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(Vereinsjahr 1856—1857.)

Chur.

Druck der Offizin von J. A. Pradella. En nn 1858 eu:

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Jahresbericht

der

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Hraubündens.

NEWEBFONNCER Il. Jahrgang.

(Vereinsjahr 1856 1857.)

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CHUR:

Druck der Offizin von J. A. Pradella.

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1.

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IV.

v1.

Inhalt.

Bericht über die Thätigkeit der naturforschenden tsesellschaft Graubündens im Vereinsjahr 1856 1857

Tarasp und seine Umgebung (von Professor G. Theobald)

Der Albula, historisch, geognostisch und botanisch beschrieben

(von Peter Justus Andeer V. D. M. in Bergün) . Nähere Bestimmung des Begriffs „Föhnwind“ und der richtigen Schreibweise seines Namens (von Herrn Schulinspeet. Reder in Hanau) Chemische Mittheilungen (von Dr. Adolf von Planta) A. Analyse von Gallensteinen B. Analyse zweier Kalksteine (sog. Wetter- kalk liefernd)

Verzeichniss der Land- und Wassermollusken

Graubündens

(von J, &. Am Stein, Med. Dr.)

Seite

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38

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VII. Amsteinia punctipennis. nov. spec. (Mitgetheilt von Herrn Major Am Stein in Malans) VII. Beiträge zur Rhätischen Flora A. Zellenpflanzen. I. Bündner Flechten (von Professor &. Theobald) Il. Eine neue Laubmoosspecies (Mitgetheilt von Dr. Carl Müller in Halle) B. Gefässpflanzen (Zusammengestellt von Ed. Killias) . a. Phanerogamen . b. Cryptogamen IX. Anhang a. Verzeichniss der im Tausche gegen den Jahresbericht eingegangenen Bücher und Zeitschriften (1856—März 1858) b. Verzeichniss der Gesellschaftsmitglieder (März 1858)

(Nebst einer Tafel)

Seite

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Bericht über die T'hätigkeit der Naturforschenden Gesell- schaft Graubündens

im Gesellschaftsjahre 1856/57.

Die naturforschende Gesellschaft begann in diesem Gesell- schaftsjahre mit ihren Sizungen schon den 14. October und sezte dieselben bis Mitte Mai 1857 fort.

In der ersten Sizung wurde, nachdem Herr Dr. Killias über- häufter Geschäfte wegen die Wiederwahl als Präsident abgelehnt hatte, der Vorstand bestellt, wie folgt:

Präsident: Herr Dr. Papon. Vicepräsident: Dr. Kaiser. Actuar: Professor Theobald, Quästor: Standesbuchhalter Bernard. Assessoren: Forstinspector Coaz.

B Professor Cassian.

Im Ganzen wurden 15 Sizungen abgehalten, welche sich meist eines zahlreichen Besuches erfreuten. Es vertheilen sich

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auf dieselben folgende Vorträge, welchen sich auch eine Anzahl

kleinerer Mittheilungen anreihten: 1) Herr Dr. Papon:

2)

3)

9)

10) 11) 12)

Die

vom November

Forstinspector Coaz:

Dr. Papon:

Reg.-Rath Wassali: Ingenieur Fischer; Forstinspector Coaz: Professor Cassian:

C. G. Brügger: Jac, Olgiati, Pharm. : Dr, Killias:

Dr. Killias; Dr. Papon:

Ueber Val Tuoi; geologische Skizze,

Ueber eine optische Erschei- nung auf dem Piz Curver. Ueber Wiederaufnahme alter @Goldbergwerke mit besonderer Berücksichtigung bündneri- scher Verhältnisse.

Ueber den Dünger.

Ueber Eisenproduction, Ueber den Heerwurm.

Ueber die neuesten Entdeckun- gen in Africa.

Ueber Vegetationsverhältnisse Graubündens.

Ueber die als Arzneimittel, Genussmittel und Gifte wich- tigen Alcalöide.

Ueber Cometen.

Ueber Quellenbildung.

Ueber Trinkwasserverhältnisse der Stadt Chur.

4848 her bestehenden Statuten der

Gesellschaft, welche sich dem dermaligen erweiterten Geschäfts-

kreise derselben als nicht mehr genügend erwiesen, wurden

namentlich mit Rücksicht auf die Verwaltung der Bibliothek, der

Sammlungen und des botanischen Gartens, sowie auf die Redac-

tion des Jahresberichtes einer Revision unterworfen.

Die revidirten Statuten, laut welchen dem Vorstande ausser

den bisherigen sechs Mitgliedern der Bibliothekar als solches

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beigegeben wird, wurden nach ihrer Annahme durch die Gesell- schaft im Drucke an die Mitglieder vertheilt.

Auf die Pflege und Bereicherung des botanischen Gartens wurde die grösst mögliche Sorgfalt verwendet. Es wurde, da den hiefür thätigen Mitgliedern der Gesellschaft die Besorgung zum Theil rein mechanischer Geschäfte nicht mehr zugemuthet werden konnte, mit einem hiesigen Gärtner ein Vertrag auf die Dauer eines Jahres abgeschlossen,

Sämmtliche Beete sind mit einer Tuftsteineinfassung ver- sehen und es ist überhaupt Alles in den Kräften der Gesellschaft Stehende gethan worden, um dem Garten zu einer grössern Reichhaltigkeit an Pflanzenspecies, wie auch zu einem anspre- chenden Aeussern zu verhelfen. Besondere Aufmerksamkeit wurde stets auch der Bereicherung des Gartens mit Alpenpflan- zen geschenkt und wir dürfen uns der Hoffnung hingeben, dass wir mit der Zeit die selienern Alpengewächse Bündens in unserm Garten ziemlich vollständig vertreten finden werden.

Immerhin aber hat sich der botanische Garten troz mehr- facher sehr verdankenswerther Beiträge an Geldmitteln, Pflanzen und Sämereien als ein Unternehmen herausgestellt, welches die geringen Geldmittel unserer Gesellschaft zu übersteigen drohte. Mehrere Mitglieder entschlossen sich daher durch einen Cyelus von öffentlichen Vorträgen, deren Ertrag für die Pflege und Erhaltung des botanischen Gartens bestimmt wurde, das Fort- bestehen des bereits zu so schöner Entwikelung gelangten Unternehmens zu sichern und die Gesellschaft ist einer Anzahl gemeinnüzig denkender Männer, welche ohne Mitglieder derselben zu sein, uns diesfalls mit ihrer thätigen Mitwirkung durch Vor- träge unterstüzten, zum wärmsien Danke verpflichtet.

Der Druck und die Herausgabe des Jahresberichtes für 1855 auf 1856 wurde von der hiezu bestellten Redaktions- kommission schon bei Zeiten an die Hand genommen. Dennoch

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konnte derselbe erst im Frühling an die Vereinsmitglieder ver- theilt und an auswärtige Gesellschaften und Vereine versandt werden.

Ein Verzeichniss der mit den auswärtigen Gesellschaften und Instituten angeknüpften Verbindungen, sowie ein solches der Gesellschaftsmitglieder, bringen wir der grösst möglichen Voll-

ständigkeit wegen erst am Schlusse dieses Heftes.

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ll. Tarasp

und seine Umgebung,

von Professor @, Theobald.

Der vorjährige Jabresbericht gab eine geognostische Skizze des Piz Minschun im Unterengadin, worin angedeutet ward, dass die Verhältnisse des beschriebenen Gebietes in engem Zusam- menhang mit denen des rechten Innufers, namentlich des Bade- ortes Tarasp stehen. Die folgenden Blätter enthalten einige Resultate meiner diessmaligen Untersuchungen, Sie können als Fortsezung der vorjährigen gelten, und ich verweise daher, was allgemeine Bemerkungen betrifft, auf diese, um unnüze Wiederholungen zu vermeiden.

Schon seit längerer Zeit hat Tarasp die Aufmerksamkeit der Naturkundigen auf sich gezogen; wir verdanken namentlich Herrn Professor Mousson eine treffliche Abhandlung über dieses Gebiet, Es hat mir diese Arbeit als Führerin gedient und ich bin weit entfernt, sie übertreffen zu wollen; namentlich ver- weise ich bezüglich der Heilquellen auf sie. Da sie indess in wenig Händen ist, und sich inzwischen manches Neue heraus- gestellt hat, so mag das Folgende für die, welche Moussons

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Arbeiten kennen, eine nicht unwillkommene Ergänzung derselben sein, während es zeitgemäss erscheint, eine Gegend, die täglich ein grösseres Interesse gewinnt, auch in weitern Kreisen be- kannt zu machen,

Wir haben ferner eine sehr gründliche chemische Arbeit über die Tarasper Quellen von Herrn Dr, A, v. Planta zu er- warten, und vom medicinischen Standpunkt aus besizen wir eine sehr empfehlenswerthe Schrift von Herrn Dr. Kaiser.

Wer von irgend einer Seite das untere Engadin betritt, dem fällt bald das alte Schloss Tarasp als leuchtender Punkt in die Augen. Seine weissen Mauern erheben sich, noch wenig berührt von der zerstörenden Zeit, kühn auf einem schroff auf- steigendem Schieferfelsen, der die Thalschaft hoch überragt, welche die Feste einst zu beherrschen bestimmt war. Von der ganzen Thalstufe des linken Innufers ist es sichtbar. Der Wan- derer über den Flüelapass begrüsst es als sein fernes Ziel, selbst auf der von Gletschern umgebenen Höhe des Davoser Schwarz- horns, von wo man sonst nur in Felsen und Eiswüsten herab- sieht, erscheint der grüne Thalgrund von Tarasp und die roman- tische Schlossruine wie ein freundliches Eiland in dem Meere der starr himmelanstrebenden Massen, die so weit das Auge reicht, sich den Blicken darbieten. Bei allem dem liegt Tarasp nicht hoch; es ist vielmehr einer der niedrigeren bewohnten Punkte seiner Umgebung; das Dorf Tarasp hat 1401 Meter, der Schlossberg ist nicht viel höher, während das gegenüber liegende Fettan 1647 M, hoch ist; der Weiler Vulpera, unter welchem die Salzquelle unmittelbar an dem Inn entspringt, hat nur 1270 M.

Nachdem der Inn die Granitfelsen von Ardez mit einer reissenden Stromschnelle durchbrochen, macht er bald einen weiten Bogen nach Norden, schneidet tief in das Schiefergebirg ein und umfliesst so die Thalstufe, auf welcher die genannten

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Orte liegen, die mit einigen kleinern Häusergruppen das Kirch- spiel Tarasp bilden, welches lange Zeit als Enclave ein Oester- reichisches Besizthum, mit seiner Felsenfestung eine wichtige Rolle in der Bündner Geschichte spielte,

Das Ganze bildet ein kleines, ziemlich unebenes, mit Hügeln beseztes und von kleinen Thalschluchten durchzogenes Plateau, das auf der Nordseite von der tiefen Thalschlucht des Inn, auf der Südseite durch die gewaltige unübersteigliche Gebirgsmasse des Piz Pisog, nach Ost und West durch die tiefen Schluchten des Scarlbaches und der Plafna von der Umgegend abgeschnit- ten ist.

Ueber dem untern Plateau erhebt sich ein zweites kleineres, auf einer nicht eben hohen, aber zum Theil sehr steilen Stufe, und senkt sich gegen SO. nach dem Scarlbach. Zwischen dieser Stufe und dem Schlossberg liegt von Wiesen umgeben ein kleiner See, und ein zweiter, von seiner moorigen Umgebung der schwarze See genannt, befindet sich auf dem obern Plateau. Alle diese Verhältnisse rufen ein kleines äusserst liebliches Landschaftsbild hervor, in welchem Wiesen und Fruchtfelder, Felsen, Thalschluchten mit ihren Bächen, Seen und Gehölze und zwischen allem dem zerstreute Häusergruppen im bunten Wechsel das Auge erfreuen; dahinter aber erhebt sich in starrer Majestät die gewaltige Felsenpyramide des Piz Pisog, die sich in schroffen zackigen Gräten nach 8, und SW. gegen die Val Plafna fortsezt. Den Fuss umgeben schöne dichte Fichtenwälder, die ersten Felsenstufen sind noch mit Legföhren (Pinus mughus) bewachsen, weiter herauf aber folgen graue senkrechte Dolomitwände olne Pflanzenwuchs, von tief eingerissenen Schluchten durchfurcht und von wilden Zacken gekrönt, über welche sich der höchste schneebedeckte Gipfel erhebt 3178 M. An den kahlen steilen Wänden haftet sonst kein. Schnee, in einer etwas westlich gelegenen Thalschlucht Val Zuort zieht ein

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Gletscher hinab, welcher fast die Waldregion erreicht, deren Grenze sich hier auf etwa 6000* befindet. Noch steiler und zerrissener wo möglich fällt er jenseits gegen das Scarlthal ab. Die unmittelbare Nähe des mächtigen Gebirgsstocks vollendet das Bild der Alpenlandschaft, in welche er mit erdrückender Grösse hinemragt.

Der Piz Pisog ist übrigens mit seinen riesigen Nachbarn St. Jon 3042 M. und Lischanna 3103 M, eigentlich nur ein vorgeschobener Posten der südlicher gelegenen Kette, welche das rechte Ufer des Inn begleitet, und viele kurze Ausläufer nach diesem ausstreckt. Sie beginnt bei Zernez und Süss am Mont Baselgia und Piz Mezdi und besteht hier aus krystallini- schem Gestein, Gneiss, Hornblendeschiefer und Glimmerschiefer. Der Piz Mezdi ist schon 2924 M. hoch, die weiter östlich ge- legenen Spizen noch höher. In das krystallinische Gestein sind die einsamen Thäler Zeznina und Nuna eingeschnitten und der seltsame kraterähnliche Felsenkessel Macun mit seinen kleinen eisigen Seen und unergründlich tiefen Felsenspalten ; das weiter östlich folgende Thal Sampoir bildet die Scheide zwischen dem | krystallinischen Gestein und dem Kalk und Dolomitstöcken, welche die Kette fortsezen; ein beschwerlicher Pass führt auf dieser Gesteinsgrenze nach Alp Uschadura bei Zernez über. Gleich östlich von diesem Pass liegen auf einander folgend Piz Jvraina 2906 M., Plafna da daint 3174 und noch drei andere wenig niedrigere Hörner, Piz Plafna da dora die Fortsezung des Pisog 3108, Piz Furaz, im Hintergrund der Val Minger 3094, Piz Tavru 3184 und Piz d’Asta 3083 M,, wovon die drei leztern aber erst im Scarlthal sichtbar sind. In der Regel hat der Hintergrund jedes Thals zwei solcher gewaltiger Eckpfeiler. War das krystallinische Gebirg schon hoch und wild, so gehören die genannten Dolomitstöcke zu den wildesten und zerrissen- sten des ganzen Alpengebirgs und sind dazu von sehr ansehn-

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licher Höhe. Die Val Plafna, welche von Tarasp aus in diese Wildniss führt, ist ein ödes unheimliches Felsenthal, in seinem Hintergrunde durch die grauen zerrissnen Hörner der beiden Piz Plafna und scharf ausgezähnte Gräte der kahlen, nakten Dolo- mitwände geschlossen. Ein Thalkessel, mit Felsentrümmern gefüllt, bildet den Schluss, aber kein Wasser hält sich darin, sondern alles versinkt in das Geröll, um weiter unten aus dem- selben hervorzubrechen. Aehnliche Steinwüsten zeigen die Seitenthäler des Scarlthals, Val Minger, Furaz und Tavrü in ihrem Hintergrund, Das Scarlthal schneidet tief in das Gebirg ein und isolirt dadurch die Massen des Piz St. Jon und Lischanna; hier zwischen dem Scarl- und Innthal findet sich der einzige ansehnliche Gletscher dieses Gebirgszugs, da ausserdem wegen der schmalen Beschaffenheit des Kammes zwar viele kleine, aber keine zusammenhängende Gletschermassen entstehen können. Der Lischannagletscher, zwischen schauerlich wilden Hörnern der Kalkgebirge gelegen, ist etwa 2 Stunden lang und über 1/, Stunde breit. Von ihm herab gegen das Innthal ziehen die tiefen Schluchten Val Lischanna, Triazza und Uina, gegen Scarl das enge Felsenthal Seesvenna. Die Hauptkeitte mit ihren hohen phantastisch geformten Berggestalten zieht zwischen dem Scarl- und Münsterthal durch gegen die Malser-Haide und hier erscheint wieder krystallinisches Gestein in grössern Massen, während auf dem Gebiete, das uns beschäftigt, nur schmale Rücken dieser Felsarten, dem Inn parallel laufend, die Verbin- dung zwischen diesen krystallischen Gebirgen und denen der Zernezer und Laviner Berge (Piz Mezdi und Selvrettastock) vermitteln.

Doch kehren wir nach Tarasp zurück, dessen geognosti- sche Consiruktion wir nach diesem allgemeinen Umriss seiner Umgebung betrachten wollen,

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Das linke Ufer des Inn besteht von Ardez an aus grauem Schiefer, welcher dem von Chur vollkommen gleicht und dem man unter dem Namen Bündner-Schiefer schon die verschieden- artigsten Stellungen im System angewiesen hat. Da man bis jezt noch keinerlei brauchbare Fossilien darin gefunden hat, so kann diese Frage auch zur Zeit noch nicht als ganz erledigt betrachtet werden; nur ist zu bemerken, dass die in Bünden vorkommenden grauen und bunten Schiefer keineswegs einerlei sind, sondern zu sehr verschiedenen Formationen gehören, wie wir alsbald sehen werden. Eigentlich beginnt der Schiefer schon am Eingang des Tobels von Guarda, das aus der Val Tuors kommt und sezt hier auch bei Suren über den Fluss, wo er sich bis unterhalb Vulpera hält. Bei Ardez wird er von dem Granit der Val Tasna und von Kalkbildungen unterbrochen, wird aber bald wieder vorherrschend jenseits des Tasnabaches und bleibt auf der linken Seite das herrschende Gestein mit grosser Einförmigkeit, Er streicht von SW. nach NO.; bei Ardez fällt er auf dem rechten Ufer südlich, auf dem linken nördlich, bei Fettan nordöstlich, dann wieder südlich auf beiden Ufern; verfolgt man ihn aber auf dem linken Ufer etwas land- einwärls, so trifft man constant nördliches Fallen, woraus her- vorgeht, dass er hier einen Rücken bildet, auf welchen eine tiefe Muldenbiegung folgt, in welcher der Inn bei Tarasp fliesst, während er bei Ardez der antiklinalen Spalte des aulgerissenen Rückens folgte. Die Concavität dieser Mulde ist nach Süd und nicht senkrecht abwärts gerichtet, wesshalb der Schiefer unter dem Gneiss einzufallen scheint, welcher bei Vulpera einen Rücken bildet, der dem Schieferrücken parallel läuft und dessen Convexität nach Norden gerichtet ist, wesshalb er über den Schiefer hinausgreift und ihm scheinbar aufgelagert ist. Auf der linken Seite ist diesem Schiefer Gyps eingelagert, der zwar nur an einzelnen Stellen beobachtet ist, jedoch eine zusammen-

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hängende Linie von Guarda bis Crusch zu bilden scheint, wenig- stens bildet er von Sins bis Crusch wirklich eine solche. Bei Fettan und am Ausgang des Tasnatobels erscheint auch Serpen- tin und zwar am ersteren Orte in der Nähe des Gypses. Es ist eine Fortsezung der grossen Serpentinmasse des Piz Min- schun und lässt sich von diesem bis in den Wald und die Wiesen oberhalb Klein Fettan verfolgen, von wo aus er sich eine Strecke lang unter Schutt und Culturland verliert und am Abhang des Innufers wieder in grossen Massen hervortritt, dann abermals von Schiefer bedeckt wird, und auf dem rechten Inn- ufer endlich eine ungewöhnliche Mächtigkeit erlangt, wo wir ihn wieder finden werden. Es ist bemerkenswerth, dass diese Kette von Serpentinflecken zwischen dem Piz Minschun und Aschera von N—S streichend, das Streichen der Schieferschichten fast rechtwinklich durchschneidet, wie diess auch der Granit der Val Tasna thut, während auf der rechten Seite Serpentin und krystallinische Gesteine gleich dem Schiefer von SW.—NO. streichen, Beide bilden also eine etwas spizige Bogenlinie, deren Winkel bei Ardez und Suren zu suchen ist. Bei Sins unterhalb des Gypslagers tritt ebenfalls aus dem Schiefer ein Granitrücken an dem Galgenberg hervor, der ohne Unter- brechung fast bis Crusch reicht. Andere Unterbrechungen der Schieferbildungen sind bis jezt auf der linken Innseite nicht be- merkt worden. Unterhalb Remüs soll noch einmal Granit anstehen.

Ueberschreiten wir bei Schuls den Inn, so fallen uns zu- nächst die Schieferfelsen des linken Ufers in die Augen, auf welchem die Kirche des Ortes liegt, bekannt durch mehrmalige tapfere Vertheidigung der Bewohner des Ortes in den Religions- kriegen. Diese Felsen fallen südlich, so auch die auf der rech- ten Seite des Flusses; eine Strecke stromaufwärts aber bekom- men wir ein Stück des Bogengewölbes an einer Stelle zu sehen, wo der Fluss eine Wendung macht, die eine Seite fällt südlich

gegen den Fluss. die andere mehr in der Richtung von Schuls nach NNO, Gerade gegenüber auf dem rechten Ufer st&ht Serpentin. In seiner nächsten Nähe geht der graue Schiefer in einen gelblichen Talkschiefer über, jenseits des Serpentins ist wieder Talkschiefer, dann Glimmerschiefer, der fast senkrecht einfällt, sodann Gneiss in eben dieser Fallrichtung. Wir wenden uns weiter links, Die Clemgia (Skarlbach) brausst wild aus der engen Thalschlucht und treibt mehrere Mühlen indem sie ihrer Vereinigung mit dem Inn entgegen eilt. Beide Ufer des Berg- wassers bestehen aus einem graugrünlichen Gestein, das nach N. einfällt. Es ist ein talkiger Glimmerschiefer, der in Gneiss übergeht, welcher auch viel Talk enthält, sich aber durch zahl- reiche krystallinische Feldspaththeilchen und Glimmerblättchen als Gneiss charakterisirt. Gänge eines granitischen massigen Gesteins durchsezen ihn senkrecht und verzweigen sich in der Masse. Der Weg aufwärts nach Vulpera ist in diese Feis- arten eingeschnitten; sie fallen hier immer noch nach N., biegen sich aber tiefer unten südlich ein. Wir folgen dem Clemgiabach aufwärts. Die Gneissfelsen steigen hoch und steil an; auf der Höhe angelangt, zeigen sich verschiedene Verbie- gungen und gehen dann in südliches Fallen über, welches sie beibehalten. Sie bilden also einen Rücken, dessen Convexiltät, wie oben bemerkt, nach N. gerichtet ist. Der Weg führt durch einige kleine Gehölze, Kornfelder und Wiesen ; plözlich befin- det man sich auf Serpentin, der vom Gneiss durch Glimmer- schiefer getrennt ist. Der Scarlbach fliesst unten in einer mehrere 100° tiefen Schlucht mit fast senkrechten Wänden; einzelne Tannen wachsen aus den Felsenvorsprüngen, unten stürzt das Wasser weiss schäumend über die schwarzgrünen Serpentin- ımassen. Der Serpenlin mit seinen zackigen wilden Felsenge- stalten bildet hier eine ungeheure, nach oben breiter werdende keilförmige Masse, zwischen dem krystallinischen Gestein und

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Kalk und Schieferbildungen. Da wo er an den Glimmerschiefer grenzt, enthält dieser viel Schwefelkies, durch dessen Verwitte- rung das Gestein zerstört wird. Auf diese Weise ist auf der Gesteinsgrenze eine Höhlung entstanden, welche durch alten Bergbau erweitert zu sein scheint. Es bilden sich hier viel Eisenvitriol, welcher stalactitenartig herabhängt, auch Bittersalz und kleine Gypskrystalle. Man kann in diese sogenannte Vitriol- höhle auf einem etwas mühsamen Pfade hinabsteigen: die Aus- beute ist aber der Mühe nicht werth.

Weit interessanter ist ein in der Tiefe des Flusses den Serpentin durchsezender Gang eines gelblichen Bitterspathes, welcher ein apfelgrünes Mineral enthält, das man früher für Malachit hielt, das sich jedoch durch neuere Untersuchungen von Herrn Dr, Papon als Nickelhydrat herausgestellt hat. Der Gang streicht nicht ganz in der Richtung der Serpentinmasse, welche NO.—SW. streicht, seine Richtung ist NNO, SSW, und er fällt fast senkrecht etwas nach NW. ein. Diesseits und jenseits der Clemgia kommen noch mehrere dieser Gänge im Serpentin vor, immer mit demselben Streichen, jenseits nach St, Jon auch Nickelblüthe mit starkem Arsenikgehalt, jedoch sparsam. Das Nickelhydrat scheint aus der Zersezung nickelhaltiger Eisenerze entstanden zu sein. Man hat darauf Bergbau versucht, der bis jezt kein Resultat herbeigeführt hat.

Die Serpentinmasse sezt sich östlich über das Plateau von St, Jon, durch die Val Lischanna und bis in die Val Triazza fort, hinter welcher sie verschwindet ; westlich fortsezend um- schliesst sie zunächst einen Gneissrücken und den kleinen schwarzen See, bildet theilweise den Fuss des Piz Pisog, wo sie ihre grösste Ausdehnung erreicht, streicht dann ob dem Dorfe Tarasp hin, sezt in grossen steilen Massen durch die Val Plafna und erscheint noch auf der Grenze des Gneissgebirgs in der Val Sampoir auf beiden Thalseiten in einzelnen Flecken,

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wo sie sich auszukeilen scheint, wenigstens, ist weiter westlich in diesem Gebirg kein Serpentin mehr bekannt,

Einige kleinere, mit der Hauptmasse parallele Serpentinzüge werden wir alsbald kennen lernen. Noch ist zu bemerken, dass das oben berührte grüne, Nickel enthaltende Mineral im Tannen- walde der Val Zuort am Fuss des Piz Pisog als mächtiger Gang ebenfalls NNO. SSW. streichend auftritt, so wie auch in der finstern Thalschlucht der Val Plafna, wo neben dem Serpentin noch Diorit erscheint, in welchen der eben so streichende Gang über- sezt. Hier wurde es vor Kurzem bergmännisch gewonnen.

Wo immer der Serpentin in Bünden auftritt, da wirkt er als fremdes Einschiebsel äusserst störend auf die Verfolgung der Schichtenverhältnisse ein; an dieser Stelle jedoch weniger als anderswo, da er seinen Plaz regelmässig streichend gerade zwischen den krystallinischen Gesteinen und den Schiefer und Kalkbildungen nimmt. Es folgt hier auf den Serpentin erst Schiefer, der mit Kalk wechselt, dann eine mächtige Dolomilt- masse, hinter welcher wieder Schiefer liegt, hierauf ist alles mit Schutt bedeckt, welcher weit am Piz Pisog hinaufreicht. Auf der rechten Seite der Clemgia ist diese Formation besser aufgeschlossen. An dem Gneiss und Glimmerschiefer, der erst nördlich, dann südlich einfällt, liegt auch hier der Serpentin unmit- telbar an, dann folgen die Schichten, nach S. fallend, folgen- dermassen : Graue Schiefer mit Kalkschichten wechselnd, Kalk, Schiefer, Dolomit, Kalk, Thonschiefer, Kalkschiefer, Gneiss, Glimmerschiefer, Gneiss, Granit mit Eisenglimmer in ziemlich starken Schnüren durchsezt, Gneiss, Schutt mit Bruchstücken eines Verrucano ähnlichen Conglomerats und Schiefer, Rauh- wacke und eisenschüssige Schichten, schiefriger schwarzer Kalk, grauer Kalk, Dolomit, welcher die grosse Masse des Piz St. Jon bildet.

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Eine ganz ähnliche Bildung zeigt der Fuss des Piz Pisog. Hat man die Schuttmassen überschritten, so gelangt man wieder auf Serpentin, auf welchem man hoch ansteigt. So weit die zertrümmerte Form des Grates und die bedeckende Vegetation es erlauben, wurden folgende Schichten, ebenfalls südlich fallend und SW,—.NO, streichend, beobachtet: Schiefer und Kalk wech- selnd, zum Theil von Gneisstrümmern bedeckt; gelber quar- ziger Schiefer, gelber krystallinischer Kalk und Dolomit in scharfeckigen Felsköpfen, grauer Schiefer, Gneiss und graniti- sches Gestein, sehr zertrümmert, aber anstehend; Schiefer und Conglomerat (Verrucano ?); Rauchwacke gelblich und sehr porös, worin auch Gyps vorkommen soll, der aber nicht gefunden wurde. Sie bildet mächtige Felsen, Es folgt schwarzer und grauer schiefriger Kalk mit Dolomit wechselnd, endlich die grosse Masse des Piz Pisog ganz aus Dolomit und dolomitischem Kalk bestehend. Die Basis fallt südlich ein, der obere Theil des Bergstocks biegt sich aber so um, dass die Schichten an der Spize nach N. fallen. Diese Umbiegung zeigen auch der Piz St, Jon und Lischanna, Plafna u. a.

Wir haben also hier zwei Gneissrücken, beide von graniti- schem Gestein durchsezt, welches ihre Kernmasse zu bilden scheint und zwischen beiden eine mit Schiefer und Kalkschich- ten gefüllte Mulde, jenseits des obern Gneissrückens die grossen Kalkformationen.

Die untere Gneissformation begleitet den Inn und bildet ein deutliches Gewölbe, dessen oberer Theil jedoch grösstentheils zer- trümmert ist, Der Gneiss streicht von NO.—SW., ist an mehreren Stellen von Schiefer und Schutt bedeckt und lässt sich, indem er mehrmals aus diesem auftaucht, westlich durch die Val Plafna bis auf den Grat verfolgen, der dieses Thal von Sam- poir trennt, worauf er unter Schiefer und Kalk verschwindet, jedenfalls aber unter demselben mit dem krystallinischen Gestein

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der nahen Val Nuna in Verbindung steht, nach N, aber sich an den Granit von Ardez anschliesst. Zwischen beiden ist hier nur eine schmale, mit Schiefer gefüllte Mulde ; östlich beob- achtet er dieselbe Richtung am Innufer Schuls gegenüber, durch die untere Val Lischanna und Triazza, bis zum Uinathal und weiterhin, wo er noch untersucht werden muss. Der obere Rücken läuft ihm parallel, am Fuss des Pisog über dem Ser- pentin hin, durch die mittlere Val Plafna, bildet einen hohen Grat zwischen zwei Dolomitmassen auf den Bergen, welche Plafna von Sampoir scheiden, sezt in leztere über und wird auf der jen- seitigen Thalseite die vorherrschende Felsart, welche ebenfalls sich mit dem Gmeiss und Hornblendegebirge von Zernez und Lavin, jedoch hier ohne Unterbrechung, verbindet, Nach Osten haben wir ihn schon die Clemgia überschreiten sehen; er sezt durch die Val Lischanna, verschwindet unter den Kalkformatio- nen der Val Triazza, kommt aber in bedeutender Mächtigkeit wieder in Uina zum Vorschein, wo Verrucano, Kalk und Dolo- mit ein wohl geschlossenes Bogengewölbe über ihm bilden, Der Kalk bedeckt ihn hier brückenarlig auf eine kurze Strecke; aber jenseits entwickelt sich das krystallinische Gestein zu den mächtigen Gneiss- und Hornblendebildungen des Griankopfes und der Malser Haide u. s. w. Die Serpentine und Diorite erscheinen theils zwischen beiden, theils nördlich von ihnen, jenseits des obern Gneissrückens ist noch kein Serpentin ge- funden worden.

Es bilden aber die beiden krystallinischen Linien gleichsam das Skelet der ganzen Gebirgsbildung von Tarasp, ohne dessen genaue Einsicht ein Verständniss derselben unmöglich ist, wess- halb es nothwendig war, dabei länger zu verweilen. Ehe wir aber zur Beschreibung der untern Thalschaft übergehen, müssen wir noch kurz eine Bestimmung der Sedimentgesteine ver-

suchen.

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Leider lassen uns hier die Hauptbeweismittel, die Petre- facten, fast gänzlich im Stich ; was davon gefunden ist, besteht meist aus unbestimmbaren Resten. Es bleibt also nichts übrig, als die verschiedenen Schichten mit denen zu parallelisiren, welche versteinerungsführend auf Oesterreichischem Gebiete getroffen werden und von den dortigen Geologen Hauer, Süss und Richthofen genau untersucht und bestimmt sind. Hiernach entspräche der Verrucano und die damit verbundenen Schiefer der unteren Trias dem bunten Sandstein, der Verrucano des Münsterthals, welcher ein graugrüner Talkquarzit ist, ganz ähn- lich dem von Ilanz und Calanda, auch wohl der Kohlenforma- tion? Die knollige und zellige, oft Hornstein führende Rauh- wacke stimmt mit v. Hauers Guttensteiner Kalk, gleich unterem Muschelkalk, ganz gut überein. Die dünngeschichteten Kalke, welche nun folgen, und theils dicht und schwarz (schwarzer Marmor), theils grau, zum Theil auch schiefrig und mergelig sind und zum Theil in schwarzen und grauen Dolomit über- gehen, möchten den Schichten von St, Cassian entsprechen und enthalten auch wirklich undeutliche Versteinerungen in der Val Triazza, welche dahin zu gehören scheinen. Es folgt dann gewöhnlich gelbe Rauhwacke und poröser Kalk, worin im Scarlihal Bleiglanz und Galmei vorkommen, auf die der bekannte Bergbau betrieben wurde, Auf der Rauhwacke liegt rother Kalk und rother Thoneisenstein, welche man den Hallstädter Schichten parallelisiren könnte, Dann folgt der Hauptdolomit, eine Formation von ungeheurer Mächtigkeit, deren Stellung im System noch nicht recht ausgemacht ist, die aber jedenfalls noch zur Trias gehört, und womit diese Formation am Piz Pisog, Plafna, St, Jon u. s, w. schliesst. Am Piz Lischanna aber liegen auf demselben erst rothe und gelbliche breccienartige Kalkmassen mit Crinoidenresten und dann graue Schiefer und schiefrige Kalke, welche leztere viel Analogie mit den Kössner

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Schichten des Scesaplana haben, und worauf hellgrauer Kalk liegt, welcher dann Dachsteinkalk wäre, Der Gletscher bringt aber auch rothe und grüne Schiefer herab, die man unter dem Eise an dem steilen Absturz anstehen sieht, und welche viel- leicht den Adnether Schichten entsprächen. Diese Schiefer ent- halten Spuren von Kupfererzen. Versteinerungen wurden alles Suchens ungeachtet ausser den oben genannten Crinoiden in diesen oberen Formationen noch nicht gefunden, bei Ardez aber kommen dieselben Crinoiden auf dem Gipfel des Schlossberges vor und darunter liegt ein grauer krystallinischer Kalk, in welchem Dr. v. Moos Terebrateln und andere Bivalven ent- deckte, welche ich an Ort und Stelle wieder fand, die aber bis jezt noch nicht bestimmt werden konnten.

Wenn wir also hier muthmasslich bis zum untern Lias gelangt sind, so liegt es sehr nahe, den bunten und grauen Schiefer von Tarasp und überhaupt im untern Engadin als Fleckenmergel, mithin auch zum Lias gehörig und in seinen obern Lagen auch wohl als Unterjura anzusehen. Escher fand darin bei Samnaun Belemniten, und verschiedene in der lezten Zeit von mir am Falkniss und bei llanz gemachte Beobach- tungen veranlassen mich, die ganz ähnlichen Schiefer des Rhein- thals auch an diese Stelle zu sezen. Dass sie bei Tarasp unmittelbar dem krystallinischen Gestein angelagert sind, möchte dagegen nichts beweisen. Sie bilden dort eine tief eingeknickte Mulde, und die Trias wird wohl darunter stecken. Versteine- rungen zu finden, ist hier die Hauptaufgabe, welche diesen schwierigen Punkt allein mit Beslimmtheit entscheiden kann,

An das Vorhergehende knüpfen sich die weitern Verhält- nisse gleichsam von selbst an, und wir können nun zu der Be- trachtung des übrigen Theils der Thalschaft übergehen.

Kehren wir zu der Brücke über die Clemgia bei den Mühlen zurück, so führt uns ein jezt ziemlich gut gebahnter Weg nach

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dem Weiler Vulpera. Er ist in Gneiss und Glimmerschiefer eingeschnitten, die Abhänge sind theilweise mit Alpenrosen, Rh, hirsutum, bewachsen, eine der tiefsten Stellen in der Thal- schaft, wo diese Pflanze noch vorkommt, Die erste freundliche Häusergruppe, wo das bisherige grössere Gasthaus sich befindet, liegt auf einer von Wiesen und theilweise von Fruchtfeldern bedeckten Terrasse, unter welcher ein tiefer Abhang steil nach dem Inn führt. Dieser besteht anfangs aus Glimmerschiefer und Gneiss, bald aber folgt grünlichgrauer Talkschiefer und aus diesem hervortretend eine bedeutende Masse Serpenlin, der von vielen Kalkspathadern durchzogen ist; er enthält auch Asbest und Amianth in ziemlicher Menge und einen Gang des mehr- erwähnten Nickelhydrats in gelblichem Kalkspath und Bitter- spath, NNO—SSW, streichend.. Wo der Schiefer mit dem Serpentin zusammentrifft, ist er sehr talkreich und lezterer ent- hält auf der Gesteinsgrenze grünlichen Speckstein und Knollen von gleichfalls graugrünem Hornstein. Hier fällt der Schiefer nördlich. Dann geht er in gewöhnlichen grauen Schiefer über, welcher von nun an, südwestlich und südlich einfallend, den ganzen Abhang ununterbrochen bis zum Plafnatobel und weiter bis Ardez gegenüber fortsezt. Als botanische Merkwürdigkeit ist an diesem steilen buschigen Abhang Cortusa Matthioli 'zu bemerken, die mit ihren schönen langgestielten Blättern und rothen Blüthendolden einige feuchte Schluchten ziert. Auch das darüber liegende Plateau, worauf die grössere Häusergruppe von Vulpera mit der Kirche einen freundlichen Anblick gewährt, besteht aus demselben grauen Schiefer, welcher auch das Hügel- land von hier bis Tarasp und zum Plafnatobel fast ununter- brochen zusammensezt, Von dem genannten Weiler führt der Pfad nach der Salzquelle erst über Wiesen, dann im Zickzack den mit Buschwerk bewachsenen felsigen Abhang hinab, nach dem Ufer des Flusses, in dessen unmittelbarer Nähe die Heil-

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quelle entspringt. Diese Quelle, das kostbarste Geschenk, das die Natur dem Lande verliehen hat, und die unbegreiflicherweise bis jezt nur in sehr beschränktem Massstabe benuzt wurde, während sie sich mit den berühmtesten Heilquellen Europas messen kann, entspringt wie alle die zahlreichea Mineralquellen der Umgegend aus grauem Schiefer. Dicht dahinter erhebt sich eine steile Felswand dieses Gesteins, deren Schichten südlich einfallen, äusserst verwittert und zerbröckelt aussehen und mit weissem Anflug von Bittersalz bedeckt sind. Die Hauptquelle entspringt indess einige Schritte weiter nach dem Inn zu und zwar aus zwei dicht neben einander befindlichen Ausflüssen, die man als zwei verschiedene Quellen ansieht; eine dritte kleinere, mehr eisenhaltige Quelle kommt nahe dabei aus dem Felsen; die Hauptquelle hat sich nach und nach aus Kalktuf ihre eigene Fassung geschaffen, welche nur benuzt zu werden brauchte, um die sehr einfache künstliche Fassung herzustellen, Sie fliesst ziemlich reichlich unter beständigem Aufwallen von Kohlensäure und hat eine constante Temperatur von 5,50 C. Der Geschmack ist schwach salzig, jedoch wegen des starken Gehaltes von Kohlensäure nicht unangenehm. Der - starke Natrongehalt zeichnet die Quelle vorzüglich aus. Der Gebrauch des Wassers bei Unterleibsübeln u. s. w. ist uralt und bei besserer Einrichtung, die in nächster Zeit zu erwarten steht, wird die Quelle einen Europäischen Ruf erlangen, besonders da die Landschaft schon an und für sich einen Besuch verdient und die nächsten Umgebungen einen natürlichen Park bilden, worin alles sich findet, womit man anderwärls mit schweren Kosten solche Orte verschönert, Hier braucht man der Natur blos durch einige Wege und Stege nachzuhelfen, um den Kur- gästen statt eines düsteren engen Raums "zwischen Fels und Strom, reizende Spaziergänge zu bieten an den Felsenufern

des klaren weissschäumenden Inn und in den viel verschlun-

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genen Schluchten und Thälchen des bewaldeten Hügellandes oberhalb der Quelle. Hierzu kommt noch der Umstand, dass die Quelle nicht vereinzelt ist. Nicht leicht wird man eine Gegend finden, wo auf kleinem Raum die Natur so verschwen- derisch mit dieser Gabe gewesen ist. Gleich gegenüber der Salzquelle auf dem linken Innufer befindet sich eine starke Sauerquelle, eine andere mit auffallend starkem Kohlensäure- gehalt auf dem rechten Ufer weiter stromaufwärts. Schwächere Quellen finden sich auf dem linken Ufer, kenntlich an den kleinen Kegeln von Kalktuf, durch welche sie sich selbst eine Fassung geben, und in der Schlucht Valpüza unterhalb Fettan. Mehrere entspringen im Flussbette selbst, was man an den auf- steigenden Gasblasen erkennt. Westlich von Schuls strömt aus der sogenannten Wyquelle (Weinquelle) ein solcher Reichthum von Sauerwasser, dass man im Dorfe einen Röhrenbrunnen damit speist, andere finden sich in Wiesen und Schluchten zer- streut, ohne beachtet und benuzt zu sein, von weitem kenntlich an den Massen von gelbem und rothem Tuf, den sie ausschei- den, und zwar scheint jede von der andern verschieden zu sein nach Geschmack und Geruch des Wassers. Am Wege nach Sins entspringen mehrere Mineralquellen, die ebenfalls unbenuzt sind; endlich entspringen jenseits Sins in der Val Sinestra auf einem Raum von etlichen hundert Schritten etwa ein Duzend kleinere und grössere, theilweise etwas salzhaltige Sauerquellen, deren Wasser vereinigt einen Mühlbach bilden könnte, jezt aber nuzlos dem wilden Thalbache zufliesst, der das einsame Felsen- thal durchströmt. Es ist interessant, auf welch’ waldursprüng- liche Weise diese lezteren Quellen doch zuweilen zu Selbst- kuren verwendet werden. In der Nähe einer der grössern Quellen ist ein Loch ausgegraben; man füllt dieses mit Wasser, zündet ein Feuer an und macht darin Steine glühend. Diese werden in das Wasser geworfen, um es zu erwärmen und darin

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badet man, wie behauptet wird, mit gutem Erfolg. Anderswo würde sich hier eine glänzende Badeanstalt aus den dunklen Tannen erheben, hier benuzt nur der Hirte des Gebirges die Schäze der Natur so gut es seine Mittel erlauben.

