nn 8 — 2 — 2 . Os. KM ı\ | | alassjortter44 FOR TAE PEDIZR FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY ar“ Zwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde. ie» Vorgetragen in der Generalverſammlung am Iten Februar 1854 von H. Schröder, Großh. Bad. Profeſſor der Naturlehre, Director der hoheren Bürgerfhule und Inſpector der Gewerbſchule; mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen von Delffs, Döll, Herrſchel, Schröder, Schultz und Weber, und dem Mitglieder ⸗Verzeichniſſe. — ... —.— .. — — nern Druckerei von Kaufmann. 1854. FED n Le ie Mbit * 8 J A A ell Eb AV (38 a gehen 3 A > er 5 u * * — u 1 Bi, e = nsısddd 1 1 sr 12 N el eee eee D digi nen ee wa di . gr Te) 111 Her hl 4 > a‘ d 785 1 * FINE ds am sub ram N | 1 f . Az .. £ N 8 a N 2 Ts 3 „inches ts : 7369 ae 7 — ‘ — — 1 7 — 2 u a “ mai: nun ut * N 0 u Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde, erſtattet am 1. Februar 1854 von Prokeſſor H. Schröder, als Vicepräſidenten des Vereines. Hochzuverehrende Verſammlung! Statutenmäßig liegt es mir ob, Ihnen in heutiger Verſammlung, in welcher Sie auch zur Wahl eines neuen Vorſtandes ſchreiten werden, den Jahresbericht für das zwan— zigſte Vereinsjahr zu erſtatten. Was zunächſt den Stand der Mitglieder betrifft, ſo hat ſich ihre Anzahl im Laufe dieſes Jahres nicht unanſehnlich vermehrt. Es ſind 18 neue Mitglieder dem Vereine beige— treten, und nur Ein Mitglied hat derſelbe durch freiwilligen Austritt verloren; zwei andere durch den Tod. Dieſe ſind Herr Bierbrauer Hendrich, und Herr Oberſt Strauß von Dürkheim. Herr Oberſt Strauß war in früheren Jahren eines der thätigften Mitglieder der mineralogiſchen Section, und faſt alljährlich hatte ſich der Verein des einen oder anderen Geſchenkes, namentlich an koſtbaren wiſſen— ſchaftlichen Werken, von deſſen Seite zu erfreuen. Für das Jahr 1855 waren zu Geſchäftsführern erwählt: 1. Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2. Als Vicepräſident: Herr Profeſſor Schröder. 4 — mn 3. Als erſter Secretär: Herr Dr. Gerlach, praktiſcher Arzt. 4. Als zweiter Secretär: Herr Partikülier Auguſt Scipio. 5. Als Bibliothekar: Herr Dr. Alt, praktiſcher Arzt. 6. Als Caſſier: Herr Partifülier J. Andriano. Herr Andriano hat zugleich als Großherzoglicher Cuſtos die Intereſſen des Vereines überwacht, und eine Reihe ande— rer mühevoller Geſchäfte des Vereines mit freundlichſter Un— ermüdlichkeit und Aufopferung beſorgt. Ich glaube daher, in Ihrer Aller Sinn zu ſprechen, wenn ich hier bekenne, daß ihm der erſte und allgemeinſte Dank der Geſellſchaft gebührt. Werfen wir nun, hochzuverehrende Anweſende, zunächſt einen Blick auf die Thätigkeit der einzelnen Sectionen. A. Die zoologiſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Grafen von Oberndorff. Als Repräſentanten derſelben zum großen Ausſchuß waren gewählt: Herr Graf von Oberndorff. Herr Cuſtos Andriano. Herr Friſeur Joſt. Die Section hat in mehreren Sitzungen die laufenden Geſchäfte beſorgt, und für die genaue Durchſicht ſaͤmmtlicher Sammlungen, namentlich der Vögel und Säugethiere, Sorge getragen. Dieſer Sorgfalt iſt es zu danken, daß im Laufe des Jahres auch nicht Ein Exemplar durch Inſectenfraß oder ſonſtige Beſchädigung abgängig wurde, und es ver— dient in dieſer Hinſicht namentlich auch die Aufmerkſamkeit und Pünktlichkeit des Vereinsdieners Beck die volle Aner— kennung des Vereines. v 3 Die Anſchaffungen waren im Laufe des Jahres zwar nicht zahlreich, zeichnen ſich jedoch theilweiſe durch Selten— heit der Gegenſtände und Schönheit der Exemplare aus. Zu dieſen ausgezeichneten Exemplaren iſt namentlich ein männliches Exemplar des arabiſchen Pavians (Cynocephalus hamadryas) aus Abyſſinien zu rechnen. Er ſtarb hier in der Menagerie des Herrn Kreuzberg. Durch Vermittlung der Herren Maſſotti und Figl, Eigenthümer der Dellefant'ſchen Fiſchbeinfabrik in Augsburg konnte ſich die Section in den Beſitz einer 11 Fuß langen Barte des grönländifchen Wals Balæna mysticetus) ſetzen. Aus dem Flußbett des Neckars erhielt die Section einen vortrefflich erhaltenen Unterkiefer des Urelephanten (Elephas primigenius.) Außerdem wurden noch einige Vögel, Schildkröten u. ſ. w. angekauft. An Geſchenken erhielt die Section: Von Herrn Grafen von Oberndorff: Einen auf ſeinem Gute in der Nähe Mannheims geſchoſſenen Kranich (Ardea grus.) Von Herrn Altoberbürgermeiſter Reiß: Einen Gemsbock (Antilope rupicapra) im ſchön⸗ ſten Winterkleide, welcher bei Schiltach im badiſchen Oberlande geſchoſſen wurde. Von Herrn Dr. Nötling, und von Herrn Joh. W. Reinhardt jun.: Zwei ſchöne Exemplare des Hermelins (Mustela erminea.) Außerdem erhielt die Section auch an Inſecten der Um— gegend einige werthvolle Exemplare zum Geſchenke. Wir ſtatten für alle dieſe Geſchenke den verehrten Ge— bern den verbindlichſten Dank ab. 6 B. Die botaniſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Hofgärtner Stieler. 8 Als Repräſentanten derſelben zum großen Ausſchuß waren gewählt: Herr Hofgärtner Stieler. Herr Dr. Gerlach, praktiſcher Arzt. Herr Dr. Vaillant, Inſtitutsvorſteher. Herr Wahle, Hofapotheker. Die botaniſche Section bedurfte den größten Theil ihrer Geldmittel zur Reparatur des Gebälkes des vordern Glashaus: ſes, und zur Anfertigung von 11 neuen Fenſtern für daſſelbe. Außerdem wurden 2 neue Kaſten zur Verpflanzung von Oran⸗ genbäumen und 5 Kübel für größere Pflanzen angeſchafft. Die umpflanzung des Gartens mit einem Hag wurde begonnen. Wir haben im vorigen Jahre mitgetheilt, daß die Sec⸗ tion die wiſſenſchaftlichen Anpflanzungen auf eine einzige Familie, nämlich die Familie der Caſſiniaceen oder Com- poſiten zu beſchränken beſchloſſen hat. Die Anpflanzung derſelben wurde in dieſem Jahre eifrig betrieben. Beſonders bedeutende Samenſendungen erhielten wir durch Vermittlung des Herrn Dr. Schultz zu Deidesheim von den botaniſchen Gärten zu Paris, Berlin, Wien, Ham⸗ burg und Halle; ferner von Brüffel, Darmſtadt, München und Heidelberg. Eine Samenſendung erhielten wir ferner von Herrn Alexis Jordan in Lyon, und eine Sendung von 65 Topfpflanzen von dem botaniſchen Garten in Berlin. Sämmtliche zur Reife gekommene Samen wurden ge— ſammelt, und eine große Anzahl Pflanzen aus dem Garten wurde eingelegt. Letztere befinden ſich gegenwärtig zur näheren Beſtimmung in Händen des Herrn Dr. Schultz. Die botaniſche Section hält zwei Zeitſchriften: 1. Das deutſche Magazin für Garten- und Blumen— kunde, herausgegeben von Wilh. Neubert, und 7 2. Die Bonplandia, Zeitſchrift für die geſammte Botanik, redigirt von Berthold Seemann. Dieſe Zeitſchriften circulirten bei den Mitgliedern der Section. a Ein Hauptgeſchäft der Section beſtand in der Beſorgung einer Blumenausſtellung zu Anfang des Mai 1855. Auch in dieſem Jahre verdankten wir der Huld Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie ein Geſchenk von 10 Dukaten für Blumenpreiſe. Das Preisgericht beſtand aus den Herren Kunſt- und Handelsgärtner Hock von Mainz, Herrn Dr. Schultz von Deidesheim und Herrn Gartendirector Thellemann von Biebrich. Die nach dem Programm beſtimmten Preiſe erhielten: 1. Den Preis für die drei beſtgezogenen Kulturſtücke, welche ſich durch Blüthenfülle auszeichneten, Herr Kunſt⸗ und Handelsgärtner Boland von Mainz. 2. Den Preis für die ſchönſte blühende Pflanzen— gruppe erhielt Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin Stephanie. 3. Den Preis für die ſchönſte Sammlung von Aza- lea indica erhielt Herr Kunſt- und Handelsgärt— ner Janz von Mainz. 4. Den Preis für die ſchönſte Sammlung in Töpfen gezogener Roſen in wenigſtens 24 Sorten erhielt Herr Graf von Oberndorff. 3. Den Preis für 5 Pflanzen, welche ſich durch Neu— heit auszeichneten, erhielt Herr Handelsgärtner Schmelz von Mainz. 6. Den Preis für die ſchönſte Sammlung von Cine— rarien erhielt Frau von Verna in Rüſſelsheim am Rhein. 7. Den Preis für die zweite am ſchönſten blühende Pflanzengruppe erhielt Herr Altgemeinderath Sch muckert von hier. 8 8. Der im Programm ausgeſetzte Preis für die ſchönſte Sammlung blühender Neuholländerpflanzen ward wegen Mangel an Concurrenz nicht zuerkannt. Unſer Vereinsgärtner Singer hatte freiwillig auf die Concurrenz um die ausgeſetzten Preiſe verzichtet. Die durch Neuheit ſich vorzüglich auszeichnenden Pflan- zen waren: Rhododendron aureum superbum, Camelia Archiduchesse Auguste, General Washington und Ma- thodiana. Auch in dieſem Jahre iſt mit der Blumenausſtellung eine Blumen⸗Lotterie verbunden worden. C. Die phyſikaliſch⸗ mineralogiſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Referenten. Zu Repräſentanten derſelben beim großen Ausſchuß wa— ren gewählt: Herr Profeſſor Schröder. Herr Regierungsrath With. Herr Bergwerksdirektor Anton Reinhardt. Herr Partikülier Auguſt Scipio. Von der Section wurden nachfolgende Anſchaffungen gemacht: 1. Ein Wollaſton'ſcher Goniometer von Dubose, Mai- son Soleil, in Paris. 2. Eine Turmalinzange. 5. Ein großes Doppelſpath-Rhomboöder. 4. Ein Turmalinwürfel. 3. Eine Gypsblättchen-Farbenſcala im polariſirten Licht. 6. Ein Gypsblättchen-Vergißmeinnicht im polariſirten Licht. 7. Eine concave Gypsplatte zur Darſtellung der News ton'ſchen Farbenringe im polariſirten Licht. Ein Nicol'ſches Prisma. 9. Eine Kalkſpathplatte ſenkrecht zur Axe geſchliffen. 10. Eine Quarzplatte u Bin", 11. Eine Amethyſtplatte m 7 5% " ” 9 12. Ein Salpeterkryſtall ſenkrecht zur Mittellinie der Axen geſchliffen. 15. Ein Bleicarbonatkryſtall ſenkrecht zur Mittellinie der Axen geſchliffen. ö 14. Ein Arragonitkryſtall ſenkrecht zur Mittellinie der Axen geſchliffen. 13. Ein Zuckerkryſtall ſenkrecht zur Are geſchliffen. 16. Eine dichroidiſche Lupe, nebſt einem Turmalin- und Idokras-Kryſtall. 17. Ein Babinet'ſches Polariscop. 18. Eine kleine Sammlung von 12 Stücken foſſiler mi— kroscopiſcher Infuſorien. Die Section hat außerdem beſchloſſen, den Reſt ihrer diſponiblen Mittel vom verfloſſenen Jahre, ſowie ihre Mittel vom nächſten Jahre zur Anſchaffung eines bei Schiek in Berlin zu beſtellenden Mikroscops von beſter Art zu ver— wenden. Durch Vermittlung des Herrn Dr. Schultz von Deides— heim erhielt die Section von Seiten der Pollichia eine An- zahl foſſiler Muſcheln aus der Tertiärformation in der Nähe des Donnersbergs zum Geſchenke. In literariſcher Hinſicht wurde bezogen die Fortſetzung von: Leonhard und Bronn's Jahrbuch der Mineralogie und Geognoſie. 1853. Biſchoff's Lehrbuch der chemiſch-phyſikaliſchen Geologie. Henry de la Bèche, Vorſchule der Geologie, deutſch von Diefenbach. Als Geſchenk von Seiten des Verfaſſers, des Herrn Ludwig Winneberger, k. b. Forſtmeiſters in Paſſau, er— hielten wir: Geognoſtiſche Beſchreibung des bayeriſchen und Neu— burger Waldes, — und von L. C. von Leonhard in Heidelberg ſeine Schrift: „Künſtlicher Augit“ ꝛc. 2 10 Die Section hat im Laufe des Jahres zwei wiſſenſchaft— liche Verſammlungen gehalten. In denſelben wurden nach— folgende Vorträge gehalten: Herr Dr. Nell, Aſtronom der hieſigen Sternwarte, trug eine Biographie Beſſels nach Herſchel vor. Referent hielt einen Vortrag über eine in Gemeinſchaft mit Dr. von Duſch ausgeführte Reihe von Verſuchen über Filtration der Luft in Beziehung auf Gährung und Fäulniß. Da von dem Referenten über denſelben Gegenſtand bei dem allgemeinen Stiftungsfeſte ausführlicher geſprochen wurde, ſo verweiſen wir auf den Auszug aus dem letzteren Vor— trage, welcher dieſem Jahresberichte beigegeben iſt. Ebenſo hielt Referent einen Vortrag über Lichtpolariſa⸗ tionsapparate. D. Die medieiniſche Section. Die mediciniſche Section, an welcher ſämmtliche prak— tiſche Aerzte Mannheims participiren, verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Dr. Seitz. Zu Repräſentanten beim großen Ausſchuß waren ge: wählt die Herren: Dr. Seitz. Hofrath Dr. Stehberger. Hofrath Dr. Zeroni. Dr. von Duſch. Die Section hat in dieſem Jahre 10 Verſammlungen abgehalten, in welchen theils wiſſenſchaftliche, theils admi— niſtrative Angelegenheiten beſprochen wurden. In letzterer Beziehung war die Section vorzugsweiſe mit der Gründung und Eröffnung eines eigentlichen Leſe— cabinets für naturwiſſenſchaftliche und mediciniſche Lecture beſchäftigt, welches ſich der regſten Theilnahme erfreut. Es wurden 10 Zeitſchriften gehalten, und 24 Monogra- phieen angeſchafft, welche bei den Mitgliedern der Section circulirten. 10. 5 11 Die Journale ſind: Deutſche Klinik von A. Göſchen in Berlin. 1835. Jahresbericht über die Fortſchritte der geſammten Medicin von Canſtatt. 1835. Zeitſchrift für rationelle Medicin, von Henle und Pfeuffer. 1835. Archiv für phyſtologiſche Heilkunde von Vierordt. Stuttgart 1835. Gazette des höpitaux civiles et militaires ꝛc. Paris. 1835. Zeitſchrift der k. k. Geſellſchaft der Aerzte zu Wien. 1855. Journal für Kinderkrankheiten von Behrend und Hildebrand. 1835. Gazette médicale. 1855. Vierteljahrsſchrift für die praktiſche Heilkunde. Prag. 1835. Verhandlungen der phyſiologiſch-mediciniſchen Ge— ſellſchaft in Würzburg. 1852. Die Monographieen ſind: Ch. F. C. Winter: das krampfhafte Athmen der Erwachſenen. Sondershauſen 1852. Dr. Nees v. Eſenbeck: die Staatsheilkunde oder der Kampf gegen die Epidemieen. Wiesbaden 1832. E. Pflüger: die ſenſoriſchen Funktionen des Rücken— marks der Wirbelthiere. Berlin 1835. A. Goͤden: die Carboniſation des Bluts als Heil— mittel. Berlin 1835. S. Landmann: über Erkenntniß und Heilung der Epilepſie. Fürth 1835. Freſenius: Chemiſche Unterſuchung der wichtigſten Mineralwäſſer des Herzogthums Naſſau. Wies— baden 1852. J. Gerlach: der Zottenkrebs und der Oſteoid. Mainz 1852. Dr. A. Hirſch: Helgoland als Seebad. Hamburg 1835. 12 9. Dr. H. Hefft: Krampf und Lähmung der Kehlkopf— muskeln. Berlin 1852, 10. Lichtenfels und Fröhlich: Ueber den Puls als ein Symptom der phyſiologiſchen Arzneiwirkung. 18535. 11. Die Allöopathie Bayerns. Leipzig 1855. 12. Dr. Helmintag: Darſtellung des neuen Verfahrens bei der Behandlung des Krätzausſchlags im Bür— gerhofpital zu Cöln. Cöln 1853. 15. J. Liebig: Neue Methode zur Beſtimmung des Kochſalzes und Harnſtoff's im Harn. 1855. 14. H. Stannius: Beobachtungen über Verjüngungs— vorgänge in thieriſchen Organismen. 1885. 15. Klenke: Die galvanifche electro-magnetiſche Induc— tionsmaſchine. Leipzig 1855. 16: Dr. Herzog: Der Maiwurmkäfer gegen den Biß wuthkranker Thiere. Löbau 1855. 17. G. Wucherer: Neue Behandlungsweiſen der Krätze. Freiburg 1835. 18. Dr. Scharlau: Theoretiſch-praktiſche Abhandlungen über Typhus, Cholera, Chloroſis u. ſ. w. Stettin 1859. 19. T. B. Curling: Die Krankheiten des Maſtdarms. 20. Dr. E. Huber: Ueber den Gebrauch der Weintrau— benkur zu Neuſtadt a. d. Haardt. 1855. 21. Dr. G. E. Wiß: Ueber Rheumatismus und Gicht, und deren radicale Heilung. Berlin 1855. 22. Thom. Pyne: Die Wunder des Lebensmagnetismus. Frei nach dem Engliſchen von Lehrmatz. 1835. 25. Joſ. Bierbaum: Das Malaria-Siechthum in ſani— tätspolizeilicher Beziehung. Weſel 1855. 24. H. W. Behrend: Die Heilgymnaſtik ꝛc. Berlin 1853. Nachdem ich Ihnen nun in Vorſtehendem eine kurze Ueberſicht von der beſonderen Thätigkeit der Sectionen vor— gelegt habe, kehre ich zu den allgemeinen Vereinsangelegen— heiten zurück. 15 E. Allgemeine VBereinsangelegenbeiten. Nachfolgende Geſellſchaften und Vereine haben uns die von ihnen herausgegebenen Schriften zugeſendet. 1. 2. Die k. k. geologiſche Reichsanſtalt in Wien: ihre Jahr— bücher. Jahrgang 1850, 1851 und 1852. Heft 1, 2 und 8. Der zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg: ſeine Abhandlungen, 2. u. 5. Heft; und ſeines Cor— reſpondenzblattes 6. Jahrgang. Die Pollichia in der bayeriſchen Pfalz: ihren 10. Jahresbericht. „Der württembergiſche Verein für Naturkunde: feine naturwiſſenſchaftlichen Jahreshefte. 9. Jahrgang. 1. Heft. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Ber— lin: feine Verhandlungen. 45. Lieferung. Die ſchleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur: ihren 29. und 30. Jahresbericht. .Der zoologiſch-botaniſche Verein in Wien: den 2. Band ſeiner Verhandlungen. Der naturhiſtoriſche Verein der preußiſchen Rhein— lande und Weſtphalens: ſeine Verhandlungen. 10. Jahrgang. 2. Heft. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preußiſchen Staaten: ſeine Verhandlungen. 24. Lieferung. 10. Die k. bayeriſche Akademie der Wiſſenſchaften: den 11. Wegweiſer für die Beſucher des botaniſchen Gar— tens zu München; von Dr. v. Martius. Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle: feinen 5. Jahresbericht. Als Ehrenmitglied des Vereines wurde im Laufe des Jah— res gewählt: Herr Garteninſpector Thellemann in Biebrich. 14 An den Verhandlungen des großen Ausſchuſſes haben ſich außer den Mitgliedern des Vorſtandes, den Präſidenten und den gewählten Repräſentanten der Sectionen auch noch der Repräſentant des großh. Lyceums, Herr Hofrath Gräff, und der als Repräſentant der Stadtgemeinde gewählte Herr Gemeinderath Achenbach betheiligt. Die Stadtgemeinde iſt als ſolche durch einen jährlichen Zuſchuß von 123 fl. als Hälfte der Vogt'ſchen Rente bei dem Gedeihen des Vereines werkthätig betheiligt. Nach Beendigung der Durchſicht der zoologiſchen Samm— lungen nahm der großh. Intendant der Hofdomänen, Freiherr von Kettner, Einſicht von den Sammlungen, und ſprach ſich mit voller Zufriedenheit über den Zuſtand derſelben aus. Von Mitte Juli bis Ende Oktober war das Muſeum jeden Mittwoch von 2 bis 4 Uhr Nachmittags dem allge— meinen unentgeltlichen Zutritt geöffnet, und ſtand den Ver— einsmitgliedern insbeſondere noch jeden Sonntag von 11 bis 12 Uhr offen. Das Muſeum hatte ſich an dieſen Tagen ſtets eines zahlreichen Beſuches zu erfreuen. Sonntag den 27. November wurde das Stiftungsfeſt des Vereines durch öffentliche Vorträge in dem Saale des großh. Schloſſes neben der Bibliothek gefeiert. Nachdem der erſte Secretär Herr Dr. Gerlach ein kurzes Referat über die Thätigkeit der Sectionen gegeben hatte, wurden Vorträge gehalten: 1. Von Herrn Hofrath Döll von Carlsruhe, über die Algen. 2. Von Herrn Dr. Schultz von Deidesheim, über die Vietoria regia. | 5. Von Herrn Profeffor Dr. Delffs von Heidelberg, über die waſſerfreien Säuren. 4. Von Herrn Oberarzt Dr. Weber, über Paraſiten. Von Herrn Profeſſor Schröder, über Filtration der Luft in Beziehung auf Gährung und Fäulniß. Ausführlichere Referate über den Inhalt dieſer Vorträge ſind vorliegendem Jahresberichte beigegeben. & 13 Ein fröhliches, durch manche heitere Toaſte gewürztes Mahl vereinigte ſodann die Mitglieder im Europäiſchen Hofe. Alle, welche an dieſem unſrem Feſte Theil genommen haben, werden ſich deſſelben mit dem lebhafteſten Vergnügen erinnern. Die revidirte Rechnung des verfloſſenen Jahres liegt mit ihren Beilagen den verehrlichen Vereins mitgliedern zur Ein- ſicht vor. Wir theilen nachſtehende Ueberſicht der Einnahmen und Ausgaben aus derſelben mit. A. Einnahmen. 1. Caſſenvorrath vom vorigen Jahre — — 2. Jahresbeiträge der Mitglieder .... 510 fl. — 5. Staats⸗ und Lyceumsbeitrag, ſo wie enn! 850 fl. — 4. Beitrag Ihrer Königl. Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie von Baden zu den Blumenpreiſen . 36 fl. — - 5. Zinſen aus Sparkaſſeanlagen 46 fl. 9 kr. Summa 1462 fl. 9 kr. B. Ausgaben. u Bora des Nech ners 22 fl. 1 kr. b 510 fl. 24 kr. b 192 fl. 46 kr. 4. Mineralogiſch-phyſikaliſche Section .. 195 fl. 10 kr. eren 112 fl. 11 kr. 6. Hälfte der Vogt'ſchen Rente. 125 fl. — r 2 fl. 50 kr. 8. Verſchiedene Ausgaben 388 fl. 24 kr. Summa... 1566 fl. 26 kr. Es ergibt ſich ſomit ein Caſſenvorrath von 95 fl. 45 kr. Das abgelaufene Jahr ſchließt eine zwanzigjährige Thä— tigkeit des Vereines ab. Der Verein hat in dieſen 20 Jah— ren auf die Herſtellung und Erhaltung des botaniſchen Gar— 16 tens, der zoologiſchen, botanischen und mineralogifchen Samm— lungen, auf die Bibliothek u. ſ. w. im Ganzen eine Summe von 75000 Gulden verwendet. Es iſt dies für eine Stadt von der Größe Mannheims eine nicht unbeträchtliche Summe, welche nach und nach für wiſſenſchaftliche Intereſſen verwen— det werden konnte. Wir dürfen daher wohl bekennen, daß die Abſichten und Hoffnungen, welche ſich an die Gründung dieſes Vereines knüpften, wenigſtens theilweiſe in Erfüllung gegangen ſind. Von der Generalverſammlung der Mitglieder am 1. Febr. 1854, welcher vorſtehender Bericht vorgetragen wurde, find zu Geſchäftsführern des Vereines für das Jahr 1854 ge— wählt worden: Als Präſident: Hr. Graf v. Oberndorff. Als Vicepräſident: Hr. Profeſſor Schröder. Als Ir Secretär: Hr. Dr. Gerlach. Als IE Secretär: Hr. Partikülier A. Scipio. Als Bibliothekar: Hr. Dr. Alt. Als Caſſier: Hr. Partikülier Andriano. 17 Ueber den Gebrauch der Caffee blätter in Sumatra. (Mittheilung von Herrn Handelsmann Herrſchel dahier.) Da es nicht unwahrſcheinlich iſt, daß in kurzer Zeit die Blätter des Caffeebaumes in Sumatra als Surrogat für Thee vor— geſchlagen und in Handel gebracht werden, ſo iſt es vielleicht in— tereſſant, einige Notizen über dieſen Gegenſtand zu leſen, welche mir ſo eben von freundlicher Hand aus England zukommen. Caffeine iſt das Prinzip von Caffee-Bohnen, von Caffee-Blät— tern und von chineſiſchen und Paraguay-Theeblättern und von Guarana, welcher in gewiſſen Theilen Braſiliens getrunken wird. Dieſes Prinzip iſt zuweilen Theeine (als von Thee kommend) genannt worden, iſt aber in allen dieſen Vegetabilien genau daſſelbe, und formirt eine kryſtalliſirbare Baſis, welche dem Geſchmack der Menſchen offenbar zuſagt, da ſie in ſo vielen Formen und Län— dern Anklang gefunden hat. Dr. John Gardiner in London zeigte in der Ausſtellung von 1851 Muſter von Caffeeblättern, welche er auf eine nur ihm be— kannte Weiſe bereitet und geröſtet hatte, ſo wie auch das daraus gewonnene Caffein, und ſeitdem find in Ceylon Contracte gemacht worden für Caffeeblätter in großen Quantitäten. Herr Dan. Hanbury, welcher nur am wiſſenſchaftlichen Theile der Sache Intereſſe nimmt, hat inzwiſchen höchſt intereſſante Mit— theilungen über den Gegenſtand von Herrn N. M. Ward in Pa— dang auf Sumatra erhalten, wovon Folgendes die Subſtanz iſt: „Die Eingebornen haben große Abneigung gegen Waſſertrin— ken und behaupten, daß ſelbes weder den Durſt ſtille, noch ſo ſtär— kend iſt, als die Infuſion von Caffeeblättern, welche ihr tägliches 3 18 Getränk bildet.“ Der Schreiber, Herr Ward, hat dieſelbe Erfah— rung gemacht, und findet eine ſtarke Infuſion mit Milch gemiſcht nicht nur ſehr erquickend und nahrhaft, ſondern auch phhſiſch anregend, ohne nervös zu reizen. Die Eingebornen ziehen die Blät— ter den Bohnen vor, und halten erſtere für nahrhafter, was ſehr wahrſcheinlich iſt, da ſie mehr Bitterſtoff enthalten. Um eine reiche Ernte von Blättern zu erhalten, wählt man fette und niedrige Ländereien, während die Bohnen in höhern und magern Gründen gut gedeihen. Das Röſten geſchieht in Sumatra, indem die Blätter über ein klares Bambusfeuer gehalten werden, der Heerd iſt circulair von Ziegelſteinen, und hat unten 2 Fuß, oben 1½ Fuß Diameter; die Urſache, warum Bambus angewendet wird iſt, daß ſelber wenig Rauch macht, und der Bambusrauch kein Creoſot enthält. Ge— hörig geröſtet, ſind die Caffeeblätter mattbraun von Farbe. Nach Dr. J. Gardiner's Ausſage iſt es nöthig, die Blätter mehreren Behandlungsproceſſen zu unterziehen, ehe ſie das gehö— rige Aroma erreicht haben. Es iſt dies ſehr möglich, da es bei Thee der gleiche Fall iſt, und es iſt um ſo mehr nöthig die— ſen Vergleich zu machen, da der neue Artikel nicht nur dem chine— ſiſchen Thee im Geſchmack und Geruch gleichkommt, ſondern auch wie eben geſagt, dieſelbe chemiſche Baſis hat. Durch die Güte des Herrn Dr. Hanbury haben wir die Infu— ſion der einfach geröſteten Blätter verſucht, über die Annehm— lichkeit des Getränkes ſind unſre Meinungen getheilt, es iſt aber ſehr möglich, daß es noch nicht ſo ſchmackhaft bereitet war, wie man es nach längerer Erfahrung wird bereiten lernen; auch hängt viel von Gewohnheit ab, denn es iſt nicht zu vergeſſen, daß zur Zeit, als Caffee und Thee introducirt wurden, die Meinungen über deren Annehmlichkeit ebenfalls ſehr getheilt waren. Daß das Caffeeblatt ein geſundes und nahrhaftes Getränk liefern wird, daran zweifeln wir jedoch gar nicht. — 0 2 ů— 19 Ueber S ech marotzerthiere, von Dr. E. Weber, Großh. Militair⸗Oberarzte in Karlsruhe. In keinem Zweige der Zoologie haben die Unterſuchungen aus— gezeichneter Forſcher unſerer Zeit ſo intereſſante und überraſchende Reſultate zu Tage gefördert, als in der Naturgeſchichte der Schmarotzerthiere, Reſultate, welche zum Theile eine totale Aenderung der ſeitherigen Anſichten über das Leben dieſer Ge— ſchöpfe herbeiführen mußten, zum Theile aber auch, indem ſie nicht wenig dazu beitrugen, Lichtfunken in das Dunkel allgemeiner Le— bensfragen zu werfen, einen hohen Grad von Wichtigkeit für die Naturwiſſenſchaft überhaupt erlangten. Namentlich aber ſind es die Eingeweidewürmer (Entozoen oder Helminthen), welche unſer Intereſſe um ſo mehr feſſeln, als ſie auch in unſerm Orga— nismus eine nicht ſelten ſtörende Rolle ſpielen, und deren nähere Kenntniß manche weit verbreitete Vorurtheile beſeitigen, und irrige Anſichten berichtigen wird. Da unſer Verein es ſich zu einer ſei— ner Hauptaufgaben gemacht hat, ſich in fortlaufender Kenntniß der wichtigern Entdeckungen in den verſchiedenen Zweigen der Na— turwiſſenſchaft zu erhalten und zwar vorzugsweiſe derjenigen, welche einen allgemein praktiſchen Nutzen, eine Beziehung zu unſerm eige— nen Organismus haben, oder überhaupt wichtige Fragen aufzu— hellen vermögen, ſo dürfte eine überſichtliche Darſtellung der Na— turgeſchichte der Schmarotzerthiere nach dem jetzigen Stand— punkte der Wiſſenſchaft und geſtützt auf die ausgezeichneten For— ſchungen von Steenstrup, van Beneden, v. Siebold, Nur. Leukart, Küchenmeiſter u. A. in dieſen Blättern einen geeig— neten Platz finden. 20 Schmarotzerthiere oder Paraſiten nennen wir ſolche Ge— ſchöpfe, deren Exiſtenz mehr oder weniger innig an die anderer lebender Weſen, welche ihnen Wohnung und Nahrung gewähren, geknüpft iſt. Manche Geſchöpfe führen nur in gewiſſen Entwick— lungszuſtänden, namentlich als Larven ein Schmarogerleben und erfreuen ſich im ausgebildeten Zuſtand eines freien ſelbſtſtändigen Daſeins. Dieſe nennt man temporäre Schmarotzer (wohin vor— zugsweiſe Inſekten gehören) im Gegenſatze zu den ſtationären, welche ihre ganze Lebenszeit auf oder in andern Thieren zubrin— gen und ohne dieſe gar nicht exiſtiren können. Hierher gehören vorzüglich die Eingeweidewürmer. Die meiſten Paraſiten erleiden während ihrer Entwicklung eine Metamorphoſe und zwar entweder von einem unvollkommnern (Larvenzuſtande) zu einem vollkommnern Zuftande (Inſekten, Gor— dien), welche man die vorſchreitende Metamorphoſe nennt. Dieſe iſt bei Weitem die häufigſte. In ſeltnern Fällen wird ein früher frei lebendes vollkommneres Thier im ſpätern Alter, indem es ein— zelne Organe, namentlich die Bewegungsorgane abwirft und in den Körper eines andern Geſchöpfes eindringt, zu einem unvoll— kommnern Schmarotzer. Dieſe ſogenannte regreſſive Metamor— phofe ſieht man z. B. bei im Meere lebenden niedern Schmarotzer— Krebſen (Lernäen.) Aechte Paraſiten findet man nur in der Claſſe der wirbelloſen Thiere, und zwar bei den Inſekten, Spinnen, Krebſen, Ringwür— mern, Eingeweidewürmern und Infuſorien. Die Paraſiten zerfallen, je nachdem ſie entweder auf oder in dem Körper anderer Thiere leben, in Ektoparaſiten und Ento— paraſiten. Die Wahl ihres Aufenthaltsortes hängt innig mit ihrer körperlichen Entwicklung, namentlich dem Vorhandenſein und der Ausbildung der Bewegungs- und Athmungsorgane zuſammen. So finden wir bei den auf der Oberfläche anderer Thiere lebenden Schmarotzern Füße, Flügel, Schwimmapparate, während bei den im Innern vorkommenden (den Entozoen) ſtatt derſelben in der Regel nur beſondere Haft- oder Klammerorgane, Saugnäpfe, Flim— merepithelien oder gar keine der Bewegung oder dem Feſthalten dienende Werkzeuge mehr gefunden werden. Die Athmungsorgane ſind auch nur bei den Ektoparaſiten ausgebildet, im Allgemeinen | j 21 aber von ſehr geringer Entwicklung, womit auch der Farbenman— gel der meiſten hierher gehörigen Thiere in Zuſammenhang ſtehet. Einzelne Schmarotzer können, wie ſchon bemerkt, auf der Außen— oder Innenfläche ihrer Wohnthiere (ſog. Wirthe) ſich vermittelſt beſonderer Organe bewegen, andere dagegen führen, in Kapſeln (Cyſten) eingeſchloſſen, ein völlig unbewegliches Leben. Dieſe Kap— ſeln werden entweder von dem Paraſiten ſelbſt erzeugt, wo ſie dann in der Regel während eines larvenähnlichen Zuſtandes dem Thiere (wie die Geſpinnſte mancher Inſektenlarven) zum Schutze dienen, oder ſie ſind Produkte des Wohnthieres, durch den Reiz des fremden Körpers hervorgerufen, und durch ihre Wandungen werden dem Paraſiten die Ernährungsſäfte zugeführt. Die Ausbildung der Freßwerkzeuge ſtehet bei den Paraſiten in enger Beziehung zu ihrem Aufenthaltsorte, und beſtehet bei den Ektoparaſiten, wenn ſie auf härtere Nahrung, z. B. Federn, Oberhaut ꝛc., angewieſen ſind, wie z. B. die Milben, in kräftigen Kauapparaten; andere, deren Nahrung in thieriſchen Säften beſte— het, wie die Läuſe, Flöhe, Wanzen u. ſ. w., ſind mit einem Saug— rüſſel verſehen. Die Entoparaſiten haben in der Regel eine ein— fache Mundöffnung, oder es fehlt auch dieſe, wie überhaupt ein Verdauungsapparat, und die Nahrung wird durch den ganzen Körper des Thieres aus der flüſſigen Umgebung (durch Endos— moſe) aufgeſogen, wie wir dieſes namentlich bei den Bandwür— mern finden. Sehr entwickelt ſind die Fortpflanzungsorgane der Schma— rotzer, der höhern ſowohl, wie namentlich der in ihrer Organiſa— tion viel tiefer ſtehenden Entoparaſiten. Bei vielen unter den Letz— tern finden wir beide Geſchlechter in einem Individuum vereinigt (Hermaphroditenbildung), ſo namentlich bei den Bandwürmern, wo die Geſchlechtsorgane die Hauptmaſſe der Eingeweide in den einzel— nen Gliedern ausmachen, ferner bei den Saugwürmern, während andere zu den Eingeweidewürmern gehörende Gruppen, die ſoge— nannten Kratzer und die Rundwürmer getrennten Geſchlechtes ſind. Außer der bei allen ausgebildeten Schmarotzern nachgewieſenen Fortpflanzung durch Eier, findet bei manchen noch eine Vermeh— rung durch Knoſpenbildung oder Theilung ſtatt. Die Verbreitung der Paraſiten iſt außerordentlich groß, kein a. Thier iſt wohl von denſelben verſchont, ſelbſt die Schmarotzer be- herbergen nicht ſelten wieder kleinere Schmarotzerthiere. Auch die kleinſten Inſekten haben ihre Schmarotzer und zwar beſchränkt ſich die Zahl derſelben ſelten auf eine Art. Der Menſch dient, nach v. Siebold, 8 — 10 Ektoparaſiten, und 16 — 18 Entoparaſiten, auf welche wir ſpäter noch einmal zurückkommen werden, zum Wohnorte, bei dem Hunde ſind 12 Entoparaſiten und mehrere Ek— toparaſiten, bei dem Rinde 16 Entoparaſiten und verſchiedene Ek— toparaſiten nachgewieſen worden. Auch bei Fiſchen und Amphi⸗ bien kommen zahlreiche Schmarotzerarten vor, ſo hat man z. B. beim Flußbarſche 10, beim Grasfroſche 14 Entoparaſiten gefunden. Was den Aufenthalt der Paraſiten betrifft, fo find manche ſtrenge an beſtimmte Wirthe gebunden, ſo iſt z. B. ein Faden— wurm (Filaria medinensis) bis jetzt nur beim Menſchen, der Rieſenkratzer (Echinorrhinchus gigas) nur beim Schweine gefun— den worden. Andern iſt keine ſo enge Gränze gezogen, und es findet ſich z. B. der Spulwurm (Ascaris lumbricoides) außer bei dem Menſchen, noch im Schweine, Rinde, Pferde, Eſel; der Leberegel (Distomum hepaticum) bei dem Menſchen, Hafen, Ka— ninchen, Eichhörnchen, Pferde, Eſel, Schweine, Rinde, Hirſche, Rehe u. ſ. w. Die Zecke (Ixodes ricinus) bohrt ſich in die Haut der Menſchen, wie der Hunde, Schaafe, Rehe, Igel, Fle— dermäuſe und anderer Thiere. Der Aufenthaltsort der Paraſiten hängt oft von dem Zufalle ab, doch gibt es auch beſtimmte Gränzen, über welche hinaus ein Wechſel deſſelben nicht mehr ſtattfinden kann, und welche haupt— fachlich) durch die Organiſation des Thieres, namentlich die Be— ſchaffenheit ſeiner Athmungsorgane gezogen werden. So leben die Luftathmer alle auf der äußern Oberfläche der Haut, oder zwi— ſchen den Kiemen der Waſſerthiere, und nur ein krebsartiges Thier (Pentastomum), welches früher den Helminthen zugezählt wurde, wird im Innern ſeröſer Höhlen bei verſchiedenen Waſſer- und Landthieren, in ſeltenen Fällen ſelbſt beim Menſchen gefunden. Es lebt hier von thieriſcher Flüſſigkeit umgeben, und abſorbirt den in derſelben aufgelöſten Sauerſtoff. Die im Innern thieriſcher Körper vorkommenden Paraſiten wer— den der größten Mehrzahl nach im Darmkanale derſelben gefun— 25 den, wandern aber auch nicht ſelten nach andern Organen, deren es kaum eines gibt, in welchem nicht ſchon hie und da Schmaro— tzer gefunden worden wären, ſo z. B. nicht ſelten in der Leber, den Nieren, der Harnblaſe, den Athmungswerkzeugen, den Mus— keln, dem Zellgewebe verſchiedener Organe, im Gehirne, in den Augen, ſelbſt in den Blutgefäßen u. ſ. w. Daß je nach der Wichtigkeit eines Organes die Gegenwart fremder lebender Weſen ſehr beläſtigend, ſelbſt lebensgefährlich für die Wirthe werden kann, iſt natürlich, aber eben ſo häufig werden auch dieſe Wanderungen für die Paraſiten ſelbſt nachtheilig, wenn ſie an Orte gelangen, welche die zu ihrer Ernährung und weitern Entwicklung nöthigen Bedingungen nicht bieten. Sie verkümmern alsdann, nehmen de— generirte Formen an, welche zum Theile früher als beſondere Ar— ten angeſehen wurden; andere ſterben bald ab, ſchrumpfen ein und verkreiden nicht ſelten. Hierher gehört z. B. die Trichina spira- lis, ein kleiner, geſchlechtsloſer, in einer eigenen Kapſel einge— ſchloſſener Rundwurm, welcher ſich zuweilen in großer Menge in dem Muskelfleiſch bei Menſchen, Pferden, Katzen, Hunden, Schwei— nen ꝛc. findet, und als eine durch Verirrung degenerirte Form betrachtet wird. Die ganze frühere Ordnung der ſogenannten Blaſenwürmer (Cystiei) unter den Eingeweidewürmern, wohin die in mehrfacher Beziehung intereſſanten und wichtigen Arten Cysticercus, Coenurus, Echinococcus und die Acephalocyſten gehören, beſtehet nach neuern Unterſuchungen aus verirrten und durch waſſerſüchtige Anſchwellung entarteten Larven verſchiedener Bandwurmarten, über welche Anſicht jedoch die Akten noch nicht geſchloſſen ſind, indem nach Dr. Küchenmeiſter, einem ausgezeich— neten Forſcher in dieſem Gebiete, dieſe Formen nicht als krank— hafte Entartungen, ſondern als normale Entwicklungszuſtände zu betrachten wären. g Sei dem wie ihm wolle, ſo viel iſt als beſtimmt erkannt und durch direkte Verſuche erwieſen, daß die genannten Blaſenwür— mer keine ſelbſtſtändige Thierformen, ſondern entartete oder auf einer gewiſſen niederern Entwicklungsſtufe ſtehende Bandwürmer ſind. Vom höchften Intereſſe iſt aber die durch genaue Verſuche konſtatirte Thatſache, daß ſolche Blaſenwürmer, wenn ſie an den geeigneten Ort verſetzt werden (wohin namentlich der Darmkanal 24 der Wirbelthiere zu rechnen iſt) oft in ſehr kurzer Zeit in voll: kommene Bandwürmer verwandelt werden. So wird aus der ſo— genannten Finne (Cysticereus cellulosæ), welche häufig im Muskelfleiſche und Specke der Schweine, aber auch im Muskel- fleiſche des Menſchen gefunden wird, der langgliedrige Bandwurm (Taenia solium) des Menſchen; aus einer andern Art (C. fas- ciolaris) aus der Leber der Mäuſe eine Bandwurmart (T. erassa) der Katzen. Aus C. pisiformis. dem Blaſenwurme der Kaninchen und Haſen bildet ſich, wenn derſelbe Hunden gefüttert wird, die dieſen eigene Bandwurmart, T. serrata aus. — Von dem Wechſel des Wohnortes und der Beſchaffenheit deſſelben hängt offenbar das Wachsthum und Gedeihen, die Form und Entwicklung vieler Schmarotzerthiere ab, und um ihre vollkommene Ausbildung zu erlangen, ſind dieſelben oft genöthigt, Wanderungen, ſelbſt durch mehrere Thierkörper, vorzunehmen, wobei ſie dann auch eine Metamorphoſe zu erleiden haben. Durch die Kenntniß dieſer höchſt intereſſanten Vorgänge wurden manche ſeitherige Räthſel, na— mentlich in Betreff der Verbreitung der Schmarotzer, gelöst und fällt vor Allem die in vielen Fällen für nöthig gehaltene Annahme einer Urerzeugung (Generatio æquivoca) hinweg. Betrachten wir dieſe Wanderungen etwas näher, ſo finden wir zunächſt, daß dieſelben, wie bei vielen höhern Thieren, mit dem Fortpflanzungsgeſchäfte und dem Nahrungstriebe zuſammen hän— gen. Wir unterſcheiden Aus- und Einwanderung und zwar paſſive und aktive. Erſtere betrifft zunächſt die Eier, welche na— türlich, wie bei den Saamen der Pflanzen, nur eine paſſive ſein kann. Die Eier gehen oft in Maſſe mit den Exkrementen ab, ſo z. B. beim Menſchen die von Ascaris lumbricoides, Trichoce- phalus dispar, Oxyuris vermicularis. Es war ſchon in frü— hern Zeiten aufgefallen, daß man im Darmkanale zwar ausgewach— ſene und jugendliche Individuen der verſchiedenen Eingeweidewürmer, nicht aber den erſten Entwicklungszuſtand (Embryonalzuſtand) aus dem Ei fand. Jetzt weiß man, daß die Eier nach Außen gelangen müſſen, um ihre Reife zu erlangen und zwar bei Waſſerthieren unmittelbar in das Waſſer, bei Landthieren zufällig oder auf Um— wegen oder auch in die feuchte Erde. Zum Zwecke dieſer Wande— rungen beſitzen nun dieſe Eier eine große Lebenszähigkeit, ſind mit 23 einer harten Hülle (bei den Bandwürmern mit einer Kalkſchaale) umgeben und können Monate, ſelbſt Jahre lang im Waſſer oder Schlamme aufbewahrt werden, ohne daß ſie ihre Entwicklungs— fähigkeit verlieren. g Es wird aber auch eine aktive Auswanderung beobachtet, in— dem trächtige Mutterthiere, z. B. Bandwurmglieder, namentlich im Monate Mai und Juni den Darm ihrer Wirthe verlaſſen, um ihre Eier an einen geeigneten Platz abzuſetzen, was uns lebhaft an die Wanderungen mancher Fiſche zum Zwecke des Laichens er— innert. Oder endlich es verlaſſen die jungen Thiere ſelbſt den Wirth und bewegen ſich mittelſt eines Flimmerkleides im Waſſer, ſo bei den Saugwürmern oder Trematoden. Aktive Auswanderungen älterer Thiere, ſiehet man nicht ſelten bei Erkrankung der Wirthe namentlich des beherbergenden Darmkanals. *) Hier iſt alſo un: genügende Nahrung oder vielleicht auch ein dem Paraſtiten feindli— cher Stoff die Urſache der Auswanderung. Nachdem nun die jungen Helminthen im Waſſer, Schlamm oder in feuchter Erde ihre erſte Entwicklung erlangt haben, füh— ren ſie zum Theile eine Zeit lang als Larven ein freies, ſelbſt— ſtändiges Leben. Doch genügt dieſes zu ihrer vollkommenen Aus- bildung nicht, und ſie haben das Bedürfniß, ſich ein Wohnthier aufzuſuchen. Dieſe Ein wanderungen ſind ebenfalls wieder paſ— ſive oder aktive, und wie natürlich noch mehr dem Zufalle unter— worfen, als die Auswanderungen. Die paſſive Einwanderung fin— det unſtreitig am gewöhnlichſten bei der Aufnahme der Nahrung ſtatt, was namentlich bei den fleiſchfreſſenden Thieren mit Be— ſtimmtheit nachzuweiſen, aber ſicher auch bei den Pflanzenfreſſern der Fall iſt. So gerathen wahrſcheinlich durch den Genuß bran— digen Korns Vibrionen, die ſogenannten Grasälchen (Vibrio tri— tici), welche oft in großer Menge in demſelben vorkommen, in den Darm der Herbivoren. Bei einer Schaafheerde, welche, nach— dem ſie vorher ganz geſund geweſen war, eine Nacht auf einer feuchten Wieſe zugebracht hatte, brach plötzlich eine Leberegelſeuche (Distomum hepaticum) aus, von welcher nur ein einziges Thier ) So ſah ich einmal bei einem Typhuskranken im Beginne der Krankheit gegen 50 Spulwürmer in kurzer Zeit und groͤßten— theils durch den Mund des Patienten abgehen. 26 verſchont blieb, welches eines Beinbruches wegen auf ein Pferd geladen worden war. In dieſem von Watſon erzählten Falle be— fanden ſich vermuthlich die infuſorienartigen Larven des Distomum in dem feuchten Graſe. Aktive Einwanderung iſt zunächſt mit Beſtimmtheit bei den höhern Schmarotzerthieren nachzuweiſen, ſo bei den Inſekten z. B. den Schlupfweſpen, Bremſen, Stubenfliegen ꝛc., welche ihre Eier in fremde thieriſche Körper bringen, oder es wandern die Larven oder die junge Brut ſelbſt ein, wie bei dem Sandfloh, der Krätz— milbe u. a. Unter den Helminthen iſt eine aktive Einwanderung mit Genauigkeit durch v. Siebold bei den ſogenannten Cercarien beobachtet worden. Dieſes ſind kleine, frei im Waſſer lebende Ge— ſchöpfe, welche ſich vermittelſt eines ſchwanzartigen Anhangs am Hinterleibe bewegen und bis auf die neuere Zeit für ſelbſtſtändige, ausgebildete Thiere gehalten wurden. Dieſes ſind ſie aber nicht, ſondern die frühern Entwicklungszuſtände von Saugwürmern (Tre— matoden). Ihr freies Leben dauert nicht lange, ſondern ſie ſuchen ſich nach einiger Zeit ein paſſendes Wohnthier, z. B. ein Waſſer— Inſekt auf, und bohren ſich durch die äußern Bedeckungen deſſel— ben in ſein Inneres, wobei ſie den entbehrlich werdenden Schwanz— anhang verlieren. Im Leibe des Wirthes umgeben ſie ſich mit einer glashellen Cyſte und verharren in dieſem (gleichſam Puppen-) Zuſtande als kleine, geſchlechtsloſe Trematoden, bis ſie durch irgend einen Zufall in ein anderes paſſendes Wohnthier (Fiſche, Vögel ꝛc.) übertragen werden. Mitunter verpuppen ſie ſich aber auch aus Mangel an Zeit oder Gelegenheit zum Eindringen ſchon auf der äußern Haut ihrer Wirthe, ja ſelbſt in Ermanglung Letzterer, im Nothfalle an verſchiedenen fremden Gegenſtänden, die ſie gerade antreffen, z. B. an Waſſerpflanzen, mit welchen ſie dann zuletzt wieder als Nahrung von andern Thieren aufgenommen werden können. Die Wanderungen der Paraſiten aus einem Wohnthiere in ein anderes ſind in ſeltenen Fällen aktive, indem dieſelben, wie die bereits erwähnten Trematodenlarven, Gordius aquaticus und an— dere Fadenwürmer ſich zu gewiſſen Zeiten aus dem Leibe ihres Wirthes herausbohren und ein anderes, ihrer weitern Entwicklung mehr zuſagendes Wohnthier aufſuchen, oder aber ſie ſind, wie in 27 den meiſten Fällen, dem Zufalle preisgegeben. Der Schmarotzer gelangt mit der verſchluckten Nahrung, wobei er als lebendes We— ſen der Verdauungskraft widerſtehet, in ein in der Regel höher ausgebildetes Thier. 5 Daß auf dieſe Art unendlich viele Eier und Larven zu Grunde gehen müſſen, ehe ſie an ihren Beſtimmungsort gelangen, iſt na— türlich. Dagegen iſt auch die Vermehrungsfähigkeit der hierher gehörigen Thiere oft eine außerordentliche. So hat man die Fruchtbarkeit eines einzigen Spulwurms auf 60 Millionen Eier berechnet und beobachtete Eſchricht einen Bandwurm (Botryo— cephalus latus) mit 10,000 Gliedern, wovon jedes etwa 100 Eier enthalten mochte. Die Paraſiten vermehren ſich aber, wie bereits ſchon angedeutet wurde, nicht allein durch Eier, ſondern zum Theile auch durch Knoſpenbildung und Theilung, wie wir dieſes namentlich in der Familie der Bandwürmer ſehen, wo die einzelnen Knoſpen (Glieder) ſelbſtſtändige geſchlechtliche Thiere vor— ſtellen, welche ihrerſeits ſich wieder durch Eier fortpflanzen. Aus dieſen Eiern entſteht aber zunächſt nicht eine ähnliche fortpflan— zungsfähige junge Brut, ſondern ein einfaches larvenartiges Thier, eine ſogenannte Amme (Scolex nach van Beneden), welches, erſt wenn es in paſſende Verhältniſſe gekommen iſt (in der Regel erſt nach dem Uebergange aus einem unvollkommenen in ein vollkom— menes Wohnthier) Knoſpen treibt, welche das fortpflanzungsfähige Thier repräſentiren. Dieſen höchſt intereſſanten Vorgang hat der däniſche Naturforſcher Steenstrup zuerſt gehörig gewürdigt und mit dem Namen Generationswechſel belegt. Derſelbe findet ſich außer bei den Helminthen noch bei andern Claſſen der wirbel— loſen Thiere. Bei den Bandwürmern iſt der ſogenannte Kopf das erſte, mit einem Haftapparate (Sauggruben, die öfter mit einem Hakenkranze umgeben ſind) verſehene Glied, das einfache larvenartige Geſchöpf, an welchem ſich ſpäter die Glieder durch Abſchnürung bilden. Dieſe Larven oder ſogenannten Ammen wur— den, da ſie ſich in ihren erſten Wirthen nicht weiter entwickeln, früher für beſondere, ausgebildete und ſelbſtſtändige Thiere gehal— ten. So kommt z. B. in der Leibeshöhle von Fiſcharten (3. B. Stichlingen) die Larve eines Bandwurms (Schistocephalus) vor, welche hier unter dem Namen Botryocephalus solidus bekannt 28 war. In dem Darmkanale nun von Thieren, welche dieſen Fiſch verzehren (3. B. bei Waſſervögeln, Raben, Seehunden ꝛc.) bildet ſich dieſelbe zu einer vollkommenen Bandwurmkette (B. nodosus der Frühern) aus. Der Vorgang des Generationswechſels iſt auch vorzüglich bei den Saugwürmern (Trematoden) näher nachgewieſen, namentlich von der Gattung Distomum. Hier findet aber keine äußere Knoſpenbildung bei dem Mutter-Thiere (der ſog. Amme) ſtatt, ſon— dern in der Leibeshöhle derſelben bilden ſich zahlreiche kleine Kör— nerhaufen, die allmählich Form und Bau der ſpätern Cercarien die wir ſchon kennen lernten, annehmen. Sind ſie vollſtän— dig entwickelt, ſo durchbrechen ſie die Wandungen des Mutter— körpers und beginnen ein freies ſelbſtſtändiges Leben im Waſſer. Die kommenden Larven ſind aber ebenfalls Schmarotzer und be— wohnen beſonders die Waſſermollusken, und zwar deren Haut, Athemhöhle, Nieren, Leber, Muskelmaſſe ꝛc., woſelbſt dann die eben erwähnte ungeſchlechtliche Zeugung der Cercarien vor ſich gehet. Wie dieſe Cercarien ſich dann ſpäter wieder in andere Thiere ein— bohren, und nachdem ſie auf aktive oder paſſive Weiſe nach und nach in verſchiedene Wirthe gelangt waren, endlich ihre vollkom— mene Ausbildung als fortpflanzungsfähige Trematoden erlangen, haben wir bereits früher angedeutet. Beſtimmt iſt, daß die aus den Eiern der Trematoden kommende junge Brut ebenfalls nach Außen gelangt und die erſte Zeit ihres Lebens frei im Waſ— ſer zubringt. Zur Bewegung dient ihr ein Flimmerkleid. Nach kürzerer oder längerer Zeit ſuchen dieſe Embryonen ein Wohnthier auf, ſtreifen das Flimmerkleid ab und nehmen allmählich die Form und Bedeutung der kommenden Larven an. Ihre Form iſt aber ſehr verſchieden, bald ſehr einfach, einen Schlauch vorſtellend, bald höher organiſirt, mit Mundöffnung, Darmkanal und Fußſtümmeln, was in genauem Zuſammenhange mit der jedesmaligen Lebens— weiſe ſtehet. — Aus dem Angeführten erhellt, daß der Uebergang des Generationswechſels, wegen des wiederholten Aus- und Ein— wanderns und der häufigern Metamorphoſen der verſchiedenen Ent— wicklungsſtufen bei den Saugwürmern noch komplieirter als bei den Bandwürmern iſt. Dem ſogenannten Kopfe letzterer entſprechen hier die nicht aus den Eiern ſich entwickelnden ſchlauchartigen Lar— ER ven, den geſchlechtsreifen Gliedern des Bandwurms die aus der Me— tamorphoſe der Cercarien hervorgegangenen ausgebildeten Trema— toden. Den erfolgreichen Unterſuchungen des genialen Forſchers, K. Th. E. von Siebold ) verdanken wir vor Allem die genauere Kenntniß der eben kurz geſchilderten Verhältniſſe, welche nicht nur für die Naturgeſchichte der Helminthen, ſondern auch für die Ent— wicklungsgeſchichte des Thierreiches überhaupt von der höchſten Wichtigkeit iſt und vorzüglich dazu beiträgt, den Gedanken an eine Urerzeugung bei dieſer Thiergruppe wenigſtens vollends zu ver— drängen. Entſtehung und Verbreitung der Paraſiten liegen nun klar vor unſern Augen und wir ſehen, daß dieſelben unter den gleichen allgemeinen Geſetzen der Entwicklung und des Lebens ſtehen, wie die übrigen Thiere, wenn auch die ſpeciellen Vorgänge hiebei manchmal abweichend oder komplicirter erſcheinen. Wir wiſſen ferner, daß in den niederſten Thierformen Schma— rotzerthiere gefunden werden, daß ſie ſich aber in dieſen in der Regel nur in einem unvollkommenen zur Fortpflanzung unfähigen Entwicklungsgrade befinden und erſt, nachdem ſie durch verſchiedene andere Thierkörper gewandert ſind, ihre vollkommene Ausbildung und Fortpflanzungsfähigkeit erlangen. Der hiezu am geeignetſten ſcheinende Ort iſt der Darmkanal der Wirbelthiere. So findet man z. B. die Larven (Ammen) verſchiedener Bandwürmer bei vielen niedern Land- und Waſſerthieren, in Schnecken (Limax), Krebſen (Gammarus pulex), in verſchiedenen Inſekten, z. B. im Mehlkäfer (Tenebrio molitor) nach Stein u. ſ. w., nie hat man aber bis jetzt ausgebildete Bandwürmer in wirbelloſen Thieren ge— funden. Bei der großen Verbreitung und Kleinheit dieſer Ge— ſchöpfe iſt es erklärlich, wie ſie leicht und unbemerkt in den Kör— per der Thiere und des Menſchen gelangen können und zwar vor— zugsweiſe durch Speiſen und Getränke, wofür auch beſtimmt nach— gewieſene Thatſachen, auf welche wir ſogleich zurückkommen wer— den, ſprechen. Die geographiſche Verbreitung der Schmarotzerthiere bie— tet ebenfalls mehrere intereſſante Anhaltpunkte. Manche haben *) Vor Kurzem noch eine Zierde unferer Univerſitaͤt Freiburg, jetzt Profeſſor in München. 50 eine ſehr weite Verbreitung, ſo z. B. unſer Bandwurm (Taenia solium), welcher in Europa längs den Küſten des Mittelmeers, auf dem Cap und wahrſcheinlich auch in Java ꝛc. gefunden wird. Andere haben ſchon ein engeres Vaterland, wie der Fadenwurm (Filaria medinensis), welcher nur in den Tropengegenden vor— kommt. Sehr intereſſant iſt ferner auch die Beſchränkung be— ſtimmter Arten auf gewiſſe Länder, wovon die beiden in dem Menſchen in Europa lebenden Bandwurmarten ein bekanntes auf— fallendes Beiſpiel liefern. So wird der Grubenkopf (Botryocephalus latus) nur in Rußland, Polen, Oſtpreußen, bis zur Weichſel, der Schweiz und Südfrankreich gefunden und von da allerdings nicht ſelten auch verſchleppt; der langgliedrige Bandwurm (Taenia solium) da- gegen hauſt in den übrigen Gegenden Europas. Das Vorkommen dieſer zwei Arten iſt oft ſcharf abgegränzt und v. Siebold erzählt in dieſem Betreffe, daß er während eines Aufenthaltes in Danzig in dem dortigen Krankenhauſe bei ihm ganz unbekannten Band— wurmkranken, je nachdem eine der beiden Bandwurmarten von ihnen abgegangen war, beſtimmen konnte, ob ſie dieſſeits oder jenſeits der Weichſel einheimiſch waren. In den nördlichen Küſtengegenden des bottniſchen Meerbuſens iſt der Grubenkopf außerordentlich häufig, faſt keine Familie und kein Alter iſt von ihm verſchont, namentlich folgt er dem Laufe der Flüſſe und iſt in den waſſerreichſten Diſtrikten am häufigſten. Junge Leute und Frauen leiden am meiſten von ihm. Dr. Wal⸗ denſtröm ſieht die Nahrung, welche vorzüglich in Milch und Fiſchen beſteht, als Haupturſache hievon an, wogegen die Gebirgs— lappen, die ſehr häufig Fleiſch genießen ſollen, ſelten mit Würmern behaftet ſind. Andere klagen beſonders das Trinkwaſſer an, wo— für allerdings auch der Umſtand ſpricht, daß in höhern Gegenden, wo daſſelbe aus reinen Quellen oder Gebirgsbächen geſchöpft wird, der Bandwurm höchſt ſelten iſt, während er in Niederungen mit aufgeſchwemmtem Boden, Pfützen und Ciſternenbrunnen ſo überaus häufig gefunden wird. Im Weſten von dem bottniſchen Meerbu— ſen wird derſelbe immer ſeltener und verſchwindet endlich ganz im Südweſten. — In Geſtrikland, wo der Grubenkopf eben jo häufig wie in Lappland erſcheint, geben die Aerzte dem reichlichen Ge- 31 | nufje des Lachſes, der mit Bandwürmern behaftet ſein ſoll, die Hauptſchuld. Die überaus große, von Frühern bereits erwähnte, Häufigkeit der Eingeweidewürmer im nordöſtlichen Afrika und namentlich bei den Abyſſiniern wird neuerdings von Dr. Bilharz in Cairo beſtätigt. Es wird daſelbſt faſt als ein abnormer Zuſtand ange— ſehen, wenn Jemand keinen Bandwurm hat und den Sklaven ſoll beim Verkaufe gleich eine Portion Couſſo (ein neues kräftiges Bandwurmmittel aus der dortigen Gegend) mitgegeben werden. Die Abyſſinier verzehren viel rohes Fleiſch, thieriſche Eingeweide ꝛc., wodurch dieſes auffallende Verhältniß die beſte Erklärung findet. Das Vorkommen gewiſſer Eingeweidewürmer iſt aber auch zu— weilen nicht allein auf Gegenden, ſondern auch auf einzelne Völ— kerſtämme beſchränkt. So leiden auf Java die Negerſklaven ſehr häufig, die Malaien niemals an Bandwürmern. Auch in manchen Städten kommen dieſelben überaus häufig vor, während ſie in andern ganz fehlen. Das Erſtere wird z. B. von Thal— meſſingen in Mittelfranken berichtet. Endlich findet man ein gleich— ſam erbliches Auftreten von Bandwürmern in einzelnen Familien und nach neuern Beobachtungen und beſonders intereſſant für die Erklärung der Entſtehung bei gewiſſen Profeſſionen, beſondern äußern Verhältniſſen, Sitten und Gewohnheiten, welche die Ueber— tragung erleichtern. Hieher gehört beſonders das häufige Vor— kommen von Bandwürmern bei Metzgern. Hier dürften es nament- lich die bei den Schweinen ſo häufigen Finnen (Blaſenwürmer, entartete oder nach Küchenmeiſter in einem gewiſſen Entwicklungs— zuſtand begriffene Bandwürmerlarven) ſein, welche auf irgend eine Weiſe in deren Darmkanal gelangen und ſich hier zu vollkommenen Bandwürmern ausbilden, was auch durch direkte Fütterungsver— ſuche mit Finnen an Hunden nachgewieſen iſt. Endlich disponirt auch ein gewiſſes Lebensalter zu häufi— gerer Entwicklung von Eingeweidewürmern, ſo bekanntlich das kind— liche und Jugendalter, während aber auch das höchſte Alter das Vorkommen derſelben nicht gänzlich ausſchließt. 52 Nach dieſen allgemeinen Betrachtungen über die wichtigſten Lebensverhältniſſe der Schmarotzerthiere dürfte es nicht unintereſ— ſant ſein, einen Blick auf diejenigen zu werfen, welche ſich die Oberfläche oder das Innere des menſchlichen Körpers zur Wohnung wählen. In den 4 Claſſen der Wirbelthiere, den Säugethieren, Vö— geln, Amphibien und Fiſchen finden wir keine wahre Schma— rotzer, deſto mehr Paraſiten liefern uns die wirbelloſen Thiere, welche wir nach den Claſſen, in denen ſie vorkommen, etwas näher betrachten wollen. Inſekten. Unter den Zweiflüglern (Diptera) gibt es wohl in unſerm Vaterlande keine Art, welche ihre Larven auf den Menſchen bringt. Wenn man Larven von den Daſſelfliegen oder Bremſen (Oestrus) hie und da auf der menſchlichen Haut gefun— den hat, ſo ſind ſie unſtreitig zufällig von den größern Säuge— thieren, welche vorzüglich von denſelben heimgeſucht und geplagt werden, an dieſen Ort gelangt. Dagegen ſprechen ſich die Be— richte vieler Reiſenden dahin aus, daß im ſüdlichen Amerika, den weſtindiſchen Inſeln, in Surinam, Peru und Braſilien eine Daſ— ſelfliege lebt, welche die menſchliche Haut zum Wohnorte für ihre Eier und Larven wählt, wodurch ſehr ſchmerzhafte Beulen auf derſelben erzeugt werden. Die Art dieſer Fliege iſt übrigens noch nicht genau conſtatirt. Durch Zufall können auch kleine Fliegen— larven (von Sarcophaga carnaria, Musca vomitoria, domestica, stabulans, Anthomya scalaris und canicularis wurden ſolche be— reits gefunden) mit der Nahrung verſchluckt werden, unter günſtigen Umſtänden eine Zeit lang im Darmkanale fortleben und ſich wei— ter entwickeln, wo ſie einen Reiz ausüben (namentlich die ſteif be— haarten Larven von Anthomya) bis ſie ausgebrochen werden, oder mit dem Stuhlgange abgehen. Von andern Inſekten gelangt zuweilen die Raupe der Fettſchabe (Aglossa pinguinalis) durch Zufall, da ſie ſich in fetten Subſtanzen aufhält, mit denſelben in den Magen. Alle dieſe Geſchöpfe ſind aber keine eigentliche Schma— rotzer, ſo wenig als die Fliegenlarven, welche man nicht ſelten auf unreinen Geſchwüren findet, und ihr Vorkommen hat zuweilen zu Mißdeutungen und Verwechslungen mit Eingeweidewürmern Veranlaſſung gegeben. 35 Zu den ſchmarotzenden Dipteren gehören vor Allem die Flöhe. Außer unſerm gemeinen Floh (Pulex irritans, der dem Menſchen allein eigen iſt, während andere Säugethiere z. B. der Hund, beſondere Arten beſitzen, die den Menſchen nicht aufſuchen), kommt in Weſtindien und Südamerika der ſogenannte Sandfloh (P. penetrans) vor, welcher ſich als vollſtändig entwickeltes Inſekt unter die Haut der Bewohner, namentlich unter die Nägel an Händen und Füßen einbohrt und daſelbſt zu Geſchwürsbildung Veranlaſſung gibt. Wahrſcheinlich ſind es nur die befruchteten Weibchen, welche dieſe Wohnſtätte für ihre künftige Brut auf— ſuchen. Verſchiedene hierher gehörige Mücken- und Schnaken-Arten, namentlich die berüchtigten Mosquitos wärmerer Gegenden (vor Allem Culex cyanopterus, molestus und amazonicus der Tropenländer), welche der menſchlichen Haut empfindliche Stiche beibringen und Blut ſaugen, ſind doch nur als gelegentliche Schma— rotzer zu betrachten, da ſie ein völlig freies Leben führen und auch von Pflanzenſäften leben können. Die Ordnung der ungeflügelten Inſekten (Aptera) lie fert uns aus der Familie der Läuſe einige bekannte läſtige Gäſte, von denen 3 Arten (Pediculus capitis, vestimenti und pubis) mit Beſtimmtheit unterſchieden werden, während über eine vierte (Pediculus tabescentium), welche zuweilen in krank— haften Zuſtänden, der ſogenannten Läuſekrankheit, Phthiriaſis, in ungeheurer Menge auf der Haut erſcheinen und ſelbſt den Tod herbeiführen ſollen, genauere naturhiſtoriſche Beſchreibungen fehlen, ſo daß die eigentliche Natur dieſes Geſchöpfes, ſowie feine Ent⸗ ſtehung und Verbreitung noch in Dunkel gehüllt ſind. Aus der Ordnung der Halbflügler (Hemiptera) müſſen wir die bekannten läſtigen Bettwanzen (Acanthia lectula- ria) hierher zählen, welche von Oſtindien aus zu uns gekommen ſein ſollen und allerdings keine vollkommenen Schmarotzer ſind, da ſie den menſchlichen Körper nur des Nachts, wenn ſie auf Nah— rung ausgehen, aufſuchen. Spinnenartige Thiere (Arachnida.) Die beim Men— ſchen vorkommenden Thiere aus dieſer Claſſe gehören der Ordnung der Milben (Acarina) an. In unſern Wäldern und Gebüſchen 4 — lauert der Holzbock (Ixodes rieinus) auch Zecke genannt, auf vorübergehende Menſchen und Thiere, um ſich von denſelben abſtreifen zu laſſen, und mit feinem Vorderleibsende in deren Haut einzubohren, wobei ſich ſein Körper durch das eingeſogene Blut allmählich ungeheuer aufbläht. Die amerikaniſche Waldlaus (I. americanus) iſt eine wahre Geißel für Menſchen und Vieh in den amerikaniſchen Wäldern. Eine andere kleine auf niedern Pflanzen lebende rothe Milbenart (Leptus autumnalis), bohrt ſich auch gerne in die Haut des Menſchen ein und erzeugt läſtiges Jucken. Da dieſelbe nur 6 Füße hat, iſt fie wahrſcheinlich nur eine unentwickelte achtfüßige Milbenart, welche im vollkommenen Zuſtande kein Schmarotzerleben führt. Ein viel wichtigerer Schmarotzer iſt für uns die Krätzmilbe (Sarcoptes seabiei), welche auf der Haut des Menſchen (ver- ſchiedene Thiere beſitzen andere ihnen eigne Arten) lebt, in welcher das Weibchen meiſtens gewundene Gänge unter die Oberhaut bohrt und in denſelben feine nicht ſehr zahlreichen aber verhältniß— mäßig großen Eier abſetzt. Das viel kleinere und ſeltenere Männ— chen bohrt ſolche Gänge nicht, ſondern läuft frei und mit ziemli— cher Geſchwindigkeit auf der Haut herum, oder ſitzt in einer klei— nen Vertiefung der Epidermis. Dieſe Thiere ſind hauptſächlich des Nachts thätig, daher das um dieſe Zeit bekanntlich vorzugs— weiſe läſtige Jucken, welches in der Regel zunächſt zur Erkenntniß der Krankheit führt. Die meiſtens gleichzeitig vorhandenen Bläs— chen oder Puſteln ſind Produkte des Hautreizes, namentlich bei empfindlicher Haut, und können auch, wenigſtens in der erſten Zeit der Krankheit ganz fehlen. Durch die Entdeckung der Krätz— milbe und die nähere Kenntniß ihrer naturhiſtoriſchen Eigenſchaf— ten erlitten natürlich die frühern Anſichten über das Weſen der Krätzkrankheit eine totale Aenderung, die Behandlung wurde, da es ſich jetzt nur um Tödtung der Milben und ihrer Brut handelt, ſehr vereinfacht und abgekürzt, und alle Befürchtungen von üblen Folgen wegen ſchnell vertriebener Krätze fallen hinweg. Wo ſolche je nach glaubwürdigen Autoritäten vorgekommen ſein ſollen, han— delte es ſich ſicher um irgend eine andere langwierige, mit der Krätze verwechſelte Hautkrankheit, welche Verwechslung jetzt bei der nicht ſehr ſchweren Auffindung der Milbe leicht zu vermeiden iſt. — Die 33 ſogenannte Räude bei Pferden, Hunden, Katzen und andern Thie— ren wird ebenfalls durch andere unſerer Milbe verwandte Arten erzeugt. , Eine andere Milbenart, die ſogenannte Haarſackmilbe (Aca- rus folliculorum) lebt in den Haarſäcken und Talgdrüſen an verſchiedenen Stellen der menſchlichen Haut, namentlich im Geſichte, und wird beſonders in den ſogenannten Miteſſern (vermehrte An— ſammlung des Talgs in den Talgdrüſen der Haut bei Verſtopfung des Ausführungsganges derſelben) gefunden. Sie iſt um ein Ziem— liches kleiner als die Krätzmilbe, und erzeugt durch ihre Gegen— wart keine beſondere läſtige Erſcheinungen, daher ſie auch erſt in der neuern Zeit entdeckt wurde. Krebsartige Thiere (Crustacea). Aus dieſer Claſſe gibt es ſehr viele Schmarotzer bei Thieren, namentlich Fiſchen. Beim Menſchen wurde nur in ſeltenen Fällen ein früher zu den Helminthen gezählter lernäenartiger Schmarotzerkrebs, Pentas to- mum (Linguatula) gefunden. *) Würmer (Vermes). Dieſe Claſſe liefert die meiſten und bekannteſten Paraſiten des menſchlichen Körpers. Als zufällige Schmarotzer find aus der Ordnung der Gliederwürmer (Ver- mes annulati) die Blutegel zu erwähnen, welche, wo ſie in großer Anzahl vorkommen (wie- auf den oſtindiſchen Inſeln nach Dr. Hoffmeiſter) zur bedeutenden Plage für die Menſchen werden. Der Roßegel (Haemopis vorax) gelangt zuweilen zufällig mit dem Trinkwaſſer in die Verdauungs- und Reſpirationswerk— zeuge der Menſchen und Hausthiere, und kann hier ſehr gefähr— liche Zufälle erzeugen, wodurch derſelbe in neuerer Zeit namentlich in der Provinz Algier berüchtigt wurde. Von den eigentlichen, bis jetzt zu der Claſſe der Würmer ge— zählten Eingeweidewürmern (Vermes helminthes) unter⸗ ſcheiden wir 4 Ordnungen, deren jedoch nur 3 uns Paraſiten liefern. ) So fand in neuerer Zeit Dr. Bilharz in Cairo in 2 Fällen in dem Peritonealüberzug der menſchlichen Leber Rudimente von Pentastomum constrietum, welches Dr. Pruner im Jahre 1846 zuerſt daſelbſt beobachtete. 4. Be 1) Bandwürmer (Cestodes). Hierher gehören die mehr— fach erwähnten bekannten Arten, der langgliedrige Band— wurm (Taenia solium) und der Grubenkopf (Botryo- cephalus latus). Die von Frühern unter dem Namen Kür: biskernwurm (T. cucurbitina) beſchriebenen Körper ſind nur los— getrennte geſchlechtsreife Glieder von T. solium. Es gibt wahr— ſcheinlich noch andere Bandwurmarten in dem menſchlichen Körper welche bis jetzt wohl mit den bekannten zuſammengeworfen und verwechſelt wurden. *) Bei den Bandwürmern müſſen wir auch die Blaſenwürmer anführen, welche bis auf die neueſte Zeit unter dem Namen Cys- tici eine eigene Ordnung der Helminthen bildeten. Sie find aber, wie bereits mehrfach erwähnt, als verirrte und entartete (oder in einem beſondern Entwicklungszuſtande begriffene) Bandwürmer zu betrachten, und es werden mehrere Formen derſelben in verſchiede— nen menſchlichen Organen angetroffen, woſelbſt ſie nicht ſelten be— deutende Störungen hervorrufen und deßhalb unſer Intereſſe be— ſonders zu feſſeln geeignet ſind. — Die ſogenannten Finnen oder Hydatiden (Cysticercus) find die erſten Bandwurmglieder (Larven oder Ammen), deren hinteres Ende zu einer mehr oder weniger großen Waſſerblaſe entartet iſt. Eine Art (C. cellulos®) wird in den verſchiedenſten Geweben des menſchlichen Körpers frei oder in der Regel in eine eigene Kapſel eingeſchloſſen gefunden, ſo zwiſchen den Muskelfaſern, unter den ſeröſen Häuten, im Gehirne, den Augenkammern ꝛc. Je nach dem Sitze in verſchiedenen Orga— nen und der Widerſtandsfähigkeit derſelben nimmt die Blaſe ver— ſchiedene Formen an, und erreicht in dem Gehirne oft eine ſehr bedeutende Ausdehnung. **) ) Dr. Bilharz fand in Cairo eine Art, welche ſich von den bei— den andern durch auffallende Kleinheit unterſchied. — T. nana Sieb. **) Eine andere Form (Coenurus cerebralis) jtellt eine oft ſehr große Waſſerblaſe vor, auf deren innerer Flache eine Menge von Hälſen und Koͤpfen gruppenweiſe hervorſproſſen. Sie findet ſich frei in der Gehirnſubſtanz von Wiederkäuern, und erzeugt namentlich bei den Schaafen die bekannte und gefaͤhrliche Drehkrankheit. 97 In den verſchiedenſten Organen des menschlichen Körpers, vor— züglich aber in der Leber, findet man zuweilen in der Regel von einer beſondern Cyſte umgebene Waſſerblaſen, deren Inneres eine oft große Zahl kleinerer Blaſen und außerdem förmliche Ceſtoden— Ammen mit Saugnäpfen und Hakenkranz enthält. Dies iſt der Echinococcus hominis. Sind dieſe Blafen nicht mit Brut gefüllt, fo ſtellen fie die ſogenannten Aeephaloecyſten dar, welche oft eine ungeheure Größe erreichen, und durch Druck oder förm— liche Verdrängung ihrer Umgebung gefährlich werden können. 2) Saugwürmer (Trematodes). Von dieſer durch ihre näher geſchilderte Wanderungen und Metamorphoſen höchſt intereſ— ſanten Gruppe von Eingeweidewürmern, beherbergt der Menſch keine beſondere Gattung, und nur in höchſt ſeltenen Fällen findet man bei ihm durch Uebertragung von Thieren eine oder die andere Art, namentlich die ſogenannten Leberegel (Distomum hepa- ticum und lanceolatum), welche bei Wiederkauern oft in großer Zahl in den Gallengängen vorkommen, dieſelben verſtopfen und durch Störung der Function der Leber verheerende Krankhei— heiten, beſonders bei den Schaafen erzeugen. ) 3) Kratzer (Acanthocephali). In dem menſchlichen Kör- per iſt bis jetzt mit Beſtimmtheit keine Art dieſer Würmer, welche man nicht ſelten in dem Dünndarm der Schweine (Echinorrhyn- chus gigas) und bei andern Thieren findet, nachgewieſen worden. 4) Rundwürmer (Nematodes). Dieſe Ordnung liefert uns die meiſten und verbreitetſten menſchlichen Eingeweidewürmer, und zwar in unſerm Vaterlande drei ſehr häufige Arten und eine äußerſt ſeltene Art. Es find dieſe der Spulwurm (As caris lumbricoides), welcher im Darmkanale der meiſten Menſchen, namentlich im Jugendalter lebt, nicht ſelten auch in den Magen heraufſteigt und dann durch Erbrechen entleert wird; der kleine Madenwurm (Oxyuris vermicularis) im Maſtdarme, vorzüglich der Kinder, oft in ungeheurer Anzahl; der Peitſchen— ) Bei Bewohnern Aegyptens fand Bilharz Distomum hamato- bium Bilh. im Pfortaderblute und auf der entarteten Schleim— haut der Harnblaſe und des Darmkanals, und D. heterophyes Sieb. im Darmkanale. 58 wurm (Trichocephalus dispar) in der Regel im Blind⸗ darme oder Dickdarme des Menſchen, zuweilen in großer Anzahl, ohne daß ſich ſeine Gegenwart durch beſondere Erſcheinungen kund gibt, und endlich der höchſt ſelten in der menſchlichen Niere ge— fundene ſchön rothe Rieſenwurm (Strongylus gigas). In der heißen Zone der alten Welt lebt eine Art des Faden— wurms (Filaria medinensis), welcher einer Darmſeite ähn— lich und oft von bedeutender Länge (1—300 im Zellgewebe unter der Haut vorzüglich an den untern Extremitäten ſeinen Sitz hat und für die Bewohner dieſer Gegenden eine große Plage iſt. Zu gewiſſen Zeiten bohrt ſich dieſer Wurm, der in ſeiner Jugend ein freies Leben führt, durch die Haut nach außen, wobei er Entzün— dung und gewöhnlich ſchmerzhafte Geſchwüre erzeugt, zugleich aber von den Patienten mit großer Vorſicht, da er gerne abreißt, herausgezogen oder vielmehr abgehaſpelt wird. Nach der Annahme der Neger ſollen die jungen Filarien nach den Nilüberſchwemmun— gen mit dem Trinkwaſſer in den Körper gelangen, wofür auch die Beziehung ihres Erſcheinens zu den Jahreszeiten ſpricht. Auch im menſchlichen Auge ſind ſchon lebende Filarien beobach— tet worden, ſo wie einmal in einer entarteten Bronchialdrüſe. Doch ſind dieſes ſeltene Erſcheinungen. — Hierher gehört auch noch ein kleiner eneyſtirter geſchlechtsloſer Rundwurm, Trichina spiralis, welcher zuweilen in der Muskelſubſtanz des Menſchen und verſchiedener Thiere in großer Menge gefunden, und als ein verirrter und verkümmerter Rundwurm betrachtet wird. *) Infuſionsthiere (Infusoria.) Thiere dieſer Claſſe kom— men wohl nur gelegentlich in gährenden, in Zerſetzung begriffenen Flüſſigkeiten des menſchlichen Körpers, z. B. im Eiter, namentlich als Vibrionen vor und ſind nicht zu den ächten Schmarotzern zu zählen. *) Das von Dubini in Mailand beobachtete Ankylostomum duo- denale Dub, wurde in neuerer Zeit auch von Bilharz bei Aegyptern im Bindegewebe zwiſchen der Muskel- und Schleim— haut des Darmes gefunden. 39 Zum Schluſſe mögen noch einige Betrachtungen über den Ein— fluß, welchen die Schmarotzer auf den Körper und die Geſund— heit ihrer Wirthe auszuüben pflegen, um ſo mehr hier ihren Platz finden, als gerade in dieſem Betreffe noch manche irrige Anſichten zu berichtigen ſind. Ein großer Theil der Eingeweidewürmer ſtört die Geſundheit der von ihnen bewohnten Menſchen oder Thiere nicht im Geringſten und ihre Gegenwart wird oft gar nicht gewahrt oder nur zufällig wahrgenommen. Doch können dieſelben bei ſehr reizbaren Perſonen, oder wenn ſie in überaus großer Menge vorhanden ſind, wie z. B. die Madenwürmer, durch den Reiz ihrer Bewegung mehr oder minder bedeutende Störungen des Befindens und Reflexerſcheinungen (Krämpfe) erzeugen, was man auch von Spulwürmern und namentlich den Bandwürmern zuweilen beobachtet, wiewohl gewiß nicht ſo häufig und in dem Grade als gewöhnlich und ſelbſt von Aerzten angenommen wird. Da, wie erwähnt, in verſchiedenen Krankheiten, beſonders des Darmkanals, die in demſelben vorhandenen Helminthen gerne aus— wandern und man bei dieſer Gelegenheit auf dieſelben aufmerkſam wird, ſo geſchieht es gewiß nicht ſelten, daß dieſe Krankheiten irr— thümlich den abziehenden Gäſten zugeſchrieben werden. Die Spul— würmer wurden beſonders in frühern Zeiten häufig beſchuldigt, den Darmkanal zu durchbohren oder zu zerfreſſen und dadurch zu gefährlichen Zufällen und ſelbſt dem Tode Veranlaſſung zu geben. Nun beſitzen aber dieſe Thiere durchaus keine zum Nagen oder Bohren geeignete Organe, dagegen mögen ſie allerdings im Stande ſein, indem ſie ihr ſpitzes Kopfende zwiſchen den Faſern der Darmhäute durchdrängen, die Eingeweide zu verlaſſen und Wanderungen nach verſchiedenen Körpertheilen anzuſtellen. Durch die Elaſticitat der Faſern ſchließt ſich die gemachte Oeffnung in dem Darme ohne Nachtheil wieder, aber die Auswanderer können je nach dem Orte, wohin ſie gelangen, mehr oder minder gefähr— liche Zufalle veranlaſſen, wohin namentlich die ſogenannten Wurm— abſeeſſe gehören, durch deren Entleerung ſie im günſtigſten Falle wieder nach Außen gelangen. Erſtickungstod hat man bei Men— ſchen ſchon, durch Spulwürmer veranlaßt, wahrgenommen, indem dieſelben in der Speiſeröhre aufwärts durch die Stimmritze in den Kehlkopf oder die Luftröhre gelangten. Solche Fälle gehören je— 40 doch zum Glücke beim Menſchen zu den größten Seltenheiten, da— gegen kommen in der Luftröhre von verſchiedenen Vögeln gewiſſe Würmer (Strongylus trachealis) oft in ſo großer Zahl vor, daß ſie dieſelbe verſtopfen und den Tod des Thieres herbeiführen, wie dieſes z. B. bei jungen Hühnern zuweilen beobachtet wird. Die Paraſiten, welche außerhalb des Darmkanals ihren Sitz haben, namentlich die verſchiedenen Blaſenwürmer, erzeugen je nach der Wichtigkeit der von ihnen bewohnten Organe durch Reitzung, Druck oder ſelbſt vollkommene Verdrängung derſelben nicht ſelten erhebliche Störungen, und können ſelbſt den Tod herbeiführen, ſo z. B. Coenurus cerebralis im Gehirne der Schaafe, Cysticercus cellulosæ im Hirne des Menſchen (im Auge erzeugt er gerne Blindheit, welche durch Ausziehen deſſelben geheilt werden kann), Echinococcus hominis in verſchiedenen Unterleibsorganen ꝛc. Manche Paraſiten, namentlich die verſchiedenen Ektoparaſiten erzeugen läſtige Empfindungen, Ausſchläge und ſelbſt Entzündun— gen und Geſchwüre auf der von ihnen bewohnten Haut, ohne ge— rade ihren Wirthen beſonders gefährlich zu werden. Dahin gehören z. B. unſere ſchmarotzenden Milben und Zecken, der Sandfloh und Fadenwurm wärmerer Gegenden u. A. — Bei niedern Thieren muß aber zuweilen die Gegenwart von Schmarotzern den Tod nothwendig zur Folge haben, ſo z. B. bei Inſektenlarven, in deren Leib verſchiedene Schlupfweſpen ihre Eier legen, welche ſich auf Koſten ihrer Wirthe entwickeln. Gehen die Wirthe erſt nach ihrer Verpuppung zu Grunde, ſo ſiehet man nicht ſelten zu ſeinem Erſtaunen ſtatt des erwarteten Schmetterlings eine Schlupfweſpe oder ein ähnliches Inſekt aus der Puppe kriechen. Nach dem jetzigen Standpunkte unſeres Wiſſens über Entſtehung und Vermehrung der Paraſiten, namentlich der Helminthen, iſt die Annahme einer Wurmkrankheit, d. h. eines beſtimmten krank— haften Zuſtandes unſeres Körpers, in welchem derſelbe aus feinen eigenen Säften, z. B. auf der Schleimhaut des Darmkanals Wür— mer durch Urerzeugung zu produeiven vermag, nicht mehr ſtatt— haft und wir können nur noch annehmen, daß gewiſſe Zuſtände, wie ein beſtimmtes Alter, eine beſondere Conſtitution, gewiſſe Krankheitsverhältniſſe die Erzeugung und Vermehrung der Para— ſiten begünſtigen, indem ſie einen zur Entwicklung ihrer Brut vor— 41 zugsweiſe geeigneten Boden liefern. In wie weit der Aufenthalt in gewiſſen Ländern, beſondere Lebensverhältniſſe und Beſchäfti— gungen, namentlich die Beſchaffenheit der Nahrungsmittel, auf das Vorkommen von Schmarotzern beim Menſchen influiren, haben wir bereits bei Gelegenheit der Verbreitung dieſer Thiere erwähnt. Bei dem regen Eifer, welchen in neuſter Zeit die ausgezeichnet— ſten Forſcher dem Studium der Schmarotzerthiere zuwenden, ſtehen täglich neue intereſſante Entdeckungen zu erwarten und iſt zu hoffen, daß von manchem jetzt noch etwas dunklen Vorgange in Bälde der Vorhang gelüftet werden möge. 42 Ueber Die Algen. (Auszug aus dem Vortrage von Hofrath Döll in Karlsruhe.) Hofrath Döll ſprach von den Algen, d. h. von jenen, von Laien und Gelehrten ſo lange unbeachteten oder gering geachteten Gewächſen, welche größtentheils im Waſſer, ſeltener auf feuchter Erde, Steinen, Felſen, Rinden u. dgl., ja ſelbſt auf Schnee und alten Fenſterſcheiben ihr unſcheinbares, aber gleichwohl höchſt wun— derbares Daſein friſten. Nachdem er eine Ueberſicht über die Geſtaltenreihen dieſer Na— turkörper von dem kugeligen, meiſt mikroſkopiſchen Bläschen, zum Faden, Lappen und zu anderweitigen Formen gegeben, ſtellte er jene Arten, welche ein Einzelleben führen, denjenigen gegenüber, welche ſich in regelmäßig gruppirte Geſellſchaften, ſogenannte Co— lonien oder beſſer Gemeinden zu vereinigen pflegen, und gab hier— auf eine überſichtliche Erläuterung der auffallendſten Erſcheinun— gen des Wachsthums und der Fortpflanzung in beiden Gebieten. Ein Theil der Pflanzen der erſten Art, ohne der Mitwirkung an— derer Individuen gleicher Art zu bedürfen, in Allem ſich ſelbſt genügend, theilt ſich entweder zum Behufe der Fortpflanzung, oft zu wiederholten Malen in zwei neue Individuen, oder vervierfacht ſich auf verſchiedene andere Weiſen, andere dagegen vervielfachen ſich ſofort durch Theilung in zahlreiche Nachkommen, und wieder andere, wie z. B. die Arten der Gattung Valonia, pflanzen ſich dadurch fort, daß ſie gleichſam in der Form von Aeſtchen und Zweiglein neue Zellen anſetzen, welche alsdann, nnabhängig von ihrer Urſprungszelle, ihr Leben fortzuſetzen vermögen, ſelbſt wenn jene längſt zu Grunde gegangen find. 45 Die Fortpflanzung durch Erzeugung zahlreicher Tochterzellen wurde veranſchaulicht durch die Schilderung der Volvoeinen oder ſo— genannten „Kugelthierchen“ und des bekannten „rothen Schnees“, jener Alge, welche auf den Alpen durch ihren gefärbten Zellinhalt ſo häufig dem Schnee eine rothe Färbung gibt. Die Volvoeinen wurden bis in die neueſte Zeit von bedeutenden Forſchern zu den Infuſionsthierchen gerechnet, aber im Jahr 1844 von Profeſſor v. Siebold mit gutem Grunde, aber gleichwohl nicht ohne Wider— ſpruch von Fachgenoſſen, in das Pflanzenreich verwieſen. Jene Geſchöpfe find nämlich bei ihrer Geburt an dem einen, dem vor- deren Ende etwas dünner und mit mindeſtens zwei Wimpern beſetzt, welche eine Zeit lang in ſchwingender Bewegung begriffen ſind und eben dadurch die Fortbewegung der Zelle in der Richtung nach vorn und zugleich eine Rotation um ihre Längenachſe zu Stande bringen. Auch das ſogenannte „Auge“ der meiſten hierher ge— hörigen Organismen hat ſich in allen Beziehungen ſeines Stoffes und ſeiner Entwickelung als bloßen pflanzlichen Zellkern erwieſen. Solche Anſichtsverſchiedenheiten der Gelehrten dürften übrigens in dieſer Region keineswegs befremden; denn gerade in dieſen niederſten Regionen ſtehen ſich die beiden organiſchen Reiche am nächſten, je entwickelter aber die Pflanzen und Thiere ſind, deſto deutlicher und beſtimmter ſondern und unterſcheiden ſie ſich von einander. Als Beiſpiele von Fortpflanzung durch Vier- oder wieder— holte Zweitheilung har Hofrath Döll den auf feuchter Rinde als grünes Pulver vorkommenden Pleurococcus viridis und die Re— genalge (Hæmatococcus pluvialis v. Flotow, Chlamidococ- cus pluvialis A. Braun) angeführt. Letztere findet ſich im trockenen Sommer als eine rothe Kruſte in Vertiefungen von Steinen und Felſen und hat in dieſem Zuſtande das Ausſehen einer Flechte. Tritt aber Regen ein, ſo wird der rothe Ueberzug des Geſteines allmählich gelbſchillernd und endlich grün, und es zeigt ſich dann unter dem Mikroſkope das regſte Leben. Jede der Kugeln, woraus die Maſſe beſteht, theilt ſich nämlich zweimal in zwei ſtumpf ei— förmige, am dünneren Ende bewimperte Zellen, welche durch ihre beginnenden Bewegungen die zarte Mutterzelle zerreißen, dann zwei bis drei Tage lang lebhaft umherſchwärmen und dabei eine ver— kehrt⸗birnförmige Geſtalt bekommen und an Umfang ungefähr um .. das Vierfache zunehmen. Sind fie am Abende des letzten Tages endlich zur Ruhe gekommen, ſo geht in der darauf folgenden Nacht ſchon wieder eine wiederholte Zweitheilung vor ſich, und ſchon am folgenden Morgen ſprengen die vier neu entſtandenen Zellen ihre Hülle, um ein abermaliges Schwärmen zu beginnen. Dieſer Ge— nerationswechſel wiederholt ſich, wenn nicht andere hier nicht zu erörternde Erſcheinungen eintreten, in der Regel ſiebenmal und nimmt einen Zeitraum von 14 bis 21 Tagen in Anſpruch. Hat nun endlich das Gewimmel der letzten Schwärmzellen aufgehört, ſo ſinken dieſelben zu Boden und bedürfen nun, um wieder eine weitere Entwickelungs- und Bewegungsfähigkeit zu erlangen, nicht allein einer Ruhe, ſondern auch einer Austrocknung, gleichſam eines Sommerſchlafes. Schon eine eintägige Austrocknung reicht hin, um ihnen ihre Verjüngungsfähigkeit wiederzugeben; aber ſie darf auch Monate, ja ſelbſt eine Reihe von Jahren andauern. Selbſt nach ſiebenjähriger trockener Aufbewahrung im Herbarium hat Profeſſor Braun dieſe Pflanze durch Uebergießen mit Waſſer nach 32 Stunden wieder zum Leben und zu erneuter Fortpflan— zungsthätigkeit gebracht. Was hier durch das Experiment bewirkt wird, thut ſonſt, meiſtens in kleineren Zwiſchenräumen, die Natur, welche von Zeit zu Zeit durch den Regen Millionen dieſer mikroſ— kopiſchen Weſen wieder in's Leben ruft. Findet die periodiſche Austrocknung wegen langen Regenwetters nicht Statt, ſo ſcheinen die zur Ruhe gekommenen Zellen endlich zu Grunde zu gehen; aber auch in dieſem Falle iſt für die Erhaltung der Art auf an— dere Weiſe geſorgt. Es ſetzt ſich nämlich am Rande der Waſſer— becken in großer Anzahl eine andere Art von lichtrothbraunen, oft große Kruſten bildenden Zellen an, welche ſich ebenfalls durch doppelte Zweitheilung vermehren, aber gar keine Bewegung zeigen. Unter dieſen befinden ſich einzelne größere Zellen und dieſe ver— mögen, vom Regen in's Waſſer geſpült, ebenfalls wieder eine neue Reihe beweglicher Generationen zu erzeugen und vermitteln daher bei ungünſtiger Witterung die nothwendige Aushülfe. Die wunderbare Regenalge bietet den Uebergang zu jenen Algen, bei welchen zum Behufe der Fortpflanzung ein Zuſam— menwirken zweier Individuen derſelben Art erforderlich iſt. Bei der Regenalge treten die vegetativen Zellen nur aushülfsweiſe in 4⁵ Wirkſamkeit; bei den jetzt in Frage kommenden iſt jenes Zuſam— menwirken Regel. Die verſchiedenen Arten deſſelben laſſen ſich an der Gattung Palmoglea zeigen, bei welcher eine totale Vereini— gung des Inhaltes und der Bedeckung zweier Zellen die Ent— ſtehung der neuen Zelle bewirkt, dann an vielen Diatomaceen, wo der Inhalt je zweier Zellen aus der kieſelhaltigen Zellhaut aus— tritt, um ſich zu einem neuen Individuum zu vereinigen, ferner an der Gattung Vaucheria, wo eine partielle Vereinigung des In— halts verſchiedenartiger Zellen an den Enden gewiſſer Hervorra— gungen zum Behufe der Bildung der Keimzelle Statt findet, ſo— dann an Zygogonium, wo die partielle Vereinigung durch leiter— artige Jochverbindungen zu Stande kommt, an Mougeotia, wo zu dieſem Behufe knieartige Jochverbindungen entſtehen, und end— lich an Mesocarpus notabilis, wo wahrſcheinlich eine kettenartige Verbindung der Zellen Statt findet. Die Bildung von Colonien oder Gemeinden läßt ſich an den Arten Pediastrum granulatum (Waſſerſtern) und Hydro— dietyon reticulatum (Waſſernetz) zeigen. Bei dem Waſſerſterne ſind bei der Geburt meiſtentheils 16, ſeltener 4, 8, 32 oder 64 beweg— liche Keimzellen in der innerſten Lamelle der verlaſſenen Mutter— zelle eingeſchloſſen. Nach einer etwa viertelſtündigen lebhaften Be— wegung ordnen ſich dieſelben nach der Längsaxe der ſie noch kurze Zeit umſchließenden Blaſe in eine Ebene, ſie rücken und drängen ſich eine Zeit lang, bis ſie endlich ein völlig ausgefülltes, an der Peripherie zuletzt mit ſtrahlenartigen Vorragungen verſehenes ruhen— des Scheibchen bilden, deſſen ſämmtliche Zellen ſich ſpäter wieder in verſchiedenen Richtungen ſpalten, um neue Generationen zu ent— leeren. Noch intereſſantere Erſcheinungen zeigt das in ſtehenden Gewäſſern ſo häufig vorkommende Waſſernetz. Daſſelbe beſteht aus zahlreichen ſechseckigen Zellen, welche zu einem in ſich geſchloſſenen Sacke vereinigt ſind. Die Zellen zeigen in ihrer äußeren Form Anfangs keine Verſchie— denheit, wohl aber in Bezug auf ihre Größe und hinſichtlich der Fructifi- cation. Ein Theil der Zellen iſt nämlich etwas größer und zeigt bald regelmäßig geordnete Flecken, welche ſich zu drängen und zu ſchie— ben beginnen und ſich endlich zu 7000 bis 20000 größeren Keim— zellen ausbilden. Nach einer etwa halbſtündigen zitternden Be— 46 wegung verbinden fich dieſelben innerhalb der Mutterzelle zu einem jungen Netze, welches durch allmählige Auflöſung derſelben endlich frei wird und ſich in einer drei- bis vierwöchentlichen Vegetations— zeit oft zu einer bedeutenden Größe entfaltet. In den kleineren Zellen des Mutternetzes bilden ſich je 30000 bis 100000 kleinere und ſchmälere Zellen, welche an der Spitze mit 4 langen Flimmer— fäden verſehen ſind und wohl in Folge der mit ihrer Entſtehung eintretenden ſchwingenden Bewegung derſelben nach Zerreißung der Mutterzelle oft gegen 3 Stunden lang lebhaft umherſchwärmen, ſich nach eingetretener Ruhe zu grünen Kügelchen umbilden und endlich, ohne anderweitige Lebens- oder Fortpflanzungserſcheinungen zu zeigen, abſterben. Auffallend iſt es hierbei, daß die Netzbildung ſtets in den frühen Morgenſtunden, im hohen Sommer zwiſchen 4 und 5 Uhr, zu Ende des Sommers zwiſchen 6 und 8 Uhr Statt findet, und nur an trüben Herbſttagen noch bis Vormittags 10 Uhr fortdauert, während das Ausſchwärmen der kleinen Zellen im hohen Sommer gewöhnlich zwiſchen 7 und 9 Uhr, im Herbſt zwiſchen 10 und 2 Uhr vor ſich geht. Um den Zweifeln zu begegnen, daß die mit ſolcher auffallen— den, aber vorübergehenden und keineswegs willkürlichen Bewegung begabten Naturkörper wirklich dem Pflanzenreich angehören, wurde zum Schluſſe noch darauf hingewieſen, daß ähnliche Zellenbewe— gungen ſchon längſt in den Fructificationsorganen der Charen (Characeæ) und in den letzten Jahren auch bei den Mooſen und an den Vorkeimen ſämmtlicher Gefäßkryptogamen beobachtet wor— den ſind. — ę—ü— > a7 Ueber Geſchichte und Kultur der Victoria. (Auszug aus dem Vortrage des Herrn Dr. Schultz | Bipontinus in Deidesheim.) Derſelbe verbreitete ſich ausführlich über die Geſchichte und Kultur der Victoria. Der berühmte deutſche Botaniker Hänke beobachtete ſie zuerſt in ihrem Vaterlande Centralamerika 1801, fiel bei ihrem Anblicke auf die Kniee und dankte Gott, welcher ihn dieſes Wunder der Pflanzenwelt ſchauen ließ; 1819 wurde ſie dann wieder beobachtet durch Bonpland, welcher durch den Anblick der Victoria ſo überwältigt wurde, daß er in's Waſſer ſprang, um einige Blüthen und Blätter zu ſammeln; 1827 fammelte fie d'Or bigny; 1832 der berühmte Leipziger Profeſſor Pöppig, welcher ſie als Euryale amazonica in demſelben Jahre in Froriep's Notizen beſchrieben hat; 1837 beobachtete ſie ein Deutſcher, Robert Schom— burgk, in engliſchen Dienſten in brittiſch Guiana reiſend, welcher bei deren Anblick den Entſchluß faßte, dieſe herrliche Nymphäacee nach Ihrer brittiſchen Majeſtät Nymphæa Victoria zu nennen, welcher Name in demſelben Jahre in Lindley's berühmter Mono— graphie zum Gattungsnamen erhoben, und die Pflanze Victoria regia genannt wurde. Das war eine fruchtbare Idee, ohne welche wir heute keine Victoria in Kultur, und keine Glaspalläſte hätten, da Paxton im Viectoriahauſe den Entſchluß zum Bau des Glas— pallaſtes faßte. Nun entſpann ſich zwiſchen Franzoſen und Eng— ländern ein lebhafter Streit über die Priorität und Nomenklatur, der in's Kleinliche ging, da ſehr berühmte Forſcher, um ſich die Autorität zu ſichern, den Claſſennamen regia in regalis, Regina oder Regine, jedoch vergebens, umzuwandeln verſuchten. Nach 48 den Regeln der Wiſſenſchaft nämlich, muß dieſe von Pöppig zuerſt als Euryale amazonica beſchriebene Pflanze in Zukunft Victoria amazonica heißen. 1845 beobachtete ſie der Engländer Bridges, und befahl einen Kahn herbeizuſchaffen, um von der Pflanze Theile einſammeln zu können. Die 1819 zuerſt im Pariſer Garten gemachten Kulturverſuche ſcheiterten, bis ſie endlich 1849 im Garten des Herzogs von De— vonshire zur Blüthe gebracht wurde. 1850 blühte ſie im Garten von Kew und in Gent bei van Houtte; 1851 in Herrenhauſen, Hamburg, Berlin und Ermandingen bei Conſtanz, Philadelphia und Calcutta; 1852 in Tübingen, Leipzig, Dresden, Bonn, Stutt- gart, Bollweiler, Carlsruhe u. a. O. Die Kultur dieſer ameri— kaniſchen Tropenpflanze, welche in einer Ausdehnung von 28 Brei— tegraden, nämlich 14 Grad nördlich vom Aequator und eben ſo viele ſüdlich vorkommt, bietet nun keine beſondern Schwierigkeiten mehr dar, da man die Verhältniſſe genau kennt, welche zur Ent— wicklung der Pflanze nothwendig find, z. B. 18—24° R. muß das Waſſer haben. Am Ende ſeines Vortrags machte Schultz den Vorſchlag, im Mannheimer botaniſchen Garten auf Aktien ein Victoriahaus zu bauen, der mit Beifall aufgenommen wurde. 49 Ueber Filtration der Luft in Beziehung auf Gährung und Fäulniss. (Auszug aus dem Vortrage von Profeſſor Schröder.) Im Jahre 1837 hat Dr. Schwann in Berlin durch eine Reihe von Verſuchen wahrſcheinlich gemacht, daß Fäulniß und Gährung, Schimmel- und Infuſorienbildung nicht durch den Sauer— ſtoff der Luft allein eingeleitet werden, ſondern durch einen in der Luft enthaltenen, durch Hitze zerſtörbaren Stoff. Schwann nimmt an, daß Gährung, Fäulniß, Schimmel- und Infuſorienbildung durch von der Luft transportirte Miasmen oder mikroscopiſche Thier⸗ und Pflanzenkeime, welche durch Ausglühen oder Aus— kochen der Luft zerſtörbar ſind, eingeleitet werden. Andererſeits war bekannt, daß manche Kryſtalliſationen z. B. von im Kochen überſättigter Glauberſalzlöſung nur in Berührung mit friſcher Luft eintreten, und im vorigen Jahre hat Loewel nach— gewieſen, daß die Kryſtalliſation der überſättigten Glauberſalzlöſung auch nicht eintritt, wenn nur ſolche Luft zu derſelben Zutritt hat, welche vorher durch Baumwolle filtrirt worden iſt. Die Summe dieſer Thatſachen ließ mir den Verſuch wünſchens— werth erſcheinen, wie ſich Subſtanzen, welche der Fäulniß oder Gährung fähig ſind, in durch Baumwolle filtrirter Luft verhalten würden. Ich habe dieſe Verſuche in Gemeinſchaft mit meinem Freunde Dr. von Duſch ausgeführt, und obwohl dieſelben noch lange nicht abgeſchloſſen ſind, haben uns dieſelben doch zu einigen bemerkens— werthen Thatſachen geführt, welche wir ſchon jetzt mittheilen zu dürfen glauben. 30 In einem Glaskolben wurde Fleiſch mit Waſſer gekocht, und der Kolben noch heiß mit Baumwolle loſe verpfropft und über— bunden. | Ein zweiter Kolben war mit einem Kork verſehen, durch wel- chen 2 rechtwinklich gebogene Röhren gingen, ein Saugrohr und ein Zuleitungsrohr. Das erſte ſtand mit einem Aſpirator in Verbindung, das zweite mit einem längeren mit Baumwolle ge— füllten Rohre. Nachdem alles luftdicht verbunden war, wurde Fleiſch mit Waſſer in dem Kolben gekocht, bis auch alle Verbin— dungsröhren heiß waren, und nun durch den Aſpirator Luft durch den Kolben geſaugt, welche durch das mit Baumwolle gefüllte Rohr filtrirt war. Dieß wurde Tag und Nacht 23 Tage lang fortgeſetzt. Zur Controle wurde in einem dritten Kolben Fleiſch mit Waſſer abgekocht, und offen danebengeſtellt. Während das Fleiſch und die Fleiſchbrühe in dem letzteren offenen Kolben ſchon in der zweiten Woche vollkommen in Fäul— niß übergegangen war, zeigte ſich das Fleiſch und die Fleiſchbrühe in den beiden erſteren Kolben während 23 Tagen unverändert, war beim Oeffnen ohne Geruch, und entwickelte beim Erwärmen den Geruch friſcher unveränderter Fleiſchbrühe. Mit ganz gleichem Erfolge wurde dieſer Verſuch auch ein zweites Mal wiederholt. Ein ganz ähnliches Reſultat ergab uns ähnlich behandelte ſüße Malzwürze. Die Flüſſigkeiten welche nach dem Kochen nur mit durch Baumwolle filtrirter Luft in Berührung gekommen waren, blieben während 23 Tagen vollkommen klar, und zeigten ſich beim Oeffnen von dem Geruch und dem ſüßen Geſchmack wie von Anfang, und mit der Steinheil'ſchen Bierprobe unterſucht, vollkommen unverändert. Dieſe Verſuche waren in den Monaten Februar bis Anfang Juni 1853 ausgeführt bei Temperaturen, welche etwa zwiſchen 50 und 150 R. lagen. Wir glauben durch dieſe Verſuche conſtatirt zu haben, daß mit Waſſer gekochtes Fleiſch nicht fault, und eine ſüße Gährungs— würze nicht gährt, wenn ſie nur mit ſolcher Luft in Berührung kommen, welche vorher durch Baumwolle filtrirt worden iſt, wenig— 31 ſtens innerhalb der Temperaturen und Zeitabſchnitte, welche oben angegeben ſind. Wir dürfen nicht verhehlen, daß ein ähnlicher Verſuch mit in Waſſer gekochtem Fleiſch in einem noch heiß mit Baumwolle ver— pfropften und überbundenen Kolben, den wir in den heißeſten Tagen des Monats Juli und Auguſt wiederholten, nicht vollſtändig gelang. Die Flüſſigkeit hatte nach 4 Wochen den Geruch nach ſtinkendem Fett, und war nicht völlig unverändert. Wir müſſen es vorerſt dahin geſtellt ſeyn laſſen, ob das Mißlingen dieſes Verſuchs der hohen Temperatur, oder anderen Umſtänden zuzuſchreiben iſt. Mit Milch erhielten wir nur negative Reſultate. Sie gerinnt und fault in filtrirter Luft wie es ſcheint eben ſo ſchnell, als an offener Luft. Niemals trat jedoch in filtrirter Luft Schimmelbil— dung ein. Schimmelmiasmen werden durch die Baumwolle zurück— gehalten. Da noch ſo viele Verſuche zu machen ſind, um dieſe Verhält— niſſe näher aufzuklären, ſo enthalten wir uns vorerſt aller theore— tiſchen Folgerungen. Die poſitiven Thatſachen, zu denen wir bereits gelangt ſind, wollten wir jedoch deßhalb nicht länger zurückhalten, weil die Ausführung dieſer Verſuche ihrer Natur nach ſehr lange Zeit in Anſpruch nimmt. E_ Ueber die wafferfreien Säuren. (Auszug aus dem Vortrage von Profeſſor Dr. Delffs.) Delffs beſpricht die Entdeckung der waſſerfreien organiſchen Säuren durch Gerhardt, und beleuchtet den Einfluß dieſer Entdeckung auf die Theorie der Säuren überhaupt. — Die Bildung der waſſerfreien Säu— ren wird von Gerhardt auf verſchiedene Weiſe bewirkt, am beſten durch Deſtillation der waſſerfreien Salze mit Phosphoroxychlorid (= PC130?); z. B. 6 (Nao + C*H?0?), + PC130? — 3 NaO + PO, + 3 NaCl, + 6 C!H?03. Mit Waſſer in Berührung ge- bracht, gehen die waſſerfreien Säuren allmälig wieder in Hydrate über. Dieſe Syntheſe beweiſt, daß die, von Davy gegen Lavoiſier geltend gemachte (urſprünglich nur auf die unorganiſchen Säuren bezogene, ſpäter aber von Liebig auf die organiſchen Säuren ausgedehnte) Annahme, daß die vermeintlichen Hydrate der Säuren als Waſſerſtoffverbindungen zuſammengeſetzter Radikale (z. B. 803 + HO als SO! + H) betrachtet werden müßten, die letzte Stütze verloren hat. Man hat nämlich von jeher dieſer Theorie den Einwurf gemacht, daß dieſelbe auf lauter Verbindun— gen (wie 804) fuße, welche nur in der Einbildung exiſtirten. Das Gewicht dieſes Einwurfs ſuchten die Vertheidiger jener Theo— rie dadurch zu entkräften, daß ſie die waſſerfreien Säuren, wenig— ſtens dem größeren Theil nach, ebenfalls für Phantaſiegebilde erklärten, und dadurch bei ihren Gegnern dieſelbe Blöße aufgedeckt zu haben glaubten, welche ſie bei ſich ſelber nicht verbergen konnten. Für die überwiegende Mehrzahl der unorganiſchen Säuren hatte nun dieſe Behauptung ſchon längſt alle Bedeutung verloren, da die meiſten in waſſerfreier Form bekannt ſind; der Analogie nach durfte man daher auch waſſerfreie organiſche Säuren vorausſetzen. Die neue Entdeckung Gerhardt's erhebt dieſe Vorausſetzung zu einer Realität. — 35 Verzeichniß der ordentlichen Mitglieder. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Regent FRIEDRICH VON BADEN, als gnädigſter Protector des Vereines. — — INN @xrx — — Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ludwig von Baden. Ihre Königliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin Stephanie von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Wilhelm von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachſen-Weimar— Eiſenach. Seine Durchlaucht der Fürſt von Fürſtenberg. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hohenlohe— Bartenſtein. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Iſenburg-Birſtein. 10. Herr Abenheim, Dr. und practifcher Arzt. 11. „ Aberle, Handelsmann. 12. „ Achenbach, Obergerichts-Advokat, Prokurator und Gemeinderath. 13. „ Algardi, G., Handelsmann. 14. „ Alt, Dr. u. practiſcher Arzt. 15. „ Andriano, Jakob, Partieulier. 16. „ Artaria, Ph., Kunſthändler. 17. „ Baier, Joh. Gg., Partieulier. 18. „ Baſſermann, Frd., königl. bayeriſcher Conſul. 19. „ Baſſermann, Dr. u. practiſcher Arzt. 20. „ Behaghel, P., Profeſſor und Lyceumsdirector. 21. „ Bensheimer, J., Buchhändler. 22. „ Benſinger, Dr. u. Medicinalreferent. 23. „ von Bettendorf, Freiherr, Rittmeiſter u. Kammerherr. 2. „ Biſfſinger, L., Weihen 25. „ Bleichroth, Altbürgermeiſter. 26. „ Boch, Dr. u. Oberſtabsarzt. 27. „ Böhling, Jakob, Zahnarzt. 28. „ Böhme, Regierungssirector. 29. „ Brummer, Kanzleiſekretair. | 30. „ Brummer, Dr. u. Oberarzt. 31. „ Clemm, Dr. u. Fabrikant. 32. „ Diffene, erſter Bürgermeiſter. 33. „ von Duſch, Dr. u. practiſcher Arzt. 34. „ Dyckerhoff, F., Baurat 35. „ Eglinger, J., Handelsmann. 36. „ Eſſer, Obergerichts-Advokat. 37. Herr Fenner, Apotheker. 38. „ Fliegauf, Schloßverwalter. 39. „ Frey, Dr. u. practiſcher Arzt. 40. „ Gärtner, Partieulier. 41. „ Geib, G. V., Particulier. 42. „ Gentil, Dr., Obergerichts-Advokat. 43. „ Gerlach, Dr. u. practiſcher Arzt. 44. „ von Gienanth, C., in Ludwigshafen. 45. „ Giulini, L., Dr. u. Fabrikant. 46. „ Giulini, P., Handelsmann. 47. „ Görig, Dr. u. practiſcher Arzt in Schriesheim. 48. „ Götz, Fr., Buchhändler. 49. „ Gräff, Hofrath u. Lyceumsdirector. 50. „ Grohe, Weinwirth. 51. „ Groß, J., Handelsmann. 52. „ Guttenberg, Dr. u. Oberarzt. 53. „ Haaß, Oberhofgerichtsrath. 54. „ Harveng, Dr. u. practiſcher Arzt. 55. „ Hecker, Joh., königl. bayeriſcher Hofrath. 56. „ Helmreich, W., Fabrikant. 57. „ Herrſchel, A., Handelsmann. 58. „ Hirſchbrunn, Dr. u. Apotheker. 59. „ van der Höven, Baron. 60. „ Hoff, C., Gemeinderath. 61. „ Hobhenemſer, J., Banguier. 62. „ Huber, C. J., Apotheker. 63. „ Jörger, Handelsmann. 64. „ Joſt, C. F., Friſeur. 65. Fräulein Jung, Amalie. 66. Herr Kalb, Gaſtwirth zum deutſchen Hof. 67. „ Kaſt, Holzhändler. 68. „ Kaufmann, J., Buchdrucker. 36 69. Herr Klüber, großherzogl. bad. Staatsminiſter a. D., Excellenz, in Karlsruhe. 70. „ Koch, Gemeinderath. 71. „ Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. 72. „ Ladenburg, S., Banguier. 73. „ Lauer, Präſident der Handelskammer. 74. „ Leibfried, Particulier. 75. „ Lenel, Moriz, Handelsmann. 76. „ von Leoprechting, Freiherr, Major. 77. „ Lorenz, W., Oberingenieur. 78. „ Mayer, Dr. u. Regimentsarzt. 79. „ Meermann, Dr. u. practiſcher Arzt. 80. „ Meyer-Nicolay, Handelsmann. 81. „ Muff, Oberzollinſpector. 82. „ Nell, Dr., Aſtronom der hieſigen Sternwarte. 83. „ Neydeck, K. J., Rath in Umkirch. 84. „ Nötling, Amtsehirurg u. Hebarzt. 85. „ von Oberndorff, Graf, königl. bayer. Kämmerer. 86. „ Olivier, Kupferſchmidt. 87. „ Otterborg, Handelsmann. 88. „ Paul, Dr. u. practiſcher Arzt. 89. „ Reinhardt, A., Bergwerksdirector. 90. „ Reinhardt, Jakob Weimar, Bierbrauer. 91. „ Reinhardt, J. W., Banguier. 92. „ Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. 93. „ Reiß, G. F., Handelsmann. 94. „ Retzer, Particulier. 95. „ Röchling, C., Particulier. 96. „ Röder, Apotheker. 97. „ Schlehner, Particulier. 98. „ Schmitt, G., Geheimer Negierungsrath. 99. „ Schmuckert, C., Particulier. 37 100. Herr Schröder, Profeſſor u. Director der höheren 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 121. 122. Bürgerſchule. Scipio, A., Particulier. Seitz, Dr. u. practiſcher Arzt. Sieber, junior, Oekonom. Sillib, L., Lehrer. Sinzheimer, Dr. u. practiſcher Arzt. Stegmann, Dr. u. practiſcher Arzt. Stehberger, Dr., Hofrath u. Stadtphyſieus. Steiner, Dr. u. Regimentsarzt. Stephani, Dr. u. practiſcher Arzt. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hofehirurg. von Sturmfeder, Freifrau, Excellenz, Oberhof: meiſterin J. K. Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie. Thibaut, Dr. u. practiſcher Arzt. Troß, Dr. u. practiſcher Arzt. Vaillant, Dr. Philos. u. Inſtitutsvorſteher. Wahle, Hofapotheker. Weiß, Dr. u. practiſcher Arzt in Seckenheim. Weißenburg, Dr. u. practiſcher Arzt. Wilhelmi, Dr. u. Amtsphyſicus in Schwetzingen. With, Rheinſchifffahrtsinſpector. Wunder, Frd., Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath u. practiſcher Arzt. 38 Ehren- Mitglieder. 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 2. F "N Apetz, Dr. u. Profeſſor, Sekretair der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftlichen Vereines in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Besnard, A., Dr. in München. Biſchoff, Dr., Profeſſor in Gießen. Blum, Dr. Philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomie-Rath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz, in Karlsruhe. Bruch, Dr., Notair und Director der rheiniſchen na— turforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Cotta, Dr. in Tharand. Cottard, Rector der Königlich Franzöſiſchen Akademie in Straßburg. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., in Kadolzburg. Döll, Dr., Hofrath u. Oberhofbibliothekar in Karlsruhe. Dufresnoy, in Paris. Eiſenlohr, Hofrath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath u. Sekretair der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. 39 22. Herr Fiſcher, Dr., Privatdocent u. practiſcher Arzt in Freiburg. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. Gergens, Dr., in Mainz. a Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. Größer, Dr., Medizinalrath u. Präſident der rheini— ſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Grünewald, Revierförſter in Lampertheim. Gümbel, Profeſſor in Landau. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. Haidinger, Wilhelm, Bergrath in Wien. Hammerſchmidt, Dr., in Wien. Heckel, Inſpector der K. K. naturhiſtoriſchen Kabinette in Wien. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr., in Nordamerika. Herberger, J. F., Dr. u. Profeſſor in Würzburg. Heß, Rudolph, Dr. med., in Zürich. Hochſtetter, Profeſſor in Eßlingen. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf zu Daiton in Nordamerika. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayeriſcher Geſandte, Excellenz, in Wien. Jobſt, Commerzienrath in Stuttgart. Jolly, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Kapp, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. Philos., in Darmſtadt. von Kettner, Freiherr, Intendant der Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried., in Frankfurt a. Main. von Kobell, Dr., Profeſſor in München. Koch, Georg Friedrich, Dr. u. practiſcher Arzt in Wachenheim. En. 49. Herr Kratzmann, Emil, Dr., in Marienbad. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 37: 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. Leo, Dr., Hofrath und erfter Phyſicatsarzt in Mainz. von Leonhard, Dr., Geheime Rath u. Profeſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr. u. Privatdocent in Heidelberg. Linz, Steuercontrolleur in Speier. Mappes, M., Dr. med., in Frankfurt a. M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereines der preußiſchen Rheinlande in Bonn. von Martius, Dr., Hofrath u. Profeſſor in München. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. von Meyer, Herrmann, Dr., in Frankfurt a. M. von Müller, J. W., in Brüſſel. Oettinger, Dr., Hofrath und Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär— Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio⸗Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr., in Frankfurt a. M. Safferling, Handelsmann in Heidelberg. Schimper, K. F., Dr. Philos. und Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Zoolog in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. Schramm, Carl Traugott, Cantor u. Sekretair der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Schultz, Friedr. Wilh., Dr. u. Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr. und Hoſpitalarzt, Director der Pollichia in Deidesheim. Schumacher, Dr., in Heidelberg. 3 74. Herr von Seldeneck, Wilhelm, Freiherr, Oberſtallmeiſter, 75. 84. 85. Ercellenz, in Karlsruhe. Seubert, Dr. u. Profeſſor, Director des Naturalien— kabinets in Karlsruhe. Sinning, Garten-Inſpector in Poppelsdorf. Speyer, Dr., Oberſtabsarzt in Kaſſel. von Stengel, Freiherr, Forſtmeiſter in Stockach. von Stengel, Freiherr, Staatsrath in Karlsruhe. von Stengel, Freiherr, K. Bayer. Appellations— gerichts-Präſident in Neuburg a. d. D. Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. von Strauß-Dürkheim, Freiherr, Zoolog und Anatom in Paris. Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Geſellſchaft Flora für Botanik u. Gartenbau in Dresden. Thellemann, Garteninſpector in Biebrich. Terſcheck, C. A., senior, Hof- u. botaniſcher Gärtner in Dresden. Thomä, Dr. u. Profeſſor, Sekretair des Vereines für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. von Treviſan, Victor, Graf, in Padua. Uhde, Particulier in Handſchuchsheim. Walchner, Dr., Bergrath u. Profeſſor in Karlsruhe. Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. Weber, Dr., Militär-Oberarzt in Karlsruhe. Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. Wetzlar, G., Dr. u. Director der Wetterauiſchen Ge— ſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Wirtgen, Profeſſor in Koblenz. Zeyher, Naturforſcher, auf dem Cap, wohnhaft in der Capſtadt. = 62 Verzeichniss der Vereine, mit denen der Mannheimer Verein für Vaturkunde in Verbindung ſteht. ie rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. Gartenbauverein zu Mainz. Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frank— furt am Main. Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Pollichia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeri— ſchen Pfalz in Dürkheim an der Haardt. naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. königlich bayeriſche botaniſche Geſellſchaft zu Regensburg. zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. pfälziſche Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſers— lautern. : entomologifche Verein in Stettin. großherzoglich badiſche landwirthſchaftliche Verein in Karlsruhe. naturhiſtoriſche Verein der preußiſchen Rheinlande in Bonn. Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem— berg zu Stuttgart. Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. 16. 3% 18. 1%: 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 28: 29. 30. 65 Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchener Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Naturwiſ— ſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den könig— lich preußiſchen Staaten in Berlin. Die K. K. Landwirthſchaftsgeſellſchaft in Wien. Die K. K. Gartenbaugeſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der Großherzogl. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. Der Kurfürſtlich Heſſiſche Landwirthſchaftsverein in Kaſſel. Der Gartenbauverein in Erfurt. Die K. K. geologiſche Reichsanſtalt in Wien. 99898 93 K. e —— f — - . 3 FR Einundzwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde. Vorgetragen in der Generalverſammlung am 19 ten December 1854 von Dr. H. Schröder, Großh. Bad. Profeſſor der Naturlehre, Director der höheren Bürgerſchule und Inſpector der Gewerbſchule; mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen von Döll, Schröder und Weber, und dem Mitglieder ⸗Verzeichniſſe. Druckerei von Kaufmann. N 1858. 8 e 4 „u aueh sit 112250 0 A 1 TR 10 E g 1 | - anlegt ngen | 585 Er 122 Irre 1681 In f 8 N 868 hr = Bu j * — I ur 1 230 8 1 11919604499 ma isl se 194 ru au dh em eee 00 heine un Jüchen Bl dine senen ee 2 * 142K 1 * 1988 4 e — 168860 NH wehlkinbinftkae ER 13d dm N ag E . ani 28 Atinch! 6 na een * 1 4 Mr 8 Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde, erſtattet am 19. December 1854 von Profeſſor Dr. H. Schröder, als Vicepräſidenten des Vereines. Hochzuverehrende Verſammlung! Es liegt mir ob, Ihnen in heutiger Verſammlung, in welcher Sie auch zur Wahl eines neuen Vorſtandes ſchrei— ten werden, den Jahresbericht für das einundzwanzigſte Vereinsjahr zu erſtatten. Der Verein hat im Laufe des Jahres drei Mitglieder durch den Tod verloren, weitere drei Mitglieder haben ihren Austritt angezeigt, worunter zwei wegen Veränderung ihres Wohnortes. Dagegen ſind auch wieder drei neue Mitglieder eingetreten, ſo daß ſich die Zahl derſelben gegen voriges Jahr im Ganzen um drei vermindert hat. Sie betrug zu Ende des vorigen Jahres 122, und iſt gegenwärtig 119. Wir haben namentlich an Herrn Dr. Theodor von Duſch, welcher ſich an der Univerſität Heidelberg habilitirt hat, eines unſrer thätigſten Mitglieder verloren, indem Der— ſelbe mehrere Jahre hindurch als Repräſentant der medici— niſchen Section und als Mitglied der phyſikaliſch-chemiſchen Section ſich lebhaft an den Arbeiten des Vereiens betheiligt hatte. Die Nähe Heidelbergs läßt uns hoffen, daß Herr Dr. v. Duſch auch in Zukunft noch ſein Intereſſe an unſrem Vereine zu bethätigen Gelegenheit finden werde. * A Für das Jahr 1854 waren zu Geſchäftsführern gewählt: 1. Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2. Als Vicepräſident: Der Referent. 5. Als erſter Secretär: Herr Dr. Gerlach, praktiſcher Arzt. 4. Als zweiter Secretär: Herr Partikülier Auguſt Scipio. 3. Als Bibliothekar: Herr Dr. Alt, praktiſcher Arzt. 6. Als Caſſier: Herr Partikülier J. Andriano. Herr Andriano hat zugleich als Großherzoglicher Cuſtos die Intereſſen des Vereines überwacht, und wie in allen früheren Jahren, fo auch in dem jüngft verfloſſenen, eine Reihe anderer mühevoller Geſchäfte des Vereines mit freund— lichſter Unermüdlichkeit und Aufopferung beſorgt. Die wiſſenſchaftliche Thätigkeit des Vereines concentrirte ſich, wie in früheren Jahren, in vier Sectionen: der zoolo— giſchen, botaniſchen, phyſikaliſch-mineralogiſchen und medi— ciniſchen. A. Die zoologiſche Seetion. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Grafen von Oberndorff. Als Repräſentanten derſelben zum großen Ausſchuß waren gewählt: Herr Graf von Oberndorff. Herr Cuſtos Andriano. Herr Friſeur Joſt. Das Hauptgeſchäft der Section beſtand in einer genauen Durchſicht der Fiſche, ſowohl der ausgeſtopften, als der in Weingeiſt aufbewahrten. Die Fiſchſammlung befindet ſich in Folge dieſer mühſamen Arbeit, welcher ſich Herr Euſtos 5 Andriano unterzog, nunmehr in vollkommen gutem Zuſtande. Einige noch nicht beſtimmte Exemplare wurden von Herrn Heckel, Inſpector der K. K. naturhiſtoriſchen Sammlungen in Wien, unſrem Ehrenmitgliede, bei ſeiner Anweſenheit in Mannheim beſtimmt; bei einigen anderen der neuere Name beigefügt, wofür wir dieſem ausgezeichneten Ichthyologen zu beſonderem Danke verpflichtet ſind. Auch die Vögel und Säugethiere, ſo wie die Inſecten, wurden von Herrn Cuſtos Andriano einer aufmerkſamen Durchſicht unterworfen. Unter den Exemplaren, durch welche die zoologiſche Sammlung im Laufe des Jahres bereichert worden iſt, glau— ben wir Nachſtehende hervorheben zu ſollen: Zwei weiße Ratten (Mus Rattus var. alba.) & und 2. Ein junger Fuchs (Canis Vulpes.) Ein Flußadler Falco haliaetos.) C. Der große graue Neuntödter (Tanius excubitor.) C. Die Saatkrähe (Corvus frugilegus.) Der kleine Buntſpecht [Pieus minor.) d. Die Ringel- oder Rothgans (Anas bernicla.) 2. Die Reiherente (Anas fuligula.) Ferner einen bei Worms gefangenen 16 pfündigen Hecht (Esox lucius.) 2. Dann mehrere exotiſche Inſecten, worunter wir die Ge— ſpenſter-Stabſchrecke (Phasma gigas) aus Oſtindien nennen. An Geſchenken erhielt die Section: Von Herrn Grafen von Oberndorff: den gemeinen Reiher (Ardea major.) d. Von Herrn Handelsmann Bühler: zwei Exemplare Psittacus rufirostris. & und 2. An wiſſenſchaftlichen Werken gingen der Section zu: Die Naumannia, Archiv für Ornithologie, Jahr— gang ASIA. Bericht über die am 13. Auguſt 1855 bei Citta- nuova geſtrandeten Pottwale, von Jak. Heckel. 6 B. Die botaniſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Hofgärtner Stieler. Als Repräſentanten derſelben zum großen Ausſchuß waren gewählt: Herr Hofgärtner Stieler. Herr Dr. Gerlach, praktiſcher Arzt. Herr Dr. Vaillant, Inſtitutsvorſteher. Herr Wahle, Hofapotheker. Die Section verwendete den größeren Theil ihrer Mittel zum Anſtrich der neuen Glashausfenſter, zur Erneuerung der Stangen der Einfaſſung des Gartens, zur Fortſetzung der Umfriedung des Gartens mit einem Haag u. ſ. w. Auch im verfloſſenen Jahre hat die Section die wiſſen— ſchaftlichen Anpflanzungen auf eine einzige Familie, nämlich die Familie der Compoſiten beſchränkt. Zu dieſem Zwecke erhielt die Section, beſonders durch Vermittlung des Herrn Dr. Schultz zu Deidesheim, eine Reihe intereſſanter Samenſendungen von den botaniſchen Gärten zu Berlin, München, Darmſtadt, Erlangen und Heidelberg. Eine große Anzahl aus dieſen Sämereien gezogener Pflanzen wurden für das Herbarium eingelegt. Die botaniſche Section hält zwei Zeitſchriften: 1. Das deutſche Magazin für Garten- und Blumenkunde, von Wilh. Neubert, und 2. Die Bonplandia, Zeitſchrift für die geſammte Botanik, von Berthold Seemann. Dieſe Zeitſchriften cireuliren bei den Mitgliedern der Section. Auch in dieſem Jahre hat die Section zu Anfang des Monates Mai eine Blumenausſtellung veranſtaltet. Wir verdankten der Huld Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie wieder ein Geſchenk von 10 Ducaten für Blumenpreiſe. | 7 Das Preisgericht beſtand aus den Herren Hofgärtner Mayer von Carlsruhe, Oberſtabsarzt Dr. Czihak von Aſchaffenburg und Profeſſor Gümbel von Landau. Die nach dem Programm beſtimmten Preiſe erhielten: 1. Den Preis für die ſechs beſtgezogenen Kulturſtücke, welche ſich durch Blüthenfülle auszeichneten, erhielt Herr Kunſt- und Handelsgärtner Janz von Mainz. 2. Den Preis für die ſchönſte Sammlung von Aza— lea indica erhielt ebenfalls Herr Kunſt- und Han— delsgärtner Janz von Mainz. 3. Den Preis für die ſchönſte blühende Pflanzen— gruppe erhielt Herr Altgemeinderath Schmuckert von hier. 4. Den Preis für die ſchönſte Sammlung blühender Ericeen erhielt Herr Handelsgärtner Winkler in Heidelberg. 3. Den Preis für die ſchönſte Sammlung blühender Cinerarien erhielt Herr Handelsgärtner Beutels— bacher in Speier. Einen Preis für die zweitſchönſte Gruppe von Azalea indica erhielt Herr Handelsgärtner Scheu— rer in Heidelberg. 7. Einen Preis für die zweitſchönſte blühende Pflan— zengruppe erhielt Herr Handelsgärtner Scheuer— mann in Frankfurt a. M. 6 * Der im Programm ausgeſetzte Preis für die ſchönſte Sammlung in Töpfen gezogener Roſen ward wegen Mangels an Concurrenz nicht zuerkannt. Unſer Vereinsgärtner Singer hatte freiwillig auf die Concurrenz um die ausgeſetzten Preiſe verzichtet. Auch in dieſem Jahre iſt mit der Blumenausſtellung eine Blumen-⸗Lotterie verbunden worden. 8 C. Die phyſikaliſch⸗mineralogiſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Referenten. Zu Repräſentanten derſelben beim großen Ausſchuß wa— ren außer dem Referenten gewählt: Herr Regierungsrath With. Herr Partikulier Auguſt Scipio. Herr Bergwerksdirektor Anton Reinhardt. In Erwartung eines bei Schiek in Berlin beſtellten Mikroskopes von möglichſt vollkommener Ausführung hat die Section keine weiteren Anſchaffungen gemacht, als die von Engelt u. Comp. in Zürich veranſtaltete Sammlung mikroskopiſcher Objekte in fünf Abtheilungen mit fünf erklä— renden Heften. An literariſchen Hülfsmitteln wurden bezogen: Leonhard und Bronn's Jahrbuch der Mineralogie und Geognoſie, Jahrgang 1854. | Biſchoff's Lehrbuch der chemiſch-phyſikaliſchen Geologie. Fortſetzung. Beiträge zur mineralogiſchen und geognoſtiſchen Kenntniß des Großherzogthums Baden von C. Leonhard. 1.—5. Heft. An Geſchenken erhielt die Section von Herrn Dr. Cal— wer in Stuttgardt: Eine vollſtändige Suite der württembergiſchen Keuper— formation. Dieſe ſehr intereſſante und lehrreiche kleine Sammlung von Handſtücken bildet eine werthvolle Bereicherung unſeres Muſeums. An Druckſchriften erhielt die Section von den Verfaſſern: Die Mineralien Bayerns, nach ihren Fundſtätten. Von Besnard. Ueberſicht der neueſten mineralogiſchen Forſchungen im Jahre 1852. Von Dr. Kenngott. Mineralogiſche Notizen, 8. bis 11. Folge. Von Dr. Kenngott. 9 Die Section hat im Laufe des Jahres eine wiſſenſchaft— liche Verſammlung gehalten, in welcher Herr Dr. Nell, Aſtronom der hieſigen Sternwarte, einen Vortrag hielt über die veränderlichen Sterne und die Perioden ihrer Lichtphaſen, mit deren Beobachtung er ſeit längerer Zeit beſchäftigt iſt. D. Die medieiniſche Section. Die mediciniſche Section, an welcher ſämmtliche prakti— ſche Aerzte Mannheims participiren, verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Dr. Seitz. Zu Repräſentanten beim großen Ausſchuß waren ge— wählt die Herren: Dr. Seitz. Hofrath Dr. Zeroni. Hofrath Dr. Stehberger. Dr. von Duſch. Herr Dr. Seitz, nächſt Herrn Cuſtos Andriano das älteſte Ausſchußmitglied, hat im Laufe des Jahres zum Be— dauern der Section und des großen Ausſchuſſes die Stelle eines Vorſitzenden der mediciniſchen Section und eines Mit— gliedes des großen Ausſchuſſes niedergelegt; dabei jedoch ſeine Bereitwilligkeit erklärt, die Geſchäfte des mediciniſchen Leſecirkels nach wie vor zu beſorgen. An ſeiner Stelle hat nach Wahl der Section Herr Re— gimentsarzt Dr. Mayer das Präſidium derſelben und ihre Vertretung im großen Ausſchuß übernommen. Die hauptſächlichſte Thätigkeit der mediciniſchen Section war wie in früheren Jahren auf die Bibliothek und einen reichhaltigen Leſecirkel concentrirt. Es wurden im Laufe des Jahres 14 Zeitſchriften gehal— ten, und 20 Monographieen angeſchafft. Ä Die Zeitſchriften find: 1. Zeitſchrift der K. K. Geſellſchaft der Aerzte zu Wien. 1854. 2. Deutſche Klinik von A. Göſchen in Berlin. 1854. 15. 10 Gazette des höpitaux eiviles et militaires. Paris. 1854. Archiv des Vereins für gemeinfchaftliche Arbeiten zur Förderung der wiſſenſchaftlichen Heilkunde. Göttingen 1835. Journal für Kinderkrankheiten von Behrend und Hildebrand. Erlangen 1854. Zeitſchrift für rationelle Medicin, von Henle und Pfeuffer. Heidelberg 1854. Archiv für phyſiologiſche Heilkunde von Vierordt. Stuttgardt 1854. Vierteljahrsſchrift für die praktiſche Heilkunde. Prag 1854. Deutſche Zeitſchrift für die Staatsarzneikunde von Schneider. Erlangen 1854. . Verhandlungen der phyſikaliſch-mediciniſchen Ge: ſellſchaft in Würzburg. 1854. Jahresbericht über die Fortſchritte der geſammten Medicin von Canſtadt. 1854 Neues Jahrbuch für Pharmacie von Walz und Winkler. Speyer 1854. Gazette médicale. 1854. . Beiträge zur Geburtskunde und Gynäkologie von Scanzoni. Würzburg 1855. Die Monographieen ſind: Dr. V. Burg: Metallotherapie. Hannover 1854. Dr. G. Kaufmann: die neue in London gebräuch— liche Art der Anwendung des Chloroforms wäh— rend der Geburt. Hannover 1855. Dr. B. Bamberger: Electricität und Magnetismus als Heilmittel. Berlin 1854. Dr. F. W. Beneke: die Rationalität der Molfen- kuren. Hannover 1835. Dr. Behrend: die Febr. interm. station. Ein Bei⸗ trag zur Lehre von der Krankheits-Conſtitution unſrer Zeit. Wismar 1835. Dr. J. Dietl: erſter ſtatiſtiſcher Beitrag zur Ader— läſſe in der Lungenentzündung. Wien 1855. Dr. K. Müller: Kurze Abhandlung über das Püll— naer Bitterwaſſer. 1835. Dr. K. Rokitansky: über den Gallertkrebs. Wien 1835. E. 11 Dr. Th. L. W. Biſchoff: der Harnſtoff als Maaß des Stoffwechſels. Gießen 1835. Dr. J. v. Liebig: Anleitung zur Analyſe organi— ſcher Körper. 2. Auflage. 1835. . Dr. Fr. C. Weinke: der nervöſe Zuſtand, das Siechthum unſrer Zeit. Wien 1855. Dr. F. Weber: kurze Bemerkungen über die Section der Leiche zu pathologiſchen Zwecken. 1884. Dr. Fr. Müller: über den Gebrauch der Hombur— ger Heilquellen. Homburg 1854, Dr. Oettinger: die Adelheidsquelle, ein jodhaltiges Bromwaſſer, zu Heilbrunn in Oberbayern. Muͤn— chen 1854. Dr. W. Neuling: über den Ammoniakgehalt der exſpirirten Luft. Gießen 1834. Dr. S. Frankenberg: Dr. Landolfi und ſeine neue Heilmethode gegen den Krebs. Deſſau 1854. Dr. C. Th. v. Siebold: über Band- und Blaſen— würmer, nebſt einer Einleitung über die Entſte— hung der Eingeweidewürmer. Leipzig 1854. Dr. F. Pauli: über Contagioſität und Erblichkeit der Syphilis. Mannheim 1884. Dr. J. Hoppe: medicinifche Briefe. 6. u. 7. Heft. 1834. Prof. H. Lebert: Vorträge über die Cholera, ge— halten in Zürich. 1834. Allgemeine Vereinsangelegenheiten. Nachfolgende Geſellſchaften und Vereine haben uns die von ihnen herausgegebenen Schriften zugeſendet: 1. Die k. k. geologiſche Reichsanſtalt in Wien: ihre Jahr— bücher. Jahrgang 1855, Heft 1, 2, 5 und 4, und Jahrgang 1854, Heft 1. 2. Die ſchleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur in Breslau: „Denkſchrift zur Feier ihres 30jähri— gen Beſtehens.“ 5. Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle: ſeinen Jahresbericht für 1852, Heft 1 und 2. A. Die ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft: Actes 15. 14. 16. 17. 18. 12 de la société helvetique des sciences naturel- les: trente-septieme et trente-huitieme session. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern: ihre Mit- theilungen, Jahrgang 1852. Der naturhiſtoriſche Verein der preußiſchen Rhein— lande und Weſtphalens: ſeine Verhandlungen. 10. und 11. Jahrgang. Der zoologiſch-botaniſche Verein zu Wien: ſeine Ver— handlungen. 5. Band. . Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preußiſchen Staaten: ſeine Verhandlungen. Neue Reihe, 1. Jahrgang. . Der allgemeine deutſche Apotheker-Verein: fein neues Jahrbuch für Pharmacie. .Der zoologiſch-mineralogiſche Verein zu Regens— burg: ſeine Abhandlungen, 4. Heft. Die Société des sciences naturelles de Cherbourg: ihre Mémoires, 1. Vol. 1. Liv. Der württembergiſche Verein für vaterländiſche Naturkunde: ſeine Jahreshefte und zwar 6. Jahrg. 5. Heft, 9. Jahrg. 5. Heft u. 10. Jahrg. 1 Heft. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich: ihre Mit— theilungen, 6. und 7. Heft. Der naturwiſſenſchaftliche Verein für Sachſen und Thüringen in Halle: ſeine Zeitſchrift für die geſammten Naturwiſſenſchaften. Jahrgang 1855. . Der landwirthſchaftliche Kreis-Verein für Unterfran— ken und Aſchaffenburg zu Würzburg: ſeine gemeinnützige Wochenſchrift. 3. Jahrgang. Der landwirthſchaftliche Kreis-Verein des Unterrhein— kreiſes von Baden: ſeine Rechenſchaftsberichte Jahrgang 1850 bis 1855, und feine landwirth— ſchaftlichen Berichte, Jahrg. 1882, 1855 u. 1854. Der Gartenbau-Verein zu Erfurt: ſeine Verhandlun— gen. 11. Jahrgang. Die Pollicyia in der bayeriſchen Pfalz: ihren 11. Jahresbericht. 15 19. Der thüringiſche Gartenbau-Verein zu Gotha: ſeinen 20. Jahresbericht. 20. Die wetterauiſche Geſellſchaft für die geſammte Na— turkunde in Hanau: ihre Jahresb. 1851 bis 1835. 21. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Baſel: ihre Ver— handlungen. Jahrgang 1855. 1. Heft. 22. Der naturforſchende Verein zu Bamberg: feinen 1. und 2. Bericht. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde: ihren 4. Bericht. 24. Die Smithsonian Institution in Waſhington: ihren 7. Jahresbericht. Jahrgang 1852. Ein intereſſantes Geſchenk, beſtehend in einer Sammlung indianiſcher Waffen, erhielt der Verein von der Mutter des in Java verſtorbenen Naturforſchers Schwaner. An den Verhandlungen des großen Ausſchuſſes hat ſich außer den Mitgliedern des Vorſtandes, den Präſidenten und Repräſentanten der Sectionen auch noch der als Repräſen— tant der Stadtgemeinde gewählte Herr Gemeinderath Achen— bach betheiligt. Die Stadtgemeinde iſt als ſolche durch einen jährlichen Zuſchuß von 128 fl. als Hälfte der Vogt'ſchen Rente bei dem Gedeihen des Vereines werkthätig betheiligt. Von Mitte Mai bis Ende Oktober war das Muſeum jeden Mittwoch von 2 bis 4 Uhr Nachmittags dem allge— meinen unentgeltlichen Zutritt geöffnet, und ſtand den Ver— einsmitgliedern insbeſondere noch jeden Sonntag von 11 bis 12 Uhr offen. Das Muſeum hatte ſich an dieſen Tagen ſtets eines zahlreichen Beſuches zu erfreuen. 2 4 Es iſt ein Leſezirkel begründet worden, an welchem, ge— gen eine kleine Entſchädigung für den Diener, jedes Ver— einsmitglied Theil nehmen kann. Diejenigen Mitglieder, welche ſich daran zu betheiligen wünſchen, ſind nur erſucht ſich deßhalb bei dem Cuſtos Herrn Andriano anmelden zu laſſen. Die revidirte Rechnung des verfloſſenen Jahres liegt mit 14 ihren Beilagen den verehrlichen Vereinsmitgliedern zur Ein— ſicht vor. Wir theilen nachſtehende Ueberſicht der Einnahmen und Ausgaben aus derſelben mit: A. Zuſammenſtellung der Einnahmen. 1. 2 I. 4. Caſſenvorrath vom verfloſſenen Jahre . 9s fl. 45 kr. Jahresbeiträge der Mitglieder .. ... 560 fl. — Staats- und Lyceumsbeiträge c. . .. 387 fl. 48 kr. Geſchenk Ihrer Königl. Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie von Baden zu den Blumenpreiſen .. 36 fl. — Summa . .. 1299 fl. 51 kr. B. Zuſammenſtellung der Ausgaben. e Botaniſche Section ... 247 fl. 29 kr. Zoologiſche Section .. 96 fl. 14 kr. Mineralogiſche Section . 24 fl. 56 kr. Mediciniſche Section .. 179 fl. 88 kr. Zur Vogt'ſchen Rente .. 125 fl. — Rüge 8 12 fl. 50 kr. Allgemeine Ausgaben . 514 fl. 57 kr. Summe. . . 1000 fl. AA kr. Sonach verbleibt ein Caſſenvorrath von. . 298 fl. 47 kr. welcher in die neue Rechnung übergeht. Von der Generalverſammlung der Mitglieder am 19. Dezember 1854, welcher vorſtehender Bericht vorgetragen wurde, ſind zu Geſchäftsführern des Vereines für das Jahr 1855 gewählt worden: | Als Präſident: Hr. Graf v. Oberndorff. Als Vicepräſident: Hr. Profeſſor Dr. Schröder. Als Ir Secretär: Hr. Dr. Gerlach, prakt. Arzt. Als IT Secretär: Hr. Aſtronom Dr. Nell. Als Bibliothekar: Hr. Dr. Stephani, prakt. Arzt. Als Caſſier: Hr. Partikülier Andriano. — a 15 Die Mannheimer Trauerweide. (Notiz von Hofrath Döll.) Napoleon's Grabſtätte auf St. Helena wird von einer Trauerweide beſchattet, welche für die Naturforſcher nicht weni— ger intereſſant geworden iſt, als für die Freunde von Reliquien und Curioſitäten. Als nämlich ein Botaniker in derſelben eine neue Art, Salix Napoleonis, entdeckt zu haben vermeinte, wur— den Ableger davon nach England gebracht, und als dieſe heran— wuchſen, zeigte ſich, daß ſie zwar nicht ſpecifiſch verſchieden wa⸗ ren von dem bekannten ſchönen Baume von den Geſtaden des Euphrats, daß fie aber zum Erſtaunen aller Botaniker männ- liche Blüthen trugen. Selbſt für den Laien bedarf es kaum der Erinnerung, daß die Weiden ſogenannte zweihäuſige, das heißt ſolche Pflanzen ſind, bei denen die beiden Geſchlechter an verſchiedene Indivi— duen ), hier alſo an zwei verſchiedene Stämme vertheilt ſind. Dieſer Umſtand iſt den Gartenfreunden ſehr erwünſcht; weil näm— lich das eine Geſchlecht für ſich allein keine Samen erzeugen kann, ſo bleiben die Gärten, wenn das andere Geſchlecht fern *) Das Wort Individuum brauche ich hier in der allgemein bekann— ten, vom Sprachgebrauche ſanctionirten und von der Etymologie gerechtfertigten Bedeutung. Wer nach neueren Vorgängen es als gleichbedeutend mit Sproß oder Vegetationsachſe gebraucht, erſchwert damit das Verſtändniß der hier in Frage kommenden That— ſachen. Oder ſollte es dem Sprachgefühle nicht widerſtreben, wenn man nach jener Weiſe etwa von einem Weidenbaume ſagen würde, daß er, ſelbſt vor dem blühbaren Zuſtande, aus einer großen Anzahl von Individuen beſtehe? — 16 gehalten wird, von der zur Zeit der Reife ſich entwickelnden Samenwolle verſchont. Darum hat man ſich auch, wenn nicht der Zufall hier eine Rolle ſpielte, ſeit dem Jahr 1730, wo die erſte Trauerweide nach Europa kam, mit den Ablegern dieſes einen Eremplares begnügt. Jener Urſtamm war ein Weibchen, und die ſämmtlichen Trauerweiden Europas find deßhalb weib ⸗ lich, und bringen, weil der männliche Baum fehlt, keine keimfä— higen Samen. In China vermeiden die Gärtner die Samen— wolle dadurch, daß ſie nur Ableger von männlichen Indivi— duen anpflanzen. — Dies führt uns wieder auf die europäiſche Nachkommenſchaft der oben erwähnten Napoleonsweide zurück. Jene Trauerweide war nämlich im Jahr 1810 von England nach St. Helena verpflanzt worden, und ihr Mutterſtamm war ohne Zweifel, wie die andern Exemplare in Europa, ein weibli— cher. Wenigſtens iſt damals in jenem ſorgfältig durchforſchten Lande noch kein Exemplar mit männlichen Blüthen beobachtet geweſen.“) Der Baum hatte alſo wohl, ſelbſt bei der rein vege— tativen Fortpflanzung durch Ableger eine mehr männliche, ſchwer— lich jedoch nur männliche Natur angenommen, wie wenn das fehlende männliche Individuum an ihm ſelbſt hätte repräſentirt werden ſollen. Dieſe merkwürdige Erſcheinung ſteht übrigens nicht ganz vereinzelt da, indem im Jahr 1826 Dr. Karl Schimper im Schwetzinger Schloßgarten einen ebenfalls mehr männlichen Baum beobachtet hat, und ich ſelbſt im Jahr 1837 ganz in der Nähe von Mannheim einen ſolchen aufgefunden habe. Letzterer ſteht links am Wege vom Schloßgarten zur Schwimmſchule, zwiſchen der Verlängerung des Rheindammes und der Grabenbrücke. Er iſt mehreren Freunden des Rheinbades bereits wohl bekannt. Das Verhalten dieſes merkwürdigen Baumes habe ich in den Jahren 1837 bis 1843 ſorgfältig beobachtet, und dabei Folgen— des intereſſant gefunden: *) Die Nachrichten über die äußeren Schickſale der Trauerweide habe ich einer höchſt intereſſanten Abhandlung meines Freundes A. Braun entlehnt, welche den Titel führt: Das Individuum der Pflanze in ſeinem Verhältniß zur Species. Berlin 1853. 17 Erſtlich ſind die rein männlichen Kätzchen an einzelnen Aeſten oder Zweigen häufiger als an anderen; gleichwohl finden ſich aber an jenen Stellen, welche ungefähr die Mitte halten, gewöhnlich männliche und weibliche Blüthen an ebendemſelben Jahrestriebe und ſelbſt an einem und demſelben Kätzchen. Zweitens finden ſich in Menge Früchte vor, welche theil— weiſe die Natur der Staubblätter haben und damit den intereſ— ſanten Beweis liefern, daß ein und daſſelbe Blattgebilde, je nach den tiefer liegenden Urſachen, bald ein Fruchtblatt, bald ein Staubblatt werden kann, und daß, wenigſtens bei unſeren Wei— den, die Eingeſchlechtigkeit in keinem Falle von einem Fehlſchla— gen der bezüglichen Blattorgane des andern Geſchlechtes her— rührt. — Reife Früchte habe ich an dieſem Baume nie bemerkt. Auch Zwitterblüthen fanden ſich hier eben ſo wenig wie an den einzelnen theilweiſe männlichen Zweigen der weißen Weide (Salix alba) und der Bruchweide (S. kragilis), welche ich ſchon zu wie— derholten Malen zu beobachten Gelegenheit hatte. »Intereſſant wäre es nun zu erfahren, woher feiner Zeit das Stämmchen der Mannheimer Trauerweide bezogen worden iſt. Daraus läßt ſich dann wahrſcheinlich ermeſſen, ob dieſes Erem— plar ohne nähere Veranlaſſung von Seiten des relativen Mut— terſtammes in dieſe Richtung übergegangen iſt, oder ob vielleicht wider Erwarten eine Laune des Zufalles es ſo gefügt hat, daß die Mannheimer Trauerweide etwa ein directer Nachkomme des Schwetzinger Baumes wäre. Die Beantwortung dieſer Frage kann vielleicht durch die großherzoglichen Gartenbeamten erzielt werden, und um dieſelbe deſto eher zu ermöglichen, bemerke ich hier, daß der bewußte Baum im Jahr 1837 ein Alter von etwa acht Jahren hatte, und die Anlagen, zu denen er gehört, da⸗ mals gerade im Entſtehen begriffen waren. Wichtig iſt es ferner, daß auch noch beobachtet werde, wie ſich dieſe Trauerweide und ihre etwaigen Nachkommen hinſichtlich der Vertheilung der Geſchlechter an die verſchiedenen Aeſte und Zweige in näherer und fernerer Zukunft verhalten werden. Ueber das Schickſal der Stecklinge, welche ich davon im Jahr 1845 oder 1846 Herrn Medicinalreferenten Buek in Frankfurt 2 18 an der Oder mitgetheilt habe, werde ich ſelbſt Nachrichten einzu— ziehen ſuchen. | Von der größten Bedeutung wären endlich einige Verſuche über die Befruchtungsfähigkeit des auch noch mikroskopiſch zu unterſuchenden Blüthenſtaubes. Wahrſcheinlich bietet unſer Ver— einsmitglied Herr Hofgärtner Stieler mir oder meinen Mann— heimer Freunden hierzu gerne die Hand. Vielleicht wird ſchon ein genügendes Reſultat erzielt, wenn man beſtimmt zu bezeich— nende Zweige eines normalen, rein weiblichen Baumes mit dem Blüthenſtaub entſchieden männlicher Zweige unſeres intereſſanten Erxemplares beſtreut, und ſpäter die reifen Früchte unterſucht, oder zur Unterſuchung einzuſenden die Gefälligkeit hat. 19 Ueber die Urſache von Ebbe und Flut, und einige bisher nicht beachtete wahrſcheinliche Wirkungen derſelben Urſache. Von Profeſſor Dr. H. Schröder. §. 