'^'J^^^it... '' -^^ Ir^^^v I 4 - "^ - .*« . v ^. <.^'**\- < ;^7 *• •-; ..» -. .^'.^ ^- QH5 .A229 LIBRARY ^ OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY BYCIFT QF OGDEN MILLS *^'%2W^: 'rS '■K ofe[ijS./)y/}f- Jahresbericht und Äbhandlungeii des Naturwissenschaftliclien Vereins Magdebia Tg. 1887. .^^^j.^. Magdeburg. Druck: Fab er' sehe Buclidru ck er 1888. Alle Reclite vorl:>eh.alten.. Inhalts - Verzeichniss, I. Vorträge V J\Iitglieder und Vorstand XIV Museum. Bibliothek XV Mitgliederverzeichniss XVI Kassenabschluss für 1887 XX Satzungen XX Verzeichniss der Vereine und Körperschaften, mit denen der Naturwissenschaftliche A^erein in Schriftenaustausch steht XXIII II. Professor Dr. Schreiber in Magdeburg: „Die Bodenverhältnisse von Magdeburg -Neustadt und deren Einfluss auf die Bevölkerung" 1 Professor Dr. Ho eh heim, Realgymnasialdirector in Branden- burg a. H. : „Die geometrische Eeihe zweiter Ordnung". II. Theil . 25 Professor Dr. E. R ei de meist er in Magdeburg: „Eine mineralogische Wanderung durch den östlichen Harz" 57 „Mineralogische Notizen" 71 A. W. G r ü t z m a c h e r , Vorsteher der Wetterwarte der „Magde- burgischen Zeitung" in Magdeburg: „Ueber die mittlere Jahres -Temperatur von Magdeburg und die Unveränderlichkeit der mittleren Temperatur der Erdoberfläche im Allgemeinen während der letzten zwei Jahrtausende" 93 Achtzehnter Jahreshericht 1887. I. Der Gewohnheit des Vereines gemäss fand in den Monaten Januar bis Mai und October bis December je eine A^ersammhmg statt, in denen folgendes verhandelt wurde: Sitzung am 4. Januar: Anwesend 27 Mitglieder, 3 Gäste. Berathungen über innere Angelegenheiten des Vereins nahmen die Zeit in dem Maasse in Anspruch, dass der an- gekündigte Vortrag yerschoben werden musste. Sitzung am 8. Februar: Anwesend 32 Mitglieder, 13 Gäste. Herr Dr. Blath hielt einen Vortrag betitelt: „Aus dem Lande der Mitternachtssonne". Er konnte auf Grund eigener Anschauungen und Be- obachtungen die naturwissenschaftlichen Verhältnisse Nor- ivegens in anziehender Weise schildern. Das Interesse der Eeisenden für dieses Land ist erst in neuester Zeit geweckt worden, während ehedem das Erschliessen der Alpen den Zug derselben nach Italien lenkte. Jetzt ist der Andrang der Besucher des Nordens zuw^eilen so gross, dass man zwei bis drei Wochen warten muss, um einen Platz auf dem nach Trondhjem (Drontheim) fahrenden kleinen Dampfer zu finden, sofern man nicht die Vorsicht gebraucht hat, einen solchen Platz lange vorher zu bestellen. Doch braucht man nicht so weit nach Norden zu fahren, um anziehende Punkte in diesem Lande in reicher Menge anzutreffen. Norwegen ist eben ein so eigenartiges Land, wie es kein zweites auf der ganzen Erde giebt. Seine eigenthümliche geographische Lage bedingt eine aussergewöhnliche Entwicklung der Pflanzen und Thiere, wie sie sonst nicht gekannt wird. Meint man gemeinhin, dass Norwegen weit nach Osten liege, so wundert VI man sich nicht wenig, wenn man bemerkt, dass z. B. der Meridian von Trondhjem westlich von unserer Stadt Magde- burg verläuft, und der westlichste Meridian Norwegens durch Amsterdam geht. Ueber die Temperaturverhältnisse ist man noch mehr verwundert. Sucht man auf einer guten, neueren Karte die Linien aut^ welche die Orte gleicher Jahreswärme auf der Erde verbinden, die sog. Isothermen, so findet man Trondhjem und Christiania ungefähr auf gleicher Linie mit Astrachan^ Peking und Newjork. Ja diese an sich schon günstige Temperaturhöhe wird noch dadurch besonders werthvoll, dass die Vertheilung der Wärme während des ganzen Jahres eine auffallend gleichmässige ist. Während in vielen Gegenden der Erde einem sehr kalten Winter ein heisser Sommer folgt, z. B. in Sibirien einer Kälte von — 32^ eine Wärme gegenübersteht, die grösser ist als bei uns, ist die mittlere Januartemperatur bei Trondhjem nur — 0.4^, in Bergen sogar nur wenig über 0*^. Zu diesen Vorzügen des Landes tritt noch ein zweiter günstiger Umstand, die Menge der Feuchtigkeit oder Nieder- schläge. Zieht man die Durchschnittszahl hierfür aus den Beobachtungen mehrerer Jahre, so überschreitet diese Zahl die mittlere Niederschlagsmenge von Europa um das Doppelte. Dies hat eine wichtige Folge fiir die Gestaltung des Landes,, indem die Gletscherbildungen, die Erosion bedeutend gewirkt und Veränderungen hervorgerufen haben, wie man sie nicht für glaublich halten möchte. Trotzdem die harten, krystal- linischen Urgesteine die Hauptmasse des Untergrundes bilden, wie dies in ähnlicher Weise nur in den Rocky Mountains und der vulkanischen Platte südlich von den grossen Seen in Nordamerika der Fall ist, so ist die felsige Küste doch so zerklüftet, dass die in Rundlinie auf 3600 km berechnete Küste eine wirkliche Länge von über 12,000 km beträgt. Die tiefen Einschnitte des Meeres in dieselbe, Fjorde genannt, erreichen gewaltige Längen, einer derselben z. B. VII 200 km, eine Entfernung gleich der von der Elbmitndung bis Calbe. Die Fjorde, wahrscheinlich als Spalten in dem Gebirgszuge entstanden, sind stellenweise so eng und steil aufragend, dass das Sonnenlicht von oben nicht bis auf den Grund hineinfallen kann; in ihnen stürzen Wasser mit un- geheurer Gewalt zum Meere hinab. An ihren schroffen Wänden sind Strandlinien, das sind jene durch die Wogen am Gestade genagten Spuren und Zeichen des einstmaligen Brandungsbereiches, über dem Meeresspiegel mehrfach so gut erhalten, als ob sie mit dem Lineal gezogen wären. Sie sind ein Beweis, dass verschiedene Hebungen des Landes stattgefunden haben müssen. Wie viele solcher Linien auch noch unter dem Wasser davon Zeugniss ablegen, wissen wir nicht. Gestützt auf diese Höhenveränderungen des Landes hat man die Entstehung der Fjorde als eine Wirkung der herabthauenden Gletscher zu erklären versucht. Deren Wasser sollen, wie dies von Gletschern bekannt ist, die Furchen in das Gestein gefressen und dieselben bei den fortdauernden, allmählichen Hebungen des Landes in so staunenerregender Weise vertieft haben. Die Wirkung der Gletscher hierbei wird nachgewiesen durch die deutlich sichtbaren Schrammen, welche ihr Herniederrücken zum Meere auf der Oberfläche der Felsen verursacht hat — man nennt dies Gletscherschliffe — ferner durch die dort vor- handenen Stein- und Sandhaufen, die sich stets sowohl auf den Gletschern selbst, als auch besonders am abthauenden Ende derselben durch die mitherabgeführten Gesteinsbrocken bilden, die sog. Moränen. Und doch können die Fjorde nicht auf diese Weise entstanden sein aus folgenden Gründen: die grössten, nachweisbaren Hebungen auf der Erde über- steigen nicht 200 m, die Fjorde sind aber viel höher, als dieser Werth gestattet, können demnach nicht einen solchen Ursprung gehabt haben. Weiterhin findet man die Fjorde an den innersten Punkten am höchsten, es kommen hier Höhen von 1249 m vor; dies will eben so wenig wie die Regen von Schellacklösung zu besprühen. Das Bild wird ein anderes, wenn man zwei mit den ungleichnamigen Polen genäherte Magnete anwendet. Die beiden naturgemäss ent- stehenden Kraftlinienbüschel zeigen sich in einander überge- gangen, und zwar haben sie sich zwischen den Polen ver- dichtet. Nähert man dagegen die gleichnamigen Pole, so zeigen sich die Büschel auch in einander übergegangen, aber die Linien haben sich abgestossen. Aehnliches ergiebt sich auch bei Anwendung eines Hufeisenmagneten, in viel stärkerem Älaasse bei einem Elektromagneten. Es scheint sich hiernach die Regel zu ergeben: Kraftlinien, die von gleichen Polen ausgehen, stossen sich ab, die von ungleichen Polen ausgehenden ziehen sich an. Eine solche Wirkung übt der Magnet nicht blos in der Ebene des Stückes Papier, sondern in dem ganzen rings um den Magneten befindlichen Räume zeigen sich die magnetischen Kraftlinien gleichmässig. Bringt man magnetisir- bare Körper in das magnetische Feld, so drängen sich die Kraftlinien zu ihm hin, sie scheinen lieber durch diese als durch die Luft zu gehen. Die ganzen Erscheinungen erwecken leicht den Ge- danken, dass man es hier mit einer Strömung zu thun habe^ für welche jene Curven die Stromlinien bilden. Es sind darauf hin Untersuchungen angestellt worden, deren ein- fachste Ergebnisse dem Vereine mitgetheilt w^urden, hier aber füglich als zu weit führend übergangen werden können. Sitzung am 1. März. Anwesend 21 Mitglieder, 7 Gäste. Herr Dr. Völkel verbreitete sich in seinem Vortrage „Ueber die Wechselwirkungen zwischen Insekten und Blumen." In einem einleitenden, geologischen Rückblicke zeigte er die allmähliche, parallele Fortentwickelung der Pflanzen und der Insekten in grossen Umrissen, erläuterte dann an XI selbstgefertigten, farbigen, grossen Wandbildern die ver- schiedenen Blüten von der einfachsten bis zu den zu- sammengesetzten, erklärte die nach der Art der Befruchtung sich ergebenden Bezeichnungen: Windblütheler, Schnecken- blumen, Fallenblumen, Insektenblumen, männliche oder weib- liche Frühreife, Kreuzbefruchtung u. s w. Alsdann ging er auf einzelne Beobachtungen von Prings- heim, Herrn. Müller, Fritz Müller, Darwin u. a. ein und entwickelte den Zusammenhang zwischen Gestalt, Grösse, Farbe und Duft der Blumen. Die besonderen Abbildungen stellten die Blüten verschiedener j\Ialven, Geranien und Veilchen dar. Die gesammte Darstellung bezeichnete der Vortrag nicht als zwingenden Beweis, sondern nur als einen Versuch, auf tausend kleine Beobachtungen gestützt, in einer einfacheren und natürlicheren Weise zu erklären, was nach der herrschen- den Auffassung zu unerklärlichen Räthseln und offenbaren Widersprüchen führen würde. Sitzung am 5. April. Anwesend 33 Mitglieder, 16 Gäste. Herr Professor Nehring aus Berlin machte auf Grund eigener Forschungen ^litth eilungen „U e b e r d i e R 0 b b e n a r t e n d e r e u r o p ä i s c h e n K ü s t en.'^ Es wurde zuerst die Stellung dieser eigenthümlichen Säugethierordnung im System angeführt und sodann eine Beschreibung der allgemeinen äusseren Merkmale und der inneren Organe gegeben, wobei besonders das Gebiss der Seehunde mit dem der Landraubthiere eingehender ver- glichen wurde. Der Redner ging sodann auf eine nähere Schilderung der drei an den Nord- und Ostseeküsten leben- den Arten, Kegelrobbe, gemeiner Seehund und Ringelrobbe ein, besprach die Unterschiede im Schädel und Gebiss, die Färbung und Zeichnung der Felle, ihre Lebensart und Nahrung, sowie ihre geographische Verbreitung in jetziger und diluvialer Zeit. Die nur an den Nord- und Südküsten XII des europäischen Contiiients vorkommenden x\rten, uämiicli der gTönländisebe Seebund, die kaspische Robbe, die Bart- robbe, Blasenrobbe und ^yeissbaucbig•e Robbe fanden als für Deutschland weniger wichtig nur eine kürzere Erwähnung. Zum Schluss wurde noch die Frage über Nutzen und Schaden dieser Thiergattung erörtert. Es konnte nicht ge- läugnet werden, dass der Fischereibetrieb stellenweise durch sie geschädigt wird, doch wurde zuletzt vom Standpunkt des Naturforschers und Naturfreundes die Hoffnung ausge- sprochen, dass diese interessanten Säugethiere nicht voll- ständig in den deutschen Meeren der Verfolgung zum Opfer fallen möchten. Sitzung am 3. Mai. Anwesend 17 Mitglieder, 4 Gäste. Der Kassenbericht über das Jahr 1886 w^urde vorge- tragen und zwei Mitgliedern zur Prüfung vorgelegt, welche nichts daran zu erinnern fanden. Sodann gab Herr Stadt- rath a. D. Assmann eine Uebersicht über die Verwendung der von den Stadtbehörden dem naturwissenschaftlichen Museum gewährten Unterstützung von 1000 J^^ sowie über die Fortschritte der Katalogisirung der zu demselben ge- hörigen Bibliothek, zählte die durch Ankauf oder Schenkung hinzugekommenen Gegenstände auf und legte ehiige be- sonders interessante zur näheren Ansicht vor. Sodann hielt Herr Grützmacher, Vorsteher der Magdeburger Wetterwarte, einen längeren Vortrag „über Finsternisse^', mit Bezug auf die am 19. August d. J. stattfindende Sonnen- finsterniss. Er besprach die Bedingungen, unter welchen Sonnen- und Mondfinsternisse entstehen können, führte aus, zu welchen Beobachtungen der Astronom sie benutzt habe, und welche Beobachtungen der Laie dabei anstellen könne, und gab zuletzt die von ihm für Magdeburg berechneten Daten der am bezeichneten Tao:e eintretenden totalen xni S 0 u n e n f i n s t e r n i s s , deren Siclitbarkeitsverhältnisse er aber als für uns sehr ungünstige bezeichnen niusste. Zum Schlüsse wurden von einigen 3Iitgliedern kurze wissenschaftliche Mittheilungen gemacht. Sitzung am 4. October. Anwesend 44 Mitglieder, 24 Gäste. Vortrag des Herrn Prof. Brasack aus Aschersleben: „Ueber die Chemie des Petroleums." Nach einer kurzen Darlegung der jetzigen Vorstellungen über die Entstehung dieses Stoffes durch trockene Destillation von thierischen und zum Theil pflanzlichen Resten in der Erde wurden die chemischen Formeln für diese Kohlen- wasserstoöVerbindungen genannt und darauf die drei aus dem Piohpetroleum durch die Fabrikation sich ergebenden Gruppen, die Essenzen, Leuchtöle und schweren Oele, näher beschrieben. Der zweite Theil des Vortrages war sodann dem wichtigsten Product, nämlich dem Leuchtöl, ge- widmet; es wurde untersucht, welchen Anforderungen ein gut brennendes Oel in Bezug auf Farbe, Geruch, specifisches Gewicht, Zusammensetzung und Entzündbarkeit zu entsprechen habe und dabei der Vorgang der fractionirten Destillation und die Anwendung des Abel'schen Entflammungs-Apparates durch Experimente veranschaulicht. Zur näheren Veran- schaulichung seiner Ausführungen diente eine Reihe von ausgelegten Proben. Sitzung am 8. November: Anwesend 20 Mitglieder, 6 Gäste. Herr Dr. Völkel beleuchtete die Erscheinungen „des Generationswechsels." Nach einem kurzen Ueberblick über die Fortpflanzungs- arten in den einzelnen Thierkreisen von den Protozoen, Coelenteraten, Radiaten bis zu den Wünnern, Artropoden, Mollusken und Vertebraten gab der Vortragende eine Ge- schichte des Generationswechsels, indem er die Beobachtungen und Versuche eines Steenstrup, Blanchard, Tompson, Siebold XIV u. s. w. bis in die neuere Zeit mittlieiite und an grossen Wandzeiclinungen erläuterte. Zum Schluss stellte derselbe die parallelen früheren und jetzigen Bezeichnungen neben einander und grenzte die Definitionen des Generationswechsels Yon denen ver^yandter Erscheinungen genau ab. Sitzung am 6. December: Anwesend 24 Mitglieder, 6 Gäste. Zuerst fand die Wahl des Vorstandes für das nächste Geschäftsjahr statt. Sodann sprach Herr Grützmacher über die Ver- arbeitung der meteorologischen Beobachtungen zur Anfertigung der Wetterkarten und zur Vor- ausbestimmung des Wetters. Nachdem zuerst zur Orientirung die Entstehung