Sehr merkwürdig ist noch das Hervortreten von freier Kohlensäure, welche mit andern Gasen, Stickstoff und Schwefel- wasserstoff gemischt an mehreren Stellen bei Schuls in starken Strömungen aus dem Boden dringt und wahre Moffeten bildet, In den Vertiefungen um dieselben finden sich gewöhnlich eine Menge erstickter Insekten, Mäuse und selbst Vögel, welche wahrscheinlich Wasser suchend, in die Gasschichte geriethen und von dieser getödtet wurden.

Unterhalb Sins endlich auf dem Gyps und dem ihm zunächst anstehenden Schiefer wächst Plantago marit'ma, eine Pflanze, die sonst einen salzhaltigen Boden anzeigt. Es wäre wohl des Versuches werth hier auf Salz zu graben oder zu bohren.

Ein Blick auf die Karte zeigt, dass alle diese Quellen und was mit ihnen zusammenhängt nahezu in einer Linie liegen, welche von SW. nach NO der Streichungslinie des Schiefers folgt und es ist schon gesagt, dass sie alle aus diesem Gestein entspringen. Es ist auch schon bemerkt, dass der Schiefer erst einen Rücken, dann eine tief nach $, einfallende Mulde bildet, welche leztere unter das krystallinische Gestein einfällt, Nun entspringen aber die Quellen meist gerade in der Linie, welche das Streichen des Rückens bezeichnet, da wo das südliche Fallen der Schichten in das nördliche von Schuls und Sins übergeht, also auf der antiklinalen Linie. Hier ist also wahr- scheinlich eine in die Tiefe einsezende Spalte, und wir haben gesehen, dass der Inn eine Zeit lang dieser Spalte folgt und sie erst unterhalb Fettan verlässt, um in der Mulde zu fliessen. Die Tarasper Quellen des rechten Ufers liegen nur wenige Schritte von dieser Linie südlich, die von Val Sinestra, welche

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ohnediess ein eigenes System zu bilden scheinen, eiwas stark nördlich von ihr, die andern aber folgen ihr genau. Da indess das Wasser sich oft einen Weg durch Seitenspalten bahnt, so ist diese seitliche Lage der erstern wohl nur eine scheinbare Ausnahme. Die Quellen würden also aus emer von SW—NO laufenden, etwas verbogenen und wahrscheinlich südlich ein- fallenden Spalte des Schiefergebirgs entspringen, und da dieser Schiefer alle Elemente enthält, welche das Wasser liefert (Na- iron, Kali, Kalk, Magnesia, 'Thonerde, Kieselerde, Eisen) die Zersezung der in ihnen allerwärts vorhandenen Schwefelkiese aber die Anwesenheit der Schwefelsäure und die der Kohlen- säure durch Verbindung ersterer mit Kalk zu Gyps genügend erklärt, so hätten wir die Entstehung der Mineralquellen wohl schwerlich tiefer als in den Schiefern zu suchen, und dieselben mit den eingelagerten Gypsen in Verbindung zu sezen, wenn man nicht auch dem Serpenlin einigen Antheil an ihrer Bildung zuschreiben will, Will man die Quellen lieber durch hydrosta- tischen Druck aus der Tiefe der den Gneiss unterlaufenden Mulde entspringen lassen, so wird diess an der Hauptsache wenig ändern; indem dann die oben genannte Spalte das Wasser abschnitte und zu Tage führte. Doch könnte diess vielleicht eher die Anwesenheit von Quellen auf der Südseite erklären, und immerhin bleibt es eine seltsame Thalsache, Quellen aus der convexen Wölbung der Schichten kommen zu sehen, wo beiderseits starke concave Biegungen sind,

Die Wichtigkeit des angeregten Gegenstandes, namentlich in Beziehung auf Bohrversuche, wird die Aufstellung obiger Ansicht entschuldigen. Wir geben sie vorläufig nur für eine Hypothese aus, jedoch für eine solche, die auf Thatsachen, auf Beobachtung der Lagerungsverhältnisse beruht und darum ihre Berechtigung hat. Genauere Untersuchungen an Ort und Stelle,

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wozu Mittel erforderlich sind, die mir nicht zu Gebothe standen, werden sie wahrscheinlich bestätigen.

Nachdem wir die beiden hauptsächlichsten Grenzlinien untersucht haben, bleibt uns noch der Bau des übrigen kleinen Plateaus zu bestimmen.

Die erste Häusergruppe von Vulpera, wo das Gasthaus steht, das gegenwärtig als dasjenige des Etablissements gilt, ist der Mittelpunkt des Lebens der Kurgäste, von denen jedoch viele auch sonst in kleinern Gasthäusern und bei Privatleuten ein Unterkommen suchen. Der Ort ist etwas weit von der Quelle entfernt, sonst aber schön und frei gelegen am Fuss einer be- waldeten Felswand und hat eine reizende Aussicht nach beiden Seiten des Thales und auf die hohen Gebirge, die es ein- schliessen. Man findet auch ziemlich bequemes Logis und meist muntere Gesellschaft, denn da die Mehrzahl der Kurgäste aus solchen besteht, welche die Beschwerden und Kümmernisse einer sizenden Lebensart zeitweilig abgeworfen haben, um sich frei in der Natur zu bewegen, zum Theil auch aus solchen, die sich hier zu neuen gastronomischen Anstrengungen zu stärken beab- sichtigen, so vermisst man mit Vergnügen die sonst in kleinern Bädern herrschende ängstliche Trübseligkeit, welche sich über jede Abweichung von der Regelmässigkeit der Lebensart Ge- wissensbisse macht, und bei der ein gesunder Mensch übel an- gesehen ist. Das Wasser der Quelle wird zwar in grossarligem Massstabe consumirt, aber der vertraute Umgang mit der Najade schliesst Bachus nicht von der Gesellschaft aus und da Bewe- sung mit zur Kur gehört, so sind muntere Excursionen nach den benachbarten Orten sehr gewöhnlich und es finden sich oft Persönlichkeiten, die den Gebirgsforscher auf anstrengenden Gängen begleiten, wozu Gelegenheit genug geboten ist. Doch wollen wir selbst unsere Excursion weiter fortsezen.

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Gleich hinter dem Gasthaus erhebt sich steil eine bewaldete Felswand von ziemlicher Höhe, welche die Fortsezung des untern Gneissrückens ist, der hier etwas südwestlich einbiegt, und die Stufe bildet, auf welcher das obere Plateau liegt, welches fast ganz aus diesen Felsarten und Serpentin besteht, während auf dem untern der graue und bunte Schiefer vor- herrscht. Man bemerkt an dem krystallinischen Gestein hier nur südliches Fallen, gewöhnlich wie fast allgemein in der Ge- gend mehr oder weniger nach SW. abweichend. Es zieht sich diese Felsenbank parallel dem Wege, der nach Tarasp führt, etwa 1/ Stunde weit fort, wo sie sich allmählig nicht weit von dem See verflacht. Der Schiefer fällt unter sie ebenfalls süd- lich und südwestlich em, zeigt aber besonders in der Nähe des Weilers Giaunts so viele Verbiegungen, dass eine allgemeine Fallrichtung erst durch längere Beobachtung ermittelt werden kann, Zwischen Schiefer und krystallinischem Fels erscheint gleich hinter dem Gasthaus eine ansehnliche Masse Serpentin, welcher fleckenweise hervortretend, oft von Schiefer und Schutt bedeckt, die Gneisswand in ihrer ganzen Länge begleitet, dann sich gegen das Schloss Tarasp hinüberzieht, zwischen diesem und dem See wieder deutlich erscheint und im Dorf selbst und unter dem Kloster nochmals ansteht. Nachher verschwindet diese untere Serpentinlinie unter Schiefer und Schutt, verbindet sich jedoch im Plafnatobel mit einer Verzweigung der obern, lehnt sich an den Diorit der Plafna an, welcher nach Aschera streicht, und kommt jenseits desselben noch einmal Ardez gegenüber zum Vorschein, worauf sie verschwindet. Nach Osten zu steht diese untere Linie, wie oben bemerkt, an zwei Stellen am Inn- ufer zwischen Schuls und Vulpera an, dann noch einmal süd- östlich von Schuls in mächtigen schwarzen Felsen auf beiden Seiten des Inn und endlich am Ausgang der Val Triazza, worauf sie sich auch verliert. Diese lezten Serpentinflecken, die zwi-

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schen Gneiss und Schiefer auftreten, liegen gerade gegenüber einer Reihe, welche vom Piz Minschun aus südöstlich streicht, also queer durch das Streichen der Schiefer, und oberhalb Schuls endigt. Eine direkte Verbindung findet nicht statt, doch ist der Zusammenhang augenscheinlich. Bei Vulpera enthält dieser Serpentin Knollen eines gelblichen Bitterkalks, der nach einer Analyse von Herrn Dr. Papon folgende Zusammensezung hat:

Kohlensaurer Kalk 3/5

Kohlensaure Bittererde 5

Kohlensaures Eisenoxydril sehr unbedeutende %)

Spuren von Fluor.

Die Structur ist körnig krystallinisch.

Die Felswand des krystallinischen Gesteins besteht aus ab- wechselnden Schichten von Gneiss, welcher vorherrscht, und Glimmerschiefer. Auf Kluftflächen enthalten diese Felsarten oft schwarzgraue graphitähnliche Massen, zuweilen auch im Ge- stein eingesprengt kleine glänzende Metaliblätichen, wahrschein- lich Molybdänglanz. Es kommen diese in grösserer Menge jen- seits der Clemgia am Wege nach Pradella ebenfalls in Gneiss und Granit vor. Zwischen dem Gneiss und Serpentin findet sich in demselben Streichen und Fallen eine 6—10* dicke Bank eines grauen krystallinischen Kalks, welcher hie und da auch gelbgrüne Farbe annimmt und in das obige Mineral überzugehen scheint. Er enthält eingesprengten Schwefelkies.

Nicht weit davon ist der Gneiss von einem granilischen Gestein durchsezt, welches keine Schichtung zeigt und aus grünem Feldspath, grauem Quarz, wenigem Glimmer und ein- gesprengter Hornblende besteht. Es enthält ebenfalls einge- sprengten Schwefelkies, und ist eine Modification eines Granites, welcher an vielen Stellen des Unterengadins, gewöhnlich in kleinen den Gneiss und anderes krystallinisches Gestein durch- sezenden Gangmassen auftritt, an einigen Orten, wie z. B. bei

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Sins, jedoch auch zu grösserer selbständiger Entwicklung ge- langt und seine vollständige Ausbildung bei Ardez und in der Val Tasna erreicht, wo es dem Granit des Julier und Albula täuschend ähnlich, jedoch feinkörniger ist. Dort tritt dieser Granit in gewaltigen Massen auf und ist an mehreren Stellen die vorherrschende Formation.

Uebersteigt man die Gneisswand in der Richtung des schwar- zen Sees, so gelangt man auf das obere Plateau, und es tritt hier alsbald ein graugrünes schr hartes und feinkörniges Horn- blendegestein auf, von dioritischem Ansehen und ohne deutliche Schichtung. Es liegt auf der Grenze des Gneissrückens, welcher sich nach Süden senkt. Noch weiterhin liegt dem Hornblende- gestein ein grüner ebenfalls sehr dichter quarziger Schiefer an und jenseits desselben der Serpentin des obern Zuges, der sich bis hieher erstreckt. Gneiss, Hornblendegestein und grüner Schiefer bilden hier abgerundete glatte Felsenrücken. Der Ur- sprung dieser Rundhöcker ist nicht zu verkennen; sie sind von Gletschern abgeschliffen, welche ehemals das ganze Thal erfüllten, und deren ehemalige Anwesenheit sich auch aus einem Schutt- wall ergibt, der da entstand, wo der Gletscher des Hauptthals mit dem des Scarlthals zusammentraf. Es war von diesem Schutt oben die Rede. Aehnliche geschliffene, oft auffallend glatte Granitfelsen zeigt auch das granitische Plateau hinter Schloss Steinsberg bei Ardez.

Das kleine obere Plateau, auf dem wir uns befinden, ist meist mit Wald und Weide bedeckt, einen grossen Theil desselben nimmt der tiefe Moorboden ein, welcher den See umgibt, der selbst von sehr unbedeutendem Umfange ist. Es findet sich da ein bedeutendes Torflager, welches viel Holz enthält. Irrthüm- licherweise werden hier Braunkohlen angegeben. Der grosse Holzreichthum solcher ehemals bewaldeter Torflager.ist dadurch entstanden, dass die Bäume auf dem lockeren Boden ohne festen

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Halt, durch Stürme niedergeworfen wurden und dann in den Torf versanken oder von ihm überwuchert wurden, eine Erschei- nung, die in nördlichen Gegenden sehr häufig ist, wo man ganze Wälder in einer Richtung niedergestreckt und in den Torf ver- sunken findet.

Die Umgebungen des Sees, so weit sie nicht von Torf be- deckt sind, bestehen meist aus Serpentin. Südlich erhebt sich die oben beschriebene grosse Serpentinmasse am Fusse des Piz Pisog und findet sich auch in dem Walde anstehend und block- weise zerstreut, eine merkwürdige Serpentinbreccie, welche aus allerlei Gesteinen in eckigen Fragmenten, Kalk, Schiefer, Gneiss etc. besteht, von grünlicher Serpentinmasse verkittet. Dieses Gestein tritt noch an mehreren andern Stellen auf, wo der Serpentin den Schiefer oder Kalk begrenzt, z. B. in der Val. Plafna.

Dieses obere Plateau bietet einen düstern, wüsten Anblick. Es ist wenig besucht und trägt nur auf seiner östlichen Seite die vereinzelte Häusergruppe Lavezza. In den Wäldern gegen den Piz Pisog haben sich schon verschiedentlich Bären gezeigt, die aus den Zernezer Gebirgen herüberstreifen.

Die Gneisswand verflacht sich, je weiter man nach Westen fortschreitet und verschwindet zulezt unter Schutt und Wiesen- boden, der sich zu dem freundlicheren untern Plateau hinab- senkt. Hier liegt zwischen dem Piz Pisog und dem Schlossberg der untere grössere See und bietet mit den Ruinen des alten Schlosses, die sich in seiner Fluth spiegeln, und dem Dorte Tarasp, welches dahinter liegt, ein recht schönes Landschafts- bild. Die Hügel zwischen dem Schloss und Vulpera bestehen alle aus Schiefer, welcher im Allgemeinen südlich einfällt, eben so die steilen, hoch aufgerichteten Felsen des Schlossbergs, auf deren Zacken und Kanten die Schlossmauern sich erheben; zwischen See und Schloss aber streicht ein Serpentinstreif hin,

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aus dem Schiefer hervortretend, welcher leztere auf der Grenze beider Gesteine in ein Breccienartiges, von Kalkspathadern durch- zogenes Gestein verwandelt ist, wie das öfter auf der Serpen- tingrenze vorkommt. Hier finden sich ausgezeichnet schöne strahlige Arragonite. Durch den Serpentin selbst streicht auch hier ein Gang von gelblichem Bitterspath mit dem mehr er- wähnten grünlichen Nickelerze, worauf auch hier geschürft wurde, Der Schlossberg bietet ausser der Burg, welche jezt einer theilweisen Wiederherstellung entgegensieht, nichts Beson- deres. Die Schieferschichten, woraus er besteht, fallen steil gegen den See ein, also nach S., und bestehen aus dem ge- wöhnlichen Wechsel von Thon-, Kalk- und Sandschiefer, lezterer theilweise zu dickern Sandsteinbänken entwickelt und vorherr- schend; in der Nähe des Serpentins nimmt der Schiefer die in diesem Falle gewöhnlichen bunten Färbungen an; auf die Lage- rungsverhältnisse der Schichten hat der Serpentin hier wie ander- wärts nicht besonders störend eingewirkt.

Der See ist wenig tief und von sehr mässigem Umfang; woraus sein Boden besteht, ist wegen des umgebenden Moor- landes zur Zeit nicht ermittelt worden; auf seiner Südseite scheint die untere Gneisslinie herzustreichen, ist jedoch von Schutt und Wiesenboden bedeckt; sie erscheint wieder westlich von Tarasp mit dem mehr erwähnten granitischen Gestein. An dem See liesse sich wahrscheinlich auch Torf gewinnen, wie denn überhaupt dieses bis jezt wenig geachtete Brennmaterial bei zunehmendem Holzmangel wohl noch zu Ehren kommen wird, wesshalb es immer gut ist, darauf aufmerksam zu machen.

Das Dorf Tarasp liegt auf beiden Seiten des Tobels, welches aus der Val Zuort hervorkommt, einer wilden Thalschlucht des Piz Pisog, in welche oben ein Gletscher eingelagert ist. Unter- halb des Dorfes ist das Tobel ganz in Schiefer eingeschnitten, auf welchem oberhalb grosse Schuttmassen liegen, die zum Theil

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(durch Kalksinter verbunden sind und den auf der rechten Seite des Dorfes noch anstehenden Serpentin verdecken. Geht man aber das Tobel aufwärts, so erscheinen wieder mächtige Ser- pentinfelsen, welche auch hier den Fuss des Piz Pisog bilden und in scharfen zackigen Massen den Eingang der Schlucht etwas schwer zugänglich machen. Die vordern Partien dieses Serpentins sind lauchgrün und schalig, weiter hinten tritt die Felsart massiger auf, ist dunkler gefärbt, zum Theil rostfarbig angelaufen und enthält viel Bronzitkrystalle, welche Beschaffen- heit überhaupt die Kernmassen der Serpentinbildungen in der ganzen behandelten Gegend zeigen, während die äussern Theile schalig und scherbenartige Ablassungen darbieten und gewöhn- lich viel Kalkspath enthalten, Es finden sich hier schöne Stücke von strahlsteinartigem Asbest, und soll auch Idokras vorkommen, den ich aber nicht finden konnte. Der Serpentin geht hier sehr hoch hinauf, und nimmt, theilweise von Schutt bedeckt fast die ganze Waldregion ein; dann kommt die oben beschriebene Schichtenfolge mit der obern Gneisslinie, Rauhwacke u. Ss, W., endlich die steilen Kalk- und Dolomitfelsen, welche die Haupt- masse des Piz Pisog ausmachen und in imposanter Grossarlig- keit über der Waldregion aufsteigen. Die unteren Formationen sezen am Fusse des hintern Piz Pisog fort bis in die Val Plafna, welche sie dann durchsezen, sind aber wegen der bedeutenden Schuttmasse schwer zu ermitteln.

In dem Dorfe Tarasp hat man irgendwo Kupferkies und Schwefelkies beim Graben eines Brunnens und sonst an einigen Stellen gefunden; ob anstehend oder in Schuttmassen, kann ich nicht angeben, da ich das Vorkommen nicht an Ort und Stelle gesehen habe.

Westlich von Tarasp ist alles mit Schutt bedeckt, unter welchem Serpentin, Schiefer und Gneiss liegen müssen, welcher

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leztere auch als felsiger Rücken hervortritt. Erst in der Val Plafna ist der Boden wieder gut aufgeschlossen.

Diese tiefe, finstere Schlucht ist in ihrem unteren Theile, so weit ich sie hier verfolgte, ganz in Schiefer eingeschnitten. Der Pfad führt tief in die Schlucht hinab, die mit dunklen Tan- nen bewachsen ist und durch welche der starke Thalbach wild hinabrauscht, um sich unten mit dem Inn zu vereinigen. Dicht über einer kleinen Mühle, die sich auf der rechten Seite an die Felsen anlehnt, folgt Serpentin in sehr bedeutender Entwicke- lung. Er ist schalig, zersezt, mit Kalkspathadern durchflochten, enthält auch Gypspartien und sehr schönen Faserkalk, Noch elwas weiter verengert sich die Schlucht noch mehr, der Bach macht mehrere Fälle, schwarzgrüne Felsen siehen ruinenarlig in seltsam geformten Zacken und Nadeln auf beiden Ufern, so dass weiter oben das Tobel eine Strecke hin unzugänglich wird. Diese Felsen sind Diorit, feinkörnig, graugrün und sehr hart. Es ist schon bemerkt, dass hier ein Gang des grünen Nickel- erzes in Kalk und Bitterspath queer durch das Tobel in den Diorit übersezt. Auf der linken Seite wenden sich Diorit und Serpentin mehr westlich und der ganze steile Abhang besteht unten aus Schiefer, in der Nähe der obgenannten Gesteine mehr grün gefärbt, sonst grau; über dem Schiefer, der weiter west- lich den Serpentin bedeckt, liegt hoch oben derselbe schiefrige, aussen gelbe, innen graue Kalk, den man in derselben Lage in der Churer Alp zwischen grauem Schiefer und Triaskalk findet.

Oberhalb der Dioritfelsen auf dem linken Ufer muss der untere Gneisszug durchsezen. Da auf dem Plateau der aufge- häufte Schutt eine klare Ansicht nicht gestattet, und die Tiefe des Tobels hier nur durch bedeutende Umwege zu erreichen ist, so habe ich diese Stelle nicht untersuchen können. Uebrigens erscheint der genannte Gneiss in der Fortsezung der Streichungs-

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linie wirklich auf dem linken Ufer in bedeutender Entwicklung und streicht queer durch den Grat westlich, dann nordwestlich, um sich an die Granit- und Gneissbildungen von Ardez anzu- schliessen. Hinter ihm folgen auf dem Grat zwischen Plafna und Sampoir Schiefer, Kalk und Dolomit ungefähr in der Ord- nung, wie an der Clemgia, so wie der hier auf ein schmales Band zusammengegangene obere Serpentinzug, und ein Gang protogynarliger Granit, der den Dolomit durchsezt und sich in ihm verzweigt; dann der obere Gneisszug, in hohen zackigen Massen, endlich die grosse Dolomitmasse des Piz Plafna da daint mit denselben Zwischenbildungen wie am Piz Pisog Verru- canoschiefer, Rauhwacke u. s. w. nur hier deutlicher sichtbar, da man sich hoch über der Waldgrenze hefindet. Diese For- mationen fallen südlich ein, über dem vordern Gneissrücken bilden Schiefer und Kalk ein Gewölbe, der zweite hat Fächer- stellung der Schichten und bildet in der obern Val Sampoir den grössten Theil der linken Thalwand. Ueber die Beschaffenheit des hintern Plafnathals ist oben das Wichtigste gesagt, es führen von hier zwei Bergwege, der eine nach Val Minger und Scarl, der andere über die sogenannte Forcletta nach dem Ofenpass.

Der Serpentin in der untern Plafna ist äusserst mächtig und bildet schrofle schwer zugängliche Thalwände, besonders auf der linken Seite. Es führt hier über denselben ein hals- gefährlicher Pfad, der einer jezt zerstörten Wasserleitung folgt. Dieser Pfad durchschneidet die Grenze, wo Schiefer den Ser- pentin bedeckt, Ersterer macht hier und weiter westlich sehr verwickelte Biegungen, die sich aus dem Zusammentreffen des vordern Gneissrückens mit Serpentin und Diorit erklären, auf der Höhe des Grates fällt er nördlich gegen das Innthal, da er über den Gneiss ein Gewölbe bildet, weiter unten biegt er nach S. unter den Gneiss ein, ganz wie bei Tarasp u. Ss. w., so dass auch hier die Muldenbildung hervortritt.

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Der Diorit endlich streicht von Val Plafna oberhalb des Weilers Valatscha westlich durch den Schiefer und gewinnt bei Aschera sehr ansehnliche Ausdehnung. Man trifft hier zunächst dem grauen südlich fallenden Schiefer am Inn aufgelagert, ge- waltige Massen von Dioritblöcken mit Gneiss und Granitblöcken vermischt. Weiter oben kommen leztere nicht mehr vor, dagegen grosse Blöcke von Variolit. Endlich gelangt man über die wüsten, mit Tannen spärlich bewachsenen Haufwerke auf an- stehenden Diorit, der in ungeschichteten scharfkantigen Felsen, meist nach N. überhängend aufsteigt, Hat man auch diese For- mation überklettert, so steht hinter dem Diorit Variolit an. Derselbe bildet eine fast senkrecht nach SW. einfallende Fels- bank, ist grünlichgrau und enthält erbsengrosse grünliche oder weissliche Mandeln, die an manchen Stellen das ganze Gestein zusammensetzen. Dahinter liegen Schichten von grauem Schiefer, dann eine Bank Kalk, endlich graue und grüne Schiefer, mil Kalkschichten wechselnd, und zulezt Gneiss, der theilweise granitisches Gefüge hat, Hornblendeschiefer und Glimmerschiefer, Ueber diese Gesteine wölbt sich oben wieder Schiefer und Kalk. Von hier stammen also die unten liegenden Gneissblöcke, denn die ganze Formation, welche ehemals einen nach N. vorstehen- den Rücken bildete, ist susammengestürzt und daher die Hauf- werke am Fuss, während der Schiefer am Flussufer darunter muldenförmig einfällt,

Westlich von dem Diorit, in der Richtung von Ardez, findet sich dann nicht weit von der Stelle, wo die Graniterhebung an der Stromenge in dem überlagernden Sedimentgestein die selt- samsten Biegungen und Sprünge hervorgebracht hat, der lezte Rest des untern Serpentinzugs.

Der Diorit ist eine reiche Fundgrube von schönen Minera- lien. Man findet hier Bergkrystalle, Kalkspath, Asbest und Epidot, Leztere Mineralien durchdringen oft die Quarzkrystalle

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mit ihren feinen Krystallnädelchen so, dass daraus die sonder- bare Quarzvarietät entsteht, welche man Kazenauge nennt,

Das Vorkommen des Diorits ist übrigens nicht isolirt; auch östlich von Tarasp in der Val Lischanna habe ich ihn aufge- funden, die Felsen am schwarzen See gehören vielleicht dazu und bei weiter fortgesezien Specialstudien wird er sich wahr- scheinlich noch an mehreren Orten finden, Wer die Schwierig- keiten des beschriebenen Terrains kennt, wird es natürlich finden, dass nicht jeder Schritt mit völliger Bestimmtheit ermittelt werden konnte.

Wir sind nun an den Grenzen unseres Gebietes angelangt, oder haben sie vielmehr schon überschritten. Die nicht minder interessante, östlich, von dem Scarlbach gelegene Gegend, muss einer spätern Arbeit auf’behalten bleiben, um nicht die Grenzen gegenwärliger Schrift zu überschreiten, Dieselben Formationen wiederholen sich dort, jedoch mit grösserer Regel- mässigkeit bis zu der Tyroler Grenze, Tarasp wurde als Aus- gangspunkt gewählt, weil hier die grösste Mannigfaltigkeit sich findet, und weil der Ort, seiner Mineralquellen wegen, ein leicht begreifliches besonderes Interesse für den Kanton hat.

Nur einige allgemeine Bemerkungen mögen zum Schlusse hier stehen:

1. Die beschriebene Gegend besteht von Suren und Guarda an aus mehreren ziemlich genau parallel laufenden Bändern von Gesteinen, welche abwechselnd Rücken und Mulden bilden, und zwar folgen auf einander von N, nach S8.:

A. Der graue Schiefer mit eimer Einlagerung von Gyps; bildet einen Rücken in der Streichungslinie der Mineralquellen und eine schiet südlich einfallende Mulde, die selbst südlich davon liegt; vor dem Piz Minschun dann eine zweite nördliche,

B. Der untere Rücken von krystallinischem Gestein, davor

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zwischen Gneiss und Schiefer der vordere oder untere Ser- pentinzug.

C. Eine Mulde zwischen den beiden Gneissrücken, mit Schiefer, Kalk und Dolomitschichten gefüllt, welche wahrschein- lich zur untern Trias zu ziehen sind, mit dem obern, grössern Serpentinzug am Fuss des Piz Pisog.

D. Der zweite, obere Rücken von krystallinischen Gesteinen: dahinter die unteren Triasbildungen schwach entwickelt, darauf das grosse Kalk- und Dolomitgebirg, auch zur Trias gehörig, bis zum Dachsteinkalk, welcher nur fleckenweise vorzukommen scheint, Leztere Bildungen mit ziemlich constant südlichem Einfallen der Basis und verschiedenen starken Verbiegungen an den Bergspizen,

2. Alle diese Formationen streichen von SW.—NO,

3. Die krystallinischen Gesteine von Nauders und Mals stehen mit denen des Selvrettastockes durch die beiden gedachten Rücken in Verbindung.

4. Es tritt der Granit in beiden Gneissstreifen, aber auch seitlich von denselben auf und sezt bei Ardez queer durch das Thal nach Val Tasna als mächtige Formation,

5. Der Serpentin von Tarasp steht durch zwei Reihen von einzelnen Flecken mit dem des Piz Minschun in Verbindung, folgt aber bei Tarasp im Ganzen dem Streichen der Schiefer. Der Diorit steht immer mit ihm in Verbindung, der Variolit ist ein durch Diorit umgewandelier Schiefer.

6. Die Mineralquellen entspringen alle aus der Schiefer- formation, welche das Hauptthal füllt und scheinen auch in ihr zu entstehen, in ihrem Hervortreten aber mit der Mulden- und Rückenformation eben dieser Schiefer zusammenhängen.

Wenn in Vorstehendem manche Frage nicht vollständig gelöst, Manches vielleicht übersehen worden ist, so liegt diess an den Schwierigkeiten des untersuchten Terrains, an dem

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Mangel von charakteristischen Fossilien und an der kurzen Zeit, die mir zu Gebote stand. Diejenigen, welche mehr Zeit und Mittel besizen, werden wohl thun, die Lücken auszufüllen, und dazu gerade soll diese Arbeit auffordern, Man muss die Natur fragen, sie wird antworten; aber sie antwortet nicht dem be- quemen Spaziergänger, sondern nur dem, der sich nicht scheut, von der Höhe der Gräte, und in der Tiefe der Schluchten einen Blick in ihre geheimnissvolle Werkstätte zu thun.

Der Vollständigkeit wegen fügen wir noch folgende aus Herrn Moussons Schrift entnommenen Analysen der Tarasper Quellen bei. Es kommen auf 1000 Gewichtstheile Wasser:

Chloza Quelle Tarasper bei Schuls. Salzquelle.

Capeller, Capeller. Löwig.

Chlornatrium

Spuren von Jod-Brom i . 3,1250 3,9534 Schwefels. Natron . :4,,.10.0495 2.0837 2,2633 Schwefels. Kali ; : i R ; : „0,2920 Schwefels. Kalk . . 0,0026

Kohlens. Natron . f ä . 5,0780 3,7013 Kohlens. Kalk : =. 0.6836 0,9756 1,6028 Kohlens. Magnesia . - 0,1341 0,6510 0,0722 Kohlens. Eisenoxydull . 0,0599 0,1302 0,0278 Kieselerde an ME yo Thonerde, organ. Materie ; ä . 0,1302 Spuren Freie Kohlensäure , ; : i ! f BR: 93%: 3-7

Die leztere Bestimmung der Kohlensäure entspricht 1791,7 Cubik-Centimeter Gas auf 1 Kilogr, Wasser.

Capeller gibt das spec. Gewicht der Chlozaquelle zu 1,003, des Tarasper Wassers zu 1,013; Löwig fand lezteres bei 100 &7 = 1,0119,

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Die Temperatur der Chlozaquelle gibt Capeller bei + 260,2 C.

äusserer Temperatur zu . e \ : + 10 Diejenige der Tarasper Quelle bei 100 C. äusserer Temperatur 19. Sept, 1822 zu : ; + 8,7 Die der Hauptmofette bei 160,2 äuss. Temp., 2’ in der Höhlung . $ : 19,7 Im Juli 1849 mass Monssthl fl. ap, Tarasper Quelle, Mittel von 5 Tagen - ; + 5,9 Zweite Quelle im Trinkhäuschen 3 : + 5,9 Wiy«@uelle: 41, Jul's. 2 3 i 2 s + 8,6 Chloza Quelle . \ F Ä 3 + 9,7

In. Der Albula.

Historisch, geognostisch $' botanisch beschrieben

von Peter Justus Andeer V. D. M. in Bergün.

Bereits haben mehrere Mitglieder des bündnerischen natur- forschenden Vereins es unternommen, einzelne interessante Punkte aus dem vielfach verworrnen rhätischen Alpenneze her- auszugreifen und den Lesern dieser Blätter getreue ausführliche Berichte über ihre oft mühsamen Fahrten und Untersuchungen mitzutheilen. Bedenkt man, wie Vieles auf dem neu einge- schlagenen Weg noch zu erörtern und zu erforschen bleibt, bis es gelingt, ein getreues und detaillirtes Bild unseres Heimath- kantons zu erhalten, so wolle der freundliche Leser auch diesem Beitrage seine Aufmerksamkeit und Nachsicht schenken, worin ich es versuchen will, den von einheimischen und fremden Touristen schon vielfach besuchten Albula in etwas genaueren Umrissen zu zeichnen. Der langjährige Aufenthalt am Fusse dieses Berges, zahlreiche Exeursionen nach seinen Schluchten und Höhen haben mir vielfachen Stoff zu Beobachtungen gewährt; um dieselben übersichtlicher mittheilen zu können, werde ich sie in Gruppen abtheilen und dem Leser nach der Reihe histo- yische, geognoslische und botanische Angaben vorführen.

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]. Historisches. Was zuvorderst den Namen Albula betrifft, so sind hier mehrere Interpretationen zulässig, von denen jedoch freilich nicht mit Gewissheit ermittelt werden kann, welche die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. Die gangbarste Ansicht leitet den Namen unseres Berges von dem weissen, aus Gyps und Anhydrit bestehenden Felsenkopf unweit dem Bergwirths- haus, oder auch von dem auf der ganzen nördlichen Bergseite sich hinziehenden Kalkstein ab. Vielleicht, und das ist eine neue Hypothese, haben die urspünglichen Bewohner, die schon 600 Jahre vor Christi Geburt aus ihren latinischen Sizen voı den Galliern nach Rhätien flüchteten, auch hieher einen heimath- lichen Namen eingebürgert”) und den Berg, sowie den auf ihm entspringenden Fluss der ursprünglichen Tiber „Albula* (so hiess sie nämlich) nachgenannt. Während der ersten Perioden unserer Geschichte scheinen nur die benachbarten Pässe des Julier’s und Septimer’s von den Römern benuzt worden zu sein;

die Namen der Pässe selbst, die bekannfen Juliersäulen, der

? Ortsname Bivium etc., deuten darauf hin. Damals hatte das Albulawasser vielleicht noch keinen ununterbrochenen Ab- fluss und der Bergüner Thalkessel war noch ein See. So kühn diese (für unseren Kanton keineswegs vereinzelte Hypothese) erscheinen mag, so wird sie durch Namen wie Puoz, Islas. Clüs (Clusium), selbst durch den Ortsnamen Bergün **) sehr wahrscheinlich gemacht. Unter Mitwirkung mannigfacher Mo- mente verschaffte sich das aufgestaute Albulawasser beim sog, Stein einen Durchgang, und das trocken gelegte Bassin wurde allmälig in das Bereich der Cultur gezogen.

Erst im Mittelalter scheint der Albula als Pass eine mehr als locale Bedeutung erlangt zu haben; hiefür spricht die im

*) Auch Umbrail stammt von Umbrium.

**) Bergün bedeutet noch jezt hin und wieder einen am Ufer des Wassers aufgebauten Heustall.

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Jahr 1188 zweifelsohne zu Gunsten andächtiger Krenzfahrer erbaute Kirche. Der Albula öffnete nämlich zwischen den dies- seitigen und den jenseitigen Landestheilen den kürzesten Weg. Schon in der Topographie Campells geschieht ehrenhafte Er- wähnung dieses Passes: denn er sagt (vid, ed. Mohr II Buch Ss. 47) „Dem Laufe des Flusses (Albula) folgend gelangt man in einer deutschen Meile durch Fichtenwälder und prächtige Weiden in eine fruchtbare Ebene, wo das zum Theil durch die dortigen Eisenbergwerke sehr wohlhabende und von Reisenden, die über den Berg wollen, stark besuchte Dorf Bergün liegt.“ Aporta in seiner Hist. Reform. ecel. rhet. drückt sich der Art aus: „Bergunium situm est ad Albule jugi radices, extra Adule alpes ad septentrionem; ad austrum intra alpes sunt Oengadini superiores, cum quibus perpeluum ob mercium, vini aliarum- que rerum transitum viguit commercium.“ Auch zu Heereszügen eignete sich der Albula wegen seiner Kürze ganz vortrefflich und ist als Militärstrasse sehr oft gebraucht worden. Anno 1212 schlug Friedrich II, von Schwaben, aus Italien kommend, mit seinem Gefolge diesen Weg ein. Anno 1621 der Feldherr Baldiron; Anno 1799 am 6. März führte General Lecourbe seine Brigaden und Anno 1848 die Generale Griffini und Camocei ihre Divisionen ebenfalls über diesen Berg, Bis gegen Ende der 30ger Jahre hatte diese Route ausschliesslich den Waarentransit, und die Frequenz war so stark, dass oft an einem Tage 50 Schlitten sich bei einander fanden, Dass nun diese sonst so stark befahrene Strasse verlassen und im Winter sogar geschlossen ist, findet, neben dem Umstande, dass seither über den Julier eine prächtige Chaussee erstellt ist, auch in den vielen Lavinenzügen, die auf diesem Berge vorkommen, seinen Grund; ja das Bergüner Kirchenbuch könnte eine Menge der kräftigsten Jünglinge und Männer aufzählen, die entweder aus lem Schnee todt hervorgezogen wurden oder vor Kälte erstarrten-

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Desswegen klagt Fort. Juvalta (in Nr. XL seiner pamata) in Distychen über den Albula folgendermassen:

„Cum nive, cum glacie pugnavi, hiemisque tremendum

Frigus et immanem sustinui Boream,

Faucibus ille nives eructans, sole remoto,

Fuscarat tenebris »thera terrificis;

Albula dura vale, duro superata labore,

Posthac per Brumam non repetenda mihi.*

Ob der Albula in Zukunft für grössere Fuhrwerke als Pass- übergang seine frühere Berühmtheit erlangen wird, lässt sich schwerlich bestimmen, jedenfalls hat er am Julier einen zu über- legenen Rivalen, mit dem er nicht leicht concurriren wird. Uebrigens hängt eine solche Frage einzig davon ab, ob eine neue, eine andere Richtung einschlagende und den Lavinen aus- weichende Strasse gebaut wird, in welchem Fall nicht nur die bereits bis Bergün fast vollendete Strecke dem Zwecke ent- spricht, sondern auch nach genauen Berechnungen von Sach- kundigen, die Post in einem Tage von Chur bis Schuls fahren könnte, was unstlreitig ein unschäzbarer Gewinn wäre.

ll. Geognostische Verhältnisse. Der Albulapass bildet die Grenzscheide zwischen zwei im mittleren Bünden höchst bedeu- tungsvollen Gebirgsmassen, der von Oberhalbstein und der Sel- vreita, Erstere gehört noch zu dem System der Adulagebirge, welche sich dadurch auszeichnen, dass ihre verschiedenen Ketten mehr oder weniger in der Richtung des Meridians streichen und die Schichten im Ganzen östlich fallen; leztere ist eine weit verzweigte Gebirgsmasse, die ihren Centralstock zwischen dem hintern Prättigau und dem Unterengadin hat, von da aus sich nach N. in den Montafuner Gebirgen, nach W. in dem Rhätikon, nach ©. in den Gebirgen ausbreitet, die das Unterengadin nörd-

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lich begrenzen und über Flüela und Scaletta einen langen Aus- läufer nach Bergün sendet, der am Albulapasse und Bergüner- stein endigt, und der hier allein in Betracht kommt. Er streicht wie die Alpen im Allgemeinen von SW, nach NO. und zeichnet sich durch auffallende Fächerstellung der Schichten aus. Die Gebirge des Oberhalbsteins, von denen nur die nördliche Grenze, die Gruppe des Piz Ot, der Cima da Flix und des Tinznerhorns bei vorliegender Betrachtung interessiren, bestehen grösstentheils aus Sedimentgestein (grauen und grünen Schiefern), Kalk, Dolo- mit und Verrucano, in welche von Westen her krystallinische Felsarten, Gneiss und Glimmerschiefer eingreifen. Diese ge- schichteten Massen sind auf zum Theil noch sehr räthselhafte Weise durchbrochen und überlagert von abnormen Felsarten Serpentin, Gabbro und Granit. Die beiden ersteren treten mehr flecken- und strichweise namentlich aus den Schiefern hervor, welche in ihrer Umgebung grüne, rothe und sonst bunte Farben annehmen; der Granit aber bildet zwei mächtige zusammenhän- gende Massen am Julier und in der Val Bevers und deren Um- gebung, welche durch einen Streif von grauen und grünen Schiefern, Kalk, Dolomit und Verrucano getrennt sind, der vom Julierpass hinter dem Piz Suvretta weg und vor dem Piz Ot her bis Samaden streicht und an dem üranit und Gneiss in dessen Umgebung abbricht,

Der Ausläufer der Selvrettamasse, welcher unser Gebiet im N. begrenzt, besteht in seinem nördlichen Theile ziemlich aus- schliesslich aus krystallinischen, aber geschichteten Felsarten, Gneiss, Glimmerschiefer und Hornblendegestein, und hieraus bestehen auch seine höchsten Erhebungen; der Piz Kesch 3417 M., Piz Eschia 3164 M., Piz Forun 2023 M., das gefrorne Horn 3086 M,, Scalettapass 2619 M,, Scalettahorn 3034 M., Gletscher- thälihorn mit seinen beiden Spitzen 3151 und 2854 M., Sursura- horn 3109 M., Schwarzhorn in Dischma 3151 M. Der süd-

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liche Theil jedoch, der den Albulapass und das Bergüner Thal im Norden begrenzt, besteht wieder aus Sedimentgesteinen, Schiefer, Kalk, Dolomit und Verrucano, mit welchem lezteren bei Bellaluna eine porphyrartige Felsart auftritt. Es würde zu weit führen, wenn wir in diese interessanten Verhältnisse ein- treten wollten; wir müssen uns hier auf die nächste Umgebung des Passes beschränken.

