N N N N N . ck ’ N N NÜN N N N NN N RN N NN \ N N \ N N N N N N \ = \ =, 5 € . Jahresbericht _). a = re FADEN 3 der Naturforschenden Gesellschaft ERAUBÜNDEN: Neue Folge, IX. Jahrgang, (Vereinsjahr 1862-1863.) ' Chur. In Commission bei L. Hitz. Jahresbericht der Naturforschenden (resellschaft | Graubündens. EIKSNLETTE) IX. Jahrgang. (Vereinsjahr 1862 —1863) CHUR. In Commission bei L. Hitz. 1864. 1 GR EB | en fi | N ER N Pe Na | Er Pi n H r u LE R | 3 2 | n ch tsıloullersı) mobnsihrrokunien aha # 2 PER REN 1 s } | er vielen 2 y > a RT ALL WEATE Kae NEN, Bla) VI. VII. IX. X. Inhalt. Nachtrag zum Beitrag der Celeopterenfauna des Oberengadins, insbesondere der Umgegegend von St. Moritz, von L. v. Heyden, Oberlieut. in Frankfurt a/M. . Die Schwefelquelle zu Alveneu, von Dr. A. v. Planta-Reichenau . Bemerkungen über die in F. Tschudis Werk, das Thierleben der Alpenwelt, beschriebenen Vögel; von Thom. Conrad-Baldenstein Neue Seebildung bei Riein, von Forstinspektor (Coaz . Excursion nach der Ringelspitze, von demselben . Der Septimerpass und dessen Umgebung, geognostische Skizze von Prof. @. Theobald (mit einer Tafel) Meteorologische Beobachtungen: 1. Killias: Beobachtungen in Chur 1863 ; . Gianiel: Beobachtungen auf dem Julierbershaus 1863 . Andeer: Beobachtungen in Bergün 1863 . Enderlin: Beobachtungen in Maienfeld 1863 : . Engelhard Brügger: Beobachtungen in Churwalden 1863 . . €. Regi: Beobachtungen in Guarda 1860, 1361, 1862, 1863 7. Cajöri: Beobachtungen in St. Aignans 1861, 1862, 1863 . Beobachtungen über einen Lämmergeier, von Thomas Conrad- na Wr DD Baldenstein Biston Lapponarius Boisd. im Oberengadin, nachgewiesen von Se- nator C. v. Heyden Litteratur Seite Seite Xl. Vereinsangelegenheiten: 1. Bericht über die Thätigkeit der Naturforschenden Gesell- schaft im Jahre 1862—1863 - - & : . 147 2, Eingegangene Bücher und Zeitschriften 3 ; .. 149 3. Mitgliederverzeichniss e . i ; e . 155 Unvorhergesehener Umstände halber mussten mehrere für diesen Bericht bestimmte Beiträge zurückgelegt werden. Von einer Reihe meteorologischer Stationen, die seit Ende 1863 in das Eidgenössische meteorologische Netz aufgenommen worden sind, kann der Jahrgang 1863 erst im nächsten Heft nachgeliefert werden. l. Nachtrag zum Beitrag der Coleopterenfauna des Oberengadins, insbesondere der Umgegend von St. Moritz von L. von Heyden, Oberlieutenant in Frankfurt a/M. Durch die interessanten Gegenden des Oberengadins an- gezogen, entschloss sich mein Vater im J. 1863 wiederum sich einige Wochen, und zwar vom 11. Juli bis 13. August dort aufzuhalten. Diesmal wählte er als Standquartier den Ort Pontresina (5566° s. M.) am Ausgange des Berninathals und an der Vereinigung der Bernina- und Rosseg-Flatzbäche. Das Vorkommen der Arten ist ein etwas verschiedenes von dem in St. Moritz, indem eine an Insekten so reiche Ge- gend, wie z. Beisp. zwischen Cresta und St. Moritz, dort in nächster Nähe nicht vorkommt. Pontresina liegt um beiläufig 200° tiefer als St. Moritz, in den Alpen ein immerhin schon beachtungswerther Umstand, indem bestimmte Arten nur bis zu einer gewissen Höhe ge- funden und ein- oder zweihundert Fuss höher schon seltener oder kaum mehr angetroffen werden. 1 9) _ Gesammelt wurde diesmal nur in der nächsten Umgebung von Pontresina, am Ufer der Bernina- und Rosseg-Flatzbäche, am Fusse des Languard-Kegels, auf der Berninapasshöhe. Der ganze Nachtrag steht in engster Verbindung mit dem früheren Aufsatze, und es ist bei den einzelnen Arten immer Bezug darauf genommen. Auch hier muss ich den HH, Dr. med. Stierlin in Schaff- hausen und Pfarrer Seriba in Oberhessen meinen verbindlichsten Dank für die genauere Untersuchung mehrerer Arten aus- drücken. Zum Schluss erlaube ich mir noch einige Abkürzungen derjenigen Namen aufzuführen, die in diesem Aufsatze öfter vorkommen; es bedeutet nämlich: P. = Pontresina. — B. = Bernina (d. h. das Thal vom Wirthshaus bis zu den Seeen). — Bp. — Bernina-Passhöhe (von den Seeen bis zu der eigent- lichen Passhöhe). — M. — Morteratschgletscher. — R. — Ros- seggletscher. — Ex. — Exemplar. — St, — Stück. Diejenigen Arten, welche in dem ersten Aufsatz nicht angeführt sind, sind hier mit * bezeichnet. Ziemlich gleichzeitig mit meiner ersten Arbeit erschien eine ähnliche Arbeit von Dr. Stierlin in den Mittheilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft Nr. 2, Nov. 1862 (meine Arbeit war schon im September 1862 eingeschickt, konnte aber, da die Graubündener Jahresberichte nicht wie die Schweizerischen Entomologischen Mittheilungen öfter im Jahre, sondern nur einmal, wie das sich von einem Jahres- berich von selbst versteht, erscheinen, erst Anfang 1863 in die Oeffentlichkeit treten), Kaum hatte ich meinen Nachtrag beendigt und bereits eingeschickt, so erhielt ich die folgenden Nummern der Mittheilungen der Schweiz. Entom. Gesellsch. zugeschickt, worin in Nr. 5, November 1863 von Hr. Meyer- Dür in einer Reisebeschreibung nach dem Engadin ein Ver- - > A = zeichniss der von ihm gefundenen Käfer gegeben wird. Ich liess mir sogleich meine: bereits eingeschickte Arbeit zurück- geben, um sie nach dem was von Hrn. M.-D. bis jetzt er- schienen ist (nämlich bis zum Ende der Laufkäfer) abzuändern. Ich wollte jedoch nicht beanstanden, diese meine Arbeit zu publieiren, da sie manches Neue enthält, was ich bis jetzt in den Arbeiten des Hrn. Dr. Stierlin und Hrn. Meyer-Dür nicht gefunden habe. Möglich, dass manche meiner Arten in dem nächsten Heft der Mittheilungen von Hrn. M.-D. aufgeführt werden. Die vier bis jetzt erschienenen Arbeiten über das Ober- Engadin: 1. «Eine entomologische Excursion nach dem Engadin im Juni 1862 von Dr. Stierlin» erschienen im Nov. 1862 und März 1863. 2. Mein Aufsatz «Beitrag zur Coleopterenfauna» etc. er- schienen Anfang 1863. 3. Betrachtungen auf einer entomologischen Reise etc. von Meyer-Dür, angefangen in Nr. 5 Nov. 1863 der Mit- theilungen, und 4. mein «Nachtrag zum Beitrag» ete. können als gegenseitige Ergänzungen angesehen werden, da jede von der andern verschiedene Beobachtungen enthält. Calathhus /ulvipes Gyll. var. b. Heer (pedibus obscuris). Zweimal bei P. Taphriz vivalis Il. Nicht selten in der Umgegend von P. Perecosia patricia Dft. Einmal desgl. und ein Männchen 3 Jang (sonst 31/g‘“—5“‘) auf Bd. Celia bifrons Gyll. Ein Ex. beim M. Bradycellus siniis Er. Desgl. 4 Peryphus lioralis H. et var. und Bembidium siriatum F. Bei P. häufig am Ufer der Flatzbäche. Leja bipunctata F. var. nivalis Heer, subvar. atrata Heer. Glänzend schwarz oune blauen Metallschimmer. Selten auf B. Die von mir früher angegebene blauschwarze Varietät war nicht die eigentliche atrata Heer, sondern nur eine sehr dunkele nivalis. Hydroporus nivalis Heer. Zweimal im Heuthal (Val da foin) in einer kleinen Wiesenquelle zusammen mit: Asahus congener Payk; aber auch einige Mal im R, Flatz- bach. Die Art variirt in der Stärke des Metallglanzes der Oberseite; die dunkelbraunen Ex. sind gewöhnlich metallisch, die helleren matt ohne Glanz. Laccobius minutus L. Einmal am Rande des R. Flatz- baches. Limnebius {runcatellus Thunbg. In Anzahl mit Hydrop. nivalis im Heuthal. Helophorus grandis Il. Bei P. nicht selten in kleinen Lachen am Rande des R. Flatzbaches. Cercyon /lavipes F. — melanocephalum L. und Cryptopleurum «lomarium F. nicht selten an frischem Pferdemist. * Aleochara lanuginosa Grav. Ein Ex. in nächster Um- gebung von P. an Pferdemist. MHyrınedonia humeralis Grav. Einmal bei P. unter Moos. Oxypoda cuniculina Er. Ein helles Ex. bei P. *Womalota | carbonaria Sahlb. , caerulea Sahlb. | ripicola Ksw. Ein St. mit besonders schönem blauen Schimmer der Flügeldecken in der Nähe von P® d — fungi Grav. Ein sehr kleines St. bei P. — longicornis Grav. Zwei St. zusammen mit Aleoch. lanugin. * — alramentaria Gyll. Zwischen P. und Samaden unter einer todten Maus. — tibialis Heer. Vier Ex. bei P. und eins auf Bp. — alpestris Heer. Von dieser seit Heer nicht wieder auf- gefundenen Art fand ich 3 Ex. im J. 1862 am M. Ro- satsch bei St. Moritz unter der H. tibialis. Pfarrer Scriba, dem ich das Thier zur Ansicht mittheilte, hielt sie anfangs für eine neue Art; später stellte es sich heraus, dass es die ächte alpestris Heer sei. Die Art ist von Heer beschrieben in der Fauna Coleopter. Helv. p- 330 und von mir im vorjährigen Band dieser Zeit- schrift p. 15 erwähnt. Seriba beschrieb diese Art noch einmal ausführlich in der Berliner Entomolog. Zeitschrift 1864 p. 127, wo- selbst das Nähere nachzulesen ist. . *Machinus jallipes Grav. Ein Weibchen in der Nähe von P. Tachyporus rufcollis Grv. und — scitulus Er. Je zweimal im R.-thal. *WHycetoporus splendidus Grav. Einmal bei P. *@uedius ochropterus Er. und *Staphylinus »ubescens Deg. Desgl. *O@cypus macrocephalus Grav. Zweimal bei Sils von Hrn. Hnateck gef. — pieipennis F, Bei P. nicht selten im R.-thal. *Philonthus laminatus Cr. Einmal bei Sils von Hrn. Hnateck gef. — nitidus F. Ein St. bei P. — opacus Grav. — varians Payk. und * — agilis Grav. Desgl. 6 *Oxytelus complanatus Er. Einigemal bei P. unter Pferde- mist, *@lopkrumm | alpestre Er. * alpinum Heer. Von diesem seltenen Thier fing mein Vater ein Ex. auf dem Wege von P. nach dem R. NB. "Im J. 1847 fing derselbe je ein Ex. auf dem Col de Bälme in Wallis und bei dem Grimselhospiz. Coryphiusm angusticolle Steph. brevicollis Haliday. Harpognathus Robynsii Wesmaäl. ‘ Macropalpus pallipes Cussae. var. obscurellum Heyd. Ein Weibchen auf Bp. Ueber diese grosse Seltenheit schrieb mir Hr. Seriba, der das Thier sah: «Es stimmt ganz mit Q@ von angusticolle überein, nur dass die Fühler und Beine ganz schwarz sind; auch kann ich das 4. sehr kleine und ahlförmige Glied der Maxillar- taster nicht erkennen.» Ueberhaupt ist die ganze Ober- seite des Thieres viel mehr schwarzbraun, wie bei unseren Exemplaren. Das Thier ist eine Seltenheit und wurde nach Kraatz in der Ebene, an verschiedenen Punkten Deutsch- lands, Hollands, Frankreichs und Englands meist einzeln gefunden; nur Perris in Mont-de-Marsan beobachtete es in grösserer Anzahl und beschrieb dessen Larve (Annales de France 1853 p. 573 pl. 17. fig. 44—48). Der höchste seither bekannte Fundort ist der Altvater in Schlesien, wo es Dr. Roger fand. Dieses Ex. ist wohl das am höchsten gefundene, da der Bp. 7185‘ (paris.) über dem Meere liegt, während die Kuppe des Altvaters nur 4500° hoch ist. Für die ganze Schweiz sicher neu. a *Omaliusma coneinnum Marsh, Einigemal — deplanatum Gyll. Einmal bei P. Anthobiumm anale Er. Ein Weibchen Silpha nigrita Creutz. Bei P. häufig. Fast alle Ex. sind nach der Spitze der Flügeldecken zu bräunlich. — rugosa F. Drei Stücke an einer todten Maus zwischen P. und Celerina. Anisotoma rhaelica Er. Ein Ex. im R.-thal gekötschert. (Besitzt jetzt Dr. Kraatz.) *Epuraea aestiva L. Alle Epuraeen, die ich im Engadin fand, auch diejenigen im J. 1862 in St. Moritz und Umgegend (Siehe den ersten Bericht) gehören zu dieser Art, welche gewölbt ist und das letzte Fühlerglied grösser als die übrigen hat. Die seltene Epuraea sila- cea Hbst. wurde sonach im Engadin bis jetzt noch nicht gefunden. Am Fusse des Schafberges bei P. Meligethes aeneus F. Bei P. einzeln. *Antherophagus pallens Ol. Einmal am Fusse des Schafberges, Mons della bes-cha, bei P. gekötschert. CUryptophagus scanicus L. Kathridius minutus L. und Typhaea fumeta L. Nicht selten in P. in Häusern. * Anthrenus museorum L. Einmal auf Blüthen bei P. Die den Insektensammlungen bei uns so schädlichen Arten dieser Gattungen kommen im Oberengadin nicht vor, wie mich auch Hr. Hnateck versicherte, der seine Vorräthe immer offen bei unverschlossenen Fenstern (wenigstens im Sommer) dastehen hat, und dem nie etwas durch Käfer dieser Familie zerstört wurde. Auch Dermestes lardarius L, hat er dort nicht beobachtet. Byrrhus piula L. und 8 Cytilus varius F. Bei P. einzeln unter Steinen. * Aphodius (Teuchestes) fossor L. Einmal bei P. in Pferde- mist. — (Acrossus) depressus Kug. var. atramentarius Er. Ein- zeln bei P. Meine frühere Angabe über den stumpferen oder spitzeren Winkel des Kopfschildes bei den Augen ist nicht stichhaltig nach dem grossen Material, das Hr. von Harold in München neuerdings untersuchte. Nach ihm gehört atramentarius als dichter punktirte Varietät, bei der die Fühler und Palpen pechbraun sind, zu depressus. Aph. atrament. ist mit nigripes Kriechb. nach den Originalexempl. vollständig identisch. Auch die Ex. aus St. Moritz gehören hierher. — rufipes L. Einmal an Pferdemist. — alpinus Scop. var. rubens Dj. Auf dem ersten Plateau auf Alp Languard. var. rupicola Muls. Einmal auf B. var. carthusianus Mls. Einzeln bei P. Geotrupes putridarius Er. und — sylvaticus Panz. In je einem Ex. in Pferdemist bei P. Aneylocheira rustica L. Drei Ex. bei P. in der Mittags- sonnenhitze an Planken sitzend. * Anthaxia 4. punctata L. Auf Syngenesistenblüthen bei P. nicht selten. * Wiacanthus impressus F. Ein Weibchen bei Sils von Hnateck gefunden, _ aeneus L. var. 2. (aeneus Ol.) Einmal von Fnateck bei Sils gefunden. Cryptohypnus riparius F. In Anzahl am Ufer des R.- flatzbaches. _ maritimus Ourtis. morio Kiesw. gracilis Mls. et. Guilleb. Heydeni Candeze. Siehe den ersten Beitrag. C. Hey- deni ist von Candeze nach einem St. Moritzer Stück in meiner Sammlung aufgestellt, wurde übrigens als mit morio identisch von Candeze selbst wieder zurückgezo- gen. Die Art ist unter diesem Namen meines Wissens nirgends beschrieben, aber von Dohm in seinem Cata- logus Coleopt. Europ. 1858 aufgeführt. — tetragraphus Germ. Meine frühere Vermuthung, dass C. dermestoides Hbst. nur eine fleckenlose Varietät von tetagr. sei, nehme ich zurück. C. tetragraphus (nor- mal mit 4 rothen Flecken auf den Flügeldecken) varlirt in der Anzahl der Flecken, indem nach Candeze (Mo- nogr. d. Elat. III. p. 83) bald die beiden vorderen Flecken fehlen, (var. a. bei Candeze) bald die vier Flecken sehr schwach sind oder selbst ganz fehlen (var. b.). Solche einfärbige Ex. unterscheiden sich leicht dadurch von dem dermest. (von dem übrigens auch eine seltene Varietät mit zwei gelblichen schwachen Flecken auf dem Hintertheil der Flügeldecken vorkommt), dass bei dem letzteren die Flügeldecken verhältnissmässig länger sind, während das Halsschild kürzer als bei tetragr. ist. Meine sämmtlichen Engadiner Ex. gehö- ren zu tetragr.; meine var. maculis obsoletis ist = var. b. Cand£ze. Telephorus föulatus Mkl. Einmal. — prolixus Mkl. Oefter bei P., auch im Heuthal. Mhagonycha Meisteri Gredl. Im Heuthal nicht selten. — atra L. Sehr häufig bei P. 1* Malthodes guttifer Ksw. Auch dieses Mal beide Ge- schlechter auf B. «unter Steinen». M. rhzticus Heyd. scheint doch nur das Weib zu sein, da es immer in Gesellschaft mit guttifer Mann vorkommt. Aber eigen- thümlich ist es, dass ich an keinem andern Ort ein Weib mit so kurzen Flügeldecken sah, auch fanden sich beide Geschlechter «im Thal» nie unter Steinen, sondern immer auf Lärchen. Malthodes misellus Ksw. Einmal auf dem B. * Attalus Cardiace L. 3 Männchen und 6 Weibchen auf Dolden von Meum dem Gasthaus zur Post in P. gegen- über in einem kleinen Wäldchen über der Brücke. Das eigentliche Vaterland dieses seltenen Thieres ist Schwe- den, woher Sturm seiner Zeit ein Pärchen an meinen Vater schickte. Zebe giebt in seiner «Synopsis der deutschen Käfer» ausserdem Tyrol und Regensburg als Vaterland an; die letzte Angabe ist mir etwas unwahr- scheinlich. Auch Erichson in seinen Entomographien in der Abhandlung: die Malachier der königl. Samm- lung zu Berlin giebt nur Schweden an. Kiesenwetter führt noch Schlesien an. Dasytes niger L. und Haplocnemus alpestris Ksw. Einzeln bei P. * Cosmiocomus pallipes Panz. Ein todtes, verstümmel- tes, auffallend grosses Ex. von 2'/s (sonst nur 11/3‘ bis 11/“‘) im R.-flatzbach. Mein Freund Dr. Haag in Frankfurt theilte mir mit, er habe eben so grosse Ex. zusammen mit normalen an mehreren Punkten der nördlichen Schweiz, z. B. auf dem Rigi, gefunden. Necrobia violacea L. Einmal in P. an einem Haus sitzend. * Ptinus | globosus Ahr. crenatus F. In St. Moritz im J. 1852 auf dem m Aborte des Wirthshauses im Getäfel in erstaunlicher Menge; 1862 ebenda nur wenige Fx. gefunden. Auch in P. einzeln an ähnlichen Orten. Ich vergass den Käfer im ersten Verzeichniss aufzuführen. *BDryophilus pusilus Gyl. Keine Männchen, aber die Weibchen nicht selten über der Kirche von P. von Lärchen geklopft. Unterscheidet sich leicht durch die gräuliche Behaarung, die bei longicollis mehr gelblich ist. Die Weiber sind viel schwieriger zu unterscheiden. var. elytris brunneis ein Weib unter den anderen. Pytho depressus-Larven wurden unter der Rinde gefällter Lärchenstämme auf dem Weg nach dem M. in einigen Ex. gefunden. Hallomenus humeralis F. Am Fusse des Schafberges wurde ein gleich grosses Ex. wie die St. Moritzer Stücke an einem grossen Baumschwamm gefunden. Anaspis forcipata Mls. Bei P. über der Kirche auf Dol- den nicht selten. * Silaria 4. pustulata Müll. Ein Ex. mit schwärzlichem Halsschild am Fusse des Schafbergs auf Blüthen. Das Ex. ist etwas kleiner und glänzender als diejenigen aus der Frankfurter Gegend, auch sind die Hinterbeine et- was heller gefärbt. * Mleloe brevicollis Panz. Den Hinterleib eines Ex. fand mein Vater unter einem Stein im K.-thal. Ich halte dieses Bruchstück mit den zwei vorhandenen Hinter- beinen zu M. brevic. gehörig, denn die Oberseite der letzten Segmente ist mehr fein punktirt, während sie bei scabriusculus (zwischen welchen beiden Arten allein die Frage sein kann) mehr schwach gerunzelt sind. M. brevicollis kommt übrigens nach Ex. meiner Samm- Jung auf der Nordgrenze von Italien vor, 12 Oedemeraäa lurida Gyll. Einzeln. * Apionm atomarium Kirby. Einmal, — varipes Germ. Einzeln bei P. flavipes F. Auf B. einzeln auf der Erde. — loti Kirby. Je einmal im Heuthal und bei P. im Gras. — frumentarium Payk. Nicht selten bei P. * Strophosomus aber Hbst. Ein Ex. am Fuss des Schafberges. * Sitones | suleifrons Schh. ) medicaginis Redtb. var. argutulus Schh. Ein- mal im Heuthal. Polydrosus amoenus Germ. Nicht selten bei P. Barynotus obscurus F. Desgleichen. * (ropiphorus globatus Hbst. Was ich in dem ersten Bericht als T. cinereus aufführte, gehört hierher. T. einereus (mit kleinen goldglänzenden Schuppen) ist bis jetzt im Engadin noch nicht gefunden. Hylobius abietis L. bei P. einzeln. Mlolytes germanus L. Nicht selten auf Wegen. * Phytonomus nigrirostris F. var. e, Schh. d. Gyll. «Testaceus, rostro brunneo, thoracis dorso ferrugineo, virescenti Jineato, pedibus pallidis». (Schönherr) einmal bei P. — pollux F. Desgleichen. * Trachyphloeus scaber L. Nicht selten bei P. unter Steinen. Auch die zwei fraglichen Ex. von St. Moritz gehören sicher zu dieser Art, die sich durch einen Kranz von sechs Zähnchen am Ende der Vorderschienen auszeichnet. Otiorhynchus varius Schh. Einzeln bei P. — helveticus Schh. Einmal bei P. an der ersten Brücke | % 13 über den B.-flatzbach. Er gehört zu den seltenen Arten. — ovatus L. Nicht selten bei P. * — desertus Roshr. 4 Ex. dieses seither nur in Tyrol ge- fundenen seltenen Käfers fand mein Vater im R.-thal. Dr. Stierlin besitzt jetzt eins dieser Ex., das seiner reichen Otiorhynchen Sammlung seither noch fehlte. Larinus pollinis Laich. Ein Ex. auf Cirsium spinosissimum nicht weit vom Bp. Magdalinus /rontalis Gyll. Einige Ex. bei P. von Lärchen geklopft. * — violaceus L. Ein Ex. wurde von Bezirksförster Emmer- mann bei Samaden gefunden. Hiylastes ater Payk. Einmal bei P. Bostrichus Cembre@ Heer. Von Herrn Bezirksförster Em- mermann bei Samaden sehr häufig unter Lärchenrinde gefunden (nach ihm in Pinus Cembra seltener). Es ist dies nach Professor Döbner, dem anerkannten Kenner dieser Familie, dem ich einige Ex. zum Vergleich schickte, eine gute Art, die sich nach meiner Meinung durch folgende Hauptpunkte von B. typographus und steno- graphus unterscheidet. B. stenographus ist der grösste dieser drei Arten und schon desswegen leicht von Cem- br& zu unterscheiden, der (Cembr&) von der Grösse des typographus, aber um ein Bedeutendes schmäler und viel länglicher gebaut ist. Auch ist cembr& mehr matt und nie so glänzend wie typogr. Die Zwischen- räume der Punktstreifen sind besonders gegen das ab- schüssige Ende hin viel mehr mit Querrunzeln ver- sehen, während sie bei typographus anscheinend brei- ter und glätter sind; die Punkte der Punktstreifen sind bedeutend grösser und tiefer, auch die Reihe einge- e_> stochener Punkte zwischen den Streifen ist grösser und deutlicher. Die Aushöhlung am Ende der Flügeldecken ist viel tiefer punktirt (bei typogr. oft sehr schwach), auch ist der himtere Theil des Halsschildes sehr «deut- lich», aber nicht sehr tief punktirt, während er bei typographus glatt oder wenigstens sehr undeutlich mit einzelnen schwachen Punkten besetzt ist. *Bostrichus bidens F. var. quadridens Hartig und *Polyzraphus pubescens Er. wurden in je einem Ex. mir von Hrn. Bezirksförster Emmermann als bei Sa- maden gefangen übergeben. Hr. Professor Dr. Döbner hatte die Güte beide Thiere zu untersuchen. * Asemnum siriatum L. Einmal in P. an einem Haus sitzend. *Callidium dilatatum Payk. Ein Ex. im Flug gefangen bei der Acla zwischen dem Staatzer- und St. Moritzer-See. *Wema cyanella L. Am Fusse des Schafberges ein Ex. gekötschert. Eumolpus obscurus L. Zweimal auf Epilobium bei P. Cryptocephalus violaceus F. und — aureolus Suffr. Häufig auf Syngenesisten bei P. — Moraei L. Einmal bei P. — labiatus L. Auf Betula ein Ex. — geminus Gyll. Einmal auf Tamarix am B.-flatzbach. Pachyhrachys hippophaös Kunze. Je ein St. auf Tama- rix und Betula am B.-flatzbach. Auch im J. 1862 fand ich 2 Ex. bei Bevers. Phaedon salicinum Heer. Einigemale unter Steinen auf Bp. Graptodera oleracea L. Auf allerlei Pflanzen häufig bei P. *Aphthona | venustula Kutsch. | euphorbiae Allard. cyanella Foudr. Einmal am Fuss des Schafberges gekötschert, a. *Balanomorpha obiusata Gyll. Desgl. Eongitarsus Ballotiae Mrsh. Eine Anzahl im R.-thal gekötschert. * Plectroscelis Sahlbergi Gyll. Ein Ex, auf Bp. * Adalia inquinata Muls. Diese seither wenig bekannte Art fand mein Vater häufig mit der Larve bei P. auf Nesseln; auch an den Wänden der Häuser und Mauern. Die Larve gleicht sehr derjenigen der 5. punctata. Sie ist schwarz mit Längsreihen von Warzen; über die Mitte der Oberseite der Leibesringe geht ein blassgelber Streif, das 3. und 6. Segment hat ausserdem an der Seite zwei hochgelbe Warzen ; von derselben Farbe, aber etwas blasser, ist eine Seitenwarze des ersten Segments, Das Halsschild ist gelb, in der Mitte eine länglichrunde schwarze Makel, die durch eine feine gelbe Längslinie getheilt ist; in der Mitte des Seitenrands gleichfalls eine mehr viereckige schwarze Makel. Der Kopf ist schwarz, mit blassgelbem Vordertheil; die Beine sind schwarz mit blassgelber Schenkelwurzel. Länge 21%‘. Die Puppe ist dunkelbraun mit rothbrauner Mittel- linie über den ganzen Rücken; an der Seite des ersten Segments oben ein grösserer gelber Fleck, ein gleicher mehr röthlicher innerhalb des Stigma’s auf dem 4., 5., 6., 7. Segment; die Seitenanhängsel (ausserhalb der Stigmata) des 4.—7. Segments rothbraun, ebenso das Aftersegment. Halsschild und Kopf wie bei der Larve gefärbt; die Flügeldeckenscheiden sind schwarz mit brauner Wurzel. Länge 21%,“ NB. Die Mackeln auf den Flügeldecken des Käfers sind ziemlich constant, nur selten hängen einzelne schmal zusammen, 16 Adalia alpina Villa. Ganz gleiches Vorkommen mit Adalia inquinata und ebenso häufig auf Nesseln ete. Die Art variirt hauptsächlich durch mehr oder weniger Ueber- handnahme der schwarzen Farbe auf den Deckschilden. Von dieser Art fand mein Vater leider keine Larve, aber eine Puppe. Sie ist 2°“ lang, dunkelbraun mit drei helleren Streifen über die Oberseite des Rückens. Coceinella 5. punctata L. Einzeln bei P. Die Puppe ist schwarz, das Halsschild und die Flügeldecken sind gelb gezeichnet, der Hinterleib ist wie bei Ad. inquin., nur mehr gelblich und die Seiten- stücke des 4.—7. Rückensegments sind schwarz mit gelber scharf begrenzter Aussen-, Vorder- und Hinter- Seite. Länge 31,'. Coceinella 7. punctata L. Einzeln bei P. Die Puppe ist gelb; Kopf und Halsschild mit schwar- zen Mackeln; über den ganzen gelben Rücken gehen in der Mitte zwei Reihen schwarzer Punkte, auf jedem Segment ein Punkt. Die Stigmata des 1. 2. 3. und 4. Segments sind schwarz; zweites Stigma auch auf der Innenseite mit einem grossen schwarzen Fleck. ll. Die Sehwefelquellen zu Alveneu im Kanton Graubünden von Dr. A. v. Planta-Reichenau. Physikalische Verhältnisse. Die beiden, in ihrer Zusammensetzung übereinstimmenden Schwefelquellen von Alveneu befinden sich in geringer Ent- fernung auseinander bei’m Badehause und sind beide gut ge- fasst. Sie verbreiten ihren Geruch nach Schwefelwasserstoff, namentlich bei warmem Wetter, rings umher und liefern ein ausserordentliches Wasserquantum, dessen nähere Bestimmung weiter unten folgen wird. Beide setzen einen leichten, aus feinem Fadengewebe bestehenden weissen Niederschlag auf dem Boden und an den Wänden der Quellengehäuse ab, der sich bei näherer Untersuchung grösstentheils als Schwefel herausstellt. Füllt man das Wasser vorsichtig in weisse, grosse Flaschen ein, so erscheint es vollkommen klar, riecht (na- mentlich bei’m Schütteln) stark nach Schwefelwasserstoff und besitzt einen weichen, angenehmen, ebenfalls dieses Gas ver- rathenden Geschmack. Es erleidet bei’m Stehen ‘an’ der Luft 2 18 keinerlei Veränderungen weder nach 12, 24 noch auch 48 Stunden. Gasblasen sind in der Quelle keine zu bemerken. Die Temperatur-Beobachtungen ergaben folgende Resultate: 1859, 29. Okt. Abds. 5 U. bei + 2,50R. Luftwärme 6,50R. (=8,1°C.) » 30. » Morg.8» » +2° R. » 6,5 R. » .» » Abds.5» » —0,50R. » 6,5 R. » 1.Nov.Mrg.71%» » +0,5°R. » ba BR » » » Abds.4l/» » +2,0°R. » 6,5 R. Die Wassermenge wurde für beide gleichen Quellen dadurch bestimmt, dass man bei constantem Niveau in den Quellkästen, das in einem Kanale abfliessende Wasser durch Unterhalten einer gemessenen, kupfernen Wasserwanne sam- melte und die Zeit bis zum Vollwerden beobachtete, Auf diese Weise ergab sich als Mittel mehrerer Versuche 515 Liter per Minute 30,900 » » Stunde 370,80 » » Tag. Die Wassermenge ist somit sehr bedeutend und erscheint die Ausdrucksweise von Gabriel Ruesch daher nicht ganz un- passend, wenn er meint, die Quellen reichen hin, ein Mühlrad zu treiben. Das specifische Gewicht wurde bestimmt in einer 230 Gramm. fassenden Glasflasche mit eingeriebenem Stöpsel bei 14° R. und ergab 1001.30. Ganz ebenso fand es auch Löwig, Qualitative Analyse. Es wurden im Allgemeinen die gleichen Bestandtheile auf- gefunden wie von Löwig.*) *) Gamser, Heilquellen Graubündens. BR: Das eingekochte Wasser reagirt vollständig neutral, somit ist kein kohlensaures Natron im Wasser enthalten. Ebenso ergaben die Prüfungen auf schweflige und unterschweflige Säure, sowie auf Jod, Brom, Mangan, Baryt und Strontian nur negative Resultate. Dagegen konnte mit Nitroprussid- natrium in einem Liter Mineralwasser eine Spur von Schwefel- alkali nachgewiesen werden. Quantitative Analyse. Dieselbe wurde in fast allen ihren Theilen zum Mindesten doppelt ausgeführt. Das Eisen, welches bisher noch nicht quantitativ bestimmt worden, habe ich seinem Gewichte nach festgestellt. Das Verfahren ergiebt sich aus dem Folgenden, Das Wasser zur Analyse wurde von mir selbst Ende Oktober 1859 gefasst und die Gasbestimmungen an Ort und Stelle ausgeführt. A. Bestimmung des Schwefelwasserstoffes. Da der Schwefelwasserstoff der die Alveneuer -Quelle charakterisirende Bestandtheil ist und überdiess die von Lö- wig aufgeführte Menge dieses Bestandtheiles auffallend gross ist, so wandte ich demselben ganz besondere Sorgfalt zu. a) Bestimmung mittelst Jodlösung. Als Probelösung bei diesen Bestimmungen wurde eine Auflösung von ganz gereinigtem Jod in Jodkalium angewandt, welche in 1 C. C. m. 0,0011,75 Gramm. Jod enthielt und von der somit 1 C. C. m. 0,0001574 Gramm. Schwefelwasserstoff entsprach. Von dieser Lösung waren erforderlich 0,54 C. C. m. um 250 C. C. m. reines destillirtes, mit etwas filtrirtem Stärkekleister versetztes Wasser von 15° C, deutlich blau zu färben. 20 1. 250 Gramm. Alveneuer-Wasser sorgfältig aus der Quelle gehoben und in ein weissglasiges Becherglas, das auf weissem Papiere stand übertragen, dann 4 C. C. m. filtrirten Stärkekleisters beigesetzt und von der Jod- lösung so viel zugetröpfelt, bis die Bläuung derjenigen des nebenstehenden destillirten Wassers entsprach, be- durften als Mittel von 7 gut stimmenden Versuchen von dieser Jodlösung: 3,05 C. C. m. Davon ab für Färbung Oblee, nat ee bleibt 2,51 C. C. m. entsprechend: Schwefelwasserstoff 0,003228274 — 0,001291 p/m. Schwefelwasserstofl. 