auf- steigender Luftwirbel, der sogenannten barometrischen Minima, und ihr Einfluss auf Windrichtung, Temperatur und Bewöl- kung kurz besprochen, und die Zeichensprache, welche von der Seewarte bei ihren Telegrammen eingeführt ist, erklärt worden war, wurden die am Morgen eingelaufenen Beobach- tungen der einzelnen Stationen in eine gTOSse Karte einge- tragen, darauf die Isobaren construirt und es wurde an der Hand der gewonnenen Zeichnung das für Deutschland und speciell für Magdeburg für die nächste Zukunft in Aussicht stehende Wetter gefunden. Wie diese Zeichnung sodann verkleinert und auf mechanischem Wege in eine zuerst weiche dann aber erhärtende Masse eingegraben wird, von der ein metallischer Abguss zuletzt zum Drucken dient, wurde durch eine eingehende Beschreibung und durch vorgelegte Proben in allen Theilen erläutert. IL Mitglieder und Yorstand. Am L Januar 1887 zählte der Verein 236 Mitglieder; durch Verzug, Ausscheiden und Tod schieden im Laufe des Jahres 37 Mitglieder aus; neu aufgenommen wurden 8 Mit- XV glieder, so dass sich die Zahl der Mitglieder am Schluss des Jahres auf 207 belief. In der Decemberversammlung fand die durch die Satzungen vorgeschriebene Neuwahl des Vorstandes statt. Da Herr Director Paulsiek wegen üeberbürdung mit Amtsgeschäften eine Wiederwahl abgelehnt hatte, wurde er in Anerkennung seiner langjährigen Mitarbeiterschaft zum Ehrenmitgliede des Vorstandes ernannt. An seine Stelle wurde der bisherige Schriftführer des Vereins, Herr Realgymnasiallehrer Dr. Danckwortt, und in das Schriftführeramt Herr Oberreal- schullehrer Walter gewählt. ni. Museum. Bibliothek. Die Leitung und Verwaltung der Sammlungen, sowie die Verwendung des städtischen Zuschusses von J(a 1000 lag wie bisher in den Händen des Herrn Stadtrath a. D. Assmann. Durch Ankauf und Schenkung wurden die Sammlungen wiederum nicht unbeträchtlich vermehrt, so dass der vorhandene, nicht mehr erweiterungsfähige Raum bis auf das Aeusserste zur Aufstellung derselben ausgenutzt werden lausste. Im April 1887 wurde seitens der Stadtbehörde ein an den Hauptraum anstossendes Zimmer überwiesen und ein- gerichtet. In demselben fand die nunmehr schon umfang- reiche Bibliothek ihre lange schon erwünschte Aufstellung. Die Ordnung derselben ist vollendet, dass ihrer Benutzung nichts mehr im Wege steht. Die Auffindung einzelner in den verschiedenen Vereinszeitschriften enthaltenen Arbeiten wird durch den hierfür vorhandenen, ausführlichen Katalog wesentlich erleichtert, der mit grosser Genauigkeit sämmtliche werthvoUeren iVbhandlungen des Bibliothekbestandes, in sehr leicht überschaulicher Weise nach Wissenschaften geordnet, darbietet. X\I IV. Mitgliederverzeichuiss. Vorstand. Fabrikant "W. König, Vorsitzender. Eealgymnasiallv^hrer Dr. 0; Danckwortt, stellvertr. Vorsi+zendeiv Oberrealsehullehrer 0. Walter 1 Fabrikant G. S c K m i d t f Schriftführer. Kaufmann Joh. Brunn er, Eendant. Stadtrath a. D. F. A. Assmann, Vorsteher des Museums. Oberlehrer Dr. E. Reidemeist er, als Vorsitzender des Gewerbe- Vereines. Lehrer Chr. W. Ebeling, als Vorsitzender des botanischen Vereins. Lehrer L. Heyne, als Vorsitzender des mikroskopischen Vereins. Prof. Dr. A. Schreiber, | Ehrenmitgheder Realgymnasialdirector C. Paulsie k, f des Vorstandes. Ehrenmitglied, des Vereins : Realgymnasialdirector Prof. Dr. A d. H o c h h e i m in Brandenburg a/H. Alphabetisches Verzeiehniss der Mitglieder. Albert, Friedrich, Bankier. Alenfeld, Eugen, Bankier. Arnold, Otto, Kaufmann. A s s m a n n , Adolf F., Stadtrath a.D. Assmann, Hans, Kaufmann. Aufrecht, Emanuel, Dr. med. Baensch, Emanuel, Buch- druckereibesitzer. Baetge, Gustav, Kaufmann. V. Bauchet, Max, Eisenbahn- secretair. Banck, Eugen, Kaufmann. Bauer meiste r, Friedrich, Kauf- mann. Baur, Heinrich, Kgl. Bergrath, Aachen. Bayerdörffer, Albert, Kauf- mann. Becker, Albert, Mechaniker. Behrens, Carl sen., Rentier. Beilschmidt, Ludwig, Standes- beamter. Bendix, Pius, Zahnarzt. Bennecke, Conrad, Sanitäts- rath, Dr. med. Bennewitz, Gustav, Com- merzienrath. Bennewitz, Hans, Dr. phil. Berger, W., Kaufmann. Bette, Franz, Sanitätsrath, Dr. med. Blath, Ludwig, Oberlehrer, Dr. phil. Blell, Carl, Apotheker. Blencke, Otto, Kaufmann. Boeck, Oscar, Dr. med. Boeckelmann, August, Fabrikant, Ottersleben. Boetticher, Friedrich, Ober- bürgermeister. B 0 n t e , Fr , Brauereibesitzer. B 0 r c k e n h a g e n , 0., Provinzial- Steuersecretair. Bore, Gustav, Kaufmann. xvn Brandt, Robert, Kaufmann. Bräutigam, Georg, Kaufmann. Brennecke, Hans, Dr. med., Sudenburg-. Brückner, Julius, Druck erei- besitzer. Brüll er, Hennann, Lehrer, Buckau. Brunn er, Hermann, Kaufmann. Brunn er, Johannes, Kaufmann. B u h r 0 w , Hermann, Königl. Rent- meister. Busse, Paul, Dr. med. Buttenberg, Wilhelm, Kauf- mann. C 0 m t e , Charles, Kaufmann. Danckwortt, Otto, Dr. phil., Real-Gymnasiallehrer. Dehoff, Philipp, Kaufmann. Denecke, Richard, Dr. med. Deye, Albert, Bäckermeister. Do e ring, Otto, Rector. Dresel, Fried. Wilh., Stadt- rath a. D. Dschenfzig, Theodor, Kauf- mann. D ü r r e , Max, Dr. ehem., Sudenbg. Duvigneau, Otto, Stadtrath. Ebeling, Chr. Wilh., Lehrer. Eh gel, Paul, Fabrikant. F a b e r , Alexander , Buch- druckereibesitzer, F a e r b e r , Martin , Lehrer, Sudenburg. Favre au, Albert, Director. Fe lim er, Robert, Postdirector, Hauptmann a. D. Ferchland, R., Fabrikant. Fischer, Otto , Sanitätsrath, Dr. med. Fischer, Eduard, jr., Dr. med. Fleck, Julius, Dr. med., Ober- stabsarzt. Fo eis che, Heinrich, jr., Kauf- mann, Sudenburg, F r i e d e b e r g , Gottfried, Kauf- mann. Fritze, Werner, Kaufmann. Fritz sehe, Carl, Dr. med,, Generalarzt. Fritzsche, Johannes, Director. Funck, Reinhold, Kaufmann. G a e h d e , Otto, Dr. med , Ober- stabsarzt. Gantzer, Richard, Dr. med., Gymnasialoberlehrer. Goedel, Dr. med., Alten- weddingen. Goe dicke, Hermann, Bankier. Golden, Thomas, Director. Gräfe, Adolf, Fabrikant, Wester- hüsen. Grosse, Ernst, Director. G r u s 0 n , Hermann, Commerzien- rath, Buckau. Grützmacher, August, Astronom. Habs, Hermann, Bildhauer. Hagedorn, W., Dr. med., Geh. Sanitätsrath. Hagemann, Carl, Rector. Hartmann, Gustav, Dr. phil., Medicinal- Assessor. Haubold, H, W., Kaufmann. Hauswaldt, Albert, Fabrikant, Neustadt. Haus\Yaldt, Hans, Fabrikant, Neustadt. Hauswaldt, Wilhelm, Fabrikant, Stadtrath. Heldt, Albert, Kaufmann. Henckel, Heinrich, Kaufmann. Henneberg, Hermann, Dr. med. xvin H e n n i g e , Paul , Ritterguts- besitzer, Neustadt. Herbst, Oberlehrer, Dr. phil. Hesse, Carl , Ober-Postkassen- ren dant. Hess e , Wilh., Apothekenbesitzer, Alte Neustadt. Heyne, Louis, Lehrer. H 0 c h h e i m , Adolf, Dr., Profes- sor, Realg3'muasialdirector in Brandenburg a. d. Havel. H o f f m a n n , Paul, Kaufmann. H o f m a n n , Ludwig, Oberreal- schullehrer. Holtzapfel, Carl, Kaufmann. Holzapfel, Edgar, Dr. phil. H ü b e n e r , Ernst, Kaufmann. Jacob y. Albert, Dr. med. Kaempf, A., Dr. med. Kaesebier, Robert, Kaufmann. K a e s e 1 i t z , Udo , Bureauvor- steher. K a 1 b 0 w , August, Mauermeister. Kalisky, G., Kaufmann. Keim, Carl, Dr. med., Sanitäts- rath. Kempfe, Robert, Zahnarzt. Kerekow, G., Fabrikant, Buckau. Klotz, Carl Emil, Buchhändler. Koch, Theodor, Kaufmann. K ö h n e , Gustav, Kaufmann. König, Julius, Fabrikant, Suden- burg. König, Wilh., Fabrikant, Suden- burg. Korn, C, Lehrer. Krause, Bernhard, Realgym- nasiallehrer. Kretschmann, Carl, Justizrath. Kretschmann, Reinhold, Stadtrath. Krieg, Martin, Dr. phil., Real- gymnasiallehrer. K r ö n i n g , Ferdinand, Mechanikus. Krüger, Richard, Zahnarzt. Kuntze, Heinrich, Postsecretär. Kurths, Wilhelm, Rector. L i e b a u , Hermann , Fabrikant, Sudenburg. Listemann, Conrad , General- Director. Lochte, Herrn., Dr.jur., Justiz- rath. Looff, Ferdinand, Kaufmann. L 0 s s e , Carl , Versicherungsbe- amter. L ü d i gk , Herrn., Porzellan-Maler, Buckau. Marcks, Albert, Director. Maquet, Paul, Fabrikant. Mayer, Albert, Wechselmakler. Meissner, Gustav, Kaufmann. Menzel, Paul, Kaufmann. Mesch, Wilh., Architekt und Maurermeister. Messmer, Hermann, Kaufmann. Meyer, Carl, Grubenbesitzer und Kaufmann. M i n n e r , Hermann, Mathematiker. Mittelst rass, Carl, Kaufmann. Mo eil er, Richard, Dr. med. Moeries, Gustav, Dr. phil., Chemiker. Mueller, Joh., Ludwig, Fabri- kant. Mueller, H., Baumeister. M ü n c h h o f f , H., Güterinspector. Mummenthey, L., Partikulier. Neubauer, F. A. , Geheimer Commerzienrath. Neumann, Fritz, Lehrer. Neu Schäfer, Anton, Kaufmann. xrx Nie mann, Ernst, Dr. med., Sanitätsrath. Nirrnheim, Philipp, Kaufmann. Nordmeyer, Ernst, Oberlehrer. 0 e h m i c h e n , Eichard , Dr . , Chemiker. Oesterheld, 0., Apotheken- besitzer. Ostwald, W., Rector. Otte, Friedrich, Lehrer. Paul, Wilhelm, Kaufmann. P a u 1 s i e c k , Real - Gymnasial- Director. Petersen, Louis, F., Kaufmann. Petschke, August, Kaufmann. Plock, Albert, Kaufmann. Pohl, Robert, Dr. med. Pomme, Botho, Rector a. D. Pommer, Max, Kaufmann. Quasig, F. A., Uhrmacher. Rabe, Max, Kaufmann. R a d e k e , Hermann , Kaufmann und Fabrikant. Reidemeister, Emil, Dr. phil., Oberlehrer. Rienow, Hugo, Königl. Steuer- rath. Römling, Gustav, Kaufmann. R o e s 1 e r , Paul , Chemiker, Westerhüsen. Ruhberg, Carl, Kaufmann. Rumpff, Richard, Fabrikant, Bleiche. Sauer acker, Gustav, Kaufmann. Schellberg, Otto, Kaufmann. Schindler, C. W., Photograph, Buckau. Schmidt, Albert, Ingenieur. Schmidt, Gustav, Fabrikant. Schmidt, Paul , Fabrikant, "Westerhüsen. Schneidewin, Ernst, Brauerei- besitzer, Buckau. Scholl wer, Eugen, cand. phil. Schreiber, Andr. , Dr. phil., Professor. S c h ü s s 1 e r , Adolf, Kaufmann. Schulz, Hugo, Dr. ehem. Schulze, Ernst, Kaufmann. Schulze, Herm., Realgymnasial- lehrer. Schwalbe, Carl, Dr. med. Seiler, Wilh. , Realgymnasial- lehrer. Serno, Adolf, Kaufmann. Singer, Simon, Kaufmann. Strauch, Wilh. , Regierungs- secretUr. T e i c h n e r , Carl , Regierungs- se cretiir. T h i e m , Bruno , Bürgermeister, Buckau. Thorn, Emil, Kaufmann. Toepffer, Richard, Ingenieur. T r e n c k m a n n , Bruno, Kaufmann. Vester, Richard, Kaufmann. Voigt, Gustav, Dr. med.. Re- gier ungs-Medicinalrath. Vor hau er, Wilh., Kaufmann. Wall bäum, Wilhelm, Brauerei- besitzer. Walter, Otto , Realschullehrer. Weibezahl, Hugo, Kaufmann. Weissen fels, Friedrich, Rentier. W e n n h a k , Rudolf, Kaufmann. Wer necke, Julius, Kaufmann . Wer necke, Gustav , Brauerei- besitzer, Neustadt. Wolf steller, Adolf, Lehrer. Woltersdorff, Willi, stud. phil, Halle a. S. Wüste, Julius, Kaufmann. Ziesenhenne, Hch., Kaufmann. XX V. Cassa- Conto 1887. Sinnahiueii. Bestand: Saldo- Vortrag aus 1886 Jl> 688.3^ Beitrag von 235 Mitgliedern „ 1178.— Erlös aus verkauften Jahresberichten „ 102.— Ji> 1968.31) Ausgaben. Honorare für gehaltene Vorträge Jd 230.40 Abonnement auf die Zeitschrift „Der Naturforscher" für 1887 „ 10.— Saalmiethe „ 72. — Druckkosten \ 1014 55 Kleine Auslagen und Porti / " Cassa - Bestand „ 641.44 J(^ 1968.30 Bestand Vortrag .//^ 641.44 Es sei hierbei noch ausdrücklich erwähnt, dass der Beitrag von Jk 1000, welchen die Stadt Magdeburg in dankenswerther und wohl angebrachter Weise zur Erhaltung und Vervollkommnung des Museums spendet, nicht dem naturwissenschaftlichen Vereine zu Gute kommt^ sondern dass derselbe nur Zwecken des Museums dient und seine eigene Verwaltung durch dessen Vorsteher erhält. Magdeburg, den 31. December 18S7. Johannes Brunner, Rendant. VI. Satzungen. Da die vom Jahre 1869 herstammenden Satzungen des Vereins den jetzigen Verhältnissen desselben nicht mehr entsprachen, so wurde am Schlüsse des Jahres eine Abänderung beantragt, demzufolge in der Sitzung vom 7. Februar 1888 folgende Fassung derselben an- genommen wurde. §. 1. Der Zweck des Vereines. Der naturwissenschaftliche Verein in Magdeburg hat den Zweck, die naturwissenschaftlichen Studien unter besonderer Berücksichtigung XXI der örtlichen Verhältnisse zu pflegen und in weiteren Kreisen zu beleben, für die in Magdeburg und Umgegend gemachten Beobachtungen aus den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaft einen Sammelpunkt zu bilden und durch diese Bestrebungen, sowie durch wissenschaftliche Beleuchtung der einschlägigen Praxis die Handels- und Gewerbs- interessen der Stadt und des Landes nach Kräften zu fördern. §. 2. Die Sitzungen. Der Verein tritt zu diesem Ende in monatlichen Sitzungen zu- sammen, in welchen Vorträge über naturwissenschaftliche Gegenstände gehalten, Mittheilungen über den Stand und die Fortschi-itte der einzelnen naturwissenschaftlichen Wissensweige sowie über angestellte Beobachtungen und gewonnene Erfahrungen gemacht, interessante Naturerzeugnisse vorgelegt und Fragen aus dem Bereiche der Wissen- schaft oder des Handels- und gewerblichen Lebens erörtert werden. §. 3. Die Sectionen. Zur gründlichen Behandlung solcher Fragen, welche ein tieferes Eindringen in die Einzelheiten eines besonderen Wissenszweiges erfordern, vereinigen sich die Mitglieder je nach ihrer Neigung zu Sectionen, welche ihre Organisation nach freier Selbstbestimmung gestalten. Die auf diesem Wege gewonnenen Ergebnisse werden in den allgemeinen Sitzungen zur Mittheilung gebracht. §.4. Die Mitgliedscliaft. Mitglied kann jeder werden, der sich für die Zwecke des Vereins interessirt und dem Vorstande durch ein Mitglied vorgeschlagen wird. Der Vorgeschlagene wird in der nächsten Sitzung als solcher genannt und in der folgenden, falls nicht ein begründeter Einspruch geschehen ist, als Mitglied aufgenommen. Wird in Folge des Einspruches Ab- stimmung verlangt, so findet die Aufnahme nur mit zwei Drittel Mehrheit der anwesenden Stimmen statt. Auf Vorschlag des Vorstandes können durch die Versammlung Ehrenmitglieder des Vereins ernannt werden. §. 5. Der Beitrag. Zur Bestreitung der Ausgaben des Vereins wird von jedem Mit- gliede jährlich fünf Mark im Laufe des ersten Vierteljahres von dem Kassirer erhoben. XXII §. 6. Gäste. Zur Einführung von Gästen in die Sitzungen ist erforderlich, dass das einführende Mitglied sie dem Vorsitzenden Vorstellt. Vorträge und Mittheilungen werden von den Gästen mit Dank entgegengenommen. §. 7. Der Vorstand. Der Verein wählt durch einfache Stimmenmehrheit der anwesenden Mitglieder mittelst Stimmzettel in der Decembersitzung jeden Jahres einen Vorstand, bestehend aus 1) einem Vorsitzenden und 2) dessen Stellvertreter, denen die Einladung zu den Sitzungen, die Bestimmung der Tagesordnung, die Leitung der Verhandlungen und die Vertretung des Vereines nach aussen obliegt ; ausserdem fünf Mit- glieder, deren Befugnisse der Vorstand unter sich feststellt. Ferner wählt der Vorstand die Vorsitzenden verwandter hiesiger Vereine hinzu. §.8. Pflichten des Vorstandes. Ueber die Verhältnisse der dem Vereine gehörigen Bibliothek und Sammlungen sowie der Kasse wird jährlich ein Rechenschaftsbericht abgelegt. Nach Einsicht der Kasseuverhältnisse durch zwei von der Versammlung gewählte Vertrauensmänner wird auf deren Bericht hin vom Vereine Entlastung ertheilt. §. 