RV]. Ms We N a MEN RN AR N m uf N N Kenn, N a 1 60 PR N. As = MR 0 Me NN fe Ex U Y 2 BER) GAR“ ZU: DV RIO AR A ori EN NW “a =. ws N. N N SER ERW 7 5 296, Librarg of the Museum OF | COMPARATIVE ZOÖLOGY, AD HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded by private subscription, in 1861. Fr . Fe e e N ** L 8 a 3 1 5 7 5 5 re gar x 25 8 x N { Ar euer R 2 4 * * . N i U b . | . . * u 1 i | 4 * 1 3 f | 8 1 ER * * * — Rage *. Arbeiten und Vera Imderungen 18 * en Geſe a haft fir aterländi er Cultur 0 55 im Sehre 1832. ꝑ | N i en nahme für ſemmtliche einheimiſ che 125 auswärtige wiliche Herren Mitglieder der genannten Gef ie en er. 9 . = 5 Sm Breslau 1833. 3 oebruct bei Graß, Barth und Goms. 14 e e dr, * BR * 9 lien ehren eric . uͤber die Arbeiten und Veränderungen der Geſellſchaft im verfloſſenen Jahre 27 vorgetragen in der allgemeinen Sitzung den 21. December vom Dr. Joh. Wendt, erſtem General: Secretair der Geſellſchaft. * . 1 H. H. N Hatten die Wiſſenſchaſten nicht ihr eigenes, von dem Looſe der Einzelnen unabhaͤngiges Reich, und forderte es nicht die Weltordnung, daß das herbe Geſchick der Einzelnen in dem Treiben der Geſammtheit untergehen muß, ſo koͤnnten wir das Jahr, welches wir eben beſchließen, ein * fuͤr viele Tauſende an bittern Erfahrungen reiches nennen; doch da in ſolchem Kreiſe nicht von dem, was die Menſchen geduldet, ſondern was die Einzelnen geleiſtet haben, die Rede ſein 5 ſoll, ſo iſt es begreiflich, daß bei der von mir vorzutragenden Ueberſicht kein anderer Ruͤckblick auf die vergangene Zeit geſtattet iſt, als der, welchen uns die Verhandlungen der Geſellſchaft darbieten; daher kann ich ohne weitere Einleitung zu der Berichterſtattung ſelbſt uͤbergehen. Acht allgemeine Verſammlungen hatten in dieſem Jahre Statt, und es wurden in denſel— ben nachſtehende Vortraͤge gehalten: \ 1. Ueber den Kaiſer Maximilian, vom Herrn Confiftorialrathe Me 1360 ein Vortrag, welcher in der erſten Sitzung begonnen, in der zweiten aber erſt vollendet wurde. i 8 2. Ueber die europaͤiſche Moralitaͤt, vom Herrn Prof. Dr. Schoͤn. 3. Ueber die Verdienſte des Grafen Heinrich Gottfried von Uta Verfaſſers der ſchleſiſchen Flora, vom Herrn Prof. Dr. Goͤppert. “ 4. Ueber einige entſcheidende Vorzuͤge der jetzigen Zeit vor der fruheren älteren, vom Herrn Prof. Dr. Stenzel. 5 5. Ueber die aͤltere botaniſche Literatur Schleſiens, vom Herrn Prof. Dr. Göͤppert. 2 6. Ueber das ruſſiſche Handels- und Zollſyſtem, vom Herrn Prof. Dr. Weber. 7. Ueber die Bedeutung Preußens in dem europaͤiſchen Staatenſyſteme, vom Herrn Prof. Dr. Stenzel. 9961871 Erinnerungen an den Enke ſchen Kometen, er feiner jetzigen Wiederkehr, vom Herrn EBounimonn von \ F 1* r N 8 a EN en 9. Ueber einige Irrthuͤmer der Arithmetik des men ae Lebens, vom Herrn Prof. Dr. Schoͤn. 10. Ueber Breslau's Bauart und Beſchaffenheit im Anfange des 16ten Jahrhunderts, vom Herrn Prof. Dr. Kuniſch. 11. Ueber den Zuſtand der techniſchen Production in den Jahren 1830 und 1831, vom Herrn Prof. Dr. Weber. 12. Ueber die Einfuͤhrung des Gregorianiſchen Kalenders, mit Beziehung auf die Ver— haͤltniſſe der Aſtronomen Copernikus und Kepler zu dem theologiſchen Standpunkte ihrer Zeit, vom Herrn Conſiſtorialrathe Menzel. 13. Ueber die Bildung eines freien Kunſtvereins fuͤr Schleſien, vom Herrn Medicinal⸗ rathe Dr. Ebers. 14. Ueber die Geſchichte der Koſaken, von dem Herrn Geh. Rathe Prof. Dr. Sten zel. 15. Die heute vom Herrn Rector und Prof. Reiche vorgetragenen Mittheilungen aus dem Leben der im Laufe dieſes Jahres der Geſellſchaft durch den Tod entriſſenen Mitglieder, namentlich der Herren: Hofrath Andree, Regierungsrath Geyer, Geh. Rath von Goethe (Großherz. Saͤchf. Miniſter), Buͤrgermeiſter Hallmann, Oberbuͤrgermeiſter, Freiherr von Kospoth, Syndikus Ludewig, Diaconus ee Kammerherr von Prittwitz, Dr. Med. Reimann, Kaufmann Schiller, Dr. Med. Schmidt, Bergrath Wah— rendorff. Die folgende Ueberſicht der Arbeiten der Sectionen wird zeigen, daß im Laufe dieſes Jahres eine rege Thaͤtigkeit in denſelben geherrſcht hat. 17 9 Vom Herrn Prof. Dr. Goͤppert, als Secretair der naturwiſſenſchaftlichen Sr it nachſtehender Bericht eingegangen: s Die naturwiſſenſchaftliche Section verſammelte ſich in dieſem Jahre zu 20 verſchiedenen⸗ malen. 38 zum Theil freie und nach Maaßgabe des Gegenſtandes auch durch Experimente er= laͤuterte Vorträge, die in denſelben gehalten wurden, zeugen von der Thaͤtigkeit der Mitglieder. Ueberdies gaben verſchiedene einzelne Mittheilungen und Bemerkungen mannigfache Veranlaſ- fung zu gegenſeitigem Austauſche der Anſichten, und es bedurfte nur einer geringen Anregung, um freie Discuſſion hervorzurufen, die ſtets nur den Gegenſtand betraf und eben deswegen auch zu erfreulichen, und, wenn der Secretair von ſeinem Standpunkte aus ſich ein Urtheil erlau⸗ ben darf, auch zu belehrenden Reſultaten führten. Einen herben Verluſt erlitt die Section durch den Abgang des zeitherigen Directors derſelben, Herrn Prof. Dr. Steffens. Seine gehalt⸗ vollen Vortraͤge; die rege Theilnahme, welche er allen, wenn auch den verſchiedenartigſten wiſ⸗ ſenſchaftlichen Beſtrebungen zuwandte; die uͤberraſchend neuen Geſichtspunkte, womit er fie fo oft beleuchtete, verliehen unſern Sitzungen, die er faſt immer beſuchte, ein ganz beſonderes In⸗ tereſſe und werden ihm ſtets ein dankbares Andenken in den Herzen der Mitglieder bewahren. In Betreff der Meteorologie und Atmosphaͤrologie haben die in der Provinz befindlichen, ſtich mit dieſen Betrachtungen beſchaͤftigenden, Mitglieder der Geſellſchaft ihre monatlichen Berichte Bar WE es } I fehr regelmäßig eingeſchickt. Herr Oberlehrer Ender in Hirſchberg iſt durch auf Koſten der Geſellſchaft erkaufte Thermometer und Barometer, wie auch durch einen nach Angabe des Herrn Prof. Dr. Frankenheim verfertigten Regenmeſſer in den Stand geſetzt worden, an dieſem intereſſanten Punkte Beobachtungen anzuſtellen. Die meteorologiſche Commiſſion, beſtehend aus den Herren von Boguslawski, Fran— kenheim, Gebauer und Scholtz, ſetzt ihre, die Sichtung und Zuſammenſtellung der bishe— rigen Beobachtungen betreffenden, Arbeiten unausgeſetzt fort, und es ſteht zu erwarten, daß ſie bald zu einem erfreulichen Reſultate gelangen werden. Moͤge das Bewußtſein, eine nicht nur fuͤr unſere Provinz, ſondern auch fuͤr die Wiſſenſchaft uͤberhaupt hoͤchſt erſprießliche Arbeit zu liefern, ſie ferner noch bei dieſem in Wahrheit muͤhvollen Geſchaͤfte unterſtuͤtzen. PVrourtraͤge aus der Meteorologie und Atmosphaͤrologie hielten noch Herr Hauptmann von Boguslawski, Prof. Dr. Frankenheim, Prof. Dr. Scholtz und der Secretair der Section; uͤber Aſtronomie zu zwei verſchiedenenmalen Herr Hauptmann von Boguslawskiz; uͤber verſchiedene Gegenſtaͤnde aus dem großen Gebiete der Phyſik Herr Hauptmann von Bo— guslawski, Herr Oberlehrer Gebauer, Herr Prof. Dr. Pohl, Herr Prof. Dr. Pur— kinje, Herr Prof. Dr. Scholtz, Herr Prof. Dr. Steffens und der Secretair der Section. " Abhandlungen aus der Chemie verdankt die Section vorzugsweiſe Herrn Prof. Dr. Fi- ſcher, überdies noch Herrn Kaufmann Milde, Herrn Chemiker Elsner. Beiträge liefer— | ten Herr Apotheker Schleiermacher und der Secretair der Section. N Hinſichtlich der Zoologie beſchaͤftigte ſich vorzuͤglich Herr Medicinalrath und Prof. Dr. Otto mit Unterſuchung der untergegangenen Ueberreſte der Vorwelt, die ſich i in unſerer Provinz vorfinden, wozu ihnen der Candid. philos. Mosler zu Ottmuth in Oberſchleſien, Herr Ober⸗ amtmann Neumann zu Wittgendorf bei Sprottau und Herr Stud. med. Scholtz willkom⸗ mene Beiträge lieferten. Außer anderweitigen Vorträgen des Herrn Medicinalraths Prof. Dr. Otto im Gebiete der Zoologie, las Herr Dr. phil. Gloger noch einige hieher gehörige Ab— handlungen und der Secretair theilte einige Bemerkungen mit. 1 Herr Baron von Kottwitz zu Nimptſch ſetzt mit Eifer ſeine ruͤhmlichen, die Akklima⸗ N tifation ausländifcher Gewächfe betreffenden Verſuche fort und erfreute die Geſellſchaft zu = 1 holtenmalen mit den diesfaͤlligen Berichten uͤber den Erfolg derſelben. 15 Die Kaiſerl. Koͤnigl. Leopold. Akademie der Naturforſcher, die gelehrten Socketäten zu Marburg, Goͤrlitz und Prag und die oͤkonomiſch-patriotiſche zu Jauer bezeugten durch Einſen— F merkung nicht verſagen kann, daß unſer geſammter Verein ſich auch im Auslande eines ausge⸗ zeichnet guten Rufes erfreut, wovon nicht nur oͤffentliche Urtheile, wie in Oken's Iſis, Froriep's Notizen, Kaſtner's Archiv, in den Schriften des Gartenbauvereins u. ſ. w., fondern auch zahl: reeiche Privatcorreſpondenz vielfache redende Beweiſe liefern vermoͤgen. In der Schlußfigung vom 19. December trug der Secretair der Section den Jahresbericht J vor, worauf zur Beamtenwahl fuͤr das nic ifotgenbe Jahr e wurde. Man fand fuͤr 7 gut, die bisherigen beizubehalten. dung ihrer Schriften der Geſellſchaft ihre Theilnahme, wie denn der Secretair ſich hier die Bes — — 6 — Herr Lehrer Wimmer berichtet als Secretair der botaniſchen Section Folgendes: Die botaniſche Section hat im Jahre 1832 zehn Verſammlungen gehalten. Es find darin uͤber Gegenſtaͤnde aus der Anatomie und Phyſiologie, Morphologie und Pathologie der Gewaͤchſe, aus der Sexualitaͤtslehre, Literatur der Botanik, diagnoſtiſchen Botanik, ſo wie uͤber die Flora von Schleſien, theils Vortraͤge gehalten, theils kuͤrzere Mittheilungen gemacht worden. Die Vortraͤge waren nach der Reihe der Verſammlungen folgende: Fortgeſetzte Nachricht über Beſtaͤubungsverſuche an Nicotiana- Arten, vom Prof. Dr. Henſchel. Ueber die von Huͤnefeld vorgeſchlagene Methode, Pflanzen zu trocknen, und daruͤber angeſtellte Verſuche, vom Prof. Dr. Goͤppert. Bericht uͤber Hegetſchweiler 5 Beiträge zu einer kritiſchen Aufzählung der ecpechenfamen, vom Secretair. Ueber die Formen des Taraxacum offieinale Mönch, vom Secretair. Prof. Dr. Purkinje zeigte die Conſtruction eines mit Mikrometer verſehenen Mikroſtops von Ploͤſſl. Bericht uͤber Schulz's natürliches Pflanzenſyſtem, von Dr. Valentin. Ueber Waͤrme⸗Entwickelung in der lebenden Pflanze, vom Prof. Dr. Goͤppert. Lebende Baſtarde von Nicotiana- Arten wurden vorgezeigt und erlaͤutert vom Prof. Day Henſchel; ebenfo von Digitalis Arten, vom Secretair. d Ueber Wien's botaniſche Anſtalten berichtete Prof. Dr. Goͤppert. 2 ; Unterarten und Formen europaͤiſcher Pflanzenarten, von Hrn. v. Uechtritz als Manuſcript | für die Bibliothek der Geſellſchaft eingeſandt. Den Bau der inneren Kapſel-Membran erlaͤuterte durch Vorzeigung der Objecte unter dem Compositum Prof. Dr. Purkinje. 1 Von den Abaͤnderungen der Weiden. Erſter Artikel: Von der Belleidung der Oberflache, a vom Secretair. ’ Außerdem wurden vorgezeigt: Mexikaniſche Pflanzen vom Prof. Dr. Henſchel, Selten heiten des Geſenkes und Neuigkeiten der ſchleſiſchen Flora, vom Secretair und Herrn Lehrer Schummel, phyſiologiſche und morphologiſche Merkwuͤrdigkeiten, von den Prof. Henſchel und Goͤppert und dem Secretair; Mittheilung uͤber eine Anlage von Gebirgspflanzen auf der Heuſcheuer machte der Apotheker Neumann aus Wuͤnſchelburg. g Die Section hat auch den Anfang gemacht, die kryptogamiſche Pflanzenſammlung der Geſellſchaft, welche fruͤher zerſtreut und ungeordnet war, in ſyſtematiſche Ordnung zu bringen. Vom Herrn Geheimrathe Prof. Dr. Gra venhorſt kam uͤber die Arbeiten der entomolo⸗ giſchen Section folgender Bericht ein: ; Obgleich einige Mitglieder dieſer Section theils durch Krankheit, theils durch vermehrte und zeitraubende Amtsgeſchaͤfte, verhindert wurden, allen Zuſammenkuͤnften beizuwohnen, oder ſich uͤberhaupt entomologiſchen Beſchaͤftigungen in dem Umfange zu widmen, wie ſie es ſonſt gewohnt waren, ſo iſt doch keine von den 39 Donnerſtagsverſammlungen der Section, welche FREE BE * T * „ in dieſem Jahre ſtattgefunden haben, ganz ohne Gewinn für die Wiſſenſchaft geweſen, vielmehr iſt in ein Paar Inſectenordnungen, befonders aber in der der Zweifluͤgler, Bedeutendes geleiſtet worden. Im Laufe dieſes Jahres wurden wieder viele Inſecten in Schleſien aufgefunden, die man fruͤher bei uns noch nicht geſehen hatte, und unter ihnen mehrere ganz neue Arten. Auch über die Lebensart und Entwickelungsgeſchichte mancher Inſecten wurden neue Beobachtungen. gemacht und mitgetheilt. Unter den in andern Gegenden Schleſtens wohnenden und ſammelnden Entomologen war Herr Oberlehrer Kelch zu Ratibor mit der entomologiſchen Section in genauen Verkehr getre— ten und hatte einigemale bedeutende Inſectenſendungen zur Beſtimmung eingeſchickt, wodurch die Mitglieder der Section ebenfalls uͤber manche in Schleſien vorkommende Inſecten Kenntniß erhielten. Es waͤre ſehr zu wuͤnſchen, daß noch mehre inlaͤndiſche Entomologen dem Beiſpiele des Herrn Kelch folgen moͤchten, denn nur durch Zuſammenwirken von allen Seiten iſt es möglich, endlich eine vollſtaͤndige ſchleſiſche Infectenfauna liefern zu koͤnnen, wobei jedoch der Wunſch der Section, daß die Einſender ſolcher Inſecten auch die entomologiſche Sammlung der ſchleſiſchen Geſellſchaft in Breslau durch i bereichern moͤchten, nicht fuͤr unbillig erachtet werden wird. Die Buͤcherſammkung der Section iſt, außer den angekauften Werken, auch durch einige werthvolle Geſchenke bereichert worden. Herr Apothekergehuͤlfe Lehmann verehrte ihr Stoll's Werk uͤber die Wanzen und Zikaden, Herr Schummel die beiden erſten Hefte ſeiner Beitraͤge zur Entomologie. Beiden guͤtigen Gebern wird hiermit der gebuͤhrende Dank auch öffentlich abgefate | ’ Her Dr. Borkheim, “ Seeretair der mediciniſchen Section, hat nachſtehenden Be⸗ 1 richt eingeſandt: 5 Seit Aufhebung der im vorigen Jahre im Intereſſe der Cholkre woͤchentlich gehaltenen N Versammlungen zur alten Ordnung zuruͤckgekehrt, hat die mediciniſche Section in den zwoͤlf Monaten des laufenden Jahres ſich eben ſo oft regelmaͤßig und einmal auch außerordentlich ver- N ſammelt. In dieſen dreizehn im Ganzen ſtattgefundenen mehr oder weniger zahlreichen Vers ammlungen wurden, außer der Menge intereſſanter, nicht ſelten in einer und derſelben Ver⸗ 3 ſammlung von mehren der Herren Mitglieder gemachten Mittheilungen, 24 zuſammenhaͤngende wiſſenſchaftliche Vortraͤge gehalten, welche, wie die genauere Angabe ihres in dem Specialbericht | > näher zu bezeichnenden Inhalts zeigen wird, durch die Zweckmaͤßigkeit der Wahl der in denſelben eroͤrterten Gegenſtaͤnde nicht weniger, als Be die ihnen gegebene rein praktiſche Tendenz intereſ⸗ ſirten, und ſo jedesmal die volle Aufmerkſamkeit der Zuhoͤrer in Anſpruch nahmen. Mögen diejenigen hochverehrten Herren, welche dutch längere Vorträge oder auch nur kuͤrzere Mitthei⸗ lungen um die Section ſich verdient gemacht haben, in ihrer dankenswerthen, Andere zur Nach⸗ 4 eiferung aufmunternden Wirkſamkeit fuͤr das Beſte der Section und die Erreichung ihrer Zwecke nicht ermüden; moͤgen ſie vielmehr den Fortgang der, hoͤher als alles Andere anzuſchlagenden, Br ante, mit beren aa yo die, durch fie zu cultivirende, als die Ausbeute ' FE 3 — 5 „ ſucht zu betrachtende wahre echte Humanitaͤt gleichen Schrittes geht, auf alle Weiſe und lan Semen der leidenden Menſchheit foͤrdern. Vom Herrn Prof. Dr. ae Secretair der oͤkonomiſchen Section, ift BR Bes richt eingegangen: Die oͤkonomiſche Section bat im bald abgelaufenen Jahre, außer einer außerordentlichen im März, 9 ordentliche Sitzungen gehalten, meiſt nur von wenigen, aber meiſt auch denſelben Herren Mitgliedern beſucht, die dadurch ihr Intereſſe an der Sache bethaͤtigten. In denſelben wurden nicht nur jedesmal die Berichte uͤber die Verhandlungen der kurz vor— hergegangenen Sitzung, ſondern auch die ſeit dieſer eingegangenen literariſchen Geſchenke, be— ſonders die neueſten Hefte der eingeſandten Schriften und Verhandlungen mehrerer auswaͤrtigen oͤkonomiſchen Geſellſchaften vorgelegt, und dann kuͤrzere oder laͤngere Vortraͤge, und Mittheilungen uͤber Gegenſtaͤnde der Landwirthſchaft, — des Ackerbaues, Futterbaues und der Viehzucht, — (als z. B. uͤber das Panicum mohar und das Symphytum asperrimum als Futterpflanzen, uͤber die Knochenmehlduͤngung, uͤber Maisbau, uͤber Duͤngung mit getrocknetem Blute, uͤber den Roſt im Getreide, uͤber Kammwolle-Erzeugung und die Weſternſche Schafzucht in England zur Gewinnung von Merino-Kammwolle ꝛc.) — gehalten und gemacht, die zum Theil auch von auswaͤrtigen Mitgliedern eingeſendet worden waren. Auch wurden vom Unterzeichneten einige, der Univerſitaͤts-Modellſammlung gehörige, Modelle, z. B. das der neuen franzoͤſiſchen Dreſch—⸗ maſchine von Freche, und einer Waſſerpump-Maſchine mit, nach dem Winde ſich von ſelbſt dre⸗ henden, Windfluͤgeln zur Wieſenbewaͤſſerung ꝛc., ferner mehrere Proben von feinſter Merinowolle aus Sachſen und Schleſien, und auch eine, von Herrn Clauß in Pirna eingeſandte, Tafel mit Proben von Kammwolle und daraus in Sachſen gefertigtem Garne, ſo wie einige Naturalien, als: eine anomale Pflanzenbildung von Hafer, und ſehr große und reiche Aehren von Sommer— korn, und Fahnenhafer, Knollen von Chaerophyllum bulbosum aus Holland, einem angeneh⸗ men Gemuͤſekraut u. dgl. m. vorgezeigt, ſo wie endlich auch Proben von, in der Graͤflich Magni⸗ ſchen Runkelruͤbenzucker-Fabrik zu Eckersdorf bereitetem, ſehr preiswuͤrdigem Rohzucker und Lum⸗ penzucker. Das Naͤhere uͤber alle dieſe Verhandlungen befagen die Auszüge aus den Berichten uͤber dieſelben, wie ſie jetzt in der, von dem Secretair der Section in deren Namen herausgegebenen, Schleſiſchen landwirthſchaftlichen Zeitſchrift enthalten ſind, wovon bis jetzt der erſte Band in zwei Heften in der aͤltern Kornſchen Buchhandlung hier erſchienen iſt. Auf die Herausgabe dieſer Zeitſchrift im Namen der Section bezog ſich die, am 10. Maͤrz gehaltene, außerordentliche Sitzung, bei welcher von Seiten der anweſenden Herren Mitglieder die Unterſtuͤtzung derſelben durch Beitraͤge wenigſtens bereitwillig zugeſagt worden iſt. Dieſe Zeitſchrift uͤberſendet die Section jetzt in 10 Exemplaren (wovon d der Secretair drei ö unentgeldlich liefert,) an die oͤkonomiſchen Geſellſchaften und Vereine zu Jauer, Dresden, N. Kaſſel, Celle, Karlsruhe, Münden, Stuttgart, an den Gartenbauverein in Berlin, und an \ Herrn Mayer, Herausgeber der oͤſtreichiſchen Zeitſchrift für den Land⸗, Gartens und Forſt⸗ * e * wirth, und bezieht dafuͤr die Schriften und ee ee jener Geſellſchaften und N Zeit⸗ ſchrift des Herrn ꝛc. Mayer. 5 RR Ueber die Arbeiten der paͤdagogiſchen Section erſtattete Herr Diaconus Berndt, als Secrretair der genannten Abtheilung, folgenden Bericht: . Der ruhigere Verlauf dieſes Jahres hat auch die paͤdagogiſche Section wieder zu erhöhter Thaͤtigkeit gelangen laſſen; ſie verſammelte ſich zehnmal (zweimal mehr als 1831). - | Die im Jahre 1825 begonnene Sammlung ſchleſiſcher Schulſchriften hat ſich von 277 Nummern auf 334 vermehrt, durch Geſchenke von den meiſten ſchleſiſchen Gymnaſien. Sie 1 wuͤrde noch ſchneller zunehmen, wenn Beſitzer von dergleichen kleinen Schriften, die ſie in . der Regel nicht ſammeln, dieſelben der Section guͤtigſt zukommen laſſen wollten. b Die Hauptgegenſtaͤnde, welche die paͤdagogiſche Section in dieſem Jahre beſchaͤftigten, * Kaffe ſich unter folgende Geſichtspunkte bringen: 1 1504 A. Schulweſen im Algemeinen. 1 Herr Oberlehrer Knie theilte eine, bereits durch die Provinzialblaͤtter veroͤffent— lichte uber der Taubſtummen und Blinden in Schleſien mit, aus der hervorging, daß 1945 (1056 männliche und 889 weibliche) Taubſtumme, und 2057 (1047 maͤnnliche und 1010 weibliche) Blinde in unſerer vaterlaͤndiſchen Provinz gezaͤhlt werden, fuͤr Br 5. 5 nur zwei Bildungsanſtalten vorhanden ſind. | Herr Conſiſtorialrath Menzel gab Veranlaſſung zu fortgeſetzter Eroͤrterung des = „Buͤrgerſchule“ durch Mittheilung einer Abhandlung von Paalzow (Prenzlau 1832). Dieſer, fruͤher Reckor einer Buͤrgerſchule, jetzt Rector des Prenzlauer Gymnaſiums, entwik— kelt die Entſtehung der ſogenannten Buͤrgerſchulen, und zeigt ſehr einleuchtend, daß, wie die Gymnaſien keinesweges Berufsſchulen ſeien, die Buͤrgerſchulen eben ſo wenig dieſe Beſtim— mung haben, indem ſie die allgemein menſchliche Bildung als fortgeſetzte Elementarſchulen und beginnende Gymnaſien zu fördern haben; giebt endlich auf hoͤchſt praktiſche Weiſe an, wie die Gymnaſien durch Anlegung von Parallelklaſſen fuͤr Studirende und Nichtſtudirende zugleich 4 benutzbar find, und beſondere Buͤrgerſchulen entbehrlich 1 koͤnnen. Eine Anſicht, welche die Section vollkommen theilt. | er Gymnaſia ehrer Prudlo ſtellte, in vier Vorleſungen uͤber das Brillentragen der Gymnaſiaſten und anderer jungen Leute, die Urſachen der Verſchlechterung der Sehekraft, und die Mittel, dieſelbe zu verbeſſern, ſehr gruͤndlich und erfhöpfend Das ; + B. Schul zucht. = Herr Diaconus Berndt brachte die Klage über fehr unterbrochenen Schulbeſuch, . 1 armer Kinder, zur Sprache, und veranlaßte dadurch Beſprechungen uͤber die Mittel, durch welche nachlaͤßige Eltern gezwungen werden koͤnnten, ihre Kinder an der e des Unterrichts Theil nehmen zu laſſen. 1 2. Herr Inſpector Dr. e de theilt einen gelungenen Verſuch mit, einen in \ N As C. Paͤdagogiſche Literatur. 1. Dr. Francolm's Handbuch für den Elementarunterricht wurde von dem Verfaſſer in der Handſchrift vorgelegt. Die mitgetheilten Proben aus den Abſchnitten Naturkunde (in welcher vornehmlich die Phyſiologie vorwaltet) und Geographie (weniger Statiſtik, als Hervorbringung eines Bildes von Laͤndern und Menſchen), gaben vielfachen Anlaß zu aus: gebreiteten Beſprechungen. 2. Knie's Geographie von Schleſien (Breslau 13%) wurde durch Herrn Dia- conus Berndt, der Section als ein, beſonders im erſten Theile, ſehr gelungenes Unterrichts⸗ buch bezeichnet. 3. Korb's Handbuch für Lehrer und Schuͤler, beim Unterrichte im Rechnen (Berlin 1832, 2ter Band), brachte Herr Conſiſtorialrath Menzel zur Kenntniß der Section. Herr Gymnaſiallehrer Prudlo uͤbernahm das Buch zu genauerer Pruͤfung. 4. Sauermann's Formenlehre (iſtes Baͤndchen 1833) verdankt die Section dem⸗ ſelben. Die HH. Oberlehrer Knie und Elementarlehrer Otto werden ſich der Pruͤfung dieſes Werkes unterziehen. x 5. Aus Scholz's Schulboten (Neiſſe 1832) machte Herr Diaconus Berndt mehre Mittheilungen, um auf das lobwuͤrdige Unternehmen aufmerkſam zu machen. 6. Derſelbe trug auch Notizen aus Wilmſen's Leben vor. 7. Zur Kenntniß von folgenden neuen Zeitſchriften: a. Graͤfe⸗Sickels Jahrbücher fuͤr Schul-Aufſicht und Schul-Leiſtung. Erfurt, Kaiſer. b. Beck's deutſche Schule. Leipzig, Schmidt. e. Drogan-Kobitzs Preußiſche Volksſchulzeitung. Berlin. 5 gab Herr Oberlehrer Hientzſch Veranlaſſung, welcher auch den Plan einer von ihm heraus zugebenden und fuͤr die oͤſtlichen Provinzen des Preußiſchen Staats beſtimmten Zeitſchrift: d. Wochenblatt fuͤr das Volksſchulweſen, | ausführlich mittheilte. Nach diefem ſoll dies Blatt, welches 1833 beginnen wird, vornehm⸗ lich die pſychologiſche und anthropologiſche Unterrichtsmethode 3 und allgemeiner vers breiten helfen. D. Unterrichtsfaͤcher. a * Herr Diaconus Berndt ſtellte ſeine Weiſe des Religionsunterrichts dar, in wel⸗ cher er e die religioͤſen Wahrheiten nicht nur feſt einzupraͤgen und durch fie das Gemuͤth zu veredeln, ſondern auch dergeſtalt ins Leben einzufuͤhren, daß das Kind ſchon fruͤh ſein inneres Wollen erkennen und nach den Wahrheiten der Religion regeln koͤnne. 2. Die Methode im Rechnen, wie ſie in zahlreichen Schulklaſſen anwendbar iſt, beſprach Herr Elementarlehrer Ulrich, und veranlaßte dadurch die Mittheilung verſchiedener Huͤlfs⸗ mittel, ohne Zeitverluſt mehrere Abtheilungen Schuͤler ſogleich zu beſchaͤftigen. 3. Als Hauptabſicht des Unterrichts in der Geographie ſtellte Herr Diaconus Berndt \ dar, dem Schüler ein Bild von dem Lande und Menſchen zu geben, hin den ſtatiſtiſchen Theil dem eigentlich geographiſchen unterzuordnen. * e 44§ᷓ. Herr Elementarlehrer Otto entwickelte ſehr praktiſch feine Methode im Schreibe unterrichte der deutſchen und lateiniſchen Schrift, und gab die Mittel an, durch welche jener Unterricht in zahlreichen Schulklaſſen mit Erfolg gefoͤrdert werden koͤnne. 5. Gleiches that Herr Elementarlehrer Ulrich, hinſichtlich des Unterrichts im Zeichnen. AUuoeber die diesjaͤhrigen Arbeiten der hiſtoriſch-geographiſchen Section hat der Secretair Herſelben, Herr Conſiſtorialrath Menzel, Folgendes mitgetheilt: Es find in den e dieſer Section nachſtehende Vortraͤge und Verhandlungen f vorgekommen: Am 19. Januar trug Herr Geh. Juſtizrath Dr. Neigebaur einen Aufſatz uͤber die innern Staatsverhaͤltniſſe Polens, im 18ten Jahrhundert, vor, und entwickelte aus denſelben die Gruͤnde, welche den Untergang dieſes Staates herbeigefuͤhrt haben. Am 14. Februar ſetzte Herr Regierungsrath Sohr die im verfloſſenen Jahre begonnene Darſtellung der Disciplinar- und Anſtellungsverhaͤltniſſe der katholiſchen Geiſtlichkeit in Schle- ſien fort. Sodann las Herr Prof. Dr. Kuniſch einen Aufſatz: Ueber das aͤlteſte deutſche Epos „Heliand“, aus der erſten Hälfte des Yten Jahrhunderts. Am 15. März theilte Herr Hofrath Dr. Zemplin Nachrichten uͤber das Schloß Adels⸗ bach bei Salzbrunn mit. Die Baurechnungen ſind von 1564, und gewaͤhren manche intereſ— ſante Vergleichungspunkte uͤber das Verhaͤltniß des Geldes zu den Materialien und Arbeits— preiſen. Die ganze Bauſumme beträgt 4485 Rthlr., wovon die Malereien faſt den achten Theil gekoſtet haben. Beigefuͤgt wurden einige Nachrichten uͤber die von Czettritzſche Familie, in deren Beſitz ſich damals das Schloß befand. Sodann theilte Herr Geh. Archivrath Prof. Dr. Stenzel einige Nachrichten uͤber den Koͤnig Johann Sobieski mit, nachdem er denſelben eine kurze Einleitung über die damalige Stellung Polens zum uͤbrigen Europa vorangeſchickt hatte. Dieſe Mittheilung gab Kenntniß 5 von einem zwiſchen den Koͤnigen Ludwig XIV. und Johann Sobieski am 11. Juni 1675 geſchloſſenen Buͤndniß, welches zeither allen Geſchichtsſchreibern unbekannt geweſen iſt. Die Wirkſamkeit deſſelben iſt aber durch die am 18. Juni ej. a. gelieferte Schlacht bei Fehrbellin vereitelt worden. Spaͤter wurde Sobieski, trotz ſeiner Verbindungen mit Frankreich, fuͤr Oeſtreich gewonnen, wozu ſein ritterlicher Sinn und ſein Wunſch, der Chriſtenheit gegen die Tuͤrken zu helfen, viel beitrug. Die Nation wurde durch Vorleſung eines aufgefangenen Scchreibens der franzoͤſiſch gefinnten Partei, in welchem die polniſchen Sitten lächerlich gemacht waren, zur Theilnahme an dem Kriege gegen die Türken beſtimmt. Am 3. Mai las Herr Geh. Juſtizrath Dr. Neigebaur einen Aufſatz: uͤber die Rechte der freien Geburt in Deutſchland und deren Unterdruͤckung im Fortſchritte des Lehnweſens. Der Secretair der Section, Conſiſtorialrath Menzel, las ſodann: uͤber die 9 0 | Kaiser Rudolph II. eingetretene Reaction gegen den, unter ſeinem Vater Maximilian I., b eic vorherrſchend gewordenen Proteſtantismus. Am 28. September theilte Herr Geh. Archivrath, Prof. Dr. Stenzel, Materialien ziur Geſchichte des Herzogs Wladislaus von N mit, nebſt einigen Vorbemerkungen uͤber N 2* ne S ß 1 die Moͤglichkeit, durch dergleichen biographiſche Monographieen der ſonſt trockenen Schleſiſchen 4 Geſchichte mehr Intereſſe zu geben. Nach Beendigung dieſes Bortrages legte derſelbe einen Plan zur Herausgabe noch ungedruckter Quellenſchriften für die Schleſiſche Geſchichte vor. Am 18. October las Herr Prof. Dr. Kuniſch einen Au ſatz über Herzog Heinrich II. Die Angabe, daß der Hochmeiſter Poppo von Oſterna in der acht bei Wahlſtadt gefallen ſei, veranlaßte die Bemerkung, daß, nach ſichern Ordensnachrichten, Poppo von Oſterna erſt im Jahre 1253 Hochmeiſter geworden ſei, daher der obige Poppo, wenn die Anfuͤhrung des Namens richtig ſei, jedenfalls ein anderer Ordensbeamter geweſen ſein muͤſſe, da die Ordensgeſchichte die Abſendung eines Großmeiſters und deſſen Tod in der Schlacht gewiß nicht uͤbergangen haben wuͤrde. Der Secretair las hierauf ein Stuͤck aus der Schleſiſchen Kirchengeſchichte: die Dispu⸗ tation zu Liegnitz, zwiſchen den Kurſaͤchſiſchen Theologen Aegidius Hunnius und Wolfgang Mamphaſius mit dem Fuͤrſtenthums-Superintendenten Leonhard Krenzheim, im Jahre 1593, über den, dem Letztern zur Laſt gelegten Krypto-Calvinismus, in Folge deren Krenzheim, nach vierzigjaͤhriger ausgezeichneter Amtsfuͤhrung, ſeines Poſtens eatjeht und in feinem hohen Alter aus dem Lande gejagt wurde. Herr Hauptmann von Boguslawski theilte 855 einige Notizen uͤber den u meterſtand an der Oder, in Beziehung auf Hoͤhenmeſſungen mit dem Barometer, mit. Ueber dem Nullpunkte des Unterpegels in der Schleuſe auf dem Buͤrgerwerder wurde der Nullpunkt des Barometers nach Pariſer Maaße erhaben gefunden: a. in der ehemaligen Jungnitz ſchen Wohnung 62 Fuß fe Zoll b. im phyſikaliſchen Kabinet der Sternwarte 77 - 6% = e im ‚Saale dei Sternwarte 108, 3% ; Am 15. November trug der Secretair vor: Darſtellung der kirchlichen Verhaͤltniſſe in Schleſien, waͤhrend der Regierungen Maximilians II. und Rudolfs II., und die Vorgaͤnge wegen der zwiſchen beiden Confeſſionen ſtreitigen Dlaulirchen in Swans, Jauer und Glogau. Sodann trug Herr Geh. Archivrath Prof. Dr. Stenzel die Geſchichte des Enlöſchens der Familie Sobieski vor. Der aͤlteſte Sohn des Koͤnigs, Prinz Jakob, hat viele Bemuͤ⸗ hungen angewendet, die Polniſche Krone zu erlangen. Als dieſelben aber durch den kaiſer⸗ lichen Hof vereitelt wurden, trat er ſelbſt, durch Geldverſprechungen gewonnen, der Partei Auguſt's bei, und half deſſen Wahl bewirken. Er erhielt jedoch die verheißenen Summen nicht, und warf ſich in den Schutz Karls XII. Dieſer wollte ihn auf den Polniſchen Thron ö ſetzen, und kuͤndigte der Nation an, falls ſie den Prinzen erwaͤhlte, ihn mit aller Macht beſchuͤtzen zu wollen. Ehe aber Jacob ſeinen Entſchluß faßte, ließ ihn Auguſt, mit Ver⸗ letzung des Schleſiſchen Gebietes, aber wohl im geheimen Einverſtaͤndniß mit dem kaiſerlichen Hofe, in Ohlau aufheben und nach Leipzig auf die Pleißenburg führen. Karl XII. trug hierauf dem mittlern Bruder, Alexander Sobieski, der den gleichen Nachſtellungen entgangen war, die Krone an. Dice aber lehnte ſie ab; und nun 5 richtete Karl eit Augen auf 4 1 l — 13 — Stanislaus Leszinski, und veranlaßte deſſen Erwaͤhlung. Im Altranſtaͤdter Vertrage wurde die Freilaſſung der Prinzen Jacob und Conſtantin ausbedungen. Nachmals ſuchte ſich Peter der roße dieſer Prinzen gegen Stanislaus zu bedienen, erreichte aber ſeinen Zweck nicht, 2 25 Bedenken trugen, ſich mit ihm einzulaſſen und eine behagliche Exiſtenz auf das Se zu ſetzen. Jacob lebte ſeitdem in Ohlau und ſtarb auf dem daſigen Schloſſe im Jahre 1737. Was er dort von ſeiner Sinnesart kund gegeben, erregt grade kein Bedauern, daß er die Polniſche Krone nicht erlangt hat. (Seine juͤngeren Bruͤder waren vor ihm geſtorben, Alexander im Jahre 1714 zu Rom, Conſtantin im Jahre 1726. S. die Supplementtafeln zu F. Huͤbner's genealogiſchen Tabellen von der Koͤnigin Marie von Daͤnemark, Kopenhagen 1823, 2te Lieferung, Nr. 45.) Am 6. December las Herr Generalſubſtitut e einen bſpgrop gischen Kaffee über die Geſchichte des Roͤmiſchen Imperators Conſtantius Chlorus. Darauf der Secretair der Section: die Geſchichte der Vorgaͤnge bei Ertheilung des Boͤhmiſchen und des Schlefifchen Majeſtaͤtsbriefes im Jahre 1609, unter Kaiſer Rudolph II. 5 Herr Geh. Archivrath Prof. Dr. Stenzel brachte die En früher erwähnte Heraus: gabe einer Sammlung von Ouellenſchriftſtellern für die vaterlaͤndiſche Geſchichte von Neuem zur Sprache. Es wuͤrde der Section zur Freude gereichen, ein ſolches Unternehmen unter - Ihrer Mitwirkung hervortreten zu ſehen. Nach ihren Erfahrungen über die dermalige Stim— mung des geſellſchaftlichen Gemeingeiſtes traͤgt ſie jedoch Bedenken, von ihrer Verwendung fuͤr das beabſichtigte Unternehmen die Ausfuͤhrung deſſelben abhaͤngig zu machen, und iſt der Meinung, daß diejenigen, die ſich in und außer der Geſellſchaft für daſſelbe intereſſiren dürften, . der Aufforderung des Herausgebers und derer, die ſich etwa mit ihm zu dieſem Behuf verei⸗ * Nice ihre Aufmerkſamkeit und Theilnahme nicht verſagen werden. Uuoeber die Section für Kunſt und Alterthum hat der Secretair dieſer Abtheilung, 1 Medicinalrath Dr. Ebers, Nachſtehendes berichtet: g Der Bericht, welchen dieſesmal die Section für die Kunſt abzuſtatten hat, iſt nur ganz kurz. Es fand in dieſem Jahre keine Kunſtausſtellung ſtatt, auch waren ſonſt keine Um— ſtaͤnde vorhanden, welche beſondere Verſammlungen nothwendig erfordert haͤtten, außer⸗ dem haben den Secretair, namentlich in der erſten Hälfte des Jahres, perſöͤnliche Verhaͤlt— niſſe, die hier anzufuͤhren nicht an rechtem Platze, vielfach in ſeiner Thaͤtigkeit fuͤr die Section geſtoͤrt. Dennoch muͤſſen wir eines hoͤchſt erfreulichen Ereigniſſes dieſes Jahres gedenken; ich meine die Vereinigung unſerer Section mit dem hieſigen K Kuͤnſtlerverein, behufs der Kunſt⸗ ausſtellungen. Beauftragt dazu, von dem Praſt dio der Schleſiſchen Geſellſchaft und von deren Kunſt # 1 y ſection, traten der Praͤſident der Erſteren, deren zweiter Generalſecretair, der Secretair der 5 Letzteren „ mit den dazu Seitens des Kuͤnſtlervereins ernannten drei Commiſſarien, den Her⸗ ten: Referendarius Kahlert, Maler Herrmann und Regierungsſecretair Zitzmann, zuſammen, um ſich uͤber die Grundſaͤtze zu vereinigen, welche einer von Allen fuͤr nothwendig anerkannten Vereinigung zu Grunde gelegt werden müßten. Dieſe Grundfaͤtze wurden mehr⸗ u fältig genau erwogen, in ein ſchriftliches Abkommen zuſammengefaßt, und ſowohl von der Schleſiſchen Geſellſchaft in deren Praͤſidio, als von dem Kuͤnſtlerverein gepruͤft; und fo. gelang es, die laͤngſt gewuͤnſchte Verbindung am 29. Maͤrz zu ſchließen und das Abkomm zu vollziehen. Da dieſes Abkommen in dem naͤchſten Stuͤck (December) der Schleſiſchen rd! vinzialblaͤtter gedruckt erſcheint, ſo wird daſſelbe in kurzer Zeit oͤffentlich bekannt ſeyn, und wir hoffen, daß die Früchte dieſer Vereinigung ſich bereits bald, und ſchon in dem naͤch- ſten Jahre (1833), als in welchem eine Kunſtausſtellung wieder ſtattfinden ſoll, zeigen werden. Das gegenſeitige Abkommen wird ſich indeſſen nur auf die beiden Etats-Jahre der Schleſiſchen Geſellſchaft beziehen, theils, weil dieſelbe nur auf dieſen Zeitraum ein Abkommen abzuſchließen ermaͤchtigt iſt, theils deshalb, weil es beiden Theilen erwuͤnſcht ſeyn muß, allererſt in der Erfahrung die Grundſaͤtze zu pruͤfen, welche ſie fuͤr ihre Vereinigung angenommen haben. * Wir ſcheiden alſo aus dieſem Jahre mit dem Bewußtſein, ein maͤchtiges Hemmniß unſerer Beſtrebungen beſeitigt, und einen Bund nun angeknuͤpft zu haben, der unſerer Wirk⸗ ſamkeit einen groͤßeren Spielraum gewaͤhren wird. | Dem nachfolgenden Kaſſen-Abſchluſſe ift nichts hinzuzufügen, als daß es der Billigkeit gemaͤß erſchienen iſt, die Intereſſen unſers Kapitals fuͤr die allgemeine Miethe zu verwenden, und daß die Ausgabe fuͤr eingegangene Kunſtwerke des Herrn Profeſſor Rauch nur vorlaͤufig (mit 9 Rthlr. 9 Sgr.) notirt iſt. Folgendes iſt aber der Kaſſenbeſtand, wie derſelbe von dem Kaſſendirector der e Geſellſchaft vorgelegt worden: 5 Staatsſchuldſcheine Courant Beſtand von 18311... . 1000 Rthlr. 21 Kthlr. 12 Sgr. 11 Pf. Einnahme: f Zinſen von 1000 Rthlr. Staatsſchuldſcheinen von 1 Jahre. VV n 0 — ı ehe 1000 Rthlr. 61 Rthlr. 12 Sgr. 11 Pf. Ausgabe: Für eingegangene Kunſtſachenn.— — 9 = gs —ͤ Beitrag der Section zur Miethe des gemeins e ſchaſtlichen Locale sz — — 4h 8 f Ausgabe: 49 Rthlr. 9 Sgr. — Pf. Balance: ö Einnahme, incl. Beſtand von 1831, . . 1000 Rthlr. 61 Rthlr. 12 Sgr. 11 Pf. Ausgabe pro 1832 dee... 75 4 0 re" Beſtand : 1000 Rthlr. 12 Rthlr. 3 Sgr. 11 Pf. 1 — 15 — Ueber die Leiſtungen der techniſchen Section im Laufe dieſes Jahres berichtet der Secretair derſelben, Herr Kaufmann Milde, Folgendes: Es haben bei dieſer Section im Laufe des Jahres 14 oͤffentliche Verſammlungen ſtatt⸗ gefunden, und die Theilnahme, welche ſich von Seiten des groͤßeren Publikums ſtetig fuͤr die Leiſtungen der einzelnen Mitglieder zu erkennen gegeben, kann nicht anders als ermuthigend fuͤr die Section im Allgemeinen wirken. Wenn nun auch nicht in Abrede zu ſtellen iſt, daß, um dem vorgeſteckten Ziele der Section nachzukommen, manches noch zu wuͤnſchen übrig blieb, fo find andererſeits die Aus— ſichten für das Wirken und die Leiſtungen der Seetion für die naͤch ſte Zukunft fo ſehr er— freulich, daß der kuͤnftige Jahresbericht gewiß ein recht befriedigendes Reſultat der Arbeiten dieſer Section geben wird. Zu bedauern hatte die Section den Verluſt zweier ihrer thätigften Mitglieder, nämlich 5 des Herrn Prof. Dr. Runge und Herrn Lieutenant Hoffmann, welche ihr Domicil Bres— lau gegen Berlin vertauſcht haben. Zugetreten und gewonnen wurden dagegen die Herren Prof. Dr. Schoͤn und Gymnaſiallehrer Klettke, welche ſich mit vielem Eifer der guten Sache angenommen, und deren Leiſtungen mit vollem Rechte bereits eines recht lebendigen Beifalls ſich zu erfreuen gehabt haben. 