2. Um allfälligem Verluste an Schwefelwasserstoff auch beim sorgfältigsten Einfüllen des Mineralwassers in das Becherglas zu entgehen, machte ich nun den Versuch auch in umgekehrtem Sinne, so dass zuerst die nahezu nöthige Menge Jodlösung in’s Becherglas gebracht, dann die 250 C. C. m. Mineralwasser und Stärkekleister zugesetzt und endlich soviel Jodlösung beigefügt wurde, als der nöthigen Bläuung entsprach. Verbraucht wur- den als Mittel von 5 gut stimmenden Versuchen: 3,21. Gm; Davon ab obige 0,54 » » » bleibt 2,67 C. C. m. entsprechend Schwefelwasserstoff 0,000420258 — 0,001681 Schwefelwasserstoff p/m. Als Mittel dieser beiden Bestimmungen ergibt sich 0,001486 Schwefelwasserstoff p/m. 21 b) Bestimmung mittelst arseniger Säure. Obgleich obige Bestimmungen vollkommen genügt hätten, unternahm ich dennoch im Alveneuer-Wasser auch direkte Bestimmungen mittelst arseniger Säure, deren Resultate fol- gende sind: 1. 2234,90 Gramm. Mineralwasser, lieferten Schwefelarsen 0,0042 Gramm. p/m. —=0,001741 Schwefelwasserstoff p/ın. 2. 2173,82 Gr. Wasser lieferten Schwefelarsen 0,0030 p/m. — 0,001243 Schwefelwasserstoff p/m. 3. 2221,88 Gr. Wasser lieferten Schwefelarsen 0,0021 p/m. — 0,000862 Schwefelwasserstoff p/m. 4. 2215,87 Gr. Wasser lieferten Schwefelarsen 0,0022 p/m. — 0,000912 Schwefelwasserstoff p/m. Mittel aus den 4 Bestimmungen = 0,001189 Schwefel- wasserstoff p/m. Vergleicht man die Schlusszahlen dieser beiden verschie- denen Hauptmethoden, so ersieht man, dass die Resultate vollkommen befriedigend sind, indem die Bestimmungen mit Jod- lösung nach wissenschaftlichen Erfahrungen um ein geringes höher ausfallen mussten, als diejenigen mit arseniger Säure, da das Arsensulfür, wenn auch im höchsten Grade schwer- löslich, doch nicht absolut unlöslich im Wasser ist. Der Zahlenunterschied spricht somit für die Richtigkeit der ausgeführten Bestimmungen. Nimmt man nun endlich auch das Mittel aus diesen beiden Hauptzahlen, so dürfte die Schwefelwasserstoffmenge so richtig ausgedrückt sein, als man überhaupt berechtigt ist, es zu verlangen. Bestimmung mittelst Jodlösung — 0,001486 p/m. » » arseniger Säure — 0,001189 » 0,002675 p/m. Mittel = 0,001338 p/m. Schwefelwasserstoff. 22 Ich wende mich nun zur Kritik der von Löwig für den Schwefelwasserstoff gefundenen Zahl, indem sie auffallend von der Meinigen differirt. Er findet (Gamser Heilquellen Grau- bündens S. 94) 0,4 C. Z. Die Umrechnung der von mir gefun- denen Gewichtsmenge Schwefelwasserstoff in Cub. Zoll bei Quelltemperatur und Normaldruck 0,76 Meter ergibt folgendes: 1 Liter = 1000 C. C. m. Schwefelwasserstoff wiegt bei 0° und 0,76 Meter Druck 1,5234 Gramm. Nach meiner Be- stimmung (dem Mittel) beträgt die Menge Schwefelwasser- stoff p/m. = 0,001338 Gramm. Derselbe entspricht somit bei 0° und 0,76 Meter Druck 0,8782 C. C. m. oder auf Quelltemperatur 8,1° GC. und Normal- druck bezogen 0,90419472 C. C. m. Diese Cub.-Centimeter auf Cub.-Zoll umgerechnet und zwar ebenfalls bei Quelltemperatur und 0,76 Meter Druck um sie mit der Löwig’schen Zahl vergleichbar zu machen, wobei ein Pfund Wasser = 32 Cub.,-Zoll entspricht, liefert: 0,02893408 C.-Zoll Schwefelwasserstoff im Pfund Alveneuer- Wasser. Löwig hat 0,4 C.-Zoll gefunden. Seine Zahl ist somit nahezu 14 Mal grösser als die Meinige. Diese Differenz ist allerdings zu auffallend, als dass sie nicht eine nähere Besprechung verdiente. Sie erinnert ganz an diejenige zwischen der Analyse von Fresenius und von Kastner bei’m Weilbacher-Wasser, in welchem Letzterer einen 18 Mal grössern Gehalt an Schwefelwasser- stoff fand als Fresenius, dessen Analyse ein Muster von Vol- lendung darbietet. Bei solchen Differenzen bleibt kaum eine andere Annahme übrig, als dass entweder das Mineralwasser sich verändert habe. oder dass die frühere Analyse nicht genau ausgeführt worden sei, 2 Was Ersteres anbetrifft, so ist solches darum nicht mög- lich, weil das Alveneuer-Wasser immer in gleicher Menge getrunken wird wie früher und Löwig’s specif. Gewicht mit meinem genau stimmt. Würde es jetzt aber 14 Mal stärker an Schwefelwasserstoff sein, so wäre das ganz unmöglich. Was die zweite Annahme anbetrifft, die Analyse sei nicht hinlänglich genau ausgeführt worden, so gewinnt dieselbe um so mehr an Wahrscheinlichkeit, als auch in der Bestimmung der anderen Bestandtheile des Alveneuer-Wassers erhebliche Differenzen bald im positiven, bald im negativen Sinne zwi- schen seinen und meinen Resultaten sich zeigen. Was meine Zahlen betrifft, so ist die Uebereinstimmung der, auf ganz verschiedenen Wegen erlangten gleichen Re- sultate hinlänglich für deren Richtigkeit sprechend. B. Bestimmung der Kohlensäure im Ganzen. Sie wurde bestimmt durch Einfliessenlassen des Wassers in eine gemessene Menge einer klaren Mischung von Chlor- calcium und Ammoniak bis zu einer Marke. 1. 337 Gramm. Wasser gaben 0,1661 Gramm. Kohlensäure p/m 2. 337 » » » 0,1602 » » » i Mittel: 0,1631 p/m. C. Bestimmung des Chlors. Hierzu wurde filtrirtes Wasser verwendet das keinen Schwefelwasserstoff mehr enthielt. Die Bestimmung geschah mittelst salpetersaurem Silberoxyd, das Filter wurde einge- äschert und mit Salpetersäure und Salzsäure behandelt. a) 2002 Gramm. Wasser gaben 0,0077 Gramm. Chlorsilber — 0,0009 Gramm. Chlor p/m. b) 2002 Gramm. Wasser gaben 0,0078 Gramm. Chlorsilber — 0,0009 Gramm. Chlor p/m. Mittel: 0,0009 p/m, 24 D. Bestimmung der Schwefelsäure. Betreffs Erzielung möglichster Genauigkeit in der Schwe- felsäure-Bestimmung und behufs Vermeidung der Fehlerquelle’ die aus dem Oxydiren des Schwefels vom Schwefelwasserstoff zu Schwefelsäure herrühren könnte, habe ich zwei verschie" dene Methoden angewendet, eine indirekte und eine direkte- Für die erstere verwandte ich das aus der Schwefelwasser- stoffbestimmung herrührende Filtrat vom Schwefelarsen und zog vom angewandten Gewicht Flüssigkeit das demselben ent- sprechende Gewicht der Lösung arseniger Säure in Salzsäure ab. Die Fällung geschah mit Chlorbaryum. : Für die letztere Methode benutzte ich das Mineralwasser direkt, in welchem der Schwefelwasserstoff sehr lose gebunden ist und fällte nach dem Ansäuern und Erwärmen wie oben mit Chlorbaryum die Schwefelsäure, nach gewöhnlicher Verfahrungsweise. Die Resultate stimmen vollkommen überein. Schwefelalkalien enthält das Wasser keine, ebensowenig andere Säuren des Schwefels. a) 497 Gramm. Wasser gaben nach erster Methode 0,9701 schwefelsauren Baryt —= 0,6700 Schwefelsäure p/m. b) 500 Gramm. Wasser gaben nach zweiter Methode als Mittel-zweier Bestimmungen — 0;6801 Schwefelsäure p/m. Man sieht, dass der Unterschied nach diesen beiden .Be- stimmungsarten sehr gering ist und somit auch der Schwefel- wasserstoff im Wasser sehr lose gebunden ist. Ich werde für ‚die. weitere Benutzung der Zahl 0,6700 den Vorzug ge- ben, indem sie absolut richtig ist. 23 E. Bestimmung der Kieselsäure. In den hierzu verwendeten Flaschen wurde der Stand der Flüssigkeit auf’s Genaueste bezeichnet und nachher die ver- wendete Wassermenge gemessen. Das Eindampfen des an- gesäuerten Wassers geschah mit grösster Vorsicht; der scharf getrocknete Rückstand mit ‚Salzsäure und Salpetersäure be- feuchtet und dann mit Wasser erhitzt, lieferte die Kiesel- säure. a) 2328 C.C. m. Wasser = 2331,0 Gramm. Wasser gaben 0,0094 Gramm. Kieselsäure — 0,0040 Kieselsäure p/m. b) 2271 C.C. m. Wasser — 2273,9 Gramm. Wasser gaben 0,0083 Gramm. Kieselsäure = 0,0036 Kieselsäure p/m. Mittel: 0,0038 p/m. F. Bestimmung des Eisens. Bei der äusserst geringen Menge von Eisen und der ver- hältnissmässig grossen Menge von Magnesia und Kalk, sowie der Gegenwart von Phosphorsäure und Thonerde bedurfte die Ausführung der Eisenbestimmung aller Vorsicht, um nicht fremde Körper mitzufällen, Daher wurde der mit Ammoniak in Gegenwart von Sal- miak erhaltene Niederschlag in Salzsäure gelöst, mit Ammo- niak und dann Schwefelammonium wieder gefällt, richtig und rasch ausgewaschen, abermals in Salzsäure gelöst, in wein- saurer Lösung nochmals mit Schwefelammonium gefällt und das Eisen schliesslich als Oxyd gewogen. a) 2328 ©. ©. m. —= 2331 Gramm. Wasser gaben 0,0015 Gramm. Eisenoxyd —= Eisenoxydul 0,00054 p/m. 26 b) 7367 C. C. m. — 7376 Gramm. Wasser gaben 0,0040 Gramm. Eisenoxyd = Eisenoxydul DOROED p/m. Mittel: 0,00049 p/m. G. Bestimmung des Kalkes. Diese geschah nach der gewöhnlichen Methode durch. Fällen mit oxalsaurem Ammoniak und Umwandeln in kohlen- sauren Kalk durch regelrechtes Glühen. a) 300 Gramm. Wasser gaben 0,2105 kohlensauren Kalk, — 0,7016 kohlensauern Kalk p/m. b) 300 Gramm. Wasser gaben 0,2106 kohlensauern Kalk, — 0,7020 kohlensauern Kalk p/m. Mittel: 0,7018 p/m. H. Bestimmung der Magnesia. Mittelst phosphorsaurem Natron, als phosphorsaures Bit- tererde-Ammoniak, a) 300 Gramm. Wasser gaben 0,0925 Gr. phosphorsaure Bittererde —= 0,0330 Gramm. Magnesia — Magnesia 0,1100 pym. b) 300 Gramm. Wasser gaben 0,0920 Gr. phosphorsaure Bittererde = 0,0330 Gramm. Magnesia — Magnesia 0,1100 p/m. Mittel: 0,1100 p/m. J. Bestimmung der Alkalien. Auch bei dieser Bestimmung erfordert die genaue Isoli- rung der Alkalien von stets anbängender Magnesia und Kalk die grösste Sorgfalt. Es wurde daher zuerst das Wasser für sich, dann mit Chlorbaryum und sodann mit Baryt gekocht, nach Entfernung des Barytes eingedampft, zur vollständigen Abscheidung der 27 Kieselerde mit Salzsäure eingetrocknet, dann zur Entfernung der Magnesia mit Quecksilberoxyd behandelt und die Alkalien als Chlormetalle gewogen. a) 1000 Gramm. Wasser lieferten 0,0270 Chloralkalien, — 0,0270 Chloralkalien p/m. b) 1000 Gramm. Wasser lieferten 0,0261 Chloralkalien, — 0,0261 Chloralkalien p/m. Mittel: 0,0265 p/m. K. Bestimmung des Kali. Durch Platinchlorid als Kaliumplatinchlorid. a) 1000 Gramm. Wasser gaben 0,0285 Gr. Chlorkalium- platinchlorid, entsprechend 0,0087 Chlorkalium — Kali 0,0055 p/m. b) 1000 Gramm. Wasser gaben 0,0293 Gr. Chlorkalium- platinchlorid, entsprechend 0,0088 Chlorkalium — Kali 0,0056 p/ın. ‘ Mittel: 0,0055 pym. Kali 0,0987 p/m. Chlorkalium. L. Berechnung des Natron. Zieht man von der nach I gefundenen Menge Chloralkalien . . = .....0,0265 p/m. ab, das Chlorkalium mit . , ‚0,0087 p/m. so bleibt Chlornatrium . 0,0178 p/m. entsprechend Natron . . . 0,0094 p/m. M. Bestimmung der T’honerde und Phosphorsäure. Hierzu wurde das Eisen aus der weinsauren Lösung mit Schwefelammonium niedergeschlagen, das Filtrat unter Zusatz von etwas salpetersaurem Kali zur Trockne gebracht und geglüht, 28 Der Rückstand wurde in Salzsäure gelöst und mit Am- moniak gefällt. 7009 Gramm. Wasser gaben 0,0333 Gramm. phosphor- saure Thonerde= phosphorsaure Thonerde 0,0047 p/m. N. Prüfung auf Jod und Brom. Diese Körper waren auch qualitativ im Alveneuer-Wasser nicht nachweisbar, O. Bestimmung der Gesammtmenge ficer Be- standtheile. 200 Gramm. Wasser auf dem Wasserbade zur Trockne gebracht und bis zu constantem Gewichte erhitzt, gaben 0,2513 Gramm. Rückstand — 1,2565 Gramm. p/m. Dieser Rückstand schwärzt sich nicht beim Glühen, ent- hält somit keine organischen Bestandtheile. Berechnung der Analyse. a) Schwefelsaurer Kalk. Kalk vorhanden . .. .. 0,3931 bindet Schwefelsäure . . . . 0,5614 zu schwefelsaurem Kalk. . . 0,9545 b) Chiornatrium. Chlor vorhanden . . . .... 0,0009 bindet Natrium . . . . ......0,0005 zu Chlornatrium . . . . . 0,0014 c) Schwefelsaures Natron. Natron vorhanden MR a. UA ab, dem Chlornatrium entsprechend . . 0,0007 bleibt Natron . .. 0,0087 bindet Schwefelsäure . OEL zu Schwefelsaurem Natron 0,0199 d) Schwefelsaures Kali, Kalı vorhanden. . ........- ..... 0.0055 bindet Schwefelsäure . . . . 0,0046 zu schwefelsaurem Kali . . . 0,0101 e) Schwefelsaure Magnesia. Schwefelsäure ist im Ganzen vorhanden 0,6700 Davon gebunden an Natron . 0,0112 » » » Kali . . 0,0046 » » » Kalk . . 0,5614 0,5772 Rest Schwefelsäure . 0,0928 bindet Magnesia Er 008BA: zu schwefelsaurer Magnesia 0,1392 f) Kohlensaure Magnesia. Magnesia vorhanden . . . . 0,1100 gebunden an Schwefelsäure . 0,0464 Rest'Magnesia_ .. ... 1.2 0,0636 bindet Kohlensäure . . . . 0,0899 zu kohlensaurer Magnesia . . 0,1335 9) Kohlensaures Eisenoxydul. Eisenoxydul vorhanden . . . 0,0005 bindet Kohlensäure . . . . 0,0003 zu kohlensaurem Eisenoxydul . 0,0008 30 h) Freie Kohlensäure. Kohlensäure ist im Ganzen vorhanden . 0,1631 Davon gebunden zu neutralen Salzen: an Magnesia (nach f.) . . . 0,0699 an Eisenoxydul (nach 9.) . . 0,0003 0,0702 Rest Kohlensäure . . . . 0,0929 Mit den einfach kohlensauern Salzen zu doppelt kohlensauern verbunden (wie ODeHae nt we ER TER RER EERE wirklich freie Kohlensäure . 0,0227 i\ Kieselsäure. Kieselsäure Yu 72... 0.0038 p/m. k) Phosphorsaure Thonerde. ‘ Phosphorsaure Thonerde . . 0,0047 p/m. Zusammenstellung der Resultate. A. Die kohlensauern Salze als einfache Cärbonate berechnet. en en Im Pfund zu 7680 Gran. In Fixe Bestandtheile. 1deiumheilen. Schwefelsaures Natron Chlornatrium BEER EHFHE MT. 0,0014 0,0107 Schwefelsaures Kali . . ... . 0,0101 0,0775 Schwefelsaure Magnesia . . . . 0,1392 1,0690 Schwefelsaurer Kalk . . ...0., 0,9545 7,3305 Kohlensaure Magnesia . . .... | 0,1335 1,0252 Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,0008 0,0061 | Phosphorsaure Thonerde. . . . | 0,0047 0,0360 Kieselsäure ... . . 0,0038 0,0291 Summe der festen Bestandtheile 1,2679 9,7369 direet gefunden . . 1,2565 9,6499 Kohlensäure mit den Carbonaten zu Bicarbonaten verbunden 0,0702 0,5391 Kohlensäure wirk- lich freikaso.0.......0,0227 0,1743 Summe: Sogen. freie Kohlensäure 0,0929 0,7134 Schwefelwasserstof . . | 0,001338 | 0,010275 Gasförmige Bestandtheile. Freie und halbfreie Kohlensäure . . . 0,0929 Wirklich freie Kohlensäure . . y j 0,0227 Auf Volumina berechnet beträgt bei Quelltemperatur 6,5°R. — 8,10 C. und Normaldruck 0,76 M.: a) Die wirklich freie Kohlensäure: In 1000 Gramm. Wasser . 3 11,7946 C. C. m. Im Pfund = 32 C. Zoll . I 0,3774 C. Zoll. b) Die sogenannte freie Kohlensäure: In 1000 Gramm. Wasser . \ 48,2738 C. C. m. In®Pfund‘—- 32.0208 °. 5 1,5447 C. Zoll. c) Das Schwefelwasserstofi-Gas: In 1000 Gramm. Wasser . . "0,904194°C. C. m. in Pliung — 323 020" . 0,028934 C. Zoll. B. Die kohlensauren Salze als wasserfreie Bicarbonate berechnet. In | Im Pfund | 1000 Theilen.| zu 7680 Gran, ee nn N 0,0199 | 0,1528 0,0014 | 0,0107 0,0101. | 0,0775 0,1392 1,0690 0,9545 | 7,3305 0,2034 | 1,5621 0,0011 | 0,0084 0,0047 | 0,0360 I Schwefelsaures Natron . Chlornatrium : Schwefelsaures Kali : Schwefelsaure Magnesia Schwefelsaurer Kalk ab, Doppelt kohlensaure Magnesia » kKohlensaures Eisenoxydul Phosphorsaure Thonerde L Kieselsäure 0,0038 0,0291 Summe fester Bestandtheile 1,3381 10,2761 Wirklich freie Kohlensäure 0,0227 0,1743 Schwefelwasserstoff 0.001338 | 0,010275 32 Vergleichung meiner Analyse mit derjenigen von Professor Löwig. Die einzige Analyse aus neuerer Zeit ist diejenige von Löwig. Da die Basen und Säuren zum Theil in anderer Weise gruppirt aufgeführt sind, als ich es gethan, so stelle ich in nachfolgender Tabelle die einzelnen Bestandtheile, behufs Vergleichung unverbunden neben einander. Zu diesem Zwecke habe ich die Löwig’sche Analyse auf 1000 Gramm. umgerechnet. Das specifische Gewicht fand er übereinstimmend mit mir = 1,0013. 1000 Gramm. Alveneuer-Wasser enthalten Gramm.: Planta tr = Löwig. Natron sinundapalii-aiertsunneug Hl 0,0094 0,0165 ee 0,0055 0,0882 ET Sg ee Fr 0,3931 0,2974 Masnesia,. in... ... 0,1100 0,0673 Thonerde . . N — 0,0019 Phosphorsaure Thonerde . . . 0,0047 — Fiseneswilnl 7 We. 2 0,00049 _ Sehwerelssureweny I °.. ".., % 0,6700 0,5467 Kohlensäure . . RER ea 0,1631 0,0912 Schwefelwasserstol . . - . . 0,0013 0, 0190 EEARTEAUTE RER ER. Ka u 0,0038 0, ‚0059 Vergleicht man die oben anstehenden Zahlen beider Ana- lysen miteinander, so bemerkt man, dass bedeutende Ab- weichungen von einander Statt finden. Die Summe der festen Bestandtheile aus der Addition der Einzelbestimmungen stimmt bei mir genau mit dem Re- sultate direkter Bestimmung überein und beträgt (nach der analytischen Zusammenstellung weiter oben) im Pfund Wasser —= 9,7369 Gran. Löwig erhält dagegen nur 8,3500 Gran, ob- gleich unsere specifischen Gewichtsbestimmungen genau gleich sind. Das Wasser ist somit jedenfalls gehaltreicher als er angibt. Die Controle einer direkten Bestimmung der festen Bestandtheile fehlt gänzlich bei Löwig. — Das Eisen ist von ihm nicht “quantitativ bestimmt worden. Sein grösserer Ge- halt an Natron und Kali mag von nicht völliger Befreiung der Alkalien von Magnesia herrühren. Da aber nirgends die Methode aufgeführt ist, nach der er gearbeitet, so ist etwas Bestimmtes darüber auszusprechen nicht möglich. Sein ge- ringerer Gehalt an Schwefelsäure mag von Zersetzuug schwe- felsaurer Salze herrühren und sofern der Schwefelwasserstoff nicht an der Quelle mit aller Vorsicht bestimmt worden, auch daher sich der 14 Mal grössere Gehalt an diesem Gase, ge- genüber meiner Bestimmung, erklären. Der geringere Gehalt an Kohlensäure mag mit der Fassung des Wassers und Be- stimmung dieses Gases in zugesandten Flaschen zusammen- hängen. Wären die Differenzen zwischen beiden Analysen derart, dass sie sich durchwegs in negativem Sinne zeigen würden und zwar in gewisser Proportion durch die Zahlenreihe der Analyse herab, so wäre die Erklärung in wirklicher Ver- änderung der Wasserzusammensetzung leicht gegeben, allein bei so gestellten Differenzen, wie sie hier vorliegen, muss der Grund entweder in der ungenauen Art des Analysirens oder im versandten Wasser, oder beiden zusammen liegen. Was die Zahl für Löwig’s Schwefelwasserstoffbestimmung betrifft, so habe ich mich weiter oben über deren Unmöglich- keit ausgesprochen. Von meinen Zahlen bin ich vollkommen überzeugt, dass sie der richtige Ausdruck für die jetzige Zu- sammensetzung des Wassers sind. Ein Blick auf die seh » 3 a 34 gutstimmenden Doppelbestimmungen jedes Bestandtheiles, auf die mehrfachen Controlen, die in der Arbeit selbst liegen, sowie die Wahl der zuverlässigsten Methoden,'sprechen, glaube ich, reichlich für die Richtigkeit und Sorgfalt der Arbeit. Die vollkommene Gleichheit der specitischen Gewichts- bestimmungen lässt mit Recht annehmen, dass das Wasser im Laufe der Zeiten sich nicht geändert hat. — Nach meiner Analyse ist es wesentlich gehaltreicher als nach der Löwig’schen. il. Bemerkungen über die in F. Tschudi’s Werk, das Thierleben der Alpenwelt, beschriebenen Vögel. Von Thom. Conrad-Baldenstein. S. 79, Der Kukuk werfe einige der vorgefundenen recht- mässigen Eier aus dem Neste. S. 80. Er soll sein Ei auch in Baumhöhlen legen und auf den Boden, um es im Schnabel ins Nest zu tragen. Ein Junger Kukuk soll von einer Wachstelze in einem Baumloch grossgezogen und zu gross geworden sein, um wieder heraus zu kommen. Der Kukuk legt sein Ei in das Nest eines Wurmfressers (nie in das eines Finken oder einer Meise), seien schon alle, nur eines oder mehrere Eier da, ja sogar dann, wenn noch kein Ei des Eigenthümers darin liegt, insoferne nur der Bau des Nestes vollendet ist. Es ist richtig, dass das kleine Kukuksei an Farbe denjenigen ähnelt, zu denen es gelegt wird. Ich fand einst sogar ein ganz weisses neben den weissen Eiern eines Rothschwänzchens. Von den vielen Eiern und jungen Kukuken, die ich selbst in anderer Vögel Nester auf- 36 gefunden, war nie ein Ei oder Vogel in einer Baumhöhle, auch sah ich nie das Nest einer Bachstelze in einer solchen, Das Kukuksei fand ich, hier zu Land, am allermeisten im Neste des Hausrothschwänzchens; in Piemont in dem der S. einerea und hipolais. S. 82. Der Wiedehopf könne, vermöge seiner Schnabel- und Zungenbildung, die Excremente seiner Brut nicht, wie andere Vögel, vom Neste fortschaffen. Der Wiedehopf erzieht seine Brut (bis 7 Junge) in Baum- höhlen. Ameisen sind ein Hauptbestandtheil ihrer Nahrung, diese geben einen wässerigen sehr übelriechenden Koth, den die Jungen zur Oeffnung der Baumhöhle, worin sie stecken, sehr geschickt hinauszuspritzen wissen. Er rinnt dann bis- weilen am Stamme des Baumes von der Oefinung abwärts, und verursacht eine sehr in die Augen fallende Besudelung. Die Jungen sind-ungeniessbar, eben wegen der Regenwürmer und Ameisen. S. 84. Die Männchen der Baumspechte alle mit rothem Scheitel. Diesen trägt nur der Picus minor und der P. major ım Nestkleide, den man zur eigenen Art, zum P. medius gemacht hat; was eben unrichtig ist. S. 86. Die mit weissen Federfüssen geschmückt BRauch- schwalbe (Hir. rustica) soll auch in den Hochthälern, wie im Engadin (5500 —5700') vorkommen. Die weissen Federfüsse gehören nicht der Rauchschwalbe, sondern der Hausschwalbe an und es ist auch diese, nämlich die Hir. urbica, welche in unsern Hochthälern nistet. S. 87. Der Mauersegler (Cypselus murarius) baut sein halbmondförmiges Kranznest aus Halmen, Rinde, Mörtel, Holzspänen fest und glänzend, mit Speichel zusammen- geleimt, unter die Dächer der Häuser und Thürme, 2... Unsere sehr unbehülfliche Mauerschwalbe (Spir) ist un- vermögend ein eigenes Nest zu bauen, da sie sich nie auf irgend einen Gegenstand niederlässt. Sie benutzt die Nester anderer Vögel, z. B. der Sperlinge, Rothschwänzchen, Bach- stelzen u. s. w. wenn sie an geeigneter Stelle angebracht sind, d. h. in Mauerlöchern unter Dachlatten, zwischen Balken- gesimsen, und legt sonst ihre 2—3 Eier auch nur auf Stein oder Holz, wenn die Stelle dunkel und enge ist und sich eine kleine Vertiefung darbietet, welche das Fortrollen der Eier verhindert. 5. 89. Der Hreuzschnmabel, in der Jugend mennigroth, gelb und grau gesprengt; im Alter hoch-karminroth, auf dem Rücken etwas braungrau. Die Weibchen grünlich und gelbgrau. — Er brütet zu allen Jahreszeiten und zwar sehr oft in der herbsten Kälte. Die Männchen dieser Vögel weichen in der Färbung ihres rothen Gefieders, je nach Alter und Jahreszeit, so sehr von einander ab, dass ich darüber schweige, Aehnlich sind einan- der die Weibchen; in ihrer gelb- und grüngrauen Bekleidung und die jungen Vögel, in ihrem grauen, schwärzlich gespren- kelten Jugendkostüm. Was das Brüten betrifft, so habe ich im April im Nest- bau begriffiene Weibchen angetroffen, andere erlegt, die ein reifes Ei im Legesack hatten und flügge Junge im August aus ihren Nestern genommen. Ob die Kreuzschnäbel auch bei uns zur kalten Winterszeit brüten, darüber habe ich keine Gewissheit erlangen können, hingegen wohl diejenige, dass sie unsere Berge fast ganz verlassen haben. S. 92. Die Zeisige brüten schwerlich bei uns. Man bemerkt sie wenigstens nur im Herbst und Frühling, Sie-brüten allerdings auch auf unsern Bergen, aber so hoch in den Zweigen der Nadelbäume, dass ich nie ein Nest BR _ erlangen konnte. Es flogen im Sommer nicht selten einzelne Zeisige auf den Käfig vor meinem Fenster, worin ein Kamerad sein Liedchen gesungen. Wohl auch ein Beweis, dass sie hier nisten. 5. 93. Der Gartenammer (Ember. hortulana) sei in der Schweiz äusserst selten. Dieser Vogel wurde nur mit der Goldammer verwechselt, denn vor der bedauerlichen allgemeinen Verminderung der Vögel brütete er ziemlich zahlreich bei uns und namentlich in der Gegend zwischen Chur und Ems, in den Baum- und Weingärten. — Man merke nur auf seinen Gesang; anstatt wie der der Goldammer, in die Höhe zu gehen, fällt er in die Tiefe. Die Italiener mästen diese Vögel zu Fettklumpen. 5. 102, Die graue Bachstelze (Mot, boarula oder sul- phurea) oben aschgrau mit schwarzer Kehle, welche den Bächen und Seen nachgeht u. s. w., auch die gelbe Bachstelze (Mot. flava) mit grüngrauem Oberleib, mit gelbweisser Kehle uw, s. w. Diese findet sich hin und wieder in der ganzen Bergregion, aber weniger am Wasser als bei dem Vieh auf der Weide. Diese beiden Stelzen sind sehr oft miteinander verwech- selt worden. Die obige graue Bachstelze ist die eigentliche gelbe, deren Männchen eine schwarze Kehle hat, die an unsern Bächen nistet, (mot. flava oder sulphurea). — Hingegen die obige gelbe ist die eigentliche Viehstelze und desswegen ge- hört ihr das Prädicat mot. boarula, weil sie eben sich weni- ger am Wasser als beim Vieh auf der Weide aufhält. Das Männchen der boarula hat, zum Unterschied von der flava, eine weisse Kehle und kommt in unserer Gegend nur als Zug- vogel vor. S, 103. Wird nur der schwarzrückige und der graue EIN. EN Fliegenfänger (Muscicapa atricapilla et grisola) als Schweizervögel aufgeführt, - Ich habe noch eine dritte Art entdeckt, nämlich die muscicapa albicollis, der weisshälsige Fliegenfänger. Er nistet alljährlich in den bündnerischen Thälern über den Bergen Pregell, Puschlav und Misox, wo keine luctuosa vorkommt, besonders im Kastanienwald zwischen Castasegna und Soglio. S. 107. Der Nusshäher (Nucifraga caryocatactes) ist so- wohl in den Laub- als Nadelhölzer der montanen Re- gıon und über diese hinaus, bald in einzelnen Exem- plaren, bald ın starken Schaaren, verbreitet. Im Winter zieht er ın die Feldgehölze der Ebene. Der Nussbrecher ist in hiesiger Gegend ein geheimniss- voller Bewohner unserer höher gelegenen Nadelwälder, wo zerstreute Paare nisten. In Schaaren erscheinen sie hier nie, sondern einzeln aber ziemlich zahlreich besuchen sie die Thal- gegenden, wo Haselnüsse gereift sind, die sie dann im Ge- meinwerk fleissig bergauf tragen. Das Gleiche üben sie an Nüssen, Zirbelnüssen u. d. g. — Zur Winterszeit sehen wir sie nicht in der Thalebene. S. 108. Unendlich viel häufiger in den unteren und mittleren @Gebirgsgegenden (doch nicht in Gruubünden, wo der Nusshäher zahlreicher vorkommt) ist der Bichel- häher (Corvus glandarius). Dieser schöne Vogel ist im Gegentheil bei uns viel zahl- reicher als der Nusshäher, — so zahlreich, dass die Gemeinde Sils, seit meinem Antritt als Vorsteher 1851, alljährlich für jedes erlegte Stück 15 Cent. Schussgeld bezahlt hat; so z.B. im Jahr 1854 für 213, im Herbst 1859 für 245, im Jahr 1863 für 211 Stück. — So nützlich die Eichelhäher durch Vertilgung einer unendlichen Menge schädlicher Insekten sind, so schädlich werden sie bei uns zur Herbstzeit; anfänglich Au durch den Raub der Kirschen, dann. hauptsächlich in den Maisfeldern und endlich durch das Forttragen der Eicheln in ihre Vorrathskammern. Diese Nahrungsmittel fehlen in den höher gelegenen Thälern sowohl als auf den Bergen, von woher alle dort geborenen in die Thalgegenden herabströmen, wo jene vorhanden sind. S. 109. Die hübsche gelbschmäbelige Alpendohle oder Schneekrähe gehört der obern Region an; doch fliegt sie zur Zeit der Kirschenreife u. s. w. ins Vor- land hinaus z. B. bis in die Nähe von. Chur. Bei uns fällt die Kirschenreife in die Sommermonate und zu dieser Zeit, wo sie auf den Bergen dem Brutgeschäft ob- liegt, sah ich nie eine im Thal. 5. 