoflPgrösse der Fleischsubstanz eine Mittelzahl zu Grunde zu legen. IV. Untersuchungen über Blut und Respiration. Beziehung zwischen dem Eisen in der Galle und dem Blutfarbstoff B^'t*fa"bstoff. von P. A. Young. 2) Nach Verdampfen einer gewogenen Menge Galle, Glühen des Rück- standes wurde letzterer in starker Salzsäure gelöst, die Lösung verdünnt, Zink hineingelegt und nach Reduction des Eisenoxydes mit Chamaelcou titrirt. Verf. fand auf diese Weise pr. 100 Grm. Galle: I. Ochsengalle 1 2. 3. 4, 0,00620 Gnu. 0.00514 Grm. 0,00312 Grm. 0,00300 Grm. Eisen, II. IIuiKlcgallc 1. 0,1380 Grm. Eisen. lil. Mcnschengallc 1. 2. 3. 4. 5. 0. 0.0049 Grm. 0,(X)54 Grm. 0,0102 Grai. 0,0039 Grm. 0,0043 Grm, 0,0115 Grm. Eisen. ') P. Petersen erhielt zwar nacli dieser und der Dumas'scheu Methode keine erheblichen Differenzen im Stickstoftgehalt des Fleisches. Neuere Uuter- sucliungen, so die von Piitthausen und U. Kreussler (Jourii. f. practische Chemie 1871, 'Ml) und die von M. Märcker (Landw. Versuchsst. 1873, 204) machen es wahrscheiuHcl), dass die durch Verbrennen mit Natroidcalk erhaltenen Zahlen ^u niedrig ausfallen. .T. Nowack fand nach letzterer Methode für frisches Eleisch 0,5 bis 0,7 pCt. N weniger. '^) Jörn, of auat. and physiol. by llumphry and Turner 5, 158. 74 Physiologische Uiifersuchungeu und Fütterungsversuclie. Grra. Euthaarte Haseuliaut (frisch) 0,0039 Hasenhaut 0,0210 0,0110 0,0004 0,0024 0,0138 0,0048 Da das Eisen ein constanter Bestandtheil des Hämoglobins ist, so glaubt Verf., dass die Galle Bestandtheile enthalte, welche aus dem Blut- farbstoff abstammen. Nach dem Eisengehalt des Hämoglobins (0,42 pCt.) entspricht das Eisen pr. 100 Grm. Ochsengalle 0,73 bis 1,46 Grm. und pr. 100 Grm. Menschengalle 0,94 bis 2,7 Grm. Blutfarbstoff (Hämoglobin), des^BiutM^'u ^^ einer Arbet über den Eisengehalt des Blutes und der der Nahrung. Nahrung widerlegt Boussingault ^) die vielfach verbreitete Annahme, dass das Eisen (rt-sp. Eisenoxyd) dem Blute der Säugethiere die rothe Farbe verleihe, dadurch, dass mit weissem Blut durchsetztes Muskel- fleisch der Erdschnecke ebenso viel Eisen enthält, als das mit rothem Blut gefüllte Ochsenfleisch. Die hohe Bedeutung des Eisens für den thierischen wie pflanzlichen Organismus veranlassten Verf., den metallischen Eisengehalt in einer Menge Substanzen festzustellen und fand pr. 100 Thle. Substanz : Grm. Fibrin (trocken) 0,8466 Blutkörperchen (trocken) . . 0,3500 Blutalbumin (trocken) .... 0,0863 Hämatosin 6,3300 Menscheublut 0,0510 Ochsenblut ...:.... 1. 0,0375 desgl 2. 0,0480 Blut der Erdschnecke .... 0,00069 Muskelfleisch der Ochsen . . 0,0048 desgl. des Kalbes 0,0027 Fischfleisch (Merlan) .... 0,0015 Fleisch der Erdschnecke . . 0,0012 Merlan (ganzer Fisch) . . . 0,0082 Frische Gräten des Merlan . 0,0100 Schellfischgräten (lufttrocken) 0,0372 Kuhmilch 0,0018 Hühnerei (ohne Schale) . . . 0,0057 Schnecke (ohne Haus) . . . 0,0036 Schneckengehäuse 0,0298 Frischer Ochsenknochen . . 0,0120 Knochen vom Hammelfuss . 0,0208 Ochsenhorn (getrocknet) . . 0,0083 Schwarzes Haar (40 jähriger Mann) 0,0755 Pferdehaare 0,0507 Taubenfedern 0,0179 Hammelwolle 0,0402 Hiernach verzehrt in der üblichen Nahrung pr. Tag: 1. Der französische Matrose . , . 0,0661 Grm. Eisen 2. „ „ Soldat . . . , 0,0780 „ Maus (ganzes Thier) . . , Menschenham im Mittel . Pferdeharn Pferdeexcremente (frisch) . Weisses Weizeubrod . . . Mais 0,0036 Reis 0,0015 Weisse Bohnen . 0,0074 Linsen 0,0083 Hafer 0.0134 Kartoffeln 0,0016 Möhren (Wurzel) 0,0009 Aepfel 0,0020 Spiuatblätter 0,0045 Kohl, inneres blassgefärbt . 0,0009 desgl. grüne Blätter . . . 0,0039 Heu 0,0078 Weizenstroh 0,0066 Seetang (lufttrocken) .... 0,0548 Rothwein pr. 1 Liter . . . . 0,0109 Weisswein desgl. ...*... 0,0076 Bier desgl 0,0040 ') Journ. d'Agric. pratique 1872, 832 u. Berichte d, deutschen ehem. Ges. BerUii 1872, .533, 824 u. 825, Yergl. auch Agric. chem, Centr.-Bl. 1872, 55 u, diesen Jahresber. 1866, 343, Physiologische Uiitersuchiuigen und Fütteruiigsversuche. "Vg 3. Der englische Arbeiter .... 0,0912 Gramm Eisen 4. Der irländische „ .... 0,1090 „ „ 5. Der Galeerensträfling 0,0591 „ „ 6. Ein Pferd 1,0166—1,5612 „ 7. Eine Milchkuh (600 Kilo schwer) . 1,3650 „ „ E. Polacci^) hat im Blut von Menschen, in der Milch von Menschen vorkommen / ' von Mangan und Hausthieren, ferner in den Hühnereiern als constanten und normalen in thierischen Bestandtheil Mangan nachgewiesen. Er findet den Gehalt der Milch an Mangan grösser als den des Blutes. Da der Eisengehalt der Milch ver- hältnissmässig geringer als der des Blutes ist, so schliesst er auf eine Un- abhängigkeit des Mangans vom Eisen. Auch Campani^) hat neben Eisen in den Blutkörperchen und dem klaren Serum von Ochscnlilut, besonders in ersterem Mangan erkannt. Eine ausführliche Analyse von Blut (Schröpflvopfblut aus der cbyiuri^e Nierengegend) einer au chysöser Beschaffenheit des Harns leidenden Dame theilt F. Hoppe-Seyler^) mit: In 100 Grm Blut In 100 Grm. Blut Aiv. • ff ^ ^^^^^"^^^ .... 0,279 Chlorkalium . . 0,206 Albuminstotte | lösüches Albumin 3,075 Chlornatrium . . 0,250 Cholesterin . . 0,158 Schwefels. Natron 0,070 Aetherauszug < Lecithin . . . 0,348 Phosphors. „ 0,043 l Fette . . . . 0,170 Kohlens. „ 0,029 ^ ^ f in Alkohol löslich 0,220 Phosphors. . Kalk l ^^^^ Extractstoffe [ ^^ ^^ ^^^l^^li^^l^ 0^414 ^^ Magnesia/ ^,095 Hämoglobin 14,960 4) W. Marcet^) zieht aus seiner Arbeit über Constitution des^*^°"^','iJj'p']°° Blutes und die Ernährung des Muskelgewebes folgende Schluss- Ernährung p , des Muskel- folgerungen: gewebes. 1. Das Blut ist im Avesentlichen eine collo'ide Flüssigkeit. 2. Trotzdem enthält es eine geringe constaute Menge diffundirbarer Stoffe, nämlich 7,3 Grm. pr. 1000 Grm. Blut und 9.25 Grm. für ein gleiches Volumen Blutserum. — Diese Menge wurde durch 24 stündige Dialyse gefunden. 3. Das Chlor (resp. die Chlorsalze) scheinen im gelösten Zustande im Blut zu sein, die Menge desselben ist etwas schwankend und beträgt pr. 1000 Thle. 3,06 Tille. Blut und 3,45 beim Blutserum. Unterwirft man Blut mehrere Tage unter Erneuerung des Wassers der Dialyse, so bleibt schliesslich eine syrupartige Masse zurück, der Rückstand verliert seine alkalische Reaction, ein Beweis, dass diejenigen Stoffe, Avelche dem Blut die alkalische Reaction verleihen, im krystalloiden Zustande vorhan- den sind. 4. Phosphorsäure und Eisen sind im coUoiden Zustande zugegen, ihr Vcrhältniss zu einander schwankt und ist pr. 100 wie (21,39 bis 23,8): (76,2 bis 78,61) Eisenoxyd. 1) Berichte d. deutschen ehem. Gesellsch. in Berlin 1871, 415. 2) Ibidem 1872, 287. ') Med. ehem. Untersuchungen von F. Hoppe- Seyler 1871, 4. Heft, 555. ") Nach der Eisenbestimmnng 12,00 pCt. berechnet. ^) Chem. News, 23. 229 im Auszug: Compt. rend. 1871, Td, 77J, yjj Physiologisclie Uiitrrsiichnngen und Füttern iigsvorsuche. 5. Das Blut entliält wie bekannt in glcicliom Volumen mehr Phos- pliorsäurc und mehr Kali als das Blutserum. Diese beiden Stoffe sind aber vorzugsweise in den Blutkörperchen localisirt, woraus folgt, dass diese eine gewisse Kraft besitzen, mittelst deren sie der Diffusion der diffundir- barcu Stoffe Widerstand leisten. In Folge dieser Eigenschaft findet in den Blutkörperchen eine Anhäufung des Kalis statt, welche ungefähr die 4 fache Menge des im Blutserum vorhandenen Kalis ausmacht. 6. Eine Mischung von Phosphorsäure und Kali im colloiden Zustande kann künstlich dargestellt werden, wenn man eine Lösung von Chlor- kalium und phorphorsaurem Natron der Dialyse unterwiift. Die erhaltene colloide Masse scheint die Eigenschaften eines neutralen 3 basischen Phos- phats zu theilen. 7. Auf diese Weise erhält man während einer gewissen Zeit in der colloiden Flüssigkeit Phosphorsäure, Kali, Xatron und Chlor in einem solchen Verhältniss, als man sie nach 24 stündiger Dialyse im Blut- serum findet. 8. Das Muskelgewebe besteht aus cb-eierlei verschiedenen Substanzen. Die erste Classe bildet das eigentliche Gewebe, welches unlöslich in Wasser aus Albuminköii^ern, Phosphorsäure, Kali und Magnesia in wechselndem Verhältniss besteht. Die zweite Classe enthält dieselben Stoffe aber im colloiden Zustande. Diese Stoffe sind dem Blute ent- nommen und bestimmt den Muskel zu nähren d. h. in die Stoffe der ersten Classe überzugehen. Die dritte Classe endlich wird aus Stoffen der ersten und zweiten gebildet-, aber letztere befinden sich im krystalloiden Zustande, sind diffundirbar, enthalten ausser Chlor und Natron (welche nie fehlen) Kali und Phosphorsäure in einem solchen Verhältniss, dass ein neutrales Phosphat von der Formel 2 KO. HO. PO5 oder Pyrophos- phat von der Formel 2 KO. PO5 resultirt. Die zu dieser Classe gehören- den Stoffe sind aus den der ersten Classe durch Zerstörung und Elimina- tion hervorgegangen. Verf. weist nun darauf, dass Mehl, Kartoffel und Reis, welche als Nahrung der Thiere und Menschen dienen, Kali und Phosphorsäure und die Substanzen, welche sie einschliessen, in demselben colloiden Zustande enthalten, wie sie im Blut vorkommen. Diese Stoffe gehen im Thier- organismus oder beim Verlassen desselben durch Zersetzung aus dem col- loiden Zustande in den laystalloiden über, um in letzterem von der Pflanze aufgenommen und in den colloiden Zustande zurückverwandelt zu werden, in welchem sie wiederum den Thieren als Nahrung dienen. Naiur, ir- X. Bcchamp und A. Estor^) halten die Blutkörperchen für Sprung und . '- ' '■ Mense der ciu Aggregat vou Microzymcn, die in Bacterien und Bacteridicn ^^'"'dienr'^ Evolution hervoiTufen, sich wie Fermente verhalten und das Material zur Bildung kleiner Zellen liefern. Die Blutköiiierchen sind nichts Aveiter wie das Piesultat dieser Microznnen. S. Arloing2) hat die Untersuchung von A. Bechamp u. A. Estor wiederholt, kann die Beobachtungen derselben im Ganzen bestätigen, in- terpretirt sie aber anders. Er schlicsst: ' ) C()ini)tes rendus 1870. 70. 265. 2) Ibidem. 1872. 74. 1250. Pliysiotogische Uulcrsuchungen und Fii'ferungsversuche. yy 1) die Blutkörperchen der Säugcthiere sind kleine von einem Häutchen umgebene, homogene Massen-, 2) In verdünnten Alkohol gebracht, verlieren sie ihr Ilämatoglobin durch Exosniose und, dieses freigeworden, wird in der Form von Granulationen, vereinigt mit den Resten der Blutköiiierchen prae- cipitirt. 3) diese Granulationen sind unfähig, Zellen zu erzeugen. Auf eine weitere Allhandlung von A. Bechamp und A. Estor^), welche die Resultate der ersteren erhärtet, wollen wir nur verweisen. Die Menge der Blutkörperchen in einem bestimmten Volumen Blut verschiedener Tliiere hat L. Mallassez^) bestimmt und findet: 1) Die Zahl der Blutköi'])erclien in demselben Volumen Blut ist grösser bei den* Säugethieren als bei den Vögeln, bei diesen grösser als bei den Fischen; unter letzteren enthalten die Knorpelfische wieder mehr als die Knochenfische. — Bei den Säugethiereu z. B. schwankt die Zahl zwischen 3^2 — 18 Millionen pr. 1 Kubikmillimeter; Menschen- blut enthält in diesem Volumen im Mittel 4 Millionen. 2) Die Zahl der Blutkörperchen steht fast im umgekehrten Verhältuiss zum Volumen derselben. lieber Vorkommen von Ilaemoglobin in den Muskeln der H^^uipsioi;'" " u. seine Ver- Molluskeu und die Verbreitung dessellieu m den lebendigen Organismen hrcitun;,' im hat E. Ray Lankester^*) Untersuchungen angestellt, auf welche wir ^^''samsmus. ebenfalls nur verweisen. F. Hoppe-Seyler*) studirte die Eigenschaften des Hämoglolnns, be- sonders sein Verhalten gegen Wasserst otf und Kohlensäure, wodurch es unter Anwendung gewisser Vorsichtsmassregeln in einen purpuiTothcn Farb- stoff „Ilämochromogen" gespalten wird. Dieser Körper verwandelt sich durch Absorption von Sauerstoff aus der Luft in Ilämatin. Das Hämoglolnn enthält lose gebundenen Sauerstoff, welcher sich ohne Zersetzung des Farbstoffs durch Kohlenoxyd oder Stickoxyd vertreten lässt. Auch das Ilämatin ist von F. Iloppe-Seyler'*) einer Untersuchung unterzogen, namentlich auf sein Verhalten gegen reducirend(^ Mittel ge- prüft. Er findet im Mittel folgende Elementarzusammensetzung für dasselbe: C H N Fe G4,30 5,50 9,11 8,82 Pr. Hiermit würde die empirische Formel C^^^ H,.,-, Ng Fe2 0 ,,, nahezu übereinstimmen. V. Subbotin'^) hat den Einfluss der Nahrung auf den Hämo- EinHussder globin-G(^alt des Blutes festzustellen gesucht. (len'Hifmo" Die nach der Preyer'schen Mctliode mittelst des Spectralajjparates ausgeführten Bestiimnungen des Hämoglobins lieferten folgende Resultate: 1) Die PHanzenfi-esser haben im allgemeinen einen geringeren Gclialt oljingehalt . dps Klules. ') C^jiJiptfts rondus 1H72. 75. 902. , 2) lltidem. ^'r 1528. ^) l'ilri'.,'cr's Archiv f. riiy.siol()j,nn 1871. .115. ■») licriclife d. dcutsclicii clicni. (ioscllsch. in ßerliii. 18<0. 229. ■') Med. clieni. IJntcrsiichiingoii von F. Iloppo-Scyler 1871. 4-. Heft, 523. '^) Zeitsclir. f. Biologie 1871. 185. yg Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversiiche. an Hämoglobin im Blute als Fleischfresser- das Kaninchenblut z. B. enthält im Mittel von 7 Bestimmungen 8,41 pCt. Hämoglobin, wälu'end das Blut eines gut genährten Hundes 13,80 pCt. 2) Das Blut ausgewachsener Thiere ist bedeutend reicher an Hämoglobin als das junger. Das Blut des Ochsen gab 12,10 pCt., das des jungen Kalbes im Mittel nur 8,91 pCt. 3) Krankheiten bedingen häufig eine Abnahme des Hämoglobingehaltes. Ganz enorm ist die Verminderung nach grösseren Blutverlusten und bei der Chlorose, wo der Gehalt für einen normalen Menschen von 13,10 pCt. auf 5,01 und 4,63 pCt. herabgeht. Diese starke Abnahme wird nicht durch den thcilweisen oder gänzlichen Hungerzustand be- wirkt, indem ein während 38 Tagen hungernder Hund 13,33 pCt. Hämoglobin hatte gegenüber 13,80 pCt. am ersten Hungertage. 4) Eine eiweissreiche Nahrung vermehrt, eine eiweissarme, \iel stickstoff- freie Stoffe enthaltende Nahrung vermindert den Hämoglobingehalt des Blutes. Ein mit Fleisch ernährter Hund hatte 13,73 pCt. Hä- moglobin, bei ausschliesslicher Fütterung mit Stärkemehl und Fett sank dieser Gehalt am 26. Tage auf 11,65 pCt., am 38. Tage auf 9,52 pCt. Das Blut zweier mit Körnern gefütterten Tauben zeigte 11,52 — 12,56 pCt., während das zweier anderen mit fettem Eidotter ernährten nur 7,31—10,95 pCt. i) 5) Die Menge des auf die Einheit des Körpergewichts kommenden Hä- moglobins scheint wie die Blutmenge coustant zu sein, z. B. enthalten 100 Grm. Körpergewicht: a. von Kaninchen 0,346—0,348 im Mittel 0,347 Grm. Hämoglobin. b. von Hunden 0,680—0,852 „ „ 0,764 „ „ eiifel"Huudes "^^^ Blutasche cincs Hundes untersuchte Adolf Jarisch^) mit folgendem Resultat: In 100 Theilen Blut In 100 Tlieilen Asche (Mittel aus 4 Analysen) (Mittel aus 4 Analysen) 3) Gesammtasche 0,8922 — Phosphorsäure 0,1103 Schwefelsäure . 0,0358 Chlor . . . 0,2805 Kali .... 0,0342 Natron . . . 0,3748 Kalk .... 0,0112 Magnesia . . 0,0058 Eisenoxyd . . 0,0948 ^deamutlT^ A. Gamgee^) findet die specif Wärme des frischen OchSfenblutes im Mittel gleich der des Wassers nämlich zu 0,97 — 1,07. 12,32 pCt. 4,01 31,43 ., 3,83 42,01 1,25 0,65 8,34 ') Hiermit steht die von Bischof u. Veit (Zeitchr. f. Biologie, 5, 389 und diesen Jahresber. 1868/69, 531) aufgefundene Erscheiinmg im Einklang, dass bei ausschliesslicher Fütterung mit Fett die Sauerstoff- Aufnahme eine geringere ist, als bei völligem Hunger. 2) Ann. d. Chem. u. Pharm. 1872, 168, 336. ä) Drei der Analysen bezogen sich auf arterielles, 1 auf venöses Blut. Da die Analysen keinen erheblichen Unterschied zeigen, so geben wir den Durchschnitt. ■') Journ, of anat. and phys. by Humphry and Turner. 7, 139. r300 unter 700 bis zu 1300 über 1400 Grm. 18,9 34,3 69,7 48,18 „ 7,4 6,0 5,5 3,3 pCt. Physiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. y^ Verhältuiss der Blutmenge zum Kürpergewicht. /ßiutmenge Als Thiere kamen zur Verwendung Kaninchen, Katze und Tauben, zum Körper- Bei diesen bestimmte W. Brozeit^) Lebendgewicht und Blutmenge (letz- s®''"' '• tere nach gewöhnlicher und einer neuen Methode), und fand unter gleich- zeitiger Angabc des procentischen Gehalts an Hämatin und Fett fol- gende Zahlen: Kaniuchen 1 Katze | Taube No. 1 2 3 I I No. 1 2 3 4 Lebendgewicht . 299 603 303 2230 275 359 290 270 Grm. Blutmenge . . . 7,07 38,3 19,0 168,3 14,1 30,2 18,6 15,0 „ Verhiiltniss d. Bliit- menü;e zum Körper- gewicht . . .1:41,0 :15,8 :16,0 :13,3 :19,6 :11,9 :15,5 :18,0 „ Hämatin . . . 4,122 0,8 1,01 1,26 1,86 1,308 1,311 1,48 „ Fett des Blutes . 0,67 0,27 — — 0,51 0,21 3,10 — „ Job. Ranke 2) bestimmte die Blutmenge von Kaninchen in verschie- denem Ernährungszustande wie folgt: Reingewicht (d. h. Lebendgewicht minus j Kleine Thiere 2. Grössere 3. Grosse hagere 4. Grosse sehr fette Darminhalt) Blutmenge .... desgl. in Procenten Verhältniss der Blut- menge zum Reingewicht 1:13,5 1:16,6 1:18,6 1:30 „ (In gleicher \Yeise fand Verf. die Gesammt-Blutmenge zum Reingewicht im Mittel bei Hunden wie 1:14,7, bei Katzen 1:21,4, bei Fröschen 1:15,3). Hiernach haben jüngere und kleinere Thiere relativ mehr Blut als ältere-, fettreiche dahingegen relativ weniger als magere. Da mit einer relativ grossen Blutmenge ein gesteigerter Stoffwechsel verbunden ist, so folgt hieraus für den Landwirth, dass er bei der Mast auf eine Herab- setzung der Blutmenge hinwirken muss, um einen grossen Fettansatz zu erzielen^). Gleichzeitig macht Ranke auf den Darminhalt der Ver- suchsthiere, welche reichlich ernährt wurden, aufmerksam, und fand in Procenten des Köi^i erge wicht s: No.l 2 3 4 Darminhalt 27,9 22,3 20,9 15,5 pCt. Verhältniss desselben zum Körpergew. 1:3,6 1:4,4 1:4,8 1:6,4 „ Der Darminhalt ist also für die jüngeren Thiere der relativ grösste und nehmen diese und die mageren Thiere in der Zeiteinheit relativ mehr Nahrung zu sich als die fetten, was wiederum für den gesteigerten Stoff- wechsel der jüngeren und mageren Thiere spricht. Ed. Matthieu und V. Urbain'i) studirten einige Einflüsse, welche ?^«i'|n^«j^jjs die Zusammensetzung der Gase des arteriellen Bluts verändern, und fanden: mensetzunp; der Blutp.i-io unter cewis- >) Bestimmung der absoluten Blul;menge im Tk^'erkörper. Inaugural-Disser- sen Einfluß- tation. Königsberg 1871. Methode der Blutbestimmung in Pflüger's Archiv f. sen. Physiologie 1870, 353. 2) Die Blutvertheilung und der Thätigkeitswechsel der Organe von Joh. Ranke. Leipzig 1871. ^) Vergl. hierüber Subbotin: Ueber den Einfluss der Nahrung auf den Hä- moglobingehalt des Blutes. 4) Compt. rend. 1871. 73. 216. grt Physiologische Uiitersurhungen und Piilteningsversuche. 1) dass bei Aderlass der Sauerstoff des Blutes abnimmt, und zwar pr. 20 cc. entzogeneu Blutes beim 3ten Aderlass um 1,25 cc., beim 3ten um 2,25 CO., beim 4ten um 3 cc., beim 5ten um 3,5 cc. Diese successive Abnahme ist durch die Verluste an Blutköi^ierchen bedingt. Nach 15 — 20 Tagen ist der normale Zustand wiederhergestellt. 2) Die Blutgase der Arterien verschiedenen Umfanges sind verschieden zusammengesetzt. Die umfangreicheren Gefässe enthalten mehr Sauer- stoff als die engeren z. B. Zweig der Zweig der Carotis Cniralis Cruralis Crm-alis Sauerstoff 25,00 cc. 22,00 cc, 12,67 cc. 10,16 cc. Kühlensäure 54,50 „ 44,00 „ 62,50 „ 52,10 „ Diese Verschiedenheit kommt daher, dass die umfangreicheren Ge- fässe mehr Blutkörperchen als die mageren enthalten. 3) Die äussere Temperatur macht sich in der Weise geltend, dass das Blut im Winter mehr Sauerstoff enthält, als im Sommer. So wurde gefunden : 21. März .5. Jmii 5. Juli :i. April 10. Juni 27. Mäiz 22. Juli Temperatm- . +4,8" +1G" +23,!) -|-8" +17.4 -fO,?" +24" Sauerstoff. . 2Ü,2ö 19,40 16,56 24,50 17,00 22.10 11,56 cc. Kohlensäure . 49,00 40,50 47,47 50,75 50,75 49,75 47,51 ,. 4) Je grösser der Luftdruck desto grösser ist der Gehalt an Sauerstoff und Kohlensäure. Luftdruck . . 764 mm. 734 mm. 794 mm. Sauerstoff . . 22,50 cc. 20,50 cc. 24,00 cc. Kohlensäure . 51,50 „ 49,75 „ 56,50 „ ^ Vorstehendes unter 3 bezeichnetes Verhältuiss gilt für Wirbelthiere, deren Körper-Temperatur eine constante ist. Bei Thieren, deren Körper- temperatur grösseren Schwankungen unterworfen ist, findet nach weiteren Untersuclmngen von Ed. Matthieu und V. Urbain^) das umgekehrte Verhältuiss statt, indem das arterielle Blut mehr Sauerstolf enthält, wenn die Kölner -Temperatur sich erhöht, weniger, wenn sie sinkt, z. B. ent- hielt arterielles Blut: B(-i Ahluililiing des Körpers Bei Erliöhuiig der Kürpertemperalur Temperatur im Kectum (rectale) 89,2« 36" 20" 31" 28" 39,6" 40,4" 41" 42,2" Athemzüge . . 18 13 8 12 10 18 130 200 300 Sauerstoff . .20,75 19,43 13,58 20,23 14,65 cc. 17,00 18,37 20,00 25,00 cc Kohlensäure . 47,33 46,23 62,26 60,00 34,18 „ 49,30 43,95 38,14 17,85 „ Der grössere Gehalt des Blutes au Sauerstoff hat eine grössere Ver- brennung zur Folge, aber das Resultat derselben, die Kohlensäure, tritt erst in 1 oder 2 Stunden nach der künstlichen Erhöhung der Köri)er- temperatur hervor, wie folgende Zahlen zeigen: Verbreunuiig während Erhöhung der Körj^iertcmperatur. Nach 1 Stunde Nach 3 Stunden Athemzüge . . . ,. 16 200 — — Temperatur im Rectum 39<» 41,4« 39,6*» 38,2'^' Arterielles Venöses Venöses Venöses Venöses Blut Sauerstoff . 17,25 9,90 2,00 4,25 2,75 cc. Kohlensäure. 42,75 54,75 39,00 73,75 61,75 „ •) Compt. rendus 1872. 74. 190. Physiologische Uutersuchuugeu und Fütteruugsversuche. gl Die Menge des circulii-euclen Sauerstoffs im arteriellen Blut vermehrt sich währeud der Arbeit, aber die Vermehrung geht nieht parallel der Zahl der Athemzüge. Nach aufgehobener Arbeit wird die Respiration das 4- und 5 fache der normalen, aber die Menge des Sauerstoffs wird nicht in diesem Verhältniss erhöht. Einfluss der Muskelarbeit: Xonii. Zustand, Arbeit, Norm, Arbeit Muskelarbeit, Ruhe, Athemzüge . 37 96 32 130 Arterielles Venös. Arter. Venös. Arterielles Blut Blut Blut Sauerstoff . 22,25 24,25 23,48 24,1 8 cc. 23,63 12,56 cc. 22,19 15,77cc. Kohlensäure 46,75 54,00 49,07 45,81 „ 40,98 43,65 „ 49,27 58,49 „ Weiterhin zeigen noch die Yerf. den Einfluss der Electrisirung der Nerven, sowie des Chloroformirens auf die Zusammensetzung der Blutgase. Ueber die Blutvertheilung im Drüsen- und Bewegungs-iung^u.'^Koh- apparat^) und deren Beziehungen zur Kohlensäureproductiou macht Job. ^'^^J'^^jl^^i';"" Rauke-) interessante Mittheilungen. Das Verhältniss des Drüsen- zum ^em orüseu- Bewegungsapparat (ausgedrückt in pCt. des Körpergewichts) sowie das des gungsapparat. darin enthaltenen Bluts (ausgedrückt in pCt. der Gesammtblutmenge) war folgendes: Blut im Drüsen-, Bewegungs- Drüsen- Bewegungs- apparat apparat (in pCt. de.s Körpcrgew.) (in pCt. dps Gesaramtblutes) Frösche ... 11 pCt. 89 pCt. 69,4 pCt. 30,6 pCt. Kaninchen . . 21,5 „ 78,5 „ 63,4 „ 36,6 „ Hund . . . 16,3 „ 83,7 „ 59,0 „ 41,0 „ Katze . . . 12,8 „ 87,2 „ 61,4 „ 28,6 „ Dem entsprechend war nun auch die im Drüsenapparat (Einge- weide etc.) producirte Kohlensäuremenge grösser, als in dem Bewegungs- apparat (Knoclien. Muskel etc.). Die Methode der Untersuchung bestand kurz darin, dass die CO^ -Productiou zweier Frösche in einer bestimmten Zeit festgestellt wurde und ebenso nach Abnahme der Beine derselben. Aus der Differenz berechnete sich dann die auf diese Körpertheile fallende CO., -Production, z. B. 2 Frösche von 97,87 Grm. Körper-Gew. schieden in 1 Stunde COg aus 0,0555 Grm. desgl. nach Wegnahme der Beine „ ,, ,, „ „ „ 0,0444 „ 0,0111 Grm. Also betheiligte sich der Bewegungsapparat (Beine), welcher 33,07 Gi-m. wog, mit 0,0111 Grm. au der Kohlensäure -Productiou pr. 1 Stunde. Nach dem Versuch ergaben sich 88,07 Grm. Bewegungsapparat im Gan- zen, woraus sich einfach die auf denselben fallende CO 2 in Summa nach der Gleichung 33,07:0,0111 = 88,07: X = 0,0296 Grm. berechnen liess. Letzteres macht 53,3 pCt. der Gesammt-Kohlensäureproduction. Auf diese Weise fand Verf. im Mittel dreier Versuche: ') Unter Bewegungsapparat werden Haut, Knochen, Muskeln und Nerven- gewebe, unter I)riisonaj)parat die übrigen Organe (also Eingeweide etc.) verstanden. ^) Die Blutvertboilinig und der Tliiitigkeitswechsel C' r Organe. Leipzig 1871. Kapitel 3 und 4. Jaliresbericht. 3. Abth. Q go Physiologische Uutersuchungen und Fütterungsversuche. In pCt. der Gesammt-Kohlensäure- In pCt. des Körpergewichts: ausscheiduug im Bewegungs- Drüsenapparat Bewegungs- Drüsenapparat 89,0 pCt. llpCt. 60pCt. 40pCt. Der Drüsenapparat der ruhenden Frösche betheiligte sich daher dem Gewichte nach 5,4 mal stärker au der Kohlensäure-Production =: Stoff- wechsel als der Bewegungsapparat, welches Resultat in inniger Beziehung mit dem grösseren Blutgehalt des Drüsenapparats steht. Es ist demnach, schliesst der Verf., der absolute Blutgehalt ein Mass für den Organstoffwechsel. Ferner fand Verf., dass in den Organen, welche Ai'beit leisten, eine raschere Blutcirculation statt hat. Das Blut strömt zu den arbeitenden Organen auf Kosten der ruhenden, in Folge dessen sich in letzteren die Blutmenge und dem entsprechend der Stoffwechsel Absorption vermindert des Kohlen- veiimuueiL. oxyds durch Ucber die Schnelligkeit der Absorption des Kohlenoxyds "»gen- (-|^J.ß]J (jjg Lunge von N. Grehant^). Als Versuchsthier diente ein Hund, in dessen geöffnete Halsarterie Canülen eingesetzt wurden. Ein genau auf den Kopf des Thieres passender Maulkorb stand durch Kautschoulo'öhi'en mit einer tubulirten Glasglocke in Verbindung, welche ein Gasgemisch von 9 Liter Luft und 1 Liter Kohleuoxyd enthielt. Das Blutgas bei Einathmen gewöhnlicher Luft und des giftigen Gasgemisches während 55 bis 80 Secunden hatte pr. 100 cc. Blut auf Oo und 760 mm. Druck reducirt folgende Zusammensetzung 2). CO2 N 0 CO 1. Bei normalem arteriellem Blut 37,6 1,7 16,6 0,0 2. Bei vergiftetem „ „ 42,4 1,7 6,4 15,0 In einem zweiten Versuch wurde das mit Kohlenoxyd vergiftete Blut zuerst zwischen 10 u. 25 Secunden, dann zwischen 75 und 90 Secunden gesammelt und in derselben Weise gefunden: CO2 N 0 CO 1. In der Zeit zwischen 10—25 See. 40,5 1,57 14,65 4,28 2. „ „ „ „ 75—90 „ 44,3 2,78 4,01 18,41 Verf. schliesst aus diesen Versuchen, dass sich das Kohlenoxyd, welches in einem Gasgemisch eingeathmet wird, schon in der ersten Minute durch das Blut vertheilt, und empfiehlt zur Verhütung von tödtlichen Wirkungen in die Räume der mit Kohlenoxyd geschwängerten Luft, wie Brunnen und unterirdische Gänge, vor deren Betreten durch Menschen ein Thier (Ratte B'arometer*-^ odcr Meerschweinchcn) vorauszuschicken. drucks auf Bert 2) findet durch eine Reihe von Versuchen an Vögeln und Säuge- erscheiuu"n- tliiereu, dass bei plötzlicher Verminderung des Luftdrucks bis zu 15 — 18 Ctm. sei. Quecksilber die Thiere von Krämpfen ergi-iffeu plötzlich sterben, indem die Bronchien mit durch Blut vermischten Schaum erfüllt sind. Bei lang- samer Verminderung des Luftdrucks können die Thiere noch längere Zeit bei schwachem Druck fortleben (Vögel bei 18 Ctm., Säugethiere bei 12 Ctm. Druck); es zeigt sich alsdann, dass nach dem Tode der unter ») Compt. rend. 1870. 70. 1182. 2) In Betreff der Bestimmmigsmethode der Gase verweisen wir auf das Original. 3) Compt. rend. 1871. 73. 213 u. 503. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Qti der Glocke befindliche Sauerstoff um so grösser ist, je geringer der Druck, während sich die Kohlensäure umgekelirt verhält, nämlich um so grösser, je grösser der Druck. Durch Vermehrung des Luftdrucks sterben die Thiere ebenfalls, indem sie ersticken. Bei 2 Atmosphärendruck und darüber zeigt sich rothes Blut in Venen und Arterien, bei einem grösseren Druck als .5 Atmosphären ist die rechte Herzgrube mit zahh'eichen Gasbläschen angefüllt, welche daher rühren, dass die Luft nicht durch die Lunge entweichen kann. Weitere Mittheilungen von Bert über diesen Gegenstand finden sich Compt. rendus 1872. Tom. 74. p. 617; T. 75. p. 29, 88, 491 u. 543. In letzterer Abhandlung fasst Verf. die Ergebnisse in folgenden Sätzen zusammen: 1. Der Gehalt des Blutes an Sauerstoff nimmt mit dem Druck, aber unwesentlich zu. 2. Der Kohlensäure-Gehalt wird in keiner Weise durch den Druck be- einflusst. 3. Der Stickstoff, welcher im Zustande einfacher Lösung (dissolution) im Blut zu sein scheint, vermehrt sich beträchtlich mit dem Druck, aber folgt hierbei nicht dem Dalton'schen Gesetz. Nicht zu verwechseln mit der Beobachtung von Bert über die ^'".'^i.'."*'?"'* ° bei Einfuh- Lebenserscheinungen unter höherem I^uftdruck ist die folgende von G e r- rung compn- hardt^), dass bei Einfülu'ung comprimirter Luft in die Lungen das Blut ™'i,"die" aufhört zu circulu-en und erst weiter strömt, wenn man aufliört, compri- Lungen, mirte Luft einzuführen: Zur Entscheidung der Frage, ob arterielles Blut so viel sauerstoflf- " ° " absorption Sauerstoff enthält und ob Blut in den Lungen so viel Sauerstoff ab- durch das sorbirt, als es zu absorbiren im Stande ist, liess N. Grehant^) einen Hund einmal in gewöhnlicher Luft, dann in reinem Sauerstoff athmen und untersuchte das Blut der Halsarterie auf Sauerstoff. Ferner liess er arterielles Blut dieses und verschiedener anderer Hunde melu"ere Minuten mit Sauerstoff in Berührung und fand: Erster Versuch: 100 cc. normales Blut der Halsarterie enthielten 16,3 cc. Sauerstoff 100 „ Blut nach Athmuug im Sauerstoffgase . 23,3 „ „ 100 „ Blut nach Berührung mit desgl. . .26,8 „ „ Zweiter Versuch: Blut verschiedener Hunde mit Sauerstoff in Berührung absorbirte: 18,8 21,9 25,8 26,2 26,3 31,3 cc. Sauerstoff. Bei der Schnelligkeit, womit das Blut durch die Lungen strömt, nimmt es nicht so viel Sauerstoff auf, als es überhaupt zu absorbiren vermag-, das Blut verschiedener Thiere besitzt ein ungleiches Absorptions- ^ vermögen für Sauerstoff. Letztere Thatsache führt Verf. auf den ver- schiedenen Gehalt an Hämoglobin zuinick. Ueber die Grösse des von Fischen eingeathmeten Sauer- Athmen der Stoffs giebt N. Grehant^) folgende Zahlen: ') Compt. rend. 1871. 73. 274. ») Ibidem 1872. 75, 49.5. ^) Ibidem 1872. 74. 621. 84 Physiologische Uutersuchuugeü uud Fütterungsversuche. Athmen der Larven von Tenebrio mo- litor. Einfluss der farbigen Lichtstrahlen auf die Kespiration. Zersetzungs- vorgänge unter Blut- eutziehung. Sauerstoff . . . Stickstoff . . . Kohlensäure (freie) Desgl. (gebundene) 1. Zwei Schleihen von 0,37 Kilo kamen in ein Glasbassin, welches 10,74 Kilo Seine- Wasser enthielt. 2. Eine andere Schleihe wurde demselben Experiment unterworfen-, sie wurde in ein Bassin mit 3,5 Liter Wasser gebracht. Die Untersuchung des Wassers vor uud nach dem Versuch ergab: Erster Versuch: Zweiter Versuch: Vorder iSt. lOM. Vorder 3 Stunden Athmung nach d. Athmung Athmiing nach d. Athmung 6,06 ce. 1 cc. 7,44 cc. 0,0 cc. 13,50 „ 14,5 „ 16,14 „ 16,28 „ 34,90 „ 40,2 „ 17,28 „ 22,40 „ - — 70,14 „ 75,04 „ In destillirtem gelüfteten Wasser gingen Fische nach 3 Stunden zu Grunde, ebenso nach 21 Stunden in einem Wasser, welches aus einem Gemisch von Yio ^^efinibrirtem oxj'genirten Hundeblut und ^/j^ destillii'tem gelüfteten Wasser bestand. Die Larven von Tenebrio molitor athmeteu nach W. Detmer^) pr. 14,489 Grm. Gewicht täglich zwischen 0,050 und 0,060 Grm. Kohlen- säure aus, welche Menge bei erhöhter Temperatur stieg, z. B. bei 35 "^ C. 0,23 Grm. CO2 betrug. Den Einfluss farbiger Lichtstrahlen auf die Grösse der Kohlensäure- Ausscheidung haben Selmi und Piacentini-) in der Weise studirt, dass sie Thiero (Hund, Taube und Katze) in einen luftdicht schliessenden Apparat brachten, in den das Licht nur durch Glas von be- stimmter Farbe tMngen konnte. Durch Bestimmung der ausgeathmeten Kohlensäure fanden sie die Menge derselben beim Hunde, wenn die für weisses Glas =r- 100 gesetzt wird, für die farbigen Lichtstrahlen, ^ne folgt: Glas: Weisses, schwarzes, violettes, rothes, 100 ► 82,07 87,73 blaues. grünes. gelbes 103,77 106,03 126,03 92 Bei den anderen Thieren ergaben sich ganz analoge Zahlen. Wie die gelben und grünen Lichtstrahlen die wirksamsten für die Auiuahme der Kohlensäure durch gxüne Pflanzeutheile sind, so scheinen sie auch bei den Thieren die Kohlensäure-Ausathnmng am meisten zu begünstigen. Ueber die Zersetzungsvorgänge im Thierkörper unter dem Einfluss von Blutentziehung von J. Bauer^). Durch Versuche an Hunden sowohl bei Nahrungszufuhr als im Hunger- zustaude beobachtete Verf., dass durch Blutentziehung die Menge des aus- geschiedenen Harnstoffs vermehrt wurde, und somit eine gesteigerte Eiweiss- zersetzung statthatte. Gleichzeitige Untersuchungen im Respirationsapparat ergaben, dass die Menge des aufgenommenen Sauerstoffs und der ausgeschiedenen Kohlen- säure zwar nicht sofort, aber nach einiger Zeit stetig abnahm. Hiei'aus ') Landw. Versuchsst. 15. 196. ") Nach Rendiconti del Reale Institute Lombarde, in Landw. Centr.-Bl. 1872. 1. 451. ') Zeitschr. f. Biologie 1872. 567. Ser. II. Vol. m. Faso. II. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. ort folgt eine verringerte Fettzerstörimg und begründet sich das in einigen Gegenden von Tliierzüchtern angewendete Verfahren, durch zeitweilige Bluteutziehung den Fettansatz des Mast\aeh's zu erhöhen. Der Stoffumsatz bei der Phosphorvergiftuug von J. Bauer M. ^^.'25"™^^** ^ ° " ' beiPhosphor- Dle Versuche des Verf. fühi'ten zu folgendem Ergebniss: Vergiftung. 1. Nach Phosphoreinnahme tritt eine erhebliche Zunahme in der Aus- scheidung der stickstofFlialtigen Bestandtheile ein, der Harnstoff steigt auf das Doppelte und Dreifache. 2. Gleichzeitig findet in den Organen eine grosse Anhäufung von Fett statt, z. B. enthielt bei 100*^ getrocknet: Normal Nach Phosphorvergiftung Hundemuskel . . 16,7 pCt. 42,4 pCt. Fett Leber 10,4 „ 30,4 „ „ Desgl — , 76,8 „ „ 3. Die Einnahme von Sauerstoff und Ausgabe von Kohlensäure etc. ist eine geringere, sie betrug bei einem Hunde für 3 Stunden: 1. Hungertag 2. Hungertag 3. Hungertag nach Phosphorvergiftung Wasser . . . 6,86 Grm. 5,95 Grm. 4,31 Grm. Kohlensäure. . 13,50 „ 9,51 „ 5,03 „ Gewichtsverlust 9,00 „ 7,30 „ 5,80 „ Sauerstoff . . 11,36 „ 8,11 „ 4,50 „ Aus allem diesem schliesst Verf., dass das Fett durch die Spaltung des Organeiweisses entstanden sei, dass diese Bildung wie im patho- logischen Zustande so auch in dem normalen statthaben wird. Lieber die Kohleusäureproductiou bei Anwendung von Koi^'ensäure- 1 1 X-. 1 11 Tir • 1 T >( • 1 1 Production kalten Bädern und anderen VVärmeentziehuugen von J. Gilde- in kalten meist er. 2) sädem. Bei Wärmeentziehungen von der äusseren Haut, wie bei kalten Ab- waschungen, kalten Douchen, kalten Bädern etc. ist vielfach die Beobach- tung gemacht worden, dass die Temperatur in der Achselhöhle nicht, wie zu erwarten steht, fällt, sondern eher um ein geringes steigt. Wenn man nun nicht, bemerkt Verf., annehmen kann, dass das kalte Wasser gleich- sam die Wirkung eines guten Pelzes, welcher eine Abgabe der Innen- wänne nach aussen verhindert, auszuüben im Stande ist, so bleibt für obige Thatsache nur die eine Erklärung übrig, dass in Folge des Kälte- reizes eine Steigerung der chemischen Vorgänge im Organismus stattfindet, wodurch die entzogene Wärme mehr als vollständig compensirt wird. Die Steigerung der chemischen Processe muss sich dann in einer Erhöhung des Stoffumsatzes, und letztere in einer vermehi'ten Ausscheidung von Kohlensäure geltend machen, welche als Endproduct des Stoffwechsels bei weitem die gi-össte Quantität ausmacht. Für die Richtigkeit letzterer Voraussetzung bringt Veif. Zahlen bei. Er bestimmte in einem dem V. Pettenkofer'schcn ähnlichen Ptcspirationsapparate die pr. ^/2 Stunde von einem Menschen ausgeschiedene Kohlensäure^), welcher darin bald 0 Zeitschr. f. Biologie 1871, 63. *) Dissertation Basel 1870. ') Bei der COa-Bestimmung der im Bade befindlichen Person ist die vom Wasser absorbirtc Kohlensäure nicht mitherücksichtigt. Verf bemerkt, dass da- durch das Kesultat nicht ?iltcrirt wm-de, 86 Physiologische Untersuchuugen und Fütteruiigsversuche. zugedeckt, bald entblösst, dann ohne Bad und im Bade von verschiedener Temperatur zubrachte. Folgende Tabellen enthalten die Resultate: 1. Kohlensäure-Ausscheidung bei bedecktem ^) und entblösstem Köi-per Wasser- perspiration im Bade. Zeit Körperbedeckung pr. ^2 Stunde ausge- schiedene Kohlensäure: 1. Person Grm. 2. Person Grm. 1. halbe Stunde ^- 55 n 3- 55 55 ^' 55 55 ö- 55 « zugedeckt entblüsst u. abgewaschen zugedeckt entblösst u. abgewaschen zugedeckt 15,3 27,8 15,1 24,9 15,6 17,9 24,2 18,5 20,0 17,4 2. Kohlensäure-Ausscheidung im kalten Bade: Aufenthalt 1. Person 2. Person Zeit Temporntur des Bades Ausgeschie- dene Kohlen- säure pr. 1/2 Stunde Temperatur des Bades Ausgeschie- dene Kohlen- säure pr. '/a Stunde 1. halbe Stunde 2- 55 55 2- 55 55 4 ^- 5^ 55 5- 55 55 ohne Bad im Bade desgl. desgl. desgl. gewöhnlich 32,9 «C. 25,7« C. 19,9 "C. 18,8« C. 13,2 Grm. 14.8 „ 22,5 „ 38.9 „ 39,0 „ 24" C. 22,3 35.2 Bei hoher Sommertemperatur ist der Unterschied in der Kohlen- räure-Ausschcidung bei bedecktem oder entblösstem Körper nach Verf. nur gering, indem pr. ^2 Stunde ausgeathmet wurden: Lufttemperatur: 25,4« C. 28,4« C. In der 1 halben Stunde, der 2., 3., 4., zugedeckt, entblösst, zugedeckt, entblösst, zugedeckt. Kohlensäure . . 17,5 17,7 16,8 15,5 17,2 Gr. Mit vorstehender Beobachtung über die vermehrte Kohlensäure -Aus- scheidung im kalten Bade düi'fte eine andere von Jarain und de Laures^) in Zusammenhang stehen, wonach die Wasserpcrspiration (durch Haut und Lunge), welche durch Gewichts -Verlust des Köii)ers gemessen wurde, im Bade von 34,5 " Temperatur wesentlich erhöht wird. Jamin und de Laures fanden den Verlust pr. Stunde wie folgt: am 25. 27. 28. 30. 31. August, 6. 7. 11. 14. Sptbr. Mittel Vor dem Bade 75 80 78 82 80 79 83 78 75 Grm. 79 Grm. Im Bade 300 180 275 358 286 250 220 340 230 „ 268 „ Nach dem Bade 0 40 25 32 10 0 0 24 50 „ 20 „ ') mit wollener Decke. a) Compt, rend. 1872, 75, 60. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. gy Wie vorstellend J. Gildemeister, so haben auch A. Röhrig und ^""J'^^l^""' ' ° und Warme- N. Zuntz*) gefunden, dass mit der Erniedrigung der den thierischen producuon. Körper umgebenden Luft -Temperatur, durch Abkühlung der Haut z. B. in kalten Bädern etc. die Kohlensäure-Production und Sauerstoff-Aufnahme zunimmt. Aber auch in Salz- und Soolbädern wird die Menge der aus- geschiedenen Kohlensäure und des consumirten Sauerstoffes erhöht. Diese Steigerung wird vermittelt durch Reflex von gewissen centripetallcitenden Nenen der Haut, welche von der Temperaturschwankung erregt werden; es ist leicht erklärlich, dass auch die Salz- und Seebäder einen Reiz auf die Haut -) und die sensibelen Nerven der Haut ausüben, dass letztere diesen Reiz auf das Centralnervensystem, welches an dem Stoffwechsel einen sehr wesentlichen Antheil nimmt, übertragen. Ist diese Ansicht richtig, so musste bei etwaiger Lähmung der motorischen Nerven in den Muskeln — letztere nehmen an der C02-Production den grössten An- theil — die Kohlensäure-Production sinken. In der That beobachteten die Verf. bei Lähmung dieser Nerven durch Curare eine Verminderung sowohl der eingeathmeten Sauerstoff- als der ausgeathmeten Kohlensäure- Menge. Wurde das mit Curare vergiftete Thier in ein kaltes Bad ge- bracht, so stieg wiederum die producirte Kohlensäure. Die Wärmeregulation ist daher wahrscheinlich in erster Linie bedingt durch beständige schwache reflectorische Erregung der motorischen Nerven, welche mit der Tempe- raturdifferenz zwischen Thierkörper und Umgebung wächst. Um den Einfluss des Hautreizes auf den Stoffwechsel noch näher festzustellen, beobachtete F. Paalzow^) die Kohlensäure -Ausscheidung eines Kaninchens im normalen Zustande und unter der Einwirkung eines Senfteiges, welcher auf eine geschorene Partie des Körpers gelegt wurde. Uebereinstimmcnd mit obiger Annahme fand er in allen Versuchen mit Senfteig den 0 -Verbrauch und die CO2 -Ausscheidung gesteigert oder mit anderen Worten den Stoffwechsel erhöht. Letzt crem Resultat entgegen behauptet Rosenthal auf Grund der Versuche von H. Senator,^) dass von einer vermelu'ten Kohlensäure-Aus- gabe nicht immer auf eine erhöhte Wärmeproduction geschlossen werden darf. Denn erstens verlaufen im Köii^er Oxydationsvorgänge, die nicht immer bis zum Endproduct, der Kohlensäure, gehen, und zweitens findet häufig eine Kohlensäure-Ausscheidung auf Kosten einer schon früher statt- gefundenen Production statt, so dass kurzdauernde Versuche zu irrigen Resultaten führen können. Während der Verdauung erfährt die Wärmeproduction eine beträchtliche Steigerung, ohne dass die Kohlen- säureproduction in demselben Masse steigt. Noch grössere Unterschiede 1) Pflüger's Arch. f. Physiologie 1871. 57. *) Die Haut bildet in erster Linie neben der Kleidung einen Regulator für die Wärme-Ausstrahlung, indem sicli die Blutgefässe der Haut bei Erniedrigung der umgebenden Temperatur zusammenziehen, um einem Wärmeverlust vorzu- beugen, während sich dieselben umgekehrt bei Einwirkimg höherer Temperatm* erweitern. ') Pflüger's Arch. f Physiologie 1871, 492. *) Centr.-Bl. f. die medicin. Wissensch. 1872, 664 und Centr,-Bl. f. Agri- culturcheiaic 1873, 1, 140. QQ Physiologische Untersuchungen und FlUternngsversuche. zwischen Wärmeproductiou und Kohlensäure-Abgabe treten bei Wäraie- cntziehungen hervor. Im nüchternen Zustande nimmt et\Ya 20 — 26 Stunden nach (der Fütterung die Körperwärme ab, während die producirte Kollleusäure -Menge im Vergleich zu der bei höherer Temperatur ausge- schiedenen vermeint wird. — C. Liebermeister, ^) welcher die Richtigkeit der Resultate von Senator^J angreift, hat einen weiteren Beitrag zu dieser Frage geliefert, indem er die Beziehung der Wärme- und Kohleusäure-Production im Fieber feststellte. Er fand z. B. bei Febris tertiana während zweier Stunden die Kohlensäureproduction zu: Fiebcranfall . ^ . Fieheranfall . . Hitzestadium ^pyrexie gchweissstadium -^PM^-^e 77,6 58,1 73,5 63,9 Grm. Ferner bei einem Kranken mit lutermitteus quotidiaua: Temperatur-Zunahme i. d. 1. 2. 3. 4. 5. 6. halb. Stde. 0,1 0,65 1,9 0,4 0,0 0,0 Grad. Kohlensäure-Ausathmung 13,85 20,12 34,20 19,31 17,68 16,75 Grm. Verf. schliesst hieraus, dass die Kohlensäure -Production in allen Stadien des Fiebers annähernd proportional der Wärmeproduction ist. derKohien" Durch Versuchc über die Menge der durch die Haut per- säurc. spirirten Kohlensäure kommen H. Aubert und Lange^) zu dem Resultat, dass je höher die Temperatur desto grösser die Menge der per- spii'irten Kohlensäure ist. Sie fanden die Menge der letzteren pr. 24 Stunden bei einem erwachsenen Menschen im Maximum zu 6,3 Grm., im Minimum zu 3,87 Grm.-, sie ist somit im Verhältniss der respirirten Kohlen- säure (etwa 900 Grm. pr. Tag) nur sehr gering, indem sie kaum ^2 pCt. der letzteren ausmacht. Die Grösse der Perspiration ist aber nicht an allen Körperstellen gleich, indem Verf. fanden, dass z. B. von der Hand, welche etwa den 39. Theil der Körperobertläche ausmacht, im Mittel 32,16 Mgrm. pr. 24 Stunden perspirirt wird, wonach sich füi- die ganze Körperoberfläche 1,25 Grm. berecJmen würde, während sich nach directer Bestimmung im Mittel 4 Grm. pr. Tag ergaben.*) Die Grösse der Kohleusäureperspiration ist viel geringer, als sie Röhrig^) gefunden hat. Letzterer experimentirte am Ai'm und berechnet sich die perspirirte Kohlensäure für den ganzen Menschen pr. 24 Stunden /u 14 Grm., bei 28^ sogar zu 19,5 Grm. ^err^v'^TKtion Unter dcu gasförmigen Ausscheidungsproducten konnte Ammoniak. S. L. Schcuk^) Übereinstimmend mit anderen Experimentatoren kein Ammoniak nachweisen, dagegen fand er dasselbe unter den Perspirations- lu'oducten. Ein Hund wurde vor dem Versuch so lange mit ammoniak- freiem Wasser abgewaschen, bis das N essler 'sehe Reagenz keine Reaction ') Deutsches Archiv f. klin. Medicin. 8, 153. 2) Virchow's Archiv, 53, 123; 53-111 u. 434. 3) Pflüger's Archiv f. Physiol. 1872, 6, 539. ■*) Die Versuche wiu-den in der Weise angestellt, dass die Versuchsperson unbekleidet iu einen luftdicht schliessenden Kasten kam |und nur der Kopf aus demselben liervorragte ; die Hand Avurde iu einen Kautsclioukheutel gesteckt. ») Deutsche Klinik 1872. 209. 6) Pflüger's Arch. f. Physiologie 1870, 470. Physiolojjisohe Uiiter-iuohiingfn und Fütteriiiigsversuche. Qf) auf Ammouiak mehv gah. Alsdann kam das Tliier in den Respirationskasteu, durch welchen von Ammouiak gereiuigte Luft geleitet wurde. Nach dem Versuch wurde das Thier wieder mit reinem Wasser abgewaschen und in diesem wie in dem au den Wänden des Kastens verdichtetem Wasser das Ammoniak bestimmt. Auf diese Weise stellte sich die ]m: 24 Stunden perspirirte Ammouiakmenge wie folgt: Perspirirtes Ammoniak pr. 24 Stunden : Entsprech. Stickstoff Entspr. Fleisch 0.087—0.124 Grm. 0,071—0,102 Grm. 2,1—3,0 Grm. Veif. hält diese Menge für zu gering, als dass sie bei Stoffwechsel -Ver- suchen ins GeA\icht fallen könnte. Als Arbeiten, welche unsere Ansichten über die Respiration zu er- Respiration, weitern im Stande sind, seien folgende genannt: 1. Der Chemismus des Athmens ein Dissociationsprocess von F. C. Don- ders. *) 2. Die Spannung der Blutgase in den Luugencapillaren und über die Athmung der Lunge von Sgfr. Wolffberg. 2) 3. lieber die Diffusion des Sauerstoffs, den Ort und die Gesetze des Oxydationsprocesses im thierischen Organismus von E. Pflüger. 3) 4. Topographie der Gasspannungen im thierischen Organismus von G. Strassburg.*) Ueber den Sauerstoffverbrauch und die Kohlensäure-Aus- sauerstoff- athmung des Menschen hat Carl Speck^) mehrere Respirationsversuche Ko'^hi'eilsäur"- angestellt, als deren Schwerpunkt er die gleichzeitige Messung des durch ^^"jjg^^j."^"^^ die Lungen wirklich aufgenommenen 0 neben der CO2 -Ausscheidung be- zeichnet. Speck hat zu diesem Zweck mit einem anderen und wesentlich Ideineren Respii'ations- Apparat als dem von Pettenkofer — der Apparat ist in der Abhandlung beschrieben — operirt und eine besondere Vor- richtung getroffen zur Messung der durch die Lunge aufgenommenen Luft und des darin eingeathmeten 0, bezüglich deren Zuverlässigkeit wir uns des Urtheils enthalten. Die Untersuchung »erstreckte sich über den 0-Ver- lirauch und die CO2 -Ausscheidung bei normalem und forcirtem Athmen, sowie l»ei Abkühlung des Körpers, bei unbestimmter und bestimmter Arbeitsleistung. Das Ergebniss ist in kurzen Zügen folgendes: 1. Unter annähernd gleichen körperlichen Verhältnissen bewegt sich der Athcmprocess in allen seinen Massen nur in sehr engen Grenzen. Bei ruhigem, natürlichem Athmen und unter gewöhnlichen Ver- hältnissen hat für den Körper des Verf. (57 — 58 Kilogrm. schwer) sich folgender Werth in der Minute ergeben: ') Pflüger's Arch. f. Physiolog. 1872, 5, 20. 2) Ibidem 1871. 4, 465 u. 1872, 6, 23. ') Ibidem 1872, 6, 43. *) Ibidem 65. *) Separat-Abdruck aus: Schriften d. Gesellsch. z. Beförderung der gesammten Naturw. zu Marburg: Untersuchungen über den Sauerstoff- Vei'brauch und die Kohlcnsaure-Ausathmung des ?trensclicn von Carl Speck 1871, 10. 90 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 1^ 03 T (U t— 1 Verhält- Ausgeath- Verbrauchter C-Ver- Im Körper zariickgehalte- bCo niss von mete CO2 0 brauch ncr 0 zur ll ^ s 1:2 Oxydation von 1-1 (M' H. CC. CC. CC. Grm. CC. Grm. ßrm. Minimum 7108 7070 271 0,535 322 0,461 0,146 0,010 Grm, Maximum 8046 8050 — 364 0,717 372 0,533 0,196 0,086 „ Mittel 7527 7483 1000:996 314 0,619 361 0,518 0,169 0,068 „ Das Verhältniss des aufgenommenen 0 zu dem in der CO 2 wieder- erscheinendeu stellte sich wie 1000:869; die Menge des aufgenom- menen 0 unter sonst gleichen körperlichen Verhältnissen war unge- mein gleich. 2. Nach starker Ventilation des Blutes durch willkürlich sehr forcirtes Athmen wird das Athmen in der Weise umgeändert, dass viel weniger Luft die Lungen passirt (im Mittel wurden 5593 cc. ein- und 5453 ausgeathmet), dass verhältnissmässig weit weniger Luft als im normalen Zustande ausgeathmet wird, indem sich die eingeathmete Luft zu der ausgeathmeten wie 1000 : 975 verhält. Sowohl die CO2 -Ausscheidung (0,376 Grm.) als auch die 0-Einnahme (0,518 Grm.) vermindert sich, aber diese Verminderungen gehen nicht parallel, so dass die CO2 -Ausscheidung erheblicher sinkt als die 0- Einnahme und das Verhältniss des angenommenen 0 zu dem in der CO2 wieder erscheinenden sich wesentlich verändert und durch die Zahlen 1000 : 590 ausgedrückt wird. Die starke Verminderung der CO2 -Ausscheidung soll nach Verf. auf physikalischen Gesetzen beruhen. Indem nämUch das durch starke Ventilation an absorbirter CO2 verarmte Blut sich wieder damit sättigt, ist die verminderte CO2- Ausfuhr nicht die Folge verminderter CO2 -Bildung, sondern er- höheter CO2 -Absorption. Der fehlende 0 steckt zum grossen Theil in der zurückgehaltenen CO2 und ist nicht als zur Oxydation des H verwendet zu betrachten. Die CO2 -Ausscheidung wird überhaupt durch die Gesetze der Gasdiffusiou bestimmt, während die O-Aufnahme sich bloss nach dem chemischen Bedürfuiss des Körpers richtet. 3. "Während der Einwirkung äusserer Abkühlung wird die O-Auf- nahme und CO2 -Ausscheidung, wie auch Liebermeister gefunden hat, bedeutend vermehrt. 4. Durch statische Arbeitsleistung wird der Oxydationsprocess im Körper ebenfalls gesteigert, die Menge der gebildeten Wärmeein- heiten steigt aber nicht in einfachem Verhältniss mit der Zunahme der Leistung, sondern es wird für eine grössere Leistung verhältniss- mässig mehr Stoff verbraucht, als für eine geringere-, der zur Oxydation des H verwendete 0 scheint bei statischer Arbeit vermehrt zu sein. Der gesteigerte Oxydationsprocess dauert noch kurze Zeit nach der statischen Arbeit fort. 5. Mehr noch als durch statische Arbeit wird der Oxydationsprocess durch dynamische Arbeit gesteigert. Es wird eine erheblich Physiologische Untersuchungen und Fütteriingsvcrsuche. Ol grössere Liiftmassc durch die Lunge getrieben, jedoch nimmt das Athmeu nicht den Charakter des forcirtcn Athmens au, sondern ver- hält sich ähnlich dem natürlichen, indem stets mehr Luft, eingeathmet als ausgeathmet ydvä. uud die ausgeathmete CO2 nie sämmtlichen aufgenommenen 0 iu sich enthält. Der Procentgehalt der ausgeath- meteu CO2 nimmt dabei nur wenig zu und wächst nicht im Ver- hältuiss mit der verstärkten Anstrengung. Der Oxydationsprocess steigt mit der Grösse der dynamischen Arbeitsleistung. Für das Heben und Niederlassen von je ein Kh-grmmeter wird im Mittel mehr: eingeathmet verbraucht ausgeschieden 97 cc. Luft 0,0079 Grm. 0 0,010 Grm. CO2. Bei jeder köiiierlichen Leistung wird jedenfalls mindestens Yio der producirten Wärme in mechanische Kraft umgesetzt, und werden für ein Kil. M. Ai'beit etwa 13 Wärmeeinheiten producirt. Umnittelbar nach der körperlichen Anstrengung nimmt das Athmen, ohne durch den übergrossen Gehalt des Blutes an CO2 be- dingt zu sein, den Charakter des forcirten Athmens au, wird aber nach 5 bis 8 Minuten normal. Der Stoffverbrauch dahingegen sinkt sofort nach der dynamischen Leistung, bleibt aber noch 8 bis 10 Minuten über der Norm stehen. Das Verhältniss der 0 -Aufnahme zur CO2 -Ausscheidung bei körperhcher Arbeit ist das normale, wo- nach angenommen werden kann, dass sich die Oxydatioiisvorgänge im Körper während der Ai'beitsleistung qualitativ nicht ändern. 6. Als das normale Substrat der Oxydationsvorgänge, welche der Muskel- arbeit zu Grunde liegen, müssen die N- freien Nährstoffe angesehen werden. Treten für diese die N-haltigen Stoffe — deren Verbrauch nach Verf. übereinstimmend mit anderen Untersuchungen nicht von der Arbeitsleistung, sondern nur von der Einfuhr abhängig ist — auf, so werden dieselben blos wegen ihres C- und H-Gehaltes benutzt und haben nur insofern Werth, als diese Wärme zu liefern im Stande sind. Mit den weiteren Schlussfolgerungen tritt Verf. den von anderen Forschem (Bischof und Voit, Pettenkofer, Henneberg u. A.) ge- fundenen Resultaten entgegen, indem er behauptet: dass das Verhältniss von eingenommenem 0 und ausgeathmeter CO2 unter gewöhnlichem Ver- hältniss constant bleibt, dass eine 0-Aufspeicherung im Körj^er höchst un- walu-scheinlich ist oder wenigstens nicht die Grösse erreichen kann, welche von V. Pettenkofer und Voit gefunden wurde. Ferner glaubt Verf., dass nach den vorliegenden Versuchen — manche scheinen ihm nicht bekannt zu sein, so die bezüglichen, in Weende angestellten — eine gasförmige N-Ausscheidung nicht abgeleugnet werden kann, dass eine Luxuscon- sumption in der Art existirt, dass die N-haltigen Körperstoffe bereits im Bkit oder als Durchtränkungsflüssigkeiten der Organe verbraucht werden, che sie zum Aufbau von Organen gedient haben. Ueber eine Fehlerquelle beim Gebrauch des Pettenkofer'- Fehlerquelle ^ am Kespira- schen Respirationsapparats von W. Henneberg ^). tiousapparat. ') Berichte d. deutschen ehem. Ges. Berlin 1870. 408. qo Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Auf diese Abhandlung, welche den Fehler demonstrirt, der bei Aufenthalt von Menschen im Respirationszimmer entsteht, können -«ir hier nur hinweisen. Rospiratiou Untersuchung über die Respiration des Rindes und Schafes des Rindes u. o t- Schafes, von W. Henneberg, G. Kühn, M. Märcker, E. Schulze und H. Schnitze in Verbindung mit L. Busse und B. Schultz ^). Nach Beschreibung des Pettenkofer'schen Respirationsapparates und der damit auszuführenden Bestimmungen, sowie nach IMittheilung von Controlversuchen giebt W. Henneberg die Resultate der im Jahre 1865 und 1867/68 ausgeführten Respirationsversuche bei Schafen und Ochsen. Wir müssen uns hier auf die Aufführung der Hauptresultate der umfangi'eichen Untersuchung beschränken und geben diese meistens mit des Ref. eigenen Worten wieder. I. Untersuchungen über den Stoifwechsel des volljährigen Schafes bei Beharrungsfutter. 1. Die Kohlensäure-Production pr. 24 Stunden betrug im Durch- schnitt — bei einem Verzehr von 1181 Grm. Wiesenheu, 6 Grm. Kochsalz und 1740 Grm. Tränkwasser bei 47,9 Kilo Lebendgewicht incl. Wolle = 45,5 Kilo Lebendgewicht excl. Wolle — 772 Grm. Dieselbe blieb gleich, so lange der Heuconsum ein gleicher war.. Mit einem vermehrten oder verminderten Heuconsum war eine Vermehrung oder Vermindening der Kohlensäure-Production verbunden und betrug auf ein Mehr von 1 Grm. Heu 0,11 — 0,12 Kohlensäure mehr. Ab- weichungen von dieser Regel Messen sich him-eichend erklären durch ungewöhnlich ruhiges oder unruhiges Verhalten der Thiere durch Futterverzehr zu ungewöhnlicher Zeit oder durch ungewöhnliche Energie des Stoffwechsels zur Erhaltung der Köiper-Temperatur. Die Kohlensäure -Ausgabe pr. 24 Stunden in der Tag-Hälfte war verschieden von der in der Xachthälfte und bedingt duixh die Vertheilung des Futters auf die beiden Tageshälften. 2. Ein ähnliches Verhältniss stellte sich bei der Wasserperspiration heraus; sie war durchschnittlich in derjenigen Tageshälfte am grössten, in welcher die Thiere vorwiegend gefüttert wurden. Im Mittel be- trug die 24stündige Wasserperspiration 800 — 900 Grm. pr. Stück. Zwischen der 24stündigen Kohlensäure-Production und der 24stündigeu Wasserperspiration fand im allgemeinen ein Parallelismus in der Weise statt, dass, je grösser und kleiner der Betrag der letzteren, um so grösser und kleiner der Betrag der ersteren war. Eine grössere Ausscheidung von Wasserdampf hat demnach einen grösseren Ver- brauch von Respirationsmaterial, von Nährstoffen zur Folge und ist bei Thieren thunlichst zu vermeiden. Bei vollständiger Ent- ziehung des Futters Tunter Beibehaltung des Tränkens) an einem vereinzelten Tage sank die Kohlensäure-Production und Wasserdampf- Ausscheidung pr. 24 Stunden auf nahezu die Hälfte der normalen herab, nämlich auf 419 bezw. auf 475 — 560 Grm. 1) Journ. f. Landw. 1870 und 1871, durch die ganzen Jahrgänge und unter besonderen Abzügen mit Titel: Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer von W. Henneberg. I. u. II. Lie- ferung. Göltingen 1870 und 1872. Physiologische Untersuchungen und Füttcrungsversuciie. 93 3. Die Sauerstoff-Aufnahme ging nicht immer gleichen Schritt mit der Ausscheidung desselben in den Respirationsproducten, ins- besondere der Kohlensäure-, der eine Process eilte zeitweilig dem anderen voran oder blieb dahinter zAirück, so dass erst im Verlaufe längerer Zeit eine Ausgleichung stattfand. 4. Eine irgendwie wesentliche Ausscheidung von Grubengas, Am- moniak und Wasserstoff haben die Versuche nicht ergeben. 5. Der Wasserconsum verhielt sich zu dem Consum von Heu- trockensubstanz nahezu wie 2:1. Fast dasselbe Verhältniss be- stand zwischen Trockensubstanz des verzehrten Heu's und der pro- ducii'ten Excremente (Koth u. Harn). Mit einer grösseren Wasser- aufnahme war eine grössere Gesammt-Production von Koth und Harn im natürlichen Zustande verbunden. Von den Wasser-Ausgaben kamen etwa ^/s auf feste und flüssige Excremente, die übrigen ^j^ auf Lunge und Haut. t). Die Verdaulichkeit des Futters (Futter minus Koth) stellte sich in Proceuten wie folgt: Protem Fett Stickstofffreie Stoffe Holzfaser 52— 56pCt. 49— 51 pCt. 60— 62 pCt. 57— 63 pCt. Dabei wurde conform den früheren Versuchen gefunden: a) eine nahezu vollständige Compensation zwischen verdaueter Roh- faser und unverdaueten Extractst offen; b) ein annähernd constantes Verhältniss zwischen den Gewichts- mengen der verdaueten Extractstoffe und des wässerigen Heu- rohextracts; c) für die verdauete Rohfaser eine annähernde Zusammensetzung der Cellulose. 7. Von der gesammten organischen Substanz des Futters verfiel mehr als die Hälfte dem Respirationsprocess , kein volles Procent diente zur Wollproduction; das Uebrigbleibende vertheilte sich zu etwa ^/g auf Koth und ^9 a^^f Harn, a) Der Stickstoff des Futters resp. des verdautet Theiles ver- theilte sich procentisch folgendermassen : Koth pCt. Harn Harnstoff pCt. Hippur- säure pCt. Sonstige N.-haltige Bestand- theile pCt. Im Ganzen pCt. Wolle pCt. Fleisch pCt. Futterstickstoff . . Stickstoff im Futter minus Koth . . 46,0 32,3 59,6 8,3 15,4 2,1 4,0 42,6 79,0 4,2 7,8 7,2 13,2 b) Der Kohlenstoff der organischen Substanz des Futters verliess den Körper: im Koth in Respirationsproducten in Harn, in Wolle zu 43,8 48,7 5,0 0,8 pCt. gj. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 8. Der aufgenommene Sauerstoff diente zu 3,5 pCt. zur "Wasserbildung, zu 96,5 pCt. zur Kohlensäure-Bildung-, die in letzterer Form aus- geschiedene Menge war daher der aus der Atmosphäre aufgenommenen nahezu gleich in nothwendiger Folge des Umstandes, dass die dem Respirationsprocess verfallene organische Substanz i) einem Kohlen- hydrat mit der empirischen Formel C48 ^n Oss sehr nahe stand. 9. Von den Mineralbestandtheilen gingen Kalk und Magnesia überwiegend (ersterer relativ vollständiger) in den Koth über. Das Kali erschien vollständiger wieder im Harn als das Natron. Von der Phosphorsäure fanden sich kaum mehr als Spuren im Harn. 10. Die Wärmeproduction der Thiere berechnete sich pr. Kopf und Tag zu 1,900,000 W. E. (1 W E. =: Wärmemenge zur Erwärmung von 1 Grm. Wasser um 1*^ C), das macht pr. Tag und Kilogramm Körpergewicht 42,000 W. E. Hiervon wurden etwa ^[3 zur Deckung der Wärmeverluste des Körpers durch Strahlung etc. verwendet, Y4 zur Ueberführung des Perspirationswassers aus flüssiger Form in Dampfform, ^12 zur Erwärmung des Futters, der Träncke etc. auf die Körpertemperatur. 11. Zur Erhaltung des Körpergewichts (Behan-ungsfutter für Schafe) sind approximativ in verdaulicher Form pr. 1000 Grm. wollfreies Körpergewicht erforderlich: 1,14 Grm. Eiweissstoffe und 10,65 Grm. stickstofffreie Nährstoffe vom Respiratiouswerth des Stärkemehls. n. Fütterungs- und Respirationsversuche mit zwei volljährigen Schnittochsen im Sommer 1865 ausgeführt. Wie in früheren Versuchen die Gesetze der Fleischbildung beim ge- schlechtlich indifferenten Rinde zu erforschen angestrebt war, so sollten diese Versuche ein Gleiches für die Fettbildung bezwecken. Das Ziel wurde aber nicht erreicht, da die Bestimmung der Resj^irationsproducte nur in der Taghälfte 24stüudiger Zeiträume vorgenommen wurde und sich später herausstellte, dass die Kohlensäure-Production^) in der Taghälfte ^ eine verschiedene und zwar grössere von der der Nachthälfte war. W. Hen- neberg giebt daher nur einen cursorischen Bericht dieser Versuche mit Fortlassung detaillirter Futter-, Koth- und Harntabellen, und benutzt die Gelegenheit, die hauptsächlichsten Resultate sämmtlicher bisjetzigeu in Weeude mit Schnittochsen angestellten Fütterungsversuche nochmals über- sichtlich zusammenzustellen 3). Zwei volljährige (5— 6 Jahre alte) 1360—1400 Pfd. schwere Schnitt- ochsen erhielten pr. Tag zunächst ein Beharrungs- (Normal-) Futter, welches alsdann durch ein absolut verdauliches Beifutter (Stärke einer- seits als Kohlenhydrat und anderseits als stickstoffhaltigen Nährstoff, Le- gumin im Bohnenschrot) in folgender Weise verändert wurde: 1) Die verdaute stickstofffreie Substanz besitzt nach Verf. eine jirocentische Zusammensetzung von 4G,0 pCt. C, 6,6 pCt. H und 47,4 pCt. 0, -welcher obige empirische Formel (fast genau vervierfachte Foi-mel der Stärke C,2 H,o 0,o) entspricht. 2) Vergl. diesen Jahresbericht 1866. 338. 3) Verf. wird dieses Forschungsgebiet, die Fütterungsversuche mit Ochsen, wahrscheinlich auf längere Zeit verlassen. Physiologische üntersuchungeu und Fütterungsversuche. Q5 1. Normalfutter 2. Normalfutter 3. Normalfutter 4. Normalfutter-|- + Stärke 4- Legumin Stärke -f- Legumin Kleeheu . . 10,0 Pfd. 10,0 Pfd. 10,0 Pfd. 10,0 Pfd. Haferstroh . 12,0 „ 12,0 „ 12,0 „ 12,0 „ Bohnenschrot 0,5 „ 0,4 „ 7,4 „ 7,3 „ Stärke 4,0 „ 6,5 „ „ 2,5 „ Dieser in bekannter Weise bei ausschliesslicher Berücksichtigung der Einnahme und Ausgabe in Koth und Harn durchgeführte Fütterungs- versuch lieferte analoge Resultate mit den in „Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der Wiederkäuer", H. Heft, Braunschweig 1864, niedergelegten Versuchen, über welche bereits dieser Jahresbericht 1864, S. 323, Mittheilung ^) gemacht hat. Wir unterlassen es daher, hier noch- 'mals einen Ueberblick über die Oesammtresultate wiederzugeben, und er- wähnen nui-, dass die dort S. 332 gegebene Formel zur Berechnung der Eiweiss-Ausnutzung im Gesammtdurchschnitt, keineswegs aber in einzelnen Fällen der Beobachtung nahekommende Werthe geliefert hat. Ebenso w^enig hat sich die von Stohmann^) vorgeschlagene Formel in allen Fällen bewährt. Günstiger jedoch verhielt es sich mit der Formel C ' -|- h' = C zur Berechnung der Ausnutzung der stickstofffreien organischen Substanz, worin C ' ;= Summe der verdauten stickstofffreien Extractstoffe incl. Fett, h' = verdaueter Rohfaser und C := stickstofffreien Stoffen iucl. Fett des Rauhfutters bedeutet. Bei Verwerthung der Bestimmungen der Respirationsproducte sind Verf. von der durch die vorigen Ver- suche an Schafen und solche in München an Menschen begründeten An- nahme ausgegangen, dass von der Gesammt-Kohlensäureproduction, voraus- gesetzt, dass die Nahinmg nur den Tag über verabreicht wird, 58 pCt. auf die Taghälfte und 42 pCt. auf die Nachthälfte fallen. Darnach bleibt die Kohlensäureproduction des Ochsen auf gleiches Kürpergewicht bezogen (pr. 1 Kilo und |24 Stunden 10,3 — 13,0 Grm. CO2 je nach dem Futter) hinter der des Schafes^) erheblich zuiiick. In Uebereinstimmung mit Beobachtungen bei dem Fleischfresser, dem Menschen, dem Schaf steigt und fällt die Kohlensäure-Production unter übrigens gleichen Umständen mit der Zufuhr von stickstoffhaltigen und stickstoö'freien Nährstoffen. Die Zunahme des Eiweiss-Umsatzes mit Zu- nahme der Eiweisszufuhi- bildet danach nur einen besonderen Fall der allgemeinen Regel: Steigerung der Nährstoffzufuhr hat ceteris paribus Steigerung des entsprechenden Stoffumsatzes im Körper zur Folge, woraus sich weiter ergiebt, dass der sog. Productionsantheil des Futters (Gesammt- futter minus Beharrungsfutter) für Fleisch- und Fettansatz niemals das leistet, was er an sich seinem Nährstoffgehalte und seinem Nährwerthe nach zu leisten vermag, sondern immer weniger. Ausser dem Einfluss des Futters hat sich in den Kohlensäurezahlen auch ein Einfluss des Ernälu-ungszustandes bemerklich gemacht. ') Ueber Stickstoff-Deficit vergl. diesen Jahresbericht 1868/69. 