5 In den Verſammlungen des Januar beſchäftigte ſich Herr Lieutenant Scaupae mit den Wirkungen der Waͤrme auf das Waſſer; Herr Lieutenant Hoffmann ſetzte ſeine Vor⸗ traͤge uͤber die einfachen Maſchinen, und insbeſondere uͤber den Keil und die Schraube, fort. Herr Prof. Dr. Goͤppert hatte die Guͤte, eine briefliche Mittheilung des Apothekers Herrn 1 Schleiermacher in Schmiedeberg, uͤber die Benutzung des ſchwefelſauren Bleioxyds und deſſen Ausſcheidung mittelſt Zink, zu veroͤffentlichen; und endlich gab der Secretair eine genaue Beſchreibung ſaͤmmtlicher — bis N — gebraͤuchlicher Conſtructions-Arten der Eijen: bahnen. f Im Februar ſprach Herr Dr. Hahn uͤber die neuen Franzoͤſiſchen — metriſchen — Maaße und Gewichte zu den Preußiſchen; Herr Prof. Dr. Fiſcher uͤber die verſchiedenen Mittel zum Bleichen oder Entfaͤrben organiſcher Stoffe; Herr Lieutenant Scaupae, im Verfolg ſeines Vortrages vom Januar, uͤber die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Dampfes; der Secretair: über Gas-Erleuchtungen und die Erzeugungen des Kohlenwaſſerſtoffgaſes a Steinkohlen, Oehlen und Mangan. In den Monaten Maͤrz und April theilte Herr Geh. Commerzienrath Oelsner einige Ideen über Bürger: und Gewerbe- Schulen, und zwar beſonders in Bezug auf die hieſige Kunſt⸗Bau⸗ und Handwerks-Schule, mit; in einer andern Verſammlung ſprach derſelbe uͤber Bolus, Walkerde und ihre Anwendung im gewoͤhnlichen Leben und verſchiedenen Gewer— ben; Herr Prof. Dr. Fiſcher erläuterte die wichtigſten Gegenftände des chemiſchen Apparats der Geſellſchaft, und Herr Lieutenant Hoffmann handelte die letzte der einfachen Mafchinen, die Schraube, ab, und deutete im Allgemeinen an, wie aus den einfachen Maſchinen die Eng und Wirkung der zuſammengeſetzteren berechnet werden koͤnnen. 1 e eee Die erſte Verſammlung nach den Ferien hatte die Section am 8. October. Herr Geh. Commerzienrath Oels ner ſprach über den Anbau der Garden oder ſogenannten Weberdiſteln (dipsacus fullonum) und deſſen Ausbreitung in Schleſien. Herr Prof. Dr. Schön: Über das heutige Produciren; Herr Lehrer Klettke: über die Anwendung der Mechanik auf die Gewerbe im Allgemeinen und uͤber die Kraft der Winden insbeſondere; Herr Prof. Dr. Schoͤn: uͤber Arbeitstheilung und Vereinigung der Arbeitenden; Herr Profeſſor Prudlo: uͤber den muſikaliſchen Taktmeſſer — Maelzel melrondone —; Herr Prof. Dr. Fiſcher uͤber die verſchiedenen Waͤrmegrade, durch Experimente erlaͤutert. Herr Prof. Dr. Schoͤn: uͤber das Regulativ der productiven Unternehmungen; Herr Geh. Commerzienrath Oelsner: uber die Anwendung der Oehle bei der Tuchfabrication; Herr Tuchſcheerermeiſter Ziepult: über den Cardenbau und beſonders uͤber das Eigenthuͤmliche des Saamens und des Saamen-Aus— ſtreuens beim Anpflanzen der Carden; und endlich der Secretair: uͤber einige der neueſten Dampf: Erzeugungs=Apparate, und zunächft über die Keſſel-⸗Conſtructionen des Braithwaits et Eriesen's Patent. Aus dieſer gedraͤngten Ueberſicht der Arbeiten der Section geht hervor, daß das Stre— ben, ſo gemeinnuͤtzig als moͤglich fuͤr die gewerbetreibenden Klaſſen unſers Vaterlandes zu werden, die Section nach beſtmoͤglichſten Kraͤften bemuͤht geweſen iſt; die Vortraͤge des Herrn Prof. Dr. Schön bezweckend, diejenigen national⸗oͤconomiſchen Kenntniſſe zu verbreiten, welche mehr geeignet find, den Handwerker über feine wahren Intereſſen aufzuklaͤren, als das tau— ſendmal wiederholte Anpreiſen eines illimitirten freien Gewerbeverkehrs, werden nicht verfehlen, auch in unſerer Vaterſtadt zunaͤchſt, dem Gewerbetreibenden eine klarere Anſicht uͤber den Nutzen der Theilung der Arbeit zu geben, und wird — was nicht zu bezweifeln ſteht — eine f tuͤchtige Buͤrger- und Gewerbeſchule in Breslau bald ins Leben gerufen, ſo duͤrfte gewiß eine regere Theilnahme von Seiten der Gewerbetreibenden für ein ſolches Unternehmen durch dieſe oͤffentlichen Vortraͤge erweckt werden. Der Zeichnenunterricht, welcher Gewerbetreibenden ſeit dem Beſiehen der Section durch den Herrn Magiſter Muͤcke in ſonntaͤgigen Stunden ertheilt wurde, iſt auch in dieſem Jahre von 6 Goldarbeitern, 3 Formſtechern, 3 Tiſchlern, 2 Guͤrtlern, 1 Gelbgießer und 1 Bott⸗ cher, zuſammen von 16 Perſonen, regelmaͤßig beſucht worden. Der Herr Magiſter Muͤcke hat ſich durch dieſe ſeine eifrigen Beſtrebungen und ſeine ſo bedeutenden Zeitaufopferungen den Dank der Section im hoͤchſten Grade erworben, und das Praͤſidium der Geſellſchaft hat — indem es dem gedachten Herrn die ſilberne Medaille uͤberreichen ließ — auch ſeinerſeits ein Verdienſt anerkannt, welches in ſeiner Ausdauer nur von dem beſten Erfolge gekroͤnt ſeyn kann. Der Ankauf techniſcher Zeitſchriften, welche die Section der Munificenz Sr. Excellenz des Herrn Staatsminiſters Freiherrn von Altenſtein verdankt, iſt auch in dieſem Jahre fuͤr die Arbeiten der Mitglieder vom groͤßten Nutzen geweſen, und es ſteht wohl zu erwarten, daß die hohen Miniſterien des Innern fuͤr Handel und Gewerbe, und der geiſtlichen, Unterrichts⸗ a und MeditinalsAngelegenheiten, auch ferner die jahrlichen Unterflügungen, welche ſie bis hieher der Section huldreichſt gewaͤhrt haben, auch fuͤr die Zukunft nicht entziehen werden. a Ze ee Ze 5 5 — 17 — In dem zum Drucke zu befoͤrdernden Jahresbericht wird der Unterzeichnete 1 auf die Arbeiten der einzelnen Herren Sections-Mitglieder eingehen. Ueber die Thaͤtigkeit der muſikaliſchen Section hat der Secretair derſelben, Herr Muſik⸗ director Moſewius, nachſtehenden Bericht eingeſandt: Die muſikaliſche Section hat im verfloſſenen Jahre 1832 neun Verſammlungen gehalten. In der erſten Sitzung, am 31. Januar, trug der Secretair eine Darſtellung von des ver— ſtorbenen Kapellmeiſters Schnabel Leben und Wirken vor. In der zweiten Sitzung, am 6. Maͤrz, las Herr Oberlandesgerichtsrath von Win⸗ terfeld eine Abhandlung uͤber die alten Kirchentoͤne. In der dritten Sitzung, am 27. Maͤrz, ſetzte derſelbe obigen Vortrag fort. Die vierte Verſammlung hatte am 31. Maͤrz ſtatt. Zur Feier des hundertjaͤhrigen Geburtstages von Joſeph Haydn hatte der Secretair der Section eine Aufforderung an die muſikaliſche Abtheilung des hieſigen Kuͤnſtlervereins ergehen laſſen, ſich mit der muſikali— ſchen Section der vaterlaͤndiſchen Geſellſchaft zur ſeltenen Feier dieſes Tages zu verbinden, und mit Genehmigung des Praͤſidii der Geſellſchaft, im Locale derſelben, eine außerordentliche Verſammlung auf folgende Weiſe veranſtaltet: Saͤmmtliche Mitglieder der muſikaliſchen Section, denen ſich eine Anzahl von Mitglie- dern anderer Sectionen angeſchloſſen hatte, verſammelten ſich, nebſt den muſikaliſchen Mit gliedern des Kuͤnſtlervereins um 7 Uhr Abends; die Feier begann durch Ausführung des Quartetts aus D-moll, Op. 76, von Haydn, welches von Mitgliedern des Kuͤnſtlervereins vorgetragen wurde. Bisräuf hielt der Secretair der muſikaliſchen Section der vaterländifchen Geſellſchaft einen Vortrag, in welchem er eine Darſtellung von Haydn's Leben gab, und deſſen Bildungsgang und Kunſtcharakter zu entwickeln ſuchte. An dieſen Vortrag ſchloß ſich die Ausführung eines zweiten Quartetts von Haydn (G-dur, Op. 77), nach deſſen Been⸗ digung ſich die Geſellſchaft zur wohlverzierten Tafel begab, an deren oberem Ende ein Pie⸗ deſtal mit Haydn's lorbeerbekraͤnzter Buͤſte aufgeſtellt war. Waͤhrend der Tafel hielt Herr Referendarius Kahlert einen poetiſchen Vortrag zum Andenken Haydn's; Herr Prof. Dr. Hoffmann widmete dem Streben hieſiger Kuͤnſtler und Kunſtvereine eine poetiſche Betrach- tung und mehrere auf die Feier des Tages bezuͤgliche Toaſte, wie theils eigends dazu gedichtete u Geſänge, welche nach Haydn'ſchen Melodieen vorgetragen wurden, theils Lieder mit den Origi⸗ naltexten Haydn'ſcher Compoſition, welche aus ſaͤmmtlichen Werken, zur Darſtellung der ver— ſchiedenen Entwickelungsperioden des Meiſters, gewaͤhlt waren, einten die Geſellſchaft bis nach Mitternacht zu froher Geſelligkeit. Auch der kuͤrzlich dahingeſchiedenen Goͤthe und Schnabel wurde in poetiſcher Rede gedacht. In der fuͤnften Sitzung, am 23. Mai, trug Herr Referendarius Kahlert Skizzen der heutigen Tonſetzer Roſſini, Auber, Spontini, von Beethoven, Hummel, Karl Maria von Weber und Spohr vor. a In der ſechsten Sitzung, am 10. Juli, trug der Secretair der Section einen von aus⸗ waͤrts eingeſendeten Aufſatz uͤber die alten Kirchentonarten vor. In der ſiebenten Sitzung, am 6. November, theilte Herr Prof. Dr. of Nachrichten über Johann von Soeſt (Grummelkutt) Singemeiſter mehrerer Fuͤrſten und zu⸗ letzt Stadtarzt zu Frankfurt a. M., mit. i Der Secretair der Section trug einen Aufſatz zur Erinnerung an den kuͤrzlich verſtor— benen Muſikdirector Bernhard Klein zu Berlin vor, worauf Herr Prof. Prudlo Nach— richten uͤber nachfolgende neue Erfindungen gab: \ 1. Ueber den vom Uhrmacher Bienaime zu Amiens erfundenen Metronom, nebſt An⸗ gabe des Unterſchiedes zwiſchen dieſem und dem Malzelſchen Metronom. 2) Ueber die von Diguet zu Paris erfundene neue Art, Noten zu drucken, welche leichter, ſchneller und ee als der gewöhnliche Kupferdruck ſeyn fol, (Me- lotypie). In der achten Verſammlung, am 11. Haende trug der Secretair der Section eine Abhandlung uͤber Bildung zum Verſtaͤndniſſe von muſikaliſchen Kunſtwerken und einen Theil einer Abhandlung uͤber Kirchenmuſik im Allgemeinen und uͤber die Verſchiedenheit der Auf— gaben durch den verſchiedenen Ritus der Confeſſionen fuͤr die Kirchenmuſik vor. Die neunte Verſammlung, den 18. December, diente zur Berichterſtattung uͤber die bisherige Wirkſamkeit der Section und zur Berathung uͤber die Foͤrderung derſelben, fuͤr das kuͤnftige Jahr. Da die Section, durch die Verſetzung des Herrn Geh. Obertribunalrathes von Winterfeld nach Berlin, eines ihrer thaͤtigſten Mitglieder verloren hat, deſſen hiſto⸗ riſche Erforſchungen im Gebiete der Tonkunſt unausgeſetzt Stoff zu belehrenden Vortraͤgen darboten, ſo war die Sorge fuͤr die Vortraͤge faſt allein auf dem Secretair der Section laſtend geblieben. Mit Bezug auf das Conſtitutions-Protokoll wurden die Richtungen, welche die Vortraͤge in den Verſammlungen uͤberhaupt zu nehmen haͤtten, wiederholend angedeutet, und die verehrten Mitglieder der Section aufgefordert, ſich im Voraus zur Uebernahme von Vor— traͤgen fuͤr beſtimmte Monate zu verpflichten. Obſchon die Section zunaͤchſt die Foͤrderung der Kunſt in der Provinz im Auge behaͤlt, ſo wurde doch beſchloſſen, die Mittheilung der reſpectiven Mitglieder derſelben in der Wahl ihrer Gegenſtaͤnde nicht zu beſchraͤnken, ſondern dieſen die groͤßte Allgemeinheit zu geſtatten. In Folge deſſen erklaͤrten ſich die Mitglieder zur Uebernahme von Vorträgen fir das kuͤnftige Jahr mit Beſtimmung des Monats für dies ſelben bereit, ſo daß von dieſer Seite die Wirkſamkeit der Section fuͤr das kuͤnftige Jahr geſichert iſt. Außer den Vortraͤgen hat der Secretair der Section es noch uͤbernommen, in jeder Verſammlung einen allgemein intereſſirenden muſikaliſchen Gegenſtand zum Vorwurfe der Unterhaltung und des Austauſches der Ideen und Anſichten unter An Mitgliedern in Anregung zu bringen. F FT TTT N MB Außer den wirklichen Mitgliedern der Section ſind im vergangenen Jahre auch die vor— zuͤglichſten Muſiker Breslaus zu den Sitzungen eingeladen worden, und es wurde beliebt, die thaͤtigſten und theilnehmendſten von dieſen, unter denen ſich auch einige zu Vortraͤgen fuͤr das kuͤnftige Jahr verpflichtet haben, einem hochzuverehrenden Praͤſidio der Geſellſchaft zur An— nahme als Mitglieder in Vorſchlag zu bringen, und eben ſo die als Schriftſteller bekannten Maͤnner der Provinz zu correſpondirenden Mitgliedern zu erwaͤhlen. Das Praͤſidium der Geſellſchaft hat ſich im Laufe dieſes Jahres ſechsmal verſammelt, g um, ſeiner Verpflichtung gemaͤß, den finanziellen Zuſtand zu berathen, fuͤr die einzelnen Bebürfniſſe zu ſorgen, und ſo das Wohl und die Thaͤtigkeit der Geſellſchaft nach allen ihm zu Gebote ſtehenden Kraͤften zu foͤrdern. Unter den Gegenſtaͤnden, welche im Laufe dieſes Jahres die Thätigkeit des Praͤſidiums in Anſpruch nahmen, duͤrften folgende ein allgemeineres Intereſſe haben und ſich daher du einer Mittheilung in dieſem allgemeinen Berichte eignen. Zuvörderſt haben wir, in Folge der wohlwollenden Verwendung des Herrn Generals poſtmeiſters von Nagler Excellenz, im Laufe dieſes Jahres eine mehr ausgedehnte Porto- freiheit erhalten, ſo daß auch die, von den auswaͤrtigen Mitgliedern einzuſendenden, Beitraͤge portofrei und nur gegen die Entrichtung der gewöhnlichen Procura an uns gelangen. Die uns aus der Nachlaſſenſchaft des Herrn Hofrath Bach zu Theil gewordenen Zeich⸗ nungen hatte ein junger Kuͤnſtler, welcher, unter der Aufſicht des Verſtorbenen, daran gear⸗ beitet hatte, zur Ungebuͤhr in Anſpruch genommen, und deshalb auf die Auslieferung der— ſelben geklagt. Durch ein rechtskraͤftiges Urtheil iſt uns der Beſitz dieſer Zeichnungen zu— erkannt worden, doch hat, bei dem gaͤnzlichen Unvermögen des Klaͤgers, das Praͤſidium es den Geſetzen der Billigkeit gemaͤß gefunden, die Bezahlung der Gebuͤhren des von der ver— wittweten Frau Hoftaͤthin Bach für dieſen Rechtshandel erwaͤhlten Anwalds zu uͤbernehmen, und die Quittung uͤber die geleiſtete Zahlung zu unſern Acten zu nehmen. Ein ſehr thaͤtiges, durch zwanzigjaͤhrige Treue bewaͤhrtes Mitglied verlor die Geſellſchaft im Laufe dieſes Jahres an dem Herrn Prof. Dr. Steffens, welcher nach Berlin berufen wurde. Auch das Praͤſidium verlor an ihm einen ruͤſtigen Mitarbeiter, und wir ſind der Zuſtimmung der ganzen Geſellſchaft gewiß, daß wir den Herrn Prof. Steffens bei feinem Abgange erſuchten, das Ehrendiplom und mit dieſem die Denkmuͤnze der Geſellſchaft zur Erinnerung anzunehmen. Se. Excellenz der Herr Generallieutenant von Hiller, welcher durch mehrere Jahre Mitglied der Geſellſchaft war, iſt bei ſeinem Abgange von Breslau ebenfalls zum Ehrenmitgliede aufgenommen worden; das Praͤſidium glaubte dieſes dem all⸗ gemein verehrten und in jedem Verhaͤltniß hoͤchſt liebenswuͤrdigen Manne ſchuldig zu ſeyn. Es Im Laufe diefes Jahres beging unſer Caſtellan Glaͤnz das 25jaͤhrige Jubilaͤum ſeiner der Geſellſchaft treu und ehrlich gewidmeten Dienſte. Das Praͤſidium fuͤhlte die Nothwen— digkeit, die ee Treue und eee eines in unſerm Dienſte ergrauten Mannes 0 3 * — 2 anerkennen zu muͤſſen; beſonders waren diejenigen Mitglieder, die mit unſerm Glaͤnz in dem Vereine alt geworden ſind, von dieſer Nothwendigkeit lebendig uͤberzeugt. Waͤre unſer Finanzzuſtand glaͤnzender, als er es wirklich iſt, und haͤtten wir uns fuͤr ermaͤchtigt gehalten, im Namen der Geſellſchaft ausgedehntere Verbindlichkeiten einzugehen, ſo wuͤrden wir ihm die Zuſage einer lebenslaͤnglichen anſtaͤndigen Verſorgung im Falle einer eintretenden Unbrauch— barkeit gemacht haben. Doch wir fuͤrchteten, dadurch die uns ertheilte Vollmacht zu uͤber⸗ ſchreiten, und hielten uns nur fuͤr berechtigt, ihm den freundlichen Dank der Geſellſchaft zu erkennen zu geben, und dieſe Anerkennung mit einem Staatsſchuldſchein von 50 Rthlr. zu begleiten; wir rechneten dabei noch beſonders auf das Wohlwollen der einzelnen Herren Mit— glieder, welche, bei ſeinem ihnen darzubringenden Neujahrwunſche, wohl leicht berechnen koͤnnen, daß bei ſeiner ewig bewegten Lebensweiſe er gewiß fuͤr jedes Mitglied ein Paar Sohlen zum Opfer gebracht hat, welche ihm wohl bei ſeiner Jubelfeier erſetzt werden koͤnnten. Doch, da ein Erfatz von circa zweihundert Paar Sohlen in Natura ihn in einige Verlegen: heit ſetzen würde, fo kenne ich unſern Caſtellan zu gut und glaube im Voraus verfichern zu koͤnnen, daß er den Betrag in Gelde noch dankbarer annehmen wird. 5 Ueber den Zuſtand unferer Caſſe hat Herr Geheimrath Oels ner aachſehende ueberſt cht eingeſandt: | Effecten: Baar: 5 Beſtand von ult. December 1831 .. Rthlr. 3400. . le. 201 6 Sg. ⸗Pf. Einnahme pro 1882 „ YB 1 davon ab:. . . Rthlr. 3400. Rtlr. 1677 6 Ausgabe pro 8 22: lis 1 04 Bleibt ult. December 1832 Beſtand Rthlr. 3400. .. Stk. 128 21 38 und zwar: ö a a. fuͤr die allgemeine Geſellſchaft: in Pfandbriefen . . . Rthlr. 2100 in Staatsſchuldſcheineen 300 baar „% „„ % % -G 8 7 116 17 9 Rtlr. 2516 17 9 b. fuͤr die Kunſt⸗Section: BR: in Staatsſchuldſcheinen .. . . Rthlr. 1000 8 bl 3 1 1 Rtlr. 1912 3 11 Beſtand in Effecten und baar, wie oben Rtlr. 3528 21 8 — e N e r EHEN A W — ie — 2 tr Fe N > N Die Ueberſicht der im Laufe dieſes Jahres hinzugekommenen und aus der Geſellſchaft „ ausgeſchiedenen Mitglieder iſt folgende: Zehn wirkliche einheimiſche und und zwei wirkliche auswaͤrtige Mitglieder ſind der Ge⸗ ſellſchaft 3 1 2 3 + 5. 6. 7 8 9 0 1 [2 + * 2. A. Die wirklichen einheimiſchen ſind: Herr Apotheker Gerlach. un un dM u u M u Herr - 2 Dr. med. Goldſchmidt. Referendar Kahlert. ö Kammergerichts-Aſſeſſor und Eanbfeafts- Syndikus von Keltſch. Gymnaſial-Lehrer Kletke. Oberlehrer Knie. Stadtrath Julius Meyer. Curatus Dr. Sauer. Dr. Succom. Curatus Thiel. B. Die wirklichen auswärtigen: M. A. Großmann, Director des orthopaͤdiſchen Inſtituts in Lemberg. Pfarrer Sauer, in Ober: Herzogswalde bei Freiſtadt. C. Zu Ehrenmitgliedern wurden aufgenommen: 1. Se. Excellenz Herr General = Lieutenant Hiller von Gaͤrtringen, in Thuͤmendorf bei Lauban. 2. Herr Leibarzt Dr. med. Hoſt, in Wien. 3. 4. SE 6 * 2 >. * * * Prof. Dr. med. Freiherr von Jacquin, in Wien. Praͤſident Rother, Wirklicher Geh. Ober-Finanzrath, in Berlin. Prof. Dr. Steffens, in Berlin. Geh. Ober-Regierungsrath Tzſchoppe, in Berlin. D. Zu correſpondirenden Mitgliedern wurden ernannt: 1 2 3. + 5 6 7 * 0 Herr MM n u u u Prof. Dr. Czermak, in Wien. Dr. phil. Endlicher, in Wien. Conſervator Dr. Fitzinger, in Wien. Prof. Dr. Jaͤger, in Wien. Dr. Matth. Kalina von Jaͤthenſtein, in Prag. Dr. med. Koſteletzky, in Prag. Prof. Dr. Meißner, in Wien. — 8. 1 Prof. Dr. Mikan, in 1129 * * * * * * * “a Cuſtos Megerle von Muͤhlfeld, in Wien. Cuſtos Joſeph Natterer, in Wien. Prof. Dr. Carl Presl, in Prag. Prof. Dr. Roͤmer, in Wien. Prof. Dr. Roſas, in Wien. Hoftheater-Oeconom Treitſchke, in Wien. Prof. Dr von Wattman, in Wien. Cuſtos Franz Zippe, in Prag. Durch den Tod verlor die Geſellſchaft: 1. 7 DR 8 4. 8 1. Herr A. Wirkliche einheimiſche Mitglieder: Syndicus Ludewig. Dr. med. Reimann. Kaufmann Heinrich Schiller. B. Auswärtige, Bürgermeiſter Hallmann, in Habelſchwerdt. Kammerherr von Prittwitz. Dr. med. Schmidt, in Strehlen. Bergrath Wahrendorf, in Hirſchberg. C. Ehrenmitglieder: Herr Hofrath Andrée, in Stuttgardt. 5 Se. Excellenz Herr Geh. Rath von Goethe, Großherzogl. Saͤchſiſcher Herr 2 — Miniſter, in Weimar. Oberbürgermeiſter, Freiherr von Kospoth, in Breslau. Diaconus Neumann, in Goͤrlitz. D. Correſpondirendes: Herr Regierungsrath Geyer, in Hirſchberg. Bei den Geſchenken, welche im Laufe dieſes Jahres die Geſellſchaft erhalten hat, muß zufoͤrderſt der uns aus dem Nachlaſſe des verſtorbenen Herrn Syndikus Ludewig, eines achtbaren, vieljaͤhrigen Mitgliedes unſerer Geſellſchaft dankbar erwaͤhnt werden; er hat uns alle Silesiaca vermacht, und ſich dadurch ein bleibendes Denkmal in dieſem vaterlaͤndiſchen Vereine geſtiftet. f Außer dieſer Bibliothek, welche 636 Bände zaͤhlt, ſind noch 152 Nummern der Biblio⸗ thek, und 14 Nummern den Muſeen zugekommen. Eine naͤhere Anzeige daruͤber wird in der bald erſcheinenden Ueberſicht zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden. * 2 * „ Ich kann nicht ſchließen, ohne die hochverehrten Anweſenden, welche die Guͤte hatten, mit mir auf die Vergangenheit eines Jahres zuruͤckzuſchauen, zu bitten, einen Blick in die naͤchſte Zukunft zu thun. In dem kommenden Jahre ſteht uns der Beſuch der deutſchen 3 Naturforſcher und Aerzte bevor, welche nach der Mitte des kuͤnftigen Septembers in unſerer Stadt ihre Verſammlungen halten werden. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß dieſes Ereigniß, in wiſſenſchaftlicher Beziehung, fuͤr Stadt und Land von einer hohen Bedeutung iſt, und ſich durch einen groͤßern und guͤnſtigern Erfolg in der literaͤriſchen Bedeutung zu erkennen geben wird, als jetzt manche waͤhnen und uͤberhaupt begreifen koͤnnen. Jeder, welcher in dem bluͤhenden Zuſtande der Naturwiſſenſchaften etwas mehr findet, als einen ergiebigen Naturalienhandel und einen geſegneten Einfluß auf natuͤrliche Gewerbe, der wird auch leicht einſehen, daß eine naͤhere Verbindung der achtbarſten Gelehrten und ein gemein⸗ ſames Streben, vermittelſt gruͤndlicher und bewaͤhrter Kenntniſſe den entſchiedenſten Einfluß auf das Gedeihen des ſittlichen und wiſſenſchaftlichen Culturzuſtandes haben muͤſſen, und daß ſolche Verſammlungen als eine großartige Erſcheinung der vorſchreitenden Zeit anzuſehen ſind; daher iſt es erfreulich, daß alle Behoͤrden unſerer Stadt die freundlichſten Zuſagen gemacht und die Verſicherung gegeben haben, nach ihren beſten Kraͤften zu dieſem Zweck mitzuwirken. Wir fuͤhlen zwar, daß Breslau mit dem beſten Willen bei ſolcher Gelegenheit nicht mit den Kunſtſchaͤtzen Berlins, nicht mit dem Reichthum der freien Stadt Hamburg, und am wenig— ſten mit Wien's kaiſerlicher Pracht wetteifern kann, und daß es Pigmaͤenduͤnkel waͤre, hier nach einem Vergleiche ſtreben zu wollen; wir ſind ſogar uͤberzeugt, daß es fuͤr den hoͤchſten Zweck der Verſammlung beſſer und erſprießlicher iſt, wenn die ehrenwerthen Mitglieder dieſer Verſammlung vom Leiblichen mehr abgewendet, dem geiſtigen und wiſſenſchaftlichen Verkehr mehr zugefuͤhrt, und uͤberhaupt die Verſammlungen ihrem urſpruͤnglichen Zwecke, welcher mehr einer naͤhern geiſtigen Verbindung und dem freundlichen Austauſche der Ideen, als dem Wohlleben in feenartigen Genuͤſſen gewidmet war, wieder zugewendet werden, doch kann ein ſolches Zuruͤckkommen, welches gewiß von den meiſten Mitgliedern eifrig gewuͤnſcht wird, nur allmaͤhlig geſchehen, und am wenigſten iſt es wuͤnſchenswerth, daß dieſer Sprung von der gaſtfreiſten Opulenz zur bitterſten Aermlichkeit bei uns geſchehe, und Schleſien, zum Hohn und Spott von ganz Deutſchland, ſeine Haut zu Markte trage. Es iſt eine Angelegenheit des gemeinſamen Vaterlandes geworden, und ſelbſt das hohe Miniſterium, welches ſo wohlwollend das Gedeihen jeder wiſſenſchaftlichen Unternehmung foͤr— dert, wird uns gewiß ſeine kraͤftige Unterſtuͤtzung nicht verſagen; ſelbſt der guͤtige Monarch, welcher ſich immer huldreich den Wiſſenſchaften zuneigt, wird es gern ſehen, daß ſeines Rei⸗ ches zweite Stadt nicht hinter billigen Anſpruͤchen zuruͤckbleibe. Wenn ich die naͤchſte Ver⸗ ſammlung der deutſchen Naturforſcher und Aerzte dieſer hochverehrten Verſammlung empfehle, ſo thue ich dieſes in der innigſten Ueberzeugung, daß meine Bitte hier einen ſichern Anklang finden werde. Als die Verſammlung in Wien mich, den Abweſenden und durch ein bitteres Geſchick im Trauerhauſe ſchwer Gedruͤckten, zu einem ihrer Geſchaͤftsfuͤhrer waͤhlte, ſo hat ſie e a weniger der geringen Leiſtungen wegen, die ich im Drange meines ſo vielfach bewegten Lebens 4 den Wiſſenſchaften dargebracht habe, dieſe Wahl ſtattfinden laſſen; ich glaube vielmehr, daß meine Wahl das Reſultat der Ueberzeugung war: ich würde durch eine mehr als dreißig- jährige, in mannigfaltiger Richtung entfaltete Wirkſamkeit, mir fo viel wohlwollende Gönner und Freunde erworben haben, daß dieſe wohl bei einer außerordentlichen Gelegenheit etwas fuͤr mich und auf meine Bitte zu thun bereit ſein werden, und wenn ich mir ſchmeichle, daß die Waͤhlenden ſich vielleicht nicht getaͤuſcht haben, ſo iſt es ganz beſonders auch die hoch— achtbare ſchleſiſche Geſellſchaft fuͤr vaterlaͤndiſche Cultur, auf deren freundliche Unterſtuͤtzung ich rechnen muß. Es ſind jetzt mehr als 23 Jahre, daß ich dieſem Vereine mit bewaͤhrter Treue als Generalſecretair angehoͤre, und ich ſollte Ihnen nicht vertrauen? Mein verehrter Amtsgenoſſe, Herr Medicinalrath Otto, welcher ebenfalls zwanzig Jahre unſerer Geſellſchaft angehoͤrt, theilt mein wohlbegruͤndetes Vertrauen; ſo wie wir beide uͤberhaupt an die Gaſtfreundſchaft und an eine ehrenwerthe Geſinnung der Einwohner Breslau's glauben, ſo hegen wir auch die frohe Ueberzeugung, daß uns bei dieſem ſchwierigen Geſchaͤfte unfere geliebten Mitbürger nicht verlaſſen werden. * De ENTE RER GAR ET i = 1 Zn 3 Eec 2 * * Wer ze ich ni der im Jahre 1832 an die Bibliothek und das Muſeum der Schleſiſchen Geſellſchaft eingegangenen Geſchenke. E N RA; n die Bibliothek: . Die durch Vermaͤchtniß des ſeligen Herrn Syndikus Lu dewig an die SEE Ge⸗ ” Br übergegangene Schleſiſche Bibliothek des Verſtorbenen. * Sie enthaͤlt, ſo weit dies ſich bis jetzt uͤberſehen laͤßt, etwa 16 sender Schriften 4 in Duodecimo, über 430 Werke in Octavo, über 170 in Quarto und einige 20 in * Folio, außerdem eine kleine Sammlung von Landkarten und Abbildungen Schleſi— ſcher Gegenden. Ein vollſtaͤndiger Catalog derſelben wird, ſobald ſie geordnet ſein wird, den Herren Mitgliedern der Geſellſchaft gedruckt uͤberſendet werden. 5 Von der Koͤnigl. Univerſitaͤt zu Breslau: } 1-13. Eine Sammlung von 13 Diſſertationen, und zwar: u: Programm, als Einladung zu der Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Ko: x nigs von Preußen, im Jahre 1831; verfaßt von C. E. Ch. Schneider, 1 Phil. D. und Prof. ord.; enthaltend: Francisci Petrarchae de viris illustri- bus libri nondum editi pars secunda. — C. Witte, De Guilelmi Mal- mesburiensis Codice Legis Romanae Wisigothorum Dissertatio. Vratisl, 41831.— P.J.Elvenich, De Fichtii idealismo, 1832. — F. J. Klose, De membranarum ventriculi emollitione gelatinosa, 1831. — J. A. Knop, De inflammatione ex typho carbunculoso animalium contagiosa. 1831. — L. Kursava, De partu violento peragendo. 1831. — J. A. Kutzen, De Pericle Thucydideo, 1831. — C. H. Lehmann, De convenientia plantarum in habitu et viribus. 1831. — M. Platnauer, De infantum encephalitide et hydrocephalo acuto. 1831. — O. Renner, De steato- mate. 1831, — J. T. G. H. Rhode, Gregorii Barhebraei scholia in psalmum quintum et decimum octavum etc. 1832. — G. J. de Schma- kowski, De mora, secundum juris Roman. principia, 1831. — D. F. 4 a "on Zastrau, De Justini Martyris biblicis studiis commentatio e eritica; pars 1, (1831), p. 2. (1832). Von dem Gewerbe-Verein zu Breslau: ö 14. Dritter Bericht uͤber die Verhandlungen, e und den Zuſtand des Breslauer Gewerbe-Vereins. Von dem landwirthſchaftlichen Verein in Dortn: 15-18. Neues Wochenblatt des landwirthſchaftlichen Vereins in Baiern. Jahrgang 11. Heft 3. 4. = 12. ES ce 1 Von der k. k. patriotiſch⸗oͤkonomiſchen Geſellſchaft im Königreich Böhmen: 19. Neue Schriften der k. k. patriotiſch⸗oͤkonomiſchen Geſellſchaft im Koͤnigr. Böhmen, | Band II. Heft 1. 20. Neuer Wirthſchaftskalender fuͤr das Schaltjahr 1832, eee von der oben genannten Geſellſchaft. Duod. 21. Daſſelbe Buch in Quart-Format. i Von der k. k. Boͤhmiſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften: 22. Würdigung der alten boͤhmiſchen Geſchichtsſchreiberr, von F. Palacky. Prag 1830. Von der Koͤnigl. Landwirthſchafts-Geſellſchaft zu Celle: 23. Eelliſche Nachrichten für Landwirthe, beſonders im Koͤnigreich Hannover. Heraus⸗ gegeben, im Namen der obengenannten Geſellſchaft, durch L. Schaake x. Band II. Stuͤck 1. Hannover 1832. Von der oͤkonomiſch-patriotiſchen Societaͤt der Fuͤrſtenthuͤmer Scweionis und Sauer: 24.25. Verhandlungen und Arbeiten dieſer Societaͤt im Jahre 1831. 1832. Don dem landwirthſchaftlichen Vereine fuͤr Kurheſſen: 26-33. Landwirthſchaftliche Zeitung fuͤr Kurheſſen. Jahrgang 9. (1831) October, November, December. 2 10. (1832) Jan., Febr., März, oder 18 Quartal, 23 u. 33 Quartal. Von der deutſchen Geſellſchaft zu Erforſchung vaterlaͤndiſcher Sprache und Alterthuͤmer in Leipzig; 34,35. Bericht vom Jahre 1831 und 1832 an die Mitglieder dieſer Geſellſchaft. Von der k. k. Maͤhriſch⸗Schleſiſchen Geſellſchaft zur Beförderung des Acker⸗ 4 baues, der Natur- und Landeskunde in Bruͤnn: 36-43. Mittheilungen dieſer Geſellſchaft. Jahrgang 1830. Heft 1-4. ech l a 1831. „ 1-4. 48.49. 50. 51.52, 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. .Kadetow. W Warszawie 1772. — DE 9 5 7 Von der Geſellſchaft zur Beförderung der gefammten Naturwiſſenſchaften zu Marburg: Schriften dieſer Geſellſchaft. Band „ Von der Koͤnigl. Preuß. Maͤrkiſch⸗oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Potsdam: Monatsblatt dieſer Geſellſchaft. Jahrgang 10. (1831). Von dem Vereine zu Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuß. Staaten: Verhandlungen dieſes Vereins. 16te u. 17te Lieferung. Dabei ein Verzeichniß der Herren Mitglieder des Vereins vom letzten Dec. 1831. Gutachtliche Aeußerung des Koͤnigl. Geh. Medizinalraths und Prof. Dr. Kluge zu Berlin, uͤber das vom Koͤnigl. Controlleur Schneider zu Berlin erfundene Staubbad. Von der oͤkonomiſchen Geſellſchaft im Koͤnigreich Sachſen: Schriften und Verhandlungen dieſer Geſellſchaft. 26ſte u. 27ſte Lieferung. Alphabetiſches Sachregiſter über die erſten 25 Lieferungen. Von dem Koͤnigl. Wuͤrtembergſchen landwirthſchaftlichen Vereine: Correſpondenzblatt dieſes Vereins. Neue Folge. Band J. Heft 3. Von Herrn Bous in Paris: Bulletin de la société géologique de France. Tom. I. Paris 1830. Von Herrn Kaufmann J. H. Claus in Pirna: Bemerkungen uͤber die Production ſchoͤner Kammwolle. Von J. H. Claus. Von Herrn Regierungs-Director Dr. Gebel: Aphorismen uͤber die Brechruhr, nebſt Angabe ihrer Heilung, Vorbeugung und ſonſtigen polizeilichen Maaßregeln, von Dr. A. Gebel. Liegnitz 1831. Von Herrn Prorector Prof. Dr. Glocker: : Verſuch einer Charakteriſtik der ſchleſiſch-mineralogiſchen Literatur von 1800 bis 1832. Von Dr. Glocker, Pror. u. Prof. Breslau 1832. Von Herrn Profeſſor Dr. Goͤppert: Ueber die giftigen Pflanzen Schleſiens. Als Einladungs— . zu der Pruͤfung der Zoͤglinge der mediziniſch⸗ chirurgiſchen Lehranſtalt im J. 1832. Von Dr. A. R. Goͤppert. Briefe uͤber einige mineralogiſche Gegenſtaͤnde an Herrn Peter Camper. Aus dem Franzoͤſiſchen c. von T. A. A. Meyer. Göttingen 1791. Gedichte von Friedrich Burkhardt. Goͤrlitz 1827. Instrukcia w sztuce woyenney od Krola Imci Pruskiego dana Gene swoim 2 Niemieckiego na Polski jezyk przekozna przez Officiera Korpusu 4* „„ 63-66. Auswahl aller eigenthuͤmlichen Abhandlungen und Beobachtungen aus den neue— 67. 68. 69. 70. 71-73, 74-87, 88. 89. 90. ſten Entdeckungen in der Chemie u. ſ. w., von Dr. Lorenz Crell. Bd. 14. Leipzig 1786. Vermiſchte botanifche Aufſaͤtze, von C. 8. Presl. Verzeichniß der Koͤnigl. Bildergallerie in Muͤnchen. 1825. Di algune alphe microscopiche saggio del D. B. Biasoletto. Trieste 1832, Von Herrn Freiherrn von Hammerſtein: Neue landwirthſchaftliche Schriften, von Chr. Freiherr von Hammerſtein. Celle 1832. 5 Von Herrn Oberlehrer a Se Eutonia, eine hauptſaͤchlich paͤdagogiſche Muſik⸗Zeitſchrift c., von 8.6. Hientzſch. Band 6. Heft 2. ERBE NER „2 Von Sr. Ereellenz dem Herrn General-Lieutenant Freiherrn Hiller von ; Gärtringen: Die Preußiſche Staatszeitnng, vom Jahre 1 1820 bis 1831 incl., 14 Bände, Von Herrn Profeſſor Dr. Hoffmann: 5 5 Dr. Martin Luther's Verdienſte um die deutſche Sprache. Eine Rede, gehalten in der vaterlaͤndiſchen Geſellſchaft, von Dr. H. Hoffmann. Breslau 1832. Peter e und feine Nachbaren. Eine Oper in 2 Aufzuͤgen, nach Cra⸗ mer, von J. Türk bearbeitet, und in Muſik geſetzt von C. M. von Weber. Manuſcript. Zoologia specialis, quam expositis e tum vivis, tum n fossilibus, potissimum Rossiae in universum, et Poloniae in specie, in usum lectio- num etc. edidit D. Ed. Eichwald P. P. O. pars 1. Vilnae 1829. 91. 92. 93. 94. 95, 96. 97. 98. Naturhiſtoriſche Skizze von Litthauen, Volhynien und Podolien ꝛc., entworfen von E. Eichwald. Wilna 1830. Nord⸗Freſiſche Chronik, durch A. Heimrich. 1666. Denkwuͤrdigkeiten der Brandenburgiſchen Geſchichte, aus dem Bl loan Leipzig 1750. Privatmittheilungen in Betreff der zu ee Mazowiecki begonnenen neuen Anſiedelungen. i Magdeburg, die wieder emporgerichtete Stadt Gottes bat Erden. Denkſchrift von F. Richter. Zerbſt 1831. Schriftproben der Buchdruckerei von J. B. Hirſchf feld in Leipzig. Von Herrn Privat-Gelehrten Ju rende: Jurende's vaterlaͤndiſcher Pilger für das Jahr 1882. | 2 Tabellariſche Encyclopaͤdie. Erſte Abtheilung. Wi : 3 5 ne ‚ w LEDER EBERLE WREELERTE . >. 5 — 29 — Von Herrn Director Kabath: 99. 100. Programm zu der öffentlichen Prüfung im J. 1831-1832, bei dem Koͤnigl. Gym⸗ 101. 102. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 5 110. naſium zu Gleiwitz. Von Herrn Referendarius Kahlert: Blaͤtter aus der Brieftaſche eines Muſikers. Von A. Kahlert. Breslau 1832. Von Herrn Director Kawerau: Fortgeſetzte Nachricht uͤber die Koͤnigl. Waiſen- und Schulanſtalt und das Seminar zu Bunzlau. 1832. 1 Von Herrn Director Dr. Klopſch: Programm zu der oͤffentlichen . der Zoͤglinge des Aged und der Buͤrgerſchule zu Glogau, im J. 1832. i Von Herrn Oberlehrer Knie. Kurze geographiſche Beſchreibung von Preußiſche Schleſten, der Grafſchaft Glaz ꝛc. Zum Gebrauch fuͤr Schulen verfaßt von J. G. Knie. 1832. Von Herrn Director Prof. Koͤrner: Programm zur Schulpruͤfung bei dem Koͤnigl. Gymnaſium zu Oels, im J. 1832. Von Herrn Buchhaͤndker J. Korn: 4 Ueber die Wiſſenſchaft der Idee. Erſte Abtheilung: die neueſte Identitaͤts-Phi⸗ loſophie und Atheismus, oder uͤber immanente Polemik. Breslau 1831. Die Staatswiſſenſchaft, geſchichts-philoſophiſch begründet von J. Schön, Dr. Phil. Breslau 1831. Tergeſtina, oder Beobachtungen und Unterſuchungen uͤber einige bei Trieſt im Meere lebende Arten der Gattungen: Octopus, Doris u. ſ. w., von J. C. C. Gravenhorſt u Breslau 1881. | Von Herrn Prof. Dr. Runifhr x Nachrichten von großen Oder: Ueberſchwemmungen aus der Vergangenheit, vom Stadtſyndikus und Archivarius Koch. Von Herrn Wirthſchafts-Inſpector Lux: Mittheilungen uͤber den Futterbau, und zwar: Aftens über die nuͤtzlichen Futter⸗ pflanzen ꝛc., von Fr. Lux. Brünn 1831. Von Herrn Prof. Dr. Nees von Efenbeck: L. C. Richard, de Musaceis commentatio botanica. Im 15ten Bande der neuen Schriften der Kaiſerl. Leopoldiniſch-Caroliniſchen Akademie der Natur⸗ forſcher zu Bonn. Vratisl. et Bonnae, 1831, Vergleichende Ueberſicht uͤber die Ordnung der 1 an den SL u. ſ. w., von Dr. Alex. Braun, Von Herrn Meyer, Fürftl. Schwarzenbergſchem Revidenten. 113. 114. Allgemeine Oeſtreichiſche Zeitſchrift. Jahrg. III. Bd. II. Nr. 49 - 52. „ IV. 29ER BL RED: | Von Herrn Director Dr. Müller: 115. Jahresbericht uͤber das Koͤnigl. ache Gymnaſium zu Glaz, womit zur Auguſt⸗ Pruͤfung 1832 einladet: Dr. J. Muͤller, Dir. Von Herrn Kammerrath Eu N 116. Verzeichniß der im Freien ausdauernden in- und auslaͤndiſchen Baͤume und Straͤu- cher u. ſ. w., welche zu Althaldensleben und Hundisburg cultivirt und um bei— geſetzte Preiſe verkauft werden. 1832. N Von Herrn Archidiaconus Neumann: 117. 118. Neues Lauſitziſches Magazin. Band 9. Heft 3. 4. i Von Herrn Rector Neumann: | 119. Naturgeſchichte der Schleſiſch-Lauſitziſchen Amphibien. Von J. G. Neumann. Goͤrlitz 1831. Von Herrn Rector Dr. Pinzger: 120. Einladungs-Programm zu der oͤffentlichen Prüfung der Schüler des Koͤnigl. Gym⸗ naſiums zu Liegnitz. Von Dr. Pinzger, Rector. Von Herrn Rentamtmann Preusker: 121. Sachſenzeitung, Blaͤtter zur Beſprechung des Gemeinwohls ꝛc. Jahrgang 3. Nr. 3. 4. Von Herrn Director Dr. Schmieder: 5 122. 123. Zwei Programme, als Einladung zur Feier des Geburtsfeſtes Sr. Koͤnigl. Maieftät, und zur Prüfung der Zöglinge des Königl. Gymnaſiums zu Brieg. Von Herrn Director Dr. Schönborn: 124. Programm zu der öffentlichen Prüfung der 5 Klaſſen des Koͤnigl. Sormafiums zu Schweidnitz, von Dr. C. Schönborn, Von Herrn Director Prof. Scholtz: 125. Programm bei der Entlaſſung der Abiturienten, am 13. Auguſt 1832, auf dem Koͤnigl. Gymnaſium in Neiße. Von Herrn Rector Dr. Schwarz: 5 126. Sechster Bericht uͤber das Gymnaſium zu Lauban, von Oſtern 1831 bis Oſtern 1832. Einladung zur Pruͤfung ꝛc., von Dr. W. Schwarz, Rector. Von den Herren Dr. Schweitzer und H. Schubarth. 127. Allgemeines Volksblatt fuͤr Sachſen und die angraͤnzenden Laͤnder. Herausgegeben von Dr. Schweitzer und H. Schubarth. . — 31 — N Von Herrn General-Landſchafts-Repraͤſentanten Freiherrn v. Stein: 128 Trauerworte, bei von Goethe's Beſtattung am 26. Maͤrz 1832, geſprochen von Dr. Roͤhr, Großherzogl. Oberhofprediger. 