112. Die Zwergohreule (Strix scops) im Tessin Ci- vetta cornula, wird dort, wie in ganz Italien, häufig gezähmt und allgemein zum Vogelfang abgerichtet, Während meinem vieljährigen Aufenthalt: in Italien habe ich der Vogeljagd mit der, Civetta sehr oft beigewohnt, ja dieselbe selbst betrieben. Es ist aber der kleine Kauz (Strix passerina), welcher allgemein dazu verwendet wird. Dieser wird: wohl mit 1 Ducaten bezahlt. Die kleine Ohreule wird zwar auch auf den Scalini del Duomo in Mailand zum Ver- kaufe ausgestellt, findet aber sehr wenig Abnehmer, weil sie nicht die erforderlichen Eigenschaften besitzt, z. B. nicht die Lebhattigkeit in ihren Bewegungen äussert, wie die St. passe- rina und das helle Tageslicht nicht so- gut erträgt. Ss. 112. Der Waldkauz (Strie aluco) füllt im Nothfalle seinen Mager auch mit Gras, Moos und Laub. Die vielen Mägen solcher Eulen, die ‚seiner Zeit unter- sucht und mir zur genauen Einsicht unterlegt wurden, 'ent- hielten alle entweder gar nichts oder Ueberbleibsel von In- 41 sekten, Mäusen Vögeln u. d. g. aber in keinem einzigen der- selben fand ich jene unnatürliche Nahrung. S. 119. Der WMäusebüssard (Buteo vulgaris), den Hiüh- nern und Tauben ist er bei weitem nicht so gefährlich als der freche Thurmfalke. S. 120. In harten Wintern geht es ihm nicht selten schlimm. Diesen so nützlichen und vom gemeinen Volk so ver- kannten Vogel sah ich, obschon unter Hühnern und Tauben lebend, nicht ein einziges Mal auf ein Huhn oder eine Taube stossen (auch keinen Thurmfalken) und gleichwohl horstet alljährlich ein Paar in der Nähe. Der Mäusefalke überwintert nicht bei uns, wir sehen ihn im Februar wieder, wenn er gelinde ist. Vom Herbst bis zum Frühjahr sah ich ihn in Piemont, niemals im Sommer. S. 305. Mit besonderer Liebe die Alpen bewohnend und daselbst brütend, zeigt sich der elivengraue Wasser- pieper (Anthus aquaticus, aueh montanus) mit weis- ser, graubraunbesprengter Brust u. s. w. Im Laufe des Mais singen die Männchen. während die Weibchen ihr Nest zwischen Knieholzbüschen be- reiten. | Dieser Vogel, dem ich seiner Zeit meine besondere Auf- merksamkeit gewiedmet, trägt ein Sommerkleid, welches von seinem Winterkleid gar sehr abweicht. Das obenbeschriebene ist nur sein Winterkleid, worin er in den bewässerten Wiesen (marcite) Italiens den Winter zubringt. In seinem Sommer- kleid, auf den Alpen, ist sein Vorderhals sammt Brust röth- lich angelassen, der Bauch weisslich und alle diese Theile voll- kommen ungefleckt. Der Anthus montanus baut sein Nest im April und Mai, stets an freien Erhöhungen der Alpwiesen in eine kleine Ver- tiefung des Bodens, nie unter Buschwerk. S. 306. Der Zitrenfink (Fring. eitrinella) hängt sein Nest auch, wie die graue Bachstelze, zutraulich aussen oder innen an Viehställe und Sennhütten. Der Zitronfink, ein Bewohner hochgelegener Thalgegen- den, baut sein Nestchen im April, nach Finkenart, bald höher, bald gar nich thoch, auf die Nadelbäume. Während meinem vieljährigen Aufenthalt in Italien habe ich diesen Vogel dort nie im Freien gesehen. S. 309. Der Alpenmauerläufer (Tichodroma phoeni- coptera) 6 Zoll lang, aschgrau mit schwarzem Kopf u. Ss. W.) Der Mauerläufer hat, nach meiner Erfahrung, nie einen schwarzen Kopf, sondern nur das Männchen hat eine schwarze Kehle, S. 329. Das Steinhuhn (Teirao saxatilis) soll im hohen Norden nicht vorkommen, wohl aber in unsäglicher Menge Candia, Sicilien und die heissen Küsten von Africa, Syrien und Persien bewohnen, während es sich bei uns nicht einmal in die Ebene wagt. Unser Steinhuhn gehört ausschliesslich den Alpen an. In wärmeren Klimaten wird es durch das ihm ähnelnde Roth- huhn (Tetrao rufus) ersetzt, welches schon in Piemont seine Stelle einnimmt und an seiner Statt alle die genannten Län- der bewohnt. Das Steinhuhn hat nicht die Farbe der Eltern, (wie es bei Tschudi abgebildet) sondern es sieht einfach grau aus. S. 347. Der Lämmergeier zerqueischt lebenden Katzen den Schädel und schlingt sie dann auf einmal hinunter. S. 351. Ist er kühn genug mit Mordgedanken einen Jäger zu umkreisen und stark genug, eine junge Ziege stunden- weil zu tragen u. s. w. Der Lämmergeier, welchen ich 7 Monate im besten Wohl- sein unterhalten, fand es gerathen eine alte Katze zu respek- tieren. Eine junge hingegen wurde am Genick gepackt, unter die Klauen gelegt und stückweise zerissen. Eine ganze Katze zu verschlingen, dürfte auch für einen Lämmergeier ein star- kes Stück sein. Nach meiner Erfahrung hat man dem Lämmergeier seit jeher viel von dem aufgebürdet, was der Adler verbrochen. Man lege die Fänge beider Mörder nebeneinander und man wird leicht begreifen, welche Krallen dazu geformt sind zum packen, festhalten und forttragen. Bei meinen vielen Jagd- excursionen auf die Alpen habe ich die feste Ueberzeugung gewonnen, dass der Lämmergeier Thiere von einigem Gewicht nicht forttragen kann. Dazu sind seine Krallen zu wenig ge- krümmt, — sondern dass er seine Beute, wenn sie an geeig- neter Stelle angelangt, durch lähmende Ueberraschung, vereint mit Luftdruck und Flügelstoss, vom Felsen hinab in den Ab- grund wirft und sie dann unten verzehrt. War ich doch zweimal in der haarsträubenden Gefahr, diese Behandlung zu erfahren und hat er sich doch nie erfrecht, auf einen meiner weit und breit suchenden Hunde zu stossen, obschon er und sein Weib oft lange über ihnen kreisten. S. 527. Die Steinkrähe (Corvus graculus) fliegt bald mit den Schneekrähen, bald einzeln, bald familienweise, an den steisten Felsen des obern Hochgebirges und theili ihre verticale Verbreitung ganz mit jenen Krähen; doch lässt sie sich, besonders in der ersten Morgenfrühe, häu- figer in’s bewohnte Land hinab, um nach Insekten und Würmern zu suchen, — die einzige Gelegenheit, wo man sieh ihrer bemächtigen kann. In den 1820er Jahren sparte ich keine Mühe, mich über diesen Vogel in’s Klare zu setzen, was mir auch gelungen. Er bewohnt nicht die Hochgebirge, wie die Schneekrähe, son- 44 dern die obersten Räume unter den Dächern der Kirchen, ihrer Thürme und alter Burgen unserer höher gelegenen Thä- lern, wie z. B. im Kreis Belfort, Oberhalbstein u. s. w. Ich fand sie im Kirchthurme von Alvaschein, von Schweiningen und besonders in Reams, wo die Tramen (Balken) des Dach- stuhls der sogenannten Freiburg halbschuhhoch mit Krähen- koth bedeckt waren. Diess und die vielen Nester, die ich vorfand und aus welchen ich Eier und Junge nahm, bewiesen mir, dass sie früher in grösserer Anzahl dort gelebt haben mussten. Der romanische Landmann daselbst nennt diesen Vogel Tholan und die Dorfbuben tragen Schuld an ihrer Ver- minderung. 5. 532. Der Schneefink (Fr. nivalis), die Kehle im Winter weisslichgrau, oft schwärzlich gefleckt, im Sommer meist kohlschwarz. Wie sie den Winter in der Alpen- und Bergregion zubringen, muss wohl kümmerlich sein u. s. w. Unter den vielen Schneefinken, die mir zu Gesichte ge- kommen, habe ich nie einen mit schwarzer Kehle gefunden. Die schwärzliche Farbe war zwar da, aber stets von weissen Federspitzen bedeckt. Nach meinen spätern Erfahrungen musste ich zur Ueber- zeugung gelangen, dass die Schneefinken Zugvögel seien. Auf den Bergen sind sie zur Winterszeit nicht; in der Thalebene sah ich dann höchstselten etwa einen einzelnen. Ende März oder Anfangs April waren sie wieder auf den Bergen und fiel dann Schnee, so sah ich sie auf Vorbergen und selbst im Thale. S. 354. Wenn der Spätherbst die Kuppen der Berge mit Schnee bedeckt, ziehen sich die Schneehühner in die obersten Hochwälder und milderen Flühen und Werden. Die Hauptfärbung ist oben gräulich rostgelb, mit gelben und schwarzen Bändern und Flecken; die Schwung- ee federn sind schwarz, der Schwanz braunschwarz mil graugelben Linien u. s. w. Schneehühner traf ich zur Zeit meiner vielen Reisen im Winter über die Gebirge nicht selten auf der Strasse an, aber nie in den obersten Hochwäldern oder auf unsern Vorbergen. Der Wissenschaft zulieb erlegte ich seiner Zeit im Monat Juni Männchen und Weibchen. Beim Hahn waren der Bauch, die Flügel, mit Ausnahme der Deckfedern, und die Bekleidung der Füsse weiss, die Schwanzfedern schwarz und nur die beiden mittelsten rostgelb unl dunkel gewellt. — Das Weibchen hatte zwar auch die weissen Flugfedern, aber der Bauch war nicht weiss, sondern gelb und schwarz gewellt; die Bedeckung der Füsse grau. Die genannten Theile bleiben also Sommers und Winters weiss. Hier beendige ich einstweilen meine Bemerkungen mit dem Wunsche, dass sie der Wissenschaft förderlich sein möchten. Baldenstein, den 26. Februar 1864. m ET SEIT II IN. Neue Seebildung bei Riein (im Bündner Oberland.) Von Forstinspektor (oa2. Eine Waldexcursion führte mich mit Hrn. Kreisförster Lanicca den 26. August vorigen Jahres von Ilanz, der ersten Stadt am Rhein, über Kästris, Seewis (Oberland) und Riein 47 nach dem Rieiner Tobel. Dasselbe ist in seinem obern Ver- lauf tief in Bündnerschiefer eingebettet, der die ganze schroffe, zerrissene Gebirgsgruppe von P. Fess !) (2851 Meter) und P. la Cauma (2239 Meter) zusammensetzt. Da wo das Tobel seine tiefen, felsigen Rinnsaale verlässt, unterwascht das Tobelwasser die Erdschichten des. rechten Ufers, auf dem weiter auswärts die Güter von Riein liegen und giebt, besonders bei starken Regengüssen, zu Erdspal- tungen und Absitzungen Veranlassung. Als ich mit meinem Gefährten die Wiesenterrasse von Riein verlassend, gegen die Tiefe des Tobels einlenkte, fiel uns ein hoher Schuttkegel auf, der sich mitten im Tobel auf- gehäuft hatte und zwar gerade an der Stelle, wo dasselbe die schroffen Felswände verlässt. Dem hohen Schuttkegel entsprach eine breite, kahle, am rechten Uferrand weit hinauf- reichende, mit Steintrümmer bedeckte Schutthalde, von der noch jetzt in kurzen Unterbrechungen einzelne Steine herunter- stürzten. Wir überschritten das Tobelbett etwas unter dem Schutt- kegel und stiegen, längs dem linken Ufer steil durch eine lichte Tannwaldung hinauf. Als wir unweit über dem Schutt- kegel vorbeikamen, glänzte uns durch das Grün der Tännäste unerwartet ein Seespiegel entgegen, von einem so tiefen, wunderschönen blau, wie ich solches in Bünden nur noch bei dem einen See in Valle di Campo (Poschiavo) gesehen. Der See verdankt seine Entstehung dem Bergsturz, in- dem der Tobelbach durch denselben in seinem Laufe gehemmt und zur Anfüllung des Beckens gezwungen wurde, welches der Schuttkegel hinter sich geschaffen. 1) Deutsch: Gespaltene Spitze, indem der Felsgrat keilförmig auf- gespalten ist, welche Spalte man unter andern Orten auch von Lenz aus sieht. 48 Das rechte Ufer des See’s wird von senkrechten Fels- wänden gebildet und am schattigen Fusse derselben hatte das Wasser die dunkelste Färbung; von der gegenüberliegenden Seite wird der See von einem steilen, mit Fichten bekleideten Haag begrenzt und das hier von der Sonne beschienene Wasser hatte eine hellere in’s Milchblau überspielende Farbe. Die Länge des See’s mag 150 -180° und dessen grösste Breite 80-100’ betragen. Die Entfernung vom Rand des See’s bis auf die Höhe des Schuttkegels misst 70. Das Wasser hatte damals keinen oberirdischen Abfluss, wohl aber bemerkte man im Schlamm, der sich im See gegen den Schuttdamm angesetzt hatte, verschiedene Löcher, denen häufig Luftblasen entstiegen und durch die das Wasser durchsikerte, um tiefer, an der untern Seite des Kegels zu Tage zu treten und sich zu einem Bach wieder zu sammeln. Nach eingezogenen Erkundigungen soll im Frühjahr, beim Schneeschmelz, der See steigen und sein Wasser an der süd- lichen, niederern Seite dss Schuttkegels oberirdisch ergiessen. Der Schuttkegel ist gewaltig breit und hoch, so dass ein plötzliches Durchbrechen des Seewassers kaum zu befürchten sein dürfte, Wahrscheinlich wird sich der See an der süd- lichen Seite des Schuttkegels allmählig eingraben und den- selben auf diese Weise im Laufe der Zeit, was immerhin noch einige Jahre gehen kann, wegspülen. Unterdessen muss unser Neugeborne einen Namen haben. Er heisse, wie billig: Rieiner-See. Es ist merkwürdig, dass man in Bündens Hauptstadt, dem nahen Chur, niehts von diesem Bergsturz und der Seebildung vernommen. Diejenigen, welche diesen durch seine Entstehung, Farben- schönheit und milde Umgebung sehenswerthen See, der zirka 3 Stunden von Ilanz entfernt liegt, besuchen wollen, mache 49 ich noch auf eine eigenthümliche Sinterbildung aufmerksam, welche in den Gütern hinter Riein den Fussweg quer durch- schneidet. Sie besteht aus einer mauer- oder dammähnlichen Erhöhung von zirka 4‘, zu unterst von zirka 10° Höhe und wurde durch ein kleines Bächlein abgelagert, dessen Wasser noch gegenwärtig über die Höhe des Rückens in einer kleinen Vertiefung hinfliesst und zu unterst einen kleinen Wasserfall bildet. Eine ähnliche Sinterbildung befindet sich an einem Brun- nen, der ob dem Wege zwischen Versam und Carrera steht. V. Exeursion nach der Ringelspitze, Im August 1863. Von Forstinspektor Coaz in der graubündner. naturforschenden Gesellschaft vorgetragen. Die Ringelspitze gehört zur Tödikette und erhebt sich aus dem östlichen Ausläufer des Saurenstocks zu 3249 Met. ü. M., während die höchste Spitze des Saurenstocks selbst in P. Segnas nur 3118 Met. misst. Dieser Ausläufer trennt das St. Gallische Calfeuser-Thal vom bündner. Oberland und bildet somit die Grenze beider Kantone. In der Ringelspitze erreicht der St. Gallische Grund und Boden seine höchste Elevation und auch Graubünden zählt _ sie zu ihren hervorragendsten Gebirgshöhen. Obwohl aus verschiedenen Thälern, z. B. dem untern Rheinthal, dem Oberland und Domleschg sichtbar, tritt die Ringelspitze, von der Tiefe gesehen, doch nicht so imposant auf, wie andere Spitzen von gleichem Höherang, und dies hauptsächlich dess- halb, weil sie aus der Gebirgsmasse sich relativ nicht hoch aufthürmt und in ihrer Nähe andere, nicht viel niedrigere Schwestern thronen. Ungefähr Mitte Wegs zwischen Ems und Reichenau sieht man sie in n. w. Richtung über dem O1 s. g. Augstberg oder dem V, Lavoi als eine scheinbar kleine Pyramide der hohen Gebirgswand aufgesetzt, welche schroff gegen den Ringelgletscher abfällt. An dieser ihrer pyrami- dalen Form, welche übrigens nach den verschiedenen Seiten wechselt, findet man die Ringelspitze aus den verwirrend zahlreichen Bergspitzen unseres Kantons bald heraus und sogar vom entfernten Languard bei Pontresina fällt sie einem sogleich auf. Diese Spitze, meine Herren und Ihnen Hr. Klubisten, sage ich dies zu ganz besonderer Beherzigung, ist noch jung- fräulich; eine alte Jungfer zwar, aber dennoch mit Reizen versehen, welche die leidenschaftlichsten Bewerbungen hervor- zurufen vermögen. Sie werden, meine Herren, daher begreiflich finden, dass auch drei Herren Ihrer Gesellschaft*) zu einem Versuch sich haben hinreissen lassen, diese nie betretene Bergspitze zu erklimmen und von diesem neuen Standpunkt aus ein bisher noch von keinem Menschenauge gesehenes Panorama zu überblicken. Ich beginne meine Erzählung mit unserer Wanderung vom Dorfe Tamins weg hinauf nach Trins. Diese Wegstrecke haben Sie zwar, wie ich wohl weiss, schon oft zurückgelegt und dennoch glaube ich Sie noch ein Mal denselben Weg führen zu dürfen, ohne Ihre Geduld zu sehr in Anspruch nehmen zu müssen, denn derselbe bietet so mannigfaltig wechselnde Aussichten in die, zu den schönsten gehörenden Landschaften und Gebirgsgruppen Graubündens, dass man demselben sein Auge immer wieder gerne öffnet. Vielleicht dass es mir auch gelingt, Sie auf bisher unbeachtet gebliebene Gesichtspunkte aufmerksam zu machen. *) Hr. Professor Hiller, Hr, Dr. Adolph v. Planta und der Verfasser. wi 92 Vom Dorfe Tamins weg führt die Landstrasse zunächst nach dem Töbelchen, das von V, Lavoi sich herunterzieht. Der Tobelbach, der steil über Verrucano und zwischen grossen: grünen Felsblöcken dieses Gesteins herunterrauscht, nimmt seinen Ursprung am Ringelgletscher. Er geht uns daher heute etwas näher an. Wir bleiben auf der schmalen Brücke stehen und seinen Lauf abwärts gegen den Rhein verfolgend, fällt uns auf, dass er, gleich nachdem er sein felsiges Bett und die Brücke verlassen, durch eine weite Vertiefung hin- fliesst, die er sich in den Zeiten seiner Grösse und Kraftfülle aus dem Alluvium ausgegraben. Steile Börder begrenzen jezt die tiefe Mulde. Die Brücke verlassend, finden wir rechts einen talkhaltigen, graulichen Schiefer anstehen, der fast senk- recht einfällt und von Kalk überlagert wird, der SO. Fal- len zeigt. Diesem s. östl. Fallen der Schichten, welches der ganzen Gebirge ringsrum eigen ist, schreiben die Trinser mit Recht die Quellenarmuth ihrer Berge zu. Bei der ersten Kehre ob dem Lavoi-Bach angelangt, liegt uns zur Linken Tamins mit seinem weit ins Hauptthal vor- tretenden Kirchhügel. Im Hintergrunde ragt mit breiter fel- siger Fronte der Montelin empor. In südl. Richtung dehnt sich vor uns die Ebene von Bonaduz aus, mit zahlreichen Hü- geln bedeckt und von zwei Seiten von den beiden Rheinen begrenzt. Die Ebene ist ein grosses Schuttland, das die bei- den Rheine hier zu einer Zeit allmählig angehäuft, als von Tamins über Reichenau hinaus noch ein hoher Damm lag und hinter sich die Wasser der beiden Rheine zu einem See sammelte. Vergleichen Sie die Höhe der Ebene, auf welcher Tamins liegt und die vielfach ausgebuchtete Fläche direkt unter der Strasse, auf der Sie stehen, mit der Bonaduzer Ebene, so wer- den Sie mit blossem Auge finden, dass diese drei Ebenen ER ziemlich im gleichen Niveau liegen. Die Höhe von Rhäzüns, 648 Meter, und von Bonaduz, 654 Meter, stimmen zwar mit der- jenigen, welche die eidg. Karte für Tamins\angiebt, nämlich 684 Meter, nicht überein; diese letztere Höhenangabe bezieht sich aber auf die Höhe des Kirchhügels. Ziehen Sie die Höhe desselben über der Ebene von Tamins mit zirka 30 Met. ab, so kommen Sie auf die gleiche Horizontalebene mit Bonaduz. Auch Tamins gegenüber, auf der rechten Rheinseite, ent- spricht eine Schuttebene diesem gleichen Niveau. Nachdem der Damm bei Reichenau durchbrochen war, wirbelten die beiden Rheine die, durch steile Wände begrenzte Mulde ob Reichenau aus, die s. g. Isla, welche eine Länge von zirka 3500° und eine ungefähre Breite von zirka 1000‘ hat und zirka 100 Juchart misst. Der Vorsprung auf der rechten Rheinseite drängte den Hinterrhein von seinem nördlichen Lauf nordwestlich ab gegen den Felsenkopf bei Reichenau, wo jetzt beide Rheine zusammenfliessen. Je tiefer der Damm bei Reichenau ausgewaschen wurde, desto tiefer gruben sich auch die beiden Rheine ihre Bette im Seeschutt aus. Die Ebene der Isla liegt zirka 70 Meter tiefer als diejenige von Bonaduz und dies mag auch annähernd die durchschnittliche Tiefe der beiden Rheinbette unter letz- terer sein. fi Aus diesem Schuttland ragen die zahlreichen Hügel als feste Gebirgskerne empor. Im einstigen See bildeten sie In- seln. Es sind dies ähnliche Hügelbildungen wie diejenigen in ‚der Ebene von Ems und Chur, deren Entstehung so merk- würdig verschiedenartige Erklärungen fand. Die reichste und wohl auch interessanteste Hügelgruppe ist die bewaldete Gruppe von Puz Mattauns, welche die Ebene südwestlich begrenzt und ein Labyrinth von Hügeln und Ver- tiefungen bildet, in dem sich der Unbewanderte leicht verirrt. 54 Der geschichtlich interessanteste ist der kleineHügel, auf dem das Schloss Rhäzüns steht. Unweit davon, in sehr schöner Lage, wurde dem heiligen Georg eine Kapelle auf einem solchen Hügel erbaut, während der heilige Magnus sich in der Ebene begnügen musste. Die Bonaduzer: Ebene misst in ihrer grössten Breite- ° ausdehnung von Osten nach Westen 1700’ von Süden nach N. 11000° und enthält, die Hügel nicht eingerechnet, 1600 Juchart, wovon nahe an 400 Juchart noch des urbarisirenden Eisens warten und unterdessen mit krüppelhaften Kiefern, Rekholdergebüsch und Heidekraut bedeckt sind. Der Boden ist als eine Ablagerung von Geröll und Sand und von 3 Seiten von tiefen Flussbetten eingeschnitten, be- greiflicherweise trocken. Zudem wird diese Ebene aus einem der in sie einmündenden 3 Thäler fast immer von Winden bestrichen, von denen der aus dem Domleschg ziehende Süd- wind besonders austrocknend wirkt. Desshalb eignet sich diese Ebene nicht zur Futtergewinnung und wird fast nur als Ackerland benutzt, das starke Düngung verlangt. Man hat bereits daran gedacht, das vorzügliche Bewäs- serungswasser, das von den Trinser Mühlen bei Ransun in den Vorderrhein fliesst, über letztern in die Bonaduzer, Ebene zu leiten, ein Projekt, dessen Ausführung der Zukunft vor- behalten ist. Wegen dieser Trockenheit der Bonaduzer-Ebene- haben die Waldungen der dortigen Hügel, besonders derjenige von Putz Mattauns und am Bergabhange gegen und ob Rhäzüns grosse Wichtigkeit für den Feuchtigkeitszustand derselben. Dieses alte Seebecken und der in ihm erhaltene Rück- stand haben uns lange aufgehalten. Wir schreiten, an der Vergangenheit reichem Material grübelnd weiter. Aber schon 50 beim nächsten scharfen Strassenvorsprung machen wir un- willkührlich wieder Halt. Unser Blick ist durch die Thalenge von Rothenbrunnen in’s Domleschg gefallen. In der Veren- gung selbst ist das Gemäuer der Ruine Juvalta sichtbar, weiter hinten steht auf senkrechtem Fels Ortenstein und auf dem Hügel darob die Kapelle St. Lorenz. Im Hintergrunde des Domleschg erblickt man Sils am Fusse des Mutterberges und links davon zieht sich die Gebirgsspalte des Schien herunter. Durch dieselbe schauen die Oberhalbsteiner Gebirge heraus von P. St. Michel bis zum Piz d’Err und Cima de Flix. Meine Herren, es ist dies eine Staffage, wie solche sich vielleicht in ganz Graubünden nirgends in @&ieser Schönheit wiederfindet. Werfen wir unsere Blicke weiter um uns, so geht unser Gesichtskreis; vom Calanda und Montelin und einigen Schan- figger Bergen, über die Spontisköpf, den Dreibünden- kopf, Faulenberg, Stäzerhorn hinüber zu den genannten Ober- halbsteiner-Bergen, zum Curver mit seinen Genossen, nähert sich im Rhäzünser-Berg und springt wieder zurück auf’s Ten- nerhorn, das Rieinergebirg und hinüber zum P. Mundaun und . Tombif ob Brigels. Wir gehen weiter. Aus der Ferne zurückgekehrt bleibt der Blick auf der Strasse ruhen. Sie ist noch immer in Kalk eingeschnitten, aber die Stützmauern längs derselben zeigen eine Menge anderer Steinarten. Da sind Blöcke von Gra- nit, Gneis, Verrucano etc. Woher diese Fremdlinge? Da gewachsen? Leichte Abfindung! Aber ganz die gleichen Steinarten finden sich im Oberland in ganzen Gebirgen. Wahr- scheinlicher also, dass sie aus den höhern Thälern des Ober- landes hieher transportirt wurden und die Gelehrten haben sich, nach Jahre langen heftigen Kämpfen, dahin geeinigt, dass Gletscherströme diese s. g. erratischen Gesteine, aus den Hochgebirgen in die Thäler heruntergetragen und bei ihrem 96 Abschmelzen zurückgelassen. Wie diese Gegend von Reichenau jetzt, als Vereinigungspunkt der beiden Rheine, die ein so ausgedehntes Flussgebiet hinter sich haben, eine wichtige Rolle spielt, so war ihre Lage nicht minder begünstigt zur Zeit der grossen Gletscher, denn die Gletscherströme des Vorder- und Hinterrhein’s mussten hier gewaltige Eismassen zusammengeführt und in ihren Moränen die Gesteinarten- aller Gebirge enthalten haben, an welchen sie vorbeistrichen. Nach Lösung des Räthsels der Mauersteine schreiten wir wieder weiter. Der Trinser Hügel wird sichtbar, links da- hinter in geschützter Mulde das zu Trins gehörende Dörfchen Digg. Eine kleine Einbiegung führt uns über einen Bach, der von Crap Matts, einem Nachbar der Ringelspitze, herunter- kommt. Hier steht ein eigenthümlicher Schiefer an, der Ver- rucano sein dürfte. Weiter oben geht die Strasse über einen Schuttkegel, auf dem oberflächlich noch gewaltige Felstrümmer liegen und daneben stehen vereinzelte, uralte, gipfeldürre Eichen. Endlich führt der Weg schattig zwischen dem Trinser Hügel und dem Berghang durch und erst jetzt erblickt man das Dorf Trins und links oben die Ruine Hohentrins. In Trins sind wir 860 Meter über Meer und 274 Meter über Reichenau. Hinter dem Dorfe geht der Weg, dem Terrain ziemlich in der Horizontale folgend, über dem Dörfchen Digg weg, biegt um einen Gebirgsrücken und eine ganz neue Land- schaft öffnet sich, diejenige der Trinser Mühle und Flims. Da haben wir wieder ein altes Seebecken unter uns, so deut- lich ausgesprochen, wie nicht leicht an einem andern Ort. Dieses Becken ist entschieden viel später trocken gelegt wor- den als dasjenige von Bonaduz. Einzelne Stellen sind noch gegenwärtig sumpfig und torfig. Das Becken hat eine Breite von 5000‘, eine Länge von 6000° und misst 400 Juchart. Un- weit darob liegt der von ausgedehnten Waldungen begrenzte a kleine Trinser See. Rechts schliesst die Landschaft mit dem festungsartig aufsteigenden Flimser-Stein, links davon liegt Flims und darüber im Hintergrund ragt das Laaxer-Stöckli empor und glänzt der Bündner Bergfirn. Wir stiegen eine Strecke gegen Mulins hinunter, folgten aber nicht vollständig dieser fehlerhaften Pendenz der Strasse, sondern schwenkten rechts ab, dem Fussweg nach den Maien- sässen von Bargis folgend. Ueber uns ragten senkrechte Kalkwände empor an denen noch etwas Holzwerk, Ueberreste einer Wasserleitung hieng. In neuerer Zeit taucht der Ge- danke wieder auf, von hier eine Quelle nach dem wasser- armen Trins zu leiten. Nach zirka !/, Stunde Marsch kamen wir an den Bach, der von Bargis herunterstürzt. Er ist von einer kleinen stei- nernen Brücke überbogen und rauscht in tiefem Bett mit überhängenden Wänden, das er sich mit Zeit und Weile aus dem Kalkfels ausgewaschen. Der Rand der Erosionsschlucht ist mit einigen kleinen Ahorn-, Vogelbeer-, und Mehlbeer- bäumen bewachsen. Während des Halts auf der Brücke def- filirte die Trinser Ziegenheerde, 384 Stück, in gedrängtem Zuge an uns vorüber, ein lustiges Corps, das seine Existenz- berechtigung behauptet gleich anderem Vieh und sich über all’ die Anfeindungen aus gemeindsökonomischen und staats- wirthschaftlichen Rücksichten in’s Fäustchen lacht. Von der Brücke weg zieht der Weg durch einen leichten Wald meist steil empor und vereinigt sich später mit dem- jenigen von Flims und Fidaz. Nach zirka 1!/, Stunde Marsch öffnet sich der Wald wieder und bald darauf stunden wir auf einem Trümmerwall, vor uns in weitem Thalkessel die Wiesen und zahlreichen Gebäulichkeiten von Bargis. Auch dieser Kessel war einstens mit Wasser angefüllt, welches der Bach von Val Rusna und Lavadinas lieferten. Das Becken 58 ist 1500 breit, 5000° lang und misst zirka 140 Juchart. Süd- westlich ragen die fast senkrechten Kalkfelsen des Flimser Steins empor, dessen, Alpen nur von dieser Seite eine schwind- lichte, zum Theil in Felsen gesprengte Zufahrt haben. In Bargis angekommen war die Abenddämmerung schon weit vorgeschritten. Leider hatten wir schon auf dem Wege erfahren, dass die Maiensässe verlassen seien. Wir mussten daher gegen unsere bessern moralischen Grundsätze auf Ein- bruch bedacht sein. Der Träger, Ant. Welz von Reichenau, stieg an das Thor eines Heustalls empor, vermochte aber die Thür nicht zu öffnen trotz dem ganzen Schlüsselbund des Laboratoriums unseres Reichenauer Chemikers. Unterdessen recognoszirte ich nach anderer Richtung und traf zufälliger- weise auf eine weniger widerspenstige Pforte. Sie wich einem leichten Stoss mit dem Stock und rätschte laut in ihren An- seln. Einer nach dem andern erstieg nun die hohe Schwelle, man lagerte sich zum Abendessen und ohne Verdauungsfrist wählte sich hierauf jeder seine Lagerstätte. Das Geräusch im trocknen, starkduftenden Heu wurde immer schwächer und seltener, dagegen fieng es auf dem Dache wie von schwachem Regen zu rieseln an. Bald darauf leuchteten Blitze durch die Stallritzen und der Donner bestätigte kräftig unsere schlimme Vermuthung. Glücklich wer sich gebettet für alle Schicksals- tücken, und das hatten wir. Die stillen Gedanken, die bereits auf dem Wege nach der Ringelspitze vorausgeeilt waren, schlugen sogleich in entgegengesetzter Richtung um und nicht lange, so erfasste sie der Schlaf und führte sie seine Irrgänge. Bei der frühesten Dämmerung des folgenden Morgens sprangen wir von unserem hohen Schlafgemach hinaus in’s Freie. Der Himmel war rein, an den Gebirgen aber hieng etwas Nebel. Dessenungeachtet beschlossen wir unsere Fahrt fortzusetzen. 59 An der Stelle, wo der alte See sich durch den Damm (wahrscheinlich eine alte Moräne) durchgebrochen, führt eine hölzerne Brücke auf das linkseitige Thalufer. Wir stiegen über Weidboden, dann zwischen Bergfohren, weiter oben durch Lärch- und Fichtenwald hinauf nach dem Thale Lavadinas, das sich von der Ringelspitze genau von S. nach N. in den Thalkessel von Bargis herunterzieht. Nach zirka !/„—/, Stun- den setzten wir über den Thalbach, der sich hier ein tiefes, aber nur ganz schmales, überspringbares Bett im Kalkfels ausgewaschen hat. Einige quer übergelegte Holzstücke bildeten die kunstlose Brücke. Auf der rechten Thalseite führt der Alpweg längs einem ziemlich steilen Weidhang bin und springt bei der ersten Alphütte wieder auf das linkseitige Ufer über. Die Hütte war verlassen. Wir wanderten daher weiter thaleinwärts zum Obersäss, das auf einem schroffen, in’s Thal vortretenden Felskopf liegt, hinter dem sich dasselbe bis in den Hinter- grund verflacht. Wir fanden die Kühe gemüthlich vor der Hütte gelagert und die Alpknechte mit Melken beschäftigt. In der kleinen Hütte brannte ein uns willkommenes Feuer, um das wir uns auf einfüssigen Melkstühlen gruppirten. Die frischgemolkene (kühwarme) Milch liess ich mir ohne allen Rückhalt wohl- schmecken, während meine Gefährten, üble Folgen befürchtend, sich mehr auf den fetten Tatsch geduldeten, den ein Alpknecht sich anschickte uns mit süsser Rahm zuzubereiten. Es mochte zirka 9 Uhr sein, als wir uns«wieder marsch- fertig machten. Vor der Hütte, im Anblick des ganzen Thal- hintergrundes mit seinen schroffen Felswänden und scharfen Gräten, steilen Schutthalden und einem stark zerklüfteten Gletscher in der hintersten Mulde, entwarfen wir unseren Operationsplan. Anfangs schien uns die Ersteigung der linken 60 Thalwand (einwärtssehend) und die Verfolgung des Grates im Hintergrunde hinüber zur Ringelspitze, welche rechts, zu- hinterst im Thale emporragt, am leichtesten zum Ziele füh- rend. Glücklicherweise gingen wir von diesem Plane ab, denn wir fanden später, dass die Gräte nicht übersteigbar sind, und suchten über eine hohe Schutthalde zunächst auf den P. Chep, einen südlichen Ausläufer der Ringelspitze, zu gelangen. In hundertfachem Zikzak gieng’s nun die vegetationslose, mit Kalktrümmer bedeckte Wand mühsam hinauf. Nach manchem Halt und tiefem Aufathmen langten wir in zirka 1'/, Stunden auf dem flachen, aus Kalk bestehenden, mit Felsblöcken be- deckten P. Crep um 101%, Uhr an. Bei vollkommen heiterm Wetter muss die Aussicht von hier sehr lohnend sein. Uns öffneten sich das Domleschg, Öberhalbstein, das Hauptthal des Oberlandes und das Lug- netz. Die höheren Gebirge und so auch der Tödi lagen im Nebel. Von hier aus nahm ich einige geognostische Prophyle auf, die Ihnen vorliegen. Sie ersehen aus denselben, dass ein grünes Gestein, mit scharfer, fast horizontaler Abgrenzung dem Kalke aufsitzt, Es ist dem P. Chep zunächst grüner Schiefer, der- gegen die Ringelspitze in Verrucano übergeht. Der Schiefer ist bald grün, bald bläulich bis stahlblau und oft sehr talkhaltig und mit Quarzadern reichlich durchzogen. Wirft man einen Blick auf die höchsten Gräte und Spitzen dieses Gebirges, von der Ringelspitze hinüber an die Scheibe, zum Martinsloch und Laaxer-Stöckli, so findet man fast allen Verrucano aufgelagert und so scharf von unterliegendem Kalk und so schön horizontal abgegrenzt, dass man auf stunden- weite Entfernung die Grenze erkennt. Wahrscheinlich bildeten diese Verrucanomassen (meist ein Aequivalent des rothliegen- den oder bunten Sandsteins) ein zusammenhängendes Ganze, das sich weit nach dem St. Gallischen und in’s Glarnerland 6! - ausdehnte, wo sie ähnlich gelagert wie hier angetroffen wer- den. Bei der Erhebung der Gebirge und Aufreissen der Thäler wurde auch das Verrucanolager gesprengt, zum Theil in die Thäler geworfen, von wo zahlreiche Trümmer durch Wasser und Gletscher allmählig weiter nach dem Rheinthal geführt wurden. Der Verrucano ist sehr wahrscheinlich ein stark metamorphosirtes Sedimentgebilde. Auch der unter ihm durchstreichende Kalk ist sehr kristallinisch, beinahe zu Marmor umgewandelt und wurde von den Geognosten Röthikalk genannt. Nach einem kurzen Halt auf der nördlichen Seite des P. Chep, geschützt vor dem kaltwehenden Südwind, brachen wir wieder auf und wanderten längs der westlichen Seite des Gebirgsgrates gegen die Ringelspitze hin, genau die Grenze zwischen den schroffen, zerrissenen Verrucanofelsen und der darunter sich hinziehenden, mit Schutt bedeckten, steilen Kalkwand verfolgend. Häufige Steinschläge machten den Gang etwas unsicher. Nach zirka !