Der Bergüner Stein, wo die Albula tief unter der Strasse durch eine schauerliche Schlucht ihr weissschäumendes Wasser wälzt, besteht aus zur Trias gehörigem Kalk und Kalkschiefer; die Schichten sind gewölbartig übergebogen, und dieselbe Bildung zieht sich fort bis zum Eingang der Val Tuors. Die linke Seite des Flusses besteht aus denselben Gesteinen ; über den steilen waldbewachsenen Gehängen erhebt sich als erste Stufe Uglix, darüber in mächtigen Felsenterrassen der Piz Rognus und die schlanke Pyramide des Tinznerhorns, beide über die Region des Schnee’s hinausreichend (Piz Rognus 2909 M., Tinznerhorn 3320 M.), sowie der dazwischen liegende Piz d’Ela, (3320 M.) Diese malerischen zackigen Gipfel, an deren Fuss die Thalschaft Bergün freundlich ausgebreitet liegt, bestehen aus Dolomit. Kalk und Dolomit treten überhaupt in dem ganzen Thalkessel zu Tage, soweit sie nicht von Schutt bedeckt sind, und bilden alle Felsen die ihn umgeben bis an das Tobel, wo man nach Fallö aufsteigt, Hier bricht der Kalk am grauen Schiefer und verschiedenen Conglomeraten ab, sezt aber auf die jenseitige (rechte) Thalseite über, wo nicht weit von dieser Stelle der Fluss sich seinen Weg in kühnen Fällen durch die Kalkfelsen bahnt und erhebt sich jenseits zu der hohen Kette, welche weiter hin den Albulapass nördlich begrenzt und von der Alp Tisch scheidet, deren Vordergrund auch aus Dolomit besteht. Die grauen und bunten Schiefer, welche bei Fallö dem Kalk angelagert sind, streichen von dem Errthal und der Ochsen-

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alp in östlicher Richtung herüber und nehmen den ganzen Thal- grund und die Thalschwelle bis zum Weissenstein ein. Sie ent- halten dünne meist krystallinische Kalkschichten und fallen fast vertikal nach N. Aber schon dicht hinter Naz beginnt der Granit, der sich über Tschitta nach Val Bevers zieht, von dort bis in die hintere Suvretta reicht, den grössten Theil des Piz Öt und fast die ganze südliche Albulakette zusammensezt und bei Bevers den Thalgrund des Engadins erreicht. Er begleitet von Naz aus in geringer Entfernung die Albula aufwärts, bildet den Hintergrund des Cirkus, in welchem der untere See von Palpuoigna liegt, tritt östlich von demselben nahe an den Fluss heran und bei dem Wirthshaus bis fast an das südwestliche Ufer des oberen Sees. Seine Trümmer bedecken dann weithin den Pass, bis auf Val da Crusch (Passhöhe). Er sieht dem Granit des Juliers sehr ähnlich, besteht aus zweierlei Feldspath, weissem und röthlichem Orthoklas, grünem Labrador, grünem Quarz und schwärzlichem oder braunem Glimmer; Hornblende kommt wenig oder nicht darin vor. Dieses Gestein bildet die zackige Felsenkette südlich vom Passe, die Felsen im Hinter- srunde des oberen See’s und den Pass nach Val Bevers. Zwi- schen Tschitta und Val Bevers liegen zwei auf den Karten un- benannte Spizen, die eine von 3069 M., die andere von 2921 M. In der südlichen Albulakette folgen auf einander von W. nach Ö. eine Spize östlich vom Uebergang nach Val Bevers: Piz Giumel 2933 M., eine andere 2898 M. und eine Dritte süd- westlich von der Passhöhe 2937 M. Weiter abwärts nach Ponte hin, nimmt die Kette zusehends an Höhe ab, die Umrisse wer- den weniger scharfkantig, auch hat sich hier der Granit ver- loren und dem Gneiss und Glimmerschiefer Plaz gemacht, welche wieder mit gewöhnlichem Schiefer in Verbindung stehen.

Es wäre nun die nördliche Seite des Passes zu betrachten, welche grössere Mannigfaltigkeit darbietet. Es ist oben bemerkt,

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dass die Thalstufe, welche man von Naz gegen Weissenstein aufsteigt, aus grauem und theilweise grünlichem Schiefer besteht. Dieser fällt senkrecht mit schwacher Neigung nach N. und be- hält auch diese Fallrichtung, wo er auf der Höhe erscheint. Er scheint zwischen Kalk und Granit senkrecht niederzugehen, wie er diess auch auf dem Grat zwischen Bergün und Ober- halbstein thut; allein die eigentliche Grenzlinie ist nirgends zu »rkennen, da gerade sie überall von Trümmergestein überlagert wird. Unerwartet erscheint am Nordufer des obern See’s ein mächtiger weisser Felsstock, der dem Passe, nach der gewöhn- lichen Annahme, den Namen gegeben hat. Die Gypsmasse liegt, wie gewöhnlich in Bünden, im Schiefer eingelagert, fällt steil nach Norden ein und nicht weit über ihr liegt wieder dünn- geschichteter Kalk, aus welchem die Albulaquelle, Fontana fraida genannt, hervorbricht. Darüber erhebt sich eine gleich- falls aus Kalk bestehende steile Halde und auf dieser die gewal- tige Masse des Albulahorns aus Kalk und Dolomit bestehend zu 3017 M., weiterhin der Piz Uertsch 3273 M. und eine dritte östlichere Spize zu 3216 M. Diese Spizen sind durch scharfe Gräte mit einander verbunden, über welche sie verhältniss- mässig nicht sehr hoch emporragen. Die ganze Masse ist schrecklich zerrissen und zerklüftet, die schwach nach N. fallen- den, fast senkrechten Schichten, kehren dem Thale ihre zer- splitterten Schichtenköpfe zu und ihre wunderbaren Verbiegungen zeugen von der gewaltigen Kraft, welche sie in diese Lage brachte. Auf dem jenseitligen Abhang nach Val Tisch, wo Schiefer unter Kalk und Dolomit liegt, ist die Kette eben so steil und mauerartig und hier ziehen sich mehrere Gletscher herab, während die Südseite frei von Eis ist. Die Kalkmasse sezt nach W, in zwei Arme getrennt fort; das kleine Thal Suyrelta ist in sie eingeschnitten, Der südliche Arm endigt gegenüber Naz, der nördliche mit dem immer noch 2675 M.

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hohen Piz Muot erreicht den Thalgrund von Bergün und fällt in steilen Felsenstufen gegen diesen ab. Nach ©. hin fängt von dem oben angegebenen dritten Horn die Kette an sich zu senken, sie besteht anfangs immer noch aus Dolomit, dann folgt Schiefer von Dolomitstöcken unterbrochen, endlich sinkt sie bei Madulein der Thalfläche des’ Engadins zu und endet in einen steilen Felsenvorsprung, der auch aus Dolomit besteht, und dessen Flora auftallende Aehnlichkeit mit der des Calandaabhangs bei Felsberg hat. Andere Verzweigungen laufen in die Val Eschia, in deren Hintergrund sich der Kalk zwischen Gneiss und Schiefer auskeilt (Madulein 1681 M.)

Der Pass selbst läuft zwischen den Granittrümmern der südlichen und den Kalktrümmern der nördlichen Kette hin und windet sich mehrmals mühsam dazwischen durch, Das Grund- gestein ist nicht zu erkennen. Vom Weissenstein 2080 M. steigt man sanft aufwärts zur Passhöhe 2313 M. Hier tritt wieder Dolomit auf einer zelligen talkhaltigen Rauhwacke gelagert her- vor und greift ziemlich weit südlich über. Weiter abwärts liegt unter Dolomit und Rauhwacke grauer Schiefer, dann unter diesem quarziger Talkschiefer, der in Glimmer- und Chlorit- schiefer übergeht. Mit lezteren Gesteinen tritt nun auch Gmeiss auf, der sich auf der Südseite des Thales weiter entwickelt und zu bedeutender Mächtigkeit anwachsend gegen Ponte (1698 M.) hinabzieht. Auf der Nordseite des Thales fallen alle diese Ge- steine nördlich, theilweise mit östlicher Abweichung. Dieser Verschiedenartigkeit der Gesteine ist theilweise der Reichthum der Flora zuzuschreiben, indem Kalk, Schiefer und Kiesel- pflanzen nahe beisammen vorkommen.

Fragen wir nach relativem Alter und genauer Bestim- mung dieser Formationen, so treten uns fast unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen, hauptsächlich wegen gänzlichen Man- sels an Versteinerungen, welche hier noch Niemand gefunden,

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und deren Aufsuchen eine dringende Aufgabe aller den Pass bereisenden Geologen ist, Der Schiefer scheint die Basis der Kalkgebirge zu sein; er ist jenes unbestimmte Gestein, welches Studer*) in seiner trefllichen Arbeit über Mittelbünden Flysch, anderwärts Bündnerschiefer nennt, und welches allerdings mit Flysch viel Aehnlichkeit hat. Aber wie sind dann die Kalk- massen, welche darauf liegen, zu deuten? Sie gehören, wie die Scesaplana und die Davoser-Gebirge unstreitig der Trias an, und zwar nach den auf ersterem Gebirg zahlreicher vorhandenen Fossilien der Keuperformation den Schichten von 5‘ Cassian und den Kössner Schichten, die unteren Parthien wohl auch dem Muschelkalke an. Der rothe Sandstein (Verrucano) ist zum bunten Sandstein, vielleicht auch zum Theil zur Kohlenformation zu ziehen und Gneiss und Glimmer- schiefer zeigen alle Charaktere eines metamorphischen Ge- steins. Eine andere Frage ist die, ob der Granit der Süd- seite älter oder jünger ist als die fächerförmigen- krystallini- schen Gesteine des Piz Kesch und des Scalettagebirgs. Lezteres ist wahrscheinlich, kann aber zur Zeit noch nicht mit Bestimmt- heit behauptet werden, wie denn überhaupt die räthselhaften Erscheinungen der Bündner Gebirge nur durch forigesezte sehr genaue Beobachtung aufgeklärt werden können,

Ill. Botanisches. Wir sind nun zum dritten Theile unserer Aufgabe gelangt, worin wir eine Aufzählung und genaue Stand- ortsangabe der auf unserem Revier vorkommenden Pflanzen vor- zunehmen gedenken. Bevor wir jedoch den freundlichen Leser um sein Geleite bei unseren Excursionen bitten, auf welchen

*) B. Studer, Professor in Bern, und mehrmaliger Präsident der schweiz. naturforschenden Gesellschaft, hat sich durch sein gründ- liches Werk: Geognosie der Schweiz in II Bänden einen unsterb- lichen Namen erworben, Ihm verdanken wir Vieles bei der gegen- wärtigen Skizze.

eine reichliche Ausbeute seltener Pflanzen seiner wartet, wollen wir nicht unterlassen, die Urtheile anzuführen, die schon von mehreren botanischen Autoritäten über unseren Berg gefällt worden sind. Gaudin in seiner Topographie sagt vom Albula: „Multe et rarissim& plant& illic reperiuntur,* Herr Pfarrer Duby in Genf*), als er unlängst Pflanzen aus unserer Gegend wünschte, sprach sich folgendermassen aus : „Vos alpes en sont tres-riches*“, und bei Gelegenheit von Zelleneryptogamen bemerkte er ferner: „I y a bien des mousses, des hepatiques, des lichens, des cham- pignons et des algues a y decouvrir.* Professor Schimper von Strassburg, Verfasser der Bryologia europ®a, hat sich zu ver- schiedenen Malen an vierzehn Tage lang auf dem Weissenstein aufgehalten, indem er nach seiner Aussage die schönsten und gesuchtesten Moose an den dortigen zwei Seen und ihrer Um- gebung gefunden habe. In Dr. Hegetschweiler’s Handbuch der Schweizerflora wird der Albula sehr häufig als Fundort ange- geben, Professor Heer bezeichnete an der leztjährigen Ver- sammlung der schweizerischen Naturforscher in Trogen die Bergüner Thalschaft als einen botanischen Garten. Herr Pfarrer Rehsteiner schrieb mir, er wünschte in der mannigfaltigen Flora von Tschitta und Fallö schwelgen zu können, Herr Apotheker Vulpius, der fast alle Berge und Hochthäler Tyrols und der Schweiz besucht hat, fand nur Zermatt und Nicalaithal in Wallis reichhaltiger. Mit einem Wort, alle Botaniker, welche den Albula besucht haben, stimmen in das Lob seiner reichen Alpenflora ein. Schreiber dieses weiss von etlichen deutschen und franzö- sischen Gelehrten, die einer hybriden Form wegen, welche man sonst noch nirgends beohachtet hat, wie Gentiana Charpentieri Thom., Primula dinyana Lagg., Carex Vahlii Schk., & Pedicu-

*) ein in kirchlicher und wissenschaftlicher Hinsicht hervorragender Mann, Verfasser des Botanicum gallieum und Mitarbeiter am de Can- delle'schen Prodromus,

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laris atrorubens Schleich. schon weither gekommen sind. Und so wollen wir uns nach diesem kurzen Abstecher selbst auf den Weg machen, um den reichgestickten Pflanzenteppich unseres Albula zu durchmustern. *)

Verlässt der Botaniker bei Lenz den schwülen Postwagen, um den malerischen Weg über den Albula zu Fuss zurückzu- legen, so stösst er schon beim Alveneuer Bad, und in der klas- sischen Wiesenfläche Solas genannt, auf interessante Pflanzen. In dem Wäldchen am Albula kann er gleich Oxytropis pilosa D, ©. & Astragalus monspessulanus L mitnehmen, Vor Fillisur stehen mehrere Umbelliferen, wie Peucedanum verticillare Korh, Angelica sylvestris L., Laserpitium latifohum L., & Libanotis monlana All. Hinter dem Dorfe, dicht an der Strasse, findet sich in Menge Centaurea rhetica Moritzi, und im Walde bei Bellaluna Crepis Jacquini Tausch. neben der Asperula odorata L. Allbekanntes übergehend gelangen wir zu dem auch in geologi- scher Hinsicht wichtigen Bergünerstein, an den jezt eine bequeme Strasse hinführt**) und werden hier durch Leontopodium alpi- num Cass., Pontentilla caulescens L.,, Rhamnus pumila L., und Viola pinnata L. überrascht, die uns von den Felsen herunter winken. In Bergün angelangt entwerfen wir nach kurzer Rastzeit einen Operationsplan zur Durchforschung der Neben- thäler Tuors, Stuls, Tisch und Uglix mit Tranter-Ela. Diese Punkte können binnen drei Tagen besucht werden, Beginnen wir am ersten Tage mit Stuls. In Avalungia prangt mit ihren

*) Die Cryptogamen (Moose und Flechten) übergehe ich in meiner Arbeit, da meine Beobachtungen einestheils noch unvollständig sind, anderseits das auf den Albula bezügliche in speziellen Monogra- phien über bündnerische Cryptogamen, die für den Jahresbericht ausgearbeitet werden, erscheinen wird,

==) Die frühere Strasse ist in den Jahren 1690-1694 im Felsen aus- gesprengt worden, für die damaligen Verhältnisse eine Riesenarbeit, und hat, was wir als Curiosum anführen, laut (emeindsprotokoll 3333 Gulden und 33 Kreuzer gekostet.

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gelben Blüthen die Phaca alpina Jacg;, vor Stuls steht Dianthus deltoides L.; in Val Torta sammeln wir Gentiana purpurea L, Hieracium albidum Vill., & aurantiacum L., Senecio carniolieus Willd.; weiter oben, bei Moketta, findet sich Lychnis alpina L., leider nur in spärlicher Quantität; zugleich werden wir durch ein herrliches Panorama erfreut, worin zweiundzwanzig in den Thalschaften Davos, Belfort, Oberhalbstein, Bergün und Heinzen- berg gelegene Gemeinden sich dem Beschauer darbieten. Auf dem Rückwege über den Latscher Berg treffen wir Pyrethrum Halleri Wüld. & alpinum Willd., nebst Centaurea alpestris Heg,, und bei Bergün Atragene alpina L, & Allium Fallax’ Don.

Der zweite Tag führt uns nach Val Tisch. Unweit der Alp gleichen Namens steht der seltene Ranunculus Thora L. Auf dem Joche nach Plazbi trifft man Ranunculus rutefolius L. & Phyteuma pauciflorum L.; sodann in Val Tuors Pyrola rotundi- folia L., Tozzia alpina L & Allium Victorialis L.; endlich in Ravaisch @Gnaphalium norvegieum Gunner, sylvaticum L., & supinum L, nebst ausgezeichneten Varietäten von Ranunculus glacialıs L,

Wir brechen nun am dritten Tage nach Uglix auf. Hier sind besonders Crepis Jaquwini Tausch., Hieracıum dentatum Hoppe, incisum Hoppe & Carex nigra All. bemerkenswerth. In Tranter-Ela, wohin man am nämlichen Tage gelangen kann, steht ausserdem die Arabis cerulea Henke, und hinter Rognus Ranunculus parnassifolius L. Wir kehren nun nach Bergün zurück, um am vierten Tage wiederum nach anderen Richtungen aufzubrechen, bei Rods wird rechts eingelenkt, und da stossen wir im Tobel auf Heracleum sibirieum L, & austriacum L., aul Sonchus alpinus L., Phyteuma Halleri All., Achillea macro- phylla L. & atrata L,, Thesium alpinum L., Cacalıa albifrons L, & Phaca astragalina D. C. In Fallö finden sich: Primula latifolia Lap. & dinyana Lagger. (diese kommen auch auf

al

Murtel und Val da Crusch vor, aber nicht in so üppigen For- men), Pedieularis vertieillata L., recutita L., feliosa L., tube- rosa L., incarnata Jaeg., atrorubens Schleich., & tuberoso-in- carnata (Hybr.), Habenaria vividis R. Br. & alba R. Br.; und in der Alp Tschitta: Cherophyllum hirsutum L., & Villarsü Koch., Laserpitium luteolum Gaud., Arabis bellidifolia Jacq., Campanula thyrsoidea L., Cerinthe alpina Ktt., Phaca frigida L., und die folgenden Alpenweiden: Salıx glauca L., hastaia L, pentandra L., cesia Vell., reticulata L., arbuscula L,, retusa L., Lapponum L., & Myrsinites L; dann ob Natz; Hreracium pilo- selleforme Hopp., Lonicera cerulea L. & Viola canına L.; und hinter Natz die zierliche Linnea borealis L. In Preda d’ Netz finden sich: Leontodon incanus Schrank., Crepis alpestris Tausch., Oxytropis lapponica Gaud. & montana D. C©., Hieracium villo- sum L.; in Schianain: Pulmonaria azurea Bess, & Astrantia major L.; bei Palpuoigna: Willemetia apargioides Cass.; auf Sumpfboden: Carex microglochin Wahlenb,, flava L., glauca Scop., firma Host, & Kobresia caricina Willd. ; in der Nähe des Palpuoigna-See’s: Achillea moschata Wulfen., Centaurea nervosa Willd., die hybride Orchis Nigro-odoratissima & Primula villosa Jacg. Scheut man nicht den etwas anstrengenden Weg nach Suvreita so belohnen dort den Botaniker für seine Mühe Andro- sace gtacıialis Hoppe, Campanula cenisia L., Facchinia lanceo- lata Reichenb. & Draba tomentosa Wahlenb. Vom Weissenstein aus ist ein Abstecher nach dem Murtel und dem benachbarten Beverser-Thal anzuraihen; da prangen auf den felsigen Abhän- gen zahlreiche Arten von Saxıfraga: Seguieri Spreng., exarata Vill,, planıfolia Lapeyr., stenopetala L., oppositifolia L,, aspera L., stellaris L. & bryordes L., und ebenso von Gentiana: ciliata Z. prostrata Hoenk , estiva Rem. & Schult., nivalis L, bava- rica L., utriculosa L., alpina Vil. & acaulis L.; ausserdem nenne ich: Geum reptans L. & montanum L, Ranunculus py-

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reneus L., Daphne striata Trat., @naphalium carpaticum Wah- lenb., Lloydia serotina Salisb., Carex aterrima Hoppe & atrata L, Sibba'dia procumbens L. Für den Beverser Grath sind be- merkenswerth: Eritrichtum nanum Schrad,, Pedicularis rostrata L., Artemisia glacialis Wulf, Chameorchis alpina Rich., Alsine recurva Wahlenb. & Draba frigida Sauter; für das Beverser- Thal: Gentiana Charpentieri Thom., Potentilla grandiflora L. & micrantha Ramond,, Senecio abrotanifolius L.

Mit reichlich gefüllter Büchse wird nun abermals in Bergün Quartier bezogen, um am folgenden Tag die lezte Excursion nach der Flora des Albula zu unternehmen, Nach einem kleinen Abstecher nach dem Arvedi, um uns die Tofieldia borealis Wahlenb. und die Carex irrigua Sm. zu holen, heisst es wieder unverdrossen bergan steigen, und den Abschiedsstrauss in den wilden Gärten des Albula pflücken. Hiebei sind für die ein- zelnen Punkte zu bemerken:

am Surflöo: Geranium aconitifolium L’Her., Polemonium ceruleum L., Cerastium latifolium L. & alpinum L.;

beim sogenannten Crap de Michel: Draba carinthiaca Hoppe, Cardamine resedifolia L, & alpina Willd,, Androsace obtusi- folia All.;

in Val da Crusch: Salix herbacea L,, Draba aizoides L., Soyeria hyoseridıfola Koch.;

in Val Bella: Achillea nana L. & Sesleria disticha Pers, ;

im Plan del Lag: Hieracium Schraderi Schl., stati cefolium Vill, & furcatum Hoppe;

endlich in den Alpen von Ponte: Saussurea alpina D. C. und die berühmte Carex Vahlü Schkuhr,

Und somit hätten wir nicht blos die bemerkenswerthesten Pflanzen aufgeführt, welche mit wenigen Ausnahmen während der Monate Juli und August auf dem Albula blühen, sondern

auch durch Angabe der speciellen Standorte und einen Entwurf

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zu den Excursionen dem fremden Botaniker den Weg gezeigt, sich in kürzester Zeit mit den Seltenheiten unserer Flora be- kannt zu machen; bei der ziemlichen Auszweigung des Gebietes sind die in den Floren vielfach vorkommenden nackten Hin- weisungen auf den Albula entschieden ungenügend, und so hoffen wir, uns die Freunde der Botanik: zu einigem Danke verpflichtet zu haben, Selbsiverständlich bedarf der Fremde, wie im Ge- birge überhaupt, auch hier eines ortskundigen und zuverlässigen Führers; aber einmal auf die von mir genannten Pläze angelangt, wird er sich von der Richtigkeit meiner Angaben überzeugen.

Und nun zum Schlusse erlaube man dem Verfasser, der Theologe ist, ein kurzes vermittelndes Wort. Die glänzenden Triumpfe, welche die Wissenschaft in neuerer Zeit feierl, sind doch Triumpfe, welche der Geist über die Materie feiert; die Erde wird nach dem Bibelworte allmälig dem Menschen unter- ihan, und so wird auch jeder Christ sich darüber freuen müssen. Anderseits ist aber keinem der Kampf verborgen, der gegen- wärtig auf dem Gebiete der Naturforschung mit Heftigkeit ge- führt wird, und das Bestreben durch Ableugnen jeder höhern Causalität, alles was geschieht nur auf Naturgeseze zurückzu- führen, wodurch dem Materialismus, der ohnehin Zeit und Geister beherrscht, vollends Thür und Thor geöffnet wird. Natur und Schrift sind die beiden Offenbarungsweisen Gottes, beide müssen gleichzeitig erforscht werden, beide können sich nicht entbehren und um so viel weniger sich in der Hauptsache widersprechen. Nur in der Einheit des Realen und Idealen, des Endlichen und Unendlichen besteht die volle Wahrheit. Gott soll nicht nur als ausser- und überweltlich, oder blos als inweltlich, sondern als beides zugleich anfgefasst werden. Der christliche Theismus bildet auch hier die goldene Mittelstrasse und sehr schön hat ein französischer Schriftsteller das Verhältniss von Natur und Geist, Gott und Welt in den folgenden Worten ausgedrückt:

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„L’etude de la nature, qui devrait condurre UÜhomme vers le celeste Auteur et Renovateur de la vie dans le monde, semble trop souvent len eloigner. Le naturaliste absorbe par les in- nombrables details de ses minutieuses recherches, finit quelgue fois par perdre de vue l’ ensemble et l’ harmonie sublime de la ereation; il regarde de si pres. la creature, qu’il ne voit plus en elle le reflet du Createur. Et cependant nous le savons, les moindres organes, les fibres les plus freles, et jusqw aux der- nieres cellules, qui composent le corps d’un etre vivant, racon- tent la gloire de Dieu aussi bien que les spheres, qui gravitent dans V espace; et sur les plus humbles produits de la pwissance eternelle U auil de "homme peut toujours reconnaitre ce vete- ment divin, qui brille avec plus d’eclat que celui de Salomon dans sa gloire.“

ae CD ED, ——————

IN. Nähere Bestimmung

des Begriffs ‚„Föhnwind“ und der richligen

Schreibweise seines Namens, von Herrn Schulinspector Reder in Hanau.

Unter den Winden, die überhaupt m den Alpen und beson- ders im Rhätischen Gebirg, sowie in den Thälern am St. Golt- hard auf manchfache Weise eine hervortreiende Rolle spielen, steht der im Alpengebiet und bis nach Schwaben hin allgemein bekannte Föhnwind sowohl nach dem Urtheile des Volkes als der Naturforscher darum in erster Linie, weil er auf den Witterungswechsel, die Schneeschmelze, die Zeitigung der Ge- wächse, auf Gesundheit und Seelenstimmung des Menschen einen höchst mannigfaltigen und eben so kräftigen als tiefgreifenden Einfluss ausübt. Diese seine Eigenthümlichkeiten und Wirkun- gen, sowie die Form seines Auftretens, die physischen Ver- änderungen in allen Verhältnissen des Lebens, die Stürme, welche er erzeugt, sein bald aufheiternder, bald regenbringender Einfluss auf die Atmosphäre und ähnliche ihn begleitende Phä- nomene sind so allgemein bekannt und bereits von andern Beobachtern, insbesondere von Dr. Lusser in den Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft,

36 so vielseitig und anschaulich beleuchtet worden, dass ich diese Verhältnisse sämmtlich, als meiner Aufgabe fremd, hier über- gehen darf.

Meine Aufgabe ist eine andere, ganz specielle; ich will die Himmelsgegend, woher er weht, seinen wahren Namen und die richtige Schreibweise dieses Namens genauer zu bestimmen suchen. Wie weit mir diess in nachstehender Erörterung ge- lingen mag, stelle ich der weitern Prüfung von Sachkundigen und Naturforschern willig anheim, werde überdiess für jede berichtigende Belehrung dankbar sein.

Es ist eine auffallende Erscheinung, dass man sich von jeher über die orthographische Schreibweise des Namens, so wie über die Herkunft des Föhnwindes bezüglich des Ausgangs- punktes in der Himmelsgegend in verschiedene Meinungen spalten und zulezt ziemlich übereinstimmend mit einer irrigen Annahme und missleitenden Erklärung beruhigen konnte. Schon im Jahr 1838 hatte ich das Wesentliche gegenwärtiger Mittheilung, doch kürzer und in anderer Form, zu einem Abschnitt für das von mir und P. C. v. Tscharner herausgegebene Werkchen: „Der Kanton Graubünden historisch, geognostisch, statistisch geschil- dert“, zusammen gestellt und bei meiner Abreise dem Herrn Mitarbeiter zur Benuzung zurückgelassen. Aus mir unbekannten Gründen ist diese Arbeit damals nicht im Druck erschienen und wahrscheinlich verloren gegangen. Darum liefere ich meine Ansichten darüber als einen Nachtrag zu der Meteorologie des bündnerischen Alpenlandes mit der Anheimstellung noch, welche Geltung diese kleine Gabe sich erwerben möge.

Nach der 'landesüblichen Aussprache im Munde des bünd- nerischen Volks sollte man den Namen des betreffenden Windes Pfön schreiben, doch hat sich die gebräuchlichste Schreibweise ziemlich allgemein für die sprachliche Form Föhn entschieden, Diese leztere Form wird begünstigt durch die in den rhäto-

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romanischen Dialekten vorkommenden Wortformen Favugn, Favuogn, Fuogn und Favun, womit ohne alle genauere Unter- scheidung allgemein jeder Südwind bezeichnet wird. Demzu- folge weisen auch die gelehrten Ausleger fast allgemein auf den römischen Windnamen Favonius hin und glauben hierin sowohl die Wurzel des Namens zu finden, als die Herkunft des Windes bezüglich der Himmelsgegend wissenschaftlich begründen zu können.

Schreiber dieses fühlt sich berechtigt von dieser Annahme in mehrfacher Beziehung abzuweichen, und sowohl den Namen und seine Schreibweise, als die geographische Herkunft des Föhnwindes anders bestimmen zu dürfen. Er sucht seine Gründe in einem weitern Umkreise als in dem beschränkten Sprach- gebiet der rhäto-romanischen Dialekte, und wagt es sogar in vorliegendem Fall auf eine sprachliche Metamorphose dieser Dialekte als möglich und denkbar hinzuweisen,

Die Bezeichnung der Himmelsgegenden und die Benennung der Winde ist wahrscheinlich von den alten Griechen und Römern zuerst vollständig ausgebildet und den minder gebildeten Völkern im Alpenlande und überhaupt im Norden von dorther zugetragen worden. Dafür spricht auch die Angabe des Egin- hard, dass Carl der Grosse den Himmelsgegenden, Winden, Jahreszeiten und Monaten zuerst deutsche Namen erfunden und gegeben habe, Unter den alten Griechen haben, nach dem Zeugnisse des Plinius, mehr als zwanzig alte Schriftsteller ihre Beobachtungen über die Winde mitgetheilt. Die Römer sind im Allgemeinen darin den Griechen gefolgt, wie uns Plinius in seiner Naturgeschichte (Lib, II, 47) darthut. Hatten die Römer auch andere Namen für die Haupt- und Nebenwinde, so zeigt doch ihre Windrose dieselbe Zahl und Richtungsangaben für die allgemein bekannten Winde.

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Schon zu jener Zeit unterschied man vier Weltgegenden, theilte ein und bezeichnete demzufolge auch die Winde, die man in Hauptwinde (venti cardinales) und Nebenwinde (venlti intermedii) zerlegtee Schon das Bedürfniss im bürgerlichen Leben und nochmehr in der Schifffahrt führte die Nothwendig- keit herbei, die Zeugergegenden im Horizont und die daher wehenden Winde genauer zu bestimmen und zu benennen, so dass ausser den Hauptwinden im allgemeinen Gebrauch wenig- stens noch acht Zwischenwinde näher bestimmt wurden. Ich versuche es, die griechisch-römische Windrose in folgenden Angaben zn erörtern:

I. Aus dem Nordpunkte des Horizonts wehte der eigent- liche Nordwind, Boreas oder Septemtrio, griechisch Aparcticus genannt.

li. Aus dem Ostpunkte (Oriens) wehte der eigentliche Ost- wind, Subsolanus, griechisch Apeliotes oder Apheliotes genannt.

II. Aus dem Südpunkte (Meridies) kam der eigentliche Südwind, Auster und griechisch Notus genannt.

IV. Aus dem Westpunkte (Occasus) wehte der eigentliche Westwind, lateinisch Favonius, griechisch Zephyrus genannt.

Die Kreisscheibe des Horizonts war in 360 Grade einge- theilt, und je um 30 Grade weiter lag ein anderer Punkt in den Weltgegenden und wehte daher ein anderer Wind mit eigenem Namen.

Vom Nordpunkte gegen Osten hin um 30 Grade lag die Himmelsgegend und der Windstrich

I) des Aquilo oder des Nord-Nordost. dann folgt wieder 30 Grade östlicher: 2) der Caecias (auch Hellespontias) oder der Ost-Nordost.

Vom Ostpunkle gegen Süden zu um 30 Grade wehte

3) der Volturnus oder Eurus d. i, der Ost-Südost,. und in

gleichem Zwischenraum weiter:

9

4) der Phoeniw oder Phoenicias, auch Euronotus genannt. d. i. der Süd-Südost. Vom Südpunkte 30 Grade weiter gen Westen wehte 5) der Libonotus d. i. der Süd-Siüdwest, und abermals 30 Grade weiter 6) der Afrieus, auch Libs oder Libys d.h. der West-Südwest, Vom Westpunkte gegen Norden um 30 Grade wehte 7) der Corus oder Caurus, griechisch Argestes, auch Olym- pias, Sciron und Japyx genannt. Es ist diess der West- Nordwest. Und nun abermals 30 Grade nördlicher folgte 8) der Thrascias d, h. der Nord=Nordwest, Dies alles stellt sich in folgender Windrose anschau- licher dar:

oreas v * Aparctieus

un S Nord & %

F ius vel Z Subsolanus avonius V ne

Zephyrus

A ?us RS 8" Ss FR z X = et N 2 Ya: b & Süd 0, S 0,8 08

oJsny [aA I SNION

60

In unsrer Erörterung haben wir es mit Nr. 4 der Zwi- schenwinde, mit dem zwischen Eurus und Notus, einem aus Süd-Südost wehenden Winde zu thun. Er kommt nach dem System der Alten aus der Himmelsgegend zwischen dem Auf- gangspunkt zur Zeit der Winter-Sonnenwende und dem eigent- lichen Südpunkte. Es ist der Phoenix oder Phoenicias, nach Griechenland und Italien aus dem alten Phoenicien herkommend, welcher nebst dem Africus zu den stürmischen Beherrschern des Mittelländischen und Adriatischen Meeres gerechnet und den Seefahrern ein drohender Gast war. Er ist es, den wir in den Alpen und bis tief nach Schwaben hin den Föhnwind nennen.

Seine Name stammt also von Phoenix oder Phoenicias und er wehte zu alter Zeit und noch jezt aus Süd-Südost; desshalb sollte er weder Föhn noch Pfön, sondern Phoen geschrieben und mit dem Favonius in keinerlei Verbindung gebracht werden.

Die Einwendungen, welche man dieser Ansicht und Fol- gerung entgegenstellen dürfte, werden sich auf zwei Haupt- punkte, auf die übliche Herleitung von Favonius und auf die romanische Benennung Favun oder Favugn zurückführen lassen, Es ist meine Aufgabe und Absicht beide Einwürfe auf ihr rechtes Mass zu beschränken, d, h. sie zu widerlegen,

Die Herleitung des Namens Föhn vom römischen Namen des lauen Wasser dunstführenden Westwindes Favonius ist nur eine oberflächliche Erfindung neuerer Schrifisteller, wozu die scheinbare Klang- und Lautverwandtschaft in beiden Wörtern den Anstoss und die Wahrscheinlichkeit dargeboten hat; doch der sachliche Verhalt ist ein ganz verschiedener. So lange der Westwind aus dem Westpunkte der Windrose allein herweht, so lange kann er auch in den Thälern der Alpen nicht zum Südwinde und der Name des Einen nicht zum Namen des Andern werden. Sie sind aber um mehr als einen Quadranten in der Kreisscheibe der Windstriche verschieden und kein Alpenbe-

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wohner wird beide Winde so .mit einander vermischen, dass er sie für eines und dasselbe halten wird. Die romanische Sprache hat ja auch eigene Bezeichnungen für den Westwind; auch der Bergeller nennt ihn in seiner Sprache La Breva und verwech- selt ihn nicht mit dem Föhn.

Dagegen lässt sich bei der bekannten höchst gebräuchlichen Lautverschiebung in den romanischen Dialekten der Ausdruck Fuogn und selbst Favugn eben so leicht vom Worte Phoenix als von Favonius herleiten, und wenn ;auch dieses bezweifelt werden wollte, so kennen wir ja überdiess die sprachliche Armuth der romanischen Sprache in Bezug auf Eigennamen und Artbegriffe selbst für Dinge, die sie täglich umgeben, für Berge, {Alptriften, Gewässer und Naturerscheinungen; wie nahe lag es daher, jeden Südwind, gleichviel ob er aus Südost oder aus Südwest weht, mit dem Appellativ Favugn zu bezeichnen und also die genauere Bestimmung der Art des Südwindes, die Species von dem Genus, wenig oder gar nicht zu unterscheiden. Jedenfalls scheint uns, dem romanischen Sprachgebrauch komme der Richterstab in einer Streitfrage nicht zu, worüber die ältere Sprache und Wissenschaft der Griechen und Römer mit ihrem praktischen Takt und Geist längst entschieden haben, und wir schliessen daher mit der sprachlich-historischen Entscheidung: »Der Föhn ist der Süd-Südost und nicht jeder Südwind; es ist der Phönix der Alten. Daher stammt auch die romanische Wortform; darum sollte der Name dieses Windes richtiger Phoen, als Föhn geschrieben werden.“

Hanau, im November 1857,

——&—d&aäa&HhII III

V. Chemische Mittheilungen

von

Dr. Adolf v. Planta.

A. Analyse von Gallensteinen.

Die untersuchten Steine stammen aus der Gallenblase eines Mannes von etwa 60 Jahren, der seinem Leben selbst ein Ende machte,

Ueber die durch sie veranlassten Krankheitserscheinungen kann ich Nichts mittheilen, da das betreffende Individuum nie einen Arzt consultirte; auch war nach Mittheilung des Arztes, dessen Gelälligkeit ich die Steine verdanke, bei der vorgenom- menen Section ausser der Gallenblase kein Organ in einem auffallend abnormen Zustande. Die Gallenblase war dicht mit den Steinen angefüllt, so dass sie theilweise mit Gewalt von der Schleimhaut mussten losgelöst werden,

Das Gesammigewicht aller Steine (etwas mir nicht zuge- kommenen Gries ungerechnet) betrug 12,5 Gramm,; es waren in Allem vierzig, darunter sechs grössere von 1,8 bis 1 Gramm.

Gewicht.

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Sie hatten durch Aneinanderliegen die Gestalt von unregel- mässig polvedrisch gewordenen Kugeln angenommen und be- standen der Hauptmasse nach aus Cholesterin von schichtweiser Ablagerung, aus Structur und Färbung erkennbar. Im Innern enthielten sie eine braune körnige Substanz (Gallenfarbstoff- Kalk?) mit einzelnen frei stehenden Cholesterin-Krystallen.

Die Analyse wurde, um vergleichbare Resultate zu erhalten, nach demselben Vertahren ausgeführt, das von Hein und von Stahmer angewandt worden.

l il Absolutes Gewicht . : 5 u 17) 1.56 Specifisches Gewicht . ...1,0814 0,789) Zusammensezung in 100 Theilen: Trockenverlust . ! i A. 10019) 5,02 In Alcohol Cholesterin .. 90,82 90,11 lösliche Stoffe | verseifbares Fett „02,02 1.90 rue in Ammoniak löslich 90,20 0,54 fin Ammoniak unlöslich . 1,35 1,56 Asche**) : 3 h 028 0,33 In Wasser lösliche Stofte . - f 0,791 N Verlust . ! Te er | 100,35 100,00

Ueber die Bildung der mannigfachen Formen der Gallen- eoncremente, sowie über die eigentliche Genesis und die nächste Veranlassung zur Ablagerung fester Theile und zwar zur Aus- scheidung des Cholesterins ist sehr viel geschrieben worden. Das Tüatsächliche, was einer Erklärung der Entstehung der Gallensteine zum Grunde gelegt werden kann, ist nach Lehmann

*) Der Stein war innerlich hohl, daher sein niedriges specifisches Gewicht.

**) Die Asche bestand wesentlich aus kohlensaurem und phosphor- saurem Kalk, sie enthielt etwas Eisen und Spuren von Kochsalz.

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(physiologische Chemie) folgendes: Schleim und Epithelium geben in der Regel die Punkte ab, an denen eine Ablagerung fester Theile Statt finden kann; immer finden wir im Centrum der Gallensteine neben wenig Schleim jenen Pigmentkalk; der- selbe wird also wohl bei Bildung jener Conceremente eine Rolle spielen. Die Ausscheidung des Cholesterins aus der Galle ist aber, wenn auch Schleim und Pigmentkalk als feste Punkte gelten können und müssen, noch nicht erklärt. Es fragt sich, ob die Galle neben den Gallensteinen übrigens ihre normale Beschaffenheit hat; man hat sie normal zu finden geglaubt; allein aus den bisherigen Analysen menschlicher Galle ist Nichts zu schliessen, da den Forschern noch die Mittel abgingen, so geringe Menge Galle, wie wir sie aus Leichnamen entlehnen können, genau zu untersuchen; ausserdem wird die Constitution der aus der Leiche entlehnten Galle wohl in der Regel mehr von dem pathologischen Prozesse, welcher gerade den Tod herbeiführte, abhängig sein, als dem, welcher zur Gallen- steinbildung beitrug. Es ist indessen mehr als wahrscheinlich, dass zur Bildung von Cholesterinsteinen eine Galle nöthig ist, welche ein geringeres Lösungsvermögen für Cholesterin besizt, als normale; nun finden wir aber (wie oben erwähnt) sehr selten eine Galle, welche Cholesterinblättchen ausgeschieden hat, während diese in andern Flüssigkeiten, z. B. hydropischen Ex- sudaten u. s. w., oft vorkommen; es muss also wohl der Ge- genwart fester unlöslicher Theile offenbar eine bedeutende Mit- wirkung zur Bildung der Gallenstene zugeschrieben werden, Fragen wir, was hält in der normalen Galle das Cholesterin wie den Farbstoff-Kalk gelöst, so erhalten wir durch direkte Ver- suche, also von der Natur selbst, die Antwort, dass der eine Stoff wie der andere hauptsächlich durch die Taurocholsäure oder taurocholsaures Natron gelöst werde. Digerirt man jenes unlösliche Residuum brauner Gallenconeremente mit Taurochol-

säure oder auch saurem taurocholsaurem Natron, so wird dasselbe mit Hinterlassung weniger, graulich-weisser Flecken aufgelöst und die vorher farblose Lösung nimmt die Farbe frischer Galle an, Dass Cholesterin von Taurocholsäure und taurocholsauren Salzen aufgelöst wird, hat Strecker schon lange nachgewiesen. Glykocholsäure und Cholsäure (Cholalsäure, Str.) besizen diese Eigenschaft in weit geringerem Grade. Soweit würde die Frage über die Entstehung der Gallensteine sehr leicht gelöst sein, wenn sich nachweisen liesse, dass Galle, welche zur Concre- mentbildung geneigt ist, entweder arm an Taurocholsäure im Verhältniss zum Cholesterin und Pigmentkalk ist, oder dass deren Taurocholsäure schen in der Gallenblase sich zersezt und so ihr Lösungsvermögen für jene beiden Stoffe verliert,

Da niemals cholesterinreiche Gallenconceremente ohne jenen Pigmentkalk vorkommen, dagegen aber die cholesterinarmen Steine steis sehr reich an demselben sind, so gewinnt es aller- dings den Anschein, als ob diese Verbindung bei der ersten Entstehung der Concremente selbst thätig mitwirkte; ja die Häufigkeit ihres Vorkommens in gewissen Gegenden, wo das Trinkwasser sehr kalkreich ist, sowie im höhern Alter, welches bekanntlich zu Kalkablagerungen aller Art mehr geneigt macht, und wegen der grössern Wässrigkeit der Säfte die Cholesterin- abscheidung befördert, dürfte selbst mit dafür sprechen, dass der Pigmenikalk nicht ohne Bedeutung für die Bildung der Gallensteine ist.