9. Wissenschaftliehe Veröffentlichungen. Der Verein giebt ein Jahrbuch heraus, welches sämmtlichen Mit- gliedern zugeht und zum Austausch mit auswärtigen wissenschaftlichen Vereinen dient. Die dafür eingehenden Schriften w^erden der Bibliothek einverleibt. §. 10. Austritt aus dem Vereine. Der Austritt eines Mitgliedes aus dem Vereine kann nur durch schriftliche Mittheilung an den Vorsitzenden geschehen, jedoch ist der Austretende verpflichtet, den Beitrag für das laufende Jahr noch voll zu entrichten. §. 11. Abänderung der Satzungen. Anträge auf Abänderung der Satzungen, welche von mindestens zehn Mitgliedern unterstützt werden, sind zunächst dem Vorsitzenden XXIII schriftlich anzumelden, von diesem den Mitgliedern in der nächsten allgemeinen Sitzung mitzutheilen und in der folgenden zur Berathung und Abstimmung zu bringen. Die Beschlussfassung erfolgt durch eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der Stimmen der An- wesenden. VII. Yerzeiclmiss der Yereine iiiul Körperscliafteii mit denen der Naturwissenschaftliche Verein im Schriften- Austausch steht, sowie der bei denselben vu Jahre 1887 eingegangenen Schriften : Agram, Naturforscher- Gesellschaft Croatiens. Band I. Heft 4-6. Altenburg i. S.-A., Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. Ann ab er g i. S., Annaberg-Buchhulzer Verein für Naturkunde. Arnstadt, Botanischer Verein „Irmischia". Correspondenzblatt 1886, 5—8. Augsburg, Naturhistorischer Verein. Aussig a. Elbe, Naturwissenschaftlicher Verein. Baden, Afrikanische Gesellschaft. Baden bei Wien, Gesellschaft zur Verbieitung wissenschaftlicher Kenntnisse. Bamberg, Naturforscher-Gesellschaft. Basel, Natui'forschende Gesellschaft. Verhandlungen 8. Theil, Heft 2. Berlin, Königliche Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte für 1886, 40—53. „ 1887, 1-39. do. Botanischer Verein der Mark Brandenburg. Verhandlungen Jahrgang 27 und 28 für 1885 imd 1886. do. Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift 38. Band, Heft 4, 1886. Zeitschrift 39. Band, Heft 1, 1887. Katalog der Bibliothek, do. Gesellschaft für naturforschende Freimde. Sitzimgsberichte Jahrgang 1886. do. Polytechnische Gesellschaft. Verhandlungen 48. Jahrgang 1886/87 No. 5-17. 49. „ 1887/58 No. 1. do. Hydrographisches Amt der Admiralität. Bern, Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen für 1886 No. 1143-1168. XXIV Bistritz (Siebenbürgen), Gewerbeschule. Blankenburg a. Harz, Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Bonn a. Rhein, Naturhistorischer Verein der Preussischen Rhein- lande, Westphalens und des Regierungsbezirks Osnabrück. 43. Jahrgang 5. Folge, Band 2. 44. „ Band 1. Bremen, Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen IX. Band, 4. (Schluss-) Heft. Breslau, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cidtur. 64. Jahresbericht für 1886. Ergänzungsheft: Zacharias Allerts Tagebuch aus dem Jahre 1627. Brunn, Kaiserl. Königl. Mährisch - Schlesische Gesellschaft zur Be- förderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Mittheilungen 26. Jahrgang 1886. do. Naturforschender Verein. 1) Bericht der meteorologischen Commission des Vereins No. 4 pro 1884. 2) Verhandlungen Band XXIV Heft I. IL, 1885. Brüssel, Academie Royale. Bulletins pro 1886 Serie III, 11 12. „ 1887 „ HI, 13. Annuaire „ 1887. Budapest, Königlich Ungarische Naturwissenschaftliche Gesellschaft, do. Königlich Ungarische Geologische Anstalt. Jahresbericht für 1883 und 1885, Mittheilungen VII. Band, Heft 6. VIII. , „ 4. Zeitschrift 1886 Heft 7-12. 1887 Heft 1—6. Katalog der Bibliothek und Kartensammlung der Königl. Ungarischen Geologischen Anstalt, nebst Nachtrag No. 1. Separat - Abdruck der med. naturwissenschaftl. Mit- theilungen für 1887 No. 1 und 2. Special-Katalog der Landes - Ausstellung von 1885. VI. Gruppe über Geologie, Bergbau und Hüttenwesen. Cambridge, Philosophical Society. Proceedings Vol. V. Band VI. und Vol. VI. Band I. C a r 1 s r u h e , Naturwissenschaftlicher Verein. C a s s e 1 , Verein für Naturkunde. XXV Chapel Hill, New Carolina, Elisha Mitchell Scientific vSociety. Journal 1883/84. „ 1884/85. 1885/86. Memoiren von E. Mitchell. D. D. Chemnitz, Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Christiania, Königliche Gesellschaft der Wissenschaften. Jahrgang 1886. Chur, Naturforschende Gesellschaft Graubündens. Jahresbericht für 1885/86 30. Jahrgang. Colmar i. Elsass, Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Cordoba (Argentinien), Academia nacional de clencias. a. Acta f. 137-184. b. Berichte 1886 IX. Band Heft 1-4. Davenport, Academj^ of natural sciences. Proceedings Vol. IV. 1882-1884. Dan zig. Naturforschende Gesellschaft. Schriften Band VI. Heft 4. Darmstadt, Verein für Erdkunde und verwandte Wissenschaften. Notizblatt IV. Folge, Heft 7. Dessau, Naturforschende Gesellschaft für Anhalt. Dorpat, Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Sitzungsberichte Band VIII. Heft I. 1886. Archiv für die Naturkunde Livlands, Esthlands und Kur- lands Band IX. Lieferung 4. Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Jahresbericht 1886/87. do. Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis". Sitzungsberichte Jahrgang 1886 Band IL 1887 „ L D ü r kh e i m a. d. H a r d t. Naturwissenschaftlicher Verein der Rhein- pfalz „PoUichia." Ebersbach, Humboldt - Verein. E 1 b e r f e 1 d , Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresbericht Heft 7. Emden, Naturforschende Gesellschaft. 71. Jahresbericht 1885/86. Erlangen, Ph ysikahsch - Medicinische Societät. Sitzungsberichte Heft 18. Florenz, R. Biblioteca Nazionale Centrale. Bolletino No. 25 — 44. XXVI Florenz, Instituto di stiidi superiori pratici e di perfezionamente : 1) Osservazioni della elettricita Atmosferica. 2) Lincei generali della fisiologia del cervelletto. 3) Archivio della schola d'anatomia patologica. 4) Methodus testificandi di Giovan Battista Codrouchi. Frankfurt a./M. , Physikalischer Verein. Jahresbericht 1885/8G. do. Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. Bericht pro 1886 und 1887. Frankfurt a./Oder, Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungs- bezirks Frankfurt a./Oder. Mittheilungen 4. Jahrgang 8 — 12. Freiburg i./B., Naturforschende Gesellschaft. Bericht 1886, Band I. Fulda, Verein für Naturkunde. St. Gallen, St. Gallische Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht pro 1884/85. Genf, Societe helvetique des sciences naturelles. Jahresbericht 1885/86. Gera, Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaft. Gi essen, Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. l5. Bericht, Görlitz, Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen. Band 19. do. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Göttingen, Königliche Gesellschaft der Wissenschaften. Graz, Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark, do. Verein der Aerzte in Steiermark. Mittheilungen für 1886 Jahrgang XXIII. Greifswald, Naturwissenschaftlicher Verein für Neuvorpommern und Rügen. Mittheilungen 18. Jahrgang 1886. Güstrow, Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Archiv 40. Band 1886. Halle a./S. , Königliches Ober - Bergamt. Productionen der Bergwerke , Salinen imd Hütten derPreus- sischen Staaten im Jahre 1886. do. Kaiserlich Leopoldinische Carolinische Deutsche Akademie „Leopoldina". Heft XXII. No. 23-24. „ XXIII. No. 1-18. XXVIl Halle a./S. , Verein für Erdkimde. ]\Iittheilungen pro 1886. do. Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen. Zeitschrift für 1886. Heft 1—4. do. Centralcommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland. Hamburg, Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen Band IX. Heft 1. 2. do. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. Verhandlungen Band VI. 1883—1885. Hanau, Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde. Bericht vom 1/4. 1885 — 31/3. 1887. Hannover, Naturhistorische Gesellschaft. Heidelberg, Naturhistorisch - Medicinischer Verein. Helsingfors, Societas pro fauna et flora fennica. Jena, Medicinisch - Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Jekatherinenburg (Ural) , Societe ouralienne d'amateurs des Sciences naturelles. Invitation a Texposition scientifique et industrielle de la Siberie et de l'Oural. Innsbruck, Kaiserl. Königl. Landesmuseum Ferdinandeum. Kiel, Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig -Holstein. Klagen fürt. Naturhistorisches Landesmuseum für Kärnthen. Jahrbuch, Jahrgang 35. Band 18. do. Magnetische und Meteorologische Beobachtungen. Witterungsjahr 1885 und 1886. Königsberg, Physikalisch - Oekonomische Gesellschaft. Schriften 27. Jahrgang 1886. Landshut i. Bayern, Botanischer Verein. Bericht No. 10, 1886/87. Lausanne, Societe vandoise des sciences naturelles. Vol. XXII. No. 95, 96. do. „La Murithienne" Societe valaisanne des sciences naturelles. Bulletin pro 1884 Band 13. „ 1885 „ 14. „ ,, 1886 ,, 15. Leipzig, Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. Bericht der mathemathisch - physischen Klasse. 1886 Supplement. do. Museum für Völkerkunde. Bericht No. 14 1886. xxvm Leipzig, Naturforschende Gesellschaft. Linz, Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. Jahresbericht No 16. London, British Museum, do. Royal Society. Proceedings No. 251—258. Lüneburg, Naturwissenschaftlicher Verein. Jahresheft für ] 885— 1887. Lüttich, Societe geologique de Belgique. Proces verbal de I'assemblee generale du 21. Nov. 1886. Luxemburg, Institut Royal Grand Ducal de Luxemburg. Observations meteorologiques No. 3, 4. do. Societe Botanique du Grand -Duche de Luxemburg, do. „ des Sciences medicales du Grand-Duche de Luxemburg. Luzern, Schweizerische Naturforschende Gesellschaft. Magdeburg, Wetterwarte der Magdeburgischen Zeitung. Meteorologische Beobachtungen Jahrgang IV. für 1885. Mannheim, Verein für Naturkunde. Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Natur- wissenschaften. Moskau, Societe imperiale des naturalistes. Bericht 1886 No. 4. do. Meteorologische Beobachtungen der Landwirthschaftlichen Akademie 1886 2. Band. München, Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften, mathemathisch- physikalische Klasse. Sitzungsbericht 1886 Heft II. Münster i. W. , Verein für Wissenschaft und Kunst. Zoologische Section. Neapel, Reale Academia delle scienze fisiche e matematiche. Rendiconto anno XXV. No. 4—12. Indice alfabetico delle opere f. 1 — 155. Neuchat el, Societe Helvetique des sciences naturelles. Bulletin Band XV. New- York, American Museum of natural history. Nürnberg, Naturhistorische Gesellschaft. Abhandlungen Band VIII. 1886. Offenbach, Verein für Naturkunde. Osnabrück, Naturwissenschaftlicher Verein. Passau, Naturhistorischer Verein. XXIX Philadelphia, Academy of natural sciences, Proceedings 1886 II. III. 1887 I. do. Wagner fi-ee Institute of science. Transactions Vol. 1. 1887. Pisa, Societa Toscana di Scienze naturali. Prozessi Yerbali Vol. V. Prag, Königlich Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften, do. Naturwissenschaftlicher Verein „Lotos" Jahrbuch 35. Eegensburg, Naturwissenschaftlicher Verein. 40. Jahrgang. Reichenbach i. V., Verein für Natiu'kunde. Mittheilungen Heft V. Reichenberg i. Böhmen, Verein der Naturfreunde. Riga, Naturforscher - Verein. Rio de Janeiro, Museum nacional. Archiv Band VI. 1885. Rom, Reale Accademia dei Lincei. Atti Vol. II. Heft 11, 12. „ HI. 1. Sem. Heft 1-13. „ in. 2 „ „ 1-3. Memoria della classe di scienze fisiche matematiche e naturali. Vol. I. 1884/85. do. Biblioteca nazionale centrale Vittorio Emanuele. Bolletino delle Opere moderne Straniere. 1886 No. 5, 6. „ Judex. 1887 No. 1. Seh äff hausen, Schweizerische entomologische Gesellschaft. Tri est, Societa adriatica di Scienze naturali. Bolletino Vol. X. Washington, Smithsonian Institution. Report pro 1884 II. „ 1885 I. Wernigerode, Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Wien, Kaiserl. Königl. Naturhistorisches Hofmuseum. Annalen Band I. Heft 4. „ „ II. „ 1 3. do. Kaiserl. Königl. Akademie der Wissenschaften. Jahrgang 1886. 25—27. 1887. 1-19 XXX Wien, Kaiserl. Königl. geolog-ische Reichsanstalt. Verhandlungen 1886. 15—18. 1887. 1—11. 13. do. Kaiserl. Königl. Zoologisch - Botanische Gesellschaft. Verhandlungen Jahrgang 1836. 36. Band. „ 1887. 