/, Stunde Marsch glaubte ein Theil der Ge- sellschaft, dass wir uns annähernd am Fusse der Ringelspitze befinden und nun die Felswand über uns erklettern müssten. Den ganzen Grat umwogte aber eine undurchdringliche Nebel- schicht und so mussten wir uns denn zum Abwarten ent- schliessen. Ein kolossaler Felsblock versprach uns Schutz gegen den Windzug. Eine Menge kleinerer Felstrümmer um- gaben ihn, lose auf der lockern Schutthalde liegend und jeden Augenblick zum Sturze bereit. Wirklich setzte sich auch ein Block, an dem sich einer unserer Gefährten leicht gehalten, in Bewegung, rutschte hart an seiner Seite hinab, zerdrückte ihm die Feldflasche und klemmte ihm einen Fuss so fest in den Schutt ein, dass er ohne unsere Hülfe sich nicht mehr losmachen konnte und sich glücklich schätzen musste, mit heiler Haut davon gekommen zu sein. u 62 Mit Mühe fanden wir eine andere, etwas sicherere Lager- stelle. Unterdessen bliess der Wind den Nebel allmälig vom Grat und die Ringelspitze enthüllte sich ziemlich weiter nörd- lich von uns. Entschlossen setzten wir unsere Wanderung in gleicher Richtung wie bisher fort, stiegen später rechts über eine steile, lose Schutthalde gegen den Fuss der Ringelspitze, giengen unter derselben durch und kamen auf den Grat ge- gen das Calfeuser-Thal, den wir in östlicher Richtung ver- folgten und so an die nördliche, begletscherte Seite der Rin- gelspitze gelangten. Es war 12 Uhr Mittags, der Thermo- meter zeigte + 6° C. Ein Blick auf die schroffe Pyramide, in welche die Rin- gelspitze endet, überzeugte uns sogleich, dass wir das uns gesteckte Ziel, heute wenigstens, ohne alle Hülfsmittel nicht erreichen werden. Um indessen das Mögliche zu thun er- kletterten wir zirka !/, der Pyramide, wo wir einen kleinen Steinmann errichteten und wie üblich eine Flasche sammt Inschriften beilegten. Von den Felsen wurden einige Flechten selöst: Grimia ovata, Urceolaria verucosa, Lecanora atra, mu- ralis und elegans, Endocarpon miniatum, Parmelea encausta, Cladonia vermicularis. Von den Alpweiden in Lavadinas weg fanden sich nur sporadisch einige Phanerogamen wie Saxifraga oppositifolia L., Ranunculus glacialis L. und Aretia glacialis Schl. Die ganze Gegend gehörte fast nur dem Mineralreich an und trug dessen Öden, düsteren Charakter. Die Aussicht war leider durch den Nebel sehr verdeckt, der sich eher zu sammeln als zu verlieren schien. Nach NO. erblickten wir Vättis, links am Calanda die Alpen von Untervatz und über dieselben hinaus ein Theil des Prätigau und den Rhätikon. Mehr links traten von Zeit zu Zeit ein- zelne Gegenden des St. Galler Rheinthals aus dem Nebel hervor, die Appenzeller Gebirge und die grauen _Hörner. Südöstlich lag zu unseren Füssen der Ringelgletscher und Val Lavoi und tief unten die Emser-Ebene. Ueber dem Rhein erhob sich der Fauleberg, das Stäzerhorn und hinter diesen wurden auf kurze Zeit einige Häupter aus der Gebirgswelt gegen das Engadin sichtbar, worunter auch der Bernina. In dieser Richtung muss sich bei heiterem Himmel eine herr- liche Gebirgsschau darbieten. Südöstlich sahen wir in’s Domleschg, nach den Muttner- bergen und links davon hinein nach dem Oberhalbstein. Das Oberland war uns durch die Ringelspitze verdeckt, dagegen tauchte rechts von derselben die Tödikette bald hier bald dort aus den Wolken hervor, die Tödispitze selbst blieb aber unerbittlich verschleiert. Bei günstiger Witterung und besonders von der höchsten Spitze aus, die ich bei Zulülfenahme von Leitern und Ein- hauen einiger Tritte für möglich halte, muss die Aussicht zu den reichsten unserer Alpen gehören, denn nicht nur nimmt die Ringelspitze geographisch eine Stellung ein, von welcher aus beinahe die gesammten Gebirge Graubündens, St.Gallens und des Appenzells sichtbar sind, sondern auch verschiedene grosse Thal- schaften, das untere Rheinthal, Domleschg, Oberland sind in ihrer Längsrichtung dem Blicke geöffnet. Unzweifelhaft wird es den Sektionen Sentis und Rhätia des schweiz. Alpenklubs gelingen, auc!. diesen Brillanten unter den Aussichtspunkten unserer Alpen zugänglich zu machen. Feuchte Kälte und ein dunkles drohendes Gewölk vom Oberland her mahnte zum Aufbruch. So rasch als möglich eilten wir den gekommenen Weg zurück zum P. Chep. Hier begann das Gewitter loszuschlagen. Blitz und Donner folgten 64 sich rasch aufeinander und ein heftiger Regen mit Graupeln peitschte von Westen her. Wir lenkten daher von der kleinen Einsattlung vor dem P. Chep links, östlich nach dem Thale Lavoi ab, eilten über eine Guferhalde hinunter auf den Ringelgletscher, der stark abgeschmolzen war, aber auf dieser seiner südlichen Seite wenig Spalten zeigte. Am Fusse des Gletschers fanden sich grosse Moränenhügel aufgehäuft, deren Trümmer weit in’s Thal hinunter zerstreut lagen und den Marsch sehr beschwer- lich machten. Endlich gelangten wir auf Rasboden und einen schwach betretenen Weg, der sich weiter unten gabelte. Der eine führte links zum Thalbach hinunter, der andere rechts über eine Weidterrasse hin. Wir schlugen, in der Hoffnung rascher nach dem untern Lavoi zu gelangen, letztern Weg ein. Er führte zirka '/, Stunde fast eben hin, verlor sich dann in einer steilen Weide, die weiter unten von einem hohen Fels- band begrenzt war. Von diesem Felsen sahen wir recht schön zur Alp Lavoi, fanden aber keine Möglichkeit herunterzukom- men. Ein Hirtenbube lungerte in der Nähe und wurde herbei- gerufen. Sogleich war er bereit, uns eine praktikable Stelle zu zeigen. Wir folgten ihm einige hundert Schritt seitwärts zu einer Felswand, in die er, baarfuss wie er war, ohne Be- denken hinauskletterte, sich nicht einfallen lassend, dass wir ihm nicht auf den Fersen folgen werden. Als dies aber nicht geschah, blickte er verwundert zurück und als ihm Einer von uns bemerkte, baarfuss lasse sich leichter klettern, erwiederte er naiv: So züchet d’Stiefel au us. Er hatte Schuh’ und Stock am Fuss des Felsen, unweit seiner Heerde, zurückgelassen. So kühne Bergsteiger wir uns auch dünkten, der Bursche hatte uns den Meister gezeigt und so ungerne wir die zirka N 1/, Stunde wieder zurückkehrten, so zogen wir es doch dem lebensgefährlichen Weg durch die Felswand unseres Hirten- buben vor. Da erbot sich der Hirtenbube uns einen andern, weniger gefährlichen Steg zu zeigen, gieng uns voran und wieder wa- ren wir angeführt, denn auch diesen fanden wir in unserem durch Müdigkeit und Nässe demoralisirten Zustande zu schwie- rig. Wir entliessen daher unsern jungen, vielversprechenden Klubisten und bequemten uns zum langweiligen Umweg, ge-= langten zum stark angeschwollenen Thalbach, setzten mit einem salto mortale über, lenkten weiter unten links ab und kamen nach der Grossalp und dem Kunkelpass (Ueberuf), wo ein zweiter Gewitterregen uns überfiel und die beinahe trocken gewordenen Kleider von Neuem tränkte. Drei Engländer, die von Vättis hergekommen waren, trafen wir unweit des Weges unter Gebüsch und Felsen gekauert. Wir zogen fürbass Reichenau zu, wo uns der Wirth aufs Zuvorkommendste mit trockenen Kleidern versah und wir uns nach schwerem Tage- werk gütlich thaten. vl. Der Septimerpass und dessen Umgebung. Geognostische Skizze von Prof. G. Theobald. (Hiezu eine Tafel.) 1. Orographie, Die alte Römerstrasse, welche von Casaccia in Bergell zu dem flachen Joch des Septimerpasses aufsteigt und sich dann in sanfterem Abhang in das Thal der Julia oder Ober- halbstein hinabsenkt, das sie bei Stalla oder Bivio erreicht, wird oft in der Geschichte genannt. Auf ihr zogen Römische Heere hinüber in das Rheinthal zum Kampfe mit den Ger- manen, und umgekehrt die Ritterschaaren der deutschen Kaiser zu den endlosen Kämpfen in Italien. Lange Zeit be- hauptete sich die Septimerstrasse als der bequemste und kürzeste Uebergangspunkt aus Oberhalbstein nach Bergell und mithin aus dem Rheinthal in die Lombardie, bis die Julierstrasse sie fast ganz ausser Gebrauch brachte. Der Weg zerfiel allmählig und wurde für Fuhrwerke ungangbar, so dass er jetzt nur noch als Fusspfad und Saumweg dient, DR nur streckenweise bemerkt man noch Reste des alten, sehr festen Strassenbaues in Form eines Steinpflasters von dicken Blöcken. Die Herstellung einer gangbaren Alpenstrasse würde auf der Nordseite von Stalla bis zum Passjoch sehr leicht sein, schwieriger auf der steilen, stark zerrissenen Südseite, doch würde auch diese der neueren Technik keine erhebli- chen Schwierigkeiten entgegensetzen, wenn nicht durch die Julierstrasse ein zwar längerer, aber zu jeder Jahreszeit gang- barer und sicherer Weg gegeben wäre, welcher eine Strasse über den Septimer als weniger nothwendig erscheinen lässt. Grösseres Interesse hat der Septimerpass in der neuesten Zeit erregt, wo es sich darum handelt, die Rhätischen Alpen für eine Eisenbahn gangbar zu machen. Gotthard, Lukma- nier, Splügen und Septimer sind hierbei zur Sprache gekom- men. Jeder dieser Pässe hat seine eigenthümlichen Vortheile, jeder auch seine eigenthümlichen Nachtheile und Schwierig- keiten. Es ist hier nicht der Ort, in dieses von allerlei Stand- punkten aus, zur Genüge verhandelte Thema einzutreten, der Zweck der folgenden Blätter ist nur der, den geognostischen Bau des Passes und seiner Umgebung auseinander zu setzen und dabei auf den Bau des projectirten Tunnels Rücksicht zu nehmen, die Nutzanwendung und den Nutzen Andern über- lassend, da ich nicht Techniker bin. Es wird zunächst von einigem Interesse sein, die Entfer- nungen und die Höhenverhältnisse anzugeben. Mühlen (Molines) liest 1451 Met. (3867 Schweizerfuss). Von da steigt die Strasse bis Marmels in etwa einer Stunde auf 1634 M. (5447 Schwf.). Marmels liegt in einer kleinen Ebene, einem ehemaligen See; nun folgt eine neue Terrasse und zu dem etwa 1!/, Stunde entfernten Stalla steigt man auf 1776 Met, (5920 Schwf.), die folgende Thalstufe Pian Can- fer liegt 2163 Met., die Passhöhe des Septimer, die man von Stalla in 2 Stunden erreicht, liegt 2311 Met. (7703 Schwf.) (der Julier ist 2287 Met., 7623 Schwf.). Von da hinab nach Casaccia 1136 Met, (3867 Schwf.) sind auch zwei Stunden, die man abwärts auch wohl in 1!/, zurücklegt. Der Tunnel würde dem vorliegenden Project nach bei Mühlen anfangen und bei Casaccia endigen, von da aus aber würde die Bahn, an der rechten Seite von Bergell hinziehend, die Tiefe von Chiavenna gewinnen. Der Septimer wurde von jeher als einer der Hauptkno- tenpunkte des Alpensystems vetrachtet, und in den meisten geo- graphischen Handbüchern als solcher dargestellt; diess ist aber nur dann richtig, wenn man unter diesem Namen das ganze breite Hochland seiner Umgebung, den Malojapass mit einbegriffen, versteht. Von dieser Gebirgsmasse senken sich drei grosse Thäler, Oberhalbstein, Engadin und Bergell und nach drei Meeren fliessen hier die Wasser ab, die Julia zum Rhein und zur Nordsee, der Inn zur Donau und zum schwar- zen Meer, die Maira zum Po und adriatischen Meere. Auch stossen hier vier grosse Gebirgsmassen zusammen, nämlich der Hauptzug der Rhätischen Alpen, welcher vom St. Gott- hard aus über die Splügner und Suretahörner, den Piz Stella und das Doangebirg in einem weiten südwärts gerichteten Bogen die Averser Thäler umzieht, die Berninamasse, welche sie östlich und nordöstlich fortsetzt und nach Süden noch das Albignagebirg abgiebt, die sogenannte Albulakette, die mit dem Juliergebirg beginnend sich nordöstlich über Julier, Al- bula, Scaletta und Flüela zur Selvretta zieht und mächtige Zweige nach allen Richtungen, besonders nach Nord und West hin entsendet und endlich der Oberhalbsteiner Bergzug, der zwischen Oberhalbstein und Avers in nördlicher Richtung bis zur Vereinigung der Albula mit dem Hinterrhein streicht. In gegenwärtiger Abhandlung verstehen wir dem Sprach- BL; gebrauch des Landes gemäss unter Septimer nur das oben näher bezeichnete Passjoch zwischen Casaccia und Stalla. Werfen wir zunächst einen Blick auf die orographischen Verhältnisse der Gegend, die uns im Folgenden beschäftigen wird. Wir müssen hier den ganzen Gebirgsbau von Oberhalb- stein und Bergell mit in Betracht ziehen. In Bezug auf letzteres verweisen wir jedoch auf einen Aufsatz in dieser Vereins- schrift vom Jahre 1860, Die Passhöhe des Septimers ist ein von West nach Ost gestrecktes flaches, ziemlich breites Joch mit hügeliger Ober- fläche, aus welcher hier und da kleine Felsenköpfe hervor- stehen. Man hat von dort eine prachtvolle Aussicht auf die Eisgebirge des Bernina und Albignastockes. Oestlich erheben sich dann die Felsenabsätze des Piz Greila (Longhino), west- lich der Knotenpunkt zwischen dem Oberhalbsteiner Gebirg und den vergletscherten Höhen des Doan und Piatgebirgs, dessen Eckpfeiler, das Furcellinahorn, als steile Pyramide von grünem Schiefer über den Furcellinagletscher emporragt. Die Furcellina selbst ist ein Pass nach Avers, 2673 Met. (8910) Höhe. Der von dort herabkommende Bach vereinigt sich unten in der kleinen Ebene Pian Canfer mit einigen Wasser- läufen, die vom Septimer kommen und triftt bei Stalla mit dem Julierbach zusammen, beide bilden dann die Julia (Ober- halbsteiner Rhein). Nach dieser Seite (Val Cavraceia) ist der Abfall des Septimers so wenig steil, dass man über die Alp- triften fast überall nicht bloss zu Fuss, sondern auch mit Bergfuhrwerken durchkommen kann. Das Berghaus, welches ehemals den Reisenden auf der Passböhe Obdach gewährte, ist jetzt zerfallen und unbewohnt. Einige starke Quellen ent- springen nahe dabei und bilden mit einigen Runsen und Bächen, die aus den Tobeln des Longhino, sowie von der rechten Seite kommen, in kurzem einen starken Bach, welcher zo rasch durch das schluchtenartige Thal, welchem nun der Weg folgt, hinabeilt der Vereinigung mit der jungen Maira entge- gen. Denn der südliche Abhang gleicht durchaus nicht dem nördlichen. Gleich hinter dem Berghaus beginnt das Thal, welches sich rasch vertieft und in vielen kurzen Krümmungen und Wendungen zwischen steilen Halden und Felsenterrassen im Ganzen ziemlich gerade nach Süden läuft. Endlich nach- dem der Pfad mehrmals den Bach überschritten, tritt man aus einer Felsenenge hervor und sieht unter sich das Thal Marozo, aus welchem die Maira hervorströmt, die aus den Gletschern des Piat und vom Piz Doan her ihr Wasser be- zieht. Der Septimerbach macht hier einen hohen Fall und nur durch zahlreiche Kehren vermag der Pfad die Tiefe zu gewinnen.’ Hier, an der untern Alp Marozo ist eine kleine Thalfläche, welche sich in das schöne weidereiche Marozothal ausdehnt. Abwärts aber stürzt sich die Maira in eine enge felsige Schlucht, in deren Anfang sie einmal von hineinge- stürzten Felsblöcken überbrückt wird, und eilt in zahlreichen Fällen gegen Casaceia, wo sie sich mit der vom Mureto und Maloja kommenden Ordlegna verbindet. Auf der rechten Seite ragen hoch und steil die Felsenzacken eines Ausläufers des Doangebirgs empor (Piz Marozo), welches erstere in seiner Fortsetzung ohne bedeutende Thaleinschnitte die rechte Berg- seite von Bergell bildet. Auf der linken Seite des Septimer- passes erheben sich die ebenfalls sehr steilen Felsenterrassen des Piz Longhino (Greila), der sich dann gegen den Maloja- pass senkt. Die andere Seite von Bergell, welche uns hier nicht beschäftigen kann, wird von den steilen Abhängen des herrli- chen Albignagebirgs gebildet, dessen Granitmassen und blanke Getscher zu den schönsten der Schweiz gehören. Die Thalschaft selbst senkt sich in rasch auf einander folgenden Terrassen, so dass Vicosoprano schon 1087 Met., en ee 71 Promontogno 819, Castasegna an der Bündner Grenze 720 Met. liest. Der Bergzug, welcher die rechte Seite begleitet, hat weniger steile Gehänge als der auf der linken, erreicht aber doch in dem Piz Stella, Gallegione, Marcio, Doan u. s. w. gewaltige, Gletscher tragende Höhen. An dem Piz Doan spaltet sich das Gebirg, der eine Zweig folgt der Richtung des Hauptthals, der andere geht um die seltsame Val Doana und die oben erwähnte Val Marozo herum über den Piat nach der Furcellina und dem Septimer. Der südliche Abhang ge- gen Bergell ist grösstentheils krystallinisches Schiefergebirg, Gneiss, Glimmerschiefer, Casannaschiefer, die Nordseite be- steht meist aus grauen und grünen Schiefern. Gleich östlich von dem letzteren erhebt sich in steilen Ab- sätzen das Juliergebirg, eine von jenen granitischen Kern- massen, welche in so grossartigen Umrissen das Oberengadin umgeben. Es liegt zwischen dem Thale von Stalla und dem Silser See, ist also hier verhältnissmässig schmal, setzt sich jedoch in grösserer Breite über den Julierpass bis zum Joch von Suvretta fort, wo es durch einen schmalen Streif von ge- schichtetem Gestein von der Granitmassa des Piz Ot getrennt wird. Seine höchst merkwürdige geognostische Construction werden wir unten betrachten. Jenseits des Julierpasses trennt sich von dieser Gebirgs- masse ein langer Bergzug, welcher die ganze rechte Seite des Öberhalbsteins begleitet. Er wird durch die Val Err in zwei Hälften getheilt, nämlich in die Masse des Piz Err und der Cima da Flix und die Bergüner Stöcke. Ersterer hat eben- falls granitische Kernmassen, welche aber nicht bis in die Thalsohle von Oberhalbstein reichen, dagegen thun diess die mächtigen Serpentinmassen, welche überall aus den umlagern- den Schieferbildungen hervorbrechen. — Die Bergüner Stöcke bestehen grösstentheils aus Triaskalk mit angelagerten Schie- 72 ferbildungen, welche auch die darunter liegende Thalschaft ausfüllen. Auch Serpentine kommen noch vor und setzen quer über. An der Oberhalbsteiner Kette, welche vom Furcellinahorn auslaufend, die linke Seite des Hauptthals begrenzt, lassen sich drei Hauptmassen unterscheiden, die Faller oder Plat- tagebirge, die Gruppe des Fianell (Sterlera) und die des Piz Curver. Diese Gebirge bilden eine breite, durch tiefe Thal- einschnitte zerrissene Masse, die sich stellenweise zu sehr hohen Spitzen und Gräten erhebt und sich durch bunten Wechsel der Gesteine auszeichnet. Die Plattagebirge, welche zum Theil uns näher beschäftigen werden, bestehen fast ganz aus schiefrigen Bildungen und Serpentin und breiten sich zwischen dem Septimer, der Julia, Val Nandro und Avers aus, Ihr höchster Punkt ist die schöne Pyramide des Piz Platta. — Die Gruppe des Fianell liegt mehr westlich seitwärts gegen Ferrera, um ihre Hauptspitze den Piz Fianell oder Sterlera gelagert und besteht vorherrschend aus Kalkbildungen der Trias und Liasformation mit einer Grundlage von gneissarti- sen Gesteinen. — Die Gruppe des Curver endlich, zwischen Prasanzer Thal, Julia und Hinterrhein, schliesst Oberhalbstein auf dieser Seite mit mächtigen Schiefergebirgen, die wir zu den Liasbildungen ziehen und mit denen Triaskalke und Ser- pentine als untergeordnete Formationen erscheinen. Wo diese Gebirge aber an die Gruppe des Fianell grenzen, erlangen sie dadurch einen complieirteren Bau, dass die krystallinischen Bildungen in sie eingreifen. Es ist oben schon angedeutet, dass die Thalsohle von Oberhalbstein aus einer Anzahl terrassenförmig geordneter Thalbecken besteht, welche durch den Lauf der Julia mit ein- ander verbunden sind und ehemals Seebecken waren. Felsige Thalschwellen trennen sie, so dass jedesmal ein solcher Ab- 73 hang mit einer kleinen Ebene wechselt. In letzteren fliesst der Thalstrom ruhig fort durch Alluvionen und selbst durch Torflager, während er sich an den Thalschnellen in wilden Fällen und Stromschwellen Bahn bricht. Solche Erweiterun- gen des Thales sind: 1) der 'Thalgrund von Tiefenkasten, durch die Thalschwelle des Conterser Steins von dem reichen Thalbeeken von Conters, Savognin und Tinzen getrennt. 2) Die kleinen Ebenen von Rofna, 3) der Thalgrund von Müh- len, 4) die Ebene von Marmels, 5) Stalla, 6) Pian Canfer. Diese 'Thalbildung beruht darauf, dass das Oberhalbstein zwischen den beiden Gebirgszügen eine flache Mulde mit ver- schiedenen Querfalten bildet; der rechte Schenkel der Mulde fällt steiler als der linke gegen die Granitmassen der Err- stöcke und die Bergüner Gebirge, das Streichen ist gewöhn- lich OW. h. 5—6 mit nördlichem, seltener südlichem Fallen, theilweise auch N—S. h. 12—11 mit Fallen nach Ost; andere Richtungen sind selten und nur lokal. Die Thalbecken sind alle flach und es scheinen in keinem hohe Schuttmassen auf- gehäuft zu sein, indem man die Grundformationen sehr häufig aus derselben hervortreten sieht. 2. Gesteine des Gebietes. Nicht leicht wird man in der ganzen Alpenkette einen so bunten Wechsel von Felsarten finden, als auf dem Wege durch das Oberhalbsteiner-Thal und über den Septimer, denn nicht allein greifen hier sehr verschiedene Formationen in einander, sondern es sind auch diese durch Umwandlungen verschiede- ner Art so verändert worden, dass dieselbe Felsart in ihren verschiedenen Abänderungen oft kaum mehr erkannt werden mag. Wir zählen daher die Hauptformationen mit ihren we- sentlichsten Abänderungen in kurzer Uebersicht auf, um Wiederholungen zu vermeiden. 74 1) Gneiss in verschiedenen Abänderungen, tritt überall als Grundlage der geschichteten Formationen auf, wo dieselben genügend aufgeschlossen sind. Seine Mächtigkeit ist sehr ver- schieden. Die meisten Abänderungen gehören dem flaserigen Gneiss an; besondere Erwähnung verdient ein grünlichweisser Talkgneiss, welcher mit dem Juliergranit vorkommt. 2) Glimmerschiefer in reinen Formen nicht häufig, auf dem Gneiss. 3) Casannaschiefer. Mit diesem Lokalnamen (vom Ca- sannapass im Engadin) bezeichnen wir ein im östlichen Bün- den sehr weit verbreitetes metamorphisches Gestein, welches unstreitig ein Aequivalent der Kohlenformation und des Grau- wackegebirgs ist. In typischer Form erscheint es als ein halb- krystallinischer Schiefer, welcher aus Thonschiefer in Glim- merschiefer übergeht. Oft aber ist es auch ein blaugrauer oder röthlicher Glimmerschiefer mit vollkommen ausgebildeter Struktur, ja selbst ein gneissartiges Gestein. Durch Auf- nahme von Talk geht er in Talkschiefer, durch Chlorit im Chloritschiefer über, unter Umständen auch in Lavezstein. Diess hängt von dem ursprünglichen Material, der Art und dem Grade der Umwandlung ab. Der Casannaschiefer bildet mit Gneiss, in den er hier übergeht, das Grundgestein des Maloja und Septimer und wird von den obern Schiefern, die zum Lias gehören, durch Kalkbänke getrennt, welche die Trias repräsentiren. Wo diese sehr schwach sind oder fehlen, wie theilweise in der Oberhalbsteiner-Kette, ist es dagegen oft sehr schwierig, beide Schieferbildungen scharf zu unter- scheiden. Der Casannaschiefer kommt in sehr ungleicher Mächtigkeit vor, bald einige tausend Fuss hoch, bald nur durch schmale Bänder und Zonen repräsentirt. (S. Abhand- lung über das Münsterthal, Jahresbericht von 1863.) ee 2 4) Untere grüne Schiefer. Sie sind oft auch roth, grau, braun u. s. w. und könnten daher eher bunte Schiefer heis- sen. Sie sind theils dünnschieferig geschichtet, theils aber bilden sie dicke Bänke von fast massiger Struktur. Letztere sind sehr hart und enthalten zuweilen Oligoklaskrystalle und Albit auf Klufttlächen und in der Masse selbst, welche ausser- dem fast ganz von Pistazit (Epidot) durchwachsen ist. Es kom- men aber auch weiche chloritische Abänderungen dazwischen vor und Lavezsteine in der Nähe der Serpentine. In den meisten Fällen scheinen die Serpentine wesentlich auf Fär- bung und Consistenz dieser Gesteine eingewirkt zu haben, doch nicht gerade immer. Sie haben im Oberhalbstein eine sehr weite Verbreitung. Wir glauben uns überzeugt zu ha- ben, dass sie theils zum Casannaschiefer, theils zu den Ver- rucanobildungen zu ziehen sind; dafür spricht ihre Lagerung auf dem ersteren und die Analogie der mineralogischen Cha- raktere mit dem «Verrucano» am Calanda und sonst in der Tödikette. 5) Lavezstein. Ist mehr eine Lokalbildung, die in unserm Gebiet zu den beiden vorigen Nummern gehört und oft in naher Beziehung zum Serpentin steht, jedoch auch von die- sem unabhängig auftritt. Es ist ein Talkschiefer mit Chlorit, Asbest, oft auch mit Kalkspath und Quarz gemengt und ent- hält gern Schwefelkies und Magneteisen. 6) Verrucanobildungen. Nur selten ist in unserm Gebiet der ächte Verrucano der Alpen, d. h. rothes Conglomerat und rother Sandstein. Meist ist er ‘lurch rothe und grüne Schie- fer vertreten, wie wir denn Nr. 4 grösstentheils dahin ziehen, Näheres über den Verrucano in Bünden s. in dem vorjähri- gen Jahresbericht über das Münsterthal. Er gilt als Reprä- sentant des bunten Sandsteins, ist aber zum Theil wohl älter. 76 7) Quarzit. Es kommen Quarzite im Casannaschiefer und im Verrucano vor, die aber unter sich so verschieden sind, dass ihre Beschreibung am besten bei den Specialitäten ge- geben wird. Besonders verdienen erwähnt zu werden 1) ein weisser Talkquarzit, der mit Granit und Gneiss vorkommt, 2) grünlicher Talkquarzit in den obern Schichten des Ca- sannaschiefers, 3) röthlicher oder weisser Quarzit in den Ver- rucanobildungen. 8) Triaskalk, Muschelkalk und Keuper. Diese beiden an andern Orten in Bünden so mächtigen Schichtensysteme er- scheinen in unserm Gebiete nur schwach vertreten in grösseren und kleineren Lappen und verbogenen Bändern, die sich zum Theil auf ziemliche Strecken an den Bergen hinziehen. Die Kalke sind oft in weissen Marmor, die Mergelschiefer in Kalk- glimmerschiefer (Blauschiefer) umgewandelt. Dennoch kann man auch in diesem Zustand die Hauptglieder der alpinen Trias Guttensteiner Kalk, Virgloriakalk (Repräsentanten des Muschelkalks) Partnachschiefer, Arlbergkalk, Raibler oder Lüner Schichten und Hauptdolomit (Keuper) in mehr oder minderer Vollständigkeit unterscheiden, z.B. am Septimer selbst und am Silser See. An andern Orten ist diess nicht möglich. Infralias (Kössner Schichten und Dachsteinkalk) ist in unserm Gebiet nicht nachgewiesen, kommt aber nahe dabei im Juliergebirg mit Fossilien vor. Adnether oder Steinsber- ger Kalk ist in demselben Fall. 9) Algauschiefer und Liasschiefer überhaupt. Dahin zie- hen wir die sämmtlichen grauen und braunen Schiefer am Septimer- und Juliergebirg, welche über den Kalkbänken der Trias liegen vorbehältlich des Nachweises der Kössner Schich- ten, und zwar desshalb weil sie die direkte Fortsetzung der am Juliergebirg mit Versteinerungen vorkommenden Lias- schichten sind. Nach Analogie gehören die oberen grauen ii Schiefer von Oberhalbstein und Avers ebenfalls dahin, auch sind in denselben an der Cresta auta und am Piz Grisch im Hintergrund von Nandro und Prasanz Belemniten in Menge so wie Austern und (Gryphiten gefunden worden. In der Nähe des Serpentins werden sie oft roth und grün und sind dann schwer von Nr. 4 zu unterscheiden, besonders wenn die Zwi- schenglieder fehlen, haben jedoch immer ein etwas verschie- denes Aussehen. Man bezeichnete bisher alle in den rhäti- schen Alpen vorkommende Schiefer, deren Alter nicht be- stimmt nachgewiesen werden konnte, als Bündner Schiefer und dieser Ausdruck ist auch vorläufig da beizubehalten, wo diese Ungewissheit fortdauert, was an vielen Lokalitäten der Fall ist; doch hat sich der Bezirk der Bündner Schiefer in neuerer Zeit bedeutend verkleinert, und wenn es, wie ich nicht zweifle, gelingt, im Oberhalbstein consequent die Casanna- schiefer, Verrucanobildungen, Streifenschiefer etc. von den Liasbildungen zu trennen, so wird die Bestimmung dieser schwierigen Gesteine, in welchen namentlich der Mangel an Versteinerungen die Beobachtung erschwert, einen guten Schritt weiter gethan haben. Von den Casannaschiefern unterschei- den sich die Liasbildungen unter andern noch dadurch, dass in ihnen die Kalkschiefer häufig sind und mit Thon- und Sandschiefern wechseln, was bei ersteren, so viel mir bekannt, nicht vorkommt. Die Algauschiefer sind ausser den sehr häufig und massig im Oberhalbstein auftretenden erratischen Geschieben und sonsti- gen Diluvial- und Alluvialbildungen das neuste Sedimentgestein, wenn nicht etwa in der Fianellgruppe Jurakalk nachgewiesen wird, was nicht ganz unwahrscheinlich ist. 10) Gyps kommt an verschiedenen Orten im Oberhalb- stein vor, doch nicht unmittelbar am Septimer. Er gehört wahrscheinlich alle in die Trias, doch könnte mancher auch 78 Liasisch sein. Die reichen Gypslager des Oberhalbsteins wer, den schlecht benutzt, obgleich ihre technische Verwerthung nahe liegt. 