B. Analyse zweier Kalksteine (sogenannten Wetter- kalk liefernd. )

Die untersuchten Steine stammen von Zizers und wur- den mir durch Herrn Ingenieur v. Gugelberg zugestellt. Sie

d

66

werden hauptsächlich in der Rüfe von Zizers gesammelt und stammen aus der Flyschformation, wo sie mehr oder weniger dünne Zwischenlager bilden,

Nr, 1 ist ein schiefriger, Nr, 2 ein blättriger dunkelblau- grauer Kalk von erdigem Bruch. Beim Brennen werden beide schmuzig-gelb und verhalten sich sehr mager. Der so erhal- iene Kalk ist ein trefflicher Wetterkalk und kann sogar ohne Cementzusaz zu Wasserbauten mit bestem Erfolge verwendet werden, Er hat in seiner Zusammensezung viel Aehnlichkeit mit dem Solothurner Wetterkalk.

Ich habe sowohl den ungebrannten wie auch den gebrannten Stein analysirt und folgen die betreffenden Zahlen in Nach-

stehendem : a, Analyse des ungehrannten Steines: l ıl

Specifisches Gewicht . ; ; a 7 7- 2,69

In Salzsäure lösliche Bestandtheile: Kohlensaurer Kalk 3 : 707 55,59 Kohlensaure Magnesia . a en: 1,15 Kohlensaures Eisenoxydul . MR En: 3\ 2,75 Thonerde ; ® f { a Ben 09457 1,23 Manganoxydul und Oxyd i R 190,09 Spur

In Salzsäure unlöslicher Theil: Kieselerde . . e er rg 35,23 Thonerde e ! 0,48 1,76 Eisenoxyd . n L ie 0.97 0,41 Spuren von Kalk etc. und Verlust sv 0535 0,38 Wasser . i i . «0,54 Spuren von Chlormetallen, schwefelsauren 1,50

und phosphorsauren Salzen und Verlust 0,48 100,00 100,00

6 = ——

b. Analyse des gebrannten Steines *)

I il Kalk . 5 R 1 . 67,74 42,07 Magnesia . s n0361 0,74 Eisenoxyd . Ä ‚2340 2,79 Thonerde . i Ä ... 14,42 1,58 Kieselerde . } ; 3,46 3,22 Sand (in Salzsäure unlöslich) . 23,64 50,02

Chlormetalle etc. und Verlust . 0,03 -— 400,00 100,00

*) Kalk und Magnesia sind aus dem ungebrannten Stein berechnet,

alles Uebrige direkt bestimmt.

AI

v1.

Verzeichniss

der

Land- und Wasser- Molluısken

Graubündens

von

J. G. AM STEIN, Med. Dr.

Vorwort.

Vorliegendes Verzeichniss bitte ich als einen Versuch eines Dilettanten auf diesem Felde, anzusehen und zu beurtheilen. Viele und wichtige Thalschaften Graubündens, so besonders die südlichen sind gar nicht oder nur sehr oberflächlich durchforscht und schon in dieser Beziehung geht somit dieser Arbeit eine auch nur annähernde Vollständigkeit ab. Ich hoffe jedoch, dass diese Sammlung dennoch so Manches und Interessantes enthält, dass sie wohl geeignet sein dürfte, andere begünstigtere Sammler und Forscher anzuregen, die rhätischen Gegenden auszubeuten und auch diesen Theil unsrer Fauna durch ihre Beiträge zu

vervollständigen.

6

Aber auch in Bezug auf Systematik und Nomenclatur wird viel zu wünschen übrig bleiben, indem ich leider bis jezt mit dem neuern Stand der Naturgeschichte dieser Thierklasse durch fast gänzliche Entbehrung der neuern klassischen Hülfsmittel nur in geringem Masse bekannt geworden bin.

Bei dieser Sachlage hoffe ich nicht unzweckmässig die An- ordnung nach Charpentier’s Catalogue des Mollusques terrestres et fluviatiles de la Suisse, im I Band der Neuen Denkschriften der schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, getroffen zu haben, und so unsere Kantonalfauna derjenigen des grössern Vater- landes anzureihen,

Die neuern Benennungen, so weit sie mir bekannt, seze ich bei, um das Einzelne wenigstens dem neuern Stand des Faches so nahe als nur möglich zu bringen.

Die Angaben der Fundorte sind durchaus genau und ge- wissenhaft.

Die Diagnose der Arten, Abarten etc. ete. habe ich mit möglichster Sorgfalt festzustellen gesucht; ich kann aber nun die Richtigkeit dieses wichtigsten Theils der Arbeit mit aller Zuversicht bezeugen, indem ich zugleich meinen grössten Dank dem bekannten Fachmanne, Herrn W. Hartmann in St. Gallen zolle, der in neuester Zeit die freundliche Gewogenheit hatte, nicht allein meine Sammlung durchzusehen und die Irrungen meines Verzeichnisses darnach zu verificiren, sondern mich durch schöne Geschenke und fortdauernde Belehrung für immer zu verpflichten. |

Zizers, im Dezember 1857.

Autoren und Schriften,

die bündnerischer Mollusken (resp. Fundorte) erwähnen.

Hartmann Wilh., Maler in St. Gallen. Eine kleine durch ihn bestimmte Sammlung von meinem Vater, Major Am Stein, um Malans gesammelter Landconchylien, doch fehlen hier leider speciellere Fundortsangaben.

Von Salis Marschlins, Carl Ulysses, die Landschaft Davos naturhistorisch statistisch beschrieben in der Alpina, Band I p- 69—70. 1806. Es werden jedoch von Schneken nur Helix tentaculata L. und Helix auricularia L. für die beiden Seen genannt.

Scheuchzer Mathias, Kaufmann von Zürich, der sich in den dreissiger und Anfangs der vierziger Jahre in Chur aufgehalten und in Bünden eifrig gesammelt.

Nach einer Mittheilung Herrn Hartmann’s besizt er nicht allein eine sehr grosse Sammlung von Helix pomatia in allen möglichen Abarten, Spielarten, höchst_lehrreichen Monstruosi- täten, Restaurationen und krankhaften Bildungen, sondern über- haupt eine Sammlung aller in Bünden vorfindlichen Conchylien- arten, bis auf sehr wenige, die noch hier oder dort zu entdecken sein möchten. Seine Nachrichten und Angaben darüber seien durchaus treu und schäzenswerth, Bis jezt habe er aber nichts hierüber im Druck herausgegeben,

Da Herr Scheuchzer seiner Zeit seine ganze Sammlung Herrn Hartmann zur Benuzung anvertraute, so folgt im Verzeich- niss wenigstens das, was Lezterer in den herausgekommenen Lieferungen seines Werkes „Erd und Süsswasser-Gasteropoden* davon publieirt oder mir gütigst brieflich mitgetheilt hat,

cz

Felix, Pfarrer in Nufenen im Rheinwald, theilte dort auf- gefundene Couchylien ebenfalls Herrn Hartmann mit; s. dessen Werk.

Hartmann J. D, Wilhelm, Naturalienmaler in St. Gallen. Erd und ‘Süsswasser Gasteropoden. 6 Hefte. St. Gallen 1840; enthält aus Bünden die Mittheilungen von Major Am Stein, Pfr. Felix und besonders Herrn Scheuchzers, so weit überhaupt in Graubünden vorkommende Arten darin abgehandelt worden. Das Werk blieb aber leider unvollendet.

Mousson, Professor in Zürich. Ein Bild des Unter-Engadins (Tarasp) 411 Neujahrsstück der Naturforschenden Gesellschaft 1850. 4 Im Juli 1849 wurden von dem Genannten in der Umgegend von Tarasp 36 Spec. gefunden, worunter 2 Arten Vitrina unbestimmt sind.

Graubünden zwar nicht speciell nennend, aber doch seine Nähe, das St. Gallische Rheinthal und die östliche Schweiz über- haupt betreffend, sind noch folgende 2 Schriften zu bemerken;

Hartmann Georg Leonhard, Erziehungsrath in St. Gallen, Verzeichniss seiner schweiz. Conchyliensammlung in der Alpina Band II p. 205—236. 1807, und

Hartmann J. D. W., des obigen Sohn, Maler in St. Gallen, System der Erd- und Flussschneken der Schweiz in der neuen Alpina Band I, p. 194—268 und Bemerkungen zur Anzeige von Studer’s Verzeichniss, ebendaselbst pag. 4851—486. 1821,

1. Genus. Arion Fer. 1. Arion empiricorum Fer. a. var, rufus. in der Umgegend von Malans, im Buchwald!) ziemlich häufig; ebenso um Zizers.

!) Buchwald ist ein Waldbestand zwischen Malans und Jenins; sehr gemischt, Lerchen, Fichten, Eichen und Buchen, leztere gegen- wärtig mehr nur als Unterholz. Oft den Schuttablagerungen der benachbarten Rüfi „Uell* ausgesezt; steigt nicht über’s Thal,

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b,. var. aier. in der Umgegend von Jenaz im Prättigau, besonders bei der Buchen und bei Puz.

Il. Gen. Limax Fer. 2. Limax antiquorum Fer. In den Waldungen der Umgegend von Malans, z. B. Buch- wald, Livison?) etc. nicht selten.

3. Limax agrestis Linn. Um Malans, in den Gärten häufig genug; auch in Zizers, Chur ete.

I. Gen. Vitrina Drap. 4. Vitrina diaphana Drap.

In der Umgegend von Malans unter Moos und Steinen 1846; ebenso bei Jenaz längs der Landquart 1847 und bei Luzein und Castels, 1851. Pizokel bei Chur, Calanda Th.

Herr Hartmann erhielt sie durch Major Am Stein von Malans und aus dem Rheinwaldthal durch Pfarrer Felix.

5. Vitrina pellucida Drap.

In dem Böfel3) oberhalb Malans 1846; bei Jenaz am Weg nach der Furna 1847, und in Luzein im Garten und Baumgarten ; daselbst nicht selten. 1851. Calanda Th.

Früher schon fand sie mein Vater um Malans und Herr Pfarrer Felix zahlreich im Rheinwaldthal.*)

2) Livison ein Waldbestand östlich von Malans, bereits über dem Thal gegen den Seewiser Berg steil ansteigend, trocken, meist mit Buchen besezt.

5) Böfel heissen die Baumgärten und Wiesen, die östlich von Malans bis an die Felsen des Berges steigen.

#) Zwei Arten Vitrina, die Mousson um Tarasp fand, sind 1. c. nicht

näher bestimmt, und es muss einstweilen unentschieden bleiben,

ob es die beiden obigen oder andere Species sind.

IV. Gen. Suceinea Drap.

6. Succinea amphibia Drap.

In der Umgegend von Malans, in den Quellen im Dunkel Aeuli gegen die Clus 1846. Im Livison in einem alten kleinen Brunnentrog die Stammform, ganz gleich mit der von Scheuchzer bei Chur gefundenen. In den Brunnen mehrerer Wiesen bei Mezza selva im Prättigau 1849,

Bei Glaris auf Davos 2 sehr kleine Exemplare.

In den Brunnen und kleinen Wassergraben um Luzein, im Garten, Baumgarten und angrenzenden Wiesengründen; in den Brunnen mehr die honiggelbe grössere Var., in den Graben, an feuchten Pflanzen und Holzstücken mehr die graugrünliche, meist schlammige, glanzlose und kleinere Varietät; 1851 und 1852.

var, putris.

Um Malans.

Nach Herr Hartmann scheint die Succ, amph. in Bünden überhaupt nur sehr klein vorzukommen, fast als var, fulva Ilartm, und mediolanensis Villa.

°. Succinea Pfeifferi Rossm.

In der Gegend von Tarasp, längs der Bäche; nach Mousson l. ce. 1849.

V, Gen. Helix Auct, Lies Subgen. Helicogena Jer.

8. Helix pomatia Linn. Helicogena pomatia Fer.

Häufig in der Gegend von Malans, Chur und im Prättigau. Den Sommer über wird diese Schneke gesammelt, in sog. Schnekengärten gefüttert und im Spätherbst, wenn sie fett und gedeckelt, als Fastenspeise meist nach Italien verkauft.

4

Im Gegensaz zu andern Thieren bemerkt man auch hier, dass diese Schneke mit der Höhe des Standortes an Grösse zunimmt; aus der Umgegend von Malans besize ich ein Stück von 60 Millim, Höhe und 45 Millim. Dicke.

Wie die Grösse überhaupt, so wechselt auch die Form, bald mehr rundlich oder selbst gedrückt oder aber mehr gestreckt und Neigung zur scalariden Form zeigend. Die Windungen sind bald schwach gewölbt, flach und aneinander anschliessend, oder sich stärker wölbend und durch mehr oder weniger tiefe Nähte von einander getrennt. Die Oberfläche selbst erscheint bald mehr bald weniger rauh, die queeren Ansazstreifen mehr oder weniger erhaben oder ausgeglättet,

Ebenso wie in Form und Gestalt varirt diese Schneke hier auch in Färbung und Zeichnung. Die gewöhnlichste Färbung besteht in einer weisslich oder gelblich hellbraunen Grundfarbe mit dunklern kastanienbraunen Binden. Einestheils geht nun das Braun selbst mit theilweisem oder gänzlichem Verlust der Binden in ein allgemein gelbliches oder hornig durchscheinen- des Weiss über, oder anderseits öfter noch dunkelt die Grund- farbe so, dass die Binden immer weniger von ihr abstehen und endlich ganz in ihr aufgehen. Bei jungen, nicht ganz ausge- wachsenen Exemplaren findet man hier öfter fünf gleichmässige scharf gezeichnete Binden, bei ausgewachsenen Stücken trifft man dies selten; die 3. und 4, Binde vom Nabel an gerechnet, zeigen wenn auch noch ganz oder nur noch theilweise getrennt, meist durch dunklere Zwischenfärbung die Neigung zum Ver- schmelzen und weitaus in den meisten Fällen ist diese Ver- einigung so bestimmt geschehen, dass nur 4 Binden existiren, wovon die betreflende jedoch sich immer durch grössere Breite und öftere Unregelmässigkeit auszeichnet,

Bei Tarasp im Unterengadin soll diese Schneke nach Mousson |, e, nur klein und dünnschalig vorkommen.

[hi

Hartmann in seinem Gasteropoden-Werk führt über deren Vorkommen in Bünden speciell noch folgendes an:

Seine beiden Haupt-Abarten, Helicogena @esneri sowohl als H. rustica kommen in Bünden in grösster Mannigfaltigkeit der Zeichnung und Form vor; l. ce. p. 102,5)

In Bezug auf Grösse bietet der Calanda, sowohl die Vättiser als Churer Seite Ausgezeichnetes dar; das grösste Exemplar der Hartmann’schen Sammlung von der Vättiser Seite ist 5 Cent. 6 Mm. hoch, 4 Cent. 3 Mm. breit; und ein Stück der Scheuch- zer’schen Sammlung vom Churer Calanda ist um 2 Mm. höher; Wgeup2-106:

Die Annahme aber, dass die Grösse der Schale mit der Höhe des Standortes jwachse, könne nur für besonders begün- stigende Stellen gelten, indem bereits im Rheinwald bei 5000’ Höhe wie in den Appenzeller Alpen die Schneke an Grösse bedeutend abnehme ; ebenso bei Airolo im Kanton Tessin nach Prof, Mousson. s, p. 106,6)

Die Bänderstellung betreffend sei auch in Churrhätien wie überall 12345 vorherrschend’), was gewöhnlich für 4bandig genommen werde. Diese pseudo-vierbandige Schneke komme in Bünden auch ausgewachsen in ungemeiner Schönheit, oft mit messerscharf abgeschnittenen Bändern vor, Von weitern Bän- derstellungen sagt er p. 104: Bei 12345 und 12345 ergebe

5) Hartmann |]. c. p. 103 sagt noch in einer Anmerkung : Die var. Gesneri finde sich mit ihrer hellen Grundfarbe und dunkeln Bin- den so schön, dass sie der Helicogena lucorum der Levante nicht nachstehe und das junge Individuum vom Saleve, das Hr. Prof. Studer in Erstaunen sezte und die Verwirrung mit lucorum und ligata veranlasste, sei lange nicht so schön, als viele Exemplare aus Bünden.

b) Auch schon bei Tarasp, s. oben pag. 74, das doch je nach der Stelle 1 bis 2000° und noch tiefer liegt als das Rheinwald, fand Hr. Mousson diese Schneke klein und dünnschalig.

’) Die Bänder werden also nach dem Bau der @ewinde und nicht vom Nabel aus gezählt wie Seite 74 geschehen.

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sich oft der Fall, dass eine feine, zuweilen doch sehr dunkle Mittellinie auf der hellen Trennung der Bänder- durchziehe und solche Exemplare habe er vornehmlich aus Bünden, namentlich von Chur durch Herrn Scheuchzer erhalten. Diese Zwischen- räume spielen bei den Churrhätischen oft sogar eine sehr be- deutende Rolle und gelten, indem sie auch bei schmal geban- deten 12345 vorkommen, beinahe selber für Bänder. Die Scheuchzer’sche Sammlung enthalte Beispiele, wo in dieser Weise 7—8 Bänder gezählt werden könnten, die Linien mit be- zeichnet also z. B. 123 4°5 u. s, w.

Die genannte Sammlung enthalte endlich noch das seltene Beispiel, dass ein 12345 gebandetes Stück in dem ziemlich breiten Mittelraume auf dem Rücken ein wirklich dunkles scharfes Band von beinahe Breite trage,

a. var, quinquefasciata Charp.

In der Umgegend von Jenaz im Prätiigau im Dechr. 1848 2 ausgewachsene Exemplare.

Auch Herr Hartmann |, c. p, 103 gibt an. dass diese var. in Bünden sich finde.

b. var, contraria Fer.

in der Umgegend von Malans nicht gar selten; besonders

wenn man die sog. Schnekengärten ‚etwas durchmustern will. c. var. scalarıs.

Im Mai 1840 fand mein Bruder Rudolf in unserm sog. Lehengarten (Baumgarten) in Malans ein Stück von 57 Millim. Höhe und 37 Mm. grösste Breite. 5)

Zwei kleinere Stücke, wovon das eine durch sehr tiele Naht sich auszeichnet, wurden 1845 in einem Schnekenstand bei der obern Zolibrücke gefunden.

3) Briefich bemerkte mir Hr, Hartmann, dass diese Scalaride vor- züglich schön und merkwürdig sei wegen ihrer seltenen regel- mässigen Abstufung bei solcher Höhe.

DR.

Herr Hartmann 1. c. p. 105 fand noch folgende zwei neue Varietäten :

d, var, sphaeralis Hartm.

Als 3. Form zwischen var, @esneri und rustica mitten innen stehend, äusserst bugligt, klein, blass und ohne Bänder, hierin der Helix lutescens ähnlich, finde sie sich im Rheinwald, etwas höher als Nufenen.

e. var. inflata Hartm.

Im Gegensaz zur vorigen, die sich wie fast alle Bergformen mehr der ligata und cincta nähern, neige die inflata mehr zu rustica, ja erinnere jedoch bei mehrfacher Grösse durch sehr kleines compresses Gewinde, sehr aufgeblasenen lezten Umgang und dünne Schale, beinahe etwas an die Tapada (Hel. naticoides Drap.); und wurde von Herrn Scheuchzer am Fusse des Lukmanier gefunden,

f. var. albinos.

Völlige Blendlinge, gelblich weiss, bänderlos und zartschalig finden sich vorzüglich bei vorgedachter var. sphaeralis im Rhein- wald nach Hartmann I. c. p. 105.

Von der gewöhnlichen pomatia besize ich aus hiesiger Ge- send 1 Stück gelblich weiss, durchscheinend, ohne alle Binden.

2tes Subgen. Erypihomphalus Agass.

9. Helix arbustorum Linn. Arianta arbustorum Leach.

Die gemeinste Schneke hier zu Land vom Thalgrund bis hoch in die Berge. Schon hier im Thal sind übrigens viele, die in Bezug auf Grösse die grössere Alpenform nicht überragen. Betrefls der Färbung gibt es selten solche, bei denen das Braun die volle Ueberhand gewinnt und das Gelb fast oder gänzlich verschwindet, dagegen weit öfter solche, bei denen die gelbe Färbung überhand nimmt, selbst bis zum gänzlichen Verschwin-

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den des Braun und selbst der Binde. Diese Leztere mangelt überhaupt hie und da. Auch die Gestalt wechselt oft und sehr auffallend. Neben und unter einander finden sich Schalen von stark gedrückter platter Form, dann meist buglig und recht oft mit mehr sich erhebendem, zum scalariden Bau sich hinneigen- dem Gewinde.

Hartmann 1. c. sagt hierüber, dass die Ar. arbust. vom Rheinthal bis nach Chur besonders trefflich gedeihe und alle möglichen Spielarten aufweise. Die grössere niedergedrückte Form bis auf 10 und 12“ Breite steigend treffe man bei Chur, aber wenn auch selten und kleiner bis hinauf nach Nufenen im Rheinwald. Eben die gleiche Verbreitung zeigt sie in ihrer gewöhnlichen Form und Färbung bis in’s Rheinwaldthal, wo zwar var. subalpina beginnt, die erstere aber auch noch bei Nufenen einzeln und von schöner dunkler Färbung, nur etwas kleiner, vorkomme. Die conische Form komme in Bergländern, so auch bei Chur öfter vor, und steigere sich selbst zur Sca- laroide.

Als grosse Seltenheit trifft man solche mit mehr als einem Band und Herr Hartmann erhielt so durch Herrn Scheuchzer ein Exemplar mit 4 Bändern von Chur.

Abweichend von der gewöhnlichen blauschwärzlichen Fär- _ bung des Thieres selbst, finden sich bei Chur solche von gelb- licehbrauner Farbe.

a. var, subalpina Hartm.

Unterscheidet sich von der vorigen blos durch geringere Grösse, doch scheint sie in ihrer Mehrzahl die Neigung zu haben, die Schale mehr conisch zu bauen, so dass ein gedrücktes Gehäuse, wie ich deren eines in Luzein 1851 fand, schon zu den Ausnahmen zählt.

Die Färbung zeigt ähnliche Variationen wie die Thalform, (so einige Stücke von Glaris auf Davos), der Glanz jedoch ist

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meist gering, und das Gelbe verdrängt öfter das Braun und die Binde selbst, so z.B. an Stücken von Luzein, aus den Bergwiesen oberhalb Pany, von Davos und aus der Maienfelder Alp Jäs, oberhalb Stürvis, 6500° über Meer; viel seltner findet man Schalen von ganz brauner Färbung, ohne Gelb, wie 2 Exem- plare von Luzein in meiner Sammlung,

Bei einer Unzahl dieser Gehäuse, ja manchen Orts wohl bei den meisten, sind der Wirbel, die ersten Umgänge, manch- mal die ganze Schale von der Epidernis entblöst, abgerieben, von kalkweisser Farbe; siehe solche aus dem Malanser Ochsen- älpli und andern Orts.

In seinen brieflichen Bemerkungen theilt Herr Hartmann noch mit, dass er ziemlich dunkle Exemplare, fast ganz wie arbustor. vulgaris, nur kleiner, von Herrn Scheuchzer von Luzein und vom benachbarten Pfäfers erhalten. In grosser Menge dagegen in oben bemerkter Weise habe ihm Herr Pfr, Felix solche von Nufenen und aus dem Rhemwald überhaupt mit der Angabe 5800° und 6000° über Meer zugesandt; und ebenso noch ganz als subalpina von den Valser Alpen, 6500° hoch,

b. var. alpicola Charp. alpestris Ziegl. e

Immer bedeutend kleiner als vorige, meist blass von Farbe und durchwegs mit stark in die Höhe gezogenem Wirbel. An einzelnen alpinen Orten in Unzahl in thierlosen Exemplaren, so z. B. auf den Wiesengründen im Hintergrund des Sertigthals gegen den Wasserfall hin 6200° und höher über Meer. Der höchste Fundort, an dem ich solche bisher gesammelt, sind die Felshörner der linken Seite des Dumathals 8500 bis 9000° über Meer; von der Färbung sind kaum noch Spuren der Binde vor- handen, Oct. 1849,

In obgemeldeter scalaroider Form erhielt sie Herr Hartmann ebenfalls aus Bündeh z. B. von Nufenen, siehe briefl. Bemerke.

c. var. scalaris.

Von Herrn Scheuchzer in Chur erhielt Herr Hartmann seiner Zeit eine conische und eine gethürmte Scalaride der Arianta arbustorum, welche beide in seinem Werke beschrieben und abgebildet sind; s. I. c. p. 62, 162, 193 und 194 und Taf.

d. var. contraria,

Ebenfalls von Chur erhielt Herr Hartmann durch mehrge- nannten Herrn Scheuchzer 2 zierliche linksgewundene Exem- plare, wovon das eine mit seinem hellgelblichen Thiere Taf. 73 Fig. 8. 9 abgebildet ist; s. I. c. p. 62 und 194.

e. var. albinos.

Der Grund der Schale bläulich milehweiss spielend und die kalkigen Sprengsel wie Rahm reinweiss in Flocken obenauf; Herr Hartmann erhielt ein solches zierliches Exemplar der ge- wöhnlichen Ar. arbustorum zugehörig von Major Am Stein von Malans s. I, c, p. 59, 60 und 142 und Taf. 15, Fig. 9.

3tes Subgen. Ehitoftoma Jih. 10. Helix zonata Stud.

In der Umgegend von Tarasp im Unterengadin die flache Form, die sonst in der Schweiz nicht vorkömmt und dem Tirol angehört, nach Moussson |. c. 1849.

11. Helix pulchella Müll.

In der var. costata und var, pulchella nicht selten um Malans im Garten, Baumgarten, längs der Landquart, im Buch- wald und bei der Ruine Wineck 1846 und 1847; in der Um- gebung von Jenaz öfter die costata 1848, ebenso um Luzein, bei Puz, Terfalz 1851 und 52. Bei Glaris auf Davos oberhalb dem Bockwäldle und im Beginn des Bärenthals von beiden var. einzelne Stücke 1850, in einer Höhe von nahe 5000° ü. M.

& tes Subgen. Trigonofloma Fib.

12. Helix personata Drap.

In dem Böfel oberhalb Malans unter Steinen längs dem Waldrand ziemlich häufig, behaart und unbehaart. 1846, Längs der neuen Strasse von Jenaz nach Küblis; unterhalb Fideris unter bemoosten und waldbeschatteten Steinen, 3 Stück 1847 und 1849.

13. Helix holosericea Stud.

Im Malanser Ochsenälpli zunächst dem Alphüttchen im Wald unter Steinen 3 Stück im August 1846, nahezu 6000 über Meer.

Im Beginn des Bärenthals oberhalb Glaris in Davos unter Steinen 1 Stück im Juni 1850, circa 5000° über Meer.

Charpentier sagt, sie sei selten und zwar in den Wäldern der Granitalpen. Der erste der hier genannten Fundorie liegt jedoch ganz im Bündnerschiefer, weit entfernt von jeder Urge- birgsformation und das Bärenthal ist in den Kalk (Dolomit) jener Gebirgsmasse eingeschnitten.?)

In der Umgegend von Tarasp fand sie Mousson 1849 1. c.. der dabei bemerkt, „dass sie im der Schweiz nur im Hochge- birge vorkomme;* wahrscheinlich im Gegensaz zur relativ ge- ringen Höhe des genannten Fundortes ?

Herr Hartmann hatte sie aus dem Rhemwald durch Pfr. Felix und aus dem Plessurthal durch Herrn Scheuchzer erhalten.

14. Helix obvoluta Müll. In der Umgegend von Malans unter Steinen längs den Waldrändern und im Wald selbst, z. B. Livison, Buchwald,

Böfel, Erlenboden unterhalb Wineck nicht eben selten. 1846. Chur (Theob,) »

9) s. Studer und Escher Gebirgsmasse von Davos, Neue Denk- schriften der schweiz. Naturforsch, Gesellschaft, B. I, p. 14 u, s. w.

b

82 des Subgen. Carocolla Lam. 15. Helix lapicida Linn.

Carocolla lapieida Lam.

In der Umgebung von Malans bis jezt nur im Livison, im Wald unter Steinen von Buchen beschattet, 1846; zwei Exem- plare zeigen auffallend starke Wölbung der Rückenseite, Chur Calanda und Pizokel (Theob.).

a. var, albinos Charp.

Vom gleichen Fundort wie oben. 1946,

Herr Hartmann hatte sie im August 1839 ebenfalls von Malans durch meinen Vater erhalten.

tes Subgen. Conulus Sih. 16. Helix unidentata Drap.

Umgebung von Malans 1846 und im Malanser Ochsenälpli unter Steinen 1 Stück im August 1846,

im Val Davo im Furnathal hinterhalb Jenaz im Juli 1848. 2 Stück.

17. Helix edentula Drap.

Umgebung von Malans, im Lehengarten und den Waldbe- ständen Livison und Buchwald 1846, auch auf Terfalz bei Luzein 1851.

In der Umgegend von Tarasp nach Mousson 1. c. 1849, unter dem Namen. cobresiana von Alten, wobei er sagt, dass sie nur in der östlichen Schweiz, im Rheinthal, Prättigau und Enga- din vorkomme.

a. var, scalarıs. Bei Malans, 1 Stück 1846. b. var. albinos Aus der Nähe von Malans. 1846.

2

18. Helix fulva Müll.

Zu Malans im Baumgarten, längs dem Landquartufer und andern Orten mehr, spärlich. 1846,

Umgebung von Jenaz längs der Landquart unter Moos und Steinen 1847,

Todt Alp, eine Bergwiese oberhalb Pany, über 5000° über Meer, 1 Stück im August 1852.

Umgegend von Tarasp nach Mousson I, c, 1849.

Herr Scheuchzer fand sie auch bei Chur unter Steinen, Hartmann briefl,

19. Helix rupestris Drap. Delomphalus rupestris. Hart. a, var. saxatılıs Hartm.

Umgebung von Malans, an den Felsen am Weg nach der Prättigauer Klus und an den Felsen unterhalb der Tardisbrücke häufig. 1846.

Bei Jenaz längs der Landquarti an grossen Steinen der Wuhrungen häufig 1847 und ebenso an den Garten- und Ein- fangmauren von Luzein 1851 und 52.

Endlich zahllos an den Felsen der Maienfelder Alp Jns, zwischen 6 und 7000° über Meer 1846 und am Kalk der ober- sten Hörner des Ducanthals linkerseits über 90007 über Meer im October 1849.

In der Umgegend von Tarasp nach Mousson I. c. 1849.

Aus Bünden hatte sie Hartmann durch meinen Vater und durch Herrn Scheuchzer vom Pizokelberg bei Chur erhalten, s.\, ec. p. 123 und von Nufenen im Rheinwald solche in var. rupestris übergehend, s. p. 124. Calanda, Flimser Stein (Theob.)

res Subgen. Helicella Fiß. 20. Helix villosa Drap.

Umgegend von Malans, nicht häufig. 1846.

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a. var. depilata Charp. Auf dem Gypsfels zu oberst im Glär*) am Falkniss, Juli 1847,10) b. var albinos. Um Malans, 21. Helix sericea Drap. Trichia sericea Hartm. Malans und Umgebung z. B. Erlenboden, 1846, und in Luzein. 22. Helix glabella Drap. Trichia glabella Hartm. Umgegend von Malans. Auch im Rheinwaldthal und zwar lang aber sparsam behaart nach Hartmann’s Briefen.

23. Helix rubiginosa Ziegl. Trichia rnbiginosa Hartm

Um Malans nicht selten; stimmt nach Herr Hartmann’s briet- licher Mittheilung ganz mit Exemplaren aus der Mark Branden- burg überein.

24. Helix filicina Ziegl. Trichia filieina Hartm,

Umgegend von Malans häufig, vom Thal bis ins Ochsenälpli, 4846; auch in Luzein 1851, Herr Hartmann erhielt sie auch aus dem Rheinwald durch Pfr, Felix und aus der Via mala durch Herrn Scheuchzer,

a. var. depeilata

Oberhalb Jenaz im Prättigau Juli 1848, b. var. albinos

In Malans 1846,

*) Auf der Dufour’schen Karte Gleck.

10) Eine holzige Stelle hoch am Falkniss, s. Dufour’s Atlas B. II., gewöhnlich wird aber auch der Bergsattel, der daneben aus dem sog. Steigtobel hinüber in die Alpen führt, so genannt, und so nun auch von mir.

S5>

25. Helix hispida Müll. Trichia hispida Hartm Malans und Luzein selten rein, öfter im Uebergang zu filieina.

26. Helix strigella Drap. Trichia strigella Hartm. In der Umgegend von Tarasp nach Mousson |. e. 1849; klein und selten im Waldgebüsch. Unterhalb Zizers in den sog. Rheinrüttenen 1857. Nach Hartmanns briefl. Mittheilung fand sie Herr Scheuchzer um Chur ziemlich gemein.

27. Helix fruticum Müll.

Eulota fruticum Hartm,

In der Umgegend von Malans, hornfarben, milchig weiss und röthlich (var. cornea, lartea und rubeola) ziemlich häufig 1546: in Busserein oberhalb Schiers hornfarbig und milchweiss 1848, und um Luzein fleischroth und hornfarben, ebenso auch hoch oben in den Luzeiner Pradawiesen 1857; um Zizers end- lich sowohl oberhalb dem Dorf als besonders längs dem Rhein in den drei genannten Farben und mit einem schönen braun- röthlichen Band geschmückt, var. faseiata: ein bandloses Exem- plar ist beinahe glasighell, kaum etwas blauweisslich getrübt.

Busserein liegt über 4000° und der Fundort in den ge- nannten Pradawiesen um 5000° hoch über Meer.

Hartmann 1. c. p. 182 führt an, dass Herr Scheuchzer und Major Am Stein dieselbe bei Chur auf der Halde und bei Malans weisslich, hornbraun und röthlich, auch sehr durchsichtig, fast farblos, mit und ohne Band gefunden.

Auch um Tarasp fand sie Mousson I. c. 1849, mit und ohne Binde, aber selien. Uldis bei Haldenstein eben so (Theob.)

=

28. Helix incarnata Müll. In der Umgebung von Malans, im Buchwald, im Livison, in den Böfel unter Steinen und Moos nicht selten, 1846. Chur (Th.)

29. Helix ericetorum Müll. Helicella ericetorum.

Malans im Baumgarten, im Livison selten; öfter in den Böfel, in den Buchwaldselven und auf dem Erlenboden unter- halb Wineck 1846, wenn auch nicht gerade gross, so doch schön und lebhaft gebandet,

Durch Herrn Scheuchzer hatte Hartmann diese Spec, von Chur in trefflicher charakteristischer Form, aber nur schmuzig weiss, ohne Bande, unten mit wenigen Linien, erhalten.

30. Helix obvia Ziegl. Helicella obvia Hartm,

Um Tarasp nach Mousson I. c, 1849; aus dem Tyrol ein- gewandert als Vertreter von Hel. ericetorum; sonst der Schweiz fremd.

Am Weg von Schuls nach Fettan im Unterengadin; durch meinen Bruder Rudolf erhalten 1856.

31. Helix candidula Stud.

Bei Tarasp auf der sonnigen Nordseite des Thals nach Mousson |. c. 1849.

32. Helicella Mühlfeldtiana Ziegl.

Umgegend von Malans, z. B. Lehmgrube am Weg nach der Klus, auf dem Erlenboden und längs der Landquart unter Steinen 1846.

Im Beginn des Bärenthals oberhalb Glaris auf Davos circa 5000° über Meer im Juni 1850, mehrere Exemplare.

Herr Hartmann erhielt sie durch Herrn Scheuchzer auch aus der Via mala und sagt, sie komme in Bünden so schön als in der Levante vor, s. briefl. Mittheilung.

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Stes Subgen. Delompgalus Ag. 33. Helix rotundata Müll.

Umgegend von Malans unter Moos und Steinen besonders im Waldschatten häufig; im Livison und zuobert in den Böfel, 1846; steigt in dieser Gegend bis in’s Ochsenälpli über 6000/ hoch.

Im Prättigau um Jenaz bis in’s Val Davo im Furnathal 1848, unterhalb Fideris und um Luzein, Castels und gegen Buchen , 1851 und 1852, noch häufiger als im Thal des Rheins.

a. var, albinos. Bei Malans in den Böfel und im Livison. Chur (Theob.)

34. Helic ruderata Stud.

Bei Jenaz längs dem Landquartufer 1847; im Wald von Terfalz ausserhalb Castels unter Moos und Steinen und in der Todt Alp, Bergwiese oberhalb Pany, gegen 6000° hoch, ziem- lich häufig.

Auf Davos durch die ganze Landschaft und in die höchsten Bergthäler hinauf; so von den obersten Schutthalden der linken Seite des Ducanthals wohl über 8000’ hoch über Meer noch einzelne Exemplare, im Oct. 1849.

Um Tarasp nach Mousson |. ec. 1849. Er nennt sie hier eine Schneke des Hochgebirgs.

Wie oben zu sehen, steigt sie jedoch noch ziemlich tief: Jenaz liegt nur 2500° über Meer.

Scheuchzer nennt sie selbst um Chur sehr häufig; s. Hartın, briefl. Mittheilung.

a. var. albinos. Bei Frauenkirch auf Davos Nov. 1850. b. var. scalaris. Todt Alp. Bergwiese oberhalb Pany. 1852.

=>

35. Helie pygmea Drap. Bei Malans 1846; oberhalb dem Dorf Jenaz im Juli 1848 und in Luzein 1851, einzelne Stücke.

des Subgen. Hyalina Ag. 36. Helix glabra Charp.

Um Malans, Jenaz und Luzein gross und schön; ebenso erhielt sie Herr Hartmann durch Herrn Scheuchzer aus der Ge- gend von Chur,

Um Tarasp nach Mousson 1. c. 1849, jedoch nur in jungen Exemplaren.

37. Helix nitens Mich. Hyalınıa nitens.

Um Malans nicht selten an allen oben schon genannten Fundorten und steigt bis in’s Ochsenälpli. 1846, Ebenso zu oberst im Glär am Falkniss auf dem Gypsfels Juli 1847 eine der häufigern Schalen,

Auch um Jenaz im Prättigau nicht selten unter Steinen.

In der Umgegend von Tarasp fand sie Mousson Il. c. 1849, jedoch klein ; und um Chur Herr Scheuchzer nach Hartmanns Brief, 38. Helix nitidula Drap.

Hyalinia nitidula. var. major.

Um Malans an den gleichen Stellen wie die vorige und zusammen bis ins Ochsenälpli und Glär 1846, ebenso bei Jenaz, Juli 1848, und Fideris; bei Luzein und Terfalz gegen Buchen 1852,

Auf Davos bei Glaris und oberhalb dem Bockwäldle gegen die Längmatte 1850, gegen 5000’ über Meer, und endlich ober- halb Parpan über 5000 hoch, im Aug. 1856, 1)

11) Obwohl in den grössern Exempl. von nitens nicht zu unterschei- den, ist doch zu bemerken, dass ich von Jenaz an aufwärts, in Luzein, Davos, Parpan immer nur kleine Schalen, kaum halber (rösse der nitens fand,

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39. Helix nitidosa Fer. Hyalinia nitidosa. (H nitidula var. minor Drap.) Um Tarasp unter Alpenrosengebüsch nach Mousson |, c. 1849. Bei Zizers 1857; um Chur von Scheuchzer gefunden, Ss. Hartmanns briefl. Mittheilung.

40. Heli 0... - Hyalınia ...».

Durch Herrn Scheuchzer von Chur und durch Herrn Pfr Felix von Nufenen erhielt Herr Hartmann eine Schneke, von der er nicht bestimmt sagen kann, ob sie die Hel. vitrina Fer. in Charp. Catalogue oder Hel. clara Held sein soll. Sie sei bereits der H, tichostoma L, Pf. aus Cuba verwandt. s, Hart- manns briefl. Mittheilung.

41. Helix cellaria Müll. Hyalinia_ cellaria

Um Malans an den nämlichen Stellen wie nitens, Buchwald, Böfel; an der Tardisbruck 1846, und ebenso um Jenaz und Luzein 1848 und 1855,

Ein Exemplar von der Tardisbruck hat nach Herrn Hart- mann’s briefl. Mittheilungen ganz den Charakter von H. obscu- rata Porro, mit Ausnahme, dass leztere viel grösser ist und um Genua vorkommt,

42. Helix tenera Stud. Bei Jenaz im October 1847,

43. Helic lucida Drap. H. succinea Hartm, Um Malans im Garten und Lehengarten, 1846. Bei Jenaz am Landquariufer thaleinwärts 1847; und in Luzein im Garten und unter Steinen der Einfangsmauern, ziemlich häufig. 1852.

90

44. Helix cerystallina Müll. Hyalinia erystallina. Bei Malans; ein rein wasserhelles Stück im Sommer 1847. Um Tarasp nach Mousson 1. c. 1849. Chur am Pizokel, Calanda etc. häufig in Moosen. (Theob,)

45. Helix diaphana Stud. Hyalınıa diaphana. Im. Buchwald bei Malans Sept. 1846 und unterhalb Fideris längs der neuen Strasse unter Steinen im Buchenwald, Sommer 1549; selten. ;

VI. Genus Bulimus Auect.

ltes Subgen. Pomyphemus DI. 46. Bulimus acicula Müll.