37. „ I. II. Wiesbaden, Nassauischer Verein für Naturkunde. Jahrbuch. Jahrgang 40. W ü r z b u r g , Physikalisch - Medicinische Gesellschaft. Sitzungsberichte Jahrgang 1886. Zürich, Naturforschende Gesellschaft. Zwickau, Verein für Erdkunde. Jahresbericht für 1886. do. Verein für Naturkunde. ->-<3$^- Die Bodenverhältnisse von Magdeburg -Neustadt und deren Einflnss anf die Bevölkerung. Nebst Karte. Von Professor Dr. Sclireiber. Boden -Yerkältiiisse von Magdeburg -Neustadt. Die Bodenverhältnisse von Magdeburg-Neustadt und deren Einfluss auf die Bevölkerung. NebstKarte Von A. Schreiber, Magdeburg. Die eigenartige Beschaflfenlieit des Untergrundes von Magdeburg-Neustadt lässt sieb nur schwer deuten, wenn man denselben nicht im Zusammenbange mit dem Schichtengefiige der Altstadt Magdeburg betrachtet. MagdeburgmitseinennacbSüdenundNorden sieb vorstreckenden St adtt heilen ruht über den in grösserer oder geringerer Tiefe anstehenden massigen Felsschichten, welche die Grenzscheide zwischen dem nördlich vom Harze befindlichen Hügellande und der grossen norddeutschen Tiefebene bilden. Die nörd- liche Grenze dieses Felsengrundes wurde beim Bau der fiir die Berliner Bahn im Norden von Magdeburg-Neustadt an- gelegten Eibbrücke aufgedeckt. (Siehe Karte.) Vier auf dem rechten Eibufer getriebene Bohrlöcher weisen die Schichten der Culm-Grauwacke, welche im Süden von Magdeburg-Neu- stadt und im Norden von Altstadt Magdeburg überall in Brunnentiefe erreicht werden, bei 5 — 8 m Tiefe nach. Im Eibbett w^urden diese Felsmassen unter einer 5 m mächtigen Schicht von Diluvialkies und Grünsand aufgefunden, und auf dem linken Eibufer lagerte eine Decke von nur 4,5— 6 m Mächtig- keit über denselben. Mit allen Bohrlöchern gelangte man zunächst auf eine 0,8 m mächtige Gesteinsschicht von schiefriger Textur; demnächst auf feste kleinkörnige Felsmasse von grauer Färbung. Dieser die Nordgrenze der Culm-Grauwacke bildende Höhenrücken hat eine nur geringe Breite. Als 1 — 2 — Breitendurclimesser desselben kaun die Entfernung von der Brücke bis zum Neustädter Hafen gelten, wo er in niclit beträcbtlicher Tiefe auftaucht. Da diese unter Magdeburg-Neustadt und dem nördlichen Theile von Magdeburg- Altstadt durch Steinbrüche und Brunnen erreichten Grauwacken-Felsen sich sowohl nach N wie nach S zu in unerforschte Tiefen verlieren, dagegen in nordöstlicher, dem Harze parallelen Richtung über Hundisburg und Althaldens- leben hinaus bis Flechtingen an vielen Punkten zu Tage treten, so lassen sie sich als nördlichsten Flügel einer Mulde deuten, dessen südlichsten der Harz bildet. Ueber dem tieferen Grunde derselben konnten sich die jüngeren Formationen ab- lagern, welche die für uns so werthvollen Einschlüsse von Steinsalz und Kohle bergen. Nach N zu stürzt dieser Felsen- kamm so jäh ab, dass er jenseit der äussersten Grenzschicht, welche die Eibbrücke trägt, innerhalb des weiten Gebietes der norddeutschen Tiefebene nicht mehr erreicht worden ist, während er bei seinem Einfallen in südlicher Richtung in einiger Entfernung vom Südrande der Stadt, bei Ottersleben noch bei 574 m Tiefe durch ein Bohrloch nachgewiesen werden konnte. Der felsige Untergrund von Magdeburg-Neu- stadt hat die Form einerMulde, deren nördlichen hervorspringenden Rand der oben genannte an der Eibbrücke befindliche Höhenrücken bildet, deren südlicher, an vielen Punkten durch Stein- brüche und Brunnenanlagen aufgedeckter Rand innerhalb der Neuen Neustadt vom Neustädter Begräbnissplatze und der Lorenzstrasse begrenzt wird, und der innerhalb der Alten Neustadt unter der Agnetenstrasse der Oberfläche sich am meisten nähert. (Siehe Karte.) Der Norden der Neustadt liegt daher über einer thalartigen Vertiefung des Felsen- grundes, aus welcher nur an einer Stelle, Karlstrassen- und Nachtweidenstrassen-Ecke, das Gestein kuppenformig — 3 — auftaucht. (Nachtweidenstrasse 55 ist es nur 6,50 m, Nachtweidenstrasse 71 7,25 von der Oberfläche entferat.) Aus der kämm förmigen Erhebung, welche den südlichen Muldenrand bildet, ist das Gestein durch Brüche bis vor wenigen Jahren gewonnen ; auch der letzte von ihnen, welcher an den Neustädter Kirchhof gren/i, wird im Laufe verhältniss- mässig kurzer Zeit eiogeebnet sein. Dem Geologen bot derselbe früher ein anziehendes Bild der Formation, weil die Schichten bis zu der ansehnlichen Tiefe von 18 m abgebaut waren, und noch heute kann man die mächtigen unter 3ß^ nacli SSW einfallenden Bänke, welche unter einer 5 m starken, aus Diluvialsand und Tertiärgrünsand gebildeten Deckschicht anstehen, deutlich erkennen. Die innerhalb dieser Zone belegenen Brunnen mussten fast ausnahmslos ihr Wasser im Felsen suchen ; derselbe steht an in der Neuen Neustadt Breiteweg 1 bei 5,50 m Tiefe, in der Lorenzstrasse 2 bei 3,50 m. In der Alten Neustadt Agnetenstrasse 23 bei 4,50 m, Agnetenstrasse 31 bei 7 m, Sieversthorstrasse 14 bei 5 m, Rothenseerstrasse 4 bei 5,50 m, Weinhofstrasse 9 bei 5,50 m, Rogätzerstrasse 42 bei 6 m. Bis zur Tertiärzeit ragte diese durch eine breite Meeres- strecke vom Harze getrennte Grauwacken-Insel über die sie umspülenden Meere der Dyas-, der Trias-, der Lias- und der Kreide-Formation empor, und erst in der Tertiärzeit wurden alle beckenartigen Vertiefungen des in dieser Periode vom Meere überdeckten Felsen- grundes mit dem Grünsande, dem in der Magde- burger Gegend bekannten Tertiärgliede des Mittel-Oligocän, ausgeebnet. Dieser ausserordentlich feinkörnige, an Glimmerschüppchen und Kalktheilen arme Sand verdankt seine grüne Färbung Eisenoxydul- Verbindungen; er färbt sich daher beim Erhitzen roth. Obwohl der Grün- sand durch geringen Wasserdruck gehoben wird^ ist er doch gleich dem Thon ein schwer durchlässiges Material, da das Wasser an den staubartig feinen Körnchen adhärirt und die 1* — 4 — nur geringen Zwischenräume des Sandes gänzlich ausfüllt. Diese Thatsache hat für Magdeburg-Neustadt eine besondere Bedeutung, da die Mehrzahl seiner Brunnen aus dem Grün- sande ihr Wasser entnimmt. Zahlreiche Versteinerungen, welche dem Grünsande un- mittelbar über den Höhenrücken der Culm-Grauwacke ein- gebettet sind, zeugen dafür, dass ein reiches Leben das Meer erfüllte, welches diesen Sand sich absetzen Hess. Da die Ueberreste einer untergegangenen Fauna der Tertiärformation im Grünsande, der durch den Betrieb der Neustädter Stein- brüche aufgedeckt wurde, vollständig erhalten sind, so wurde dieser Punkt vor 20 — 30 Jahren eine der Wissenschaft sehr werthvolle Fundstätte für Petrefacten, einer Epoche der Tertiär-Formation, des Mittel-Oligocän. Die Decke des Tertiärsandes bilden ver- schiedene Schichten der Diluvial-Epoche: Unmittel- bar über dem Grünsande lagert eine Schicht abgerundeter, aus Skandinavien stammender Geschiebe, welche im NO des Stadt- theils durch Eisenoxydhydrat zu einer festen Platte verkittet sind. Diese kaum 0,50 m starke Schicht wird an fast allen Punkten der Neustadt von Thon überlagert^ welcher im Osten der Neuen Neustadt und im mittleren Theile der Alten Neustadt ohne andere, sandige Diluvial-Bildungen un- mittelbar unter dem Lehm auftritt. In dem nördlichen Vor- lande der Neustadt ist diese Thonschicht so mächtig, dass das hier belegene detachirte Fort bis zur Grabensohle in dieselbe eingeschnitten werden musste, und dass ein in nordwestlicher Richtung von demselben ausgeführter Bohr- versuch diese Schicht 13 m stark antraf, und den felsigen Untergrund der Culm-Grauwacke erst erreichte, nachdem die den Thon unterlagernde 30 m mächtige Grünsandschicht durchsenkt war. Nach Süden zu flacht sich diese Thonschicht allmälig ab, erreicht jedoch noch am nördlichen Rande der Neustadt, z. B. Breite Weg 90, Kastanienstrasse 12, die immerhin — o — beträchtliche Mächtigkeit von 7 m. Weiter südlich ist die Thonschicht überall von einer Sand- und Kiesschicht über- lagert, welche an einigen der am weitesten von der Grenz- linie der Thonregion entfernt liegenden Punkten 3 m misst. Diese eigenartige Bildung des Untergrundes der Neustadt macht erklärlich, dass die Kanäle der Kastanienstrasse, Nachtweidestrasse und Heinrichsstrasse in Thon, in letzterer sogar bis 6 m Tiefe, eingeschnitten werden mussten. Das geognostische Interesse fordert nicht, besonderes Gewicht dem Umstände beizumessen, dass im Norden der Neustadt Thon, im Süden derselben Sand und Kies als Diluvialschichten vorwiegend vertreten sind; es ist aber der Umstand, ob Thon oder Sand den Untergrund bildet, für die Gesu ndheits- Verhältnisse der Bewohner, für Fundamentiren der Gebäude und Anlage von Kanälen von so grosser Bedeutung, dass doch wohlbegründet erscheint, die Bodenschichten bis auf Grundwassertiefe im NO und SW von Magdeburg-Neu- stadt vergleichend zusammenzustellen: Dem nordöstlichen und östlichen Theile, der eigentlichen Thonregion von Magdeburg-Neu- stadt, gehören an: Die nördlichste Spitze des Breiten Wegs jenseit der Kastanienstrasse, Breite Weg 90: Humus 1,50 m. Lehm und Kies . . . 0,50 „ Thon 7,- „ Grünsand. Kastanienstrasse 12. Kastanienstrasse 4. Humus 1,— m. Humus 1,50 m. Lehm und Sand . . . 0,50 „ Lehm und Kies . . . 0,50 „ Thon 7,— „ Thon 6,— „ Grünsand. — 6 — Alexanderstrasse 8. Humus 1,— m. Lehm und Sand . . . 0,50 „ Thon 6,50 „ Grünsand. Heinrichsstrasse 6. Humus 1, — m. Lehm und Kies . . . 0,50 ,, Thon 5,50 „ Grünsand. Alexanderstrasse 1. Humus 1,— m. Lehm und Sand . . . 1, — „ Thon 5,50 „ Grünsand. Heinrichs-Platz Humus 1,— m. Lehm und Kies . . . 1,— „ Thon 7,— ,, Grünsand. Schmidtstrasse 43. Humus 0,50 m. Lehm und Mergel . . 0,50 „ Thon 6,50 „ Grünsand. Der nördliche Theil der Morgenstrasse: Morgenstrasse 37. Morgenstrasse 38. Morgenstrasse 10. Humus . . 1,— m. Humus . . 0,75 m. Humus . .1,— m, Lehm U.Sand 0,50 „ Lehm U.Kies 0,50 „ Lehm u. Sand 1,— „ Thon . . . 7,— „ Thon . . . 6,50 „ Thon . . . 5 — „ Grünsand. Grünsand. Grünsand. Hohe Strasse 16. Hohe Strasse 4. Humus 1,25 m. Lehm und Sand . . . 0,50 „ Thon 7,— „ Grünsand. Humus 1,25 m. Lehm und Sand . . . 0,50 ,, Thon 6,— „ Grünsand. Der östliche Theil der Fabrikenstrasse. Fabrikenstrasse 2. Humus . . . . . . 1,35 m. Lehm und Kies . . . 1,50 „ Thon 5,50 „ Grünsand. — 7 Nachtweidestrasse in ihrer nördlichen Hälfte. Nachtweidestrasse 71. . . 1, — m. . . 0,75 „ Nachtweide 65. Humus Lehm und Kies . . Thon 5,— „ (3rrünsand 0,50 „ Grauwackefelsen. Nachtweide 59. Humus 1,25 m. Lehm und Kies . . . 0,50 ., Thon 6,— „ Grünsand. Lehm und Sand Sand .... Thon .... Grünsand. 0,50 2,50 4- Nachtweide 55. Humus 1, — m. Lehm und Sand . . . 1, — „ Thon 5, — „ Grünsand 0,50 ,, Grauwackefelsen. Nach Süden zu verengt sich das eigentliche Thongebiet, von der Wasserkunststrasse gehört ihm nur ein kleiner Theil an, z. B. in Wasserkunststrasse 10 beträgt: Humus 1,25 m. Lehm mit Sand , . . 0,50 ,, Thon 4,50 ., Grünsand. Dagegen überwiegen bereits in der westlich belegenen Nachtweidestrasse 31 und in dem nicht sehr entfernt öst- lich belegenen Punkte No. 22 der Wasserkunststrasse die sandigen Schichten den Thon. In der Alten Neustadt wird die Thonregion von der Hohe Pforte-Strasse einerseits, von der Schiffer Strasse und Ottenberg-Strasse ander- seits begrenzt; östlich von den beid en letztgenannten Strassen ist der diluviale Thon bis Brunnentiefe vollständig durch sandige Schichten ersetzt. Sieversthorstrasse 16. Sie versthor Strasse 14. Humus 1,— Lehm und Sand . . . 0,50 Thon 2,50 Grünsand ],— Grauw^ack efe I sen . Humus 1,25 m. Lehm und Sand . . . 0,50 „ Thon 3,— „ Grünsand 1, — „ Grauwackefelsen. 8 — Weinbergstrasse 5. Humus 1,— m. Lehm und Sand. . . . 1,50 „ Thon 5,— „ Grünsand. Endeistrasse 1. Humus 1, — m. Lehm und Sand . . . 1,50 „ Thon 4,50 „ Grünsand. Weinbergstrasse 16. Humus 1,— m. Lehm und Sand . . . 1, — ,, Thon ....... 5,— „ Grünsand. Endeistrasse 7. Humus 1,50 m. Lehm und Kies . . . 1,50 „ Thon 5,— ., Grünsand. Westlicher Theil der Moldenstrasse No. 4 Humus . 1,- Lehm und Sand . . . 1,- Thon . . 5,- Grünsand. In dem Grenzgebiet der Thonregion verringert sich die Thonschicht auf 4—2 m Stärke, und meist stellen sich als unmittelbare Deckschicht zwischen Lehm und Thon 1 — 3 m Sand und Kies ein, im östlichen Theile der Alten Neustadt verdrängen diluviale sandige Schichten den Thon gänzlich. Umfassungsstrasse 34, im N an der Grenze des Thon- gebietes. Humus 1, — m. Lehm und Sand . . . 0,50 „ Sand 1 — „ Thon 4,- „ Grünsand. Umfassungsstrasse 1, an dem südlichsten und von der Grenze des Thongebietes am meisten entfernt gelegenen Punkte. Humus 1,25 m. Lehm 1, — „ Sand 1,— „ Kies 1,50 „ Thon 1,— „ Grünsand. — 9 Dazwischenliegende Punkte der Umfassungstrasse. Umfassungsstrasse 30. Humus 1,25 m Lehm und Kies . . . 0,50 „ Sand 1,50 „ Thon 2,- „ Grünsand. Charlottenstrasse 6. Umfassungsstrasse 12. Humus 1, — m. Lehm und Sand . . . 1,— *,, Sand 2,— „ Thon 2,-- „ Grünsand. Humus . . . Lehm und Sand Sand .... Thon .... Grünsand. 1,25 m. 1 - „ 1,50 , Neubaldensleber- strasse 6. Humus . . 1,— m. Lehm u. Sand 0,50 „ Sand . . . 2,50 „ Thon ... 3,— „ Grünsand. Luisenstrasse 1. Humus . . 1, — m. Lehm u. Sand 1,50 „ Sand . . . 1, — ,, Thon . . . 2.50 „ Grünsand. Neuhaldensleber Strasse 15. Humus . . Lehm u. Kies Sand . . . Thon . . . Grünsand. Luisenstrasse 10. Humus . . 0,75 m. Lehm u. Kies 1,50 „ Sand . . 1,25 m. 0,50 „ 3 2,50 " Neuhaldensleber- strasse 24. . 1,35 m. Humus . . Lehm u. Kies Thon . . . Grünsand. 1- Thon . . Grünsand. 1,50 9 _ Feldstrasse 2. Humus . . 1, — Lehm u. Sand 0,50 Thon . . . 3,— Grünsand. Ritterstrasse 11. Humus 1, — m. Lehm und Kies . . . 0,50 „ Sand ....... 2,— „ Thon 2,— „ Grünsand. Moritz-Platz 1. Humus 1,50 m. Lehm und Sand . . . 0,50 „ Sand 1,— „ Thon 2,— „ Grünsand. Leopoldstrasse 1. Humus 0,75 m. Lehm und Sand . . . 1,50 „ Thon 3,50 „ Grünsand. Nicolai-Platz. Humus 1, — m. Lehm und Kies . . . 1,50 „ Thon 3,50 „ Grünsand. 10 Ankerstrasse 7. Humus 1,25 m. Lehm und Kies . . . 0,50 „ Sand 2,- „ Thon 2,— ,, Grünsand. Hospitalstrasse 5. Humus 1,— m Lehm und Sand . . . 1,50 „ Sand 1,50 „ Thon 2,50 „ Grünsand. Mittagstrasse 2. Humus . . . Lehm und Kies Sand .... Thon .... Grünsand. Mittagstrasse 10. 1,— m. Humus 1,50 m. 0,50 „ Lehm 1, — „ 1,50 „ Sand 2,— „ 2," „ Kies 1,— „ Thon 1,— „ Grünsand. Mittagstrasse 17. Humus 1,— Lehm und Sand . . . 0,50 Sand 3,50 Thon 1,— Grünsand. Mittagstrasse 30. Humus . . . Lehm und Sand Sand .... Thon .... Grünsand. 1" 0,50 2,50 2,- Lorenzstrasse 2. Humus 1,— m. Sand und Thon . . . 2,— ,, Grünsand 0,50 „ Grauwackefelsen. Breite Weg 45. Humus . . 1,50 m. Lehm u. Sand 0,50 ,, Sand ... 2,— „ Thon . . . 2,50 „ (irünsand. Breite Weg 33. Breite Weg 25. Humus . . 1,50 m. Humus . . 1,25 m. Lehm U.Kies 1,— ,, Lehm u. Sand 0,75 „ Thon . . . 4,50 „ Thon . . . 3,50 ., Grünsand. Grünsand. Breite Weg 16. Humus . . 1,50 m. Lehm U.Kies 1,— „ Thon . . . 3,50 ,, Grünsand. Breite Weg 4. Humus . . 1,50 m. Lehm u. Sand 0,50 „ Thon . . . 2,50 „ Grünsand. Breite Weg 1. Humus Lehmu. Sand 1, — ,, Thon ... 2,— „ Grünsand . 1,50 ,, Grauwackefelsen. — 11 — Südlicher Theil der Nachtweidenstrasse : Nachtweidenstrasse 31. Humus 1,25 m. Lehm und Kies . . . 1,— „ Sand 3,50 „ Thon 2.— „ Grünsand. Nachtweidenstrasse 16. Humus 1,— m Lehm und Sand . . . 2,— „ Thon 3,— „ Grünsand 2,— „ Grauwackefelsen. Südlicher Theil der Morgen- Südlicher Theil der Schmidt- strasse: strasse. Morgenstrasse 6. Schmidtstrasse 49. Humus 1,25 m. Humus 0,50 m. Lehm und Kies . . . 1, — „ Lehm und Sand , . . 1,— „ Kies 3,— „ Lehm und Kies . . . 2,— „ Thon 2,- „ Thon 3,- „ Grünsand. Grüusand. Oestlicher Theil der Wasserkunststrasse No. 22. Humus 1,50 m. Lehm und Kies . . . 1, — „ Kies 3,— „ Thon 1,— ,, Grünsand. In der Alten Neustadt gehören der Thonregion nicht mehr an : die Agnetenstrasse , die Verbindungsstrasse zwischen der Neuen Neustadt und Alten Neustadt: Agnetenstrasse 23. Agnetenstrasse 38. Asnetenstrasse 31. Humus . . 0,50 m. Humus . . 1, — m. Lehm u. Sand 0,50 „ Lehm u. Sand 0,50 „ Thon . . . 2— „ Sand . . . 2,— „ Grünsand . 1,- Grauwackefelsen. Thon . . Grünsand. 3,- Humus . . 1,— m. Lehm u. Sand 0,50 „ Thon ... 3,— „ Grünsand . 2,50 „ Grauwackefelsen. Am Weinhof 5. Humus . . . Lehm imd Sand Thon .... Grünsand. 1,50 m. 0,50 „ 2,- „ Am Weinhof 9. Humus 1,50 m. Lehm 0,50 „ Thon 2,— „ Grauwackefelsen. 12 Ottenbergstrasse 1. Ottenbergstrasse 7. Ottenbergstrasse 29. Humus . . 1,— m. Humus . . 1,50 m. Humus . . 1,25 m. Lehm U.Sand 2,50 „ Lehm u. Sand 1,50 „ Lehm u. Sand 1,50 „ Thon . . . 1,50 „ Kies ... 2,— ,, Kies . . . 2,- „ Grünsand. ^ , .^ ,^ Oestlicher Theil der Molden- Schifterstrasse 10. ^1-. Strasse 11. Humus 1,50 m. Humus 1,50 m. Lehm und Sand , . . 