11) Weisser Marmor. Es ist oben schon angegeben, dass die Triasbildungen grösstentheils in solchen umgewandelt sind; andere auftretende Lappen sind bis jetzt unbestimmt geblie- ben, werden sich jedoch mit der Zeit alle in die Trias- und Liasformationen einreihen. Der am Septimer vokommende gehört sämmtlich in die Trias. Dieser Marmor ist zum Theil ein ausgezeichnet schönes Material zu technischen Zwecken. 12) Rauhwake. Ein dolomitisches, zelliges, meist gelb- liches Gestein, von weicher Beschaffenheit und geringer Con- sistenz, oberflächlich betrachtet einem Kalktuf ähnlich. Es erscheint die Rauhwake in den Bündner Gebirgen in der Trias, wo sie theils zum Guttensteiner Kalk, theils zu den Lüner Schichten gehört und in letzteren zunächst unter dem Hauptdolomit liegt. Seltener und mit etwas verschiedenem Aussehen, gewöhnlich mehr weisslich, tritt sie auch im Arl- bergkalk auf. Im Oberhalbstein begleiten ausserdem Rauh- wakebildungen die Gypslager, welche im grauem Schiefer auf- treten. Es sind diess wohl sämmtlich triasische Rücken im Liasschiefer. 13) Granit. Es kommt derselbe im Juliergebirg und in den Errstöcken vor und bildet hier grossartige Massen. Er gehört sämmtlich zum Juliergranit mit zweierlei Feld- spath, weissem oder fleischrothem Orthoklas und grünem Oligoklas, glasglänzendem Quarz und schwarzem Magnesia- glimmer, wozu oft noch eingestreute Hornblende kommt. An den Grenzen wird er oft schalig, fast gneissartig, während im Innern der Stöcke ächt massige Structur herrscht. Er zeichnet sich durch sehr ansehnliche Härte aus und verwittert 9 nur schwer, wesshalb sich dieses schöne Gestein sehr gut zu technischen Zwecken eignet. 14) Syenit. Im Juliergebirg mit dem Granit. Feldspath und Quarz sind wie bei dem Juliergranit, auch ist zuweilen noch viel Magnesiaglimmer eingemengt, so dass Uebergänge beider Felsarten in einander sehr zahlreich sind. Die Hornblende ist bald nur eingestreut, bald besteht das ganze Gestein fast ausschliesslich daraus. Es giebt fein- und grobkörnige Va- rietäten. Oft fehlt auch der Quarz und dann geht die Fels- art in einen ähnlichen Syenit — Diorit über, wie derjenige, welcher im Berninagebirg die höchsten Spitzen bildet. 15) Porphyrartige Felsarten kommen im Juliergebirg gang- weise im Granit und Syenit vor, erlangen aber nirgends grosse Bedeutung. Dasselbe ist mit einem weisslichen Granulit der Fall, den man hie und da in Granit antrifft. 16) Spilit — Diorit. Ein feines Gemenge von Feldspath und Hornblende, erscheint da und dort als massiges, entschie- den eruptives Gestein. Die äussern Partien sind häufig dicht und so feinkörnig, dass man die Gemengtheile nicht mehr unterscheidet. Letztere Varietät ist in Bünden gewöhnlich Spilit genannt worden, könnte aber eben so gut Aphanit heissen. Zuweilen sondern sich scharf begrenzte weisse oder grünliche Feldspathkrystalle (Oligoklas) aus einer dichten grün- lichen Masse aus und geben dann einen sehr schönen Diorit- porphyr, in andern Fällen sind solche unentwickelt geblieben oder es finden sich kugelige meist erbsengrosse oft zusammen- gedrückte Feldspathmandeln. Diess bildet den Bündner Va- riolit oder besser Blatterstein. Wo diese Diorite und Spi- lite mit den grünen Schiefern zusammentreffen, nehmen solche oft spilitische und dioritische Beschaffenheit an und diess ist auch oft der Fall, wo die massigen Gesteine nicht zu Tage gehen. en 17) Serpentin. Diese in ihren zahlreichen Abänderungen höchst bekannte Felsart würde keine weitere Beschreibung verdienen, wenn nicht in neuerer Zeit durch Verwechslung und Vermengung derselben mit grünem Schiefer, Lavezstein und Spilit eine Menge Missverständnisse veranlasst würden. Wir nennen hier nur dasjenige Serpentin, was die in jedem Handbuche nachlesbaren mineralogischen und chemischen Cha- raktere des Serpentins besitzt. Ueber den Bündner Serpentin ist nur noch zu bemerken, dass er oft etwas härter ist als der deutsche, namentlich der Sächsische, und dass einige geringe chemische Abweichungen so wie allerlei fremde Beimengungen vorkommen, was bei einer Felsart, die unter so verschiedenen Verhältnissen auftritt, durchaus nicht auffallen mag. Er kommt in massigen Felsen (nie eigentlich schiefrig) und schwar- zen weitausgebreiteten Haufwerken vor, welchen letzteren mas- sige Felsbildungen in der Tiefe entsprechen. Die äusseren Partien sind schalig, meist mit Ueberzügen von Pikrolith, die inneren massig in Klüften nach allen Richtungen durchsetzt, selten ohne Beimengung von Bronzit (Schillerfels). Der Ser- pentin ist am Septimer und in ganz Oberhalbstein eine höchst wichtige Felsart, sowohl durch seine bedeutende räumliche Verbreitung, als auch durch die vielfachen Umwandlungen, welche die umgebenden Gesteine, namentlich die Schiefer da- durch erfahren haben, und die Verwerfungen, Zersprengungen und Erhebungen des Bodens, die in Folge seines Auftretens erfolgten. Da der Serpentin sich in unserem Gebiete voll- kommen wie ein Eruptivgestein benimmt, so betrachten wir ihn auch als solches mit dem Bemerken, dass uns die Ein- wendungen, welche hiegegen gemacht werden, vollkommen bekannt sind und dass wir auch der Ansicht sind, er sei nicht in seiner jetzigen Gestalt etc. aus dem Boden aufge- stiegen. N 81 18) Gabbro. Diese schöne Felsart erscheint gewöhnlich wie Spilit und Diorit in Gesellschaft von Serpentin und zwar in unserm Gebiete gerade auf der Passhöhe des Septimer, sonst aber noch verschiedentlich im Oberhalbstein, am schön- sten bei Marmels. Es besteht der Gabbro aus einem meist grobkörnigen Gemenge von grünem oder weisslichem Labra- derfeldspath und grünem oder braunem Diallag. Wo er mit grünem Schiefer zusammentrifit, ist dieser oft in Diallagschie- fer umgewandelt, der dann auch wohl in spilitisches Gestein übergeht. So namentlich an der Brücke zwischen Marmels und Stalla, auch bestehen wie es scheint Beziehungen zwi- schen ihm und dem Juliergranit. Fragen wir nach dem relativen Alter dieser eruptiven Gesteine, so ist kein Zweifel, dass sie erst nach der Ablage- rung der Liasbildungen an die Oberfläche traten, da diese von ihnen gehoben und durchbrochen sind, und wieder ist der Juliergranit jünger als Diorit, Spilit, Serpentin und Gab- bro, da wir ihn nirgends von diesen Gesteinen durchsetzt fin- den, während er sie offenbar mit den Sedimentgesteinen zu- rückgedrängt und verworfen hat. Ein Beispiel, wo Granit den Serpentin geradezu durchsetzt, ist mir übrigens auch nicht bekannt. Dass aber der Juliergranit jünger ist als die Lias- bildungen geht daraus hervor, dass er sich über sie ausge- breitet hat, woraus die räthselhaften Erscheinungen entstan- den, die schon Hr. Studer am Juliergebirg beschrieben hat, auf dessen Abhandlung wir in dieser Beziehung verweisen. Schweiz. Denkschriften 1839 und Geologie der Schweiz. 9. Specielle Beschreibung. Da auf der Südseite gegen Bergell die Verhältnisse am deutlichsten und einfachsten sind, so beginnen wir mit diesen. 6 82 Auf der ganzen rechten Seite des Bergell vom Maloja bis nach Chiavenna besteht die Basis des Gebirges aus Gneiss und Glimmerschiefer, wozu in der Gegend von Chiavenna noch Hornblendeschiefer kommt. Auf diese Gesteine folgt der sehr vielgestaltige halb krystallinische Schiefer, den wir als Ca- sannaschiefer bezeichnen, dann die grünen Schiefer. Der rothe Verrucano fehlt, ist aber da und dort von Quarzitbän- ken vertreten. In diese Gesteine sind verschiedentlich Kalk- mulden eingelagert, welche zur Trias gehören und meist im weissen Marmor umgewandelt sind. Westlich von Soglio kommen diese letzteren Gesteine so viel bekannt nicht mehr vor, oberhalb des genannten Ortes aber findet sich die erste Kalkmulde von Gyps begleitet in einem Tobel ziemlich hoch. Ein anderer Kalkstreif befindet sich am Fuss der hohen Fel- senterrasse, über welcher sich der Piz Doan erhebt. Dieser Kalk senkt sich südöstlich gegen das Thal, welches er bei Roticcia fast erreicht, dann aber unter Schuttmassen ver- schwindet. Einige andere Lappen liegen weiter hinauf gegen die Forcella von Marozo in grünem Schiefer. Letzterer hat hier sehr bedeutende Mächtigkeit. Die Spitze des Piz Doan besteht daraus, dann der Piz di Campo, Piz Forcella, Piz Marozo, sein Fallen schwankt hier zwischen SO, 0, NO, das Streichen ist im Ganzen h. 5—6, jenseits Rotticcia gegen Casaccia hin senkt er sich bis fast in die Thalsohle, doch bleibt Gneiss und Casannaschiefer fortwährend die Basis. Diese Bergseite ist bis an die obern Felswände mit Weide und Waldvegetation bedeckt, deren üppiges Grün sich ange- nehm hervorhebt gegen die kahlen zackigen Gipfel; zahlreiche Gruppen von Alphütten sind auf der Halde zerstreut und darunter liegt die grüne Thalsohle von Bergell mit ihren schmucken Dörfern. Eine an diesem Abhang hinlaufende Bahn würde, abgesehen von einigen Schutthalden und unbe- 83 deutenden Tobeln, sich fast nur auf festem krystallinischem Gestein bewegen. Wir gelangen nun zum Ausfluss der Maira unterhalb Casaccia. Es kommt dieselbe aus einer tiefen Felsenschlucht, die ganz in Gneiss und Casannaschiefer verläuft, jedoch der meist sehr steilen Wände wegen schwer zugänglich ist. Der Piz Maroz auf der rechten Seite besteht unten aus Gneiss und Glimmerschiefer, welcher letztere zum Casannaschiefer gehört und östliches und nordöstliches Fallen hat. Auf diesem liest erst ein weicher chloritischer grüner Schiefer, dann fester grüner Schiefer, welcher den oberen Theil des Berges bildet, dessen Spitze in kühnen Zacken emporsteigt. Ganz ähnliche Verhältnisse zeigt der Piz Longhino (Greila). Die Basis ist Gneiss und Casannaschiefer, dann folgt grüner Schie- fer in mächtiger Entwicklung, unten ebenfalls weich und chlo- ritisch, oben hart, fest, theils in dünnen Schichten, theils in dicken Bänken, die spilitisches Aussehen gewinnen. Zwei Kalkbänder laufen in stark auf und ab gebogenen Streifen an der steilen Wand her und ziehen sich nordöstlich gegen den Longhinsee, wo sie wieder zu grösserer Mächtigkeit anwach- sen und südöstlich sich senkend das Ufer des Silser Sees in Form eines felsigen Vorgebirgs erreichen, an dem man ziem- lich deutlich fast alle Glieder der alpinen Trias erkennt. An dem Piz Greila aber erheben sich gerade ob der Kirche St. Gaudenzio über dem oberen Kalkband steile dunkle Felsen- massen von grünem Schiefer und Serpentin. Wir werden diese weiter unten näher betrachten. Casannaschiefer in Form von Glimmerschiefer und Talkschiefer bilden dann auch mit östlichem Streichen und nördlichem und nordöstlichem Fallen den Felsenabsturz des Malojapasses und die Schlucht, aus welcher in mächtigen Fällen die wilde Ordlegna hervorbricht, so wie auch die ersten Höhen der linken Thalseite, so weit 84 sie nicht aus Schutt bestehen. Ein mächtiges Riff von Kalk und sehr schönem weissem Marmor ist gerade Casaccia ge- genüber dem Casannaschiefer eingelagert. Die Sohle des weiten Thaleircus von Casaceia bis Maloja ist jedoch mit tiefen Schuttmassen gefüllt. Sie sind theils altes erratisches Gletschergeschiebe mit mächtigen Blöcken gemischt, theils aber sind sie neueren Ursprungs, als Fels- stürze von dem Piz Greila herabgekommen, theils durch ge- waltige Rüfen von eben da herabgeführt. Eine solche findet sich in der Nähe von St. Gaudenzio, eine andere weit gefähr- lichere gerade über Casaccia, welche ungeheure Schuttmassen herabbringt, die alte Strasse und einen Theil des Wald- und Weidebodens theils zerstört, theils mit Trümmern verschüttet hat und von Jahr zu Jahr zunimmt, ohne dass eine günstige Aussicht erscheint, diesem Uebel an der steilen Felsenwand Einhalt thun zu können; die Trümmer gelangen dann west- lich vom Dorf in die Maira. Auf diesen Boden darf sich keine Strasse wagen. (asaccia liegt noch grösstentheils auf altem Schuttboden, unter welchem jedoch Casannaschiefer ansteht. Sobald man den unendlichen Rüfenschutt überschritten hat, gelangt man auf Gneiss, der nordöstlich einfällt und auf welchem sich der Weg in vielen Ziekzackbiegungen bis dahin erhebt, wo er die erste grössere Terrasse, den Eingang der Val Marozo erreicht. Hier liegt dann erst wieder Uasanna- schiefer darauf, dann weicher Chloritschiefer und endlich hohe Felsen eines sehr harten grünen Schiefers, dessen obere Massen in dicke Bänke eines Gesteins übergehen, das man für Spilit halten würde, wenn man seine Schichtung nicht auf weithin verfolgen könnte. Diese grünen Gesteine setzen über die Maira und haben auf kurze Zeit südliches Fallen, welches aber auf beiden Seiten bald wieder nördlich wird und also 89 nur eine Mulde bildet. Auch tritt bald wieder der Casanna- schiefer darunter hervor. Beim Bau eines Tunnels müsste diese Mulde, die jedenfalls auch tiefer eingreift, berücksichtigt werden. Hier liegt die untere Alp Marozo. Das Marozothal ist von da an ganz in Casannaschiefer eingeschnitten. Seine Wände sind steil, auf der Nordseite senkrechte Felsen, über welche mehrere Wasserfälle herabstürzen. Die Thalsohle ist anfangs flach, mit schönem Weideland bedeckt, dann folgen felsige Hügel, welche auf einer Grundlage von grauem Oa- sannaschiefer aus ungeheuren Moränen desselben Gesteins mit grünem Schiefer gemischt bestehen. In diesem Gewirr von Trümmern liegt die obere Alp Marozo, deren Alphütten sich schwer von den hausgrossen Felsenblöcken ihrer Umgebung unterscheiden lassen. Dann folgt wieder ein flacher Thal- srund, von hohen Felsenwänden umgeben, die sich in hohen Stufen zum Piz Doan und Piat erheben. Zwischen beiden liest eine felsige Thalschwelle, welche die Val Marozo von Val Doana trennt. Dieses seltsame Thal wird hinten durch hohe Felsen geschlossen, an denen zwischen den Gletschern das Kalkriff wieder zum Vorschein kommt, das um die West- seite des Piz Doan herum zieht. In der Thalsohle liegen zwei kleine Seen, die sich von dem Wasser der Gletscher nähren und deren Abfluss in tiefen Spalten verschwindet. Von den Gletschern des Piat aber stürzt in starken, weiss- schäumenden Fällen ein Bach herab, den man als Ursprung der Maira betrachten kann. Der Piat bildet aber mit meh- reren benachbarten Spitzen einen mächtigen von Gletschern bedeckten Gebirgsstock von 3000-3100 Met., dessen Basis aus Casannaschiefer und grünem Schiefer, die Höhe aus Liasschiefern besteht; Kalkbänke liegen dazwischen. Wir kehren aber von dieser Abschweifung zu dem Ein- gang des Val Marozo zurück, wo die Thalschlucht des Sep- 86 timerbaches sich mit ihr vereinigt. Der letztere macht hier einen sehr hohen Fall über rothbraunen Casannaschiefer, auf welchem erst hoch oben grüner Schiefer liegt, der auf der rechten Seite abbricht, auf der linken aber sich gegen die oben angegebene Mulde hinabsenkt, dann sich am Piz Lon- ghino wieder hebt. Der Weg zieht im Ziekzack über Casan- naschiefer aufwärts, welcher NO fällt, tritt aber dann bald in grünen Schiefer ein, auf welchem man bis nahe zum ersten Auftreten des Serpentins bleibt. Hier folgt nun mit steilem Einfallen nach N in der Richtung des Weges, der mehrmals hinüber und herüber den Bach überschreitet: 1. Grüner Schiefer, theils hart, spilitartig mit Epidot, in dicken Bänken, theils dünnschiefrig, endlich unten in weichen Chloritschiefer übergehend. 2. Kalk, dicht, weissgrau, halb krystallinisch. Er befindet sich anstehend auf der linken Seite, auf der rechten ist er unterbrochen, setzt aber weiterhin auch fort. (Wir nennen hier natürlich rechts und links die beiden Seiten in geogra- phischem Sinne, thalabwärts, dem aufsteigenden Beobachter ist es umgekehrt.) 3. Chloritschiefer, welcher in eine Art Lawezstein über- geht. 4. Ein mächtiger Serpentingang in diesen chloritischen Schiefern. 5. Ein neues Kalkriff, nicht weit von der Stelle, wo der Weg von der rechten Seite wieder auf die linke übergeht, und von 2 Seiten her Bäche in den Hauptbach fliessen. Auch dieser Kalk setzt sich auf der rechten Seite fort, aber nicht unmittelbar am Wege, sondern erst weiter aufwärts im Thale des von rechts kommenden Baches. 6. Casannaschiefer auf der rechten, grüner Schiefer auf der linken Seite und weiter einwärts auch auf der rechten, 87 dem Casannaschiefer aufgelagert, wo er dann vorherrschend bleibt bis zum Berghaus. 7. Serpentin auf der linken Seite mit zwischengelagerten Schieferbänken wechselnd und wenig auf die rechte über- springend. Dieser Serpentin reicht bis zum Berghaus und breitet sich dort auf dem flachen Rücken des Passes ziemlich aus; unmittelbar am Berghaus ist mit ihm ein Stock Gabbro verbunden, der weisslichen Labradorfeldspath enthält und damm- förmig aus dem Boden steigt, so dass der Pfad eine Strecke auf ihm hinläuft. Der Serpentin streicht nun östlich, gerade über den Rücken des Piz Longhino und senkt sich gegen den Loghinsee, aus welchem am Fusse hoher Granitwände des Piz Nalar der Inn entpringt. Er setzt durch den See und dann immer weiter nordöstlich über Gravesalvas zum Silser See, wo er ein Vorgebirg von schwarzen Felsen bildet. Auf dieser ganzen Strecke ist er von Schiefern begleitet, die am Lon- ghinsee als schmaler Streif zwischen dem Granit und Gneiss durchziehen. 8. Grüner und grauer Schiefer. 9. Casannaschiefer. Er bildet einen gleichfalls h. 4 streichen- den Rücken mit antiklinalem in der Mitte senkrechtem Schichten- fall und von tiefen Spalten in der Streichungslinie durchsetzt. Die beiden letzteren Gesteine setzen mit dem Serpentin und Gabbro die Passhöhe grösstentheils zusammen. Die Schichtenlage ist hier sehr verworren, indem das bisherige, ziemlich constant nördliche und nordöstliche Fallen in das auf der Nordseite des Juliergebirgs vorherrschende südöstliche und südliche übergeht. Einigemal legt sich durch Ueberbie- gung ÜGasannaschiefer auf den grünen Schiefer, diess ist aber nur lokal. Nahe an der Passhöhe stehen einige Köpfe von weisslichem flaserigem Gneiss aus dem Schiefer hervor, welcher ganz demjenigen gleicht, der im Juliergebirg die Schale des > Granits bildet, und nach der Rückenbildung des Casanna- schiefers zu schliessen. mag wohl hier in der Tiefe Granit stecken. Einige sehr starke Quellen gehen hier zu Tage und scheinen ihren Ursprung den oben bemerkten Spalten zu ver- danken. Sie bezeichnen dadurch die Anwesenheit eines un- durchlässigen Gesteins in der Tiefe. Oestlich von diesen Punkten treten Kalkbänke auf und jenseits derselben gelangt man auf grauen Thon und Kalk- schiefer, welcher einen von dem Casannaschiefer und grünen Schiefer durchaus verschiedenen Habitus hat und keine kry- stallinische Bildung zeigt. Es ist diess Liasschiefer, welcher vom Piz Bardella und Roccabella aus, am Nordfuss des Julier- gebirges herstreicht und als schiefe Mulde südlich und süd- östlich gegen den Granit einfällt. Vor dem Piz Nalar wird ihr Fallen östlich und nordöstlich. Sie bilden das Joch, welches zwischen unserm Standpunkt und dem Longhinsee einen leidlich bequemen Uebergangspunkt gewährt und streichen von diesem lappenweise auf den Triaskalk gelagert, ebenfalls über Gravesalvas gegen den Silser See. Steigen wir nun von der Passhöhe langsam abwärts ge- gen den Pian Canfer, so bleiben wir auf Casanna- und grünem Schiefer. In letzterem ist eine lang fortstreichende Kalkmasse eingelagert, welche eben die ist, worauf oben der Lias sitzt. Sie ist mehrmals unterbrochen, lässt sich aber lappenweise östlich verfolgen bis Alp Roccabella und weiterhin zum See (ravesalvas und zu den Kalkformationen nördlich vom Julier- pass. Westlich vom Septimerpass erscheint sie am Fuss des Furcellinahorns (2924). Hier ist sie eine Mulde ohne auf- gelagerten Lias. Von unten nach oben unterscheidet man: 1) Casannaschiefer, 2) grüner Schiefer, 3) Rauhwacke, welche aber gerade hier fehlt, jedoch an andern Orten mächtig ent- wickelt ist, 4) Kalkschiefer mit Glimmer (Streifenschiefer), a . 89 4) dünn geschichteter Kalk, theils grau, theils in weisse Mar- morplatten umgewandelt, nach oben wieder schiefrig (Vir- gloriakalk und Partnachschiefer, 5) massiger Kalk in dicken Bänken, auch zum Theil in Marmor umgewandelt (Arlberg- kalk, 6) Dolomit (Hauptdolomit). Dieser Kalk setzt südlich über das Joch vor dem Furcellinahorn (grüne Spitze) nach dem Thal Murtaröl und dann zwischen 2924 und 3133 nach Avers. Ein ähnliches Riff erscheint vor dem Piat und darauf liegen wieder Liasschiefer. Ein anderer Kalklappen geht öst- lich um das Furcellmahorn und verschwindet unter dem Gletscher. Auf dem Pfad, der vom Septimer hinabführt, ist der Kalkstreif zerstört oder verschüttet, es folgt zunächst wieder grüner Schiefer und Casannaschiefer, dann Serpentin, welcher eine sehr ansehnliche Ausdehnung gewinnt, und den mit Geschiebe und Sumpfboden bedeckten Thalgrund von Pian Canfer ganz zu füllen scheint. Das Gehänge der rechten Seite besteht hier ganz aus Casannaschiefer, über welchen in den Tobeln der Triaskalk zu Tage geht, auf welchem Lias- schiefer liegt, dessen Trümmer die Halde zum Theil bedecken; dann folgen unermessliche granitische Trümmer, die vom Piz Nalar stammen und an mehrern Stellen bis in den Thalgrund reichen. Die linke Seite dieses weiten Thalgrundes (ist eine stelle Wand von grünem Schiefer und Serpentin Sopra il Cant), welcher letztere fortwährend in Felsstöcken und gang- förmige Massen aus den Schiefern hervortritt und so auch gegen die Furcellina streicht, auf welcher er in mächtigen Massen ansteht und sich dann nördlich wendet, wo er sehr bedeutende Ausdehnung und Höhe erlangt. Der Rücken, welcher die Fortsetzung von Sopra il Cant ist, streicht bis nach Stalla. Besonders schön entwickelt sind die Serpentin- bildungen an einem kleinen See, nahe am Ende von Pian Canfer. Sie streichen hier quer über nach Valetta, weiter w_ nördlich legen sich einige andere Serpentinzüge und etliche Kalklappen quer über diesen Rücken, der wesentlich aus grü- nen Schiefern besteht und sich gegen Stalla verflacht. An Sopra il Cant schwankt der Schichtenfall zwischen N. und 8. gegen Stalla hin wird er südöstlich und bleibt so in ziemlicher Ausdehnung. Unter ihm und unter Pian Canfer müsste der Tunnel durchgehen. Pian Canfer ist ein flacher Thalgrund und war ehemals ein See, dessen Becken sich mit Geschiebe gefüllt hat. Dieses kann nicht sehr tief liegen. Vorn ist es durch eine aus grünem und grauem Schiefer bestehenden Hügelkette geschlossen, welche der Bach in einer tiefen Schlucht durchbrochen hat. In dieser steht wieder Serpentin unter dem Schiefer an, der sich bis zu den Häusern des Weilers Foppa ausdehnt. Die Schiefer sind hier so auffallend verbogen, dass ein bestimmtes Streichen und Fallen kaum anzugeben ist, auf dem Rücken der linken Seite aber findet man das im Oberhalbstein gewöhnliche Streichen h. 5—6 und theils südliches, theils nördliches Fallen, ersteres jedoch vorherrschend. Weiterhin ist das Thal bis Stalla durch erratisches Ge- schiebe, Vegetation und Torflager ziemlich bedeckt und daher der Untersuchung nicht günstig. Das Bette des Baches ver- läuft in grünem Schiefer und einzelne Felsenköpfe, die her- vorstehen, zeigen dieselbe Formation, welche auch bei Stalla vorherrscht und hier allgemein südöstlich fallt. Wenn man diese Fallrichtung auf der Nordseite, das Nordfallen auf der Südseite und die senkrechte in Spalten zerrissene Schichten- stellung auf dem Grat zusammenfasst, so wird man in dem Septimerpass eine Fächerbildung erkennen, deren Ursache die in der Tiefe fortstreichende granitische Masse des Juliergebirgs ist. Stalla oder Bivio liegt in einem hügeligen Thalkessel, in welchem sich mehrere Thäler vereinigen. Etwas oberhalb 9 des Dorfes trifft das Julierthal mit dem des Septimer oder Cavraccia zusammen, dicht unter dem Orte mündet das Thal von Valetta. Landschaft und Vegetation tragen durchaus den Charakter der hohen Alpen, ehemals soll die Umgebung be- waldet gewesen sein, gegenwärtig aber ist sie vollkommen von aller Baumvegetation entblösst. Nach Süden entwickeln sich die so eben beschriebenen Berge der Septimerhöhe, öst- lich und südöstlich erheben sich in grossartigen Umrissen die granitischen Massen des Juliergebirgs, nach Norden steigt hoch und steil in felsigen Stufen der Piz Morter, auf ein Vor- berg des mächtigen Cima da Flix und mit ihr von gleicher Bildung. Es ist uns unmöglich in den diese Abhandlung ge- steckten Grenzen den äusserst complicirten Bau dieser Ge- birge zu beschreiben, doch wird es manche interessiren darü- ber einen Ueberblick zu gewinnen und auch zum Verständniss unserer Hauptaufgabe beitragen, wesshalb wir versuchen wol- len, in kurzen Zügen eine solche Uebersicht zu geben. Das Juliergebirg besteht der Hauptmasse nach aus dem von ihm benannten Juliergranit, mit welchem in nicht gerin- gen Massen Syenit auftritt, so wie er auch von Porphyr und Granulitgängen durchsetzt wird. Auf den Grenzen schliessen sich an diese Gesteine Gneisschichten von verhältnissmässig geringer Ausdehnung an, dann folgt Casannaschiefer und hie- rauf die unkrystallinischen Sedimentgesteine, grüner Schiefer, Verrucano mit rothem Schiefer, Triaskalkbildungen, worin hier die untere Rauhwake vorherrscht und Liasschiefer. Diess alles fällt gegen den Granit südlich und südöstlich in einer schiefen Mulde ein, vor welcher aber erst der Rücken von Roccabella und Emmet herläuft. Steigt man z. B. von Stalla gegen den Julier, so ist man anfangs ganz von grünem Schie- fer umgeben, mit welchem graue Schichten wechseln und aus welchen ansehnliche Massen von Serpentin hervortreten, die 2 nach der Höhe immer seltener werden. Die letzte findet sich ob dem Weiler Boegia im Bache. Auf der linken Seite, die uns zunächst beschäftigt, besteht nun der Rücken über der Strasse aus Casannaschiefer, welcher bis über das Berghaus anhält, dann folgen gegen den Piz Lagref die andern genann- ten Gesteine, und zwar wie es die Muldenstruktur mit sich bringt, erst in normaler, dann in umgekehrter Folge, weil der Granit sich oben übergelest hat. In ähnlicher Weise fanden wir es vom Septimer und Pian Canfer gegen den Piz Nalar. Zwischen diesen beiden Hauptmassen des Granits liegt aber eine Strecke, welche zu den verwickeltsten im ganzen Alpen- gebirg gehört. Die granitischen Felsarten gehen auf einem schmalen Grat zusammen, welcher mehrfach unterbrochen ist und man sieht sie hier unmittelbar dem Lias aufgesetzt, ohne dass eine Fortsetzung in die Tiefe ersichtlich wäre, wodurch diese schmale granitische Felsmauer als eine aus einer Spalte aufgestiegene Dyke sich darstellen würde; denn man kann quer durch die zerrissenen Massen auf Schiefer den Grat überschreiten. Da aber dennoch an andern Stellen des Ge- birgs ein solches Aufsteigen aus der Tiefe nachweisbar ist, so müssen wir annehmen, dass der Granit und Syenit allerdings in einer von SW.