1. Das Newton'ſche Gravitationsgeſetz, oder das allgemeine Geſetz der Schwere, welches in Verbindung mit einigen anderen einfachen Principien der Mechanik hinreicht, alle bis jetzt bekannten, wenn auch ſcheinbar noch ſo verwickelten Bewegungen der Himmelskörper zu begreifen und vorauszube— ſtimmen, dieſes Geſetz iſt es auch, welches die Vorgänge auf der Erde, welche man mit dem Namen der Ebbe und Flut be— zeichnet, in ihrer Urſache zu erkennen, und in ihrer allgemeinen Erſcheinung vorauszubeſtimmen ermöglicht hat. Ich werde daher zunächſt verſuchen, die Wirkungsweiſe der allgemeinen Schwerkraft zu verdeutlichen. §. 2. Jede Maſſe im Weltraum zieht jede andere Maſſe im Weltraum mit einer Kraft an, welche der Maſſe direct, und dem Quadrat der Entfernung verkehrt proportional iſt. Eine Kugel zieht einen außerhalb befindlichen Körper gerade ſo an, als ob die ganze Maſſe der Kugel in ihrem Mittelpunkte ver— einigt wäre. Nach dieſem Geſetze übt z. B. unſre Erde auf einen Stein eine Anziehung aus, welche demſelben in einer Secunde eine Fall— geſchwindigkeit von etwa 30 Pariſer Fußen ertheilt. Da ſie ihm dieſelbe Geſchwindigkeit ertheilen würde, wenn ihre ganze Maſſe in ihrem Mittelpunkte vereinigt wäre, ſo kann man die Entfer— nung des Steins von der anziehenden Maſſe für gleich nehmen 2. 20 mit feiner Entfernung vom Erdmittelpunkte, alſo gleich dem Erd— halbmeſſer ſetzen. Stünde nun ein Körper ſo weit von der Erde ab, daß er von ihrem Mittelpunkte doppelt ſo weit als auf der Oberfläche, alſo zwei Erdhalbmeſſer, entfernt wäre, ſo würde die Erde ihm nur noch den vierten Theil der Fallgeſchwindigkeit in einer Secunde ertheilen, weil die Anziehung im verkehrten Ver— hältniß zum Quadrat der Entfernung ſteht. Stünde ein Kör— per drei Erdhalbmeſſer vom Mittelpunkte ab, ſo würde er nur noch den neunten Theil der Fallgeſchwindigkeit, alſo etwa 3 ½ ſtatt 30 P. F. erlangen u. ſ. w. Wäre hingegen die Maſſe der Erde 2, 3 oder 4 mal ſo groß, als ſie wirklich iſt, ohne daß die Größe und Geſtalt der Erde ſich änderte, ſo würde auf ihrer Oberfläche ein Stein die 2, 3- oder 4 ache Fallgeſchwindigkeit erlangen, weil die Anziehungen den Maſſen proportional ſind. Da die Maſſe der Sonne ungefähr 350,000 mal ſo groß iſt, als die Maſſe der Erde, ſo fällt die Erde in Folge der allge— meinen Schwerkraft mit einer 350,000 mal ſo großen Geſchwin— digkeit zur Sonne, als die Sonne zur Erde fällt. Ungeachtet dieſer fortwährenden Anziehung aber fällt die Erde nicht wirk— lich zur Sonne hin, weil noch eine zweite Kraft, welche man die Fliehkraft nennt, jener Anziehung das Gleichgewicht hält, eine Kraft, welche lediglich eine Folge der Geſchwindigkeit der im Weltraum bewegten Erde iſt, und welche in Verbindung mit der allgemeinen Schwere bewirkt, daß die Erde in einer regel— mäßig gekrümmten Linie, welche man Ellipſe nennt, ohne Ende um die Sonne ihre Bahn beſchreibt. Durch die nämlichen zwei ſich das Gleichgewicht haltenden Kräfte, nämlich durch die Schwerkraft zur Erde und durch die Fliehkraft in ſeiner Bahn, wird auch der Mond in ſtets nahe gleicher Entfernung von der Erde gehalten. Würde die Schwer— kraft einen Augenblick aufgehoben, jo würde der Mond gerad | linig ſich fortbewegen, und ſich bald in's Unbeſtimmte von der Erde entfernen; bliebe die Schwerkraft eine Zeit lang allein wirkſam, ſo würde der Mond in gerader Linie gegen den Mit— telpunkt der Erde herabfallen. §. 3. Da die Anziehung der Maſſen im Weltraum gegenſeitig iſt, und jede Wirkung eine gleiche Gegenwirkung hervorruft, ſo 21 iſt der Druck, oder das Gewicht, womit z. B. ein Stein gegen die Erde zu ſinken ſucht, gerade ſo groß, als der Druck oder das Gewicht der Erde gegen den Stein. Wir bemerken nur von der letzteren Bewegung, nämlich der Erde gegen den Stein, darum nichts, weil ihre Fallgeſchwindigkeit gegen den Stein in demſelben Verhältniß zur Fallgeſchwindigkeit des Steins gegen die Erde ſteht, wie die Maſſe des Steins gegen die Maſſe des ganzen Erdballs, gegen welche ſie zu einer verſchwindenden Größe wird; ſo iſt auch die Fallgeſchwindigkeit der Erde gegen einen kleinen Körper außer ihr eine verſchwindende, völlig unwahr— nehmbare Größe. §. 4. Ehe wir mit Hülfe dieſes Geſetzes der allgemeinen Schwere oder Gravitation die Nothwendigkeit der Wirkungen, welche man Ebbe und Flut nennt, begreifen können, müſſen wir uns jedoch eine Eigenſchaft der Flüſſigkeiten verdeutlichen, welche ſchon Ar— chimedes, der Schöpfer der Mechanik, kennen gelehrt hat. Es iſt dies die Eigenſchaft der Flüſſigkeiten, einen Druck nach allen Seiten hin fortzupflanzen, und jedem Drucke nach irgend einer Richtung, wenn ihm kein gleicher Gegendruck entgegenwirkt, aus— zuweichen. Hiernach müſſen zwei flüſſige Säulen, welche durch irgend einen Canal mit einander in Verbindung ſtehen, ſich noth— wendig gegenſeitig in's Gleichgewicht ſtellen; es muß von der einen flüſſigen Säule ſo lange zur anderen ein Nachfließen ftattfinden, bis die Gewichte beider Säulen gleich find. Iſt z. B. die eine Säule Queckſilber, die andere Waſſer, ſo muß die Waſ— ſerſäule, um der durch irgend einen Canal mit ihr in Commu— nication ſtehenden Queckſilberſäule das Gleichgewicht zu halten, 13½ mal ſo hoch aufſteigen, als die Queckſilberſäule, weil das Queckſilber bei gleicher Höhe mit einem 13½ mal ſo großen Ge— wichte auf ſeine Unterlage drückt, als das Waſſer. Denkt man ſich auf der Erde zwei Meere, welche durch ir— gend einen Canal mit einander in Verbindung ſtehen, und denkt man ſich die Anziehung, welche die Schwere auf das Waſſer des einen Meeres ausübt, um ihren hundertſten Theil vermin— dert, während das Waſſer des anderen Meeres derſelben unver— ändert unterworfen bleibt, ſo muß aus dem letzteren Meere in das erſtere ſo lange Waſſer nachfließen, bis das erſtere um den 22 hundertſten Theil die Höhe des zweiten übertrifft; denn eine Waſſerſäule von 101 Fuß Höhe des erſten Meeres würde den nämlichen Druck ausüben, als eine Waſſerſäule von 100 Fuß Höhe des zweiten Meeres. Denkt man ſich ebenſo an zwei verſchiedenen und weit von einander entfernten Stellen des Weltmeeres ſelbſt, durch eine vor— übergehende äußere Urſache, das Gewicht des Waſſers an der einen Stelle vermindert, ſo muß das Waſſer von der anderen Stelle jener erſten ſo lange zufließen, bis durch die höhere Auf— ſtauung des Waſſers an dieſer Stelle das Gleichgewicht des Drucks wieder hergeſtellt iſt. §. 5. Genau dieſe Wirkung einer Verminderung des Ge— wichts, mit welchem das Waſſer des Meeres auf dem Grunde deſſelben ruht, hat nun aber die Anziehung des Mondes auf die Theile des Meeres, welchen er gerade gegenüberſteht. Iſt in der That ab od (Fig. 1) die * kugelförmige Erde, i ihr Mittelpunkt, # und m der Mond, ſo zieht derſelbe , 1 nach dem allgemeinen Gravitationsge— ſetze alle Theile der Erde im verkehrten Verhältniſſe zum Quadrate ihrer Ent— Hit fernung von feinem Mittelpunkte an. a * ’ Tale . x Nun iſt die Entfernung mi des Mon— des vom Centrum der Erde ungefähr 0 5 ce 60 mal fo groß, als di oder der Erd— halbmeſſer; md oder feine Entfernung Wa. von d iſt alſo nur 59 und mb oder Bar jeine Entfernung von h ift 61 mal fo groß als di. Die Anziehung des Mondes auf die Oberfläche in d zur Anziehung deſſelben auf den Erdmittelpunkt i verhält ſich alſo 8 1 EA wie 5 50 zu 60 00 und um das was die erſtere Anziehung mehr ausmacht, als die zweite, wird die Anziehung der Erde ſelbſt auf das an der Oberfläche in di befindliche Waſſer und folglich deſſen Gewicht vermindert. Ebenſo erhält der Mittel— punkt i der Erde eine größere Fallgeſchwindigkeit gegen den Mond, als die in b befindlichen entfernteren Theile der Erde; | 25 um eben ſo viel wird alſo auch deren Fallgeſchwindigkeit gegen den Mittelpunkt der Erde, oder ihr Druck gegen denſelben vermindert. Von den um a und (Fig. 2) befindlichen Gegenden des Meeres, in welchen dieſe Verminderung des Gewichts des Waſſers nicht ſtatt findet, muß daher ſo lange ein Theil des Waſſers nach den Gegenden um d und b abfließen, bis das Gleich— gewicht wieder hergeſtellt iſt. Den— ken wir uns die ganze Oberfläche der Erde mit Waſſer bedeckt, ſo muß die vorher kugelförmige Oberfläche a be d in die Form hefg- übergehen, oder es muß an den Stellen d und b Flut, d. i. ein Anſteigen des Meeres, und an den um einen Viertelumkreis von ihnen entfernten Stellen a und e der Erde Ebbe, d. i. ein Sinken des Waſſers ein— treten. Weil aber dem Monde, während er dieſe Wirkung ausübt, in ungefähr einem Tage nach und nach alle Theile eines Pa— rallelkreiſes der Erde in Folge ihrer Umdrehung um ihre Are gerade gegenüber zu liegen kommen, ſo muß gleichzeitig mit dem ſcheinbaren täglichen Umſchwung des Mondes um die Erde auch die Curve hefg ihm bei dieſem Umſchwung folgen, oder es wird an jedem Orte etwa 4 mal im Tage, genauer alle 6¼ Stunden, Flut und Ebbe mit einander abwechſeln. §. 6. Dies wäre der Vorgang, wenn die ganze Oberfläche der Erde gleichförmig mit Waſſer bedeckt wäre. Ein Theil des Meerwaſſers würde gleichzeitig mit dem Monde eine beſtändige Bewegung von Oſt nach Weſt annehmen, und in der Gegend des Aequators wäre dieſe Strömung des Waſſers am bedeutend— sten, gegen die Pole hin würde fie unwahrnehmbar. Dieſe regelmäßige Bewegung des Meerwaſſers wird jedoch durch die | Küſten der Continente und durch gleichzeitige andere von den Temperaturverhältniſſen der Meere und von den Winden abhän— gige Strömungen vielfach modificirt. Während das Steigen und Sinken des Waſſers im freien Ocean vielleicht nur ein Paar 24 Fuß beträgt, kann es an einzelnen Küſten weit mehr betragen, und beläuft ſich z. B. auf 50 Fuß in der Bucht von St. Malo, in welcher das von Weſten her anſtrömende Meerwaſſer, in ſeiner Bewegung von der Küſte aufgehalten, ſich bis auf jene Höhe aufſtaut. In engen Binnenmeeren hingegen, z. B. in der Oſt— fee und im ſchwarzen Meere, wird weder Ebbe noch Flut wahrgenommen, während dieſelbe im mittelländiſchen Meere, z. B. in der Gegend von Toulon, noch immer ein Paar Fuß beträgt, und während die von den ſteilen norwegiſchen Küſten zurückprallenden Fluten mit neu ankommenden Waſſermaſſen ſich zu dem von Leopold von Buch beſchriebenen heftigen Strudel, der Malſtröm genannt, zuſammenſetzen, gegen welchen die aus dem claſſiſchen Alterthum berühmte Charybdis nur eine unbedeu— tende Erſcheinung iſt. §. 7. Ganz die nämlichen Betrachtungen, aus welchen bisher erſichtlich wurde, daß der Mond während ſeiner täglichen ſchein— baren Bewegung um die Erde zweimal Flut und zweimal Ebbe hervorrufen muß, laſſen ſich, wie man leicht ſieht, in ähnlicher Weiſe auch auf die Sonne übertragen. Auch die Sonne, wäh— rend ihrer täglichen ſcheinbaren Bewegung um die Erde, muß an jedem Orte 2 mal Flut und 2 mal Ebbe erzeugen. Obwohl je— doch die abſolute Anziehung der Sonne auf die Erde viel größer iſt, als die des Mondes, ſo iſt doch ihre Entfernung ſo groß (gegen 12000 mal ſo groß, als der Durchmeſſer der Erde) daß der Unterſchied ihrer Anziehung auf die verſchiedenen Theile der Erde, von welchem allein die Ebbe und Flut verurſacht wird, viel weniger beträgt, als beim Monde, ſo daß die von der Sonne verurſachte Flut beträchtlich niedriger iſt, als die vom Monde verurſachte, und von der letzteren größtentheils verdeckt wird. §. 8. Der Unterſchied der Anziehung, welche die Sonne auf die ihr gerade gegenüberliegenden Punkte der Erde, und welche ſie auf den Mittelpunkt der Erde ſelbſt ausübt, iſt ſehr klein. Dieſer Unterſchied beider Anziehungen würde die Fallgeſchwin— digkeit der Körper auf der Oberfläche der Erde, welche etwa 30 P. Fuß in der Secunde beträgt, noch kaum um ein Paar Mil— liontheile eines Fußes vermindern; und ſelbſt die ähnliche und kräftigere Wirkung des Mondes würde dieſe Fallgeſchwindigkeit 25 höchſtens um den drei- bis viermal hunderttauſendſten Theil ei— nes Fußes in der Secunde zu verringern vermögen. Als wie klein aber auch dieſe Kraft erſcheinen möge, ſo iſt ihre Wirkung doch dadurch ſo beträchtlich, daß ſie ſich auf die geſammte Waſ— ſermaſſe des Meeres vertheilt, und dieſe Wirkung würde noch weit bedeutender ſein, wenn die Waſſermaſſe des Meeres noch größer, wenn das Meer noch tiefer wäre, als es wirklich iſt. Immerhin werden unter den beſtehenden Verhältniſſen durch die Geſammtwirkung der Ebbe und Flut fortwährend wohl ein Paar 100 Cubikmeilen Waſſer auf der Erde in Bewegung geſetzt, ein Vo— lum, welches einem Ausſpruch Beſſel's zu Folge durch Alles zuſam— men, was ſeit der Erſchaffung des Menſchengeſchlechtes durch Men— ſchenkräfte von einem Orte zum anderen in irgend eine größere Entfer— nung transportirt worden iſt, noch lange nicht erreicht werden dürfte. §. 9. Die von der Sonne und vom Monde verurfachten Flu— ten und Ebben ſetzen ſich in der Erſcheinung zu einer einzigen Flut und Ebbe zuſammen; und zwar wird die vom Mond be— wirkte Flut durch die ganze erſtere verſtärkt, wenn beide gleich— zeitig an einem Orte eintreten, und eben ſo geſchwächt, wenn beide Fluten um etwa 6½½ Stunden aus einander liegen, und die Mondflut wird durch die Sonnenflut überhaupt, wenn auch in minderem Grade, verſtärkt, ſo lange beide um weniger als etwa 3½ Stunden, und geſchwächt, wenn beide um mehr als etwa 3½ Stunden hintereinander hergehen. © Die größte Verſtärkung der Mondflut durch die Sonnenflut tritt ein, wenn beide Geſtirne 2 auf derſelben oder auf verkehrten AS) Seiten der Erde ſtehen, alſo zur Zeit des Neumonds oder des Voll— a monds, welche beide Stellungen 5 man auch die Syzygien nennt. in; f Om, Iſt e die Erde, S die Sonne, mi, My, nz oder m, der Mond, (Fig. 3), ſo iſt Neumond, wenn 2 der Mond die Stellung m, hat, 3 und Vollmond, wenn er die Stel— 26 lung mz hat; in beiden Fällen haben die gerade gegenüberlie- genden Punkte a und b der Erde die Summe der von beiden Geſtirnen verurſachten Fluten, oder Springflut. Die Mond— flut iſt aber durch die ganze Sonnenflut verringert in den Quadraturen, d. h. im erſten und letzten Viertel, wenn der Mond gegen Sonne und Erde die Stellungen mz oder m, bat, und in dieſem Falle würden die ihm gerade gegenüber liegenden Punkte c und d der Erde eine nur ſehr niedrige Flut, die Orte a und h aber eine ſehr ſchwache Ebbe haben; denn dieſe letzteren z. B. haben Mondebbe und Sonnenflut zugleich, und da die erſtere über— wiegt, und das Waſſer nicht zugleich ſteigen und ſinken kann, in Wirklichkeit eine verringerte Ebbe. Man ſieht leicht ein, daß die Verſtärkung der einen Flut durch die andere allmählig in eine Schwächung übergeht, während der Mond aus der Stel— lung m; oder mz, reſpective in die Stellung my oder m, gelangt, und umgekehrt, die Schwächung geht in eine Verſtärkung über, während der Mond aus der relativen Lage m, oder my, reſp. in die Lage mz oder m gelangt, wozu jedesmal etwa eine Woche erforderlich iſt; nur muß man nicht überſehen, daß während dieſer Zeit die Erde ſich fortwährend um ihre Are dreht, und daher fortwährend andere Theile ihrer Oberfläche der Sonne und dem Monde gerade zukehrt. Da ſich ferner der Mond nicht genau in einem Kreiſe um die Erde bewegt, ſo wird er ſich während ſeines Umlaufs um die Erde bald etwas mehr, bald etwas weniger weit von ihr entfernt finden; ſeine mittlere Entfernung kann etwa um ihren 18ten Theil zu- oder abnehmen, und es folgt hieraus, daß die Fluten auch etwas größer ſein müſſen, wenn ſich der Mond in ſeiner Erdnähe, als wenn er ſich in ſeiner Erdferne befin— det. Endlich ſtehen Mond und Sonne nicht immer in einer geraden Linie mit der Erde; der Unterſchied ihrer Breite am Himmel iſt verſchieden; dieſer Unterſchied iſt am kleinſten gegen die Zeit hin, wenn der Mond durch die Ebene der Ekliptik oder der Erdbahn geht, in welche Zeit auch die Sonnen— und Mond- finſterniſſe fallen. §. 10. Die Flut muß alſo, von den im S. 6 e ben ört⸗ lichen Störungen abgeſehen, eintreten zur Zeit der Culmina— tion des Mondes, d. h. zur Zeit wenn der Mond durch den 27 Meridian geht, oder am höchſten fteht, und ebenſo etwa 12½ Stunden ſpäter, und dieſe Flut muß vergrößert ſein, wenn die Culmination des Mondes mit den Syzygien zuſammentrifft; ſie muß vergrößert ſein in den Syzygien zur Zeit der Erdnähe des Mondes und zur Zeit ſeines Durchgangs durch die Ekliptik; und ſie iſt es noch mehr, wenn beides mit der Zeit der Nachtgleichen zuſammen trifft. Alle dieſe aus der allgemeinen Schwerkraft theoretiſch folgenden Schlüſſe find durch die Erfahrung vollſtändig beſtätigt. In den in einigen franzöſiſchen Seehäfen und ander— wärts eingerichteten Obſervatorien für die Ebbe und Flut konnte die Richtigkeit der Theorie ſowohl in Bezug auf die Zeit, als die Höhe der von ihr voraus verkündeten Flut vollſtändig er— härtet werden. Dieſe Theorie iſt eine jener großen Leiſtungen Newton's, welche allein ſchon hinreichen würde, feinen Namen für alle Zeiten unſterblich zu machen. *) $. 11. Im . 8 habe ich gezeigt, wie geringfügig die Ur— ſache von Ebbe und Flut iſt, wenn ſie mit der Kraft verglichen wird, welche die Erde ſelbſt auf jeden von ihr angezogenen Stein ausübt. Obwohl daher die Wirkung jener Urſache ſich auch auf alle feſten Körper des Feſtlandes erſtreckt, ſo wird doch Gewicht und Fallgeſchwindigkeit der feſten Körper dadurch nur um einen ſo außerordentlich kleinen Theil vermindert, daß dieſe Veränder— ungen bisher überall völlig unwahrnehmbar geblieben ſind; nur im großen Weltmeer tritt die Wirkung jener Urſache auf der Oberfläche der Erde in die Erſcheinung. Es laſſen ſich jedoch ganz aus denſelben Gründen noch an— dere Wirkungen jener Urſache vorausſehen, welche aller Wahr: ſcheinlichkeit nach von großer Bedeutung für die Beſchaffenheit unſrer feſten Erdrinde ſind, und welche vielleicht nur deßhalb noch nicht beobachtet und thatſächlich nachgewieſen wurden, weil man ſie theoretiſch nicht in gehörige Erwägung gezogen und nicht vorausgeſehen und deßhalb auch nicht durch Beobachtung nach- zuweiſen geſucht hat. *) Bei der hier verſuchten Darſtellung der Urſache der Flut und Ebbe mußte natürlich Beſſel's größerer Aufſatz in Schuhmacher's Jahrbuch für 1838 theilweiſe als Vorbild dienen. 28 Ehe ich jedoch unternehme, dieſe bis jetzt noch nicht gehörig beachteten Wirkungen theoretiſch vorauszubeſtimmen, muß ich deutlich zu machen verſuchen, wie ſowohl Theorie als Beob— achtung es höchſt wahrſcheinlich machen, daß unſre Erde ein im Innern glutflüſſiger Körper ſei. $. 12. Eine flüſſige Maſſe, welche blos der Schwerkraft ihrer eigenen Theile unterworfen wäre, und ſich nicht um eine Are drehte, würde nothwendig die Geſtalt einer Kugel annehmen. Wenn aber dieſe Kugel, während alle Theile ihrer gegenſeitigen Anziehung nach dem Gravitationsgeſetze unterworfen bleiben, ſich zugleich um eine Are dreht, ſo nimmt ſie die Geſtalt eines Um— drehungsellipſoides, d. i. einer nach einem beſtimmten Ge— $ ſetze abgeplatteten Kugel an. 2 # ae Wenn (in Fig. 4) die Ellipſe achd ſich um ihre kleine Are ab herum— d dreht, fo beſchreibt ſie ein Umdreh— ungsellipſoid. Kennt man die Maſſe und Größe einer flüſſigen Kugel, und die Zeit, welche ſie zu einer Umdrehung gebraucht, ſo läßt ſich mit Hülfe der Geſetze der Mathematik und Mechanik vorausbeſtimmen, welchen Grad der Abplattung die Kugel in Folge jener Umdrehung annehmen müſſe, d. h. wie groß der Durchmeſſer ab im Verhältniß zu cd ſein müſſe. Führt man nun eine ſolche Rechnung für eine flüſſige Kugel von der Größe und Maſſe unſrer Erde, und für eine tägliche Umdrehung um ihre Are aus, ſo ergiebt ſich als nothwendig eine Abplattung, welche mit der wirklichen Abplattung der Erde über— einſtimmt, wenn man nur auf die Zunahme der Dichte mit der Tiefe die gehörige Rückſicht nimmt. Ein feſter Körper hingegen, welcher ſich noch ſo ſchnell um eine Are dreht, ändert ſeine Ge— ſtalt nicht, ſo lange der feſte Zuſammenhang ſeiner Theile nicht aufgehoben wird. Die Erde hat ſomit die Geſtalt, welche ſie in Folge der zuſammengeſetzten Wirkung der Schwerkraft und der von der Rotation herrührenden Fliehkraft annehmen müßte, wenn ſie ein flüſſiger Körper wäre. Hieraus muß aber gefolgert werden, daß der Erdball flüſſig war, als er ſeine Geſtalt an— 29 nahm, und daß fich ſeitdem feine Bewegung und Rotation nicht mehr geändert hat, oder daß er noch heute, wenigſtens in ſeinem Inneren flüſſig iſt, und daß der flüſſige Kern nur von einer feſten Rinde bedeckt iſt. Sowohl für die erſte, als für die zweite Folgerung bleibt noch zu entſcheiden, ob eine kaltflüſſige oder eine glutflüſſige Maſſe vorauszuſetzen ſei. Die Annahme einer kaltflüſſigen Maſſe müſſen wir aber ſchon deßhalb gänzlich bei Seite laſſen, weil die mittlere Dichtigkeit der Erde etwa 5 mal ſo groß iſt, als die des Waſſers, und wir mit Ausnahme des Queckſilbers, welches 13½ mal ſo dicht iſt, keinen kaltflüſſigen Körper kennen, der fünfmal ſo ſchwer als Waſſer wäre. Man müßte demnach bei der Annahme einer kaltflüſſigen Maſſe einen Zuſtand und eine Subſtanz vorausſetzen, für welche gar keine Analogie und folg— lich gar keine Wahrſcheinlichkeit vorhanden wäre. Es bleibt ſo— mit nur noch wahrſcheinlich, daß die Erde in glutflüſſigem Zu— ſtande war oder in ihrem Inneren noch iſt. Setzt man aber einen glutflüſſigen anfänglichen Zuſtand des Erdballs voraus, ſo iſt faſt unmöglich anzunehmen, daß der Kern derſelben nicht heute noch glutflüſſig ſein ſollte; denn eine auch viele Millionen Jahre lang fortgeſetzte Abkühlung würde der Rechnung zufolge nicht hinreichen, eine ſo große glutflüſſige Maſſe bis in die in— nerſten Theile hinein vollſtändig abzukühlen und zur Erſtarrung zu bringen. Aus einem urſprünglich glutflüſſigen Zuſtand muß mit größter Wahrſcheinlichkeit gefolgert werden, daß das Innere der Erde auch heute noch glutflüſſig ſei. Die Dichtigkeit der Erde iſt annähernd 5 mal fo groß, als die des Waſſers gefunden worden. Die durchſchnittliche Dichtigkeit der be— kannten feſten Rinde aber iſt nur etwa 2½ mal ſo groß, als die des Waſſers. Es muß daher die Dichtigkeit der Maſſen mit der Tiefe zunehmen. Die leichteren Maſſen befinden ſich auf der Oberfläche, die ſchwereren in der Tiefe; aber nur in einer Flüſ— ſigkeit begiebt ſich das Schwere in die Tiefe, und das Leichte ſchwimmt obenauf. Auch die mittlere Dichtigkeit des Erdballs in Vergleich zu derjenigen der feſten Oberfläche liefert daher ein Argument für den flüſſigen Zuſtand im Innern des Erdballs. §. 13. Merkwürdigerweiſe wird nun dieſe aus der bloßen 50 Geſtalt und Dichtigkeit der Erde entnommene Folgerung durch eine Reihe von anderen Thatſachen unterſtützt und beſtätigt. Wo immer man bisher in Schachten oder durch Bohrungen, z. B. bei der Bohrung arteſiſcher Brunnen, bis in eine beträcht— liche Tiefe in die feſte Erdrinde eingedrungen iſt, überall hat man eine regelmäßige Zunahme der Temperatur der Rinde mit der Tiefe wahrgenommen; und verſucht man auf Grund der Meſſungen der Zunahme der Temperatur mit der Tiefe durch Rechnung einen angenäherten Werth für jene Tiefe zu finden, in welcher die regelmäßig zunehmende Temperatur mindeſtens bis zu einer Gluthitze geſteigert ſein würde, genügend, die feſten Materialien der Rinde in Fluß zu bringen, ſo findet man eine Tiefe von 5 bis 6 Meilen; eine Tiefe, welche mit dem Durch— meſſer der Erde verglichen, der über 1700 Meilen beträgt, nicht mehr ausmacht, als die Dicke der Schale eines Apfels gegen ſeinen Durchmeſſer; und nicht ſo viel, als die Schale des Ei's, gegen den Durchmeſſer des Ei's. Hiernach hätten wir alſo unfre Erde als eine glutflüſſige Maſſe anzuſehen, welche nur von einer verhältnißmäßig dünnen und zerbrechlichen ſtarren Rinde umge— ben wäre. Für die Richtigkeit dieſer Anſicht aber ſpricht auch noch die häufige Erſcheinung heißer Quellen, das häufige Vorkommen jener Erſchütterungen der Oberfläche, welche wir mit dem Namen der Erdbeben bezeichnen, und der Auswurf glutflüſſiger Maſſen aus dem Krater der noch thätigen Vulcane. Alle dieſe und noch viele andere Erſcheinungen, auf welche ich hier nicht näher eingehen kann, ſprechen für die Vorausſetz— ung, daß das Innere der Erde eine glutflüſſige Maſſe ſei; hin— gegen ſind keine Thatſachen bekannt, welche mit jener Hypotheſe im Widerſpruch ſtünden; nach den Geſetzen der Induction iſt es daher nicht nur gerechtfertigt, ſondern es iſt eine For— derung derſelben, daß alle anderweitigen Conſequenzen dieſer Vorausſetzung theoretiſch entwickelt und durch Beobachtung ge— prüft werden. Es iſt dieſer Forderung der Wiſſenſchaft jedoch bisher noch keineswegs in gehöriger Weiſe Genüge geſchehen, und ich will im Nachfolgenden verſuchen, einen Beitrag zur Lö— ſung dieſer Aufgabe zu geben. 31 $. 14. Wenn das Innere der Erde eine flüſſige Maſſe iſt, ſo ſind auf dieſe alle die Schlüſſe anwendbar, welche oben aus der Anziehung von Sonne und Mond auf das Weltmeer abge— leitet wurden. Denkt man ſich einen Augenblick die feſte Rinde mit dem ſie theilweiſe bedeckenden Meere entfernt, ſo iſt ſogleich erſichtlich, daß in dem ſodann die ganze Oberfläche bildenden glut— flüſſigen Ocean, ſeiner großen Tiefe wegen, eine im Vergleich zur Flutwelle des Weltmeeres ſehr viel mächtigere Flutwelle auf der dem Monde direkt gegenüber ſtehenden, und auf der ihm entgegengeſetzten Seite der Erde, ſich mit dem Monde zugleich von Oſt nach Weſt um die Erde bewegen müßte. Die Urſache dieſer Welle wäre, wie wir oben F. 10 geſehen haben, eine Ver— minderung des hydroſtatiſchen Druckes oder des Gewichtes der ö Flüſſigkeit durch die Attraction des der Oberfläche näher als dem Mittelpunkte befindlichen Mondes; während dieſer Druck der Flüſſigkeit an den um einen Viertelumkreis entfernten Stellen der Erde, an welchen Ebbe herrſcht, unverändert dem durch die Erde ſelbſt verurſachten Gewichte entſpricht. Dieſer Unterſchied des hydroſtatiſchen Druckes oder des Ge— wichtes der flüſſigen Maſſe wird nicht verändert, wenn ſie von einer feſten Hülle eingeſchloſſen iſt, ſondern er wird ſich als ein aufwärts gerichteter Druck gegen die einhüllende feſte Rinde äu— ßern an den Stellen, an welchen er ohne dieſe Rinde eine Flut— welle erzeugen würde. Man muß daher als nothwendige Fol— gerung aus dem glutflüſſigen Zuſtande der Erde anerkennen, daß, genau den von den Stellungen des Mondes und der Sonne abhängigen Zeiten der Flut entſprechend, ein innerer nach auf— wärts gerichteter Druck die feſte Erdrinde zu heben und aufzu— biegen ſucht; und die Wirkung dieſes Druckes wird noch ver— größert durch eine, wenn auch ſehr kleine Verminderung des Ge— wichtes der feſten Rinde ſelbſt in Folge der Attraction des Mondes. §. 15. Bedenkt man nun, daß dieſe Wirkung der Flut, oder dieſer auf die Rinde wirkende Druck, ſich vom Aequator mit ab— nehmender Kraft in Einem und demſelben Meridian bis gegen die Pole hin erſtreckt, und ſomit über den halben Umkreis der Erde und auf ein ganzes Viertheil der Erdrinde gleichzeitig im nämlichen Sinne wirkt, — und bedenkt man andererſeits, daß 32 eine, wenn auch noch ſo dicke und ſtarre feſte Maſſe, doch ela— ſtiſch biegſam wird, wenn ſie eine verhältnißmäßig ſehr große Flächenausdehnung erhält, — ſo wird man zu dem Schluſſe geführt, daß die feſte Erdrinde ſich gegen jenen Druck nicht ab— ſolut unelaſtiſch verhalten, ſondern demſelben, wenn auch in noch ſo geringem Maße nachgeben, folglich an den Stellen der Flut ſich aufbiegen, und an den Stellen der Ebbe einſin— ken müſſe. Eine weſentliche Beachtung verdient hiebei noch der Umſtand, daß die Attraction des Mondes nur in dem Scheitel der Flut— welle lediglich als Druck von Innen nach Außen wirkt, an jeder entfernteren Stelle aber ſich größtentheils in einen Seitendruck zerlegt, welcher die Aufbiegung der Rinde an der dem Monde direkt gegenüber ſtehenden Stelle unterſtützt, ſo daß ſich ein großer Theil der Geſammtwirkung auf die Oberfläche der Erde zu einer Kraft vereinigt, welche lediglich auf eine Biegung der Rinde im Scheitel der Flutwelle abzielt. Findet dieſe im Vorſtehenden theoretiſch gefolgerte Wirkung wirklich ſtatt, ſo biegt ſich hiernach der feſte Erdboden mit allem was auf ihm ſich befindet, während etwa 25 Stunden zweimal auf, und ſinkt zweimal wieder ein, und dieſe Aufbiegung ſchrei— tet wie eine Welle von Oſt nach Weſt über die Erde fort. Sie begründet im vollſten Sinne des Wortes ein Pulſiren der Erdrinde, deſſen einzelne Pulsſchläge regelmäßig in etwa 12½ Stunden aufeinander folgen, und kräftiger werden zur Zeit der Syzygien, zur Zeit der Erdnähe des Mondes, und in den Syzygien zur Zeit des Durchgangs des Mondes durch die Ebene der Erdbahn und zur Zeit der Nachtgleichen; und welche Pulsſchläge ſchwächer ausfallen, wenn ſie mit der Zeit eines der beiden Mondviertel zuſammentreffen. F. 16. Ich habe im Vorſtehenden gezeigt, daß ein wirkliches regelmäßiges Pulſiren der Erdrinde als nothwendige Folge— rung des glutflüſſigen Zuſtandes ihres Inneren erſcheint. Man hat davon bis jetzt nichts beobachtet; und ſo lange die That— ſache ſelbſt nicht durch Beobachtung feſtgeſtellt iſt, muß die Fol- gerung der Theorie, wie viele Wahrſcheinlichkeit ſie auch für ſich 35 habe, als hypothetiſch betrachtet werden. Aber ich werde zu zeigen ſuchen, daß die Thatſache nicht beobachtet werden konnte, ſo lange man nicht theoretiſch veranlaßt war, die Erſcheinung aufzuſuchen, und werde anzudeuten ſuchen, auf welchem Wege fie durch Beobachtung nachgewieſen werden könnte. Denken wir uns in der That den vierten Theil einer Ku— geloberfläche abe einer Kugel von ſehr großem Halbmeſſer mb; dieſer Theil der Oberfläche werde auf— K 1. gebogen wie ade; jo kann die Höhe der Hebung b d ſehr beträchtlich fein, ohne daß der Winkel, welchen die Oberfläche an irgend einer Stelle, z. B. in i mit der zum Mittelpunkt ge— henden Richtung der Schwerkraft, alſo mit dem Halbmeſſer mi bildet, auch nur um eine irgend merkliche Größe von dem Winkel ſich unterſcheidet, wel- 5 chen die Oberfläche in k mit der Rich⸗ tung der Schwere m k bildet. Ber kanntlich, obwohl die Oberfläche des 2 Waſſers auf der Erde ſehr nahe eine Kugelfläche iſt, ſo erſcheint doch jede nicht allzugroße Waſſerfläche wegen der Größe des Halbmeſſers der Erde als eine vollkommene Ebene. Die in Folge des Pulſirens der Erdrinde am Aequator ent— ſtehende Hebung b d könnte hunderte von Fußen betragen, und die dadurch erfolgende Veränderung in der Neigung des Bodens gegen die Richtung der Schwere würde dennoch an allen Orten der Erde für alle gewöhnlichen Hülfsmittel der Beobachtung völlig unwahrnehmbar bleiben. Nun haben wir aber für die Hohe bd der Aufbiegung des Bodens, weil alles Feſte und Flüſſige zugleich mitgehoben wird, lediglich gar keine Wahrneh— mung und kein Maß; das einzige was wir bemerken könnten, wäre eben die Winkelverſchiebung des Bodens gegen die Richtung der Schwerkraft, welche der Größe des Erdballs wegen aller Wahrſcheinlichkeit nach eine äußerſt geringe iſt. Würde dieſe Winkelverſchiebung auch nur eine Secunde betra— 3 — Ss 54 gen, fo ließe ſie ſich durch eine entſprechende ſcheinbare Verſchie— bung aller Geſtirne mit den in neueſter Zeit ſo außerordentlich verfeinerten Hülfsmitteln der Beobachtung aſtronomiſch be— ſtimmen. Aber ſie muß den Aſtronomen bisher völlig entgan— gen ſein, und wird ſich auch nicht unmittelbar durch Beobach— tung der Geſtirne, wenigſtens durch die bisher angewendeten Hülfsmittel der Beobachtung, nachweiſen laſſen, wenn ſie nur einen kleinen Bruchtheil einer Bogenſecunde beträgt. §. 17. Ich will nun verſuchen, die Mittel anzugeben, durch welche ſich dieſe von den Pulſationen der Erdrinde verurſachte Winkelverſchiebung des feſten Bodens gegen die Richtung der Schwere beobachten ließe. a) Denken wir uns zwei Libellen oder Waſſerwagen von äußerſter Empfindlichkeit, die eine in der Richtung von Oſt nach Weſt, die andere in der Richtung von Süd nach Nord unver— änderlich mit dem Boden verbunden; da die Oberfläche des Waſ— ſers ſich immer ſenkrecht zur Richtung der Schwere ſtellt, ſo müßten beide Libellen zugleich mit einer Veränderung in der Neigung des Bodens gegen jene Richtung, alſo mit der Zeit der Flut, periodiſch ihren Stand verändern. Man kann durch Vergrößerung des Krümmungshalbmeſſers der Libellen ihre Em— pfindlichkeit ſehr weit ſteigern, und es könnte der Stand der Libel— len durch ein Paar möglichſt gute Fernröhre aus der Ferne ab— geleſen werden; gleichwohl würde dieſe einfachſte Beobachtungs— methode dadurch weſentlich beeinträchtigt, daß aller Vorausſicht nach kleine Veränderungen der Temperatur weit größere Verän— derungen des Standes der Libellen zur Folge haben müßten, als die Schwingungen des Bodens. b) Denken wir uns einen in einem möglichſt hohen Gebäude an einem dünnen Drahte frei aufgehängten ſchweren Senkel oder Pendel, welcher auf angemeſſene Weiſe vor jeder Erſchütterung | durch Luftſtrömungen geſchützt wäre. Aendert fich die Neigung des Bodens gegen die Richtung der Schwere, ſo wird der Sen- kel ſich über dem Boden verſchieben, und zwar zur Zeit der Flut in der Richtung vom Aequator gegen den Pol; vor der Flut in der Richtung von Weſt nach Oſt; nach der Flut in der Richtung von Oſt nach Weſt. Würde man ſüdlich und 33 weſtlich hinter dem freien Pendel eine mit dem Boden feſt ver— bundene Scala anbringen, und nördlich- und öſtlich ein ebenſo mit dem Boden feſt verbundenes Fernrohr, durch welches man den Punkt der Scala ablieſt, auf welchen ſich das Pendel pro— jicirt, ſo hätte man in der Höhe des Gebäudes oder des Auf— hängepunkts, in der Entfernung der Scala vom Pendel, und in der Schärfe des Fernrohrs eben ſo viele Vergrößerungsmittel zur Beobachtung jener Winkelverſchiebung. e) Dieſelbe Anwendbarkeit hätte ein in großer Höhe unver— änderlich befeſtigtes und vertical abwärts, auf einen mit dem Boden feſtverbundenen Queckſilberhorizont, gerichtetes Fernrohr. In hin— reichender Entfernung vom Rohr in ebenfalls feſter Stellung müßte eine leuchtende Linie, z. B. ein galvaniſch erglühender Draht angebracht ſein, und es wäre an den Mikrometerfäden des Fernrohrs die Verſchiebung des Spiegelbildes der leuchten— den Linie, welches der Queckſilberhorizont zurückſpiegelt, zu meſ— ſen. Durch die Spiegelung würde jene Winkelverſchiebung ſchon verdoppelt; in der Höhe des Gebäudes und der vergrößernden Kraft des Fernrohrs wären abermals eben ſo viele Vergröße— rungsmittel für die Wahrnehmung jener Winkelverſchiebung gegeben. Aber auch bei der unter b und c angeführten Beobachtungs- methode wäre in der Höhe des Gebäudes eine Störung gelegen, indem der veränderliche Druck des Windes, und namentlich die veränderliche Erwärmung ſeiner Wände durch die Sonnenſtrah— len aller Wahrſcheinlichkeit nach größere Winkelverſchiebungen | verurfachen würden, als die wirkliche Pulſation des Bodens. Gleichwohl ließe ſich ſowohl aus den in a, als aus den in b und o angegebenen Methoden aus einer großen Reihe von lange regelmäßig fortgeſetzten Beobachtungen ein mit der Flut zuſam— menhängender periodiſcher Einfluß durch Rechnung nach— weiſen, wenn dieſer Einfluß nur nicht überhaupt verſchwindend klein wäre. | d) Wohl am meiſten Erfolg dürfte die genaue Beobachtung des in Flüſſen ſtrömenden Waſſers verſprechen. | Die mit dem Monde fortfchreitende Aufbiegung der Rinde wird im Allgemeinen zur Zeit der Flut ein Anſteigen des Bodens in der . 56 Richtung vom Pol gegen den Aequator, kurz vor der Flut ein Anſteigen des Bodens in der Richtung von Weſt nach Oſt, kurz nach der Flut in der Richtung von Oſt nach Weſt zur Folge haben. Hieraus ergiebt ſich aber: In einem von Weſt nach Oſt ſich ergießenden Strome muß vor der Flut die Strömung abnehmen, nach der Flut zu— nehmen. In einem von Oſt nach Weſt ſich ergießenden Strome muß vor der Flut die Strömung zunehmen, nach der Flut ab— nehmen. In einem in der Richtung vom Pol zum Aequator flie— ßenden Strome muß zur Zeit der Flut die Strömung abneh— men, zur Zeit der Ebbe zunehmen. In einem in der Richtung vom Aequator zum Pol ſich ergießenden Strome muß die Strömung zur Zeit der Flut zu— nehmen, zur Zeit der Ebbe abnehmen. Dieſe Wirkung einer Aufbiegung des Bodens kann von der durch die Flut und Ebbe des Meeres bewirkten Stauung an der Mündung, welche ebenfalls auf die Strömung von Einfluß ſein muß, leicht unterſchieden werden; denn dieſe wird erſtens überall da auf die Strömung ohne Einfluß ſein, wo zwiſchen der Mündung und dem Beobachtungsorte noch irgend ein plötz— licher Fall oder Cataract ſtatt findet, und die Wirkung jener Stauung wird an von der Mündung weit entfernten Orten jedenfalls erſt viel fpäter wahrnehmbar werden, als die durch Aufbiegung des Bodens unmittelbar bewirkte Veränderung der Strömung. Endlich wird dieſe Wirkung der Aufbiegung des Bodens auf die Geſchwindigkeit des Waſſers in Strömen im Allgemeinen um ſo bedeutender ſein, je näher die Ströme der heißen Zone liegen. Theilweiſe entgegengeſetzte Erfolge könnten zwar von der directen Wirkung der Attraction des Mondes auf das Flußwaſſer ſelbſt erwartet werden. Aber die directe Ein— wirkung der Anziehung des Mondes und der Sonne auf das Flußwaſſer würde nur in Strömen von ſehr großer, durch keinen plötzlichen Fall unterbrochener, Länge von merklichem Einfluß 97 fein können, während die Biegung des Bodens ihren Einfluß auch auf fließendes Waſſer von ganz kurzer Erſtreckung in gleicher Weiſe äußern müßte. In dem hier angegebenen Sinne verſpricht die Beobachtung der Strömung in Flüſſen um ſo mehr ein Reſultat, als dieſe Beobachtung, wie ich ſogleich zeigen werde, ein weit genaueres Maß erlaubt, als alle anderen. In der That, denken wir uns die Fallgeſchwindigkeit eines Körpers von 30,2 P. F. nur um /50% 0 eines Fußes vermin⸗ dert (vergleiche $. 8), jo wären wir nicht im Stande, Diele kleine Verminderung der Fallgeſchwindigkeit ſelbſt durch irgend ein Mittel zu meſſen. Sie läge weit außerhalb der Grenzen der Genauigkeit unſrer Beobachtungsmittel. Könnten wir jedoch einen Körper mit dieſer Geſchwindigkeit eine Stunde lang ſich gleich⸗ förmig fortbewegen laſſen, und den in dieſer Zeit beſchriebenen Weg meſſen, ſo würde dieſer Weg ſchon um einen ganzen Zoll in Folge jener Verminderung der Geſchwindigkeit kleiner aus⸗ fallen, alſo um eine ſehr meßbare Größe. Gerade dies iſt das Element, welches wir bei fließendem Waſſer zu beſtimmen vermögen; wir meſſen nicht deſſen Ge⸗ ſchwindigkeit, ſondern den Weg, welchen es in Folge feiner Ge- ſchwindigkeit in einer Stunde zurücklegt. Denken wir uns an einer Stelle im Fluß ein leicht bewegliches Flügelrad unverän⸗ derlich feſtgehalten, welches ſich durch den Stoß des Waſſers vollkommen mit deſſen Geſchwindigkeit umdreht, und deſſen Are durch leicht gearbeitete Räderwerke gerade wie eine Gasuhr mehrere Zeiger in Bewegung ſetzt, ſo daß jede 1000, jede 100, jede 10 und jede einzelnen Fuße durch beſondere Zeiger auf be⸗ ſonderen Zifferblättern gezählt werden, und jo daß endlich der letzte Fuß durch Räderwerke und entſprechende Zeiger in beliebig kleinen Unterabtheilungen gemeſſen werden kann; und denken wir uns den Stand dieſes wohl aufgeſtellten und ſorgfältig conſtruir⸗ ten Inſtrumentes jede Stunde genau mit der betreffenden Zeit⸗ ſecunde abgeleſen, ſo würde ſich die Wirkung einer Biegung des dens mit Sicherheit nachweiſen laſſen, wenn ſie die Geſchwin⸗ digkeit des Waſſers auch nur ſo wenig veränderte, daß der Weg 58 des Waſſers während einer ganzen Stunde ſich um einen Bruch— theil eines Zolles änderte. Auch hier würde freilich das in Folge von Witterungsver— hältniſſen veränderliche Steigen und Fallen des Waſſers einen weit größeren zufälligen Einfluß üben, als die Biegung des Bo— dens in Folge der periodiſchen Pulſationen der Erdrinde. Gleich— wohl ließe ſich ein ſolcher periodiſcher Einfluß aus einer lange fortgeſetzten Reihe von Beobachtungen ebenſo durch Rechnung nachweiſen, wie man die von der Tageszeit abhängigen periodi— ſchen Schwankungen des Barometers aus einer langjährigen Beobachtung deſſelben ermitteln konnte, obwohl ſie von den zu— fälligen und vorübergehenden Einflüſſen der Witterung weit übertroffen, und für eine kleine Beobachtungsreihe völlig un— wahrnehmbar gemacht werden. §. 18. Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß die bisher beſprochene Pulſation der Rinde eine völlig regelmäßige und gleichför— mige ſei. Es iſt vielmehr zu erwarten, daß dieſe Pulſationen in einzelnen Gegenden der Erde ſehr wahrnehmbar und kräftig, in anderen völlig unwahrnehmbar oder unbedeutend ſich erweiſen werden, denn es iſt geognoſtiſch außer Zweifel geſtellt, daß die feſte Rinde der Erde nicht überall eine gleichartig beſchaffene Maſſe, von gleicher Dicke, gleicher Biegſamkeit und gleicher Ela— ſticität iſt. Bei kräftigen Springfluten mag es ſich ereignen, daß dieſe Rinde an einzelnen Stellen zeitenweiſe ſo bedeutend nachgebe, daß ſie nach der Flut nicht völlig ihre frühere Form wieder an— nimmt; daß ſie örtlich bleibende Aufbiegungen oder Einſenkungen erleide; ja es mag ſich in früheren Epochen ereignet haben, daß ſie ſpaltete, wobei dann die nachpreſſende glühende Flüſ— ſigkeit als plutonifche Gebirgsmaſſe aus der Tiefe em portrieb. | Daß die kryſtalliniſch-körnigen ungeſchichteten Gebirgsmaſſen, von ſpäteren Veränderungen derſelben abgeſehen, urſprünglich durch in— neren Druck glutflüſſig durch die geſpaltene Rinde emporgetrieben wur— den, darüber find ſeit Alexander v. Humboldt's und Leopold v. Buch's unvergleichlichen Arbeiten die Geologen heut zu Tage einig. Es ergeben ſich jedoch bei der Annahme, daß ein ſolches 9 Spalten der Rinde mit der Flutwelle in irgend einem Zuſam— menhang ſtehe, noch einige höchſt merkwürdige Beziehungen, welche bis jetzt meines Wiſſens nirgends ausgeſprochen ſind. Sie ſind die folgenden: Erwägt man etwas näher, welche Form die innere Flut— welle des glutflüſſigen Kerns annehmen müßte, wenn die Rinde ihrer Bildung nicht im Wege ſtünde, ſo ſieht man leicht, daß ſich von den Polen aus, deren Stellung gegen den Mond ſich während der Arendrehung der Erde nicht ändert, keine Maſſen gegen den Aequator hin in Bewegung ſetzen; die in Bewegung kommenden Maſſen gehören größtentheils der heißen, theilweiſe der gemäßigten, und nur zu ſehr geringem Theile der kalten Zone an, und ihre Bewegung findet vorzugsweiſe in der Rich— tung von Parallelkreiſen ſtatt. Die Flutwelle vertheilt ſich alſo von Pol zu Pol in der Richtung eines Meridians gewiſſer— maßen über einen Halbkreis der Erde, denn es findet nur eine vom Aequator gegen die Pole hin abnehmende Aufſtauung der Maſſe, an den Polen ſelbſt aber keine Verminderung derſel— ben, kein Einſinken ſtatt. Hingegen in der Richtung eines Parallelkreiſes iſt die Flutwelle nur über den vierten Theil des Erdumfangs ausgebreitet; der Flut folgt hier die Ebbe; die Krüm— mung der Welle in der Richtung der Parallelkreiſe wird folglich ſtär— ker ſein, als ihre Krümmung in der Richtung der Meridiane. Stellt Na sp (Fig. 6) den Durchſchnitt der nahe kugelförmigen Erde in der Richtung desjenigen Meri— dians vor, welcher durch den Schei— tel der Flutwelle geht, fo kann NeSd die Form der Flutwelle in dieſem Meridiane verſinnlichen. Stellt aber (Fig. 7) Oa Wb den Durchſchnitt der kugelförmigen Erde in der Rich— tung des Parallelkreiſes vor, welcher durch den Scheitel der 40 Flutwelle geht, fo ift die Form der Welle in dieſem Parallelkreiſe durch feed verfinnlicht. Eine ähnliche Aufbiegung ſucht der Druck der inneren flüſſigen Maſſe der Rinde zu ertheilen. Stellt daher (Fig. 8) die Linie abc die Aufbiegung eines Theiles der Rinde in dem durch den Scheitel der Welle gehenden Meridian vor, ſo kann 22 6 die Linie dbe dieſe Auf— 9 biegung in dem durch den a „Scheitel der Welle gehen- den Parallelkreis ver— 1 ſinnlichen. Ein Bruch der Rinde wird in dem Scheitel der ſtärker gekrümmten Biegung dbe leichter ſich ereignen, als in dem Scheitel der ſchwächer ge— krümmten Biegung abe; und da die ſämmtlichen Punkte aller Parallelkreiſe, welche gleichzeitig dem Marimum des Drucks der Flutwelle unterliegen, in einem Meridian gelegen ſind, ſo iſt in dieſen Verhältniſſen eine mechaniſche Urſache zu erkennen, daß die gleichzeitige Ausbreitung einer Spaltung der Rinde vor— zugsweiſe in der Richtung eines Meridians erfolgen müſſe. Weil die Flutwelle aber parallel mit dem Aequator fortſchrei— tet, jo rückt auch das Druckmarimum auf die Rinde in dieſer Richtung fort, und es iſt hierin ein noch kräftigerer mechaniſcher Anlaß gegeben, daß eine entſtehende Spalte vorzugsweiſe in der Richtung eines Parallelkreiſes, alſo von Oſt nach Weſt ſich verlängere. Das abſolute Druckmarimum der Flutwelle fällt in der Regel in die Nachbarſchaft des Aequators, und überſchreitet in verſchiedenen Zeiten kaum die heiße Zone. Es iſt hierin ein me— chaniſcher Grund gegeben, daß eine Spalte vorzugsweiſe in der Nähe des Aequators entſtehen werde, und daß ſich, im Falle einer Spaltung der Rinde, der mächtigſte Auftrieb plutoniſcher Gebirgsmaſſe in der Nähe des Aequators zu erkennen gebe. Viele geologiſche Thatſachen ſcheinen mit dieſen Folgerungen in einiger Uebereinſtimmung zu ſtehen. Wirklich finden ſich die höchſten aller Gebirgszüge in der heißen Zone oder in ihrer Nachbarſchaft. Von den Gebirgszügen, welche die jüngſten ſind, ſeit deren Emporhebung aus der Tiefe die Erde ſicherlich keine weſentliche 41 Aenderung ihrer Rotation erfahren hat, ſtreichen wirklich mehrere ſehr nahe genau in der Richtung von Parallelkreiſen. Die Al— pen, der Caucaſus und der Himalaya, um nur ein paar zu den neueſten Erhebungen gehörige Beiſpiele anzuführen, haben die Richtung von Oſt nach Weſt. Andere, z. B. die Andeskette, nach Elie de Beaumontss claſſiſchen Unterſuchungen aller Wahr— ſcheinlichkeit nach die jüngſte aller Erhebungen, ſtreichen in der Richtung eines Meridians von Nord nach Süd. Auch bei den von Leopold v. Buch angeführten Reihen— vulkanen zeigen ſich Richtungen, welche ſich mit den angege— — . — — . — . —ꝛy—- —- — —ͤ— benen Urſachen in einigen Zuſammenhang bringen laſſen. Dieſes vorzugsweiſe Streichen der plutoniſch emporgetriebenen Maſſen in der Richtung von Meridianen und Parallelkreiſen läßt ſich, wie aus dem Vorangehenden ſich ergiebt, wenigſtens theilweiſe als eine zuſammengeſetzte Folge von der ſtörenden At— traction des Mondes und der Arendrehung der Erde betrachten. Auf einem Weltkörper, welcher in Beziehung auf einen anderen ſtörend auf ihn wirkenden Weltkörper keine Arendrehung hätte, müßten ſich demnach die plutoniſchen Kräfte in anderer Weiſe äußern. In dieſem Falle nun befindet ſich der Mond unſrer Erde gegenüber. Da er ſich in derſelben Zeit um ſeine Are dreht, in welcher er ſeine Bahn um die Erde beſchreibt, ſo hat er die— ſer gegenüber keine Rotation. In der That erſcheinen die Mond— gebirge auch nicht als Reihengebirge, ſondern als um centrale plutoniſche Heerde gruppirte Ring- und Maſſengebirge. Vielleicht werden ſich dieſe Analogieen zahlreicher und großer Thatſachen mit den nothwendigen Wirkungen der Flutwelle des flüſ— ſigen Erdkerns durch ein fortgeſetztes Studium noch vermehren laſſen. Will man gleichwohl bezweifeln, daß ſo gewaltige Er— ſchütterungen der Erdrinde, als wir durch das Emporſteigen von Gebirgszügen, wie der Himalaya, die Alpen und die Andeskette bezeichnet ſehen, lediglich auf Rechnung der periodiſchen und regelmäßigen Flutwelle unſrer Tage zu ſetzen ſein könnten, ſo wird man doch in Erwägung zu ziehen haben, daß auch der Wiederſtand zur Durchbrechung der Rinde in früheren Epochen ein minderer als heut zu Tage geweſen ſein muß, zu einer Zeit, als die Abkühlung und Erſtarrung der Rinde noch nicht 42 bis in die gleiche Tiefe vorgedrungen waren. Ebenſo wird man in Erwägung zu ziehen haben, daß mit einem einmal erfolgten größeren Bruche der Rinde die Stabilität des inneren glut— flüſſigen Oceans theilweiſe unterbrochen ſein, und hierin die Quelle viel mächtigerer fernerer Schwankungen geſucht werden könne. Mag man ſich dennoch der Anſicht zuneigen, daß zu jenen großen Erſchütterungen noch andere Urſachen und mächtig ere Kräfte mitgewirkt haben müſſen; immerhin machen jene oben— erwähnten Analogieen es wahrſcheinlich, daß jene Kräfte, wenn nicht von gleicher Art mit der von dem Monde und der Sonne bewirkten Flutwelle, doch nicht ohne deren weſentliche Mitwirkung thätig geweſen ſeien. Es dürften aus dieſem Grunde jene Analogieen einer einläßlicheren fortgeſetzten Prüfung werth erſcheinen, und es iſt mir vielleicht bei einer ſpäteren Gelegenheit vergönnt, ausführ— licher hierauf zurückzukommen. §. 19. Wenn man es ſonach auch nicht für wahrſcheinlich halten ſollte, daß die periodiſche, noch in unſren Tagen wirkſame, Flut— welle des glutflüſſigen Erdkerns als allein genügende Urſache jener gewaltigſten und großartigſten Ereigniſſe erſcheinen könne, von welchen die Beſchaffenheit der Oberfläche unſres Erdkörpers un— widerleglich hiſtoriſches Zeugniß giebt, fo giebt es doch eine Reihe kleinerer, wenn auch ähnlicher Erſchütterungen, dem Menſchen— geſchlechte nicht weniger intereſſant, weil es ſelbſt Zeuge derſel— ben iſt, ich meine die Erdbeben, welche mit hoher Wahr— ſcheinlichkeit, wenigſtens theilweiſe, eine Wirkung jener Urſache zu ſein ſcheinen. Perrey hat ſeit einer langen Reihe von Jahren ſich der mühevollen Arbeit unterzogen, die Zeit der hiſtoriſch bekannten Erdbeben durch Rechnung mit den Zeiten der Flut zu vergleichen. Nach einem Berichte von Elie de Beaumont an die Pariſer Akademie (Compt. Rend. V. 38. p. 1040) geht aus dieſer Arbeit Perrey's bereits hervor, daß die Erdbeben häufiger find in den Syzygien, als in den Quadraturen des Mondes, und am häu— figſten zur Zeit beider Culminationen des Mondes. Hiernach hätte Perrey eine Abhängigkeit der Erſcheinung AS der Erdbeben von der nämlichen Urſache, welche auch die Ebbe und Flut unſrer Meere erzeugt, bereits nachgewieſen. Dieſer Bericht Elie de Beaumont's war es in der That, welcher mich ermuthigte, die oben entwickelten Folgerungen, welche theil— weiſe ſchon ſeit Jahren meine Aufmerkſamkeit gefeſſelt hatten, im Zuſammenhange darzuſtellen. Einen ähnlichen Anlaß hat Elie de Beaumont's Bericht einem italieniſchen Phyſiker, Zantedeschi, gegeben, in einer brieflichen Mittheilung, welche in den Compt. Rend. hebd. Vol. 39. P. 375 abgedruckt iſt, ſeine, wie er ſagt ſchon längſt gehegte, Mei— nung dahin auszuſprechen, daß die Form der Erde nicht immer conſtant ſein könne, ſondern daß die Erde eine fortwährend ver— änderliche ellipſoidale Geſtalt darbiete, d. h. daß ſie ein beſtän— diges Beſtreben habe, ſich in der Richtung der Verbindungslinie ihres Mittelpunktes mit dem Monde und der Sonne aufzubiegen. Ich habe immer geglaubt, ſagt Zantedeschi, daß man davon einen direkten Beweis erhalten könne, wenn man nur an irgend einem Orte zur Zeit der Flut und zur Zeit der Ebbe die Poſi— tion irgend eines Punktes auf dem Himmelsgewölbe beſtimmen würde; dieſer Punkt müßte niedriger erſcheinen zur Zeit der Flut und der Syzygien. Er fordert zugleich das Pariſer Obſerva— torium auf, dieſe Beobachtungen anzuſtellen. Dieſer Brief Zantedeschi's an Elie de Beaumont iſt mir erſt bekannt geworden, nachdem ich die vorliegenden Betrach— tungen in der Hauptſache ſchon niedergeſchrieben hatte. Er ſchien mir dieſelben nicht überflüſſig zu machen; aber ich war erfreut, darin den Beweis zu finden, daß meine oben entwickelten Anſich— ten in einem weſentlichen Punkte mit denen eines ſo bekannten Forſchers zuſammentreffen und ſich berühren. $. 20. Ich kann nicht umhin, noch eine weitere Conſequenz anzudeuten, wenn ich auch auf ihre ausführlichere Durchführung und Begründung hier nicht eingehen kann. Denken wir uns die glutflüſſige Maſſe des Erdkörpers von der ſtarren Rinde bedeckt, ſo wird die flüſſige Maſſe im Allge— meinen das enorme Gewicht der darauf liegenden feſten Rinde zu tragen haben. Nehmen wir nun an, dieſe Rinde biege ſich an irgend einer Stelle bleibend auf, ſo wird wegen des überall wir— AA kenden Druckes die flüſſige Maſſe nachzudringen, und beftändig mit der Rinde in Berührung zu bleiben ſuchen. Aber wenn nun nicht an irgend einer anderen Stelle der Erde die Rinde in Folge deſſen einſinkt, ſo muß, da die flüſſige Maſſe nicht vermehrt wird, an jener erſten oder an irgend einer anderen Stelle die Berührung zwiſchen der flüſſigen Maſſe und der feſten Rinde aufhören, ſo daß ein hohler Raum entſteht. Trägt ſich nun die in Folge deſſen in einer größeren oder kleineren Erſtreckung hohl liegende ſtarre Rinde, ohne einzuſinken, bis zur nächſten Flutwelle, ſo muß dieſe nicht nur eine Biegung, wie ſie die re— gelmäßige Pulſation begleitet, ſondern eine heftige Erſchütte— rung jenes Theiles der Erdrinde zur Folge haben. Denn nun wirkt dort mit der zunehmenden Attraction des Mondes nicht etwa nur ein allmählig wachſender Druck auf die Rinde, ſondern große Maſſen der inneren glühenden Flüſſigkeit, welche mit be— ſchleunigter Geſchwindigkeit in die Höhlung eindringen, müſſen nun das ganze Trägheitsmoment ihrer Bewegung, wenn ſie endlich an der feſten Rinde anprallen, in plötzlichem Stoße verlieren. Es ſind ſehr mannigfaltige Verſuche gemacht worden, zu klaren Vorſtellungen über die Urſache der Erdbeben und der vul— kaniſchen Eruptionen zu gelangen. Die meiſten dieſer Verſuche haben vor der fortſchreitenden Wiſſenſchaft nach kurzer Zeit jede innere Wahrſcheinlichkeit eingebüßt; eine Ausnahme hievon macht die Theorie des jüngeren Herrſchel, in der Modification, die fie von G. Biſchoff erhalten hat; dieſe Theorie führt die ge— ſammten vulkaniſchen Erſcheinungen auf die Wirkungen der Waſ— ſerdämpfe zurück, welche in Berührung mit den glutflüſſigen Maſſen des Inneren aus dem in die Tiefe ſinkenden Quellwaſ— ſer und Meerwaſſer entwickelt werden. Es iſt kein Zweifel, daß dieſe Theorie zur Erklärung man— nigfaltiger vulkaniſcher Ausbrüche genügt, aber ſchwerlich dürfte die Mehrzahl der Erſchütterungen der Erdrinde allein auf Rech— nung hochgeſpannter Waſſerdämpfe zu ſetzen ſein. Es ſcheint mir wünſchenswerth, daß bei den Erklärungsverſuchen der Erdbeben in Zukunft auch auf das mögliche und wahrſcheinliche Hohlliegen a 45 einzelner Strecken der Erdrinde, und auf die Wucht des Stoßes der anprallenden glutflüſſigen Flut Rückſicht genommen werde. Wenn die allzu kurz zugemeſſene Muße, die mir bei mannig— fachen anderen Arbeiten zu erübrigen vergönnt iſt, es mir ge— ſtattet, ſo hoffe ich bei anderer Gelegenheit ausführlicher auf dieſe hier nur kurz berührte, wahrſcheinlich mitwirkende, Urſache der Erdbeben zurückkommen zu können. Ueber die im Grossherzogthume Baden vorkommenden Schlangen. Ein Beitrag zur vaterländiſchen Fauna, mit Abbildungen. Von Dr. Eduard Weber, Großherzogl. Regimentsarzte in Karlsruhe. Einen bei Gelegenheit des letzten Vereins-Stiftungsfeſtes gehaltenen Vortrag leitete ich mit der Bemerkung ein, daß mir die wiſſenſchaftliche Aufgabe unſeres Vereins vorzüglich eine dop— pelte zu ſein ſcheine; nämlich einmal die ſteten Fortſchritte in den verſchiedenen Zweigen der Naturwiſſenſchaft, namentlich in ihrer Beziehung zum praktiſchen Leben zu verfolgen, und zweitens die Naturprodukte unſeres engern Vaterlandes nach Kräften zu er— forſchen, aber auch in dieſer Beziehung vorzugsweiſe dem Nützli— chen oder Schädlichen eine ganz beſondere Aufmerkſamkeit zuzu— wenden. Während ich in dem erwähnten Vortrage durch eine kurze Darſtellung der wichtigen und intereſſanten Entdeckungen in dem Gebiete der thieriſchen Paraſiten-Lehre zunächſt den erſten Zweck im Auge hatte, erlaube ich mir in dieſem Jahre die Auf— merkſamkeit der verehrlichen Vereinsmitglieder auf unſere vater— ländiſche Fauna zu richten, und zwar auf einen Theil derſelben, welcher mir aus mehreren nicht unwichtigen Gründen einer ſpe— ciellen Beſprechung beſonders würdig erſchien; nämlich auf die im Großherzogthume Baden lebenden Schlangen. Wenn die Zahl der hierher gehörigen Thiere nur eine kleine iſt (wir be— ſitzen, die nicht zu den wahren Schlangen gehörenden Blindſchlei— 47 chen inbegriffen, nur 4 Arten), ſo werden wir um ſo eher im Stande ſein, auf dem uns zu Gebote ſtehenden engen Raume, die wichtigſten Eigenſchaften derſelben ſo erſchöpfend, als es un— ſerm ſpeciellen Zwecke dienlich erſcheint, zu betrachten. Eine genauere Kenntniß unſerer Schlangen iſt aber nicht nur vom wiſſenſchaftlichen Standpunkte aus betrachtet intereſſant, ſondern auch in praktiſcher Hinſicht höchſt wichtig, ja ich möchte behaupten, dringend nöthig, um Gefahren für unſere Geſund— heit, unter Umſtänden ſelbſt für unſer Leben vermeiden zu kön— nen. Denn wir beſitzen auch in unſerm engern Vaterlande Schlangen, wenn auch zum Glücke in nicht ſehr großer Verbrei— tung, deren giftiger Biß das Leben gefährden kann. Aber ge— rade der Umſtand, daß giftige Schlangen bei uns ſeltener ſind, in manchen Theilen des Landes überhaupt gar nicht vorkommen, erzeugt eine gewiſſe Sorgloſigkeit, und es dürfte ſelbſt das Vor— handenſein derſelben überhaupt vielen Bewohnern Badens gänz— lich unbekannt ſein. Durch dieſe kurzen Andeutungen glaube ich die Wahl meines Gegenſtandes genügend gerechtfertigt zu haben, und ſchicke der ſpeciellen Beſchreibung der bei uns lebenden Schlangenarten einige allgemeine Betrachtungen über die weſent— lichen Charaktere und Eigenſchaften dieſer Thiergruppe überhaupt voraus, wobei ich aber zunächſt nur die wahren Schlangen im Auge habe und die Blindſchleichen zuletzt noch beſprechen werde. Die Schlange ſpielte ſchon in den älteſten Zeiten bei allen Völkern eine hervorragende Rolle unter den Thieren, und zwar in der Regel keine gute, mindeſtens immer eine zweideutige. Während ſie als Symbol der Klugheit und Wachſamkeit ſich um Aeskulaps Stab windet, legt ihr in unſern Zeiten der Volks— glaube das Attribut der hinterliſtigen Falſchheit bei. Ja es gibt kaum ein Geſchöpf, welches mit Recht oder Unrecht der Gegen— ſtand eines ſo allgemeinen Haſſes einerſeits, ſo wie einer wohl oder übel begründeten Furcht andererſeits iſt, wie die Schlange. Schon im Paradieſe, nach kaum vollendeter Erſchaffung, ver— folgte ſie des Schöpfers Fluch (1. Buch Moſes, Kap. 3, V. 14) und verfolgt ſie wirklich noch, indem ihre körperlichen Eigenſchaf— ten wie die ihres Charakters ſie in ſteten Hader mit ihren Mit— geſchöpfen verſetzen, unter denen ſie kaum einen Freund, der 48 Feinde aber unzählige findet. Das plötzliche Erſcheinen dieſer unter Steinen, Laub, Moos 2c. verborgenen, vorher oft nicht geahnten Thiere, ihre raſchen, windenden Bewegungen, ihr un— heimliches Ziſcheln und Züngeln, der ſtarre, lauernde, boshafte Blick ihrer Augen, die Kälte ihres glatten Körpers, die unglaub— liche Kühnheit, mit welcher ſie ſich auch den größten Feinden entgegen zu ſtellen pflegen, der höchſt wiedrige Geruch, welchen manche Arten verbreiten, — alles dieſes ſind Eigenſchaften, welche auch den minder Furchtſamen unangenehm berühren kön— nen. Wenn wir deßhalb auch nicht, wie der treffliche Lenz Y, dem ganzen tückiſchen Geſchlechte der Schlangen einen förmlichen Vernichtungskrieg ankündigen wollen, ſo dürfen wir uns doch nicht verhehlen, daß wir in demſelben wahre und oft recht grim— mige Feinde zu fürchten haben, welche die geringſte Beleidigung durch tödtlichen Biß auf der Stelle zu ſtrafen ſuchen. Dieſe nun genauer kennen und von den unſchuldigen unterſcheiden zu lernen, ſei unſere Hauptaufgabe. Die Schlangen (Ophidia, Serpentes) bilden die dritte Ordnung der Amphibien oder Reptilien, und ſind vor Allem durch ihren lang geſtreckten, mit Schuppen oder Schildern be— deckten Körper ohne Füße hinlänglich charakteriſirt. Ihr Skelet iſt ſehr einfach, und beſonders durch eine ſehr große, der Länge des Körpers entſprechende Anzahl von Wirbel— beinen und Rippen ausgezeichnet. Die Zahl der erſteren iſt oft ſehr groß, ſelbſt bis zu 300, daher die überaus große Beweg— lichkeit des Schlangenkörpers, aber vorzüglich in ſeitlicher Rich— tung, während ſie nach vor- und rückwärts durch die Verbin— dung der Wirbelknochen unter ſich ſehr erſchwert iſt. Alle Wir— bel bis auf die des Schwanzes tragen Rippenpaare, welche aber zunächſt hinter dem Kopfe nur klein ſind, wodurch ein Hals an— gedeutet wird. Bruſtbein, Beckenknochen und Ertremitäten feh— len gänzlich, und nur bei wenigen ausländiſchen Arten, ſind ſchwache Andeutungen von rudimentären Hinterfüßen ſichtbar. *) Schlangenkunde, Gotha 1832, ein für die Kenntniß deutſcher Schlangen wahrhaft klaſſiſches Werk, voll der intereſſanteſten und wichtigſten Beobachtungen. 49 Der Kopf iſt aus vielen Knochen zufammengeſetzt, welche zum Theile, wie die Oberkiefer- und Gaumenbeine, und noch mehr die beiden Unterkieferknochen beweglich unter einander verbunden ſind, wodurch eine außerordentliche Erweiterung des ohnehin ſchon weit geſpaltenen Rachens, und dadurch das Verſchlingen von verhältnißmäßig ſehr großen Thieren möglich wird. Alle Schlangen haben einfache, kleine, ſehr ſpitze und hakenförmig nach hinten gebogene Zähne in mehreren Reihen, nämlich auf den Oberkiefer-, Gaumen- und Unterkieferknochen. Manche Arten haben beſondere größere Giftzähne, aber nur in den Oberkiefern, welche wir bei der Beſchreibung der Vipern näher kennen lernen werden. Die Schlangen ſind im Stande, wegen der beweglichen Verbindung der Kieferknochen unter ſich, nach Willkühr nur mit den Zähnen einer Seite zu beißen. Dadurch, daß die Zähne hakenförmig nach rückwärts gebogen ſind, wird das Hinabſchlucken der Speiſe ſehr erleichtert, wenigſtens deren Zurücktreten ge— hindert, während ſie zum Kauen oder Zerreißen unbrauchbar ſind. Vorn finden ſich im Ober- und Unterkiefer keine Zähne, ſo daß die Zunge, ohne ſich zu verletzen, auch bei leicht geſchloſſenem Rachen hervorgeſtreckt werden kann, was noch durch einen bo— genförmigen Ausſchnitt an der Spitze der Oberkinnlade erleich— tert wird. Am Kopfe der Schlangen zeigen ſich einige Paare Spei— cheldrüſen, und bei den Giftſchlangen noch beſondere über dem Oberkiefer, unter und hinter den Augen liegende Giftdrüſen, deren wir ſpäter genauere Erwähnung thun werden. Durch die reichliche Speichelabſonderung wird die zu verſchluckende Beute im Rachen ſchlüpferig gemacht. Was das Nervenſyſtem der Schlangen betrifft, ſo iſt ihr Gehirn verhältnißmäßig ſehr klein, ihm entſprechend ihre Intelligenz nur gering, daher die Schlange wohl mit Unrecht als Sinnbild der Klugheit gewählt wurde. Ihr Rückenmark iſt dagegen ſehr entwickelt, und läuft bis zur Schwanzſpitze. Das Leben der Schlangen iſt bekanntlich ſehr zähe und auf Verletzungen der Centralorgane des Nervenſyſtems folgt der Tod oft erſt nach längerer Zeit. Auch die Sinnesorgane ſind nicht ſehr aus— gebildet. 4 30 Eine mächtige Rolle ſcheint unter ihnen die Zunge zu ſpie— len, aber mehr als Taſt-, denn als Geſchmacksorgan. Dieſelbe beſtehet aus zwei walzenförmigen Muskeln, welche hinten mit einander verbunden ſind, vorn aber zwei freie, ſehr feine und bewegliche Spitzen bilden. Sie liegt in einer Scheide verborgen, welche ſich nahe an der Spitze der Unterkinnlade und kurz vor der Mündung der über ihr befindlichen Luftröhre öffnet. Aus dieſer Scheide kann ſie ſchnell und weit hervorgeſtoßen und wie— der zurückgezogen werden, das allbekannte Züngeln der Schlan— gen, welches mit Unrecht von Vielen gefürchtet wird, da ſie mit der Zunge durchaus nicht verletzen können, ſondern ſich derſelben unſtreitig nur als eines feinern Taſtorganes um ſo häufiger be— dienen, als ihr Geſicht nach allen Wahrnehmungen nur ſchwach iſt, obgleich das Auge der Schlangen einen eigenthümlichen Glanz und Ausdruck beſitzt, welcher wohl auch zu der fälſchlichen Annahme der Scharfſichtigkeit und Klugheit dieſer Thiere Ver— anlaſſung gegeben hat. Bemerkenswerth iſt der gänzliche Man— gel der Augenlieder und Nickhaut. Das Schlangenauge iſt im— mer offen, daher auch das Attribut der Wachſamkeit am beſten für ſie paßt. Zum wilden Ausdrucke deſſelben mag auch die meiſt helle, rothe oder gelbe Färbung der ſehr beweglichen Regen— bogenhaut beitragen. Die Pupille iſt bei verſchiedenen Arten rund, ſenkrecht oder wagrecht geſpalten. Das durchſichtige Ober— häutchen, welches die vordere Fläche des Auges überziehet, trübt ſich vor der Häutung, und wird mit der ganzen Oberhaut des Körpers zugleich abgeſtreift. Aeußere Ohren haben die Schlangen nicht, indem ihre nicht ſehr ausgebildeten Gehörorgane, welchen auch ein Trommelfell fehlt, unter der äußern Haut verborgen liegen. Ihr Gehörſinn ſcheint auch ſehr ſchwach zu ſein. Daſſelbe iſt wohl auch mit ihrem Geruchsſinne der Fall. Als Organe für denſelben ſind auf jeder Seite zwiſchen dem Auge und der Spitze der Oberkinn— lade Naſenlöcher zu bemerken, welche in die Mundhöhle münden. Ihr Riechnerv iſt ſehr kurz. Die Haut der Schlangen kann nicht als Taſtorgan dienen, ebenſowenig eine ſtarke Verdünſtung geſtatten, da ſie mit hornar— tigen Schuppen und Schildern von verſchiedener, für die einzel— 31 nen Arten charakteriſtiſcher Form bedeckt iſt. Wichtig iſt das re— gelmäßige und häufige Abſtreifen der Oberhaut, die Häutung, welche ſogar bei kaum aus dem Ei geſchlüpften Jungen ſchon be— ginnt, und ſich im Laufe der wärmern Jahreszeit vier- bis fünf— mal wiederholt. Vor derſelben ſcheinen die Thiere etwas zu kränkeln. Die Häutung beginnt an den Lippen, und findet von Oben nach Unten in der Art ſtatt, daß die Schlange aus ihrer ganzen zuſammenhängenden Oberhaut, wie aus einem Ueberzuge herauskriecht, wobei letztere vollkommen geſchloſſen, aber umge— ſtülpt, mit nur 4 Oeffnungen (nämlich vom Rachen, den 2 Na— ſenlöchern nebſt der Leibesöffnung, wo Leib und Schwanz ſich ſcheiden) liegen bleibt. Die Schlange erleichtert ſich dieſe Arbeit, welche in ½ Stunde vollbracht ſein kann, indem ſie ſich zwiſchen Moos, Laub u. dgl. durchſchiebt. Nach der Häutung erſcheint ihre Farbe friſcher und glänzender, wiewohl in den Zeichnungen nicht bedeutend verändert, da die häufigen Farbenabänderungen in den verſchiedenen Altersperioden (namentlich bei den Vipern) ſich nur allmählig bilden. Die innere Organiſation des Schlangenkörpers bietet eben— falls manche Abweichungen von der anderer Wirbelthiere. Im Allgemeinen iſt ſie einfacher, namentlich iſt dieſes der Fall mit den Athmungswerkzeugen. Von den beiden Lungen iſt im— mer eine verkümmert, die andere ſtellt einen großen hohlen Sack dar, welcher ſich bis gegen das Ende des Bauches hin erſtreckt. Die einfache Luftröhre, welche hinter dem Herzen in die Lunge übergehet, öffnet ſich ganz vorn im Munde in Geſtalt einer fei— nen Ritze. Kehldeckel und ausgebildeter Kehlkopf fehlen, daher die Stimme der Schlangen auch nur in dem bekannten und ge⸗ fürchteten Ziſchen beſtehet. Die Athmungsbewegungen gehen im ruhigen Zuſtande ſehr langſam vor ſich, und zwar durch Erheben und Senken der Rippen. Ein Zwerchfell fehlt. Durch willkührliches Anfüllen der Lungen mit mehr Luft oder Ausſtoßen derſelben kann das Schwimmen oder Untertau— chen im Waſſer erleichtert werden. Die Schlangen können ſehr lange ohne zu athmen leben. Das kleine Herz, welches, in einen Herzbeutel eingeſchloſſen, in einiger Entfernung hinter dem Kopfe liegt, hat eine Herzkam— 4. 32 mer und zwei Vorkammern, von denen die rechte, welche das venöſe Blut aus dem Körper aufnimmt, faſt doppelt ſo groß als die linke oder Lungenvorkammer iſt. Bei der Zuſammenziehung der Herzkammer ſtrömt der größere Theil des Blutes durch die doppelte Aorta zum Körper, der kleinere zu den Lungen, und von dieſen durch die linke Vorkammer zum Herzen zurück. Auf dieſe Art kommt daher immer nur ein Theil des Blutes mit dem Sauerſtoffe der eingeathmeten Luft in Berührung; der Oryda— tionsproceß findet nur in geringerem Umfange ſtatt und die Wärmebildung in dem Körper dieſer Thiere iſt daher auch eine weit geringere, als da, wo die ganze Blutmenge durch die Lungen ſtrömt, wie bei den Säugethieren und Vögeln. Die Temperatur des Schlangenkörpers hängt von der der äußern Luft ab, und ihr Blut gefriert in gleicher Temperatur, wie das Waſſer. Von Farbe iſt das Schlangenblut roth, mit wenigem Unterſchiede zwiſchen venöſem und arteriellem. Intereſſant iſt die Verdauung, welche bei den Schlangen viel langſamer und in einfachern Organen, als bei höhern Thie— ren vor ſich gehet. Ein langer häutiger Kanal, die Speiſe— röhre, gehet unmerklich in den Magen über, welcher, wenn er nicht gerade mit Speiſen gefüllt iſt, zuſammengezogen iſt und im Innern ſtarke Längsfalten bildet. Gegen das Darmende ver— engert er ſich bedeutend. Der Darm zeigt nur wenige Krüm— mungen, und mündet am Anfange des Schwanzes nach Außen. Die Verdauungsthätigkeit ſcheint am lebhafteſten im unterſten Theile des Magens ſtatt zu finden. Die Knochen der verſchluck— ten Thiere werden in demſelben vollkommen aufgelößt. Die Le— ber erſcheint als ein langer und großer Lappen, mit einer großen, mit grüner Galle gefüllten, Gallenblaſe. Die Milz iſt klein, dagegen eine anſehnliche Bauchſpeicheldrüſe vorhanden, wie überhaupt die Speicheldrüſen der Schlangen, wie ſchon bemerkt, zahlreich und beſonders entwickelt erſcheinen. Die Nahrung der Schlangen iſt ausſchließlich nur eine thieriſche, und zwar vorzugsweiſe aus der Abtheilung der Wir— belthiere. Ihres Gleichen ſcheinen ſie nicht zu freſſen. Merk— würdig und den Anblick derſelben in hohem Grade wiedrig ma— chend, iſt die Art, wie ſie ihre Nahrung, welche oft zwei- bis — dreimal fo umfangreich als ihr Kopf- iſt, verſchlingen. Hierbei kommt ihnen beſonders die ſchon erwähnte Ausdehnbarkeit der Kieferknochen zu ſtatten, ſo wie die Eigenſchaft letzterer, unab— hängig von einander zu wirken, wo dann durch abwechſelndes Vorgreifen der einen und der andern Seite die Speiſe allmählig in den Rachen hinabgeſchoben wird. Das Hinabgleiten derſel— ben wird, wie ſchon bemerkt, durch reichliche Speichelabſonderung befördert, und ihr Zurücktreten durch die nach rückwärts gekrümm— ten und dadurch als Wiederhaken wirkenden Zähne erſchwert. Gewöhnlich packen ſie die Thiere an dem Kopfe, und ſuchen die— ſen Theil zuerſt hinabzuſchlingen. Dieſer Akt dauert oft ſehr lange, bei großen Thieren ſelbſt Tage lang, und ein Theil der Beute kann ſchon in Verdauung begriffen ſein, während dieſelbe noch nicht einmal ganz verſchlungen iſt. Thiere von zäher Le— benskraft können ſogar noch einige Zeit in dem Schlangen-Ma— gen leben, in welchem Falle ihre Bewegungen von Außen zu bemerken find. *#) Nach dem Freſſen und während des Verdau— ungsaktes ſind die Schlangen träger und unbehülflicher, und können dann leichter gefangen oder getödtet werden. So gefräßig die Schlangen einerſeits ſind, ſo lange können ſie andererſeits, freiwillig oder gezwungen, den Hunger ertragen. Ich hatte eine große Ringelnatter, welche ½ Jahr lang hart— *) Eine hierauf bezügliche, ſehr intereſſante Thatſache erzählt Herr J. C. Cox in dem Magazine of natural history. Es wurde nämlich in der Gegend von Lauſanne eine Viper gefunden, welche etwa an einem Dritttheile ihrer Länge, vom Schwanze an gerechnet, an der linken Seite ein Bein hatte, das den Füßen der Saurier analog war; an dem entſprechenden Theile der andern Seite war eine Vor— ragung, gleich als wenn daſelbſt ein unvollkommen entwickeltes Bein unter der Haut wäre. Das Thier war erſchöpft und lebte nur noch 3 Tage. Die Section erklärte die auffallende Erſcheinung. Die Viper (ein junges Thier von etwa 10 Zoll Länge) hatte eine völlig ausgewachſene Eidechſe von faſt gleicher Länge verſchlungen; letztere ſcheint auch ſehr kräftig geweſen zu ſein, und ihre Vitalität behalten zu haben, lange nachdem ſie ſchon in den Magen der Schlange ge— kommen war. Die Folge war, daß ſie mit ihren Nägeln kratzte, bis ſie ein Loch durch die Seite der Viper gemacht hatte und der Vor— derfuß völlig hervorgetrieben war. 34 näckig jede Nahrung verſchmähete; vor Kurzem erhielt ich eine Viper, welche ebenfalls beinahe 4 Monate ohne Nahrung lebte. Allerdings magern dieſe Thiere am Ende ſehr ab, und ſterben Hungers. In der Gefangenſchaft freſſen die Schlangen höchſt ſelten, die Vipern nach Lenz's ſorgfältigen Beobachtungen frei— willig nie, ja ſie werfen nicht ſelten, bald nachdem ſie ihrer Freiheit beraubt worden, das zuletzt Genoſſene wieder aus, gleich— ſam um die Cataſtrophe des Hungertodes, dem ſie ſich geweihet zu haben ſcheinen, raſcher herbeizuführen! Es ſcheint auch, daß ſie im freien Zuſtande unverdauliche Dinge, wie z. B. Federn von verſchluckten Vögeln, in einem Ballen wie die Raubvögel wieder ausſpeien. Ob die Schlangen trinken, iſt noch nicht entſchieden. Die Verſuche von Lenz in dieſer Beziehung hatten ein negatives Er— gebniß. Daß ſie die Milch lieben, ſcheint auch in den Bereich der vielen über die Schlangen verbreiteten Fabeln zu gehören. Meine Schlangen habe ich wenigſtens nie Milch trinken ſehen. Die Harnwerkzeuge der Schlangen beſtehen in zwei lan— gen, am Ende des Bauches liegenden Nieren. Eine Harnblafe fehlt, daher ſich die Harnleiter, wie die Ausführungsgänge der männlichen und weiblichen Fortpflanzungsorgane unmittel— bar in den Darmkanal, kurz vor deſſen Endigung, einmünden (Kloakenbildung). Der Geſchlechtsunterſchied wird äußerlich zuweilen durch die Farbe angedeutet, immer aber ſind die Weibchen größer als die Männchen. Was die Fortpflanzung betrifft, ſo findet die Paarung bei den Schlangen im Frühjahre, ſobald die Witterung warm zu werden beginnt, ſtatt. Alle Schlangen legen Eier von läng— lich runder Geſtalt, weißer Farbe und mit einer lederartigen elaſtiſchen Haut bedeckt. Ihre Zahl iſt oft ſehr groß (bis zu 50—60). Bei manchen Arten, z. B. den Vipern, entwickeln ſich die Jungen ſchon ehe die Eier gelegt werden ſo vollkommen, daß ſie bald nach dem Legen die dünne Hülle zerreißen, und aus— kriechen. Daher auch die Benennung Vivipara, lebendig ge— bärende, woraus das Wort Viper entſtanden iſt. Bei andern bedarf das Junge außerhalb des mütterlichen Körpers noch einiger 33 Zeit zu ſeiner Entwicklung. Da die Schlangen kaltes Blut be— ſitzen, kann natürlich von Ausbrüten der Eier keine Rede ſein. Die einzige Sorge, welche die Mutter dem Ei widmet, beſtehet darin, daß ſie es an einen warmen Ort, die Ringelnatter z. B. gerne in Miſthaufen, legt und dann ſeinem Schickſale überläßt. Die junge Schlange führt ſogleich ein vollkommen ſelbſtſtändiges Leben und die Eltern beweiſen weder den Jungen, noch dieſe den Eltern die geringſte Spur von Liebe oder Sorgfalt. Die Schlangen wachſen ſehr langſam und ſcheinen auch ein hohes Alter (Lenz ſchätzt daſſelbe auf 20 Jahre) zu erreichen, was übrigens ſchwer zu beſtimmen iſt, da dieſelben, wie ſchon bemerkt, nur ſehr ſchwer einige Zeit in der Gefangenſchaft zu halten ſind. Die kriechende Bewegung, zu welcher die Natur die Schlan— gen wegen des gänzlichen Mangels der Extremitäten beſtimmt hat, iſt zwar im Allgemeinen wohl bekannt, doch herrſchen über den Mechanismus derſelben ſo verbreitete irrige Anſichten, daß wir ihn wohl etwas näher betrachten müſſen. Der Schlangen— körper iſt wegen der großen Zahl der Rückenwirbel ſehr beweg— lich. Durch die Art der Vereinigung derſelben iſt eine Krüm— mung nach beiden Seiten ſehr erleichtert, nach vor- oder rückwärts aber beſchwerlich und nur bis zu einem gewiſſen Grade möglich daher ſich die Schlange auch nicht hoch aufrichten, durchaus aber nicht, wie vielfach geglaubt wird, auf den Schwanz ſtellen kann. Starke Muskeln von blaſſer Farbe liegen zwiſchen den einzelnen Rippenpaaren und noch ſtärkere längs des Rückens und bringen die Bewegungen hervor, und zwar erſtere die ſeitlichen Krüm— mungen, letztere die Aufrichtung des vordern Körpertheiles, ſo weit dieſelbe möglich iſt. Die Fortbewegung geſchiehet nicht durch vertikale, bogenför— mige Erhebungen (wie z. B. bei den Spannerraupen), ſondern durch horizontale Krümmungen. Das Vorwärtsſchieben wird durch die ſcharfen Ränder der nach hinten gerichteten Bauchſchil— der erleichtert. Auch alle andern Bewegungen, wie das Schwimmen und Klettern, geſchehen durch Seitenkrümmungen. Häufig liegen die Schlangen zuſammengeringelt, den zurückgezogenen Kopf in der 36 Mitte, da und laſſen, wenn fie beißen wollen, denſelben durch eine raſche Bewegung vorwärts ſchießen. So ſchnell uns auch die Fortbewegung der Schlangen erſcheint und gerade hierdurch auf manche Menſchen einen beſonders unheimlichen Eindruck macht, ſo iſt ſie doch, bei unſern Schlangen wenigſtens, nicht ſo ſchnell, daß ein Menſch mit ſtarken Schritten ihr nicht gleich bleiben könnte. Was die Verbreitung und den Aufenthaltsort der Schlangen betrifft, ſo findet man deren in allen Welttheilen, weniger jedoch im kalten Norden, als im heißen Süden. In Schweden finden ſich noch Vipern. Im höchſten Norden fehlen jedoch die Schlangen, welche überhaupt eine beſondere Vorliebe für die Sonnenwärme zu haben ſcheinen. Die größten und ge— fährlichſten Arten leben in den Tropengegenden. Die Schlangen wählen hauptſächlich ſolche Orte zu ihrer Wohnung, wo ſie geeignete Schlupfwinkel, Nahrung und die ihnen unentbehrliche Sonnenwärme finden. Waldungen, vor⸗ züglich mit niederem Geſträuche, namentlich Laubholzwälder, deren Boden mit Moos oder Haiden bedeckt iſt, ſteinige Schluchten, hauptſächlich wenn dieſelben ſonnige Plätzchen bieten, aber auch Wieſen und ſelbſt Landſtraßen wählen ſie zum bleibenden oder vorübergehenden Aufenthaltsort. Schlangen, welche gern in das Waſſer gehen, wie die Ringelnattern, ſuchen vorzüglich die Nähe deſſelben, finden ſich aber auch eben ſo häufig an ganz trockenen, hoch gelegenen, Orten. Sie ziehen ſich unter Steine oder in natürliche Schluchten oder künſtliche, von anderen Thieren, z. B. Mäuſen gegrabene Löcher zurück. Eigene Wohnungen ſcheinen fie ſich nicht anzulegen. Manche, wie die unſchuldigen Ringel— nattern, nähern ſich auch den menſchlichen Wohnungen und nehmen ihren Aufenthalt in Kellern, Ställen, Miſthaufen ꝛc. Einige Schlangen klettern gerne und gut, was jedoch bei unſern Arten nur ſeltener vorkommt. Wiewohl alle Schlangen ſchwimmen können, wobei ſie durch die ſchon beſchriebene Beſchaffenheit ihrer ſackartigen Lunge ſehr unterſtützt werden, ſo ſuchen doch nur wenige Arten das Waſſer freiwillig auf, wie unſere Ringelnatter, welche gerne Fiſche 37 verzehrt. Aber auch dieſe kann, ohne zu ermüden, nicht allzu lange Zeit ſchwimmend im Waſſer verweilen. Die Schlangen ſcheinen hauptſächlich bei Tage thätig zu ſein und des Nachts in ihren Verſtecken zu ruhen. Lenz hat bei genaueſter Beobachtung nie einen eigentlichen Schlaf bei ihnen wahrgenommen, ſondern nimmt ſtatt deſſen eine träge Ruhe an. Da die Schlangen wegen Mangels der Augenlieder die Augen immer offen haben, iſt die Entſcheidung hierüber etwas ſchwierig. Wie ſchon bemerkt, lieben die Schlangen gleich den Eidechſen die Sonnenwärme ſehr und werden daher auch am häufigiten, während ſie ſich an offenen Stellen ſonnen, entdeckt und gefan— gen oder getödtet. Gegen Kälte ſind ſie ſehr empfindlich und er— frieren ſehr leicht. Sobald im Spätjahre die Temperatur zu ſinken pflegt, verſchwinden alle Schlangen, indem ſie ſich in ihre tiefiten Schlupfwinkel zurückziehen, um den Winter in einer Art Erſtarrung oder Winterſchlaf zu verleben. Doch kommt es vor, daß ſelbſt im Winter an warmen ſonnigen Tagen einzelne Schlangen, z. B. Kreuzottern (Vipern) aus ihren Höhlen kriechen. Wie alle Thiere, welche den Winter in Erſtarrung zubringen, ſind auch die Schlangen im Herbſte am fetteſten, im Frühjahre dagegen abgemagert, was beſonders an dem durch Schwinden des Fettes platt gewordenen Bauche zu erkennen iſt. Intelligenz und Charakter der Schlangen. Erſtere iſt nur gering, und das Attribut der Klugheit jedenfalls mit Un— recht der Schlange ertheilt. Bei nicht bedeutender Entwicklung aller Sinne (mit Ausnahme vielleicht des in der Zunge liegen— den Taſtſinnes) fehlen alle Kunſttriebe, die wir bei ſo vielen tiefer ſtehenden Thieren bewundern. Die Schlangen ſind auch nur eines geringen Grades von Zähmung fähig und Alles, was über ſogenannte Schlangenbeſchwörer aus alten und neuen Zei— ten von Reiſenden erzählt worden iſt und noch erzählt wird, muß entweder geradezu in das Gebiet der Fabel verwieſen oder als Gau— kelei, womit man leichtgläubige Reiſende zu täuſchen ſucht, be— trachtet werden. Waren ja ſchon in den älteſten Zeiten die Schlangenbeſchwörer übel berüchtigt und ſagt ſchon Sirach (Kap. 12, V. 13): „Wer wird mit einem Beſchwörer Mitleid haben, wenn er von der Schlange gebiſſen wird!“ Das tra— 38 giſche Ende eines ſolchen Individuums erzählt uns Lenz aus eigener Anſchauung, worauf wir bei Beſchreibung der Viper zu— rückkommen werden. Das Geheimniß der ſogenannten Zähmung giftiger Schlangen beruht in der Regel darin, daß man denſel— ben ihre Giftzähne ausbricht, oder ſie nach vorausgegangenem ſtarken Reizen durch öfteres Beißenlaſſen in vorgehaltene Ge— genſtände ſich ihres Giftes für kurze Zeit entledigen läßt. Auch die angebliche Liebe mancher Schlangen zur Muſik ſcheint, nach angeſtellten Verſuchen bei unſern Schlangen wenig— ſtens, in die Categorie der Beſchwörungen zu gehören und iſt um ſo unwahrſcheinlicher, als der Gehörſinn bei dieſen Thieren über— haupt nicht ſehr entwickelt erſcheint. Ebenſo dürfte es ſich mit der ziemlich allgemein angenommenen ſogenannten Zauberkraft verhalten, durch welche namentlich giftige Schlangen kleine Thiere anlocken und in ihre Nähe ſollen gleichſam bannen können. Es wäre allerdings nicht ganz unwahrſcheinlich, daß manche Thiere, namentlich Vögel, durch den Anblick gewiſſer Schlangen oder durch das eigenthümliche Geräuſch, welches z. B. die Klapper— ſchlangen (welchen dieſe Zauberkraft vorzugsweiſe beigelegt wird) verurſachen, gleichſam aus Neugierde herbeigelockt würden. Um— flattern ja auch den Uhu, der doch ebenfalls ihr Feind iſt, große und kleine Vögel aller Art, ohne daß man demfelben je eine be— ſondere Zauberkraft zugeſchrieben hätte! Es fehlen über dieſen Gegenſtand unbefangene Beobachtungen bewährter Naturforſcher und ein Bericht, welchen ein glaubwürdiger Schriftfteller, Dr. Barton in Philadelphia, über die Zauberkraft der Klapper— ſchlange ſchon zu Ende des vorigen Jahrhunderts veröffentlichte, leugnet dieſelbe und erklärt die Erſcheinungen, welche zu ihrer Annahme Veranlaſſung gaben, auf natürlichem Wege. Bei un— ſern giftigen, wie nicht giftigen Schlangen, iſt von einer ſolchen myſtiſchen Gewalt Nichts zu finden. Thiere aller Art, welche zu Schlangen geſperrt werden, be— nehmen ſich entweder unbefangen, wenn erſtere ſich nicht um ſie kümmern, oder ſuchen ängſtlich zu fliehen und ſich zu verbergen, wenn der Feind ſeine Abſicht merken läßt. Große und kleine Fröſche, welche ich zu einer recht muntern Viper in den Behäl— ter brachte, ignorirten dieſelbe vollkommen, hüpften ſogar auf Te m nn — ihr herum, da ſie keine Miene zum Beißen machte. Daß über den Charakter der Schlange wenig Gutes zu berichten ſei, haben wir bereits erwähnt, es ſei denn, daß wir ihrem Muthe, mit welchem ſie ſich auch dem größten Feinde gegenüberſtellt, ihrer Freiheitsliebe, in welcher ſie freiwilligen Hungertod der Ge— fangenſchaft vorziehet, und der Schonung, welche ſie Ihres Glei— chen gegenüber an den Tag legt, um nicht ungerecht zu ſein, einige Worte des Lobes ſpenden wollten. Hervorragende Eigen— ſchaften ihres Charakters ſind tückiſche Bosheit und blinde Wuth im wahren Sinne des Wortes, indem ſie, zum Zorne gereizt, und bei ihrem ſchwachen Geſichte, auf das Geradewohl um ſich beißen, dabei natürlich auch viele Fehl- und Luftbiſſe thun, ja nicht ſel— ten ſogar ihren eigenen Leib verletzen. Auf der anderen Seite müſſen wir aber auch erkennen, daß eine Schlange, wenn ſie nicht gereizt, z. B. zufällig mit dem Fuße getreten wird oder Nahrung ſucht, nicht leicht von freien Stücken beißt, und Hum— boldt ſagt, wenn die Vipern und Klapperſchlangen in dem Grade angriffsluſtig wären, als man gewöhnlich glaubt, ſo würden die Menſchen in einigen Theilen Amerika's ihnen nicht haben wider— ſtehen können. So läßt ſich ein Theil der den Schlangen zuge— ſchriebenen Bosheit auf Nothwehr und natürliche Befriedigung des Nahrungstriebes zurückführen. Uebrigens herrſcht bei den verſchiedenen Arten wie Individuen ſogar eine auffallende Cha— rakterverſchiedenheit. Welcher Unterſchied iſt z. B. nicht zwiſchen dem Charakter einer Ringelnatter und Viper! Feinde haben die Schlangen in großer Anzahl und an ihrer Spitze ſtehet der Menſch, welchem, ich möchte ſagen ein faſt inſtinkt— mäßiger Haß und Verfolgungstrieb gegen dieſe unglückſeelige Thiergruppe angeboren zu ſein ſcheint. Unter den Thieren ſind beſonders Igel, Dachs, Iltis, Mäuſe— buſſard, Milan, Eichelſeher, Nebelkrähe und vorzüglich der Storch als Schlangenfeinde und Vertilger zu betrachten, und daher namentlich in Gegenden, wo es viele giftige Schlangen gibt, vorzugsweiſe zu ſchonen, und zwar um ſo mehr, als ſie auch ſolche Thiere, welche den Schlangen zur Nahrung dienen, wie Mäuſe, Fröſche, Eidechſen ꝛc. verzehren. Der Nutzen der Schlangen iſt an und für ſich und nament— 60 lich in Vergleich zu dem Schaden, welchen fie durch ihren Biß zufügen können oder ſelbſt nur der Angſt, welche ſie vielen Men— ſchen durch ihren Anblick zu verurſuchen im Stande ſind, ſehr gering zu nennen. Früher ſpielten die Schlangen eine wichtige Rolle in der Medicin und die Vipern machten einen Hauptbeſtand— theil des berühmten Univerſalmittels Theriak aus. Außerdem wurden verſchiedene Präparate aus den Vipern gemacht und häufig angewendet. Das Vipernfett gilt jetzt noch bei Waldbe— wohnern als ein treffliches Mittel gegen Quetſchungen und Wunden. Der Galle der glatten Natter (Coluber levis) wurde ſelbſt in neuerer Zeit und auf mehrfache günſtige Erfolge geſtützt, eine Heilkraft gegen die Epilepſie zugeſchrieben. In Meriko ſoll kürz— lich ein deutſcher Arzt die wichtige Entdeckung gemacht haben, daß das Gift einer gewiſſen Schlange, dem Menſchen eingeimpft, gegen das gelbe Fieber ſchütze, während die Einimpfung ſelbſt, wie die der Kuhpocken, nur von vorübergehenden unbedeutenden Krankheitserſcheinungen begleitet ſei. Manche Völker genießen das Fleiſch der Schlangen und auch ihre Haut kann zu verſchiedenen Zwecken benutzt werden. Der Schaden, welchen die Schlangen namentlich dem Men— ſchen und den Hausthieren zufügen, iſt vorzüglich dem Biſſe der giftigen Arten zuzuſchreiben, welcher nicht nur in heißen Klima— ten und von großen Arten, ſondern auch bei uns von der klei— nen Viper von tödtlichen Folgen ſein kann, worauf wir bei der Betrachtung letzterer zurückkommen werden. Der Nachtheil, wel— chen die in das Waſſer gehenden Arten, wie die Ringelnatter, den Fiſchteichen zufügen, iſt unerheblich, und die andern Thiere, von welchen unſere Schlangen wenigſtens leben, ſind ſolche, deren Vertilgung uns ſelbſt zum Nutzen gereicht. Nach dieſen allgemeinen Bemerkungen über die Organiſation und Lebensart der Schlangen überhaupt, wenden wir uns zur ſpeciellen Betrachtung der in unſerm Vaterlande lebenden Arten. Aus der Ordnung der wahren Schlangen haben wir nur drei Arten, nämlich aus der Familie der Nattern, die Ringel . natter und glatte Natter) und aus der Familie der giftigen Ottern die gemeine Viper (Kreuzotter). Als den Schlangen im äußern Bau ganz ähnlich und von frühern Naturforſchern, ſo wie jetzt noch immer von den Laien dieſen beigezählt, ſind die Blindſchleichen noch hierher zu ziehen, welche vermöge ihrer beſondern Organiſation jetzt der Ordnung der Eidechſen (Sauria), als Uebergangsform von dieſen zu den Schlangen, angereiht werden. Die bekannteſten der in unſerm Vaterlande lebenden Schlan— gen gehören in die Zunft der Nattern, Colubrini, welche ſehr reich an Arten auf allen Theilen der Erde iſt und von denen viele, namentlich in den Tropengegenden, in den bunteſten Far— ben glänzen. Der wichtigſte Charakter dieſer Abtheilung iſt der Mangel der Giftzähne. Alle Nattern ſind daher vollkommen unſchädlich und durchaus nicht zu fürchten, ja ſie ſind ſelbſt eines gewiſſen Grades von Zähmung fähig. Aeußere Kennzeichen ſind der längere, allmählig ſich ſpitz verjüngende Schwanz und der mit breiten Schildern bedeckte Kopf. An ihrem Bauche ſehen wir größere halbringförmige, an der untern Seite des Schwan— *) Einer in der Nähe unſres Gebietes vorkommenden andern Natter müſſen wir um ſo mehr kurze Erwähnung thun, als ſie einige Be— rühmtheit dadurch erlangt hat, daß ein bekanntes Bad, Schlanugen— bad, von ihr ſeinen Namen erhalten hat. Es iſt dieſes die gelb— liche Natter, Coluber flavescens Gm. (Scopolü auet.), eine ſchöne über 5 Fuß lang werdende, oben bräunlichgraugelbe, unten weißliche Schlange. An ihrem Hinterkopfe ſtehet an jeder Seite ein von der Unterlippe kommender gelber Fleck. Rücken und Seiten ſind zuweilen weiß gefleckt. Ihre Schuppen find rautenförmig, nicht oder nur ſchwach gekielt. Dieſe Natter findet ſich einzeln in der ſüd— lichen Schweiz und Tyrol, ſo wie in alten Gemäuern bei Schlan— genbad, wo ſie früher ſehr häufig war, jetzt aber durch Wegfangen immer ſeltener wird. Sie gehet nicht gerne in das Waſſer, klettert aber ſehr gut, wobei ſie durch einen eigenthümlichen Bau ihrer Bauchſchilder ſehr unterſtützt wird. Im wilden Zuſtande iſt ſie bos— haft und beißt gerne, ohne daß jedoch ihr Biß Schaden zufügen kann, gefangen wird ſie bis zu einem gewiſſen Grade zahm und zutraulich, verſchmähet aber jede Nahrung, welche in Mäuſen, Eidechſen ꝛc. zu beſtehen ſcheint. Sie ſoll ſich übrigens ohne Nahrung gegen ein Jahr in der Gefangenſchaft lebend erhalten laſſen. 62 zes paarige Schilder. Der obere Theil des Körpers ift mit Schuppen beſetzt. Ihre Pupille iſt rund. Linné faßte alle Nattern in der großen Gattung Coluber (wozu er auch die giftigen Vipern rechnete) zuſammen, während neuere Naturfor— ſcher dieſelben in mehrere Gattungen getrennt haben. Unſere Arten ſind: 1) Die Ringelnatter, Coluber natrix I. (Tro- pidonotus Kull), welche auch Waſſernatter, Kielrücken, in Mitteldeutſchland vom Volke Unke genannt wird. Es iſt dieſes die verbreitetſte aller europäiſchen Schlangen und wohl auch allent— halben in unſerm Vaterlande mehr oder weniger häufig anzu— treffen. Sie erreicht die anſehnliche Länge von 3½ —4 Fuß und unterſcheidet ſich von andern Nattern zunächſt dadurch, daß die Schuppen ihres Rückens gekielt, die Seitenſchuppen glatt ſind. Ihr Kopf iſt klein, mit großen und kleinen Schildern bedeckt, worunter 2 vordere und 3 hintere Augenſchilder. Kenntlich iſt dieſe Schlange auch beſonders durch ihre Farbe und Zeichnung. Ihre obere Seite iſt graublau, bräunlich oder grünlichgrau, an den Seiten mit mehr oder weniger zahlreichen kleinen ſchwarzen Flecken. Die Bauch- und Schwanzſchilder ſind auf der Seite gelblichweiß und haben in der Mitte einen mehr oder weniger großen ſchwarzen Fleck. Auch ihre Lippen ſind ſchwarz und gelb gefleckt, am auffallendſten aber iſt die Zeich— nung ihres Hinterkopfes, woſelbſt ſich beiderſeits ein gelber, breiter, ſchwarz geſäumter Halbmond befindet. Dieſe ſo— gleich in die Augen fallende Zeichnung hat wohl auch Veran— laſſung zu der Fabel von Kronen tragenden Schlangenkönigen gegeben. Die Farbenabweichungen ſind in den verſchiedenen Alters— perioden und bei beiden Geſchlechtern nur gering. Junge find auf der oberen Seite mehr ſtahlblau. Bei den Weibchen, welche immer viel größer und ſtärker, als die Männchen ſind, fand ich in der Regel die gelbe Zeichnung am Hinterkopfe heller. — Die Iris bildet einen ſchmalen gelben Ring um die runde Pupille. Für den Mangel der Giftzähne hat die Natur die Ringel- natter durch ein anderes, dem Menſchen zwar minder gefähr⸗ liches, aber dafür recht unangenehmes Vertheidigungsmittel ent— 65 ſchädigt. Sie beſitzt nämlich am Anfange des Schwanzes, dem Ausgange des Darmkanals gegenüber, zwei etwa ½ Zoll lange längliche Drüſen, welche eine übelriechende Materie abſondern. Wenn das Thier gereizt wird, ſpritzt es aus beſonderen Oeff— nungen dieſen Saft aus, deſſen höchſt penetranter knoblauchähn— licher Geruch ſeine ganze Umgebung verpeſtet und auch im Freien dem Kenner leicht die Gegenwart einer Ringelnatter verräth. Die Häutung findet in der Regel 5 mal im Jahre ſtatt und zwar das erſte Mal Ende Aprils, das letzte Mal Ende Au— guſts. Die Ringelnattern paaren ſich bei ganz warmem mildem Wetter im Frühjahre, und im Auguſt werden von großen Erem— plaren bis gegen 36 über 1 Zoll lange und 9— 11 Linien dicke ovale weiße, mit einer zähen elaſtiſchen Haut bedeckte Eier gelegt, welche perlſchnurartig zuſammenhängen. Die Jungen bedürfen aber noch 3 Wochen zu ihrer vollkommenen Entwicklung und ſind beim Ausſchlüpfen 6—8 Zoll lang. Die zum Ausbrüten erforderliche Wärme verſchafft die Schlange ihren Eiern, indem ſie dieſelben an geeignete Plätze, z. B. in Haufen von Laub, Miſt, Sägeſpähnen ꝛc. legt und der Wärme der Sonne oder Umgebung das Brütgefchäft überläßt, dabei aber von den Eiern ſowohl, wie Jungen keine weitere Notiz mehr nimmt. Eine bemerkenswerthe Eigenſchaft der Ringelnatter iſt, daß ſie gerne in das Waſſer gehet. Sie ſchwimmt behend und taucht gut und lange, ſelbſt halbe Stunden lang unter. Wiewohl man ſie ſelten auf Bäumen oder Geſträuchen findet, klettert ſie doch auch gut. Eine große, längere Zeit frei in meinem Zim— mer hauſende, Natter machte mir, wahrſcheinlich der Wärme nachgehend, einmal einen überraſchenden Beſuch in meinem Bette. Die Ringelnatter iſt im Allgemeinen von ſehr gutartiger Natur und verdient die üble Behandlung, welche ihr von Sei— ten der Menſchen in der Regel zu Theil wird, durchaus nicht, da ſie uns keinerlei Schaden zufügt, ja im Gegentheile durch Vertilgen verſchiedenen ſchädlichen Ungeziefers eher nützlich werden kann. Wenn ſie auch beim Fange ſich zuweilen recht wild zeigt und ziſchend um ſich beißt, ſo legt ſich doch dieſe Wildheit bald und macht einer ſtillen Ergebung in ihr Schickſal Platz. In der Gefangenſchaft freſſen viele durchaus nicht und kön— — nen deſſenungeachtet Monate lang leben. Andere nahmen, nach Dr. Lenz's Beobachtung, bald Nahrung zu ſich und wurden nach einigen Monaten ſo zahm, daß ſie die Fröſche aus der Hand nahmen. Solche Eremplare laſſen ſich oft lange lebendig erhal— ten. Ihre Hauptnahrung beſtehet im Freien in Fröſchen, Krö— ten, Waſſermolchen, Eidechſen und kleinen Fiſchen. Fröſche freſſen ſie am liebſten und brauchen oft einen halben Tag, um einen lebendigen großen Froſch, welchen ſie am Kopfe oder an einem Hinterbeine packen, hinunter zu würgen. Große Eremplare kön— nen auf dieſe Art 5 große und bis zu 50 kleine Fröſche hin— ter einander verzehren. Nach Tſchudi ſollen ſie auch Mäuſe, Würmer, verſchiedene Inſekten und mitunter ſelbſt kleine Vögel freſſen. Nach dem Freſſen verfallen ſie gewöhnlich in einen trägen, lethargiſchen Zuſtand und ziehen ſich zur Verdauung gerne in einen Schlupfwinkel zurück. Was den Aufenthalt betrifft, ſo lieben die Ringelnattern vorzüglich die Nähe ſtehenden oder langſam fließenden Waſſers, buſchige Ufer und feuchte Wieſenthäler. Eben ſo oft findet man ſie aber auch auf trockenen Bergen, und ſie ſcheinen ſich auch ohne Waſſer gut zu entwickeln. Nicht ſelten näheren ſie ſich auch den menſchlichen Wohnungen und wählen ſich große Hau— fen von Sägeſpähnen, Laub oder Miſt zu ihrem Schlupfwinkel; dringen auch ſelbſt zuweilen, der Wärme nachgehend, in Keller oder Viehſtälle ein, woſelbſt ſie zu der fabelhaften Annahme Ver— anlaſſung gaben, daß ſie den Kühen die Milch ausſaugten. Den Winter bringen ſie in Erſtarrung in Löchern zu, zu welchen ihnen auch oft Mäuſe- und Maulwurfslöcher dienen. Die Ringelnatter findet ſich häufig in unſerm ganzen Gebiete einzeln oder auch in großen Geſellſchaften, fo z. B. bei Säge- mühlen. Bei dem ſogenannten Schlangenhofe im Schappbacher Thale ſoll ſie (nach Stocker) früher in Unzahl beiſammen gehauſt haben. In der Umgebung von Mannheim wird ſie in dem waſſerreichen Neckarauer Wäldchen häufig angetroffen. Zahl— reiche Eremplare fing ich auch auf den Bergen bei Heidelberg. Das Fleiſch der Ringelnatter ſoll ſehr wohlſchmeckend ſein, und von großen fetten Eremplaren ſich dem Aalfleiſche nähern. Ih— 65 rem Fette wird in manchen Gegenden von dem Volke, nament- lich bei Augenleiden, heilſame Wirkung zugeſchrieben. 2) Die glatte Natter, Coluber leis Merr. (C. austriacus Gm., öſtreichiſche Natter, C. Thuringia- cus Bechst., Coronella austriaca Laur., Zacholus levis Wagl.), kommt im Allgemeinen in ihrem Bau der Rin— gelnatter gleich, nur daß ihre Rückenſchuppen ungekielt ſind. Sie wird 2 Fuß und etwas darüber lang, und hat in der Re— gel folgende Färbung: die Grundfarbe ihres Oberkörpers iſt braun, auf dem Hinterkopfe ſtehet ein großer dunkelbrauner Fleck, welcher ſich oft nach hinten in 2 breite, einige Linien lange Streifen verlängert; über den Rücken hin laufen 2 Reihen dun⸗ kelbrauner Flecken, welche zuweilen mit einander verſchmelzen. Durch das Auge, deſſen Iris feuerfarben iſt, zieht ſich ein dunkelbrauner Streifen nach der Halsſeite hinab. Der Unterleib iſt entweder ſtahlblau oder röthlich, gelblich, weißlich und ſchwarz oder grau marmorirt. — Ein beſtimmter Farbenunterſchied zwi— ſchen Männchen und Weibchen iſt nicht bekannt. Sonſt kommen bei beiden Geſchlechtern verſchiedene Farbenabweichungen vor, unter welchen die auffallendſte iſt, daß die 2 Fleckenreihen des Rückens oft kaum oder nur bis zur Mitte des Rückens ſichtbar ſind, oder auch ſich ſo unter einander verbinden, daß auf dem Rücken Querbänder entſtehen. Oft find auch alle Rückenſchup⸗ pen ſchwärzlich punktirt. Bei jüngern Thieren erſcheint die Un— terſeite in verſchiedenen Farben marmorirt. Dieſe ſeltenere und daher weniger bekannte Schlangenart ver— dient unſere beſondere Beachtung deßhalb, weil ſie einige Aehn— lichkeit mit den braunen Weibchen der Vipern hat, von welchen ſie ſich aber durch den ſchlankern Leib, langen, ſpitz zulaufenden Schwanz und die Fleckenreihe des Rückens, ſtatt des Zickzackban⸗ des letzterer, unterſcheidet. Bei genauerer Betrachtung werden die Schilder des Kopfes ſie leicht von der giftigen Art, deren Kopf mit Schuppen bedeckt iſt, unterſcheiden laſſen. Die glatte Natter legt Ende Auguſt gegen 13 über 1 Zoll lange und ½ Zoll breite Eier mit ſehr zarter, weicher Schaale, aus welchen ſofort die 4 bis 5 Zoll langen, anfangs weißen — 8 — 66 Jungen ausſchlupfen. Man hat fie deßhalb wie die Vipern als lebendig gebärend bezeichnet. | Auch in ihrem Charakter nähert ſich die glatte Natter mehr den Vipern, indem ſie ſehr jähzornig iſt und gefangen heftig um ſich beißt, wobei ſie jedoch mit ihren ſehr feinen Zähnen keine bedeutende Verwundungen beibringen kann. Sie iſt gewandter als die Ringelnatter und Viper, und, wenn man ſie an der Schwanzſpitze hält, hebt ſie ſich ſehr leicht mit dem Kopfe bis zur Hand empor, was die eben genannten Schlangen nicht ver— mögen. In der Gefangenſchaft frißt ſie nicht leicht. Ihre Hauptnahrung ſcheint in Eidechſen zu beſtehen, welche ſie nach Art der Rieſenſchlangen vor dem Verſchlingen durch Um— winden erdrücken ſoll. Die glatten Nattern bewohnen hauptſächlich mit Geſträuchen bewachſene Hügel und Berge, finden ſich jedoch auch auf tiefem ſumpfigem Boden. Die Sonne lieben ſie außerordentlich. Ob— gleich ſie gut ſchwimmen können, gehen ſie freiwillig nicht gerne in das Waſſer. Oefter als andere Schlangen verkriechen ſie ſich unter platte Steine oder Moos, und ſtrecken bloß ihren Kopf lauernd vor. Sie finden ſich, wie die Ringelnattern, aber bei Weitem nicht ſo häufig in unſerm ganzen Lande verbreitet. Auf den Gebirgen bei Heidelberg fand ich ſie nicht ſelten. Im Seekreiſe lebt ſie beſonders gerne auf vulkaniſchem Boden, ſo im Hegau am Hohentwiel und Hohenſtoffeln (Stocker), auf dem Randen (Stoll). Ein beſonderer Nutzen oder Schaden iſt von dieſer Schlange nicht bekannt, es müßte denn die bereits erwähnte Anwendung der Galle derſelben, welche Dr. v. Morikovszky zu Roſenau in Ungarn gegen die Epilepſie ſehr empfiehlt ), ſich nach weitern Erfahrungen erfolgreich zeigen. Anmerkung. Nach einer mir ſo eben gewordenen gütigen Mittheilung des Herrn prakt. Arztes Stocker findet ſich die gelbliche Natter, Coluber flavescens Gm., deren wir *) Hufeland's Journal der prakt. Heilkunde, Oktober 1831. 67 bereits, als in Schlangenbad öfter vorkommend, kurze Erwäh— nung gethan, auch auf den ſonnigen Höhen des juraiſchen Randengebirges unſeres Seekreiſes. Wir hätten ſie demnach ebenfalls den vaterländiſchen Schlangen anzureihen, jedenfalls aber als Seltenheit zu betrachten. Stoll ) führt ſie unter den zahlreichen Schlangen des Hegau's nicht an. Wichtiger als die Zunft der Nattern iſt die der giftigen Wi— pern oder Ottern, Viperina, welche ſich von erſtern hauptſächlich dadurch unterſcheiden, daß fie Giftzähne im Ober— kiefer beſitzen. Auf den erſten Blick macht ſie der kürzere, dickere, runde Schwanz erkennbar; bei näherer Betrachtung, daß ihr vorzüglich hinten breiterer Kopf, wenigſtens vom Scheitel an, ſtatt mit Schildern, mit Schuppen, wie der ganze Oberkörper, woſelbſt dieſelben gekielt erſcheinen, bedeckt iſt. Bauch- und Schwanzſchuppen ſind wie bei den Nattern; ihre Pupille iſt vertikal, der Katzenpupille ähnlich. Von den 3 in Europa lebenden Vipernarten beſitzen wir eine mit ihren Abänderungen, nämlich: Die gemeine Viper oder Kreuzotter, Pelias berus Merr. (Coluber berus I., Vipera berus Daud., Vipera torva Lenz.) — Dieſe Schlange, welche eine Länge von 2½ Fuß erreichen kann, vartirt fo in ihrer äußern Erſchei— nung, was Färbung und Zeichnung betrifft, daß wir zunächſt die konſtanten Merkmale derſelben kennen lernen wollen. Der Kopf iſt vom Scheitel an mit Schuppen bedeckt, deren Kiele erſt im Nacken deutlich werden, über jedem Auge liegt ein großes längliches Schild, ein drittes auf der Mitte des Oberkopfes; hin— ter dieſem liegen zwei weitere größere Schilder, welche aber zu— weilen in kleinere aufgelöst ſind. Die Naſenlöcher befinden ſich in der Mitte eines rundlichen Schildes. Charakteriſtiſch iſt fer— ner folgende Zeichnung: von der Mitte des Oberkopfes läuft nach jeder Seite des Hinterkopfes eine dunkle, ſichelförmig nach außen gebogene Linie. Hinter und zwiſchen dieſen Linien *) Frz. Stoll, der großh. bad. Amtsbezirk Blumenfeld, Karlsruhe 1855. 5 2, — beginnt eine über den ganzen Rücken bis zur Schwanzſpitze lau— fende dunkle Zickzacklinie, neben welcher jederſeits eine Reihe von dunklen Flecken ſich befindet. Letztere entſprechen den Aus— buchtungen der Zackenlinie. Bei den Männchen, welche nach dem Alter weniger varii- ren wie die Weibchen, iſt die Grundfarbe des Oberkörpers hell, in's Graue oder Bräunliche ſpielend. Die beſchriebenen Zeich— nungen ſind ſchwarz. Der Bauch iſt in der Regel dunkel. Die Männchen unterſcheiden ſich außerdem von den beträchtlich größern Weibchen, daß ſie einen längern und dickern Schwanz als dieſe haben. Ein weiterer Unterſchied iſt, daß die feuerrothe Iris beim Männchen unten ſchwarz oder doch dunkler iſt, wodurch das Auge einen beſonders drohenden Ausdruck erhält. Die Weibchen zeigen nach dem Alter bedeutendere Farben— abweichungen. Bei ihnen herrſcht die braune Farbe vor, indem auf blaßgrauem, röthlichgrauem, bei ältern Thieren hellrothbrau— nem Grunde die Zeichnungen ſchön dunkelrothbraun erſcheinen. Im zunehmenden Alter gehet die ſchöne braune Farbe allmählig in ein ſchmutziges Grau oder Graubraun über. Der Unterkör— per iſt braun oder ſchwärzlich. Außer den genannten Färbungen kommen vielerlei Farbenab— änderungen vor, deren genauere Beſchreibung zu weit führen würde. Zu erwähnen iſt aber, daß zwei Varietäten als beſon— dere Arten beſchrieben wurden, nämlich die ſogenannte Kupfer— ſchlange, Coluber chersea L., welche als ein noch nicht ausgewachſenes Weibchen von brauner Färbung, und die ſchwarze Viper oder Höllennatter, Coluber prester I., die als ein altes, ſchwärzlich gefärbtes Weibchen, bei welchem die be— ſchriebenen Zeichnungen wenig oder gar nicht zu unterſcheiden ſind, zu betrachten iſt. Letztere Varietät, welche auch bei uns nicht ſelten angetroffen und gewöhnlich auch mit dem Namen Kupferſchlange bezeichnet wird, ſoll Folge eines krankhaften Zuſtandes ſein. Ein derar— tiges, ſehr dunkles Eremplar, welches ich vor einiger Zeit in Neuſtadt auf dem Schwarzwalde lebend erhielt, zeigte übrigens durchaus nichts Krankhaftes. Es häutete ſich und blieb, ohne Nahrung zu ſich zu nehmen, 4 Monate am Leben. 69 Der Mund der Viper iſt ſehr groß und faſt bis zum Ende des Kopfes geſpalten. Der Rachen kaun ſo weit geöffnet wer— den, daß Ober- und Unterkinnlade eine Fläche bilden. Am wichtigſten und intereſſanteſten ſind die Giftzähne und die Gift bereitenden Giftdrüſen. Letztere, von länglich runder Form, äußerlich von einer ſehnigen Haut umhüllt, liegen auf beiden Seiten des Hinterkopfes, welcher daher bei Giftſchlangen auch breiter erſcheint. Sie haben feine Ausführungsgänge, welche, unter dem Auge hinlaufend, ſich an das Oberkieferbein anheften und an der Baſis der Giftzähne münden. Von dieſen findet ſich in jedem Ober— kiefer in der Regel einer, zuweilen neben ihm ein kleinerer, gleichſam als Reſervezahn, jeder in einer eigenen Grube. Mehrere kleinere hinter den genannten befindliche Giftzähne ſind nur locker an den Knochen geheftet und zum Erſatze für die größern Gift— zähne beſtimmt, indem ſie an deren Stelle vorrücken, wenn letz— tere ausfallen. Die Giftzähne find 1—1?/, Linien lang, nach hinten gekrümmt und ſehr fein zugeſpitzt, ſo daß ſie mit Leichtig— keit durch dichte, aber weiche Stoffe, wie Tuch oder Handſchuh— leder dringen, hartes Stiefelleder aber nicht zu durchdringen ver— mögen, indem ſie an dieſem abgleiten oder zerbrechen. Jeder Giftzahn hat in ſeinem Innern einen feinen Kanal, welcher ſich auf der Vorderſeite des Zahnes, etwas vor deſſen Spitze, nach Außen mündet. Der Eingang zu dieſem Kanale findet ſich ebenfalls an der converen Seite des Zahnes, da wo er auf dem Oberkieferbein ſitzt. Außerdem zieht ſich an feiner ganzen vordern Seite bis zur Spitze eine ſehr feine Rinne hin. Da die Giftzähne ſehr feſt in einer Grube des Oberkiefers ſitzen, ſind ſie an ſich nicht beweglich. Dagegen iſt es letzterer Knochen, welcher vermittelſt eines kleinen platten Knochens mit dem Gaumenbein ſo verbunden iſt, daß er leicht bewegt und da— durch der Giftzahn, wenn das Thier in Ruhe iſt, ſo in das Zahnfleiſch zurückgelegt werden kann, daß man ihn gar nicht be— merkt. Dagegen ſtellt er ſich beim weiten Oeffnen des Rachens ſo empor, daß er eine ſenkrechte Stellung zum Oberkiefer erhält. Es ſcheint in den verſchiedenen Altersperioden ein Zahnwech— ſel ſtatt zu finden und das Vorhandenſein der hinter den Gift— u zähnen liegenden Reſervezähne muß uns warnen, einer Viper, welcher man die Giftzähne ausgebrochen, doch nicht zu trauen, da dieſe durch das Nachrücken und die weitere Ausbildung erſterer nach einiger Zeit wieder neue gefährliche Waffen erhalten kann. Die Giftzähne beſitzen an ihrer Baſis, außer dem erwähnten Kanale, noch eine weitere, von dieſem durch eine Scheidewand getrennte Höhle, in welche Zahnnerven und ernährende Gefäße treten. Sie find äußerlich von einer häutigen Scheide eng um— ſchloſſen, aus welcher nur ihre feine Spitze ein wenig her— vorragt. Will die Viper beißen, ſo wird durch das gewaltige Auf— reißen des Rachens und die auf die Drüſen preſſenden Kaumus— keln die in erſteren ſecernirte giftige Flüſſigkeit in die Ausfüh- rungsgänge, welche ſich innerhalb der häutigen Zahnſcheide dicht über dem Eingange in den Zahnkanal münden, getrieben. Ein Theil derſelben tritt in die Zahnhöhle ein und zu deren vorderer Oeffnung dicht vor der Spitze des Zahnes heraus, und fließt in der beſchriebenen Rinne weiter; der Reſt umſpielt die äußere Fläche des Zahnes, durch deſſen Scheide zurückgehalten, und fließt ebenfalls durch die vordere Mündung letzterer nach außen. Außer den Gift- und ihren Reſervezähnen hat die Viper je⸗ derſeits noch eine Reihe ſehr kleiner, ſpitzer, nach hinten gekrümm— ter Zähne auf dem Gaumen- und Unterkieferbeine, welche aber durchaus nicht zum Beißen, ſondern nur zum Feſthalten und Verſchlingen ihrer Beute dienen. Das Gift ſelbſt iſt eine waſſerhelle, in der Regel etwas gelblich gefärbte, ſchwach klebrige, neutral reagirende Flüſſigkeit ohne auffallenden Geſchmack oder Geruch. Voigt nennt es einen höchſt potenzirten Speicheldrüſenſaft. Es ſcheint bei allen Gift— ſchlangen dieſelben Eigenſchaften zu beſitzen, iſt aber nicht immer in derſelben Menge vorhanden, am reichlichſten im Sommer und Herbſte. Bei längere Zeit in der Gefangenſchaft gehaltenen Schlangen nimmt auch die Secretionsthätigkeit der Giftdrüſen bedeutend ab und der Hinterkopf dieſer Thiere erſcheint dann viel weniger breit. Auch getrocknetes Gift behält nach den Verſuchen von un _ Fontana“) und Mangili noch viele Monate lang feine ges fährliche Wirkung, welche es aber bei längere Zeit in Weingeiſt gelegenen Exemplaren verliert. Auf die Wirkungen, welche nun dieſes Gift in andern thieri— ſchen Organismen hervorbringt, werden wir ſpäter, nachdem wir die übrigen Eigenſchaften unſerer Viper kennen gelernt haben, wieder zurückkommen. Die Häutung der Vipern findet 4—5 Mal in der wärmern Jahreszeit, wie bei den Nattern, ſtatt. Sie paaren ſich erſt im faſt vollkommen erwachſenen Zuſtande, an ſchönen ſonnigen Tagen im Frühjahre, und legen im Auguſt oder September 5—14 (je nach der Größe des Thieres) 1½ Zoll lange, 1 Zoll dicke, mit einer ſehr feinen durchſichtigen Haut bekleidete Eier, aus welchen aber ſogleich die jungen Schlangen, die zarte Eihaut durch Dehnen zerreißend, ausſchlüpfen. Man hat deßhalb die Viper lebendig gebärend genannt. Das junge, etwa 7 Zoll lange, Thier gehet alsbald, ohne ſich weiter um Mutter oder Ge— ſchwiſter zu kümmern, ſeinen eigenen Weg, häutet ſich aber kurze Zeit nach dem Auskriechen zum erſten Male. Was den Charakter unſerer Viper betrifft, ſo iſt ſie im ruhigen Zuſtande träger und unbehülflicher, als unſere andern Schlangen, namentlich die glatte Natter, gereizt aber geräth ſie in große Aufregung und eine wirklich blinde Wuth, indem ſie unter unaufhörlichem Ziſchen, oft ohne beſtimmtes Ziel, um ſich beißt. Dabei bläht ſich ihr Körper in Folge einer größern Auf— nahme von Luft in die beträchtlichen Lungenſäcke zuſehends auf. Das Ziſchen (Fauchen) geſchieht bei geſchloſſenem Munde, indem beim Ein- und Ausathmen die Luft mit Heftigkeit durch die Naſenlöcher und die Oeffnung für die Zunge geſtoßen wird. Letztere iſt während des Beißens zurückgezogen. Vor dem Beißen ringelt die Schlange ihren Körper gewöhnlich tellerförmig zuſam— men, indem der Kopf in die Mitte zu liegen kommt und zu je— dem Biſſe ¼½ — 0 Fuß weit mit Blitzesſchnelle vorgeſtoßen und — — *) Felix Fontana, Ricerche fisiche sopra il veneno della Vipera. Lucca 1767. Deutſch von Hebenſtreit, Leipzig 1785. Ein bekanntes klaſſiſches Werk, welches viele frühere Irrthümer aufklärte. 72 eben fo ſchnell wieder zurückgezogen wird. Ungereizt beißt jedoch die Viper nicht leicht und in der Gefangenſchaft lebt ſie ganz friedlich mit andern Thieren, z. B. Eidechſen, Fröſchen, Blind— ſchleichen u. a. Nur gegen Mäuſe ſcheint ſie einen beſondern Haß zu haben, indem ſie dieſelben, auch ohne ſie zu freſſen, durch ihren Biß zu tödten ſucht. Uebrigens verſchmäht ſie, der Freiheit beraubt, konſequent jede Nahrung ) und ſpeiet ſelbſt das zuletzt Genoſſene wieder aus. Da die Vipern aber ein ſehr zähes Le— ben haben, können ſie mehrere Monate lang ohne Nahrung le— bend erhalten werden. Tabackſaft, in ihren Mund geſtrichen, tödtet ſie in wenigen Minuten. Die Nahrung der Vipern beſtehet vorzugsweiſe in Mäuſen, nach dieſen in Spitzmäuſen, Maulwürfen, jungen Vögeln, Fröſchen und Eidechſen. Ihres Gleichen beißen und verzehren ſie nach vielfach angeſtellten genauen Beobachtungen nicht. Selbſt ganz junge Vipern beißen ſchon nach Mäuſen, gegen welche überhaupt alle Schlangenarten und ſelbſt Eidechſen einen beſondern Haß zu haben ſcheinen. Die Viper lauert in ihrem Verſtecke und wartet ruhig, oft einen ganzen Tag lang, bis der Zufall eine unglückliche Maus in ihre Nähe führt. Dem alsbald von ihr gebiſſenen Schlachtopfer folgt ſie nun ſchnell nach, bis daſſelbe in Folge des tödtlichen Biſſes in kurzer Zeit ermattet liegen bleibt, worauf ſie es auf die früher beſchriebene Weiſe mühſam verſchlingt, wozu ſie oft, wenn die Beute groß iſt, mehrere Stunden braucht. Ihrer Seits hat die Viper aber auch wieder viele Feinde und zwar ſind unter dieſen einige, welche ſchon von der Natur ſpe— ciell zu ſolchen beſtimmt zu ſein ſcheinen, da ihnen merkwürdiger Weiſe der vergiftende Biß keinen Schaden zufügt. Hierher ge— hören vor Allem der Igel und Iltis, vielleicht auch der Dachs. Die allgemeine Annahme, daß die Schweine eifrige Schlangen— vertilger ſeien, ſcheint unrichtig zu ſein. Unter den Säugethieren freſſen auch noch die Wieſelarten Giftſchlangen und zeigen ſich auch nicht in hohem Grade empfänglich für die giftige Wirkung ihres Biſſes. Unter den Vögeln treffen wir dagegen einige Ar— —ͤ —f— *) Lenz ſah ſie nur zuweilen Ameiſenpuppen verzehren, welche ſie jedoch nicht gehörig verdauten. mM ten, welche vorzugsweiſe den Schlangen und auch den giftigen mit Erfolg nachſtellen. Es find dieſes vorzüglich der Mäuſe— buſſard, Eichelheher und Storch, welche daher in Gegenden, die giftige Schlangen beherbergen, um ſo mehr Schonung verdienen, als ſie auch noch anderes Ungeziefer in Menge vertilgen. Da die Vögel ihres Gefieders, wie der harten ſchuppigen Bedeckung ihrer Füße wegen, den Giftzähnen nicht leicht einen Ort zum Eindringen darbieten, werden ſie ſelten von denſelben verletzt. Inſtinktmäßig ſuchen ſie der Schlange ſogleich mit ihrem Schna— bel den Kopf zu zerhauen und dieſen Theil zunächſt zu ver— ſchlingen. Bedingungen für den Aufenthalt der Vipern ſind ſichere Schlupfwinkel, genügende Nahrung, namentlich an Mäuſen, und Wärme, vorzüglich feuchte Wärme. Ihr eigentlicher Wohnort iſt immer eine Höhle, aber nie eine ſelbſt gegrabene, ſondern Mäuſe⸗ oder Maulwurfslöcher, Klüfte zwiſchen Steinen und Wurzeln, in welche ſie ſich des Nachts, während ungünſtiger Witterung und den ganzen Winter hindurch zurückziehen. Sie entfernen ſich in der Regel nicht weit von ihren Schlupfwinkeln und werden am leichteſten, während ſie ſich ſonnen, entdeckt. Wie die meiſten Schlangen, lieben fie nämlich auch die Son- nenwärme ſehr, ziehen ſich jedoch bei ſehr trockener, glühender Hitze unter Moos, Gras, Haiden oder in niederes Gebüſch zu— rück. Starken Regen und Wind ſcheuen ſie. Am häufigſten werden die Vipern in Laubwäldern mit vielem Gebüſche, na— mentlich Haſelbüſchen, welche auch die Mäuſe lieben, in verlaſ— ſenen Steinbrüchen, ſeltener in Getreidefeldern oder auf Wieſen gefunden, welche letztere Orte ſie in der Regel nur vorübergehend und um Mäuſe zu fangen, beſuchen. In Hochwäldern, deren lichter Boden ihnen keinen Verſteck bietet, halten fte ſich nicht auf, wohl aber, wenn derſelbe mit Haiden, Heidelbeer- und an— dern Stauden bewachſen iſt, daher auch die meiſten Unglücks— fälle bei Gelegenheit des Beerenſuchens entſtehen. Obgleich ſie ſchwimmen können, ſuchen ſie das Waſſer nicht auf, finden ſich jedoch auch zuweilen in der Nähe von Moräſten. Zum Klettern ſcheinen ſie wenig Neigung zu beſitzen. Was die geographiſche Werbreitung betrifft, ſo iſt unſere 74 gemeine Viper die Giftſchlange des Nordens *) und der Gebirge und zwar trifft man ſie in ſüdlichern Gegenden in der Regel nur als Bergbewohnerin. In den Glarneralpen ſteigt ſie bis zu 7600 Fuß über der Meeresfläche. In Deutſchland iſt ſie ziemlich verbreitet, vorzugsweiſe aber in Mitteldeutſchland und zwar kommt ſie in manchen Gegenden vor, wo man ihre Anweſenheit gar nicht zu kennen ſcheint, während anderer Seits wieder die glatte Natter häufig mit ihr verwechſelt wird. Im Großherzogthum Baden findet ſich die gemeine Viper mit ihren Abarten nur auf den Höhen des Schwarzwaldes und zwar vorzugsweiſe dem ſüdlicheren Theile deſſelben, ziemlich ver— breitet, aber nirgends in großer Häufigkeit. Unterhalb der Murg dürfte ſie wohl nicht mehr zu finden ſein, ſo wie ſie auch in der Pfalz und im Odenwalde durchaus fehlt. Stoll (a. a. O.) gibt ſie als nicht ſelten in der Umgegend von Blumenfeld und Thengen an, namentlich finde ſich die ſogenannte Kupferſchlange (Coluber chersea L.), welche wir als junges Weibchen der ge— meinen Viper kennen gelernt haben, mehr auf dem Randen, im Riedöſchinger Walde. Die dunkle Varietät (C. prester L.), welche gewöhnlich vom Volke auch Kupferſchlange genannt wird und ein altes Weibchen, vielleicht auch im krankhaften Zuſtande, der gemeinen Art iſt, erhielt ich lebend in Neuſtadt, woſelbſt jedes Jahr Exemplare gefangen werden ſollen. In der Umgegend von Donaueſchingen ſind die Vipern nach einer mir gewordenen gü— tigen Mittheilung des Herrn Dr. Rehmann, fürſtl. fürſtenber— giſchen Leibarztes, in künſtlichen oder natürlichen Steinbrüchen gar nicht ſelten, namentlich in den ſehr ſchwer zugänglichen, mit dichtem Geſtrüppe üppig bewachſenen Schluchten bei Mundel— fingen, welche beſtändig feucht und beſchattet ſind, im Sommer *) Im ſüdlichen Europa wie auch in Frankreich iſt die Rediſche Viper, Vipera Redii Daud. die häufigere Art. Sie unterſcheidet ſich von der unſrigen durch den ganz mit Schuppen oberſeits bedeckten Kopf und 3 Reihen ſchwarzbrauner Flecken längs des Rückens auf grauer Grundfarbe. Sie variirt übrigens in der Farbe wie unſere Viper, mit welcher ſie auch Cuvier zu verwechſeln ſcheint. 75 aber eine faſt tropiſche Temperatur haben. Hier ſollen fie ber ſonders in einer feuchten Halde, dem ſogenannten Otterlöchle, häufig vorkommen, namentlich fand ſie Hr. Dr. Rehmann an heißen Sommertagen meiſt unter Geſträuch oder Steinen, auf dem feuchten Boden liegend, aber immer nur vereinzelt. Auch in den Muſchelkalkſteinbrüchen am Buchberge und bei Auffen, die am Waldſaume und zum Theile im Walde verſteckt liegen, werden nach demſelben Gewährsmanne öfters Vipern gefunden. Auch Hr. praktiſcher Arzt Stocker, gegenwärtig in Hasmers— heim, beſtätigt mir das öftere Vorkommen der Vipern in der Umgegend von Donaueſchingen. In der Umgebung von Rip— poldsau, auf den Höhen ſowohl, wie ſelbſt zuweilen im Thale finden ſich, wie mir Hr. Bezirksförſter Warnkönig, ein be— währter Zoologe, mittheilt, Vipern ebenfalls nicht ſehr ſelten. Auch im Amte Gernsbach iſt deren Vorkommen bekannt, wie überhaupt mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden kann, daß ſie ſich auf dem ganzen höhern Schwarzwalde verbreitet fin— den. Der Gefälligkeit des Herrn Profeſſor Dr. M. Seubert dahier verdanke ich die Benützung zweier bei Herrenwies gefan— genen Eremplare, welche die zwei Hauptformen, in denen die Vipern bei uns vorkommen, repräſentiren und daher als beſon— ders charakteriſtiſch, in genauen Abbildungen, mit beſonderer Be— rückſichtigung der diagnoſtiſchen Merkmale der Gattung und Art, unferer Abhandlung beigefügt find. (Tafel I. u. II.) Wir hätten nun endlich noch die giftige Wirkung des Vipernbiſſes auf den menſchlichen und thieriſchen Organismus etwas näher kennen zu lernen und dabei zunächſt zu bemerken, daß dieſelbe unter den Thieren vorzüglich den warmblütigen Wirbelthieren gefährlich wird. Einige merkwürdige Ausnahmen (Igel, Iltis), in welchen das Gift gar nicht ſchädlich wirkt, haben wir bereits angeführt. Einzelne Thiere ſterben raſcher als andere nach Verletzungen, ſo namentlich die Mäuſe, bei wel— chen der Tod in 2 Minuten erfolgen kann, auch kleinere Vögel, z. B. Sperlinge, Kreuzſchnäbel ꝛc. unterliegen ſehr raſch dem gif— tigen Biſſe, welcher übrigens auch unſern größten Hausthieren gefährlich und ſelbſt tödtlich werden kann. Auf kaltblütige Wir— belthiere ſcheint das Gift eine weniger lethale Wirkung zu äußern, 76 wenigſtens folgt der Tod nach angeftellten Verſuchen mit Fröſchen, Eidechſen, Salamandern und Blindſchleichen erſt nach längerer Zeit. Sich ſelbſt oder ihres Gleichen kann die Viper nach den Ver— ſuchen von Fontana und Lenz durch den Biß nicht vergiften. Eben ſo wenig ſcheint derſelbe andern Schlangenarten gefährlich zu ſein. Der Grad der Gefährlichkeit des Biſſes hängt von der Menge des in die Wunde gelangten Giftes ), dem gereizten Zuſtande der Schlange, der Jahreszeit, indem Biſſe in heißen Sommertagen meiſt gefährlicher werden und endlich auch von dem individuellen Zuſtande des gebiſſenen Menſchen oder Thieres ab. Das Gift äußert ſeine Wirkung nur, wenn es in das Blut aufgenommen wird und zwar, wie es ſcheint, durch eine ſoge— nannte katalytiſche Kraft, indem eine äußerſt geringe Menge deſſelben eine ſchnelle Alteration der geſammten Blutmaſſe be— dingen kann, wie ein, einer gährungsfähigen Flüſſigkeit zugeſetz— ter Hefenpilz, in kurzer Zeit die Gährung derſelben einleitet. Das Blut wird hauptſächlich in der Art verändert, daß es ſich in ſeine feſte und flüſſige Beſtandtheile ſcheidet, wobei letztere raſch in die Umgebung der verletzten Stelle erſudiren. Der in den Adern bleibende Theil wird ſchwarzroth, dickflüſſiger und der ganze Kreislauf geräth in Stockung, wodurch der Tod in kür— zerer oder längerer Zeit herbeigeführt werden kann. Auf die unverletzte Haut oder in den Mund und Magen gebracht, äußert das Gift keine ſchädliche Wirkung, eben ſo wenig in directer Berührung mit den Nerven, wie die Verſuche von Fontana, Mangili und Configliachi zur Genüge beweiſen. Betrachten wir nun die hauptſächlichſten Symptome, welche beim Menſchen nach einem Vipernbiſſe auftreten können: Die unbedeutende äußere Wunde beſtehet entweder aus 2 feinen / — Zoll von einander entfernten Ritzchen oder Stichen, deren auch je 2 nebeneinander ſtehen können, wenn nämlich die Reſervezähne vorhanden ſind. Es kann aber auch nur eine ein— *) Daher die raſcher tödtliche Wirkung bei den größern ausländiſchen Giftſchlangen. 77 zige Verletzung zugegen fein, indem die Schlange auch nur mit dem Giftzahne der einen Seite gebiſſen haben kann. Da die etwa 1 Linie tiefen Stichwunden ſehr fein find, ſchließen fie ſich oft ſogleich, ohne Blut austreten zu laſſen. Kurze Zeit nach dem Biſſe ſtellt ſich unter brennenden Schmerzen eine entzünd— liche Anſchwellung in der Umgebung der Wunde ein, welche ſich über das ganze Glied erſtrecken kann. Die Haut der Bißſtelle wird dunkelroth, ſo wie die ganze Geſchwulſt im weitern Ver— laufe eine röthliche, violette, bläuliche, ſpäter grün-gelbliche Fär— bung anzunehmen pflegt. Das durch Reſorbtion in die Blut— maſſe gelangte Gift führt nun aber auch allgemeine Erſcheinun— gen herbei, welche zunächſt in einem Gefühle innerer Hitze, be— ſonders in der Magengegend, großer Schwäche, Uebelkeit und Ohnmachten beſtehen, wobei das Geſicht blaß, der Puls klein, ſchnell und ausſetzend, die Haut kühl und mit klebrigem Schweiße bedeckt wird. Dabei ſtellen ſich, wenn der Biß an einer obern Ertremität ſtatt gefunden hat, häufig Bruſtkrämpfe, heftiger . Durſt, Schlingbeſchwerden, veränderte Stimme ꝛc., iſt eine untere Ertremität verletzt, Symptome von Leberaffektion, gallichtes Er— brechen, Gelbſucht x. ein. In ſchlimmen Fällen kann unter zu— nehmendem Sinken der Körper- und Geiſteskräfte, in der Re— gel ohne Hinzutreten von Convulſionen, der Tod ſchon in ſehr kurzer Zeit (1—2 Stunden) nach dem Biſſe, oder in Folge der allgemeinen Blutzerſetzung nach einigen Tagen, erfolgen. Nach dem Tode zeigen die Muskeln eine geringe Reizbarkeit gegen die Elektricität; die Leichen gehen raſch in Fäulniß über und die blutreichen Eingeweide zeigen ſich mit dunklem Blute überfüllt. In der Regel tritt aber, namentlich wenn rechtzeitig eine zweckmäßige Behandlung ſtatt findet, Geneſung ein, indem, meiſt unter reichlichen kritiſchen Schweißen, zuerſt die allgemeinen Symp— tome ſich beſſern, wobei aber die lokalen Erſcheinungen noch Wochen lang bedeutende Beſchwerden verurſachen, ja zuweilen bleibenden Nachtheil für das ganze Leben zurücklaſſen können. Wir ſehen aus dem kurz Angegebenen, daß die durch den Vipernbiß entſtehenden Folgen bedeutend genug ſein können, um der Vermeidung derſelben alle Aufmerkſamkeit zu widmen. Unter 41 Fällen von Vipernbiß, welche unſer oft genannter 78 Gewährsmann Lenz (a. a. O.), nach eigener oder vollkommen glaubwürdiger fremder Beobachtung, aufzählt, hatten 8 einen tödtlichen Ausgang, welcher in zweien derſelben in 50 Minuten, reſp. 1½ Stunden erfolgte. Der erſte Fall iſt um ſo intereſſan— ter, als er in Lenz's Wohnung in Schnepfenthal und unter ſeinen Augen ſtatt fand. Ein übel berüchtigtes Individuum, Namens Hörſelmann, rühmte ſich im Beſitze geheimer Mittel zur Zähmung der Giftſchlangen und gegen deren Biß zu ſein und ſteckte ſich, ohne daß Lenz es hindern konnte, um dieſes zu beweiſen, den Kopf einer von deſſen in Gefangenſchaft gehaltenen Vipern in den Mund, welche ihm ſogleich Biſſe in die Zunge beibrachte. Die Wirkung derſelben trat auf erſchreckend ſchnelle Weiſe ein und äußerte ſich zunächſt in heftigen Kopfcongeſtionen, großer Hinfälligkeit, Sinnesverwirrung und Ohnmachten, welche vor Ablauf einer Stunde mit dem Tode endeten. Gegen An— wendung von Gegenmitteln wehrte ſich der, ſeit dem Biſſe ſeinem frühern Benehmen gegenüber ſehr ſanft gewordene Verletzte ent— ſchieden und verſchloß ſeinen Mund feſt. Die gerichtliche Section zeigte, außer der bedeutend angeſchwollenen ſchwarzrothen Zunge, vorzüglich Blutüberfüllung im Gehirne und ſeinen Häuten. Die kurze Anführung dieſes Falles nach der Mittheilung des gewiſſenhaften Beobachters möge zum Beiſpiele des auch in un— ſerm Klima möglichen raſch tödtlichen Ausganges nach Vipern— biſſen dienen. In unſerm Vaterlande iſt mir kein tödtlich abgelaufener Fall bekannt geworden, auch findet ſich ein ſolcher in den Akten der Großherzogl. Sanitätskommiſſion nicht verzeichnet. Dagegen kom— men zu Zeiten einzelne Fälle von vergifteten Bißwunden vor, werden aber ſeltener bekannt, da der Schauplatz meiſtens abge— legene Orte des Schwarzwaldes ſind. Hr. Bezirksförſter Warn— könig hatte in Rippoldsau einen Holzſchläger, Namens Schoch, welcher in Folge eines in ſeiner Jugend erlittenen Schlangen— biſſes ſein ganzes Leben hindurch ein angeſchwollenes Bein be— hielt. Der nachſtehende Fall dürfte, namentlich für den ärztlichen Theil der verehrlichen Vereinsmitglieder, um ſo mehr Intereſſe bieten, als die Verletzung einen Collegen ſelbſt, Hrn. prakt. 79 Arzt Stocker in Hasmersheim betrifft, deſſen mir gütigſt mit- getheilten Bericht ich mit ſeiner Erlaubniß hier beifüge: „In den Oſterferien 1826, damals Candidat der Medicin, „beſuchte ich zu geognoſtiſchen Zwecken den in der Nähe von „Donaueſchingen aufgeſchloſſenen Steinbruch, am ſogenannten „Buchberge. Hier traf ich auf einem Steinhaufen ein ſich ſon— „nendes Vipernpaar. Ich konnte nur des männlichen Exem⸗ „plares lebend habhaft werden und ſteckte daſſelbe in meine Rock⸗ „taſche “), welche ich nach oben mit dem Sacktuche zuſtopfte. „Etwa gegen 5 Uhr Abends zu Haufe angekommen, verſuchte „ich die Schlange aus der Taſche zu ziehen, dieſe aber, wahr- „Icheinlich in einem gereizten Zuſtande, brachte mir in den kleinen „Finger der linken Hand einen Biß bei, der das Gefühl eines „Nadelſtichs verurſachte.“ „Etwa nach ½ Stunde begann ein ſtechend-brennender em⸗ „pfindlicher Schmerz in der Bißwunde, mit entzündlicher Röthe „um dieſelbe. Der Finger ſelbſt ſchwoll allmählig an. Die „Röthe und Geſchwulſt breiteten ſich nach und nach unter Zu— „nahme des Schmerzes über die Hand und den Vorderarm aus „und, namentlich nach dem Laufe des nervus ulnaris und ra- „dialis, bis in das Ellenbogengelenk ſich erſtreckend. Es wurde „nun Hofrath Dr. Rehmann zur ärztlichen Hülfeleiſtung gebe- „ten, welcher jedoch wegen Abweſenheit erſt gegen 7 Uhr Abends „herbei kam, während welcher Zeit ſchon der Oberarm von ent- „zündlicher Geſchwulſt ergriffen wurde.“ „Bei dieſen fortſchreitenden gefährlichen Zufällen der giftigen „Bißwunde ließ ich unterdeſſen einen alten Chirurgen herbei „holen, welcher wiederholt Stücke von Feuerſchwamm auf der „Bißwunde abbrannte und den Oberarm bis zur Schulter feſt „umbinden ließ.“ „Dieſe Mittel waren jedoch fruchtlos, die Geſchwulſt nahm „ſchon den ganzen Arm ein und ſtarke Beklemmung auf der „Bruſt, ſo wie ſehr erſchwertes Athemholen ſtellten ſich bis etwa „gegen 7 Uhr Abends ein, ſo daß ſich die Gefährlichkeit der *) Eine zur Nachachtung nicht zu empfehlende Unvorſichtigkeit, welche der geehrte Herr College alsbald ſchwer büßen mußte. D. V. „giftigen Wunde mit jeder Minute fteigerte und ich einem le- „tanus entgegen ſah.“ „Endlich kam der Arzt herbei, — wirklich verlegen, mich in „einem ſo gefährlichen Zuſtande zu treffen, — es wurden Opiat— „pulver verordnet, der ganze Arm alle ½ Stunde mit warmem „Bilſenkrautöle eingerieben, die Wunde mit lapis causticus geätzt. „Die Prognoſe ſtellte derſelbe höchſt zweifelhaft. — In einem „Zuſtande von Schmerz, mit Angſtgefühl gepaart, durchbrachte „ich die Nacht. Glücklicher Weiſe verbreitete ſich die entzündliche „Anſchwellung vom Oberarm nicht weiter auf die Bruſt, wenn gleich „noch ſtarke Beklemmung, erſchwertes Athmen und ſehr empfind— „licher Schmerz längs des ganzen Armes bis zur Bißwunde „vorhanden waren. Am andern Morgen mußte ich nach der „Stütz'ſchen Methode ein Bad mit Kal. causlicum und Opium „nehmen und daſſelbe am Nachmittage und Abende wiederholen. „Innerlich wurde Calomel mit Opium gegeben, äußerlich mit „den Einreibungen des Bilſenkrautöls fortgefahren. Der ent— „zündliche Zuſtand des Armes, ſo wie die krampfhaften Bruſt— „affektionen dauerten den Tag hindurch fort, nur daß keine Stei— „gerung eintrat. Nach dem dritten Bade ſtellte ſich gegen Mit— „ternacht ein ſtarker Schweiß ein, den ich bis Morgens 8 Uhr „ununterbrochen unterhalten mußte. Dieſes war der kritiſche „Wendepunkt, indem mit Nachlaß der Bruſtbeklemmung das „Athmen freier wurde und ſelbſt der empfindliche Schmerz längs „des ganzen Armes ſich etwas verminderte, die Geſchwulſt jedoch „in gleichem Verhältniſſe blieb. In dieſelbe wurde graue Queck— „ſilberſalbe mit Opium eingerieben.