In der Umgegend von Tarasp, selten nach Mousson I. c, 1849. In Parpan in einem Blumentopf im Garten 1 Stück Herbst 1557.11) 2tes Subgen. Folliculus Ag.

Follicutus lubricus.

47. Bulimus lubricus Müll. |

48. Folliculus lubricelius Ziegl. 49. Folliculus pulchellus Hartm.

Alle drei um Malans und vom Thal hinauf bis in’s Ochsen-

älpli und Glär am Falkniss 1846, Um Jenaz und Luzein 1848

und 51, Bei Glaris auf Davos 1850, und oberhalb Parpan 1856.

12) Da ich troz fleissigem Suchen nicht mehr Exemplare auffinden konnte, so vermuthe ich, besonders auch beim Hinblick auf die hohe Lage des Orts (s. pag. 88), dass diess niedliche Schnek- chen im Wurzelwerk oder Emballage von Blumensezlingen von weiter her dahin gelangt ist.

Nr. 47 auch bei Tarasp nach Mousson und nach ihm, hoch hinauf bis zur Vegetationsgrenze.

Herr Hartmann in seinen briefl. Mittheilungen sagt: Fol lubrieus scheine in Bünden überhaupt nur an wenig Orten ganz gross vorzukommen; aber sehr merkwürdig sei es im Glär am Falkniss eirca 6000° über Meer den Fol. lubric. in gewöhnlicher Grösse zusammen mit dem so kleinen Fol. lubricellus Ziegl. zu finden, Dieser leztere, so wie der noch kleinere Fol, pulchellus Hartm. seien aber wirklich so klein, wie er dieselben um Neu- wied und Andernach nur immer habe finden können.

a. fol. lubrie. var, albınos.

Bei Luzein ein Exemplar von milchig glasiger, glänzen der

Färbung.

dtes Subgen. Yulimulus Leach.

50. Bulimus radiatus Drap.

Auf der sonnigen Nordseite des Thals, Tarasp gegenüber, findet sich nach Mousson |. c, der Bulimus detritus Müll. oder sepium Hartm.

Von obgenanntem Standort, zwischen Schuls und Fettan, durch Bruder Rudolf erhalten, Sommer 1856.

51. Bulimus obscurus Müll. Ena obscura Leach.

Bei Malans im Buchwald und in den Böfel, selten. 19846,

Bei Luzein unter Steinen der Einfangsmauern 1852, ziem- lich selten.

52. Bulimus monlanus Drap Ena montana Leach.

In der Umgegend von Malans nicht selten, an den Felsen bei der Tardisbruck, im Buchwald u, s. w., steigt hoch in die Berge; im Ochsenälpli und Glär am Falkniss selbst häufiger als im Thal.

Ein Exemplar vom Glär zeichnet sich durch gestreckte Gestalt, helle Färbung und Durchscheinen aus.

Unterhalb Fideris im Wald unter moosigten Steinen. Auf Davos durch’s ganze Thal, selbst ziemlich häufig zu oberst in den Schutthalden der linken Seite des Ducanthals, hier aber ganz abgerieben und nach Hartmann’s briefl. Mittheilungen sich auszeichnend durch Kleinheit. Oct, 1849,

Um Tarasp im Waldgebüsch nach Mousson |. c. 1849.

Im Wald oberhalb Zizers und hoch oben im Tritt gegen Valzeina. 1856.

Hartmann Gasteropoden pag. 77 sagt, sie komme in Bünden bis in’s Rheinwaldthal vor, doch seien die von dorther durch Herrn Pfr. Felix erhaltenen Exemplare alle ziemlich klein gewesen. Häufig bei Chur am Pizokel, Mittenberg, Calanda (Th.)

vll. Gen. Pupa Drap- lees Subgen. Eucore Ag.

53. Pupa quadridens Müll. Eucore quadridens Agass.

Auf Davos im Beginn des Bärenthals oberhalb Glaris 2 Stück, wovon das eine beinahe Blendling, Juni 1850.

In der Gegend von Tarasp nur auf der warmen Nordseite des Thals nach Mousson |. c. 1849.

Hartmann Gasteropoden p. 152 vermuthet, sie möchte in Bünden zu finden sein; was nun richtig geschehen.

2i8 Subgen. Sphyradium Ag. 54. Pupa unidentata Stud.

Auf Davos bei Glaris und oberhalb dem sog, Bockwäldle gegen die Längmalte, unter Steinen 1850.

93 55. Pupa inornata Mich. Cylindrus inornatus Mich. In der Gegend von Tarasp. Bisher nur auf der Grimsel gefunden nach Mousson I. c. 1849.

56. Pupa minutissima Hartm. Oberhalb dem Dorf Jenaz, Juli 1848, Bei Tarasp unter Alpenrosen nach Mousson |, ce. 1849.

57. Pupa marginata Drap. Um Malans, Baumgarten am Fels bei der Lehmgrube die Klus 1846. In Luzein 1851, Um Zizers 1854. Gegend von Tarasp unter Alpenrosen nach Mousson l. ec. 1849.

gegen

ovs

58. Pupa triplicata Stud.

Davos bei Glaris 1850, selten,

59. Pupa dolium Drap.

Im Livison bei Malans und zu oberst im Glär am Falkniss, auf dem Gypsfels, Sommer 1846, selten. In Bünden (wahr- scheinlich um Malans) von meinem Vater gefunden und Herrn Hartmann mitgetheilt; nach Hartmann’s briefl, Mittheilungen.

Charpentier, Catalogue p. 16 sagt, dass sie gemein im Jura; in den Alpen aber nicht vorkomme; was hiemit zu be- richtigen, jedoch scheint sie hier selten zu sein.

’tes Subgen. Chondrus Cuv.

60. Pupa avena Drap. Torquilla avena Stud.

Um Malans, an den Felsen gegen die Klus 1846. Bei Jenaz und an den Felsen und Mauern um Luzein sehr häufig. 1848 und 1851.

Bei Marlinsbruck und im Scarlthal nach Mousson |, c. 1849.

9

a. var. avemculum Hartm. oder hordeum Zieg!. Bei Malans. 1846.

61. Pupa secale Drap. Torquilla secale Stud.

Gegend von Malans, im Garten, an den Felsen bei der Tardisbruck und im Livison, Sommer 1846.

An den Felsen bei Tarasp nach Mousson |, c. 1849. Calanda (Theob.) |

Nach Hartmann’s briefl. Mittheilungen scheint sie in Bünden fast durchgehends etwas kleiner vorzukommen als anderswo.

VII Gen. Gausilia Drap. 62. Balea fragilis Leach.

Gegend von Tarasp, selten an Felsen unter Moos nach Mousson 1. ec, 1849.

Herr Hartmann hatte sie laut seinen briefl. Mittheilungen aus Bünden durch meinen Vater 1830 und durch Pfr, Felix aus dem Rheinwald erhalten.

63. Clausilia bidens Drap.

Im Livison bei Malans, Sommer 1847 und im Tritt, Fuss- weg von Marschlins nach Valzeina. Oct. 1856; eher selten. Chur (Theob.)

64. Clausilia commutata Kossm.

Im Livison in Malans 1846 und unterhalb Fideris im Wald,

Sommer 1849.

65. Clausilia plicatula Drap. Um Malans an den genannten Orten bis in’s Ochsenälpli 1846. Bei Jenaz bis in’s Val Davo i848; unterhalb Fideris und bei Luzein im Wald von Terfalz 1851, überall, jedoch nicht

vemein,

95

66. Clausilia dubia Drap. Unterhalb Fideris 1848 und im Val Davo hinter Jenaz 1849.

67. Olausilia plicata Drap. Laciniaria pticata, In der Umgegend von Tarasp, nicht selten, nach Mousson l. ce. 1849.

68. Clausilia semiplicata Hartm. et Charp.

Eine der gemeinsten Schneken in dieser Gegend, in Gärten und Feldern, im Buchwald und im Livison, ebenso im Prättigau bei Jenaz und Luzein, wo sie bei einer Lese von Schneken im Garten über 700), lieferte. Die Mündung zeigt bei ihr, wahr- scheinlich in Folge von Beschädigungen, mannigfache Unregel- mässigkeiten; hie und da fehlt die Umbiegung des Mundsaums, die Fältchen der linken Seite werden schwach oder fehlen gänz- lich; es fehlt die Gabelung der untern Falte oder die ganze Mundöfifnung ist auffallend gedrückt.

69. Clausilia cruciata Stud. Um Tarasp die schlankere in der östlichen Schweiz ver- breitete Varietät, nach Mousson |, c. 1849.

70. Clausilia sawatilis, Im Glär am Falkniss, 1847. 2 Stücke sind von einem grünlichen eryptogamischen Beschlag ganz überzogen.

71. Clausilia parvula Stud.

In der Umgegend von Malans, im Baumgarten, Lehengarten, in den Böfel und im Livison, auch an den Felsen bei der Tardis- brücke, nicht eben selten. 1846. Chur (Theob.)

a. var, minima,

Im Livison oberhalb Malans 1846. &

96

IX. Gen. Vertigo Müll.

72. Vertigo quadridentata Stud. Um Jenaz 1847.

73. Vertigo quinquedentata Stud. In Luzein 1851.

74. Vertigo pusilla Müll.

Bei Jenaz längs der Landquart, unter Moos und Steinen.

X. Gen. Carychium Müll.

75. Carychium minimum Fer. Um Malans 1846. Luzein 1851 und Zizers 1855, je 1 Stück.

\l. Gen. Limneus Lam.

76. Limneus minutus Drap.

Bei Malans in einem kleinen Brunnentrog hoch oben im Trulstobel und in den Quellen im dunkel Aeuli 1846, Zu Luzein in den Brunnen des Einfangguts 1852.

Herr Hartmann hat solche von Chur durch Scheuchzer und aus dem Rheinwaldthal mit ziemlich verlängertem lezten Umgang durch Pfr. Felix erhalten,

77. Limneus pereger Drap. Gegend von Tarasp in kleinen Bächen nach Mousson l, c. 1849. Im grössern See auf Davos längs dem nördlichen und öst- lichen Ufer an Steinen, Holz und Pflanzenstengeln unter Wasser in Menge, dagegen äusserst selten leere Gehäuse am Ufer; mit-

9

unter sehr kleine Exemplare. Ob junge Thiere oder kleine Abart? Oct. 1849.

Ist wohl die Helix tentaculata L. die von Carl Ulysses von Salis in den beiden Davoser Seen gefunden worden, s. Alpina B. I, p. 70, denn die Petadina impura (olım Helix tentaculata) fand ich dort noch nicht.

a, var, Scheuchzeri Hartm.

Von Scheuchzer bei Lostallo entdeckt und nach Hartmann's

briefl, Mittheilungen sehr ähnlich dem vorigen aus dem Davosersee. b. var. compressus Hartm.

Aus den stehenden Wasser, und den Giessen (Quellen) des Zizerser Rieds,. 1849.

Nach Herrn Hartmann’s briefl, Mittheilungen ganz gleich mit solchen, die er von Herrn v. Charpentier von Bern erhalten.

c. var. salturatus Z. Aus dem grossen See zu Davos, 1849, d, var, paludarum Hartm.

Aus dem grossen See zu Davos 1849 und aus den Wasser des Zizerser Rieds.

Von lezterm Standort hatte ihn Herr Hartmann schon 1839 durch meinen Vater erhalten.

7S. Gulnaria solida Hartm. Aus dem See zu Öbervatz hatte ihn Herr Hartmann durch meinen Vater 1839 erhalten,

79. Limneus fontinalis Stud. Gulnaria fontinalis, Im Fischteich zu Churwalden und in den Churer Alpen von Scheuchzer gefunden und Herrn Hartmann mitgetheilt.

80. Limneus auricularius Drap. Gulnaria auricularıa Leach

Im grossen See zu Davos, jedoch nicht leicht zu erhalten g J 7

98

1849 und 50; ist Zel. auricularıa L. die Ul, v. Salis Marschlins in den beiden Davoser Seen gefunden, s. Alpina I. p. 70,

X. Gen. Planorbis.

81. Planorbis leucostoma Michd.

Im grossen See zu Davos, Juli 1850.

AI. Gen. Paludina Lam.

82. Paludina impura Drap.

Bei Lostallo von Scheuchzer gefunden, s. Hartmann’s briefl. Mittheilungen.*)

*) Einige Fundortsangaben von Herrn Prof. Theobald sind erst nach- träglich während des Druckes mitgetheilt worden. (Die Red,)

——— gg

m.

Amsteinia punctipennis. nov. spec.

Mitgetheilt von Herrn Major Am Stein in Malans, (Vide Tafel.)

Die folgende Mittheilung bildet den Anfang zu einer näheren Erörterung der von mir im vorigen Jahresberichte als neu auf- geführten Dipterengattungen. Ich beginne mit der ausführlichen Beschreibung einer Fliege, welche der sel. Herr J. J. Bremi in Zürich Cein eifriger Entomolog, der mit besonderer Vorliebe eine leider durch zu frühen Tod unterbrochene Bearbeitung der Dipteren unternommen hatte) als eine neue Gattung erklärte.

Amsteinia Bremi punctipennis Dremi, (Vide Jahresber. I., p. 105)

Fühler kurz, kaum unter die Linie der Nezaugen herab- reichend, erstes und zweites Glied klein, das zweite wenig länger als das erste, beide breiter als lang, seitwärts betrachtet ; das dritte ungefähr zweimal so lang, als die andern beiden zusam- men, ovalrund, wenig zusammengedrückt, mit langer schwarzer Borste; das 2. Glied (des Fühlers) hat oben an der Spitze auch eine kleine Borste, alle drei Glieder orangegelb, Das dritte

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(lied hat je nach der Stellung einen linienartigen weissen Schim- mer. Stirne vorragend, Mittelstrieme rothbraun, ein Fleckchen ob der Fühlerwurzel rostgelb, die beiden’ Seiten jede so breit als die Mittelstreife, weiss und schwarz schillernd, stark mit grossen Borsten besezt, Scheitel schwärzlicher, Scheitelwarze mit den drei Augen schwarz, Untergesicht ziemlich stark zurückgezogen, flach, doch durch eine etwas erhöhte Rippe, auf welcher eine Reihe Borsten etwas bogenförmig stehen, von den Backen geschieden ; diese reichen wohl unter die Augen herab, das Untergesicht ist seidenartig weiss, wenig schwärzlich schimmernd, unten von den Mundwinkeln gehen zwei schwarze kurze Linien herauf, die in der Höhe der Endspitzen der Fühler mit schwärzlichen Schatten- fleckchen endigen; die Backen graulicher, schwärzlich schillernd, nach hinten ins röthliche, welches sich in den hintern weissen Augenrand verliert; nach hinten zu sind die Backen ziemlich haarig. Hinterkopf noch dunkler, schwarzgrau und schwarz schillernd, Aus der Mundöflnung hängen die zwei orangegelben Taster, mit weiss glänzender Spitze hervor. Augen schwarz- braun, nakt. Brustschild fast ein rechtwinklichtes Quadrat, mit abgerundeten Ecken, mit 4 schwarzen deutlichen Längslinien, die durch die Quernaht unterbrochen werden, der Zwischenraum der zwei mittleren schwärzlich ausgefüllt, die andern grau, oben am Hals weiss schillernd, der ganze Brustschild ist behaart und mit mehreren Borsten. Die Seiten schwarz mit einigen unregel- mässigen grauschillernden Flecken. Schildchen schwarz, in ge- wisser Richtung ringsherum schmal weissschillernd Hinterleib oben blauschwarz, die Ränder der Ringe breit, glänzend schwarz, auf dem zweiten und dritten, besonders gegen die Seite hin weissschillernd, auch schillert zuweilen eine Mittellinie bald schwarz, bald weiss; unten der Bauch ganz einfach blauschwarz, matt ohme Schiller; der obere Theil des Hinterleibes ist mit bei- nahe aufliegenden Häärchen bedeckt und hat nur am Seitenrande

u

und an der Spitze etwas Borsten, Schüppchen gross, schön weiss; Schwinger darunter verborgen, hellbraun. Schenkel schwarz, doch unten die Knie, die Schienen und Fussglieder gelbbraun. Flügel weisslich, doch etwas trüb, nicht recht hell, die Queradern, besonders die an der Wurzel und die kleine in der Mitte der Flügel beiderseits schattirt, daher die Flügel ge- fleckt erscheinen; die lange Zelle zwischen der dritten und vierten Längsader ist am Flügelrand noch ein wenig offen, beide grosse Queradern gegen den Aussenrand sind ein wenig geschwungen. Länge 5'/; oder 51/; Linien. Diese Fliege wurde Anfangs September 18538 im Gut Castalett unter Jgis gefangen.

Nach Bemerkungen, die ich seiner Zeit dem Herrn Bremi mittheilte, zeigt diese Fliege mehrfache Uebereinstimmung, aber auch charakteristische Verschiedenheiten mit der Gattung Trixa, Meigen % Bd. 188 und Tab, 40. Allein ich’ selbst fand nie eine Trixa, und es braucht oft genauere Kenntnisse, Gelegenheit zum Vergleichen, Mikroscope etc, um mit einiger Sicher- heit solche Thierchen systematisch zu bestimmen. Herr Bremi, der ganz sicher in der Schweiz die zahlreichste Sammlung von Zweiflüglern besass !(auch an litterarischen Hülfsmitteln, Corre- spondenzen etc. fehlte es ihm nicht), hielt unsere Diptere, wie oben gesagt, für eine neue Gattung, *)

*) Die auf der Tafel mitgetheilte Abbildung ist eine genaue Copie nach einer von Herrn Bremi herrührenden Zeichnung, die nach einer Nummer, die sie trägt, zu schliessen, einem grössern {Manu- skript anzugehören scheint.

—nnnnNannmmann

WM. Beiträge zur Rhätischen Flora.

A. Zellenpflanzen.

I. Bündner Flechten

von

Professor 9. Cheoba® in Chur.

Das hier folgende Verzeichniss der von mir und Andern in Graubünden beobachteten Flechten hat hauptsächlich den Zweck, die Aufmerksamkeit auf diese bisher bei uns stark ver- nachlässigten Kinder unserer Flora zu lenken, und namentlich die Botaniker des Inlandes zu veranlassen, sich mit dieser interessanten Abtheilung des Pflanzenreichs etwas mehr zu be- fassen. Es macht diese Arbeit keineswegs Anspruch auf Voll- ständigkeit; die Männer vom Fach werden bemerken, dass einige Familien darin schwach vertreten sind, was zum Theil allerdings seinen Grund darin hat, dass sie überhaupt seltner vorkommen, zum Theil aber auch darin, dass eine grosse Anzahl der ver- zeichneten Flechten auf geognostischen Excursionen gefunden wurden, wobei begreiflicherweise besonders die Stein- und Erd- bewonnenden in Betrachtung kommen; es werden daher Nach-

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träge folgen. Um zu einem vollständigen Abschluss zu gelan- gen, wären wohl bei der Ausdehnung des Gebietes noch mehrere Jahre erforderlich gewesen. Der oben angegebene Zweck wird die etwas verfrühte Herausgabe entschuldigen.

In älteren Schriften konnte ich wenig finden. Schärer hat Graubünden bereist, und aus seinem, so wie aus Rabenhorst’s Werk sind verschiedene Angaben entnommen, die zum Theil auch von Schimper herrühren, aber die meisten sind zu allge- mein. Hegetschweiler’s Beobachtungen hat Schärer benuzt, seine speciellen Angaben konnte ich nicht erlangen. In Moritzi’s Herbarium fand ich einiges gute Material, doch ist seine Flech- tensammlung sehr unvollständig. Herr Prof. Heer hat zu Zeiten in Bünden Flechten gesammelt und ich bedaure sehr, dass seine gehäuften Geschäfte ihn bis jezt verhindert, mir die unsern Kanton betreffenden Mittheilungen zu machen; auch Herr Laurer war im vorigen Jahre im Engadin und wird wohl reiche Aus- beute gemacht haben. Sehr werthvolle Beiträge erhielt ich von Herrn Dr. Hepp, dem ich auch die Bestimmung vieler zweifel- haften Arten verdanke, welche derselbe mit gewohnter Liberali- tät übernahm. Männern, wie die genannten, werde ich für jede Ergänzung und Berichtigung sehr dankbar sein, und bitte über- haupt diejenigen, welche sich mit der Bündner Lichenologie beschäftigen, um weiteres Material, dessen ich unter anderm vieles Herrn Dr. Killias verdanke. Sollte jemand vor mir diese oder jene Flechten an den angegebenen Orten gefunden haben, so wird auch diess gern nachgetragen. Was ich selbst bei botanischen und geognostischen Exeursionen gefunden, und was mir Freunde mitgetheilt, ist gewissenhaft verzeichnet, und es kann nicht in dem Zwecke eines Verzeichnisses liegen, das nur zur Feststellung der Flora beitragen will, mehr zu thun als diess. Der durch den Raum gebotenen Kürze wegen, ist die Synonymie auf das Nothwendigste beschränkt. Dass ich haupt-

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sächlich Hepp (Abbildung und Beschreibung der Sporen) und Schärer’s Enumeratio Lichenum, gefolgt bin, hat unter Anderm darin seinen Grund, dass beide vorzugsweise die Schweizer- flechten behandeln, Schärer’s Werk in vielen Händen ist, und Hepp’s Forschungen hier unstreitig den Vorzug verdienen, weil ihm unsere Flora zu Gebot stand. Denjenigen, welche Körber’s Werk besizen, bemerke ich, dass die von ihm vorgenommenen Trennungen bei den Gattungen Lecanora, Lecidea, Biatora etc. am betreffenden Orte theils als Unterabtheilungen angegeben, theils sonst namhaft gemacht sind.

Einige Bemerkungen über technischen Gebrauch und Nuzen gewisser Flechten sind darum beigesezt, weil sie für die Be- wohner unseres Kantons von Nuzen sein können.

Bei der ziemlich bedeutenden räumlichen Ausdehnung des Kantons, bei der ansehnlichen verticalen Erhebung, der sehr verschiedenen Exposition und der grossen Mannigfaltigkeit der geognostischen Verhältnisse, lässt sich eine reiche Flora erwarten. Leider sind die südlichen Thäler, Poschiavo, Bergell und Misox, bis jezt nur wenig untersucht worden, denn ausser dem was Herr Dr, Killias_ in Poschiavo sammelte, ist davon wenig bekannt. Am gründlichsten ist Oberengadin durch Herrn Dr. Hepp durch- forscht, dann Unterengadin, die Umgegend von Chur, Prättigau, Schanfigg, Davos, Bergün, Hinterrhein und theilweise das Ober- land. Von der Albula hat mir Herr Pfr. Andeer mehrmals Flechten zugesandt. Es ist also, obgleich sich die Vorkommnisse vielfältig wiederholen, für Specialstudien noch ein weites Feld offen.

Was die verticale Verbreitung der Flechten betrifit, so kommen allerdings viele nur in bestimmten Höhen vor, die Mehrzahl aber bindet sich weniger daran als andere Gewächse. So findet sich z. B, Lecidea geographica so weit ein quarziger Steinblock aus dem Schnee und Eis der höchsten Gipfel hervor- ragt und dieselbe Flechte erscheint auf den sonnverbrannten Felsen am Ufer des Mittelmeers; Lecanora sublusca hat eine

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noch viel weitere Verbreitung in jedem Sinne, viele andere Flechten aus den Abtheilungen der Lecidinen, Lecanorinen, Parmelien u. s. w. sind in demselben Fall, variiren jedoch nach Standort, Höhe u. s. w.

Die tiefer gelegenen Theile des Kantons, das Rheinthal von Chur u. s. w., zeigen im Ganzen die Flechtenformen der unteren Schweiz und des mittleren Deutschlands, doch laufen alpine Formen mit unter, so wie an sonnigen Stellen verschiedene mehr südliche, z. B. Urceolaria mutabilis, Biatora testacea. Eigen- thümlich ist, dass an Plankenzäunen, Schindeldächern u. dgl., die sich an andern Orten sehr bald mit Flechten aller Art be- decken, hier nur wenige zu finden sind, so wie auch manche Baumflechten seltener vorkommen, die sonst sehr gemein sind, z. B. Ramalina fraxinea, Borrera ciliaris, selbst die sonst so allgemein verbreitete Evernia prunastri ete. Diese findet man dann höher, in der feuchtern Waldregion, und die Ursache ist unstreitig die auftallende Trockenheit der Luft während des grössten Theils des Jahres. Die dem Föhn ausgesezte Südseite der Berge nimmt bis hoch hinauf an dieser Erscheinung Theil, welche auch Moose und Lebermoose betrifft.

Die bald über der Thalsohle beginnende Waldregion, welche vorzugsweise von Nadelhölzern bevölkert ist, liefert die diesen eigenthümlichen Rindenflechten, eine reichere Anzahl da, wo wie in der Herrschaft und im Prättigau, zugleich Laubholzbe- stände sich finden; besonders zeichnet sich der häufig vorkom- mende Ahorn durch Flechtenreichthum aus. In höheren Gegen- den sind die Tannen mit zahlreichen Usneen und Evernien be- wachsen, deren lang herabhängende, im Winde fliegende Bärte eine eigenthümliche, dem Forstmann aber nicht willkommene Zierde der alpinen Wälder bilden. Höher hinauf gegen die Grenze des Baumwuchses ziert die hochgelbe Evernia vulpina die Stämme der bejahrten Birken und Arven. Die alten faulen

Baumstrünke und am Boden liegende Stämme in den Urwald- artigen höheren Regionen und der feuchte Waldboden eben da nähren ausgezeichnete Formen von Cladonien, obgleich diese schöne Gattung nicht mit dem Formenreichthum auftritt, wie im feuchten Buchenschatten der deutschen Mittelgebirge, Sie steigen übrigens in der Region der Alpenweiden bis zur Grenze des Pflanzenwuchses, jedoch nicht alle. Je näher man über- haupt der Grenze des Waldwuchses kommt, desto reicher wird die Ausbeute an Flechten, die verkrüppelten Stämme sind oft über und über damit bewachsen und der bemooste Boden oft ganz damit bedeckt. Auch die Hochmoore und die Ufer der Alpenseen haben ihre Flechtenvegetalion.

Höher hinauf, wo die,Wolken um die Bergspitzen spielen und häufiger Niederschlag des von den Bergen angezogenen Nebels und Regens dem Boden eine beständige Feuchtigkeit mittheilt, ist dieser oft weithm mit einer Decke dieser Gewächse versehen. Diese besteht aus verschiedenen Cladonien, Cetraria islandica, nivalis, cucullata u. s. w. oder die krustenförmigen Biatoren, Lecanoren, Psoren u. s. w. überwachsen verschieden- farbig die Moospolster und abgestorbenen Rasen der Saxilragen, so wie die eigenthümliche aus all’ diesem gebildete Dammerde- schichte, Die Steinblöcke sind mit Usneaceen, Parmelien, Leci- deen, Gyrophoren bedeckt, theils eigenthümlichen, theils auch tiefer vorkommenden Formen, leztere hier meist mit dunklerer Färbung.

Wir gelangen auf die höchsten Gräte und Hörner, da wo die phaneroganische Vegetation erstirbt und ewige Eis- und Schneemassen den Boden belasten. Die Flechten begleiten uns, so weit die Gipfel der Alpen sich heben. Wo immer eine schneefreie Stelle ist, wo ein feststehender Felsblock aus dem Eismeer der Gletscher und dem Firnschnee sich erhebt, da erscheinen die schwarzgrauen Gyropboren, die gelben Cetrarien,

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die gelbgrünen Polster des Bryopogon ochroleueus, die schwar- zen Ueberzüge von Parmelia stygia, die grünen und gelben Flecken der Lecidea geographica u. a. Sie bilden den Schluss des organischen Lebens. Die Möränen der Gletscher, besonders die alten, sind oft ganz bedeckt mit den schönen Stereocaulon alpinum, das mit dem Gletscherwasser bis in die Thäler hinab- steigt.

Die geognostische und chemische Beschaffenheit des Bodens hat auf das Vorkommen der Flechten sehr wesentlichen Einfluss, Reine Kalk- und Quarzbildungen stehen hier in einem entschie- denen Gegensaz, beide haben ihre charakteristischen Flechten, an welchen man mitunter schon von weitem die Natur des Ge- steins erkennen kann. So sind Lecid, geographica und Lecanora flava ein geognostisches Kennzeichen quarziger Gesteine gewor- den, Parmelia stygia, Lecanora rubina, ventosa u, a, kommen auch nur da vor, die Gyrophoren gedeihen wenigstens auf Kalk nicht besonders, und verschiedene andere Flechten arten aus, wenn sie von quarzigem auf Kalkgestein kommen. Wo man Lecidea calcarea, Urceolaria calcarea, Biatora candida, decipiens, Lecanora gypsacea etc. findet, da hat man mit kalkhaltigem Gestein zu ihun. Da indessen bei dem besonders in Bünden so höchst wichtigen Metamorphismus der Gesteine, der Kalk oft kieselhaltig, die krystallinisch quarzigen Gesteine oft genug kalkhaltig sind, so werden diese Regeln häufig dadurch illuso- risch, dass eben die Ausnahmen zahlreicher als die Regeln sind. Schieferbildungen haben ebenfalls manche Flechten, die ihnen eigenthümlich sind und zwar finden sich auf den drei Haupt- modifikationen des Bündner Schiefers, Thon-, Kalk- und Sand- schiefer, nicht immer dieselben Flechten, so dass der Sand- schiefer, der häufig ein wirklicher Sandstein ist, mehr Flechten des kieselhaltigen Gebirgs, der Kalk- und Thonschiefer mehr solche des Kalkgebirgs trägt. Doch arten die Flechten der

reinen Formationen auf Schiefer gern aus, da der Kalk eines- theils und die Kieselerde anderntheils fast nie fehlen. Die bunten Schiefer tragen meist Quarzflechten oder eine gemischte Flora. Bemerkenswerth ist, dass die Flechten auf Schieterbildungen gewöhnlich zum Aerger des Sammlers weniger auf den Schiefer- flächen als auf den Köpfen der Schichten sizen, wo sie schwer abzuspalten sind.

Viele Flechten kommen aber auch ohne Unterschied auf allen Formationen und neben den Steinen auch auf Erde, Holz und Rinden vor, haben aber dann gewöhnlich einen verschie- denen Habitus. Serpentin trägt wenig oder keine Flechten, wie denn diese Felsart überhaupt wegen der glatten Fläche der Felsen und dem eigenthümlichen Zerfallen in scherbenartige Fragmente, die nur schwierig weiter verwiltern, allem Pflanzen- wuchs sehr ungünstig ist, wovon jedoch die kalkhaltigen Abän- derungen eine Ausnahme bilden, so wie auch die mit ander- weiligem Gestein gemischten Schutthalden. Sehr wichtig sind endlich die erratischen Blöcke, weil sie die ihren Stammorten eigenen Flechten an solchen Orten tragen, wo dieselben sonst der Natur des Bodens nach nicht vorkommen,

A. Cladoniacex.

Cladonie®.

Ciadonia Hill. Säulenflechte.

a. Bechertragende, rothfrüchtige.

1. Cl macilenta Ehrh, in verschiedenen Abänderungen auf alten Baumstöcken und auf Dammerde in der Waldregion; im Ganzen nicht häufig.

109

a. bacillaris, Oberengadin (Hepp); Erosa (Kill.); Par- pan am Rothhorn und sonst, Pizokelberg, Reichenau, Lavin.

b. polydactyla. Spontisköpfe bei Chur.

2. Cl. cornucopioides L. (Ccoccifera Flk.) Bemooste Felsen, Dammerde, vorzüglich auf quarzigem Boden, auch auf Moor- boden vom Tiefland bis zur Schneegrenze in 2 Hauptformen, deren jede eine Menge Nebenformen hat.

a. pleurota Flk., Sch., St. Moriz (Hepp), Erosa (Kill.), Lenzer See auf Torf, Reichenau, Feldis. Bergün Pfr, Andeer,

b. extensa Sch. Engadin (Hepp), Erosa (Kill.), Davos, Lavin. Bergün Pfr. Andeer.

3. Cl. deformis L. Cerenulata Koerber,) Häufig in der Wald- region auf faulem Holz, Walderde, Torf, bis zur Schneegrenze aufsteigend, im ganzen Gebiet. Der Name deformis, der für die Form crenulata Sch. nicht recht passt, rechtfertigt sich durch die sehr ungestalten Formen des Hochgebirgs, digitato- radıata etc.

4, Ci. digitata Hoff. Seltner als die Vorige an denselben Orten, besonders an Baumwurzeln, St. Moriz (Hepp); var. scy- phosa integra Sch.: Val Triazza, Pizokel; denticulata Sch.: Val Tuors, Albula ; digitato radiata Sch.: Pizokelberg, Mittenberg, Churer Joch, Reichenau; prolifera: Pizokel; viridis hie und da bei Chur, meist steril, bei Poschiavo (Kill.). Bergün Pfr. Andeer.

9. Ci. bellidiflora Ach, Auf Erde und Baumstrunken, liebt sandigen und granitischen Boden, hier nicht häufig. Spize des Bernhardin (Morizi); St. Moriz (Hepp); Lavin, am Piz Mezdi, auf Gneiss etc.

Vorstehende Flechten (vulgo Corallenmoos) wurden, so wie andere Cladonien, sonst gegen Brustkrankheiten gebraucht; die Fruchtköpfehen geben rothe Farbe.

110 b. Bechertragende mit blassrothen, gelblichen und braunen Früchten.

6. Cl. pallida Sommerf. (Hepp n.|., Cl. carneo-pallida Rabenh.) Auf der Erde und alten Tannenstrünken um St. Moriz: eben da auf Granitgeröll (Hepp).

7. Cl. fimbriata L. Hier weniger gemein als anderswo; aul der Erde, jedem Boden, alten Stämmen u. s. w, Sehr vielge- staltige Flechte, scheint mehr niedrigere Gegenden zu lieben.

var. scyphosa. a. integra Sch., tubaeformis Hoff., ziemlich überall; b. denticulata Sch., dessgleichen ; ce. tuberculosa, Wald- häuser bei Flims, am Trinser See (Kill.); prolifera mit den Vorigen.

cylindrica, subulata, Trinser See (Kill), Chur; abortiva, Lenzer Haide, Mittenberg; radiosa Sch. Alp Platta bei Flims ete.

8. Cl, ochroclora Flk., Krb. (fimbriata ochrochlora Sch,). In Tannengebüsch auf Dolomitgeröll, Reichenau rechts vom Pfäd- chen nach der Weihermühle.

9. Cl. pyxidata L. Hie und da in der Waldregion häufig; an andern, namentlich höhern Orten, durch die folgende vertreten, Malans, Ragaz, Chur.

10. Cl. neglecta Flik. Auf der Erde, an Baumwurzeln, alten Stämmen, von der Thalfläche bis auf die höchsten Spizen, vor- zugsweise auf Kalk und Schiefer,

a. scyphosa Sch. pocillum. Sch. exs. marginalis Sch. Poschiavo (Kill.), Reichenau, Pizalun, Calanda, Spontisköpfe; Rofla auf Protogyn ; polyce- phala Calandaalp, goldne Sonne, Furna etc. Eine Form mit sehr breitblättrigem Thallus und ganz klei- nen Bechern fast überall an der Grenze der Schnee- region.

b. cylindrica Sch. subalata mit den vorigen; symphycar- pea Reichenau am Vogelsang und Weg nach Versam, Piz Lischanna; cariosa Ausartung der lezteren und

an denselben Orten, Burg Lichtenstein bei Chur, (Dolomit und magerer Kalkboden), Val Triazza auf alten Tannenstämmen; Alp Casons bei Flims.

11. €l. botrytis Hag. Auf Erde und faulem Holz, selten; St. Moriz im Engadin (Hepp).

12. Cl. aleicornis Lightf. (Patellaria foliacea W.) Chur am Aus- fluss der Plessur auf Geschiebe (Kill.); an der Halde ob der Kantonsschule auf Schiefer.

13. Cl. endiviaefolia Dicks. Auf der Erde. Erosa (Kill.) Bis- her nur steril, Eine sonst mehr südliche Flechte, die selten fructifieirt. Ich fand Früchte in der Gegend von Montpellier.

14. Cl, degenerans Flk, Auftrocknem Waldboden, Sand, Gra- nitgeröll u. dgl., Quarz liebend, doch auch auf Schiefer und Kalk.

a. glabra Sch. scyphosa und cylindrica alle Formen im Öberengadin (Hepp). Parpan nach dem Rothhorn, Lavin auf Glim- merschiefer, Sedrun im Tavetsch dessgleichen, Albula auf Granit, Scesaplana auf Schiefer namentlich die Form squamulosa Sch. Bergün Pfr, Andeer,

b. pityrea Oberengadin (Hepp).

15. Cl. cervicornis Ach. Auf demselben Boden mit der vorigen und häufig mit ihr in Gesellschaft.

a. scyphosa Sch. simplex, prolifera, marginalis, St. Moriz (Hepp), Rofla auf Gneiss und Protogyn, Flüela dess- gleichen, Aschera bei Tarasp auf Diorit.

16. Cl. gracilis L. Auf allen Bodenarten in der Waldregion bis zur Vegationsgrenze, hier degenerirend, niedrig, verbogen, mit leproser Oberfläche und meist steril; am schönsten mit 6 langen Stielen in einer Höhe von 4—7000’.

a. chordalis Sch. Erosa (Kill.), Lavin,. Tarasp.

b,

112

turbinata Sch. hybrida Sch. Sp.

simplex: Augstberg bei Parpan (Kill.); macroceras elongata ceratostelis: Rosegthal auf Granit, Tarasp auf Serpentin, Lavin und Süss auf Hornblende und Gneiss, Albula auf Granit. Mit verbogenen Stielen; Bernina, Urdenalp, Schwarzhorn bei Parpan, Dischma, Flücla, Selvretta, Roseggletscher etc.

c, prolifera: an denselben Orten, Val Tuors auf Kalk

d.

und Schiefer; dilacerata, Val Triazza auf Dolomit, Lenzer Haide auf Kalk und Hornblendegestein ete.; marginalis: Splügen (Kill,), Parpan, Erosa,

eylindrica Sch. subulata: Augstberg (Kill), Spize des Weisshorns bei Erosa, Lenzer Haide, Calanda, Albula, Culm da Vi; furcata Dill.: Rosegthal, Culm da Vi, Albula, Davos;

symphycarpea: Bernina, Schwarzhorn bei Parpan in

Schneelöchern und sonst auf grossen Höhen 8—10000°. Alle diese u. a. Formen bei St. Moriz (Hepp).

17. Cl. amaurocraea Flk. Höhere Waldregion und Alpenwei-

den auf krystallinischem Gestein.

da,

c.

cylindrica Sch. Parpan am Roihhorn, Medels, Val Crystallina, Rosegthal, Aschera bei Tarasp, hier auf Diorit.

scyphosa Sch. Val Zeznina bei Lavin, Süss am rech- ten Innufer, hier etwa 6“ lang.

verrucosa, Granitgeröll zu St. Moriz (Hepp).

18. Cl. vermicularis Rabenh. (amaurocraea b, vermicularis Körb,) Wahrscheinlich eine Ausartung der Vorigen, immer steril auf allen höhern Alpengipfeln bis auf etwa 5000 herab, auf jedem Boden, var, taurica und glebosa meist mit einander, erstere besonders schön auf dem Piz Beverin.

113

19. Cl. cenotea Ach., (uncinata Hoffm.) Auf morschem Holz, Dammerde und zwischen Moos überall sehr gemein in der Wald-

region, in die Alpenweiden aufsteigend.

a. brachiata Sch., simplee und prolifera. St. Moriz

b.

(Hepp). Erosa, Vättis (Kill); Lenzer Haide, Pizokel- berg, Val Triazza, Calanda, Feldis, Heinzenberg, Splügen; Poschiavo (Kill,): Oberland,

monstrosa Sch. Parpan nach dem Rothhorn, Savien, Tavetsch.

20. Cl. sgquamosa Hoffm. In der ganzen Waldregion an faulem Holz, alten Stämmen, zwischen Moos und auf Steinen, quarz-

haltigen Boden vorziehend, jedoch nieht daran gebunden; nicht besonders häufig.

a.

squamosissima, St. Moriz (Hepp); decorticata, Bella- luna bei Bergün auf Verrucano; attenuata Hoff., St. Moriz (Hepp), le Prese bei Poschiavo (Kill), Roseg- thal auf Granit; parasitica, alte Baumstöcke zu St. Moriz (Hepp).

e. Strauchartige ohne deutliche Becher.

21. Cl. stellata Schär. In der Waldregion und auf Alpenwei- den sehr hoch aufsteigend auf krystallinischem Gestein, Kalk und Schiefer, Dammerde und Moos.

a.

b.

uncialis L. St. Moriz (Hepp), Parpaner Schwarzhorn und Rothhorn auf quarzigem Gestein und Schiefer, Ponteglias auf Granit, Val Tuors auf Glimmerschiefer, Albula auf Granit, Piz Mezdi auf Gneiss, Sur Gruns bei Flims auf Nummulitengestein,

adusta St. Moriz (Hepp), Rosegihal.

22. Cl, turgida Ehrh, Auf trocknem Waldhoden ; turbinata und eylindrica bei St. Moriz CHepp).

23. Cl. ceranoides Sch. (furcata a crispata Ach., Krb.) in (der höhern Waldregion, infundibulifera, prolifera, eylindrica St. Moriz (Hepp). 24. Cl, furcata Schreb. auf trocknem Haideboden, feuchtem Waldboden, Torf ete., aut jedem Untergrund, eine sehr gemeine und vielgestaltige Flechte. racemosa: in feuchten Wäldern, Poschiavo (Kill), Lenzer Haide, Flimser See, Pizokel ete,, zum Theil mit aufgerissenen, flächenförmig entwickelten Stielen. spinulosa: Calanda etc,; squamulosa: in feuchten Waldschluchten, Rappentobel bei Untervaz; squamosıs- sima: Albula; mierophylla: Albula, Chur; strieta und subulata: Poschiavo (Kill.) und sonst im ganzen Ge- biet mit noch andern Varietäten.