129-132. Dictionaire historique et critique par M. Pierre Bayle, 4te edition, par Mr. des Maiseaux. Tom. I-IV. 133. Statuten des Schleſiſchen Vereins 1 Pferderennen und Zuchtthier⸗ Schauen. f Breslau 1832. g N f Von Herrn Geh. Archivrath Prof. Dr. Stenzel: 134. Handbuch der Anhaktſchen Geſchichte, von Dr. G. A. H. Stenzel. Deſſau BR 1820. 135. Anhang zu ©. A. H. Stenzel's Handbuche der Anhaltſchen Geſchichte, von Dr. G. A. H. Stenzel, Prof. Leipzig 1824. 136. Grundriß und Literatur zu Vorleſungen uͤber deutſche Staats- u. Rechtsgeſchichte u. ſ. w., von G. A. Stenzel, Prof. Breslau 1832. 137. 138. Niklas Machiavell's Unterhaltungen uͤber die erſte Decade der Römiſchen Geſchichte des T. Livius, in 3 Buͤchern. Band 1. 2. 139. Urkundenſammlung zur Geſchichte des Urſprunges der Staͤdte und der Einfuͤhrung und Verbreitung deutſcher Coloniſten und Rechte in Schleſien und der Oberlauſitz. Von G. A. Tzſchoppe, Koͤnigl. Preuß. Geh. Ober- Regierungs- und vortra⸗ gendem Rathe im Miniſterium des Koͤnigl. Hauſes u. ſ. w., und G. A. Sten⸗ zel, Profeſſor der Geſchichte an der Univerſitaͤt zu Breslau und Archivar des Koͤn. Schleſ. Provinzial: Archivs. Von Herrn Regierungsrath von Tuͤrk: 140. Der Wohlthaͤtigkeits-Verein in Potsdam und ſeine Statuten, zum Beſten ſeiner 6 Zwecke, insbeſondere der Suppenvertheilungs- und der Pflege-Anſtalt. Potsdam 1831. - Bon Herrn Max. von Uechtritz: Unterarten und Formen 5 Pflanzenarten, aufgeftelt von Ma von Uechtritz. Manuſcript. Von Herrn Dr. med. Valentin: 142. Historiae evolutionis systematis muscularis prolusio. Scripsit G. G. Va- lentin, Med. et Chir. Dr. Vratisl. 1832, 5 Von Herrn Conſiſtorialrath Prof. Dr. Wach ler: 143. Verzeichniß der für die hieſige Koͤnigl. Univerſitaͤts- Bibliothek angefchafften Bu Vom Monat November 1831 bis September 1832 f Von Herrn Prof, Dr. Weber: 144. Schleſiſche landwirthſchaftliche Monatſchrift. Band III. Heft 4. December. RAR, — * =" — 832 — 145. 146. Schleſiſche landwirthſchaftliche Zeitſchrift. Herausgegeben von der oͤkonomiſchen Section der Schleſ. Geſellſchaft fuͤr vaterl. Cultur. Jahrg. 1. Bd. 1. Hft. 1. 2. 147. Syſtematiſches Handbuch der neueſten deutſchen oͤkonomiſchen Literatur von den Jahren 1823-1830 incl. Von Dr. F. B. Weber, Prof. Breslau 1832. 148. Verzeichniß der, zu der landwirthſchaftlichen Sammlung der Univerſitaͤt zu Bres⸗ lau gehoͤrigen, landwirthſchaftlichen Modelle, Geraͤthe u. ſ. w. Breslau 1832. Von Herrn Dr. med. Weidner: 149. 150. Jahresbericht der Schwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften, uͤber das Fortſchreiten der Naturgeſchichte, Anatomie und Phyſiologie. 1824. 1825. i 151. Zur kritiſchen Ruͤge und Verſtaͤndigung für die Arzneimittellehre, von Dr. Biſchoff. 152. Sen eines Ungenannten Schrift über die Preußifche Medizinal⸗ Verfaſſung, von . Ca ſper. 153. 8 die Zuſammenkuͤnfte der Phyſiker unſerer Zeit. f \ 154. 155. Zeitſchrift für Phyſiologie. Herausgegeben von Fr. Wied ang, G. R. Tre⸗ viranus und L. C. Treviranus. Band 1. Heft 1. 2. 5 UN EEE NER 156. 157. Iſis, von Oken. Jahrgang 20. 21. Von Herrn Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Wendt: 158. Verzeichniß der Bibliothek des ſeel. Herrn Dr. Paul Uſteri, Buͤrgermeiſter des b Cantons Zuͤrich. 1832. Von Herrn Oberlandesgerichtsrath von Winterfeld⸗ 159. Johannes Pierluigi von Palaͤſtrina. Seine Werke und deren Bedeutung fuͤr die Geſchichte der Tonkunſt. Mit Bezug auf Baini's neueſte Forſchungen, dargeſtellt von C. von Winterfeld. Breslau 1832. Von Herrn Director Dr. Wiſſowa: 160. Programm zur Feier des hohen Geburtsfeſtes Sr. Majeſtaͤt des Koͤnigs, beim Gym⸗ naſium zu Leobſchuͤtz, geſchrieben von Dr. Wiſſowa, Dir. 161. Programm zu der oͤffentlichen Pruͤfung aller Klaſſen des Koͤnigl. Gymnaſtums zu Cebobſchuͤtz. Von demſelben verfaßt. i Vom Cuſtos der Bibliothek: 162. Observationes de speciebus nonnullis generis Mycetophila vel novis, vel minus cognitis, scripsit F. H. Stannius, Dr. med. et Chir. Vratisl. 1831. 163. Latreille, Abhandlung uͤber einige Wespenarten; aus den Annales du Mu- seum national d'histoire naturelle, Tome I. p. 287. Abſchrift. N 164.165. Beiträge zur Entomologie, befonders in Bezug auf Schleſien, von F. H. Stan⸗ 1 nius und T. E. Schummel. Heft 1. Monographie der Gattung Raphidia. 2 Me der Wanzenfamilie: Ploteres. 11. 12. 18. 14. N B. An das Mu ſe u m. a. Gemälde Von Herrn Grafen von Mattuſchka: Bildniß des feel. Herrn Grafen von Mattuſchka, Verfaſſers der Flora Sile- siaca, in Paſtell. b. Zeichnungen, Steindruck-Arbeiten. Von Frau Prof. Buͤſching: Bildniß des ſeel. Herrn Regierungsraths Streit. Von Herrn Medicinalrath Dr. Ebers: Steindruck, ſatyriſchen Inhalts, gezeichnet von Herrn Schröter. Von Herrn Oberlehrer C. Ende in Bunzlau: Heil dem Koͤnige, Friede dem Vaterlande! Allegoriſcher Steindruck. Von Herrn Referendarius Kahlert: Bildniß des ſeel. Herrn Profeſſor Kahlert, fräßseem Bibliothekar der Schleſ. Geſellſchaft. Von Herrn Zeichnenlehrer Koſch witz: Ruſſiſcher Bivouac (gemalt von Schultz) lithographirt von 3 Ko ſchwitz. Bildniß des Herrn Prof. Dr. Paſſow, von Ebendemſelben lithographirt. Bildniß des Herrn Prof. Dr. Schneider, von Ebendemf. lithogr. Von Herrn Max. von Speck, Freiherrn von Sternburg: Bildniß der Johanna von Arragonien. Nach dem Urbild von Raphael, auf Sen gezeichnet von Zöllner. Nereus ſagt dem Paris und der Helena den Untergang von Troja voraus. Conturzeichnung auf Stein. Von Herrn Profeſſor Dr. Steffens: Bildniß des Herrn Profeſſor Steffens, lithographirt von Jentzen. Von Herrn Paſtor Winkler zu Lohna bei Altenburg: Abbildung eines, in der Muͤhle zu Buchheim bei Eiſenberg gefundenen, Ratten⸗ einige, 1 c. Medailten- Ab druͤcke. Von Herrn Steinſchneider Paufer: Abdruck einer Medaille in Siegellack. d. Natur- Merkwürdigkeiten, Von Herrn Kammerherrn von Poſer auf Naͤdlitz und Dombſel bei Wartenberg: Ein beſonderes, Kieſelerde enthaltendes Concrement, gefunden i in einer abgehen ten ne M BT über die Arbeiten der naturwiſſenſchaftlichen Section. => Die naturwiſſenſchaftliche Section verfammelte ſich in dem verfloſſenen Jahre zwanzigmal. 32 zum Theil freie und nach Maaßgabe des Gegenſtandes auch durch Verſuche erlaͤuterte Vor⸗ traͤge beſchaͤftigten uns in dieſen Sitzungen. Meteorologie und Atmoſphaͤrologie. Folgende Herren in der Provinz reichten Witterungsbeobachtungen von gewohnter Ge⸗ nauigkeit auch in dem verfloſſenen Jahre ein, als: rt Kreisphyſikus Dr. Hoferichter in Poln. Wartenberg. Apotheker Lehmann in Kreuzburg. *) Paſtor Leupold in Klein-Kniegnitz am Zobten. Paſtor Lorenz in Zapplau bei Guhrau. Lehrer Marſchner in Habelſchwerdt. Profeſſor Petzeld in Neiße. Markſcheider Rhode zu Neurode. Coffetier Siebenhaar auf der Schneekoppe. g Dieſe Tabellen find der meteorologiſchen Section übergeben worden, deren Herren Mit: glieder noch fortdauernd bemuͤht ſind, die bereits vorhandenen Beobachtungen zu ſichten und zu einem Ganzen zu geſtalten, welches dereinſt als ein wichtiger Beitrag nicht nur für Schle— ſiens, ſondern auch für die geſammte Klimatologie zu betrachten ſeyn dürfte, Herr Prof. Dr. Frankenheim ſprach uͤber die Unterſchiede, welche man in dem Ba⸗ rometerſtande am Niveau des Meeres wahrgenommen hat, beſonders uͤber die Beobachtungen Wu M Mn Mun ) Herr Apotheker Lehmann hatte uͤberdies noch eine Gewittertabelle und eine allgemeine Cha⸗ rakteriſtik der einzelnen Monate der J. 1831 u. 1832 eingereicht, in welcher er auch auf die gleichzeitigen Erſcheinungen in der Thier- und Wanzen Ruͤckſicht nahm. 23 „ von Erman jun. auf ſeiner Reiſe durch Sibirien und die beiden großen Oceane, und ſchloß mit einigen Bemerkungen uͤber die Urſache dieſer Anomalieen. In einer andern Sitzung hielt derſelbe noch einen Vortrag uͤber den e der in der Atmoſphaͤre enthaltenen Waſſerdaͤmpfe 3 auf Witterungsbeobachtungen. Der Conſervator der Sternwarte, Herr Hauptmann von Boguslawsky, berich— tete uͤber die neuen Einrichtungen auf der Sternwarte, hinſichtlich der meteorologiſchen Bez. obachtungen: Seit dem 1. October dieſes Jahres werden ſaͤmmtliche meteorologiſche Beobachtungen aus- ſchließlich auf der Sternwarte, und nicht mehr, wie fruͤher, auf verſchiedenen Punkten des Univerfitätsgebäudes angeſtellt. Nach einem genauen Nivellement des Herrn von Bogus— lawsky befindet ſich das Ende der Queckſilberſaͤule im kuͤrzeren Schenkel bei mittlerem Stande um 30 Fuß 6 % Zoll höher, als im phyſikaliſchen Cabinet, in welchem bisher die Beobach— tungen angeſtellt wurden, 45 Fuß 6 ½ Zoll uͤber der Wohnung des Herrn Prof. Jungnitz, welcher daſelbſt privatim barometriſche Beobachtungen anſtellte, und 108 Fuß 0,835 Zoll Par. Maaß uͤber dem Nullpunkt des Unterpegels in der Schleuße auf dem Buͤrgerwerder. Auf aſtronomiſche Weiſe rechnet man den Tag von einem Mittage zum andern, daher auch die Stunden bis zu 24 fortgezaͤhlt werden. Es werden alſo beobachtet: A. dreimal des Tages, um 2 Uhr, um 10 Uhr und um 18 Uhr: a. Die Barometerſtaͤnde an einem vollkommen regulirten Barometer von⸗Piſtor und Schick, mit Meſſing-Scala. Zwei Mikroſkope mit Faͤden zeigen mit großer Praͤciſion die Enden der Queckſilberſaͤulen; der Nonius giebt? Jo einer Pariſer Linie unmittelbar an, und zwei ſehr empfindliche, zu J Gr. eingetheilte Thermometer weiſen die jedesmalige Temperatur des Queckſilbers und der Scala nach. b. Den Feuchtigkeitszuſtand der Atmoſphaͤre zu ermitteln, dient das Auguſtſche Pſp— chrometer (verf. von J. G. Greiner), bekanntlich ein eben fo einfaches, ſinnreiches, als zu dem beabſichtigten Zweck vollkommen geeignetes Inſtrument. c. Die Temperatur der Luft im freien Nordſchatten zeigt ein von J. C. Greiner ver fertigtes Thermometer an, deſſen Scala, auf Milchglas geaͤtzt, 75 R. unmittelbar angiebt. d. Ein etwas unvollkommener Windmeſſer auf der Gallerie der Sternwarte vermag an einem Gradbogen von 0 bis 90 weiter nichts zu zeigen, als etwa die verhaͤltnißmaͤßige Ab⸗ oder Zunahme der Staͤrke des Windes. ? e. Eine darauf angebrachte Windfahne kann auch nur beilaͤufig die Richtung des Windes angeben, weil der ſuͤdlich davor befindliche Thurm der Sternwarte die freie Wirkung des Windes leider beſchraͤnkt. f. der Wolkenzug wird unmittelbar beobachtet, fo wie auch g. die Anſicht des Himmels. Vom heiteren bis zum bedeckten Himmel werden folgende neun 1 unterſchieden: gi Heiter (serenum); = Haarwoͤlkchen (Cirrus); g 55 . 3. Laͤmmerwoͤlkchen (Cirri globosi); 4. Woͤlkchen (Cirro-cumuli), deren Anzahl noch nicht den vierten Theil des Himmels bedeckt; 5. kleine Wolken (Cumuli sparsi), die uber den vierten Theil des Himmels ein⸗ nehmen; — 6. große Wolken (Cumuli), die ſchon uͤber die Haͤlfte des Himmels verhuͤllen; 7. Ueberwoͤlkt (Cumulo-stratus), wenn nur hie und da noch, aber nicht zum | vierten Theil blauer Himmel hervorſieht; 8. dichtes Gewoͤlk (Stratus), wenn daſſelbe keinen blauen Himmel mehr durch⸗ brechen laͤßt, ohne jedoch zuſammen zu fließen; 9. überzogen (nimbus), wenn das dichte Gewoͤlk zu einer Maſſe zuſammen ge: floſſen iſt. Zuweilen hat der heitere Himmel unmittelbar nur zwei Abſtufungen, wodurch er ohne weiteres zu einem uͤberzogenen uͤbergeht, oder umgekehrt. Man koͤnnte dieſe Milchſchleier oder grauen Himmel nennen. h. Auch aus dem Regenmeſſer wird auf der Gallerie der Sternwarte dasjenige Regen⸗ waſſer abgelaſſen, welches auf einen Quadratfuß Flaͤche von einer ee zur andern ge: fallen ift. B. Einmal des Tages, bei jeder Beobachtung zur ſchicklichſten Zeit: a. An einem Nacht-Thermometer von J. C. Greiner, die niedrigſte Temperatur, welche im Freien ſtattgefunden hat. b. Die Temperatur des Waſſers in der Oder wird beobachtet, und c. die größte vorgekommene Staͤrke des Windes wird notirt. C. Fernere Reſultate; die durch Rechnung aus den Beobachtungen gezogen werden: a. Jede der gemachten Barometerbeobachtungen wird auf 0 R. reducirt, um ſie ſo un⸗ abhängig von der Temperatur des Queckſilbers und der Meſſingſcala zu erhalten. i p. Aus den Beobachtungen des Pſychrometers wird die Größe der Spannung des meh— rentheils unſichtbaren Waſſerdunſtes in der Luft, ferner der Thaupunkt (d. i. der Temperatur⸗ grad nach Reaumur, bis zu welchem ein Gegenſtand ſich abkuͤhlen 1 um mit Thau zu be⸗ ſchlagen) und die wirkliche Menge des Dunſtes beſtimmt. c. An Regentagen wird der einzeln gemeſſene Regenfall zur Söges tener gezogen. D. Endlich wird aus den dreimal des Tages angeſtellten Beobachtungen und Ermittelungen das taͤgliche Mittel gezogen, und zwar: Von dem auf 0 R. reducirten Barometerſtande. Vom Thermometer im freien Nordſchatten. Von der Temperatur der Naßkaͤlte. Von der Dunſtſpannung. Von dem Thaupunkte. Von der Dunſtſaͤttigung der Luft, und Von der ee als zu Waſſer genommen bertel 40 be p . 9 C reer re NER. E. Monatliche Reſultate i werden faft aus allen diefen Beobachtungen durch Rechnung gezogen. Der Verduͤnſtungs— meſſer giebt unmittelbar zu Ende jedes Monats an, wie viel Linien das Waſſer in demſelben während dieſes Zeitraumes durch Ausdünftung gefallen iſt. Der Secretair der Section entwickelte in einem Vortrage, wie man aus den verſchiedenen Zuſtaͤnden der Vegetation auch auf das Klima eines Ortes ſichere Ruͤckſchluͤſſe zu machen berech— tigt waͤre. So werde der Eintritt des Fruͤhjahres in der Umgegend von Breslau gewoͤhnlich im März, und zwar häufiger in der letzten, als in der erſten Hälfte deſſelben, durch das Bluͤhen der Schneegloͤckchen (Galanthus nivalis) und der Haſelnußſtaude bezeichnet. Die Knospen der wildwachſenden Bäume und Sträucher entwickeln ſich aber erſt in dem folgenden Monate (Stachel- und Johannisbeeren machen den Anfang, Linden, Eichen und Eſchen den Beſchluß), ſo daß am Ende deſſelben und bis in das erſte Drittheil des Mai's ſie wohl ſaͤmmtlich mit friſchem Gruͤn bekleidet ſind. Das Bluͤhen der Obſtbaͤume erfolgt gewoͤhnlich im letzten Drittheil des Aprils. Die Nachtigal erſcheint ſelten vor dem 15. April; Lerchen, Bachſtelzen, Staare ungleich fruͤher. Die Witterung im Mai unbeſtaͤndig, oft durch die Nachts einfallenden Froͤſte der Vegetation ſehr unguͤnſtig. In dieſem Monate beginnt man mit dem Saͤen des Sommer— korns und dem Ausſtecken der Kartoffeln. In der Mitte des Juni die Heuerndte und Beginn der Roſenbluͤthe (Rosa centifolia), die gewöhnlich drei bis vier Wochen zu dauern pflegt. Gegen Ende des Monats reifen Johannisbeeren und Vogelkirſchen, Linden bluͤhen. Im Juli und Auguſt im Allgemeinen groͤßere Beſtaͤndigkeit der Witterung. Die Roggen-Erndte be— ginnt in der Regel ſchon gegen Ende der erſten Haͤlfte des Juli, wie um jene Zeit Fruͤhaͤpfel und Fruͤhbirnen reifen. Die groͤßte Waͤrme faͤllt in der Regel Ende des Juli oder Anfang Auguſt, und erreicht + 22 — 24°, ſelten 250. Gegen die Mitte des letzteren Monats iſt die Getreide-Erndte völlig beendet; gegen das Ende deſſelben reifen die Pflaumen und Pfir— ſichen. Im September erhebt ſich die Temperatur am Tage oft bis zu 15 — 18, ſinkt aber in der Nacht oft bis zum, ja wohl auch unter den Gefrierpunkt herab, ſo daß die exo— tiſchen einjährigen Gewaͤchſe, wie Gurken, Melonen, Kürbiffe, Bohnen, Kartoffeln, die ſchaͤdlichen Wirkungen derſelben erfahren. Die Blätter der Baͤume und Sträucher verkuͤnden durch ihre gelbe Faͤrbung das baldige Ende der Vegetation. Die Linde, namentlich die ſoge— nannte Sommerlinde, pflegt unter den einheimiſchen den Anfang zu machen. Weintrauben reifen gegen Ende des Monats; Kartoffeln werden geerndtet, und man beginnt die Winter— ſaat. Im Monat October Beetle NO.⸗ und NW.⸗Winde den Laubfall; desgleichen haͤufige Nachtfroͤſte. Voruͤbergehende Schneefaͤlle ſind gegen Ende deſſelben nicht ſelten, haͤu— ſiger jedoch im folgenden Monate, obgleich nur in ungewoͤhnlichen Faͤllen von laͤngerer Dauer. Beim Eintreten von — 6 bis — 8 T. uͤberzieht ſich die Oder mit einer Eisdecke. Hohe und meiſtens anhaltende Kaͤltegrade pflegen im Allgemeinen den folgenden Monat zu bezeichnen, obgleich in der Regel erſt im darauf folgenden M. Januar und Februar die niedrigſte Tempe⸗ ratur — 20 — 23°, ſelten 24 — 25 eintritt. Die Dauer der Schneedecke iſt faſt in jedem Jahre verſchieden, die größte beobachtete Höhe derſelben im Durchſchnitt 20 — 24° P. 3. 88 | Anfang März ermaͤßigen vorherrſchende W.- und WSW.-Winde die Temperatur, ſchmelzen den Schnee und das Eis der Fluͤſſe, und bereiten den Eintritt des Fruͤhjahres vor. A ſtro nomie. Herr Hauptmann von Boguslawsky ſprach über Sonnenflecken, und deute als Reſultat feiner Beobachtungen folgende Reſultate annehmen zu koͤnnen: 1. Jeder Fleck entſtehet und verſchwindet auf demſelben Orte der Sonne, erleidet aber waͤhrend ſeiner Dauer oft mehrfache Veraͤnderungen in der Form. Ein großer Fleck iſt ſeit dem Monat Auguſt durch die Rotation der Sonne ſchon ſiebenmal auf der einen Seite verſchwun- den, um immer wieder auf der andern zum Vorſchein zu kommen. 2. Alle Flecke ſind Vertiefungen, welche oben weiter als unten ſind. Je groͤßer der Fleck, je anſehnlicher iſt auch verhaͤltnißmaͤßig die Erweiterung nach oben. Ruͤckt ein großer Fleck gegen den Rand, ſo iſt er als Einſenkung nicht zu verkennen. 3. Die Maſſe bildet aus den Vertiefungen heraus Erhoͤhungen, welche, wenn die Flek⸗ | ken gegen den Sonnenrand zu ſtehen kommen, am deutlichſten ſichtbar werden. 5 4. Die graue Farbe dieſer Waͤnde erſcheint, durch ſtaͤrkere Fernrohre betrachtet, wie aufgeſtreuter Staub. Noch vollkommnere Inſtrumente zeigen dieſe Waͤnde wie Moſaik, und die größten Fernrohre: als aus lauter runden Zellen von ganz gleicher Groͤße (etwa drei Mei⸗ len im Durchmeſſer) beſtehend. 5. Groͤßere Oeffnungen bilden ſich gewoͤhnlich aus Gruppen kleinerer aus. Letztere entſtehen häufiger. Ganz kleine, welche wir nicht mehr zu erkennen im Stande find, mögen wahrſcheinlich die ganze Sonnen-Oberflaͤche bedecken, wie die glaͤnzenden Erhoͤhungen, welche ihnen ihr Daſein verdanken. 6. Nimmt man alle dieſe Erſcheinungen zuſammen, ſo moͤchte man ee daß gas⸗ artige Ausſtroͤmungen von dem Sonnenkoͤrper aus ſenkrecht empor nach allen Seiten hin deſſen Umhuͤllung durchdringen, daß aber nur die groͤßeren und bedeutenderen ſich als trichter— foͤrmige Oeffnungen unſerm Auge darſtellen, und daß die Umhuͤllung der Sonne aus einem Stoffe beſtehen muͤſſe, der keine bedeutende Reaction gegen alle die Gasausſtroͤmungen aus⸗ zuuͤben vermag, welche ihn uͤberall von unten her durchdringen, doch aber auch eben ſo wenig gewaltſam die Oeffnungen wieder ausfuͤllt, ſobald die Wirkung aufhoͤrt, welche ſie erzeugt hat. Der Sonnenfleck, deſſen Groͤße am 28. Februar im Heliometer gemeſſen wurde, und der noch nicht zu den groͤßten gehoͤrt, welche von Zeit zu Zeit ſich bilden, maß unterhalb, wo er am engſten iſt, queer uͤber nicht weniger als 2087 geographiſche Meilen. Die untere Weite dieſer Oeffnung umfaßte daher einen Flaͤchenraum, der über / der ganzen Oberfläche unſers Erdballs, beinahe 1751 des ganzen bewohnten Landes, das Yfache des geſammten ruſſiſchen Reichs bent, und über 676mal größer iſt, als die Preußiſche Monarchie. In einem anderweitigen Vortrage rügte er, als ein Zeichen der Zeit, das kecke Auftreten 8 5 e . mancher Halbwiſſer, die ſich ohne beſonnenes und tiefes Studium in ein Gebiet von Speku⸗ lationen wagen und Behauptungen auffielen, von deren BrnmbLofgee man doch ſchon laͤngſt überzeugt fein ſollte. 7 fir 0 5 b Director der Section, Ge Prof. Dr. Steffens ſprach uͤber Waͤrme⸗ Erscheinung Die bisherigen Theorieen ſeien ſchwankend und unſicher. Die Waͤrme ſei vielleicht latentes Licht, das Leben der reinſte Ausdruck fuͤr Waͤrme; denn mit der Intenſitaͤt des Lebens ſteigere ſich der Waͤrmeprozeß. Auch in der organiſchen Natur iſt jede Intenſitaͤt der Thaͤtigkeit mit Waͤrme⸗Erhoͤhung verbunden. Ferner beleuchtete er die Waͤrme-Erzeugung durch Reibung, die Ausſirahlung, Waͤrmekapacitaͤt, und zeigte ſchluͤßlich, wie die Annahme eines Gentral- feuers ; im Innern der Erde als unſtatthaft zu verwerfen ſei. 5 Herr Hauptmann von Boguslawsky ſprach uͤber die Newtonſchen Verſuche zur Ermittelung, ob verſchiedene Subſtanzen eine verſchiedene Schwerkraft annehmen, welche Herr Prof. Dr. Beſſel mit ſehr vollkommenen Apparaten und in Verbindung mit ſeinen ander⸗ weitigen Pendelverſuchen in neuerer Zeit wiederholt hat, und zeigte ferner, wie vermittelſt Be— nutzung dieſer Beobachtungen, ſo auch der Compenſationspendel, es den Uhrmachern gelingen würde, genauere Zeitmeſſer oder Uhren uͤberhaupt anzufertigen. Herr Prof. Dr. Purkinje zeigte ein großes zuſammengeſetztes Ploͤßlſches Mikroſkop vor, a Anſchaffung das hohe Miniſterium für den phyſiologiſch-experimentalen Apparat der hieſigen Univerſitaͤt gnaͤdigſt bewilligte. Es ward durch die guͤtige Vermittelung des Herrn Prof. Baron von Jacquin und nach deſſen ſpecieller Angabe von dem beruͤhmten Wiener Meiſter G. S. Ploͤßl verfertiget. Herr Prof. Purkinje beſchrieb feinen Gebrauch, fo wie den des beigefuͤgten Frauerhoferſchen Mikrometers. Sein Rohr iſt auf einem dreifuͤßigen zuſammenlegbaren Stocke ſo angebracht, daß es ſowohl ſenkrecht als horizontal geſtellt werden kann, um im letzteren Falle ſitzend bequemer zu beobachten. Die Bewegung erfolgt durch Triebwerk an einem Stahlprisma, auch bei den maͤchtigſten Vergroͤßerungen ohne alle Verruͤckung, mit der groͤßten Beſtimmtheit, wobei der meſſingene Object⸗Tiſch unverruͤckt bleibt. Zum Anſchrauben vor die Objectivmuͤndung des Rohrs, theils einzeln, theils in verſchiedenen Combinationen nach Selligne's Methode, ſind ſieben achromatiſche aplanatiſche Linſen vorgerichtet. Der Oculare ſind fuͤnf, jedes aus einer einfachen Linſe und einem Ramsdenſchen Collectivglaſe beſtehend, wovon Nr. 2, 3, 4 in ein eigenes elaſtiſches Rohr einſchiebbar ſind, um die Veraͤnderungen der Vergroͤßerung ohne Verruͤckung und ohne Zeitverluſt bewerkſtelligen zu koͤnnen. In dem Focus des Collective glaſes von Nr. 2 iſt ein Kreuz von Spinnenfaden zu micrometriſchem Gebrauche ausgeſpannt. i Alle Linſen der Objective find aplanatiſch und und achromatiſch. Der Object: Tiſch hat an feiner. obern Flaͤche im Umfange der Lichtöffnung eine offene kreisfoͤrmige Federklammer für verſchiedene Object⸗Traͤger, mit einem Druͤcker zum Oeffnen von unten. Zur Bewegung des Obilect⸗Traͤgers in allen wee Richtungen durchs Geſichtsfeld dienen theils zwei Stell⸗ ſchrauben, wodurch das obere Blatt des Tiſchchens über dem unteren in ſenkrechter Richtung von vorn nach hinten verſchoben werden kann, theils iſt innerhalb des oberen Blattes eine runde Platte, welche die Durchſichtsoͤffnung enthaͤlt, durch Triebwerk in kreisfoͤrmiger Rich— tung bewegbar, theils wird endlich der ganze Object-Tiſch durch die Mikrometerſchraube in die Queere hin und her bewegt. Durch die Combination dieſer Bewegungen kann das Object nach Gefallen geſtellt und in allen ſeinen Punkten uͤberſehen werden, wenn man es nicht vor⸗ zieht, den Object-Traͤger ſelbſt zu verſchieben, was jedoch nie mit derſelben Continuitaͤt und Genauigkeit bewerkſtelligt werden kann. Indem nun der Object-Tiſch ſammt dem Objecte mit⸗ telſt der aͤußerſt genau gearbeiteten Schraube durch das Geſichtsfeld an dem in Nr. 2 befind— lichen Spinngewebefadentraͤger vorbeigefuͤhrt wird, wird der durchlaufene Raum an einem Kreisnonius, der neben der Handhabe der Schraube angebracht iſt, bis auf Einhunderttau— ſendtel Wiener Zoll linear gemeſſen und ſomit auch der Theil des Objects, von dem derſelbe Raum beſchrieben worden. Zur Beleuchtung bei durchſichtigen Gegenſtaͤnden befindet ſich unten ein glaͤſerner concaver Reflexionsſpiegel mit doppelter Bewegung, deſſen Ruͤckſeite fuͤr den Fall der Beleuchtung von Oben geſchwaͤrzt iſt. Um die Beleuchtung von Oben bei Beſchauung opaker Gegenſtaͤnde zu bewerkſtelligen, dient ein ſphaͤriſches Selligu'ſches Prisma, welches ſowohl ſenkrecht, zur Stellung nach der Hoͤhe verſchiebbar, als auch um ſeine Achſe beweglich iſt, und mittel? eines Charniers beliebig dem Gegenſtande genaͤhert oder davon entfernt werden kann, wodurch die Beleuchtung des Gegenſtandes von Oben, ſelbſt bei einer ſehr großen Naͤ— herung der Objectglaͤſer, in die Gewalt des Beobachters gebracht iſt. Der Stiel des Prisma— traͤgers wird in etne Oeffnung des vorderſten Stabes des Dreifußes eingeſetzt. Zu dieſem Beleuchtungsapparate gehoͤrt noch eine große Linſe, die an einem Meſſingſtabe, mit dem Fuße verſchiebbar und um die eigene Achſe beweglich, das aͤußere Licht fuͤr das Prisma zu ſam— meln und die Beleuchtung zu verſtaͤrken beſtimmt iſt. Der letztere Apparat iſt jedoch nur bei Lampenbeleuchtung mit Vortheil anzuwenden, fo wie Überhaupt die Betrachtung opaker Ge: genſtaͤnde nur bei Lampenlicht, dann aber auch mit einem Bewunderung erregenden Erfolge gelingt. Von Object⸗Traͤgern findet ſich vor: ein großes hohlgeſchliffenes Glas von zwei Zoll im Durchmeſſer, für Gegenſtaͤnde in Fluͤſſigkeiten; ein dergleichen kleines, in Meſſing gefaßt, zum Drehen; eine Faſſung zur Aufnahme der Glas-Mikrometer; ein Doppelglas in Faſſung, zur Abſperrung kleiner Inſecten; Objectnadel, zum Einſetzen in den Object⸗Tiſch. Außerdem ſind fuͤnf hoͤlzerne geſchwaͤrzte Objectenſchieber, mit glaͤſernen, ſehr duͤnnen Einſatzglaͤschen, und zwei ganz glaͤſerne, wovon eine aus zwei Platten beſteht, zwiſchen welchen ein Papier mit ausgeſchnittenen Kreisöffnungen, zur Aufnahme mikroſkopiſcher Gegenſtaͤnde, eingeklebt, welche wohlfeile und zweckmaͤßige Vorrichtung fuͤr mikroſkopiſche Sammlungen ſehr zu em— pfehlen iſt. Ferner findet ſich bei dem Apparate eine gewoͤhnliche meſſingene Pincette und eine Wilſonſche aplanatiſche Loupe zur vorlaͤufigen Unterſuchung der Gegenſtaͤnde. Die zwei auf Glas getheilten, in einer elfenbeinernen Doppelkapſel enthaltenen Mikrometer, wovon das eine 380 (im Quadratnetz), das andere 60 Theilungen (in Parallelſtrichen) der Wiener Decimal⸗ linie enthält, find mit großer Genauigkeit ausgefuhrt, die durch Meſſung mit dem Schrauben⸗ 9 — mikrometer ſich volkommen bewährt, und umgekehrt zur Bewährung dieſes dienen kann. Von den in den hölzernen Schiebern befindlichen Objecten finden ſich Queerſchnitte der Stän: gel von Sorghum vulgare, von Clematis vitalba, von Helianthus annuus, und der Holz⸗Subſtanz von Pinus vulgaris, ferner Laͤngenſchnitte von Cannabis sativa, Dipsacus silvestris, Pinus abies (von einem Holze, welches uͤber ein Jahrhundert in der Tiefe des Donaufluſſes geſtanden), von Agave lucida, in einer folgenden Suite pulex irritans, Flügel von Culex pipiens, von der gemeinen Hausfliege, und ein Schüppchen von Cyprinus al- bula, ferner find Haare von Mus musculus, Vespertilio marinus, Talpa europaea und Bombyx processionea eingelegt. Zur Prüfung der hoͤchſten Schärfe des Microſkops dienen beſonders die, Schiebern eingelegten, Federchen des Fluͤgelſtaubs von Sphinx Atropos, Pa- pilio Alexis, P. Anaxibia, und von Noctua Chrysitis. Zur Beſchauung opaker Gegen⸗ ſtaͤnde bei Beleuchtung von Oben dienen die Fluͤgeldecken von Curculio imperialis, Poly- drusus distinctus und Hoplia squammosa, und ein Fuß von Chlorima squammosa. Die Vergroͤßerungen der verſchiedenen Combinationen der Objectiv- und Ocularglaͤſer ſind unter Mitwirkung des Herrn Prof. Baron von Jacquin in folgender Weiſe ausgemittelt. ash ——————.—.—.f im DRIN 1 | 9 mal TE 20 mal 15 | 8 273 125 er 54 ıo in meer | rs a 73 | 105 mal 5 1 Sr 126 : | 190 z | 5047| 112 = 1 230 - a 360. - | 580 mal 1080 mal Die hier nicht aufgeführten Combinationen der Objective ſind theils ganz unbrauchbar, indem ſie wegen dem eigenthuͤmlichen Schliff der Glaͤſer nicht die gehoͤrige Schaͤrfe der Umriſſe gewaͤhren, theils ſind ſie den hier angegebenen Zuſammenſtellungen nachzuſetzen. Die den leeren Stellen entſprechenden Vergroͤßerungen ſind gleichfalls weniger brauchbar, doch werden ſie leicht durch andere, ihnen mehr oder weniger entſprechende Combinationen erſetzt. Dieſe ſcheinbare Unbollkommenheit mancher Zuſammenſtellungen der Glaͤſer iſt bei dieſem Mikroskope 6 + m nothwendig, und nur durch fie. wird auf der andern Seite die hoͤchſte Schaͤrfe, Klarheit und Umfang des Geſichtsfeldes erreicht. Als Camera lucida ift dem Apparate ein Sömmeringiſches Spiegelchen beigegeben, welches in einem an die Oculare anſchraubbaren meſſingenen Reifen beweglich angeſetzt iſt. Mittelſt dieſes kann die Groͤße der Bilder in einer in der Entfernung der mittleren Sehweite (8 Zoll) aufgeſtellten Scala gemeſſen werden, woraus dann durch Vergleichung mit der mi— krometriſch beſtimmten wahren Groͤße der Gegenſtaͤnde die Vergroͤßerung ermittelt wird. Schließlich muß bemerkte werden, daß dieſes Inſtrument bis jetzt alles uͤbertrifft, was in dieſem Kunſtfache geleiſtet worden. Die Schaͤrfe der Umriſſe, die Klarheit der Beleuch— tung (außer bei der letzten enormen Vergroͤßerung), die Leichtigkeit und Bequemlichkeit der Bewegungen, um den Gegenſtand beliebig zu überfehen, bei einem relativ für die verſchie— denen Vergroͤßerungen, endlich die aͤußere mechaniſche Vollendung, befriedigen in dem Grade, daß man beinahe nichts mehr zu wuͤnſchen uͤbrig behaͤlt. Das Inſtrument mit allem Zubehoͤr, in einem zierlichen polirten Kaͤſtchen von Nuß⸗ baumholz, koſtet 200 Thaler; eine verhaͤltnißmaͤßig nicht zu große Summe, wenn man be: denkt, welche koſtbare Vorrichtungen zur Verfertigung der Mikrometer, und welche Muͤhſam— keit und manuelle Geſchicklichkeit zum richtigen Schleifen der Glaͤſer, ich welche wiſſenſchaft⸗ liche und techniſche Vorbildung dazu gehoͤrt, ſich in Beim u bis zu dem hoͤchſten Range zu erheben. 5 Herr Prof. Dr. Scholtz hielt einen Vortrag uͤber einige der wichtigſten bei der dieß⸗ jährigen Verſammlung deutſcher Aerzte und e in Wien in der phpſtkaliſchen Sec⸗ tion zur Sprache gekommenen Gegenſtaͤnde: | 1. Die Idee Wollaſton's, die Beobachtung des, unter verſchiedenem atmosphaͤriſchem Drucke verſchieden ſich zeigenden, Kochpunktes am Thermometer, zur Beſtimmung von Hoͤhen über der Meeresflaͤche zu benutzen, batten einige ausgezeichnete Phyſiker Wiens, namentlich die Herren Prof. Baumgärtner und Ritter von Mitis, wieder aufgenommen und auf eine ſehr befriedigende Weiſe durch einen zweckmaͤßigen Apparat in Ausführung gebracht, welcher, der Hauptſache nach, in einem kurzen, 4 bis 5 etwa zwei Zoll lange Grade ent— haltenden Thermometer beſteht, in deſſen oberſtes Ende der bei 28 Zoll und einigen Linien ſtattfindende Kochpunkt faͤllt. Beſonders empfehlenswerth ſcheint dieſer Apparat zu Ermitte⸗ lung kleiner Hoͤhendifferenzen zu ſeyn, da derſelbe, nach den damit in der Section angeſtell⸗ ten Verſuchen, Hoͤhenunterſchiede von 6 Fuß auf eine entſcheidende Weiſe anzeigt. 2. Die merkwuͤrdige Wirkung der galvaniſchen Electricitaͤt, in ſonſt unmagnetiſchen Eifenftäben, um welche der Leitungsdraht des electrometriſchen Apparats ſpiralfoͤrmig gewun⸗ den iſt, einen kraͤftigen Magnetismus hervorzurufen, durch welche die Verſuche von Sturz geon, Pohl und anderer ausgezeichneter Phyſiker der gelehrten Welt bekannt geworden ſind, zeigte Herr Prof. Baumgaͤrtner den verſammelten Mitgliedern durch ein ſehr gelungenes Experiment, in welchem ein euher ganz Annen ches hufeiſenfoͤrmig gebogenes Stuͤck wei⸗ I W chen Eiſens augenblicklich durch Schließung der galvaniſchen Kette eine magnetiſche Zugkraft von 150 Pfd. erhielt und ſie nach Aufhebung der Leitung faſt gaͤnzlich wieder verlor. 