1,— ,, Sand 2, — „ Thon 2,— „ Kies 3,— „ ' Griinsand. Rogätzerstrasse 42 Rogätzerstrasse 3. Rogätzerstrasse 11. imfern der Wasser- kunststrasse. Humus . . 1,75 m. Huraus . . 1,50 m. Humus . . 2,— m. Sand u. Kies 3,— „ Sand u. Kies 4,— „ Sand u. Kies 4,— „ Grauwackefelsen. Rothenseerstrasse 4. Humus 1,50 m. Lehm und Sand . . . 1,— „ Thon 1, — ,, Kies 2,— „ Diese in langer Geschäftstliätigkeit von dem Herrn Brimnenmeister Müll er- Neustadt mit grosser Sorgfalt ge- sammelten und mir zu wissenschaftlicher Verwerthung über- lassenen Beobachtungen, welche mit den Ergebnissen der von mir selbst beobachteten Bohrversuche übereinstimmen, lassen erkennen, dass der Untergrund von Magdeburg - Neu- stadt hinsichtlich der Diluvial-Bildungen die grösste Mannig- faltigkeit aufweisst. Den Schlussstein aller Thon- und Sand- schichten bildet die 0,50—1 m mächtige, gleich- massig über den Boden der Neustadt, der Magde- burger und ganzen Börde-Gegend verbreitete Lehmschicht, welche die 0,75 — 1,50 m starke Humusschicht trägt. — 13 — Der Lehm bildet ein innig gemischtes Material, dessen Ablagerung allmälig stattfand; dafür zeugt auch hier wie in der übrigen Umgebung Magdeburgs der Umstand, dass die unteren Schichten meist ein schwereres, gröberes Material aufweisen, welches sich früher als der Lehm absetzte. In der Neustadt sind die tiefern Lehmschichten sehr sandhaltig, andernorts bildet häufig eine zollstarke Geschiebeschicht die Grenzscheide zwischen dem Lehm und den darunter an- stehenden Gebilden. Da Magdeburg-Neustadt im Laufe der Zeit voraussicht- lich bis zum Ufer der Elbe sich erstrecken wird, und d a a n dem linken Eibufer Magdeburg der Bau eines Hafens in Aussicht genommen ist, so erscheint wohl begründet, die Bodenverhältnisse des Eib- ufers an der für uns wichtigsten Stelle zwischen der Eisenbahnbrücke und dem pr oje ctirten Hafen kurz in Betracht zu ziehen. An der Eibbrücke wiesen vier auf dem rechten Eibufer aus- geführte Bohrversuche die Grauwackenschichten in einer Tiefe von 5— 8 m nach; im Eibbett wurden dieselben unter einer 5 m mächtigen Schicht von Diluvialldes und Grünsand aufge- funden, und auf dem linken Eibufer lagerte eine Decke von nicht mehr als 4—6 m Mächtigkeit über der Felsschicht. Um eine genaue Kenntniss des Felsenrückens zu erlangen, welcher die Pfeiler der neuen Brücke tragen sollte, wurden zahlreiche Bohr^ersuche angestellt, welche ergaben, dass der- selbe eine nur geringe Breite hat. Auf Grund dieser schon vor 17 Jahren gewonnenen Erfahrung vermag man sich zu erklären, weshalb von den vier auf dem projectirten Hafen- terrain vor wenigen Jahren ausgeführten Bohrlöchern keins den Felsen erreichte, und w^eshalb auf dem noch weiter süd- lich gelegenen Terrain der Gasanstalt bei Erbauung des Gasbehälters No. 6 in ca. 4 m Tiefe nur Kies, nicht Grün- sand oder Grauwacke, vorgefunden wurde. An der Eisenbahnbrücke ist der Culmsandstein von einer 0,3 bis 3,5 m mächtigen Grünsandschicht überlagert; nur 14 zwei Bohrlöcher am rechten Elbuter trafen die Felsschichten unmittelbar unter dem Diluvium anstehend. Die Diluvialdecke besteht überall, auch im Bette der Elbe, nur aus Grandschichten, welche viel Quarzgeschiebe von Wallnussgrösse , an den Kanten abgerundete Stücke grosskörnigen Granits mit blassrothem Felspath und schwarzem Glimmer, wenig Feuerstein und einige Grauwackengeschiebe enthielten. Den Lehm und lehmhaltigen Sand, welche Bodenarten in der Neustadt und deren weitester, dem Inundationsgebiete der Elbe nicht mehr angehörenden Umgebung als Decke aller diluvialen Bildungen sich finden, hat die Elbe fortge- spült und dafür an günstigen Absatzstellen mit Eibsand und Schlick den Diluvialkies überdeckt. Auch in der Hafen- Kegion scheint dasselbe Verhältniss obzuwalten. In dem 8 m tiefen, ca. 90 m von der Eisenbahngienze entfernten Bohr- loch I, welches bei einer Terrainhöhe von ca. -[- 3,40 m über dem Nullpunkt des Magdeburger Strompegels angesetzt ist; bei Bohrloch II (ca. 25 m entfernt, 8 m tief bei einer Terrainhöhe von ca. -]- 3,10 m) ; bei Bohrloch III (ca. 25 m entfernt, 8 m tief bei einer Terrainhöhe von + 2,95 m) ; bei Bohrloch IV (ca. 70 m entfernt, 9 m tief bei einer Terrain- höhe von -[- 3,55 m) fanden sich unter der Rasendecke und dem Humus, feiner Sand, darunter folgend gröberer Sand, feinerer KieS; dann gröberer Kies. Den Grünsand erreichte nur ein einziges, das der Eisenbahnbrücke am nächsten ge- legene Bohrloch I bei ca. 8 m unter Terrain. An der Eisenbahnbrücke selbst hatten in früheren Jahren beim Bau derselben die Bohrversuche folgende Resultate ergeben: 1) 5 m nördlich von der Bahnlinie auf dem Eibheger unterhalb der Leitbuhne zwischen der Strom- und Alten Elbe stiess man bei 3 m Tiefe bereits auf Grauwacke, welche nur von Kies, nicht von Grünsand überdeckt war. 2) 5 m südlich von der Bahnlinie auf dem Sandheger, dicht am rechten Eibufer, fand man die Grauwacke erst bei 6,30 m Tiefe, überlagert von 1 m Grünsand und 5^30 m Kies. — 15 — 3) 30 m nördlich von der Bahnlinie auf dem linken Ufer, im Agneswerder, waren zunächst 2,30 m starke Eib- bildungen, von 3 m Kies und 3,30 m Grünsand und schwarzer Thon zu durchsenken, ehe man auf Grauwacke stiess. 4) Auf dem rechten hohen Eibufer bei 3,30 m Terrain- höhe, südlich von der Bahnlinie, traf man unter 1,60 m Eib- sand und einer Schicht von 6 m Kies bei 7,60 m Tiefe die Grauwacke, welche hier eine 0,65 m starke, schiefrige Deck- schicht aufwies, unter derselben aber dicht und fest war. Die bedeutungsvolle Frage: „Welchen Einfluss hatte der Boden auf die Gesundheits Verhältnisse der Bewohner von Magdeburg-Neustadt", verlangt als nothwendiger Schluss- stein der vorstehenden Ausführung eine eingehende Behand- lung; da allgemein bekannt ist, dass die Neustadt vor ihrer Vereinigung mit Magdeburg eine abnorm hohe Sterblichkeit aufwies, welche sich durch die gewöhnlichen, auf die Gesundheit der Bewohner schädigend einwirkenden Verhältnisse, nicht erklären lässt. Das Kaiserliche Gesundheitsamt brachte diese bedenkliche und räthselhafte Thatsache am 9. April 1886 dem Magistrate der Stadt Magdeburg gegenüber zur Sprache und regte eine Erörterung der Frage nach den Ursachen der grossen Sterb- lichkeit an. Es führte hierbei aus: „Seitdem im Juli v. J. die Veröffentlichungen monat- „licher Nachweisungen über die Sterblichkeitsvorgänge „in den deutschen Städten mit 15000 und mehr Ein- „wohnern eingeführt worden ist, hat Neustadt- „Magdeburg mit einer Sterbeziffer von 55,4 — „50,5—39,9—42,0—52,2 auf Tausend Einwohner „nahezu ausnahmslos diezahlreichstenTodes- — 16 — „fälle aufzuweisen gehabt. Nur im November „V. J. erreichten dieselben eine grössere Höhe in Königs- „berg i./Pr. und nur im Februar d. J. ist die Ziffer in „Neustadt unter 30 % gesunken. Ebenso sind in Neu- „stadt - Magdeburg während des Jahres 1884 (1. Ver- „öflfentlichung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes 1885 „IL No, 25) mehr Personen 446,4 %oo gestorben als „in allen übrigen Städten. Die abnormen Verhältnisse „scheinen auch nicht so sehr in einer übergrossen §äug- „lings-Sterblichkeit, als namentlich auch in einer ge- „steigerten Sterblichkeit der älteren Bevölkerungklassen, „speciell der Erwachsenen zum Ausdruck zu kommen. „Unter den einzelnen Todesursachen, welche im Jahre „1884 besonders hervortraten, sind neben den akuten „Erkrankungen der Athmungsorgane die Infectionskrank- „heiten, Masern, Keuchhusten, Diphtherie und Croup, „und in erster Linie Unterleibstyphus aufzuführen, welcher „letzterer in keiner anderen der 172 einschlägigen Städte „mit gleicher Heftigkeit geherrscht hat, wie in Neustadt- „Magdeburg." In wie weit ist für diese so gewichtigen Thatsachen, welche von der obersten Sanitätsbehörde unseres Landes auf- gedeckt und klar dargelegt sind, ein Grund in den Boden- Verhältnissen und in den Umständen, welche durch dieselben unmittelbar bedingt sind, zu finden? 1) Da den Untergrund von Magdeburg-Neustadt schwer durchlässige Schichten der Culm-Grauwacke, des Grünsandes und des Thones bilden, so kann sich das Grundwasser von dem hochgelegenen westlichen Vorlande, welches sich bis zu dem mehr als 1 Meile entfernten Hohen -Warsleben bereits um mehr als 50 m erhebt, nach dem tiefer, im Osten der Neustadt gelegenen Eibeinschnitte nur langsam bewegen. Dasselbe wird bereits an der Westgrenze der Stadt durch die von oben aus Senkgruben und Gossen eindringenden Substanzen verunreini2:t und hätte daher im Osten der Stadt — 17 — nicht mehr als Genussmittel Verwendung finden dürfen. Durch chemische Analysen ist dieser Thatbestand im Laufe der letzten Jahre festgestellt, und auf Grund dieser Unter- suchungen sind die öffentlichen Brunnen in der Alexander- strasse, Wilhelmstrasse, Morgenstrasse, Petersstrasse, und in der Alten Neustadt in der Ottenbergstrasse geschlossen. 2) Da das schwer durchlässige Material der oben genannten Schichten: Grauwacke, Grün- sand und insbesondere der Thon die Wände der Brunnen bilden, so entweichen aus denselben nicht leicht und schnell solche schädigenden Substanzen, welche von oben her hineingelangt sind. Dieses Eindringen aus Gossen und Senkgruben in wenig veränderter, der Gesundheit schädlicher Form, kann über- all da leicht geschehen, wo die 0,50 — 1,0 m starke Humusdecke und eine nur 0,50 m mächtige Lehmschicht ohne weitere sandige Zwischenlagen den Thon überlagern; denn hier bildet die leichte Decke nur ein unzureichendes Filter-Material für die von obenher eindringenden verunreinigenden Stoffe. Diese Thatsache erhellt aus einer übersichtlichen Vergleichung aller öffentlichen Brunnen der Neustadt untereinander: Die Neustadt hat 17 öffentliche Brunnen; von diesen beziehen 7 ihr Wasser aus dem Grünsande, welclier ausser der Thonschicht noch eine 1 — 2 m mächtige Sandschicht und Kieslage und eine 1,50 m starke Lehm- und Humus- schicht als Decke tiiigt; 8 gehören der S. 5 — 8 behandelten Thonregion an ; 2 liegen nur Avenige Meter von der letzteren entfernt. — Auf Grund amtlich angeordneter chemischer Untersuchungen sind, ohne dass eine Kenntniss des Unter- grundes entscheidend gevv^esen ist, von den 10 Brunnen, welche sich innerhalb der Thonregion befinden, oder doch dicht an dieselbe grenzen, 6 geschlossen; von den 7 Brunnen, welche nicht in eine Thonschicht gesenkt sind, oder welche über der Thonschicht ausser Lehm und Humus noch eine 1 — 2 m mächtige Sand- und Kieslage führen, ist keiner 18 geschlossen. Dafür, dass das Wasser sämmtlicher Brunnen, durch die von der Oberfläche herstammenden Einflüsse stark beeinträchtigt wird, spricht deutlich genug der über- reiche Chlorgehalt aller Brunnenwasser der Neustadt; eine Untersuchung im Jahre 188() ergab den wechselnden Gehalt von 11,74 Gramm in 100 Liter AYasser des einen Weinhofs- brunnens und 56,94 Gramm in 100 Liter Wasser aus dem Brunnen der Morgenstrasse. Der unheilvolle Einfluss des untauglichen Brunnenwassers war den BeAYohnern der Neustadt in früherer Zeit unbekannt, und als man die Gefahr ahnte, fehlten die richtigen Mittel zur Abwehr derselben; denn die Neustadt besass vor ihrem Anschlüsse an Magdeburg keine andere der Gesundheit zu- trägliche Trinkwasser- Quelle; sie hatte zwar 1858 eine Wasserleitung angelegt, welche ihr Wasser aus der Elbe unterhalb Magdeburg entnahm. Das Wasser war anfangs unfiltrirt, später, als es aus einem Stollen mit Kiesfüllung entnommen wurde, roch es nach den Leuchtgas-Producten der benachbarten Gasfabrik, und in den letzten Jahren erwies es sich für jeden, selbst für den am wenigsten verwöhnten Menschen als Genussmittel ganz untauglich. Herr Dr. Hager aus Neustadt berichtet darüber im Montagsblatte des 3. Mai 1886: „Das Wasser stank, und stinkend gelangte es in unser „Kohrnetz; es stank so, dass es mitunter ekelerregend „wirkte, wenn man es nur in ein Glas schöpfte. Dabei „setzte es in den Röhren grosse Mengen Schlammes ab, „der dieselben so anfüllte, dass sie auf dem Durchschnitt „wie solide Körper aussehen.^' Dieser hier berichtete schlimme Umstand wirkte selbst dann noch lange schädigend fort, als der Neustadt das Magdeburger Leitungswasser geliefert wurde. Die Magde- burger Statistik IL Heft S. 33 enthält die Mittheilung: „Das jahrelang das R o h r s y s t e m der N e u- „stadt durch fliessende unreine Wasser hatte — 19 — „dieses selbst zu einer Ausgangsstätte weiterer „Unreinlichkeiten gemacht. Anorganische Ab- „lageriingen überkrusteten die Innenflächen der Rohr- „wandungen und Beimischungen organischer Reste er- „zeugten darin einen Nährboden für Lebewesen ver- „schiedenster Art, welche auch das neu aufgenommene „reine Wasser wieder schädlich beeinflussten." 3) Die Thonschicht, welche im NO-Drittel von Magdeburg den Hauptbestandtheil des Untergrundes bildet, wirkt in Folge ihrer geringen Durchlässigkeit für diesen Stadttheil noch in einer andern Hinsicht nachtheilig; sie lässt nämlich die atmo- sphärischen Niederschläge, sobald sie zu reichlich erfolgen, nicht in die Tiefe dringen, sondern zu nahe unter der Erd- oberfläche sich anhäufen. Die unmittelbare Folge dieser Anstauung des Grundwassers ist, dass die über der Thon- sohle liegenden Keller des NO-Stadttheils, soweit derselbe noch nicht kanalisirt ist, sich mit Wasser füllen. Solche Zustände, welche nicht allein häufig genug während des Winters, sondern auch in nassen Sommern eintraten, mussten für den Gesundheitszustand der Bewohuer unzuträglich sein. 4) Der Lehm, ein inniges Gemenge von Thon und feinem Quarzsande, bildet eine gleichmässige, meist 0,70 m starke Deckschicht, welche den in der Kriegszeit verarmten Erbauern der Neustadt in den ersten Decennien dieses Jahr- hunderts als wichtigstes Material für ihre Bauzwecke gedient hat. In der Vorderfront haben die meisten der in den Nebenstrassen auch jetzt noch zahlreich vorhandenen Häuser Feldbrand als Steinmaterial, in den Zwischenwänden Luft- steine, welche durch Lehm verbunden sind; die Giebelseite bilden Luftsteine. In manchen Frontwänden sind in buntem Gemisch Luftsteine, Feldbrand und Bruchsteine zu bemerken. Das nur 2— 3 m hohe, oft mit der Sohle unter dem Strassen- Niveau liegende Erdgeschoss trägt Erker- Wohnräume. Manche dieser Wohnungen haben noch schlechter construirte Hinter- häuser, die eine dichte Bevölkerung bergen (z. B. in der 20 Charlottenstrasse) ; auch sind diese Häuser meist nur zur Hälfte unterkellert, — In dem porösen Baumaterial musste der Lehm naturgemäss seine Eigenschaft bewähren, aus dem Boden und der eingeschlossenen Luft Wasser aufzunehmen. (Wie hoch die Feuchtigkeit in den Wänden aufgestiegen ist, lässt sich im Frühjahr, ehe die Häuser neu getüncht und gestrichen sind, an den welligen Linien, welche bis an die Mitten der Fenster reichen, erkennen.) Der schädigende Einfluss solcher Häuser würde zweifellos schon früher sich bemerkbar gemacht haben, wenn nicht sämmtliche Strassen der Neustadt sehr breit angelegt und luftig wären, und wenn gegen die Ungunst dieser Wohnstätten nicht Gärten, welche den Häusern zugelegt sind, ein heilsames Gegen- gewicht gebildet hätten. 