“ „Unter dieſer fortgeſetzten Behandlung und ſehr profuſer kri— „tiſcher Hautſecretion ceſſirten die krampfhaften Bruſterſcheinungen „allmählig in der Art, daß am 3. Tage die gefährlichen Zufälle „verſchwunden waren. Die phlegmonöſe Entzündung des Armes, „ſo wie deſſen Anſchwellung war bis jetzt konſtant, nur daß die „Oberhaut durchweg ein gelblichgrünes Ausſehen annahm. Die „Bewegung des Armes war immer noch gehemmt, der Schmerz „ausſetzend, aber noch empfindlich. Gegen den 9. Tag ſtellte ſich „Entzündung der Achſeldrüſen mit Bildung eines großen Abſceſſes „ein. Derſelbe hatte kritiſche Bedeutung, indem nach ſeiner Er— 81 „oͤffnung die Geſchwulſt abzunehmen begann und gleichen Schritt „mit der Menge des ausfließenden Eiters hielt. Nach Verlauf „von 14 Tagen hatte ſich die Geſchwulſt gänzlich gelegt, die „Schmerzen kehrten nur periodiſch und unbedeutend wieder und „die Beweglichkeit des Armes ſtellte ſich allmählig wieder ein. „Der ganze Verlauf der durch die vergiftete Wunde herbeigeführ— „ten Zufälle dauerte vom Tage des Biſſes bis zur vollkommenen „Heilung 23 Tage.“ Dieſer intereſſante Fall belehrt uns, daß Vipernbiſſe, wenn ſie, bei baldiger zweckmäßiger Behandlung, auch nicht gerade immer tödtlich werden, doch eben ſo ſchmerzhafte wie beunruhi— gende Erſcheinungen herbeiführen können. Zum Schluſſe mögen noch einige Bemerkungen über die zweck— mäßigſten, nach erfolgtem Biſſe anzuwendenden, Gegenmittel hier ihren Platz finden. Da das Gift, wie wir geſehen haben, nur durch Aufnahme in das Blut (und zwar zunächſt durch die oberflächlichen Ve— nen der Haut) ſeine ſchädliche Wirkung äußert, muß das erſte Beſtreben nach dem Biſſe dahin gerichtet ſein, dieſe Aufnahme zu hindern. Hierzu dient vor Allem ein anhaltend auf die Biß— ſtelle angewendeter Druck, fo wie eine feſte Umbindung des ge— biſſenen Gliedes oberhalb der Wunde. Dieſe ſelbſt muß baldigſt mit Waſſer oder irgend einer andern Flüſſigkeit gereinigt wer— den, um das etwa auf der Haut noch befindliche Gift zu ent— fernen. Das in die Wunde gelangte ſucht man durch Aetzmittel zu zerſtören, wozu ſich beſonders Aetzammoniak (Salmiakgeiſt) vorzüglich eignet. In Ermanglung deſſelben möge Ausbrennen der Wunde mit einem glühenden Drahte, Zunder oder ſelbſt Schießpulver verſucht werden. Durch Auffegen eines Schröpf— kopfes kann die Aufſaugung des Giftes ebenfalls verhütet wer— den. Ausſaugen der Wunde mit dem Munde iſt ſehr gefährlich, indem bei der geringſten Verletzung im Munde des Saugenden dieſer ſelbſt der Gefahr der Vergiftung ſich ausſetzt. Lenz em— pfiehlt als örtliches Mittel vor Allem Ausſchneiden der Wunde mit einem Meſſer oder einer feinen Scheere. Innerlich mögen bei beginnender Hinfälligkeit und Uebelkeit flüchtig erregende Mittel, einige Tropfen Hirſchhorngeiſt oder ö 6 82 die in der Regel bald zu habenden Hoffmann's-Tropfen zuerſt gegeben werden. Als eigentliches Gegengift ſcheint das Chlor (Chlorwaſſer), äußerlich und innerlich angewendet, das meiſte Ver— trauen zu verdienen. Seine Wirkung wurde auch von v. Görtz) in Martinique, wo die Lanzenſchlange (Trigonocephalus lan- ceolatus) bei ungeheurer Verbreitung eine fürchterliche Landplage iſt, in Verſuchen, welche derſelbe in Gemeinſchaft mit dem Direc— tor des botaniſchen Gartens von St. Lucia anſtellte, beſtätigt. Wo in der erſten Zeit nach dem Biſſe ärztliche Hülfe fehlt oder die nöthigen Mittel nicht ſobald beizuſchaffen ſind, iſt vor Allem auf kräftige Erregung der Hautthätigkeit zu ſehen, wozu jedes beliebige heiße Getränke bei gleichzeitiger Bedeckung des Körpers dienen kann. Einreibung der bereits in Anſchwellung begrif— fenen Bißſtelle mit Oel, namentlich gewärmtem, wird e mehrfach empfohlen. Als Anhang zu den Schlangen haben wir noch die Blind— ſchleichen zu betrachten. Dieſelben wurden von den älteren Naturforſchern den Schlangen beigezählt und werden auch in der Regel jetzt noch von den Laien für ſolche gehalten, wozu ihre ganze Körpergeſtalt und namentlich bei unſerer Art der gänzliche Mangel äußerer Extremitäten zu berechtigen ſcheint. Bei ge— nauerer Unterſuchung jedoch zeigen ſie, namentlich auch im Bau ihres Skeletes weſentliche Verſchiedenheit von jenen und werden jetzt zu den eidechſenartigen Thieren (Sauriern) gerech— net, indem ſie einen intereſſanten Uebergang von den wahren Eidechſen zu den Schlangen bilden. Einzelne Gattungen haben bloß Hinterbeine (Pseudopus Merr. im ſüdöſtlichen Europa), andere haben 4 ſehr kurze Beine (Seps Daud. in Südfrankreich, Italien); unſere Art hat gar keine Beine, dagegen unter der Haut Spuren von Schulterblättern und Beckenknochen, welche ) Reiſe um die Welt in den Jahren 1844—47, Band Il. 35 den Schlangen gänzlich fehlen. Außerdem unterfcheiden fie fich von dieſen noch dadurch, daß ihre Augen zwei Augenlieder und eine Nickhaut haben, die Beweglichkeit der Kieferknochen unter ſich fehlt, daß ſie keine Gaumenzähne beſitzen und mit Ausnahme des Oberkopfes, welcher Schilder hat, ” ganzer Körper mit kleinen glänzenden Schüppchen bedeckt ift. Ihre Ohren liegen un— ter der Haut verſteckt, haben aber ein Trommelfell. Die Zähne ſind ſehr klein, ſpitz, nach rückwärts gebogen, die platte Zunge iſt vorn in 2 Spitzen getheilt, ſteckt in keiner Scheide, kann aber nach vorn und ſeitwärts aus dem Munde geſtreckt werden. Einen Laut geben ſie nicht von ſich. Im Uebrigen nähert ſich ihr Bau mehr oder weniger dem der Schlangen. Wir beſitzen in unſerm Vaterlande nur eine Art, nämlich die Blindſchleiche (Bruchſchlange, Haſelwurm) An- suis fragilis I., ein allbekanntes, häufiges, völlig harmloſes Thierchen, welches nichts weniger als blind iſt, ſondern mit recht hel— len Aeuglein in die Welt ſchaut, welche jedenfalls ſchärfer als die der Schlangen ſind, was ſchon durch das Vorhandenſein der jenen fehlenden ſchützenden Theile (Augenlieder) angedeutet wird. Ihr ſchlangenähnlicher Leib gereicht übrigens den Blindſchleichen nicht zum Heile, indem er ſie unverdienten Verfolgungen von Menſchen und Thieren ausſetzt, denen ſie keine andere Waffen, als ihr äußerſt feines Gebiß, mit welchem ſie nur unbedeutend zu verwunden im Stande ſind, entgegen ſetzen können. Außer— dem ſpritzen fie beim Anfaſſen gerne ihre flüſſigen Exkremente gegen den Verfolger. Bekannt iſt das außerordentlich leichte Abbrechen ihres Schwanzes beim Ergreifen oder Schlagen des— ſelben, ja ſogar bei eigenen heftigen Bewegungen, daher der Name Bruchſchlange. Derſelbe wächſt nicht wieder nach, wie dieſes bei den Eidechſen der Fall iſt, ſondern bildet eine ſtumpfe Spitze. Veranlaſſung zu dem leichten Auseinandergehen der Schwanzwirbel geben die kurzen Muskeln des Schwanzes, welche von kegelförmiger Geſtalt und ſo mit einander vereinigt ſind, daß die Spitze des einen in den hohlen Kegel des andern paßt. Was die Körperform der Blindſchleichen betrifft, ſo iſt dieſelbe faſt walzenförmig, der Kopf kaum etwas breiter, als der Hals und der Leib, in der Mitte etwas dicker, verjüngt a 6. 8⁴ ſich allmählig in den mit einer harten Spitze verſehenen langen Schwanz. Die Farbe derſelben variirt ſehr nach dem Alter und Ge— ſchlechte. Bei alten Männchen iſt die Oberſeite des Kopfes blaß bräunlich, ungefleckt, bei jüngern Thieren und Weibchen mehr oder weniger ſchwärzlich getüpfelt. Von den Naſenlöchern läuft ein brauner, bald hellerer, bald dunklerer Strich durch die Augen. Die Lippen wie die Unterſeite des Kopfes ſind gefleckt. Ueber den graubraunen, gelbbraunen oder rothbraunen Rücken gehet von der Mitte des Oberkopfes eine ſchwarze ſchmale oder braune Linie bis zur Schwanzſpitze; zuweilen laufen neben dieſer noch zwei feinere hin. Bei Weibchen und jüngern Thieren wird die Farbe des Rückens von der dunkleren der Seiten durch eine ſchwärzliche, vom Auge herkommende Linie geſchieden. Die Seiten ſind ein— farbig, blaß, rothbraun oder gefleckt. Die Unterſeite des Körpers iſt ſchwarz, oft hell gefleckt, bei alten Männchen faſt hellgraublau. Ganz junge Thiere ſind weißlich mit kohlſchwarzer Längslinie über den Rücken und ſchwar— zem Bauche (A. lineatus Laur.) Die Pupille iſt rund, die Iris rothbraun oder dunkel feuerroth. Die Größe der Blindſchleichen beträgt 1 1½ Fuß. Sie häuten ſich wie die Schlangen 5 mal in der wärmeren Jahres— zeit, doch nicht wie letztere, indem die Haut nicht in einem Stücke ſich abſtreift, ſondern unregelmäßig vom Kopfe nach dem Schwanze, meiſt ſtückweiſe, abgehet. An den Augen häuten ſich bloß die Lieder. Die Blindſchleiche iſt ein gutmüthiges, ziemlich langſames Thierchen, welches vorzüglich die Sonnenwärme liebt und Tage lang ruhig in derſelben liegen kann, nicht gerne in's Waſſer gehet, in demſelben aber mit Behendigkeit ſchwimmt, jedoch bal— digſt nach dem Trockenen zu kommen ſucht. Wenn ſie ſich beim Einfangen auch gewaltig wehrt und unbändig ſtellt, nimmt ſie doch in der Gefangenſchaft bald einen gewiſſen Grad von Zähmung an und verträgt ſich recht gut mit andern Amphibien, wie Schlangen, Fröſchen, Eidechſen. Ihre Hauptnahrung beſtehet in nakten Schnecken und — Regenwürmern, welche ſie auch in der Gefangenſchaft nicht ver— ſchmähet, ſo wie ſie auch von vorgeſtelltem Waſſer trinkt. In Betreff der Zähigkeit ihres Lebens gleicht ſie den Schlangen und kann auch wie dieſe Monate lang hungern. In der Art der Fortpflanzung haben die Blindſchleichen inſofern Aehnlichkeit mit den Vipern, als ihre Jungen, unmit— telbar nachdem die Eier gelegt ſind, aus denſelben ſchlüpfen, daher man ſie auch als lebendig gebärende bezeichnet. Die Zahl der Eier beträgt 8— 16, die Legezeit iſt im Auguſt oder Sep— tember. Was die geographiſche Verbreitung und den Aufent— halt betrifft, ſo ſind die Blindſchleichen faſt in ganz Europa zu finden, und wie in Deutſchland überhaupt, ſo auch in unſerm Vaterlande ſehr häufig. Sie bewohnen hohe Berge wie Thäler, Wieſen und Gärten, vorzüglich mit hohem Graſe, Buſchwerk und Steinen bedeckte ſonnige Plätze. Gerne liegen ſie unter Steinen, unterſcheiden ſich aber auch von den Schlangen weſent— lich dadurch, daß ſie mit ihrer harten Schnautze Löcher in lockern Boden graben können, und ſelbſt Ameiſenhaufen nicht fürchten. Kälte und Wind ſcheuen ſie, erſtere wird ihnen leicht tödtlich. Sie bringen daher, wie die Schlangen, die kalte Jahreszeit in Schlupfwinkeln in einem ſchlafähnlichen Zuſtande zu, zu welchem Zwecke ſie ſich nach neuern Unterſuchungen förmliche Winterquar— tiere, 30 bis 36 Zoll lange ſtollenartige Gänge mit mehreren Krümmungen graben. Dieſe ſtopfen ſie im Spätherbſte mit Gras und Erde von innen zu. In dieſen Gängen liegen 20 bis 30 Stück in einer gewiſſen Ordnung neben einander, und zwar zunächſt am Ausgange die Jungen, dann immer größere Eremplare, zuletzt ein altes Männchen und Weibchen. Die Frühlingsſonne erweckt die Geſellſchaft allmählig zu neuem Leben. Wir geben hier folgend die 86 Erklärung der Abbildungen. Tafel I. Fig. 1. Gemeine Viper oder Kreuzotter, Pelias berus Merr., Männchen in natürlicher Größe, nach einem bei Herrenwies auf dem Schwarzwald gefan— genen Exemplar. Fig. 2. Kopf deſſelben Thieres von oben, wodurch die Bildung der Schilder und Schuppen deutlich wird. Fig. 3. Kopf von unten. Tafel II. Fig. 1. Gemeine Viper, P. berus, altes Weib⸗ chen, ½ der natürlichen Größe, von ganz dunkler Farbe ohne Zeichnungen, die als Co luber prester L. beſchrie— bene Varietät, ebenfalls von Herrenwies. Der zum Biſſe geöffnete Rachen zeigt die aufgerichteten Giftzähne; hin— ter der Zungenwurzel iſt der Eingang in die Luftröhre ſichtbar. Fig. 2. Giftzahn, ſtark vergrößert, nach Fontana, a. Höhle für Blutgefäße und Nerven, bb. Giftkanal, c. Scheidewand zwiſchen dieſem und der erſtern Höhle, dd. Eingang des Giftkanals, ee. Ausgang deſſelben. Pe’ ur Jauden day De Injen p WpeN ö geg 34 200 meg D ee drt ut uνννν,i Af ID | Verzeichniß der ordentlichen Mitglieder. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Regent FRIEDRICH VON BADEN, als gnädigſter Protector des Vereines. — nn Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ludwig von Baden. Ihre Königliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin Stephanie von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Wilhelm von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachſen-Weimar— Eiſenach. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hohenlohe- Bartenſtein. O Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Iſenburg-Birſtein. 88 9. Herr Aben heim, Dr. und practiſcher Arzt. 10. 43, 12. 13. 14. - 15, 16. 17. 18. 19. Aberle, Handelsmann. Achenbach, Obergerichts-Advokat, Prokurator und Gemeinderath. Algardi, G., Handelsmann. Alt, Dr. u. practiſcher Arzt. Alt, Dr. u. Amtsphyſikus in Ladenburg. Andriano, Jakob, Partieulier. Artaria, Ph., Kunſthändler u. Gemeinderath. Baier, Joh. Gg., Particulier. Baſſermann, Frd., königl. bayeriſcher Conſul. Baſſermann, Dr. u. practiſcher Arzt. Behaghel, P., Profeſſor und Lyceumsdirector. Bensheimer, J., Buchhändler. Benſinger, Dr. u. Medieinalreferent. von Bettendorf, Freiherr, Rittmeiſter u. Kammerherr. Biſſinger, L., Apotheker. Bleichroth, Altbürgermeiſter. Böhling, Jakob, Zahnarzt. Böhme, Regierungsdirector. Brummer, Kanzleiſekretair. Brummer, Dr. u. Oberarzt. Clemm, Dr. u. Fabrikant. Diffen é, erſter Bürgermeiſter. Dyckerhoff, F., Baurath. Eglinger, J., Handelsmann. Eſſer, Obergerichts- Advokat. Fenner, Particulier. Fickler, Dr., Profeſſor. Zu u 1 89 37. Herr Fliegauf, Schloßverwalter. 38. „ Frey, Dr. u. practiſcher Arzt. 39. „ Gärtner, Partieulier. 40. „ Geib, G. V., Particulier. 41. „ Gentil, Dr., Obergerichts-Advokat. 42. „ Gerlach, Dr. u. practiſcher Arzt. 43. „ von Gienanth, C., in Ludwigshafen. 44. „ Giulini, L., Dr. u. Fabrikant. 45. „ Giulini, P., Handelsmann. 46. „ Görig, Dr. u. practiſcher Arzt in Schries heim. 47. „ Götz, Fr., Buchhändler. 48. „ Grobe, Weinwirth. 49. „ Groß, J., Handelsmann. 50. „ Guttenberg, Dr. u. Oberarzt. 51. „ Haaß, Oberhofgerichtsrath. 52. „ Harveng, Dr. u. practiſcher Arzt. 53. „ Hecker, Joh., königl. bayeriſcher Hofrath. 54. „ Helmreich, W., Fabrikant. 55. „ Herrſchel, A., Handelsmann. 56. „ Hirſchbrunn, Dr. u. Apotheker. 57. „ van der Höven, Baron. 58. „ Hoff, C., Gemeinderath. 59. „ Hobhenemſer, J., Banquier. 60. „ Huber, C. J., Apotheker. 61. „ Huhn, E. H. Th., Dr., Redacteur des Mannheimer Journals. f 62. „ Jörger, Handelsmann u. Gemeinderath. 63. „ Joſt, C. F., Friſeur. 64. Fräulein Jung, Amalie. 65. Herr Kalb, Gaſtwirth zum deutſchen Hof. 66. „ Kaſt, Holzhändler. 67. „ Kaufmann, J., Buchdrucker. — 68. Herr Klüber, großherzogl. bad. Staatsminiſter a. D., Excellenz, in Karlsruhe. Klüber, Lieutenant im III. Dragoner-Regiment. Koch, Gemeinderath. Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. Ladenburg, S., Banquier. Lauer, Präſident der Handelskammer. Leibfried, Particulier. Lenel, Moriz, Handelsmann. von Leoprechting, Freiherr, Major. Lorenz, W., Oberingenieur. Mayer, Dr. u. Regimentsarzt. Meermann, Dr. u. practiſcher Arzt. Meyer-Nicolay, Handelsmann. Muff, Oberzollinſpector. Nell, Dr., Aſtronom der hieſigen Sternwarte. Neydeck, K. J., Rath in Umkirch. Nötling, Amtschirurg u. Hebarzt. von Oberndorff, Graf, königl. bayer. Kämmerer. Olivier, Kupferſchmidt. Otterborg, Handelsmann. Reinhardt, A., Bergwerksdirector. Reinhardt, Jakob Weimar, Bierbrauer. Reinhardt, J. W., Banquier. Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. Reiß, G. F., Handelsmann. Retzer, Particulier. Röchling, C., Particulier. Röder, Apotheker. Schlehner, Particulier. Schmitt, G., Geheimer Regierungsrath. Schmudert, C., Particulier. 9 99. Herr Schröder, H., Dr., Profeſſor u. Director der höheren 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. Bürgerſchule. Scipio, A., Partieulier. Seitz, Dr. u. practiſcher Arzt. Sieber, junior, Oekonom. Sinzheimer, Dr. u. practiſcher Arzt. Stegmann, Dr. u. practiſcher Arzt. Stehberger, Dr., Hofrath u. Stadtphyſieus. Steiner, Dr. u. Regimentsarzt. Stephani, Dr. u. practiſcher Arzt. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hofehirurg. von Sturmfeder, Freifrau, Excellenz, Oberhof— meiſterin J. K. Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie. Thibaut, Dr. u. practiſcher Arzt. Troß, Dr. u. practiſcher Arzt. Vaillant, Dr. Philos. u. Inſtitutsvorſteher. Wahle, Hofapotheker. Weiß, Dr. u. practiſcher Arzt in Seckenheim. Weißenburger, Dr. u. practiſcher Arzt. Wilhelmi, Dr. u. Amtsphyſicus in Schwetzingen. With, Rheinſchifffahrtsinſpector. Wunder, Frd., Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath u. practiſcher Arzt. 92 Ehren- Mitglieder. 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 2. 5 Apetz, Dr. u. Profeſſor, Sekretair der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftlichen Vereines in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Besnard, A., Dr. in München. Blum, Dr. Philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomie-Rath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz, in Karlsruhe. Bruch, Dr., Notair und Director der rheiniſchen na— turforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Cotta, Dr. in Tharand. Cottard, Rector der Königlich Franzöſiſchen Akademie in Straßburg. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., in Kadolzburg. Döll, Dr., Hofrath u. Oberhofbibliothekar in Karlsruhe. Dufresnoy, in Paris. Eiſenlohr, Hofrath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath u. Sekretair der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Fiſcher, Dr., Privatdocent u. practiſcher Arzt in Freiburg. —— 22. Herr Gergens, Dr., in Mainz. 23. 24. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. Größer, Dr., Medizinalrath u. Präſident der rheini— ſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Grünewald, Revierförſter in Lampertheim. Gümbel, Profeſſor in Landau. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. Haidinger, Wilhelm, Bergrath in Wien. Hammerſchmidt, Dr., in Wien. Heckel, Inſpector der K. K. naturhiſtoriſchen Kabinette in Wien. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr., in Zürich. Herberger, J. F., Dr. u. Profeſſor in Würzburg. Heß, Rudolph, Dr. med., in Zürich. Hochſtetter, Profeſſor in Eßlingen. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf zu Daiton in Nordamerika. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayeriſcher Geſandte, Excellenz, in Wien. Jobſt, Commerzienrath in Stuttgart. » Jolly, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Kapp, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. Philos., in Darmſtadt. von Kettner, Freiherr, Intendant der Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried., in Frankfurt a. Main. von Kobell, Dr., Profeſſor in München. Koch, Georg Friedrich, Dr. u. practiſcher Arzt in Wachenheim. Kratzmann, Emil, Dr., in Marienbad. 94 49. Herr Leo, Dr., Hofrath und erſter Phyficatsarzt in Mainz. 50. von Leonhard, Dr., Geheime Rath u. Profeſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr. u. Privatdocent in Heidelberg. Linz, Steuercontrolleur in Speier. Mappes, M., Dr. med., in Frankfurt a. M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereines der preußiſchen Rheinlande in Bonn. von Martius, Dr., Hofrath u. Profeſſor in München. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. von Meyer, Herrmann, Dr., in Frankfurt a. M. von Müller, J. W., in Brüſſel. Oettinger, Dr., Hofrath und Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär⸗ Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio⸗Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr., in Frankfurt a. M. Schimper, K. F., Dr. Philos. und Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Zoolog in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. Schramm, Carl Traugott, Cantor u. Sekretair der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Schultz, Friedr. Wilh., Dr. u. Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr. und Hoſpitalarzt, Director der Pollichia in Deidesheim. Schumacher, Dr., in Heidelberg. von Seldeneck, Wilhelm, Freiherr, Oberſtallmeiſter, Excellenz, in Karlsruhe. 95 73. Herr Seubert, Dr. u. Profeſſor, Director des Naturalien— kabinets in Karlsruhe. Sinning, Garten-Inſpector in Poppelsdorf. Speyer, Dr., Oberſtabsarzt in Kaſſel. von Stengel, Freiherr, Forſtmeiſter in Stockach. von Stengel, Freiherr, Staatsrath in Karlsruhe. von Stengel, Freiherr, K. Bayer. Appellations— gerichts-Präſident in Neuburg a. d. D. Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. von Strauß-Dürkheim, Freiherr, Zoolog und Anatom in Paris. Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Geſellſchaft Flora für Botanik u. Gartenbau in Dresden. Thellemann, Garteninſpector in Bieberich. Terſcheck, C. A., senior, Hof- u. botaniſcher Gärtner in Dresden. Thomä, Dr. u. Profeſſor, Sekretair des Vereines für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. von Treviſan, Victor, Graf, in Padua. Uhde, Particulier in Handſchuchsheim. Walchner, Dr., Bergrath u. Profeſſor in Karlsruhe. Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. Weber, Dr., Regimentsarzt in Karlsruhe. Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. Wetzlar, G., Dr. u. Director der Wetterauiſchen Ge— ſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Wirtgen, Profeſſor in Koblenz. Zeyher, Naturforſcher, auf dem Cap, wohnhaft in der Capſtadt. Verzeichniss der Vereine, mit denen der Mannheimer Verein für Naturkunde En Der Der . Di -> Die Die Die in Verbindung fteht. Die rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. Gartenbauverein zu Mainz. Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frank— furt am Main. Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Pollichia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeri— ſchen Pfalz in Dürkheim an der Haardt. naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. königlich bayeriſche botaniſche Geſellſchaft zu Regensburg. zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. pfälziſche Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſers— lautern. : entomologifche Verein in Stettin. großherzoglich badiſche landwirthſchaftliche Verein in Karlsruhe. naturhiſtoriſche Verein der preußiſchen Rheinlande in Bonn. Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem— berg zu Stuttgart. Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. 16. 2,7; 18. 19. 20. . 22. 23. 24. 125. 26. . 28. 29. 30. * Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchener Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Naturwiſ— ſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den könig— lich preußiſchen Staaten in Berlin. Die K. K. Landwirthſchaftsgeſellſchaft in Wien. Die K. K. Gartenbaugeſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der Großherzogl. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. Der Kurfürſtlich Heſſiſche Landwirthſchaftsverein in Kaffel. Der Gartenbauverein in Erfurt. Die K. K. geologiſche Reichsanſtalt in Wien. dir ee 15 “ 2: ER * * 2 aa 25 aeg Zweiundzwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde. Bergetra gen der Generalverſammlung am Aten Februar 1856 2 von Dr. H. Sehröder, Großh. Bad. Profeſſor der Naturlehre, Director der hoheren Buͤrgerſchule und Inſpector der Gewerbſchule; mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede. n wiſſenſchaftlichen Beiträgen von Geh. Hofrath Döll, Dr. Vell und Dr. Weber, und dem Mitglieder ⸗Verzeichniſſe. Druckerei von Kaufmann. 1836. ee in. denn 10 > ir 8 7 7 6 9 7 4 a | ö Te. * 4 P u * 2 2 11 — Bar | T e 15 f * Ben! ur ik) A * | Br”. 3 Car r = 42487008 73 0 3 1239904 19 701 12 „ ien ee it: 5 - wird lu ch hai m. ni her = Ze i I 5 155€ „ad ee eee 1200 "url. Bin? 6 FR Ze e dk ae. 4 e * Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde, erſtattet an die Generalverſammlung v. 14. Febr. 1856 von Profeſſor Dr. H. Schröder, als Vicepräfidenten des Vereines. Hochzuverehrende Verſammlung! Indem Sie heute verſammelt ſind, um zur Wahl eines neuen Vorſtandes zu ſchreiten, habe ich Ihnen zu— gleich ſtatutenmäßig den Jahresbericht für das zweiund— zwanzigſte Vereinsjahr zu erſtatten. Der Verein hat im Laufe des Jahres zwei Mitglieder durch Tod verloren, weitere vier Mitglieder haben ihren Austritt angezeigt, worunter zwei wegen Veränderung ihres Wohnortes; dagegen ſind auch wieder vier neue Mitglieder eingetreten, ſo daß ſich die Zahl derſelben gegen voriges Jahr im Ganzen um zwei vermindert hat. Sie betrug zu Ende des vorigen Jahres 120, und iſt gegenwärtig 118. Wir haben an Herrn Partikülier Leibfried, der aus einer vielſeitig gemeinnützigen Thätigkeit durch einen raſchen und unerwarteten Tod abberufen wurde, eines unſrer äl— teſten und thätigſten Mitglieder verloren. Ihm hatten wir ſeit 1858 alljährlich die Mühewaltung einer ſorgfältigen und gewiſſenhaften Reviſion unſrer Vereinsrechnungen zu verdanken. 4 — Für das Jahr 1838 waren zu Geſchäftsführern erwählt: 1. Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2. „ Vicepräſident: Der Referent. 3. „ krſter Gecretär: Herr Dr. Gerlach, praktiſcher Arzt. „ zweiter Secretär: Herr Aſtronom Dr. Nell. 3. „ Bibliothekar: Herr Dr. Stephani, praktiſcher Arzt. 6. „ Caſſier: Herr Partikuͤlier Andriano. Letzterer hat zugleich als Großherzoglicher Cuſtos die Intereſſen des Vereines überwacht. Der Verein theilte ſich wie in früheren Jahren in die zoologiſche, botaniſche, phyſikaliſch-mineralogiſche und medi— ciniſche Section. 4. A. Die zoologiſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Grafen von Oberndorff. Als Repräſentanten derſelben zum großen Ausſchuß waren gewählt: Herr Graf von Oberndorff. „ Cuſtos, Partikülier Andriano. „ Friſeur Soft. Das Hauptgeſchäft der Section beſtand im verfloſſenen Jahre in der Complettirung der Sammlung einheimiſcher Fiſche, namentlich der Rhein- und Neckarfiſche. Dieſe Samm— lung hat hierdurch und namentlich durch die vielfachen per— ſönlichen Bemühungen des Herrn Cuſtos Andriano eine ziemliche Vollſtändigkeit in auserwählten und gut ausgeſtopf— ten Exemplaren erreicht, und bildet nunmehr eine der ſchönſten Zierden unſres reichhaltigen Muſeums. a» 5 Unter den Exemplaren, durch welche die zoologiſche Sammlung im Laufe des Jahres bereichert worden iſt, heben wir die Nachſtehenden hervor. An Säugethieren wurde erworben: Halmaturus giganteus, das Kängguruh aus Neuholland. An Vögeln: Falco Nisus, der Sperber. Lanius Excubitor 2, der Würger. Yunx Torquilla, der Wendehals. Pteroglossus maculirostris, der Araſſari aus Braſilien. Phasianus domestieus & und 2, Hahn und Henne. Phasianus Pumilio &, der Zwerghahn. Ardea stellaris &, die Rohrdommel. Podiceps eristatus, der Hauben-Steißfuß. Anser leucopsis, die weißwangige Gans. Mergus Merganser &, der Gänſeſäger. An Fiſchen: Perca fluviatilis &, der Bärſch. Cyprinus Carpio & u. 2, der Karpfe. * Carrassius & u. 2, die Karrauſche. 4 tinca & u. 2, die Schleihe. * rutilus &, das Rothauge. 2 brama G u. 2, die Brachſe. 8 nasus &, der Weißfiſch: Esox lucius &, der Hecht. Clupea alosa, der Maifiſch. Lota vulgazis, der Treiſch; die Aalraupe. Anguilla vulgaris & u. 2, der Aal. Petromyzon marinus, das große Neunauge. An Reptilien: Testudo punctata aus Amerika. Als Geſchenk erhielt die Section vom Verfaſſer eine Abhandlung betitelt: Zootomie der Paludina vivipara von Dr. Oskar Speyer. Caſſel 1883. 6 B. Die botaniſche Section. Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Hofgärtner Stieler. Als Repräſentanten derſelben zum großen Ausſchuß waren gewählt: Herr Hofgärtner Stieler. „ Dr. Gerlach, praktiſcher Arzt. „ Hofapotheker Wahle. „ Dr. Vaillant, Inſtitutsvorſteher. Die Section verwendete den größeren Theil ihrer Mittel zu Reparaturen, und namentlich zur Herrichtung der Gärt— nerwohnung. Nach Abreiſe des früheren Vereinsgärtners, Herrn Singer, hat ſie mit dem hieſigen Handelsgärtner Bucher den nöthigen Vertrag zur Inſtandhaltung des Gartens abgeſchloſſen. Von den botaniſchen Gärten zu Berlin, München, Er— langen, Heidelberg und Darmſtadt erhielt die Section ver— ſchiedene werthvolle Samenſendungen. Eine große Anzahl aus dieſen Samen gezogener Pflanzen wurden für das Herbarium eingelegt. Neubert's Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde circulirte wie in früheren Jahren unter den Mitgliedern. Auch in dieſem Jahre hat die Section zu Ende des Monats April eine Blumenausſtellung veranlaßt. Wir verdankten der Huld Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie wieder ein Geſchenk von zehn Ducaten für Blumenpreiſe. Das Preisgericht beſtand aus den Herren Dr. Schultz von Deidesheim, Handelsgärtner Janz von Mainz und Hofgärtner Stieler von hier. Preiſe wurden zuerkannt: 1. Für 6 Culturſtücke mit Blüthenreichthum, Herrn Handelsgärtner Ibach in Frankfurt a. M. 2. Für Azalea indica in ſchönſter Sammlung, Herrn Kunſt- und Handelsgärtner Mardner in Mainz. 7 Für die ſchönſte Roſenſammlung in Töpfen, Herrn Vereinsgärtner Singer hier. 4. Für die ſchönſte Gruppe blühender Pflanzen, Herrn Partikülier Schmuckert hier. Für die ſchönſte Sammlung blühender Rhododen— dron-Arten, Herrn Kunſt- und Handelsgärtner Bohland in Mainz. 6. Für die zweitſchönſte Sammlung blühender Pflan— zen, Herrn Handelsgärtner Deckert hier. 7. Für die ſchönſte Gruppe blühender Viola tricolor, an Gärtnerlehrling Friedrich Walz bei Gärtner Scheurer in Heidelberg. 8. Für grünblühende Roſen, Herrn Vereinsgärtner Singer hier. Auch in dieſem Jahre iſt mit der Blumenausſtellung eine Blumen-Lotterie verbunden worden. An Geſchenken erhielt die Section vom Verfaſſer eine Abhandlung betitelt: Der Vorkeim, Beitrag zur Entwicklungsgeſchichte der Moospflanzen, von M. Th. Gümbel. a & C. Die phyſikaliſch⸗mineralogiſche Section, Sie verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Referenten. Zu Repräſentanten derſelben beim großen Ausſchuß wa— ren außer dem Referenten gewählt: Herr Regierungsrath With. „ Partikülier Auguſt Scipio. „ Bergwerksdirektor Anton Reinhardt. Die Section hat in dieſem Jahre von Schiek in Berlin ein möglichſt vollkommenes Mikroſcop, mit Polariſations— vorrichtung, und einem Ocularkreiſe zur Meſſung mikroſco— piſcher Kryſtalle erhalten. Dieſes Inſtrument darf wohl als eines der beſten betrachtet werden, welche bis jetzt aus— geführt ſind. 8 An Geſchenken erhielt die Section: Eine ſchöne Suite Achatrollſteine aus Buenos-Ayres, von Herrn Handelsmann Barth-Henrich hier. Ferner an Druckſchriften von Seiten der Verfaſſer: 1. Apercu des produits mineraux de Nassau p. G. Sandberger. 2. Die Mineralien Bayerns nach ihren Fundorten, von Dr. A. Besnard. 5. Mineralogiſche Notizen, Ste bis Alte Folge, von Dr. Ad. Kenngott. 4. Ueberſicht der Reſultate mineralogiſcher Forſchun— gen im Jahre 1852, von Dr. Ad. Kenngott. D. Die medieiniſche Seetion. Die mediciniſche Section, an welcher ſämmtliche prak— tiſche Aerzte Mannheims participiren, verſammelte ſich unter dem Vorſitze des Herrn Regimentsarztes Dr. Mayer. Zu RNepräſentanten beim großen Ausſchuß waren ge— wählt die Herren: Negimentsarzt Dr. Mayer. Hofrath Dr. Zeroni. Hofrath Dr. Stehberger. Die Thätigkeit der mediciniſchen Section war auf die Bibliothek und einen reichhaltigen Leſezirkel concentrirt. Es wurden im Laufe des Jahres 11 Zeitſchriften gehal— ten und 27 Monographieen angeſchafft. Die Zeitſchriften ſind: 1. Zeitſchrift der K. K. Geſellſchaft der Aerzte zu Wien. 1855. 2. Deutſche Klinik von A. Göſchen in Berlin. 1835. 3. Archiv des Vereins für gemeinſchaftliche Arbeiten zur Förderung der wiſſenſchaftlichen Heilkunde. Göttingen 1855. 9 10. 11. 5. 8 en 9 Journal für Kinderkrankheiten von Behrend und Hildebrand. Erlangen 4838. Zeitſchrift für rationelle Medicin von Henle und Pfeuffer. Heidelberg 1855. Archiv für phyſiologiſche Heilkunde von Vierordt. Stuttgart 1855. Vierteljahrsſchrift für die praktiſche Heilkunde. Prag 1855. Deutſche Zeitſchrift für die Staatsarzneikunde von Schneider. Erlangen 1835. Jahresbericht über die Fortſchritte der geſammten Medicin von Canſtadt. 1835. Neues Jahrbuch für Pharmacie von Walz und Winkler. Speyer 1855. Beiträge zur Geburtskunde und Gynäkologie von Scanzoni. Würzburg 1855. Die Monographieen ſind: . A. Weber: Die Reizcongeſtion und deren innere Mechanik. Erlangen 1855. Dr. G. M. Schreber: ärztliche Zimmergymnaſtik, oder Darſtellung und Beſchreibung der heilgym— naſtiſchen Bewegungen ꝛc. Leipzig. F. Hartmann: Erkenntniß und Behandlung der— jenigen Schwerhörigkeit, welche auf räumlichen Mißverhältniſſen des äußeren Gehörgangs beruht. Trier. G. Schmelkes: Teplitz gegen Lähmungen ıc. Deſſau. | F. Betz: Meine Stellung in dem Impfſtreite. Heil bronn und Leipzig. M. Pettenkofer: Unterſuchungen und Beobach— tungen über die Verbreitung der Cholera. Muͤnchen. A. Biermer: die Lehre vom Auswurfe. Würzburg. Snetiwy, C., Dr.: die Bäder zu Gaſtein. Salzburg. F. W. Beneke: über die Wirkung des Nordſeebades. Göttingen. 2⁴. 26. 27. 10 . F. Heller: über Ernährung und Stoffwechſel. Breslau. . F. Günsburg: das Epitelialgewebe des menſch— lichen Körpers. Breslau und Bonn. R. Seifert: über Tuberculoſe der Lungen. Wien. B. G. Zimmermann: kliniſche Unterſuchungen zur Fieber-, Entzündungs- und Kriſenlehre. Halle. . J. W. H. Conradi: Bemerkungen über die gaſtriſchen Fieber. Göttingen. „Th. L. W. Biſchoff: die Beſtätigung des von Dr. Newport bei den Hunden ꝛc. Gießen. Ed. Schnitzlein: meine Behandlung der Cholera. München. Dr. von Brunn: Dr. Landolfi's Methode den Krebs zu heilen ꝛc. Cöthen. A. Hannover: das Mikroſcop. Leipzig. E. Hlawacek: Karlsbad. Magdeburg. H. Roth: die Bedeutung des kalten Schwefelwaſ— ſers ic. zu Bad Weilbach ꝛc. Wiesbaden. . A. Martin: Mittel, die Luft bei miasmatiſchen Krankheiten ꝛc. zu reinigen. München. . Dr. Guſtorf: die reſinös-balſamiſchen Kiefer- und Fichtennadelwälder. Rudolſtadt. . P. Moſer: neues Heilverfahren bei der Cholera. Augsburg. J. H. Tieftrunk: die Heilung der Epilepſie ıc. Halle. 3. A. Vogel jun.: chemiſche Unterſuchung der atmos— phäriſchen Luft während der Choleraepidemie in München 1854. München. H. Häſer: die Vaccination und ihre neueſten Geg— ner. Berlin. P. Moſer: das Weſen der Cholera ꝛc. Ulm. 11 E. Allgemeine Vereinsangelegenheiten. Nachfolgende Geſellſchaften und Vereine haben uns die von ihnen herausgegebenen Schriften zugeſendet: 5 1. 2. ot A. * SI 10. 11. 12. Die k. k. geologiſche Neichsanſtalt in Wien: ihre Jahrbücher. Jahrgang 1884, Heft 5 und 4, und Jahrgang 1835, Heft Lund 2. Ferner: geologiſche Ueberſicht der Bergbaue der öſterreichiſchen Mo— narchie. Der zoologiſch-botaniſche Verein zu Wien: ſeine Verhandlungen. Jahrgang 1854, Bd. 4. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preußiſchen Staaten: ſeine Verhand— lungen. Neue Reihe, 2. Jahrgang, Heft 1 und 2. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich: ihre Mittheilungen. Heft 8 und 9, Jahrgang 1834 und 1855. Der naturhiſtoriſche Verein zu Augsburg: ſeinen 8. Bericht. Der thüringiſche Gartenbauverein zu Gotha: ſeinen 21. Jahresbericht. Die Pollichia in der bayeriſchen Pfalz: ihren 12. Jahresbericht. Der zoologiſch-mineralogiſche Verein zu Regens— burg: ſein Correſpondenzblatt. 7. Jahrgang. 1835. Der naturforfchende Verein zu Riga: fein Corre— ſpondenzblatt. 6. Jahrgang 1852 — 1855, und 8. Jahrgang 1884 — 1833. Der landwirthſchaftliche Kreisverein zu Weinheim und Heidelberg: feinen Rechenſchaftsbericht. Jahrgang 1854, und feine landwirthſchaftlichen Berichte. Jahrgang 1855. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Görlitz: ihre Abhandlungen. 7. Bd., 1. Heft. Der naturhiſtoriſche Verein der preußiſchen Rhein— lande und Weſtphalens: ſeine Verhandlungen, 11. Jahrgang, 5. und 4. Heft, und 12. Jahrgang, 1. und 2. Heft. 15. Die wetterauiſche Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau: ihre Jahresberichte. 1854 — 1835. 14. Der württembergiſche Verein für vaterländiſche Naturkunde: ſeine Jahreshefte. 7. Jahrgang, 5. Heft. 13. Der landwirthſchaftliche Kreisverein für Unterfran— ken und Aſchaffenburg zu Würzburg: ſeine gemeinnützige Wochenſchrift. Mai bis Sept. 1835. 16. Die ſchleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur: ihren 52. Jahresbericht. Jahrgang 1854. 17. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Natur- und Heil— kunde zu Gießen: ihren 5. Bericht. 18. Die Smithsonian Institution in Waſhington: a. The seventh Census for December I. 1852. b. Publications of learned societies and Perio- dieals in the library of Smithsonian Insti- tution. Part J. c. Eighth Annual Report of the Smithsonian Institution. Washington 1834. d. Ninth Annual Report of the Smithsonian Institution. Washington 1855. Von Mitte Mai bis Ende Oktober war das Muſeum jeden Mittwoch von 2 bis 4 Uhr Nachmittags dem allge— meinen unentgeltlichen Zutritte geöffnet, und ſtand den Ver— einsmitgliedern insbeſondere noch jeden Sonntag von 11 bis 12 Uhr offen. Die Stadtgemeinde blieb durch einen jährlichen Zuſchuß von 123 fl. als Hälfte der Vogt'ſchen Rente bei dem Ge: deihen des Vereines werkthätig betheiligt. Zu ihrer Ver— tretung war Herr Gemeinderath Achenbach als Mitglied des großen Ausſchuſſes deputirt. Wir haben das Vergnügen, zugleich mit dieſem Jahres— berichte den Vereinsmitgliedern einen vollſtändigen gedruckten 15 Catalog der Vereinsbibliothek einhändigen zu können, und ſind unſerm Bibliothekare, Herrn Dr. Stephani, zu be— ſonderem Danke verpflichtet für die Mühewaltung, mit wel— cher er ſich der Aufertigung dieſes Cataloges unterzogen hat. Die Rechnung des verfloſſenen Jahres liegt mit ihren Beilagen den verehrlichen Vereinsmitgliedern zur Einſicht vor. Wir theilen nachſtehende Ueberſicht der Einnahmen und Ausgaben aus derſelben mit: A. Zuſammenſtellung der Einnahmen: 8 e Caſſenvorrath vom verfloſſenen Jahre . 298 fl. 47 kr. Jahresbeiträge der Mitglieder ..... 365 fl. — Staats- und Lyceumsbeiträge ic... . . 657 fl. 7 kr. o 123 fl. — Geſchenk Ihrer Kaiſerl. Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie W 36 fl. — Summa . .. 1681 fl. 54 kr. Zuſammenſtellung der Ausgaben: Zoologiſche Section ... 235 fl. 35 kr. Botaniſche Section ... 271 fl. 29 kr. Phyſikal.-mineral. Section 366 fl. 17 kr. Mediciniſche Section .. 104 fl. 86 kr. Vogt'ſche Rente.. .. 128 fl. — 0 fl. Allgemeine Adminiſtration 422 fl. 25 kr. Summa... 13235 fl. 38 kr. Sonach verbleibt ein Caſſenreſt von .. 13s fl. 16 kr. welcher in neue Rechnung übergeht. 14 Ueber das Wiedererſcheinen der Kometen, insbeſondere desjenigen von 1556. (Mit einer Figurentafel.) Von Dr. Nell. In früheren Zeiten waren die Himmelskörper, die wir Kometen nennen, ein Gegenſtand des Schreckens für die Erden— bewohner. Man hielt ſie für Zeichen des göttlichen Zornes, oder nahm ſie für Vorboten des Unglücks u. dgl. Sie als Him— melskörper zu betrachten, fiel auch den damaligen Aſtronomen nicht ein, da dieſe nichts an den Kometen finden konnten, was ihren Anſichten über die Natur ordentlicher Himmelskörper ent— ſprochen hätte. Der helle Glanz und das ſonderbare Ausſehen, das meiſt plötzliche Erſcheinen und ebenſo raſche Verſchwinden zeigten ſo wenig Uebereinſtimmung mit dem Ausſehen und der Bewegung der Planeten, daß man nicht im entfernteſten daran dachte, ſie für Körper zu halten, die ſich wie dieſe in ähnlicher Beziehung zur Sonne befänden. Man betrachtete ſie ſogar oft nur für Ausdünſtungen der Erdatmoſphäre. Wir haben nun aus allen Zeiten, aus welchen geſchichtliche Nachrichten zu uns gelangt ſind, auch Nachrichten von erſchienenen Kometen; aber ſie ſind ſo wenig aſtronomiſch genügend, daß man oft nicht ein— mal daraus ſehen kann, ob wirklich von einem Kometen, oder von einem Nordlichte, oder von einem vorüberziehenden Meteore die Rede iſt. An ordentlicher Angabe der Punkte der ſchein— baren Himmelskugel, durch welche ein erſchienener Komet ſeinen Weg nahm, iſt unter dieſen Umſtänden gar nicht zu denken. Man kann aus mehreren hundert Kometennachrichten keine , i ee a, ee, 2 Vi. 5 Br: EEE ER m 4 a r 2 irn \ * 1 Ds 8 Fre * E >: Er» u a7 „ . 7 22 15 weiteren Schlüſſe ziehen. Eine Aenderung hierin trat mit dem Jahre 1472 ein, in welchem ein Komet erſchien, der von einem Aſtronomen nach den Regeln der damaligen aſtronomiſchen Kunſt beobachtet wurde. Dieſer Mann hieß Müller und ſtammte aus einem Städtchen Königsberg in Franken, weshalb er dem Gebrauch der Zeit gemäß ſich Regiomontanus nannte. Unter dieſem Namen iſt er unſterblich geworden, weil dieſer Name die Reihe der Kometenbeobachtungen eröffnet. Waren ſeine Beobach⸗ tungen, im Vergleich wie ſie ſpäter und namentlich in neuerer Zeit ausgeführt wurden, ſehr wenig genau, ſo waren ſie doch mit Eifer und Umſicht angeſtellt, und deßhalb brauchbar. Sein Beiſpiel fand Nachahmung, ſo daß zu Newton's Zeit bereits ge⸗ nügende Nachrichten von 24 Kometen zur Verarbeitung vor⸗ lagen. An dieſe Arbeit machte ſich Halley, der Zeitgenoſſe Newton's, nachdem letzterer gezeigt hatte, daß die Kometen Körper ſind, die ſich um die Sonne bewegen, und daß dieſe Bewegung nach den Keppler'ſchen Geſetzen vor ſich gehe. Nach dem erſten dieſer Geſetze bewegen ſich die Planeten in gewiſſen krummen, in ſich ſelbſt zurückkehrenden Linien von länglich runder Geſtalt, ſo⸗ genannten Ellipſen. Man erhält davon eine Vorſtellung, wenn man einen Kreis in ſchiefer Richtung betrachtet. Eine ſolche Linie läßt ſich zeichnen, wenn man (Fig. 1) in 2 Punkte A und B Stifte einſchlägt, daran die Enden eines Fadens ADB befeſtigt, und nun den Punkt D bei fortwährend geſpanntem Faden rings⸗ herumführt. Entfernt man die Stifte bei gleichbleibender Faden⸗ länge, ſo wird der kürzere Durchmeſſer 6 H immer kleiner, die Geſtalt der Ellipſe daher immer länglicher. Bringt man dagegen den einen Stift in einen kürzeren Abſtand vom andern, ſo er⸗ hält man eine Linie, die weniger vom Kreiſe verſchieden ſein wird. Die Punkte A und B nennt man die Brennpunkte, und die Sonne fteht bei allen Planeten- und Kometenbahnen in dem einen derſelben. Die Bahnen der Planeten ſind ſämmtlich bei⸗ nahe kreisförmig, ſo daß z. B. bei der des Merkurs, welche am wenigſten rund iſt, der kürzeſte Durchmeſſer gegen den größten eine Verſchiedenheit zeigt, die nur ein fünfzigſtel des letztern be- trägt. Ganz anders fand Halley die Bahnen der 24 Kometen, welche er der Rechnung unterwarf; ſie erſchienen immer ſo ſtark 16 verlängert, daß nicht die geringſte äußere Aehnlichkeit derſelben mit den Bahnen der Planeten ſtattfand. Die Verlängerung er— ſchien ſogar ſo groß, daß die Beobachtungen, welche ihm zu Ge— bot ſtanden, nicht einmal erlaubten, ſie näher zu beſtimmen. In Figur 2 iſt be af die Bahn des Kometen, welcher 1556 er— ſchien, gezeichnet, a ift der Brennpunkt, in welchem die Sonne ſteht; der eine Durchmeſſer iſt faſt ſiebenmal ſo groß als der andere, und bei den meiſten Kometenbahnen übertrifft der eine Durchmeſſer den andern in einem noch viel ſtärkern Grade. Man ſieht aus der Figur, daß der größere Theil der Bahn weit über alle Planetenbahnen hinausreicht, und daß nur ein fehr kleiner Theil in die Nähe der Erdbahn und der Sonne fällt. Wir ſehen den Kometen nur dann, wenn er dieſen kleinen Theil ſeiner Bahn durchläuft, welcher der Sonne zunächſt liegt, weil er ſich in größerer Entfernung durch ſeine Lichtſchwäche auch den beſten Fernröhren entzieht. Noch niemals konnte ein Komet bis zur Bahn des Jupiters verfolgt werden, und die meiſten ver— ſchwinden ſchon bald, wenn ſie ſich außerhalb der Marsbahn befinden. Die Beobachtungen, die Halley benützen konnte, er— ſtreckten ſich daher nur auf einen kleinen Theil der Bahnen, welcher überdieß in allen ſtark verlängerten Ellipſen ſo ähnlich geformt iſt, daß es nicht möglich war, den größten Durchmeſſer b d aus den nicht ſehr genauen Beobachtungen auch nur mit einiger Sicherheit zu beſtimmen. Dieß erſieht man deutlich aus der Figur 2; bhek tft eine Ellipſe, deren größter Durchmeſſer be die Hälfte von bed beträgt, ihr Brennpunkt fällt ebenfalls nach a. Beide Ellipſen ſtimmen in der Nähe des Punktes b fo nahe miteinander überein, daß in der Zeichnung erſt außerhalb der Jupitersbahn eine ſichtbare Abweichung zu erkennen iſt. Es blieb daher nichts übrig, als nur die kürzeſte Entfernung von der Sonne ah feſtzuſetzen und die größte ad unbeſtimmt zu laſſen. Dadurch blieb aber auch die Umlaufszeit unbeſtimmt, welche man nur dann berechnen kann, wenn man den größten Durchmeſſer kennt. Ein Körper, der ſich in der Ellipſe bed f bewegt, vollendet ſeinen Umlauf in 308 Jahren, in der Linie bhek gebraucht ein ſolcher 109 Jahre. In einem Falle ger lang übrigens dieſe Beſtimmung auf anderm Wege. Unter den 17 Kometen, deren Bahnen Halley beſtimmt hatte, befanden ſich nämlich 3, die in den Jahren 1531, 1607 und 1682 erſchienen waren. Dieſe Bahnen zeigten eine merkwürdige Uebereinſtim— mung, alle 3 hatten dieſelbe kürzeſte Entfernung von der Sonne, waren gleichſtark gegen die Ebene der Erdbahn geneigt, durch— ſchnitten ſie in derſelben Linie und wandten ihren größten Durch— meſſer nach derſelben Richtung, mit einem Worte: alle 3 hatten dieſelbe Bahn beſchrieben. Halley ſchloß daraus, daß dieſe 3 Er— ſcheinungen demſelben Kometen angehörten, welcher mehrmals wiedergekehrt ſei, und der zu ſeinem Umlaufe um die Sonne beiläufig 76 Jahre gebrauche. Daß die Zwiſchenzeiten nicht ganz übereinſtimmten, ließ ſich aus den Wirkungen, welche die Pla— neten auf ihn ausübten, vollſtändig erklären. Halley beſtimmte daher ſeine Wiederkehr auf das Jahr 1759, die auch richtig ein— getroffen iſt. Der letzten Erſcheinung dieſes Halley'ſchen Kometen im Jahre 1835 werden ſich Viele noch wohl erinnern. Im Anfange des Jahres 1912 wird er für die Erdbewohner wieder ſichtbar werden. Es fand ſich übrigens bei Unterſuchung älterer Kometen⸗Nachrichten, daß dieſer Körper auch früher öfter geſehen wurde, jo z. B. in den Jahren 1145, 1301, 1378, 1456. Bis zu Anfang dieſes Jahrhunderts war der Halley'ſche Komet der einzige, deſſen periodiſche Wiederkehr man erkannt, und den man mehrmals geſehen hatte. Unterdeſſen ſind noch 3 Kometen auf— gefunden worden, deren Umlaufszeit genau beſtimmt werden konnte, und die man nun auch ſchon mehrmals geſehen hat. Es ſind die Kometen von Enke, von Biela und von Faye; der erſte vollendet ſeinen Lauf um die Sonne ſchon in 3½ Jahren, der von Biela in 63/, Jahren, und der letzte in 7½ Jahren. Sie ſind übrigens nur dem bewaffneten Auge ſichtbar und deß— halb ſchwierig aufzufinden. Von mehreren, ebenfalls lichtſchwachen Kometen erwartet man die Rückkehr in den nächſten Jahren. Man hat auch mehrere Kometen beobachtet, bei welchen die Um— laufszeit zwiſchen 70 und 75 Jahre fällt, bei den meiſten aber kann ſie nur nach Jahrhunderten oder gar Jahrtauſenden berech— net werden. So beträgt ſie bei dem großen Kometen von 1811 über 3 Jahrtauſende. Von beſonderem Intereſſe iſt jedoch für uns der große 2 re Komet, der in der nächſten Zeit erwartet wird. In der Mitte des Jahres 1264 zeigte ſich einer der größten Kometen, deren die Geſchichte erwähnt. Sein Schweif erſtreckte ſich über einen großen Theil des Himmels und zeigte eine ſäbelförmige Krüm— mung. Die Berichte, die über ihn aufgezeichnet wurden, ſind zwar ſehr zahlreich, aber ſie enthalten nur wenige gute Anhalts— punkte, um danach eine Bahn berechnen zu können. Eine ſolche Arbeit wurde von Dunthorne und ſpäter von Pingré unter- nommen. Im Jahre 1556 in den letzten Tagen des Februar erſchien ein Komet im Sternbilde der Jungfrau und wurde während der Monate März und April beobachtet. In China hat man ihn noch im Mai geſehen. Hatte er auch nicht den Glanz des Kometen von 1264, ſo wird er doch als ein großes, glänzendes Geſtirn bezeichnet. Halley berechnete ſeine Bahn aus den Beob— achtungen, welche Fabricius zu Wien angeſtellt hatte. Die nahe Uebereinſtimmung in Geſtalt, Größe und Lage dieſer Bahn mit derjenigen des Kometen von 1264 brachte ſchon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Dunthorne auf die Vermuthung, daß dieß 2 Erſcheinungen deſſelben Kometen ſein möchten, der ſeinen Umlauf um die Sonne in 292 Jahren vollendete, und deſſen Wiederkehr daher gegen das Jahr 1845 zu erwarten ſei. Später fand Pingré noch manche Notizen über den Kometen von 1264, ſo daß er deſſen Bahn genauer beſtimmen konnte, als dieß Dunthorne möglich war, wodurch ſich eine noch größere Ueber— einſtimmung der Bahnen der beiden Kometen zeigte. Auch Hind in London, welcher im vorigen Jahrzehend dieſelbe Arbeit mit Berückſichtigung aller Nachrichten, die er auffinden konnte, vor— nahm, gelangte zu einem ganz ähnlichen Reſultate. Vor mehreren Jahren wurde übrigens noch eine ſehr wichtige Arbeit über die— ſen Kometen ausgeführt. Von den genannten Rechnern hatte nämlich keiner Rückſicht auf die Einwirkung genommen, welche die verſchiedenen Planeten auf die Bewegung jenes Koͤrpers ausgeübt. Denn nach dem Gravitationsgeſetze bringt nicht allein die Sonne, ſondern auch jeder andere Weltkörper eine anziehende Wirkung auf die übrigen hervor. Iſt nun auch diejenige der Sonne die weitaus überwiegende, daß man die Rechnung in u der Regel jo führen kann, als wäre ſie allein vorhanden, und nachher nur kleine Verbeſſerungen für die Einwirkungen der Planeten oder der Planetenſtörungen, wie man dieſelben nennt, anbringt, ſo können dieſe namentlich bei den Kometen ſo bedeutend werden, daß fie das Reſultat weſentlich verändern würden. Eine ſolche höchſt weitläufige und mühevolle Arbeit unternahm Bomme in Middelburg. Es ging daraus hervor, daß der Komet unter der alleinigen Einwirkung der Sonne ſeinen Umlauf in 308 Jahren vollenden würde, daß aber dieſe Zeit durch die Planetenſtörungen zwiſchen 1264 und 1556 um 16 Jahre verkürzt worden war. Der gegenwärtige Umlauf wurde zu 302 Jahren feſtgeſetzt, ſo daß danach der Komet im Auguſt 1858 in die Nähe der Sonne kommen wird. Es iſt aber dabei zu erinnern, daß wegen der geringen Genauigkeit der Beobachtungen von 1556 und noch mehr derjenigen von 1264 in dieſer Beſtimmung eine Unſicher⸗ heit von etwa 2 Jahren ſtattfindet, ſo daß die Rückkehr in dem Zeitraume von 1856 bis 1860 zu erwarten iſt. Ueber die Spinnmilbe, Tetranychus telarius, Duges, aebit Demerkungen über die Milben überhaupt. (Mit Abbildungen.) Von Regimentsarzt Dr. E. Weber in Karlsruhe. — Veranlaſſung zu vorſtehender kleinen Abhandlung gab fol— gende intereſſante Beobachtung: Im verfloſſenen Herbſte erſchien eine, in dem geräumigen Hofe eines hieſigen Hauſes ſtehende, junge und geſunde Linde an dem Stamme und den Aeſten bis in die feinern Zweige mit einem weißen, glänzenden Ueberzuge bedeckt und zwar, was am meiſten auffiel, in ſcharfer Abgrenzung nur auf der gegen NO. gewendeten Seite, wie man Dieſes nicht ſelten vom Schnee oder Reif beobachtet, welcher Bäume nur auf der dem Winde zugewendeten Seite bedeckt. Anfangs wurde an eine Ausſchwitzung aus der Oberhaut des Baumes gedacht, bei genauerer Betrachtung jedoch gefunden, daß der Ueberzug aus einem ſehr feinen Gewebe beſtand, auf und hauptſächlich unter welchem ſich eine große Anzahl gelblicher Thierchen von ſolcher Kleinheit bewegten, daß nur ein ſcharfes Auge ſie ohne Loupe unterſcheiden konnte. Zur Unterſuchung eingeladen, er— kannte ich das Thier unter dem Mikroskope als die zwar nicht ſeltene, aber im Allgemeinen weniger bekannte Spinnmilbe oder Spinnlaus, Tetranychus telarius, Duges. Die Beſchränkung des Ueberzugs auf die nordöſtliche Seite des Baumes allein ließ ſich nun leicht durch die allen Milben zu— kommende große Scheu vor dem Lichte, namentlich dem hellen Sonnenlichte erklären. tthrcHebs Natur Samy} N x ehe 21 Eine nähere Beſchreibung dieſes Thierchens dürfte den Zwecken unſeres Vereines um ſo mehr entſprechen, als daſſelbe, trotz ſeiner Kleinheit, bei der großen Anzahl der zuſammen lebenden Individuen, zu den nicht unwichtigen Feinden der Vegetation gezählt werden muß und ſchon deßhalb alle Beachtung verdient. Zudem iſt es die einzige Milbe, welche ein, durch die Feinheit ſeiner Fäden wie durch ſeine Dichtigkeit gleich ausgezeichnetes Gewebe verfertigt. Da aber auch die Milben überhaupt in nicht wenigen ihrer Gattungen und Arten theils als läſtige Schma— rotzer zu unſerm Körper, theils als Zerſtörer unſerer Vorräthe und Nutzpflanzen zu unſerer Oekonomie in nähere, größtentheils unerwünſchte Beziehung treten, glauben wir durch Vorausſchick— ung allgemeiner Bemerkungen über die Milben überhaupt, deren Organiſation und Lebensweiſe im Allgemeinen weniger bekannt iſt, ſowohl dem Zwecke der Belehrung vollkommener zu entſprechen, als auch für das beſſere Verſtändniß unſeres ſpeciel— len Gegenſtandes vorzuarbeiten. Die Milben (Acarina) bilden eine beſondere Ordnung der Klaſſe der Spinnenthiere (Arachnida), deren all⸗ gemeiner Charakter darin beſtehet, daß ſie flügellos ſind, weißes Blut haben, den Kopf mit dem Bruſtſtücke verſchmolzen, keine Fühler, keine oder 2 bis 12 einfache Augen, im ausgewachſenen Zuſtande ſtets 8 Füße, ſtatt einer vollkommenen Verwandlung eine mehrmalige Häutung. Als Ordnung bieten die Milben folgende Charaktere: nicht nur der Kopf und das Bruſtſtück, ſondern auch der Hinterleib ſind zu einem Ganzen verſchmolzen. Wenn bei einzelnen Arten ein Kopf vorhanden zu ſein ſcheint, ſind es nur die meiſt kegel— förmig vorſpringenden Freßwerkzeuge, welche dieſe Täuſchung hervorbringen. Die Augen, wenn ſie vorhanden ſind (und zwar bei den Milben ſelten über 2) ſtehen immer an den Seiten des vordern Theils des Leibes. Letzterer iſt nie in Abſchnitte (Seg— mente) getheilt, höchſtens an dem Rande zuweilen ſeicht gekerbt. Eigentliche Fühler, welche wir ſtets bei den Inſekten finden, feh— len den Milben und wenn wir borſtenförmige Fortſätze an dem kopfähnlichen Vordertheile ſehen, haben dieſe, als zu den Freß— werkzeugen gehörend, eine andere Bedeutung. Letztere ſind von 3 befonderer Wichtigkeit, da ihre Verſchiedenheit als Unterſchei— dungsmerkmal bei der Aufſtellung der Familien benutzt wird, wiewohl nicht geläugnet werden kann, daß gerade dieſe Theile wegen ihrer Kleinheit, Weichheit und zum Theile ſehr verborgenen Lage oft nur mit großer Schwierigkeit zu erkennen ſind. Duges ) hat die Freßwerkzeuge der Milben beſonders genau ſtudirt und beſchrieben. Sie beſtehen im Weſentlichen aus 3 Theilen, näm— lich einer ſcheiden- oder löffelförmigen ſogenannten Unterlippe von meiſtens dreieckiger Form, 2 fleiſchigen, mit 1 oder mehrern borſtenförmigen Anhängen verſehenen Oberkiefern (Mandibeln), welche theilweiſe oder ganz von der Unterlippe umſchloſſen ſind und oft nur durch Zerquetſchen des Thieres unter dem Mikros— kope erkannt werden können, und endlich aus 2 Unterkiefern (Marillen). Letztere ſind die wichtigſten Theile für die Unter— ſcheidung, indem ſie in den meiſten Fällen frei und mit Anhän— gen von verſchiedener Form und Größe (Marillartaſten oder Palpen) verſehen ſind. Dieſe Taſten ſind bei manchen zu den Spinnen gehörenden Thieren ſo entwickelt, daß ſie fälſchlich für Füße gehalten wurden. Auch die bekannten Scheeren der Skor— pione gehören hierher. Bei den Milben ſind ſie zwar in der Regel nicht ſo ausgebildet, doch in den meiſten Fällen von mehr oder weniger auffallender Form und beſtehen in der Regel aus 6 Gliedern. Dugeès unterſcheidet 7 Arten derſelben, welche er Raubtaſter, Ankertaſter, Spindeltaſter, Fadentaſter, Fühlertaſter, Klappentaſter und Hafttaſter nennt und nach deren Vorhanden— ſein er ſämmtliche Milben in 7 Familien theilt. Eine genauere Beſchreibung dieſer Organe, welche hauptſächlich zum Ergreifen und Feſthalten der Nahrung dienen, würde hier zu weit führen. Auf die Raubtaſter werden wir bei der ſpeciellen Beſchreibung unſerer Spinnmilbe wieder zurückkommen. Nach den Freßwerkzeugen iſt die Beſchaffenheit der Beine, deren die ausgewachſenen Milben ſtets 8 haben, um ſo mehr zu berückſichtigen, als ihre ſehr verſchiedene Form und Größe mit der Lebensweiſe der Thiere in innigem Zuſammenhange ſtehet. *) Recherches sur l’ordre des Acariens en général et de la famille des Trombidies en particulier. — Annales des sciene. nat. II. Ser. Tom. I. — Sie beſtehen gewöhnlich aus 7, mehr oder weniger deutlich unter— ſcheidbaren Gliedern. Das erſte, welches bald frei erſcheint, bald theilweiſe oder ganz mit dem Leibe verſchmolzen iſt, ſtellt die Hüfte dar; auf dieſes folgt ein meiſt kurzer Theil (Trochanter), dann der Oberſchenkel, in der Regel die längſte und ſtärkſte Abtheilung, auf dieſen der Unterſchenkel (Schienbein), an welchen ſich 3 Fuß— glieder (ſog. Tarſen) anreihen. An dem letzten dieſer Glieder ſitzen gewöhnlich 2, oft ſehr kleine, gekrümmte und bewegliche Krallen, welche ſich zurückbiegen und in eine Aushöhlung an deſſen freiem Ende verbergen können. Zuweilen ſitzen ſie auch in einem ſaugnapfähnlichen Anhange, wodurch die Thierchen im Stande ſind, auch an ganz glatten Gegenſtänden zu haften. Eine derartige Bildung finden wir z. B. bei den Krätzmilben. Man unterſcheidet 6 Hauptformen der Füße (Palpenfüße, Schreitfüße, Ruderfüße, Lauffüße, Webfüße und Paraſiten- oder Karunkelfüße) und berückſichtigt dieſelben vorzugsweiſe bei der Aufſtellung der Gattungen. Die Füße ſtehen entweder in gleicher Entfernung von einander oder, und zwar in der Mehrzahl der Fälle gruppenförmig, ſo daß zwiſchen den 2 vorderen und hinteren Paaren ein mehr oder minder großer Zwiſchenraum befindlich iſt. Was die Körperform der Milben überhaupt betrifft, ſo iſt dieſelbe meiſtens rund, ſchildkrötenartig gewölbt oder eiförmig, zu— weilen nach vorn wie abgeſtutzt, nach hinten etwas verſchmälert. Bei einzelnen Arten finden ſich ſeitliche Einkerbungen. Die Haut dieſer Thierchen iſt faſt immer ſehr weich und nur bei der Fa— milie der Holzböcke, wohin die größten Milben gehören, leder— artig mit einem Hornſchilde. Zuweilen iſt dieſelbe mehr oder weniger gefurcht oder mit warzenförmigen Erhöhungen, wie bei den Krätzmilben, wo ſie auch etwas härter erſcheint. Meiſtens ſind die Milben am Körper wie an den Füßen mit längeren oder kürzeren, oft ſehr ſteifen, borſtenförmigen Haaren beſetzt, was den Anblick dieſer überhaupt nicht ſchönen Geſchöpfe noch widriger macht und ihr feſtes Anhaften an rauhen Gegenſtänden begünſtigt. Von Farbe ſind die meiſten Milben unanſehnlich, weißlich oder gelblich, namentlich die, welche als thieriſche Schmarotzer leben. Unter den Pflanzenmilben, wohin auch unſere Spinn⸗ 24 milben gehören, finden ſich jedoch auch ſchön e namentlich rothe, gelbe und grüne Arten. Die innere Organiſation der Milben iſt weniger genau be— kannt. Die Kleinheit und Weichheit ihres Körpers macht jede feinere Unterſuchung ſehr ſchwierig, dabei beſitzen ſie in der Regel nicht den Grad von Durchſichtigkeit, welcher bei manchen viel kleineren Thieren, z. B. Infuſorien, die Eingeweide deutlich durch die Haut ſchimmern läßt. Sie athmen durch ein Luftröhren- (Tracheen-) Syſtem, deſſen Oeffnungen an der Bauchſeite liegen und unterſcheiden ſich dadurch ebenfalls von den eigentlichen Spinnen, welche durch Lungenſäcke athmen. Von der Leichtigkeit ihrer Verdauung gibt die Schnelligkeit, mit welcher ſie vegetabi— liſche und beſonders thieriſche Stoffe zerſtören und die Menge der an ihrem Aufenthaltsorte in der Regel angehäuften Exkremente Zeugniß. Die Milben ſind wohl ſämmtlich getrennten Geſchlechtes, wenn auch die Männchen erſt von wenigen Arten genauer be— kannt ſind, was zum Theile daher rühren mag, daß bei der Kleinheit dieſer Thiere überhaupt die männlichen in der Regel noch bedeutend kleiner als die weiblichen zu ſein pflegen und ſo der Unterſuchung leichter entgehen, theils mit der viel geringern Häufigkeit der Männchen überhaupt im Verhältniſſe zu den Weib— chen zuſammenhängt. Sogar von der Krätzmilbe, welche, da ſie die einzige Urſache der bekannten und gefürchteten Krätzkrankheit iſt und deren Naturgeſchichte demnach mit größerem Eifer, als die anderer Milben ſtudirt wurde, iſt das Männchen erſt in der jüngſten Zeit bekannt geworden und unterſcheidet ſich ſowohl durch bedeutend geringere Größe, wie durch eine in mehrfacher Beziehung verſchiedene äußere Organiſation von dem viel häufigern und längſt bekannten Weibchen. Die Fortpflanzung der Milben geſchieht immer durch Eier und eine Urerzeugung, welche noch bis in die neueſte Zeit ſelbſt von bedeutenden Forſchern für einige Milbenarten wenigſtens angenommen wurde, findet bei dieſen verhältnißmäßig höher or— ganiſirten Geſchöpfen um ſo weniger ſtatt, als eine ſolche nach dem jetzigen Standpunkte der Wiſſenſchaft ſelbſt bei viel tiefer 25 ſtehenden Thieren geläugnet werden muß, ihre Grenzen überhaupt täglich enger gezogen werden. In einem frühern Aufſatze über die Paraſiten *) haben wir hierauf Bezügliches bereits angedeutet. — Die weibliche Milbe trägt in der Regel nur 1, aber ziemlich voluminöſes, meiſt durchſichtiges Ei in ihrem Leibe, welches beim Zerquetſchen derſelben zwiſchen Glasplättchen unter dem Mikros— kope deutlich zu erkennen iſt. Doch kann eine befruchtete Milbe hinter einander bis zu 50 Eier legen und zwar in der Regel täglich eines, wie dieſes von der Krätzmilbe bekannt iſt. Die große Zahl der oft colonienweiſe zuſammenlebenden Thierchen muß allerdings auch auf eine große Fruchtbarkeit derſelben ſchließen laſſen. Das nach mehreren Tagen (bei der Krätzmilbe 8 — 10) aus dem Ei kriechende Junge hat immer nur 6 Füße und wird als Larve bezeichnet. Im Uebrigen gleicht es in ſeinem Bau dem ausgewachſenen Thiere mehr oder weniger vollkommen. Wenn auch Abweichungen vorkommen, ſo ſind ſie doch in der Regel nicht bedeutend. So zeigt z. B. die Haarſackmilbe mehrere Entwicke— lungsſtufen, welche ſich durch einen ſehr verlängerten, ſchwanzähn— lichen Hinterleib, welcher mit fortſchreitender Reife immer kürzer wird, charakteriſiren. Es finden immer mehrere, 2 — 3, Häu— tungen ſtatt, nach deren erſter das Thier aber ſchon ſeine 8 Füße bekommt, aber erſt nach der letzten Häutung als vollkom— men reif und fortpflanzungsfähig zu betrachten iſt. Während der Häutung befindet ſich daſſelbe in einem unbeweglichen, einer Art von Nymphen- oder Puppenzuſtande. Ihre Nahrung nehmen die Milben theils aus dem Thier— reiche, theils aus dem Pflanzenreiche; viele unſerer Nahrungs— mittel werden von denſelben verzehrt oder wenigſtens auf eine eckelhafte Weiſe verunreinigt. Von der Befriedigung des Nahrungs— bedürfniſſes hängt auch der Aufenthalt der Milben ab. Manche Arten führen noch ein freies, mehr ſpinnenähnliches Leben. Sie haben zu dieſem Zwecke auch Augen. Dahin gehören beſonders die Pflanzenmilben, unter denen die blutrotfe Erdmilbe (Trombidium holosericum) im Frühjahre in Gärten ge— | ) Zwanzigſter Jahresbericht des Mannh. Vereines für Naturk., pag. 24. 26 mein iſt, in deren Erde ſie lebt und durch Verzehren von jungen Räupchen ſogar nützlich werden kann. Andere Arten (Erythræus parielinus), leben unter Moos, oder in Vogelneſtern, wie Chei- letus hirundinis in den Neſtern der Rauchſchwalben deren Bewohner beläftigt; Ch. eruditus hält ſich in dem Ein— bande feuchter, alter Bücher auf, von deren Kleiſter ſie lebt. Auch das Waſſer beherbergt zahlreiche Milbenarten, welche zum Theil an andern Waſſerthieren, z. B. Käfern, ſchmarotzen. Hierher gehört namentlich die gemeine Waſſermilbe (Lim- nochares aqualicus), welche ſehr häufig in ſtehenden Ge— wäſſern gefunden wird. — Wichtiger für uns ſind die Milben, welche auf unſern Nahrungsſtoffen hauſen, ſo die bekannte Käſe— milbe (Acarus siro), welche ſehr häufig in der Rinde alten Käſes gefunden wird, die Mehlmilbe (A. farin), welche ſich oft in großer Menge beſonders in verdorbenem Mehle findet. Auch der weiße oft fälſchlich für Zucker gehaltene Ueberzug auf getrocknetem Obſt, z. B. Zwetſchen, Feigen ꝛc., rührt meiſtens von der kleinen Zuckermilbe (A. sacchari) her, welche auch in ver— dorbenem Zucker, namentlich dem ſog. Krümmelzucker, in unrein gehaltenen Schubladen von feuchten Kaufläden gefunden wird und nach Hassal durch Uebertragung auf die Hände von Menſchen eine eigenthümliche Hautkrankheit, die ſog. Krämerkrätze, erzeugen ſoll, was jedoch noch weiterer Beſtätigung bedarf. An kranken Kartoffeln findet man nach Hering 2 Milbenarten, nämlich Acarus fecularum Gwer. an der Oberfläche und A. feculæ Ray. im Innern derſelben. Am wichtigſten für Menſchen und Thiere ſind die wahrhaft ſchmarotzenden Milben, deren Eriſtenz mit der anderer Geſchöpfe innig verbunden iſt, indem dieſe ihnen Nahrung wie Aufenthalt geben. Den Uebergang zu den wahren Schmarotzern bilden die bereits erwähnten Zecken (Ixodes), welche in Gebüſchen leben und, von zufällig vorübergehenden Menſchen oder Thieren abgeſtreift, ſich in deren Haut feſtbeißen und Blut aus derſelben aufſaugen, wodurch ſie beträchtlich an— ſchwellen. Eigenthümliche Milben kommen auf dem Menſchen, ſo viel für jetzt wenigſtens mit Gewißheit angenommen werden kann, 2 Arten vor, nämlich die bereits öfter erwähnte Krätz— milbe (Sarcoptes scabiei Dug.) und die ſpäter erſt entdeckte 2727 2 4 — — Haarſackmilbe (Acarus follieulorum) *). Erſtere lebt in beſondern von ihr gegrabenen Gängen in der Oberhaut, von der ſie ſich nährt und erzeugt die Krätzkrankheit; letztere wird in geſunden und kranken Talgdrüſen der Haut, namentlich den ſog. Miteſſern und zwar oft ſehr häufig im Geſichte gefunden, ohne zu bemerkbaren krankhaften Erſcheinungen Veranlaſſung zu geben. Andere ähnliche Milben leben auf verſchiedenen Hausthieren, z. B. Schaafen, Pferden, Hunden ꝛc. und erzeugen die ſog. Räude (Thierkrätze). In Bezug der Uebertragbarkeit der ver— ſchiedenen auf Thieren lebenden Milbenarten auf Menſchen oder von einer Thierſpecies auf eine andere ſind die Anſichten noch getheilt. Bourguignon, eine für die Naturgeſchichte der Krätz— milbe wichtige Autorität, iſt durch direkte Verſuche zu einem vollkommen negativen Reſultate gelangt. Eine Ausnahme fand bei der Krätzmilbe des Löwen ſtatt, welche nach 5. große Aehn— lichkeit mit der des Menſchen hat und auch auf dieſen übertragen werden konnte. Jedenfalls dürfte aber bei der Berührung räu— diger Thiere Vorſicht zu empfehlen ſein. — Bekannt durch ihre Läſtigkeit für die armen Thiere iſt die Vogelmilbe (Der- manyssus avium Dag.), welche in Hühnerſtällen, Tauben— ſchlägen, den Käfigen von Zimmervögeln ꝛc. hauſt und den ſchlafen— den Thieren Nachts Blut ausſaugt. Eine kleinere Art derſelben Gattung (D. musculi) lebt auf der Hausmaus. Selbſt kleine Käfer haben ihre Schmarotzermilben. So werden wir ſelten einen Miſtkäfer aufheben, welcher nicht an ſeiner untern Seite mit der Käfermilbe (Gamasus coleopieratorum) mehr oder weniger bedeckt iſt. Beſonders häßliche Arten von Milben (Pteroptus vespertilionis und abominabilis) leben *) In dem Weichſelzopfe wurden neuerdings 3 Milbenformen vorge— funden, über deren Zuſammenhang mit der genannten Krankheit weitere Beobachtungen entſcheiden müſſen. Ob die bei der berüchtig— ten Läuſeſucht gefundenen Inſekten nicht auch der Ordnung der Milben angehören, iſt ebenfalls unentſckieden, da auffallender Weiſe, obgleich immer noch von Zeit zu Zeit von einzelnen Fällen dieſer dunkeln Krankheit geſprochen wird, keine einzige genau wiſſenſchaft— liche Beobachtung der bei derſelben eine Rolle ſpielenden Thierchen vorliegt und viele Milbenarten im gewöhnlichen Leben mit dem Col— lectivnamen „Läuſe“ bezeichnet werden. 28 auf den Flughäuten der Fledermäuſe. — So viel zum Belege der weiten Verbreitung der Milben und ihrer Schädlichkeit. Im Allgemeinen ſcheuen die Milben ſehr das Licht, und lieben die feuchte Wärme; viele führen blos ein nächtliches Leben, ſo namentlich die Krätzmilben, daher das beſonders bei Nacht in der Bettwärme charakteriſtiſche Jucken, welches von dem Graben der Gänge dieſer Thiere in der Oberhaut herrührt. Durch hin— reichenden Zutritt von friſcher Luft und Licht halten wir die Milben am ſicherſten von unſern Vorräthen, Bibliotheken, Na— turalienſammlungen ꝛc. ab, welchen ſie beträchtlichen Schaden zu— fügen können. Hervorragenden Kunſttrieben begegnen wir ſelten in der Ordnung der Milben. Nur unſere gleich zu beſchreibende Spinn— milbe nähert ſich durch ihr äußerſt feines Gewebe den geſchickten Spinnen. Die meiſte Thätigkeit dieſer Thierchen bezieht ſich außer dem Nahrungserwerbe auf die zweckmäßige Unterbringung ihrer Eier. Schließlich ſei über die Milben im Allgemeinen noch bemerkt, daß die meiſten derſelben ſehr klein, ja viele unter ihnen nur durch ſtärkere mikroskopiſche Vergrößerungen deutlich zu erkennen find. So iſt die ausgewachſene weibliche Krätzmilbe nur ¼““ lang, die männliche kaum halb ſo groß; die Länge der Haarſackmilbe beträgt nach den verſchiedenen Entwicklungszu— ſtänden 0,125 — 0,085“, indem die ausgebildeten Individuen die kürzeren ſind. Die Milben ſind demnach die kleinſten aller Landthiere. Viele derſelben zeichnen ſich noch durch eine beſon— dere Beweglichkeit aus, was namentlich in höherem Grade von den Männchen bemerkt wird, während die Weibchen, mehr durch das Geſchäft des Eierlegens in Anſpruch genommen, ein trägeres Leben führen. Die ite Familie der Milben bilden nach Duges die Trom— bidier (Trombidii), die eigentlichen Pflanzenmilben, welche ſich ihrer Organiſation wie ganzen Lebensweiſe nach mehr den Spinnen nähern und nicht, oder nur zeitweiſe ſchma— Ai. rotzen. Die äußern Kennzeichen der zu dieſer Familie zählenden Thiere ſind im Allgemeinen ſogenannte Raubtaſter, deren letztes Glied ſtumpf, das vorletzte mit einem Haken verſehen, das zweite das größte iſt; Gangfüße (d. h. mit Nägeln verſehene) und die Augen meiſt ſeitlich vorn am Körper ſtehend. Hierher gehört die Spinnmilbe, Tetranychus telarius Duges, deren Betrachtung uns als Hauptzweck dieſer Abhandlung etwas näher beſchäftigen ſoll. Dieſelbe war ſchon älteren Naturforſchern be— kannt. Linné ſtellte fie, wie alle Milben, in feine Gattung Acarus und beſchrieb fie als A. telarius. Hermann (Me- moire apterologique II. Fig. 12—15) nennt fie Trombidium telarium, wozu wohl auch die von ihm angeführten und abge- bildeten Arten T. tiliarum und socium als Thiere in ver: ſchiedenen Altersſtufen und Färbungen zu zählen find; Latreille beſchreibt fie als Gamasus telarius. Eine genauere Kenntniß dieſes ſehr kleinen Geſchöpfes war jedoch erſt neuerer Zeit vorbe— halten, wozu natürlich die ſehr vervollkommneten mikroskopiſchen Hülfsmittel weſentlich beitrugen, und ein franzöſiſcher Naturfor— ſcher, Leon Dufour *) hat ſich im Jahre 1830 mit deſſen ſorg— fältiger Unterſuchung beſchäftigt, nachdem er vorzüglich den Stech— ginſter (Ulex europæus) mit feinen Geſpinnſten bedeckt gefunden hatte. Er bildete, indem er dieſe Milbe in mehrfacher Beziehung weſentlich von den übrigen Milbenarten in ihrem Bau abwei— chend fand, für dieſelbe die neue Gattung Tetranychus (von dem griechiſchen rerrapx vier und uus Nagel), und nannte die Art T. lintearius. Duges endlich, welcher für die Naturge— ſchichte der Milben als vorzüglichſte Autorität betrachtet werden muß, unterwarf auch die Spinnmilbe einer ſpeciellen Beobach— tung, und hat manches Dunkel in Bezug auf deren Organiſation aufgehellt, jo wie Irrthümer, in welche ſelbſt Dufour verfallen war, berichtigt. Den von Letzterem aufgeſtellten Gattungsnamen behielt er bei, obgleich derſelbe aus der, wie wir ſehen werden, unrichtigen Annahme entſtanden war, daß die Füße dieſer Thier— chen ſich mit 4 borſtenartigen Nägeln endigten. Für unſere Art ) Annales des sciences naturelles Tom. XXV, 1832. 20 behielt Duges, und zwar gewiß mit Recht, den Linné'ſchen Na- men telarius bei. Als franzöſiſche Benennungen finden wir bei den eben ange— führten Naturforſchern die Namen Tetranique linger und T. tisserand, während in Deutſchland, namentlich bei den Gärtnern, der Name Spinnlaus wohl am verbreitetſten iſt, und unter demſelben auch einige andere nicht ſpinnende Arten derſelben Gattung, deren wir ſpäter noch kurze Erwähnung thun werden, verſtanden werden. Auch mit dem Namen Pflanzen— ſpinne und Webermilbe finden wir unſer Thierchen bezeich— net, doch glaube ich, daß die von mir gewählte Bezeichnung Spinnmilbe ſowohl deſſen ſyſtematiſche Stellung, wie wich— tigſte Eigenſchaft am beſten andeutet. Gehen wir nun zur nähern Beſchreibung derſelben. Dem unbewaffneten Auge erſcheint die Spinnmilbe als ein heller, beweglicher Punkt, und ihre Anweſenheit wird wohl in der Regel nur durch ihre Menge, ſo wie vorzüglich ihr weißes glänzendes Geſpinnſt dem Blicke verrathen. Ihre Größe varürt nach dem Alter. Ich fand bei verſchiedenen mikrometriſchen Meſ— ſungen faſt immer eine Länge von 0,44 Mill. auf eine Breite von 0,24 Mill., was fo ziemlich / auf ½¼0 Linie entſpricht. Die Körperform iſt eiförmig, nach vorn etwas breiter und vor— ſpringend, die Haut bei kräftigen, wohlgenährten Individuen glatt und prall, bei ausgehungerten faltig, am Rande zuweilen etwas eingekerbt. In der Farbe unſerer Milbe kommen auffallende Abänderun— gen vor, welche wohl auch zur Aufſtellung verſchiedener Arten Veranlaſſung gaben und mit dem Aufenthalte derſelben auf ver— ſchiedenen Pflanzen und der dadurch bedingten Verſchiedenheit der Nahrung zuſammenzuhängen ſcheinen. Alle von mir beobach— teten Exemplare waren mehr oder weniger intenſiv orangegelb, die ältern und größern viel dunkler, als die durchſichtigern jüngern Thiere. Bei Allen fand ſich vorn zu beiden Seiten des Körpers, etwa zwiſchen dem Urſprunge des erſten und zweiten Fußpaares, ein dunkelrother diffuſer Fleck mit dem punktförmigen Auge. Die Füße erſcheinen bläſſer. Duges beſchreibt roſtfarbene, roͤthliche, ziegelrothe ſo wie grünliche Varietäten, letztere mit braunen Flecken auf den Seiten des Körpers. Dieſer iſt immer mit ein- zelnen langen weißen Haaren, welche auf der obern Seite des Körpers in 2—4 Reihen ſtehen und aus kleinen warzenförmigen Erhöhungen entſpringen, beſetzt. Stärker behaart find die Füße, wie auch die Freßwerkzeuge. Die 8 Füße des ausgebildeten Thieres ſtehen, wie bei den meiſten Milben, gruppenförmig, d. h., zwiſchen den zwei vordern Paaren, welche zunächſt am Vorderende des Körpers um die Freßwerkzeuge ſtehen und den beiden hintern Paaren findet ſich ein ziemlich beträchtlicher Zwiſchenraum. Die Beine, in ihrer allgemeinen Beſchaffenheit einander gleich, weichen in der Länge in der Art von einander ab, daß das erſte Paar um ein Ziem⸗ liches länger, als die 3 andern Paare, welche faſt als gleich lang betrachtet werden können, erſcheint. Was die einzelnen Fußglieder betrifft, ſo ſind die Hüften einander ziemlich genähert, doch nicht vollkommen verſchmolzen, wie bei andern Arten; das 2te Glied iſt ſehr kurz, das Zte (der Oberſchenkel) iſt bei Weitem das längſte. Die Tarſen zeigen die Eigenthümlichkeit der ſoge⸗ nannten Webefüße in vorzüglicher Ausbildung. Das vorletzte (öte) Glied iſt etwas länger, ſpindelförmig, vorn abgeſtutzt, und trägt das kleine ſtielartige Endglied, an welchem ſich 2 ſehr kleine gekrümmte Krallen befinden, welche aber, wenn man den Fuß von Oben betrachtet, durch 4 ſteife Borſten vollkommen verdeckt werden und überhaupt nur ſehr ſchwer zu beobachten ſind. Dieſe Borſten entſpringen an dem kleinen 7ten Fußgliede und bewegen ſich mit dieſem.“ Es ſcheint auch, daß dieſe Borſten einzeln nach Willkühr von dem Thiere bewegt werden können. Dufour nimmt Letzteres als beſtimmt an und hält dieſe, an ihrer Spitze ſchwach gekrümmten Borſten, für 4 modificirte Nägel, welche dem Thiere hauptſächlich zum Feſthalten an feinen feinen Geſpinnſtfäden dienen ſollten. Die große Schwierigkeit der Erkennung der feinen Krallen läßt dieſen Irrthum des genannten Forſchers entſchuldigen, auf welchen ge⸗ ) So bemerkte ich immer bei zahlreichen Beobachtungen und kann da⸗ ber Duges nicht beiſtimmen, welcher fie ſich mit dem sten Gliede bewegen läßt. 52 ftügt, er auch den Gattungsnamen Tetranychus aufſtellte. Unſere beigegebenen Abbildungen der Füße in ſtarker Vergrößerung werden den Bau derſelben vollkommen deutlich machen. In Fig. 3 ſehen wir den linken erſten Fuß von Oben mit den 4 Borſten am Tten Gliede. Fig. 4 ftellt einen rechten Hinterfuß im Profil dar, wobei natürlich der Deckung wegen nur 1 Kralle und Borſte ſichtbar ſein können. Zwiſchen den beiden erſten Füßen, unter einer vorſpringenden Wölbung des Körpers, ſtehen die Freßwerkzeuge, im Zuſtande der Ruhe einen kegelförmigen Vorſprung darſtellend. Die Baſis deſſelben bildet die ſog. Lippe, welche dreieckig iſt und ſcheiden— förmig die beiden fleiſchigen, birnförmigen, in eine Borſte endigen⸗ den Kinnbacken (Mandibeln), eine Art Saugrüſſel bildend, ganz umſchließt, ſo daß dieſelben gar nicht, oder nur ſchwierig durch Preſſen des Rüſſels zwiſchen Glasplättchen unter - dem Mikros— kope erkannt werden können. Seitlich an der Lippe ſitzen die dicken fleiſchigen Kinnladen (Marillen) mit ihren gegliederten Palpen. Aus deren vorletztem Gliede entſpringt ein in eine Spitze endender kurzer Haken, das letzte Glied endet mit einem ſtielartigen Fortſatze. Die Palpen ſind mit einzelnen Haaren be— ſetzt und gewähren mit der Lippe, wenn ſie vorn etwas aus— einander ſtehen, das Bild eines ſtumpfen zweigabeligen Kopfes, wofür dieſer Theil auch früher mit Unrecht angeſehen wurde. Unſere Fig. 1 zeigt die Freßwerkzeuge in ihrem Zuſammenhange mit dem Körper, Fig. 2 zeigt dieſelben in ſtärkerer Vergrößerung von unten. Durch Preſſen ſind die Mandibeln aus der dreiecki— gen Lippe vorgetreten. An den auseinander ſtehenden Palpen ſind die hakenförmigen Fortſätze zu erkennen. Die Männchen ſollen viel kleiner und von gedrungenerer Ge— ſtalt als die Weibchen ſein, eine ſonſtige äußere Verſchiedenheit wird von den Beobachtern dieſer Thiere nicht angegeben. Wahr— ſcheinlich ſind ſie auch viel ſeltener, als die Weibchen. Ich beob— achtete unter vielen Exemplaren nur einmal eines, welches ſich durch viel geringere Größe und auffallend raſchere Bewegung von den andern unterſchied und deßhalb von mir ſogleich für ein Männchen gehalten wurde. Leider entzog es ſich einer ge— nauern Betrachtung. 35 Die Weibchen legen runde, farbloſe, voluminöſe Eier (wahr— ſcheinlich nur eines auf einmal, indem man in dem Leibe der zerquetſchten Thiere auch immer nur 1 großes Ei findet), aus welchen durchſichtige kleine Larven ſchlüpfen, welche nur 6 Füße haben, im Uebrigen aber den erwachſenen Thieren ähnlich ſind. Sie häuten ſich einige Male, wobei ſie in einen unbeweglichen Nymphen- oder Puppenzuſtand übergehen. Nach der erſten Häu— tung bekommen ſie 8 Füße. Die Spinnmilben, auf Pflanzen lebend, ernähren ſich auch nur von vegetabiliſchen Stoffen. Sie halten ſich in der Regel auf der untern Fläche der Blätter auf, indem ſie hier mehr Schutz vor dem ihnen feindlichen Sonnenlichte finden, an den Spitzen der Haare, mit welchen die Blätter an ihrer untern Fläche in der Regel allein oder reichlicher verſehen ſind, Anhalt— punkte für ihre Fäden finden und vielleicht auch ſelbſt durch die Spaltöffnungen leichter zu dem Innern der Pflanzenzellen, aus welchen ſie ihre Nahrung, den Zellſaft, ſo wie grüne Materie ſaugen, gelangen können. Duges ſah fie von Zeit zu Zeit ihren Schnabel gegen das Blatt ſenken, wobei ſie ihren Körper faſt vertikal erhoben, um minutenlang Nahrung aufzunehmen. Ihre Erkremente ſind theils flüſſig, gummiähnlich und farblos, theils mit einem dichten Stoffe von dunkelgrüner Farbe (Chlorophyll) gemengt. Die intereſſanteſte Eigenſchaft unſerer Milbe iſt die, Ge— ſpinnſte von außerordentlicher Feinheit und Dichtigkeit zu ver— fertigen. Die Fäden werden von einer ziemlich großen Spinn— warze am untern Ende des Leibes abgeſondert und ſind ſo fein, daß einzelne derſelben kaum mit der Loupe wahrgenommen wer— den. Ein, nicht einmal zu den feinſten gehörender Faden, hatte nach meiner Meſſung einen Durchmeſſer von 0,005 Millim., was nicht einmal ½o00 einer bad. Linie beträgt. Fäden von mittlerer Dicke aus dem Gewebe einer Kreuzſpinne, welche ich zur Ver— gleichung maß, hatten gerade den doppelten Durchmeſſer. Dieſe Fäden ſpannt die Milbe nun einzeln von einem Blatttheile zu einem andern oder ſie bildet ein leichteres Netzwerk aus denſelben, oder vereinigt ſie endlich zu einem weißen, im Lichte opaliſiren— den Gewebe von ſolcher Dichtigkeit, daß die einzelnen Fäden 3 > nur noch ſchwierig an demſelben zu unterſcheiden find, wodurch es ſich weſentlich von andern Geſpinnſten unterſcheidet. Dieſes Gewebe überzieht nun nicht nur die untere Seite der Blätter, ſondern zuweilen auch die Aeſte und ſelbſt Stämme größerer Bäume, wie wir in unſerm ſpeciellen Falle es auf eine ſehr auf— fallende Weiſe beobachten konnten. Das Gewebe dient dann einer Unzahl von Thierchen, welche colonienweiſe unter demſelben hauſen, zum Schutze gegen äußere Einflüſſe. Seltener kommen ſie auf deſſen obere Seite. Dufour, der erſte genauere Beobach— ter der Lebensweiſe unſerer Spinnmilbe, gibt“) folgende intereſſante Schilderung von der Art, wie dieſelbe ihre Gewebe verfertigt: „Kaum hatte ich die Thierchen in einen kleinen Glaspokal ge— bracht, als ſie ſich in demſelben zu zerſtreuen begannen, wie um ihre neue Wohnung kennen zu lernen, und nach Verlauf von 2 Stunden hatten ſich ſchon Hunderte von Arbeitern auf einem geſpannten Faden (als Einſchlag) niedergelaſſen und arbeiteten unter meinen Augen mit äußerſter Emſigkeit. Die einen befan— den ſich unter dem Faden, ſo daß ſie dem Beobachter die Bauch— ſeite zuwandten, die andern ſaßen auf demſelben; dieſe ſtiegen hinab, jene hinauf; man ſah ſie oft ſich in ſchiefer Richtung kreuzen; aber weit entfernt davon, ſich zu ſtoßen oder zu ſtören, wichen ſie ſich gegenſeitig in der Art aus, daß keine Lücke, kein Fehler in der Fabrikation ihres Gewebes entſtand. Wenn je zuweilen das unerwartete Zuſammenkommen einer großen Zahl von Arbeitern auf einem Punkte eine Hemmung herbeiführte, war dieſe nur momentan und nach dem Austauſche einiger Drohungen trennten ſich dieſe gewandten Seiltänzer bald mit Klugheit und jeder folgte einer paſſenden Richtung. — Die Fä— den dieſes ſehr feinen Gewebes liegen etwas ſchräg gegen den Horizont und kreuzen ſich unter ſehr ſpitzen Winkeln.“ — Während des Webens arbeiten alle Füße des Thierchens, welches an ſeinen Fäden hängt, mit großer Beweglichkeit und es läuft raſch auf denſelben hin. Langſamer und müheſamer bewegt es ſich auf glatten Flächen, z. B. Glasplättchen, doch verliert man es immer *) a. a. O. pag. 278. 33 noch ſchnell genug bei mikroskopiſcher Beobachtung aus dem Geſichtsfelde. Was das Leben unſerer Milbe während des Winters betrifft, ſo vermuthet man, daß die Larven derſelben, ſobald die Blätter fallen, welche ihnen Aufenthalt und Nahrung gewährt haben, ſich unter Steinen verbergen. Daß ſie lange ohne friſche Nah— rung beſtehen können, davon konnte ich mich zur Genüge über— zeugen, indem ich gegenwärtig noch ziemlich muntere Exemplare vor mir habe, welche ich vor 5 Monaten mit einigen trockenen Lindenblättern in ein Glas gebracht, und an einer dunklen Stelle eines mäßig warmen Zimmers aufbewahrt hatte. Duges beſchreibt außer der eigentlichen Spinnmilbe noch 3 andere zur Gattung Tetranychus gehörende Arten, von denen aber nur die erſte noch einzelne Fäden zwiſchen die Ränder eines gekrümmten Blattes ausſpannt, die beiden andern gar nicht ſpinnen. Der Vollſtändigkeit wegen und weil dieſelben wohl auch zuweilen mit dem Namen Spinnlaus belegt werden, mögen dieſelben hier kurze Erwähnung finden; es ſind: 1) T. prunicolor Dug., etwas größer, Körper mehr ver— längert, nach hinten zuſammengezogen, vorſpringend und kegel— förmig nach vorn, gleichförmig violett braun, Füße blaß, etwas länger, als bei unſerer Art, Beweglichkeit größer. Wird in Ge— ſellſchaft im Juli und Auguſt auf der untern Seite der Blätter des Birn- und Pflaumenbaumes gefunden. 2) T. eristatus Dug., von der Größe der vorigen, aber mit dünnen Beinen, deren vorderſte außerordentlich lang ſind, der eiförmig nach hinten verſchmälerte Körper um den ganzen Rücken kammartig erhaben. Farbe ſchwärzlich braun, ſchmutzig roth ge— fleckt oder ganz von letzterer Farbe, auf dem Rücken und den Seiten mit mehreren Reihen weißer Punkte. Wurde von D. einzeln und in Familie auf verſchiedenen Pflanzen und unter Steinen gefunden. 3) T. caudatus Dug., orangegelb, ſehr klein, von verlän— gerter, nach hinten verengter, nach vorn vorſpringender Geſtalt; 4 ſtarke, ſteife, dicht beiſammen ſtehende Borſten am hintern Lei— besende bilden eine Art von Schwanz. Lebt in dem Flaume der untern Seite der Blätter von Viburnum (Laurus) linus. 3. 56 Die wahre Spinnmilbe findet ſich auf verſchiedenen Bäumen und Pflanzen im Norden und Süden, ſo namentlich auf Lin— den, Akazien, Hagenbuchen, Eichen, Roſen, dem Papiermaul— beerbaum, Hollunder, verſchiedenen Malvaceen (Achania, Hibis- cus elc.), Feld- und Zaunwinden, Stechginſter, Bohnen ꝛc. Namentlich iſt ſie eine große Plage in warmen Treibhäuſern. Sie wird den Pflanzen durch Ausſaugen von Säften, Bedecken mit Geweben und Exkrementen ſehr nachtheilig. Zahlreiche roſt— farbene Flecken auf den Blättern zeigen das durch den Stich dieſer Thierchen verurſachte Uebel an. Wo ſie in großer Zahl vorhanden ſind, fallen die Blätter ab, und die ganze Pflanze kränkelt und kann zu Grunde gehen. Trockene Sommerhitze ſoll ihre Vermehrung im Freien ſehr begünſtigen, nach Bouche be— ſonders auf den Bohnen. Ein ſo gefährlicher Feind der Vegetation, welcher durch die ungeheure Anzahl der in Geſellſchaft lebenden Individuen die Kleinheit derſelben erſetzt, mußte natürlich auch auf Mittel zu ſeiner Vertilgung ſinnen laſſen. Es werden deren auch verſchiedene empfohlen. Nördlinger ſpricht ſich in feinem kürzlich erſchienenen trefflichen Werke *) über dieſen Gegenſtand auf folgende Weiſe aus: „Die Pflanzenſpinne (— Milbe) leidet nach Bouche ſchon durch öfteres Beſprengen mit kaltem Waſſer. Auch wiederholte ſtarke Tabakräucherung tödtet ſie ſo ziemlich. Mechaniſche Reini— gung der Pflanzen iſt müheſam, aber von Erfolg. Beſonders zu empfehlen ſei, die Pflanzen im Juli und Auguſt ins Freie zu ſetzen, unter gehöriger Verwahrung der Wurzeln der Warm— hauspflanzen gegen zu große Erkältung und der ganzen Pflanze gegen zu große Sonnenhitze. Hr. Lucas dagegen empfiehlt Schattengeben und eine gleichmäßige feuchte, je nach der Pflanze kalte oder warme Temperatur. Denn nach ihm iſt die Pflanzen— ſpinne Folge unnatürlich hoher Wärme. Ob bei umſponnenen Bohnen die Reinigung der Pfähle von aller Rinde, als dem Schlupfwinkel der Spinnen während des Winters, für die Bohnen im nächſten Jahre von großem Nutzen ſein könne, ſteht dahin.“ *) Prof. Dr. H. Nördlinger, die kleinen Feinde der Landwirthſchaft ze. Stuttgart und Augsburg, 1855. * Da, wie wir oben bemerkt haben, mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen iſt, daß die Larven der Spinnmilben den Winter unter Laub oder Steinen auf dem Boden zubringen, ſo iſt der— ſelbe jedenfalls zum Zwecke deren Vertilgung in der Umgebung der von dieſen Milben im Sommer heimgeſuchten Bäume und Pflanzen zu unterſuchen und zu reinigen. Die beſten Vertilger dieſer Milben ſind aber deren natürliche Feinde, zum Theile Thiere aus derſelben Ordnung (Dermanyssus, Vogelmilbe), be— ſonders aber die Larven der ſogenannten Blattlausfliege (Hemerobius), welche, gleich wie unter den Blattläuſen, ſo auch unter dieſen Pflanzenſchmarotzern große Verwüſtungen anrichten, ſo daß ganze Colonien derſelben in kurzer Zeit ihr Raub werden. Erklärung der Abbildungen. Fig. I. Die Spinnmilbe, Tetranychus telarius Dq. in 50 maliger Linear-Vergrößerung. Fig. II. Die Freßwerkzeuge derſelben, von unten geſehen, 140 mal vergrößert. Die Palpen ſtehen auseinander und man erkennt den aus ihrem vorletzten Gliede entſprin— genden Haken, wie die ſtumpfe Spitze an ihrem Ende. Aus der dreieckigen Lippe treten (durch Preſſung) die in eine Borſte endigenden fleiſchigen Mandibeln hervor, welche im natürlichen Zuſtande nicht ſichtbar ſind. Fig. III. Ein vorderer Fuß, in gleich ſtarker Vergrößerung, von oben geſehen, mit den 4 Borſten am letzten Gliede. Fig. IV. Ein hinterer Fuß, eben ſo vergrößert, in ſeitlicher Anſicht, wodurch eine der feinen, am Endgliede ſitzenden Krallen bemerkbar wird. Sämmtliche Zeichnungen ſind, um vollkommen richtige Größen— verhältniſſe zu erhalten, vermittelſt der Camera lucida (von Ober— häuſer) unter dem Mikroskope entworfen. — — —- 38 Die Feuer kugel vom 3. Februar 1856. Notiz vom Geh. Hofrath Döll in Karlsruhe. Am 3. Februar d. J., Abends gegen / auf 9 Uhr, befand ich mich mit meinen drei Söhnen im Freien und erklärte ihnen eben einige Sternbilder am nördlichen Himmel, als wir plötzlich in dunkler Nacht von einer ſehr auffallenden Helle überraſcht wurden. Wir wendeten uns um und ſahen ein hell glänzendes Meteor, eine ſogenannte feurige Kugel, welche, ohne ein für uns wahrnehmbares Geräuſch zu verurſachen, in einem ſanft ge— krümmten Bogen vom ſüdweſtlichen zum nordweſtlichen Himmel ruhig dahin ſchwebte und für uns etwa drei bis vier Secunden lang ſichtbar war. Anfangs ſchien ſie ein wenig aufwärts zu ſteigen; dann ſenkte ſie ſich gegen den Horizont und entſchwand uns zuletzt hinter einem in unſerer Nähe etwas hoch gelegenen Landhauſe. Die bedeutendſte Höhe, welche ſie über unſerem Horizonte erreichte, mag ungefähr 40 Grad über letzterem be— tragen haben. Um einer freundlichen Aufforderung zu entſprechen, will ich nun hier in Kürze die wahrgenommenen Thatſachen mittheilen. Ich gebe dieſelben als vollkommen zuverläſſig, weil ich einestheils gewohnt bin, Naturerſcheinungen ohne Vorurtheil oder Mitwir— kung der Einbildungskraft zu beobachten, und weil ich mir über— dies den ganzen Vorgang von den drei Mitbeobachtern durch Wort und Zeichnung darſtellen ließ, und die von einander unab— hängigen Ergebniſſe in Allem übereinſtimmend waren. Das Meteor erſchien uns als eine in weißem, bewegtem Lichte glühende Kugel von der ſcheinbaren Größe einer ſechspfün— 39 digen Kanonenkugel. Unmittelbar an die Kugel ſchloß ſich ein wallender Schweif. Er war ſo dick, wie die Kugel ſelbſt und ſcheinbar faſt einen Fuß lang. In der Nähe der Kugel hatte er die Farbe des rothglühenden Eiſens; gegen das in einige kurze Zun— gen geſpaltene Ende wurde er allmählig ſchwarzroth. Hinter dem Schweife waren noch einzelne dunkelrothe Funken wahr— nehmbar in ganz ähnlicher Weiſe, wie ſie ſich hinter einer auf— fahrenden Rakete zeigen. Es iſt ſchon behauptet worden, der Schweif einer ſolchen feu— rigen Kugel beruhe nur auf einer optiſchen Täuſchung; er ſei nur die Nachwirkung des ungewohnten, plötzlichen Lichtreizes auf unſerer Netzhaut. Dies iſt mir zunächſt darum unwahrſcheinlich, weil in dieſem und vielen andern beſchriebenen Fällen ) die Wirkung bei vielen Perſonen ganz die nämliche war, was bei den verſchiedenen Zuſtänden des Auges von mehreren Perſonen wohl kaum zu erwarten wäre. Ferner ſpricht gegen jene Ver— muthung die Auflöſung des Schweifes in kurze wallende Zungen, ſo wie die zurückbleibenden rothglühenden Funken, welche bei der Annahme einer optiſchen Täuſchung nicht zu erklaͤren wären, und endlich ſtimmt das wirkliche Vorkommen eines ſolchen nachziehen— den kurzen Schweifes mit ähnlichen uns bekannten Erſcheinungen vollkommen überein. Dies führt mich zu den Anſichten, welche man in neuerer Zeit über dieſe auffallenden Meteore aufgeſtellt hat. Man hat nämlich dieſelben ſchon am hellen Tage entweder als ganze Maſſen, oder in mehreren, oft zahlreichen Stücken auf die Erde niederfallen ſehen. In beiden Fällen drang der herab— fallende Körper mehr oder weniger in den Boden ein und war ſehr heiß. Er beſtand größtentheils aus Eiſen und, außer klei— nen Mengen von Nickel und Arſenik, aus Magneſium, einem ) Schon Aeneas hat bekanntlich eine feurige Kugel geſehen. Man vergleiche Virgil's Aeneide Vers 692 und 693 des zweiten Buches. Dort heißt es nach der Voßiſchen Ueberſetzung alſo: Die Nacht durchgleitend vom Himmel, Schoß wie Feuer ein Stern mit hell nachziehendem Glanze. Daß Aeneas darin einen Wink der Götter erkannte, war der Bildung ſeiner Zeit angemeſſen. ſogenannten Erdmetall, welches nicht ganz doppelt fo ſchwer als das Waſſer iſt und den Hauptbeſtandtheil der im Dolomit und Talk unſerer Erdrinde ſo reichlich enthaltenen Bittererde (Mag— neſia) ausmacht. Geſtützt auf derartige Thatſachen, hat man nun die Hypotheſe auf— geſtellt, daß die Feuerkugeln für ſich beſtehende Weltkörper ſeien, welche auf ihren weiten Bahnen durch den Weltraum zuweilen in unſere Atmoſphäre eindringen, ſich bei ihrer ſchnellen Bewegung in dem Dunſtkreiſe der Erde entzünden und ſo uns als feurige Meteore ſichtbar werden. Dabei können nun zwei Fälle eintreten. Entweder nämlich durchſchneidet das Meteor nur einen Theil unſerer Atmoſphäre, und verſchwindet, nachdem es ganz kurze Zeit ſichtbar geweſen, wieder im weiten Weltraum; oder die Anziehungskraft der Erde in Verbindung mit der urſprünglichen Bewegung des Meteores bewirkt, daß daſſelbe, meiſtens mit größerem oder geringerem Ge— räuſch, auf die Erde niederfällt. So ſind ſchon Maſſen von vie— len Centnern herabgefallen, namentlich in Mexico und in Sibi— rien. Die letztere iſt von dem berühmten Naturforſcher Pallas entdeckt worden, und heißt deßhalb noch jetzt die Pallas'ſche Meteormaſſe. Kommen ſolche Meteore in die Nähe des feſten Erdkörpers, ſo vermehrt ſich die Reibung in dem hier dichteren Dunſtkreiſe, das Glühen wird intenſiver, und dies iſt dann wohl die Veran— laſſung, daß dieſelben oft, bevor ſie die Erde erreichen, mit Ge— räuſch zerplatzen. In Schleſien hat dies einmal in der Nähe von Landleuten ſtattgefunden, welche auf dem Felde arbeiteten. Der Rauch und Dampf von den in den Boden eingedrungenen Stücken zeigte die Stellen, wo ſie ſich befanden, und ſiehe da, man fand ſämmtliche Bruchſtücke, woraus das Ganze vor dem Zerplatzen beſtand, wieder zuſammen. Dies führt uns wieder zu dem Meteor vom 3. Februar, und zwar zu einer weiteren Thatſache, welche ich zwar nicht ſelbſt beobachten konnte, über die jedoch mehrere glaubhafte Berichte zu meiner Kenntniß gelangt ſind. Jenes Meteor iſt nämlich nach den Mittheilungen von drei Beobachtern zerplatzt, und folg— lich auf die Erde niedergefallen. Zwei der Beobachter, welche * 41 ich ſelbſt geſprochen, befanden ſich in der Gegend von Karlsruhe, nämlich der eine in Durlach, der andere zwiſchen Karlsruhe und Ettlingen. Der dritte befand ſich, nach einem Berichte der „All— gemeinen Zeitung“, während des Ereigniſſes in der Gegend von Genf. Die beiden erſtgenannten Zeugen habe ich ſelbſt geſpro— chen. Sie berichten, daß die feurige Kugel mit einem Male verſchwunden ſei, und daß von der Stelle, wo ſie ſich befunden, mehrere glühende Stücke gegen die Erde gefallen, aber ſehr bald erloſchen ſeien, und vergleichen beide den Vorgang mit der Er— ploſion einer Rakete. Auch die Mittheilung des Genfer Be— richterſtatters ſtimmt hiermit überein. Das Erlöſchen der Bruchſtücke des Meteors, in Folge der durch das Zerplatzen eingetretenen Hemmung der Bahnbewegung, bedarf keiner weiteren Erörterung; aber manchem Leſer dürfte ſich die Frage aufwerfen, wo nun dieſe Bruchſtücke auf die Erde niedergefallen ſind. Leider kann ich hierauf keine beſtimmte Ant— wort geben. Das Meteor iſt an verſchiedenen Orten zwiſchen Frankfurt und Genf beobachtet worden, und alle Augenzeugen haben es an der nämlichen Himmelsgegend ſich nach Nordweſten bewegen ſehen. Hierin liegt ein Beweis, daß es damals noch weit von der feſten Oberfläche der Erde entfernt war, indem es andern— falls an den von einander entfernten Orten auch in auffallend verſchiedener Richtung hätte beobachtet werden müſſen. ) Es iſt daher nicht unmöglich, daß es in die Nordſee oder in den atlan— *) Einer der mir zugänglichen Beobachter hat berichtet, er habe beim Platzen des Meteors zwei ſtarke, raſch auf einander folgende Knalle gehört, und glaubt, der Schall müſſe die Folge des Platzens ge— weſen ſein. Daß dieſe Meinung auf einem Trugſchluſſe beruht, be— darf wohl keiner Erörterung; denn wenn man in der Gegend von Karlsruhe in Folge jenes Platzens von Nordweſten her jenen Schall vernommen hätte, warum wäre er nicht auch von den andern dortigen Beobachtern wahrgenommen worden? und durch welchen furchtbaren Knall hätten erſt unſere nordweſtlich wohnenden Nachbarn erſchreckt werden müſſen! Es iſt davon nirgends Etwas gemeldet worden. Ich zweifle deßhalb nicht, daß der ganz zuverläſſige Berichterſtatter jenen Schall wirklich vernommen hat, bin aber feſt überzeugt, daß derſelbe nicht von dem Platzen des Meteors herrührte. 42 tiſchen Ocean gefallen und dadurch allen weiteren Forſchungen entzogen iſt. | Wir ſchließen unſern Bericht, indem wir unfere Leſer daran erinnern, daß auch die ſogenannten Sternſchnuppen, gleich den feurigen Kugeln, fremde Weltkörper ſind, welche beim Durchgang durch die Atmoſphäre der Erde glühend werden, und daß man bereits gewiſſe Himmelsgegenden kennt, an welchen zu beſtimmten Zeiten ſolche Sternſchnuppen in großer Menge ſichtbar werden. 45 Verzeichniß der ordentlichen Mitglieder. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Regent FRIEDRICH VON BADEN, als gnädigſter Protector des Vereines. 9 > Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ludwig von Baden. Ihre Kaiſerliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin. Stephanie von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Wilhelm von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachſen-Weimar— Eiſenach. Ihre Durchlaucht die Frau Fürftin von Hohenlohe— Bartenſtein. N Ihre Durchlaucht die Frau Fürftin von Iſenburg-Birſtein. 9. Herr Abenheim, Dr. und practiſcher Arzt. 30, 11. 12. 13. 14. 15. 16. ER 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. Aberle, Handelsmann. Achenbach, Obergerichts-Advokat, Gemeinderath. Algardi, G., Handelsmann. Alt, Dr. u. practiſcher Arzt. Alt, Dr. u. practiſcher Arzt in Ladenburg. Andriano, Jakob, Partieulier. Artaria, Ph., Kunſthändler u. Gemeinderath. Baier, Joh. Gg., Particulier. Baſſermann, Frd., königl. bayeriſcher Conſul. Baſſermann, Dr. u. practiſcher Arzt. Behaghel, P., Profeſſor und Lyceumsdirector. Bensheimer, J., Buchhändler. Benſinger, Dr. u. Medieinalreferent. und von Bettendorf, Freiherr, Rittmeiſter u. Kammerherr. Biſſinger, L., Apotheker. Bleichroth, Altbürgermeiſter. Böhling, Jakob, Zahnarzt. Böhme, Regierungsdirector. Brummer, Kanzleiſekretair. Brummer, Dr. u. Oberarzt. Diffené, erſter Bürgermeiſter. Dyckerhoff, F., Baurath. Eglinger, J., Handelsmann. Eſſer, Obergerichts-Advokat. Fickler, Dr., Profeſſor. Fliegauf, Schloßverwalter. AS 36. Herr Frey, Dr. u. practifcher Arzt. 37. „ Gärtner, Bartieufier. 38. „ Geib, G. V., Particulier. 39. „ Gentil, Dr., Obergerichts- Advokat. 40. „ Gerlach, Dr. u. practiſcher Arzt. 41. „ von Gienanth, C., in Ludwigshafen. 42. „ Giulini, L., Dr. u. Fabrikant. 43. „ Giulini, P., Handelsmann. 44. „ Görig, Dr. u. practiſcher Arzt in Schriesheim. 45. „ Götz, Fr., Buchhändler. 46. „ Grohe, Weinwirth. 47. „ Groß, J., Handelsmann. 48. „ Guttenberg, Dr. u. Oberarzt. 49. „ Haß, Oberhofgerichtsrath. 50. „ Harveng, Dr. u. practiſcher Arzt. 51. „ Hecker, Joh., königl. bayeriſcher Hofrath. 52. „ Herrſchel, A., Handelsmann. 53. „ Hirſchbrunn, Dr. u. Apotheker. 54. „ van der Höven, Baron. 55. „ Hoff, C., Gemeinderath. 56. „ Hobhenemſer, J., Banguier. 57. „ Huber, C. J., Apotheker. 58. „ Huhn, E. H. Th., Dr., Redacteur des Mannheimer Journals. 59. „ Jörger, Handelsmann u. Gemeinderath. 60. „ Joſt, C. F., Friſeur. 61. Fräulein Jung, Amalie. 62. Herr Kalb, Gaſtwirth zum deutſchen Hof. 63. „ Kaſt, Holzhändler. 64. „ Kaufmann, J., Buchdrucker. 65. „ Klüber, großherzogl. bad. Staatsminiſter a. D., Excellenz, in Karlsruhe. 46 66. Herr Klüber, Oberlieutenant und Regiments-Adjutant im 67. 68. 69. 70. 74. a2. 73. 74. 13. 76. . 78. 2. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. III. Dragoner-Regiment. Koch, Gemeinderath. Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. Ladenburg, S., Banquier. Lauer, Präſident der Handelskammer. Lenel, Moriz, Handelsmann. von Leoprechting, Freiherr, Major. Lorenz, W., Oberingenieur. Mayer, Dr. u. Regimentsarzt. Meermann, Dr. u. practifcher Arzt. Meyer-Nicolay, Handelsmann. Muff, Oberzollinſpector. Nell, Dr., Aſtronom der hieſigen Sternwarte. Neſtler, Karl, Bürgermeiſter. Neydeck, K. J., Rath in Umkirch. Nötling, Amtschirurg u. Hebarzt. von Oberndorff, Graf, königl. bayer. Kämmerer. von Oberndorff, Graf, kaiſ. königl. öſterreichiſcher Oberlieutenant in der Armee. Olivier, Kupferſchmidt. Otterborg, Handelsmann. Reinhardt, A., Bergwerksdirector. Reinhardt, Jakob Weimar, Bierbrauer. Reinhardt, J. W., Bangquier. Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. Reiß, G. F., Handelsmann. Retzer, Particulier. Röchling, C., Partieulier. Röder, Apotheker. Schlehner, Particulier. Schmitt, G., Geheimer Regierungsrath. 47 96. Herr Schmuckert, C., Particulier. 9 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 1 116. 117. 118. Schröder, H., Dr., Profeſſor u. Director der höheren Bürgerſchule. Seipio, A., Particulier. Seitz, Dr. u. practiſcher Arzt. Serger, Dr. u. practiſcher Arzt. Sieber, junior, Oekonom. Sinzheimer, Dr. u. practiſcher Arzt. Stegmann, Dr. u. practiſcher Arzt. Stehberger, Dr., Hofrath u. Stadtphyſieus. Steiner, Dr. u. Regimentsarzt. Stephani, Dr. u. practiſcher Arzt. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hofchirurg. Thibaut, Dr. u. practiſcher Arzt. Troß, Dr. u. practiſcher Arzt. Troß, Dr. u. Apotheker. Vaillant, Dr. Philos. u. Inſtitutsvorſteher. Wahle, Hofapotheker. Wilhelmi, Dr. u. Amtsphyſicus in Schwetzingen. Winterwerber, Dr. u. practiſcher Arzt. With, Rheinſchifffahrtsinſpector. Wunder, Frd., Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath u. practiſcher Arzt. > 48 Ehren - Mitglieder. 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 2. 5 Apetz, Dr. u. Profeſſor, Sekretair der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftlichen Vereines in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Besnard, A., Dr. in München. Blum, Dr. Philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomie-Rath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz, in Karlsruhe. Bruch, Dr., Notair und Director der rheiniſchen na— turforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Cotta, Dr. in Tharand. Cottard, Rector der Königlich Franzöſiſchen Akademie in Straßburg. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., in Kadolzburg. Döll, Dr., Geh. Hofrath und Oberhofbibliothekar in Karlsruhe. Dufresnoy, in Paris. Eiſenlohr, Hofrath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath u. Sekretair der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. 19 21. Herr Fiſcher, Dr., Privatdocent u. practiſcher Arzt in Freiburg. 22. 23. 24. 25. 26. Gergens, Dr., in Mainz. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. Größer, Dr., Medizinalrath u. Präſident der rheini— ſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Grünewald, Revierförſter in Lampertheim. Gümbel, Profeſſor in Landau. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. Haidinger, Wilhelm, Bergrath in Wien. Hammerſchmidt, Dr., in Wien. Heckel, Inſpector der K. K. naturhiſtoriſchen Kabinette in Wien. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr., in Zürich. Herberger, J. F., Dr. u. Profeſſor in Würzburg. Heß, Rudolph, Dr. med., in Zürich. Hochſtetter, Profeſſor in Eßlingen. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf zu Daiton in Nordamerika. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayeriſcher Geſandte, Excellenz, in Wien. Jobſt, Commerzienrath in Stuttgart. Jolly, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Kapp, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. Philos., in Darmſtadt. von Kettner, Freiherr, Intendant der Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried., in Frankfurt a. Main. von Kobell, Dr., Profeſſor in München. Koch, Georg Friedrich, Dr. u. practiſcher Arzt in Wachenheim. 30 48. Herr Kratzmann, Emil, Dr., in Marienbad. 49. 50. 70. 71. Leo, Dr., Hofrath und erſter Phyſicatsarzt in Mainz. von Leonhard, Dr., Geheime Rath u. Profeſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr. u. Privatdocent in Heidelberg. Mappes, M., Dr. med., in Frankfurt a. M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereines der preußiſchen Rheinlande in Bonn. von Martius, Dr., Hofrath u. Profeſſor in München. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. von Meyer, Herrmann, Dr., in Frankfurt a. M. von Müller, J. W., in Brüſſel. Oettinger, Dr., Hofrath und Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär— Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr., in Frankfurt a. M. Schimper, K. F., Dr. Philos. und Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Zoolog in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. Schramm, Carl Traugott, Cantor u. Sekretair der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Schultz, Friedr. Wilh., Dr. u. Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr. und Hoſpitalarzt, Director der Pollichia in Deidesheim. Schumacher, Dr., in Heidelberg. von Seldeneck, Wilhelm, Freiherr, Oberſtallmeiſter, Excellenz, in Karlsruhe. 31 72. Herr Seubert, Dr. u. Profeſſor, Director des Naturalien— 73. — 14. 75. 76. 77. 78. 2 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. kabinets in Karlsruhe. Sinning, Garten-Inſpector in Poppelsdorf. Speyer, A. F., Dr., Oberſtabsarzt u. Ober-Medi— zinalrath in Kaſſel. Speyer, Oskar, Dr., Lehrer an der höheren Gewerb— ſchule in Kaſſel. von Stengel, Freiherr, Forſtmeiſter in Stockach. von Stengel, Freiherr, Staatsrath in Karlsruhe. von Stengel, Freiherr, K. Bayer. Appellations— gerichts-Präſident in Neuburg a. d. D. Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. von Strauß-Dürkheim, Freiherr, Zoolog und Anatom in Paris. Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Geſellſchaft Flora für Botanik u. Gartenbau in Dresden. Thellemann, Garteninſpector in Bieberich. Terſcheck, C. A., senior, Hof- u. botaniſcher Gärtner in Dresden. Thomä, Dr. u. Profeſſor, Sekretair des Vereines für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. von Treviſan, Victor, Graf, in Padua. Uhde, Particulier in Handſchuchsheim. Walchner, Dr., Bergrath u. Profeſſor in Karlsruhe. Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. Weber, Dr., Regimentsarzt in Karlsruhe. Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. Wetzlar, G., Dr. u. Director der Wetterauiſchen Ge— ſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Wirtgen, Profeſſor in Koblenz. Zeyher, Naturforſcher, auf dem Cap, wohnhaft in der Capſtadt. 32 Verzeichniss der Vereine, mit denen der Mlannheimer Verein für Vaturkunde 9 80 — E Der Der in Verbindung ſteht. rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. Gartenbauverein zu Mainz. Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. a Die Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frank— fürt am Man. Die Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Die Pollichia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeri— 13. 14. ſchen Pfalz in Dürkheim an der Haardt. naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. königlich bayeriſche botaniſche Geſellſchaft zu Regensburg. berg zu Stuttgart. er zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. Die pfälziſche Geſellſchaft für Pharmacie in Kaifers- lautern. Der entomologiſche Verein in Stettin. Der großherzoglich badiſche landwirthſchaftliche Verein in Karlsruhe. Der naturhiſtoriſche Verein der preußiſchen Rheinlande in Bonn. Der Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem— ws 39. 40. 1 Die Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. „Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchener Verein für Naturkunde. . Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Naturwiſ— ſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den könig⸗ lich preußiſchen Staaten in Berlin. Die K. K. Landwirthſchaftsgeſellſchaft in Wien. 5. Die K. K. Gartenbaugeſellſchaft in Wien. . Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der Großherzogl. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. . Der Kurfürftlich Heſſiſche Landwirthſchaftsverein in Kaſſel. . Der Gartenbauverein in Erfurt. Die K. K. geologiſche Reichsanſtalt in Wien. Der naturhiſtoriſche Verein in Augsburg. Der zoologiſch-botaniſche Verein in Wien. Der Thüringer Gartenbauverein zu Gotha. Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle. Der landwirthſchaftliche Verein für Unterfranken und Aſchaffenburg zu Würzburg. Die Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Görlitz. Der Verein für die rheiniſche Naturgeſchichte zu Freiburg im Breisgau. Der naturforſchende Verein zu Bamberg. Die Société des sciences naturelles de Cherbourg. 41. 42. 43. 44, 45. 46, 47. 34 Die ſchleſiſche Geſellſchaft für Beförderung der vaterländiſchen Cultur zu Breslau. | Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der allgemeine deutſche Apothekerverein. Die allgemeine ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der großherzogl. badiſche landwirthſchaftliche Kreisverein des Unterrheinkreiſes zu Weinheim. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde zu Gießen. Die Smithsonian institution in Waſhington. N Dreiundzwanzigſter und vierundzwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde. Erſtattet in der Generalverſammlung vom 6. Februar 1858 durch den zeitigen Präſidenten des Vereins. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen von den Herren Geh. Hofrath Döll in Carlsruhe und Regimentsarzt Dr. E. Weber ſowie dem Mitglieder⸗Verzeichniß. —— 0 ———— Mannheim, | Buchdruckerei von J. Schneider. 1858. ER RTL a % ” Jahresbericht des Mannheimer Vereines für Naturkunde, erſtattet in der General-Berſammlung vom 6. Februar 1858 durch den zeitigen Präſidenten des Vereines. — nn nn æ—WäWwWW Hochzuverehrende Berſammlung! Nach den Statuten unſeres Vereins hätte zwar ſchon in dem Dezember des abgelaufenen Jahres 1856 die ge— wöhnliche General-Verſammlung ſtatt haben und Ihnen der Jahresbericht vorgelegt, ſowie zur Wahl eines neuen Vorſtandes geſchritten werden ſollen. Stets wiederkehrende unabweisbare Verhinderungen und Abweſenheiten, bald des einen bald des andern Vorſtands— Mitgliedes, machten es aber bis jetzt unmöglich, die zur Vornahme der Vorarbeiten nöthigen Sitzungen des Aus— ſchuſſes abhalten zu können, und die hochverehrliche Ver— ſammlung rechtzeitig zur Entgegennahme des Rechenſchafts— Berichtes und zur Vornahme der Wahl eines neuen Aus— ſchuſſes einladen zu können, und es blieb uns daher nichts übrig als die Ergebniſſe der beiden Jahre 1856 und 1857 zuſammenzufaſſen, welche wir in folgendem einer hochgeehrten General-Verſammlung vorzulegen die Ehre haben, indem * BEI. gr wir die, durch die Zeitumſtände veranlaßte Verzögerung gütigſt zu entſchuldigen bitten. Der Verein hat im Verlaufe der beiden Jahre 1856 und 1857 durch den Tod zwei und durch freiwilligen Aus— tritt und Wegzug 10 ordentliche Mitglieder verloren, und zwar durch den Tod den Herrn J. W. Reinhard, Ban⸗ quier dahier, und Herrn Retzer, Partikülier, und durch Wegzug die Herren Regiments-Arzt Dr. Steiner, Apo— theker Röder und Aſtronom Dr. Nell, durch freiwilligen Austritt aber die übrigen 8 Mitglieder. Dagegen hat ſich der Verein durch deſſen hierher Verſe— tzung der Wiedergewinnung als ordentliches Mitglied, des Ehrenmitgliedes Herrn Regiments - Arztes Dr. Weber welcher während ſeines früheren Hierſeins ſich ſo viele Ver— dienſte um die wiſſenſchaftlichen Strebungen des Vereines erworben hat, ſowie des Eintrittes von 11 neuen Mitgliedern zu erfreuen gehabt, und zwar der Herren: Praktiſcher Arzt Dr. Arnold. Kaufmann Grabert. Buchdrucker Schneider. Praktiſcher Arzt Dr. Wolf. Kaufmann Jakob Röder. Kaufmann Erwin Hahnewinkel. Buchhändler Segnitz. Praktiſcher Arzt Dr. Melch. Grohe. V Dr. L. Dickerhoff. „ Dr. W. Minet. 0 Dr. G. Stehberger. Von unſeren Ehrenmitgliedern haben wir mit tiefem Be⸗ dauern durch den Tod den Herrn Jakob Heckel, Cuſtos des K. K. Oeſterreichiſchen Hof-Naturalien-Kabinetes in Wien, einen geborenen Mannheimer, verloren. Noch bei ſeiner letzten Anweſenheit dahier im Jahre 1854 hat er ſich durch Be— ſtimmung einiger noch unbeſtimmten Fiſche dem hieſigen Vereine nützlich erwieſen. en — Bei der letzten Vorſtandswahl waren zu Geſchäftsführern des Vereines gewählt worden: 1. Als Präſident: Der Referent. 2. „Vicepräſident: Herr Profeſſor und Direktor Schröder. Bu eine Sekretär: Herr Dr. Gerlach. Sekretär: Herr Aſtronom Dr. Nell. 5. „Bibliothekar: Herr Dr. Stephani. 6. „Kaſſier: Herr Partikülier Jak. Andriano. Letzterer hat zugleich als Großherzoglicher Kuſtos der Sammlungen die Intereſſen des Vereines auch von dieſer Seite nach Kräften zu fördern geſucht. Sowie früher, ſo hat ſich der Verein auch in den ab— gelaufenen Jahren 1856 und 1857 in 4 Sektionen getheilt, nämlich die zoologiſche, die botaniſche, die phyſikaliſch-mine⸗ ralogiſche und die mediziniſche Sektion. Die Wirkſamkeit der Sektionen beſchränken ſich auf folgendes: A. Die zoologiſche Sektion. Dieſelbe hatte zum Repräſentanten bei dem großen Aus⸗ ſchuſſe den Referenten dieſes, den Herrn Kuſtos Andrian und Herrn Friſeur Joſt erwählt. | Da die Kräfte des Vereines die Verfolgung höherer wiſ— ſentſchaftlicher Zwecke leider nicht erlaubten, ſo war das Hauptſtreben der Sektion vorzüglich dahin gerichtet, die Sammlungen des Vereines zu erhalten, und nach Kräften zu vermehren. Sämmtliche Sammlungen wurden durch Herrn Kuſtos Andriano mit Hülfe des Vereinsdieners Beck im Ber: laufe der Sommermonate genau durchgeſehen, und da wo es ER a nöthig war, was namentlich bei den Käfern und Schmetter- lingen der Fall war, die nöthigen Mittel angewendet, um die beſchädigten Exemplare wiederherzuſtellen, und zu reini— gen und die geſunden vor Verderbniß zu bewahren. Dieſe Arbeit ſowie die einzelne Durchſicht der Vögel hat zwar ziemlich viele Zeit in Anſpruch genommen, es iſt aber deren zweckmäßigen Vornahme, ſowie der Thätigkeit und Sorgfalt des Herrn Andriano vorzüglich zu verdanken, daß wir auch in den abgelaufenen Jahren keinen weſentlichen Verluſt bei den Sammlungen zu beklagen haben. Neu angeſchafft wurden durch die Sektion einige hier in Menagerien mit Tod abgegangener Thiere, namentlich ein ſchöner Affe und ein bei 8 Fuß langes Krokodill. Ferner wurden erkauft: Canis Lagopus, der blaue amerikaniſche Fuchs. Eine jedoch etwas beſchädigte Löwin (Felis Leo 2) Felis catus hispanica Z. Von Vögeln: Oedienemus crepitans Tmk. Colius Leuconotus. Vidua paradisea Cuv. Lanius Minor Z (jung). Merops Malimbicus (Bienenfreſſer). Perdix rubra. Machetes pugnax Cuv. Tetrao lagopus 9. Trochilus Lalandii >» Guerini & 9. » ater. > Moschitus 5 Y » sapphirinus Z 9. » metidissimus. » pella. » Cyanurus. » Goldii mit ſehr langem Schweife. Trochilus linaris » albicollis » Langsdorfii. Merops nectarinia Sämmtliche in eine Gruppe von 24 Stück worunter jedoch einige noch nicht genau beſtimmt ſind, zuſammengeſtellt. Von Inſekten: 2 Vogelſpinnen, Männchen und Weibchen, in ſehr großen Exemplaren. Eine Anzahl Käfer, unter welchen ſich einige ſehr ſchöne exotiſche Käfer befinden, ſowie 3 Stück Necrophorus sub- teraneus, ein ſchöner auch unbeſtimmter Bachkäfer und 2 Chiasugnathus 5 2. Ein ſtarker ſchöner Schmetterling aus Lauſanne und andere Arten, deren einzelne Aufzählung zu weit führen würde. Von Herrn Gemeinderath Held dahier eine Fringilla Coceothraustes und eine Fringilla fasciata. Von Herrn Andriano eine Fulica atra und Von Herrn M. Grabert dahier einen ſchönen auſtra⸗ liſchen Vogel. Zu den bisher gehaltenen Zeitſchriften hat die Sektion noch die „Natur“, Zeitung zur Verbreitung naturwiſſen— ſchaftlicher Kenntniſſe ron Dr. Otto Ule und Dr. Karl Müller angeſchafft, ſowie die Naturgeſchichte der Inſekten von Dr. L. Glaſer. B. Die botaniſche Sektion. Dieſelbe hatte zu ihrem Vorſitzenden den Herrn Hofgärtner Stieler erwählt und zu ihrem Repräſentanten bei dem großen Ausſchuſſe die Herren: Dr. Gerlach, Rath Gentil, und Hofapotheker Wahle. Auch in den abgelaufenen Jahren mußte die Sektion den größten Theil ihrer Mittel zur Herſtellung und Unter— 2 haltung der Glashäuſer und der Fenſter, dem neuen Anſtriche derſelben, ſowie der Herſtellung einer neuen dauerhaften Einfriedigung des Gartens verwenden. Derſelbe iſt nun aber damit in ſoweit fertig geworden, daß für längere Zeit bedeutendere Verwendungen auf dieſe Gegenſtände nicht mehr nöthig ſein werden. Zur Zierde und Verſchönerung des Gartens wurden mehrere Anpflanzungen von ſchön blühenden Gewächſen und namentlich der neueſten und ſchönſten Roſen gemacht, und wird hierdurch dem Publikum bei dem Eintritte in den Garten gleich ein angenehmer Anblick gewährt. | Anpflanzungen und Beſchaffungen der neueſten, ſowohl für den Botaniker als für den Blumenfreund Intereſſe dar⸗ bietenden Pflanzen, ſollen auch ferner fortgeſetzt werden. Aus dem botaniſchen Garten in Heidelberg erhielt die Sektion ſehr bedeutende Zuſendungen von Saamen und Pflanzen, was mit vielem Danke hier anzuerkennen derſelben zur beſonderen Freude gereicht. Zu Anfang des abgelaufenen Monates März hatte die Sektion wieder eine Blumen-Ausſtellung veranlaßt, wobei ſie es der Huld Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Groß— herzogin Stephanie zu danken hatte, daß die Preiſe verdoppelt und 20 Dukaten zu ſolchen verwendet werden konnten. Die Herren Dr. med. Schulz aus Deidesheim, Herr Profeſſor Schmidt aus Heidelberg und Herr Univerſitäts— Gärtner Lang von daher hatten die Güte ſich der Funktion als Preisrichter zu unterziehen, und wurden durch dieſelben den Herren Handelsgärtnern Scheurer aus Heidelberg, Hock, Schmitz, Bohland und Mardner aus Mainz, Riedel aus Worms, Mennig aus Karlsruhe, ſowie dem Vereinsgärtner Bucher dahier, Preiſe von 1 bis 3 Dukaten für ihre die größte Anerkennung verdienenden Zu— ſendungen Pflanzen und Gärtner-Arbeiten zuerkannt. Als Geſchenk erhielt die Sektion von Herrn Barth: a: Henrich dahier die Saamen-Kapſel einer Pflanze aus Paraguai. Von Herrn Dr. C. H. S chulz aus Deidesheim: 1. Enumeration of the Compositae collected by B. Seemann and I. Poths in Northwestern Mexiko by C. H. Schulz, Bipontinus. 2. Ueber Hieracium Sauteri von C. H. Schulz Bipontinus. Von Herrn Dr. Ph. Wirtgen die Flora der preußiſchen Rheinprovinz und der zunächſt angränzenden Gegenden. C. Die phyſikaliſch⸗mineralogiſche Sektion. Dieſelbe hatte zu ihrem Vorſitzenden den Herrn Direktor Profeſſor Dr. Schröder, und zu ihren Repräſentanten die Herren: Regierungungsrath With, Partikülier A. Scipio, und Bergwerksdirektor A. Reinhardt erwählt. Als Geſchenk erhielt die Sektion von Herrn Barth— Henrich eine tropfſteinartige Quarzbildung aus Buenos— Ayres. Von Herrn Dr. Oscar Speyer aus Kaſſel eine Sorte foſſiler Muſcheln, und Von Herrn General Van der Wyk aus Java durch den Herrn Dr. Junghuhn eine Partie foſſiler Muſcheln aus den Preanger Regentſchaften, beſtehend in 37 Sorten Univalven und 9 Arten Bivalven. D. Die mediziniſche Sektion. An derſelben nahmen wie bisher ſämmtliche praktiſchen Aerzte Mannheims Theil. Dieſelbe hatte zu ihrem Vorſitzenden den Herrn Regiments— Arzt Dr. Mayer und zu Repräſentanten bei dem großen Ausſchuſſe die Herren: re We Hofrath Dr. Zero ni, und Hofrath Dr. Stehberger erwählt. | Die Sektion verwendete wie früher den größten Theil ihrer Mittel zur Anſchaffung neuer mediziniſcher Werke und Zeitſchriften, welche ſie wie bisher regelmäßig unter ihren Mitgliedern circuliren ließ. Die Sektion hat an Zeitſchriften gehalten und fortgeſetzt: . on 10. 11 Vierteljahresſchrift für praktiſche Heilkunde. Prag, 1856. 1857. Deutſche Zeitſchrift für die Staatsarzneikunde von Schneider. Erlangen, 1856. 1857. Zeitſchrift der K. K. Geſellſchaft der Aerzte zu Wien. 1856 1857. Zeitſchrift für rationelle Medizin von Henle und Pfeuffer. Heidelberg und Leipzig, 1856. 1857. . Wiener Mediziniſche Wochenſchrift von Vittelshöfer, 1857. „Journal für Kinderkrankheiten von Behrend und Hildebrandt. Erlangen, 1856. 1857. Deutſche Klinik von C. Göſchen in Berlin. 1856. 1857. „Archiv für pathologiſche Anatomie, Phyſiologie und kliniſche Medizin von Virchow. 1857. Archiv des Vereins für wiſſenſchaft⸗ liche Arbeiten zu der Förderung der wiſſen— ſchaftlichen Heilkunde. Göttingen, 1856. 1857. Jahresbericht über die Fortſchritte der geſamm— ten Medizin von Cannſtadt, 1856. Archiv für phyſiologiſche Heilkunde von Wunderlich, 1856. 1857. Von Monographien hatte die Sektion angeſchafft: 1 — Stelling, Neue Unterſuchungen über den Bau des Rückenmarkes. Frankfurt am Main, 1856. E. Allgemeine Vereinsangelegenheiten. Der Verein hatte ſich fortwährdnd des Entgegenkommens ſehr vieler wiſſenſchaftlicher Vereine und Geſellſchaften zu erfreuen, und hat namentlich von folgenden Geſellſchaften und Vereinen deren herausgekommene Schriften erhalten, was mit vielem Danke hier anzuführen uns zur beſonderen Freude gereicht. 1. Jahrbuch der K. K. Oeſterreichiſchen geologiſchen Reichsanſtalt: 6. Jahrgang Nr. 3 und 4, 7. Jahr⸗ gang Nr. 4, 8. Jahrgang Nr. 1. 2. Verhandlungen des zoologiſch-botaniſchen Vereines in Wien, Band 5, Jahrgang 1856. Band 6, Jahr- gang 1856. 3. Bericht über die Oeſterreichiſche Literatur der Zoologie Botanik und Paläontologie aus den Jahren 1850 bis 1853 herausgegeben von demſelben Vereine. 4. Separat⸗Abdruck aus den Schriften deſſelben Vereins. 5. Rechenſchafts-Bericht deſſelben Vereines vom 9. April 1856. 6. Verhandlungen der K. K. Oeſterr. landwirthſchaftlichen Geſellſchaft in Wien, 3. Folge. 4. Band, 2. Heft und 5. Band, 1. Heft. 7. Verhandlungen des Vereines für Naturkunde in Preß— burg. 1. Jahrgang 1856 und 2. Jahrgang 1857 8. Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen. Juli bis Dezember 1855 und Neue Folge, 4. Jahrgang, 1. bis 3. Lie— ferung. 5. Jahrgang, 1. Heft. 9. Verhandlungen des naturhiſtoriſchen Vereines der preußiſchen Rheinlande und Weſtphalens, 13. Jahrgang 1856, 1. bis 4. Heft. 14. Jahrgang 1857, 1. und 2. Heft. 3 10. Verhandlungen des Gartenbau-Vereines in Hefen, 12. Jahrgang. 11. Jahresbericht der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vater- ländiſche Kultur, Nr. 33 und 34 1855 und 1856 12. Jahresberichte der Geſellſchaft für nützliche Forſchun— gen zu Trier vom Jahre 1853 und 1856. 13. Almanach der Königlich Bayeriſchen Akademie der Wiſſenſchaften für das Jahr 1855 a folgenden Abhandlungen: a. Beitrag zur Kenntniß der oralfauren Salze von Aug. Vogel jun. b. Ueber Zerſetzung ſalpeter-ſaurer Salze durch Kohle von demſelben. c. Theorie und Anwendung des Seitendrucks Spi— rometers, eines neuen Inſtrumentes zur Beitim- mung der Reſpirations-Luft von Dr. E. Harleß. d. Beiträge zu einer wiſſenſchaftlichen Begründung der Lehre vom Mienenſpiele von demſelben. e. Beitrag zur Kenntniß der Oſtracoden von Dr. J. Fiſcher. f. Ueber die nächſte Urſache der ſpontanen Bläuung einiger Pilze von C. F. Schönbein. g. Gedenkrede auf Joh. Nep. von Fuchs, geleſen in der öffentlichen Sitzung der K. b. Akademie der Wiſſenſchaften am 28. März 1856 von Fz. von Kobell. 14. Correspondenz-Blatt des zoologiſch-mineralogiſchen Vereines zu Regensburg, 9. bis 11. Jahrgang 1855 — 1857. 5. Abhandlungen deſſelben Vereines, 6. und 7. Heft. 9. Bericht des naturforſchenden Vereines in Augs— burg, Jahrgang 1856. Wochenſchrift, gemeinnützige des landwirthſchaftlichen Vereines in Unterfranken in Aſchaffenburg. Reit des Jahrgangs 1855 und Jahrgang 1856. 18. 19. 20. 21; 22. 23. 24. 25. 26. N. 28. 29. 30. 31. 1 Gemeinnützige Wochenſchrift. Organ für die Intereſſen der Technik, des Handels und der Landwirthſchaft zu Würzburg. 6. Jahrgang, Nr. 20 bis 35. Württembergiſche naturwiſſenſchaftliche Jahres— berichte, Jahrgang 8, 3. Heft, 2. Abtheilung. Jahr— gang 10, 3. Heft. Jahrgang 11, 3. Heft. Jahrgang 12, 1. 2. und 3. Heft. Jahrgang 13, 1. Heft. Zeitſchrift für die geſammten Naturwiſſenſchaften, herausgegeben von dem naturwiſſenſchaftlichen Verein für Sachſen und Thüringen in Halle. 5. Band Jahrgng 1855, 6. Band Jahrgang 1856. Neues Lauſitziſches Magazin, herausgegeben von der Oberlauſitziſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften in Görlitz. 33. Band, 1. und 2. Heft. Mittheilungen der Geſellſchaft Flora in Dresden. 2. Band, 2. Heft 1855. Rechenſchaftsbericht des badiſchen landwirthſchaft— lichen Vereines für 1855. Landwirthſchaftliche Berichte deſſelben. Berichte über die Verhandlungen der Geſellſchaft für Beförderung der Naturwiſſenſchaften zu Freiburg im Breisgau. Jahrgang 1855 und 1856, Heft 1 und 2. Jahresbericht, 22. des thüringer Gartenbau-Vereines zu Gotha. Jahrgang 1855. Zeitſchrift des Gartenbau-Vereines zu Darmſtadt. 1852 bis 1856, 1. bis 5. Jahrgang. Schriften der Geſellſchaft zur Beförderung der ge— ſammten Naturwiſſenſchaften zu Marburg. 8. Bd. Jahrbuch des Vereines für Naturkunde im Herzog— thum Naſſau. 10. und 11. Heft. Abhandlung über Hoplisus punctuosus und H. punc- tatus von demſelben Vereine. Jahesbericht des Frankfurter phyſikaliſchen Vereines. Jahrgang 1854 und 1855. IR. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. — ee Memoires de la Societé imperiale des sciences na- turelles de Cherbourg. Tome 2 et 3, Observations sur les ulex des environs de Cher- bourg par Aug. le Jolis. Correspondenzblatt des naturforſchenden Vereines in Riga. 9. Jahrgbng. Proceedings of the Acuderey of natural sciences of Philadelphia 1857. Report of the superintendent of the Coast survey showing the progress of the survey during the year 1855. Illustrations of surface geologice by Edward Hit- cho. K. L. L. D. Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft in Baſel. 3. Heft 1856. Mittheilungen der naturforſchenden Geſellſchaft in Bern. 1854, Nr. 314 bis 359. Vierteljahresſchrift der naturforſchenden Geſellſchaft in Zürich. 1. Jahrgang 1856. Mittheilungen derſelben Geſellſchaft 10. Heft. Verhandlungen der allgemeinen ſchweizeriſchen Geſell— ſchaft für die geſammten Naturwiſſenſchaften bei deren Verſammlung in St. Gallen. 1854, 39. Verſammlung. Actes de la société helvetique des sciences natu- relles reunie & Chaux de Fonds les 30. et 31, Juillet et le 1. Aout 1855, 50. session 1855 Von der Pollichia: deren 15. Jahresbericht nebſt Beilage. Auch von Seite vieler Privatperſonen hatte ſich der Verein wie ſchon die bei den Sektionen aufgeführten Ge— ſchenke, nachweiſen, fortwährend der freundlichſten Aufmerk— ſamkeit zu erfreuen, und außer den bei den Sektionen bereits verzeichneten Geſchenken auch noch von Herrn Barth— Henrich einen in Paraguani gefertigten Teller aus Büffel— we Bi u horn, und einen von dorther ſtammenden großen Sporn erhalten. — —— —— anna nenn Während der Sommermonate der abgelaufenen Jahre waren wie gewöhnlich vom März bis Oktober, alle Räume unſeres Muſeums jeden Mittwoch Nachmittag und Sonntag Vormittag dem allgemeinen Beſuche geöffnet, und wurden dieſelben auch ſehr häufig beſucht. Namentlich war während der Dauer des großen Muſik— feſtes, wo die Räume von Morgens bis Abends geöffnet waren, der Zudrang ſo groß, daß die Säle die ſämmtli— chen Beſuchenden nicht auf einmal zu faſſen vermochten. Trotz dieſes großen Zudranges wurde dennoch durchaus nichts beſchädigt, indem die Beſchauer ſelbſt wetteiferten, um Ordnung zu erhalten. Die Rechnung ſtellt ſich folgendermaßen für das Jahr 1856: A. Einnahmen: C ˙˙ » 198.116 .Tr, Beiträge der Mitglieder 294 „ 80 Zuſchüſſe anderer Kaſſen als des Staates und des Lyceum. . Summe 127 fl. 12 kr. B. Ausgaben: Zoologiſche Sektion . 242 fl. 46 kr. Botaniſche 7 4-5, Mineralogiſche, ie Mediziniſche „ e Vogt'ſche Rente. 125 „ — „ ee TER „ Allgemeine Ausgaben 374 „ 35 „ Summe.. . 1143 fl. 21 kr. ere 133 1. HM. “ Die andere Hälfte der Vogt'ſchen Rente, welche die Stadt⸗Kaſſe zu entrichten übernommen hat, wurde von Seiten derſelben direkt abgeführt und erſcheint dieſe nicht in Rechnung. Für das Jahr 1857: A. Einnahmen: Kaſſenvorrdt h 133 fl. 51 kr. Beiträge der Mitglieder.. 560 „ — „ Staats⸗ und Lyceums- Beitrag.. 550 „ — „ Geſchenk Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie zu Mumenptsſe n 112 „ — „ Summe . . 1355 fl. 51 kr. B. Ausgaben: Zoologiſche Sektion . 129 fl. 16 kr. Botaniſche A Od Se Mineralogiſche „ et Mediziniſche „ e Vogt'ſche Rente .. 125 „ — „ Allgemeine Ausgaben. 224 „ 23 „ Summe.. 