561. «) Landw. Versuchsst. 1871 13. 29. ') Bei Schafen beträgt dieselbe unter gleichen Umständen nach oben etwft 17,0 Grm. 96 i'bysiologiscli'^ Uiitersucliungfu uud t ütteniiigsvorsHclie. Grubengas bildete nur einen untergeordneten Bestandtheil der Re- spirationsproducte. In Betreff der Wasserdampfausscheidung der Thiere wurde beobachtet, dass zwischen Wasserdampf- und Kohlensäure- Ausscheidung nicht immer Parallelismus bestand, dass sie ferner in den zu derselben Versuchsperiode gehörigen Fällen bei gleicher Stalltemperatur mit ab- nehmender relativer Luftfeuchtigkeit und bei gleicher Luftfeuchtigkeit mit zunehmender Stalltemperatur zunahm. Die 12stündige Sauerstoffaufnahme der Thiere am Tage schwankte von einer Versuchsperiode zur andern und von einem Versuchstage zum anderen in viel weiteren Grenzen als die Kohlensäure- und Wasserdampf- Ausscheidung und wurde in der grössten Mehrzahl der Fälle von der Sauerstoff-Ausscheidung in Form von Kohlensäure erheblich übertrofl'en. Der Säuerst off-Ueberschuss der ausgeathmeten Kohlensäure fand weder in der Zusammensetzung des Verdaueten, noch in den Reductionsprocessen, denen dasselbe bei der Bildung von Fett etc. unterliegt, hinreichende Er- klärung, war vielmehr im wesentlichen auf Vorrath des Bluts an absor- birtem und lose gebundenem atmosphärischen Sauerstoff zurückzuführen. Es kann also vorkommen, dass der Respirationsprocess zum Theil auf Kosten dieses Sauerstoff-Vorraths unterhalten wird. Die dadurch herbei- geführte Erschöpfung muss durch eine zu anderen Zeiten vor sich gehende Sauerstoff-Aufspeicherung ausgeglichen werden. Nach den vorliegenden Versuchen hat es den Anschein, als ob vorwiegend in der Nacht Sauer- stoff-Aufspeicherung stattfindet-, Versuche bei dem Menschen und Schaf lehren indess, dass auch die Sauerstoff-Aufspeicherung am Tage vor sich gehen kann, zersetzungs- Uebcr die Zersetzungsvorgänge im Thierkörper bei Fütte- Fleisch- ruug mit Fleisch von v. Pettenkofer und G. Voit^). Nahrung. j^^ Auschluss an ihre früheren Versuche mit einem Hunde bei Hun- ger und ausschliesslicher Fettzufuhr ^) etc. theilen Verf. die Resultate der Versuche bei Zufuhr von reinem Fleisch in wechselnden Mengen von 500 — 2500 Grm. mit. Die Üntersuchungsmethode der Verf., sowie die Berechnung der Bilanz zwischen Gesammt- Einnahme und Ausgabe düi'fte No. des Versuchs Fleisch verzehrt Fleisch zersetzt Fleisch am Körper Fett am Körper Sauerstoff' aufgenom- men Sauerstoff" zur Zer- setzung nöthig Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. I. 0 165 —165 —95 330 329 H. 500 599 —99 —47 341 332 HL 1000 1079 —79 —19 453 398 IV. 1500 1500 0 -4 487 477 V. 1800 1757 -f43 -1 — - 592 VI. 2000 2044 —44 -58 517 524 ^11. 2500 2512 — 12 -57 — 688 ') Zeitsehr. f. Biologie 1871. 433. 2) Diesen Jahresber. 18G7. 280 u. 1868/69. 531. Physiolo^'ische Untersuchungen und Fütterungsversuche. gy liiiilänglicli bekannt sein, wesslialb wir nur nachstehende Hauptresultate der () Versuchsreihen hervorheben : Bei kleineren Mengen von Fleisch giebt der Körper des 30 Kilo schweren Hundes noch Fleisch und Fett vou sich her-, der Verlust au Fleisch und Fett wird mit steigenden Fleischquantitätcu immer geringer, bis bei 1500 Grm. Fleisch ein Gleichgewicht eintritt. Setzt man darüber hinaus noch Fleisch in der Nahrung zu, so kann schliesslich das Stick- stoifgleichgcwicht eintreten, indem ebenso viel Fleisch im Körper zerfällt, als iu der Nahrung dargereicht worden ist. Obwohl alsdann der sämmt- liche Stickstoif des zerfallenen Fleisches im Harn und Kotli wieder auf- tritt, bleibt ein nicht unbeträchtlicher Theil des Kohlenstoffs desselben im Organismus. Dieser Kohlenstoff könnte in Form von Fett oder Trauben- zucker oder sonstiger glycogener Substanz zurückbleiben, jedoch machen die angestellten Berechnungen es wahrscheinlich, dass er in Form von Fett auftritt. Die Menge des aus dem zersetzten Eiweiss abgelagerten Fettes ist in manchen Fällen nicht unbedeutend-, sie betrug in Proc. des zersetzten trockenen Fleisches ausgedrückt 4,3 bis 12,2 pCt., während sich iu dem trockenen Fleische höchstens 3,8 pCt. Fett befanden. Der Ansatz von Fett aus Fleisch wächst nicht proportional der zersetzten Fleischmenge — weil für den Fettverbrauch der Ernährungszustand des Körpers massgebend ist — , derselbe erfolgt im allgemeinen am leichtesten, wenn der Körper arm an Fett ist^). Die Sauerstoftaufnahme w^ächst mit der Zersetzung des Fleisches und wenn auch nach den Untersuchungen von Henneberg und anderen in kleineren Zeiträumen die Sauerstoffbindung nicht gleich geht mit der Sauerstoffausscheidung in den Zersetzungsproducten, sondern manchmal kleiner, manchmal grösser sein kann, so stellt sich doch in den meisten Fällen in 24 Stunden ein Ausgleich heraus und stimmt die Sauerstoff- menge, welche zur Uebcrführung der zersetzten Stoffe in die letzten Aus- scheidungsproducte nöthig ist, mit der wirklich aufgenommenen gut über- ein. — Weiterhin führt der eine der Verf. (V.) aus, dass die Vorstellung, wonach der Sauerstoff die primäre Ursache der Zersetzung im Organis- mus sein soll, als irrig bezeichnet werden muss. Dem Sauerstoff gegen- über verhalten sich die Stoffe im Thierköiiicr ganz anders als ausser- halb desselben; während z. B. ausserhalb des Körpers das Fett leicht, das Eiweiss schwer verlirennt, beobachteten wir im Organismus das Gegeu- theil. Der Sauerstoff' verbindet sich nicht direct mit dem Kohlenstoff' und Wasserstoff der höhercu chemischen Verbindungen, sondern letztere zer- fallen — die Ursache davon ist uns noch unbekannt — in niedriger zu- sammengesetzte und nehmen immer mehr Sauerstoff in sich auf, wenn er zugegen ist. Nicht mit der Sauerstoffaufnahme als primär wächst secundär die Stoffzerlegung, somlern umgekehrt zerfallen primär die Stoffe in den Cfcweben nach bestimmten Regeln unabhängig vom Sauertoft", und indem ') Heber eine fernere Schlussfolgerung aus diesen Versuchen, dass nämlich die ausserordentlich schwankenden Grössen des Wasserverhistes durch die Haut nicht von der Temperatur und dem Feuchtigkeitsgrad der umgebenden Luft ab- hängig sind, wollen die Verf. in einer besonderen Abhandlung licrichten. Jahresbericbt. 3. Abth. 7 98 Plivsiolocrische L'iitersuchuii^eu und Futtrriiiusversuche. die weiteren Producte säuerst oflfreicher werden, nehmen sie aus dem Blut Sauerstoff weg und producireu Kohlensäure, was dann secundär Athem- beweguug nach sich zieht, durch welche neuer Sauerstoff ins Blut eintritt und die Kohlensäure entfernt wird, verhaiteu u. Verhalten und Wirkung des Alkohols im Organismus von Wirkung des " " Alkohols im P. Rugei), M. Mainzer^). Parkes^), Dupre^), Ad. Lieben^*) iiiid Organismus, t^ o i i ^ • r;\ ^ v. Subbotm^j. Die bis jetzt vielfach verworrenen Anschauungen über Verhalten und Wirkung des Alkohols im Organismus sind durch die Untersuchungen ge- nannter Forscher in ein helleres Licht gestellt. M. Mainz er 1) constatirt zunächst an sich selbst, dass bei Einnahme von 15, 25, 50 und 75 cc. eines mit dem 2- und 3 -fachen Volumen Wasser verdünnten 98 proceutigen Alkohols die Körpertemperatur (ge- messen im Rectum mit Maximaithermometer) weder eine Abnahme ;ioch Zunahme erfährt, dass die grösste Differenz -j- oder — 0,15*' beträgt. Bei einer zweiten Versuchsperson machte sich nach Genuss der angegebenen Alkoholmenge ein Sinken der Körpertemperatur bemerkbar, die Differenz ging in einigen Fällen bis zu — 0,3'* bis 0,4*^ von der normalen Körper- temperatur. P. Rüge constatüt eine beständige Temperatureruiedi'igung nach Genuss grösserer wie kleinerer Dosen Alkohol. Uebereinstimmend mit Mainzer schliesst Parkes^) aus seinen Ver- suchen an einem Soldaten, der neben Hafermehl und Milch täglich in 3 Dosen 12 Unzen Brandy (entsprechend 5,4 Unzen absoluten ^Ukohols) erhielt, dass die Körpertemperatur (gemessen in der Axilla und im Rec- tum) bei diesen Dosen Alkohol unverändert bleibt. Ausserdem konnte er keinen Einiiuss des Alkohols auf die Disiutegration stickstoffhaltiger Ge- webe constatireu, beobachtete jedoch, dass bei Dosen von 4 Unzen sich die Pulsschläge vermehrten, noch grösere Dosen Herzklopfen und Athem- beschwerden hervorriefen. C. Binz'^) bemerkt zu diesen Versuchen von Parkes, dass letzterer wohl deshalb keine Wärmeerniediigung und verminderte Harnstoff- Aus- scheidung gefanden habe, weil seine Versuchsperson, wie ausdi'ücklich au- gegeben, an Genuss von Spirituosen gewöhnt war, unter welchen Umstän- den stets keine Veränderung in der Wärmeproduction und der Stickstoff- ausscheidung beobachtet v.ürde. Nach C. Binz hat Alkohol-Genuss eine Erweiterung der Blutgefässe der äusseren Haut und stärkere Verdunstung, ferner einen hemmenden EinÜuss auf die chemische Zelleuthätigkeit im Innern zur Folge, woraus sich die Einschränkung der Wärmeproduction und verminderte Stickstoff-Ausscheidung im Harn erklären last. Die Untersuchungen der andern Forscher beziehen sich auf die Eli- ' ) Arch. f. path. Anatomie u. Physiologie 1870. 4. Folge, 9, 252. ,2) Ibidem 1871. 5. Folge. 3, 51':/. 3) Eer. d. deutschen ehem. Ges. Berlin 1872. 226, 939 u. 1082. *) Ann. d. Chem. u. Pharm. 7. Supplem.-Ed., 236. ^) Zeitschr. f. Biologie 1871. 361. •*) Roy. Sog. Proc. 18, 362 u. 10, 73. vergl. Berichte d. deutschen chem. Ges. Berlin 1872. 939 0 Ibid. 1872, 1082. Physiologische Uateisucliuugen und Fiitteruugsversuche. 99 raiiiatiou des Alkohols durch Haut, Lunge und Urin. So kommt Dupre in Folge seiner Experimente zu folgenden Ergebnissen: Ein sehr kleiner Bruchtlieil des in den Körper eingeführten Alkohols wird durch Athem und Urin eliminirt, die Eliminiruug hört in 9 — 24 Stunden nach der letztgeuommenen Portion auf. Durch fortgesetzte Alkoholdiät wird die Menge des eliminirten Alkohols nicht vermehrt, woraus folgt, dass derselbe ziemlich vollständig im Organismus verbraucht wii'd. Ad. Lieben konnte gleichfalls nach Alkoholgeuuss nur eine sehr geringe Menge desselben im Harn nachweisen und theilt die Ansicht, dass der Alkohol zum grössten Theil, wenn auch langsam, im Blut verbrenne. Yeif. wollte den Alkohol durch Jod und Kali im Harndestillat nachweisen, fand aber, wie auch Dupre, dass schon der gewöhnliche Harn bei der Destillation einen Körper liefert, welcher mit Jod und Kali einen dem Jodoform ähnlichen Niederschlag giebt. Lieben schied desshalb den Al- kohol im Harndestilat direct mit kohlensaurem Kali ab, wodurch es /hm unter 10 Versuchen 9 mal gelang, nach Genuss von 250 cc. Wein mit 9 pCt. Alkohol eine Alkoholschicht von weniger als 0,1 cc. zu erhalten. Eingehender als die besprochenen ITntersuchungen ilber die Aus- scheidung des Alkohols sind die von Y. Subbotiu. Derselbe spritzte Kaninchen in den am Halse geöffneten Oesophagus 29procentigen Alkohol, und brachte sie nach Zubindung des Oesophagus in einen dem v. Petten- kofer'schen ähnlichen Respirations- Apparat. Die durch Haut, Lunge und Nieren in 5 und 5^2 Stunden ausgeschiedene Alkoholmenge war fol- gende : Vpr- Einsiefi'ihrte Ausgeschiedene Alkoholmenge : 1 1 meni;e iii aen SHCll Ij Magen Grm. dmxh Luugen und Nieren Grm. 1 pCt. dm-ch Grm. Nieren pCfc durch N] Grm. eren imd lUt pCt. L n. in. ' 2,30 3,45 , 3,45 0,2345 0,2552 6,79 ■ 7,40 0,0670 0,0705 1,94 2,05 0,0547 0,1675 0,1847 2,80 4,85 5,35 In weiteren Versuchen fand Verf., dass nach Alkohol-Einspritzung durch Haut, Lunge und Nieren in den ersten IIY2 Stunden 12,6 pCt., in den folgenden IIV2 Stunden noch 3,47 pCt. ausgeschieden werden, so dass also während 24 Stunden mindestens 16 pCt. des eingeführten AJkohols im unveränderten Zustande (oder als Aldehyd?) den Körper verlassen. Die Ausscheidung macht sich schon in den ersten 5 Stunden geltend und beträgt für Lunge und Haut doppelt so viel als für die Nieren. Gleich- zeitig wird ein Theil des Alkohols im Köi'per oxydirt, und man kann den- selben, wie C. Volt zu der Abhandlung von Subbotin bemerkt, wenn er auch nur als Reiz- oder Genussmittel dient, doch insofern als Nahrungs- stotf ansehen, als er ähnlich dem Stärkemehl den Umsatz der Stoffe im Körper herabsetzt. T^ -1 T» ■• • 1. ■• i • • r> i • 1 • • 1 •• i Luftwechse] beber Porosität einiger Baumaterialien, sowie kunst-iu Stauungen. Durchlassungs- vermögen : Sandstein . . 1,69 Bruchstein , . . 2,22 Backstein . . 2,83 Kalktuff . , . . 3,64 Lehmsteiu . . 5,12 1 r\r\ Physiologische Untersuchuiigeu und Fütterungsversuche. liehen und natürlichen Luftwechsel in den Stallungen hat M. Märcker^) sehr beachtenswerthe Versuche angestellt. Eine Stalluft von 2,5 — 3 p. M. CO.^ kann als normal und gut be- zeichnet werden und ist 4 p. M. als die äusserst zulässige Grenze zu be- trachten 2). In verschiedener Höhe der Ställe zeigt die Luft keine Diffe- renzen in der Zusammensetzung. An frischer Luft müssen einem Stück Grossvieh von 1000 Pfd. Lebendgewicht stündlich 30 — 40 Cub.-Mtr. Luft zugeführt werden und- ist wünschenswerth, diese auf 50 — 60 Cub.-Mtr. zu steigern. Von der Art der Baumaterialien, deren Durchdringbarkeit für Luft sehr verschieden ist, hängt der jedem Thier zu gewährende Stall- raum, sowie die Stärke der künstlichen Ventilation ab. Es wurden fol- gende Zahlen gefunden: Erforderliche Grösse der Wandfläche, um dpn Luftwechsel auf natürlichem Wege herzustellen: 17,8 Q -Mtr. Waudiiäche p. Kopf für 10 Stck. Grossvieh i-'^,'J 55 5> !» 15 J! 55 10,6 „ „ 5, 25 „ 8,2 „ „ „ 4U „ „ 5,9 „ „ 55 60-70 „ Die natiu-liche Ventilation ist als der naturgemässeste Weg des Luft- wechsels zu bezeichnen; sie wird durch folgende Umstände heeinflusst: durch Herstellung einer porösen Decke wird die natürliche Ventilation verstärkt, während sie durch eine wenig durchlassende Decke bedeutend reducirt wird. Durch starken Wind wird dieselbe bedeutend vermehrt; durch Benetzung der Wände mit Eegen bedeutend vermindert. Wenn man jedoch von den beim Backstein gewonnenen Erfahrungen auf andere Baumaterialien schliessen darf, so scheint die aufgenommene Feuchtigkeit schnell wieder abgegeben und damit die verlorengegangene Porosität wie- der erlangt zu werden. Bezüglich der künstlichen Ventilation empfiehlt Verf. die einfachen verticalen Aspirations -Ventilatoren, die an ihrer Mündung über Dach vor dem hemmenden EinÜuss des Windes geschützt werden müssen. Eine Ver- längerung in den Stall hinein ist überflüssig. Die in den Ställen hauptsächlich an der Decke sich bildenden feuch- ten Niederschläge können vermieden werden: durch Schützung der Decke vermittelst schlechter Wärmeleiter, durch Herstellung einer porösen Decke und durch Einführung einer möglichst kräftigen Ventilation. Arsengehalt Ucber Arseugehalt der Zimmerluft hat H. Fleck^) Unter- zimmeriuft. sucliungeu angestellt und gefunden, dass das Schweinfurter Grün nicht bloss durch mechanische Abtrennung von staubförmigen Partikelchen der Gesundheit gefährhch ist, sondern auch vorzugsweise dadurch, dass sich 1) Journ. f. Landw. 1870, 402. 2) Diese Zahlen übersteigen die fül* menschliche Wohnräume von Petten- kofer als zulässig aufgestellten um das 3fache. Es scheint, als -wenn die Thiere mit der COg nicht so viele andere organische luftverderbendeu Stoffe ausathmeu, als Menschen; denn während ein Gehalt von 5 — 7 p. M. CO^ in Wohnräumen in Folge letzterer Beimengungen als höchst drückend bezeichnet wird, konnte Verf , ohne von dem Einfluss der Luft zu leiden, in einem Stalle mit 8—10 COj p. M. einige Stunden sich aufhalten. ') Zeitschr. f. Biologie 1872, 444. Physiologische Untersuchiingen und Fütteruugsversuche. 101 die arseuige Säure iu Gegenwart von Feuehtigkeit und organischer Sub- stanz (Gummi etc.) iu den äusserst giftigen, tiüclitigen Arsenwasserstoff umsetzt. Breitingi) bestimmte den Kohlensäure-Gehalt der Luft eines Schul- zimmers mit 351,6 Cubikmtr. Inhalt 10,5 Q.-Mtr. Fenster und Thür, wel- ches an dem Yersuchstage 64 Kinder enthielt. 1. Yormittaus 7-^'U Uhr vor Beginn der Stunde 2,21 8 9 9 10 10 11 11 2. Naclmüttags l-'/i Uhr vor Beginn der Stunde 5,3 Kohlensäure- Gehalt der Luft in Schulzim- mern und öffentlichen Gebäuden. bei Beginn der Stunde 5,52 vor der Pause . .7,66 nach der Pause . .6,46 Ende der Gesangsstunde 9,36 im leeren Zimmer . 5,72 bei Beginn der Stunde 2,48 beim Ende der Stunde 4,89 3 nach der Pause . . 4,70 3 vor der Pause . . . 6,87 4 nach der Pause . . 6,23 4 beim Ende der Stunde 8,11 im leeren Zimmer . 7,30 Von H. Dorn er 2) wurde der Kohlensäure - Gehalt in verschiedenen öffentlichen Gebäuden Hamburg's festgestellt und gefunden: 1. Stadttheater, 2800 Personen umfassend. 30. April, sehr gefüllt, um 6 Uhr 30 ]\Iin. geöffnet 6 7 8 9 10 Uhr 15 Min. 47 „ 38 „ 23 „ 3 „ Temper; 15,5«^ R. 15,50 „ 17,5'> „ 18,0<> „ 18,00 „ CO2 0,865 2,086 2,091 2,106 2,540 10. Mai, si)är]ich besucht Oefinung 6 Uhr 6 Uhr 30 Min. 45 „ 7 8 9 10 11 35 25 10 1,562 1,730 1,745 1,769 1,620 1,605 2. Thaliatheater, 1800 Personen umfassend. 12. Mai, massig besucht, Oeffnung 6 Uhr CO, 6 Uhr 3 Min. 13. Mai, vollständig besetzt, Oeffnung 61 Uhr 21 1,133 1,844 2,436 2,325 2,378 6 Uhr 30 Min. 35 30 7 CO2 1,192 1,877 2,067 2,379 2,962 die Luft einiger Gesellschaftslokale u. Schulzimmer letzteren eine Kohlensäure -Menge von 0,56 — 5,051 9 „ 11 „ 2,325 9 9 „ 45 ., 2,378 10 Ebenso wurde untersucht und in p. M. beobachtet. Die Luft einer Kaserne enthielt nach Tb. Simler^) auf 0" und 760 mm. Druck reducirt 5,38 Vol. Kohlensäure pr. 10,000 Volume, nach- dem sämmtliche Mannschaft ausgeführt und längere Zeit gelüftet war. Diese Menge stieg während einer Nacht, welche die Mannschaft schlafend in der Kaserne zugebracht hatte, bis 6 Uhr Morgens um das 8 fache, nämlich auf 39,09 pr. 10000 Vol. Luft. ') Nacli der deutschen Yicrtcljahrsschrift f. öffentl. Gesundheitspflege iu Land- u. Forstwirthscb. Zeitung d. Prov. Prcussen 1871, 9, 2) Dingler's Polytcchu. Journal, 199, 225. ') Landw. Versuchsst., 14:, 216. 102 Physiologische Untersuchungeu und Fütterungsversuche. V. Harnstoff-Bildung und Ausscheidung, ^^rnstoff als 0. Poppi) wül in der Ochsen- und Schweiuegalle Harnstoff nachge- Bestandtheil j. x / o o der Galle, wicscu haben und soll letztere relativ mehr Harnstoff als erstere enthalten. Er fällte zum Nachweis die Galle mit basisch-essigsaurem Blei, befi-eite das Filtrat durch Schwefelwasserstoff vom Blei, verdampfte zur Trockne und extrahirte den Rückstand mit Alkohol, aus welchem der Harnstoff auslcrystalüsirte. Harnstoff- Ucber dcu Harnstoff -Gehalt der einzelnen thierischen Organe Gehalt der -i~« • i /-i • o thierischen VOU KlCh. Gschcidleu. ^j Bei der Frage über den Ursprung des Harnstoffs im Organismus ist es von Wichtigkeit, den Gehalt der einzelnen Organe an Harnstoff zu kennen. Veif. unterzog sich diesen Bestimmungen an einem Hunde, deren Resultat in Procenten der Substanz wir in nachstehender Tabelle mit- theilen : Organe. I. II. III. IV. V. Hunger Organ Fleisch- Fleisch- Fleisch- Gewöhnl. fütterung fütterung fütterung Futter pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. Carotis . . 0,024 _' 0,013 Cava infer. . 0,0217 0,028 0,024 — 0,016 Lebervene . 0,022 0,018 0,020 — 0,015 Herzblut — 0,034 0,030 0,023 — Leber . . 0,023 0,022 0,023 0,019 0,021 Milz . . . 0,037 — 0,031 0,031 0,035 Niere . . . 0,021 — 0,022 0,027 0,037 Lunge . . Spur. 0.016 0,009 0,006 0,026 Gehirn . . — 0,008 0,006 0,009 0,007 Bei diesen Zahlen ist hervorzuheben, dass bei reiner Fleischfütterung das Blut nur unwesentlich reicher an Harnstoff ist, als bei gewöhnlichem Futter, woraus folgt, dass der Harnstoff verhältnissmässig rasch aus dem Organismus ausgeschieden wü'd. Harn bei ve- Uebcr die Verschiedene Zusamensetzung des Ziegenharns getabilischer . . i-i-i '^ ■ • i-V -v-ri i-, u. animaii- boi rciu Vegetabilischer und rein animalischer rsahrung theilt scher Nah- jj Weiske^) Folgcndcs mit: Von 2 Ziegen erhielt die eine filihzeitig von der Milch entwöhnt nur vegetabilische Nahrung (Grünklee und Rübenblätter), die andere -"/i Jahr alt wurde nur mit Milch ad libitum ernährt. Der Harn der ersten Ziege reagirte stark alkalisch und Avar sehr concentrü-t (spec. Gew. 1,058), während der sehr dünne Harn der zweiten Ziege eine stark sauere Reac- tion und ein spec. Gew. von 1,011 hatte. In 100 cc. Harn waren im Durchschnitt enthalten : Hing. «) Ann. d. Chem. u. Pharm., 156, 88. 2) Studien über den Ursprung des Harnstoffs; Habilit.-Schr. Leipzig 1871. 3) Zeitschr. f. Biologie 1872, 246. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 103 Ziege I. Ziege IL ^) Vegetabilische Nalirung, Animalische Nahrung. Trockeusubstanz . . 11,08 Giin. 1,75 Grm. Stickstoff .... 1,11 „ 0,33 „ Asche 5,19 „ 0,57 „ In 100 Theileu Asche mit alkalischer Reaction: Kali 34,91 pCt. 42,83 pCt. Natron 22,48 „ 14,05 „ Kalk 0,77 „ 0,98 „ Magnesia .... 3,28 „ . 0,61 „ Eisenoxvfl .... Spur „ Spur ,, Kohlensäure ... 10,40 „ 0 Kieselsäure ... 0,59 ,, 0 ,. Schwefelsäure . . . 16,89 „ 3,02 „ Phosphorsäure . . Spur „ 22,22 „ Chlor 13.35 ., 20,67 ,, 102,67 pCt. 104,38 pCt. 0 ab für Chlor . . 3,01 ,. 4,66 „ Ferner hat H. Weiske^) den von ihm selbst und einem Collegen S. bei rein vegetabilischer und reiner Fleischnahrung gelasseneu Harn auf Trockensubstanz, Phosphorsäure und Stickstoff untersucht und folgende Zahlen erhalten: Person S. Person W. üarii- Gesammtmenge Ilarn- Gesammtmenge menge Spec. Trocken- rhosphor- „,. , , ^ Gewicht Suhstaaz säore '^t'«'^^'«" menge Spec. Gewicht Trocken- substanz Phosphor- säure Stickstoff cc. Grm. Grm. Grm. cc. Grm. Grm. Grm. 17. Dec.| Fleiscli- 2150 .1,0127 62,18 2,683' 11,589 1505 1,0197 58,51 3,747 11,376 18. ,. ( uafaruüg 2008 1.0183 56,40 4,193 10,78112135 1,0163 51,28 3,894 9,080 19. • 1 ] Vesetalü- 1870 1,0164 50,56 3,680 9,572 2025 1,0141 45,18 3,302 7,217 20. ,, > lische 2760 1,0087 41,46 2,915 5,871 1865 1,0112 35,66 2,865 4,791 21. ?falirang '2255 1,0099, 39,06 2,381 4,760jl875 1,0115 35,89 2,385 3,711 22. rifisfh- " ( uahning 1932 1,0133; 41,62 2,782 5,269iil653| 1,0167 43,54 3,650 5,622 23. 3085 1,0116 — 3,702 7,4332293 1,0162 52,74 4,843 7,170 24. 2357 1.0147| 54,73 3,978 8,362 2662 1 1,0147 62,26 4,344 11,071 Hier ist also umgekehrt wie bei dem Ziegenharn der Harn bei vege- tabilischer Nahrang von geringerem spec. Gew^, hat weniger Trockensub- stanz, Phosphorsäurc und Stickstoff" als der Harn bei Fleischnalirung. Die Mher von A. Bechamp^) gemachte Angabe, dass durch Oxy- ^'arn"foffr dation der Eiweisskörper Harnstoff entstehe, hat sich nach dena"s Albumin. ' ) Der Harn der Ziege I. gab auf Zusatz von Salzsäure einen starken Nieder- schlag von Hippursäure, der Harn der Ziege II. lieferte in 100 cc. nur 0,10 Grm. dieses Niederschlages. 2) Zeitschr f Biologie 1870, 464. 3) Jahresber. f Chem. 1856. 696. lOA riiysiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. Untersuchungen von Stadel er^) als irrig erwiesen. A. Bechamp^) hält nun seine frühere Behauptung aufrecht und will durch einfache Ox.vdation der Eiweisskörper mit übermangansaurem Kali Harnstoff erhalten haben. Jedoch gelang es 0. |Loew"^) nicht, nach der von A. Bechamp befolgten Methode Harnstoff aus Albuminaten darzustellen und vermuthet Locw% dass A. Bechamp statt Harnstoff nichts Aveiter wie Bariumacetat unter Händen gehabt hat. Harnstoffs Im Ucbcr die Bilduugs s t cllc des Harnstoffs im Organismus Organismus, jjggj^ q[^q Reihe vou Untersuchungen vor. N. Grehant^) hat durch Exstirpation der Nieren oder durch Unter- bindung der Harnleiter bei gesunden Hunden die Frage zu entscheiden gesucht, ob die Bildung des Harnstoffs in den Nieren erfolgt, oder letztere denselben bloss aus dem Blut absclieiden. Zur Bestimmung des Harn- stoffs im Blut fällte derselbe etwa 25 Grm. Blut mit Alkohol, presstc den Rückstand nach längerem Auswaschen ab, verdampfte das alkoholische Extract zur Trockne und nahm den Rückstand mit Wasser auf. Die wässerige Lösung wurde mittelst der Quecksilber-Luftpumpe in den evacuir- ten Recipienten gesogen und dann durch einen Hahn die Millon'schc Lösung (ähnlich der Lösung von untei'chlorigsaurem und unterbromigsaurem Natron) zugesetzt. Die durch Erwärmung im Wasserbade sich ent- wickelnden Gase sammelte Yerf zur Analyse in einem Rohre über Queck- silber und berechnete, indem er Stickoxyd durch Wasser und Eisen- chlorid absorbiren Hess, aus der gefundenen Kohlensäure und der Menge Stickstoffgas den Harnstoff. So fand er in 100 Grm. arteriellem Blut: I. Vor Exstirpation der Nieren 0,088 Grm. Harnstoff. 3 Stunden 40 Minuten später 0.093 ,, „ 21 „ 21 „ „ 0,252 „ 27 „ — „ „ 0,276 „ II. Vor Exstirpation der Nieren 0,074 Grm. Harnstoff. 4 Stunden 45 Minuten später 0,106 „ „ 21 0 167 Indem nun Verf. die von Bischoff und Voit gefundene Harnstoff- ausscheidung eines hungernden Hundes zu Grunde legt, findet er, dass der nach Exstirpation der Nieren im Blute mehr aufgehäufte Harnstoff gerade so viel beträgt, als der Hund bei Amvesenlicit der Nieren im Harn abgegeben haben würde. Zu denselben Resultaten gelangte Verf. bei Unter- bindung der Harnleiter und schliesst, dass nach diesen Versuchen der Harnstoff nicht in den Nieren gebildet wird. Sodann berechnet derselbe aus der Differenz der in dei' Nierenarterie (0,052 pCt.) und der in der Nierenvene (0,041 pCt.) gefundenen Harn- stoft'menge, dass diese Differenz der normalen Harustoffausscheidung des ') Journ. f. pract. Chcm., Ti, 251. *) Compt. reiul. 1870, 70, 866. ') Journ. f. pract. Chem. Neue Folge 1870, 2, 289. 4) Journ. de l'anat. ot de la plivsiol. 1870. Mai, Juni 318 u, 335. Vergl. Chem. Centr.-Bl. 1870, 318. Physiologische Unlersuchiiiigfn und Fütteningsversuche. 105 Thicres entspricht, indem er annimmt, dass in 2 Minuten circa 30 Grrm. Blut durch die Nieren laufen. Richard Gscheidlen^j liat zunächst in gk^icher Weise wie X. Grehaut durch Exstirpation der Nieren die Frage beantwortet, ob letztere die Bildungsstätte oder nur das Secretionsorgan für den schon ge- bildeten Harnst oft' sind. Er fand ebenso wie Grehaut bei ncphrotonnrten Hunden eine rasche Vermehrung des Harnstoffs nicht nur im Blut, son- dern in allen anderen Organen wie Leber, Milz etc. und Muskeln, in denen bekanntlich im normalc;i Zustande kein Harnstoff vorhanden i^t. So ergab z. B. Versuch II.: Jugularblut vor der Operation 0,027 Grm. Harnstoff. desgl. 24 Stunden nach der Operation 0,040 „ „ Herzblut 40 Stunden nach der Operation . 0,133 „ „ Muskel 0,234 „ „ Leber 0,420 „ „ Milz 0,460 „ „ Die Vermehrung des Harnstoffs 'in diesen Organen rührt aber nach Veif. nicht blos daher, dass das Ausscheidungsorgan, die Nieren, fehlen, sondern wird auch zum Theil durch ein nach Exstirpation eintretendes Fieber hervorgerufen, in welchem bekanntlich eine gesteigerte Harnst otf- production statthat. Sodann prüfte Verf. die neuerdings (von Meissner) ausgesprochene Behauptung, dass die Leber die hauptsächlichste Bildungsstätte des Harn- stoffs sei. Er glaubt, dass, wenn diese Ansicht richtig wäre, dasjenige Organ, welches das Blut von der Leber wegführt, die Lebervene mehr Harnstoff enthalten muss, als die Pfortader, welche das Blut zur Leber hinfühi-t. Durch eigenthümliche Vorrichtungen, die wir hier nicht näher beschreiben können, fand er diese Vermuthung nicht bestätigt; die das Blut ableitenden Gefässe enthielten nicht mehr Harnstoff" als die zu- leitenden. Ebenso wenig konnte er durch Aufbewalu'en der ausgeschnittenen Leber in Alkohol oder einem vei-schlossenen Gefäss nach 2 bis 3 Tagen eine IIarn.stoff- Vermehrung constatircn. In einem 3. Versuche i)resste Verf. durch die Leber eines eben ge- tödteten Hundes fiisch geschlagenes und colirtes Blut, fand aber ebenfalls den Harnstoffgehalt des so behandelten Blutes nicht vermehrt, so dass der Leber ebenso wenig wie den Nieren ein Harnstoffbildungsvermögen zu- kommt. Die Versuche von Sig. Roseustein^) weichen von den beiden vorigen insofern ab, als derselbe nicht beide Nieren, sondern nur eine exstirpirte. l>lieb unter diesen Umständen die Harnstoff- Ausscheidung dieselbe, so glaubt Verf. schliesscn zu düi-fen, dass die Niereu keinen An- theil an der Harnstoff-Bildung haben. Es zeigte sich, dass die eine Niere vollständig compensirend wirkt, indem die Harnstoff- Secretion vor und nach der Operation pr. Tag durchschnittlich dieselbe blieb, nämlich ') Studien über den Ursprung des Harnstoffs. Habilitationsschr. Leipzig 187] Vergl. Jahresbericht f. Fortschritte der Thierchemie 1871, 141. ^) Virchow's Arch. f. patbol. Anat. u. Physiol, 53, 141. 106 Physiologische Uiiiersiichungtn und Fütterungsversuche. Ausscheidung von injicirtern Harnstoff durch die Nieren. Vor der Operation 31,72, 31,80, 33,66, 33,3, 31,68 Grm. Nach der Operation 17,47, 21,87, 29,31, 38,15, 39,52 „ Das Gewicht der zuerst ausgeschnittenen Niere betrug 18,8 Grm., der letzten 32,13 Grm. Dieses grössere Gewicht Icönnte auf eine ver- mehrte Thätigkeit der einen Niere, und damit auf eine Harnstoffbildung in derselben schliessen lassen; allein andere Versuche gaben keine erheb- liche Gewichtsdifferenz und schliesst Verf., dass sich die Niere gar nicht an der Harnstoffproduction betheihgt. Seit Fick und Wislicenus, bemerli^ C. Ph. Falk^) am Schlüsse seiner Abhandlung, die Quelle der Muskelkraft in das stickst off lose, or- ganische Material unserer Kost verlegten, und somit eine Frontstellung sowohl zu Bischoff wie zu Liebig einnahmen, ist die Frage von verschie- denen Seiten aufgeAvorfen worden, ob der im Organismus gebildete Harnstoff alsbald durch die Nieren entleert wird. Verf. suchte diese Frage dü'ect zu beantworten, indem er Harnstoff in das Blut, den Magen oder Zellstoff einer Hündin einspritzte, und die Ausscheidung im Harn verfolgte. Auf die ausführliche Beschreibung der Methode der Untersuchung können wir hier nicht eingehen, sondern müssen uns begnügen, die Hauptresultate wiederzugeben. Diese sind in nachfolgender Tabelle enthalten: Versuch No. I. H. HI. IV. V. VI. VH. Einspritzung lin . . . Blut Blut Blut Blut Blut Magen Zellstoff d. Harnstoffs f Menge . 4,8485 9,56 15,1059 14,464 14,723 14,644 14,881 Grm. Urin -Menge im Mittel pr. Stunde a. vor der ^Einspritzung b. nach der Einspritzung 18,3 39,6 10,5 64,1 18,5 139,5 8,8 82,3 6,3 70,3 56,9 64,7 17,5 cc. 54,8 cc. Proc. Gehalt a. vor der Einspritzung des Urins an 10,4 11,6 6,2 11,4 14,5 3,2 7,3 pCt. Harnstoff im b. nach der Einspritzung Durchschnitt 6,7 4,6 3,5 4,6 5,5 j 5,4 4,7 pCt. Stündliche j Harnstoff- a. vor der menge im Einspritzung 1,70 1,22 0,85 1,01 0,91 1,52 0,80 Grm. Durchschnitt 'b. nach der Einspritzimg von je 3 Stun- 2,50 3,25 4,86 3,57 3,80 3,15 2,25jGrm. den Aus diesen Zahlen erhellt, dass der Procentgehalt des Urins im um- gekehrten Verhältniss zur Harnmenge steht, je weniger Urin, desto höher ist der procentische Gehalt an Harnstoff und umgekehrt. Die folgende Tabelle giebt noch Aufschluss, wie viel von dem in den Körper der Hün- din eingeführten Harnstoff und in wie viel Stunden durch die Nieren wieder entleert wird? Arcli. f. patliol. Anatomie und Physiologie, 5. Folge 3, 282, Physiologische Untersuchungeu und Fütlerungsversuche. 107 Xn.des Ver- suchs Einspritzung in Harnstoffmenge eingespritzt entleert ^) Grm. Grm. In Procen- ten des ein- gespritzten Harnstoffs pCt. Stunden nach der Ein- spritzung 1 2 3 4 5 6 7 das Blut desgl. desgl. desgl. dösgl. den Magen den Unterliautzellstoff 4,8485 9,5600 15,1059 14,4640 14,7320 14,6435 14,8810 2,4820 7,7304 15,1059 14,1939 13,2136 10,7688 12,8040 51 81 100 98 89 73 86 4 Stunden 6 „ 7 „ 8 '":•;;:„_,;•;■"■ 8 Stunden 11 desgl. Diese Zahlen beweisen unzweideutig, dass der direct in den Or- ganismus eingeführte Harnstoff verhältnissmässig schnell als solcher wieder im Harn ausgeschieden wird. Verf. giebt sodann am Schlüsse seiner Untersuchung noch einen ausführlichen historischeu Bericht der Unter- suchungen über Harnstoff, bezüglich dessen wir auf das Original verweisen. Versuche, welche C. Ph. Falk^) zur Kenntuiss des Verhaltens des ^"^'htsphör"? Phosphors im thierischen Organismus angestellt hatte, führten zu dem sauren Na- -ni 1 1 /^iccii ~A- -t • • 1 trons durch Kesultat, dass der genannte (.Trundston nach dem Enidringen m den die Nieren. Körper zu Phosphorsäure oxj'dirt und in dieser Verbindung den Nieren zur Elimination überliefert wird. Verf. glaubte daher auch die Frage beantworten zu müssen, ob der Belastung des Blutes mit Phosphorsäure und in Wasser löslichen Phosphaten eine Entlastung durch die Nieren alsbald nachfolge? Er verwendete zur Einspritzung in das Blut (Vena jugularis externa dextra) eine wässerige Lösung von 3 -basisch phosphorsaurem Natron. Nachdem vor jedem Versuch die Phosphorsäure des Harns im normalen Zustande bestimmt Avar, wurde nach der Einspritzung der Harn durch mehrere Stunden gesammelt und auf Phosphorsäure untersucht. So wurden ausgeschieden in: 1. Versuch nach Einspritzung von 5,395 Grm. 3-basisch phosphors. Natron. In 7 Stunden 2,586 Grm. PO5. Hiervon ab die im normalen Harn abgeschiedene Menge PO5, nämlich 0,047 Gnn. pr. Stunde, also 0,047 X 7 = • • 0,329 „ „ Also mehr 2,257 Grm. PO5. 5,395 Grm. 3-basisch phosphors. Natron^) enthalten 2,335 welche nach 7 Stunden noch im Blut verblieben. 0,078 Grm. PO5, ') Diese Harnstoffmenge ist in den angegebenen Stunden mehr entleert als im normalen Harn vor der Einspritzung. '^) Arch. f. pathol. Anatomie und Physiologie 1871, 5. Folge. 4. 172. •■') Aus dem Text ist nicht zu erfahren, welche Formel diesem Salze zukommt. Das 3-basisch phosphorsaure Salz 3 NaO.PO^ (oder Nag PO4) ergiebt 2,335 Grm. PO 5 in 5,395 Grm. Salz. Ebenso berechnet sich nach dieser Formel für Versuch (2) 4,405 Grm. und 3. Versuch 4,127 Grm. PO5 statt 4,036 und 3,781 Grm. PO5. jrjg Physiologische Untersuchiingeu iiud riilterungsversiiche. 2. Versuch. Einspritzung von 10,176 Grm. phosphors. Natron: In 9 Stunden ausgeschieden 3,4808 Grm. PO5. In desgl. im normalen Harn 0X0,0835= . 0,7515 „ „ ]\Iehr 2,7293 Grm. PO5. 10,176 Grm. phosphors. Natron enthalten nach Verf. ■ . 4,0363 „ Also noch im Blut 1,3070 Grm. PO5. 3. Versuch, Einspritzung von 9,533 Grm. Salz: In 20 Stunden ausgeschieden 4,2892 Grm. PO5. In desgl. im normalen Harn 20X0,0508= . 1,0180 „ „ Mehr 3,2712 Grm. PO5. 9,533 Grm. Salz enthalten nach Verf. . . . 3,7812 „ „ Also noch im Blut 0,5100 Grm. PO5. Das phosphorsaure Natron wurde somit in verhältnissmässig kurzer Zeit mehr oder minder vollständig durch den Harn entleert. ^Harnstoffs,*^ Die Vorstufcu des Harnstoffs im thierischen Organismus von 0 Schnitzen und M. Nencki. ^) Bei Einwirkung von Alkalien und Säuren auf Eiweisskörper entstehen im wesentlichen Ammoniak und Amidosäuren der fetten und aromatischen Eeihe (GlycocoU, Leucin, TjTosin), welch' letztere auch im lebenden Köi"per und unter normalen Verhältnissen constant auftreten. Diese und andere Thatsachen Messen die Verf. vermuthen, dass die Amidosäuren der Fettreihe die bisher unbekannten Glieder zwischen Eiweiss und Harnstoff sein möchten. Wenn dieses richtig, so musste die Verabreichung dieser Körper an ein Thier, welches sich im Stickstoffgleichgewicht befand, eine einseitige Vermehrung des Harnstoffs zur Folge haben. In der That fanden die Verf. bei einem Hund nach Verabreichung von GlycocoU und Leucin den Harnstoff des Harns bedeutend vermehrt-, der im GlycocoU und Leucin verabreichte Stickstoff wurde nahezu durch den des mehr ausgeschiedenen Harnstoffs gedeckt. So war nach Fütterung von 30 Grm. GlycocoU pr. 2 Tag das Plus an Harnstoff 9 Grm., während der Stick- stoff dieser GlycocoUmenge 11,97 Grm. Harnstoff verlangen würde. Nicht so glücklich waren Verf. bei Fütterung von T}Tosin; die Zunahme des ausgeschiedenen Harnstoffs war nur unbedeutend, ausserdem enthielt der HaiTi eine kleine Menge unzersetztes T)Tosin. Wenn somit die Amidosäuren ^j der Fettreihe — die letzten Oxy- dationsstufen derselben sind nach Verf. vielleicht Körper der Cyangruppe oder der Carbaminsäure — als Vorstufen der Hanistoff'bildung augesehen werden können, so blieb doch noch der Einwand, dass diese Körper in ähnlicher Weise wie ein Fiebergift zu einer Production von Harnstoff' auf eigene Kosten anregen. Wiewohl der Hund keine Fiebererscheinungen zeigte, so hielt 0. Schnitzen (Ber. d. deutsch, ehem. Ges. Berlin 1872, 579) den Versuch für wichtig, ob durch ein substituirtes GlycocoU (wie Methylgly- • ) Zeitschr l Biologie 1872, 8, 124. ferner Berichte d. deutschen ehem. Ges. Berlin 1872, 578. *) Die Amide der Säuren wie Acetamid verlassen den Körper imverändert. Physiologische Unteräiicliuiigcn und Fütteniiigsversuche. 109 cocoll z= Sarkosiu = CHo [NH (CH3 )] CO2 H) ein substituirter Harnstoff entstelle. Auch diese Yermuthung fand Verf. bestätigt. Füttert man einen Hund neben seiner gewöhnlichen Nahrung mit so viel Sarkosiu, dass der X desselben dem N des täglich ausgeschiedenen Harns entspricht, so ver- schwindet der Harnstoff und die Harnsäure vollständig aus dem Harn und es treten eine Reihe neuer, wohlcharakterisirter Substanzen auf. Unter diesen Substanzen wies er eine nach, welche mit Barytlüsung in höheren Temperaturen in XH3 , COo und Sarkosiu zerfällt und welcher folgende Constitution zukommt : H2 N CO.— • — ^' I CH2 CO2 H d. h. der Körper ist einmal ein Harn- stoff, an dessen einem N die beiden H durch Methjd- und Essigsäure ersetzt sind, oder ein Sarkosiu, an dessen' N der Rest der Carbaminsäure (CO NH2) hängt. Ausserdem erhielt Verf. im Harn eine Säure von folgender Con- stitution: (h2NS(0)2 x{™ ^q^ h) d. h. eine Verbindung von Sulph- aminsäure 1 CS vtt ) mit Sarkosiu unter Austiitt von Wasser. Die im Eiweiss präformirte Sulphaminsäure , welche hier das Sarkosiu vorge- funden und unter Austritt von Wasser zu letzterer Verbindung aufge- nommen hat, liefert unter normalen Verhältnissen Schwefelsäure und Am- moniak. Denkt man sich nun, dass letzteres statt des Sarkosius sich mit dem Rest der Carbaminsäure (CO. NH2) verbindet, so haben wir statt der (NH> \ CO ^Tjj^ j und der Bildungsgang des letzteren im Organismus wäre klar. Hiernach müsste aber, bemerkt K. Salkowski^) zu letzterer Abhandlung des Verf., aller Schwefel (der P^iweisskörper) als Schwefelsäure den Organismus verlassen. Dies ist aber nicht der Fall. So enthält der Harn eines Hundes bei Fütterung mit I5rod und Milch eine ganz erhebliche Quantität sclnvefelhaltiger organischer K(h'i)er, nur etwa -/a des Schwefels im Harn ist als Schwefelsäure, ^/s in anderer Form ausgeschieden. Ausserdem wurde bei einem Hunde nach Tauriufütterung nur ein kleiner Theil vom Schwefelgehalt desselben zu Schwefelsäure oxydirt und an Alkali gebunden im Harn ausgeschieden, während bei einem Kaninchen, in dessen Organismus nur etw^a ^/4 des Taurins unangegriffen bleibt, ausser Schwefelsäure noch unterschweielige Säure, beide au Alkali gebunden, im Harn auftritt. Anm. Wie dem auch sei, wir glauben der Untersuchung von 0. Seh ultzen eine grosse Bedeutung zuschreiben zu müssen, welche eine neue Richtung in den thierphysiologischen Arbeiten anzubahnen im Stande ist. Wir verweisen in dieser Hinsicht noch auf eine Abhandlung von M. Nencki'^) über ,,die Wasserent- ziehung im Thierkörper", wonach sich ebenso wie beim Harnstoff auch bei an- deren Körpern des thierisclien Organismus ihr Bildungsvorgang aus 2 in ihrer Constitution bekannten Körpei'n unter Wasser-Austritt erklären lasst. — ') Berichte der deutsch, ehem. Gesellsch. Berlin 1872, 637. ') Ibidem 890. 1 1 rv Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Gehirnthätig- Eiiifluss der Geliirntliätigkeit auf die Pliospliorscäure und keit u. Aus- ~ '■ Scheidung von H a 1' 11 - A US S C ll 6 1 d U U g. Harnstotr. j^.^ scliou Miller von Mosler^j gemachte Angabe, dass die Menge der im Harn ausgescliiedeueu Pliosphorsäure mit der Gehirntliätigkeit zu- iind abnehme, hat L. Ho o dg es Wood^) einer neuen Prüfung unterworfen und gefunden, dass bei Gehiruthätigkeit die phospliors. Alkalien zunehmen, während Kalk- und Magnesiaphosphat eine geringe Abnahme erfahren, jedoch so, dass die Menge der ausgeschiedenen Phosphorsäure im Ganzen etwas höher ist. John Wilson Paton^) theilt über denselben Gegenstand Versuche mit, welche das eben von Wood angegebene Ergebniss über die Phos- phorsäure-Ausscheidung bei Gehirnthätigkeit nicht bestätigen. Paton überliess sich in Gemeinschaft mit Arth. Gamgee in der I. und HI. Periode des Versuchs einer von geistiger Beschäftigung möglichst freien Ruhe, während in der H. Periode stark geistig gearbeitet wurde. Es er- gab sich pr. Tag: A. bei J. W. P. B. bei A. G- I. II. III Per. I. II. III. Per. Hanimenge in cc. . . 1724 2011 1G75 cc. 1352 1515 1600 cc. Harnstoff in Gran . . 337,6 380,1 348,9 Gran. 206,5 223,1 182,5 Gran. Chlornatrium in Grm. 13,9 16,7 16,1 Grm. 8,88 10,57 10,18 Grm. Phosphorsäurc in Grm. 3,60 3,58 3,57 Grm. 3,29 2.75 3,07 Grm. Während somit bei geistiger Arbeit die Harnmenge und mit ihr der ausgeschiedene Stickstoff und das Chloruatrium eine Zunahme erfahren haben, hat die Phosphorsäure eher ab- denn zugenommen. Anm. Es müsste nach diesen Versuchen die geistige Arbeit von anderem Einfluss auf die Grösse der Harnstoff-Ausscheidung als die koii^erhche Arbeit sein, bei der bekanntlich von vielen anderen Forschern keine Vermehrung des ausge- schiedenen Harnstoffs beobachtet werden konnte. '^h'*'''^^^'''" "■ Ueber Schw'efelsäure- und Phosphorsäure-Ausscheidung bei Phosphors.- '■ ^ Ausscheidung Piuhe uud Arbeit hat G. J. E ngelm an n-^j umfangreiche Versuche an sich " Arbeu!'" selbst (G) und an einer anderen Person (A) ausgeführt. Die Kost bestand aus Milch, Thee, Wasser, Wein, Bier, Sauce, Fleisch, Kartoffeln, Butter, Weizen- brod, Eier, Reis und Zucker, die so genommen wurden, dass die Flüssig- keitsmeugen an den einzelnen Tagen der 3 Versuchsreihen dieselben waren. Die Arbeit erstreckte sich auf Laufen, Bergklettern, Marschiren und Holzsägen bis zur Ermüdung. Die erste Versuchsreihe umfasst 4 Tage Ruhe und Arbeit, die U. und HI. je 3 Tage, in denen die pr. 15 Tages- stunden und die pr. 9 jSI^achtstunden im Harn ausgeschiedenen Stoffe für sich bestimmt wurden. In der HI. Reihe wurde die auf den 2. Arbeits- tag folgende Nacht durchmarschirt, und stieg dadurch die Harnstoffmenge im Vergleich zu der ersten Kacht des Arbeitstages bei (G) von 12,82 , auf 19,26; bei (A) von 18,41 auf 24,01 Grm. Harnstoff. Die folgen- den Zahlen geben den Durchschnitt der Bestimmungen: ') Jahresber. f. Chem. 1853, 605. 2) liuU. SOG. chim. [11] 14, 88 u. Jahresber. f. Chem. 1870. 919. 3) Journ. of anat. and. phvsiol. 5, 296. Vergl. auch Jahresber. f. Thierche- mie 1871, 147. ") Arch. f. Physiol- von Du Bois-Reymond 1871, 14 u. Oecon. Fortschr. 1871; 8 u. Landw. 'Centr.-Bl. 1872, 1, 42. Paib.e Arbeit 1345 942 Kulie Arbeit 1128 1015 Pliy-siolügische Untersiichungeii und Fütterungsversucho. 111 I. Reihe pr. 1 Tag: Hani cc. Harnstoff Phosphor- Schwefel- säure säure Grm. Grin. Grm. Versuchs- f Ruhe (Mittel aus 4 Tag.) 2394 44,38 3,52 3,30 person G. Arbeit ^Mittel aus 4 Tag.) 1775 42,20 3,40 3,59 11. Pteihe. Versuchsperson G. Pr. 15 Tagesstunden Pr. 9 Nachtstunden Harn cu. Harir;tofl" Phosphors. Soliwef.^ls. Ilaru cc. Harustoff Phosphors. Schwefels. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm Grm. 31.85 1,81 2,14 345 13,20 1,00 1,19 30,92 1,83 2,42 373 15,85 1,40 1,33 in. Reihe (Versuchsperson A.) 30,71 1,78 2,11 645 17,88 0,93 1,27 30,89 2,02 2,59 560 19,92 ],12 1,50 Bei sch-wacher Ai-beit ist daher, bemerkt Verf., die ausgeschiedene HarastüifmeBge entgegen der Erwartung eine etwas geringere als in der Ruhe, so in den 4 Arbeitstagen der Reihe I. im Ganzen um 8,72 Grm. gegenüber den Ruhetagen. Bei sehr starker Ai-beit dahingegen (wie in dem Nachtmarsch) steigt die Harustoff- Ausscheidung rasch entsprechend der Leistung. Phosphorsäure und Schwefelsäure nehmen in der Arbeitszeit constant zu, jedoch macht sich die Vermehrung des ersteren nicht so schnell gel- tend als die der Schwefelsäure, deren Vermehrung schon wähi-end der Arbeitsleistung eintritt. Die im Harn ausgeschiedene Menge Schwefel- säure ist daher nach Verf. ein sicheres Mass fiii' den Stoff- resp. Eiweiss- umsatz im Organismus. — Anm. Das Ergebniss dieser "\' ersuche, dass bei vermindertem Harnstoff- gehalt die Phosphorsäure im Harn zunimmt, steht mit den Untersuchungen') von Iv Bischoff im Widerspruch, wonach zwischen den N- und PO^-Gehalt des Harns bei reicher wie bei ärmlicher Nahrung ein ParalleUsmus besteht, so dass der N fast constant das Stäche der PO^ beträgt. Es sind daher wohl weitere Versuche wünschenswerth, ob sich das iiherraschende vom Verf. gefundene Resu^|:at bestätigt. — Die von A. Sawicki"^) an zwei Menschen ausgeführten Versuche stehen ebenfalls mit den vorstehenden nicht im Einklang. A. Sawicki lindet nämlich, dass die Menge der durch den Harn ausgeschiedenen Säure mehr von der Quantität und Qualität der aufgenommeneu Nahrungs- mittel als von Ruhe und Arbeit abhängt. Bei gewissen Herzkrankheiten mit zeitweisem Blutstillstand in t^*^" Aus^JJjfeidln«' Lungen tritt nach G. Daremberg^) eine beträchtliche Zunahme der im Kranken ° Harnsäure und der uuvoUsändigeu Verbrennungsproducte auf, dahingegen "zustande?'^" eine Abnahme des Harnstoffs. In einem Falle hatte der Kranke pr. 24 Stunden 8,82 Grm. Harnsäure und nur 2,47 Grm. Harnstoff ausgeschieden. J. Seegen ^) hatte Gelegenheit, die Hamstofiausscheidung in einem Fall von fast vollständiger Inanition durch mehi-ere W^ochen hindurch zu 1) Dieser Jahresber. 1867, 274. 2) Pflüger's Archiv f Phvsiologie 1872, 5, 285. 3) Berichte d. deutschen ehem. Gesellsch. Berlin 1872. 327. '») 8itzungabcr. d. A\'icner Akad. d. NMsseusch. 1871, 63, Märzheft, JIO Pliysiologi>che Lintersiichutigen und Fiitterungsvorsiiche. beobachten. Ein 24 jähriges Mädchen, in dessen Magenfundus eine wall- nussgrosse Geschwulst vorgefunden wurde, nahm 12 Tage hindurch nur 35 Grm. Milch und an 2 Tagen nur einmal ein ganzes Ei und das an- dere Mal das Eiweiss eines Ei's statt der Milch zu sich. Es wurden in 12 Tagen 106,9 Grm. Harnstoif mit 49,8 Grm. N ausgeschieden, während die N-Zufuhr nur 3,4 Grm. betrug. Hiernach schied die Patientin nur etwa ^jr> der Harnstotfmenge wie im normalen Zustande aus und l)crechnet sich der Eiweissverb rauch vom Körper zu 25 Grm. pr. Tag. Die Wasser- ausfuhr während der Hungertage betrug pr. Tag 185 cc, die Zufuhr etwa 55 cc, also wurden 130 cc. auf Kosten des Körpers ausgeschieden. Falls die täglich secernirte N-Menge ganz aus umgesetzter Muskelsubstanz her- rührte, so würde die Menge der letzteren pr. Tag 112 Grm. betragen, welche erst 84 cc. Wasser liefern kihinen. Es bleiben somit noch 56 cc. Wasser, welche auf Kosten anderer Körperorgane geliefert sein müssen, wozu noch die durch Haut und lAinge ausgeschiedene Wassermenge kommt, kohlensauren Rabutcau uud Constant^) fanden, dass nach einer täglichen Ein- '^HarJTs'toff-'^ nähme von 5 resp. 6 Grm. doppeltkohlens. Kali und 5 Grm. doppelt- Ausschei- kohleus. Natrou die Harnstoif- Ausscheidung um 20 bis 23 pCt. pr. Tag *^"°^" vermindert Avurde. Ausserdem wurde der Puls- und Herzschlag verlang- samt, der Appetit vermindert und der gesammte Stoffwechsel verzögert. K^e^le'tc! Aehnlich2) wie im verliegenden Versuch sank durch Genuss von 30 Centgrm. Kaffein der pr. Tag ausgeschiedene Hanistotf um 28 pCt., und hatte die Einnahme eines Aufgusses von 60 Grm. gerösteten Kaifee's eine Verminderung von 20 pCt. Harnstoff und eine Verlangsamung des Pulsschlages zur Folge, so dass durch Kaffein und gerösteten Kaffee die Oxj'dation und der gesammte Stoffwechsel herabgesetzt wird. Hieraus erklärt sich auch nach Rabute au, dass ein Hund, welcher täglich 20 Grm. (-acaopulver, einen Aufguss von 20 Grm. gebranntem Kaffee und 10 Grm. Zucker erhielt, gesund und la-äftig blieb, während ein anderer Hund, welcher ohne Kaffee- und Cacao-Beigabe mit 20 Grm. Brod, 16 Gi-m. gewöhnl. Butter und 10 Grm. Zucker ernährt wurde, abm£%erte und dem Huugertode entgegen ging. Nach diesen Thatsachen ist Verf. der Ansicht, dass ein Mensch 10 Tage lang mit folgender Nahrung von ungefähr 1600 Grm. Trockensubstanz leben kann, nämlich: Cacaopulver 1000 Grm. Aufguss von Kaffee 500 „ desgl. von Thee 200 5, Zucker 500 „ Wirkung der Uebcr die Wirkung der Chloralkalien in der Nahrung theilt Rabi- Cnloralkalieii ox r. . n ' /-ii , • /-,, . . ' i /-n i i ,■ auf den tcau,^) temcr mit, dass Lhlornatrium , ( hiorammonium und thlorkahum Stoffwechsel, iijp Ernährung befördern, die Ausscheidung des Hai-nstoffs vermehren und die thierische Wärme erhöhen. Bei Gaben von 10 Grm. Chlornatrium pr. Tag schwankt die Harnstoff'- Ausscheidung gegenüber salzloser Nah- ') Compt. rend. 1870, 71, 231. 2) Ibidem 426. 3) Ibidem 1871. 7;}, 1390. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 113 rung um 20 pCt.-, ausserdem bewirkt dasselbe eine Vermehrung der Ma- geusäure und der rotheu Bkitkürperchcn. Das Chlorkalium befördert zwar auch den Ernährungsvorgang, aber es verlangsamt den Puls. John Wilson Paton') verfolgte an sich selbst die Harnstoff- ^anist^iffaus- Ausscheidung bei verschieden reichlicher Nahrung, welche zu- verschie^cten sammengesetzt war aus Fleisch, Brod, Butter, Eiern, Kartoffeln und Milch, «'ahrung.'^ Das Ergebniss erhellt aus folgender Tabelle. asser der .hrung Kohlen- stoffgehalt d. Nahrung Stickstoffgehalt Harn- stoff- der des Harn ^ ^ Nahrung Harns gehalt Gran Gran Gran Gran Grau CO. I. Per. Aermliche Nahrung 1965 3219 237 334 715 1594 II. Per. Noch ärmUchere Nahrung 1763 2879 205 305 665 1255 ni. Per. wie unter I. . . 2161 3455 239 297 636 1480 IV. Per. Reichlichere Nahrg. 2558 5210 338 332 711 1556 V. Per. wie bei IV unter 300 cc. Wasserzusatz . 2858 5219 338 373 801 2014 In den beiden ersten Perioden wurden also 100 Gran Stickstoff mehr ausgeschieden als eingenommen, in Folge dessen Kraftverlust und Er- mattung eintrat. Vermehrter Wassergenuss vermehrte Harn- und Harn- stoffausscheidung. Beim Uehergang zu der reichlichen Nahrung (Per. IV) wurde in den ersten zwei Tagen nicht aller eingenommene Stickstoff" im HaiTi wieder ausgeschieden, sondern 29,6 Gran verblieben im Körper-, nach dieser Zeit aber stellte sich bald Stickstoffgieichgewicht ein. Ueber die Menge und das A''erhältniss der Harnstoff- Ausscheidung bei Kindern undErwachsenen tlieilt Joh. Ranke^) folgende Zahlen mit: Individuum Alter Körpergewicht Harnstoffaus- scheidung bei Kindern und Erwachseneu. Harnstoff-Ausscheidung im Ganzen pr.KUogrm. 12,7 Grm. 0,926 Grm. 40 „ 0,550 „ I.Mädchen 3 Jahre 2 Mon. 13,72 Kilo 2. Mann 24 Jahre 72,6 „ Pro 1 Kilo Köi"i)ergcwicht verhält sich also die Harnstoffausscheidung des Erwachsenen zu der des Kindes wie 1 : 1,7, ein Verhältniss, welches für den erhöhten Stoffwechsel der Kinder spricht. Beaüglich des Stickstoffdeficits hat J. Seegen^) nochmals und zwar in Gemeinschaft mit C. Voit, welcher zu dem Zwecke nach Wien Stickstoff- deficit. 1) Joum. of anatomy and physiol. 5. 286. Vergl. auch Jahresbei'icht f. Thierchemie von Rieh. Maly 1871. 145. 2) Die Blutvertheilung und der Thätigkeitswechsel der Organe von Joh. Ranke. Leipzig 1871. 135. 3) Sitzungsber. d. Wiener Aead. 1871. 63. 11. Vergl. diesen Jahresber. 1868/69. 559. Jahresbericht. 3. Abth. 8 ■jl^ Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversiictie. gekommen war, Versuche augestellt, und den Harn des Hundes nicht im Käfig, sondern nach Voit's Vorgange in einem untergehaltenen Gefäss, nachdem der Hund aus dem Kätig geführt war, aufgefangen. Bei einer lOtägigen Fütterungsperiode stellten sich folgende Zahlen heraus: Stickstoff Stickstoff Differenz im Fleisch im Harn u. Koth in Grm. in pCt. 408,0 398,4 —9,6 —2,5 Diese geringe Differenz zwischen Einnahme und Ausgabe kann in die Grenzen der Versuchsfehler verwiesen werden. Seegen hält aber die Auffangung des Harns nach Voit's Vorgange für unnatürlich und fehler- haft, weil auf diese Weise der Hund gezwungen wird, mehr Harn zu lassen, als der Wirklichkeit entspricht. Er hat daher in einer zweiten Versuchsreihe den Harn wieder im Käfig aufgefangen, aber solche Vor- richtungen getrofi'en, dass der Vorwurf eines Harnverlustes nicht gemacht werden konnte. Seegen fand in 56tägiger Fütterungsperiode: Stickstoff Stickstoff . Differenz im Fleisch im Harn u. Koth in Grm. in pCt. 2284,8 2360,2 -f- 75,4 -f 3,3 Diese geringe Gesammtdifferenz fällt ebenfalls nicht ins Gewicht. An einzelnen Tagen der Periode jedoch stellte sich ein sehr erhebliches De- ficit ein und glaubt Verf. dieses darauf zurückführen zh müssen, dass der N.-Gehalt des Fleisches kein const anter und es unzulässig ist, mit Voit dem Fleisch einen Durchschnittsgehalt von 3,4 pCt. , wie in obigen Versuchen geschehen war, zu Grunde zu legen (vergl. die N.-Bestimmungen in Fleisch). Hiermit scheint die Frage des Stickstoffdeficits — denn auch das von Fr. Stohmann erhaltene Deficit hat seine Erklärung gefunden^) — endlich erledigt zu sein und verweisen wir noch auf die weiter unten referirte Arbeit von Märcker und Schulze über die sensiblen Einnahmen und Ausgaben des Schafs etc. „yi^f™ i®1 In inniger Verbindung mit vorstehender Frage steht die, ob der Stick- Stickstoffs im ° '^ c> ' Harn der stoff des Hams sämmtlich in Form von Harnstoff und Hippursäure, in auer. ^ygi(.]jgj. gj. bestimmt wird und was Stohmann-) eben für Ziegenharn iu Zweifel gezogen hatte, enthalten ist oder nicht.E. Schulze und M. Märcker^) haben sich mit der Beantwortung dieser Frage beschäftigt und weisen durch eine Reihe von Analysen nach, dass auch für den Ziegenharn die nach der Bestimmung von Harnstoff und Hippursäure sich berechnende Stickstoffmenge fast stets mit der durch directe Bestimmung ermittelten übereinstimmt, dass in Procenten des Gesanmitstickstoffs die Differenzen nur in wenigen Fällen einige Procente über oder unter 100 liegen. Fr. Stohmann*) glaubt auf vorstehendes Resultat kein Gewicht legen zu dürfen und führt aus, dass nach der bekannten Bestimmungs- methode der Hippursäure leicht unrichtige Zahlen erhalten werden, indem sich bald reinere, bald unreinere Hippursäure abscheidet und sich neben ' ) Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sachsen 1809. Dec.-Heft. ^) Journ. f. Landw. 1868. IM. ») Zeitschr. f. Biologie 1871. 49. *) Ibidem 1871. 330. Phisiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 115 orgauisclicr Substanz auch zuweilen unorganische Salze wie Gyps ab- scheiden. Er hält deshalb die directe Bestimmung des Stickstoffs für die sicherste, zumal sie nicht viel Zeit und Arbeit mehr verlange. Bekanntlich sind Meissner und Shepard durch ihre Untersu- ^tänzTer- chungen') über die Muttersubstanz der Hippursäure im Harn d e r Hippursäure. Pflanzenfresser zu dem Schluss gekommen, dass diese in der die Cel- lulose der Wiesenheu-Rohfaser verunreinigenden sog. Cuticularsubstanz zu suchen sei. Dietrich und König 2) zeigen nun zunächst, dass dieser Substanz, eine ganz andere procentische Zusammensetzung zukomme, als Meissner und Shepard ihr zuerkennen. Letztere finden nämlich für dieselbe 47,4 pCt. C, 7,9 H und 44,7 pCt. 0, welche Zahlen mit einer der China- säure nahestehenden Formel C,4 H,2 0,2 übereinstimmen, während Die- trich und König nach mehreren Versuchen einen Kohlenstoffgehalt für die Cuticularsubstanz nachweisen, der zwischen 55 bis 56 pCt. liegt. Fer- ner stellte sich, wie schon durch Heu neb er g bekannt, bei einem Fütterungs- versuch aus der Ditferenzberechnung der im Futter eingenommeneu und im Koth ausgeschiedeneu Rohfasermeuge nach deren procentischen Zusammen- setzung heraus, dass der verdaute Theil eine der Cellulose gleiche Zu- sammensetzung hat. Von der Nichtcellulose wurde jedoch nach einer zu- lässigen Bestimmuugsmethode so gut wie nichts verdaut; es verzehrten nämlich zwei Schafe pr. Tag. Wiesenheu I. Trockensubstanz . . . 3,781 Pfd. mit Rohfaser .... 1,028 „ und Nichtcellulose . . 0,123 „ uud schieden aus: Kothtrockensubstanz . . 1,171 Pfd. mit Rohfaser .... 0,345 „ und Nichtcellulose. . . 0,112 „ Hiernach kann also die Cuticularsubstanz (Nichtcellulose) als unverdaulich nicht die Muttersubstanz der Hippursäure sein. Zu demselben Resultat aber auf einem anderen Wege gelangte Hof- meister 3). Derselbe verfütterte neben Kleeheu, welches auf 4 Pfd. täg- lich im Harn zweier Schafe durchschnittlich 5,3 Gr. Hippursäure lieferte, verschiedene Wieseuheuextracte und beobachtete die Ausscheidung der nipi)ursäure, wie folgt: 1. Bei Verfütterung des mit Wassci'dämpfen erhaltenen Destillats (von 80 Pfd. Wiesenheu 17 (irm.) wurde die Hippursäure im Harn nicht vermehrt. — Das Destillat hatte einen stark aromatischen Geruch, sauere Rcaction und gab mit schmelzendem Kali deutliche Salicy- ligesäure-Rcaction. 2. Ebenso wenig fand eine Hippursäure-Vermehrung statt, wenn 205 Grm. des eingedampften wässerigen Extracts entsprechend 83 Pfd. Wie- Viesenlieu 3,534 Pfd. 0,929 „ 0,093 „ H. 1,347 Pfd. 0,386 „ 0,123 „ ' ) Untersuchungen über das Entstellen der Hippursäure im thierischen Orga- nismus von G. Meissner u. C. U. Shepard. Hannover 1866. *) Laudw. Versuchsst. 1871. 13. 222. *) Ibidem 1871. U. 458. 8* WQ Physiologische üutersuchuugeu und Fiitterungsversuche. senheu neben dem Kleeheu verabreiclit wui'den. An sich selbst an- gestellte Versuche nach Einnahme des Destillats und 80 — 100 Grm. des Wasserextracts gaben ebenfalls keine Hippursäure im Harn. 3. Die Yerfütterung von 2 — 2,3 Pfd. des Rückstandes vom Wasserextract des Wiesenheu's bewii'kte eine tägliche Hippui'säure-Ausscheidung von 14,7 Grm., während 4 Pfd. Wiesenheu 30 Grm. lieferten. 4. Nach Yerfütterung des Alkoholextracts , welcher aus dem Wasser- Extractionsrückstande erhalten wurde und 7,50 Pfd. auf 1 Ctr. Wiesen- heu betrug, stieg die Hippursäure pr. Tag auf 10, im höchsten Falle auf 15 bis 16 Grm. Die Muttersubstanz der Hippursäure kann jedoch im Alkoholextract nur in geringer Menge vorhanden sein, da die Aufnahme von 300 Grm. Alkoholextract entsprechend 8 Pfd. Wiesen- heu eine Ausscheidung von 60 Grm. Hippursäure hätte bewirken müssen. 5. Die von der Wasser- und Alkoholextraction verbleibenden Heu- rückstände wurden mit Xatronlauge extrahirt, mit Wasser ausge- waschen und im lufttrockuen Zustande (von 1 Ctr. Wiesenheu 46,5 Pfd.) neben Kartolfeln verfüttert. Bei einer Verabreichung von 2,87 Pfd. dieser Rückstände und 4,00 Pfd. geschälter Kartoffeln blieb jedoch die Hippursäure - Ausscheidung gleich Null, während dieselbe bei 4 Pfd. Wiesenheu und 4 Pfd. geschälten Kai'toffeln nach diesem Versuch sofort wieder per Tag auf 30,57 Grm. stieg. Letzterer Versuch steht im directen Widerspruch mit den An- gaben von Meissner und Shepard und glaubt Hofmeister, dass die Muttersubstanz der Hippuräure in den Proteinstoffen und der Rohfaser zu suchen ist. VI. Verdauung und Verdaulichkeit der Futterbestandtheile. ^feirmentr Uebcr Vcrdauungsf emieute des Thierkörijers hat v. Wittich^) Untersuchungen angestellt und ist es ihm gelungen, mittelst Glycerin aus vielen thierischen Secreten ein diastatisches Ferment zu gemnnen. Die Schlussfolgerungen, welche v. Wittich aus seiner Untersuchung zieht, sind im wesentlichen folgende: 1. Das aus verschiedeneu Secreten des Thierkörpers bekannte sacharifici- rende Ferment ist ein im Köi^^er ungemein verbreitetes und kann als alleiniges Product der Drüsenthätigkeit aufgefasst werden, v. Wittich fand ein diastatisches Ferment in der Leber, ferner in der Galle, der Speicheldrüsensubstanz, der Schleimhaut des Duodenums-, ebenso gelaug es ihm, ein diastatisches Ferment zu gewinnen: aus dem Ge- sammtblute, dem Blutserum, aus dem Gewebe der Nieren, des Ge- hirns und aus der Schleimhaut des Magens. — Diese Thatsache ge- winnt nach V. Wittich um so grösseres physiologisches Interesse, als die katalytische Wirksamkeit desselben sich nicht allein in der UmAvandlung der Kohlenhydrate zeigt; denn 2. alle diese Fermente zeigen energische Wirkung auf Wasserstoffsuper- oxyd und bewahi'en beide Eigenschaften, ') Pflüger's Archiv f. Physiologie 1870, 339; 1871, 435. Phisiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 117 3. selbst in Temperaturen (60*^— 80'^), in welchen die Albuminate bereits coaguliren, können sie kaum als solche aufgefasst werden, lassen sich daher fast vollständig von diesen trennen; 4. alle Fermente characterisiren sich ferner durch ihre grosse Diffusi- bilität und unterscheiden sich auch wohl dadurch von den Albu- minateu. Indem dann Verf. speciell das Pepsin und seine Wirkung auf Blutfibrin der Untersuchung unterwarf, findet er, dass 1. das Endresultat aller Pepsinwirkuug die Umwandlung des ungelösten Fibrins iu Peptone ist-, alle übrigen, nur bei unzureichender Menge von Pepsin sich in grösserer oder geringerer Menge bildenden Körper sind Vorstufen jener und fehlen bei ausreichendem Pepsin ganz oder können durch Mehrzusatz desselben allmälig zum Schwinden ge- bracht werden. Es handelt sich hier also nicht um einen Spaltungs- process im eigentlichen Sinne des Wortes, bei dem die sich bildenden Spaltungskörper eine bleibende Bedeutung haben, sondern um eine allmälige Ueberführung eines Stoffes in eine andere Form, während jener gewisse Zwischenstufen der Umwandlung durchmacht und auf welchen er bei unzureichender Menge des wirksamen Stoffes ver- bleiben kann. 2. Das Pepsin erfährt bei hohen Temperaturen eine Veränderung, welche seine bisherige Wirksamkeit schwächt, schliesslich vernichtet, jedoch so, dass die vernichtenden Temperaturen höher liegen als jene, welche gewöhnliche Eiweisskörper coaguliren machen. 3. Das indiffusible Pepsin wird bei Gegenwart freier Säuren in einen leicht diffusiblen Körper umgewandelt. 4. Zwischen Pepsin und Fibrin besteht eine Beziehung, welche das Fibrin befähigt, jenes aus neutralen und saueren Lösungen zu ab- sorbiren, d. h. selbst aus seiner Verbindung mit der Säure zu trennen. 5. Säure allein reicht hin, die Umwandlung des Fibrins einzuleiten-, diese aber wird durch die Gegenwart des Pepsins wesentlich beschleunigt. Den Ort der Pepsinbildung finden W. Ebstein und P. Grätz- ner^) in den Drüsenzellen der Pylorusdrüsen-, in den Labdrüsen fällt diese Function den Hauptzellen zu. Aus einer längeren Abhandlung über Beiträge zur Chemie des speiehei- Blutes und der Fermente von Ed. Schaer^), welche verschiedene Re- actionen des Blutes und der Blutkörperchen, die Einwii'kung des Cyan- wasserstoffs auf die Blutkörperchen etc. bespricht, heben wir nur hervor, dass das Speichelferment, ebenso andere Fermente wie das der Milch, der Mandeln, Senfkörner, in ihrer Wirksamkeit, speciell ersteres in seiner Einwirkung auf Amylum durch Phenol in keiner Weise, wohl aber durch Cyanwasserstoff beeinträchtigt werden. Die Fähigkeit frischen Speichels, ein Gemenge von Jodkaliumstärkekleister und Wasserstoffsuperoxyd zu ') Pflüger's Archiv f. Physiologie 1872. 6. l. 2) Zeitschr. f. Biologie 1870. 467. 