3. Die Conſtruetion der achromatiſchen Fernroͤhre verdankt Herrn Prof, Littrow und Herrn Optikus Ploͤßl in Wien einen bedeutenden Fortſchritt in der Erfindung der dialy— tiſchen Fernroͤhre, deren Vorzug im Weſentlichen darin beſteht, daß die ſonſt eng -mit dem Kronglas-Objective verbundene Flintglaslinſe nach der neuen Art der Zuſammenſetzung erheb— lich weit von erſterer aufgeſtellt wird, und daher, anderer Vortheile nicht zu gedenken, bei weitem nicht ſo groß zu ſein braucht, als die bisher erfolgte Aufſtellungsweiſe erforderte, waͤhrend gerade die Schwierigkeit, ſehr große Flintglaslinſen anzufertigen, den Preis der Fernrohre ungemein erhöhte und ihrer weiteren Vervollkommnung im Wege ſtand. — Nach— dem bereits Herr Prof. Littrow im Jahre 1828 gedachte Verbeſſerung in Vorſchlag gebracht und empfohlen, hat erſt in dieſem Jahre Herr Ploͤßl die Erfindung praktiſch ausgeführt und ein dialytiſches Fernrohr verfertigt, welches ein anerkannt gutes Ramsdenſches von glei— cher Objectivweite an Guͤte entſchieden uͤbertrifft, wovon Referent durch den . ſich zu uͤberzeugen Gelegenheit hatte. g Noch hielt Herr Prof. Dr. Scholtz einen Vortrag uͤber die neueren, zur Beſtimmung des Feuchtigkeitszuſtandes der Atmoſphaͤre entdeckten Inſtrumente, namentlich des Pſychrome⸗ ters, und über die Prinzipien, auf denen ihre Anwendung beruht. Prof. Pohl hielt einen Vortrag uͤber die neueſte Faraday ſche Entdeckung des Mag⸗ netoelektrismus. Er entwickelte dabei einleitungsweiſe den Begriff der Polaritaͤt, als eine nothwendige, Überall vorhandene Entgegenſetzung in der Einheit eines jeden Proceſſes des Naturlebens, wie des Lebens uͤberhaupt. Er machte darauf aufmerkſam, daß dieſer Begriff nicht etwa ein blos ſpeculatives, für den Phyſiker zu beſeitigendes, Intereſſe habe, ſondern daß er recht eigentlich für das praktiſche und angemeſſene Verſtaͤndniß der Erſcheinungen von allge— meiner Wichtigkeit ſei, ſo daß man vielmehr uͤberall mit dieſem Begriff anfangen und von ihm ausgehen muͤſſe, um das Einzelne nach ſeiner wahren Bedeutung aufzufaſſen und richtig zu wuͤrdigen. Jeder Proceß des Naturlebens, welcher Art er auch ſein moͤge, ſei individualiſirend, Bildung eines Individuums, oder Streben, ein ſolches zu bilden, oder das gebildete zu erhalten, fortzubilden und höher zu entwickeln. Das in ſolcher Thaͤtigkeit begriffene ſei eben damit einer: ſeits beſtrebt, ſich von der Totalitaͤt der allgemeinen Wirkſamkeit des Lebens zu ſondern und ihr entgegen zu treten; andererſeits muͤſſe es aber eben ſo auch, um mit ſich ſelbſt in Einheit zu blei⸗ ben, bei ſeiner Entwickelung eine Richtung der Thaͤtigkeit verfolgen, die auf Erhaltung des Zuſammenhanges mit dem Ganzen geht, ohne welchen es nicht zu beſtehen und zu exiſtiren ver- mag. Beide Richtungen, die urſpruͤnglich auf den poſitiven Fortſchritt individueller Bildung abzweckende, und die negative Reaction der univerſellen Thaͤtigkeit, ſeien auf dieſe Weiſe we⸗ ſentliche Momente eines jeden beſonderen Proceſſes, ſie ſeien jederzeit auf beſtimmte Art und Weiſe in ihm ausgeſprochen, beiderſeits eine von der andern abhaͤngig, eine durch die andere gefordert, eine die andere fordernd, zu demſelben Ziele der Entwickelung ſich vereinigend und im Grunde des Verlaufes eins mit einander, ſo verſchieden und entgegengeſetzt ſie als Einzelne und 6 1 in ihrer äußern Erſcheinung ſich darſtellen mögen. Der individuelle Kreis der Thaͤtigkeit ſei zuQ⸗ gleich ein Kreis univerſeller Thaͤtigkeit; als Individuum habe er ſeine individuellen, als ein Glied der Totalitaͤt des Lebens ſeine univerſellen Beziehungen, und der jedesmalige Proceß im Ganzen ſei nur in dem Zugleichſein, in der Durchdringung und Einheit Nr beiden Helge Momente gegeben und begruͤndet. Dieſe polaren Momente treten innerhalb der Sphaͤre der eben Naturthätigfeiti in 2 92 einzelnen Proceſſe zunaͤchſt als die entgegengeſetzten und nach den jedesmaligen Bedingungen | mehr oder weniger factiſch ausgeſprochenen Wirkungen der poſitiven Oxydations- und negativen Desoxydationsthaͤtigkeit auf. Der Prof. Pohl bemerkte hiernaͤchſt, wie er jedoch ſchon ſeit laͤngerer Zeit die Erſcheinungen der electriſchen und magnetiſchen Wirkungen ebenfalls als ſolche Polaraͤußerungen der chemiſchen Thaͤtigkeit, auf noch weiter auseinander liegenden Stufen, als diejenigen der unmittelbaren Oxydations-Desoxidationseffecte, für. die wiſſenſchaftliche Anſicht zu vindiciren geſucht habe. Schon bald nach der Entdeckung des Elektromagnetismus ſei fuͤr ihn dieſer beſtimmte Zuſammenhang der Elektricitaͤt und des Magnetismus mit dem chemiſchen Proceß entſchieden geweſen, ſo daß er daraus auch die gegenſeitige Abhaͤngigkeit jener beiden Momente und die Nothwendigkeit, ſie als zuſammengehoͤrige Polareffecte wechſelsweiſe ausein⸗ ander zu reproduciren, nicht nur gefolgert, ſondern ſelbſt einen dem Faraday'ſchen aͤhnlichen Fundamentalverſuch, deſſen Ausfuͤhrung nur durch den Zufall und im Drange anderweitiger Beſchaͤftigungen ſo lange aufgeſchoben geblieben ſei, zur Conſtatirung ſeiner Anſicht in Vorſchlag gebracht habe. Jetzt nachdem nun wirklich durch Faraday der Magnetoelektrismus, das heißt: die Hervorrufung elektriſcher Thaͤtigkeit durch Magnetismus, entdeckt worden, wie wir bis dahin im Elektromagnetismus nur noch erſt die andere Haͤlfte des gegenwärtig in feinen beiden Glie— dern vollftändig dargeſtellten Verhaͤltniſſes kennen gelernt haben; jetzt ſei über die Nothwendig⸗ keit der Auffaſſung der dahin gehoͤrigen Erſcheinungen unter dem generellen Begriffe der Polari⸗ taͤt entſchieden, und ſolche Vorſtellungen, wie ſie freilich zum Theil noch ſehr herrſchend und ſelbſt noch von dem Entdecker des Magnetoelektrismus gebraucht ſeien, wonach man Elektris⸗ mus und Magnetismus nicht als rein polare Thaͤtigkeiten, ſondern jene mehr oder weniger als ein urſpruͤnglich vorhandenes, ſich gleich bleibendes Agens betrachte, das, wie eine materielle Fluͤſſigkeit, conſtante Strömungen bilde und durch dieſe die chemiſche Thaͤtigkeit der galbani⸗ | ſchen Kette und den Magnetismus nur als aͤußerlich veranlaßte Secundaͤrwirkungen zur Folge habe, ſeien als einſeitige, unangemeſſene und dem weiteren Fortſchritte der Wiſſenſchaft nach⸗ theilige Anſichten durch die Thatſachen ſelbſt ſo entſchieden bezeichnet, daß es zu bewundern ſein wuͤrde, wenn ſie nichtsdeſtoweniger noch laͤngere Zeit in Anſehn bleiben ſollten. Der Prof. Pohl ging darauf zur Darſtellung der magnetoelektriſchen Hauptverfuche über, indem er ſich eines großen Hufeiſen⸗Magneten von beilaͤufig 75 Centner Tragkraft bediente, um deſſen Anker eine aus einem langen Kupferſtreifen gebildete kreisfoͤrmige Spirale von 9 Zoll Durchmeſſer ſo herum gelegt war, daß der Anker ganz frei in der Mitte derſelben und von den innern Waͤnden des Reifens noch uͤber 4 Zoll entfernt, ſich befand. Die Enden der Spirale waren mit einem elektromagnetiſchen Multiplicator verbunden, der um eine in binlänglichen Entfernung vom ‚Hufeifen, befindliche Magnetnadel in einer Bouffole geſchlungen war und beim jedesmaligen Abziehen oder Anſetzen des Ankers an das Hufeiſen wurde die Nadel in bedeutenden Elongationen nach entgegengeſetzten Richtungen abgelenkt, waͤhrend ſie bei der naͤmlichen Oeff⸗ nung oder Schließung des magnetiſchen Kreiſes völlig in Ruhe blieb, ſobald der Wuftiplegter außer Verbindung mit der Kupferſpirale geſetzt wurde. N Dem Kreiſe der magnetiſchen Erregung, wie er in dem Hufeiſen gegeben iſt, entſpricht demnach ein mit ſeiner Ebene auf jenem ſenkrechter Kreis einer elektriſchen Polar-Erregung, welcher beim Oeffnen oder Schließen des magnetiſchen Kreiſes jedesmal hervorgerufen wird und die abermalige magnetiſche Polar-Erregung von dieſer elektriſchen äußert ſich in dem geſchloſ— ſenen Kreiſe der Kupferſpirale und des Multiplicators, ſo wie in jedem andern geſchloſſenen Kreiſe elektriſcher und galvaniſcher Thaͤtigkeit, durch die ſichtbar ablenkende Wirkung auf die Maͤgnetuadel. Um nun aber auch die elektriſche Polar⸗Erregung nicht blos in ihrem abermaligen magneti⸗ ſchen Gegen⸗Effect, ſondern in ihrer eigentlichen Geſtalt als elektriſchen Funken nachzuweiſen, ſo wurden ſtatt des Multiplicators zwei kuͤrzere, in ein Gefaͤß mit Queckſilber tauchende Kupfer⸗ draͤthe mit den beiden Enden der Kupferſpirale verbunden, und ſobald beim Schließen oder Oeff⸗ nen des magnetiſchen Kreiſes, unmittelbar darauf, und faſt gleichzeitig damit, der eine jener Draͤthe aus dem Queckſilber herausgehoben wurde, ſo zeigte ſich ſogleich an der Stelle der ploͤtzlichen Unterbrechung des Kreiſes der hervorgerufenen elektriſchen Polar-Erregung und als augenſchein⸗ licher Beweis ihres wirklichen Vorhandenſeins, uͤber dem Queckſilber ein lebhaft glaͤnzender elek— triſcher Funke, der von ſaͤmmtlichen, auch den vom Orte des Experiments weiter entfernten Mitgliedern der zahlreichen Verſammlung deutlich wahrgenommen wurde und fuͤr alle eine um ſo merkwuͤrdigere Erſcheinung bildete, da bei der Art, wie der Experimentator ihn darſtellte, die elektriſche Polar⸗Erregung in dem Kupferreifen ohne irgend eine Beruͤhrung zwiſchen dem Letzte⸗ ren und dem Magneten, ſondern unter einem rings um den Anker ganz freien und mehr als vier- zoͤlligen Abſtande der Spirale von jenem ſich erzeugte. Am Schluſſe des Vortrages aͤußerte Prof. Pohl noch die Abſicht, ſobald die Umſtaͤnde es geſtatteten, fernere, zur weiteren Verfolgung des neuen phyſikaliſchen Gebiets gehoͤrige Mittheilungen in einer kuͤnftigen Sitzung zu veranſtalten. Noch hielt Herr Prof. Pohl uͤber die durch mehrere Beobachter zur Kenntniß gebrachte aus⸗ nehmend große magnetiſirende Kraft der galvaniſchen Kette einen Vortrag, und zeigte einen dahin gehörigen Verſuch, nachdem er vorher die ihm eigenthuͤmliche Einrichtung und den Gebrauch ſeines zu dieſem Verſuche benutzten und unter dem Namen Siderophor auch anderweitig bekannt ge⸗ wordenen galvaniſchen Trop⸗Apparats auseinandergeſetzt hatte. Zugleich zeigte er auch ein Exemplar des von ihm mit dem Namen Gyrotrop belegten einfachen Apparates vor, welcher dazu dient, die Richtungen der magnetiſchen Polaritaͤt der geſchloſſenen Kette in einem Augenblick durch das bloße Umwenden eines kleinen Schlußbuͤgels umzukehren, ohne dabei ſonſt an der Kette und den ſaͤmmtlichen Theilen, durch welche fie geſchloſſen ift, die mindeſte Veränderung vornehmen zu duͤrfen. Ein kleiner, an einem geeigneten Geſtelle aufgehängter huffoͤrmig gebogener Stab von weichem Eiſen, der fuͤr ſich nicht die mindeſte magnetiſche Ziehkraft beſaß, wurde hierauf, als / W 6 die Kette durch einen um die beiden Schenkel des Hufeiſens gewundenen Kupferdrath geſchloſſen wurde, ploͤtzlich ſo ſtark magnetiſch, daß er eine fuͤr ſeine Groͤße aͤußerſt bedeutende Laſt, welche das Maximum der Tragkraft gewoͤhnlicher Magnete von der gleichen Dimenſion des obigen Huf⸗ eiſens um das vier⸗ bis fuͤnffache uͤbertraf, noch ſehr energiſch anzog und feſthielt, bis zu dem Augenblicke, in welchem durch den Gyrotrop die magnetiſchen Pole umgekehrt wurden, wo dann ploͤtzlich, im Momente des Wechſels, die Laſt abfiel, aber unmittelbar darauf, nach dem wirk— lichen Eintritt der geaͤnderten Polaritaͤt, auch ſogleich wieder eben fo lebhaft wie vorher angezo— gen und feſtgehalten wurde. Eine vielfache Wiederholung deſſelben Verſuches beſtaͤtigte noch lange den naͤmlichen Erfolg, ohne daß waͤhrend deſſen irgend eine Abnahme in der Kraft 55 8 Kette oder der durch ſie bewirkten magnetiſchen Erregung t geworden wäre, Chemie Herr Prof. Dr. Fiſcher ſprach uͤber den Einfluß der Entdeckung der Spee sur br Werth der kuͤnſtlichen Mineralquellen im Vergleich mit den natuͤrlichen, und uͤber den Arſenik— gehalt des Stollenwaſſers zu Reichenſtein in Schleſien. Bekanntlich wird die groͤßte Menge der im Handel vorkommenden arſenigen Saͤure zu Reichenſtein in Schleſien gewonnen und dort aus dem Arſenik⸗Eiſen bereitet. Dies Mineral, welches ſich weſentlich von dem Arſenik-Kies durch den Mangel eines Gehaltes an Schwefel unterſcheidet, findet ſich ganz dicht bei jenem Staͤdtchen in Serpentin eingeſprengt und wird daraus bergmaͤnniſch gewonnen. Die Grubenwaͤſſer, welche aus dem daſelbſt befindlichen Stollen abfließen, wollte ein Brauer in Reichenſtein zu ſeinem Ge— ſchaͤfte benutzen. Jedoch der Magiſtrat des Staͤdtchens wuͤnſchte, ehe er hiezu die Erlaubntß ertheilte, erſt die Gewißheit zu haben, ob dieſes Stollenwaſſer auch von jedem Gehalte an Ar— ſenik frei ſei, und ſandte deshalb mehrere Flaſchen von dieſem Waſſer zur Unterſuchung an Herrn Prof. Dr. Fiſcher. Letzterer fand nun wirklich Arſenik in dieſem Waſſer, aber in ſo geringer Menge, daß er ſich dabei genoͤthigt ſah, von den bisher bekannten, zur „ des A ſeniks dienenden Methoden abzugehen und folgende neue anzuwenden: Nachdem eine vorlaͤufige Pruͤfung mit den gewoͤhnlichen Reagentien, namentlich mit hineingeleitetem Schwefelwaſſerſtoffgaſe, gelehrt hatte, daß auf dieſe Weiſe kein Arſenik zu ent⸗ decken war, wurde eine bedeutende Menge des Waſſers (6 Flaſchen) zur Trockne verdampft und der Ruͤckſtand nach einander mit heißem Waſſer mit Ammoniak und mit Salzfäure behan⸗ delt, welche letztere ihn völlig auflöste. In der waͤßrigen und in der ammoniakaliſchen Loͤſung war auch jetzt noch kein Arſenik aufzufinden. Es wurde daher die ſalzſaure Aufloͤſung mit Schwefelwaſſerſtoffgas in großem Ueberſchuſſe behandelt. Anfangs ſchien dieß auch nicht zu f wirken; allein nach einiger Zeit entſtand eine Truͤbung, die nach 24 Stunden bedeutend zunahm und nach 4 — 6 Tagen die Ablagerung eines gelb gefärbten Niederſchlags zur Folge hatte. Da Schwefel⸗Arſenik für ſich beim Erhitzen keinen Knoblauchgeruch giebt, und andererſeits bei einer gerichtlichen Unterſuchung die Darſtellung des Arſeniks in metalliſcher Geſtalt unerlaͤßlich iſt, ſo wurde der Niederſchlag, nachdem er auf einem Filtrum getrocknet, gewaſchen und gewogen worden war, mit Ammoniak uͤbergoſſen, welches ihn, mit Zuruͤcklaſſung des uͤberfluͤſſigen, aus al ö Di; 8 dem Schwefelwaſſerſtoff herſtammenden Schwefels, loͤſte. Aus dieſer ammoniakaliſchen Loͤſung, welche das vorhandene Schwefel-Arſenik aufgeloͤſt enthalten mußte, ward das Arſenik auf fol— gende Weiſe abgeſchieden: Setzt man zu einer ſolchen Loͤſung aufgeloͤſtes ſalpeterſaures Silber— oxyd zu, fo fällt der Schwefel als Schwefelſilber nieder und das Arſenik bleibt „je nachdem das Schwefel⸗Arſenik As 8s oder As S; war, als arſenigſaures oder arſenikſaures Silberoryd in der Loͤſung zuruͤck, falls nur das Ammoniak in hinreichendem Ueberſchuſſe zugegen iſt. Saͤttigt man daher das Ammoniak mit verduͤnnter Salpeterſaͤure, ſo faͤllt das Silberſalz zu Boden, und man braucht dann dieſes nur abzuſondern, zu trocknen, mit Kochſalz zu ſchmelzen und in einer Roͤhre mit Kohle zu erhitzen, um das Arſenik in metallifcher Geſtalt zu erhalten; auch entwickelt das Salzgemiſch, an der Luft auf Kohle gegluͤht, ſehr leicht den bekannten Knoblauchgeruch. Ob man arfenige Säure oder Arſenikſaͤure in der Loͤſung hatte, erſieht man aus der Farbe des Silberſalzes: das arſenikſaure iſt braunroth, das arſenigſaure dagegen gelb. Letzteres wird bei Behandlung mit Salpeterſaͤure roth und iſt auch daran zu erkennen, daß ſeine ammoniaka— liſche Loͤſung beim Sieden einen Theil des Silbers in metalliſcher Geſtalt fallen laͤßt und dann nur arſenikſaures Silberoryd enthält, welches ſich bei fernerer Verdunſtung des Ammoniaks als braunrothes Pulver niederſchlaͤgt. 8 Durch dieſes Verfahren wurde das Arſenik noch in dem genannten Waſſer aufgefunden, wiewohl die verſchiedenen Proben deſſelben nur 465845 bis Vooooo davon enthielten. Das Ar: ſenik wurde dabei als arſenikſaures Silberoryd erhalten, war alſo, wie auch aus der langſamen Einwirkung des Schwefelwaſſerſtoffs hervorgeht, als Arſenikſaͤure im Waſſer vorhanden, und, wie die Unloͤslichkeit des Ruͤckſtandes in Waſſer und Ammoniak vermuthen laͤßt, darin mit Kalk verbunden. 0 8 5 Zufolge dieſes erlangten Reſultates wurde die techniſche Benutzung jenes Stollenwaſſers verboten. N f N f Noch lieferte Herr Prof. Dr. Fiſcher verſchiedene berichtigende Bemerkungen ſeiner fruͤheren Anterſuchungen über Metall-Reduction, die er theils in feiner Schrift „das Verhaͤltniß der polaren Elektricitaͤt zur chemiſchen Verwandtſchaft, Berlin 1830“, theils in Poggendorf's An— nalen, Bd. 85, S. 265, bekannt gemacht hatte: 5 1) daß der Nickel durch Eiſen nicht reducirt werde, und eben ſo wenig 2) das Eiſen durch Kadmium. Ferner 5 3) Wiederholte Verſuche mit der Aufloͤſung von reinem Stickoxydſilberoryd, ohne Spu⸗ ren eines anderen Silberſalzes, zeigten, daß Zinn, Nickel, Antimon und Wismuth keine Reduction bewirkten, und daß die fruͤher wahrgenommene, in der obgenannten Schrift S. 113 angegebene von noch gegenwaͤrtiger ſalpeterſaurer Silber-Aufloͤſung herruͤhrte, wodurch, fo wie anfangs dieſes Salz ſelbſt, ſo ſpaͤter das Stickoxyd, mehr oder weniger bedeutend reducirt wird. Das Zinn kann vorzuͤglich als Pruͤfungsmittel angewendet werden, um das ſalpeterſaure Silber- oxyd in der Aufloͤſung des Stickoxydſalzes zu entdecken, in dem es bei den geringſten Spuren des erſteren das Silber auch aus den letzteren wiederherſtellt, aber nicht die geringſte Reduction des reinen Stickoxydſalzes hervorbringt. Da aber das letztere Salz bei langer Einwirkung der a Luft mehr oder weniger in falheterſuures uͤbergeht, ſo muß der Verſuch uͤber die Nichtwirkung des Zinns, beſonders wenn das Metall Tage oder Wochen lang in der Fluͤſſigkeit ſtehen ſoll, beim Ausſchluß der Luft vorgenommen werden. Herr Kaufmann Milde ſprach uͤber ein neues Verfahren, Indigo aus den Waidblaͤttern zu bereiten, und Herr Apotheker Elsner uͤber die bekannten Nobili⸗ Döͤbereinerſchen Farben⸗ ringe, ſo wie uͤber den Werth der aͤlteren und neueren Zeichenſprache. Der Secretair der Section zeigte das von dem Herrn Dr. Reichenbach in Mähren entdeckte Kreoſot vor, eine neue Subſtanz von hoͤchſt merkwuͤrdigen und ausgezeichneten Ei— genſchaften, wovon der Entdecker bereits ſelbſt ausfuͤhrliche Nachrichten gegeben hat, und re— ferirte noch folgende briefliche Mittheilungen des Herrn Apotheker Schleiermacher zu Schmiedeberg: Bei mehreren pharmaceutiſch-chemiſchen Operationen wird eine Menge ſchwe— felſaures Blei als Nebenproduct gewonnen, welches Herr Apotheker Schleiermacher, ver— anlaßt durch die Entdeckung des Herrn Prof. Fiſcher, das Hornſilber auf galvaniſchem Wege zu reduciren, auf folgende Weiſe vortheilhaft zu benutzen lehrte. Das ausgewaſchene ſchwefel— ſaure Blei ward mit heißem, ſchwach mit Schwefelſaͤure angeſaͤuertem Waſſer umgeruͤhrt, dann einige Stuͤcke mekalliſchen Zinks hineingelegt, und dies Gemenge 24 Stunden lang einer Tempe⸗ ratur von 18 — 20 R. ausgeſetzt. Die dicklich gewordene Maſſe ward ſo lange, als die Gas-Entwickelung noch fortdauerte, immer wieder mit Waſſer uͤbergoſſen, zuletzt ausgelaugt, filtrirt und zur Kryſtalliſation gebracht, wobei dann ſchwefelſaures Zink und im Ruͤckſtande regu⸗ liniſches Blei erhalten wurde. Da das ſchwefelſaure Blei haͤufig unbenutzt weggeworfen wird, jo glauben wir allerdings, daß ſich Herr Schleiermacher durch Bekanntmachung dieſes Verfah— rens ein weſentliches Verdienſt erworben hat. Noch bemerkt Herr Schleiermacher, mit welchem großen merkantiliſchen Vortheile der außerordentliche Reichthum unſerer Mineralquellen an Koh— lenſaͤure, namentlich der zu Cudowa, zur Bereitung des Kali und Natron-Bikarbonat und auch wohl des kohlenſauren Eiſens benutzt werden koͤnnte; eine Angelegenheit, die wir den 1 b Brunnen⸗Directionen zur Beherzigung empfehlen. 3oologie. Br Medicinalrath Prof. Dr. Otto hatte durch den Secretair der Section einen Zahn | erhalten, welcher in den ſchon früher von Letzterem geſchilderten intereſſanten Mergellagern zu Wittgendorf in Sprottau (S. Schleſ. Provinzialbl. Aug. 18 28), die ſchon mehrmals Knochen von foſſilen Elephanten, Ochſen, Elend- und Rennthieren, ſo wie Suͤßwaſſer-Conchylien, ge⸗ liefert haben, neuerlich gefunden worden war. Die Betrachtung dieſes ſehr wohl erhaltenen Zahnes ergab ſehr bald, daß er ein unterer Backzahn eines ziemlich großen Löwen oder Tigers war. Da nun die Ueberreſte ſolcher großer auslaͤndiſcher Katzenarten in Deutſchland uͤberhaupt ſelten find, und, wenn fie. vorkommen, vorzuͤglich nur in den großen Höhlen des Floͤzkalkes, gleichzeitig mit Baͤrenknochen, gefunden werden, fo iſt dieſer Zahn doppelt intereſſant. *) *) Der unterzeichnete verdankt dieſen wichtigen Fund, To wie auch viele andere ähnliche antidilu⸗ . ar .... . = — — era n rn we Bei dieſer Gelegenheit erinnerte Herr M. R. Otto daran, daß die Meinung, als wenn bie Reſte ſolcher, bei uns nicht mehr heimiſchen und jetzt nur ſuͤdlichen Thiere, wie Elephanten, Rhinozeroſe, Nilpferde, Hyaͤnen, Loͤwen u. ſ. w., nur durch diluviane Stroͤmungen und aus weiter Ferne zu uns geführt worden wären, völlig unſtatthaft ſei; es laſſe ſich im Gegentheil nachweiſen, daß dieſe Thiere in dem jetzigen Europa vor deſſen juͤngſten Erdrevolutionen gelebt haͤtten, und es beduͤrfe zur Beſtaͤtigung dieſer Anſicht keinesweges der Annahme von einer be— deutenden, etwa durch eine Abweichung der Erde aus ihrer Bahn, hervorgebrachten Umaͤnde⸗ rung unſerer Temperatur, ſondern nur der einer allmaͤligen Abkuͤhlung der Erde. Was die großen Pflanzenfreſſer anlange, ſo waͤren ſie wohl im Stande geweſen, im Winter ſuͤdlicher zu ziehen, wie man dies noch heute bei Elephanten, Antilopen, dem wilden Eſel und vielen an— dern Thieren beobachte, — theils auch wirklich ein rauhes Klima zu ertragen, indem z. B. der am Ausfluß der Lena im Eiſe faſt vollſtaͤndig aufgefundene Elephant mit einem dichten 18 Zoll dicken Haarwuchſe verſehen geweſen ſei. Auch ſei es neuerlich ermittelt worden, daß es noch heute in den hohen Gegenden des Himalayagebirges eine kleine Art von Elephanten gaͤbe, die ſo rauh und behaart wie Dammhirſche ſind. Was aber die foſſilen Arten der Raubthiere betreffe, ſo haͤtten dieſe fuͤglich eben ſo gut, wie die jetzt lebenden Arten, unſere Temperatur ertragen koͤnnen, und wenn heutzutage die großen Katzen, die Hpaͤnen u. ſ. w. nicht mehr in Deutſch⸗ land lebten, ſo ruͤhre dieß vielleicht mehr von Kulturverhaͤltniſſen, als von einer Veraͤnderung des Klima's her, — die genannten Thiere, die ſich in Menagerieen befaͤnden, vertruͤgen hohe Kaͤltegrade recht gut; in alten Zeiten hätte es Löwen auf dem im Winter recht rauhen Feſtlande Griechenlands, namentlich bei Korinth, gegeben; — noch heute kaͤmen Loͤben, Tiger und Hyaͤnen im Himalayagebirge, bis dicht an die Gletſcher, vor, und die letzte große Reiſe Alexan— der von Humboldt's habe unter andern intereſſanten Reſultaten auch gezeigt, daß noch heutzutage die aͤchte Unze und der Tiger an dem Kaukaſus und ſelbſt in Sibirien vorkommen. Es ſei mithin gar nicht zu verwundern, daß vor der letzten großen Erdrevolution, welche den Untergang der damaligen Thiere zur Folge gehabt habe, Elephanten, Rhinoceroſe, Loͤwen, Tiger, Hyaͤnen u. ſ. w. in unſern Gegenden heimiſch geweſen ſeien. Ferner ſprach Herr Med. R. Otto noch uͤber die in zoologiſcher Hinſicht nicht unwichtige Verſchiedenheit von zweierlei Arten von foſſilen Ueberreſten niederer Seethiere in Schleſien. Die eine Art derſelben kommt theils in dem Quaderſandſtein, theils in dem, manches Eigenthuͤmliche darbietenden, Kalkſteine unſerer Provinz vor; und moͤchten, als dieſe Felsarten aus dem Meere ſich bildeten und niederſchlugen, in dem erſtarrenden Meeresgrunde unſerer Gegenden ſchon vor— handen geweſen ſein, waͤren mithin als das Produkt hieſiger großer Natur-Ereigniſſe anzuſehen. Sie werden in der Regel nur an ihrem Entſtehungsorte und im Geſtein ſelbſt angetroffen, ſelte— $ + vianiſche Ueberreſte, dem Pächter des genannten Dorfes, Herrn Oberamtmann Neumann, welcher bei dieſen zu oͤkenomiſchen Zwecken veranſtalteten Mergelgraͤbereien auch das Intereſſe der Wiſſenſchaft mit eben ſo viel Aufmerkſamkeit als Umſicht wahrnimmt. Moͤchte er doch in unſerm Vaterlande recht viele Nachfolger finden. A 7 a 0 a ner außer demſelben, an anderen Orten in Flußbetten, wohin ſie aber ſehr leicht durch große Stroͤmungen gebracht werden konnten, wie z. B. hier bei Breslau, wo man bei Gelegenheit der Anlegung eines arteſiſchen Brunnens in den faſt 200 Fuß maͤchtigen alluvialen Thonſchichten einzelne kleine Fragmente von, dem Oberſchleſiſchen ganz aͤhnlichen, Kalkſteine vorfand. Von die— fen Verſteinerungen, die man als original-ſchleſiſche betrachten muß, iſt eine zweite Klaffe, welche man diluviale nennen koͤnnte, ganz verſchieden, inſofern ſie wahrſcheinlich durch eine ge— waltige, von Norden und Nord-Oſten kommende, Fluth uͤber ganz Norddeutſchland und auch uͤber einen Theil von Schleſien zerſtreut worden, und mithin gewiſſermaßen als Fremdlinge auf un⸗ ſerem Boden zu betrachten ſind. Sie emen theils im Thone huͤgeliger Gegenden, theils vor— zuͤglich in ſolchen Sand- und Kies-Huͤgeln Niederſchleſiens vor, die man als alte Duͤnen, d. h. als durch Meeresfluthen aufgeworfene Maſſe betrachten muß. Sie finden ſich hier theils frei aus dem zerfallenen Geſtein ausgeſpuͤhlt und dann meiſt abgenutzt und gerollt vor oder in kleineren Marmor⸗ und Kalkſtein-Stuͤcken, die gleich den Steinen am Meeresufer durch die Fluthen ge— glaͤttet und abgerundet ſind. Dieſe Felsarten gleichen den Schleſiſchen gar nicht, ſondern viel⸗ mehr den Schwediſchen und Finnlaͤndiſchen, wie Hr. Otto durch Vergleichung mit Stuͤcken, die er in Schweden, an den Pommerſchen und Mecklenburgiſchen Kuͤſten geſammelt hatte, nach wies. Einen Beweis fuͤr den nordiſchen Urſprung dieſer Art von Petrefakten findet er auch darin, daß ſie gemeiniglich in ſolchen Huͤgeln bemerkt werden, worin ſich auch zahlreiche Geſchiebe von Gra- nit und Porphyr vorfinden, die durch ihr aͤußeres Anſehen ſich als Geroͤll, ſo wie durch ihre in— nere Beſchaffenheit, deutlich als urſpruͤnglich nordiſch darſtellen. Auch unterſcheiden ſich dieſe Petrefakten von primair ſchleſiſchen in ſofern, als fie zum Theil mehr der Kreideformation ange: hoͤren, oder zu Arten gehoͤren, die in unſerm Schleſiſchen Kalk- und Sandſteine nicht vorkommen. Herr Otto legte, um dies zu beweiſen, der Geſellſchaft eine Reihe ſolcher Petrefakten vor, die theils von ihm ſelbſt zu Obernigk (Trebnitzer Kreiſes), theils von dem Stud. Med. Herrn Scholtz bei Goſchuͤtz und von Andern in verſchiedenen, nicht weit von e entjernien, 1 den gefunden worden ſind. In einem anderweitigen Vortrage machte Herr Otto noch darauf ue e daß in dem Oberſchleſiſchen Kalkſteine bei Gleiwitz und Ottwitz eine foffile Amphibie von eidechſenartiger Ge⸗ ſtalt vorkomme, von welcher bis jetzt leider nur Wirbelbeine und zerbrochene Fußknochen, aber noch keine Kopfknochen gefunden worden find, welche letzteren zur genaueren Beſtimmung des Thieres fo nothwendig find. Herr Otto verdankt dieſe intereſſanten Ueberreſte den Herren Berg⸗ hauptmann von Charpentier, Apotheker Cochler zu Tarnowitz, Dr. Bannerth zu Koͤnigshuͤtte und Candidat Mosler zu Ottmuth bei Krappitz. Noch aͤußerte Herr ꝛc. Otto den Wunſch, daß die Herren Mitglieder der Geſellſchaft i in ih⸗ ren Kreiſen dahin zu wirken bemuͤht ſein moͤchten, daß ihm doch Schleſiſche Petrefakten mitge⸗ theilt wuͤrden, um dadurch in den Stand zu kommen, die angefangenen Unterſuchungen weiter auszufuͤhren. Zugleich erbot ſich derſelbe, alle etwanigen Transportkoſten gern zu tragen. Die Schleſ. vaterlaͤndiſche Geſellſchaft hatte von dem Herrn Prediger Winkler zu Lohna bei Altenburg als Geſchenk eine Abbildung des ſogenannten Rattenkoͤnigs erhalten, welchen man * „ in einer Muͤhle zu Buchſtein bei Eiſenberg fand und gegenwaͤrtig noch im Cabinet der W ſchenden Geſellſchaft zu Altenburg aufbewahrt. Herr Med. R. Otto referirte ſowohl uͤber dieſen als über die bisher bekannt gewordenen aͤhnlichen Faͤlle, und zeigte, wie der ungenuͤgenden und zum Theil widerſprechenden Beſchreibungen wegen, ſich kein rationelles Urtheil über dieſes ſehr merkwuͤrdige Gebilde faͤllen laͤßt, und wie wichtig es daher ſein wuͤrde, wenn bei vorkommenden aͤhnlichen Faͤllen das Ganze, friſch oder im Weingeiſt, einem unterrichteten Naturforſcher mit— getheilt wuͤrde. Als die wahrſcheinlichſte Urſache der Bildung des Rattenkoͤnigs ſtellte er fol- gende Anficht auf: Die gemeine Ratte, welche den Alten unbekannt war, und deren zuerſt im 12ten Jahr: hundert von Schriftſtellern Erwaͤhnung geſchieht, iſt damals wahrſcheinlich aus dem Oſten nach Europa gekommen. Gewiſſer weiß man dieß von der Wanderratte, welche aus dem Innern Aſiens erſt im vorigen Jahrhunderte zu uns nach Deutſchland gelangt iſt und die ſchwaͤchere ge— meine Ratte faſt uͤberall verdraͤngt und vernichtet hat. Beide ſind alſo ſuͤdlicher Natur und ver— tragen keine hohen Kaͤltegrade. Obgleich ſie nun zwar nicht, wie viele ihrer Stammverwandten, regelmaͤßig einen Winterſchlaf haben, ſo kann dieß doch in ſehr kalten Wintern der Fall ſein, und ſie moͤgen dann an verſteckten Orten zuſammenkriechen, um ſich gegenſeitig zu erwaͤrmen, und dabei die langen kahlen Schwaͤnze, welche am meiſten zum erfrieren geneigt ſind, zuſam— menwickeln. Wenn dieſer Zuſtand lange dauert, ſo duͤrften dann die rauhen, unbehaarten und fettigen Schwänze, die ohnedies in ſolcher Lage zu verkleben geneigt fein muͤſſen, durch entzuͤnd- liche, vom Froſt verurſachte Ausſchwitzungen, in ſeltenen Faͤllen wohl wirklich untrennbar ver— wachſen. Daß man vielleicht lebende Rattenkoͤnige auch zu anderer als Winterszeit gefunden haben mag, wuͤrde dieſer Meinung nicht entgegen ſein, da die durch ihre Verwachſung gefeſſel⸗ ten Individuen, bei dem ſocialen Verhaͤltniß, in welchem dieſe Thiere leben, wahrſcheinlich durch andere Ratten wuͤrden gefuͤttert werden. Man koͤnne ferner die Rattenkoͤnige nicht fuͤr urſpruͤnglich verwachſene Geſchwiſter, d. h. für Doppelmißgeburten anſehen, was außer vielen andern Gruͤnden ſchon dadurch widerlegt wird, daß man in den Abbildungen ſolcher Ratten⸗ koͤnige Individuen von ſehr verſchiedenem Alter dargeſtellt ſieht. Endlich zeigte Herr Otto der Geſellſchaft noch ein ſehr ſeltenes Praͤparat vor, beſtehend in fünf neugebornen Katzen, die mit den Nabelſchnuren ſo feſt untereinander verwickelt waren, daß ſie ein paar Tage ſo gelebt hatten, ohne daß die Mutter ſie zu trennen im Stande geweſen waͤre. ö Herr Dr. philos. Gloger hielt einen Vortrag über die allgemeine geographiſche Verbrei⸗ tung der Landvoͤgel, jedoch blos mit Beruͤckſichtigung der Gattungen und der Unterabtheilungen (Sectionen, Familien) in den Gattungen. Folgendes kann als Auszug aus dem vollſtaͤndi⸗ gen Inhalte des Vortrages dienen, welcher nur ein muͤndliches Ausheben der betreffenden Stel— len aus dem in der Handſchrift faſt beendigten erſten Theile eines „Handbuchs der Naturgeſchichte der Voͤgel Europa's, mit beſonderer Ruͤckſicht auf Deutſchland“ war. Dabei iſt zu bemerken, daß, wenn von 55 neuen Welt die Rede iſt, Neuholland nicht mit zu verſtehen iſt, und daß die den lateiniſchen Gattungsnamen und den deutſchen cken neee beigefuͤgten Aigen die deutſchen Arten nach ihrer Anzahl bezeichnen. 7* „ I. Ordnung. Raubvoͤgel. ( Gattungen.) Hiervon giebt es Aasvoͤgel (Cathartes, 1) in der alten und neuen Welt, in 1 erſten jedoch nur in ziemlicher Naͤhe der Wendekreiſe; Geier (Vultur, 2) blos in der alten. Der Geieradler (Gypaétus), welche Gattung nur eine Art enthält, den berüchtigten Laͤm— mergeier, lebt faſt auf allen Hochalpen der alten Welt, nördlich bis nahe zum 50° ü d. Br. Falken (Falco, 26) im Allgemeinen in der ganzen Welt; ſo insbeſondere Edelfalken (8) uͤberall; Habichte (2) fo weit der Baumwuchs reicht; Schlangenadler (1), wenige Arten, in beiden Welten; ebenſo Fiſchadler (1), dieſe auch hoͤher noͤrdlich noch; See— adler (2) ebenfalls überall am Meere und an großen Binnengewaͤſſern, aber recht große nur ſehr wenige im hoͤheren Norden und in noͤrdlich-gemaͤßigten Erdſtrichen; aͤchte Adler mit rauhbefiederten Füßen (4) überall; Buſſarde (2) faſt ebenſo, jedoch nur fo weit es Waͤlder giebt; Wespenfalken (1) in der alten Welt; Milane (2) von der bei uns vorkommen⸗ den Hauptform ebenfalls nur in der alten Welt mit Wald; Weihen (3) uͤberall, aber nur auf Ebenen und Suͤmpfen. Von den Eulen (Strix, 12) gehoͤren die Tageulen (4) faſt nur dem hohen Norden an, die Nachteulen mit und ohne Federohren hingegen allen Erd— gürteln, ausgenommen einen Theil des höchften Nordens. (42 Arten Deutſchlands.) II. Ordnung. Sperlingsboͤgel. a) mit Singmuskelapparat. (XXV Gattungen.) Die Wuͤrger (Lanius, 4) von der bei uns vorkommenden Hauptform fehlen in Suͤd— amerika. Unter den Singvoͤgeln der Raben-Gattung (Corvus, 10) fehlen die Haͤher (2) in der alten Welt ſchon gleich jenſeits des Wendekreiſes, werden aber in der neuen ebendaſelbſt gerade um ſo zahlreicher, und um ſo prachtvoller im Gefieder. Gerade umgekehrt iſt es mit den Elſtern (1), welche nur in Suͤdamerika fehlen. Dort giebt es auch keine aͤchte Raben und Kraͤhen (4), ſonſt jedoch uͤberall; Steinkraͤhen (2) blos auf Hochgebirgen der alten „Welt und Neuhollands; den Nußknacker (1) blos in noͤrdlichen und gemaͤßigten Strichen unſerer Erdhaͤlfte. Staare (Sturnus, 1) ſind beiden Welten eigen; die aͤhnlichen Hirten⸗ voͤgel (Gracula, 1) nur der alten. Droſſeln (Turdus, 13) leben zwar im Allgemeinen eine Menge in beiden, und Walddroſſeln (11) ſelbſt in Auſtralien: aber die Stein⸗ droſſeln (2) gehoͤren ausſchließlich dem gemaͤßigten und warmen alten Feſtlande und ſeinen Inſeln an. Auch die ihnen verwandten Steinſchmaͤtzer (Saxicola, 5) finden ſich im Gan⸗ zen nur in der alten Welt, aber doch unter den aͤchten Steinſchmaͤtzern (3) Einer in Groͤn⸗ land, von den Wieſenſchmaͤtzern (2) auch mehrere in Auſtralien. Sogar die, den Stein⸗ droſſeln und Steinſchmaͤtzern zunaͤchſt verwandten Roͤthlinge oder Rothſchwaͤnzchen (2) aus der großen Gattung der Sänger (Sylvia, 24) find ebenfalls ein ausſchließliches Eigenthum des alten Continents; nicht minder die Erdſaͤn ger (4), nicht aber die e en (5) und Rohrſaͤnger (7), wohl jedoch wieder die Gra ssmuͤcken (6). Die ungemein ſonderbaren Waſſerſch waͤtzer (Cinclus, 1), welche die Geſtalt und die meiſten Gewohn⸗ heiten mit den Singvoͤgeln, die Nahrungsweiſe aber, das Schwimmen und Tauchen mit den 9 * F ne u Waſſervoͤgeln gemein haben, find: den Gebirgsbaͤchen der nörblich= Falten und gemäßigten Erd⸗ guͤrtel vorbehalten. Bachſtelzen (Motacilla, 3) giebt es nur in der alten Welt, und zwar, ſonderbar genug, — die eine noch in Menge auf Island, ſogar als Zugvogel, aber doch nie in dem nahen Groͤnland. Pieper (Anthus, 5) in allen Weltgegenden; von den Lerchen (Alauda, 7) aber aͤchte nur in der alten Welt und dem noͤrdlichen Amerika; Fluͤevoͤgel (Ac- centor, 2) nur in der alten; ebenſo unter den Ammern (Emberiza, 10) die Strauch- ammern (8), hingegen Spornammern (2) im hohen und gemaͤßigten Norden beider Continente. Finken (Fringilla, 19) giebt es zwar in der ganzen Welt; aber in Neuhol: land keine aus den bei uns einheimiſchen Sectionen, und in Amerika auch nur wenige derſelben: Erdfinken (1) auf hohen Schneegebirgen des gemaͤßigten noͤrdlichen Erdguͤrtels, und auf den arctiſchen Flächen der alten Welt; Edelfinken (3) blos in der alten Welt in Baum: regionen; Sperlinge (3) und Kernbeißer (2) ebenfalls nicht in der neuen, wohl aber Gimpel (1), hingegen wieder keine Girlitze (2) und keine Haͤnflinge (3), wohl aber Zeiſige (4): die ſogar gerade in Suͤdamerika leben, obgleich fie in Afrika und Aſien noch nicht einmal (oder kaum) bis an den Wendekreis hinabgehen; eben ſo den Hakenfinken (1), welcher aber nur dem hohen Norden beider Continente eigen iſt. Kreuzſchnaͤbel (Loxia, 3) hat Europa, Aſien und Amerika, ſo weit es Nadelhoͤlzer giebt; Meiſen (Parus, 9) blos Nordamerika, aber ganz Europa, Aſien und Afrika: darunter Beutelmeiſen (1) nur die alte Welt; Kleiber (Sitta, 1) die nördliche Erdhaͤlfte; den Mauerlaͤu fer (Tichodroma, 1) nur die Alpenregion Suͤdeuropas, Mitteleuropas und eines Theils von Aſien; den Baum: laͤufer (Certhia, 1) nur die noͤrdlich-gemaͤßigten und kalten Zonen. Von Zaunf chluͤp⸗ fern (Troglodytes, 1) hingegen beſitzen Europa und der weſtlichſte Theil von Aſien blos eine Art zuſammen, Afrika keine, aber Suͤd- und Nordamerika jedes eine nicht unbetraͤchtliche Anz zahl. Seidenſchwaͤnze (Bombycilla, 1) find dem noͤrdlich-gemaͤßigten und kalten Erd: guͤrtel eigen; die Pirole (Oriolus, 1) den gemaͤßigten und heißen Gegenden der alten Welt und Neuhollands. Die Verbreitung der Goldhaͤhnchen (Regulus, 2) erſcheint, ebenſo wie die der Kreuzſchnaͤbel, an die geographiſche Ausdehnung der Nadelhoͤlzer gebunden. Flie⸗ genfaͤn ger (Muscicapa, 4) giebt es allenthalben, mit Ausnahme der ganz kalten Regionen; ebenſo Schwalben (Hirundo, 4). (Zuſammen 133 deutſche Arten). — Unter den b. Sperlingsvoͤgeln ohne Singmuskelapparat (X Gattungen) theilen die Segler oder Spierſchwalben (Cypselus, 2) und Tagſchlaͤfer, Nachtſchwal⸗ ben oder Ziegenmelker (Caprimulgus, 1) die Verbreitung der eigentlichen Schwalben. Ra⸗ ken (Coracias, 1) hingegen und Bienenfreſſer (Merops, 1) hat nur die alte Welt, einige auch Neuholland. Eigentliche Kuckuke, welche ihre Eier nicht ſelbſt ausbruͤten, und ihre Jungen nicht feibft erziehen, (Cuculus, 1) giebt es nur in der alten Welt und auf Neu⸗ holland; Haͤherkuckuke (Coccystes, 1) aber, welche beides thun, auf beiden Feſtlaͤndern. Spechte giebt es faſt uͤberall, ſo weit es irgend noch Waldung giebt, wo ſie unter der Rinde kranker Baͤume die Holzmaden heraushacken, — ſchon bei uns allein 8 Arten, und in warmen und heißen Laͤndern eine Unzahl; aber merkwuͤrdiger Weiſe keinen einzigen in Auſtralien. er Be Wendehaͤlſe (Iynx, 1) und Wiedehdpfe (Upupa, 1), giebt es nur je zwei Arten in der alten Welt, und zwar je eine davon in Suͤdafrika. (Deutſche Arten 18). III. Ordnung. Taubenartige Voͤgel. (J. Gattung.) Eigentliche Tauben (Columba, 4) leben auf der ganzen Erde, mit Ausnahme der allzukalten Gegend viele in ſuͤdlicheren, und die meiſten nach Verhaͤltniß i in A 8 g IV. Ordnung. Huͤhner-Voͤgel. N a Die Fa ſane (Phasianus), gegen ein Dutzend Arten, ‚gehören alle dem waͤrmeren und heißen Aſien an; nur eine iſt in Europa gezaͤhmt und eingebürgert worden. Die Wa ldhuͤh—⸗ ner (Tetrao, 5) leben blos in kalten und gemäßigten nördlichen Gegenden beider Welten: in den kaͤlteſten und auf Alpen die Schneehuͤhner (2), in dichten Wäldern die Haſel— huͤhner (1), namentlich in Amerika, hier aber keins der polygamiſchen ſogenannten edlen Waldhuͤhner (2). Feldhuͤhner (Perdix, 4) hat die ganze, darunter Wachteln (1) vielleicht nur die alte und oceaniſche, und Flughuͤhner (Pterocles, 1) entſchieden nur die alte Welt. (11 deutſche Arten in Allem). * Ferner theilte Herr Dr. Phil. Gloger noch die Hauptreſultate ſeiner Beobachtungen uber das durch klimatiſche Verhaͤltniſſe verurſachte Variiren der Vögel mit, 1 er ae licher in einer eigenen, zu Ende des Februar erſcheinenden Schrift“) handelt. 5 1. Die Charaktere klimatiſcher Varietaͤten zeigen, je 5 Berſchieden⸗ heit des Ortes und des Alters der Individuen, von ihren Extremen herab bis zu den gewoͤhn— lichen Charakteren der Species in ununterbrochener Reihe alle denkbare Abſtufungen; woraus ſich ergiebt, wie falſch es iſt, klim. Varietaͤten als Arten aufzuſtellen. 2. Gleiche Farben erleiden unter abſolut oder relativ gleichen natuͤrli— chen Klimaten, ohne Unterſchied der geographiſchen Breiten, und unter ſonſt gleichen Um— ſtaͤnden, auch gleiche Veränderungen bei den verſchiedenſten, der Art, Gattung und Ordnung nach unter ſich abweichenden Voͤgeln. Dieß macht es nicht blos möglich, ſon⸗ dern ſogar leicht, a priori zu beſtimmen: welche Farben unter gewiſſen Umſtaͤnden abaͤndern werden, oder nicht, und wie. — Bei weitem nicht alle Farben naͤmlich ſind hierzu geneigt (am meiſten das Graue, das Braune und die Roſtfarben in faſt allen Nuͤancen, am wenigſten die vorzugsweiſe fo genannten reinen prismatiſchen Farben); und wenn Männchen und Weib- chen verſchiedene Farben tragen, welche nur bei einem von beiden zum Abaͤndern durch Einwir⸗— kung klimatiſcher Verhaͤltniſſe geneigt find: fo aͤndert nur dieſes ab, während das andere unver— aͤndert bleibt; und bei ungleicher Neigung der Farben zum Variiren aͤndert dasjenige von beiden Geſchlechtern am meiſten ab, deſſen Farben die meiſte Neigung dazu haben. 1 alles laͤßt ſich nach einiger Erfahrung leicht zum Voraus beſtimmen. 3. Jedoch iſt auch die Geſtalt und Bildung der Federn (in ihren einzelnen feineren Theilen) nicht ohne Einfluß; fo, daß an einem Vogel ahnlich gefärbte, aber verſchieden gebildete Geſiedertheile nicht auf gleiche ee) variiven. ) Das Abändern der Voͤgel durch Einfluß des Klimas ꝛc. e 3 — 6³ 4.᷑. Nicht alle Theile des Leibes eines jeden einzelnen Individuums von einer klimatiſchen Barietät, noch weniger alle Individuen derſelben, zeigen überhaupt an Einem Orte alle den Charakter in gleichem Grade; ſondern es finden hierin, wie überhaupt, auch allerhand Kreuzungen ſtatt, welche um ſo mehr das, nicht ſelten vorgekommene, umſichtsloſe Auf⸗ ſtellen neuer vermeinter Arten verbieten. 6 5. Obgleich man in den meiſten Faͤllen zwiſchen dem Charakter von klimatiſcher Va— rietät, welcher nur ein verſtaͤrktes oder verringertes Hervortreten des Species-Charakters iſt, und dem der Ausartung, welcher ganz neue, fonft nicht vorhandene Eigenheiten in den Kreis - der Species hineinbringt, (3. B. weiße oder weiß gefleckte Raben ꝛc.) unterſcheiden muß; fo giebt es doch einige Species und einzelne Orte, wo ſolche regelwidrige Ausartun— gen ſich zu klimatiſchen zu geſtalten ſcheinen; z. B. PEN N Raben gar nicht felten auf den Faroͤern. 6. Die beiden Hauptrichtungen des klimatiſchen s kind: die füb- liche, in wärmeren Gegenden, mit verſtaͤrktem Charakter, mit ſtaͤrker ausgeprägten und in klarerem Gegenſatze zu einander hervortretenden Farben; und die noͤrdliche, mit ſchwaͤcherer, blaͤſſerer Farbengebung. Jene iſt nur der deutlichere, durch mehrfache atmoſphaͤriſche Ein⸗ luͤſſe bedingte, raſcher entwickelte und ſowohl phyſiologiſch, wie indirect durch Analogieen erklaͤr⸗ bare Ausdruck deſſen, was bei uns mit zunehmendem oder recht hohem Alter der Vögel eintritt.