974 fl. 48 kr. Kaſſen very le 384 fl. 3 kr. Nachrichten über die mit Unrecht der badiſchen Flora zugeſchriebenen Gewächſe. Von Geh. Hofrath Döll in Karlsruhe. Die Bearbeitung von Floren größerer Gebiete hat in neuerer Zeit eine Bedeutung erhalten, von der man vor einem Menſchenalter noch keine Vorſtellung hatte. Der Grund dieſer Thatſache liegt einestheils in den mannichfaltigen neuen Leiſtungen der Pflanzenkunde, welche in guten Collektivwerken zu überſichtlicher Veranſchaulichung kommen und meiſtens zugleich ihre Ergänzung finden, andererſeits aber auch in der hohen Wichtigkeit, welche die Pflanzengeographie und Pflanzenſtatiſtik, die aus den Floren ihren Stoff ſchöpfen, gewonnen haben, ſowie in der engen Verbindung, in welche dieſe Wiſſenſchaften mit der Bodenkunde, mit der Agrifultur- chemie und mit der Geognoſie und Geologie getreten ſind. In Folge dieſer Veränderungen ſind auch die Anforder— ungen an die beſchreibende Botanik ganz andere geworden als fie früher waren. Begnügte man ſich ſonſt wohl damit, mög— lichſt viele Standorte der verſchiedenen Pflanzen aufzuzählen und, mehr zum Behufe des leichteren Auffindens, eine oder die andere phyſikaliſche Eigenthümlichkeit ihres Vorkommens anzu— geben, ſo wird jetzt dieſen und anderen Verhältniſſen um ihrer ſelbſt willen Rechnung getragen. Man beobachtet die Geſteins— ie . ſchichten und Bodenarten, auf welchen ſich die Gewächſe vor— finden, ſucht durch Zuſammenſtellung der ſich ergebenden That— ſachen die Bedingungen ihres Vorkommens und Gedeihens aus— zumitteln und allmählig die Urſachen ihrer Vertheilung und Verbreitung kennen zu lernen. Jene einzelnen Thatſachen des Vorkommens und der Art des lokalen Verhaltens der Pflan— zen müſſen daher vor Allem mit der gewiſſenhafteſten Sorg— falt geprüft und ſicher geſtellt, alles Unverbürgte oder gar bloß Vermuthete muß mit unerbittlicher Strenge davon aus— geſchieden, und alle früheren Beobachtungen einer nochmaligen, möglichſt eingänglichen Reviſion unterworfen werden. Für mein ſpecielles Vaterland verſuche ich ſeit einer Reihe von Jahren neben andern Aufgaben auch die eben angedeutete in meiner zum Theil ſchon veröffentlichten badiſchen Flora zu löſen. Ich habe, um die früheren Leiſtungen beſſer prüfen und würdigen zu können, die wichtigſten der vor— handenen älteren Herbarien, namentlich das von Gmelin, Lang, Dierbach und Frank, erworben und habe, wo es nöthig erſchien, die ſonſt vorhandenen Sammlungen, insbeſondere das Großherzogliche Herbarium in Carlsruhe ſorgfältig ver— glichen und mit den Ergebniſſen meiner eigenen, ſeit Jahr— zehnten fortgeſetzten Excurſionen zuſammengeſtellt. Hat ſich dabei eine namhafte Anzahl intereſſanter Thatſachen herausge— ſtellt, ſo iſt, wie in allen ſeit längerer Zeit durchforſchten Floren, auch wieder Manches, was zum Theil ſeit vielen Jahren ohne genügenden Nachweis zur Ueberlieferung geworden war, als unrichtig erkannt worden, und es iſt daraus die unab— weisbare Nothwendigkeit hervorgegangen, zunächſt Alles zu entfernen, was in den Bereich der Irrthümer, der Ver— muthungen, der Selbſttäuſchungen oder wohl gar der Phan— taſieſtückchen gehört. Dieſe unberechtigten Eindringlinge aus— zumitteln, habe ich mich nun nach beſten Kräften bemüht und lege nun in dem nachfolgenden Verzeichniſſe die Reſultate meiner Arbeit vor. Iſt die Aufgabe auch nicht beſonders dankbar geweſen, ſo dürfte doch der Rückblick in eine größten— | | 1 theils weit entlegene Vergangenheit wenigſtens den Vorwurf der Tadelſucht kaum zu gewärtigen haben. Daß dieſe Sache einläßlich beſprochen und eine ſpecielle Sichtung des Materials vorgenommen werde, muß ich nach den von mir gemachten Erfahrungen für durchaus nothwendig erachten. Ich habe nämlich, perſönlicher Neigung folgend, in meiner „Rheiniſchen Flora“ viele Irrthümer jener Art durch ſtillſchweigendes Uebergehen zu berichtigen geglaubt; aber die Unrichtigkeiten und die ſich daran knüpfenden Zweifel und Bedenken ſind dadurch nicht ganz beſeitigt worden. Nicht allein kommen mir deßhalb zur Stunde noch öftere Anfragen zu; ſondern mehrere der nach meiner „Rheiniſchen Flora“ gedruckten Werke, wie 3. B. die zweite Auflage der trefflichen Koch'ſchen Synopſis, haben ſich der Wiederholung mancher von mir mit Still— ſchweigen übergangenen älteren Irrthümer nicht entſchlagen können. Unter ſolchen Umſtänden würde ein weiteres Ver— meiden der Beſprechung die alten Fehler erhalten helfen. Ich habe deßhalb die vom Verein für Naturkunde mir zu— gekommene freundliche Einladung zu einem Beitrage für den Jahresbericht mit Vergnügen ergriffen, um mich mit einem Male dieſer moraliſchen Verbindlichkeit zu entledigen, und lege hier, mit Uebergehung zahlreicher mündlichen Traditionen, ein Verzeichniß der Pflanzen vor, welche der badiſchen Flora irrthümlich zugeſchrieben oder nur auf zufälligen oder künſt— lichen Wegen in dieſelbe verbracht worden ſind. Ich thue dies in der feſten Ueberzeugung, daß eine unrichtige That— ſache der Naturforſchung bei weitem nachtheiliger iſt als eine unvollſtändige Kenntniß des Thatbeſtandes, und würde ſelbſt keinen Vorwurf darin finden, wenn ſpäter Etwas noch aufgefunden werden ſollte, was ich jetzt, unterſtützt von einer großen Anzahl treulich mithelfender Freunde, nach ſorgfältiger Prüfung ausſchließen zu müſſen glaube. Ich werde, im Weſentlichen die umgekehrte Reihenfolge des De Candolle'ſchen Syſtems einhaltend, von den niedern zu den höhern Formen des Pflanzenreichs aufſteigen und, 3 ee um nur möglichſt Geſichertes bieten zu können, mit Ausnahme der zu meinem Gebiete gezogenen rechtsrheiniſchen Schweiz, mich an die politiſchen Grenzen des Großherzogthums Baden halten. Werden dann ſpäter die Leiſtungen der verſchiedenen Länder von einer berufenen Hand zuſammengefaßt, ſo wird das Geſammtreſultat um ſo bedeutender werden. Das nachſtehende Verzeichniß iſt übrigens nur für ſolche Freunde der Botanik beſtimmt, welche in dem Bereiche der vaterländiſchen Flora ſchon ein wenig bewandert ſind; für Andere könnte es kaum etwas Intereſſantes bieten. Es ſind darin in der Regel jene Pflanzen unberückſichtigt geblieben, welche wirklich in meinem Florenbezirk aufgefunden worden ſind, aber früher andere Namen führten als jetzt; indem es keineswegs meine Abſicht iſt, hier auf die Geſchichte und die Synonymik des Einzelnen einzugehen, und der Bewanderte derſelben auch nicht bedarf. Auch ſind ſämmtliche hybriden Formen hier, wo es ſich um Sicherſtellung der Stammarten handelt, völlig unbeachtet geblieben. Die irrthümlich der badiſchen Flora zugeſchriebenen Pflanzen ſind nun folgende: 1. Hordeum secalinum Schreber. Die Pflanze ſoll nach Gmelin's Flora badensis (I. p. 285) an Zäunen bei Dachs— landen vorkommen, iſt aber ſeither von Niemanden dort oder ſonſt wo im Badiſchen beobachtet worden; ſie findet ſich übrigens vereinzelt im Elſaß und in der bayriſchen Pfalz. In Gmelin's Herbarium ſind keine Exemplare von badiſchen Standorten vorhanden. N 2. Triticum junceum L., eine Dünenpflanze, findet ſich ſicherlich weder in Baden, noch in der Schweiz. Die Exem— plare, welche im Gmelin'ſchen Herbarium dieſen Namen tragen, ſind bei Grenzach geſammelt und gehören zu Triticum repens. 3. Bromus squarrosus L. kam nach dem Zeugniß älterer Botaniker früher in der Baſeler Gegend vor und ſoll nach Gmelin (I p. 229 und 230) ſowohl in der kahlen als in 3 der weichhaarigen Form (Bromus villosus Gmelin) noch von Zeyher bei Grenzach und Weil geſammelt worden ſein; da ſich jedoch in keinem der mir bekannten Herbarien Exemplare aus unſerm Gebiete vorfinden, ſo habe ich ihn in meiner „Flora des Großherzogthums Baden“ nicht mit einer Nummer verſehen können. Die Region des Bromus squarrosus iſt etwas ſüdlicher als mein Florengebiet; aber ſie reicht doch in der Schweiz bis in den Canton Wallis, und Dr. Sauter hat die Pflanze ſogar in der Gegend von Bregenz in zahl— reichen Exemplaren geſammelt. Aehnliche nördliche Vorpoſten mögen die Exemplare der Baſeler Lokalitäten geweſen ſein. 4. Poa alpina L. ſoll nach Gmelin (Flora bad. I. p. 178) auf dem Belchen vorkommen, iſt jedoch von Anderen daſelbſt vergebens geſucht worden, ſo wie ſich auch kein Exem— plar aus Baden im Gmelin'ſchen Herbarium vorfindet. Auch die auf den Alpen häufig vorkommende Form mit ver— laubenden Aehrchen, Poa alpina 3. vivipara, wird Seite 179 aufgeführt; ſie iſt jedoch ebenfalls im Badiſchen noch nicht aufgefunden worden. Was aus den Bodenſeerieden unter dieſem Namen längere Zeit in verſchiedenen Herbarien lag, habe ich bei Anſicht der Exemplare ſofort als Aira caes- pitosa 8. vivipara erkannt. Poa collina Host (P. alpina brevifolia anderer Autoren) kommt, wie Gmelin a. a. O. IV. p. 54 richtig bemerkt, wohl zwiſchen Mainz und Ingelheim vor; aber die Stand— orte „prope Istein, retro Durlach et Groetzingen, circa Sandhausen, St. Igen, Walldorf“ haben bis jetzt noch keine Beſtätigung gefunden. 5. Poa laxa Haenke ſoll nach Gmelin J. p. 179 auf Triften des Belchens vorkommen, iſt jedoch von anderen Forſchern noch nicht beobachtet worden und findet ſich auch nicht von badiſchen Standorten in Gmelin's Herbarium. 6. und 7. Agrostis alpina Scopoli- und Agrostis rupestris Allionè ſollen nach Gmelin (Flora bad. I. p. 150 und 152) auf der Belchenkuppe vorkommen. Ich kenne dieſe Localität 3 durch wiederholte Excurſionen genau, habe aber an der be— zeichneten Stelle nur größtentheils kleine Formen von Agrostis vulgaris gefunden. Auch von Andern ſind die bezeichneten Pflanzen nicht aufgefunden worden, und im Gmelin'ſchen Herbarium ſind keine Exemplare von badiſchen Standorten vor— handen. Beide Gräſer ſind bekanntlich in den Alpen gemein. Agrostis interrupta L. und Agrostis capillaris L. find in Folge unrichtiger Beſtimmungen in die Flora badensis aufgenommen worden. 8. Calamagrostis acutiflora De Candolle ſoll nach der Flora bad. (IV. p. 49) auf dem Belchen und in dem Höllen— thale vorkommen; es fehlen jedoch alle Nachweiſe dafür. 9. Calamagrostis montana De Candolle, nach der Flora bad. a. a. O. auf dem Belchen vorkommend, iſt in Ermangel— ung jeglichen Nachweiſes ebenfalls für die Flora Badens zu ſtreichen. 10. Auch Phleum alpinum L., welches nach der Flora bad. (IV. 46) auf Triften des Feldbergs vorkommen ſoll, iſt für die badiſche Flora in keiner Weiſe nachgewieſen. 11. Avena chinensis (A. nuda 3 chinensis) wurde nach der Flora bad. (IV. 82) ſelten in Gärten und auf Feldern gebaut, iſt jedoch dermalen nicht unter die vom Oekonomen cultivirten Getreidearten zu rechnen. 12. Scirpus fluitans L. (Flora bad. I. 99) iſt für die badiſche Flora in keiner Art nachgewieſen. Eben ſo wenig: 13. Heleocharis multicaulis Smith, obgleich a. a. O. p. 97 mehrere Standorte genannt werden. Was |. Z. der verdiente Mertin unter dieſem Namen aus der Wertheimer Gegend mitgetheilt hat, iſt nach Ausweis meiner Originalexemplare Heleocharis ovata. 14. Lloydia serotina Salisbury, eine Alpenpflanze, ſoll nach der Flora bad. (IV. p. 232) im Donauthale bei Weren- wag vorkommen, iſt aber von Andern nicht beobachtet worden und findet ſich auch nicht von dort in Gmelin's Herbarium. Sie iſt aus der badiſchen Flora zu entfernen, a: 15. Convallaria latifolia Jacgein ſoll nach der Flora bad. (II. p. 58) hinter Grötzingen vorkommen; da jedoch in Gmelin's Herbarium der Nachweis fehlt, da ſie von Niemanden ſonſt gefunden worden und die nächſten ſicheren Standorte im Südoſten von Deutſchland ſind, ſo darf man ſie in der badiſchen Flora unbedenklich ſtreichen. 16. Gladiolus communis der Flora bad. iſt bekanntlich ſpäter von Gaudin als Gl. palustris unterſchieden worden. 17. und 18. Iris spuria L., welche (Flora bad. IV. p. 31) am Bodenſee vorkommen ſoll, und Iris graminea L., welche a. a. O. als „prope Triberg et Zwerenbach“ wildwachſend aufgeführt wird, ſind für unſer Gebiet in keiner Weiſe nach— gewieſen und ſeither von Niemanden im Badiſchen im wilden Zuſtande beobachtet worden. 19. Orchis variegata Allione ſoll nach der Flora bad. (III. 538) am Kaiſerſtuhl vorkommen; da jedoch keine Nach— weiſe für ihr Vorkommen im Badiſchen vorliegen, ſo iſt zu vermuthen, daß Gmelin eine am Kaiſerſtuhle vorkommende länger geſpornte, aber mit kurzen Deckblättern verſehene Form von O. militaris für O. variegata gehalten hat. 20. Arum italicum Miller ſoll nach Gmelin (Flora bad. III. p. 584) am Kaiſerſtuhle bei Burgheim und Sponeck und in der Carlsruher Gegend bei Beiertheim vorkommen; aber die mit dieſem Namen bezeichneten Exemplare des Gmelin'— ſchen Herbariums ſind ſämmtlich Formen von Arum macu— latum, deren Blätter nicht gefleckt, ungewöhnlich breit und mit ſtark abſtehenden Ohren verſehen ſind. Arum italicum, das ſich durch conſtante Merkmale von unſerer Pflanze unterſcheidet, iſt daher in der badiſchen Flora zu ſtreichen. 21. Potamogeton trichodes Chamisso und von Schlech- tendal. Unter dieſem Namen iſt mir ſ. Z. von ſonſt jehr zuverläſſiger Hand ein unfruchtbares Exemplar aus dem Kuh— moos bei Conſtanz überſandt worden, und ich habe darauf hin die genannte Art (p. 234) mit dem Namen des Finders, der ſie nicht beſtimmt hatte, in die „Rheiniſche Flora“ auf— — nn genommen; die Anficht der Früchte hat mich jedoch ſpäter augenblicklich überzeugt, daß das erhaltene Exemplar eine feinblätterige Form von Potamogeton pusilla iſt. Pot. tri- chodes iſt daher für unſer Gebiet zu ſtreichen. 22. und 23. Alisma natans L. und Alisma ranunculoides J. Beide Arten werden in der Flora bad. (II. p. 127 u. 128) aufgeführt, ſind jedoch in keiner Weiſe nachgewieſen worden. Auch in Gmelin's Herbarium fehlen die Belege dafür. 24. Salix rosmarinifolia L. ſoll nach der Flora bad. (III. p. 739) am Bodenſee und auf dem Moor unterhalb des Feldſees vorkommen; da jedoch von dieſem Standorte keine Exemplare im Gmelin'ſchen Herbarium vorliegen, und auch von Andern keine daſelbſt beobachtet worden ſind, ſo kann man dieſe dem nördlichen und öſtlichen Deutſchland angehörige Art unbedenklich in der badiſchen Flora ſtreichen. 25. Salix versifolia Wahlenberg ſoll nach der Flora bad. (IV. p. 701) auf dem Schwarzwalde beim kalten Brunnen, bei der Herrenwieſe, auf dem Kniebis und anderwärts vor— kommen, findet ſich jedoch nicht von dieſen Lokalitäten in Gmelin's Herbarium und iſt auch von Andern dort nicht beobachtet worden. 26. Euphorbia Lathyris L., eine Pflanze des ſüdlichen Europas, ſoll nach der Flora bad. (III. p. 324) „hinter Ett— lingen“ vorkommen. Sie mag an jenen Stellen durch zufällige Verſchleuderung des Saamens aufgelaufen ſein, iſt aber im Großherzogthum Baden nicht wild und in Ermangelung jeg— lichen Nachweiſes in ſeiner Flora zu ſtreichen. 27. Euphorbia mollis Gmelin (Flora bad. II. p. 330), gleichbedeutend mit Euphorbia coralloides L., ſoll bei Ett— lingen und Raſtatt vorkommen und findet ſich auch mit den entſprechenden Etiquetten in Gmelin's Herbarium, iſt aber gleichwohl als der ſüdeuropäiſchen Flora angehörig in unſerer Flora zu ſtreichen. 28. Polygonum Bellardi Allione, eine Pflanze der Mittel— meergegenden, iſt in der badiſchen Flora zu ſtreichen. Es ſoll . nach der Flora bad. (II. S. 180) in Gerſtenfeldern bei Dachslanden und Knielingen vorgekommen ſein, findet ſich jedoch nicht im Gmelin'ſchen Herbarium von dieſen Lokalitäten. 29. Globularia nudicaulis L. kommt nach Gmelin's Angabe (Flora bad. IV. ©. 110) hinter Meßkirch und hinter Stet— ten am kalten Markt vor, darf aber deſſen ungeachtet für die badische Flora geſtrichen werden. In Gmelin's Herba— rium befindet ſich kein badiſches Exemplar, und andere Bo— taniker haben im Badiſchen dieſe namentlich in den Kalkalpen nicht ſeltene Pflanze nirgends beobachtet. 30. Primula acaulis Jacquin, gleichbedeutend mit Primu- la uniflora Gmelin, ſoll nach einem von Pfarrer Amtsbüh— ler verfaßten Verzeichniß einer handſchriftlichen Flora von Immendingen im Hegau vorkommen, iſt jedoch von Nieman— den ſonſt im Gebiete der badiſchen Flora beobachtet worden. Die Angabe ſcheint auf Irrthum zu beruhen. Im ſchweizeri— ſchen Jura iſt übrigens die Pflanze nicht ſelten. 31. Verbascum montanum Schrader findet ſich nicht im Gmelin'ſchen Herbarium und iſt meines Wiſſens von anderen Botanikern im Badiſchen nicht beobachtet worden. Nach den in der Flora bad. (Band IV. p. 170, beziehungs— weile 169) angeführten Standorten zu urtheilen, iſt Gme— lin eine Form von Verbascum phlomoides vorgelegen. 32. Euphrasia minima Schleicher, in der Flora bad. (IV. p. 448) auf dem Belchen und Feldberg angegeben, iſt dort von Andern nicht aufgefunden worden und auch im Gmelin'ſchen Herbar nicht von jenen Lokalitäten vorhanden. 33. Sideritis scordioides. L., angeblich am Ufer der Wieſe (Flora bad. II. p. 591), it ohne allen Nachweis für die badiſche Flora. 34. Thymus alpinus L., gleichbedeutend mit Calamintha alpina Lamarck, nach der Flora bad. (IV. p. 445) bei Werenwag vorkommend, iſt in keiner Weiſe für dieſe Lokali— tät nachgewieſen. 39, Scutellaria hastifolia L. könnte zwiſchen Dachslan— re den und Knielingen, wo die Flora bad. (IV. p. 446) ſie angibt, eben ſo gut wie in der Gegend von Speier vorkommen, iſt aber bis jetzt noch nicht für unſere Flora nachgewieſen. 36. Cynoglossum montanum Lamarck, gleichbedeutend mit Cynoglossum sylvaticum Haenke, ſoll nach Band I. S. 421 der Flora bad. auf dem Kaiſerſtuhl und in der Bade— ner Gegend auf dem Merkuriusberge vorkommen, iſt aber von Andern daſelbſt nicht beobachtet worden und findet ſich auch nicht in Gmelin's Herbarium. Wir ſind nicht be⸗ rechtigt, die Pflanze in die Flora Badens aufzunehmen. 37. Gentiana bavarica Frölich, nach der Flora bad. (IV. p. 194) bei Werenwag und Stetten am kalten Markt vor⸗ kommend, iſt in keiner Wieſe nachgewieſen. 38. Gentiana pumila Jacguin, eine nach Höfle auf dem Wollmatinger Riede vorkommende Hochalpenpflanze, hat kein Bürgerrecht in unſerer Flora. 39. Vinca major L., eine ſüdlichere, nach Gmelin (IV. p. 184) bei Efringen vorkommende Pflanze, iſt ohne allen Nachweis. 40. Ledum palustre L., eine im nördlichern Europa nicht ſeltene Moorpflanze, ſoll nach der Flora bad. (II. p. 202) an unſerer Gebietsgränze, nämlich am wilden Hornſee un— weit des kalten Brunnens vorkommen, iſt jedoch in keiner Weiſe nachgewieſen. Im Vulpius'ſchen Herbarium des Mannheimer Vereins für Naturkunde ſteht auf der Etiquette norddeutſcher Exemplare von Vulpius' Hand die Bemerkung: „inveni etiam ad lacum ferinum“; dieſelbe kann uns jedoch in Ermangelung von Exemplaren nicht zur Aufnahme der Pflanze in unſere Flora veranlaſſen. 41. Rhododendron ferrugineum L., nach der Flora bad. (IV. p. 281) „prope Constanz ad lacum“ vorkommend, ent— behrt jeglichen Nachweiſes. 42. Campanula pyramidalis L., nach Gmelin (IV. p. 159) „ad rudera arcis Hohenbodmann ex rupibus“, hat kein Bürgerrecht. — ER 43. Leontodon crispus Pillars, gleichbedeutend mit Apar- gia crispa Willdenow, nach der Flora bad. (IV. p. 582) auf Triften des Feldbergs und Belchens, iſt für die badiſche Flora nicht nachgewieſen; die Angabe beruht auf einer Verwechslung mit einer Form von Leontodon hispidus. 44. Lactuca Augustana Allione (Flora Ped. t. 52, fig. 1) entbehrt jeglichen Nachweiſes. Nach der Flora bad. (III. 292) ſoll ſie bei Alt-Breiſach und in der Umgegend von Baſel be— obachtet worden ſein. 45. Crepis aurea Cassini, gleichbedeutend mit Hieracium aureum Pillars, nach der Flora bad. (III. p. 305) auf dem Feldberg und dem badiſchen Jura bei Engen vorkommend, iſt in keiner Weiſe nachgewieſen. 46. Hieracium alpinum L., nach der Flora bad. auf dem Feldberg vorkommend, kann kein badiſches Bürgerrecht nachweiſen. 47. Hieracium villosum L., nach Gmelin (Fl. bad. III. p. 330 u. 594) hinter Meßkirch und im Schwarzwalde bei Antogaſt, Griesbach und Petersthal vorkommend, iſt nicht nachgewieſen. 48. Carduus Marianus L., gleichbedeutend mit Silybum Marianum Gärtner, eine ſüdlichere Pflanze, iſt bei uns nur Gartenflüchtling, was Gmelin in der Flora bad. (III. p. 366) vielleicht nur zu bemerken vergeſſen hat. 49. Cnicus anglicus Gmelin, gleichbedeutend mit Cirsium anglicum Lamarck, ſoll nach der Flora bad. (III. p. 373) zwiſchen Stockach und Zitzenhauſen vorkommen. Forſtmeiſter Freiherr von Stengel hat jene Lokalitäten mit gewohnter Sorgfalt unterſucht, aber daſelbſt nur Cirsium rivulare gefunden. Unter den mir von dort freundlich mitgetheilten Exemplaren befinden ſich ſchwache ein- und zweiblüthige Exemplare, welche Gmelin, nach Ausweis ſeines Herbariums, für Cirsium an— glicum Lamar gehalten hat. Dieſer Irrthum iſt um jo eher zu entſchuldigen, als ſich dieſe mehr dem weſtlichen Europa eigenthümliche Pflanze unſerem Gebiete bis in die Nachbar— ſchaft der ſüdlichen Gegenden von Lothringen annähert und ſich namentlich in der Gegend von Bruyeres vorfindet. „„ 50. Cnicus heterophyllus L., gleichbedeutend mit Cirsium heterophyllum Allione, ſoll nach der Flora bad. auf Gebirgs- wieſen der ehemaligen oberen Markgrafſchaft vorkommen, iſt aber daſelbſt von Andern nicht gefunden worden. In Gmelin's Herbarium liegen nur Exemplare aus der Gegend von Bay— reuth, wo ich die Pflanze 1844 ebenfalls beobachtet habe. 51. Cnicus Erisithales L., gleichbedeutend mit Cirsium Erisithales Scopoli, ſoll nach der Flora bad. auf feuchten Gebirgswieſen und Triften des ſogenannten Bärenthales zwiſchen dem Feldſee und Titiſee, ſowie im Donauthale hinter Meßkirch vorkommen; die Pflanze iſt jedoch von Andern dort nicht beobachtet worden, und auch im Gmelin'ſchen Herbarium ſind keine badiſchen Exemplare vorhanden. 52. Centaurea amara L., nach der Flora bad. (III. p. 504) auf trockenen Hügeln des Kaiſerſtuhls vorkommend, iſt in keiner Weiſe nachgewieſen. Die Pflanze gehört mehr dem Süden an; die unſerem Gebiete nächſten Standorte ſind die ſüdlichen Abdachungen der ſchweizer und tyroler Alpen. 53. Cacalia alpina der Flora bad. beſteht nach Ausweis des Gmelin'ſchen Herbariums aus Formen der Cacalia albi- frons. An dem Seite 392 des dritten Bandes angegebenen Standorte findet ſich nur die letztgenannte Art; erſt in den Alpen und im ſchweizeriſchen Jura tritt neben dieſer auch Ca— calia alpina auf. 54. Aster alpinus L., der nach der Flora bad. (IV. p. 615) ſehr ſelten auf der Kuppe des Feldberges vorkommt, befindet ſich nicht von dieſer Lokalität in Gmelin's Herbarium und iſt von Anderen dort nicht beobachtet worden. Es muß hier ein Gedächtnißfehler, eine Verwechſelung oder ein auffallender Irrthum unterlaufen ſein, da jene Localität dem ſonſtigen Vorkommen der in Rede ſtehenden, in der Schweiz und in Tyrol häufig vorkommenden Pflanze nach meinen Erfahrungen durchaus nicht entſpricht. 55. Inula Helenium L., von welcher in der Flora bad. (III. p. 456) mehrere Standorte angegeben werden, kommt, a wie fait alle verbreiteteren officinellen Pflanzen, ſelten in einem oder dem andern verwilderten Exemplare vor, iſt jedoch in unſerer Flora keineswegs einheimiſch und findet ſich auch nicht von ſolchen Localitäten in Gmelin's Herbarium. 56. Senecio nemorensis L. Für dieſe Pflanze werden in der Flora bad. (III. 442) die Gebirgswaldungen zwiſchen Heidelberg und Weinheim angeführt, wo ich auch ſelbſt die hier gemeinte Pflanze oftmals angetroffen habe. Da jedoch Gmelin a. a. O. Seite 441 die von Linné (Spec. plant. I. p. 870, edit. II. p. 1221) gegebene Diagnoſe wörtlich wieder— holt, und in derſelben bekanntlich die ſchon ſo oft beſprochenen Worte „corollis radiantibus octonis“ vorkommen, jo muß ich zur Verhütung von Mißverſtändniſſen hier bemerken, daß ich die Pflanze mit acht Strahlblüthen noch nicht in unſerem Gebiete beobachtet und auch keine ſolche Exemplare von ba— diſchen Standorten in Herbarien geſehen habe. Die hier in Frage ſtehenden Pflanzen, welche bei uns vorkommen, ſind: 1) Der breitblätterige Senecio nemorensis mit fünf Strahl- blumen. Er findet ſich in unſerem Jura und in den Ge— birgen vom ſüdlichſten Schwarzwalde bis in den Oden— wald und wurde früher faſt allgemein Senecio ovatus genannt; 2) die ſchmalblätterige Form dieſer Art, welche ſich von der eben erwähnten auch durch meiſt ſpitzere und an den Enden brandige Hüllſchuppen unterſcheidet und Senecio Fuchsii genannt zu werden pflegt. Sie kommt in unſeren niederen Gebirgsgegenden, ſowie zuweilen in den Ufergebüſchen der Rheinfläche vor. Von den beiden genannten Formen, ſowie von dem acht— ſtrahligen Senecio nemorensis unterſcheidet ſich ſpecifiſch Se— necio saracenicus L. (nicht Godron), welcher ſich durch ſeine verlängerten, fadenförmigen Ausläufer, ſowie durch die vor— wärts gerichteten Zähne der Blattränder auszeichnet. Er kommt in den Maingegenden, ſowie in der badiſchen Jura— gegend vor, wo ich ihn erſt vor wenigen Jahren bei Gutma— er dingen unter der erſterwähnten Art aufgefunden habe. — Die Discuſſion der Frage, ob der oben erwähnte achtſtrahlige Senecio nemorensis von unſerem meiſt fünfſtrahligen ſpecifiſch verſchieden iſt, kann hier nicht erörtert werden. 57. Scabiosa ochroleuca der Flora bad. (nicht Linné's), welche nach Seite 325 des erſten Bandes der Flora bad. in Geſellſchaft von Scabiosa columbaria vorkommen ſoll, iſt nach Ausweis des Gmelin'ſchen Herbariums Scabiosa sua- veolens Desfontaines. Scabiosa ochroleuca iſt bis jetzt im Badiſchen nicht nachgewieſen worden. 58. Valeriana montana L. ſoll nach der Flora bad. (p. 71) in Geſellſchaft von Valeriana Tripteris auf dem Schwarz— walde vorkommen, iſt aber von Niemanden ſonſt beobachtet worden und auch in Gmelin's Herbarium nicht aus unſerem Florengebiete vorhanden. 59. Galium rubrum der Donauflora (I. p. 315) worüber die „Rheiniſche Flora“ Bericht erſtattet hat, iſt ohne Zweifel Galium rubrum Pollich. (Hist. plant. Palat. I. p. 155), mit⸗ hin das kahlfrüchtige Galium Parisiense Linné, nicht deſſen Galium rubrum. Letzteres iſt eine ſüdlichere, unſerem Gebiete gewiß ganz fremde Pflanze. 60. Galium saccharatum Allione, eine ſüdeuropäiſche Pflanze, wird von Dierbach und Succow in die Gegend von Heidelberg und Mannheim verſetzt, kommt jedoch in der ganzen badiſchen Flora nicht vor. 61. Lonicera Caprifolium L. wird in der Flora bad. (I. p. 489) als eine einheimiſche Pflanze aufgeführt, iſt aber gewiß nur Gartenflüchtling. Unter unſerem Meridian über— ſteigt die Pflanze ſchwerlich den Kamm der Alpen. 62. Torilis nodosa Gärtner ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 202) am Kaiſerſtuhl an Ackerrändern und in Weinbergen vorkommen, iſt jedoch von Andern nirgends in unſerem Gebiete beobachtet worden und fehlt von badiſchen Standorten in Gmelin's Herbarium, ſowie ſie auch in den Nachbarfloren noch nicht beobachtet worden iſt. In den Er Mittelmeergegenden, ſowie in der Nachbarschaft des atlanti— ſchen Meeres und der Nordſee, iſt die Pflanze nicht ſelten. 62. Caucalis leptophylla L. ſoll nach der Flora bad. (I. p. 624) hier und da auf Feldern und in Weinbergen vor— kommen, iſt aber daſelbſt von Andern nirgends beobachtet worden und fehlt auch von badiſchen Standorten im Gme— li n'ſchen Herbarium. In den Mittelmeergegenden habe ich die Pflanze ſehr verbreitet gefunden. 63. Tordylium maximum Z. ſoll nach Gmelin's Flora bad. (IV. p. 203) in der Pfalz vorkommen; es iſt aber dort von Andern nicht beobachtet worden, ſowie ſich auch keine Exemplare von badiſchen Standorten in Gmelin's Herba— rium vorfinden. Im benachbarten Elſaß kommt übrigens die Pflanze wild vor. 64. Angelica pyrenaea Sprengel, gleichbedeutend mit Gmelin's Selinum Lachenalii, ſoll nach der Flora bad. (I. p. 640) früher „in monte quodam prope Kandern“ vorgekommen ſein, findet ſich aber nicht von dort in Gmelin's Herbarium und iſt von Andern in dem Gebiet unſerer Flora nicht aufgefunden worden. Auf der linken Seite des Rheines iſt die Pflanze in den Granit-Vogeſen ſehr verbreitet. 65. Oenanthe Pollichii Gmelin, gleichbedeutend mit Oenan- the peucedanifolia Pollich, ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 210) häufig auf dem faulen Waag in der Nähe des Kaiſer⸗ ſtuhls vorkommen, fehlt jedoch von dort in Gmelin's Her— barium und iſt auch von Andern dort nicht beobachtet worden. Im Elſaß, ſowie in der baperiſchen Pfalz, iſt übrigens die Pflanze auf den Wieſen der Rheinfläche und der Hügelregion nicht ſelten; ſie dürfte daher vielleicht noch in der badiſchen Flora aufzufinden ſein. 66. Saxifraga auctumnalis L., eine Alpenpflanze, ſoll nach der Flora bad. (II. p. 219) am kalten Brunnen und bei Herrenwies vorkommen, iſt jedoch für unſer Floren— gebiet in keiner Weiſe nachgewieſen. Bei einem Eremplar des Gmelin'ſchen Herbariums befindet ſich eine Etiquette a. mit der ſeltſamen Bemerkung: „In monte patrio Belchen et in Alpibus Helvetiae.“ Durch die Angabe dieſer weiteren Localität und durch die zwei Standorte auf einem und demſelben Zettel gewinnt die Sache faſt den Anſchein, als ob hier eine unrichtige Erinnerung die andere verdrängt habe. Jedenfalls dürfen die ſämmtlichen hier mitgetheilten Standorte als völlig unverbürgt angeſehen werden. 67. und 68. Saxifraga Cotyledon L. und Saxifraga caesia L. ſollen nach der Flora bad. (IV. p. 284 und 286) hinter Meßkirch an den Kalkfelſen des Donauthales vorkommen, ſind aber in keiner Weiſe nachgewieſen. 69. Sempervivum montanum L., welches hinter Meßkirch auf hohen Kalkfelſen des Donauthales vorkommen ſoll, iſt in den Alpen, nicht aber im Großherzogthum Baden zu Hauſe und für letzteres in keiner Art nachgewieſen. 70. Sempervivum hirtum T. ſoll an denſelben Localitäten vorkommen wie die vorhergehende Art, iſt aber aus den dort angegebenen Gründen ebenfalls zu ſtreichen. 71. Tillaea muscosa L. ſoll nach der Flora bad. (I. p. 395) zwiſchen Neuenweg und Badenweiler auf dem Nonnmatt⸗ weiher und auf dem Meyerskopfe von Zeyher gefunden worden ſein, findet ſich jedoch weder lebend an jenen Locali— täten, noch getrocknet von jenen Standorten in den Herbarien von Zeyher, Gmelin und anderen Botanikern. Die Pflanze iſt gewiß nicht bei uns einheimiſch. 72. Bryonia alba L. ſoll nach der Flora bad. (III. 712), ſowie nach mehreren Localfloren, hier und da in Zäunen vorkommen, iſt jedoch für unſere Flora nicht nachgewieſen. 73. Tormentilla reptans L., gleichbedeutend mit Poten- tilla procumbens Sibthorp, nach der Flora bad. (IV. 394) hier und da in unſerm Gebiete vorkommend, iſt in feiner Weiſe nachgewieſen. 74. Callitriche auctumnalis L., eine im nördlichen Europa einheimiſche Pflanze, wird in mehreren Floren unter den badiſchen Pflanzen aufgezählt, iſt jedoch unbedenklich zu ſtreichen. — - — Die irrigen Angaben ſind durch Verwechslung mit andern Arten dieſer Gattung entſtanden. 75. Rosa lutea Miller, welche von Gmelin (Flora bad. IV. p. 356) und von mehreren andern Floriſten wie eine einheimiſche Pflanze behandelt wird, iſt in unſerem Gebiete nur verwildert. 76. Rosa pomifera Hermann. Auch dieſe Art iſt bei uns nur ein ſelten vorkommender Gartenflüchtling. Nach den An⸗ gaben der Flora bad. (II. p. 411) würde man ſie für ein⸗ heimiſch halten. 77. Gelega officinalis L. ſoll nach der Flora bad. (IV. p. 558) in unſerem Jura auf dem Randen wild vorkommen, iſt aber dort, wenn früher wirklich vorhanden, nur ver: wildert geweſen. Solche einzelne aus verſchleppftem Saamen aufgelaufene Exemplare finden ſich auch zuweilen an feuchten Stellen der dem natürlichen Vorkommen der Pflanze weit mehr als der Randen entſprechenden Rheinfläche; aber auch dieſe ſind noch kein Grund, die Pflanze wie eine einheimiſche zu behandeln. 78. Coronilla securidaca L., gleichbedeutend mit Securi- gera Coronilla De Candolle, iſt eine unſerem Gebiete fremde Pflanze der Mittelmeerflora. Caspar Bauhin's Mittheilung, daß ſie am Grenzacher Berg bei Baſel vorgekommen ſei, be— ruht ohne Zweifel auf einer Verwechslung. 79. Coronilla vaginalis Lamarck, gleichbedeutend mit Co- ronilla minima Jaegwin, ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 556) auf ſehr hohen Kalkfelſen hinter Meßkirch vorkom⸗ men, iſt aber von Andern dort nicht beobachtet worden und fehlt von badiſchen Standorten in Gmelin's Herbarium. Es wäre übrigens ſehr wohl möglich, daß die Pflanze noch in unſerem Jura aufgefunden würde, da ſie ſich im jchweizeri- ſchen und württembergiſchen Jura vorfindet und am erſtgenannten Ort auf der Gempenfluh unſerer Gebirgsgränze ſehr nahe kommt. 80. Ononis hircina Jacquin, gleichbedeutend mit Ononis altissima Lamarck, wird von Gmelin Flora bad. (III. p. 3 3 163) irrthümlich als am Kaiſerſtuhle vorkommend bezeichnet; ſie befindet ſich jedoch nicht von badiſchen Standorten in ſei— nem Herbarium und iſt von Andern in unſerem Gebiete nicht beobachtet worden. 81. Ononis Columnae Allione ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 542) an Kalkfelſen hinter Meßkirch vorkommen, iſt aber von Andern dort nicht beobachtet worden und findet ſich auch nicht von badiſchen Standorten in Gmelin's Her— barium. 82. Cytisus sessilifolius L., nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 552) häufig zwiſchen Konſtanz und Radolfzell vor— kommend, iſt in keiner Weiſe nachgewieſen. 83. Evonymus latifolius Acton ſoll nach der Flora bad. (I. p. 532) am Bodenſee vorkommen, iſt jedoch in keiner Weiſe beurkundet. 84. Geranium phaeum Z. ſoll nach der Flora bad. (III. p. 112) bei der Grube Hausbaden unweit Badenweiler und auf dem Grenzacher Berge bei Baſel vorkommen, iſt aber von Andern dort nicht gefunden worden und auch nicht von dieſen Standorten in Gmelin's Herbarium. 85. Geranium macrorrhizon L. iſt von meinem Freunde Bauſch einmal in der Nähe des Wirthshauſes „Zum Ster— nen“ unterhalb der Höllenſteige gefunden und deshalb von Gmelin der badiſchen Flora (Band IV. p. 548) einverleibt worden. Das im Gmelin'ſchen Herbarium noch vorhandene Exemplar iſt jedoch ohne Zweifel ein Gartenflüchtling, da die Pflanze ſonſt nicht mehr beobachtet worden iſt. — Kommt auch bei Heidelberg auf einer alten Mauer unterhalb der Engelswieſe, ſowie in der Nähe des Gebietes bei Hardenburg in der bayeriſchen Pfalz im verwilderten Zuſtande vor. 86. Geranium sibiricum iſt von Dr. Schmidt bei Bruchſal entdeckt und von mehreren Autoren der badiſchen Flora einverleibt worden; ich habe mich jedoch an Ort und Stelle überzeugt, daß es ſich dort nicht wie eine wilde Pflanze verhält. Es iſt ohne Zweifel durch Erde oder Pflanzen aus 2 dem dortigen Hofgarten verſchleppt worden und jedenfalls in der badiſchen Flora zu ſtreichen. 87. Malva Mauritiana L., von Gmelin (Flora bad. III. p. 137) in die badiſche Flora verſetzt, iſt nur ſelten ein zu— fälliger Gartenflüchtling. 88. Moehringia muscosa L. ſoll nach der Flora bad. hinter Mößkirch im Donauthale, nach ſchriftlichen Mitthei— lungen am Randen, auf dem Feldberg und beim Kollnauer Eiſenwerk unweit Waldkirch vorkommen; ſie iſt jedoch von Andern an ſämmtlichen Lokalitäten nicht beobachtet worden. Die Exemplare, welche von Gmelin, Jung und einigen Andern als Moehringia muscosa im Badiſchen geſammelt wurden, ſind nach Ausweis meiner Herbarien Sa— gina procumbens. 89. Spergula saginoides L., gleichbedeutend mit Sagina subulata Wimmer, ſoll nach der Flora bad. (II p. 119) im Schwarzwalde bei der Herrenwieſe und beim kalten Brunnen vorkommen; an jenen Lokalitäten findet ſich jedoch nur Sa— gina procumbens. 90. Gypsophila Saxifraga L., gleichbedeutend mit Tunica Saxifraga Scopoli, nach der Flora bad. (II. p. 234) an den Molaſſefelſen bei Meersburg und Ueberlingen vorkommend, iſt nicht nachgewieſen. 91. Gypsophila fastigiata L., nach der Flora bad. (IV. p. 299 und 300) bei Unadingen unweit Hüfingen vorkom— mend, entbehrt jeglichen Nachweiſes. Im Gmelin'ſchen Her— barium liegt ein Exemplar, welches an der Stelle der Standesortsangabe mit U bezeichnet iſt. Vielleicht darf dies als eine Andeutung gelten, daß Gmelin ſelbſt in die Rich— tigkeit ſeiner Erinnerung kein volles Vertrauen ſetzte. 92. Dianthus sylvestris Wulfen, nach der Flora bad. (II. p. 241) bei Wiesloch, nach vielfachen gedruckten und andern Angaben im badiſchen Oberlande vorkommend, iſt in keiner Weiſe nachgewieſen. Die letzteren Arten beruhen auf Verwechſelung enmit anderen Arten. 3* u ar 93. Dianthus plumarius L., eine in Steiermark und noch weiter öſtlich von unſerem Gebiete vorkommende Art, ſoll nach Höfle's Flora der Bodenſeegegend p. 63 und nach mehreren anderen Autoren im badiſchen Oberland einheimiſch ſein; ſämmtliche Angaben beruhen jedoch auf Verwechſelungen mit verwandten Arten. 94. Dianthus Caryophyllus Z. wird in mehreren Floren unter den einheimiſchen Pflanzen aufgeführt und findet ſich auch zuweilen als Gartenflüchtling, iſt jedoch keineswegs eine wilde Pflanze unſeres Gebietes. 95. Cistus piliferus G@melin, nach Ausweis von Orginal— eremplaren, gleichbedeutend Cistus polifolius Linné, Helian- themum polifolium Koch, ſoll nach der Flora bad. (IV. p. 403) bei Würzburg und Wertheim vorkommen, iſt jedoch bis jetzt für die letztgenannte Lokalität noch nicht nachgewieſen, mithin vor der Hand nicht in unſerem Florengebiete zu ver— zeichnen. 96. Viola biflora L., eine Alpenpflanze, welche nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 635) hinter Meßkirch vorkom⸗ men ſoll, iſt in keiner Weiſe für unſer Gebiet nachgewieſen. 97. Viola calcarata L., welche nach der Flora bad. (III. p. 524) im Schwarzwald auf dem Feldberg und Kandel vor— kommen ſoll, iſt für unſer Gebiet in keiner Weiſe nachgewieſen und unbedenklich zu ſtreichen. 98. Arabis alpina L., nach der Flora bad. (IV. p. 505) bei Werenwag und Stetten am kalten Markt vorkommend, iſt nicht nachgewieſen. Im ſchweizeriſchen Jura iſt die Pflanze gemein und findet ſich im Kanton Baſel ſelbſt in geringer Entfernung von unſerer Gebirgsgränze. 99. Arabis pumila Jacquin, nach der Flora bad. (IV. P. 507) hinter Meßkirch im Donauthal und bei Stetten am kalten Markt vorkommend, iſt eine Alpenpflanze, deren Vor— kommen in unſerem Gebiete in keiner Weiſe beurkundet iſt. 100. Cardamine bellidifolia @melin (nicht Linné), gleich— bedeutend mit Cardamine alpina Willdenow, welche nach der — Flora bad. (IV. p. 479) hinter Meßkirch vorkommen ſoll, iſt nicht nachgewieſen und deßhalb in der badiſchen Flora zu ſtreichen. f 101. Sisymbrium Irio Gmelin (Flora bad. IV. p. 491), nicht Linné, iſt das bei Wertheim vorkommende Sisymbrium brevicaule Wibel‘ (Flora Werth. p. 348), welches bekanntlich mit Diplotaxis viminea De Candolle ſynonym iſt. Sisym- brium Irio Linné iſt eine ſüdeuropäiſche Pflanze. 102. Lunaria biennis TL. ſoll nach Gmelin (Flora bad. III. p. 48) am Thurmberge bei Durlach wild vorkommen; die von dort noch in ſeinem Herbarium vorhandenen Exem⸗ plare waren jedoch nur Gartenflüchtlinge. Die Pflanze iſt unſerer Flora völlig fremd. 103. Thlaspi alpestre L. ſoll nach Gmelin (Flora bad. III. p. 30) auf den Muſchelkalkhügeln in der Gegend von Durlach vorkommen, iſt jedoch in keiner Art nachgewieſen. 104. Thlaspi saxatile L., gleichbedeutend mit Aethionema saxatile R. Rrown, ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 472) bei Engen und hinter Geiſingen vorkommen, entbehrt jedoch ebenfalls aller Beurkundung. 105. Lepidium alpinum L., nach Gmelin (IV. p. 470) hinter Meßkirch vorkommend, iſt von Andern nicht in unſerem Gebiete beobachtet worden und findet ſich auch in Gmelin's Herbarium nicht von badiſchen Standorten vor. 106. Fumaria capreolata L. ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 529) am Kaiſerſtuhl bei Hohenlimburg und bei Alt⸗Breyſach vorkommen, iſt jedoch im Herbarium deſſelben nicht von badiſchen Standorten vorhanden. Die Pflanze mag an den angegebenen Standorten verwildert vorgekommen ſein, wie dies auch mehrere Jahrzehnte in einem Garten bei Mann⸗ heim der Fall war. 107. Chelidonium corniculatum L. ſynonym mit Glaucium corniculatum Curtis, ſoll nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 400) bei Eggenſtein und Schwetzingen wild vorkommen, iſt jedoch hier, ſowie in der benachbarten bayeriſchen Pfalz, nur aus zufällig verſtreutem Saamen aufgelaufen geweſen und gewiß nicht in unſerem Gebiet einheimiſch. 108. Ranunculus hederaceus L., nach Gmelin (Flora bad. II. p. 553) bei Durlach und Rintheim vorkommend, iſt für unſere Flora noch nicht nachgewieſen, findet ſich jedoch in der benachbarten bayeriſchen Pfalz. 109. Adonis auctumnalis L., nach Gmelin (II. p. 529) „inter segetes et in arvis“, iſt unſerer Flora völlig fremd. 110. Anemone hortensis L. wird von Gmelin (Flora bad. II. p. 512) in Folge von Nachrichten eines alten Kräuter— buches ) unter die einheimischen Pflanzen aufgenommen, iſt jedoch eine unſerm Gebiete völlig fremde Pflanze der Mittel— meergegenden. Die Worte des von Gmelin citirten Autors beziehen ſich ohne Zweifel nicht auf Anemone hortensis, ſondern auf eine bei uns vorkommende, übrigens kaum mit Sicherheit zu beſtimmende Pflanze der genannten Gegenden. 111. Thalictrum fœtidum Z., eine ſeltenere Alpenpflanze, iſt in keiner Weiſe für unſer Florengebiet nachgewieſen. Nach Gmelin (Flora bad. IV. p. 420) ſoll es im Höllenthale bei Freiburg vorkommen. Indem ich hiermit dieſe Nachrichten abſchließe, muß ich leider bedauern, daß die mir nur ſehr ſpärlich zugemeſſene Muße es nicht erlaubt hat, die ganze Arbeit zu beendigen, welche „) Gmelin citirt a. a. O. die Stelle ſeines Gewährsmannes mit den Worten: „Im Kraichgau und Wormſergau in loeis incultis aprieis» und ſchreibt dieſe Worte dem bekannten Theodor Taber⸗ nämontanus zu, bei welchem ich fie jedoch nicht finde. Was übrigens dieſer in ſeinem Kräuterbuche Seite 84 und der von ihm wieder eitirte Hieronimus Tragus Blatt 47 abbildet, iſt jedenfalls keine Ane- mone hortensis. ich urſprünglich für den dermaligen Jahresbericht beſtimmt hatte. Es war nämlich meine Abſicht, einestheils die Flora des Großherzogthums Baden mit den Nachbarfloren, andern— theils die intereſſanteſten Theile der badiſchen Flora möglichſt überſichtlich mit einander zu vergleichen und dieſer Arbeit dann noch ein Verzeichniß der aus unſerer Flora auszu— ſchließenden, der für dieſelbe zweifelhaften, der eingeſchleppten und der im Laufe der Zeit durch die Cultur und andere Ein— flüſſe verdrängten Gewächſe hinzuzufügen. Ich habe zu dieſer Arbeit meine zahlreichen, ſeit Jahren unermüdlichen Corres— pondenten ſpeciell in Anſpruch genommen und fühle mich ver— pflichtet, für ihre aufopfernde Mitwirkung auch öffentlich meinen Dank auszuſprechen; aber aller Beihülfe ungeachtet war die mir zur Erledigung dieſer Arbeit vergönnte Friſt bei weitem nicht zureichend, und ſo gebe ich denn ſtatt des umfaſſenden Ganzen einſtweilen einen Theil deſſelben und verſpare das Weitere, das doch auch noch manche Nachforſchung an Ort und Stelle erheiſcht, für eine andere Gelegenheit. Der hier vorliegende Stoff iſt ſo reich und umfaſſend, daß der ſtrebende Forſcher unwillkührlich an die Kürze des eigenen Daſeins an der freundlichen Stätte erinnert wird, und er nur in der Ueberzeugung, daß das Streben nach Wahrheit von Geſchlecht zu Geſchlecht fortlebt, einen Troſt findet. Ueber das Ozon als Luftbeſtandtheil und ſeine Beziehungen zu den verſchiedenen Zuſtänden der Atmosphäre. Von Dr. E. Weber, Großh. Regimentsarzt in Mannheim. Es iſt eine längſt bekannte Thatſache, daß bei heftigen Gewittern zuweilen ein eigenthümlicher, gewöhnlich als ſchwefelig oder phosphorartig bezeichneter Geruch in der Luft wahrgenommen wird. Schon in den homeriſchen Geſängen “) geſchieht bei der Schilderung von Gewittern des Geruchs von brennendem Schwefel Erwähnung. Noch bekannter und in auf— fallenderem Grade bemerkbar iſt dieſer Geruch, inſofern er ſich an dem Conductor einer in Thätigkeit geſetzten Electriſirmaſchine entwickelt. Dieſe Thatſache findet ſich ſchon in allen älteren Lehrbüchern der Phyſik angeführt, die nähere Unterſuchung aber des räthſelhaften Riechſtoffes, welche zu den wichtigſten Ergebniſſen führte, iſt das unbeſtrittene Verdienſt eines ſchon durch die Entdeckung der Schießbaumwolle berühmt gewordenen deutſchen Chemikers, des Profeſſors Chriſtoph Friedrich Schönbein in Baſel. Seit dem Jahre 1840 beſchäftigt ſich 1) Ilias VIII 135 und XIV 414; Odyſee XII 414 XIV 305, 1 — dieſer geniale Forſcher unausgeſetzt mit der weiteren Entwick— lung ſeiner folgereichen Entdeckung, frühere Irrthümer be— richtigend, neue hochwichtige Beziehungen fait täglich aufdeckend⸗ Schönbein fand, daß der ſogenannte electriſche Geruch nicht nur bei dem Ausſtrömen der Reibungselectricität aus Spitzen, ſondern auch bei der Zerſetzung des Waſſers mittelſt der galvaniſchen Säule und zwar am poſitiven Pole derſelben auftrete. Er nannte dieſen Riechſtoff, deſſen Trennung von dem an der poſitiven Electrode ſich ſammelnden Sauerſtoffe Ozon (von dem Griechiſchen 3, ich rieche). Weitere Ver— ſuche hatten das, für die genauere Kenntniß der Eigenſchaften dieſes Stoffes höchſt wichtige Ergebniß, daß derſelbe auch auf anderem, namentlich chemiſchem Wege mit Leichtigkeit in größerer Menge gewonnen werden könne und zwar vorzüglich durch die langſame Verbrennung des Phosphors. Es zeigt ſich hierbei der Geruch des Ozons in concentrirtem Zuſtande ſtechend ſchwefelig und chlorähnlich, die Reſpirationsorgane heftig reizend, im verdünnten mehr phosphorartig, welche Bezeichnung jedoch jetzt nicht mehr als richtig angenommen werden kann, da gerade dem ſich bildenden Ozon der Phos— phor ſeinen ſpezifiſchen Geruch verdankt. Schönbein machte ferner die wichtige Entdeckung, daß ebenſo wie in atmosphäriſcher Luft durch Electriſiren Ozon künſtlich erzeugt werden kann, dieſer Stoff auch durch die großartigen electriſchen Vorgänge in unſerer Atmosphäre fort— während gebildet und ſeiner gasförmigen Beſchaffenheit wegen in derſelben zerſtreut werde, daher auch faſt immer ein größerer oder geringerer Theil deſſelben in der Luft nach— gewieſen werden könne. Die nähere Betrachtung dieſes at— mosphäriſchen Ozons nun, ſeiner Entſtehungsquellen und namentlich ſeiner Beziehung zu den verſchiedenen anderen meteorologiſchen Verhältniſſen, ſoll der Hauptgegenſtand dieſer kleinen Abhandlung ſein. Da jedoch denen unſerer verehrten Vereinsmitglieder, welchen das Ozon überhaupt fremd und die bereits ſehr umfangreiche Literatur über daſſelbe vielleicht Be : nicht zugänglich iſt, Manches unklar bleiben könnte, halte ich es für geeignet, das Wichtigſte über das Weſen und die intereſſanteſten Eigenſchaften des Ozons nach dem jetzigen Stand— punkte der Wiſſenſchaft in gedrängter Kürze vorauszuſchicken. Ueber das Weſen des Ozons herrſchten ſeit ſeiner Ent— deckung bis auf die neuere Zeit verſchiedene, zum Theil ſich widerſprechende Anſichten und es haben ſich neben Schön bein viele andere ausgezeichnete Forſcher des In- und Auslandes, wie Marignae, De la Rive, Berzelius, Marchand, Fremy, Becquercel, Oſann, Baumert u. A. mit Unter⸗ ſuchungen über dieſen Gegenſtand beſchäftigt. Schönbein ſelbſt änderte einige Male ſeine Anſicht über die wahre Natur des Ozons, in welchem er bald nach deſſen Entdeckung!) einen dem Chlor oder Brom ähnlichen elementaren Stoff, einen haloiden Salzbilder glaubte vermuthen zu dürfen. In einer etwas ſpäter erſchienenen, größeren, ſelbſtſtändigen Schrift?) ſtellte er die Hypotheſe auf, daß der Stickſtoff zuſammen— geſetzt ſei und aus einem einfachen Stoffe, dem Ozon und Waſſerſtoff beſtehe. Er ſuchte durch dieſe Hypotheſe mehrere dunkle chemiſche Vorgänge auf eine geiſtreiche Art zu erklären und gründete auf dieſelbe eine neue Gewittertheorie. Aber auch dieſe Anſicht mußte im Verlaufe weiterer Unterſuchungen wieder aufgegeben werden. Später wurde das Ozon auch für einen höher oxydirten Waſſerſtoff gehalten, jetzt haben ſich aber alle Forſcher dahin geeinigt, in demſelben einen, in einem beſondern (erregten) Zuſtande befindlichen, einen ſogenannten allotropiſchen Sauerſtoff zu erkennen, welchen man Ozon-Sauerſtoff (Oſann) im Gegenſatze zu dem gewöhn— lichen (thermiſchen), electriſirten Sauerſtoff (Fremy, Becquercel) zu nennen vorſchlug. Die einfache Bezeichnung Ozon (6) dürfte aber um fo eher beizubehalten ſein, als 1) In den Denkſchriften der Academie der Wiſſenſchaften in München 1840. 2) Ueber die Erzeugung des Ozons auf chemiſchem Wege. Baſel 1844, ie A u ſich an dieſelbe zugleich die Erinnerung an den berühmten Entdecker dieſes Stoffes knüpft. Was die phyſikaliſchen Eigenſchaften des Ozons betrifft, jo iſt daſſelbe nur gasförmig darſtellbar und bejitt die Cohäſionsverhältniſſe und das ſpecifiſche Gewicht des Sauerſtoffgaſes. In electromotoriſcher Beziehung iſt es em— minent negativ, ſo daß ein vollkommen trockenes Platin— blech von gewöhnlicher Temperatur, wenn es auch nur wenige Secunden in ozoniſirte Luft gehalten wird, negativ polariſirt (von einer dünnen, an deſſen Oberfläche haftenden Ozon— ſchichte) erſcheint. Im erwärmten Zuſtande bleibt es indifferent. Unter den phyſiologiſchen Eigenſchaften des Ozons iſt deſſen, in concentrirtem Zuſtande ſcharfen, ſtechenden, chlorähnlichen Geruchs bereits erwähnt worden. Beim Ein— athmen reizt derſelbe die Reſpirationsorgane heftig, erzeugt katarrhaliſche Affectionen, bei längerer Dauer Entzündung derſelben und kann kleinen Thieren ſelbſt in kurzer Zeit tödt— lich werden, was durch direkte Verſuche von Schwarzenbach, Schönbein, Miſcher, Scoutetten, Böckel u. A. zur Genüge bewieſen wurde. So tödtete nach Erſterem Luft, welche nur "2000 ihres Gewichtes an Ozon enthielt, ein Kaninchen in 2 Stunden. Aber auch ſelbſt in ſehr verdünntem Zuſtande kann das Ozon noch den Athmungswerkzeugen nachtheilig werden und es iſt daher einleuchtend, daß dieſer Stoff, welcher faſt ſtets als Beſtandtheil in unſerer Atmos— phäre nachzuweiſen iſt, wenn er ſich einmal in ungewöhnlicher Menge in derſelben anhäuft, auch zur Krankheitsurſache in der angedeuteten Richtung werden kann. Aber auch der Mangel an Luftozon kann, und vielleicht ſelbſt noch in größerem Maßſtabe, zur Entwicklung von Krankheiten Veranlaſſung geben, worauf wir ſpäter noch einmal zurückkommen werden. Hier ſteht noch ein weites Feld für Beobachtungen offen. Die bisher angeſtellten haben zum Theil ſich widerſprechende Reſultate geliefert. Die chemiſchen Eigenſchaften des Ozons find höchſt 2 wichtig und intereſſant, können jedoch hier nur in Kürze und namentlich inſoferne ſie auch praktiſches Intereſſe bieten, an⸗ gedeutet werden. Die bemerkenswertheſte iſt ſein emminentes Oxydationsvermögen, vermöge deſſen es ſchon bei gewöhnlicher Temperatur die Mehrzahl der der Sauerſtoffaufnahme fähigen Körper oxydirt, jo namentlich alle Metalle mit Ausnahme von Gold und Platin. So werden z. B. durch daſſelbe in der Kälte Silber und Blei in Superoxyde, Arſen in Arſen⸗ ſäure verwandelt ꝛc. Mit Phosphor bildet es unter denſelben Verhältniſſen erſt phosphorige Säure, dann Phosphorſäure unter Entwicklung von Licht und mehr oder weniger Wärme. Mit Chlor, Jod und Brom geht das Ozon nicht ſaure aber höchſt bleichende Verbindungen ein. Selbſt der Stickſtoff kann zu Salpeterſäure oxydirt werden und die Spuren derſelben, welche ſich namentlich nach Gewittern in der Atmosphäre nachweiſen laſſen, ſind wohl der geſteigerten Ozonbildung zu— zuſchreiben. | Von praktiſchem Intereſſe iſt ferner die Eigenſchaft des Ozons, aus den meiſten Jodmetallen augenblicklich das Jod auszuſcheiden, worauf Schönbein ſein ſpäter zu beſchreibendes Ozonometer gegründet hat. Ebenſo bemerkenswerth iſt ſeine Eigenſchaft, manche Pflanzenfarben zu verändern, nament— lich zu bleichen. Die Bleichung einer Indigo-Solution hat der genannte Forſcher auch dazu benützt, um die Menge des in einem beſtimmten Luftquantum enthaltenen Ozons durch Titrirung zu beſtimmen!). Quajaktinktur wird durch Ozon in derſelben Weiſe wie durch Bleiſuperoxyd oder durch 1) Durch Schütteln einer ozonhaltigen Luft mit Indigotinktur, welche (in normaler Löſung, nämlich 10 Gramm mit Salzſäure verſetzt und erhitzt, dann mit jo viel chlorſaurem Kali vermiſcht, daß darin ein Milligramm Sauerſtoff enthalten iſt) in kleinen Mengen ſo lange zu— geſetzt wird, als ſie ſich entfärbt. Die Menge der verbrauchten Löſung gibt das Maß für die Menge des vorhandenen Ozons, 10 Gramm der erſteren entſprechen 1 Milligramm des letztern. 8 Chlor gebläut, während der gewöhnliche Sauerſtoff gar keine Veränderung derſelben hervorbringt. Eine friſch bereitete Quajaktinktur ), in welche Streifen von Filtrirpapier getaucht werden, gibt ein noch empfindlicheres Reagenz auf Ozon als Jodkalium⸗Stärkepapier und ein ſehr ſicheres und bequemes Mittel, die Zuſtände des freien und gebundenen Ozons zu erkennen. Auch auf die meiſten organiſchen Subſtanzen wirkt das Ozon oxydirend und mehr oder weniger zerſtörend ein. Dieſes ſcheint jedoch nicht bei fixen Coutagien (von der Kuhpocken⸗ Lymphe z. B. iſt es mit Beſtimmtheit nachgewieſen) ſo wie bei lebenden niederen Thier- und Pflanzenbildungen der Fall zu ſein und es dürfte hiermit die erfolgloſe Anwendung ozon— iſirter Luft zur Hemmung gewiſſer contagiöſer Krankheiten im Zuſammenhang ſtehen. Die Eigenſchaft des Ozons, den Fäulnißprozeß organiſcher Stoffe aufzuhalten, macht dasſelbe als Luftbeſtandtheil höchſt wichtig, worauf wir ſogleich näher zurückkommen werden. Der ozoniſirte Sauerſtoff ſcheint aber auch tiefer in das innere organiſche Leben der Thier- und Pflanzenwelt einzu- greifen, wie dies Schönbein in einer neueren Arbeit?) zu entwickeln ſucht. Er ſpricht dabei auch die Anſicht aus, daß der Sauerſtoff, wie er in der atmosphäriſchen Luft enthalten ſei oder in dem Laboratorium dargeſtellt werde, für ſich keine oxydirende Wirkung zu äußern vermöge, ſondern dieſe Eigenſchaft erſt unter dem Einfluſſe gewiſſer Imponderabilien oder gewichtiger Agentien (3. B. Electricität, Phosphor ꝛc.) erhalte. Raum und Zweck dieſer kleinen Abhandlung erlauben nicht, die übrigen chemiſchen Beziehungen des Ozons genauer zu erörtern, dagegen wollen wir einen kurzen Blick auf die Verhältniſſe werfen, unter welchen daſſelbe in ſeiner Entwicklung 1) Eine Auflöſung von einem Theile möglichſt unverändertem d. h. braungelbem, durchſichtigem Harz auf 100 Theile Weingeiſt. 2) Archiv für phyſiologiſche Heilkunde 1856. ea Am gehindert oder zerſtört wird. Hierher gehört vor Allem eine höhere Temperatur. Ozoniſirter Sauerſtoff oder ozonhaltige Luft auf 250° C. erhitzt, verlieren den Geruch und alle übrigen Eigenſchaften des Ozons, was auch ſtatt findet, wenn man dieſelbe durch eine mit Kohlenpulver gefüllte Röhre ſtreichen läßt. In Verbindung mit oxypdirbaren organiſchen oder un— organiſchen Subſtanzen gebracht, verſchwindet das Ozon und zwar um ſo raſcher, wenn dieſe gasförmiger Natur ſind. Hierher gehören namentlich auch die Luftarten, welche ſich bei der Zerſetzung organiſcher Subſtanzen zu entwickeln pflegen. In der Nähe eines übelriechenden, ſtagnirenden Waſſers, einer Kloake, einer Düngerſtätte, werden wir kein Ozon durch unſere Reagentien wahrnehmen können, indem daſſelbe ſofort mit den gebildeten Gaſen (Schwefel-, Phosphor-, Kohlenwaſſerſtoffgas, Ammoniak) in chemiſche Verbindung tritt. Die hierauf be— ruhende wichtige Eigenſchaft des Ozons, üble Gerüche zu zer— ſtören und die Fäulniß organiſcher Subſtanzen zu hemmen, wurde auch durch direkte Verſuche von Schönbein und Scoutetten!) mit Beſtimmtheit nachgewieſen. In voller Fäulniß begriffene Stücke Fleiſch, welche in mit ſtark ozoniſirter Luft gefüllte Flaſchen gebracht wurden, verloren ihren Geruch faſt augenblicklich und auf ſo lange, als ſie mit dem Ozon in Berührung blieben und dieſes zur Oxydation der Zerſetzungs— Gaſe hinreichte. Scoutetten hat ſeine Verſuche auch auf größere Wohnräume mit gleichem Erfolge ausgedehnt. Die hohe Wichtigkeit dieſer Miasmen zerſtörenden Eigen— ſchaft iſt einleuchtend und wir müſſen in ihm den mächtigſten Reiniger unſerer Atmosphäre erkennen, ohne welchen ſich die aus der ungeheuren Menge der ſtets in Verweſung begriffe— nen organiſchen Körper entwickelnden, nicht reſpirablen Gas— arten in einer für Geſundheit und Leben verderblichen Menge 1) L’Ozone ou recherches chimiques, météorologiques, physiologi- ques et medicales sur l’oxygöne &lectrise par H. Scoutetten etc. Paris et Metz 1856. „ ſammeln müßten. Daß Gewitter die Luft reinigen, iſt eine alte, durch die Erfahrung ſanctionirte Volksregel, das wie aufzuhellen, war aber erſt der Nenzeit und Schönbein's folgewichtiger Entdeckung vorbehalten. Wenn wir ſchon bei unſern kleinen electriſchen Verſuchen Ozon in einer ſehr be— merkbaren Menge willkürlich erzeugen können, ſo daß daſſelbe ein Zimmer, in welchem eine Electriſirmaſchine kurze Zeit gedreht worden war, mit dem charakteriſtiſchen Geruche erfüllt, ſind wir da nicht berechtigt, anzunehmen, daß bei den groß— artigen electriſchen Vorgängen in unſerer Atmoſphäre während eines Gewitters, der Sauerſtoff der Luft in einer ſolchen Menge electriſirt (in Ozon umgewandelt) werde, daß er der wichtigen Funktion der Reinigung derſelben zu entſprechen im Stande iſt! Aber auch der übermäßigen Anhäufung des Ozons in der Luft, welche der Geſundheit nachtheilig werden könnte, wirkt deſſen Verwandtſchaft zu den orydablen Stoffen entgegen und Scoutetten ) jagt treffend: „les miasmes Oxy- dables sont detruits par Ozone, mais celui-ci & son tour est detruit par les miasmes.“ Fügen wir noch einige Worte über die künſtliche Er- zeugung des Ozons bei. Der wichtigſten Mittel hierzu, des electriſchen, Volta'ſchen und chemiſchen Weges haben wir bereits gedacht. Praktiſch wichtig iſt, daß gewiſſe Subſtanzen, namentlich ätheriſche Oele, z. B. Citronenöl, Terpentinöl, die Eigenſchaft beſitzen, ſchon bei gewöhnlicher Temperatur Sauer: ſtoff aus der Luft aufzunehmen und denſelben im ozoniſirten Zuſtande wieder auszuſcheiden. Unter Mitwirkung des Lichtes, wenn Terpentinöl in weißen, lufthaltigen Flaſchen, die nur zur Hälfte oder zum vierten Theile damit gefüllt und zuweilen zum Behufe der Lufterneuerung zu öffnen ſind, häuft ſich der erregte Sauerſtoff in ſehr merklicher Menge über dem Oele an, worüber Schönbein der naturforſchenden Geſellſchaft in Baſel?) 1) A. a. O. pag. 188. 2) Am 13. Nov. 1850 und 5. Febr. 1851. u PATE a intereſſante Mittheilungen machte. Wir beſitzen hierin eine leichte Methode, Ozon in größerer Menge raſch darzuſtellen, welche auch ſchon praktiſch verwerthet wurde, indem Pfeuffer in München während der Cholera vermittels derſelben Ozon in den Krankenſälen entwickelte, meines Wiſſens jedoch ohne beſondern Erfolg, was jedenfalls nicht für einen flüchtigen (gasförmigen) Charakter des Cholera-Contagiums zu ſprechen ſcheint. — Mit dem ozoniſirten Terpentinöle, welches ſich durch Geruch und Geſchmack weſentlich von dem gewöhnlichen unterſcheidet, dem Pfeffermünzöle ähnlich iſt, auf die Haut gebracht heftig reizende Wirkung entfaltet und kleine Thiere in geringer Gabe raſch tödtet, ſtellte Prof. Dr. Seiz in München ) phyſiologiſch-therapeutiſche Verſuche an, deren Reſultate intereſſant genug ſind, um zur nähern Prüfung und Wiederholung derſelben aufzufordern. Nach dieſen Vorbemerkungen über das Weſen und die wichtigſten Eigenſchaften des Ozons wenden wir uns zur nähern Betrachtung deſſelben als eines Beſtandtheiles unſerer atmosphäriſchen Luft und verſuchen nament— lich den Einfluß der verſchiedenen meteorologiſchen Verhältniſſe auf ſeine Entwickelung nach eigenen Beobachtungen etwas näher zu beleuchten. Schönbein erkannte ſchon frühzeitig das Ozon als einen ſelten oder nie fehlenden Beſtandtheil der Luft, als deſſen Urſache er die faſt unaufhörlich in derſelben ſtattfindenden electriſchen Entladungen annahm und beobachtete daſſelbe und ſeine Veränderungen mit ſeinem eigens hierzu verfertig— ten Ozonometer, deſſen weiter unten ſpeciellere Erwägung geſchehen wird. Er fand den Ozongehalt der Luft durchſchnittlich am ſtärk— ſten im Winter, namentlich bei Schneefällen, am ſchwächſten im Sommer, in den beiden andern Jahreszeiten in einem mittleren, jedoch ſehr veränderlichen Verhältniſſe. Er be— 1) Archiv für gemeinſchaftl. Arbeiten I. Bd. 4. Heft. RR, . merkte ferner, daß derſelbe in den höhern Schichten der Luft zunehme und beobachtete ihn namentlich einigemale in ſehr intenſivem Grade auf den Höhen des Jura in der Nähe von Gewittern. Er fand zuweilen die Menge des atmos— phäriſchen Ozons jo bedeutend, daß es ſich ſogar dem Ge— ruchſinne offenbarte. Das Vorkommen des Ozons in der Luft ſchwankt ſehr unter allgemeinen wie lokalen Einflüſſen. In bewohnten Räumen, in engen belebten Straßen, in der Nähe von übel— riechenden ſtagnirenden Gewäſſern, Kloaken, Fabriken, welche zum Ausſtrömen gewiſſer Gaſe Veranlaſſung geben (nament— lich des Leuchtgaſes) werden wir aus leicht verſtändlichen Gründen mit unſern Reagentien wenig oder gar kein Ozon nachweiſen können, in um ſo größerer Menge hingegen, je reiner die Luft des Beobachtungsortes von ſchädlichen Efflu— vien iſt, je höher derſelbe ſich über das Niveau des Bodens erhebt, namentlich auch je mehr Vegetation ſich in deſſen Umgebung befindet. Auch unmittelbar über Flächen ſtehen— den und fließenden reinen Waſſers findet eine größere Ozon— entwickelung ſtatt. Die Bildung und Anhäufung von atmosphäriſchem Ozon unter Verhältniſſen, welche uns keine unmittelbare electriſche Vorgänge in der Luft erkennen laſſen, das oft nur ſehr lokale Auftreten dieſes Stoffes mußte zu der Vermuthung führen, daß derſelbe auch noch andern Einflüſſen ſeine Entſtehung verdanken könne. Scoutetten hat zur Unterſuchung der Entſtehungsquel— len des atmosphäriſchen Ozons eine Reihe intereſſanter Ver— ſuche angeſtellt, welche ihn zu dem Schluſſe führten, daß Ozon erzeugt werde | 1) durch Electriſirung des Sauerſtoffs, welcher von dem Waſſer ausgeſchieden wird, 2) durch Electriſirung des von den Pflanzen ſecernirten Sauerſtoffs, f 4 RL: 3) durch Electriſirung des Sauerſtoffs, welcher ſich bei verſchiedenen chemiſchen Proceſſen bildet und endlich 4) durch Electriſirung des Sauerſtoffs der Luft bei Ge— legenheit der electriſchen Phänomene in derſelben. Die Entwicklung des Ozons aus dem Waſſer findet nach dem genannten Forſcher nur unter dem Einfluſſe des Lichtes und mäßiger Wärme ſtatt und iſt dem im Waſſer aufgelöſten Sauerſtoffe zu verdanken, welcher durch die während der Ver— dünſtung frei werdende Electricität ozoniſirt wird. Deſtillir— tes oder abgekochtes (daher keine Luft enthaltendes) Waſſer entwickelte kein Ozon. Daß die Pflanzen bei Tage Sauerſtoffe ausſcheiden, iſt eine längſt konſtatirte Thatſache, welche aber von Scoutetten dahin berichtigt wurde, daß dieſes kein gewöhnlicher Sauer— ſtoff, ſondern Ozon iſt, welches durch die bei der beträchtlichen Verdünſtung der Vegetabilien und unter dem Einfluſſe ihrer Lebensthätigkeit erzeugte Electricilät gebildet wird. Dieſes ſcheint namentlich während des Wachsthums, alſo bei erhöh— ter Lebensthätigkeit und zwar in ungleichem Grade bei ver— ſchiedenen Pflanzen ſtatt zu finden. Da, wie jchon früher bemerkt, das Ozon bleichend auf Pflanzenfarben einwirkt, möchte die bekannte kräftigere Wirkung der Raſenbleiche im Frühjahre auch ſeinem Einfluſſe zuzuſchreiben ſein. In ausgedehnten Waſſerflächen und einer reichen Vege— tation ſehen wir alſo zwei wichtige Entſtehungsquellen des atmosphäriſchen Ozons während des Tages. Die erfriſchende und belebende Eigenſchaft der Luft der Wälder, namentlich in Gebirgen, iſt längſt bekannt und wurde gewöhnlich einem größeren Sauerſtoffreichthume derſelben zugeſchrieben, während doch durch berühmte Autoritäten das ſtets gleiche Verhältniß des Sauerſtoffs in der Luft aller Orten genügend bewieſen wurde. Es iſt nicht eine größere Menge des Sauerſtoffs, ſondern eine veränderte Beſchaffenheit deſſelben, ſeine Ver— wandlung in Ozon, welche der Luft in vegetationsreichen Gegenden den Charakter belebender Reinheit ertheilt. EAN = Da auf der belebten Oberfläche unſerer Erde fortwäh— rend chemiſche Verbindungen und Trennungen der verſchie— denſten Art ſtatt finden, welche immer mit Electricitätsent— wicklung verbunden find, wobei der frei werdende Saueritoff ozoniſirt wird, ſo ſehen wir auch hierin eine nicht unbedeu— tende Entſtehungsquelle des atmosphäriſchen Ozons, während wir auf der andern Seite hierdurch viele Vorgänge erklären koͤnnen, welche früher in tiefes Dunkel gehüllt waren, ſo z. B. die Bildung von freier Salpeterſäure in der Luft, die Sal— peterbildung auf der Oberfläche der Erde, die langſame Ver— brennung (Oxydation) mancher Stoffe in der freien Luft und ähnliche Erſcheinungen, welche man der Wirkung des bekannten Sauerſtoffs unter gewöhnlichen Verhältniſſen nicht zuſchreiben konnte. 5 Als eine hochwichtige und bis auf die neuere Zeit für die alleinige gehaltene Erzeugungsquelle des Luftozons müſ— ſen wir endlich die electriſchen Vorgänge in der Atmosphäre ſelbſt, namentlich in den höheren Schichten derſelben, die An— häufung ungleichnamiger Electricitäten in den Wolken, welche ihre Ausgleichung in den Gewittern finden, betrachten. Daß während derſelben ſtarke Reactionen auf das Ozonometer ſtatt finden und der ſpecifiſche Ozongeruch ſich nicht ſelten dem Geruchsorgane kund gibt, wurde bereits früher erörtert. Nach dieſen Betrachtungen über die Entſtehungsquellen des atmosphäriſchen Ozons wenden wir uns zur Beobach— tungsmethode deſſelben. Auf die Eigenſchaft des ozoniſirten Sauerſtoffs, aus dem Jodkalium durch Verbindung mit dem Kalium das Jod auszuſcheiden, welches damit verbun— denes Stärkemehl bläut, hat Schönbein ſein Ozonometer gegründet. Er gibt zur Bereitung des Ozon-Reagenzpapiers folgende Vorſchrift: 1 Theil reinen Jodkaliums (d. h. eines ſolchen, deſſen verdünnte mit etwas Stärkekleiſter verſetzte Löſung bei Zuſatz einiger Tropfen reiner Salz- oder Schwe— felſäure anfänglich wenigſtens durchaus farblos bleibt), 10 Theile reine Stärke (welche namentlich nicht mit Chlor ge— 5 4* N bleicht ſein darf) und 200 Theile deſtillirtes Waſſer werden zu einem dünnen Kleiſter aufgekocht. In die, durch Lein— wand geſeihte Flüſſigkeit taucht man einen Viertelbogen rein— ſten Filtrirpapiers (am beſten des chlorfreien ſogenannten ſchwediſchen) hängt dieſe an ausgeſpannten Bindfaden in einem verſchloſſenen Zimmer zum Trocknen auf und ſchneidet fie nachher in Stücke von 4“ Länge und “ Breite und be— wahrt dieſelben in verſchloſſenen Flaſchen oder Kapſeln auf. Zum Zwecke der Beobachtung des atmosphäriſchen Ozons werden ſolche Streifen an einem, der freien Luft zugängli— chen, aber gegen direktes Sonnenlicht, Regen oder Schnee ge— ſchützten Orte, möglichſt entfernt von Abtritten, Düngerſtät— ten, Ställen, überhaupt von Oertlichkeiten, welche Ozon zer— ſtörende Gaſe entwickeln, aufgehängt. Nach längerer oder kürzerer Zeit und je nach dem Ozongehalte der Luft werden dieſe Streifen eine gelbliche, bräunliche oder auch (namentlich bei feuchter Luft) mehr oder minder violette Färbung annehmen. Taucht man ſie aber in deſtillirtes Waſſer, ſo tritt ſogleich durch die Einwirkung des Jods auf das ſich auflöſende Stärkemehl die mehr oder minder blaue Farbe des Jodſtärke— mehls hervor. Zur Beſtimmung dieſer Farbentöne hat Schönbein eine Skala konſtruirt, welche 11 Grade von 0— 10 enthält, wobei O den vollkommenen Mangel, 10 den höchſten Grad der Ozon-Reaction andeutet. Dieſes Ozon o— meter ) iſt bis jetzt allgemein zur Beobachtung des Ozon— gehaltes der Luft angewendet worden, ſchließt aber, ſo ein— fach und bequem ſein Gebrauch auch iſt, den Wunſch nicht aus, daß es dem genialen Entdecker des Ozons gelingen möge, uns mit einem zuverläſſigern Mittel zur genauern Be— ſtimmung des Luftozons zu beſchenken. Ein Hauptübelſtand des Ozonometers iſt die Ungleichheit des Reagenzpapiers, welche namentlich bei dem aus der angegebenen Quelle bezo— 1) Zu beziehen bei Carl Bürgyn, Buchbinder und Univerſitäts— Pedell in Baſel, mit Skala und Reagenzpapier zu täglich 2maliger Beobachtung auf 1 Jahr zu dem Preiſe von 1 fl. 12 kr. En genen recht hervortritt, daher es wohl nicht überflüſſig fein dürfte, einige Modifikationen, welche mir bei der Bereitung dieſes Papiers zweckmäßig ſchienen, etwas näher zu beſchreiben. Statt Viertelbogen Filtrirpapier in den, nach angegebener Vorſchrift bereiteten Kleiſter zu tauchen und dieſelben, wenn ſie trocken ſind, in Streifen zu zerſchneiden, wobei das Papier zu oft durch die Hand läuft und der Kleiſter abgerieben wird, ſchneide ich die Streifen vorher zurecht, tauche ſie einzeln in die Flüſſigkeit, ſtreife ſie leicht über ein Glasſtäbchen ab, um den überflüſſigen Kleiſter zu entfernen und trockne ſie, indem ich ſie nebeneinander in glatte Dräthe (Stricknadeln eignen ſich ſehr gut hiezu) ſtecke, welche von einem beliebigen Geſtelle in horizontaler Richtung auslaufen. Bei der Aufbewahrung ſollen die Streifen nicht feſt auf einander liegen (wie dieſes bei den Bürgyn'ſchen der Fall iſt), indem ſie ſonſt mit einiger Gewalt auseinander gezogen werden müſſen, wobei der trockene Kleiſter abſtäubt und fleckige Reaction eintritt. Auch die Skala der Basler Ozonometer läßt in Bezug auf ihre Aus— führung und Genauigkeit der Farbenabſtufung Manches zu wünſchen übrig. Viel beſſer iſt in dieſer Beziehung die dem genannten Werke von Scoutetten beigegebene, ebenfalls 11 theilige Skala. Es find zur Bereitung eines beſſern Reagenz— papiers bereits verſchiedene Abänderungen angegeben worden, ſo von dem eben genannten Forſcher, Dr. Maak in Kiel u. A., welche mir aber bei theilweiſe größerer Schwierigkeit keine weſentliche Vortheile vor dem nach der angegebenen Methode von mir dargeſtellten Schönbein'ſchen Papiere zu gewähren ſcheinen. Sehr altes Reagenzpapier verliert ſeine Brauchbar— keit nicht durch chemiſche Zerſetzung, ſondern durch allmäliges Abſpringen des ſehr trocken gewordenen Jodkaliumkleiſters. Im Allgemeinen bieten die Beobachtungen des Ozonge— haltes der Luft nicht den Grad der Sicherheit, wie die der verſchiedenen andern Zuſtände derſelben, z. B. des Luftdrucks, der Temperatur, Feuchtigkeit u. ſ. w. Nicht unbeträchtliche Fehlerquellen, deren Urſachen theils in dem Inſtrumente und der Beobachtungsmethode ſelbſt, theils in zufälligen äußern Verhältniſſen begründet ſind, deren nähere Auseinanderſetzung hier aber zu weit führen würde, zumal ſie auch aus dem bereits Angeführten unſchwer erſchloſſen werden können, geben dieſen Beobachtungen bis jetzt wenigſtens einen nur ſehr approrimativen Werth. Doch genügen ſie immerhin, um, namentlich längere Zeit fortgeſetzt, die relative Menge des Luftozons und beſonders deſſen Beziehung zu den verſchiedenen Zuſtänden der Atmosphäre zu unterſuchen. Mit ſolchen Unterſuchungen haben ſich außer Schönbein bereits viele andere Forſcher beſchäftigt und deren Ergebniſſe veröffentlicht. Da letztere aber zum Theile ſehr von einander abweichen, theilweiſe ſich auch nur auf einzelne meteorologiſche Verhältniſſe beziehen, beſchloß ich, meinen ſeit einer Reihe von Jahren angeſtellten Witterungsbeobachtungen auch ſolche über den Ozongehalt der Luft beizufügen. Die hier mitzu— theilenden Reſultate derſelben mögen daher als Beitrag zu der noch lange nicht abgeſchloſſenen Lehre von dem atmosphä— riſchen Ozon betrachtet werden. Die Beobachtungen ſelbſt wurden in Karlsruhe in den Jahren 1855 und 1856 ange— ſtellt und zwar in erſterem Jahre 2mal täglich (Morgens und Abends), in letzterem Zmal, gleichzeitig mit den andern meteorologiſchen Beobachtungen (Morgens 7, Nachmittags 2, Abends 9 Uhr). Durch Ortsveränderung wurden ſie leider im Oktober 1856 unterbrochen. Das ſehr günſtige Beobachtungs— lokale befand ſich in dem Zten Stocke eines an einem freien Platze gegen Norden gelegenen Hauſes, vollkommen geſchützt gegen ſchädliche Effluvien jeder Art. Als Apparat diente ein aus der angegebenen Quelle bezogenes Schönbein'ſches Ozonometer, deſſen Reagenzpapier ich ſpäter mit der ange— gebenen Modifikation ſelbſt bereitete. Die erhaltenen Reſultate theile ich in allgemeine, welche aus den Beobachtungen der 2 Jahre geſchöpft ſind und ſich auf das Vorkommen des Luftozons in den einzelnen Tages— zeiten, Monaten und Jahreszeiten beziehen, und ſpecielle, 0 7 deren Gegenſtand das Verhältniß dieſes Stoffes zu der Tem— peratur, dem Luftdrucke, Dunſtdrucke, der Feuchtigkeit, Be— wölkung, den verſchiedenen Niederſchlägen und dem Winde nach Richtung und Stärke iſt. Dieſe Reſultate ſind allein aus den Beobachtungen im Jahre 1856 gezogen und wenn ſie ſich auch nicht über ein ganzes Jahr erſtrecken, ſo liegt ihnen doch die immerhin nicht unbeträchtliche Zahl von über 800 einzelnen Aufzeichnungen zu Grunde. I. Allgemeine Reſultate. Folgende Tabelle gibt die durchſchnittliche monatliche Stärke des Ozons bei Tage und Nacht vom Oktober 1855 bis incl. September 1856, wobei für das letztere Jahr der Ozongehalt der Luft während der Tageszeit aus der mittägi— gen und abendlichen Beobachtung gezogen iſt. Ozongehalt der Luſt: Monat während des Tages, während der Nacht T 2 0 dib . ... 3,000 ee 3 EEE ee ß] 6,51 F 3 2 5 Br 10 März 77 April I ee 2 Te N Mai P Juni o 0 Juli 11 Auguſt r DR r a BA aan. 656,8 Für die drei Tageszeiten erhalten wir aus den täg⸗ lich dreimaligen Beobachtungen im Jahre 1856 folgende Reſultate: De Ozongehalt der Luft: Monat Morgens 7 Uhr, Nachmittags 2 Uhr, Abends 9 Uhr. Jaun rn 51. e ER RE 522 Fehr; 70... Marz, 6,9 „ ,, 0 M Ii % / Juni 5,3 ff —( Jul 5, , ee ee Auguſt %s Da a a September . Mittel 6,33 1 AR RER Aus dieſer Zuſammenſtellung erhellt, daß in allen Monaten der Ozongehalt der Luft während der Nacht größer war, als während des Tages. Für die einzelnen Tageszeiten ſelbſt finden wir denſelben beträchtlicher während des Vormittags als Nachmittags. Die Erklärung dieſer Thatſache dürfte nach dem alsbald zu erörternden Einfluſſe der Temperatur nicht ſchwierig ſein. Der mittlere monatliche Ozongehalt war folgender: Ozongehalt der Luft: Monat 1855, 1856, Mittel aus beiden Jahren. n . Februas 8 de,, März «dl , April. „ 0): Sopran. Ma: 4, ZB Sa Jun 4% | ul De N se Augut 58, ß, | September 601 GN Dr ,, 1 ee | Nosemder 158,000. et 2 Dezember 6, e (g | Miel 5,8 1% ¼ d f 5 In dieſer Tabelle finden wir ſchon nicht unbeträchtliche Schwankungen des mittleren monatlichen Ozongehaltes der Luft in 2 Jahren, während der jährliche nur unbedeutend differirt. Eine Uebereinſtimmung findet im Allgemeinen in— ſofern ſtatt, als in beiden Jahren die Maxima auf die käl— tern, die Minima auf die wärmern Monate fallen. Der Ozongehalt der Luft in den Monaten Januar, Februar, März, Mai, September, Oktober und Dezember ſteht über, der der Monate April, Juni, Juli, Auguſt und November unter dem Jahresmittel. Hierbei ſcheint jedoch eine zufällige Anomalie in Betreff der Monate November 1855 und Mai 1856 ſtatt zu finden. Was die Jahreszeiten betrifft, ſo zeigte nach unſern Beobachtungen der Herbſt und nach ihm der Winter den größten Ozongehalt, den geringſten der Sommer, während der Frühling eine nahezu mittlere Ozonmenge ergab. II. Specielle Refultate. In den folgenden Tabellen ſind der leichtern Ueberſicht wegen die bei der Beobachtung der verſchiedenen Inſtrumente (Thermometer, Barometer, Pſychrometer) ſich ergebenden Bruchtheile mit dem entſprechenden Ozongehalte der Luft zu den ganzen Zahlen gezählt und aus ihnen die Mittel für jeden Grad oder jede Linie berechnet. 1) Einfluß der Temperatur. Temperatur R. Ozon. Temperatur R. Ozon. 50 5,77 „950 e d 600 e ER 6580 5582 625 e ir. 547 ge 6702 5,75 582 Oe 5,48 ge 68. 0 61 Temperatur R. Ozon. Temperatur R. Ozon. + 110 5,74 E189. 483 Aae 56,38 Ne 6,20 + 200. 4,52 + 14°. 6,18 219 43 + 1560 5,68 1.930 16 18: >. + 232 „ 8 — 17 5,46 — 24 4,07 Schon ein oberflächlicher Blick auf dieſe Tabelle zeigt, daß den tiefern Temperaturgraden im Allgemeinen ein größerer Ozongehalt der Luft entſpricht, daß derſelbe bei mittlerer Wärme ein mehr ſchwankendes Verhältniß zeigt, bei den höhern Wärmegraden jedoch unbedingt abnimmt. Folgende Gruppi⸗ rung wird dieſes noch deutlicher hervortreten laſſen: Temperatur. Ozon. L Sehr kalt (unter 0 bis 0 u u II. Kalt (von 0“ bis + 40 5,68 III. Mäßig warm (von + 5° bis + 130) a IV. Warm (von + 14° bis + 19%) . 5,20 V. Sehr warm (von + 20° bis + 2400 . 4,83 Bei III. findet eine, vielleicht durch zufällige Einflüſſe bedingte Abweichung ſtatt, ſonſt ſehen wir eine ſtetige Abnahme des Ozongehaltes der Luft mit zunehmender Wärme, ſo daß wir als Geſetz annehmen können, der Ozongehalt der Luft ſtehe in umgekehrtem Verhältniſſe zu deren Tem— peratur. 2) Einfluß des Luftdruckes. Barometerſtand. Ozon. 26“ 110500 e e un Be. 350 „ 2% 516 „ „ N 2 e 5% „ , Be Barometerſtand. Ozon. 8 565,76 „56.82 498 52 A e 530 28“ O, % .. 5,86 546 2 2% ET ge 6,95 59 50 900 Die Beziehungen des Luftdruckes zum Ozon erſcheinen viel weniger auffallend, als die der Temperatur, treten jedoch in folgender Zuſammenſtellung ſchon mehr hervor: Barometerſtand. Ozon. eee 469 5,85 H 5,42 09 Sehr hoch (28“ 3 — 5 a 6,16 Auffallend iſt die geringe lebe 8 ſehr tiefem Barometerſtande, während dieſelbe im Allgemeinen bei hohem Luftdrucke bedeutender, als bei einem mittlern erſcheint. Da der tiefere Barometerſtand in der Regel bei höherer Tempe— ratur (im Sommer), der höchſte bei gleichzeitig tiefer Tem— peratur (im Winter) beobachtet wird und wir gefunden haben, daß der Ozongehalt der Luft in umgekehrtem Verhältniſſe zur Temperatur ſteht, ſo können ſich obige Reſultate wieder auf die Einwirkung letzterer zurückführen laſſen, wenn nicht auch den Veränderungen des Luftdruckes ſelbſt ein direkter Einfluß auf die Entwicklung von Electricität und in deren Folge auf die Erzeugung von atmosphäriſchem Ozon zugeſchrieben wer— den muß. Humboldt deutete ſchon auf die manchfaltigen u Beziehungen der Luftelectricität zu dem Drucke der Atmosphäre hin und Sauſſure bemerkte eine tägliche Veränderung in der Electricität der Luft, welche den täglichen Barometer— ſchwankungen entſpreche. Durch direkte Verſuche hat endlich in neueſter Zeit Eliſha Foot!) die bedeutende Entwicklung einer in ihrem Verhalten der durch die Electriſirmaſchine er— zeugten ähnlichen Electricität durch Zuſammendrückung oder Ausdehnung der Luft vermittels der Luftpumpe nachgewieſen und nimmt an, daß ſich die im Kleinen erlangten Reſultate auch bei den großen Operationen der Natur verfolgen laſſen und daß die Schwankungen der Atmosphäre Zuſammen— drückungen und Ausdehnungen genug erzeugen, um großartige electriſche Phänomene herbeizuführen. 3) Einfluß des Dunſtdruckes. Pſychrometerſtand. Ozon. Von 0 — 1 Bar. Linie 5,32 a a De A „ " 2 — 3 Z " Re 5,84 53535 5 N „ 4 — 5 „ 5 „ 68 55858 „ e „ 8 „ Im Allgemeinen zeigte ſich eine ſtetige Zunahme des atmosphäriſchen Ozons mit dem ſteigenden Dunſtdrucke, nur bei den höchſten Graden des letztern (die in der Regel auch mit den höchſten Temperaturgraden zuſammenfallen) findet wieder eine Abnahme deſſelben ſtatt. A) Einfluß der Luftfeuchtigkeit. Hygrometerſtand (Procente). Ozon. Von 20 - 1 A — ͤ „ % EI VERGAEEE 4 3 a 1) Aus den Verhandlungen der Americain association in Montreal am 13, Aug. 1857, mitgetheilt im „Ausland“ 1858, Nr. 8. 9 Hygrometerſtand (Procente). Ozon. Ben 5,79 7 6% 0 5,48 „0% 576 645 0 506 Die verſchiedenen Feuchtigkeitsgrade zu größern Gruppen vereinigt, geben folgendes Reſultat: Feuchtigkeits grad. Ozon. Sehr trocken (20 — 40 Proc.) . . 4,65 Trocken (40 — 60 Proc.) . 5,35 Mäßig feucht (60 — 80 Proc.) .. 5,62 Feucht (SO — 90 Proc.) 6,45 Sehr feucht (90 — 100 Proc.) . . 5,66 Hieraus ergibt ſich das Geſetz, daß die Ozonbildung der Luft in geradem Verhältniſſe zu dem Feuchtig— keitsgrade derſelben ſtehe. Nur bei dem höchſten Grade der Feuchtigkeit, wie namentlich während eines anhaltenden Regens oder dichten Nebels, zeigt das Ozonometer geringere, namentlich im letztern Falle häufig gar keine Reaction ). 5) Einfluß der atmosphäriſchen Niederſchläge. Niederſchläge. Ozon. Keine Niederſchläge. . . 5,38 . ˙ A 5628 72 r 592 5,00 5,39 700 1450 1) Scoutetten (a. a. O.) erklärt die mangelnde Reaction des Ozonometers bei exceſſiv feuchter Luft dadurch, daß das Jodſtärkemehl, welches in kaltem Waſſer löslich iſt, verſchwinde, indem es mit dem— ſelben verdunſte, wenn das Papier von Regen oder ſtarkem Nebel durch— weicht ſei Ich habe aber häufig bei vollkommen trockenem Papiere keine Reaction auf Ozon während ſtarken Nebels beobachtet. * Bei den meiſten wäſſerigen Niederſchlägen ſehen wir die Ozonmenge der Luft vermehrt, am auffallendſten bei Schnee, Hagel und unter dem Einfluſſe der Gewitterbildung. Nament— lich zeigte ſich ſtärkere Reaction auf das Ozonometer kurz vor dem Beginne oder beim Anfange von Regen oder Schnee, bei plötzlicher Wolkenbildung nach längerer Zeit heiterem Himmel und es konnte dieſelbe nicht ſelten zur Vorherſage auf bald eintretende Niederſchläge benützt werden. Bei Duft und Nebel. erſcheint das atmosphäriſche Ozon vermindert, in hohem Grade bei Höherauch, welcher auch in der Regel nur bei ganz trockenem Himmel beobachtet wird. Die Menge des gefallenen atmosphäriſchen Waſſers ſcheint keinen direkten Einfluß auf die Ozonbildung der Luft zu äußern, wie folgende Zuſammenſtellung der mo— natlichen Waſſermenge und des mittleren Ozongehaltes der Luft vom Jahre 1855 nachweist. Monat. Waſſermenge (ubikzoll). Ozon. Januar Naa e n Februar e e. e 68 März DR NR I April ie Bine ae ah Mai mm e Jun:: 1 mme Juli:: 5499 Auguſt , „ 31 Septem et 154 Sc Oktober , 388 Te November 12 ee Dezember hg 6) Einfluß der Bewölkung. Bewölkung. a Ozon. Heiterer Himmel! men n Unterbrochen heiterer Himmel .. 5,57 Durchbrochen trüber r e Trüber Himmel 0er 3 Das Reſultat dieſer Zuſammenſtellung iſt intereſſant, indem es zu dem Schluſſe führt, daß die Ozonmenge der Luft in geradem Verhältniſſe zu der Bewölkung des Himmels ſteht. 7) Einfluß des Windes. Wir haben denſelben ſowohl nach ſeiner Richtung wie Stärke zu unterſuchen. Richtung des Windes. Ozon. 576 Cfd 3 N 5,8 12 1 P W F Der ſtärkſte Ozongehalt der Luft zeigt ſich bei W, der geringſte bei O Wind. Stellen wir die Winde nach Haupt— richtungen zuſammen, ſo erhalten wir für die Weſtrichtung (Weſt, Nordweſt, Südweſt) . 6,01 Ozon. Oſtrichtung (Dit, Nordoſt, Südoſt) . 4,98 „ Nordrichtung (Nord, Nordoſt, Nordweſt) . 5,67 „ Südrichtung (Süd, Südoſt, Südweſt) . 5,47 „ Hieraus läßt ſich das Geſetz ableiten, daß kalte und feuchte Winde der Bildung des atmosphäriſchen Ozons günſtiger ſind, als trockene und warme. Stärke des Windes. Ozon. Windſtille oder ſehr ſchwacher Wind .. 4,76 6,25 . K ͤ 6,46 Sehr Wund 6,71 PL: WEN Das intereſſante Reſultat dieſer Zuſammenſtellung it, daß der Ozongehalt der Luft in geradem Verhältniſſe zu der Stärke des Windes ſteht. Ueber den jedenfalls höchſt wichtigen Einfluß der Electri— eität der Luft auf die Bildung des Ozons konnte ich leider keine eigene Verſuche anſtellen. Schönbein fand bei Ver— gleichung der Verzeichniſſe der genauern Beobachtungen der Luftelectricität, namentlich derjenigen des Brüſſeler Phyſikers Quetelet, mit den Angaben ſeines Ozonometers eine Ueber— einſtimmung zwiſchen denſelben und zwar in der Art, daß die mittleren Maxima und Minima der Luftelectricität und des Ozongehaltes der Atmosphäre in dieſelben Jahreszeiten fallen und zwar beide Maxima in den Winter, beide Minima in den Sommer. Er nennt daher das Luftozonometer ein mittelbares Electrometer. Faſſen wir zum Schluſſe noch einmal die Hauptreſultate unſerer Unterſuchungen zuſammen, ſo laſſen ſich dieſelben mit wenigen Worten auf folgende Weiſe ausdrücken: 1) Der Ozongehalt der Luft iſt größer bei Nacht, als bei Tag; 2) Derſelbe iſt bedeutender in den kältern Monaten, als in den wärmern. 3) Derſelbe ſteht in umgekehrtem Verhältniſſe zu der Temperatur der Luft. 4) Hoher Luftdruck ſcheint die Ozonbildung mehr zu be— günſtigen, als ein tiefer und mittlerer. 5) Daſſelbe wurde auch vom Dunſtdrucke (der Elaſticität des atmosphäriſchen Waſſergaſes) beobachtet. 6) Der Ozongehalt der Luft nimmt zu mit der ſteigenden Feuchtigkeit derſelben. 7) Unter den atmosphäriſchen Niederſchlägen ſind vor— züglich Schnee, Hagel und Regen der Ozonbildung ſehr günſtig. Dieſelbe iſt ſtark bei Gewittern. Zu: —. 8) Die Menge des atmosphäriſchen Ozons fteht in geradem Verhältniſſe zu der Bewoͤlkung des Himmels. 9) Unter den verſchiedenen Windesrichtungen begünſtigt vorzüglich die weſtliche die Ozonbildung. Das Ent— gegengeſetzte findet bei der öſtlichen ſtatt. 10) Von weſentlichem Einfluſſe erſcheint die Stärke des Windes auf die Menge des atmosphäriſchen Ozons, welche in geradem Verhältniſſe zu derſelben ſteht. Verzeichniß der ordentlichen Mitglieder. Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich von Baden, als gnädigſter Protector des Vereines. Seine Königliche Hoheit der Großherzog Ludwig von Baden. Ihre Kaiſerliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin Stephanie von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Wilhelm von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachſen-Weimar— Eiſenach. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hohenlohe— Bartenſtein. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hſenburg-Birſtein. =. = 9. Herr Abenheim, Dr. und practiſcher Arzt. 10. . 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 7 5 Aberle, Handelsmann. Achenbach, Obergerichts-Advokat, Prokurator und Gemeinderath. Algardi, G., Handelsmann. Alt, Dr. und practiſcher Arzt. Alt, Dr. und practiſcher Arzt in Ladenburg. Andriano, Jakob, Particulier, Arnold, Carl, Dr. und practiſcher Arzt in Secken⸗ heim. Artaria, Ph., Kunſthändler und Gemeinderath. 1 Frd., königl. bayeriſcher Conſul. Baſſermann, Dr. und fractiſcher Arzt. Behaghel, P., Profeſſor, Hofrath und Lyceums⸗ Director. Bensheimer, J., Buchhändler. Benſinger, Dr. und Medieinalreferent. von Bettendorff, Freiherr, Rittmeiſter und Kammerherr. Biſſinger, L., Apotheker. Bleichroth, Altbürgermeiſter. Böhling, Jakob, Zahnarzt. Böhme, Regierungsdircktor. Brummer, Kanzleiſekretär. Deimling, Oberarzt. Diffené, erſter Bürgermeiſter. Dyckerhoff, L., Dr. med. Eglinger, J., Handelsmann. Eſſer, Obergerichts-Advokat. Fickler, Dr. und Profeſſor. Fliegauf, Schloßverwalter. = ME 36. Herr Frey, Dr. und practiſcher Arzt. 37. 88. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. . 52. 53. 54. 55: 56. 57. 58. 59. 60. 61 62 63. 64. 65. 66. 67. 68. Geib, G. V., Particulier. Gentil, Dr. und Obergerichts-Advokat. Gerlach, Dr. und practiſcher Arzt. von Gienanth, C., in Ludwigshafen. Giulini, L., Dr. und Fabrikant. Giulini, P., Handelsmann und Fabrikrath. Görig, Dr. und practiſcher Arzt in Schriesheim. Götz, Fr., Buchhändler. Grabert, J. Mich., Kaufmann. Grohe, Weinwirth. Grohe, M., Dr. med. Groß, J., Handelsmann. Hanewinkel, E., Kaufmann. Harveng, Dr. und practiſcher Arzt. Hecker, J., königl. bayeriſcher Hofrath. Herrſchel, A., Handelsmann. Hirſchbrunn, Dr. und Apotheker. van der Höven, Baron. Hoff, C., Gemeinderath. Hohenemſer, J., Banquier. Huber, C. J., Apotheker. Huhn, E. H. Th., Jörger, Handelsmann und Gemeinderath. Joſt, C. F., Friſeur. Fräul. Jung, Amalie. Herr Kalb, Gaſtwirth zum deutſchen Hof. " Kaſt, Holzhändler. Kaufmann, J., Particulier. Klüber, großherzogl. bad. Staatsminiſter a. D., Excellenz, in Karlsruhe. Klüber, Oberlieutenaut und Regimentsadjutant im III. Dragoner-Regiment. Koch, Gemeinderath. Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. * we 69. Herr Ladenburg, S., Banguter. 70. 3 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 2. 80. 81. 82. 83. Lauer, Präſident der Handelskammer. Lenel, L., Handelsmann. von Leoprechting, Freiherr, Major. Lorenz, W., Ober-Ingenieur. Mayer, Dr. und Regimentsarzt. Meermann, Dr. und pract. Arzt. Meyer-Nicolay, Handelsmann. Minet, W., Dr. med. Muff, Oberzollinſpector. Neſtler, Carl, Bürgermeiſter. Neydeck, K. J., Rath in Karlsruhe. Nötling, Amtschirurg und Hebarzt. von Oberndorff, Graf, koͤnigl. bayer. Kämmerer. von Oberndorff, Graf, kaiſ. koͤnigl. öſterreichiſcher Oberlieutenant in der Armee. Olivier, Kupferſchmied. Otterborg, Handelsmann. Reinhardt, A., Bergwerksdirektor. Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. Reis, G. F., Handelsmann. Röchling, C., Particulier. Röder, Jacob, Kaufmann. Schlehner, Particulier. Schmitt, G., Geheimer Regierungsrath. Schmuckert, C., Particulier. Schneider, J., Buchdrucker. Schröder, H., Dr., Profeſſor und Director der höheren Bürgerſchule. Scipio, A., Particulier. Seitz, Dr. und practiſcher Arzt. Segnitz, Reinhard, Buchhändler. Serger, Dr. und praktiſcher Arzt in Seckenheim. Sinzheimer, Dr. und practiſcher Arzt. Stegmann, Dr. und practiſcher Arzt. — 70 — 102. Herr Stehberger, Dr., Hofrath und Stadtphyſikus. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 141. 112. 113. 114. 115. 116. 447. 118. Stehberger, G., Dr. med. Stephani, Dr. und practiſcher Arzt. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hofchirurg. Thibaut, Dr. und practiſcher Arzt. Troß, Dr. und practiſcher Arzt. Troß, Dr. und Apotheker. Wahle, Hofapotheker. Weber, Dr., Regimentsarzt. Wilhelmi, Dr. und Amtsphyſikus in Schwetzingen. Winterwerber, Dr. und practiſcher Arzt. With, Rheinſchifffahrtsinſpector. Wolff, Dr. und practiſcher Arzt. Wunder, Friedr., Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath und practiſcher Arzt. Zeroni, Dr. jr., practiſcher Arzt. * 2 8 ” Ehren-Mitglieder. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. Apetz, Dr. u. Profeſſor, Sekretair der naturforſchen— den Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftl. Vereines in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Besnard, A., Dr. in München. Blum, Dr. philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomierath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz, in Karlsruhe. Bruch, Dr., Notair und Director der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Cotta, Dr. in Tharand. | Cottard, Rector der Kaiſerlich Franzöſiſchen Akademie in Straßburg. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., Profeſſor in Kadolzburg. Döll, Dr., Geh. Hofrath und Oberhofbibliothefar in Karlsruhe. Eiſenlohr, Hofrath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath u. Sekretair der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Fiſcher, Dr., Privatdocent und practiſcher Arzt in 5 Freiburg. Gergens, Dr. in Mainz. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. — 72 — 23. Herr Größer, Dr., Medizinalrath u. Präſident der rhei— 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 82. 33. 84. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. niſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Grünewald, Revierförſter in Lampertheim. Gümbel, Profeſſor in Landau. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. | Haidinger, Wilhelm, Bergrath in Wien. Hammerſchmidt, Dr. in Wien. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr. in Zurich. Herberger, J. F., Dr. u. Profeſſor in Würzburg. Heß, Rudolph, Dr. med. in Zürich. Hochſtetter, Profeſſor in Eßlingen. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayeriſcher Geſandte, Excellenz, in Wien. Jobſt, Commerzienrath in Stuttgart. Jolly, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Kapp, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. philos. in Darmſtadt. von Kettner, Freiherr, Intendant der Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried., in Frankfurt am Main. von Kobell, Dr., Profeſſor in München. Koch, Georg Friedrich, Dr. u. practiſcher Arzt in Wachenheim. Kratzmann, Emil, Dr. in Marienbad. Leo, Dr., Hofrath u. erſter Phyſicatsarzt in Mainz. von Leonhard, Dr., Geheime Rath u. Profeſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr. u. Profeſſor in Heidelberg. Mappes, M., Dr. med. in Frankfurt a. M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereines der preußiſchen Rheinlande in Bonn. — 13 = 51. Herr von Martius, Dr., Hofrath und Profeſſor in 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 3 8 . 13. 74. München. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. von Meyer, Herrmann, Dr. in Frankfurt a. M. von Müller, J. W., in Brüſſel. Oettinger, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär— Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio-⸗Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr. in Frankfurt a. M. Schimper, K. F., Dr. philos. u. Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Zoolog in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. Schramm, Carl Traugott, Cantor u. Sceretair der Geſellſchaft Flora für Botanik u. Gartenbau in Dresden. Schultz, Friedr. Wilh., Dr. u. Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr. u. Hoſpitalarzt, Director der Pollichia in Deidesheim. von Seldeneck, Wilhelm, Freiherr, Oberſtallmeiſter, Excellenz, in Karlsruhe. Seubert, Dr. u. Profeſſor, Director des Naturalien— | kabinets in Karlsruhe. Sinning, Garten-Inſpector in Poppelsdorf. Speyer, A. F., Dr., Oberſtabsarzt und Ober— Medicinalrath in Kaſſel. Speyer, Oskar, Dr., Lehrer an der höhern Gewerb— ſchule in Kaſſel. von Stengel, Freiherr, Forſtmeiſter in Stockach. von Stengel, Freiherr, Staatsrath in Karlsruhe. von Stengel, Freiherr, K. Bayer. Appellations— gerichts-Präſident in Neuburg a. d. D. — 74 — 75. Herr Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. 76. 77. 86. 87. 75 von Strauß-Dürkheim, Freiherr, Zoolog und Anatom in Paris. Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Geſellſchaft Flora für Botanik u. Gartenbau in Dresden. Thellemann, Garteninſpector in Bieberich. Terſcheck, C. A., senior, Hof- u. botaniſcher Gärtner in Dresden. Thoma, Dr. u. Profeſſor, Sekretair des Vereines für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. von Treviſan, Victor, Graf, in Padua. Walchner, Dr., Bergrath u. Profeſſor in Karlsruhe. Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. Wetzlar, G., Dr. u. Director der Wetterauiſchen Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Wirtgen, Profeſſor in Koblenz. Zeyher, Naturforſcher, auf dem Cap, wohnhaft in der Capſtadt. — 75 — Verzeichniß der Vereine, mit denen der Mannheimer Dercin für Naturkunde in 00 m Verbindung ſteht. „Die rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. Der Gartenbauverein zu Mainz. Der Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. Die Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frank⸗ furt am Main. . Die Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. Die Pollichia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der baye⸗ riſchen Pfalz in Dürkheim an der Haardt. Die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. Die königl. bayer. botaniſche Geſellſchaft zu Regensburg. Der zoologiſch⸗mineralogiſche Verein in Regensburg. . Die pfälz. Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſerslautern - Der entomologiſche Verein in Stettin. Der großh. bad. landwirthſchaftl. Verein in Karlsruhe. „Der naturhiſtoriſche Verein der preuß. Rheinlande in Bonn. Der Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württemberg zu Stuttgart. Die Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. . Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreiche Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. „Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. „Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. . Der Münchener Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Natur: wiſſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußiſchen Staaten in Berlin. Die K. K. Landwirthſchaftsgeſellſchaft in Wien. Die K. K. Gartenbaugeſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der Großherzogl. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. Der Kurfürjil. heſſiſche Landwirthſchaftsverein in Kaſſe N 5 Der Gartenbauverein in Erfurt. Die K. K. geologiſche Reichsanſtalt in Wien. Der naturhiſtoriſche Verein in Augsburg. Der zoologiſch-botaniſche Verein in Wien. Der Thüringer Gartenbauverein zu Gotha. Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle. Der landwirthſchaftliche Verein für Unterfranken und Aſchaffenburg zu Würzburg. Die Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Goͤrlitz. Der Verein fur die rheiniſche Naturgeſchichte zu Freiburg im Breisgau. Der naturforſchende Verein zu Bamberg. . Die Société des sciences naturelles de Cherbourg. „Die ſchleſiſche Geſellſchaft für Beförderung der vaterländi, ſchen Cultur zu Breslau. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der allgemeine deutſche Apothekerverein. „Die allgemeine ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft zu * Bern. 5. Der großherzogl. badische landwirthſchaftliche aeg des Unterrheinkreiſes zu Weinheim. . Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde zu Gießen, 3 Die Smithsonian institution in Waſhington. 3 ö E > Y n UCD 2 Wen Fünfundzwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer x Vereins für Haturkunbr. 5 Erſtattet in der General-Berſammlung vom 20. April 1859 von Regimentsarzt Dr. E. Weber, als Vice-Präſident des Vereins. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen von den Herren eh. Hofrath Döll in Carlsruhe und Regimentsarzt Dr. E. Weber, ſowie dem Mitglieder-Verzeichniß. | —— M —— Mannheim. N | Buchdruckerei von J. Schneider. . | 1859. * ee - - * a 33 3 u REN En Bee neigen Air WR nen — . . u Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde, erſtattet in der General-Verſammlung vom 20. April 1859 von | Regimentsarzt Dr. E. Weber, als Vice-Präſident des Vereins. — —— Hochzuverehrende Berfammlung! In meiner Stellung als derzeitiger Vice-Präſident des Vereins habe ich die Verpflichtung, Ihnen in der heutigen, auch für die Wahl eines neuen Vorſtandes beſtimmten General— Verſammlung, den Rechenſchaftsbericht über das Vereinsjahr 1858 zu erſtatten. Wenn dieſes, gegen die Beſtimmung der Statuten, ver— ſpätet geſchieht, werden Sie hierfür die Entſchuldigungs— gründe, längere dienſtliche Abweſenheit von meiner Seite und zuletzt eine gleiche unſeres Herrn Präſidenten, gütigſt annehmen. Der ſeitherige Vorſtand hat, auf Ihre Geneh— migung zählend, ſeine Funktionen zwar in Betreff der laufen— den Geſchäfte fortgeübt, ſich dabei jedoch aller eingreifenderer Beſtimmungen, zu welchen er ſich, als gleichſam interimiſtiſch, nicht mehr für berechtigt hielt, enthalten. A * 3 In der am 6. Februar vergangenen Jahres abgehaltenen General-Verſammlung wurden zu n für das Vereinsjahr 1858 erwählt: 1) Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2) Als Vice-Präſident: Der Berichterſtatter. 3) Als erſter Sekretär: Herr prakt. Arzt Dr. Gerlach. 4) Als zweiter Sekretär: Herr Apotheker Dr. Hirſchbrunn. 5) Als Bibliothekar: Herr Aſſiſtenz-Arzt Dr. Stephani. 6) Als Kaſſier: Herr Particulier J. Andriano. Die Vorſteher und Repräſentanten der einzelnen Sektio— nen, als Mitglieder des engern und großen Ausſchuſſes, werden ſpäter, bei dem Berichte über die Thätigkeit der Sektionen, namhaft gemacht werden. Als Mitglieder des großen Ausſchuſſes functionirten ferner für die Stadtgemeinde Herr Gemeinderath Obergerichtsadvokat L. Achenbach, für das Großherzogliche Lyceum, deſſen Direktor Herr Hofrath Behaghel. Unſer hochverdientes Vereinsmitglied und langjähriger Kaſſier, Herr Particulier J. Andriano, welchem ſeit der dienſtlichen Verſetzung des Berichterſtatters von hier im Jahre 1850 höchſten Ortes auch die Stelle als Cuſtos des Groß— herzoglichen Muſeums übertragen worden war, erklärte in einer Eingabe an den Vereins-Vorſtand vom 4. September 1858, dieſelbe zu Gunſten ihres frühern Inhabers wieder niederlegen zu wollen. Durch Allerhoͤchſte Entſchließung vom 14. September 1858, mitgetheilt durch Erlaß Hochpreislicher Intendanz der Großherzoglichen Hofdomainen vom 12. Oktober 1858, Nr. 2698, wurde dieſe Reſignation genehmigt und Ihr Berichterſtatter in die früher während mehrerer Jahre N — verwaltete Stelle eines Großherzoglichen Cuſtos eingeſetzt. Zugleich erhielt Herr Andriano als Beweis der Allerhöchſten Zufriedenheit mit der erſprießlichen Wirkſamkeit in ſeiner bisherigen Stellung von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge eine werthvolle goldene Tabatiere mit der Allerhöchſten Namenschiffre in Brillanten. Wenn unſer Verein in dieſem huldvollen Akte einen neuen Beweis des erhabenen Sinnes unſeres gnädigſten Protektors für alles wahrhaft Schöne und Gute dankbar und freudig erkannte, ſo mußte unſere Theilnahme eine um ſo größere ſein, als die höchſte Gnade einem Manne zu Theil ward, der ſeit einer langen Reihe von Jahren unſeren Angelegenheiten ſeine Kräfte auf die thätigſte und uneigennützigſte Weiſe widmete. Der Verein hat ſeiner Seits Herrn Andrianp ſeinen Dank durch das Organ des großen Ausſchuſſes, in deſſen Sitzung vom 30. Oktober v. J., ausgeſprochen, an welchem Tage auch der Berichterſtatter ſeine Funktion als Großherzoglicher Cuſtos übernahm. Das verfloſſene Jahr wurde für den Verein um ſo bedeutungsvoller, als es das 25. ſeines Beſtehens war, und der in der großen Ausſchußſitzung vom 30. Oktober gefaßte Beſchluß, den Stiftungstag am 14. November zur Feier die— ſes für unſer Inſtitut ebenſo erfreuliche als ehrenvolle Ereig— niß beſonders feſtlich zu begehen, erfreute ſich der allgemeinen Theilnahme. Die Feier ſelbſt, welche in dem ſchönen Bibliothekſaale des Großherzoglichen Schloſſes ſtatt fand, eröffnete unſer verehrter Präſident, Herr Graf von Oberndorff, vor einem ebenſo zahlreichen als gewählten Auditorium mit folgen— der Feſtrede: „Hochgeehrteſte Verſammlung! Wir beſchließen mit dem gegenwärtigen Jahre das erſte Vierteljahrhundert ſeit dem Beſtehen des Vereins und ich erlaube mir daher bei dieſem Zeitabſchnitte, Ihnen einige Ber an Worte über die Entſtehung und ſeitherige Wirkſamkeit unſeres Vereines mitzutheilen. Hervorgerufen wurde derſelbe durch die Liebe zu dem Studium der Natur-Wiſſenſchaften, welchem die hieſigen, noch aus früheren Zeiten ſtammenden natur— hiſtoriſchen Sammlungen ſehr kräftige Unterſtützung zu ge— währen verſprachen, ſobald dieſelben ihrem etwas verwahr— losten Zuſtande entriſſen und wiſſenſchaftlich geordnet, der allgemeinen Benützung mehr zugänglich gemacht werden konnten. Dieſes wo möglich zu bewirken, veranlaßte eine Anzahl von Männern, denen es Ernſt um die Beförderung der Wiſſenſchaften war, die Gründung eines Vereines anzuregen, und, einmal angeregt, fand die Sache bei ſehr vielen Be— wohnern Mannheims ſowohl, als bei auswärtigen Freunden und Pflegern der Naturkunde eine ſo rege Theilnahme, daß durch die Gnade Seiner Königlichen Hoheit des höchſt— ſeligen Großherzogs Leopold, dem eifrigen Beförderer alles Guten und Nützlichen, auf das huldvollſte unterſtützt, es ihren Bemühungen gelang, den hieſigen Verein für Natur— kunde ins Leben zu rufen, und deſſen Thätigkeit mit der erſten Verſammlung am 16. November 1833 zu eröffnen. Dem nun förmlich conſtituirten Vereine geruhten Seine Königliche Hoheit der Großherzog die Gnade zu er⸗ weiſen, ſich als hoher Protektor an die Spitze zu ſtellen, und ſämmtliche hohe Glieder des Großherzoglichen Hauſes hatten die Gnade, denſelben durch ihre Theilnahme als Mit— glieder zu beglücken. Sämmtliche vorhandenen Sammlungen geruhte Seine Königliche Hoheit der Großherzog dem Vereine zur Aufſicht und freien Benützung allergnädigſt zu übertragen, und die zu deren zweckmäßigen Aufſtellung nöthigen Räume, ſowie das zur Anlage eines botaniſchen Gartens nöthige Gelände anweiſen zu laſſen, wodurch der Verein alsbald in den Stand geſetzt wurde, ſeine Thätigkeit zu beginnen. re Mit den ihm allergnädigſt bewilligten Zuſchüſſen und den ihm durch ſeine Mitglieder zufließenden Mitteln, wurde die zweckmäßige Anlage des botaniſchen Gartens ſammt Zu— behörden alsbald in Angriff genommen, die vorhandenen Sammlungen wurden ſyſtematiſch geordnet und für deren zweckmäßige Aufſtellung Sorge getragen, mit der Gründung einer entſprechenden Bibliothek begonnen und dahin zu wirken geſucht, alle Sammlungen möglichſt zu vermehren und ſo weit wie immer möglich der öffentlichen Benützung zugänglich zu machen. Hiezu kam noch, daß aus Liebe zur Wiſſenſchaft und zu ſeiner Vaterſtadt, der hieſige Kaufmann Vogt, der ſich ſeit langen Jahren mit dem größten Eifer dem Studium der Naturkunde hingegeben hatte, ſich entſchloß, auf die uneigen— nützigſte Art, gegen eine billige Leibrente auf die Dauer ſeines und ſeiner Töchter Leben, ſeine reichhaltigen, mit vie— ler Mühe und Fleiß zuſammengebrachten Sammlungen den der Aufſicht des Vereines übertragenen Sammlungen für alle Zeiten einzuverleiben, und durch dieſe Acquiſition ſowohl, als durch die vielſeitigen Beiträge und Geſchenke, deren der Verein ſich zu erfreuen hatte, ſo wie durch die aus den Mitteln deſſelben veranſtalteten Vermehrungen gelang es ſchon im Verlaufe der erſten Jahre, die Sammlungen, welchen inzwiſchen mit allerhöchſter Erlaubniß der Name eines Groß— herzoglichen naturhiſtoriſchen Muſeums beigelegt wurde, auf einen Stand zu bringen, welcher dieſes Muſeum den bedeu— tenderen derartigen Sammlungen Deutſchlands würdig an die Seite ſtellt. Dieſes Muſeum nun, den botaniſchen Garten und die Bibliothek in einem der Stadt Mannheim und der Wiſſen— ſchaft würdigen Stande zu erhalten, nach Kräften zu ver— mehren und zu vervollkommnen und dadurch jeinen Mit: gliedern ſowohl, als den ſonſtigen Freunden der Naturkunde ihr Studium zu erleichtern und durch gelegenheitliche wiſſen— ſchaftliche Vorträge die Luſt zu denſelben immer mehr zu . erwecken, war und iſt fortan die Aufgabe des Vereines ge— blieben. Seine Beſtrebungen ſahen ſich immer durch den zahlreichen Beſuch des Muſeums und der gehaltenen Vorträge, ſowie durch die zahlreiche Betheiligung bei den durch die Huld Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie kräftig unterſtützten Blumen-Ausſtellungen auf das Freudigſte belohnt, ſowie ſich derſelbe ſtets auch des freundlichſten Entgegenkommens aller, ein gleiches wiſſen— ſchaftliches Ziel verfolgenden Vereine und Anſtalten zu er— freuen hatte, und zu allen Zeiten fanden ſich Freunde und Pfleger der Naturwiſſenſchaften, welche ſowohl durch gediegene Vorträge bei den Verſammlungen, wie durch intereſſante Abhandlungen, als Anhang zu deſſen Rechenſchaftsberichten, dem Vereine ihre Theilnahme zu erkennen gaben, denſelben in ſeinem Wirken kräftig unterſtützten und ſich bleibende Verdienſte um die Wiſſenſchaft und unvergängliche Anſprüche auf unſere Dankbarkeit erworben haben. Ihnen alle Diejenigen namhaft zu machen, welchen der Verein bei ſeiner Entſtehung und in ſeinem Fortgange ſo vieles zu verdanken hat, erlaubt mir leider die Zeit nicht, deren Namen ſind aber in den Berichten des Vereines auf— gezeichnet und wird das Dankgefühl für deren Leiſtungen bei deſſen Mitgliedern wohl nie erlöſchen. Wenn auch der Gang der Ereigniſſe und die wechſelnden Zeitverhältniſſe im Verlaufe der Jahre hin und wieder fuͤhl— bare Störungen in das Wirken des Vereines gebracht und ſeine Kräfte, ſowie die Anzahl ſeiner Mitglieder vermindert haben, die Liebe zu der Wiſſenſchaft iſt bei demſelben doch immer dieſelbe geblieben, und das eifrige Streben, derſelben nach Kräften zu dienen, wird wohl bei deſſen Mitgliedern nie erkalten und auch heute wieder wird Ihnen durch die intereſſanten Vorträge, womit die Herren Geh. Hofrath Döll, Director Dr. Schröder und Dr. Hirſchbrunn uns zu erfreuen die Güte haben wollen, der freudige Beweis geliefert werden, daß auch die Männer der Wiſſenſchaft noch 1 nicht ermüdet ſind, die Beſtrebungen des Vereines auf das Bereitwilligſte zu unterſtützen. Wir dürfen uns daher mit aller Zuverſicht der frohen Hoffnung hingeben, daß auch für die kommenden Zeiten dem Vereine die allſeitige Theilnahme, deren er ſich bisher zu erfreuen hatte, nicht fehlen werde, und daß durch das kräf— tige Zuſammenwirken ſeiner Mitglieder, verbunden mit der thätigen Hülfe ſeiner Freunde und Gönner, es dem Vereine unter dem Schutze ſeines hohen Protektors, unſeres aller— gnädigſten Großherzogs, ſtets mehr und mehr gelingen werde, Nützliches zu wirken und der Wiſſenſchaft nach Kräften zu dienen.“ Hierauf folgten die bereits angedeuteten wiſſenſchaftlichen Vorträge. Herr Geh. Hofrath Dr. Döll von Karlsruhe ſprach zuerſt über die Fructification der Farrenkräuter und wußte durch ſeinen außerordentlich klaren, durch inſtructive Zeich— nungen an der Tafel erläuterten Vortrag das Auditorium in hohem Grade für ſein gewähltes Thema zu intereſſiren. Hierauf demonſtrirte Herr Director Dr. Schröder das merkwürdige Experiment (von Magnus) der leichten Ver— brennlichkeit feiner Eiſenſpähne in locker vertheiltem Zuſtande vermittels des Magneten. Ihm ſchloß ſich ein längerer intereſſanter Vortrag des Herrn Apothekers Dr. Hirſchbrunn über das Salggebirge bei Berchtesgaden und ſpeciell über deſſen Bildungsweiſe auf neptuniſchem Wege an, zu welchem ihm beſonders eine kurz vorher unternommene wiſſenſchaftliche Reiſe in das Salz— kammergut Veranlaſſung gegeben hatte. Den Beſchluß machte ein weiterer Vortrag des Herrn Director Dr. Schröder über Filtration der Luft in Be— ziehung auf Fäulniß, Gährung und Gryitallifation, an— ſchließend an eine im Jahre 1853 (ſiehe 20ter Jahresbericht des Vereins 1854) über denſelben Gegenſtand gegebene Mit— theilung. Die vorgetragenen höchſt intereſſanten Reſultate 1 ne einer längern Reihe müheſamer Verſuche, von denen ein Theil auch den Zuhörern, namentlich inſofern ſie die Cry— ſtalliſation betreffen, vorgeführt wurden, erregten die Theil— nahme aller Anweſenden in hohem Grade ). | Den Schluß der Feier bildete ein feſtliches Mahl, welches, nachdem die zahlreiche Verſammlung vor Allem den ſchuldigen Tribut des Dankes und der Ehrerbietung dem erhabenen Protektor des Vereins, Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge Friedrich und Höchſtdeſſen Erlauchtem Hauſe, ſowie Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie, welcher der Verein ſeit ſeiner Gründung ſo vielfache Beweiſe huldvoller Gnade zu verdanken hat, in begeiſterten Hoch's gezollt hatte, durch eine Reihe ſinniger Reden und munterer Toaſte unter den feſtlichen Klängen einer trefflichen Muſik den thatſächlichen Beweis lieferte, daß die Naturwiſſenſchaft vor allen andern Zweigen des Wiſſens berufen ſei, bei ihren Pflegern und Gönnern auch die heitern Saiten des Lebens anzuſchlagen. Die durch Nichts getrübte Feier des ſeltenen Feſtes wird noch lange bei allen Theilnehmern in freudiger Erinnerung bleiben. Ein Beſchluß der General-Verſammlung vom 6. Februar v. J., die Feier des Stiftungsfeſtes wegen der Ungunſt der Jahreszeit, namentlich in Berückſichtigung unſerer auswärti— gen Mitglieder und Gönner, vom November auf den Mai zu verlegen und mit der in dieſem Monate ſtattfindenden Blumen-Ausſtellung zu verbinden, ſtieß in der Ausführung inſofern auf Hinderniſſe, als unſere Heidelberger Ehrenmit— glieder, welchen wir ſeit Jahren für rege Bethätigung an unſern Verſammlungen durch gehaltene Vorträge zu beſonde— rem Danke verpflichtet waren, gerade in dieſem Monate wegen 1) Denjenigen, welche ſich ſpeziell für dieſen Gegenſtand intereſſiren, dürfte die Bemerkung erwünſcht ſein, daß ſich eine ausführlichere Mit— theilung über denſelben in Liebig's Annalen, Band CIX., S. 35 u. f, findet. N ER des beginnenden Kurſes uns ihre Theilnahme nicht ſchenken konnten. Die für den 2. Mai v. J. beſchloſſene Verſamm— lung konnte auch aus dieſem Grunde nicht ſtattfinden. Was den Perſonalbeſtand des Vereins betrifft, ſo hat derſelbe im Jahre 1858 9 ordentliche Mitglieder verloren und zwar 5 durch den Tod, 2 durch Wegzug und 2 durch freiwilligen Austritt. Die tiefe Trauer, in welche das ganze Land durch das am 22. Januar 1858 erfolgte Ableben Seiner König— lichen Hoheit des Großherzogs Ludwig verſetzt wurde, traf unſern Verein um ſo ſchmerzlicher, als derſelbe ſeit ſeiner Gründung das Glück hatte, den hohen Abgeſchiedenen zu ſeinen ordentlichen Mitgliedern zählen zu dürfen. Einen‘ weitern herben Verluſt erlitt unſere Geſellſchaft durch den Tod ihres Ehren-Präſidenten, des Großh. Bad. Staatsminiſters a. D. Herrn Klüber Excellenz, welcher als Präſident des Vereins in den Jahren 1846—51 demſelben unter den ſchwierigſten Zeitverhältniſſen mit Kraft und Um— ſicht vorſtand und weſentlich dazu beitrug, daß das ſchöne Inſtitut nicht mit in den allgemeinen Strudel der Vernichtung gezogen wurde. Bei ſeinem Wegzuge von hier nach Karls— ruhe ernannte ihn der Verein, in Anerkennung ſeiner aus— gezeichneten Verdienſte um denſelben, zu ſeinem Ehren— Präſidenten und hatte ſich bis zu ſeinem Dahinſcheiden ſtets noch der lebhafteſten Theilnahme von ſeiner Seite zu er— freuen. In den Herren Hofrath J. Hecker, Baron van der Höven und Sadtamtschirurg Nötling verlor der Verein durch den Tod hoͤchſt ehrenwerthe langjährige Mitglieder, von welchen Letzterer demſelben ſeit ſeiner Gründung angehörte. Durch Wegzug ſchieden die Herren Particulier G. V. Geib und Dr. E. Huhn aus der Geſellſchaft. Nach Aufzählung der für uns ſo ſchmerzlichen Verluſte kann ich Ihnen anderer Seits die erfreuliche Mittheilung 2 machen, daß ſich im verfloſſenen Jahre unſere Geſellſchaft einer beſonders regen Theilnahme zu erfreuen hatte. Als ordentliche Mitglieder wurden auf ihren Wunſch in denſelben aufgenommen die Herren: Oberarzt Dr. Schmidt. Hüttendirector C. Clauß. Praktiſcher Arzt Dr. Kahn. Forſtmeiſter Joh. K. Fr. Roth. Amtsarzt Dr. Wilckens in Weinheim. Rechtsanwalt Ph. Bracht. Profeſſor C. Rapp. Kaufmann L. A. Baſſermann. Kaufmann Ferd. Walther. Generalmajor G. Kunz. Oberhofgerichts-Vice-Kanzler Haas. Was die Geſammtzahl der ordentlichen Mitglieder des Vereins betrifft, ſo betrug dieſelbe am Schluſſe des letzten Vereinsjahres 118; von dieſen gingen 9 ab; 14 gingen zu, wonach der jetzige Stand der Geſellſchaft ſich auf 120 Mit— glieder beläuft, die Zahl derſelben alſo ſeit dem letzten Berichte um 2 zugenommen hat. Zu Ehren-Mitgliedern des Vereins wurden durch einſtimmigen Beſchluß des großen Ausſchuſſes wegen ihrer Verdienſte um die Naturwiſſenſchaft überhaupt oder um den Verein insbeſondere ernannt, die Herren: Univerſitätsgärtner Chr. Lang in Heidelberg. Rath K. J. Neydeck in Karlsruhe. Profeſſor Dr. Friedolin Sandberger in Karlsruhe. Profeſſor Dr. J. A. Schmitt in Heidelberg. Geh. Referendär Dr. Vollr. Vogelmann in Karlsruhe. Wenn die Wirkſamkeit unſeres Vereins in Bezug auf die Beförderung der Wiſſenſchaft an und für ſich aus natür— lichen Gründen nur eine beſcheidene ſein kann, ſo ging doch ſein vorzüglichſtes Streben dahin, ſeiner zweiten Hauptauf— Zu gabe, Beförderung und Verbreitung naturhiſtoriſcher Kennt— niſſe nämlich, nach Kräften nachzukommen. Zu dieſem Zwecke waren die reichen Sammlungen des Großherzoglichen naturhiſtoriſchen Muſeums nicht nur während der beſſeren Jahreszeit Sonntags von 11 — 1 Uhr dem Geſammtpublikum und Mittags von 2— 4 Uhr den Vereinsmitgliedern ge— öffnet, ſondern es wurde auch beſchloſſen, dieſelben während der Wintermonate Sonntags von 11 — 12 Uhr für Jeder— mann zugänglich zu machen. Zur Förderung wiſſenſchaftlicher Belehrung erboten ſich ferner mehrere Vereinsmitglieder zu öffentlichen Vorträgen während des Winterhalbjahres und machte Herr Director Schröder noch vor Ablauf des Vereinsjahres den Anfang mit einem intereſſanten Vortrage über das Ozon, welcher am 16. Dezember v. J. vor einem zahlreichen Auditorium aus allen Ständen ſtattfand und den Beweis lieferte, daß der bekannte Sinn der Bewohner Mannheims für Kunſt und Wiſſenſchaft noch nicht erloſchen iſt. Den Beſtimmungen gemäß ſollte in jedem Monate etwa ein weiterer Vortrag populär-wiſſenſchaftlichen Inhalts folgen. Auch in ſeinen aus wärtigen Beziehungen blieb der Verein im verfloſſenen Jahre nicht zurück und ich kann Ihnen mit Vergnügen berichten, daß wir mit 9 weitern gelehrten Geſellſchaften und naturwiſſenſchaftlichen Vereinen in Verbindung reſpective literariſchen Wechſelverkehr getreten ſind. Es ſind dieſe: 1. Die Königliche Akademie der Wiſſenſchaften in München. Der naturhiſtoriſche Verein zu Paſſau. Der Verein für Naturkunde zu Preßburg. Der Frankfurter phyſikaliſche Verein. Der naturhiſtoriſch-mediciniſche Verein zu Heidel— berg. o — FE 6. Die Königliche zoologiſche Geſellſchaft 0 . artis magistra“ zu Amſterdam. 7. Der Gartenbau-Verein zu Darmſtadt. 8. Die Société des sciences naturelles zu Straß— burg. 9. Der naturwiſſenſchaftliche Verein des Harzes zu Blankenburg. Eine Zuſammenſtellung ſämmtlicher gelehrten Geſell— ſchaften und Vereine, mit welchen wir jetzt in Verbindung ſtehen, ſowie ein Verzeichniß der im verfloſſenen Vereinsjahre eingelaufenen Schriften, folgt weiter unten. Um letztere auch vor ihrer Aufſtellung in der Bibliothek möglichſt zugänglich zu machen, wurde auf Antrag des Herrn Directors Schröder die Gründung eines naturwiſſenſchaft— lichen Leſezirkels beſchloſſen und die Vereinsmitglieder durch ein Circulare zur Theilnahme an demſelben eingeladen. Die Leitung des Zirkels übernahm der Berichterſtatter und ſollte derſelbe im neuen Vereinsjahr in der Art in's Leben treten, daß alle 14 Tage, nämlich am 1. und 15. jeden Monats, ein Wechſel der Schriften ſtatt fände. Außer den von aus— wärtigen Geſellſchaften eingehenden Berichten und wiſſen— ſchaftlichen Abhandlungen ſollten auch einige naturhiſtoriſche Zeitſchriften und populär-wiſſenſchaftliche Werke in Umlauf geſetzt werden. Der Beifall, welcher dieſem Unternehmen von vielen Seiten thatſächlich durch Beitritt zu Theil ward, lieferte Ihren Geſchäftsführern den erfreulichen Beweis, daß ihr Streben, den Verein ſeinem Hauptzwecke möglichſt näher zu führen, richtig erkannt und gewürdigt wurde. Was den finanziellen Stand des Vereins be— trifft, ſo kann derſelbe nur ein erfreulicher genannt werden. Die Rechnungen für das Vereinsjahr 1857 wurden auf Erſuchen des Vorſtandes von Herrn Altbürgermeiſter | Bleichroth mit bekannter Gefälligkeit, wie in früheren — MB Jahren, revidirt und richtig befunden, wofür wir demjelben zu beſonderem Danke verpflichtet ſind. Für das Bra 1858 ſtellt ſich die Rechnung folgendermaßen: A. Einnahmen. fl. kr. 188 7 Kaſſenvorrath von 1857. 384 3. Beiträge der Mitglieder. . 562 30. Staats: und Lyceums-Beitrag. 550 —. Geſchenk Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Großherzogin Stephanie von Baden zu den Bier Prien 142 — Summa 1608 33. B. Ausgaben. | . Zoologiſche Section 60 57. Botaniſche Section 141 6. Mineralogiſche Section .. 58 6. Mediciniſche Section. . 153 47. Vogt'ſche Rente 125 —. Abgang.. 8 15 —. Allgemeine Ausgaben . Suter. WERT 57. r 272 36. Ich erlaube mir nun eine kurze Darſtellung der Thätig— keit der einzelnen Sectionen zu geben: N ze A. Zoologiſche Sektion. Dieſelbe hatte zu Repräſentanten den Berichterſtatter, als Vorſitzenden der Sektion, und die Herren Graf von Oberndorff, Partikulier Andria no und Friſeur Joſt. Die Sektion hielt im Laufe des Jahres mehrere Ver— ſammlungen, in welchen intereſſantere zoologiſche Gegenſtände beſprochen und die Sektions-Angelegenheiten verhandelt wurden. In der am 4. September gehaltenen Sitzung zeigte Herr Joſt mehrere lebende, ausgewachſene und kräftige Raupen von Saturnia cecropia, einem im Ohio-Staate vor— kommenden, dem Wiener Nachtpfauenauge (S. piri) ähnlichen, dasſelbe an Größe noch übertreffenden Nachtſchmetterlinge. Er hatte die Eier Ende Mai's von einem in Carlsruhe aus der Puppe geſchlupften Schmetterlinge erhalten. Die Puppe ſelbſt war aus Amerika gebracht worden. Die vorgezeigten, etwa 10 Wochen alten Raupen hatten eine Länge von un⸗ gefähr 3½ Zoll und begannen ſchon, nach bereits 5 maliger Häutung ſich theilweiſe zu verpuppen. Nach der Beobachtung des Herrn Joſt fraßen ſie die drei erſten Häute auf. Als Nahrung erhielten ſie die Blätter von Prunus spinosa, welche ſie in reichlicher Menge genoſſen. Die Puppen über- wintern. Die zoologiſche Sammlung wurde durch Anſchaffung folgender Thiere vermehrt: 1) Ara ararauna L. blauer Ara. 2) Crotalus durissus Daud. nordamerikaniſche Klapper— ſchlange. Beide Thiere waren in der hier anweſenden Mena- gerie des Herrn Egenolf mit Tod abgegangen. 3) Antilope dorcas L. Gazelle. 4) Halmaturus giganteus Gm. Rieſen-Känguru, in einem ausgezeichnet großen männlichen Exemplare aus dem zoologiſchen Garten von Frankfurt a. M. Als Geſchenke gingen ein: 1) Ein neugeborener Affe (Cebus?) in Weingeiſt von Herrn Maagerie⸗ efther Egenolf. u Mi 2) Phrynosoma orbieulare Wiegm. die runde Kröten— Eidechſe, ein intereſſantes Reptil aus Mexiko, in Weingeiſt von Herrn Dr. Dyckerhoff. Für die Vereins⸗ Bibliothek wurden folgende Werke angeſchafft: 1) Dr. C. G. Calwer, Käferbuch. Stuttgart, 1858. Mit vielen trefflichen illuminirten Abbildungen. 2) C. G. Giebel, Die Säugethiere ꝛc. Leipzig, 1855. 3) Joh. Leunis, Synopſis der drei Naturrciche. Erſter Theil Zoologie. Hannover, 1856, u. f. zweite Auflage. 4) M. Schlegel essais sur la physiognomie de serpeus, La Haye 1837 mit Atlas. Ein ausgezeichnetes Beſtim— mungswerk, welches in einem guten Exemplare antiquariſch erworben wurde. 5) S. v. Praun, Abbildung und Beſchreibung euro— päiſcher Schmetterlinge. Nürnberg, 1858, u. f. in Lieferungen. 6) C. L. Koch, Die Pflanzenläuſe (Aphiden). Mit trefflichen illuminirten Abbildungen. Rürnberg, 1854—57. B. Botaniſche Sektion. Dieſelbe wählte zu Repräſentanten für den großen Ausſchuß die Herren Hofgärtner Stieler, prakt. Arzt Dr. Gerlach, Hofapotheker Wahle und Obergerichtsadvokat Gentil. Den Vorſitz führte Herr Hofgärtner Stieler. Die Sektion verwendete auch in dieſem Jahre wieder einen Theil ihrer Mittel für die nöthigſten Reparaturen der Glashäuſer. Für den botaniſchen Garten wurde die An— ſchaffung einiger der neueſten Coniferen und einiger anderer Pflanzen beſchloſſen, welche im Frühjahre hier vorkommen und in den Gewächshäuſern werden aufgeſtellt werden. Von dem botaniſchen Garten in Heidelberg erhielt die Sektion Samen und Pflanzen, was in dankender Aner— kennung hier anzuführen iſt. 2 1 Neubert's Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde wurde auch in dieſem Jahre von der Sektion gehalten und circulirte unter den Mitgliedern. a Die in den erſten Tagen des Monats Mai veranſtaltete Blumen-Ausſtellung reihete ſich in jeder Beziehung würdig an ihre Vorgängerinnen an. Durch die Munifizenz Ihrer kaiſerlichen Hoheit der Frau Großherogin Stephanie wurde es auch bei dieſer Ausſtellung möglich, die Preiſe auf das Doppelte zu erhöhen und 20 Dukaten vertheilen zu können. Zu Preisrichtern wurden die Herren Dr. Schulz bipont aus Deidesheim, Univerſitätsgärtner Lang von Heidelberg und Handelsgärtner Hock von Mainz erwählt und unter— zogen ſich dieſem Geſchäfte mit dankenswerther Breitwilligkeit. Die Preiſe wurden in folgender Weiſe zuerkannt: 1) Ein Preis von 3 Dukaten für die ſchönſte Samm- lung von Azalea indica Herrn Handelsgärtner Scheurer von Heidelberg. 2) Ein Preis von 3 Dukaten für die 6 neueſten Pflan- zen, als: Prunus Sinensis flor. plen., Jocherania Warsunizii, Statice Helfordi, Berberis japonica, Berberis Reali und Weinmannia thrichosperma. 3) Ein Preis von 3 Dukaten für die ſchönſte Samm⸗ lung Roſen in Töpfen Herrn Handelsgärtner Riedel in Worms. 4) Ein Preis von 3 Dukaten für die ſchönſte Samm— lung von Rhododendron, zugleich durch die meiſten Neu— heiten ausgezeichnet, Herrn Handelsgärtner Roland in Mainz. Ehrenvolle Erwähnung erhielt Herr Scheurer in Heidelberg. 5) Ein Preis von 2 Dukaten für die ſchonſten durch Blüthenreichthum ausgezeichneten Pflanzengruppen Herrn Vereinsgärtner Bucher. Ehrenvoll erwähnt wurde Herr Schmitz in Mainz. | . 6) Ein Preis von 2 Dukaten für 6 durch Blüthen— Reichthum ausgezeichnete Culturſtücke (Azalea resplendens, Praslans?, Minerva, Prince Albert., purpurea, magnifica) Herrn Handelsgärtner Scheurer in Heidelberg. 7) Ein Preis von 2 Dukaten für die ſchönſte Samm— lung Camellia Hrn. Handelsgärtuer Scheurer in Heidelberg. 8) Ein Preis von 1 Dukate der ſchönſten Sammlung decorativer Blattpflanzen Herrn Stadtpfarrer Prof. Plitt in Heidelberg. 9) Ein Preis von 1 Dukate für die ſchöͤnſte Sammlung Cineraria Herrn Riedel in Worms, wegen Cultur und Blüthenreichthum. Ehrenvoll erwähnt wurden die Herrn Graf von Oberndorff dahier, Handelsgärtner Walter in Heidelberg und Handelsgärtner Betz in Mainz. 10) Ein Preis von 1 Dukate für die ſchönſte Gärtner— Arbeit Fräulein Scheurer in Heidelberg. 11) Ein Preis von 1 Dukate, welcher zur freien Ver— fügung der Herren Preisrichter geſtellt war, Herrn Vereins— Gärtner Bucher dahier für eine Gruppe von Calceolaria. Wie in frühern Jahren, war auch dieſes Mal mit der Ausſtellung eine Blumen-Lotterie verbunden. C. Phyſikaliſch⸗mineralogiſche Sektion. Dieſelbe hatte zum Vorſitzenden den Herrn Direktor Schröder und zu Repräſentanten die Herren Regierungs— rath With, Partikulier Scipio und Apotheker Dr. Hirſch— brunn. Die Sektion hatte ſich zur beſondern Aufgabe gemacht, die zum größten Theile noch nicht geordnete geognoſtiſche Sammlung ſyſtematiſch zu ordnen und zu ergänzen, welchem mühevollen Geſchäfte ſich Hr. Dr. Hirſchbrunn mit dan- kenswerthem Eifer unterzog und im vorigen Sommer die Gruppe der Trias- Formation bearbeitete. ie „ Als Geſchenk erhielt die Sektion 11 Stücke Mineralien von Herrn Dr. Lommel in Heidelberg und 18 Stücke von Herrn Dr. Hirſchbrunn. Durch des letztern Vermittlung wurden ferner 106 Mineralien der Kreide-, Jura- und Trias-Formation für die Sammlung erworben. Das aus den Mitteln der mineralogiſchen Sektion an- geſchaffte und zunächſt für deren ſpecielle Zwecke beſtimmte werthvolle Schiek'ſche Mikroskop mit zugehörenden Apparaten wurde nach Beſchluß des großen Ausſchuſſes der allgemeinen Benützung des Vereins übergeben und unter ſpecieller Aufſicht des Berichterſtatters in dem Lokale der natur— hiſtoriſchen Sammlungen der höhern Bürgerſchule, welches zu dieſem Zwecke beſonders geeignet erſchien, aufgeſtellt. D. Medieiniſche Sektion. An derſelben betheiligten ſich ſämmtliche hieſige Aerzte, welche die Herren Dr. Seitz, Hofrath Dr. Stehberger, Hofrath Dr. Zeroni und Regimentsarzt Maier als Re— präſentanten für den großen Ausſchuß wählten und zwar erſtern zugleich als Vorſitzenden der Sektion und Geſchäfts— führer des mediciniſchen Leſezirkels. Die Angelegenheiten der Sektion wurden in vier Ver— ſammlungen beſprochen, die Mittel derſelben aber größtentheils wieder auf die Anſchaffung gediegener Zeitſchriften und intereſſanterer Monographien verwendet, welche zuerſt bei ſämmtlichen Mitgliedern in 14tägigem Wechſel circulirten und dann der Vereins =» Bibliothek einverleibt wurden. Von Zeitſchriften wurden gehalten, reſp. fortgeſetzt: 1. Arch iv für phyſiol. Heilkunde von Wunderlich ꝛe. Stuttgart, 1858. 2. Journal für Kinder-Krankheiten von Behrend und Hildebrand. Erlangen, 1858. 2 3. Zeitſchrift der k. k. Geſellſchaft der Aerzte zu Wien, 1858. b „Vierteljahrsſchrift für die prakt. Heilkunde. Prag, 1858. 5. Wiener mediciniſche Wochenſchrift, redigirt von Dr. Wittelshöfer. 1858. Deutſche Klinik, herausgegeben von Dr. Göſchen. Berlin, 1858. 7. Archiv für pathol. Anatomie, Phyſiologie und klin. Medicin von Virchow. Berlin, 1858. 8. Jahresbericht über die Fortſchritte der geſammten Medicin im Jahre 1857 von Cannſtadt. 1858. 9. Zeitſchrift für die Staats-Arzneikunde von Schnei⸗ der ꝛc. Erlangen, 1858. 10. Archiv des Vereins für gemeinſchaftliche Arbeiten zur Förderung der wiſſenſchaftlichen Heilkunde v. Vogel ꝛc. | Göttingen, 1858. 11. Zeitſchrift für rationelle Mediein von Henle und 8 Pfeuffer. Heidelberg und Leipzig, 1858. 12. Verhandlungen des naturhiſtoriſchen und medicini— ſchen Vereins in Heidelberg, 1857 und 1858. — Geſchenk des Vereins. Ferner wurden folgende Monographien angeſchafft: 1. Scanzoni, Beiträge zur Geburtskunde und Gynako— logie. Wien, 1858. 2. Wundt, die Lehre von der Muskelbewegung nach eigenen Unterſuchungen bearbeitet. Braunſchweig, 1858. 3. Stilling, neue Unterſuchungen über den Bau des Rückenmarks. 4. Lieferung. 4. Caſſel, 1858. 4. Zimſen, die Elektricität in der Medicin. Berlin, 1858. 5. Friedberg, Pathologie und Therapie der Muskel: | Lähmung. Weimar, 1858. 6. Albrecht, die Krankheiten der Zahnpulpe. Berlin, 1858. 7. Cormak, über die Natur, Behandlung und Verhütung der Lungenſchwindſucht. Erlangen, 1858. b. S Pe 3 er 8. Ad. zur Nedden, die Verderbniß der Zähne und ihre Behandlung. Aus dem Engliſchen von E. Hoff— mann. Erlangen, 1858. 9. Barth, Einiges über die Regeln beim Gebrauche der Thermalwaſſer ꝛc. Aachen, 1858. 10. Beſſer, die Aerzte in der Coneurrenz und was Noth thut. Göttingen, 1858. 11. Neugebauer, Morphologie der menſchlichen Nabel- ſchnur. Breslau, 1858. 18. Müller und Vogelſang, der ophthalm. Congreß zu Brüſſel vom 13.—16. Sept. 1857. Hannover 1858. E. Allgemeine Vereins - Angelegenheiten. Wie in frühern Jahren, erfreute ſich auch im verfloſſenen der Verein der freundlichen Theilnahme vieler auswärtiger ge— lehrter Geſellſchaften und Vereine, welche unſere Bibliothek mit den von ihnen herausgegebenen wiſſenſchaftlichen Arbeiten und Berichten bereicherten, was wir mit um ſo größerem Danke hier anerkennen müſſen, als die meiſten dieſer, zum Theile ſehr werthvollen, Schriften durch den Buchhandel nicht zu beziehen ſind. Die eingelaufenen literariſchen Geſchenke ſind folgende: 1. Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft in Baſel. Jahrgang 1857, 4. Heft. Jahrgang 1858, 1. Heft. 2. Württembergiſche naturwiſſenſchaftliche Jahreshefte, 13. Jahrgang, 3. Heft. 14. Jahrgang, 1.—3. Heft. 3. Berichte über die Verhandlungen der naturwiſſen— ſchaftlichen Geſellſchaft in Freiburg i. B. Jahrgang 1857, Nr. 25—31. 4. Dreiundzwanzigſter Bericht des Thüringer Gartenbau— Vereins in Gotha, für 1856 und 57. 5. Memoires de la société imperiale de sciences natu- relles de Cherbourg. Tom IV., 1856. | a U | 6. Verhandlungen des Gartenbau = Vereins zu Erfurt. | Jahrgang 13. | 7. Abhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu | Görlitz. 8. Band, enthaltend die geognoſtiſche Be— ſchreibung der preußiſchen Oberlauſitz, von Ernſt Fr. Glocker. 8. Verhandlungen des naturhiſtoriſchen Vereins der preuß. Rheinlande und Weſtphalens. 14. Jahrgang, 3. Heft. 18. Jahrgang, 1. und 2. Heft. 9. Gemeinnützige Wochenſchrift des landwirthſchaftlichen Vereins von Unterfranken und Aſchaffenburg ꝛc. Jahrgang 1857, Nr. 38—52. Jahrgang 1858, Nr. 1—40. 10. Von der königlichen Akademie der Wiſſenſchaften in München gingen folgende Abhandlungen ein: a. Ueber die Phyſik der Mollekularkräfte von Prof. Dr. Jolly. | Ueber Pleisesquisulphat von Prof. Dr. Vogel und Dr. Reiſchauer. c. Ueber einige neue chemiſche Berührungswirkungen von C. F. Schönbein. | d. Die ſtatiſchen Momente der menſchlichen Glied— maſſen von Prof. Dr. Harleß. e. De mutationibus, quae contingunt in spectro solari fixo. Elucubratio professoris Franc. Zan- tedeschi. Neue Beiträge zur Kenntniß der foſſilen Säuge thier⸗Reſte von Pictarni von Andr. Wagner. = — 11. Verhandlungen des Heidelberger naturhiſtoriſchen Vereins, Nr. 1—4. 12. Jahresbericht des Frankfurter phyſikaliſchen Vereins vom Jahre 1856—57. 13. Sechſter Bericht der Oberheſſiſchen Geſellſchaft für Natur: und Heilkunde. 15. 16. Lt 18. 49. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. a „Zehnter Bericht des naturhiſtor. Vereins in Augsburg. Jahrgang 1857. Desgleichen elfter Bericht. Jahr⸗ gang 1858. Jahrbuch der k. k. Geologiſchen Reichsanſtalt. Jahrgang VII. (1356) Nr. 1—3. (Januar — Sep⸗ tember) Jahrgang VIII. (1857) Nr. 2—4. Rechenſchaftsbericht des landwirthſchaftlichen Kreisvereins Mannheim-Heidelberg für 1857 (2 Exemplare). Zeitſchrift des Gartenbau-Vereins zu Darmſtadt. VI. Jahrgang, 1857. Verhandlungen des Vereins für Naturkunde zu Preß— burg. II. Jahrgang, 1857. Verhandlungen der k. k. landwirthſchaftlichen Geſellſchaft zu Wien. V. Band, 2. Heft. VI. Band, 1. und 2. Heft. VII. Band, 1. und 2. Heft. Verhandlungen des zoologiſch-botaniſchen Vereins in Wien. Band VII. Jahrgang 1857. Von demſelben Vereine Perſonen-, Orts- und Sachen— Regiſter der 5 erſten Jahrgänge. Von der königl. zoologiſchen Geſellſchaft: »Natura artis magistra« zu Amſterdam: Bydragen tot de Dier- kunde Zevende aftervering (1858). Vom großh. bad. landwirthſchaftlichen Verein: land⸗ wirthſchaftliches Centralblatt. Jahrg. 1858, Nr. 1—15. Von demſelben: Landwirthſchaftliches Corre— ſpondenzblatt. Jahrgang 1858, Januar — Juni. Viertelsjahrsſchrift der naturforſchenden Geſellſchaft in Zürich. 