1 jQ Phisiologische Untersuchungen und Fütterungsversucho. bläuen, steht in uragekelu-tem Yerliältuiss zu dem Gehalt des Speichels an Rhodankalium. Fermentwir- £. Tipo-eP) suchtc uach der vorstehenden Methode von v. Witt ich Kung des ^ ^ Blutes, das Ferment der Leber, welches den Zucker bildet und kommt durch seine Versuche, entgegen der Angabe von v. Wittich, zu dem Resultat, dass die Leber kein besonderes Ferment enthält, dass \1elmehi- dasselbe in den Blutkörjjerchen sich befinden muss. Denn Glycogen und Stärke- kleister gehen bei einer Temperatur von 30" — 40*^ in Zucker über, wenn in der Lösung durch irgend ein Mittel — welches ist gleichgültig — suspendirte rothe Blutkügelchen zerstört werden. Die Zuckerbildung in der Leber durch die Blutkörperchen ist nach Verf. um so wahrscheinlicher, als dieses Organ von grossen Mengen Blut durchströmt wird und bekannter- weise in demselben sehr viele rothe Blutköi-perchen zerstört werden. ^.?"o""^*-*l' , Ueber ungeformte Fermente und ihre Wirkungen hat und Speichel- ° " ferment. G. Hüfner^j Untersuchungen angestellt, die zu dem Resultat führten, dass sich nach der Methode v. Wittich's mit Glycerin aus dem Panlvreas ein Fermentkörper in schneeweisser Form darstellen lässt, welcher sowohl Stärke in Zucker umzuwandeln, als auch Fibrin, gekochtes wie rohes, zu lösen vermag; neutrales Olivenöl wird in eine Masse von sauerer Reaction übergeführt. Die Lösungen des Fermentkörpers haben die grösste Aehn- lichkeit mit dem von Eiweiss, von dem es sich jedoch dadurch unter- scheidet, dass es durch Alkohol gefällt sich wieder in Wasser löst. Während sich das Ferment im trockenen Zustande bis 100" erhitzen lässt, ohne seine Wirksamkeit einzubüssen, wird es in wässeriger Lösung beim Kochen zersetzt und zerfällt in 2 Producte, von denen das eine gefällt wird, das andere in Lösung bleibt und durch Alkohol gefällt werden kann. Beide entstehende Producte haben ähnlich ^^ie beim Emulsin ihre ver- dauende Ki*aft verloren und eine verschiedene Zusammensetzung, nämlich: Ursprüngliches Pankreas- Durch Kochen Löslicher, durch Alkohol ferment a'eronnener Theil gefüllter Theil C 40,37— 43.59 pCt. 47.36 pCt. ^40.25 pCt. H 6.45— 6,95 „ 7,24 „ 7.69 „ N 13,32—14,00 „ " 15,05 „ 9.60 „ 0 ^'^ Z " |30,09 „ 0,71 „ Asche 7,04— 8,22 „ 0,26 „ 9,86 „ Verf. hat ferner die Verbreitung dieses Ferments im Organismus ver- folgt, da nach den Untersuchungen von Lcpine^) xind Anderen das dia- statische Ferment gar nicht an ein bestimmtes Organ gebunden zu sein scheint ^). In der That ist auch ihm gelungen, in den Speicheldrüsen, den Lungen und im faulen Käse ein Ferment von ganz gleicher Wirksamkeit, mit gleichen Eigenschaften und einer der obigen nahestehenden Elementar- zusamniensetzung aufzufinden. Hüfner ist der Ansicht, dass die Fermente ') Pfliiger's Archiv f. Physiologie 1872. 6. 249. 2) JouiTi. f pract. Chemie 1872. Neue Folge. 5. 372. 3) Eer. d. Kön. Säch. Gesellsch. d. Wissensch. 1870. 322. ^) Brücke hat gefiuuleu, dass der wasserige Extract der Muskeln Pepsin enthält. Phisiologlschc Untersuchungen und Fiitterungsversuche, 110 au Ort uud Stelle entstellen und zwar aus deu Eiweisskürperu durch Oxydation derselben. lieber Galle und Paukreasabsouderung tlieilt Defresne^) Folgendes mit: 1. Die Galle spielt durch ihre Alkalinität eine grosse Rolle bei der Paukreasverdauung und würde letztere ohne diese Eigenschaft auf ^/s herabgesetzt. 2. Die Galle emulgirt mit Hülfe einer organischen Säure, welche nur im freien Zustande wirkt, die Fette. 3. Letztere bleiben hierbei neutral und werden nicht im mindesten ver- ändert. 4. Der i)ankreatisclie Saft verwandelt die verschiedensten Albuminate in Albuminose um, welche durch Wärme nicht coaguliren und in Al- kohol löslich sind. Er führt Stärke vollständig in Traubenzucker über, spaltet die Fette in Glj'Cerin und Fettsäuren, welch' letztere sich spontan emulgiren und natürliche Fette in Emulsion umwan- deln können. Ueber die Grösse der Gallenabsonderung pr. 24 Stunden giebt J. Ranke 2) folgende Zahlen: Galle- und Pankreas- absonderuDg. Menge der Gallenabson- derung. Ausgeschiedene Darin Gallenmeuge feste Stoffe Grm. Gmi. L 415 11,74 IL 661 17,34 III. 610 20,14 IV. 616 16,74 V. 945 37,00 Mittel 652 20,62 Diese enthielten im Mittel Grm. 11,0 oder in Pro- centen pCt. 53,45 3,2 3,2 3,2 14,48 17,29^; 14,79 Gallensäuren Fett I Cholesterin | Farbstoff \ Schleim | Asche Das spec. Gewicht der Galle ^) war im Mittel 1,025. Hier sei auch einer Arbeit von 0. Hammer stein '^) über den Ein- fluss der Galle auf die Magenverdauung Erwähnung gethan. Die Ursache der VerdauungsstöiTing durch die Galle erblickt Verf. in der Fällung des Pepsins. Versuche als Beiträge zur Physiologie der Magendrüsen führten A. v. Brunn und W. Ebstein ^j zu folgenden Resultaten: 1. Während der Anwesenheit der Speisen im Magen werden fortwährend aus dem Blute in die pepsinbildcnden Zellen der Magendrüsen so viel Albuminate aufgenommen und in Pepsin umgewandelt, dass der Magensaft fortwährend das Maximum seiner verdauenden Kraft be- Physiologie der Magen- drüsen. ') Compt. rcndus 1872, 75 1777. 2) Die Blutverthcilung u. der Thätigkeitswechsel der Orgaue. Leipzig 1871. 144. 3) In demselben Werk (S. 164) tlieilt Verf. mit, dass durcli Injection von Galle und Gallensäure in die Venen der Tod und zwar dadurch hervorgerufen wird, dass Blutgerinnungen eintreten, welche die Gefässprovinzen , zumeist die Arteria pulmonalis, verstopfen. •») Pfiüger's Archiv f. Physiologie 1870, .53. *) Ibidem 1870, 565. 120 Phisiologische Uutersuchungen und Fütterungsversuche. Künstliche Pepsin- verdauung des Caseins Resorption der Albumi- nate im Dickdarm. Zerlall der Peptone im Blut. hält; und zwar ^^^rd diese Thätigkeit der Drüsenzellen ausgelöst durch mechanische Reizung der Magenschleimhaut. 2. Die Wirksamkeit des Pepsins ist bedingt durch den Säuregehalt des Magensaftes; derart, dass eine gewisse Säureconcentration die hem- mende Wirkung der im Magensafte enthaltenen Peptone aufliebt und ihm das Maximum seiner verdauenden Wirksamkeit verleiht. N. Subavin^) hat auf Casein künstlichen Magensaft, welcher durch Behandeln der Schleimhaut eines Schweinemagens mit Salzsäure herge- stellt war, einwirken lassen und gefunden, dass nicht unerhebliche Men- gen des Caseins (24 und 189 Grm, in 2 Versuchen) in Lösung gehen, d. h. verdaut werden. Die Lösung enthielt Peptone, ausserdem fand er Tyrosin und Glycocoll. Ein Theil des Caseins blieb ungelöst, welchen Verf. nicht zu den Eiweissstoffen rechnet. In einer umfangreichen (und breiten) Abhandlung theilt H. Eick- horst^) Versuche über die Resorption der Albuminate im Dick- darm mit, aus welcher wir kurz hervorheben, dass bei einem Hunde, welcher 11 Tage vorher nur N.-ft-eie Nahrung verzehrt und dabei 0,25 bis 0,87 Grm. Harnstoif pr. Tag ausgeschieden hatte, nach Injection von 200 cc. Milch der ausgeschiedene Harnstoff auf 3,54 Grm. stieg, woraus geschlossen werden muss, dass die injicirte Milch vom Darm vollständig resorbü't war. Gleichzeitig beobachtete Verf. sowie auch nach Honig- injection Zucker im Harn, welcher bei letzteren Versuchen erst am 19. Tage vollständig ausblieb. Bei ausschliesslicher Nahrung mit Milch fand sich ebenfalls Zucker (0,65 pCt.) im Harn des Hundes. Wurde statt der Milch Hühnereiweiss injicirt, so stieg die Harnstoff- menge nicht, wohl aber, wenn dasselbe gleichzeitig mit Kochsalz injicirt wurde. Andere N.-haltigen Stoffe, wie Blutfibrin, Syntonin und Myosin im un- gelösten Zustande, ferner einfaches Hühnereiweiss, in den Mastdarm ge- bracht, wurden nicht resorbirt. Kalialbuminat und besonders Fleischsaft wurden nach der Harnstoftabsonderung gemessen in erheblicher Menge vom Dickdarm aufgenommen, weniger Leimlösung, deren Resoi-ption durch Kochsalzzugabe ebenfalls stieg. E. Brücke^) nennt wie gewöhnlich Peptone die soweit verdaueten Eiweisskörper, dass sie nicht mehr durch Ferrocyankalium, wohl aber durch Tannin gefällt werden. Er unterscheidet unter den Peptonen 1. ein in Alkohol lösliches: Alkophyr und 2. ein in Wasser leicht, in Alkohol unlösliches Pepton: Hydrophyr. Ueber den Zerfall der Peptone im Blut hat A. Fick'') beobachtet, dass nach Einspritzung derselben in's Blut eine Vermehrung des Harn- stoffs auftritt, woraus mit C. Voit und E. Brücke geschlossen werden ') IMedic. ehem. Untersuchungen von Iloppe-Seyler 4. Heft 1871, 463. 2) Pfltiger's Archiv f. Physiologie 1871, 4, 570. 3) Zeitschr. f. Chemie 1870, 60. ^) Verheil, d. phys. med. Ges. zu Würzburg, 3- 122, und Pflüger's Archiv f, Physiologie 1871, 40. Physiologische Untersuphiiiigen und Fütterungsversuche. 121 kauu, dass die Peptone im Blut nicht in gerinnbares Eiweiss zurückver- wandelt, sondern direct zu Harnstoff zersetzt werden. G. Meissner^) fand durch seine Untersuchungen, dass Hühner von ^^^ggj."""^,^^ den stickstofflialtigen Bestaudtheilen der Gerste und des Weizens nur die in des weizens Wasser löslichen verdauen, während sie die unlöslichen, durch Kalilauge ausziehbaren Stickstoff- Substanzen unverdaut und unvermindert mit der Cellulose im Darmkoth wieder abgeben. C. Flügge^) bestätigte dieses für Gerste, beim Weizen dahingegen gelangt nach seinen Versuchen ausser den in Wasser löslichen Eiweissstoffen noch der eigentliche Kleber zur Ver- dauung; der grössere Rest der sogen, unlöslichen Eiweissstoffe des Weizens wird ebenfalls unverdaut im Darmkothe wieder abgegeben. Die Frage, ob ungeronnenes Eiweiss verdaulicher als geronnenes ^eu'^v'on'ge'- sei, suchte A. Fick 2) in der Weise zu beantworten, dass er einmal vom kauf- ronnenem liehen trockenen und dann vom frischen Hühuereiweiss je zwei Lösungen neuem von gleichem Gehalt herstellte, auf dieselben Magensaft und saueres Wasser Eiweiss. 5 Stunden lang bei 39 ^/g" C einwirken liess und die Menge des gebil- deten Peptons bestimmte. Hiernach lieferte unter gleichen Verhältnissen: Trockenes Hühuereiweiss, Frisches Hühuereiweiss gerouneu ungeronuen geroimen ungeronnen 0,891 0,876 Pepton a. 0,225 0,254 Pepton b. 0,247 0,272 „ c. 0,340 0,390 „ also im wesentlichen gleiche Mengen Pepton, woraus Verf. schliesst, dass geronnenes und ungerounenes Eiweiss in gleicher Weise durch den Ma- gensaft verdaut werden. 0. Hammerstein ^) bestimmte die Zeit, nach deren Verlauf sich umwnndiung durch Einwirkung von Speichel Zucker gebildet hatte, und fand: z^cife^durch Kartoffel-, Erbsen-, Weizenstärke ^^chJi^'' Zuckerbildung nach 2—4 St. 1|— 2 St. ^—1 St. c e. Gerste-, Hafer-. Eoggen-, Maisstärke Zuckerbilduugnach 10— 15Min. 5— 7 Min. 3— 6 Min. 2— 3 Min. Die Schnelligkeit der Umwandlung ist abhängig von dem Wider- stände, welchen die Cellulose in den verschiedenen Stärkesorten der Ein- wirkung des Speichels entgegensetzt. Denn bei Anwendung von Kleister oder ])ulverisirter Stärke erfolgt die Einwirkung schneller und bildet sich aus Kartoffelstärke nach 5 Minuten Zucker. Unter dem Einfluss des Kauens geht die Zuckerbildung zwischen 1--4 Minuten von Statten. In ähnlicher Weise hat L. Coutaret'^) die Einwirkung des Maltins oder Pflanzeudiastas, welches durch lauwarme Maceration von Gersten- malz gewonnen wird, auf gekochte, stärkemehlreiche Nahrungsmittel ge- prüft und gefunden, dass nach Verlauf von weniger als einer Stunde ein grosser Thcil der Stärke in Glucose übergeführt wird. — 1 Grm. Maltin soll über 1800 — 2000 Grm. Stärke zur Lösung (Verdauung) bringen. ') Zeitschr. f. rationolle Medicin 31, 185 u. 86. 185; vergl. Neue landw. Ztg. 1871, 318. *) Verband], der phys. medic. Ges. in Würzburg 1871. 113. 3) Jahresber. über die Leistungen der gesammten Medicin 1871, 4 Jhrg. 1. 4) Compt. reuduB 1870, 70, S8S. ■I 0 •> Physiologische üiitersuchiiugen uud Fiitterungsversuche. Verf. empfiehlt daher auf Grund einer mehrjährigen ärztlichen Praxis das Maltiu als ein vorzügliches Mittel gegen Yerdauungsschwäche. ^) thätf k"eit"des ^^ sciucr Sclu'ift „Ucher den Magen der ptlanzenfi-essenden im all- Pansens. gemeinen und den Magen der wiederkäuenden Hausthiere im besonderen" theilt M. Wilckens-') in Gemeinschaft mit Pieper angestellte Versuche über die Verdauungsthätigkeit des Pansens mit. Als Verdauungsobject diente Gerstenstroh. Nachdem Schafe oft wochenlang mit demselben ge- füttert waren, wurden sie geschlachtet, der ganze Inhalt des Pansens ent- leert, getrocknet und in ähnlicher Weise wie das Gerstenstroh untersucht. Es ergab sich eine ziemlich beträchtliche Fortführung von löslichen Steifen aus dem Pansen; da die Lösung von einem Dräsensafte des Pansenge- webes nicht ausgehen konnte, so vermuthete Verf. in dem abgesonderten Speichel die Ursache der Zersetzung und Umwandlung der im Pansen verweilenden Futterstoffe. Er durchschnitt deshalb bei einem Schafe über dem Eingang zur Brusthöhle die Speiserökre und sammelte die abgeson- derten MundÜüssigkeiteu (Schleim und Speichel, etwa 200 cc. pr. Stunde). Die Mundflüssigkeit war trübe und fadenziehend, reagirte alkalisch, gab mit essigsaurem Blei und Eisenchlorid Niederschläge, enthielt kein Rho- dankalium und verwandelte Stärke nicht in Zucker um. Bei der Einwirkung dieser Mundflüssigkeit auf gepulvertes Gerstenstroh (300 cc. auf 30 Grm.) zeigte sich nahe Uebereinstimmung in der löslichen Menge mit der im Pansen gelösten, so dass angenommen werden kann, dass die im Pan- sen stattfindende Verdauungsthätigkeit durch die Einwirkung des Speichels zu Stande kommt. Nebenstehende Tabelle auf Seite 123 enthält die durch den Pansen verschiedener Schafe gelösten Stoffe des Gerstenstroh's im Vergleich zu der durch Wasser und die Mundflüssigkeit gelösten Menge: ^"^doT"^ Als Beiträge zur Physiologie des Fettgewebes suchte V. Sub- Nahrungs- botiu^) folgende 3 Fragen zu beantworten: ^rga^nismus" 1- I^t ein dircctcr Ucbergaug der Fette in unverändertem Zustande aus dem Darmkanal in das Fettgewebe möglich? 2. Bilden sich die Fette aus Albuminaten in den Elementen des Fettgewebes selbst? 3. Kommt im Organismus eine Synthese der Fette im Sinne der Kühne'- schen Hypothese vor? Die erste Frage suchte Verf. in der Weise zu beantworten, dass er einen fettartigen Körper (in diesem Falle Spcrmacet), den das normale Fett eines Thieres nicht enthält, an letzteres verfütterte und seinen Weg durch den Organismus verfolgte. Zur Beantwortung der 2. Frage liess Verf. einen Hund längere Zeit hungern und verabreichte dann ein Futter von fettfi-eiem Fleisch und einem Fett, welches nicht alle normalen Bestandtheile des thierischen Fettes enthielt. Die 3. Frage sollte in der Weise entschieden werden, dass eine Seife von bestimmter Zusammensetzung, in welcher aber die Oleinsäure ') In einer vorläufigen Mittheilung macht Pas c hu t in (Centr.-Bl. f. d. med. Wissenschaften 1871, No. 24) unter anderem darauf aufmerksam, dass die Wir- kung des Ptyalins auf Stärkemehl durch Anhäufung der ümMaudlungsproducte nicht beeinflusst wird. 2) Im Auszuge „Der Laudwirth" 1872, No. 7. ') Zeitschr. für 13iülügic 1870, 73. Physiologische üiitersuchiiugeii und Fi'itternngsversuche. 123 t— ( '^r. Cv? 0 0^ -tJ > m ^sopo 0 o? -* 0" 's r*" 0 c^ CJ t^ '^ t~ s S puEjSTianjj jsqon ^ J>^ 00^ i-^ 1C_^ '^ 1—1 ^ S -so[un'-o oOt 0 -^" I— ( »c" 0" cd" c:" p CS isq J9SSCAV tit ^ CO CO t^ ä 0? OJ o? 1— ( CO 0 ß 3 zuBjsqns j^ aioj;j3ss8Ai. e. i-H CO «^ o? r—t 0 ^ > ocT cvT co" 0" CD r—i 1—1 '^ CO Oi c^ 1—1 CD q. ,^j ni ^SOpr) 5 1—4 0 1— < -^ 1—1 "rt S CD c« lO OJ -5 _ 10 c>? CQ 0 CO Oi ^ — s puE)s:(ona iDqoii . 00^ Ci^ Ci_ ^^ co_ ^^ ^ S -soiun -0 oOf' Ö iO~ I— ( irT cT cd" cyT E3 c3 Ö 0 13(1 jassB.w "! ^ o? CO ^ CD I— ( 1—1 IC i>- 0 ^ö ztiBjsqng ■"• m^ ä> rH 05^ CD^ 0 ?H > gT cf ccT 00" cd" 1—1 1—1 CO CO Oi «^ 00^ 1^ 10 .4^ m ^so[9-9 d 0" cd" vrT et CO "rt Cq IC Oi -^ t— 1 '^ t- -^ C5 1—1 »c ^ 1s paBjsjjonji wqaii . 1—1 J>-^ ,10^ t^ CD_^ 00 0 - 9I"n "0 oOt 5 ^" i-T <:o~ oT 00" 0" Sc CO laq aassBAV "! '^ « CO 00 '^ 0 CO J> CO 0 0 _p 3 ztiEjsqns g -* ■^ 0^ 0^ 0 ^ GO" oT oT j>r 0" I— 1 1—1 CO "* CO zo IC Oi^ CO .^ m :jsoi3r) 5 ^ CD '*" CO 0" 'S pnjj Jaqoij ^ '*^ CN^ Ci^ 00^ y—{ CD^ "T 0 -soiun"-o oOf 5 laq jagSBAV "S ^ rf of ic" ^" oo" ic" S CO o? CO t- CD ^ J> ^ Ci 0 0 S 0 > znBjsqns ^ swjjaassBAv p. 0^ 0^ 0^ IC^ c-" od" r— 1 r-l CO CO ^_-. 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Spermacet und dazu im Anfange 400 Grm., später 800 Grm. Fleisch. Der Hund hatte im Ganzen 3368 Grm. des Fettgemenges und darin 1000 Grm. Spermacet verzehrt, dahingegen im Koth nur 246,56 Grm. in Summa ausgeschieden. Falls letztere Menge auch ganz von Spermacet herrührte, so wären doch im Ganzen 800 Grm. desselben verdaut und hätte sich wenigstens ein Theil in den Fettgeweben finden müssen. Dies war aber nicht der Fall (nur das Fett des Netzes und Gekröses enthielt Spuren des Spermacets), woraus also folgt, dass das im Darmkanal resorbirte Spermacet fast ganz im Blut zer- stört war. Ad II. Der ausgehungerte Hund bekam ein möglichst fettfreies Fleisch und Palmöl, welches letztere nach Verf fast nur aus Palmitin und Olein besteht. Der Hund verzehrte im Ganzen: Fleisch Darin Fett Palmöl Menge des im Körper abgelagerten Fettes 16191 310,7 4395 Grm. 1193 Grm. In dem Nahrungsfett war kein Stearin (?) enthalten, das Fett des Fettgewebes enthielt aber die normale Menge Stearin, wie sonst, in- dem z. B. auf 100 Theile feste Fettsäui'en Stearinsäure kamen: im Fett des subcutanen im Fett aus im Fett aus dem die Nieren Fettzellgewebes: dem Gekrös: umgebenen Fettzellgewebe: 15 20 20 Tide. Ad HI. In ähnlicher Weise wie unter H. wurde einem ausgehungerten Hunde möglichst fettfreies Fleisch und die Natronseife der Pal- mitin- und Stearinsäure verabreicht. Der Versuch wurde 6 Wochen fortgesetzt und stellte sich heraus, dass das im Körper abgelagerte Fett, trotzdem im Futter keine Oelsäure enthalten war, alle Eigen- schaften besass wie das Fett, welches unter den gewöhnlichen Er- nährungsbedingungen im Organismus vorgefunden wird. Aus diesen Versuchen schliesst Verf. — und sucht das durch weitere Ausführungen zu begründen — , dass sich das Fett im Orga- nismus in den Elementen des Fettgewebes aus dem zuge- führten Nahrungsmaterial, d. h. aus den Albuminaten gebildet hatte. Fr. Hofmanu^) beschäftigte sich mit der Frage, ob Fett als solches oder erst nach Verseifen resorbii't werde. Er zeigt zunächst die Unhalt- barkeit des von Eadziejewski beigebrachten Resultates, 2) dass das Fett erst durch Verseifen im Darm resorptionsfähig werde und die Fette der Nahi'ung nur von untergeordneter Bedeutung für die Fettbildung im Organis- mus seien, er beweist sodann durch einen Fütteruugsversuch an einem Hunde, dcass das Fett als solches in den Organismus übergeht und ange- setzt wird. Ein Hund, der 30 Tage vorher gehungert, erhielt 5 Tage lang je 400 bis 600 Grm. Speck und 200 Grm. Fleisch. Nachdem der 0 Zeitschr. f. Biologie 1872, 153. 2) Dieser Jahresbericht 1868/69, 539. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsvcrsuche. 195 Hund am 6. Tage geschlachtet wai% Avurde der ganze Körper auf Fett untersucht und gefunden: a. Fett im Futter verzehrt 2388,8 Grm. Im Koth ausgeschieden 175,1 Grm. b. Aus Eiweiss entstanden 130,7 „ Am 5. Tage erbrochen 126,8 „ 2519,5 Grm. Im Magen 179,3 „ Im Darm 53,6 „ 534,8 Grm. Somit waren von dem Fett resorbirt 1854,0 Grm. In den übrigen Theilen des Körpers fanden sich 1352,7 Grm., so dass in den fünf Tagen 1854,0 — 1352,7 = 501,3 -f 130,7 Grm. (als aus Eiweiss ent- standen) im Ganzen also 632,0 Grm. zerstört wurden. Von dem Nahrungs- fett sind über 1000 Grm. im Körper verblieben und ist anzunehmen, dass das Fett als solches vom Darmsaft in das Blut übergeführt ist. Ueber eine ungewöhnlich hohe Fettverdauung theilt Hosäus ^) Hohe Fett- mit, dass 3 Mastkühen neben Kartoffelschlempe und Rüben pr. Tag 3 ^^^ »"""g- bis 5 Pfd. Fett verabreicht wurden. Letzteres war sogen, dickes Oel aus den Oelfabriken, butterähnlich fest und gelblich-, es enthielt 93 pCt. in Aether lösliches Fett und 7 pCt. unlöslichen Rückstand, welcher 1,84 pCt. Asche ergab. Nach 2 Bestimmungen enthielt der lufttrockene Koth 2,5 pCt. Fett, also nicht melir als normal, ein Beweis, dass obige Fettmenge ziemlich vollständig zur Resorption gelangt war. Aus dem Fettgemisch des Chylus von Pflanzenfressern er- Die Fette hielt M. Debroslavine-) durch mehrmaliges Umcrystallisiren aus Aether ^Q^'p^jj^'^g^. und 95procentigem Alkohol und durch Verseifen mit Pottasche bei fressem. 40 — 50*^, Avobei sich Ammoniak entwickelte, eine feste krystallinische Säure, die folgende Elemeutarzusammensetzuug hatte: Kohlenstoff Wasserstoff 75,98 pCt. 12,93 pCt. Der Schmelzpunkt der Säure lag bei 60,5**, der Erstarrungspunkt bei 56,5", woraus Yerf. nach den Untersuchungen von Heintz schliesst, dass die Säure ein Gemenge von Palmitin- und Stearinsäure ist. Der in kaltem Aether lösliche Theil der Chylusfette war flüssig und und schien nichts anderes als Olein zu sein. Die urspiningliche Fettmasse des Chylus war von folgender Elementar- zusammensetzung : I. n. III. IV. V. Kohlenstoff 75.19 pCt. 75,36 pCt. _ _ __ Wasserstoff 12,65 „ 12,36 „ — _ _ Stickstoff — — 2,09 pCt. 1,61 pCt. 2,77 pCt. E. Brücke 3) fand im Chylus eben getödteter Hunde, indem er den- Kesorption der Fctt6 selben in 9 5 pro centigem Alkohol auffing, neutrale Fette und ist der Ansicht, dass die theilweise erfolgende Zerlegung der Fette im Dünndarm eine leichtere Aufnahme derselben in den Chylus bewirke. Denn wenn er Olivenöl mit Barytwasser verseifte, den Baryt durch Phosphorsäure abschied und dieses freie Säure enthaltene Oel mit Eiweiss-, Borax- oder ') Nach den „Ann. d. Landw." in Wiener landw. Zeitg. 1870 No. 29. «) Compt. reud. 1870, 71, 278. ») Wien. Akadem. Ber. (2. Abth.) 61, 362. und Chem. Centr.-Bl. 1870, 616, 1 rtß Physiologische Untersuchungen ujid Fülterungsversuche. Sodalösung schüttelte, so erhielt er eine viel feinere Emulsion, als bei dem ursiirüuglicheu Oel, welches keine freie Säure enthielt. — Fettbildung Mutteithicre zeigen nach L. de Sinetz ^) während der Lactation in der Leber. " -' stets eine eigenthümliche Verfettung der Leber, und zwar tritt dieselbe meistens in den die Centralvene umgebenden Zellen, dem Centrum auf, während sie nach der Perij^herie hin abnimmt. Die Fettablagerung tritt mit Anfang der Lactatiousperiode auf, dauert mit derselben an und geht mit ihr zu Ende. Sie findet an ganz anderen Stellen statt, als in den krankhaften Verfettungszuständen der Leber, wie der Degeneration und der Mast etc., wo der Process der Ablagerung umgekehrt von aussen nach innen erfolgt, ^kelt^dis''" "^- König 2) glaubt durch Fütterungsversuche an Schafen uachge- wiesenheu- wieseu ZU haben, dass von dem Wiesenheufett nur das eigentliche Fett, nicht aber das Wachs verdaut Avird, dass ferner diese verdauliche Menge durch den in kaltem Alkohol löslichen Theil des Wiesenheufettes, worin das Wachs fast unlöslich ist, bestimmt werden kann. Der in kaltem Al- kohol lösliehe Theil des Futterfettes von flüssiger öliger Beschaffenheit hatte nämlich einen Kohlenstoffgehalt von 76,05 bis 77,19 pCt., wie er den Triglyceriden der Oel-Palmitin- und Stearinsäure entspricht, der ent- sprechende Theil des Kothfettes dahingegen zeigte eine wachsartige Be- schaffenheit und hatte einen Kohlenstoffgehalt von 79,53 bis 80,81 pCt. Ausserdem stimmte die durch die Löslichkeit in kaltem Alkohol ange- zeigte Fettmenge des verzehrten Heu's annähernd mit der pr. Tag von den Schafen wirklich verdauten Menge Fett überein, nämlich: verdaut berechnet Wiesenheu 1. 22,5 Grm. 20,0 Grm. 2. 16,5 „ 18,0 ,; Kleeheu 21,0 „ 23,5 „ Gegen diese Ausführungen sind von E. Schulze^) folgende Bedenken erhoben : 1. Die von J. König als Fett bezeichnete Substanz des Heu's ist kein eigentliches Fett d. h. Glyceride. Es gelang nämlich E. Schulze nicht, durch Verseifen des Heufettes Glycerin nachzuweisen. 2. Wie das Heu so enthält auch der entsprechende Koth eine gewisse in Alkohol lösliche Fettmenge, welche als ein unverdauter Ueberrest von der gleichartigen Fettsubstanz des Heu's angesprochen werden muss. Unter der Annahme, dass Kothfett und Kothwachs die unver- dauten Reste der gleichnamigen Futterbestandtheile sind, gelangten zur Verdauung: vom löslichen Fett 45,1 pCt. „ Wachs 36,3 „ 3. Der kalte Alkohol kann daher höchstens als Hülfsmittel dienen um empirisch die verdauliche Fettsubstanz im Heu zu bestinnnen. ') Compt. rendus 1872, 75, 1773. 2) Landw. Versuchsst. 1871, 13, 241. ^) Ibidem 1872, 14, 81- "Physiologische Untersuchungen und Fülternugs^'ersnche. 127 Aber aucli hiergegen sprechen folgende nach Fütterungsversucheu in Weende enthaltene Zalilen, nämlich: 1. 2. 3. 4. 5. G. 7. 8. 1. Pr. Kopf u. Tag von Schafen verdaute Fettmeuge 15,2 18,0 14,4 14,9 16,5 2,6 3,6 3,8 Grm. 2. Berechnet nach dem in kaltem Alkohol löslichen verzehr- tem Fett 12,3 14,5 13,2 13,2 12,3 8,7 11,0 8,9 „ J. König ^) giebt in einer Entgegnung die ersten Punkte der Ein- wendungen von E. Schulze zu, glaubt aber an seiner früheren Behaup- tung in der Fassung festhalten zu müssen, dass von dem Heufett im wesentlichen die kohlenstoffärmeren Verbindungen zur Verdauung gelangen und dass für diese verdauliche Menge die Behandlung des eutchloro- phyllten Aetherextracts mit kaltem Alkohol einigen Anhaltepuukt liefert. Uebergang von freien Säuren durch das alkalische Blut in den Harn von Fr. Hofmann. 2) Den Versuchen des Verf. lag der Gedanke zu Grunde, in wie weit uebergang " ^ ' _ von freien durch constant saure Nahrung dem Körper nach und nach die Basen säuren ins entzogen werden, und ob durch ein Ueberwiegen der Säuren die alkalische den Harn." Reaction des Blutes beseitigt und Ablagerungen schwer löslicher Verbin- dungen erzielt werden können. Zu diesem Zweck fütterte er eine Taube mit getrockneten Eidottern, welche stets eine sauere Asche liefern, und Basen und Säuren in einem solchen Verhältniss enthalten, dass durch Berechnung sauere Salze resultiren. In 38 Tagen waren von der Taube verzehrt und ausgeschieden: Trocken Grm. Aether- extract GriD. Harn- Säure Grm. Ge- sammt- asche Grra. Eisen Kalk Grm. Magne- sia Grm. Phos- phor.- säure Grm, Eidotter . 438,1 275,13 — 12,00 0,18 1,38 0,200 8,51 Excremente 104,5 | 18,27| 31,29 11,62 0,11 1,44 0,202 9,07 Von der Gesammt- Nahrung wurden nach Abzug der Harnsäure im Koth 83,3 pCt., vom Dotterfett 93,4 pCt. verdaut. Die absolute wie relative Menge der Gesammtasche und ihrer einzelnen Bestandtheile im Koth ist dieselbe mit der im Futter. Der Koth und die Kothasche, ebenso der Mageninhalt hatten eine stark sauere Pieaction, während das Arterien- Blut stark alkalisch reagirte. Die 31,3 Grm. Harnsäure sind als freie Säure ausgeschieden, sie würden zur Bildung eines saueren Salzes 4,88 Grm. Natron oder 8,77 Grm. Kali verlangen, eine Menge, welche ihr im ganzen Organismus nicht zu Gebote stand. Der Kodier hat somit die auffallende Eigenschaft, seine Alkalien mit grosser Hartnäckigkeit zurückzuhalten. ') Landw. Versuchsst. 1873, 15, 40. Des Zusammenhanges wegen mag diese Mittheilung schon jetzt hier erwähnt werden. 2) Zeitschr. f. Biologie 1871, 338. 128 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Verdaulicli- keit von Fulfurül. Verdauung ganzer Kör ner. 2. 3. 4. Ueber die Fulfurol liefernde Substanz der Kleie und ibre Verdaulichkeit von Hudkow ^). Bekanntlich erhält man bei der Destillation der "Weizenkleie mit Schwefelsäure ein eigenthümlicbes Oel, den Aldehyd der Prroschleimsäure, das Fulfurol Cio H4 O4. Yerf. ist bemüht gewesen, die Muttersubstanz dieses Körpers in der Kleie aufzufinden und kommt in Folge seiner Unter- suchung zu folgenden Schlussfolgeruugen : 1. Das Fulfurol bildet sich aus einer eigeuthümlicheu Substanz, welche in den Hülsen der Körner enthalten ist und letzteren ihre Elasticität verleiht. Die Kleie enthält zwischen 15 — 20 pCt. dieser Substanz und diese liefert pr. löO Thle. Kleie circa 2,5 pCt. Fulfurol. Die Fulfurol gebende Substanz ist unlöslich in Wasser, löslich in Kalilauge und stark verdünnter Schwefelsäure. Beim Kochen mit stark verdünnter Schwefelsäure wandelt sich die Fulfurol gebende Substanz in eine zuckerartige um, welche beide bei der Destillation mit Schwefelsäure Fulfurol liefern. Beim Füttern eines Thieres mit Kleie wird die Fulfurol gebende Sub- stanz in den Excrementen conceutrh-t. Letztere liefern nämlich im Durchschnitt 3,25 pCt. Fulfurol, während die Ivleie 2,5 pCt. Beim Verfüttern von 120 Pfd. Kleie an ein Schwein erhielt Verf. 32 Pfd. Excremente, aus welchen jedoch nur 1 Pfd. statt 3 Pfd. Fulfurol gewonnen wurde. Diese Differenz erklärt Verf. daraus, dass bei der Destillation mit dem gleichen Gewicht Schwefelsäure und dem dreifachen Gewicht Wasser sich die Menge Fulfurol nicht pro- portional mit der Menge an Fulfurol liefernden Substanz vermehrt. Uns scheint aber, dass wenn die Muttersubstanz des Fulfurols durch verdünnte Schwefelsäure in eine zuckerartige Substanz umgewandelt wird, letzteres auch durch den saueren Magensaft bewii'kt und alsdann diese Substanz wie alle zuckerartigen Körper verdaut werden kann. Die Frage, ob die im Miste des Pferdes abgegangenen ganzen Haferkörner von ihrem Gehalt an Nährstoffen etwas verloren haben, suchte J. Moser 2) in der Weise zu entscheiden, dass er den zur Verfütterung gelaugten Hafer und die mit dem Koth abgegangenen ganzen oder doch nur wenig zerdrückten Körner analysirte. Darnach enthielten: Futterhaferkömer Wasser .... Protein .... Fett Stickstofffreie Stoffe Rohfaser .... Asche 13,64 pCt. 14,10 „ 6,63 „ 52.42 „ 9,61 ., 3,60 „ 100,00 pCt. Der Verlust 4,0 pCt. 4,2 „ 1,5 „ 19,1 „ 0,1 „ 0,5 „ 29,4 pCt. Von den Bestandtheileu der Körner gingen somit 29,4 pCt. verloren, bei den stickstofffreien Stoffen beträgt der Verlust mehr als ^/s. J) Zeitschr. t. Chemie 1870. 360. 2) Neue landw. Ztg. 1872, '231. Physiologische Uatersuchungen und Fütterungsversuche. 129 H. Weiske^) tlieilt über denselben Gegenstand Folgendes mit: Zwei Kälber, von denen das eine 8 Monate alt ein Lebendgewicbt von 309 Pfd., das andere 6 iMonate alt ein solches von 334 Pfd. hatte, erhielten in einer Futterration von Wicken, gequetschtem Hafer, Spreu und Rüben 161,4 Grm. ganze Lein-, 48,7 Grm. Roggen-, 716,1 Grm. Hafer- und 23,7 Grm. ganze Buchweizenkörner. Von letzteren wurden verdaut: Lein-, Roggen-, Hafer-, Buchweizenkörner Kalb I. . 91,4 58,2 94,6 36,3 pCt. Kalb U. . 91,5 57,4 94,9 36,7 „ Durchschnittlich wogen: Lein-, Roggen- Hafer-, Buchweizenkörner Im Futter . . . 0,428 2,337 2,732 2,061 Grm. LidenExcrementen 0,359 1,742 2,322 1,742 „ Verlust 2) durch Einwir- kung d. Verdauungssäfte 16,1 25,5 15,0 11,0 pCt. Nach J. Lehmann^) wurden pr. 100 Pfd. ganzer Hafer- und Gerste- körner bei Kälbern wieder ausgeschieden: Calb(14Mon.alt) I. Fütterung mit ganzer Gerste. II. Füttemn Fütterung der Kürner Fütterimg ohne Häcksel mit Häcksel ohne Häcksel . . 48,2 37,6 19,6 g mit Hafer, der Körner m i t Häcksel 7,2 Pfd. „ (8 „ „ ) 5, (5 „ „') . . 46,6 21,4 8,0 , . 33,9 13,4 6,5 7,1 „ 4,5 „ Verf. empfiehlt in Folge dieser grossen Verluste, welche bei Hafer geringer als bei Gerste sind und mit dem Alter der Thiere zuzunehmen scheinen, das Quetschen der Körner, welches einige Vortheile vor dem Schroten hat. E. Heiden'^) beobachtete den Einfluss, welchen der Zusatz von Kar- toffeln, Schlickermilch und Kleie zu ganzen Körnern auf die Mästung der Schweine ausübt und findet: 1. Die reinen Körner (Erbsen, Gerste und Hafer) eignen sich zur Mast nicht, da sie, allein gegeben, von den Thieren nicht genügend ausgenutzt werden und auf die Dauer kein angenehmes Futter für die Schweine bilden. 2. Durch Zusatz von Kartoffeln werden die Körner mit Ausnahme des Hafers nicht nur nicht besser, sondern sogar schlechter ausgenutzt. 3. Die Zugabe von Schlickennilch (sauerer Milch) erhöht die Mastungs- fähigkeit der Körner und somit die Ausnutzung derselben durch die Thiere bedeutend. ») Der Landwirth 1872, No. M, u. Neue landw. Ztg. 1872. 795. ^) Diese Zahlen, aus der DiiFerenz (Futter minus Kothkörner) berechnet, müs- sen heissen: Lein RoRgen Hafer Buchweizen Verlust 16,1 25,5 15,0 15,4 pCt. Dieselben würden also die wirklich verdaute Menge angeben. ä) Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sachsen 1870, 25, nach Zeitschr. d. landw. Ver. in Baiern 1869. *) Amtsbl. d. landw. Vereme Im Königr. Sachsen 1870. 5. Jahresbericht. 3. Äbth. 9 1 OQ Physiologische Uiitersnchuugeii und Fütterungsvorsuche, 4. Die beste Ausnutzung der Körner erfolgt bei der gleichzeitigen Zu- gabe von Kartoffeln und Milch. 5. Fiü' Schweine ist nicht nur auf ein richtiges Nährstoffverhältniss — welches in einer bestimmten Norm für Schweine nicht zu existiren scheint — sondern vorzugsweise auf die Mischung des Futters Ge- wicht zu legen. 6. Von den verabreichten Körnern hat sich die Gerste als am meisten zur Mast der Schweine geeignet gezeigt. 7. Das nach der Fütterung von Hafer und Kleie erzeugte Fett ist viel flüssiger als das durch Gerste und Erbsen erzeugte. Es ergab nämlich: Fütterung von Gerste, Erbsen, Kleie, Hafer Schmelzpunkt des Fettes ... 41** 40"^ 39" 38" Erstarrungspunkt des Fettes . . 32" 30" 26,5 » 24,0 ^ Ausscheidung Untersuchungen über die Ausscheidung der Kalisalze von der Kalisalze. ^, ^ , " " E. Salkowskii). Mit Recht bemerkt Verf. in der Einleitung zu seinen Versuchen, dass unsere Kenntnisse über die Ausscheidung der Alkalisalze bei Thieren fast gleich Null sind, während ein anderer anorganischer Bestandtheil, die Phosphorsäure, in dieser Hinsicht vielfache Berücksichtigung gefunden hat. Die von dem Verf. mit grossem Aufwand an Zeit gelieferten Zahlen haben daher manches Interesse. Sie geben uns die Menge und das Verhältniss von Kali und Natron pr. Tag im Urin, in den Fäces, femer im Speichel, Blutserum und in den pneumonischen Sputa. Bei der Alkalienbestimmung im Urin und den anderen Untersuchungsobjecten mit Ausnahme der Fäces befolgte Verf. im allgemeinen die in der Harnanalyse von Neubauer u. Vogel be- scliriebene Methode. In den Fäces bestimmte derselbe die Alkalien in der Weise, dass er dieselben mit Wasser behandelte, filtrirte und das Filtrat auf Alkalien untersuchte. Er glaubte auf diese Weise eine Trennung von den in dem unverdauten Rest der Nahrung enthalteneu Alkalien zu bewirken, deren gleichzeitige Berücksichtigung ihm für seinen Zweck fehler- haft erschien. Zunächst wurde die Frage beantwortet, durch welche Secrete wii'd überhaupt eine erhebliche Quantität Alkalisalze entfernt? Füi' den gesunden nicht fiebernden Menschen ist nach dem Verf. der Urin das einzige Secret, das zur Feststellung der • Ausscheidung berück- sichtigt zu werden braucht. Die anderen nach Aussen gelangenden Aus- wurfstoffe sind an Menge zu gering, um in Betracht zu kommen. Das einzige an Menge erhebliche Excret — die Fäces — enthält der Norm nach nur unbedeutende Mengen durch Wasser ausziehbare Salze. Als Beleg dienen folgende Zahlen: 1) Archiv f. pathol. Anatomie und Physiologie 1871. Fünfte Folge. 3. 209. Physiologische Untersuchuiigeu und Fiitterungsversuche. 131 I. Vereuche vom Verf. au sich selbst angestellt: 1. Harn und Fäces. Aiisscheiduugs- . Stoffe Menge pr- Tag : | Harn- stoff Grm. KaU ßrm. Ifatrou Grm. Summe von beiden Grm. r3 Mittel von Harn . . . Fäces . . . 1631 ccm. 117,5 Grm. 26,73 2,715 0,272 4,641 0,122 7,356 36,91 0,394 69,031) 5 Tagen desgl. Summe von Haru u. Fäces 2,987 4,763 7,750 38,67 2. Speichel bei einer mit Stomatitis verbundeneu u. von starker Salivation begleiteten Angina tonsillaris. Speichel Harn. . 515 ccm. I — I 0,7112)1 0,11810,829! 85,76 | 1 Tag 665 „ I 19,15; 1,363 | 2,84o|4,203| 32,43 | desgl. Summe v. beiden || — — I 2,074 2,958|5,032| 41,21 3. Sputum a. von einer Person, welche an Lungengangrän gelitten und in Heilung begriffen war. b. von einer an „croupöser Pneumonie" leidenden Persou. Sputum a. \ — — 1,260 2,200 3,460] 36,41 3 Tagen Hani a. j 1100 cc. — 1,290 2,966 4,256 30,31 3 „ Sputum b. ) — — 0,049 0,149j 0,198 24,75 6 „ Harn b. / 1487 cc. — 2,085 3,07415,159 40,41 5 „ Summe von Sputum a. u. Harn a. — — 2,550 5,166 7,716 33,04 Sputum b. u. Haru b. — — 2,134 3,223 5,357 39,83 ' ) Im Text finden sich einige Rechenfehler. So sind am dritten Tage in den Fäces ausgeschieden 0,m) Grm. K(), 0,073 Grm. NaO. = Summa 0,263 Grm. oder 72,24 pGt. KO. Im Text heisst es _ „ 0,190 „ = 71,80 „ „ Ferner ausgeschieden in den Fäces am fünften Tage 0,814 Grm. KO, 0,226 Grm. NaO -= Summa 0,540 Grm. oder 58,15 pCt. KO. Im Text heisst es 62,5 „ „ 2) Im Text heisst es: .50 CCm. zur Analyse: Gefunden 0,i.'')8 KO und 0,023 NaO. Bedeuten diese Zahlen Grm., so sind im täglichen Speichel von 515 CC. ausgeschieden 1,421 Grm. KO und 0.237 Grm. NaO. Beziehen sich die Zahlen auf 100 CC, also in Proc, so erhält man 0,711 Grm KO statt wie im Text 0,697 Gm. \ 0,118 „ NaO .. „ „ „ 0,110 „ / Letzteres haben wir angenommen, weil die corriglrten Zahlen mit den an- geführten die grösste Uebcreinstimmung zeigen. 9* 132 rhysiologische Uiitorsuchungeii und Fiitteruiigsversuclie, 4. Blutsenm enthält pr. Mille: Verdaulich- keit der Cel- luiose bei Omni- und Carnivoren, Vom Menschen a. kranken b. gesunden Krankheit Croupöse Pneu- monie keine Kali pr. mille Grm. 0,386 0,409 0,439 Natron pr. mille Grm. 4,439 4,256 1) 3,769 Summe von beiden 4,825 4,665 4,208 Kali in pCt. 8,00 8,77 10,43 Verfasser hat sodann die Menge der ausgeschiedenen Alkalien bei vel-schiedeuer Nahrung festgestellt, wobei er von den Ausscheidungsstoffen nur den Harn in die Untersuchung zog. Es wurden pr. Tag ausgeschieden: Nahrung Krankheit leuge des Ilarus Haru- stofr KaU IVatri n Summe Kali in Mittel von Tagen cc. Grm. Grm. Grm. pCt, 1. Nahrung gemischt vorwiegend P 1 e i s c h keine 1511 25,7 3,092 4,216 7,30642,3 6 2. Arm an Albumiiia- ten, kein Fleisch Syphilis 1634 19,81 1,794 5,941 7,73523,2 8 3. Reichl., auch Milch, aber kein Fleisch Muskelatrophie, 1633 25,80 3,418') 7,499 10,91731,32) 3 4. Desgl., aber mit Stoffwechsel normal Fleisch desgl. 1607 27,6 3,965 7,299 11,26434,3 5 Hiernach ist die Kaliausscheidung bei Fleischkost erheblicher, als bei einer an Fleisch freien Nahrung. Anm. Die vorstehenden Zahlen würden einen viel höheren Werth haben, wefin Verf. gleichzeitig die in der Nahrnng aufgenommene Menge von Kali und Natron bestimmt hätte. Auch halten wir die Kalibestimmung im Koth insofern für fehlerhaft, als Verf. von der Ansicht ausgeht, dass durch Ausziehen der Fäces mit Wasser die in dem unverdaueten Rest der Nahrung ausgeschiedenen Alkalien nicht mitgelöst werden. Bekanntlich aber sind die anorganischen liestandtheile der Pflanze und auch des Fleisches sehr erheblich in Wasser löslich, die Menge beträgt bei Pflanzen nach eigenen Versuchen 70—80 pCt. der vorhandenen. Im Anschluss mag eine Ai'beit über die physiologische Wirkung der Fleischbrühe und Kalisalze von G. Bunge 3) erwähnt sein. Verf. be- spricht den Einfluss der Fleischbiühe uud der Kalisalze auf die Muskeln, das Nervensystem und die Herzthätigkeit und ergeht sich am Schlüsse der Abhandlung über den Werth der Fleischbrühe als Genussmittel. Versuche über die Verdaulichkeit der Cellulose beim Hunde, Schweine und Menschen liegen vor von Fr. Ho ff manu und H. Weiske. ') Im Text ist abermals ein Rechen- oder Schreibfehler: 13,199 Grm. Blut- senim gaben 0,115 Chloralkalien und 0,028 Kaliumplatinchlorid. Darnach erhält man 4,256 Grm. NaO, statt wie angegeben 4,729 Grm. NaO. Nach den dort gegebenen Zahlen wtuxlen nicht 8,7 pCt. Kali, sondern 7,9 pCt. sich ergeben. *) Im Text heisst es irrthümlich 3,452 Grm. und 28,9 pCt. Kali. ä) Pflüger's Archiv f. Physiologie 1871. 235. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 133 Fr. Hoff 111 an u^) kommt durch seine Untersuchungen über die Ein- wü'kung der Yerdauungssäftc vom Menschen und Hunde auf die Cellulose zu dem Schluss, dass letztere nicht verdaut mrd. Voit spricht in einem Bericht über diese Versuche die Vermuthung aus, dass die beim Pflanzen- fresser uuzAveifelhaft festgestellte Lösung der Cellulose im Darme dieser Thiere durch ein Ferment bewü-kt ^Yerdc und beruft sich dicserhalb auf eine Angabe von Mit sc her lieh, wonach in kranken Kailoffeln Cellulose durch ein Ferment der Zerstörung anheimfalle, ferner auf eine Mittheilung von Nägeli, nach welcher in der keimenden Gerste die Cellulose eher als das Amylum angegriffen werden soll. Wenngleich nach den Versuchen von Hoff mann angenommen werden muss, dass durch künstliche Einwirkung von menschlichen Verdauungs- säften auf rohe Pflauzenthcile oder ältere Cellulose neben hinreichenden anderen Nahrungsst offen eine wesenthche Veränderung der Cellulose nicht erfolgt, so liegt doch, wie Weiske meint, die Möglichkeit vor, dass bei ausschliesslicher vegetabilischer Nahrung und zwar solcher von jungen Pflanzen Cellulose verdaut werden kann. Die Versuche, welche H. Weiske^) hieräber an sich und seinem CoUegen S. angestellt hat, bejahen diese Ver- muthung. Beide nahmen vor Beginn des Versuchs 3 Tage lang nur Fleischuahrung zu sich, um alle noch im Verdauuugsapparat aus früherer Nahrung restirende Cellulose zu entfernen; alsdann wurde 3 Tage lang reine vegetabilische Diät, welche aus Möhren, Sellerie und Kohl bestand, ein- gehalten, nach dieser Zeit wiederum reine Fleischdiät, damit alle in ersterer genommene Cellulose in den Fäces entleert werde. Auf diese Weise wurde gefunden: SummederindeuSTagen Summa der ^^^^^^^^ ausgeschiedenen Koths aufgeuonmicuenlsahruug eiugeuom- ^^^ 19—24 Dec uienen Holzfaser trocken mit Holzfaser 37,480 199,605 13,963 Grm. 31,057 138,760 16,373 „ W. 14,685 Grm. 47,3 pCt. Da die Rohfaser des Kothes einen höheren C. -Gehalt als die des Futters hatte, so schliesst Weiske, dass der Kohlenstoff niedere Thcil der Robfaser, nämlich Cellulose, verdaut ist. In gleicher Weise hat H. Weiske die Verdaulichkeit der Cellulose beim Schwein^) nachgewiesen. Zwei Schweine im Alter von 8 Monaten erhielten 14 Tage lang pr. Tag 15 Pfd. Grünfutter, welches aus einem Gemenge von Wicken und Hafer in beginnender Blüthe bestand. Die Trockensubstanz in dieser Grünfuttermenge betrug 2,41 Pfd., wovon vom 19 -21. üec. frisch trocken Bei S. 3150 417,05 „ W. 2650 353,39 Mithin verdaut von S3). 23,517 Grm. oder 62,7 pCt. ») Bayer. Acadom. Bcriclite 1870, 1. 4, u. Neues Rep. Pharm. 19. 12. 2) Xeitschr. f. Biologie 1H70. 456. 3) l)cu Grund, dass 8. mehr (JoUulosc als W. verdaut liat, glaubt Weiske darin zu linden, dass 8. sich überhaupt mclir zu vegetabilischer Nahmug hinge- zogen fühlte. ^) Landw. Versuchsstationen 1872. 15. 90. 1 q^ Physiologische Unlersucbuiigen und Fütterungsversuche. Schwein I. pr. Tag 332,04 Grm., Scliweiii IL 524,57 Grm. trockne Rück- stände unverzelui Hess. Die Untersuchung ergab: Rolifaseriuvor- Eohfaserinden Rohfaserinden Rohfaser verdaut, gelegtem Futter Futerrückstiindeu Fäces Grm. pCt. Schwein I 345,84 Grm. 133,02 Grm. 125,44 Grm. 87,38 41,06 Schwein n 345,84 „ 206,89 „ 60,19 „ 78,76 56,68 Weiske glaubt, dass sich diese verdaiüiche Menge der Cellulose (im Mittel nahezu 50 pCt.) je nach Art, Beschaffenheit und Alter des Futters nicht unwesentlich vermehren oder vermindern kann. Verdaulich- Ucber dic Bedeutung des Leimes bei der Ernährung von kcit des Lei- . Dies. ü. Voit^). Wie in fi'üheren Jahren die Frage, ob dem Leim Nährkraft zuge- schrieben werden könne, vielfach namentlich von der fi-anzösischeu Aka- demie verhandelt ist und zwar resultatlos, so ist sie auch 1870 2) wieder- um mehrfach Gegenstand der Discussion der letzteren gewesen. Fremy, Chevreul, Dumas sind alle der Ansicht, dass das Ossein der Knochen, nicht die Gelatine (durch Einwirkung von Wasser und Wärme auf die Knochen entstanden), nahrhaft sei und die N.-haltigen Stoffe der Nahrung vertreten könne (Fremy), ohne direc1:e Beweise dafür beizubringen. Nur Payen^) tlieilt eine Beobachtung mit, wonach der Magensaft eines Hun- des im Stande sein soll, das organische Knochengewebe zu lösen. Die obige ausführliche Arbeit von Voit liefert erst den Beweis, in- ■\viefern der Leim als Nahruugsstoff bezeichnet werden kann. Schon frühere Versuche ^) hatten ausser allen Zweifel gestellt, dass der Leim stets Eiweiss erspart, welche Thatsache durch neuere Versuche erhärtet wird. Das Re- sultat dieser letzteren ist in folgenden Durchschnittszahlen enthalten: (Vergl. Tabelle auf folgender Seite.) Diese wie die fi-üheren Versuche zeigen, dass der Leim stets Eiweiss erspart und zwar in viel höherem Grade als Fett oder Kohlenhydi'ate ; die Ersparung beträgt bei einem grossen Hunde 84 trockenes Fleisch oder Eiweiss auf 168 Leim. Dieselbe geht jedoch nur bis zu einer bestimm- ten Grenze, da auch bei der grössten Leimzufuhr unter Zusatz von viel Fett noch immer etwas Eiweiss vom Körper oder von der Nahrung zer- setzt wird. Der Leim wird durchweg innerhalb 24 Stunden zersetzt, es findet keine Ablagerung etwa als Ersatz der leimgebenden Gewebe im Organismus statt, zerfällt er nicht in 24 Stunden, so wii*d dieses am fol- genden Tage nachgeholt. Ebenso wie unter der Beigabe von Leim Eiweiss gespart wird, so ist nach Resi)irationsversuchen die Zersetzung des Fettes eine geringere. Jedoch ist diese Wirkung nicht so gross wie die der stickstofffreien Stoffe. Nach dem Kohlenstoff- Gehalt sind 200 Leim 107 Fett aequivaleut und bedürfen nach Abtrennung der Elemente des Harnstoffs zur Ueberführung des Restes Kohlenstoff und Wasserstoff in Kohlensäure und Wasser 212 1) Zeitschr. f. Biologie 1872, 297. 2) Compt. reml. 1871, 71, 559, 562, ,565, 819 etc. 3) Vergl, diesen Jahresber. 1868/69, 562. *) Bischof 11. Voit, die Gesetze der Eruährung des Fleischfressers 1860, vergl. diesen Jahresber. 1867, 280. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 135 Datum Nahrung pr. Fleisch Speck Tag Leim Fleisch am Körper .22 " No. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. 1 12.— 18. Octbr. 1871 500 200 0 —136 636 2 2^. 2o. ,, „ 300 200 100 —84 384 3 25.— 30. „ 300 200 200 -f32 268 4 30. Oct. — l.Nov. 1871 200 200 250 —47 247 5 1.— 5. Nov. 1871 0 200 0 —246 246 6 13.— 16. „ „ 0 0 0 —338 338 7 16. — 19. „ 0 200 200 —105 105 8 24. — 26. Jau. 1872 0 0 0 —423 423 9 26.-30. „ „ 500 200 0 —123 623 10 30. Jan. — 3. Febr. 1872 300 200 200 —27 327 11 3.— 6. Febr. 1872. 300 200 0 —266 566 12 6.- 9. „ „ 200 200 200 —124 324 13 9.— 12. „ „ 200 200 0 —334 534 14 12.— 15. „ „ 500 200 0 —141 641 15 15—18. „ 650 200 0 4-12 638 16 28. Febr. — I.März 1871 0 200 300 —59 59 Sauerstoff, eine Menge, welche auch 74 Fett zur Verbrennung in Kohlen- säure und Wasser verbrauchen. Es sollten demnach 200 Leim 74 Fett ersparen, was aber in keinem Falle eintrat. Der Leim ist somit nicht nährend, sondern nahrhaft, er schützt einen Theil des circulirenden Eiweisses vor Zersetzung und verhütet damit den Untergang von Organeiweiss i), vermag aber nicht als plastischer Nahrungs- stoff im früheren Sinne Organeiweiss zu bilden und das Eiweiss der Nahr- ung vollständig zu ersetzen. Letzteres beweist ein Fütterungsversuch an einem 25 Kilo schweren Hunde, der bei einer täglichen Nahruugszufuhr von 200 Grm. Leim, 250 Stärkemehl, 100 Fett und 12 Grm. Fleisch- extract am 30. Versuchstage zu Grunde ging. In der Beschränkung des Zerfalls von Organeiweiss wirkt der Leim in höherem Grade als Fette und Kohlenhydrate, er ist in dieser Wirkung ähnlich den Peptonen, welche sich im Körper nicht mehr in Eiweiss zu- rückverwandcln. C. Voit emptlelilt daher die verschiedenen Formen des leimgebenden Gewebes soweit als thunlich in Armenhäusern und Volksküchen zu ver- werthen. Ernährungs versuche mit Brod am Hund und Menschen von , X"*^^"''^*?" ° Iteit verschie- GustaV Meyer^j. dener Brod- L Die Versuche des Verf.'s am Hunde sollten den Unterschied des soften. Kothes sowohl in Qualität als Quantität nach Brod- und Fleischfütteruug darthun und ergaben folgende Durchschnittszahlen: ') Ueber den Unterschied von „circulirendera und Organeiweiss" vergl. die- sen Jahresbericht 1868/69, 534. «) Zeitschr. f. Biologie 1871, 1. 136 Physiologische Untersuchungen und Fiitteningsversuche. sa Nahning pr. Tag Kothmenge Von der trockenen Nah- pr. Tag rung resorhirt r" frisch trocken Stick- ji«a5^c^00Cix __^ Darmkoth- ^ Trocken- ° Substanz OOCDGOOOOOQDOOGO Ü\ hf^ CO CO jf^ rf^ OS JTJ ~Qo ~co Ic- oo ":ji "o^ "4^ lo c»^:)Oc;^co^o^^co OOQOOOODGOCOOOOOC» JWJWJ>2iOJOiOJN3C02s3 1— rf^CO-3COC5COO>P>- Organische Substanz tf^-CToaso^ütcoco "^-' ~0 "cd "Ci ~V "^f^ ~bl "•Gooai Mineral- stoffe "os'co'h-'Io'^jüj'o'go COhfi-COCnOtl— 'Oll— ' corf^cooc^oocoo Protem ffa-COOi— '"-^ff^jf' "H-'~bo'^oo~^c5~k)00 OOWCOOOiOte-JCn Üihf>.t^COrfi'O0CO>f^CO JO O J3 JO JD j» j-3 JD _co "CJ V "• / ? Zusammen- calsue ^) Beobachtungen über den Eiufluss schlechter Ernährung auf die Frauenmilch Zusammensetzung der Frauenmilch angestellt und kommt dabei zu fol- cbenieT^T- S^^^^^ Schlussfolgerungeu: nährung. ^ j)jg Wirkungen einer ungenügenden Ernährung auf die Zusammen- setzung der Frauenmilch haben die grösste Analogie mit den bei Thieren beobachteten 2). 2. Die Wii'kungen sind verschieden je nach der Constitution, dem Alter etc. der Frauen. 3. Die ungenügende Ernährung führt unter schwankenden Verhältnissen eine Verminderung des Fettes, Caseins, Zuckers und der Salze herbei, während das Albumin im allgemeinen eine Steigening erfährt. 4. In ungefähr 2/4 der Fälle stand das Albumin im umgekehrten Ver- hältniss zum Casein. 5. Die Veränderung in der Zusammensetzung der Milch trat bei hin- reichender Ernährung deutlich nach 4 — 5 Tagen hervor. Verf. führt drei Fälle auf, in denen er zuerst die Milch der sehr kärglich ernährten Frauen untersuchte, dann diesen eine reichlichere und him'eichende Xahi'ung zukommen Hess und nach 4 — 5 Tagen abermals die Milch auf ihre Zusammensetzung prüfte und pr. 100 Theile Milch fand: Fett Casein Albumin Zucker Salze I.Fall: Aermliche Nahrung, Proben am 3. December .... „ Reichliche Nahrung, Proben 4. — 9. Dec, am 9. Dec. . II. Fall : Aermliche Nahrung, Proben 12. Dec „ Reichliche Nahrung vom 15.— 19. Dec, 19. Dec. . ni. Fall: Aermliche Nalirung, Proben 21. Dec „ Reichliche Nahrung vom 26.— 30. Dec, 30. Dec . 4,10 1,90 1,75 5,95 0,31 Anm. Leider fehlen Angaben über den Wassergehalt der Milch, um zu be- rechnen, ob diese grossen DiiFerenzen im procentischen Gehalt der einzelnen Be- standtheile, besonders des Fettes, auch für Milch von gleicher Trockensubstanz statthaben. 3,10 0,24 2,20 6,25 0,20 4,16 1,05 1,15 7,12 0,30 2,90 0,18 1,95 6,05 0,16 5,12 1,15 0,95 7,05 0,25 2,95 0,31 2,35 5,90 0,25 1) Compt. rend. 1871. 73. 119. ^) Verf. beruft sich hier auf Untersuchungen von Dumas, Payen und Boussingault, scheint aber die in Deutschland über diese Frage angestellten Versuche nicht zu kennen, welche sich schwer mit seinen Schlussfolgerungen vereinigen lassen. Pliysiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. 161 Die Milcli von rindei-pestlcrankeu Kühen war nacli Husson^) pr. fe[^un"d"er 1000 Tille. fülsiCndennaSSen ZUSamDieni>"esetzt: MUch rinder- pestkranker Fett Zucker Caseiu Albumin Salze Kühe. A. Milcli gesunder Kühe . . 16,96 33,90 _ _ _ B. Milch wenig kranker Kühe 14,93 31,40 50,25 20,60 18,50 C. Milch sehr kranker Kühe . 12,60 16,45 — — — Normale Kuhmilch nach Verf. 30 50 34 6 7 Secrete der Milchdrüsen von Rindern untersuchte Th. Die- MUchlrüsen. trich^). Von den 2 untersuchten Secreten war No. 1 dem Euter einer Kuh entnommen, welche voraussichtlich in 5 — 6 Wochen zum 1. Mal kal- ben sollte, No. 2 dem Euter eines noch nicht trächtigen Rindes. No. 1 verhielt sich wie concentr. Colostrum und reagirte stark alkalisch, No. 3 wie eine dünne Milch mit sehr schwacher alkalischer Reaction. Beide Secrete zeigten unter dem Microscop jene rundlichen, gelblichen (Colo- strum-) Körperchen, welche man als noch unzerfallene Epithehal- Zellen der Drüsenbläschen des Euters ansieht. Die chemische Untersuchung ergab : No. 1 No. 2 Wasser 72,1 pCt. 92,7 pCt. Trockensubstanz .... 27,9 „ 7,3 „ 100,0 ~ 100,0 l Specifisches Gewicht . . .1,0719 1,0228 Stickstoff 3,975 pCt. 0,470 pCt. Protein 24,84 „ 2,90 „ Fett 0,93 „ 1,41 „ Döhnhardt^) hat durch Extraction der Milchdrüsensubstanz mit M^ehdHis^e*"^ Glyceriu ein Ferment gewonnen, welches leicht löslich in Wasser einen äusserst feinflockigen, sich schwer zu Boden senkenden Körper darstellt und die Eigenschaft besitzt, Albumin in Casein umzuwandeln. Verf. glaubt daher die physiologische Case'inbildung in der Milch als einen fermentati- veu Spaltungsprocess hinstellen zu können. Ueber die Ernährungsvorgänge des Milch producirenden Ernährungs- V0r*''äll2G (163 Thieres hat F. St oh mann'*) weitere Versuche in Verbindung mit R. Milch produ- Frühling und A. Rost ausgeführt, die sich über Ernährung bei stick- "xhieref. so ff armem Futter erstrecken. • Als Versuchsthiere dienten Ziegen, die einmal reines Wiesenheu und ferner dieses unter Zusatz von Stärkemehl, Zucker und Fett erhielten. Da wir in nachstehender Mittheilung die Versuche über denselben Gegen- stand, welche als Wiederholung dieser und der bereits früher mitgetheil- ten 5) Versuche dienen, ausführlicher besprechen werden, so geben wir die Resultate dieser Versuchsreihe in kurzen Abrissen. 1) Compt. rend. 1871. 73. 1339. 2) Mittheil. d. landw. Ccntr. -Vereins f. d. Reg.-Bez. Cassel 1872, 53. ä) Pflüger's Arch. f. Physiologie 1870, .586. "j Zeitschr. f. Biologie 1870. 204 ^) Vergl. d. Jahresbericht 1868/69. 6.S8r Jahrpsbericht. 3. Abth. J^l 162 Physiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. I. Ausnutzung des Futters: Vom Wieseuheu mit uud ohne Zusatz wurden in Procenten der ver- zehrten Futterbestaudtheilc verdaut: Ziege I. Futter uud dessen Menge pr. Tag ^ H « a> 5« o -« OJ "^m 3 X ►j ä K '•'-^ Datum KiI..Kr. fJtni. firin. pCt. pCt. Grm. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. 18.— 24. April '21,31 lOOO' 100 84,91 87,90 5518 46,99 57,8 67,3 45,8 62,4 52,9 30. Apr.- 4. Mai 22,74 1250 150 87,97 8^,19 5706! 66,35 58,1 67,9 47,o!61,4 53,6 23.-29. Mai 33,48 1500 100 88,39 87,81 7993 47,69 60,2 67,0 44,4 63,5 58,9 6.— 12. Juni 32,90 1450 150 88,25 88,25 8264146,35 61,0 67,7 46,4 64,6 59,0 20.— 26. Juni ! 32,52 1400: 200 86,62 86,91 8029 45,91 61,9 68,6 45,4 65,7 61,4 4.— 10. Juli 34,03 13501 250 90,56 87,47 7643 46,60 64,6 71,3 4,9,4 68,4 62,5 25. — 31. Juli 34,34 1250 350 90,31 88,69 7824 43,69 65,9 72,6 54,9 69,8 63,2 8.— 14. Aug. 34,35 llOOj 500 87,00i 88,50 8946 41,10 62,4 73,1 59,7 66,4 55,7 22.-28. Aug. 34,40 950 650 86,56 87,05 8540; 39,86 64,7 75,0 60,1 69,6 56,6 5.— 11. Sept. 44,47 800 800 88,85 87,94 8423 39,16 66,7 76,3 68,4 72,5 55,4 4 Ter. 5. Ter. 6 Ter. 7. Per. 8. Per. H. Per. ]O.Por. 3,80 4,09 4,44 4,95 5,65 6,45 7,42 Grm. Pr. Tag und 1 Kilo Lebendgewicht wurden assimilirt in Grm. 1. Periode 2 Per. 3. Per. Eiweis . . . 3,66 4,84 3,38 Stickstofffreie Stoffe . . . 18,91 23,35 19,83 20,58 20,76 21,22 20,88 18,46 18,31 18,77 „ b. Lange fortgesetzte Ernährung mit eiweissreichstem Futter. Diese Versuche sollten nachweisen, wie sich ein und dasselbe Thier in Bezug auf sein Yerdauungsvermögen verhält, wie weit der Verdauungs- process von Zufälligkeiten beeintiusst wird und wie gross evt. unter gleich- bleibenden Verhältnissen die Schwankungen in der Ausnutzung seien. Es wurde zu dem Behuf ein 2. Thier neben dem ersten aufgestellt und vom 4. April bis 10. Juli mit einem Futter von 700 Grm. Heu und 800 Grm. Leinmehl ernährt. Die bezüglichen Daten sind in folgender Tabelle zu- sammengestellt: Ü , l'uttercousuni ' ) Kothproduction Verdaut: pr. Periode mit: pr. Periode mit: Datum Heu Leiu- mchl Eiweiss Mcuge Irisch j J Eiweiss .£ id T«p.- Kilo Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. . Ct. pCt. 18. — 24. April 7 27,39 49(X) 5600 8961 2236 7448 3222 481 1755 78,5 64,0 30. Apr.— 4. Mai 5 27,8()| 3.500 -iOOO (5607 1(;;54 5413 2394 375 1259 77,1 63,8 23.-29. Mai ( 28,521 4900 5ü()0 9248 2282 6397 3107 475 1807 79,2 66,4 6. — 12. Juni ( 2.S,79 4900 56()0 9266 2291 7060 3323 513 1778! 77,6 64,1 13. — 19. Juni 7 28,34] 4900 5600 9241 2289 6985 3247 .500 1789 78,2 64,9 20. - 26. Juni 7 28.32 49(W oOOO 9111 ',i2.55 7489 34031 513 1742 77,3 62,6 27. Juni — 3. Juli 7 28,53 41H)0 5(X)0 9112 2266 (5942 3263 .506 1760 77,7 64,2 4.-10. Juli 7 28,99 490C 5600 9335 2286 6789 3181 506 1780 77,9 65,9 Pr. Tag und 1 Kilo liCbendgewicht wurden im Durchschnitt der ganzen Periode assimilü't 8,93 Grm. Eiweiss und 19,34 Grm. stickst offft-eie Stoffe. ') Der Wasserconsum betrug zwischen 14,37 — 21,67 Liter pr. Periode. 166 Physiologische Untersucliungen und Fütterungsversuche, c. Ernäliruug mit eiweissreichem Futter unter Zusatz von Koh- lehydraten. Als Kohlehydrate wurden Stärkemehl, arabisches Gummi und Rohr- zucker verwendet in Mengen mit annähernd gleicher Trockensubstanz. Eine Gabe von 400 Grm. Stärkemehl hatte Durchfall zur Folge, wesshalb dieselbe auf 200 Grm. ermässigt wurde. Ebenso musste ein 4. Versuch statt dieser Kohlehycb-ate 190 Grm. Mohnöl beizufüttern aufgegeben werden, weil selbst bei Herabsetzung dieser Menge auf 150 Grm. Ver- stopfung eintrat. Die Ereebnisse dieser Versuchsreihe geben folgende Zahlen: Futterconsum pr. Tag Kothproduction: Datum Lebend- gewicht Heu Lein- mehl Wasser Menge pr. Woche mit Troclieu- substanz Kilo Grm. Grm. Grm, Liter Grm. Vo Stärkemehl 25. — 31. Juli 29,99 900 400 200 Cnrami 23,00 7697 44,01 8.— 14. Aug. 29,88 900 400 200 Pvolirznckcr 23,05 10023 35,11 22.-28. „ 30,87 900 400 175 20,60 7155 49,87 Procentische Ausnutzung des Futters : pr. Tag assimilirt : pr.Tagu.lKilo Fütterungs- Periode: Ms '3 Fett See 2 ° Asche CO 'o Lebendge- wicht assimilirt 0/ /o 7o /o 7o /o 0/ Grm. Grm. Grm. Grm. Grm. Stärkemehl 63,9 67,1 53,2 72,9 50,1 30,3 146 552 125 4,87 22,57 Gummi . 61,6 67,3 52,9 68,6 52,9 35,0 148 505 118 4,95 20,85 Zucker . . 60,9 66,2 43,5 69,9 43,5 28,9 140 515 108 4,54 20,18 d. Uebergang von eiweissreicher zu eiweissarmer Fütterung. Ziege Ib, welche durch 800 Grm. Heu und 800 Grm. Leinmehl pr. Tag auf eine sehr eiweissreiche Ernährung gebracht war, erhielt vom letzten Versuchstage an plötzlich 1600 Grm. Heu, um den Einfluss einer derartigen gewaltsamen A^eränderung in der Ernährung zu studiren. Zu- nächst stellte sich heraus, dass erst am 7. Tage die Reste der Samen- schalen vom Leinmehl im Koth verschwanden. Die Kothmenge mit Ge- halt an Trockensubstanz und Stickstoff stellte sich wie folgt: Physiologische üntersuchuageu und Fiitterungsversuche. 167 Durclisclmitt bei Fütterung von 800 Grm. Heu u. 800 Grm. Lciimiclil . Heufütteruug 1 2 Tag 3. 4. 5. 6. 7. Kothmeuge Grill. . 1203 832 939 1270 1235 1372 1287 1230 Trockensubstanz Stickstoff Abnahme des Stickst, in pCt. 100 96 pCt. Grm. Grm. pCt. 39,16 471 12,76 2,71 41,55 346 9,00 2,60 44,78 421 8,88 2,11 77 42,15 535 10,22 1,91 70 43,69 540 9,72 1,80 66 40,97 562 9,67 1,72 63 44,50 573 10,31 1,80 66 42,75 526 9,31 1,77 65 e. Ernähruug mit eiweissarmen Futter In dieser Versuclisreihe erhielten Ziege I. Wieseulieu A. und B. in zwei 12 — 14tägigen Perioden, woran sich für Ziege II. durch Beigabe von 200 Grm. Stärkemehl und 200 Grm. Gummi pr. Tag eine Periode mit möglichst eiweissarmem Futter anschloss. Fol- gende Tabelle ergiebt das Ergebniss dieser Versuchsreihe: -Wiesenheu. und II. zweierlei Sorten Tägliches FultiT KothprutUiction pr. Periode Procontische Ausnutzung Datum o o S .2 1— 1 iß Heu -=> 'a ^ CD Menge 'S QU o 2 o o < Kilo Grm. Grm. Grm. pCt. pCi. pCt. 1 pCt. pCt. pCt. pCt. 19.— 25.Se.pt. I. 36,67 IGOO A 8872 41,64 62,0 62,2 37,5 66,1 65,7 36,6 19.-25. „ II. 33,16 1500 A 6787 49,84 61,2 64,5 32,2 65,3 62,9 37,7 3.-9. Oct. . . I. 3(i,54 1600 B 10599 35,63 58,3 57,7 65,9 60,7 51,0 59,7 3.-9. „ . . II. 33,08 1500 B 8320 42,66 53,7 58,4 63,8 54,8 44,6 64,4 17.— 23. Oct. n. 30,12 1000 B 40 7237 35,49 55,7 32,6 63,7 65,9 9,9 55,5 In diesen Perioden wurden pr. Tag und 1 Kilo Lebendgewicht assimiliit: 1. Periode 1. Per. 2. Per. 2. Per. 3. Per. Zici^ell. Ziege ir. Eiweiss .... 2,56 2,59 2,03 1,93 0,60 Grm. Stickstofffreie Stoffe 19,72 19,21 17,10 14,39 13,94 „ Aus diesen Versuchen zieht Stohmann folgende Sclilussfolgerungen: 1. Das Verdauungsvermögen eines und desselben Thieres für gleiches Futter ist wenig schwankend, es kann unter normalen Verhältnissen als nahezu constant betrachtet werden. 2. Das Verdauungsvermögen verschiedener Individuen derselben Thierart ist in etwas aber nicht wesentlich verschieden. 3. Ein Futtermittel derselben Art, hier speciell Wiesenheu, aber ver- schiedenen Ursprungs, ist in sehr verschiedenem Grade verdaulich. 4. Eine wesentliche Verschiedenheit in der Ausnutzung des Wicsenheu's durch die verschiedenen Arten der Wiederkäuer, Ochs, Milchkuh, Schaf, Ziege hat nicht statt. |CQ Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 5. Zugabe grösserer Quautitäteu leicht verdaulicher stickstofffi'eier Stoffe zum Heu bewirkt eine erheblich geringere Ausnutzung der Eiweiss- stoffe und der Rohfaser. 6. Mit dem Steigen des Stickstoffgehalts der Nahrung steigt der Stick- stoff des Kothes. Es ergab sich nämlich bei Fütterung: 1 2 3 4 5 6 7 8 |Heu 1500 1450 1400 1350 1250 1100 950 800 Grm. (Leinmehl .... 100 150 200 250 350 500 650 800 ., StickstoffimFutter 1,96 2,11 2,23 2,35 2,62 3,04 3,43 3,81 pCt. Stickstoff im Koth 1,64 1,75 1,85 1,91 2,11 2,17 2,44 2,71 „ 7. Die Ausnutzung der K()rper der Eiweissgruppe ist al »hängig von dem Mischungsvcrhältniss der stickstoffft'eien und stickstoffhaltigen Stoffe des Futters. Dieses Yerhältniss findet einen Auscbaick durch die P Formel ^) P' = ^ i ji ^~s , worin P die Menge des im Futter enthaltenen Eiweisses, P' die Menge des verdaulichen Eiweisses und S die Summe der sämmtlichen stickstofffi*eien Stoffe des Futters mit Ausschluss der Rohfaser in Körnern, Samen etc. bedeutet. 8. Die Verdaulichkeit der Rohfaser des Wiesenheu's ist durch Beigabe von Leinmehl nicht wesentlich beeinflusst. 9. Die Ausnutzung der Rohfaser wird durch Zugabe von leicht ver- daulichen Kohlehydraten auch in eiweissreichen Futtermischuugen be- trächtlich vemngert. 10. Die Ausnutzung des Fettes steigt in einem aus Heu und Leinmehl bestehendem Futter in dem Masse, wie die Menge des Leinmehls ver- mehrt wird. 11. Leicht verdauliche Kohlehydrate verringern die Ausnutzung des Fettes. 12. Die Summe der verdauten stickstofffreien Bestaudtheile des Futters ist annähernd der Menge der stickstofffi'eien Extractstoffe und des Fettes im Futter gleich, 13. Die mineralischen Bestaudtheile des Leinmehls sind iu höherem Grade verdaulich als die des Heu's. n. Einfluss der Ernährung auf die Milchproductiou a. auf die Menge der producirten Milch. Die Resultate dieser Beobachtungen fasst Verf. in folgenden Sätzen zusammen: 1. die Grösse der Milchproduction ist abhängig von der Lidividualität des Thieres, ist angeboren, anerzogen, 2. sie ist abhängig von der Lactationsperiode, 1) Diese bereits in Landw. Versuchsst. 1871, 13. 30 gegebene P'oi'mel wurde von M. Märcker und G. Kühn als mangelhaft und nicht für alle Versuche richtige Zahlen lieterud, bezeichnet. Stohmann giebt zu (S. 64 u. 67), dass allerdings in einigen Fällen Abweichungen zwischen der wn-klicli verdauten und der nach dieser Formel als verdaulich berechneten Menge Eiweiss vorkommen, zeigt aber, dass die Uebereinstimmung in seinen Versuchen und denen anderer meistens sehr befi'iedigend ist. Physiologische Untersuchuugeu und Fiitterungsversuche. 