—NO. streichenden Spalte und zwar schief, die vertikale Erhebung nach NW. gerichtet aufgestiegen ist, jedoch die Sedimentgesteine nicht überall durchbrochen und in feurig flüssigem Zustand, wie er war, die Zwischenräume überlagert hat, wobei jedoch verschiedene Stellen, z. B. der hintere Piz Emmet, frei blieben oder auch später der Granit und Syenit durch Verwitterung und Einsturz zerbröckelt oder zerstört wurden. Durch das Aufsteigen des Granits wurden die Sedımentgesteine der Nordseite in eine südlich einfallende Mulde zusammengedrückt, während sie auf der Südseite regel- mässig vom Granit ab gegen den Silser See fallen und an 93 dessen Ende, wo die Granitmasse sich bedeutend vergrössert hat und fast bis zum See reicht, ebenfalls wieder gegen den- selben eine ähnliche Muldenbiegung machen. Es ist oben schon angedeutet, dass vom Septimer aus zwischen dem Gra- nit des Nalar und dem Gneiss und Casannaschiefer von Ma- loja ein breiter Streif Trias und Liasgebilde von einigen Ser- pentinzügen durchsetzt über den Longhinsee gegen den Silser See hinabzieht. Gneiss und Casannaschiefer begleiten diesen Streif auch oben, diesen liegen die Trias und Liasgebilde auf und auf solchen erst sitzt die granitische Felsenmauer. Die Berge nördlich von Stalla und der Julierstrasse ge- hören zu der Centralmasse des Piz Err und der Cima da Flix und trotz aller äusserer Verschiedenheit müssen wir hier einen ähnlichen Bau erkennen. Von N. nach S. streichend bildet eine mächtige Granitmasse den Kern und hat sich ver- schiedentlich über die umgebenden Gesteine hergebogen und übergelegt. Zunächst an ihr liegt eine Zone von Gneiss, Ca- sannaschiefer und grünem Gestein, welches aber hier besser als am Septimer den Charakter des Verrucano zeigt, indem die Schiefer mit grünen Conglomeraten wechseln und nach oben in rothen Verrucano, d. h. rothes Conglomerat und Sandstein übergehen. Dann folgt gegen Oberhalbstein eine Zone von Trias und Liasbildungen und hierauf wieder grüne Schiefer und Casannagestein in Form eines Rückens, der vom Julier bis zur Val Err verfolgt werden kann und dessen Ge- steine auch in die Thalsohle von Oberhalbstein hinabreichen. So besteht die Decke des Cima da Flix und des Piz Morter aus Casannaschiefer und Verrucano bis nahe an Stalla; im Thale aber sind dieselben grünen Schiefer vorherrschend, welche wir vom Septimer her kennen. Alle diese Felsarten, mit Ausnahme des Granits, sind von mächtigen Massen Ser- pentin und Gabbro durchsetzt, welche vor den Errstöcken 04 mehrere dem Streichen des Granits parallele, gegen densolben einfallende Zonen bilden, unten im Thal aber weniger regel- mässig auftreten. Die Trias und Liaszone, welcher wir auf der Nordseite des Julier begegneten, wurde zwischen den Err- stöcken, dem Juliergebirg und der Masse des Piz Ot zusam- mengepresst und findet sich erst am Piz Bardella und in der Val d’Agnei in ganz regelrechter Entwicklung, zieht dann immer mehr gedrückt gegen das Joch von Suyretta und über dieses hin bis Samaden. Die Berge der linken Thalseite, so weit sie uns hier be- schäftigen können, haben einen weit einfacheren Bau, weil der Granit fehlt. Die Haupterhebung ist hier der Piz Scalotta. Seine Basis ist Casannaschiefer und grüner Schiefer, welchem an einigen Stellen rother Verrucano aufliegt, z. B. am Piz Schnils und an “em Scalottasee. Dann folgt ein mehrfach unterbrochenes Band von weisslichem Kalk, welcher die Trias, vielleicht auch den unteren Lias repräsentirt und über diesen liegt grauer Schiefer, den wir als Lias und Infralias betrach- ten. Das Hauptstreichen ist h. 5—6, das Fallen im Allge- meinen nördlich, doch kommen bedeutende Abweichungen vor, wie z. B. ein grosser Theil des Piz Scalotta südliches Fallen hat. In der Thalsohle herrscht der grüne Schiefer vor mit untergeordneten grauen Schichten, welche ihn begleiten. Alle diese Schiefer sind von schmalen geradlaufenden Klüften durch- setzt, welche die Schichten fast rechtwinklig schneiden und welche man auch am Septimer und im Engadin beobachtet. Sie sind meist mit Quarz gefüllt. Ein solcher Bau würde nun höchst einfach und natürlich erscheinen, wenn der Serpentin nicht dazu gekommen wäre; dieser aber ist mit den ihn begleitenden Gabbro, Spilit und Diorit ein so störendes Element, dass es lange Beobachtungen braucht, um sich in .der durch diese Gesteine hervorgebrachte Verwirrung zurecht zu finden. Bald erscheint der Serpentin in hohen, massigen Felsen, bald als weit ausgebreitetes ver- wittertes Haufwerk, bald als Gangmasse, die Schieferforma- tionen zerreissend und zerspaltend. Hier finden wir lange weit fortlaufende Züge, die dem Streichen der Schichten fol- gen, dort werden diese in allen möglichen Winkeln von den Serpentinstreifen durchschnitten. Manche Serpentinflecken sind winzig klein, kaum von einigen Fuss Ausdehnung, an andern Orten nehmen sie grosse Strecken ein und vielfach dringt der Serpentin so an allen Orten aus dem Schiefer her- vor, dass man ihn für dessen Grundlage halten möchte und Schiefermassen zuweilen sogar auf den Serpentinfelsen zu hän- gen scheinen. Die Gegend zwischen dem Septimer und Müh- len ist überreich an solchen Erscheinungen, welche sich auch auf der rechten Thalseite bis gegen Val Err und mehr ver- einzelt bis ans Ende von Oberhalbstein bei Tiefenkasten fort- setzen.*) Nach dieser Uebersicht gehen wir noch zu einigen Ein- zelheiten über, welche der Zweck dieser Arbeit erfordert. Die nächste Umgebung von Stalla besteht aus grünem Schiefer, meist von der festen dickschiefrigen Abänderung, unter welchem gewöhnlich weichere grünliche und graue Schiefer liegen, die gelegentlich in Lawezstein übergehen. Auf der rechten Seite der Julia liegt aus diesem Schiefer hervor- tretend Serpentin und zieht sich ziemlich ununterbrochen bis nach Marmels; grosse Haufwerke von grünem Schiefer sind *) Man vergleiche über diese Verhältnisse Studer, Geologie von Mittel- bünden, Schweiz. Denkschr. 1839, G. v. Rath Jahrbücher der deutschen geol. Gesellsch, G. Theobald über Piz Err und Cima da Flix. Letztere Arbeit soll namentlich durch die hier gegebene Uebersicht er gänzt werden, da dem Verfasser der Unterschied zwischen den verschiede- nen Schieferbildungen damals noch nicht ganz klar war. 96 darüber herabgestürzt. Auf der linken Seite, auf die der Serpentin auch überspringt, hat sich der Rücken, der von Sopra il Cant herstreicht, ganz verflacht; er besteht aus orü- nem Schiefer mit südöstlichem Fallen und reicht bis in’s Dorf. Unterhalb des letzteren kommt der Bach von Valetta zwischen diesem Rücken und dem Muot rotond hervor. Letz- terer ist ein steiler Felsenrücken, der bis an die Julia reicht und seinen Namen von den abgerundeten Formen seiner aus grünem Gestein bestehenden Wände erhalten hat. Es deutet diess auf alte Gletscherschliffe. Die zum Theil in dicken Sehichten auftretenden sehr harten grünen Schiefer fallen SO. Weiter oben gegen den Staller Berg sieht man sie auf Casanna- schiefer liegen, Im Bette des Valettabaches erscheint darunter hervortretend Serpentin, der sich auch schief gegen den Stal- ler Berg aufwärts zieht und dort grosse Dimensionen an- nimmt. Eine Strecke Weges geht die Strasse an den grünen Schieferfelsen des Muot rotond hin, welche zuletzt eine nörd- liche Biegung machen und also einen Rücken bilden. Dann folgen graue Schiefer von mehreren Serpentinzügen durchsetzt und mit grünen Schiefern wechselnd. Auf der rechten Seite der Julia bei Stalvedro steht fortwährend Serpentin an. Die kleinen Fälle, welche die Julia hier macht, gehen über Schie- fer. Diess (setzt sich beiderseits fort bis zu der Brücke, wo der Weg in das Thalbecken von Marmels eintritt, indem er auf die rechte Seite übergeht. Links bemerkt man steile grüne Felsen. Ihre Basis ist Gabbro, in dessen Umgebung grüner Lawezstein ansteht. Nach oben geht der Gabbro all- mählig in Spilit über und dieser in harten grünen Schiefer. Der Gabbro scheint in südwestlicher Richtung fortzusetzen, wo ähnliche Gesteine oberhalb Alp Sorena vorkommen; nord- östlich setzt er sich gegen Val Nutungs fort, wo er in mäch- EN tigen Felsen erst vor dem Eingang auf der linken Seite, dann oben auf beiden ansteht. Auch hier findet man die merk- würdigen Uebergänge des massiven Gabbro in Spilit, so wie in spilitische Schiefer und Diallagschiefer, endlich in gewöhn- liche grüne ‚Schiefer. Von der Brücke an bis nahe an das Dorf Marmels liegen grosse Haufwerke von eckigen Blöcken dieser Felsarten, welche von den letztgenannten Orten herab- gekommen sind. Die rechte Seite des Thalkessels von Marmels besteht aus grünem Schiefer und Serpentin, welche auf schwer zu be- schreibende Weise mit einander wechseln. So steht ein mächtiger Serpentinstock in dem Tobel an, welches von Val Nutungs kommt; er ist von grauem und grünem Schiefer um- geben; im Dorfe Marmels steht unter der Kirche Serpentin an, während zu beiden Seiten und auch an der Halde darüber die grauen Schiefer herrschen. Das Dörfchen Cresta liegt auf grünem Schiefer, rechts davon aber erhebt sich eine mächtige Serpentinhalde, welche lange die Thalwand bildet, dann folgen wieder grüne Schiefer, die auf dieser Seite bis nach Mühlen die herrschende Felsart bleiben und N und NO fallen, während das Streichen zwischen h. 5-6—7 schwankt. Es werden dieselben jedoch von eini- gen Serpentinpartien unterbrochen. So an der ersten Kehre des Weges, wo der Serpentin vom linken Ufer herübersetzt und an der Burg Splügatsch, welche zwar selbst auf grünem Schiefer liegt, während an ihrem nördlichen Fuss Serpentin hervortritt und sich durch die Wiesen und Tobel gegen Sur zieht. Weiter aufwärts gegen die Alpen Flix und die Cima liegen auf dieser Seite mächtige Serpentinmassen von unge- wöhnlicher Ausdehnung, deren nähere Verhältnisse wir hier übergehen müssen, nur ist zu bemerken, dass südöstlich von 4 98 Sur einst Bergbau auf Brauneisen und Kupferkies im Serpen- tin betrieben wurde. Die Formationen der linken Thalseite von Marmels cor- respondiren einigermassen mit der rechten, Wir haben ge- sehen, dass Gabbro auf beiden Seiten ansteht. Dann folgt eine steile Felswand von grünem Schiefer, unter welchem man jedoch bald Serpentin hervorkommen sieht, einige aus der Thalsohle hervorstehende Felsenköpfe auf der linken Seite der Julia sind grüner Schiefer. Aehnlich wie auf der andern Seite wird aber der Serpentin immer mächtiger, so dass er zuletzt die ganze Höhe der Thalwand einnimmt und die Schie- ferdecke sprengt, worauf er sich auf den Terrassen gegen den Piz Scalotta in grossem Massstab ausbreitet, wo diese Serpen- tine sich mit denen verbinden, die von Stalvedro und vom Staller Berg herüberstreichen und ein wahres Netzwerk von Serpentinzügen in grünem, grauem und Gasannaschiefer bil- den. Wir können auch diese Verhältnisse nicht weiter ver- folgen. Unten senkt er sich bald wieder unter die hohen Felsen von grünem Schiefer, an welchen die Ruine Marmorera unter überhängenden Felsen wie ein Raubvogelnest liegt. Dieser Schiefer gehört zu der festen spilitischen Abänderung und gehet hier wie drüben bis zum Flusse. Die Thalsohle von Marmels und Cresta ist mit. Geschiebe, Lehm und Torflagern ausgefüllt, ähnlich wie die tiefer lie- gende von Rofna. Der Untergrund ist jedenfalls Serpentin und grüner Schiefer, welcher letztere verschiedentlich aus den Alluvionen hervorragt; letzterer Umstand lässt uns schliessen, dass die Schuttlagen in diesem alten Seebecken oben nicht sehr tief sein können. Der Boden desselben ist fast wagrecht und die Julia fliesst in geradem Lauf ruhig durch die Wiesen. Bald aber zieht sich das Flussbett zu einer engen Felsen- 99 schlucht zusammen, welche in grünen Schiefer und Serpentin verläuft. Letzterer wird bald auf der linken Seite vorherrschend, sobald man die von Burg Marmorera herabstreichende Hügel- kette und 'Trümmerhalde hinter sich hat. Er senkt sich nämlich von den oben genannten Terrassen vor dem Piz Sca- lotta gegen Promies und Splüdatsch (Splügatsch) herab und gewinnt hier bald die Oberhand. Oben hat er den hohen Grat bei dem Scalottasee an zwei Stellen förmlich zerrissen und setzt nach Alp Berela über, unten westlich von Promies ist eine ähnliche Zerreissung, durch welche er nach Val Fal- ler übersetzt, in der ganzen Ecke zwischen der Julia und dem Fallerbach kommt er überall so unter dem grünen Schie- fer hervor, dass dieser gleichsam nur auf ihm zu hängen scheint. In der Nähe des Serpentins finden sich in dem grü- nen Schiefer Amianth und sonstige Talksilicate in Menge und es wäre möglich, in den weichen Schiefern, die unter der festen epidothaltigen Varietät liegt, guten Lavezstein zu entdecken. Die Julia selbst aber hat sich zwischen Splügatsch und Müh- len ihr Bett tief in grünen Schiefer eingeschnitten und erst unten im Thalgrund bemerkt man darin wieder Serpentin- felsen. Der Weg senkt sich sehr rasch abwärts. Mühlen oder Molins hat eine seltsame Lage in einem kleinen Felseneircus, an dem Vereinigungspunkt der Julia mit dem Fallerbach, der mit wüthender Stärke über die grünen Schieferfelsen seiner engen Thalschlucht herabbraust. Eine andere, aber mit Alpenwiesen bekleidete, aus Serpentin und grünen Schiefern bestehende Einsenkung zieht sich östlich aufwärts gegen Sur, hinter welchen man grüne Alpenterrassen gegen das Hochgebirg aufsteigen sieht, das mit ‘den steilen Felswänden, Gletschern und hochaufragenden Hörnern der Errstöcke die Aussicht schliesst. Auf allen andern Seiten steigen schroffe bewaldete Felsenterrassen aus grünem Schie- fer empor, dessen düstere Färbung noch dadurch hervor- gehoben wird, dass fast überall aus ihm Haufwerke und Fel- sen von Serpentin hervorbrechen. Trotz dieser melancholi- schen Umgebung ist Mühlen ein sehr anziehender Ort, na- mentlich für den Gebirgsforscher, welcher hier in dem Mittel- punkt der Serpentinbildungen seine Beobachtungen nach allen Seiten hin in die grossartige Umgebung ausdehnen kann. Gleich unterhalb des Dorfes verengert sich der Felsen- eircus wieder zu einer Schlucht die beiderseits aus grünem meist dick geschichtetem Schiefer besteht, dessen Schichten h. 5—6 streichen und südlich fallen, wie bei Molins überhaupt. Auf der rechten Seite ist er einige Mal von Serpentin durch- brochen, was sich in grösserm Massstab bis zur Val Err fort- setzt; auf der linken Seite bestehen die Gipfel der Berge aus grauem Liasschiefer, welcher dem grünen aufsitzt und die hohen Gräte des Piz Arblasch und Forbice bildet, während deren Basis wieder Casannaschiefer ist. Serpentin steht hier am Fusse nicht an, wohl aber gegen Val Faller. Wir treten aus dieser Schlucht in die kleine flache Ebene von Rofna ein, die mit der von Marmels viel Aehnlichkeit hat und mit welcher wir unsere Betrachtung schliessen. Fassen wir nun noch einmal den Bau der durchwander- ten Gegend von Casaccia bis Mühlen zusammen, so weit der- selbe Einfluss auf einen dort zu erstellenden Tunnel hat, so möchte sich etwa folgendes ergeben. Die Grundlage des Gebirgs auf der Bergeller Seite fat Gneiss und Casannaschiefer, welcher letztere sich auch auf dem Passjoch des Septimer findet. Diese Felsarten fallen im Allgemeinen NO. und N. auf der Südseite der eigentlichen Passhöhe, oben auf der Passhöhe stehen sie senkrecht, worauf südliches und südöstliches Fallen eintritt, bilden also ein 101 kleines Fächersystem, wovon weiter nördlich nichts mehr zu bemerken ist. Sie sind weder sehr hart noch sehr weich und würden sich etwa in ähnlicher Weise behandlen lassen, wie die Anthraeitschiefer des Mont Cenis, denen der COasanna- schiefer ähnlich ist, weil er zum Theil wenigstens eine meta- morphische Form desselben ist. Wasserzügig sind diese Ge- steine auch nicht und bieten also, wo sie auftreten, dem Tun- nelbau einen günstigen Boden, um so mehr, da der Tunnel sie nicht im Streichen, sondern in verschiedenen Winkeln quer durchschneiden würde. Grüner Schiefer, Kalk und Lias- schiefer sitzen zu oberflächlich auf, um berührt zu werden; da der Tunnel darunter durchgehen würde, kommen sie an die- sem Abhang nicht in Betracht. Diess ist dagegen nicht ebenso mit Serpentin und Gabbro, welche nicht weit unter der Pass- höhe anfangen. Nach allen Analogien müssen wir glauben, dass diese Felsarten in unbekannte Tiefe hinabreichen und also auch quer durchschnitten werden müssten. Auch haben wir gesehen, dass es nicht unwahrscheinlich ist, eine graniti- sche Kernmasse unter der Passhöhe anzutreffen. Ich kenne keine Erfahrungen des Tunnelbaues in Serpen- tin, halte aber diese Felsart für ungünstig, weil sie schwer zu bearbeiten ist, die Gesteinsverhältnisse der Umgebung be- deutend stört, verwirft und umwandelt und wegen starker Zerklüftung wasserzügig macht, was man von festen Serpen- tinmassen selbst gerade nicht immer behaupten kann, wäh- rend Haufwerke es in hohem Grade sind. Da auf der Nordseite der Passhöhe wieder Casannaschie- fer ansteht, so würde nach Ueberwindung der Erruptivgesteine der Tunnel wieder auf eine Strecke in solchen gelangen. Wir haben gesehen, dass seine Schichten hier N—S. fallen. Nun kommt das alte Seebecken Pian Canfer. Der Schichten- fall der Umgebung, so wie die Verhältnisse des Abflusses in 102 der Schlucht von Foppa berechtigen zu der Annahme, dass dieses Becken sehr flach ist und daher das alte Seegeschiebe eine geringe Tiefe hat. Dagegen ist diese Tiefe von Serpen- tinzügen durchsetzt, die SW.—NO. streichen, also quer zu durch- brechen wären. Der Rücken, welcher von Sopra il Cant gegen Stalla zieht, besteht aus grünem Schiefer von verschiedenen Serpentinstrei- fen durchzogen und zum Theil stark verbogen und verworfen. Diese Schiefer sind zum Theil sehr hart, es wäre aber mög- lich darunter durchzukommen, da unter den oberen harten Schiefern gewöhnlich weiche Thon- und Chloritschiefer, auch wohl Lavezsteine liegen, auf welche nach unten immer der Casannaschiefer folgt. Der Bau würde um Stalla rechts las- send unter dem Ausgang von Valetta und unter dem Rücken von Muot rotond durchgehen. In Valetta wird man einen Ser- pentingang treffen. Die grünen Schiefer von Muot rotond reichen wahrscheinlich tiefer herab als die des vorigen Rückens und müssten durchbrochen werden, wenn man nicht in weichem Schiefer und Casannagestein darunter durchkommen kann, In weiche Schiefer tritt man nun wieder eir, sobald man Muot rotond hinter sich hat, allein es ziehen mehrere Ser- pentingänge durch, so wie die Gabbromasse an der Brücke. Es folgt nun die Ebene von Marmels und Cresta. Da beide Thalseiten aus einem Wechsel von grünem Schiefer, Serpentin u. s. w. bestehen und beiderseits so gut es bei solchen Ver- hältnissen angeht, correspondiren, so ist anzunehmen, dass dieselben die Ebene quer durchsetzen, wobei wahrscheinlich der Serpentin in der Tiefe mächtiger sein wird als an der Oberfläche, weil wir an dieser die Schiefer gleichsam in Lap- pen zerrissen auf ihm hängen sehen. Die Tiefe des Schutt- landes in dem alten Seebecken betreffend, beweisen uns die bei Cresta u. s. w. aus denselben hervortretende Schiefer- 103. bänke, dass dasselbe ebenfalls nicht sehr tief sein kann. Doch ist die Tiefe ungleich und ansehnlicher als die von Pian Ganfer. Die Schiefer dieser letzteren Strecke streichen W—0O. und werden also quer durchschnitten, was ein Vortheil ist, das Fallen ist bei Stalla südlich, dann im Allgemeinen nördlich, doch mit ansehnlichen Zwischenbiegungen. Auf der linken Seite zeigt sich uns nun vom Ende des Marmelser Beckens bis nach Mühlen ein bunter Wechsel von Serpentin und verschiedenartigen Schiefern, unter denen die grünen vorherrschen, welchen die andern untergeordnet sind. Auch ist aller Grund zu glauben, dass auf dieser Seite die Basis fast ganz aus Serpentin besteht, da er überall unter dem Schiefer hervorkommt. Auf der rechten Seite dagegen herrschen die grünen Schiefer vor und der Serpentingänge sind weniger. Daher wäre hier diese vorzuziehen, obgleich der harte grüne Schiefer, in welchem auf dieser Strecke der Bau verlaufen müsste, etwas schwer zu bearbeiten sein wird. Beı Mühlen würde der Tunnel endigen. Im Allgemeinen kann man diesem um so günstigere Ver- hältnisse versprechen, je tiefer er sich halten würde, da man in diesem Falle den bunten Gesteinswechsel der Oberfläche vermeiden und fast nur Gmeiss, Casannaschiefer und Serpen- tin treffen wird. Die beiden ersteren sind an und für sich günstige Gesteine, der letztere mit seinen Begleitern wird sich in der Tiefe massiger und solider, aber auch weicher und weniger wasserzügig zeigen als am Tage, wenn er auch nach unten grössere Dimensionen annehmen sollte. Ausserdem wird man durch tiefere Lage jedenfalls unter den Geschieben der beiden alten Seebecken durchkommen und weniger von dem in ihnen und anderwärts eindringenden athmosphärischen und Quellwasser zu leiden haben, 104 Es werden manche unserer Leser eine Vergleichung der Verhältnisse mit dem des Septimers mit denen des Splügen und Lukmanier vermissen. Ueber letzteren liegen vollkom- men genügende Arbeiten von Hrn. Escher v. d. Linth vor, die verglichen werden können, Was den Splügen betrifft, so habe ich die geognostischen Specialstudien, welche ich seither besonders in Bezug auf die eidgenössische geologische Karte machte. noch nicht bis dahin ausdehnen können und mit einer allgemeinen Uebersicht ist hier wenig gethan, wiewohl be- hauptet werden kann, dass man bei tieferem Bau nur Casanna- schiefer und Gneiss durchschneiden und unter den dort aller- dings viel bedeutenderen Kalkmulden wenigstens theilweise durchkommen kann. Serpentin oder andere Erruptivgesteine kommen dort, an der Obertläche wenigstens, durchaus nicht vor. Bei dem Gang, welchen das Bauproject einer Alpenbahn senommen hat, wird es in einigen Jahren noch Zeit genug sein, gelegentlich Spezialstudien über die genannten Pässe mitzutheilen. nl Fa RI I ———— 0%18 : Ha —_—_—— — - ss | ve | ıogl er |o6 | LT | T | 19 | 891 9°9 —|0'og Hero -HigP°6 + Bz'et +62 + Fu so ern gu Te Eee Terre 0, md — ie |eI | —-|6 |-|— [ze |ye |Ta—irıT Ber je6E 949 FE) TqAoN 8-4 [91-144 —29-/-&58)-00 870-1900 90-11-186.8T— 62,620 - |, Jet | |Fr I |—|[E9 | zor| vie Bea JjeoeT Ost |IcLT |2607 | aqndas a ie ae a Eee ysnony 1 Jr em eh ein | IT 90 1605, GEST Slempe sn ca: rbel nf 72 | an Leit | 109 0cLı.08 08 ass ta rt tung 1: | &: 6712| & | 2u) ef —lidL ET | HS SS 11r E19 SO FR 0 0620 ET eN | ı [al=-|#1/—|ı (oe |8cıl 08 +00 |rcoL 096 [BEST [192 dv gaye 86 ab dei = 1.00: 78 0 2 ns le -+/&2‘7 71606 el’) ZEN r\=|#1=-|e) =) -|%2 001, 198 07.60.0718 1-1,8€. 92° 180 tenzgag —ıe -yR a: ge ee eine) 706: Hol 12coe +09 11167 Hey Hr) enurf ern Er e! 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Notizen. Januar. Bei der milden Temperatur zeigte die Vegetation fortwährend einiges Leben ; so blühten in den letzten Tagen des Monats bereits Erica carnea, Tussil. farfara, Po- pulus nigra u. A. Am 28. gegen NO ein Meteor. Die für die Ostschweiz so verheerenden Stürme (namentlich am 7.) haben in unserem Thale nur ausnahmsweise an den Waldungen geschadet, ebenso waren die im Gebirge ganz unerhörten Schneefälle in der, ersten Hälfte des Monates für Chur ohne Bedeutung. Februar. Am 2. stäubten die Blüthenkätzchen von Alnus incana und Corylus. Am 23. blühende Aprikosen im Gäuggeli. Am 25. Crocus und Galanthus in Gärten. In der Richtung gegen SW zeigte sich das Zodiacallicht sehr deutlich. März. Am 8. blühte Cornus mase., am 21. der wilde Crocus. April. Am 6. Stäuben der Alleepappeln; am 10. erster blühender Kirschbaum ; am 21. erste Blüthe der Rosskastanie. Am Ende des Monats waren die Obstbäume allgemein in Blüthe, in welche am 29. ein Schneewetter, jedoch ohne Frost, einfiel. Mai. Am 10. Mittags fiel besonders in der Gegend vom Sand etwas Hagel, die Körner waren sehr klein, und richteten keinen Schaden an; während Hagelschläge schon in der Nähe von Chur, so in den Aroser Bergen, bei Churwalden, nicht so ganz selten sind, gehören sie für Chur selbst unter die grössten meteorologischen Seltenheiten, und kommen in Jahrzehenden nicht zur Beobachtung. — Am 10. blühte Paulownia imperialis. Juni. Die Heuerndte begann bereits in der ersten Woche. Am 20. schneite es bis Runggelier herunter. Juli. Am 17. und 18. starker Kai. August. Am 5. schlug der Blitz in der Nähe des Rosen- hügels ein. Am 10. entlud sich über dem Sayserberg ein Hagelwetter, gleichzeitig entlud sich ein Schlagregen im Schaltik, I... 8 und während über Chur selbst der Himmel ziemlich klar war, hatte man das um so eigenthümlichere Schauspiel wie die Plassur urplötzlich an schwoll und in ihren trüben Fluthen eine Masse Holzwerk vorbeitrieb. — An Spalieren trat hin und wieder die Traubenkrankheit auf; in offenen Lagen hier herum nirgends, wohl aber sporadisch in der Herrschaft und bei Ragatz. September. Am 17. starker Kai. Am 13. Abends 1 grosses Meteor in der Richtung von O—W, von der es plötzlich nach S ablenkte und zersprang. October. Die Weinlese begann in der ersten Hälfte des Monates und lieferte ein nach jeder Richtung hin vorzügliches Resultat, wie denn überhaupt der Jahrgang so ziemlich für alle Feldfrüchte ein sehr gesegneter war. November. Am 22. 1 Meteor. Am 24. Morgens 4 Uhr 35 Min. ein Erdstoss, der auch in Splügen, sowie auf dem Julier verspürt worden ist. Am 29. sammelte Ref. noch mehr als 20 blühende Phanerogamen in der Richtung gegen Masans. 110 ‘SSOISPAT T AUN 7 SUHSION TOAWOIAON FG WY "ITEFOUYIS IN zZ Aauugf '7I—') oA "SUNYIIWUY "uBwumesnz 99uyag pun usdoy uade]L F uy (, 05 FE : Pla se 7/6069 ost | 922 Iseı | ez.| er | or | Fer) ısı] 9ı sr + oe +cgo—| :ayer u 91 we 1% —..r Be oı) Dre zL'L—| 'quadag L HF 4; 72179 Du ee 707 —| 'quoaoN 07 EI HS iR 6a IF +L08 +ie1‘0+) 29090 13 6 q eg IE 2. d EB 8 2 on ze "quoydes 61 sl 9 F 8 a a srl Est 08, +) gsnany = IE gs 45 929 LH 6 Ir eLc-+ mp = ER BL -)8 TE EI RR Se 2 Est 097 ung ET RJIBI FICK JAH RE Se It Tem SFZRA1E- le 2 ES ee 961 — lady Ei JB Ei ar ar ee 19 — ZIUN TA SE, Deere 08 — enıgdg el arg sine m s | ı- + 6 aenunp = 7 S sm x sn® [kr & 3 B ze F 3 | 3 Bari > Bi u ° = 2 | 5 "S9ST uw ec : UOBL, UR PAS TE 2 Sumyarıpumyy | PFRINDSA9paIN SUNIOJJI AA y) ameıdus], TUNIOqIy Y MOLUOSUISSIIZOE "WIE Yaanp PUR) 9) "ui uoA uadunuydrozmy up yoeu Jouy991aq CR n,g273 9) SUeyFasgaoing wap ne uSFunydegoäg] ay9sı90[01099oW "Z ti ‚enugf ‘9I pum "CT « oLIE Aa OL « 9ISFLIPIIN Ysnday ‘OT we [05 — nyerodun], 94syJ0H #8 sr Se HS hi FE vor | 4% 09 1 F6L| er | 68 | es | ısı| Terra HF HsE FH er +60 + :ayer u] Ip ea [ CE — 19 |er | zı [to +08‘ —rTo--|608 —) Aeqweoaq ua Fig 9gE 4 © 1 |t erg rar Hz 65470 —| AoqumaoN el — g cl fe % z& .| 67° or Isa +oFre +76 8 Hore + 1I0PO IE ı € v IBS < I |6r |9 fer r09 eror 267 | Aoqwagdag 6 —- 6 gl % G % |Er 197 en Hope Hesı Les + ysnony 6 rd 2 91 — 9 » | 0 | gT Bot +66 Host che mp Sn — 0ER GE 3 a1 cı |s | 10) 7 106/6-760.8 4-]98er Heel sung L 267 I — |-8 |2 | 31) 21 jess-+[099 Heer +-eLe + a NN L = g 07 q y 9 |ceı 6 J6TF +89 Hoes-togT + tady F — #1 gl OL — 19 o.\e \TotT — so ne 05 — ZAUN I I z 9% I = 123,8 808.806 = 087, TEL 079 = ALARUCH I = — UI 03 6 % = Me S HET 17 66020 aenuuf | 2 En eg :g’ "pi en) u93.1o Da Br Be Eu EL rn — £ - 9X N "s98Il :SN® UOIRT, UE PUIYISLIIY.IOA SUNJPLIPUL MA :190B]L, UW DSPIUISTOPIIN :U90B], UV ZUndoJJI (y) anmerdwsy] ’I99PUyY SNISNE 'd ALLE] ULF UA PUuy991q pun NEygaspu CH nm ZIMypS ,OFYF) unFaag ur u9dungdegoägg AU9SIV0]0.109IO N 'E& Va Notizen. Am 6. Januar Nachts fürchterlicher Sturm, der fast die Dächer wegtrug und auch am 10. und 21., aber nicht in der Wuth, sich wiederholte Vom 7.—11., mit geringen Unterbrechungen, schneite es und es fiel ein Schnee von 28 — 30°; doch ereignete sich bei uns kein Unglück. Als naturhistorische Merkwürdigkeit aus dem Februar bezeichnen wir folgende: Da Bergün auf der SW Seite von einem hohen Gebirgswalle umgeben ist, so liegt die Thalsohle im Winter lange im Schatten. Sobald die Sonne ihre freund- lichen Strahlen zum ersten Mal und das doppelt auf der einen und nach kurzer Unterbrechung auf der anderen Seite der Ragnuzxspitze, zwar für wenige Augenblicke, in die Niederung heruntersendet, herrscht eine allgemeine Freude und die Leute nennen diese Erscheinung: «Scharuscheal. Dies geschieht Jährlich und pünktlich von 10—1 Uhr Vormittags vom 4.—24. Februar. Am 1. März scheint die Sonne durch das Loch dez Piz d’Ela, welches die Natur auf der westlichen Seite der dünnen Bergspitze gebildet hat. April. Vom 20.—24. ist mit der Frühlingsbestellung der Aecker und Wiesen der Anfang gemacht worden. Mai. Vom 4.—10. wurde geackert, am 29, trieb man die Kühe auf die Maiensässe (aclas). Juli. Alpladung am 10.; Anfang der Heuerndte Tags darauf, also am 11. September. Am 21. Alpentladung. Gesundheitszustand: ausgezeichnet. Im ganzen Jahr kamen beinahe keine Krankheits- noch Sterbfälle vor. In der ganzen langen Periode wurde ein einziges gleich nach der Geburt ge- storbenes Kind begraben, was, nach dem Ausweis der Todten register von Bergün seit 200 Jahren, in der Geschichte besagter Gemeinde, welche doch eine Bevölkerung von 500 Seelen zählt, einzig dasteht. Man wird schwerlich im ganzen Canton ein zweites Beispiel von so geringer Sterblichkeit anführen können. 113 4, Temperaturbeobachtungen in Maienfeld (1783' Schw. ü. M.) Mitgetheilt von Herrn Enderlin. 1863 | Mittlere Temperatur (R.) i Morgens Mittags | Abends |im Tag Januarl+ 2,34 4,34 3,2)+ 3,3 Durchschnitistemperatur der Febr. + 024 48+ 19-4 2,0 drei Wintermonate: Januar, Fe- wo a a ns u Ba a April | 6421201 87-1 9,0] Durchschnittstemperatur der Mai 14 974 16,14 1293412, 7una August 00 a 3 SE FE nn ih u Y Yik a Tag: der 16. Aug. Juli ; { { „Ymit 4 20,1% mittl. Temperatur, Aug. 13,5/+ 19,6 4- 16,0,-- 16,4 Kältester Tag: der 27. Dec. Sept. TE 9,8 + 14.6 ch 11.9 —- 12,1jmit = 2.00 mitil. Benni. Octob. +89 Br 13,014 10,7 10,9 een 04 2 1 ’ >) , er] I 9 Im Jahr + 6,7 11,2)+ 854 8,8 Notizen. Am 8. Febr. habe ich einen schönen Strauss verschiedener Feldblumen gepflückt. — 7. April Schnee bis ins Thal; den 17. sah ich belaubte Buchen; am 21. Obst. bäume in voller Blüthe; am 24. Schnee bis auf den Ochsen- berg; am 30. Schnee bis auf den Hof herab. In den letzten Tagen des April standen die Bäume in höchster Blüthe. Ausserordentlich viele Trauben geschossen, die dann aber durch die nasskalte Witterung Ende Apr. stark deeimirt wurden- — Mai 24. angeschneit; 25. Schnee bis in Wald; 27. Anfang der Heuerndte; 28. blühende Trauben. — Juni 1. der Aug- stenberg schneefrei ; 8. die Stürviser in die Alp; 11. ausser- ordentlich hoher Stand des Rheins: die Gischt spritzte bis an die Eisenbahnbrücke herauf, und bei der Fläscherfahrt stan- den die Früchte der untersten Aecker im Wasser, wie wohl seit 1834 nie; Dammbruch in den untern Riedtern; 16. die Esger in die Alp; 20. Schnee bis in den Wald. — Juli 13. schauerlicher Brand in Seewis; am 25. neue Erdäpfel geheim- be) 114 set; 26. Schnee bis in den Wald. — August 18., 19., 20. angeschneit; 21. u. 22. Schnee bis in den Wald; am 24., 25. u. 26. auf Banx geheuet; am 27., 28. u. 29. geemdet, alles eintägig. — Sept. 4. angeschneit; 11. Schnee bis in den Wald; 12. leichter Reif; 21. starkes Gewitter; 22. Schnee bis in den Wald; von Alp gefahren. — Octbr. 