“) Dieſe nimmt ebenfalls, und aus nicht ſchwer zu ergruͤndenden Urſachen, mit dem Alter noch zu. 7. (Bei Saͤugethieren finden die naͤmlichen oder entſprechende Veraͤnderun— gen ſtatt, zum Theil in noch hoͤherem Grade: namentlich werden mehrere Saͤugthier⸗ arten im Norden zum Winter weiß, welche in ſuͤdlicheren Gegenden allmaͤhlig und endlich ganz aufhoͤren, die Farbe nach der Jahreszeit io zu verändern.) Au bei einem Vogel ſcheint dieß der Fall zu fein. 8. Manche Gegenden verbinden in der beſonderen, die entgegengeſetzteſten Extreme vereinigenden Erceffivität ihres Klimas auch die Elemente zur Der: vorbringung ſolcher entgegengeſetzten Varietaͤten (natürlich bei unter fich verſchie— denen Vogelarten) zugleich. So Nordeuropa; noch mehr Nordaſien (Sibirien) und Nordamerika: — wo Standvoͤgel wegen des ſehr langen und höchfl ſtrengen Win— ters in der noͤrdlichen Richtung mit verblaßten, die Zug voͤgel aber, welche den Winter in ſuͤdlichen Laͤndern zubringen und nur den ungemein warmen Sommer im Norden verleben, in der ſuͤdlichen Richtung mit verdunkelten Farben abaͤndern. 9. Auch Verſchiedenheiten in Größe, Geſtalt und Verhaͤltnifſen koͤn- nen oft klimatiſch fein, d. h. in gewiſſem Grade durch klimatiſche Momente mittelbar hervorgerufen werden. ) Hierbei muß man jedoch von aller Greiſenhaftigkeit abſtrahiren, als welche im Reiche der Vo— gelwelt durchaus, wenigſtens im Freien, nie vorzukommen ſcheint: indem vielmehr die eigene Entwickelung der Farben u, ſ. w, bis ins hoͤchſte Alter fortgeht, — u ee 10. Ebenſo auffallend und wunderlich, als erfahrungsmaͤßig feſtgeſtellt und durch mittelbare Gruͤnde erklaͤrlich, iſt der Umftand: daß im Ganzen, nicht blos in einzelnen Fällen, die Sing voͤgel Einer Art in Gegenden von merklich verſchiedener atmoſphaͤriſcher Be⸗ ſchaffenheit in verſchiedenem Grade ſchoͤn fingen; z. B. am beſten in ee, mit vorzugsweiſe heiterem Himmel. Es laͤßt ſich ferner nachweiſen: daß auch Aufenthalt und Sitten ſich in gewiſſem Grade durch die lokalen Umſtaͤnde andern; daß in Hinſicht auf die Farbenvarietaͤten auch manche ziemlich kurze Zeitraͤume des Jahres, wegen der alsdann eintretenden Mauſe, Erziehung der Jungen ꝛc. von weſentlichem Einfluſſe ſind; daß manche dieſer klim. Abaͤnde⸗ rungen erſt nach Umſtaͤnden mit der Zeit entſtanden find zc. a H. R. Goͤppert, z. 3. Secretair. | er 0 Fr über | die Verhandlungen der botaniſchen Section | im Jahre 1832, Am Schluſſe des Jahres 1831 kamen die Mitglieder d. S. dahin uͤberein, ſich zunaͤchſt nur einmal des Monats zu verſammeln. Es haben demnaͤchſt in dieſem Jahre zehn Verſamm⸗ lungen ſtattgefunden. Die Vortraͤge waren der Reihe nach dieſe: Am 26. Januar. Herr Prof. Dr. Henſchel gab die Fortſetzung feiner kuͤnſtlichen Be⸗ ſtaͤubungsverſuche an Nicotiana-Arten, namentlich zwiſchen N. paniculata, rustica, Taba- cum und macrophylla, indem derſelbe mehr als 250 getrocknete Exemplare, welche aus ſol— chem nach kuͤnſtlicher Beſtaͤubung erhaltenem Samen erzogen worden waren, vorzeigte und er⸗ laͤuterte. In dieſen Verſuchen ergaben ſich Formen, welche nicht eine regelmaͤßige Vermittelung 1 der vaͤterlichen und der muͤtterlichen Geſtalt zu nennen waren: es erſchien vielmehr hier ein voͤllig regelloſes Variiren, deſſen Urſache man freilich in dem Eingewirkthaben des fremden Pollen⸗ ſaftes erkennen konnte, das aber keinesweges mit Beſtimmtheit den Typus der vaͤterlichen Bil— dung verfolgte. Es zeigten ſich zahlreiche Bildungs— Abaͤnderungen, die keine Analogie mit der Geſtalt des Gewaͤchſes, das den Pollen hergegeben hatte, verriethen, ja ihr ſogar widerſprechend ſchienen: ſo z. B. hatte der Baſtard laͤngere Blaͤtter, waͤhrend die Pflanze, von welcher der Pollen war, breitere hatte; oder dieſe hatte kurzroͤhrige Blumen, während die befruchtete Pflanze langroͤhrige beſaß. Einige Baſtarde waren eine Reihe von fuͤnf Generationen hindurch immer mit demſelben Bluͤthenſtaube legt worden: doch war die Aehnlichkeit mit der Vaterpflanze kei⸗ nesweges in gleichem Maaße geſtiegen, und obgleich man in dem einen oder anderen Exemplare eine Erinnerung an die vaͤterliche Bildung fand, ſo war dieß keinesweges eine Bildungsvermit⸗ telung zu nennen. Ueberhaupt haͤlt der Urheber dieſer Verſuche dafuͤr, daß hier der Begriff einer Bildungsmitte gar nicht paſſe, da eine ſolche nur zwiſchen wirklich einander entgegengeſetz— ten Dingen ſtattfinden koͤnne. . Herr Prof. Dr. Goͤppert zeigte Zweige von Carpinus Betulus mit rundlichen Anſchwel⸗ lungen vor, an welchen jedoch nicht allein die Rinden⸗Subſtanz, ſondern auch das Holz aufge⸗ 8 N — trieben war. Es ſchien glaublich, daß ſie durch Inſektenſtiche veranlaßt ſeien. Bei dieſer Ge— legenheit, da die Rede von abweichenden Bildungen war, fuͤhrte Herr Lehrer Schummel als Beiſpiel eines merkwuͤrdigen Baumwuchſes an, daß er in der Gegend des Zackenfalles eine Fichte geſehen habe, deren kurzer, Stamm horizontale Aeſte ausſandte, aus deren jedem ein einzelner Aſt, wie ein kleiner Baum ſich erhob. Herr Prof. Goͤppert fuͤhrte an, daß der Apotheker Schleiermacher in Schmiedeberg als einen neuen Fundort des ſeltenen Epipogium Gme- lini die Melzergrube im Rieſengebirge gemeldet habe. Am 16. Februar. Herr Prof. Dr. Goͤppert erlaͤuterte die von Huͤnefeld entdeckte Pflanzentrocknungs-Methode. Die Pflanzen werden, auf aͤhnliche Weiſe wie ſonſt in wohlge— reinigten Sand, in Semen Lycopodii, mit Hinzuſetzung von Calcaria muriatica, innerhalb glaͤſerner oder irdener Gefaͤße eingehuͤllt, und trocknen auf dieſe Weiſe, indem ſie die natuͤrliche Form ihrer Theile behalten. Dergeſtalt getrocknete, von Huͤnefeld mitgetheilte Exemplare wurden vorgelegt. Prof. Goͤppert bewies durch Verſuche, deren Reſultate vorgezeigt wur— den, daß die Calcaria mur. das indirecte Trocknungsmittel ſei, und hatte auf ſolche Weiſe im vorigen Julius Sedum Anacampseros binnen ſechs Tagen voͤllig getrocknet. Der Secretair ſtattete einen Bericht ab über „Hegetſchweiler's Beiträge zu einer kritiſchen Aufzaͤhlung der Schweizerpflanzen, Zürich 1831“, mitgetheilt durch Herrn Apotheker Beil ſchmied in Ohlau. Ref. gab eine Ueberſicht des Inhalts und fuͤhrte die Hauptſaͤtze dieſer Schrift, insbeſondere aber die darin vorkommenden Angaben uͤber die Nothwendigkeit der Zu— ſammenziehung verſchiedener Arten an. Der Verf. ſieht die Einwirkung der Außenwelt als die einzige Urſache der Vielfoͤrmigkeit der Stammarten an; daher es denn nur ſo viele Species gebe, als es durch die Außenwelt im weſentlichen unabänderliche Typen oder Gebilde giebt; er erlaͤu- tert die Einfluͤſſe der Außenwelt und belegt ſie durch Beiſpiele. Ref. ſuchte zu zeigen, daß der Verf., ſeiner einmal gebildeten Theorie zufolge, die Natur nicht vorurtheilsfrei beobachtet habe, und wies beſonders auf den Mangel der Genauigkeit in der Beſtimmung und Charakteriſirung der Formen hin. Als Beleg dienten unter andern folgende Behauptungen des Verf: Saͤmmt⸗ liche Schweizeriſche ſtrauchartige Rubi ſind auf drei, R. fruticosus, R. intermedius Hegetschw. u. R. caesius zuruͤckzufuͤhren; Cardamine pratensis und Polygala amara ſind bodenblaͤttrige Formen von C. amara und P. vulgaris; Orchis latifolia iſt die f. caulifolia bracteata von O. maculata; Cnicus acaulis und Cn. oleraceus find Formen von einer Stammart u. ſ. w. Am 15. Maͤrz. Herr Prof. Dr. Henſchel zeigte eine Anzahl Mexikaniſcher, von Schiede und Deppe gefammelter Pflanzen vor, unter welchen ſich mehrere ſeltene offizinelle und anderweitig intereſſante Gewaͤchſe befanden; derſelbe machte gelegentlich auf die große Ueber⸗ einſtimmung aufmerkſam, welche mehrere 8 Arten mit den Melaſtomaceen im Blatttypus und Aderverlauf zeigen. Herr Apotheker Neumann aus Wuͤnſchelburg, welcher als Gaſt gegenwaͤrtig war, gab Nachricht von einer durch ihn und den Oberfoͤrſter Blaſchke in Karlsberg an dem Tafelſteine auf der Heuſcheuer begonnenen Anlage, woſelbſt die ſeltenen ſubalpinen Pflanzen der Grafſchaft Glaz auf einem angemeſſenen Platze e werden ſollen. Das ſpaͤter eingeſendete Wer © 1 a r zeichniß enthielt 119 Arten. Derfelbe führt an, daß er Drosera intermedia am hohen See im Heuſcheuer⸗Gebirge gefunden habe. * Der Secretair ſprach uͤber die Formen des Leontodon Taraxacum, und wies die Ueber⸗ gaͤnge an getrockneten Exemplaren nach. Derſelbe verſuchte darzuthun, daß auch die in den neueſten botaniſchen Schriften gebrauchten Merkmale zur Art-Unterſcheidung dieſer Formen nicht ausreichen und ſich durch ſorgfaͤltige Beobachtung als unbeſtaͤndig erweiſen. Man muͤſſe drei Hauptformen, naͤmlich die gemeine, die Sumpfform (salinus Poll.) und die kleine Form aus feſtem Lehmboden (L. Scorzonera Roth) unterſcheiden, und dieſen die zahlreichen Modificatio— nen, welche beſonders die Geſtalt der Blaͤtter betreffen, unterordnen. Die Verſchmaͤlerung der Blätter am L. salinus glaubt derfelbe aus dem naſſen Standorte auf mooſigen Sumpfwieſen ableiten zu muͤſſen, faſt wie bei Alisma Plantago graminifolium. Als gelegentlich von der Bluͤhezeit der Gewaͤchſe die Rede war, bemerkte Herr Prof. Hen: 4 ſchel, daß gewiß auch in den tropiſchen Laͤndern gewiſſe Perioden des Bluͤhens, der Defoliation u. ſ. w. ſtattfinden moͤgen, woruͤber es nur an genaueren Beobachtungen mangele, und Herr Lehrer Schummel fuͤhrte an, daß auch bei uns gewiſſe Pflanzen, welche das ganze Jahr hindurch bluͤhend angetroffen werden, eine beſtimmte allgemeine Bluͤhezeit haben, dagegen im uͤbrigen Theile des Jahres nur ſporadiſch blühen, wie z. B. Leontodon Taraxacum und Bel- lis perennis. Am 12. April. Herr Prof. Dr. Pa binje zeigte ein neues, von Ploßl in Wien verfertigtes, mit Mikrometer verſehenes Compoſitum, und erlaͤuterte deſſen Conſtruction. \ — Am 10. Mai. Herr Dr. Valentin referirte über „Schulz's natürliches Syſtem des Pflanzen reiches“, er entwickelte den Ideengang der Einleitung und die Grundſaͤtze der Claſſifi⸗ cation, und ließ darauf eine Ueberſicht des Syſtems ſelbſt folgen. . Der Secretair legte getrocknete Exemplare des Narcissus poeticus und Gnaphalium mar- garitaceum aus der Grafſchaft Glaz, durch Herrn Apotheker Neumann eingeſandt, vor, mit der Bemerkung, daß die des erſteren ſich deutlich als Gartenproducte bekunden, und letzte— res (aus dem Kleſſengrunde) auch ein aukuga hortorum ſein duͤrfte. Am 28. Juni. Herr Prof. Dr. Goͤppert theilte eine Ueberſicht ſeiner Verſuche und die daraus entnommenen Reſultate uͤber Waͤrme-Entwickelung in der lebenden Pflanze mit. Indem derſelbe darauf hinwies, daß man bei fruͤheren Unterſuchungen der Art den Keimungs— prozeß zu wenig beruͤckſichtigt habe, wurden eine Reihe von Verſuchen mit keimendem Samen, treibenden Knollen und entwickelten, im Wachsthum begriffenen Pflanzen angefuͤhrt, aus denen ſich als Reſultat ergab, daß bei der Entwickelung der Pflanze, namentlich aber bei der Keimung, Waͤrme⸗Entwickelung als Folge der organiſchen Thaͤtigkeit ſtattfinde. Eingeweichte Samen, wenn ſie hinlaͤnglich Waſſer aufgeſogen, wurden von ſchlechten Waͤrmeleitern umgeben, und mit der Bildung der Keime zeigte ſich Waͤrme-Entwickelung. Die Keimung wird unterdruͤckt, fos bald Eſſiggaͤhrung und Schimmelbildung eintritt. Die Verſuche mit Zuckerſtoff- und Satzmehl— haltigen Samen, als Weizen, Hafer, Mais, gaben als hoͤchſte Differenz von der Temperatur der Atmoſphaͤre 13 und einige dikotyledoniſche, als Hanf und Erbſen, 9 Grad Reaum. Klee⸗ | Ä 85 Se — 1 3 ſamen, welcher in einem Tage keimte, zeigte 13,9, und Spergula arvensis 15 Gr. Differenz. Die Temperatur von Weizen, der bereits gekeimt hatte und nach drei Wochen wieder befeuchtet und zuſammengehaͤuft worden war, ſtieg binnen ein paar Tagen bis auf 31 Gr. Verſuche mit durch Alkohol getoͤdtetem, ſo wie mit geſtoßenem Weizen, zeigten zwar Waͤrme-Entwickelung, aber nur beim Beginn der Eſſiggaͤhrung, und keine Spur von Zuckerbildung. Daher ſei an— zunehmen, daß die Zuckerbildung beim Keimen nur das Reſultat des lebendigen, organiſchen Prozeſſes iſt, folglich auch die hierbei ſtattfindende Waͤrme-Entwickelung nur durch die Lebens— kraft der Pflanze vermittelt wird. Ein aͤhnliches Reſultat gaben Verſuche mit den Bulbillen von Allium sativum, Lilium tigrinum u. a., jedoch betrug die Temperatur-Differenz nur 2 und 3 Gr. Auch ſchon entwickelte und im Wachsthum begriffene Pflanzen zeigten eine Tempe: ratur⸗Differenz von 3 Gr. bei Hafer, und von 5,3 Gr. bei Erbſen-Pflanzen. — In einer ſpaͤ⸗ teren Verſammlung bemerkte derſelbe, daß es ihm nunmehr gegluͤckt ſei, auch an den entwidel- ten Bluͤthen von Arum Dracunculus freie Wärme wahrzunehmen, deren Summum eine Dif: ferenz von 14 Gr. von der Temperatur der Atmoſphaͤre betrug. Der Secretair nahm, auf guͤtige Einladung, dieſe intereſſante Erſcheinung in Augenſchein. — Das Weitere Über dieſen Gegens ſtand hat der Verf. ſeitdem in einer eigenen Schrift bekannt gemacht: Ueber Waͤrme-Entwickelung in der lebenden Pflanze. Ein Vortrag, gehalten zu Wien am 18. Sept. 1832 in der Verſ. d. Naturf. und Aerzte, von H. R. Goͤppert. Wien bei Gerold. Der Secretair legte hier: auf zwei neue Formen der vielgeſtaltigen und für die Beobachtung unerſchoͤpflichen Sippe Hiera- cium vor. Die eine, bei Wartha gefunden, ſtellte ein Hieracium Pilosella pedunculare a latifolium der Flor. Siles., aber scapo unifloro, dar, mit ſehr großer Blume, wodurch die nach Fries aufgenommene Anſicht, daß das Hier. bifurcum M. v. B. eine Modification des H. Pilosella iſt, beſtaͤtigt zu werden ſcheint. Die zweite, bei Nimptſch gefunden, caule bifurco, bi- quadrifloro, doch auch als forma pumila caule unifloro, mit kleineren Blu⸗ men, faſt wie die des E. Auricula L., mit ſchmalen Blättern, wie die kormae angustifoliae des H. Pilosella, ſcheint H. Aurieulo-Pilosella Fries. Novit. und H. collinum Bess. Fl. Galic. zu fein. Die Synonymie dieſer Pflanzen (H. bifurcum M. v. B., H. collinum Bes- ser, und H. flagellare Willd) bedarf noch einer Berichtigung. — Derſelbe zeigte eine lebende Festuca alpina, welche, von der Schneekoppe in den Garten verſetzt, nach drei Jahren in die Festuca duriuscula subglauca übergegangen war. — Derſelbe zeigte monſtroͤſe Blumen der Hesperis matronalis alba plena, an denen die petala in grüne Blaͤtter, jedoch von der Form der petala, verwandelt waren. An einigen Exemplaren war der Uebergang ſichtbar; die Blaͤtt— chen waren gegen den Grund weiß, von der Mitte gegen die Spitze gruͤn; am unguis und ge⸗ gen die Spitze kam die urfprüngliche Violett-Lila-Farbe zum Vorſchein. Aus der Mitte proli⸗ ferirten die Blumen, indem ein neuer Stiel von 1 — 1," Laͤnge neue Blumen dieſer Art trug. Am 12. Juli. Herr Prof. Dr. Henſchel wies vier lebende Baſtarde vor: t) von Nicotiana rustica Q mit N. paniculata d. Die Blumen waren vergrößert, ohne verlängert zu fein; der ganze Stengel mit einer ſchwarzen Pubeszenz bekleidet. 2) Nic. paniculata g mit N. rustica &, ein von dem vorigen ganz verſchiedenes Gewaͤchs, wodurch gezeigt wurde, “ib 9775 — 61 — f daß der Koelreuterſche Satz falſch ſei, daß dieſelbe Bildung entſtehe, wenn A mit B und wenn B mit A beſtaͤubt werde. 3) N. macrophylla 9 mit Petunia nyctaginiflora &. Der Pollen war zwar hier nicht einflußlos, aber er hatte durchaus nicht den Einfluß des Vermittelns. Der Habitus der N. macrophylla war gänzlich verändert: alle Blatt-Ohren hatten ſich ver— loren und die Blaͤtter waren geſtielt und langgeſpitzt. Der Saum der Korolle war nicht penta- gonus, fondern acuminato-5-partitus; von welchem allen keine Spur an der väterlichen Pflanze iſt. 4) N. canariensis 9 mit N. paniculata &, nachdem jene aufs genaueſte ca⸗ ſtrirt war. Die aus dem Samen entſtandene Pflanze glich voͤllig der Mutterpflanze. Derſelbe zeigte ein getrocknetes Exemplar eines Muscari racemosum mit monftröfer Bluͤ— thenbildung. Der Bluͤthenſtand war eine aus unzaͤhligen racemulis beſtehende panicula ge⸗ worden. Jede Blume war in einen bandfoͤrmigen, 3 — 4 Linien langen Streifen verwandelt, an deſſen zugerundetem, oft gezaͤhnten Ende auf der inneren Flaͤche ſich einige En ſtielloſe Antheren befanden. Derſelbe legte ein Exemplar der Pteris nemoralis aus N. Amerika vor, an welchem zwei auf dem Ruͤckennerven der krons befindliche bulbilli, dergleichen bei andern Farrenkraͤutern, wie Adiantum rhizophyllum u, a. häufig vorkommen, in junge Pflanzen ausgewachſen waren. Der Secretair zeigte eine lebende Digitalis — in einem abgeſonderten Garten, worin durch mehrere Jahre Dig. purpurea, D. lanata und D. ochroleuca Jacq. gebaut worden wa— ren, entſtanden —, welcher ſich fo vollſtaͤndig in die Charaktere der D. lanata und D. ochro- leuca theilte, daß er dieſelbe für einen Baſtard zwiſchen dieſen Arten zu halten geneigt iſt. Folgendes iſt die genaue Charakteriſtik: Digit. ochroleuca Jacg. Corolla ochroleuca, tubo e e - dilatato, limbi labio infero breviter triangulari. — Sepala lanceolato - linearia, ae- qualiter distantia, patentia, apice revoluta, glandulis obsita; summum an- gustissimum, media aequalia inter se, majora illo; infera aequalia inter se, paullo majora illis. — Bracteae lanceolatae, acutae, irregulariter nervosae, margine glandulis villoque sparso vestitae, flores virgineos aequantes. — Spica superne arcuato-nmutans, laxa; flores secundi cernui. — Folia ob- longo- lanceolata, basi non angustiora, irregulariter dentata, nervis subtus hirtis. Digit. lanata. Corolla tubo globoso- ventricoso; limbi labio infero ovato-ob- _ longo, producto, revoluto, Tubus fuscescens: lab. inf. albidum. — Sepala Br bilabiata: supera 3 aequalia, linearia, erecta, approximata; infera 2 ab illis remota, lineari - lanceolata, patula; omnia glandulosa et villosa. — Brac- teae lato-lanceolatae, acutae, mucrone herbaceo, margine inferne-villosae, regulariter nervosae, flores virgineos longe superantes. — Spica densa, - recta, stricta; flores horizontales. — Folia elongata, lineari - lanceolata, basi angustata, inferne margine villosa,; ceterum nuda. 7 1 » — Digit. lanato - ambigua. Corolla magnitudine inter praecedentes intermedia. Tubus subaequaliter cylindricus, subtus ventricosus, sordide aurantiacus. Limbi lab. inf. ovatum, deflexum, pallide flavum. — Sopala lineari- lan- ceolata, acuta, latiora quam in D. ochroleuca, patentia, recta; eadem ma- gnitudinis ratio, quae in D. ochroleuca, omnia glandulosa, pilis sparsis inter- mixtis. — Bracteae lato - lanceolatae, acutae, margine inferne breviter villosae, sparsim glandulosae, regulariter nervosae, flores virgineos superan- tes. — Spica laxiuscula, recta; flores horizontales. — Folia oblongo- lanceolata, basi non angustiora, inferne margine breviter villosa, ceterum nuda. Am 1. November, als der erſten Berfammlung nach den üblichen Sommer. Serien, gab Herr Prof. Dr. Goͤppert, welcher fo eben aus Wien, von der, Verſammlung der Aerzte und Naturforſcher, zuruͤckgekehrt war, eine ausfuͤhrliche Nachricht uͤber die botaniſchen Gaͤrten und Sammlungen in Wien. Der K. K. botaniſche Garten iſt reich an Landpflanzen, namentlich an Baͤumen und Straͤuchern auf welche die groͤßte Sorgfalt verwandt wird, unter welchen ſich hoͤchſt intereſſante Varietaͤten befinden; für Alpenpflanzen find geeignete kuͤnſtliche Anlagen, und 4 fuͤr Waſſerpflanzen drei zweckmaͤßig angelegte Baſſins. Die Gewaͤchshaͤuſer enthalten ausge⸗ zeichnete Seltenheiten. — Der daran ſtoßende Hoftfche Garten, welcher die Oeſterreichiſche Flor enthält, iſt von großem Umfange und, mit Beruͤckſichtigung der natürlichen Standorte, ſehr zweckmaͤßig angelegt. Hier finden ſich namentlich die aus Hoſt's Flora Austriaca bekannten Arten von Salix, Ulmus und Tilia (unter letzteren beſonders die T. vitifolia Host mit foliis quinquelobis emen e — Der nahe gelegene Kaiſerliche Privatgarten enthaͤlt eine 5 bedeutende Anzahl verſchiedener Formen von Vitis vinifera, und uͤber 40 Arten von Palmen, unter welchen aͤußerſt prachtvolle Exemplare. — Ein zweiter Privatgarten des Kaiſers, an der Burg, enthaͤlt eine ſehr zahlreiche Sammlung der Succulentae, meiſt von einer ausgezeichne— ten Groͤße. — Gleichfalls ſehr reich iſt der Garten von Schoͤnbrunn, mit einem im Hollaͤndi— ſchen Style angelegten, jedoch großartigen Park; beſonders intereſſant iſt die Sammlung der : Aroideae- und Pothos-Arten in einem eigenen Haufe. — Bekannt genug iſt der Englifche Garten in Laxenburg; in den Gewaͤchshaͤuſern findet man eine reiche Sammlung von Alpen= pflanzen. — Der Garten des Baron Huͤgel iſt reich an ausgezeichneten Seltenheiten. — Das große Herbarium, deſſen Cuſtos bekanntlich Herr Tratinnick iſt, enthält die wichtig⸗ ſten Sammlungen, namentlich auch für die Flora Austriaca, und wird fortwährend vermehrt. Getrennt davon iſt das Braſilianiſche Muſeum, unter der Direction des Dr. Pohl, worin ſich noch viele unbekannte Schaͤtze befinden, deren Einſicht und Benutzung mit größter Bereitwillig⸗ keit verftattet wird. Der Secretair legte, als einen neuen Buͤrger der Schleſiſchen Flora, Agrostis alpina Scop. vor, welche Herr Apotheker Grabowski in a im Geſenke am an Falle bei Karlsdorf aufgefunden hatte. Derfelbe legte ein von dem Herrn Baron von uechtritz (landes; fuͤr die Bibliohek \ ae ——— 3 = i \ = — ee 25 > SS — ͤ ͤ—.—.. ̃ ELTERN NEE DER 2 E ” a a Ba ee ET EU EEE \ NER, DER 63 5 der Geſellſchaft beſtimmtes Manuſcript vor: „Unterarten und Formen Europaͤiſcher Pflanzen⸗ arten, aufgeſtellt von M. v. Uechtritz“. Der Verf. verſucht, einige Europaͤiſche, durch die ſyſtematiſchen Botaniker aufgeſtellte, Pflanzenarten, aus einem minder kuͤnſtlichen Geſichtspunkte, als ihre Begruͤnder, zu betrachten, indem er ihre abweichende Form aus den die Geſtalt der Pflanze bedingenden und veraͤndernden kosmiſchen Einwirkungen ableitet. I. Ranunculaceae, Clematis Scandens Borkh. ſind alte Fudipidſlen von Clematis Vitalba. Cl, Buchanani DC. Syst. iſt Cl. Vitalba b. Buchanani (Fol. subtus villosis). Cl. maritima L. — Cl. Flammula b. maritima. CI. nepalensis DC. — Cl. cirrhosae Formatio. Cl. campaniflora Brot. — Cl. Viticella b. lobata. Anemone deltoidea Hook. — A. nemorosae Formatio. A. Richardsoniana Hook. — A. ranunculoidis Form. Hepatica americana Ker. — A. Hepatica B. obtusa. A. pusilla DC. — A. coronaria c. pusilla. Pulsatilla grandis Wender. — P. vulgaris Form. P. cernua Thunb. — P. vernalis Form. flore subgernuo. Adonis sibirica Rchb. — A. vernalis Form. A. pyrenaica DC. — A. vernalis B. glabrescens. Ranunculus falcatus L. — R. falcatus A. Linnaei. R. falcatus M. v. B. — R. falcatus B. Biebersteinii. R. cymbalarifolius Balb. — R. palustris b. Morisii. R. plantagineus All. — R. plantaginifolius b. pauciflorus. R. parvulus L. — R. Philonotis b. minor. K. affinis R. Br, — R. auricomus B. arcticus. ö - R. pygmaeus Wahlbg. — R. nivalis f L. sp. 1 Bildet mir mit R. Iapponi- cus L. eine natürliche Species, die ich R. arcticus nenne. R. nivalis L. — R. nivalis A, Linnaei. R. montanus W. — R. nivalis B. Willdenowii. R. Villarsi DC. — R. nivalis C. Villarsii. R. Polyanthemos L. — R. lanuginosus A. campestris. R. lanuginosus L. — R. lanuginosus B. nemorosus. \ R. Breynianus Cranz. — R. lanuginosus C. alpestris. | R. intermedius Custer — R. lanug. C. alpestris b. Custeri. Helleborus sibiricus Spr. — H. hyemalis b. incisa. H. dumetorum Kit. — H. viridis b. Kitaibelii. H. odorus W. K. — H. viridis c. pubescens. ö Nigella segetalis M. v. B. — N. arvensis B.? Biebersteinii. Aquilegia pyrenaica DC. — A, alpina B. australis. 8 - \ — 64 — Delphinium alpinum W. K. — D. elatum b. pilosum. en, D. montanum DC. — D. elatum c. villosum. Paeonia Russi Bivon. — P. corallina b. Russii. II. Berberideae. Berberis canadensis L. — B. vulgäris B. americana. B. emarginata W. — B. vulgaris b, pauciflora. III. Papaveraceae. 5 Papaver croceum Hook. — P. nudicaule B. croceum. P. alpinum L. — P. nudicaule C. alpinum. Hypecoum grandiflorum Benth. — H. procumbens Re grandiflorum, IV, Fumariaceae, Corydalis capneidesP. — C. capnoides B. alba. C. fabacea O. — C. bulbosa B. fabacea. Fumaria media Lois. — F. officinalis b. major. F. Vaillantii Lois. — F. officinalis B. N a. Vaillantii. V. Oruciferae. 5 5 Cochlearia groenlandica L. — C. officinalis b. minor. Draba austriaca Crantz — D. hirta B. tomentosa, D. uralensis W. — D. hirta B. tomentosa c. Willdenowii. D. Liljebledii Wallmoden. — D. hirta B. tomentosa b. Liljebladti. D. fladnizensis Wulf. — D. androsacea a, oblonga. D. Wahlenbergii Hartm. — D. androsacea b. ovalis. D. olympica Sm. et Sibth. — D. aizoides B. villosa. D. bruniaefolia Stev. — D. aizoides B. villosa b. ovalis. D. algida Adam — D. alpina b. racemosa. Am 29. November. Herr Prof. Dr. Purkinje hat die im vorigen Jahre e mikroſkopiſchen Unterſuchungen über die eigenthuͤmliche Struktur der inneren Membran der Sa: menkapſeln weiter fortgeſetzt, und zu dieſem Zwecke eine mikroſkopiſche Sammlung, vorlaͤufig von 100 Nummern, angelegt, welche den zahlreich anweſenden Mitgliedern der Section, mit Huͤlfe des großen Plöölſchen Mikroſkops, bei Lampenbeleuchtung demonſtrirt wurde. — Die continuirliche Verbindung dieſer Membran bei den meiſten Gewaͤchſen durch Vermittelung des Griffelkanals mit der Epidermis ließ ſchon, wenn auch nicht eine Identitaͤt, doch Analogie beider Membranen erwarten, (ſo wie im Koͤrper hoͤherer Thiere die Epidermis, ins Innere eintretend, mit mucöfen und ſeroͤſen Membranen in Verbindung ſteht.) Noch mehr beſtaͤtigte fich dieſe Analogie durch zahlreiche Beiſpiele, die bei verſchiedenen Gattungen vorkommen, namentlich der Liliaceen, Ranunkulaceen und Solaneen, wo die Membran häufig der Epidermis vollkom⸗ men gleichgebildet iſt, und wo ſogar, namentlich bei den erſteren beiden, deutliche Stomatien angetroffen werden. Dennoch wird diefe Analogie ſehr ſchwankend, wenn man fprungweife beobachtet, indem bei den meiſten Gattungen, z. B. der Leguminoſen, Siliquoſen, Roſaceen | 9 u a u. a. die faſerige Struktur dieſer Membran fo vorherrſchend ift, daß es kuͤhn erſcheinen würde, in ihr Analogie oder gar Identitaͤt mit der Epidermis finden zu wollen, indem ihr Faſergewebe eher auf eine Aehnlichkeit mit dem Baſte hinweiſen würde, Dieſer Widerſpruch faͤllt jedoch weg, wenn man ganze Bildungsreihen verfolgt und die einzelnen Glieder in ihren Uebergaͤngen auf— faßt, wo ſodann die unaͤhnlichſten Extreme ihre Vermittelung finden werden. Am geeignetſten zu dieſer Betrachtung ſind die Liliaceen, theils weil in ihnen die innere Kapſelmembran ausge— zeichnet gebildet iſt, theils weil ſie die vollſtaͤndigſte Reihe von zellartiger Struktur bis zur deut— lichſten Faſerung darbieten. Die Metamorphoſenreihe dieſer Gebilde laͤßt ſich auf folgende Weiſe vorſtellen. Die Scheidewaͤnde der Epidermidalzellen bilden ſich allmaͤhlig ſelbſtſtaͤndiger aus, indem ſie mehr Subſtanz aufnehmen und als Netzwerk die zelligen Intervalle beherrſchen. Dieſe Intervalle werden durch Zuwachs der Perietalſubſtanz immer mehr verdrängt, das Faſer⸗ netz ſtreckt ſich; endlich zeigen ſich nur noch Anaſtomoſen zwiſchen dichten parallelen Faſern, die nur entfernt noch auf ein Netz und weiter auf ihre Bedeutung als Scheidewaͤnde hindeuten. Die naͤhere Beſchreibung und Klaſſifizirung dieſer Gebilde ſoll der Gegenſtand fernerer Unter— ſuchungen werden. Vorlaͤufig koͤnnen folgende Hauptformen aufgeſtellt werden: 1) Zellige Membran. 2) Schlichtes Faſernetz mit und ohne Stematien. 3) Geſchlaͤngeltes Faſernetz mit und ohne Stematien. 4) Maͤßig geſtrecktes Faſernetz, locker, dicht. 5) Langgeſtrecktes Faſernetz mit Queer-Anaſtomoſen. 6) Selbſtſtaͤndige Laͤngenfaſern ohne Konkreszenz, theils gerade, theils geſchlaͤngelt. 7) Laͤngenfaſern mit partieller Konkreszenz, bis zum Uebergang in die Steinſchalen der Steinfruͤchte. Herr Lehrer Schummel legte die von dem Herrn Apotheker Zoͤlfel, bei ac ent⸗ deckte Linaria Cymbalaria W. vor, und Herr Prof. Dr. Henſchel zeigte an, daß Herr Apotheker Schmidt bei Guhrau Plantago maritima L. gefunden, wovon dem Secretair nachträglich auch ein Exemplar durch die Güte des Entdeckers zugekommen iſt. Am 13. Dezember. Herr Prof. Dr. Goͤppert legt ein von dem Cand. philos. Herrn Mosler in Otmuth in O. S. ihm eingeſandtes Manuſcript, Über den Faͤrbeſtoff der Blumen, vor; nach dem Verf. iſt z. B. der rothe Faͤrbeſtoff ein von dem gruͤnen nicht eee Koh⸗ lenſtoff in verſchiedenen Graden der Oxydation bildete das faͤrbende Prinzip. 1 Derſelbe legte Probeblaͤtter eines von Dr. Hammerſchmidt in Wien erſcheinenden Werkes: „Abbildung und Beſchreibung der durch Inſekten an Pflanzen veranlaßten Krankheits— formen“ vor. — Derſelbe zeigte eine alte Kartoffel, welche vom vorigen Jahre in einem Kel— ler zufaͤllig liegen geblieben war, und, ohne Stengel oder Blaͤtter zu treiben, mehrere durch Fa⸗ ſern verbundene friſche Knollen getrieben hatte. Der Secretair las uber die Veränderungen der Weiden, und zwar zuerſt über die Beklei⸗ dung. — Die Bekleidung der Weiden beſteht nur aus einfachen Haaren, nach deren verſchiede— ner Richtung ſie entweder matt oder ſeidenartig⸗ſchimmernd erſcheint. An allen Arten, felbft denen, die erwachſen durchaus haarloſe Zweige und Blaͤtter haben, ſind dieſe Theile in der erſten Jugend behaart, beſonders die folia bracteantia am Bluͤthenſtiel, welche Bekleidung beim Fortwachſen ſich zerſtreut und am Ende verliert. Am meiſten variiren die Blaͤtter, von denen N 9 \ . e eee die unteren älteren meiſt eine ſchwaͤchere, die oberen und juͤngſten eine ſtaͤrkere Bekleidung haben, (Man vergl. z. B. S. repens, S. bicolor Ehrh.) und zwar am meiſten die Unterflaͤche. An manchen Arten, z. B. S. cinerea, aurita, silesiaca, repens, laͤßt ſich der Uebergang aus einer faſt haarloſen, mit graugruͤnem Schimmer verſehenen Unterflaͤche, durch eine ſchwach grau- haarige bis in die mit weißgrauem und ſilberweißem Filze bekleidete, bisweilen an einem und demſelben Exemplare wahrnehmen. Jener graugruͤne oder gedubläne Schimmer erſcheint unter ter dem V. Glaſe als ein ſchuppig-punktirter Ueberzug, der allemal da weicht, wo die Haar— bildung eintritt, ſo daß man denſelben unbedenklich als eine unterdruͤckte Haarbildung anſehen kann; deutlicher noch zeigt ſich dieß an den Kapſeln einiger glattfrüchtigen Formen, z. B. der S. cinerea, silesiaca, repens und hippophaefolia, wie auch an der ſtets glattfruͤchtigen S. daphnoides. — Am auffallendſten wird die Mannigfaltigkeit der Bekleidung da wahrge— nommen, wo unter geeigneten Umſtaͤnden aus einem Zweige des vorigen Jahres oder auch des Frühfahres, welcher indeſſen holzig geworden iſt, eine ſtarke und ſaftreiche Verlaͤngerung deſſel⸗ ben emporſchießt. Hierauf wurde zur Secretairs⸗ Wahl geſchritten, und der e wurde aufgefor⸗ dert, daſſelbe im naͤchſten Jahre fortzuführen. In Herr Baron von Kottwitz, der mit ruͤhmlichem Eifer fortfährt, auslaͤndiſche nuͤtzliche Vegetabilien in unſerm Vaterlande anzubauen, hat im letztverfloſſenen Sommer mit folgenden Pflanzen gelungene Verſuche angeſtellt: ö Brassica oleracea acephala, perennirend 11 — 12 Monate alt, konnte fiebenmal ab: geblattet werden. Der Umfang mehrerer Exemplare betrug vor deren Beblaͤtterung 10 — 12 Fuß. In jeder Hinſicht iſt er dem ſogenannten pommerſchen Braunkohl vorzuziehen. Cerinthe major. Der Saame dieſer Pflanze ſei zur Oelbereitung zu verwenden. Tragopogon pratensis, Wieſenbocksbart. Die Blaͤtter dieſer Pflanze, die von einigen Schriftſtellern, als Surrogat der Maulbeerbaumblaͤtter, zur Fuͤtterung der Seidenraupen em— pfohlen worden ſind, eignen ſich, nach des Verfaſſers genau eee Verſuchen keines⸗ weges hiezu. Verſuche mit dem Anbau des Berg-Reiſes m montana, fo wie mit Oryza sativa, mißlangen abermals, — dringend empfiehlt er jedoch die Anpflanzung des Canadiſchen Reiſes (Zizania palustris), welche er ſchon längere Zeit mit ſehr gluͤcklichem Erfolge cultivirt. Nach angeftellten Anbauungs⸗Verſuchen mit einer beträchtlichen Anzahl exotiſcher Hafer: arten, ſcheint ihm der weiße amerikaniſche Hafer eine vorzuͤgliche Beruͤckſichtigung zu verdienen, indem derſelbe nicht allein ſtark ſtaudet, fondern auch ſchwere und duͤnnhuͤlſige Saa⸗ men hervorbringt. SE ee 2 Fe > ' Dem von dem Herrn Baron von Kottwit bekanntlich geſtifteten Aklimatiſations⸗ Vereine ſind im Jahre 1832 folgende Mitglieder beigetreten: Herr Siegert, Paſtor zu Fiſchbach bei Schmiedeberg. R W U ⁰ Buchegger, Pfarrer zu St. Stephan bei Frieſach in Kaͤrnthen. Boͤr, Schullehrer zu Loͤsgen bei Strehlen. Gr. v. Hoverden, Koͤnigl. ee und a Juſtizrath, auf Tauer bei Luͤben. f Goͤring, Vorwerksbeſitzer bei Nimptſch. Rupprecht, Kaufmann zu Mittelwalde. Superintendent Bock zu Nimptſch. Frey, Obergaͤrtner zu Frauendorf in Baiern. Hirt, Koͤnigl. Bau⸗Inſpector zu Breslau. Zander, Paſtor zu Schoͤnbrunn bei Strehlen. * . i n e e z. 3. Secretair. er 2 der ee Section der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur im She 1832. Obgleich einige Mitglieder dieſer Section, theils durch Krankheit, theils durch vermehrte und zeitraubende Amtsgeſchaͤfte, verhindert wurden, allen Zuſammenkuͤnften beizuwohnen, oder ſich uͤberhaupt entomologiſchen Beſchaͤftigungen, ſei es in der freien Natur, ſei es im Studir⸗ zimmer, in dem Umfange zu widmen, wie es ihre Neigung und ihr Eifer fir dieſe Gegenſtaͤnde forderten, ſo iſt doch keine von den 39 Donnerſtags-Verſammlungen der Section, welche in dieſem Jahre ſtattgefunden haben, ganz ohne Gewinn fuͤr die Wiſſenſchaft geweſen; vielmehr iſt in ein paar Inſekten-Ordnungen ſehr Bedeutendes geleiſtet worden. Dieſe beiden Ordnungen find die der Käfer und der Zweifluͤgler; doch find auch die übrigen nicht ganz unberuͤck⸗ N ſichtigt geblieben. Mit den Kaͤfern haben ſich vorzüglich die Herren Schilling und Rendſchmidt a beſchaͤftigt. Beſonders gingen ſie die ſchleſiſchen Arten aus den Familien der Xylophagi und Longicornes, dann die aus den Gattungen Buprestis und Hister, nach ihren beiden reich— haltigen Sammlungen vollſtaͤndig durch. Als ſelten in Schleſien vorkommende Arten wurden folgende bezeichnet: 1) Unter den Xylophagis: Hylurgus ligniperda, Colydium fili- forme, Cerion terebrans, Cucujus testaceus; letztere fand Herr Schilling häufig im Mehl. 2) Aus der Gattung Saperda die nigricornis, cylindrica, linearis, violacea, testacea, tremulae, ferruginea und lineola, 3) Aus der Gattung Callidium das femoratum, brunneum und variabile, denen Herr Schummel noch das Callidium vini als bei uns einheimiſch hinzufuͤgte. 4) Aus der Gattung Clytus der tropicus, massilien- sis und havniensis, 5) Aus der Gattung Prionus der serrarius und faber. 6) Aus der Gattung Cerambyx der Kaehleri, alpinus und cerdo. 7) Aus der Gattung Le p- tura die pubescens, cincta, rufipes, sexguttata, humeralis und sexmaculata, 8) Aus der Gattung Buprestis die manca, austriaca und chrysostigma, denen Herr Roter Pd . mund noch eine zweifelhafte Art, wahrſcheinlich Bupr. hyperici, hinzufuͤgte. 9) Aus der Gattung Hister der quadrimaculatus, punctatus, aencus und sulcatus. — In dieſem Jahre wurden beſonders folgende ſeltene Kaͤfer in Schleſien gefunden: 1) Von Herrn Rend⸗ ſchmidt, auf dem Jauersberge, zum erſtenmale bei uns, Elater signatus, Serropalpus quercinus, Oedemera flavicollis, eine neue Art von Tenebrio; bei Charlottenbrunn Dia- peris boleti, Bostrichus villosus in Fichtenwurzeln. Nitidula quadripunctata, Scaphi- dium agaricinum. 2) Von Herrn Schilling, am Jauersberge, Cistela nimbata, aus⸗ gezeichnet durch zwei lichte durchſcheinende Flecke an der Bauchſeite der zwei erſten Segmente, wie Lampyris deren an den letzten Segmenten hat; bei Breslau scaphidium armadillo und atomarium; bei Fuͤrſtenſtein Omalysus suturalis. 3) Von Herrn Schummel, Anthri- bus albinus, Elater denticollis, und eine ſchoͤne Abart der Coccinella bipunctata als Ueber: gang zu Coccinella quadripustulata. 