169 3. von (lern Fdtter iiud spociell von dem Eiwcissgclialt desselben; bei nngenügendcn Mengen von Eiweiss im P'utter tritt schon in der ersten Zeit der Lactationsperiode die bedeutendste Abnahme der Secretion ein. die aber durch Yernielu'ung der Eiweissration bis auf grosse Hölie wieder gesteigert werden kann. (Dies wurde ebenso durch Versuche im Jahre 1870 mit Wiesenheu unter Zusatz von Kleber bestätigt 1). 4. Die Ziege ist. während ihrer allerdings verliältuissmässig kurzen Lac- tationsperiode eine reichlichere Milchproductiii als die Kuh, da auf gleiches Lebendgewicht bezogen gleiche Erträge an Milch von der Kuh wohl niemals geliefert werden. 5. Ein Futter, welches auf gleiches Lebendgewicht bezogen für ein grosses Thier zur reichlichen Milchproductiou genügt, deckt den Bedarf des kleineren Thieres nicht, woraus folgt, dass eine gleiche Menge Lebend- gewicht Ziege theurer zu erhalten ist, als ein gleiches Quantum Kuh. 6. Die Milchproductiou wird bceinfiusst durch die Menge des aufge- nommeneu und im Körper aufgespeicherten Wassers. b. Die Zusammensetzung der Milch. Fiii' Ziege La war bei einem Futter von 1000 Grm. Heu und 100 Grni. Leinmehl die Milch au den einzelneu Tagen wie folgt zusammen- gesetzt : ^ fcc Prof eulischc Zusiimmeuselziiiig : pr. Tag producirte Menge: Datum '%M Jj CO m '3 -j^ P o 1 i CO 'S *j o ^ ^ S tsi C/2 E?3 S ^ S pH N ■J2 Grm. pCt. pCt. pCt. pCt. pCt. Grm. Grm. Grm, Grm. Grm. 14. Apr. 1002 12,37 c*,/CÖ 3,67 4,61 0,84 123,95 32,57 36,77 46,19 8,42 1.5. ., 901 13,07 3,38 4,05 4,80 0,84 117,76 30,45 36,49 43,25 7,57 16. „ 870 13,17 3,38 3^70 5,25 0,84 114,58 29,41 32,19 45,68 7,31 18. ., 637 13,64 3,50| 4,40 4,79j 0,95 86,89 22,30 28,03 30,51 6,05 19. „ 500 13^61 3.81 4,04 4,81 0,95 68,05 19,05 20,20 24,05 4,75 20. „ 363 14,39 4,00 4.69 4,75 0,95 52,24 14,52 17,02 17,24 3,45 21. „ 365 13,51 3.94 3^73 4,89 0,95 49,31 14,38 13,61 17,85 3,47 22. „ 338 13,09 4,19 3,30 4.65 0,95 44,24 14,16 11,15 15,72 3,21 23. „ 261 15,98 4,81 5,73 4,49 0,95 41,71 12,55 14,96 11,72 2,48 30. „ 232 14,67 4,31 4,43 4,93 1,00 34,03 10,00 10,28 11,44 2,32 2. Mai 213 15,41 4,56 5,13 4,72 1,00 32,82 9,71 10,93 10,05 2,13 3. „ 230 15,05 4,63 4,96 4,46 1,00 34,62 10,65 11,41 10,26 2.30 4. „ 217 14,37 4,63 4,23 4,51 1,00 31,18 10,05 9,18 9,79 2,17 Die IVDlch differirt hiernach nicht nur von einem Tage zum anderen in ihrem Wassergehalt, sondern auch dem entsprechend in dem gegen- seitigen Verhältniss von Eiweiss, Fett und Zucker. Der verschiedene Ge- halt an Trockensubstanz wird vorwiegend beeinflusst durch die wechselnde 1) Zeitächr. d. landw. Ver. d. Prov. Sachsen 1871, 210, 170 Physiologische Uutersuchun^eii und FQttcrungsversuche, Fettmeuge derartig, dass eine Zu- resp. Abnahme der Trockensubstanz Andeutung auf hohen oder niederen Fettgehalt gewähren kann. Während der Milchertrag vom 14. April bis 4. Mai im Verhältniss von 5:1 abnimmt, ist die Abnahme der Eiweissmenge wie 3:1, die des Fettes wie 4:1. Ganz ähnliches sehen wir (nach folgender Tabelle) bei Ziege I.b auftreten, welche anfangs in ihrem Milchertrag wegen ungenügenden Futters sehi' zurückging, später aber bei genügender und reichlicher Nahrung in der Milchproduction Avieder zunahm. Ziege I.b Datum Futter §2 Heu Lein- mehl Grm. Grin. Grro. 1500 100 1258 1500 100 1003 1450 150 786 1400 200 625 1350 250 890 1250 3;50 1203 1100 500 1252 950 650 1228 800 800 1127 Procentische Zusammensetzung pCt. pCt. pCt. pCt. ZusammeusotzQiig der Trockensu'istauz ia pCt. pCf +iOO Leinmehi + l'ö Grm. Zucker 976 12.15 3,87 2,68 4,68 0,92 31,9 22,1 38,5 7,6 19/9.-25/9. 1500 A. — 627 13.63 4,26 4.07 4.43 0,93 31,3l 29,9 32,5 6,8 3/10.— 9 '10. 1.500 E. — 519 14,11 4,34 4.23 4.60 0,93 30,8 30,0 32.6 6,6 17/10.— 23/10. — 200 Gummi 358 1 12,80 4,46 2,29 5,09 0,96 34,8 17,9 39,8 7,5 Beim Vergleich der Milch von Ziege I.b mit der der beiden anderen fällt zunächst der höhere Fettgehalt der ersteren auf, er ist abhängig von der Individualität des Thieres. Der Fettgehalt ist aber ein in hohem Grade wechselnder, derartig, dass er — in den ersten Peiiodeu der Lac- Physiologische UntPrsuchuiigen und Fütterungsversuche. 171 tationszeit am reicliliclisten — mit der Entfernung von der Zeit des Kalbens allmälig bis zu einer gewissen Grenze berabfällt, um bei dieser constaut zu bleiben. Die Abhängigkeit des Eiweissgebaltes von der Secretionsthätigkeit der Diiise macht sich in der Weise geltend, dass bei ungenügendem Futter der Eiwoissgohalt in gleichem Sinne steigt wie die Quantität der Milch abnimmt, während umgekehrt bei genügender Nahrung und steigenden Milcherträgen der Eiweissgehalt sich verringert. Auf den Zuckergehalt der Milch ist weder die Art der Ernährung noch die Thätigkeit der Drüse von irgend welchem Einfluss. Durch eine reichliche Ernährung kann die Secretionsthätigkeit der Milchdrüse derartig gesteigert werden, dass sie in den späteren Perioden der Lactationszeit fast ebenso grosse Mengen von Milchbestandtheilen lie- fert wie im Anfange-, ob aber eine solche Forcirung wirthschaftlich rich- tig ist, will Yerf. nicht entscheiden. Die Zusammensetzung der Milch von Ziege II. zeigt, dass die Milch im Beginn der Lactationsperiode in allen ihren Bestandtheilen reicher ist als kurze Zeit darauf-, bald treten geringe Schwankungen auf, die in den einzelnen Perioden aber nicht grösser sind, als die, welche wir von einem Tage zum anderen beobachten können. Im Anschluss hieran macht Verf. noch auf das Verhältniss von Phosphorsäure zum. Stickstoff in der Milch aufmerksam und findet, dass im Mittel von 21' Bestimmungen auf 1 Thl. Phosphorsäure 1,92 Thle. Stickstoff kommen, ein Verhältniss, wie es bereits von "W. Mayer für die Cerealien nachgewiesen ist. Auch constatirt A^erf., dass bei Ziege I.b vom 20. — 26. Juni mit der Abnahme des Fettgehaltes der Milch eine Abnahme des Kalkgehaltes verbunden war. in. Einfluss der Ernährung auf die Beschaffenheit des Körpers. Nach einer eingehenden Besprechung der Fehler^), welche sich bei Berechnung des Ansatzes oder Verlustes an Köii)er- Fleisch herausstellen können und sich hier aus 4 Factoren, nämlich dem Stickstoffgehalt des Futters, Koths, Harnes und der Milch, zusammensetzen, giebt Verf. aus den Versuchen folgende Schlussfölgenmgen : 1. Durch Vermehrung des Eiweisses der Nahrung steigert sich der Um- satz des Eiweisses im Körper. 2. Der zur Production von Köriierbestandtheilen — Eiweissansatz und Eiweiss in der Milch — verwandte Stickstoff steigt und fällt mit der Vermehrung und der Venninderung des Eiweisses der Nahrung. ') Verf. weist hierbei auf den Ammoniakverlust hin, den der Koth beim Trocknen erleidet und (),(X)f> — 0,0.ö.5 pCt. Stickstoff des frischen Kothes betrug. Das „Stickstoff-Deficit" (vergl. d. Jahresber. 18G8/69, 561) erklärt Verf. nach den neueren Versuclien zu den glücklich überwundenen Irrthümern. Er findet _(S. 148 u. s. w.) in der Phosphorsilure ein Mittel den Ansatz oder Verlust an Stickstoff zu controliren, weil Phosphorsäure und Stickstoff stets im Stoff- wechsel zusammengehen, 172 Physiologische Untersuchuugen und Fütterungsversuche. 3. Vermehrunü- des Eiweisses der Nahruup; wirkt in erster Instanz auf die Production von Milcheiweiss, Ansatz Zahlen von Eiweiss. dienen: Ziege I.b Zu diesen Stickstoff resorbirt 1600 Heu B 11,86 1600 „ A . 14,86 1500 „ -j-100 Leinmehl 17,86 1450 „ -1-150 „ 20,00 1400 „ +200 „ 21,14 1350 „ -j-250 „ 24,14 1250 „ -j-350 „ 27,28 1100 „ 4 500 „ 31,00 950 „ -f-600 ,, 35,43 800 „ -(-800 „ 41,43 4. Der Ansatz und die Abgabe von in weit geringerem Masse auf den 3 Punkten mögen die folgenden Sticktoff Stickstoff (-f-) Stickstoff' zur angesetzt oder im Harn Production abgegeben (—) — 4,66 -fO,53 — 5,36 —1,21 10.66 6,70 —0,19 12,70 6,80 -j-0,94 14,50 6,15 -(-1,28 14,42 9,23 -(-3,24 16,26 10,52 -f2,43 18,87 11,63 -(-3,89 22.89 12,04 -(-4,39 27,79 12,86 -{-3,89 Eiweiss sind abhängig von dem Zustand des Körpers. — Folgt auf ein eiweissreiches Futter ein eiweiss- armes, so Avird, w'enn nicht Bedingungen vorhanden sind, welche Zersetzung des Körpereiweisses verhindern, eine Abgabe vom Eiweiss vom Körper erfolgen. 5. Der Umsatz des Eiweisses am Körper wird duiiih gesteigerten Wasser- consum vergTössert. — So stellte sich heraus Stickstoff im Harn 33,10 Grm. 29,34 „ 28,69 „ /4 / ,D^ „ Wassercousum ^ 11. Mai 6150 Grm. 12. „ 3600 „ 13. „ 3650 ,', 14. „ 3275 „ 6. Ein Ansatz von Fett erfolgt, wenn neben grossen Mengen von Eiweiss grosse Mengen von leicht verdaulichen stickstofffreien Stoffen ge- geben werden. Versuche über den Einfluss der Ernährung auf die Milch- pro du ction von M. Fleischer^). Das Ziel dieser Untersuchung war die Beantwortung der Frage: Ob bei Fütterung mit sehr verschiedenen Futtermengen zugleich mit den Schwankungen des Ernährungszustandes die Qualität der Milch sich ändere ? Die zu diesem Zweck mit 2 Simmenthaler Kühen aus gleichem Lactations- stadium angestellten Ycrsuche zerfielen im wissentlichen in drei längere Perioden: Periode I. (Vers. 1 u. 2): Reiche Ernährung im Anschluss an die starke vorhergegangene Fütterung. Periode IL: Aermliche zur höchsten Milchproduction ungenügende Ernährung (Versuch 3 u. 4). Hieran schlössen sich zwei kürzere Versuchsreihen, in welchen einmal durch Zufütterung von Oel (Per. HL, Vers. 5 u. 6) J) Joura. f. Landw. 1871, 371, u. 1872. 395. Physiologische Untersuchungen und FiitteruugsversHche. 173 der Fettgehalt des Futters, dann hei Kuh I. (Per. IV., Vers. 7) durch Bohuensclu'ot der Protemgehalt, und hei Kuli II. (Per. IV., Vers. 8) durch Leinsamen, Fett- und Proteingehalt einseitig vermehrt wurden. Periode III.: Reiche zur höchsten Milchproduction mehr als aus- reichende Ernährung (Vers. 9 u. 10). Für Kuh I. mussteu beide Versuche einmal wegen eingetretener Fressunlust (Oelperiode) , dann wegen Ausbruch« der Maulseuche (Bohnen- schrotperiode) früher abgebrochen werden, als dem Zweck des Versuchs dieulich war. Zwischen die Oel- und Schrotfütterung wurde eine Zwischen- fütterung mit dem Futter der Periode II. eingeschoben. Die tägliche Futterration in Kilogramm war, wie folgt, zusammen- gesetzt: Kuh 1. Kuh IL Versuchs-Xo. 1 3 5 7a 7b 9a 9b 2 4 6 8 10a 10b Kleeheu .... 10.8 4,0 4,0 4,0 4,0 3,4 1,6 12,0 4,0 4,0 4,0 3,5 1,8 Gei'stenschrot . . 1,.5 — — — 1,0 1,0 1,5 — 1,01 1,0 Kübeu 17,5 20.0; 20,0 20,0 20,0 — 17,5 17,5 17,5 17,5 — — Gerstenstroh . . — 5,3 3,5 5.2 5,5 — . . — — 6,5 4,7 .5,3 — — Bohnenschrot . . — — — 1,0 2.0 1.0 1,0 — — 1,0 1,0 Oel — — 0,5 — — — — — 0,5 — — Leinsamen . . . — — — — — — — — — — 2,0 — — Grimklee .... — — — — 5,0 49,3 — — — — ..0 50,0 Ausser dem im Futter vorhandenen Wasser nahmen die Thiere pr. Tag an Tränkwasser auf: Kuh I. 25,1—39,0 Kilo, Kuh II. 29,3—41,1 Kilo-, das Verhältniss von Trockensubstanz des Futters zum aufgenommenen Wasser war wie 1 : 4,8 und 1 : 4,7. Der Gehalt des Futters an einzelnen Nährbestandtheilen, die Schwankungen im Lebendgewicht, sowie Milch- production in Qualität und Quantität erhellt aus folgender Tabelle: 174 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. o 00 C5 rfi- ^^ CT" a> ~ 05. CD tsS p & '—lös;" • ^ CO o 2. != ^I& WC p p:: fo 3 o" 2. ?f;; tgio-ac! o »■§= og < • '^ c d ft> CD ff CSJ P et ^ er !» _ ca p C- p S CO p p s » & öorq B ^ p t-^o;> &d *-< (T> CD 1-3 CD P B P CD & cT P P S" '^ CD CD 5? 0 P p p P: S" p: irt- i-S ^ P P H- Uq CR P ÖQ Ol »5 0 w • t— ' 1— ' 1— ' ?o 1— ' ^^ rf^ -3 -vj Üt h- ' 1— ' 1— ' 1— ' H- 1 ►P>. ?o 0 0 03 00 0 M) 0 03 ^ rf^ 03 CO >;^ ?o ^ K- ,_, ?o ^^ Oi 1-^ K-1 CO 00 Ol ^5 CD 1— ' ^ 0 <£> 00 CT j;^ hf^ J^ J^ J^ J*^ i^ ^ ^ ~bo "co ^ Ot Cn C?t üt ÜT • r* ^ 00 c;n »-' rf^ 0 o_ CD 1— ' 1— ' 1— ' t— ' 1— ' 5; p M CO CO C^ rf^ CO II a c:) 1— ' 00 CO CO [? CJl CJl CJT Cit Cit w Lebend- CO ^ OD i-" CJT S" gewicht 1— i 1—' » ?B H 0 00 00 CO CO pr^ S' m - f-' ^ 00 0 CO n =-r, ?. OQ 60 CO C^ Ci Ol c 7 CD t— ' 1— ' 1— ' 1— ' )— ' £t^ JO h-. ^ iO 63 ■3 5" ° ^ . 63 CO CO 0 CO -f » S" 00 00 ht^ 0 l-" 5 3 1— ' 1— ' h-- Berechnete 1) 1 K-" 63 62 1 ?J Milchinenge auf 1 ~Ül "o^CJi 1 12 pCt. Trocken- 1— -<{ CO SUSt.lllZ ■—> 1—1 5 ^ Hn 0 00 00 CO CO ?) ??3 CO 05 -vj 0 ^ 0 05 05 -fi. ^ H-' ' (^r CD ff S ö 2 CO C^ p 5" CO CO CO CO CO ■3 =^5 c;n 1— . >{:>. CJt CO r- h- r+ cji ^ ><^ 0 • ProtciD gi-^ -C! C5 C>x Oi ^ P:w tf^ CO rf^ 0 CO Resorhirtes Fett (lisponihlos Fett aus der Naliniii^ Eiweissnmsatz Kuli I. . . 170,6 Gnu. 158,5 Kiih 11. . . 166,6 „ 170,0 Physiologische Untersucliuugeu und Küttciungsversuche. iTo lu dor Per. II. (Vers. 3 u. 4) mit armer Futterration wurden Kotli uud Harn aufiiofangen und festgestellt, dass die Tliiere im Stickstoff- gleicligewicbt waren. Es hatten nämlich die Thiere: Aufgenommen im .ausgeschieden bleibt für ausgeschieden Futter in Koth in Milch Umsatz im Harn Kuh I. 165,15 Grm. 78,40 36,20 50,55 49,95 Grm. Stickstoff Kuhn. 169,05 „ 80,45 35,80 52,80 53,50 .. „ Somit hatte Kuh I. 0,60 Grm. weniger, Kuh IL 0,70 Grm. Stickstoff pr. Tag mehr ausgeschieden als aufgenommen. Der nach dem N-Gehalt des Harns berechnete Eiweissnmsatz und die sich daraus berechnende dispo- nible Fettmenge reichte incl. der Menge des resorbirten Nahrungsfettes hin, das in der Milch ausgeschiedene P'ett, nicht aber den Milchzucker zu decken. Es ergab sich nämlich: Snnimi' bei- In der Milch bleibt für der Mengen ausgeschied.Fett Milchzucker 329,1 303,5 25,6 Grm. Fett 336,6 290,5 46,1 „ „ während Kuh I. 377,0 Grm., Kuh II. 364,0 Grm. Milchzucker lieferte: Im Uebrigen schliesst Verf. in Uebereinstimmung mit dem von G. Kühn^) erhaltenen Resultat : dass der Landwirth nicht im Staude ist. durch die Art der Fütterung in erheblicher Weise auf die Zusammensetzung der Milchtrockensubstanz seiner Kühe ein- zuwirken. Ein günstiger Einfluss gewisser Futtermittel auf die Milchmenge konnte mit Bestimmtheit für das Ocl nachgewiesen werden, welches trotz der verminderten Aufnahme von Trockensubstanz und Pi'ote'in bei beiden Thieren eine nicht unbeträchtliche Milchsteigerung hervorbrachte. Der procentische Trockeugehalt der Milch (nicht aber der procen- tische Gehalt an Fett und Protein der auf 12 pCt. Trockensubstanz um- gerechneten Milch) zeigte eine entschiedene Abhängigkeit vom Ernährungs- zustände, soweit die Wirkung der letzteren nicht durch andere Factoren verdeckt wurde. Solche Factoren sind unter anderen die grössere oder geringere Entfernung von der Zeit des Kalbens und die Brunst. Letztere äusserte bei beiden Thieren einen gleichmässigen Einfluss auf die Milch- production, insofern als in den betretFeuden Tagen sowohl der Milchertrag als die Coucentration der Milch nicht unwesentlich gesteigert wurde. Im Auschluss hieran sei mitgctheilt, dass auch J. Kessler und G. BrigeP) bei 6 Kühen in einer Fütterungsperiode vom 18. Novbr. bis 18. Febr., in welcher durch Futterrationen, Rüben, Rübenschabsel, Bier- treber, Heu, Stroh und Oelkuchen der Nährstoffgehalt des Futters (Pro- tein z. B. von 2,92 bis 4,12 Pfd. pr. Tag und Kopf) in geringem Masse schwankte, keinen Einfluss der Füttisrung auf die Zusammensetzung der Milch constatiren konnten. Nach früheren Bestimmungen an dortiger Station wurde die Abendmilch viel reicher an Fett und Trockenmasse ge- ') Vcrt;!. d. Jahresbcr. 1868/60. 577. 2) WocLcnbl. (l. laiuhv. Vor. im Grossherz. Baden 1871. No. 27. 209. 176 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsvsrsuche. Erhöhung des Fettgehaltes der Milch durch Fütte- rung mit Palmkeru- kuchen. fluiden als Movgenmilch ; in den jetzigen Versnclieu tritt diese Verschieden- heit nicht hervor. M. Freytag^) verfütterte an 11 Milchlaihe pr. Kopf und Tag 2 1 Pfd. Häcksel, 48 Pfd. Ruhen, 1^/4 Pfd. Kleie und in der ersten und dritten Periode 1 ^2 Pfd. Oelkuchen, welche in der zweiten Periode durch 1 ^ji Pfd. Palinkernkuchen ersetzt wurden. Die Quantität und Qualität der Älilch stellte sich folgendermassen : Mittlerer Milchertrasf Fütterun'' I. Oelkuchen (6.— 18. Dec.) II. Palmkernkuchen (18. Dec. bis 2. Jan.) . . . . III. Oelkuchen (2.— 14. Jan.) Die constante Abnahme natürlichen Abnahme mit der aus dem Umstände, dass die Trocken- Fett der 11 Kühe Substanz aus pr. Tag (Mittel je 8 Bestimm.) 70 7-2 Quart 1 1,585 pCt. 2,608 pCt. 641/2 60 Einfluss des Walsers auf die Milch- absonderung. 13,623 „ 3,612 „ 11,898 „ 2,863 „ des Milchquantums erklärt Verf. aus der Entfernung von der Zeit des Kalbens und Rüben bei der anhaltenden Kälte im tlxeil- weise gefrornen Zustande verabreicht werden mussten. Die einseitige Er- höhung des Fettgehalts der INIilch bei Palmkuchenfütterung stimmt mit Thatsachen der Praxis überein und ist couform der Beobachtung von G. Kühn, wonach Palmkermnehl ausnahmsweise die qualitative Zusammen- setzung der Milch (d. h. die Erhöhung des Fettgehalts) zu ändern im Stande ist. Ebenso wie die Palmkernkuchen, so bewü'ken auch nach Beob- achtungen von F. Roloff^) Cocoskuchen eine erhöhte Fettabsonderung in der Milch. lieber das Verhältniss des Wassergehalts^ im Futter zur Milchabsonderung bei Kühen hat SchnorrenpfeiP) in der Weise Versuche angestellt, dass 3 Kühe in einer täglichen Ration von 64,5 Kilo Schlempe, 6,5 Treber, 1,5 Heu, 5,0 Stroh und 1,0 Kilo Spreu pr. Kojjf in der ersten Periode Wasser zur Trockensubstanz im Verhältniss wie 5,7 : 1 erhielten, in der zweiten durch Herabsetzung der Schlempe und Vermehrung des Heu's bei gleichbleibendem Nährstoffgehalt im Verhältniss wie 3,3 : 1 ; in der chitten Periode verzehrten die Kühe das Futter der Periode II. und bekamen ausserdem noch 21,1 Kilo Träukwasser, so dass das Verhältniss der Trockensubstanz zum Wasser im Futter wie 1 : 5,0 wurde. Die Milcherträge waren nach Bestimmungen an je 4 Tagen der einzelnen Perioden folgende: I. Periode n. „ in. „ Hiernach Verhältniss Dauer des d. Trocken- Versuchs Substanz zu Wasser 1:5,7 1:3,3 1:5,0 16 Tage 11 „ 13 „ lässt sich Quart Milch Kühl. Kuh 2. Kuh 3. 34,48 32,99 25,76 32,04 32,28 24,36 31,91 32,26 26,62 in Summa Quart Milch 93,22 88,68 90,79 Butter^) Pfd. 11,18 10,75 11,12 nicht verkennen, dass vermehrter Wassergenuss *) Zeitschr. d. laudw. Ver. f. Eheinpi-eussen 1871. 69. 2) Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sachsen. 1871. 206. 3) Der Landwirth 1872. 45. *) Der Fettgehalt der Milch ist nach der weniger exacten Methode von Vogel festgestellt. Physiologische Untersuehuiigen und Fiitterungsversuche. 177 einen höheren Milchertrag ^) zur Folge hat. Trotzdem bestreitet Verf. die altbekannte Thatsache der Praxis, dass ein möglichst wasserreiches Futter einen hohen Milchertrag bewirkt, und bezeichnet es als wirth- schaftlich irrig und uachtheilig, durch reichliche Wasserzufuhr eine reich- liche Milchproduction zu erzielen. Anm. Wenn auch ein grosser Wassergenuss (vergl. die Versuche von Henne- berg) bei Thieren zu vermeiden ist, so scheinen die Resultate des Verf.'s nicht darnach angethan, diesen Schluss zu ziehen. G. Piössler^) verfolgte den Einfluss der warmen und kalten Tränke auf die Milchabsonderung. Fünf Milchkühe erhielten bis zum 2 1 . Januar pr. Tag neben 2 Ctnr. Kartoffeln und ^[3 Metzen Schrot eine warme Tränke von einem Theil der Kartoffeln, die gekocht waren, von Leinkuchen und Rübenblättern, und zwar di'eimal des Tages. Am 22 Januar wurde die Tränke nur zweimal, am 23. Januar nur einmal, und vom 24. Januar an gar nicht mehr verabreicht. Die Milcherträge pr. Tag waren folgende: Alte Methode ^f^fZ""' ^ ll'^f ' ^^^^ Tränke warmeTränke ^^-^°^ ^'-^™ " -^' ^ Tränken Tränken 24. 25. 26. 27. 28. 29. Jan. Maass Milch 28,3—29,7 29 29,7 30,4, 27,0 29 28,3 28,3 29,7 Von 29. Januar an stieg die Milchabsonderung allmälig und betrug am 2. Februar wieder 30,4 Maass, so dass bei Weglassung der warmen Tränke die ungünstige Wirkung sich nur in den ersten Tagen geltend machte. IX. Sonstige Fütterungsversuche. Futterverwer- _ -1 1 . -CT 1 • 1 • 1 r\ thung von Zu Versuchen über die Verwerthung einer gleichen Q u a n- verschiedenen tität von Kraftfutter und Wiesenheu bei Schafen und Rindern ™erra9en. dienten Jul. Lehmann-'') 8 Stück IY2 jährige vor der Aufstellung ge- schorene Schafe, und zwar: als Wollschafe als Fleisschchafe 2 Merino- und 2 Schwabenbastarde, 2 Southdown-Bastarde und 2 Ber- gamasken. Als Rinder wurden aufgestellt: Ein 4 Monate altes Bullenkalb der Simmenthal-Rage, ein 3^2 Monate altes derselben Rage, ein 3 Monate altes der Rheinfeld-Shorthorn-Kreuzung. Ausser him^eichendem Wasser und Salz erhielten pr. Tag: Leinkuchen Roggenkleie Hafer (gequetscht) 2 Schafe 1/2 Pft^- 1 Pfcl. — 1 Rind 1, zuletzt 1^2 Pfd. 2 „ 2 Pfd. 1) In zwei Fällen blieb allerdings der Milchertrag nach Vermehrung des Wassers im Futter gleich, aber es ist zu bedenken, dass dieses Wasser nicht in gleicher Form (im Futter) wie in den zwei ersten Perioden, sondern als kalte Tränke verabreicht wurde. Ausserdem kann hier wohl nur der Durchschnitt von den Milcherträgen mehrerer Kühe massgebend sein. 2) Wiener landw. Ztg. 1872. No. 11. 3) Zeitschr. d. Bayer. Landw. Ver. 1872, Februarheft, u. Joura. f. Landw. 1872. 332. Jahresbericht. 3. Abth. 12 178 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. Dazu verzehrten die Tliiere Wiesenheu je nach Bedüi'fniss bis zur vollen Sättigung. Bei den Schafen dauerte der Versuch 10, bei den Rindern 8 — 9 Monate. In dieser Zeit wurden 100 Pfd. Lebendgewicht (bei Schafen incl. Wolle) erzeugt durch: Leinkuchen Kleie Hafer Wiesenheu Bei Wollschafen 192,8 Pfd. 385,7 — 1409,1 Pfd. „ Fleischschafen 140,5 „ 281,0 — 1517,0 „ „ Rindern 51,7 „ 92,1 92,1 483,0 „ Bei Berücksichtigung der Qualität der erzeugten 100 Pfd. Lebend- gewicht (der Wolle und des Fleisches) stellte sich der Handelswerth der 100 Pfd. Leb.-Gew.-Zunahme, wie folgt: Merino, Schwaben-Bastarde, Southdown-Bastarde, Bergamasken, Rinder 26 fl. 10 kr. 23 tl. 52 kr. 21 fl. 53 la-. 18 fl. 38 kr. 18 fl. Nach Abzug der Kosten für Leinkuchen, Kleie und Hafer wurde das Wiesenheu verwert het zu — 1,9 kr. -j- 8,5 kr. -|- 14,8 kr. -f 6,3 kr. -f 1 fl. 39 kr. Hieraus schliesst Verf , dass es auf solchen Gütern, deren landw. Gesammt- Areal einen erfolgreichen Futterbau gestattet, um'entabcl ist, hoch edle Wolle zu producircu, dass man ferner bei der hohen Verwerthung des Futters durch Rinder der Aufzucht der letzteren mehr Aufmerksamkeit zuwenden soll. V. Nostiz^) theilt mit, dass eine Southdowu- (Fleischschaf) Heerde von 500 Stück gegenüber einer ebenso starken Heerde von Merino (als Wollschaf) unter ganz gleichen Verhältnissen das verabreichte Futter pr. Jahr um 537 Thlr. höher verwerthet und dazu noch in der Düuger- production den Vorzug verdient. Vibrans-) giebt folgende Berechnung für Schaf- und Rindneh- haltung pr. Jahr: Ausgabe Einnahme Saldo Mistproduction 300 St. Schafe 1450 Thlr. 689 Thlr. 761 Thlr. 120 Fuder 27 St. Kühe 2410 „ 1766 „ 644 „ 401 „ Hiemach stellt sich unter Berücksichtigung des Hürdenschlages bei Schafen (120 Tage) und der Jauche bei Kühen (482 Mass) das Fuder Schafmist (ä 25 Ctnr.) zu 5^3 Ttlr., während bei Kühen nur zu 1 Thlr., welches Verhältniss zu Gunsten der Rindviehhaltung noch vortheilhafter ausge- fallen wäre, wenn nicht im Jahi'e der Berechnung (1869) der Rindvieh- stand durch Klauenseuche gelitten hätte. Ueber die Futterverwerthung durch Simmenthaler Kühe und solche vom Landschlag in Oberfranken hat Pfitz-'*') Versuche mit je 7 resp. 8 Kopf angestellt und gefunden, dass im Mittel der Thiere eine Simmenthaler Kuh pr. Jahr 3908,19 Liter, eine Landkuh 2912,31 Liter Milch liefert, dass bei gleicher Haltung und Fütterung unter iBeräck- sichtigung des producirtcn Düngers sich der Gesammtertrag pr. Kopf und ') Zeitschr. d. landw. Ver. f. d, Prov. Sachsen. 1870. 24. *) Ibid. 1870. 289. ») Landw. Vereinsbl. fiir Oberfranken. 1872. 34. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 179 Jahr bei einer Siraraenthaler Kuh auf 318 fl., bei einer Landkuh dahin- gegen nur auf 203 fl. bereclmet. N e u ni a n n i) findet den durcbschnittlicheu Milchertrag der Allgäuer und Holländer Külio und deren Kreuzungsproducte mit Shorthorn pr. Jahr bei gleicher Fütterung und Pflege, wie folgt: i Allgäuer Allgdiier-Shor- tliorn Holländer Holländer-Shor- thorn Jahr Stück Quart Milch pr. Stück Stück Quart Milch pr. Stück Stück Quart Milch pr. Stück Stück Quart Milch pr. Stück 1869 . . . 1870. . . 1871 . . . 6 6 5 2116 1851 1989 5 6 5 2574 2257 2321 5 5 6 2583 2055 2040 5 5 4 2645 2280 2338 DurchscLBitt | ___ 1985 2384 — 2229 — 2421 Das Halbblut hat also das Vollblut in jedem Falle übertroffen; jedoch glaubt Verf., dass sich bei sehr reicher und reichlicherer Ernährung, als sie dort zu Lande üblich ist, die Verhältnisse hätten anders gestalten können und vielleicht die Holländer den Vorzug verdienen würden. In No. 19 d. Land- u. Forstw. Ztg. f. d. Prov. Preussen 1870 sind vergleichende Fütterungsversuche mit verschiedenen Schafracen mitgetheilt, die sich in möglichst gleichem Alter, gleicher Schurzeit und gleicher Con- ditiou befanden. Fütterung und Pflege waren ebenfalls völlig gleich und ergaben sich folgende Verhältnisse: Leb.-Gew.-Zu- nahmei. gleicher Leb.-Gew. Schm'- Zeit bei Weide- pr. gewicht Futter- bedarf Futterkosten Rambouillet Halbblut Kammwollen Negretti . . . Electoral . . . Rambouillet gang 6,2 pCt. 14,0 „ 13,2 „ 11,7 „ 7,2 „ Kopf pr. 100 Pfd pr. Jahr. 98,8 Pfd. 6,4 Pfd. 2,5 Pdf. 346,5 Thlr. 57,8 „ 5,1 „ 3,G „ 281,5 „ 66,3 „ 5,2 „ 3,5 „ 310,3 „ 63,0 „ 4,7 „ - „ 300,5 „ 121,0 „ 6,7 „ 2,9 „ 476,3 „ E. Peters 2) giebt über die Lebendgewichtszunahme verschiedener Schafracen bei gleicher (u. reichlicher) Fütterung folgende Zahlen: 2. deutsche 1. Französische Kammwollthiere Kammwoll- thiere 3. Negretti- lämmer 4. Negretti- jährhüge Lebend-Gewichts- Zunahme vom 12. Nov.— 2 3. April pr. Kopf im Mittel von je 4 Thieren .... 16,9 Wenn dieses Resultat, bemerkt Verf, wonach bei einer reichlichen Ernährung junge weibliche Thiere der angegebenen Wollrichtungen das Futter nahezu durch gleiche Gewichtszunahme verwerthen, mit den An- 18,9 18,9 16,1 Pfd. 1) Land- u. Forstw. Ztg. f. d. nordöstl. Deutschi. 1872. 7. ^) Preuss. Ami. d. Landw. Monatshefte. 1870. 56. 258. 12* 2 an Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. sichten einiger Schafzüchter nicht übereinstimmt, insofern diese geneigt sind, den Kammwollschafen und besonders den Eambouillets eine weniger gute Ernährungsfähigkeit zuzuschreiben, so ist die Möglichkeit nicht aus- geschlossen, dass bei schwächerer Ernährung die Thiere ein anderes Ver- halten gezeigt haben wüi'den. Versuche über das Verdauungs-Vermögen verschiedener Schafra^en für Erhaltungsfutter und für Mastfutter von E. Wolff, W. Funke und C. Kreuzhage i) Die auffallende Erscheinung, dass einzelne Individuen, selbst ganze Ra^en von landwirthschaftlichen Thieren das Futter im Ansatz von Fleisch und Fett besser verwerthen, sich leichter mästen lassen, kann bedingt sein durch ein erhöhtes Verdauungsvermögen oder auch dadurch, dass die in den Blutkreislauf eingetretenen Futterbestandtheile durch den Process des Stoffwechsels weniger zerstört werden. Der Landwirth pflegt dem ersteren Umstände viel Gewicht beizulegen, wesshalb Verf. es unternahmen, die Richtigkeit dieser Ansicht bei 3 SchafraQen zu prüfen. Diese waren 1. die Electoral-, 2. die württembergische Bastard-, 3. die Southdowm*a§e, von denen bei 1 und 2 je 2 Hammel, bei 3 2 Böcke zum Versuch auf- gestellt wurden. Erstere verhielten sich während der ganzen Fütterungs- Periode normal, letztere litten dagegen zuweilen an Durchfall, so dass die Versuchsresultate hier und da als nicht ganz zuverlässig betrachtet werden können. In den zwei ersten Perioden wurde den Thieren Erhaltungsfutter, in den drei letzten Mastfutter verabreicht. Dasselbe bestand: Periode I. Periode II. Kleeheu Kleeheu -f- Kartoffeln Electoral 750 Grm. 500 + 500 Grm. Bastard 1000 „ 750 + 750 „ Southdown. t }^^^ " 1000 + 1000 „ [b 1000 „ " Periode III. Periode IV. Kleeheu -f- Kart. -f-Leink. Kleeheu -f- Kart. -{- Leink. -f- Erbsen Electoral . 625+ 625 + 313 Gr. 625 + 625 + 156,3 + 156,2 Gr. Bastard . . 750+ 750 + 375,, 750 + 750+187,5 + 187,5,, o ,, Ja. 1000+ 1000 + 500 „ /lOOO + 1000 + 250 +250 „ öoumaown|^ 766+ 875 + 438 „ | 921,5+ 875 + 218,8 + 217,7,, Periode V. Kleeheu + Kartoffeln + Erbsen + Mais Electoral . . . .470 + 625 + 156 +312 Grm. Bastard .... 560 + 750 + 187,5 + 375 „ o ,,. fa. . . 750 + 1000 + 250 + 500 „ Southdown L . . 750 + 875 + 218,8 + 238 ') Lamlw. Jahrb. Arch. d. Preuss. Landes-Oec.-Coll. 1872. 533. u. Landw. Versuchsst. 1871. 410—413. Physiologische üntersuchuugcu uud Fiitteruugsvcrsuohe. 181 Von dem Gesammtfutter werden in Procenten der Bestaudtheile verdaut : Schafra^e Procentische Ausnutzung der Futterbestandtheüe 'S Trocken- substauz pCt, Orgau. Substanz pCt. Protein pCt. Fett pCt. Holzfaser pCt. Stickstoflf- freie Stoffe pCt. I. n. m. IV. V. [Electoral .... s Bastard ISouthdown .... [Electoral .... < Bastard ISouthdown .... [Electoral .... ' Bastard Soutlidown .... Electoral .... < Bastard Southdowu .... [Electoral .... < Bastard ISouthdown .... 61,64 61,07 57,02 67,43 69,09 63,48 68,92 68,75 62,71 70,95 71,31 67,99 75,33 73,63 70,75 63,09 62,84 58,72 68,99 70,97 65,24 71,41 71,61 65,89 73,54 73,77 70,61 77,09 75,93 73,03 60,77 60,27 56,51 63,76 64,77 53,37 74,83 74,72 70,29 71,13 72,72 67,77 69,02 66,39 64,52 70,18 70,19 64,87 68,45 70,26 67,98 83,78 82,06 81,04 80,72 78,57 78,27 74,04 69,56 68,44 49,02 48,83 45,29 46,34 50,21 44,64 48,31 47,84 39,36 52,92 51,30 49,94 54,31 48,85 48,62 72,73 72,50 67,96 80,02 81,40 76,73 78,32 79,27 73,62 81,16 81,80 78,57 84,24 84,51 81,46 Die Gesammtmenge der Trockensubstanz und der organischen Stoffe im Futter ist, wie zu erwarten war, mit der Beigabe von Kartoffeln und der conc. Futtermittel ^) von einer Periode zur anderen procentisch immer höher verdaut worden. Dabei ist die relative Verdaulichkeit der stick- stofffreien Stoffe und der Eohfaser von der zweiten bis zur fünften Periode mit einigen Schwankungen im Durchschnitt der Thiere ziemlich unver- ändert geblieben. Als nichtiges Resultat muss hen'orgehoben werden, dass die Electoral- und Bastardra^e im Mittel der beiden Thiere und aller Versuchsperioden das Futter völlig gl eich massig, die Southdown dagegen entschieden niedriger verdaut haben. Hierbei ist zu bemerken, dass das eine Thier *) Unter der Annahme, dass durch Beifütterung der Kartoffel und Lein- kuchen die Verdaiüichkeit des Kleeheu's nicht alterirt ist, wurden von den Thieren im Mittel verdaut: Trocken- Organische Substanz Substanz 84.34 pCt. 86,05 pCt. 95,02 „ 96.89 „ 67,75 „ 74,72 „ 72,58 „ 77,79 „ Kartoffeln Leinkuchen plin. \Max, fMin. iMax. Stickstofffreie Protein Fett Stoffe .56.84 pCt. — pCt. 92,88 pCt. 88,46 ., ?i 97,26 „ 82,64 ., 86,30 „ 69,34 ,. 83,10 .. 90,22 „ 70,39 „ 182 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. der Soutlidownrace ein geringeres Vcrdauuugsvermögen als das andere zeigte und zwar durch alle Versuchsperiodeu hindurch. Mit Ausschluss der dritten Versuchsiieriode, wo die Aufsaugung des Darmkoths für Ver- suchsthier No. 5 keine hinreichend zuverlässige war, wurde das Futter im Mittel der übrigen vier Perioden von den einzelnen Thieren, wie folgt, verdaut : Nummer und Ra^e des Thieres Trockeu- suktauz pCt Organische Sabtanz pCt. pCt. pCt. pCt. Stickstoff- freie Stoffe pCt. No. 1 Electoral No. 2 desgl. No. 3 Bastard . No. 4 desgl. No. 5 Southdown No. 6 desgl. 69,62 68,09 69,33 68,18 67,04 62,51 71,72 70,12 71,56 70,48 69,09 65,12 68,71 67,09 68,24 67,50 62,57 59,03 75,72 75,15 75,16 73.50 72,47 68,11 51,81 48,53 50,41 48,40 49,67 45,15 79,68 78,91 80,24 79,54 78,04 74,59 Wiewohl die Differenzen der Verdauungsgi'össe bei den Thieren 1 und 2, sowie bei 3 und 4 nur unbedeutend sind (nämlich 1,5 — 2 pCt), so glauben Verf. doch einiges Gewicht darauf legen zu müssen, weil die- selben sich constant in allen Fütterungsperioden wiederholten. Auffallender jedoch sind die Differenzen bei den Southdownthieren, sie erreichen eine Höhe von 4 pCt. Verf. glauben diesen Umstand auf eine individuelle Ver- dauungsschwäche zurückführen zu müssen. Unter dieser Berücksichtigung halten sie es für wahi'scheinlich , dass, wenn die Southdown von gleicher normaler Beschaffenheit wie die Thiere der beiden anderen Ea§en gewesen wären, das Futter alsdann von allen 3 Schafra^en durchschnitt- lich in völlig gleicher Weise verdaut worden wäre, und schliessen, dass verschiedene Schafragen bei gleicher normaler Beschaffenheit der Thiere ein und dasselbe Futter in gleichem Grade verdauen, und dass etwa vorkommende Differenzen weit weniger durch allgemeine Rage-Eigen- thümlichkeiten als durch individuelle Ursachen (Art der Aufzucht und Haltung der Thiere etc.) bedingt sind. Zum Schluss geben Verf. sodann noch Berechnungen über die Nährwirkung des Futters, welche sich durch die Bestimmung des Lebendgewichts in den einzelnen Perioden ergiebt. Die Gewichtsab-, rcsp. Zunahme wurde mit der Menge der verdauten Nähi'stoffe verglichen und folgende interessante Beziehungen gefunden; Pbysiologische Untersuchungen und Fütteriingsversuche. 183 Electoral Bastard Southdown I. Periode: 12 3 4 5 6 Lebendgewicht am Scliluss der I. Periode 79,7 84,1 99,7 94,9 135,1 118,1 Pfd. Pr. Tag verdaute Protein- substanz 49,79 49,75 66,55 65,08 95,95 59,45 Grra. Desgl. N-fr. Substanz ^) im Ganzen 324,46 326,82 438,27 427,47 623,04 392,79 „ II. Periode: Lebcndgewidit am Schluss der II. Periode 78,4 81,0 99,0 94,4 132,4 119,4 Pfd. Pr. Tag verdaute Protein- substanz 41,66 41,19 63,76 62,17 76,02 62,68 Grm. Desgl. Nfr. Substanz, in Summa 314,76 312,04 491,43 477,34 626,79 578,94 „ Hierbei ist bemerkenswertb, dass die Veränderung im Lebendgewicht der Thiere überall mit der Menge der verdauten Prote'insubstanz parallel geht-, eine wesentliche Verminderung der letzteren hat eine deutliche Ab- nahme des Lebendgewichts im Gefolge. In diesen Perioden mit Erhaltungs- futter kommen auf 1000 Grm. des lebenden Thieres: Periode I. 1 Verdaute Proteiusubstanz 1,25 1,19 1,34 1,37 1,42 1,01 Grm. „ N-fi'. Substanz . 8,14 Periode II. Verdaute Prote'insubstanz 1,06 1,02 „ N-fr. Substanz . 8,03 7,70 Während der anderen drei Perioden in der Mastzeit (77 Tagen) hatten die Thiere im Ganzen an GeAvicht zugenommen und verdaut: Lebendgewichts - Zunahme pr. Kopf in Summa. . 12,2 11,7 13,7 14,5 19,9 12,9 Pfd. Lebendgewichts -Zunahme im Mittel der Kage . . 11,95 14,10 16,40 Pfd. Verdaute Prote'insubstanz in Summa .... 18,584 22,066 25,848 „ N-fi-. Substanz . 89,104 106,256 123,380 „ Verd. Summe d. Nährstoffe 107,688 128,322 149,228 ~ Also Gewichtszunahme auf 100 Pfd. der ver- dauten Nährstoffe . 11,098 10,988 10,990 Pfd. Die drei ganz verschiedenen Schafragen haben somit ein und dasselbe Futter bei einer Mastzeit von 77 Tagen bezüglich der Zunahme ihres Lebendgewichtes absolut gleich verwerthet. Das Schlachtresultat (vgl. weiter unten) war bezüglich des Fettansatzes in Procenten des Lebend- gewichts im Durchschnitt bei den Thiereu der 3 Ra^cn ziemlich dasselbe, so dass überall fast derselbe Mastungszustand erreicht wurde, ') Hierbei ist Fett mit 2,44 multiplicirt. 184 Physiologische Untersuchungen und Pütterungsversuche, ^"'der^z""- -^^ ^^^ vielfach die Frage aufgeworfen, ob Zugochseu zweckmässiger ochsen im nach der Ai'beitszeit d. h. im Winter gemästet, oder im Herbst verkauft und im Frühjahr durch neue ersetzt oder den Winter hindurch durch- gefüttert Averden. Die Beantwortung dieser Fragen wird verschieden aus- fallen und bedingt sein durch die füi' Mastvieh zu erzielenden Preise, die Preise flu" Zugochsen im Herbst und Frühjahr, den Vorrath au geeigneten Futtermitteln und ferner durch den jS^utzungszweck der einzelnen Wirth- schaft. In Milchwirthschaftcn wird, wie behauptet ist, das Winterfutter höher durch Milchvieh als durch Ochsenmast verwerthet, in Folge dessen man in solchen Wirthschaften die Ochsen im Herbste verkauft und im Frühjahr durch neue ersetzt. Wichtig für die Entscheidung obiger Fragen ist auch zu wissen, mit welcher Futtermenge und deren Nährstoifverhältniss die Ochsen den Winter über auf ihrem Lebendgewicht erhalten werden können, eine Frage, welche E. Heiden^) durch nachstehenden Yersuch beantwortet hat. Hiernach wurde den Thieren so viel Futter gereicht, als zu ihrer vollen Sättigung erforderlich war, dann das Nährstoffverhältuiss unter Beibehaltung der Futtermenge von Periode zu Periode vemngert, bis das Ziel des Versuchs, „das Futter, welches der Menge wie der Zusammensetzung nach zur Er- haltung der Thiere ausreicht, zu finden," erreicht war. Auf diese Weise fand Verf., dass ein Ochs im Winter täglich durch ein Futterquantum A^on 25 — 32 Pfd., dessen Trockensubstanz 17,7 bis 22,6 pCt. beträgt und das ein Kährstoffverhältniss von 1 : 9,25 hat, auf sei- nem Lebendgewicht erhalten werden kann, dass sich die Fütterungskosten im Durchschnitt auf 3 Sgr. 9 Pf. belaufen. Ueber ein der Arbeitsleistung von Zugochseu entspre- chendes Futter theilt E. Breymann^J mit, dass Arbeitsochsen pr. 500 Kilo Leb. -Gew. bei einem täglichen Futter von: Pressungen Ei'dnusskuchen Ivleien Weizenspreu Wiesenheu Cacaoschalen 30,0 2,0 1,5 3,0 3,0 0,75 Kilogr. mit 2,10 Kilo Protein und 8,93 Kilo N-freien Stoffen (Verhältniss wie 1:4,2) vollständig leistungfähig blieben und ohne Aenderung im Lebendgewicht die schwerste Arbeit zu verrichten im Stande waren. Durch dieselbe Futterration, in welcher schliesslich 10 Kilo Press- linge und 0,5 Kilo Kleie durch 1 Kilo Heu ersetzt wurden, waren Ochsen in 95 Tagen ausgemästet und lieferte jeder Ochs ohne Berechnung des Mistes einen Reingewinn von 11 Thh*. 3 Sgr. Fütterungsversuche nach freier Wahl sind ausgeführt von Carl Kroh und Fr. Büchner^). Wenngleich die Fütterung ad libitum, wie Verf. zugeben, nicht allen Productionsrichtungen der Thierzucht sich anpassen lässt, und mit bedeu- tenden Schwierigkeiten verbunden ist, so wollen sie doch durch nach- stehenden Versuch den Beweis liefern, dass die anscheinend verschwende- rische Fütterungsmethode, wenn sie richtig zur Ausfühi'ung kommt, einen Futter für Zugochsen. Fütterung nach freier Wahl. 1) Neue landw. Ztg. 1872. 11. 2) Zeitschr. d. landw. Ver. f. d. Prov. Sachsen. -1870. 143. 3) Neue landw. Zeitung 1872, 261 u. 352. Physiologische Uutersuchungeu und Fütterungsversuche. 186 hohen Nutzen durch ihren Effect gewähren kann. Dass die freie Futter- wahl in Deutschland nicht den Boden wie in England gefunden hat, liegt wesentlich daran, dass unsere Fleischmärkte sich nicht in den Bahnen be- wegen wae in England, indem eine hochfeine Mastwaare auf unseren Märkten kaum besser bezahlt wird, als ein minder gut ausgemästetes Thier. Der Versuch dauerte 90 Tage und wurde mit 20 di'eij ährigen, gleich- massig entwickelten Hammeln im schon wohlernährten Zustande angestellt. Mit dem 38., 70. und 90. Tage wurden die einzelneu Perioden der Füt- terung geschlossen, um zu prüfeu, welches Nährst offverhältuiss der Futter- aufnahme entsprochen hatte. Die Wägung der Thiere zu Anfang des Vei'- suchs geschah erst 14 Stunden nach der letzten Futterverabreichung und wurde alle 3 Wochen in derselben Weise wiederholt. Die Krippen für Körner, Schrot etc. wie die Zwischenwände waren aus Ziegeln gebaut und mit Cement verputzt, die Raufen für Eauhfutter durch Holzwände abgetheilt. Das Futter stand den Thieren die ganze Zeit zur Verfügung, die Vorlage desselben erfolgte aber nur in geringen Quantitäten, damit das eine oder andere Futtermittel, wenn es sich einer geringeren ' Nachfrage erfi'eute, nicht in grösserer Menge weiterhin unverwendbar wurde. Folgende Tabelle ^) giebt Aufschluss über die vorgelegte und ver- zehrte Menge der einzelnen Futterstoffe, sowie deren Geldwerth: Futtermittel In 90 Tagen Gesamint- Ver- zehr 1. Periode 2, Periode Pfd. 2 60 p- O 3 l'fd 3. Periode o 3 Pl'rt. Wertli i(& Futtermittels iusgesammt Wiesenheu Kleeheu Gersteustroh .... Haferstroh Erbsensti"oh .... Erbsenkörner u. Schrot Hafer (gequetscht) . . Gerstenschrot .... Pferdebohnenschrot . . Kartoifeln Zuckerrübe Runkelrübe Rapskuchen .... Biertreber Malzblüthe Zuckerrüben -Presslinge Weizenkloie .... Maiskörner und Schrot 947 88.T 86 60 119 946 472 76 29 23 674 12.54 22 21882188 22 8 178.5178.5 947 885 26^ 10 791 946 468 66 121 20 674 1254 6 24 591 2 .576 438 369 231 4 60^ 517 138 151 8.1 14 393 384 3 734 64 729 ^i 135i 0,587 0,496 0,031 0,005 0,080 0,61(0 0,185 0,020 0,011 0,019 0,.528 0,516 0,004 0,986 0,008 0,980 0,003 0,181 313 325 3 11 307 205 12'- 3 6 281 424 91 9or 702 249 0,499 0,518 0,004 0,017 0,490 0,327 0,020 0,005 0,009 0,448 0,676 0,003 1,443 0,002 1,120 196 191 3 3 8 126 125 38 1 0,500 0,485 0,007 0,007 0,020 0,320 0,319 0,096 0,002 ausgegangen 446 1,139 550' 1,409 354 0,904 0,400 19U 0,489 25 78 12 69 34 49 98 .50 30 4 .52 27 84 17 37 8 63 Summa 10213|99.54 |3971^ 5,33Ü|3749i 5,981j2233 5,693 169 12 Die verbliebenen Rückstände aus der ganzen Periode, 259 Pfd., sind anderen Fütteruugsmethoden gegenüber nicht so gross, dass die freie Futterwahl als eine Futtervergeudung bezeichnet werden kann-, der Rück- stand bestand, wie zu erwai-ten war, zu 149 Pfd. aus Stroh, ') Die Zahlen beziehen sich auf Wiener Gewicht, ■IQ/? Physiologische Uutersuchungen und Fiitterungsversuche. Ueber den Effect des Futters giebt uns das Lebendgewicht der Thiere zu Anfang und am Schlüsse des Versuchs Aufklärung. Es wogen die 20 Hammel : Am 1. Versuchstage, 38., 70. und 90. Versuchstage. 1957 Pfd. 2218 Pfd. 2418 Pfd. 2492. Pfd. Im Ganzen betrug somit die Gewichtszunahme 535 Pfd., oder pr. 1 Tag und 100 Pfd. Einstelluugsgewicht 0,3036 Pfd. Diese 535 Pfd. Gewichtszunahme wurden durch einen Gesaramt-Verzehr von 4777,8 Pfd. Trockensubstanz erzielt, sodass 100 Pfd. Futtertrockensubstauz eine Lebend- gewichtszunahme von 11,19 Pfd. zur Folge hatten. Die Düngerproduction stellt sich wie folgt: 4777 Hälfte der verzehrten Trockensubstanz = — — - =;= . . 238872 Pfd. Hierzu Streustroh (Trockensubstanz) 619^2 „ Summe des trocknen Düngers 3008 Pfd. Oder feuchten Dünger bei Annahme von 67 pCt. Wasser im Schafdünger 9116 Pfd. % Wirklich gewonnene und gewogene Düngermenge . . . . 8266 ,. Also Differenz 850 Pfd. welche einem Verlust von 9 pCt. entsprechen. Der Gehalt des Düngers au Nährbestandtheilen berechnet sich fol- gendermassen: Stickstoff. KaU. Phosphors. Im verzehrten Futter durch Berechnung 115,4 Pfd. 58,9 Pfd. 37,1 Pfd. In Weizen -Streustroh . . . . ■ . 2,3 „ 3,5 „ 1,7 „ Summe 117,7 Pfd. 62,4 Pfd. 38,8 Pfd. Davon ab für Production der 535 Pfd. Lebendgewichtszunahme . . . . . . 6,2 Pfd. 0,2 Pfd. 2,6 Pfd. Bleibt für den Dünger 111,5 Pfd. 62,2 Pfd. 36,2 Pfd. Am Schlüsse geben Verf. noch eine Ertrags -Bilance ihres Mast- versuchs : Ausgabe: Einnahme: Fl. lü'. Fl. Kr. Werth des verzehrten Futters 169 12 Erlös von 65 Pfd. Wolle „ „ „ Steinsalzes — • 72 von 10 Hammeln. . . 14 95 „ „ Futterrückstandes 4 76 Erlös beim Verkauf der ge- „ von Streustroh . . . 4 33 mästeten Hammel . . .493 — Wärterlohn 13 50 Werth des Düngers (1 Pfd. Zinsen vom Kapitalwerth der Stickstoff zu 40 Kr.) . 44 60 Thiere, Gebäudeerhaltung Summe 562 55 etc. etc 8 — Werth der Thiere am Ein- stellungstage (1 Stck. 14 Fl. 233/4 Kr.) . . ■ ■ 284 76 Summe 485 19 Somit saldirt ein Bein gewinn von 67 Fl. 36 Kr., oder wenn der Physiologische Untersuchungen und Fütteruugsversuche. 187 Dünger uiclit berücksiclitigt wird, so sind 82,66 Ctr. Dünger umsonst und nebenbei ein baarer Gewinn von 22 Fl. 76 Kr. Ferner liegt ein Fütterungsversuch nach freier Wahl von Josef Susta^) vor. Derselbe stellte vom 1. Januar bis 20. Mai zehn 2^/2 jährige Merinohammel auf, welche in einer besonderen Stallabtheiluug freie Bewegung und die Gelegenheit fanden, von den verschiedenen Futter- mitteln nach eigener Wahl und zu jeder Tageszeit das Erwünschte zu verzehren. Die pr. Tag und pr. Stück verzehrte Futtermasse, w^elche täg- lich 3 mal zugewogen wurde, sowie Lebendgewichtszunahme ist aus folgen- der Tabelle ersichtlich: 1 1 'S O) Vi Ü Sh 0 13 t^i u Pfd. Pfd. Tase pfd Quart ^£ m 4- Sirr. 1 68 110 15 2,80 98 6 10 6 1,2 2 83 108 V2 9 2,83 79 6 — 1,2 3 84 108 91/2 2,53 93 6 17 3 1,2 4 73 104 91/2 3,26 90 6 — — 1,2 5 60 80 IOV2 1,90 74 4 — 0,8 Erstes Kalb einer Land- 6 74 87 6 2,17 50 5 — — 1,5 kuh. 7 91 V2 101 V2 4 2,50 38 5 25 — 2,3 8 83 V2 97 8 1,70 48 5 20 — 1,8 9 66^2 81 V2 6 2,50 42 4 20 — 1,7 10 112 121 4V2 2,00 52 7 — — 1,9 11 74 93 8 2,40 48 5 11 — 1,8 12 90 V2 99 4 2,10 30 5 21 6 2,7 13 90 112 13 1,70 62 6 16 — 1,7 14 731/2 84 7 1,50 37 4 6 — 1,4 15 60 74 15 0,90 75 3 19 6 0,7 Zweites Kalb einer schwa- chen Landkuh 16 40 61 13 1,60 117 3 — — 0,4 Erstes Kalb einer hollän- 17 78 106 1/2 10 2,80 110 6 4 6 1,0 dischen Kuh 18 74 104 15 2,00 128 6 — 3 0,8 Zweites Kalb einer olden- 19 79 92 V2 10 1,20 47 5 9 3 1,7 burgischen Kuh. 20 75 99 8 3,00 62 5 23 3 1,6 Dnrch- scliuitt 76,5 96,2 9,25 2,13 69 5 13 2 1,26 Die in vorstehender Tabelle angegebene Quantität der verzelu-ten Milch ist berechnet nach der Quantität, die binnen 8 Tagen nach dem Absetzen des Kalbes von der Kuh pr. Tag gemolken wurde. Es wurde demnach durch Schlachtkälber 1 preuss. Quart Milch (1,15 Liter) zu etwa 15 Pf. verwerthet, wälu'end sich die Verwerthung derselben durch Butter und Schweinefutter nur zu 12 bis 13 Pf. berechnete, wobei zu berücksichtigen, dass die Preise für Kälber in dem Versuchsjahi*e (1864) verhältnissmässig niedrig waren. Nach Tabelle III. kommen auf einen Säugetag der Schlachtkälber etwa 7^2 Quart Milch-, nimmt man an, dass die 8 Kälber der Tabelle II. die gleiche Menge Milch — in Wirklichkeit aber mehr — verzehrt haben, so ist das Quart Milch durch jene Zuchtkälber zu 0,82 Sgr. ver- Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 193 werthet. Eine längere Dauer der Säugezeit füi- Schlaclitkälber, die bald verkauft werden sollen, ist daher keineswegs vortheilliaft. Zu dem Versuch des Verf.'s über den Einfluss der Milchnahrung und der mit festen Futtermitteln glauben wir, ohne den hohen Werth desselben zu bestreiten, bemerken zu müssen, dass die beiden Kälber in einem un- gleichen Alter zur Untersuchung herangezogen wurden. Das nur mit Milch ernälu-te Bullenkalb (Milchkalb) wurde 43 Tage mit Milch ernährt während das Futterkalb 48 Tage; ob letzteres neben der Muttermilch in dieser Zeit feste Futtermittel (Heu und Gras) wenigstens in erheblicher Menge verzehrt hat, kann bezweifelt Averden. Sodann erhielt dasselbe noch 17 Tage breiige und feste Futtermittel — die gewiss nicht ohne Einfluss auf die Entmckelung des Magens etc. gewesen sein werden — war somit am Schlachttage 3 "Wochen älter als das Milchkalb. Die ge- gebenen Zahlen können desshalb, wenn auch nur im geringen Masse, durch das höhere Alter des Futterkalbes niitbedingt sein. Im Auschluss an vorstehende Versuche theilt M. Wilckens^) ferner Einfluss der weitere Studien über Abänderungen mit, welche das innere Hautsystem die'' E^tuwicke- junger Thiere unter dem Einfluss verschiedener Nahrung (Milch- und '"^""ge^ns.^*' Futternahrung) erleidet. So stellte sich bei 2 Southdown- Merino -Läm- mern, von denen das eine 85 Tage nur Milch, das andere ausser Milch auch Weidegras, Heu und Stroh bekommen hatte, die Länge des Darm- kanals wie folgt: Milch -Lamm Futter -Lamm Dünndarm . . 16,53 Meter 21,57 Meter Blinddarm \ . 0,15 „ 0,22 „ Dickdarm . . 0,35 „ 0,67 „ Mastdarm . . 2,62 „ 3,58 „ Gesammtdarm 19,65 „ 26,04 „ Letzterer war somit um 32,5 pCt. länger. In einem 2. Versuch erhielt ein Ende April geborenes Southdown- Merino-Lamm bis zum 30. August nur Milch, vom 30. Aug. bis 17. Sept. Milch und Gerstenstroh, am 18. und 19. Sept. Gerstenstroh und wurde im Alter von 5 Monaten am 20. Sept. geschlachtet. Ein anderes Lamm derselben Race und von fast gleichem Alter war am 27. Juni abgewöhnt, ging von da bis 28. Sept. zui' Weide, erhielt vom 28. Sept. bis 5. Oct., au welchem Tage es gesclilachtet wurde, Gerstenstroh. Der Darmkanal beider Lämmer hatte folgende Maasse: Milch -Lamm Futter -Lamm Dünndarm. . . . 21,60 Meter 26,40 Meter Blinddai-m .... 0,24 „ 0,23 „ Dickdarm u. Mastdarm 4,10 „ 4,10 „ Gesammtdarm 25,94 „ 30,73 „ Nicht minder auffallend ist bei jugendlichen Thieren die Entwickelung des Magens im Verhältniss zur Nahrung. Hierüber theilt Verf. 2 Ver- suche mit, in denen der Mageninhalt durch Wasser ausgemessen wurde. 1) Neue landw. Zeit. 1872, 161 oder dessen Monographie: „Untersuchungen über den Magen der wiederkäuenden Hausthiere. Berlin 1872, Jahresbericht. 3. Abth. 13 2 QA Physiologische UntersuchuDgen und Fütterangsversuche. lu beiden Versuclien wurde das eine Lamm ebenfalls um- mit Milch er- nährt, das andere erhielt neben der Milch feste Futterstoffe; im ersten Versuch waren die Lämmer 30 Tage alt, im zweiten 85 Tage (Milch- Lamm) resp. 3 Monate (Futter-Lamm). Der Magen-Inhalt betrag: 1. Versuch 2. Versuch Milch-Lamm Futter-Lamm Jlilch-Lamm Futter-Lamm Pansen u. Haube . . 346 Cb.-Ctm. 2068 Cb.-Ctm. 1040 Cb.-Ctm. 3110 Cb.-Ctm. Psalter u. Labmagen 640 „ 803 „ 615 „ 590 „ Ganzer Mageu 986 Cb.-Ctm. 2841 Cb.-Ctm. 1655 Cb.-Ctm. 3700 Cb.-Ctm. Verhältniss des ganzen Magens 0,35 : 1 0,45 : 1 Das Milch -Lamm des letzten Versuchs hatte 6450 Grm. Fleischge- Beziehung wiclit, Während letzteres beim Futter-Lamm nur 5290 Grm. betrug. Nahrung und Beziehungen zwischen der Nahrung und den Eingeweiden Eingeweideo. ^Qjj H. CrampeS). Aus der interessanten Abhandlung des Verf. 's können wir nur das "Wichtigste hervorheben. Die Classification der Thiere in Fleisch&'esser und Pflanzenfresser ist nach Verf. umichtig und die di'itte Abtheilung in Allesfresser ganz über- flüssig, weil schliesslich alle Thiere sich an diese oder jene Xalu'ung ge- wöhnen lassen. Ebenso unrichtig ist die Auffassung, dass die Pflanzen- fresser eines grösseren, die Fleischfi'esser nur eines einfachen Magens be- diü'fen. Denn wollte mau den Bau des Magens als Massstab der Classi- fication der Säugethiere zu Grunde legen, so müssten Wiederkäuer, Faul- thiere und fleischfressende Cetaceen in eine Classe vereinigt werden. Die den Magen und das Darmrohr auskleidende Schleimhaut wirkt nicht allein auf die jenen Organen überantwortete Nahi'ung, sondern auch umgekehrt, die Nahrung wirkt auf die Eingeweide ein. Der Verdauungsapparat passt sich der ihm überantworteten Nahi'ung an, und das ist es eben, was das Thier befähigt, unter wesentlich verschiedenen Bedingungen zu existiren. Die Ausnutzung des Futters ist eine verschiedene, dasjenige wird am höchsten verwerthet, an welches das betreffende Thier von Jugend auf ge- wöhnt ist. Bei einer schnellen und vortheilhaften Mast muss der Land- miih die Ansprüche und Liebhabereien der aus den verschiedensten Ge- genden zusammengekauften Thiere sorgfältig studii'en, indem eine Futter- raischung von möglichster Vollkommenheit nicht genügt, sondern jedes Thier das empfangen muss, was ihm augenscheinlich am angenehmsten ist. Die in Folge der Xahrung eingetretenen Veränderungen in den Ver- dauungsorganen vererben sich nicht. In Lappland z. B. bringen Kühe mit weiten Eingeweiden, welche schon seit Jahrhunderten mit gekochten Fischen, Fischerei-Abfällen, gekochtem Tanyn, Moos, Flechten und frischem Pferde- dünger gefüttert werden, stets solche Kälber zur Welt, deren Magenab- theilungen dasselbe Verhältniss haben, als bei Kälbern von solchen Eltern, welche nur vegetabilische Nalu'ung erhalten haben. Verf. giebt sodann Zahlen für die absolute und relative Darmlänge von Thieren im wilden wie Cultur- Zustande, wobei er unter relativer Darmlänge das Verhältniss der Länge der Wii"])elsäule (vom Hinterhaupt bis zum After) zur absoluten Darmlänge versteht. Die Messungen wurden 1) Neue landw. Zeit. 1872, 105, 481, 561 u. 641. Physiologische Untersuchnngen und Fütterungsversuche. 195 an mehi'eren Hunderten der Thiere ausgeführt und enthält folgende Ta- belle die Durchschnittszahlen (resp. Maximum und Minimum): Thier Der Wir- bels aide Ctm. Absolute Länge Dünn- darm Ctm. Min. Max. Dickdarm Ctm. Min. Max. Ganzer Darm Ctm. Min. Max, Relative ganze Darmlänge Min. Durch- schnitt Hunde Feldtauben (vom Lande) . desgl. (aus Städten) . Haushühner (Zwerg-) . . desgl. (schlesische Land-) Haussperling Feldsperling Maiüwurf Mäuse , . Frösche (Rana esculenta) . Barsche (Perca fluviatiUs) . Häringe 30—96 17,5— 18,.5 7,7 7,2 10—11,5 .5,8—7,8 2,.5— 9,1 10,0—25,5 16,2—20,0 163—657 33—100 41 ,.5— .53,6 3,5-27,2 10—12,3 0,9—4,1 196—757 96,.5— 130 90—140 18—30 16—24 87—144 8,8—31,3 6,7—24,5 10,3—13,3 5,69 5,0 2,3 2,2 7^ 2,31 0,67 0,55 10,85 8,0 3,9 3,3 13,2 3,90 1,00 0,75 8,5 6,25 3,5 5,88 2,9 2,8 3,25 0,87 0,65 In allen diesen Fällen liess sich die für die Art mittlere relative Dannlänge nachweisen, und das ist ein Beweis dafür, dass die Länge der Eingeweide von Bedeutung ist. Die absolute Darmlänge variirt aber innerhalb weiterer oder engerer Grenzen ^) und zwar bei Individuen einer und derselben Art, welche unter denselben Verhältnissen und Bedingungen leben, so dass dieser Unterschied nicht allein der Ernährung zugeschrieben werden kann. Einige Geschwister sind bereits bei der Geburt verschieden, andere werden mit absolut gleichen Eingeweiden geboren, entwickeln sich aber nicht in derselben Weise. So zeigte sich, dass bei einem Schlag Hühnchen bei vollständig gleich- massiger Ernähi'ungsweise verschiedene eine gleiche Darmlänge hatten, während bei anderen derselben Hecke die Eingeweide sehr ungleich waren. Andererseits beobachtete Verf., dass 2 Schweine desselben Wurfs zwar die gleiche sowohl absolute als relative Darmlänge hatten, in ihrem Er- nähi'ungszustande aber sehr verschieden waren. Das eine wurde durch dasselbe Futter, obwohl es weniger frass, fett, während das andere mager blieb. Beide hatten von ihrem Vater (englischer Abkunft) die Grösse des Darms, aber nur das eine die Fähigkeit ererbt, viel Fleisch und Fett zu producii'en. G. Kögel^) hat zur Beantwortung der Frage Züchtungsverfahren überhaupt Abänderungen in der Organi- sation zu erreichen und können dadurch tiefere physiologische Aenderun- gen bewirkt werden?" einige anatomische Studien angestellt, die zum Theil zu interessanten Resultaten führten. 1. Ein je grösseres Lebendgewicht ein leicht mastungsfähiges Thier be- Sind durch dasc,°ffj4- 1) Der Unterschied beläuft sich jedoch nicht höher wie auf das Doppelte und bildet eine Ausnahme, so dass der grösste Theil der Individuen ein für ihre Art bestimmtes Verhältniss zwischen Darmlänge imd Körperlänge erkennen liess. 2) Neue landw. Ztg. 1872, 801. 13* 196 Physiologische Untersuchungen und Fütteruugsversuehe. sitzt, ein desto geringeres Gewicht von Lunge und Herz wurde be- obachtet. So ergaben sich bei Merino (Negretti) und Southdown, welche den Merino gegenüber durch Mastfähigkeit ausgezeichnet sind, folgende Durchschnittszahlen von 7 und 4 Thieren: Gewicht von pr. 1 Kilo Lebendgew. Alter Lebendgew. Herz Lunge Herz Limge Jahre Kilogr. Grm. Grm. Giin. Grm. Merino . . 3— 31/2 42,6 176,1 496,1 4,1 11,6 Southdown. 1—2^2 66,6 229 545,5 3,3 8,2 2. Mit dem geringeren Gewicht der Lunge für die Fleischi-a^en (South- down) ist auch eine minder grosse Capacität (Volumen) verbunden. So vercb'ängte nach Volum -Bestimmungen die Lunge pr. 1 Kilo Lebendgewicht: bei Merino . . 51,63 Cbctm. ] ^ „ Southdown .34,15 „ J ^^^ser. 3. Nach den an Schafen und anderen Thieren angestellten Messungen des Scelets bezw. des Thorax scheint ein Mrzeres Sternum auf eine erhöhte Futterverwerthung, ein langes auf eine grössere Befähigung zum schnellen Laufe hinzudeuten. 4. Andere Messungen des Thorax gaben Andeutungen für die charakte- ristische Keilform desselben bei Fleischragen, wie für den im Ver- hältniss kleinen inneren Bnistraum, der neben der Küi'ze des Ster- nums und der davon abhängigen schrägen Stellung des Diaphragma durch eine geringere Anzahl wahrer Rippen bedingt wird^). 5. Wärmemessungen im Mastdarm der Schweine vor, während und nach der Fütterung ausgeführt, lieferten keine charakteristischen Differen- zen, die Körpertemperatur schwankte zmschen 38,8 — 39,8" Gels. F. Roloff^) findet durch eine vergleichende anatomische Unter- suchung der Fett- und Fleisschafe, dass erstere und Southdo\Mi im Ver- gleich zu den Ragen, welche sich schlecht mästen, wie den friesischen, Bergamasker-Schafen etc. ein kurzes Brustbein und geringe Brusthöhe be- sitzen. Bei den Southdown ist das Brustbein von der Spitze bis zur An- satzstelle des Schaufelknorpels geradeüber gemessen 19,5 — 20,5 Ctm., bei mageren Ragen 24,5 — 28,2 Ctm. lang, d. h. es ist bei ersteren um 3 — 4 Ctm. kürzer. Der innere Bnistraum bei den Fettschafen ist, trotz- dem die Vorderbrust breiter erscheint, um 1,0 — 1,5 Ctm. schmaler als bei Marschschafen und Bergamasken. Diesen beiden Verhältnissen ent- sprechend hat auch das Zwergfell der Fettschafe eine stärker gewölbte Lage und diese bedingt ein weniger gutes und weniger schnelles Athmen, womit die grössere Mastungsfähigkeit dieser Schafe im Zusammerihang steht. *) In Betreif der Zahlen, woraus die Schlüsse 3 und 4 gezogen sind, müssen wir auf das Original verweisen. ^) Nach „der Landwirth" 1870, No. 68. Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. 197 Das Schlachtergcbniss gemästeter sich uach Huschke-Lebesteu^) wie folgt: Negretti-Hammel stellte 1863 gut ausge- mästet 91 f 1866 gut ausge- mästet 102 W 1869 Schlacht- ergebnisse vonMasthara- meln. 1872 kerufett S^^^'ff- g"tausge- mästet mästet 113 W 86 W 106 W 3,5 „ 4,5 „ 3,5 „ 4 „ 4 „ 11 V 9,5 „ 10,3 „ 9 „ 15 „ 4 „ 4,5 „ 4,5 „ 3,3 „ 4,5 „ 4 „ 4 „ 4,5 „ 3 „ 4,5 „ J,5 „ 11 „ 13,5,, 10 „ 10 „ 19 „ 22 „ 23,5 „ 16 „ 23 „ 40 „ 46 „ 53 „ 40,5 „ 45 „ Lebendgewicht . . . lilut Fett Kopf Lunge und Leber . . Talg Eingeweide .... Ausgeschlachteter Körper 91 W lO^S'ft 112,8?t 86ßW 106 W E. Wolff-) theilt nach einem Fütterungsversuch mit verschiedenen Schafragen folgendes Schlachtergcbniss mit: Elei 1 Lebendgewicht vor d. Schlachten 89,8 Die 4 Viertel .... . . . 43,00 Niereu 0,18 Nierentalg 5,90 Talg von Netz und Darm . . 5,78 Fell mit deu Beüien .... 10,24 Kopf mit Zunge 3,46 Blut 3,40 ]\Iilz. Lunge, Luftrühre . . . 2,30 Herz 0,30 Leber und Galle 1,36 Magen und Darm leer . . . 3,58 Inhalt von Magen und Darm . 8,86 oral Bastard Southdown 2 3 4 5 6 91,4 110,2 106,0 150,2 130,0 S 44,50 50,80 48,80 80,80 70,50 „ 0,20 0,20 0,20 0,24 0,26 „ 3,88 4,88 3,00 5,84 4,42 ,. 5,44 10,26 6,92 11,76 8.40,, 12,40 17,20 19,60 17,30 16,40 „ 3,88 3,78 3,80 4,44 4,54 „ 3,94 4,00 3,98 5,96 4,90 „ 1,94 1,58 1,48 2,29 1,84 „ 0,34 0,34 0,32 0,44 0,46 „ 1,42 1,38 1,34 1,70 1,52 „ 4,26 3,28 3,70 6,.52 5,60 „ 8,08 10,52 11,06 11,44 11,30 „ ') Landw. Zeit. f. Thüringen 1872, vergl. Neue laudw. Zeit. 1872, 477. 2) Laudw. Jahrbücher. Arch. d. Preuss. Land.-Üec.-CoU. 1872, 569. 198 Physiologische Untersuchungen und FütterungSTersuche. Jul. Lehmanu^) findet das Schlachtergebniss bei Woll- und Fleisch- schafen wie folet: Wollschafe F eischschafe Körpertlieile Merinn Sciiwabenliastarde Bergamasken Sonthdown- Bastarde 1 1 2 1 2 1 2 Lebendgewicht . . 81 115 123 132 118 118 119"^ Pfd. Grm Pfd. Grm. Pfd. Grm. Pfd Grm. Pfd. Grm. Pfd. Grm. Pfd. Grm. Die 4 Viertel . . 50 309 52 52 16 52 316 55 466 52 271 52 50 Haut mit Beinen . 8 12 7 252 6 236 7 261 7 76 7 92 7 382 Blut 3 352 3 361 3 378 3 348 3 272 3 331 3 378 Herz — 197 — 183 — 174 — 190 — 169 — 192 — 166 Lunge .... — 438 — 348 — 390 — 395 — 382 — 346 — 349 Leber .... 1 117 1 69 1 55 1 114 1 237 1 113 1 69 Milz — 74 — 81 — 69 — 60 — 73 — 56 — 71 Nieren .... — 123 — 103 — 128 — 116'— 113 — 115 — 126 Magen .... 2 — 1 439 1 468 2 95 1 483 2 102 2 185 Dick- u. Dünndarm 1 438 1 129 1 146 1 364 1 278 1 424 1 475 Gehirn .... — 136 — 97 — 84 — 91 — 86 — 90 — 82 Schlund u. Schlund- kopf .... — 49 — 46 — 46 — 64 — 55 — 48 — 46 Kopf ohne Gehirn 3 315 3 47 2 460 3 125 2 407 3 18 3 65 Luftrühre . . . — 61 59 — 55 — 56 — 56 — 49 Bauchspeichelch'üse — — 43 — 42 — 62 — 67 — 48 — 53 Netz-, Gekröss- und 1 Nierenfett . . . 12 197 16 440118 50 11 75 13 153 12 235 11 76 Mittelfett u. Herz- beutel .... — 205 — 383 — 241 — 207 — 214 — 214 — 165 Dickdarm Dünndarm Mir. 7,5 22,0 Darmlängen. Mtr. Mtr. Mtr. 5,75 22,0 7,5 27,75 Mtr. 6,5 21,5 Mtr. 6,25 24,25 Mtr. 9,0 31,5 Ein vollsätziger Southdownhammel aus England lieferte 2) folgende Zahlen : Lebendgewicht 166 Pfd. Absolutes In Procenteu des Schlachtgewicht Lebendgewichts Rücken, Bauch, Schultern und Pfd. Lth. pCt. Keulen einschliesslich Füsse . 94 — 15 56,93 Kopf 4—5 2,71 Nieren und Talg 17—5 10,34 Lunge, Leber, Herz 5 — 3,01 Fell mit 1 1 monatlicher Wolle . 16— 9,64 Blut 4— 2,41 Magen, Därme und Verlust . . 24—15 14,96 ') Journal f. Landw. 1872. 340. 2) Wiener landw. Zeit. 1871, No. 28. Physiologische Unferswchungen und Fütterungsversuche. i qq XI. WoUprotluetion. lieber Zusammeusetzung uucl Wachsthiim der Wolle hat fe't,^u"!"u°". F. Stolimauu') in Yerbiudung mit A. Rost, R. Frühling, 0. Claus, wachsthum P. Petersen und P. v. Seebach verschiedene Untersuchungen ausgeführt, *^^'' ^^°'^^- aus denen ^Yir folgende Punkte hervorheben: 1. Gewichtsveränderungen der ungewaschenen Wolle. Die Yliesse wurden in einem reinlichen, luftigen Räume während des Sommers aufbewahrt und am 7. — 11. Sept. gewogen. Es ergab sich ein mittlerer Gewichtsverlust: bei den Vliesseu der am 10. Febr. geschorenen Thiere von 4,4 pCt., bei den Vliessen der am 5. Mai geschorenen Thiere von nur 1,8 pCt. Ganz eigenthümliche Verhältnisse stellten sich bei den Mai- wollen der Thiere heraus, welche im Februar entweder ganz oder halb geschoren waren. Hier machte sich eine Gewichtszunahme von durch- schnittlich 4,4 pCt. geltend, welche Verf. auf eine Oxydation des Woll- fettes zurückführt. 2. Gehalt der Schmutzwolle an reiner Wolle. Von der Wasserwäsche wurde Abstand genommen und gleich die Fabrikwäsche in einer Seifenlauge in Anwendung gebracht, welche durch 6 Pfd. gute Kernseife, 4 Pfd. Soda und 200 Pfd. heissen Wassers her- gestellt war. Die mit Wasser abgewaschenen und getrockneten Vliesse wurden alsdann noch mit Aether extrahirt. Es zeigte sich, dass das Roh- gewicht der Schmutzwolle keinen Anhalt für den Gehalt an reiner Woll- faser abgiebt, indem z.B. 1320 Grm. Schurgewicht 664 Grm. reine wasser- fi-eie Wollfaser, dagegen in einem anderen Falle 2300 Grm. Schurgewicht nur 437 Gnn. Wollfaser lieferte. Der Gehalt der Februar-Vliesse an wasser- freier Wollfaser betrug im Mittel 39,7 pCt., der Mai- Vliesse dagegen nur 33,4 pCt.; hieraus schliesst Verf., dass die kurz nach der Schur gewachsene Wolle am reichsten an Wollsubstanz ist, dass in den späteren Stadien des Wachsthums mehr Schweiss und Fett abgesondert wii'd als anfangs. Die Bestimmung des Schmutzes der Wolle von den einzelneu Kör[)erstellen zeigte, dass der Wollschmutz und Schweiss sehr verschieden in den ein- zelneu Partien des Vliesses vertheilt, dass die Wolle des Schulterblattes die reinste ist. 3. Beziehungen der Stapelhöhe zum Wollertrage. v. Xathusius hat gefunden, dass nur in den tiefwolligen, wenn auch anscheinend dünnen Vliessen sich ein hoher Gehalt von reiner Wolle herausstellt, dass die kui'z- und dickwolligen Böcke zwar ein hohes Schur- gewicht aber kein befi-iedigendes Wollquantum liefern. Diese Beziehung zwischen Stapelhöhe und Wollertrag konnte Verf. bei den in Untersuchung stehenden Kreuzungsproducten (Southdown-Merino) nicht bestätigen, indem sich z. B. bei gleicher Stapelhöhc die Wollerträge wie 100:82:74 ver- liielten. 