2. Jahrgang (1857), 1.—4. Heft. 3. Jahr⸗ gang (1. und 2. Heft. Witterungs-Beobachtungen der meteorologiſchen Station Bamberg im Jahre 1857 (Beilage zum dritten Berichte der naturforſchenden Geſellſchaft zu Bamberg). Erſter Jahresbericht des ee Vereins in Paſſau. 1857. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 88. 39. 40. 41. Si Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Naſſau. 12. Heft. Jahresbericht der Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde, für die Geſellſchaftsjahre vom Auguſt 1855 bis dahin 1857. Naturhiſtoriſche Abhandlungen aus dem Gebiete der Wetterau. Eine Feſtgabe zum 50jährigen Beſtehen der Wetterauer Geſellſchaft. Abhandlungen der naturhiſtoriſchen Geſellſchaft zu Nürnberg. Heft II. 1858. Statuten des naturhiſtoriſchen Vereins des Harzes zu Blankenburg. Berichte des naturhiſtoriſchen Vereins des Harzes zu Blankenburg. Jahrgänge 1840 —49, 1851-56. Gratulationsſchrift der Geſellſchaft zur Beförderung der geſammten Naturwiſſenſchaft zu Marburg, zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Wetterauer Geſellſchaft für Naturkunde. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gar— tenbaues in den königl. preußiſchen Staaten. Neue Reihe, 5. Jahrgang, 2. Heft. Berlin, 1858. Annal Reports of the board of regents of the Smithsonian institution for the jear 1856. Washington, 1857. Report on agricultural Meteorologie for 1856 by Prof. Jos. Henry. Catalogue of North-americain Diptera by R. Osten- Sacken. Catalogue of North-americain Mamals by S. F. Baird. Notice of some Remarks by the late Mr. Hugh Miller. Philadelphia, 1858. Procedings of the academy of the naturel sciences of Philadelphia. 1858. Die Abhandlungen 37 — 41 wurden von der Smithsonian institution eingeſandt. — 2868 — 42. Landwirthſchaftliche Berichte, herausgegeben für den großh. bad. Kreis-Verein Weinheim- Heidelberg von Freiherr L. v. Babo. Jahrg. 1858, Nr. 1—24. 43. H. G. Bronn, die Entwicklung der organiſchen Schöpfung (Geſchenk des Verfaſſers). 44. K. T. Neydeck, der Buchs, das zuverläſſigſte und billigſte Heilmittel gegen Wechſelfieber (Geſchenk des Verfaſſers). 45. Beiträge zur Statiſtik der innern Verwaltung des Großherzogthums Baden. 7. Heft: Geologiſche Be— ſchreibung der Umgegend von Badenweiler von Prof. Dr. Sandberger (Geſchenk des Verfaſſers). Aus allgemeinen Vereins-Mitteln wurden endlich noch folgende werthvolle Werke und Zeitſchriften angeſchafft: 1. H. G. Bronn, lethaea geognostica. 2. Auflage. 2. Aus der Natur, die neueſten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften. Leipzig bei A. Abel, die 11 bis jetzt erſchienenen Bände. 3. Die Natur, Zeitung zur Verbreitung naturwiſſen— ſchaftlicher Kenntniſſe ꝛc. von Dr. Otto Ule und Dr. Karl Müller. Jahrgang 1858. Verzeichniß der gelehrten Geſellſchaften und Vereine, mit welchen der Mannheimer Verein für Naturkunde in Verbindung ſteht. 1. Die rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. 2. Der Gartenbau-Verein zu Mainz. 3. Der Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. | 4. Die Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. 5. Die Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Natur— kunde zu Hanau. 6. Die Pollichia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeriſchen Pfalz in Dürkheim a. d. H. 1 „Die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. „Die koönigl. bayeriſche botaniſche Geſellſchaft zu Regens— burg. Der zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. . Die pfälz. Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſers⸗ lautern. Der entomologiſche Verein in Stettin. Der großh. bad. landwirthſchaftliche Verein in Karls- ruhe. Der naturhiſtoriſche Verein der preuß. Rheinlande in Bonn. Der Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem⸗ berg zu Stuttgart. Die Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. „Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreich Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchner Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Natur⸗ wiſſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den fönigl. preuß. Staaten zu Berlin. Die k. k. Gartenbau⸗Geſellſchaft in Wien. . Die k. k. Landwirthſchafts⸗Geſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der großh. Sachſen-Weimar⸗Eiſenach'ſche landwirth⸗ ſchaftliche Verein in Weimar. Der kurfürſtl. heſſiſche Landwirthſchafts- Verein in Caſſel. Der Gartenbau-Berein in Erfurt. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44, 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. Fi We Die k. k. geologische Reichs-Anſtalt in Wien. Der naturhiſtoriſche Verein in Augsburg. Der zoologiſch-botaniſche Verein in Wien. Der Thüringer Gartenbau-Verein in Gotha. Der landwirthſchaftliche Verein für Unterfranken und Aſchaffenburg zu Würzburg. Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle. Die Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Görlitz. Der Verein für die rheiniſche Naturgeſchichte zu Frei— burg i. B. Der naturforſchende Verein zu Bamberg. Die société des sciences naturelles de Cherbourg, Die ſchleſiſche Geſellſchaft für Beförderung der vater— ländiſchen Cultur zu Breslau. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der allgemeine deutſche Apotheker-Verein. Die allgemeine ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der großh. badiſche landwirthſchaftliche Kreis-Verein des Unterrheinkreiſes zu Weinheim. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde zu Gießen. Die Smithsonian institution zu Waſhington. Die königl. Akademie der Wiſſenſchaften in München. Der naturhiſtoriſche Verein zu Paſſau. Der Verein für Naturkunde zu Preßburg. Der Frankfurter phyſikalifche Verein. Der naturhiſtoriſch-mediciniſche Verein zu Heidelberg. Die königl. zoologiſche Geſellſchaft »Natura artis ma— gistra« zu Amſterdam. Der Gartenbau-Verein zu Darmſtadt. | Die société des sciences naturelles de Strassbourg. Der naturwiſſenſchaftliche Verein des Harzes zu Blan- kenburg. Bemerkungen über die Symmetrie in der organiſchen Natur, insbeſondere über die Symmetrie der Blüthe. Von Geh. Hofrath Döll in Carlsruhe. Wie in den Schöpfungen der Kunſt, ſo ſpielt auch in den Bildungen der Natur die Symmetrie eine ſehr wichtige Rolle. Hier wie dort iſt ſie die erſte Vorbedingung des Schönen; nur iſt ihr Walten in dem freieren Gebiete der Kunſt weit umfaſſender, als in dem Bereiche der dem Gebote der Nothwendigkeit untergebenen Natur. Zeigt ſie ſich hier faſt ausſchließlich im Räumlichen, nämlich in der Art der Geſtaltung der Naturkörper, jo verläßt fie zwar dieſen Bo— den auch in der Kunſt nicht; aber ſie dehnt ihren Einfluß auch mit größerer Entſchiedenheit auf die zeitlichen Verhält⸗ niſſe aus. Letzteres geſchieht namentlich in den Schöpfungen der Tonkunſt und der Poeſie, wo die Vollkommenheit der Aufeinanderfolge keine geringere Bedeutung hat als das Ebenmaß des Gleichzeitigen. Wir beſchränken uns hier auf die Produkte der Natur und zwar auf die organiſchen Naturkörper. Bei dieſen fin⸗ den wir, im Ganzen und Großen genommen, die Symmetrie a um jo mehr vorwaltend, je vollkommener die Organismen ſind. Daher treffen wir ſie weit häufiger und in viel größe- rem Umfang im Thierreich als im Pflanzenreich und bei höheren Thieren wieder in viel größerer Ausdehnung und Ausbildung als bei den niederen Thierorganismen. Wenig Symmetrie findet ſich im Ganzen genommen in der Körperbildung der wirbelloſen Thiere, namentlich der Infuſorien, der Polypen und der Strahlthiere. Wie befrem— dend jind uns z. B. die Geſtalten der Wechſeſthierchen (Amoeba), der Korallen oder der Holothurien! Selbſt der Körper vieler Weichthiere zeigt noch ſehr wenig Symmetrie; dagegen tritt dieſelbe bei den Kruſtenthieren und Arachniden ſchon ſehr deutlich hervor, und in herrlicher Entfaltung zeigt ſie ſich bei den ſchon durch ihre Bewegungsorgane auf ein freieres Daſein hingewieſenen Inſecten. Treten wir vor die Welt der Wirbelthiere, jo herrſcht hier faſt allgemein in der äußeren Geſtaltung die ſchönſte Symmetrie. Theilweiſe unſymmetriſche Geſtalten finden ſich nur noch in der unterſten Claſſe dieſer großen Abtheilung, näm— lich bei den Fiſchen, wo das Unſymmetriſche im Bau der Schollen ſelbſt dem Laien als eine Ausnahme von der Regel auffällt. Wie wenn die Natur das Auge des höher begab— ten Beſchauers hätte ſchonen wollen, hat ſie dieſen Weſen ihren Aufenthalt auf dem Grunde des Meeres angewieſen, wie denn auch gerade dieſer Wohnort mit ihrem auffallenden Bau in der innigſten Beziehung ſteht. So ſehr wir uns hüten müſſen, auf Betrachtungen, wie die eben ausgeſprochenen, weitere Schlüſſe zu bauen, ſo wird gleichwohl der Menſch unwillkürlich durch ſein Streben nach einem, wenn auch noch ſo unvollkommenen Einblick in den urſächlichen Zuſammenhang der Dinge immer wieder darauf hingeführt. Dieſer Neigung Rechnung tragend dürfen wir wohl auch noch die weitere Bemerkung hinzufügen, daß die Symmetrie vorzugsweiſe am äußeren Bau der animali— ſchen Organismen zur Erſcheinung kommt und in dieſem oft — N 1 das ſchoͤnſte Ebenmaß herrſcht, während in der inneren, dem gewoͤhnlichen Blick entzogenen Organiſation das Geſetz der bloßen Zweckmäßigkeit entſchiedener vorwaltet und im Einklange damit bis zum Menſchen hinauf, beſonders in den Organen der vegetativen Syſteme, mancherlei unſymmetriſche Bildungen auftreten. Der weiſe Ordner der Dinge hat nicht allein für die Erhaltung ſeiner Weſen Fürſorge getroffen, ſondern er hat auch das Auge der Bevorzugten unter den— ſelben erfreuen wollen und hat dadurch gewiß noch andere, höhere Zwecke erreicht. Ehe wir nun weiter gehen, müſſen wir den Begriff der Symmetrie ſelbſt noch etwas genauer ins Auge faſſen. Nach dem herrſchenden Sprachgebrauche verſteht man nämlich unter einem ſymmetriſchen Körper einen ſolchen, wel— cher wenigſtens in unſerer Vorſtellung in einer beſtimmten Richtung, aber auch nur in dieſer, durch eine durch ihn ge— legte Ebene in der Art getheilt werden kann, daß die eine Hälfte deſſelben genau dem Spiegelbilde des andern gleich iſt. Die beiden Hälften eines ſolchen Körpers ſind in dieſem Falle einander nicht abſolut, ſondern blos ſymmetriſch gleich. Beiſpiele dieſer Symmetrie bietet uns in der Natur, wie bereits bemerkt worden, der Leib der Kruſtenthiere, der Inſekten, der Fiſche, der Amphibien, Vögel und Säugethiere, vor Allem der Körper des Menſchen, an deſſen beiden Händen man ſich beſonders leicht mit Hülfe eines Spiegels oder durch Aneinan— derlegen der entſprechenden Flächen einen ſymmetriſchen Gegen— ſtand veranſchaulichen kann. Nur in dieſem Sinne haben wir bis jetzt den Begriff der Symmetrie gebraucht. Man kann ſie mit Rückſicht auf ihre Eigenſchaften die paarige oder hälftige Symmetrie nennen oder ihr auch den die gleiche Beſchaffenheit bezeichnenden griechiſchen Namen der Zygo— morphie beilegen und fie jo von einer Symmetrie anderer Art, von der ſofort die Rede ſein ſoll, unterſcheiden. Es gibt nämlich auch ſymmetriſche Geſtalten, welche ſich zwar nicht ſo auffallend als aus zwei ſich entſprechenden „ Hälften beſtehend ankündigen, aber gleichwohl, und zwar ſo— gar in verſchiedenen Richtungen in je zwei ſymmetriſche Hälften theilen laſſen. Es ſind dies die ſogenannten ſternförmigen und die ſtrahligen Geſtalten. Es iſt z. B. leicht einzuſehen, daß ein flacher ſechseckiger Stern auf zwölf verſchiedene Ar— ten, und ein fünfeckiger auf zehn verſchiedene Arten in je zwei gleiche Hälften getheilt werden kann, und daß bei Kör— pern noch weit mehr Arten der ſymmetriſchen Theilung möglich ſind, als bei den beiſpielsweiſe gewählten Flächen. Dieſe Art von Symmetrie kann man die ſtrahlige Symmetrie nennen; ſelbſt die Kugelform gehört in ihren Bereich. Dieſe ſtrahlige Symmetrie tritt nun in der Natur, wenn man von niederen Organiſationsſtufen zu den höheren auf— ſteigt, weit früher auf, als die Zygomorphie. Sie findet ſich beſonders häufig bei den Infuſorien und Polypen, wo ſich kaum die erſten Spuren von Zygomorphie zeigen. Selbſt wenn der Körper dieſer Weſen in ſeiner Geſammtheit noch keinerlei Symmetrie verräth, zeigt ſich doch häufig in der Mundbeſatzung und in der Anordnung der Fühlfäden oder Fangarme die ſtrahlige Geſtaltung. Richten wir nun unſere Aufmerkſamkeit auf das Pflan— zenreich, ſo begegnen wir bei der Aufſuchung des Allgemeineren zunächſt folgenden Thatſachen: 1. Beiderlei Symmetrien ſind im Pflanzenreiche weniger verbreitet, als im Thierreiche. 2. Die ſtrahlige Symmetrie erſtreckt ſich nur in verhält— nißmäßig wenigen Fällen über die ganze äußere Geſtalt eines Individuums, und zwar iſt dies, wie in dem Thier— reiche, nur auf den niederen Stufen des Gewächsreiches der Fall. An einzelnen Theilen der Pflanze findet ſie ſich dage— gen auf ſämmtlichen Stufen des Pflanzenreichs. 3. Die Zygomorphie erſtreckt ſich im Pflanzenreiche nie über den ganzen Körper eines Individuums, wie dies in dem Thierreiche ſo häufig der Fall iſt; ſondern ſie findet ſich nur an einzelnen Theilen der Pflanze. In dieſer Beſchrän— I, kung reicht fie, neben der ſtrahligen Symmetrie einzelner Theile, bis zu den höchjten Stufen des Gewächsreiches hinauf, und beide Bildungen walten hier in der freieſten und reichſten Mannigfaltigkeit in den Bereichen der Blüthen- und Frucht: bildung. Hinſichtlich des Auftretens der Symmetrie in den ein— zelnen Regionen des Pflanzenreichs dürfte hauptſächlich Fol: gendes zu beachten ſein: In den niederſten Regionen der Zellenpflanzen, wo das Pflanzenreich am nächſten an das Thierreich angränzt, iſt hier wie dort die ſtrahlige Symmetrie die faſt ausſchließlich herrſchende. Die Kugelform und die daraus leicht abzulei— tenden Formen ſind hier vorherrſchend. Pilze und Algen geben davon Beiſpiele in Menge. Selbſt wenn die Formen ſich in die Länge ziehen und äſtig werden, zeigen ſich doch nur ſelten Spuren von Zygomorphie. Bei den höher organi— ſirten Zellenpflanzen finden ſich die erſten Anfänge derſelben noch vorzugsweiſe an den vegetativen Organen. Sie zeigen ſich einerſeits an den ſymmetriſchen Hälften der Blätter man— cher Lebermooſe und der meiſten Laubmooſe, jo wie ſelbſt in der alternirenden zweizeiligen Stellung mehrerer Laubmooſe. Wenn gleich ſolche Blätter noch nicht zu Paaren zuſammen— treten, ſo bilden ſie doch in ihrer Vereinigung Zweige mit correſpondirenden Seiten. Das einzelne Blatt eines ſolchen Zweiges iſt häufig ſehr unſymmetriſch, wie wir es namentlich an der Mehrzahl der Jungermannien ſehen; aber die Blätter von entgegengeſetzten Seiten ſind zu einander ſymmetriſch. Die einzelnen Blätter geben gleichſam ihre individuelle Symmetrie auf, um durch ihre Verbindung mit denen der andern Seite ein zuſammengeſetztes zugomorphes Gebilde höherer Ordnung zu Stande zu bringen. | An den Fructifications-Organen finden ſich auf dieſer Stufe nur ſehr ſchwache Spuren von Zygomorphie in den geſpaltenen Mützen vieler Laubmooſe, in der am Grunde kropfigen Büchſe, welche ſich bei einigen Arten derſelben vor— 3 a findet, und hauptſächlich in der gekrümmten und dadurch zygomorphen Büchſe einer ſehr großen Anzahl von Laub— Mooſen. Mit dem Auftreten der Gefäße tritt die Zygomorphie deutlicher hervor. Schon bei den blüthenloſen Gefäßpflanzen finden ſich gefiederte, ſelbſt mehrfach gefiederte Blätter, welche meiſtentheils gegenſtändige, einander ſymmetriſch gleiche Fiedern haben und dadurch eine ſehr ausgebildete Zygomorphie zei— gen. Ueberdies findet ſich die Zygomorphie auch an den Fructifications-Organen, namentlich an den Sporangien der Ringfarne, an denen der Spaltfarne und Aehrenfarne, ſowie in der Vertheilung der Sporangienhäufchen und an dem Fructificationsſtande mancher Aehrenfarne, namentlich bei den Arten von Ophioglossum, ſowie an den Behältern von Marsilea und in der Vertheilung und Gruppirung der in denſelben eingeſchloſſenen Häufchen. | Weit entſchiedener treten die zygomorphen Pflanzen— Formen neben den ſtrahligen in ihrem eigenen Gebiete, nämlich bei den Blüthenpflanzen auf. Weniger auffallend iſt dies noch bei den nacktſamigen Blüthenpflanzen, bei den Nadelhölzern; aber dennoch finden ſich hier nicht allein ſchon gekreuzte, d. h. ſolche Blätter, welche paarweiſe ſtehen, und in deren Blattpaaren die ein— zelnen, meiſt ſchon an und für ſich zygomorphen Blätter einander ſymmetriſch gleich ſind; ſondern die Fruchtſchuppen der meiſten hierher gehörigen Arten beſtehen auch aus je zwei verwachſenen, je eine ſymmetriſche Schuppenhälfte bilden— den Fruchtblättern, ſowie auch die Staubblätter der großen Abtheilung der Abietineen eine zygomorphe Bildung zeigen. Ueberdies haben auch bei den Abietineen und bei einem Theile der Cupreſſineen die an der Baſis der Fruchtblätter befind— lichen Samen eine ſymmetriſche Lage, ſowie auch der Same und die jungen Keimpflänzchen »der Taxineen, Cupreſſineen und einiger wenigen Abietineen zu den zygomorphen Bildun— gen gehören. Er WE Bei den Monocotyledoneen iſt die paarige Symmetrie zwar in den vegetativen Organen wieder etwas ſeltener als bei den Nadelhölzern; aber unter den wenigen Fällen, wo ſie vorkommt, befindet ſich ein überaus ſeltener und inter— eſſanter. Ich meine die zweizeilige Blattſtellung von Pota- mogeton densa *). Sonſt ſind nämlich die in zwei Zeilen ſtehenden Blätter alternirend, aber bei Potamogeton densa ſind ſie gegenſtändig, und die Mitten ſämmtlicher Blattpaare liegen demnach in der Ebene! ). In den Blüthen der Monocotyledoneen iſt zwar die ſtrahliche Symmetrie noch ſehr vorherrſchend; aber doch tritt auch die Zygomorphie in einigen Familien ſchon mit großer *) Das Wort Potamogeton hat in der botaniſchen Literatur be⸗ reits alle Geſchlechtsendungen durchgemacht. Zuerſt ließ man ſich durch die Endung verführen und gebrauchte es als ein Neutrum. Hierauf entdeckte man, daß die zweite Hälfte deſſelben einen Nachbar bedeute und ließ deßhalb den „Flußnachbar“ männlich ſein. Zuletzt fand ſich jedoch, daß die Pflanze im Griechijchen, wie im Deutſchen, ein Wort weiblichen Geſchlechtes iſt, daß eben jener zweite Theil des Wortes auch die Nach— barin bezeichnet, und daß wirklich bei Plinius das Wort Potamogeton weiblich iſt. So iſt ſchließlich das Wort bei mir ein Femininum ge— worden, falls ibm nicht etwa beſtimmt iſt, in dieſer Beziehung für alle Zeiten unſtät umherzutreiben. **) Genau betrachtet, iſt dieſe Blattſtellung von der gewöhnlichen alternirenden nicht ſo ſehr verſchieden, als es ſcheinen könnte, indem bei allen gegenſtändigen Blättern urſprünglich eines das untere, das andere das obere tft. Betrachtet man die Blattpaare von Potamogeton densa genau, jo deckt an der Baſis der beiden Blätter immer eines das an- dere, und löst man, durch dieſes Kennzeichen geleitet, die verſchiedenen Blattpaare auf und rückt fie in Gedanken auseinander, fo führt dies un⸗ mittelbar zu der normalen, ſonſt ſo häufig vorkommenden Blattſtellung. Es würde mich nicht überraſchen, einmal ein Exemplar dieſer Pflanze zu finden, an dem ſich ſtellenweiſe die opponirt⸗zweizeilige Blattſtellung in die alternirende auflöste; es iſt mir jedoch bis jetzt noch nicht gelun— gen, ein ſolches aufzufinden. Botaniker, welche die Pflanze in der Nähe ihres Wohnortes haben, dürften vielleicht hierin glücklicher ſein. 3 * u: u Entſchiedenheit auf. Es entſtehen dadurch die jogenannten | | unregelmäßigen Blüthen, denen wir hier unſere beſondere Aufmerkſamkeit zuwenden wollen. Zunächſt betrachten wir dabei die Verſchiedenheit ihrer Stellung zur Mutterachſe. Eine zygomorphe Blüthe iſt näm— lich in den meiſten Fällen in der Art ſymmetriſch gebaut, daß ihre ſymmetriſche Theilungsebene in der Mediane, d. h. in der Ebene liegt, welche durch die Mitte der Mutterachſe und die Mitte des Deckblattes beſtimmt iſt. Dadurch entſteht die bei den hoͤheren Pflanzen ſo häufig vorkommende mediane Zygomorphie. Neben dieſer Art der Zygomorphie gibt es aber auch eine quere, bei welcher, wie bei den Fumariaceen, die ſymmetriſche Theilungsebene der Blüthe mit der Mediane einen rechten Winkel bildet, und endlich noch eine ſchiefe Zygomorphie, bei welcher, wie bei Gladiolus, und bei den Seitenblüthen der Salpigloſſideen und zygomorphen Asperi— folien, dieſe Theilungsebene ſchief zwiſchen die Mediane und die ſich damit kreuzende quere Ebene fällt. Ferner kann die Zygomorphie entweder auf irgend einen einzelnen Cyclus der Blüthe beſchränkt ſein oder ſich auf mehrere, bald äußere, bald innere Cyclen ausdehnen oder fie kann ſich auch auf ſämmtliche Cyelen der Blüthe erſtrecken. So find z. B. viele Cacteen nur dadurch zygo— morph, daß ihre Staubgefäße abwärts geneigt find, die mei— ſten Arten von Lilium dagegen nur dadurch, daß ſich die verwachſenen Spitzen ihrer Fruchtblätter, ihr Griffel, ein wenig abwärts biegt. Bei manchen Arten von Anthericum, ſowie bei manchen Onagrarieen erſtreckt ſich die Zygomorphie in ſtärkeren oder ſchwächeren Graden auf Staubgefäße und Fruchtblätter. Bei vielen Labiaten und Leguminoſen ſind außer dem regelmäßigen Kelche alle andern Blüthen-Cyelen zygomorph, während ſich bei andern Gattungen der genann— ten Ordnungen die Zygomorphie auch auf den Kelch, mithin auf ſämmtliche Cyclen der Blüthen erſtreckt. Endlich mag es auch noch Beachtung finden, daß ſehr PER. A viele ſonſt ganz regelmäßige Blüthen in der Frucht oligome— riſch und dadurch in geringerem Grade zygomorph werden. Letzteres kommt bei den Blüthen der Dicotyledoneen ſehr häufig vor, während die hier zunächſt in Rede ſtehenden Monocotyledoneen in dieſer Beziehung die Eigenthümlichkeit haben, daß ihre Fruchtblätter in den meiſten Fällen keinen Antheil an der Zygomorphie der Blüthe nehmen, ſondern wenigſtens in Bezug auf den Bau des Fruchtknotens die ſtrahlige Symmetrie behalten ). Endlich kann die Zygomorphie einfach darin beſtehen, daß ſämmtliche oder einzelne Blüthen-Cyclen entweder mehr oder minder nach hinten oder nach vorn gekrümmt, oder nach einer dieſer Richtungen ſtärker oder in anderer Weiſe ausge— bildet ſind; oder es kann damit zugleich eine mehr oder min— der vollſtändige Theilung in zwei Lippen verbunden ſein, indem ſich zugleich zweierlei Parthien der Blüthenorgane als Ober⸗ und Unterlippe deutlicher von einander abſcheiden. Einfache Zygomorphie ohne Lippenbildung ſehen wir z. B. bei den Monocotyledoneen der Liliaceen in ſchwachen Anfän— gen bei den Blüthen der Gattungen Lilium, Alo&, Funkia und Asphodelus, ſo wie in etwas ſtärkerer Entwickelung bei mehreren Amaryllideen; mit Lippenbildung verbunden tritt dieſelbe ſchon in etwas größerer Entſchiedenheit bei den Sci— tamineen auf, und zur ſchönſten Entwickelung gelangt ſie bei den bekannten und allgemein bewunderten Orchideen. Am häufigſten zeigt ſich die zhgomorphe Symmetrie bei *) Die Ausnahmen von dieſer Regel finden ſich faſt ſämmtlich bei den Gramineen und Cyperaceen. Bei letzteren kommt der ſtrahlig-ſymme— triſche, aus drei Fruchtblättern gebildete Fruchknoten noch häufiger vor, als der zygomorphe, bei welchem das mediane Fruchtblatt fehlt; bei den Gramineen dagegen findet ſich nur der zygomorphe Fruchtknoten, indem das vordere Fruchtblatt faſt immer fehlſchlägt und ſelbſt bei Stypa, wo es vorhanden, doch ſtets kleiner iſt, als die beiden andern und deßhalb die Zygomorphie des Fruchtknotens nicht völlig aufbebt. Pa der Abtheilung des Pflanzenreichs, welcher man in der Reihe der Gewächſe die höchſte Stufe anzuweiſen pflegt, bei den Dicotyledoneen. Sie zeigt ſich nicht nur an der keimenden Pflanze und an den vegetativen Organen in den bereits früher beſprochenen Weiſen, ſondern ſie erlangt auf der Stufe der Blüthenbildung eine ſolche Ausdehnung, daß hier die ſo— genannten unregelmäßigen Blüthen hinſichtlich ihrer Anzahl faſt den regelmäßigen den Rang ſtreitig machen. In ſchwä— cheren Anfängen zeigt ſie ſich bei mehreren Verbenaceen, Rhodoraceen, bei manchen Polemoniaceen, Umbelliferen, Rutaceen, Onagrarieen und Capparideen und Cacteen —, in beſtimmterer Entwickelung dagegen bei den Verbasceen, Antirrhineen, Rhinantaceen, Orobancheen, Labiaten, Bigno— niaceen, Lentibularieen, Globularieen, Lobeliaceen, Synan— thereen, Dipſaceen, Caprifoliaceen, Tropäoleen, Hippocaſta— neen, Polygaleen, Leguminoſen, Balſamnieen, Violarieen, Fumariaceen, bei manchen Papaveraceen und Ranunculaceen. Die Zygomorphie der dicotyledoniſchen Blüthen erſtreckt ſich in den meiſten Fällen auf mehrere oder auf ſämmtliche Cyelen der Blüthenorgane; ſelbſt die Fruchtblätter nehmen häufig bald durch bloße Oligomerie, bald auch durch ihre Richtung und durch die Art ihrer Ausbildung an der Zygo— morphie Theil. In alle einzelnen intereſſanten Modificationen einzu— gehen, welche in den verſchiedenen Regionen dieſer Abtheilung des Pflanzenreichs bei den einzelnen Kreiſen der Blüthe vor— kommen, würde des reichen Stoffes wegen viel zu weit füh— ren; wir beſchränken uns deßhalb hier faſt ausſchließlich auf den äußerſten Cyclus der Blüthe, auf den Kelch, und wollen ſelbſt hier zunächſt nur den fünfzähligen Kelch der ſeit— lichen Blüthen*) und zwar insbeſondere die Modificatio— ) Die Frucht der Leguminoſen, fo wie die der Gattung Antir- rhinum gibt davon intereſſante Beiſpiele. — — — — — . nen ins Auge faſſen, welche aus der Verſchiedenheit der Stellung deſſelben zu ſeiner Mutterachſe hervorgehen können. | Gehen nämlich einer ſolchen im Kelche fünfzähligen Seitenblüthe, wie es meiſtens der Fall iſt, zwei Vorblätter voran, ſo kommen in der Natur zweierlei Stellungen vor. Entweder iſt nämlich ein Kelchtheil, und zwar der zweite, der Mutterachſe zugewendet und ſteht demnach hinten, oder derſelbe ſteht vorn über der Mitte des Deckblattes. Der erſte Fall iſt in dem beigefügten ſchematiſchen Grundriß un— ſerer erſten Figur hier angedeutet: Fig. I & A bedeutet hier den Durchſchnitt der Mutterachſe, an welcher ſich das Deckblatt p befindet, aus deſſen Achſel die Seitenblüthe entſpringt; K und 3 find die Durchſchnitte der beiden Vorblätter der Blüthe. Die mit doppelten Strichen gezeichneten krummen Linien 1, 2, 3, 4, 5 bezeichnen nach ihrer Aufeinanderfolge die Durchſchnitte der Kelchtheile, gleich— viel ob dieſelben frei oder mit einander verwachſen ſind, und die einfachen krummen Linien ſind die Durchſchnitte der entweder freien oder verwachſenen Blumenblätter, von denen wir ohne Rückſicht auf die Aufeinanderfolge die zwei oberen — oder hinteren mit o, die zwei mittleren mit m und das un— tere oder vordere mit u bezeichnet haben!) Die eben erläuterte Stellung des Kelches findet ſich weitaus bei der größeren Anzahl der hier in Frage kommen— den Seitenblüthen; bei der kleineren Zahl derſelben, nament⸗ lich bei den Leguminoſen und Rhodoraceen, hat der Kelch eine andere Stellung, nämlich jene, welche der ſchematiſche Durchſchnitt von Figur II, hier veranſchaulicht: 8 - N Fig. I N D . — N B-------I-------- I C 5 4 6 a1 — H rn 2 7 Man hat dieſe Stellungsverſchiedenheit dadurch zu er— klären geſucht, daß man annahm, daß in dem häufigeren Falle, wo ein Kelchtheil hinten ſteht, die Bildungsſpirale, in der die hier in Frage kommenden Hochblätter liegen, in ihrem Fortgange von dem oberen Vorblatte 8 (in Figur J.) zu dem erſten Kelchblatte hinten an der Mutterachſe herumziehe, in dem ſelteneren Falle dagegen, wo das zweite Kelchblatt vorn *) Iſt eine Seitenblüthe aufrecht, jo kann man die der Mutter- achſe zugewandten Theile als hinten und die über dem Deckblatte ſtehen— den als vorn bezeichnen; ſteht aber die Seitenblüthe weit ab, ſo können offenbar auch die hinteren als oben und die vorderen als unten befind— lich bezeichnet werden. Die Ausdrücke hinten und oben, ſo wie vorn und unten ſind demnach hier in Bezug auf die ſchematiſchen Stellungs— verhältniſſe völlig ſynonym. Ze ſteht (Figur IL), vorn über dem Deckblatte herumgehe, und man hat demgemäß den erſten Fall den hintumläufigen, den zweiten dagegen den vornumläufigen Kelchbau genannt. Tritt nun bei der häufigeren, hintumläufigen Kelch— ſtellung (Figur I.) Lippenbildung ein, jo kann dies auf ver- ſchiedene Weiſe geſchehen. In den meiſten Fällen findet eine möglichſt gleichheitliche Vertheilung auf Ober- und Unterlippe Statt, und es wird demnach die Oberlippe aus drei, die Unterlippe aus zwei Kelchtheilen beſtehen, wie dies in Figur I. veranſchaulicht iſt, wo die Kelchtheile oberhalb der Linie b e, mithin das zweite, vierte und fünfte, die Ober— lippe bilden, und die Kelchtheile unterhalb be, mithin das erſte und dritte, der Unterlippe des Kelches angehören. Die- ſer Fall iſt unter Andern bei den Labiaten der normale; er iſt beſonders deutlich bei der Gattung Prunella ausgebildet. Es kann jedoch auch eine noch ungleichere Vertheilung der Kelchtheile gedacht werden, indem auch der eine der Mutter⸗ achſe zugewandte Kelchtheil allein die Oberlippe und die vier übrigen die Unterlippe bilden können. Dieſer Fall kommt in der Natur wirklich vor; er findet ſich z. B. bei der Gattung Oeymum und bei Teucrium Scorodonia. In bei⸗ den Fällen findet eine Querſpaltung des Kelches Statt, in deren Folge die Oberlippe blos aus dem der Mutterachſe zu⸗ gewandten zweiten Kelchtheile, die Unterlippe dagegen aus den vier übrigen Kelchtheilen beſteht. Steht alſo ein Kelchtheil einer derartigen Seitenblüthe hinten, ſo muß, wenn Lippenbildung eintritt, die Oberlippe aus einer ungeraden, die Unterlippe dagegen aus einer gera— den Anzahl von Kelchtheilen beſtehen. Ein Blick auf Figur J. zeigt, daß ein anderer Fall der Theilung in Unter- und Oberlippe möglich iſt. Gerade das Entgegengeſetzte findet bei den vornumläufi— gen Blüthen dieſer Art Statt, wo, wie z. B. bei den Legu— | minoſen und Rhodoraceen, der zweite Kelchtheil vorn über das Deckblatt zu ſtehen kommt. Wann hier bei der Lippen⸗ m Fer bildung die möglichſt gleichheitliche, in Figur II. durch die Linie bee angedeutete Kelchſpaltung oder Theilung eintritt, ſo beſteht die Oberlippe aus zwei, die Unterlippe dagegen aus drei Kelchtheilen, ein Fall, der bei den Leguminoſen mit zweilippigem Kelche der normale iſt. Tritt die noch un— gleichere Theilung ein, ſo ſtehen vier Kelchtheile hinten, wie wir es z. B. bei der Gattung Cicer ſehen, und nur ein Kelchtheil ſteht vorn. Der Fall, daß ſich ſämmtliche Theile nach vorn oder unten wenden, gehört ſtreng genommen nicht mehr zur Lip— penbildung, ſondern zur einfachen Zygomorphie; es findet ſich aber dafür in der Natur ein ſo ſchönes Beiſpiel, daß ich mir kaum verſagen kann, es hier noch zu erwähnen. Bei der Gattung Spartium, welche in Spartium junceum einen ſo ſchönen ſüddeutſchen Repräſentanten hat, iſt nämlich der Kelch hinten geſpalten, und ſämmtliche nach vorn gedrängten Kelchtheile bilden gleichſam eine iſolirte Unterlippe, welche ihre Zuſammenſetzung aus ſämmtlichen Kelchtheilen an der Spitze noch durch ihre fünf Zähnchen verräth. Dieſelben Geſetze, welche die Zahlenverhältniſſe bedin— gen, nach denen ſich gewiſſe Theile des Kelches und anderer Blüthen-Cyclen mehr oder minder ſtark ausbilden oder ſich zugleich als Ober- und Unterlippe abſondern, äußern auch ihren Einfluß bei den topiſchen und numeriſchen Verhältniſſen des Fehlſchlagens. Wenn z. B. bei den hintumläufigen fünf— zähligen Seitenblüthen ein Kelchtheil fehlſchlägt, ſo kann dies nur der der Mutterachſe zugewandte hintere Kelchtheil ſein. Die Rhinanthaceen und Orobancheen liefern den Nachweis für dieſe Behauptung, indem an ihrem in der Regel vier— zähnigen oder vierlappigen Kelche wirklich ſtets der hintere Kelchtheil fehlt. Kommen bei hintumläufigen fünfzähligen Seitenblüthen zwei Kelchtheile nicht zur Ausbildung, ſo können dies nur die zwei vorderen oder etwa auch die zwei mittleren ſein. Schöne Beiſpiele für den erſten Fall bieten die Balſamineen, =.# = bei welchen außer dem hinteren Kelchtheile nur noch zwei beiderſeits ſchief hinten ſtehende Kelchblätter vorhanden ſind. b Da die Corollentheile mit den Kelchtheilen abwechſeln, jo find auch die Stellungs- und Ausbildungs: Verhältniffe der erſteren unmittelbar von der Stellung des Kelches abhängig und bilden in numeriſcher Hinſicht einen gewiſſen Gegenſatz. Wo z. B. die Oberlippe des Kelches dreitheilig und die Un— terlippe zweitheilig iſt, da muß, wenn die analoge Lippen— bildung in der Corolle Statt findet, die Oberlippe derſelben zweitheilig und die Unterlippe dreitheilig ſein. Ich habe die— ſen Fall auf der vierunddreißigſten Verſammlung der Natur— forſcher und Aerzte genauer erörtert und will hier nur noch einige analoge Beiſpiele des Fehlſchlagens gewiſſer Corol— lentheile zur Sprache bringen. Es abortiren z. B. bei den hintumläufigen Seitenblüthen von Tropaeolum pentaphyllum die drei vorderen, bei Globularia Alypum die zwei hin— teren Corallentheile. Bei manchen Arten von Aesculus ſchlägt ein Blumenblatt, und zwar das vordere, fehl, während bei den vornumläufigen Leguminoſen nicht ſelten die zwei vorderen Blumenblätter, welche das Schiffchen bilden, bei Amorpha außerdem noch die zwei mittleren fehlſchlagen und nur das Fähnchen übrig bleibt. Die punktirten Linien un— ſerer beiden Figuren erklären ſämmtliche Fälle zur Genüge und zeigen zugleich, daß, ohne Aufhebung der Zygomorphie, andere Fälle unter den gegebenen Umſtänden geradezu un— möglich ſind. Ganz ähnliche Verhältniſſe zeigen ſich auch in den Staubblatt⸗Kreiſenk!). So ſchlägt z. B. bei ſämmtlichen ) Die Zygomorphie der Staubblattkreiſe zeigt ſich, außer der Art des Fehlſchlagens, auch in der örtlichen Vertheilung, ſowie in der Länge oder Krümmung oder in anderweitigen Bildungsverſchiedenheiten der Staubgefäße. Intereſſante Beiſpiele dafür bieten insbeſondere die | Polygaleen, wo die Staubblätter in zwei rechts und links anſitzende . Labiaten, Rhinanthaceen, Orobancheen und Dipſaceen, welche hintumläufig find und epiſepale Staubblätter haben, ein Staubgefäß gänzlich fehl. Unſere Figur zeigt, daß dies nur das hintere ſein kann, und die Natur zeigt uns, daß bei allen Antirrhinaceen an dieſer Stelle ein Rudiment eines verkümmerten Staubgefäßes wirklich vorhanden, daß es fer— ner bei Scrophularia ſchon von bedeutender Größe, aber noch unfruchtbar und bei Verbascum ſogar im fruchtbaren Zu— ſtande vorhanden iſt. Bei Rosmarinum ſchlagen außer dem hinteren Staubblatt auch noch die mittleren fehl, die durch die bei Monarda, Salvia, Lycopus und Bignonia vorhandenen Rudimente nachgewieſen werden können *). Reihen vertheilt find, ferner die Labiatifloren, wo Krümmung, Bildungs- verſchiedenheit und Fehlſchlagen zugleich Statt findet, und die Legumi— noſen, wo die Staubblätter meiſtens aufwärts gekrümmt ſind und in zwei in dieſer Hinſicht abgeſondert zu betrachtenden Cyelen in der Rich— tung der Mediane zu- oder abnehmen. Auch bei den Monocotyledoneen finden ſich ſehr intereſſante Fälle von Zygomorphie in den Staubgefäß— kreiſen. Zu den belehrendſten Erſcheinungen gehören in dieſer Hinſicht die Orchideen, deren Bau in Folge der genauen Vergleichung ihrer ver— ſchiedenen Gruppen unter ſich ſelbſt, ſo wie mit den nahe ſtehenden Apoſtaſieen bereits in der „Rheiniſchen Flora“ ihre Erklärung gefun— den hat. *) Beim Fehlſchlagen mehrerer Blätter eines Blüthen-Cyclus iſt es Regel, daß die Stellen der nicht zur Ausbildung kommenden Theile einander benachbart ſind. So verkümmern z. B. bei Bignonia, Salvia, Lycopus und Monarda außer dem hinteren Staubgefäße noch die beiden mittleren, während die beiden vorderen vollkommen ausgebildet und fruchtbar ſind. Den andern Fall finden wir unter Andern bei der Co— rolle von Amorpha, wo nur das hintere Blumenblatt vorhanden iſt und die vier übrigen fehlſchlagen. Im letzten Fall iſt der Bildungstrieb an der vorderen, im erſten auf der hinteren Seite am ſchwächſten. Einen ſeltenen Fall zeigt der Staubgefäßkreis von Gratiola, wo das hintere Staubgefäß verkümmert und die zwei vorderen unfruchtbar, aber deſſen ungeachtet etwas länger find, als die vordern. Ein analo⸗ ger Fall findet ſich unter Andern bei Acanthus, wo die beiden mittle— Be Wie wichtig es auch für anderweitiges Verſtändniß des Blüthenbaues iſt, dieſe Verhältniſſe nach allen Seiten hin gehörig zu beachten, mag ein Blick auf eine der neueſten Leiſtungen anſchaulich machen. In einem ſonſt vortrefflichen neueren Werke wird von dem hinteren Kelchtheile von Acan- thus mollis geſagt, daß er aus zwei Kelchblättern gebildet ſei. Gegen die Wahrſcheinlichkeit dieſer Behauptung ſpricht ſchon die Berippung jenes Blattes, indem ſich die ſtärkſte Rippe deſſelben in ſeiner Mitte befindet; aber noch weit mehr verſtößt dieſe Annahme gegen die Morphologie. Die Blumen— krone von Acanthus mollis hat nämlich eine dreilappige Un— terlippe und muß deßhalb ein hinten ſtehendes Kelchblatt haben, nämlich gerade jenes, welches in Uebereinſtimmung damit die oben erwähnte Mittelrippe hat. Iſt aber die Unter— lippe der Coralle dreilappig, ſo müſſen damit zwei Kelchtheile alterniren und dies ſind die beiden Hälften des durch Ver— wachſung entſtandenen, vorn über dem Deckblatte ſtehenden Kelchgebildes, welches durch zwei ſeitliche Kanten und je eine an dieſen Kanten befindliche ſtärkere Rippe ſogar äußerlich ſeinen zweifachen Urſprung verräth. ; Zum Schluſſe mag noch eine vergleichende Erörterung Raum finden. Sie betrifft das Verhalten der Gipfelblüthe der Lobeliaceen, der zygomorphen Solaneen, namentlich der denſelben einzuverleibenden Salpigloſſideen, ferner der weni— gen zygomorphen Boragineen, ſo wie mancher Geraniaceen und Sarifrageen. Da eine ſolche Gipfelblüthe ihre Achſe abſchließt, ſo erfährt ſie an ihren verſchiedenen Theilen nicht jene Verſchiedenheit der Einflüſſe, wie die ſeitlichen Blüthen; ſie iſt aber nichtsdeſto weniger zyhgomorph. Nur die Richtung ihrer Lippen und die Anzahl der dazu verwendeten Corollen— ren Kelchtheile bedeutend kleiner ſind als die übrigen. Solche Fälle ſcheinen mit der Lippenbildung die meiſte Analogie zu haben, indem hier wie dort die ſtärkere Ausbildung der Blüthen-Cyelen hinten und vorn in der Mediane liegt. „ theile iſt zuweilen mehr oder minder ſchwankend. In den meiſten Fällen habe ich z. B. bei Echium Broterianum und Echium vulgare die Lippe dem erſten Kelchtheile zugekehrt und alsdann immer zweilappig gefunden; nicht ſelten weicht jedoch dieſelbe auch ein wenig von dieſer Richtung ab, und dann ſind die Lappen der Lippe in der Regel von ungleicher Breite. Iſt die Abweichung ſo beträchtlich, daß die Mitte der Lippe zwiſchen den erſten und den benachbarten (vierten) Kelchtheil fällt, dann iſt, wie man erwarten mußte, die Lippe dreilappig, und die ganze, ſelbſt die Länge der Staubgefäße und die Richtung des Griffels umfaſſende Symmetrie der Blüthe in dieſem Sinne verändert *). Zu dieſen auffallenden Erſcheinungen geſellen ſich nun auf der andern Seite noch Thatſachen entgegengeſetzter Art. Es finden ſich nämlich auch ſeltene Ausnahmsfälle, wo ſeit— liche Blüthen, die im normalen Zuſtande zygomorph ſind, *) Bei den Seitenblüthen von Echium und einiger andern zygo— morphen Aſperifolien iſt die zweilappige Lippe dem vierten Kelchtheile - zugewendet. Da nun die beiden Fruchtblätter in der durch den zweiten Kelchtheil gehenden Mediane liegen, ſo kann eine ſolche zygomorphe Blüthe nicht vollſtändig ſymmetriſch getheilt werden, indem die Ebene, welche die Corolle theilt, den Fruchtknoten nicht ſymmetriſch zu theilen vermag. Ganz anders verhält ſich dies bei den zygomorphen Solaneen. Hier iſt eine vollſtändige ſymmetriſche Theilung möglich, indem die Thei— lungsebene der vorangehenden Blüthen-Cyelen auch durch die Mitte des in der Regel vorhandenen zweiten Fruchtblattkreiſes, oder wenn im ſel— teneren Falle der erſte ausgebildet iſt, durch die Fläche geht, in welcher die beiden Fruchtblätter des erſten Kreiſes mit einander verwachſen ſind. In beiden Fällen geht dieſe ſymmetriſche Theilungsebene der Solaneen— blüthe durch die Mitte des erſten Kelchblattes, durch das demſelben ge— genüber ſtehende fünfte Blumenblatt und durch das vor dem erſten Kelchblatte ſtehende, zwar oft längſte, aber gleichwohl oft unfruchtbare oder im fruchtbaren Zuſtande gewöhnlich zuletzt verſtäubende vierte Staub— gefäß. Die Mitte der dreizähligen Oberlippe ſolcher Blüthen befindet ſich zwiſchen dem zweiten und fünften, die Mitte der Unterlippe vor dem erſten Kelchtheile. | ſich an einzelnen Exemplaren regelmäßig zeigen, was nament— lich bei Linaria vulgaris und Linaria spuria ſchon zu wieder— holten Malen beobachtet worden iſt. Wenn eine ſolche ſoge— nannte Pelorie in Familien, die ſonſt keine Gipfelblüthe ha- ben, einmal ausnahmsweiſe als ſolche auftritt, wie dies bei Digitalis zuweilen vorkommt, ſo glauben wir gerade in dieſer ungewöhnlichen Erſcheinung und der gewöhnlich damit ver— bundenen Polymerie eher eine Beſtätigung als einen Einwurf gegen unſere oben ausgeſprochene Anſicht zu erblicken; wenn aber ſelbſt jene Seitenblüthen regelmäßig, oder die Gipfel— blüthe des ganzen Stockes zygomorph wird, ſo können wir nicht umhin, unſere Zuflucht zu einem der Pflanze inne— wohnenden eigenthümlichen, in Ausnahmsfällen zuweilen minder wirkſamen, gleichſam latenten oder pauſirenden Bil— dungstriebe zu nehmen, deſſen Weſen uns freilich noch lange verborgen bleiben dürfte. Unſere Aufgabe bleibt jedoch nichts— deſtoweniger, die Thatſachen zu erforſchen und ſo zu ordnen und zu verbinden, daß ſie vielleicht in der Folge die Räthſel löſen helfen, welche uns jetzt noch verborgen ſind. Ueber die Witterungs-Berhältnile Mannheims im Jahre 1858 von Regimentsarzt Dr. E. Weber. In den nachſtehenden Tabellen geben wir die numeriſchen Reſultate der im Jahre 1858 täglich drei Mal angeſtellten meteorologiſchen Beobachtungen und ſchicken zum vollkommenen Verſtändniſſe einige Bemerkungen voraus. Das Beobachtungslokal befindet ſich im 2. Stocke eines frei gegen NNO an einem offenen Platze gelegenen Hauſes. Die Inſtrumente ſind gegen den Einfluß des Regens und Windes, ſowie gegen direktes und reflektirtes Sonnenlicht geſchützt. Die Beobachtungszeiten waren Morgens 7, Nachmittags 2 und Abends 9 Uhr und es ſchließen ſich daher auch in dieſer Beziehung gegenwärtige Beobachtungen den früher während 12 Jahren vorgenommenen, deren Ergebniſſe im 18. und 19. Jahresberichte unſeres Vereins geſchildert ſind, vollkommen an. Die Barometerſtände find auf 0“ R. reducirt. Die Maxima und Minima des Thermometers ſind vermittelſt des Thermometrographen bejtimmt. | ae Zur Beobachtung des Dunſtdruckes diente ein Auguſt'- ſches Pſychrometer, aus deſſen Ergebniſſen die Procente der relativen Luftfeuchtigkeit (Hygrometer) berechnet ſind. Die in der Rubrik „Hyetometer“ aufgeführten Zahlen bedeuten Cubikzolle des auf einen Quadratfuß gefallenen Regens oder Schnee's; die des Athmometers die Höhe des in einer Waſſerſäule verdünſteten Waſſers in Par. Zollen. Die bei den verſchiedenen Richtungen des Windes angegebenen Zahlen ſind Procente ihrer Häufigkeit aus den Zmaligen täglichen Beobachtungen berechnet. Die Stärke des Windes iſt durch die Zahlen 2—4 ausgedrückt, von welchen 2 einen geringen, etwa nur die Blätter der Bäume bewegen— den Wind, 4 Sturm bedeutet. In der Rubrik „Veränderlichkeit“ wird durch die Zah— len die Häufigkeit des Uebergangs von einer Windesrichtung in ein andere bezeichnet. Die Beobachtungen über den Ozongehalt der Luft wurden Morgens und Abends vermittelſt des Schönbein'ſchen Ozonometers mit nach eigener Abänderung (vgl. unſern 23. und 24. Jahresbericht) angefertigten Reagenzpapieren vor— genommen. Zur Beſtimmung der Bewölkung wird die Himmels— fläche in 100 Theile getheilt gedacht, ſo daß O einen voll— kommen heitern, 100 einen ganz bewölkten Himmel bedeutet. Die gegebenen Zahlen ſind demnach Procente der Bewölkung. Als heitere Tage ſind wolkenloſe anzunehmen, als unter— brochen heitere ſolche, bei denen die Bewölkung unter 50, als durchbrochen trübe, bei denen ſie über 50 Procente be— trägt, als trübe endlich die mit durchaus bewölktem Himmel. Die unter der Ueberſchrift Meteore ſtehenden Rubriken bedürfen nur in Betreff des Höherauchs einer Bemerkung, inſofern unter demſelben ein trockener (auf das Hygrometer nicht influirender) Dunſt, welcher den klaren Himmel trübt und die Sonne in der Regel röthlich durchſchimmern läßt, verſtanden wird. 4 = MEI Gehen wir nun zur Vergleichung der im Jahre 1858 erhaltenen meteorologiſchen Reſultate mit den mittleren aus 12 Jahren gewonnenen über, um den Witterungscharakter des verfloſſenen Jahres feſtſtellen zu können. Der mittlere Luftdruck von 27“ 11,26 übertraf den normalen mittleren um 14,6’, ebenſo waren auch ſeine Schwankungen um 7,8 größer als gewöhnlich. Den höchſten mittleren Barometerſtand hatte der Januar (normal Dezem- ber), den niederſten der März (normal April). Die größten Schwankungen kamen im März, die geringſten im Juli vor. Die mittlere Temperatur betrug 8,44“ und war da⸗ her nur um 0,34“ tiefer als die normale. Die Temperatur⸗ Schwankungen waren nicht ſehr bedeutend und blieben um 0,29“ unter den mittleren. Die größten monatlichen Schwan⸗ kungen hatte der Oktober (normal März), die geringſten der Dezember (normal November). Die abſolut höchſte Tempe⸗ ratur mit 27,5“ wurde im Juni, die tiefſte mit — 11,5 im Januar beobachtet. Der wärmſte Monat war der Juni (normal Juli), der kälteſte, wie gewöhnlich, der Januar, nach ihm der November. Der mittlere Temperatur-Unterſchied zwiſchen Morgen und Nachmittag betrug 4,40“ (normal 4,36“), der zwiſchen Nachmittag und Abend 2,67“ (normal 3,089). Der größte Temperatur-Unterſchied zwiſchen Morgen und Mit⸗ tag fand im September, der geringſte im Dezember ſtatt, der größte zwiſchen Mittag und Abend im Juni, der geringſte ebenfalls im Dezember. An 96 Tagen ſank das Thermometer auf oder unter den Gefrierpunkt, das Jahr 1858 hatte da- her 30 Eistage mehr als normal; an 51 Tagen blieb die mittlere Temperatur auf oder unter 0“ (Froſttemperatur). In Bezug auf die große Anzahl der Eistage kam nur das Beobachtungsjahr 1847 mit 86 dem verfloſſenen nahe. Die meiſten Tage mit Eis (24) kamen in dem überhaupt unge— wöhnlich kalten November vor. Tage mit 20% und darüber wurden 61 notirt, alſo 5 mehr als normal. Im Jahre 1846 hatten wir deren 91, im Jahre 1843 nur 34. An —— — een re a 20 Tagen, welche als ſehr heiß bezeichnet werden können, betrug die mittlere Tagestemperatur 20“ und darüber; von dieſen kommen 15 auf den Juni, welcher ſich überhaupt durch ganz ungewöhnliche Temperatur-Verhältniſſe aus— zeichnete. 8 Der mittlere Dunſtdruck betrug 3,15“ und blieb dem— nach um 0,26““ unter dem normalen. Den größten mitt— leren (4,94) hatte der September, den geringſten (1,58) der Februar. Die mittlere Luftfeuchtigkeit mit 69 Proc. war um 4 Proc. geringer als das normale Mittel. Die größte Luftfeuchtigkeit (99 Proc.) wurde im November und De— zember, die geringſte (24 Proc.) im Juni beobachtet. Der feuchteſte Monat überhaupt war der Dezember, der trockenſte der Juni. Die größten Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit kamen im März, die geringſten im Dezember vor. Die Verdünſtung, welche 47,16“ der Höhe einer Waſſerſäule betrug, war um 9,06“ größer als gewöhnlich. Auf den Tag kamen im Durchſchnitte 0,13“. Die ſtärkſte Verdünſtung (10,79“) fand im Juni, die geringſte (0,98“) im Januar ſtatt. Die Menge des gefallenen Regen- und Schnee— waſſers blieb um 1315 Cubikzoll auf den Quadratfuß un— ter dem Mittel. Das meiſte Waſſer (386,7 Cubikzoll) fiel im Juli, das wenigſte (15,6 Cubikzoll) im Februar. Die Zahl der Regentage betrug 146 (normal 142), von welchen die meiſten (20) auf den Juli, die wenigſten (1) auf den Februar kamen. Die Zahl der Schneetage übertraf die nor— male um 3. Die meiſten (je 7) kamen im Januar und März vor. Die letzten Schneeflocken wurden am 12. April beobachtet. Was die übrigen Meteore betrifft, ſo waren Duft, Nebel, Reif, Höherauch, Gewitter und Hagel ſeltener als gewöhnlich. Während im Durchſchnitte hier jährlich 18 Gewitter vorkommen, hatten wir deren im verfloſſenen Jahre nur 12, von welchen 5 in dem heißen Juni ſtattfanden. 4 * — Dr — Die mittlere Bewölkung (55 Procente der Himmels— fläche) kam der normalen faſt gleich. Der heiterſte Monat war der September (32 Proc.), der trübſte der Dezember (80 Proc.). Es wurden 57 heitere, 223 mehr oder weni— ger getrübte und 85 ganz trübe Tage notirt. Im Durch— ſchnitte beträgt die Zahl der heiteren Tage 49,6, die der trüben 92,2. Was die Richtung des Windes betrifft, fo war die oſt— nördliche (NW, N, NO, O) der weſt—ſüdlichen (SO, 8, SW, W) an Häufigkeit faſt ganz gleich. Abſolut vorherrſchend war NW (26 Proc.), nach ihm SW (18 Proc.). Nach un⸗ ſern längern Beobachtungen verhält ſich hier die Häufigkeit von O- N zu W-S wie 0,40 zu 0,60. In den Monaten Februar, März, April, Juni, September und November herrſchte die oſt nördliche, in den übrigen die weit—jüdliche Richtung vor. Die Stärke des Windes (119) war nahezu, die Zahl der Tage mit mehr oder minder heftigem Winde vollkommen normal, doch waren Stürme weit ſeltener als gewöhnlich. Am windigſten waren der April und Juli, am windſtillſten der November. Die größte Stärke des Windes hatte der März (135), die geringſte der September (99). Die meiſte Veränderlichkeit des Windes kam im Juni, die wenigſte im November vor. Der mittlere Ozongehalt der Luft, aus täglich Zmal (Morgens und Abends) angeſtellten Beobachtungen berechnet, betrug 3,34“ der Schönbein'ſchen Scala. Das Mittel der Morgenbeobachtungen verhielt ſich zu dem der Abendbeobach— tungen wie 4,00% zu 2,59% In allen Monaten, mit Aus— nahme des Septembers, zeigte ſich bei Nacht eine ſtärkere Reaction auf das Ozonometer, als bei Tag. Den größten mittleren Ozongehalt der Luft (7,13%) hatte der Mai, den geringſten (1,199) der November. Ueber dem Jahresmittel war derſelbe in den Monaten Mai, Juni, Juli, Auguſt und September, unter dem Mittel in den Monaten Januar, 1 Februar, März, April, Oktober, November und Dezember. Die ſtärkſte Ozonreaction zeigte der Mai, die ſchwächſte, der November. Durch die Vergleichung mit den aus 12 Jahren ge— wonnenen mittleren Reſultaten ergeben ſich für das Jahr 1858 folgende meteorologiſche Eigenthümlichkeiten: hoher Barometerſtand mit nicht bedeutenden Schwankungen, faſt normale (um 0,34“ tiefere) Temperatur mit normaler Diffe— renz zwiſchen dem Mittel der Maxima und Minima der einzelnen Monate, etwas geringerer Dunſtdruck, dagegen be— deutendere Luftfeuchtigkeit als gewöhnlich, ſehr geringe Regen— und Schneemenge (1315 Cubikzoll unter dem Mittel) bei geringerer Zahl der Regentage und normaler der Tage mit Schnee; ziemlich heiterer Himmel, namentlich größere Zahl von ganz heiteren und unterbrochen heiteren Tagen; endlich Vorherrſchen der oſt- nördlichen über die weſt—ſüdliche Windes— richtung bei normaler Häufigkeit der Tage mit Wind und der Stärke derſelben, aber ziemlich ſeltenen Stürmen. Mit wenigen Worten kann die Witterung des Jahres 1858 als normal warm, trocken und heiter bezeichnet werden. Die einzelnen Jahreszeiten zeigten folgende Eigen— thümlichkeiten: I. Winter. Der klimatiſche Winter des Jahres 1858 begann mit dem 11. November 1857 und endete am 15. März 1858, umfaßte daher 125 Tage und war etwas früher, aber um 1 Tag kürzer als gewöhnlich. Seine mittlere Tem⸗ peratur betrug 2,14“, war demnach um 0,70“ unter dem normalen Mittel. Die höchſte Temperatur mit 14,5“ fand am 30. und 31. März, die tiefſte mit — 11,5“ am 29. Januar ſtatt. An 77 Tagen ſank das Thermometer auf oder unter den Gefrierpunkt, an 36 blieb die mittlere Tages— temperatur unter 0%, Der erſte Schnee fiel am 22. November, der letzte am 12. April, das erſte Eis wurde am 15. No— vember, das letzte am 14. April beobachtet. Regen hatten u" TE: Ze 24 (normal 44), Schnee 22 Tage. Die durch Regen und Schnee gefallene Waſſermenge betrug nur 427 Cubikzoll auf den Quadratfuß und blieb daher um 566 Cubikzoll unter der mittleren. Unter den einzelnen Wintermonaten waren namentlich der Januar, Februar und März kalt und trocken, der No— vember und Dezember (des Jahres 1857 nämlich) mäßig kalt und gleichfalls trocken. Im Allgemeinen war der Winter früher und etwas kürzer als gewöhnlich, dabei ziemlich kalt, heiter und trocken. | II. Frühling. Der klimatiſche Frühling begann am 16. März und endete mit dem 30. Mai, dauerte daher 76 Tage und war etwas früher und um 6 Tage länger als gewöhnlich. Seine mittlere Temperatur (der Monate April und Mai) betrug 10,20“, die höchſte 20,3 (am 31. Mai), die tiefſte 1,0 (am 13. und 14. April). An 1 Tage ſtand das Thermometer auf 20° und 2 Tagen auf und unter dem Gefrierpunkte. Die Luftfeuchtigkeit und die Zahl der Regen— tage war normal, dagegen blieb. die gefallene Waſſermenge um 156 Cubikzoll unter der mittleren. Bewölkung, Richtung und Stärke des Windes waren ziemlich normal, der Ozon— gehalt der Luft beträchtlich. Im Allgemeinen war der Frühling früher und län— ger als gewöhnlich, in ſeinen übrigen Verhältniſſen normal mit Ausnahme der geringern Regenmenge, daher als trocken zu bezeichnen. Die beiden Frühlingsmonate differirten inſo— ferne von einander, als der April warm, heiter und mäßig trocken, der Mai dagegen kühl, trüb und etwas feucht war. III. Der klimatiſche Sommer begann am 31. Mai und endete am 23. September, dauerte demnach 116 Tage (10 über die gewöhnliche Länge). Seine mittlere Tempe— ratur (der Monate Juni, Juli, Auguſt) betrug 17,22“ (normal 15,740), das Maximum derſelben 27,59 (am 14. Juni), das Minimum 5,8“ (am 29. Auguſt). An 48 Ta⸗ 1 gen ſtieg die Wärme auf 20“ und darüber, 20 Tage hatten eine mittlere Tagestemperatur von 20“ und darüber und konnten deßhalb als heiß bezeichnet werden. Die Luftfeuch— tigkeit war unter der mittleren, die Zahl der Regentage um 4 geringer als gewöhnlich, die Regenmenge dagegen ſehr gering (629 Cubikzoll unter der mittleren). Die Bewölkung war ſtärker als gewöhnlich, der Wind in ſeinen Hauptrich— tungen wie in ſeiner Stärke ziemlich normal, der Ozongehalt der Luft beträchtlich wie im Frühjahr. Im Allgemeinen war der Sommer etwas ſpäter als gewöhnlich, aber lang, warm und trocken. Unter den einzelnen Sommermonaten war der Juni ſehr heiß und trocken, der Juli mäßig warm, trüb und reg— neriſch, der Auguſt mäßig warm und trocken. IV. Herbſt. Sein Anfang fiel auf den 24. Septem⸗ ber, das Ende auf den 29. Oktober. Er dauerte daher 36 Tage und war ſpäter und um 27 Tage kürzer als ge— wöhnlich. Die mittlere Temperatur der Herbſtmonate (September und Oktober) betrug 11,79“, das Maximum derſelben 22,0“ (am 15. September), das Minimum — 2,8“ (am 31. Okto⸗ ber). An 12 Tagen ſtieg die Temperatur auf 20“ und darüber, an 2 ſank ſie auf und unter den Gefrierpunkt. Luftfeuchtigkeit, Zahl der Regentage und namentlich die Regen— menge blieben unter dem Mittel und zwar letztere um 323 Cubikzolle. Die Bewölkung war bedeutend geringer als ge— wöhnlich, die oft nördliche Windrichtung über die weſt—ſüdliche vorherrſchend, während in dieſer Jahreszeit ſonſt das Gegen— theil ſtatt zu finden pflegt. Der Ozongehalt der Luft war um ein Bedeutendes ſchwächer als im Sommer. Mit wenigen Worten kann der Herbſt als ſpät und ſehr kurz, warm, trocken, heiter und windſtill bezeich— net werden. Unter den beiden Herbſtmonaten war der September ſehr heiter, trocken und windſtill, der Oktober von normaler Wärme (am Ende kalt), trocken und heiter. — 6 — Schließlich geben wir noch eine kurze überſichtliche Charakteriſtik der Witterung der einzelnen Monate des Jah— res 1858: Januar kalt, ziemlich trocken und windſtill. Februar ſehr kalt, ungewöhnlich trocken, e und ziemlich windſtill. März mäßig kalt, trocken und windig. April warm, heiter, mäßig trocken und ziemlich windig. Mai kühl, trüb, mäßig feucht und windig. Juni ſehr heiß, trocken und heiter. Juli ziemlich warm, trüb, regneriſch und windig. Auguſt ziemlich warm, trocken und heiter. September ſehr warm, trocken, heiter und windſtill. Oktober normal warm (am Schluſſe kalt), trocken, heiter und windſtill. November ſehr kalt, ziemlich heiter, naß und windſtill. Dezember ziemlich mild, mit ſonſt normalen Ver— hältniſſen. . * 1 * 1 ’ ( j * n a . 1 9 * f \ 2 ] * 4 * * ne RE zu * = 1 N ** * * pi * * * * „ 9 ie N 4) * .. a B f Kane . m 3 ü e Mi 068 HR (ung 98 wm) „er- uud (mug "FT ur) „ uv 5 8905 90 Z Tos 9% -\er'orlorr‘s 608 al a — 19 — Ne} a | ler) 7 — 6 | reist 98 g 08˙8 gg 56˙1 [6•1108˙ — [s srl 86 O8 80˙0 - 00°0 9 02 2819 8% -| 021 898 | ae I6zıı 769 || 10169 12 | 085 26F1 | 22 #1 og 81 89511 (02 88 8˙2 9. 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Ihre Kaiſerliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin Stephanie von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Wilhelm von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachſen-Weimar— Eiſenach. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hohenlohe— Bartenſtein. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Yſenburg⸗ Birſtein. 8. Herr Abenheim, Dr., practiſcher Arzt. Aberle, Handelsmann. Achenbach, Obergerichts-Advokat, Prokurator und Gemeinderath. Algardi, G., Handelsmann. Alt, Dr., practiſcher Arzt. Alt, Dr., practiſcher Arzt in Ladenburg. Andriano, Jakob, Particulier. Arnold, Carl, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. ö Artaria, Ph., Kunſthändler und Gemeinderath. Baſſermann, Frd., königl. bayeriſcher Conſul. Baſſermann, Dr., practiſcher Arzt. Baſſermann, Lud. Alex., Kaufmann. Behaghel, P., Profeſſor, Hofrath und Lyceums— Director. Bensheimer, J., Buchhändler. Benſinger, Medicinalrath und Medicinalreferent. Biſſinger, L., Apotheker. Bleichroth, Altbürgermeiſter. Böhling, Jakob, Zahnarzt. Böhme, Regierungsdirektor. Bracht, Ph., Rechtsanwalt. Brummer, Kanzlei-Sekretär. Clauß, Carl, Hüttendirektor. Deimling, Dr., Oberarzt. Diffené, erſter Bürgermeiſter. Dyckerhoff, L., Dr. med. Eglinger, J., Handelsmann. Eſſer, Obergerichts-Advokat. Fickler, Dr., Profeſſor. = WW 36. Herr Fliegauf, Schloßverwalter. 37. „ Frey, Dr., practiſcher Arzt. 38. „ Gentil, Dr., Obergerichts-Advokat. 39. „ Gerlach, Dr., practiſcher Arzt. 40. „ von Gienanth, C., in Ludwigshafen. 41. „ Giulini, L., Dr., Fabrikant. 42. „ Giulini, P., Handelsmann und Fabrikrath. 43. „ Görig, Dr., practiſcher Arzt in Schriesheim. 44. „ Götz, Fr., Buchhändler. 45. „ Grabert, J. Mich., Kaufmann. 46. „ Grohe, Weinwirth. 47. „ Grohe, M., Dr. med., practiſcher Arzt. 48. „ Groß, J., Handelsmann. 49. „ Haas, Oberhofgerichts-Vice-Kanzler. 50. „ Hvanewinkel, E., Kaufmann. 51. „ Herrſchel, A., Handelsmann. 52. „ Hirſchbrunn, Dr., Apotheker. 53. „ van der Höven, Baron. 54. „ Hoff, C., Gemeinderath. 55. „ Hobhenemſer, J., Banqguier. „ Huber, C. J., Apotheker. 57. „ Jörger, Handelsmann und Gemeinderath. 58. „ Joſt, C. F., Friſeur. 59. Fräulein Jung, Amalie. 60. Herr Kahn, J., Dr., practiſcher Arzt. 61. „ Kalb, Gaſtwirth zum deutſchen Hof. 62. „ Kaèſt, Holzhändler. 63. „ Kaufmann, J., Particulier. 64. „ Klüber, Oberlieutenant und Regiments-Adjutant im III. Dragoner-Regiment. 65. „ Koch, Gemeinderath. 66. „ Kuntz, G., Generalmajor. 67. „ Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. 68. „ Ladenburg, S., Banquier. 69. „ Lauer, Präſident der Handelskammer ER 70. Herr Lenel, L., Handelsmann. 71. „ von Leoprechting, Freiherr, Major. 72. Lorenz, W., Ober-Ingenieur. 73. „ Mayer, Dr., Regimentsarzt. 74. „ Meermann, Dr., practiſcher Arzt. 75. „ Meyer-Nicolay, Handelsmann. 76. „ Muff, Oberzollinſpector. 77. „K Neſtler, Carl, Bürgermeiſter. 78. „ von Oberndorff, Graf, königl. bayer. Kämmerer. 79. „ von Oberndorff, Graf, kaiſ. kgl. öſterreichiſcher Oberlieutenant in der Armee. 80. „ Olivier, Kupferſchmied. 81. „ Otterborg, Handelsmann. 82. „ Rapp, C., Profeſſor. 83. „ Reinhardt, A., Bergwerksdirektor. 84. „ Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. 85. „ Reis, G. F., Handelsmann. 86. „ Röchling, C,, Particulier. 87. „ Röder, Jakob, Kaufmann. 88. „ Roth, J. K. Frd., Forſtmeiſter. 89. „ Schlehner, Particulier. 90. „ Schmitt, Geheimer Regierungsrath. 91. „ Schmitt, Dr., Oberarzt. 92. „ Schmuckert, C., Particulier. 93. „ Schneider, J., Buchdrucker. 94. „ Schröder, H., Dr., Profeſſor und Director der höheren Bürgerſchule. 95. „ Scipio, A., Particulier. 96. „ Seitz, Dr., practiſcher Arzt. 97. „ Segnitz, Reinhard, Buchhändler. 98. „ Serger, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. 99. „ Sinzheimer, Dr., practiſcher Arzt. 100. „ Stegmann, Dr., practiſcher Arzt. 101. „ Stehberger, Dr., Hofrath und Stadtphyſikus. 102. „ Stehberger, G., Dr., practiſcher Arzt — — « 0 — A 103. Herr Stephani, Dr., practiſcher Arzt. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hoſchirurg. Thibaut, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., Apotheker. Wahle, Hofapotheker. Walther, Ferd., Kaufmann. Weber, Dr., Regimentsarzt. Wilckens, L., Stadtphyſikus in Weinheim. Winterwerber, Dr., practiſcher Arzt. With, Rheinſchifffahrts-Inſpector. Wolff, Dr., practiſcher Arzt. Wunder, Friedrich, Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath und practiſcher Arzt. Zeroni, Dr. jr., practiſcher Arzt. Ehren-Mitglieder. 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 70 „ Apetz, Dr., Profeſſor, Sekretair der naturforſchen— den Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftl. Vereines in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Besnard, A., Dr. in München. Blum, Dr. philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomierath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz, in Karlsruhe. Bruch, Dr., Notair und Director der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Cotta, Dr. in Tharand. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., Profeſſor in Kadolzburg. Döll, Dr., Geh. Hofrath und Oberhofbibliothefar in Karlsruhe.. Eiſenlohr, Hofrath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath u. Sekretair der rheiniſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Fiſcher, Dr., Privatdocent und Profeſſor in Freiburg. Gergens, Dr. in Mainz. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. Größer, Dr., Medizinalrath u. Präſident der rhei— niſchen naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. a 5 * Ren. pl 23. Herr Grünewald, Revierförſter in Lampertheim. 24. 25. 26. 22 28. 29. 30. 31. DR. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. Haidinger, Wilhelm, Bergrath in Wien. Hammerſchmidt, Dr. in Wien. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr. in Zürich. | Herberger, J. F., Dr. u. Profeſſor in Würzburg. Heß, Rudolph, Dr. med. in Zürich. Hochſtetter, Profeſſor in Eßlingen. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayeriſcher Geſandte, Excellenz, in Wien. Jobſt, Commerzienrath in Stuttgart. Jolly, Dr., Profeſſor in München. Kapp, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. philos. in Darmſtadt. von Kettner, Freiherr, Intendant der Großherzogl. Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried., in Frankfurt a. M. von Kobell, Dr., Profeſſor in München. Koch, Georg Friedrich, Dr., practiſcher Arzt in Wachenheim. Kratzmann, Emil, Dr. in Marienbad. Lang, Chr., Univerſitäts-Gärtner in Heidelberg. Leo, Dr., Hofrath u. erſter Phyſicatsarzt in Mainz. von Leonhard, Dr., Geheimer Rath u. Profeſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr., Profeſſor in Heidelberg. Mappes, M., Dr. med. in Frankfurt a. M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereines der preußiſchen Rheinlande in Bonn. von Martius, Dr., Hofrath und Profeſſor in München. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. * 52. Herr von Meyer, Herrmann, Dr. in Frankfurt a. M. 53. 54. 55. 56. von Müller, J. W., in Brüſſel. Neydeck, K. J., Rath in Karlsruhe. Oettinger, Dr., Hofrath u. Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär- Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Riv- Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr. in Frankfurt a. M. Sandberger, Friedolin, Dr., Profeſſor an der po— lytechniſchen Schule in Karlsruhe. Schimper, K. F., Dr. philos. u. Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Zoolog in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. Schmitt, G. A., Dr., Profeſſor der Botanik in Heidelberg. Schramm, Carl Traugott, Cantor u. Secretair der Geſellſchaft Flora für Botanik u. Gartenbau in Dresden. Schultz, Friedr. Wilh., Dr., Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr., Hoſpitalarzt, Direetor der Pollichia in Deidesheim. von Seldeneck, Wilhelm, Freiherr, Oberſtallmeiſter, Excellenz, in Karlsruhe. Seubert, Dr., Profeſſor, Director des Naturalien— Kabinets in Karlsruhe. Sinning, Garten-Inſpector in Poppelsdorf. Speyer, A. F., Dr., Oberſtabsarzt und Ober— Medicinalrath in Kaſſel. Speyer, Oskar, Dr., Lehrer an der höhern Gewerb— ſchule in Kaſſel. von Stengel, Freiherr, Forſtmeiſter in Ettlingen. Hechsundzwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Haturkunde. Erſtattet in der General-Berfammlung vom 29. Dezember 1859 von Dr. E. Weber, Großh. Bad. Regimentsarzt, Ritter des Königl. Preuß. rothen Adler: Ordens, Cuſtos des Großh. naturhiſtor. Muſeums und Lehrer der Naturgeſchichte an der höhern Bürgerſchule dahier; mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede, als Vice-Präſident des Vereins. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen von den Herren Prof. Dr. Delffs, Bergwerksdir. Clauß und dem Berichterſtatter, ſowie dem Mitglieder-Verzeichniſſe. Mannheim. Buchdruckerei von J. Schneider. 1860. . . —. —— — x 1 7 PET 3 3 428 A ik 3 1 X Mr 90 * . 4 * e bat dms & ws . 9 29 nor 55 ebe 149 sp Area: Fare nd ae I. Ei 5 79 ** Ae 1 Kr * * wi.” * 2 7 5 27 Ken 7 ei Se e “ri „ td 1 % 1115 4 | 47. 7 * + 1771 11% LET, e GH 3 tab 1 ce ii en es EN Re | ee en SATTE AR, es TE n RR RR ae bie 2 NT: er 17% AR ER RA Big tor. SU ben Ra e S i N e — 7 Zahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde, erſtattet in der General- Perſammlung vom 29. Dezember 1859 von Regimentsarzt Dr. E. Weber, als Vice⸗Präſident des Vereins. — — Hochzuverehrende Berfammlung! Statutengemäß habe ich die Ehre Ihnen in der heutigen General⸗Verſammlung den Rechenſchaftsbericht über die Thätig- keit unſeres Vereines in dem Jahre 1859, dem 20. ſeines Beſtandes zu erſtatten. Wenn dieſe Thätigkeit eine verhältnißmäßig geringere, als in frühern Jahren war, dürfte die Urſache hiervon nicht unſchwer in den politiſchen Zeitverhältniſſen zu ſuchen ſein, welche bei der, wenn auch nur indirekt bedrohten Lage un— ſeres engern Vaterlandes, alles Intereſſe für ſich abſorbirten. Nachdem aber die ſchweren Wetterwolken ſich nur einiger— maßen verzogen hatten, begann auch, mit dem allmälich wieder erwachenden Sinne für Beſchäftigungen des Friedens, unſer Verein das Verſäumte ſo viel in ſeinen Kräften ſtand, nachzuholen, und ſo iſt auch das verhängnißvolle Jahr 1859 e „ nicht ohne alle Spuren nützlicher Thätigkeit von Seiten un- ſerer Geſellſchaft abgelaufen. Vor Allem kann ich Ihnen die erfreuliche Mittheilung machen, daß der am 1. März l. J. in das Leben getretene naturhiſtoriſche Lehrzirkel dem beabſichtigten Zwecke vollkommen entſpricht, indem er die bisher ziemlich unbenützt gebliebenen literariſche Schätze, welche dem Vereine von allen Seiten durch ſeine zahlreiche Verbindungen mit andern Vereinen und gelehrten Geſellſchaften zufließen, zum Gemeingute aller Mitglieder, welche den Wunſch zur Betheiligung ausſprechen, macht. Die Ueberwachung der pünktlichen Beſorgung des Zirkels hat ſich Ihr Berichterſtat⸗ ter zur beſondern Aufgabe gemacht. Auch eine fernere im verfloſſenen Vereinsjahre in das Leben gerufene Erweiterung der Thätigkeit des Vereines hatte ſich größerer Theilnahme zu erfreuen, ich meine die, nament— lich während den Wintermonaten in kuͤrzern Zwiſchenräumen abzuhaltenden populär-wiſſenſchaftliche Vorträge. An den erſten, am 16. Dezember vorigen Jahres von Herrn Direktor Prof. Schröder gehaltenen Vortrag über das Ozon, ſchloß ſich ein zweiter am 26. Januar von Herrn Profeſſor Rapp über den inducirten elektriſchen Strom und über elek— triſche Rotations- und Inductionsapparate mit ſpecieller Be— ziehung auf den für mediciniſche Zwecke namentlich vorzüglich brauchbaren Inductionsapparat von Deſaga in Heidelberg an, welchem am 10. März ein dritter von dem Berichterſtat⸗ ter über die Wanderungen im Thierreiche folgte.“ Sämmtliche Vorträge hatten ſich beſonderer Theilnahme von Seiten eines größern Publikums beiderlei Geſchlechtes zu erfreuen und wir glauben im Intereſſe unſerer Vereins- zwecke zu wirken, wie auch Ihres Beifalls gewiß zu ſein, wenn wir die Veranſtaltung getroffen haben, daß auch in dieſem Winter, und zwar mit dem Januar beginnend, ähn- liche Vorträge gehalten werden. Zeit und Gegenſtand der— ſelben werden jedesmal durch die öffentlichen Blätter bekannt gemacht werden. Auch in Betreff der Vergrößerung der ver— — 2 ſchiedenen Sammlungen, theils durch Ankauf, theils durch Geſchenke, kann ich Ihnen erfreuliche Mittheilungen machen, welche bei der ſpeciellen Schilderung der Sectionen ihre Stelle finden werden. Ebenſo wurde auch für entſprechende Vermehrung der literariſchen Hülfsmittel Sorge getragen, und die Vereinsbibliothek iſt bereits ſo angewachſen, daß ſchon wieder an die Beſchaffung eines weitern Bücherſchrankes gedacht werden muß. | Die Sammlungen des Großherzoglichen naturhiſtoriſchen Muſeums waren auch in dieſem Jahre dem Geſammtpubli— kum während des Sommers Sonntags von 14—1 Uhr, den Vereinsmitgliedern Mittwochs von 2—4 Uhr, während der Winterszeit aber dem Geſammtpublikum Sonntags vun 11—12 Uhr geöffnet, und wurden von Perſonen jeden Standes fleißig beſucht. Da der Berichterſtatter durch Dienſtverhältniße zu län⸗ gerer Abweſenheit von hier genöthigt war, jo übernahm unſer Vereins-K aſſier Herr Andriano mit bekannter Bereitwillig— keit die müheſame und viele Zeit in Auſpruch nehmende Ueberwachung der Conſervirung der Sammlungen, wofür ich demſelben hiermit meinen beſten Dank ausſpreche. Das jährliche Stiftungsfeſt des Vereins wurde am 27. November durch öffentliche wiſſenſchaftliche Vorträge in dem Bibliothekſaale des Großherzoglichen Schloſſes gefeiert.“ Nachdem der Berichterſtatter an der Stelle des durch einen unvorhergeſehenen Fall verhinderten Herrn Präfidenten die Sitzung mit wenigen einleitenden Worten eröffnet, und die verehrten Gäſte, welche jo. freundlich waren, unſrer Einla⸗ dung zu Vorträgen bereitwilligſt nachzukommen, im Namen des Vereins bewillkommt hatte, fanden die Vorträge ſelbſt in folgender Ordnung ſtatt: 4. Von Herrn Geheimehofrath Dr. Döll raus Karls— ruhe über die Stufen der Blattbildung. 2 2. Von Herrn Profeſſoe Dr. Delffs aus Heidelberg über die Bildung des Stärkemehls. 3. Von Herrn Bergwerkdirektor Clauß dahier über die Galmeilagerſtätten in Wiesloch und 4. von Herrn prakt. Arzt Dr. Schulz bipont. aus Deidesheim über den Zuſtand der Botanik der Univerſi— tät Heidelberg im 17. Jahrhundert und über die Pflanzengattung Ormenis mit Vorzeigung intereſ— ſanter analytiſcher Präparate. Ein weiterer, von dem Berichterſtatter beabſichtigter zoologiſcher Vortrag mit Demonſtration neuer Acquiſitionen der Sammlung konnte der abgelaufenen Zeit wegen nicht mehr ſtatt finden. Sämmtliche gehaltene Vorträge feſſelten das Intereſſe des zahlreichen und gewählten Publikums in hohem Grade, und der Verein iſt den verehrten Herrn Rednern zu ganz beſonderm Danke verpflichtet. Dem wiſſenſchaftlichen Theile der Feier folgte det gejel- lige in einem heiteren Feſtmahle im Gaſthofe zum europäi— ſchen Hofe. Nachdem von den zahlreich Verſammelten auf Antrag des Herrn Präſidenten, Grafen von Oberndorff den Gefühlen der Dankbarkeit und Ehrerbietung gegen den er— habenen Protektor des Vereins, Seine Königliche Ho— heit den Großherzog Friedrich enthuſiaſtiſcher Aus— druck verliehen worden war, der Berichterſtatter die Anwe— ſenden zu einem nicht minder ſtürmiſchen Toaſte auf das Wohl Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Groß— herzogin Stephanie, der hohen Gönnerin unſeres Vereins veranlaßt, Herr Geheimehofrath Dr. Döll durch wenige, aber tiefgefühlte Worte die Verſammlung zu begeiſterter Er— innerung an den, im Laufe unſeres Vereinsjahres der Erde zwar entrückten aber unſterblichen Herden der Naturwiſſen— ſchaft, Alexander von Humbold entflammt hatte, folgten ernste und heitere Trinkſprüche in langer Reihe, und erſt am ſpäten Abende trennte ſich die Geſellſchaft in der neu gewon— 9 nenen brruhigenden Ueberzeugung, daß dieſes Feſt keines der letzten unſeres Vereins werde geweſen ſein. In den Beziehungen des Vereines zu auswärtigen ge- lehrten Geſellſchaften und Vereinen iſt keine Aenderung ein⸗ getreten. Die zahlreich eingelaufenen, ſpäter anzuführenden Berichte und Abhandlungen werden Ihnen zum Beweiſe des ſtattfindenden, gewiß höchſt erfreulichen, Wechſelverkehrs dienen. In der am 20. April abgehaltenen Generalverſamm⸗ lung wurden die ſeitherigen Vorſtandsmitglieder zu ihren bis- herigen Funktionen aufs Neue erwählt, nämlich: 1) Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2) Als Vice⸗Präſident: Der Berichterſtatter. 3) Als erſter Sekretär: N Herr prakt. Arzt Dr. Gerlach. 4) Als zweiter Sekretär: Herr Apotheker Dr. Hirſchbrunn. 5) Als Bibliothekar: Herr Aſſiſtenz-Arzt Dr. Stephani. 6) Als Kaſſier; | | Herr Partikulier J. Andriano. Sämmtliche Erwählte haben die Wahl angenommen. Die Vorſteher der einzelnen Sectionen, welche mit dem ge⸗ nannten Vorſtande den engern Ausſchuß bildeten, ſowie die Repräſentanten derſelben, als Mitglieder des großen Ausſchuſſes, werden bei dem Berichte über die Thätigkeit der Sectionen namhaft gemacht werden. Als Mitglieder des großen Ausſchuſſes funktionirten ferner für die Stadtgemeinde Herr Gemeinderath Obergerichtsadvokat L. Achenbach, für das Großherzogliche Lyceum ae en Direktor Herr Hofrath Behagel. Was den numeriſchen Stand der Mitglieder un⸗ ſeres Vereins betrifft, ſo hat derſelbe im Jahre 1859 9 or⸗ 1 dentliche Mitglieder verloren und zwar 2 durch den Tod, 5 durch Wegzug von hier, 2 durch freiwilligen Austritt. Wie im vergangenen Jahre, ſo, hatte auch leider im gegenwärtigen unſere Geſellſchaft mit dem ganzen Lande den Verluſt eines hochverehrten Gliedes unſeres erhabenen Fürſten⸗ hauſes, Seiner Großherzoglichen Hoheit des Mark⸗ grafen Wilhelm, ſich zu beklagen.“ Tapferer Feldherr in den verhängnißvollen Jahren des Krieges, wendete der hohe Verewigte in den folgenden ſegensreichen Friedensjahren einen großen Theil ſeiner erfolgreichen Thätigkeit dem wichtigſten Zweige der praktiſchen Naturwiſſenſchaft, der 1 er en zu. Unſer Verein, welcher das Glück ‚satte, ſei feiner Sri dung den edlen Keen als fein ordentliches itglied be⸗ trachten zu dürfen, 1 ic, verpflichtet den Mannen deſſel⸗ ben in ſeinen Annalen ein ehrf un rchtsvoll dankbares Aſenken zu widmen. | Nicht minder ſchwertlich wurden wir betroffen durch den Verluſt einer durch ihre Stellung f in der Geſellſchaf und mehr noch durch die ee Eigens iſchäften, ihres Geiſtes wie Charakters, hochſtehenden, Gönnerin unſeres Vereines, der Frau Fürſtin von Hfenb urg— Birſtein Durchlaucht. Un⸗ ermüdliche Tröſterin der Armen und? Bedrängten, nahm die edle Frau auch von allen Beſtrebungen der Künſte und Wiſ— ſenſchaften den lebhafteſten Antheil, und gehörte ebenfalls un— ſerm Vereine ſeit ſeiner Gründung als ordentliches Mitglied an. Auch Ihrem be l — in e Annalen ein ehrender / Plat᷑zzzz. Durch Wegzug von hier, Na bee ehe ſchieden ans dem Vereine die Herrn Generalmajor Kunz, Hauptmann Geres und die Oberärzte Dr. e ere n Fe und Dr. Steh berger 9 2 Im Laufe des Vereinsjahres traten worden in ee Sejelihaft ein die Herrn: Hauptmann C. Geres. Dr. philos. A. Lorent. in MR Oberſt und Garniſons⸗Commandant L. Weng. Aſtronom Dr. E. Schönfeld. | Oberarzt Dr. G. Bertheau. Oberarzt Dr. W. Minet. Amtsarzt Dr. Wilhelmi in Schwetzingen. Prakt. Arzt Dr. L. Anſelmino. Die Geſammtzahl der Mitglieder des Vereins beträgt demnach am Schluſſe dieſes Jahres 146 ordentliche, und 86 Ehrenmitglieder. Der finanzielle Stand unſerer Geſellſchaft kann ein erfreulicher genannt werden, wie aus nachſtehender Bi— Lance ſich ergibt. Für die Reviſion der Rechnungen pro 1858 ſind wir auch in dieſem Jahre dem Herrn Altbürgermeiſter Bleichroth dahier zu beſonderm Danke verpflichtet. Die Rechnung der Einnahmen und Ausgaben in dem Vereinsjahre 1859 ſtellt ſich folgendermaßen: A. Einnahmen. 6 BEN 2 fl. kr. N Kaſſenvorrath vorjähriger Rechnung 372. 36 Beiträge der Mitglieder. . . 547. 30 Staats⸗ und Lyceums⸗Beiträge . 550. — Zuſchuß der Herrn Aerzte zu MER — Seetio mw 55. 42 | Sunna Sei nec. 1525. 48 BB. Ausgaben. Zoologiſche Section. 442. 34 Botaniſche Section. 253. 32 Mineralogiſche Section .. 41. 45 Mediciniſche Section . .. 175. 39 Allgemeine Ausgaben. . 458. 27 2 Rentenantheil .. 125. — Summa 1466. 57 . Bleibt Kaſſen⸗Vorrat nin 58. 51 — ME — Ich gehe nun zu einer kurzen Schilderung der Thätig- keit der einzelnen Sectionen über. A. Zoologiſche ‚Sektion. Dieſelbe hatte zu Repräſentanten: den Berichterſtat⸗ ter, als Vorſitzenden der Section und die Herrn Graf Alf. von Oberndorff, Partikulier Andriano und Friſeur Joſt. Die Angelegenheiten der Section wurden in öfteren Sitzungen verhandelt, in deren einer Hr. Joſt ſchoͤne Exem— plare des von ihm aus Eiern gezogenen, im vorigen Jahres— berichte erwähnten nordamerikaniſchen Schmetterlings Saturnia cecropia — vorzeigte und dem Vereine zur Verfügung ſtellte. Er ſetzte die Zucht dieſes ſchoͤnen großen Schmetterlings auch in dieſem Jahre mit beſtem Erfolge fort. Die zoologiſche Sammlung wurde im laufenden Ver— einsjahre durch Ankäufe und Geſchenke beträchtlich vermehrt Da ſich eine beſonders günſtige Gelegenheit bot, mehrere ſeltene Thiere zu erwerben, wozu die Dotation der Section nicht ausreichte, ſo wurde kit Genehmigung des großen Aus⸗ ſchuſſes von ber Ermächtigung der Generalverſammlung, ir einem ſolchen Falle die disponiblen Mittel der Are Kaſſe beizuziehen, Gebrauch gemacht. a. Säugethiere. 1. Pithecus satyrus L. O rother Orangutang, etwa dreijährig. 2. Cebus fatuellus Erx. Kapuzineraffe. 3. Ursus malayanus Rafle. Malayiſcher Bär. 4 Hystrix eristata L. ZQ Gemeines Stachelſchwein. 5. Cercolabes nove Hispanie Waterf. Mexikaniſches Stachelthier. 6. Halmaturus fruticus. Buſchkänguru. 7. Aegoceros capra (var. mambrica?) ägyptiſche Ziege, jung. vogel, fänger. 16. 22 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. . b. Vögel. Casuarius indicus Briss. Helmkaſuar. . Cygnus atratus Lath. ſchwarzer Schwan. . Psittacus chinensis Edw. chineſiſcher Papagei. Alcedo fusca (gigantea Lath.) Gm. L. Rieſeneis— . Coturuwix mexicanus Tem. & & mexikaniſche Wachtel. . Anas galericulata L. & Mandarinente. . Parra jacana & amerikaniſcher Spornflügler. Falco arctieus ; nordiſcher Falk (Prachtexemplar.) ‚ Falco islandieus & isländiſcher Falk. Fringilla montium & Q Bergfink. . Plectrophanes calcaratus & lerchenfarbiger Sporner. Plectrophiunes nivalis & Y Schneeſporner. . Anthus aquaticus & Waſſerpiper. . Muscicapa albicollis & Halsband Fliegenfänger. 15. Museicapa atricapilla & ſchwarzrückiger Fliegen— Museicapa parva & kleiner Fliegenfänger. Sylvia aquatica & Binſenſänger. Sylvia provineialis & provencaliſcher Sänger. Sylvia locustella & Heuſchreckenſänger. Tetrao scoticus & Schottiſches Waldhuhn. Phalaropus hyperboreus & aſchgrauer Waſſertreter. Scolopax gallinula & Meerſchnepfe. Charadrius auratus & Goldregenpfeifer. Tringa maritima & Meerſtrandläufer. Uria Brimichii Brünnich'ſche Lumme. Lestris catarractes & & große Raubmöve. Lestris parasitica Schmarotzer-Raubmöve. Anas mollissima g' Eiterente. Sterna minuta & kleine Seeſchwalbe. Nucifraga caryocatactes Tannenheher (Odenwald). Als Geſchenke erhielten wir: NE Von Herrn Baron von Kettner, Intendanten duch Groß⸗ herzoglichen Hofdomainen in e 1. Fringilla serimis & Girlitz. sun, 2. Motacılla hoarula & graue Bachſtelze. 3. Anthus pratensis & O Wieſenpiper. 4. Saæicola rubetra & braunkehliger Steinſchmätzer. 9. Muscicapa luctuosa & O ſchwarzrückiger Fliegen— fänger. | 0. 6. Sylvia suecica & Blaukelchen. 7. Sylvia curruca g' Zaungrasmücke. 8. Sylvia rufa O grauer Laubfänger. 9. Phasianus colchicus (var. tigrinus) & Waldfaſan. 10. Phasianus nyethemerus & Silberfaſan. 11. Ardea viresceus & Y grauer Reiher. 12. Ardea stellaris Rohrdommelreiher. 13. Falco misus &. Sperber. 14. Lanius excubitor großer grüner Würger. 15. Picus canus & Grünſpecht. 16. Totanus hypoleucos trillernder Strandläufer. 17. Vanellus guyanensis Guyaniſcher Kiebitz. 18. Larus ridibundus Lachmöve. | Außerdem die Eier von folgenden Vögeln, zum Theile in mehreren Exemplaren. 1. Falco palumbarius. 2. „ buteo. 3 » milvus. 4 „ ater. 5. » Subbutco. 6. » nisus. 7. Stria otus. 8 „ flammea. 9, Corvus corax. 10. corone. 11. „ frugilegus. 12. cornix. 13. Tetrao urogallus. 14. » saliceti. 15. lagopus. 16. Phasianus colchicus. 17. » poictus. 18. Perdir rubra. 19. Columba palumbus. 20. Hämatopus ostralegus. 21. Gallinula chloropus. 22. Charadrius auratus. 23. * laticula. 24. Totanus hypoleucos. 25. Anas penelope. 26. „ acuta. In 6 27. Sterna hirundo. -. 28. arctica. . Von Herrn Cenſevator Lev, en in Frankfurt erhielten wir: Coturniæ californius. Californiſche Wachtel mit einem Jungen. | 15 Von Herrn Dr. philos. Osc. Speyer in Kaſſel: Meleagris gallopavo juv. Truthahn, ach! mit 4 Beinen in Weingeiſt. Für dieſe Geſchenke ſtatten wir hat geehrten Herrn Gebern hiermit unſern verbindlichſten Dank ab. Für die zoologiſche Bibliothek ſchafſte die Section fol⸗ gende Werke an: 1. Schilling der prakt. Naturforſcher. an 1859. 2. Gräßner. Die Vögel Deutſchlands und ihre Eier mit | illumin. Abb. Halle 1859. 3. Leukardt. Bericht über die wiſſenſchaftlichen Leiſtungen in der Naturgeſchichte der niedern Thiere im Jahre 1857. Berlin 1859. — ii ee 4. Boſe. Die Käfer Deutſchlands. Darmſtadt 1859. 5. v. Heinemann. Die Schmetterlinge Deutſchlands und der Schweiz. 1. Abthl. Sie Braun⸗ ſchweig 1859. 6. Der zoolog. Garten. Organ für die zoolog. Geſell— ſchaft in Frankfurt a. M. Frankfurt 1859. Eu B. Botaniſche Sektion. Dieſelbe hatte zum Vorſitzenden Herrn Hofgärtner Stie— ler und als Repräſentanten für den großen Ausſchuß die Herrn prakt. Arzt Dr. Gerlach, Hofapotheker Wahle und Obergerichtsadvokat Dr. Gentil. Die Mittel der Section wurden, wie immer, zum Theile zur nothwendigen Unterhaltung der Gewächshäuſer des bo— taniſchen Gartens, zum Theile zur Anſchaffung neuer Pflan— zen, namentlich einiger Coniferen und Prachtpflanzen ver— wendet, worunter aufzuführen ſind: Aranearia excelsa. » Cuninghami. » flmbriata. » brasiliensis. Biota aurea. » medensis. Libocedrus Juliensis. Brownia grandiceps. Banksia spesiosa. Uryptomeria Lobbii. nebſt einer Collection neuerer Hauspflanzen, welche zur näch— ſten Blumenausſtellung kommen werden. Eine neue Zierde hat unſer Garten dadurch erhalten, daß Herr Vereinsgärtner Bucher in einem neu von ihm erbau— ten wärmeren Haufe eine ſchöne Gruppe neuer Blattpflan— zen auf eigene Koſten aufſtellte. Ueberhaupt müſſen wir * 1 rr ²˙J—˙¹,.’—⁰w-W-. ä˙P. — N;. — ⅛ͥ2 ²ůũùtn m ²ÄLtm e r e ir Herrn Bucher und Sohn für ihren dem Garten gewidmeten Fleiß und Aufmerkſamkeit dankende Anerkennung zu Theil werden laſſen. Eine Blumenausſtellung konnte der Zeitver- hältniſſe wegen im — Vereinsjahre leider nicht jtatt- finden. Neubert's Zeitſchrift für Garten und Blumenfreunde wurde auch in dieſem Jahre von der Section gehalten und circulirte unter deren Mitglieder. o, Phyſtkalisch-mineralogiſche Seftion. Die Repräſentanten dieſer Section waren: die Herrn Direktor Prof. Schröder als Vorſitzender, Regierungsrath With, Partikulier Scipio und Apotheker Dr. Hirſchbrunn Die von Herrn Dr. Hirſchbrunn im vorigen Ver⸗ einsjahre begonnene Bearbeitung und Aufſtellung der geog— noſtiſchen Sammlung wurde durch anderſeitige dringende Be— ſchäftigung deſſelben unterbrochen, doch iſt die jo wünſchens— werthe Fortſetzung dieſer Arbeit für das kommende Jahr mit Beſtimmtheit zugeſagt. Als Geſchenke erhielt die Section von Herrn Dr. philos. Oskar Speyer in Kaſſel folgende werthvolle Stücke, wofür dem geehrten Geber hiermit verbindlichſt gedankt wird: 1. Retinasphalt in Braunkohle. Habichtswald bei Kaſſel (ſehr ſelten). i 2. Braunkohle (Gagat). Hirſchberg bei Kaſſel. 3. Stangenkohle ebendaher in 2 Exemplaren (ſehr ſelten). 4. Bunter Sandſtein durch Baſalt umgewandelt. Blaue Kuppe bei Eſchwege in Heſſen. 5. Bitumindjes Holz mit Gagat. Hirſchberg bei Kaſſel. 6. Credneria dentieulata Zenk. aus dem 2 Quader. Blankenberg a. Harz. 7. Olypeaster Kleinii Gdf. Doberg bei Bünde in Weſtehalen 2 Exempl. 3 Ferner ren die Saga Section folgende Werke san zn] nd Yetuoftismin)@ ann if 1. e ui eonharn und Bronn. Jahrg. 1858. 1191 r en. = Naumaum, Elemente der Mineralogie. | RR Nun “ Kihſtellographie. e, d 4. c elt „ Mietrlonte 11% , eee e (BR SO EN Grundzüge der Mittertts git; ee eee 6. B. Cotta. Deutſchlands Boden, ſein geol. Bau und deſſen Einwirkung auf das Geben der an 2. Aufl. AVeipzig 1858. mm- Te O 71 Pr - g 7 75 * 15 een Aach Salle, er ae Sektion, an welcher ſich ſämmtliche lee, Nenne betheiligten, wählte zu Repräſentanten: die Herrn Dr. Seitz Gugleich als Vorſitzenden und Geſchäftsführer des medieini— ſchen Leſezirkels), Hofrath Dr. Stehberger, Hbfrath Dr. Zeroni und Regimentsarzt Mayer. Die Thätigkeit der Section war auch in dieſem Ver⸗ einsjahre hauptſächlich auf die Anj ſchaffung gediegener Schrif⸗ ten — Zeitſchriften und Monographien — gerichtet, welche unter den Mitgliedern circulirten und zuletzt der Vireits⸗ Bibliothek einverleibt wurden. Von Zeitſchriften wurden eee np 1. Archiv für⸗ re Heilkunde von Wunderlich ze. Stuttgart 1859. 0 Dorn 2. Journal für Kerken von en ish | Hildebrand. Erlangen 189. Wr 3. Zeitſchrift der k. k. Geſellſchaft der az zu Wien. 1859. 4. Wiener mediein. Wochenſchrit. redigirt von brit telshöfer. 1859. n 10. 11. 3 . Spitalzeitung, Beilage zur Wiener Wochenſchrift. 1859. Vierteljahrsſchrift für die prakt. Heilkunde. Prag 1859. Deutſche Klinik, herausgegeben von Dr. Göſchen. Berlin 1859. Archiv für pathol. Anatomie, Phyſiologie und kliniſche Medicin von Virchow. Berlin 1859. Jahres bericht über die Fortſchritte der geſammten Medicin im Jahre 1859 von Cannſtadt. Würz- burg 1859. Zeitſchrift für die Staatsarzneikunde von Schneider xc. Erlangen 1859. Archiv des Vereins für gemeinſchaftliche Arbeiten zur Förderung der wiſſenſchaftlichen Heilkunde von Vo— gel ꝛc. Göttingen 1859. Ferner wurden folgende Monographien angeſchafft: . Dr. H. M. Cohen, die Myodynamik des Herzens und des Blutes, mit 1 Tafel. Berlin 1859. Dr. M. J. Chelius zur Lehre von den Staphylomen des Auges. Heidelberg 1858. . Dr. Okr. Alt, die Behandlung der Syphilis mit Mer— kur. Weimar 1858. . Joſ. Hamernik, das Herz und ſeine Bewegung. Beitrag zur Anatomie, Pathologie und Phyſiologie des Herzens, Herzbeutels und Bruſtfells. Prag 1858. A. Reumont, die Achener Schwefelthermen in kompli— cirter Syphilis. Jena 1858. E. Perle, die Molken und ihre Heilkraft. Berlin 1858. Pr. Schuh, über die Geſichtsneuralgien und die Er— folge der gegen dieſelben vorgenommenen Nervenre— ſektionen. Wien 1858. W. Wurm, über die Heilwirkung der Baquete. Ein Beitrag zur Metallotherapie. München 1858. = „ 9. L. Baſſlinger, das Pepſin und ſeine phyſiol. und therap. Wirkungen gegen Verdauungsſchwäche. Wien 1858. 10. A. C. Neumann, kurzer Abriß der Odlehre nach Reichenbach ſo wie nach eignen Beobachtungen, mit Abb. Leipzig 1857. 11. C. Gerhardt, der Kehlkopfskroup. Tübingen 1859. 12. H. May, über die Ernährung der Neugebornen. In⸗ auguraldiſſertation. München 1859. 13. P. Niemeyer, über die elektr. Be handlung (Faradi- ſation) und die ihr zugehörenden Krankheitszuſtände, mit Abb. Leipzig 1859. 14. G. A. Spieß, die path. Phyſiologie des Prof. Vir— chow, eine Antikritik. Frankfurt 1858. 15. R. Remak, Galvanotheropie der Nerven- und Muskel— krankheiten. Berlin 1858. 16. E. Kreyſer, die Behandlung der Syphilis durch die Kaltwaſſer-Heilmethode und die antiperiod. Behand— lung der Chorea St. Viti. Berlin 1858. 17. J. Samter, die Grenet'ſche Batterie und ihre Bedeu— tung für die operative Heilanwendung des Galvanis— mus. Poſen 1858. 18. F. J. Siebenhaar und F. G. Lehmann, die Koh— lendunſtvergiftung, ihre Erkenntniß, Verhütung und Behandlung. Dresden 1858. 19. C. Reclam, Experiment. Unterſuchungen über die Ur— ſachen der Chylus- u. Lympfbewegung ꝛc. Leipzig 1858. 20. H. W. Behrend, über die an der Hüfte und am Oberſchenkel vorkommenden Absceſſe ꝛc. Berlin 1858. 21. Joſ. Hermann, die Nachtheile der Merkurialkur. Wien 1859. 22. L. Meyer, die allgemeine progreſſive Gehirnlähmung und chronische Meningitis, eine klin. Abhandlung. Berlin 1858. 23. W. Brattler, ein Beitrag zu der Urologie im kranken Zuſtande. München 1858. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 190 — F. Kornitzer, anatom. und phyſiol. Bemerkungen zur Theorie des Herzſchlages. Wien 1859. E. Brücke, über die redueirenden Eigenſchaften des Harnes geſunder Menſchen. Wien 1858. J. Böhm, Unterſuchungen über das atmosphäriſche Ozon. Wien 1858. E. Wiederhold, über die Machern des Zuckers im Harne. Göttingen 1859. . 9. Eulenburg, anatom. pathol. Unterſuchungen über die Schilddrüſe. Göttingen 1859. B. Stilling, neue Unterſuchungen über den Bau des Rückenmarks. Atlas. Caſſel 1859. . M. Schleiß v. Löwenfeld, zur Symptomatologie und Therapie der Proſtata-Krankheiten. München 1858. H. Ranke, Beobachtungen und Verſuche über die Aus— ſcheidung der Harnſäure beim Menſchen im phyſiol. Zuſtande und in einigen Krankheiten. München 1858. G. Weſt-Piggot, über die Blutarmuth und deren ſympt. Störungen in der Leber, dem Magen und dem Nervenſyſteme. Weimar 1859. A. Beer, die Bindeſubſtanz der menſchlichen Niere im geſunden und kranken Zuſtande. Berlin 1859. H. Ploß, über die die Geſchlechtsverhältniſſe der Kin— der bedingenden Urſachen. Berlin 1859. L. Moos, Unterſuchungen über den Einfluß der Pfort— aderentzündung auf die Bildung der Galle und des Zuckers in der Leber. Leipzig 1859. G. M. Schreber, die planmäßige Schärfung der Sinnesorgane ꝛc. Leipzig 1859. Sigmund, die Einreibungskur mit grauer Salbe bei Syphilisformen. Wien 1859.“ F. A. Simon, der Kampf mit dem Lindenwurm oder unerwieſene Exiſtenz der konſtitutionellen Syphilis vor dem Jahre 1495. Hamburg 1859. Ph a E. Allgemeine Dereins-Hngelegenheiten. Der freundlichen Theilnahme der auswärtigen gelehrten Geſellſchaften und Vereine, mit welchen wir in literariſchem Wechſelverkehre ſtehen, verdanken wir auch in dieſem Jahre die Zuſendung einer größern Anzahl intereſſanter und werth— voller wiſſenſchaftlicher Arbeiten und Berichte, welche zum Theile ſogleich der Vereinsbibliothek einverleibt, zum Theile aber erſt dem Leſezirkel übergeben wurden. 1* oT Die eingelaufenen Geſchenke ſind folgende: Landwirthſchaftliches Correspondenzblatt für das Großherzogthum Baden. 1858 Juli — Dezember, 1859 Januar — Juli. Landwirthſchaftliches Centralblatt (des badiſchen land⸗ wirthſchaftl. Vereins.) Jahrg. 1858, Nr. 16—19, 1859, Nr. 1—11. Württembergiſche naturwiſſenſchaftliche Jahreshefte, 15. Jahrgang, 1—3. Heft. Statuten des naturhiſtoriſch-mediciniſchen Vereins zu Heidelberg. „Verhandlungen des naturhiſtoriſch-mediciniſchen Vereins zu Heidelberg, Nr. V., VI., Schluß des 1. Bandes, 185759. Jahresbericht der Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier vom Jahre 1857 u. 1858. . 35. Jahresbericht der ſchleſiſchen Geſellſchaft für va— terländiſche Cultur, 1857. „Mittheilungen der naturforſchenden Geſellſchaft in Bonn aus den Jahren 1856 u. 57 (Nr. 360-407.) Verhandlungen der ſchweizeriſchen naturforſchenden Geſellſchaft bei ihrer 41. Verſammlung zu Baſel am 25.—27. Auguſt 1856. P — DE: — 10. Verhandlungen der allgem. ſchweizeriſchen Geſellſchaft 11. für die geſammten Naturwiſſenſchaften bei ihrer Ver— ſammlung in Trogen am 17—19. Auguſt 1857. Die entomologiſche Section der ſchleſiſchen Ge— ſellſchaft für Cultur in ihrem 50 jährigen Beſtehen. Breslau 1858 (von der ſchleſiſchen Geſellſchaft). 12—16. Von der Königl. Akademie der Wiſſenſchaften in FÜ 18. 19; 20. 21. 22. 23. München: a) Ueber Joh. Müller und ſein Verhältniß zum jetzigen Standpunkte der Phyſiologie. Feſtrede von Prof. Dr. Th. L. W. Biſchoff. b) Neue Beiträge zur Kenntniß der urweltlichen Fauna des lithogr. Schiefers von Dr. A. Wagner. c) Beiträge zur nähern Kenntniß des Sauerſtoffs von C. F. Schön bein. d) Experimentelle Beiträge zur Beurtheilung hygro— metriſcher Methoden von Aug. Vogel. e) Molekuläre Vorgänge in der Nervenſubſtanz von Dr. E. Harleß. 1. u. 2. Abhandlung. Jahresbericht der Wetterauer Geſellſchaft für die ge— ſammte Naturkunde zu Hanau. Auguſt 1857 — Auguſt 1858. Correspondenzblatt des zoologiſch-mineralogiſchen Vereins zu Regensburg. 12. Jahrgang. Zweiter Jahresbericht des naturhiſtoriſchen Vereins zu Paſſau für 1858. Jahresbericht des phyſikaliſchen Vereins zu Frankfurt am Maine für das Rechnungsjahr 1857—58. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gar⸗ tenbaus in den Königl. Preußiſchen Staaten. Neue Reihe. 8. Jahrgang, 1—3. Heft, 1858-59. Jahrbuch der k. k. geologiſchen Reichsanſtalt zu Wien. 1858. IX. Jahrg. Nr. 1 u. 4, X. Jahrg. Nr. 1. Landwirthſchaftlicher Bericht, herausgegeben von Freiherr v. Babo. Jahrg. 1859. Nr. 1—14. 24. 30. 31. 32. 34. 35. „ A Gemeinnützige Wochenſchrift. Organ für die Intereſſen der Technik, des Handels, der Landwirthſchaft und Armenpflege. Würzburg 1858. VIII. Jahrg., Nr. 41—52, IX. Jahrg. (1859), Nr. 1— 35. . Memoires de la société des sciences naturelles de Strasbourg. Tome V, 1, livraison. . Memoires de la société imperiale des sciences ie elles de Oherbourg. Tome V. 1857. Siebenter Bericht der oberheſſiſchen Geſellſchaft für Natur- und Heilkunde. Gießen 1859. Almanach der Königl. Bayeriſchen Akademie der Wiſſen— ſchaften für das Jahr 1859. Erinnerungen an Mitglieder der mathematiſch-phyſika— liſchen Klaſſe der Königl. Bayr. Akademie der Wiſ— ſenſchaften von Dr. C. Fr. Ph. v. Martius. Unterſuchungen über die Lichtſtärke der Planeten Venus, Mars, Jupiter und Satur, verglichen mit Sternen und über die relative Weiſe ihrer Oberfläche, nebſt einem Anhange, enthaltend die Theorie der Lichter— ſcheinungen des Saturn von Ludw. Seidel. NB. Die Nr. 28—30 von der Königl. Aka- demie der Wiſſenſchaften zu München, Perſonalſtand der k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien. Februar 1859. Verhandlungen der k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien. 3. Folge. III. Bd., I. u. II. Heft. Allgemeine Land- und Forſtwirthſchaftliche Zeitung, her— ausgegeben von der k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien. IX. Band (1859). Abhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu Gör— litz. IX. Band (4859). Verhandlungen des naturhiſtoriſchen Vereins der preu— ſiſchen Rheinlande und Weſtphalens. 14. Jahrg. 3. Heft, 15. Jahrg., 16. Jahrg. 1. und 2. Heft. Bonn 1857—59. r i ER 36. Verhandlungen der k. k. zoologiſch-botaniſchen Geſellſchaft in Wien. Jahrg. 1858. 37. Sechszehnter und ſiebenzehnter Jahresbericht der Geſell⸗ ſchaft Pollichia. Neuſtadt 1859. 38. Commentationes botanicae auctoribus fratribus Schultz Bipontinis, quibus Pollichia gratulatur gymnasio illustri Bipontino. Neopoli Nemetum 1859. Von der Pollichia. 39. Mittheilungen aus dem Oſterlande. Gemeinſchaft— lich herausgegeben vom Kunſt- und Handwerksvereine, der naturforſchenden Geſellſchaft und dem landwirth— ſchaftlichen Vereine zu ame XIV. Band, 3. u. 4. Heft. 1859. 40— 44. Von der Smithsonian Justitution in Washington: a) Defence of Dr. Gould by the scientific council of the Dudley observatory. Albany 1858. b) Reply to the statement of the trustees of the Dudly observatory by Benj. Apthorp Gould jr. Albany 1859. c) Annual report of tbe board of reports of the Smithsonian institution showing the operations expenditures and condition of the institution for the jear 1857. Washington 1858. d) Ein Heft mit verſchiedenen Abhandlungen. 45. Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft in Ba— ſel. 2. Theil, 2. u. 3. Heft, 1859. 46. Zwölfter Bericht des naturhiſtoriſchen Vereins in Augs— vr Jahrgang 1859. | 47—49. Vom Vereine für Naturkunde in Preßburg: a) Verhandlungen des Vereins für Naturkunde zu Preßburg. 5. Jahrg. (1858), 1. u. 2. Heft. b) Populäre naturwiſſenſchaftliche Vorträge, gehalten im Vereine für Naturkunde zu Preßburg von Prof. Albert Fuchs. Preßburg 1858. c) Beiträge zur Kentniß der klimatiſchen Verhältniſſe 50. 51. 52. 53. 54. — Preßburgs, von Prof. Dr. G. A. Kornhuber. Preßburg 1858. Recherches experimentales sur les effets du courant electrique appliqué au nerf grand sympathique. Par Mr. Philippe comte Linati et par le Prince Caggiati. Parme 1859. Geſchenk des Verfaſſers. Allgemeine Darſtellung der Curven doppelter Krüm— mung in neuer geometriſcher Darſtellung von Dr. Wilh. Schell. Leipzig 1859. Geſcheuk des Verf. Von der Zurückbeugung der nicht ſchwangern und der ſchwangern Gebärmutter. Inauguraldiſſertation von Dr. L. Eichorn. 1822. Geſchenk des Herrn prakt. Arztes Wolff in Käferthal. Berichte des naturwiſſenſchaftlichen Vereins des Harzes für die Jahre 1857-58. a Berichte über die Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu Freiburg i. B. Band J., Heft 1. Freiburg 1859. Aus allgemeinen Vereinsmitteln wurde endlich, nament— lich für den Leſezirkel, angeſchaft: 1: Die Natur, Zeitung zur Verbreitung naturwiſſen— ſchaftlicher Kenntniſſe c., von Dr. Otto Ule und Dr. Karl Müller. Jahrgang 1859. Froriep's Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Jahrgang 1859. Aus der Natur. Die neuſten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften, Band 12. Leipzig bei A. Abel. 1859. Berzeichniß 8 der gelehrten Geſellſchaften und Vereine, mit welchen der Mann⸗ 0 heimer Verein für Naturkunde in Verbindung ſteht. „Die rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. Der Gartenbau-Verein zu Mainz. Der Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. Die Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. Die Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Natur— kunde zu Hanau. Die Pollichia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeriſchen Pfalz in Dürkheim a. d. H. Die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. Die königl. bayerische botaniſche Geſellſchaft zu Regens— burg. Der zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. Die pfälz. Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſers— lautern. Der entomologiſche Verein in Stettin. Der großh. bad. landwirthſchaftliche Verein in Karls— ruhe. Der naturhiſtoriſche Verein der preuß. Rheinlande in Bonn. Der Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem— berg zu Stuttgart. 39. 40, Die ſchleſiſche Geſellſchaft für Beförderung der vater— „ Die Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreich Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchner Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Natur— wiſſenſchaften in Mar burg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten zu Berlin. Die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien. Die k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der großh. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. Der kurfürſtl. heſſiſche Landwirthſchafts-Verein in Caſſel Der Gartenbau-Verein in Erfurt. Die k. k. geologiſche Reichs-Anſtalt in Wien. Der naturhiſtoriſche Verein in Augsburg. Der zoologiſch-botaniſche Verein in Wien. Der Thüringer Gartenbau-Verein in Gotha. Der landwirthſchaftliche Verein für Unterfranken und Aſchaffenburg zu Würzburg. g Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle. Die Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Goͤrlitz. Der Verein für die rheiniſche Naturgeſchichte zu Frei⸗ burg i. B. Der naturforſchende Verein zu Bamberg. Die société des sciences naturelles de Cherbourg. ländiſchen Cultur zu Breslau. 54. Die société des sciences naturelles de Strassbourg. 56. 8 Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der allgemeine deutſche Apotheker-Verein. . Die allgemeine ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der großh. badiſche landwirthſchaftliche Kreis-Verein des Unterrheinkreiſes zu Weinheim. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde zu Gießen. Die Smithsonian institution zu Waſhington. Die königl. Akademie der Wiſſenſchaften in München. 49. Der Verein für Naturkunde zu Preßburg. Der Frankfurter phyſikaliſche Verein. Der naturhiſtoriſch-mediciniſche Verein zu Heidelberg. Die königl. zoologiſche Geſellſchaft »Natura artis ma— Der naturhiſtoriſche Verein zu Paſſau. gistra« zu Amſterdam. Der Gartenbau-Verein zun Darmſtadt. Der naturwiſſenſchaftliche Verein des Harzes zu Blan— kenburg. Ueber das Verhalten der zerriebenen Stärkekörner gegen kaltes Waſſer. Von Profeſſor Dr. Delffs aus Heidelberg. Die ſchon vor Jahren erörterte Streitfrage, ob ein Theil der Stärke in kaltem Waſſer löslich ſei, iſt vor Kurzem von Jeſſen ) wieder in Anregung gebracht worden. Der: ſelbe beſtätigt die von Guérin-Varry und mir aufge— ſtellte Behauptung, daß zerriebene Stärke an kaltes Waſſer einen Beſtandtheil abtritt, welcher in der Löſung, die unter dem Mikroſkop keine mechaniſch ſuspendirten Theile wahr— nehmen läßt, durch Zuſatz von Jod nachgewieſen werden kann. Es entſteht nämlich durch dieſen Zuſatz eine intenſiv blaue Färbung, ohne daß man auch hier (in der blauen Löſung) weder unmittelbar, noch unter Zuziehung des Mi— kroſkops die geringſte Spur eines Niederſchlags entdecken könnte. Ungeachtet mit der Feſtſtellung dieſes Factums die endgültige Entſcheidung über die im Eingang erwähnte Streitfrage gegeben zu ſein ſcheint, indem es ſich dabei durch— aus nicht um das Mehr oder Weniger des aufgelösten Stoffs *) Poggendorff's Annalen, Bd. CVI. S. 497. 8 handeln kann: ſo iſt doch der in Rede ſtehende Verſuch der Art, daß eine fehlerhafte Wiederholung deſſelben“) zu un— richtigen Schlußfolgerungen führen, und dadurch auf's Neue Zweifel an der partiellen Löslichkeit der Stärke in kaltem Waſſer erregen kann. Es dürfte daher gerechtfertigt erſchei— nen, nochmals auf dieſen Gegenſtand zurückzukommen, um einerſeits ein genaueres Verfahren zur Bereitung der frag— lichen Löſung mitzutheilen, und andererſeits durch weitere Verſuche über die Eigenſchaften des in kaltem Waſſer lös— lichen Stärke-Beſtandtheils einen Beitrag zur Feſtſtellung der Natur dieſes Körpers zu geben. Wenn man, um der Reinheit des Materials gewiß zu ſein, es vorziehen wird, die zu den Verſuchen anzuwendende Stärke ſelbſt darzuſtellen, ſo bietet die Kartoffelſtärke vor den übrigen Varietäten den Vorzug der einfachſten und leichteſten Bereitungsweiſe dar. Außerdem gehört die Kartoffelſtärke bekanntlich zu den grobkörnigſten Varietäten, und läßt ſich aus dieſem Grunde leichter, als die feinkörnigen, zerreiben. Aus - diefen Gründen beziehen ſich die nachfolgenden Verſuche zu— nächſt auf die Kartoffelſtärke, obgleich, bis das Gegentheil bewieſen iſt, wohl angenommen werden darf, daß das, was von der Kartoffelſtärke gilt, auch auf die übrigen Varietäten des Stärkmehls Anwendung findet. Das mühſame Geſchäft des Zerreibens wird dadurch bedeutend abgekürzt, daß man die Stärke mit Quarzſand mengt. Wendet man ſtatt deſſen bloß unglaſirte Reibſchalen von Porzellan an, ſo bemerkt man ſehr bald, daß die Stärke in hohem Grade die Eigenſchaft eines Polirpulvers beſitzt, indem Reibſchale und Piſtill nach kurzer Zeit eine glatte, glänzende Oberfläche annehmen, die dann begreiflicher Weiſe zum Zerreißen der Stärkekörner weniger geeignet iſt. Ferner iſt es zweckdienlich, ſo viel kaltes Waſſer zuzuſetzen, daß das „) Vgl. Wicke, ebend. Bd. CVIII. S. 359. ur A Ganze einen ziemlich dünnflüſſigen Brei bildet. Trotz dieſer Kunſtgriffe wird man finden, daß, wenn man auch nur mit verhältnißmäßig geringen Stärkemehlmengen arbeitet, ſelbſt nach ſtundenlangem Reiben immer noch ein großer Theil der Körnchen unverſehrt iſt. Es iſt daher leicht begreiflich, daß die Menge des vom kalten Waſſer aufgenommenen Stoffs um ſo geringer ausfallen muß, je weniger Geduld auf das Geſchäft des Zerreibens verwendet wurde, denn die äußeren Stärkmehlſchichten hindern die Einwirkung des Waſſers auf den eingeſchloſſenen löslichen Beſtandtheil. Wäre dies nicht der Fall, ſo könnte die zerriebene Stärke Nichts enthalten, das in kaltem Waſſer löslich wäre, weil bekanntlich zu dem Schlemmproceß, auf welchem die Darſtellung der Kartoffel— ſtärke beruht, verhältnißmäßig große Waſſermengen erforder— lich ſind. Wird die hinlänglich zerriebene Stärke mit Waſſer ver— dünnt und unmittelbar auf das Filter gebracht, ſo fließt eine ſchwach milchige Flüſſigkeit durch, und die Poren des Filters verſtopfen ſich ſehr bald durch die in kaltem Waſſer unlös- lichen Stärkefragmente in ſolchem Grade, daß das Filtriren ſich ſehr ſchnell verlangſamt und faſt ganz aufhört, ehe noch der größte Theil der Flüſſigkeit abgelaufen iſt. Um daher eine völlig waſſerklare Flüſſigkeit zu bekommen, und zu— gleich die zum Filtriren erforderliche Zeit abzukürzen, iſt es nöthig, daß man den zerriebenen und mit Waſſer ver— dünnten Stärkebrei, bevor man denſelben auf das Filter bringt, vierundzwanzig Stunden der Ruhe überläßt, und die über den abgelagerten Stärkefragmenten ſtehende, geklärte Flüſſigkeit durch Abgießen oder beſſer mit Hülfe eines Hebers abſondert. Filtrirt man die ſo erhaltene Flüſſigkeit zu weiterer Vorſicht nochmals durch ſchwediſches, vorher angefeuchtetes Filtrirpapier, ſo erhält man ein vollkommen klares Liquidum, in dem ſich auch unter dem Mikroſkope nicht das Geringſte entdecken läßt, welches dem Verdacht, daß man nicht mit einem wirklich gelösten, ſondern mit einem aufgeſchwemmten ei Stoff zu thun habe, Raum geben könnte. — Mit einer ſolchen vollkommen waſſerhellen Löſung, wie ausdrücklich her— vorgehoben werden mag, ſind alle nachfolgenden Verſuche angeſtellt. Uebrigens erfolgen die Reactionen, von denen ſogleich die Rede ſein wird, ohne merklichen Unterſchied auch mit der milchigen Löſung, welche man unmittelbar durch Fil— triren des zerriebenen und mit Waſſer verdünnten Stärke— breis erhält, und ein auch nur wenig geübtes Auge wird leicht erkennen, daß dieſe Reactionen nicht durch die beige— mengten Spuren eines ſuspendirten Körpers bedingt werden, wie denn auch Eiweißlöſungen, welche nicht ganz klar ſind, keinen Zweifel darüber geſtatten, daß die in denſelben ent— ſtehenden Reactionen von einem wirklich gelösten Stoff herrühren. Bei der Prüfung der auf die angegebene Weiſe ge— wonnenen Löſung durch Reagentien wurde von folgender Betrachtung ausgegangen. In Betreff der Zuſammenſetzung der Stärke liegen ſo zahlreiche und von ſo glaubwürdigen Auctoritäten herrührende Analyſen vor, welche übereinſtimmend zu der Formel C° H Os, als einfachſtem Ausdruck für die relative Menge der darin enthaltenen Elemente, führen, daß dieſe Formel (oder ein Multiplum derſelben) als vollkommen feſtgeſtellt betrachtet werden darf. Wenn gleichwohl die Stärke ein mechaniſches Gemenge von einem im Waſſer löslichen und einem unlöslichen Beſtandtheil iſt, zwiſchen deren relativer Menge alſo kein unveränderliches Verhältniß vorausgeſetzt werden darf, ſo iſt die conſtante Zuſammen— ſetzung der Stärke, welche durch die Analyſen feſtgeſtellt iſt, nur unter der Annahme begreiflich, daß jene beiden Be— ſtandtheile der Stärke ein und dieſelbe Elementar-Zuſammen— ſetzung beſitzen, welche in der obigen Formel Cs Hs 0s ihren einfachſten Ausdruck findet. Da nun unter den Kohlen— hydraten nur diejenigen dieſer Formel entſprechen und zu— gleich in kaltem Waſſer löslich ſind, welche unter dem Col— lectivnamen Gummi oder Dextrin zuſammengefaßt werden, „ ſo liegt die Vermuthung nahe, daß der in kaltem Waſſer lösliche Beſtandtheil der Stärke entweder eine neue Varietät dieſer Stoffe bilde, oder mit einer bereits bekannten Varietät derſelben zuſammenfalle. Unter Dextrin verſteht man bekanntlich einen Stoff, der aus Stärke theils durch Einwirkung von Malzauszug, theils durch Behandlung mit verdünnten Säuren, theils end— lich durch bloßes Erhitzen erzeugt werden kann, und war dabei bisher der Anſicht, daß die Auswahl einer der drei Bildungswege ohne weſentlichen Einfluß auf die Beſchaffen— heit des erzeugten Dextrins ſei. Vor Kurzem hat indeſſen Mulder“) gezeigt, daß letztere Annahme unrichtig iſt, und daß vielmehr, je nach der Entſtehungsweiſe, drei verſchiedene Dextrin-Arten zu unterſcheiden ſind, und daß namentlich das Verhalten derſelben gegen Jodlöſung, baſiſch eſſigſaures Bleioxyd, Barytwaſſer, ſalpeterſaures Queckſilberoxydul, Kup— ferprobelöſung und Goldchlorid geeignet iſt, dieſen Unterſchied feſtzuſtellen. Es war daher von beſonderem Intereſſe, das Verhalten des in kaltem Waſſer löslichen Beſtandtheils der Stärke gegen die genannten Reagentien kennen zu lernen, um dadurch der Beantwortung der Frage näher zu kommen, ob dieſer Beſtandtheil mit einer jener drei Dextrin-Arten zuſammenfalle, oder nicht. Der in kaltem Waſſer lösliche Beſtandtheil der Stärke verhält ſich gegen die genannten Reagentien, wie folgt: Eine verdünnte Löſung von Jod in Jodwaſſerſtoff— ſäure erzeugt eine intenſiv blaue Färbung, welche ähnlich, wie dies bei der mit heißem Waſſer bereiteten Stärkelöſung der Fall iſt, beim Erhitzen der Flüſſigkeit verſchwindet und beim Erkalten wieder zum Vorſchein kommt. In der völlig klaren blauen Löſung läßt ſich mit Hülfe des Mikroſkops keine Spur eines Niederſchlags entdecken; auch kann dieſelbe ) Chemie des Bieres, S. 170 ff. * tagelang ſtehen, ohne den geringſten Abſatz zu bilden. Baſiſch eſſigſaures Bleioxyd oder neutrales eſſig— ſaures Bleioxyd unter Zuſatz eines Tropfens Ammoniak bewirkt einen voluminöſen weißen Niederſchlag, wie dies in ähnlicher Weiſe bei Gummilöſungen der Fall iſt. Neutrales eſſigſaures Bleioxyd für ſich allein verurſacht keine Fällung. Barytwaſſer bewirkt ebenfalls einen voluminöſen weißen Niederſchlag. Salpeterſaures Queckſilberoxydul erzeugt keine ſichtbare Veränderung. Kupferprobelöſung, nach Fehling's Verfahren bereitet, wird beim Erwärmen reducirt. Goldchlorid, Eiſenchlorid und Schwefelſaures Kupferoxyd bewirken keine Nie— derſchläge. Alkohol, erzeugt bei hinlänglichem Zuſatz eine ſtarke Trübung, welche lange in Suſpenſion bleibt, ähnlich wie dies bei Gummi- und Dextrin-Löſungen der Fall iſt. Um das Verhalten des in Rede ſtehenden Körpers mit den von Mulder unterſchiedenen Dertrinarten leichter ver— gleichen zu können, diene folgende Zuſammenſtellung, in welcher I. das durch Malzauszug, II. das durch Schwefel— ſäure, und III. das durch Röſten erzeugte Dextrin bezeichnet, während unter IV. der in kaltem Waſſer lösliche Beſtand— theil der Stärke zu verſtehen iſt: Jodlöſung keine Färbungſblaue Färbungſblaue Färbungſblaue Färbung Bleieſſig weißer Niedſch.ſkein Niederjchl. | Fein Niederfchl. | weißer Niedſch. Barytwaſſer kein Niederjchl. | Fein Niederſchl. weißer Niedſch.ſweißer Niedich: Salp. Queckſ. weißer Niedſch.ſkein Niederſchl.] weißer Niedſch. kein Niederſchl. Kupferpblöſ. Reduction Reduction Reduction Reduction Goldchlorid kein Niederſchl.] kein Niederſchl.ſpfirſigeroth. N. kein Niederſchl. 3 — 1 Aus der Vergleichung der vorſtehenden Reactionen geht hervor, daß der losliche Stärkebeſtandtheil mit keiner der drei Dertrin-Arten vollſtändig übereinſtimmt, und daher, wenn man ihn überhaupt dieſer Gruppe anreihen will, als eine vierte ſtelbſtſtändige Art zu unterſcheiden iſt. Um dieſe An⸗ nahme zu rechtfertigen, bleibt indeſſen noch zu unterſuchen, ob der lösliche Stärkebeſtandtheil durch ſein Verhalten zum polariſirten Licht auf den Namen Dextrin Anſpruch hat. Ich behalte mir vor, auf dieſen Punkt zurückzukommen. Sollte ihm die Eigenſchaft, die Polariſationsebene nach Rechts abzulenken, abgehen, ſo würde er jedenfalls den Gummi— Arten beizuzählen ſein. — Möge es ſchließlich noch erlaubt ſein, einige Bemer— kungen über die phyſiologiſche Bedeutung des in Rede ſtehen— den Stoffs hinzuzufügen. Wenn man für das ſ. g. Stärkekorn, da daſſelbe nicht blos ein organiſcher, ſondern auch ein organiſirter Körper iſt, die allgemeine Bildungsweiſe dieſer letzteren in Anſpruch nimmt, und demgemäß vorausſetzt, daß daſſelbe durch Intusſusception wachſe, ſo muß ein löslicher Stoff vorhanden ſein, welcher durch Endosmoſe, oder wie man das ſonſt nennen will, in die Stärkezellen eintritt, und alsdann zu Stärkeſubſtanz im engeren Sinn (d. h. zu einem in kaltem Waſſer unlöslichen Körper) verarbeitet wird. Da aber nicht anzunehmen iſt, daß dieſe Verarbeitung augenblicklich nach erfolgtem Eintritt vollendet ſei, ſo wäre es in der That un— erklärlich, wenn der aufgenommene lösliche Stoff nicht noch zum Theil in ſeiner urſprünglichen Form in den Stärke— körnern angetroffen werden ſollte. Zur Uebernahme der Funktion der Stärkebildung ſind aber keine Stoffe beſſer geeignet, als die Gummi- oder Dextrin-Arten, weil dieſelben einerſeits die erforderliche Lös— lichkeit beſitzen, und andererſeits mit der unlöslichen Stärke— ſubſtanz iſomer ſind, und zu dieſer Gruppe von organijcher Verdindungen gehört auch, wie aus den obigen Mittheilungen hervorgeht, der lösliche Beſtandtheil der Stärkekörner. Wenn daher auch die Akten über dieſen Gegenſtand noch nicht voll— ſtändig geſchloſſen ſind, ſo dürfte es doch kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß die Bildung der unlöslichen Stärke— ſubſtanz auf einer iſomeriſchen Modificirung des beſprochenen löslichen Stoffs beruht, und es dürfte daher keine unzweck— mäßige Bezeichnung ſein, wenn man dieſen letzteren mit dem Namen Amylogen belegte, weil derſelbe durch ſeine Reac— tionen als ein ſelbſtſtändiger Stoff characteriſirt iſt, und daher auch auf einen beſonderen Namen Anſpruch hat. Sollte die im Vorhergehenden vertheidigte Bildungs— weiſe der Stärkekörner die richtige ſein, ſo bedarf es kaum der Erwähnung, daß damit die von den Pflanzenphyſiologen vielfach ventilirte Frage nach dem relativen Alter der äußeren und inneren Stärkmehlſchichten erledigt ſein würde, indem die äußeren Schichten als die älteſten angeſprochen werden müßten. Dieſes größere Alter und die dadurch bedingte größere Dichtigkeit der äußeren Schichten würde dann auch dem Umſtande, daß die unzerriebene Stärke ihren löslichen Inhalt nicht an kaltes Waſſer abtritt, zur Erklärung dienen. 3 * Die Galmei-Sagerfätten in der Mluſchelkalkformation der Umgegend von Wiesloch im Großherzogthum Baden. Von Carl Clauß, Berg: und Hütten-Director in Mannheim. Einleitung. Der badiſche Erzbergbau in früherer Zeit, hauptſächlich auf die Bohnerzlager im Jura bei Kandern und auf die in den ältern Gebirgen des Schwarzwaldes aufſetzenden Blei-, Kupfer-, Silber- und anderen Erzgänge gerichtet, hat ſeit Anfang des letzten Decenniums durch die Wiederinbetrieb— ſetzung von Galmei-Gruben bei Wiesloch nicht unweſentlich an Ausdehnung gewonnen. Das Galmeivorkommen bei Wiesloch von Dr. Herth in jr. Inaugural Dis., Heidelberg 1851, von Holzmann und Hoffinger in H. Leonhard's Beiträgen, Stuttgart 1853 und an einigen andern Stellen in Zeitſchriften beſprochen, konnte in allen dieſen Mittheilungen nicht umfaſſend behan— delt werden, da dieſelben in einer Zcit erſchienen, in welcher die genannten Erzlagerſtätten noch nicht in dem Grade auf: geſchloſſen waren, wie dies in den letzten 4 bis 5 Jahren mit Hülfe der bergmänniſchen Arbeiten der auf denſelben bauenden Bergwerks-Geſellſchaften, der Vielle Montagne und der badiſchen Zink-Geſellſchaft geſchehen iſt. — oe Meine, durch Letztere ausgegebenen Jahresberichte, Mann— heim 1857, 58 und 59, aus welchen Einzelnes in verſchie— dene Journale übergegangen iſt, beziehen ſich ſpeziell auf Betriebs- und Haushalts-Verhältniſſe dieſer Bergwerks-Ge— ſellſchaft und konnten daher in geologiſcher Beziehung nicht erſchöpfend ſein. — Kann ich hiernach auch nicht erwarten, den geehrten Leſer auf vollſtändig neues Gebiet zu führen, ſo bietet den— noch eine eingehende Betrachtung der Galmeilagerſtätten bei Wiesloch in geologiſcher Beziehung jo viel Intereſſantes, daß ich mir erlaube, meine ſeit drei Jahren über dieſen Gegen— ſtand angeſtellten Beobachtungen und die daraus abgeleiteten Schlußfolgen hier niederzulegen. Geognoſtiſche Perhältniſſe der Gegend. Die öſtlich vom Rhein von Leimen über Nußloch nach Wiesloch ſich hinziehende Hügelreihe bildet der Muſchelkalk, der den an die ältern Gebirge des ſüdlichen Odenwaldes ſich anſchließenden bunten Sandſtein überlagert. Die hervorragendſten Punkte dieſer Hügelreihe ſind der Heſſelberg zwiſchen Nußloch und Wiesloch und der Kobels— berg zwiſchen Alt-Wiesloch und Baierthal. Südöſtlich von Wiesloch gegen Sinsheim hin iſt der Muſchelkalk von dem Keuper bedeckt. In ſüdlicher Richtung von Malſch bis über Langenbrücken hinaus hat ſich der Lias mit andern juraſſiſchen Gebilden in einer langgeſtreckten ovalen Mulde abgelagert, unter welchen weiter ſüdlich und ſüdöſtlich der Keuper wieder auftaucht, während bei Unter⸗Oewisheim in fortgeſetzt ſüdlicher Richtung der Muſchelkalk abermals zu Tage ausgeht und den parallel zum Rhein, gegen Süd zu verfolgenden Höhenzug zuſammenſetzt, bis er in der Gegend von Weingarten dem wiederhervortretenden bunten Sandſtein Platz macht, der ſich endlich an die weiter ſüdlich auftretenden granitiſchen Gebilde des nördlichen Schwarz— waldes anlegt. — 38 — a Weſtlich vom Heſſelberg fällt der Muſchelkalk gegen die von Heidelberg nach Wiesloch führende Landſtraße hin ſteil ab, wird aber in einiger Entfernung jenſeits derſelben wieder vom Keuper überteuft. In der von dem abſtürzenden Muſchelkalk und jener weſtlichen Keuperüberlagerung gebildeten Mulde hat ſich ein Thonlager eingebettet, in welchem man Cyrena Faujasii, Desh., und Zähne von Lamna denticulata gefunden hat, die daſſelbe bezüglich ſeiner Bildungszeit in die Tertiärformation verweiſen. Nordöſtlich und öſtlich vom Heſſelberg, bei Alt-Wiesloch am Fuße des Kobelsbergs beginnend, breitet ſich das Dilu— vium aus, welches durch ſporadiſch wiederkehrende Geröll- und Löß-Ablagerungen bis in die Gegend von Mauer und Wieſenbach verfolgt werden kann und weſtlich von Wiesloch, mit Alluvialgebilden abwechſelnd, im Rheinthale ſich hinzieht.“) Die Galmeiablagerungen treten alle im Muſchelkalke auf und ſind durch Verſuchsarbeiten an verſchiedenen Punkten in dieſer Formation angetroffen worden. So fand man in dem Theile der ſüdlich von Wiesloch bei Unter⸗Oewisheim unter dem Keuper wieder hervortreten— den Muſchelkalkformation, in der Nähe von Unter-Grombach am ſüdweſtlichen Abhange des Steigbergs durch Steinbrüche blosgelegte, mit Galmei ausgefüllte Klüfte; ebenſo zeigten ſich bei Bruchſal in der ſogenannten Silberhöhle Spuren dieſes Minerals mit Bleiglanz und Brauneiſenſtein als Ausfüllung von Gebirgsſpalten und Höhlenräumen. | Auch nordöſtlich von Wiesloch bei Eſchelbronn am *) Auf der Tafel J. beigegebenen geognoſtiſchen Skizze der Ge— gend iſt Diluvium nur da angegeben, wo Löß über dem Muſchelkalk, der bei Darſtellung der Galmeilagerſtätten auf Tafel II. zum Theil durchſchnitten wurde, abgelagert iſt. Die Unterſcheidung anderer Diluvial- oder Alluvial-Ueberlagerungen würde die Deutlichkeit in der Darſtellung der herrſchenden Formationen beeinträchtigt haben. a weſtlichen Abhang des Kallenbergs, bei Maisbach und Schatt— hauſen kommen Galmeiablagerungen vor, doch hat ſich von dieſen Allen noch keine als bauwürdig erwieſen. — Die einzigen Galmeilagerſtätten von wirklicher Bedeu— tung für den Bergbau ſind die in der Muſchelkalkformation bei Wiesloch auftretenden, welche durch Stollen und Schächte aufgeſchloſſen und mit zahlreichen Strecken durch— fahren, hinreichende Gelegenheit zur Unterſuchung ihrer La— gerungsverhaͤltniſſe darbieten. Die Muſchelkalkformation bei Wiesloch. Der durch bergmänniſche Arbeiten am zuverläſſigſten unterſuchte Theil des Muſchelkalks liegt in einem Dreieck, deſſen Winkel die Orte Nußloch, Wiesloch und Baierthal bilden. Von den durch Alberti im ſüdlichen Deutſchland unter— ſchiedenen drei Gruppen der Muſchelkalkformation, dem Wel— lenkalk, der Anhydrit-Gruppe und dem Friedrichshaller Kalk findet ſich in jenem Theile nur die Erſtere und Letztere vertreten. Die unterſte Gruppe des Wellenkalks beſteht aus dünn— geſchichteten, mit Lettenſchichten abwechſelnden Kalkſteinen, in denen die Petrefacten Lima striata. Desh. Lima lineata. Desh. Avicula Bronni. Alb. und als beſonders häufig und characteriſtiſch Myophoria orbicularis Br. auftreten. Ueber ihr liegen deutlich geſchichtete röthlich graue, oft eiſenſchüßige Dolomite und dolomitiſche Mergel, deren Ge— ſammtmächtigkeit zuweilen über 50 Fuß) beträgt, während ſie an andern Stellen bis auf einige Zoll zuſammengedrückt erſcheinen und von denen Erſtere in Folge der noch in ihnen nachweisbaren Reſte von Myophoria und Buceinum tur— bilinum als Wellenkalkdolomite bezeichnet werden konnen. *) Ein bad. Fuß — 0,3 Met. — 0,956 preuß. Fuß. 10 Fuß bad. — 1 bad. Lachter. en le Nordöſtlich von Wiesloch tritt die Wellenkalkgruppe zu Tage und bildet die Nordoſtſeite des Heſſelbergs, deſſen ſüd— licher und weſtlicher vom Friedrichshaller Kalk überlagerter Abhang einen nicht unbedeutenden Theil der Galmeilager— ſtätten einſchließt.“) Die Friedrichshaller Gruppe, welche als der erzführende Muſchelkalk in der von uns oben näher bezeichneten Gegend von beſonderer techniſcher Wichtigkeit iſt, beſteht aus viel— fachen, theils dunkel gefärbten, grauen, bläulich bis ſchwarz grauen, mit Letten und Thonmergeln wechſellagernden und zuweilen bitumenreichen, theils poröſen Kalkſteinſchichten, welche Letztere größtentheils Enkrinitenſtiele eingeſchloſſen enthalten und denen wir deßhalb den Namen Enkrinitenſchichten beilegen. Am meiſten entwickelt zeigt ſich dieſe Gruppe in der Gegend zwiſchen Alt-Wiesloch und Baierthal, wo ſie den Kobelsberg bildet, welchen das ſogenannte Baierthaler Feld“) umſchließt. Der hier auftretende Friedrichshaller Kalk iſt in auf— ſteigender Ordnung aus nachſtehender Schichtenfolge zuſam— mengeſetzt. 5 1. Blaugrauer Kalk mit graublauen Letten und Mer— geln wechſelnd in einer Geſammtmächtigkeit von 18 bis 20 Fuß. 2. Ueber dieſen lagern gelblich graue, gelbe bis röth- liche mit grauen Thonmergeln wechſelnde, 10 bis 15 Zoll mächtige, oft ſtark verwitterte Enkriniten— ſchichten, welche eine Geſammtmächtigkeit von 5 bis 16 Fuß erreichen und das eigentliche Sohlgeſtein der Galmeilagerſtätten bilden. 3. Es folgen 4 bis 10 Zoll mächtige, an Kalkſpathdruſen reiche, dichte, graue bis graublaue Kalkſteinſchichten *) Die Grenze zwiſchen der Wellenkalkgruppe und dem Fried— richshaller Kalk iſt auf Tafel I. mit einer gewellten Linie angedeutet. *) Eine Gruben-Conceſſion der badiſchen Zinkgeſellſchaft. 1 = denen ſpeziell die Galmeilagerſtätten angehören, in einer Geſammtmächtigkeit von 10 bis 20 Fuß. 4. Hierauf liegen 3 dichte graublaue, dünne Kalkſteinſchichten von reſp. 2, 2½ und 3¼ Zoll Mächtigkeit, von den Bergleuten die Blättchen genannt und inſofern von techniſcher Wichtigkeit, als durch ſie das Niveau der Galmeiführung angedeutet erſcheint. 5. Die beiden auf dieſen Blättchen ruhenden, gelblich bis röthlich grauen, poröſen, mit Eiſenoxidhydrat inprägnirten, an Magneſia reichen Enkrinitenſchichten haben eine Mächtigkeit von je 8 bis 10 Zoll, bilden den Deckſtein der erzführenden Schichten und konnen als eigentliche Dolomite betrachtet werden. Zuweilen ſind dieſe beiden Dolmitlagen durch zwei kriſtalliniſche, hellgraue bis gelbliche, reichlich mit Kalk⸗ und Braun⸗Spath⸗Schnüren durchzogene Enkriniten⸗Kalkſchichten vertreten. 6. Kriſtalliniſche graue, häufig mit Braunſpathſchnüren durchzogene, 2 bis 9 Zoll mächtige Kalkbänke folgen in einer Geſammtmächtigkeit von 5 bis 10 Fuß. 7. Hierauf ruhen dunkelgraue, bis zu 10 Zoll mächtige mit Thonmergeln abwechſelnde Kalkſchichten, deren Geſammtmächtigkeit 1 bis 20 Fuß beträgt. 8. Die weiter aufwärts folgenden, dünnen 1 bis 3 Zoll mächtigen, grauen Kalkſchichten wechſeln mit gelben Mergelthonen und erreichen eine Geſammtmächtig— keit von 3 bis zu 15 Fuß. 9. Den Beſchluß der Friedrichshaller Gruppe bilden bis zu 8 Fuß mächtige, dünn geſchichtete, gelblich graue, zuweilen dolomitiſche, thonige Mergel. a Können die unter 5 bezeichneten Schichten als wirkliche Dolomite betrachtet werden, ſo laſſen ſich die, dieſe beiden Dolmitſchichten vertretenden Kalkbänke, ſowie die sub 6 bis S aufgeführten braunſpathreichen Kalke als die dolomitiſche Schichtenreihe der Friedrichshaller Gruppe bezeichnen. 2 Es würde ſich demnach die Friedrichshaller Gruppe in folgende drei Hauptglieder: 1. dichten Friedrichshaller Kalk, 2. Friedrichshaller Kalkdolomit, 3. Dolomitiſchen Friedrichshaller Kalk ſcheiden laſſen, während von den zu dieſer Gruppe gehörigen Mergeln ſich die blaugrauen, mehr thonigen, beſonders dem erſten, die gelblich grauen, kalkigen und die dolomitiſchen ſpeziell dem dritten Gliede derſelben zutheilen laſſen. Die Geſammtmächtigkeit aller Schichten, welche zur Friedrichshaller Gruppe gehören, beträgt ſonach zwiſchen 45 und 105 Fuß. | Die Schichten haben ein Streichen von Weſt gegen Oſt und fallen faſt kaum merklich gegen Süd ein, ſo daß ſie als ziemlich horizontal gelagert gelten können. — An Verſteinerungen treten außer den Stielen von En— krinites liliiformis. Schloth. und den mit denſelben zuſammen vorkommenden Stacheln von Cidaris grandaevus. Goldf. in der Friedrichshaller Gruppe bei Wiesloch hauptſächlich fol— gende auf: 1. Pecten laevigatus. Br. (in beſonders großen Exem— plaren). 2. Gervillia socialis. Qu. 3. Terebratula vulgaris. Schloth. (bisweilen die Schale noch deutlich gefärbt). Dieſe drei in der Regel geſellſchaftlich abgeſondert. Ferner: . Dentalium laeve. Schloth. . Myophoria vulgaris. Br. . Mytilus vetustus. Goldf. ‚eratites nodosus de Haan, (häufig). . Turbinites dubius. Schloth. (häufig). 9. Lima striata. Desh. Untergeordnet find zwei Species von Myacites, Lin- gula tenuissima. Br., zwei Species von Ostrea, Nautilus bi- dorsatus. Br., Myophoria Goldfusii. Alb., Apicula Bronni. Alb., oO D S 1 1 Pecten discites. Br., jo wie Schuppen von Hypodus, Zähne von Acrodus und Knochen und Zähne von Nothosaurus. Die Friedrichshaller Gruppe geht in der oben bezeich— neten Gegend entweder zu Tage aus oder iſt von Sand, Geröll und einer oft ſehr mächtigen Decke Löß überlagert.“ Am Kobelsberg variirt die Mächtigkeit der Löß zwiſchen 20 und 70 Fuß. Die Galmei-Lagerſtätten. Der Wellenkalk iſt bei Wiesloch bis jetzt nicht erz— führend angetroffen worden. Wohl aber haben ſich aus— nahmsweiſe an einigen Stellen auf dem Contact mit dem ihn überlagernden Wellenkalkdolomit, dünne, eiſenreiche Gal— meiablagerungen gezeigt, die indeſſen unbauwürdig ſind und da wo ſie ſich mächtiger entwickelt haben, meiſt ganz in Braun- oder Thon-Eiſenſtein übergehen. Dahin gehört das Galmei- und Eiſenſteinvorkommen im nördlichen Heſſelfelde“) jo wie dasjenige bei Maisbach, Schatthauſen und Eſchelbronn. — Weſentlich verſchieden von den Vorigen und in viel höherem Grade in Bezug auf Subſtanz und Metallgehalt entwickelt, treten die Galmeiablagerungen im Friedrichshaller Kalk auf, welche dadurch Veranlaſſung zu den bereits oben erwähnten ausgedehnten Bergwerksbetrieb bei Wiesloch geworden ſind. Was ſpeziell die Form dieſer Lagerſtätten anlangt, ſo gehören dieſelben zu der Gattung der ſtockförmigen und zwar zu den unregelmäßigen Nieren- und Neſter-Bildungen. Die Erzführung iſt neben den, ihre ſenkrechte Ausdeh— nung begränzenden, in den Friedrichshaller Kalkdolomit als Deckſtein und den untern Enkrinitenſchichten als Sohlgeſtein ) Die über den Heſſelberg ſich erſtreckenden Conceſſionen der Vielle Montagne und badiſchen Zink-Geſellſchaft. ET ee liegenden Horizontalebenen hauptſächlich noch an viele ſenk⸗ rechte, die Kalkſchichten durchſchneidende Spalten und 8 gebunden. Die meiſten dieſer Spalten laſſen ſich in ihrem Strei— chen von Nordweſt nach Südoſt verfolgen, einige derſelben haben ein verändertes Streichen, ſchaaren ſich aber wieder mit den Erſteren. An denjenigen Stellen, wo die meiſten derartigen Spalten und Klüfte auftreten, iſt die reichſte Erzführung vorhanden. An den Flächen zwiſchen dem Friedrichshaller Kalk— dolomit und den darunter liegenden dichten Kalkſteinſchichten, oder umgekehrt, zwiſchen den untern Enkrinitenſchichten und dem darüber lagernden dichten Kalk hat ſich meiſt die Erz— führung von den Spalten aus in die Schichtenlagerung ab— gezweigt. Am häufigſten und auffallendſten zeigt ſich dies unmittelbar unter den, an Enkrinitenſtielen reichen Dolomit— ſchichten, an der Stelle, wo die ſogenannten Blättchen liegen. Nach dem Niveau-Unterſchied, welcher ſich in der Erz— führung da ergibt, wo ſich dieſelbe entweder unmittelbar unter dem Friedrichshaller Kalkdolomit oder über den untern Enkrinitenſchichten in die Schichtenlagerung hineingezogen hat, glaubte man früher eine obere und eine untere Galmeilage unter— ſcheiden zu müſſen. Die ſeither angeſtellten Unterſuchungen haben jedoch dargethan, daß nirgendwo zwei verſchiedene Erzlagen auf— treten, daß aber einzelne zuſammenhängende, vom Friedrichshaller Kalkdolomit bis zu den untern Enkrinitenſchichten hakenför— mig gebogene Erzneſter *) mit zwiſchenlagerndem Kallkkeile, da wo mit einem Schacht oder Geſenk beide Theile des ha— kenförmigen Neſtes durchſunken worden waren, zu einer ſolchen Annahme Veranlaſſung geben konnten. Wenn mehrere der oben erwähnten ſenkrechten Klüfte in geringer Entfernung von einander aufſetzen, ſo verfließt die Erzführung, welche von einer der Spalten ſich ſeitwärts *) Siehe Tafel II. Schnitt AB. vorletztes Neſt. 8 ER in die Gebirgsſchichten abzweigt nach der nächſten Erzlage, welche von einer der benachbarten Spalten oder Klüfte her— rührt. Auf dieſe Weiſe wird zuweilen eine continuirliche Erzlage gebildet, eine Erſcheinung, die ohne gründlichere Unterſuchung Urſache zu geognoſtiſchen Fehlſchlüßen in Bezug auf größere Continuität werden kann. Zuweilen iſt ein Theil der untern Enkrinitenſchichten durch Erz erſetzt und dann bildet zerklüf— teter dichter Kalkſtein das Hangende der Lagerſtätte. Erinnert die Erzführung in den ſenkrechten Klüften an einzelnen Stellen an gangartiges, die Abzweigung derſelben in die Schichtenlagerung an flötzartiges Vorkommen, ſo tra— gen doch die Formen der Galmeilagerſtätten überall wo ſie in der von uns bezeichneten Gegend auftreten, den unver— kennbaren Character oblonger Neſter, deren größte Längen— ausdehnung in der Richtung von Nordweſt nach Nordoſt liegt und die in der Horizontalprojection geſehen, nach der letztern Richtung hin ſich birnenförmig zuſpitzen, während in der Verticalprojection ihre größte Mächtigkeit ſich in der Regel an den Punkten zeigt, wo die ſenkrechten Klüfte ſich mit den in der Schichtenlagerung verzweigten Neſtern vereinigen. Die größte Längenerſtreckung der Oblongen im Streichen der Kluftrichtung von Nordweſt nach Südoſt gemeſſen, beträgt zwiſchen 200 und 400 Fuß; zuweilen iſt ihre Ausdehnung aber auch eine bei weitem geringere und läßt ſich kaum über 50 Fuß verfolgen. Ihre Breitenausdehnung in der Südweſt — Nordoſt— Linie oder ihre ſeitliche Mächtigkeit liegt zwiſchen 5 und 80 Fuß, beträgt aber an den Stellen, wo man verſchiedene in einander verfließende Oblongen nicht getrennt meſſen würde, natürlich bedeutend mehr.