4) Von Herrn Rotermund, auf dem Schneeberge, Carabus nodulosus und irregularis, Molops piceus, Nebria Dahlii, Leistus fuscoaeneus, Amara glabripennis und serripes, Calathus sulphuripes, Elater fulvipes und haemato- des, Lyeus aurora; bei Schalfau Staphylinus hirtus, 5) Von Herrn Klopſch, auf dem Rieſengebirge, e lichenis. — Es wurden auch mehre Beobachtungen aus der Naturgeſchichte der Käfer mitgetheilt: Herr Jaͤnſch entdeckte die Larven des Cerambyx cri- nitus in Lindenſtaͤngeln. Herr Schummel hatte die Cassida rubiginosa aus Puppen er: zogen, welche ſich auf Tanacetum vulgare vorfanden. Herr Baron von Kottwitz ſchickte einige Kaͤfer, die in Menge auf Malva moschata e zur Beſtimmung ein; es fand ſich, daß ſie die Haltica fuscicernis waren. Auch verdient bemerkt zu werden, daß Herr Klopſch, noch im Monat Juli, die Melolontha vulgaris in Menge auf dem Koppenplane angetrof⸗ fen hatte. In der Ordnung der Halbdeckfluͤgler haben Herr Schilling und Herr Sc mel einige Entdeckungen gemacht. Letzterer fand Phytocoris humuli und clinopodii, auf Tanacetum vulgare, und bei Treſchen den Lygaeus equestris. Herr Schilling entdeckte zwei neue Arten von Miris, eine, die er coccinea nannte, auf feinem Zimmer, die andere, litura genannt, im botaniſchen Garten; auch zeigte derſelbe mehre Exemplare einer, in den Treibhaͤuſern des botaniſchen Gartens auf verſchiedenen Pflanzen lebenden, Art der Gattung Coccus vor, welche von den Gärtnern Kanker genannt wurde, deren ſyſtematiſche Benennung I aber noch nicht ausgemittelt werden konnte; außerdem theilte Herr Schilling einige berichti— gende Bemerkungen zu dem zweiten Hefte von Hahn's wanzenartigen Inſecten mit, unter andern: daß Pachymerus arenarius noch zweifelhaft ſei, indem er ſich blos durch die Farbe der Membran unterſcheidet, daß Pachymerus geniculatus wahrſcheinlich mit Schilling's P. nubilus verbunden werden muͤſſe, daß Pach. Iynceus, welcher, nach Hahn's Bemerkung, nirgends gemein ſei, um Breslau haͤufig ſich finde, daß Pach. chiragra mit der von Schil⸗ ling angegebenen Beſchreibung und Abbildung derſelben Art nicht uͤbereinſtimme, daß eben ſo Pachymerus antennatus, durch geringere Groͤße und anders gebildetes Ruͤckenſchild, von e gleichnamiger Art ſich unterſcheide. x Mit den gweifitielern hat fich faſt ausſchließlich nur Herr Schummel beſchaͤftigt: Einen ausführlichen Vortrag hielt derſelbe über die Gattung Limnobia, und führte unter andern dabei an, daß diejenigen Arten, welche er früher aklinis, nervosa, longicornis und bimaculata genannt habe, mit den von Meigen ſeitdem unter den Benennungen stigmatica nigricollis, glabricula und nigrina bekannt gemachten Arten uͤbereinſtimmen; die, welche Herr Schummel für die Meigen'ſche kasciata gehalten hatte, iſt nicht dieſe, ſondern Mei— gen's pulchella. Auch hat Herr Schummel die von Meigen und Marquart beſchrie- benen Arten unter ſich verglichen, und iſt dadurch zu der Ueberzeugung gelangt, daß Meigen's humilis mit Marquart's sessilis, ſo wie des letzteren grisea mit des erſteren Glochina seri- cata uͤbereinſtimme. Alle drei Schriftſteller haben 112 europaͤiſche Arten beſchrieben, von de— nen Herr Schummel allein in Schleſien 62 gefunden hat. — Von einzelnen Entdeckungen und Beobachtungen in Bezug auf ſchleſiſche Zweifluͤgler, heben wir folgende hervor: Aus der Familie der Tipulariae wurde Erioptera ocellaris bisher nur bei Poͤpelwitz, und eine neue Art derſelben Gattung, welche Herr Schummel distigma nannte, bei Liſſa gefangen, letztere in großer Anzahl. Auch von Limnobia wurde eine neue Art, L. rivulorum, im Kleſſengrunde am Schneeberge, und zwar in bedeutender Menge, entdeckt. Eine neue Macro- cera wurde bei Treſchen gefangen und von Herrn Schummel, unter dem Namen Macrocera Stannii, dem Herrn Doctor Stannius geweiht. Herr Kelch ſchickte eine, in der Graf— ſchaft Glaz gefangene, neue Art der Gattung Dolichopeza ein, welche Herr Schummel, dem Finder zu Ehren, Dolichopeza Kelchii genannt hat. Aus der Familie der Xylo- phagi verdienen Beris nigripes und sexdentata, welche Herr Schummel und Herr Ro⸗ termund auf dem Schneeberge fingen, bemerkt zu werden; aus der Familie der Tabanii, Tabanus micans, ebendaſelbſt von ebendenſelben gefangen; aus der Familie der Ea pk e Leptis immaculata, zum erſtenmal von Herrn Kelch in der Grafſchaft Glaz gefunden, und eine Art der Gattung Atherix, vielleicht pilosa, vielleicht aber auch eine neue Art, von den Herren Schummel und Rotermund auf dem Schneeberge gefangen; aus der Familie der Asilici, Dioctria haemorrhoidalis, jetzt in Schleſien zum erſtenmal gefangen, Dasypo— gon lateralis, und eine neue Art dieſer Gattung, erythroceros von Herrn Schummel benannt, beide auf - dem Schneeberge von ihm und Herrn Rotermund gefunden; Asilus rufimanus, von Herrn Kelch zum erſtenmal in der Grafſchaft Glaz gefangen; aus der Familie 55 Empidiae, zwei neue Arten von Empis, welche nigrescens und fasciata genannt worden ſind, die erſte bei Sandberg, die zweite auf dem Schneeberge entdeckt; Rham- phomyia nigripes, dadurch merkwuͤrdig, daß beim Männchen der Verlauf der Fluͤgeladern anders iſt, als beim Weibchen, von Sandberg, ebendaſelbſt Rh. spissirostris, zum erſtenmal in Schleſien gefangen, Rh. trilineata in großer Menge bei Kleinburg, Rh. fuscipennis, Rh. anthracina vom Schneeberge, und Rh. spinipes, nach beiden Geſchlechtern, von Herrn Schummel bei Liſſa, von Herrn Kelch bei Ratibor gefunden; aus der Familie der Ta- chydromiae, eine neue Hemerodromia, welche den Namen bipunctata erhielt, von Herrn Rotermund auf dem Schneeberge entdeckt; aus der Familie der Stratiomydae, Ne- * e nigrinus, von demſelben cbendaſelbſt gefunden, und Oxycera trilineata, von Herrn Schummel im Rogal⸗Garten bei Breslau gefangen; aus der Familie der Syrphici, Sphegina nigra, im Wölfelsgrunde am Schneeberge, Xylota volvulus ebenda, und Xylota pigra von Herrn Kelch zuerſt in der Grafſchaft Glaz gefunden; Milesia fallax und Pipiza quadrimaculata, von den Herren Schummel und Rotermund im Woͤlfelsgrunde, Syr- phus mellinus bei Liſſa, sericomyia bombiformis, zuerſt in der Grafſchaft Glaz von Herrn Kelch, Merodon clavatus, bei Treſchen von Herrn Schummel gefunden; aus der Familie der Muscides, eine neue Art von Trixa, welche montana genannt wurde, von Herrn Rotermund auf dem Schneeberge ae Anthomyia Winthemii, jetzt zum erſtenmal bei Poͤpelwitz entdeckt, Gonia ornata, von Herrn Rotermund auf dem Warthaberge ge⸗ fangen, Sepedon Haefneri und Cordylura vittigera, von Herrn Schummel um Liſſa, Tetanocera umbrarum und eine neue Art derſelben Gattung, vittigera genannt, beide bei Liſſa gefangen; Tanypeza longimana, von den Herren Schummel und Rotermund auf dem Schneeberge gefunden, Discomyza incurva, von Herrn Schummel bei Liſſa; eine neue, im Kleſſengrunde gefangene Art der Gattung Chyliza, welche femorata, und eine neue Art der Gattung Sapromyza, welche vigintipunctata genannt wurde; Lissa loxocerina, die bisher nie in Schleſien vorgekommen war, jetzt bei Poͤpelwitz, aber freilich nur in einem Exemplare, entdeckt wurde; Stegana nigra, ebendaſelbſt; Trypeta Lychnidis und Dichaeta caudata, bei Liſſa gefangen; aus der Familie der Coriaceae entdeckte Herr Roters mund eine neue Art von Hippobosca, die er metallica nannte, an Ardea stellaris.— Auch in Bezug auf die Na turgeſchichte der Zweiflügler wurden einige Beobachtungen ge: macht: Herr Schilling fand um Oſtern am Zobtenberge, in Blaͤtterpilzen, viele Larven, die ſich in Puppen verwandelten, aus denen, am 20. Mai, mehre Exemplare einer neuen, noch nicht beſtimmten, Art von Mycetophila ſich entwickelten. Herr Schummel zeigte ein vom Herrn Apotheker Krauſe aus der Raupe des Bombyx trifolii erzogenes Exemplar der Tachina grossa vor. 8 Ueber die Ordnung der Ha utflü gler iſt Folgendes zu bemerken: Unter mehren Arten der Gattung Allantus, welche die Herren Schummel u. Rotermund auf dem Schnee— berge ſammelten, zeichneten ſich aus: punctulatus, eborinus, rufipes, macula, und eine neue Art, welche mit viridis und obsoletus verwandt iſt; Allantus Sturmii und ignobilis, die bisher noch nicht in Schleſien bemerkt waren, fanden ſich unter den vom Herrn Kelch aus Ratibor eingeſandten Inſecten. Hylotoma Angelicae, zu den ſeltenern ſchleſiſchen Sn: fecten gehoͤrend, wurde ebenfalls bei uns von Herrn Schummel gefangen; fo auch Cle p- tes auratus, auf dem Schneeberge. Vespa austriaca, vielleicht nur eine Abart der rufa wurde in Schleſien zum erſtenmal von Herrn Kelch aufgefunden. Herr Schilling zeigte die Larve von Allantus scrophulariae vor. Aus 15 n der Netzfluͤgler theilte Herr Schummel einige Beobachtu gen u a weichen, daß er fich veranlaßt gefunden habe, den Namen bicolor in dispar umzuaͤndern, und daß er zwei neue Arten dieſer Gattung entdeckt und trimaculatum und interrogationis genannt habe. Mit der Ordnung der Schmetterlinge hatten ſich die Herren Klopſch und Shi ling beſchaͤftigt. Der erſtere hatte Pontia glazensis, welche von Herrn Schilling fruͤher zuerſt auf den Seefeldern entdeckt worden war, auch auf dem Schneeberge angetroffen. Herr Schilling fing Noctua unca am Lehmdamme, Tinea rupella an Holzſtoͤßen, bei Breslau. Herr Klopſch hatte Raupen von Bombyx villica mit dem Laube von Prunus padus aufgefüttert; fie verpuppten ſich, und in den erſten Tagen des Mai kamen 17 Stuͤck aus; allein die ungewoͤhnliche Nahrung der Raupen hatte auf die vollkommenen Schmet= terlinge keinen Einfluß gehabt, ſondern ſie waren ſaͤmmtlich den gewoͤhnlichen ganz gleich. Eine andere Erfahrung, welche Herr Klopſch mittheilte, war die, daß die Raupen von Pap i- Ii o quercus und maturna die Puppen ihrer eigenen Art gefreſſen hatten, obgleich fie, wenigſtens die des P. quercus, keinen Mangel an Futter litten. Herr Schilling hatte Noctua orion aus der Raupe erzogen, und Raupen eines Spanners auf einem Boletus gefunden. 1 Außer dieſen Beſchaͤftigungen, die ſich beſonders auf die ſchleſiſche Infectenfauna bezogen, wurden, wenn es die Zeit erlaubte, auch auslaͤndiſche Inſecten vorgezeigt, oder Berichte über entomologiſche Werke, mit Vorlegung der letztern, erflattet. N . Von den in andern Gegenden Schlefiend wohnenden und ſammelnden Entomologen war Herr Oberlehrer Kelch zu Ratibor mit der Section in genauen Verkehr getreten und hatte eis nigemale bedeutende Inſectenparthieen zur Beſtimmung eingeſchickt, wodurch die Mitglieder der Section ebenfalls über manche in Schleſten vorkommende Inſecten Kenntniß erhielten. Es waͤre ſehr zu wuͤnſchen, daß noch mehre inlaͤndiſche Entomologen dem Beiſpiele des Herrn Kelch folgen möchten, denn nur durch allgemeines Zuſammenwirken von allen Seiten iſt es möglich, endlich eine vollſtaͤndige ſchleſiſche Inſectenfauna liefern zu koͤnnen, wobei jedoch der Wunſch der Section, daß die Einſender ſolcher Sufecten auch die entomologiſche Sammlung der ſchleſiſchen Geſellſchaft in Breslau un Beiträge Da: möchten, nicht für- unbillig erach⸗ tet werden wird. Die Buͤcherſammlung der Section iſt, außer den angekauften Werken, lach durch einige werthvolle Geſchenke bereichert worden: Herr Apotheker-Gehuͤlfe Lehmann verehrte ihr Stoll's Werk uͤber die Wanzen und Cicaden; Herr Schummel die beiden erſten Hefte ſeiner Beitraͤge zur Entomologie; Herr Profeſſor Henſchel Gleichen's Werk uͤber die Blatt⸗ laͤuſe. Den guͤtigen Gebern wird hiemit auch oͤffentlich der gebuͤhrende Dank abgeſtattet. In der letzten diesjaͤhrigen Verſammlung der Section, am 22. December, wurde, den Statuten gemaͤß, die Wahl des Secretairs, des Kaſſirers und des Bibliothekars der Section rorgenommen; die Stimmenmehrheit ſprach ſich für Beibehaltung der bisherigen Beamten aus, wilche dann dieſe Beſtimmung auch annahmen. T J. E. Grnbes g orſt, z. Z. Secretair der entomologiſchen Section. Jahresbericht der met om de n See i on. 1 | Auch in dieſem Jahre war die medicinifche Section in ihrer zwiefachen Beziehung zur Wiſ— ſenſchaft und zu unſerem vaterlaͤndiſchen Vereine wie einerſeits den Anforderungen, welche jene “an ihre Pfleger macht, nach Kräften zu genügen, fo auch andererſeits die, ihr obliegenden Pflich— ten gegen dieſen zu erfuͤllen bemuͤht. Sie hat keine der etatsmaͤßig zu haltenden Sitzungen aus⸗ fallen laſſen, und Alles, was irgend das Gebiet der Erfahrung ihr erweitern zu koͤnnen und der Wiſſenſchaft foͤrderlich zu ſeyn ſchien, in den Kreis ihrer Wirkſamkeit gezogen. Daher wurden von ihr belehrende Mittheilungen einzelner, mehr oder minder intereſſanter Beobachtungen eben ſo dankbar, als ausfuͤhrlichere wiſſenſchaftliche Abhandlungen an- und aufgenommen. Von den, in den jedesmaligen Verſammlungen gepflogenen Verhandlungen moͤgen die, uͤber dieſe in jenen gefuͤhrten Protokolle ſelbſt naͤhere Kunde geben. Den 6. Januar eröffnete der, von der Section für die neue, ſo eben begonnene Etatszeit wiederum gewaͤhlte Secretair derſeben die erſte diesjaͤhrige Sitzung mit 1 Worten des, ihr des falls gebuͤhrenden Dankes. Herr Dr. Springer hielt über den Verlauf und die ernten der (im 6ten Polizei⸗Bereiche hieſigen Ortes von ihm beobachteten) Cholera einen Vortrag (S. ſchleſ. Cholera⸗Zeitung, letzte Folge, Nr. 5, 6 und 7.) Herr Prof. Dr. Seerig theilte mehrere intereſſante Krankheitsfäle mit, die darauf bes zuͤglichen anatomiſch-pathologiſchen Praͤparate vorzeigend, als: 1) einen Fall von aneurysma arcus aortae, welches in der Nähe der a. anonyma geborſten war. 2) Ein Soldat, der mit einem Kugelzieher (Kraͤtzer) ſich hatte erſchießen wollen, wurde, nach Entfernung des, durch beide Tafeln des Stirnbeins in die Schaͤdelhoͤhle und bis ins Gehirn gedrungenen, aber durch ein an— gehaͤngtes Gewicht und in Folge entſtandener Eiterung allmaͤhlig geloͤſten Inſtruments, wieder hergeſtellt. 3) Einzelne Knochenſtuͤcke eines, nur durch einen Sprung von einer Treppen⸗ ſtufe herab, gebrochenen Oberſchenkelbeins (ossis femoris) von ungewöhnlicher Sproͤdigkeit. 4) Einen, auf den bloßen Genuß des Spargels einem Giährigen Knaben abgegangenen, im 3 Verhaͤltniſſe zu ſeinem Alter ungewoͤhnlich großen Harnblaſenſtein. 5) Eine, von einem Kinde verſchluckte Nadel, welche ſich durch die Bauchwandung den Weg nach außen gebahnt hatte. 6) Ein, auf dem Fußruͤcken ohne bemerkbare Veranlaſſung entſtandenes Geſchwuͤr, welches allen Mitteln zu ſeiner Heilung hartnaͤckig widerſtand, heilte bald, als das, an dem inneren Rande der großen Zehe ſichtbare Ende eines, unter der Haut des Fußruͤckens gelegenen, an Staͤrke einem Pferdehaare gleichkommenden, 3 Zoll langen Haares gefaßt und herausgezogen wurde. (Ein, dieſem aͤhnlicher, vom Herrn Geh. R. von Graͤfe behandelter Fall wird in den Verhandlungen der medic. chirurg. Geſellſchaft zu Berlin 1831 mitgetheilt. S. Hufel. u. Oſann, Journ. f. prakt. Heilk. Bd. 65. 1832. Januar. 18 Stud.) 7) Ein ungewöhn- lich großes Knochen-Concrement, welches, am latus flexorium des Vorderarmes zwiſchen Haut und Muskeln ſitzend, die Bewegung deſſelben hinderte und die Exſtirpation nothwendig machte. N Den 3. Februar erſtattete Herr Dr. Groͤtzner Bericht über die, im Gebiete der Cholera angeſtellten, im ten Polizei-Bereiche geſammelten Beobachtungen. Schon vor Ausbruch der Epidemie will derſelbe das Geſundheitswohl der, an der Ohlau Wohnenden beſonders beeintraͤch— tiget gefunden und mit Anderen für niedere oder höhere Entwickelungsſtufen und Uebergaͤnge zu haltende Krankheitsformen beobachtet haben, welche der, durch den Genius der Epidemie er— zeugten Krankheit, dem Weſen und der Erſcheinung nach, ſich mehr oder minder naͤherten, je nachdem ſie der Epidemie kuͤrzere oder laͤngere Zeit vorangingen. In den erſten, vor Ausbruch der Epidemie ihm vorgekommenen Erkrankungsfaͤllen ſchienen theils Diaͤtfehler, theils Gemuͤths— bewegungen, theils auch andere Schaͤdlichkeiten die ſogenannten Gelegenheits-Urſachen zu ſeyn. Ließen dieſe auch nicht in allen und jeden, im ſpaͤteren Verlaufe der Epidemie vorgekommenen, Faͤllen ſich nachweiſen, fo hält er es doch nicht für gerathen, an die Stelle einer unbekannten Größe eine andere, eben fo unbekannte zu ſetzen. Nicht geneigt, den erſten Ausbruch der Krankheit als durch nicht nachweisbare, wenigſtens hier nicht nachgewieſene Einſchleppung derſelben, nament— lich durch Schifffahrt, alſo durch ein Contagium, bedingt anzuſehen, iſt er vielmehr der Mei— nung, daß fie ſich unter dem Einfluffe telluriſch-atmoſphaͤriſcher Verhaͤltniſſe nicht nur als ſelbſt⸗ ſtaͤndige Krankheit entwickelt, ſondern als ſolche auch weiter verbreitet habe. Wie ſehr ferner die Cholera-Epidemie jede andere intercurrirende Krankheitsform zu modificiren und unter ihre Herrſchaft zu bringen vermochte, davon habe er ſich durch wiederholte Beobachtung uͤberzeugt, dafuͤr zeuge unter Anderem auch ſeine eigene, waͤhrend der Epidemie erlittene Erkrankung an einer Form, welche zu einer anderen Zeit als ein einfaches rheumatiſches Fieber ſich geſtaltet ha- ben würde. Schließlich von dem numeriſchen Verhaͤltniſſe der Erkrankungen in den einzelnen Bezirken ſprechend, zeigte er, wie der Ste Bezirk ſich beſonders günſtig gegen die uͤbrigen ge⸗ ſtellt habe. Herr Dr. Reymann theilte unter Vorzeigung der darauf bezüglichen anatomiſch⸗ patho⸗ logiſchen Präparate mehre kliniſche Faͤlle mit, unter denen 1) ein, den Krankheits-Erſchei— nungen nach, welche die 33jaͤhrige Pat. darbot, dafür gehaltener hydrops ovarii, in welchem man nach dem Tode mehrere Quart Eiters fand; 2) Vereiterung der Leber und ſo degenerirte Mieſenterial-Druͤſen, daß die vielen, in ihnen vorgefundenen Hydatiden uͤber den fruͤheren Ab⸗ — gang von, wie Stuͤcke eines Bandwurms ausſehenden Haͤuten, welchen die 28 Jahre alt gewor— dene Kranke in den letzten Lebensjahren unter unſaͤglichen Schmerzen erlitten hatte, Aufſchluß gaben, und 3) eine, in Form einer quotid. intermitt. larvata verlaufene, antiphlogiſtiſch behandelte, und durch die Leichenoͤffnung als Hypertrophie des Herzens mit krankhafter Affection der inneren Haut deſſelben nachgewieſene (Herz-) Krankheit eines 9jaͤhrigen Mädchens ein be— ſonderes Intereſſe gewaͤhrten. — Es war dies der erſte und leider auch letzte Vortrag, welchen Herr R. als neu aufgenommenes Mitglied der Geſellſchaft wenige Monate vor ſeinem Lebens— ende in der, ſeinen Verluſt ſchmerzlich bedauernden Section hielt. Herr Hofrath Dr. Zemplin ſprach uͤber die Curzeit des Sommers 1831 zu Salzbrunn. Die Mehrzahl der, ihm vorgekommenen, fuͤr Salzbrunn geeigneten Krankheitsformen im Gan- zen als bekannt vorausſetzend, hob er einige derſelben, und namentlich diejenigen beſonders her— vor, gegen welche, ſo ſehr auch die, ſie begleitenden Zufaͤlle ein bereits weit vorgeſchrittenes ſchweres und tiefes Bruſt- oder Unterleibsleiden erkennen ließen, der Gebrauch der Brunnen: und Molken⸗Cur uͤber alle Erwartung wirkſam und huͤlfreich ſich bewies. Die dies malige Zahl der Brunnengaͤſte belief ſich auf mehr als 900 Perſonen, von denen nur 6 an ſchon ausgebil⸗ deter Lungenſchwindſucht an Ort und Stelle ſtarben. Den 2. Marz machte Herr Medicinalrath Dr. Kruftge, auf die verſchiedenen, von F. A. Weber (Berlin 1829) mit einander verglichenen Ausgaben der Pharmacopoea Borus- sica Bezug nehmend, auf die weſentlichen Veraͤnderungen, welche die neueſte Ausgabe (1829) erlitten hat, ſo wie auf die Vorzüge mehrerer älterer Formen vor den, mit ihnen verglichenen neueren aufmerkſam. | Herr Dr. Weidner theilte einen Obductions-Bericht über eine, mittelſt einer Schnitt⸗ Wunde, und zwar, wie nicht nur aus der Beſchaffenheit derſelben, ſondern auch aus einigen anderen, am Leichnam wahrgenommenen Erſcheinungen zu ſchließen war, durch fremde Gewalt hervorgebrachte Halsverletzung mit. Da alle am Halſe gelegenen Theile, als: der Kehlkopf (larynx) in der Mitte quer durchſchnitten, der Schlund (pharynx) an der rechten Seite, die arteria carotis communis dextra, ſo wie die vena jugularis interna dextra eingeſchnitten, ferner die arteria thyreoidea superior dextra und der ramus descendens nervi hypoglossi lateris dextri ganz durchſchnitten waren; ſo wurde die, unter den gegebenen Umſtaͤnden ohne Unterſchied für jedes Alter tödtliche Verletzung von ihm für abſolut lethal erklaͤrt. Herr Bataillonsarzt Dr. Kirſchner las über falſche Gegen-Anzeigen zu Blut-Entzie⸗ hungen. Nachdem er im Allgemeinen gezeigt hatte, wie ſchaͤdlich die Unterlaſſung der letzteren in allen den Faͤllen werden koͤnne, in welchen ſie angezeigt ſeien, und wie weit weniger der dar— aus erwachſende Nachtheil zu fuͤrchten ſei, wenn ſie bei uͤbrigens ungeſtoͤrter Geſundheit, wie in fruͤherer Zeit aus bloßer Gewohnheit, blinder Nachahmung oder einem herkoͤmmlichen Vorur— theile, alljährlich zur Ader zu laſſen, angeſtellt würden, ging er zur ſpecielleren Angabe derjenis gen Umſtaͤnde uͤber, deren, wenn nicht nach Gebuͤhr gewuͤrdigter, den minder ſicheren Arzt leicht einſchuͤchternder Eintritt entweder von den, durch die Krankheitsnatur gebotenen Blut-Entzie— hungen ihn ganz abhalten, oder doch an der Entziehung der erforderlichen Menge Blutes hin— 5 10 * „„ dern kann. Außer den, waͤhrend der Oeffnung der Ader, oder waͤhrend des Blutfließens, oder nach bereits beendigtem Aderlaſſe oft eintretenden, mit Unrecht als Gegen-Anzeigen gefuͤrchte— ten Ohnmachten verdienen hier auch die Kriſen, Exantheme, Katamenien u. ſ. w. beſonders, und zwar darum hervorgehoben zu werden, weil in allen dieſen und ihnen aͤhnlichen Faͤllen die Furcht, durch Blut-Entziehungen den heilkraͤftigen Beſtrebungen der Natur hemmend in den Weg zu treten, ſie zu Gegen-Anzeigen ſtempele, ſo ſehr auch die taͤgliche Erfahrung lehre, daß gerade die Blut-Entziehungen es find, welche ceteris paribus die oft nur ſcheinbar unterdruͤckten Naturkraͤfte (suppressio virium) in freiere Wirkſamkeit zu ſetzen, und den Krankheitsprozeß, wenn auch nicht immer ruͤckgaͤngig zu machen, doch abzukuͤrzen vermoͤgen. Den 6. April las Herr Dr. Hemprich, Brunnenarzt zu Cudowa, uͤber die dortige Heilquelle, mit beſonderer Ruͤckſicht auf ihre Wirkſamkeit in dem Sommer des Jahres 1831. So verſchiedenartig auch die, von ihm an 182 Individuen, welche als wirkliche Kranke zur Quelle kamen, beobachteten Krankheitsformen waren, ſo lag ihnen doch eine vielfach modificirte Schwäche theils der geſammten Organiſation, theils einzelner Syſteme und Organe zum Grunde, Hauptſaͤchlich waren es Leiden des Nervenſyſtems, welche ſich bald mehr, bald weniger als ſolche ausſprachen, ferner allerlei Irregularitaͤten, der, entweder in allgemeiner Schwaͤche gegruͤndeten, zu ſparſamen, oder wegen (örtlicher) Schwäche der vefpectiven Organe zu übermäßigen Menſtrua⸗ tion, fluor albus, Schwäche des Magens und ganzen Darmkanals mit ihren Folgen, als:“ Diarrhoe, zu reichliche Schleimabſonderung, veraltete, beſonders durch Atonie unterhaltene Rheumatismen und endlich Schwaͤche der, zur Fortpflanzung beſtimmten Organe. Den Beſchluß dieſes Vortrages machte die Mittheilung mehrer intereſſanten, theils durch den inneren Gebrauch des Cudowaer Brunnens, theils durch Bäder geheilten Krankheitsfaͤlle und die Angabe der Beſtandtheile der Quelle. ' Herr Medicinalrath Dr. Kruttge ſprach über die, ſeit mehren Monaten fo häufige Verbreitung der Varicellen und der modificirten Blattern (varioloides), und bemerkte, daß bei den, an letzteren Erkrankenden das Bild der ſogenannten confluirenden Blattern ſich oft darſtellte, ſo wie der mehr oder weniger gereizte Zuſtand, in welchem der Kranke ſich befaͤnde, die groͤßere oder geringere Gefahr der Krankheit zu bedingen ſchiene. 5 Den 4. Mai las Herr Geh. Medicinalrath Dr. Wendt uͤber die Nicht-Identitaͤt der variola vera und der variola varioloides (modificata), hievon Veranlaſſung nehmend, über den Sinn und die Bedeutung von morbus modificatus und m. spurius im Allgemeinen zu ſprechen. Eine, ihrer Natur nach nicht erkannte Krankheit koͤnne nur qua ſolche für einen mor- bus spurius gelten, und bei aller aͤußeren formellen Aehnlichkeit mit einer andern, doch weſentlich von ihr ſehr verſchieden ſeyn. Mit Hinweiſung auf einen, uͤber den fraglichen Gegenſtand bereits im Juni 1828 gehaltenen und damals durch den Druck bekannt gemachten Vortrag (die drei verſchiedenen Pockenformen, variola, variolois, varicella, noſologiſch ver⸗ glichen), in welchem der Herr Verf. die weſentliche Verſchiedenheit der, in Rede ſtehenden Krank⸗ heitsformen zu erweiſen ſuchte, bemerkte derſelbe, daß er ſeine, ſeitdem allgemeinere Anſicht durch fortgeſetzte aufmerkſame Beobachtung und Autopſie feſter begründet und die Ueberzeugung a N 5 “= gewonnen habe, daß Krankheiten, wie die wirklichen und modificirten Blattern, welche ſich in ihrem Entſtehen, ihrer Ausbildung, ihrem Verlaufe und Ausgange unterſcheiden, ſo ſehr ſie auch in der aͤußern Form ſich naͤhern moͤgen, ihrem Weſen nach verſchieden ſeyn und als eigen— artige, ſelbſtſtaͤndige gelten muͤſſen. Die hin und wieder behauptete Identitaͤt laſſe ſich um ſo weniger begreifen, als die wirklichen Blattern durch eine beſtimmte Ordnung, in welcher die Puſteln ausbrechen, durch die, hier nie fehlende, den 7 —8ten Tag eintretende, von einer fo: genannten febris suppuratoria seu secundaria begleitete, als signum pathognomonicum zu betrachtende Eiterung, durch den ſpecifiſchen Geruch, das Heer von Nachkrankheiten, und end— lich durch die zuruͤckbleibenden Narben ſich charakteriſiren und von den Varioloiden, bei denen man dergleichen nicht ſaͤhe, hinlaͤnglich und weſentlich unterſcheiden. Dagegen ſchiene es keinem Zweifel unterworfen zu ſeyn, daß auch letztere ſich durch ein contagium sui generis fortpflanzen. Herr Med. R. Dr. Ebers las uͤber denſelben Gegenſtand, die darauf bezuͤglichen Beobach— tungen, welche er in neueſter Zeit zu machen Gelegenheit hatte, mittheilend. Als naͤchſte Vor: laͤufer der Blattern, welche im Januar d. J. ſich zu verbreiten anfingen, zeigten ſich die Vari— cellen. Wie die wirklichen und modificirten Blattern, ſeien auch dieſe von demſelben genetiſchen Prinzip, und, wiewohl in ihrer, durch aͤußere Einfluͤſſe, namentlich durch den Genius der Epi— demie beſtimmbaren Form von einander abweichend, als species Eines und deſſelben genus zu betrachten. Die Varioloiden wie die Varicellen befallen vaccinirte wie nicht vaccinirte, er— ſtere auch zweimal. Die, von den variol. veris ergriffenen vaccinirten gehören zu den größten Seltenheiten; haͤufig moͤgen hier wohl Taͤuſchungen obwalten. Im Betreff der Vaccination und Revaceination bemerkte er, daß er ſtets fein Augenmerk auf die Beſchaffenheit der Impf— narbe gerichtet habe; wo dieſe ſich zeigte, war die Revaccination nicht von Folge. 8 Herr Prof. Dr. Goͤppert ſprach uͤber den, durch Sieber in unſere Gaͤrten gekommenen Helleborus der Alten (Helleborus orientalis), die eben blühende Pflanze, fo wie die getrock— neten Exemplare von Hell. nig., foetid., purpurasc., virid. und odorat. vorzeigend und hie⸗ mit die unechten und falſchen Arten vergleichend. Dien 1. Juni ſprach Herr Prof. Dr. Seerig aber die wichtigſten Punkte im Betreff der mediciniſchen und chirurgiſchen Behandlung eingeklemmter Leiſten- und Schenkelbruͤche. Er zeigte zuvoͤrderſt, wie die Lehre der Bruͤche (herniologia), ſowohl was das mediciniſche, als das operative Verfahren betreffe, zur Zeit noch unvollendet und der Grund davon in der mangel— haften Kenntniß der naͤchſten Urſache der Bruͤche zu ſuchen ſei. Er tadelte, beſonders bei ſchon ausgebildeter Gangraͤn, die Anwendung von Laxier- und Krampf⸗ſtillenden Mitteln. In allen den Faͤllen, in welchen, den Beobachtungen Anderer zu Folge, krampfhafte Zufaͤlle vorhanden waren, feien ſicherlich auch Entzündung und Brand zugegen geweſen, daher auch die antiphlo— giſtiſche Behandlung ſehr gerathen, abführende Mittel dagegen verwerflich, fo lange noch irgend ein Darmtheil eingeklemmt ſei; ſie erzeugen meiſtens Uebelkeit und Erbrechen, und konnen fo Reizung und Entzuͤndung vermehren. Nach vorlaͤufiger Anwendung ſehr warmer Baͤder, die er wegen ihrer, nicht ſowohl Krampf⸗ſtillenden, als vielmehr in der Relaxation der organiſchen Faſer zu ſuchenden Wirkung für beſonders heilſam halt, empfiehlt er auch auf den Bruch ſelbſt kalte, oder neben dieſen noch warme Umſchlaͤge uͤber den ganzen Unterleib, ferner Lavemens, vorzuͤglich bei der, durch Gas-Anhaͤufung bedingten Einklemmung. Endlich ſprach er auch von dem operativen Verfahren, ſo wie von den Bedingungen und dem rechten Zeitpunkte der zu ver— richtenden Bruch-Operation ſelbſt. Wolle man ſo lange warten, bis bereits Entzuͤndung und Brand eingetreten ſeien, ſo wuͤrde ſo wenig die Operation als alles Andere etwas helfen. Herr Dr. Krauß theilte mehre, ihm vorgekommene Faͤlle von Verhaltung der Menſtrua— tion (menses retenti s. amenorrhoea) mit, welche in pathologiſcher wie in therapeutiſcher Ruͤckſicht ein beſonderes Intereſſe darboten. Uuter Anderem beobachtete er: 1) ein Mädchen von 28 Jahren, welches unter dem Eintritt von Convulſionen die menses plotzlich verlor (meno- stasia); 2) eine Frau von 60 Jahren, die, obgleich nie menſtruirt, dennoch immer des beſten Geſundheitswohls ſich erfreute; 3) eine 24jaͤhrige Perſon, welche ſtatt der verlornen Menſtrua— tion epistaxis und haemoptysis bekam und durch den Wiedereintritt der Menſtruation davon befreit wurde; endlich 4) eine 42jährige Perſon, die erſt in dem Alter von 40% Jahren menſtruirt wurde. Der Secretair berichtete uͤber das, vor Kurzem (in der revue médicale, Novbr. 1831) von Franzoͤſiſchen Aerzten gegen eingeklemmte Brüche empfohlene Extract. belladonn., wel⸗ ches zu 3j-jj. auf Leinwand geſtrichen und auf die Bruchſtelle gelegt, in mehren Fallen die Zuruͤckbringung derſelben bewirkt oder doch erleichtert und angeblich alle anderen Mittel ent: behrlich gemacht haben fol. — Er theilte ferner aus der revue médicale (Dec. 1831) einen, vom Dr. F. Ribes beobachteten Fall mit, in welchem ein, von ihm geimpfter 4jaͤhriger Knabe am Sten Tage an Zufällen erkrankte, mit deren Eintritt nicht nur die, den Tag vorher wahr: genommenen, mit einem ſchmalen rothen Hofe umgebenen Puſteln (Knötchen), die ſich aus den Impfſtichen hervorzubilden anfingen, plotzlich verſchwunden waren, ſondern in deren fernerem Verlaufe auch ein Krankheitszuſtand ſich entwickelte, der in stadio vigoris (am Sten Tage der Impfung) als eine eryſipelatoͤſe Entzuͤndung am Unterleibe ſich charakteriſirte. Erſt nach ganze lich vollendeter Abſchuppung (den 17ten Tag der Impfung und den 12ten ſeit Eintritt des, die Roſe einleitenden und begleitenden Fiebers) traten die Impfpuſteln in der eben beſchriebenen Form, welche ſie vor ihrem Verſchwinden zeigten, wieder hervor, nahmen den 18ten an Staͤrke zu, und erlangten am 19ten, welcher, bei regelmaͤßigem, durch den morbus intercurrens nicht geſtoͤrtem Verlaufe, der Ste geweſen ſeyn würde, ihre völlige, an dieſem fonft zu beo— bachtende Ausbildung. Ribes nahm keinen Anſtand, mit der, dieſen Puſteln entnommenen Lymphe zwei andere Kinder zu impfen, nn daß er irgend einen andern Zufall, als die beabſich⸗ tigte Wirkung ſah. In einer, den 7. Juni auf Veranlaſſung des Herrn Med. Raths Dr. Hanke veranſtal⸗ teten, außerordentlichen Verſammlung wurde ein Mann von 31 Jahren vorgeſtellt, deſſen in den erſten 10 Lebensjahren naturgemaͤßes Scrotum ſeit 21 Jahren einen wahrhaft monſtroͤſen Umfang erreichte und eine krankhaft beſchaffene ſarkomatoͤſe Maſſe darſtellte, in welche die, das Scrotum bildende Haut, als Fortſetzung der allgemeinen Decke, verwandelt zu ſeyn ſchien. In wie fern dieſes höchft merkwürdige pathologiſche Erzeugniß als eine für fi) beſtehende, blos \ ? . 8 Be 8 = IE ee —ů — e 8 Ber Bi L 7 — oͤrtliche Affection, oder als Reflex eines und welchen Allgemeinleidens, irgend einer und wel⸗ cher Dyskraſie zu betrachten ſei, daruͤber waren die Anweſenden eben ſo verſchiedener Meinung, als Pat. ſelbſt, darum befragt, uͤber die, ihm nicht mehr erinnerliche Entſtehungsweiſe nicht ge: nuͤgende Auskunft zu geben vermochte. — Noch im Laufe deſſelben Monats (den 19ten) wurde er im Hospitale bei den barmherzigen Bruͤdern durch Herrn Prof. Dr. Seerig mit gluͤcklichem Erfolge operirt. Die, im Beiſeyn mehrerer Herren Collegen gemachte Operation dauerte 40 Mi: nuten, und die, ohne Verletzung der Genitalien exſtirpirte, wie Herr Prof. Seerig glaubt, als elephantiasis scroti zu betrachtende Geſchwulſt wog 27 Pfund. Den 6. Juli trug Herr Dr. Weidner einen Obductions— Bericht uͤber den, wegen Verblutung aus der, wahrſcheinlich nicht feſt unterbundenen Nabelſchnur erfolgten Tod eines neugebornen Kindes bor, welches, wie aus dem Verein aller, hier irgend in Betracht kommen— den, mit einander ſorgfaͤltig verglichenen Erſcheinungen geſchloſſen werden konnte, nicht nur bei der Geburt reif und lebensfaͤhig war, ſondern auch nach derſelben gelebt und geathmet hatte. Die Verblutung ſelbſt ſchien theils durch die, mit der verſuchten Wiederbelebung des ohnehin ſchwachen, ſcheintodt gebornen Kindes verbundene Aufregung des Blutgefaͤß-Syſtems, theils aber auch und beſonders durch die Fahrlaͤſſigkeit der Hebamme bedingt worden zu ſeyn, in fo fern dieſe naͤmlich die oͤftere, mehrere Stunden nach der Geburt zu wiederholende Beſichtigung der, ob noch gehoͤrig unterbundenen Nabelſchnur ſich nicht fo angelegen ſeyn ließ, als die Na: tur der Sache es zu fordern ſchien. Herr Bataillonsarzt Dr. Kirſchner theilte die Krankheitsgeſchichte eines, von ihm geheil⸗ ten, mit einer vomica pulmonum verbundenen Emphyſems mit. Dieſer, erſt vor kurzem be— obachtete, ſehr intereſſante mediciniſch-chirurgiſche Fall betraf ein junges Ajähriges Mädchen, das im Anfange der Krankheit uͤber Schmerzen des Schultergelenkes Klage fuͤhrte, und nicht ohne bedeutendes Fieber war. Ob dieſer, im ferneren Verlaufe ein Convolut von Erſcheinun- gen darſtellende Zuſtand die angebliche Folge eines Falles, oder nicht vielmehr eine rheumatiſche Affection war, ließ ſich mit Beſtimmtheit nicht ermitteln. Die gleich anfaͤnglich angewandte ſtrengſte Antiphlogoſe vermochte weder die, unter den angegebenen Umſtaͤnden fo raͤlhſelhafte, Bildung einer vomica, noch die weit raͤthſelhaftere des, in der Gegend des Schluͤſſelbeins erſchie— nenen, anfaͤnglich fuͤr einen ferofulöfen Abſceß gehaltenen Emphyſems zu verhuͤten. Nichts— deſtoweniger aber wurde Pat. durch die eben ſo muͤhevolle als umſichtige Behandlung gruͤndlich und ohne fernerweitige Stoͤrung ihres Geſundheitswohls wieder hergeſtellt. i Der Secretair ſtellte eine 34jaͤhrige Perſon mit theils unvollkommenen, theils fehlerhaft gebildeten aͤußeren Genitalien vor. Wiewohl die clitoris die Stelle des penis zu vertreten ſchien, und unterhalb derſelben eine, der Scheidenoͤffnung aͤhnliche Fiſſur, aus welcher der Urin floß, ſich befand, fo charakteriſirte fie ſich doch durch das Vorhandenſeyn der, im scroto befind⸗ lichen Hoden, durch die fehlenden, nie gehabten Katamenien, durch den plattgedruͤckten tho- rax, durch das Barthaar, durch den Bau des Beckens und durch die anderweitigen, aus dem habitus des ganzen Koͤrpers hergenommenen Beſtimmungen, ſo fern dieſe zur Bezeichnung wi eis letsunterfajebes mehr oder weniger beitragen, im Ganzen als Mann. / > 75 > S a; In der, den 10. Auguſt gehaltenen Verſammlung, in welcher Herr Prof. Dr. Goͤppert in Abweſenheit des Secretairs das Protokoll zu fuͤhren die Gefaͤlligkeit hatte, las Herr Medi— cinalrath Dr. Ebers uͤber die Krankheiten, welche in der erſten Haͤlfte des Jahres 1831 in Schleſien herrſchten. Im Allgemeinen zeigte ſich in den verſchiedenen Departemens ſowohl in dem Charakter der Krankheiten, als auch in dem Eintritte von Epidemieen, eine große Ueber— einſtimmung. Im Januar war der Krankkheitscharakter rheumatiſch-entzuͤndlich mit nervoͤſer Richtung, letzteres namentlich im Oppelner Departement. Reine Entzuͤndungen waren jedoch überall felten, daher auch die ſchaͤdliche Wirkung des zu kraͤftigen antiphlogiſtiſchen Verfahrens. Im Februar beobachtete man katarrhaliſche und nervoͤſe Fieber mit gaſtriſcher Richtung, ſo daß die Krankheiten oft mehr der heißen als kalten Jahreszeit anzugehoͤren ſchienen. Im März, April und Mai trat der rein katarrhaliſche Charakter mehr hervor und die Influenza ein, welche, an den meiſten Orten ſelbſt die, zur Zeit herrſchenden Wechſelfieber verdraͤngend, die Sterblichkeit der Alten und Kinder beſonders vermehrte; hin und wieder zeigten ſich, obgleich ſelten boͤsartig, fieberhafte Exantheme, wie Maſern, Blattern; Spuren von Epizootieen waren nirgends vor: handen. Im Juni ſah man wieder mehr Scharlachfieber, und haͤufiger als je Brechdurchfaͤlle, bisweilen mit intermittirendem Tyhpus. — Derſelbe theilte ferner einige Falle von Lungen⸗ ſchwindſucht mit, in welchen die Erblichkeit eine nur untergeordnete Rolle zu ſpielen und viel: mehr die wahrſcheinlichere Fortpflanzung oder Uebertragung der Krankheit durch Anſteckung in Betracht zu kommen ſchien. Den 14. September theilte Herr Dr. Guttentag einige Bemerkungen über Glaukom mit. Nachdem er gezeigt hatte, daß ſelbſt die neueſten Forſchungen nur wenig Aufſchluß uͤber die Pathogenie des fraglichen Augenuͤbels geben, ſuchte er, die Anſicht der Augenaͤrzte, welche das Glaukom als eine ſelbſtſtaͤndige, in einer Veränderung und Entartung des Glaskoͤrpers (humoris vitrei) und feiner Haut (membranae hyaloideae) gegründete Krankheitsform bes trachten, widerlegend, darzuthun, daß es ſeinen Sitz im ſchwarzen Pigment habe, von wie untergeordneter Stellung dieſes auch ſeyn und wie wenig man es auch faͤhig halten moͤge, bei der fraglichen Metamorphoſe irgend eine Rolle zu ſpielen. Seines Dafürhaltens ruͤhre alfo die gruͤne Farbe des Glaukoms nicht aus der Entartung der Glasfeuchtigkeiten her, es ſei daſſelbe vielmehr Symptom ſehr verſchiedenartiger, zumal entzuͤndlicher Affectionen aller Haͤute des Au⸗ ges, aus deren ſtufenweiſem Ergriffenfeyn es entſtehen koͤnne. Herr Dr. Luͤdicke theilte folgende intereſſante kliniſche Beobachtungen mit: 1) einen bereits im Jahre 1817 vier Wochen lang von ihm behandelten Fall von Lungengeſchwuͤren (vomicae) und Hautwaſſerſucht, woran ein 58jaͤhriger Arbeitsmann, feiner Angabe nach, ſchon 6 — 8 Wochen vorher gelitten hatte. Ungeachtet des ſehr bedeutenden Säfte: und Kraͤfte— Verluſtes (Pat. warf naͤmlich, wenigſtens ſo lange er Gegenſtand aͤrztlicher Beobachtung war, alle 24 Stunden 1% Quart mit Blut vermiſchten Eiter aus, und hatte, ohne die geringſte Spur von Fieber, naͤchtliche coliquative Schweiße) wurde er, von ihm bereits aufgegeben, ohne den fortgeſetzten Gebrauch von Arzneien, lediglich durch die heilkraͤftigen Beſtrebungen der Natur wiederhergeſtellt, noch vor wenigen Jahren des beſten Geſundheitswohls ſich erfreuend. —— — 0 5 2) Ein 12jähriger Knabe, der mehrere Wochen lang an Zufaͤllen danieder lag, welche die Krankheits form als eine, in das letzte Stadium bereits uͤbergetretene phthisis pulmonalis be zeichneten, ſchien rettungslos verloren zu ſeyn, als unvermerkt ein Empyem ſich bildete, und aus dem, zwiſchen den Ribben der linken Seite der Bruſt entſtandenen Abſceſſe eine Menge bluti⸗ gen Eiters mit ſo gluͤcklichem Erfolge ſich entleerte, daß ſeine augenblickliche Beſſerung eintrat und endlich voͤllige Geneſung erfolgte, wiewohl Pat. noch immer einen geringen Ausfluß einer eiterartigen Fluͤſſigkeit aus der nur kleinen, erſt nach 3 / Jahren ganz geſchloſſenen Oeffnung in der Bruſt erlitt. 