25. Cl. rangiferina L. Ueberall von der Rheinfläche bis zur Schneegrenze auf allen Bodenarten, auf trocknem Land und im Sumpf, doch nicht häufig mit Früchten. Eine im hohen Norden als Nahrungsmittel der Rennthiere und im Nothfall der Hausthiere wichtige Flechte,

var, vulgaris überall, auch in Poschiavo und noch südlicher (Kill.); sylvatica dessgleichen ; inerassata: Lavin, Flüela; alpestris: an feuchten Stellen der Alpenregion, besonders schön zu St. Moriz, im Roseg- Ihal, Uina und Valorgia bei Tarasp, Stulser Thal bei Bergün; nebst andern Varietäten.

Stereocaule®.

Stereocaulon Schrh. Strunkflechte.

26. St. alpinum Laur. Auf allen hohen Alpengipfeln bis zu 40, 11000° auf allen Bodenarten, auf Moränen und Kies- flächen vor den Gletschern, hier am häufigsten mit Fr.; herab-

115

steigend bis in die Rheinfläche bei Thusis und am Sand bei

Chur, besonders schön im Rosegthal und an den Hinterrhein-

quellen.

27. St. corallinum Schreb. Culm de Vi bei Disentis auf

(Grneiss.

B. Lecideaceen.

Umbilicariex.

I. Gyrophora Ach. Kreisflechte.

(Umbilicaria Fr. etc.)

Schildförmige Steinflechten, welche alle kieselhaltiges Ge-

stein lieben, besonders krystallinische Felsarten und Schiefer ;

seltener an Kalk, der dann gewöhnlich kieselhaltig ist. 28. @. vellea L. (Umbilicaria vellea Fr.).

a.

b.

d.

hirsuta Sw. Sch. (@yrophora hirsuta Körb.). An Felsen und erralischen Blöcken. Spize des Bernhar- din (Moritzi), Pontresina, Rosegthal, Piz Mezdi bei Lavin, Bernina, Dischma.

depressa Schrad. (Hepp 117) St. Moriz an Granit- felsen (Hepp), Poschiavo und Cavaglia (Kill.), Disentis, Lukmanier, Rheinwald, Felsberg ete., Calanda an erra- tischen Blöcken.

spadochroa Sch, (Gyrophora spadochroa Hepp 120). Gemein, besonders in der Region der Alpenweiden. Oberland, Rheinwald, Engadin, Davos ete., in hand- grossen Exemplaren auf Albula und Flüela, polyrhizos Fr, (Umbilicaria polyrhizos Fr., Sch. @yro- phora spadochroa b polyrhizos Hepp Nr. 107). St. Moriz auf Granit (Hepp), Samaden, Selvretta, Val Tasna, Bevers, Piz Mezdi. Flüela.

Ei...

Es steht nichts im Wege, diese 4 Formen, von denen jede eine ziemliche Anzahl Varianten besizt, als besondere Arten zu behandeln, Sie gehen aber im Habitus in einander über und die Verschiedenheit der Sporen ist auch nicht erheblich. Diese Flechte ist übrigens weit verbreitet, in Canada wird sie ge- legentlich als Nahrungsmittel benuzt.

29. @. polymorpha Schrad. Sehr gemein bis auf die höch- sten Spizen und abwärts bis in die Rheinfläche in 2 Formen, die als Arten betrachtet werden können und in viele Varianten zerfallen.

a. eylindrica L. (Gyrophora ceylindrieca Körb.). Sehr häufig. i

b. proboscidea L. (Umbil. polymorpha b deusta Sch., @y- roph. proboscidea Körb,). Eiwas weniger häufig. Zitail und Bernhardin (Moritzi); Albula, Vernela, Piz Linard etc.

30. @. polyphylla L. Fast überall gemein,

a. glabra, Rheinfläche bis auf die höchsten Gipfel.

b. flocculosa Wulf. (Hepp 115; Gyrophora flocculosa Körb,), etwas seltener. St. Moriz (Hepp), Parpan, Urdenalp, Davos, Bergün, Ober- ‘und Unterengadin, Lukmanier, Disentis und sonst im Oberland etc.

31. hyperborea Schrad. (Hepp 116). Spize des Bernhar- din (Moritzi), auf Granitfelsen bei St. Moriz (Hepp).

32. @, anthracina Wulf. Immer in grossen Höhen meist an glatten Felswänden.

varr, reliculata, levis und microphylla; Urdenpass bei Parpan (Moritzi); St. Moriz (Hepp); Spize des Piz Languard, Schwarzhorn in Davos, Selvrettahörner, Madrisa, Culm da Vi ete.

17

I. Umbilicaria HHoffm. Nabelflechte. 33, Umb. pustulata Hoffm. An Felsen, besonders quar- zigen und Schiefer, selten an Kalk, mit erratischen Blöcken weit abwärts verbreitet, durch das ganze Gebiet. In China soll man daraus Touche machen.

Biatore®.

I. Boeomyces Pers. Knotenschwamm- flechte.

34. B. roseus Pers. Auf Sand und Lehmboden, verwitter- tem Schiefer, selten; Furna nach Valzaina.

ll. Biatora Fr. Wandelflechte. a. Sphyridium Körb.

39. B. byssoides Fr. (Sphyridium fungiforme Körb,, Beo- myces rupestris Wallr.) Hie und da auf Felsen und auf der Erde nicht selten; in 2 Formen rupestris und carnea.

b. Icmadophila Körb.

36. D. Icmadophila Fr. (Lecidea eruginosa Sch. Icma- doph. eruginosa K.) Auf alten faulen Baumstöcken, Dammerde, Torf überall, vom Thal bis auf die höchsten Punkte, wo die Früchte viel breiter werden und mit einander verfliessen. ce. Aspicilia Körb. ?

37. BD. epulotica Ach. (a vera Hepp n. 272 non Koerb.) Albula (Hepp) b. Prevosti Hepp 373. Albula.

118 d. Psora Körb. Hoffm.

38. B. ostreata Hepp. Nr. 325 (Lecidea Sch.) Silvaplana (Hegetschw.), St. Moriz (Hepp).

39. B. decipiens Ehrh. (Lecidea Sch.) Auf Kalkfelsen und kalkhaltiger Erde, überall bis auf die höchsten Punkte durch das ganze Gebiet verbreitet. Sie kommt vor bis an die Küste

des Mittelmeeres und sonst im Tiefland auf sonnigen Felsen u. del,

40. B. lurida Fr, (Lecidea Sch.) Sehr gemein durch das ganze Gebiet, vorzugsweise an warmen Kalkfelsen und Schiefer, doch auch an Granit ete,, Rosegthal; liebt sonnige Thäler, geht jedoch bis über die Waldgrenze,

41. B. testacea Fr, An warmen Schiefer und Kalkschiefer- felsen besonders auf den Schichtenköpfen. Mittenberg bei Chur an der Schulhalde, Flimser Stein. Selten.

e. Thalloidima Körb. Mass.

42. B, tubacına Ram, Sonnige Kalkfelsen im Süden, nach Rabenhorst bei Thusis von Schimper gefunden,

43. BD. vesicularıs Hoffm. (Lecidea ceruleonigricans Sch.) Kalkfelsen und kalkhaltige. Erde, Schiefer seltner auf krystal- linischem Gestein durch das ganze Gebiet, bis über 8000’ auf- steigend.

var. diffracta Massal.: auf hohen Gräten am Sardona- gletscher auf quarzigem Nummulitengestein und am Segnespass,

44. B. candida Web. (Hepp 124 Lecidea candida Sch ) Gemein mit der vorigen auf Kalk, Schiefer an den Felsen, seltner auf der Erde. Geht eben so hoch und tief. Durch das ganze Gebiet.

119 f, Bacidia de Not. Körb. 45. B. rubella Ehrh. (Hepp 141. Lecidea Sch.) An Bäu- men im Engadin (Hepp), Lungnetz (Moritzi), Chur. 46. B. anomala Ach. (Hepp n. 18 Lecid. anomala et Grif- fith. Sch.) An Rinden, jungen Erlen und Pappeln, Engadin (Hepp).

47. B. atrogrisea Delisl. (Hepp n. 26 Bacidia anomala kKörb.) Junge Tannen und andere Bäume, Engadin (Hepp).

&. Biatorina Mass. Körb.

48. B.aglobulosa Flk, (Lecidea Sch. Hepp n. 16). An der Rinde alter Eichen und Tannen etc. Engadin (Hepp).

49. B. pineti Schrad. (Hepp 156; B. vernalis pineti Fr.) Rinde beschatteter Tannen, Engadin (Hepp).

50. B. synothea Ach. (Hepp n. 14. Biatora denigrata Fr. Sch. En. p. 154). An altem Bretterwerk, Engadin (Hepp).

dl. B. atropurpurea Hepp 279 (Lecidea atrop. Sch.). Auf jungen Tannen, Engadin (Hepp).

h, Biatora Fr, Körb,

92, DB, granulosa Ehrh Auf Torfboden, alten Baumstöcken, verfaulten Alpenpflanzen etc.

a, decolorans Hof. (Hepp 271 Biatora decolorans Körb.) St. Moriz (Hepp); Albula am untern See, Flüela auf Gneiss; Alp Platta bei Flims auf grünem Schiefer; Churwalden, Bellaluna bei Bergün.

53. B. atrorufa Dicks. (Hepp 132). Auf Moos und Gra- nitfelsen St, Moriz (Hepp), Brügger Horn auf buntem Schiefer, Madrisa auf Gneiss.

31. B. uliginosa Schrad. (Hepp 132 Lecidea uliginosa Sch.). Torfboden. feuchte Dammerde Engadin (Hepp): Lenzer Haide,

120

55. B. viridescens Schrad, (Lecidea sphaerordes v. virides- cens Sch.) Val Pargära am Pizokelberg auf faulem Holz (Kill.)

56 2. vernalis Fr. In schattigen Wäldern auf Moos, alten Baumstöcken, Dammerde, Felsen, durch das ganze Gebiet auf allen Bodenarten. Engadin (Hepp), Ganeo unter Poschiavo Kill), Schams (Cajöri); Chur, Calanda, Urdenalp, Flimser See, Heinzenberg, Prättligau, Furna und Vernelagletscher, Davos, Bergün.

57. B. conglomerata Heyd. (Körb. p. 204, Lec. sphaeror- des conglom. Sch.). An Baumrinden, Oberengadin (Hepp).

58. B. muscorum Sw. (Hepp 138. Lec. sphaeroides mus- corum Sch.). Auf Moospolsiern. St, Moriz (Hepp), Chur (Kill.

59. B. Theobaldiana Hepp. Im Habitus der B. vernalis ähnlich, von der sie sich durch den grauen Thallus und die grössern Sporen unterscheidet. Thallus krustenförmig, klein- körnig, weisslichgrau; Apothecien sizend, zahlreich, oft zusam- menfliessend convex, ungerandet, bräunlichgelb. Sporen farblos, einzellig, elliptisch 13 Mikromm. lang, dreimal so lang als breit, zu 8 in einem Schlauch. Calanda auf dem Hexenboden 6500° auf Moospolstern und Dammerde,

60. 2. atrofusca Fw. (Hepp 268). Auf Alpenweiden und in der höhern Waldregion, auf Moos und Kalkfelsen. St. Moriz (Hepp); Ganeo unter Puschlav (Kill); Calanda, Piz Padella bei Samaden, Scesaplana, Urdenalp, Vasöns bei Flims,

61. B. aromatica Turn, (Lecidea sphaeroides y congl, Sch. Rabenh; Hepp n. 283). Auf Kalkfelsen, die mit Humus bedeckt sind. St. Moriz (Hepp).

62. B. Kochiana (Hepp 239. Biatora rivulosa b, Kochiana Körb. Lecid. riv, Kochiana Sch.) Granitfelsen zu St. Moriz (Hepp).

{ 12

63. B. Jurana Hepp 266. (Lee. jur Sch.) An Kalklelsen bei St. Moriz.

64. D. Agardhianoides Massal. Körb. Calanda auf Kalk- schiefer,

69. PD. rupestris Scop, (Hepp 134, Lecidea Sch., Petellaria Wallr.) Auf Kalkfelsen, in die sich die gelben oder braunen Apothecien einsenken, Schiefer und Sandstein durch das ganze Gebiet.

a, incrustans DC. (Hepp 179), St. Moriz.

b, viridiflavescens Wulf. (Hepp 275). Schattige Sand- steinfelsen, St Moriz (Hepp).

ec. rufescens Hoff. (Hepp 7). Sandsteinmauern Engadin (Hepp).

d. calva Fr. (Hepp 134). Churer Joch, Gürgaletsch, Calanda, Mittenberg etc.

66. B. castanea Hepp. 270. Auf Granitfelsen und abge- fallenen Lärchennadeln bei St. Moriz (Hepp).

67. B. multipunctata Hepp 260. Granitfelsen St. Moriz (Hepp).

i. Bombyliospora de Not. Körb.

68. BD. pachycarpa Duf. (Lecidea incana pachycarpa Sch.) Bei Splügen (Rabenh.)

k, Lopadium Körb.

69. B. pezizoidea Hepp 25. (Lecidea pezizoides Ach.) Ca- landaalp auf Gras und Moos, l. Bilimbia de Not. Körb.

70. B. Regeliana Hepp 280. (Bil. mitlliaria a terrestris Körb) Auf Dammerde und Moos, welche Kalkfelsen bedecken. St, Moriz (Hepp‘, Calanda auf der Alp und an der goldnen Sonne, Burg Lichtenstein, Falkniss, Val Minger in Scarl, Scesa- plana.

en

71. B. fusca Borr. (Hepp. I4. Lecid. sphaeroides fusca Sch.) Auf Erde und Moos im Engadin (Hepp).

-72. B. sabulosa Hepp (Bilimbia sabulosa Massal,) Chur auf Mauern am Gäuggeli (Kill.), Kalkfelsen am Flimser See.

73. B. lignaria Ach. (Hepp 20. Lecidea lign. Sch.; Bilim- bia milliaria b lignaria Körb.) Rinde beschatteter junger Föhren, Engadin (Hepp).

m. Porpidia Körb.

74. B. trullisata Krempelh. DBrügger Horn auf grünem Schiefer; selten.

n. Leeidella Körb.

75. B. Laureri Hepp 4. An Rinden; jungen Lärchen bei Rei- chenau (Hepp); Fuss des Pizokelbergs beim Foral und gegen Ems.

76. B. Wulfenii Hepp 8 (Lecidea sabuletorum v. musco- rum Sch. Lecidella Laureri b. muscorum Körb. Lec. muscorum Wulf.) Auf moosigem Alpenboden, Dammerde, vermoderten Alpenpflanzen, bis zur Vegetationsgrenze. St. Moriz (Hepp), Reichenau, Calandaalp auf Kalk, Flüela auf Gneiss.

77. B. sabuletorum Schreb. Auf granitischem Gestein und Sandsteinen. var. a) coniops Wahlenb, (Hepp 133) St. Moriz; y equata Fl. (Hepp). Engadin an Sandsteinmauern (Hepp); Chur an Sandsteinschiefer.

78. B. goniophila Fl. (Hepp 129). An krystallinischem Gestein. Engadin (Hepp), Brügger Horn auf buntem Schiefer.

79. B. elata Hepp (Lecidea elata Sch.) Auf Felsen, Horn- blendegestein und Kalk am Parpaner Schwarzhorn und Gürga- letsch; Urdenalp auf Schiefer.

80. B. Heerii Hepp 133 (Lecided Heerii Sch.) Auf abge- storbenem Thallus von Peltigera canina bei St. Moriz (Hepp).

123

St. B. variegata Hepp (Lecidea Fr. Lecid. petraca b am- bigua Sch. Lecidella ambigua Körb.) St. Moriz auf Granit (Hepp).

82. BD. intumescens Fltw. (Lec. confervoides v. intumescens Sch., Lecidella insularıs Körb. Hepp 258). Auf granilischem Gestein. St. Moriz (Hepp).

83, B. viridiatra vera Stenh. (Hepp 255. Lecidea vir. atra Sch. Lecidella alpestris Körb.) Granitisches Gestein. St. Moriz (Hepp).

84. B. ochromela Hepp 259 (Lecidea confluens ochromel Sch. Lecidella pruinosa Körb.) Auf granitischem Gestein. St. Moriz (Hepp).

85. B. olivacea Hoff. (Hepp 3. Lecidea enteroleuca b. oli- vacea Sch. Lecidella enteroleuca vulg olivacea Körb.) An der Rinde junger Eichen, Tannen u. s. w. Engadin (Hepp); Davos, Bergün.

86. B. enteroleuca Ach. Auf Baumrinden aller Art und überall in vielen Abänderungen.

areolata Hepp 218. Auf Buchen (Hepp); tumidula Hepp 249: auf Nussbäumen bei Chur (Hepp); angu- losa Hepp: bei Chur (Kill,), auf Nussbäumen bei Hal- denstein; rugulosa Hepp 128: Chur unter dem Ross- boden an Erlen, .Lürlibad, Untervaz ; macrospora Hepp: Ems, bei Chur; euphorea Fl.: St. Moriz elec. (Hepp); an Tannen, Tarasp, Sardasca etc,

87. B. turgidula Fr. (Hepp 269). Alte Bretter und Baum- slämme um St. Moriz (Hepp). 0. Lecidea Körb.

88. B. albocerulescens Wulf (Hepp 243). Auf schiel- rigen Gesteinen und kieselhaltigem Kalk. Brügger Horn, Stäzer Horn bei Parpan, Brambrüsch, Urdenalp, Gürgaletsch. Sardona,

bi

Val Tasna, Oberland, Rheinwald, Piz Beverin, Calanda auf Kalk- schiefer; var. concava Sch.: Stäzerhorn auf Schiefer, Urdenalp, Calanda auf erratischen Blöcken,

89. B. flavocerulescens Hornem. (Hepp 244 Lec. alboce- rulescens b. alpına Körb.) St. Moriz auf Granit (Hepp), Flüela, Davos.

90. B. contigua Hoff. (Hepp 126. Lecidea Sch) Auf Steinen aller Art, vorzüglich Kalk und Schiefer. St. Moriz (Hepp); Brambrüsch bei Chur, Grat am Sardonagletscher auf Nummulitengestein, Brügger Horn, Calanda, Urdenalp, Parpaner Schwarzhorn auf buntem Schiefer.

var. convexa Sch.: Val Tasna auf Sandstein.

91. B. Hampeana Hepp 342 (Lecidea confluens v. steriza Ach.) Auf Granit, St. Moriz (Hepp).

92. B. confluens Wlb. (Lecidea Sch. Hepp 125). An Stei- nen aller Art; Granitfelsen zu St, Moriz (Hepp); Parpaner Roth- horn auf Gneiss und Hornblende; Erosa auf Glimmerschiefer und Gneiss; Brügger Horn und Churer Alp auf buntem Schiefer ; Urdenalp, Brambrüsch auf grauem Schiefer, Prättigau, Oberland, Unterengadin.

var, steriza Sch. Urdenpass auf grauem Schiefer.

93. B. platycarpa Ach. Auf krystallinischen und schief- rigen Gesteinen durch das Gebiet; auch auf Kalk.

Grundform: Brügger Horn, Urdenalp, Calanda auf erralischen Blöcken; Grat Sur Gruns am Sardona- gleischer, Parpan,

var, b. steriza Hepp 265 Auf Granit bei St. Moriz (Hepp); Gürgaletsch auf Kalk; Parpaner Rothhorn auf Hornblendeschiefer ; Stäzerhorn auf grauem Schiefer, Urdenpass, Piz Minschun und Val Tasna ele.

125

94. B. fumosa Hoffm. Auf granitischem und sonst kiesel- haltigem Gestein.

a. nitida Sch. Granitfelsen bei St. Moriz (Hepp).

95. B halomelena Flk. (Lecidea Sch. Lecidea sylvicola Fltw., Körb.) Kalkfelsen im Engadin (Hepp).,

96. B. monticola vera Ach ıHepp 262. Lecidea Sch. Lec. immersa d. atrosang. Sch. Lec. caleigena Körb.) Auf Kalkfelsen im Engadin (Hepp).

p. Rhaphiospora Mass. Körb.

97. B. flavovirescens Borr. Auf der Erde, quarzigen Ge- steinen.

b. alpina Sch. (Lecidea fl. v. alp. Sch.) Grianspize bei Val Uina im Unterengadin, q. Schismatomma Fliw. Körb.

98. B. abietina Ehrh. Neg (Hepp 140. Lecidea abietina Sch. Schismatomma dolosum Korb.) An Tannen etc. Engadin (Hepp).

r. Hymenelia Korb.

99. B. immersa Web. (Hepp 240. Lecid. immersa Sch. Lec. prwinosa immersa Rabenh. L. caleivora Mass.) Auf Kalk- felsen, in welche die Apothecien einsinken. Engadin (Hepp); Calanda, Flims, Falkniss, Scesaplana u, a. ©. Hie und da auch auf kalkhaltigem Schiefer.

Il. G@yalecta Ach. Gruftflechte.

100. @ cupularis Ehrh. (Hepp 142) Aut Kalk, Sand- stein, Schieferfelsen. St. Moriz (Hepp). Calanda ; nach Morizi’s Hrb, „in Bünden,*

101. @. truncigena Ach, (Hepp 27. Lecidea rosella trun- cigena Sch.) An alten Bäumen im Engadin (Hepp).

126

IV. Myriosperma Hepp. Kornilechte.

102. M. pruinosa Smith. (Hepp 143. Lecidea Rabenh. Lecidea immersa pruinosa Sch Lecidella prwinosa Körb,) An Sand und Kalksteinfelsen, in welche die Scutellen eingesenkt sind. St. Moriz (Hepp). Mittenberg, Calanda und sonst durch das ganze Gebiet. Sie befördert wie BDiatora rupestris u. a. die Verwitterung der Kalkfelsen.

V. Lecidea Ach. Scheibenflechte.

a. Pannaria Körb.

103. L. triptophylla Ach. (Biatora tr. Rabenh. Lecidea Sch.) Auf Erde, altem Holzwerk, Kalktuf u, a. weicheren Steinen, Trinser See auf Moorboden und altem Holz, Mittenberg auf Kalktuf und Schiefer.

104. L. microphylla Sw. (Biatora Rabenh.) Auf beschat- teten Felsen braune dicke Ueberzüge bildend, doch nicht häufig, Waldhäuser bei Flims auf grünem Nummulitenschiefer, Flimser Stein auf Kalk, Calanda auf Kalk, Bellaluna auf Verrucano, Urdenalp.

b. Lecothecium Trevis. Körb.

105. L. corallinoides Hoffm. (Hepp 9—10 Biatora coralli- noides id. Lecidea triptophylla corallinoides Sch.) Engadin (Hepp). Umgegend von Chur.

e. Toninia Massal. Körb.

106. L. cinereovirens Sch (Toninia c. vir, Körb.) Auf Kalkfelsen St. Moriz (Hepp).

d. Diploicia Massal. Körb.

107. L. epigea Pers. (Hepp 144). Auf Kiesboden und Geschiebe, Tardisbrücke an der Landquart, wahrscheinlich auch

127

im Prättigau; selten. (Hepp). Ersterer Standort ist jezt durch die Eisenbahnbauten theilweise zerstört, doch habe ich sie weiter nach der Clus hin auch gefunden; auf ganz trocknem Boden scheint sie nicht fortzukommen,

e, Diplotomma Fw. Körb.

108. L. alboatra *Hoffm (Lecidea Sch.) An Rinden und Steinen, ziemlich verbreitet.

a. corticola Sch. (Hepp 148 Patellaria epipolia Wallr. Diplotomma alb. atr. v corticolum Körb.) An ver- schiedenen alten Bäumen, Engadin (Hepp), Linden und Weiden bei Chur und sonst.

b. erustacea Hepp (310): an alten Brettern im Engadin (Hepp).

109. L. epipolia Smith. (L. alboatra v. epipolia Sch. L. margaritacea Rabenh. Diplotomma alboatr. margaritaceum Korb.) Auf Mauern, an Sandstein und Schiefer im Engadin (Hepp), bei Chur, Flims, Thusis.

110. L. calcarea Weiss. (Hepp 147) Auf Kalk und Schie- ferfelsen, alten Mauern u. s. w. überall vom Thal bis auf die höchsten Punkte, z, B. Gipfel des Scesaplana und des Piz Lischanna.

f, Buellia.

1il. L. atroalba Fltw,. (Lecidea confervoides a et e Sch. Buellia badıo atra Körb.) Auf quarzigem Gestein,

a. L. atroalba b vera Neg. (L. confervoides atroalba Sch. L, at alb. Fr. Hepp n. 37): auf granitischem Gestein, Engadin (Hepp).

b. var. ambigua Naeg. (Hepp 36. Lecidea confervoides areolata Sch.) St, Moriz (Hepp).

c. amphibia Fr. (Hepp 38. Sch. p. 112). Feuchte Granitfelsen bei St. Moriz (Hepp) Urdenalp.

u _

d. confervoides glaucescens Nwg. (Hepp 34. Buellia ba- dioatra Körb, Lec amphibia Sch.) Granitfelsen bei St. Moriz (Hepp).

e. polycarpa Hepp 35 (L. confervoides areolata Sch. Rhizocarpon Montagnei? Körb.) St. Moriz auf Granit (Hepp).

f. badioatra b fuscoatra Hepp 32. Hoff (Lecidea fusco atra Sch. Buellia badioatra Körb.) Auf Granit- blöcken St. Moriz (Hepp).

Verschiedene dieser Formen dürften besondere Arten sein!

12. L. insignis Neg (Hepp 39. Lec sabuletorum euphorea Sch. Buellia ins. Körb.) Auf Rinden alter Lärchen und Arven bei St. Moriz (Hepp); Calandaalp, Oberland,

var. muscorum Wulf. (Hepp 40.) Auf höhern Alpen bis zur Schneeregion, Aut Moos, Dammerde und ver- faulten Pflanzen. St, Moriz (Hepp), Calandaalp, Lenzer Haide, Bergüner Stein, Flüela, Culm da Vi und sonst bei Disentis,

113. L. cinereorufa Sch. Auf krystallinischem Gestein St, Moriz (Hepp).

114. L scabrosa Ach. (Lecid. flavovirescens v. scabrosa Sch. Buellia scabrosa Körb,) Calandaalp auf Moos und Erde.

115. L. saxatilis Sch. (Hepp 145.) Auf Granit etc. Enga- din (Hepp), Truns, Disentis.

116. L. punctata Hoff. (L. parasema a. disciformis, Fr. Buellia parasema a. tersa Körb Hepp 315.) An der Rinde alter Tannen Engadin (Hepp), Kirschbäume bei Ems, Felsberg ete-

rugulosa Körb, (Hepp 316. Lec. parasema Ach.) An alten Lärchen bei St. Moriz (Hepp), Churer Alp,

129

saprophila Ach. (Hepp 150. Sch. Kbh. Buellia punc- tata Körb.) Alte Baumstrünke bei St. Moriz (Hepp): Pizalun bei Ragaz, Vällis.

117. L. microspora Neg. (Hepp 42. B. punctata v. puncti- formis Sch. Buellia punctata Fl. Körb,) An Lärchen und Arven- stämmen bei St. Moriz (Hepp), Davos, Vereina;

118. L. punctiformis Hoff. (Hepp 41. Buellia stigmatea Ach. Körb. Lec. parasema stigmatea.) An Lärchen und Tannen- stämmen bei St. Moriz (Hepp), Tavetsch.

119. L. tumidula Mass. (Hepp 42.) An der Rinde alter Tannen bei St. Moriz (Hepp).

tumidula b. fuliginosa Hepp 317. (Buellia corrugata Körb.) Engadin an aiten Brettern (Hepp).

120. L muscicola Hepp 318. (Lec. sabuletorum muscorum Sch.) Auf abgestorbenen Rasen von Silene acaulis Si, Moriz (Hepp).

g. Lecidella Körb,

121. L. armeniaca Sch. (Lecidella spectabilis a. armeniaca Körb. var. nigrita Sch.) Auf quarzigen Gesteinen meist auf sehr hohen Punkten. Augsiberg bei Parpan (Mor.), Parpaner Schwarzhorn, Davoser Schwarzhorn, Flüela, Seivreita, Ponteglias, Disentis.

122. L. spilota Fr. (L. tesselata spilota Fr.) St. Moriz auf Granit (Hepp).

123. L, atrobunnea Sch. ranilisches Gestein zu St. Moriz (Hepp).

124. L. polycarpa Flik. St. Moriz auf Granit (Hepp), Splügen (Rabenh.), Unterengadin und Vernela. Hierzu:

125. L. dubia Sch. (var. von polycarpa Körb. forma oxydata.) Aut Glimmerschiefer an der Vitriolhöhle zu Tarasp auf Felsen, die ‘von Eisenvitriol durchdrungen sind, und sonst hie und da. Die „oxydirten“ Formen von Lecideen und andern Krusten-

echten sind überhaupt nicht selten, besonders auf den Varr., des Hornblendeschiefers, die sich mit Eisenhydrat beschlagen und von denen verschiedene Bergspizen den Namen Rothhorn führen, Auflallend ist in obigem Fall nur, dass die Pflanze auf Vitriol aushält und fructifieirt,

126. L. aglea Sommf. (Sch. En. p. 224 Lecidella aglaea var. Sautert Körb. p. 252.) Auf Granit zu St. Moriz (Hepp).

h. Lecidea Körb.

127. L. protuberans Ach. (Sch. 117). Auf granitischem Gestein Engadin (Hepp).

var. grandiuscula Sch. p. 109. Parpan auf Horn- blendeschiefer.

128. L. Mongeotü Hepp 311 (Lec. confluens leueitica und steriza Sch.) Auf Granit bei St. Moriz (Hepp).

i. Sporastatia Körb.

129. L. morio Sch. Auf krystallinischem Gestein im Enga- din und sonst im Hochgebirg (Hepp), Bernina (Rabenh,)

var. lestudinea Ach. eben da (Hepp).

130. L. atrata Smith. (Hepp 312 Lec. morio coracina Sch ; Sporastatia morio Körb.) Mit der vorigen auf Granit bei St. Moriz (Hepp), Val Cristallina, Madrisa,

k. Rhizocarpon Körb,

131. L geographica Sch. Ueberall verbreitet an kiesel- haltigen Gesieinen, an Kalkfelsen nur dann, wenn sie silieiöse Einschlüsse enthalten, sonst in jeder Höhe, am meisten gegen die Richtung des herrschenden Windes, an feuchten schattigen Orten, und auf kalkhaltigem Gestein degenerirend,

a, contigua Sch. (Hepp 152) überall gemein,

b. atrovirens L. (Hepp 153) eben so, dazu var. proto- thallina Körb. (Hepp 524) St, Moriz auf Granit und sonst nicht selten in den höheren Alpen,

ec, alpestris Fries (Hepp 325) St. Moriz auf Granit etc,

131

d. pulwerulenta Sch. En. p. 106 Chur auf kalkhaltigem Schiefer am Weg nach Maladers, hier fast ganz weiss mit grünlichem Anflug, auch sonst hie und da, eine degenerirte Form,

132. L alpicola Wahlenb. (Lecid geographica alpicola Sch. Rabenh, Rhizoc. geogr. alpie. Körb.) St. Moriz auf Granitfelsen (Hepp 151), Flüela, Val Lavinoz,

133. L. Montagnei Fltw. (Hepp 309. L. Br Neg; L. atro alba Fr.) Engadin auf granitischem Gestein, Calanda auf Verrucano, Prättigau etc. auf erratischen Blöcken.

134. L. petrea Wulf. (Hepp 149. Lec. alboatra subcon- centrica Fr. Rbh. Rhizoc. petr. Körb.) Auf kieselhaltigen Ge- steinen und Schiefer durch das Gebiet. St. Moriz (Hepp), Val Lischanna, Urdenalp, hier auch auf Kalk, Davos, Prättigau etc.

var. pusila (Turn. Borr. Hepp 314.) St. Moriz (Hepp).

135. L geminata Fltw. (Hepp 308.) St, Moriz auf Granit, Parpaner Rothhorn auf Hornblendeschiefer,

136. L. obscurata Sch. St. Moriz (Hepp) an feuchten granitischen Felsen; Rhätische Alpen (Rabenh, Z. paneola obscurata.)

. Calyciaces. Calyciewx. I. Coniocybe Ach: Staubkopfilechte.

137. €. furfuracea Sch. Auf faulen Tannenstrünken im Schwarzwald bei Chur, Malixer Wald, Calfreiser Tobel etc, var. eruginosa Pizokelberg bei Chur ete.

I.

I Cyphelium Ach. Becherstaubflechte.

138. €. alboatrum Flik. (Hepp 156. Calycium Sch. Körb.) An der Rinde alter Eichen, die der Sonne ausgesezt sind, hie und da.

139. ©. trichiale Ach. (Hepp 158. Calycium trichiale b. filiforme Sch) An alten Tannen, Engadin (Hepp), Mittenberg bei Chur,

140. €. chlorellum Wahlenb. (Calycium pheocephalum Fr. Sch. Hepp 328.) Rinde alter Eichen hie und da (Hepp).

141. ©. chrysocephalum Turn. (Hepp 329. Calycium chr. Fr. Sch. Rbh.) An alten Tannen bei Chur und Reichenau (Hepp), Langwies, Churer Alp etc.

II. Calycium Pers. Stuppenflechte. 142. C. inquinans Smith. (Hepp 330 Acolium tymp. a. in- quinans Körb.) Alte Lärchenstämme zu St. Moriz (Hepp); auch sonst nicht selten. ; b. suffusum Sch (Hepp 331) eben da, Albula’ (Hepp). c, sessile Pers (Hepp 332) eben da, 143. ©. trabinellum Mass. (Körb. Hepp 334.) Auf fau- ienden Baumstämmen im Engadin (Hepp), Oberland, Splügen, 144. ©. chlorinum Sch, (Trachylia chlorina Fr. Stenh. Lepra chlorina Sch. uw. A.) An verschiedenen Steinen, Kalk bei Vättis, Diorit bei Aschera etc., an überhängenden Felsen, bis jezt bei uns immer steril. Stenhammer will die Früchte gefun- den haben ! Es wäre von Interesse solche zu entdecken. 145. ©. tigillare Ach. (Hepp 159. Trachylia Rabenh. Aco- um tigil. Körb.) An Lärchenbäumen und Bretterwerk, Enga- din (Hepp)., Davos ete.

133

146. ©. trachelinum Fries (Hepp 460. Cal. hyperellum salicinum Sch.) Rinden und altes Holz, Engadin (Hepp).

D. Opegraphaces. OÖpegraphex. I. Arthonia Ach. Sirahlflechte.

147. A. lurida Ach. (Hepp 161.) Häufig an der Rinde alter Tannen. Engadin (Hepp), Mittenberg, Spontisköpfe.

148. A. astroidea Ach. (Hepp 351. Aa vulgaris Sch.) Häufig an Nussbäumen etc. Chur und sonst im Rheinthal.

li, Opegrapha Humb. Zeichenflechte.

149. 0. atra Pers An Waldbäumen, namentlich Laubholz überall. a, stenocarpa Ach. b. abbreviata Flik. (Hepp 341.) An jungen Waldbäumen, Engadin (Hepp).

150. O. vulgata Ach. (Hepp 344 O. atra abbreviata Körb.) Rinde alter Tannen durch das Gebiet.

151. 0. varia Pers, (Hepp 345.) Verschiedene Rinden und altes Holz ziemlich überall bis in's Oberengadin (Hepp), Chur, Reichenau, Trins etc.

152. O0. rupestris Pers. (Hepp 346 0. saxatilis et gyro- carpa pr. p. Körb ) Kalklelsen zu St. Moriz (Hepp), Erosa, Bergün.

134

II Graphis Adans. Schriftflechte.

153. @r. seripta L. (Opegrapha scripta Sch.) Ueberall an glatten Baumrinden. a. vulgaris. b. serpentina Ach (Hepp 340.) An Nussbäumen, Bir- chen, Eichen etc, ec. pulverulenta (Hepp 46.) An Birken im Engadin (Hepp); an Kirschbäumen etc. durch das Gebiet.

B. Parmeliaces. Usnex.

l Usnea Hoffm. Bartflechte.

154. U barbata Fr. Sehr häufig durch das ganze Gebiet an Bäumen herabhängend, seltener an Steinen u. s. w. bis zur Vegetationsgrenze; in vielen Varietäten, die zum Theil als Arten aufgeführt werden, zwischen denen aber die Grenzen der vielen Uebergänge wegen schwer zu ziehen sind. Sie färbt gelb, das Pulver ist blutstillend, von Jägern wird sie nebst andern mit ihr gesellschaftlichen Hängflechten als Flintenstopfen gebraucht, und bildet mit jenen im Winter theilweise die Nahrung der (remsen.

a. florida L. häufig überall.

b. hirta L. Calanda, Mittenberg etc.

c. ceratina Ach. Engadin (Hepp), Calanda.

d. plicata L. Engadin (Hepp), Bergün, Davos.

e. stricta Sch. hie und da in höhern Gebirgswäldern.

f. dasypoga Ach. häufig in der mittleren Waldregion.

Urdenalp, Tschiertschen. Erosa etc.

135

U. longissima ist hier noch nicht gefunden worden, es wird aber auf diese interessante Flechte aufmerksam gemacht, da sie wahrscheinlich vor- kommt.

II, Bryopogon Link. Fadenflechte, Moosbart.

155. jubatus L. (Cornicularia jubata Sch.) Mit Usnea barb. zusammen in der Waldregion und über diese heraus an Sträu- chern und Steinen, selbst auf der Erde, wo sie degenerirt. Troz ihrer grossen Häufigkeit habe ich sie nie mit Früchten gefunden. a. bicolor Sch. Höhere Gegenden an Bäumen, Sträu- chern und Steinen. Spize des Culm da Vi auf Steinen. Davoser Schwarzhorn, Flüela, Engadin, Rheinwald. b. chalyberformis Sch. An Steinen und auf der Erde, sehr hoch. St, Moriz (Hepp), Lavin etc. ec, prolixus Ach. Mittlere und höhere Waldregion, auch bis tief in die Thäler sehr lang an Bäumen hängend, d. cana, eben da bis in’s Tielland, Engadin (Hepp), Bergün, Calanda und sonst bei Chur,

156. B. ochroleueus Ehrh, (Cornicularia ochroleuca Sch,) Auf Erde, Steinen und Felsenwänden, die meisten Alpengipfel bedeckend bis herab in eine Höhe von etwa 5000, selten tiefer. Fructificirt hier, wie es scheint, nicht. Wächst übrigens auf allen Bodenarten. Aendert wenig ab.

157."B. sarmentosus Ach. Soll hie und da mit der Vorigen vorkommen. Ich habe sie noch nicht gefunden,

ii. Cornicularia Ach. Hornflechte.

158. C tristis Web. (Cetraria Fr) An Felsen, krystailini- schen und schiefrigen, vorzugsweise quarzigen Gesteinen, im

136

ganzen Gebiet, jedoch nicht häufig, meist über 4000’ an luftigen Stellen. Spize des Bernhardin (Mor.), Rheingletscher, Splügen, Disentis, Lukmanier, Parpan am Rothhorn, Davos, Albula, Ber- nina und sonst im Oberengadin, Selvretta etc. 159. ©. aculeata Ach. (Cetraria aculeata Sch.) Auf Sand, quarzigem Gestein und Kies; var. alpina Sch. Pontresina auf Syenit und Granit- blöcken, Albula auf Granit, Piz Minschun auf Gneiss etc. selten fructifieirend.

„I. Evernia Ach. Bandflechte.

160, E. divaricata Ach. (Physcia Sch. En. p. 12.) In der höhern Waldregion auf Tannen sehr häufig, doch seltner fructi- ficirend; mit reicher Fructification: Calanda ob Pategna, Tschiert- schen und Urdenalp, Lenzer Haide,. Val Tuors bei Bergün; Splügen (Kill)

var. saxicola Hepp auf der Erde und an Felsen über der Waldgrenze sehr selten mit Fr. Alp Cis bei Zillis und Kamm des Heinzenbergs (Cajöri); Calanda- spizen auf Kalkschiefer,

161. E furfuracea Fr, (Physcia Sch. En. p. 10.) Ueberall gemein vom Tiefland bis in die höchsten Alpen, auf Bäumen, Strauchwerk und Steinen; an höheren Stellen mit Fibrillen und Soredien bedeckt; mit Fr. sehr selten, Mit solchen: Zillis (Cajöri); Spontisköpfe bei Chur, Albula am unteren See auf Tannen.

162. E. prunastri Ach (Physcia prunastri Sch. En. p. 11). Ueberall, doch nicht so häufig als in feuchteren Gegenden, an Bäumen und altem Holzwerk; mit Fr. sehr selten.

var. soredufera Valzeina. Diese Flechte soll hie und da als Nahrungsmittel

vebraucht worden sein, Auf den griechischen Inseln

137

versendet man sie nach Aegypten, wo sie als Gäh- rungsmittel des Brodes dient.

163. E. vulpina L. Cornicularia vulp. Sch. En. p. 12.) Höhere Waldregion an Tannen, Lärchen und Arven bis zur Baumgrenze im ganzen Gebiet, bis jezt noch nicht mit Fr. ge- funden, Sie färbt gelb; in Scandinavien mischt man sie unter Fleisch, um durch ihr Aufquellen Wölfe und Füchse zu tödten.

V, Ramalina Ach. Astflechte

164 R. fraxinea. L. An Laubholz, besonders alten Ahornen und Eschen im Thal und der mittleren Waldregion. Kunkelser Pass (Mor.), Serneus, Valzeina, hier namentlich var. ampliata, Im Ganzen nicht häufig. Enthält rothen Farbstoff,

165. R calycaris L. An Bäumen und Steinen, nicht häufig. Trimmis bei Chur an Bäumen; Pontresina und Rosegthal an granitischem Gestein. var. fastigiata an leztern Orten.

166. R. tinctoria Web. An Felsen, besonders granitischem Gestein, St. Moriz (Hepp), Zernez, Piz Mezdi das.; Bernina, Parpan, Brügger Horn bei Erosa, hier auf buntem Schiefer, Soll auch roth färben.

167. R. pollinaria Ach. An alten Bäumen, Holzwerk und Felsen, Calanda auf Pramanengel Kalk, Stams und Sais Schiefer. Davos auf Gneissfelsen am See, Schlapina und Madrisahörner auf Gneiss. Geht sehr hoch hinauf.