5) Die auf dem Lehm ruhende 0,50 m starke Humusschicht, welche man in den Magdeburger Strassen längst beseitigt hat, ist in der Neustadt noch fast überall vorhanden. Vor 40—50 Jahren hatte die Neustadt noch keine Gossen; selbst die Umgebung des Rathhauses wurde von Effluvien einer Weissgerberci überschwemmt, für deren übermässige Anhäufung Abhülfe nur darin bestand, dass sie sich weithin verbreiten konnten und hierbei theils verdunsteten, theils in den Boden ein- sickerten. Erst in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts erhielt die Neustadt Gossen. Man schnitt dieselben in schnur- graden Linien ein und nahm keinen Anstand, dieselben sogar dicht an den Rändern der überwölbten Strassen- brunnen, deren Umgebung bei ihrer Anlage gelockert ist, vorüber zu führen. Vor 25—30 Jahren waren nur der Breite Weg und die Mittagstrasse mit Pflaster versehen; erst später erfolgte die Pflasterung der übrigen Strassen in der Weise, dass man bis in die letzten Jahre die Humusdecke nicht entfernte, sondern nur so viel herausnahm, um die Steinlage anbringen zu können. Die vom Fahrdamm a-enommene Erde diente — 21 — zum Theil clazu^ den Fuss^teig zu erhöhen. In Folge dieses Verfahrens sind die kleinen Häuser mit ihrer Sohle unter das Strassen-Niveau versenkt, und unmittelbar unter dem Pflaster befindet sich eine mit organischen Substanzen über- füllte, Zersetzungsprozessen zugängliche Humusschicht. 6) Um voll zu bemessen, welchen Einfluss die geologischen Verhältnisse auf den Gesundheitszustand in Neustadt geübt haben, darf man nicht allein das eigenartige Verhalten der Erdschichten für sich berücksichtigen, sondern man muss auch ihr Verhalten als Gesammtmasse auf dem Flächenraume zwischen der Westgrenze der Neustadt und der Elbe in Betracht ziehen. Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet muss als bedeutungsvoll in erster Linie hervorgehoben werden, dass die Diluvialschichten den tieferen felsigen Untergrund voll- ständig ausgefüllt und eingeebnet haben, und nur nach Osten zu dem Absturz der Grauwacke folgend, sich einsenken. Die nachstehenden Zahlen mögen beweisen, wie vollständig diese p]inebnung sich vollzogen hat: Die Terrainhöhe (über dem Nullpunkte des Amster- damer Pegels, beträgt innerhalb der Neuen Neustadt an der westlich belegenen Umfassungsstrasse . in gleicher Höhe am Breiten Wege .... an der Ankerstrasse an der Morgenstrasse von hier ab westlich bis zur Nachtweidestrasse flacht sie sich allmälig ab bis .... flacht sich dann stärker bis zur Schrote ab auf Nur sehr gering erscheinen die Terrain-Unter- schiede, wenn man die Neustadt von ihrer Nordgrenze nach Süden zu bis zur Mittag- strasse durchmisst; die Terrainhöhe des Breiten Wegs an der Kastanienstrasse ist 51,42 an der Mittagstrasse 51,28 Auf diese grosse Entfernung beträgt die Differenz der Terrainhöhen nur 0,14 51,05 m, 51,42 „ 51,07 „ 51,90 , 50,40 „ 46,58 „ Diese Zahlen, welche für das Verkehrsleben so günstig erscheinen, lassen erklären, wie schwierig anderseits für die Bewohner war, die Schmutzwässer aus den Strassen der grösseren, westlich belegenen ebenen Fläche zu entfernen. Die Flüssigkeit stagnirt in den offenen Gossen der nicht kanalisirten Strassen, ver- dunstet, und über der concentrirten Flüssigkeit entstehen im Sommer vegetabilische Gebilde. Vor 20 — 30 Jahren führte man, um diesem üebelstande zu begegnen, an beiden Seiten des Breiten Weges Kanäle entlang, welche aber wie die Gossen, welche sie ersetzen sollten, bis zur Mittagstrasse kaum nennenswerthen Fall haben, und überdies so niedrig sind, dass sie nicht begangen und von Menschenhand gereinigt werden können. Es ist daher selbstverständlich, dass in denselben reichlicher Schlamm sich ansammelt, welcher die auf- gesogenen flüssigen Abfallstoffe in Fäulniss übergehen lässt. An diese Kanäle, w^elche bei ihrer unzulänglichen Einrichtung noch nicht einmal dem Bedürfnisse des Breiten Weges genügen, schlössen sich nachträglich andere einzelner Nebenstrassen an, welche unter denselben Uebelständen leiden und die des Breiten Wegs verschlimmern. An demselben Fehler, an zu geringem Fall-Verhältniss, leidet auch der Kanal, welcher die Abwässer der Hohe Pforte- Strasse in der Alten Neustadt aufnimmt. Zuerst bei Anlage der nach Osten zu führenden Kanäle haben die Fall- Verhältnisse gehörige Würdigung gefunden. Die obigen Ausführungen ergeben als Resultat, dass die B 0 d e n - V e r h ä 1 1 n i s s e schädigend auf die Gesund- heit der Bewohner eingewirkt haben; denn in den dichten Erdschichten des Untergrundes verdarb ihr Trinkwasser, und das Wasser aufsaugende Material der Oberfläche machte die älteren Wohnstätten, welche daraus hergestellt sind, ungesund. — 23 — Es lässt sich mit Sicherheit erwarten, dass jetzt, da die Neustadt mit Magdeburg* verbunden ist, der in zweiter Linie angeführte Uebelstand alhnälig schwinden wird. Eine rege Bauthätigkeit, wie solche in den letzten Decennien die Alt- stadt Magdeburg gänzlich umzugestalten vermochte, wird in Neustadt die unzulänglichen Wohnstätten beseitigen, und man wird Mittel finden, den Grundwasserstand zu regeln und die Schmutzwässer aus der Nähe der Wohnungen zu entfernen. Der unter 1 und 2 aufgeführte Uebelstand, dass die Neustadt kein br au chbares Genusswasser besass, ist bereits in Folge des Vertrages, welcher die Einverleibung der Neustadt in den Kommunal- Verband Magdeburg für den 1. April 1886 fest- setzte, dadurch schnell beseitigt, dass man das Neustädter Wasserleitungsrohr System an das Altstädter System ansc bloss. Man kann also jetzt schon nach l^/g Jahre langer Beobachtungszeit fragen: Hat die Beseitigung dieses Uebel- standes bereits den Einfluss gehabt, der Neustadt den traurigen Ruf zu nehmen, dass seine Sterblichkeitsziffer in der ver- gleichenden Bevölkerungsstatistik der deutschen Städte stetig am höchsten stand? Die Frage hat ihre hocherfreuliche Antwort auf Seite 32 und 33 des 2. Heftes der Magdebur- gischen Statistik gefunden; dieselbe lautet: „Es trat hier (bei Einverleibung der Neustadt) der „eigenthümliche Fall ein, dass eine ganze Stadt mit „vollständig durchgeführtem^ jahrelang in Betrieb befind- „lichem Rohrsystem gewissermassen mit einem Schlage „wesentlich anderes als das bisher verwendete Wasser „in Gebrauch nahm. Der Erfolg war ein überraschender. „Die kühnsten Hoffnungen hatten sich nur „auf eine allmälige Besserung richten „können; alle Erwartungen übertreffend trat „dieselbe sofort ein. Schon der Januar brachte ,die £:e£:en die früheren Jahre ausserordentlich niedrige — 24 — „Zahl von 93 Sterbefällen, während der December mit „128 Fällen noch um mehr als ein Drittel höher gestanden „hatte. Und diese Besserung hat sich, allerdings natur- „gemäss in mehr und mehr sich verringerndem Masse, „das ganze Jahr über ziemlich stetig fortgesetzt", (was an der betreffenden Stelle zahlenmässig festgestellt ist). Die geologischen Verhältnisse der Altstadt Magdeburg sind in Vergleich mit denen von Magdeburg-Neustadt als günstigere zu bezeichnen ; denn über dem felsigen Untergrunde lagert nicht undurchlässiger Thon, sondern mächtige Sand- und Kieslager, welche Feuchtigkeit und Luft eindringen lassen, bilden die Deckschicht. Ausserdem lässt sich als wesentlicher Unterschied hervorheben, dass bei Magdeburg das Ufer der Elbe von den sich stark abdachenden älteren Formationen, auf welchen die Stadt selbst ruht, gebildet wird, dass dieselbe also dicht an ihrem Stromgebiete liegt, während Magdeburg-Neustadt durch tiefgelegene jüngste Bildungen weit von der Elbe abgedrängt ist. — Gleich- wohl darf man hoffen, dass Magdeburg-Neustadt jetzt, da es mit Magdeburg vereinigt ist, sich in ungeahnter Weise entwickeln wird, und dass die Gesundheits-Verhältnisse seiner Bewohner recht bald keine Spuren mehr von den früher so schwer empfundenen Schädigungen erkennen lassen werden. Die Geometrische Reihe zweiter Ordnung von Adolf Hochheim. (Fortsetzung. Die geoietrische Reihe zweiter Ordnung von Adolf Hochheim. (Fortsetzung.) Sumination der geometrischen Reihe 2. 0. 11) Vorbemerkungen. a. Wertbestimmung des Integrals Je~^' cos 2kx dx. u Wir wenden zu dieser Bestimmung die Methode von Laplace an, d. h. wir reduzieren das Integral durch Üiife- rentiation bezüglich der Konstanten k auf ein anderes Integral, dessen Wert sich leichter finden lässt. Setzen wir das obige Integral = V und führen die angedeutete Difte- rentiation aus, so ergiebt sich CO dV i* -rrr^ — 1 2xe~^^ sin 2kx . dx. 0 Nach teilweiser Integration ist /2xe-^' sin;2kxdx = — e"^' sin 2kx+2k/e-^' cos 2kxdx. Da der Ausdruck — e~^^ sin 2kx sowohl für x = 0 als fiir X = oo verschwindet, so folgt oo oo /2xe-^' sin 2kx dx = 2k Je-^' cos 2kx dx, 0 0 3* 28 oder bei Benutzung der oben angegebenen Bezeichnung, dV — r^ = 2kV, woraus sieb dk ' dV -^ = — 2k dk ergiebt. Durch Integration erhält man W = —(k^—lA) oder V == Ae"^' also JTe-^' cos 2kx dx = Ae-^l 0 Zur Bestimmung der willkürlichen Konstanten A haben wir k den Wert 0 zu erteilen und erhalten so A = Je-^Mx. o Der Wert dieses einfacheren Integrals lässt sich auf verschiedene Weise finden. Wir wählen hier denjenigen Weg, der am kürzesten zum Ziele führt. Wir multiplizieren dasselbe mit einem ihm gleichen Integral, in welchem y an Stelle von x gesetzt ist, und erhalten so Je--Mx.Je-^My = Jdx Je--(-^+y^)dy. 0 ü 0 0 Führen wir eine neue Variable t ein, indem wir xt statt y und xdt statt dy setzen, so nimmt das Integral die Gestalt JdxJxe-^'^^+t2)^t 0 0 an. Die Integration in Bezug auf x ergiebt oo 1 r dt 2 J l+t2 • 1 i- dt 1 Es ist nun ^ i -tjtt = ~^ ^^'^ (% = *)^ demnach oo 2J 1-1 t2 ~" 4* 29 Da dies aber gleicli dem Quadrat des obigen Integrals istj so ergiebt sich oo S' Durch Einsetzung dieses Wertes in die oben entwickelte Relation erhalten wir sonach oo ^e-^^ cos 2kx . dx = ^Yn . e-^l (46) b. Die Summe der unendlichen Reihe cos 2/^kx, vcos2(/?— l)kx, v2cos2(/?— 2)k, möge kurz durch -^ bezeichnet werden, also ^ = cos 2/^kx-|-v cos 2(/i— I)kx4-v2 cos 2(/?— 2)kx-;- +v^-i cos 2(('i~n4-l)kx-f Multipliziert man beide Seiten dieser Gleichung mit (2vcos2kx— v2) und ordnet die rechte Seite nach auf- steigenden Potenzen von v, dann erhält man (2v cos 2kx — v^) ^ = 2v cos2kx cos 2f^kx -L v2(2 cos 2kx cos 2(/?— l)kx— cos 2(/?kx)+ v3(2 cos 2kx cos 2(/?— 2)kx -cos 2(/i— l)kx)4- v4(2cos2kxcos2(/?— 3)kx— cos2(/?— 2)kx)^ . . . + v^(2cos2kxcos2(^— n+l)kx— cos2(/^-n-|-2)kx)-f . . . Subtrahiert man sodann diese Gleichung von der obigen und dividiert beide Seiten der so erhaltenen Relation durch den Koefficienten von ^, so ergiebt sich ^ cos2/ikx — vcos2(/?-fl)kx , 2^ ^ l-2vcos2kx-|-v2 • ^ ^' — 30 — 12) Die Siimmation nach Kummer. Nach dem Vorhergehenden ist Oü e-k' = -^ re-^'cos2kxdx, also e" ^''^' = -4= fe-^' cos 2kßxdx. Wird q statt e-^^ gesetzt, so geht diese Relation über in oo q^' = -^ fe-^' cos 2kßxdx, 0 worin k = |/ ? (—) ist. Demnach ergiebt sich q/5^_j_vq(/^-l)'+v2q(/^-2)^4-v3q(/^-3)^-f .... oo = -^= (e-^'(cos2k/5x+vcos2k[/^-l]x4-v2cos2kr/?-2]x-f .. 0 /4g>) .... -f v°-i cos 2k [/i— n-j-l] x+ . . .) dx oo _ 2 /^ _^.3 COS 2k/?x— V cos 2 (ß~\-l) kx ~ T/^ J ^ 1— 2vcos2kx+v2 ^^* 0 Für z = vq~^'^ erhält man daraus • l+zq+z2q4-f z^qM-. . . -Lz^-iq("-^)'+. . . (49a) 2q-.^' oo ' ^^-x2 COS 2/?kx— zq^^^ cos 2 (/^+1) kx ^^ J 1— 2zq2^cos2kx+z2q4/^ worin /S' eine willkürliche Grösse ist, aber der Bedingung zq^-'^ << 1 genügen muss. Erteilt man ß den Wert ^/g, so ergiebt sich — 31 für z = +1 : oo 2 r* ^2 cos kx— q cos3kx j .^^, . dagegen für z = — 1: i-q+q'-qM-. •• (— i)^~'q^^~'^'- • • • qiy^J l+2q cos 2kx+q2 ^ ^ Kummer benutzt ausserdem die Relation cos 2 iß—l) kx+v cos 2 (/^— 3) kx+v^ cos 2 {ß—b) kx+ _ cos 2 (/^— 1) kx— V cos 2 (ß+l) kx 1 — 2vcos 4kx+v2 und findet mit Hilfe derselben oo 2q~'^' ^ _^, {cos 2 (/i— 1) kx— V cos 2 (/i?+l) kx) (50) /■ 1/rr ^ 1— 2V COS 4kx+v2 o Für V = zq^^ und /5 = 1 ergiebt sich daraus q+zq9+z2q25_rz3q49-f _ _2^ fe-^"^ i^-^q' I/tiJ 1 — 2zq^ CO ]/^7rJ 1 — 2zq^ cos4kx4-z2q^ 4 _ und wenn j/q statt q eingeführt wird, 4_ 4 4 4 ]/q + z ]/q9 + z2 iXq"'' + z^ j/q*^ +. -zq^cos4kx} ^^ (51a) _ 2V^ f e-^^ {l-zqcos2kx} (^^^,) T/^ J 1— 2zqcos2kx4-z2q2 "^^ *) Grelles Journal Bd. XVIL, S. 221. (51c) — 32 demnach für z = 1: Kq-f- Kq^ + |/?^ 4 •-fVq*^+ = oo 0 .. {1- 1— 2q -qcos2kx] cos 2kx4 q^ und fiir z = -. —1: 4 4 4 4 1/q — Kq' 4- Kq'^ — Kq'' 4 oo (51d) ^ 2|^ r,-.. {l+qcos2kx} I/ttJ l+2qcos2kx-!-q2^^- >" 13) Wir benutzen diese gewonnenen Resultate, um die Summen der oben erwähnten Reihen zu bestimmen. Zu diesem Zwecke setzen wir in (49a) wj/'y für z und ],/ y für q ein, dann erhalten wir ^-g, 1, g, y, -wy^+i) = l-{-wy+w2y3-| w^y^-' w*yi<^- (52) _ 2y-^ 1/ OO ~l I g_x-2 cos 2(:?kiX — wy'^+i cos 2(/i-| Ijk^x ^ ^ 1— 2wy''+-i cos 2kl x|w2y 2/5+1 ^' wo kl =: ]X| /(-) ist, oder für ^ = ^'o: oo 2 r* _^.2 coskjX — wycos3kiX , ^ ]/7r^y'/«J ^ 1— 2wycos2kiX "w^-^ Die Summe dieser Reihe können wir auch bestimmen mit Hilfe der Relation (51b), indem wir beide Seiten der- 4 _ selben durch |/^q dividieren und w für z, dagegen Y ^ für q einsetzen. Auf diese Weise erhalten wir *) Grelles Journal Bd. XVII., S. 222. — 33 — 14-Wy-|-W2y3_i_-^3yG_L'\y4ylO_i_ oc = -1^ fe---^ (1— w|/ycos2k,x) (53a) V^ttJ l-2w]/'y cos2kiX+w2y Setzen wir hier w = 1, so ergiebt sich : i+y+y'+y''+y"'-l- • • • • |/a J 1-21/y cos 2k,x+y ' dagegen für w = — 1 : i-y+y='-yH-y'''-y"i- • • • • j/TTt/ 14-21/5^ COS 2kl x-[-y ^ Die Summen der Nachbarfunktionen von g=oo lassen sich ebenfalls mit Leichtigkeit finden. Setzen wir nämlich in (53a) wy an Stelle von w, so erhalten wir ^(-g4-l, 1, g, y, — wy?+i) == g = co l+wy2+w\v^+w3y9+w4yi4-|- .... (n-l) (n+2) ....+w-^y 1-2 +.... (1— wy'/2 cos 2k, x) ^^ (o4a) _ 2_rv.. (i-w V '^% 1 — 2 wy*^/2 cos 2kl x+w ^^' ^ und daraus für w = 1: (11-1) (n4-2) i+y^+y^+y^+y^^+ . . . . +y '•' + oo j/^J 1— 2y'/2 (1— y'/2cos2kiX) ^^ (o4b) -2y^/2 cos2kiX+y^ — 34 — dagegen für w = — 1 : (n-l) Cn+2) 2 i* V' (l_|_y^/3COS2k,x) ^^ |/rr J l+2y'/2 COS 2kl x+y^ (54c) Wenn wir aber — fiir w einsetzen, so ergiebt sich fK-g-i, 1, g, y, — wy?