“) Die eigentliche Mächtigkeit der Lagerſtätten von ihrem Liegenden bis zum Hangenden gemeſſen, variirt zwiſchen einigen Zoll und 22 Fuß. ) Dies würde z. B. Tafel II. Schnitt CD. Neſt 5 und Schnitt EF. Neſt 2 der Fall fein. Be Die verticalen, die Kalkſchichten durchſetzenden Klüfte ſind in der Regel bis unter den Löß zu verfolgen und ver— laufen meiſt in den untern Enkrinitenſchichten. Nur einzelne ſeltene Fälle ſind mir bekannt, wo ſie erzführend bis in den, unter den untern Enkrinitenſchichten liegenden Kalk hinein ſetzen und dann ſcheinen an ihren Berührungsflächen mit den untern Enkrinitenſchichten auch dieſe eine Art von Dolomiti— ſirung erfahren zu haben. i Zuweilen verengern ſich die verticalen Klüfte ſchon be— deutend in den, unter dem Friedrichshaller Kalkdolomit lie— genden dichten Kalkſteinen und dann hat ſich in denſelben in Communication mit den Neſterbildungen eine Reihe verticaler, röhrenförmiger Schlünde von ovalem Querſchnitt gebildet, in welchem ſich zuweilen rundliche Brocken von Friedrichshaller Kalkdolomit und Kalk, ſo wie mit Thonmergeln vermiſchter Galmei eingeklemmt finden. Dieſe ovalen Schlünde, deren längſter Durchmeſſer in der Kluftrichtung, deren kürzeſter in einer Senkrechten auf dieſe liegt, haben eine Weite, welche zwiſchen einigen Zollen und 5 Fuß wechſelt. Die Communication einzelner Neſter unter ſich, welche ich weiter oben mit dem Ausdruck „verfließen“ bezeichnete, ſcheint in der Regel durch enge verticale mit den erzführenden Hauptklüften in Verbindung ſtehende Nebenklüfte begünſtigt worden zu ſein, welche ſich zuweilen zu horizontalen Canälen mit eigenthümlichen Querſchnitten erweitern und entweder ganz oder theilweiſe mit galmeihaltigen Thonmergeln ausgefüllt ſind. Die oben bezeichneten Schlünde ſo wie die zuletzt er— wähnten Canäle ſind für die richtige Würdigung der gene— tiſchen Verhältniſſe der Galmeilagerſtätten von großer Wich— tigkeit, weil ſie die unverkennbaren Spuren früheren Waſſerdurchlaufs au ſich tragen.“) Die verticalen Schlünde jo wie die horizantalen Canäle finden ſich auf Tafel II. unter der Bezeichnung „Quellenſchlünde“ in Durchſchnitten dargeſtellt. Tafel I. Grafische Shi | * e — ) >> = Lacie, 1 =. 9 N r = fd Bi 8 \ — \ j 0 9 hanfsee n.Heidelbe! . 1 —— Er 0 I „ Heidelberg. 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Meer SAN Ich. 0 KOBELSBERG Daft I.. ep 0 ml. \eitical- Sehnilte un der Kuchtung von IH nc Schnitt ab Friedrhlir Kalk Dolamit 8 Untere Enkriniten Schichten Horizonlalk Horizontal- Schnitt. durch die Galmer Lagerstalle 4 im Barerthaler Kl, | Legende ruedeste haller el, 6e. | — d Sn e, Haltet 2 Mstb. 15000. om i, m m „„ e, m 0 , , . mel, Schnitt cd. Se, , e eee Vertical - Schnitte. in der Suehtung von N nuch IQ Lesende Loss. Prizelrhlle lia, Oubner „ Amertuler Feldes ;scherde de: Mus 1 2 2 Mstb 1. 1000 , . zuin, Schmitt . * —— We Horızonlule Schnitt (2. 9 le oeſlinille einher Ouellenschluende in, Malte. A 1 ) ſerllcale— eee, rl, Ae, Firste 0% » > 0 5 ? * „J(ousonlale Ganale mit berticalen Ginmu lungen Sertteadd Schnitt. fa) Msstb. Cr, 7 „ 72 e Vehluende. 2,» ö e fich. fee, au,, durch. die Pirste Vertical Schnell — Ne e e PUR MR rn f} 1 — — * 1 E ID; * App) Der Galmei und feine Segleiter. Der Galmei, welcher ſich in den obenbeſchriebenen Lagerſtätten faſt durchweg lamellenartig übereinander abge— lagert hat, ſcheint häufig mit dem ihn umgebenden Neben— geſtein vollſtändig verwachſen zu ſein und dann treten in demſelben vielfach die Verſteinerungen des Kalks als vererzt auf. Zu den auf dieſe Weiſe in Galmei verwandelten Petre— facten gehören außer den häufig vorkommenden Enkriniten— ſtielen die weiter oben (S. 42) sub 1 bis 90 und vorzüglich die sub 1 bis 3 aufgeführten. Nicht ſelten umſchließt der Galmei aber auch noch voll— ſtändig erhaltene Fragmente des Nebengeſteins.“) In den meiſten Fällen findet ſich aber der Galmei— durch Beſtege von Letten oder thonigem Mergel vom Neben— geſtein getrennt; oft iſt er in Knollen im Letten ſelbſt einge— bettet oder in kleinern Stücken mit dieſem und Thonmergel vermiſcht. Der mit Letten vermiſchte Galmei wird nach ſeiner Gewinnung einem Waſchprozeß unterworfen, weßhalb man ihm den techniſchen Ausdruck Waſchlager oder Waſcherde bei— gelegt hat, während der derb einbrechende, nach der Foͤr— derung, nur einer einfachen Handſcheidung unterliegt und als Stückgalmei von dem vorigen unterſchieden wird. Die Erzführnng der Lagerſtätten beſteht im Weſent— lichen aus Galmei (kohlenſaurem Zinkoxid oder Zink— *) Ich beſitze zwei Exemplare ſolcher von Galmei eingeſchloſſener Kalkſtücke. ; Eins derſelben fand ſich in einem Neſte, welches meiſt Galmei mit Thonmergeln und Letten vermiſcht, ſogenannte Waſcherde enthielt. Das Andere war in einem der oben erwähnten[Schlünde eingeklemmt. Dieſe Stücke haben eine rundliche Form und zeigen auf dem Bruche concentriſche Lagen von Galmei, in welchen ſich ein feſter dichter Kalkkern gleicher Form eingeſchloſſen findet. 8 ſpath). Kieſelgalmei (kieſelſaures Zinkoxid) hat ſich bis jetzt nur als Seltenheit auffinden laſſen, obſchon daſſelbe auf andern Galmeilagerſtätten häufig vergeſellſchaftet mit Erſterem vorkommt. Ebenſo iſt Blende (Schwefelzink) nur in unbe— deutenden Spuren nachzuweiſen geweſen. Außer der bereits erwähnten Trennung des Gal— meis in Stückerz und Waſchlager, welche allerdings auch gleichzeitig einen Qualitäts-Unterſchied andeutet, da der aus dem Waſchlager reſultirende Waſchgalmei immer noch mehr oder weniger fremde, mechaniſche Beimengungen enthält, läſſen ſich nach äußerer Anſchauung noch folgende drei Hauptarten unterſcheiden.“) 1. Weißer Galmei, faſt reines kohlenſaures Zinkoxid in ſehr dünnen Lamellen oder als zereibliche, mul⸗ mige, in weißes Pulver zerfallende Maſſe. 2. Grauer Galmei, bei welchen häufig die übereinander lagernden Lammellen als traubige Wülſte erſcheinen, bald hellgrau und grünlich, auch gelb durch Cad— mium, bald dunkelgrau in's bräunliche übergehend und dann durch Manganorid gefärbt. 3. Rother d. h. braunrother Galmei, braunroth bis ſchwarzbraun durch Eiſen- und Manganorid gefärbt. Der weiße Galmei tritt vereinzelt, der graue häufiger, der rothe überall vorherrſchend auf. *) Analvyſen des Wieslocher Galmeis:“ Weißer Grauer Rother I. II. De 63,4 54,3 48,3 34,0 e Pla er 1,6 3,8 6,5 14,4 r A 0,5 33 3,6 2,9 Kieſelſaure Thonerde 2,6 3,0 3,9 5,9 nen 0,6 1,4 2,9 3,2 Bltivertuf p. pp. 31,3 34,2 34,8 37,6 100% 100% 100,0 100,0 NB. Die Proben wurden vor der Analyje calcinirt. == 4 Nicht ſelten kommen Galmeipartien vor, die einen jo ſtarken Eiſenoxidgehalt beſitzen, daß ſie bald gelb, bald rothgelb und ſogar ſchwarz gefärbt erſcheinen; dann be⸗ ſtehen dieſelben faſt vorherrſchend aus Eiſenoxidhydrat und find für die Verhüttung auf Zink nicht mehr geeignet, welche überhaupt auch bei geringerem Eiſengehalt des Galmeis mit nicht unbedeutenden Schwierigkeiten in Folge der durch Bildung von Eiſenſilicaten bewirkten Verſchlackung der Deſtilla⸗ tionsgefäſſe (Muffeln) zu kämpfen hat. Am eiſenreichſten zeigt ſich der Galmei in der Nähe der Wellenkalkgränze in den nördlichen und nordöſtlichen Feldestheilen der Heſſel, wo deßhalb faſt keine Gewinnung mehr ſtattfindet. Es ließen ſich hier noch eine Menge von Abſtufungen des Galmeis nach Farbe, Textur und chemiſcher Zuſammen⸗ ſetzung aufzählen, indeſſen ſind dieſelben alle nur unweſent⸗ liche Varietäten der genannten drei Hauptſorten. Der Zahl nach kann man bei Wiesloch einige Vierzig ſolcher Unter⸗ arten des Galmeis unterſcheiden. Als Begleiter des Galmeis treten hauptſächlich Eiſen⸗ ſeltner Blei⸗Verbindungen auf. Erſtere find faſt ſtets als Eiſenoxidhydrat in Form von Braun⸗ und Thon⸗Eiſenſtein mit dem Galmei vergeſellſchaftet. Letztere kommen nur hier und da im Friedrichshaller Kalk⸗ dolomit eingeſprengt oder in derben Partien als Schwefelblei und kohlenſaures Bleioxid in Form von Bleiglanz (Glaſur⸗ erz) und Weißbleierz vor. Von andern mit dem Galmei in der Friedrichshaller Gruppe vorkommenden Mineralien nenne ich Cadmium im grauen, traubigen Galmei; ein ſeltenes Vorkommen von Arſenik als Schwefelarſenik in Form von Realgar und Auri⸗ pigment auf dolomitiſchem Kalk angeflogen oder dünne Schnürchen in demſelben bildend; ferner Kalkſpath und Braun⸗ ſpath, welche reichlich in Schnüren den Kalk durchziehen und 4 1 Druſenräume in demſelben erfüllen. Einer endlichen Er— wähnung verdienen noch die in den alten Bauen vor— kommenden neuern Bildungen von Gypsnadeln, Kalkſinter— Stalagmiten und Stalactiten ſo wie die zwar ſeltenen aber ausgezeichneten als Arragonit unter Waſſer kriſtalliſirten Kalkgebilde. Entſtehung der Galmei-Lagerſtätten. Was die genetiſchen Verhältniſſe der Galmeiablagerun— gen bei Wiesloch anlangt, ſo habe ich erſt in neuſter Zeit durch gründliche, chemiſch-geologiſche Unterſuchungen einen klarern Blick in dieſelben zu thun vermocht, glaube aber mit Beſtimmtheit die Anſicht ausſprechen zu müſſen, daß für dieſe Erzablagerungen weder eine plutoniſche wie Dr. Herth anführt, noch eine Entſtehung durch Austauſch der Baſen in Folge galvaniſcher Strömungen, wie ſie Hoffinger unter— ſtellt, anzunehmen ſei. Ich ſelbſt habe bis vor einiger Zeit auf eine Bildung dieſer Galmeiablagerungen aus oxidirter Blende mittelſt ſauern kohlenſauren Kalks ) ſchließen zu müſſen geglaubt und die— ſelbe in einen Zuſammenhang mit der bei Wiesloch vorkom— menden Schwefelquelle zu bringen geſucht; allein das ſeltene Vorkommen von Gypskriſtallen, das gänzlich mangelnde, von dichtem Gyps im Wieslocher Kalk und das kaum mehr nach— weisbare von Blende mußte auf die ſchwachen Seiten dieſer Hypotheſe hinweiſen und mich zu fortgeſetzter Forſchung an— treiben, deren Reſultate ich in Nachſtehendem wiedergebe. — Das oberſte Glied der Friedrichshaller Gruppe, welches wir als die dolomitiſche Schichtenreihe bezeichneten, iſt ziem— *) Siehe die trefflichen Unterſuchungen V. Monheim's, mitge— theilt in den Verhandlungen des naturhiſtoriſchen Vereins für Rheinlaud und Weſtphalen. 1848 u. ſ. u lich dicht und durchgehend kriſtalliniſch. Die untern Schichten dieſes Gliedes reichlich mit Braunſpathſchnüren durchzogen, haben zahlreiche Reſte von Enkrinitenſtielen eingeſchloſſen. Enthalten dieſe Schichten in Folge des in denſelben auftretenden Braunſpaths ſchon beträchtliche Mengen von kohlenſaurer Magneſia, ſo fehlt es ſelbſt den Enkrinitenſtielen nicht an Magneſiagehalt, welcher zuweilen 2 pro Cent. und mehr erreicht.“) Eine weitere Unterſuchung ließ in denſelben Schichten nach mehreren Analyſen deutlich wahrnehmbare Spuren von Zinkoxid, allerdings in kaum mehr beſtimmbarer Mengeerkennen. Namentlich ſcheinen diejenigen Kalktheile das meiſte Zinf- oxid zu enthalten, welche am häufigſten mit Kalk- und Braunſpathſchnüren durchzogen ſind, und noch keine, oder doch nur eine ſehr wenig bemerkbare Umwandlung, ſeit ihrer ſedi⸗ mentären Entſtehung erlitten haben. Bei weitem vorherrſchender im Kalk iſt jedoch der Ge— halt an Eiſenoxid, welcher zwiſchen 0,7 und 1,3 PCt. beträgt. Die für die Dolomit⸗ und Erz⸗Bildung erforderlichen Grundſtoffe waren demnach im Geſteine ſelbſt enthalten und es bedurfte nur eines Auslaugungsprozeſſes und der nöthigen Zeit, um die lößlichern Beſtandtheile in größeren Quantitäten zu extrahiren. Aber auch hierzu waren die erforderlichen Bedingungen in der Umgegend von Wiesloch durch zahlreiche Quellen ge— boten, deren Kohlenſäuregehalt ziemlich erheblich iſt und die gleichzeitig unbedeutende Mengen ſchwefelſaurer und kohlen— ſaurer Salze, unter letzteren auch kohlenſaure Magneſia in Auflöſung führen. Dieſe Quellen drangen in die zahlreichen, die obern dolomitiſchen Schichten durchſetzenden Klüfte und Spalten ) Silliam fand im Korallenkalk bis zu 38,07 pro Cent koh⸗ lenſaure Magneſia. Forchhammer in Korallen und Seethierſchalen 0,11 bis 7,64 pro Cent. 4* 3 ein und gelangten ſo in die, an Enkrinitenſtielen reichen, mit zahlloſen Kalkſpath- und Braunſpath-Schnüren erfüllten Schich— ten des mittleren Gliedes der Friedrichshaller Gruppe, aus welchen fie den leicht loͤßlichen Kalkſpath aufnehmen und fortführen konnten. War durch die in Folge dieſes Vorgangs entſtehende Poro— ſität des Geſteins die vom Waſſer berührte Fläche bedeutend ver— größert worden und mußte daher, der Auslaugungsprozeß immer weiter um ſich greifen, ſo konnte endlich, theils durch Austauſch der in den Quellwaſſer enthaltenen kohlenſauern Magneſia gegen kohlenſauern Kalk, theils durch Fortführung des überſchüſ— ſigen kohlenſauern Kalks bis zu annähernder Gleichſtellung der Aequivalente von kohlenſaurer Magneſia und kohlenſauerm Kalk, die Umwandlung dieſer Schichten in Dolomit erfolgen. Dieſe Schichten ſcheinen indeſſen auch nur da vollſtändig in Dolo— mit umgewandelt zu ſein, wo die zahlreichſten Klüfte in die— ſelben niederſetzen, wo den Quellen reichlicher Zugang geboten war, wo ihre Gewäſſer die ausgedehnteſten Berührungsflächen im Geſteine fanden. An einzelnen Stellen ſcheint die Dolo— mitbildung unterbrochen worden zu ſein, an andern hat ſie gar nicht ſtattgefunden. Mit der Verwandlung der genannten Schichten in Dolomit haben dieſelben aber auch nicht unbedeutende Mengen anderer Mineralien aufgenommen.“) Namentlich ſind es kohlenſaures Zinkoxid, Eiſen- und Mangan-Oxid, welche ) Analvyſen des Friedrichshaller Kalkdolomits: I. II. Kohlenſaurer Nallkk 0% 67,08 60,09 Kohlenſaure Magneſia . .. 30,09 26,86 Wr N 0,58 3,60 err ni 1,81 6,25 Manganorid „ . lte r ie HSRRERE 1,30 erde neee 0,10 Spuren 99,16 98,10 — er eu ER ER einen Theil der kohlenſauren Magneſia zu vertreten ſcheinen oder mechaniſch in die poröſe Dolmitmaſſe eingedrungen ſind. Die kohlenſäurereichen Gewäſſer, die hiernach neben Eiſen⸗ und andern Salzen auch kohlenſaures Zinkoxid aus— gelaugt hatten und in Löſung mit ſich fortführten, ſuchten ſich in den unter dem Dolomit liegenden Kalkſchichten des letzten Glieds der Friedrichshaller Gruppe einen Abfluß. Dieſe Schichten ließen die Gewäſſer aber nur da durch, wo gerade eine Kluft oder Spalte dieſe Kalkſchichten durchſetzte. An andern Stellen mußten dieſelben durch Auflöſung des kohlenſauern Kalks die Verbindung mit ſolchen natürlichen Ge— birgsſpalten herſtellen, und ſo entſtanden zweifelsohne die Schlünde und Canäle, die weiter oben beſchrieben wurden. Durch die pſeudomorphen Bildungen des kohlenſauern Zinkorids nach Kalkſpathx) iſt nachgewieſen, daß dieſes Zinkſalz ſchwerer loͤßlich in Kohlenſäure haltigem Waſſer iſt, als kohlerſaurer Kalk, und jo konnte die Auflöfung und Fortführung des kohlenſauern Kalks durch jene Gewäſſer gleichzeitig eine Ausſcheidung des in ihnen gelößten kohlen— ſauern Zinkoxids bewirken, wodurch zahlreiche Abſätze über einander entſtanden, welche die lamellenartigen Galmeiab— lagerungen hervorbrachten. i Es bliebe nun die Bildung des mit dem Galmei zu— ſammenvorkommenden Eiſenoxidhydrats zu erklären. Die Kohlenſäure haltigen Gewäſſer hatten außer dem kohlenſauern Zinkoxid auch kohlenſaures Eiſenoxidul, welches in größerer Menge darin vorhanden war und leichter lößlich als Erſteres it**), aus den obern Kalkſchichten aufgenommen und fortgeführt. Da aber aus den pſeudomorphen Bildungen des koh— lenſauern Eiſenoxiduls nach Kalkſpath “s) auch die ſchwerere *) Blum, Pſeudomorphoſen und zweiter Nachtrag dazu. **) G. Biſchofs und V. Monheims Unterſuchungen. Bi: ſchof, chem. phyſ. Geologie. ) Blum, Pſeudomorphoſen. ee Lößlichkeit des Erſteren, im Vergleich mit der, des kohlenſauren Kalks nachgewieſen iſt, ſo mußte bei weiterer Aufnahme von kohlenſauerm Kalk naturgemäß eine Ausſcheidung des in den Gewäſſern gelößten kohlenſauern Eiſenoxiduls ſtattfinden. Dieſe Abſcheidung würde auch unzweifelhaft in noch weit höherem Grade und größerer Menge ſtattgefunden haben, wenn das Eiſenoxidulcarbonat nicht die Eigenſchaft beſäße, mit großer Begierde Sauerſtoff aufzunehmen, wozu die eindringenden Meteorwaſſer hinreichende Gelegenheit darboten und ſich zu Eiſenoxidhydrat zu oridiren, welches als einer der unlößlichſten Körper ſchon in den obern Kalk- und Dolomit— Schichten zurückblieb, während nur ein geringer Theil des Eiſenoxidulcarbonats mit dem Galmei zur Abſcheidung ge— langte und ſich ſpäter gleichfalls zu Eiſenoxidhydrat oridirte. Das Vorkommen von Bleiglanz, welcher wie bereits oben bemerkt, nur als ſeltenerer Begleiter des Galmeis be— trachtet werden darf, läßt ſich dadurch erklären, daß die Kohlenſäure haltigen Gewäſſer auch das im Nebengeſtein ent— haltene und im Friedrichshaller Kalkdolomit nachgewieſene kohlenſaure Bleioxid auslaugten und fortführten. Die in den Meteorwaſſern gleichzeitig enthaltenen ſchwefelſauern Salze wurden durch mit ihnen eingedrungene oder in den bituminöſen Kalkſchichten ſich darbietende orga— niſche Stoffe zu Schwefellebern reduzirt, welche ohne Zwei— fel ſodann die Umwandlung des kohlenſauern Bleioxids in Schwefelblei bewirkten. Wo eine ſolche Umwandlung nicht ſtattfand, wurde das kohlenſaure Bleioxid analog der Galmei- und Eiſenſtein— Bildungen als Weißbleierz ausgeſchieden. Wie lange ſolche Bildungsprozeſſe fortgedauert haben, ja wie ſie bis in die neuſte geſchichtliche Zeit hineinreichen, das beweiſen die Abſätze von kohlenſauerm Zinkoxid und Eiſenoxidhydrat auf eiſernen und hölzernen Grubengezähen 99 — und auf alter Zimmerung, welche in den alten Bauen auf⸗ gefunden wurden.“) — Wie bei der Dolomitbildung und der Entſtehung der beſprochenen Erzablagerungen, ſo vermag der kohlenſaure Kalk wegen ſeiner Leichtlößlichkeit im Waſſer eine große An— zahl metamorphiſcher Prozeſſe im Mineralreiche zu vermitteln.“) Hiſtoriſcher Ueberblick. In geſchichtlicher Beziehung wäre über die Galmei— Lagerſtätten bei Wiesloch und den darauf geführten Bergbau noch Folgendes zu erwähnen. — Unverkennbar iſt in frühſter Zeit bei Wiesloch ſchon ein ziemlich ausgedehnter Bergbau umgegangen, was ſich durch zahlreiche alte Pingen und alte Baue im Kalkgebirge zu erkennen gibt. Die meiſten dieſer alten Baue finden ſich im nordweſt— lichen Theile des Heſſelfeldes. Nach einer Chronik des in Rheinheſſen gelegenen alten Kloſters Lori ***) aus dem elften Jahrhundert, worin eines zwiſchen Wiesloch und Nußloch gelegenen Berges Erwähnung geſchieht, in welchem Silber ge— graben und davon dem Probſte von Abrinisberg eine jährliche Abgabe von einer feinen Mark entrichtet worden ſei, glaubte man annehmen zu müſſen, daß die alten Baue der Heſſel namentlich auf Silber betrieben wurden. *) Namentlich beſitzt die Vielle Montagne in ihrer Wieslocher Sammlung einige Exemplare ſolcher mit Galmei und Eiſenſtein über— zogener Geräthe. Die Hinweiſung auf meine, durch eingehende Unterſuchungen gereifte Anſchauungsweiſe über die Bildung der beſprochenen Erzlager— ſtätten, verdanke ich namentlich dem Studium des ausgezeichneten Wer— kes Guſtav Biſchof's, (chemiſch-phyſikal. Geologie, Bonn 1847—855) was ich bei dieſer Gelegenheit dem genialen Herrn Verfaſſer und eigent— lichen Begründer einer chemiſch-phyſikaliſchen Geologie auszuſprechen mich gedrungen fühle. i ku) Widder, Beſchreibung der Pfalz. Li Eine spätere Urkunde im großherzoglichen Landesarchiv in Carlsruhe *) aus dem vierzehnten Jahrhundert, wonach Jakob Bargſteyner laut Autoriſation des Pfalzgrafen Fried— rich bei Rhein dem Conrad Mürer zu Wiesloch die För— derung von zweihundert Tonnen Galmei aus dem bei Nuß— loch gelegenen Tagebau unter Stellung des Gezähes und Geleuchts, gegen ein Gedinge von einem Gulden per Tonne überträgt, betrifft ausſchließlich die Galmeigewinnung. Nach dieſen beiden, den einzigen Urkunden, welche über den Bergbau in der Gegend von Wiesloch exiſtiren, zu ſchließen, wärde derſelbe in zwei Perioden, nämlich in die der Silbergewinnung und die der Galmeigewinnung zu ſondern ſein. Wäre aber die erſte Periode lediglich auf Silbergewin— nung gerichtet geweſen, ſo würde man in der zweiten jeden— falls noch Spuren eines frühern Silberreichthums entdeckt, ja man würde heute noch, bei den bedeutenden Fortſchritten in Mineralogie und Chemie, bei den zahlreichen Analyſen die über die Wieslocher Mineralvorkommniſſe angeſtellt wor— den ſind und endlich bei den ſeit Anfang des letzten Decen— niums wieder aufgenommenen, den Muſchelkalk nach allen Richtungen hin durchforſchenden Galmeibergbau jedenfalls Anzeigen früheren Reichthums an Silbererzen gefunden haben, welcher die Voralten zu ſo umfangreichen bergmänniſchen Ar— beiten hätte anſpornen können. Aber nichts von Allen dem keine Spuren von Silber im Galmei, keine in den gelben okrigen Thonen, keine in den Mergeln, Kalken und Dolo— miten und nur höchſt unbedeutende Mengen in den noch heute mit dem Galmei ſpärlich einbrechenden Bleiglanz. Dieſe Reſultate ſind nicht geeignet, einen lohnenden Silberbergbau der Voralten vorausſetzen zu können, und es ſcheint daher wahrſcheinlicher zu ſein, wenn man annimmt, daß der Bergbau im elften Jahrhundert ebenfalls auf Gal— mei geführt wurde. *) Mone, Zeitſchrift für Geſchichte des Oberrheins. En Aber auch für dieſen Fall können die alten Lorſcher Urkunden noch ihren Werth behalten; nur würde der Sinn derſelben dahin zu interpretiren ſein, daß der Galmei mit Silber aufgewogen und dem Probſt von Abrinisberg aus dem Erlös des geförderten Galmeis der Werth einer feinen Mark Silber als Lehnsgeld entrichtet wurde. Wollte man dieſe Annahme aber damit zu entkräften ſuchen, daß zu jener Zeit der Galmei nicht bekannt geweſen ſei und dies durch die in den älteſten Bauen vorgefundenen Galmeiverſätze beweiſen, ſo läßt ſich dagegen mit dem voll— kommenſten Rechte einwenden, daß die Voralten jedenfalls nur die edelſten, eiſenfreiſten Galmeiparthien abgebaut haben, während ſie die geringeren Sorten entweder unberührt oder als Verſatzpfeiler zum Schutze ihrer Baue in den Gruben zurückließen. Wie weit die Kenntniß des Galmeis, dem ſchon Dioskoridis und Plinius wohl unzweifelhaft die Bezeichnung Cadmia beilegten, in's frühſte Alterthum zurückreicht, wo Cadm ia durch directes Zuſammenſchmelzen mit Kupfer zur Darſtellung von Meſſing verwendet worden zu ſein ſcheint, dafür liefert die Analyſe *), welche in einigen antiken Münzen aus den Zeiten Nero's und Hadrians einen reich— lichen Zinkgehalt nachweiſt, den ſchlagendſten Beweis. Möchte dieſe Abhandlung als ein kleiner Beitrag zur Geologie der Erzlagerſtätten Badens ſowohl von den verehrten Gliedern des Mannheimer naturhiſtoriſchen Vereins als auch in weitern Kreiſen freundlich aufgenommen werden und zu fernern geologiſchen Studien und Forſchungen namentlich auch auf dem Gebiete der Erzlagerſtätten anregen. *) Analyſe zweier Münzen nach Arthur Phillips: Münze von Nero. Münze von Hadrian. 107 een „ (Zee, 72.706 Zinn . 1,19 rie. 578 Blei N EEE 4} r Eiſen A Ueber die Witterungs-Verhältniſſe Mannheims im Jahre 1859 von Dr. E. Weber. Die Reſultate unſerer 3 mal täglich während des Jahres 1859 angeſtellte metorologiſchen Beobachtungen ſind in nach- ſtehenden Tabellen zuſammengefaßt. Was Beobachtungszeit, Lokal und den Modus der Beobachtungen ſelbſt betrifft, ſind unſere dem Berichte über die Witterung des Jahres 1858 (25. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde) vorangeſchickten Bemerkungen maßgebend und wir wenden uns daher ſogleich zur ſpeziellen Betrachtung der Eigenthüm— lichkeiten der Witterung des verfloſſenen Jahres mit ver— gleichender Beziehung auf den für Mannheim gefundenen mittleren Witterungscharakter. Der mittlere Luftdruck von 27“ 10,73““ übertraf den vormalen nm 0,73“, die Barometerſchwankungen waren um 8,50““ größer als gewöhnlich. Den höchſten mittleren Luftdruck hatte der Januar (normal December), den nieder— ſten der Oktober (normal April). Die größten Barometer— ſchwankungen kamen im December, die geringſten im Au— guſt vor. | Die mittlere Temperatur von 9,80 R. überſtieg das normale Mittel um 1,01“. Der Unterſchied zwiſchen dem Mittel der Maxima und dem der Minima war um 0,36“ höher als normal, während der Unterſchied zwiſchen den - Temperatur » Ertremen 40,6“ betrug und von dem aus 12 Jahren gewonnenen nur um 7,4“ differirt. Die größten monatlichen Schwankungen hatte der December (normal März), die geringſten der Februar (normal November). Der wärmſte Monat war der Juli (normal), der kälteſte der December (normal Januar). Die abſolut höchſte Temperatur mit 28,6 wurde im Juli, die abſolut tiefſte mit — 12,0“ im De— cember beobachtet. Der mittlere Temperatur-Unterſchied zwiſchen Morgen und Nachmittag betrug 4,34“, der zwiſchen Nachmittag und Abend 2,95“, welche beide Zahlen nur we— nig von dem normalen abweichen. Der größte Temperatur— Unterſchied zwiſchen Morgen und Nachmittag (6,399) fand im Auguſt, der geringſte (2,3179) im December, der größte zwiſchen Nachmittag und Abend (4,029) im Juli und Auguſt, der geringſte (0,965) im Januar ſtatt. An 58 Tagen ſank das Thermometer auf oder unter den Gefrierpunkt, die Zahl der Eistage blieb demnach um 8 unter der mittleren; an 26 Tagen blieb die mittlere Tagestemperatur auf oder unter 0“ (Froſttemperatur), was im Jahre 1858 an 51 Tagen ſtatt hatte. Die meiſten Eistage (17) kamen im Januar und December vor, die meiſten Tage mit Froſttemperatur (44) im December. An 69 Tagen ſtieg die Temperatur auf 20° und darüber, 13 mal häufiger als gewöhnlich und 21 Tage hatten eine mittlere Temperatur von 20% und darüber, waren demnach ſehr heiß. Von dieſen kamen 15 in dem überhaupt ungewöhnlich warmen Juli vor. Der mittlere Dunſtdruck betrug 3,54“ und war um 0,13“ höher als normal. Den größten mittleren Dunſtdruck hatte der Auguſt, den geringſten der December. Die mittlere Luftfeuchtigkeit, welche 0,69 betrug, blieb um 0,04 nnter der durchſchnittlichen. Das abſolute 3 Maximum derſelben (0,99) wurde im Januar, das abſolute Minimum (0,24) im Mai beobachtet. Am feuchteſten über— haupt war die Luft im Januar und December, am trocken— ſten im Juli. Die größten Schwankungen in der Luftfeuch— feuchtigkeit kamen im April, die geringſten im Januar vor.“ Die Verdünſtung betrug 49,08 der Höhe einer Waſſerſäule und übertraf die normale um 10,98“. Am be: trächtlichſten war dieſelbe im Juli, am geringſten im Januar. Die Höhe des verdünſteten Waſſers W die des gefal— lenen um 20,38“ (normal 13,82“). Die Menge des gefallenen Regen- und Schnee— waſſers blieb um 692 Cubikzoll auf den Quadratfuß unter der mittleren. Das meiſte Waſſer (562,2 C. Z.) fiel im Juni, das wenigſte (32,5 C. Z.) im Auguſt. Im Durch— ſchnitte fällt hier das meiſte Waſſer im Juli, das wenigſte im Januar. Die Zahl der Regentage blieb um 6, die der Schneetage um J unter der mittleren. Die meiſten Regen— tage (18) hatte der Oktober, die wenigſten (6) der Juli und December. Die meiſten Schneetage kamen in letzterem vor. Der letzte Schnee fiel am 16. April. In Betreff der übrigen Meteore waren Duft, Nebel und Höherauch ſeltener, Reif etwas häufiger als normal, während Gewitter und Hagel in nahezu normaler Häu— figkeit beobachtet wurden. Von den Gewittern fielen 6 in den naſſen Juni, während in dem heißen Juli nur 1 vorkam. Die mittlere Bewölkung war nahezu normal, ganz trübe Tage waren ſeltener, unterbrochen heitere häufiger als gewöhnlich. Es kamen im Ganzen 49 heitere, 243 mehr oder weniger getrübte und 73 ganz trübe Tage vor. Der heiterſte Monat war der Juli, der trübſte der December. Der Wind war in Bezug auf die Häufigkeit der Hauptrichtungen faſt normal, indem die der oſt nördlichen Strömung 37 (normal 40), der weſt—ſüdlichen 63 (normal 60) Procente betrug. Am abſolut häufigſten (27 Procente) wehte 80, am ſeltenſten (3 Procente) der O Wind. In den E Monaten Mai, Juni und Juli herrſchte die oſt - nördliche, in allen übrigen Monaten die weſt—ſüdliche Richtung vor. Die Stärke des Windes übertraf die normale etwas, die Zahl der windigen Tage war um 17 größer als gewöhn— lich, heftige Stürme waren jedoch ſelten. Am windigſten war der März, am windſtillſten der Januar. Am veränderlich— ſten war der Wind im April, am konſtanteſten im Februar. Der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 4,15“ (der 10 theiligen Skala nach Schönbein), überſtieg demnach den des vorhergegangenen Jahres um 0,81“. Das Mittel der Morgenbeobachtungen verhielt ſich zu dem der Abendbeobach— tungen wie 5,01“ zu 3,289. Nur in den Monaten Juni, Juli und Auguſt fand während der Nacht eine geringere Ozonentwicklung, als bei Tag ſtatt. Den größten mittleren Ozongehalt der Luft (6,719) beobachteten wir im Juli, den geringſten (2,235) im Januar. Unter dem Jahresmittel war derſelbe in den Monaten Januar, Februar, März, Ok— tober, November, December; über demſelben in den Monaten April, Mai, Juni, Juli, Auguſt, September. Die ſtärkſten Ozonreactionen überhaupt kamen in den wärmeren Monaten vor und mit Ausnahme des Oktobers zeigte ſich in allen Monaten, deren mittlere Temperatur unter dem Jahresmittel blieb, auch die Ozoumenge unter der mittleren, jo daß der aus einer frühern Reihe von Beobachtungen *) gezogene Schluß, daß der Ozongehalt der Luft in umgekehrtem Ver— hältniſſe zu der Temperatur derſelben ſtehe, durch unſere Wahrnehmungen im verfloſſenen Jahre nicht beſtätigt wurde, ja ſogar das umgekehrte Verhältniß ſich herausſtellte. Ueb— rigens ſtimmt dieſes Ergebniß mit den in Prag erhaltenen Reſultaten aus den Jahren 1854—57 **) nahezu überein, „) Vgl. Ueber das Ozon als Luftbeſtandtheil ꝛc. von Dr. E. Weber im 23. und 24. Jahresberichte. ) L. Böhm, Unterſuchungen über das atmosphäriſche Ozon. Wien 1858. — ; .. nach welchen die Maxima des atmosphäriſchen Ozons in die Monate Juni, Juli und Auguſt, die Minima in die Monate Januar und Oktober fielen. Auch dort wurde im Allge— meinen, mit Ausnahme des Monats Juli, die Ozonreaction bei Nacht ſtärker, als bei Tag gefunden und zwar mit einer Differenz von 0,37“, während dieſelbe bei uns 1,73“ betrug. Bei dem tiefen Dunkel, welches großen Theils noch auf dieſer merkwürdigen Modifikation des Sauerſtoffes, namentlich in Beziehung zu den verſchiedenen andern Zuſtänden unſerer Atmosphäre ruht und bei den ſich oft ganz wiederſprechenden Reſultaten verſchiedener Beobachter, dürfte wohl jeder weitere Beitrag, wenn er auch keinen beſtimmten Schluß zu ziehen geſtattet oder ſelbſt früher aufgeſtellte Schlüſſe umſtößt, von Intereſſe ſein, aus welchem Grunde hier noch einige weitere Unterſuchungen über das atmosphäriſche Ozon ihren Platz finden mögen. 8 Unter den verſchiedenen Zuſtänden unſerer Atmos— phäre ſcheint der Wind ſowohl in Bezug auf Richtung wie Stärke einen nicht geringen Einfluß auf deren Ozongehalt zu üben, daher dieſe Beziehungen einer beſonderen Prüfung werth ſcheinen. Aus circa 700 Ozonbeobachtungen mit gleich— zeitiger Notirung der Windrichtung ergab ſich für jede ein— zelne folgende Ozonſtärke: NW = 4,04% N = 1889 NO = 987 1 200 8 90 Bi ie AN SW = 499° WS Der ſtärkſte Ozongehalt der Luft kam demnach bei SW, die geringſte bei N Wind vor. Stellen wir die Winde nach der oft — nördlichen und weit — ſüdlichen Richtung zuſammen, ſo erhalten wir folgendes Ergebniß: 8 NW = 4,040 S0 S 3,900 N 1,865 8 S 4.390 NO = 2,370 SW — 4,99° 0 = 2,09° W. — 3,830 ON — 25590 W-S— 4,280 Hieraus ergibt ſich, daß die weſt—ſüdliche (wärmere und feuchtere) Windrichtung der Ozonbildung weit günftiger als die (kältere und trocknere) oſt— nördliche ſich erweiſt. Unterſuchen wir den Einfluß der nördlichen und ſüd⸗ lichen Richtung, ſo erhalten wir ebenfalls einen in die Augen fallenden Unterſchied: NW S 4,04 S0 D 3,90% N. 1,865 8e, 4890 NO 2,37 SW — 4,99° Nördliche Richtung —= 2,76“ Südliche Richtung = 4,43“ Nicht minder beträchtlich iſt derſelbe bei der Zuſam⸗ menſtellung der weſtlichen und öſtlichen Richtung: SW = 4990 NO 927° n r NW = 4.04% e Weſtliche Richtung S 4,29“ Oeſtliche Richtung = 2,79 Auch die Stärke des Windes ſchien von weſentlichem Einfluſſe auf den Ozongehalt der Luft oder vielleicht richtiger geſagt, auf die mehr oder minder ſtarke Reaction des Ozono— meters, indem bei einer ſtärker bewegten Luft dieſem fort— während neue Ozonmengen zugeführt werden können. Wenn wir die Stärke des Windes mit 1—4 bezeich— nen, wobei 1 Windſtille oder kaum bewegte Luft, 4 Sturm bedeutet, ſo ergibt ſich aus unſern Notirungen für jeden Grad der Windſtärke der beigeſetzte mittlere Ozongrad: Wind 1 = 3,15“ 4,85% n 4 = 7,00° o | REIN. an Mori Bis zur Stärke 3 zeigt ſich eine ſtetige Zunahme des Ozongehaltes der Luft. Der Berechnung von 4 (Sturm) liegen nur 5 Beobachtungen zu Grunde, daher dieſe geringe Zahl kaum als Ausſchlag gebend betrachtet werden kann. Die Beobachtungen über den Wind ſtimmen im Weſentlichen mit den früher (a. a. O.) mitgetheilten überein. Auch der Einfluß der Luftfeuchtigkeit auf die Ozonreaction wurde einer nähern Unterſuchung unterworfen, welche folgendes Ergebniß lieferte: Hygrometer. Ozonometer. 40 — 59 1: u 60 - 1799 „4820 BU: 89 „ l 9e 90 100 % . mee Ein höherer Grad von Luftfeuchtigkeit ergab im All⸗ gemeinen eine geringere Reaction des Ozonometers. Bei Nebel fehlte dieſelbe faſt vollkommen, indem bei 18 Notir— ungen während ſtarken Nebels der mittlere Ozongehalt der Luft nur 0,61“ betrug. Wir gedenken, dem atmosphäriſchen Ozon auch in Zukunft beſondere Aufmerkſamkeit zu widmen und die Er— gebniſſe der in einem noch günſtigeren Lokale fortzuſetzenden Beobachtungen in unſernjeweiligen Jahresberichten mitzutheilen. Nach dieſen ſpeciellern Mittheilungen können wir für den Witterungscharakter des Jahres 1859 folgende be— zeichnende Momente hervorheben: Ziemlich hohen Barometerſtand mit beträchtlichen Schwan— kungen, hohe Temperatur mit ebenfalls größern Schwankun— gen als gewöhnlich, ziemlich ſtarken Dunſtdruck, geringere Luftfeuchtigkeit, faſt normale Bewölkung, ſehr geringe Menge des gefallenen Waſſers, Vorherrſchen von 80 und NW Wind bei ziemlicher Stärke und mäßiger Veränderlichkeit des Win— des, endlich bedeutendern Ozongehalt der Luft als im Jahre 1858. Mit kurzen Worten iſt das Jahr 1859 als warm, trocken und heiter zu bezeichnen. | EN 3; Die einzelnen Jahreszeiten waren durch folgende meteorologiſche Eigenſchaften charakteriſirt. I. Winter. Der klimatiſche Winter des Jahres 1859 begann mit dem 30. Oktober 1858 und endete mit dem 24. Februar 1859, umfaßte daher 118 Tage und war früher und um 8 Tage kürzer als gewöhnlich. Seine mittlere Tem— paratur*) von 3,19“ übertraf das gewöhnliche Mittel um 0,35. Die höchſte Temperatur mit 14,5“ wurde am 28. März, die tiefſte mit — 9,8“ am 23. November (1858) beo— bachtet. Eis hatten 58, Froſttemperatur 29 Tage. Das erſte Eis kam am 30. Oktober, das letzte am 2. April 1859 vor. Regen hatten 50, Schnee 17 Tage. Der erſte Schnee fiel am 5. November 1858, der letzte am 16. April 1859. Die geſammte, durch Regen und Schnee gefallene Waſſer— menge betrug 785,4 Cub. Zoll auf den Quadratfuß oder 5,45“ Höhe und blieb daher um 148 Cubikzoll unter der mittleren. Der mittlere Ozongehalt der Luft betrug im Winter 2,340. Unter den einzelnen Wintermonaten war der Novem— ber (1858) ſehr kalt, die übrigen Monate waren mild, der März ſogar auffallend warm. Im Abgemeinen iſt der Winter 1859 als früh, kurz, warm und trocken zu bezeichnen. II. Frühling. Der klimatiſche Frühling begann am 25. Februar und endete mit dem 30. Mai, 85 Tage um— faſſend. Er war demgemäß früh und um 15 Tage länger als gewöhnlich. Seine mittlere Temperatur (der Monate April und Mai) betrug 14,50“, die normale um 0,800 über— ſteigend. Die höchſte Temperatur mit 21,3“ kam am 29. Mai, die tiefſte mit mit — 2,0 am 2. April vor. An 1 Tage ſtieg das Thermometer über 20“ und an 2 Tagen ſank es unter den Gefrierpunkt. Regen kam an 32, Schnee an ) Dieſen, wie den andern Berechnungen find die 5 Wiuter- Monate November bis März zu Grunde gelegt. 5 N. ee 2 Tagen vor. Die gefallene Waſſermenge von 834,4 Cub. Zoll auf den Quadratſuß, übertraf die mittlere um 286 Cub. Zoll. Mittlerer Ozongehalt der Luſt 4,68%. Beide Frühlingsmonate hatten ziemlich denjellen Cha— rakter, nur war der Mat winojtill. Mit kurzen Worten muß der Frühling 1859 als früh, lang, warm, ziemlich trüb, naß und windig bezeich— net werden. | III. Sommer. Der klimatiſche Sommer begann am 21. Mai und endete mit dem 10. September, hatte eine Dauer von 143 Tagen und war demnach früher und um 7 Tage länger als normal. Seine mittlere Temperatur (der Monate Juni, Juli, Auguſt) betrug 18,23“ und übertraf das durch— ſchnittliche Mittel um 1,01% Die höchſte Temperatur mit 28,6“ wurde am 4. Juli, die tiefſte mit 8,1“ am 15. Juni beobachtet. An 64 Tagen ſtieg die Temperatur auf 20“ und darüber, was im Durchſchnitte nur an 45 Tagen zu ge— ſchehen pflegt; an 21 Tagen betrug die mittlere Tagestem— peratur 20“ und darüber und es können dieſelben als ſehr heiße betrachtet werden. Luftfeuchtigkeit und Regenmenge blieben unter dem Mittel und zwar letztere um die beträcht— liche Zahl von 661 Cub. Zoll auf den Quadratfuß. Die oſt— nördliche Windrichtung herrſchte vor, der Ozongehalt der Luft war bedeutend. und betrug 6,03“. Unter den Sommermonaten war der Juni warm, trüb, naß und gewitterreich, der Juli wie Auguſt ſehr warm und trocken. Mit wenigen Worten kann der Sommer 1859 als früh, lang, warm, ſehr trocken, heiter und wind— till bezeichnet werden. IV. Herbſt. Der klimatiſche Herbſt fing am 14. Sep— tember an und endete mit dem 9. November, 60 Tage um— faſſend und war daher etwas früher nnd kürzer als gewöhn— lich. Seine mittlere Temperatur (der Monate September und Oktober) betrug 14,68“ und übertraf die normale um ae A 2 0,95%. Die höchjte Temperatur betrug 24,5 (am 27. Sep— tember), die tiefſte 0,0“ (am 23. Oktober). An 4 Tagen ſtieg die Temperatur auf 10“ und darüber. Die Zahl der Regentage und die gefallene Regenmenge überſtiegen das Mittel, letztere um 190 Cub. Z. Die weſt—ſüdliche Wind— ftrömung herrſchte beträchtlich über die oſt — nördliche vor, der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 3,74“. Von den Herbſtmonaten war der September mäßig warm, ziemlich trüb und naß, der Oktober warm, heiter, mäßig feucht und windig. Im Allgemeinen kann der Herbſt 1859 als ziemlich früh, und kurz, warm, naß und windig bezeichnet werden. Der ſchnellen Ueberſicht wegen laſſen wir zum Schluſſe noch eine kurze Charakteriſtik der einzelnen Monate des Jahres 1859 folgen: Januar mild, ziemlich heiter, trocken und windſtill. Februar ſehr mild, ziemlich heiter, trocken und windig. März ſehr warm, trocken, ziemlich trüb und windig. April ziemlich warm, naß und windig. Mai ziemlich warm, trüb, naß und windig. Juni warm, ziemlich trüb, gewitterreich, naß. Juli heiß, heiter, ſehr trocken und windſtill. Auguſt ſehr warm, trocken, heiter und windſtill. September mäßig warm, ziemlich trüb und naß. Oktober warm, heiter, mäßig feucht, ziemlich windig. November ziemlich kalt, mäßig feucht, windig und überhaupt ſehr veränderlich. December kalt, ziemlich trocken und N gegen Ende En mild und naß. Im Allgemeinen waren, mit Ausnahme des Novembers und Decembers, alle Monate wärmer als gewöhnlich. Mehr oder minder trocken waren die Monate Januar, Februar, März, Juli, Auguſt und December; feucht die Monate April, Mai, Juni, September, Oktober, November und zwar die 4 erſteren naß. 5 * 68 = — 1 |— |04’21l082’0 |eF'sTlo08’6 10836 88˙5 T1068“ 2011018 % 2808291 ziert 280 P2001 e 60 25 1601 2 PG . e Sin a BE ee. ee Men PT — — — | — |vmung — FI | — 21 ge 0/1 -| “6 210 | Bo Z T FO“ -S So 161 266 866 76s FOOT qu = — 9 — [III oO ST os - Oi 26 69˙8 82˙9 | 8773 Eu 2 7 6˙61 18 “II 106°IL SLI 6411 [qusaozs ns ine 961 98˙0128˙86 S1 208 1 81 6˙⁰⁰L 19˙8 92˙8 60˙8 00˙ "RING = — r gn 9. 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Ihre Kaiſerliche Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin Stephanie von Baden. Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. Seine Hoheit der Herzog Bernhardvon Sachſen-Weim ar— Eiſenach. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hohenlohe— Bartenſtein. 8 6. Herr Aben heim, Dr., practiſcher Arzt. 7. „ Aberle, Handelsmann. 8 Achenbach, Obergerichts-Advokat, Prokurator und ü Gemeinderath. 9. „ Algardi, G., Handelsmann. 10. „ Alt, Dr., practiſcher Arzt. 11. „ Alt, Dr., practiſcher Arzt in Ladenburg. 12. „ Andriano, Jacob, Particulier. 13. „ Anſelmino, Dr., practiſcher Arzt. 14. „ Arnold, Carl, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. 15. „ Artaria, Ph., Kunſthändler und Gemeinderath. 16. „ Baſſermann, Frd., kgl. baieriſcher Conſul. 17. „ Baſſermann, Dr., practiſcher Arzt. 18. Baſſermann, Lud. Alex., Kaufmann. 19. „ Behaghel, P., Profeſſor, Hofrath und Lyceums— Director. 20. „ Bensheimer, J., Buchhändler. 21. „ Benſinger, Medieinalrath und Medicinalreferent. 22. „ Bertheau, Dr., Oberarzt. 23. „ Biſſinger, L., Apotheker. 24. „ Bleichroth, Altbürgermeiſter. 25. „ Böbling, Jacob, Zahnarzt. 26. „ Böhme, Regierungs Director. 27. „ Bracht, Ph., Rechtsanwalt. 28. „ Brummer, Kanzleiſecretär. 29. „ Clauß, Carl, Bergwerkdireetor. 30. „ Diffene, erſter Bürgermeiſter. 31. „ Dyckerhoff, L., Dr., practiſcher Arzt. 32. „ Eglinger, J., Handelsmann. 33. „ Eſſer, Obergerichts-Advokat. 34. „ Fickler, Dr., Profeſſor. 35. „ Fliegauf, Schloßverwalter. 36. „ Frey, Dr., practiſcher Arzt. 37. „ Gentil, Dr., Obergerichts-Advokat. 38. „ Gerlach, Dr., practiſcher Arzt. EI. 39. Herr von Gienanth, C. in Ludwigshafen. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 94. 52. 58. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 74 72 73. Giulini, L., Dr., Fabrikant. Giulini, P., Handelsmann und Fabrikrath. Görig, Dr., practiſcher Arzt in Schriesheim. Grabert, Joh. Mich., Kaufmann. Grohe, Weinwirth. Grohe, M., Dr., practiſcher Arzt. Groß, J., Handelsmann. Haaß, Oberhofgerichts-Vicekanzler. Hahnewinkel, E., Kaufmann. Herrſchel, A., Handelsmann. Hirchbrunn, Dr., Apotheker. Hoff, E., Gemeinderath— Hohenemſer, J., Banquier. Huber, C. J., Apotheker. Jörger, Handelsmann und Gemeinderath. Joſt, C. F., Friſeur. Kahn, J., Dr., practiſcher Arzt. Kalb, Gaſtwirth zum Deutſchen Hof. Kaſt, Holzhändler. Kaufmann, J., Particulier. Klüber, Oberlieutenant im III. Dragoner-Regiment. Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. Ladenburg, S., Banquier. Lauer, Präſident der Handelskammer. Lenel, L., Handelsmann. von Leoprechting, Freiherr, Major. Lorent, A., Dr. philos. Lorenz, W., Ober-Ingenieur. Mayer, Dr., Regiments-Arzt. Meermann, Dr., practiſcher Arzt. Meyer-Nicolay, Handelsmann. Minet, Dr, Oberarzt, Muff, Oberzollinſpector. Neſtler, Carl, Bürgermeiſter. a 1 74. Herr von Oberndorff, Graf, kgl. bater. Kämmerer. TEEN 76. 77. 78. 791 80. 81. 94. 95. 100. 101. 102. 103. 10⁴. 105. 106. " von Oberndorff, Graf, k. k. öfter. Oberlieutenant in der Arme. f Olivier, Kupferſchmied. Otterborg, Handelsmann. Rapp, C., Profeſſor. Reinhardt, A., Bergwerksdirector. Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. Reis, G. J., Handelsmann. Röchling, C., Particulier. Roeder, Jacob, Kaufmann. Roth, J. K. Frd., Forſtmeiſter. Schlehner, Particulier. Schmitt, Geheimer Regierungsrath. Sch muckert, C., Particulier. Schneider, J., Buchdrucker. Schönfeld, Aſtronom. Schröder, H., Dr., Profeſſor und Director der höheren Bürgerſchule. Scipio, A., Particulier. Seitz, Dr., Hofrath. Segnitz, Reinhard, Buchhändler. Serger, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. Sinzheimer, Dr., practiſcher Arzt. Stegmann, Dr., practiſcher Arzt. Stehberger, Dr., Hofrath und Amtsarzt. Stephani, Dr., Aſſiſtenzarzt. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hofchirurg. Thibaut, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., Apotheker. Waag, L., Oberſt und Garniſons-Commandant. Wahle, Hofapotheker. Walther, Ferd., Kaufmann. See 107. Herr Weber, Dr., Regimentsarzt. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. Wilhelmi, Dr., Amtsarzt in Schwetzingen. Wilckens, L., Amtsarzt in Weinheim. Winterwerber, Dr., practiſcher Arzt. With, Regierungsrath und Rheinſchifffahrts— Inſpector. Wolff, Dr., practiſcher Arzt in Käferthal. Wunder, Friedrich, Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath und practiſcher Arzt. Zeroni, Dr., jr., practiſcher Arzt. Ehren- Mitglieder, — — 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 2. n Apetz, Dr., Profeſſor, Sekretär der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftl. Vereins in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Bernard, A., Dr. in München. Blum, Dr. philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomierath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, eee Excellenz in Karlsruhe. Cotta, Dr. in Tharand. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., Profeſſor in Kadolzburg. Döll, Dr., Geh. Hofrath und Oberhofbibliothekar in Karlsruhe. Eiſenlohr, Geheimerath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath und Sekretär der rhein. naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Fiſcher, Dr., Profeſſor in Freiburg. Gergens, Dr. in Mainz. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. Grünewald, Revierförſter in Lampertheim. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. u 23. Herr Haidinger, Wilhelm, Bergrath in Wien. 24. „ Hammerſchmidt, Dr. in Wien. 25. „ von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. 26. „ Held, Garten-Director in Karlsruhe. 27. „ Hepp, Dr. in Zürich! 28. „ Heß, Rudolph, Dr. med. in Zürich. 29. „ Hochſtetter, Profeſſor in Eßlingen. | 30. „ Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. 31. „ von Jeniſon, Graf, Königl. Bayriſcher Geſandte Excellenz in Wien. 32. „ Jolly, Dr., Profeſſor in München. 33. „ Kapp, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. philos. in Darmſtadt. 35. „ von Kettner, Frhr., Intendant der Großherz. | Hofdomänen in Karlsruhe. | 36. „ Keßler, Fried. in Frankfurt a. M. 37. „ von Kobell, Dr., Profeſſor in München. 38. „ Koch, G. Fried., Dr., practiſcher Arzt in Sembach. 39. „ Kratzmann, Emil, Dr. in Marienbad. 40. „ Lang, Chr., Univerſitäts-Gärtner in Heidelberg. 414. „ Leo, Dr., Hofrath und erſter Phyſikatsarzt in Mainz. 42. „ von Leonhard, Dr., Geheimer Rath und Pro— feſſor in Heidelberg. 43. „ von Leonhard, A., Dr., Profeſſor in Heidelberg. 44. „ Mappes, M., Dr. med. in Frankfurt a M. 45. „ Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereins der preuß. Rheinlande in Bonn. 46. „ von Martius, Dr., Hofrath und Profeſſor in München. 47. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. 48. „ von Meyer, Herrmann, Dr. in Frankfurt a. M. 49. „ von Müller, J. W. in Brüſſel. 50. „ Neydeck, K. J., Rath in Karlsruhe. 51. „ Oettinger, Dr., Hofrath und Profeſſor in Freiburg. = u 52. Herr Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär— 53. 54. 55. 56. Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio-Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr. in Frankfurt a. M. Sandberger, Fried., Dr., Profeſſor an der poly— techniſchen Schule in Karlsruhe. Schimper, K. F., Dr. philos., Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Naturforſcher in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. Schmitt, G. A., Dr., Profeſſor der Botanik in Heidelberg. Schramm, Carl Traugott, Cantor und Sekretär der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Schultz, Fried. Wilh., Dr., Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr., Hoſpitaazt Director der Pollichia in Deidesheim. von Selteneck, Wilhelm, Frhr., Oberſtallmeiſter Excellenz in Karlsruhe. Seubert, Dr. „Profeſſor, Director des Naturalien— Kabincts in Karlsruhe. Sinning, Garteninſpector in Poppelsdorf. Speyer, Oskar, Dr., Lehrer an der höheren Ge— werbſchule in Baſſel.“ von Stengel, Frhr., Forſtmeiſter in Ettlingen. von Stengel, Frhr., Präſident der Miniſterien des Innern und der Juſtiz, Geh. Rath, Excellenz in Karlsruhe. von Stengel, Frhr., Königl. Bair. Appellations— Gerichts-Präſident in Neuburg a. d. D. Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. — GER: 73. Herr von Strauß -» Dürkheim, Frhr., Zoolog und * 75 78 . 78. in Bar > 81. „ Bo 83. „ 84. „ 85. „ Anatom in Paris. Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Geſell— ſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Thellemann, Garten-Inſpector in Bieberich. Terſcheck, C. A. sen., Hof- und botaniſcher Gärt— ner in Dresden. Thoma, Dr., Profeſſor, Sekretär des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. | von Treviſan, Victor, Graf in Padua. Vogelmann, Dr., Geh. Referendär in Karlsruhe. Walchner, Dr., Bergrath u. Prof. in Karlsruhe. Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. Wetzlar, G., Dr., Director der Wetterauiſchen Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. van der Wyck, H. C., Vice-Präſident zu Betten⸗ zorg in Java. Wirtgen, Profeſſor in Coblenz. ‘ 1 ee un nn Un ii N E | Jiebenundzwanzigſter Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde. Erſtattet in der Generalverſammlung vom 23. Januar 1861 von Dr. E. Meber, Großh. Bad. Regimentsarzte, Ritter des Königl. Preuß. rothen Adler— Ordens, Cuſtos des Großh. naturhiſtor. Muſeums und Lehrer der Naturgeſchichte an der höhern Bürgerſchule dahier; mehrerer gelehrten Geſellſchaften Mitgliede, als Vice⸗Präſident des Vereius. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen und dem Mitglieder-Verzeichniſſe. * — . Lu NN a ER — — — Mannheim. | Buchdruckerei von J. Schneider. 18 61. | je 10 1 Kae 10 ae, 113 1 5 7 43 a 7 “en er 8 Ban 5 . ee em * 14 ER EEE BEE, ln 10 eu un 10150 e bg. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Rakurkunde, erſtattet in der Generalverſammlung von 23. Januar 1861 von Regimentsarzt Dr. E. Weber, als Vicepräſident des Vereins. — — Hochzuverehrende Verſammlung! Nach Beſtimmung der Statuten habe ich die Ehre, Ihnen in der heutigen Generalverſammlung den Rechen: ſchaftsbericht über die Thätigkeit unſeres Vereins in dem eben verfloſſenen Jahre 1860, dem ſiebenundzwanzigſten ſeines Beſtehens zu erſtatten. Was nun zunächſt die wiſſenſchaftliche Thätigkeit der Geſellſchaft betrifft, ſo bedaure ich, Ihnen in dieſer Beziehung keine beſonders hervorzuhebeude Geſammtreſultate berichtigen zu können. Der lähmende Einfluß der ſchwer auf allen Verhältniſſen laſtenden politiſchen Lage, die ungewiſſe Aus— ſicht der nächſten Zukunft machte ſich auch auf unſere Be— ſtrebungen geltend, daher ſich die Hauptthätigkeit im ver— gangenen Jahre mehr dem Materiellen, den Sammlungen und vorzüglich den zur Aufbewahrung derſelben beſtimmten 1* ne 1 Gare Lokalen zuwendete, und ich freue mich, Ihnen mittheilen zu können, daß in dieſer Richtung Weſentliches geſchehen iſt. Die ungewoͤhnlich raſche Zunahme der Bibliothek, ver— anlaßt durch fortwährende reiche Zuſendungen von andern Geſellſchaften und literariſche Anſchaffungen der einzelnen Sectionen, namentlich der medieiniſchen, machte nach wenigen Jahren die abermalige Anſchaffung eines neuen Bücher— ſchrankes nothwendig, für deſſen Aufſtellung aber im erſten Saale ſich kein Raum mehr zeigte. Es wurde daher der Beſchluß gefaßt, die Inſektenſammlung von dem ſieben⸗ ten Saale, der ſich außerdem in mancher Beziehung für dieſelbe nicht ganz günſtig erwieß, in den erſten zu verlegen, erſteren dagegen allein für die Aufſtellung der Bibliothek und zugleich als Arbeits- und Sitzungslokal zu verwenden, wozu er ſich ſeiner geringern Größe und leichtern Heitzbar— keit wegen auch mehr eignet. Die Ausführung dieſer nicht unbedeutenden Arbeiten fand in den hierzu allein geeigneten Sommermonaten ſtatt und Sie werden ſich von der Zweckmäßigkeit derſelben über— zeugen. Die anſtändige Herſtellung der beiden Sääle, die nach vielen Jahren wieder einmal dringend nöthig gewordene Reſtauration des Corridors, durch welche auch die daſelbſt aufgeſtellten Antiquitäten bedeutend gewonnen haben, endlich die Errichtung eifies beſondern kleinen Bureaus für die Auf— ſichtsperſon im erſten Saale, veranlaßten allerdings keine geringe Koſten, welche aber im Intereſſe der Zweckmäßigkeit und Verſchönerung vollkommen gerechtfertigt erſcheinen dürften. Die Ueberſiedlung der Bibliothek, welche zugleich einen genauen Sturz derſelben nothwendig machte, war keine leichte Arbeit und der Verein iſt für die Ausführung derſelben ſei— nem thätigen Bibliothekar Herrn Dr. Stephani zu neuem Danke verpflichtet. Nicht minder glaube ich im Sinne ſämmtlicher Vereinsmitglieder zu handeln, wenn ich unſerm verdienten Caſſier Herrn J. Andriano, welcher in ſeiner bekannten unermüdlichen Thätigkeit durch kräftige Theilnahme Zn 2 Be an allen Arbeiten ſich auf's Neue als eine wahre Stütze des Vereins erwieß, deſſen freundlichſten Dank hier aus— ſpreche. Die Sammlungen des Großherzoglichen natur— hiſtoriſchen Muſeums wurden von Seiten des Vereins im verfloſſenen Jahre durch manche intereſſante Erwerbung vermehrt, worüber ſpezielle Mittheilung bei Anführung der Thätigkeit der einzelnen Sectionen erfolgen wird. Dieſelben erfreuten ſich eines ſehr zahlreichen Beſuches von Seiten des Publikums aller Stände und es wurde beſondere Aufmerk— ſamkeit auf deren möglichſte Zugänglichkeit gerichtet. Nach Vollendung der baulichen Veränderungen war das Muſeum an jedem Sonntage von 11 — 12 Uhr geöffnet. Vor Allem mögen nun für unſern Verein erfreuliche Ereigniſſe des verfloſſenen Jahres in deſſen Annalen ihren gebührenden Platz finden. Am 25. Mai beehrte unſer Allergnädigſter Protektor, Großherzog Friedrich mit Höchſtſeiner Durchlauchtigſten Gemahlin, unſerer allverehrten Großherzogin Louiſe das na— turhiſtoriſche Muſeum mit einem längern Beſuche. Die Höchſten Herrſchaften widmeten den verſchiedenen Theilen der Sammlung eingehende Aufmerkſamkeit und geruhten wieder— holt Ihre volle Zufriedenheit mit dem Beſtande derſelben, ſowie dem Beſtreben und der Thätigkeit unſeres Vereins gnädigſt zu erkennen zu geben. Ferner haben ſich Seine Königliche Hoheit der Großherzog gnädigſt bewogen gefunden, im verfloſſenen November unſerm Vereinsdiener G. Beck, in Rückſicht ſeiner langen Dienſtleiſtungen als Lyzeumsdiener die ſilberne Civil— verdienſtmedaille zu verleihen. Der Verein nahm Veranlaſ⸗ Jung, dem Dekorirten in der Ausſchußſitzung vom 17. No⸗ vember durch das Orgau ſeines Präſidenten, Herrn Grafen von Oberndorff, ſeine Theilnahme an dieſem ehrenden Ereigniſſe auszudrücken und ihm zugleich ſeiner Seits, in gebührender Anerkennung ſeiner dem Inſtitute ſeit ſeiner 1 Gründung geleiſteten guten Dienſte eine Renumeration zu ertheilen. Auch Ihr Berichterſtatter hatte ſich im verfloſſenen Vereinsjahre eines Aktes Höchſter Huld zu erfreuen, indem ihm durch Höchſte Entſchließzung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs vom 17. November 1859 No. 1735, in ſeiner Eigenſchaft als Cuſtos des Großherzog— lichen naturhiſtoriſchen Muſeums eine Wohnung im Groß— herzoglichen Schloſſe allergnädigſt überlaſſen wurde, wodurch deſſen Beziehungen zu dem Muſeum weſentlich erleichtert wurden. Von der Abhaltung eines ſolennen Stiftungsfeſtes, be— ſchloß der Ausſchuß, in dieſem Vereinsjahre Umgang zu neh— men, da daſſelbe einmal in eine Zeit gefallen wäre, in wel— cher die Nachfeier eines großen deutſchen Nationalfeſtes alles Intereſſe für ſich abſorbirte und dann auch der bereits an— gedeutete ungewöhnliche Aufwand Vermeidung aller nicht dringend gebotenen Ausgaben zur beſondern Pflicht machte. Der Verein ſtand auch im verfloſſenen Jahre in leb— haftem Wechſelverkehre mit andern Vereinen und gelehrten Corporationen, Dank welchem unſer im März 1858 in das Leben getretene Leſezirkel ſtets mit reichem Stoffe verſehen war, wobei ich nur das Bedauern ausſprechen muß, daß dieſes ſo vielſeitig gewünſchte und die Vereinszwecke ſo we— ſentlich fördernde Inſtitut nicht in größerer Ausdehnung von den Vereinsmitgliedern benützt wird und durch daſſelbe der Geſellſchaft ſelbſt in Ermanglung einer öffentlichen Bibliothek, welche für das Fach der Naturwiſſenſchaft wenigſtens über— flüſſig erſcheint, nicht mehr neue Mitglieder zugeführt werden. Bei größerer Theilnahme und hierdurch vermehrten Mitteln würde es auch leicht werden, dem von einigen Seiten aus— geſprochenen Wunſche, noch mehr populäre naturwiſſenſchaft— liche Schriften, an denen gerade die deutſche Literatur in unſerer Zeit ſehr reich iſt, in den Zirkel zu bringen. Als neu mit uns durch gefällige Zuſendung ihrer 1 werthvollen Arbeiten in Verbindung getretene Vereine be— zeichne ich: 1) Die zoologiſche Geſellſchaft in Frankfurt a. M. 2) Die K. K. mähr. ſchl. Geſellſchaft für Ackerbau, Natur- und Landeskunde. 3) Den Landwirthſchaftlichen Verein zu Noſſen im Kö— nigreiche Sachſen. 4) Die Königliche phyſikaliſch-ökonomiſche Geſellſchaft zu Königsberg. Ich wende mich nun zu den Perſonalverhältniſ— ſen unſerer Geſellſchaft und bemerke zunächſt, daß in der am 29. Dezember 1859 abgehaltenen Generalverſammlung die ſeitherigen Vorſtandsmitglieder wieder zu ihren bisherigen Functionen gewählt wurden und ſämmtlich die Wahl an— nahmen. Es fungirten demnach im verfloſſenen Vereinsjahre: 1) Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2) Als Vice-Präſident: Der Berichterſtatter. 3) Als erſter Sekretär: Herr prakt. Arzt Dr. Gerlach. 4) Als zweiter Sekretär: Herr Apotheker Dr. Hirſchbrunn. 5) Als Bibliothekar: Herr Aſſiſtenz⸗ Arzt Dr. Stephani. 6) Als Kaſſier: Herr Partikulier J. Andriano. Die Vorſteher der einzelnen Sektionen, welche mit dem eben genannten Vorſtande den engern Ausſchuß bildeten, werden nebſt deren Repräſentanten, als Mitglieder des großen Ausſchuſſes bei dem Berichte über die Thätig— keit der Sectionen namhaft gemacht werden. Als Mitglieder des großen Ausſchuſſes fungirten ferner für die Stadtge— meinde Herr Gemeinderath Obergerichtsadvokat L. Ach en— — 8 — bach, für das Großherzogliche Lyceum deſſen Direktor, Herr Hofrath Behaghel. Was den numeriſchen Stand der Mitglieder betrifft, ſo hat der Verein im verfloſſenen Jahre deren 5 durch den Tod, 2 durch Wegzug von hier und 2 durch freiwilligen Austritt — zuſammen 9 — verloren, während 10 neue Mitglieder aufgenommen wurden, ſo daß die Geſammtzahl derſelben ſich um 1 Mitglied vermehrte. In den beiden letzten Jahresberichteen hatte ich die traurige Pflicht, den Tod hoher Angehörigen unſeres erlauch— ten Fürſtenhauſes im Namen des Vereins tief zu beklagen und ſchon wieder hat unſere Geſellſchaft einen unerſetzlichen Verluſt erlitten. Die heißen Wüunſche, welche wir bei Ge— legenheit unſeres vorjährigen Stiftungsfeſtes für die Gene⸗ ſung Ihrer Kaiſerlichen Hoheit der Frau Großher— zo gin Stephanie in die Ferne ſchickten, ſollten leider nicht in Erfüllung gehen. Die Hohe Gönnerin unſeres Vereines, welche demſelben ſeit ſeiner Gründung angehörte, an allen ſeinen Beſtrebungen ſtets den lebhafteſten und, wie ſich die ältern Mitglieder der Geſellſchaft mit Freuden erinnern wer: den, perſönlich thätigen Antheil nahm, durch deren huldvolle Unterſtützuug die ſchönen Blumenausſtellungen früherer Jahre hauptſächlich ermöglicht wurden, verſchied in Nizza am 29. Januar 1860. Der Verein erfüllt eine heilige Pflicht, der Hohen Verblichenen ein ehrfurchtsvoll dankbares Andenken in ſeinen Annalen zu bewahren. Von den 4 andern ehrenwerthen Mitgliedern, welche der Tod unſerem Vereine im verfloſſenen Jahre entriß, ge: hörten die Herren Brummer und Schlehner demſelben ebenfalls ſeit ſeiner Gründung, Herr Otterborg ſeit dem Jahre 1836, Herr Dr. Dyckerhoff ſeit dem Jahre 1857 an. In dem durch Wegzug von hier aus der Reihe der ordentlichen Vereinsmitglieder ausgetretenen Herrn Bergwerk— und Hüttendirektor C. Clauß hat die Geſellſchaft, und vor Allem die mineralogiſche Section, ein ebenſo kenntnißreiches als thätiges Mitglied verloren, welches während der kurzen — 9 — Zeit ſeines Hierſeins ſich ſchon weſentliche Verdienſte um unſer Inſtitut erwarb und den Mitgliedern deſſelben bei ſei⸗ nem Abſchiede von hier durch Vertheilung eines als Ma— nuſcript gedruckten eben ſo geiſtreich geſchriebenen als inter— eſſanten Vortrags über die Steinkohlen und unſere foſſilen Brennſtoffe ein werthvolles Andenken hinter— ließ. Der Verein hat Herrn Clauß in der Ausſchußſitzung vom 17. November zu ſeinem Ehren mitgliede ernannt. Im Laufe des Vereinsjahres traten als neu aufgenom— mene Mitglieder in die Geſellſchaft ein: Herrn Pädagog Theod. Devrient. „ Gutsbeſitzer Anton Otterborg. „ Prakt. Arzt Dr. Stehberger. „ Tapetenfabrikant Herm. Engelhardt. „ Profeſſor J. v. Baillehache. „ Bangquier C. H. M. Köſter. „ Oberſt Heinrich Delorme. „ Oberſtlieutenant Steph. Bayer. „ Prakt. Arzt Jak. Reichert. Das Großherzogliche Fräulein-Inſtitut. Die Geſammtzahl der ordentlichen Vereinsmitglieder beträgt am Schluſſe des Vereinsjahres 146, die der Ehren— mitglieder 83. Der finanzielle Stand unſerer Geſellſchaft erſcheint für das verfloſſene Vereinsjahr in ſoferne ein weniger er— freulicher, als die Ausgaben die Einnahmen um eine nicht geringe Summe überſtiegen. Veranlaſſung hierzu gaben die bereits geſchilderten Veränderungen und Herſtellungen im Muſeum, einige namhafte Erwerbungen der zoologiſchen Section, zu welcher ſich gerade günſtige Gelegenheit bot und nicht unbedeutende, dringend nöthig gewordene bauliche Re— paraturen in den Gewächshäuſern des botaniſchen Gartens. Wir dürfen aber deßwegen keine trübe Blicke in die Zukunft des Vereins werfen. Das Defizit wurde durch die freund» liche Bereitwilligkeit unſeres geehrten Herrn Caſſiers einſt— 2 weilen gedeckt und der Entwurf des Budgets für das kom— mende Vereinsjahr gibt die beſtimmte Hoffnung, daß bei möglichſter Sparſamkeit, namentlich in Betreff von Neuan⸗ ſchaffungen der Sectionen das richtige Verhältniß zwiſchen Einnahmen und Ausgaben bald wieder hergeſtellt ſein dürfte. Die Rechnung der Einnahmen und Ausgaben in dem Vereinsjahre 1860 ſtellt ſich folgendermaßen: A. Einnahmen. ann Sn Kaſſenvorrath vorjähriger Rechnung 58. 51 Staats- und Lyzeumsbeiträge. . 550. — Jahresbeiträge der Mitglieder. . 545. — Zuſchuß der Herrn ini du 2 5 Section denn: 32. — Summa. 1185. 51 B. Ausgaben. Zoologiſche Section. . 216. 54 Botaniſche „Section men eee e e Mineralogiſche Section .. 69. 26 Mediziniſche Section e Allgemeine Ausgaben 798. 44 Vogt'ſchen Nentenantheil .. 125. — Summa 195692. 34 Bei Stellung der Bilance ergibt ſich, daß die Aus— gaben 506 fl. 43 kr. mehr als die Einnahmen betrugen, welches Defizit von den Einnahmen des Vereinsjahres 1864 zurück zu vergüten iſt. Die Rechnungen pro 1859 hat Herrn Altbürgermeiſter Bleichroth mit bekannter Bereitwilligkeit zu prüfen die Güte gehabt und dieſelben richtig befunden, wofür ihm der Verein hiermit feinen beſten Dank ausſpricht. Ich wende mich nun zu einer kurzen Schilderung der Thätigkeit der einzelnen Sectionen. A. Zoologiſche Section. Die Repräſentanten dieſer Section waren dieſelben wie im vorigen Jahre, nämlich die Herrn Graf Alfred von Oberndorff, Partikulier J. Andriano, Friſeur Joſt und Berichterſtatter, als Vorſitzender derſelben. Die Sections- Angelegenheiten wurden in mehreren Sitzungen abgehandelt. Die Thätigkeit der Section mußte ſich größten Theils in Folge der im Eingange erwähnten Lokalveränderungen auf die Neuaufſtellung der entomologi⸗ ſchen Sammlung beſchränken. Die mit dieſer verbundenen nicht unbeträchtlichen Ausgaben geſtatteten im verfloſſenen Jahre auch keine große Vermehrung der Sammlungen. Nichtsdeſtoweniger kann der Zuwachs ein ſehr beachtenswer— ther genannt werden und betrifft namentlich einige intereſ— ſante Säugethiere. Im Monate Mai erkrankte in der hier anweſenden großen Menagerie des Herrn Renz ein ſchöner, nach des Beſitzers Angabe, 5 Jahre alter weiblicher Königstieger (Felis tigris) an einem akuten Bruſtleiden und ging bald mit Tod ab. Wir waren ſo glücklich, das ausgezeichnet ſchöne Exemplar um einen verhältnißmäßig billigen Preis zu acquiriren und daſſelbe bildet jetzt, von Levens Meiſter— hand aufgeſtellt, eine neue nicht geringe Zierde unſerer Sammlungen. Zu derſelben Zeit erhielten wir eine in der Menagerie des Herrn Schneider, damals in Ludwigshafen, mit Tod abgegangene ſchöne grüne Meerkatze (Cercopithecus sa- baeus). Am 24. Juli ſandte Herr Menagerie-Beſitzer Egenolf von Achen aus eine daſelbſt während des Gebärens verſtor— bene große Lößwin (Felis leo), welche aber in Folge des weiten Transportes bei warmer Witterung leider ſchon jo in Zerſetzung übergegangen war, daß deren Ausſtopfen außer dem Bereiche der Möglichkeit lag. Dagegen werden wir von derſelben ein ſchönes, für das Katzengeſchlecht jedenfalls ſehr inſtruktives Skelet erhalten, deſſen Ankunft von Frankfurt wir täglich entgegenſehen. Auf dem hieſigen Martte, der zur Zeit der Paſſage der nordiſchen Voͤgeln, außer den verſchiedenen Entenarten, zuweilen manches Intereſſante liefert, bekam ich den der Sammlung noch fehlenden, in Deutſchland ſeltenen gehörn— ten Steißfuß (Podiceps cornutus), jung im ae in einem guten Exemplare. Als Geſchenke für die Sammlung erhielt die zoolo— giſche Section: 1. Von Herrn Forſtmeiſter Roth dahier eine intereſſante Zwillingsmißgeburt eines Haſen (TLepus timidus.) 2. Von Herrn Hoflieferant Straube dahier einen Mäuſebuſſard (Buteo vulgaris Bechst) in einem in der Sammlung noch nicht vorhandenen Jugendkleide. 3. Von Herrn Dr. Gerlach einen Meduſenſtern (Astrophyton arboresceus M. Tr.) aus dem Mittelmeer, neu für unſere Sammlung. 4. Von Herrn Grafen von Oberndorff eine Korn- Weihe (Falco pygargus L.) jung. 5. Durch den Berichterſtatter ein von einer hieſi⸗ gen Hausfrau beim Oeffnen eines, angeblich normal großen, Dotter und Eiweis enthaltenen Hühnereis, im Innern deſ— ſelben gefundenes, mit einer harten Schaale verſehenes Ei (Ovum in ovo), von der Größe eines Taubeneies. Eier mit 2 Dottern werden nicht gar ſelten gefunden. Biſchoff (Entwicklungsgeſchichte mit beſonderer Berüͤckſichtigung der Mißbildungen, in R. Wagners Handwörterbuch der Phyſio— logie Bd. 1) bemerkt, daß dieſe Fälle meiſt jo zu erklären ſeien, daß ſich 2 Dotter am Eierſtocke losgelöſt haben, die während ihres Durchgangs durch den Eileiter von einem Eiweiß oder wenigſtens von einer Schalenhaut und Schale umgeben wurden. Ein mit einer harten kalkigen Schale verſehenes Ovum in ovo, wie das unſrige, finde ich in der mir zu Gebote ſtehenden Literatur nicht erwähnt. Daſſelbe wurde zu weiterer Unterſuchung vorerſt in Weingeiſt aufbe— wahrt. Für die Bibliothek ſchaffte die zoologiſche Section fol— gende Werke an: 1. R. Leuckart. Bericht über die wiſſenſchaftlichen Leiſtun⸗ gen in der Naturgeſchichte der niedern Thiere wäh— rend des Jahres 1858. Berlin 1860. 2. J. Leunis Synopsis der Naturgeſchichte des Thierreiches, 2. Aufl. Hanover 1860. ö 3. M. Bach. Käferfauna für Rord- und Mitteldeutſchland, IV. Bd. Koblenz 1860. 4. L. A. Naumann. Naturgeſchichte der Vögel Deutſch— lands. Schluß des 13. Bandes der Nachträge, Zu— ſätze und Verbeſſerungen von Blaſius, Baldamus und Sturm. Stuttgart 1860, womit dieſes klaſ— ſiſche, im Jahre 1822 begonnene, Werk nunmehr vollendet iſt. B. Botaniſche Section. Dieſelbe hatte zum Vorſitzenden Herrn Hofgärtner Stieler und als Repräſentanten für den großen Ausſchuß die Herrn prakt. Arzt Dr. Gerlach, Hofapotheker Wahle und Obergerichtsadvokat Dr. Gentil. Sie hielt im Laufe des verfloſſenen Sommers dee Zuſammenkünfte im Ver- einsgarten. Die Mittel der Section mußten, wie gewöhnlich, zum größten Theile zu Reparaturen der Gewächshäuſer verwendet werden und namentlich veranlaßte die Herſtellung der Fen— ſter, Anſtrich ꝛc. des großen Glashauſes in dieſem Jahre bedeutende Unkoſten. Von Gent und Hautt wurde eine Parthie neuer Pflanzen angekauft und in den Glashäuſern aufgeſtellt. Ebenſo wurden auch mehrere ſchöne Blattpflanzen an⸗ geſchafft. Vom botaniſchen Garten zu Heidelberg erhielt die Section eine Zuſendung von Pflanzen und Saamen, wofür der Verein hiermit ſeinen Dank ausſpricht. Herr Vereinsgärtner Bucher erbaute ein Victoria: Haus, welches aber zu ſpät fertig wurde, ſo daß die Pflanze zwar kräftig gedieh, aber nicht mehr zum Blühen kam. Er verdient für dieſe neue, auf ſeine Koſten veranſtaltete Ver⸗ ſchönerung des Gartens die Anerkennung des Vereins. Neubert's Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde wurde auch im verfloſſenen Jahre von der Section gehalten und circulirte unter deren Mitgliedern. C. ꝙhyſikaliſch-mineralogiſche Section. Die Repräſentanten dieſer Section waren, wie im vo— rigen Jahre, die Herren Direktor Prof. Schröder, als Vorſitzender, Regierungsrath With, Partikulier Scipio und Apotheker Dr. Hirſchbrunn. | Die von Herrn Dr. Hirſchbrunn mit Erfolg begon— nene Bearbeitung und Neuaufſtellung der geognoſtiſchen Sammlung konnte in dieſem Jahre, der gerade in die gün— ſtige Jahreszeit fallenden baulichen Veränderungen wegen nicht fortgeſetzt werden, wir hoffen aber deren Vollendung im nächſten Sommer entgegenſehen zu dürfen. Für die petrefaktologiſche Sammlung wurde ein bei Ilvesheim beim Graben eines Brunnens gefundener wohl— erhaltener Backenzahn eines Mammuths (Elephas primi- genius Elb.) erworben. Die Bibliothek der mineralogiſchen Section wurde durch folgende Werke vermehrt: — 15 — 1. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognoſie, Geologie und Petrefaktenkunde von C. v. Leonhard und H. G. Bronn, Jahrg. 59. Heft V., Vb., VI. 2. Frommherz. Handbuch der Geologie, herausgegeben von Dr. Stizenberger. Stuttgart 1856. 3. Bach. Geologiſche Karte von Central-Europa. Stutt⸗ gart 1859. D. AMediziniſche Section. An der Section betheiligten ſich ſämmtliche hieſige Aerzte, welche zu Repräſentanten die Herrn Hofrath Dr. Seitz, Hofrath Dr. Stehberger, Hofrath Dr. Zeroni und Regimentsarzt Mayer wählten. Den Vorſitz führte Herr Dr. Seitz, welcher zugleich als Geſchäftsführer des mediziniſchen Leſezirkels fungirte. Die Mittel der Section wurden, wie in früheren Jah— ren, zur Anſchaffung gediegener Zeitſchriften und Mono— graphien verwendet, welche, nachdem ſie unter den Mitglie— dern zirkulirt hatten, der Vereinsbibliothek einverleibt wurden. Von Zeitſchriften wurden gehalten: 1. Archiv für phyſiol. Heilkunde von Wunderlich x. Leipzig 1860. 5 2. Journal für Kinderkrankheiten von Behrend und Hildebrand. Erlangen 1860. 3. Zeitſchrift der K. K. Geſellſchaft der Aerzte zu Wien. 1860. 4. Wiener medizin. Wochenſchrift, redig. von Dr. Wittels- höfer. 1860. 5. Spitalszeitung, Beilage zur Wiener Wochenſchrift. 1860. 6. Vierteljahrsſchrift für die praktiſche Heilkunde. Prag 1860. — Deutſche Klinik, herausgegeben von Dr. Göſchen. Berlin 1860. 10. 11. ot — 16 — Archiv für pathol. Anatomie, Phyſiologie und kliniſche Medizin von Virchow. Berlin 1860. Cannſtadt's Jahresbericht über die Fortſchritte der geſammten Medizin. Würzburg 1860. Archiv des Vereins für gemeinſchaftliche Arbeiten zur Förderung der wiſſenſchaftlichen Heilkunde, von Vo— gel ꝛc. Göttingen 1860: Archiv für Ophthalmologie von T. Arlt, Donders und Gräfe. Berlin 1860. Monographien wurden folgende angeſchafft i . Dr. W. Vogt. Die eſſentielle Lähmung der Kinder. Bern 1859. . Dr. L. v. d. Decken. Die vegetabiliſche Diät. Olmütz 1859. . Dr. L. v. d. Decken. Der Typhus, ſeine Weſenheit und naturgemäße Behandlung. Olmütz 1859. R. J. M. Schiff. Unterſuchungen über die Zucker— bildung in der Leber und den Einfluß des Nerven— ſyſtems auf die Erzeugung des Diabetes. Würzburg 1859. . F. W. v. Scanzoni. Beiträge zur Geburtskunde und Gynäkologie. Würzburg 1860. Dr. Alf. Kußmaul. Unterſuchungen über das See— lenleben des neugeborenen Menſchen. Leipzig 1859. Dr. A. Kußmaul. Von dem Mangel, der Verküm— merung und Verdopplung der Gebärmutter ꝛe. Würz— burg 1859. Ed. Zeis. Die permanenten und prolongirten Lokal- bäder bei verſchiedenen örtlichen Krankheiten. Leipzig und Heidelberg 1860. R. Volz. Ueber die Armen- und Krankenpflege in ihrer geſchichtlichen Entwicklung, mit beſonderer Be— ziehung auf das Großherzogthum Baden. Ein Vor— trag. Karlsruhe 1860. | 10. H. Silberſchmidt. Hiſtor.⸗kritiſche Darſtellung der Pathologie des Kindbettfiebers. Erlangen 1859. 11. E. Albrecht. Die Krankheiten der Wurzelhaut der Zähne. Berlin 1860. 12. F. Flemming. Zur Lehre von den 3 Erlangen 1860. 13. L. Müller. Das corroſive Geſchwür im Magen und Darmkanale und deſſen Behandlung. Erlangen 1860. 14. J. N. Czermak. Der Kehlkopfſpiegel und ſeine Ver⸗ werthung für tene 1 und Medizin, mit 4 Tafeln. Leipzig 1860. 15. R. Edler v. Vivenot. Palermo und ſeine Bedeutung als klimatiſcher Kurort ꝛc. Erlangen 1860. 16. V. v. Bruns. Die Durchſchneidung der Geſichtsnerven beim Geſichtsſchmerze. Tübingen 1859. 7. J. H. Knapp. Die Krümmung der Hornhaut des menſchlichen Auges, mit 2 Tafeln. Heidelberg 1860. 18. Alph. Vogel. Klin. Unterſuchungen über den Typhus auf der medizin. Abtheilung des eee Kran⸗ a zu München. 19. J. C. Santus. Ueber die Zunahme der Geiſteskrank⸗ Nan und ihren Zuſammenhang mit den Geſchlechts⸗ functionen c. Erlangen 1859. 20. Verhandlungen der vom 3.—86. Sept. 1859 in Hei⸗ delberg verſammelten Augenärzte. Berltn 1860. 21. J. H. Hoffbauer. Ueber die Urſachen der in neueſter Zeit ſo überhand nehmenden Selbſtmorde und deren Verhütung. Neuwied 1859. 22. F. W. Lorinſer. Ueber die Täuſchung und Irrthü⸗ mer in Erkenntniß der allgem. Syphilis. Wien 1859. 23. J. M. Honigberger. Heilung der Cholera. Aus dem Engliſchen, mit 4 lithogr. Tafeln. Wien 1859. 24. A. Tardien. Die Vergehen gegen die Sittlichkeit in ſtaatsärztlicher Beziehung. Nach der 3. franz. Aufl. von F. W. Theile. Weimar 1859. 2 1 25. O. Thilenius. Soden und ſeine Heilmittel. Für Aerzte dargeſtellt, mit einer Anſicht von Soden. Frankfurt 1859. | 26. W. Müller. Beiträge zur Theorie der Reſpiration. Wien 1858. 27. H. Luſchka. Die Blutgefäße der Klappen des menſch— lichen Herzens. Wien 1859. 28. M. Herrmann. Vergleichung des Harns aus den beiden gleichthätigen Nieren. Wien 1859. 29. L. Türk. Ueber die Beziehung gewiſſer Krankheits- heerde des großen Gehirns zur Anäſtheſie. Wien 1859. 30. E. Brücke. Beiträge zur Lehre von der Verdauung. Wien 1859. 31. M. E. A. Naumann. Ergebniſſe und Studien aus der medizin. Klinik zu Bonn 1860. 32. M. Leidesdorf. Pathologie und Therapie der pfycho— logiſchen Krankheiten, für Aerzte und Studirende be— arbeitet. Erlangen 1860. 33. T. A. v. Ammon. Der Epicanthus und das Epible- pharon, ein Sendſchreiben an Dr. Sichel in Paris mit 20 Abbildungen. Berlin 1860. 34. J. Ritter v. Hasner. Kliniſche Vorträge über Au— genheilkunde. I. Abth. Prag 1860. 35. E. R. Pfaff. Ueber Anwendung der digitalis purpu- rea bei den organischen Krankheiten des Herzens. 1860. 36. Die Mineral-Moorbäder zu Marienbad mit der Abbildung des Moorbades und des alten Badehauſes. Prag 1860. 37. A. v. Franke. Das Delirium tremens der medizin. Fakultät zu München vorgelegt. München 1859. 38. L. Happe. Die Beſtimmung des Sehebereichs ꝛc. Braunſchweig 1860. 39. H. Dick. Der Nachtripper, ſeine Pathologie und Be— handlung, überſetzt von Dr. Eiſenmann, mit 3 lithographirten Tafeln. Würzburg 1861. . 40. Dr. Alb. Haug. Beobachtungen aus der mediziniſchen Klinik und Abtheilung des Prof. v. Gietl im allge— meinen Krankenhauſe zn München. 1860. E. Allgemeine Vereins- Angelegenheiten. Auch im verfloſſenen Jahre erfreuten wir uns der freundlichen Theilnahme einer großen Zahl auswärtiger Vereine und gelehrter Geſellſchaften, wie auch einzelner Ge— lehrter, welche uns ihre wiſſenſchaftliche Arbeiten und Be— richte, theilweiſe auch größere Werke zuſandten, wofür wir denſelben hier unſern ergebenſten Dank ausſprechen. Außer— dem wurden aus Vereinsmitteln einige intereſſante Zeit— ſchriften und Werke für den Leſezirkel und die Vereinsbib— liothek angeſchafft. Als Geſchenke gingen ein: 1. Jahrbuch der K. K. geologiſchen Reichsanſtalt zu Wien 1859 X. Jahrgang No. 2 — 4; 1860 XI. Jahrgang No. 1. Wien K. K. Hof⸗ und Staatsdruckerei. 2. Einladung zur Einweihungsfeier des Muſeums in Riga am 7. März 1858 (Riga 1858.) 3. Korreſpondenzblatt des naturforſchenden Vereins zu Riga. Redigirt von C. J. G. Müller, Dr. med., und E. L. Seezen, X. Jahrgang (Riga 1858), XI Jahrgang. Redigirt von Apotheker E. L. Seezen (Riga 1859.) 4. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gar— tenbaues in den Königl. Preußiſchen Staaten. Neue Reihe, 6. Jahrgang, 3. Heft, 7. Jahrgang, 1. Heft (Berlin 1859). 5. Gemeinnützige Wochenſchrift. Organ für Technik, Land— wirthſchaft, Handel und Armenpflege. Herausgegeben von der Direktion des polytechniſchen Vereins zu 2 * Pe, Würzburg und dem Kreiskomite des landwirthſchaft— lichen Vereins von Unterfranken und Aſchaffenburg. IX. Jahrgang No. 36—53. X. Jahrg. No. 1— 385. 6. Berichte über die Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu Freiburg i. B., Band II. Heft 2. (Freiburg 1860). 7. Verhandlungen des naturhiſtoriſch-mediziniſchen Vereins zu Heidelberg. Band II. pag. 1— 66. (Heidel⸗ berg 1860). Zeitſchrift des Gartenbauvereins zu Darmſtadt. 7. Jahrgang. 1858. 9. Württembergiſche naturwiſſenſchaftliche Jahreshefte, herausgegeben von Prof. Dr. H. v. Mohl x. XVI. Jahrgang, 1. u. 3. Heft. (Stuttgart 1860.) 10. Allgemeine land- und forſtwirthſchaftliche Zeitung. Her— ausgegeben von der K. K. landwirthſchaftlichen Ge— ſellſchaft in Wien. Redigirt von Prof. Dr. J. Aren⸗ ſtein, IX. Jahrgang (1859) No. 29—36, X. Jahre gang (1860) No. 1—10. 11. Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Naſſau, 13. Heft (Wiesbaden 1858). O0 Durch die Smithsonian institution in Was- hington: > ‚ 12. Anual Report of the board of reports of regents of the Smithsonian institution for the jear 1858. (Washington 1859). 13. First report of a geological reconoissance of the nor- thern counties of Arcansas made during the jears 1857 und 1858 by David Dale Owen (Little Bock 1858). 14. Zwölfter Jahresbericht des Ohio-Staates-Ackerbaurathes für das Jahr 1857. (Columbus, Ohio 1858). 15. Proceedings of the academy of natural sciences of Philadelphia. 1859. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 26. — 21 — Views of the vine grawing resources of St. Louis and adjacent countis of Missouri, by Charles H. Haven. (St. Louis 1858.) The transactions of the Academy of science of St. Louis. (St. Louis 1857, 58, 59). Smithsonian miscellaneous collections. Check lists of the shells of North-America prepared for the Smithsonian institution by Isaac Lea etc. (Was- hington 1860). The coleoptera of Kansas and eastern New-Mexico by John L. Le Conte M. D. Publisched by the Smiths. institution. December 1859. Landwirthſchaftliche Berichte, herausgegeben von Freiherr L. v. Babo. Jahrgang 1859. No. 15—24, Jahrg. 1860, No. 1—11. Jahresbericht des phyſikaliſchen Vereins zu Frankfurt a. M. für das Rechnungsjahr 1858—59. Verhandlungen des Gartenbauvereins zu Erfurt. XIV Jahrgang v. 1. Januar 1858 — 31. Dezember 1859. (Erfurt 1860). Neues Lauſitziſches Magazin. Organ der Oberlau— ſitziſchen Gefellſchaft der Wiſſenſchaften zu Görlitz. 36. Band, 1. — 4. Heft. 37. Band, 1.—2. Doppel⸗ heft. (Görlitz 1859 —60). ; 36ter Jahresbericht der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur. 1858. — Derſelben Z'iter Jahresbericht 1859. Der zoologiſche Garten. Organ für die zoologiſche Ge— ſellſchaft in Frankfurt a. M., herausgegeben von Dr. F. Weinland, 1. Jahrg. (Frankfurt 1860). Denkſchriften der Königl. Bayeriſchen Botaniſchen Ge— ſellſchaft in Regensburg. IV. Band, 1. Abthei⸗ lung. (Regensburg 1859). 27. 29 30. 31. 32. 33. 34. Verhandlungen des naturhiſtoriſchen Vereins der preu— ßiſchen Rheinlande und Weſtphalens, 16. Jahrgang, 3.—4. Heft. (Bern 1859). Landwirthſchaftliches Korreſpondenzblatt für das Großherzogthum Baden. Jahrgang 1859, Juli bis Dezember, Jahrgang 1860, Januar bis Juni. Korreſpondenzblatt des zoologiſch-mineralogiſchen Vereins in Regensburg. 13. Jahrg. (Regensburg 1859). Landwirthſchaftliches Centralblatt (des badiſchen land— wirthſchaftlichen Vereins), Jahrgang 1859, No. 13 — 21, Jahrgang 1860, No. 1—18. Verhandlungen der K. K. zoologiſch-botaniſchen Geſell— ſchaft in Wien. IX. Band. 1859. Abhandlungen des zoologiſch-mineralogiſchen Vereins in Regensburg. 8. Heft. (Regensburg 1860). Zeitſchrift für die geſammten Naturwiſſenſchaften, her— ansgegeben von dem naturwiſſenſchaftlichen Vereine für Sachſen und Thüringen in Halle, redigirt von C. Giebel und W. Heintz, Band XIII. und XIV. 1859. Mittheilungen aus dem Oſterlande, gemeinſchaftlich herausgegeben von dem Kunſt- und Handwerksverein und der naturforſchenden Geſellſchaft zu Altenburg. XV. Band, 1—4. Heft, April 1860. Achter Bericht der Oberheſſiſchen Geſellſchaft für Natur- und Heilkunde. Gießen 1860. „Dritter Jahresbericht des naturhiſtoriſchen Vereins in Paſſau für das Jahr 1859. (Paſſau 1860). „Von der Königl. Bayer. Akademie der Wiſſenſchaften in München: a. Sitzungsberichte der K. Bayer. Akademie der Wiſ— ſenſchaften in München. 1860. Heft 1—3. b. Die foſſilen Ueberreſte von nackten Dintenfiſchen aus dem lithogr. Schiefer und dem Lias des ſüd— deutſchen Juragebirges, kritiſch erläutert von Dr. 41. 42. 43. 44. PA A. Wagner, Mitglied der Königl. Akademie der Wiſſenſchaften. München 1860. c. Beiträge zur Kenntniß der Entomoſtraceen von Dr. Seb. Fiſcher. München 1860. d. Molekulare Vorgänge in der Nervenſubſtanz III. Abhandlung, Maßbeſtimmung der Reizbarkeit, von Prof. Dr. Emil Harleß. München 1860. e. Ueber die Zuſammenſetzung des Gletſcherſchlammes von Dachſtein am Hallſtädter See, von Auguſt Vogel jun. München 1860. f. Denkrede auf Alex. von Humbold, geleſen in der öffentlichen Sitzung der K. Bayer. Akademie der Wiſſenſchaften am 18. März 1860 von Dr. C. F. Ph. von Martius. München 1860. Dreizehnter Bericht des naturhiſtoriſchen Vereins in Augsburg, veröffentlicht im Jahre 1860. Abhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu Gör— litz. 10. Band. (Görlitz 1860). . Generalverjammlung des landwirthſchaftlichen Kreisver— eins Weinheim — Heidelberg für das Jahr 1859, abgehalten in Heidelberg am 6. — 7. Februar 1860. Bensheim 1860. Vorträge über Naturlehre in ihrer Beziehung zur Land— wirthſchaft, gehalten vor Mitgliedern des landwirth— ſchaftlichen Bezirksvereins Karlsruhe im Winter 1859/60, von Dr. J. Neßler. (Karlsruhe 1860). Jahresheft der naturwiſſenſchaftlichen Section der K. K. mähr. ſchl. Geſellſchaft für Ackerbau, Natur- und Landeskunde. Jahrg. 1858 u. 1859. Bericht über die Gründung und Thätigkeit des landw. Vereins zu Noſſen im Königreiche Sachſen, zur Feier des 25jährigen Beſtehens des Vereins. Schriften der Königl. phyſikaliſch-ökonomiſchen Geſell— ſchaft zu Königsberg. 1. J 1. Abtheilung. (Königsberg 1860.) 45. Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu Ba- ſel. II. Theil, 4. Heft. (Baſel 1860). 46. Amtlicher Bericht über die 33. Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte zu Bonn im Jahre 1857. Herausgegeben von den Geſchäftsführern derſelben J. Nöggerath und H. F. Kilian. Bonn 1859. (Geſchenk von Herrn Prof. Dr. Schönfeld.) 47. Ueber Alterthümer des oſtindiſchen Archipels, insbeſon— dere die Hindualterthümer und Tempelruinen auf Java, Madura und Bali, von Medizinalrath Dr. Joh. Müller in Berlin. 1859. (Geſchenk des Herrn Verfaſſers). 48. Die Steinkohlen und unſere foſſilen Brennſtoffe. Ein Stück zur Bildungsgeſchichte unſerer Erde mit kultur— hiſtoriſchen und ökonomiſchen Randzeichnungen. Vor⸗ trag gehalten im liter. geſell. Verein zu Mannheim am 28. April 1859 von C. Clauß, Berg- und Hüt⸗ tendireftor. Mannheim 1860. (Geſchenk des Herrn Verfaſſers.) 49. Maximilian der I., König von Bayern ꝛc., von Prof. Dr. J. Giſtel. München 1854 (Geſchenk des Herrn Verfaſſers.) Aus Vereinsmitteln wurden für den Leſezirkel und die Bibliothek angeſchafft: 1. Die Natur, Zeitung zur Verbreitung naturwiſſenſchaft⸗ licher Kenntniſſe ꝛc., von Dr. Otto Ule und Dr. Carl Müller. Jahrgang 1860. 2. Aus der Natur, Die neueſten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften. Band 13. und 14. Neue Folge 1. u. 2. Band). Leipzig, Verlag von Ambr. Abel. 1860. 3. Froriep's Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Jahrgang 1860. 4. Schilling. Der praktiſche Naturforſcher, II. und III. Band. Weimar 1860. Derzeichniß der gelehrten Geſellſchaften und Vereine, mit welchen der Mann⸗ heimer Verein für Naturkunde in Verbindung ſteht. Die rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. 2. Der Gartenbau-Verein zu Mainz. 08 Der Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. . Die Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. Die Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Natur— kunde zu Hanau. Die Pollich ia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeriſchen Pfalz in Dürkheim a. d. H. Die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. „Die königl. bayeriſche botaniſche Geſellſchaft zu Regens— burg. Der zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. Die pfälz. Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſers— lautern. Der entomologiſche Verein in Stettin. Der großh. bad. landwirthſchaftliche Verein in Karls— ruhe. Der naturhiſtoriſche Verein der preuß. e in Bonn. Der Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem⸗ berg zu Stuttgart. . Die Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. . Die ökonomische Geſellſchaft im Königreich Sachſen zu Dresden. . Der naturforſchende Verein in Riga. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchner Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Natur- wiſſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten zu Berlin. Die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien. Die k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. . Der großh. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. Der kurfürſtl. heſſiſche Landwirthſchafts-Verein in Caſſel. Der Gartenbau-Verein in Erfurt. Die k. k. geologiſche Reichs-Anſtalt in Wien. Der naturhiſtoriſche Verein in Augsburg. Der zoologiſch-botaniſche Verein in Wien. 33. Der Thüringer Gartenbau-Verein in Gotha. 34. Der landwirthſchaftliche Verein für Unterfranken und Aſchaffenburg zu Würzburg. Der naturwiſſenſchaftliche Verein zu Halle. Die Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier. „Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Görlitz. Der Verein fur die rheiniſche Naturgeſchichte zu Frei: burg i. B. Der naturforſchende Verein zu Bamberg. Die société des sciences naturelles de Cherbourg. „Die ſchleſiſche Geſellſchaft für Beförderung der vater— ländiſchen Cultur zu Breslau. 8 Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der allgemeine deutſche Apotheker-Verein. Die allgemeine ſchweizeriſche naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der großh. badiſche landwirthſchaftliche Kreis-Verein des Unterrheinkreiſes zu Weinheim. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde zu Gießen. Die Smithsonian institution zu Waſhington. Die königl. Akademie der Wiſſenſchaften in München. Der naturhiſtoriſche Verein zu Paſſau. Der Verein für Naturkunde zu Preßburg. Der Frankfurter phyſikaliſche Verein. Der naturhiſtoriſch-mediciniſche Verein zu Heidelberg. „Die königl. zoologiſche Geſellſchaft »Natura artis magi- stra« zu Amſterdam. Der Gartenbau-Verein zu Darmſtadt. Die société des sciences naturelles de Strassbourg. Der naturwiſſenſchaftliche Verein des Harzes zu Blan— kenburg. Die zoologiſche Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. Die k. k. mähr. ſchl. Geſellſchaft für Ackerbau, Natur: und Landeskunde. Der landwirthſchaftliche Verein zu Noſſen im König: reiche Sachſen. Die königl. phyſikaliſch-ökonomiſche Geſellſchaft zu Kö— nigsberg. Alexander von Humboldt. Vorkrag eines Vereinsmitgliedes. . Am 6. Mai 1859, und wir feiern heute nahe den Jahrestag, ſtarb zu Berlin der Heros der Wiſſenſchaft, Alexander von Humboldt. Mit ſchüchterner Bewunderung wage ich es, ſeinem Andenken in dieſem Kreiſe einige Worte zu widmen. Humboldt ſtammt aus einem altadeligen Geſchlechte. Sein Großvater diente als Capitän unter Friedrich Wilhelm dem Erſten. Sein Vater, 1720 geboren, war Major und während der Zeit des ſiebenjährigen Krieges Adjutant des Herzogs Ferdinand von Braunſchweig. Major von Humboldt war Erbherr auf Hadersleben und Ringeswalde, und nahm das Schlößchen Tegel, den ſpäteren Familienſitz, zwiſchen Berlin und Spandau gelegen, in Erbpacht. Er hatte ſich vermählt mit der Wittwe eines Baron von Holvede, einer geborenen von Colomb, deren Familie aus Burgund ſtam— mend, durch den Widerruf des Ediktes von Nantes auswan— dern mußte, und ſo nach Deutſchland kam. Aus dieſer Ehe gingen zwei Söhne hervor: Wilhelm, 1767 zu Potsdam geboren, als der Vater noch Kammerherr bei der Prinzeſſin Eliſabeth von Preußen war, und Alexan— der, welcher am 14. September 1769 zu Berlin zur Welt kam. — — — — —— — — — — 1 In demſelben Jahre wurden geboren: Napoleon J., Wellington, Cuvier und Ernſt Moritz Arndt. In dieſem Jahre 1769 entdeckte Prieſtley den Sauerſtoff, nahm Watt ſein erſtes Patent auf die Dampfmaſchine und Arkwright auf die Spinnmaſchine. Es iſt das Geburtsjahr der chemi— ſchen und mechaniſchen Induſtrie der Neuzeit. Ihre Jugend brachten die beiden Brüder auf dem freundlichen Schloſſe Tegel zu. Major von Humboldt, wel— cher den ſeit 1773 bei einem Regimente in Potsdam als Feldprediger dienenden Campe als einen Mann kennen ge— lernt hatte, welcher ſich mehr zur Pädagogik als zur Theo— logie hingezogen fühlte, nahm dieſen 1775 in ſein Haus, um ihm die erſte Erziehung ſeiner beiden Söhne anzuvertrauen. Schon 1776 indeß wurde Campe als Direktor an das Phi— lantropin zu Deſſau berufen, und Major von Humboldts glückliche Wahl zu einem Hauslehrer an Campe's Stelle fiel nun auf einen trefflichen zwanzigjährigen Jüngling, Chriſtian Kunth, der beide Söhne bis zur Univerſität begleitete, und bis an ſein Ende der vertrauteſte Freund des Brüderpaars und der Familie geblieben iſt. Schon 1779 ſtarb der Ma- jor von Humboldt, und die beiden Söhne waren vaterlos. 1780 unterrichtete der Phyſikus Heim in Spandau, der nachmalige berühmte Arzt und Univerſitätslehrer, die beiden Brüder in den erſten Elementen der Botanik, indem er auch Ausflüge mit ihnen machte. Intereſſant bleibt eine Aeußerung Heim's aus jener Zeit, daß nämlich der ältere Knabe Wilhelm dieſen Unterricht ſehr leicht gefaßt, während der 11jährige Alexander ſehr ſchwer im Begreifen geweſen ſei, eine Erſcheinung, die ſich auch anderweit mehrfach her— ausgeſtellt, und Mutter und Hofmeiſter eine Zeit lang be— ſorgt machte, daß ſich Alexander wohl gar nicht zum Studi— ren eigne. Aber dieſe Schwäche, welche den jüngeren Bru— der auch phyſiſch leidend machte, und bis über die Univerſität hinaus begleitete, war ohne Zweifel, und ſo verſichert z. B. namentlich ſein Lehrer und Freund Forſter, nur Folge einer — —— übermäßigen frühzeitigen Geiſtesanſtrengung, mit welcher er ſeinem begabten und um 2 Jahre älteren Bruder, mit dem er gemeinſchaftlich unterrichtet wurde, es gleich zu thun ſtrebte. 1783 wurden die Brüder mit ihrem Erzieher nach Berlin geſchickt, wo ſie unter anderem von Fiſcher im Griechiſchen, von Wildenow in der Botanik, von Engel, Klein, Dohm u. A. in der Philoſophie, Rechts- und Staatswiſſenſchaft Pri⸗ vatunterricht erhielten. Oſtern 1786 begaben ſich die beiden vom Glück begünſtigten Söhne mit ihrem Erzieher und nun⸗ mehrigen Freunde Kunth auf die Univerſität nach Frankfurt an der Oder. Wilhelm hatte ſich der Rechtswiſſenſchaft, Alexander der Cameralwiſſenſchaft gewidmet. Oſtern 1788 ſiedelten ſie nach Göttingen über, wo Blumenbach, Heyne, Eichhorn lehrten. Hier geſtaltete ſich für Alexander ein nachhaltig freund— ſchaftliches Verhältniß zu Georg Forſter, dem Schwiegerſohne Heyne's, welcher Cook auf deſſen zweiter Reiſe um die Welt als Naturforſcher begleitet hatte. Forſter, „dieſer Mann voll Kühnheit, ſchöpferiſcher Kühnheit, und voll heiligen Ringens nach Freiheit,“ er war, wie Humboldt's Biograph Klein ſagt, die erſte, vom geheimnißvollen Schimmer einer transatlanti- ſchen Welt umgebene Geſtalt, welche ſich mit dem jugendlichen Alexander enger verband; und wohl hier ſchon keimte in dem herrlichen Jünglinge die Sehnſucht auf, die weite ſchöͤne Erde perſönlich zu erforſchen. Kunth hatte die Brüder nicht mehr nach Göttingen begleitet; er war in Staatsdienſte getreten, blieb aber ferner mit der Verwaltung der Familienangelegen— heiten der Majorin von Humboldt beauftragt. 1790 machte Alexander die erſte wiſſenſchaftliche Reiſe mit Forſter an den Rhein, durch Holland und nach England, und dieſe Reiſe lieferte ihm das Material zu ſeiner erſten Schrift: „Mineralogiſche Beobachtungen über einige Baſalte am Rhein.“ Dieſe Reiſe hatte die Vorliebe für das Berg— fach in ihm geweckt, und er ging deßhalb noch in demſelben Jahre nach Hamburg, auf der dortigen Handelsakademie das 4 Comptoirweſen zu ſtudiren, dann aber 1791 auf die Berg— akademie zu Freiberg, wohin ihn der berühmte Name Wer— ners zog, und wo ſein nachmaliger langjähriger Freund Leopold von Buch, mit welchem er ſchon in Berlin in per— ſönlichen Umgang gekommen war, ebenfalls ſtudirte. Schon 1792 wurde er als Aſſeſſor bei'm Bergwerks- und Hütten— departement zu Berlin angeſtellt, und noch in demſelben Jahre als Oberbergmeiſter nach Bayreuth verſetzt, mit der amtlichen Beſtimmung, das Bergweſen in den erſt kürzlich an Preußen gefallenen fränkiſchen Fürſtenthümern gänzlich neu aufzurichten. In dieſer Stellung verblieb er bis 1795, im innerſten Gedanken fortwährend mit einer großen Ent— deckungs-Weltreiſe beſchäftigt, aber unermüdlich thätig ſowohl in ſeiner amtlichen Stellung, als in Verfolgung vielſeitiger wiſſenſchaftlicher Unterſuchungen, welche er in den hütten⸗ männiſchen, chemiſchen und phyſikaliſchen Zeitſchriften dama— liger Zeit veröffentlichte. Sein größeres Werk dieſer Zeit fällt in das Jahr 1793 und erſchien unter dem Titel: Florae Friburgensis specimen oder Flora der kryptogamiſchen Ge— wächſe der Freiburger Gegend, mit Aphoriſmen aus der che— miſchen Phyſiologie der Pflanzen. Er gab ſeine Stellung 1795 freiwillig auf, um ſich für ſeine größeren Reiſepläne vorzubereiten; zu welchem Zwecke er ſich zunächſt zu geog— noſtiſchen und botaniſchen Vorſtudien nach Wien begab. Hier traf ihn 1796 die Nachricht von dem Tode ſeiner trefflichen Mutter. Dieſe Kunde und manche daran ſich knüpfende Familienangelegenheiten riefen ihn 1797 zu ſeinem Bruder Wilhelm nach Jena. Er beſchäftigte ſich dort namentlich auch mit praktiſch-anatomiſchen und phyſiologiſchen Studien und Unterſuchungen, und wußte ſelbſt Göthe ſo ſehr für die— ſelben zu intereſſiren, daß dieſer gemeinſchaftlich mit ihm eine Privatvorleſung über Anatomie bei Loder nahm. Damals entſtand auch Humboldt's, durch Galvani's große Entdeckung veranlaßte Schrift „über die gereizte Muſkel- und Nerven⸗ faſer.“ We Als Erbtheil war ihm das Gut Ringenwalde in der Neumark zugefallen, während Wilhelm Tegel in Beſitz nahm. Er verkaufte ſein Erbgut an den Dichter Franz von Kleiſt, um die Mittel zu ſeiner großen wiſſenſchaftlichen Reiſe zu erlangen, und beauftragte ſeinen Erzieher und Freund Kunth mit der Sorge über ſein bewegliches Vermögen. Es war verabredet, mit ſeinem Bruder Wilhelm und deſſen Familie zuerſt eine Reiſe nach Italien zu machen, von wo Alexander nach Spanien gehen und dann ſeine große weſtindiſche Reiſe antreten wollte. | Die Brüder kamen jedoch nur nach Wien, und mußten dort ihren Plan einer italieniſchen Reiſe, der Kriegsverhält— niſſe wegen, aufgeben. Alexander ſchloß ſich nun Leopold von Buch zu einer geologiſchen Unterſuchung der Salzburger und Steirer Alpen an, verlebte mit ihm den Winter in Salzburg, und traf 1798 wieder mit ſeinem Bruder und deſſen Familie in Paris zuſammen. Hier vollendete er in Gemeinſchaft mit Gay-Luſſac eine ſchon früher begonnene Arbeit „über die Zuſammenſetzung der Atmosphäre“, und lernte Bonpland kennen, mit welchem er ſich zu der beabſich— tigten weſtindiſchen Reiſe verband. Anfang 1799 machten ſich beide auf den Weg nach Spanien, Humboldt mit ſeinen aſtronomiſchen und geodätiſchen Reiſeinſtrumenten die Lage wichtiger Punkte beſtimmend, Bonpland die Pflanzenwelt durchforſchend. In Madrid fanden ſie jede gewünſchte Un— terſtützung für ihr Vorhaben. Am 5. Juni 1799 ſteuerten ſie von Corunna aus in die offene See. Wir begleiten Humboldt nicht auf dieſer Reiſe, da ſie ganz in das Gebiet ſeiner wiſſenſchaftlichen Thaten gehört, und wir hier vorerſt nur eine chronologiſche Ordnung zu gewinnen haben für die Betrachtung der Leiſtungen dieſes außerordentlichen Mannes. Im Auguſt 1804 landete Humboldt mit ſeinem mitfor⸗ ſchenden Freunde Bonpland wieder im Hafen von Bordeaux. Glücklich zurückgekehrt von einer Weltfahrt, welche nicht mat Zr A. die großartigſte Unternehmung eines deutſchen Privatmannes, ſondern in wiſſenſchaftlicher Bedeutung die erfolgreichſte aller Entdeckungsreiſen geweſen iſt. Von 1804 bis 1805 blieb Humboldt in Paris. 1805, nachdem er ſeine Sammlungen geordnet hatte, ging er nach Rom zu ſeinem Bruder, der dort preußiſcher Geſandter war, von wo er mit Gay-Luſſac und Leopold von Buch einer Eruption des Veſuvs beiwohnte; — 1806 und 1807 verweilte er in Berlin, und vollendete dort ſein klaſſi— ſches Werk „Anſichten der Natur“, das 1808 erſchien. Von 1808 bis 1827 lebte er, kurze Unterbrechungen abgerechnet, in Paris, mit der Ausarbeitung ſeines in franzöſiſcher Sprache geſchriebenen unſterblichen Reiſewerks beſchäftigt, für deſſen ſpeziell wiſſenſchaftliche Theile er die Mitwirkung von Arago, Gay⸗Luſſac, Cuvier, Latreille, Klaproth, Kunth und Oltmann gewonnen hatte. Bonpland bis dahin mit der Herausgabe des botaniſchen Theils beſchäftigt, war ſchon 1818 als Profeſſor der Naturgeſchichte nach Buenos Ayres gegangen. Um dieſes große Reiſewerk, auf welches wir ſpäter zu— rückkommen werden, in Ruhe bearbeiten zu können, lehnte Humboldt von 1808 bis 1827 jeden anderweitigen Wirkungs- kreis ab, der ihn dauernd hätte in Anſpruch nehmen müſſen. Schon 1810 war ihm die Leitung der Section des Unterrichts im preußiſchen Miniſterium angetragen. Er hatte die Berufung ausgeſchlagen; doch hatte er 1822, zur Zeit des Congreſſes von Verona, von dort mit dem Könige von Preußen eine Reiſe durch Italien gemacht. 1827 ſiedelte er nach Berlin über auf den Wunſch des Königs, ihm ein Geſellſchafter und wiſſenſchaftlicher Rath— geber zu ſein. Von dieſer Zeit an blieb Humboldt, wenn auch nicht ohne Unterbrechung, in Berlin wohnhaft. Dort eröffnete Alexander von Humboldt am 3. November 1827 eine Reihe von Vorträgen über phyſiſche Weltbeſchreibung. Es war dieſer Cyelus von 61 in hinreißender freier Rede 5 BEST. Aue gehaltenen Vorträgen die Skizze des in ſeinem Greiſenalter erſt ſchriftiich ausgeführten Kosmos. Nie hatten öffentliche Vorträge eine ſolche Theilnahme erregt, als dieſe Vorträge Humboldts. Schon 1842 hatte ſich Humboldt mit der Idee einer großen aſiatiſchen Reiſe beſchäftigt. 1827 machte ihm Kaiſer Nikolaus den Vorſchlag, eine ausgedehnte Reiſe im ruſſiſchen Reiche auf alleinige Koſten der Krone zu machen, und den Zweck dieſer Reiſe einzig und allein in der Förderung der Wiſſenſchaft zu ſuchen. Humboldt ging darauf ein, vollendete ſeine Vorträge in Berlin, präſidirte 1828 noch der Verſamm— lung deutſcher Naturforſcher und Aerzte daſelbſt, und trat im April 1829, in Begleitung ſeiner jüngeren Freunde Eh— renberg und Guſtav Roſe, die große aſiatiſche Reiſe nach dem Ural, Altai und dem caſpiſchen Meere an. Auch auf dieſer mit fürſtlichen Mitteln ausgeführten und durch ihre außer— ordentlichen wiſſenſchaftlichen Reſultate denkwürdigen Reiſe begleiten wir den nun ſchon 60jährigen Forſcher nicht. Nach Imonatlicher Abweſenheit, im Dezember 1829, traf Humboldt mit ſeinen Reiſegefährten wieder in Berlin ein. 1830 wurde Humboldt in diplomatiſchem Auftrage nach Paris geſandt, Louis Philipp und die neue Dynaſtie im Namen des Königs zu begrüßen; und 1834 kehrte er aber— mals in diplomatiſcher Miſſion dahin zurück. Humboldt blieb nun eine Reihe von Jahren beſchäftigt mit der Her— ausgabe ſeiner aſiatiſchen Reiſereſultate, der Fortſetzung frü— her begonnener Arbeiten, und der Herausgabe des Nachlaſſes ſeines 1835 verſtorbenen Bruders Wilhelm, namentlich deſſen ausgedehnter Forſchungen über die Kawi-Sprache, zu welchen Alexander ſelbſt die Materialien auf ſeiner weſtindiſchen Reiſe geſammelt hatte. 1840 endlich begann Humboldt die Ausführung des Kosmos; mit dieſem unſterblichen Werke war er bis in die letzten Tage ſeines Lebens, bis zu ſeinem am 6. Mai 1859 erfolgten Tode be— ſchäftigt. Die Hauptepochen aus dem Leben dieſes außer— a FE en ordentlichen Mannes gruppiren ſich jo, daß ſie von dem Ge— dächtniß leicht behalten werden. 1769 trat er ſeine Weltfahrt an, in welchem Jahre er geboren ward. 1799 als 30jähriger Mann trat er ſeine amerikaniſche Reiſe an. | 1829 führte er als 6Ojähriger Forſcher die aſiatiſche Reiſe aus. 1859, faſt 90 Jahre alt, die große himmliſche Reiſe. Wir haben nun den chronologiſchen Faden gewonnen, um zu den Leiſtungen und der Bedeutung Humboldt's über— zugehen. Humboldt iſt einer der wenigen Menſchen, die faſt nur Glückliches, nur Gelingen und Erfolg erlebt haben; eines der ſeltenen Vorbilder, daß Reichthum glücklich machen kann. Ein ſo erfolgreiches Leben war nur möglich, weil er von Geburt mit geiſtigem und materiellem Reichthum und dem Anſehen eines edlen Geſchlechts ausgeſtattet, doch alle ſeine Kräfte und Neigungen auf den einen großen Zweck, der Wiſſenſchaft und Humanität zu dienen, concentrirte. Er entſagte dem Glück des Familienlebens, dem Genuſſe des Reichthums, er opferte ſein ganzes großes Vermögen der Wiſſenſchaft, indem er für ſie Gefahren, Mühen und An— ſtrengungen ſuchte, und diente ihr mit einer Arbeitskraft und Ausdauer ohne Beiſpiel. Bei voller Geltendmachung ſeiner perſönlichen Freiheit, hielt er doch alles von ſich fern, was dieſem Einen Zwecke hinderlich werden konnte; und ſo erfüllte er ihn, wie in gleichem Maße kein zweiter, er konnte es, ohne die Sorgen und Mühen, welche den minder mit Glücksgütern Geſegneten durch's Leben begleiten, er konnte es, ohne die Bitterkeiten des Lebens nach irgend einer ernſten Seite koſten zu müſſen. In dieſem Sinne iſt Humboldt's Leben ein bei— ſpiellos vollendetes in ſeiner Art; ein Ideal, welches, wenn es ohne ein ſolches Vorbild dichteriſch entworfen werden ſollte, der Schönheit der Wirklichkeit nicht gleich zu kommen vermöchte. 3. — 36 — In Humbold's ganzem Leben iſt Nichts unſchön, nichts unerbaulich; und die erhabene Vollendung dieſes ganzen großen Mannes iſt es auch, die ihm die Ehrfurcht und Liebe von Millionen, die Bewunderung der Zeitgenoſſen zweier Welttheile erworben hat. Von den unmittelbaren wiſſenſchaftlichen Leiſtungen Humboldt's in Kürze ein Bild zu geben, iſt ſehr ſchwer. a. Er hat die bis dahin verworrenen und vereinzelten Thatſachen über die Beſchaffenheit des Planeten, den wir be— wohnen, zu einem geſetzmäßigen einheitlichen Ganzen geord— net. In dieſem Sinne iſt er der Schöpfer einer wahrhaft vergleichenden Klimatologie und Meteorologie, der Schöpfer der vergleichenden Erdbeſchreibung. Hierhin gehören die un— ter Oltmann's Mitwirkung erſchienen zwei Bände Observations astronomiques, welche die berechneten Beobachtungen Hum— boldt's zwiſchen dem 12ten Grad ſüdlicher und dem Alten Grad nördlicher Breite enthalten: Beobachtungen über Meridiandurch— gänge, Sternbedeckungen durch Mond und Planeten, Finſter— niſſe, atmosphäriſche Strahlenbrechung, barometriſche Höhe— meſſungen. Es befinden ſich darunter unter anderm 700 von ihm ſelbſt ausgeführte geographiſche Ortsbeſtimmungen. Hierhin gehört ſein 1857 erſchienenes Tableau physique des regions equinoxiales, ſeine Abhandlung Sur les lignes iso- thermes 1817, ſein auf 10 Bände berechnetes und in 5 Bänden erſchienenes Werk: Examen critique de Thistoire de la géographie du Nouveau continent et des progres de astronomie nautique aux XV. et XVI. siècles. Der 2. Band ſeiner Fragmens asiatiques; vieler einzelner akademi— ſcher Abhandlungen, z. B. „über die Haupturſachen der Tem— peraturverſchiedenheit auf dem Erdkörper 1827; Kritiſches Mémoire über einige wichtige Poſitionen von Guiana, 1840, und des Kosmos nicht zu vergeſſen. b. Humboldt wurde der Begründer einer andern Wiſſen— ſchaft, der Hydrographie, der Beſchreibung der Gewäſſer des Erdballs. Er hat unzählige Erweiterungen der Geognoſie, Pe SR der Wiſſenſchaft von der Bildung und Beſchaffenheit der feſten Erdrinde, auf welcher wir wandeln, beigetragen, und iſt mit ſeinem Freunde Leopold von Buch der eigentliche Begründer der Hebungstheorie der Gebirge, und der Geſetze vulkaniſcher Thätigkeit. Hierhin gehört ſein Essai sur le gisement des roches dans les deux hemispheres, ſeine Vues des Cordilleres 1811, ſeine Karte vom Orinoco und deſſen Verbindung mit dem Amazonenſtrome mittelſt der Flüſſe Caſſiquiare und Rio Negro, 1817, der 1. Band der Fragments asiatiques, 1831, der von G. Roſe bearbeitete mineralogiſch-geognoſtiſche Theil der aſiatiſchen Reiſe 1842 in 2 Bänden; und ſein Werk Asie centrale, Recherche sur les chaines des montagnes et la climatologie comparée 1843 in 3 Bänden. Endlich eine Reihe jelbititändiger Ab- handlungen, z. B. „Beſteigung des Chimborazo und über die mittlere Höhe des Continents 1840.“ c. Wie Humboldt zu betrachten iſt als der eigentliche Schöpfer einer vergleichenden Erdbeſchreibung, einer verglei— chenden Klimatologie, Hydrographie und Geognoſie, ſo iſt er auch zu betrachten als der eigentliche Schöpfer einer verglei— chenden Pflanzengeographie. Hierhin gehören die folgenden Schriften: Seine Ab— handlung: „Ideen zur Phyſiognomik der Gewächſe“ in den bereits erwähnten „Anſichten der Natur“ 1808; ſie reihte ſich dem großen 1805 erſchienenen Werke an: Essai sur la géo- graphie des Plantes; und es fanden dieſe Arbeiten noch eine weitere Ausführung in der Schrift: Prolegomena de distributione geographica plantarum secundum coeli tem- periem et altitudinem montium. In dieſen Werken hatte Humboldt zuerſt den geſetzmäßigen Zuſammenhang zwiſchen den klimatiſchen und geographiſchen Verhältniſſen und der Entwicklung der Pflanzenwelt dargelegt. Dieſem bedeutenden Werke reiht ſich 1808 bis 1816 das ſchöne Werk an: Tableau des plantes équinoctiales, ein wiſſenſchaftliches Gemälde der tropiſchen Pflanzenwelt — 38 — vom Niveau des Meeres bis zur Höhe von 5000 Meter. Die ſpezielle Beſchreibung neu entdeckter Pflanzen mußte Humboldt ſeinem Reiſebegleiter Bonpland und andern Mit⸗ arbeitern an dem großen Reiſewerke überlaſſen. Von Bon— pland erſchienen die beiden Werke: Plantes &quinoxiales au Mexique, dans L'Isle de Cuba, dans les Provinces de Ca- racas, Cumana etc. Ferner: Monographie des Rhexia et des Melasthomes 1809 bis 1816, worin über 160 neue Spezies dieſer nur Südamerika angehörenden Pflanzenfami— lien beſchrieben find. Der Botaniker Kunth erhielt von Hum- boldt das Material zur Bearbeitung der Werke: Famille des Mimosacees et autres plantes legumineuses 1819; grami- nées rares de /’Amerique equinoxiale 1820; ferner bear- beitete Kunth 1822 bis 1825 in 7 Foliobänden die große Pflanzenſynopſis, unter dem Titel: Nova genera et species plantarum, in welcher 4500 von Humboldt und Bonpland in Amerika geſammelter Pflanzenſpezies beſchrieben ſind. d. In der Bearbeitung der zoologiſchen und anatomi— ſchen Ausbeute der weſtindiſchen Reiſe wurde Humboldt von Cuvier und Latreille unterſtützt, und ſie wurden in einem 2 bändigen Werke unter dem Titel bekannt gemacht: Recueil d' Observations de Zoologie et d' Anatomie comparées, fai- tes dans un voyage aux Tropiques. Hierher gehört auch der 3. Theil der aſiatiſchen Reiſe, von Ehrenberg bearbeitet, welcher die botaniſchen und zoologiſchen Reſultate enthält. e. Aber auch für volkswirthſchaftliche, politiſche, ethno— graphiſche und ſelbſt ſprachliche Forſchung war Humboldt's | Reife von eminenter Bedeutung. Wir haben ſchon erwähnt, daß er ſeinem Bruder Wilhelm die Materialien für das Studium der Khawiſprache mitbrachte. Seine ethnographi— ſchen, hiſtoriſchen und politischen Reſultate legte er nieder in dem jchon erwähnten Werke: Vues des Cordilleres et Mo- numens des Peuples indigönes de l’Am6rique, welches 1844 in 2 Foliobänden mit 60 Kupfertafeln erſchien. In 2 Bän⸗ „ den gab er ſeinen: Essai politique sur le royaume de la nouvelle Espagne nebſt Atlas, wovon 18410 der erſte Band erſchien; und ebenſo in 2 Bänden ſeinen: Essai politique sur [Isle de Cuba 1826. t. Das Hauptreiſewerk führt den Titel: Voyage aux regions équinoxiales du Nouveau Continent par A. de Humboldt et Am. Bonpland. Es kam nach und nach heraus von 1815 bis 1834. Es erſchien davon eine große und eine Oktavausgabe; erſtere zu 3 Bänden in Folio und 12 Bän— den in Quart, nebſt einem Atlas géographique et physique und einer Sammlung pittoresfer Zeichnungen. Vier Quart— bände enthalten den eigentlichen Reiſebericht die „Relation historique.“ Die Oktavausgabe iſt auf 23 Bände berechnet. Dies Reiſewerk umfaßt oder begreift ferner die oben erwähn— ten einzelnen Werke als Beſtandtheile. Damit man ſich einen Begriff von der Größe dieſes ganz auf Koſten eines Privatmannes ausgeführten Unter— nehmens machen könne, wollen wir erwähnen, daß Ein Exemplar der bis 1844 erſchienenen Theile der Folioaus— gabe, und es ſind ſeitdem noch viele Lieferungen nachgefolgt, ſchon 2700 Thlr. koſtete, alſo bereits doppelt jo viel, als das — berühmte Nationalwerk der Frauzoſen „Description de FEgypte“, zu deſſen Herausgabe die franzöſiſche Regierung damals 800,000 Thlr. Vorſchuß leiſten mußte. | Blos Druck, Papier und Kupfertafeln zu dem Hum— boldt'ſchen Reiſewerke haben über 226000 Thlr. gekoſtet. Wir haben dieſe umfangreicheren Werke ſpezieller auf— geführt, damit man ſich ein Bild machen könne von der rie— ſenmäßigen Größe der 70 Jahre lang fortgeſetzten wiſſen— ſchaftlichen und literariſchen Thätigkeit Humboldt's. Es ſind dabei ſeine Beiträge in wiſſenſchaftlichen Journalen, und ſeine akademiſchen Abhandlungen, ſeine wiſſenſchaftliche Cor— reſpondenz, welche gegen 2000 Briefe jährlich umfaßte, noch nicht einmal erwähnt, ja dieſe ganze Thätigkeit im Zufam: — ur menhange zu überblicken, hat bis jetzt noch Niemand unter- nommen. Nicht umſonſt hat ihn einer ſeiner Biographen als einen von der Vorſehung zu einem beſonderen Werkzeuge wiſſenſchaftlicher Offenbarung auserſehenen Mann bezeichnet. Faſt eben ſo groß, wie durch wiſſenſchaftliche Klarheit, durch Vereinigung vereinzelter und zerſtreuter Thatſachen zu einem einheitlichen Ganzen, iſt Humboldt in ſeinen Schriften durch die Schönheit und künſtleriſche Form der Darſtellung und Ausdrucksweiſe; und in dieſer klaſſiſchen Weiſe hat er ebenſowohl in frauzöſiſcher als in deutſcher Sprache geſchrie— ben. Zu keiner Zeit hat es einen Meiſter gegeben, der in gleich ſchöner, einfacher und zugleich erhabener Weiſe ein Gemälde der Natur zu geben vermochte. Seine Schrif— ten leſen ſich wie die reinſte und lieblichſte Poeſie, und doch drückt jedes Wort in denſelben eine Naturwahrheit aus, je— der bildliche Ausdruck iſt immer zugleich auch eine Beleh— rung, und an unzähligen Stellen tritt die Tiefe und Rein— heit eines edlen Gemüthes, einer vom Geiſte der Gottheit angehauchten Seele zu Tag. Man wird unwiderſtehlich von ſtiller Liebe und Bewunderung für den großen Mann erfüllt, wenn man ſeine Schriften lieſt. Man könnte ſagen, Hum— boldt iſt der Schöpfer einer neuen und ſchönſten Gattung der Poeſie: der Poeſie der reinen Naturwahrheit. Doch ſtellen wir uns ein paar ſeiner meiſterhaften Naturgemälde vor Augen. „Darf ich mich der eigenen Erinnerung großer Natur— ſcenen überlaſſen, ſo gedenke ich des Oceans, wenn in der Milde tropiſcher Nächte das Himmelsgewölbe ſein planetari— ſches nicht funkelndes Sternenlicht über die ſanft wogende Wellenfläche ergießt — oder der Waldthäler der Cordilleren, wo mit kräftigem Triebe hohe Palmenſtämme das düſtere Laubdach durchbrechen und als Säulengänge hervorragen — ein Wald über dem Walde — oder des Piks von Teneriffa, wenn horizontale Wolkenſchichten den Aſchenkegel von der 6 unteren Erdfläche trennen und plötzlich durch eine Oeffnung, die der aufſteigende Luftſtrom bildet, der Blick von dem Rande des Kraters ſich auf die weinbekränzten Hügel von Orotava und die Heſperidengärten der Küſte hinabſenkt. — In dieſen Scenen iſt es mehr das ſtille ſchaffende Leben der Natur, ihr ruhiges Treiben und Wirken, es iſt der idivi— duelle Charakter der Landſchaft, ein Zuſammenfließen der Umriſſe von Wolken, Meer und Küſten im Morgendufte der Inſeln — es iſt die Schönheit der Pflanzenformen und ihrer Gruppirung. Denn das Angemeſſene, ja ſelbſt das Schreck— liche in der Natur, Alles, was unſere Faſſungskraft über⸗ ſteigt, wird in einer romantiſchen Gegend zur Quelle des Genuſſes. Die Phantaſie übt dann das freie Spiel ihrer Schöpfungen an dem, was von den Sinnen nicht vollſtändig erreicht werden kann; ihr Wirken nimmt eine andere Rich— tung bei jedem Wechſel in der Gemüthsſtimmung des Beob— achters. Getäuſcht glauben wir von der Außenwelt zu em— pfangen, was wir ſelbſt in dieſe gelegt haben.“ 5 Oder aus einer ſeiner Schilderungen des Meeres: „Wer zu geiſtiger Selbſtthätigkeit erweckt, ſich gern eine ei— gene Welt im Innern baut, den erfüllt der Schauplatz des freien, offenen Meeres mit dem erhabenen Bilde des Uner— meßlichen. Sein Auge feſſelt vorzugsweiſe der ferne Hori— zont, wo unbeſtimmt, wie im Dufte, Waſſer und Land an— einander grenzen, in den Geſtirne hinabſteigen und ſich er— neuern vor den Schiffenden. — Zu dem ewigen Spiel dieſes Wechſels miſcht ſich, wie überall bei der menſchlichen Freude, ein Hauch wehmüthiger Sehnſucht“ — — — Oder aus ſeiner Schilderung des Erdbebens: „Von früher Kindheit ſind wir an den Contraſt zwiſchen dem be— weglichen Elemente des Waſſers und der Unbeweglichkeit des Bodens gewöhnt, auf dem wir ſtehen. Alle Zeugniſſe unſe— rer Sinne haben dieſen Glauben befeſtigt. — Wenn nun urplötzlich der Boden erbebt, ſo tritt geheimnißvoll eine unbe— kannte Naturmacht, als ein das Starre Bewegendes, als etwas Handelndes auf. — Ein Augenblick vernichtet die Il— luſion des ganzen früheren Lebens. — Was uns ſo wunder— bar ergreift, iſt die Enttäuſchung von dem angeborenen Glauben an die Ruhe und Unbeweglichkeit des Starren, der feſten Erdrinde.“ — Vergegenwärtigen wir uns noch die ſchöne Stelle, an welcher Humboldt in ſeinem Cosmos darlegt, daß die Be— hauptung, Naturforſchung ſtöre den Naturgenuß, nur aus Beſchränkung oder ſentimentaler Trübheit des Gemüthes her— vorgehen könne: „Allerdings“, fügt er hinzu, „wirken Kräfte im eigent— lichen Sinne des Wortes, nur dann magiſch, wie im Dunkel einer geheimnißvollen Macht, wenn ihr Wirken außerhalb des Gebietes allgemein erkannter Naturbedingungen liegt. Der Beobachter, der durch ein Heliometer oder einen prisma— tiſchen Doppelſpath den Durchmeſſer der Planeten beſtimmt, Jahre lang die Meridianhöhe deſſelben Sterns mißt, zwiſchen dicht gedrängten Nebelflecken teleſkopiſche Kometen erkennt, — fühlt (und es iſt ein Glück für den beſſern Erfolg ſeiner Arbeit) fühlt ſeine Phantaſie nicht mehr angeregt, als der beſchreibende Botaniker, ſo lange er die Kelcheinſchnitte und die Staubfäden einer Blume zählt, und in der Structur ei— nes Laubmooſes die einfachen oder doppelten, die freien oder ringförmig verwachſenen Zähne der Samenkapſel unterſucht; aber das Meſſen und Auffinden numeriſcher Verhältniſſe, die ſorgfältigſte Beobachtung des Einzelnen, bereitet zu der höhe: ren Kenntniß des Naturganzen und der Weltgeſetze vor. Dem Phyſiker, welcher die ungleich langen Ströme der durch die Entfernung ſich vernichtenden oder verſtärkenden Licht— Wellen mißt; dem Aſtronomen, der mittelſt der raumdurch— dringenden Kraft der Fernröhre nach den Monden des Ura— nus am äußerſten Rande unſeres Sonnenſyſtems forſcht, oder aufglimmende Lichtpunkte in farbige Doppelſterne zer— legt; dem eingeweihten Blicke des Botanikers, welcher die in der Charapflanze gekannte kreiſende Bewegung der Saftkügel— u ME — chen in faſt allen vegetabiliſchen Zellen wieder findet, die Einheit der Geſtaltung (d. h. die Verkettung der Formen in Geſchlechtern und natürlichen Familien) erkennt — ihnen gewähren die Himmelsräume wie die blüthenreiche Pflanzen— decke der Erde gewiß einen großartigeren Anblick, als dem Beobachter, deſſen Naturſinn noch nicht durch Einſicht in den Zuſammenhang der Erſcheinungen geſchärft iſt.“ Wie ſchön hat Humboldt ein erſt ſpäter von der theoretiſchen Mechanik klar erkanntes Geſetz von der Einheit und Konſtanz der lebendigen Kraft in der Natur — vor— ausgeahnt und ausgeſprochen, wenn er z. B. bei der Schil— derung des Kampfes des Zitteraals ſagt: N „Was unſichtbar die lebendige Waffe dieſer Waſſerbe— wohner iſt, was durch die Berührung feuchter und ungleich— artiger Theile erwacht in allen Organen der Thiere und Pflanzen umtreibt, was die weite Himmelsdecke donnernd ent— flammt, was Eiſen an Eiſen bindet und den ſtillen wieder— kehrenden Gang der leitenden Nadel lenkt. .. Alles — wie die Farbe des getheilten Lichtſtrahls — fließt aus einer Quelle, Alles ſchmilzt in eine ewige, allverbreitete Kraft zu— ſammen.“ Wir haben bis jetzt Humboldt's Verdienſte um die Wiſſenſchaft nur durch die Erinnerung an die Größe und den Umfang ſeiner eigenen Leiſtungen, an die Schönheit und Klarheit, mit welcher er dieſelben darſtellte, uns zu vergegen— wärtigen geſucht. Aber Humboldt's Verdienſte um die Wij- ſenſchaft ſind eben ſo groß durch das, was er veranlaßte, was er durch ſein hervorragendes Beiſpiel, durch ſein hohes Anſehen, durch ſeinen mächtigen Einfluß an Trefflichem durch Andere zu Stande brachte, und in's Leben rief, und was er eben dadurch überall an Verkehrtem und Schädlichem mit feſter Entſchiedenheit zu verhindern oder fern zu halten wußte. Wenn ſeit 70 Jahren zu allen, auch zu betrübten Zei— ten, die deutſche Wiſſenſchaft wenigſtens ihr Banner im: mer ehren- und ſiegreich unter den Nationen entfalten konnte, „ ſo hatte daran, mehr als man ahnt, der große Mann An⸗ theil, der allen falſchen Richtungen entgegentrat, und hun— derte begabter Forſcher an die rechte Stelle zu befördern wußte. | Ein berühmter Freund in Berlin nannte Humboldt deßhalb immer nur „den großen Beſchützer.“ Um von dieſer anregenden Thätigkeit Humboldt's eines der größten Beiſpiele zu geben, ſei erwähnt, daß er auf ſei— ner ſibiriſchen Reiſe an vielen Orten in den Händen ſach— kundiger Perſonen, namentlich bei den Bergwerksbeamten am Ural, ſorgfältig verglichene Inſtrumente zu meteorologijchen und phyſikaliſchen Meſſungen zurück ließ. Er legte der Afa- demie zu St. Petersburg einen vortrefflich ausgearbeiteten Plan vor, nach welchem im ganzen ruſſiſchen Reiche an von der Akademie zu bezeichnenden Stationen regelmäßige und übereinſtimmende meteorologiſche und phyſikaliſche Beobach— tungen ſyſtematiſch anzuſtellen ſind. Es wurde in Befolgung dieſes Vorſchlages von der ruſſiſchen Regierung ein phyſika— liſches Obſervatorium in Petersburg unter Kupffers Leitung errichtet, von welchem die Inſtrumente verglichen, die Sta— tionen im ganzen Reiche gewählt, und die Beobachtungsre— ſultate geſammelt und bearbeitet werden. Für die Unterſu— chungen der erdmagnetiſchen Kräfte wußte er das Intereſſe des engliſchen und ruſſiſchen Reichs, der Gelehrten aller Nationen in ſolcher Weiſe zu vereinigen, daß die magnetiſchen Obſervatorien, nach gemeinſchaftlichen theilweiſe von Gauß erfundenen Inſtrumenten beoabachtend, ſich über alle Theile des Feſtlands nicht nur, ſondern auch über faſt alle engli— ſchen Seeſtationen ausbreiten. So große Erfolge konnte freilich nur ein Mann erzie— len, deſſen Anſehen bei allen gebildeten Nationen das höchſte war, der auf das theilnehmende Entgegenkommen ebenſo der Gelehrten und Akademieen, wie der Grafen, Könige und Kaiſer, auf die enthuſiaſtiſche Verehrung ebenſo der Fürſten zu DE u wie der Völker zählen konnte; dem z. B. als er von der ſibiriſchen Reiſe zurückkehrte, und in Petersburg verweilte, eine ſolche hingebende Verehrung von allen Seiten entgegen— getragen wurde, daß er, wie er ſelbſt erzählt, in dortigen Kreiſen ſich hüten mußte, irgend einen Gegenſtand zu loben, irgend ein Kunſtwerk ſchön zu finden, da er ſicher genöthigt worden wäre, es als Geſchenk oder Andenken zu behalten. Eine ſo hohe Stellung zu wahren, ein ſo mächtiges im reinen Dienſte der Wiſſenſchaft und Humanität verwendetes Anſehen zu ſchonen und zu erhalten, war Humboldt ſtets bedacht, und obwohl er ſich ſeine perſönliche Freiheit und das offene Bekenntniß ſeiner Meinung ſtets wahrte, ſo mußte er doch alles von ſich fern halten, was ſeinen mächtigen Ein— fluß bei ſeinem Königlichen Freunde und Wohlthäter hätte compromittiren müſſen. Auch war treueſte Dankbarkeit für empfangene Wohlthaten eine der ſchönſten ſeiner Eigen— ſchaften. Wir können uns nicht verſagen, als ein Denkmal der Beſcheidenheit und Dankbarkeit, welche den außerordentlichen Mann ſo ſehr zierten, an dieſer Stelle einen unvergeßlichen Brief Humboldt's vorzulegen, den er an ſeine akademiſchen Collegen richtete, als dieſe am 3. Auguſt 1844 den Tag feierten, an welchem es 40 Jahre waren, daß Humboldt den europäiſchen Boden wieder betreten hatte. Der Brief lautet im Auszug: | „Die Freundſchaft hat ein Gedächtniß für Zeitepochen, die uns ſelbſt, am ſpäten Lebensabend, wie in fernen Nebel gehüllt erſcheinen. Sie nimmt Beſtrebungen für Thaten, rohe Entwürfe für Vollendung; ſie ſchreibt dem Einzelnen zu, was dem Ganzen gehört, und der mächtigen Zeit, die den Einzelnen getragen, was den begabteren Mitkämpfern | gehört, die, wie Sie, meine theuern Collegen und Freunde, nach ſo vielen Richtungen hin, die Bahn dem Forſchenden bezeichnet haben. Das Gefühl eines ſolchen Gemeinguts der Intelligenz durchdringt mit belebender Kraft. .. — Da, wo mE, TEE ungetrübt die Quelle der Erkenntniß fließt, werden auch die Regungen des Gefühls ein Bedürfniß geiſtiger Exiſtenz. Durch die ſtille Macht dieſer Ueberzeugung angetrieben, biete ich Ihnen dar, was auf allen Stufen des Lebens und ſeiner vielfachen Enttäuſchungen im Menſchen das Menſchlichſte iſt, den Ausdruck tiefempfundenen Dankes.“ Wenn es je einen wahrhaft frommen Mann gegeben hat, ſo war es Humboldt. Aber unſer modernes Kirchen— thum, das evangeliſche nicht minder als das römiſch-katho— liſche, ſagt: er war kein Chriſt, wie es auch von Leſſing und Göthe, von Schiller und Schleiermacher ſagt: „er war kein Chriſt.“ In der proteſtantiſchen Kirchenzeitung iſt auf dieſe Anklage die richtige Antwort gegeben worden; ſie ſagt unter Anderem: „die deutſche Nation wird dieſer rechtgläu— bigen Beſchränktheit gegenüber noch heute mit dem alten Frieſen Radbod ſprechen: Wenn meine großen Ahnen nicht in Eurem Himmel ſind, ſo will ich auch nicht d'rin ſein, und lieber da ſein, wo meine großen Ahnen ſind. „Wer ſo wie Humboldt in ſeiner ganzen großartigen Thätigkeit überall von dem Geiſte der Wahrhaftigkeit getra— gen und getrieben wird, ſo daß alle ſeine Forſchungen nichts anderes bedeuten, als das Suchen und Sehnen der Wahr— heit: der trägt den ewigen Gott der Wahrheit lebendig in ſeinem Herzen, wie wenig er auch geneigt ſein mag, pietiſti— ſcher Zudringlichkeit gegenüber ſeine keuſche Schweigſamkeit zu brechen.“ — ... „Wenn die Kirche ihre Aufgabe recht verſtände, ſo würde ſie nicht darauf verfallen, ſich über dieſen Sohn zu Gericht zu ſetzen, und ihn mit der armſeligen Elle veralteter Dogmatik zu meſſen und zu meiſtern; ſie würde vielmehr ſich zu den Füßen des großen Genius ſetzen, und in Fleiß und Beſcheidenheit alles das von ihm lernen, was Gott der treuen Wahrheitsliebe ſeines Jüngers in ſeiner raſtloſen Forſchung geoffenbart, und würde die neuen Offenbarungen der Naturwiſſenſchaften dazu verwenden, ihre Dogmatik von Ja u dem Ballaſt veralteter Vorſtellungen zu reinigen und ſie für die Zeitbildung entſprechend zu erneuern. Wenn die Kirche und Theologie alſo handelte: dann, aber auch erſt dann hätte ſie den Beruf, einſeitigen Richtungen der Naturwiſſenſchaft entgegenzutreten, und auch zu den Männern der Naturwiſ— ſenſchaft ein Wort von chriſtlicher Frömmigkeit zu reden.“ So unter Anderm die proteſt. Kirchenzeitung. Doch wir verlaſſen dieſes Gebiet, weil es für die Kirche vortheilhafter wäre, wenn aus ihrer Mitte gegen ein ſolches Muſterleben, wie dasjenige Humboldts, nie der Vorwurf der Unchriſtlich— keit gemacht worden wäre. Humboldt hat ſich grundſätzlich von allen eigentlichen Staatsgeſchäften fern gehalten; doch übernahm er mehrmals kürzere diplomatiſche Miſſionen. Zuerſt in Hardenbergs Auftrag, 1794 in das engliſche Lager am Rhein, 1796 in das franzöſiſche Hauptquartier in Schwaben, 1808 in Be— gleitung des Prinzen Wilhelm von Preußen nach Paris, wo er ſodann zur Ausarbeitung ſeines Reiſewerkes blieb. 1814 begleitete Humboldt den König von Preußen auf einer poli— tiſchen Reiſe nach England, und hatte 1818 abermals eine diplomatische Miſſion dahin. 1822 traf er auf dem Kon— greſſe zu Verona bei dem Könige von Preußen ein. 1830 begleitete er den Kronprinz von Preußen nach Warſchau, den König nach Teplitz, und reiſte 1830, 1832, 1834 und 35 in diplomatiſchen Miſſionen nach Paris. Es wird erzählt, daß Humboldt im Januar 1848 von Paris zurückkehrend mit Beſtimmtheit auf eine unvermeidliche große Cataſtrophe in den politiſchen Zuſtänden Frankreichs hingedeutet, und den Rath ertheilt habe, daß Preußen ſich darauf vorbereite; die— ſer Rath aber ſei nicht beachtet worden. Im Umgang war Humboldt eine ſprudelnde Quelle der Vielſeitigkeit und des Wiſſens. Sarkaſtiſch wußte er das Verkehrte und Schädliche zu geißeln. Viele geiſtvolle und geißelnde Aeußerungen ſind von ihm aufbewahrt und erzählt worden. Als der Amerikaner Bayard Taylor ihn 1856 be— BR ſuchte, zeigte ihm Humboldt unter anderem ein lebendes Chamäleon, welches ihm eben von Smyrna geſchickt worden war. Nach einigen Bemerkungen über daſſelbe fuhr er fort: „Eine Eigenthümlichkeit dieſes Thieres iſt ſein Vermögen, zu gleicher Zeit nach verſchiedenen Richtungen ſehen zu können. Es kann mit Einem Auge gegen den Himmel ſehen, während das Andere zur Erde niederſieht. Es gibt viele Kirchendie— ner, die daſſelbe können.“ Als er Taylor die Hand zum Abſchied reichte, ſagte er: „Sie ſind viel gereiſt und haben viele Ruinen geſehen. Jetzt haben Sie eine mehr geſehen.“ Als man ihm ſagte, daß die Zeitung einer zeitweiſe herrſchenden orthodoxen Partei ſeinen Kosmos ein „Erbau— ungsbuch“ genannt habe, erwiederte er: „das kann mir jetzt nützlich ſein.“ Ja als er bei einem großen Feſte bei'm Heraustreten aus der Kirche von Miniſter Weſtphalen mit den Worten begrüßt wurde: „Man hat das Vergnügen, auch Excellenz in der Kirche zu ſehen“, ſoll er erwiedert haben: „Man muß doch auch Carriere machen.“ Dieſe Beiſpiele ſarkaſtiſchen Witzes des hochbetagten Mannes mögen genügen. So ſehr Humboldt, in allem was er veröffentlichte, das Maaß jedes Wortes abzuwägen beſorgt war, ſo ließ er doch in vertrauter Unterhaltung oder in freundſchaftlichem Briefwechſel, ſeinem Unmuth, ſeinem Humor oder feine Sa— tire frei das ungefeilte Wort. Daß es nicht ſein Wunſch geweſen iſt, daß ſolche vertraute Aeußerungen der Oeffentlich— keit übergeben werden, hat er durch eine letztwillige Verfü— gung, welche in der Form einer „Bitte um Verwahrung ge— gen Veröffentlichung vertrauter Briefe“, wenige Wochen nach ſeinem Tode bekannt gemacht wurde, ansgeſprochen. Es ſcheint uns deßhalb eine Pflicht der Dankbarkeit und Ver— ehrung gegen den großen Mann, der kürzlich erſchienenen Briefe nebſt Tagebuch Varenhagen v. Enſe's hier nicht weiter zu gedenken. Zur Schilderung ſeiner Perſönlichkeit wollen wir — MW — die Worte des Amerikaners Taylor nach ſeinem Beſuche 1856 anführen. „Indem ich“, ſagt Taylor, „auf den majeſtäti⸗ ſchen alten Mann blickte, kamen mir die Worte Tennyſon's über Waſhington in's Gedächtniß: „o good gray head, which all men know. Der erſte Eindruck, den Humboldt's Geſichtszüge machten, iſt der einer großen und warmen Menſchlichkeit. Seine maſſive Stirn, beladen mit dem auf— geſpeicherten Wiſſen eines Jahrhunderts faſt, ſtrebt vorwärts und beſchattet, wie eine reife Kornähre, ſeine Bruſt. Doch wenn man darunter blickt, trifft man auf ein Paar klarer blauer Augen, von der Ruhe und Heiterkeit eines Kindes. Aus dieſen Augen ſpricht jene Wahrheitsliebe des Mannes, jene unſterbliche Jugend des Herzens, welche den Schnee von 87 Wintern ſeinem Haupte ſo leicht erträglich machen. Man faßt bei dem erſten Blick Vertrauen und man fühlt, daß er uns vertrauen wird, wenn wir deſſelben würdig ſind. Ich hatte mich ihm mit einem natürlichen Gefühle der Ehrfurcht genähert, aber in fünf Minuten fühlte ich, daß ich ihn liebte! So Taylor. Wir begleiten Humboldt nicht in die Einſamkeit ſeines Studierzimmers, und beobachten ihn nicht bei ſeinem Ver⸗ kehre mit ſeinem alten treuen Diener Seifert. Wir glauben, daß die Mittheilung aller Einzelheiten aus der alltäglichen Lebensweiſe eines großen Mannes mehr der Neugierde als Wißbegierde Rechnung trägt. Nennt ſich doch Humboldt ſelbſt einmal einen antedeluvianiſchen Rei⸗ ſenden, der für die Mitwelt nur noch ein Gegenſtand der Neugier ſei. Humboldt's Grab iſt neben ſeinem Bruder Wilhelm, auf dem Familienſitze Tegel. Dort ſteht eine von Thorwald— ſens Meiſterhand ſchon für das Grab der Gemahlin Wil— helm's geſchaffene „Hoffnung“, an die Wilhelm in einem Sonette die Frage richtete: „Kommſt du herab zu dieſer Ruheſtätte, Geliebte Hoffnung, oder ſchwebſt nach oben?