4. Das WoUwachsthum. Die Messungen der Stapelhöhc in den verschiedenen Stadien des Wachsthums ergaben, dass während der ersten 151 Tage nach der Schur -) Biologische Studien von F. Stohinann. Braunschweig 1873, 155. OAQ Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche. das Läugenwachstlmm der Wolle pr. Tag mindestens doppelt so gross ist wie das tägliche Läugenwachstlmm während der darauf folgenden 112 Tage. Uehereiustimmeud mit den Stapelmessuugen war die Wollproduction in der zweiten Periode vde in der ersten-, während sich nämlich in der ersten Periode eine tägliche Production von 3,79 Grm. wasserfreier reiuer WoUsuhstanz berechnete, betrug dieselbe in der zweiten nur 3,22 Grm. pr. Tag, also im Verhältniss von 100:85. Nach diesem und dem unter 2 aufgeführten Resultat empfiehlt Verf. ein zweimaliges Scheeren der Schafe im Jahr und glaubt, dass die Be- denken für die Gesundheit der Thiere, welche dadurch entstehen könnten, dass die Schur nothwendig einmal in die kalte Jahreszeit fallen müsse, nach seinen Erfahrungen völlig unbegründet sind. FrüVeffe auf A. Sausou^) suclite die Frage zu beantworten, ob die Frühreife wachsuuim ^^^^' Meriuoschafe von irgend einem Einfluss auf die Qualität und Quantität der Wolle ausübe. Er fand, dass die Frühreife die Feinheit der Wolle nicht verändert, indem die Wolle frühreifer Thiere denselben Durchmesser mit der unter normalen Verhältnissen gewachsenen Wolle hat. Ebensowenig hat die Frühreife einen Einfluss auf die Zahl der Ki'äuselungscurven oder die Zahl der Haarzwiebeln, welche sich in einer bestimmten Entfernung auf der Oberfläche der Haut befinden. Die Quali- lität und Quantität des Wollfettes erleiden ebenfalls keine Veränderung, vielmehr sind dieselben von der Individualität abhängig. Der Einfluss der Frühreife erstreckt sich einzig auf ein erhöhtes Längenwachsthum der Wollfaser und auf eine Mehrproduction der WoUsuhstanz, so dass das Gewicht des Gesammtvliesses sich vermehrt und die Merinoschafe wie vor- zügliche Fleischproducenten so auch als gute Wollproducenten bezeichnet werden können. setzu™K°der Uebcr die Zusammensetzung der rohen Schafwolle bringen Wollfaser. M. Märckcr und E. Schulze 2) eine längere Abhandlung, aus welcher wir Folgendes hervorheben: Die Bestimmung des Fettes durch Extraction der Wolle mit Aether liefert ungenaue Resultate, weil ausser dem Fett noch fettsaure Salze (besonders ölsaures Kali etc.) mit in Lösung gehen. Zur Entfernung der letzteren muss man den Aetherextract wiederholt mit Wasser schütteln. Die Bestandtheile, welche in der Wolle unterschieden werden können, sind: 1. Wollfett (in Aether löslich), 2. WoUschweiss (in Wasser löslich, zum Theil auch in Alkohol), 3. Wollfaser, 4 Schmutz, 5. hygroscopische Feuchtigkeit. Auf die Methode, wie diese einzelnen Be- standtheile bestimmt werden, können wir hier nicht eingehen, sondern theilen einfach die Resultate der Untersuchung selbst mit: 1) Comptes rendus 1872, 75, 887. -) Journal f. practische Chemie, 108, 193 und Dingler's Polytechn. Joiunal 1870, 198. 74. Physiologische Untersuchungen und Fiitterungsversuche. 1. Zusammeusetzuug der lufttrockenen Wolle: 201 Wolle von Laudschafen Wolle V. Rambouil- let-Vollblutschafen 1 2 3 4 5 6 7 8 Feuchtigkeit . . 23,48 16,90 16,92 18,86 17,45 12,28 10,83 11,62 Fett (gereinigt) . . 7,17 — — — 14,66 — — ^in Wasser löslich ^ (WoUschweiss) . 21,13 20,73 22,98 21,78 22,26 21,83 20,50 22,49 J in Alkohol löslich . 0,35 — — — — 0,55 — — s in verdünnter Salz- i säure lösUch 1,45 — — — — 5,64 — — i in Alkohol u. Aether 'M löslich .... 0,29 — — — — 0,57 — — Reine Wollfaser . . 43,20 50,08 43,50 46,54 42,28 20,83 32,78 29,51 Schmutz 2,93 — — — — 23,64 — — 2. Zusammensetzung des in Wasser löslichen Antheils der Wolle: a. der Trockensubstanz des Wasserextracts : Wolle von Landschafen Rambouillet- Toüblutscliafe 2 3 4 5 7 8 Organische Substanz Darin Stickstoff Mineralstoffe (kohlensäurefrei) . . 58,92 1,85 41,08 59,47 1,89 40,53 59,76 2,57 40,24 61,86 2,81 38,14 59,12 3,27 40,88 60,47 3,42 39,53 b. auf lufttrockene Wolle berechnet: Stickstoff Mineralstoffe (kohlensäurefrei) . 0,38 8,52 0,43 9,31 0,56 1 0,63 0,67 8,76 8,49 8,38 0,77 8,89 c. Gehalt des Wasserextracts an Ammoniak u. Kohlensäure; Ammoniak: 1) In Procenten der Trockensubstanz Ammoniak: 2) In Procenten der rohen Wolle Kohlensäui'e : 1) In Procenten der Trockensubstanz 4,07 3,14 5,97 5,74 1,70 1,96 Kohlensäure: 2) In Procenten der rohen Wolle 0,84 0,72 1,30 1,28 0,35 0,44 Kohlensäure entsprechend kohlen- saurem Kali in d. rohen Wolle 2,64 2,26 4,08 0,02 1.10 1,38 Die kohlensäurefreic Asche enthielt zwischen 58,94 und 84,99 pCt. Kali. 0,36 0,48 0,06 0,46 — 0,07 0,11 0,01 0,10 — 4,07 3,14 5,97 5,74 1,70 0,84 0,72 1,30 1,28 0,35 2,64 2,26 4,08 0,02 1,10 202 Physiologische Untersuchungen und Fütterungsversuche, 3. Elementarzusammensetzuns der ascliefreien Wollfaser: Wolle von Landschafen RambouiUet- Yo'.lHutscliafe ~' 2 3. 4 5 7 8 Kohlenstoff Wasserstoff Stickstoff Schwefel Sauerstoff Asche der Wollfaser 49,25 7,57 15,86 3,66 23,06 6,08 49,49 7,58 15,55 3,73 23,65 0,11 49,67 7,26 16,01 3,41 23,65 0,37 49,89 7,36 16,08 3,57 23,10 0,24 49,58 7,19 15,54 3,69 24,00 0,19 50,46 7,37 15,73 3,43 21,01 0,23 E. Schulze 1) hat ferner nachgewiesen, dass der in Alkohol lösliche Theil des Wollfettes vorzugsweise aus Cholesterin besteht und dieser somit ein bequemes Mittel zur Darstellung grösserer Mengen von Cholesterin abgeben würde. Literatur. Ueber Gährimg und Quelle der Muskelkraft von Justus v. Liebig. (Se- parat-Abdruck aus Ann. d. Chem. u. Pharm ) Leipzig 1870. C. F. Winter. Die japanesische Seidenzucht von Brunat, Davison und Piquet, übersetzt von P. Gnadendorff. Berlin 1871. Wiegandt und Herapel. Mittheilungen aus Japan über die Zucht des japanesischen Eichenspinners Bombyx Yama-nia'i. Hrsg. vom kgl. preuss. Ministerium f. d. landw. Ange- legeuheiten. Berlin 1870. Wiegandt und Hempel. Aufzucht des Eichenspinners von Fr. Haberlandt. Görz 1870. (Wien, Gerold's Sohn.) Der Seidenspinner des Maulbeerbaums, seine Aufzucht und seine lü-ankheiten von Fr. Haberlandt. Wien 1871. Gerold's Sohn. Die Biene in ihren Beziehungen zm- Culturgeschichte und ihr Leben im Kreislauf des Jahres von Aug. Menzel. Hannover 1870. Hahn Kurze Anleitung zum rationellen Betrieb des Seidenbaues von M. H. Strass- berger. Wien 1870. Weuedict. Studien über die Körperchen des Cornalia von Fr. Haberlandt u. C. Verson Wien 1870. Carl Gerold's Sohn. Compendium der Physiologie des Menschen von Jul. Budge. 2. Aufl. Leipzig 1870. Günther. Lehrbuch der Physiologie für akadem. Vorlesungen und zum Selbststudium von Otto Funke. 5. Aufl. Leipzig 1870. Voss. Grundriss der Physiologie des Menschen von L. Hermann. 4 Aufl. Berlin 1872. A. Hirschwald. Kurzes Lehrbuch der Physiologie des Menschen von E. L arisch. Marburg 1870. Ehrhardt. Grundriss der Physiologie des Menscheu von Carl Vierer dt 4. Aufl. Tübingen 1871. Laupp. ') Berichte d. deutschen chem. Geseüsch. in Berlin 1872, 107.5. Literatur. 203 Anleitung zur qualitativen und quantitativen zoochemischen Analyse von C. V. Gorup-Besanez. 3. Aufl. Brauuschweig 1871. Fr. Vieweg & Sohn. Ajileitung zur qualitativen und quantitativen Analyse des Harns von C.Neu- bauer und C. Vogel. G. Aufl. AViesbaden 1872. C. W. Kreidel. Gnindzüge der Physiologie von H. Th. Huxley. Leipzig 1871. Voss. Medicinisch - ehem.' Untersuchungen von Fr. Hoppe-Öeyler. 4. (Schluss-) Heft. BerHn 1871. A. Hirschwald. Die Blutvertheilung und der Thätigkeitswechsel der Organe von Joh. Ranke. Leipzig 1871. AVilh. Eugelmann. Ueber den Einfluss der Athmung auf den Kreislauf von Ew. Hering. 1. Ueber Athembeweguugen des Gefässsysteras. 2. Reflector. Beziehung zwischen Lunge und Herz. Wien 1869 und 1871. Carl Gerold's Sohn. Studien über den Ursprung des Harnstoffs im Thierkörper von Rieh. Gscheidlen. Leipzig 1871. EngeJmann. Ueber die physiologische Bedeutung der theilweisen Zerlegung der Fette im Dünndarm, sowie Einige Versuche über sogenannte Peptone von E. Brücke. (Aus d. Sitz.- Ber. d. k. Akad. d. Wissensch.) Wien 1870. Carl Gerold's Sohn. Zur Frage über die Ausscheidung des Stickstoffs der im Körper zersetzten Albuminate, sowie Ueber einige Factoren des Stoffumsatzes während desHungerns v. J. Seegen. (Aus d. Sitz.-Ber. d. k. Akad. d. AVissensch.) Wien 1871. Carl Gerold's Sohn. AVelche Zellen in den Pepsindrüsen enhalten das Pepsin? (Aus d. Sitz.- Ber. d. k. Akad. d. AVissensch.) AVien 1871. Carl Gerold's Sohn. Stickstoffgehalt des Fleisches von J. Nowack AVien 1871. Carl Gerold's Sohn. Ueber den Stickstoffgehalt des Fleisches von S. L. Schenk. Wien 1870. Carl Gerold's Sohn. Ueber die Dimensionen der rothen Blutkörperchen unter verschiedenen Ein- flüssen von AV. Manassein. Tübingen 1872 (Bei'lin, Hirschwald). Untersuchung über den Magen der wiederkäuenden Hausthiere von Martin AVilckens. Berlin 1872. Wiegandt und Hempel. Neue Beiträge zur Begründung einer rationellen Fütterung der AViederkäuer von AA'. Henneberg. Göttingen, Deuerlich. I.Heft, 1. Lieferung 1870. 2. Liefe- rung 1872. (Enthalten Untersuchungen über die Respiration des Rindes u. Schafs.) Die zweckmässige Ernährung des Rindviehes von Jul. Kühn. 5. Aufl. Dresden 1871. G. Schönfeld. Die landw. Fütterungslehre von H. Settegast. Breslau 1872. Wilh. Gottl. Korn. Die Naturgesetze der Fütterung der landw. Nutzthiere von Th. v. G obren. Leipzig 1872. C. L. Hirschfeld. Die Ernährung der landw. Hausthiere von AVilliam Lobe. Leipzig 1871. Herm. AVeissbach. Die besondere Fütterungslehre des Rindes von 0. Roh de. Berlin 1872. AA^iegandt und Hempel. Beiträge zur Frage über AVeidewirthschaft und Stallfütterung von H. AVeiske. Breslau 1871. AVilh. Gottl. Korn. Die landw. ehem. A'ersuchsstation Hohenheim. Ein Programm von E. Wolf f. Berlin 1870. Wiegandt und Hempel. (Enhält Resultate von Fütterungsversuchen.) Bericht über die Arbeiten der landw. Versuchsst. Pommritz (1868/69) von E. Heiden. Stuttgart und Leipzig 1870. Cohen und Risch. (Enthält Fütterungs- versuchc mit Milchkühen und Schweinen, sowie Versuche über Conserviren von Futterstoffen). Biologische Studien von F. Stohmann. Braunschweig 1873. C. A. Schwetschke und Sohn. Die landw. Thierlehre und Thierkunde von H. Anacker und 0. Köhnke. Leipzig 1871. Wiegandt und Hempel. Die Rindviehzucht nach ihrem j e tzigen rationellen S tandpunkte von M.Fürsten- berg und 0. Rohde. Berlin. Wiegandt und Hempel, 904 Literatur. Die Thierziicht von H. Settegast. 3. Aufl. Breslau 1872. Willi. Gott- lieb Korn. Kritische Skizzen zu Settegast's Thierzucht nebst einigen Streifzügen in die Praxis und Zukunftsthierzuclit, von R. Biber. 2. Aufl. Elbing 1870. Neumann- Hartmann. Beiträge zur landw. Thierzucht von Martin Wilckens. Leipzig 1871. Quaudt und Händel. Beiträge zur Viehzucht und Ra^enkenntniss von Herm. v. Nathusius- Hundisburg. Berlin 1872. Wiegandt und Hempel. Voi'träge über Viehzucht und Ra^enkenntniss von Herm. v. Nathusius. I. Tbl. Allgemeines. Berlin 1871. Wiegandf und Hempel. Wandtafeln für den naturwissenschaftlichen Unterricht mit specieller Berück- sichtigung der Laudwirthschaft von Herm. v. Xathusius. 1. Serie. Viehzucht. Berlin 1872. Wiegandt und Hempel. Die Bem'theUungslehre des Pferdes und des Zugochsen von F. Roloff. Halle 1870. Waisenhaus. Die Schafzucht nach ihi-em jetzigen rationellen Standpunkt von J. Böhm. Berlin 1872. Wiegandt und Hempel. Anleitung zur Schweinezucht und Schweinehaltung von Wilh. Baumeister. 4. Aufl. von A. Rueff. Stuttgart 1871. Ebner und Seubert. Gnmdzüge der Pferdezucht von J. AVald Schmidt. Berlin 1871. Wiegandt und Hempel. Vorschläge zur Hebung der Landespferdezucht von v. Wedemeyer-Schön- rade. Berlin 1872. Wiegandt und Hempel. Ueber die Lage der Landespferdezucht in Preussen von H. v. Nathusius. Berlin 1872. Wiegandt und Hempel. Ackerbau und Viehzucht von F. Bertrand. 3. Aufl. Münster 1871. Theissing. Gesundheitspflege der landw. Haussäugethiere von G. C. Haubner. 3. Aufl. Dresden 1871. G. Schönfeld. Zeugung, Fortpflanzung, Befruchtung und Vererbung von Samuel Hart- mann. 1872. Wiegandt und Hempel. Die Milchsecretion keine Ra^e-Eigenschaft von P. 0. J. Menzel. Danzig 1872. A. W. Kafemann. Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl von Ch. Darwin, üebersetzt von J.Victor Carus, Stuttgart 1871. E. Schweizerbart. Untersuchungen über die natürliche und künstliche Ventilation in den Stall- gebäuden von M. Märcker. Göttingen 1871. Deuerbch. Chemie der landwirthschaftlicheii Nebengewerbe. Referent: J. König. J. Gähruug und Fäuluiss im allgemeinen, Desinfections- und Couservationsmittel. üeber die Alkohol- und Essigsäure-Gährung von Justus v. '^E^siVsäur"e°'^ Liebig. 1) Gährung. Die zwei sich entgegenstehenden Ansichten über die Gährung sind schon wiederholten Erörterungen unterworfen und allgemein bekannt. Der Schöpfer und Vertreter der einen Richtung Just. v. Liebig erblickt die Ursache der Gährung in einem Spaltungsprocess in der Weise, dass die Zersetzung oder Umlagerung eines Ferments oder seiner Bestandtheile die Unilagerung der Zuckeratome zur Folge hat, während Pasteur an der Spitze der anderen Richtung den Vorgang der Gährung auf einen Lebeus- act der Hefe zurückführt, mit welchem die Gährung anfängt und endigt und ohne den sie niemals stattfindet. Lieb ig sucht in erwähnter Abhandlung die Ansicht Pasteur 's zu entkräften. Wenn letzterer unter „Lebensact" einen „Bewegungszustand" versteht, so widerspricht seine Ansicht nicht der des Verf.'s. Denn Hefe für sich erleidet beim einfachen Aufbewahren unter Wasser eine Verän- derung, eine Umlagerung ihrer Bestandtheile, welche eine Bewegung voraus- setzt, deren Ende ein Zerfallen in andere einfache Verbindungen ist. Auch eine Menge anderer Substanzen erfahren, wenn sie in Berührung mit Hefe gebracht werden, eine Aenderung in der Anordnung ihrer Atome, welche darin besteht, dass sich neue Producte daraus bilden. Wie das Wachsthum der Pflanze überhaupt, so ist auch das der Hefe- pilze abhängig von der Gegenwart von Nährstoffen; in dem Gährungs- l)rocess findet aber noch ein anderer Vorgang statt, indem sich Producte bilden, welche für den lebenden Organismus nicht verwendbar sind. Diese zwei grundverschiedenen Erscheinungen, der Lebeusprocess und die chemische Wirkung, müssen sehr wohl auseinandergehalten werden. Die Abhängigkeit der Gährung von der Entwicklung der Hefe ist in der Weise denkbar, dass sich während derselben in den Zellen ein Stoft bildet, welcher durch eine ihm eigene Wirkung ähnlich der des Emulsiiis auf Salicin etc. das Zerfallen des Zuckers veranlasst. Die Richtigkeit dieser Ansicht sucht Verf. durch viele Versuche und Thatsachen >) Ann. d. Chemie u. Pharmazie 1870. 1 u. 137 etc. 208 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe, ZU beweisen. Lässt man nämlich mit Wasser öfters ausgewaschene Hefe längere Zeit mit "Wasser in Berührung, so nimmt letzteres nicht unbe- deutende Mengen organischer Substanz auf, welche das Product der Zer- setzung eines ihrer Bestandtheile zu sein scheint und Rohrzucker in Trauben- zucker umzuwandeln vermag. Das Hefewasser wird unter Absatz eines flocldgen Niederschlages durch Stehen an der Luft trübe und verliert durch Erhitzen seine "Wirkung auf Rohrzucker-, die Substanz verhält sich also ähnlich wie Diastase, Emulsin, Pepsin etc. Die schwankende Elementarzusammensetzung, welche die Hefe nach Untersuchungen verschiedener Chemiker zeigt (34,57 — 50 pCt. C, 7,41 — 12,5 pCt. K), ist ein sicheres Merkzeichen für die Veränderungen, welche unausgesetzt in ihrer Substanz vor sich gehen. "Wird Hefe in einem breiartigen Zustande mit "Wasser bedeckt an einem kühlen Ort auf- bewahrt, so tritt ausser Kohlensäure (kein Stickstoifgas) auch Alkohol auf Ferner hat Pasteur nachgewiesen, dass, wenn man viel Hefe mit wenig Zucker gähren lässt, stets mehr Alkohol er'halten wird, als der zu- gesetzten Zuckermenge entspricht. Es fragt sich, woher dieser Alkohol rührt? Pasteur ist der Ansicht, dass die Cellulose der alten Hefezellen in Zucker zurückvenvandelt werde, welcher zum Theil wieder zum Auf- bau neuer Zellen dient, zum Theil in Alkohol, Kohlensäure und Beru- steinsäure zerfällt. Diese Ansicht ist aber nach den Versuchen Liebig 's nicht stichhaltig. Er überliess nämlich Hefe in obiger "Weise der Selbst- gährung und fand: Dauer des Sollte liefern Hat geliefert Procente der Versuchs Hefe CeUulose Alkohol Alkohol Cellulose 1. 18 Stdn. 147,0 27,57 15,7 11,98 76 pCt. 2. 36 „ 48,8 9,16 5,2 6,18 118 „ 3. 24 „ 91,5 17,16 9,7 8,23 87 „ 4. 18 „ 79,22 13,85 7,8 6,66 85 „ 5. 36 „ 100,58 18,86 11,26 13,90 120 „ Hierbei hat Liebig den Cellulosegehalt der Hefe nach Pasteur zu Grunde gelegt, nämlich im Mittel 18,76 pCt., während er selbst stets etwas weniger, nie über 17 pCt. fand. Auffallend ist zunächst, dass je länger die Gährung dauerte, desto mehr Alkohol gebildet wurde. Würde nun der Alkohol aus der Cellulose entstehen, so müsste in Versuch No. 2 und 5 sämmtliche Cellulose der Hefe verschwunden sein. Dieses war aber nicht der Fall, die zurückbleibende Hefe enthielt 11,75 pCt. Cellulose. Anders verhielt es sich mit der Stickstoff- Substanz der zurückgebliebenen Hefe. Während dieselbe fi-isch 7,4 pCt. Stickstoff ergab, enthielt der Rückstand nur 5,64 pCt. im Mittel und 0,603, 0,489 und 0,493 pCt. Schwefel. Die über der gegohreneu Hefe stehende Flüssigkeit gab beim Kochen ein eiweissartiges Gerinnsel, schied auf Zusatz von Alkohol eine syrupartige Masse ab, Avelche reich an Stickstoff war und Schwefel ent- hielt-, im Filtrat des Alkohol-Niederschlages konnte Leucin nachgewiesen werden. Es ist also klar, dass, wenn die Cellulose nicht das Material zur Alkoholbilduug hergegeben hat, dieses von einem dem Zucker ähnlichen Stoffe der Zelle herrühi*en muss und dass, wenn dieser Stoff der Hefe Chemie der laudwirthschaftlichen Nebengewerbe. 209 durch Wasser nicht entzogen werden kann, derselbe in einer festen Ver- bindung mit einem N- reichen und schwefelhaltigen Körper in der Zelle enthalten sein muss. Es ist festgestellt, dass ein Theil der N- haltigen Bestandtheile der Hefe bei der Gälu'ung löslich wird und in die gähreude Flüssigkeit tiber- gelit. Dieser Theil kann wieder zur Ernährung des Hefepilzes dienen und eine Gewichtsvermehrung der Hefe bewirken, wobei aber die Hefe stets relativ ärmer an Stickstoff wird. Bringt man Hefe, welche in einer zuckerhaltigen Flüssigkeit eine gewisse Menge N-haltige Substanz verloren hat, zum zweiten Male mit Zuckerlösuugen in Berührung, so lässt ihre Wirksamkeit nach, und wird schliesslich bei wiederholter Erneuerung der Zuckerlösuug gleich Null. Wird dagegen eine gegohreue Flüssigkeit filtrirt, das Filtrat von Alkohol befi'eit und zu diesem Rückstand, welcher die von der Hefe abgegebenen N- haltigen Stoffe enthält, eine Spur frische Hefe gesetzt, so bemerkt man alsbald einen deutlichen Hefeabsatz, der sich durch Wiederholung der Operation beliebig vergrössern lässt, wenn man nur die Vorsicht trifft, die gebildete Säure durch kohlensaures Natron zu neutralisiren. Auf diesem Vorgang beruht die sogenannte Nachgährung. Auf Grund dieser Betrachtungen fast v. Liebig seine Ansicht über Gährung folgendermassen zusammen: Der Zelleuinhalt der Hefe besteht aas einer Verbindung von einem Stickstoff- und schwefelhaltigen Körper mit einem Kohlenhydrat oder Zucker. Wird die fertiggebildete Hefe in Wasser gebracht, so tritt eine Umsetzung des Zelleninhalts ein, eine moleculare Bewegung, in Folge deren der Stickstoff- und schwefelhaltige Körper löslich wird, in die Flüssigkeit übertritt und in Folge deren der Zucker in Alkohol und Kohlen- säure zerfällt. Nimmt man statt des Wassers eine Rohrzuckerlösung, so verwandelt der Stickstoff- und schwefelhaltige Körper den Rohrzucker zu- nächst in Traubenzucker, letzterer dringt durch die Zellenwandung und verhält sich in der Zelle selbst wie der Zucker oder ein Kohlenhydrat, wel- ches einen Bestandtheil des Zelleninhalts ausmacht, indem er nämlich in Alkohol und Kohlensäure (oder Bernsteinsäure, Glycerin und Kohlensäure) umgesetzt wird. Weiterhin zeigt v. Lieb ig, dass die Behauptung Pasteur's, wonach sich Hefe in einer Mischung von weinsaurem Ammoniak, Zucker und den Aschebestandtheilcn der Bierhefe fortzupflanzen vermag, keineswegs durch seine Versuche ei-wiesen ist, dass die andere Behauptung von Pasteur, dass sich aus dem Stickstoff der Hefe bei der Gährung nicht die kleinste Menge Ammoniak bilde, sowohl nach den eigenen Angaben von Pasteur als nach seinen (Liebig's) Versuchen auf einem Irrthum beruht. Wir übergehen jedoch die Begründung für diese Einwendungen gegen Pasteur's Ansicht und wenden uns zum 2. Theil der Liebig'schen Ab- handlung, nämlich zu der Essigsäure-Gährung. Wenn schon die alkoholische Gährung nur auf einen chemischen Vorgang zurückgeführt werden muss, so gilt dieses nach v. Liebig vollends für die Essigsäure-Gährung-, die Essigbildung ist kein Product der Myco- denna accti, sondern lediglich das Product eines Oxydationsprocesses. v. Lieb ig weist darauf hin, dass Alkohol durch fein vertheiltes Platin Jahresbericht. 3. Abth. 14 01Q Chemie der landwirfhsehaftlichen Nebengewerbe. (Platinscliwamm) in Aldehyd uud Essigsäure verwandelt wird, dass nach den Untersuchungen von Schönhein eine Menge organischer Materien ebenfalls das Vermögen besitzen, Sauerstoff in sich zu verdichten und oxydirend auf andere Stoffe zu mrken. De Saussure hat nachgewiesen, dass Wasserstoff in einer sauerstofl'haltigen Atmosphäre über verwesenden organischen Stoffen zu Wasser oxydirt wii'd; denkt man sich statt des Wasserstoffgases Weingeistdampf mit dem vei'wesenden Holz oder einer anderen ähnlich wü'kenden organischen Substanz in Berührung, so hat man die Erklärung der Essigsäurebildung aus Alkohol, v. Lieb ig hat sodann Holzspähne, welche seit 25 Jahren der Essigsäurefabrikation gedient hatten, untersucht, aber dieselben fi-ei von Mycoderma aceti und nur mit einem Ueberzug von Unreinigkeiten bedeckt gefunden. Wenn in einer Essigfabrik gegohrener Wein oder Biermaische, welche die Nährstoffe der Mycoderma aceti enthält, Verwendung finden, so vermehrt sich der Pilz stark und verstopft die gebildete Essigmutter nicht selten die Zwischen- räume und die Kohle, so dass die Essigbildung aufhört. Bei Anwendung von reinem Alkohol sind die Nälu'stoffe der Mycoderma aceti ausge- schlossen und es bildet sich Essigsäure ohne diese. Ist neben dem Aethyl- alkohol noch Amylalkohol vorhanden, so geht letzterer in Valeriansäui'e über. Dass die Essigmutter die Entstehung der Essigsäure zu vermitteln vermag, ist wohl unzweifelhaft, aber sie ist nicht die Ursache der Bildung. Der Alkohol bedarf nur des Sauerstoffs, um in Essigsäure überzugehen, und diesen Sauerstoff vermag nicht die Mycoderma aceti zu liefern, son- dern nur die Luft, welche, wo sie die Essigbildner verlässt, sauerstoff- ärmer ist. V. Lieb ig theilt sodann die Zersetzungsprocesse organischer Stoffe in 3 Gruppen, nämlich 1. in solche, die einmal eingeleitet, ohne Mitwirkung des Sauerstoffs der Luft verlaufen, wie Milchsäure- und Buttersäure - Gährung und Fäul- niss thierischer Substanzen, 2. und 3. in solche, die durch die Anwesenheit des Sauerstoffs bedingt sind. Sie umfassen die Essigsäure-, Salpetersäure -Bildung und die Harngähi'ung. Letztere besteht in einem Oxydations- und Spaltungs- process. Während ein Theil der Harnbestaudtheile oxydirt wird, wirkt dieser ^ach Art der Fermente eben durch den Act der Oxy- dation auf die Zersetzung des Harnstoffs, welche unter Aufnahme der Elemente des Wassers in kohlensaures Ammoniak übergeht. Hier scheint also ein Act der Bewegung, welcher die Oxydation der Harn- bestaudtheile veranlasst und begleitet, die Zersetzung des Harnstoffs, welcher sich au dem Oxydationsprocess nicht betheiligt, heiTorzurufen. Eine mit Bierhefe versetzte Dextrinlösung geht für sich nicht in Gährung über, wohl zerfällt auch sie zum grossen Theil in Alkohol und Kohlensäure, wenn man der Lösung etwas Zucker zusetzt. Hier also wii'd ebenso wie bei der Harngähi'ung die Bewegung der Zuckeratome auf die des Dextrins tibertragen. Zum Schlüsse bespricht v. Liebig den Einfluss einiger chemischer Agentien auf die Alkoholbilduug. Letztere wird verhindert durch Queck- KÜberoxyd und Kupfersalze, ebenso wirkt Chloroform in einigen Tropfen Chemie der landwirthscliaftlicheu Nebengewerbe, 211 angewendet, Chinin nud Blausäure, letztere jedoch nur so lange, Ms sie verdunstet ist. Chlorkalium und Chloruatrium scheinen die Alkoholgährung in etwas zu beschleunigen. Aetzalkalien bis zur stark alkalischen Reaction hinzugefügt, verhindern die Gährung nicht. Das Verhalten der Hefe gegen Blausäure ist ähnlich dem des Blutfarbstoffs gegen dasselbe Agens, ^) wie denn überhaupt die Hefezellen in ihrem Verhalten gegen gewisse Agentien grosse Aehnlichkeit mit thierischen Gebilden haben. Die in vorstehender Abhandlung von v. Lieb ig niedergelegten An- sichten hat besonders Pasteur (und andere französische Chemiker) zu bekämpfen und widerlegen versucht. Die zahlreichen Abhandlungen der- selben, welche so zu sagen fast den ganzen Inhalt der Comptes rendus von 1872 ausmachen, enthalten im wesentlichen nur eine Discussion älterer Versuche, ohne dass neue Thatsachen beigebracht werden. So hält Pasteur-) seine Ansicht über Alkohol- und Essigsäure- Gährung auf Grund seiner früheren Versuche einfach aufrecht und be- merkt unter anderem, dass der Nachweis füi- das Wachsen der Bierhefe in einer salzhaltigen Zuckerlösung deshalb schwierig sei, weil andere Or- ganismen iuterveniren und die Entwickelung der Hefe stören können. Es entwickeln sich nicht selten gewisse Infusorien, das Milchsäureferment, welche die Vermehrung der Bierhefe aufhalten. Wenn man dagegen reinem krystallisirten milchsaureu Kalif, phosphorsaures Ammoniak, Magnesia, Kali, sowie etwas schwefelsaures Ammoniak und Milchsäure zu- setzt, so entwickeln sich so lange Vibrionen, als noch milchsaurer Kalk vorhanden ist. Pasteur erbietet sich sodann in dem v. Liebig erwähnten Holzspahn, welcher der Essigfabrikation gedient hat und frei von Mycoderma aceti sein soll, letztere nach Zusendung nachzuweisen. Jedenfalls würde v. Liebig, wie er (Pasteur) behauptet, gefunden haben, dass der Holzspahn durch ^a-stüudiges Eintauchen in siedendes Wasser wenigstens auf längere Zeit seine Fähigkeit, Alkohol in Essigsäure zu verwandeln, verloren haben würde. Nach diesen Auseinandersetzungen von Pasteur ergreift Fremy^) das Wort und weisst darauf hin, dass die Bildung der Essigsäure aus Milchzucker nach seinen und Bontron's Versuchen eine Gährungserschei- nung sei, dass das hierzu nothwendige Ferment sich aus dem Casein bilde. Jegliche Gährungsart verlange zwar ein besonderes Ferment, aber eine und dieselbe Stickstoff Jialtige Substanz könne verschiedene Fermente erzeugen; so entstehe aus dem Casein bald die Alkohol-, bald die Milchsäure-, bald die Buttersäurehefe. Auch stellt Fr emy die merkwürdige Behauptung auf, dass die Hefekeimc nicht aus der Luft — wenigstens nicht in allen Fällen — in die gährungsfähige Flüssigkeit getragen werden, dass vielmehr die N-haltigc Substanz sich in Berührung mit Luft in Hefe umwandelt. Letztere Behauptung ist die Veranlassung zu einem heftigen Kampfe zwischen Pasteur und Fremy, der bis Ende 1872 noch nicht zum Ab- ») Vergl. Ed. Schaer in Thierernährung. ^) Comptes rendus 1871, 73, 1419, 1424, 1427 u. 1461. 3) Ibidem 1424. 14* 212 Chemie der laiidwirthschaftlichen Nebengewerbc, scliluss gelangt ist. Der Drehpunkt des Streites ist die Weingährung des Traubensaftes. Während nach Fast eur^) die Weingährung durch die den Trauben und zwar der Aussenschicht anhängenden und aus der Luft her- ridu'endeu Pilzsporen verursacht wird, lässt Fremy^) das Alkoholferment durch eine Umwandlung des Protoplasmas des Traubensaftes entstehen. Die Verfasser bestreiten gegenseitig die Richtigkeit ihrer Versuche, jedoch scheint nach den von Pasteur beigebrachten Untersuchungen die Ansicht vonFremy unhaltbar zu sein. Aehnliche Ansichten über Gährung wie Fremy äussert A. Trecul-^); auch er ist der Ansicht, dass die Hefe durch eine Art spontaner Zeugung aus den N-haltigen Stoffen gebildet wird, indem aus letzteren Bacterien entstehen, oder auch direct Alkoholhefe oder Mycoderma-, unter gewissen Bedingungen gehen die Bacterien in das Ferment der Milchsäure über, dieses in Alkoholhefe-, aus letzterer entsteht Mycoderma aceti und hieraus endlich PeuiciUium. Pasteur verweist diesen Aeusseruugeu Fremy 's gegenüber einfach auf seine früheren Ver- suche, wonach Harn und Blut in Berührung mit einer von Keimen befi'eiter Luft längere Zeit aufbewahrt werden können, ohne dass die geringste Fäul- niss und Gähruug eintritt. Auch J. C. de Seynes^) wendet sich gegen die Behauptungen Tre- cul's, indem er mit De Bary aus seinen Versuchen schliesst, dass eine Umwandlung cj^r Bacterien in Hefezellen nicht statthat. Wir übergehen die Einzelheiten dieses unerquicklichen Streites, woran auch noch Lcchartier, Barral, Verrier^) und sonstige Mitglieder der Akademie Theil nehmen, und gehen zu Versuchen und Ansichten anderer französischer Chemiker über. Dubrunfaut*") führt, wie schon bekannt ist, au, dass die Bierhefe an Wasser keinen Stickstoff abgiebt, aber viele Miueralstoffe. Die Asche der in Wasser löslichen Stoffe reagirt alkalisch, die des Rückstandes sauer. Er glaubt dieses durch Gegenwart freier Phosphorsäure und phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, welche sich stets bildet, erklären zu können. Auch studirte derselbe Verfasser den Einfluss einiger Salze auf die Vergährung des Mostes. Er fand, dass bei der Gähi'ung in Lösungen von Ammoniak- salzen das Ammoniak abnimmt und die Asche der Hefe erheblich sauer wird. Ammoniaksalze sind, wie bekanntlich auch Pasteur fand, im Stande, die Bierhefe zu vermehren, jedoch hat die letztere in diesem Falle weni- ger Stickstoff als bei Anwendung von Albuminaten, z. B. 0,10 in diesem und 0,075 in ersterem Falle, wovon ein Theil der phosphorsauren Am- moniak-Magnesia zufiel. Die als Nahrung dienenden Albuminate entwickeln in dem Moment, wo sie zerfallen und den alkalischen Character verlieren, Ammoniak. Auffallend war, dass bei Anwendung von salpetersauren Salzen die Salpetersäure verschwunden war. Die Gegenwart einiger Salze hatte 1) Comptes rendus 1872. 74, 276, 355. 75, 782, 973. 2) Ibidem 74. 75. 403. 781, 784 u. 1056. Vergl. Berichte der deutschen ehem. Gesellschaft in Berlin, 1872. 837. 3) Ibidem 1871. 73. 1453. 4) Ibidem 1872. 74. 113. s) Ibidem 1872. 74. 289-503 und 504. 75. 1203. «) Ibidem 1871. 73. 200, 263 und 459. Chemie der landwirtlischaftlichen Nebeiigewerbe, ''IS eine Beschleunigung clor Umwandlung des Zuckers zur Folge, indem in gleicher Zeit vergohren war: Zusatz von: Most ohne schwefelsaurem schwefeis. schwefeis. phosphors. schwefelsaurem Salzzusatz. Natron. Kalk. Magnesia. Kalk. Kali. Ammoniak. 0,50 0,52 0,62 0,73 0,80 0,88 0,94. Mit salpetersaurem Kali war der Zucker vollständig vergohren. Zu diesen Mittheilungen von Dubrunfaut bemerkt Js. Pierre^), dass die Gähi-ung desto rascher verlaufe, je höher die Temperatur ist, und sich um so mehr höhere Alkohole (Amyl- und Butylalkohol) bilden. Bei einer möglichst niedrigen Temperatur entsteht ausser dem gewöhn- lichen (Aethyl-) Alkohol nur Proi)ylalkohol. Hieraus erklärt sich die gei*ingere Ausbeute an Alkohol bei Gährung in hohen Temperaturen, zu- mal mit der Bildung von Amyl- und Butylalkohol eine grosse Wassereli- mination verbunden ist, z. B. : 5Ci2 Hi2 Oi2 = 4 (Cio Hi2 O2) -!- 12 HO. Butylalkohol A. Petit 2) stellt eine ganz neue Gährungstheorie auf. Er behauptet, dass Hefezellen ohne Gährung und umgekehrt Gährung ohne Hefe entstehen kann. In einer tiltrirteu gährungsfähigen Flüssigkeit bilden sieh Hefezellen, ohne dass Gährung eintritt; letztere beginnt erst, M'enn sich eine gewisse Menge Hefe- zellen am Boden des Gefässes augesammelt hat; von hier aus beginnt die Kohlensäureentwickelung. In einer sehr verdünnten Zuckerlösung findet keine Gährung statt. Besteht ein richtiges Verhältniss zwischen Hefe und Zucker, so beginnt die Gährung und die entwickelte Kohlensäure bleibt selbst in weiten Grenzen des vorhandenen Zuckers (20 — 300 Gr. pr. Liter) für die- selbe Hefemenge constant. Die Erscheinung, dass Hefe im Wasser vertheilt, Jod absorbirt und nach einiger Zeit Jodwasserst oflfgas entwickelt, bildet die Stütze für des Verfassers neue Theorie, indem er annimmt, dass auch in einer Zuckerlösung die Hefe das Wasser in seine Elemente zerlegt, den Sauerstoff aufnimmt, während der Wasserstoff den Zucker in Kohlen- säure und Alkohol zerlegt nach der Gleichung: C12 H12 O12 -- H — 2 (C4 He O2) 1 4 CO2 -h H. Der freigewordene Wassei'stoff wirkt wieder auf ein zweites Molecül Zucker und so fort, so dass die zersetzte Zuckermenge durch ein einziges Molecül Wasserstoff eine unbegrenzte sein könnte, wenn nicht gleichzeitig Glvcerin entstände nach der Gleichung : Gl 2 Hl 2 Ol 2 4- 4 H. — 2 (Ce Hg Oe). Dass gerade dem Wasserstoff die Zersetzung des Zuckers zufällt, schliesst Verfasser aus dem Umstände, dass in zwei Gährungsflüssigkeiten, von denen die eine 1 pCt. Schwefels. Natron enthält, gleich viel Kohlensäure ent- wickelt wird und sich aus dem Sulphit unter Sauerstoff-Absorption Sulphat bildet. Weun die Gährung ohne Anwesenheit von Sulphiten verläuft, so bildet der Sauerstoff I^ernstcinsäure und Essigsäure nach der Gleichung: Gl 2 Hl 2 Ol 2 -f- Oio = Cs He Og -|- 4 CO2 -|- ^ HO. Bernsteinsäure. C12 Hl 2 0,2 -j- Os =r 2 (C4 H4 O4) 4- 4 CO2 -f 4 HO Essigsäure. ') Comptes rendus 1871. 73, 317. 2) Ibidem 1871. 73. 267. 214 Chemie der landwirthschaftlicheii Neben»ewerbe. A. Petit führt somit die Gähruug auf rein chemische Vorgänge zurück und nähert sich, wenn auch in anderer Form, der Liebig'schen Anschauung. Entgegen der letzteren führt F. Bechamp^) Versuche an, wonach die alkoholischen Fermente auch ohne Zusatz von Proteinsubstanzeu zu einer zuckerhaltigen Flüssigkeit entstehen, indem er Gährung u. Schimmel- bildung beobachtete in einer Flüssigkeit, welche ausser Rohrzucker nur Salpeter- und phosphorsaure Alkalien enthielt und dem Einfluss der Luft ausgesetzt war. Ein Theil der Salpetersäure ging dabei in Ammoniak über. Ebenso wendet sich A. Bechamp^) gegen die Ansicht vonv. Liebig. Derselbe untersuchte zunächst einige nach einem besonderen Einäscherungs- verfahren 3) dargestellte Hefeaschen mit folgendem Resultat: Asche L IL Gesammtasche . . 7,669 9,73 Schwefelsäure . . 6,376 5,046 Phosphorsäure . . 58,866 53,443 KaH 28,791 31,521 Natron . . . . 1,929 0,771 Kalk 2,491 2,395 Magnesia . . . 6,546 3,772 Eisenoxyd . . . 7,342 2,734 Fernerhin giebt A. Bechamp in mehreren Abhandlungen seine Anschau- ungen über die Gährung. Er ist mit v. Liebig einverstanden, dass wäh- rend des Wachsthums der Hefe eine stickstoffhaltige Substanz ausgeschie- den wird, welche Rohrzucker in Traubenzucker umzuwandeln vermag, aber diese Substanz, die Bechamp „Zymas" nennt, ist nicht das Product einer Zersetzung, wie v. Liebig annimmt, sondern entsteht durch den Le- bensact der Hefe, indem sie sich in den Organen nur bildet, so lauge diese vegetiren. Die Zymas wird gleichzeitig mit Phosphorsäure und Spuren von Albumin aus den Hefezellen durch Exosmose ausgeschieden-, es bilden sich durch einen physiologischen Process Leucin und Tyrosin. Wie bei allen höheren Organismen die Microzymas das eigentliche zellenbildende Element sind, so müssen sie auch als die eigentlichen Gäh- rungserreger angesehen werden. Die Microzymas der Atmosphäre sind — Fermente derselben Art wie die der Kreide. Sie finden sich nach ferneren in Verbindung mit Estor angestellten Versuchen in dem Organismus von Anfang bis zu Ende seiner Entwickelung, z. B. im Ei, vor und nach der Bebrütung, in sämmtlichen thierischen Geweben, den Blutkügelchen etc. Jeglicher Bildung eines organischen Gebildes geht die Entstehung der Microzymas voraus; sie können auch in Bacterien und Bacteridien über- gehen. HI. In Wasser In 100 löslicher, unlösl. Theil. 8,88 Theilen: 0,042 0,113 5,665 0,430 1,090 55,628 — 0,785 28,691 — 0,022 0,804 0,032 0,012 1,608 — 0,188 6,878 — 0,023 0,840 1) Comptes reiuliis 1872. 74. 113. 2) Ibidem 1871. 73. 337, ienier 1872. 74. 184, 629; 75. 962, 1036 und 1199, 1830, 1519, 1523, 1284. ') Vergl. Chem. Central-BI. 1871. 34. 535. Chemie der landwirthschaftlicheii Nebeimewerhe. 315 Weitere Studieu über die Gährung gaben Becbamp unter anderem das Resultat, dass als Massstab für die zerstörte Hefcsubstauz die Phos- pliorsäure, fiu- die Energie des Gäürungsprocesses die gebildete Essigsäure dienen kann. Letztere wird durch die atmosphärische Luft eher vermin- dert als vermehrt-, eine Vermehrung derselben tritt auf bei nur in einer Zuckerlösung ernähiten und verkümmerten Hefebildung, sowie durch holde- ren Druck. Essigsaures Natron liefert unter dem Einfluss der Gährungspilze Al- kohol, oxalsaures Ammoniak, Alkohol und Essigsäure. Die Pilze, Avelche sich auf Tanninlösuug, Gelatine, Schnupftabak und verschiedenen Blumen- blättern entwickeln, sind im Stande, Alkohol und Essigsäure zu produciren, veranlassen auch zuweilen die Entstehung von Milchsäure, ohne dass sich Bacterien bilden. Bei der Gährung der Milch bildet sich nach Blondlot ^) ein eigen- thümliches alkoholisches Ferment, welches von dem Ferment der Hefe verschieden ist. — Dumas") endlich glaul)t auf Grund seiner Untersuchung der Ansicht V. Liebig folgende Thatsacheu entgegensetzen zu können: Keine in der Zuckerlösung hervorgerufene chemische Bewegung vermochte die Spaltung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure zu bewirken. Die durch die Gährung selbst erzeugten Bewegungen werden nicht auf eine merkliche Entfernung übertragen. Der Ansicht vonBerzclius widerspKcht die That- sache, dass die zuckerhaltige Flüssigkeit in Gegenwart von Hefe und ge- wissen Salzen nicht in Gährung übergeht, obgleich der Zucker unter dem Einfluss der Hefe in Invertzucker umgewandelt wird. Die Dauer der ein- fachen Gährung, welche durch Gegenwart von Zucker, Hefe und Wasser veranlasst wird, ist proportional der vorhandenen Zuckermenge; ihr Gang ist langsamer sowohl im Dunkeln wie im luftverdünnten Raum. Die Gährung ist von keiner Oxydation begleitet; im Gegentheil wird Schwefel in Schwefelwasserstoff übergefülu't. — Von den Arbeiten deutscher Chemiker fallen die von Ad. Mayer^) Ernährung (los Bicrherfi" schwer gegen die Liebig'sche Gährungstheorie ins Gewicht. Ad. Mayer piizes. beschäftigt sich schon seit längerer Zeit, mit dem Studium über die Be- ziehung zwischen Hefeentwdckclung und Gälu'ung in der Weise, dass er die Ernährungsbedingungeu des Hefepilzes durch Beobachtung der Gäh- rangsintcnsitäten feststellt. Die Resultate bezüglich des Einflusses u. Bedürfnisses an Aschebestand- theilen sind im wesentlichen dieselben, welche Verf. schon früher^) mitgetheilt hat. Am meisten scheint das phosphorsaure Kali in ursächlicher Be- ziehung zu der Zerlegung des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure zu stehen, indem mit der Ausschliessung dieses Salzes die Gährungsintensität sofort nachlässt, und dasselbe durch ein anderes Kalisalz oder durch phos- phorsaures Natron oder Ammoniak ersetzt werden kann. Als femer noth- 1) Comptes rendus 1872. 74. 534. 2) Ibidem. 1872. 75. 277. 3) Pogg. Ann. d. Physik u. Chemie 1-1:3. 293 u. Laudwirthsch. Versuchsst. 14. 1 u. 470. -») Vergl. diesen Jahresbcr. 1868—69. 675, O 1 fi Chemie der landwirthschaftliehen Nebengewerbe. wendige anorganische Nährstoffe haben sich die Magnesiasalze erwiesen, wähi'end Kalk allem Anscheine nach entbehrt werden kann und Schwefel nur in geringen Mengen vorhanden zu sein braucht. In eingehendster Weise hat sich Verf. mit der Frage über den Stick- stoffbedarf des Hefepilzes beschäftigt, Hierbei stellte sich heraus, dass Ammoniaksalze und solche Stickstoff-Körper, welche dem Ammoniak in seiner Constitution nahestehen, im Stande sind, den Hefepilz vollständig mit Stickstoff zu versorgen, wenn sie auch keine sehr üppige Vegetation ermöglichten. Hierdurch nähert sich der Hefepilz den höheren grünen Pflanzen, unterscheidet sich aber bezüglich der Stickstoff-Assimilation von diesen dadurch, dass er sich nicht auf Kosten von Salpetersäure mit Stick- stoff versorgen kann. Als ausgezeichnetes Stickstoff- Nahrungsmittel hat sich das Pepsin bewährt, nicht minder Diastase und zwar stand diese Befähigung in kei- nerlei Beziehung mit der Fermentwirkung dieser Körper. Das Pepsin wirkte aber vorzugsweise durch die es begleitenden Peptone, welche sich durch grosse Diffusibilität auszeichnen. Dieses brachte Verf. auf den Ge- danken, dass die Eiweissköi-per wegen ihres grossen osmotischen Wider- standes, welchen sie dem Uebergange durch die Pilzmembrau entgegen- setzen, dem Hefepilz nicht als Nahrungsmittel dienen können. Die Ver- muthuug bestätigte sich, indem der diffusibile Körper, welcher aus dem Malzextract gewonnen wurde, ein aussergewöhnlich günstiges Resultat für die Hefefernährung gab. Mit der Stickstoffaufnahme läuft die Abgabe stick- stoffhaltiger Stoffe unbekannter Natur parallel, welche nicht wieder zur Ernähi'ung des Hefepilzes dienen können. Verf. erläutert sodann seine Ansicht über den ursächlichen Zusammen- hang zwischen Hefepilz-Ernährung und alkoholischer Gährung-, der Hefe- pilz bedarf nicht, wie andere Organismen, der Zuführung von freiem Sauerstoff, aber es müssen ihm wie jedem Organismus zur Vollfülu'ung sei- ner Lebensfunctioneu chemische Spannkräfte zur Verfügung stehen, welche in die Form von Wärme oder mechanische Bewegung übergehen. Wenn- gleich diese chemischen Spannkräfte für gewöhnlich in der Affinität von Sauerstoff zu organischer Substanz bestehen, so können sie auch theo- retisch ebenso gut durch Affinitäten, welche durch innere Spaltungen or- ganischer Körper ohne Sauerstoff-Zutritt frei werden, repräsentirt werden, und tritt alsdann der Lebensprocess des' Hefepilzes in die Reihe der uns geläufigen Stoffwechselvorgänge höherer Organismen. Der Zerfall des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure ist mit einem Verluste an chemischen Spannkräften verbunden •, der gebildete Alkohol hat eine erheblich kleinere Verbrennungswärme, als derjenigen Menge Zucker entspricht, aus welcher er bei der Gährung entstanden ist. Es kommt somit dieser Zerfall einer Verbrcimungserscheinung nahe, welche man als eine innere Verbrennung bezeichnen könnte. — Aehnliche Ansichten über den Vorgang der Gäh- rung äussert H. Reineck. ^) — Durch Betrachtungen über die Function des Protoplasma's in der Pflanze überhaupt, sowie über die Zellenbildung aus den zuckerartigen Be- 1) Polytechn. Journal 1872. 303. 282 Chemie der landwirtbschaftlicben Nebengewerbe. 217 standtheilen des Bildungssaftes kommt Mayer zu der Vorstellung, dass der Zucker des protoplasmatischen Zellsaftes der Hefe einerseits zur neuen Zellstoffablagerung dient, andererseits jene Spaltung in Alkohol u. Kohlen- säure erleidet. Der zerfallene Zucker wird durch einen einfachen osmo- tischen Vorgang aus der zuckerhaltigen Flüssigkeit ergänzt. Weiterhin hat Verf. die Versuche von Schaer (siehe weiter unten), die ergeben hatten, dass Blausäure auf Ferment Wirkung der Hefe zerstö- rend wirkt, nicht aber auf das Wachsthum der Hefe, wiederholt und ge- funden, dass beide Prozesse durchaus nicht von einander getrennt werden können. Die Hefeentwickelung und gleichzeitig die Gährung werden nur unter gewissen Umständen durch Blausäure zersört, nämlich wenn die Menge der anwesenden Blausäure die der anwesenden Hefe um ein ge- wisses Verhältuiss übersteigt, während es dabei weniger auf den Gehalt der Gährungsflüssigkeit an Blausäure ankommt. Wird z. B. Blausäure erst nach durch minimale Aussaat ki-äftig eingeleiteter Gährung der Flüs- sigkeit zugesetzt, so wird unter gewissen Umständen die Gährung nicht wesentlich verhindert, sie wird aber durch dieselbe Menge ganz unterdrückt, wenn der Zusatz zu Anfang und gleichzeitig mit der Aussaat geschieht. Aber unter keinen Umständen gelingt es, die beiden Processe, Ferment- wirkung (Gährung) und Hefevegetation, von einander zu trennen; denn was ii'gendwie als Fermeutwirkung der Hefe angesehen werden kann, wird keineswegs durch die Anwesenheit der Blausäure verhindert. In einer Untersuchung über Einfluss der Kali- und Natronsalze jfg,1f^^*j^^. auf die Alkoholgährung kommt C. Krap zu Resultaten, welche mit tronsaize auf denen von Pasteur und Ad. Mayer nicht im Einklang stehen. Die gährung. merkw^ürdigen Wirkungen der Kalisalze auf den thiei'ischen Organismus sind bekannt, sie erhöhen die Herzthätigkeit und müssen als Reizmittel der Muskeln angesehen werden. Da nun nach v. Lieb ig die Vorgänge im Muskel und der Hefe als analog bezeichnet werden können, so ver- muthete Verf. eine ähnliche Wirkung der Kalisalze auf die Hefethätigkeit. In der That fand sich diese Vermuthung bestätigt. Denn die Gährung (Candiszuckerlösung unter Hefezusatz) verlief unter sonst gleichen Be- dingungen bei denjenigen Proben am rapidesten, welche einen Zusatz von Kalisalzen erhalten hatten, z. B. Vergol^^'ener Zucker. Vergohrener Zucker. Reine Zuckerlösung = 100 100 0,1 KCl 128,8 0,5 KCl 110,8 0,5 „ 134,3 0,5 NaCl 103,4 2,0 „ 122,6 0,5 NH4CI 103,4 5,0 „ 105,5 0,5 KO.SO3 126,1 10,0 „ 45,7 0,5 NaO.SOs 113,2 0,1 NaCl 100,0 0,5 NaO.NOä 108,5 0,5 NaC1118,l 0,5 NaO.NOs 103,4 2,0 NaCllll,! 0,5 NH4O.NO5 100,0 5,0 NaCl 80,4 0,5(KO)2HOPOi 5 106,2 10,0 NaCl 8,4 0,5 KO.CO2 92,7 0,5 NaO. CO2 87,0 ') Ann. d. Chem. u. Pharm. 1872. 158. 65. 318 Chemie der laudwirthschaftlicheu Nebeuaewerb;^ Die aus diesen und einigen anderen Zahlen vom Verf. gezogenen Schlüsse stehen zum Theil mit den Zahlen selbst im Widerspinich, so z. B. dass sich die Ammonsalze ganz iudifterent verhalten sollen, während bei Chlorammonium wenigstens eine günstige Wirkung in die Augen fällt. Die Kalisalze erhöhen vorzugsweise die Gährungsthätigkeit der Hefe, sie stehen den entsprechenden Natronsalzen, welche für den thierischen Organismus sich als wii'kungslos erwiesen haben, überall voran. Die schwefelsauren Salze sind am wirksamsten, woraus auf eine Betheiligung der Säure selbst an der Gesammtwirkung geschlossen werden kann. Dass die Salze hier nicht in ihrer Eigenschaft als Nährstotfe (im Sinne von Pasteur und Mayer) wirken, glaubt Verf. vorzugsweise aus dem Umstände zu schliessen, dass die beschleunigende Wirkung der Kalisalze bei lange andauernder Gähi-ung von etwa 70 Stunden — die Versuche dauerten meistens nur 24 Stunden — fast Xull wurde, und dann auch gerade das salpeter- und phosphorsaure Kali als erwiesenermassen ausgezeichnete Pflanzennährstoffe am besten gewü'kt haben müssten, was nicht der Fall war. dimjbl'?''der ^- Baeycr^) führt die Alkohol- und Milchsäure - Gährung auf eine Gährung. Anhydritbildung zurück, wie sie in manchen chemischen Processen unter Austritt von Wasser und unter Condensatiou eintritt. Er vermuthet nämlich, dass bei der Gährung der Zuckerarten zunächst eine Wanderung des Sauerstoff's von einem Kohlenstoff-Atom zum anderen erfolgt, dass sich der Sauerstoff an irgend einer Stelle anhäuft, in Folge dessen alsdann eine Sprengung der Kohlenstoffkette des Molecüls hen^orgerufen wird. Verf. erinnert daran, dass eine solche Accumulatiou des Sauerstoff's bei der Um- wandlung des Propylalkohols in Isopropylalkohol statthat, dass auch bei der Spaltung der Oxalsäure in Ameisensäure und Essigsäure die Kohleu- stoffkette gesprengt Adrd. AiKohoi- und Wie Pastcur, Mayer und andere, so schliesst auch C. 0. Harz 2) Milchsäure- i -t t yi Gährung. dass die Gährung nur durch lebende Organismen hervorgerufen wird, wenn auch die Frage über das Wie noch nicht beantwortet werden kann. Die alkoholische Gährung ist nach ihm ein chemisch -physikalischer Process, welcher durch die Assimilationsthätigkeit der Hefe bedingt ist. Die Zellen- membran assimilirt den in Lösung befindlichen Zucker, und indem sich die Tochterzellen bilden und zu Mutterzellen werden, erleidet die Membran der letzteren von aussen nach innen eine Metamorphose (sogen, rück- schreitende), in Folge dessen durch fortgesetzte Assimilationsthätigkeit aus der zerfallenden Membran Alkohol und die anderen Producte der Gälu'ung entstehen. Die Milchhefe soll auch als Alkoholerzeuger benutzt werden können, wenn sie geeignete Medien, Zucker- und Nähi'stofflösungen vor- findet. — Des Weiteren sei auf das Original ver\\iesen. keu'dlrPhfs- ^*^- Heiscfis) und Frankland^^) haben die Beobachtung gemacht, phorsäure für dass Abfuhrwasser und ein an organischen Stoffen reiches Wasser beim "*^ tation!^*" Stehen au der Luft die Eutwickelung von kleinen sphaerischen Zellen 1) Berichte d. deutschen ehem. Ges. in Berhn. 1870. 63. 2) Vierteljahi-schr. f. Pharm. 1871. 30. 392 u. 481. 3) Berichte d. deutschen ehem. Ges. iu Berlin. 1870. 629. 4) Ibidem 1871. 169. Chemie der laudwirthschaftlichen Nebeugewerbe. 219 veranlasst. Xacli Franklaud genügt aber nicht die Gegenwart orga- nischer Stoffe allein, -denn Drainagcwasser, Avelches von Kloakenflüssigkeit herrührte nnd0.23pCt. organischen Stickstoff enthielt, zeigte keine Fungus- Vegetation. Dieser und viele andere Versuche brachten Fraukland auf die Vennuthuug, dass die Entwickclung der Pilze \ielleicht von der Gegen- wart an Phosphor oder Phosphorsäure bedingt sei. Diese Vermuthung hat sich wirklich bestätigt und schliesst Verf. : Trinkwasser, gemengt mit Kloaken- st offen, Eiweiss. Harn oder in Berühung mit Thierkohle entwickelt nach Zusatz geringer Mengen Zuckers bei geeigneter Temperatur eine Fungoid- Vegetation. Die Keime der Organismen existiren in der Atmosphäre und jedes Wasser enthält dieselben nach momentaner Berührung mit der Luft. Die Entwickeluug dieser Keime kann ohne die Gegenwart von Phosphor- säure oder einem phosphorsauren Salz, oder Phosphor in irgend einer Verbindung nicht stattfinden-, in phosphorfreiem Wasser gedeihen die Keime nicht. Dieses veranlasst den Verf., den Ausspruch „ohne Phosphor kein Gedanke"', in „ohne Phosphor gar kein Leben" umzuwandeln. Das Ferment der Bierhefe stellt nach F. Hoppe-Seyler i) ein BiTrhefe^*'' weisses, in Wasser lösliches Pulver dar, welches in trocknem Zustande und unter Alkohol unverändert aufbewahrt werden kann. Die lebende Bier- hefe hält dasselbe zurück und giebt es an Wasser nicht ab; tödtet man dieselbe indess durch Zusatz von etwas Aether, so lässt sich das Ferment durch Wasser leicht ausziehen und kann aus der Lösung gewonnen werden. Die wässerige Lösung des Ferments bewirkt die Umwandlung des Rohr- zuckers in Trauben- und Fruchtzucker innerhalb kürzester Zeit. Dasselbe theilt F. W. Gunning^) über das Bierhefe-Ferment mit. Gunning gewann dasselbe in der Weise, dass er frische Hefe fein in Wasser vertheilte, längere Zeit (bis die überstehende Flüssigkeit farblos wai*) durch Decantation reinigte und nach Auspressen iu einem Tuch in reinem Glycerin zertheilte. Nachdem die Flüssigkeit einige Tage an einem massig warmen Orte gestanden, wurde sie mittelst einer Bunsen'schen Wasserluftpunipe durch eine dünne Schicht Bimstein klar abfiltrirt-, das Filtrat enthält keine unter dem Mikroskop erkennbare Zellen, kann, ohne dass Eeduction eintritt, mitFehling'scher Probettüssigkeit erwärmt werden, und setzt schnell Rohi'zucker in Glycose um. Die Umsetzung rührt nicht von der saueren Reactiou, welche das^Filtrat hat, her, denn auch nach Neutralisation mit Kallimilch erfolgt die Umsetzung. Das Ferment gehört wahrscheinlich zu den Albuminaten, weil die Lösung beim Erwärmen coagulirt und Alkohol dasselbe präcipitirt. Das Präcipitat stellt, entgegen der Angabe von Hoppe-Seyler, nach dem Trocknen ein gelbes in Wasser unlösliches Pulver dar, welches Rohi'zucker gegenüber umvirksam ist. Bei 100 <^ getrocknete Bierhefe hatte 9,57 — 10,i3 pCt. N, 10,33 pCt. Säure, wovon 5,42 pCt. Phoshorsäure-, nach vollständigem Extrahiren ent- hielt der Rückstand noch 8,34—8,82 pCt. N, 7,72 pCt. Säure, wovon 4 pCt. Phosphorsäure. Die ausgewaschenen Hefezellen sind vollständig unwirksam, sowohl auf Rohrzucker als Glycose-Lösung, sie erlangen ihre ') Berichte d. deutschen ehem. Gesellschaft in Berlin 1871, 810. 2) Ibidem 1872. 821, 320 Chemie der landwirthschaftlicheii Nebengewerbe. Wirksamkeit erst wieder nach Zusatz der Fermentlösung, jedoch tritt erst nach 4 Tagen ki'äftige Gährung ein. Die auf diese Weise hervorgerufene Gährung wird durch Zusatz der Pas teur'schen Flüssigkeil (Ammonsalze), sowie durch Chlornatrium, Chlor- magnesium und andere Salze des Meerwassers erhehlich gesteigert, während die extrahirten Hefezellen mit der Pas teur'schen Flüssigkeit nicht mehr Gährung hervorzurufen im Staude sind, als ohne diese. Hieraus schliesst Verf., dass die Pasteur 'sehe Flüssigkeit für sich allein keine Nahrung für die Hefezellen bildet, wohl aber bei Anwesenheit von Eiweissköii)em und Fermenten. Fäuiniss, Ueber Fäulniss und die Beziehungen der Bacterien zur Fäulniss hat F. Cohn^) interessante Untersuchungen angestellt. Verf. brachte hartgekochtes Htihnereiweiss oder hart gekochte, an der Schnitt- fläche von ihrem Stärkemehl befreite Erbsen mit einer bestimmten Menge Wasser in ein langhalsiges Kölbchen, erwärmte dieselben theils im Wasser- bade bei 100 '', theils setzte er sie niederen Temperaturen aus oder schmolz die Oeffnungen zu oder verstopfte sie mit Baumwolle. Das Re- sultat war, dass weder in den zugeschmolzenen, noch in den mit Baum- wolle verstopften Kölbchen, auch wenn sie nur kurze Zeit der Siedhitze ausgesetzt wurden, Fäulniss oder Bacterienbildung eintrat, dass auch ein Erwärmen auf 80"^ und 75° genügte, das Eintreten beider Processe völlig zu verhindern, während Erwärmung auf 70*^ dieselben nicht ausschliesst. Dagegen hat sich in vielen Kölbchen, welche eine Erwärmung von 80 •* und 100*^ durchgemacht, Penicilliummycel (Schimmel) entwickelt, ohne dass damit auch nur in einem einzigen Falle Bacterienbildung und Fäulniss verbunden gewesen wäre. Es sind somit Bacterien und Peuicillium un- abhängig von einander, die Bacterien entwickeln sich nicht aus Peuicillium und letzteres kann keine Fäulniss veranlassen. Ueber das Wesen der Bacterien theilt F. Cohn in kurzen Zügen Folgendes mit: Bacterien sind Zellen, deren Protoplasma ein anderes Lichtbrechungsvermögen besitzt als Wasser, so dass Wasser um so undurchsichtiger erscheint, je reichhcher sich die Bacterienzellen vermehren. Die Vermehrung der Bacterienzellen erfolgt durch Quertheilung in zwei gleichwerthige Tochterzellen, welche sich bald wieder quertheilen. Die Bacterien assimiliren zur Bildung ihres Protoplasma stickstofflialtige Verbindungen, welche sie als in Wasser ge- lösste Eiweissverbindungen endosmotisch aufnehmen. Auch feste, in Wasser nicht lösliche Eiweissverbindungen vermögen sie zu assimiliren, nachdem sie dieselben vorher verflüssigt haben. Dieses Verflüssigen fester oder halb- flüssiger Eiweisskörper in Verbindung mit deren Assimilation durch Bac- terien und den dabei auftretenden Nebenproducten wird als Fäulniss bezeichnet. Die Bacterien sind die einzigen Organismen, welche die Fäulniss eiweissartiger Substanzen herbeiführen. Wie Alkohol- Gährung Spaltung des Zuckers durch Hefepilze ist, so ist Fäulniss Spaltung der Eiweissköi-per durch Bacterien 2). Was die Bacterien besonders inter- essant macht, ist ihr Auftreten im Blut und manchen Secreten bei con- ') Botan. Ztg. 1871. 51, u. Landw. Centr.-Bl. 1872. 1. 375. ') Vergl. Agriculturchem. Centr.-Bl. 1872. 1. 372. Chemie der landwirthsciiaftlichen Nobftn!;ewcrbe. 221 tagiüsen Krankheiten; sie scheinen Träger der Infection und EiTeger der pathologischen Processe zu sein, indem sie in dem Blut Nehenproducte erzeugen, die in geringster Menge den Lebensprocess stören können. Das Trinkwasser scheint besonders geeignet, die Inlection zu übermitteln. Rindfleisch^) hat sich ebenfalls mit dem Studium der Bacterien und ihrer Beziehung zur Fäulniss befasst und gelangte unter Auderm zu fol- genden Schlussfolgerungen : 1. Es giebt 2 Alten von Schizomyceten der Fäulniss, Bacterium und Micrococcus-, jener ist ein ständiger, dieser ein häufiger Begleiter der Fäulniss. 2. Die Bacterien entstehen nicht durch generatio aequivoca aus den Parenchymeu der faulenden Thiere und Pflanzen. Ihre Keime sind aber in enormer Menge in allen terrestrischen Feuchtigkeiten ent- halten. Die Luft enthält für gewöhnlich, besonders aber wenn es viel geregnet hat, zwar sehr viel Pilzsporen, aber keine Bacterien- keime. Letztere werden nur durch Wasser übertragen, welches längere Zeit mit dem Boden in Berührung war. 3. Ohne Hinzutreten von Bacterium tritt die gewöhnliche „stinkende" Fäulniss nicht auf, wenn auch sonst die Bedingungen für die Fäulniss so günstig gewählt werden, wie nur ü-geud denkbar. Die „nicht stin- kende*' Zersetzung, z. B. sogenannter todtfauler Kinder, geschieht ohne Schizomyceten. 4. Aus Pilzsporen gehen selbst unter Bedingungen, welche der Fäulniss äusserst günstig sind, keine Bacterienkeime hervor, ebensowenig wie aus den Mycelfäden und anderen Theilen der Schimmelpilze. Zu den Fäuluissprocessen rechnet F. Hoppe-Seyler^) unter ^^"?°fg^,j"°^^ anderen weniger wichtigen 1. die Umwandlung der Eiw^eissstoffe in Peptone, Leucin etc., 2. die des Harnstoff in Kohlensäure und Ammoniak, 3. der Milchsäure zu Buttersäure, Kohlensäure und Wasserstoff. Verf. führt nun Versuche an, aus welchen hervorgeht, dass auch bei Abschluss 'der Luft Fäulnissprocesse stattfinden können. Es wurde Hydro- celeflüssigkeit in Glasröhren zugeschmolzen und bald bei höherer (35 bis 45*^), bald bei gewöhnlicher Temperatur, bei welcher der Process nur langsamer verläuft, längere Zeit aufbewahrt. Die Fette zeigten sich nach dieser Zeit verseift, aus den Eiweissstoffen war Tyrosin, Leucin und auch etwas Pepton entstanden etc., aber es war keine Spur von Organismen nachzuweisen. Femer wurde Hefebrei mit Hydi'ocelefiüssigkeit ohne und mit Phenol- lösung (0,5 — 2,5 pCt.) in mit Papier bedeckten Flaschen an einen warmen Ort gestellt. Sowohl in der kein Phenol enthaltenden, als in der 0,5 pro- centigen Pheuollösuug waren aus den Eiweissstoffen gebildete Tyrosin- Kiystalle nachzuweisen, aber in der Phenolflüssigkeit keine Pilze oder Infusorien, während diese sich in der phenolfreien Flüssigkeit gebildet hatten. In der 1,2 und 2,5 procentigen Phenolflüssigkeit fanden sich eben- falls keine Pilze, aber auch kein Tyrosin, so dass bei einem Gehalt von 2) Virchow's Archiv. 54. 120 u. 396. 1) Medic-chem. Untersuchungen von F. Hoppe-Seyler 1871. 4, Heft. 561. 00 0 Chemie Jer laiidwirthschaftlichen NebengewerbP. 2 pCt. Phenol und darüber die Fälligkeit der Eiweissstoffe sich zu spalten aufgehoben wird. In analoger AVeise zeigte sich, dass im Menschenharn der Harnstoff, dessen Umwandlung als von kleinen Organismen bedingt angesehen wird, in Kohlensäure und Ammoniak zerfiel, ohne dass eine Spur von Orga- nismen (in den mit Phenol versetzten Proben) gefunden wurde. In weiterer Besprechung des Gegenstandes kommt Verf. zu dem Schluss: „dass bei allen (diesen) Fermentationen Wärme frei wird, dass eine grosse Classe der niedrigsten Organismen, sowie wir es von der Bier- hefe wissen, von diesen Processen lebt, indem sie wieder wie grüne Pflanzen aus dem Sonnenlicht und der Sounenw'ärme, noch wie die Thiere aus der Assimilität des Sauerstoffs ihre Kräfte schöpfen, sondern auf die relativ geringen Kräfte angewiesen sind, die bei dem Zerfall complicirter organischer Stoffe in einfachere und dichtere frei werden. Diesen Ver- hältnissen entsprechend entwickeln und vermehren sich niedere Organismen in gährenden Flüssigkeiten. Die Gährungen sind möglich ohne Or- ganismen, aber nicht bestimmte Organismen mit einem be- stimmten Leben sind möglich ohne bestimmte Gähruug. Von den empfohlenen Desinfectionsmitteln legt Verf. neben Anwendung des Chlorkalks und der Carbolsäure den Hauptwerth auf die schwefelige Säure. ^Phem)'if elr ^^ eiucr Arbeit über Beiträge zur Chemie des Blutes und der Fer- auf Hefe und mente führt E d. Schacr ^) au, dass verdünnte Blausäure-Lösung die Vege- sporen, tatiou der Hefe- und Schimmelsporeu nur so lange unterdrückt, bis die Blausäure verdunstet ist, dass nach deren Verdunsten die Lebensfähigkeit wieder restituirt wird, während Phenol und Sublimat beide (Hefe und Schimmelsporen) tödten. Dieses Resultat stimmt mit dem von Hoppe-Seyler überein, jedoch scheint die Fäuluiss und Gähruug erst durch couc. PheuoUösung voll- ständig aufgehobeu zu werden. Denn P. C. Plugge-) fand, dass Hefe- gährung nicht vollständig gehemmt wurde durch eine Phenollösung von 1:400, völlig bei 1:250; Milchsäure-Gährung ebenso bei 1:440 nur während 13 Tagen, völlig bei 1:210 — 230. Analog verhielten sich andere Fermentkörper, wie Emulsin, Amygdaliu, Ptyalin etc. Harn, wozu 1:30 Carbolsäure gesetzt war , faulte zwar nach 46 Tagen, doch war der Harnstoff nicht sehr verringert-, Carbolsäure in grösseren Mengen zu- gesetzt, kann auch hier die Fäuluiss vollständig verhindern. Bei Zusatz von Carbolsäure zu Brod im Verhältniss wie 1 : 150 und 300, bei Fleisch wie 1 : 575 trat selbst nach längerer Zeit keine Fäuluiss ein. Plugge hat weiter Carbolsäure mit anderen Desinfectionsmitteln (Eisen- sulfat, Chamäleon, Chlor, Chlorkalk) verglichen und das Resultat erhalten, dass kein anderes (ausgenommen Schwefelsäure) ihr au Werth gleich- kommt. Wirkuns ^|^[Q über die Wirkung der Phenollösung, so liegt auch über die einiger Salze . . . t. ., -r, , , auf Gährung emigcr Salzc eine Reihe von Beobachtungen vor. und Fäuluiss. J) Zeitschr. f. Biologie 1872. 467. 2) Berichte d. deutschen ehem. Gesellsch. in Berlin 1872. 823. Ausführlich in Pf lüger 's Arch. f. Physiologie. 1871 538. Chemie der landwirthschaftlichon Nebeiigewerbe, 2 '-'S Dumas ^) thcilt darüber kurz Folgendes mit: Die neutralen Gase ändern nicht die Wirkung der Hefe. Säuren, Basen, Salze haben je nach der Natur und Menge eine beschleunigende, verzögernde oder zerstörende Wirkung; eine beschleunigende Wirkung tritt nur in seltenen Fällen auf. Sehr verdünnte Säuren sind ohne Einfluss, bei erhöhter Dosis wirken sie zerstr)rend. Aelmlieh verhalten sich verdünnte und concentrirte Alkali- lösungen; kohlensaure Alkalien verhindern die Gähruug nur bei grossem Ueberschuss. Kohlensaure alkalische Erden, sowie neutrale Kaliumsalze und die Salze einiger anderen Metalle hemmen nicht den Gang der Gähruug. Kaliumsilicat, Xatriumborat, ferner Seife, die Sulphite und Hj'po- sulphite, neutrales Kaliumtartrat, Kaliumacetat ermöglichen die physiolo- gische Analyse der Hefe in ihrer Wirkungsweise , ebenso wie gewisse neu- trale Salze die physiologische Analyse des Blutes gestatten. Boraxlösung coagulirt die Bierhefe und hebt ihre Wirkung auf. Ebenso neutralisirt dieses Salz die Wirkung der Synaptase, der Diastase und des Myrosins. An diese Untersuchung von Dumas reihen sich viele anderer fran- zösischer Chemiker. So fanden A. Kabute au und F. Papillon^), dass. wie Borax so auch kieselsaures Natron, in genügender Menge angewandt, die alkoholische Gähnmg verhindert, ferner die Harn-, Milchsäuregährung und die Wirkung der Synaptase. Das kieselsaure Natron wirkt sogar noch energischer als das borsaure Salz. Auch die Fäulniss des Blutes, der Galle, des Eiweisses und Eiters wird durch kieselsaures Natron in einer Menge von 1 — 2 pr. 100 Thle. der Substanz aufgehoben, und glauben Verf., dass das Salz ebenso wie Borax bei ansteckenden Krankheiten sich als wirksam erweisen dürfte. Bechamp^) hat Boraxlösung auf sein Vermögen, Rohrzucker zu in- vertiren, geprüft, und neben diesem auch die Borsäure iu Untersuchung gezogen. Er fand, dass die Inversion des Zuckers durch Boraxlösung wesentlich verzögert, aber nicht ganz aufgehoben wurde, dass die Bor- säure nicht die Eigenschaft des Borax theilt und somit auch nicht den wirkenden Bestandtheil des Borax ausmachen kann. Zu von den vorigen ganz abweichenden Resultaten ist A. Petit*) gekommen. Er operirte mit einer Rohrzuckerlösung, der er Hefe und die betreffenden Salze zusetzte. Eine Lösung von 1 Tbl. Natriumsilicat oder Borax auf 100 Wasser verlangsamte zwar die Gährung, aber dieselbe ver- lief, einmal angefangen, ganz normal. Ebenso wenig hemmten die Gährung Kreosot in kleiner Dosis, Phosphor, Terpentinöl, Senfmehl, Wein- und Schwefelsäure (1 pr. 100). Durch Yioo Lösung von arseniger Säure und Oxalsäure wird die Gährung wesentlich verlangsamt; Essigsäure scheint stär- ker zu wirken als anorganische Säuren. Am höchsten in der gährungswidrigen Eigenschaft stehen Quecksilber- Chlorid und Chlorür. Die Sulphite ver- hindern dieselbe nicht, sie verwandeln sich in Sulphate. ') Comptes rendus 1872. 