2., 9., 16. ange- schneit; 15. Anfang der Weinlese. Ergebniss: ziemlich viel u. sehr gut; Preis pr. Mss. 95 bis 110 Rp. — Novbr#142@. Schnee bis an den Bergfuss. — Decbr. 4. erster Schnee über Land; 25. Schnee 1‘ tief. 5. Meteorologische Beobachtungen in Churwalden 4040‘ ü. M. Im Auszug mitgetheilt von Herrn Bezirksrichter Engelhard Brügger. 1863 des Monats. in Pariser * Niederste. | Mittlere. | Höchste, | Schnee | Regen Januar — 50 |+ 0,14 | + 7,5 | 626‘ | 2,12°° Februar -80/— 1094| + 80| 72 = März — 5,6 |+ 0,80 | + 7,0 | 305 Fr April — 0,3 |-+ 5,04 | + 13,0 | 210 [11,50 Mai + 2,0 |4+ 846 | +175| — 11812 Juni — 20141017 1+205| — [5431 Juli 4 3,5,|-111,70:| -=21,0.] — 18,85 August — 2,9 |+12,94 | +22,0 | — | 4,67 September + 0,2 + 7,98, 4178| — 110,69 October 0,212 692 + Te November — 80 |+178| + 81| 19 | 2,94 December — 85 |— 1101| + 5,9] 45 | 4,50 Im Jahr: | — 8,5 | 5,32 | + 22,0 [1277 |115,35° Differenz der Temperaturextreme: 30,50. (Anmerkung. Durch Versehen sind im vorigen Jahrgange pag. 200 die Aufschriften der Rubriken Schnee und Regen verwechselt. ) ERS “q0PIO "OL WE 10Sı] TEN '67 UM Rupg a07pT "UN LI SPuaqy "La U osuogd ‘SS0oJSpAy T ayn F SUaSroN 'ıqa] "FI wy UAZIION -PuIS JUmpSFng uouLm[oy) uopraq ur os doyep wouyag spe uSoy [yoMoS uasu]L, Z UV (4 ol&E HA x9T1 1»0TOr1| &n | © | 3 |.09 | voz) gorlerzı=jwertligct2etk|res +80 >) ayer Wr _ a a a ee ee Ss In I9a \zg !ı—-|9 I91 |s Por—6r +L0T—|zeT— 80T TILL | TOQUIIAON N „19 \e |+ |-le |n|ır ge Fit race +lgess-Hso2 +usot| 10400 8I — —|sr/r le J9r \tı Ps +Hasıtesı ten, t+iesort+ sts qwaydas I u — |zı —-|e |sı|s les +asıtlses-tzretiessitiorgt) genony SI _ — /er)-I|Ie !oa|9 va +asıt erster, tessıtierct ung MI —_ is m |Fr | Te .C20r er 2064 6rs+szıit Ft9+ ıunf IL — t loı|-Is I08|9 ar -2FTH+ EI BE C+les°6 +isLetr N <1.. 1,n9°%%6 6 |e !-Ltor|Igı ir Fre -48 HIeIt|220t[l0zC +80 tdy $ ng eI|—-|-I|F |9r | 11 E2ı-08 Hear Fr— 780 +EE9—) ZWN G „ee Ice |=-|-[]9 |11| 21 |oı—8T #851 -|90'8—-ITE7 08:6) - FenıgaT 1 =, ı» \-|I-Is |%|9 86 —es +gTie—|02'8—-|88’0 — 987 aenurp EUREN „gu 2 = 2 = |: > =. a At 2 Ben u RE BE BEE URL, uw LOB], UR 3 5 ON 0981 IZRIWSAOPIIN ZundopıM y) nyendus, ze 1394 9 WILD UOA MEOUPSAM CW na "Aug ,‚0085) epıeng u uodunyprgoag HYISIFOL0.109P A "9 -deqssaut Jydlu yaıyumuys em [ıdy wı 99uydS Aa -raqwogdag ST we 109819 RN '9 uw H9UNDS 1992997 "SSOISPIT T AOquazy q 9 uv "UDZION 'Jaynzospae u9soy pun a9uyag doyun purs He] F (« 09°TGE "MA («98 | vrwtz | 68 | 18 | 91 | z8 | 60z| FarlgreT=[jorastjon'stgrst|g89 +Lr0+ 7% nr I) -12 || 21-406 —|0r Here Tee —I86°0 —10'c— L s\ıe|\# | —-|9 |\2T|)2 0% —0% 7|800—168°0—|15'5 1186°T— 8, _ II I|>-153 |2 | SZ WT —EFIrES CHIC 6 ic I — z ıır r |e Ist 2 Wo —Iesıtlzgos-+lgn ze titeı + 9 — —!9 |ge |I% |er | 9 Its +ozsr dert -HeggItiF8, + z1 = — |zılr Iza |e|9 WE FresTtgenn+[(szior4-oT FI 899+ 6 - — |6 | —|r |ez|e ge Hy TcHen6tignc+ sg er z09+ 8 „95 ei |T ale Br EC FIECH ZFC 968 Ze cH 6 = 8 |ıt |<|T |6r | or |6F os Foeıtlogıt iss +8 ıT— I | „688 | II <- | <-|e I||r eo a8 +80 1ET-98°T +10 g ı\Ee |-|-|T |ır | or eg —ee +20 —- 810 — 16T + Fere— q „8,66 #7 Iı |—|rT |er | z2T WET—s9 +17 — 087 — 667 — 919 — zdızısgn |, aeg u| 2 | © 3, |. 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September erhielt ich hier einen diessjährigen jungen Lämmergeier, welcher in einem hohen Felsen in der Gegend des Bergdorfes Codera (über Novate am Comer-See) ausgehegt und mit Lebensgefahr aus seinem Neste genommen worden war; denn man hatte den kühnen Jäger an langen Stricken herablassen müssen. Es soll alljährlich ein Paar dort nisten. Mein Geier war dies- mal allein im Neste, gewesen. Beschreibung des Nestkleides. Alle seine Federn haben jetzt ihre vollkommene Breite und Länge. Der Vogel sieht im Ganzen schwarzbraun aus. Bei näherer Untersuchung ist der ganze Unterleib sammt den breiten Hosen, die bis auf die Zehen reichen, heller als der Oberleib; abgeschossen hellbraun und hin und wieder mit rundlich dreieckigen, schmutzig weiss- gelblichen Flecken besetzt, die auch auf den Hosen sichtbar Den sind und an den Spitzen der Federn ihren Sitz haben. Der Rücken ist von den grossen Flügeln grösstentheils bedeckt, der sichtbare Theil desselben bildet vom Nacken herab ein Dreieck, welches sich zwischen die Flügel hinab spitz endet. Dieser ganze Theil ist vom Hinterhals an am ganzen Vogel der hellste, graugelblich, weiss und schwarzbraun gefleckt, indem hier die Federn grosse, graugelblich-weisse Spitzen ha- ben, auch die Halsfedern, besonders zu beiden Seiten, haben dergleichen Spitzen, woran aber die helle Farbe nicht so aus- gedehnt ist. Der ganze Kopf ist braunschwarz und wenn die Federn des Hinterkopfes und Nackens lang sind, so trägt der übrige Theil des verhältnissmässig kleinen Kopfes sehr kurze und anliegende Federn, welche nie aufgerichtet werden. Auch die Kehle ist ungefleckt braunschwarz. Hier ist der graue Nestflaum noch sichtbar. Von dieser Farbe sind: die Flug- federn, die unterste Reihe ihrer Deckfedern und der Schwanz, dessen Spitzen mit den Spitzen der Flügel zusammentreffen. Der obere Theil der Flügel ist schwarzbraun, hin und wieder gucken grauliche Federn durch, die sich in undeutlichen Reihen verlieren. (Die weissen Schaftstriche des alten Vogels an diesen Theilen sind noch nirgends vorhanden oder undeutlich angedeutet.) Der Schnabel ist oben weit heraus mit schwarzen straff anliegenden Borsten besetzt und unten reichen die schwarzen Barthaare bis an die Spitze desselben. Seine Farbe ist grün- lichgrau und erst an der Spitze wird- er etwas dunkler. Der Augenstern ist nussbraun oder dunkelbraun. Rund um denselben ist das Auge feuerroth unter den Augenlidern. Die Ständer sind grau mit schwarzen wenig scharfen und gsekrümmten Nägeln. Betragen, Da der Vogel, den ich besitze, stets von Men- schen besorgt wurde, so ist seine natürliche Wildheit ge- 125 dämpft. Er ist sehr zahm. Wenn man sich ihm naht, sucht er die Absicht, die man dabei haben möchte, durch steifes Anblicken zu errathen. Verhält man sich dann, auch ganz in seiner Nähe, still, so schwindet aller Verdacht aus ihm, er fährt ohne Furcht in seiner Beschäftigung fort. Sobald man ihn aber streichelt oder sonst berührt, so wird er un- ruhig und sucht sich zu entfernen. Diess geschieht jedoch nicht stürmisch, sondern mit einer Art von Pathos, der ihm in seinen Bewegungen überhaupt eigen ist. Er läuft und geht gut. Gewöhnlich sitzt er auf dem Fenstergesimse und blickt durch sein Gitter, indem er auf Alles Acht giebt, was von Aussen sich hin und her bewegt. Stets sucht er so zu stehen, dass der Schwanz frei herabhängen könne. Das frische Hammelfleisch schmeckt ihm am besten; ich reiche es ihm in grossen Brocken ganz, sonst aber fasst er diesel- ben unter beide Klauen und 'reisst so, indem er darauf steht, kleine Bissen davon, die er verschluckt; fällt ein auch noch so kleines Stückchen daneben, so nimmt er es seines krummen Schnabels ungeachtet mit Leichtigkeit auf. Riecht das Fleisch, besonders die Eingeweide, schon etwas, so kostet er immer daran herum, schüttelt aber dabei den Kopf und geniesst es selten, ehe ihn der Hunger dazu treibt. Geht man rasch auf ihn zu, so dass er einen Angriff zu befürchten hat, so blickt er Einen starr an und sträubt die langen Federn des Hinterkopfes. Packt man ihn wirklich an und hebt ihn in die Luft, so schreit er Giegigi, wie ein an- derer Raubvogel, sucht sich aber weder mit dem Schnabel noch mit den Krallen zu vertheidigen, sondern ist stets nur auf seine Flucht bedacht. Er kann in dem Zimmerchen, worin ich ihn gegenwärtig beherberge, auf ziemlich hohe Gegenstände hinaufspringen, indem er die grossen Flügel auseinander thut. 126 Er trinkt alle Tage und ziemlich viel. Das Wasser schöpft er mit dem Unterschnabel durch schnelles Auffassen und Er- hebung des Kopfes um es einrinnen zu lassen, wobei er den Schnabel wie die Hühner auf und zu macht. (Baldenstein im September.) Den 15. wurde mein Vogel in einem Korbe, welcher oben mit Stricken vergittert war, auf das Dach der Kutsche gebunden und so von Uleien bis nach Baldenstein transportirt. So zahm er sonst ist, so wild bezeigte er sich in seinem engen Behälter. Das Gefühl einer so engen Gefangenschaft war ihm unerträglich, er schrie und zerarbeitete sich beständig, so dass er durch das Anstemmen seiner Füsse sich endlich um einen Nagel an der äussern Zehe brachte. Derselbe brach nicht ab, sondern gieng aus wie das Horn einer Kuh und das inwendige weisse Bein blieb. Ich musste den Vogel zudecken lassen, sonst würde er sich noch mehr geschadet haben. Hier wies ich ihm seinen Platz oben im Thurm an, wo er nach Belieben herumlaufen kann. Er suchte gleich einen etwas hochstehenden Gegenstand und hier dehnte er seine Flügel aus und versuchte ihre Kräfte wie die jungen Tauben. Ich brachte ihm eine lebendige junge Katze, er ergriff sie sogleich mit dem Schnabel, legte sie unter seinen Fuss und obschon sie lärmte und beissen wollte, riss er ihr mit dem grössten Phlegma das untere Maul weg. Er frass dann noch ein paar Bissen vom Hals weg und das Kätzchen war tod. So liess ers dann auch bis am folgenden Tage liegen und er hatte wohl 3 Tage bis er es ganz aufgezehrt hatte. Wann ich ihm ein grosses ganz leeres Bein gab, so ver- suchte er mit seinem Schnabel etwas davon los zu kriegen, indem er dasselbe auf jede mögliche Art unter seinen Fuss legte, endlich packte er es in der Mitte mit einem Fusse und bewegte die Flügel wie zum Fliegen und versuchte es, sich 1 CR damit in die Höhe zu schwingen, um es fallen zu lassen und so zu brechen. Am Hinter-Kopf und -Hals, sowie an beiden Seiten des Letztern fehlten die meisten Federn. Hie und da fangen sie an nachzuwachsen. An einer Seite des Halses bedecken nun ziemlich viel neue Federn eine Stelle ganz. Alle neuen Fe- dern sind schwarz, also dunkler als die alten. Heute, den 20. September, erlegte ich einen Corvus glan- darius und übergab ihn ganz frisch meinem Vogel. Dieser ergriff ihn mit dem Schnabel, legte ihn unter seine Krallen und rupfte ihn vorerst; während dieses Geschäfts entfiel er ihm auf den Boden herab, er war gleich hinterher, packte ihn mit einem Fange und flog wieder auf’s Fenster damit, wo er dann den wenig gerupften Kopf des Hähers abriss und verschlang. Hinterher gieng es allem Uebrigen auch so. Der Lämmergeier badet sich. Der meinige zeigte mir dieses sein Bedürfniss dadurch an, dass er sich am Saufge- schirr niedersetzte, d. h. wirklich auf den After zu Boden liess und mit dem Schwanz hin und her fegte, mit den Flü- geln auf- und niederschlug wie die Gänse im Wasser, sich auf die Seite und endlich gar auf den Rücken legte. Dies bewies mir, dass diese Thiere ihren ganzen Körper im Was- ser umwälzen und ihr Gefieder durchgehends nass machen. Ich brachte ihm ein grosses Geschirr mit Wasser und sogleich sprang er von seinem Gesims herunter, schritt in’s Wasser und wiederholte alle vorigen Bewegungen nun zu seiner Zu- friedenheit. Er sah scheusslich aus, als er aus seinem Bade stieg. Selbst Hals und Kopf hatte er untergetaucht. Er sitzt jetzt Tag und Nacht auf dem Gesimse eines ver- gitterten, sonst stets offenen Fensters gegen Westen, in auf- gerichteter Stellung mit herunterhängendem Schwanz. Seine Nahrung erhält er täglich aus meiner Hand wenn sie aus ED _ Brocken besteht, die er hinunterschlingen kann. Sonst aber, wenn es etwas ist, das er zerreissen muss, so lege ich es auf eine hölzerne Kiste und hier ergreift er’s mit seinen Fängen und zerstückelt es, indem er seinen Körper meist in wagerechter Stellung behält. Er braucht kein halbes Pfund Fleisch täglich, wern man ihn alle Tage ordentlich füttert. Mit dem Holzhäher, den er gestern zu sich genommen, verschluckte er manche Federn, und heute früh lag ein Gewölle auf der Simse, welches aus jenen Federn bestand und in der Mitte des kleinen Knäuels befanden sich ein Paar spitzige Beinchen und Maiskörner, die der Häher im Halse gehabt hatte. Den 24. September. Gestern erhielt er eine junge Taube, die er sogleich rupfte und aufzehrte. Heute einen verstorbe- nen Kapaun, den er nur halb genoss. Die Gedärme verspeist er jedesmal auch. Während seiner Arbeit und überhaupt immer, so lange er in Thätigkeit ist, stehen seine Augen weit vor und um die Iris ist das Auge feuerroth. Begiebt er sich aber nach dem Fressen in die Ruhe, so steht er fast gerade aufrecht auf seiner Simse; die Flügel bedecken den Schwanz fast ganz; die Federn des Unterleibs stehen etwas hervor; öfters hat er den einen Fuss in dieselben hinaufgezogen ; der Kopf ruht in den Schultern, so dass der obere Theil der Flügel den Hals versteckt. Die Augen sind dann viel kleiner, sehen ganz braun aus, denn vom Feuerrothen wird nichts sichtbar und öfters werden sie ganz zugeschlossen. Die Augenlid-Ränder sind blau wie die Lefzen. Das In- wendige des Schnabels ist wie der Rachen blass-fHeischfarben. Den 1. Oktober. Mein Bartgeier hat nun sowohl an Leb- haftigkeit als an froher muntrer Laune zugenommen, vermöge guter Behandlung und regelmässiger Fütterung. Als ich ihn bekam, war er träge, bewegte sich wenig und auch in seinen Bewegungen regierte stets ein Phlegma, welches jetzt aus ihm verschwunden ist. Früher erwartete er ganz geduldig seine Speise an dem Orte, wo er sass. Jetzt fliegt er jedes Mal, sobald er mich ankommen sieht, ohne sich einen Augenblick zu bedenken, von seinem Gesimse herab und mir entgegen, um zu sehen, was ich ihm mitbringe und es nur abzunehmen. Ist er gesättigt, so liegt er nicht mehr in träger Ruhe der Verdauung ob, sondern er giebt sich allerhand zu schaffen und dies sogar mit mir. Er zupft mich an den Beinkleidern, fasst meine Stiefel an und wenn ich meinen Fuss gegen ihn erhebe, damit er mir kein Loch in jene mache, so geschieht es bisweilen, dass er einen fingirten Angriff auf mich macht, indem er mit gesträubten Federn und ausgebreiteten Flügeln in die Höhe springt und mit den Fängen gegen mich ausholt. Man sieht dabei deutlich, dass es Wirkung seiner frohen Laune ist. Wäre es sein Ernst, so dürfte einem doch nicht ganz wohl zu Muthe bei der Sache sein. Er durchsucht dann das ganze Gemach und wo er etwas Zerreissbares findet, zer- reisst er’s zur Kurzweile. Auf diese Art zerstückelt er Pa- pier und hat in eine Matratze Löcher gemacht, hinwiederum eine gesteppte Bettdecke überall gezupft und verdorben. — Oft liefert er mir in solchen Augenblicken, wo er froh gelaunt ist, den Beweis, dass die Bartgeier ihre Beute wirklich in den Fängen herumtragen. Er ergreift mit einem derselben ein Stück Holz oder Knochen, und dehnt die Flügel aus, um sich in die Höhe zu schwingen; da dies aber nicht geschehen kann, so tanzt er damit, auf dem andern Fusse hüpfend, herum, indem er sich dabei mit den Flügeln behilft, was sehr possierlich aussieht. Seine Stimme hat er bisher nie hören lassen, ausser wenn man ihn anpackt. I 130 Er verschluckt Knochen, die die Hunde nicht mehr fres- sen können, nämlich die kahlen überaus harten Röhren von den Füssen der Thiere, z. B. von Schafen, so auch die Rippen der Thiere, wovon Hunde nur hinten und vorn das Knorpel- artige abnehmen. Riechen die Häher schon etwas, so frisst er sie schon nicht mehr gerne und zieht denselben eine frische Maus vor, die er gewöhnlich mitten entzwei reisst und in zwei Bissen verschlingt. Den 1. November, Der Geier sieht jetzt rund um den Oberhals schwärzer aus, als früher. Es sind ihm nämlich an diesem Theil die Federn wieder nachgewachsen und diese sind schwarz. Ausserdem sind ihm am Schwanze zwei der mittlern Federn hervorgewachsen, welche auch mehr schwarz als braun sind. — Er lässt jetzt seine Stimme öfter und un- gereizt hören, sie klingt fast wie die der Mäusefalken und nebst dieser stösst er noch einen andern Ton aus, der dem ciak! der Krähe ähnelt. Den 13. Nov. Mein Lämmergeier hat jetzt einen schwar- zen Kopf und Oberhals, diese beiden Theile stechen ziemlich gegen das übrige Gefieder ab, welches brauner aussieht. — Mehrere von den mittelsten Schwanzfedern wachsen jetzt mit Macht hervor. Letzthin erhielt er den vordern Theil eines zum Werfen reifen Kalbes. Er löste sehr geschickt die Gebeine an ihren Gelenken von einander und verschluckte dann jedes Stück allein. Auf gleiche Art zerstückeite er den Halsknochen, Das Fleischige weiss er äusserst geschickt aus allen Bein- fugen heraus zu klauben. Er hat eine zweite Katze verzehrt, und scheint dieses Fleisch allem Andern vorzuziehen. Seine Stimme lässt er jetzt viel öfter hören als früher, doch nur wenn ich mich mit ihm abgebe. Er modulirt sie 131 auf verschiedene Weise, besonders wenn ich ihn streicheln will, was er nicht gerne zugiebt, so zahm er auch ist. Mei- nen Finger nimmt er in seinen Schnabel und drückt ihn nur leise. Meine Gesellschaft ist ihm viel lieber als seine Einsam- keit. Traurig steht er auf dem Gesimse des Fensters und blickt in die Welt hinaus, so lange er allein ist. Sobald ich komme, fliegt er herab, läuft auf mich zu und giebt sich aller- hand mit mir zu schaffen, indem er einen gewissen Frohsinn durch Flattern mit den Flügeln und andere Tändeleien äussert. Wasser trinkt er an jedem Tag, an welchem er Knochen gefressen hat. Weniger hingegen, wenn er Fleisch allein frisst. Knochen scheinen ihm zur guten Verdauung unum- gänglich nothwendig zu sein, denn bekömmt er nur Fleisch, so verschluckt er ganz trockene Stücke jener, die er schon lange verschmäht hatte. Den 1. Januar 1827. Die neu hervorgewachsenen Schwanz- federn haben ihre ganze Länge erreicht. Es sind die mitt- leren und sie übertreffen die übrigen, weit an Länge, so dass der Schwanz, der früher die Spitzen der Flügel nicht überreichte, jetzt um ein Gutes länger ist. — Zwischen den Brust- und Bauchfedern zeigt sich, wenn der Vogel sich ge- rade aufrichtet, ein Zwischenraum, der mit sehr weichem Flaum besetzt ist. Es ist die Gegend um die Brusthöhle. Die Hosen reichen jetzt bis an die Sohlen der Fänge. Sie waren vorher etwas kürzer. Es hat sich also seit der Zeit, wo der Vogel aus dem Neste genommen wurde, Nichts an ihm verändert als Folgendes: 1) Der Hinter-Seitenkopf, Nacken und obere Halsgegend sind dichter mit schwärzeren, längeren und zugespitzten Federn besetzt worden, welche einen schwarzen Kranz bilden. 2) Die mittleren Schwanzfedern sind ihm gewachsen und der Vogel ist dadurch länger geworden. 132 3) Der Vogel ist jetzt im Ganzen dicker geworden und die Federn des Unterleibes liegen nicht mehr so glatt an, weil der Unterkörper besonders dicht mit weisslichem, sehr feinem Flaum warm bedeckt ist. Von der Brust bis zum Af- ter stehen durch die Mitte hinab keine Federn, sondern nur Flaum und die Seitenfedern bedecken diesen Theil. 4) Der Vogel ist jetzt viel zutraulicher geworden, er lässt sich von mir über den Kopf, die Schultern und am Halse streichen, am Schnabel fassen und bezeigt seine Zufrieden- heit dadurch, dass er die blaulichke Nickhaut über das Auge schlägt und dabei beständig seine Stimme hören lässt, ein wahres Geplauder anstellt. Ich darf ihm mit der Hand zwischen die Federn des Unterleibs fahren, im Flaum herum- fühlen und dabei verhält er sich ganz ruhig und fährt in sei- nem Geschwätz fort. Er ist also zahmer als jedes unserer Haushühner, denn diese lassen nicht so Viel mit sich machen. Seine Stimme ist ein Geierpfeifen, aber mitunter wird ein andrer sehr tiefer Ton hörbar, der im Innern des Körpers erregt wird und aus einem hohlen oder leeren Behälter zu kommen scheint. Er frisst jetzt sehr wenig, weniger als früher und bewegt sick auch recht viel, wenn man sich nicht mit ihm abgiebt. Er schläft nicht mehr am Fenster, sondern hat sich einen Platz ausgesucht, wo er von Wind und Durchzug wenig be- strichen werden und den Schwanz gerade herunter hängen lassen kann. Den 12. Febr. 1827. Mein Geier hat nun die kältesten Winternächte oben im Tlurm ausgehalten. Es frisst, wenn er Appetit hat, Rind-, Schaf- und Kalbfleisch eben so gerne wie Mäuse, Raben, Häher, Hühner, ja selbst andere Geier, Katzen- und Fuchsfleisch; Lunge, Leber u. dgl., von grössern Thieren frisst er hingegen nicht gerne. Auch schmeckt ihm = keine Nahrung mehr, wenn sie gefroren ist. Er hungert dann lieber und frisst auch gezwungen nur sehr wenig davon. Den 9. Febr. brachte ich ihm einen ausgebalsten Fuch- sen hinauf. Sobald die Ausdünstung dieses Thieres seine Geruchsnerven erreicht hatte, bemächtigte sich seiner Ent- setzen und wilde Furcht. Er sträubte sogleich alle Kopf- und und Halsfedern, die feurigen Augen traten hervor und er flat- terte so hoch er konnte in die Höhe und hin an’s Eisengitter des Fensters, wo er sich alle Mühe gab, in’s Freie zu kom- men, was er sonst nie that. — Nur mit Mühe konnte ich ihn besänftigen und nie wagte er es, sich dem Fuchs zu nä- hern, obschon er jedes abgelöste Glied desselben, welches ich ihm hinreichte, begierig ergriff und verzehrte. Kleine Gegenstände, die er verzehren will, trägt er im Schnabel umher und fliegt so damit in die Höhe; grössere hingegen ergreift er mit einem der Fänge (mit dem andern behilft er sich beim Auffliegen) und trägt sie so fort. Den 12. März. Ich besitze meinen Bartgeier nun seit 7 Monaten. Er befand sich die ganze Zeit über immer wohl. Heute legte ich ihm ein todtes Schweinchen vor. Er sträubte alle Federn am ganzen Körper und sah fürchterlich aus, so lange er Leben in dem todten Körper vermuthete auf welchen er sich sogleich gesetzt hatte. Er fieng beim Ohr an, ver- zehrte die angränzende Gegend der Backe und des Halses, dann den vordern Fuss sammt Lunge, Leber und Herz und endlich noch den hintern Fuss, dann liess er das Uebrige liegen. Einen Monat lang behalf er sich mit eitel Fuchsfleisch. Den 2. April. Die ersten Frühlingstage im März machten meinen Vogel sehr lebhaft. Er legte die Nacken- und Hals- federn näher an, gab sich Allerhand zu schaffen und seine Gefangeschaft schien ihm jetzt unerträglicher denn je zu sein, 134 denn er flatterte an den vergitterten Fenstern hinauf, streckte den Kopf hinaus, schrie dazu, wie wenn man ihn festhielte, und suchte in’s Weite zu kommen. Während der Zeit hatte er das Schweinchen ganz auf- gezehrt, auch sogar am Ende das übriggebliebene Stück Haut sammt Haar. Er g«b mehrere Knäuel Haar wieder durch den Schnabel zurück. Gegen das Ende März bemerkte ich eine besondere Traurigkeit an meinem Vogel, er blieb auf seiner Schlafstätte sitzen, wenn ich kam, seine Nackenfedern sehr in die Höhe gerichtet, ja den Nacken selbst und den Schnabel abwärts gekehrt, so stand er traurig da, und wollte keine Speise nehmen. Ich betastete seinen Hals, seinen Körper, nirgends fand ich etwas Ungewöhnliches. Ich reichte ihm eine Taube, die ich eben für ihn geschlachtet hatte, er ergriff sie gierig und zerriss sie vor meinen Augen, allein nach eini- gen Stunden, als ich ihn wieder besuchte, hatte er das Gefres- sene wieder erbrochen. Seither änderte sich Nichts an seinem traurigen Zustande. Alles das Wenige, was er von Zeit zu Zeit verschlang, gieng nur bis in den Kropf und kehrte von da wieder zurück; indessen war sein Abgang bisweilen grün. Heute ist dies sein Zustand. Den 6. April. Der armeGei er ist nun seit zirka 10 Ta- sen krank und während dieser Zeit hat er Nichts weder ge- fressen noch gesoffen. In den ersten Tagen seiner Krankheit begehrte er noch öfters Nahrung, dieselbe gieng aber nie weiter als bis in den Kropf und kehrte von da wieder zurück. Er wurde täglich kränker und schwächer, so dass er nicht mehr auf seiner gewöhnlichen Schlafstätte zu sitzen sich ge- traute sondern auf dem Boden blieb. Heute macht er eine bedaurungswürdige Figur. Er bleibt unbeweglich auf der gleichen Stelle, die Flügel vermag er nicht mehr an den Leib zu halten, sie stehen von demselben entfernt, gehen kann er nicht mehr, die Füsse können kaum den Körper aufrecht er- halten, die Zehen ziehen sich einwärts, die Stimme wird heiser, die Kopf- und Halsfedern sind gesträubt. Tiefsinnig und mit halbgeschlossenen Augen blickt der Arme starr auf den Boden und erwartet den erlösenden Tod. Den 7. April. Seit gestern hat er den Gebrauch der Flügel, der Stimme und auch der Füsse verloren, so dass er mit hinten hinausgestreckten Füssen, auseinander- liegenden Flügeln auf dem Boden liegt und nur den Kopf bewegen kann. In dieser Lage sieht er ausserordentlich traurig aus. Sonderbar ist es, dass er während der ganzen Zeit seiner Krankheit ziemlich starke Ausleerungen hatte. Die abgehende Masse ist ziemlich dünn, gemischt von weisser und stark grüner Farbe. Er erschüttert noch in diesem Zustand fast allgemeiner Lähmung seines Körpers den Schwanz wie in der Zeit seines Wohlbefindens, fasst noch das ihm vorgehaltene Fleisch, kann es aber nicht verschlingen und giebt es jedesmal wieder zu- rück, wenn man’s ihm in den Schlund steckt. Am Mittag enttloh endlich das Leben dieses unglücklichen Vogels und ich schritt sogleich zur Oeffnung desselben, um die Ursache seines Todes zu erfahren. Die Gedäime waren eng und leer. Soweit der Brust- knorpel gieng, also bis an die Stelle, wo nur die weiche Bauch- haut den Unterleib umschliesst, reichte, in Gestalt eines an- gefüllten Beutels, der häutige, weiche Magen. Ich öffnete und fand einen grossen kugelrunden Knäuel von Schweinsborsten, ganz von Galle, stark grüner Farbe, umgeben und getränkt; die innere Haut des Magens schien angegriffen oder abgelöst zu sein; in diesem Knäuel befanden sich Steinchen und un- versehrt 5 Schrote, welche der Vogel im Fuchsfleisch ver- schlungen haben mochte, 1 Dieser Knäuel musste zu gross gewesen sein, als dass die zusammenziehende Kraft des Magens vermögend gewesen wäre, ihn auszustossen und dieser Umstand hatte die Ursache zum Tode dieses armen Thieres abgeben müssen. Die sich in den Magen ergiessende Galle war im Ueberflusse vorhan- den und von sehr lebhaft grüner Farbe. Der Vogel war ein Männchen. Seine Hoden waren stark angeschwollen und es ist gewiss, dass er sich diesen Frühling, also als jähriger Vogel, gepaart haben würde. Jeder hatte die Grösse und Form von grossen breiten Knackmandeln. Die Breite des Vogels beträgt S Schuh 11!/, Zoll leipz. Maas und die Länge 3 Schuh 11 Zoll. — Er hat 12 Federn im keilförmigen Schwanz. Schon hatten einige Veränderungen an ihm ihren Anfang genommen. Der Schnabel war heller, gelblicher geworden, die Krallen länger, grauer; die Schuppen oder Schilder an den Zehen markirter, grösser. Gypaötos barbatus, mein junger Vogel, war nicht mehr, und ich hatte einen unsäglichen Verdruss über seinen Verlust. Er war mir so anhänglich geworden, dass ich ihn wie einen Freund liebte. Wenn er auf dem Tische stand, war sein Kopf in gleicher Höhe mit dem Meinigen; dann hielten wir Unter- redungen miteinander; er krabbelte mir mit seinem Hacken- schnabel im Backenbart oder steckte denselben am Handgelenk in meinen Aermel und liess dabei ein gemüthliches gich! hö- ren. Ich meinerseits konnte ihn streicheln wie ich wollte; kein Schatten mehr von Furcht oder Misstrauen, kamen aber fremde Leute, ihn zu sehen, dann war er ein ganz anderer: Hals- und Kopffedern sträubten sich, die Augen traten vor und ein rother Ring zeigte sich, indem er alle Zeichen des Entsetzens von sich gab. ER z Bin Es that mir um so weher, diesen Vogel zu verlieren, als ich gehofft hatte, interessante Beobachtungen an ihm zu machen; indessen ganz verloren war er für mich noch nicht, denn ich packte ihn sogleich in eine Kiste und sandte ihn an Herrn Oberrichter Schinz in Zürich, der mir, mit der Be- merkung: er könne nicht begreifen, wie ein Vogel, der 8 Mo- nate in der Gefangenschaft gelebt, noch ein so unversehrtes Gefieder haben könne, zweiundfünfzig Gulden übermachte. Anmerkung. Bei mir ist es ausgemacht, dass der Bart- geier nicht Lämmer, Zickelchen, ja sogar kleine Kinder er- greift und davon trägt; hiezu sind seine Krallen nicht lang, krumm und zugespitzt genug. Er müsste diejenigen des Stein- adlers haben, in dessen Person ich den wahren Räuber er- kannt habe. -—- Des Bartgeiers Force besteht darin, dass er die Gemse, das Schaf oder eine Ziege theils durch einen plötz- lichen Stoss, theils vermittelst des Luftdruckes über einen Felsen hinab schleudert, wenn eines jener Thiere sich zu weit hinaus gegen den Abgrund gewagt hat.