“ 4 . Die Schlußterzinen dieſes ſchönen Sonettes geben die Antwort auf dieſe Frage: „Doch nicht von oben, nicht nach oben gehet Dein Pfad, du wohneſt in den ſtilleu Sphären Des Buſens, die dem Menſchen Schwung gewähren, Daß er durch ſich am Firmamente ſteht; Die Kräfte, die von Götterurſprung zeugen, Mit eignen Flügeln auf zum Aether ſteigen. SIE — Ueber den Einfluß der geologiſchen Sodenbildung auf menſch- liche Entwicklung und Geſundheit mit ſpezieller Berückſichtigung des Großherzogthums Baden. Vortrag von Dr. E. Weber. Der Einfluß der geographiſchen Lage eines Ortes und des durch ſie hauptſächlich bedingten Klimas auf die Entwicklung und Geſundheitsverhältniſſe ſeiner Bewohner iſt im Allgemeinen längſt bekannt und gewürdigt. Schon in den Elementarſchulen lernen wir, daß in den Polarzonen der menſchliche Körper die mittlere Größe nicht mehr erreicht; Lappen, Grönländer, Eskimos ſind uns als die kleinſten Völkerſtämme bekannt. Wo Licht und Wärme in verminder— tem Maße wirken, da kann keine kräftige Entwicklung mehr ſtattfinden. Aber auch ein Uebermaß dieſer Potenzen iſt die— ſer nicht gerade günſtig, wie die geringere Größe und Kör— perſtärke der zwiſchen den Wendekreiſen, unter dem Einfluſſe glühender Tropenhitze lebenden Völker beweiſt. Die kräftigſte Entwicklung finden wir in gemäßigten Klimaten, zwiſchen dem 40—60 nördlicher und ſüdlicher Breite. Die Bewoh— ner der ſüdlichſten Spitze von Amerika, die Patagonier gelten für die größten Menſchen, der ſüdlichen Hemisphäre wenigſtens, während in der nördlichen vorzüglich der germa— niſche Völkerſtamm, namentlich zwiſchen dem 50—60 Breite— grad nicht unſchwer die Concurrenz mit jenen aushalten dürfte. 4 ER Aber nicht nur auf die körperliche Entwicklung im Allgemeinen, ſondern auch auf den ſpeziellen Geſundheitszu— ſtand äußert die geographiſche Lage eines Ortes unver— kennbaren Einfluß. Das Auftreten mancher Krankheiten iſt rein von klimatiſchen Verhältniſſen abhängig und es haben ſich in richtiger Würdigung deſſen in neuerer Zeit ſogar ei— gene mediziniſche Doktrinen, die mediziniſche Geographie und Noſogeographie gebildet, welche, geſtuͤtzt auf gute Beobachtungen gewiſſenhafter Reiſender und Aerzte ſich mit den, gewiſſen Ländern und Klimaten eigenen Krankheiten, deren Verbreitungs-Bezirken und Grenzen beſchäftigen. Die Reſultate dieſer Studien bieten bis jetzt nicht nur hohes wiſſenſchaftliches, ſondern auch praktiſches Intereſſe, indem der Aufenthalt an Orten, welche frei oder nur ſelten heim— geſucht von gewiſſen Krankheiten ſind, als Heilmittel für von ſolchen ergriffene Perſonen benützt wird. Beſonders ſind es Krankheiten der Reſpirationsorgane und vor Allem die ſo verderbliche Lungentuberkuloſe, gegen welche ſchon längſt der Aufenthalt in gewiſſen, namentlich ſüdlichen Klimaten als ½heilſam erachtet wurde, obwohl nicht geleugnet werden kann, daß auch hierbei, namentlich in frühern Zeiten, wo man hauptſächlich die Temperaturverhältniſſe eines Ortes im Auge hatte, ohne deſſen Luftfeuchtigkeit, Windbeſchaffenheit u. ſ. w. zu berückſichtigen, arge Mißgriffe geſchahen und zum Theile noch geſchehen. So wurden früher Schaaren von Phthiſikern nach der Provence, namentlich Montpellier, geſchickt. Ja ſelbſt das ſeines herrrlichen Klimas wegen mit Recht geprie— ſene Nizza bietet den an Lungentuberkuloſe Leidenden durch— aus nicht die von dieſen und oft auch von ihren Aerzten gehoffte Vortheile und ich hatte erſt vor Kurzem wieder die Genugthuung, meine bereits vor 21 Jahren über dieſen Heilort ausgeſprochene, auf mehrjährige Beobachtungen in loco gegründete Anſicht, gewürdigt zu ſehen“). Wie kann *) Vgl. Allg. medizin. Centralzeitung, Jahg. 1858, p. 606. — man auch Heil gegen eine Krankheit von dem Aufenthalte an ſolchen Orten erwarten, an denen ſelbſt ein größerer Theil der jährlichen Todesfälle auf Rechnung derſelben kommt? f Und dieſes iſt gerade in der Provence und auch in Nizza der Fall. Größern Nutzen verſpricht ſchon der Aufenthalt in Aegypten und nach neueſten Erfahrungen vorzüglich der in Madeira, deſſen Klima allen Anforderungen bezüglich der eben erwähnten Krankheit entſpricht, wenn gleich, nach den allerdings noch ſehr mangelhaften ſtatiſtiſchen Nachwei— ſungen auch dieſe herrliche Inſel nicht ganz von der Phthiſis verſchont iſt. Wir wiſſen nun, daß der Noſogeographie ein feſter Platz unter den verſchiedenen Zweigen der Heilwiſſen— ſchaft geſichert iſt und daß dieſe Doktrin, Dank dem rieſen⸗ haften Aufſchwunge der Verkehrsmittel in unſerer Zeit, dem hierdurch vermehrten Drange nach wiſſenſchaftlichen Reiſen, ſo wie der ſich mehr und mehr geltend machenden Neigung für exacte meteorologiſche Beobachtungen und ſtatiſtiſche Ar— beiten, welche hier allein zum richtigen Ziele führen, eine ſchöne Zukunft zu erwarten hat. Nach dieſen kurzen Vormerkungen über den Einfluß der geographiſchen Lage des Wohnorts auf ſeine Bewoh— ner, wende ich mich zu meinem eigentlichen Thema — der Betrachtung des Einfluſſes, welchen die geologiſche Bo— denbildung auf die menſchliche Entwicklung im Allgemei— nen und die Entſtehung gewiſſer Krankheitsformen insbe— ſondere ausübt, ein Gegenſtand, der unerachtet ſeiner hohen Wichtigkeit doch bis jetzt im Allgemeinen die Beachtung und Würdigung noch nicht gefunden hat, die er mit vollem Rechte beanſpruchen kann und der, wenn auch in neuerer Zeit von tüchtigen Autoritäten mehrfach bearbeitet, doch noch lange nicht als abgeſchloſſen betrachtet werden kann. Der Grund hievon mag nicht Geringſchätzung oder Gleichgültigkeit gegen — 1 die Sache an und für ſich ſein, ſondern hauptſächlich in den Schwierigkeiten liegen, welche ſich ſolchen Arbeiten ihrer Na- tur nach entgegenſtellen müſſen. Wir haben bei derartigen Studien mit zum Theile ſehr komplizirten Verhältniſſen zu thun und müſſen uns auf Hülfsmittel ſtützen, welche, da ſie verſchiedene und ſelbſt ganz heterogene Zweige der Wiſſen— ſchaft berühren, oft nur ſehr ſchwer als brauchbares Mate— rial zu beſchaffen ſind. Wenn ich dieſem Gegenſtande, der meines Wiſſens in unſerm engern Vaterlande noch nicht weiter bearbeitet wurde, ſeit Jahren beſondere Aufmerkſam— keit widmete, ſo wurde ich hiezu nicht blos durch mein In— tereſſe für denſelben veranlaßt, ſondern auch beſonders durch meine dienſtliche Stellung ermuthigt, indem ich durch ſie in den Beſitz eines ziemlich umfaſſenden Materials gelangte, welches alle Ausſichten auf einigermaßen erfolgreiche Reſul— tate gewähren konnte. Und in der That glaube ich auch hoffen zu dürfen, daß dieſelben als nicht ganz unbeachtens— werther Beitrag zu der in vielfacher Beziehung noch dunkeln und beſtrittenen Lehre vom Einfluſſe der geologiſchen Boden— bildung aufgenommen werden mögen. Was ich zu geben vermag, iſt allerdiugs nur ein ſehr kleiner Beitrag zu dem umfangreichen, der Vollendung noch harrenden Gebäude, aber viele kleine Steine bilden endlich auch ein großes Haus, welches um ſo ſolider ſein wird, je ſorgfältiger das Material hierzu gewählt und behandelt wird. Ehe ich Sie jedoch mit den Ergebniſſen meiner eigenen Unterſuchungen bekannt mache, werde ich mir erlauben, einen Blick auf die wichtigſten, über unſer Thema bis jetzt ange— ſtellten Forſchungen zu werfen, die verſchiedenen, zum Theile ſich noch widerſprechenden Anſichten kurz erwähnen und in— dem ich den jetzigen Standpunkt der Lehre vom geologiſchen Bodeneinfluſſe feſtzuſtellen ſuche, Sie hierdurch wohl am be— ſten von der hohen Wichtigkeit des Gegenſtandes überzeugen. Die Forſchungen über die geologiſche Bodenbildung erſtrecken ſich nicht allein auf die Beſchaffenheit der ihr zu — Wi Grunde liegenden Geſteine, ihre chemiſchen und phyſikaliſchen Eigenſchaften — das eigentliche Gebiet der Geognoſie und Oryktognoſie, ſie berückſichtigten vielmehr auch die ver— ſchiedenen Gebirgsformationen nach ihrer Bildung, ihrem relativen Alter, ihrem gegenſeitigen Zuſammenhange, ihrer Oberfläche, Schichtung, Zerklüftung ꝛc. Von der geologiſchen Bodenbildung hängt vor Allem der Charakter, das Relief, die Phyſiognomie einer Gegend ab. Berge, Hügel, Thäler, Schluchten, Ebenen ſind nur die Reſultate der Entſtehung beſtimmter Formationen und ſtreng an ſolche gebunden. Die höchſten und ſteilſten Berge, tief— ſten und engſten Thäler und Schluchten finden wir in den älteſten Bildungen mit kryſtalliniſchem Gefüge und vorherr⸗ ſchender Kieſelerde, den Urgebirgen der ältern Syſteme. Es ſind dieſes die maſſigen oder Eruptiv-Geſteine plutoniſchen Urſprungs wie der Granit, Syenit, Porphyr, oder vulkaniſchen Urſprungs wie Baſalt, Phonolith, ſo wie die kryſtalliniſch-ſchieferigen oder metamorphiſchen Geſteine, wohin der Gneiß und Glimmerſchiefer gehören, von denen erſterer in unſerem Schwarzwalde eine hervorragende Rolle ſpielt. | Geringere Erhebungen, doch mitunter auch noch ziem— lich hohe Berge mit tiefen, zuweilen ſenkrecht eingeſchnittenen Thälern zeigen die Sekundär-Gebirge mit geſchichteten Stei— nen, welche Niederſchlägen aus dem Waſſer ihren Urſprung verdanken. In unſerm Vaterlande gehören hierher die ſoge— nannte Trias⸗Gruppe (Keuper, Muſchelkalk und bunter Sandſtein), ſowie die Jura-Gruppe mit ih- ren verſchiedenen Gliedern, wohin auch der Lias zu rechnen iſt. Dieſen Bildungen gehören namentlich die ausgedehnten Hochebenen des Odenwaldes und Schwarzwaldes an. Die tertiären und jüngſten Formationen end: lich bilden keine hohe Berge mehr, ſondern nur geringere Erhebungen, Hügelketten mit flachen Thälern, wie wir ſie in dem Molaſſegebiete unſeres Seekreiſes oder in den Diluvial-Anſchwemmungen an dem Fuße unſerer höheren Gebirgszüge als Vorhügel, oder auf Triasgebilden gelagert, namentlich in einzelnen hügeligen Gegenden des Unterrheinkreiſes in ziemlicher Ausdehnung finden. Voll— kommen Ebenen bietet das Alluvium, welches den Voden unſeres flachen Rheinthales bildet. Daß die geologiſche Bodenbildung durch ihr Relief, durch die mehr oder minder bedeutenden Erhebungen oder Senkungen der verſchiedenen Formationen, die zu menſch— lichen Wohnplätzen dienen, auch einen nicht geringen Einfluß auf alle menſchliche Verhältniſſe, phyſiſche wie ſoziale aus— üben müſſe, iſt wohl einleuchtend, aber im Allgemeinen noch weniger beachtet worden. Ich werde ſpäter bei Anführung meiner eigenen Unterſuchungen wieder hierauf zurückkommen. Am meiſten iſt noch der Einfluß der ſenkrechten Erhebung über die Meeresfläche bekannt und durch die mit derſelben verbundene Luftverdünnung mit Erfolg zu Heilzwecken benützt. Der Vegetations-Reichthum, die Fruchtbar— keit einer Gegend hängt vorzugsweiſe von der Bodenbildung ab, namentlich der Verwitterungsfähigkeit des Geſteines, ſei— ner hygroskopiſchen Eigenſchaft und der Möglichkeit der Quellenbildungen. Manche Pflanzen ſind auch ſtrenge an gewiſſe Formationen gebunden, welche ihnen allein die zu ihrer Exiſtenz erforderlichen chemiſchen Beſtandtheile liefern können. — Die Fruchtbarkeit des Bodens! iſt aber überhaupt nach der Art der Geſteine eine ſehr verſchiedene. So liefert der Granit durch ſeine Verwitterung, die um ſo leichter eintritt, je reicher er an Feldſpath iſt, einen, vorzüglich für den Waldbau, ſehr fruchtbaren Boden. In höherem Grade iſt dieſes noch bei dem Syenit der Fall, während der eben— falls ſehr fruchtbare Gneißboden ſich auch, inſoferne die Beſchaffenheit ſeiner Oberfläche es zuläßt, der Feldkultur zu— gänglich zeigt. Am fruchtbarſten iſt der warme Ba} alt⸗ boden. 5 Unter den jüngern Formationen geben Thon und Lehm (Diluvialgebilde) beſonders mit Sand und etwas Kalt vermiſcht, ebenfalls einen recht fruchtbaren Ackerboden. In minderem Grade doch noch immer fruchtbar, namentlich für Laubholzwälder iſt der Glimmerſchiefer, für den Weinbau aber beſonders der Thonſchiefer. Kalkſtein in der feſten kryſtalliniſchen Form der ältern Bildungen iſt ziemlich unfruchtbar, jüngerer, namentlich in Verbindung mit etwas Mergel und Sand, gibt einen der Vegetation günſtigen Boden. So iſt der Boden des Muſchelkalkes in ebenen Flächen und auf ſanften Abhängen recht fruchtbar für Wäl— der und Felder, während die aus ihm beſtehenden Berge mehr ſteril ſind. Der Jurakalk bildet in ſeinen feſten, der Verwitterung lange widerſtehenden Formen einen der Vege— tation ſehr ungünſtigen Boden, in ſeinen weicheren thonigen oder ſandigen, leicht verwitternden Abänderungen hingegen eine beſonders für Waldbau recht fruchtbare Grundlage. Reiner Sandſtein und Sand ſind der Vegetation ungün— ſtig und letzterer iſt nur noch an ſehr feuchten Stellen eini— germaßen fruchtbar. Im Allgemeinen iſt der Sandſteinboden mehr für Wald, namentlich Nadelhölzer, als für Feldkultur geeignet. Der blos aus Gerölle und Schutt beſtehende Al— luvialboden endlich kann natürlich der Pflanzenwelt nur dann zugänglich ſein, wenn er mit einer genügenden, nament— lich durch reichliche Düngung künſtlich erzeugten Humus— Schichte bedeckt iſt. Dieſe kurzen Bemerkungen mögen genügen, den wich— tigen unmittelbaren Einfluß der Bodenbildung auf die Ve— getation und Landwirthſchaft und durch dieſe wieder mittel— baren auf das materielle und körperliche Wohl des Menſchen anzudeuten, worüber ſich beſonders Cotta in ſeinem treff— lichen Werke über Deutſchlands Boden und deſſen Einwir— kung auf das Leben der Menſchen ausführlich verbreitet. Wie von der Verwitterungsfähigkeit der Geſteine, ſo bangt auch von der hygroskopiſchen Beſchaffenheit derſelben hauptſächlich die Fruchtbarkeit des Bodens ab. Dieſelbe be- ſteht in der Fähigkeit, die meteoriſchen Niederſchläge mehr oder minder leicht aufzunehmen, in gewiſſen Tiefen zu Quel— len zu ſammeln, oder auch durch Verdünſtung wieder an die Atmoſphäre abzugeben. Feſte kryſtalliniſche Geſteine werden nicht leicht vom Waſſer durchdrungen, daſſelbe bedeckt nur ihre in Verwitterung begriffene, meiſt pflanzenreiche Ober— fläche und erhält dieſelbe in fortwährender Feuchtigkeit. Die üppige Vegetation uuſerer Granit- und Gneißgebirge mag zum Belege hierfür dienen. Daß eine reiche Vegetation einen mächtigen Einfluß auf die Beſchaffenheit der ſie umgebenden Luft und durch dieſe wieder auf die menſchliche Geſundheit ausübe, darf ich zwar als bekannt, jedoch gewiß nicht immer als gebührend gewürdigt vorausſetzen. Wenn man aber von der reinen ſauerſtoffreichern Luft der Gebirgswälder ſpricht, ſo iſt letzteres Epitheton doch wohl nur eine Redensart, denn es ſteht phyſikaliſch begründet feſt, daß der quantitative Sauerſtoffgehalt der Luft überall der gleiche iſt und die un— verkennbar belebende und erfriſchende Eigenſchaft der Wald— luft kann daher nicht einer quantitativ größern, wohl aber einer qualitativ veränderten Form des Sauerſtoffs als Qzon zugeſchrieben werden, welches bekanntlich durch die bei dem Vegetationsprozeſſe frei werdende Elektrizität in größter Menge gebildet wird und in welcher allotropiſchen Form der Sauerſtoff allein Verbindungen mit andern Körpern einzu— gehen, alſo auch das Blut lebhafter zu orydiren im Stande tft. Zugleich wird aber auch die Atmoſphäre durch die fortwährende Verdünſtung des Waſſers von der Oberfläche des feuchten Bodens ſtets bedeutend abgekühlt, worauf mit Rückſicht auf die menſchliche Geſundheit ganz beſonderes Ge— wicht gelegt werden dürfte. Je weniger dicht das Gefüge der Steine iſt, je lockerer, poröſer der Boden, deſto leichter und tiefer wird das meteo— riſche Waſſer in denſelben eindringen, deſto raſcher wird ſeine = WW Oberfläche trocknen, deſto wärmer die ſie umgebende Luft fein, deſto weniger aber auch die der Feuchtigkeit bedürfende Pflan— zenwelt gedeihen können. Wir ſehen die Dichtigkeit der Ge— ſteine mit dem Alter der Formationen, dem Zurücktreten der Kieſelerde und dem Vorherrſchen des Kalkes ſtufenweiſe ab⸗ nehmen und in dem lockern Gerölle oder Flugſande der jüngſten Bildung, des Alluviums, in den Sandſteppen und Wüſten, in denen keine Pflanze mehr gedeiht, den geringſten Grad erreichen. Hiermit hängt die Quellenbildung, eine der wich— tigſten Bedingungen für animales, wie vegetatives Leben auf das Innigſte zuſammen. Ihren Urſprung nehmen die Quellen aus den atmo— ſphäriſchen Niederſchlägen, welche in Form von Regen und Schnee in das Erd-Innere gelangen und zwar um ſo leich— ter, je tiefer zerklüftet der Boden iſt. Wo die Spal- tungen nicht tief gehen und auch nicht ſtark unter einander kommuniziren, da finden wir zwar häufige, aber in der Regel nicht ſehr ergiebige und bei längerer Trockenheit leicht ver— fiegende Quellen. So in den Granit-, Gneiß- und Sandſtein⸗- Gebieten, in welchen außerdem ein großer Theil des Regenwaſſers, wegen der Unmöglichkeit, in das kompakte Geſtein einzudringen, wieder verdünſtet. Geſchichtete Gebirgs— arten zeigen ſich der Quellenbildung günſtiger, namentlich wenn die Spaltungen auf weite Strecken miteinander zuſammen hängen. In dieſem Falle trifft man aber auch oft in der Höhe der Berge, wie z. B. auf den hohen Plateaus des Jura- und Muſchelkalkes, nur ſehr wenige Quellen, während am Fuße der Gebirge dieſelben in großer Mächtigkeit austreten. Im aufgeſchwemmten Lande und Alluvium finden wir nur dann Quellen, wenn das Waſſer von benachbarten Anhöhen zuge— führt wird, oder eine unterliegende Thonſchichte dem weitern Einſinken des meteoriſchen Waſſers Grenzen ſetzt. Die Qualität des Quellwaſſers, welcher von jeher mit größerem oder geringerem Rechte ein großer Einfluß auf die u A menſchliche Geſundheit zugeſchrieben wurde, hängt einzig und allein von der Beſchaffenheit des Bodens ab, aus dem es entſpringt. Die älteren Formationen mit kompaktem kryſtal⸗ liniſchem Geſteine, wie Granit und Gneiß, liefern ein reines, nur wenige feſte Beſtandtheile, aber viele freie Kohlenſäure haltendes, ſogenanntes weiches Waſſer, wie wir es z. B. in einzelnen Quellen von Heidelberg und Freiburg finden. Dagegen iſt das, jüngeren, kalkhaltigen Formationen entſpringende Waſſer immer mehr oder minder reich an Salzen und ärmer an Kohlenſäure. Wir kennen es als hartes Waſſer, welches die Seife gerinnen macht. Aus dem bituminöſen Kalkſteine des Mergelſchiefers der Liasfor— mation entſpringen die ſogenannten Schwefelquellen, deren wir eine ſehr kräftige in Langenbrücken beſitzen. In baſalti⸗ ſchen Gegenden ſinden ſich oft kohlenſaure Mineral-Quellen. Wie wir geſehen haben, daß die Vegetation von dem Klima, der Bodenbeſchaffenheit und dem Quellenreichthume eines Ortes abhängt, ſo finden wir vice versa wieder eine Rückwirkung derſelben auf das Klima. Die Luft reich be— waldeter Gegenden wird durch die fortwährende langſame Verdünſtung des länger auf der Oberfläche des Bodens und der Blätter zurückgehaltenen meteoriſchen Waſſers, ſo wie die durch den Vegetations-Prozeß ſelbſt bedingte, nicht unbedeu— tend abgekühlt und gleichmäßig feucht ſein. Wo hingegen dem Boden die Pflanzendecke fehlt, erſcheint die Luft wärmer und trockener. In vegetationsarmen Gegenden regnet es be— kanntlich weit weniger, als in reich bewaldeten, namentlich Gebirgsgegenden, in welchen die Regenwolken auch von den kältern Bergmaſſen angezogen und zu Waſſer verdichtet wer— den. Es ſteht daher auch der Wald in der innigſten Bezie— hung zu der Quellenbildung. — Wie durch rückſichtsloſe Entholzung das Klima ganzer Länder weſentlich, aber gewiß nicht zu ſeinem Vortheile verändert werden kann, davon lie— fern Griechenland, die Appeninen und namentlich auch die viel geprieſene Provence wahrhaft abſchreckende Beiſpiele. — De u Wo früher die heiligen Haine der Gallier ſtanden, da kann man jetzt Stunden weit nach einem verkrüppelten Baume wandern. Das Klima der Provence iſt hierdurch allerdings weit wärmer geworden, der Hafen von Marſeille friert wohl niemals mehr feſt zu, wie dieſes alte Chroniken erzählen, dagegen regnet es aber auch manchmal 4 — 6 Monate lang gar nicht mehr, wovon ich mich ſelbſt an Ort und Stelle öfter überzeugte und kommt endlich einmal der von Menſch und Thieren, wie von der ſtaubbedeckten, nach Feuchtigkeit lechzenden Pflanzenwelt erſehnte Regen, ſo hat er gar nicht ſelten ſtatt des gehofften Segens Verderben in ſeinem Ge— folge. Aehnlich unſern Wolkenbrüchen ſtürzen im Süden die Waſſermaſſen vom Himmel und ſammeln ſich, da die kahlen, des Erdreichs beraubten ſteinigen Berge ſie nicht einzuſaugen vermögen, in den trockenen Rinnſalen zu reißenden Bächen, die nach kurzem Laufe als verheerende Torrents ſich in das nahe Meer ergießen. In wenigen Stunden iſt in der Regel Alles vorüber und nur die mit Gerölle bedeckten Felder, zer— jtörten Terraſſen und einige Waſſerlachen in den wieder trockenen Flußbetten geben ein trauriges Zeugniß von der Wirkung des ſo ſehnlichſt erwarteten, in ſeinen Folgen oft ſo verderblichen Naturereigniſſes. Wie die Pflanzenwelt in dem allgemeinen Kreislaufe der Natur ein unentbehrliches Glied iſt, ſo darf auch zur Ausgleichung der Extreme in den klimatiſchen Verhält— niſſen ihre wohlthätige Vermittlung nicht fehlen und ſchwer rächt ſich die durch unbeſonnene Ausrottung der Wälder an den Tag gelegte Mißachtung wichtiger Naturgeſetze. Aber auch abgeſehen von der Vegetation werden meteo— riſche Niederſchläge noch durch die Farbe des Bodens mo— difizirt. Von einem dunklen Boden werden die Wärme— ſtrahlen abſorbirt, er ſelbſt wird wärmer, die ihn umgebende Luft aber kühler ſein, als über einem, durch helles Geſtein gebildeten Boden, welcher die Wärmeſtrahlen reflektirend, ſelbſt weniger erwärmt wird, während die Luft über ihm eine höhere Temperatur annehmen muß. Letzteres ſehen wir beſonders bei hellen Kalk- oder Kreidebergen. Wäſſerige Dünſte, welche in deren Nähe kommen, werden wegen genü— gender Wärme der Luft ihre Dunſtform behalten, während dieſelben über dunklem Geſteine in der kältern Luft leicht zu Nebel oder Regen kondenſirt werden. Die Regenmenge an zwei nahe liegenden Orten kann daher je nach ihrer Boden— beſchaffenheit eine ganz verſchiedene ſein. Aus dem bis jetzt Vorgetragenen dürfte der hochwichtige Einfluß der geologiſchen Bodenbildung auf alle Lebensver— hältniſſe genügend erhellen. Kultur, Induſtrie, ſoziale Ver— hältniſſe wirken allerdings bedeutend modifizirend ein, aber auch ſie müſſen bei genauerer Betrachtung zum größten Theile wieder als durch dieſelbe bedingt erſcheinen. So werden z. B. größere induſtrielle Etabliſſements meiſtens nur da gegründet werden, wo der Boden die erforderlichen Waſ— jerfräfte oder Brennſtoffe liefert. So wird man, wo die Bo— denverhältniſſe nur einen untergeordneten Betrieb der Land— wirthſchaft geſtatten, wo klimatiſche und Lokalverhältniſſe den Menſchen einen großen Theil des Jahres in das Zim— mer bannen, auf andere Mittel ſinnen müſſen, die Zeit zur Unterhaltung der Exiſtenz zu verwerthen. Die verſchiedenen Induſtriezweige unſeres Schwarzwaldes liefern hierzu den Beleg. In letzter Linie ſehen wir endlich auch den Volks- Charakter mehr oder weniger mit der Bodenbeſchaffenheit in Beziehung ſtehen. So hängt die Möglichkeit centraliſirter oder iſolirter Anſiedlung allein von der Bodenbildung ab, und wie verſchieden iſt nicht der Charakter des einſamen Bergbewohners von dem des Dörflers oder Städters der Ebene! Ja ſelbſt die individuellen Charaktere einzelner her— vorragender Perſonen werden von geiſtreichen Forſchern mit der geologiſchen Bodenbildung ihres Geburtsorts in urſäch— liche Verbindung gebracht und die Rückwirkung derſelben bis in die Kultur- und Kunſtgeſchichte verfolgt. So ſagt Pro— U: feſſor Eſcherich in einem ſehr intereſſanten in der Sitzung der phyſikaliſch⸗mediziniſchen Geſellſchaft zu Würzburg am 5. März 1853 gehaltenen Vortrage über dieſen Gegenſtand: „Luther, Mirabeau und O' Connel gleichen ſich nicht „nur in ihrer Körperbildung, ſie ſind auch gleichmäßig auf „älteren Formationen geboren. Die heitere ſonnige Po— „Ebene, wo durchſchnittlich volle Körperformen und lebhafte „Färbung der Haut herrſchen, machte auch die lombardiſch— „venetianiſche und bologneſiſche Malerſchule gleichmäßig aus— „gezeichnet und alle Malerſchulen überragend durch ihre „Studien und Leiſtungen im Colorite. Titian, Tinto— „retto und Corregio ſind da geboren. Die benachbarte „florentiniſche Schule vernachläßigte das Colorit und zeichnete „ſich durch ſtrenge Zeichnung, conform dem phyſiognomiſchen „Charakter der Bevölkerung, wo magere Körperformen und „eine blaſſe tonloſe Haut häufiger ſind, aus. Rubens „fand ſeine vollen runden Körperformen vor auf dem auf— „geſchwemmten Alluvialboden der Niederlande, er konnte dieſe „erſten Eindrücke ſeiner künſtleriſchen Jugend durch keinen „Wechſel ſeines ſpätern Aufenthaltes verleugnen. Vorliebe „und Anlagen zur Muſik, als Gemeingut einer Bevölkerung, „finden ſich nur auf älteren geologiſchen Formationen. „In früherer Zeit konnte ſich der Einfluß des Hei— „mathsbodens mehr geltend machen, als der Meuſch noch „mehr an die Scholle gebunden war und die Kultur den ur— „ſprünglichen, geologiſch bedingten klimatiſchen Charakter eines „Landes noch nicht ſo ſehr verändert hatte.“ So weit Eſcherich. Bei der wachſenden Kenntniß von dem wichtigen Ein— fluſſe der geologiſchen Bodenbeſchaffenheit auf faſt alle menſch— liche Lebensverhältniſſe mußte natürlich auch die Aufmerk— ſamkeit der Aerzte dieſem Gegenſtande zugewendet und die Entſtehungsquelle mancher, namentlich ſogenannter endemi— ſcher Krankheiten, deren Auftreten oft merkwürdig lokaliſirt erſcheint, mit denſelben in näheren urſächlichen Zuſammen— u — hang gebracht werden. Unter dieſen Krankheiten ſind in erſter Linie die Lungentuberkuloſe und der Cretinis— mus, mit dem verwandten endemiſchen Kropfe, zu erwäh— nen. Erſtere Krankheit, welche in Europa ein Fünftheil aller Todesurſachen ausmacht, zeigt ſich nach Eſcherichs Unterſuchungen vorzüglich häufig auf jüngeren Formationen, namentlich dem weichen tertiären Kalke. Er fand, daß die 3 Metropolen Europa's London, Paris und Wien, welche in bekannten Tertiär-Becken liegen, die eminente Sterblich— keit an Lungen-Phthiſis von je über 25 Prozent der Leichen von Erwachſenen zeigen, während Lyon, Mailand und Rom mit allen Attributen großer Städte von über 200,000 Seelen, aber andern geologiſchen Bodenverhältniſſen, kaum die Hälfte jenes Verhältniß-Antheils an Phthiſis-Leichen zeigen. Von Marſeille bis Genua, längs der ganzen liguri— ſchen Küſte zeigt ſich auf dem tertiären Kalke daſſelbe Mor— talitätsverhältniß, nur in Hyeres und auf ſeinen Inſeln iſt die Tuberkuloſe verhältnißmäßig ſelten. Aber gerade dieſe Plätze liegen auf einem Zuge des Centralalpenſtockes der als Gneiß auf eine kurze Strecke die Tertiärformation durch— bricht. Hyeres würde auch für Bruſtleidende empfehlens— werth ſein, wenn nicht der fatale Miſtral — ein ſchneidend trockener Nordweſtwind — auch hier ſeinen verderblichen Einfluß geltend machte. Aehnliche Beobachtungen über die relative Seltenheit der Lungentuberkuloſe macht Länec über einige franzöſiſche, I. Clark über engliſche Orte, welche Urgebirgsboden haben. Auch in Schweden, Island und den Farörn iſt bei Granitboden die Phthiſis ſelten. Wenn dieſe Thatſachen als unbeſtritten daſtehen, kann das Gleiche nicht von dem Cretinismus und Kropfe, behauptet werden, über deren Abhängigkeit von beſtimmten Bodeuformationen die Anſichten zum Theile noch weit aus— einander gehen. Als ziemlich beſtimmt kann aber jetzt ſchon ausgeſprochen werden, daß, wo Kröpfe häufig ſind, Lungen— phthiſis ſelten it und umgekehrt. An der liguciſchen Küſte 9 ſah ich nur ſehr wenige an Kropf leidende Menſchen und man möchte faſt verſucht ſein, der Ablagerung pathiſcher Stoffe in den Schilddrüſen eine Schutzkraft gegen tuberkulöſe Ablagerungen in den Lungen zuzuſchreiben. Auch ſoll die Vertreibung von Kröpfen bei Anlage zur Tuberkuloſe letztere raſcher zur Entwicklung bringen. | Die meiſten Beobachter ſprechen ſich dahin aus, daß Cretinismus und Kropf auf den ältern Gebirgsforma— tionen intenſiv und extenſiv am ausgebildetſten vorkommen und zwar vorzugsweiſe auf dem Schiefergebirge, Gneiß und Glimmerſchiefer. Dieſe Gegenden haben das reinſte Trink— waſſer. Im Kalkgebiete von Savoyen ſoll ſelbſt bei engen Thälern, feuchter Kälte und Mangel an Luft und Licht, jo wie bei ſtark kalkhaltigem Waſſer der Cretinismus nicht en— demiſch ſein. In den Sekundärformationen tritt die Krank— heit ſeltener auf und verſchwindet faſt ganz auf dem tertiären Boden mit Ausnahme des kieſelhaltigen Molaſſegebietes zwi— ſchen den Alpen und dem Jura im Kanton Bern. Dr. Mager gibt in ſeinem Handbuche der Topographie und Statiſtik von Steiermark als Haupturſache des vorzüglich nur auf dem quarzig⸗-kryſtalliniſchen Boden der Urgebirge vorkommenden Cretinismus die Kälte und Feuchtigkeit des Bodens und der umgebenden Atmoſphäre an, welche, wie bereits erörtert, dieſer Formation eigen ſind. Dem Cretinismus nahe verwandt, wenn gleich viel verbreiteter iſt der endemiſche Kropf, deſſen Vorkommen auf beſtimmten, oft ſehr begrenzten Territorien zwar unbe— ſtrittene Thatſache iſt, aber in genetiſcher Beziehung bald mit der geologiſchen Bodenbeſchaffenheit im Allgemeinen, bald mit der Qualität des Quellwaſſers, in dem gewiſſe Beſtandtheile fehlen, andere im Ueberſchuſſe vorhanden ſein ſollen, bald mit dem Zuſammentreffen verſchiedener ungünſtiger Außen: verhältniſſe in urſächliche Verbindung gebracht wird. In Bezug auf das Trinkwaſſer wird gewöhnlich dem beträchtlichen Kalkgehalte, namentlich aber den Magneſia⸗ | 5 ch ARE ſalzen Kropf erzeugende Eigenschaft, zugeſchrieben. Ich habe aber bereits ſchon die von verſchiedenen Beobachtern gemachte Wahrnehmung angeführt, daß gerade das reinſte Quellwaſſer in den Kropfgebieten vorkommt und werde Dieſes mit eigenen Wahrnehmungen aus unſerem Vaterlande beſtätigen. Ande⸗ rerſeits iſt wieder in Gegenden, wo der eee Kalkſtein vorherrſcht, wie in der ne mann England der Kropf ſehr ſelten. Bouſſin gault nimmt für die Cordilleren als Urſache für den Kropf den verminderten Sauerſtoffgehalt des Trink— waſſers an, was durch Forſters Nachweiſung aus Cooks zweiter Weltumſeglung inſoferne beſtätigt wurde, daß alle Matroſen, welche längere Zeit geſchmolzenen Schnee tranken, geſchwollene Halsdrüſen bekamen. Nach Chatin, deſſen Anſicht vinsſuch adoptirt wurde, ſoll der Mangel an Jod in dem Trinkwaſſer zur Bildung des Kropfes Veranlaſſung geben, dem beſonders auch Dr. W. Taylor in einer Abhandlung über den endemiſchen Kropf beipflichtet, der aber vor Allem auch die Häufigkeit dieſer Krankheit auf den ältern geologiſchen Formationen hervorhebt und ſeltenes Vorkommen auf Tertiär- und Kreide: boden, jo wie in Kohlengegenden durch den reichlichen Gehalt dieſer Formationen an Jod erklärt. — Der bereits erwähnte Dr. Mager, welcher den Kropf als von dem Cretinismus vollkommen zu trennende Krankheit annimmt und deſſen Vor- kommen in Steiermark auf allen Gebirgsformationen bezeich— net, glaubt, daß vielleicht die Kälte des Trinkwaſſers, wel— ches zuweilen nur eine Temperatur von 3 — 6 Grad habe, zu deſſen Entſtehung beitragen könne. Zur ſtatiſtiſchen Conſtatirung der Häufigkeit letztern Uebels, gegen welches verhältnißmäßig ſelten ärztliche Hülfe in Auſpruch genommen wird, eignen ſich vor Allem die Mi⸗ litärkonſkriptionen, bei welchen die ganze männliche Bevölkerung gleichen Alters (bei uns von 20 Jahren) einer genauen, unbefangenen ärztlichen Prüfung unterworfen wird. — 67 — Auffallender Weiſe iſt aber dieſe günſtige Gelegenheit noch nicht ſo häufig, als ſie es der zu erwartenden Reſultate we⸗ gen verdient, benützt werden. Ueber Württemberg haben wir betreffende Mitthei⸗ lungen von Dr. Riedle (Beiträge zur mediziniſchen Sta⸗ tiſtik Württembergs 1834), welche als Reſultat der Viſita⸗ tion von 40,000 Pflichtigen unter Anderem nachweiſen, daß auf Muſchelkalk und Keuper, auf je 1000 Konjfribirte 129 — 155 Untaugliche wegen Kropf kommen, während ſich auf dem Jurakalke deren nur 3 auf 1000 vorfanden. Ueber ausgedehnte ſtatiſtiſche Arbeiten, dieſen Gegenſtand in Frank⸗ reich betreffend, vom Grafen d'Angeville machte Dr. Falk Mittheilungen, nach welchen alle Departements, welche über 50 von 1000 mit Kröpfen Behaftete haben, auf Ur⸗ und Uebergangsgebirge mit Einſchluß des Vogeſenſandſteins lie⸗ gen, während die Departements mit Jura⸗, Kreide⸗ und Tertiärformation deren nur 10 per Mille lieferten. Derſelbe Autor fand auch aus den Reſultaten der Konſkriptionen im Herzogthum Naſſau von 10 Jahren, daß auf dem Baſalt des Weſterwaldes nur 4 von 1000, auf dem übrigen Thon⸗ ſchiefergebiete des Landes dagegen bis gegen 28 von 1000 wegen Kropf für untauglich erkannt wurden. Da über unſer eigenes Vaterland bis jetzt in dieſer Beziehung noch keine, oder wenigſtens keine umfaſſende Un⸗ terſuchungen angeſtellt worden waren, Baden aber durch die Manchfaltigkeit ſeiner geologiſchen Verhältniſſe die trefflichſte Gelegenheit zu ſolchen bietet, benützte ich die größere Muſe, welche mir ein Aufenthalt von 1852—56 in Karlsruhe ge⸗ ſtattete und die Gelegenheit, das erforderliche Material aus Großherzoglichem Kriegsminiſterium zu erlangen, zu einer ſtatiſtiſchen Arbeit, welche zunächſt die Militärdienſttauglich⸗ keit Badens im Allgemeinen und dann aber Betrachtungen über die Größe- Entwickelung, die Häufigkeit des Kropfes und deren Beziehung zu beſtimmten Gebirgsformationen zum Gegenſtande haben ſollten. Leider konnten ſich meine Unter⸗ 5 * ſuchungen nur auf 7 Jahre (von 1849 — 55) erſtrecken, da das Material nur von der Zeit an brauchbar erſchien, in welcher alle Pflichtigen und nicht wie früher, nur bis zur Erreichung der erforderlichen Quote viſitirt wurden. Deſſen— ungeachtet muß die Zahl von 83539 Pflichtigen, deren Vi— ſitations⸗Ergebniß meinen Arbeiten zu Grunde liegt, als eine nicht unbeträchtliche erſcheinen. Im Jahre 1856 veröffentlichte ich in dem Badiſchen Centralblatte für Staats- und Gemeinde-Inter⸗ eſſen No. 42 Beiträge zur Statiſtik der Militärdienſt-Taug⸗ lichkeit im Großherzogthum Baden und erlaube mir auf die— ſelben, namentlich für die ſpeziellen Zahlenverhältniſſe hin— zuweiſen. Als Hauptergebniß dürfte Ihnen vielleicht inter— eſſant ſein, zu erfahren, daß in unſerem Vaterlande auf 100 Pflichtige im Durchſchnitte 47 Taugliche kommen und daß die Tauglichkeits-Skale ſich zwiſchen 63 Prozent (Meßkirch) und 33 Prozent (Gernsbach) bewegt. | Dieſes Tauglichkeits-Ergebniß kann andern Ländern ges genüber gewiß nur ein ſehr günſtiges genannt werden. Fer— ner lieferten meine Unterſuchungen das beruhigende Reſultat, daß in 7 Jahren wenigſtens und auf das ganze Land aus— gedehnt, keine ſtetige Abnahme der Tauglichkeit überhaupt, wenn gleich bedeutende Schwankungen in den einzelnen Jahr— gängen, wie in den verſchiedenen Bezirken des Landes, nach— gewieſen werden konnten. Die ausgeſprochene Militärdienſttauglichkeit involvirt den Begriff vollkommener Geſundheit und Kraft, daher wir eine Gegend, in welcher relativ zur Zahl der Dienſtpflichtigen eine große Zahl von Tauglichen vorkommt, jedenfalls für eine der menſchlichen Geſundheit zuträgliche erachten müſſen. Die drei großen Bezirke, in welche zum Zwecke der Rekru— tirung Baden getheilt iſt, zeigen aber eine ziemliche Verſchie— denheit der Tauglichkeit. Dieſelbe iſt am größten mit 51,92 Prozent im Rekrutirungsbezirke Freiburg. In geologiſcher Beziehung bietet dieſer Bezirk außer den Urgebirgen (Granit — 005 und Gneiß) des Schwarzwaldes, welche etwa die Hälfte jei- nes Umfanges ausmachen und der Triasformation der Hoch— ebene der Baar noch die Jura-Gruppe, und als tertiäre Bildung das Molaſſe⸗Gebiet des Bodenſees. Weniger günſtig erſcheint die Tauglichkeit mit 45,19 Prozent im Rekrutirungsbezirke Mannheim. Hier haben wir außer dem Alluvial⸗- und Diluvial⸗Boden des Rhein⸗ thales faſt nur jüngere neptuniſche Formationen, ſo beſon— ders die Trias-Gruppe in ausgedehnter Verbreitung im Odenwalde, in geringerer den Lias, in geringſter aber die ſogenannten plutoniſchen Gebilde. Am ungünſtigſten ſind die Tauchlichkeitsverhältniſſe im Rekrutirungsbezirke Karlsruhe, in welchem ſie nur 43,86 Prozent betragen. In dieſem Bezirke nimmt der Schwarz— wald mit ſeinen Urgebirgen einen großen Raum ein und nur an der Nord- und Südoſtgrenze finden wir die Trias: bildung, außerdem die jüngſten Formationen der Rheinebene. Was die Verhältniſſe der 74 einzelnen Aemter betrifft, erlaube ich mir, Sie auf meine eben citirte Abhandlung zu verweiſen, in welcher ich auch dieſelben nach der Tauglichkeit der Pflichtigen zu paſſenden Gruppen mit kurzer Berückſich⸗ tigung ihrer geologiſchen und ſozialen Verhältniſſe vereinigte. Beſonders auffallend erſchien mir bei dem Rekrutirungs⸗ geſchäfte der Unterſchied der Tauglichkeit, namentlich was die Größe-Entwicklung betrifft, zwiſchen Ebene und Gebirg und zwar, gegen die gewöhnliche Annahme, nicht zu Gunſten des letztern. Um dieſes Verhältniß zu konſtatiren, brachte ich die 74 Aemter in 6 Gruppen, je nach dem Relief ihres Bodens und erhielt folgende intereſſante Tauglichkeits⸗Skala. Es ergab: Hochebene. . . 54 Proz. der Tauglichkeit. Vollkommene Ebene 51 „ „ " > BUSH eee AB ei ee | Niederes Gebirg 48 „ „ „ u AR ee Gebirg mit Ebene . 46 Proz. der Tauglichkeit. Hohes Gebirg. 42 „ „ 5 Für die Größe - Entwicklung geſtaltete ſich die Skala etwas anders und zwar lieferte: Vollkommene Ebene. 8 Proz. unter d. Militärmaße. Hochebene 14% n ve Hügelland 12 % 55 „ Ebene mit Gebirg . 14 „ * * Niederes Gebirg. . 15 „ 5 4 Hohes Gebirg . 17 „ 5 " Aus beiden Zuſammenſtellungen erhellt auf das Evi— denteſte, daß ebene Gegenden der Geſundheit und körperlichen Entwickelung am zuträglichſten ſind, daß in Bezug auf all⸗ gemeine Tauglichkeit die Hochebene am günſtigſten erſcheint, in Bezug auf Körpergröße aber von dem flachen Lande über- troffen wird. In letzterer Beziehung glaube ich beſonders hervorheben zu müſſen, um einem allgemein verbreiteten Irr⸗ thume entgegen zu treten, daß die Größe-Entwicklung in den Städten die auf dem Lande, bei uns wenigſtens, übertrifft. So zeigten Karlsruhe und Mannheim nur 5 reip. 6 Prozent Untaugliche wegen Mangels der erforderlichen Koͤr— pergröße, während z. B. Hornberg, Wolfach und Ober⸗ kirch deren 24—25 Prozent ergaben. Ich erklärte dieſe für Viele, welche förperliche Verkümmerung eher in größern Städten, als auf dem Lande erwarten, gewiß überraſchende Thatſache damit, daß günſtigere Lebensverhältniſſe überhaupt, vor Allem aber eine jorgfältiger gepflegte und gejchonte Ju— gend, wie wir ſie eher in den Städten, als auf dem Lande finden, die körperliche Entwicklung im Allgemeinen begünſtigt. Die ziemlich allgemein verbreitete Annahme von der größern Kraft, Geſundheit und körperlichen Entwicklung der Bergbewohner glaube ich für unſer Vaterland wenigſtens auf — 171 — das Beſtimmteſte durch meine Nachweiſungen widerlegt zu haben. Wir ſehen ſtufenweiſe von der Ebene durch Hügel: land und niederes Gebirg bis zum Hochgebirge die Militär— dienſttauglichkeit im Allgemeinen und die Körpergröße im Beſondern abnehmen. Die Hochebene zeigt faſt dieſelbe gün⸗ ſtige Zahl wie die Ebene der Niederung. In den Aemtern, deren Orte theils in der Ebene, theils im Gebirge liegen, wird der ungünſtige Einfluß des letztern durch erſtern wieder etwas ausgeglichen. Eine weitere Aufgabe, welche ich mir ſtellte, war, den ſpeziellen Einfluß der geologiſchen Bodenbeſchaf— fenheit der einzelnen Orte unſeres Großherzogthums auf die Körpergröße und das Vorkommen des Kropfes ſta— tiſtiſch zu erforſchen. Die Körpergröße gilt als allgemeiner Ausdruck der Entwicklung, die mit Erreichung des bei uns angenommenen Militärmaßes von 5“ 2½“ als genügend be= trachtet werden kann. Pflichtige, welche dieſes Maß nicht beſitzen, ſind auch der großen Mehrzahl nach ſonſt verküm— mert und ſchwächlich und die Zahl Derer, welche unerachtet des fehlenden Maßes dennoch für kräftig genug zum Kriegs- dienſte erachtet werden könnten, iſt nur gering. Da alle Pflichtige gemeſſen werden, ſo haben die hierauf gegründeten Reſultate abſolute numeriſche Richtigkeit. Die Häufigkeit des Kropfes wählte ich mir deßhalb zum beſondern Gegenſtande der Unterſuchung, weil dieſes Uebel, ſo wie es den endemi— ſchen Charakter angenommen hat, mit Recht auf körperliche Verkümmerung, ſkrophulöſe Dyskraſie und Annährung zum Cretinismus, der nicht ſelten auch in Kropfgebieten auftritt, ſchließen läßt, und weil gerade dieſe Krankheit vielfach mit der Bodenbildung in urſächliche Verbindung gebracht wird, ohne daß jedoch die Akten hierüber geſchloſſen ſind. Die Arbeit war keine ganz müheloſe, denn es handelte ſich einmal darum, die geognoſtiſche Lage von 1514 einzelnen Orten, jo weit dieſes die vorhandenen Hülfsmittel geſtatteten, möglichſt genau zu beſtimmen, und dann die Viſitationser⸗ — 12 — gebniſſe von 78,460 Pflichtigen dieſer Orte zu notiren. Be⸗ züglich des Kropfes haben dieſelben nur approximativ nu⸗ meriſch richtigen Werth, da bei Allen, welche wegen Mangels der Körpergröße oder ſonſt eines wichtigern Gebrechens halber als dienſtuntauglich erkannt werden, ein gleichzeitig vorhan⸗ dener Kropf nicht in den Liſten aufgezeichnet wird. Die Zahl der mit Kropf tte iſt daher jedenfalls unter der wirklichen. Von der oben angegebenen Gej am mig der Pflich⸗ tigen erſchienen 10,387 oder 13 Prozente unter dem Mili⸗ tärmaße, 3304 oder 4 Prozente mit beträchtlicherem Kropfe behaftet und deßhalb dienſtuntauglich. Die Zahlen vertheilen ſich aber ſehr ungleich auf die verſchiedenen Bodenbildungen, ſo daß der Mangel der erfor- derlichen Körpergröße von 9 — 49 Prozent, das Vorkommen des Kropfes von 1 — 5 Wuwzeng der viſitirten Pflichtigen ſchwankt. Ehe ich Sie jedoch mit we eiche Ergebniſſen be⸗ kannt mache, wird es nöthig ſein, die Gebirgsformationen ſelbſt, welche Gegenſtand der Betrachtung wurden und ihre Ausdehnung in unſerm Vaterlande kurz zu bezeichnen. Es ſind dieſes folgende Bildungen, nach der Zahl der auf ſie kommenden Pflichtigen in abſteigender Skala zujammenges ſtellt: Alluvium, Muſchelkalk, bunter Sandſtein, Granit, Di⸗ luvium, Gneiß, Jura - Formation, Keuper, tertiäre Forma⸗ tion, Rothliegendes, Vulkaniſche rene Porphyr, Ueber: gangsgebirge. Die größte Verbreitung zeigt die Triasgruppe, auf wel: cher 558 Orte liegen, nach dieſer die jüngſten Bildungen des Alluviums und Diluviums mit 434 Orten, das Urge— birg mit 280, die Juraformation mit 104 Orten. Auf ter⸗ tiärer Bildung liegen noch 95 Orte. Von nur geringer Ausdehnung erſcheinen Rothliegendes, Porphyr, vulkaniſche Bildungen und Uebergangsgebirg, auf n letztere nur 7 Orte mit 400 Pflichtigen kommen. 993 Ich gehe nun zu den ſpeziellen Reſultaten über, welche ich, um Sie nicht mit vielen Zahlen zu langweilen, mit Hinweglaſſen der Bruchtheile auf 1000 Pflichtige berechnet, möglichſt kurz zuſammenfaſſe *). Für die Größe— N ergibt ſich folgendes Verhältniß: Von 1000 Pflichtigen unter dem Militärmaße kommen auf: | Nothliegendes „e e e 408. n D 2 D 2 n eee eee Vulkaniſche Bildungen . 72. Tertiäre Bildungen 171. e Weium Ma r inc Uebergangsgebirg . 54. Summa 1000. Die verſchieden Bildungen zu den 5 Gruppen des ältern Syſtems vereinigt, geben vielleicht ein noch anſchaulicheres Bild. Es kommen demnach auf: 1. Das Urgebierg 340 2. Das Uebergangsgebirg. . . 162 3. Das Sekundärgeb irg. . . 279 4. Das Tertiärgebierg 771 5. Das Quarternärgebirg . .. 148 von 1000 ) Die genauen Zahlenverhältniſſe ergeben 3 aus den am Schluſſe folgenden Tabellen. — 14 — Pflichtigen unter dem geſetzlichen Maße, woraus hervorgeht, daß die ältern Formationen ſich der normalen Körper-Ent⸗ wicklung weit weniger günſtig zeigen, als die jüngern und jüngſten. Der Unterſchied iſt ſo bedeutend, daß z. B. auf dem Urgebirge beinahe 5 mal ſo Viele unter dem Maße, als auf dem Tertiär-Gebirge und über noch einmal jo Viele, als auf dem Duarternär-Gebirge vorkommen, was wohl kein zu— fälliges Ergebniß ſein kann. Meine Anſicht über den ur— ſächlichen Zuſammenhang deſſelben werde ich mit der über den Kropf am Schluſſe meines Vortrages zuſammenfaſſen und theile Ihnen vorher noch die über letztere pathologiſche Erſcheinung gewonnene Reſultate in gleicher Weiſe zuſammen— geſtellt mit. Es kommen von 1000 wegen Kropf für untauglich erkannten Pflichtigen auf: Bunten Sandſte in 107. Heike Munſchelk all re Glan itt »» Tertiäre Formation. 88. Perphyr „mn e e Alluviu mn er oihlhen ves, re” 1 Vulkaniſche Bildungen. . 67. Dilur iim a u lelane Na ne see Uebergangsgebirg 59. Reun per „ een Juraformation 29. Summa 1000. Nach dem älteren Syſteme die Formationen zuſammen⸗ geſtellt kommen auf: Das Urgebirg nnn nn. 54 2. Das Uebergangsgebirg . . 132 3. Das Sekundärgebirg . 258 4. Das Tertiärgeb irg. 117 5. Das Quarternärgebir gg.. 142 Summa 1000 Pflichtige. Wir ſehen in dieſem Ergebniſſe eine merkwürdige Ue— bereinſtimmung mit dem die Körpergröße betreffenden, indem auch der Kropf vorzüglich auf den älteſten Bildungen, dem ſogenannten Urgebirge zu Hauſe iſt, auf ſekundären Forma— tionen noch ziemlich häufig gefunden wird, während er auf den jüngern, namentlich den tertiären ſehr zurücktritt, in der Art, daß z. B. auf dem Urgebirge 3 mal ſo viele mit Kropf Behaftete gefunden wurden, als auf letzterem. Gleichen Wirkungen müſſen gleiche Urſachen zu Grunde liegen und ich glaube, daß gerade durch die auffallende Uebereinſtimmung derſelben für zwei wichtige kör— perliche Abnormitäten der Weg zur richtigern Erkenntniß ge— bahnt ſein dürfte. N Daß die geologiſche Bodenbildung einen wichtigen Ein— fluß auf den menſchlichen Körper ausübe, iſt nach den mit— getheilten fremden und eigenen Unterſuchungen unwiederleg— bare Thatſache, das Wie darf aber meiner Anſicht nach nicht einſeitig in einzelnen Eigenſchaften derſelben wie z. B. der chemiſchen Zuſammenſetzung der Geſteine und des ihnen ent— ſpringenden Quellwaſſers geſucht werden, es müſſen im Ge— gentheile alle einer gewiſſen Formation zukommenden Eigen— thümlichkeiten beachtet werden und es wird ſich hierbei wohl ergeben, daß der mittelbare Einfluß in den meiſten Fällen dem unmittelbaren gleich ſein oder ihn ſogar übertreffen wird. Meine vorbereitenden Unterſuchungen haben im Allgemei- nen einen ſehr bemerkbaren Einfluß der Configuration des Bo— dens auf die Militärdienſt⸗Tauglichkeit reſp. Geſundheit ſeiner Bevölkerung nachgewieſen und namentlich feſtgeſtellt, daß a A ae gebirgige Gegenden der Geſundheit weit ungünſtiger, als ebene ſind, wobei von der geognoſtiſchen Bodenbeſchaffenheit ganz Umgang genommen wurde. Die Urſache dürfte nicht ſchwer aufzufinden ſein. Rauheres Klima, Mangel des zum Gedeihen aller organiſchen Körper ſo unentbehrlichen Son— nenlichtes, geringere Ertragsfähigkeit des zur Feldkultur meiſt ungeeigneten Bodens, beſchwerlichere Arbeit in Feld und Wald, größere Armuth und in Folge derſelben mangelhaftere Ernährung, häufig noch mit Unreinlichkeit und auch Unſitt⸗ lichkeit gepaart, feuchte, in den langen Wintermonaten oft übermäßig gewärmte und ſchlecht ventilirte Wohnräume find Urſachen genug zur Erzeugung von Krankheiten, unter denen die Skrophuloſe, als Hauptbedingung des Kropfes, oben anſteht. Dieſe ungünſtigen äußeren Verhältniſſe finden wir be- ſonders in den Thälern, namentlich den tiefen und engen, und gerade die Thäler ſind es ja, die vorzugsweiſe in den Gebirgsgegenden bewohnt werden. Frei auf dem Rücken der Gebirge liegende Orte zeigen einen weit günſtigern Geſund— heitszuſtand, ja es gibt ſogar nach meiner Unterſuchung die Hochebene in unſerm Vaterlande das beſte Tauglichkeitsreſul— tat. Das hoch und frei auf Gneiß-Boden liegende Amt Neuſtadt ergab bei einer allgemeinen Tauglichkeit von 56 Prozenten nur 6 Prozente der Pflichtigen unter dem Maße, während das Amt Wolfach auf demſelben Boden, aber in zum Theile engen Thälern gelegen, eine allgemeine Tauglich— keit von nur 39 Prozenten, dagegen 25 von 100 Pflichtigen unter dem Maße lieferte. Wir ſehen hieraus auch, daß nicht die ſenkrechte Erhebung über die Meeresfläche allein, trotz der durch ſie bedingten Temperaturabnahme, ſich für die menſchliche Geſundheit ungünſtig zeigt. Inſoferne nun die älteſten und ältern Formationen vorzugsweiſe hohe Gebirge und tiefe Thäler und Schluchten bilden, tragen ſie auch die eben angegebenen, der Geſundheit und körperlichen Entwick— lung ungünſtigſten Bedingungen in ſich. Dieſes iſt nament- u TEE — lich bei den kryſtalliniſchen (den ſogenannten Urgebirgen) in höchſtem Grade der Fall, in geringerem ſchon bei dem Se— kundärgebirge, wo in der Triasformation namentlich der bunte Sandſtein und Muſchelkalk auch noch anſehnliche Berge bilden. In der tertiären Formation finden wir bei nur geringer Erhebung des Bodens und weniger tiefen Thä— lern eine bedeutendere Zunahme der Tauglichkeit und Größe— Entwicklung mit auffallend geringerem Auftreten des Kropfes, was in etwas geringerem Grade auch bei der jüngſten (qua⸗ ternären) Erdbildung, welche nur vollkommene EEE oder unbedeutende Hügel darſtellt, jtattfindet. Beſonderes Gewicht glaube ich auch auf die Eigenſchaft der kryſtalliniſchen Geſteine, das Waſſer auf der Oberfläche des Bodens zurückzuhalten und hierdurch die Luft ihrer Um— gebung kalt und feucht zu machen, legen zu müſſen. Wenn Leopold von Buch eine Abhandlung über den Hagel mit den Worten „wo es Cretins gibt, da hagelt es nie, und wo es viele Kröpfe gibt, da hagelt es ſelten“ — beginnt, jo kann dieſer durch die Erfahrung beſtätigte Ausſpruch nur darin ſeine Erklärung finden, daß der Hagel nach der An- ſicht Arago's das Reſultat höchſter elektriſcher Spannung iſt und dieſe nicht entſtehen kann, wo durch hohe bewaldete Berge und ſtets feuchten Boden eine fortwährende Ausglei- chung zwiſchen Luft und Erdelectricität ſtattfindet. Die früher allgemein und auch jetzt noch im Laien⸗ Publikum ſehr verbreitete Anſicht, daß der Kropf ſeine Ent⸗ ſtehung hauptſächlich gewiſſen, im Trinkwaſſer enthaltenen Subſtanzen, wie Kalk⸗, und namentlich Magneſia- Salzen verdanke, wird durch meine Nachweiſung, übereinſtimmend mit den Unterſuchungen Anderer auf das Beſtimmteſte wie⸗ dergelegt. Als Beiſpiele führe ich an, daß in Freiburg 8,5, in Neckargemünd 7,3, in Heidelberg 6,2 Prozente der Pflichtigen wegen Kropf für dienſtuntauglich erkannt wurden, während gerade dieſe Städte vorzüglich rei⸗ nes (ſog. weiches) aus Urgebirg reſp. buntem Sandſtein, entſpringendes Brunnenwaſſer beſitzen. Dagegen kommen in Mannheim, deſſen Trinkwaſſer überaus reich an Kalk⸗ und Magneſia-Salzen, wie auch an Kochſalz iſt, auf 100 Pflichtige nur 0,77, alſo nicht einmal 1 Prozent mit Kropf Behafteter, in Meßkirch, welches, auf weißem Jura lie— gend, jedenfalls ſehr kalthaltiges Waſſer hat, ſogar nur 0,22 Prozente. Dieſen ſehr bezeichnenden Beiſpielen könnte ich noch viele andere beifügen. Da ſich demnach in Waſſer kein Kropf erzeugender Bes ſtandtheil mit Beſtimmtheit annehmen läßt, es ſei denn etwa ein unſern jetzigen Unterſuchungsmethoden noch unzugäng⸗ licher, unbekannter Stoff, ähnlich dem von Virchow für den Cretinismus angenommenen Miasma, ſo dürfte es wohl näher liegen, gerade der Abweſenheit gewiſſer Stoffe im Waſ— ſer einen Krankheit erzeugenden Einfluß zuzuſchreiben und zwar um ſo mehr, wenn dieſes Stoffe ſind, welche wie die Kalkſalze, als hochwichtige Beſtandtheile des geſunden menſch— lichen Körpers erkannt werden müſſen, Stoffe, welche dem— ſelben jedenfalls auf irgend einem Wege von Außen zuge— führt werden müſſen, wenn er nicht erhebliche Störungen erleiden ſoll. | Mit Chatin u. A. die Abweſenheit von Jod in dem Trinkwaſſer oder der Luft als Urſache des Kropfes anzuneh— men, ſcheint mir doch etwas ſonderbar, denn da Jod kein, oder jedenfalls kein wichtiger Beſtandtheil des geſunden menſchlichen Körpers, dagegen ein ſehr differentes, wirkſames Arzneimittel iſt, ſo wäre nach obiger Annahme das Vorkom⸗ men von Kropf der normale Zuſtand, der nur durch das gerade vorhandene Jod nicht zur Entwicklung kommen kounte. Während nun die Anſichten über die Art, wie das Trinkwaſſer nachtheilig auf den menſchlichen Organismus einwirken kann, zur Zeit noch getheilt erſcheinen, ſtimmen ſie über den der Geſundheit abſolut ſchädlichen eines andern Waſſers jedenfalls mit einander überein und zwar eines Waſſers, welches namentlich auf dem Urgebirgsboden unſeres 1 Vaterlandes, dem Schwarzwalde leider eine ſtets wichti— gere Rolle zu ſpielen ſcheint, — ich mei ne das gebrannte Waſſer! Seinem verderblichen Einfluſſe glaube ich auch die unverkennbar zunehmende körperliche Verkümmerung in den Schwarzwaldthälern, und zwar namentlich des Rekruti— rungsbezirkes Karlsruhe, welche ich ſtatiſtiſch in meiner er— wähnten Abhandlung nachgewieſen habe, zuſchreiben zu müſ— ſen. Durch Branntwein zerrüttete Eltern können keine ge— ſunde Kinder erzeugen und ſelbſt dieſen wird ſchon, wie ich vielfach in Erfahrung brachte, das Gift in früheſter Jugend eingeflößt, ein Gift, von dem ſchon der Volksglaube annimmt, daß man junge Thiere damit in ihrem Wachsthum hemmen könne. f — — Nachſtehende Tabellen geben die unſerer Abhandlung zu Grunde liegenden ſpeziellen Zahlenverhältniſſe. Tabelle J. Verhältniß der Größe-Entwicklung zu den verſchiedenen Bodenbildungen. Zahl Zahl der unter Bodenbildung. der dem Maße Procente. Pflichtigen. Beſindlichen. Rothliegendes . 1034 206, 19,922 ee 1278 18,348 Püree ie 592 88 14,864 Diluvium [ 7089 1042 14,698 Bunter Sandſtein . 11124 1601 14,392 e 8257 1129 13,673 Muſchel kalk ak . 11656 1496 12,856 Vulkaniſche ren e 949 N 120 12,645 Mlaſſee kit: 0 3342 412 12,328 9 412 11,839 Aline „ 19701 2188 11,106 Juraformation . 3890 377 | 9,691 Uebergangsgebirge . .. 401 38 | 9,476 Summa 78460 10387 Tabelle I. Berhältniß der Häufigkeit des Kropfes zu den verſchiedenen Bodenbildungen. Zahl Zahl der Bodenbildung. der mit Kropf Prozente. Pflichtigen. Behafteten. Bunter Sandſtein . 11124 603 5,421 Gneiß 6965 371 5,326 Muſchelkalk 11636 544 4,675 Granit 8257 382 4,626 Molaſſe 3342 148 4,428 Porphyr 592 26 4,391 Alluvium 19701 753 3,822 Rothliegendes 2 1034 38 3,675 Vulkaniſche Bildungen 949 32 3,371 Diluvium . * 7089 236 3,329 Uebergangsgebirg 401 12 2,992 Keuper . 3480 101 2,902 Juraformation . 5 3890 58 1,491 Summa 784600 3304 Tabelle III. Zahl der auf den verſchiedenen Bodenbildungen liegenden Orte. Bodenbildung. Zahl der Orte. Alu ;..... FUUk 287 Muse „ „ Se, 255 Bunter Sandftein . . - 242 Grasmʒ RT 155 Dilustim . on... .2-Htl, 147 Guei 0. u 125 Suraformation . . . . 104 Molaͤſſe . 95 Keuper . . 61 Vulkaniſche Bildungen - 16 Rothliegendes . 15 Uebergangsgebirg . .. 7 Porphhhnr +] 5 Summa . | 1514 Ueber die Witterungs- Berhältnile Mannheims im Jahre 1860 von Dr. E. Weber. Der Modus unſerer im Jahre 1860 angeſtellten me— teorologiſchen Beobachtungen, deren Reſultate in nachſtehenden Tabellen enthalten ſind, iſt bereits in früheren Berichten an- gegeben und indem wir uns hierauf beziehen, iſt den folgen— den Betrachtungen nur noch die Bemerkung voranzuſchicken, daß das Beobachtungslokal ſich ſeit dem verfloſſenen April an einem hierzu vorzüglich geeigneten Orte des Großherzoglichen Schloſſes befindet und die Inſtrumente 48“ über dem Niveau der Straße, vollkommen frei nach NNO, jedoch genügend gegen Regen, Wind und Sonne geſchützt, angebracht ſind. Der mittlere Luftdruck von 27“ 9,55 blieb um 0,45° unter dem aus längerer Beobachtung gewonnenen Mittel *), dagegen übertrafen ſeine Schwankungen die nor— malen jährlichen um 0,6. Den höchſten mittleren Luftdruck *) Vgl. 18. und 19. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde 1855. 6 hatte der Oktober, den tiefjten der Dezember, dem normalen Verhältniß gerade entgegengeſetzt. Die größten Barometer— ſchwankungen kamen im Januar, die geringſten im Auguſt vor. Die mittlere Temperatur des Jahres betrug 7,88“ und blieb um 0,90“ unter dem normalen Mittel. Die Dif⸗ ferenz zwiſchen dem Mittel der Maxima und Minima war um 1,48“ geringer als gewöhnlich, während die zwiſchen dem abſoluten Maximum und Minimum 32,0“ betrug und um 16,0“ unter der beobachteten höchſten Temperatur-Differenz in einem Jahre blieb. Die größten monatlichen Temperatur- ſchwankungen waren im Mai (normal März), die geringſten im Oktober (normal November) vor. Der wärmſte Monat war der Juni (normal Juli), der kälteſte der Februar (nor⸗ mal Januar), die abſolut höchſte Temperatur von 24,0“ wurde am 26. Juni und 16. Auguſt, die abſolut tiefſte von —8,0° am 15. Februar und 25. Dezember beobachtet. Der mittlere Temperaturunterſchied zwiſchen Morgen und Nach— mittag betrug 3,38“ (normal 4,369), zwiſchen Nachmittag und Abend 2,66“ (normal 3,089), daher die täglichen Tem— peraturſchwankungen bedeutend geringer als gewöhnlich wa— ren. Der größte mittlere Temperaturunterſchied zwiſchen Morgen und Nachmittag (4,479) kam im Auguſt, der ges ringſte (0,94) im Dezember vor, während der größte zwi— ſchen Nachmittag und Abend (4,429) im Juni, der geringſte (1,079) im Dezember ſtattfand. An 79 Tagen ſank das Thermometer auf oder unter den Gefrierpunkt, demnach an 13 Tagen mehr als gewöhnlich und an 23 Tagen blieb die mittlere Temperatur auf oder unter 0 (Froſttemperatur). Die meiſten Tage mit Eis (22) kamen im Februar, die meiſten mit Froſttemperatur (14) in demſelben Monate vor. An nur 23 Ta⸗ gen ſtieg das Queckfilber auf und über 20°, was im Durchſchnitte hier an 56 Tagen ſtattzufinden pflegt und nur an 1 Tage ſtieg die mittlere Tages-Temperatur über 20°, was im Jahre 1859 an 21 Tagen beobachtet wurde. Betrachten wir eine mittlere Tagestemperatur von 5° — 13° als Frühlings- und Herbſt⸗ — 83 — temperatur, von 14“ und darüber als Sommertemperatur und eine unter 5 als Wintertemperatur, ſo hatte das Jahr 1860 157 Frühlings- oder e 67 Sommer- und 141 Wintertage. Der mittlere Dunſtdruck von 3,15“ blieb um 0,16““ unter dem normalen. Den höchſten mittleren Dunſtdruck hatte der Auguſt, den geringſten der Februar. Die mittlere Luftfeuchtigkeit betrug 0,73 und war vollkommen normal. Die feuchteſten Monate waren der Oktober und Dezember, der trockenſte der Mai. Die Verdünſtung, welche 41,23“ der Höhe einer Waſſerſäule betrug, übertraf die normale um 3,13“. Die ſtärkſte Verdünſtung fand im Mai, die geringſte im ee ber ſtatt. Die gefallene Regen- und Schneemenge blieb um 430 Cubikzoll auf den Quadratfuß unter der normalen. Die größte Waſſermenge (623,5 Cubikzoll) fiel im Auguſt, die geringſte (115,7 Cubikzoll) im Februar. Die meiſten Re⸗ gentage (21) hatten der Juni und Auguſt, die wenigſten (3) der Februar, dagegen in dieſem Monate 12 Tage mit Schnee vorkamen. Ueberhaupt übertraf die Zahl der Tage mit Regen die normale um 8, die der Schneetage um 12. Was die übrigen Meteore betrifft, ſo waren Duft, Nebel, Höherauch und Gewitter ſeltener, Hagel etwas häufiger als gewöhnlich; um vieles Mufiger wurde 1 8505 beobachtet. Die mittlere Bewölkung übertraf die übe um 7 00. Die Zahl der ganz heitern Tage blieb um 33 unter der normalen, während die der mehr oder weniger getrübten dieſelbe um 19, die der ganz trüben um 15 übertraf. Der heiterſte Monat war der Mai (normal Juni), der trübſte der Dezember (normal Januar. 72 Der Wind war in Bezug auf die Häufigkeit der Hauptrichtungen ziemlich normal, inſoferne die oſt- nördliche ſich zur weſt-ſüdlichen wie 37 — 63 (normal 40—60) ver: 6* hielt. Am häufigſten wehte (25 Prozent) SO, am ſeltenſten (4 Prozent) Oſt. In den Monaten April, Juli und Novem⸗ ber herrſchte die oſt-nördliche, in den übrigen Monaten die weſt-ſüdliche Stroͤmung vor und zwar nahezu abſolut im Juni und Auguſt, welch letzterer Monat durch beträchtliche Regenmenge ausgezeichnet war, während die drei erſten Mo⸗ nate, namentlich der April und Juli PORAHEPIREÄN? als troden bezeichnet werden mußten. Die Stärke des Windes übertraf his normale etwas, auch die Zahl der Tage mit Wind war größer als gewöhn⸗ lich, Sturm kam jedoch ſeltener vor. Am windigſten war der April, am windſtillſten der November. Am veränder— lichſten zeigte ſich die Windrichtung im Auguſt, am konſtan⸗ teſten im September. Der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 5,88 “k der Schönbein'ſchen Skala, 1,73“ mehr als im Jahre 1860, was wohl zum Theile mit auf Rechnung der bedeutendern Höhe des Beobachtungsortes und des zweckmäßigern Appa- rates“) gebracht werden kann. Im Durchſchnitte war auch in dieſem Jahre der Ozongehalt der Luft beträchtlicher bei Nacht, als bei Tag und es verhält ſich das Mittel der Morgenbeobachtungen zu dem Abendbeobachtungen wie 6,52 zu 5,28. In einzelnen Monaten fand das entgegengeſetzte Verhältniß ſtatt und zwar im Juni, Juli, Auguſt, Septem⸗ ber und Oktober, was in Betreff der drei erſten Monate auch im Jahre 1859 der Fall war. Den größten mittleren Ozongehalt (8,58) hatte der Auguſt, den geringſten (2,57) der November. Einen dem Jahresmittel gleichen Ozongehalt hatte der Oktober, einen höhern der April, Mai, Juni, Juli *) Nach J. Böhm Unterſuchungen über das atmoſphäriſche Ozon, Wien 1858. Das Reagenzpapier hängt in einem daſſelbe gegen Sonne, Regen und Schnee ſchützenden, der Luft aber möglichſt freien Zutritt geſtattenden Trichter von Blech. 2 u Auguſt, September, einen geringern die Monate Januar, Februar, März, November und Dezember. Es ſtand alſo auch im Jahre 1860 der Ozongehalt der Luft in geradem Verhältniſſe zu deren Temperatur und zeigte ſich nur bei den hoͤchſten Wärmegraden wieder etwas geringer, wie aus folgender Zuſammenſtellung erhellt: | Mittlere Mittlerer Lufttemperatur. Ozongehalt der Luft. Unter 0“ — 09 3,38 i, 5% TH 60 — 10 6,98 449 wur 8,07 16% — 20 7,56 Aus den ſpeziellen Beobachtungen ergibt ſich nun für das Jahr 1860 folgender Witterungscha rakter: ziemlich tiefer Barometerſtand mit normalen Schwankungen, etwas tiefere Temperatur mit geringen Schwankungen, geringerer Dunſtdruck, normale Luftfeuchtigkeit, ſtarke Verdünſtung, ge— ringere Menge des gefallenen atmoſphäriſchen Waſſers bei größerer Zahl der Regen- und Schneetage, vorzugsweiſe ge— trübter Himmel, Vorherrſchen von 80 und NW Winden bei etwas größerer Stärke und normaler Veränderlichkeit des Windes, ziemlich beträchtlicher Ozongehalt der Luft. Mit wenigen Worten kann der Witterungscharakter des Jahres 1860 als kühl, trüb und regneriſch ien net werden. Die einzelnen Jehresbeiken waren durch folgende Witterungsverhältniſſe charakteriſirt: Winter. Der klimatiſche Winter des Jahres 1860 begann am 10. November 1859 und endete mit dem 17. März 1860, umfaßte demnach 129 Tage und war in Bezug auf Anfang wie Dauer nahezu normal. Seine mittlere Temperatur (nämlich der 5 Wintermonate November bis März) betrug 2,299 und blieb um 0,60“ unter dem gewöhnlichen Mittel. Die höchſte Temperatur betrug 10,8 (am 1. Jan.) — 86 — die tiefſte — 12,0“ (am 19. Dez. 1859). Eis hatten 73 Tage (8 mehr als normal), Froſttemperatur 41 Tage. Das erſte Eis wurde am 23. Oktober (1859) das letzte am 17. März beobachtet. Regen kam an 43, Schnee an 37 Tagen vor. Der erſte Schnee fiel am 15. Nov. (1859), der letzte am 13. April. Die geſammte durch Regen und Schnee ge— fallene Waſſermenge betrug 963,3 Cub. Zoll auf den Qua⸗ dratfuß oder 6,69 Höhe (30 C.-Z. weniger als normal). Der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 3,09“. Das Ver— hältniß der O- N zu den W-S Winden verhielt ſich wie 38 zu 62 und kann als normal betrachtet werden. Unter den einzelnen Wintermonaten waren der No— vember, Dezember, Februar und März kälter als gewöhnlich, namentlich der Dezember ungewöhnlich kalt Heede der Ja⸗ nuar auffallend mild. Im Allgemeinen iſt der Winter 1860 als faſt in allen Ve erhältniſſen normalmäßig kalt und ziemlich ſchnee— reich zu bezeichnen. II. Frühling. Der klimatische Frühling ſing am 18. März an und endete mit dem 10. Mai, 54 Tage dauernd und war daher zwar rechtzeitig beginnend aber 16 Tage kürzer als gewöhlich. Die mittlere Temperatur der beiden Frühlingsmonate (April und Mai) betrug 10,57“ und blieb um 0,13“ unter der. normalen Frühlingstemperatur. Die höchſte Temperatur mit 23,0 kam am 18. Mai, die niederſte mit 0,5 am 12. und 22. April vor. Regen fiel an 17, Schnee an 3 Tagen und die Summe der Regen- und Schneetage blieb um 9 unter der mittleren, ebenſo betrug die Regen- und Schneemenge 357 C.⸗Z. weniger als gewöhn— lich. Der mittlere Ozongehalt von 7,69“ war ſehr beträcht— lich zu nennen. Die oſt nördliche Windrichtung herrſchte gegen die Norm über die weſtſsüdliche vor, die ae übertraf die normale. Von den beiden Frühlingsmonaten war der aste th, der zweite warm, im Allgemeinen konnte aber der Frühling 5 9 als kurz, kühl, ziemlich trüb, trocken und windig bezeichnet werden. III. Sommer. Der klimatiſche Sommer begann am 11. Mai und endete am 1. September. Er umfaßte 114 Tage und hatte ſowohl einen frühern Anfang, wie eine län- gere Dauer als gewöhnlich. Die mittlere Temperatur der Sommermonate (Juni, Juli, Auguſt) betrug 14,66“ und war 1,08“ tiefer als normal. Das Maximum der Tempe— ratur mit 24,0% wurde am 26. Juni und 16. Auguſt, das Minimum mit 6,8 am 7. Juli beobachtet. An 20 Tagen ſtieg das Thermometer auf 20° und darüber, nur 1 Tag hatte eine mittlere Tagestemperatur von 20°. Die gefallene Regenmenge betrug 1434,5 C.⸗Z. (211 C.⸗Z. unter dem Mittel), dagegen übertraf die Zahl der Regentage, welche ſich auf 59 belief, die normale nur 15. Der mittlere Ozonge— halt der Luft von 8,21“ war beträchtlich. Die weſtsſüdliche Windſtrömung hatte ein bedeutendes Uebergewicht über die oſt-nördliche. Mit kurzen Worten iſt der Sommer 1860 als früh, lang, kühl, trüb und regneriſch zu bezeichnen. IV. Herbſt. Der klimatiſche Herbſt begann am 2. September und dauerte bis zum 27. Oktober. Nur 54 Tage lang, war er kürzer als gewöhnlich. Die mittlere Tempera— tur der beiden Herbſtmonate September und Oktober betrug 9,96 und war um 0,77 tiefer als normal. Die höchſte Temperatur mit 19,5 wurde am 24. September, die tiefſte mit 1,4 am 12. Oktober beobachtet. Die Zahl der Regen- tage war etwas unter der normalen, ſo wie auch die gefal— lene Waſſermenge (374 C.⸗Z.) um 181 C.⸗Z. geringer war. Der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 6,39. Die weſt⸗ſüdliche Windrichtung war wie im Sommer bedeutend vorherrſchend. Im Allgemeinen iſt der Herbſt 1860 als früh und kurz, kühl, mäßig feucht und trüb zu bezeichnen. Die Witterungs-Charakteriſtik der einzelnen Monate läßt ſich kurz in folgender Weiſe aufitellen: FR Januar warm, trüb und naß. Februar kalt, trocken und windig. März ziemlich kalt, mäßig feucht, trüb und windig. April kühl, trocken, trüb, windig, überhaupt ſehr ver- änderlich. Mai warm, trocken, ziemlich trüb und windig. Juni kühl, trüb, regneriſch, windſtill. Juli kühl, ziemlich trocken und trüb. Auguſt kühl, trüb, naß und windig. September ziemlich kühl, trüb, regneriſch. Oktober kühl, trüb, ziemlich feucht und windſtill. November kalt, mäßig feucht, windſtill. Dezember kalt, trüb, naß, beſonders ſchneereich. Mit Ausnahme des Januars und Mais war die mitt- lere Temperatur aller Monate unter der normalen. Trockene Luft hatten nur die Monate Februar, April, Mai und Juni, während alle übrige Monate mehr oder minder feucht und regneriſch waren, und in den Monaten Januar, Auguſt und Dezember auch die gefallene Waſſermenge die normale über— ſtieg, daher dieſe Monate als naß bezeichnet wurden. * 0088 Ih „08T N (RS 6 'n qe“ gl uw) „% - und (/ T6 u) „5 11 „98 un unc (önzz green ung 95 ww) „075 Wiwyg (Cuvs 88 wmv) „EG „8s unavzgß => | — RT. 106 6.1 0884 88/2 1686 19,9 9/0698 zelez'rı 280996 280 69˙% 280(Tÿ'6 25089 Ze Jam E ß But A EU T ß ̃ ̃ ¼ er N en * II — 8191 os 92 19 Slo 61“TE8˙0 9˙91 6,11 988%Ä1 169 90/2 168'9 66˙9 DIUIIG — 2 — 21 Fell 98 86 20˙ 96“ 8889 89˙0 [T1 8“ 9˙81 65˙6 65˙6 886 109'6 aqulogozg — res ger ayı 2˙8- IH S9 vor 6˙ 9051 81 88 „11 2911 Jes/IT b vp 75 ele 9,610 0181 KEIL 88 /ÿI 88 ˙0T “6 9,9 UI 0001 |FToL 1066 1866 aqui 5 — 9 — 091 0˙8 O YS pg PIg9ß'g1 8821] 98851 6˙ 6,9 8˙+TI 40˙6 668 98'8 086 Anbnzs U lg 9,86 89% 11281 192/91) 88˙81 eZ 12 PPI 68/0I 2801 8001 |I9zor [ und — — 8 — 919% Ye 98 PI | riet “1 86˙81 19 6, oe ss 62,6 1086 997,6 und = os 0˙88 28˙%1 | 80/31 2191 06˙TT 9 er 181 89˙6 996 086 62˙6 a = len: 8/910 222 | 129 gor 819 8701 5.9 Hl 906 136 98˙8— 20˙6 mac; = 9 — 11 86189 01 os 28˙8 00˙9 | 821 6,11 ve FI 59/06 ß 89˙6 16˙6 Lap — re. te io «9 66.0 17˙0 89˙7 FF, T 8.81 2,1 0˙91 88/1 ol 2201 Jezor ( wink — 9 — II % 8 PIoS P » 0 1ſog ls o80˙ 8 81 os 8˙9 1 FO 20 CT 236506 18168 25 20˙6 25206 2 anus 98 % .o Se | | aan an ca = 8 x 8 5 8 8 8 1 8 5 8 8 13 3300 inv a9go inv Bi = |, 4 > - 7 6 ve has un IQ] "991 ieee: a0 05 ar 5 0 35 + a RR UNO neee FaUagIg | wuprrg | "BIO | G 2919 mowmaygR 16 00 Inv ond 2979 moa vg a % fg S duda 0987 dagvs un udguuvzc ur uobunzcogo og used ahl a0 21 x u a 1 I e 1599.9 n Gz 8 uw) UN RR een ag l MW), %%% NG (S e uv) 86 ung Conz Is uv) %. eee — „ILO SU 2608 „818 on er 26 82 92 79 84 56˙8 88“ 2% gls 61 gls | orTe || pn 85⁰¹r 0˙60198̃ — — = 22 + > — If — — pr — — hung 18'0 o'FLr 98 19 16 18 98 8⁴ sg 6 8/0 56 6, 16,1 1,705 28,1 || Raadag 617 0'805 19 97 46 6L 08 2 58 0 ET | ge 90, 20,7 | LTG 76,1 gung 121 0015 69 | 68 86 18 A 88.116'5.10'8-—1-6#-—| 18'8-1.78°8-- 1188 16“, (% 19˙8 0'791 99 Gr 96 GL 64 79 68 8% vs 6/9 sl, | 087 ol, 20,7 fg 98⁰ 9˙ 59 19 98 96 74 18 19 os OY oe 0% 278% 66,7 vr |eLr |‘ mon 19'9 901 99 6 68 99 69 59 5 8% ve | Le 6% O, IF 9%) und 91˙9 9.265 58 98 06 99 GL 09 ch [2˙ 18 8 | 2er 99/7 205 69,5 lun 682 9701 59 25 68 19 99 67 69 [PS Ta 9% ois 89/8 99 9886 [ic 61˙9 6˙5¹1 N 16 69 2 09 vu 8 st | Te 86,7 28,5 s | ara „ dee 0.1 6˙961 65 Of 68 9⁴ 2 99 6% %s 0% | 07 88, 95, 2% 40% pic 9% 1 2911 98 | 9 68 GL 2 14 62 o 8˙0 88 89“ | 69T 8/19 /f || anaqeg u: 808 98 | 09 96 62 62 9⁴ es % er | 07 6s“ | 60% 2s | 855 [ nasbnuvd ‚vagunz ag 81° 8 8 Gag nog une eee eee eee "Bao | | 17241 Inv god gang e eee eee ieee eee eee be asg omg auch a %% % plc medac ou oa bach eic 92 — — 88,9 799 87% ö el e [891,28 6 61 11 98 5 9 9 i b pmg 69˙0T/18˙82T[T˙8 608 [geg 981 | er 9 281 | 969 | 506 | 00T | 208 | ZIT 5 | 67 | 09 | 95 28 vun ——ñ— 122 | mm ͤ—Z—J— . — — — —— | nn [mn [mn [mem — 255809 2906 se 911 [iii s s 19 ss oli e922 | IT ue 29˙606˙8 S888 zeleıis i- 2 [iir IH |s 21 2 916 |AT| FI | ST" aubaozg 88˙965˙9 90,0 . 1sııl 011. — 12.18 69 1 32.1. 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Anſelmino, Dr., practiſcher Arzt. Arnold, Carl, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. Artaria, Ph., Kunſthändler und Gemeinderath. Baillehache, J. v., Profeſſor. Baſſermann, Frd., kgl. baieriſcher Conſul. Baſſermann, Dr., practiſcher Arzt. Baſſermann, Lud. Alex., Kaufmann. Bayer, Stephan, Oberſtlieutenant. Behaghel, P., Profeſſor, Lafer und Lyceums⸗ Director. Bensheimer, J., Buchhändler. Benſinger, Medieinalrath und Medicinalreferent. Bertheau, Dr., Oberarzt. Biſſinger, L., Apotheker. Bleichroth, Altbürgermeiſter. Böhling, Jacob, Zahnarzt. Böhme, Geheimerath, Regierungs-Director. Bracht, Ph., Rechtsanwalt. Delorme, Heinrich, Oberſt. Devrient, Theod., Pädagog. Diffené, erſter Bürgermeiſter. Eglinger, J., Handelsmann. Engelhardt, Herm., Tapetenfabrikant. Eſſer, Obergerichts-Advokat. Fickler, Dr., Profeſſor. Fliegauf, Schloßverwaller 37. Finken Inſtitut, Großherzogliches. 2 38. Herr Frey, Dr., practiſcher Arzt. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 7 Gentil, Dr., Obergerichts-Advokat. Gerlach, Dr., practiſcher Arzt. von Gienanth, C., in Ludwigshafen. Giulini, L., Dr., Fabrikant. Giulini, P., Handelsmann und Fabrikrath. Görig, Dr., practiſcher Arzt in Schriesheim. Grabert, Joh. Mich., Kaufmann. Grohe, Weinwirth. Grohe, M., Dr., practiſcher Arzt. Groß, J., Handelsmann. Haaß, Oberhofgerichts-Vicekanzler. Hahnewinkel, E., Kaufmann. Herrſchel, A., Handelsmann. Hirſchbrunn, Dr., Apotheker. Hoff, E., Gemeinderath. Hohenemſer, J., Banquier. Huber, C. J., Apotheker. Jörger, Handelsmann und Gemeinderath. Joſt, C. F., Friſeur. Kahn, J., Dr., practiſcher Arzt. Kalb, Gaſtwirth zum Deutſchen Hof. Kaſt, Holzhändler. Kaufmann, J., Particulier. Köſter, C. H. M., Banquier. Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. Ladenburg, S., Banquier. Lauer, Präſident der Handelskammer. Lenel, L., Handelsmann. von Leoprechting, Freiherr, Major. Lorent, A., Dr. philos. Lorenz, W., Ober-Ingenieur. Mayer, Dr., Regiments-Arzt. Meermann, Dr., practiſcher Arzt. Meyer-Nicolay, Handelsmann. 3 73. Herr Minet, Dr., Oberarzt. 74. 75. 76. 71. 78. 79. 80. 81. 100. 101. 102. 103. 104. 105. Neſtler, Carl, Bürgermeiſter. von Oberndorff, Graf, kgl. baier. Kämmerer. von Oberndorff, Graf, k. k. öfter. Oberlieutenant in der Arme. Olivier, Kupferſchmied. Otterborg, Anton, Gutsbeſitzer. Rapp, C., Profeſſor. Reichert, Jak., prakt. Arzt. Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. Reis, G. J., Handelsmann. Röchling, C., Particulier. Noeder, Jacob, Kaufmann. Roth, J. K. Frd., Forſtmeiſter. Schmitt, Geheimer Regierungsrath. Sch muckert, C., Particulier. Schneider, J., Buchdrucker. Schönfeld, E., Dr., Aſtronom. Schröder, H., Dr., Profeſſor und Director der höheren Bürgerſchule. Scipio, A., Particulier. Seitz, Dr., Hofrath. ö Segnitz, Reinhard, Buchhändler. Serger, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. Sinzheimer, Dr., practiſcher Arzt. Stegmann, Dr., practiſcher Arzt. Stehberger, Dr., Hofrath und Amtsarzt. Stehberger, Dr., practiſcher Arzt. Stephani, Dr., Aſſiſtenzarzt. Stieler, Hofgärtner. Stoll, Hofchirurg. Thibaut, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., Apotheker. Waag, L., Oberſt und Garniſons-Commandant. u 106. Herr Wahle, Hofapotheker. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. " " " Walther, Ferd., Kaufmann. Weber, Dr., Regimentsarzt. Wilhelmi, Dr., Amtsarzt in Schwetzingen. Wilckens, L., Amtsarzt in Weinheim. Winterwerber, Dr., practiſcher Arzt. With, Regierungsrath und Rheinſchifffahrts— Inſpector. Wolff, Dr., practiſcher Arzt. Wunder, Friedrich, Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath und practiſcher Arzt. Zeroni, Dr., jr., practiſcher Arzt. SSS Ehren- Mitglieder, —— 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 2. 75 Apetz, Dr., Profeſſor, Sekretär der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftl. Vereins in Weinheim. de Beaumont, Elie, in Paris. Bernard, A., Dr. in München. Blum, Dr. philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Apotheker u. Oeconomierath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz in Karlsruhe. Cotta, Dr. in Tharand. Clauß, C., Berg- und Hüttendirektor in Chemnitz. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., Profeſſor in Kadolzburg. Döll, Dr., Geh. Hofrath und Oberhofbibliothekar in Karlsruhe. Eiſenlohr, Geheimerath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath und Sekretär der rhein. naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. Fiſcher, Dr., Profeſſor in Freiburg. Gergens, Dr. in Mainz. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. — 101 — 23. Herr Haidinger, Wilhelm, k. k. Hofrath in Wien. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr., in Zürich. Heß, Rudolph, Dr. med., in Zürich. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayriſcher Geſandte Excellenz in Wien. Jolly, Dr., Profeſſor in München. Kapp, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. philos. in Darmſtadt. von Kettner, Frhr., Oberſchloßhauptmann u. In⸗ tendant der Großh. Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried. in Frankfurt a. M. von Kobell, Dr., Profeſſor in Munchen. Koch, G. Fried., Dr., practiſcher Arzt in Sembach. Kratzmann, Emil, Dr. in Marienbad. Lang, Chr., Univerſitäts-Gärtner in Heidelberg. Leo, Dr., Hofrath und erſter Phyſikatsarzt in Mainz. von Leonhard, Dr., Geheimer Rath und Pro— feſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr., Profeſſor in Heidelberg. Mappes, M., Dr. med. in Frankfurt a M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereins der preuß. Rheinlande in Bonn. von Martius, Dr., Hofrath und Profeſſor in München. Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. von Meyer, Herrmann, Dr., in Frankfurt a. M. von Müller, J. W., in Brüſſel. Neydeck, K. J., Rath in Homburg v. d. H. Oettinger, Dr., Hofrath und Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär⸗ Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. m 15 ae Wr 51. Herr Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. 52. „ Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio⸗Janeiro. 53. „ Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. 54. „ Rüppel, Dr. in Frankfurt a. M. 55. „ Sandberger, Fried., Dr., Profeſſor an der poly— techniſchen Schule in Karlsruhe. 56. „ Schimper, K. F., Dr. philos., Naturforſcher in Schwetzingen. 57. „ Schimper, W., Naturforſcher in Abyſſinien. 58. „ Schmitt, Stadtpfarrer in Mainz. 59. „ Schmitt, G. A., Dr., Profeſſor der Botanik in Heidelberg. 60. „ Schramm, Carl Traugott, Cantor und Sekretär der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. a 61. „ Schultz, Fried. Wilh., Dr., Naturforſcher in Bitſch. 62. „ Schultz, Dr., Hoſpitalarzt, Director der Pollichia in Deidesheim. 63. „ von Seldeneck, Wilhelm, Frhr., Oberſtallmeiſter, Excellenz in Karlsruhe. 64. „ Seubert, Dr., Profeſſor, Director des Naturalien— Kabinets in Karlsruhe. 65. „ Sinning, Garteninſpector in Poppelsdorf. 66. „ Speyer, Oskar, Dr., Lehrer an der höheren Ge— werbſchule in Caſſel. 67. „ von Stengel, Frhr., Forſtmeiſter in Ettlingen. 68. „ von Stengel, Frhr., Geh. Rath, Excellenz, in Karlsruhe. 69. „ von Stengel, Frhr., Königl. Bair. Appellations- Gerichts-Präſident in Neuburg a. d. D. 70. „ Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. 71. „ von Strauß-Dürkheim, Frhr., Zoolog und Anatom in Paris. 72. „ Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Geſell— ſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. — 103 — 73. Herr Thellemann, Garten-Juſpector in Biebrich. 74. 75. 76. Tr, 78. LE 80. 81. 82. 83. „ Terſcheck, C. A. sen., Hof- und botaniſcher Gärt— ner in Dresden. „ Thoma, Dr., Profeſſor, Sekretär des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. „ von Treviſan, Victor, Graf in Padua. „ Vogelmann, Dr., Geh. Rath, Präſident des Fi— nanzminiſteriums in Karlsruhe. „ Walchner, Dr., Bergrath und Profeſſor in Baden. „ Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. „Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. „ Wetzlar, G., Dr., Direktor der Wetterauiſchen Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. „ van der Wyk, H., C., Freiherr, Mitglied des niederländiſch-indiſchen oberſten Colonial— Rathes zu Batavia. „ Wirtgen, Profeſſor in Coblenz. eee R * 5 x 5 Fon 92 a A W * - zur. me. eg 1 nd 1 a ö Ir n 1 an 1 8 5 1 bee eee ai 1 1500 11 Be 12 3 ‚un Hast sit 50 Re Ae e sd * 1 n su ue 5 5 * nf 1 Dur: 7 Ang „2, 1 1h eee LTR Bi aloe 130.30 200 ‚Up, Folter e 5 mahnt 11708 8 4. a le a 0 I = anne Am 15 sit; al En ' — * > - X u * r * ru ? ö * 250 liche 706 i * ER 1 VRR elne iftado ee Ce AN ea 9100 bete f ee 5 . 8 * 8 N E BUT r® ker, * 5 C 3 en FR win N e u 15 W m 9 Pr A: 1 * Oi 2 ER | 1 ' 5 ber . „ e 11 ne 1 * N 90 | 1 Br, i * & 2 4 4 0 f 4 N 7 * A 1 e 4 5 1 2 1 N u " . 24874 . 4 e * a Fe RER Auchtundzwanzigſler Jahresbericht des Mannheimer Dereins für Nalurkundr. — ——— Erſtattet in der zur Feier des 28. Stiftungsfeſtes am 10. November 1861 abgehaltenen Berfammlung von Regimentsarzt Dr. E. Weber, als Vice-Präſident des Vereins. Nebſt wiſſenſchaftlichen Beiträgen von den Herren Geh. Hofrath Döll in Carlsruhe, Hofaſtronom Profeſſor Dr. Schönfeld und Regimentsarzt Dr. E. Weber, ſowie dem Mitglieder-Verzeichniſſe. „ * Mannheim. Buchdruckerei von J. Schneider. | 1862. | „ 7 30 * * * an» R N * * z wo 1 1 eee ir ws Bu — * > SA a — u „ 8 U ** 2 75 1 98 IR “ 8 4 en u 1 77 705 F 394; 1 5 3 „ | BAR 00 e 18 wen t 1 7 2 x PUR So Be En vet l N N HM RES PT NE 5 RE EAN A a SET 5 * . N 1 5 Dt! 25 { . 5 . e 5 1 f a EN EN Ar a 7 ee Arch u * 8 * r R u uf * rd ia 7 + | z TEEN, Wo BR NR er vo | . ur > 5 Yo 1 7 =. 1 N ke a, u 3 a . 5 ' 115 F oe 1 2 N 7 AR; a el LE rd MR „ e ig a 0 et 5 er 75 erh een erde RR, N e en + 2 1 Ayr N PM Ks 3 * 1 N * 4 4 Wi sfr IR un. 4 j 7 BED 2 5 , — 52 Pa \ f 2 1 ren 455 25 Mans, RR „ a \ F 3 Kr de FL en E ˖ 44088 1 * 8 1 128 5 0 N (ir 005 e e * 1 5 » 9 2 . Yeah 1 . 2. . 2 Pf, K 5 n n 1 Jahresbericht 8 des Mannheimer 72 . 2 75 0 Nerriun für Haturkunde, erſtattet in der zur Feier des 28. Stiftungs feſtes am 10. No v. 1861 abgehaltenen Verſammlung von Regimentsarzt Dr. E. Weber, als Vice-Präſident des Vereins. Hochzuverehrende Verſammlung! In Abweſenheit unſeres verehrten Präſidenten, des Herrn Grafen von Oberndorff, habe ich die Ehre, die heutige, zur Feier des Stiſtungsfeſtes des hieſigen Vereins für Naturkunde ſtattfindende Verſammlung zu eröffnen. Als Vicepräſident der Geſellſchaft habe ich die Ver— pflichtung, Ihnen zunächſt einen kurzen Bericht über die Ereigniſſe und Thätigkeit derſelben in dem abgelaufenen Vereinsjahre — dem acht und zwanzigſten ihres Beſtehens — zu erſtatten. Wenn ich in meinem vorjährigen Berichte mit Bedauern bemerken mußte, daß die wiſſenſchaftliche Thätigkeit des Vereins, wohl hauptſächlich unter dem Einfluſſe ungünſtiger Zeitverhältniſſe, eine nur untergeordnete war, nichts deſto weniger aber doch auch viel Nützliches, namentlich in Re— 1 * wer ſtauration der Lokalitäten und Ordnung der Sammlungen geleiſtet wurde, ſo gereicht es mir zu ganz beſonderem Ver⸗ gnügen, in meiner heutigen Darſtellung dieſelbe als eine in dieſem Vereinsjahre ganz beſonders rege und erfolgreiche bezeichnen zu können. Namentlich war es die mineralogiſch⸗ phyſikaliſche Section, die allerdings auch in unſerer Geſell⸗ ſchaft durch die tüchtigſten Kräfte, vertreten iſt, welche den erſten Anſtoß zu erneuter wiſſenſchaftlicher Thätigkeit gab und zunächſt beſchloß, in regelmäßigen, monatlich einmal ab⸗ zuhaltenden Sitzungen. durch Vorträge, kürzere Referate und ſich an dieſe knüpfende Discuſſionen einem im Laufe der Zeit etwas in Vergeſſenheit gerathenen Hauptzwecke des Vereins — wiſſenſchaftliche Belehrung und Ideenaustauſch — wieder näher zu kommen. Dieſer Beſchluß fand allgemeinen Anklang und wurde nur inſofern abgeändert, als ſich auch die übrigen Sectionen an den Verſammlungen betheiligten, wodurch dieſelben nur an Mannichfaltigkeit des zu behan⸗ delnden Stoffes und daher im Allgemeinen an Intereſſe gewinnen konnten. Am 5. Februar fand die erſte diejer Versammlungen in unſerm reſtaurirten Bibliotheks⸗Saale ſtatt, welcher ſich im Laufe des Jahres neun weitere, unter dem Vorſitze Ihres Berichterſtatters anſchloſſen und ſich einer ſtets wachſenden Theilnahme von Seiten der Geſellſchaft zu erfreuen hatten. Wir verdanken dieſem Unternehmen den Beitritt mehrerer uener Mitglieder und überhaupt eine regere Theilnahme an den Intereſſen unſeres Vereins. Es wurden in den zehn Verſammlungen 25 größere und kleinere Vorträge gehalten, über welche theilweiſe auch mehr oder weniger ausführliche Referate in öffentlichen Blättern erſchienen. Wir werden den Inhalt derſelben in einem kurzen neee weiter unten bezeichnen. | Wie durch das lebendige Wort, jo wurde auch a die zahlreichen in dem Leſezirkel des Vereins, den Mit⸗ gliedern zu Gebote ſtehenden populär, wie ſtreng wiſſenſchaft⸗ BE BER lich gehaltene Zeitſchriften und Berichte anderer gelehrter Geſellſchaften und Vereine, reicher Stoff zu einer wiſſen⸗ ſchaftlichen Lektüre und Belehrung geboten. Es liefen durch jeden der zwei, zu raſcherem Verkehr gebildeten Zirkel, im verfloſſenen Jahre über 100 Schriften. Auch dieſe Einrich⸗ tung in Verbindung mit der jährlich bedeutend zunehmenden, allen Mitgliedern zu jeder Zeit zugänglichen Bibliothek, dürfte wohl genügend ſein, dem Vereine eine größere Theil- nahme von Seiten der für Kunſt und Wiſſenſchaft jo be⸗ geiſterten Bevölkerung Mannheims zu ſichern, als ſie ihm, in ſchwer zu begreifender Weiſe, in den letzten Jahren zu Theil wurde. Die Sammlungen des Vereins wurden im verfloſſenen Jahre und zwar namentlich durch Geſchenke, deren bei der Schilderung der Thätigkeit der einzelnen Sectionen ſpeciellere Erwähnung geſchehen wird, anſehnlich bereichert. Der Verein iſt hierfür den Herren Materialiſt Herrſchel, Bäckermeiſter Schuh jun., Chorſänger Janſon, Vorſteher Blenkner, Dr. Lorent und namentlich den Manen unſeres dahin ge⸗ ſchiedenen, ſchwer geprüften Freundes und Collegen, Dr. Emil Thibaut, welcher ſeine ſämmtlichen Sammlungen aus den drei Reichen der Natur der Geſellſchaft vermachte, zu lebhafteſtem Danke verpflichtet. Das Großherzogliche naturhiſtoriſche Muſeum, welchem die Sammlungen des Vereins einverleibt werden, war während des ganzen Jahres, mit Ausnahme der kälteſten Winterzeit, an jedem Sonntage von 11 bis 12 Uhr dem Publikum zu freiem Beſuche geöffnet. Wir bemerkten mit Vergnügen ein ſtetes wachſendes Intereſſe unſerer Bevölkerung aller Stände an einer Anſtalt, welche vermöge ihrer Reich⸗ haltigkeit zu den erſten Zierden Mannheims gerechnet werden kann, und es darf wohl als nicht geringes Verdienſt des Vereins betrachtet werden, daß er in neuerer Zeit ein ganz beſonderes Augenmerk darauf richtete, dieſe früher kaum beachtete Schätze zu allgemeiner Belehrung Jedermann leicht zugänglich zu machen. nr Auch die Beziehungen unſeres Inſtitutes zu anderen gelehrten Geſellſchaften des In- und Auslandes können recht erfreulich genannt werden. Ihnen verdankt unſere Bibliothek ihren reichſten und werthvollſten Zuwachs und der Leſezirkel ein ſtets im Ueberfluſſe vorhandenes Material. Im Laufe dieſes Vereinsjahres traten folgende Geſellſchaften, indem ſie ihre Berichte und Arbeiten einfandten, mit der unſrigen in literariſchen Tauſchverkehr, nämlich: 1) Die St. Galliſche naturwiſſenſchaftliche Geſellſchaft. 2) Die Oberlauſitziſche Geſellſchaft der Wiſſen— ſchaften. 3) Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Hannover. 4) Der Offenbacher Verein für Naturkunde. 5) Die naturforſchende Geſellſchaft in Graubünden. 6) Der Verein für Naturkunde zu Caſſel. Die Zahl ſämmtlicher Geſellſchaften, mit welchen wir jetzt in Verbindung ſtehen, beläuft ſich auf 66. Ich gehe nun zu den Perſonal-Verhältniſſen des Vereins über, wobei ich zunächſt erwähne, daß in der am 23. Januar abgehaltenen Generalverſammlung der ſeitherige Vorſtand zu ſeinen Funktionen wieder gewählt wurde und die Wahl annahm. Es fungirten demnach in dieſem Vereinsjahre: 1) Als Präſident: Herr Graf Alfred von Oberndorff. 2) Als Vice-Präſident: Der Berichterſtatter. 3) Als erſter Sekretär: Herr prakt. Arzt Dr. Gerlach. 4) Als zweiter Sekretär: Herr Apotheker Dr. Hirſchbrunn. 5) Als Bibliothekar: Herr Aſſiſtenz-Arzt Dr. Stephani. 6) Als Kaſſier: Herr Particulier J. Andriano. . Die Vorſteher der Sectionen, welche mit den genannten Vorſtandsmitgliedern den engeren Ausſchuß bilden und die Repräſentanten derſelben, als Mitglieder des großen Ausſchuſſes, werden bei dem Berichte über die Thätigkeit der Sectionen namhaft gemacht werden. Im großen Aus— ſchuſſe fungiren ferner, für das Großherzogl. Lyceum, deſſen Direktor Herr Hofrath Behagel, für die Stadtgemeinde, als neu ernannter Commiſſär, Herr Altbürgermeiſter Reis. Ihr Berichterſtatter vertritt gleichzeitig als Cuſtos des Großherzogl. naturhiſtoriſchen Muſeums die Rechte deſſen Allerhöchſten Beſitzers dem Vereine gegenüber. Was die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrifft, ſo belief ſich dieſelbe am Schluſſe des vorigen Vereinsjahres auf 116. Im Laufe dieſes Jahres wurden uns drei ehren⸗ werthe, dem Vereine zum Theile ſeit einer langen Reihe von Jahren angehörende Mitglieder durch den Tod entriſſen. Es ſind dieſes die Herren Hofchirurg Stoll, Forſtmeiſter Roth und prakt. Arzt Dr. Thibaut. Bewahren wir ihnen in unſern Annalen ein ehrendes Andenken. Durch Wegzug und freiwilligen Austritt aus der Geſellſchaft verloren wir zwei Mitglieder. Dagegen hatten wir uns des Eintrittes von 8 neuen Mitgliedern zu erfreuen, nämlich der Herren: Chemiker L. Cherdron. | Dbergerichts-Advofat Dr. E. Eller. Fabrik⸗Direktor C. Gundelach. Dr. A. Weiler. Prakt. Arzt Dr. Feldbauſch. Oberwund⸗ und Hebarzt Dr. Löffler. Profeſſor X. Forſter. Chemiker Dr. Otto Weller. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder des Vereines be— läuft ſich demnach jetzt auf 119, die ſeiner Ehrenmitglieder auf 83. Der Fin anzſtand unſerer Geſellſchaft ſtand in dieſem Jahre noch unter dem Drucke des im vorhergegangenen Jahre u durch die baulichen Veränderungen herbeigeführten nicht un⸗ beträchtlichen Defizits. Doch konnte durch möglichſte Spar⸗ ſamkeit, indem die Sectionen auf einen großen Theil ihrer Dotationen Verzicht leiſteten und die mediciniſche Section ebenfalls zu den allgemeinen Laſten beitrug, ein Theil deſſelben gedeckt werden und ſteht ſeine vollkommene Tilgung im kommenden Vereinsjahre in ſicherer Ausſicht. Die noth⸗ wendig gewordene beſſere Unterbringung unſerer großen Lauf⸗ vögel verurſachte eine nicht unbeträchtliche Ausgabe, gereicht aber der ornithologiſchen Sammlung zu neuer Zierde. Die Rechnung der Einnahmen und Ausgaben für das Vereinsjahr 1861 ſtellt ſich folgendermaßen: A. Einnahmen. ne f. Kr. Kaſſenvorrath vorjähriger Rechnung... — — Staats- und Lyceums⸗ Beiträge. ee 51 8957 Jahresbeiträge der Mitglieder — a Zuſchuß der rzHerpen Aerzte zu ihrer, Section, nn Summa 1437 30 B. Ausgaben. sl k. Vorſchuß des Rechners pro 1861 . . „ 506 43 Zoglogiſchs Section d „ an re ee Batnſſche d "ar 204 re Are 3 36 Mineralogiſche Section, ee Mediciniſche, Section 0.0 0. e ee Vogt'ſcher Rentenantheil . „ en due Allgemeine Ausgaben „ 582 30 I Abgang deen ie a Summa 1578 3 Bei Stellung der d ergibt ſich, daß die Aus- gaben die Einnahmen um 440 fl. 33 kr. überſtiegen, welches Deficit durch die Einnahmen des Jahres 1862 zu decken iſt, 3 Indem ich hiermit meine kurze Darſtellung der Thätig- keit des Vereines im Allgemeinen beende, erlaube ich mir für Specielleres auf die ee über die einzelnen Sectionen hinzuweiſen. Herr Profeſſor Dr. Schönfeld, dem wir im gaufe dieſes Vereinsjahres für viele intereſſante Mittheilungen zu beſonderem Danke verpflichtet waren, wird auch in der heu— tigen Verſammlung die Gefälligkeit haben, einen Vortrag aus dem Gebiete der Aſtronomie zu halten. *) Ich gehe nun im Folgenden zu einer hie der Thätigkeit der einzelnen Sectionen über. X. Zoologiſche Section. Di.eſelbe hatte zum Vorſitzenden den Berichterſtatter und zu Repräſentanten die Herren Graf Alfred v. Obern— dorff, Partikulier J. Andriano und Friſeur Soft. Die ſpeziellen Augelegenheiten der Section wurden in mehreren Sitzungen abgehandelt und ihre Mittel nur zum kleineren Theile zu Neuanſchaffungen, dagegen hauptſächlich zu geeigneterer Aufſtellung der großen Lauf- und Sumpf⸗ vögel ſowie zur Anſchaffung literariſcher Hülfsmittel ver— wendet. Die Sammlungen wurden indeſſen durch namhafte Geſchenke auch im verfloſſenen Jahre nicht unbeträchtlich ver— mehrt und zwar namentlich durch das bereits erwähnte Ver— mächtniß unſeres verſtorbenen Mitgliedes Hrn. Dr. E. Thi— baut, deſſen Sammlungen aus ſämmtlichen Klaſſen des Thierreiches, wenn auch gerade nicht viel für unſer Muſeum ganz Neues, doch zur Ergänzung und zum Erſatz abgängiger Gegenſtände recht Brauchbares ergab. Beſonders iſt eine wohlgeordnete Sammlung von Land- und Süßwaſſerconchilien unſerer Gegend hervorzuheben. Unter den Amphibien iſt *) Derſelbe iſt feinem ganzen He nach unſerm 8 e Berichte beigefügt. — 9 — ein ſchönes Exemplar von Coluber atro-virens von Lugano als neu für die Sammlung zu bezeichnen. Von Herrn Bäckermeiſter Schuh jun. dahier erhielten wir eine größere Zahl von ihm ſelbſt während eines mehrjährigen Aufenthaltes in Texas, namentlich in der Umgebung von Galveſtone ge— ſammelter Fiſche und Amphibien in Weingeiſt zum Geſchenk, worunter beſonders 8 für die Sammlung noch neue Schlangen— arten zu erwähnen ſind, welche der, ziemlich ſchwierigen, wiſſen— ſchaftlichen Beſtimmung noch bedürfen. Unter verſchiedenen Naturprodukten, welche Herr Ma— terialiſt Herrſchel auf der Inſel Madeira ſammelte und unſerm Vereine zum Geſchenke machte, befinden ſich aus dem Gebiete der Zoologie mehrere Fiſche, Cruſtaceen, (namentlich ſchöne Rankenfüßer) und Weichthiere. Ferner erhielt die zoologiſche Sammlung noch folgende Geſchenke: Von Herrn Grafen von Oberndorff einen Hühner— Habicht (Falco palumbarius im Jugendkleide), von Herrn Ch. G. Janſon ein ſchönes Frettchen (Mustela furo L.) Von Herrn Dr. Lorent endlich als ſehr werthvollen Beitrag zur ornithologiſchen Sammlung die für dieſelbe neue Strix Athene (im März 1861 von Hrn. L. Schrader bei Athen erlegt). Angekauft wurde eine intereſſante Abnormität eines Hühnereies. Für die Bibliothek ſchaffte die zoologiſche Section fol— gende Werke an: 1) L. Mayer, die europäiſchen Formiciden, Wien 1861. 2) R. Leuckart, Bericht über die wiſſenſchaftlichen Leiſtungen in der Naturgeſchichte der niedern Thiere während des Jahres 1859. 3) S. v. Praun, Abbildung und Beſchreibung euro— päiſcher Schmetterlinge. Nürnberg 1861. Heft 20 — 22. (als Fortſetzung) 4) H. Schlegel, Abbildungen neuer oder unvollſtän— r u BEE dig bekannter Amphibien, mit erläuterndem Texte. Düſſel⸗ dorf 1837—44. Mit 48 illumin. Tafeln. 5) Joh. Wagler, natürl. Syſtem der Amphibien, mit 8 Kupfertafeln und 1 Verwandtſchaftstafel. 1830. 6) — Descriptiones et icones amphibiorum, 1838, fascic I III. Mit 35 illumin. Tafeln. 7) De la Cepede, Naturgeſchichte der Amphibien, über). von J. M. Bechſtein. Weimar 1800 —2, mit Abbild. Die 4 letzten Werke wurden antiquariſch zum Zwecke der Beſtimmung erworben. B. Botaniſche Section. Dieſelbe war durch die Herren Hofgärtner Stieler als Vorſitzenden, prakt. Arzt Dr. Gerlach, Hofapotheker Wahle und Obergerichts-Advocat Dr. Gentil repräſentirt. Die Thätigkeit der Section war vorzugsweiſe dem bota— niſchen Garten gewidmet und da im vorigen Jahre die Ge— wächshäuſer einer umfaſſenden Reparatur unterworfen wor⸗ den waren, ſo veranlaßte deren Unterhaltung in dieſem Jahre nur einen äußerſt geringen Geldaufwand. Das Herbarium des Muſeums wurde durch das Thi— baut'ſche Vermächtniß anſehnlich vergrößert. Wie in früheren Jahren wurde auch in dem verfloſſenen Neubert's Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde von der Section gehalten und circulirte unter deren Mitgliedern. C. Phyſikaliſch⸗mineralogiſche Section. Als Repräſentanten derſelben fungirten unter dem Bor: ſitze des Herrn Direktor Prof. Schröder, die Herren Apotheker Dr. Hirſchbrunn, Hofaſtronom Prof. Dr. Schön- feld und Prof. Rapp. Die wiſſenſchaftliche Thätigkeit dieſer Section entfaltete ſich vorzugsweiſe in den von ihr in das Leben gerufenen — 12 — monatlichen Sitzungen, auf welche wir er; munen werden, in erfreulicher Weiſe.— Die wiſſenſchaftliche Aufſtellung und Bearbeitung der geognoſtiſchen Sammlung des Muſeums durch Herrn Dr. Hirſchbrunn erſtreckte ſich im verfloſſenen Jahre auf die Gruppe des braunen Jura's, für welchen auch eine intereſ⸗ ſante Suite inſtructiver Repräſentanten aus Bens Mitteln angeſchafft wurde. Auch die mineralogiſche Ganunlung wurde durch das Thibaut'ſche Vermächtniß nicht unanſehnlich vermehrt. Für die Bibliothek ſchaffte die Section die »Comptes rendus des seances de académie des sciences, 1861 an. D. Meditiniſche Section. An derſelben betheiligten ſich ſämmtliche Aerzte der Stadt und ihrer nächſten Umgebung, welche zu Repräſen— tanten die Herren Hofrath Dr. Seitz, Hofrath und Amts⸗ arzt Dr. Stehberger, Hofrath Dr. Zeroni und Regi⸗ mentsarzt Mayer wählten, unter dem Vorſitze des erſteren, welcher zugleich den mediciniſchen Leſezirkel leitete. Die Mittel der Section wurden zum größten Theile zur Anſchaffung mediciniſcher Journale und Monographien ver⸗ wendet, welche, nachdem ſie den Bee durchlaufen, der Wilthen einverleibt wurden. | Von Zeitſchriften wurden ll 1) Archiv für phyſiologiſche Heilkunde, von Wunder: lich ꝛc. Leipzig, 1861. 2) Archiv für pathologiſche Anatomie, Phyſiologie und kliniſche Mediein, von Virchow. Berlin, 1861. 3) Archiv für Ophtalmologie von L. Arlt, Dondegs und Gräfe. Berlin, 1861. 4) Zeitſchrift der K. K. Geſellſchaft der Aerzte zu * Wien. 1861. * a 5) Deutſche Klinik, Jerhütsgeg⸗ von Dr. e Berlin, 18681. 6) Wiener mediciniſche wogen gef, e von Dr. Wiittelshöfer. 1861. | 97) eee We u Wiener magen. 071 1861. a 8) Wochenblatt der Wiener Aerzte. 1861. 9) Journal für Kinderkrankheiten, von Behrend und Hildebrand. Erlangen, 1861. 10) Vierteljahresſchrift für die praktiſche Heilkunde. Prag, 18614. 11) Cannſtadt' 8 Jahresbericht über die Fortſchritte der Namen . e 1864. Monograpfien wurden folgende ongejaft: 1) Barinzz ET bie Natur und Behandlung der Gicht und der rheumatiſchen Gicht, überſ. von Dr. Eiſenmann. 1861. 2) H. Lebert, Klinik des akuten Selentejeumatismus, Erlangen. 4860. 4 3) W. Jeltſchinsky, radikale Heilung der Syphilis | vermittelſt Kuhpodenvaceination. Leipzig, 1860. 24) E. Cl. L. Hübner, Pathologie und Therapie der Scropheln. Wien, 1860. 5) S. Engelſted, die conſtitutionelle Syphilis nc kliniſchen Unterſuchungen, aus dem Däniſchen von C. Uterhard. Würzburg, 1860. 6) H. Pauſe, die Lungenentzündung, ihr Weſen und | ihre rationelle Behandlung auf Grund pathologiſch anatomiſcher und mikroskopiſcher Unterſuchungen. Leipzig, 1861. | 2 7 6008 79 Hugo Gerold, de amplyopia nervosa ejusque FR cura propria et noya, in's Deutſche überſetzt. Halle, Nan 1860. „ > 8) Hugo Rühle, die Kehlkopfkrankheiten, kliniſch be- arbeitet, mit vier Kupfertafeln. Berlin, 1861. 9) L. Türk, praktiſche Anleitung zur Laryngoſkopie, mit 32 Holzſchnitten ꝛc. Wien, 1860. 10) C. Voit, Unterſuchungen über den Einfluß des Kochſalzes ꝛc. auf den Stoffwechſel. München 1860. 14) J. Ph. Semmelweis, die Natur, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers. Wien und Leip- zig, 1861. 12) O. M. E. Langaard, über die Behandlung der Nabelbrüche durch Bandagen ꝛc. Berlin 1861. 13) M. v. Huß, die Behandlung der Lungenentzündung und ihre ſtatiſtiſchen Verhältniſſe, nach 16jährigen Erfahrungen aus dem Seraphinen-Lazarethe in Stock— holm. Leipzig, 1861. 14) A. R. v. Franke, über hyſteriſche Krämpfe und hyſteriſche Lähmungeu. München 1861. 15) Joſeph Engel, Sectionsbeſchreibungen, eine Samm— lung von Beiſpielen für angehende Anatomen und Aerzte zuſammengeſtellt. Wien, 1861. 16) H. G. Schneider, Die Syphilis und die Heil— methoden, nebſt ſyphilido-kliniſchen Mittheilungen, aus einer 13jährigen homoiatriſchen Praxis. Leipzig 1861. 17) J. Lunda, die Augenblenorrhoe vom feldärztlichen Standpunkte betrachtet, nebſt einem Anhange über die granulöſen Augenleiden. Wien 1861. 18) G. Schmelkes, Teplitz gegen Neuralgien, Berlin 1861. | 19) A. Magnus, über das Flußwaſſer und die Cloak— ken größerer Städte in mediciniſch-polizeilicher Hin— ſicht. Berlin 1861. 20) A. Nagel, das Sehen mit 2 Augen und die Lehre von den identiſchen Netzhautſtellen. Leipzig und Heidelberg, 1861. — „ 21) C. Vogt, über die Abſonderung des Harnſtoffes und deren Verhältniß zum Stoffwechſel. Gießen 1861. 22) O. Thilenius, der Soolſprudel zu Soden am Taunus. Frankfurt, 1861. 23) Ad. Kuß maul, Unterſuchungen über den conſtitu— tionellen Merkurialismus und ſein Verhältniß zur konſtitutionellen Syphilis. Würzburg 1861. 24) Alb. von Bezold, Unterſuchuugen über die elektriſche Erregung der Nerven und Muskeln, mit 2 Kupfer: tafeln und 14 Holzſchnitten. Leipzig 1861. 25) Herrm. Köhler, Monographie der Meningitis spi- nalis nach kliniſchen Beobachtungen. Heidelberg und Leipzig, 1861. 26) W. Stricker, Studien über Menſchenblattern, Vac— cination und Revaccination. Frankfurt a. Main, 1861. 27) H. Stein, Unterſuchungen über Myocarditis. Mün⸗ chen 1861. 28) Alb. Fouque, über Hautkrankheiten und deren Behandlung im Bade Creuzuach. Crenznach 1861. 29) H. Pagenſtecher und Th. Sämiſch, kliniſche Beobachtungen aus der Augenheilanſtalt zu Wies— baden. Wiesbaden, 1861. 30) W. J. K. Werber, die Heilungsgeſetze poſitiv und hiſtoriſch, mit beſonderer Rückſichtnahme auf die herr— ſchenden Heilungsſyſteme. Freiburg 1861. 31) Frd. Th. Frerichs, Klinik der Leberkrankheiten, I. und II. Band mit eingedruckten Holzſchnitten. Braun⸗ | ſchweig, 1861. Allgemeine Bereins-Angelegenheiten. Nachdem die neu konſtituirte mineralogiſch-phyſikaliſche Section beſchloſſen hatte, ſich wo möglich einmal in jedem Monate zum Zwecke wiſſenſchaftlicher Beſprechungen zu ver— ſammeln, erging an die übrigen Sectionen die Einladung, C ſich an dieſen Verſammlungen ebenfalls zu betheiligen, wo⸗ durch dieſelben nur an allgemeinem Intereſſe gewinnen könnten. Die Sectionen kamen dieſer Einladung um ſo bereitwilliger entgegen, als ihnen ſelbſt bei geringerer Theilnahme fach— kundiger Mitglieder und hierdurch bedingter größerer Schwierig⸗ keit zu wiſſenſchaftlichem Zuſammentreten, eine treffliche Ge- legenheit geboten war, auch von ihrer Seite zu einem der Hauptzwecke des Vereins — Belehrung und wiſſenſchaftlichem I deenaustauſche — nach Kräften mitwirken zu können. So wurden dieſe Verſammlungen nun in allgemein wiſſenſchaft⸗ liche umgewandelt, und ſämmtliche Vereinsmitglieder zu deren Beſuche eingeladen. Ihr Berichterſtatter wurde mit ihrer Leitung beauftragt. Es fanden im Laufe des Jahres 1861 zehn ſolcher Sitzungen ſtatt, in welchen größere und kleinere Vorträge, zum Theile durch Experimente erläutert, gehalten und wiſſen⸗ ſchaftliche Discuſſionen gepflogen wurden, welche in Folgen— dem nur überſichtlich angedeutet werden ſollen, da mehr oder minder ausführliche Referate über dieſelbe bereits ſchon in den hier erſcheinenden politiſchen Blättern gegeben wurden. 1. Sitzung am 5. Februar. Prof. Dr. Schön⸗ feld über den angeblich von Dr. Lescarbault am 5. März 1859 bei ſeinem Vorübergange vor der Sonnenſcheibe ent— deckten Planeten mit ſpezieller Beſprechung der Annahmen Leverriers bezüglich eines unbekannten Planeten oder einer Gruppe von Aſteroiden zwiſchen Sonne und Merkur. — Prof. Dr. Schröder über neue wichtige Erfindungen aus dem Gebiete der Technik, die Lenoir'ſche Gasmaſchine, die caloriſche Maſchine, den Dampfregenerator von Teſtud, die Beſſemerſche Gußſtahl-Fabrikation, die Schuhmaſchine von Mich. Seck in Nürnberg, die Nähmaſchine, Heft-, Falz- u. Glättmaſchine für Buchbinder und ſchließlich über die Erfolge der Londoner Telegraphengeſellſchaften mit ſpezieller Erwäh⸗ nung der Beförderung von Briefpaquetten in London und Paris in Röhren vermittels comprimirter Luft. 1 2. Sitzung am 12. März. Als Gaſt anweſend Herr Geh. Hofrath Döll von Carlsruhe. Prof. Rapp über monochromatiſche und chromatiſche Abweichungen im menſchlichen Auge mit Experimenten. — Hofrath Dr. Seitz über das Leben und Wirken des unter dem Namen Alber- tus magnus berühmten Gelehrten Albert von Bollſtädt mit Vorzeigung einer äußerſt ſeltenen Incunabel-Ausgabe eines Werkes deſſelben aus ſeiner Bibliothek. 3. Sitzung am 9. April. Regimentsarzt Dr. We- ber über die Beziehungen der Ankunftszeit der Störche zur Witterung nach längern eigenen Beobachtungen mit allge— meinen Bemerkungen über dieſe Zugvögel. — Prof. Dr. Schrö— der über die höchſt wichtige Entdeckung von Bunſen und Kirchhoff, das Lichtſpektrum zur chemiſchen Analyſe, (Spectral— Analyſe) zu verwenden mit Vorzeigung von Abbildungen. — Prof. Dr. Schönfeld über die neu erbaute Sternwarte zu Sidney in Auſtralien unter Vorzeigung des 1. Bandes der dort gemachten aſtronomiſchen Beobachtungen; ferner über die neue Arbeit des ſchwediſchen Aſtronomen Axel Möller über die Bahn des Faye'ſchen Kometen. — Prof. Dr. Schrö— der über eine vor Kurzem von der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften mit dem Monthyon'ſchen Preiſe gekrönte finn- reiche Methode zur Erkennung der Stellen von Gasaus— ſtrömungen vermittels der Ammoniakdämpfe. 4. Sitzung am 4. Mai. Prof. Dr. Schröder über ein neues ſehr einfaches und ſicheres Reagenz auf Silber, beſtehend aus gleichen Gewichtstheilen von chromſaurem Kali und reiner Salpeterſäure, wovon ein Tropfen mittels eines Glasſtäbchens auf die zu prüfende Fläche gebracht, nach ſo— ortiger Abſpülung mit Waſſer, bei vorhandenem Silber einen blutrothen Fleck von chromſaurem Silberoxyd erzeugt. — Direktor Gundelach über die von Gorup-Beſanez gemachte Entdeckung, alte vergilbte Drucke durch ozoniſirte Luft, welche in einem großen Ballon durch Verbrennung von Phosphor in Waſſer erzeugt wird, vollſtändig zu bleichen. — Apotheker 2 „ Dr. Hirſchbrunn über die in unſerer Zeit häufig ange⸗ wendeten aus dem Theer gewonnenen Beleuchtungsſtoffe Photogen, Solaröl und Paraffin mit Vorzeigung einer Aus: wahl zum Gebrauche des Solaröls vorzüglich geeigneter Lampen. — Regimentsarzt Dr. Weber über die ungewöhn⸗ liche Trockenheit des verfloſſenen Monats April, in welchem ſtatt der durchſchnittlichen 297, nur 51 Cubikzoll Regenwaſſer auf den Quadratfuß Oberfläche fielen. 5. Sitzung vom 4. Juni. Dr. Lorent über Ge— ſchichte und Weſen der Daguerreotypie und Photographie, unter Vorzeigung einer Suite ausgezeichneter in größtem Formate von ihm aufgenommener photographiſcher Anſichten von Athen und ſeiner Umgebung. — Prof. Dr. Schröder über die von Rouſin gemachte wichtige Entdeckung der Dar— ſtellung eines künſtlichen Alizarins (Krapproths) aus dem Binitronaphthalin durch Einwirkung concentrirter Schwefel- ſäure. — Prof. Dr. Schönfeld über die diesjährigen Ent⸗ deckungen in unſerem Sonnenſyſteme, — acht Planeten und einen Kometen, — welcher letztere, nachdem er bereits in Amerika geſehen worden worden war, in Deutſchland zuerſt von Bäcker in Nauen bei Berlin aufgefunden wurde. Auf der hieſigen Sternwarte wurde er ſeit dem 4. Mai von dem Vortragenden beobachtet. 6. Sitzung am 9. Juli. Prakt. Arzt Dr. Wolf über thieriſche Zeugung im Allgemeinen mit ſpezieller Be— trachtung der Parthenogenese, ſowie über die Entwicklungs— geſchichte des menſchlichen Eies. — Prof. Dr. Schönfeld über den ſeit den letzten Tagen des Juni's am Himmel glän— zenden großen Kometen, der aber des trüben Wetters wegen erſt ſeit dem 4. Juli auf der hieſigen Sternwarte beobachtet werden konnte, mit Vorzeigung von ihm entworfener Zeich— nungen der merkwürdigen Bildung des Kopfes und Schweifes dieſes ſo wie eines ähnlichen Kometen im Jahre 1858. Zum Schluſſe Vorlegung des neueſten Bandes der Cambridger Be— obachtungen mit den beſten bis jetzt bekannten Zeichnungen des Planeten Saturn. BR 7. Sitzung am 6. Auguſt. Apotheker Dr. Hirſch— brunn über die von den verſchiedenen Völkern als Genuß— mittel verwendete narkotiſche Stoffe, insbeſondere über den Tabak unter Vorzeigung von Blättern der am häufigſten im Handel vorkommenden 4 Arten von Tabak und verſchie— dener Proben von mehr oder weniger des narkotiſchen Princips (Nikotin) durch ein künſtliches Verfahren beraubten Tabaks in Form von Cigarren. 8. Sitzung am 3. September. Als Gaſt anweſend Herr Profeſſor Morlot aus Lauſanne. Apotheker Dr. Hirſch— brunn über die gegenwärtig Epoche machenden Anilinfarben mit Vorzeigung derſelben in verſchiedenen Nüancirungen in feſtem und gelöſtem Zuſtande. — Prof. Dr. Schönfeld über den jüngſt ſichtbaren großen Kometen nach eingelaufenen auswärtigen Beobachtungen ſowie über die Entdeckung eines neuen Kometen durch Fr. Luther, welchem derſelbe den Namen Niobe ertheilte; zuletzt unter Vorlegung eines von Archelan— der in Bonn herausgegebenen Schriftchens, enthaltend ein Fehlerverzeichniß der bis jetzt veröffentlichten Poſitions— beſtimmungen der Fixſterne, in ausführlicher Verbreitung über dieſen Gegenſtand. — Prof. Dr. Schröder über die in der Landesinduſtrie-Ausſtellung in Carlsruhe gegenwärtig aufgeſtellte, von Zimmermann konſtruirte Leonir'ſche Gas— kraftmaſchine. 9. Sitzung am 1. Oktober. Prof. Rapp über die Erſcheinungen des geſchichteten elektriſchen Lichtes in den ſogenannten Geißler'ſchen Röhren und die Wirkung ſtarker Electromagnete auf dieſe leuchtende Entladung des Inductions— ſtromes durch zahlreiche Experimente, namentlich vermittels eines ausgezeichneten Rühmkorf'ſchen Inductionsapparates erläutert. | 10. Sitzungen am 10. Dezember. Prakt. Arzt Dr. Wolf über den Augen-, Kehlkopf- und Rachenſpiegel ſowie über die Kuhpockenimpfung als Heilmittel gegen Syphi— lis unter Vorzeigung der betreffenden Apparate und erläu— 2 * — 20 — ternder Abbildungen. — Prof. Dr. Schönfeld über einige weitere, den im Sommer erſchienenen großen Kometen ge⸗ machte Beobachtungen; über den neuerdings beobachteten ſo⸗ genannten Enke'ſchen Kometen ſo wie über die e des Merkurs. Der freundlichen Theilnahme einer großen Zahl gelehrter Geſellſchaften und naturwiſſenſchaftlicher Vereine des In⸗ und Auslandes, wie einzelner Gelehrten verdanken wir auch in dieſem Jahre einen beträchtiichen Zuwachs intereſſanter und wichtiger größerer und kleinerer wiſſenſchaftlicher Arbeiten für unſere Bibliothek, wofür wir hiermit unſern verbindlich⸗ ſten Dank ausſprechen. Aus Vereinsmitteln wurden ferner einige werthvolle Zeitſchriften und Werke für den Leſezirkel und die Bibliothek angeſchafft; | An Geſchenken gingen ein: | 1) Statuten des Thüringer Garten = und Seidenbau⸗ Vereins zu Gotha. (Gotha 1860). 2) Catalog der Bibliothek des 2 e Vereins. (Gotha 1860.) 3) Vier und zwanzigſter Bericht des Thüringer Garten⸗ und Seidenbau⸗Vereins. (Gotha 1860.) | 4) Der zoologiſche Garten, Organ für die zoolo— giſche Geſellſchaft in Frankfurt am Main, herausg.“ von H. F. Weinland, II. Jahrgang. (Frankfurt 1864.) 5) Gemeinnützige Wochenſchrift, Organ für Tech⸗ nik, Landwirthſchaft, Handel und Armenpflege, herz ausg. von der Direktion des polytechniſchen Vereins zu Würzburg und dem Kreiskomite des landwirth— ſchaftlichen Vereins für Unterfranken und Aſchaffen⸗ burg, X. Jahrgang 1860, Nr. 36—52, XI. Jahrg. 1861, Nr. 1-13. | 6) Verhandlungen der K. K. zoologiſch-botaniſchen Geſellſchaft in Wien. X. Band, 1860. u — 7 Correspondenzblatt des zoologiſch⸗mineralogiſchen Ver⸗ eins in Regensburg. 14. Jahrgang 1860. 8) Jahresbericht des phyſikaliſchen Vereins zu Frankfurt am Main, für die Rechnungsjahre 1859 und 1860. 9) Bericht über die Thätigkeit der St. Galliſchen naturwiſſenſchaftlichen Geſellſchaft während der Ver⸗ einsfahre 1858—60. (St. Gallen 1860.) 10) Verhandlungen des naturhiſtoriſchen Vereins der preußiſchen Rheinlande und Weſtphalens. 17. Jahrgang. (Bonn 1860.) 11) Verhandlungen des naturhiſtoriſch⸗mediciniſchen Ver⸗ eins zu Heidelberg, Band II. pag. 68—172. (Heidelberg 1861.) | 12) Jahresbericht der Wetterauer Geſellſchaft für die ge- ſammte Naturkunde zu Hanau über die Geſell⸗ ſchaftsjahre vom Auguft 1858 bis Auguſt 1860. (Hanau 1860). 13) Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzog⸗ — tum Naſſau, 14.—15. Heft. (Wiesbaden 1859 bis 1860.) 14) Memoires de la société imperiale des sciences na- turelles de Cherbourg. Tome VI. 1859. 15) Bericht über die Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft zu Freiburg im Breisgau. Band IL Heft 3. (Freiburg 1861.) N der königlichen phyſikaliſch⸗ökonomiſchen Ge⸗ ſellſchaft zu Königsberg. 4. Jahrgang, 2. Abthl. önigsberg 1861.) 17) Achtunddreißigſter Jahresbericht der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur. Jahrg. 1860. 168) Sitzungsdericht der Königlich Bayeriſchen Akademie der Wiſſenſchaften in München. Jahrgang 1860, Heft 45. Jahrg. 1861, Heft 1—4. | 0 190 Schriften der Königlich Bayeriſchen Wilen Ge⸗ ſellſchaft zu Regensburg.‘ IV. Du; 2. Abtheil. (Regensburg 1861.) Je - se 20) Zeitſchrift für die geſammten Naturwiſſenſchaften, herausgegeben von dem naturwiſſenſchaftlichen Ver— ein für Sachſen und Thüringen in Halle, redigirt von E. Giebel und W. Heintz. Band XV. u. XVI. (Berlin 1861.) 21) Neues Lauſitziſches Magazin, Organ der Oberlau⸗ ſitziſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, herausgeg. von Gottlieb Traugott Lebrecht Hirche. 38. Band 1.—2. Hälfte. (Görlitz 1861.) 5 22) Vierzehnter Bericht des naturhiſtoriſchen Vereins in Augsburg, veröffentlicht im Jahre 1861. 23) Das Feſtland Auſtralien, geographiſch-naturwiſſen⸗ ſchaftliche und kulturgeſchichtliche Skizzen von Fried. Odernheimer, herzogl. naſſauiſchem Oberbergrath. (Beilage zu Heft XV. des Jahresberichts des Ver— eins für Naturkunde im Herzogthum Naſſau.) 24) Vierteljahrsſchrift der naturforſchenden Geſellſchaft in Zürich, redigirt von Dr. Rudolf Wolf, Pro⸗ feſſor der Mathematik. III. Jahrgang (1858) 3.—4. Heft, IV. und V. Jahrgang (185960). 25) Abhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vater— ländiſche Kultur. Philoſophiſch-hiſtoriſche Abtheilung, 1861, Heft J. Abtheilung für Naturwiſſenſchaft und Medicin 1861, Heft 1—2. (Vreslau 1861.) 26) Würtembergiſche naturwiſſenſchaftliche Jahres- hefte, herausgeg, von Profeſſor Dr. H. v. Mohl. XVII. Jahrg., Heft 1—2. (Stuttgart 1861.) 27) Vierter Jahresbericht des naturhiſtoriſchen Vereins in Paſſau für 1860. (Paſſau 1861.) 28) Landwirthſchaftliche Berichte, herausgeg, von Freiherrn L. v. Babo, Jahrg. 1861, Nr. 1—9. | 29) Generalverſammlung des landwirthſchaftlichen Kreis— Vereins Weinheim-Heidelberg für das Jahr 1860, abgehalten zu Heidelberg am 26. Februar 1851. (Bensheim 1861.) | er 30) Landwirthſchaftliches Centralblatt, herausgeg. von der Großherzogl. Badiſchen Centralſtelle für die Land— wirthſchaft. 8. Jahrgang, Nr. 19— 26. (Karlsruhe 1860.) | 31) ‚Archives de Flore, recueil botanique, redige par F. Schultz. (Hagenau 1861.) 32) Zehnter Jahresbericht der naturhiſtoriſchen Geſellſchaft zu Hannover, von Michaelis 1859 bis dahin 1860. 33) Jahresbericht der naturforſchenden Geſellſchaft Grau- bündens. Neue Folge, VI. Jahrgang. Vereins- | jahr 1869—60. (Chur 1861.) 34) Bericht über die Thätigkeit des Vereins für Natur- kunde zu Caſſel vom 18. April 1847 bis 18. April 1760, nebſt der Geſchichte dieſes Vereins von Dr. O. Speyer. 35) Erſter Bericht des Offenbacher Vereins für Natur- kunde über ſeine Thätigkeit von ſeiner Gründung am 10. März 1859 bis 13. Mai 1860. (Offen⸗ bach 1860.) 36) Zweiter Bericht des Offenbacher Vereins für Natur- kunde über ſeine Thätigkeit vom 13. Mai 1860 bis zum 12. Mai 1861. (Offenbach 1861.) 37) Jahresbericht der Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Trier über die Jahre 1859 —60, herausgegeb. von dem Sekretair Schönmann. (Trier 1861.) Durch die Smithsonian Institution in Was- hington: Int 38) The transactions of the Academie of science of St. Louis. Vol. I. No. 4. (St. Louis, 1860.) 39) Second report of a. geological reconnaisance of the middle and southern counties of Arcansas, made during the years 1859 and 1860, by David Dale Owen. (Philadelphia, 1860.) — 40) Nortons literary letter, comprising the bibliogra- phy of the State of New- ie ge No. 1 — 2. (New-York 1860.) 41) Natural sciences of Philadelphia reported by Walter F. Atlee, Recorder, Dr. Josephe Leidy, Director. 1859. pag. 271—855, 1860, 1861 pag. 91-96. 42) Annal report of the board of regents of the Smith- sonian institution showing the operations, expeditures and condition of the institution for the jear 1859. (Washington 1860.) 43) Researches upon the venom of the rathlesnake, by S. Weir Mitschell M. D. (Washington 1861.) 44) Die Mineralogie in ihren neueſten Entdeckungen und Fortſchritten im Jahre 1860 von Dr. A. F. Bes⸗ nard. (Separatabdruck aus dem Correspondenz— blatt des zoologiſch-mineralogiſchen Vereins zu Re- gensburg, 14. Jahrgang.) — Ne des Herrn Verfaſſers. 45) Ueber die Verhältniſſe der Temperatur und des Luft— drucks zu Frankfurt am Main, von C. B. Greiß. — Geſchenk des Herrn Verfaſſers. 46) Zur Geſchichte des Magnetismus, von Profefjvr Dr. C. B. Greiß. (Wiesbaden, 1861.) — Geſchenk des Herrn Verfaſſers. 47) Die Diabas- und Laven-Formation der Inſel Palma von W. Reiß, mit 1 Tafel. (Wiesbaden 1661.) — Geſchenk des Herrn Verfaſſers. 48) Beiträge zur Statiſtik der innern Verwaltung des Großherzogthums Baden, 11. Heft. Geologiſche Beſchreibung der Gegend von Baden mit 2 geolo— giſchen Karten. (Karlsruhe 1861.) — Geſchenk des Herrn Verfaſſers, Profeſſor Sandberger. 8 —ů ů— Aus Vereinsmitteln wurden angeſchafft: 1) G. F. Schlatter, Die Unwahrſcheinlichkeit der Ab- ſtammung des Menſchengeſchlechtes von einem Ur— paare. (Mannheim 1861.) 2) Aus der Natur, die neueſten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften. Neue Folge. (Leipzig 1861.) 3) Die Natur, Zeitung zur Verbreitung naturwiſſen⸗ ſchaftlicher Kenntniſſe ꝛc. von Dr. O. Ule und Dr. C. Müller, Jahrg. 1861. 4) Frorieps Notizen ans dem Gebiete der Natur und Heilkunde. Jahrgang 1861. | verfeichniß 5 der gelehrten Geſellſchaften und Vereine, mit welchen der Mann⸗ heimer Verein für Naturkunde in Verbindung ſteht. Die rheiniſche naturforſchende Geſellſchaft zu Mainz. Der Gartenbau-Verein zu Mainz. f Der Verein für Naturkunde im Herzogthum Naſſau zu Wiesbaden. Die Senkenbergiſche naturforſchende Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. Die Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Natur— kunde zu Hanau. Die Pollich ia, ein naturwiſſenſchaftlicher Verein der bayeriſchen Pfalz in Dürkheim a. d. H. Die naturforſchende Geſellſchaft des Oſterlandes zu Altenburg. „Die königl. bayer. botaniſche Geſellſchaft zu Regensburg. Der zoologiſch-mineralogiſche Verein in Regensburg. Die pfälz. Geſellſchaft für Pharmacie in Kaiſers— lautern. Der entomologiſche Verein in Stettin. Der großh. bad. landwirthſchaftliche Verein in Karlsruhe. Der naturhiſtoriſche Verein der preuß. Rheinlande in Bonn. Der Verein für vaterländiſche Naturkunde in Württem— berg zu Stuttgart. Die Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.1 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. RER, a Die ökonomiſche Geſellſchaft im Königreich Sachſen zu Dresden. Der naturforſchende Verein in Riga. Die naturforſchende Geſellſchaft in Zürich. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft in Nürnberg. Der Münchner Verein für Naturkunde. Die Geſellſchaft für Beförderung der geſammten Natur— wiſſenſchaften in Marburg. Die naturforſchende Geſellſchaft in Baſel. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten zu Berlin. Die k. k. Gartenbau⸗Geſellſchaft in Wien. Die k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Wien. Die Freunde der Naturwiſſenſchaften in Wien. Der großh. Sachſen-Weimar-Eiſenach'ſche landwirth— ſchaftliche Verein in Weimar. Der kurfürſt. heſſiſche Landwirthſchafts-Verein in Caſ f el. Der Gartenbau-Verein in Erfurt. Die k. k. geologiſche Reichs-Anſtalt in Wien. Der naturhiſtoriſche Verein in Augsburg. Die zoologiſch-botaniſche Geſellſchaft in Wien. Der Thüringer Gartenbau-Verein in Gotha. Der landwirthſchaftliche Verein für anne und Aſchaffenburg zu Würzburg. Der naturwiſſenſchaftliche Verein für Sachſen und 880 ringen zu Halle. Die Geſellſchaft für nützliche Forſchungen zu Toter. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Görlitz. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Freiburg i. B. Der naturforſchende Verein zu Bamberg. Die société des sciences naturelles de Chérbourg. Die ſchleſiſche Geſellſchaft für Beförderung der vater— ländiſchen Cultur zu Breslau. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Bern. Der allgemeine deutſche Apotheker-Verein. er Die allgemeine ſchweizeriſche ene Geſellſchaft zu Bern. Der großh. badiſche landwirthſchaftliche⸗ Kreis⸗Verein des Unterrheinkreiſes zu Weinheim. Die oberheſſiſche Geſellſchaft für Naturkunde zu Gießen. Die Smithsonian institution zu Waſhington. Die königl. Akademie der Wiſſenſchaften in München. Der naturhiſtoriſche Verein zu Paſſau. Der Verein für Naturkunde zu Preßburg. Der Frankfurter phyſikaliſche Verein. Der naturhiſtoriſch-mediciniſche Verein zu Heidelberg. Die königl. zoologiſche Geſellſchaft »Natura artis magi- stra« zu Amſterdam. Der Gartenbau-Verein zu Darmſtadt. Die société des sciences naturelles de Strassbourg. Der naturwiſſenſchaftliche a des Harzes zu Blan— kenburg. Die zoologiſche Geſellſchaft zu Frankfurt a. M. Die k. k. mähr. ſchl. Geſellſchaft für Ackerbau, Natur- und Landeskunde. Der landwirthſchaftliche Verein zu Noſſen im König— reiche Sachſen. Die königl. phyſikaliſch⸗ stonomiſche Geſellſchaft zu Kö— nigsberg. Die St. Galliſche naturwiſſenſchaftliche Geſellſchaft. Die Oberlauſitziſche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften. Die naturhiſtoriſche Geſellſchaft zu Hannover. Die naturforſchende Geſellſchaft zu Graubünden. Der Verein für Naturkunde zu Caſſel. Der Offenbacher Verein für Naturkunde. Beiträge zur Üllangenkundr, mit beſonderer Berückſichtigung der Flora des Großherzogthums Baden, vo m Geh. Hofrath Döll in Karlsruhe. — —— —— I. Neue Pflanzen der badiſchen Flora. Nachdem ich meine „Flora des Großherzogthums Baden“ zu Ende geführt habe, dauern die gütigen Mittheilungen der Freunde und Vertreter der Sache in altgewohnter Weiſe fort und legen mir die angenehme Pflicht auf, dieſelben nach dem Maße meiner Muße und Kraft nutzbar zu machen. Zu gleicher Zeit wünſchen meine Mannheimer Freunde von ihrem auswärtigen Mitglied einen Beitrag für den Jahres— bericht des Vereins, und ſo übergebe ich denn, um wenigſtens den guten Willen zu bewähren, die nachfolgenden anſpruchs— loſen Aphorismen der Oeffentlichkeit. Sie mögen die wich— tigſten der im Spätherbſte des Jahres 1861 mir noch zu— gekommenen Mittheilungen beurkunden. 1. Isoötes echinospora Durieu. In den Nachträgen zur badiſchen Flora habe ich Seite 1357 davon Nachricht gegeben, daß ſich aus den Seen des höchſten Schwarzwaldes die in neueſter Zeit von Durieu . unterſchiedene Isoötes echinospora in den Herbarien vor— findet, habe jedoch in Ermangelung friſcher Exemplare nicht in eine genauere Beſchreibung dieſer Pflanze eingehen zu dürfen geglaubt. Erſt im Spätherbſt erhielt ich durch die Gefälligkeit meiner Freiburger Freunde den ſo lange Zeit unerkannten Neuling im lebenden Zuſtand und will nun in möglichſter Kürze über denſelben Bericht erſtatten. Die Exemplare ſtammen aus dem Schluchſee, wo ſie von Dr. Thiry und Reallehrer Schildknecht aufgefunden wurden, und aus dem Titiſee, wo Profeſſor De Bary und Reallehrer Schildknecht ſie geſammelt haben. Der Feldſee iſt in jener ſpäten Jahreszeit meines Wiſſens nicht mehr unterſucht worden; aber auch das dortige Vorkommen der Pflanze iſt durch Exemplare meines Herbariums mit Sicher— heit nachgewieſen. Bedauern mußte ich, daß den mir zugekommenen Sen— dungen nicht auch friſche Exemplare der längſt bei uns be— kannten Isoetes lacustris beigelegt waren. Ich habe mich deßhalb bei der Vergleichung mit getrockneten Stöcken dieſer Art und mit meinen früheren, nach friſchen Exemplaren gemachten Aufzeichnungen begnügen müſſen. Ich glaube zwar nicht, daß hieraus ein weſentlicher Nachtheil für meine hier vorzulegenden Beobachtungen hervorging, glaube jedoch nichtsdeſtoweniger dieſen Umſtand pflichtmäßig erwähnen zu müſſen. Die ſpecifiſche Verſchiedenheit der beiden in Frage ſte— henden Arten unterliegt keinem Zweifel. Die Stöcke von Isoëtes echinospora ſind gewöhnlich bedeutend kleiner, die Blätter in der Regel nicht über zwei bis drei Zoll lang und dabei etwas feiner zugeſpitzt und lebhafter grün. Dies wären jedoch nichts als bequeme Anhaltspunkte zum leichteren Auffinden; der Hauptunterſchied liegt in den Sporen. Die— ſelben find nämlich bei Isoötes’echinospora bedeutend kleiner. Sie verhalten ſich zu denen von Isoötes lacustris hinſichtlich ihres Durchmeſſers wie 1 zu 1½ bis 178, mithin hinſicht⸗ — — lich ihres körperlichen Inhalts wie 1 zu %7 bis 7, oder in bequemeren Zahlen ungefähr wie 1 zu 2½ bis 4. Die Geſtalt der großen Sporen iſt bei beiden Arten tetraedriſch⸗kugelförmig; aber die Oberflächen derſelben ſind verſchieden. Bei Isoötes echinospora iſt nämlich mit Aus⸗ nahme der bekannten Tetraeder⸗Leiſten die ganze Oberfläche dicht mit kleinen Höckerchen beſetzt, welche in kurze Weich⸗ ſtacheln auslaufen. Die letzleren werden durch Berührungen ziemlich leicht hinweggewiſcht und durch ſchwaches Reiben zwiſchen den Fingern vollſtändig entfernt. Bei dieſen Rei⸗ bungen verurſachen die jpröden und rauhen Wandungen der Sporen ein deutliches Geräuſch. Die Sporen der Isoötes lacustris ſind dagegen, mit Ausnahme der Tetra eder⸗Leiſten, körnig⸗rauh, in der Mitte des Feldes, wo die Erhabenheiten größer ſind und mehr hervortreten, meiſt körnig⸗runzelig. Die äußere Haut der Sporen iſt bei beiden Arten kruſtig und ſpröde. Bei Isoötes lacustris iſt ſie weißgrau, bei Is. echinospora faſt weiß, mit einem ſchwachen bläulich⸗ grauen Anfluge. In befeuchtetem Zuſtande ſind die ſehr hygroskopiſchen Sporen beider Arten etwas durchſcheinend, die von IS. lacustris hell bräunlichgelb, die von IS. echino- spora graulichweiß. N Die Vergleichung der Antheridien verſchiebe ich auf eine Zeit, wo mir friſche Exemplare beider Arten zu Gebote ſtehen. Beide Arten haben nur eine Vegetationsachſe, und die jährlichen Innovationen finden bei beiden ohne Ausbildung von Niederblättern Statt. Die erſten Blätter der Jahres⸗ triebe ſind bei beiden Arten unfruchtbar, dann folgen acht bis elf Blätter mit Sporangien, dann fünf bis zehn mit Antheridiangien und zuletzt noch mehrere unfruchtbare Blät⸗ ter. An den ſtärkeren Stöcken ſind häufig die Sporangien der inneren Blätter des vorangehenden Jahres noch vor⸗ handen, nachdem ſich die heurigen bereits ausgebildet haben, ſo daß bei der Unterſuchung in der Regel Sporen von zwei auf einander folgenden Jahrgängen zur Verfügung ſtehen. nn In der Bildung des jo überaus intereſſanten Wurzel: ſtockes, ſowie in dem Bau der Blätter habe ich keine das lichen Unterſchiede wahrgenommen. In ſeinem natürlichen Vorkommen ſümmt Is. echino- spora völlig mit Is. lacustris überein. Er wächſt meift an ſteinigen Orten auf dem Grunde der Hochgebirgsſeen ganz wie die längſt bekannte Art und bei uns in Geſellſchaft mit dieſer oder in ihrer Nachbarſchaft. 2) Potentilla procumbens Sibthorp. Schon in meiner „Rheiniſchen Flora“ habe ich Seite 769 und 772 die artenreiche Gattung Potentilla, deren Blüthen ſo wenig Anhaltspunkte zur Unterſcheidung der Arten bieten, nach der Beſchaffenheit ihres Geſammtbaues in zwei große Abtheilungen getheilt, welche mir noch jetzt in der Natur begründet zu ſein ſcheinen und auch außerhalb der deutſchen Gränzen Anerkennung gefunden haben. Die eine Abtheilung begreift die Seidenblüthler (Potentillae laterales), deren Hauptachſe ſich nicht verlängert, ſondern aus einer centralen Bodenlaube, das heißt aus einem Büſchel von Laubblättern beſteht, aus deren Achſeln die Blüthenſtengel entſpringen. Die zweite Abtheilung bilden die Gipfel— blüthler (Pot. terminales), deren Hauptachſe ſich mehr oder weniger verlängert und durch eine Endblüthe be— ſchloſſen iſt. Zu der erſten Abtheilung, den Seitenblüthlern, gehörten bisher aus der badiſchen Flora die weißblüthigen Arten P. Fra- gariastrum, P. micrantha und P. alba und die gelbblüthigen Arten P. reptans, P. anserina, P. verna, P. incana P. opaca, P. aurea, P. Tormentilla und als äußerſtes Endglied P. Güntheri. In neueſter Zeit iſt noch eine weitere gelbblüthige Art hin— zugekommen, nämlich P. procumbens Sibthorp (Tormen- tilla reptans Linné), welche Profeſſor De Bary im Schwarz— walde bei St. Peter am Wege nach dem Kandel aufgefunden und mit gewohnter Freundlichkeit mir mitgetheilt hat. Ich will darüber berichten. 2 Man ſtellt dieſe Pflanze mit Recht zwiſchen die in Deutſchland allenthalben ſehr verbreitete P. Tormentilla Sib- thorp (Torm. erecta Linné) und die ebenfalls durch ganz Deutſchland allgemein verbreitete P. reptans. In der Tracht und in der Größe und Stärke der Stengel, Blätter und Blüthen ſcheint ſie ſich auf den erſten Blick mehr der P. Tormentilla zu nähern, aber dennoch verweiſt ſie die Art ihres Wuchſes weit mehr in die Nähe von P. reptans. P. Tormentilla entwickelt nämlich im Sommer aus den Achſen der vorjährigen Blätter der Laubroſette ihre ſeitlichen Blüthen⸗ ſtengel, während ſich zugleich durch Innovation der Haupt— achſe an dem geſtauchten Gipfel derſelben neue Laubblätter ausbilden, auf welche im Herbſte noch einige ſchuppenförmige Niederblätter folgen. Dieſe Niederblätter fehlen, ſoweit mir die Sache an getrockneten Exemplaren erkennbar iſt, der P. procumbens gänzlich. Sie entwickelt alljährlich aus den Achſeln der alten Laubblätter ihre ſeitlichen Blüthenſtengel und durch Innovation am Gipfel der Hauptachſe nur weitere Laubblätter. Auch dadurch entfernt ſich P. procumbens von P. Tor- mentilla, daß ihre Blüthenſtengel an den untern Gelenken an der Exſertionsſtelle der Blätter Wurzeln ſchlagen. Die alten Stengel verwittern im Winter; aber aus der Achſel der Blätter, an deren Baſis ſich die Wurzeln ausbilden, entwickeln ſich neue Stöcke. Dasſelbe iſt auch bei P. reptans der Fall, nie aber bei P. Tormentilla, wo die Blüthenſtengel nach der Fructification ſpurlos verſchwinden. Einen weiteren Hauptunterſchied von P. Tormentilla bilden die Stengelblätter, deren Stiele bei P. procumbens un⸗ gefähr fünf bis zehn Linien lang ſind, während die Stengel— blätter von jener ſitzend oder ganz kurz geſtielt ſind. Hin⸗ ſichtlich der Nebenblätter nähert ſich P. procumbens mehr der P. ‚reptans, inſofern dieſelben meiſtentheils ungetheilt find, wie dies auch bei P. reptans Regel iſt. Nur in jel- teneren Fällen, und zwar bei ſtark in's Laub wachſenden 3 I 3 Exemplaren ſind die Nebenblätter von P. procumbens in zwei oder ſelbſt in drei Lappen geſpalten. Schon hierdurch nähert ſich dieſe Pflanze ihrer andern Verwandten, der P. Tormentilla. Noch weit mehr nete dies durch ihre drei— zähligen Stengelblätter. Die Diagnoſe der Pflanze wird etwa die folgende ſein: Potentilla procumbens Sibthorp. Hauptachſe ge— ſtaucht, nur Laubblätter erzeugend. Stengel ſeitlich, ranken⸗ artig, niederliegend, oberwärts ein wiederholt getheiltes Sym— podium bildend, deſſen Glieder in den fadenförmigen Stiel einer meiſt vierzähligen, das letzte Blatt überragenden Blüthe ausgehen, zuletzt an den untern Gelenken wurzelnd. Blätter geſtielt, dreizählig, die der Hauptachſe auch fünfzählig. Blättchen verkehrt eiförmig, eingeſchnitten-geſägt, am Grunde keilförmig, ganzrandig. Nebenblätter breit lanzett— lich, ganzrandig oder mit einem oder dem andern verlänger— ten Sägezahne. Blüthen meiſt vierzählig. Fruchtkelche etwas nickend. Außenkelch und Kelchzipfel breit lanzettlich, unge— fähr gleich groß und gleich lang. Früchtchen a runzelig, auf dem Rücken abgerundet, kahl. Bis jetzt war die Pflanze vom Thüringer Walde an durch den Norden von Deutſchland, im Nordweſten bis in die Niederlande, im Weſten in der Nähe des atlantiſchen Meeres bei Angers und nach einer Angabe von Grenier und Godron ſelbſt bei Straßburg, im Oſten bis nach Schleſien, im Süden in der Gegend von Bern be— obachtet. Unſer neuer Standort iſt demnach von den ge— nannten rings umgeben und erſcheint in keiner Weiſe auf— fallend. Es iſt vielmehr zu erwarten, daß man in Süd— Deutſchland und in der Schweiz noch weitere Standorte auffinden wird. Die Blüthenſtengel erreichen eine Länge von 1 bis 2 Fuß. Die Blätter der Laubroſette ſind ſämmtlich fünfzählig, zuweilen eines oder das andere dreizählig, die des Stengels in der Regel ſämmtlich dreizählig; die Stiele der letzteren 86 x kürzer als die der Blätter der Bodenlaube. Die Blättchen ſind kurz geſtielt. Die Sägezähne derſelben werden gewöhn— lich lanzettlich und ſpitz angegeben. Ich habe ſie in der Regel eiföͤrmig⸗lanzettlich gefunden, wie ſie auch von Gre— nier und Godron in der Flore de France I, p. 531 angegeben werden. Nur an üppigen Exemplaren aus der Gegend von Berlin habe ich auch länglich⸗lanzettliche, gegen die Baſis der Blättchen ſelbſt lanzettliche Zähne beobachtet. . Dagegen habe ich an den badischen Exemplaren die Zähne „er der Blättchen der Laubroſette zum Theil eiförmig und ſpitz oder auch nur ſpitzlich gefunden. Die Blumenblätter ſind gelb und etwas großer als bei P. Tormentilla, aber kleiner als bei P. reptans. 