75. 277, u. Berichte d. deutschen ehem. Gesellsch, in Berlin 1872. 826. 2) Compt. rendus 1872. 75. 754 u. 1030. ') Ibidem, 337. ") Ibidem. 75. 881. 00 A Chemie der landwirthschaftliehen Nebengewerbe. F. Grace-Calvert ^) theilt die gährungswidrigen Substanzen in vier Gruppen : 1. Solche, welche sowohl die Entwickelung des thierischen als pflanz- lichen Lebens gänzlich aufheben (Carbol- und Cresylsäure). 2. Solche, welche zwar die Entwickelung der thierischen Organismen (Vibrionen) und nicht die der Pilze verhindern (Zink- und Queck- silberchlorid, sowie sulfocarbolsaures Zink). 3. Solche, welche die Entwickelung der Vibrionen zulassen, nicht aber die der Pilze (Kalk, schwefelsaures Chinin, Pfeifer und Blausäure). 4. Solche, welche auf die Entwickelung beider Organismen ohne Ein- fluss sind (d. h. in der vom Verf. angewandten Concentration von 1 pr. Mille), nämlich schwefelige, Schwefel-, Salpeter-, Essig- und Arsen-Säure, Kali-, Natronlauge und Ammoniak, Chlorwasser, Chlor- natrium etc. Die Säuren, welche die Entwickelung der Vibrionen nicht ver- hindern, begünstigen die der Pilze, während die Alkalien sich umgekehrt verhalten, indem sie das Erscheinen der Pilze nicht befördera, aber der Entwickelung der Vibrionen günstig sind. Bezüglich der Wirkung des kieselsauren Natrons kommt Picot^) zu einem ähnlichen Resultat wie A. Petit, indem z. B. 2 Grm. kieselsaures Natron nicht hinreichten, in 50 CC. einer öOprocentigen Zuckerlösung mit 5 Grm. Hefe die Gähruug zu verhindern. Anders verhielt es sich bei Anwendung von Milchzucker und der Milchsäure-Gährung, in welchen Fällen durch 0,5 Grm. des Salzes und darüber die Gährung auf mehrere ' Tage hin verschoben wurde. Die Fäuluiss des Harns wurde durch 1 Grm. des Salzes pr. 50, die von Blut und Fleisch durch geringere Mengen verhindert. W. Manassein^) hat den Einfluss von Chemikalien auf die Schimmel- pilze studirt und gefunden, dass die Sporenbildung aufgehalten wird durch Phenylsäure in Lösungen von ^/le pCt., durch Sublimat in Lösungen von ^8 pCt., durch Alkohol von 98 pCt. bis herab zu 70 pCt. Ganz ohne Einfluss auf die Sporenbildung sind: chlorsaures Kali, Alumen bis zu 3 procentiger Lösung und schwefelsaures Kupfer bis zu ^2 procentiger Lösung. Einfluss Ebenso hat Manassein'^) den Einfluss hoher Temperatur auf vorher peratur auf vorsiclitig getrockucte Hefe festgestellt und gefunden, dass die Hefezellen die Hefe. ^^^ folgenden Temperaturen in der angegebenen Zeit vollständig getödtet werden, nämlich: in 30 Minuten 40 Min. 30 Min. 15 Min. 15 Min. bei 140—1500 195—2050 250—2580 250—2560 300— 3080 C. Gährungsversuche mit so behandelter Hefe ergaben stets, wenn auch erst nach längerer Zeit und in sehr geringer Menge, Alkohol, weshalb Verf. glaubt, dass lebende Hefe zur Gährung nicht nothwendig sei, dass diese vielmehr nur durch das in der lebenden Zelle sich bil- dende Ferment wirke. 1) Comptes rendus 1015 u. 1119. ^) Ibidem. 75. 1516. ') Nach N. Jahrb. f. Pharm, in Pharmaceut. Centralhalle 1871, 254. 4) Centr.-Bl. f. d. medicin, Wiss. 1872, 79. Chemie der laudwirthschaftlichen Nebengewerbe. 225 üeber Gälirung unter verändertem Druck berichtet H. T. ^^-J,«^«//^«» Brown ^), dass bei gewöhnlichem Druck sich unter den Producten derdie Gährung. alkoholischen Gcährung Stickstoff, Wasserstoff, ein Kohlenwasserstoff und zuweilen Stickoxyd vorfindet. Durch Verminderung des Drucks auf 400 — 450 mm. wird die Wasserstoffmenge erheblich grösser, Wcährend Stickstoff in geringerem Verhältniss auftritt. Letzteres Gas ist allerdings nur dann anzutreffen, wenn die gährende Flüssigkeit irgend welche Eiweiss- stoffe enthält; Ammouiaksalze liefern kein Stickstoffgas. Bei vermindertem Druck tritt ferner eine grosse Menge Essigsäure und Aldehyd auf. Stick- oxyd bildet sich nur bei Gegenwart von Nitrat in der Gährungsflüssigkeit. Labor de 2) hat Pflanzenaufguss in einem Kolben zum Sieden erhitzt, ^g°f,"r3to1fs die Oeffnung derselben zugeschmolzeu, so dass in dem Kolben nach dem auf Pflanzen- Abkühlen ein luftleerer Raum entstand. Jetzt wurde durch den galvani- *" ^"^^^' sehen Strom mittelst 2 eingeschmolzener Platindrähte Sauerstoff entwickelt und stehen gelassen. Aber Aveder vor noch nach der Sauerstoffentwicke- lung zeigte sich irgend eine Veränderung, während in Proben, welche dem Zutritt der Luft ausgesetzt waren, sich bald Schimmelbildung ein- stellte. Verf. schliesst daraus, dass der Sauerstoff allein, selbst als Ozon nicht im Stande ist, Gährung zu veranlassen. Melseus^j hat Versuche angestellt über den Einfluss verschiedener ^g^^^^^'y^^glf;. Temperaturen und verschiedenen Druckes auf die Vegetation der Hefe ^efe. und findet, dass als Maximum der AVärme 70 — 75 *^ genügen, um die Hefe vollständig zu tödteu. Schon eine Temperatur von 45*^ hemmt die Vege- tation der Hefe oder, was dasselbe, die alkoholische Gährung; diese stellt sich am günstigsten bei 37 — 40*^. Kälte ist der Gährung weniger schäd- lich; letztere ist noch möglich bei der Temperatur des schmelzenden Eises. Bis gegen 100 ^^ unter XuU abgekühlt verliert die Hefe zwar ihre Wirk- samkeit, aber ihre Lebensfähigkeit wird nicht völlig vernichtet. Hefe in Wasser suspendirt wird beim Gefi-ieren nicht getödtet, obwohl bei der Verwandlung des Wassers in Eis ein sehr grosser Druck ausgeübt wird — dieser Druck soll so gross sein, dass Gefässe, welche 8000 (?) Atmo- sphären ertragen, zersprengt werden. In geschlossenen Räumen wird die Lebensfähigkeit der Hefe vernichtet, wenn der Druck der entwickelten Kohlensäure 25 Atmosphären eiTeicht hat. Boussingault*) widerspricht der von Melsens mitgetheilten That- sache, dass Hefe in zuckerhaltigen Lösungen durch intensive Kälte nicht getödtet werden soll. Er beruft sich dieserhalb auf ein in der Bourgogne in der Praxis übliches Verfahren, wonach die Weine durch Gefrierenlassen consei-virt werden. Auch hat Boussingault gefunden, dass man Lösungen organischer Stoffe, me Zuckerrohrsaft, Bouillon, Milch etc. durch Gefrieren- lassen conserviren kann. Artus ^) empfiehlt die Hefe mit Wasser auszuwaschen und ^^g^j^^He^fe. nach dem Auswaschen mit soviel Glycerin zu versetzen, dass eine dicke, 0 Berichte d. deutsch, ehem. Ges. in Berlin 1872, 484. ') Compt. rendus 1871, 74, 1201. 3) Compt. rend. 1870. 1, 629. ") Ibid., Ü32. *) Polytechn. Journ. 1871, 199, 78. Jahresbericht. 3. Abth. 15 QOß Chemie der laudwirlhschaftlichen Nebengewerbe. syrupartige Masse entsteht. So behandelte Hefe erwies sich nach 4^2 Monaten noch als kräftig. Zu demselben Zweck hat P. Reininghaus ^) mit Erfolg Presshefe bis auf 15 pCt. Wasser getrocknet. Um die trockne Hefe wieder zu beleben, wird sie mit lauwaraiem Wasser oder frischer Milch angemhrt, mit Zuckei'pulver versetzt und 8 — 10 Stunden an einem warmen Ort stehen gelassen. Hefeformen. ßgj morphologischen Studien über die Hefeformen fand Engel 2) 1. Vier gut und zwei zweifelhaft untersuchte Species von Gährungspilzen. Die Fermente finden sich auf der Obei*tiäche der Früchte und verbleiben dort so lange im Ruhezustände, bis die Epidermis zerreisst oder der Fruchtstiel sich abzulösen beginnt. Das Ferment (oder seine Sporen) kommt alsdann mit dem zuckerhaltigen Saft in Berühniug, vegetirt und vermehrt sich, aber immer unter der Form von Hefe, nie unter der von Schimmel. Die alkoholische Gährung existirt in der Natur, wiewohl sie häufig negirt wurde. Eine Kirsche z. B. hat, so lange sie intact bleibt, einen besonderen Geschmack; beginnt dahingegen der Stiel sich abzulösen oder zerreisst die Epidermis, so nimmt sie einen wein- artigen Geschmack an und in ihrem Saft findet man eine gi'osse Menge Hefezellen. 2. Der Unterschied zwischen der gewöhnlichen Brodgähi'ung und der durch Bierhefe hervorgebrachten ist bedingt durch eine besondere Species von Hefe (Saccharomyces minor Engel), welche die Brod- gährung hervorruft. 3. In Flüssigkeiten, die wenig oder gar keinen Zucker enthalten, gelingt es nicht, die Sporen (Keime) von Hefe zur Keimung zu bringen. 4. Die Alkoholgährungspilze bestehen aus 2 Gattungen: die ei'ste, Sac- charomycetes Meyen wurde von Rees (vergl. Weinhefe) auf folgende Weise characterisirt : Einfache Ascomyceten ohne eigentliches Myce- lium. Vegetationsorgane durch Sprossuug entstanden, gleichartige Sprossungeu erzeugende Zellen, welche sich früher oder später von der Mutterzelle ablösen und selbstständig vermehrungsfähig sind. Ein Theil der durch Sprossuug entstandenen Zellen entwickelt sich un- mittelbar zu sporenbildenden Ascis. Die keimenden Sporen werden direct zu lebensfähigen Sprossungen, welche denen des Ferments ähnlich sind. Die Gattung umfasst Saccharomyces cerevisiae Meyer, S. minor Engel, S. ellipsoideus Rees, S. conglomeratus, S. exignus, S. Pastorianus, S. Mycoderma Rees. Die 2. Gattung enthält nur eine Species, die sich auf allen Früchten findet. Engel nennt sie Car- pozyma, Kützing Cryptococcus vini, Rees mit Vorbehalt Saccharo- myces apiculatus. Sprossungszellen, citronenförmig, an beiden Polen mit kurzen Spitzen versehen-, die Tochterzelleu entstehen an den Spitzen der Mutterzellen, sie sind anfangs rund und ihre Achse findet sich in derselben Richtung mit der der Mutterzellen; später werden sie oval und ihre Achse bildet ') Pharmazeut. Centralhalle 1870, 347. ') Compt. reud. Ib74, 74, 4G8. Chemie der laudwirthschaftlichen Nebengewerbe. 237 einen rechten Winkel mit der der Mutterzelle. Die Mutterzellen losen sich alsdann ab, es bilden sich die Spitzen. Zur Fruetiticatiou bildet sich an den Spitzen zunächst eine Proto- plasma-Anhäufung; diese wird grösser, rund und wandert zum Mittelpunkt der Zelle, wo sie sich mit einer Membran umgiebt; die Wandungen der Zellen verdicken sich, die innere Kugel vergrössert sich, sobald die Mutter- zelle die Si)itzen verliert und rund wird. Die aus verschiedenen Schichten zusammengesetzte Haut löst sicli mehrmals ab-, es bilden sich (aber lang- sam in 3 — 4 Monaten) im Inneren der Kugel viele kleine Sporen. Diese waren, nachdem sie den Winter (bei 12 — 13^^) gefroren waren, noch lebensfähig. Die breiartige Unterhefe des Bieres enthält nach A. VogeP) ein ^^Hg^g^*"^ mit dem Gerstenfett identisches, durch Aether ausziehbares Fett. Anm. In Vorstehendem haben wir ein Bikl von den mannigfachen Unter- suchungen über Gähruug und Fäulniss entworfen. Die grosse Zahl der Unter- suchungen beweist, welch' hohe Bedeutung und Wichtigkeit man diesen Erschei- nungen zuerkennt. Leider aber ist es noch nicht möglich, aus dem zu Tage ge- förderten Material eine klare Einsicht in das Wesen der beiden Erscheinungen zu gewinnen, um so weniger, als sich die Resultate der einzehien Forscher viel- fach widersprechen. Als Desiufectionsmittel ist ausser den bereits genannten auf die t^^nsmutei. Brauchbarkeit das Süvern'sche von Hausmann 2) geprüft. Derselbe erblickt vorzugsweise in dem Kalk den wirkenden Bestaudtheil, während das Chlor- magnesium nur die Ammoniak -Entwickclung verhindert, und der Theer die Wirkung des Kalkes unterstützt. Letzterer kann ganz wegbleiben, wenn die Flüssigkeit nicht längere Zeit aufbewahrt werden soll. Auf 1000 Thle. Kanalwasser reichen nach Verf. 10 Thle. des Gemisches hin, welches aus 100 Thln. Kalk, 10 Chlormagnesiura und 6 Theer besteht. H. Eulenburg und H. YohP) haben die Kohle auf ihre desinfi- cirende Wirkung geprüft und günstige Resultate erzielt. Holzkohle (Torf- kohle halten Verf für noch wirksamer) absorbirt Schwefelwasserstoff, schwefelige Säure, Ammoniak, Schwcfelannnonium, welche, wenn die Holz- kohle der Atmosphäre ausgesetzt wird, oxydirt werden. Auch die organi- schen Riechstoffe werden durch diese Oxydation beseitigt. Verf. formen aus Torflvohle, Sägespähnen und gelöschtem Kalk Stücke, glühen sie durch und benutzen sie als Desinfectionsmittel. Knochenkohle entzieht dem Oleum phosphoratum allen Phosphor und haben Verf. die Kohle mit Er- folg gegen Phospjiorvei-giftungen angewendet. Zur Dcsiufection der Schlachtfelder und Spitäler haben 0. Liebreich, 0. Schür und H. Wichelhaus ^) eine ausführliche An- leitung gegeben, die jedoch keinen Auszug erlaubt. Als Desinfections- mittel sind angewendet, rcsp. in Vorschlag gebracht: Kalk, Chlorkalk, Eisenvitiiol, Chlormangan, Chamäleon, Holzessig, Carbolsäure etc. Moyret^) empfiehlt die aus Spitälern cvacuirtc Luft durch Waschen ») Neues Rep. f. Pharm. 1871, -20. 326. 2) Virchow's Arch. f. Path. und physiol. Anat. 1870, 48, 339. ä) Dinglcr's polytechn. Journ., 198, 435. '•) Per. (I. deutsch, ehem. Ges. Berlin 1870, No. 15 u. 17. 5) Comptes rendus 1870, 70, 844, u. .500, G08 u. 673. 15^ OQQ Chemie der laudwirthschafilichen Nebengewerbe. mit Eisenchlorid zu reinigen. Zu demselben Zweck sind in der Pariser Akademie der Wissenschaften von C. Wo est in, Dumas und Morin^) Vorschläge gemacht, welche nichts wesentlich Neues bieten. Zur Beseitigung des üblen Geruchs aus eiternden Wunden hat Bött- ger^) mit Vortheil Schiesswolle angewendet, welche mit einer Lösung von übermangansaurem Kali getränkt ist und in die Wunde gelegt wird. Um die Unannehmlichkeit der Handhabung der freien Carbolsäure besonders für Nicht -Sachverständige zu beseitigen, hat C. Homburg 3) (Berlin, Dorotheenstr. 28) aus Pappe bestehende Desinfectionstafeln her- gestellt, welche wie ein Schwamm mit Carbolsäure vollgesogen sind und in die zu desinticirenden Räume aufgehangen werden. Unter dem Namen Aseptin wird aus Schweden ein Conservirungs- mittel in den Handel gebracht, welches^) aus reiner Borsäure besteht und als einfaches Aseptin bezeichnet wird. Das doppelte Aseptin soll 1 Tbl. Kali-Alaun und 2 Thle. Borsäure enthalten, während J. König ^) 55,56 pCt. Borsäure und 44,44 pCt. Kali -Alaun fand. Letzteres dient mehr zur Conservirung von festen Stoffen ähnlich wie Kochsalz, das ein- fache Aseptin vorzugsweise zur Aufbewahrung von flüssigen Sachen wie Suppe, Milch etc. Chi oral um '5) in flüssiger und Pulverform wird als sicheres, geruch- loses nicht giftiges Desinfectionsmittel von England aus empfohlen. Alex. Müller 6) giebt für die Zusammensetzung folgende Zahlen: 1. Flüssiges 2. Chlor alum- Chloralum Pulver Wasser 80,9 pCt. 20,9 pCt. Chloraluminium 16,1 „ 13,4 „ Chlorcalcium 1,7 „ — „ Schwefelsaure Thonerde ... — „ 4,1 „ Schwefels. Kalk und Alkalien . 0,1 „ 23,2 „ Salzsäure (frei) 1?2 „ — „ Thonerde — „ 15,5 „ Unlöslicher Rückstand ... — „ 22,9 „ Beide wirken nach Müller durch ihren Säuregehalt, indem sie Ammo- niak etc. binden und Fäulniss-Processe aufhalten. Conservirung Gamgcc'^) Wendet zur Conservirung des Fleisches folgendes des Fleisches, -rr r i Verfahren an: Dem zu schlachtenden Vieh wird eine Capuze über den Kopf gezogen, welche mit einem Kohlenoxydgas enthaltenen Behälter in Verbindung steht. Durch Oeffnung eines Hahns athmet das Thier einige Secunden Kohlen- oxydgas ein, wii'd bewustlos, in diesem Zustande geschlachtet und zertheilt. ') Comptes rendus 1870. 70, 844 u. 560, 608 u. 673. ^) Dingler's polytechn. Journal, 199, 247. 3) Ibidem 1871, 203, 309. '») Landw. Centr.-BI. 1871, 1, 409. *) Landw. Zeit. f. Westf. u. Lippe 1873, 66. 6) Milchzeit. 1872, 231. ^) Industrieblätter 1870 No. 16 u. Land- u. forstw. Zeit, der Prov. Preussen 1871, No. 9, 35. Chemie der landwirthsehaftlicheu Nebengeweibe, 2^Q Die Theile des zerlegten Thicres kommen in trockne Cementkästen, welche luftdicht verschlossen werden können und je eine verschlossene Büchse mit von schwefliger Säure impräguirter Holzkohle enthalten. Nachdem die Deckel verschlossen und aufgeschraubt sind, wird durch einen Venti- lator die in den Kästen befindliche Luft zu einem Ofen geleitet, die Ver- brenuuugsgase wieder den Kästen zugeführt, bis aller in den Kästen und dem Fleische vorhandener Sauerstoff ausgepumpt ist. Alsdann öffnet man durch Drähte, welche in einer Stoff büchse durch den Deckel der Kästen gehen, die innen befindliche Kohlenbüchse, damit die schwefelige Säure auf das Fleisch einwirken kann. Die hierzu nöthige Zeitdauer richtet sich nach der Dicke der Fleischstücke, sie beträgt bei Schaf körpern 1 Woche, -bei Ochsenvierteln 10 — 12 Tage. Das so hergestellte Fleisch, dessen ein- zelne Stücke durch Haferhülsen vor unmittelbarer Berührung geschützt sind, ist zur Versendung und beliebiger Aufbewahrung geeignet. Eine zweite neue Methode der Fleischconservirung liegt vor von H. Ende- mann ^). Das Fleisch wird, in Scheiben geschnitten, in einen mit warmer Luft von 60 '^ C. gefüllten Raum gebracht, durch welchen man durch Baumwolle filtrirte Luft ein- und ausströmen lässt. Auf diese Weise trock- net das Fleisch schnell und lässt sich leicht zu feinem Pulver zermalmen, das sehr haltbar ist. Da Fibrin und Albumin nicht geronnen sind, so nimmt das Pulver auf's Neue Wasser auf und liefert in geringer Menge mit demselben eine kräftigere Suppe als frisches Fleisch. Zur Darstellung eines Braten aus dem Pulver nimmt man zu ^2 Kilo desselben 1 Ei, durch dessen Eiweiss die getrennten Fasern des Fleisches sich wieder ver- einigen. Das Pulver soll nach Versuchen des Verf.'s an einem Hunde und mit Pepsinlösung verdaulicher sein, als rohes Fleisch, weshalb es sich als Nahrungsmittel besonders für Kranke empfiehlt. Bandet-) hat gefunden, dass Fleisch sich sehr gut hält, wenn man es vorher in eine 0,5procentige wässerige Phenollösung getaucht hat. Das Fleisch wird dadurch nur etwas dunkeler und nimmt Schinkengeschmack an. Ferner ist zur Conservirung des Fleisches von Sacc^) essigsaures Natron in Vorschlag gebracht. Man legt das Fleisch in ein Fass und bestreut jede Schicht mit gepulvertem essigsauren Natron, von welchem der 4. Theil des genommenen Fleisches erforderlich ist. Im Sommer er- folgt die Wirkung des Salzes unmittelbar, im Winter stellt man das Fass in ein auf 20 " C. erwärmtes Zimmer. Indem man nach 24 Stunden die unten gelegenen Fleischstücke nach oben bringt, ist die Wirkung des Salzes nach 48 Stunden vollendet, und das Fleisch zum Trocknen an der Luft fertig. Die eingeengte Pökelbinihe, aus welcher die Hälfte des an- gewandten Salzes auskrystallisirt, wird bei Zubereitung des Fleisches über dasselbe gegossen. Zur Aufweichung des trocknen Fleisches dient eine Lösung von 10 Grm. Salmiak pr. 1 Liter Wasser, wodurch sich Chlor- natrium und essigsaures Ammoniak bildet, welches letztere das Volumen des ') Chemical News 1872, 25, 211. Ycrgl. Centr.-Bl. für Agricultiurchemie 1872, 2, 120. '') Nach „Monit. scient." in Land- u. forstw. Ztg. d. Prov. Preussen 1871, No. 26. ä) Compt. rend. 1872, 75, 195 u. Polytechn. Journal 1872, 300 53. Schnell- pökelii des OOA Chemio der landwirthschaftlichen Nebcngewerbr. Fleisches vermehrt uud ihm eleu Geruch des frischen Fleisches ertheilt. Auch ganze Thiere (Fische, Hühner, Enten etc.) sowie Gemüse lassen sich auf diese Weise conserviren. Zum Schnellpökeln des Fleisches emi^fiehlt Runge ^) ein Fleisch- "Fieisches. stück mit einem Gemisch von 32 Thln. Kochsalz, 1 Thl. Salpeter, 2 Thln. Zucker zu verreiben und fest in ein Stück Leinwand — letztere Hülle uuerlässlich — einzurollen. Nach etwa 16 Stunden zeigt sich in dem Aufbewahrungsgefäss eine Salzlake und muss alsdann das Fleisch jeden Tag (etwa 6 Tage lang) umgekehrt werden. Louvel^) warf in ein Gefäss 50 Hectoliter Getreidekömer gleich- rutg^voTi'^Ge- ^^it^S ™i^ ^^ Liter Kornwürmern. Das Gefäss wurde alsdann bis auf f«'^«^örneni 50 mm. Druck evacuirt uud ins Freie gestellt. Ein anderes in derselben luftverdünu- Wcisc behaudeltcs Gefäss enthielt Soldateubrod, welches zu 2/4 von In- ten Raum, ggß^gjj verzehrt war. Nach 6 Monaten waren Kornwürmer uud Insecten todt; die gemahleneu Getreidekömer, welche noch völlig keimfähig waren, lieferten ein gutes und schmackhaftes Brod. Umgekehrt hat Morin^) früher das Mehl durch Comprimiren auf- bewahrt, verwirft jedoch jetzt die Methode, 'weil sie nur für kleine Quan- titäten anwendbar ist und zu theuer wird. Er empfiehlt das Mehl in den Fässern, in welchen es 'aufbewahrt werden soll, nämlich in Fässern von galvanisirtem Eisenblech zu dämpfeu und nachher rasch zu verschliessen. ^"M^hls^hei Beim Aufbewahren des Mehl's in Fässern geht der Kleber desselben längerer Aiij- in ciuc lösljche Modificatiou über uud verliert das Mehl an teigbildender a niDg. j^j.j^f^ Poleck^) fand nämlich in 5 Mehlsorteu, von denen No. 1 in Säcken, die anderen Proben in Fässern aufbewahrt waren, den Gehalt an Kleber uud in Wasser löslichen Eiweissstoffen wie folgt: No. 1 No. 2 _ 3 4 5 in Säcken aufbe^yahrt in Fässern aufbewahrt Kleber 11,06 pCt. 8,37 7,40 7,23 6,54 pCt. Lösliche Eiweissstoffe 1,44 „ 2,14 6,90 4,44 6,46 „ Die Proben mit dem höchsten Gehalt an löslichen Eiweissstoffen reagirten sauer, die anderen No. 1, 2 und 4 neutral. Als Ursache dieser chemischen lanwandlung bezeichuet Verf. nuter der bekannten Thatsache, dass das Sauerwerden des Mehl's sich mehr in der Mitte und schwächer nach aussen hin entwickelt, den ITmstand, dass der Luftzutritt zu dem in den Fässern aufbewahrten Mehl erschwert ist und die Temperatur nicht ausgeglichen werden kann. Aufbewahr- 2ur Aufbewahrung von Kartoffeln in der Periode von Januar bis uiig der Kar- ... tofffciii mit- April, in welcher Zeit dieselben meistens durch frühzeitige Vegetation an 'Mger*" Säure!" Grß'^'i cht uud Qualität abnehmen, schlägt V. Lab arre^) als Verhiuderuugs- mittel schwefelige Säure vor. Diese wird durch Verbrennen von Schwefel davgestellt, in einem Recipienten aufgefangen und aus diesem so lange in 1) Allgemeine Zeit. f. dentsche Land- u. Forstwirthe 1872, 280. ^) Compt. rendus 1872, 74. 421. 3) ibidem 1871, Ti, 947. '') Nach dem Naturforscher in „WocLenbl. d. landw. Vereins im Gross- herzogth. Baden 1871. 2'J4. ^) Compt. reud. 1871, TZ, 161. Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. '^^l die mit Kartoffclu gefülltcu Gcfässe geleitet, bis dieselben mit schwefeliger Säure imprägiiirt sind. Violette ^) rieb je 10 Eier vermittelst des Fingers mit Leinöl, an- Aufbewahr- '' '' 07 ,|„jr (jer Eier. dere mit Mohnöl ein, andere überlicss er sich selbst. Die Eier wurden in gleicher Weise, ohne dass sie sich berührten, auf eine mit Sand be- deckte Platte gestellt und 6 Monate aufbewahrt. Die mit Oel bestrichenen waren nach dieser Zeit voll und wohlschmeckend, während die nichtbe- stricheneu zur Hälfte leer waren und verdorben rochen. Der Gewichts- verlust betrug: Mit Leinöl Mohnöl Nicht über- überzogen, zogen. Nach 3 Monaten 2,2 pCt. 2,9 pCt. 11,4 pCt. Nach 6 „ 3,0 „ 4,5 „ 18,1 „ Zum Reinigen des Wassers speciell für Verwendung in Bier- ^^^"'s«" «Jes brauereien wird 2) empfohlen, dasselbe durch Stücke von Eisenoxyd zu liltriren, welche durch Glühen von gepulvertem Rotheisenstein mit Säge- spähnen hergestellt sind. Das Wasser soll durch die Filtration so von den organischen Stoifen gereinigt werden, dass eine Lösung von überman- gansaurem Kali nicht mehr von denselben entfärbt wird. Gunning^) hat zur Trinkbarmachung des ungesunden Wassers der Maas, auf dessen Gebrauch die am unteren Laufe dieses Flusses gelegenen Ortschaften angewiesen sind, mit Vortheil Eisenchlorid verwendet. Auf jeden Liter Wasser werden 0,032 Grm. trocknes Eisenchlorid zugesetzt, gut umgerühi't und 36 Stunden stehen gelassen, wobei sich ein flockiger Niederschlag absetzt. Obgleich sich keine freie Salzsäure nachweisen Hess, empfiehlt Gunning doch dem Wasser kurz vor seinem Gebrauch pr. Liter 0,085 Grm. Soda zuzusetzen. Runge's^) Mittel, Trinkwasser vor Fänlniss zu schützen, beruht auf der Eigenschaft des Eisens, den im Wasser gelösten Säuerst oif, welcher die Fänlniss bedingt, in Form von Eisenoxyd abzuscheiden. Es genügt, das Wasser, anstatt in Fässern, in Behältern von Eisenblech (Gusseisen ist nicht so gut für diesen Zweck) aufzubewahren. n. Brodbereitung. Brodberei- Sezille^) hat eine neue Methode des Brodbackens in Vor-'""^ T*!" ""' ' gemanleiiera schlag gebracht, nämlich ans un gemahlenem Weizen. Er behauptet, weizen. dass vom Weizenkorn nahezu 96 pCt. verdaulich seien, dass, indem von demselben beim Mahlen in der Mühle nur etwa 80 pCt. wieder gewonnen werden, 1 6 pCt. verloren gehen. Um diese Verluste zu vermeiden, werden die Körner erst mit Wasser von anhängendem Staub befreit, wieder ge- trocknet und nach dem Trocknen in einem raspelartigen Cylinder bear- beitet, damit die äusserste Hornhaut des Kornes sich loslöst. Das blanke 0 Nach Vierteljahrsschr. f. Pbarmacie 1871 in Dingler's Polytechn. Jour- nal 1872. 203, 248 2) Dingler's Tolytechn. Journal 1870, 195, 204. 3) Ibidem 196. 170. -») Ibidem 196, 171. >) Wiener landw. Zeitung 1870, No. 35, QOg Chemie der landwirthschaftlicheu Nebengewerbe. Koru wird von warmem Wasser von 30 — 35" aufgeweicht, so dass es quillt, 50 — 70 pCt an Gewicht zunimmt und seinen Farbstoff zum grössten Theile an das überstehende Wasser abgiebt. Um diesen Process zu beschleunigen und die Gährung anzubahnen, wird dem Wasser etwas Hefe und Traubenzucker zugesetzt. Hat das Korn eine käseweiche Con- stitution erlangt, wird es zwischen zwei Walzen zerquetscht, alsdann mit Salz und noch etwa 10 pCt. Wasser gekuetet. Die geknetete Masse ist nun dem gewöhnlichen Teig ähnlich-, sie wird in Laibe "geformt, und nach dem Gähren und Aufgehen gebacken. Mege-Mouries ^) befeuchtet das Getreide zur Brodbereituug mit 5proceutigem Salzwasser, welches die merkwürdige Eigenschaft besitzen soll, nur bis zur Embryoualmembrau vorzudringen; alsdann werden die äusseren Hülsen mittelst einer Schälmaschine beseitigt, W'Odurch das Ge- treide so mürbe wird, dass es in Ermangelung von Mühlsteinen mit einer Kaffeemühle gemahlen werden kann. Das gemahlene Getreide theilt man in 2 Theile, in das feine Mehl und den gröberen Gries, welcher die wichtigsten Xährbestandtheile enthält. Aus dem feinen Mehl bereitet man durch Wasser unter Zusatz von Hefe einen Teig und wenn derselbe den erforderlichen Gährungsgrad erreicht hat, setzt mau den Gries zu. Letzterer wird mit dem gegohrenen Teig rasch zu einer homogenen Masse, so dass das Cerealin ebenso wenig wie bei der Liebig'schen Methode seine Wirkung entwickeln kann. Während der Belagerung von Paris 1870/71 ist die Frage über die Verwendung der ganzen Köruer als Nahrungsmittel in der Pariser Aka- demie der Wissenschaften einer weitläutigen Besprechung unterzogen, aus welcher wir hervorheben, dass G. Grimaud,^) A. Gauldree-Boileau,^) sowie L. Aubert^) durch Kochen der enthülsten Getreideköruer mit Wasser unter Zusatz von Gewiü'zeu, Fett etc. einen nähr- und schmackhaften Brei dargestellt haben. Dumas bemerkt hierzu, dass das ganze Getreide- korn ein vollständiges Nahrungsmittel bilde, dass wie früher die Römer so auch noch jetzt die Ai-aber das enthülste und mit Dampf gekochte Getreide essen. Che vre ul und Payen sprechen sich gegen diese Art der Verwendung aus und verweist ersterer auf die vorstehende Brodbe- reitungsmethode von Mege-Mouries, letzterer auf die von Sezille, welche beide denselben Zweck, die Vermeidung des Verlustes beim Mahlen erreichen Hessen. Dubrunfaut^) zerquetscht, um ein kleberreiches Brod zu gewinnen, eingeweichtes Getreide, und setzt dieses dem Mehl zu. Auch Haferaiehl, welches durch Mahlen von seiner äusseren harten Hülse befreit ist, wurde zur Brodfabrikation empfohlen. ex^ict-ßVod Unter dem Namen „Fleischextract-Brod" oder „deutscher Fleisch- zwieback" bereitet E. Jacobsen^) in Berlin ein haltbares Weizenge- M Wiener landw. Zeiung 1872, Xo. 34. 2) Compt. reiid. 1871, Ti, 443 u. 479. 3) Ibidem 538. *) Ibidem 47.5. ^) Ibidem 1871, Ti, 907. 6) Dingler's Polytechn. Journal 1870, 198- 546. Chemie der laudwirtlischaftlicheu Nebeagewerbe. 23 S back mit Liebig'schem Fleiscliextract zur schnellen Herstellung einer kräftigen, nahrhaften Fleischbrodsuppe. Es wird in lOtheiligen Tafeln zu Yi Pfd. geliefert, deren jede 1 Pfd. Fleisch entspricht und 5 grosse Teller resp. 10 mittelgrosse Tassen Suppe giebt. Bei der Verwendung wird der Zwieback zerstossen und mit kochendem Wasser, dem etwas Salz zugesetzt ist, übergössen. Der reichliche Gehalt des Malzoberteiges an Xährst offen „^'■°^ ''1'^. „ " „ Malzoberteie, (ucämlich 6 — 7 pCt. Eiweiss, 4 — 8 pCt. Stärkemehl und 82 — 88 pCt. Bierwüi'ze ) lässt seine Anwendung als Nahrungsmittel minschenswcrth er- scheinen. Essig 1) hat daher versucht, den Malzoberteig zur Brodbe- reitung zu benutzen, und nimmt ^3 — Vä tles sonst erforderlichen Mehl's. Die Masse wird gesalzen und mit etwas mehr Hefe versetzt als beim ge- wöhnlichen Brodbacken; das Backen darf' nicht zu heiss, aber muss mit anhaltender Wärme erfolgen. Das Brod ist um so besser und schmack- hafter, je älter es wird. Nach einer anderen Vorschrift kommen auf 50 Pfd. Roggenmehl 30 Pfd. Oberteig, 20 Pfd. Bohnenmehl, 5 Pfd. Sauerteig und 2 Lth. doppeltkohlensaures Natron. Das Mehl muss so trocken wie nur möglich gemacht werden, bevor Malzteig, Sauerteig und doppeltkohlen- saures Natron zugesetzt werden. J. N essler 2) verfolgte die Säurebildung (auf Milchsäure berechnet) säure des in verschiedenen Brodsorten mit folgendem Resultat: i 3. August 0,52 0,23 0,27 0,25 Hiernach verläuft die Säurebildung im Zwieback wahrscheinlich durch Zusatz von Milch am stärksten, während sich im Schwarzbrod mit an- fänglich dem höchsten Säuregehalt die Säure nur wenig vermehrt. lieber Verdaulichkeit verschiedener Brodsorten hat Gustav ^T^j'''^^"^'^'^^/ Meyer 3) Versuche angestellt, welche im Kapitel „Thierernährung" mitge- «Jener Brod- t heilt sind. In dem Brod der belagerten Armee in Paris im August 1870 ^"^^2'*^,"^°^^ waren die Höhlungen von einer gelb röthlichen, zuweilen auch weissgelb- lichen Substanz von wderlichcm Geruch angefüllt. Poggiale^) erkannte diese Sul)stanz als einen Pilz, Oidium auranticum, der im Keimungszu- stande eine Erhöhung der Temperatur des Brodes bewirkte, und welcher von Payen im Getreide nachgewiesen ist. Der Genuss des so befallenen Brodes war unangenehm, aber nicht nachtheilig auf die Gesundheit. F. Rochard und Ch. Lcgros^) thcilen mit, dass die orangegelbe Farbe des verschimmelten und verdorbenen Brodes in den meisten Fällen nicht von Oidium auranticum, sondern von einer Entwickelungsform des Säure - Gehalt am 29. Juli 30. JuU 1. August Zwieback . . 0,09 0,31 0,52 Weck . . . 0,10 0,11 0,13 Milchbrod . . 0,11 0,13 0,17 Schwarzbrod . 0,14 0,14 0,14 1) Ding 1er 's Polytochn. Journal 1870, 198, 546. ^) Nach Wochenhl. d. landw Vcr. m Baden „Neue Jandw. Zeitg." 1871, 388. ') Zeitschr. für Biologie 1871, 1. 1) Agriculturchem. Centr.-Bl. 1872, 1, 376. *) Comptes rendus 1872, 75. 758. 234 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Mehl- und Brod-Verfäl- schungen. Mucor mucedo, dem Thamnidium lierrührt. Ferner soll die grüne Farbe solchen Brodes durch den Pilz Aspergillus glaucus oder Penicillium glau- cum, die schwarzen Flecke durch Rhisopus nigricans, die weissen durch Mucor mucedo oder auch Botritis grisea gebildet werden. Um aus schlechtem Mehl ein gutes Brod darzustellen oder um dem Brode eine schönere Farbe zu ertheilen, wird nach H. Eulen- burg und H VohP) dem Brodteig häufig Alaun, Kixpfer- und Zinkvitriol zugesetzt. Die Nachweisung dieser mehr oder minder schädlichen Salze geschieht durch eine Aschenbestimmuug des Brodes; während reines Brod 1 — 1,5 pCt. Asche enthält, wurde in so präparirtem Brod aus der Gegend von Mastrich gefunden I. II. III. 2,017 5,366 4,699 pCt. Asche mit 0,035 0,031 0,031 „ Zinkoxyd 0,022 0,061 0^059 „ Thonerde. Hierzu hat Fasbender (ibidem Band 206, 475) einige Bemerkungen gemacht. Der Genuss von Haferbrod hatte, wie 0. Becker 2) berichtet, ein heftiges Zittern am ganzen Körper, sowie starken Schwindel zur Folge. Eine Untersuchung des zum Brode verwendeten Hafers ergab, dass der- selbe ausser anderen Verunreinigungen besonders eine grössere Menge (etwa Yß) der Schliessfi'üchte des Taumellolchs (Lolium temulentum) enthielt. Zus.imraen- selzun^ der MiJch. Schlicker- milch. HI. Milch-, Butter- und Käsebereitung. Ueber die Zusammensetzung der Milch bei verschiedener Er- nähi'ung und unter anderen physiologischen Verhältnissen ist eine Anzahl Analysen ausgeführt, welche wir bereits in dem Theil „Thierernährung" brachten. Hier sei noch erwähnt, dass W. L. Scott 3) 10 Sorten rein- gehaltener Landmilch mit folgendem Resultat untersuchte: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Wasser . 85,75 86,75 88,10 84,81 84,50 89,02 85,40 85,04 87,05 86,12 Mineralstoffe 0,78 0,79 0,67 0,74 0,77 0,69 0,75 0,77 0,72 0,75 Fett . . 3,62 3,55 2,99 3,86 4,31 2,85 3,85 3,66 3,11 3,87 Zucker . 5,05 4,62 4,44 5,12 5,67 4,18 4,90 5,08 5,19 4,72 Casein 4,80 4,29 3,80 5,47 4,75 3,26 5,10 5,55 3,93 4,52 Schlickermilch (sauere Milch) untersuchte E. Heiden^) mit folgendem Resultat: "Wasser Protein Fett Milchzucker Salze 90,91 3,19 0,97 4,10 0,83 ^) Dingler's Polytechn. Journ., 197, 2) Neue landw. Zeitung 1872, 555, 3) Landw. Centr.-Bl. 1871, J. 3, 530, Chemie der landwirthschaftlichon Nebengewerbe. 235 Der Kumys oder Milchwein in Davos (Ct. Graubündten), ^^j^efn!' ■welcher als Nachahmung des ächten russischen Kumys fabricirt wird, hat nach Suter-Naefi) folgende Zusammensetzung: Was.ser Alkohol Milchsäure Ziieker Alhumiiiate Butter Aiiora;. Salze Freie COa- In 100 Grm. 90.346 3,210 0,190 2,105 1,860 1,780 0,509 0,177 Grm. Im Liter 890,628 36.22-1 2,560 23,760 20,991 20,089 5,741 1,997 „ Yerf. glaubt, dass der Davoser Kumys einfach aus abgerahmter Kuh- milcli durch Zusatz einiger Procente Zucker und Einleiten der Alkohol- gähruug durch Hefe hergestellt wird. Stahlberg 2) untersuchte den aus der Milch von Kirgisen-Steppeustuten bereiteten Kumys und fand: Alkohol Fett Zucker Milchsäure Casein Salze Kohlensäure 1,65 2,05 2,20 1,15 1,12 0,28 0,785 pCt. Aelterer ausgegohrener Kumys hatte 3,23 pCt. Alkohol, 1,86 pCt. Kohlensäure. Die Stuten-Milch enthielt uacli demselben Verf : Butter Milchzucker Casein u. Salze. Steppenstute 2,12 7,26 1,42 pCt. Arbeitsstute 2,45 5,95 2,02 „ Zur Darstellung von Kumys empfiehlt C. Schwalbe 2) conden- Darstellung ~ •' ^ ' von Kumys. sirte Milch zu nehmen. 100 cc. derselben werden m möglichst wenig Wasser gelöst, mit 1,0 Grm. Milchsäure, 0,5 Grm. Citronensäure und 15 Grm. Eum versetzt. Dieses Gemisch verdünnt man bis zu 2000 — 2500 cc. mit Wasser, imprägnirt dasselbe in einer Liebig'schen Flasche mit Kohlen- säure, und lässt es 2 — 4 Tage in einem warmen Zimmer stehen. Ist starke Schaumeutwickelung und feine Gerinnung eingetreten, so ist der Kumys im richtigen Stadium. Derselbe bleibt ungefähr acht Tage gut. Studien über die Milch von W. Fleischmann^) beziehen sich ^'^"i^**j^^i,*j^^' auf eine mathematische Betrachtung, welche das Aufsteigen der Fettkügel- chen in der auszurahmenden Milch zu ventiliren sucht, aber keiuen Aus- zug gestattet. Auf Grund dieser mathematischen Deductionen findet W. Fleischmann unter anderem, dass, wenn die Fettkügelchen in der Milch vollkommen frei sind und fremde Massen an ihnen nicht adhäriren, 1) die Geschwindigkeit der Fettkügelchen, sich wie die Quadratwurzeln aus ihren Eadien verhalten; 2) die von den Fettkügelchen in gleichen Zeiten zurückgelegten Wege sich ebenfalls wie die Quadratwurzeln aus ihren Radien verhalten; 3) dass die Zeiten, welche die Fettkügelchen zur Zurücklegung eines bestimmten Weges gebrauchen, sich umgekehrt verhalten, Avie die Quadratwurzeln aus den Eadien. Unter derselben Voraussetzung findet dann Verf weiter, dass eine Milch nach 30 Stunden alles Fett abgesetzt haben müsse. Dieses harmo- nirt aber nicht mit der practischen Erfahrung, welche lehrt, dass die Fett- abscheidung unter normalen Verhältnissen nach 12 Stunden ihr Maximum eiTcicht, 80 — 85 pCt. des Gesammt-Fettes beträgt, dass ferner noch ein ' ) Bericht« d. deutschen chera. Ges. in Berlin 1872, 286. 2) Neue landw. Zeitung 1871, 638. ^) Nach Berj. Kl. Wochenschr. in Pharmazeut. Centr.-Halle 1872, 366, 4) Landw. Versuchsst. Bd. XIV. S. 194, 236 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. mehr oder minder erheblicher Theil des Fettes in der unteren Milch ver- bleibt. Es muss daher obige Voraussetzung eine irrige sein und folgt aus mechanischen Gründen, dass die Fettkügelchen nicht frei in der Milch suspendirt sind, dass vielmehr fremde dichtere Stoffe an denselben adhä- riren, von aussen her ihr Gewicht vermehren und dadurch unter Umständen die Triebkraft auf Null oder auf eine verschwindend kleine Grösse redu- cireu. Chemische und mikroskopische Untersuchung muss dieses bestätigen und entscheiden, ob die Fettkügelchen eine zusammenhängende oder lockere Hülle besitzen. Verf. legt nun diese Annahme für seine weiteren mathe- mathischen Deductioucn zu Grunde, und kommt zu dem Schluss, dass, wenn überhaupt die Beziehung zwischen der Anzahl und den Kadien der Fettkügelchen in der Milch an ein bestimmtes Gesetz gebunden ist, die Anzahl der Kügelchen im umgekehrten Verhältniss mit der 3. Potenz der Radien zunimmt, oder dass, w^as höchst merkwürdig wäre, die Kügelchen jeder Grössenordnung gleichviel Fett enthalten. Die Resultate, welche Verfasser unter Zugrandelegung dieses Gesetzes erhielt, stimmten mit den Erfahrun- gen der Praxis sehr gut überein, indem sich darnach die in der blauen Milch verbleibende Fettmenge zu 19,05 pCt. vom Gesammtfett berechnete. Indem Verf. die Zeit des Aufsteigens der Fettkügelchen in Betracht zieht und voraussetzt, dass für diejenigen, deren Durchmesser r^ 0,0008 mm. ist, die Beschleunigung gleich Null wird, erhält er das Resultat, dass die Hülle der Fettkügelchen, so lange sich ihr spec. Gewicht zwischen den Grenzen 1,250 und 1,486 bewegt, nur einen sehr geringen Einfluss auf den Gang der Ausrahmung ausübt, dass die Rahmschicht, nachdem einmal die Zeit 2 T. verstrichen ist, verhältnissmässig nur sehr wenig an Aus- dehnung mehr zunimmt. Denn, gesetzt, es würde die aufsteigende Fett- menge von 85pCt. in einem Gefäss, in welchem die Milch 13 Ctm. hoch steht, bei 14** C. einen Raum von genau 10 Vol. Proc. einnehmen, so ginge nach den entwickelten Gleichungen das Wachsen der Rahmschicht wie folgt vor sich: In der Zeit T, 2T, 3T, 4T, 5T, 6T, nT. würde sich ansetzen 4,60 8,25, 9,16, 9,60, 9,81, 9,90, 10,0 Vol. Proc. Versuche haben dem Verf. gezeigt, dass die Mächtigkeit der Rahm- schicht in hohem Grade von der Temperatur abhängig ist, bei Avelcher die Aufrahmung stattfindet. Eine und dieselbe Milchprobe wirft in ganz gleichartigen Gefässen und in gleicher Höhe aufgeschüttet bei tiefen Tem- peraturen in gleichen Zeiten weit höhere Rahmschichten auf, als bei hohen Temperaturen, und ziehen sich erstere nachträglich, höheren Temperaturen ausgesetzt, zusammen. Die Bildung und Höhe der Rahmschicht ist von der wechselnden Intensität der "Wasserverdunstung ganz und gar unab- hängig und nur abhängig von der, während der Aufi-ahmung herrschenden Temperatur. Diesem entsprechend hat Verf. beobachtet, dass die blaue Milch unter dem bei tiefer Temperatur (0 bis 6° C.) gewonnenen Rahm eine viel schleimigere Beschaffenheit hat, als die blaue Milch, welche sich unter dem bei hohen Temperaturen (10 — 12<* C.) abscheidenden Rahm befindet. Wegen der schleimigen Consistenz adhärirt das Serum stark au den Fett- kügelchen, setzt dem Bestreben derselben, seine Moleküle von einander zu Chemie der laudwirtlischaftlicheu Nebeugewerbe. 037 trennen, einen grösseren Widerstand entgegen, gelangt mit in die Rahm- schicht, so dass diese eine sehr hohe und von lockerer Beschaffenheit Awd. Wenngleich nun durch diese Consisteuz des Serums die Bildung des Rahms der Zeit nach verschohen wird, indem Stauungen eintreten, so wu-d doch die Rahmschicht, wenn sie einmal aufgetreten ist, gleich von Anfang an in bedeutender Höhe auftreten, die kleineren Fettkügelchen werden mit in die Höhe gerissen und die Gesammtausbeute an Fett wird eine sehr hohe sein. Bei höheren Temperaturen ist zwar das Serum dünnflüssiger und die Bewegung der Fettkügelchen scheinbar eine freiere, allein es ist der Auftrieb derselben ein geringerer. Zudem bewirkt die Dünnflüssigkeit des Serums, dass in demselben schon bei geringen Tempe- raturschwankuugen Strömungen eintreten, welche einen ungestörten Ver- lauf des Aufrahmungsprocesses unmöglich machen. Yeif. empfiehlt daher das Aufrahmen bei niederen Temperaturen vor- zunehmen und zwar in Metallgefässen, welche in mit Eis gefülltem Wasser stehen. Die thierwarme IVIilch muss möglichst rasch auf die Temperatur des Milchiocales gebracht und dafür Sorge getragen werden, dass letztere wenig schwankt. Ganz verwerflich ist es, die thierwarme Milch in Holz- gefässe zu füllen, weil dieselben schlechte Wärmeleiter sind. ^der^Miichf Ueber Prüfung der Milch bei Verfälschung in verschiedener insbesondere zur PrüfuDST Art hat W. Fleischmann ^) ebenfalls mathematische Betrachtungen an- derselben gestellt, bezüglich derer wir auf das Original verweisen. Er findet, dass '^'^^''age^und' sich das Aräometer unter allen Umständen ganz vortrefflich zur Prüfung Rahmmesser, verwässerter Milch eignet, dass der Rahmmesser als Prüfuugsinstrument für abgerahmte, ferner der Rahmmesser in Verbindung mit der Senkwage zur Untersuchung von abgerahmter und zugleich verwässerter Milch we- nigstens unter bestimmten Verhältnissen sichere Anhaltspunkte zu liefern im Stande ist. Verfasser hat sodann mit der Milchwaage des Dr. Müller in Bern das spec. Gewicht der Milch von 124 Kühen in 13 Ställen des Allgäu's festgestellt und gefunden: Spec. Gewicht als absolutes Mittel 1,031698 als Maximum , 1,034300 als Minimum 1,029500 Ein spec. Gewicht über 1,033 hatten 9 pCt. von 1,033—1,030 „ 89 „ unter 1,030 „ 2 „ Eine Milch von dem höchsten spec. Gewicht (1,034) kann mit Wasser bis zu 16,67 pCt. ilu-es Gewichts vermischt werden, bis ihr spec. Gewicht auf das Minimum von 1,029 herabsinkt. Bei Milch aus ganzen Stallun- gen ist im ungünstigsten Falle 1 Liter Wasser auf 10 Liter Milch nöthig, um das spec. Gewicht soweit herabzudrücken, dass es verdachten'egend wird. H. Schroeder^) hat ebenfalls unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Fett- und Zuckergehaltes Bestimmungen mit dem Aräometer ausge- führt und gefunden: ') Milchzeitung 1872. S. 173. 2) Ibidem. 1872. 277. 238 Chemie der landwirthschaftlichen Nebeu^ewerüe. 1. Hüttenmilch Ganze Milch: Raiirn- Vokmeu pCt. Abgerahmte Milch: No. Aräometer- Grade a Corri- girtc Grade Fett pCt. Zaeker pCt. Aräometer- Grade ö 2 s ^ a Corri- girte Grade Fett pCt. 6 31 28 34J 4,45 5,55 22 38 17 381 0,89 10 26} 29 29i 5,58 5,55 17 33 17 33i- — 11 26.1 29 29| 5,38 5,40 10 33 16 331 2,16 13 27 27 29f 5,13 5,00 9 32i 16 32.V 2,80 19 25 24 26| 4,09 5,00 12 31 16 31f 1,39 14 27' 28 30| 3,13 5,71 — — — — 21 27 27 29f 5,38 — 10 33] 16 334 — 24 27.1 24 29J 6,86 5,88 13 33} I6i 33| 2,07 2. Stallmilch. 6 32| 2U 34 10 29.1 20 30} 11 29^ 20 30| 13 29^ 221 31 19 27] 20 284 14 291 21.1 30| 21 28| 20 30 24 28.1 20 003 ~^4 3,54 4,87 4,09 5,38 3,13 3,54 4,09 4,09 5,40 5,55 5,40 5,12 5,00 5,71 5,55 21 38 17 381 0,89 16 33} 20.i 34} — 10 32} 19 331 1,88 10 33} 1 71 1 ' 2 33|- 2,55 12 31 16 31} 1,39 13 32a 16 33 13 32' 16i 33|- 1,78 Scliroeder glaubt bei der Untersuchung auf Wassergehalt der Milch die Bestimmung des Zuckers der des Fettes vorziehen zu müssen, weil der Zuckergehalt ein coustanterer ist. — lieber verfälschte, d. h. mit Wasser versetzte Milch des Londoner Marktes theilt Aug. Völcker^) folgende Zahlen mit: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Wasser . . . Fett .... Casein . . . Milchzucker . Asche . . . 93,75 1,72 1,75 2,13 0,65 93,04 2,25 1,75 2,57 0,39 90,98 2,58 2,50 3,41 0,53 93,32 1,69 1,69 2,64 0,66 88,38 3,84 3,18 3,90 0,70 Voloraeugelia't der Saline 4 6,5 6 4,5 12 5,5 7 6 5 Spec. Gewicht der Milch 1,019 1,017 1,021 1,020 1,030 1,018 1,022 1,022 1,021 Desgl. der abgerahmten Milch .... 1,021 1,019 1,023 2) Landw. Centr.-Bl. 1871. 1. 3. Chemie der laudwirtlischaltliclieu Nebengewerbe, 239 Nach Ausführungen v. Baumhauers i) ist es nicht möglich, durch Bestimmung des spec. Gewichts und des Rahm's mit Hülfe des Cremo- meters oder Galaktoscops den Grad der Verfälschung der Milch durch Ab- rahmen oder Wasserzusatz zu heurtheilen. Er hält vielmehr die Bestim- mung der Trockensubstanz in Verbindung mit der des Fettes, Zuckers oder Case'ins für die sicherste Methode und hat zu dem Zweck eine leicht aus- führbare Methode der Trockensubstanz -Bestimmung ausfindig gemacht. Diese besteht einfach darin, dass Milch (lOCC. etwa) auf ein mit geglüh- tem und bei 110" getrocknetem Sand angefülltes und vorher gewogenes Filter gebracht und wiederum bis zur Constanz des Gewichtes einer Tem- peratur von 110" ausgesetzt wird. Fett und Zucker bestimmt man in der angegebenen Milchmenge durch Ausziehen des Filterrückstandes mit Aether und Wasser etc. Verf. hat eine Menge Analysen einer unverfälsch- ten Milch nach dieser Methode ausgeführt und ergaben sich als Maximum und Minimum folgende Zahlen: Minimum Maximum 1000 CC. Milch enthielten : c 2i LS «^ :3 'S ja S"=^ .2 - o ^ ==> r^ CG .^r 104,4 19,7 133,6 43,4 In Wasser löslich Milch- zucker Andere Stoffe 35,5 47,4 11.3 20;8 in Waaser liU- löslich 23,2 49,3 6,4 8,0 Spcc. Gewicht der normalen Milch der all gerahmten Milch 1,0280 1,0290 1,0353 1,0369 Milchwaage : nor- male Milch 14,4 16,3 rahmt 15,2 17,3 Galakto- meter: uor- mal 106 124 105 116 In Nordamerika hat man angefangen, zur Versorgung grösserer Städte, ^"^lich'"^'* Spitäler, Armenhäuser etc. mit Milch, letztere zu condensiren. Es liegen zwei Berichte über die Methoden 2) der Condensation vor, welche im we- sentlichen dieselben sind und darin bestehen, dass die Milch nach dem Seihen erst bis zu 63 "C. (od. 88*^0.) erwärmt, wieder geseiht und dann in einer Vacuumpfanne (bei etwa 45 *^ C.) eingeengt wird. Nach dem einen Verfahren wird eine Menge Milch von 430 auf 100 eingedickt und erleidet keine Verluste. Soll die condensirte Milch längere Zeit auf- bewahrt und auf weite Strecken versandt werden, so erhält sie einen Zu- satz von 1 Kilo Rohrzucker auf 8 Liter Milch. Diese Milch heisst „prä- servirte" Milch, während eine andere Sorte, welche aus abgesahnter Milch . dargestellt wird, den Namen „condensirte" Milch führt. Analysen von so condensirter Milch sind ausgeführt von Chandler (1 — 3) und Sam. Percy2) (4 — 10): Ursprüngliche Milch Wasser 87,54 Fett • . . . 3,83 Zucker 4,08 Casein 3,89 Salze 0,76 Condensirte Milch 1. 2. 3. 53,54 51,50 49,23 13,12 14,61 14,58 16,30 17,47 17,75 14,44 13,61 15,48 2,60 2,91 2,96 ') Dingler's Polytechn. Journ. 1870. 195. 178. «) Nach Milk Journal 1871, No. 8 u. 9, in Milchztg. 1872. 93 u. 179, 240 Chemie der laudwirthschaftlichen Nebeugewerbe. Darstellung künstlicher Milch. Ursprgl. Condensirte 1 MUch Milcli 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Wasser . 86,9 50,4 49,2 61,0 46,4 36,2 41,2 40,5 Fett . 4,0 14,2 27,5(?)11,2 19,8 20,5 13,6 17,7 Zucker . 4,2 15,6 12,5 15,7 12,5 10,8 14,0 12,8 Casein 4,4 17,8 8,8 10,6 19,1 30,3 28,2 26,5 Salze . . 0,5 2,0 2,0 1,5 2,2 2,2 3,0 2,5 Ferner wurde condensirte Milch von L. Ko: fler^) untersucht. selbe fand: I. IL 111. IV. V. Aus Cham Sassin Kempten Kempten Eigene Wasser . . 22,180 18,824 22,421 18,810 20,770 Fett . . . 12,260 12,625 12,030 13,650 12,830 Eiweiss . . 28,100 24,240 25,960 24,900 29,600 Mineralstoffe. 2,180 2,482 2,673 2,430 2,865 Der- Analysen von Butter. Der Zuckergehalt schwankte z\sischeu 25 — 30 pCt., jener des Milchzuckers zwischen 14 — 18 pCt. Trommer 2) hat sich mehrere Jahre hindurch mit der Condensation der Milch beschäftigt und beschreibt das von ihm als das zweckmässigste befundene Verfahi-eu, auf welches wir nur hinweisen können. Gestützt auf die Erscheinung, dass Fett mit alkahschem Wasser eine Emulsion giebt, die unter dem Mikroskop Fettkügelchen wie in der Butter erkennen lässt, stellt Dubrunfaut 2) eine künstliche ]\Iilch aus folgender Mischung dar: 40 — 50 Grm. zuckerhaltige Stoffe (Candiszucker, Glucose, Milchzucker), 20 — 30 Grm. getrocknetes Albumin, 1 — 2 Grm. kaustisches Katron und 50 — 60 Grm. Olivenöl (oder anderes essbares Oel, Pferde- fett). Diese Mischung wird mit 1/2 Liter Wasser auf 50 — 60" er- w^ärmt, das Ganze bis zu 1 Liter Wasser verdünnt und so in Zusammen- setzung und äusserem Ausehen eine milchartige Flüssigkeit erhalten. A. Gaudin"^) glaubt ebenso zweckmässig zur Darstellung der künst- lichen Milch, Fett und Gelatine der Knochen empfehlen zu könuen. Verschiedene Butter so rten von holsteinischen Meiereien unter- suchte A. Emmerling^), wie folgt: No. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 mittel- sehr mittel- recht mittel- ölig normal mässig fein fein fein mässig gut Wasser . . — 11,68 12,09 10,35 10,09 12,64 14,42 10,81 12,29 Casein . . 0,29 0,19 0,39 0,26 0,28 0,58 0,50 0,32 0,57 Fett . . . 85,17 86,95 84,76 86,96 85,50 84,10 82,91 86,43 85,50 Extractstoffe — 0,85 0,81 0,82 0,69 0,86 1,07 0,75 0,59 Salz . . . 1,35 1,43 1,95 1,83 2,24 2,09 1,78 1,85 0,93 ') Dingler's Polytechn. Journal 1870. 196. 161. 2) Ibidem 1870. 198. 168. 3) Compt. reml. 1871. 73. 84 u. 109. 4) Ibidem. 108. 6) Landw. Wochenbl. f. Schleswig-Holstein 1872. 499. Chpmie der landwirthsrhMftlichen Nebengewerbe, 24.1 Käseaualvsen liegen vor von DaliP) und Alex. Müller^). Käseanaiy- Käsesorten pCt. Molkenkäse von Kuhmilch, 1. Preis desgl. 2. Preis desgl. 3. Preis von Ziegenmilch, 1 . Preis desgl. 2. Preis desgl. 3. Preis Käsevon abgerahm- ter Milch: Nögelost (Ho 1-1 I.Preis ländischer Küm- ! 2. Preis melkilse) J 3. Preis Käse von ganzer Milch: Edamer, 1. Preis .... desgl. 2. Preis .... desgl. 3. Preis .... Schweizer, 1. Preis. . . desgl. 2. Preis. . . desgl. 3. Preis . . . Schwedische Käse: Chesterkäse v.Riseberga Gudhemer Käse Käse von Flishut in Smaaland desgl. von Färlöse bei Calmar desgl. von Bergquara . desgl. nahe d. Rinde 1863 desgl. „ „ „ 1864 desgl. im Innern 1863 desgl. „ „ 1864 23,983 18,584 26.030 21,068 25,292 26,489 Fett pCt. 9,630 15,645 16,212 20,365 20,985 14,762 Proteiu pCt. Zucker resp. Extract- pCt. 8,881| 43,305 7,169 41,731 6,788 33.980 10,569| 39;027 9,100, 29,209 10,775 36,385 Asche Milch- säure pCt. pCt. 5,277 5,582 6,097 3,282 3,883 4,450 1,485 1,049 1,143 0,850 1,134 1,112 pCt. Aualytiker. 48,508 6,128 32,724 8,598 3,786 — — 47,121 7,357 31.634 10,361 3,417 — — 40,5441 16,874 31,286 7,899 3,171 — — Dahl 32,569 33.616 42,849 29,343 38,640 36,019 32,187 33,995 26,733 36,439 29,125 32,050 23,986 ^3,482 ^9,392 23,202 23,209 24,763 6,349 6,338 5,148 6,109 4,361 4,591 4,674 2,424 5,616 4,782 4,391 2,399 26,8 37,9 31,9 31,2 36,0 31,9 23,1 39,7 33,4 29,2 31,9 31,2 30,9 32,7 35,5 — 36,6 — 29,2 I 1,7 "31^6 29,8 32,2 33,9 31,6 31,2 3,7 — 0,7) 5,3 — — 2,3 — — 5,0 3,5 5,3 5,2 — — — — — — >Alei. Mfiller Die Nichtverbutterbarkeit des Rabms kann nacli den Unter- Darstellung suchungeu von J. Leb manu 3) berbeigefilbrt werden ter ButteVaus 1. durch Unreinigkeiten in den Abralungefässen und Butterfässern, li. h. die Milch gerauu desto später, je mclu' Alkali in derselben zuge- gen war. Die wii'ksanic Substanz des Lab's gehört nach Verf. wahrscheinlich zu den chemischen Fermenten; sie ist nur dem Labmagen der AViedcrkäuer rigenthümlich. Ob dieses Ferment mit dem von Paste ur aufgefundenen organisirteu Milchsäureferment identisch sei, prüfte Verf. in der Weise, dass er einen jungen Hund 13 Tage lang nur mit Milch fütterte, dann tödtete. Der wässerige Auszug aus der Schleimhaut seines Magens be- schleunigte jedoch die Gerinnung der Milch nicht im entferntesten. Durch Kochen büsst das Lab seine Wirksamkeit ein, dagegen nicht, wenn man es durch Alkohol fällt und den Niederschlag einige Zeit unter Alkohol aufbewahrt. Geringe Mengen Aetzkali zu Lablösung gesetzt, heben dessen Wirkung ebenfalls auf, während Ammoniak und kohlensaures Ammoniak ohne Einfluss sind. Letztere Eigenschaften sprechen für die nicht orga- nisirte Xatur dieses Ferments. W. Heintz^) tadelt an den Versuchen Soxhlet's, dass er über die Eeaction der einzelnen Milchproben vor und nach der Coagulation keine Angaben macht, und glaubt, dass wenn Soxhlet dieses gethan hätte, er einen entschiedenen Beweis gegen seine Ansicht gefunden haben würde. Heintz fand nämlich, dass Milch, die auf Zusatz von kohlensaurem Natron deutlich alkalisch reagirte, auch nach Versetzen mit Kälberlab und Ge- rinnen nur die alkalische und keine sauere Reaction zeigte, dass durch freie Milchsäui'e die Milch nur coagulirt, Avenn die Reaction derselben sehr merklich sauer ist; fernerhin zeigte sich, dass Labtlüssigkeit in einer reinen Milchzuckerlösung, nachdem sie 4 — 5 Stunden auf 40, 50 und60'' erhitzt worden war, nicht die geringste sauere Reaction erzeugt hatte. Aus allen diesen schliesst Heintz, dass auf die Bildung der Milchsäure durch die Labtlüssigkeit die Coagulation der Milch nicht allein zurückge- fülul werden kann. Schwalbe^) hat gefunden, dass ein Zusatz von Senföl zur Milch (1 Tropfen auf 20 cc.) die Gerinnung derselben verhindert; die Milch kann wochenlang stehen, ohne Gerinnung zu zeigen. Nach 5 — 7 Wochen hatte sie eine stark sauere Reaction und Avar das Casein in Albumin um- gewandelt. Die Umwandlung scheint auf einer Oxydation des Caseius zu beruhen. Bei der Gährung der Milch bildet sich, wie Bloudlot 3) anfühi't, Gehrung der Alien ein eigcnthümliches alkoholisches Ferment, welches sich von dem Ferment der Hefy unterscheidet. F. IIopi)e-Se)'ler^) hat beobachtet, dass aus dem Milchzucker (fer- ner aus Rohr- und Traubenzucker) auch ohne Gährung Milchsäure ent- steht, nändich bei Einwirkung von Aetzalkalien in höheren Temperaturen (200 ") auf genannte Zuckerarteu. Alex. Müller^) suchte die Veränderung festzustellen, welche ^ej-änderung '' ö t (Jpg Kascs während das M Journ. f. pract. Chemie 1872. Neue Folge, 6, 374. ^"^'°'- ^) Ber. d. deutscheu chera. GescUsch. in Berlin 1872, 286. ') Ibidem 1872, 218. ") Ibidem 1871, 346. *) Landw. Jahrbücher, Arch. d. l'r. Landes-Oecon.-Colleg. 1872. S. 68 u. 580. 246 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Käse beim Aufbewahren erleidet. Der eiu Jahr aufbewahrte Käse, welcher ein Rechteck bildete, wurde durchgesägt und von verschiedenen Stelleu des Rechtecks Proben zur Untersuchung entnommen. Diese waren: Nro. 1 aus dem Mittelpunkt des Käses. Nro. 2 und 2' nach beiden Seiten von Nro. 1 in Entfernung von 70 — 80mm. von den nächsten 3 Wandungen. Nro. 3 und 3' 10 — 20 mm. Entfernung von der kleinsten Seite des Rechtecks und Nro. 4 und 4' in 10 — 20 mm. Entfernung von der längsten Seite desselben. Die Zusammensetzung des jungen und dieses reifen Käses war fol- gende : Wasser o/o Fett Protein 7o Zucker Asche o/o Frischer Käse (Mittel von 2 An.) 40,42 28,00 24,80 1,65 5,43 Reifer Käse (1 Jahr alt): No. 1 aus der Mitte .... No. 2 u. 2' Mittel aus beiden . No. 3 u. 3' „ No. 4 u. 4' 36,37 36,64 30,93 32,10 30,07 30,07 32,67 32,22 25,97 26,01 28,01 27,81 2,96 2,28 3,16 3,12 4,63 5,00 5,20 4,75 Reifer Käse (Mittel a. allen Analysen) 33,12 31,70 27,35 2,96 4,87 Um die während des Reifens eingetretenen quantitativen Veränderun- gen beurtheilen zu können, müssen junger und reifer Käse auf denselben Wassergehalt gebracht Averden. Es ergiebt sich dann, Wasser. Fett. Protein. Zucker. Asche. Junger Käse 40,4 28,0 24,5 1,7 5,4 pCt. Frischer Käse 40,4 28,2 24,5 2,6 4,3 „ Zwischen den der Trockensubstanz zugehörigen Theilen findet eine überraschende Uebereinstimmung statt. Der reife Käse hatte aber 15,7 pCt. von seinem Gewicht verloren; diese bestanden zu 11.9 pCt. aus Wasser, zu 3,8 pCt.:=;zl,55 Pfd. feuchtem Käse oder 0,9 Pfd.Jväsetrocken- substanz. Dieses Deficit ist zu gross, als dass es auf Rechnung des Ab- reibens und Abschabeus gesetzt werden kann. Dennoch glaubt Verf., dass ein Stoffverlust durch Gähruug entweder gar nicht oder doch nur in un- merklichem Masse stattgefunden hat. Was die qualitativen Veränderungen anbelangt, so ist hier kein Grund zu der Annahme vorhanden, dass der Fettgehalt des Käses wäkrend des Reifens durch chemische Umsetzung der Proteinstofl'e zugenommen hat. Letztere sind aber in einfache Atomcomplexe bis herab zu Ammoniak- Chemie der landwirthschaftlichen Nebcngc\ver))e. ''4.7 salzeu zerfalleu. Es wurden uämlicli in dem wasserlialtigeu reifen Käse 0,544 pCt. und 0,567 pCt. Ammoniak gefunden, welche im Mittel 2,86 pCt. Protein entsprechen. Der Milchzucker ist in Milchsäure umgewandelt; ein Theil des Fettes, vorwaltend die Fettarten mit niedrigerem Atomge- wicht, sind aciditicirt, d. h. ranzig geworden und liabenButtersäure und ähnliche flüchtige Fettsäuren geliefert. Der Wassergehalt nimmt beim Auf- bewalu-en successive ab und zwar ist die Verdunstung an den Seitenwan- dungen am grössten. — Weiterhin giebt Verf. eine Beschreibung der bewährtesten Methoden der Käsebereitung in Schweden, bezüglich deren wir auf das Original verweisen. Zur Darstellung des Käseleims ^) wird die Milch möglichst lange Darstellung. o o von Käseleiffi stehen gelassen und wiederholt abgerahmt. Der Rückstand wird wie ge- wöhnlich auf Käse verarbeitet, nur nicht gesalzen. Hat der Käse ein hinreichendes Alter erreicht, so wird er in Würfel geschnitten, getrocknet, gedörrt und zu Pulver zerrieben. Dieses Pulver ward zu 1 Pfd. mit 6 Loth ungelöschtem Kalk und ^/d Loth Kampfer vermischt und unter Ver- schluss an einem trockenen Ort aufbewahrt. Zum Gebrauch wird das Gemisch mit Wasser angerührt und liefert einen vorzüglichen Leim. Das Schürer'sche Butterpulver besteht nach E. Peters^) aus „ ^f'^"'"^/'* ^ ^ ■' Butterpulver nichts anderem als mehr oder w^emger reinem, doppeltkohlensaurem Natron und kann nur insofern einen günstigen Einfluss auf das Ausrahmen haben, als es die Säuerung, IVIilchsäure-Bilduug eine Zeit lang retardirt. Ein Zu- satz desselben zu der Sahne ist auf die Verbutterung ohne Einfluss. IV. Spiritusfabrikation. H. Hosaeus^) bestimmte den Stärkegehalt von Kartoffeln, die mit Einfluss lös- verschiedenen löslichen Düngesalzen gedüngt waren und fand denselben '°auf den'^ wie folgt: Stärkegehalt ^ der Kartof- Dünguug: Stärkemehlgehalt fein. (aus spec. Gew. berechnet.) 1867. 1868. 1. Kalisalz 18,3. 20,0. 2. Superphosphat . . . 19,6 19,9. 3. Kalisalz u. Superphosph. 18,8 19,3 4. „ „Ammonsalz 19,3 19,5 5. „ Chilisalpeter . — 19,2 6. „ Peru-Guano . 18,0 19,8 7. Peru-Guano . . . .17,8 20,8 8. Schwefelsaures Amnion — 20,3 9. Chilisalpeter .... — 19,6 10. Ohne Düngung . . .19,2 20,3 11. « 1^ ... — 30,5 ') Nach den „Alpwirthschaftlicheu Moiiatsblätteru in laod- u. forstwirthsch. Ztg. der Prov. Preusseu. 1871. No. 10. 2) Milchzeitung 1870. 8. ») Der Laudwirth 1870. Nro. 101. 248 Chemie der laudwirtLschaftlicheii Nebeugewerbe. Nach diesem Versuch ist somit eine besondere Einwirkung der leicht löslichen Salze auf den Stärkegehalt der Kartoffeln nicht zu bemerken. Von grossem Einfiuss jedoch scheint das Kochsalz zu sein, insofern es nach den Tharander Versuchen i) den Stärkemehlgehalt der Kartoffeln ge- genüber den nicht gedüngten Kartoffeln nicbt unwesentlich herabdrückt und zwar um 10 — 25 pCt. Die mit Kochsalz gedüngten Kartoffeln waren von wässeriger, seifiger Beschaffenheit, welche sich schon bei einer Gabe von 50 Pfd. pr. Morgen bemerklich machte. In letzterem Falle enthielt die Trockenmasse 1,34 pCt. Kochsalz, dagegen bei den ungedüngten nur 0,42 pCt. Die in einer Düngung mit Peru-Guano gewachsenen Kartoffeln waren durchweg stärkereicher als die nicht gedüngten Kartoffeln. Bestimmung j)jg übliche Bestimmung des Stärkemehlgehaltes der Kar- des ötarUe- <^ o mehigehaits toffelu mittelst Ko chsalzlösun g liefert nach A. Hurtzig und A. '^'^ieiD.°' Schwarz er ■■) sowie nach W. Schnitze^) ungenaue Resultate, und haben erstere zwei neue Waagen für diesen Zweck in Vorschlag gebracht, be- züglich deren Einrichtung und Anwendung wir auf die Originale ver- weisen. ToTicarrf? Bei der schlechten Kartoffelernte im Jahre 1871 und den in Folge fein mit Kog- dcrcu gestiegeueu Preisen für Kartoffeln handelte es sich bei der Spiritus- ipld'tusfabr^ fabrikation um einen Ersatz der letzteren. F. v. Leesen*) hat mit Vortheil kation. einen Theil der Kartoffeln durch Roggen ersetzt und gefunden, dass bei^/s Kartoffeln und Ys Roggen die Gährung gut und ohne starke Schaumbil- dung verläuft, dass die Maische bis auf 1^2 pCt., im ungünstigsten Fall bis auf 2 pCt. vergährt. Die Ausbeute ist eine ebenso gute wie beim rei- nen Kartoftelmaischen und stellt sich bei diesem Verfahren das Maischgut um 8 Pfg. pro. Quart billiger. Durch eine Kostenberechnung weisst fer- ner Verf nach, dass 100 Quart Schlempe kosten: Bei reinen Kartoffeln Bei ^ Kartoffeln imd | Roggen und einfachem Betriebe. doppelter, einfacher Betrieb. 11 Sgr. 54/5 Pf. 6 Sgr. 8 Sgr. 7 Pf. Hiernach stellt sich die Kartoffel-Roggcnschlempe, die einen höheren Futterwerth als die Kartoffelschlempe hat, dennoch biUiger als letztere. Rübensaft" ^' S cho ch 5) empfiehlt in solchen Jahren, wo die Kartoffeln stärkearm sind, der Kartoffelmaische Rübensaft, welcher durch eine Art Diffusion ge- wonnen ist, zuzusetzen, um die Maische an Zucker zu bereichern, ohne sie zu verdicken. Die Rüben verwertheten sich zu 14 Sgr. 8,9 Pfg. Darstellung 2ur Darstellung von Branntwein sind einige neue Rohmateria- von Brannt- ,. . , wein aus licu lu Auwcndung gebracht, sä^gespäifnen.' ^^ wcrdcu im Nordcu der vereinigten Staaten von Amerika jetzt Maisstengel^) auf einen dem Rum ähnlichen Branntwein verarbeitet, der 1) Der ehem. Ackersmann. 1871. Nro. 1. 2) Land- u. forstw. Wochenblatt 1872. 10. u. Polytecbn. Journal. 1872. 203. 67. Vergl. auch Centralbl. f. Agriculturcbemie. 1872. 1. 120. 3) Polytechn Journal 1871. 203. 86. 4) Der Landwirtli. 1872. Nro. 8. *) Neue Zeitschr. f. deutsche Spiritusfabrikanten. 1871. Nro. 21. ö) Nach Joiurn. f. d. ges. Spirit. Gesch. in Wiener landw. Zeitimg. 1870. 35. Chemie der laudwirthschaftlicheu Nebengewerbe. 