*) *) Man vergleiche die nämliche Bemerkung des Herrn Verfassers auf pag. 43. Obiger Aufsatz ist erst bei schon vorgeschrittenem Drucke des Berichtes eingesandt worden. Die Redaktion. IX. Biston Lapponarius Boisd. im Ober-Engadin nachgewiesen. Von Herrn Senator €. von Heyden in Frankfurt a/M. Ende Juni 1863 fand ich im Ober-Engadin, bei Pontre- sin, am Weg nach dem Morteratschgletscher, auf Lärchen (Pinus larix) drei Raupen, die sich bald ohne merklichem Ge- spinnste unter Moos verpuppten. Nur eine entwickelte sich hier in Frankfurt Mitte März, zu dem bisher nur aus Toruna in Lappland bekannten, interessanten Spanner Biston Lappo- narius Boisd. und zwar männlichen Geschlechts. Die bisher unbekannte Raupe ist kurz, dick, gleichbreit, durch kurze Borsten rauh, fein querrunzlig, glanzlos, grau- schwarz, etwas weisslich und schwarz marmorirt. Vom 3 bis 9 Segmente läuft eine Längsreihe röthlich-weisser Fleckchen über den Rücken. Der Kopf ist so breit als das Nackenschild, glanzlos, dunkelbraun, etwas schwarz marmorirt. Die After- klappe ist gerundet, dunkelgrau mit schwarzen Längsflecken und schwarzen Borsten am Hinterrande. Die Beine sind braun, dunkel gefleckt. Die Puppe (‘) ist robust, vorn stumpf-gerundet, nach hinten stark verschmälert, schwach glänzend, runzlig, dunkel- 139 braun. Die Scheiden sind eleichlang, von halber Körperlänge, anliegend; die Flügelscheiden breit, mit den deutlich sicht- baren Kämmen. Auf dem vorletzten Segmente ist beiderseits ein kurzer Dorn und die Spitze in zwei Dorne getheilt. Für den Spanner gebe ich nach meinem Exemplare fol- sende Diagnose: Biston Lapponarius (Z): alis albidis, subpellucidis, ad apicem obseuris; venis erassis, nigris; eiliis unicoloribus, nigris; capite, thorace abdomineque hirtis, griseo-nigris, medio linea longitudinali interrupta rufo-ferruginea. Aus rostrothen Haaren bestehend, befindet sich ein grosser Flecken auf dem Kopfe, eine Längslinie auf dem Halsschilde, und auf dem Hinterleibe eine an den einzelnen Segmenten etwas unterbrochne Rückenlinie. Das Halsschild zeigt einen schwachen, weisslichen Halskragen und sind die Seiten, so wie die Gegend nach der Mitte zu stärker mit grauen Haaren besetzt. Die Flügel sind von der Basis bis zur Mitte mit weissen, — dann bis zur Spitze, nicht dicht mit schwarzen Schuppen be- deckt. Der Ober- und Unterrand der Vorderflügel ist breit schwarz; der erstere etwas mit rostrothen Schuppen gemischt. Als Synonyme gehören hierher und sind schon durch die ungescheckten Franzen und die rostrothen Körperflecken un- verkennbar: Nyssa Pomonaria Lef. Ann. Soc. Ent. IV. p. 101. pl. 1. F. 6. S.£.7. @. Aus Schweden, von Schönherr. Nyssa Lapponaria Boisd. genera et index methodieus p. 195. Amphidasys Lapponaria Herr. Schäff. III. p. 100. tab. 71. f. 440. Aus Toruna in Lappland, von Germar. Psyche Stigmatella Zetterst. Ins. Lapp. p. 928. Es scheint diese Art allerdings etwas zu varjiren. Die Abbildung von Lefebure stimmt am besten mit meinem Exem- plar überein, nur zeigt bei ihr der Vorderrand der Vorder- AN flügel nicht so viele rostrothe Beimischung, der schwarze Hinterrand ist nicht hell unterbrochen und es erscheint keine Spur dunklerer Binden nach der Spitze zu. Das hier ohne Zweifel richtig abgebildete Weib kenne ich im natürlichen Zustande nicht. Das von Herrich-Schäffer abgebildete Thier ist dunkler gefärbt als das Engadiner Exemplar und hat auffallend dunkle Binden schon in der Mitte der Flügel. Biston Lapponarius ist schon auf den ersten Anblick, und auch abgesehen von der verschiedenen Raupe, nicht mit B. Pomonarius Hüb. zu verwechseln. Letzterer ist durch die ge- scheckten Franzen und den ungefleckten Hinterleib ausge- zeichnet. Zu ihm gehören die Synonyme, welche in dem Ca- talog von Staudinger p. 70 angegeben sind. Eine zweifelhafte, vielleicht eigene Art, ist Nyssa Pomo- naria Duponchel Lepid. T. 4. P. 2. p. 293. pl, CLIV. f. 1. G. Sie hat gescheckte Franzen nnd rostroth geflekten Hinterleib. Auch der schwarze Unterrand der Vorderflügel ist durch rost- rothe Flecken unterbrochen. Duponchel gibt von dem abge- bildeten Exemplare kein bestimmtes Vaterland an. Das hier Fig. 2 gegebene Weibchen gehört wahrscheinlich, wie auch Guenee vermuthet, zu B. Pomonarius Hüb. Frankfurt a/M. im April 1864. X. Litteratur. Aus Büchern und Zeitschriften. In den Alpenbildern von Otto Bank (Leipzig 1863) bespricht der Verfasser mit feinem Gefühl den beson- deren Charakter unserer GebirgSlandschaften, und insbeson- dere sind uns seine treffenden Bemerkungen über das auf- fallende Colorit alpiner Landschaften, so z. B. des Thal- beckens von Bivio aufgefallen. Ebenso wird der eigenthüm- liche Gegensatz der graubündnerischen Alpenwelt der schwei- zerischen gegenüber sehr richtig hervorgehoben, indem erstere ihre Schätze «die an Formen und Farbe, sowie an Mannig- faltigkeit mit allem Grossen wetteifern können, das es in «der gesammten Alpenwelt von Krain bis zum Jura gibt» mehr auseinander zerstreut hat, und nicht in so bequemer Weise gruppirt darbietet, wie Wallis und Berner Oberland. Insbesondere werden eine Ersteigung des Parpaner Rothhorns und des Languard «des Berges der Berge» mitgetheilt. Ein Ausflug nach der Scesaplana von Dr. Th. Simler («Berna», Taschenbuch. 1864. Bern). Humoristische Darstellung einer Excursion. 142 Das italiänische Graubünden von P. ». 5. (Zeitschrift «Ausland» Nr. 42, 43. 1863. Augsburg.) Historisch- topographische Darstellung über die Thäler von Misox, Ber- gell und Puschlav. Das rhätische MElünsterthal von Pfarrer Leon- hardi («Die Schweiz» 1864. II. Bern). Dasselbe geographisch-statistisch darge- stellt findet sich bei P. Koffa, des Bündnerische Münsterthal, eine historische Skizze. (Chur 1864.) Der Pitz Tschierva im Oberengadin von Heinrich Zeller (Berg- und Gletscherfahrten in den Hochalpen der Schweiz von Ulrich, Weilenmann und Zeller. 1I. Samm- lung. Zürich 1863.). Die Besteigung der 10,990° hohen Berg- spitze geschah im Angust 1861; früher ist dieselbe schon durch Coaz, Hirzel, Krättli, Dr. Brügger u. A. bestiegen wor- den. Herr Zeller war von seiner Tochter begleitet; der Weg hin und zurück dauerte 16 Stunden. Ranunculus glacialis wurde noch bei 10,000° Höhe gefunden. «Es dürften in den Alpen wenige Gipfel von dieser Höhe aufzuweisen sein, deren Erklimmung ohne die Beschwerden und Gefahren einer Gle- tscherwanderung bewerkstelligt werden kann». Berghesteigungen. (Aus öffentlichen Blättern.) 1. Eine Ersteigung des Pitz Linard. (Neue Bündner Zei- tung Nr. 238—40. 1863.) Die ungenannten Bergsteiger wähl- ten einen bisher nicht eingeschlagenen Weg, der, so gefähr- lich er auch an zwei als Plattamala und Chamin bezeichneten Punkten ‚sei, durch einige Sprengungen beinahe gefahrlos gemacht werden könnte, und daher entschieden den anderen mühsamen Zugängen über Schutt und Geröll vorgezogen zu werden verdiene. Der Weg aufwärts dauerte 7'/, der Rück- weg bis Süs 21/, Stunden, | 2. Besteigung des Pitz d’Albula oder Uertsch, durch Herrn 143 Jacobsen aus Wien und Lehrer M. G. von Ponte, am 12. Au- sust 1863. (Neue B. Zeitung. 219.) Die Erklimmung der Spitze wird für schwindelfreie Bergsteiger als nicht sehr ge- fährlich geschildert. Das vorzügliche Panorama erstrecke sich vom Orteles bis zum Monterosa und gewähre gleich- zeitig den Einblick in die benachbarten bewohnten Thäler. 3. Nuova Ascesa del Pizzo Bella vista, del Pizzso Zupö e del Pizzo Bernina dalla »arte di Poschiavo, (Grigione italiano 1863. Nr. 76. Poschiavo.) Die kühnen Bergsteiger (P. Bar- dellini, Franz und Carl Lanfranchi) haben ein schönes Stück Arbeit geliefert, indem sie am 15. September von der Alp Felleria und Malenco aus den Bella vista (die Düfour’sche Karte gibt diesen Namen nicht an) und hierauf den durch ein Joch von ihm geschiedenen Pitz Zupo (3999 Meter) erstie- gen. Am 16. wurde der P. Bernina (4052 Meter) mit ziem- licher Schwierigkeit erreicht, und endlich am 17. mit dem P. Palü (3912 M.) der Schluss gemacht. Wiewohl die Steigung Puschlaverseits eine viel längere ist, soll sie leichter sein als von Pontresina weg, von wo aus nach dem P. Bernina 15 Stunden Wegs sind, während man von Puschlav aus in nur 10 Stunden (5 Stunden nach der Alp Felleria, und 5 Stun- den von dort auf die Spitze) hingelangen soll. Panorama des Pitz ©t (Berlepsch «Schweizer- führer» 1863). Ein schönes Blatt, wie denn überhaupt unser Kanton in diesem Handbuch sehr sorgfältig behandelt ist. Chemische Untersuchung des Mineral- wassers von Fideris (von Prof. Dr. Bolley, in der Schweizerischen Wochenschrift für Pharmaeie Nr. 16. Schaff- hausen. 1864). Wir entnehmen dieser Analyse folgende An- gaben. Die «Trinkquelle» enthält auf das Pfund von 16 Un- zen oder 7680 Grane folgende Bestandtheile:; ie Schwefelsaures Kali. . . 0,017052 Gran. Schwefelsaures Natron . . 0,050688 » Chlornatrium . 2... ...0,063744 » Kolensaures Natron . . . 5,958944 » Kohlensaure Kalkerde . . 5,269248 » Kohlen;aure Magnesia . . 0,580608 » Kohlensaures Eisenoxydul. 0,089088 » Kieselsäure nit‘ db #01. 0,013938: WW Alaunerdeii ww. ts. 160047616 5 12,070926 Gran, An freier Kohlensäure findet sich in Kubikzoller. im Pfund Wasser: (1 & = 1% Liter; 1 Kubikzoll = 27 CC.) bei 0% C. und 760 M. M. Barometerstand am 19. Juli am 25. Okt. 22,22 Kubikzoll. nach der neuen Fassung 23,33 Kubikzoll. Ihre Temperatur betrug bei Luftemperatur von 13,8% C.: 80 C., bei Lufttemperatur von 10,2 C. : 72C. Die «Badequelle» zeigt in Bezug auf ihren Gehalt an Kohlensäure mit der «Trinkquelle» verglichen, dass sie hierin ziemlich schwächer ist. Verglichen mit St. Moritz Alte und Neue Quelle steht Fideris in Bezug auf die Summe fester Bestandtheile zwischen beiden drin, besitzt aber nur halb so viel freie Kohlensäure, und gegenüber der Neuen Quelle von St. Moritz nur den Drittheil an kohlensaurem Eisenoxydul. Am Schlusse der Arbeit heisst es: «Durch diese Analyse hat sich neuerdings der reiche Gehalt des Fideriser Wassers an den wirksamsten Bestandtheilen constatirt und die seit Jahrhunderten mit Recht berühmte Quelle sich als ein Natron- Eisensäuerlig ersten Ranges erwiesen. Das Fideriser Mineral- wasser ist klar und geruchlos, hat einen angenehm säuerlich prikelnden Geschmack, befördert Appetit und Verdauung, und 145 seine vorzüglichen Wirkungen, durch welche schon die über- raschendsten Kuren erzielt wurden, sind längst bekannt. Es wird selbst von sehr empfindlichen und reizbaren Personen leicht ertragen, seine Aufnahme ins Blut geschieht rasch und seine diuretische Wirkung ist eine auffallende.» Balneologische Skizzen. (Augsburger Allge- meine Zeitung. 1863. Beilage). Gedrängte Uebersicht über die wichtigeren Bäder unseres Kantons. Ueber das Badeleben in St. Moritz findet sich eine anziehende Darstellung von EZ. Kossak (Reisehumo- resken. Berlin 1863), welche den Gegensatz des gesellschaft- lichen Tones im hohen stillen Alpenthale demjenigen der ge- räuschvollen Luxusbädern am Taunus und Rheine gegenüber in gelungener Weise zur Anschauung bringt. Bericht über einen Ausflug in’s Enga- din von Dr. Herrich-Schäffer (Correspondenzblatt des zoo- logisch-mineralogischen Vereins in Regensburg XVH. 1863). Der Bericht wird nur als ein vorläufiger gegeben, und enthält zunächst eine Darstellung der vom Verfasser im Öberenga- din behufs Lepidopterologischer Forschungen in Gesellschaft mit andern Entomologen unternommenen Ausflügen. Eine Zusammenstellung der gesammten Ausbeute, das Oberengadin betreffend wird, für später in Aussicht gestellt, wobei auch die Ergebnisse der vieljährigen Untersuchungen von Herrn Pfaffenzeller mit aufgenommen werden sollen. Insbesondere gibt der kundige Verfasser praktische Winke für Samnler, wobei auch auf die besondern Vorzüge des Oberengadins für das Studium der alpinen Schmetterlingsfauna aufmerksam ge- macht wird. Beiträge zur Flora von Oberengzadin von Dr. O, Nickerl («Lotos» Zeitschrift für Naturwissenschaf- ten XIII. Prag 1863). Ein Verzeichniss von über 400 Pha- 10 146 nerogamen, die der Verfasser zum grössten Theil im Ober- engadin, zum Theil auch im Unterengadin in den Jahren 1857, 1858 und 1862 zumeist selbst gesammelt hat, und das viel- fach die bereits bekannten Standorte einiger selteneren Pflan- zen bestätigt. Die Föhrenarten der Schweiz von Prof. O. Heer (Verhandlungen der Schweizer. Naturf. Gesellschaft in Luzern 1852). Ein wichtiger Beitrag zur Kenntniss dieser schwierigen Coniferenspezies und zugleich ein Beitrag zur rhä- tischen Flora, da dem Verfasser viele Materialien aus Bünden vorgelegen hatten. Ueber die geologische Beschaffenheit von Ost-Bündten von Prof. @. Theobald. (Verhand- lungen der Schweizer. Naturforsch. Gesellschaft in Luzern. 1862.) Ueber den Turnerit von BRueras. («Mine- ralogische Mittheilungen» von Dr. @. vom Rath, 1863.) Das seltene Mineral fand sich in Begleitung von gelbem Berg- krystall und Anatas auf Talkschiefer. Killias. MM. Vereinsangelegenheiten. 1. Bericht über die Thätigkeit der Naturforschenden Gesellschaft Graubündens im Gesellschaftsjahre 1862—63. I. Sitzung. 5. November 1862. Bei Vornahme der Wahlen wurden sämmtliche Mitglieder des Vorstandes bestätigt, nämlich als: Präsident: Hr. Dr. Killias, Vicepräsident: » Prof. Theobald, Actuar: i » Apotheker Schönecker, Quästor: » Bankkassier Bernard, Bibliothekar: » Forstinspector Coaz, Assessoren : » Dr. Kaiser, » Kantonsoberst H. v. Salis. Hierauf Vortrag des Präsidenten: Ueber Hagelbildung. Il. Sitzung. Herr Prof. Theobald: AReiseskizzen aus dem Rhä- ticon, Unterengadin und Münsterthal. III. Sitzung. Herr Reg.-Rath Fr. Wassali: Neues aus der Landwirthschaft. IV. Sitzung. Herr Forstinspektor Coaz: Ueber Wasserleitungen in neuester Zeit, ae. V. Sitzung. Derselbe: Ueber Wasserleitungen des Alterthum’s, VI. Sitzung. Herr Pfarrer Dammann: Betrachtung des Menschen vom naturwissenschaftlichen Standpunkte aus. VII. Sitzung. Discussion über den Unterricht in Chemie und Physik an der Kantonsschule. | VII. Sitzung. Herr Dr. Killias: Die Darwin’sche Theorie. IX. Sitzung. Herr Prof. Theobald: Die Amphibien vom Stand- punkte der Darwin’schen Theorie. X. Sitzung. Herr Dr. P. Lorenz: Ueber Kropf und Cretinismus. XI und XI. Sitzung. Derselbe: Fortsetzung und Schluss des Vortrages. XIL. Sitzung. Herr Prof. Theobald: Ueber pflanzliche Para- siten am Getraide. “n. 2. Verzeichniss der durch Geschenke und Tauschver- bindungen eingegangenen Bücher und Zeitschriften. (Abgeschlossen am 15. April.) Aarau. Meteorologische Beobachtungen im Aargau 1863. Altenburg. Mittheilungen der Naturf. Gesellschaft des Österlandes. XVI. 1. 2. 3. 1862—63. Augsburg. XVI. Bericht des Naturhistor. Vereins. Bologna. Professor G. Bianconi: Del calore prodotto per Yattrito fra fluidi e solidi. Geschenk des Verfassers. Brüssel. Bulletins de l’Academie Royale des Sciences et des arts. ÜGlasse des Sciences, annde 1862. Annuaire de l’Acad&mie. XXIX. 1863. Bonn. Dr. G. von Rath: Mineralogische Mittheilungen, II. Geschenk des Verfassers. Breslau. 40. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. «Abhandlungen» derselben. 1862. II. Naturhist. Med. Klasse, Brünn. Mittheilungen der Mährisch-Schlesischen Gesell- schaft. Jahrgänge 1862 und 1863. Verhandlungen des Naturhistorischen Vereins. I. 1862. Bern. Mittheilungen der kantonalen Naturf. Gesellchaft. Nr. 531—552. 1863. 150 Dr. Simmler: Der Tödi-Rusein und die Excursion nach der Sandalp. Bern. 1863. Derselbe: Die Chemie in ihren Beziehungen zur Land- wirthschaft. Bern. 1864. Geschenke des Verfassers, Berlin. Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. XV. 128. Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Brandenburg. IH. IV. Dr. Söchting: Die Fortschritte der physikalischen Geo- graphie in den Jahren 1860 und 1861. Geschenk des Verfassers. Cassel. Bericht des Vereins für Naturkunde. 1863. Cherbourg., Memoires de la Soci6t& Imperiale des Seien- ces naturelles. Tome IX. 1863. Christiania. 0. G. Sars: Om zoologisk Reise en i Som- meren 1862. R. Siebke: Om entomologisk Reise en i Sommeren 1861. O0. G. Sars: Geologiske og zoologiske Jagattagelser Sommeren 1862. Det Kongelige Universitaets Halvhundredaars-Fest. 1861. Det K. U. Aarsberetning for Aaret. 1861. Chur. Statistica della Provincia di Sondrio. Turin. 1860. Statistica della Provincia di Pısa. Pisa. 1863. Geschenk von Herrn W. Killias Dublin, Procedings of the Natural History Society. Vol. IN41: Danzig. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft. Neue Folge. I. 1. 1863. , Darmstadt. Notizblatt des Vereins für Erdkunde. II. Nr. 13. 24. Geologische Speeialkarte des Grossherzogthums Hessen. I. und 2. Section. PA. Emden. 48. Jahresbericht der Naturforschenden Gesell- schaft. Kleine Schriften derselben. X. (Prestel: System der Winde.) Freiburg (i. B.). Berichten über die Verhandlungen der Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften. IH T. Frankfurt (a. M.). Der zoologische Garten. IV. V. 1. Giessen. X. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. St. Gallen. Bericht über die Thätigkeit der Naturfor- Schenden (iesellschaft 1862/1863. Heidelberg. Verhandlungen des Naturhistorisch-Medi- einischen Vereins. III. 1. 2. Hannover. XI. Jahresbericht der Naturhistorischen Ge- sellschaft. Hamburg. Abhandlungen aus dem Gebiet der Natur- wissenschaften. Herausgegeben vom Naturwissenschaftl. Verein. IV. 3. 1862. Halle (a. S.). Zeitschrift für die gesammten Naturwissen- schaften: XX. XXI. Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft 1861 und 1862. Herrmannstadt. Verhandlungen des Vereins für Na- turwissenschaften. XIV. 1—6. 1853. Innspruck. Zeitschrift der Naturforschenden Gesellschaft «Ferdinandeum». III 10. 11. 29. Jahresbericht derselben. Königsberg. Schriften der Physikalisch-Oekonomischen Gesellschaft. III. 1863. Lausanne. Bulletins de la Societe d’Histoire naturelle. VI. 50. 152 Lüneburg. XI. Jahresbericht des Naturwissenschattl. Vereins. Leipzig. Berichte über die Verhandlungen der k. Säch- sischen Akademie der Wissenschaften. Mathemat. Phy- sikalische Klasse. 1862, St. Louis. Transactions of the Academy of science. II. 1. 1863. Luxemburg. Abhandlungen der Naturf. Gesellschaft. VI. 1863. Locarno. Escursioni nel Cantone Ticino. V. Heft, von Dr. Lavizzari. Geschenk des Verfassers. Lugano. 1863. Moskau. Bulletin de la Societ& Imperiale des Naturalistes. 1862: 2,3, 4. 1863: 1, 2. Mannheim. 29. Bericht des Vereins der Freunde für Naturkunde. 1863. Mailand. Atti della Societä Italiana delle Scienze Natu- rali. V. 2—6. München. Sitzungsbericht der K. Akademie der Wissen- schaften. 1863. 1. I. Martius: Denkrede auf J. A. Wagner. Liebig: Ueber Fr. Bacon. Seidel: Phothometrische Messungen an Fixsternen. A. Wagner: Die fossilen Fische des lithographischen Schiefers von Bayern, II. Abth. Modena. Geschenke von Prof. Dr. Canestrini: Sopra aleuni pesci del Mediterraneo. Zur Systematik der Anabatinen, Note ittiologiche. Archivio per la zoologia, l’anatomia e la fisiologia etc. Genua und Modena. Bände I, II. 1861—63. Neubrandenburg. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte. XVL. Neuechatel. Bulletin de la Societe d’histoire naturelle. VL;2, Offenhaeh. IV. Bericht des Vereins für Naturkunde. 1863. «Denkschrift» desselben gewidmet der Senkenbergischen Stiftung. Prag. Sitzungsberichte der K. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Jahrg. 1863. «Lotos» XII. Petersburg. Bülletins des Kaiserl. Akademie der Wis- senschaften. IV. 7—10. V.1. 2. Palermo. Atti dell’Academia di Scienze e lettere. Vol. U. 1853. Riga. Correspondenzblatt des Naturforsch. Vereins, XI. 1863. Begenshburg. Correspondenzblatt des Zoologisch-Mine- ralogischen Vereins. XIX. 1. Stuttgart. Jahreshefte des Württembergischen Naturwis- senschnftlichen Vereins. XIX. 1. Triest. «L’Ortolano» Jahrgänge VI-VIN. Tirlemont. Thielens: Flore medicale Belge. Paris 1862. Derselbe: Quelques mots ä propos des aerolithes tomb6s en Brabant. Geschenke des Verfassers. Würzburg. Naturwissenschaftlich Zeitschrift. III. 3. 4. TV44, Washington. Results of meteorological observations 1854—59. I. Band. Smithsonian miscellaneous colleetions I—IV. Morris: Lepidoptera of North-Amerika. I. Hagen: Neuroptere of N. A. Le conte: Coleoptera of N. A. Annual report of the Board of regents. 154 Rees: Manual of public libraries, Institutions ete. in in the United States. 1859. Annual Report of the Smithsonian Institution. 1862. Wien. Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesell- schaft XI. Ort und Sachregister der Verhandlungen von 1856—1860. Wiener Entomologische Monatsschrift, VII. 1863. Mittheilungen des Oestreichischen Alpenvereins. I. 1863. Jahrhuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt. XII. 4. x. 1:28 Generalregister der ersten 10 Bände des Jahrbuches. Dr. Kanitz: Sertum florae territorii Nagy-Körösiensis. Geschichte der Botanik in Ungarn. Geschenke des Verf. Dr. A. Sennoner: Die Sammlungen der K. k. geologi- schen Reichsanstalt. Wien. 1862. Geschenk des Verf. Venedig. Atti dell 3. R. Istituto di Seienze e Arti. Tomo VII. Zürich. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesell- schaft. VI-VII. Dr. Wolf: Ueber Sonnenflecke. (Fortsetzung.) Geschenk des Verfassers. mm STISETIT IT Qi ou 3. Verzeichniss der Gesellschafts-Mitglieder. (April 1864.) Ordentliche Mitglieder. a. In Chur. 1. Herr Albert, Goldschmid. Alt, Mechaniker. Bavier, Simeon, Bür- germeister. Bavier, Val., Hptm. Bavier, S., Nationalrth. Bauer, J., Kaufmann. Bärtsch, Kupferschm. Bazzigher, L., Kfm. Bener, P., Rathsherr. Bener, Chr., Hptm. Bernard, Bankkas- sier. Bott, Professor. Botscheider, Mechan. Braun, Architekt. Braun, Richter. Camenisch, Förster. 17. Herr Capeller, W., Apoth. 18. » Capeller, Martin. 19. » Gaviezel, R., Kaufın. 20. » Caviezel, C., Dr. jur. 21. » Christ, H., Aktuar. 22. » Coaz, Forstinspektor. 23. » Dammann, Pfarrer. 24. » Darms, Phothograph. 25. » Depuoz, Ingenieur. 26. » Eisenecker,Fabrikant. 27. » Escher, C., Direktor. 28. » Gadmer, G., Reg.-R. 29. » Gamser, Dr. Med. 30. » Gelzer, Apotheker. 31. » Gsell, Buchhändler. 32. » Heuss, Apotheker. 33.» Hiller. P. Dr., Prof. 34, » Hilty, Dr. jur. BR. 35. Herr Hitz, L.. Buchhändler. | 61. Herr Pradella, Buchdr. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50, 51. 52. 53. Hold, H., Reg.-Rath. Honegger, Rathsherr. | Kaiser, J., Dr. Med. Kellenberger, Buchh. Killias, E., Dr. Killias, W., Director. Kratzer, Gärtner. Kuoni, Alex., Archit. de Latour, H., Major. La Nicca, R., Oberst. La Nicca, Richard. Largiader, Seminar- direktor. | Lorentz, P., Med.Dr. Loretz, Kreisrichter. Manni, Chr., Förster. Mengold, Ingenieur. Morath, Kaufmann. Müller, Professor. Nett, B., Dr. jur. Nutt, Professor. v. Planta, Oberst. v. Planta, Ad., Dr. v. Planta, R., Oberst- lieutenant. v. Planta, C., National- rath. | v. Planta, Andr., Na- tionalrath. 62. 63. ı 64. 69. 66. 67. 68. 69. | 70. IT. ı 72. 73. 74. 75. 76. TUT 78. 79. 80. » Risch, Uhrenmacher. Risch, M., Major. v. Salis, G., R.-R. v. Salis, Ad., Ober- ingenieur. v. Salis, Fr., Ingen. v. Salis, H., Kantons- oberst. v. Salis, Alb., Kaufm. v. Salis, P., Inspector. v. Salis, Robert. Schällibaum, Rector. Sezadrowsky, H., Mu- sikdirektor. Secchi, Hauptmann. Schönecker, Apoth. v. Sprecher, P., Raths- herr. v. Sprecher, A., Bür- germeister. Tester, Actuar. Trepp, Rathsherr. Theobald, G., Prof. Wassali, Fr., Reg.-R. Wassali, J. Rudolf. Wehrli, Professor. Willi, P., Agent. Wunderli, Mechan. Würth, Dr. jur. 157 b. Auf dem Lande. 86. Herr Dr. Amstein, Bezirksarzt in Zizers. 87. 88. 89. g. IE 92. 93. 94. 9. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104, 105. 106. 107. 108. 109. Andeer, P. J., Pfarrer in Bergün. Bernhard, S., Apotheker in Samaden. Bernhard, Bezirkarzt in Zuz. Berry, P,, Dr. in St. Moritz. Buol, P., Bezirksarzt in Alveneu. Candrian, L., Pfarrer in Zillis. Curtin, A., Dr. in Sils-Maria. Emmermann, Bezirksförster in Samaden. Garbald, Zollbeamter in Castasegna. Gruber, Ed. in Küblis. Kellenberger, Dr. Med. in Andeer. . Marchioli, Bezirksarzt in Poschiavo. Moos, Dr. in Tarasp. Nicolai, Lehrer in Bergün. Rieder, Pfarrer in Klosters. v. Salis, J., Oberst in Jenins. Sarraz, J., Präsident in Pontresina. Simonett, Bezirksingenieur in Splügen. Spengler, Alex., Bezirksarzt in Davos. Stoffel, Andreas in Fürstenau. Sturzenegger, Apotheker in Schuls. Vital, Pfarrer in Fettan. Walser, Ed., Major in Seewis. Ehrenmitglieder. Herr v. Salis, Ulysses in Marschlins,. » Conrad-Baldenstein, Thomas. Herr 158 Uloetta, Dr., Professor in Zürich. Erlenmeyer, Dr., in Bendorf bei Coblenz. Escher v. d. Linth, Professor in Zürich. Federer, Dekan in Ragaz. v. Haidinger, W., Direktor der k, k. geologischen Reichs- anstalt in Wien. Hepp, Dr., in Zürich. Lancia Friederich, Herzog von Castel Brolo in Palermo. Lavizzari, Dr., Staatsrath in Lugano. Müller, Carl, Dr., in Halle a/S. Studer, B., Dr., Professor in Bern. Correspundirende Mitglieder. Bernold, Oberst in Wallenstadt. Bernouilli, G., Dr. med., in Guatemala. Bianconi, Joseph, Professor in Bologna. Brügger, G. Chr., Dr., in Zürich. Bruckmann, Dr., Ingenieur in Stuttgart. Canestrini, Dr., Professor in Modena. Cassian, Professor in Frankfurt a. M. Fuchs, Waldemar, Entomolog in Berlin. Hessenberg, Fr., in Frankfurt a. M. v. Heyden, C., Senator in Frankfurt a. M. v. Heyden, L., Oberlieut., in Frankfurt a. M. Holst, Chr., Secretär der k. Universität in Christiania. Jasche, Bergmeister in Werningerode. Le Jolis, Aug., Dr., Secretär der Acad&mie in Cherbourg. Kanitz, Med. Dr., in Wien. Killias, W., Ingenieur in Rorschach. 159 Herr Licharzik, Dr. Med., in Wien. Moller, E., Professor in Göttingen. de Mortillet, Gabriel, in Mailand. Gerhard vom Rath, Dr. in Bonn. Röder, Schulinspector in Hanau. von Rothkirch in Zürich. Sennoner, Dr., Bibliothekar in Wien. Simnler, R. Th., Dr., Professor in Muri. Spengler, Med. Dr., im Bad Ems. Stein, Apotheker in Steckborn. Stitzenberger, Dr. Med., in Constanz. Stoker, Secretär in Zürich. Schatzmann, Pfarrer in Frutigen (Bern). Thielens, Armand, Dr. in Tirlemont (Belgien). Wolf, R. A., Dr., Professor in Zürich. Druckfehler. Seite 48, Zeile 5 von oben, lies „Hang“ statt Haag. Seite 48, Zeile 2 von unten, lies „wilde* statt milde Umgebung. Seite 60, Zeile 6 von unten, lies „vom unterliegenden“ statt von unterliegendem Kalk. Seite 60, Zeile 3 von unten, lies „Rothliegenden“ statt rothliegenden. Seite 64, Zeile 14 von unten, lies „hinunterzukommen“ statt herun- zukommen. Desta Marmorera Massstab: Höhen 7% gleich 10 Meter. ‚Längen IK id 50 ia. hei Stulredro #772 ‚Muot Rotond. “ en re rs. j U T ‘ ' r 0 i beognostischer Durchs es Stalla bei Taa ber Cadla und Foppa Pian Canter. uber Pian Cunter Gneiss Grauer Schiefer. Casanna-Schiefer Chlorit-Schiefer. Grüner Schiefer. MER Trias- Kalk Septimer Pass ee Gahbro vr Serpentin Alluvium. „Matraft. Val Maro=o. o. Nonte dı Maro Roticeio unter Casacea A fi 4 j By A| " i IS Hi % \ Eur u Dir x „ N Y } % ’ RN A HN # . Pe Al ‚ ba PR Im, h EN je TR IR R j Ayigtene | Im Verlag von L. Hitz in Chur sind ferner erschienen und durch alle Buchhandlungen zu be- ziehen: Andeer, Ueber Ursprung und Geschichte der rhäto- romanischen Sprache. 9 Bog. 8. geh. Fr. 2. — Garisch, Otto, Taschenwörterbuch der rhäto-romanisch. Sprache in Gr “aubünden, vermehrt durch einen starken Nach- trag. 33 Dog. 12. geh. Fr. 3.60 Gamser, Die Heilquellen Graubündens. 8 Bog. 8. geh. Fr. 3. 20 Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens. I. Jahrg. 1856. 11 Bog. gr. 8 mit: 2 Tafeln Fr. 2. 50 HI, 7%” 1857. 10) »e-. er..8’mit 3° Tafeln an 111.2 °9771858.7 19 90 or 8 mie Abel » 2: 50 IV. »:. 1859. 9 >» zer. 8 mit 3 Tafeln Yrpzsn V...»., 1860. 10. » "er: 8 mit 3’ Tafeln een VL. » 1861. 10%,Bge. gr. 8 mit 2 Tafeln » 5. — VO. » 1862. 121), » gr. 8!mit 3 Tafeln Tao VIH. :» 1863. 19! » gr. 8 » 4. — Kind, Die Stadt Chur in ihrer ältesten Geschichte. 3 Bog. seh. 80 Ct Panorama vom Piz Mundauu bei Ilanz im Bündner Oberland. Nach der Natur gezeichnet von M. Caderas, Maler. In Carton Fr: 1.50 Theobald, Naturbilder aus den rhätischen Alpen. Ein Führer durch Graubünden.’ 2te verbesserte und vermehrte Auflage mit 48 Ansichten und 4 Kärtchen. 24 Bog. 8:weh. Er. 5. geb. Urea Theobald, Das Bündner Oberland, oder der Vorderrhem mit seinen Seitenthälern. Mit 5 Ansichten und einem Kärt- chen. 14 Bog. 8. Broch. Fr. 2. 50, geb. Fr. 3: Mengold, Karte von Graubünden, nach Dufours topogr. Atlas reduzirt; gestochen von H. Müllhaupt; 1864. 2te ver- mehrte und verbesserte Aufl. Preis auf Leinwand Fr. 5. Sammlung rhätischer Geschlechter. 1. Jahrg. 16 seh r. 2 De Vonbun "Churrhätten, 9 Bog. 8. broch. Fr. 2. 50 Druck der Offizin von J. A, Pradella, Beiträge zur deutschen Mythologie. Gesammelt in a Zn Fe DIGEST OF THE LIBRARY REGULATIONS, No book shall be taken from |the Library without the recor the Librarian. No perspy shall be allowed to umes at anp\one time, unless tain more than five vol- y special vote of the Couneil. i Books may be t out one eijlendar month; no longer without renewal, and r&gewal may hot be granted more than twice. A fine of five cents per da\ returned within the time speci y the rules. The Librarian may demand theyreturn of a book after the expiration of ten days from the da Certain books, so designated, gannot Library without special permission. All books must be returned to the Annual Meeting. Persons are responsible for charged to their name. ineufred for every volume not of borrowing. taken from the least two weeks- previous ll injury or loss of books NUN SSÄRINO NÜÄRN N RN N N N N >= I 1} I M NN] M } N IA AN AM Hi