+^) g = oo = l+w+w2y-(-w2y^+w^y^+ .... oo (55a) = '4t fe-- (y'/----wcos2k.x)^_ ^^ y 7t^ y — 2wy /s cos 2kl x+w ^ und daraus 2+y+y^+y^+y^«+ .... oo (55b) -"g f^.j/^^-<.s2K^ V^^l y_2yV2cos2kiX+l ferner y— y^+y"— y"+ 2ll: V ^Pg_..JyV2+cos2M)_^^_ ^^ y-f2y'/^2cos2kiX+l Um endlich die Summe der Nachbarfunktion ^/(— g, 2, g, y, — wy^+i) g=OG ZU erhalten, multiplizieren wir beide Seiten der Relation (54a) mit y, subtrahieren die so erhaltene Gleichung von (53a) und dividieren beide Seiten der Gleichung durch 1 — y. Vergl. Gleich. (19.) Auf diese Weise finden wir 1 4- (Izil!) wy +-^^:=^w2y3 + (LzZ!) w3y6+ . . . l—y ^ l_y ^ ^ l_y ^ ^ — 35 oo *g_i2 r 1— w]/^y cos2kiX 7t tJ dx. 5/ (56) y — wy/2cos2kiX ^ 1— 2wy /2cos2kiX+w2y3 In ähnlicher Weise lassen sich unter Berücksichtigung der Kelationen (21) und (22) sehr leicht die Summen der Reihen r^(— g+1, 2, g, y, ~wy^+i) und cp^—g—l, 2, g, y — wy^+O g==co g=oo bestimmen. Mit Hilfe der Gleichung (53a) können wir auch die Summe der mit R bezeichneten Reihe finden, indem wir q f statt w und q^-^ g^att y einführen und dann beide Seiten mit q multiplizieren. Es ergiebt sich auf diese Weise das Resultat : fn(n— 1)— 2n(n-2) q+q^+q^^-'+q'^-'-i-q''^-''+ • . . .+q ^^ + . . . . oo = Ja_ ^p-.^ (1-1/7 cos 2k,x) dx, V^tJ 1— 2K q' cos 2k2X+q' WO k, = ]/ ^ l ({) ist. Ferner lässt sich die Summe derjenigen geometrischen Reihe zweiter Ordnung bestimmen, deren Exponenten die Glieder einer ganz beliebigen arithmetischen Reihe zweiter Ordnung sind, M^enn wir w = q^~^, y = q^^ setzen; wir erhalten in diesem Falle l_j_qa+/?_|_^^4a+2,5_|_q9a+3,?_j_^ _ ^_|_q(n_l)2a4-(n-l)/5_^^ ^ oo ^ _ _L i e-^ (l-q^cos2k3x) ^^ (5^) K^J 1— 2q'^cos2k3X+q'^/^ ' wo kg = I / ^H~~) i^^' (57) — 36 — Nach (53a) ist 2 r*_^2 (1— wl/ycos2kix) rj 1 ViT^ 1— 2wl/y c()S 2kiX+w2y Diese Relation geht für w = rv über in l+rvy+r2v2y3+rSv3y6+r4v4yio_[_, , , dx. OO 2 i\_^. (l-rvKycos2k,x) ^^ I/ttJ 1— 2rvl/y cos 2kiX+r2v2y V dagegen für w =^ — in r OO Y / o r^ (1 l/ycos2k.x) -r-i"- K-J l-^V^ycos2k,x+py Durch Addition dieser beiden Gleichungen erhalten wir 'ö' 2+(>-+7)vy+(r^+~)v^y3+(rä+i)v'y«+(r*+^)v*y" (1 X ("-1)1^ 2_vl/y(r+i) cos 2k,x(3+v2y) CO 2 i^ ., +v^y(r^+^)+4v2ycos22kiX J 1-2. dx. ^''^ 1— 2vKy (r+^) cos 2kiX (l+v^y) +v2y (r2+l) + 4v2y cos^ 2k,x+ v^y^ Führen wir e^*^ für r ein und setzen demnach r-j— =e^^+e~^^ = 2 cos f/^, so geht diese Relation über in 37 (n-l)ii ....-(- v^~Y 1.2 cos(n — l)ff-\-, . . . V^y cos g) cos 2ki x (3+v ^y) 2v2ycos2 2kiX ^ (^^) •^ ^ dx. ^ 2_ P^_,. +Y^ycos_2y + I/tt I 1 — 4vl/^y cos^cos2kiX(l4-v2y) V +2v2ycos2r/' + 4v2ycos2 2kiX+v4y2 Subtrahieren wir dagegen die zweite Gleichung von der ersten^ so erhalten wir (i--7)vy+(r^-i)v2y3+(r3-^4)v3y6+(r^ -i)v^yio+ . ;. . (1 X (n-l)u ^.r J l_2yl/y(r+i vl/y(r-Y)cos2k,x(l+vy2) K.r ^ f l-2v Vy (r+-^) cos2k,x(l+v2y) + v2y(r2+l)+4v2ycos22kiX+y*y^ dx. Führen wir auch jetzt e^^ für r ein, so geht diese Relation, da e^'^ — e~~^5p = 2isinr/) ist, über in vy sin ^+v-y2 sin 2cp -\-y^j^ sin 3r/)-[- v\v^*^sin 4:cp -j- +v^-^y\2^ sin (n— 1) (p+ p,-..vT/y(l- y (l+v^y) sin (^p cos 2k^x — v^y sin 2 9} , (60) V7c^ 1 — 4vl/ y(l+v2y)cosr/)COs2kiX 0 +2v2ycos2r/)+4v2y cos^ 2kiX + v*y2 Mit Hilfe dieser beiden gewonnenen Resultate können wir mit Leichtigkeit die Summe einiger einfacheren Reihen bestimmen. Wir erhalten aus (59) für ^ = t ^^^ v = 1 : 38 — K2yß6— .... 4 ^. _^^ 1-1 1/2 1/y (3+y) cos 2k,x+2y cos^2k,x I/ttJ ^ l-2|/2l/y(l+y)cos2kiX+4ycos22kiX+y2 und für fp =^ Y' ^'"'^ -vJ-^^i 2 I_y3+yl«_y21+y36_y55+ . . . 2 (* 2 1— y(l— 2cos2 2kiX) ]/^J l-2y(l-2cos22k,x)+y2 dx. Dagegen ergiebt sich aus der Relation (60), wenn wir beide Seiten durcli q) dividieren und diesen Winkel dann unendlich klein werden lassen, für v = 1 : y+2y^+3y«+4yio+5yi5+.... (62a) ^_^ i^^_,2 _ yy (i+y) cos 2kiX— 2y ^ V7cJ l-4Ky(l+y)cos2kiX+2y(l+2cos^2kix)+y2 ^' ferner für ^ = -j: "K2y+2y3-|-l/2y6— l/'2yi5— 2y2i— l/2y28+|/2y^-'^-|- .... (62b) _ 4 ?-^_^, V,V2']/y(l+y)cos2k,x-y V^J 1— 21/2 l/'y(H-y) cos 2kl x+4ycos22kiX+y2 ' endlich für (p = -^ : y— y^+y'^—y^^+y*^— 7'*"+ 2 7\_,. Ky(i+y)cos2k,x ^^ ^^2^) "T^J' i-2y(i-2 2cos2 2kix)+y2 — 39 — Aus (61b) und (62c) erhalten wir 2 7' -x-2 1— y+l^(l+y) cos 2k,x+2j cos^ 2k, x , (63a) 0 ferner l-2y(l-2cos2 2kix)+y2 _ _2_ "^ _^, 1— y- ]/y (l+y)cos2kiX+2ycos^2kiX ^ (63b) ~ V^J ^ l-2y (1-2 cos^ 2k, X) +y2 "^^^ 0 Dagegen durch Vereinigung der Relationen (61a) und (62b) 1+1/2 y+y^-y^«— 1/2 yi5—y2i+y36-[-|/2y45-j-. . . _ _2_? 1 —V2y cos 2k, x+y cos 4k, x ^ (^^^^) 1/;^J ^ l-2|/2^ (1+y) cos 2k,x+4y cos22k,x+y2 ' "" und 1— y^— K2y«— yl0-fy21+]/2y28_|_y36_ _ ^ 7-^_^, 1-V^ (2+y) cos 2k,x+y (1+2 cos^2k,x) ^^ (ö^^) V"^J 1 -2l/2y (1+y) cos2k,x+4y cos2 2k,x+y2 Mit Hilfe der Gleichung (62a) können wir endlich die Summe einer geometrischen Reihe zweiter Ordnung bestimmen, deren Glieder mit den gleichstelligen Gliedern einer arith- metischen Reihe erster Ordnung multipliziert sind. Es ist nämlich a+ay+ay3+ay6+ayio+. . . 2 /* _^2 a(l— 1/y cos2k,x) ^_ Tg-xa ai^i— ;/y coszK,x; ^^ l/^r J 1 - 2]/7 cos 2k, x+y ' — 40 — ferner 2 i» dy+2dy3+3dy6+4dyio+. . d(]/y(l+y)cos2k,x-2y) ^^ j/ttJ l-4Ky(l+y)cos2kiX+2y(l+2cos22kiX)+y2 demnach a+(a+d)y+(a+2d)y'+(a+3d)y''+(a+4d)y'»+ . . . . (n-l)n ....+(a+(n-l)d)y^:^+.... (64) ^ ^ p^_,, ( a(l— Kycos2k,x) |/^J |l— 2Kycos2kiX + y d(Ky(l+y)c()s2k,x-2y) ] dx. l_4l/y(l+y)cos2kiX+2y(l+2cos22kiX)+y= 14) Die Summation nach Schlömilch. Nach der Entwicklung in 11) ist oo I e-^' cos 2k X. dx = V2 V^^"^'] 0 demnach 2 '^^ 77= i e-^^ (Ajr cos 2kx + A2r2 cos Gkx+Agr^ cos 10kx+... + Anr^cos2(2n-l)kx+ ) dx 0 =- Ai re-(^)-'+A2r2e-(3^) +A3 r^e-C^i^r + .... + Anr"e-[(2n-i)tf -I- Wird Ai = A2 = A3 -=.... = 1 gesetzt, ferner r = e"^-^') = q, so dass also ist, so nimmt die vorstehende Gleichung folgende Gestalt an 41 2 ~ 77=^ i e-^^ (q cos 2kxH-q2 cos 6kx+q3 cos 10kx+ 0 +q^cos2(2n— l)kx+ ) dx = ql+i- + q4+i-_j_q9+i+ .... +qn'^+i-+ .... Nach Ausführung der Summation der Reihe unter dem Integralzeichen ergiebt sich sodann 3/ 00 2q /^(l — q) /• x-i cos2kx .) e-\ .. ^^^^r .--.dx (65) Ytt J 1— 2qcos4kx+q2 0 = q + q^ + q^ + .... +q^'+.... Dagegen findet man, sobald man A^ = 1, A2 = — 1, Ag == 1, A4 = — 1 u. s. f. setzt : 0 q~q* + q' — q''+q'^--q''^ + ....(— l)^-'q^' + ....*) Schlömilch benutzt ferner die Relation — 1 1{1 — 2r cos z +r2) = r cos z + i r 2 cos 2z+ ^ r^ cos 3 z +. . . ., um die Summation einiger geometrischen Reihen zweiter Ordnung im weiteren Sinne auszuführen. Die Entwicklung der Resultate erfolgt ebenfalls mit Hilfe des bestimmten Integrals (46). Wird l/ l(^ l^^^i'^ durch k' bezeichnet, so haben dieselben folgende Gestalt: — 77-f p(l— 2r cos 2k' x + r^) e-^' dx 0 = rq+ 1/2 ^^q* + -J r3q9+ 1 r*qiö+ . . (m) (67a) =) Vergl. Schlömilch, Analyt. Studien L, S. 160 u. f. — 42 — und iiir r = 1: (67b) (67c) und (67d) 1 % — 77^ r l (2 sin k' x)^ e- ^' dx 0 Wird aber — r fiir r eingesetzt^ so ergiebt sich: 1 "^^ -^ p(l+2rcos2k'x + r2)e-^' dx 0 = rq — ^r2q4-|_|r3q9 — ir^qiß-i- 1 "^ 1-7-- p(2cosk'x)2e-^' dx = q-iq'+iq^-iq^'+....*) Die Summation nach Glaisher. 15) Vorbemerkungen. I. Bekanntlich ist 1 2z 2z 2z cot z = Diese Relation nimmt, wenn a/r für z eingesetzt wird, die Gestalt an 1 2a 2a 2a 7c cot ajT a 12— a^ 2^— a2 S^— a^ oder 2£i^~ 28^^"^* ^'^ = iizr^ + 2"2"ir^2+ pzr^2+- v woraus sich fiir a = bi _!_ _!L iw _ 1 _|_ 1 ■ ^ I " 2b2 2bi ~ P+b2 "^ 22+b2"^ 32+b2~^' • • ergiebt. Setzen wir in diesen beiden letzteren Gleichungen *) Vergl. Schlömilch, Aualyt. Studien I., S. 159. — 43 — statt der Cotangenten die entsprechenden Exponential- funktionen, so erhalten wir _^1 7ti e^^^+e-^^^ _ 1 , 1 , 1 (68a) 2a2 2a e^^^— e-^^^ 1^- a^ 2^— a^ S^—a^ und 1 7t e^^+e-^^_ 1 1 1 ■ (68b) 2b2 2b e^^— e-^^ l^-fb^. 22+b2 S^+b^ "' also wenn b^i an Stelle von a^ und b^ sjesetzt wird, Ttb (1— i) 7rb(l— i) 1 TT e V^^" +e V^ 2h^{ V2h(l-i)' ^b(l-ii ^b(l-i) (69a) ^ e V2 _e 1^2 und 12— bn ' 22— bn ' S^—hH jrb (1+i) ;Tb(l+i) 1 , TV e V2 +e ">'2 2b2i ^l/-2.b(l+i) "Mi+i) _^^b(l+i) (69b) e 1^2 _e Vä ' y2_i_K2; 1^ i^+bn ' 22+bn ' a^+b^ Addieren wir diese beiden Gleichungen und vereinigen dabei zugleich die gleichstelligen Glieder beider Reihen, so finden wir 7rb(l-i) — 7rb(l-i) 7t V. e 1^2 -f_e 1/2 l/'2b(l— i) * ^^(^— ^) -Trbg-i] e K"2 _ e >" 2 r 7rb(l-l-i) e V2 + e --Tb(l-hi)] 7 /^ j/2b (1+i) 7rb(l+i) e l/'^ — e -.-rbd+i) V'^ + ]2 22 22 144.54 ' 2^ + b4~^34+b^ ' ""' ^^. — 44 — oder wenn wir die Brüche auf der linken Seite vereinigen und statt der Potenzen rait imaginären Exponenten trigonometrische Winkelfunktionen nach der Moivre'schen Regel einfahren: ^ [e"^V^^ - ^--^V^^ -2sinMl/2)) _ 21/2 .b [e^V^ ^ e— H^^ -2cos(^b]/2)j Subtrahieren wir dagegen die zweite der obigen Gleichungen von der ersten und vereinigen ebenfalls die gleichstelligen Glieder der beiden Reihen, so gelangen wir nach Anwendung der Moivre'schen Regel zu dem Resultate: ^ e"V^ _ ^-.hy^ _^ 2sinCrbK2) _ J_ 2V2h^ *e"^^^ + e-"^^'^ - 2 cos(^bl/2) 2b^ 1.1.1 (70a) 14_i_b^ +24+b^~'" 3^ + b* "^ Einfacher gestalten sich diese gewonnenen Ausdrücke durch Einführung des hyperbolischen Sinus und Cosinus, wenn wir, wie es gebräuchlich ist, e^ + e~* = 2 cos ha und e^ — e""*^ = 2 sin ha setzen. Wir erhalten dann 7v sin h (^rb 1/2 ) — sin {7ühV2) 2l7f¥ cos~h(^rbV2)— cos(7rb|/^) l* + b^ 1 2*-fb* ' 5* + b^ und 7c sin h (Vrb ]/2 ) + sin {7vh\/ 2 ) 1 ^^^^^^^ 21/2 b^ cos h (rrb \^) — cos (.rbKä^ ) ~ 2b 14_(_b4 i 2^ + b* ' 3^ + b^ 45 II. Das Fourier'sche Theorem cos X cos2x cos3x 1^ + b^ + 22 + b2 + 32 + b2 ' 7r cosh{b(7r-x)} 1 ^'^^^ 2b siiih(7rb) 2b 2 bietet uns das Mittel, die Summen einiger ähnlichen Reihen zu bestimmen. Die Entwicklung derselben erfolgt in der- selben Weise, wie die der vorhergehenden. Wir begnügen uns daher damit, die Resultate hier aufzuzeichnen a. Wir erhalten für x = rr: 1 1 4__ ^ 1 ■ also 12_|_b2 22+b2 ' 32+b2 42+b2 ' •••• _ J^ _ ^ 1^ (7 la) . ~ 2b2 2b sin¥(^y l^—b2 2^-b2^32— b2 42-b2^' 1 7t 1 2b 2 2bi • sin h (7rbi) ' demnach 12 22 . 3^ 4'^ K2 b cos (7rbK2 ) — cos h (^rb 1/2 ) und b^ ^'4-- ^' ^' • 14_|_b4 2^+bi ' S'^+b* 4-^ + bi ' 2b 2 Y2h cos (7rbl/2) — cos h {7thV2) ß. Durch Differentiation der Gleichung (71) nach x erhält man: sin X ,2 sin 2x 3 sin 3x , _^7t sin h (b [>r — x] ) lH=T)^ 2HFb^ 3M^ ^'""^ sinh(7rb) ' (72b) und wenn x = ^ gesetzt wird : 1 3,5 TV p+b^ g.+b^ 52+b^ •-• 4-^,,^^) also 1 3 5 TT 1 12_b2 32—1)2 ' 52— b2 • • 4 Daraus ergeben sich: l.P 3.32 . 5.52 7.72 1^ + b^ 3^+b* ' 5^+b^ 7^+b* ^:^^^) _.. cosh(^)cos(^) ^ cosli(^)+cos(^) l.b2 3b2 . 5b2 7b2 cos h (^) f. und l* + b^ 3'^ + b'i ' 5^ + b^ 7^ + b^ a3b) __,, sinli(^)sin(2y|) f.. 2 • cosh(^) + cos(^) ;^. Integriert man beide Seiten der Gleichung (71), so ist: sin X , sin 2x , sin 3x , P + b- 272H^ 3(3M^ Tc sin h (b [tt — x]) ^ 1 ^ 2b2 siiTFpb) 2p~^2b2' und wenn x=^ gesetzt wird: 1 ^ 1 P+b2 3(32+b2) ' 5(52+b2) n 1 I ^ b(^'^) — 47 — ferner + 12— b^ 3(32— b^) ' 5(52— b2) TT 1 7t 4b2 „_ 1, /^bi\ 4b2' demnacli cos h (^) 1^ 3^ -+— ^^ .... a4a) l* + b B(3* + b-') ' 5(5* + b4) b^ b^ +_1^ .... (74b) 1* -V b'' 3(3* + b*) ' 5(5* + b*) cosli(^)+cos(^) 452" "" 2 b^^ d. Es möge die Gleichung (68b) von der bekannten Relation 14.1.1.1+ ^^1 12^^ 22^ 32^ 42^ 6 subtrahiert werden, dann ergiebt sich: 1 +__^^ + _J + .... \^ 09/02 1 U9\ ' Q2/.J2 I K2\ ' 12(12+b2) ' 22(22+b2) ' 32(32+b2) 7r2 1 7t cosh(7rb) "" 6b2 + 2b^ ~ 2b3 sinh(7rbj' ferner 12 1 1 12(12_b2) ' 22(22 — b2) ' 32(32— b^) 7t^ \ \7t cosh(7rbi)^ ^ "6b2 "^ 2¥ ~ 2b3 sinhpbi)' — 48 — also auch (75a) 12(i4_|_b4) + 2-'(2i+b*) "^ 3-(^^ + b*) "^ _ _1_ 7t smli(7rbl/2) + sm(/rb]/2) ~ ~2b^ 2j/2b3 cosli(.fbl/2) — cos(7rbl/2 ) ' b2 b2 b2 (75b) P(14_|_b^) + 2^(2^+b^) "^ 32(3*+b-^) "^ • ' ' * 7r2 __!^_ sin h (7rbl/^2^) — sin (/rb 1/2 ) '~6b^~'~ 2|/2b3 cos(^bj/2) — cosh(/rbK2) ' €. Subtrahiert man endlich von der Relation (71a) die Gleichung 12 22 "^32 42 + "~ 12' so findet man : ^ L___, __i .. I2(l2-fb2) 22(22 J-b2) ^ 32(3-' -fb-j • ' 9h4 "1" s) ~ 12b2 2b^^ 2b3 sinh(7Fb)' fei-ner 1 1.1 »:i\ + t>-/t^2 12(12- b2) 22(22 -b2) ' 32(32 — b2) 7r2 1 7t 1 12b2 2b4 2bn sinh(>fbi)' demnach 12 92 '^2 ^ - P(lH^ " 2^(2^ + b^) + 32(3^+b^) ~ • • • • 1_ _7t_ sinh(^l) cos (^) +cosh (0 sin (^|) ~ 2b'^ b3 1/f cos (7rb]/2 ) — cos h (TthV 2 ) — 49 -J^ b^__,^^^ (76b) smh(^) cos (^) - cos h {^) sin (^|) 12b2 b3|/2 cosh(7rbK2) — cos(7rbl/2) III. Es sei (77) i* sin/jx dx Wir differentiieren V wiederholt nach ß und erhalten sonach : CO dV _ r^os/^ ^^ (78) d/i und d^ ^ _ J-xsin£x ^ ^^ (79) d/:?2 Ja^ + x^ Multiplizieren wir nun die erste Gleichung- mit a^ und subtrahieren dieselbe sodann von der dritten, so ergiebt sich : oo du _ a.V = - i'^^^ dx - - '^ ' 0 Diese Relation lässt sich zur Bestimmung der Funktion V benutzen. Zu diesem Zwecke multiplizieren wir beide Seiten derselben mit dV und integrieren, so erhalten wir /dvy _ \dß/ dß/ 2 ' 2 also dV dß ^^v=^^ + ^ = o, ]/a2V^— ttV — 2^ und wenn wir die Integration noch einmal durchführen, — 50 — ß = ll (- I + a^V H-aj/a^V^ — ^V — 2-.^) + B. Durch eine weitere Entwicklung* dieses gewonnenen Resultates ergiebt sich: V= Je^^ + re-^'^ + ^, worin F und J willkürliche Konstante sind. Demnach ist auch dV und ^ az/e^/^ — aTe-^^ dp Man erkennt leicht, dass fiir /:? = 0 in (77) und (78) V = 0 und -z— zr= I ^ = — wird, und dass sich dem- 0 nach diese beiden Relationen zur Bestimmung der willkür- lichen Konstanten F und J verwenden lassen. Ausz/ + r+^ = Ound_/ — r— -^ =-0 ' ' 2a2 2a2 erhält man Durch Einsetzung dieser Werte gelangt man demnach zu den Resultaten: (80) 7'sjnßx^ ^ = ^ n - e-^fi\ 0 CO (81) rcos/?x .r ^^^ 0 oo (3,) J^dx = |e-a,*) 0 *) Vergl. Schlömilch, Analyt. Studien II., S. 94. 51 16) Die Summation. Nach dem Vorigen ist CX) ^q 2 racos/?x , e-a^ = ^ 1 dx. Es möge q statt e ^ und n^ für a eingesetzt werden, dann nimmt diese Relation die Gestalt an: '^ ~^J n^ + x^ ' 0 oder wenn wir für n der Reihe nach die Werte 1, 2, 3, 4 einführen, q^ + q^ + q^ + q^« + OG 2 /*/ 12 22 32 42 \ 0 Die Summe der Reihe unter dem Integralzeichen ergiebt sich, wenn wir in (70a) |/x für b setzen, demnach finden wir das Resultat: qi + q^ + q9 + qiß + .... sin h (7rl/2x) — sin (^rj/ 2x) cos /?x (^^) cos h (>rK2x) — cos (vr |/2x) 1/2^ 0 Nach (82) ist CX) _„ ,j 2 rx sin /Sx , e ^'^^ —I . , „dx. 0 Führen wir dieselben Substitutionen wie in der vorher- gehenden Betrachtung durch, so erhalten wir CXD 2 rx sin /?x dx. r? — und wenn wir n der Reihe nach alle ganzen positiven Werte erteilen, q^ + q^ + q' + q^' + ... oo 2 J'(irJ^+2iT^+ärilJ+4JT?+-)''^i"'^^-d=^ TZ 0 Unter Berücksichtigung der Relation (70b) lässt sich dieses Resultat auf die Form bringen qi + q^ + q^-> + qiß + .... T- f sin h (7r|/2x) + sin (^l/^2x) sin /5 x sin /? x| , [cos h (7rl/2x) — cos (7rl/2x) l/2x ^rx und wir erhalten sonach, da oo l'^^5i^ dx ^ % ^rx ist, (84) =-V.