3) Ein Knabe von 4 1 Jahren, dem der, durch einen anderen Knaben gereizte Affe eines Menagerie-Beſitzers angeblich auf den Kopf geſprungen war und ihn umgeworfen hatte, ſchien dadurch eine Art Gehirn⸗Erſchuͤtterung erlitten zu haben. Erſt nach Verlauf von vier Wochen, als bereits deutliche Zeichen eines entzuͤndlich gereizten Zuſtandes des Gehirns vor— handen waren, kam er in aͤrztliche Pflege. Obgleich es dieſer gelang, jenen ruͤckgaͤngig zu ma⸗ chen, und der kleine Pat. bereits in der Beſſerung war, ſo traten doch noch, bis zu ſeiner end— lichen und gründlichen, erſt nach einer vierwöchentlichen Behandlung erfolgten Wiederherſtellung, der Reihe nach andere, als hydr. ventric. cerebr. incip., miliar, alb,, anasarc, und cataleps. ſich charakteriſirende Krankheitsformen ein. Es war dieſes Wechſelverhaͤltniß um fo merkwuͤr⸗ diger, als nicht ſowohl die eine der genannten Krankheitsformen in die andere uͤberzugehen, als vielmehr in die Stelle der bereits gehobenen zu treten ſchien. Den 5. October theilte Herr Dr. Luͤdicke feine, in den Monaten Juli, Auguſt und Sep: tember d. J., alſo zur Zeit der hierorts wieder ausgebrochenen Cholera-Epidemie, uͤber den Ein⸗ fluß der Witterungs⸗Conſtitution auf das Blut angeſtellten Beobachtungen mit. Es ſchien der⸗ ſelbe von der Art geweſen zu ſeyn, daß er theils das Blut erregend, theils deſſen Beſchaffenheit veraͤndernd wirkte. Erſteres zeigte ſich durch Andrang nach Kopf und Bruſt in Form von hefti⸗ gem Kopfweh, Schwindel, Naſenbluten, Blutſpucken, Blutbrechen, vermehrten Haͤmorrhoi⸗ dal⸗Leiden und Metrorrhagieen nicht ſelten auch 60 — 70 jaͤhriger Frauen. Auf die veränderte Beſchaffenheit des Blutes glaubte er theils aus den, um dieſe Zeit wiederholt beobachteten Pete⸗ chien und einem ſkorbutiſchen, wiewohl uͤber die Haut erhabenen, pockenaͤhnlichen, dunkelſchar⸗ lachrothen Exanthem, theils aber auch und beſonders aus der veraͤnderten Farbe ſchließen zu muͤſſen, welche das Blut bei allen, während der vor- und diesjährigen Cholerazeit bei Cholera⸗ und anderen Kranken angeſtellten Aderlaͤſſen darbot. Hatte naͤmlich das, aus der Ader gelaſſene Blut eine Zeitlang geſtanden, ſo beobachtete er am Boden des, zu ſeiner Aufbewahrung gebrauch⸗ ten und nun von demſelben entleerten Gefaͤßes nicht den gewöhnlichen, wie ſchoͤnes ſcharlachrothes, in etwas Waſſer geſchuͤttetes Pulver ausſehenden, ſondern einen ſchmuzig dunkelrothen, innig gemiſchten und dünnflüffigen Satz. Eine fo allgemeine und conſtante Erſcheinung mußte wohl auch ihren zureichenden Grund in dem, durch den unvermeidlichen Einfluß der Witterungs⸗Con⸗ ſtitution zur Cholerazeit weſentlich veränderten Miſchungsverhaͤltniſſe des Blutes haben. Herr Dr. Krauß gab eine gedraͤngte Ueberſicht der allgemeinen Krankheitsverhaͤltniſſe in den letztverfloſſenen drei Monaten (Juli, Auguſt und September). Nachdem er die einzelnen, a 11 3 ſeit Anfang dieſes Jahres beobachteten Krankheitsformen im Allgemeinen und ſo angegeben hatte, wie ſie unter dem Einfluſſe der Witterungs-Conſtitution in jedem einzelnen Monate hervortraten, ging er zur Betrachtung deſſen über, was das bezeichnete Trimeſter Beſonderes und Eigenthuͤm⸗ liches darbot. Sonſt nur nach einander auftretende Epidemieen wurden jetzt als gleichzeitige, coeriftirende beobachtet. So ſah man Katarrhalfieber, Keuchhuſten, Maſern, Roͤtheln, Schar: lach, Frieſel, Schafblattern, modificirte Pocken, echte Pocken, gaſtriſche Fieber, Wechſelfieber, Durchfaͤlle und Cholera nebeneinander, Krankheiten, die unter der Herrſchaft theils der, ſchon ſeit Jahren beſtehenden allgemeinen gaſtriſch-venoͤſen, theils katarrhaliſchen Conſtitution ſtehen. Unter den gegebenen Umſtaͤnden ſei nicht nur ein ſeltſames Verhalten der krankmachenden Potenz zen zu einander, ein Zuſammenwirken beider Conſtitutionen vorauszuſetzen, ſondern auch ſeines Dafuͤrhaltens zur Entwickelung der Cholera nothwendig und dieſe weſentlich begruͤndend; denn während die gaſtriſch- venöfe Conſtitution die venöfen Unterleibs-Organe zur Krankheit disponire, ſüuche die katarrhaliſche Conſtitution dem entgegen und dahin zu wirken, durch erhöhte Secretion das geſtoͤrte Miſchungsverhaͤltniß der Saͤfte wieder auszugleichen. Was endlich das gleichzeitige Auftreten von ſo ſelbſtſtaͤndigen und doch auch ſo verſchiedenartigen Krankheiten, als die obge— dachten Exantheme betrifft, ſo zeige ihr, durch den allgemein herrſchenden Krankheitsgenius nicht geſtoͤrter, vielmehr ſehr geregelter, milder Verlauf, wie wenig er dieſe unter feine Herrs ſchaft zu bringen vermochte, und wie ſehr es theils nach dieſen, theils nach anderweitigen Be⸗ obachtungen immer mehr das Anſehen gewinne, daß der, ſeit Jahren beſtehenden allgemeinen Krankheits-Conſtitution eine gaͤnzliche Umgeſtaltung derfelben bevorſtehe, und ſomit auch die Wiederkehr der, in ihrer perniciöfen Form erſchienenen Cholera fobald nicht zu fürchten ſei. Herr Dr. Preiß theilte einen, von ihm beobachteten, als metastasis ad nervos zu be⸗ trachtenden Fall von chorea mit. Es betraf derſelbe ein 10jaͤhriges, an tinea scrofulosa lei⸗ dendes Mädchen, bei welchem eine, unvorſichtiger Weiſe zugelaſſene, wiederholte Erkaͤltung das Verſchwinden dieſes Ausſchlages, und ſomit auch den Eintritt von kloniſchen Kraͤmpfen, die ſich als chorea charakteriſirten, zur Folge hatte. Mit der, der Kunſt gelungenen Wiederher⸗ ſtellung des ſpaͤter allmaͤhlich geheilten Ausſchlages wurden auch die Kraͤmpfe gehoben. Den 9. November zeigte Herr Prof. Dr. Barkow ein Darmflüd einer, an blutigen Stuͤh— len verſtorbenen Frau vor, an dem beſondere Verlaͤngerungen der inneren Haut ſichtbar waren; | die, von einer venoͤſen Ueberfuͤllung herruͤhrende ſchwarze Farbe des Darmkanals hatte das An⸗ ſehen, als wenn bereits in Brand uͤbergegangene Entzuͤndung vorhanden geweſen waͤre. — Derſelbe theilte ferner Beobachtungen uͤber das Verhalten der Frucht in cholera-kranken Schwan⸗ geren mit. Aus der, von ihm angeſtellten Unterſuchung von Fruͤchten, welche er theils in der vor⸗, theils diesjährigen Epidemie, und zwar aus verſchiedenen Zeiten der Schwangerſchaft, zu zergliedern Gelegenheit hatte, ergiebt ſich: 1) daß kein eigenthuͤmliches Erkranken der Unter⸗ leibs⸗Organe in der Frucht Statt findet, und 2) daß aus den, wenn auch bei einigen vorhande— nen Spuren der Ueberfuͤllung ſich nicht allgemein und mit Sicherheit auf die Uebertragung der Cholera von Mutter auf Kind ſchließen laͤßt. b * Herr Dr. Remer der Juͤngere las einen Bericht uͤber das (im Buͤrknerſchen Hauſe in der Offenen Gaſſe eingerichtete) Cholera-Hospital im Sommer 1832. Seit der Mitte Juli's bis zu Anfang Octobers wurden daſelbſt 51 Männer und 84 Weiber, zuſammen 135 Kranke be: handelt. Davon ſind 28 Maͤnner und 33 Weiber, zuſammen 61, geſtorben; 23 Maͤnner und 51 Weiber, zufammen 74 genefen, fo daß 13 mehr genaſen als ſtarben, während von den, in ihren Wohnungen behandelten zwei Drittheile ſtarben. Den Grund der geringeren Sterb⸗ lichkeit des, ſowohl in der vor⸗, als diesjährigen Epidemie hierorts häufiger erkrankten weib— lichen Geſchlechts glaubt er in der, bei demſelben haͤufigeren und minder gefaͤhrlichen erethiſchen Form ſuchen zu duͤrfen. Die Sterblichkeit des maͤnnlichen Geſchlechts mußte, weil daſſelbe mehr von der ſchwerſten paralytiſchen Form befallen wurde, deshalb auch groͤßer ſeyn. Weiber, welche in stadio congestivo die Katamenien, und Männer, welche die Haͤmorthoiden bekamen, pflegten zu geneſen. Mit Ausnahme der, in der diesjaͤhrigen Epidemie ſeltener beob— achteten Ruͤckenſchmerzen, bot die Symptomengruppe und der ganze Verlauf nichts Beſonderes, von der vorjaͤhrigen Epidemie Abweichendes, dar. Die, dies Mal haͤufiger beobachteten Faͤlle von muthmaßlicher Anſteckung haben ihn in ſeinem Glauben an dieſelbe beſtaͤrkt. Die Behandlung war keine andere, als die, im vorigen Jahre von ihm angewandte; als weſentliche Bedingun— gen und Grundzuͤge derſelben glaubte er nach wie vor Ruhe und Einfachheit des Verfahrens be— trachten zu muͤſen. Unter den, von ihm in Gebrauch gezogenen Mitteln verdienen hier beſon— dere Erwähnung: liquor ammon. succinic., der den Kranken beſſer als früher bekam, eben fo liquor ammon, anisat,, und in ſchlimmeren Faͤllen liquor ammon. caust. Mit beſonders gutem Erfolge bediente er ſich gegen den fo laͤſtigen singultus des Ol. amygdal. amarar. aeth. zu Gutt. 6 — j. Sehr viel haben, namentlich in der aſphyktiſchen Form, kalte Begießun—⸗ gen des, in einem warmen Bade ſitzenden Kranken geleiſtet, ſo daß bei deren Anwendung viele und mitunter auch ſolche Kranke, die rettungslos verloren zu ſeyn ſchienen, wieder genaſen, oder doch die ſchwerſten Symptome, als Bruſtbeklemmung, Ruͤckenſchmerzen, Schwindel, Oh— renſauſen und Kraͤmpfe der Extremitaͤten augenblicklich nachließen und eine wiederholte Anwen— dung derſelben forderten. Bei Gehirn-Affectionen leiſteten ſie jedoch nichts. Den Beſchluß ſeines Vortrages machte die Mittheilung eines, in mehrfacher Hinſicht intereſſanten, mit Gluͤck behandelten Falles von cholera necidiva einer, mit Siphylis behafteten, im 7ten Monate Schwangeren, welche als cholera-krank aufgenommen nach der, waͤhrend ihrer Geneſung erfolg— ten Entbindung von einem zwar lebenden, aber noch denſelben Tag verſtorbenen Kinde einen Ruͤckfall an der Cholera erlitt, und endlich ganz hergeſtellt und ohne alle Spuren der fruͤheren Siphylis die Heilanſtalt verließ. d Herr Prof. Dr. Goͤppert ſprach über das, von ihm vorgezeigte, wegen des Fleiſch er: haltenden und alſo vor Faͤulniß ſchuͤtzenden Princips ſo genannte Kreoſot, ein, durch Herrn Dr. Reichenbach zu Blansko in Maͤhren neu entdecktes Product der trockenen Deſtillation organi⸗ ſcher Körper, ferner über das Paraffin und Eupion, welche beiden Subſtanzen Reichenbach ſchon fruͤher auf demſelben Wege erhielt, ſo wie uͤber die, in neueſter Zeit als blutſtillendes Mit⸗ tel empfohlene, ihren Beſtandtheilen nach nicht naͤher bekannte aqua Binelli. 5 11 39 Den 7. December legte der Secretair der Verſammlung die, von dem Herrn Ober⸗-Praͤſi⸗ denten Flott well dem, im vorigen Jahre beſtandenen aͤrztlichen Comité nachtraͤglich uͤber⸗ ſandten Tabellen vor, welche eine uͤberſichtliche Darſtellung des, in den beiden Regierungs— Bezirken Poſen und Bromberg in den Jahren 1828, 29, 30, 31 und Anfangs 32 in dem Zeitraume dieſer Jahre, in welchem daſelbſt die Cholera-Seuche herrſchte, durch dieſe und andere Krankheiten gegebenen Mortalitaͤts-Verhaͤltniſſes enthielten. — Hierauf berichtete derſelbe 1) über die, durch Herrn Prof. Dr. Runge aus Oranienburg mitgetheilten, vom Herrn Commerzienrath Dr. Hempel uͤber die Wirkungen des weingeiſtigen Luftbades zur Heilung der Waſſerſucht bis jetzt gemachten Erfahrungen. Von dieſer eben fo dankenswer⸗ then, als in der Verſammlung vielfach beſprochenen Mittheilung nahm ein hochverehrtes Mit- glied derſelben Anlaß zu bemerken, daß auch von ihm bereits vor 20 Jahren daſſelbe Mit: tel gegen die, als Folgekrankheit des Scharlachs eingetretene Waſſerſucht bald mit, bald ohne Erfolg angewandt worden ſey. Ueber die noch fruͤhere, ſchon im 17ten Jahrhunderte bekannte Anwendung weingeiſtiger Dämpfe zu gleichem Zwecke, namentlich in der fieberloſen Haut— waſſerſucht (in anasarca sine febre) geben unter Anderen Baglivi und, auf 2 ſich beziehend, Burferius in ihren Werfen glaubwürdige Zeugniſſe. 2) Ueber eine) von dem Technologen, Herrn Fiebig zu Ober-Salzbrunn eingeſandte Abhandlung: Über die Einrich— tung eines elektriſchen Bades am Fuße oder im Innern des Schleſiſchen Gebirges. —— Schließlich zeigte er eine, von dem vormaligen Apotheker und dermaligen Buͤrgermeiſter, Herrn Krantz zu Kozmin im Großherzogthum Poſen, eingeſandte, nach dem Wunſche des Erfinders bei Cholera- oder anderen Kranken als Heilmittel zu verſuchende Fluͤſ⸗ ſigkeit vor, welche ſchon nach ihren bloßen ſinnlichen Eigenſchaften, noch mehr aber durch die chemiſche Analyſe als ein Gemiſch von Waſſer, Weingeiſt und Eſſigſaͤure ſich erkennen ließ. Herr Medicinalrath Dr. Ebers theilte einen, mit Bruſtzufaͤllen complicirten und von ihm mit Gluͤck behandelten merkwuͤrdigen Fall von delirium tremens (potatorum) nebſt einigen allgemeinen Bemerkungen über die Pathogenie und Behandlung dieſer, erſt in neues _ ſter Zeit genauer beobachteten Krankheitsform mit. Ein 22jähriger Mann von kraͤftiger Conſtitution und choleriſchem Temperament, als geborner Rheinlaͤnder früher nur an leich⸗ tere Weine gewöhnt, wurde im Mai d. J. in Folge des übermäßigen, ſich ihm als Kuͤfer einer hieſigen Weinhandlung ungeſucht dargebotenen Genuſſes ſchwerer Weine und ſpirituoͤſer Getraͤnke, wie des Arracs und Rums von dem, im vorigen Winter ſchon einmal erlittenen, dies Mal aber ſich fo geſtaltenden Delir. trem. befallen, daß die gegebenen Umſtaͤnde feine Wiederherſtellung kaum hoffen ließen. Gleichwohl war es der Kunſt gelungen, die Krank⸗ heit in ihrer Heftigkeit zu brechen und endlich ganz zu bekaͤmpfen. Anderer, gegen dieſelbe in Gebrauch gezogenen, mehr oder minder wirkſamen Mittel hier nicht zu gedenken, hatte Pat., der den 26. Mai ins Hospital zu Allerheiligen aufgenommen und den 3. Juli ganz geſund aus demſelben entlaſſen wurde, vom 27. Mai bis zum 18. Juni, alſo in 22 Ta-⸗ gen 404 Gr. Opium, 100 Tropfen Tinct. Op. crocat. in zwei Gaben, VI gr. morph. 5 Be BR Fa Ar — + — 85 — acetic. und g Extract. hyoscyam. (letztere beiden ebenfalls in getheilten Gaben) erhal- ten, ohne daß irgend eine von den Erſcheinungen beobachtet worden waͤre, welche ſonſt aus dem Gebrauche ſo großer Gaben Opium hervorzugehen pflegen. Herr Geh. Rath Dr. Wendt theilte die Beobachtung eines Falles mit, in welchem ein Mädchen, welches urſpruͤnglich an coxarthrocace litt, ſeit dem Jahre 18 /g ſich an den ‚täglichen Gebrauch des Opiums ſo gewoͤhnt hat, daß es gegenwärtig 120 Gr. (Zi) deffelben in eben fo vielen Pillen in mehreren getheilten Dofen ohne allen Nach theil und ohne anderweitige Störung ſeines ö täglich verbraucht. Bor k h ei m, z. Z. Secretair. „„ über die Thä ligkeit der techniſchen Section im Jahre 1832. Es hat die techniſche Section auch in dieſem Jahre getrachtet, ihrem vorgeſteckten Ziele moͤglichſt nachzukommen, und der lobenswerthe Eifer, mit welchem die Herren Mitglieder der Section ſich den allgemeinen Arbeiten angeſchloſſen, giebt die gegruͤndete Hoffnung auf die Dauer, die Section in einem — fuͤr die Geſellſchaft gewiß erfreulichen — und fuͤr 1 All⸗ gemeine nuͤtzlichen Wirkungskreiſe zu ſehen. Die Section hatte bereits zu Ende des Jahres 1831 den von hier ai Berlin erfolgten Abgang des Herrn Profeffor Dr. Runge zu bedauern, und im Laufe diefes Jahres verließ uns eins der thaͤtigſten und ausgezeichnetſten Mitglieder, der Artillerie-Lieutenant Herr Hoff- mann, welcher eine um ſo empfindſamere Luͤcke ließ, als gerade ſeine Vortraͤge nicht nur mit der groͤßten Theilnahme gehoͤrt, ſondern auch wirklich von einem ganz unmittelbaren techniſchen Nutzen waren. Herr Gymnaſiallehrer Kletke, welcher kurz nach der Abreise des Hrn. Hoffmann der Section ſich anſchloß, hat mit großem Eifer und gluͤcklichem Erfolge die Vorleſungen uͤber ange⸗ wandte Mathematik u. ſ. w., die von Herrn Hoffmann fruͤher bearbeitet worden waren, auf: genommen. Herr Prof. Dr. Schön hat, indem er an den Arbeiten der Section Theil nahm, ſich um den Gewerbeſtand recht ſehr verdient gemacht, und dadurch, daß er in den oͤffentlichen Ver⸗ ſammlungen diejenigen national⸗oͤkonomiſchen Fragen behandelt und erörtert, die für jeden Ge⸗ werbetreibenden von Tage zu Tage fuͤr die Exiſtenz des Einzelnen ſo wie des Gewerbes im Allge— meinen groͤßere Wichtigkeit erhalten, einen großen Schritt zur Witklichen Bildung des gewer⸗ betreibenden Buͤrgerſtandes unſerer Vaterſtadt gethan. Ehe wir zum Bericht der einzelnen Vortraͤge bei den oͤffentlichen Verſammlungen uͤberge⸗ hen, muͤſſen wir dankend des Zeichnen-Unterrichts gedenken, welchen Herr Magiſter Muͤcke ſeit 6 Jahren unausgeſetzt im Namen der Section Gewerbetreibenden ertheilt. In dieſem Jahre wurde derſelbe von 16 Perſonen beſucht, und zwar von 6 Goldarbeitern, 3 Tiſchlern, * 5 x 8 R Ir d ns gehen CT, 2 . Fe BB:. U - — a 82 S END. 2 8 „ — — 3 * — ? r ZZ Zu 2 2 Fe 2 .. wos — Bess et 77 & 95 5 3 Formſtechern, 2 10 2 Guͤrtlern, 8 1 Gelbgießer und 1 Boͤttcher. N Die Anhang r von technischen Zeitſchriften, welche — mittelſt einer huldreichen all: jährlichen Unterſtuͤtzung von 40 Rthlr., die des Herrn Staatsminiſters Freiherrn von Alten- ſtein Excellenz der Section zu bewilligen geruht haben, — bewerkſtelligt wurde, hatte fuͤr die Section in fo fern einen großen Werth, als die neueſten auslaͤndiſchen Erfahrungen und Erfin⸗ dungen auf diene Wege ſchnell zur ne der Sections » Mitglieder 1 wurden. Da es zur beſſern Ueberſicht der Arbeiten der einzelnen Herren Mitglieder gehoͤrt, ſo hat der unterzeichnete Secretair vorgezogen, deren Arbeiten — abgeſehen von der Zeitfolge, in welcher ſie ſtattgefunden — zuſammenzufaſſen, und zwar um ſo mehr, als mehrere Vortraͤge die Fortſetzungen früherer Mittheilungen ausmachten. Der Geh. Commerzienrath Oels ner entwickelte i in einem Aufſatze unter der Ankündigung: - „Einige Ideen über Cultur und Bildung eines Volkes und uͤber Buͤrger- und Gewerbeſchulen, als Befoͤrderungsmittel derſelben; zuletzt ein Blick auf die ſeit mehreren Jahren hier exiſtirende Kunſt⸗Bau- und Handwerksſchule“ g feine Anſichten, worin wahre Cultur und Bildung eines Volks beſtehe, und welche innere und aͤußere Verhaͤltniſſe ſich vereinigen mußten, um den Menſchen aus dem rohen Natur— zuſtande, aus dem harten Dienſte der Naturnothwendigkeit dahin zu erheben, daß er ſeine Ta- lente erkenne und eine nuͤtzliche und heilſame Anwendung fuͤr ſich und die Welt davon mache; wie er dann allmaͤlig durch Gebrauch der Koͤrperkraͤfte Fertigkeiten, und die Seele Aufſchwung erlange; wie letztere ihre Blicke erweitere, die Natur und ihr Wirken auffaſſen lerne, und ſo er— kenne, was fie durch ſich, vorzüglich aber durch gemeinſchaftliche Kraͤfte vermoͤge. Der dem Menſchen eigenthuͤmliche Trieb zur Geſelligkeit bildet Geſellſchaften und Staaten, die durch Ge— ſetze und Einrichtungen zuſammengehalten und immer mehr in ſich befeſtigt werden. Die Staa: ten der neuern Zeit ſind es nun, auf die wir vorzuͤglich unſere Aufmerkſamkeit richten koͤnnen. In ihnen erhob ſich vor allen andern in Deutſchland ſeit dem 11ten bis 15ten Jahr hundert der Mittelſtand oder Buͤrgerſtand, der als ein voͤllig freier Stand zwiſchen Adel und Bauer in die Mitte trat, und die Bearbeitung der rohen Naturprodukte uud uͤberhaupt alles deſſen, was das geſellſchaftliche Leben zur Nothdurft und Bequemlichkeit verlangt, zum Gegenſtande feiner Haupt- beſchaͤftigung macht. In ihm erwuchs ganz beſonders geiſtige Bildung, und die allgemeine Cultur wurde durch ihn vorzuͤglich befoͤrdert. N Der Vortragende ließ ſich hierauf im Verfolge der Meek e uͤber die weitere Aus⸗ bildung des Buͤrgerſtandes dahin aus, daß derſelbe ſeinen Beſchaͤftigungen gemaͤß, je nachdem dieſelben mehr oder weniger geiſtiger det blos mechanifcher Natur wären, ſich bald in einen hoͤ⸗ hern, mittlern und niedern Buͤrgerſtand getheilt habe. ö — 88 — 8 Dem 17ten und 18ten Jahrhunderte, insbeſondere der Zeit nach den Kriegen, die die Reformation hervorgebracht hatte, das heißt vorzuͤglich nach dem dreißigjaͤhrigen Kriege, war es vorbehalten, beſſere Einrichtungen in den Verhaͤltniſſen der Staaten hervorzubringen. Die ver⸗ ſchiedenen Staͤnde bildeten ſich mehr aus, und ein freierer, wiſſenſchaftlich gebildeter Geiſt zeigte ſich insbeſondere unter Friedrichs II. Regierung in den meiſten Verhaͤltniſſen. Durch Friedrich II. wurde der Preußiſche Staat bald das Muſter aller uͤbrigen Staaten Deutſchlands. Sein hoher Sinn fuͤr Wiſſenſchaft und geiſtige Bildung, ſeine Toleranz, ſein unablaͤſſiges Be⸗ muͤhen, Handel und Gewerbe uͤberall hervorzuziehen, war die Fackel, die Licht über ganz Eu⸗ ropa verbreitete. Daher ſtieg ſeit ihm das Cultur-Verhaͤltniß in allen Staͤnden. Bildungs⸗ anftalten für die beſondern Stände fingen beinahe überall an zu entſtehen, vorzüglich bildeten ſich fruͤh ſchon Militair-Schulen, die zugleich fuͤr die Erziehung ſorgten. Baſedow er⸗ weckte durch ſeine paͤdagogiſchen Ideen aͤberall den Geiſt fuͤr beſſere und zweckmaͤßigere Unterrichts⸗ Anſtalten, worauf ſchon Locke in England aufmerkſam gemacht hatte. Zu gleicher Zeit er⸗ ſchienen durch Sprengel und Jacobſon in Berlin intereſſante Werke zur Bildung des Ge⸗ werbtreibenden, das technologiſche Woͤrterbuch des letzteren verbreitete eine Menge richtiger Be⸗ griffe uͤber die buͤrgerlichen Beſchaͤftigungen, und war ganz geeignet, den Sinn fuͤr biejelven aufzuregen. Da nun in unſern Staaten der Bürger: und Gewerbeſtand der wirkſamſte und einſluß⸗ reichſte unter allen uͤbrigen iſt, ſo hat man ſeine Ausbildung gegenwaͤrtig ganz beſonders ins Auge gefaßt und daher zweckmaͤßig eingerichtete und den Beduͤrfniſſen der Zeit vollkommen ent⸗ ſprechende Schul-Anſtalten, als das heilſamſte Mittel, demſelben eine „ Bildung zu geben und Staaten in gluͤckliche Verhaͤltniſſe zu bringen, angeſehen. 0 Buͤrger- und Gewerbe- Schulen ſind nun Schoͤpfungen der neuern geit geworden. Beide ſcheinen ſich weſentlich dadurch von einander zu unterſcheiden, daß in erſtern ein geregelter, wiſſenſchaftlicher Unterricht in Bezug auf das, was das buͤrgerliche Leben vorzuͤglich angeht, ſtattfindet; in den letztern aber, die man auch Arbeits- und Induſtrie-Schulen nennt, werden die Schuͤler vom fruͤheſten Alter an, bei allenfalls einigen Unterrichtsſtunden vor allem andern zu nuͤtzlichen, mechaniſchen Beſchaͤftigungen angehalten und durch das Gewoͤhnen an Fleiß und Arbeitſamkeit wirkt man in ihnen der Neigung zum Muͤßiggang entgegen. 5 Die gemeinen und hoͤhern Buͤrgerſchulen ſind dagegen bemuͤht, dem menſchlichen Verſtande eine Ausbildung zu geben, wodurch er in den Stand geſetzt wird, alles das zweckmaͤßige, was zur Befriedigung der menſchlichen Beduͤrfniſſe dient, ſogleich richtig zu erkennen und feine Kräfte zum Wohl des Ganzen in Anwendung zu bringen. Daher beſchaͤftigen ſich dieſe Anſtalten vorzuͤg⸗ lich mit den Wiſſenſchaften, die dieſe Erkenntniß hervorbringen, und dieſes ſind die mathemati⸗ ſchen und naturwiſſenſchaftlichen. Sie ſchließen dem Gewerbetreibenden die Natur auf, und | 3 da alles, was er thut, e der Natur iſt, ſo wird ſein Geiſt durch ſie am beſten vor⸗ bereitet. Die reine Mathematik iſt die Grundlage alles Wiſſens für ſehr viele Gewerbetreibende, in- dem ſie durch ſie raſch in den Wiſſenſchaften der angewandten Mathematik vorwaͤrts ſchreiten; a A die Mechanik iſt'es hier, welche unter ihnen den erſten Platz einnimmt, fie ift die Lehrerin im buͤrgerlichen Leben, da ſie die Kraͤfte und Wirkungen als mathematiſche Groͤßen betrachtet und behandelt, und die Geſetze der Bewegung feſter Koͤrper, welche durch Schwere, Druck und Stoß erzeugt wird, erforſcht und darſtellt. Hieraus geht hervor, daß die praktiſche Mechanik die Theorie des Maſchinenweſens ausmacht. Dieſes zu kennen, iſt aber das weſentlichſte und noth⸗ wendigſte in jedem Gewerbe. Denn ſelten exiſtirt eines, wo nicht gewiſſe Maſchinen anwendbar waͤren; die neuere Zeit aber iſt es, der das Verdienſt zukommt, die ſchlechteren verbeſſert, und dort, wo wenig ohne ſie ausgerichtet wurde, neue geſchaffen und Handwerke eben dadurch zu einer groͤßern Vollkommenheit erhoben zu haben, als ſie vorher hatten; ja dem denkenden und erfinderiſchen Geiſte Winke gegeben zu haben, noch höher in der Vervollkommnung zu ſteigen. Eben ſo heilſam wirken Naturwiſſenſchaften auf's buͤrgerliche Leben ein. Sie machen daher einen weſentlichen Theil des Unterrichts in hoͤhern Buͤrgerſchulen aus. Der Vortragende, ließ ſich darauf uͤber Phyſik und Chemie weitläufig in einer beſtimmten Entwickelung, wie fie öfters fo mächtig ineinandergreifen, daß eine ohne die andere nicht gehörig gefaßt werden kann, aus. Er beſtimmte hierauf den Zweck beider Wiſſenſchaften und zeigte, welche große Aufklaͤrung ſie uͤber die Geſchaͤfte, die der Menſch treibt, verbreiten. Er ging mehrere Gewerbe durch und machte auf die Vortheile aufmerkſam, welche dieſelben in ihrem Betriebe gewonnen haͤtten, ſeitdem Grundſaͤtze und Ideen aus der Phyſik und Chemie bei ihnen Anwendung gefunden. Nach dieſem nannte der Vortragende mehrere wohleingerichtete Buͤrgerſchulen, und zeigte, was vorzüglich für dieſelben in verſchiedenen Laͤndern des Preußiſchen Staats bereits geſchehen waͤre. Er ging dann auf unſere Provinz Schleſien uͤber, und bemerkte, daß fie in dem Beſtreben, ihre Gewerbe zu vervollkommnen, gegen andre Laͤnder zwar nicht zuruͤckgeblieben, daß es ihr aber ohne Hülfe, ohne Unterſtuͤtzung, ſelbſt in dem Kampfe mit unzähligen Vorurtheilen und mit der Sucht, gern beim Alten zu bleiben, nicht gelungen waͤre, die glaͤnzenden Fortſchritte in der Verbeſſerung der Gewerbe zu machen, die N Provinzen des Preußiſchen Staats gemacht haͤtten. Nachdem er die Urſtoffe zu den nothwwendigſten Gewerben genannt, und uͤberhaupt gezeigt, ; was die Natur in unſerm Lande dem Gewerbfleißigen zur Fabrikation darreiche, ſprach er ſich mit Bedauern daruͤber aus, daß in einer Provinz, die fuͤr Induſtrie und Gewerbfleiß fo ganz geeignet ſey, noch immer keine eigentliche höhere Buͤrgerſchulen oder Gewerbſchulen exiſtiren. In Breslau ſey zwar das Project zu einer hoͤhern Buͤrgerſchule bereits entworfen, aber noch nicht ausgefuͤhrt. Eben ſo leiſte man in Neiſſe, unter der Leitung des verdienſtvollen Herrn Profeſ— ſor Petzeld manches Wie in der daſigen Gewerbeſchule, jedoch fehle es ihr noch zu ſehr an 0 Unterftüßung. Dann ging der egen auf die hieſige Königliche Bau-, Kunſt- und Handwerks: ſchule uͤber. Nachdem er das Entſtehen derſelben vor mehr denn 30 Jahren, zum Vortheil und Nutzen für die Bildung des Bürger: und Gewerbeſtandes dargethan und die zeitgemäße voͤllige Umſchaffung derſelben ſeit dem Jahre 1829 auseinandergeſetzt, den gegenwaͤrtigen Schulplan mitgetheilt und bewieſen hatte, wie dieſelbe nun in dem Zuſtande ſey, recht vortheilhaft auf 5 12 1 5 Breslau und unſere ganze Provinz zu wirken und Leute fuͤr alle Faͤcher des Gewerbfleißes zu zie⸗ hen, fuͤhrte er auch zugleich die bereits ſichtbaren gluͤcklichen Wirkungen dieſer Anſtalt an, und bedauerte nur, daß das Publikum immer noch zu wenig den hohen Werth dieſes Inſtituts kenne. Doch wahrſcheinlich wird man ſich von demſelben bald uͤberzeugen, wenn, wie zu hoffen ſteht, die Anſtalt die Erweiterung erhaͤlt, welche von dem kenntnißreichen und geiſtvollen Herrn Oberlehrer Gebauer vorgeſchlagen worden iſt, und die darin beſteht, daß noch zwei hoͤhere Klaſſen angelegt werden. Der Plan fuͤr dieſe beiden Klaſſen iſt ſo ſchoͤn entworfen, daß die Schule durch deſſen Ausfuͤhrung zu einer wahren Muſterſchule der Provinz werden wuͤrde, und man darf dieſes um ſo mehr hoffen, als die hoͤchſte Behoͤrde ſelbſt von dem Beſchluſſe, der Anſtalt eine andre Beſtimmung zu geben, nicht allein zuruͤckgekommen iſt, ſondern deren zweckgemaͤße Erweiterung und Vergrößerung zu unterſtuͤtzen verheißen hat. Zweiter Vortrag, uͤber Bolus, Cimolit und Walkererde. Dieſe Foſſilien, zur Familie der Thonarten oder Argilliten gehoͤrig, finden im haͤuslichen Leben und bei Gewerbetreibenden ihre Inwendung. Die Thonerden find unkryſtalliniſche Maf: ſen, erdig, auch zuweilen ſchiefrig, u haben unmetallinifche Farben, die theils ins Weiße, theils Graue, auch Schwarze und Bunte fallen; ſie ſind matt oder ſchimmernd, ſehr ſelten we⸗ nig glaͤnzend, im Strich ſehr haͤufig fettig glaͤnzend, theils mager, e fettig anzufuͤhlen; das Waſſer ſaugen 5 theils mehr, theils minder ſtark ein. 1. Bolus. Die erwaͤhnten Eigenſchaften kommen dieſem Foſſil zu. Fruͤher verſtand man unter Bolus jede fettige und thonige Erde, die ſich gelind anfühlen läßt, roth- oder gelbfarbig und in Stuͤk⸗ ken von verſchiedener Groͤße iſt, beſonders aber eine blaßrothe fette Erde, die im Waſſer zergeht. Das Charakteriſtiſche an ihm iſt, daß er entweder licht, oder gelblich braun, oder roͤthlich braun, oder iſabellgelb iſt und ſich nur in kleinen Parthieen derb, fonft eingeſprengt zeigt. Hierauf entwickelte der Vortragende die uͤbrigen Eigenſchaften i wie er im Feuer, wenn man ihn zu ſchmelzen verſucht, wie Stein hart wird und völlig Jaspisartig ausſieht, jedoch wenn man ihn in das Porzellan: DOfen= Feuer, alſo in die hoͤchſte Hitze bringt, ſo werde er zu einem gruͤnlichgrauen und gruͤnlich ſchwarzen Glaſe; auch machte er aufmerkſam, daß er ihn mit ſchwarzen Dendriten verſehen gefunden habe. Er ging hierauf ſeine Beſtandtheile durch, zeigte ſeine Fundoͤrter an, insbeſondere wie er auf der Inſel Stalimene oder Lemnos unter dem Namen der Lemniſchen oder Siegelerde eine ſehr große Celebritaͤt erlangt habe. Dann nannte er feine wichtigften Fundoͤrter in Schleſien: Striegau, Goldberg, Baumgarten bei Frankenſtein zc. Der Gebrauch, den man als Arzenei, ja als Univerfalmittel gegen mancherlei Uebel des Koͤrpers, von dieſem Foſſil in den aͤlteren Zeiten machte, iſt in neuern, wo man beſſere Mittel kennt, verworfen worden. Gegenwaͤrtig gebraucht man dieſen Eiſenthon zum Verleimen chemi⸗ fies Gefiße, auch um Schmelgtisgel und andere Gefäße zum Schmehhen daraus zu berfetigen. er In einigen Gegenden ber Türkei werden die feinften Gefäße, als Taſſen, Teller, Schuͤſſeln und Alles, was zum Hausgebrauch dient, in Tabakskoͤpfe, braunes Kaffkegeſchſer und Mehreres daraus . N 2. Cimolit (ötieft fih an Bolus an und iſt eine weiße Toͤpferthon⸗Art, die auf der Inſel Argentiera oder Cimolis gefunden und daher Cimoliſche Erde genannt wird. Er kommt derb vor, bricht un⸗ beſtimmt eckig, hängt ſtark an der Zunge und iſt ſehr weich. Im Waſſer loͤſt er ſich zu einer ſanften, breiartigen Maſſe auf und ſaugt ſehr leicht das Fett ein, denn er beſteht aus Kieſelerde, Thonerde, Eifenoryd und Waſſer. Er iſt das beſte Mittel zum Reinigen der Zeuge und Klei⸗ Dungsſtuͤcke, fo wie überhaupt zum Fleckeausmachen. Wird er als Erde im Waſſer auf: gelöft, fo erhalten ſich, wie bei der gewoͤhnlichen Seife, der Schaum und die Seifenblaſen ſehr lange. Daher die meiſten Griechen im Archipelagus keine andere Seife zum Waſchen ihres Weißzeuges brauchen, als dieſe. Um Fettflecke zu vertilgen, iſt dieſes Foſſil das vorzuͤglichſte Mittel, man gehe jedoch auf folgende Weiſe zu Werke: Man weiche ein Stuͤck dieſer Erde im Waſſer auf, ſchmiere es auf den Fleck, laſſe es darauf trocknen und kehre es dann als Staub mit der Buͤrſte ab, worauf der Fleck verſchwindet, ohne daß weder die Farbe, noch der Glanz des Zeuges dabei leidet. Dieſe Wirkung hat er jedoch nur auf Fettflecke, alle uͤbrigen Arten von Flecken nimmt er nicht hinweg. Zuletzt erwaͤhnte der Vortragende, daß ſchon Plinius, in ſeiner hist. nat. I. XXXV. c. 17, dieſes Thons als terra cimolia gedenke und bemerke, daß ſich ſchon die Römer derſelben, um die Tuͤcher von Fett zu reinigen, bedient haͤtten. Es war ſogar durch ein eigenes Geſetz be⸗ ſtimmt, was für Materialien die Walker (fullones) bei ihrer Arbeit gebrauchen ſollten, und hierin heißt es ausdruͤcklich, daß ſie vermittelſt der Cimoliſchen Erde die aͤchten und koſtbaren Farben erhoͤhen, und denen, die durch den en gelitten Ben einen neuen Da ge: ben u 3. Walke ter de (terra fullonum.) Ein zarter, weich anzufuͤhlender, nach Schlamm riechender Mergel, welcher ſich im Waſſer auflöft und darin Schaum macht, wie Seife. Dieſes Foſſil iſt geblaͤttert und zerfällt in der Luft, wird aber, wie beide vorher angeführte Thonarten, im Feuer Hau, au Säuren braufet ſie anfaͤnglich ſchwach, nach und nach wird fie aber ſtaͤrker. Die Farbe dieſes Foſſils verlaͤuft ſich aus dem lichten Olivengrün durchs Gruͤnlichgraue bis ins Gruͤnlichweiße. Die beiden letzten Abaͤnderungen zeigen jederzeit eine, wiewohl ſchwache, Beimiſchung von der erſtern, naͤmlich von der olivengruͤnen Farbe. Sie bricht nicht anders als derb, iſt inwendig matt von einem unebenen und erdigen Bruche, ift leicht zerbrechlich und ſpringt in unbeſtimmt eckige, ganz ſtumpfkantige Bruchſtuͤcke und iſt undurchſichtig. Durch den Strich wird ſie glaͤnzend. Sie iſt ſehr weich, beinahe zerbrechlich, haͤngt nicht an der Zunge, fuͤhlt ſich ſehr fett und etwas kalt an, und iſt nicht ſonderlich ſchwer. Ihre Beſtandtheile ſind ve erde mit viel Waſſer, ziemlich viel e und Eifenoryd,- wenig Talkerde und Kalk. 12 | — 2 — Die Eigenſchaften der Walkererde find, daß fie beim Erhitzen zerkniſtert; dieſes iſt vorzüg⸗ lich bei der aus Hampfhire der Fall; dieſelbe wurde in ſtarker Hitze zu einer braunen ſchwammi⸗ gen Maſſe. Im Porzellan-Ofen-Feuer wurde ſie eine dichte dunkelgraue, auch ſchwaͤrzlich⸗ gruͤne Schlacke. Der vorzuͤglichſten Walkererde Fundort iſt Hampſhire in England, außerdem Roßwein in Sachſen c. Da man mit dem Namen Walkererde jeden Thon benennt, der von den vorgenannten Eigenſchaften einiges beſitzt und ihn zum Walken anwendet, ſo findet man beinahe uͤberall Walkererde, von der aber, die wirklich die wahren Eigenſchaften derſelben beſitzt, findet man nur wenige Orte, wo ſie ſich zeigt. Die wahre, eigentliche Walkererde iſt in Lagern unter der Dammerde oder zwiſchen Sandſteinen anzutreffen. Die ihr eigenthuͤmlichen Beſchaf— fenheiten find: „daß fie völlig frei von Sand- und Eiſentheilen iſt, im Waſſer leicht zergeht, ſich „nach Aufſchwaͤmmen mit demſelben ſchwer daraus abſetzt und trennt, und wenn im trockenen „Zuſtande Oehl darauf gegoſſen wird, ſolches leicht und reichlich einſaugt und mit Waſſer meng⸗ „bar macht.