3) Ononis Natrix Lamarck. Durch Reallehrer Schildknecht in Freiburg iſt mir im October dieſes Jahrs eine Ononis-Art zur Beſtimmung überſandt worden, welche ich ſofort als Ononis Natrix La- mare k erkannt habe, und über die ich hier Nachricht geben will. Sie iſt von Lehrer Strohmaier im Kaiſerſtuhl zwiſchen Endingen und der St. Katharinen-Kapelle entdeckt worden und ſcheint hier einheimiſch zu ſein. Ihre größte Verbreitung hat dieſe Pflanze in den Mittel- meergegenden, wo ich ſie namentlich in der Gegend von Marſeille häufig angetroffen habe. Von hier zieht ſie ſich in nördlicher Richtung durch die Provence und durch Sar— dinien bis in die ſüdweſtliche Schweiz, wo ſie namentlich bei Leuk, Siders, Bex und Ollon vorkommt. Dieſe Stand— orte galten bis jetzt als die nördlichſten. Jetzt ſchließt ſich an dieſelben als äußerſter Vorpoſten noch unſer Kaiſer— ſtuhl an. Daß der neue und die ſchweizeriſchen Standorte über dreißig Stunden von einander entfernt ſind, wird diejenigen Forſcher nicht ſtören, welche mit derartigen Naturverhält— niſſen vertraut ſind, beſonders wenn ſie erwägen, daß auf 3 * 88 den dazwiſchen liegenden rauheren Jurazügen die der Pflanze zuſagenden milderen Stellen kaum zu erwarten ſein dürften, und daß der milde Kaiſerſtuhl auch noch andere ſüdliche Pflanzen beherbergt, welche, wie Colutea arborescens, Ruta graveolens, Limodorum abortivum u. a., von den Regionen ihrer größten Verbreitung durch weite Zuiſgen tune ge. 2 trennt jind. 1 N 5 Ich will eine kurze er der Pflanze geben. BR 2 Der Stengel von Ononis Natrix iſt aufrecht oder auf⸗ fteigend und äſtig. Er hat eine Höhe von etwa ½ bis 1½ 5 Fuß. Die Aeſte ſind aufrecht und, gleich den Blättern, Blüthenſtielen und Kelchen, durch wagrecht abſtehende, drüſen- tragende Weichhaare etwas zottig und klebrig. Die Blätter geſtielt, mattgrün, dreizählig, bei einer bei uns nicht beob— achteten ſeltenen Varietät auch gefiedert- fünf- bis ſiebenzählig, die oberſten einfach. Nebenblätter am Grunde mit dem Blattſtiele verwachſen, lanzettlich, zugeſpitzt, ganzrandig, kürzer als der Blattſtiel. Blättchen etwas derb, lineal ⸗verkehrt⸗ eiförmig bis länglich-verkehrt⸗eiföͤrmig, oberwärts geſägt⸗ge⸗ zähnt, die ſeitlichen ſehr kurz, das endſtändige länger geſtielt. Blüthenſtand einfach traubig. Blüthen in der Achſel klei— nerer kürzer geſtielten, einfachen, noch mit Nebenblättern ver: ſehenen Laubblätter. Blüthenſtiele aufrecht, nach der Blüthe etwas abſtehend, gegen das Ende mit einem faſt fadenfͤrmi— gen Vorblatte verſehen und von hier an gegen das Ende der Blüthezeit und nach derſelben abwärts gebogen, ſo lang oder länger als das Tragblatt. Kelchzipfel lanzettlich oder lineal— lanzettlich, zugeſpitzt. Blumenkrone die Kelchzipfel überragend, gelb, das Fähnchen meiſtens, beſonders auf der äußeren Fläche, mit blutrothen Längsſtreifen bezeichnet. Früchte nickend, ge— ſtielt, zuſammengedrückt-walzenförmig, durch kurze drüſen— tragende und längere drüſenloſe Haare zottig, die Kelchzipfel überragend. Samen kugelförmig, braun, durch kleine punkt⸗ förmige Höckerchen etwas rauh. Die Größe der Blumenkrone variirt bedeutend. Die nr u 1 blutrothen Streifen an der Fahne fehlen zuweilen; aber De Candolle hat gewiß mit Unrecht die ungeſtreifte Form für eine beſondere Art gehalten und als Ononis pinguis unter: ſchieden. Unſere Exemplare haben ziemlich blaſſe Streifen und können für Mittelformen zwiſchen De Candolle's O. Na- trix und deſſen O0. pinguis gelten. Von den übrigen Ononis-Arten der badiſchen Flora iſt Ononis Natrix durch die gelben Blüthen und die nickenden Früchte auf den erſten Blick zu unterſcheiden. 4. Aquilegia atrata Koch. Dieſe Pflanzen, deren ſpecifiſcher Werth meines Erachtens noch nicht ſicher geſtellt iſt, habe ich vor einigen Wochen in mehreren Exemplaren in dem Herbarium meines Freundes des Forſtmeiſters Freiherrn von Stengel in Ettlingen wahrgenommen. Derſelbe hat ſie ſchon vor langer Zeit in der Gegend von Conſtanz bei Kaltbronn geſammelt. Die Blüthen ſind, wie bei den Exemplaren der Alpen, ſchwärz— lich⸗violett, und die Staubgefäſſe ungefähr anderthalbmal jo lang als der aufwärts gerichtete Theil der Blumenblätter, während dieſelben bekanntlich bei Aquilegia vulgaris unge⸗ fähr ſo lang wie dieſer ſind. Da in der Gegend von Conſtanz auch Aquilegia vul- garis vorkommt, ſo gibt vielleicht der bis jetzt überſehene Standort von A. atrata den ſo tüchtigen Conſtanzer For— ſchern Gelegenheit, über das Verhältniß von Aquilegia atrata zu A. vulgaris an Ort und Stelle weitere Beobachtungen anzuſtellen und dadurch die noch ſchwebende Frage ihrer Entſcheidung näher zu bringen. Auch würde die Einſendung lebender Exemplare von beiden Arten bei der Direction des Großherzoglichen botaniſchen Gartens gewiß dankbare Auf— nahme finden. Be II. Wichtigere neue Standorte der badiſchen Flora. 1. Lycopodium inundatum Linné iſt von Pro: feſſor De Bary und Reallehrer Schildknecht im ver— wichenen Herbſt an moorigen Stellen des weſtlichen Titiſee— Ufers geſammelt und mir mitgetheilt worden. 2. Juncustenag eia Ehrhart hat Reallehrer Schild— knecht in der Freiburger Gegend zwiſchen Hochdorf und Unterreute geſammelt und mir eingejandt. 3. Chenopodium urbicum Mertens und Koch hat Freiherr von Kettner in der Carlsruher Gegend am Waldſaum beim Hardthaus unweit Neureut entdeckt. 4. Limnanthemum nymphaeoides Linkiſt von Diaconus Leutz auf der Rheinfläche bei Alt-Freiſtett unweit Rheinbiſchofsheim geſammelt worden. 5. Centaurea phrygia B. austriaca Döll (C. aus- triaca Wildenow) iſt von Pfarrer Eduard Rieger im Baulande bei Buch am Ahorn geſammelt worden. Durch dieſe neue Beobachtung treten die Standorte der Schweiz und die unſeres Juras und hohen Schwarzwaldes in näheren Zuſammenhang mit denen der Wertheimer Gegend und des mittleren und nördlichen Deutſchlandes. 6. Fumaria par viflora Lamarck iſt von Dr. Gyſſer im Kraichgau zwiſchen Eichtersheim und Thairn⸗ bach entdeckt und eingeſandt worden. — — — ů—ů III. Ein neuer Schildfarn, Aspidium repens Döll. Als ich vor Kurzem bei der Zuſammenſtellung der Nach— träge zu meiner badiſchen Flora meine Gefäßkryptogamen muſterte, bemerkte ich, daß ich bereits ſeit einer Reihe von Jahren ein von dem berühmten Reiſenden Wilhelm Schim— per im Semengebirg in Abyſſinien an ſchattigen Orten (lo- cis umbrosis montium Simensium prope Adesulam) geſam— u meltes, im Jahre 1842 vom Reifeverein unter Nummer 1270 als Asplenium (Athyrium) Filix femina Bernhardi var. ausgegebenes Farnkraut als neue Art erkannt und in meinem Herbarium mit dem Namen Aspidium (Athyrium) repens Döll bezeichnet hatte. Damit die Sache nicht in Vergeſſen— heit geräth, will ich das Nöthige darüber jetzt der 3 lichkeit vorlegen. Schon die Blätter der Pflanze machen auf den in dieſem ſpeciellen Gebiet erfahrenen Botaniker ſelbſt bei oberfläch— licher Betrachtung einen andern Eindruck als Aspidium Fi- lix femina. Der Blattſtiel iſt verhältnißmäßig länger, die Spreite ſchlaffer und ſchmäler, die Fiedern weit entfernter und zugleich kürzer als bei A. Filix femina. Ferner iſt bei letzterem der Grund des Blattſtieles ſchwärzlich und über der zuſammengezogenen Exſertionsſtelle ſo bedeutend verbreitert, daß er eine lanzettliche, innen etwas concave, an beiden Seiten zufammengedrückte Form erhält, während derſelbe bei Aspi- dium repens braun und über der Exſertionsſtelle kaum ein wenig verbreitert iſt. Weit richtigere Merkmale bietet jedoch die Beſchaffenheit des Wurzelſtocks und die davon abhängige Stellung der Blätter. Bei Aspidium Filix femina iſt näm⸗ lich der Wurzelſtock ungetheilt, mehr oder weniger aufrecht, und dicht mit den längere Zeit bleibenden, plattgedrückt-con— caven Blattſtielreſten beſetzt. Durch die letzteren hat er das Ausſehen einer Zwiebel von 1 bis 2 Zoll Dicke, obſchon ſeine eigene Dicke (die Dicke des geſtauchten Stengels) nur 1 bis 2 Linien beträgt. Aus der Mitte dieſer ſcheinbaren beſchuppten Zwiebel treten in größerer Anzahl die bogen— förmig ausgebreiteten, 1 bis 3 Fuß langen Blätter hervor und bilden einen herrlichen, auch den unkundigen Natur⸗ freund anſprechenden kreisrunden Buſch. Ganz anders bei Aspidium repens. Hier iſt der Wurzelſtock kriechend und verzweigt ſich, und die Blätter bilden deshalb keine raſenar— tigen Büſche, ſondern ſie ſtehen einzeln. Wurzelſtock und Blätter erinnern in mancher Hinſicht an üppige Formen e unſerer Cystopteris fragilis, von welcher ſie übrigens die Beſchaffenheit der Schleier auf das Beſtimmteſte abſcheidet. Bei Cystopteris find nämlich die Schleier an der Baſis an: geheftet, während Aspidium repens hinſichtlich der Bejchaffen- heit der Schleier der Hauptſache nach mit unſerem Aspidium Filix femina übereinſtimmt. Letzteres führt uns auf einen in morphologiſcher Hin- ſicht intereſſanten Gegenſtand und verdient eine eingänglichere Erörterung. Ich habe nämlich ſchon in meiner „Rheiniſchen Flora“ und wiederholt in meiner, Flora des Großherzog— thums Baden“ die Anſicht ausgeſprochen, daß die runden Sporangienhäufchen der Gattung Aspidium eigentlich Dop— pelhäufchen ſind, und daß die Schleier derſelben aus zwei Schleiern beſtehen, welche bei dem von mir zu dieſer Gat— tung gezogenen Robert Brown'ſchen Nephrodium durch die am Ende des Häufchens ſtattfindende Verwachſung nieren— förmig, und bei der ebenfalls von mir bei Aspidium gelaſſenen Michaux'ſchen Gattung Hypopeltis durch Verwachſung am Grund und am Ende ſchildförmig werden. Eine Ausnahme davon ſcheint Aspidium Filix femina und mein Aspidium repens zu machen, weshalb denn auch jenes noch in neuerer Zeit von den Autoren theils unter verſchiedenen Gattungen untergebracht, theils zu einer beſonderen Gattung erhoben und zwiſchen Asplenium und Aspidium geſtellt, und ſelbſt die hier beſprochene neue Art für ein Asplenium angeſehen worden iſt. Gerade dieſe ſcheinbare Ausnahme von der Re— gel gibt uns jedoch, wie dies ſo häufig der Fall iſt, den willkommenen Fingerzeig zur Erklärung des Gattungscharak— ters. Unterſuchen wir nämlich unſer Aspidium Filix femina genau, ſo finden wir Folgendes. An dürftigen Exemplaren ſind ſämmtliche oder faſt ſämmtliche Häufchen länglich und die Schleier einfach und, wie bei der Gattung Asplenium, an der Außenſeite der Vene angeheftet. An Blättern von mittlerer Stärke finden wir ſchon weniger derartige Häufchen, und an üppigen Exemplaren ſind dieſelben auf die Blatt⸗ 11 ſpitze und auf die Enden der Fiedern beſchränkt. Die große Mehrzahl der Häufchen ſind hier Doppelhäufchen, wie ſich an jedem Blatt durch deutlichſte Uebergänge nachweiſen läßt. Bei den erſten Anläufen zu dieſer Bildung zeigt ſich nämlich außer dem an der Außenſeite der Vene befindlichen Häufchen noch ein zweites an der inneren Seite der Vene, und jedes dieſer an den entgegengeſetzten Rändern derſelben Veue be⸗ findlichen Häufchen hat ſeinen beſondern, an der Vene entſprin⸗ genden Schleier. Tritt die weitere Entwicklungsſtufe ein, ſo vereinigen ſich die Schleier und die Häufchen an ihrer Spitze; aber das Häufchen an der Innenſeite reicht nicht jo weit herab wie das an der äußern Seite, während bei völlig ent⸗ ſchiedener derartigen Ausbildung die beiden Schenkel des Dop⸗ pelhäufchens gleichlang werden, und daſſelde dadurch huf⸗ eiſenförmig oder nierenförmig erſcheint. Bei jo beſtimmt nachweisbaren Uebergängen ſcheint es mir nicht naturgemäß, eine beſondere Gattung zwiſchen As- plenium und Aspidium gleichſam als Zwiſchenſtufe (Athy- rium) aufzuſtellen, und ich habe deshalb in meiner badiſchen Flora dafür nur eine Untergattung aufgeſtellt. Weil Athy- rium auch noch Fernerliegendes in ſich begreift, habe ich der⸗ ſelben den Namen Alloeosoros gegeben und damit die Ab⸗ weichung von der ausgebildeten typiſchen Form zu bezeichnen geſucht. 5 Vergleicht man zum Schluſſe noch hinſichtlich der Häuf⸗ chen und Schleier Aspidium repens mit Aspidium Filix fe- mina. jo zeigt ſich hinſichtlich der Bildungsweiſe der Doppel⸗ häufchen eine vollkommene Uebereinſtimmung; könnte man jedoch von den zwei Exemplaren, die ich beſitze, auf das Ver⸗ halten der Art überhaupt ſchließen, ſo dürften bei meinem Aspidium repens die Doppelhäufchen verhältnißmäßig häu⸗ figer ſein als bei Aspidium Filix femina. Bei meinen Exem⸗ plaren, welche keine üppigen zu ſein ſcheinen, ſind nämlich die Häufchen größtentheils Doppelhäufchen; die einfachen Häufchen ſind auf die Enden der Blätter und der Fiedern — — beſchränkt. Da ich aber die Pflanze nicht an ihrem natür⸗ lichen Standorte beobachtet und nicht einmal im cultivirten Zuſtande lebend geſehen habe, ſo kann ich nicht wiſſen, wel— ches die normale Stärke von Aspidium repens iſt, und kann deshalb ſelbſt die relative Abſchätzung des Verhältniſſes der Anzahl der doppelten zu den einfachen Hachen nur als Vermuthung ausſprechen. nn IV. Eine Abnormität an dem Blüthenſtande von Elymus giganteus. Die Blüthenſtände und Blüthen der Gräſer ſind noch in neuerer Zeit auf verſchiedene Art erklärt worden, und es dürfte deshalb die Mittheilung aller darauf bezüglichen That— ſachen zweckmäßig erſcheinen. In meinen Floren habe ich eine Reihe von Beobachtungen mitgetheilt, welche mir eine genügende Erklärung zu begründen ſcheinen; hier will ich eine Abnormität mittheilen, welche auf den erſten Blick da⸗ mit in Widerſpruch zu ſtehen ſcheint und ohne die rechte Deutung leicht auf Abwege führen könnte. Ich muß zu dem Ende, um leichter verſtanden zu werden, etwas weiter aus— holen. Die Blätter ſämmtlicher Gräſer ſtehen bekanntlich, ſtets mit einander abwechſelnd, in zwei einander gegenüberſtehen— den Reihen oder Zeilen. Dieſe ſchon an den Laubblättern auffallende Stellung ſetzt ſich bei den meiſten Arten auch in den Blüthenſtand fort und fällt hier noch ſtärker in's Auge. Nur diejenigen Gruppen oder Arten, bei denen die Inflorescenzäſte oder die Aehrchen eine ſpiralige oder eine wirtelartige Stellung haben, machen in Bezug auf den oberen Theil der Hauptachſe hiervon eine Ausnahme. Wir halten uns an den erſtgenannten, weitaus häufigeren Fall und betrachten, um unſerem Gegenſtande näher zu ai — kommen, einen bereits eine Aehre tragenden Halm des Din- kels oder Spelzes. Halten wir einen ſolchen ſo vor und hin, daß die laubartigen Blätter des Halmes abwechſelnd zu un— ſerer Rechten und Linken ſtehen, ſo bemerken wir, daß die Aehrchen ebenfalls rechts und links ſtehen und die Abwech— ſelung der Laubblätter fortzuſetzen ſcheinen. Sie kehren uns, mit Ausnahme des ſpäter noch zu beachtenden Gipfelährchens, eine ihrer ſchmäleren Flächen, mithin eine ihrer Hüllſpelzen zu. Ein ſeitliches Aehrchen iſt jedoch ein verkürzter Aſt oder, wenn man etwa dieſe ſonſt richtigere Bezeichnung bei ſo kleinen Pflanzentheilen vermeiden will, ein verkürzter Zweig, und ein ſolcher pflegt aus einer Blattachſel zu entſpringen. Wo ſind aber die Blätter, aus deren Achſeln die ſeitlichen Aehr— chen unſerer Dinkelähre entſpringen ſollen? — Sie find ver: kümmert, aber unter der Baſis der ſeitlichen Aehrchen als eine kleine verhärtete Schwiele, nur in Ausnahmsfällen als eine ſchuppenartige Spelze, bei Glyceria spectabilis und mehreren Arten von Elymus oft ſelbſt als ein mißgeſtaltetes Laubblatt erkennbar. Bei Glyceria spectabilis habe ich ſo⸗ gar ſchon am Grunde der zwei unterſten Inflorescenzäſte ſolche laubartige Tragblätter beobachtet. Dieſe meiſt ſchwielenartigen Rudimente der Tragblätter ſind es alſo, welche die abwechſelnde Stellung der Laub— blätter fortſetzen. Aus der Achſel dieſer Schwielen, oft mit Ausnahme der unterſten, entſpringt je ein zu ſeiner Mediane quer ſtehendes Aehrchen, deſſen äußerſte Spelzen, Hüllſpelzen genannt, ſich rechts und links über dem Tragblatte des Aehr— chens befinden. i Verfolgt man nun die abwechſelnde Stellung der ver— kümmerten Tragblätter oder die am Grunde der Aehrchen befindlichen Plätze derſelben, jo gelangt man in immer ab: wechſelndem Hinaufſchreiten zuletzt mit einem Mal an eine ſtets ganz deutlich ausgebildete Spelze, nämlich an die un⸗ terſte Hüllſpelze des Gipfelährchens, und in weiterem ab— wechſelnden Fortſchreiten an die zweite Hüllſpelze und an — 44 — die Deckſpelzen dieſes Endährchens, mit welchem ſich dieſer Blüthenſtand abſchließt. Man begreift jetzt auch, warum dieſes der Hauptachſe angehörige Gipfelährchen ſich mit allen vorangehenden Aehrchen kreuzt. Die letzteren kreuzen ſich nämlich mit ihrem ſchwielenartigen, der erſten Achſe ange— hörigen Tragblatt und dadurch nothwendig auch mit ſämmt⸗ lichen Blättern die zur nämlichen alternirenden Blattreihe der erſten Achſe gehören, mithin auch mit den Hülle und Deckſpelzen der Gipfelblüthe. Um recht verſtanden zu werden, habe ich weit ausholen müſſen; ich will jetzt, um zu meinem Ziele zu gelangen, noch einmal die Baſis der Aehre in's Auge faſſen. An dieſer wechſelt das unterſte, zuweilen etwas laubartige oder ver— krüppelte Blattrudiment, mag es ein Aehrchen in der Achſel tragen oder nicht, ganz regelrecht mit dem oberſten Laubblatt ab. Nur einen einzigen Fall habe ich beobachtet, wo es als ein zwei Zoll langes, ziemlich dünnes, oberwärts und an den Rändern durchſcheinendes Laubblatt unmittelbar oberhalb des letzten normalen Halmblattes ſtand und an ſeinen beiden Seiten in die bei dieſer Gattung gewöhnlich vorkommende, ſonſt ringförmige Krauſe überging. Dieſer Fall ſoll uns noch einige Augenblicke beſchäftigen. Daß dieſe auffallende Erſcheinung, welche ich an einem im hieſigen botaniſchen Garten gezogenen Exemplare von Elymus giganteus beobachtete, auf einer wirklichen Ausnahme von der ſo weitgreifenden Regel beruhe, konnte ich nicht ver— muthen. Ich beſah deshalb die Baſis der Aehre genau und unterſuchte, ob ich nicht ein etwa verkürztes Stengelglied überjehen hätte. Es war nicht der Fall; aber an der dem verkrüppelten Blatte gegenüber befindlichen Stelle war ein halbkugelförmiges, von der niederen Krauſe umſchloſſenes Knötchen zu bemerken, und das verkrüppelte Blatt, welches ſich ein fo anſtößiges Plätzchen gewählt, hatte an der Spitze einen ſchwachen Einſchnitt. Nun war das Räthſel gelöst. Dieſes halbkugelförmige Knötchen war ein Knöspchen. Es A n — 1 — hatte ohne Zweifel durch den von ihm verurſachten Druck in die Mitte des ohnehin zur Mißbildung geneigten Trag— blattes eine Spaltung veranlaßt, und die auf der entgegen— geſetzten Seite des Halmes ſich berührenden Seitenränder ve Tragbla waren mit einander verwachſen. So können ſelbſt ſcheinbare Wiederſprüche ſich zuletzt in vie Beſtätigung eines Bildungsgeſetzes auflöſen und unſern Glauben an die Besen der ee Forſchung befeſti— gen Kan * LE Hr h elf I 4. geſſentlicher vortrag A . a = gehalten zur Jahresfeier des . Mannheimer Vereins für Naturkunde am 10. November 1861. (Mit einigen im Februar 1862 geſchriebenen Anmerkungen.) Von | | Hofaſtronom Prof. Dr. Schönfeld. — — Wohin wir auch, verehrte Zuhörer, in dem weiten Felde der Naturwiſſenſchaft unſere Blicke richten mögen, wir wer— den überall der erfreulichen Fortſchritte in der Erforſchung der Natur und ihrer ewigen Geſetze ſo viele erblicken, daß ein gerechtfertigtes Gefühl des Stolzes in uns aufſteigt; aber wir werden auch ohne Mühe gewahr werden, wie weit wir von dem idealen Ziele der Wiſſenſchaft, die Naturerſcheinungen einem leitenden Princip vollſtändig zu unterwerfen, um ſie dadurch ganz verſtehen zu lernen, entfernt ſind. Jeder Zweig der Naturwiſſenſchaft kann Beiſpiele hievon in Menge liefern. Denn die Natur liebt es nicht, ihre Geheimniſſe dem menſch— lichen Sinne offen darzulegen; ſie zeigt uns nicht ihre Ge— ſetze, ſondern nur verwickelte Erſcheinungen, aus denen jene zu abſtrahiren ſind; Hieroglyphen, deren Deutung uns ob— liegt. Je mehr von dieſen geheimnißvollen Zügen durch ein Princip gedeutet werden können, deſto größer iſt die Wahr— ſcheinlichkeit, daß dies Princip das richtige ſei. 3 Die Sternenwelt iſt es geweſen, die am frühejten die Wißbegierde der Menſchen ſoweit gereizt hat, daß die Be— ſtrebungen, die Phänomene verſtehen zu lernen, zu einer Wiſſenſchaft erwuchſen. Die Wiſſenſchaft von den Sternen war es auch, die ſich unter allen Naturwiſſenſchaften zuerſt der Erkenntniß des wahren Zuſammenhangs zwiſchen den ihr angehörigen Haupterſcheinungen erfreute, und ich glaube nicht zu irren, wenn ich der Anſicht bin, daß ſie das da— durch errungene Uebergewicht noch jetzt behauptet. Aber es genügt ein auch nur oberflächlicher Blick auf das weite Feld das fie umfaßt, um die Grenzen zu zeigen, an denen in je— dem Augenblick unſer Wiſſen ſteht. Nicht nur ſind unſere Kenntniſſe, wie alle empiriſchen Wahrheiten, an ſich unvoll— kommen, weil ſie durch das Zeugniß der Sinne vermittelt werden; ſondern auch die ungezählte Menge der der Betrachtung ſich darbietenden Objekte und ihre unendliche Mannigfaltig— keit hat uns überhaupt erſt den kleinern, ja kleinſten Theil derſelben zugänglich gemacht und wird uns ſtets verhindern, die ganze Welt zu umfaſſen. Der Gegenſtand, über den ich heute zu ſprechen die Ehre habe, die Welt der Nebelflecke, iſt einer von denen, die ſo recht dazu beſtimmt ſcheinen, an der Grenze unſeres Wiſſens zu ſtehen. Ihr geheimnißvolles Aeußere, die Schwierig— keit ihrer Betrachtung, die ganze Geſchichte ihres bisherigen Studiums berechtigen uns zu dieſer Anſicht; und wenn ich in meiner jetzigen Stellung den Nebelflecken den größten Theil meiner Zeit zuwende, ſo iſt der Grund davon nicht bloß die Wichtigkeit des Gegenſtandes an ſich und die wiſſen— ſchaftliche Tragweite der zu erlangenden Reſultate, ſondern beſonders die Ueberzeugung, wie ſehr die auf ſie verwandten Anſtrengungen noch vervielfältigt werden müſſen, wenn wir auch nur zu einigermaßen geläuterten Anſichten über ihre Natur und Weltſtellung kommen ſollen. In der That er— ſcheinen die Nebelflecke trotz der großen Anſtrengung und Geiſteskraft, die die beiden Herſchel, Vater und Sohn, auf — © 20 fie verwandt haben, ſehr vernachläſſigt gegenüber dem Auf: wand von Zeit, den die Aſtronomen den übrigen Theilen der Stellaraſtronomie, und mehr noch dem uns näher liegenden Sonnenſyſteme haben zu Theil werden laſſen. Erſt die neueſte Zeit — kaum über 25 Jahre zurückgehend — hat wie in ſo vielen andern auch in dieſem Felde ein etwas allgemeineres Studium des Details mit ſich geführt; iſt es ja überhaupt der Charakter der jetzigen aſtronomiſchen Arbeiten, nicht ſo— wohl neue großartige Geſichtspunkte zu eröffnen, als viel— mehr die ſchon eröffneten durch ſorgfältigeres Bearbeiten des Details der Erſcheinungen zu prüfen. Dieſe Bemerkungen glaube ich vorausſchicken zu müſſen, um Ihre Erwartungen, verehrte Zuhörer, in Bezug auf das, was ich von den Nebelflecken vortragen kann, zu mäßi- gen, und Sie vor Allem vor der Täuſchung zu bewahren, als ob die bisher erhaltenen Reſultate denjenigen Grad von Evidenz beſäßen, deſſen ſich viele andere Theile des aſtro— nomiſchen Wiſſens erfreuen. Aber auch auf einem unvoll- kommenen Standpunkt iſt es wichtig, das Vorhandene zu ſammeln und kritiſch zu prüfen; dann werden ſich die neuen Studien ſicherer auf die weſentlichen Punkte richten laſſen und mehr Ausſicht auf das Gelingen bieten. Ich werde alſo zunächſt die früheſten Arbeiten und Anſichten über die Nebel— flecke berühren, dann zu den Leiſtungen von Herſchel und ſeinen Nachfolgern übergehen, die durch ſie eröffneten groß— artigen Blicke in die Conſtitution des Univerſums betrachten, und endlich den Weg zu zeichnen verſuchen, auf welchem wir fortſchreiten müſſen, wenn eine ſpäte Zukunft in die Welt der Nebelflecke einen ſolchen Einblick gewinnen ſoll, wie wir in dem Fixſternſyſtem gewonnen haben. Man verſteht unter Nebeln oder Nebelflecken die— jenigen Objekte des Fixſternhimmels, welche nicht wie die einzeln geſehenen Sterne ſich vom Nachthimmel als ſtrahlende Punkte abheben, ſondern den Anblick einer mehr oder weniger ausgedehnten und verſchwommenen Lichtfläche, alſo eines Nebel— 1 lichtes, darbieten. Welche Erklärung dieſer Erſcheinung zu Grunde liegen mag, iſt zunächſt gleichgültig; es iſt aber leicht zu ſehen, wie viel Unbeſtimmtes die gegebene Defini⸗ tion einſchließt. Da nämlich das Ausſehen der Gegenſtände ſo ſehr von den zum Sehen angewandten Mitteln abhängt, daß z. B. das freie Auge keine Ahnung von der Beſchaffen⸗ heit der Planetenoberflächen u. drgl. haben kann, ſo entſteht zunächſt die Frage, ob denn das Ausſehen der Nebelflecke auch für verſchiedene optiſche Hülfsmittel, verſchiedene Luft⸗ zuſtände und verſchiedene Zeiten dasſelbe iſt. Hier zeigt ſich ſogleich, daß wenigſtens das Erſte nicht der Fall iſt. Schon das Alterthum kannte Gegenſtände des geſtirnten Himmels, auf welche die gegebene Definition paßt. Vor Allem gehört hierher die Lichtanſammlung, die in einem ungleichförmigen Lichtwolken gleichenden Gürtel den ganzen Himmel umgibt, die Milchſtraße; dann beſonders eine dem freien Auge nebel- artig erſcheinende Stelle im Sternbilde des Krebſes, bekannt unter dem Namen der Präſepe oder Krippe. Wenn man nun auch die Milchſtraße ſchon nach dem bloßen Anblick für ein Phänomen anderer Art halten wollte, ſo erſcheint doch die letztere Stelle, die Präſepe, in der That dem freien Auge als ein Objekt, auf welches unſere Definition des Wortes Nebelfleck vollkommen paßt. Aber es genügt ſchon ein ſehr mäßiges Fernrohr der Art, wie es den erſten Erfindern des⸗ ſelben zu Gebote ſtand, um zu zeigen, daß dieſe dem freien Auge nur verwaſchen und unbeſtimmt ſchimmernde Stelle in Wirklichkeit nur eine Gruppe gewöhnlicher Fixſterne iſt, die unter ſich ſo nahe ſtehen, daß das freie Auge ſie nicht mehr zu trennen vermag. Jeder einzelne Sternpunkt erregt zwar auf der Netzhaut unſeres Auges für ſich einen Lichtreiz; da die gereizten Punkte jedoch ganz nahe beiſammen liegen, ſo vermiſcht ſich nach phyſiologiſchen Geſetzen der Eindruck jedes einzelnen Sterns mit denen der Nachbarſterne, und unſer Sinn kann ſie nicht mehr einzeln percipiren, ſondern gibt uns die Vorſtellung einer continuirlichen Lichtfläche. Bringen 4 — WE in wir durch ein vergrößerndes Fernrohr das Objekt in die deutliche Sehweite, und vertheilen die Eindrücke der Sterne auf eine größere Fläche der Netzhaut, ſo kommt die wahre Natur des Gegenſtandes in unſer Bewußtſein. Ebenſo wie die Präſepe im Krebſe, läßt ſich auch dir Milchſtraße ſo gut wie vollſtändig in einzelne Sternpunkte auflöſen; (doch iſt dieſe Auflöſung ſelbſt mit Anwendung der mächtigſten Teleſcope, ſo viel mir bekannt, noch nicht voll⸗ ſtändig durchgeführt worden). In Folge davon ward, was ſchon im Alterthum von den Philoſophen und Naturforſchern geahnt worden war, nämlich daß das neblige Ausſehen nur Täuſchung, daß die Nebelgeſtirne nur Gruppen gewöhnlicher Sterne ſeien, nach der Entdeckung der ahne allgemein als ausgemacht angenommen. Die Fernröhre ſelbſt zogen nun aber bald neue Gegen— ſtände von gleichem Ausſehen an's Licht, die wegen zu ge— ringer Helligkeit theils dem freien Auge ganz unſichtbar ges blieben waren, theils die Aufmerkſamkeit der Beobachter nicht auf ſich gezogen hatten. Hierher gehört vor allen der große Nebel in der Andromeda, entdeckt von Simon Marius 1612; der große Nebel im Schwertgriffe des Orion, entdeckt von Baptiſt Cyſat 1618 und (da deſſen Beobachtung bis in die neuere Zeit unbeachtet blieb) ſpäter wieder von Chri— ſtian Huyghens; die großen Nebelflecke im Hercules, im Waſſermann und andre. Alle dieſe erſchienen den damaligen Aſtronomen, und zum Theil ſelbſt uns noch, auch in den Fernröhren ebenſo wie die Präſepe dem freien Auge, als wirkliche Nebelflecke, nicht als Sterngruppen oder Sternhau⸗ fen. Man ſtand aber im Allgemeinen nicht an, nach Ana⸗ logie der Präſepe und der Milchſtraße der Anſicht zu huldi⸗ gen, daß mächtigere Werkzeuge auch dieſe Objekte als Stern: haufen zeigen würden. Die fortſchreitende Vervollkommnung der Beobachtungsmittel hat dieſe Anſicht zum großen Theil beſtätigt, aber bis jetzt keineswegs vollſtändig; und gerade die am früheſten entdeckten Nebelflecke, die großen in der — 51 — Andromeda und im Orion haben noch nicht vollſtändig in Sterne aufgeloͤſt werden können. Zwar haben ausgezeichnete Aſtronomen der neueſten Zeit, Bond in Cambridge und Lord Roſſe in Parſenstown, in dieſen beiden Nebeln eine große Menge einzelner Sterne geſehen; da aber dieſe Sterne mit nebelartiger Maſſe vermiſcht blieben und die ganze Um⸗ gebung beider Nebelflecke außerordentlich reich mit kleinen Sternen erfüllt iſt, ſo bleibt es noch ſehr fraglich, ob die geſehenen Sterne wirklich den Nebelflecken als integrirende Theile angehören, oder ob ſie ſich bloß optiſch auf ſie projiciren. Man wird offenbar die Hypotheſe, daß das eigenthüm— liche Ausſehen der Nebelflecke nur durch eine Unvollkommen— heit des Geſichtsſinnes entſtehe, für ſehr plauſibel halten, wenn man ſieht, daß dies Ausſehen durch dieſelben Mittel, die unſerem Auge einen Theil ſeiner Unvollkommenheit nehmen, zum Verſchwinden gebracht werden kann. Indeſſen iſt da— mit die Allgemeinheit des Satzes, daß jeder Nebelfleck ein Sternhaufen ſei, noch keineswegs erwieſen, und man kann ſich zudem durch einfache Betrachtungen leicht überzeugen, daß dies auch gar nicht nothwendig iſt, daß vielmehr auch andre Hypotheſen die Erſcheinungen erklären können. Die ungeſchweiften Kometen z. B. ſehen den Nebelflecken ſo täu— ſchend ähnlich, daß man ſie von dieſen nur durch ihre Be— wegung unterſcheiden kann. Wir mögen uns nun einen Kometen conſtruirt denken, wie wir wollen, gasartig, oder aus feſten discreten Theilen beſtehend, ſo werden wir doch nicht umhin können, ihn als ein Ganzes zu betrachten, als einen fertigen Himmelskörper, der kein Conglomerat an⸗ derer ſtelbſtändiger Himmelskörper iſt. Warum ſollten alſo nicht auch die Nebelflecke ſo gebaut ſein können, daß jeder von ihnen nur ein Ganzes ausmacht? Sie unterſcheiden ſich von den Fixſternen genau durch dieſelben äußern Kennzeichen wie die Kometen von den kleinen Planeten. So wenig nun ein Komet aus planetariſchen Körpern zuſammengeſetzt ge— dacht werden kann, wenn ſein Bau auch wirklich dem einer 4 * — 52 Sandwolke ähnlich ſein ſollte, ſo wenig braucht ein Nebel⸗ fleck aus einzelnen Fixſternen zu beſtehen. Die Thatſache, daß der große Nebelfleck beim Stern 2 im Herkules aus vielen Tauſenden von Sternen beſteht, beweiſt offenbar nicht das Gleiche für den ganz anders geformten Nebel im Orion. Hat man ſich nun einmal mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß die Nebelflecken nicht ſämmtlich Sternhaufen, ſondern zum größten Theile wirkliche Nebelgebilde ſind, ſo liegt es nahe in ihnen den Stoff zu ſuchen, aus denen die eigentlichen Firſterne, die fertigen Welten entſtehen. Die Idee der Sternbildung aus kosmiſchem Nebel hat, wenn ich uicht irre, zuerſt Tycho de Brahe zu begründen geſucht. Zu Tycho's Zeiten (1572) zeigte ſich im Sternbild der Caſ⸗ ſiopeia nahe der Milchſtraße ein ſogenannter neuer Stern, aufſtrahlend mit einem der Venus nahekommenden Glanze; eines jener ſeltenen Phänomene, die wir wohl als Natur⸗ begebenheiten in den fernen Fixſternräumen anſtaunen, und durch plötzliche Lichtproceſſe in den Photoſphären der Sterne deuten können, für die uns aber noch heute jede wirkliche Erklärung mangelt. Daß dieſer Stern zu den mannichfach— ſten Conjecturen Veranlaſſung gab, bedarf kaum der Er— wähnung. Vor Allem wurde die Frage aufgeſtellt, wie der Stern jo plotzlich entſtanden ſei; und Tycho beantwortete fie dahin, daß die nebelartige Materie der Milchſtraße, an deren Rand der Stern erſchienen war, den Stoff dazu geliefert habe, ja er glaubte noch die entſprechende Leere in der Milch: ſtraße zu erkennen. Tycho de Brahe knüpfte hieran eine foͤrmliche Bildungshypotheſe des Weltalls, und was er bei dieſer Gelegenheit vor Erfindung der Fernröhre über das Zuſammenballen der Nebelmaterie zu Sternen geſagt hat, iſt faſt wörtlich auf die lange nach ihm entdeckten eigentlichen Nebelflecke anwendbar, deren verſchiedene Formen, Größen, Helligkeiten dann ebenſoviele Criterien pie das n Sta⸗ dium ihres Bildungsproceſſes abgeben.“ So ſehen wir alſo ſchon früh zwei große Giant S über die Nebelflecke, und man darf wohl ſagen, über den Bau der Welt einander gegenüberſtehen. Die eine ſieht in den Nebelflecken nur ein Gewimmel einzelner Sterne, die in einer allzukleinen Winkeldiſtanz bei einander ſtehen, um noch deut⸗ lich einzeln geſehen zu werden; die andre ſieht in ihnen das Material für die zu ſchaffenden Welten. Die erſtere ſieht alſo im Weltall nur Fertiges, Ausgebildetes; die zweite die verſchiedenen Stufen der Ausbildung. Der erſtern Anſicht nach iſt der ſichtbare Theil des Univerſums im innern Gleid)- gewichte; nach der zweiten in einer fortwährenden Metamor⸗ phoſe, um dies Gleichgewicht herzuſtellen. Wenn es uns ſelbſt jetzt nicht möglich iſt zwiſchen bei⸗ den Grundanſichten endgültig zu entſcheiden, ſo waren voll⸗ ends die aſtronomiſchen Hülfsmittel vor dem letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts nicht geeignet, den Gegenſtand auf⸗ zuhellen. Selbſt die Aufzählung der hierher gehörigen Ob⸗ jecte wurde durch die an ſich ehrenwerthen Bemühungen von Kirch, Lacaille, Legentil und Andern nur langſam ge⸗ fördert, und als Meſſier im Jahre 1781 ſeine langjährigen Arbeiten veröffentlichte, enthielt ſein Catalog doch nur 103 Nebelflecke und Sternhaufen, die großentheils von ihm ſelbſt entdeckt und in einem für die damalige Zeit vortrefflichen Achromaten unterſucht worden waren. Für die genaue Unterſuchung war jedoch ſein Fernrohr wenig ausreichend, wie es denn überhaupt nach unſern jetzigen Begriffen ein Inſtrument ſehr untergeordneten Ranges war. Um dieſe Zeit fing der unſterbliche William Her⸗ ſchel an, ſeine mächtigen Spiegelteleſcope zur Erforſchung des Sternenhimmels anzuwenden, und bald war die Zahl der bekannten Nebelflecke zu Tauſenden angewachſen, ſo daß, als Herſchel im Jahre 1802 ſein drittes Verzeichniß der von ihm aufgefundenen Objekte veröffentlichte, etwa 2600 Nebelflecke ihrem genäherten Orte nach beſtimmt, im Aeußern beſchrieben und zum größten Theile wiederholt in Bezug auf Helligkeit, Geſtalt und Auflöslichkeit in Sterne unterſucht waren. Dieſe Unterſuchungen, und die gleichzeitig geführten über die Zahl und Vertheilung der Sterne, über die Doppel⸗ ſterne, über die Milchſtraße, befähigten Herſchel zu den ge⸗ nialen und meiſterhaft durchgeführten Anſichten über die Conſtitution des Fixſternhimmels und des Univerſums über⸗ haupt, die wir in ſeinen Schriften bewundern. Wir müſſen näher bei ihnen verweilen, da ſie das wichtigſte Glied in der Reihe der Studien ſind, über die ich ſpreche. Bei dem raſchen Zuwachs an Material, das ſich dem Beobachter unter den Händen häufte, empfand Herſchel bald das Bedürfniß, die aufgefundenen Objekte in gewiſſe Kate⸗ gorien zu theilen, und als Eintheilungsgrund konnte er, wenigſtens anfangs, nicht gut etwas Anderes wählen als Kennzeichen, die ganz oder zum großen Theil äußerlicher Natur waren. Zuerſt unterſchied er die unaufgelössten Nebel- flecke von den aufgelösten, oder den Sternhaufen, und theilte jene nach Helligkeit und Geſtalt in fünf, dieſe nach der größern oder geringern Gedrängtheit der Sterne in drei Klaſſen. Alle Nebelflecke, die ſich durch irgend eine beſondere Merf- würdigkeit auszeichnen, befinden ſich in der vierten und fünften Klaſſe, während die drei erſten nur nach der abnehmenden Helligkeit unterſchieden ſind. Die Herſchel'ſchen Klaſſen ſind alſo folgende: Klaſſe 1, 2, 3: helle, lichtſchwache, ſehr licht⸗ ſchwache Nebel. f 4, Planetariſche Nebelflecke (d. h. ſolche, die ungefähr das Ausſehen von Planetenſcheiben haben) und Nebelſterne. % Sehr große Nebel. „ 6, 7, 8: Sehr dicht gedrängte, zerſtreute, grob zerſtreute Sternhaufen. Bei weitem die meiſten Objekte befinden ſich in der zweiten und dritten Klaſſe. Die Auflöslichkeit eines Nebel⸗ flecks iſt alſo Ausnahme, nicht Regel. Die ſechſte, ſiebente Rt. und achte Klaſſe enthalten zuſammen nur 197 Objekte, d. i. den zwölften Theil aller, und ſelbſt in den ſpäteren Arbeiten kennt Herſchel nur 263 aufgelöste Nebelflecke. Man ſieht leicht, wie unbeſtimmt dieſe Unterabtheilungen ſind. Zunächſt ſind die Unterſchiede der erſten, zweiten und dritten Klaſſe, ſowie andererſeits die der ſechſten, ſiebenten und achten rein relativ, und eine ſcharfe Trennung iſt in jeder Reihe unmöglich. Da nun noch außerdem die Unter— ordnung unter eine beſtimmte Klaſſe häufig nur auf den Beobachtungen einer einzelnen Nacht beruht, ſo ſind auch Ver— ſehen erklärlich und es iſt nicht zu verwundern, wenn andere Beobachter ſich anders entſcheiden. Ob andrerſeits ein Ob— jekt in die ſechſte Klaſſe oder in eine der früheren zu ſetzen ſei, iſt nach dem Früheren häufig nur von der Güte der Beobachtungsmittel abhängig, und unter Herſchels Beobach— tungen finden ſich auch eine Menge Beiſpiele, daß das zwanzig— füßige Fernrohr da einen Sternhaufen zeigte, wo das ſieben— füßige einen Nebelfleck gezeigt hatte, oder daß erſt die ſeru— pulöſeſte Unterſuchung in den günſtigſten Nächten die Auf— loͤslichkeit verrieth. Die ſechſte Claſſe enthält in der That eine Anzahl Objecte, die in gewöhnlichen Fernröhren nur als Nebelflecke ſichtbar ſind, und manche, die ſelbſt in den ſtärkſten Teleſkopen nur ein wirres Durcheinander von auf— blitzenden Sternen zeigen, während die Objecte der achten Claſſe ſich ſchon denjenigen Sternanſammlungen am Himmel nähern, die wie die Plejaden, das Haar der Berenice und andere, ſchon dem freien Auge als Sternhaufen erſcheinen. Wenn nun auch die drei erſten und die drei letzten Herſchel'ſchen Claſſen nur ſo relative Unterſchiede darbieten, daß es oft ſchwierig iſt zu entſcheiden, in welche Claſſe ein Object zu ſetzen ſei, ſo iſt dies doch mit der vierten und fünften Claſſe weniger der Fall, und die Gegenftände diefer beiden Claſſen ſind auch offenbar von außerordentlichem Ein: fluß auf die Entwickelung der Herſchel'ſchen Anſichten ge— weſen. Es gibt Gegenden des Himmels, die auf große Ei Strecken hin mit einem zarten Nebellichte überzogen find. Dieſe Nebel ſind zum großen Theile unförmlich und an den Rändern ſo verwaſchen, ſo allmälich in's Dunkel übergehend, daß über ihre eigentliche Geſtalt gar nichts feſtzuſetzen iſt. Dieſe Nebel ſetzt Herſchel in eine beſondere, die fünfte Claſſe; fie unterſcheiden ſich im Ausſehen weſentlich von den kleinen, häufig verdichteten Nebelflecken der erſten bis dritten Claſſe. Die Gegenſtände der vierten Claſſe ſind noch merk⸗ würdiger und außerordentlich mannichfaltig. Wir haben Nebelflecke, die in ſehr ſchwachen Fernröhren von gewöhnlichen Fixſternen gar nicht zu unterſcheiden find, die aber in ſtär⸗ keren Teleskopen ganz das Ausſehen von runden oder abge⸗ platteten Planetenſcheiben haben; ſie ſind gleichmäßig er⸗ leuchtet, oder zeigen nur unbedeutende Ungleichförmigkeiten des Lichtes. Andere ſind ungefähr ebenſo ſcharf begrenzt, haben aber Ringform; noch andere Nebel bilden kreisrunde Atmoſphären um ganz gewöhnliche Fixſterne, die den Mittel⸗ punkt des Nebels einnehmen; oder auch die Sterne ſtehen excentriſch, z. B. zwei Sterne ungefähr in den Brennpunkten einer Nebelellipſe, oder an den Enden eines Nebelſtreifes. Wiederum andere bilden Schweife oder Mähnen von kleinen Sternen, jo daß man ganz das Miniaturbild eines geſchweif⸗ ten Cometen zu ſehen vermeint und ſich häufig nur durch die gänzliche Unbeweglichkeit des Gegenſtandes vom Gegen: theil überzeugt. Die Regelmäßigkeit dieſer Bildungen ſetzt den Beobachter oft in Erſtaunen, und man mag zur Er⸗ klärung derſelben eine Anſicht herbeiziehen, welche man will, ſtets werden ſie zu den merkwürdigſten Gegenſtänden des geſtirnten Himmels gehören. Dabei iſt ihre Zahl ſehr be⸗ ſchränkt; von eigentlichen planetariſchen Nebelflecken z. B kennen wir am ganzen Himmel kaum dreißig. Dieſe Art und Weiſe, die Nebelflecken in Claſſen einzu: theilen, iſt offenbar ſehr unvollkommen. Sie jagt uns über das Weſen der Dinge ſo gut wie gar nichts; aber ſie gibt doch in vielen Fällen ein ziemlich treffendes Bild des Gegen⸗ — / ſtandes. Der Beobachter wird, wenn er ein Object der ſie⸗ benten Claſſe am Fernrohre einſtellt, gewiß mit ganz andern Erwartungen an ſein Inſtrument treten, als wenn er nach einem Objecte der vierten Klaſſe ausſieht. Herſchel ſelbſt ſagt von ſeiner Eintheilung in einer Abhandlung vom Jahre 1802, in der er eine andere, philoſophiſche Eintheilung der Nebelflecke vorſchlägt, daß ſie nur mit der Aufſtellung der Bücher in einer Bibliothek zu vergleichen ſei, wo auch häufig mehr das Format als der Inhalt in Betracht komme. Aber dieſe Eintheilung hat auch wieder den ſehr hoch zu ſchätzen— den Vortheil für den Beobachter ſowohl, wie für den Syites matiker, daß ſie unabhängig iſt von irgend welchen Privat- anſichten über die Natur der Gegenſtände. Während nur zu oft die unkritiſchen Anſichten aus den Anfängen einer wiſſenſchaftlichen Branche ſich unter dem hochklingenden Namen eines Syſtems lange Zeit hinziehen und ein Schein⸗ wiſſen erzeugen, haben wir dies bei der Herſchel'ſchen Eins theilung nicht zu fürchten. In der That haben die Herſchel⸗ ſchen Claſſen den mannichfachen Wechſel in den Anſichten über die Natur der Nebelflecke bis heute überdauert. Die Auffindung und Beſchreibung der Objecte und die Unterordnung unter die beſprochenen acht Claſſen ſind jedoch nicht das Einzige, was Herſchel als reines, ohne Zu— ziehung irgend einer Erklärungshypotheſe gefundenes Reſultat ſeiner Beobachtungen betrachten konnte. Dieſe zeigten ihm noch einerſeits eine eigenthümliche Vertheilung der Nebelflecke am Himmel, andrerſeits merkwürdige Zuſammenſtellungen verſchiedener Nebelflecke. Sowie das freie Auge ſchon eine Ungleichförmigkeit in den am Himmel ſichtbaren Sternen erkennt, ſo zeigt dies auch das Fernrohr, und zwar in er: höhtem Maße. Das größte Gewimmel von Sternen zeigt die Milchſtraße, während ſich in den am weiteſten von ihr entfernten Gegenden, in den Sternbildern der Jungfrau, des Haares der Berenice, der Jagdhunde, des großen Bären im Norden; im Wallfiſch, in der Bildhauerwerkſtätte, 1 im Phönix im Süden die wenigſten finden. Zwar iſt die Milchſtraße ſelbſt nicht in allen ihren Theilen gleichmäßig mit Sternen erfüllt, aber ſie zeigt doch überall ein Maximum der Sternfülle gegen die an ihren Seiten liegenden Parthien des Himmels, und die Abnahme der Sternzahl nach ihren Polen zu iſt ziemlich regelmäßig. Die Vertheilung der Nebelflecke iſt gerade die entgegengeſetzte. Wo ſich die Sterne in der Milchſtraße häufen, verſchwinden die Nebelflecke mehr und mehr, während in den ſternarmen Räumen die Haupt⸗ maſſe derſelben zu finden iſt. Die überwiegende Anzahl in den letztgenannten Gegenden tritt recht hervor, wenn man z. B. aus dem erſten (die Beobachtungen auf der Nordhalbkugel enthaltenden) Cataloge des jüngern Herſchel erſieht, daß in der 17. Stunde der Rectascenſion, die in einem großen Theile von der Milchſtraße durchſtrichen wird, nur 18 Ob⸗ jecte vorkommen, während die Stunde 12, die den Nordpol der Milchſtraße enthält, 441 zählt. Auf der andern Seite der Milchſtraße iſt die Verſchiedenheit zwar nicht ſo groß, aber das Uebergewicht des von ihr entfernten Theils des Himmels tritt doch noch deutlich genug hervor. Dieſe beiden Anhäufungen von Nebelflecken ſind indeſſen nicht, wie die Sterne der Milchſtraße, durch eine continuirliche Zone ver— bunden. | Nicht minder merkwürdig iſt es, daß die Nebelflecke in der Milchſtraße faſt ſämmtlich auflöslich, alſo wirkliche Sterns haufen ſind, während ſie an ihren Polen meiſt nicht eine Spur von Auflöslichkeit verrathen. Außer dieſer Ungleichförmigkeit in der Vertheilung der Nebelflecke im Großen, zeigten ſich wie ſchon erwähnt auch ſolche im Kleinen. Oft ſieht man im Geſichtsfelde des Fern— rohrs gleichzeitig ganze Gruppen von Nebeln, und manchmal ſtehen Paare ſo nahe beiſammen, daß man ſie unwillkürlich mit den Doppelſternen in eine Categorie zu ſtellen verſucht iſt. Wir wiſſen jetzt von den Doppelſternen, daß die große Nähe der Componenten nur ſelten eine optiſche, durch unſere = 59 — eigene Stellung im Raume bedingte iſt, ſondern daß ſie meiſt wirklich zuſammengehören und um einander laufen wie Erde und Mond. Denn man hat hierdurch allein er⸗ klärbare Bewegungen an ihnen bemerkt, und iſt in einzelnen Fällen ſogar dahin gekommen, die Gültigkeit deſſelben Be⸗ wegungsgeſetzes, das den Lauf der Planeten und Cometen regelt, an ihnen nachzuweiſen. Man kann dieſelben Wahr⸗ ſcheinlichkeitsgründe, aus denen man ſchon früher auf die phyſiſche Natur der Doppelſterne und vielfachen Sterne ſchloß, auch auf die Doppelnebel und Nebelgruppen ausdehnen, und kommt dann zu demſelben Schluſſe: es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß dieſe Doppelnebel wirkliche Syſteme bilden, die um einander laufen. In der That kann man, wenn man bemerkt, daß ſelbſt in der nebelreichſten Stunde der Rectascenſion nur auf je drei, im Durchſchnitt aus der ganzen Himmelsſphäre auf je 10 Quadratgrade ein Nebel⸗ fleck kommt, das Vorhandenſein von 146 Doppelnebeln, deren relative Diſtanz nur wenige Bogenminuten beträgt, ſowie vollends das Vorkommen von 25 dreifachen, 10 vierfaͤchen und einigen noch zuſammengeſetzteren Gruppen nicht für zufällig halten. Faſſen wir nach dem Vorigen die von W. Herſchel er— haltenen Reſultate zuſammen, ſo dürften ſie ſich — folgendermaßen ſtellen: Die Zahl der in einem Fernrohr von der Lichtſtärke des zwanzigfüßigen Herſchel'ſchen Spiegelteleſkops ſichtbaren Nebelflecke der Nordhalbkugel beträgt weit mehr als zwei⸗ tauſend. Die größere Mehrzahl zeigt keine Spur von Auf⸗ löslichkeit in Sterne, ſondern die meiſten erſcheinen ſelbſt in dieſem mächtigen Inſtrumente nur als wirkliche Nebelflecke. Bei den aufgelösten ſowohl wie bei den unaufgelösten kom⸗ men alle Grade der Helligkeit und der Concentration, ſowie alle Geſtalten vor, doch überwiegen die regelmäßig runden oder wenigſtens ſymmetriſch geformten mit einer Verdichtung, die dann meiſt in der Mitte liegt. Sie kommen auch in — 60 — allen Größen vor, von wenigen Secunden bis zu Graden im Durchmeſſer; die ſehr großen ſind oft unförmlich, und von kaum aufzufaſſender Begrenzung, während die kleinen oft eine auffallend regelmäßige Gruppirung ihrer Elemente um beſtimmte Punkte zeigen. Es finden ſich ferner Combi⸗ nationen von Nebeln mit Sternen, Sternen mit Nebelan⸗ ſätzen, Nebelatmoſphären u. ſ. w.; desgleichen Combinationen von Nebeln mit Nebeln, und dies in einer Häufigkeit, die ein Spiel des Zufalls ausſchließt. Im Großen fällt beſon⸗ ders die jo außerordentlich ungleiche Vertheilung der Nebel: flecke auf. In der Milchſtraße ſind ſie höchſt ſelten, und die wenigen dort befindlichen gehören zum großen Theil in die drei letzten Claſſen; an den Polen der Milchſtraße ſtehen die meiſten, beſonders nördlich von ihr. Wir dürfen indeſſen nicht vergeſſen, daß die Arbeiten von Herſchel über die Nebelflecke über einen langen Zeitraum vertheilt ſind, und dürfen dieſelben auch nicht getrennt von ſeinen andern Arbeiten über den Sternenhimmel betrachten. Seine gleichzeitig ausgeführten Durchmuſterungen der Milch— ſtraße, der Doppelſterne, ſeine Sternabzählungen (Stern⸗ aichungen), ſeine photometriſchen Unterſuchungen u. ſ. w. verfolgten mit den Beobachtungen der Nebelflecke nur einen Zweck, Erforſchung der Conſtitution der Sternenwelt. Schon im Jahre 1785 befähigte ihn das gewonnene reiche, wenn auch keineswegs abgeſchloſſene Material zur Begrün— dung eines großartigen Syſtems, das alle Gegenſtände des Fixſternhimmels umfaßte. In dieſem Syſteme iſt Herſchel noch nicht zu der Anſicht von einer phyſiſchen Verbindung von Doppelſternen u. ſ. w. gekommen, ſondern geht von der Grundidee aus, daß im Allgemeinen die Vertheilung der Sterne im Weltraum eine gleichmäßige ſei, und daß demnach, wenn wir im Fernrohr an einer Stelle des Himmels eine größere Anzahl erblicken als an einer andern, dies im Allgemeinen nur davon her— rührt, daß das Fixſternſyſtem in jener Richtung weiter aus— — 6 gedehnt iſt als in dieſer. Das Syſtem der getrennt zu er— blickenden Firſterne iſt in der Richtung der Milchſtraße weit reicher als in der darauf ſenkrechten; es hat alſo die Form einer Linſe, deren ſcharfe Kante ſich uns als Milchſtraße zeigt. Die Unregelmäßigkeiten, die wir an der Milchſtraße gewahr werden, rühren davon her, daß die Linſenform nur ungefähr, nicht genau die des Fixſternſyſtems iſt. Wir be⸗ finden uns nahezu in der Ebene, welche die ſcharfe Kante beſtimmt, darum ſehen wir die Milchſtraße nahezu als größ— ten Kreis. Ständen wir weit außerhalb dieſer Ebene, ſo würde die Milchſtraße einen kleinen Parallelkreis bilden, die Anzahl der Sterne auf der ihr zugewandten Seite würde zu, die auf der andern Seite abnehmen. Die Sterne wür- den auf der letzten Seite ganz verſchwinden, wenn unſre Sonne ihre Stelle am Rande des Syſtems hätte, und ſtände ſie weit außerhalb deſſelben, ſo würde das ganze Syſtem nur als Sternhaufen erſcheinen, von einer mehr oder weniger länglichen Form, je nachdem wir der Hauptebene des Syſtems näher oder ferner ſtehen. Wir ſind ſomit ſelbſt Glied eines Sternhaufens, der in noch größerer Ferne gewiß nur als Nebelfleck, vielleicht als ganz matter Nebelfleck erſcheinen würde. Die Sternhaufen oder aufgelösten Nebelflecke werden alſo wohl nichts Anderes ſein, als ähnliche Syſteme, die weit von uns entfernt ſind, und die unauflöslichen Nebel nur Sternhaufen, die zu weit abſtehen, um uns ihre einzel⸗ nen Sterne deutlich zu zeigen. Die verſchiedene Form, Größe, Helligkeit und Verdichtung der Nebelflecke ſind theils individuelle Charaktere, theils Folgen der Stellung im Raume, und durch die verſchiedene Anordnung der Sterne im Innern, durch die verſchiedene Perſpective, in der wir die fernen Syſteme ſehen, und durch ihre größere oder geringere Ent— fernung zu erklären. Da unſer eigenes Sternſyſtem in der Richtung der Milchſtraße am meiſten ausgedehnt iſt, ſo iſt es natürlich, daß uns die benachbarten in der darauf ſenk⸗ rechten Richtung näher ſtehen, ſowie auch daß unſern Mit⸗ Be teln die in der Nähe der Milchſtraße liegenden weniger leicht erreichbar ſind. Aus beiden Gründen läßt ſich der Umſtand, daß an den Polen der Milchſtraße die meiſten Nebel geſehen werden, von vorn herein erwarten. Die Schätzung der Entfernungen der äußerſten von ihm erreichten Nebelflecke führt Herſchel zu den enormſten Zahlen, etwa zum 400,000 fachen der Diſtanz des nächſten Fixſternes, der ſelbſt wieder ſoweit von uns entfernt iſt, daß wir ſeine Entfernung wohl in eine Zahl bringen, aber nicht N begreifen können. Es iſt alſo dieſe ehe Weltanſchauung, ſo weit ſie unſern Gegenſtand berührt, ganz im Geiſte der früheren Anſichten, nach denen jeder Nebelfleck ein Sternhaufen iſt. Sie erklärt auch die Erſcheinungen im Allgemeinen ganz gut, aber ſie wurde vor dem Studium des Details (und überhaupt mit großer Vorſicht und Zurückhaltung) ausge- ſprochen, und erlitt durch die fortgeſetzten Unterſuchungen ihres Urhebers ſo weſentliche Modificationen, das die umge— ſtaltete Hypotheſe der ſpäteren Zeit (im Weſentlichen 1803 und 1811 veröffentlicht) eine ganz andere Weltanſchauung darbot. Zunächſt fand Herſchel die verſchiedenen Combinationen zwiſchen Nebeln und Sternen, wie ſie vor Allem ſeine vierte Claſſe bot, durch die Hypotheſe nicht erklärlich. Z. B. iſt die Stellung eines gewöhnlichen hellen Sternes in der Mitte eines zirkelrunden großen Nebels, wie ſie der 45. Nebel der vierten Claſſe zeigt, zu auffällig, um durch den Zufall er— klärt werden zu können. Dabei zeigt der Nebel keine Spur von Auflöslichkeit, ſelbſt nicht in den ſtärkſten Vergrößerungen, während der Stern ganz ausſieht, wie ein gewöhnlicher nebelfreier, ausgebildeter Stern. Solcher Objecte finden ſich noch mehrere, und Herſchel erklärte ſie einfach durch eine wirkliche phyſiſche Verbindung von Nebel und Stern. Damit war aber zugegeben, daß ſich nebelartige Materie innerhalb unſeres Sternſyſtems befinde. Beſtände ſie dann aus — SE einzelnen Sternen, jo müßte fie auch, in den meiſten Fällen wenigſtens, auflöslich ſein. Dies iſt aber durchaus nicht der Fall, und Herſchel ſchloß daraus, daß ihre Conſtitution wirklich eine andere als ſternartige ſei. Ebenſo belehrte ihn die Verbindung ſeiner Helligkeitsmeſſungen der Sterne mit ihrer Abzählung von der Unzuläſſigkeit der Annahme einer gleichförmigen Vertheilung der Sterne im Raume; er fand Grund, die Verbindung naheſtehender Sterne oder Nebelflecke nicht mehr für zufällig zu halten; und als es ihm endlich gelungen war, an den Doppelſternen wirkliche Drehung um einander nachzuweiſen, war auch der Umſchwung ſeiner An⸗ ſichten vollendet. Der Nachweis, daß in den fernen Firftern: räumen die Maſſenanziehung ebenſo herrſche, wie bei uns Bewohnern des Sonnenſyſtems, mußte ihn nothwendig ver⸗ anlaſſen, die Wirkungen dieſer Anziehung auch weiter zu ſuchen und zu verfolgen. Jetzt erſcheinen die Begriffe von haufenbildender Kraft, von Concentration der Nebelmaterie, von Kernbildungen im Nebel, vom Zuſammenziehen der Sterne der Milchſtraße. Es iſt ein Syſtem mit phyſiſchen Geſichtspunkten, unter Berückſichtigung, aber ſehr in den Hintergrund getretener Berückſichtigung der optiſchen. Die Grundzüge dieſes ſpätern Syſtems ſind alſo un⸗ gefähr die folgenden: Zur Ermittelung der durchſchnittlichen Entfernung der Sterne genügt es nicht, ſie abzuzählen, ſondern man muß ihre Helligkeit berückſichtigen. Dann zeigt ſich aber ſogleich, daß in unſerm Syſtem die Sterne nicht überall gleich dicht ſtehen, ſondern in der Milchſtraße viel dichter als ſonſt wo. Die Milchſtraße iſt alſo nicht bloß weiter von uns entfernt, als die an ihren Polen ſtehenden Sterne, ſondern ſie iſt auch eine Art Sternhaufen, oder eine Anjammlung einzelner Sternhaufen. Die großen kugelförmigen Sternhaufen in einzelnen Theilen derſelben, z. B. in den Sternbildern des Schützen, der Caſſiopeia und des Perſeus ſind integrirende Theile von ihr. Auch ſonſt finden ſich größere oder gerin⸗ nn gere Sternanſammlungen innerhalb unſeres Syſtems, am häufigſten Stern paare, die phyſiſch verbunden find. Eben⸗ ſolche Verbindungen kommen zwiſchen Nebelflecken und Sternen vor. Es gibt alſo in unſerm Syſtem leuchtende nebelartige Maſſe von anderer als ſternartiger Natur. Sie iſt ſehr verbreitet und man kann ſie in verſchiedenen Nebeln in allen Stadien der Verdichtung erblicken, von der formloſen Maſſe bis zum Fixſtern in allen möglichen Uebergängen. Das Vorhandeuſein dieſer Uebergänge deutet auf den Zuſammen⸗ hang der Erſcheinungen von Nebeln und Sternen, auf die Metamorphoſe des Nebelſtoffs. Dieſer iſt im Fixſternraume viel verbreiteter als es auf den erſten Blick ſcheint; denn er wird manchmal nur dadurch ſichtbar, daß ein Stern durch ihn hindurchſcheint: dann bildet er eine Art Hof um den Stern. Auch zwiſchen Nebel und Nebel kommen Verbin⸗ dungen vor. Dagegen mögen anch viele aufgelöste Stern— haufen weit jenſeits unſerer Weltinſel ſtehen und ähnliche Weltinſeln bilden, und dies wird an den Polen der Milch⸗ ſtraße häufiger der Fall ſein als ſonſtwo. Die Objecte dieſer Art ſtehen dann jedenfalls ſehr weit von uns entfernt, insbeſondere, wenn ſie nicht aufgelöst, ſondern nur als ſchwache Nebelflecke erſcheinen. Die Zeit, die das Licht von dieſen Objecten bis zur Ankunft bei uns braucht, muß jo enorm ſein, daß wir vielleicht nur längſt vergangene Stadien ihres Bildungsproceſſes ſehen. Auch ſie mögen manchmal Doppelnebel bilden und ſo das Bild zweier großer Syſteme bieten, welche ſich ſo um einander bewegen, wie die 3 nenten eines Doppelgeſtirns. Es würde uns viel zu weit führen, wollte ich die That— fachen, welche Herſchel zur Begründung dieſer Anſichten vor— bringt, Ihnen ſämmtlich vorführen und kritiſch beleuchten. Auch iſt mit dem Erwähnten das Syſtem noch keineswegs erſchöpft. Herſchel hat in verſchiedenen Abhandlungen die Stufenreihe der Entwickelungen nachzuweiſen geſuchtz zwölf Arten der großen Familie der Himmelskörper in einem ſtetigen Uebergange von den einfachen Sternen (darunter unſre Sonne) zu den Doppelgeſtirnen, den vielfachen Sternen, den Sterngruppen und Sternhaufen u. ſ. w. bis zu den Nebelſternen und planetariſchen Nebelflecken dargeſtellt; aus verſchiedenen Veränderungen, die er beſonders am großen Nebel des Orion beobachtet zu haben glaubte, den Uebergang einer Form in die andre als hiſtoriſches Factum abgeleitet, und überhaupt Alles gethan, um die Weltſtellung der Sterne und der Nebelflecke, das Verhältniß des ſternigen Theils des Himmels zum nebligen durch phyſiſche Principien aufzu⸗ klären. | Daß die bekannte Laplace'ſche Hypotheſe von der Ent- ſtehung unſeres Sonnenſyſtems zu den Herſchel'ſchen Anſichten vollkommen paßt, daß alſo beide, ſoweit Hypotheſen dies überhaupt vermögen, ſich gegenſeitig ſtützen, bedarf kaum der Erwähnung. Doch auch ſonſt iſt die Anſicht von der all⸗ mälichen Umwandlung formloſen Nebels in Sternhaufen und Sterne ſpäter vielfach ausgebeutet, dabei aber auch hin und wieder mit großer Keckheit für ausgemachte Thatſache ausgegeben worden. Zwar haben wir alle Urſache, das Gewicht der Anſichten eines ſo gründlichen und vorurtheils⸗ freien Forſchers, wie William Herſchel, nicht zu gering zu ſchätzen; allein Herſchel hat den Gegenſtand nicht erjchöpft, und ſo iſt die Frage immer noch eine offene. Seine Aeuße⸗ rungen ſind auch wieder als extravagante Phantaſien ſchlecht⸗ hin verworfen und von Neuem die Anſicht ausgeſprochen worden, jeder Nebelfleck müſſe ein Sternhaufen ſein. Aber dann muß man ſich wohl erinnern, daß dies auch die ur⸗ ſprüngliche Anſicht von Herſchel war, daß ihn aber die Unterſuchung von dritthalb tauſend Objecten veranlaßte, in's andere Lager überzugehen. Gleichwohl muß ich geſtehen, daß ich dasjenige, was uns die neuere Zeit gelehrt hat, für mehr geeignet halte, uns der Herſchel'ſchen Nebularhypotheſe zu entfremden, als uns mit ihr zu befreunden. — —— Die Leiſtungen der Zeit nach W. Herſchel ſind, wenn auch nicht jo bahnbrechend, wie die ſeinigen, doch ſehr bedeu⸗ tend. Zunächſt hat John Herſchel die Durchmuſterungen ſeines Vaters wiederholt und am Cap der guten Hoffnung auch auf den ſüdlichen Himmel ausgedehnt, wodurch die Zahl der bekannten Nebelflecke auf mehr als viertauſend an⸗ gewachſen iſt. Alles, was wir früher bei W. Herſchel als reines Beobachtungsreſultat betrachtet haben, iſt durch Sir John noch zur größeren Evidenz gebracht worden. Die Ver: theilung der Nebelflecke am Himmel iſt durch ihn genauer bekannt geworden, ſeine Ortsbeſtimmungen ſind ſicherer, ſeine Beſchreibungen mindeſtens ebenſo werthvoll, und wir haben jetzt die Ueberzeugung, daß uns wenigſtens auf der Nordhalbkugel nur ſehr wenige hellere Nebelflecke noch ent— gangen ſein können. John Herſchel's Detailſtudien über beſonders merkwürdige Nebel werden der Zukunft reiches Material zur Vergleichung bieten, auch ſind durch ſie ſchon jetzt die von W. Herſchel für ausgemacht angeſehenen Aen— derungen in einzelnen Nebeln ſehr zweifelhaft, und auf den Einfluß der verſchiedenen Deutlichkeit des Sehens in ver— ſchiedenen Teleffopen und Luftzuſtänden zurückgeführt worden. Dann hat Lamont vor einer Reihe von Jahren eine Unterſuchung der Nebelflecke mit dem großen Fernrohr der Münchener Sternwarte unternommen, beſonders mit der Ab— ſicht, die einzelnen erkennbaren Abtheilungen der Nebel unter ſich und gegen benachbarte Fixſterne feſtzulegen, um über innere Aenderungen urtheilen zu können. Könnte man ſolche Aenderungen zur Evidenz bringen, ſo wäre offenbar ein großer Schritt gethan, und die ſpätere Hypotheſe von Her— ſchel würde ein um ſo größeres Uebergewicht erhalten, als es unwahrſcheinlich iſt, daß wir die Sterne eines ſehr ent— fernten Sternhaufens in raſcher ſcheinbarer Bewegung ſehen ſollten. Allein Lamont's Arbeit ſcheint durch äußere Umſtände in's Stocken gerathen zu ſein, da zwar einzelne 141 8 Reſultute publicirt ſind, von 5 ſelbſt aber ei vielen Jahren nichts mehr verlautet. Endlich hat Lord Roi je mit enen großen ſechsfüßigen Spiegel eine Anzahl Nebelflecke unterſucht und zum großen Theil in Sterne aufgelöst; unter ihnen auch ſolche, die W. Herſchel für durchaus unauflöslich hielt und ſpeziell als Prototype für ſeine Theorie aufgeſtellt hatte. Und wenn dieſer ſomit ein Theil ihrer Grundlagen entzogen wurde, ſo geſchah dies auch nicht minder von einer andern Seite. Denn die Arbeiten von Lord Roſſe und ſeinen Mitarbeitern haben auch im Allgemeinen gezeigt, wie außerordentlich un⸗ vollkommen viele Nebel in Herſchel's Fernröhren ſich dar- ſtellten; ſie haben ſelbſt ganz neue Formen, namentlich Spi⸗ ralen, kennen gelehrt. Ohne alle dieſe neuen Formen für reell zu halten — da die gewaltige Schwere des Spiegels in ihm Formveränderungen, alſo im Bilde katakauſtiſche Linien erzeugen kann — wird man doch im Allgemeinen die Abbildungen von Lord Roſſe für naturgetreuer halten müſſen, als die von Herſchel. Hiermit iſt aber eine weit größere Unregelmäßigkeit in den Formen der Nebelflecke zu⸗ gegeben als man bisher annahm. In dem Maße aber, wie die Form einer Nebelmaſſe ſich unſymmetriſcher geſtaltet, wird die Wahrſcheinlichkeit einer Nebelmaterie im Herſchel'ſchen Sinn geringer; denn im leeren Raume können nur Maſſen, die aus diskreten oder verbundenen feſten Theilen beſtehen, jede beliebige Form haben; gasförmige jedoch oder flüſſige können ſich auf die Dauer nur in kugelförmigen oder doch ſymmetriſch geſtalteten Formen erhalten. Die Theorie des Uebergangs einer niedern Form in die höhere würde über⸗ haupt erſt dann volles Gewicht erhalten, wenn dieſer Ueber⸗ gang wirklich beobachtet worden wäre. Statt deſſen hat W. Herſchel nur das gleichzeitige Vorhandenſein der ver⸗ ſchiedenen Stufen an verſchiedenen Individuen beweiſen kön⸗ nen, und dies iſt, um mich eines Ausdrucks ſeines Sohnes zu bedienen, wie die von den Naturforſchern beliebte Reihe 5* — 8 — des Entwicklungsganges des animaliſchen Lebens, vom nie⸗ derſten Thiere bis zum Menſchen, während doch jede Thier⸗ ſpecies durch alle Generationen hindurch die ihr eigenthüm⸗ lichen Kennzeichen behält. Zudem müſſen wir bei dem großen Unterfehiebe zwischen vielen Zeichnungen von Lord Roſſe und von Herſchel fürch⸗ ten, daß wir mit unſern jetzigen Mitteln die wahren Formen der meiſten unauflöslichen Nebelflecke überhaupt nicht mit genügender Deutlichkeit erkennen können, daß alſo auch alle darauf gebauten Theorien von ſehr prekärer Natur ſind. Es genügt in der That eine einfache Vergleichung vieler Zeichnungen von William und John Herſchel und von Lord Roſſe, ſowie gelegentlicher von Bond, Secchi und Andern, um uns von der Unvollkommenheit unſerer bisherigen Be⸗ ſchreibungen und Zeichnungen zu überzeugen. Die Verſchie⸗ denheiten ſind auch gar nicht der Art, daß ſie Veränderungen im Nebelflecke ſelbſt wahrſcheinlich machten; denn während z. B. die Details der vorhandenenen Abbildungen des Drion: Nebels oft bis zur Unkenntlichkeit von einander abweichen, iſt ſeine allgemeine Geſtalt ſeit den älteſten Zeichnungen von Chr. Huyghens ganz unverkennbar im Weſentlichen dieſelbe geblieben. Wir werden ſomit zu der Anſicht gedrängt, daß unſer Jahrhundert der Herſchel'ſchen Lehre der Sterubildung einen Theil ihrer Grundlagen entzogen hat. Aber wir können doch auch nicht leugnen, daß die gegenüberſtehende Hypotheſe beſonders in der Anwendung auf die Nebelſterne viel Ge— zwungenes hat. Die größte Stütze würde Herſchels Lehre durch die Beobachtung wirklicher Veränderungen, die auf eine Concentration der Nebelmaterie deuten, gewinnen. Ob hierzu die in neueſter Zeit gelungene Auffindung verän⸗ derlicher Sterne in Nebelflecken, wie der zweite Nebel— fleck Herſchel's vierter Claſſe von Julius Schmidt, ein Stern in dem Sternhaufen 3624 in John Herſchel's Catalog von Auwers und Pogſon, und wenn ſie ſich beſtätigen — 69 — ſollten, mehrere Sterne im Orionnebel durch Otto Struve, zu rechnen ſei, wird ſich jetzt noch nicht entſcheiden laſſen. (Vergl. Anmerkung 1.) Jedenfalls haben wir es aber hier mit Gegenſtänden zu thun, deren wahre Formen vielleicht ſelbſt unſern Fern⸗ röhren erſten Ranges ſich noch nicht deutlich zeigen. Wie könnten wir erwarten, daß die Studien über ihre Form, Geſtalt, Verdichtung und Auflöslichkeit zu endgültigen Re⸗ ſultaten geführt hätten? Es iſt klar, daß die Herſchel'ſchen Gedanken über Weltbildung aus Nebelſtoff bis jetzt Hypotheſe bleiben mußten, während ſeine gleichzeitig ausgeſprochenen über die Bewegung der Sonne im Raume und über die phyſiſche Verbindung der Doppelſterne aſtronomiſche Lehrſätze geworden ſind. Wir werden aber auch mit leichter Mühe den großen Unterſchied gewahr, der ſich zwiſchen der Behandlungweiſe der Doppelſterne und Nebelflecke zeigt. Wir ſehen die erſte⸗ ren in den Beobachtungsſammlungen nicht bloß nach Größe und Farbe beſchrieben, ſondern auch nach relativer Diſtanz und Poſitionswinkel vermeſſen; bei den letzteren aber ver⸗ miſſen wir in den ältern Arbeiten faſt durchgängig das eigentlich aſtronomiſche Element, die Orts beſtimmung am Himmel und die Unterſuchung über die daraus beſtimm⸗ baren ſcheinbaren Bewegungen. Hierzu waren auch des ältern Herſchel Hülfsmittel weit weniger geeignet. Die ſchwierige Aufſtellung der großen Spiegelteleſkoßpe und die Nothwendigkeit, ſie durch Schnüre und Rollen zu richten, ließ von vorn herein die phyſiſche Beſchreibung der Objecte als Hauptſache erſcheinen, und die Genauigkeit der Herjchel’- ſchen Angaben des Ortes der Nebelflecke iſt auch kaum größer als zum Wiederfinden des Objectes nöthig iſt. Das Kennenlernen der Bewegungen der Himmelskörper iſt aber in der ganzen Aſtronomie ſtets das Wichtigſte, weil es die unzweideutigſten Thatſachen gibt, und es iſt von der größten Tragweite in Bezug auf die allgemeine Theorie des a Weltalls. Die Bewegungen der Himmelskörper, ſo complicirt ſie ſein mögen, ſind doch noch unendlich einfacher zu ſtudiren als ihre ſonſtigen Eigenthümlichkeiten; haben wir ja eine Mechanik des Himmels, aber noch keine Phyſik des Himmels. Die Aſtronomen ſind in der Verfolgung der Bewegungen ſchon lange über die Grenzen des Sonnenſyſtems hinaus⸗ gegangen. Halley hat zuerſt Bewegungen an Fixſternen erkannt, Herſchel ſelbſt die dürftigen Daten feiner Zeit durch eine Bewegung unſrer Sonne im Raum gedeutet; aber erſt ſeit Beſſel, Argelander und Struve haben wir genauere Kenntniß von der Bewegung der Sterne im Raume und der Doppelſterne um einander erhalten. Wir wiſſen jetzt, daß die ſogenannten Fixſterne nicht feſt find, ſondern ſich mit Geſchwindigkeiten durch den unendlichen Weltraum bewegen, die denen der Planeten und Cometen nicht nachſtehen; wir wiſſen, daß unſere Sonne an dieſer allgemeinen Bewegung Theil nimmt, und kennen mit ziem⸗ licher Genauigkeit die Richtung, die ſie gegenwärtig verfolgt; wir ſehen die Doppelſterne in ihren Bewegungen um den gemeinſchaftlichen Schwerpunkt dasſelbe Geſetz befolgen, das den geworfenen Stein zur Erde zieht, das unſre Uhren re⸗ gulirt, das die Planeten an die Sonne knüpft, und ahnen die Allgemeinheit dieſes Geſetzes im ganzen Weltall. Aber nicht die Betrachtung der Berge des Mondes, nicht die Ver⸗ folgung der Streifen Jupiters in ihren ewigen Wandlungen hat uns dahin geführt, ſondern die Vergleichung der Oerter der Sterne an der Himmelskugel, die mathematiſche Ver⸗ knüpfung der Richtungen, in denen ſie zu verſchiedenen Zeiten geſehen worden ſind. Wir dürfen alſo auch der zu⸗ verſichtlichen Hoffnung leben, daß der gleiche Weg uns auch bei den Nebelflecken zu einem Ziele führen werde, er mag ſo lange und ſo gewunden ſein, wie er will. Und daß in der That dieſer Weg lang ſein wird, davon können wir uns leicht überzeugen. In keiner Hppotheſe über die Nebelflecke werden wir uns der Anſicht entſchlagen kön⸗ — GE: — nen, daß ſie zum Theil wenigſtens zu den fernſten Himmels— körpern gehören, die unſern Sinnen zugänglich ſind. Eine Bewegung erſcheint uns aber bei gleicher abſoluter Größe um ſo ſtärker, je näher der bewegte Gegenſtand uns ſteht. Wenn die verfeinerten Beobachtungen der Neuzeit es ge— ſtatten, die Bewegungen mancher Fixſterne ſchon nach wenigen Jahren oder gar Monaten zweifellos zu erkennen, ſo dürfen wir dies bei den Nebelflecken um ſo weniger erwarten, als ihr verſchwommenes Ausſehen die Ortsbeſtimmung ſelbſt un⸗ ſicherer macht. Vielleicht ſind Jahrhunderte oder Jahrtauſende nöthig, um die Bewegung der Nebelflecke aus den Unvoll— kommenheiten unſerer Beobachtungen heraus zu erkennen. Aber wenn ſie auch nur eine kleine fortſchreitende Bewegung beſitzen, ſo muß ſtets ein begrenzter Zeitraum hinreichend ſein, eine Ortsveränderung zu erkennen zu geben, alſo die Größe und Richtung der Bewegung innerhalb weiterer oder engerer Grenzen feſtſetzen zu laſſen. Kennt man erſt eine hinreichende Anzahl ſolcher Bewegungen von Nebelflecken, ſo werden ſich aus der durchſchnittlichen Größe und Richtung dieſer Bewegungen über ihre durchſchnittliche Entfernung und ſomit über ihre Weltſtellung Reſultate ergeben, die ohne Vergleich ſicherer ſind, als die bloße Betrachtung derſelben, ſelbſt mit den beſten Hülfsmitteln, ſie je gewähren kann. Sollen aber irgend welche Bewegungen bekannt werden, ſo iſt es vor Allem nöthig, erſt einmal für eine beſtimmte Epoche die Oerter der Objecte feſtzulegen, und erſt eine zweite Epoche kann dann über Größe und Richtung der Ortsveränderung entſcheiden. Solche Poſitionsbeſtimmungen aber ſind leider aus früheren Zeiten nur in ſehr geringer Zahl vorhanden, und eine Unterſuchung über die Bewegungen der Nebelflecke iſt deshalb im Augenblick, wenige Objecte ausgenommen, noch nicht ausführbar. Die Oerter, die W. Herſchel angibt, ſind großentheils ſehr ungenau; die von Meſſier beſtimmten zwar etwas beſſer, aber von der nöthigen und erreichbaren Genauigkeit noch weit entfernt: ſie Ba werden ſich zu den unſrigen in Bezug auf Schärfe: kaum verhalten wie die Sternbeobachtungen Flamſteeds zu den genaueſten der Gegenwart. Erſt mit J. Herſchel beginnen Ortsbeſtimmungen, die ſich für die Unterſuchung von Bes wegungen ſpäter einigermaßen brauchbar erweiſen werden; aber ſie gehen kaum über 36 Jahre zurück, und ſind immer noch weit weniger genau, als wünſchenswerth iſt. Es iſt ſelbſt mit meinen hieſigen Hülfsmitteln leicht, der einzelnen Beobachtung den Werth von ſechs Herſchel'ſchen Poſitionen zu geben. Was vor dieſen ſonſt noch von Bedeutung vorhanden iſt, ſind nur ſehr ſpärliche, gelegentlich erhaltene Beobachtungen einiger weniger, beſonders planetariſcher Nebelflecke, die freilich zum Theil recht genau ſind. Was man aus ihnen durch Vergleichung mit den jetzigen Beobachtungen ableiten kann, iſt der immerhin wichtige Umſtand, daß noch keines dieſer Objecte mit Sicherheit eine Bewegung erkennen läßt. Aehnliche zerſtreute Ortsbeſtimmungen einzelner Nebel— flecke aus neuern Zeiten finden ſich in Cooper's Markree⸗ Catalogue und andern Beobachtungsſammlungen, doch hat, wenn ich von den letzten ſieben oder acht Jahren abſehe, nur Laugier in Paris die Oerter der Nebelflecke einer beſondern Aufmerkſamkeit gewürdigt; aber auch ſein Verzeich— niß enthält von den vielen Tauſenden doch nur drei und funfzig, und iſt noch außerdem durch manche Verſehen offen— bar entſtellt. Ein ausgedehnter Catalog von Nebelflecken, der die Coordinaten dieſer Himmelskörper am Himmel mit Genauig⸗ keit angibt, iſt alſo ein wahres Deſideratum der Aſtro— nomie. Zwar wird vielleicht erſt eine ſpäte Zukunft die eigentlichen Reſultate aus einem ſolchen Cataloge ziehen können; aber die Rückſicht, ſich der Hauptreſultate nicht ſelbſt erfreuen zu können, darf den Beobachter nie abhalten, an eine Arbeit zu gehen, ſonſt würden wir von vielen aſtro⸗ nomiſchen Dingen nie etwas erfahren. Die Kunſt iſt lang, wenn auch unſer Leben kurz iſt. | i | 9 Sie dürfen indeſſen nicht glauben, verehrte Zuhörer, daß man die Wichtigkeit der aſtronomiſchen Poſitionsbeſtim— mung vou Nebelflecken bis in die neueſte Zeit verkannt habe. Allein abgeſehen von der Nothwendigkeit, andre Theile der Aſtronomie nicht zu vernachläſſigen, hat die allgemeine Anſicht von dem Grade der Deutlichkeit, mit der in mäßigen Fernröhren die Nebelflecke erſcheinen, und mithin von dem erreichbaren Grade der Genauigkeit der Beobachtungen, die meiſten Beobachter abgeſchreckt. Ein ungeprüftes Vorurtheil hat, wie häufig, wichtige Arbeiten im Entſtehen erſtickt. Die Nebelflecke ſind freilich meiſt in zwanzigfüßigen Spiegeltelefkopen von großer Lichtſtärke entdeckt, daß man ſie aber in kleineren Fernröhren nur in ſehr geringer Anzahl ſehen könne, iſt gänzlich unrichtig. Schon ein gutes dreißig— zölliges Fernrohr der Art, wie ſie in den meiſten Cabineten unſrer Lyceen zu finden ſind, zeigt weit mehr als 200; frei— lich nicht mit der Deutlichkeit, um werthvolle Nachträge zu den Herſchel'ſchen und Roſſe'ſchen Unterſuchungen über die Conſtitution dieſer Himmelskörper liefern zu können, aber hinreichend gut, um ihren Ort zu beſtimmen. Wenn ich die Zahl der dem vortrefflichen achtfüßigen Fernrohr der hieſigen Sternwarte zugänglichen auf tauſend ſchätze, jo bleibt dieſe Zahl, ein Drittel aller in unſern Breiten bekannten, wahrſcheinlich noch unter der Wahrheit. Freilich iſt dies nicht der Fall, wenn man nicht eine Beobachtungsmethode anwendet, welche die ganze optiſche Kraft des Inſtruments zu verwerthen geſtattet; und wenn ſich einem Fernrohr, wie das hieſige iſt, noch zwei Drittheile der bekannten Nebelflecke entziehen, ſo iſt dies zwar zu bedauern, doch iſt das übrige Drittel ſchon hinreichend, einen Beobachter eine ganze Reihe von Jahren zu beſchäftigen. Auch die Unſicherheit der Beobachtung an ſich iſt nicht ſo groß, wie man gewöhnlich glaubt. Zwar iſt eine aus- gedehnte Lichtfläche nie ſo gut zu beſtimmen, wie ein Stern⸗ punkt; da aber die Zahl der unförmlichen Nebelflecke, welche Be der Beobachtung keine markirten Punkte darbieten, verhältniß⸗ mäßig gering iſt, während die meiſten eine Verdichtung im Innern und häufig eine faſt ſternartige Verdichtung zeigen, ſo ſind ſie im Durchſchnitt immer noch viel beſſer aufzufaſſen als ein großer Theil der Cometen, die doch Niemand deshalb vernachläſſigt. Die Beobachtungen ſelbſt, häufig wiederholt, geben auch nach den Regeln der Wahrſcheinlichkeitsrechnung Mittel, die erreichte Genauigkeit zu ſchätzen, und ſo ſind wir wenigſtens in der Lage, die übrigbleibenden Mängel zu ers kennen und uns vor dem Glauben, mehr als wirklich der Fall iſt, geleiſtet zu haben, zu ſchützen. Auch kann man das, was der Beobachtung an Genauigkeit im Einzelnen noch abgeht, durch die Vervielfältigung der Beobachtungen einigermaßen erſetzen, und ſelbſt wenn man ſich in der Nebelwelt durchweg mit weniger genauen Reſultaten begnügen müßte, als bei den Fixſternbeobachtungen, jo iſt dies noch immer kein Grund, fie ganz bei Seite zu ſetzen.“ 1 Profeſſor D' Arreſt in Leipzig (jetzt Direktor der Stams warte in Kopenhagen) hat das große Verdienſt, nicht nur auf dieſe Umſtände zuerſt öffentlich aufmerkſam gemacht, ſondern auch im Jahre 1856 ſelbſt den Anfang einer Be— obachtungsreihe geliefert zu haben, die, mit einem nur ſechs— füßigen Fernrohr und einem Ringmikrometer unternommen, an Ausdehnung und Planmäßigkeit Alles bisher für die genauere Poſitionsbeſtimmung der Nebelflecke Geleiſtete über— trifft. Es iſt nicht anzunehmen, daß die Möglichkeit dieſer Leiſtung allen andern Aſtronomen früher entgangen ſein ſollte, auch beſitze ich Kenntniß von mehreren früheren ders artigen Plänen, deren Ausführung durch die Ungunſt der Umſtände verhindert oder bis jetzt verzögert worden iſt. Dies ſchmälert jedoch D'Arreſt's Verdienſt in keinerlei Weiſe. Wir beſitzen von ihm jetzt etwa 500 Beobachtungen von mehr als 150 Nebelflecken und Sternhaufen, deren Poſitionen dadurch der Wahrſcheinlichkeit nach auf etwa 5 Bogenſecunden ſicher bekannt geworden ſind. Wie weit die Arbeit ſonſt 2 noch fortgeſetzt iſt, ob ſie überhaupt noch jetzt, nach der Ueberſiedelung des genannten Aſtronemen nach Kopenhagen, im Gange iſt, darüber iſt mir nichs bekannt. (Vgl. Anm. 2.) Es ſchien mir, auch abgeſehen von dieſer Ungewißheit, in mehr als einer Beziehung wünſchenswerth, eine gleiche Arbeit zu unternehmen. Schon um die Genauigkeit der Beobachtungen ſelbſt zu vermehren, mußten ſie (und müſſen es auch jetzt noch) vervielfältigt werden, wenn ſie nur einiger— maßen gleichen Schritt mit der Genauigkeit der Stern⸗ beſtimmungen halten ſollen. Auch durfte ich bei der über— wiegenden Lichtſtärke des hieſigen Fernrohrs hoffen, eine größere Anzahl von Objeeten in den Kreis der Beobachtungen ziehen zu können und für die ſchwächeren derſelben eine, größere Genauigkeit zu erreichen. Man braucht ferner für die Beobachtung der Nebelflecke mehr eine große Präeiſion der Bilder im Fernrohr, als beſonders feine Meßapparate, weil man bei dem verwaſchenen Ausſehen derſelben leicht ſo ſcharf mißt als man ſieht, die Unvollkommenheit des Sehens aber durch das Fernrohr auf ein Minimum herabgedrückt wünſcht; und dies entſpricht ganz der Individualität des mir zu Gebote ſtehenden Inſtruments, deſſen optiſcher Theil der überwiegend gute iſt. Endlich aber wirken bei der Beob— achtungsmethode von D'Arreſt (und auch der meinigen) Fehlerquellen der Art, daß die eigentliche Unſicherheit der Beobachtungen nur durch Beſtimmungen deſſelben Objects von verſchiedenen Beobachtern und an verſchiedenen Inſtru⸗ menten vollſtändig erkannt werden kann. Daher iſt es mit großer Freude zu begrüßen, daß auch Julius Schmidt in Athen eine ähnliche Beobachtungsreihe unternommen hat, und wir dürfen ſo der ſichern Ausſicht leben, daß dieſe Ar⸗ beiten zuſammen der Zukunft die Mittel bieten werden, die Bewegungen der helleren Nebelflecke mit mehr Ausſicht auf Erfolg zu unterſuchen, als dies uns nach dem von unjern Vorgängern überlieferten Material zur Zeit möglich iſt. Für die ſchwächeren müſſen ſtärkere Fernröhre angewandt = Mn werden, und daß dies bald geſchehen möge, wird wohl Anz geſichts der großartigen Mittel, die jetzt von Jahr zu Jahr der Aſtronomie zugewandt werden, kein frommer Wunſch bleiben. | Eine ausführliche Auseinanderſetzung der von mir be⸗ folgten Beobachtungsmethoden kann nicht in meiner Abſicht liegen; ſie würde die mir noch übrige Zeit weit überſchreiten. Ich muß indeſſen wenigſtens ſo viel davon ſagen, als zur ungefähren Beurtheilung der erreichten Sicherheit und zur Zeichnung des Weges, den dieſer Zweig der beobachtenden Aſtronomie zu nehmen hat, wenn mit geringen Mitteln die Wiſſenſchaft weſentlich gefördert werden ſoll, nothwendig iſt. Wo es ſich um Beſtimmung abſoluter Poſitionen an der Himmelskugel handelt, iſt die Anwendung feſter im Meridian aufgeſtellter Inſtrumente, der ſogenannten Meridiankreiſe, immer am vortheilhafteſten. Dieſelben beſitzen ein Netz von feinen Spinnfäden zur Beobachtung der Durchgänge der Sterne, und einen getheilten Kreis zur Beſtimmung ihrer ſcheinbaren Höhe über dem Horizont. Um jedoch die Fäden Nachts ſichtbar zu machen, iſt es nöthig, entweder ſie ſelbſt oder das Geſichtsfeld durch künſtliches Licht zu erleuchten. Dadurch geht aber die Möglichkeit der Beobachtung ſehr lichtſchwacher Objecte verloren; dieſelben werden auf dem hellen Hintergrunde oder in der Nähe des hellen Fadens aus demſelben Grunde unſichtbar, aus dem dem freien Auge die Sterne am Tage unkenntlich werden. Man muß alſo,⸗ wenn man mit erleuchtetem Geſichtsfelde operirt, ein ſtärkeres Fernrohr anwenden als ohne ſie, und kommt dann bald an die Grenze der Leiſtungsfähigkeit unſrer Mechaniker und der heutigen Sternwarten, wenn man die Bedingung ſtellt, daß das Fernrohr Theil eines Meridianinſtrumentes ſein ſoll. Die größten Inſtrumente, die unſre Sternwarten zum Theil beſitzen, ſind deshalb anders aufgeſtellt und dienen nicht dem Zwecke einer abſoluten Beſtimmung der Oerter an der Himmels— kugel, ſondern der Verknüpfung naheſtehender Objecte durch er BE der jogenannte Mikrometer. Für eine allgemeine Durchbe— obachtung der ſchwachen Nebelflecke ſind alſo Mikrometer- beobachtungen indieirt, dieſe ſetzen jedoch die anderweitige abſolute Beſtimmung der Sterne, an die die Nebelflecke an⸗ geſchloſſen werden, voraus. Es iſt kein Zweifel, daß die größten Inſtrumente der Art, wie z. B. die in Pulcova und Cambridge befindlichen, auch im erleuchteten Felde die Feſt⸗ legung Tauſender von Nebelflecken geſtatten würden; das ſechszöllige Objectiv der hieſigen Sternwarte jedoch hat hier— zu nicht die gehörige Lichtſtärke. Ich habe darüber Verſuche angeſtellt und bin überzeugt, daß wenn ich eine Beobachtungs- Methode anwenden wollte, die künſtliche Erleuchtung nöthig macht, die Anzahl der beſtimmbaren Objecte auf wenige Hunderte eingeſchränkt wäre. Deshalb empfiehlt ſich unter allen Mikrometern das Ringmikrometer beſonders zur Anwendung. | | Das Ringmikrometer beſteht aus einem genau kreis⸗ förmig abgedrehten und in der optiſchen Axe des Fernrohrs ſo befeſtigten Stahlringe, daß der Brennpunkt des Objectivs in der Ebene dieſes Ringes liegt und daß letzterer im Ges ſichtsfelde des Fernrohrs freiſchwebend und zugleich mit dem Sterne deutlich erſcheint. Sind dann die Durchmeſſer der beiden Ränder bekannt (und man hat ganz expeditive Me- thoden, dieſen Winkelwerth zu beſtimmen) und ſteht das Fernrohr nur während der einzelnen Beobachtung ganz feſt, ſo kann man die Beobachtungen immer ſo einrichten, daß die Beſtimmung der relativen Lage der beiden zu vergleichen— den Himmelskörper, ihre Rectascenſions- und Declinations— Differenz, keine praktiſchen Schwierigkeiten hat. Man ſucht ſich zu dieſem Zwecke für jeden Nebelfleck (wie für andre zu beſtimmende Himmelskörper) einen paſſenden Vergleichſtern aus, und beobachtet an einem Chronometer die Zeitmomente, zu denen Nebel und Stern beim. Durch: gange durch das feſtgeklemmte Fernrohr die Ränder des Ringes paſſiren. Es läßt ſich nachweiſen, daß unter ſonſt un gleichen Umſtänden die Beſtimmungen am genaueſten werden, wenn Nebel und Stern gleiche Declination haben, alſo auf demſelben Parallelkreiſe laufen. Doch wird man ſelten Sterne finden, die dieſer Bedingung genau entſprechen, und muß ſich mit mehr oder weniger vom Parallel des Nebels abſteh⸗ enden begnügen. Iſt die Differenz in Deelination nicht größer als etwa s des Durchmeſſers des Ringes, jo iſt auch der Verluſt an Genauigkeit unbedeutend. Findet ſich für einen Nebelfleck kein ſolcher Stern, ſo kann man auch mit Vortheil diejenigen benutzen, deren Declinations⸗ Differenz gegen den Nebel nahe gleich der Seite des in den Ring geometriſch einbeſchriebenen Quadrats iſt, und hat man für das Fernrohr eine Auswahl von Ringmikrometern zur Dispoſition, ſo wird man bei der Sternfülle des Himmels und der optiſchen Kraft unſerer heutigen Inſtrumente nur äußerſt ſelten in die Verlegenheit kommen, keinen rechten Vergleichſtern zu finden. Die Ableitung der Differenzen gegen den Stern iſt dann eine mathematiſch⸗-aſtronomiſche Aufgabe, deren numeriſche Ausführung auf keine Schwierig⸗ keiten ſtößt und noch durch Hülfstafeln erleichtert werden kann. Doch würde der Nachweis des eben Geſagten zu weit führen. Bekanntlich ſind alle unſre Beobachtungen gewiſſen in der Unvollkommenheit unſrer Sinne liegenden Fehlern unter⸗ worfen, und wenn dies ſchon bei den Firſternen der Fall iſt, ſo findet es in noch erhoͤhtem Maße bei den Nebelflecken ſtatt. Beſonders ſind diejenigen Beobachtungen, welche wie die Beſtimmung der Antrittszeiten eines Sterns an einem Faden oder Ring, das Zuſammenwirken von Geſicht und Gehör erfordern, gewiſſen perſönlichen Fehlern unterworfen. Waͤren dieſelben für Stern und Nebel gleich, ſo würden ſie in die beobachtete Differenz nicht eingehen. Dies iſt aber bei dem gänzlich verſchiedenen Ausſehen beider Arten von Himmelsförpern in aller Strenge nicht anzunehmen. Um fie zu erkennen und möglichft unſchädlich zu machen, hat die Ma praktiſche Aſtronomie vor Allem ein Prinzip: die Beobach- tungsmethoden und die äußern Umſtände möglichſt zu variiren. Bei den Beobachtungen am Ringmikrometer verſchwindet z. B. ſchon der größere Theil dieſer Fehler aus dem Reſultate, wenn man gleichviel Durchgänge nördlich vom Mittelpunkte des Ringes und ſüdlich von ihm nimmt. Selbſt nicht zu allen Zeiten ſind dieſe Fehler gleich, weil unſre Sinnesorgane nicht ſtets gleich disponirt find. Man wird deshalb zu einem genaueren Reſultate kommen, wenn man die Beobachtungen auf verſchiedene Nächte vertheilt, als wenn man ſie alsbald hintereinander anſtellt; zu einem noch genaueren, wenn derſelbe Gegenſtand gleichzeitig von ver— ſchiedenen Aſtronomen beobachtet wird. Nach dieſen Bemerkungen wird das Verſtändniß des Beobachtungsplanes, den ich für meine hieſigen Beobachtungen entworfen habe, keine weſentlichen Schwierigkeiten mehr bieten. Es iſt meine Abſicht, das definitive Reſultat für jeden Nebel- fleck auf 20 bis 24 einzelne Durchgänge am Ringmikrometer zu gründen. Dieſe werden in der Regel auf fünf verſchiedene Abende vertheilt, und vier Durchgänge in eine einzelne Po— ſition vereinigt. Von dieſen vier Durchgängen werden, wenn der Vergleichſtern nahe auf dem Parallelkreiſe ſteht, zwei nördlich und zwei ſüdlich vom Mittelpunkte des Ringes ge— nommen; findet ſich kein ſolcher Stern, ſo nehme ich zwei Poſitionen hintereinander mit einem nördlich ſtehenden und einem andern ſüdlich ſtehenden Sterne. Die Beſtimmungen deſſelben Nebels ſuche ich unter möglichſt verſchiedenen Um— ſtänden zu erhalten; wenn er z. B. geſtern bei ganz dunklem Himmelsgrunde beobachtet iſt, ſo ſuche ich ihn, falls es ſeine Helligkeit erlaubt, das nächſte Mal bei ſchwachem Mondſchein auf, wo dann ſein Ausſehen etwas verändert iſt, weil die ſchwächern Theile unſichtbar geworden ſind. Auch laſſe ich zwiſchen den Beobachtungen deſſelben Nebels gern eine längere Zeit verſtreichen; Alles, um die conſtant wirkenden Fehler— quellen unter möglichſt verſchiedenen Umſtänden wirken zu u laſſen und eventuell auf entgegengeſetzte Seiten zu bringen. Dabei werden nach Argelander's Vorgange die Beobach⸗ tungen ganz im Dunkeln notirt, um das Auge nicht zum Aufnehmen feiner Lichteindrücke ungeſchickt und auf die Dauer unempfindlich zu machen; ich zähle die Uhrſchläge oft eine Stunde lang im Dunkeln fort und controllire bei äußern Störungen, die ein Verzählen befürchten laſſen, das Ziffer⸗ blatt des Chronometers nur vorübergehend beim matten Lichte einer Cigarre. Dadurch werden mir nicht nur mehr Objecte zugänglich, ſondern die Beobachtungen gewinnen auch an innerer Sicherheit. Die phyſiſche Beſchreibung der Objecte wird dabei als Nebenſache betrachtet, aber nicht ganz vernachläſſigt, weil ſie immerhin auch bei ſchwächeren Fern⸗ röhren ſelbſtändiges Intereſſe hat und außerdem zur unzwei— deutigen Angabe des Punktes im Nebel, der aufgefaßt wurde, größtentheils nothwendig iſt. Bei einer Arbeit von größerer Ausdehnung iſt auch eine Oeconomie im Kleinen nothwendig. Solche Nebelflecke, die in zwanzigfüßigen Yernröhren bei guter Luft dennoch ſchwach erſchienen, wird man gar nicht aufſuchen; bei ſehr durchſichtiger Luft wird man von den zugänglichen die ſchwächſten zu erhalten ſuchen müſſen, die hellſten für die Mondſcheinnächte und die Dämmerung ver: ſparen. Bei zweifelhaftem Luftzuſtande iſt es vortheilhaft , ſolche Nebelflecke vorzunehmen, bei denen der, in der Regel beſſer ſichtbare, Vergleichſtern folgt, weil dann eine etwaige Unterbrechung durch Dünſte und Wolken in der Regel mit weniger Zeitverluſt verbunden iſt. Daß man Nebefflecke, die nahe in derſelben Himmelsgegend ſtehen, gern nach ein— ander beobachtet, verſteht ſich von ſelbſt. Den Erfolg, den dieſe Vorſichtsmaßregeln für die Ge— nauigkeit der bisher erlangten Reſultate gehabt haben, halte ich für ziemlich befriedigend. Ich finde aus mehreren Hunderten von Poſitionen, von denen je fünf bis ſechs einen definitiven Ort bilden werden, den wahrſcheinlichen Fehler einer derſelben in Rectascenſion 2,34, in Declination 1,95, jedoch find * ** dieſe Zahlen wahrſcheinlich etwas zu klein, da ſie nach dem Früheren eigentlich aus der Vergleichung mit den Reſultaten andrer Aſtronomen hätten abgeleitet werden müſſen. Eine flüchtige Vergleichung mit den Beobachtungen von D'Arreſt hat mir indeſſen ſchon gezeigt, daß die Vergrößerung nicht bedeutend fein wird. Daß die erſte der beiden Zahlen größer iſt als die zweite, kann, da beide Coordinaten aus denſelben beobachteten Momenten mit gleicher Schärfe ableitbar ſein ſollten, nur davon herrühren, daß ſich gewiſſe Fehlerquellen nur für die Declination aufgehoben haben, und es iſt kein Zweifel, daß die Abwechſelung der Nord- und Süddurch— gänge dies hervorbringt, während wir, ohne neue Fehlerquellen einzuführen, nicht im Stande ſind, die Sterne einmal von Weſt nach Oſt durch das Fernrohr laufen zu laſſen. Dieſer Umſtand fordert aber zur erneuten Unterſuchung der Rectas— cenſionen auf, zu der ich auch ſchon die nöthigen Ein— richtungen getroffen habe. Zu der Unſicherheit meiner Beob- achtungen geſellt ſich nun noch die Unſicherheit in den Oertern der Vergleichſterne; dieſelbe wird aber nicht allzu bedeutend ſein, da Herr Profeſſor Argelander in Bonn durch die Wichtigkeit des Gegenſtandes nicht minder bewogen, als durch ſeine Güte und Freundſchaft für mich, dieſelben ſämmt—⸗ lich neu beſtimmt, und ich mithin ein gleichförmiges Syſtem vortrefflicher Sternörter den Mikrometer-Beobachtungen zu Grund zu legen in den Stand geſetzt bin. Man wird alſo mit Zuverſicht annehmen können, daß die feit einem Jahre im Gange befindliche Beobachtungsreihe Nebelörter liefern wird, die zur ſpätern Unterſuchung der Bewegungen mit ungefähr derſelben Sicherheit angewandt werden können, wie das Mittel aus zwei oder drei Sternbeobachtungen aus Lalande's Histoire céleste für die Eigenbewegungen der Firxſterne. Wenn ich aber auch ſomit anzunehmen geneigt bin, daß durch die Mannheimer Beobachtungen für das nächſte Be— dürfniß geſorgt wird, jo iſt es doch keineswegs meine An— 6 Be. ſicht, daß deshalb gleiche Beſtrebungen andrer Aſtronomen überflüſſig ſeien. Im Gegentheil iſt es höchſt wichtig, dieſe Beobachtungen zu vervielfältigen und dadurch ihre Sicherheit gegen conſtante und zufällige Fehler zu vermehren. Wir können die Unterſuchungen über die Bewegungen vieler Fix⸗ ſterne auf Hunderte, ja Tauſende von Beobachtungen baſiren, und müſſen obendrein für die Nebelflecke, wo die Beobachtungen im Einzelnen unſicherer, die Bewegungen aber geringer ſind, noch ein reicheres Material wünſchen, wenn wir eine entſprechende Sicherheit erſtreben. Für die ſchwächeren Nebelflecke werden freilich nur große Fernröhre anwendbar ſein; die helleren hingegen laſſen ſich ſchon in fünffüßigen Fernröhren, wie ſie in ziemlicher Anzahl auf unſern Stern- warten verbreitet ſind, mit Erfolg an benachbarte Sterne anſchließen. In je ausgedehnterem Maße ſolche Arbeiten unternommen werden, deſto eher wird die Zeit kommen, die die großen Fragen zum Abſchluß bringen kann, welche die Nebelflecke uns bieten. Man wird dann zunächſt aus der Vergleichung der durch— ſchnittlichen Bewegungen von Nebelflecken und Sternen er— mitteln können, ob die Nebelflecke im Allgemeinen innerhalb oder jenſeits unſeres Fixſternſyſtems ſtehen. Sit das Erſtere der Fall, ſo darf man vielleicht ſchon im nächſten Jahrhundert Bewegungen einzelner Nebelflecke zu erkennen hoffen. Stehen fie aber weiter von uns ab, bilden ſie ſelbſt große Fixſtern⸗ ſyſteme, ſo werden ſie mit der Zeit das Mittel abgeben, die Bewegungen einzelner Sterne unabhängig von den allgemei— nen Bewegungen innerhalb unſres Fixſternſyſtems zu unter— ſuchen. Die Bewegung unſrer Sonne im Raum erkennen wir z. B. aus einer gewiſſen gemeinſamen Bewegungsrichtung der Fixſterne, wenn aber die Bewegungen der Fixſterne auch ſonſt noch etwas Gemeinſames haben, z. B. wenn die Sterne um eine Centralſonne laufen, oder ihre Bewegungen Bezieh— ungen auf einen gemeinſamen Schwerpunkt zeigen, ſo geben die Data die Bewegung unſrer Sonne nicht mehr rein, ſon— . dern durch die andern Bewegungen verfälſcht. Es wird alſo die Zeit kommen, wo man die Bewegung der einzelnen Firſterne nicht nur an andern Fixſternen, ſondern auch an weiter entfernten Himmelskörpern prüfen wird; wo man die Bewegung des Fixſternſyſtems gegen die Nebelwelt unterſucht. | Um aber alle fich darbietenden Fragen zu beantworten, dazu reicht die abſolute Feſtlegung der Nebelörter an der Himmelskugel gar nicht einmal aus. Die durch die eigen— thümlichen Zuſammenſtellungen zweier Nebel gebildeten Dop— pelnebel, die Verbindungen von Nebeln mit Sternen werden gleichfalls erſt dann klar werden, wenn die relativen Bewe— gungen der Componenten unterſucht werden können. Es liegt ſomit für die Doppelnebel und für die feinen Sterne, die beſonders am Rande planetariſcher Nebelflecke ſich zeigen, dieſelbe praktiſche Aufgabe vor, wie für die Doppelſterne: Meſſung der gegenſeitigen Entfernungen und Richtungen. Wenn aber hierzu ſchon bei den Doppel- ſternen die feinſten Meßapparate nöthig ſind, ſo werden die— ſelben hier bei der zu erwartenden Langſamkeit der Bewegung noch mehr zum Bedürfniß. Meine hieſigen Mittel ſind dazu ſchwerlich ausreichend, oder vielmehr der Erfolg, den ſie verſprechen, iſt ſo gering, daß es nicht rathſam iſt, die andre Arbeit deshalb zu verlaſſen. Noch weniger erlauben die hieſigen Mittel an Parallaxenbeſtimmungen der Nebelflecke zu denken. Dieſe wichtige Unterſuchung, die über— haupt wohl nur an den helleren planetariſchen Nebelflecken verſucht werden darf, wird Eigenthum unſerer großen Refrac— toren und Heliometer bleiben müſſen. Daneben iſt aber auch für die phyſiſche Unterſuchung der Nebelflecke mit großen Fernröhren noch lange nicht genug geſchehen. Die Zeichnungen vom Orionnebel und andern weichen, wie ſchon mehrfach erwähnt, noch außerordentlich von einander ab, und wir können kaum von einem einzigen Nebelfleck behaupten, eine jo gute Abbildung zu beſitzen, daß 8 für die Conſtatirung wirklicher Aenderungen von Geſtalt und Lichtverhältniſſen der Nachwelt dadurch eine ſichere Grundlage gewährt wäre. Die jetzt in größerer Anzahl uud in günſtigeren Klimaten aufgeſtellten großen Refrac—⸗ toren, die die Spiegelteleffope im Allgemeinen an Präciſion der Bilder und Sicherheit der Handhabung weit übertreffen, werden hierzu auch vielfach angewandt, und die Arbeiten von Secchi in Rom, von Bond in Cambridge Maſſachuſ⸗ ſets, ſind wichtige Beiträge in dieſer Branche. Aber alle dieſe Arbeiten ſind in weit größerer Ausdehnung auszuführen, und mit dauerndem Erfolg nur in den beſten Klimaten und in den günſtigſten Nächten. Der große Umfang, den alle dieſe Unterſuchungen be: ſitzen, macht es nicht wahrſcheinlich, daß die ſich darbietenden Fragen ſo bald gelöſt würden, ſelbſt wenn die Natur der Sache eine Löſung in kurzer Zeit zuließe. Die Nothwendig— keit, darüber andre Theile der Aſtronomie nicht zu vernach— läſſigen, die auf jedem Standpunkte der Beobachtungskunſt ſtattfindende Unmöglichkeit, den Ort eines Nebelflecks jo ges nau zu beſtimmen, wie den eines Firfternes, werden die zu Anfang ausgeſprochene Anſicht, daß die Kunde von den Nebelflecken wohl ſtets an der Grenze unſres aſtronomiſchen Wiſſens ſtehen werde, rechtfertigen. Wir werden darin ſtets einen Schritt zurückbleiben in Vergleich zur Kenntniß der Fixſternwelt. Die Räthſel, welche in dieſer übrig bleiben werden, müſſen ſich in erhöhtem Maße in der Nebelwelt wiederfinden. Aber ſo gewiß es iſt, daß wir nie Alles wiſſen werden, ſo tief iſt in das Innere des Menſchen das Streben ein— gepflanzt, ſtets weiter und weiter zu forſchen, und der Summe des Errungenen, „dem Bau der Ewigkeiten Sandkorn für Sandkorn hinzu zu häufen.“ Wir werden nie zu Ende kommen; aber nur Thoren werden unſer Streben verfehlt nennen, weil wir es nie zum Abſchluß bringen können. Dem Menſchen, der ſeine menſchliche Aufgabe verſteht, wird a gerade jeine Unvolltommenheit ein Sporn zum raſtloſen Vorgehen ſein. Unſer Jahrhundert zeigt uns überall dieſes raſtloſe Fortſchreiten; und wenn ich es beſonders in aſtronomiſchen Arbeiten gefunden habe, ſo geſchah dies nicht, weil ich es in den andern Zweigen der Naturwiſſenſchaft verkenne, ſondern weil wir jene am nächſten liegen, und weil der Gegenſtand, über den ich zu ra die Ehre hatte, der Aſtronomie angehört. Anmerfung 1. (Seite 69.) Zu der erwähnten Auffindung ver⸗ änderlicher Sterne innerhalb der von Nebelflecken eingenommenen Flächen⸗ räume iſt in neueſter Zeit noch ein anderes, höchſt merkwürdiges Factum hinzugekommen: das Unſichtbarwerden eines ganzen Nebel⸗ flecks. Dieſer merkwürdige Nebel ſteht im Sternbilde des Stieres, 1° füdlich von dem Sterne q und iſt nicht früher als im Herbſt 1852 von Hind in London entdeckt worden. In den Jahren 1855 und 1856 iſt er von D'Arreſt mehrere Male mit einem ſechsfüßigen Fraunhofer beobachtet und ziemlich hell gefunden worden. Auch Auwers hat ihn beobachtet. Ich ſelbſt habe ihn an zwei Abenden im Februar 1861 nicht mit Sicherheit ſehen können, obwohl ein ſehr benachbarter Stern ſeinen Ort am Himmel mit großer Schärfe markirt. Indeſſen glaubte ich damals Spuren von ihm zu erkennen, und konnte aus der Differenz meiner Wahrnehmungen von den früheren deshalb keine weiteren Fol⸗ gerungen ziehen, weil mir die Leiſtungsfähigkeit des hieſigen Inſtruments noch nicht genügend bekannt war, auch derartige Wahrnehmungen an günſtigen Abenden wiederholt verificirt werden müſſen, wenn fie vor aller Kritik beſtehen ſollen. Dazu bot ſich mir aber bei dem raſchen Vorrücken des Sterns in die abendliche Dämmerung keine weitere Ge⸗ legenheit. Mittlerweile hat D' Arreſt im letzten Herbſt den Nebel in dem großen ſechzehnfüßigen Fernrohr der Kopenhagener Sternwarte aufgeſucht und gänzlich unſichtbar gefunden; eine Thatſache, die ſeitdem auch von andrer Seite beſtätigt iſt. Noch merkwürdiger wird dieſer Umſtand dadurch, daß auch der erwähnte benachbarte Stern ſeit⸗ dem beträchtlich an Licht verloren zu haben ſcheint; wie denn Hind u ſchon gleich bei der Entdeckung des Nebels aus andern Gründen eine Veränderlichkeit des Sterns vermuthete. Es kann hier nicht in meiner Abſicht liegen, eine Grrlärung Meier fremdartigen Phänomene zu verſuchen. Daß der Nebelfleck uns jetzt nicht dasſelbe Lichtguantum zuſchickt, wie vor ſechs Jahren, iſt gewiß ganz außer allem Zweifel; daß die Lichtverminderung nicht nur ihn ſelbſt, ſondern auch einen naheſtehenden Fixſtern betroffen hat, außer⸗ ordentlich merkwürdig. Ob aber die Aenderung im Nebel ſelbſt liegt, oder durch Vorgänge im Weltraum bedingt iſt, die uns näher liegen und nur zufällig in der Geſichtslinie, die nach jener Richtung führt, ſtattgefunden haben, läßt ſich nicht mit gleicher Sicherheit beantworten. Fehlt der Nebelfleck deshalb in den Durchmuſterungen der beiden Her— ſchel, weil er damals unſichtbar war, oder iſt er nur überſehen worden? Iſt der Stern ein periodiſch veränderlicher, oder iſt ſeine jetzige Licht— ſchwäche eine einzeln ſtehende Begebenheit? Verändern ſich beide unab— hängig von einander, oder nicht? Wir haben noch keine Antwort für dieſe Fragen, und ſomit kann man die beiſpielloſe Thatſache bis jetzt weder als unzweideutiges Anzeichen einer phyſiſchen Verbindung. zwiſchen Nebel und Stern betrachten, noch auch eine wirkliche Aenderung in der Conſtitution des Nebelflecks mit Sicherheit darin erkennen. 2 Anmerkung 2. (Seite 75.) Es iſt mittlerweile durch ein Kopen⸗ hagener Univerſitätsprogramm den Aſtronomen bekannt geworden, daß Herr Profeſſor D'Arreſt daſelbſt in der That ſeine Nebelbeobachtungen in großem Maßſtabe fortſetzt. Die bisher mitgetheilten erſten Reſultate geben einen hohen Begriff ſowohl von der Güte des Fernrohrs, als auch von der Sorgfalt des Beobachters und dem umfaſſenden von ihm befolgten Beobachtungsplane. Das Fernrohr iſt darnach in ſeinem optiſchen und mechaniſchen Theile gleich ausgezeichnet, und in jeder Beziehung ein Inſtrument erſten Ranges. Die Beobachtungen umfaſſen nicht nur Ortsbeſtimmungen der Nebelflecke durch Vergleichung derſelben mit benachbarten Sternen, ſondern auch ihre phyſiſche Beſchreibung, begleitet von Zeichnungen, und die Aufſuchung neuer lichtſchwacher Nebelflecke. In letzterer Beziehung ſcheint das Fernrohr den bei weitem größeren Spiegelteleſkopen von Herſchel würdig zur Seite zu ſtehen wenn nicht ſie zu übertreffen. In Bezug auf die Präciſion der Bilder 8 iſt dies ganz zweifellos, und ſomit dürfen wir die ſchönſten Früchte der begonnenen Arbeit erwarten — ſo ſchöne, daß es Manchem vielleicht zweifelhaft erſcheinen wird, ob nicht daneben die Mannheimer Beobach— tungen den größten Theil ihres Werthes verlieren. Indeſſen iſt es nicht meine Abſicht, dieſelben deshalb zu unterbrechen, weil, wie mehr— fach erwähnt, die in dem Ausſehen der Nebelflecke ſelbſt begründeten Fehlerquellen immer ſo groß ſind, daß die Vervielfältigung der Be— obachtungen auch mit geringeren Hülfsmitteln wünſchenswerth bleibt. Daß die Lichtſtärke und überwiegende Kraft der mächtigen Fernröhre erſten Ranges den Inſtrumenten mittlerer und kleiner Dimenſionen auf jedem Felde der aſtronomiſchen Beobachtungen eine gefährliche Con— currenz bieten, verſteht ſich von ſelbſt. Die Aſtronomie würde aber ge⸗ wiß nicht auf ihrer jetzigen hohen Stufe ſtehen, wenn dadurch die Be— ſitzer kleinerer Fernröhre ſich abſchrecken ließen, dieſelben anzuwenden. Ueber die Witterungs-Verhältniſſe Mannheims Regimentsarzt Dr. E. Weber in Mannheim. — Beobachtungsort, Zeit und Modus waren dieſelben, wie im vorhergegangenen Jahre, daher ich mich in dieſem Betreffe auf die früheren Berichte beziehe. Der mittlere Luftdruck von 27“ 10,49 (bei 0° R.) übertraf das aus längeren Beobachtungen gezogenen Mittel“) um 0,49““, während die Differenz zwiſchen dem Mittel der Maxima und Minima um 0,73 unter der normalen blieb. Den höchſten mittleren Luftdruck hatte der Januar, den tiefſten der März. Die größten Barometerſchwankungen ka— men im November, die geringſten im Auguſt vor. Der Unterſchied zwiſchen dem abſolut höchſten und tief— ſten Barometerſtande war um 6,4“ geringer, als der aus einer längeren Beobachtungszeit gewonnene. 1) Vgl. 18. und 19. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde. 1853. — 89 — Die mittlere Temperatur des Jahres 1861 betrug 8,56“ R. (arithmetiſches Mittel aus den 3 täglichen Beob— achtungen) oder 8,34“ nach der Dowe'ſchen Formel *) für die Morgens 7, Nachmittags 2 und Abends 9 Uhr an— geſtellten Beobachtungen. Die Differenz zwiſchen dem abſo— luten Maximum und Minimum der Temperatur betrug 41,8“ und iſt um 6,2“ geringer als die aus 12 Jahren berechnete, während die zwiſchen dem Mittel der Maxima und Minima mit 17,69“ die normale um 0,35“ überſtieg. Der mittlere Temperatur⸗Unterſchied zwiſchen Morgen und Nachmittag betrug 4,02“ (normal 4,36), zwiſchen Nachmittag und Abend 2,86“ (normal 3,08%), daher die täglichen Schwankungen der Temperatur unter dem Mittel blieben. Der größte mittlere Temperatur⸗Unterſchied (6,00) zwiſchen Morgen und Nach— mittag kam im Oktober, der geringſte (2,330) im November vor, während der größte (3,800) zwiſchen Nachmittag und Abend ebenfalls im Oktober, der geringſte (1,39%) in dieſer Zeitperiode im Januar ſtatt fand. Die größten monatlichen Temperatur-Schwankungen kamen im Mai (normal März), die geringſten im Juli (normal November) vor. Der wärmſte Monat war der Auguſt (normal Juli), der kälteſte der Ja⸗ nuar (normal). Die abſolut höchſte Temperatur (27,80) wurde im Juli, die abſolut tiefſte (— 14,0) im Januar beobachtet. An 51 (normal 56) Tagen ſtieg das Thermo— meter auf 20% und darüber, an 12 Tagen, die demnach als ſehr heiße betrachtet werden können, betrug die mittlere Ta— gestemperatur 20 und darüber. Eis wurde an 69 Tagen, eine mittlere Tagestemperatur auf oder unter dem Gefrier— punkte (Froſttemperatur) von 42 Tagen beobachtet. Die meiſten Tage mit Eis (26), und die meiſten mit Froſttem⸗ peratur (23) kamen im Januar vor. Frühlings- oder Herbſt⸗ = ) % (VII + II + 2 IX), wo die römiſche Zahl die Temperatur zu der Stunde der Beobachtungen, welche ſie angibt, bezeichnet. — we temperatur (5 — 13“ Tagesmittel) hatten 151 Tage, Som⸗ mertemperatur (14 und darüber) 99 Tage, eee ee tur (5° und darunter) 115 Tage. Der mittlere Dunſtdruck betrug 324 und blieb um 0,17“ unter dem normalen Mittel. Den höchſten mittleren Dunſtdruck hatte der Juli, den niederſten der Januar. Die mittlere Luftfeuchtigkeit mit 0,71 blieb nur um 0,02 unter dem durchſchnittlichen Mittel. Der feuchteſte Monat war der Januar, der trockenſte der April. Die größ: ten Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit kamen im — ber, die geringſten im Januar vor. Die Verdünſtung betrug 46,16 der Höhe einer Waſſerſäule, täglich 0,126“ und überſtieg die normale um 8,06“. Die ſtärkſte Verdünſtung fand im Auguſt, die ge⸗ ringſte im Januar ſtatt. Die Höhe des verdünſteten Waſ— ſers übertraf die des gefallenen um 29,14“ (normal 13,82) Die gefallene Regen- und Schneemenge betrug nur 2460,5 Cubik⸗Zoll auf den Quadratfuß oder 17,02“ Höhe und blieb um 1078,5 Cubik⸗Zoll unter der normalen. Die größte Waſſer-Menge (520 C.-Z.) fiel im November, die geringſte (26 C.⸗Z.) im Februar. Am häufigſten regnete es im Juni und Juli, am ſeltenſten im Januar, in welchem Monate die meiſten (4) Tage mit Schnee vorkamen. Die Zahl der Regentage übertraf die normale um 2, während die der Tage mit Schnee um 14 unter derſelben blieb. Unter den übrigen Meteoren waren Duft, Nebel und Höherauch ſeltener, Gewitter an Häufigkeit normal, Hagel etwas häufiger als normal. Reif wurde dagegen in ungewöhnlicher Häufigkeit beobachtet. Die mittlere Bewölkung blieb mit 0,56 um 0,02 un⸗ ter der normalen, dagegen war die Zahl ganz heiterer, ſo wie vollkommen trüber Tage ſeltener, während mehr oder weniger getrübte (unterbrochen heitere und durchbrochen trübe) um 34 vorherrſchten. Der heiterſte Monat war der Auguſt, der trübſte der Januar. | | a Der Wind war in ſeinen Hauptrichtungen vollkommen normal, indem ſich die oſt—nördliche zu der weſt—ſüdli⸗ chen Richtung wie 40,5 zu 59,5 verhielt. Am häufigſten (28,0% ) wehte NW und nach ihm SO (27,29), am ſel⸗ tenſten (2,0%) 0. In den Monaten Januar, April, Mai, Oktober und December herrſchte die oſt— nördliche, in den übrigen Monaten die weit — ſüdliche Windes-Richtung vor und zwar faſt abſolut in den Monaten Juli und November Der Einfluß der vorherrſchenden Windesrichtungen auf die Temperatur ergab ſich auf das Beſtimmteſte, indem in allen Monaten (mit Ausnahme des Oktobers) in welchen die oſt⸗ nördliche Richtung vorherrſchte, die Temperatur unter dem Mittel blieb, während fie in den mit vorzugsweiſe weſt—ſüd⸗ licher Luftſtrömung daſſelbe erreichte oder meiſt übertraf. Die Stärke des Windes übertraf die normale etwas, jo wie die Zahl der windigen Tage (um 20) größer als ge:- wöhnlich war, heftiger Sturm war jedoch ſeltener. Am win⸗ digſten war der März, am windſtillſten der Februar. Die größte Veränderlichkeit zeigte der Wind im Juli, die geringſte im Dezember. st Ä | Ueber den Ozongehalt der Luft wurden während des ganzen Jahres täglich 2 mal (Morgens 7 und Abends 9 Uhr in der früher *) angegebenen Weiſe die Beobachtungen fort⸗ geſetzt. Als Mittel für das Jahr ergab ſich 5,94“ der Schön⸗ bein'ſchen Scala und zwar für die Nacht 5,99“, für den Tag 5,869. Wenn auch im Durchſchnitte, übereinſtimmend mit früheren Beobachtungen, der Ozongehalt der Luft bei Nacht größer als bei Tag erſchien, ſo fand doch in einzelnen Mo⸗ naten das umgekehrte Verhältniß ſtatt und zwar namentlich im Februar, März, April, Juli, September und Oktober. Den größten mittleren Ozongehalt hatte die Luft mit 8,16“ im November, den geringſten mit 1,66“ im Oktober. Ueber 2 ) Vgl. unſeren 23/24teu und 27ten Jahresbericht. or dem Mittel war derjelbe in den Monaten März, April, Mai, Juni, Juli, Auguſt, September und November, unter dem⸗ ſelben in den Monaten Januar, Februar, Oktober und De⸗ zember. Es zeigte ſich demnach wie in den Jahren 1858 —60 ſo auch im verfloſſenen Jahre eine ſtärkere Ozonreaktion in den wärmern Monaten und das entgegengeſetzte Ergebniß, welches uns frühere Beobachtungen in Karlsruhe während eines Jahres lieferten, ſcheint nach dem nun aus 4 Jahren erlangten als ein ausnahmsweiſes betrachtet werden zu müſ— ſen. Folgende kleine Tabelle gibt den mittleren Ozongehalt der Luft des verfloſſenen Jahres bei verſchiedenen Tempe⸗ raturen: Mittlere Mittlerer Lufttemperatur: Ozongehalt der Luft: Untermade. IM won u sn 03552 arg. 6945408 und fut 11% — 15° 2 In. 0,84 16° — 20 und darüber 6,89 | Die a. a. O. aufgeſtellten Sätze 2 und 3, den Einfluß der Temperatur auf die Ozonbildung betreffend, müßten dem⸗ nach, auf 4 jährige Beobachtung gejtüßt, in folgender Weiſe abgeändert werden: Der Ozongehalt der Luft iſt bes deutender in den wärmern Monaten als in den kältern und derſelbe ſteht in geradem Verhältniſſe zu der Temperatur der Luft. Bezüglich des Einfluſſes der Luftfeuchtigkeit auf die Ozonbildung beſtätigte ſich unſere frühere Beobachtung, daß ſehr trockene, wie exceſſiv feuchte Luft (Nebel) derſelben gleich ungünſtig ſind, am günſtigſten aber eine der mittleren ſich näherende Feuchtigkeit erſcheint, wie auch aus nachſtehen⸗ der Tabelle erhellt: Feuchtigkeitsgrad: Ozon: Trocken (40 — 60 Proc. 529 Mäßig feucht (61 — 80 Proc.). 6,51 — — Feucht (81 — 90 Proc.) 5523 Sehr feucht (91 — 100 Proc.) 4,74 Am auffallendſten zeigte ſich wieder der Einfluß des Windes, ſowohl durch ſeine Richtung wie Stärke, auf die Ozonbildung in der Atmosphäre. Wir erhielten für die ver— ſchiedenen Richtungen des Windes folgende Ozongehalte der Luft: Richtung des Windes: Ozon: r re N l e FERN anne Face nenn ee dcin tig een enn SR nne ET eee e e e e Wehe Demnach für die oſt nördliche Windesrichtung im Mit- tel 3,45“, für die weſt—ſüdliche 7,52“ Luftozon. Es fand alſo unſere 9. Theſe „unter den verſchiedenen Win⸗ des richtungen begünſtigt vorzüglich die weſt⸗ liche die Ozonbildung“ auch im verfloſſenen Jahre ihre volle Beſtätigung. | Nicht minder auffallend zeigte ſich der Einfluß der Stärke des Windes auf das Ozonometer, wie folgende Tabelle nachweiſt: Stärke des Windes. Ozon. Windſtille oder ſehr ſchwacher Wind (1) . 5,6 Schwacher Wind (A) aa. e Dar e 64 Starker Wind (J) „ rar re e 7 Sturm (4õ „ n l Durch dieſes Gehe wich 8 10. Satz beſtätigt, daß „die Menge des atmosphäriſchen Ozons in ge— radem eee zu der Stärke des Windes ſte he.“ — WM Plötzlich eingetretene ſtärkere Ozonreaction nach längerem Mangel derſelben läßt mit ziemlicher Sicherheit auf Ein⸗ wirkung einer feucht-warmen Luftſtrömung, und beſonders nach längerer Trockenheit auf bald zu hoffenden Regen ſchließen und es dürfte ſich demnach das Ozonometer nicht ganz werthlos für die Witterungs-Prognoſe erweiſen. Kehren wir nach dieſen eingehenderen Betrachtungen über das atmosphäriſche Ozon zu den Witterungs-Verhält— niſſen des Jahres 1861 überhaupt zurück, ſo läßt ſich als Reſultat der ſpeciellen Beobachtungen folgender allgemeine Witterungs-Charakter deſſelben feſtſtellen: hoher Ba— rometerſtand mit nicht bedeutenden Schwankungen, eine der normalen faſt gleiche (nur um 0,23“ tiefere) mittlere Tem— peratur mit nahezu normalen Schwankungen, etwas gerin— gerer Dunſtdruck und Luftfeuchtigkeit, ſtarke Verdünſtung, bedeutend geringere (um 1079 Cubikzoll) Regenmenge bei größerer Zahl der Regen- und geringerer der Schneetage, ziemlich heiterer Himmel, jedoch mit geringerer Zahl ganz wolkenloſer Tage, nahezu normale Hauptrichtung, Stärke und Veränderlichkeit des Windes bei vorherrſchendem N.-W.⸗ und S.⸗O.⸗Wind, endlich ziemlich beträchtlicher Ozongehalt der Luft. Mit wenigen Worten iſt die Witterung des Jahres 1861 als normal warm, ziemlich heiter und trocken zu bezeichnen. Die einzelnen Jahreszeiten waren durch folgende Witterungs-Verhältniſſe charakteriſirt: I. Winter. Der klimatiſche Winter begann mit dem 28. October 1860 und endete am 23. März 1861, umfaßte demnach 147 Tage und war um 17 Tage früher und 21 Tage länger als normal. Seine mittlere Temperatur (näm— lich der Wintermonate November bis März) betrug 1,52“ und blieb daher um 1,32? unter dem normalen Mittel. Das Maximum betrug 14,0 (am 28. und 29. März), das Minimum — 14,0“ am 6. und 16. Januar). Eis hatten un BE 76 Tage (11 mehr als normal), Froſttemperatur 40 Tage. Das erſte Eis kam am 2. November 1860, das letzte am 30. April vor. Die mittlere Luftfeuchtigkeit betrug 0,79, die gefallene Waſſermenge 1092,5 Cubikzoll auf den Qua⸗ dralfuß oder 7,58“ Höhe (99 Cubikzoll mehr als gewöhnlich), Tage mit Regen kamen 44 (normal), mit Schnee 23 (nor⸗ mal 27) vor. Der erſte Schnee fiel am 12. November (1860), der letzte am 22. März. Das Verhältniß der O. ⸗N.⸗ zu W. ⸗S.⸗Winden (38—62) war normal, ebenſo auch die Stärke des Windes; der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 4,75“ (im Jahre 1860 nur 3,09). Unter den einzelnen Monaten waren der November, December und Januar kälter, der Februar und März wärmer als gewöhnlich. Im Allgemeinen muß der Winter 1861 als früh, lang, kalt, ami trüb und mäßig feucht bezeichnet werden. II. Frühling. Der klimatiſche Frühling begann am 24. März und endete mit dem 25. Mai. Er umfaßte 63 Tage (7 Tage weniger als gewöhnlich), 5 Tage ſpäter als normal beginnend. Die mittlere Temperatur der beiden Frühlingsmonate (April und Mai) betrug 9,25“ (4,450 weniger als gewöhnlich), die höchſte 22,5 (am 27. Mai), die tiefſte 0,3% (am 30. April). a Eis wurde nur an einem Tage beobachtet. Die mittlere Luftfeuchtigkeit betrug 0,60 (normal 0,66). Die gefallene Regenmenge mit 365 Cubikzoll auf den Quadratfuß blieb um 483 Cubikzoll unter dem Mittel. An 27 Tagen fiel Regen, während kein Schnee beobachtet wurde. Die Bewöl- kung war normal. Die oſt— nördliche Windrichtung verhielt ſich zur weſt—ſüdlichen wie 66 zu 34 (normal 49 zu 51), die Stärke des Windes war ziemlich beträchtlicher als ge— wöhnlich. Der Ozongehalt der Luft belief ſich im Durch⸗ ſchnitte auf 6,86“. Unter den beiden Frühlingsmonaten war beſouders der April auffallend trocken. Im Allgemeinen iſt der Frühling als ſpät und kurz, kalt, trocken und windig zu bezeichnen. er ke III. Sommer. Der klimatiſche Sommer fing am 26. Mai an und endete mit dem 7. September. Er dauerte demnach 104 Tage und war nur um weniges früher und kürzer als normal. Die mittlere Temperatur der 3 Sommermonate (Juli bis Auguft) betrug 16,990 (4,21 über der normalen). Das Maximum der Temperatur mit 27,8“ wurde am 21. Juni, das Minimum derſelben mit 8,3% am 4. Juni notirt. An 34 Tagen ſtieg das Thermometer auf 20“ und darüber, an 12 Tagen betrug die mittlere Temperatur 20“ und darüber An 45 (normal 44) Regentagen fielen 797,5 Cubikzoll Waſſer auf den Quadratfuß (545,5 Cubikzoll unter dem Mittel) oder 5,53“ Höhe. Gewitter fanden an 13 Tagen ſtatt. Luftfeuchtigkeit und Bewölkung waren etwas ſtärker als gewöhnlich. Der mittlere Ozongehalt der Luft betrug 7,33“. Die auffallendſte Abweichung beſtand in dem be— trächtlichen Vorherrſchen der weſt—ſüdlichen Windrichtung. welche ſich zur oſt nördlichen wie 72 zu 28 verhielt (normal 41— 59, während die Stärke des Windes etwas beträchtlicher als gewöhnlich war. Von den einzelnen Sommer-Monaten war der Juli etwas, der Juni um ein Ziemliches, der Auguſt dagegen bedeutend wärmer als normal und dabei exceſſiv trocken. Mit kurzen Worten iſt der Sommer als faſt normal lang, warm, mäßig feucht, etwas getrübt und windig zu charakteriſiren. IV. Herbſt. Der klimatiſche Herbſt begann am 8. September und endete, 67 Tage dauernd, mit dem 14. No— vember. Er war daher etwas früher und länger als normal. Die mittlere Temperatur der Herbſtmonate (September und October) betrug 14,37“ und übertraf daher die normale um 1,410. Das Marimum derſelben mit 24,8“ wurde am 3. September, das Minimum mit — 1,8“ am 27. October beo— bachtet. An 3 Tagen ſtieg das Thermometer auf und über 200. Die Zahl der Regentage belief ſich auf 22 (normal e Va 29), die gefallene Regenmenge auf 220 Cubikzoll auf den Quadratfuß (335 Cubikzoll unter dem Mittel) oder 1,81“ Höhe. Die Bewölkung und Luftfeuchtigkeit waren faſt nor⸗ mal, der Ozongehalt der Luft mit 3,86“ gering (namentlich im October in Folge des faſt gänzlichen Mangels an wäſſerigen Niederſchlägen)) O—N.⸗Winde verhielten ſich zu W— S. Winden wie 41 zu 59. Mit kurzen Worten muß der Herbſt als etwas früher und länger, warm, trocken und ziemlich windig bezeichnet werden. | Zum Schluſſe geben wir der leichteren Ueberſicht wegen eine kurze Charakteriſtik der Witterung der einzelnen Mo⸗ nate g ann ö Januar ſehr kalt, feucht und windſtill. Februar mild, ziemlich heiter, mäßig feucht. März mild, trüb, naß und windig. April kühl, ſehr trocken, heiter und windig. Mai kühl, mäßig feucht, trüb und windig. Juni warm, ziemlich trüb, mäßig feucht und regneriſch. Juli hinlänglich warm und feucht, trüb, regneriſch, windſtill, überhaupt veränderlich. August ſehr warm, trocken, heiter, ziemlich windig. September hinlänglich warm, trüb, ziemlich trocken und windig. October warm, mäßig feucht, faſt regenlos, heiter und windſtill. November mäßig warm, ſehr naß, ziemlich heiter und etwas windig. December kalt, ziemlich trocken, heiter und windſtill. In den Monaten Januar, April, Mai, November und December blieb die Temperatur unter der mittleren, in den 7 übrigen Monaten überſtieg ſie dieſelbe. Durch bedeutende Trockenheit der Luft waren die Monate April und Auguſt ausgezeichnet, durch Feuchtigkeit die Monate Januar, März und November. In den andern Monaten wich das Feuchtig— 7 We keitsverhältniß nur wenig von dem normalen ab. Aeußerſt geringe Waſſermenge (durch Regen oder Schnee) fiel in den Monaten Februar, April, Auguſt und October, eine ſehr beträchtliche im November. Als beſondere Erſcheinung iſt ein intenſives Nordlicht am 9. März zu erwähnen. Endlich mögen noch folgende Notizen aus der Thier— welt hier ihren Platz finden. Der Storch (Ciconia alba) kam am 21. Februar, die Rauchſchwalbe (Hirundo rustica) am 28. März, die Hausſchwalbe (H. urbica) am 15. April, die Mauer⸗ ſchwalbe (Cypselus murarius) am 26. April hier an. Vom 16—20. April wurde der Ruf der Kukuks und Schlag der Nachtigallen zuerſt wahrgenommen. FFF 215 11 : . oh u. ll a, mi DU 1 eee f r — = Eu, . 5 n e fur due 33} 0H0E — Keen 8 ei Rena 7 23 K 5 NN ig fink a1 ng hölle bs 1 udo 45 45 K ben on Mank f 8 f 1.5 | | j 1 Ben = ER. 7 k | * * ? 1 ung” RR. "ap. kde Log. Ak 2 Seer de rar Sc N. 11 et e eee ee a0 ee 51 e ien 905 11 ar 2 Se RAN: ei Ale we Er % e TE 4 . Te ET. 166 1 RR re PER 0 1 8 1 er e RR 1 e Sr 0. . 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Seine Großherzogliche Hoheit der Markgraf Maximilian von Baden. J Seine Hoheit der Herzog Bernhard von Sachſen-Weimar⸗ Eiſe nach. Ihre Durchlaucht die Frau Fürſtin von Hohenlohe— Bartenſtein. — — S De o — 105 — „Herr Abenheim, Dr., practiſcher Arzt. Aberle, Handelsmann. Achenbach, Oberbürgermeiſter. Algardi, G., Handelsmann. Alt, Dr., practiſcher Arzt. Alt, Dr., Aſſiſtenzarzt in Ladenburg. Andriano, Jacob, Particulier. Anſelmino, Dr., practiſcher Arzt. Arnold, Carl, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. Artaria, Ph., Kunſthändler und Gemeinderath. Baillehache, J. v., Profeſſor. Baſſermann, Frd., kgl. bayeriſcher Conſul. Baſſermann, Dr., practiſcher Arzt. Baſſermann, Lud. Alex., Kaufmann. Behaghel, P., Profeſſor, Hofrath und Lyceums— Director. Bensheimer, J., Buchhändler. Benſinger, Medieinalrath und Medicinalreferent. Bertheau, Dr., Oberarzt. Biſſinger, L., Apotheker. Bleichroth, Altbürgermeiſter. Böhling, Jacob, Zahnarzt. Böhme, Geheimerath, Regierungs-Director. Bracht, Ph., Rechtsanwalt. Cherdron, J., Chemiker. Delorme, Heinrich, Oberſt. Devrient, Theod., Pädagog. Diffené, Altoberbürgermeiſter. Eglinger, J., Handelsmann. Eller, E., Dr., Obergerichtsadvokat. Engelhardt, Herm., Tapetenfabrikant. Eſſer, Obergerichts-Advokat. Feldbauſch, Dr., prakt. Arzt. Fickler, Dr., Profeſſor. Fliegauf, Schloßverwalter. wo WE 39. Herr Forſter, X., Profeſſor. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. Frey, Dr., practiſcher Arzt. Gentil, Dr., Obergerichts-Advokat. Serke Dig practiſcher Arzt. von Gienanth, C., in Ludwigshafen. Giulini, L., Dr., Fabrikant. Giulini, P., Handelsmann und Fabrikrath. Görig, Dr., practiſcher Arzt in Schriesheim. Grabert, Joh. Mich., Kaufmann. Grohe, Weinwirth. Grohe, M., Dr., practiſcher Arzt. Groß, J., Handelsmann. Gundelach, E., Fabrikdirektor. Haaß, Oberhofgerichts-Vicekanzler. Hanewinkel, E., Kaufmann. Herrſchel, A., Handelsmann. Hirſchbrunn, Dr., Apotheker. Hoff, E., Gemeinderath. Hohenemſer, J., Banquier. Huber, C. J., Apotheker. Jörger, aaa und Gemeinderath. Joſt, C. F., Friſeur. Kahn, 95 Dr. practiſcher Arzt. Kalb, Gaſtwirth zum Deutſchen Hof. Kaſt, Holzhändler. Kaufmann, J., Particulier. Köſter, C. H. M., Banquier. Ladenburg, Dr., Obergerichts-Advokat. Ladenburg, S., Banquier. Lauer, Präſident der Handelskammer. Lenel, L., Handelsmann. von Leoprechting, Freiherr, Major. Löffler, Dr., Oberwund- und Hebarzt. Lorent, A., Dr. philos. Lorenz, W., Ober-Ingenieur. 74. Herr Mayer, Dr., Regiments⸗Arzt. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 101. 102. 103. 105. — 107 — Meermann, Dr., practiſcher Arzt. Meyer-Nicolay, Handelsmann. Minet, Dr., Oberarzt. Neſtler, Carl, Bürgermeiſter. von Oberndorff, Graf, kgl. bayer. Kämmerer. von Oberndorff, Graf, k. k. öfter. Oberlieutenant in der Armee. Olivier, Kupferſchmied. Otterborg, Anton, Gutsbeſitzer. Rapp, C., Profeſſor. Reichert, Jak., prakt. Arzt. Reinhardt, Ph., Bergwerksbeſitzer. Reis, G. J., Altoberbürgermeiſter, Gemeinderath. Röchling, C., Particulier. Roeder, Jacob, Kaufmann. Schmitt, Geheimer Regierungsrath. Sch muckert, C., Particulier. Schneider, J., Buchdrucker. Schönfeld, E., Dr., Profeſſor, Hofaſtronom. Schröder, H., Dr., Profeſſor, Director der hoheren Bürgerſchule. Scipio, A., Particulier. Seitz, Dr., Hofrath. Segnitz, Reinhard, Buchhändler. Serger, Dr., practiſcher Arzt in Seckenheim. Sinzheimer, Dr., practiſcher Arzt. Stegmann, Dr., practiſcher Arzt. Stehberger, Dr., Geheimehofrath, Amtsarzt. Stehberger, Dr., practiſcher Arzt. Stephani, Dr., Aſſiſtenzarzt. Stieler, Hofgärtner. Troß, Dr., practiſcher Arzt. Troß, Dr., Apotheker. Waag, L., Generalmajor, Garniſons-Commandant. — 108 — 107. Herr Wahle, Hofapotheker. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 147. 118. 119. Walther, Ferd., Kaufmann. Weber, Dr., Regimentsarzt. Weiler, Aug., Dr., Lehrer an der höheren Bür⸗ gerſchule. Weller, Otto, Dr., Chemiker. Wilhelmi, Dr., Amtsarzt in Schwetzingen. Wilckens, L., Amtsarzt in Weinheim. Winterwerber, Dr., practiſcher Arzt. With, Regierungsrath, Rheinſchifffahrts-Inſpector. Wolff, Dr., practiſcher Arzt. Wunder, Friedrich, Uhrmacher. Zeroni, Dr., Hofrath practiſcher Arzt. Zeroni, Dr., jr., practiſcher Arzt. Ehren-Mitglieder, 1. Herr Antoin, K. K. Hofgärtner in Wien. 2. 3. 4. 5. 7 7 Apetz, Dr., Profeſſor, Sekretär der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes in Altenburg. von Babo, Frhr., Director der Unterrheinkreisſtelle des landwirthſchaftl. Vereins in Weinheim. de Beaumont, Elie, ſtändiger Sekretair der Aa demie der Wiſſenſchaften in Paris. | Bernard, A., Phil. et Med., Dr., Regimentsarzt im k. b. 1. Artillerie-Regiment Prinz Luit⸗ pold und prakt. Arzt in München. Blum, Dr. philos., Profeſſor in Heidelberg. Braun, Alexander, Dr., Profeſſor in Berlin. Bronn, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Bronner, Oeconomierath in Wiesloch. von Brouſſel, Graf, Oberſtkammerherr, Excellenz in Karlsruhe. Cotta, Dr. in Tharand. N Clauß, C., Chef einer Großhandlung in Nürnberg. Crychthon, Geh. Rath in St. Petersburg. Delffs, Dr., Profeſſor in Heidelberg. Dochnahl, Fr. J., Profeſſor in Kadolzburg. Döll, Dr., Geh. Hofrath und Oberhofbibliothekar ö in Karlsruhe. g Eiſenlohr, Geheimerath und Profeſſor in Karlsruhe. Feiſt, Dr., Medizinalrath und Sekretär der rhein. naturforſchenden Geſellſchaft in Mainz. — 110 — 19. Herr Fiſcher, Dr., Profeſſor in Freiburg. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. N. 28. 29. 30. 31. 32. 38. Gergens, Dr. in Mainz. Gerſtner, Profeſſor in Karlsruhe. von Haber, Bergmeiſter in Karlsruhe. Haidinger, Wilhelm, k. k. Hofrath, Mitglied der k. Akademie der Wiſſenſchaften in Wien. von Heyden, Senator in Frankfurt a. M. Held, Garten-Director in Karlsruhe. Hepp, Dr., in Zürich. Heß, Rudolph, Dr. med., in Zürich. Hoffmann, C., Verlagsbuchhändler in Stuttgart. von Jeniſon, Graf, Königl. Bayeriſcher Geſandte, Excellenz in Wien. Jolly, Dr., Profeſſor in München. Kapp, Dr., Hofrath und Profeſſor in Heidelberg. Kaup, Dr. philos. in Darmſtadt. von Kettner, Frhr., Excellenz, Oberjägermeiſter und Intendant der Großh. Hofdomänen in Karlsruhe. Keßler, Fried., in Frankfurt a. M. von Kobell, Dr., Profeſſor in München. Koch, G. Fried., Dr., practiſcher Arzt in Sembach. Kratzmann, Emil, Dr. in Marienbad. Lang, Chr., Univerſitäts-Gärtner in Heidelberg. Leo, Dr., Hofrath und erſter Phyſikatsarzt in Mainz. von Leonhard, Dr., Geheimer Rath und Pro— feſſor in Heidelberg. von Leonhard, A., Dr., Profeſſor in Heidelberg. Mappes, M., Dr. med. in Frankfurt a M. Marquart, Dr., Vicepräſident des naturhiſtoriſchen Vereins der preuß. Rheinlande in Bonn. von Martius, Dr., k. b. Geheimer Rath, Se— kretair der math. phyſik. Claſſe der Afade- mie der Wiſſenſchaften und Profeſſor in München. — 111 — 45. Herr Merian, Peter, Rathsherr in Baſel. 46. 47. 48. 49. 50. ” u u er m " von Meyer, Herrmann, Dr., in Frankfurt a. M. von Müller, J. W., in Brüſſel. Neydeck, K. J., Rath in Homburg. Oettinger, Dr., Hofrath und Profeſſor in Freiburg. Pasquier, Victor, Profeſſor und Ober-Militär⸗ Apotheker der Provinz Lüttich in Lüttich. Reichenbach, Dr., Hofrath in Dresden. Riedel, L., Kaiſ. Ruſſ. Rath in Rio⸗Janeiro. Rinz, Stadtgärtner in Frankfurt a. M. Rüppel, Dr. in Frankfurt a. M. Sandberger, Fried., Dr., Profeſſor an der poly- techniſchen Schule in Karlsruhe. Schimper, K. F., Dr. philos., Naturforſcher in Schwetzingen. Schimper, W., Naturforſcher in Abyſſinien. Schmitt, Stadtpfarrer und Superintendent in Mainz. Schmitt, G. A., Dr., Profeſſor der Botanik in Heidelberg. Schramm, Carl Traugott, Cantor und Sekretär der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Schultz, Fried. Wilh., Dr., Naturforſcher in Bitſch. Schultz, Dr., Hoſpitalarzt, Director der Pollichia in Deidesheim. von Seldeneck, Wilhelm, Frhr., Oberſtallmeiſter, Excellenz in Karlsruhe. Seubert, Dr., Profeſſor, Director des Naturalien- Kabinets in Karlsruhe. Sinning, Garteninſpector in Poppelsdorf. Speyer, Oskar, Dr., Lehrer an der höheren Ge— werbſchule in Caſſel. von Stengel, Frhr., Forſtmeiſter in Ettlingen. von Stengel, Frhr., Geh. Rath, Excellenz, in Karlsruhe. — 112 — 69. Herr von Stengel, Frhr., Königl. Bayer. Appellations⸗ 70. I 72. 73. 74. 75. 76. Kt: 78. 79. 80. 81. 82. 83. Gerichts-Präfident in Neuburg a. d. D. Stöck, Apotheker in Bernkaſtell. von Strauß-Dürkheim, Frhr., Zoolog und Anatom in Paris. g Struve, Guſtav Adolph, Dr., Director der Gefell- ſchaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden. Thelemann, Garten-Inſpector in Biebrich. Terſcheck, C. A. sen., Hof- und botaniſcher Gärt⸗ ner in Dresden. Thoma, Dr., Profeſſor, Sekretär des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Naſſau in Wiesbaden. von Treviſan, Victor, Graf in Padua. Vogelmann, Dr., Geh. Rath, Präſident des Fi⸗ nanzminiſteriums in Karlsruhe. Walchner, Dr., Bergrath und Profeſſor in Baden. Warnkönig, Bezirksförſter in Steinbach. Weikum, Apotheker zu Galaz in der Moldau. Wetzlar, G., Dr., Direktor der Wetterauiſchen Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde in Hanau. van der Wyk, H., C., Freiherr, Mitglied des niederländiſch-indiſchen oberſten Colonial⸗ Rathes zu Batavia. Wirtgen, Profeſſor in Coblenz. N * nde 100205622 Zr — *