249 imter dem Nameu Yankarum iu einer Stärke von 55 pCt. Tralles in den Handel kommt. Sollen die Maisstengel zu diesem Zweck verarbeitet wer- den, so muss man auf die Körnerernte verzichten. Es werden nämlich nach dem Ahblühen die Fruchtkolbeusätze bei ihrem Entstehen ausge- brochen, damit der Zucker, welcher während der Blüthezeit reichlich im Saft der Stengel vorhanden ist und sonst zur Körnerbildung dienen würde, sich im Saft der Stengel anhäuft. Der auf diese Weise vom Mais er- zielte Ertrag soll noch höher ausfallen als beim Körnerbau. — e.G. Zetterluud^) hat, veranlasst ■ durch die Beobachtung von S. Stenberg^) über die Einwirkung der Mineralsäuren auf die Cellulose der Flechten, den Versuch gemacht, Branntwein aus Sägespähnen zu be- reiten. Das Kochen wurde in einem Flechtenkessel mit einem Dampfdruck von 0,117 Kilogrm. pr. Gem. bewerkstelligt und eingelassen: 9,0 Ctn. Sägespähne von Fichte und Tanne (selir wasserhaltig) 0,7 „ Salzsäure von 1,18 spec. Gewicht 30,7 „ Wasser 40,4 Ctn. zusammen. Nach 8Y2-stündigem Kochen enthielt die Sägespähnemasse 3,33 pCt. Traubenzucker, nach 11 Stunden 4,38 pCt. Es waren also im Ganzen 4,38 X. 40,4 = 1,77 Ctn. Traubenzucker vorhanden, welche in Procenten der verwendeten Sägespähne 19,67 pCt. ausmachen. Die Säure in der fertig gekochten Sägespähnemasse wurde darauf mit Kalk neutralisirt, und zu der auf 30° abgekühlten Maische auf 20 Pfd. Malzschrot berei- tete Hefe zugeftigt. Nach 96 Stunden Gährungsdauer wurden durch Desti- lation 49 Maass Branntwein ä 50 pCt. gewonnen, der in hohem Grade reinschmeckend war. Widemann^) hat zur Zei'störuug des brenzlichen Goschmacks von Branntwein (Whiskj-) mit Erfolg Ozon angewendet, durch dessen Beinih- voro"on°bei inme; das flüchtige Oel sofort verschwinden soll. '^"'^ spiritus- '^ '^ und Essig- Behandelte er den mit Wasser (um das 7-fache) verdünnten Mais- fabrikation. Whisky auf dieselbe Weise und ziemhch lange, so wurde aller Alkohol in Essigsäure übergeführt. Letztere Eigenschaft des Ozons ist von einer Fabrik in New- York zur Darstellung von Essig benutzt, und soll dieselbe nach diesem Verfahren pr. Tag (480 Quart) 90 Fässchen Essig von 40 Gallons produciren, welcher sofort zum Einmachen von Pickles benutzt wird. Hierbei sei bemerkt, dass W. v. Knierim u. A. Meyer auf Grund neuer Untersuchungen ül)er Essigsäure-Gährung (Landwirthsch. Versuchsst. 1873. S. 305 und 321) behaupten, dass ozonhaltige Luft den Alkohol nicht zu Essigsäure oxydirt. Ueber die fabrikmässigeEntfuselung des Rohspiritus durch Entfuseiung ritus durch Holzkohle. •) Nach Journ. f. d. gcs. Spirit. Gesch. in AViener landw. Zeitung. 1871. Nro. 50. '*) Landw. Versuchsst. 1869. 11. 231 etc. Vergl. diesen J9,hresbericht 1868/69. 688. 3) Compt. reudus 1872. 75. 538. 250 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Holzkohle bringt W. S c h ii 1 1 z e i) eine längere Abhandlung, auf welche wii* nur hinweisen wollen. Sie umfasst die Darstellung der Filtrirkohle, die Be- ziehung, welche besteht zwischen Eutfuselung und der Grösse der Kohlepar- tikelchen, der Luft in dem Kohlenporen und im Filter, der Porosität der Kohle, der Spiritusverdünnung und endlich zwischen der Entfuselungs- und Be- rührungsdauer. .Sfudk'n über j)qj. ßr cuu er ci p r 0 cc SS in seinem Gesammtverlaufe ist von den Brenne- '■ reiprocess. M. Märckcr-) dem eingehendsten Studium unterworfen und durch eine ausführliche chemische Untersuchung der dabei auftretenden Producte bis ins Einzelne verfolgt. Wii* müssen uns leider darauf beschränken, nur die Hauptresultate wiederzugeben: I. Untersuchung der verwendeten Kartoffeln. 1) Der aus dem spec. Gewicht berechnete und der analjiisch ermittelte Stärkemehlgehalt der Kartoffeln zeigte eine sehr annähernde Ueber- einstimmung (vergl. A. Hurtzig etc.). 2) Die Kartoffeln besassen ausser dem Stärkegehalt 3,4 — 4,7 lösliche uicht-stärkemehlartige Stoffe; von den N-haltigen Stoffen waren un- gefähr 50 pCt. (46,7—62,6), von den Mineralstoffen 94 pCt. (92,0 bis 96,6) in Wasser löslich. 3) die löslichen N-haltigen Stoffe bestehen nur zum Theil aus coagulir- barem Eiweiss, nach ihrem dialytischen Verhalten bildet der grössere Theil krystallisirende Verbindungen, unter denen mit Bestimmtheit Asparagin nachgewiesen wurde. 4) Die N-freien, löslichen Bestandtheile sind ebenfalls zum grössten Theil diffundirbar, wonach wesentliche Mengen von Pflanzen-Gummi und Pectinstoffen in den Kartoffeln nicht vorzukonmien scheinen. Der COo -Gehalt der Asche dieser löslichen X-freien Stoffe lässt vermuthen, dass ein Theil derselben durch Salze von Pflanzensäure gebildet wird. 5) Durch 2-monatliches Lagern (December — Februar) vennehren sich die in Wasser löslichen Stoffe von 3,44 auf 4,72 pCt. Die Vermeh- rung betrifft ausschliesslich die N-fi'eien Stoffe, Pflanzensäureu etc. (0,36 auf 0,61) und den Zucker (1.22 auf 1,52 pCt.): dagegen war bei gleichem Gehalt an Gesammtstickstoff der Gehalt an löslichen N- haltigen Stoffen von 1,02 auf 0,78 pCt. gesunken. 6) Kranke und gesunde Kartoffeln zeigen in Betreff der Zusammensetz- ung der löslichen Stoffe keinen wesentlichen Unterschied. Ob der Gehalt der kranken Kartoffeln an Dextrin für diese charakteristisch ist, lässt Verfasser dahingestellt. U. Brennereiversuche. 1) Bei den ausgeführten Versuchen gelang es fast vollständig, die Stärke des Maischgutes durch das im Vormaischbottig zugesetzte Malz in Lösung zu bringen. — Die unaufgeschlossene Stärke betrug nur 1,88 bis 2,29 pCt. der Gesammtstärke der Maischmaterialien. — Nach n Dingler's Polytecbn. Journal 1872. 'JOe. 311. 2) Journ. f. Landwü-thsch. 1872. 52, 196 u. 293. Cliomic der landwirthschaftlichen Nebengewerbc. '^51 weiteren Versuchen war letztere Menge doch weit grösser und ging bis zu 8 pCt. 2) Die Diastase äussert bei Temperaturen bis zu 65" C. eine Wirkung auf das Stärkemehl derart, dass unter allen Verhältnissen neben Zucker eine gewisse Menge Dextrin entsteht und zAvar im Aequiva- lent-Verhältniss wie 1:1. Durch diese Bildung scheint die Wirkung der Diastase einstweilen erschöpft zu sein, so dass eine weitere Ueber- führung von Dextrin in Zucker erst erfolgt, wenn eine entsprechende Zuckermenge auf irgend eine Weise (durch Vergährung etc.) zerstört ist. Auf die Verwandlung von Stärke in Zucker und Dextrin influut weder eine längere Einwirkung der Diastase, noch ein grösserer Ueber- schuss derselben, noch auch eine verschiedene Concentration der Lösung, in welcher die Umwandlung der Stärke vor sich geht. 3) Aus der Gesammt- Menge der eingemaischten Stärke wurden 70 pCt. des theoretisch - berechneten Alkohol - Ertrages erzielt , welche schlechte Ausbeute daher rührte, dass ein Theil der Stärke unver- golu'en geblieben war. Von dem in der Gährung wirklich zerstörten Stärkemehl betrug die Alkohol- Ausbeute 96 pCt. der theoretisch be- rechneten. 4) Im Verlaufe der Gährung wird durch Nachwirkung der Diastase oder durch lösliche Eiweissstoffe der Hefe der grösste Theil des Dextrins in Zucker umgewandelt, aber diese Umwandlung geht nicht ganz parallel der Zerstörung des Zuckers durch die Gährung, so dass in den vergohrenen Flüssigkeiten das Dextrin den noch vorhandenen Zucker um das 3-fache überwiegt. 5) Die im Brennereiprocess entstandenen Säuren waren fast ausschliesslich Milchsäure und Essigsäure. Die gebildete Essigsäure hatte 2,25 bis 3,16 pCt. der Alkoholausbeute in Anspruch genommen und vermuthet Verf., dass in anderen Fällen noch grössere Alkoholmengen durch Essigsäurebildung zerstört werden können. Reinhaltung von Gährge- fässen und Gährraum ist daher von grösster Wichtigkeit. 6) Ein Verlust an X-haltigen Nährstoffen durch die Gährung findet nicht oder doch nur in geringem Masse statt, so dass man für Futter- berechnungen die N-haltigen Nährstoffe der Maischmaterialien als auch in der Schlempe vorhanden in Rechnung ziehen kann. 7) Die in den Maischmaterialien bei Brennereiversuchen mit Kartoffeln enthaltenen Eiweisstoffe wurden zum grösseren Theil in unlösliche Form übergeführt, während die Menge der löslichen Eiweissstoffe bei Roggenversuche zunahm. Dieses verschiedene Verhalten ist offenbar in einer Verschiedenheit der Eiweissstoffe des Roggens und der Kar- toffeln gegenüber den in der Gährung gebildeten Säuren begründet. 8) Durch Abschöpfen der Hefe (zur Presshefefabrication) wurde bei den Roggenversuchen ein Verlust an N-haltigen Nährstoffen von fast 25 pCt., an N-freien Nährtoffen von 13 pCt. verursacht. 9) Die Sacharoinetcr - Angabe gestattet nur in unvergohreuen (süssen) Maischen einen ziemlich genauen Schluss auf den Gehalt an Zucker und Dextrin, dagegen ist sie in stark vergohrenen Flüssigkeiten nicht ausreichend zur Gewinnung absoluter Zahlen, da in denselben die 352 Chemie der landwirthscliaftlichen Nebengewerbe. nichtzuckerartigeu Stoife die zuckerartigen überwiegen, Für die Praxis jedoch behält die sacharonictrische Bestimmung ihren Werth, weil es im practischen Betriebe wesentlich nur auf vergleichende Be- stimmungen ankommt, spiruusfabri- -^^ Kckulc^) hat in dem Vorlauf eines aus Rübeumelasse erzeugten kation. Spintus Aldehyd, Paraldehyd und Metaldehyd aufgefunden, und ist der Ansicht, dass sich dieselben schon während der Gährung (der sog. salpe- trigen) in Folge der Eeduction der salpetersauren Salze zu salpetriger Säure bilden. Diese Angaben werden im Ganzen von G. Krämer und A. Pinner 2) bestätigt, welche ausser obigen Aldehyden noch Acetal gefunden haben wollen. Sie glauben aber, dass die Bildung dieser Körper in den Kohlen- filtern vor sich geht, da sie mit Spiritus aus Kartoffeln arbeiteten, deren Gehalt an Salpetersäuren Salzen gegenüber dem gebildeten Aldehyd ver- schwindend klein ist. secundären^ Die secuudäre Extractbilduug in gährenden Maischen ist dun^Tif'äii-^^*^^^-^^'^^^^^®^) ^^^ weitgehendem Einfluss auf den Brenuereiprocess. renden Mai- Der Extract der Getreide-Kartoffelmaischwürze liefert bei der Alkoholgäh- rung Alkohol, Kohlensäure, Hefe und andere Producte. Ein Theil der Extractmenge entgeht stets der Umwandlung und bleibt also unvergohren in der wässrigen Lösung zurück. Bezeichnet man mit E die vor Beginn der Alkoholgährung vorhandene gesanmite Extractmenge, mit z denje- nigen Theil derselben, welcher in Alkohol und Kohlensäure, mit b denje- nigen, welcher in Hefe und andere Producte umgewandelt wird und mit c denjenigen, Avelcher unzersetzt geblieben ist, so haben wir E '— z -|- b -|- c und daraus E > z d. h. diejenige Extractmenge, aus welcher Alkohol und Kohlensäure ent- standen sind, muss stets kleiner sein als die ursprünglich vorhanden ge- wesene. In der That betrug die aus der Alkoholausbeute berechnete Menge Traubenzucker in 14 von 18 Fällen weniger als die ursprünglich vorhandene Extractmenge. In 4 Fällen aber überwog crstere Menge die letztere nicht unerheblich und fand sich, dass diese 4 Proben noch un- zersetztes Stärkemehl in den zugehörigen Maischen enthielten. Dass bei der Einmaischung ein Theil des Stärkemehls der Extractbildung entgeht, ist bekannt und ebenso, dass dieser Theil im Verlaufe der Gährung in Extract verwandelt wird. Ist die zersetzte Extractmenge e, und der da- raus entstehende Alkohol -f Kohlensäure = z u. b die Menge für Nicht- alkohol (Hefe etc.) so ist e ^=- z -|- b und e > z, d. h. grösser als die berechnete Traubenzuckermenge. Die zersetzte absolute Extractmenge e ist das Product aus der in der Maischwürze bei der Anstellung angetroffenen absoluten Extractmenge und aus den nach den Regeln der Attenuationslehre ermittelten wirklichen Vergälu'ungsgraden V, also e =3 E. V. Die Grösse E wird ermittelt aus der proc. Sacharometeranzeige = p. und dem in Ctn. ausgedrückten absoluten Gewicht ^= W der Maischwürze, also E ^r p. W. 1) Berichte d. deutschen ehem. Gesellsch. in Berlin 1871: 718. 2) Ibidem 1871. 787. 3) Piügler's Polytechu, Journal. '^OO. 438. Chemie der landwirthschafflichen Nebengewcrbe. 253 Durch die secuncläre Extractbildiiug wird aber die absolute Extract- raenge E vermelu't, und fällt unsere Bestimmung sowohl der relativen z=: p. als der der absoluten Extractmeuge =:r E einer Stärkemehl enthaltenden Maiscliwürze unmittelbar nach der Anstellung zu klein aus. Nach Been- digung der Gährung ermittelt man die Sacharometeranzeige der gegokrenen Maischwürze z=: AI, und gelangt durch Subtraction der Grösse m von p zu der scheinbaren Attenuation rr: p — m, aus welcher Grösse sich mit Hülfe des von Balling aufgestellten Attenuationsquotienten der wirkliche Vergähruugsgrad =: V berechnet. Da nun in einer Stärkemehl enthal- tenden Maischwüi'ze p während der Gährung wächst, so muss, wenn m unverändert bleibt, auch die scheinbare Attenuation p — m und damit der Vergährungsgrad wachsen. Daher wird durch die secundäre Extra ctbil- dung der nach den Principien der Attenuationslehre berechnete Vergäh- rungsgrad niedilger ausfallen als er in Wirklichkeit ist. In ähnlicher "Weise demonstrirt Verf., dass in Folge der secundären Extractbildung der theoretisch berechnete Alkoholgehalt der Wüi'ze hinter dem wirklichen zurückbleibt, dass in ihr die Ursache liegt, wesshalb das spec. Gewicht oder die Sacharometeranzeige unter Umständen wächst. Wenn grössere Mengen Stärkemehl bei Anstellung der Maische nicht in Extract übergeführt sind, sondern der secundären Extractbildung anheimfallen, so wird dadurch der Abschluss der Alkoholgährung ausserordentlich verzögert. Es ist daher die Ueberführuug des sämmtlichen Stärkemehls in Extract schon im Vormaischbottich von grösster Wichtigkeit. Diese aber ist unter sonst gleichen Umständen von der Quantität des in Anwendung kommenden Wassers bedingt, so zwar, dass sie um so mehr unterdrückt wird, je mehr das Wasserquantum vermindert wird. In Deutschland werden hoch- coucentrirte Würzen verarbeitet, welche man dadurch erhält, dass man noch höher concentrirte (Urwürzen) durch ein gewisses Wasserquantum, das sogen. Zukühlwasser, verdünnt. Darf nun überhaupt, wenn hoch con- centrirte Würzen vergährt werden sollen, nur wenig Wasser zur Maisch- bereitung in Anwendung kommen, so wird die Menge des zur Darstellung der Ui"würze übrig bleibenden Wassers, des sog. Einmaischwassers durch den Gebrauch des Zukühlwassers noch mehr vermindert. Bei Anwendung des Einmaisch- und des Zukühlwassers zur Eiumaischung entgeht eine be- trächtliche Menge Stärkemehl der primären Extractbildung und diese wird noch grösser, wenn ohne Mitanwendung des Zukühlwassers eiugemaischt wrd. Verf. empfiehlt daher, den Gebrauch des Zukühlwassers aufzugeben, die ganze dadurch disponibel gewordene Wassermenge mit zur Eiumaisch- ung zu verwenden und mit der Siemens'schen Kühlmaschine ^) zu kühlen. Das Das von Hollefrcund erfundene neue Maischverfahren 2) sche^Mau°h- besteht im wesentlichen darin, dass die gewaschenen Kartoffeln oder an- ^"fahren. dere Materialien in einem dampfkcsselartigen , cylinderförmigen Behälter, welcher 3 Atmosphäreu-Di'uck auszuhalten im Stande ist, unter Umrühren mittelst eines Rülirwerkes, welches in der Längsachse des Cylinders liegt, durcli gespannte Dämpfe auf eine über 100" C. liegende Temperatur, ') Dingler's Polyt. Journ. 1872. '305. 29. *) Wiener laudwirthsch. Zeitung 1872. 15. 054: Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. nämlich auf ca. 130^ erliitzt werden. Bei dieser liölieren Temperatur platzen die Zell Wandungen, die einzelnen Stärkekörnchen werden freige- legt und bilden mit dem Wasser nach Yerlauf von 20 — 30 Minuten einen homogenen Brei. ^) Die erhitzte Masse wird durch Evacuireu vermittelst Condensator und Luftpumpe auf die richtige Maischtemperatur (160" C.) gebracht und das mit Wasser augei-ührte Malzschrot in den luftverdünnten Raum des Maischkessels gesogen. Nach Yerlauf von 20 bis 30 Minuten ist die Verzuckerung der Stärke vollendet und wird die verzuckerte Maische durch Dampf aus dem Maischkessel auf das Kühlschiif getrieben, um von da ebenso me bei dem alten Verfahi*en behandelt zu werden. Das Hollefreund' sehe Maischverfahren erspart nach Berichterstatt- ung auf der Generalversammlung deutscher Spiritusfabrikanteu 2) eine ziemlich erhebliche Menge Rohmaterial, indem z. B. eine Maischung, welche nach alter Methode von 100 Ctn. Kartoffeln eine Sacharometeranzeige von 20 pCt. giebt und 100 Eimer Maisclu-aum anfüllt, nach dem neuen Yerfahreu in gleichem Raum und bei gleichem Zuckergehalt nur 80 Ctn. Kartoffeln verbrauchen soll. M. Märcker^) hat sich eingehender mit dem Studium der nach dieser Methode erhaltenen Brennereiproducte beschäftigt und gelangt zu folgenden Schlussfolgeruugen : 1. In den bei 130" gedämpften Kartoffeln sind nicht nur die Wandun- gen der Zellen gesprengt, sondern auch die einzelnen Stärkekörnchen in ein aus den allerkleinsten Partikelchen bestehendes Trümmerwerk zerrissen, welches der Diastase des Malzes mehr Angriffspunkte ge- währen muss, als die nur aufgequollenen Körner der gekochten oder bei 100" gedämpften Kartoffeln. 2. Durch die Dämpfung der Kartoffeln bei 130^ geht keine wesentliche Veränderung der in den Kartoffeln enthaltenen Stärke derart vor sich, dass dieselbe zerstört und in nicht zuckerartige Stoffe umge- wandelt ym:d. Die Untersuchung der Maische ergab nämlich: Zucker Dextrin JVIineralstoffe Protem 9,54 8,58 0,68 0,96 pCt. also in Summa 19,76 pCt. lösliche Bestandtheile, während nach der Sacharometeranzeige 21,30 pCt. vorhanden sein mussten. Es bleiben somit 1,54 pCt. nicht zuckerartige Stoffe, die durch Erhitzen ge- bildet sein konnten. Nun enthalten aber nach früheren Untersuchungen die rohen Kartoffeln 1,61 pCt. nicht zuckerartige Stoffe, also an und füi- sich mehr, als hier die gedämpften Kartoffeln. 3. Ob die Zertrümmerung der Stärkekörnchen nur durch das Dämpfen bei 130 '^ oder gleichzeitig durch die Evacuirung erfolgt, muss einst- weilen dahingestellt beiben. ^) C. Föhr in Frohburg hat (nach der „Illustr. landw. Ztg." in Ann. d. Landw. Wochenbl. 1871. 381) ebenfalls eiu neues Brennereiverfahren beschrieben, welches auf eiu feines Eeiben der rohen Kartoffeln und vollständige Abscheiduug der Faser durch eine eigenthümhch construirte Maschine basirt ist. Dasselbe soll alle bisherigen Verfahi'ungsweisen übertreffen. 2) Wiener landw. Ztg. 1872. 15. *) Zeitschr. des landw. Verems f. d. Prov. Sachsen 1872. 160. Chemie der ianuwirtliscli.Tftiiolicii Nebeugewerüe. 255 4. Die Aufscliliessung der Stärke nach dem Hollefreuud'sclien Yer- fahreu ist eine der theoretischen Ausbeute uahezu gleichkommeude; CS blieben z. B. in einem Falle nur 1,03 pCt. der Kartoifelstärkc unaufgeschlossen, während in einem Falle nach dem alten Verfahren 5,6 pCt. gefunden -wurden. 5. In Folge dieser vollkommenen Aufscliliessung der Stärke beträgt die Materialersparniss 5 uud vielleicht 10 pCt., aber keine 25 pCt., wie sie von den Erbauern des Apparats angegeben wird. 6. Die Zusammensetzung der süssen, sowie vergohrenen Maische nach Hollefreund 's Verfahren ist eine normale; es enthielt: a. Süsse Maische. Zucker Dextrin Mineralstofie Pi'oteinstoffe Sonstige N-freie Stoife 9.54 8,58 0,68 0,96 1,54 pCt. b. Vergohrene Maische. 0,26 1,10 0,75 0,56 2,46 „ 7. Der Alkoholertrag kommt dem theoretisch berechneten sehr nahe, er betrug 91,6 pCt. des theoretischen, während nach dem alten Ver- fahren 70 — 75 pCt. des letzteren als normal betrachtet werden. 8. Die Schlempe des Hollefreund'schen Verfalu'ens ist, weil dünner gemaischt wird und die Vergährung eine energischere ist, selbstver- ständlich weniger nähi-stoffreich als die Schlempe des alten Verfahrens. Gegen diese Ausführungen macht Gr. Bl. v. W^) den Einwurf, dass M. Märcker bei der Berechnung der Alkoholausbeute nicht den un- umgänglich nöthigen Steigeraum, welcher von dem totalen Rauminhalt der Gälu-bottige pr. 3980 Liter mit jedenfalls ^/le also 249 Liter in An- schlag zu bringen ist, berücksichtigt habe, dass hiernach die gebildete Al- koholmenge nicht 91,6 pCt., sondern nur 85,9 pCt. der theoretischen be- trage. Hierauf erwidert M. Märcker, 2) dass nach ausführlichen Messungen 100 Maischraum 92 Maische entwachsen, und dieses Verhältniss von ihm beinicksichtigt sei. Eine weitere lüitik der Märcker'schen Berechnungen ist im „Land- wirth-'^) mitgetheilt uud findet sich dort die Angabe eines Brenuerei- beamten, dass sich die Alkoholausbeute nicht zu 91,6, sondern nur zu 73,78 pCt. des theoretischen berechne. Fernerhin werden die Vorzüge des Hollefreund'schen Verfahrens bestritten und wird z. B. hervorge- hoben, dass das mangelhafte Zermahlen der Kartoffeln nach alter Methode nicht in der Maischmethode, sondern in den schlechten Walzen seinen Grund habe. Baratto-Dragono"^) hebt hervor, dass die nach Hollefreund's Verfahren erhaltene Schlempe, wenn auch die Quantität der N-ft-eien Stoffe eine geringere in derselben sei, relativ mehr sticksoff haltige Stoffe enthalte und somit in ihrer Qualität besser sei, als die nach altem Ver- fahren gewonnene Schlempe. >) Ann. d, Landw. Wochenbl. 1872, 628. 2) Ibidem 734. 3) Landw. Centr.-Bl. 1872, 'i, 157. ") Wiener landw. Zeitung 1872. No. 48. 256 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. V. Bierfabrikation. Bieranaiysen. Bieraiialysen führte E. Monier 1) aus. Das spec. Gew. der nacli- stehendeu Biersorten schwankte zwischen 1,008 — 1,023. Biersorten: pq in i aus Nortlfrankreich 1 desgl. desgl. . Pale ale (Burton) l desgl. aus München . . . desgl. . . . aus Wien aus Amsterdam . . aus Paris desgl. . delgl In 1000 Grm. Bier Alkohol (Volumen) CC. 40,00 32,50 36,00 60,50 55,00 56,25 56,50 52,50 53,75 47,00 45,00 47,50 Glycose Grm. 7,03 4,80 6,60 8,25 8,30 15,10 16,20 11,00 13,55 16,30 14,35 11,60 Dextrin u. Albumin Grm. 31,77 31,00 33,10 39,35 40,10 58,40 56,45 55,30 51,50 45,00 51,30 43,40 Salze Grm. 1,60 2,10 2,20 2,80 2,65 2,52 2,40 2,30 2,20 2,65 2,05 2,00 C. PrantF) untersuchte 21 Sorten Milnchener Bier und fand: Im Durchschnitt Minimum Maximum Alkohol . . . 3,55 pOt. 3,23 pCt. 3,98 pCt. Gesammtextract 6,17 „ 5,42 „ 6,61 „ Zucker . . . 1,08 „ 0,82 „ 1,38 „ Das Reishier aus Mainz hat nach A. Metz^) folgenden Gehalt: Alkohol Zucker Dextrin Stickstoffhaltige Stoffe Asche 3,65 1,63 5,13 0,37 0,22 pCt. G. Feichtinger*) bestimmte den Stickstoffgehalt des Bieres wie folgt: Winterbier 1. Ungehopfte Würze 0,586 pCt. 2. Gehopfte Würze, bevor sie auf das Kühl- schiff abgelassen wurde 0,542 „ 3. Gekühlte Würze 0,530 „ 4. Nach 2tägiger Gähruug 0,558 „ 5. Nach 5tägiger Gährung 0,597 „ 6. Nach Otägiger Gährung 0,653 „ 7. Nachdem das Bier noch ^^ Jahr auf Flaschen abgezogen lag 0,695 „ Sommerbier. 0,534 pCt. 0,494 0,473 0,480 0,542 0,665 0,713 1) Compt. rend. 1871, 73, 801. 2) Der bair. Bierbrauer 1870, No. 3—6 u. Chem. Ceutr.-Bl. 1870, 45, 710. 3) Nach Jechl's land- und forstw. Wochenbl. 1870, 36 in „Landw. Centrl.- Bh 1871, 1, 56. 4) Jechl's land- und forstw. Wochenbl. 1870, 43, und Landw. Centrl.-Bl. 1871, 3, 278. Tabelle I. Sorte 14,582 n. 11 14,558 ni. 15,186 Clieinie der landwirthschaftlichen Kebengevrerbe. 257 Der Stickstoffgelialt des Bieres kann uacli den Ausfiihrungeu des Verf.'s bis auf ein Minimum nur von den eiweissartigen Körpern des Malzes herrülireu. Die Bestimmung des Extractgelialts des Bieres aus dem '"j*"'!'?«^^'* Q6S BiGr6S spec. Gewicht nach Balling's Tabelle liefert nach 0. Knab ^) höhere Zahlen als durch directe Trockensubstanz -Bestimmung. Er fand: In den Malzmirzen: Auf getrocknetes Malz bezogen: Nach Ballinjr's Durch directe Nach Balling's Durch directe Bestimmung Tabelle Trockenbestimmg. 13,8589 71,3759 68.0351 13,7900 73.2268 69,2335 14,1756 73,6750 67,9342 L. Ender's 2) beschreibt eine Methode, die Fälschung eines Bieres mit ^'■■"=*^^'^'''S''ns Quassia, Wermuth und Bitterklee nachzuweisen. Das zur Syrupdicke ein- Bitterstoffen geengte Bier wird mit Alkohol extrahirt, die alkoholische Lösung ver- ™ ^'*'"' dami)ft, mit Aether aufgenommen und wiederum verdampft. In der alko- holischen Lösung dieses Rückstandes werden die Hopfenbestaudtheile durch Bleiessig gefällt, der Niederschlag durch Schwefelwasserstoff vom Blei be- freit etc. und auf Lupuliu geprüft. Die von dem Bleiniederschlage ab- tiltrirte wässerige Lösung enthält die fremden Bitterstoffe. Die Lösung wird mit Schwefelwasserstoff" zur Fällung des Bleies gesättigt, im Fil- trat der Schwefelwasserstoff' durch Erwärmen verjagt und Gerbsäure- Lösung zugesetzt. Der mit Bleiweiss verriebene Niederschlag giebt die Bitterstoffe an kochenden Weingeist ab und nimmt Aether nach Ein- dampfen dieser alkoholischen Lösung das Absinthiin auf, während Menyan- thin und Quassiiu ungelöst bleiben. Das Menyauthin erkennt man an dem Silberspiegel nach Erwärmen mit ammoniakalischer Silberlösung, Quassiin zeigt diese Reaction nicht. Zur Darteilung von Bier aus Reis empfiehlt A. Belohoubek^)^'" ^'^^^®''* letzteren zu einem ganz feinen Mehl zu zermalmen und ^4 — -^/s der ge- sammten Schüttung an Malz durch ein gleiches Gewicht Reis' zu ersetzen. Will man nach der bairischen Methode Reisbier herstellen, so ist der Gang folgender: Ausschütten des Malzschrotes in kaltes Wasser, Erhöhung der Temperatur durch zufliessendes heisses Wasser auf 28 ^ R., Erwärmen der ersten Dickmaische auf 50 ^ R. in der Pfanne und Zufügen des Reis- raehles, ^^4 stündiges Erwärmen auf 50 — 60 0 und schliesslich Erwärmen bis zum Kochen etc. Die Qualität des Reisbieres (über Zusammensetzung Ncrgl. Bieranalysen) ist nach Verf. eine ausgezeichnete.-^) Anwendung In einer ausführlichen Besprechung des Maischprocesses GrünmaUes. 1) Der Bierbrauer 1872. 6. ^) Nach Yierteljahresschr. f. Pharm, hi Diugler's Polytechu. Journal 1870. 197, 296. 3) Jechl's land- und forstw. Wochenbl. 1870, 30 und Landw. Centr.-Bl. 1871, 1, 53. ■•) Bei dei- Yerwenduiig des lieis zur Spiritusdarstellung, wobei die Stärke durch Schwefelsäure bei einer Temperatur von 102 "^ — 110" in Glucose überge- führt wird, hat sich ein i)euetranter Geruch in dem Spiritus bemerklich gemacht, welclier nach näherer Untersuchung von Acrolcin herrührte. Nach Chem, News in Dingler 's Polyteclin. Journal 1870, 195, 562. Jahresberichf. 3. Abth. J^7 pKO Chemie der landwirthsthaftlichen Nebengewerbe. hei Bierbrauerei und Spiritusbrennerei empfiehlt Jul. Blumenwitz') unter anderem die Anwendung des Grüumalzes statt des Dan-malzes und zwar aus folgenden Gründen: 1. Zu 100 Pfd. Darrmalz sind ungefähr 140 Pfd. Grünmalz oder 99,4 Pfd. Gerste erforderlich; zu 120 Pfd. Grünmalz jedoch, welche gleichen Effect in der Zuckerbildung haben, nur 85,2 Pfd. Gerste; also Er- sparung an Material und Arbeit. 2. Das Darren resp. die p]ntziehung von 40 pCt. Wasser erfordert weiteren seperaten Kostenaufwand, durch Anlage der Darre, Bedarf an Brenn- material und Arbeit. säurebiiauiig j)j(. Menge der gebildeten Säure beim Mälzen und Brauen beim Malzeu. ° ^ ist nach Ad. Flühler-) in den einzelnen Malzsorten sehr verschieden und scheint von der Temperatur, welche während des Mälzens innegehalten wird, bedingt zu sein. So ergaben 2 bei verschieden hoher Temperatur gewonnene Malzsorten folgenden Säm-egehalt : Trockenextract Säure in 100 Extract Säure in 100 Malz 1. Kalt gemälzt (15 oc.) 75,99 0,8 1,05 pCt. 2. Warmgemälzt(26— 30 0C.)60,51 2,4 3,96 „ ^de^stäi-ke^ Eiuc Umfangreiche Untersuchung über die Umwandlung der durch Malz- Stärke durch Malzdiastase lieferte A. Schwarzer^) nachstehendes diastase. r, ■, • Ergeh mss : 1. Die Umwandlung des Stärkekleisters findet um so rascher statt, je mekr Diastase angewendet wii'd und je höher im allgemeinen die Temperatur ist, bei w^elcher die Diastase einwirkt. — Bei einer Temijeratur vou etwa 60" C, sicher nachweisbar bei 65*^, findet eine Schwächung der Malzdiastase statt, welche um so stärker wird, je höher die Temperatur steigt und je länger die hohe Temperatur einwirkt. 2. Nach dem vollständigen Verschwinden der Jodi*eaction ist die Zucker- bildung der Hauptsache nach vollendet, indem eine längere Ein- wirkung der Diastase nur noch geringe Mengen Zucker zu lösen vermag. 3. Bei allen Temperaturen von etwa 60 o bis Null herab entstehen bei Anwendung sehr verschiedener Mengen Diastase stets 50 — 53 pCt. Zucker von dem aus der Stärke gewonnenen ( sacharometrisch be- stimmten) Extract. — Nimmt man an, dass die Stärke in 1 Aeq. Zucker und in 1 Aeq. Dextrin umgewandelt w'ird, so ergiebt die Rechnung 52,6 pCt. Zucker vom gewonnenen Product. 4. Bei Temperaturen über 60 o C. werden geringere Zuckermengen ge- bildet, als bei niederen Temperaturen. — Es ist wahrscheinlich, dass von 60 0 C. an aufwärts die Diastase wahrscheinlich durch Coagu- lirung theilweise unwirksam wird. Die bei der Temperatur von 70 0 C. nach dem Verschwinden der Jodreaction gebildete Zucker- menge kann bis auf etwa 27 pCt. sinken. 1) Nach „Neue Zeitschr. f. Spiritusfabrikanten" 1872, No. 3 in Landw. Centrl.' Bl. 1872. 1, 391. 2) Der baier. Bierbrauer 1872, 167. ^) Dingler 's Polytechn. Jom-nal 1870, 198, 321. Chemie der landwirthschafiUcheu Nebengewerbe. 959 5. Durch länger? Ein\virkiing der Temperatur vou 70 o C. wird der Malzauszug so vorändert, dass er auch bei niederer Temperatur nur so wenig Zucker bildet, wie bei 70 o C. 6. Eine bei 70 <» C. bereitete Stärkelösuug, welche etwa 27 pCt. Zucker enthält, kann durch Anwendung uugeschwächter Diastase bei niedri- geren Temperaturen leicht auf etwa 52 pCt. Zucker gebracht werden. Hieran anschliessend sei die Angabe von v. Witt ich i) mitgetheilt, dass sich -die ^Nlalzdiastase keineswegs beim Keimen bildet, sondern be- reits in den noch ruhenden Samen vorhanden ist, in welchem sie durch Mangel au Wasser in ihrer Wirkung auf Stärke behindert wird. AV. Neuffer-) hat gefunden, dass Maisstärke im Vergleich zu Malz "'•''•'""s ^«n ./ °,,'t^ , r, -, ., T-,. Gerstenmalz- eme grössere Ausbeute sowohl au Extract als an Zucker giebt. Bei diastase auf einem Verhältniss vou 1 Thl. Malz auf 2 Thle. Maisstärke erhielt er Maisstärke. die grösste Extractausbeute. Verf. bestreitet, dass wenigstens für Mais- stärke die Bildung von Zucker und Dextrin in einem constanten Ver- hältniss vor sich geht. H. Fleck 3) ist es gelungen, Malz, dessen Bereitung wesentlich auf ^vo"'Ma"iz° der Uebertuhrung des Stärkemehls und Klebers in eine zur Lösung ge- ,, °^"^ eignete Form beruht, mit Umgehung der Keimung auf chemischem Wege durch Miueralsäurcn darzustellen. Unter letzteren hat sich nach mehreren Versuchen die Salpetersäure als die geeignetste erwiesen. Das Verfahren ist folgendes: Um 10 Ctr. Gerste nach dem neuen Verfahren in Malz um- zuwandeln, übergiesst man dieselben in einem Holzbottich mit 58 Ctr. 87 Pfd. vorher auf 40*^ C. erwärmtem Wasser und trägt 1 Ctr. 13 Pfd. Scheidewasser von 4 o Beaunle ein. Das bedeckte Quellfass steht in einem ebenfalls auf 40 o erwärmten Räume und wird die Gerste mit dem saueren Quellwasser alle 10 — 12 Stunden gut umgerührt. Nach 72 Stunden ist das Grünmalz fertig; man wäscht es in dem Quellbottich mit kaltem Wasser schnell ab, um die anhängenden Schleimmassen zu entfernen, bnngt es auf die Schwelle und von da auf die Darre. Die Frage, wo der eigentliche Sitz der Diastase im Malzschrot ist, vertheiiung suchte A. Urban^) dadurch der Entscheidung näher zu führen, dass er im uau.^^ eine bekannte Gewichtsmenge Malzschrot durch 6 Siebe mit verschieden feinen Löchern in mehrere Sorten sonderte und mit jeder Sorte einen Maischversuch durchführte. Die Resultate sind folgende: 1) Pflüger 's Archiv f Phvsiologie 1870, 347. 2) Der baier. Bierbrauer \S1'2, 121. 3) Der Bierbrauer 1870, No. 8 und Dingler's Polytechn. Joiu-nal 1871, 199, 145. *) Der baier. Bierbrauer 1871, No. 11. 17^ 260 Ci emie der laiulwirthschaftlicheii Nebens'ewerbe. Anwendung der schwefe- ligen Säure in der Bier- brauereL Sieb, Anzahl der Maschen auf I Centimeter: Eück- stand im Siebe Grra. Ausbeute an Extract in Proc^iiteii ,, ^ d. Rücl^stin- Gramm. jesimSicI. Ausbeute au Zucker iu rrocentcB ^ ^° d. Iliiekstiii- Auf 1 Theil Zucker kommen Gesamnit- Extract 6,2 8,0 11,9 15.4 34.0 Durch letzteres Sieb 31,5 12,4 19,6 8,3 11,0 18.0 7,620 5,870 12,019 5,415 7,494 14,076 24,19 47.34 61.32 65,24 68.13 78.20 3,626 11,51 2.172 17,52 4.85 r 24,75 2,532 30,81 2,893 35,39 6,755 37,53 2,10 2,70 2,45 2,12 1,92 2.08 Summa 100,8 52,494 23,829 2.20 Xormal gemaischt 100 60,68 28,66 2,12 Die Ausbeute an Extract und Zucker nimmt daher mit der Feinheit des Materials zu. In dem gröberen Theil ist jedenfalls mehr Protein und kommt dem entsprechend auf 1 Theil Zucker in dieser Maische die grösste Menge Extract, nämlich 2,70 und 2,45 Thle. ; der Umstand, dass das in 6 Nummern getheilte Malzschrot in Summa weniger Extract und Zucker, im Maischverfahren geliefert hat, als die nicht sortirte gleiche Menge Ganz-Malzschrot, beweist, dass im Malz an irgend einer Stelle die Diastase in grösserem Ueberschuss augehäuft ist, welcher beim Maischen des nicht durch ein Sieb geschiedenen Schrotes den Diastase -ärmeren Partien zu gute kommt. Wie in der ungarischen Maisbrennerei die schwefelige Säure beim Ein maischen mit Vortheil verwendet ist, so ist sie mit demselben Vortheil von E. Beanes^) in die Bierbrauerei eingeführt. Die beste Form ihrer Anwendung ist nach Verf. die des saueren schwefelsauren Is^atrons, welches in einer Menge von 450 — 560 Grm. auf 290 Liter Malz (während des Einschüttens in die Bottiche), oder, wenn man Zucker anwendet, auf 100 Kilo Zucker genommen wird. Im Uebrigeu wird an dem Brauverfahren nichts geändert. Das auf diese Weise gewonnene Bier soll von lichter Farbe sein, sich schnell klären und gut halten. Auch W. Hemillon und N. Melnikoff-) haben sich mit der Wirkungsweise der schwefeligen Säure beschäftigt und gefunden, dass eine geringe Menge derselben die verzuckernde Ki-aft der Diastase sehr ab- schwächt, dass dagegen grössere Mengen die Verzuckerung der Stärke begünstigen; die grösste Ausbeute an Traubenzucker erhielten Verf. bei Anwendung von 2 — 3 Gewichtsproceut der schwefeligen Säure im Ver- gleich mit der angewandten Menge Getreide. V. GriszmaA'er^) empüchlt, um das Sauerwerden des Bieres zu ver- 1) Ding 1er 's Polvfechn. Journal ISTO. 196. 268. 2) Chem. News 1872. 26. 283. 3) Dingler's Polvtoclin. .loiu-nal 1872. 205, 77. Daselbst nach: Der baier. Bierbrauer 1872, No. 3. Chemie der Iaiiatz von 15 Grm. Tannin (von 1 ^/o Sgr. Geldwerth) soll in der 8- bis 10 fachen Menge warmen Wassers gelöst ebenso klärend und läuternd auf das Bier wirken als 1 Pfd. besten Hopfens. Um dem Bier einen süssen, vollen Geschmack zu ertheilen ^'^"01°^"^"^^ wird vorgeschlagen, 2) der Würze vor der Gähruug 1 pCt. Glycerin zuzu- in der Bier- setzen. Die Mehrausgaben für Glycerin werden dui'ch Ersparnisse an ]\Ialz ausgeglichen. Ln Anschluss hieran mögen Zahlen von A. Metz^) mitgetheilt sein, welche aus der Ermittelung des specifischen Gewichts einer wässerigen Glyceriulösung den Gehalt an wasserfi'eien Glycerin angeben, nämlich: Spec. Gewicht . . . 1-261 1 232 1,206 1,179 1,153 1,125 1.099 1,073 1,048 1,024 In 1 cc. wasserfreies Glycerin in Grm. . 1,2612 1,10S8 0,9648 0,8255 0,6918 0,5625 0,4396 0,3219 0,2096 0,1024 Die Bereitung der Zuckercouleur (Bierfarbe) geschieht nach derzuck^r^ C. Krötke^) in der Weise, dass Kartoffelstärkezucker in einem Kessel ,ß'?°"i*'{l-, über Feuer geschmolzen wird. Sowie der Zucker geschmolzen ist, fängt er an Blasen zu w'erfen und zu steigen; man muss alsdann, um Ueber- steigeu zu verhüten, mit einem Holzstabe unmlhren; sollte dieses nicht helfen, so setzt man etwas Butter zu oder mässigt das Feuer. Man lässt den Zucker so lauge kochen, bis er anfängt zu brennen, was an dem stechenden Gcrach wahrzunehmen ist. Ist dieser Zeitpunl<;t eingetreten, so setzt man auf 5 Kilo des verwendeten Zuckers 100 Grm. kohlensaures Ammoniak zu und fährt unter fortwährendem Umrühren so lange fort zu erwärmen, bis der Zucker fast steif ist und sich nur schwer mehr rühren lässt. Ist eine herausgenommene Probe nach dem Erkalten ganz mürbe und lässt sich zwischen den Fingern zerdilicken, so ist die Masse fertig. In ähnlicher Weise wird die Spirituosencouleur bereitet; nur muss der verwendete Stärkezucker frei von Gummi sein und setzt man statt des kohlensau]-en Ammoniaks Soda zu. Zur Erkennung eines mit Zuckercouleur gefärbten Bieres schüttelt R. Schuster^) letzteres mit Tanninlösung, wodurch ungefärbtes Bier entfärbt wird. Dagegen das mit Zuckercouleur gefärbte nicht. Um Bier für den Seetransport vorzubereiten, empfiehlt es d^s'B[eres'. -ich, dasselbe in ganz derselben Weise wie Wein nach Pasteur's Ver- 1) Nach „Der Bierbrauer" 1871. Xo. 1 in I> in gl er 's PolytecLiu. Journal 1871. 201. 421. 2) Ibidem 196. 187. ') Nach ..Der bairischc liierbrauer 1870, No. 1 u. 2 u. ibidem ID?. 160. 4) Dinglor's Polytoclin. Journal 1872. "iOi, 241 u. 248. *) Ibidem 1872. 205, 388. 262 Chemie der laudwirthschafthchen Nebengewerbe. fahren auf 55» — 65 o C. zu erwärmen.^) Schon 1867 hat Veiten in Marseille sich ein (liesbezügliches Verfahren patentiren lassen, welches nach Versuchen von Hab ich sehr günstige Resultate lieferte und sind neuerdings von H. Fleck J) in Dresden mit einem zu diesem Zweck eigens construirten Apparat ebenfalls Versuche angestellt, welche sehr zu Gunsten dieser Methode sprechen. Die Erwärmung geschieht in verkork- ten Flaschen, so dass die im Bier geschätzte Kohlensäure nicht entweichen kann. 0 Knab^) hat in dem Velten'schen Apparat 3 mit Bier gefüllte Flaschen ^2 Stunde lang auf 48», wobei _ die Flaschen (Ai , As und As) nahezu 3 Atmosphärencb'uck zu widerstehen hatten, erwärmt und sie gleichzeitig mit 3 nicht erwärmten Flaschen ( Bi , B2 und B3 ) , welche dasselbe Bier enthielten, an einem Orte aufgestellt, wo die Tem- peratur zwischen 15 0 — 20» schwankte. In letzteren Flaschen trat schon am 3. Tage eine lebhafte Gähi'ung ein, welche bei den erwärmt gewesenen Bieren eret am 15. Tage begann und erst nach und nach etwas stärker zu werden schien. Die Untersuchung der Biere ergab: Alkohol Extract Zucker Dextrin Essigsäure Milchsäure Ai den 25. Mai 1871 3,784 6,945 B2 „ 25. „ 1871 4,480 6,645 A2 „ 30. Juni 1871 3,912 6,833 B3 „ 30. „ 1871 3,941 6,304 C im Keller aufbewahrt 4,276 6,536 Diese Zahlen zeigen, dass bei den erwärmten Bieren die Nachgährung gehemmt und damit die Erhaltung eines bestimmten Extractgehaltes, ein Hauptmoment der Conservirung, erreicht wird. "^'unJ^^deV' Brainard^) empfiehlt, den in dem Hopfenharz enthalteneu bitteren Hopfens. Stoffcu , sowie dem aromatischen Hopfenöl während des Lagerns ihi'e wTrthvollen Eigenschaften dadurch zu erhalten, dass man sie dem Wechsel der Luft und dem Licht entzieht, die sie umgebende Luft vollkommen trocken hält und ihre Temperatur auf ungefähr -\- 10» C. herabbringt. Zu diesem Zweck wird der trockene Hopfeu in gut ausgetrocknete Säcke verpackt und auf einer Hopfenkammer aufgespeichert, welche nach Norden liegt und aus wasserdichtem Material so aufgebaut ist, dass sie luftdicht verschlossen werden kann. Die Aussenseite bedacht man mit schlechten Wärmeleitern und setzt den zwischen den beiden Wänden verbleibenden freien Raum mit einem Eishause in Verbindung. Einen ganz ähnlichen Vorschlag zur Aufbewahrung des Hopfens macht Ed. Schaar. *) Derselbe bringt den Ho2)fen in hennetisch ge- schlossene Gefässe und umgiebt diese mit Eis etc. V. Griszmayer ist es (nach „Der baii'ische Bierbrauer" 1872, 124) gelungen, dem Verderben des Hopfens beim Lagern dadurch vorzubeugen, 1.447 3,673 — 0.360 1,205 3,732 — 0,540 1,323 3,911 — 0,160 1,108 2,799 0.072 0,504 1,107 3,572 — 0,162 1) Nach dem Bierbrauer 1870, No. 5; in Dingler 's Polytechn. Journal 1870, 197, ISO. ■-) Ibidem 1872, 204, 339. 3) Nach Gewerbeblatt f. Grossherz. Hessen in Diugler's Polytechn. Jour- nal 1870, 198, 182. '') Nach „Der Bierbrauer" im Landw. Centr.-Bl. 1870, 3. 318. Chemie der landwirthschaftlichen Nebeogewerbe. 263 dass er auf einfachem Wege uacli einem Patent ein wirksames Hopfen- extract darstellt. lieber die Grösse der Nährstoff-Aufnahme durch Hoiifen, welcher am Liebfraucuberg bei Wörth gewachsen und zur Zeit der Reife am 14. September geerutet w^ar, giebt A. Muntz^) folgende Zahlen: 2400 Pflanzen von G31t) Pflanzen von 38 Ares enthielten: 1 Hectar enthielten: Wasser ', . . . 4282,560 Kilo 11270,270 Kilo Kohlenstoff 997,224 „ 2624,361 „ Wasserstoff 119,904 „ 315,547 „ Sauerstoff 764,304 „ 2011,395 „ Stickstoff 34,633 „ 91,141 „ Phosphorsäure 8,625 „ 22,699 „ Magnesia 9,254 „ 24,352 „ Kali 15,888 „ 48,812 „ Xatron 0,173 „ 0,455 „ Andere Mineralstoffe .... 50,635 „ 133,278 „ G. Hirzel^) findet die Nährstoffmenge, welche durch Hopfenbau einem Tagwerk (= 1^/3 preuss. Morgen, bestanden mit 1400 Stöcken) entzogen wh-d, in Pfunden wie folgt: Blätter + Blätter, Rauken ' Ranken Dolden und Dolden Erntegewicht im lufttrocknen Zustande 4800 450 5250 Schwefelsäure 6,5 1,1 7,6 Kieselsäure 46,8 2,9 49,7 Phosphorsäure 14,0 5,3 19,3 Kalk und Magnesia 161,8 7,0 168,8 Kali 73,3 11,0 83,4 Natron 2,6 0,3 2,9 Chlor 7,1 0,3 7,4 Stickstoff 116,9 14,5 131,4 Die Nährstoffwegnahme ist daher nur eine geringe, so lange man bloss die Dolden wegführt, dagegen eine bedeutende, wenn auch die Ranken und Blätter entfernt werden. Orösse der Nährstoff- Aufnahme durch den Hopfen. '\T[. Weinfabrikation. Verschiedene auf der Südküste der Krim cultivirte Trau- Untersuchung bensortcn untersuchte A. Salomon^) mit nachstehendem Ergebniss: '^'^"sorten.*" ') Comptes rendus 1872, 74, 1044. ^) Zeitschr. d. landw. Vereins in Baiern 1871, 1. 3) Ann. d. Oenologic 1872. 264 Lüeuiie der lauüwinli^clialthclieu Acbeuiiewerte. Cj Auf ^ ^ c= -~ Alter lOOOCC.Most ^ ^ '" 'Z^ c= US Traubensorlen : > .= 2^ ■r'S Wein- Farbe aO berge No. in Zucker Säure c= ^ C=3 1 Muscat rose 1,117 424 5,73 1657 6;05 429,99 rosa 2 Muscat blaue 1,103 240 7,50 1128 3.00 1 389,04 ) 505.57 juuger alter goldgelb 3 Albillo. . . . ],097 182 5.03 970 5,80 446,38 gelb 4 Muscat uoir 1.104 276 3,73 1026 13,10 559,54 schwarz 5 Nerre .... 1.090 240 6,38 821 7,03 — desgl. 6 Franc-Pinot 1,108 245,3 4,95 911 6,20 - — desgl. 7 Malbec . . . 1,088 176 9,15 1537 5,'v 0 — desgl. 8 Tramine r . . 1,088 245 4,00 1079 5,50 221,14 [145.79 218,27 1243,4.^1 5jähi-ig roth 9 Pinotgris . . 1,117 265 5,87 908 4.10 8jäbrig grau violett 3 5j ährig 10 Riesliug . . . 1.105 270 6,56 761 7.00 247,35 gelb l'l Sapperaw. . 1,103 294 6,22 1123 4.80 491,42 schwarz 12 Pinot blaue 1,102 340 4,15 1159 4.70 483,23 hellgelb 13 Oporto blaue 1,118 378 4.83 1418 4,15 450,13 desgl. 14 Sauterue . . 1,106 390 4,35 — — — desgl. 15 Madeira . . . 1,117 265 4,70 944 4,30 425,08 goldgelb IH Bordeaux . . 1,075 265 4,15 1372 8,00 223,18 schwarz. sundeu Trauben. Asche von A. Blankenhom und L. Rösler') theileu die Zusammensetzung ge- •iranken und g^m^er Und kranker Trauben mit, ohne aber in der verschiedenen Zusam- mensetzung derselben die Ursache der Krankheit zu suchen. Sie huldigen viel- mehr der Ansicht, dass die Ursache der Traubenkrankheit nicht in der Ei'- schöpfung des Bodens, nicht in dem Mangel au Kalk oder einem anderen mine- ralischen ßestandtheU, sondern ledighch in dem Parasitismus eines gut studirten Pilzes gesucht werden muss. Die Aschezusammeusetzuug war folgende: Asche der Trockensubstanz .... „ „ frischen Substanz . . . In Procenteu der Asche : Kali Natron Kalk Magnesia Eisenoxyd Mangan Thonerde ........ Kohlensäure Phüsphorsäure SchAvefelsäure Salzsäure Kieselerde 0 Ann. d. Oenologie. 1872. 41. Silvaner-Trauben sehr krank, Mittel aus .S Ana- lysen 6,594 pCt. 0,848 „ wenig krank 6,645 pCt. 0,786 „ gesund 46.42 0.45 7,33 3,75 0,10 0.46 24,38 7.36 4;89 0,96 1,71 pCt 42,52 pCt. 2,74 „ 8,74 „ 3,50 „ 0,19 „ 0,08 „ 0,53 „ 23,46 „ 11,68 „ 2,97 ;, 0,33 ., 3,26 „ 48,46 pCt. 0,31 „ 6,95 „ 3,86 „ 0,05 ,, 0,02 „ 23,24 „ 8,00 „ 4,31 „ 0,78 „ 3,92 „ Chvmie der laiulwinbscUaftliohoü Nebeiigewerbe. 265 ^^ i- r-l =f t- i^ CO "R, 00 "^^to o lO^i^ "^ 1— i 1— 1 1— 1 c£r<>r „^ iC s L^ X C^ 00 T^ zi — cv? 00 ^ c? t^ -u JX o g - X TD CD^^^ 1— < i — O? i> irf ^" ^H 1-^ ^ t^ ^ CO '^'t A r—l j—t r-l '+"ef -^ iS 1— H pi c. ..^ c^^ ;_ T— < 1 ^.^ ^"^^ o^io_ o ^ « — 1 id m s § ^ X) 05^ J> ^ O? CD cf . ^ ^ 1—1 o t-- X) 1—4 GO^c:^ CC S 1— 1 1— ( 1— 1 i>ri>r o Of. 1-- ^ Gi ^ CO 9~S ^, c^ ^^ ■x^ 1—1 1—1 o CD^'r-T s CO qgco^ 1-H Xt< ^ ^ t^ c^> CO o _ ^ 00 -* cq^ 'o o 1— 1 r-( ?— ( c6 oi /-, o> X x^ o i^ 1-: O) ^.o ^^ i-( CO 1—4 ,-H r-l CD CO w o CO I^ CD r^ -— 1 c/'J -^ ^-^ CO q.^ rH-^ c:_^o2^ ^ |i::5 rH T— ( I— 1 c^T'*" Ci \o 'S ^ x X ^^ X) -* 'o^ r-^ r-^ cd" CO of o O = -r;- CO 1—1 I— ( rH 1— ( 1 ^. CO •»— « -4— Ci o • ^^ 00 00 Tt i-H C>? 00 -rtrcvT o -u • ■ O _ ^ '3 .2 o 'S ^^ — -" o . ^ ^ ^ ■ ' X rÜl (D 8 3 P=i < Si' ^ .2 'S -5 'j^ x'N X ti< < Most. -<5 f C* g cc' CO :; CO CO •S i> t- ri-l y CO J> O O Ci . CT. CO CO TS CO d . <» =s fs ,— ^ (U o ';;^.g ;=! rQ CS =1 CS ^ Mffi d 3 s o o ia > S-i C- «u TS ö -U9 CD Ol r« bo fM -U ^- :c3 00 J rH H « O bn 13 o SO w<1 266 Chemie der landwirlliscliafllichen Nebengewerbe. Most und Weiu. CO >:>- "^W-^^l 1> > ö CO N ^ ^o Ei jT >= S= o n> ^ ^ 6 "li 'fr r-' 1 P p B ^'i' -5 o" hJ 1= o » s- P o p 5!^ P P_ CT? P B TS o et zo - 1 <1 3^1 o' on? ^ o o o" . CT' cn? g 5 o cy !-• o^ fP o h-l 5 5- r+ CO t— M r+- cc ^ o B" S:?^ ^1 e' £+= c: ? P • Ei o B . Pi w 1— ' )— ' 1— ' fo rfi^ 00 ^^ H-i o CO 1 ^ - 1 ^ §5 o 4^ "od "bi S "o Ol O: Cß lO 1—' ^ i-* J^ J-" J-" rf^ H^ HJ p pS p p ^ S" p +^ "oo ~C5 "^ ^CD "? h- 1 ■- c: H-" :o -.■3 S' ÜT ^ bC >(^ oo ^ *^ 4i. iO 1— — H-. 60 OS Ol H-" H- ' 1 ^ CO 1 ^ I-. öi CTi 1 "ci"*^ V ^"0 1 05 ^ o CD o ^p^ GO Ol B- ffi J» H-1 ^ -— O Cl o o -^^ S "^ '-'- O^ "oo 3i ~0 "m "o 'to oo Ol -vj O H-i CO 3 *• « ^^ 2 ÜT CO CO K- c- *- 00 Ol 60 *^ -|5- t<^ .■' o o CfQ fv) 05 H-i H- h-- iC OO C5 l-" i-" ^ 1 Oo"^f^ ^ S? O 1 OS ""'►-' bn J^"0 o 1 io Oi .^ 1 "^ ^ tn '^ CO Ol eo O: 2. ^5 je '"' J^ ^ i^ i^ p. CO >-' p p p p I-.- 5- ■qd -^ "Oi 'iO "k-i "'co QO "»l CD bi "bi "oj "o "co 3>» 1— ' >f^ O CO N- CT Ci 00 *- 2t: ti. rf^ ■1 Ci -^1 in. 3 «— C5 CO I-' H- OO 63 ;i. "t-i "oo ^ "o 1 Ol ^ o ^? Cß J\3 Ol 1 "^ 11? ^ h-» JO JO ^"^ p ? h- ' >*"" _P J^- ■P' J-' -Ps:: i—^ '>^. lo "-vj "co "co 32 t-^ bi bi "o "t-" "co 00 *S 5CfC3 "jn3 t-" *>. O >-' CO 1- p: 05 h^:^ Oi CO O o -• 00 o O Ol < c ^^ l ^ 1,070 136 9,6 6,18 2.2 1,085 128 7,6 4,8 4,1 o CO et- Alteub (Raiidersa (Engler CD v-" p j^ P P O 1— ' l-i O CB ■qd OS 1r.. "►-- lo "co 2 =^ 05 60 h-» *-• CO 3zo 3 X ►-« h-" 6S ,-' CD *- v: 4^ Ol CO OD o o B" £? CR 00 ^ O O CD < »— ^^ CO Ol p— ' io 1— ' OJ 60 (35 tO H-' o r 1 iO °^ CO 05 1 "vj "co "bi g "o ^ B b: © 1— ' I-' p 1— ' p p M H-" j-' p pi p p „r-^ 5 g 2 JO bs "oi i^ "- i^ "*■<} "• Ol 60 iste ssb( fkell 1— » — ' o i»p o Ü» 1— ' J-i p J Oi Ci CD "^ ? "es l-i O CO -5 60 'lo I. Deutsche f Min. 0,9926 8,498 0,427 0,091 0,194 2,371 Eothweine . . ) Max. ] 1,0010 11,900 0,660 0,223 0,314 4,383 II. ZiUerthaler ( 1869 0,9957 8,551 0,615 0,058 0,185 2,267 Wacheuheimer \ 1868 0,9959 8,063 0,45U 0,094 0,292 2,338 III. Rhein -hessi- i Min. 0,9932 8,545 0,382 0,091 0,180 2,473 sche Rothweine \ Max. 0,9996 11,029 0,735 0,235 0,267 3,714 TV. Oestereichi- j Min. 0,9941 8,432 0,442 ' 0,109 0,184 2,188 sche Rothweine \ Max. 0,9991 10,602 0,705 0,194 0,311 3,712 V. Französische j Min. 0,9933 8,286 0,574 0,159 0,174 2,244 Rothweine . . l Max. 0,9964 9,895 0,675 0,233 0,238 2,720 In den Ahrweinen bestimmte C. Neubauer ausserdem noch Zucker, Weinstein, Stickstoff etc. mit folgendem Resultat: 1 ■'ttS 1 ^ 1 _2 iC .• o o < -' o C3 «/o «/o 1 «/o > "/o 7o "/o % Min. 0.9915! 7,927 0.416 0.099 0,181 2,137 0,056 0,078 0,059 0,026 0,040 0,074 Nax. 0.9957 11,120 0,534 0,272 0,261 2,804 0,162 0,254 0,101 0,087 0,065 0,139 A. Hilger^) untersuchte Frankenweine in verschiedenem Alter und hebt als erwähnenswerth hervor, dass dieselben durchweg au den durch Alkohl fällbaren Stoffen reicher sind als die Badischen und Pfälzer Weine. Aus der grossen Anzahl von Analysen (einigen 70) geben wir folgende wieder : J ) Ann. d. Oenologie 1871, 203. 2) desgl. 1872, 1 u. s. f. ') Her. über die Thiltigkeit d. Versuchsst. f. ünterfranken u. Aschaffenburg 1872, 5;") u. s. w. *) Landw. Versuchsst., 15, 12. *) Nach Chem. Ccntrlbl. in Pharmazeut. Centr. -Halle 1872, 322. 268 Chemie der landwii UisclKiftlirlifii Nebuigewerbe. Bezeichnung CO <2 In 1000 Thln. N] j; _ tC " ° « 5 9. « 1,090 0,994 0,993 I. Leisten 1869 d. 26./10. gekaltort . . . 7. Apr. 1870 nach d. ersten Ablassen 21. Apr. 1871 ....... n. Schalksherger 1869 d. 28./10. gekaltert . . . 5. Apr. 1870 nach dem Ablassen 24. Apr. 1871 1:0,994 III. Spielberg -Riesling :| 1869 d. lO./ll. gekaltert . . .j 1,075 d. 6./12. während der Hauptgährung 15. Apr. 1870 nach dem Ablassen 10. XoY. 1870 ||0,996 IV. Stein- Riesling 1869 d. 9./11. gekaltert . . . 14./11. bei Gährungsbeginn 17./11. in stürmischer Gährung 18. Mai 1870 nach dem Ablassen 1. Dec. 1870 ....... V. Felsenstein-Oesterreicher 1869 1870 d. 30. Oct. 4 Tage nach derP Gährung |!l,070 |l,066 11,004 [0^995 1,075 0,995 1,025 0,996 1,097 1,073 1,040 i0,9921 J0,9916 11,089 250 0,200 0,114 186 1,80 0,12 165 5.50 0,22 0,16 250 185 71 0,10 0,08 230 8,5 6,7 6ß 6,4 6,1 6,0 7,3 7,2 7,4 6,0 7,1 7,1 7 2 6,3 6,5 5,8 d. 8. Nov. Hauptgährung d. 18. Nov. nach di-r Hauptgährung d. 4. Febr. 1871 nach dem Ablassen lieber die Zusammensetzung der Romagna-Rothweine theilt Fa Sestini folgende Zahlen mit: 1(10 90 2,00 0,15 10,0 12,2 10,5 8,6 4,80 0,90 0,66 3,40 2,20 0,75 2,40 l,ü5 1,71 2,60 1,60 1,58 2,10 3,4 3,5 0,73 0,54 5,60 0,66 0,42 2,50 1.4 1,3 4,4 4,1 4,3 1,80 1,74 2,50 10.20 11,02 5,26 7,34 4.6 9,9 11,3 6,99 12,70 12,90 1,57 0,84 3,40i 2,90| 1,85' 1.451 1,80 9,12 10,50 usto- «/o Säure o/o o/o o i; t^ < 1. Balsamina vom Jahre 1870 von Carpinello; der "Weinberg hat Thonboden 2. Balsamina aus einem lockererdi- gen Weinberg 3. St. Giovese vom Jahre 1870, neuer "Weinberg 4. Desgl 5. Alcatico von 1870, aus einem "Weinberg bei Capocolle . . . 965,8 927,4 9,7 6,5 965,0 949,4 967,4 7,0 10,6 12,2 5,0 5,9 5,6 2,6 2,8 1,6 3,0 4,440 2.5 2,920j 3,3 3,700! 2,6 11,3 5,1 1,9 3,660 3,0 26,6 67,0 25,7 41,0 23,8 Cliomie der landwirthschaftlichen Ni'bengrwprbe. 269 Alhohol Ti •uiibenzuc ker Freie Säure PLxtract Asche Gewichts-pCt. pCt. pCt. pCt. pGt. Miüimuin . 7.094 0,089 0,251 1,693 0,162 Maximum 10,543 0,510 0,650 3,801 0.270 Ferner : Tokayer 16,836 11,363 Xeres 20,961 3,571 * Malaga 12.461 — Kalbruuner ^) bat im Wein Ammoniak uacligewieseu. Dasselbe bat sieb nicbt in Fol.ge Zersetzung vorbaudeneu Eiweisses gebildet, sondern muss als solcbes vorbanden sein, da die Reaction (Bläuung von rotbem Lackmuspapier) auf Zusatz von gebrannter Magnesia zum Wein eintrat, welcbe bekanntlicb Eiweiss nicbt zersetzt. Ferner glaubt Ludwig^) als regelmässigen Bestandtbeil des Weines Trimethylamiu gefunden zu baben. Dasselbe soll bei der Gäbrung ent- stehen und nicbt identiscb sein mit einer von Brücke in österreichiscben Weinen gefundenen, flüssigen organiscben Base. lieber die Zusammensetzung des roben Weinsteins tbeilt J. C. Stiebt 2) folgende Zahlen mit: Ammoniak u. Trimethyla- inin im \Vein. Blonde Rohweiasteine Bezugs- quelle Spanien Weinstein 41,36 pCt. „ 84.60 .. Deutschland 34,00 ,. 84.00 „ Oesterreich Messina 77,00 75,00 88,36 84,60 Weinsteins. Kalk 52,00 pCt. 10.40 „ 33,80 „ 7.80 „ 9,00 „ 10,40 „ 9,00 „ 7,80 „ Bezugs- quelle Oporto Rothe Rohweinsteine Weinsteins. Zusammen- setzung des rollen Wein- steins. Weinstein 90,00 pCt. 62,00 „ 48,00 „ 71,44 „ 77,00 „ Kalk 4,00 pCt. 11,70 „ 5,25 „ 7,8U „ 7,50 „ Messiua 75,00 75.00 13,0;j „ 9,00 „ Ueber den Gäbrungspilz der Weinbefe kommt M. Rees^) in Folge seiner Studien zu folgenden Schlussfolgerungen: „Die Weinbefe zeigt mehrere unterschiedene Arten von Alkobolgäbrungspilzen. Diese gehören sämmtlich und zwar gemeinsam mit dem von ihnen verschiedenen gewöhn- lichen Biergährungspilze einer Ascomycetengattung, Saccharomyces, an. (Für eine Art ist diese Gattungsangehörigkeit durch vollständige Durch- führung ilu'er Entwickelungsgeschichte noch festzustellen). Die Gattung Saccharomyces besitzt als Vegetationsorgan Sprossuugszellen, die früher oder später sich auseinanderlösen-, als Eeproductionsorgane Sporenschläuche, welche aus einzelnen der Sprossuugszellen hervorgehen und Schlaucbsporen innerhalb dieser Schläuche bilden. Die Schlaucbsporen keimen zu Spross- vegetationen derselben Art aus-, die einzelnen Saccharoraycesarten stehen mit anderen Pilzen insbesondere Schimmelformcn in keinerlei Entwickelungs- Gährungspilz der Weinhefe. 1) Weinlaube 1872, 288. Vergl. dies. Jahresber. 1867, 332. 2) Dingler's polytechu. Journ. 1S71, '^00, 82. =•) Botaii. Fntersuclumgcn über die Alkohol -Gilhrungspilze, Auszug niitgetheilr in Arm. d. Oeiiulogie 1872. 145. Leipzig 1870. 270 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Zusammenhang. Die Saccliaromyces -Arten der Weinhefe leben, ziemlicli verbreitet, bald üppig, bald mager vegetirend, unter gewöhnlichen Ver- hältnissen selten sporenbildend, auf mancherlei Nährboden, vor Allem auf der Oberfläche zersetzungsfähiger Pflanzentheile. Sie sind regelmässige Bewohner der Oberfläche der Traubenbeereu, Traubenstiele u. s. w., von welchen sie bei der Kelterung in den Most gelangen. Für die alkoholische Gährung des Weines kommt unter den beobachteten Arten Saccharomyces, ellipsoideus am meisten in Betracht. Er ist der gewöhnliche Alkohol- fermentpilz der Nachgährung-, die Hauptgährung leitet er bald allein, bald zusammen mit Sacch. apiculatus ( — oder dem noch nicht näher erkannten Pilze der Rothweiuhefe — ), welchem dann die erste Anregung der Haupt- gährung vorzugsweise zufällt. Saccharomycetes Pastorianus spielt nur in bestimmten Fällen eine nennenswerthe Rolle; die Function des selteneren Sacch. conglomeratus ist noch unklar. Die Alkoholgähruug des Weines ist demnach wesentlich verschieden von derjenigen unserer Biere, welche von Anfang bis zu Ende durch einen und denselben Gährungspilz, den Sacch. cerevisiae geleitet wird. BezügKch dieses Biergährungspilzes steht nun fest, dass er, zur Vergährung eines Weinmostes ausschliesslich angewandt, ein schlechteres Gährungsproduct liefert, als daö Gemisch der verschiedenen Saccharomyces -Arten, welches die natürliche Weinhefe bildet. Und wie ersterer Pilz in seiner Ferment- wirkung verschieden von den letzteren ist, so werden auch diese unter sich eine verschiedene Wirkung äussern, und bald der eine, bald der andere in dem Gährungsstadium zur Geltung kommen. Nach Pasteur^) ist die Weinhefe übereinstimmend mit den Unter- suchungen von M. Rees von der gewöhlichcn Bierhefe so sehr verschieden, dass keine einzige Zelle dieser Bierhefe im Most enthalten ist. Er hält die Weinhefe mit der Hefe von untergährigem sogen, deutschem Bier iden- tisch und ist nach ihm der Keim der Weinhefe der Keim von Mycoderma vini. Letzterer ist sehr verbreitet in der Uuft, namentlich im Frühjahr und Sommer; bei Anwesenheit von Sauerstoff geht Mycoderma vini in Schimmel über, bei Abwesenheit von Sauerstoff' in Weinhefe. Engel-) bestätigt die von M. Rees füi- Saccharomyces angegebenen Entwickelungsformen und theilt die Alkoholgährungspilze in zwei Gattun- gen, in die Saccharomyces Meyen, die von Rees beschrieben ist, und eine Gattung Carpozyma, die nur eine Species enthält und sich auf allen Früchten findet. (Vergl. Hefeformeu.) Weinhefe ai ^^^ ^^^ Verschiedenen Verwerthung, welche die Weinhefe findet, han- Dünger. dclt BS sich auch darum, welchen Düugerwerth sie hat. J. Nessler^) un- tersuchte zu diesem Zweck die flüssige Weinhefe mit 31 pCt. Trocken- substanz — die gepresste enthält 48,7 pCt. — und fand: Stickstoff Phosphorsiiure Kali 0,76 pCt. 0,29 pCt. 3,20 pCt. J. N essler schätzt hiernach den Ctr. flüssiger Weinhefe zu 14,3 Sgr. I) Compt. rend. 1872, 74, 209. «) Compt. rend. 1872, 74, 468. ') Pharm. CeatralhaUe 1870, 207. Chemie der landwirlhschaftlichen Nebeiigewcrbe. 27 1 Ueber den günstigen Einfluss vermehrten Luftzutritts zum ^%*'^^„^^^^ Most auf den Verlauf der Gährung sind augeregt durch die Mit- theilungen darüber von Pasteur in seinem Werk „Etudes sur le vin" auch in Deutschland verschiedene Versuche angestellt und Beobachtungen ge- macht worden. Fr. Dürr^) theilt einen diesbezüglichen Versuch mit, in welchem er 3 kleine Glaskölbchen mit unmittelbar von der Trotte entnommenem Most aufstellte und zu jedem eine minimale Hefesaat setzte. Durch Kölbchen A leitete er alsdann in langsamem Strom 1 Liter Luft, durch Kölbchen B. ebensoviel, aber Luft, welche vorher gereinigte Baumwolle und eine Wasch- flasche mit Kaliumbichromat und conc. Schwefelsäure (auf Glasperlen ver- theilt) passiren musste. Kölbchen C. endlich war nicht gelüftet. Die Gährung begann zuerst bei A, bei C. zuletzt und betrug die entwickelte Kohlensäure : I. Versuche mit Most, A. B. C. Vom 16. Jan.— 19. Febr. 5,928 5,428 5,587 Grm. in Summa, II. Versuche mit Malzauszug. Vom 18. Jan. — 25. Febr. 0,518 0,499 0,410. „ „ „ Eine analoge Beobachtung machten J. Bialoblocki und J. Rösler^) Ein mit Luft behandelter Most war am 3. Tage nach dem Hefezusatz schon in vollster Gährung und entwickelte an diesem Tage 83 cc. Kohlen- säure, während der nicht gelüftete Most an diesem Tage erst vereinzelte Gasbläschen entwickelte, die in Summa 1,5 cc. betrugen. Verfasser con- statiren ferner, dass gährende Flüssigkeiten Luft (Sauerstoif) absorbiren und glauben, dass der Verbrauch von Sauerstoff bei der Gährung im innigsten Zusammenhang mit dem Wachsthum der Hefe steht. Sie prüf- ten alsdann Lösungen von Kohlenhydraten (Trauben- und Milchzucker, Gummi, Dextrin), sowie Auszüge von getrockneten und Säfte von frischen Früchten auf ihre Absorptionsfähigkeit von Luft im Vergleich zu Wasser; sie fanden, dass sich die Kohlenhydrate mit Ausnahme von Dextrin, dem reinen Wasser gleich verhielten, dass Most, Malzauszug, Zwetschen- und Mii'abellensaft bedeutend mehr, Erdbeerensaft, der sehr leicht in Gährung übergeht, am meisten Luft (Sauerstoff) im Vergleich zu Wasser absorbir- ten. Da Protoplasma und coagulirbare N.-haltige Stoffe vorher durch Kochen aus den Fruchtsäften entfernt waren, so müssen nach Verf noch andere Verbindungen in solch leichtgährenden Fruchtsäften vorhanden sein, denen das Vermögen, Sauerstoff" zu absorbiren, in hohem Grade zukommt. Dass der Sauerstoff das wirksame Agens bei der Lüftung des Mostes ist, scheint aus einem Versuch von J. Moritz 2) zu folgen, wonach der mit Sauerstoff' gelüftete Most schon am 6. Tage das Maximum der Gährung erreichte, während dieses bei dem mit Kohlensäure und mit Luft gelüfte- ten Most, welche beide Proben sich merkwürdiger Weise gleich verhiel- ten, erst am 10. Tage eintrat. Der Alkohol- und Säure -Gehalt war fol- gender: >) Ann. d. Oenologie 1871, 1, 40. 2) Ibid., 67—68 u. 219. ') Ann. d. Oenologie 1872, 461. 272 Chemie der landn-irtliseliaflliohen NebPiicre'werlje. II. Riesling. gelüftet nicht gelüftet 31 70 Tage IMit Kohlensäure, Luft, Sauerstoff gelüftet 1. Alkohol .... 6,94 6,52 7,83 Volum-pCt. 2. Säure (Weinsäure) 0,85 0,84 0,82 ,', Weitere Versuche im Grossen und aus der Praxis über den Einfluss des vermehrten Luftzutritts zum Most sind ausgeführt und mitgetheilt von A. Blankenhorn und J. Rösler^). Wir heben aus den Mittheilungen Folgendes hervor: Die Lüftung des Mostes bei den ersten Versuchen ge- schah mittelst eines von v. Babo construirten Apparates ^j und bedeckte sich der Most nach 2 stündiger Thätigkeit desselben mit einem dicken Schaum, welcher sehr reich an N.-haltigen Stoffen war und vielleicht etwas Gerbsäure enthielt. Die weiteren Versuche gleichzeitig mit nicht gelüfte- tem Most ergaben folgende Zahlen: I. Weissherbst (1867) gelüftet nicht gelüftet Dauer der Gährung .17 19 Entwickelte Kohlen- säure ^j in Summa 31,4 27,58 Pfd. — — „ (desgl 1868 wiederhoh) Dauer der Gährung .19 12 Tage — — „ Entwickelte CO2 • 314,9 271,2 Cubikfuss — — „ Die chemische Untersuchung ergab: Säure ... 3,7 pr. mille 4,4 4,3 4,9 pr. mille Extractstoffe . 2,201 pCt. 2,354 4,025 4,187 pCt. Stickstoffgehalt 3,484 „ 3,74 1,082 1,197 „ 50 cc. wogen 49,4766 Grm. 49,575 49,8256 49,965 Grm. Dass der nicht gelüftete Weissherbst von 1868 um 6 Tage die Gährung früher vollendete als der gelüftete, (welches Verliältniss fast stets uragekelut ist), hatte seinen Grund darin, dass der nicht gelüftete Weiss- herbst noch nicht ausgegohren hatte. So lieferte bei der Nachgährung: der gelüftete Weissherbst 1,4836 Pfd. der nicht gelüftete „ 7,9504.,, Kohlensäure. Die im Jahre 1869 bei Weissherbst \\iederholten ^) Versuche lieferten ein ähnliclies Resultat, nämlich: Weissherbst gelüftet nicht gelüftet Dauer der Gährung ... 20 10 Tage Entwickelte Kohlensäure . . 10,87 9,97 Pfd. Bei Wägungen von Hefe und Wein wurde gefunden: 1869 100 Maass Most \Vem Hefe fi^J^^I,f|S^ Verlust L Weissherbst gelüftet . . 336 289,73 9,24 33,53 3,46 U. „ nicht gelüftet 336 258,72 30,24 30,24 16,80 1) Ann. d. Oenologie 1S71, 21, 215 u. 408. Ferner 1872, 157, 174 — 186, 440—452. 2) Zu beziehen von Mechaniker Baumeister in Freiburg. 3) Die ent\vick(!lte Kohlt iisäiire wurde durch eine mit dem Mostbehälter in Verbindung stehende Gasuhr gemessen. 4) Ann. d. Oenologie 1872, 159. Chemie der lau iwirthsehaftlicheu Nebengewerbe. 273 Ferner stellte sich bei diesen Versuchen heraus, dass der nur eine Stunde gelüftete Wein weniger reinschmeckeud war als der 6 Stunden gelüftete, dass aber einstündiges anhaltendes Litften für eine Quantität von 4 — 5 Ohm bei Anwendung obiger v. B ab o' sehen Mostpeitsche hin- reichend ist. Weiterhin theilt A. Blank euhorn Gutachten und Versuche über das Lüften aus der Praxis mit, aus denen nur mitgetheilt sei, dass sie zu Gunsten der Lüftung ausgefallen sind. Zur Beurtheilung der Wirkung des Lüftens auf den Most giebt C. Weigelt^) folgende Zahlen: Most aus verschiedenen Traubenzucker derselbe Most um 4 Uhr derselbe Most — 03 d. 15 Oct. 8 ühr d, 16. Oct. 8 Uhr C T5 Silvauer and Muskateller d. 16. Oct. 1 Uhr Temperatur d. Mostes Grade nach 0 e c h s 1 e Zuckergehalt nach Oechsle's Tabelle . Zuckergehalt nach FehLmg's Methode 15.2 78,5 17,9 18,75 15,4 78,5 17,9 18,51 15,2 77,0 17,5 19,24 15,4 78,5 17,9 18,70 15,5 76,0 17,2 18,99 15,0 77,0 17,5 17,3 14,5 74,0 16,5 17,8 14,5 95,5 22,3 21,67 14,7 93,0 21,7 21,51 12,3 93,0 21,7 20,6 12,6 91,5 21,3 21,04 Das spec. Gewicht des gelüfteten Mostes unterscheidet sich daher eben durch die Lüftung von dem nicht gelüfteten um 2 — 4 o Oechsle, während der Zuckergehalt (bestimmt nach der F e hl ing' sehen Methode) in dem gelüfteten Moste um etwas höher als in dem nicht gelüfteten ist. Das Sinken des spec. Gewichts muss daher nicht auf das Verschwinden des Zuckers, sondern gewisser anderer Stoffe zurückgeführt werden, welch' letztere vorher im Most gelöst waren. Die grössere Zuckermenge in dem gelüfteten Most würde mit der beobachteten Thatsache im Einklang stehen, dass sich in dem gelüfteten Most während der ganzen Gährungsdauer nach einigen Versuchen weniger Kohlensäure entwickelt, als in dem nicht ge- lüfteten, und ferner mit der Beobachtung Pasteur's harmoniren, dass die an der Luft wachsende Hefe weniger Zucker zersetzt, als bei Luftabschluss. R. Haas und J. Moritz^) bestimmten während der Gährung täglich in dem gelüfteten Most Zucker-, Alkohol- und Säuregehalt: ') Ann. der Oenologie 1872, 102. *) Ibid. 1872, 455. Jahresbericht. 3. Abth. 18 274 Chemie der landwirthschafüichen Nebengewerbe. (No. I bedeutet den einmal, No. n. den täglicb 2 mal gelüfteten Most.) 1j lu ] 100 cc. sind enthalten: Datum Extract Zucker A 1 k 0 h 0 1 Säure = Weinsäure DQ "^^ Gl m. Grm. Grm. cc. Grm. 1871 I. II. I. II. I. IL I. II. I. II. I. II. 26. Oct. 61 61 16,2 0 0 0 0 0,94 0,93 27. „ 60 61 — 15,75 13,2 12,7 0 — 0 — 0,94 0,93 28. „ 59 58 — — — — — — — — — 0,94 29. „ 59 57 — — — — — — — — 0,93 — 30. „ 57 52 14,64 14,32 12,19 11,04 0 1,44 0 1,82 0,93 0,93 31. „ 51 40 14,25 11,35 — 8,33 1,02 — 1,26 — 0,96 0,93 l.Nov. 46 16 12,42 6,13 9,0 3,32 1,36 4,04 1,72 5,09 1,00 1,01 2. „ 37 5 10,48 3,43 8,0 0,51 1,98 5,33 2,50 6,72 0,99 1.02 3. „ 30 3 8,66 2,73 5,59 0,10 3,06 5,60 3,85 7,05 1,05 1,05 4. „ 21 3 — — — — — — — — — — 5. „ 16 3 — — — — — — — — — — 6. „ 12 2,5 4,37 2,68 1,81 0,08 4,66 5,66 5,87 7,13 1,02 1,04 7. „ 8 2,5 3,59 — 0,95 — 5,26 — 6,62 — 1,05 — 8. „ 6 2 3,19 — 0,53 — 5,65 — 7,12 — 1,02 — 9. „ — ■ — 2,82 — 0,20 5,67 — 7,15 — 0,99 — 13. „ — — — 2,79 0,09 0,07 — 5,67 — 7,14 0,99 1,06 14. „ — — — — — — — — — — — 15. „ — — — — — — 5,94 — 7,48 — — — 30. „ — — — — — — 6,06 — 7,64 — — ■ — I.Dez. — — — — — ■ — — 5,68 — 7,16 — — Ausserdem hatte am 1. Dec: Stickstoff g ß pr. 100 cc. ^P^*^- ^^^■ No. I. . . 