“ Daß nun, und ob die Walkererde dieſe Eigenſchaft hat, erkennt man gewoͤhnlich erſt bei der Anwendung durch die nachtheiligen Folgen, die dieſelbe beim Walken auf die wollenen Waa— ren hat; da ſich hier immer ſehr bald die Wirkungen ſchlechter Walkererde bemerkbar machen. Denn in der Regel weiß man nicht, ob die Walkererde viel oder wenig Eifenoryd eingemengt in fich enthält, dieß erfährt man erſt durch das Ausgluͤhen im Feuer, und dieſes Eiſenoxyd iſt es vorzüglich, welches die Walkererde verfchlechtert. Beim Ausgluͤhen der Walkererde bleibt dies jenige, die kein Eiſen in ſich enthaͤlt, voͤllig farblos; jemehr ſie aber mit Eiſen beladen iſt, um ſo mehr faͤrbt ſie ſich beim Brennen gelb oder roth. — Iſt nun aber eine Walkererde mit Steintheilen und grobem Sande, weniger indeß mit Eiſen vermengt, ſo muß ſie Nee n werden, wenn ſie zum Walken brauchbar werden ſoll. Der Gebrauch dieſes fo gemeinnuͤtzlichen Foſſils iſt für uns von höchfter Wichtigkeit, indem es zur Vervollkommnung eines Hauptfabrikats, woraus bisher unſere Provinz den groͤßten Ge— winn zog, das meiſte beitrug. Die Tuchfabrikation iſt es, die dieſen Gegenſtand bedarf; denn | beim Walken der Tücher reiniget dieſer Walkthon dieſelben von den fettigen und oͤhligen Theilen, welche ihnen von der Bearbeitung noch ankleben, und hat ſelbſt vor der Seife noch Vorzuͤge, weil die Walkererde, beſonders die Hampfbiger, die Fettigkeit noch in höherem Grade zu abſor⸗ tiren vermag und daher durch ſie die Wolle noch eine größere Weiche und Zartheit nach geſchehe „ - ner Walke erhaͤlt. Um ſie aber zu dieſem Gebrauch ganz rein zu bekommen, wird ſie vor der Anwendung in Waſſer aufgeweicht, und die Auflöfung, wenn ſich die groͤberen Theilchen wie- derum zu Boden gefetzt haben, von dem Satze, der ſich unten geſetzt hat, abgegoſſen oder durch ein Sieb geſeihet. Denn je reiner, beſonders von allen fremdartigen Theilen, die Walkererde iſt, deſto beſſer iſt fie, weil fie um deſto inniger, mittelſt ihrer Reinheit, in das Fabrikat einzudrin⸗ gen im Stande iſt; daher auch die engliſche und ſaͤchſiſche Walkererde vorzüglich geſchaͤtzt wird. Nach dem Urtheil bewaͤhrter Fabrikanten, ſoll noch ein Hauptvorzug guter reiner Walker⸗ erde, ſelbſt vor der Seife, der ſeyn, daß ſie gewiſſe Farben weniger angreift, als die Seife; 8 Bene — ee: 8 — ———. . * ki She P — 5 = ä RE — PROFI 93 A ja zur Befeſtigung und zur Erhaltung der ee derſelben viel beitragen fol, Ein großes Gluͤck iſt es daher in jeder Beziehung, wenn den Gegenden, wo Tuchfabrikation getrieben wird, gute Walkererde nahe iſt, indem fie nicht allein für das Fabrikat ſehr heilſam iſt, ſondern auch wegen ihrer groͤßern Wohlfeilheit vor der Seife, die Waare ſelbſt im Preiſe nicht ſteigern laͤßt, ſondern ſie wohlfeil erhaͤlt. Noch bemerkte der Vortragende, daß der Chemiker Klaproth in einem eigenen Werk chen, welches 1774 in Göttingen erfchien, aufmerkſam gemacht, daß man die Walkererde vor: zuͤglich nuͤtzlich bei dem Papiermachen gebrauchen koͤnne, und zwar um aus gedruktem Papiere oder Makulatur neues Papier zu machen, indem man durch Walkererde die Druckfarbe voͤllig auszuwaſchen im Stande ſey. Ein Vorſchlag, der durch Verſuche erprobt zu werden verdiente, da bei dem großen Verbrauch des Papiers die Lumpen ein „ Artikel zu wer⸗ den anfangen. e Bortrag, uͤber den Anbau. der Karden oder Fa e Weber⸗ dieſteln und deffen Ausbreitung in Schleſien. Der Vortragende entwickelte wie eine der wichtigſten Operationen bei dem Zurichten oder Appretiren der wollenen Tuͤcher das Rauhen oder das Herausziehen der ſich kraͤuſelnden Wolle aus dem vom Webeſtuhle abgenommenen und bei der Walke feſtgewalkten Tuche ſey, indem durch das Oehlen oder Spicken, ferner durch das Spinnen, Weben und Walken des Tuches, dieſe Kraͤuſelung verloren gegangen und das Tuch zu einem dicken Filze geworden iſt. Um nun das Tuch zum Gebrauch geſchickt zu machen und ihm ein ſchoͤnes gleichmaͤßiges Anſehn zu geben, muß es geſchoren werden, damit es aber hierzu fähig gemacht werde, muͤſſen die Wollſpitzen, ohne jedoch das Tuch zu 1 15 anzugreifen, aufs gelindeſte herausgezogen werden, und diefes Heraus⸗ ziehen bewirkt die Karde oder ſogenannte Weberdieſtel, in der Botanik Dipsacus oder Carduus fullonum. Man erhaͤlt ſie von einem Gewaͤchs, welches große Aehnlichkeit mit einem Dieſtel⸗ kopf hat, wild waͤchſt und durch forgfältigen Anbau ſehr veredelt werden kann. Dieſe in run⸗ den Kreiſen herumſtehenden, ganz gleichfoͤrmig gebildeten Haͤkchen, die ſich um den Stengel, in einer Länge von 12 Zoll, von 2 Zoll und 3 und 4 Zoll, herumziehen, ſind es nun, welche, A ohne den Faden des Gewebes zu zerſtoͤren, die Wolle aus demfelben ſanft herausziehen; je ſchaͤr⸗ fer und gleichförmiger ineinandergreifend dieſe Haͤkchen find, um fo mehr geben ſie der Karde ihren Werth, und man ſagt daher, wenn ſie den Forderungen völlig entſprechen, daß ſie ein gutes Gehaͤke haben; im entgegengeſetzten Falle ſind ſie weniger brauchbar und nuͤtzlich. In Avignon und der Gegend von St. Remy in Frankreich, erzeugt man gegenwaͤrtig die vorzuͤglichſten und beſten Karden, daher von dort aus ein bedeutender Handel nach Deutſchland, England und andern Gegenden, ſelbſt Belgien, mit denſelben getrieben wird. Eben ſo baut man auch in Bologna in Italien ſehr vollkommne Karden. In Deutſchland wird bei Nuͤrnberg, um Bamberg, Leipzig und in mehreren Gegenden Sachſens dieſer Bau betrieben, und diejeni⸗ gen der erſteren Orte kommen den fans lischen ziemlich gleich. Da der e fie auch wer A je 1 niger vertheuert, als die franzoͤſiſchen, fo finden fie hier großen Beifall und Abnahme. In Schle⸗ ſien wird die Karde ſchon ſeit vielen Jahren im Fuͤrſtenthum Oels vorzugsweiſe angebaut; jedoch wird auf ihren Anbau immer noch nicht der Fleiß und die Sorgfalt gewendet, die ſie zu einem vollkommenen Erzeugniß der Natur machen koͤnnten. Die in unſerm Vaterlande erzeugten ſte— hen daher den vorhergenannten, wenn ſie auch weit billiger find, doch in Bezug auf ihren wahe ren Gehalt ſehr nach. Jedoch hat man ſeit einigen Jahren, beſonders in der Gegend von Canth, angefangen, den Kardenbau mit größerer Aufmerkſamkeit und Sorgſamkeit zu betreiben, und da: her zeichnen ſich die Producte aus dieſen Gegenden ſchon ſehr vortheilhaft aus. Der Vortragende zeigte nun, worin vorzuͤglich das Fehlerhafte und Mangelnde der ſchleſi⸗ ſchen Karden beſtehe, und wie dieſe Fehler bei zweckmaͤßiger und richtiger Behandlung beim Anz bau vermieden werden koͤnnten, und tadelte insbeſondere, daß man ſie zu leicht kernfaul werden ließe und auf das Sortiten derſelben gar keine Sorgfalt verwende. Seine Unterſuchung ging hierauf auf die Frage uͤber: wie wird der Kardenbau am zweck⸗ maͤßigſten und richtigſten betrieben? Er baſirte die Beantwortung derſelben auf folgende Er⸗ fahrungen, die er mit mehreren Beiſpielen belegte: 1) Ein fetter, zu nahrhafter und kraͤftiger Boden ſey dieſer Pflanze offenbar ſchaͤdlich, indem fie zu ſehr wuchere und daher eine Frucht her= vorbringe, der die Vollkommenheiten, die man verlange, mangeln. Hier ließ er ſich nun ge⸗ nau uͤber die Beſchaffenheit eines guten und tragbaren Kardenbodens aus, und zeigte 2) daß Lehmboden mit guter Ackerkrume der Pflanze ſehr zutraͤglich ſey. Er ging hierauf 3) auf den Anbau und die Art, wie er geſchehen muͤſſe, ſelbſt uͤber, und beſtimmte im Maͤrz die Zeit, wo der Samen, und zwar ſo dicht als moͤglich, weil die Fruchtkolbe ſich zu ſchnell abſtreife und daher nicht alles aufgehe, ausgeſtreut werden muͤſſe. Im Juli, ſpaͤteſtens Auguſt, muͤſſe die Auspflanzung der vom Samen aufgegangenen Pflanzen geſchehen und das ſorgfaͤltigſte Jaͤten vom erſten Aufkeimen der Pflanze an beobachtet werden. Die Pflanzung im Quadrat und 12 Fuß auseinander ſey die beſſere. Noch machte er auf das Verſchneiden der Wurzeln, welches 5 jedoch mit der hoͤchſten Vorſicht beim Verpflanzen geſchehen muͤſſe, und auf das ſorgfaͤltigſte Schlitzen der zuſammengewachſenen Blaͤtter, nach einem Regen, aufmerkſam, um das auf den Blaͤttern zuſammengefloſſene Waſſer abfließend zu machen und die Karde dadurch zu ſchuͤtzen, daß fie nicht kernfaul werde. — Das Unkraut muß aus den Stauden und zwiſchen dieſen ſtets ſorgſam ausgejaͤtet und die Karde, ſobald ſie auf dem Stocke vollkommen ausgebluͤht hat, ſogleich geſchnitten werden, jedoch nicht kurz, ſondern lang. Hierauf wird ſie auf den Trockenboden gebracht, um von aller Feuchtigkeit befreit zu werden. Je ſchneller das Trocknen geſchehen kann, deſto beſſer. Um dieſes zu bewirken, zeigte er, wie ein ſolcher Trockenboden angelegt ſeyn muͤſſe, und dann ging er auf das Sortiren, als einem Geſchaͤft von hoher Wichtigkeit, über. — Er ſetzte alsdann auseinander, wie groß auf einem Mor: gen Ackerlandes eine mittelmaͤßige und eine gluͤckliche Erndte ſey, und welche Vortheile der Landmann aus dem Anbau dieſes Gewaͤchſes ziehen koͤnne. Zuletzt ſchloß der Vortragende mit der Bemerkung: Da Rußland und Polen dieſes Huͤlfsmittel zur Appretur der Tuͤcher, die in jenen Ländern verfertiget werden, nicht entbehren koͤnnen, ſondern es aus fremden Ländern zu 72 : 2 — NS r 5 5 N ee I eu ER — => BR rn ee a ä Se Fe ea ee ER Re a ee Ten er ae 3 holen genoͤthiget find, und dasselbe bis jetzt aus Frankreich, Italien und Suͤddeutſchland ge⸗ zogen, ſo wuͤrde es gewiß fuͤr unſere Provinz eine reiche Erwerbsquelle werden, wenn ſich der Landmann in den Gegenden, wo der Boden zur Erzeugung dieſes Gewaͤchſes geeignet waͤre, bemuͤhen wollte, mit dem Fleiße und der Muͤhe bei dem Anbau deſſelben zu Werke zu gehen, als es der Franzoſe und Italiener thäte, da wir wirklich im Stande find, in gleicher Vollkom⸗ menheit die Karde hervorzubringen, und man alsdann gewiß das aus Schleſien holen wuͤrde, was man bisher hundert Meilen weiter hätte auffuchen muͤſſen. Vierter Vortrag, uͤber die Eigenſchaften des Oehls und den Gebrauch deſſelben bei der Fabrikation wollner Tuͤcher. | Die Kräufelung des Wollhaares, welches vom Schafe kommt, iſt das ihm Eigenthüm⸗ liche, und je feiner die Wolle iſt, in deſto größerer Anzahl druͤcken ſich die Kraͤuſelungen in dem⸗ ſelben aus, fo daß fie zuletzt ſelbſt dem menſchlichen Auge nicht mehr ſichtbar, oder vielmehr er: kennbar find und nur durch die tieſſchauendſten Vergroͤßerungsglaͤſer, als insbeſondere den Dollond ſchen Eurometer, erkannt werden koͤnnen. Thaer, der unſterbliche Mann für die geſammte Landwirthſchaft und vorzuͤglich fuͤr die Production der Wolle und die Entwickelung ihrer Eigenſchaften und ihrer Ausbildung, zaͤhlte einſt in ſeinen Vorleſungen, durch Huͤlfe des eben genannten Vergroͤßerungsglaſes, an einem Wollhaar, welches 22 Zoll lang war, am Zoll 30 Kraͤuſelungen, folglich 75 im Ganzen. Dieſe Kräufelungen, wenn die Wollen zum Tuche, oder uͤberhaupt verarbeitet werden ſollen, muͤſſen hinweggeſchafft und das Wollhaar aufs moͤglichſte ausgedehnt werden. Je mehr Kraͤuſelungen nun im Haare enthalten ſind, deſto groͤßer iſt ſeine Dehnbarkeit, um deſto laͤnger wird der aus ihr gebildete Faden, ſobald die Wolle in Garn verwandelt wird. Das Mittel nun, dieſe Dehnbarkeit hervorzubringen und die wider⸗ ſtrebende Kraͤuſelung zu verſcheuchen, welches nun gaͤnzlich nothwendig iſt, wenn die Wolle in einen Faden, um irgend ein Fabrikat aus ihr zu verfertigen, verwandelt werden ſoll, iſt das Oehl. Allerdings bewirkt dieſes jede Fettigkeit, uud man bediente ſich in den fruͤhern Zeiten, vielleicht auch noch heute, bei der ganz ordinairen Tuchfabrikation hierzu des gewoͤhnlichen Fet⸗ tes, als Gaͤnſeſchmalz, Schweinſchmeer, und jedes thieriſchen Fettes. Wie ſehr indeß die An⸗ fettung dieſer Art jede Wolle, insbeſondere die feinere, eher verdarb, als den Zweck befoͤrderte, ſieht man bei einer zweckmaͤßigen Behandlung derſelben. Am ſchoͤnſten und beſten amalgamiren ſich mit der Wolle die Pflanzen⸗Oehle, denn indem ſie ihre Ausdehnung am leichteſten und ſchnellſten befoͤrdern, rauben ſie derſelben nichts in Bezug auf Weiche, Zartheit und Feine. Dieſes bewirken jedoch nicht alle Pflanzen⸗Oehle, ſondern nur einige Arten derſelben. Der Vortragende beſtimmte den Begriff des Oehls dahin: daß er darunter eine fettige Fluͤſſigkeit, welche ſich entweder gar nicht oder doch nur wenig mit dem Waſſer vereiniget, ver⸗ ſteht; übrigens daß daſſelbe mit einer von Rauch und Ruß begleiteten Flamme brenne und ver⸗ dampfe, in der Deſtillation aber eine kohlichte Subſtanz zuruͤcklaſſe. Die Pflanzen⸗Oehle, bei der Wolle die anwendbarſten, die ſich in fette und aͤtheriſche abſondern, haben allerdings mit Dehlen aus thieriſchen Stoffen große Aehnlichkeit; jedoch haben fie noch beſondere Eigenſchaf⸗ I > al ten. Sie haben naͤmlich Waſſerſtoff und Kohlenſtoff zu ihren Beſtandtheilen; jedoch findet ſich in den aͤtheriſchen mehr Waſſerſtoff, dagegen in den fetten mehr Koh— lenſtoff. Indem ſie allmaͤlig mit Sauerſtoff in Verbindung treten, werden ſie ranzig, geſchieht aber die Verbindung ſchnell, ſo verbrennen ſie. Alle fetten Oehle ſchwimmen auf dem Waſſer, daher ſie ſpecifiſch leichter find als daſſelbe. Durch Thonerden, wie ſichs bei der Cimoliſchen Erde gezeigt hat, laſſen ſich alle Fettflecke, die ſie machen, aus wollenen und auch andern Waaren leicht vertilgen, jedoch aus dem Papiere nicht; dort hinterlaſſen ſie ſtets einen durchſichtigen Fleck, der durch das Erwaͤrmen des Papiers nicht wieder vergeht, weil dieſe Oehle, um verfluͤchtigt zu werden, einen weit hoͤhern Grad der Hitze, als ſelbſt der des ſiedenden Waſſers ift, verlangen. Im Weingeiſt laſſen fie ſich auf keine Weiſe auflöfen, und wenn fie auch im friſchen Zuſtande noch ſo mild ſind, ſo erhalten ſie doch beim Ranzig werden einen beißenden, brennenden Geſchmack und einen hoͤchſt widrigen Ges ruch, den ſie den Gegenſtaͤnden, womit ſie vereinigt werden, mittheilen, und der leider ſelten vertilgt werden kann. Alle friſch ausgepreßten Oehle enthalten eine Menge Schleimtheile, welche beim Preſſen mit abgefloſſen ſind, und daher ſehen ſie truͤbe aus. Durch eine anhaltende Ruhe aber werden ſie völlig klar und koͤnnen von dem Bodenſatz rein abgegoſſen werden. Manche der fetten Oehle trocknen in der Luft zu einer feſten Maſſe aus, andere bleiben dagegen immer ſchmie⸗ rig. Werden die erſtern gekocht, ſo wird ihr Austrocknen noch mehr befördert, weil durch dal: ſelbe die waͤßrig-ſchleimigten Theile abgetrieben werden. Alle dieſe Oehle erfordern zum Sieden eine Hitze, die man auf 600 Grad Fahrenheit rechnet. Erſt wenn ſie bis zur Verfluͤchtigung erhitzt find, entzuͤnden fie ſich. Mit dem Waſſer laſſen ſich die fetten Oehle auf keine Weiſe ver— mengen. Wird beides, Oehl und Waſſer, mit einander vermiſcht, ſo entſteht eine truͤbe mil— cliigte Fluͤſſigkeit, aus der fh jedoch bald wieder das Oehl vom Waſſer ſcheidet und oben auf ſchwimmt. Hierauf, nachdem der Vortragende die Eigenſchaften des Oehls entwickelt, ging er wie⸗ derum zum Gebrauch deſſelben auf Wolle uͤber, und zeigte, daß die fetten Pflanzen-Oehle, weil ſie viel Kohlenſtoff in ſich enthielten, ſich am ſchnellſten und beſten mit der Wolle amalga— mirten; die Baumoͤhle, die uͤber Trieſt aus Puglia, Nizza, Lecce in Italien uns zugeführt wuͤrden, waͤren daher vorzuͤglich brauchbar. Denn beim Spicken oder Anfetten dringt die Fet⸗ tigkeit dieſes Oehls alsbald von allen Seiten in das Wollhaar ein und macht die Kraͤuſelung zu jeder Ausdehnung faͤhig. Je reiner nun das Oehl iſt, um deſto ſchneller dringt es ein, um deſto ſchneller verläßt daſſelbe auch wiederum die Wolle, ſobald nämlich die Mittel angewandt werden, die das Oehl aus der Wolle herausziehen. Das gute Oehl hat uͤbrigens die Eigenſchaft, daß, wenn auch das Garn welches damit angefettet iſt, noch fo lange liegt, daſſelbe ſtets ſeine Milde und Zartheit behält. Das gegen wirkt das Ruͤb⸗- oder Ripſen⸗Oehl, welches ſich zum Einfetten der Wolle ebenfalls recht gut gebrauchen laͤßt, doch hierin anders. Denn die mit dieſem Oehle angefettete Wolle muß, ſobald ſie geſponnen iſt, auch ſogleich zu Tuch verwebt werden, indem das mit dieſem Oehle genährte Garn bei einigem Liegen bruͤchig wird und zuletzt einen ganz uͤblen, widrigen Ges. . ruch annimmt, der bei gewiſſen Farben im Tuche ſelbſt fortdauernd bleibt. Auch trenne ſich völlig der Faden und nehme eine gewaltige Steife an. Der Vortragende ſprach nach dieſem noch uͤber den Gebrauch der Spaniſchen und Mallaga— Oehle insbeſondere, und zeigte, daß ihre Anwendung auf Wolle bei gewiſſen Weſchaßfeh eite eben fo nuͤtzlich einwirkend, wie die der Italieniſchen Oehle wären. Am Schluſſe dieſes Vortrages wurde nur noch beruͤhrt, wie nun dieſe Fettigkeit, die das Mittel geworden ſey, dieſe Kraͤuſelung aus der Wolle zu entfernen, um ſie zu Garn verarbeiten zu koͤnnen, am leichteſten aus dem aus Garn gearbeiteten Tuche wieder herausgebracht werden koͤnne. Das Kraͤuſelnde, die höchfte Eigenthuͤmlichkeit der Wolle, muͤſſe wieder hervortreten, da ſonſt keine gute und ſchoͤne Appretur eines Tuchs moͤglich ſey. Das Mittel hierzu ſey nun die Walkererde, oder der Walkerthon, in dem die Eigenſchaft liege, die Fettigkeiten an ſich zu ziehen, und je beſſer und fetter das Oehl, um ſo ſchneller wirkt ſeine anziehende Kraft. Iſt die Walkererde ganz gut und folglich gaͤnzlich befreit von allen Eiſentheilen ‚ fo verliert das Ge⸗ webe durch die Walke alle Steifigkeit, und die unendliche Milde, die guter Wolle eigen iſt, wird wieder fuͤhlbar, indem die feinen Wollſpitzen wiederum hervortreten und das Tuch zur weitern Appretur faͤhig gemacht worden iſt. Herr Profeſſor Dr. Schoͤn beabſichtigte in einer Reihe von Vorleſungen die neue Ordnung des oͤkonomiſchen Lebens in ihren Urfachen und Wirkungen dem Gewerbsmann auseinander zu ſetzen, und ihn uͤber die Intereſſen, die ſich daran knuͤpfen, aufzuklaͤren. Folgendes ſind die Grundlinien der drei, im Laufe des Jahres 1832 gehaltenen Vortraͤge. Der erſte handelte über das heutige Produciren. Es giebt nach Prof. Shon drei Zuſtaͤnde der Production: den der vorwaltenden Naturkraft, den der vorwaltenden Arbeit, den des vorwaltenden Kapitals. Die Naturwirkſamkeit iſt laͤngſt von der Arbeit uͤberholt. Es verhaͤlt ſich nach Geja bei Brandenburger Futterkraͤutern die Naturwirkung zur Arbeitswirkung nur wie 1 zu 10,000. Aber auch die Wirkung der Arbeit iſt durch das Capital (Maſchinen) uͤberboten, wie aus tauſend Beifpielen gezeigt werden kann. Im heutigen Produciren fpielt unſtreitig das Kapital die erſte Rolle; das brachte aber Freuden und Leiden in's oͤkonomiſche Treiben. Es wird nun alles geliefert, was man brauchen kann, es wird zu niederern Preiſen geliefert, und nicht bloß für heut und hier, ſondern für lange Zeit und für die Beduͤrftigen der ganzen Welt producirt. Dagegen trat ein Uebergewicht des Vermoͤgenden ein, ein großes Schwanken, ein haͤufiges Umſchlagen der Production und des Abſatzes, die alten, Gemaͤch— lichkeit gewaͤhrenden Einrichtungen halten nicht Stich und ſchwinden. Vielen iſt ſchon in den Sinn gekommen, man ſolle zu einem fruͤhern Zuſtand zuruͤckkehren: das heißt aber die Welt revolutioniren. Die Geſchichte des Tabaks, deſſen Anbau ſogar bei Verluſt der Guͤter verboten wurde, beweiſet am beſten, daß der Zeitgeiſt auf dem oͤkonomiſchen Gebiete grade am maͤchtigſten iſt. Wie ſich die Menſchen auf Wind und Regen einrichten, muͤſſen ſich die Gewerbeleute auf die Zeit einrichten. Von oben kann ihnen nur ein einziges Huͤlfsmittel geboten werden ‚ namlich Bildung. n iſt das einzige Gegengewicht gegen das Kapital. 13 „ In der zweiten Vorleſung wurde über BED und Wees igiguns, der Arbeitenden gehandelt. Das Kapital, welches nun die erſte Rolle in der Oekonomie ſpielet, giebt 5 Arbeit die Richtung zur fortgeſetzten Theilung. In fruͤheren Jahrhunderten wurden nur die Productions— Zweige getrennt. Dieſe Theilung der Geſchaͤfte vervielfaͤltigte die Güter, vervollkommte fie, gab den Städten das Daſeyn u. |. w. Nun aber werden auch die einzelnen Geſchaͤfte und Hand: lungen jedes Productionszweiges noch getrennt. Die Wirkung der ſo getheilten Arbeit wurde in mehreren Beiſpielen dargethan und der Vortheil der Nation in's Licht geſetzt. Aber dieſe weitgehende Arbeitstheilung machte die Menſchen, die ſolche Theilgeſchaͤfte haben, ſehr abhaͤngig von den Unternehmern, begründete eine neue Hoͤrigkeit und Herrlichkeit, bei der eine Reguli⸗ rung ſo nothwendig iſt, wie bei der ehemaligen Grundhoͤrigkeit und Grundherrlichkeit. Das einzige Mittel gegen das in England auf furchtbare Hoͤhe geſtiegene Mißverhaͤltniß beſteht in Aſſociationen der Intereſſirten, zur gegenſeitigen Foͤrderung und Unterſtuͤtzung, wobei die neuen Herren „Fabrikanten und Unternehmer“ den Vorſtand machen ſollten. Dieſe Idee wurde vom Herrn Geheimen Rathe Oels ner bei yes Trebnitzer Tuchfabrik ie: früher zum Theile in Ausfuͤhrung gebracht. Die dritte Vorleſung handelte von dem Regulativ ea Unter: nehmungen. Das allgemeine Intereſſe und Privatintereſſe find verſchieden; der Einzelne ſieht nur auf den Reinertrag, fuͤr das Allgemeine iſt der Rohertrag eben ſo wichtig. Man hat daher fruͤher den Einzelnen bevormundet, um das allgemeine Intereſſe zu wahren. Bei dem heutigen Productions-Stand iſt das unmoͤglich. Inzwiſchen lehrt Erfahrung und Einſicht, daß der Gewinnſatz, den der Einzelne zu ſeinem Regulativ erhebt, in der Regel auch zu dem leitet, was die Geſammtheit fordern muß. Es wurde gezeigt, daß der Gewinn dahin leite, alle Guͤter in gehoͤriger Proportion auf das beſte und wohlfeilſte herbei zu ſchaffen, und daß im Allgemeinen zwar dieſes Geſchaͤft productiver als jenes erſcheine, im Einzelnen aber Alles auf den Ge⸗ winn ankomme. Herr Gymnaſiallehrer Dr. Kletke entwickelte in ſeinem Vortrage über die er dung der Mechanik auf die Gewerbe im Allgemeinen, diejenigen Ideen, die in Bezug zum heutigen Gewerbeleben von der groͤßeſten Wichtigkeit ſind. Der Herr Vortragende zeigte, daß weder die theoretiſche Kenntniß der mechaniſchen Geſetze, ohne Bekanntſchaft mit der praktiſchen Ausuͤbung derſelben im gewerblichen Leben, noch eine uͤberlieferte, durch Uebung ausgebildete mechaniſche Fertigkeit in irgend einer Kunſt, ohne Kenntniß der ihr zu Grunde lie: genden Geſetze, die Gewerbe auf eine hoͤhere Stufe der Vollkommenheit heben kann; Theorie und Praxis muͤſſen ſich mit einander verbinden. Wenn der Gewerbetreibende ſich mit den Lehren der Geometrie und Mechanik bekannt macht, ſo wird er mit mehr Genauigkeit, Eleganz, Leich⸗ tigkeit und Schnelligkeit arbeiten, und die Kuͤnſte durch Erfindungen bereichern. Die angewandte Geometrie wird ihn lehren, den Erzeugniſſen des Gewerbfleißes genaue Formen zu geben, die — 99 — angewandte Mechanik, die Kraft der Arbeiten, der Thiere, der lebloſen Natur, zur moͤglichſt groͤßten und beſten Wirkung zu benutzen. Nachdem Herr Dr. Kletke nun hier an dasjenige angereiht hatte, was in Bezug auf Unterrichtsanſtalten fuͤr die Gewerbetreibenden von den Englaͤndern und Franzoſen geleiſtet worden iſt, und die Hoffnung ausgeſprochen hatte, recht bald in unſerm Vaterlande einen gleichen Eifer für die gute Sache erwachen zu ſehen, ging derſelbe zu einer ſpeciellen Behandlung der Kraft an den Winden uͤber, und erlaͤuterte deren mannichfache Anwendungen in ge⸗ werblicher Beziehung. Herr Lieutenant Scaupaͤ in feinem Vortrage uͤber die Wirkungen der Waͤrme auf das Waſſer, zeigte zuvoͤrderſt, was latente und Frier-Waͤrme ſey; er beruͤhrte hierauf den veraͤnderten Aggregat-Zuſtand des Waſſers bei erhoͤhter Temperatur, und nachdem der Vortragende die bei dem Erzeugen des Dampfes meiſt zu beruͤckſichtigenden Erſcheinungen eroͤr— terte, ging derſelbe zu einer genauen Erlaͤuterung der gegenwaͤrtig im Gebrauche ſtehenden, ver— ſchiedenen Syſteme der Dampfmaſchinen uͤber. Herrn Profeſſor Dr. Goͤppert verdankte die Section folgende, fehr enen Mitthei⸗ lung des Apotheker Herrn Schleiermacher zu Schmiedeberg. 5 Das ſchwefelſaure Blei, welches bei ſehr vielen pharmaceutiſchen Danach, beſonders aber in den Wollen⸗, Seiden- und Baumwollen⸗Faͤrbereien und Druckereien, in den größeften Quantitaͤten als Ruͤckſtand bei Bereitung der eſſigſauern Thonerde erhalten wird, und das groͤß— tentheils bisher nutzlos weggeworfen, oder zur Verfaͤlſchung des Bleiweißes angewandt wurde, hat Herr Schleiermacher folgendermaßen benutzt: er rührt das gedachte Praͤparat mit Waſſer 5 zu duͤnnem Breie an und ſetzt demſelben eine ſehr geringe Quantitaͤt Schwefelſaͤure zu, ſtellt das ſo vorgerichtete Gemenge in einen, etwa die Temperatur von 13 — 20 R. habenden Ort, und legt einige Stuͤcke Zink hinein. Nach einiger Zeit hatte ſich vollkommen ſchwefelſaures Zink einer- ſeits, und andrerſeits reguliniſches Blei ausgeſchieden. — Herr Dr. Hahn ſetzte in einem ſehr gemeinnuͤtzigen Vortrage das Verhaͤltniß me triſcher Laͤngen-Flaͤchen⸗ Koͤrper und Hohlmaaße, ſo wie der Gewichte, zu den unſrigen auseinander. a Herr Lieutenant Hoffmann verfolgte ſeine, im vorigen Jahresberichte bereits ſo ruͤh⸗ N mend gedachten Vortraͤge uͤber die einfachen Maſchinen, und insbeſondere uͤber den Keil und die Schraube. Er deutete in feinen ſchaͤtzbaren Mittheilungen ſchließlich darauf hin, wie aus den einfachen Maſchinen die Kraft und Wirkung der zuſammengeſetzteren berechnet werden koͤnnen. Herr Profeſſor Dr. Fiſcher zeigte und erlaͤuterte aus der Apparatenſammlung der Ge— ſellſchaft erſtens: das Gaſometer mit den, von demſelben angebrachten Verbeſſe— rungen, und zweitens: das Loͤthrohr, wobei er in dem Gebrauch deſſelben den Unterſchied in der Wirkung der aͤußeren (Oxydations-) und innern Reductions-Flamme darſtellt, und end⸗ lich auf den techniſchen Gebrauch derſelben aufmerkſam machte, und zwar namentlich, um au: zumitteln, welche Koͤrper leicht oder ſchwer ſchmelzen, beſonders bei welchen Verbindungen d dies 13 * — 100 — der Fall iſt, und namentlich bei Fabrikation der Thonarten und der Glaſur baſeben, oft von ie Nutzen ſein koͤnne. In einem zweiten Vortrage ſprach Herr Profeſſor Fiſcher uͤber die verſchiedenen Mittel zum Bleichen oder Entfaͤrben organiſcher Stoffe. Der Herr Vortragende erlaͤuterte zunaͤchſt die verſchiedenen Zwecke, welche man beim Bleichen beabſichtigt, und zwar naͤmlich, ob bei den verſchiedenen organiſchen Producten, die die Natur, gleichviel ob mit eigentlichen ſpecifiſchen Farben blau, roth u. ſ. w., oder bloß mit grauer, nicht weißer Farbe darſtellt, ſolche bloß weiß zu machen, oder die abſichtlich hervorgebrachte ſpecifiſche Farbe nur an beſtimmten Stellen zu zerſtören ſei. Er verbreitete ſich hierauf über die einzelnen Stoffe, welche gewöhnlich zu dieſem Zwecke angewandt worden, als: Luft, Sonnenlicht, ſchweflichte Saͤure, Chlor und Kohle, zeigte die Art und Weiſe, wie ſie angewendet werden, was naturlich von der Beſchaffenheit der zu bleichenden Koͤrper nicht nur an und fuͤr ſich — unter anderem, ob fie thieriſch oder vegeta— biliſch — ſondern auch von ihrem Aggregatzuſtande abhaͤngt. Der Herr Vortragende theilte hierauf im Allgemeinen die vortheilhafteſte Art der Darſtellung dieſer Bleichmittel mit, und ſuchte ſchließlich den Grund der bleichenden Wirkungen auszumitteln, wobei es ſich indeſſen ergab, daß in den meiſten Faͤllen dieſelben als noch ganz unbekannt anzunehmen find. f Herr Tuchſcheermeiſter Ziepult erfreute die Section mit einigen Notizen über den Ans 8 bau oder das eigentliche Pflanzen der Karden. Der Herr Vortragende bemerkte zunaͤchſt, daß einer der wichtigſten Momente beim Ausſaͤen darin beſtehe, daß der zu ſaͤende Saamen ſeine vollkommene Reife auf der Pflanze erreicht habe, und daß das weiße Koͤpfchen, welches an jedem einzelnen Saamenkorne befindlich, und ſehr leicht abzuſtoßen iſt, geſund daran ſtehe. Iſt der Saame von einer großen, wohl ausgebildeten Karde abgenommen, ſo werden die jungen Pflanzen ebenfalls wohl gedeihen, wogegen mittelmaͤßige oder fehlerhafte Karden ſtets ſich ebenſo fortpflanzen. Um einen guten Saamen zu bekommen, muß man im Fruͤhjahr, wenn die Pflanzen in ihrer Vollkommenheit ſtehen, die beſten herausſuchen, und alle Seitentriebe, bis auf drei, hoͤchſtens vier abnehmen. Die Karden, welche ſich auf dieſen bilden, bleiben ſo lange auf dem Stocke, bis daß ſie hellbraun werden, ſodann werden fie abgeſchnitten und je 4 — 5 zuſammengebunden, zum Trocknen irgend an einen Ort aufgehangen, wo kein bedeutender Luftzug iſt. Soll nun im folgenden Fruͤhjahre der Saame ausgeſtreut werden, fo nimmt man behutſam aus den Buͤndeln je zwei Karden heraus, und ſchlaͤgt fie über den geackerten und zu⸗ bereiteten Beeten maͤßig aneinander. Der Saame kommt dadurch in den Boden, ohne von der Hand des Menſchen beruͤhrt zu werden, und mithin, ohne Schaden in ſeiner Keimungsfaͤhigkeit gelitten zu haben. Mit hundert ſolchen Diſteln koͤnnen zwei Morgen Land ſehr wohl bepflanzt werden. Zu bemerken iſt ferner, daß die zum Verkauf beſtimmten Karden dann abgeſchnitten werden ſollten, wenn noch ein kleiner Bluͤthenrand unten an der Pflanze ſelbſt iſt; dieſe behaͤlt dadurch eine gruͤne Farbe, und zeigt getrocknet eine Elaſticitaͤt und Zaͤhigkeit, welche fuͤr den techniſchen Betrieb ſo ſehr wichtig iſt. Ueberhaupt ſollte, um fuͤr den gewerblichen Gebrauch gleich große Karden zu erzielen, im Fruͤhjahre jeder einzelnen Pflanze der erſte Stengel⸗Haupt⸗ — 101 — rich abgeſchnitten werden, da derſelbe felten oder nie gebraucht werden kann, indem er eine 4— 5, ja oft 6 Zoll lange Diſtel hervorbringt, welche außerordentlich ſtark in Zahen iſt, und mithin das Tuch beim Rauchen zu ſehr angreift. Auf den friſchen Schnitt ſtreut man etwas ge⸗ ſchabte Kreide, wodurch die Wunde N Pflanze chmee verheilt, und Bi in ihrem 1 6 0 Ge⸗ deihen nicht gehindert wird.“ ö Der Sekretair in einem Vortrage uͤber die Erzeugung des Kohlenwaſſerſtoff— Gaſes aus Steinkohlen-Oehlen und Harzen, behandelte die ſogenannte Gasbe⸗ leuchtung in ihrem ganzen Umfange, wie ſolche gegenwaͤrtig in den meiſten Hauptſtadten Eu⸗ ropa's, und in England in jedem kleinen Marktflecken gebraͤuchlich iſt. Dieſe ſo ungemein wichtige Erfindung verdanken wir einem franzöſiſchen Ingenieur, Namens Lebon. Derſelbe deſtillirte Holz in verſchloſſenen Gefaͤßen und leitete das als Produkt erhaltene Gas in Roͤhren. Er nannte ſeine Erfindung Thermo-Lampe und er erhielt durch ſeine Operation Holzkohle, Licht und Waͤrme. Da indeſſen ſein Gas verhaͤltnißmaͤßig zu wenig Kohle enthielt, ſo leuchtete es bei weitem geringer, als das jetzt gebraͤuchliche. Er ſchlug in⸗ deſſen in feinem desfallſigen Berichte an die Akademie die Anwendung der Steinkohlen ſtatt des Holzes bereits vor. In England wurde zu Anfang dieſes Jahrhunderts bereits der erſte Verſuch der Gasbeleuchtung i im Großen in der beruͤhmten Fabrik der Herren Strutt in Derby vorgenommen, und er gelang uͤber alle Erwartung ſo ausgezeichnet, daß binnen wenigen Jahren faſt alle bedeutenderen gewerblichen Etabliſſements dieſelbe einführten, Die Art und Weiſe der Conſtruction des gewoͤhnlichen Erzeugungs⸗ Apparates des Gaſes aus Steinkohlen, ſo wie die Vorrichtung, das Gas zu waſchen und in bedeutenden Gefaͤßen — Gaſometers — aufzubewahren, iſt ſo hinlaͤnglich bekannt, daß wir hier, zumal da uns er— laͤuternde Zeichnungen abgehen, fuͤglich nicht weiter darauf zuruͤckzukommen brauchen. Zu erinnern duͤrfte jedoch ſein, daß beſondere Ruͤckſicht bei Legung der kleineren Vertheilungs⸗ Roͤhren in Gebaͤuden genommen werde, damit ſolche niemals in hohle Raͤume, in die nicht leicht zu gelangen iſt, eingepfercht werden, denn es ſind abermals in der neueſten Zeit einige Faͤlle von Exploſionen vorgekommen, wo die Roͤhren, nicht ganz dicht, Raͤume mit Gas an— gefüllt, und bei zufaͤlligem Hinzukommen von Flammen Detonationen bewirkt haben. Die in England angewandte beſte Kohle zur Erzeugung von Kohlenwaſſerſtoffgas, iſt die ſogenannte Canel⸗Kohle; von dieſer giebt 1 Pfd. prß. 5. 17. Kubikfuß Gas. Die gewöhnlich im Norden von England zu dieſem Behufe angewandte Kohlenart giebt 3. 87. K. F., und dieſes Ber: haͤltniß wird ungefaͤhr daſſelbe ſein, was unſere guten oberſchleſiſchen Kohlen leiſten, nur mit dem Unterſchiede, daß dieſe mehr geſchwefelt und auch theurer — hier am Orte — ſind, als in den meiſten groͤßern Staͤdten des Nordens von England. Die Qualitaͤt der Steinkohlen in ihrer Productivität für Kohlenwaſſerſtoffgas, wird jedoch in allen Faͤllen durch den Hißegrad beſtimmt, bei e die Fortſetzung oder Deſtillation erfolgt. Iſt dieſe zu niedrig oder zu — 102 — langſam erzielt worden, ſo verflüchtigt ſich ein Theil harzigen Oehls, welches, ohne zerſetzt zu ſein, und mithin ohne Gas hervorgebracht zu haben, im erſten Abkuͤhler ſich condenſirt. Man erhaͤlt dann mehr oder weniger eſſigſaures Amonium, Waſſerſtoffgas mit einer geringen Quantitaͤt Kohle geſchwaͤngert, und Waſſer. Iſt dagegen die Temperatur zu hoch, ſo wird ein Theil des Kohlenwaſſerſtoffgaſes, indem es die weiß gluͤhenden Waͤnde der Retorte beruͤhrt, ſeiner leuchtenden Eigenſchaften beraubt, und die Retorten ſelbſt werden bei weitem fruͤher durchgebrannt ſein. Die Erfahrung hat gezeigt, daß der vortheilhafteſte Hitzegrad fuͤr die Erzeugungs-Apparate die, im gewoͤhnlichen Leben ſogenannte kirſchrothe Gluͤhhitze iſt. Die Produkte, welche man bei der Deſtillation der Steinkohlen erhält, beſtehen in der erwähnten leuchtenden Gasart, ſogenannten Cokes, abgeſchwefelten Steinkohlen, Theer und ſchwefel— ſaurem Ammonium. Letzteres kann den Alaunfabriken verkauft, oder zur Bereitung von Am— moniak haltenden Praͤparaten angewandt werden. Das Theer wird als ein Maſtix, nachdem f es gut gereinigt, zum Betheeren der Gazometer und, mit Pech verſetzt, zum Uebertünchen feuchter Mauern benutzt, und die Cokes haben in einer Menge bekannter Gewerbe — und neuerdings namentlich in den Kupferhaͤmmern, eine e und een anerkannte Ar erkennung gefunden. i Eine der größeften Ausgaben bei der Bereitung des Gaſes aus Steigt ſind die eiſernen Retorten, in denen die Deſtillation vorgenommen wird; dieſe halten verhaͤltnißmaͤßig nur eine ſehr kurze Zeit, und da der alte Guß einen ſehr geringen Preis hatte, fo find in der 4 neueſten Zeit die Anlagen fuͤr Oehlgas-Fabrikation bei weitem haͤufiger geworden als fruͤher. Die Retorten fuͤr die Zerſetzung oder Gaſificirung des Oehls haben eine große Aehnlichkeit mit denen fuͤr Steinkohlen; ſie werden mit Cokes gefuͤllt und zu oben erwaͤhnter Hitze gebracht; nun laͤßt man das Oehl mittelſt einer ſehr einfachen Vorrichtung tropfenweiſe eindringen, und indem die gluͤhenden Cokes der Fluͤßigkeit eine get ee bieten, macht ſich der Prozeß ſehr leicht und ſchnell. Bei dem Extrahiren des Gaſes aus Harzen hat man eine ahnliche Vorrichtung — nur mit dem Unterſchiede, daß die Retorten, in denen Cokes ſich befinden, ehe ſie geheitzt, mit dem Harze geladen worden. Ein Vorſchlag, den man fruͤher bereits gemacht, mittelſt Site die 1e Hate ſüßig zu machen und die Oehle eintropfen zu laſſen oder wap zu nehmen, iſt, unſers Wiſſens, nie zur Ausführung gebracht worden. Es laßt ſich aus den bisher Gennaiten Verſuchen über das Nei re der aus ver⸗ ſchiedenen Koͤrpern gezogenen Kohlenwaſſerſtoffgaſe Folgendes fuͤr die gewerbliche Anwendung ziemlich genau beſtimmen. Je groͤßer die Dichtigkeit des Gaſes, d. h. je mehr Kohle dem SBaffesfiofigefe beigegeben, defto leuchtender iſt ſein Vermögen, wie aus Folgendem hervorgeht: a = 1 3 Ein Licht, welches dem von 10 Kerzen gleichkommt, braucht 2600 Cubikzoll Engl. reines Kohlenwaſſerſtoffgas, 4875 — — Gas, aus Zerſetzung des Oehls erhalten. 13120 — — Gas aus Steinkohlen, 5 A Rn reinem Waſſerſtoffgas 1220, a Er 5 Wee 5 Kohlenwaſſerſtoffgas 5656. Aus dem letzten Verſuche geht deutlich hervor, daß, obgleich man die Hitze bei der Ver⸗ i brennung, indem man chemiſch reinem Kohlenwaſſerſtoffgas Waſſerſtoff beigiebt, bedeutend erhoͤht, dennoch das Leuchtvermögen des Kohlenwaſſerſtoffgaſes vermindert wird. In einem zweiten Vortrage über die neueſten Dampferzeugungs = Apparate fprach derſelbe zunaͤchſt über die von Braithwaite und Ericſen und Stevenſon gemachten Verbeſſe— rungen bei ihren Keſſeln an locomotiven Maſchinen. In wenigen Worten ſei nur hier ange— deutet, daß namentlich die Vorrichtung der erſtgenannten Herren, indem ſie das Feuer in ver— ſchiedenen horizontal liegenden Roͤhren, welche durch den eigentlichen Dampfgenerator gehen, und dabei die zur Verbrennung noͤthige atmosphaͤriſche Luft mittelſt eines am Ende derſelben angebrachten Ventilators herbeiſchaffen, eine der wichtigſten neuern Erfindungen an der Dampf⸗ maſchine iſt. Eine Nachricht uͤber Eifenbahnen, welche i in einer andern Verſammlung derſelbe mittheilte, enthielt eine vergleichende Ueberſicht der bei diefer intereſſanten Straßen⸗ Conſtruction gemachten | Verbeſſerungen und Erfindungen, die, da in ber jüngften Zeit zwei fo ſchaͤtzbare Werke im Deutſchen erſchienen ſind, einer weitern Referirung hier nicht bedürfen werden. Es kann der Unterzeichnete diefen Bericht nicht ſchließen, ohne den geehrten Herren Mit: gliedern der Section aufs verbindlichſte für das Zutrauen zu danken, mit welchem Sie ihn waͤhrend ſeiner ganzen ſechsjaͤhrigen Amtszeit fo guͤtig beehrt haben; er hofft um fo mehr, die Section gedeihen zu ſehen, als die Verpflichtungen fuͤr oͤffentliche Lehrvortraͤge, welche die verehrlichen Mitglieder kuͤrzlich gegenſeitig uͤbernommen haben, gewiß ſolche Fruͤchte tragen werden, daß die Section in Bezug zur Geſellſchaft, ſo wie zum groͤßern Publikum eine dauernde ſeyn, und dem ausgeſprochenen Endzweck der Geſellſchaft „fuͤr vaterlaͤndiſche Kultur“ befoͤrdernd entſprechen werde. Sind auch die Mittel gering und klein, die der Section bis hierher zu Gebote geſtanden, ſo hat doch andrerſeits das gemeinnuͤtzige Streben eine ſolche freundliche und ſchmeichelhafte Anerkennung gefunden, daß das Beſte zu erwarten ſteht. Milde, z. 3. Secretair. . 7 W 10