168. R. farinacea L. Hie und da am Laubholz im Prätti- gau. Via mala, Fürstenau.

VI. Borrera Ach. Wimperflechte.

169. B. eiliaris Ach (Hagenia cil. Eschw. Physcia_ ei. Sch Anaptycha ci. Körb,) An Bäumen im Thal und in der

kei

Waldregion; die Stammform nicht besonders häufig an Obst- bäumen, Eichen etc,, auch im Bergell und Poschiavo (Papon, Kill.) var crinalis Schl. ziemlich häufig in höhern Wal- dungen, Splügen (Kill), Calanda, Trinser See, Unter- vaz, Spontisköpfe.

B. chrysophthalma Ach.? Ist noch nicht gefunden worden, es wird aber auf diese schöne Flechte aufmerksam gemacht, da sie auf jeden Fall in den südlichen Thäler vorkommt. Sie wächst an luftigen sonnigen Stellen auf Obstbäumen, Eichen etec.

Ceirarie®.

Cetraria Ach. Moos-Tartschenflechte.

170. €. islandica L. Ueberall auf trockenen Berghaiden, Alpentriften, Felsen in vielen Abänderungen bis zur Vegetations- grenze. Bekannt unter dem Namen Isländisches Moos, in Bün- den mit den fl, Cyprian genannt. Offieinell gegen Brustkrank- heiten, im Norden als Viehfutter und in schlechten Jahren als Nahrung für Menschen gebräuchlich, indem man sie zerreibt und unter das Mehl mischt. Den bittern Geschmack vertreibt man durch vorgängiges leichtes Abbrühen. Sie gibt dunkel- gelbe und braune Farbe und soll zum Gerben benuzt werden können.

je») .

vulgaris Sch. überall gemein, im den breitlappigen

Exemplaren nicht selten fruclifieirend, besonders schön

auf dem Albula.

b. platyna Sch. eben da, Rosegthal, Calanda etc,

c, sublubulosa Parpan auf dem Schwarzhorn und Roth- horn; St, Moriz (Hepp).

d. erispa Sch. auf sehr hohen Punkten. Erosa und Lang-

wies (Kill.); Ponteglias auf Granit; Spize des Piz

Languard 11100° auf Gneiss, Val Tuors.

U 5

e. rigida Hepp Prätschwald bei Langwies (Kill.)

171. €. cucullata Bell. Nahe an und in der Schneeregion herabsteigend bis etwa 5000‘, höhere Spizen oft ganz beklei- dend, auf der Erde und am Felsen, auf jedem Boden, bis jezt hier noch nicht mit Früchten, „Diese sollen im Spätjahr ab- fallen. Körb.*

172. C. nivalis L. Mit der vorigen an denselben Orten und unter denselben Verhältnissen. Auch sie soll die Früchte, die im Frühjahr vorhanden sein sollen, später verlieren, Ich habe sie noch nicht gefunden, obgleich ich die Flechte schon im Mai sammelte.

var madreporiformis Sch,, eine aufrechte, stark rin- nige dichotome Form, der C. cucullata ähnlich; Lavin auf Felsen am Fuss des Piz Mezdi im Walde.

173. ©. juniperina L. Eben so; mit den Vorigen die höchsten Hörner mit gelber Decke überziehend und da sehr häufig; bis jezt auch nur ohne Früchte gefunden. Gibt wie die folgende eine gelbe Farbe,

174. C. pinastri Scop. (C. juniperina pinastri Sch.) Von der Ebene bis zur Schneegrenze an alten Tannen, Stauden und Moos, bis jezt hier immer steril, oft ganz in Soredien und gelbes Pulver aufgelöst, selbst mehrere Formen von Lepra bildend.

175. ©. glauca L. In der höheren Waldregion an alten Bäumen. besonders Tannen. St. Moriz (Hepp), Spontisköpfe bei Chur, Parpan nach dem Rotkhorn und Lenzer Haide, bis jezt nur steril.

b. fallax Sch. (Cetr. fallax Ach. Körb.) St. Moriz (Hepp), Uglix bei Bergün an Tannen; später auch von Pfar. Andeer irgendwo bei Bergün gefunden,

176. CE sepincola Ehrh. Hie und da an Bäumen und altem

Holzwerk in der höheren Waldregion. var. chlorophylla St. Moriz (Hepp).

140 Pelligere®. I. Heppia N»g. Heppie.

177. H. urceolata Neg. (Hepp 49. Lecanora adglutinata Krplh.) Kalkhaltige Erde zwischen Moos. St. Moriz (Hepp).

II. Solorina Ach. Scheibenflechte.

178. S. saccata Ach. (Peltigera saccata D. C.) Auf kalk- haltiger und thoniger Erde, verwitterten Kalk- und Schiefer- felsen, seltener auf kieselhaltigem Boden; gemein von den tief- sten bis zu den höchsten Punkten an schattigen feuchten Stellen.

179. S. crocea L. (Peltigera crocea Hoffm.) Feuchte Stellen auf grossen Höhen, nicht leicht unter 5000’, besonders vor Gletschern und in Schneelöchern ; zieht kieselhaltigen Boden vor, doch auch auf Kalk: KRoihhorn und Schwarzhorn bei Parpan, Calanda, Scesaplana, Bernina, Flüela, Selvretta, Rhein- gleischer, Lukmanier etc.

II. Peltigera Willd. Schildiechte.

150, P. venosa L. Auf sandigem Boden, Waldschluchten und Felsen, kieseliges Gestein vorziehend, in der Waldregion selten, Urdenalp auf Schiefer, Val Tasna auf Sandstein und Granit, Flüela auf Gneiss; St, Moriz auf Granit (Hepp).

181. P. aphthosa L In der Waldregion überall und auf jedem Boden; ehemals oflic, gegen Würmer,

152. P. malacea Ach. (Hepp 50.) Auf bemoosten kiesel- haltigen Felsen, Geröll und Sand in der Waldregion, nicht häu-» fig. St, Moriz auf Granit (Hepp), Rosegthal auf Granit, Bella- luna auf Verrucano, Lavin auf Hornblende und Gneiss, Aschera

auf Diorit, Scarl auf Verrucano, Ponteglias und Tavelsch,

1

183. P. canına L. Ueberall auf jedem Boden und in jeder Höhe gemein. Ehemals gegen den Biss toller Hunde oflic.

a, var. ulorhiza Flk. Die häufigere Form überall; eine kleine graue Abänderung, meist steril, auf den höchsten Alpengipfeln,

b, membranacea weniger häufig. Chur (Kill) u. a. ©.

184. P. polydactyla Neck. Wie die vorige, aber seltner und mehr an trocknen Halden, Chur, Tamins, Pfäffers, Vättis, Bergün, Vernela, Davos am Wolfgang in verschiedenen Ab- änderungen.

485. P. horizontalis L In der Waldregion auf Gesteinen jeder Art, faulem Holz, Moos etc,, nicht häufig. St. Moriz (Hepp), Poschiavo (Kill.), Augstberg bei Parpan (Mor.), Chur am Pizokel, Lenzer Haide, Ponteglias und Taveisch, Bergün,

186. P, rufescens Neck. Mit den Vorigen; Poschiavo (Kill.), Steinbachwald bei Chur, Flimser See, Pramanengel, am Calanda etc.

var. hymenina Hepp. Rappentobel bei Uniervaz an feuchten, sehr schattigen Felsen.

IV. Nephroma Ach. Nierenflechte.

187: N. resupinatum L. Fr. An alten Bäumen, Moos, Felsen, nicht häufig, bis über die Waldgrenze und hier reicher fructificirend,

a. tomentosum Hoffm. (Hepp 362.) St. Moriz auf Granit, Vättis (Cajöri), Uglix bei Bergün, Zernez, Aschera, Val Tasna, Flüela, Glecktobel am Falkniss, Alp vor der Scesaplana,

b. lavigatum Sch. (Nephr. levigatum Körb.) St, Moriz (Hepp). Bevers, Rheinwaldgletscher an feuchten Gneiss- felsen.

i42 Imbricariex.

l. Imbricaria Schreb. Schuppenflechte.

188. I. perlata L. (Parmelia Fr. Sch) An Bäumen und Steinen der Waldregion durch das ganze üebiet steril, bis jezt nur einmal von Killias zu le Prese bei Poschiavo mit Früchten gefunden,

189. I. tiliacea Ehrh. Häufig durch das ganze Gebiet und nicht selten fructificirend an Obst- und Waldbäumen, auch an Steinen,

var. convoluta Sch. Chur an Bäumen, ver furfuracea. Le Prese (Kill)

490. I. saxatilis L. An Steinen, Bäumen, altem Holzwerk eine der gemeinsten Flechten, die aber nicht oft fructifieirt, Im Allgemeinen nach der Höhe zu dunkler und häufiger mit Früchten,

a, leucochroa Wallr. gemein bis auf die höchsten Punkte, hier besonders in der Abänderung furfuracea, mit Früchten, Alp Ces bei Zillis (Cajöri), Pontresina, Albula, Poschiavo (Kill.)

b. omphalodes L. St, Moriz (Hepp), Bernina, Piz Lan- guard, Davoser Schwarzhorn und sonst hohe Spizen, Albula (Pfar, Andeer).

c. panneformis Ach. Sch. St. Moriz (Hepp), Pontresina, Zernez, Lavin, Disentis, Albula. Sie soll braune, gelbe und rothe Farbe geben.

191. 1. physodes L. (Parm ceratophylla Wallr.) Sehr ge- mein an Bäumen und Steinen in jeder Höhe, aber fast immer steril, Sehr vielgestallige Flechte, Ausser der Grundform:

a. platyphylla, Chur etc,, Poschiavo (Kill.)

b. obscurata an alten Tannen etc, an hohen Stellen,

BR. -

c. vittata A. Spize des Bernhardin (Mor ) und sonst an ähnlichen Orten auf Steinen.

d. candefacta Ach. (Sch. Hepp 52. Imbr. encausta Körb.) Granitfelsen zu St. Moriz (Hepp), Oberalp (Hegetschw.); Albula,

e. multipuncta Sch. (Lichen encaustus Sm Imbricarıa encausta Körb.) bildet mit der vorigen Var. wahr- scheinlich doch eine gute Species. Fructifieirt öfter, besonders auf hohen Bergspizen; St, Moriz (Hepp), Parpan, Lenzer Haide, Urdenalp, Culm da Vi, Piz Minschun ete. Die Flechte färbt gelb,

192, I. acetabulum Neck. Zweifelhaft, aber wahrscheinlich in den südlichen Thälern vorhanden. Ein bei Malans gefundener steriler Thallus, der wahrscheinlich hieher gehörte, ist durch Zufall verloren gegangen.

193. I. olivacea L. Sehr gemein überall an Bäumen und Steinen.

var. imbricata Hepp. Poschiavo (Kill.)

var, aspera Mass. (Imbricaria aspera Körb. collemati- formis Schl.) Eine durch isidien rauhe Form, Sie ist bei Chur gemeiner als die Stammform und geht in diese über. Besonders an Obstbäumen im Rheinthal.

194. I. fahlunensis L. Auf Steinen in der Alpenregion, besonders auf krystallinischen Felsen, die sie mit ihrem schwar- zen Thallus bedeckt in zwei Formen major und minor. St, Moriz (Hepp), Poschiavo (Kill,), Bernina, Albula, Piz Mezdi, Calanda und sonst auf erratischen Blöcken, Culm da Vi, Val Uina etc.

var. stygia Sch. (Imbricaria stygia Körb.) Ist wohl als gute Species anzusehen. An denselben Orten, und wie fahlunensis bis auf die höchsten Spizen gehend, Sie erscheint hier in der seltsamen Form lanata L, wo die Endlappen des Thallus in lange

je 2

krause schwarze Fäden übergehen und oft ganz ver- schwinden, so dass sie einem Bryopogon ähnlich sieht. Ausserdem die Varr. latior, angustior, tristis, gewöhnlich alle zusammen, St. Moriz, Bernina etc. (Hepp), Davoser Schwarzhorn, Piz Languard, Flüela, Culm da Vi, Rheinwaldgletscher, Selvrettahörner etc. Beide Flechten sollen rothe Farbe geben.

195. 1. dendritica Fw. Sch. (I. Sprengelii Flik.) Auf quar- zigem Gestein in der Alpenregion, bisher wahrscheinlich wegen der Aehnlichkeit mit olivacea vielfach übersehen. Lenzer Haide, Flüela, Piz Mezdi, von Killias auch bei Locarno tief unten gefunden.

196. 1. caperata Dill. An Steinen, Bäumen und altem Holzwerk überall, Früchte sehr selien. Sie gibt braune und gelbe Farbe,

197. I. conspersa Ehrh. Ueberall auf Steinen und altem Holzwerk an luftigen Standorten in verschiedenen Abänderungen.

Hierzu: I. centrifuga Ehrh. (conf. Fries. Lich. europ. p. 71.) Diese Flechte scheint hier vorzukommen, muss aber noch näher untersucht wer- den. Sie ist wahrscheinlich nicht blos eine Var. von conspersa.

198. 7. diffusa Web (Parmelia ambigua Fr Parm, amb. achromatica Rabh. p. 56; Sch. En. p 47,) Auf altem Holz- werk, Rinden und Steinen in der Alpenregion, nicht häufig.

Calandaalp eic.

Il. Sticta Schreh. Grubenlechte.

199, St. sylvatica L. An Steinen und Baumstämme in der Waldregion hie und da.

200. St. fuliginosa Dicks, Calanda auf Pramannegel an Tannen, Lavin und Rofla auf Gneiss, Bellaluna auf Verrucano, Tarasp, Zernez, immer steril. (Vielleicht nur Var. der Vorigen.)

145

201. St. serobiculata Scop. An Bäumen und Steinen selten. Zernez auf Hornblendeschiefer, steril.

202. St. linita Ach. (Lobaria linita Rabenh.) In der Wald- region selten, häufiger in den höheren Alpen bis in die Schnee- region an schattigen Felsen. Hier namentlich die Var, Garo- vaglüi. Liebt kieselhaltige Gesteine; bisher blos steril. St. Moriz (Hepp), Erosa am Hörnli auf Diorit und buntem Schiefer CKill.), Selvretta, Albula, Piz Mezdi, Val Tuors, Splügen, Par- paner Rothhorn, Rheinwaldgleischer, Lukmanier.

Il, Lobaria Hoffm. Lungenilechte.

203. L pulmonaria L. An Bäumen und Felsen der Wald- region selten und bisher nur steril. Ganeo bei Poschiavo (Kill), Trinser See an Tannen, Aschera auf Diorit. Sie wird hie und da gegen den Husten der Schafe und auch bei Menschen ge- braucht, färbt braun und gelb, dient im Norden zum Gerben.

IV. Parmelia Ach. Schüsselflechte.

204. P. stellaris L. Ueberall an Bäumen und sonstigem Holzwerk in 3 Hauptformen: a, aipolia. b. ambigua. c, ascen- dens tenella.

205. P. c@sia Hoffm. (pulchella Sch.) Weniger häufig, doch auch ziemlich überall an altem Holz und Steinen in ver- schiedenen Abänderungen,

var, alboatra Sch. Gipfel des Davoser Schwarzhorns, Trinser See etc.

206. P. pulverulenta Schreb. An Obst- und Waldbäumen, allem Holz, hie und da auch an Steinen und Felsen häufig in den unteren Gegenden, aufsteigend bis in die Alpenregion in

10

146

verschiedenen Varr.. wie die Vorige oft in Soredien aufgelöst. Variolarien bildend, var. allochroa Sch. St. Moriz (Hepp), muscigena eben da, Lenzer See u. s. w.

207. P. obscura Ehrh. Sehr häufig an denselben Orten in vielen Varr., die sich zum Theil ziemlich unähnlich sehen cycloselis, chloantha, virella etc. ; ulothrix Chur auf den Grenz- steinen und Pfählen auf den Wiesen.

var. adglutinata Flk. Engadin (Hepp), Chur mit der Vorigen.

208. P. astroidea Cl Soll in den südlichen Thälern vor- kommen, auf Maulbeerbäumen u. del.

209. P. parietina Fr. (Physcia par. Körb.) Eine der häu- figsten Flechten, fast auf der ganzen Erde verbreitet, an Bäu- men, Sträuchern, Holzwerk, Steinen, überall. Den Obstbäumen wie ihre Verwandten durch Ueberwucherung (nicht als Schma- rozer) und als Aufenthaltsort von Insekten schädlich (Baum- kräze); färbt schwach gelb.

a. platyphylla Fltw. die gewöhnliche Form in vielen Unterabtheilungen.

b, microphylla Fltw, theilweise sehr veränderlich und abnorm. zuweilen in Staub aufgelöst und Lepra bil- dend. Geht höher als die Grundform, z. B. die Ab- änderungen turgida Hepp 373 St. Moriz, laciniosa Duf. Haldenstein, Chur ete. an Obstbäumen und ganz klein auf der Calandaalp auf Moos und abgestorbenen Alpenpflanzen an der Erde,

210. P. carnosa Sch (Massalongia carnosa Körb.) An bemoosten Felsen und an der Erde, St. Moriz (Hepp), Calanda auf Pramanengel an Kalk, Davoser Seehorn, beidemal steril.

147 Lecanore®. I Amphiloma Fr. Randflechte.

211. A. hypnorum Wahl. (Hepp 174. Parmelia hypn. Sch. Pannaria hypn. Körb.) Auf Moos, Dammerde, Baumwurzeln in höheren Gegenden, nicht häufig. Spontisköpfe bei Chur, Uglix bei Bergün, Fuss des Piz Languard, Aschera bei Tarasp, Urden- alp, Seehorn zu Davos; Albula (Pfr. Andeer).

ver paleacea Fr. (Parm. hypn. pal. Sch) Val Li- schanna bei Tarasp.

Anmerkung. A. brunnea Sw. (Fries L. eur. p. 90 (a et b), Leci- dea triptophylla pezizoides Sch., Pannaria brunnea Körb.) scheint von

der vorigen constant verschieden zu sein. Die von genannten Auctoren be- schriebene Form ist mir bis jezt hier nicht vorgekommen.

A. rubiginosa Ach (Parmelia Auct. Pannaria Körb.) An Felsen zu Meschino unter Poschiavo (Kill.)

II. Myriospora Hepp. Vielkornflechte.

212. M. smaragdula Wahl. (Hepp 174 Lecanora cervina smaragdula Sch. Acarospora sinopica b. smaragdula Mass. Körb.) St. Moriz auf granitischem Gestein und erratischen Blöcken hie und da (Hepp).

213. M. macrospora Hepp 58 (Lecanora cervina caslanea sculellarıs Sch Acarosp. Körb.) Kalkfelsen bei St. Moriz (Hepp)

214. M. glaucocarpa Wahl, (Hepp 377 Lecanora cervina gl. Sch. Acarospora cervina gl. Körb.) An Kalkfelsen bei St. Moriz (Hepp). var. percena Hepp (Lec. cerv. perc. Sch.) eben da. C(Hepp 378.)

215. M. flava Hepp. (Lecanora flava a oxylona Sch. Pleo- psidium flavum Bell. Körb.) St. Moriz (Hepp), Bernina, Julier, Splügen (Rabenh.), Flüela auf Hornblende und Glimmerschiefer, Selvretta und sonst hie und da. var. chlorophana eben da.

ke

II Becanora Ach. Kuchenilechte.

a. Placodium Körh.

216.

L. muralis Sch. Ueberall an Steinen aller Art und

altem Holzwerk; sehr vielgestaltige Flechte,

a.

bx

C

d.

217. Rabenh,)

saxicola Poll, allgemein verbreitet.

diffracta St. Moriz (Hepp); Ardez, Tarasp, Lavin. dispersoareolata Sch. Scopi (Sch.), Samaden, Pon- Iresina.

albescens Sch. Churer Joch auf Kalk, Mittenberg auf Schiefer, Urdenalp auf Kalk und Schiefer, Sommerfeltiana Flik. (Hepp öl) Kalkfelsen und alten Mauern bei St, Moriz (Hepp). albopulverulenta Sch. Calanda und sonst auf Kalk, St. Lucius und Weg nach Maladers auf Schiefer. galactına Sch. (Parmelia galactina Ach.) An Mauern, Sandstein u. dgl. im Engadin (Hepp), alte Mauern in Chur; ist wohl eine eigene Species,

L, rubina Sch. (Parmelia Sch, Lecanora rubına An krystallinischen Gesteinen und sonst quarzigen

Felsarten in den höheren Alpen, mit erratischen Blöcken auch

weiter herabsteigend.

de

b.

chrysoleuca Ach. (Hepp 176) Oberengadin (Hepp); Schärer fand sie auch auf Holz bei Samaden; Citail (Mor.), Pontresina, Zernez, Fuss des Piz Linard, Val Tasna, Lenzer Haide; Albula (Pfr. Andeer). Klosters (Coaz),

liparia Schleich (Hepp 177. Lec. rubina opaca Fr, Rabenh Sch.) Gehört vielleicht nicht hierher (eonf. Hepp I. ce.) Granitfelsen zu St. Moriz (Hepp), Pon- tresina auf Syenitblöcken, wo sie doch in Var, a überzugehen scheint.

149

218 L. radiosa Sch ıLecanora cireinata Pers.) Auf Stei- nen, Felsen, Mauern, kalkliebend, doch auch auf kieselhaltigem Gestein, besonders gut entwickelt auf Schiefer, Umgegend von Chur und sonst fast überall gemein in mehreren Varr.

219. L inflata Schl. Sch, An denselben Standorten, aber höher. a. var. alphoplaca Citail (Mor.), Ofenberg (Papon), Bernina: St, Moriz (Hepp); die Var. melanaspis Sch. Trins an Mauern,

220. L. concolor Ram. Umgesend von St. Moriz (Hepp). bh. Psoroma Körb.

221. L. [ulgens Sw. (Lecanora friabilis Sch.) Im Rhein- thal häufig auf sonnigen Kalkfelsen, kalkhaltiger Erde und Geröll. Fuss des Calanda und des Flimser Gebirgs, Ufer der Plessur, des Rheins und der Landquart, besonders schön an der Zoll- brücke zur Clus, in verschiedenen Abänderungen.

222. L. crassa Ach. Kalkhaltiger Boden auf der Erde und auf Felsen.

a. cespitosa Vell. Engadin (Hepp).

b. gypsacea Sm. Auf Kalkfelsen. Calanda unterhalb Felsberg, Alp Casons bei Flims und Grat von Sur Gruns am Sardonagletscher; Bergün (Pfr, Andeer).

c. lentigera Web Kalkfelsen und Flussgeschiebe an sonnigen Stellen. Sehr gemein im Rheinthal am süd- lichen Abhang des Calanda überall, Plessurmündung, besonders schön an der Zollbrücke bis zur Clus und an der Landquart im Prättigau; Thusis.

223. L. Lamarkü D.C. (Psoroma Lagasc®e Krb.) Auf sonnigen Kalk- und Dolomitfelsen; hinter Burg Lichtenstein bei Chur; Hexenboden und sonst auf dem Calanda, Fläschner Berg und Luziensteig, Gürgaletsch, Strela, Flimser Stein.

e, Rinodina Körb.

224, L. atrocinerea Hepp 192. (Lec. var. atrocınerea Sch. Rinodina atroc. Dicks. Körb.) Auf abgestorbenen Baumstäm- men zu St. Moriz (Hepp).

d. Zeora Fr. Körb.

225. L. rimosa Sch. (Parmelia sordida Fr. Zeora sord. Körb.) Eine nach Standart etc. sehr verschiedene Flechte, im Allgemeinen häufig.

a. sordida Pers. an Steinen der verschiedensten Art, vorzüglich kieselhaltigen, seltener an altem Holzwerk. Hiervon wieder ff. Unterabtheilung:: lecidina Sch. Par- paner Rothhorn und Urdenalp auf Gneiss; scutellarıs Sch St. Moriz (Hepp).

b. subcarnea Westr. (Hepp 60) auf Granit zu St. Moriz, Aschera auf Diorit.

c. Swartzü Sch Calanda, sandige Kalkschiefer.

226. L. cenisia Ach. (Hepp 62). An verschiedenen Felsen und Steinen, St, Moriz auf Granit (Hepp), Parpan auf Kalk und Hornblendeschiefer, Churwalden dessgleichen; Brambrüsch auf grauem Schiefer, Heinzenberg bei St. Aignan dessgleichen; Augstberg bei Parpan (Mor.)

227. L. elacista Ach (Hepp 186 Lecan, coarctata v. ela- cista Sch. Zeora coarct. elacista Körb.) St. Moriz auf eisen- haltigem Sandstein (Hepp).

228. L. sulphurea Hoffm. (Hepp 189). St. Moriz auf Granitfelsen und sonst hie und da; nicht häufig.

e. Lecanora Körb.

229. L. badia Pers. (Parm, fuscata Wallr) Auf Steinen und Felsen. a) major Hepp 181. Auf Granit bei St, Moriz; Citail (Mor.); Brügger Horn auf buntem Schiefer; Parpan auf Hornblende, Sardonagebirg auf Nummulitengestein.

230. L. frustulosa Dicks (Hepp 178 . St. Moriz auf Granit, var. thiodes (Hepp).

231. L atra Huds.. An Steinen, Rinden und Holz nicht selten.

a, vulgaris Hepp 182. St. Moriz auf Granit, Parpan und Urdenalp, Churwalden auf Gneiss, Schiefer, Kalk; Chur auf Schiefer. Poschiavo (Kill.)

232. L. subfusca L Eine der gemeinsten Flechten fast an jedem Baum und auf der ganzen Erde zu finden, weniger häufig auf Steinen, Da alle in den Handbüchern angeführten Varr. hier vorkommen, so erscheint es überflüssig, Standorte anzu- geben.

233. L. hypnorum Wulf. (Hepp 185. L. subfusca var. hypnorum Sch. Rabenh., L. f. bryontha Ach. Körb ) hat einen eigenen Habitus, und die Sporen zeigen auch einige kleine Ver- schiedenheiten, gehört aber doch wohl zu subfusca, Auf hohen Alpen bis in die Schneeregion häufig. St. Moriz (CHepp), Öfenberg (Papon), Calanda, Sardonagebirg, Flimser Stein, Piz Padella bei Samaden, Seesvenna und Minger bei Scarl. Sie liebt Kalkboden, doch nicht ausschliesslich und fängt erst in einer Höhe von etwa 5000 an.

234. L. Hageni Ach. (Hepp 64 ) An Brettern und Baum- rinden im Engadin (Hepp).

b. erenulata Dicks. (Hepp 65) an Steinen eben da. c. fallax (Hepp 66) auf abgestorbenen Alpenpflanzen im Engadin (Hepp).

235. L. pallida Schreb, An Bäumen und Holz.

a) albella Fw. (Parmel. subfusca albella Fr. Hepp 187) an Laubholz und Nadelbäumen, Obstbäumen. Engadin (Hepp), Chur ete. überall häufig; 5) angu- losa Hoff (P. subfusca ang Fr.) Mit der Vorigen. Ob zu subfusca zu ziehen ?

152

236. L varıia Ehrh. An Rinden und altem Holz in sehr verschiedenen Formen, häufig durch das Geblet.

var. sarcopsis Sch. Engadin (Hepp); pallescens Calan- daalp, altes Holz und abgestorbenen Pflanzen. maculiformis Hoff. (Hepp 68.) St. Moriz Rinde junger Birken. b. deniguata Fr. (Hepp 191) an Tannen.

237. L. aitema Ach. (Hepp 69. Lec. varia aitema Körb.) Rinde alter Tannen im Engadin (Hepp).

238.

L. coracina Mosig (Hepp 383.) Granitfelsen bei St.

Moriz (Hepp).

f. Ochrolechia Körb.

239.

L_ gallescens. L. (Parmelia parella Wallr) An Rin-

den, altem Holzwerk, Moos und Steinen.

d.

b.

[07

tumidula Pers. Häufig an Obst- und Waldbäumen durch das ganze Gebiet, doch mehr an Laubholz. Dazu wupsaliensis L. auf höheren Alpen nahe der Schneeregion auf Moos und abgestorbenen Alpen- pflanzen: St. Moriz (Hepp), Heinzenberg (Cajöri); Calanda, Sardonagebirg, Falkniss, Scesaplana, Madrisa und Schlapina, Gürgaletsch und Weisshorn, Piz Padella. Turneri Fw. (alboflavescens Sch.) Selten am Fuss alter Tannen an der Baumgrenze. Engadin (Hepp), Churer Alp an den lezten dort übrigen Arven, Calan- daalp an Lärchen, parella L. Auf Steinen, meist wie auch die Stamm- form an Bäumen oft thut, in Variolarien ausartend. Diese Flechte enthält rothen Farbstoff und ist in Frankreich und a. O. unter dem Namen Erdorseille ein wichtiger Artikel.

&. Himatomma Mass. Körb.

240.

L ventosa Sch. Auf kieselhaltigen Gesteinen, die sie

oft fast ganz überzieht. hie und da häufig, eine der schönsten

153

Flechten. Engadin (Hepp), Medels (Mor.), Churwalden und Parpan, Piz Languard und Pontresina, Val Tasna, Piz Minschun, Rheinwald und Splügen, Disentis etc.

h. Aspieilia Körb.

241. L. aquatica Fr. (Aspieilia aquatica Körb. Hepp 390.) Auf Granitgeröll in Alpenbächen zu St. Moriz.

242. L. verrucosa Laurer. (Hepp 193. Urceolaria seru- posa var, verrucosa Sch.) Auf höheren Alpen auf bemoosten Felsen, abgestorbenen Saxifragen u. a. Pflanzen, scheint Kalk zu lieben. Engadin (Hepp), Erosa (Kill.), Calandaspizen und Sardonagebirg. Segnespass u. s. w., Piz Padella, Spize des Lischanna.

245. L. cinerea Hepp (Urceolaria cinerea Sch., Aspieilia cinerea Körb.) Sehr gemeine Flechte auf allerlei Steinen, vor- züglich Kalk.

a. vulgaris fast überall, Calanda auf erratischen Blöcken und Kalk, Brügger Horn auf buntem Schiefer, Urden- alp auf Gneiss; Scesaplana auf Kalk.

b. multipuncta alba Sch. und tigrina. Reichenau auf buntem Schiefer,

244. L. mutabilis Hepp \ÜUrceolaria mut, Sch.) An alten Kirschbäumen im Rheinthal; Ems (Hepp), Masans (Mor.); Hal- denstein; Untervaz auch an Birken.

i. Phialopsis Körb.

245. L. rubra Sch. An Rinden alter Bäume. Reichenau an Eichen beim Vogelsang. k. Biatora Körh,

246. L. polytropa Ehrh (Hepp 67. Biatora polytropa Ehrh. Parmelia varia d. polytropa Fr ) Oberengadin auf granitischem Gestein (Hepp). var. campestris und acrustacea.

154

IV. Placodium Hill. Hepp. Flecken- flechte.

a. Amphiloma Fr. Körb.

247. Pl. elegans Lk (Parmelia el. Sch.) Häufig vom Thal bis zu den höchsten Spizen auf Felsen aller Art und Holzwerk. Die beiden Varr. orbicularıs und discreta gleich häufig; var. granulosa bei Bergün auf Kalk (Schär.)

248. Pl. murorum Ach. Auf Mauern, Felsen, Steinblöcken jeder Art allgemein verbreitet, besonders auf der Sonnenseite. Var. curantia überall; citrina Ach. (Hepp 72) an feuchten Mauern im Engadin (Hepp), Chur etc. ; cirrhochroa degenerirte staubige Form hie und da mit den andern; microspora Hepp. Pizalun bei Ragaz; Engadin (Hepp).

249. Pl. callopismum Ach. (Hepp 147. Lecanora_ call.

Sch.) Auf Kalkfelsen, St. Moriz (Hepp), Umgegend von Chur

hie und da. b. Callopisma de Not. Körb,

250. Pl. cerinum Hedw. (Hepp 203 und 405. Parmelia Fr. Lecanora Rabenh. Lecidea Sch. p. 148) Häufig an Rin- den und ällerlei Holzwerk überall.

var. stillieidiorum Oed. (Hepp 406.) St. Moriz; Alp Casons bei Flims auf Moospolstern und verfaulten Pflanzen an feuchten Stellen.

251. Pl. luteoalbum Turn. (Lecidea Sch p. 147. Parm. cerina b und c Fr.) An Rinden verschiedener Bäume bei Chur (Hepp, Kill.), Malans, Mayenfeld.

252. Pl. citrinum Hoffm. (Hepp 394 Lecanora Ach.) St. Moriz an alten Bretterwänden (Hepp), Davos, Prättigau, Ober- land, Chur.

253. Pl. aurellum Hoff. (Hepp 396. Callopisma nivale Körb,?) Aul hohen Alpen an der Erde auf Moos u, dgl.; Albula

155

(Hepp), Calanda auf dem Hexenboden, Sur Gruns am Sardona- gletscher, beide male auf Kalkgrund.

254. Pl. aurantiacum Lightf. (Hepp 198.) An Steinen, Mauern, Felsen, besonders Schiefer. Reichenau auf buntem Schiefer, Trins, Chur auf Steinen, Brettern, Rinden.

var. flavovirescens namentlich form. detritum häufig bei Chur u. s. w. auf grauem Schiefer.

255. Pl. Agardhianum Ach. (Lecanora Agardhiana Sch., Fr. Hepp 407.) Auf Kalkfelsen bei St. Moriz.

256. Pl. lividum Hepp 403. (Lecidea fuscolutea convexa Sch.) Albula und St. Moriz auf Moos (Hepp).

257. Pl. chalybeum Duf. (Lecanora chalybea Sch). Ca- landa und Tschiertscher-Alp auf Kalk und Kalkschiefer, Parpa- ner Schwarzhorn und Mittenberg auf grauem Schiefer, auch sonst ziemlich verbreitet; Engadin (Hepp 204), Tarasp und Scarl.

c. Candelaria Mass. Körb.

258. Pl. candelarium (xanthostigmum Pers. Candelaria vulgaris Mass. Körb. Hepp 393.) Rinde alter Tannen, St. Moriz.

259. Pl. vitellinum Ehrh. (Hepp 70 Lecanora vitell. Sch.) An Brettern etc, St, Moriz (Hepp); Bergün, Disentis, Chur an Brettern und Grenzsteinen.

d. Blastenia Körh.

260. Pl. sinapispermum D. C. (Hepp 200. Lecidea ferru- ginea d. sinapisperma Sch. Blastenia sinapisp. Körb.) Auf be- moosten Felsen, faulen Pflanzen und feuchter Dammerde, bis an die Vegetationsgrenze. Reichenau am Vogelsang auf Moos, Calandaalp, Urdenalp, Parpan am Rothhorn auf Schiefer und Kalk, Casons und Flimser Stein.

261. Pl. fuscoluteum Dicks. (Hepp 404.) St. Moriz (Hepp), Piz Padella auf Dolomit, Alp Casons bei Flims auf Kalk, Sur-

156 Gruns am Sardonagletscher dessgleicher, Calandaalp u. s. w. auf Moos und feuchtem Alpenboden,

262. Pl. ferrugineum Huds.. (Hepp 401. Lecidea Sch, Bia- tora Rabenh. p 59) St. Moriz auf Moos; var. muscicola, (Hepp).

263. Pl festivum Ach. (Hepp 201. Lecid. ferrug. festiva Sch, Blastenia ferrug. fest. Körb.) Engadin auf Granitblöcken (Hepp).

V. Psora Hall. Hlepp. Schorfilechte.

a. Rinodina Aeh. Körd.

264. Ps. turfacea Wahl (Lecanora sophodes turfacea Sch. Hepp 83.) An der Erde auf Moos, Torf, Dammerde, abge- storbenen Pflanzen, meist auf kalkhaltigem Untergrund. St. Moriz (Hepp), Calanda auf der Alp und dem Hexenboden, Flims und Sardonagebirg, Scesaplana, Madrisa etc. Die Varr. pachnea Ach. (Hepp 84) und microcarpa (Hepp 85) an denselben Orten.

265. Ps. casiella Flk. (Hepp 208 Parmelia obscura ce- siella Sch.) Aul' Granit und Kalkfelsen bei St, Moriz (Hepp).

266. Ps. nimbosa Fr. (Hepp 82 Parmelia ammicola b, nimbosa Sch. BRinodina Mniaroa Körb.?) Si Moriz aut Kalk- felsen und Moos (Hepp).

267. Ps. Trevisani Hepp 80. Kinde alter Lärchen und Arven zu St, Moriz (ilepp).

268. Ps. exigua Ach. \Lecanora atra v exiygua Sch , Ri- nodina metabolica v exigua Körb.) An altem Brelierwerk im Engadin (Hepp), Chur Strasse nach Malix auf Tannen.

b. Amphiloma Körb.

269. Ps. oreina Ach. (Hepp 209 Lecanora orewma a et b fimbriata Sch.) Auf Granilfelsen zu St. Moriz (Hepp), Bernina (Sch,), Veltlin (Rabenh.)

4

VI. Patellaria WNveg. Hepp. Napfflechte.

270. P. clausa Hoffm (Hepp 206. Thelotrema clausum Sch. Petractis exanthematica Sm Körb,) Kalkfelsen zu St. Moriz (Hepp), Tarasp an Kalk.

I. Urceolaria Ach. Krugllechte.

271. U. scruposa L. Sehr gemein auf Erde, Moos, Felsen durch das ganze Gebiet, besonders auf Kalk und Schiefer ver- breitet; in jeder Höhe. Aendert ab nach Unterlage und Ex- position.

a, vulgaris Sch. an Felsen, meist Kalk und Schiefer, überall.

b. arenaria Sch. an sandigen Flussufern, verwittertem Gestein. Ufer des Rheins, der Plessur ete, sehr häufig.

c, bryophila Sch (Hepp 210) auf Moos u. an Flechten überall bis auf die höchsten Punkte. Umgegend von Chur, Engadin, Poschiavo (Kill.)

d. eretacea Sch. an Kalkfelsen, besonders wo diese im Schatten sind und überhängen. Calanda am Wege nach Pategna und sonst, Mittenberg am Maladerser Weg, Capelle von St. Luzius, ausserdem durch das ganze Gebiet.

272. U. cinereorufescensi Ach ) Aspicilia cin. ruf. Körb.) St. Moriz an der Erde (Hepp).

273. U. suaveolens Sch (Aspieilia suaveolens Körb. Gya- lecta suaveolens Rabenh.) Im Veltlin (Rabenh.)

274. U calcarea Ach. (Aspieilia contorta Körb) Auf Kalk- felsen und sonst kalkhaliigem Gestein, alten Mauern. Chur am

158

ganzen Calanda auf Kalk, Mittenberg nach St. Luzius und Mala- ders auf Schiefer, Oberland, Bergün, Engadin, Ragaz. (Ure. verrucosa und cinerea vid. Lecanora.)

Collemex.

I. Lempholemma Körbh. Leimilechte.

275. L. compactum Körb. An schattigen Kalk- und Schie- ferfelsen bei Chur; am Städeli auf Moos (Kill.), Rosshügel bei Ems auf Dolomit.

Il. Collema Hill. Gallertflechte.

a. Mallotium Fw. Körb.

276. ©. tomentosum Hoffm. Mall myochroum Mass. Col- lema myochroum v. tomentosum Sch, Parmelia saturnina Wallr.) An alten Bäumen, seltner an Felsen, nicht häufig fructificirend. Poschiavo (Kill.), Rofla auf Protogynfelsen (Kill,), Calanda am Weg nach Pategna auf Steinen und Bäumen, Chur, Mayenfeld, Ragaz etc,, Flüela auf Moos,

277. €. Hildenbrandü Garov. (Mallotium saturninum Mass. Collema myochroum a saturninum Sch.) Unterscheidet sich vom Vorigen durch die langzottigere Unterseite des Thallus, die concentrisch runzelige Oberseite und die zahlreichen Früchte, Im Rheinthal die bei weitem zahlreichere Art; oft fructifieirend an alten freistehenden Bäumen, besonders Nussbäumen, Eichen und Pappeln,

b. conglomeratum Sch. Kleinblättrige, ganz mit Früch- ten bedeckte Form. Chur am Lürlibad auf Nuss- bäumen (Hepp): auch sonst in der Umgegend von Chur hie und da.

b, Collema Körb.

278. ©. multifidum Scop. (Parmelia melwna Wallr. Coll melenum Ach.) An Kalkfelsen, Mauern etc. überall.

a. complicatum Sch. Engadin (Hepp), Erosa (Kill.), Chur, Felsberg, Haldenstein, Flims, Hanz, Parpan.,

b. complanatum Hepp. Engadin; Tschitta bei Bergün, Alp Casons bei Flims, Ilanz etc,

c, marginale Sch. Huds Rosshügel bei Ems, Reichenau und Uglix bei Bergün auf Dolomit; Casons auf Kalk; Calanda auf Kalk und Moos; Engadin (Hepp).

d. jacobaeefolium Sch. St, Moriz (Hepp), Mittenberg Weg nach Maladers und Schulhalde auf Schiefer, Felsberg, Haldenstein, Untervaz, Pfeffers auf Kalk und Kalkschiefer.

e. polycarpum Sch. Engadin (Hepp), Calanda auf dem Hexenboden, Felsberg, Casons.

279. C. cristatum L. (Coll. multifidum eristatum Sch. Coll. auriculatum a multifidum, ceristatum Fw. Rbh.) Auf Kalkfelsen zu St. Moriz (Hepp 213), Trinser See (Kill.), Bergün, Lenz, Brienz, Felsberg. Im Allgemeinen auf Kalk; Alp Casons,

280. C. multiflorum Hepp 87. (C. pulposum nudum Körb.?) Auf Kalkfelsen, Erde und Mauern, Engadin (Hepp), Chur am Lürlibad auf Mauern, Haldenstein, Burg Lichtenstein, Felsberg auf Kalk und Dolomit, Mayenfeld und Luziensteig auf Kalk. var. palmatum corallinum Hepp. (Coll. tenax multi- florum Sch. spie. 538.) Untere Zollbrücke auf Sand und Geschiebe.

281. C. pulposum Bernh. St. Moriz (Hepp 417), Arasch-

gen bei Chur (Kill.), St, Luzius (Mor,), Mauern und Felsen bei Chur, Trins u, s. w. auf Kalkboden.

160

282. ©. granosum Wulf., Sch. Auf Mauern, Kalkfelsen, Schiefer u. s. w., auch an Bäumen. Lürlibad (Mor.), Stein- bachwald bei Chur, Maladers, Pizalun und Ragaz,

var. auriculatum Chur (Mor., Kill); auf Moos bei Chur; v. aur. furfuraceum (Kill); verruceforme Chur an Obsibäumen (Kill.)

283. €. plicatile Ach. (Hepp 86) Auf Kalkstein und kalk- haltigem Thon- und Sandschiefer. St, Moriz (Hepp); Masans auf Mauern (Mor.), Haldenstein und Felsberg auf Kalk und Dolomit.