0,034 Gm. 0,9980 No. n. . . 0,019 „ 0,9997 Bei dem täglich 2 mal gelüfteten Most (No. ü.) ist nach 9 Tagen die Gähi'ung so gut wie beendet, wähi-end bei No. I. erst in der fast doppel- ten Zeit derselbe Gleichgewichtszustand eintritt. In den Endproducten der Gährung, in den fertigen Weinen, sind die Unterschiede, die wähi-end der Gährung so gross waren, ziemlich unbedeutend, sie haben sich schein- bar wieder ausgeglichen. Es hält schwer, aus vorgenannten Beobachtungen, welche unter sich nicht völlig übereinstimmen, schon jetzt einen endgültigen Schluss über Ursache der vortheilhaften Wirkung der Mostlüftung abzuleiten. Nach A. Blankenhorn^) kann die günstige Wirkung vermehiien Luftzutritts zu Most einen 3 fachen Grund haben: ») Ann. der Oenologie 1871, 36. Chemie der laudwirthscliaftlichen Nebenge\rerbe. 275 1. Entweder -wirkt der Sauerstoff derselben günstig auf die Entwickelung der Hefe allein, oder 2. es findet irgend welche Ox3Tlation im Most vorhandener Verbindungen statt, welche im nichtoxydirteu Zustande weniger günstig auf den Verlauf der alkoholischen Gährung wirken, oder 3. endlich beschränkt sich der EinÜuss der durchgeführten Luft nur auf eine vermeinte Aussaat von Gährungskeimen und in diesem Falle müsste ein directer Zusatz von reiner Hefe denselben Erfolg haben. Auch sei noch eines Versuches von A. Hilger^) Erwähnung ge- than, der nach ^ji Jahren im gelüfteten Wein 10,8 Volumproc, im unge- lüfteten nur 8,9 Volurnjiroc. Alkohol fand; ausserdem ergab der gelüftete Wein 0,46 (pr. 1000 Thle.) durch Alkohol fällbare Stoffe (Eiweiss etc.), der nicht gelüftete dahingegen 0,86. Sebastian Englerth^) theilt eben- daselbst mit, dass der geschaufelte (gelüftete) Wein früher in Gährung tritt, heftiger gährt und die Gährung schneller beendigt, dass die Tempe- ratur des Mostes und des Gährlocals auf den Anfang und den Verlauf der Gährung grossen Eiutluss ausüben, dass ferner der geschaufelte Most sich eher hellt als der nicht geschaufelte. C. Neubauer^) bat über den Rothwein umfangreiche Ver- ^'"'^'«°"[^®'' ■' ^ den Roth- suche angestellt, aus denen wir folgende Punkte hervorheben: wein. 1) Zersetzung von Weinstein diu'ch Pilzvegetation. Eine Lösung von reinem Weinstein in Wasser erfüllte sich bald mit Schimmelsporen und nahm in ihrem Gehalt an Weinstein ab, indem die anfänglich zur Neutralisation verbrauchte Menge Natronlauge stetig geringer wurde. Auch in einer Probe Eothwein, welcher im Anfange 0,216 pCt. Weinsäure enthielt, wurde eine Abnahme der- selben beobachtet, nac)idem sich die Oberfläche des Rothweins mit einer PUzdecke überzogen hatte; sie sank bis auf 0,128 pCt. Neu- bauer vermuthet, dass der Weinstein bei den Weinki^ankheiten eine Rolle spielt. 2) Verhalten des rothen Wein-Farbstoffs gegen Chamaeleonlösung. Charaaeleonlösung *) lässt sich zur Bestimmung des Gerb- und Farb- stoffs in Rothweinen benutzen, indem die Menge der Pigmente dem Gewicht nach nur gering 'st und letztere im Vergleich mit dem Gerb- stoffgehalt verhältnissmässig nur kleine Mengen Chamaeleon zur Oxy- dation verlangen. Man wird sich dem wahren Gerbstoffgehalt der Rothweine sehr näheni, wenn man ])ei der Bestimmung des Färb- und Gerbstoffs von dem gefundenen Tannin 0,1 — 0,2 Grm. pr. Litre für den Farbstoff' in Abzug bringt. 3) Färb- und Gerbstoffgehalt der Rothweine. ') Ber. über die Thätigkeit d. Versuchsst. t. Unterfranken imd Aschaffen- burg 1872, 48. «) Ibid 34. ') Ann. d. Oenologie. 1872. 1-41. *) lieber die Ausführung der Methode müssen wir auf das Original ver- weisen. 18* 276 Chemie der landwirthschaftlichen Neb engewerbe. Da der Gerbstoff ebenso wie der Weinstein nach C. Neubauer durch Pilzvegetationen ausserordentlich zur Zersetzung geneigt ist, so ist es wichtig, den Gerbstofigehalt der Rothweine zu beschränken und so Weine zu erzielen, die einen milden Geschmack besitzen und in der Flasche wenig oder gar nicht mehr absetzen. Der Gerbstoff kommt wesentlich aus den Kernen und Rappen mit in die Rothweine und es fragt sich, ob nicht ohne diese ein Rothweiu hergestellt wer- den kann. Die Versuche haben dieses bejaht, indem nach Entfer- nung der Kerne und Rappen doch schön gefärbte Rothweine von angenehmem Geschmack gewonnen wurden. Es ergab nämlich Farb- stoff entsprechend Tannin: Gährung nur Gübruug mit Gährung mit mit Trauben- Traubeuschalen Schalen, Kernen schalen. u. Kernen. und Rappen. 1. Nov. bei Anstellung des Mostes 0,225 0,225 0225 Gm.p.miile. 11. „ starke Gährung 0,648 0,817 0,986 „ 24. „ Gälu-ung vollendet 0,564 1,014 1,158 „ Im Anschluss hieran theilt C. Neubauer den Gehalt der Schalen, Kerne und Rappen an Gerbstoff mit wie folgt: Rappen. Schalen. Kerne. 1. Blaue Liverdon u. s. g. Färber 3,17 pCt. 3,84 pCt. 5,18 pCt. 2. Oesterreicher Trauben 2,46 „ 1,21 „ 6,10 „ 3. Rieslingtrauben v. Rauenthal 1,99 „ 0,88 „ 5,45 „ 4. Rothe Fleischtrauben 4,55 „ 3,70 „ 4,07 „ 5. Neroberger Riesling. 3,65 „ 1,39 „ 6,82 „ 4. Gährung der Rothweine. Zur Gährung der Rothweine empfiehlt C.Neubauer das Verfahren von C.Sommer, welches darin besteht, dass die Gährbottiche in Ab- ständen von 1 ^/4 Fuss durch eine Anzahl von beweglichen aus Flecht- werk oder schmalen Latten bestehenden gitter- oder siebartigen Hürden oder Senkböden, die sich leicht herausnehmen und wieder einsetzen lassen, in mehrere gleich hohe Etagen getheilt werden. Beim Einbringen der gemosteten Trauben füllt man zuerst die untere Etage, setzt einen Siebboden auf u. s. w. bis zur letzten, die leer bleiben muss, damit der aufsteigende Most bei der Gährung nicht übei*fliesst. Das Gefäss wird darauf mit einem Holzdeckel leicht bedeckt. Der grösste Vortheil dieses Verfalu-ens soll der sein, dass in Folge der vielen Siebböden die Vertheilung der Hefe und damit die Gährung eine gleichmässige ist. 5) Bitterwerden der Rothweine. Gegen das Bitterwerden der Rothweine wurde mit gutem Erfolge nach Pasten r's Vorgange die Erwärmung angewendet. So äusserte sich das Winzer-Casino zu Alu'weiler über die von C. Neubauer auf 60 — 65*^ 1/2 Stunde erwärmten RothAveine wie folgt: „Es wird und muss anerkannt werden, dass die erwärmten Weine den Charakter sehr gut entwickelter, abgelagerter, vollständig gesunder Weine zeig- ten, während die nicht erwärmten Proben sich schon theils dem Krankwerden näherten." Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. 277 Die Erwärmung des Weines .ist vonA. Blankenhorn, Buhl und ?''^fy™'*"8 anderen^) tlieils mit, theils ohne Erfolg 2) augewendet; ersterer äussert sich nach seinen Versuchen folgendermassen: „Es ist möglich, dass die Erwär- mung des Weines nur bei solchen Weinen von Werth ist, die vor der Gährung unrichtig behandelt sind und die in Folge hiervon keine voll- ständige Gähruug durchgemacht haben, dass dagegen richtig gelüftete Weine der Erwärmung nicht mehr bedürfen, um sich vollständig zu halten." Die vorstehenden Versuche über Rothweine von C. Neubauer sprechen jedoch sehr für Erwärmung der Weine und lässt Pasteur^) durch eine Commission von Sachverständigen constatiren, dass Weine, welche auf kurze Zeit einer Temperatur von 55—65*' C. ausgesetzt gewesen waren, nach 6 — 7-jälirigem Aufbewahren sich durch bessere Qualität vor den nicht envärmten auszeichneten, dass selbst die feinsten Weine nicht nur keine Krankheit zeigten, sondern sogar eine Verbesse- iTiug der Qualität gegenüber derjenigen, welche sich in Folge des längeren Lagerns erhalten hatten.'^) Ueber den Einfluss der Electricität auf kranke Weine sind ^"''^/.f r"°8 -nT- -1 /-1 • • • T 1 TT "^^ Weines von emer in Metz niedergesetzten tommission im Jahre 1869 Versuche durch Eiectri- angestellt, die sehr günstig ausgefallen sein sollen. H. Scoutetten^) *"'^'* hat darüber Bericht erstattet und glaubt, dass die günstige Wirkung der Electricität (sei es eines contiuuhiichen dh'ecteu, sei es eines Inductions- stromes oder eines Funkens) von der Zersetzung des Weinsteins durch die letztere herrühre, indem das fi'eigewordene Kali einen Theil der freien Säuren sättige. Mit Eecht bemerkt hierzu A. Fitz^), dass nach Versuchen von Kekule aus der Weinsäure durch Einwirkung der Electricität unter gewissen Bedingungen Essigsäure entstehe, deren Auftreten gewiss nicht geeignet sein dürfte, die Güte des Weines zu erhöhen. Ueber die Wirkung kleiner Mengen (1 — 3 Grm. der conc. Säure wn-kung der o \ Schwefel- auf den Hectolitcr) Schwefelsäure auf den Gährungsprocess des Mostes hat säure auf v. Martin'') beobachtet, dass in Folge dieses Zusatzes der Schwefelsäure '^*" ^^«'°' die Gährung schneller und vollständiger verläuft und der Wein eine schönere Farbe bekommt. G. ChanceH) bringt diese günstige Wir- kung der Schwefelsäure damit in Zusammenhang, dass der Most zuweilen alkalisch reagirt, in Folge dessen sich aus dem Zucker statt Alkohol Milchsäui'e bildet, dass die Schwefelsäure die Bildung der letzteren verhin- dert und eine normale Vergährung bewirkt. Eine Vermehrung in der Quantität der vorhandenen Schwefelsäure in den so behandelten Weinen konnte von beiden nicht nachgewiesen werden. ') Ann. d. Oenologie 1871. 389— 400. 2) Vergl. diesen Jahresbericht 1868—69. 698. ') Compt. rendus. 1872. 75. 303. *) Es sei erwähnt, dass Giret u. Pinas einen von der „Societe d'Encourage- ment" in Paris preisgekrönten Apparat zum Erwärmen des Weines construirt haben, der schon mehrfach angewendet ist. Dingler's Polytechn. Jour. 200. 550. 0) Compt. rend. 1870. 70. 169. «>) Ann. d. Uenologie. 1872. 108. ^) Nach Chemical News 1872. 36. 83, im Central-Blatt f. Agriculturchemie 1872. 2. 182. 378 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Filtriren des Weines. Anttendung des TanniDS. Braunwerden der Weine. Darstellung von Wein- essig. Most aus Dörrobst Das Filtiiren trüber Weine durch Kohlenpulver hat nach Foelix^) den Uebelstand, dass das Kohlenpulver gleichzeitig das Bouquet wenigstens zum Theil mit ahsorbirt oder zerstört. Er hat gefunden, dass triibe Weine ohne Eiubüssung des Bouquets glanzhell werden, wenn man dieselben durch Filter gehen lässt, deren Poren durch dicken Trubwein verstopft werden. In Ermangelung von Trubwein rühre man etwas frische Wein- hefe mit den ersten paar Stützen Wein, welchen man aufgiesst, und be- ginne dann weiter das Filtriren. Man darf nicht zu \ie\ Hefe nehmen, weil sich sonst die Filter leicht verstopfen. — Zum Filtriren des Weines empfiehlt J. X essler (Wochenblatt des 1. Vereins in Baden 1870. S. 92) einen von F. A. VoUniar Sohn in Bin- gen construirten Filtrirapparat. Wie für die Bierfabrikation so wird auch füi' die Weinbehandlung an Stelle des Erwärmungsverfahrens Tannin empfohlen. ^) Indem dasselbe Eiweissstoffe und Hefebestandtheile niederschlägt, eignet es sich besonders für junge Weine, welche dadurch schneller der Reife entgegengehen, aber auch für trübe und zähe gewordene Weine, welche sich durch Zusatz von Tannin und späteres Schönen mit Hausenblase klar und leicht filtriren lassen. Das Braun- (Fuchsig- od. Rostig-) werden der Weissweine wird nach J. N essler 3) durch einen braunen Farbstoff hervorgerufen, welcher in allen weissen Trauben, besonders in den Kämmen enthalten ist. Je länger also der Saft auf den Trebern liegt, desto eher wrd er braun. Der Farbstoff wird durch Gähi'ung und schwefelige Säure zerstört, durch Hefe und Eiweiss herausgefällt. Um braungewordene Weine zu verbessern hat man daher drei Mittel: 1. Zusatz von guter gesunder Hefe eines an- deren Weines. 2. Schönen mit Eiweiss (das Weisse von 2 — 5 Eiern ge- nügt für 1 Ohm Wein). 3. Zwei- oder dreimaliges Ablassen in ein an- gebranntes Fass, wobei aber ein Ueberschuss von schwefeliger Säure zu vermeiden ist. Zur Darstellung von Weinessig empfiehlt J. Nessler^) folgen- des Verfahren: Der dazu bestimmte Wein muss in vollen Fässern aufbewahrt, vor Kühnen geschützt werden und klar sein. Man bringt den Wein nach und nach am besten zu einer kleinen Menge schon fertigen Weinessigs und fügt Essigpflänzchen von einer Flüssigkeit, in welcher sich bereits Essig- säure bildet, hinzu, muss aber dafür Sorge tragen, dass beim Nachfüllen des Weines mittelst eines unterzutauchenden Glasrohres die Essigmutter nicht untersinkt. Die günstigste Temperatur ist 12 — 14^-, soll der Wein- essig längere Zeit aufbewahrt werden, so erhitzt man ihn auf 48 — 50". Dieses Verfahren ist ähnlich dem von Pasteur^) empfohlenen. J. Nessler^) hat ferner versucht, aus Dörrobst Most zu bereiten. Getrocknete Birnen, welche 44 pCt. Zucker enthielten, wurden pr. 100 1) Nach der deutschen Weinzeit, in Dingler's Polytechn. Jourl 1870. 197.464. 2) Ibidem 1871. 203. 310. 3) Wochenbl. d landw. Vereins in Baden. 1870. 84. 4) Ibidem 1870. 18 u. 25. ") Vergl. Dingler's Polyt. Journal 1871. 200. 67. ^) Wochenbl. des landw. Vereins in Baden. 1872. 211. Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. 27Q Theile mit 300 Thlu. heisseu Wassers übergössen, 2 Tage stehen ge- lassen, die Birnen zerquetscht und 0,5 Thle. Presshefe zugegeben. Nach 3-tägigem Stehen wurde die Masse abgcpresst, der Rückstand nochmals mit 200 Tliln. Wasser gemischt, nach Verlauf von 3 Tagen filtrirt und Filtrat zu der ersten Flüssigkeit gegossen. Verf. erhielt auf diese Weise ein angenehmes Getränk. Der Most ergab jedoch nur 0,225 pCt. Säure (auf Weinsäure berechnet), während derselbe 0,4 — 0,5 pCt. enthalten soll. Eine Mischung von Aepfeln und Birnen wird daher nach Verf. jedenfalls einen besseren Most liefern. Das Spectrum des Rothweinfarbstoifs ist nach H. C. Sorby^) sehr Erkennung verschieden von dem anderer rothen Farbstoffe, welche zur Darstellung Verfälschung, künstlicher Rothweine dienen, so dass letztere durch das Spectroscop mit Leichtigkeit nachgewiesen werden können. Mit demselben Vortheil kann nach Verf. das Spectroscop zur Entdeckung von Fälschungen des Bieres etc. benutzt werden. In Betreff der Ausführung verweisen wir auf das Original. C Ottini und Fantagoni^) empfehlen 50 CC. des zu prüfenden Rothweins mit 6 CC. Salpetersäure von 1,4 spec. Gew. zu mischen und auf 90 — 95" zu erwärmen. Hierdurch verlieren künsthche Rothweine inner- halb 5 Minuten ikre Farbe, während der natüi'liche selbst nach einer Stunde keine Entfärbung zeigt. Fausto Sestini^) hat die vorstehende Methode auf andere echte Rothweine (aus Friaul und der Romagna) angewendet, aber gefunden, dass die Salpetersäui'e auch echte Rothweine in den meisten Fällen im Ver- laufe einiger Minuten (bis zu 10) entfärbt. Die Entfärbung erfolgt lang- samer beim Erwärmen in verschlossenen Fläschchen, oder wenn Alkohol, Weinsteinsäure und Gerbsäure beigemischt werden. — Wie Sorby so empfiehlt auch Th. Phipson^), den Wein spectros- « copisch zu untersuchen. Der natürliche Farbstoff erzeugt keine bestimmten Absorptionsstreifen, sondern nur eine allgemeine Absorption des Spec- trmns, die nach dessen violettem Ende allmälig zunimmt, während dagegen die künstlichen Rothweinfarbstoffe sehr bestimmte Absoi'ptionsstreifen zeigen. A. Facen^) hat angegeben, dass natürlicher Rothwein beim Versetzen mit seinem gleichen Gewicht gröblich gepulverten Braunsteins und unter fleissigem Umrühren in etwa ^j^ Stunde entfärbt wird, künstlich gefärbter dage- gen nach dem Filtriren noch mehr oder weniger roth erscheint. Nach C. G. Wittstein^) jedoch liefert das Verfahren keineswegs zuverlässige Resultate. A. Hilger^) untersuchte verschiedene Weine, welche man durch Zusatz zuckwg^e'hait von Traubenzucker zu verbessern versucht hatte und fand pr. 1000 Thle.: der weine. Reine Weine Verfälschte Weine Alkohol (Gew. Proc.) 6,83—10,230 3,225—10,120 Zucker 3,10—8,00 19,30—51,50. >) Dingler's Polytechn. Journal 1870. 198. 243. und 334. *) Berichte der deutschen ehem. Gesellsch. zu Berlin 1870. Nro. 17. 3 \ Tjfinn w i' prsiiphssf" 1 ^ 0 ") Nach Chem. News. 30.* 229 in Zeitschr. für analyt. Chemie 1870. 121. *) Ibidem 1870. 121. •*) Bericht d. agric.-chem. Versuchst, f. Unterfranken u, Aschaffenburg. 1872. 28. OQQ Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. '"'obstwein"'^ Als characteristischei" Unterschied zwischen Obst- und Traubenwein wird von F. F. Mayer i) augegeben, dass ersterer im Ueberschuss mit Ammoniak versetzt deutliche Kiystalle an den Wänden absetzt, während bei den Traubeuweinen nur ein pulveriger Niederschlag entsteht. Die Untersuchung dieser Niederschläge ergab, dass Obstwein Phosphorsäure in Verbindung mit Kalk, der Traubenwein dagegen Phosphorsäure in Ver- bindung mit Magnesia enthält. Diese Beobachtung würde mit einer Angabe von Tuchschmid^) im Einklang stehen, welcher fand, dass im Mittel vieler Analysen Obstwein 0,11 — 0,40 pCt. kohlensauren Kalk enthält, während der Kalkgehalt des Traubenweins höchstens 0,049 pCt. ausmacht. Vn. Zuckerfabrikation. Zuckerrüben- Zuckerrüben-Aualysen liegen vor von Grabe ^) und zwar über Zucker- Analysen. . , _, , ^ o / ruhen aus Ostpreussen: Ort: Diu-chschnittsgew. Zuckergehalt. Sacharomtr. Zucker- der Rübe. d. Rübe. d. Saftes. n. Brix. quotient. 1. Blankenau 450 Grm. 12,1 12,6 14,7 0,86 2. Thierenberg 700 „ 12,3 12,8 15,2 0,84 3. Wettin 450 „ 13,4 14,0 17,6 0,79 4. Prowehren 410 „ 12,5 13,0 15,9 0,82 5. Döhrings (kleine" Rüben) 550 „ 12,1 12,6 16,0 0,78 6. Prassen I') 600 „ 12,6 13,1 17,2 0,76 7. Wormen V 888 „ 11,0 11,4 12,0 0,95 8. Wange V — 11,2 11,7 14,8 0,79 9. Zielkeim ^1 400 „ 11,5 11,9 15,6 0,75 10. Allenburg ■II 11 11,8 12,2 16,4 0,75 11. Prowehen(grosse; Rüben) 900 „ 11,5 11,9 15,8 0,75 12. Kirchschappen ?? 310 „ 10,5 12,5 16,2 0,74 13. Podollen 51 1100 „ 10,3 10,9 14,6 0,74 14. Bledau •)^ 650 „ 11,4 11,8 16,2 0,73 15. Sporwitten 400 „ 12,6 13,1 18,1 0,72 16. Langendorf 11 1400 „ 11,4 11,8 16,4 0,72 A. Völcker ') hat ebenfalls zahlreiche Analysen von Zu( jkerrüben verschiedener Standorte und verschiedener Jahrgänge ausgeführt, welche folgende allgemeine Resultate ergaben: „Grosse Rüben sind wasserreicher und enthalten weniger Zucker als kleine. Ausgiebiges Düngen vermehrt den Ernteertrag, verschlechtert aber die Qualität; es bewirkt eine Zu- nahme der Salze und der Eiweisssubstanz, welche die Krystallisation des Zuckers verhindert. Der oberhalb des Bodens gewachsene Theil der Rübe enthält weniger Zucker und mehr Stickstoff als der von der Erde bedeckt gewesene. 1) N. Jahrb. f. Pharm. 36. 814. *) Ber. d. deutschen ehem. Ges. in Berlin 1870. 971. 3) Land- und forstw. Ztg. f. d. nöidöstl. Deutschland. 1872, Nro. 3. *) Ibidem 1872. 4. Das Original und die Zahlen dieser Untersuchung haben wir uns nich verschaffen können. Chemie der laudwirthschaftlichen Nebeugewerbe, 281 Pasteur^) hat beobachtet, dass Zuckerrüben in einer Atmosphäre *"''''«^^'^'^'"«° von Kohlensäure und Stickstoff eine Milchsäure- und schleimige Gähi'ung Zuckerrüben, durchmachen. Hieraus wird gefolgert, dass in den Rübenmieten für eine möglichst vollkommene Beseitigung obiger Gase, d. h. für eine gute Ven- tilation gesorgt werden muss. Flu- die Zusammensetzung des Zuckerrolu's fand 0. Popp 2) folgende zusammen- <-* I. ± / t~j Setzung ues Zahlen: Zuckerrohrs. Zuckerrohr von Martinique und von von Guadeloup, Mittel-Aegj^^ten, Ober-Aegypten. Wasser . . . 72,22 pCt. 72,15 pCt. 72,13 pCt. Rohrzucker . . 17,80 „ 16,00 „ 18,10 „ Glycose . . . 0,28 „ 2,30 „ 0,25 „ Celhüose . . . 9,30 „ 9,20 „ 9,10 „ Salze .... 0.40 „ 0,35 „ 0,42 „ Das bei 100" getrocknete Zuckerrohr ohne Blätter ergab 3,8 — 4,3 pCt. Asche, die getrockneten Blätter 8 — 8,5 pCt. Die procentische Zu- sammensetzung der Asche war folgende: KO, NaO, CaO, MgO,Fe2 03,Si02, PO5, SO3, Gl, CO2 ZuckeiTohr ohne Blätter 7,66 6,45, 12,53 6,61 0,56 43,75 5,45 16,53 0,21 — Blätter 10,65 3,26 8,19 2,45 0,85 65,78 1,25 2,18 1,65 3,55 Anbau versuche mit der vom Handelsgärtner Bestehe rn in Aschers- Bestehom's leben gezüchteten, sog. zuckerreichstenRübe auf einem Felde, welches rgi4"s^teRiibe in 5 Jahren 4mal Zuckerrüben getragen, lieferten F. Stohmann^) die günstigsten Resultate. Die Untersuchung der Rübe, welche eine spindel- förmige Foim mit flach ausgebreiteten Blättern und eine runde Form mit aufwärts gerichteten Blättern zeigte, ergab in je 11 Exemplaren folgende Zahlen: Sacharometeranzeige Zucker im Saft Nichtzucker Auf 100 Thl. Zucker des Saftes "Brix Volum- Gew.-Proc. Nichtzucker. 1. Spindelf. 18,3—21,0, 16,41—19,5;} 15,3— 17,9g 2.8—4,4 16— 28§ 2. Runde. 19,1—21,0, 16.5—19,5 „ 15,0—17,9,, 2,8—3,5 17—20. Der Durchschnitt der 22 Rüben ergiebt 17 Gewichtsprocente Zucker und verdient die Rübe den Namen der zuck er reichsten in vollem Masse. Fernere Untersuchungen und Versuche mit Bestehorn's Rübe haben aber ein ganz ungünstiges Resultat geliefert. Bolte*) theilt über den Zuckergehalt der aus Bestehorn's Samen gezogenen Rüben nach- stehende Zahlen mit: Zucker. Nichtzucker. Quotient. 12,08pCt. 4,92 pCt. 71 11,97 „ 3,53 „ 70,8 11,50 „ 4,10 „ 73,7 ') Nach Zeitschr. f. Rübenzucker-Ind. in Böhmen 1872 in Agriculturchem. Centrbl. 1873. 1. 244. 2) Zeitschr. f. Chemie. 1870. 329. t ä) Zeitschr. des landw. Vereins f. d. Prov. Sachsen 1870. 335. *) Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie. 1870. 63. 262 Chemie der laadwirthschaftlichen Nel>eDgewerbe. Olivenför- mige Zucker- rübe von Büchner. Hiernach würde die Eübe den Namen Bestehorn's nichtzucker- reichste verdienen. F. W. Grabe ^) führt an, dass von Bestehorn's Samen der Ertrag an Rüben nur 87^/2 Ctn. pr. Morgen betrug, während von anderen Samen 12878 Ctn. geerntet wurden. Ausserdem wurde gefunden: Zucker. Nichtzucker. Quotient, von Bestehorn's Samen 16,23 pCt. 2,77 85,42. von eigenem Samen 17,24 „ 1,76 90,21. Die olivenförmige Zuckerrübe von Büchner soll einige vor- theilhafte Eigenschaften vor anderen besitzen und findet Breitenlobner 2) deren Ertrag und Zusammensetzung wie folgt: Localität und Grösse : Gewicht von Terasse Hang Nieder- ung gross klein gross klein gross klein Wurzel. Grm. 845 418 1018 426 1212 438 Blatt. Grm. 228 157 309 152 358 160 Zucker /o 12,27 13,44 11,78 13,26 12,14 12,27 Kichtzucker /o 3,72 3,26 2,62 2,54 2,06 2,03 Quo- Ertrag tient. pr. Hectar KUo. 76,7 80,5 81,8 83,9 85,5 85,8 30350 28500 37350 Qualität ver schiedener A. Sehring^) hat seine Versuche über die Qualität verschiedener Zuckerrüben- Zu ck er rübeu-Sameu fortgesetzt und gefunden: Samen. Versuch von 1869. Bestehorn's I. I IL Ctr. Ctr. Vilmorin von Dippe Ctr. Imperial von Knauer Ctr. Schlechte Ctr. E dderitz Ctr. Ernte pr. Morgen . . Spec. Gewicht . . . BrLx Zucker Asche Alkalisalze . . . . SonstigeAsche-Bestand- theile Organische Stoffe . . Quotient 87,58 98,72 1,071021,06800 17,230 14,710 0,627 0,461 0,166 1,893 85,38 16,540 13,810 0,642 0,490 0,152 2,088 83,49 105,37 1,06510 15,870 13,110 0,678 0,512 0,166 2,082 83,17 116,17 1,06429 15,623 12,943 0,737 0,614 0,123 1,943 84,76 131,96 1,05961 14,600 11,950 0,848 0,717 0,131 1,802 81,84 122,15 1,06302 15,390 12,660 0,827 0,710 0,117 1,903 82,26 ') Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1870. 63. *) Zeitschr. f. Riiben-Zucker-Industrie in der österr.-ung. Monarchie 1872. 689. ') Zeitschr. d. Vereins f. Riibenzucker-Industrie 1871. 55. Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Versuch von 1870. 383 Rübensorten: Ertrag pr. Morgen Ctr. Pfd. Brix u 'S N /o 1 t-i Vo Asche 7o 5e DO t-i C. 1,0269 1,0313 1,0313 1,0386 1,0415 1,0443 1,0457 Wassergehalt nach Dichtigkeit berechnet 93.16 93,06 92,07 90,3 89,59 88.92 88,56 Trockensubstanz Proc. 6,84 6,94 7,93 9,7 13,41 11,08 11,44 Wirkl. Gehalt an Wasser „ 93,65 93,67 92,01 90.43 89,80 89,00 88,75 „ „ an Trockensubst. „ 6,35 6,33 7,99 9,57 10,20 11,00 11,25 Asche „ 1,014 1,001 1.04 1,13 1,35 0,97 0,91 Zucker „ 2.71 4,25 4,90 6,96 7,,50 9,34 9,63 Organ. Nichtzucker „ 2,626 1,079 2,05 1,48 1.35 0,69 0,71 ni. Zusammensetzuna der Rüben. Cellulose Wasser Asche Organ. Nichtzucker Zucker 8,06 7,96 7,4 6,66 5,.59 5,73 86.1 86,21 85,20 84,41 84,78 83,90 0,922 0,921 0,963 1.0.55 1,275 0,914 2,426 0,988 1,900 1,.379 1,274 0,651 2,492 3,911 4,537 6,496 7,081 8,805 Proc. IV. Zusammensetzung des Saftes. Wasser Zucker Asche Organ. Nichtzucker . . . Auf 100 Zucker kommen: 93,65 93.67 92,01 90,43 89,80 89,00 2,71 4,25 4,90 6,96 7,50 9,34 1,014 1,001 1,04 1,13 1,35 0,97 2,626 1,079 2,05 1,48 1,35 0,69 .5,90 83,50 0,856 0,682 9,062 88,75 9,63 0,91 0,71 Asche Organ. Nichtzucker .... 37,42 96,90 23,.55 25,39 21,22 41,83 16,24 21,36 18,00 18,00 7,38 6,96 9.45 7,37 Zusammen Nichtzucker . . Reinheitsquotient .... 134,32 42,67 48,94 67,14 63,05 61,33 37,60 72,72 36,00 73,.53 14,34 84,90 16,82 84,20 Von Alfonso Cossa^) wurden Anbauversuche mit einigen Zucker- rüben-Samen in Italien ausgeführt und die Rüben mittlerer Grösse zu ver- schiedenen Wachsthumsperioden in nachstehender Weise untersucht; Dichtigkeit des Saftes bei 17,5° C. Grade Brix In 100 Grm. Saft Fremde Stoffe In 100 Grm. Rübe 2 ucker I. Weisse schlesische Zuckerrübe: 19. August 1,0480 11,87 8,50 3,37 96,02 8,16 1. October 1,0475 11,77 9,31 2,46 96,24 8,95 10. „ 1,0478 11,83 9,19 2,64 96,22 8,84 19. „ 1,0519 12,80 10,88 1,93 95,68 10,41 25. „ 1,0518 12,78 10,61 2,17 95,58 10,11 ^) Zeitschr. des Vereins f. Rübenzuckerindustrie 1872. 36. Chemie der l.inawirthschat'tlichen Nebeugewerbe. 289 n. Weisse Magdeburger Zi lokerrübe: Dichtigkeit des Saftes bei 17,50 c. Grade Brlx lu 100 Grm. Saft In 100 Grm. Rübe Zucker Fremde Stoffe Saft Zucker 19. August 1. October 10. „ 19. „ 25. „ 1,0369 1,0486 1,0514 1,0447 1,0462 9.22 12,02 12,68 11,09 11,45 6,17 9,15 9,14 8,77 8,24 3,05 2,87 3,24 2,32 3,21 96,62 95,80 97,80 96,53 96,13 6,25 8,66 9,23 8,47 7,92 19. 1. 10. 19. 25. 19. 1. 10. 19. 25. ni. Imperial - Zuckerrübe : August October 1,0319 1,0486 1,0509 1,0539 1,0521 8,01 12,02 12,56 13,27 12,85 6,38 9,67 9,86 10,06 10,55 rv. Petit -globe jauue Zuckerrübe: August October 1,0317 1,0348 1,0354 1,0462 1,0404 7,96 8,72 8,86 11,43 10,06 4,69 6,33 6,27 9,08 7,18 V. Disette d'Allemague Zuckerrübe; 19. August 1. October 10. „ 19. „ 25. „ 1,0387 1,0309 1,0359 1,0481 1,0444 9,65 7,78 8,98 11,90 11,03 6,04 5,50 6,85 8,52 7,66 1,83 2,80 3,18 3,21 2,30 3,27 1,39 2,59 2,35 2,88 3,61 2,28 2,13 3,38 3,37 96,71 96,12 95,70 95,81 97,86 97,03 96,95 97,19 96,57 96,73 93,30 97,59 98,25 96,31 96,49 5,37 8,68 8,97 9,64 10,31 4,55 6,23 6,09 8,76 6,94 5,63 5,36 6,83 8,20 7,41 Keimuugs- und Aubauungsversuche mit sortirtem Rüben- Versuche mit saraen bat Breitenlohner ^) iu der Weise vorgenommen, dass er eine Rüben^ameu, grossere Menge Sanieu in kaltem Wasser bei gewöbulicber Zimmertempe- ratur quellen Hess, wonacb sich eine gewisse Menge Kerne zu Boden senkte. Die oben aufschwimmende Menge wurde abgenommen und iu warmes Wasser von 40*^ R. gebracht, wobei sich abermals eine Portion absonderte. Die flottirenden Samen wurden von da in Weingeist von 15*^ B. gebracht, darin 10 Minuten gelassen, so dass wiederum eine Trennung in schwerere Körner, die sich zu Boden setzten, und iu leichtere, die oben blieben, erfolgte. Mit diesen 4 im spec. Gewicht verschiedenen Samensorten hat Verf. Keimuugs- und Anbauungsversuche angestellt, aus welchen wir nur das Resultat der letzteren hervorheben, welches dahin geht, dass im Gesammt- ertrage der sortirten Sameusorteu kein erheblicher Unter- schied hervortrat. 1) Nach Org. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie in der österr.-ungar. Mon- archie 1872. 259 in Zeitschr. des Vereins f. Rübeuzucker-liHlustrie 1872. 363. Jahresbericht. 3. Äbth. 19 OQQ Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Düngungs- jji^ Anschluss an seine früheren Düngungsversuclie ^) bat F. versuche bei a o / Zuckerrüben. H 61 (le pri cm 2) wißclerum den Einfluss der Phosphat- und Kali-Düngung auf Quantität und Qualität der ZuckeiTübeu untersucht und ist zu den- selben Resultaten gelangt. Da die Versuche ausführlicher in einem ande- ren Theil dieses Berichtes besprochen sind, so heben wir hier kurz das hervor, was für die Fabrikation des Zuckers Interesse bieten kann. Die Quantität der Ernte von den gedüngten Parzellen war nicht wesentlich höher als die von den ungedüngten, auch war der Gehalt an Zucker und Nichtzucker ziemlich übereinstimmend. Der sog. scheinbare Nichtzuker, welcher sich aus spec. Gewicht des Saftes und dem ermittelten Zuckerge- halt berechnet, wurde im Mittel zu 2,50 pCt. gefunden, während sich der- selbe durch Trockensubstanz-Bestimmung in Wirklichkeit zu 2,25 pCt. ergab. Hiernach ist der Complex der unter dem Namen von „Nichtzucker" be- griffenen Bestandtheile um 1,111 spec. schwerer als der Zucker selbst und kann man durch Division des aus dem spec. Gewicht berechneten schein- baren Nichtzuckers mit 1,111 den wirklichen Nichtzucker finden. Das Verhältniss der Proteinstoffe, welche nur durch ammoniakalische Superphosphate und Kali-Magnesia procentisch erhöht wurden, hat sich als ein ziemlich coustantes zu dem organischen Nichtzucker herausgestellt, nämlich wie 1:1,6 — 1,8. Die Untersuchung der Aschenbestandtheile der mit Kalisalzen gedüng- ten Rüben auf ihren Gehalt an Chlor hat von neuem die schon früher constatirte Thatsache bestätigt, dass die Wurzeln der Zuckerrübenpflauze sich ausserordentlich empfindlich gegen die Vermehrung von Chlorverbin- dungen in dem Boden zeigen. Selbst bei der Düngung mit dem nur 2,59 pCt. Chlor enthaltenden, in der geringen Menge von 60 Pfd. pro Morgen verwende- ten schwefelsaurem Kali machte sich dieser Einfluss schon bemerkbar, da die Asche des Rübensaftes dieser Parzelle einen um mehr als 3 pCt. höheren Chlorgehalt hatte als die Asche der ungedüngten Rüben. Mit der Ver- mehrung des Chlors in der Saftasche geht nicht die der Alkalien parallel, letztere bleiben vielmehr ziemlich constant. Werden die chlorreichen Kalisalze im Herbst aufgebracht, so wird verhältnissmässig viel weniger Chlor aufgenommen. So ergab sich in Procenten der CO2 freien Saft- aschen: I. Mit Kali-Magnesia im II. Ungedüngt. III. Mit Kali-Magnesia im Herbst gedüngt 1^ Ctr. pr. In'ühjabr gedüngt 3 Ctr. Morgen. pr. Morgen. Kali .... 53,19 pCt. 54,17 pCt. 49,77 pCt. Natron . . . 8,39 „ 6,21 „ 7,33 „ Phosphorsäure . 8,46 „ 9,69 „ 10,09 „ Schwefelsäure . 4,74 „ 5,49 „ 4,36 „ Chlor . . . 9,82 „ 7,16 „ 18,39 „ 0. Kohlrausch und A. Pctermaun^) haben in Vegetatiousversuchen mit Zuckerrüben den Einfluss von phosphorsaurem und kohlensaurem Kali 0 Vergl. diesen Jahresbericht 1«68— 69. 430. 2) Zeitschr. des Ver. f. Kübenzucker-lndustrie 1870. 319. ') Nach Org. d. Vereins f. Rübenzucker-lnd. iu der (isterr.-ung. Monarchie. 1872. 171 m Zeitschr. d. Vereins f. Kübcnzuckcr-Iudustrie 1872. 371. Chemie der landwirthschaftliehen Nebengewerbe. 291 festzustellen gesucht und gelangen auf Grund dieser Versuche zu folgen- den Sclilussfolgerungen : 1) durch Düngung mit steigenden Mengen von phosphorsaurem und koh- lensaurem Kali \ermehrte sich der Zuckergehalt der Rühenwurzeln stetig und der Steigerung annähernd proportional-, 2) die mit phosphorsaurem Kali gedüngten Ruhen hatten einen höheren Gehalt an Trockensuhstanz und an Proteinsuhstanzen; 3) die Gesammtmenge der Mineralsuhstanzen wurde durch die steigende Düngung nicht gehohen, üljerhaupt war dieselbe im Vergleich mit im Felde gewachsenen Rüben eine normale-, 4) die proceutische Zusammensetzung der Rühenasche wurde von der Düngung w'esentlich beeinflusst. Eine Steigerung der Kalidüngung hob den Kali- und Chlorgehalt der Asche. Durch Düngung mit phos- phorsaurem Kali wurde die Assimilation des Natron sehr wesentlich herabgedrückt, ja fast unterdrückt. Fr. Büchner^) hat zur Entscheidung der Frage: „Sollen wir die Pflan^veite / o o TT (jgj. /Mucker- Zuckerrüben weiter und enger bauen?" auf einem gleichartigen, tief- rüben. gründigen DiluviaUehmboden mit kalkreichem Untergrunde Culturver- suche angestellt, deren Resultate sich aus folgender Tabelle ergeben: &0 ° l^ V pr.Joch Ctr. Zucker Nichtzucker Versuchsparcelle : •1— ( OJ « a Zoll. = SM Zoll in 100 Pfd. Pfd. pr. Joch Ctr. in 100 Pfd. Pfd. pr. Joch Ctr. I. Handsaat . . 12 10 499,00 10,91.5 54,56 3,885 19,42 II. desgl. . . . 14 10 478,40 12,998 62,18 3,251 15,55 III. desgl. . . . 18 10 423,00 11,368 48,08 4,231 17,89 IV. Maschinendib- belsaat . . . 16 10 399,00 13,044 52,04 3,575 14,26 Die über das Betain der Rüben fortgesetzten suchungen haben C. Scheibler^) das interessante Resultat geliefert, dass dasselbe in seiner Constitution mit dem von Liebreich in der Ge- hirnsubstanz aufgefundenen Oxyneurin identisch ist. Junge Rüben sind reicher an Bcta'in (mit etwa ^4 pCt.) als reife Rüben, dasselbe nimmt in dem Masse ab, als der Zucker zunimmt. Die Füllmassen verschiedener Fabriken Deutschlands enthalten 0,234 — 1,100 pCt., die Melassen 1,732 bis 2,785 pCt. Bei dieser Untersuchung stellte sich heraus, dass die Producte solcher Fabriken, die über Aecker gebieten, welche sich er- fahrungsgemäss zur Rübencultur besonders eignen, einen geringeren Ge- halt au Betain zeigen, gegenüber anderen Fabriken, die in dieser Beziehling eine weniger günstige Lage haben. Weitere Versuche mit dem Betain (Cr, Uli NO2) halben ergeben, dass dasselbe in keiner "Weise giftig wirkt, selbst wenn es (bei Hunden) bis zu 1 Grm. direct ins Blut gespritzt wird. TTn 4- o 1' '^äs Betaiu in ^"^''^^" den Rüben. ») Wiener Landw. Zeitung 1872, No. 20. 2) Zoitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1870, 20, 208 u. 393. Vergl. diesen Jahresber. 1868/69, 716. 19* 292 Chemie der landwirthschafllichen Nebenge-werbe. Zur Bestimmung des Betaiugelialts untersuchte C. Scheibler^) Zusammen- setzung der Füllmasse u. die Füllmasseu und Melassen verschiedener Fabriken und fand für die Zusammensetzung der letzteren folgende Zahlen: Füllmassen: Melassen : m a iMchtzucker N 3 53 Niclitzucker S-l o a Name der Fabrik: Asche Organ. Sub- stanz Äsclie Organ. Substanz 'Vo 'Vo 'lo "/o "/o 7o 7o 7.. /o 7o Bleckendorff (Sachsen) 12,47 3,98 3,15 80,40 0,234 17,76 13,66 17,58 51,00 1,778 Erdeboru (Sachseu) . . 12,01 5,28 6,81 75.90 0,667' 21,08 13,60 17,32 48,00 2,270 Söllingeii(Braunschweig) 5,75 4,57 3,48 8(.;.20 0.281:' 16,04 14,78 15,88 53,30 1,778 Plötzkau (Auhalt) . . 8,42 5,13 5,65 80,80 0,328! 16,11 13,34' 15,25 55,30 1,732 Bernburg (Anhalt) . . — — — — . 21,09 12,29 15,72 50,90 2,270 Alt-Ranft (Brandenburg) 6,26 4,68 5,46 83,60 0,490 18,89 13,25 17,96 49,90 1,591 Garden (Pomraeni) . . 7,28 5,42 4,90 82,40 0,632 13,09 17,38 18,33 5U0 2,621 desgl. desgl. . . . 7,51 5,74 4,75 82.00 0,913 — — — — ^ Mescheria (Pommern) . 9,64 3.94 5,42 81,00 0.761 15,05 13,38 17,67 53,90 2.785 Michelwitz (Schlesien) 12,46 3,20 2,74 81,60 0,889 — — — — — Koberwitz (Schlesien) . — — — — — 21.66 12,85 18,89 46,60 2,387 Russische Füllmasse 5,4Ü 4,60 8,51 81,40 1,100| — — - — — Bestimmung Uebcr den Einfluss der Saftgewiunungsmethode auf das des Zuckers durch Poi.iri- Ergebnis s der optischen Zuckerbestimmung findet H. Boden- sation. b ender,') dass in allen Fcällen der mit der Si^indelprcsse gewonnene Saft am Polarisations-Instrumente eine höhere Zahl (um 0,10 — 0,66 pCt.) für Zucker angiebt, als der durch Handpressung erzielte Saft, kann aber vorläufig keine Erklärung für diese Erscheinung angeben. C. Scheibler^) macht darauf aufmerksam, dass bei der Entfärbung der zur Polarisation bestimmten Zuckerlösung durch Knochenkohle ein kleiner Theil des Zu(;kers von letzterer absorbirt wird. Diese Menge be- trug bei Anwendung von 5,5 — 11 Grm. Knochenkohle und 3 — 24stimdiger Einwirkung 0,2 — 1,2 pCt. des vorhandenen Zuckers. |;| Fernerhin empfiehlt C. Scheibler^) zum Blanlanacheu einer Zucker- lüsung statt des Bleiessigs Thonerdehydrat anzuwenden. ,^Im Anschluss an seine erste Mittheiluug bringt H. Bodenbender'^) Zahlen bei, wonach die optische Zuckerbestimmung des Saftes aus mit- telst einer Wurstniaschine zerkleinerten Schnitzeln stets höhere Zahlen liefert als der aus ganzen Schnitzeln gewonnene Saft, und zwar überwiegen im Mittel von 75 Bestimmungen erstere die letztern um 1,85 pCt. Zucker. Jicinsky^) zeigt, dass die Saftbestimmungsmethode nach K. Stamm er Zuckerrüben, stets ZU hohc Rcsultatc liefert und hat versucht, dieselbe durch 2 neue Methoden zu ersetzen, nämlich mit Hülfe der Polarisation und des spec. Gewichts. Im Betreff der Resultate verweisen wir auf das Original. Saftbestim- rauiig in den 1) Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1870, 210. «) Ibidem 1870, 4. 3) Ibidem 8170, 218. 4) Ibidem 1870, 223. *) Ibidem 1872, 239. *) Dingler's Polytechn. Journal 1872, 387. Chemie der landwirthsrhafdirheii Neben cewerlie. 293 Zur Ecrooliining der Aus- und Ziilulir l)L'i der Zuckeri'übencultur Rückstände giebt K. Stanimcr^) uacb Untersuchung einiger Rückstände der Fabriken fabriken. nachstehende Zalden: Wasser Zucker Sonstige Organ. Stoffe Darin Stickstoff. . . Kohlensäure .... Schwefelsäure . . . Chlor Phosphorsäure . . . Kalk Eiseuoxyd . . , . . Magnesia Alkalien Saud etc Scheideschlamm : Fabrik 1. Fabrik B, Fabrik C. 58,14 54,02 57,90 4.66 18,94 J24,57 4,57 15,23 1,05 1,10 0,51 2,84 3,50 3,75 0,15 0,25 0,13 0,03 — 0,03 1,34 1,67 1,83 10,40 11,48 12,60 0,50 0,57 0,50 1,05 1,10 1,52 0,24 0,25 0,53 1,54 2,44 0,78 Sciiw;irzf- Saure- Wasser Kesselscldamm 32,00 32,60 2,66 1,10 3,00 27,581 14,10 20,25 7,50 3,67 6,05 (iiielsl Fctlu. l'elteaure ) Juk Thiele 2) ben aus Fabriken, untersuchte in umfangreicher Weise Scheideschlammpro- die nach verschiedenen Saftgewinuuugsmethoden arbeiten: Pressen Diffusion Ceutrifugen Maccratioii Altes Scheide- Scheidung nach Scheidung nach Schoidung nach Verfahren Jeli nek Jeli nek Jeli nek ohne mit unaus- ausge- unaus- ausge- unaus- ausge- tion tion gelaugt laugt gelaugt laugt gelaugt laugt /Wasser 37,3534.86 46,87 48,56 48,15 56,12 48,16 53,54 Kohlensaurer Kalk . 6,25 9,85 28,43 28,09 26,80 25,78 29,25 25,74 Aetzkalk 10,31 11,68 7,28 6,85 3,68 2,10 0,47 0,36 -7= Oxalsaurer Kalk . . 4,12 2,88 1,62 1,60 1,57 0,91 0,02 0,02 'x Phosphorsaurer Kalk 5,48 4,25 0,91 0,88 0,69 0,53 2,02 1,25 — PhosphorsauresEisen- S-l oxyd 2,37 3,00 1,86 1,76 1,07 0,78 1,08 1,05 ■■ci Magnesia . . . . 1,24 0,88 0,09 0,07 0,04 0,03 0,30 0,40 ts: Kalk, an organischen OL Säuren gebunden . 5,50 4,90 7,04 6,27 2,33 1,93 1,81 2,48 ^ Schwefelsaurer Kalk 0,18 0,27 0,51 0,42 0,26 0,14 0,36 0,28 Alkalien 0.07 0,07 0,06 0,02 0,09 0,0(i 0,05 0,05 Organische Stoffe. . 7,66 11,63 2,20 2,94 7,59 5,92 5,78 6,48 Zucker 3,50 2,26 2,50 1,38 3,30 1,44 1,72 0,76 In Salzsäure [ Unorg. Stoffe 1,30 1,82 0,09 0,14 0,58 0,50 2,28 2,00 unl()slich ] Organ. Stoffe 14,67 11,65 0,54 1,02 3,85 3,76 6,70 5,59 Stickstoffgehalt d. Schlamm- probe .... pCt. 1,08 1,01 0,10 0,16 0,40 0,28 0,82 0,50 Ent? prcchend Eiweiss pCt. 6,75 6,31 0,63 1,00 2,50 1,75 5,14 3,12 I) Zeitschr. d. "Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1871, 329. ^) Ibidem 1872, 163. 294 Chemie der landwirthschaftliehen Nebengewerbe. Scheidescblamm (Schlammpresse, No. 1 vom Diffusious-, und 4 vom Pressverfalireu) untersuchte U. Kreuslcr^) mit Resultat: Maceration. Zuckerver- luste beim Diifusions- Terfahren. No. 2, 3 folgendem Wasser . . . Organ. Substanz Mineralstoffe No. 1 39,71 9,29 51,00 2 55,27 21,67 28,06 3 51,17 17,47 31,36 4 25,50 5,08 69,42 0,77 12,57 0,23 1,49 0,77 0,59 15,83 0,16 1,11 '3,82 0,23 11,11 0,29 0,50 8,18 Stickstoff . ... 0,15 Kalk 26,02 Kali 0,17 Phosphorsäure . . 0,77 Kohlensäure. . . 15,19 G. Ebert-) unterwarf den Inhalt der Gefässe, welche beim Macera- tions- Verfahren die Batterie zusammensetzen und welche in der ersten Untersuchung 11, in der zweiten 15 betrugen, einer Untersuchung, welche ergab : (S. Tabelle auf Seite 295.) Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass mit der Concentration der Säfte die Qualität derselben zunimmt. In den verdünnteren Säften kommen auf 100 Thle. Zucker mehr Aschenbestandtheile (besonders Alkalisalze) und mehr organische Stoffe als in den concentrirten-, der Quotient nimmt mit der Concentration zu. Um daher die Qualität der Säfte zu verbessern, hat man ihre Concentration zu erhöhen. Letzteres kann auf zweierlei Weise geschehen, erstens dadurch, dass man die Füllung pr. Gefäss ver- grössert, oder zweitens pr. Gefäss weniger Saft abzieht, wodurch die Con- centration des Träberwassers zunimmt. Versuche in letzter Richtung mit einem kleinen Macerationsapparat haben Verf. gezeigt, dass bei Säften bis zu 2« Brix, der höchsten practischen Grenze, die Macerationsfähigkeit dieselbe ist und dass die Erschöpfung des Rübenbreies in weit höherem Grade von der Natur des Reibseis als von der Concentration der Mace- rationsflüssigkeit abhängig ist. Verf. fand aber auch ferner, dass die Zeit- dauer der Maceration einen erheblichen Einfluss auf die Erschöpfung des Breies ausübt, dass je langsamer man arbeitet, je grösser also die Mace- rationsdauer ist, desto grösser die Ausbeute, desto besser die Arbeit ausfällt. Ueber Zuckerverluste beim Diffusionsverfahren macht C. Fischmann 3) interessante Mittheilungen. Er constatirt zunächst den wirklichen Zuckerverlust durch folgende Zahlen: Zusammensetzung : • des verwendeten der erhaltenen Rübensaftes Füllmasse Wasser 85,03 5,77 Zucker 12,80 83,62 j Salze . . . 0,793 4,825 \ Organ. Stoffe . 1,377 5,785 Nichtzucker ') Neue landw. Zeitimg 1872, 708. 2) Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1870, 107. 3) Ibidem 1871, 301. Chemie der landwirthsehaftlichen Nebengewerbe. 395 C3 CO Ph 1' =^ i « 1 CO « r-l •r-l o O^O C-C0C5 C^ O ^ (M »Ä^ o O li^Ci CT! GO 00 lÄ in tx) ^ oo iC iO fO iC t- c- O iC O O (Tl CM iC IC CO iC rjTcffo'o"^ GO o iC Ol t^ O ^M O iC OT(M !X> eccM"ö'o'53 CO iC ir: X) o t-^ ofi-To'o'cd" "^ iC CM t- O -^ \r; OT th th t— CO iC >n m o -^ ö~o'ö'o~co 3^ in inic c- CO in CO T-io «i> o"o~o"ö"co tH CC* 1 1 _ (M 1-1 1 1 O ©"d^ i-o c Brix Zucker Organische Stoffe . CD •T3 COCO^ irfin" cd o !>• CO « ;=1iH co^co" ;<^ ^ fl -tl -^ —,>!"- ^ t~ IC _j o "^ - 'i- CO 'sO i- 1- H. ^-in CO ö-Q-Q-r^-^ S ^ CO CM r;^ !::; i-5 rj5 ■^ ~5 -r-l vD ^ o to ±; r-T^ ao Q-Ö'o''^'"^ co-*cot-icqco'5^5^ ,J2 tH Oi H CO o ■D 1-1 o CO r-l T-l « o ) >C ^ r-l "X> -^ !>• r>i , in CO '^„'^^'"^.'"i.Lr Pc-^ in'öo'o '-^ t» I in O r^ <75 CO TT, ' C- CO '^^c rin'rfcTooo^ l r-l tD CD O CO «-, . CO CO o »n ;5^ o i^ > in CO CO CM --^^o 7^ to CO CO in th 1^ un 00 in o ^ ^ o in '^i CO CM„'^.,t~„Q- CO -^i^ O CO _| 00 c3:i CO rH r-l o -f.- rcMr-Tö'o'ö'og > CS OS CO tH n^^^^„'-l"^„?- r cm" r^ o~ ö" o" o j§ O C^ --D tO CO fo ) ^ t- CO C^J O CO 3^ ) 05 (jq (M rH r-l ■* ^ Tr-Tr^'O-O'O-O'g > CO CO xi r-l CO ir> 3 :d cj:; Oi o Oj o 3 5 in 05 r-l o o '^ ^- rr-rö~o'ö~ö~o ^ in o ^ ■r}< O r-l Ol tO ,— , inoooco io >< ■00 rH o o CO *-<. 'o'ö'ö'o'o'JS sc ' o (M in in XI O rH_«?,r-l__0^ r-Tr-To'Ö'o' ! X un ■ oco^., r-Tr-rCO o-^ CO ''^ o'>r> 'Ö C3 CM O cc ct; t-O o CO CO CM Ö 1^ CO CO CO O CO O CO r-l CO !>• o o; in rH^O^ r-TÖ'Ö^O'o' xin x'in cm'o" O CM X CO t-^CM "^„^^ od CO' cm'o5 r-nD in o o r-l CO in_^ CTiiT CO r-T XX oo CM iD '=^„'"1 r-Tc^ co~-*" 1-- CM CTSX r-IO r-l CO xcq_ ^"oD incd r^ gl CO OS ^ O CO CM 0_-^^ in" cd i>-"o" r-l C0_ iri X t- Cr inin_^ <^„^, t^cT CD~05' r-l r-l (M CO ^ CMX CM 05 W„"^ cdc5~ x"-^' CO t- Zj OCM _.. CM ':iO tr Sr-I CD (M •^ t^ CO r-l O r-rö'ö~ö~o' r-CM 35 in a^i in CO o CO r- r-l O CO CM r-l rHO"Ö~0" C2-^ O .CM CM rJ ^C5 (M r-; co'co'~ CO r-^ in CO o"cö CM CD X I I ^ fcß copq • B^ • M O §^ 'S 3 J5 Ablaufwasser von 11 Cylindern, Probe a. 0,24.5 0,030 0,215 0.15 70,0 61.2 „ b. 0,158 — 0,128 0,09 70,3 57,0 Abdruckwasser v. ll.Cylind. auf den 10., a. 0.485 — 0,455 0,32 70.4 66.0 „ b. 0.405 — 0,375 0,27 72,0 60.7 Abdruckwasser v. 10. Cylind. auf den 9., a. 0.895 — 0,865 0,63 72.8 70.3 )5 »» H ?? "• 0,885 — 0,855 0,60 70,0 67,8 Abdnickwasser v. 9. Cyliud. auf den 8., a. 2,915 — 2,885 2,19 76,0 75,2 )) 5J )) )5 "• 0,830 — 0,800 0,66 82,5 79,5 1) Nach Compt. rendus 1871 in Diugler's Polytechn. Joum. 1872, 103, 79. ») Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1871, 326. OQQ Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. In einer weiteren Abhandlung über Diffusions- und Presssäfte theilt K. Stammer ^) die in Folge der Untersuchung der Diffusioussäfte in allen Stadien der Diffusion gewonnenen Zahlen mit, die wiederzugeben der limitü'te Raum des Jahresberichts nicht gestattet. Wir beschränken uns darauf, die einzelnen Gegenstände der umfangreichen Untersuchung aufzu- fükren : 1. Untersuchung der Säfte in allen einzelnen Cylindern einer Batterie. Vom 3. und 4. Cylinder an nimmt die Eeinheit der Säfte stetig und sehr bemerklich ab, bis sie endlich (bei dem 8. und 10. Cylinder) unter die Grenze sinkt, mit welcher wir den Be- griff der nicht melu* krystallisii'baren Zucker liefernden Melasse zu verbinden pflegen. 2. Untersuchung der Säfte einzelner Cylinder (der letzten). 3. Vergleich der Rüben- oder Schnitzelsäfte mit den entsprechenden Scheidesäften bei der gewöhnlichen Arbeit. 4. Vergleich der Säfte und Füllmassen bei veränderter Ai'beit. Hier kam Verf. zu folgendem Schlusssatz: „Die Verminderung des Auslaugewassers hat zwar eine Vermehrung des Zuckergehaltes der ausgelaugten Schnitzel und eine Erhöhung der Reinheit der Säfte in den hinteren Cylindern, nicht aber eine Verbesserung des Endproductes zur Folge gehabt." 5. Vergleichende Untersuchung mit Presssäften. Diffusions- Vorstehende Versuche und die vielfach geäusserte Ansicht, dass versuche )in " ' Kleinen. Zuckcr währcnd der Diffusion zersetzt werde, indem sich Traubenzucker, dann Alkohol und Kohlensäure bilde, veranlassten K. Stammer, 2) Rübeu- schnitzel unter solchen Umständen zu diffundiren, dass eine genaue Unter- suchung und Wäguug aller Producte möglich war. Verf. hat sich zu dem Zweck als Modell eines Diffusionsapparates einen kleinen Apparat con- struirt, welcher diese Bestimmungen ermöglichte, und mit dem er zum Theil sehr merkwiü-dige Resultate erzielte. Die Fragen, welche beaut- w^ortet w^erden sollten, waren folgende: 1. "Wird stets sämmtlicher Zucker der Schnitzel durch Diffusion in Lösung erhalten oder welche Bedingungen sind hierfüi* uothwendig zu ei'füllen? 2. In welchem Verhältniss finden sich die fremden Substanzen in den verschiedenen zu erzielenden Diffusionssäften? Oder welcher Art sind die in den nach einander folgenden Perioden der Auslaugung entfallenden Producte? 3. Wird der Zucker während der Diffusion verändert und wie viel? 4. Kann die Entstehung von Kohlensäure bewirkt werden? Ohne auf die Art und Weise der Untersuchung hier weiter einzu- gehen, geben wir kurz die Beantwortung der 4 gestellten Fragen: Ad 1. Man erhält nur dann den grösstcn Theil des Zuckers in den Schnitzeln, wenn einerseits die Anfangserhitzuug hinlänglich stark ist, und eine gewisse Dauer hat, und andererseits die ganze Diffu- sionsarbeit nicht zu lauge hingezogen wird. ') Zeitschr. d. Vereins f. Rübenzucker-Industrie 1872, 625, *) Ibidem 1872, 660. Chemie der landwirUisihaftlicheii Nebenj;ewerbe. 299 Ad 3. Die Producte bei der Arbeit mit dem Modell siud iu hohem Grade rein und namentlich erhe1)licli reiner als die der Fabrikbatterie; einen -wirklich niedrigen Factor zeigt nur in manchen Fällen der allerletzte Saftantheil, dessen Zuckergehalt einen fast verschwindenden Antheil des Ganzen bildet. Ad 3. Es geht kein Zucker während der Diifusion in veränderten über, ganz abnorme Fälle etwa abgerechnet. Wenn die Arbeit sehr lang- sam geht, wird erheblich weniger Zucker gewonnen, dennoch sind die Säfte — bei der Arbeit im Kleinen — sehi" rein und nament- lich in sehr hohem Grade krystallisationsfähig geblieben. Wie diese Verminderung hervorgebracht wird, konnte nicht ermittelt werden. Ad 4. Die Bedingungen zur Bildung von Kohlensäure sind nicht auf- gefunden worden, da in keinem Falle ihr Auftreten zu beobachten war. Die verschiedenen Saftgewinnungsmethoden sind bezüglich ihrer Ausbeute an chemisch reinem Zucker aus der Zuckerrübe von H. B o- denbender^) einer vergleichenden Untersuchung unterworfen worden, zu welcher der Einwand, dass diejenigen Saftgcwinnungsniethoden , welche hauptsächlich auf der auslaugenden Wirkung des Wassers beruhen, eine geringere Ausbeute an krystallisirtem Zucker im Gefolge haben, die Ver- anlassung gab. Nachstehende Tabelle giebt die Zahlenresultate, aus denen Verf. noch keine bestimmte Schlussfolgerungen ableiten will, weil das ge- sammelte Material noch nicht ausgiebig genug ist. (S. Tabelle auf Seite 300.) lieber den Einfluss der Entfaserung auf die Zusammen- setzung der Rübensäfte thcilt A. Marschall) folgende Zahlen mit: Verschiedene Saftgewiii- nuugsmetho- den. Entfaseruug der Rübeu- säfte. Maccratious- saft I. nach der Ent- faserun" vor der Eut- faserung Maccratious- saft IL vor der Ent- fiseruiig nach derEnt- faspruns Macerations- saft III. vor nach der Ent- der En*- faseriins faseruna Specitisches Gewicht Brix Zucker .... Salze Organische Stoffe . Quotient .... 1,0350 8,68 7,13 0,40 1,15 82,14 1,0350 8,68 7,15 0,40 1,12 82,37 1,0404 10,00 8,35 0,42 1,23 83,50 1,0406 10,04 8,40 0,43 1,23 84,65 1,0400 9,90 8,21 0,41 1,28 82,92 1,0411 10,16 8,43 0,52 1,21 82,97 Nach diesen Zahlen ist die chemische Zusammensetzung des Faser enthaltenden und entfaserten Saftes nur wenig von einander unterschieden, auch in Betreff des Trockensubstanz-Gehaltes verhielten sich beide gleich. Um so grösser war der Unterschied des aus dem faserhaltigcn und faser- freien Macerationssaftc gewonnenen Scheidesaftes. Für letzteren wurden folgende Zahlen gewonnen: (Fortsetzung auf S. 301.) *) Zeitschr. d. Vereins f. Paibenzucker-Iudustric 1872, 390. 2) Ibidem 1871. 647. 300 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. 0? ,_, y^ t^» X t^ >^ ^^< ä ä< «ti\ CCOOCC^COOCODOO 00 00 N 2 a,»* N o ^ tC CT CO - CO p CT h- S H- S f^ S .^ ro CO' cc N -o -J th ^^ T o t» .p fr iTjS.Oq ■-s S *^' SS N "> !3 5i «j o 2 m a= '^ p i-j S-^ •— (^1 fO ft) CD 1^ , er B B a> «3 :< d- B co'" o' o' " t-. B* ^ O O n B CO r^ a ^ <^ ^ r : "^»^ p fD S ^ CO B - f^ ^ "^ B C- ^ tr >-! B ri- M »CO CR! tt. 13 -- 1- P COOOOOOO CO -j o; c; C5 >Ti s? ^^^cc^i c -2^ ~] -^a Oi o 2 "^i h- o ic cc 3 ^ ' ■ ' a> i-rl B . . C fD as 65 !>• ^ ";!-=" §ö°2 W »5^ kN CO §P- B-C2 fB N • B B P f^' B t' CO o 2." 2.Mi^ ■-^ . B- »5^= ^ -^gOfQ o B '^ o'g " JT . ." B o ^ • Sqtq 2 B ■ i^.7i-S^.^- ; O B B '^ ö B ^ ^^ ^■- "a- g r/^ M er i^^^ • 2 ^-H- td- .S O' >>^ ooc5 CO o Zuckergehalt der Rüben Füllmasse der Rüben Zuckerverlust bis Füllraasse der W Rüben Zucker der Füllmasse Auf 100 Zucker der Füllmasse 0\ Nichtv.ucker W N W ^ ~i *>■ O CC 1-1 05 CO 05 00 Ins INS CD CD -) Dingler's Polytcchn. Jom'u. 1870. 195. 173. Jahresbericht. .3. Abth. 21 322 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Bleichen der Wolle. Bleichen der Garne und Gewebe. Magnesia- Kalk- Cemente. Portland- Cement. Um das Schwefeln der Wolle zu umgehen, kann man zum Weiss- färben derselben folgendes Verfahren i) einschlagen: Nach Entfettung kommt die Wolle ^ji Stunde in ein Blaubad von 40 o R., welches enthält 2 Pfd. Alaun, 10 Lth. Weinstein, 1 Pfd. Schwefelsäure, 18 Lth. Stärke, 6 Lth. Indigo und 3 Lth. Orseille. Soll dieselbe ganz weiss werden, so bringt man sie hierauf in ein Bad von Chlorbarium (1 Pfd.). Obige Zahlen sind für 50 Pfd. Wolle berechnet. Frezon^) verwendet an Stelle der Schwefelung eine Auflösung von Oxalsäure und Kochsalz, nämlich: 4 Pfd. Oxalsäure, 4 Pfd. Kochsalz und 200 Quart Wasser. Zum Bleichen der Garne und Gewebe hat A. Pubetz^) die Verwendung von übermangansaurem Kali oder Natron in Vorschlag ge- bracht. Die zu bleichenden Gewebe oder Garne werden mittelst heissen Wassers gereinigt, dann in einem alkalischen Bade entfettet. Hierauf bringt man sie in eine Lösung von übermangansaurem Kali oder Natron, welche gleichzeitig schwefelsaure Magnesia oder schwefelsaures Natron enthält. Auf 100 Pfd. der Gewebe werden 4 Pfd. des übermangansauren und iy3 Pfd. des schwefelsauren Salzes genommen. Nachdem dieselben etwa 15 Minuten der Einwirkung dieses Bades ausgesetzt sind, werden sie so lange in einer wässerigen Lösung von schwefeliger Säure belassen, bis der braune Ueberzug von Mauganoxyd entfernt ist. Sollten hierdurch die Garne und Gewebe noch nicht gebleicht sein, so werden die letzten Operationen wiederholt. Wolle kann auf dieselbe Weise gebleicht werden, nur ersetzt man die alkalische Lauge durch eine schwache Seifenlösung. Ausser den Kalk-Thonerde-Silicaten, welche als Wassermörtel dienen, bat man auch, besonders in Amerika, dolomitische Kalke und reine Mag- nesia zu demselben Zweck verwendet. Die Hydi-aulicität beruht hier nach Hauenschild'^) auf der Bildung von Magnesiahydi*at. Hauenschild hat mit Magnesia -Kalksedbnenten vom Nordrande des Todtengebirges in Oesten-eich Versuche angestellt und daraus gute hydrauUsche Producte erhalten. Entgegen vorstehender Angabe bemerkt C. Bender,^) dass Magnesia mit Kieselerde auf dem gewöhnlichen Wege der Erhärtung mit Wasser kein festes widerstandsfähiges Hydrat bilden kann und dass schon 5 pCt. Magnesia in einem Cement einen schädlichen Einfluss auf die Erhärtung haben. Ebenso nachtheüig ist der Gyps im Rohproduct, welcher, wenn er auch todtgebrannt oder in Schwefelcalcium übergefülu-t wird, doch all- mälig wieder in in Wasser löshchen Gyps übergeht und ausgewaschen wird. Schon 3 pCt. Gyps können den Zusammenhang der Masse beein- trächtigen. Der im Handel vorkommende Portlandcement lässt sich durch Schlämmen in 2 Theile scheiden, in einen unsichtbar feinen und einen grobsandigeu •) Dingler 's Polytechn. Journal 1870, 105, 563. 2) Ibidem 196, 174. 3) Ibidem 1870, 195, 554. *) Nach Sitz. - Berichten der Wiener Akademie 61, Heft 2 in Dingler's Polytechn. Journal 1871. 303. 38Ü. *) N. Jahrb. d. Pharm. 134, 229 etc. u. Landw. Centrl.-Bl. 1871, 3, 212. Chemie der landwirtlischaftlichcn Nebengewerbe, 323 Theil, welche uacli Uutersucliuiig von Fr. Schoff^) folgende Zusammen- setzuug haben: Feiner Theil Eisenoxyd . . 4,276 pCt. Thonerde . . 4,519 „ Kalk .... 60,075 „ Magnesia . . 1,376 „ Kaü . . . . 1,082 „ Natron . . . 0,307 „ Schwefelsäure . 0,797 „ Kieselerde . . 22,750 „ Kohlensäure . 2,831 „ \ - Wasser . . . 0,867 „ / Unlösliches . . 1,347 „ Nach diesen Zahlen, welche unter sich wenig verschieden sind, scheint der Portland -Cement aus 2 Gewichtstheilen trocknem Kalkhydrat und 1 Gewichtstheil trocknem Thon zu bestehen. Verf. prüfte sodann den Einfluss einiger Salz -Lösungen auf die Erhärtung des Portlandcemeuts und fand, dass kohlensaures Kali, Natron und Ammoniak dieselbe sehi- bescldeuni- gen und kräftigen, dass eine Lösung von Wasserglas eine ausserordent- lich härtende und dichtende Wirkung ausübt. Einmal erhärteter Cement. lässt sich durch massige Rothgluth wieder beleben. V. Wartha^) benutzte zum Beimischen von gebranntem Kalk zu, p^"'"'®" ■' ° hydraulischer Portlandcement 2 Sorten des ersteren und fand deren Einfluss auf die Kaike. Erhärtung wesentlich verschieden. Die Kalke enthielten: RöthUcher Gelblich-weisser Kalkstein. 98,67 pCt. In Salzsäure unlöslich 1,33 „ Grober ' rheil 4,352 pCt. 6,527 1^ 59,749 1,394 1,447 0,294 0,774 22,749 0,731 2,125 Kalk . . . 94,66 pCt. Thonerde . 1,15 „ Kieselerde . 2,44 „ Eisenoxyd . 1,45 „ Magnesia . 0,30 „ Wähi-end durch Zusatz von 12 — 15 pCt. des röthlichen Kalksteins zum Cement während des Bindens starkes Reissen und Treiben eintrat, wobei das Stück zu trockenem, magcrem Pulver zerfiel, trat dieselbe Er- scheinung l)ei Anwendung des letzten Kalksteins erst durch eine Menge von 30 pCt. ein. Durch einen Zusatz von 15 pCt. des letzteren wurden tlie Eigenschaften des Cements zu erhärten nicht verändert. Der Port- landcement hatte folgende Zusammensetzung 5 Unlöslich m LösUch in Salzsäm'e: Salzsäure: Kieselerde Thonerde Eisenoxyd Kalk Magnesia Alkalien etc. 10,30 pCt. 30,76 7,59 5,50 39,06 2,40 4,91 pCt. Der Gehalt der Portlandcemente an Kohlensäure (0,40 bis '^^efiggi,^"!'" 3,2 pCt.) hat Veranlassung gegeben, in denselben bei unvollständigem ^^^"'.•'"J^y' Brande basisch-kohlensauren Kalk (CaO, CO2 -(- CaO) als chemische Ver- cementen. bindung anzunehmen. A. R. Schul atchsensko^) weist dui'ch Versuche M Dingler's Polytochn. Journal 1871, 20*3, 434. 2) Ibidem 1871, 'ii^'i. 527. ») Ibidem l«72, 305, ;335. 21' 324 Chemie der landwirthschaftlichen Nebengewerbe. Feuerfeste Normalthone. nach, dass sich eine solche Verbindung in hj'draulischen Kalken bei un- vollständigem Brande nicht bildet, dass, wenn solche Kalke noch Kohlen- säure enthalten, letztere nur in Form von kohlensaurem Kalk (CaO CO2) als Beimengung zum Kalk vorhanden sein kann, und auf die Erhärtung von keinem Einflüsse ist. Wenn nun dennoch Roche aus seinen thon- haltigen Kalksteinen am Flusse Wo Ich 0 wo (Russland j mit bis zu 25 pCt. Thon durch unvollständiges Brennen bessere hydraulische Kalke gewonnen haben will, als durch vollständiges Brennen, so kann diese Thatsache nicht auf die Bildung von basisch kohlensaurem Kalk zurückgeführt werden, und behauptet Verf., dass aus diesen thonhaltigen Kalksteinen ein Cement mit noch weit besseren Eigenschaften gebraunt werden kann, dass der unvollständige Brand thonhaltiger Kalksteine überhaupt nur in den sel- tensten Fällen befi'iedigende Resultate liefert. Nach einer Besclu'eibung des Ganges der Analyse giebt C. Bischof^) die Zusammensetzung der Normalthone, welche zur Werthfeststelluug der feuerfesten Thone nach seinem Verfahren dienen, nämlich: I. Cl. II. Cl. III Cl. IV. Cl. V.Cl. VI. Cl. VII. Cl. _« s = S Roh- Bester Thon von 1- - E? a-2 vp ^ t- O) läm aoli litz hm kaolin bei«;. Thon Mülheim 0 = 1~ 0 ^ -^ 0 .si .2 > 0.» 2 = ö ä~Zs^ Sarau Strud- bei h'°£ 2II ö J^rs CO No. III maiseroul Ooblenz C5 H|- g|« Thonerde . . . 36,30 38,54 17,31 34,78 36,00 35,05 27,97 28,05 Kieselerde, che- misch gebunden 38,94 40,53 55,89 39,69 41,00 39.32 33,59 30,71 Kieselerde als Sand 4,90 5,15 19,99 9,95 6,74 8,01 24,40 27,61 Magnesia . . . 0,19 0,38 — 0,41 0,33 1,11 0,54 0,75 Kalk .... 0,19 0,08 — 0,68 0,40 0,16 0,97 0,72 Eisenoxyd . . . 0,46 0,90 0,56 1,80 2,57 2,30 2,01 1,89 Kali .... 0,42 0,66 0,46 0,41 1,05 3,18 0,53 1,39 Glühverlust . . 17.78 13,00 5,70 1 2,00 11,81 10,51 9,43 8,66 Grad der Feuer- festigkeit . . 100 70—60 50 50 45 30 20 10 Grad des Biude- vermögens . . 1—2 3 2—2,5 10—11 9—10 8 9 8—9 Wasseranziehung d. beilOOOgetr. Thon's, Max. . 3,26 8,90 — 10,73 10,46 7,43 6,88 6,55 Chem. Zusammen- Setzung . . . j 19,25(Al2 03 12,82(Al2 03 14,15 (AkOs W6(.Al2 03 5,96(.\l2 03 '},65 (AI2 O3 1,73 (AI2 O3 3,S9(Al2 03 tUiSiOs) tl,ClSi03) t5,94Si03) tl,93Si03) tUOSiOs) tUSSiOs) t2,SlSi03) i2,82Si03) tRÖ tEO iRO tRO fRO fRO tRO tRO Bischof greift sodann den von Richters aufgestellten Satz an: dass „von Magnesia, Kalk. Eisenoxyd und Kali aequivalente Mengen in gleicher Weise als Flussmittel auf feuerfesten Thon eiuAxirken" indem er ») Diugler's Polyteclin. Jourual 187(X 196. 438. Chemie der landwirthschaftlichen Nebengeworbe. S'"! gefunden hat, dass dieses Gesetz erst bei Schmelzhitze des Platins Gültig- keit hat. Hiergegen macht Richters^) geltend, dass die Versuche Bischofs nicht massgebend seien, weil derselbe mit einer Mischung von Thonerde und Kieselerde und nicht mit einem fertig gebildeten Thonerde- silicat, wie er (Richters) gearbeitet habe. Bischof-) hält jedoch seine Angaben aufi-echt und führt an. dass er durch Glühen von Thonerde und Kieselerde ein Avirkliches Thonerdesilicat verwendet habe. In einer weiteren Arbeit legt C. Bischof die Gesichtspunkte dar, welche zur Beurtheiluug oder Berechnung des pyrometrischen Werthes eines Thones zu beachten sind und bezeichnet als massgebend: 1. das Yerhältniss der Thonerde zu den Flussmitteln und davon unzer- trennlich; 2. das Yerhältniss der Thonerde zu der Kieselerde. Ist bei z\vei oder mehi*eren Thouen bald das eine, bald das andere Yerhältniss vorwiegend oder zurücktretend, so lässt sich durch eine ein- fache Rechnung — dui'ch Division des Sauerstoffquotieuten der Thonerde in die Kieselerde, in den Sauerstoffquotienten der Flussmittel in die Thon- erde — der pyi'ometrische Werth, ausgedrückt in einer ganz bestimmten Zahl, feststellen." Um die Art der Berechnung zu zeigen, dienen folgende Beispiele: I. Thon von Wellesweiler: Sauerstoff Thonerde .... 35,19 16,399 O3 Kieselerde ehem. geb. 38.051 „J 11 1863—1864. ^^ 5 11 15 Siebenter „ 51 15 1864. 11 9 15 11 Achter „ 15 55 1865. 15 9 V 15 Neunter „ 51 55 1866. 15 10 15 15 Zehnter „ 11 55 1867. 55 9 51 11 Elfter und Zwölfter „ die Jahi lit einem •e 1868—1869 11 - und 18 „ Namenre^ » Jeder Jahrgang n vollständigen Sach fister. Vielfach geäusserten Wünschen nachkommend hat die unterzeichnete Verlagshandlung sich entschlossen, für einige Zeit den Preis für ein vollständiges Exemplar der Jahrgänge I.— X. von 6 8 Mark auf 36 Mark herabzusetzen. Die Preise für die einzelnen Jahrgänge bleiben unverändert. Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin, N. Monbyouplatz 3. Verlagsbuchhandlung von Julius Springer in Berlin. Die rationelle Federviehzucht, oder die vortheilhafteste Züchtung, Mästung und Eierproductiou der Hübner. 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Doppeltafeln. 1874. gr. 4. ' 16| Bogen cart. 12 Mark. Das specifische Frisch- und Trockengewicht, der Wassergehalt und das Schwinden des Kiefernholzes, von Dr. Rob. Hartig. gr. 8. 27 Sei- ten und 3 Tafeln, broch. 80 Pfge. Die Grundsätze der Schafzüchtung. Mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Meriuozucht. Von Dr. Heinrich Jauke. Mit einem Titelbüde. 1867. gr. 8. 14| Bogen, broch. 4 Mark. Die Vertilgung des Maikäfers und seiner Larve. Erfahrungen und Beob- achtungen von Krohn, Königl. preuss. Oberförster. 1864. gr. 8. 3 Bo- gen, geh. 1 Mark. Lieber Pflanzenernährung, Bodenerschöpfung und Bodenbereicherung, mit Beziehung auf Liebig's Ansicht derBodenaasraubung durch die moderne Laudwirthschaft von Dr. Schultz-Schultzenstein, ordentl. Professor an der Universität zu Berlin. 186i. gr. 8. fy Bogen broch. 1 jMark oO Pfge. Die Fabrikation des Zuckers aus Rüben. Theorie und Praxis für Praktiker von C. G. Schulz, Fabrikdirector. 6 Abschnitte. 1862 bis 1865. gr. 8. 75| Bogen geh. 24 Mark. Die einzelnen Abschnitte enthalten: I. Abschnitt: Die Scheidung. 1862. 6 Bogen 2 Mark n. „ Die Filtration. 1862. 8| Bogen 2 Mark 80 Pfge. HL „ 1. Abth.: Das Abdampfen, 2. Abth.: Die Berechnungen der Abdampfapparate. 1863. 17 Bogen 5 Mark 60 Pfge. Davon apart die Berechnungen der Abdampfäpparate. 1863. 12 Bogen geh. 3 Mark 40 Pfge. IV. Abschnitt: Das Kochen im Vacuum. 1863. 15i Bogen 4 Mark. V. „ Das Decken des Zuckers. 1864. 8| Bogen 3 Mark. VI. „ Der Rübenbau. Mit 16 Tabellen. 1865. 20| Bog. 7 Mark. Die Buchführung für den Landwirth. Ein neues System nach kaufmännisch- landwirthsch. Formen, einfach in seiner Anwendung, doppelt iu seinen Leistun- gen, nur in 2 Büchern: Journal und Hauptbuch von C. G. Schulz. Fabrik- director. 1864. gr. 8. 121 Bogen cart. 3 Mark 75 Pf. Der Steinschutt und Erdboden, nach ihrer Bildung, Bestand, Eigenschaften, Veränderungen und Verhalten zum Pflanzenleben für Land- und Forstwirthe, Geognosten von Dr. Ferd. Senft. 1867. gr. 8. 23 Bogen mit 3 Tafebi in qu. 4. br. 6 Mark. Druck vou Fr. Aug. Eupel in Soudershausen. New York Botanical Garden Librar 3 5185 00262 7923