254. ©. Schraderi Bernh. (Sch En. p. 254.) Mayenfeld auf Mauern; selten.

c. Leptogium Fr. Körb.

285. C, atroceruleum Hall. Sch. (Leptogium lacerum Ach Körb.) An schattigen Felsen, Mauern, Baumwurzeln, Moos, aut jeder Art Untergrund, häufig im Thal und in der Waldregion,

a, lacerum Sch. (lacerum majus Körb.) Chur auf Moos (Kill), Calanda, Fürstenwald, Flimser See, Via mala.

b. pulvinatum Hoffm. An Kalk- und Schieferfelsen bei Chur und am Städeli (Kill,), Mittenberg, Bergüner Stein.

c, tenuissimum Dicks. (Hepp 211.) St, Moriz.

d. minutissimum Hepp 212. St. Moriz.

il. Synalissa Fr.

286. 5. Acharü Fr Trevis (Hepp 89. Collema sinalissum Ach, ramulosum Schrad ; C. stygium incisum Sch. Synalissa ramulosa Körb.) An Dolomitblöcken bei Felsberg.

161 VI Synechoblastus Trevis.

287. S. rupestris L. (Collema rupestre Sch.) An Felsen

verschiedener Art, schattigen Stellen, var. flaceidus Sch (Synechobl, flaccidus Körb.) Chur am Städeli (Kill.), Calfeuser Thal, Luziensteig, Stein- bachwald, bis jezt nur steril.

288. S. turgidus Ach. (Collema turgidum Sch., Hepp 215.) An trockenen Kalkfelsen und Mauern. Chur hinter St. Luzius (Mor,), Lürlibad (Kill), Fläsch, Luziensteig, Mavenfeld, Fels- berg; Engadin (Hepp), Ragaz, Albula (Sch,)

289. S. Mülleri Hepp. An trocknen Kalkfelsen, Chur an der Schulhalde, Burg Lichtenstein; Felsberg an herabgestürzten Dolomitblöcken.

Anhang.

290. Ephebe pannosa Sch. (Collema pannosum Hoff. Pher- mutis Körb.) An schattigen Felsen zu St. Moriz (Hepp).

291. Ephebe pubescens Sch. eben da (Hepp).

Zwei Byssusartige Collemaformen!

F. Spharophoracew. Spherophore».

Sphserophorus Pers. Kugelllechte.

292, Sph. fragilis Pers. Aut Felsen und auf der Erde, bis jezt hier selten. Spize des Culm da Vi (10,000%.

it

162 (4. Verrucariaces. Verrucarie®.

I. Endocarpon Hdw. Deckfruchtiechte.

293. E- miniatum L. An Felsen aller Art, oft ganze Wände bedeckend. von der Thalsohle bis zu den höchsten Spizen.

a. umbilicatum Sch. (Hepp 218) Die gewöhnliche Form in freier Entwickelung, überall,

b. leptophyllum Ach. An schattigen Schieferblöcken, Mittenberg nach der St. Luziuskapelle u. a. O.

c. complicatum Sw. An Felswänden, an welchen zu- weilen Wasser herabläuft und an schattigen Orten auch auf der Erde. St. Moriz (Hepp 21 .) Andeer und Rofla auf Gneiss (Kill), Bernina und Rheinwald- gletscher auf Gneiss, Calanda Falkniss. Scesaplana, Ardez, Tarasp, Val Tasna etc. auf Kalk und Schiefer,

d. aquaticum Sch. An beständig nassen Felsen und Alpenbächen, in höheren Gegenden. Oberengadin (Hepp), Rheinwald und Oberland.

e, monstrosum Ach. Sch. Mit den andern hie und da, eine verkommene, den Steinen dicht anliegende Form.

394. E pusillum Hedw. (Hepp 220. Endopyrenium pusi- lum Körb.) Auf Kalkfelsen und kalkhaltiger Erde, Mauern etc. durch das Gebiet. St, Moriz (Hepp), Chur, Calanda, Mittenberg.

var. Hedwigii Ach. Rosshügel bei Ems, Calanda, Ilanz, Piz Mundeun, Disentis elc.

295. E. rufescens Ach. (Hepp 220. Endopyremum rufes- cens Körb) An ähnlichen Orten wie das Vorige und mit ihm zusammen, Engadin (Hepp), Burg Lichtenstein bei Chur u. a. ©.

em.

296. E. Michelü Hepp «Plocidium Michelüi Mass.) An Mauern zwischen Mayenfeld und Luziensteig,

297. E. cinereum Pers. (Hepp 221, Catopyrenium ciner- eum Körb.) An ähnlichen Orten selten, Engadin auf kalkhal- tigem Boden (Hepp), Calanda, Urdenalp.

I. Pertusaria D. C. Porenilechte.

298. P. communis D. C, An glatten Baumrinden, Wald- und Obstbäumen überall in verschiedenen Abänderungen, die in einander übergehen, und oft Variolarien und Isidien durch stau- bige und warzige Degenerationen bilden. So Varr. effusa, dis- coidea, cecodes Körb.

299. P. glomerata Schl. Auf der Erde. Oberengadin (Hepp). Sterile Formen, die wahrscheinlich dahin gehören, auf dem Calanda u, a. ©.

300. P. macrospora Neg. (Hepp 424) Auf Moos mit Psora turfacea St. Moriz (Hepp), Piz Padella.

301. P. lejoplaca Ach. Häufig an alten Obstbäumen (Hepp); an verschiedenen Laubhölzern durch das Gebiet fast überall.

302. P. Wulfenii DC. Mit der Vorigen hie und da, Prätti- gau, Rheinthal etc,

Il, Verrucaria Pers. Warzenflechte.

303. V. rupestris Schrad, An kalkhaltigen Felsen und Steinen überall.

var. calcıseda DC. Calanda, purpurascens eben da.

304, V. fuscoatra Wallr. (V. nigrescens Fr.) An Kalk-

und Schieferfelsen gemein bei Chur und anderwärts fast überall.

a

ver, munda Calanda, Mittenberg etc. auf Kalktuf und Schiefer.

305. V. @rimselana Mass. (Hepp 225. Lecanora badia dis- persa Sch. Mosigia gibbosa Körb) Auf Granitfelsen bei St- Moriz (Hepp).

306. V. Lightoni Hepp 95 (Verruc hymenea b. Funkii Körb. Verr. unionis Sch.) An Granitblöcken in Gletscher- bächen, St. Moriz, Pontresina (Hepp).

307. V. Hochstetteri Fr. (Thelidium Hochstetteri Körb.) bei Pfeffers (Rabenh.)

IV, Sagedia Ach. Sagedie.

308. S. pyrenophora Ach. (Hepp 97. Verrucaria Dufourei granitica Sch Verr. diaboli et Thelidıum pyrenophorum Körb.) Auf Kalk und Granit zu St. Moriz (Hepp).

309. 5. Zwackhü Hepp. (Thelidium Körb.) Auf Kalktuf im Engadin (Hepp).

V, Thelotrema Ach. Brustflechte.

310. Th. fissum Tayl. (Hepp 103 Verrucaria fissa Verr. umbrina Fr. Verr. umionis Sch. Spheromphale fissa Krb.) In Gletscherbächen zu St. Moriz, Silvaplana, Pontresina (Hepp).

3ll. Th. clopimum Wahlenb. (Hepp 101. Sagedia Fr. Py- renula Sch Stigmatidium clopimum Körb.) Auf Granitblöcken am See von St. Moriz (Hepp).

var. porphyrium Mayer. (Hepp 102.) Ufer des Inn bei Ponte auf Kalk (Hepp).

312. Th. Schereri Hepp 100, (Dermatocarpon Schereri Körb,) bisher meist als Var. von Eindocarpon pusillum aufge- führt; var, pallidum Hepp Mayenfeld und Fläsch auf Mauern.

165

313. Th. Hegetschwerleri Neg. (Verruc. epipolea muralis et conoidea Auctt. pr p. Hepp 446.) Bad Pfeflers am Eingang der Taminaschlucht auf Nummulitengestein, schattigen Felsen.

Pyrenule®, Pyrenula Ach. Nusskornfechte.

3ldl. P. nitida Schrad. Häufig an Baumstämmen mit glatten Rinden iri 2 Varr. major Weig (Hepp 467) und minor Leight, (Hepp 468), beide gleich häufig, 3ld. P. glabrata Ach. (Verrucaria glabrata Sch. En. p. 222.) An jungen Buchen, Calanda, Mayenfeld u. a. O, 316. P. punctiformis Hepp (Verrucaria punctiformis et epi- dermidis Auct.) In verschiedenen Varr, auf Baumrinden. a, fallax Neg. (Hepp 450.) Auf Birkenrinden in höhern Gegenden durch das Gebiet. b, analepta Hepp 451. (Arthopyrenia analepta Körb.) c. vera. Neg. (Hepp 453.) An jungen Eichen, Chur, Mayenfeld etc, 317. P cerasi Schrad. (Verruc. epidermidis cerasi Schär. En. Arthopyrenia cerasi Mass.) An der Rinde junger Kirsch- bäume hie und da. Chur, Ems, Herrschaft.

Nachträgl, von Kill. mitgetheilt: Zu Nr, 12. Cl, aleicornis Lightf. am Puschlaver See. Nr. 30, @yroph, polyph. b. flocculosa Poschiavo, Nr. 31. Gyroph. hyperborea Schrad, Granitblöcke im Val di Campo hinter Poschiavo. Nr, 97. B. flavovirescens Borr. Le Prese auf Erde,

166

3. Eine neue Laubmoosspeeies. Mitgetheilt

von Dr. Carl Müller in Halle. (Vide Tafel.)

Orthotrichum Killiasit €. Müll. n. spec Monoicum; dense pulvinatum, erectum parce dichotomum rigidiusculum densifolium, sordide viride; folia caulina erecta, anguste lanceolata plicata, canaliculata, obtusiuscula vel juniora acutius acuminata, margine usque fere ad apicem revoluta, e cellulis grosse rotundatis haud incrassatis, tuberculose papillosis, basi magis rectangularibus angustioribus, parielibus minus interruptis, areolata; perichtialia basi teneriora; theca breviter exserta, e collo octies plicato dex- trorsum lorto sensim cylindrica longiuscula angusta levis (haud sulcata), ore angusto parum coarctata; leptodermis pallida, in- terdum curvula; operculo e basi cupulato longe apiculato; peri- stomii duplieis dentes externi octo bigeminali, late lanceolati pallidiores, apice secedentes, tenerrime papillosi, lutei, interni octo robustiuseule papillares, artieulati, simplices externis con- colores persistentes; calyptra thecam multo superans e bası an- qustiore schlotheimioidea sensim inflata, pulchre straminea, brun- neo acuminala, parum plicata, distincte pilosa,

Patria. Rhatia, Mons Bernina, Palü-Gletscher in rupibus eraniticis: Killias 20. Aug. 1857 detexit.

Ab Orth. Pylaisei proximo notis accuralius laudatis longe dil- fert: ab ommibus congeneribus Orthophyllari@e sectionis euro-

167 peis calyptra schlotheimioidea haud campanulata pulcherrime straminea thecaque l&vi primo intuitu distinguitur. Pulcherrima species! Flos masculus infra femineum minute gemmaceus, foliis lato-convolutis obtusis,

Diese merkwürdige neue Art ist um so interessanter, als die übrigen Verwandten nur der kalten Zone angehören und schon eine andere Sectionsverwandte, O, nigritum Br et Sch., Grau- bünden angehört. Die beiden anderen zunächst stehenden Arten sind ©, Pylaisaei Brid. aus Grönland und von Neufundland, und O Barthü Sendtn. von Grönland, Alle diese Arten bilden vereint mit ©. Hutchinsie eine eigene in sich geschlossene Gruppe der Section Orthophyllaria durch ihren zurückgerollten Blattrand. Zwei andere Arten, O. crassifolium Hook et Wils. und O. angustifoium eor. aus dem antarktischen Archipel weichen durch einen aufrechten Blattrand, alle übrigen durch einen eingerollten ab. Diese sind die entferntesten Verwandten der neuen Art, die ich um so lieber nach ihrem Entdecker be- nannte, als derselbe sich um die rhätische Moosflora bereits Verdienste erworben hat. Nicht leicht wird eine zugleich geo- graphisch so interessante neue Art in Europa wieder gefunden.

Halle a. d. Saale, im November 1857.

168

B. Gefässpflanzen.

Zusammengestellt von Ed. Killias, (Vergl. Jahresb. I. p. 70.)

Aus dem reichhaltigen Material, das mir die hiesigen Bota- niker im Laufe der lezten zwei Jahre mitgetheilt haben, wurden nur die interessantesten Punkte zur Aufnahme in diese Blätter ausgewählt; einerseits ist der Raum für botanische Mittheilungen ohnehin schon ziemlich in Anspruch genommen worden, ander- seits möchte die nicht unbeträchtliche Menge neuer Beobach- tungen bei einer künftigen Umarbeitung der rhätischen Flora sich dankbarer verwenden lassen, als dieses in der Form ver- einzelter Notizen möglich ist.

Sollte daher einer unserer Botaniker einstmals sich einer solchen Arbeit unterziehen wollen, so werden ihm unsere Her- barien und schriftlichen Aufzeichnungen zur Verfügung stehen,

Die mit einem + bezeichneten Species hat Moritzi in seinem Catalog noch gar nicht, oder nur auf dem bündnerischen Grenz- gebiet aufgeführt, Damit soll nicht gesagt sein, als ob irgend- wie Prioritäten beansprucht würden, indem es sich nur darum handelt, dass eine Pflanze wirklich bei uns vorkommt, und man daher allfällige Reklamationen früherer Entdecker von Pflanzen sehr gerne berücksichtigen wird, So viel mit Beziehung auf stattgefundene Missverständnisse.

Meinen Mitarbeitern meinen besten Dank, und mögen sie mit gleichem Eifer fortfahren, die Kenntniss unserer interes- santen und reichen Flora durch neue Entdeckungen zu be-

reichern, Die hier aufeeführten Pflanzen besitze ich beinahe

in,

sämmtlich in meinem Herbarium, wo Freunde der Botanik sıe jederzeit einsehen können.

a. Phanerogamen.

+ Thalictrum alpinum L. (Moritzi die Pfl. Graub. p. 34), Neuer Standort; Giufplan im Thal von Buffalora unweit der Gränze, zwischen Gestein. August 1857. (Dr. Papon).

Ranunculus reptans L. CJahresb. I, p. 72.) Unweit des Wirths- hauses von La Rösa, Bernina-Südseite, massenhaft in torfigen Gräben,

+ Ranunculus nemorosus D. C. Ob Haldenstein längs der Fels- wand (Loretz). Zwischen Felsberg und Tamins (Theob.) 1856.

+ Helleborus odorus W. K. Chur, hinter der Fidelifabrik auf dem „Sand“ längs den Felsen. Herr Kreisrichter Loretiz, der die Pflanze daselbst sammelte, theilt mir darüber noch folgendes mit: „Ich habe diesen Helle- borus schon vor mehreren Jahren beobachtet, und fand ihn einmal bei gelinder Witterung sogar im Dezember blühend, Lezten Frühling (1857) traf ich ihn in der ersten Hälfte März mit wohlriechender gelber Blume, und erst knospenförmig entwickelten Blätter ; ausge- wachsen erschienen diese erst zu Mitte April und später“. Diese Species unterscheidet sich schon in ihrem ganzen Habitus sehr scharf von dem bekannten und zufällig in ihrer Nähe vorkommenden H, viridis L., und stimmt genau zu Exemplaren aus Steiermark, die sich im Hebarium Moritzis vorfinden,

Dentaria digitato-polyphylla. Herr Lehrer Schlegel dahier sammelte diese inleressante Hybride auf Pramanengel am Calanda an einer Stelle, wo die Stammpflanzen in

der Nähe waren, Exemplare, die er in den botani-

U’.

schen Garten versezte, haben ihren Charakter in den zwei Jahren, seitdem sie beobachtet werden konnten, behalten. Da die Pflanze unseres Wissens neu ist, so folgt hier eine nähere Beschreibung derselben, die Herr S, mitzutheilen die Gefälligkeit hatte.

„Rhizom ästig mit groben Zähnen besezt, dick und fleischig,

Stengel aufrecht 1%—1 Fuss hoch, kahl, etwas zusammenge- drückt wie bei D. digitata.

Blätter 3—4, abwechselnd, einige gefingert, andere gefiedert mit 5, selten 7 Blättchen, Letztere sitzen, wenn sie ge- fiedert sind, nicht gegenständig, wie bei D, polyphylla, sondern abwechselnd, so dass die oberen nur wenig höher sitzen, als die ihnen entsprechenden untern. Sie sind schmal lanzetilich, scharf und verlängert zugespitzt, wie bei D. polyphylla, und auch wie bei diesen matt hellgrün, während die von D. digitata breiter und auf der Oberseite glänzend sind, doch sind sie immerhin etwas breiter als die von D, polyphylla. Ihre Sägezähne sind ungleich tiefer eingeschnitten, als bei digitata, und wie bei polyphylla mehr anliegend als abstehend, am Rande mit sehr zarten Wimperchen besezt und mit einem weisslichen Spitzchen endend, was beides sich auch bei den beiden Stamm- pflanzen findet. So kommen auch am Grunde des Haupt- blattistiels 2 kleine Drüsen vor, wie bei den Stammpflanzen.

Blüthen in einer endständigen 6—8 blüthigen Traube lang- gestielt, gross. Kelchblätter lanzettlich, hohl, wie bei digitata nicht eilanzettlich wie bei polyphylla— am Grunde röthlichweiss in’s Violette, auf dem Rücken und an der Spitze grünlich. Kronenblätter doppelt so lang als der Keleh röthlichweiss, von der Farbe der Cardamine pratensis oder etwas dunkler, schmäler als bei polyphylla

ınd mehr auseinanderstehend, wie diess bei digitata der

Fall ist. Staubfäden etwas länger als der Kelch, Fäden blassviolelt, Antheren bläulichweiss, am Grunde der kurzen Fäden eine grosse Drüse,

Frucht: es haben sich Schoten gebildet, welche aber weniger Samenkörner enthielten als bei den Stammpflanzen in der Regel vorkommen. Sie konnten leider noch nicht näher beobachtet werden, da zur Zeit der Fruchtreife die Pilanze an ihrem Standort abgemäht war, und die Exem- plare im Bot. Garten durch Gärtnerarbeit unglücklicher- weise zu früh gestört wurden.

Im Ganzen stimmt unsere Pflanze mehr mit D. digitata als mit polyphylla überein. Von ersterer hat sie den Stengel, die zum Theil gefingerten Blätter, die lanzeltlichen weniger bauchi- gen Kelchblättchen mit grünem Rückennerv und die kürzern Staubfäden; von letzterer die schmalen Blättchen, deren Bezah- nung und Färbung. Die Krone gleicht in der Gestalt mehr der D. digitata; die blasse Farbe steht zwischen der der beiden Stammpflanzen; auch die Gestalt des Kelchs im Ganzen ist ein Mittelding zwischen beiden, schmäler als bei polyphylia, bauchi- ger als bei digitata. Sie blüht mit D. polyphylla, etwas früher als digitata 1857 auf Pramanengel den 10. Mai; im Bot. Garten früher.“

Alsine laricifolia Wahlenb. (Mor, 1. c. p. 46). Unterhalb Pos- chiavo die ganze rechte Thalseite hinunter auf Granit und Gneiss ziemlich häufig, zum Theil in ausgezeichnet schönen Exemplaren.

Viecia angustifolia Roth. CJahresb. I. p. 75.) Sehr häufig im

Puschlaver Thal unter dem Getraide,

+ Vicia villosa Roth. Auf Aeckern bei Bonaduz. Juni 1856. (Loretz).

Bryonia alba L. (Mor. I. ec. p. 59). Neuer Standort: beı Schleuis im Oberland spärlich in einer Hecke. (Schlegel.)

A

Saxifraga Rudolphiana Hsch. Valserberg (Loretz).

Saxifraga Clusii Gouan. Davos auf Isch. (Loretz). (Beide Saxifragen sind schwerlich gute Arten und mehr als Formen bemerkenswerth.)

+ Asperula arvensis L. (CVergl. eine Anmerkung Mor. 1. c. p’ 68.) In Aeckern bei Bonaduz. Juni 1856. (Loretz).

+ Valeriana Phu L. In Weingärten bei Fläsch. Doch wohl verwildert. 1857. (Theob.)

+ Adenostyles hybrida DC. Nach Koch in Graubündten. Ich sammelte die Pflanzen in vereinzelten Exemplaren auf Geschiebe am Palü-Gletscher August 1857.

+ Erigeron glabratus Hoppe u. Hornsch. Unterengadin bei der Süsser Mühle. 1856. (Theob.)

+ Centaurea splendens L. (Mor. I. c. p. 78.) Auf Granitfelsen gegen Campocologno, August 1857,

-+- Taraxacum palustre BC. (Mor. I e. p. 87.) Hin und wieder an nassen sumpfigen Stellen, so z. B. an der Halde ob der neuen Kantonsschule, am Lenzer See u. Ss. w. (Theob.)

Campanula spicata L. (Mor, 1. c, p. 94) An der Bernina- Route von Pisciadella gegen Puschlav ziemlich häufig. Juli 1857.

+ Pyrola media Sw. Beim Städeli ob Chur (Theob,, Loretz)

-- Cuscutina suaveolens (Pfeiffer Flor, v, Niederhess. I. p. 305. früher Cuscuta hassiaca ejusd.) Ich beobachtete diesen Parasiten bei Le Prese im Garten vor der Badeanstalt, wo er sich auf einer Aster angesiedelt hatte, Vielleicht von Zürich her eingeschleppt, indem verschiedene Blumenseizlinge vom botan. Garten daselbst bestellt worden waren, Die Pflanze charakterisirt sich durch

gestielte Blüthenbüschel, und die orangegelben Stengel.

173

(Blumenröhre glockig, die Schuppen in derselben zu- sammenneigend, gefranst, Narbe kopfförmig).

+ Orobanche flava Mart. Ich traf die Pflanze in ziemlicher Anzahl und in schönen Exemplaren auf Petasites alba schmarotzend nieht weit vom Brunnenhäuschen im Pizokelwald, 1856. Auf der nämlichen Pflanze steht sie unter der Felsberger Alp (Theob,)

Orobanche lucorum A. Braun. (Jahresb. I p. 80.) Ist im ganzen oberen Puschlav, namentlich an der rechten Thalseite, auf Berberis vulgaris sehr häufig und geht bis über Selva (1458 M,) hinauf,

+ Mentha sativa Smith Am unteren Ende des Puschlaver See’s bei Guneo längs dem Ufer, 1857,

Androsace obtusifolia All. Die var. exscapa auf dem Calanda- Sattel in Gesellschaft von Ranunc, Traunfellneri. (Schlegel). Es ist dieses eine einblüthige, sehr kurz- gestielte, fast kahle Form, offenbar dieselbe, welche Hegetschweiler auf dem Calanda gesammelt, und wo- rüber Moritzi Cl, c. pag, 113) unter Aufführung der Synonymen berichtet hat, Herr Loretz sammelte das Pflänzchen auf dem Valserberg.

Statice alpina Hopp- (Moritzi I, c. p. 114.) Ueber dem Rhein- waldgletscher rechts hinauf in der Richtung des Ueber- ganges nach der Ganal-Alp (Valsergebiet) an Felsen ziemlich häufig in Gemeinschaft mit Eritrichium nanum Schrad. (Loretz). Auf der Gränze zwischen Calanca und Val Blegno, (Theob,)

+ Chenopodium Botrys L. Unterhalb Brusio auf dem Geschiebe des Poschiavino, bis an die Landstrasse. Aug, 1857,

Daphne alpina L. (Mor. I, c. p. 118), Bei Rothenbrunnen, 1855. (Cajöri). In ziemlicher Menge auf dem älteren

en

etwas bewachsenen Theil der Felsberger Schutthalde. 1856, (Theob.)

Potamogeton perfoliatus L. (Mor. I. c. p. 124). Gemein im Puschlaver See, in Gesellschaft mit P. lucens L,

Zannichellia palustris L. (Mor. I. c. p. 124). Daselbst, in der Seebucht bei Cantone massenhaft.

Gladiolus palustris Gaud? (Mor. I, c, p. 134.) In Oldis bei Haldenstein auf Wiesenboden (Loretz und Theob.) Die Pflanze verdient noch nähere Prüfung, da sie zwischen Gl. palustris Gaud. und communis L. schwankt, Ob hier die Stammpflanze der in Gärten cultivirten Pflanze, wie Moritzi meint, oder vielleicht ein Abkömmling derselben vorliegt, möchte schwer zu entscheiden sein. Auch bei Campodels, zuoberst im Lürlibad, sammelte Herr Loretz vor mehreren Jahren einen Gladiolus, den er für den palustris hält,

+ Allium spherocephalum L. (Mor. 1. c. p. 128.) Am rechten Ufer des Puschlaver-See’s auf den Felsen von Taurino. Juli 1857.

+ Seirpus triqueter L. Bei Puschlav von Stud. Pozzi gesam- melt, 1856.

-+- Seirpus Tabernemontani Gmel. Bei Crusch im Unterengadin auf Gyps. 1857, (Theob.)

+ Lasiagrostis Calamagrostis Link. Nach Heer und Heg. in Bünden, Steht unterhalb Brusio auf Granitfelsen. August 1857.

b. Cryptogamen.

Equiselum sylvaticuam L. (Mor. I. ec, p. 142.) Neue Standorte: Zwischen Ponteglias und Trons, Saaser Alp, Sardasca und Valzeina. (1855—57 Theob.)

nn,

Equisetum variegatum Schleich. Auf Wiesen bei Vättis (Theob.) Am Flimser See, bei Brusio u, Ss. w,

+ Equisetum Telmateja Ehrh. CE, fluviatile Smith.) In feuchten schattigen Waldschluchten hin und wieder, hinter See- wis und sonst im Prättigau, zwischen Valendas und Carrera (Theob.). In der Umgegend von Ragaz und Pfäfers,

Ceterach officinarum (C. Bauh.) Willd. (Mor, I. c. p. 143.) Wächst vereinzelt in Mauerritzen u. dgl, von Brusio

-1-

abwärts. Weiter oben findet sich die Pflanze nicht mehr. 1857.

Asplenium germanicum Weiss. (Mor. I, c, p. 144.) Auf Granitblöcken bei Brusio; ziemlich selten. 1857. Blechnum Spicant Roth. „Hat Herr Lehrer Reinhard am See

Laret, Landschaft Davos, im Walde entdeckt, Ich sah

--

+

die Exemplare selbst.* (Handschrifl, Notiz von Moritzi.) Herr Prot, Theobald hat dieses Bl, bei uns mehrfach im Oberland angetroffen, so hinter Ilanz, bei Cedruns u Ss. w

Polystichum rigidum DC. (Mor, l, c. p. 144.) Im Fläscher Thäli am Falkniss, auf Kalk. 1857, (Theob,)

+ Aspidium cristatum Sw. In der Saaser Alp, 1857, (Theob,)

+ Botrychium virginicum Sw. Diese höchst interessante Species wurde von Herrn Lehrer Schlegel gegenüber dem Ser- neuser Bad in Gesellschaft mit der Microstylis mono- phylla Lindl,, August 1856 aufgefunden, Scheint nur in wenigen Exemplaren vorzukommen,

Herr Dr, G. Bernouilli, derzeit in Berlin, Verfasser der Monographie über die Schweizer Gefässeryptogamen, erhielt dieses Botrychium, dessen Bestimmung bei den hiesigen Hülls- mitteln unmöglich war, von mir zugesandt und hatte die Geläl-

176

liekeit, mir noch die folgenden Notizen über unsere Pflanze mitzutheilen.

„Ich habe das Botrychium Herrn Alex, Braun vorgelegt, und er hat es ebenfalls für das B, virginicum Sw. erklärt, nachdem er es in meiner Gegenwart mit sämmtlichen Exemplaren, sowohl amerikanischen als europäischen seines reichen Herbariums genau verglichen hatte; das vorliegende Exemplar stimmt genau mit den amerikanischen überein; die europäischen, die ich ge- sehen habe, sind sämmtlich kleiner. Die Pflanze ist in Nord- amerika sehr verbreitet; sie geht südlich bis Mexico, von wo sie als B. virg. v. mexicanum beschrieben worden ist. In Europa findet sich die Pllanze in Scandinavien und wieder weiter im Osten im russischen Reiche, wo aber ihr Verbreitungsbezirk noch festzustellen ist, Endlich ist einmal eine ähnliche Pflanze in den Oesterreichischen Alpen gefunden worden, und dieses wird Sie wohl zunächst interessiren, Herr Dr, Milde in Breslau, der die Botrychien zu seinem besonderen Studium gemacht hat, hatte letzter Tage die Güte, mir seine genaue und umfangreiche Schrift: „Die Gefässeryplogamen in Schlesien“, welche im nächsten Bande der Nov, Act. Ac. Leop. Carol. erscheinen wird, zuzuschicken. Ich schreibe Ihnen folgende Stelle (pag. 331 und 332) daraus ab:

»»Der Vollständigkeit wegen glaube ich hier noch eın Botr. hinzufügen zu müssen, welches die Reihe der in Europa über- haupt vorkommenden beschliesst. Es dürfte vielleicht nicht uner- wünscht sein, die sehr genaue Beschreibung desselben, welche Presl in seinem Werke: „Die Gefässbindel im Stipes der Farn“ Prag 1847, auf Seite 15 von demselben gibt, wn einer deut- schen Uebersetzung an diesem Orte wiederzufinden.

Botrychium anthemoides Presl,

Steriler Wedeltheil krautig, sitzend, ei-dreieckig, (!) stumpf, doppeligefiedert; untere Fiedern kurz gestielt, eiförmig,

177

obere sitzend; obere Fiedern und Fiederchen länglich-lanzett- förmig, spitzlich, fiederspaltig, untere sitzend, obere angewachsen ; Abschnitte lanzettförmig, spitz: untere nach der Spitze zu drei- zähnig, die mittleren zweizähnig, obere ganz; Zähne spitz; Spin- deln geflügelt; Venen gefiedert, entfernt, einfach. Rispenstiel dem Laube an Länge gleichkommend.

Findet sich auf Waldwiesen des Berges Pürn bei Spital an den Grenzen Oberösterreichs und Steiermarks sehr selten. (C. Presl.)

Fruct. ım August

Beschreibung.

Die Wurzeln sind büschelförmig, ästig, ungleich. Das Rhi- zom ist fast kugelig, klein. Der Stipes ist fingerlang, drehrund, gestreift nervig, am Grunde mit einer langen, länglichen, häutigen, zarten, zweispaltigen Scheide umhüllt; der äussere Lappen derselben ist an der Spitze spitz-dreizähnig, der innere, wenig kleinere ist spülz, ganz. Das Gefässbündel des Stipes ist central, drehrund, dick. Der sterile Wedeltheil ist I1/y lang, am Grunde 2” breit, ei-dreieckig, sitzend, krautartig. durch- scheinend, am Grunde doppelt, an der Spitze einfachgefiedert. Die Fiedern sind fast gegenständig und gegenständig, abstehend ; die untersten mit einem ewne Linie langen Stiele, die obern bald fast sitzend, die übrigen ungestielt.

Die Fiederchen der untersten Fiedern (die Fiedern 2ter Ordnung) sind 5‘ lang, 3 breit. Die Wedelspindel und die Fiederspindel oberseits flach, unterseits etwas konvex. Mittel- rippe zart, innen. Die Venen sind innen, zart, gefiedert, ab- wechselnd. Der aufrechte Rispenstiel ist 1!/" lang und ent- springt am Grunde des sterilen Laubes bald zwischen den beiden untersten Fiedern Die Rispe st fiederästig, die Spindeln eine halbe Linie schmäler, oberseits flach, unterseits konvex ; die Fie-

12

178

derspindeln der Rispe spüz gezähnt, Zähne unterseits frucht- tragend. Die Sporangien stehen in zwei Reihen, sind fast sitzend, kugelrund,

Am meisten nähert sich die Pflanze an die Form minus des B, virginicum und ist hinter jenem anzuordnen; unterscheidet sich aber vorzüglich durch die kurzen gestielten Fiedern, die sitzen- den Fiederchen, den kürzern Rispenstiel, die einfachere Rispe, die breitern fruchttragenden Spindeln. Die bisher bekannten 4 europäischen B. Arten gehören ın die Abtheilung mit fächer- förmigen Venen; B. anthemoides ist also die einzige europäische Art mit gefiederten Venen, welche letztere bisher nur an ameri- kanischen Orten und solchen von den @ebirgen Nepals gefunden wurden.

Angström bringt diese Pflanze ın den „Botaniska Notiser“ 1854, Mai-Juni als var. europeum zu B, virginicum Sw. Ich selbst erhielt aus Presl's Herbar das einzige vorhandene Exemplar zur Ansicht, und konnte ebensowenig wie Al. Braun, dem diese Pflanze vorgelegt wurde, in ihr eine andere Art als B. virginicum Sw, erkennen, deren Vorkommen in Deutschland allerdings höchst merkwürdig bleibt.““

„Die Steindrucktafeln zu Mildes Arbeit konnte ich noch nicht vergleichen, so dass wir uns einsiweilen mit dem Text begnügen müssen, Doch dieser ist ausführlich genug, um zu zeigen, dass das schweizerische Exemplar die Formabweichungen des Oesterreichischen nicht theilt, Es gleicht im Gegentheil auch durch seine Grösse ganz der amerikanischen Pflanze. Auch jetzt, nachdem 7 Arten von Botrychium in Europa unter- schieden worden sind, bleibt B. virginicum Sw, die einzige mit gefiederten Venen, wodurch sie vor allen Anderen auf den ersten Blick zu erkennen ist,“

(Es war leider nicht mehr möglich, eine Zeichnung anzu- fertigen. die am Besten die charakteristischen Merkmale dieses

179

Botrychiums versinnlicht hätte. Wir gedenken aber jedenfalls in der Folge noch weiter über die Pflanze zu referiren (die wir allen Botanikern, die das hintere Prättigau besuchen, sehr zur Beobachtung empfehlen) und bei dieser Gelegenheit das Ver-

säumte nachzuholen. Die Red.)

\. Anhang.

1. Verzeichniss der im Tausche gegen den Jahresbericht eingegangenen Bücher und Zeitschriften (1856 bis März 1858).

a) Von inländischen Gesellschaften:

Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern Nr. 360—9384. Bern 1856,

Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 11. und IV. Heft. Basel 1856 und 1857.

Witterungsbeobachtungen im Jahr 1857. (Von der Naturfor- schenden Gesellschaft in Aarau),

Vierteljahrschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich I, 3 und 4; II, 1. Zürich 1856 und 1857.

Coup d’auil sur les travaux de la Societe jurassienne d’Emu- lation a Porrentruy, 3 Hefte 1853—1855.

Bibliotheque universelle, Archives des sciences physiques et naturelles. 1 Band, I Heft. Genf 1858.

b. Von ausländischen Gesellschaften: Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft Bände: VI, VII, IX 1 und 2, Berlin 1855—1857. Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau, Heft X1. Korrespondenzblatt des Zool. Mineralog, Vereins in Regensburg, Jahrgänge VII—XI.

181

Von der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München:

Almanach der k. bayer, Akademie für das Jahr 1855. München.

Denkrede auf Dr, Th. Siber und Dr. G, S, Ohm von Dr. Lamont, 1855.

Denkrede auf Chr. S. Weiss von Dr. C, Ph. v. Martius. 1857.

Denkrede auf J. N, von Fuchs von Fr. v. Kobell. 1856.

Ueber die Physik der Molecularkräfte von Prof, Dr. Jolly, 1857.

De mutationibus qu& contingunt in spectro solari fixo auctor. Fr. Zantedeschi. 1857,

Die statischen Momente der menschlichen Gliedmassen von Prof, Dr. Harless. 1857.

Die statischen Momente der menschlichen Gliedmassen von demselben. II. Abhandlung. 1857.

Mittheilungen über metallische Superoxyde von C. F. Schönbein. 1857.

Ueber einige neue Reihen chemischer Berührungs- wirkungen von C. F, Schönbein. 1856,

Ueber Bleisesquiphosphat von Prof. Dr. Vogel jun. 1856.

Ueber das Verhalten des Bittermandelöles zum Sauer- stoff von €. F. Schönbein. 1857,

Ucber Anbau und Ertrag des Bodens im Königreich Bayern, J Abtheil., von Dr. F, B. W. von Herr- mann. 1858.

Neue Beiträge zur Kenntniss der fossilen Säugethier- Ueberreste von Pikermi, von Dr. A. Wagner, 1857.

Resultate aus den an der königl. Sternwarte (München) veranstalteten Meteorolog. Untersuchungen von Dr. J. Lamont. 1857.

|

Mittheilungen des Clausthaler Naturwiss. Vereins Maja. 1 und Il. Halle 1854 und 1856.

Jahreshefte des Württembergischen Naturwissensch. Vereins. XII, und XIV. 1. Stuttgart 1857 und 1858.

Zeitschrift der Gesellschaft Lotos in Prag. Bände I bis VI. 1852—1857.

Jahrbücher der k. k. Geologischen Reichsanstalt, Bände I—-VIll. 1. Wien 1850 bis 1858.

Zeitschrift fur die gesammten Naturwissenschaften Bände VII, VII und IX. (Vom Naturwissensch. Verein für Sachsen und Thüringen in Halle). Berlin. 1856 und 1857.

Neueste Schriften der Naturforschenden Gesellschaft im Danzig, Bände IV und V. 1843—1856.

VI. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, Giessen. 1857.

Notizblatt des Vereins für Erdkunde und des Mittelrheinischen Geolog, Vereins Nr. 1—9, Darmstadt. 1857. Flora der Preuss. Rheinprovinzen von Dr. Th. Wirtgen 1857. (Vom Naturh. Verein der Preussischen Rheinlande in Bonn). Von Herrn Dr, Erlenmayer in Bendorf eingesandt: Verhandlungen der deutsch. Gesellschaft für Psychia- trie etc. Neuwied 1857. Die Gehirnatrophie der Erwachsenen vom Verf. Mehrere Brochuren balneolog. Jnhalts von Demselben. Jahresberichte der Wetterauischen Gesellschaft in Hanau 1844 | bis 1855. Jahresberichte der Gesellschaft Pollichia in Dürkheim (Rhein- bayern) I—VII. Jahresberichte der Societe des sciences naturelles in Luxemburg Bände I. IH und II.

18

3

II. Verzeichniss der Gesellschaftsmilglieder.

1 + s 2.

(März

Ordentliche

a. In

Herr Albert, Goldschmied,

e,

Bavier Sim,, Bürger- meister.

Bavier Dr.

Bärtsch. Kupferschm. Bernhard, Standes- buchhalter.

Bott, Professor, Botscheider, Mecha- niker,

Camenisch, Stadtför- sier.

Capeller, Sohn, Apo- theker.

Caviezel Rud,, Kauf- mann,

Caviezel J, C., Kauf- mann.

Coaz, Forstinspektor. Dammann, Pfarrer, Darms, Phothograph,

1858.)

Mitglieder.

Chur.

15. Herr Delisle, Ingenieur. 16. Eckert, Förster.

17, Früh, Professor.

18. Gmelch, Professor, 19. Gsell, Buchhändler. 20,31513 4 Hilty,. Dr. jur.

21. Hold, Advokat,

22. Hössli, Kaufınann, 23.0053. ‚Kaiser-Dr;

24. Killias Dr,

25. La Nicca, Oberst, 26. Loretz, Pfarrer.

27. Loretz, Kreisrichter, 28, Ludwig, Baumeister. 29. Mamni, Forstadjunct. 30. „. Mengold, Ingenieur. 31, Moratlı, Kaufmann, 32. „. Nutt, Professor. 33.» Olgiati, Apotheker. 34. Otto B,, Aide-Major, 35. Papon Dr.

184

36. Herr v, Planta, Oberst.

37, 38.

39.

40,

4. 42.

43.

44,

v. Planta Ad,, Dr,

v, Planta Rud., Oberst- lieutenant,

v, Planta C,, National- rath,

Rascher Dr,

Risch, Uhrenmacher, v. Salis, Gaud., Reg.- Rath,

v. Salis Fried., Inge- nieur,

v. Salis Hier., Hauptm.

b. Auf dem Lande. 64, Herr

56. Herr Andeer, Pfr, in Bergün.

60.

61.

62.

69.

Bernhard, Apotheker in Samaden.

Brügger Engelhard in Churwalden,

Cajöri, Baumeister bei Reaita.

Candrian Luc., Pfar. in Pitasch. Emmermann, Förster in Samaden,

Janka, Truns.

de Latour C., Reg.-

Rath in Brigels.

Förster in

46. 47,

65. 66.

67.

| 45. Herr v. Salis Albert, Kaut-

mann,

Schlegel, Lehrer. Schällibaum, Rektor. v. Sprecher Peter. Tester, Aktuar, Theobald, Professor. Valär, Commandant. Wassali, Reg,-Rath., Wehrli, Professor. Wunderli, Mechanik. Würth Dr.

Marchioli Dr, in Pos- chiavo.

Moos Dr, in Tarasp. Nicolai, Lehrer in Bergün. v. Salis, Oberst in Jenins.

Sarraz Joh. in Pon- tresina,

Vital, Pfarrer in Pon- tresina, . Walser Ed., Haupt-

mann in Seewis,

185

Correspondirende Mitglieder. Herr Challandes, Major in Bern. Stocker, Sekretair in Zürich. Fischer J. A., Ingenieur in St. Gallen. Depuoz, Ingenieur in St. Gällen. Bernouilli G,, Dr. in Basel. Hartmann W., Naturalienmaler in St. Gallen, Cassian, Professor in Frankfurt a,/M. Rössler, Fabrikant in Hanau. Moller, Professor in Göttingen. Bavier Sim,, Ingenieur in Vicenza. Schweizer, Dr. in Triest. Koch, Kaufmann in Triest.

Ehrenmitglieder.

Herr v. Salis Ulysses, in Marschlins. Am Stein, Major in Malans. Conrado Thomas, zu Baldenstein. Escher v. d, Linth, in Zürich.

Studer, Professor in Bern.

Federer, Dekan in Ragatz.

- Hepp Ph., Dr. in Zürich. Gloetta, Dr. in Zürich. Müller Carl, Dr. in Halle a/S.

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