+ n q^ + q^ + q^ + q^« + .... sin h (7z]/2x) -\- sin (tt j/2x) sin ,^6 12,88 -0,02 12,66 +0,20 12,66 +0,20 13,08 -0,22 Oct. 5,95 5,98—0,03 5,98-0,03 6,03-0,08 5,86! +0,09 Nov. -2,47 -2,52+0,05 -2,54; +0,07 —2,391-0,08 -2,86 +0,39 Dec. -4,02 -3,93-0,09 —3,95—0,07 —4.04 '+0,02 -4,45 +0,43 Jahr 4,87 4,87i 0,00 4,88 i -0,01 4,80, +0,07 4,68 i +0,19 102 Ich übergehe hier die interessante Zusammenstellung der Correctionen, wie sie bei derselben Stundenverbindung sich an den einzelnen Orten für die verschiedenen Monate zeigen, um nicht zuviel Zahlenmaterial vorzuführen, und beschränke mich darauf, aus den vorhergehenden Tabellen gleich die an das Jahresmittel anzubringenden Correctionen zusammenzufassen. Wir erhalten die folgende kleine Tabelle: 8,2,8 7,2,9 6,2,10 Max. Min. Bern + 0,01 - 0,14 + 0,15 — 0,05 Wien + 0,10 - 0,10 + 0,07 - 0,10 Magdeburg- . . . -f- 0,02 - 0,16 + 0,11 + 0,12 Pawlowsk .... + 0,07 - 0,05 -f 0 12 + 0,26 Upsala 4- 0,00 - 0,01 + 0,07 + 0,19 ]\Iittel 4- 0,04 - 0,09 -i- 0,10 + 0,08 Hiernach kommen die aus der Verbindung der Stunden (8,2,8) abgeleiteten Mittelwerthe dem wahren Jahresmittel am näclisten, und es dürfte daher die Wahl dieser Beobachtungs- termine die günstigste sein. Allerdings ist die Berechnung der Tagesmittel fiir diese Stundencombination etwas ver- wickelter und es muss in den Sommermonaten, wie auf Seite 96 gesagt ist, das Maximum und Minimum der Tempe- ratur mitgenommen werden, während bei den anderen Ver- bindungen die Rechnung einfacher und für das ganze Jahr Wir können im allgemeinen sagen. dass ^'efundenen Correctionen die Beobachtungs- gleichmässig ist. bei der Kleinheit der termine (8,2,8), 7,2,9 und (6,2,10) einen Mittelwerth ergeben^ welcher dem wahren Jahresmittel hinlänglich nahe kommt,, um diesem gleichgesetzt werden zu können, dass dasselbe jedoch nicht von den Beobachtungen von Maximum und Minimum gesagt werden darf, wenn auch der Mittelwerth 0^08 klein genug ist, denn es ist in der letzten Tabelle eine stark zunehmende Abweichung gegen Norden hin zu erkennen^ welche die Anwendung der Verbindung von Maximum und Minimum in höheren geographischen Breiten als unstatthaft erscheinen lässt. — 103 — Nachdem wir so den Weg kennen gelernt haben, welchen man einschlagen muss, um im allgemeinen ohne Benutzung von stündlichen Ablesungen schon durch eine viel geringere Anzahl von Beobachtungen während des Tages zu einem hin- länglich genauen Werthe der mittleren Jahrestemperatur eines Ortes zu gelangen, wenden wir uns nun speciell zur Er- mittelung der Jahrestemperatur von Magdeburg. Während verschiedene Nachbarorte als Stationen des Königlich Preussischen Meteorologischen Instituts lange und zuverlässige Reihen von Beobachtungen besitzen, wurden in Magdeburg bis vor etwa acht Jahren, wo die Wetterwarte der „Magdeburgischen Zeitung" ihre umfangreiche Arbeit begann, of'ficiell gar keine meteorologischen Aufzeichnungen gemacht, privatim aber nur an unvollkommenen Instrumenten und zu solchen Terminen, die nicht geeignet sind, ein richtiges Tages- resp. Jahresmittel zu liefern. Was wir über die meteorologischen Verhältnisse von jMagdeburg in früherer Zeit wissen, verdanken wir 1) den Beobachtungen von Prof. Kote, welche derselbe in den Jahren 1824 bis 1864 gemacht^ in der „Magdeburgischen Zeitung" publicirt und originaliter in der Stadtbibliothek niedergelegt hat; 2) den Aufzeichnungen welche Optiker Walter unter Benutzung der Kote'schen In- strumente bis zum Jahre 1879 fortgesetzt hat. Daran schliessen sich dann die Beobachtungen der Wetterwarte, welche sämmtlicb zu den drei Stunden 8 a, 2 p und 8 p angestellt sind. Die Ableitung annehmbarer Mittelwerthe ftir die Tempe- ratur von Magdeburg nach dem A^orhandenen Material er- forderte jedoch noch manche langwierige Rechnung. Einmal waren die Beobachtungen selbst nicht zu solchen Tagesstunden angestellt, dass aus ihnen allein ein correctes Tagesmittel berechnet werden konnte, dann besasseu auch die Instrumente nicht eine derartige Aufstellung, wie sie bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft verlangt wird. Es war daher nöthig, für beide Fälle Correctionen abzuleiten, nach deren An- bringung man die in Magdeburg gefundenen Mittelwerthe 104 als wirklich für ]\Iagdeburg- g-ültig annehmen konnte. Im Jahre 1884 nnternahm Dr. Assmann die sehr verdienstvolie Arbeit und leitete für Magxlebiirg die mittlere Jahrestempe- ratur ab aus den Beobachtungen der letzten 50 Jahre. Es würde hier zu weit führen alle Manipulationen^ deren es bedurfte, annehmbare Mittelwerthe zu erhalten, im einzelnen anzuführen, es mag nur kurz erwähnt werden, dass nach den Orten Gardelegen und Bernburg einerseits, Salzwedel und Torgau andererseits die Temperatur für das dazwischen lieg'ende Magdeburg interpolirt wurde ; das Mittel aus den l)eiden für Magdeburg interpolirten und auf seine Seehöhe Teducirten Werthe der Temperatur gab, mit den hiesigen Beobachtungen verglichen, in dem Unterschiede diejenige Correction, welche an die Magdeburger Mittelwerthe aus den Beobachtungen der früheren Zeit anzubringen waren, um die w^ahre Tages-, Monats- und Jahres wärme zu geben Oftmals waren auch noch die schon an sich ungünstigen Beobachtungstermine für einige Zeit verändert, sodass noch eine andere Correction berechnet werden musste, welche die Ablesungen bei der neuen Stundencombination mit den Re- sultaten der älteren vergleichbar machte. Die folgende Tabelle enthält die Monats- und Jahres- mittel nach den Beobachtungen von 1834 bis Anfang 1888, sie umfasst also einen Zeitraum von vollen 54 Jahren. Bis 7A\m Jahre 188o inclusive sind die von Dr. Assmann ge- fundenen Mittelwerthe angegeben; um jedoch das bis jetzt vorhandene Material vollständig zu erschöpfen, fügte ich die für die letzten Jahre gefundenen Mittelwerthe noch hinzu und berechnete die Monats- und Jahresmittel von Neuem für den 54jährigen Zeitraum. Die Aenderungen, welche gegen die Mittelwerthe aus 50 Jahren sich zeigten, waren nur sehr gering und bewegten sich nur in Hundertsteln eines Grades. Es sei an dieser Stelle bemerkt, dass durchweg alle Tempe- raturangaben sicli auf das hunderttheilige Thermometer beziehen. Temperaturmittel des 54jälirigen Zeitrauinss von IB34 bis ine . 1887 in Celsiusyraden. Jahr § <^ 'rt s >—% ^ < rjT o > o i Jahr.- Mittel. 1834 3.1 1.3 3.7 7.6 15.5 18.7 22.4 20.0 16.5 10.6 1.9 2.1 10.28 1S35 0.1 2 9 3.4 7.7 11.8 15.3 19.0 18.0 16.6 9.2 —0.1 —0.2 8.43 1S3G — 0.7 1.3 7.1 7.7 10.6 18.3 17.0 16.6 13 0 10.6 0.3 1.2 8.58 1837 — 0.8 1.5 -0.9 5.8 11 5 16.9 17.2 18.9 13.4 9.2 4.1 0.8 8.13 1838 — 10.5 —4.4 3.0 5.7 11.8 15.6 17.5 14.2 14.5 7.1 2.0 0.0 6 37 1839 — 0.5 2.1 -0.1 4.7 11.8 17.6 18.9 16.8 15.6 8.6 5.2 0.1 8.40 1840 - 0.7 1.1 1.3 10.9 11.9 16.6 17 1 17 3 14.6 7.1 6.4 0.1 864 1841 - 1.1 —4.5 5.5 10 1 16.5 16.2 17.1 18.7 17.4 12.1 7.0 —3.7 9.28 1842 - 2.7 2.2 5.7 8.0 16.4 18.2 19.0 23.0 16.4 8.7 2.6 1.3 9.90 1843 2.1 3.6 4.0 11.1 12.4 16.8 18.5 20.0 15.7 9.9 7.0 2.9 10.33 1844 0.6 0.6 3.5 113 15 4 17.9 17.4 16.9 17.4 11.2 7.5 2.3 10.17 1845 0.7 —4.9 —3.3 11.6 12.6 19.8 20.9 17.8 15.2 11.2 8.0 -2.5 8.93 1846 2.7 5.3 8.6 11.1 14.0 20.7 210 21.8 17.1 12.0 4.8 3.7 11.90 1847 - 3.4 — 1.1 2.9 5.9 15.0 15.3 19 0 19.6 12.1 75 5.2 —2.7 7.94 1848 — 7.9 3.8 5.5 11.0 13.2 17.6 17.6 15.8 13.4 10.1 4.2 — 1.7 8.55 1849 — 1.7 3.9 2.7 7.7 13.2 15.0 16.0 15.3 13.5 8.0 3.0 0.9 8.13 1850 - 6.3 4.3 1.4 9.3 118 16.7 17.6 16.4 12.6 6.6 5,9 — 1.7. i 7.88 1851 1.8 1.5 3.6 9.1 8.5 15.2 17.1 17.7 12.2 10.7 1.9 1.5 i 8.40 1852 2.9 1.6 0.5 5.1 13 2 16.0 21.3 183 lil 7.9 6.8 2.0 ! 9.14 1853 2.8 — 2.3 —2.4 5.5 10.4 16.9 18.3 16.6 13.6 9.0 2.8 1.9 7.76 1854 0.1 0.5 3.7 7.6 12.2 14.8 18.5 15.9 13.6 8.6 2.0 — 1.4 8.01 1855 — 2.9 — 7.7 1.0 6.3 10.3 16.3 17.4 16.7 13.0 10.5 9 2 -2.9 6.68 1856 0.3 1.9 1.3 8.9 10 4 15.4 16.0 16.7 13.1 9.9 L6 -0.7 7.90 1857 - 1.8 0.2 3.1 7.6 12.3 17.1 19.0 20.2 16.2 10.5 3.5 -0.1 8.98 1858 — 1.3 -2.7 1.9 8.3 11.0 19.7 17.9 17.8 16.4 9.3 —0.1 -0.1 8.18 1859 2.2 3.8 6.7 7.6 13.2 17.9 121.3 19.5 14.8 9.7 3.8 2.4 1024 1860 2.5 -0.1 2.5 8.3 13.6 16.7 16.9 16.3 14.4 8.1 2.0 0.3 8.46 1861 - 5.2 4.2 6.0 7.1 10.3 19.0 20.1 18.3 14.4 10.2 5.5 — 1.4 904 1862 — 1.7 0.5 6.6 10.7 15.6 15.7 17.9 18.2 15.2 10.7 4.2 0.0 9 47 1863 3.5 3.9 5.3 8.9 12.6 16.4 16.3 190 14.0 11.0 4.8 2.9 i 9.88 1864 — 5.5 —0.4 4.8 7.0 10.9 17.1 16.3 14.8 13.4 8.9 2.4 —3 8 7.16 1865 - 0.5 —5.6 — 1.0 9.7 18.7 16.0 [22.1 17.3 16.3 10.3 6.7 1.7 1 9.31 1866 4.0 4.0 3.5 9.6 11.7 19.1 17.0 17.4 16.5 7.3 4.8 3.1 i 983 1867 - 0.6 4.8 1.7 8.0 12.3 17.4 17.0 17.7 15.0 9.2 4.0 — 1.6 1 8.74 1868 — 1.1 4.9 4.9 7.5 17.3 19.0 20.9 21,3 16.0 9.1 3.3 5.1 110.68 1869 0.2 5.3 2.1 11.2 13.7 14.5 19.4 16.0 15.2 8.5 3.5 -0.8 9.07 1870 0.7 -5.0 1.5 8.8 13.6 16.6 19.0 17.5 134 8.9 5.3 —5.0 ' 794 1871 — 6.4 —2.0 6.5 7.4 10.2 14 2 18.6 18.9 15.0 7.3 1.7 —2.8 1 7.38 1872 0.9 2.3 5 5 10.3 14.1 17.6 19.0 17.4 15.2 9.7 5.0 2.2 1 9.93 1873 3.7 —0.5 4.1 6.4 10 2 17.4 19.5 18.2 13.9 10.0 4.3 2.8 9.17 1874 2.9 1.5 4.3 9.7 10.2 17.0 19.7 16.2 16.5 11.0 2.3 — 1.1 9.18 1875 2.3 -3.9 1.0 7.7 14.0 18.6 19.2 20.5 14.3 6.6 2.7 — 1.3 8.48 1876 - 2.5 2.0 4.7 9.0 9.6 17.5 18.3 18.1 13.3 11.2 2.1 1.7 8.75 1877 3.0 2.9 2.8 6.9 10.9 19.3 18.4 18.2 11.3 80 6.9 1.4 917 1878 1.7 3.8 4.0 10.3 14.6 17.5 16.4 17.4 14.6 10.9 4.2 0.3 1 9.64 1879 — 2.6 0.6 1.5 6.8 12.0 17.0 J16.4 18.5 15.0 8.7 1.6 —5.5 7.50 1880 '— 1.3 1.3 4.2 9.9 12.6 16.7 119.3 18.1 15.3 8.1 4.1 3.3 930 1881 - 6.0 -0.5 -2.6 6.4 13.3 15.8 |19.6 16.5 13.0 5.6 6.3 1.5 7.41 1882 1.4 2.7 7.2 9.2 12.9 15.7 18.5 15.8 14.7 8.9 4.0 1.5 1 938 1883 - 0.1 2.4 — 1.5 6.9 13.4 17.8 18.2 17.1 14.8 9.7 4.9 1.8 1 8.78 1884 3.8 3.5 5.3 6.8 13.8 14.1 19.2 ,17.7 15.7 8.7 2.0 2.4 1 9.41 1885 — 3.0 3.0 3.1 10.8 1L4 18.1 18.4 15.3 13.9 8.1 2.1 0.5 8.46 1886 - 0.9 —3.2 0.6 9.9 14.1 15.8 17.7 18.4 16.6 9.7 5.7 1.5 8.84 1887 - 3.2 0.2 2.2 8.6 '11.2 15.9 !l9.3 16.5 13.9 6.5 3.8 0.5 7.95 iMittel aus 54 — 0.61 0.90 3.04 8.39 12.69 16.9618.4917.7614.68 9.20 3.88 0.29 8.804 Jahren 1 1 — 106 — Darnach ergiebt sicii für Magdeburg* ein normales Jahresmittel von 8*^,804. Das kälteste Jahr mit einer mittleren Temperatur von nur 6^,37 war dasjenige von 18o8; überhaupt reihen sich alle Jahre mit einer unterhalb der Normalen liegenden Mitteltemperatur in folgender Weise aneinander : 1838 mit 6,37 1849 mit 8,13 1855 V 6,68 1858 ,. 8,18 1864 r 7,16 1839 n 8,40 1871 r, 7,38 1851 « 8,40 1881 n 7,41 1835 V 8,43 1879 n 7,50 1860 „ 8,46 1853 r> 7,76 1885 « 8,46 1850 n 7,88 1875 T> 8,48 1856 ^ 7,90 1848 n 8,55 1847 11 7,94 1836 „ 8.58 1870 „ 7.94 1840 r 8,64 1887 ^ 7,95 1867 „ 8,74 1854 r 8,01 1876 n 8,75 1837 V 8,13 1883 V 8,78 Es bleiben also 28 Jahre in ihrem Mittelwerthe unter der Normalen, während in den übrigen 26 Jahren ein höheres Jahresmittel erreicht wurde. Und zwar trat im Jahre 1846 der höchste Werth von 11 ",90 ein, sodass sich als äusserste Schwankung der Jahresmittel der Werth von 5^,53 ergiebt. Bildet man nach der vorstehenden Tabelle die Unter- schiede zwischen dem höchsten und niedrigsten Monatsmittel, so erhält man die mittleren Temperaturschwankungen der einzelnen Jahre. Im Durchschnitt aus allen einzelnen Werthen finden wir für Magdeburg 2P,0, während die grösste Differenz der Monatsmittel im Jahre 1838 mit 28^,0, die kleinste mit 16^,0 im Jahre 1866 eintrat. Leider besitzen wir keine zuverlässigen Beobachtungen aus den früheren Jahren über die Extremwerthe der Tem- peratur, weil keine Ablesungen am Maximum- und Minimum- — 107 — Thermometer gemaclit sind. Wir müssen uns daher in dieser Hinsicht mit den Ergebnissen begnügen, wie sie aus den 7jährigen Beobachtungen der Wetterwarte folgen. Wir er- balten aus denselben die folgenden mittleren Werthe für die Extreme der Temperatur, die wir in den einzelnen Monaten im Durchschnitt erwarten dürfen. Mittleres Min. 1 Max. Januar -13,1 9,G Februar - 9,3 10,4 März - 8,1 16,7 April - 2,2 22,7 Mai 0,9 28,9 Juni 5,2 29,7 Mittleres Min. Max. Juli 7,8 33,7 August 6,3 30,5 September 3,3 27,8 October -1,9 19,3 November -5,9 14,0 December -9,0 10,3 Die absoluten Extreme liegen selbstverständlich noch viel weiter auseinander, die folgende Tabelle giebt die niedrigsten und höchsten Temperaturen an, die überhaupt in den letzten 7 Jahren vorkamen. Absolutes Min. Max. Januar —21,0 12,7 Februar -14,9 14,3 März —15,0 21,8 April -4,5 26,8 Mai -1,4 33,0 Juni 3,5 33,3 Absolutes Min. Max. Juli 6,0 35,6 August 4,1 33,4 September 0,8 33,2 October - 6,0 26,2 November -9,1 16,3 December -11,6 11,9 Die niedrigste Temperatur von — 21^,1 fällt in den Januar, die höchste von 35^,6 in den Juli, sodass für den Zeitraum der letzten 7 Jahre die äusserste Temperatur- schwankung bß^,l betrug. Bei der Besprechung der Minimal- und Maximal- t^mperaturen dürfte auch noch die Stunde ihres täglichen 108 Eintrittes nicht ohne Interesse sein. Denn so wie die höchste und niedrigste Jahreswärme nicht mit der grössten und kleinsten Sonnendeclination übereinstimmt, vielmehr sich erheblich verspätet, so stellt sich auch das tägliche Minimum und Maximum der Temperatur nicht zur Zeit der unteren und oberen Culmination der Sonne ein, sondern auch die täglichen Extreme treten je nach der Jahreszeit und der Bodenbeschaffenheit mehr oder w^eniger verspätet ein. Um einen genäherten Werth dieser Verspätungen" zu erhalten, wurde auf folgende Weise verfahren. Es wurden wiederum die schon anfangs erwähnten stündlichen Beobachtungen der Registrirapparate von Bern, Wien und Magdeburg benutzt, die Eintrittszeiten von Maximum und Minimum für jeden Tag notirt, aus jeder Reihe das arithmetische Mittel gebildet und so fiir jeden Monat die Stunde des mittleren Eintritts von Maximum und Minimum gefunden. So ergab sich 1) Eintritt des Maximums nach dem wahren Mittage. (In Stunden und Theilen derselben) Jan. Febr. März April Mai Bern . . 2,0 2,1 2,7 3,0 3,0 Wien . . 1,0 0,8 2,7 3,2 2,2 Magdeburg 0,9 0,6 3,0 2,6 3,6 Mittel 2,9 2,9 2,6 1,6 1,5 Juni 2,5 2,8 4,1 Mittel . . 1,6 1,2 2,8 2,9 2,9 3,1 Juli Aug. Sept. Octob. Nov. Dec. Bern . . 3,3 3,1 2,0 1,5 2,0 0,7 Wien . . 2,4 2,2 2,5 1,2 1,7 1,5 Magdeburg 3,1 3,6 3,3 2,1 0,8 1,6 1,3. Man sieht hieraus, dass für unsere mittleren Breiten vom Anfange des Jahres an das tägliche Maximum sich mehr und mehr vom höchsten Sonnenstande entfernt^ im 109 Sommer sich bis gegen 3 Uhr Nachmittags verspätet und gegen Jahresschkiss wieder allmählich in die Nähe der Mittagsstunde zurückkehrt. 2) Eintritt des Minimums nach der wahren Mitternacht. Jan. Febr. März April Mai Juni Bern . . 3,5 3,1 4,1 4,a 3,5 3,9 Wien . . 2,1 2,8 2,8 4,1 2,8 3,3 Magdeburg 1,7 3,0 3,2 4,2 4,4 4,8 Mittel . . 2,4 3,0 3,4 4,2 3,6 4,0 Juli Aug. Sept. Octob. Nov. Dec. BeiTi . . 4,4 4,4 4,0 3,6 4,4 2,8 Wien . . 3,G 3,9 3,8 3,3 3,3 2,5 Magdeburg 3,8 4,2 4,9 4,3 3,6 2,8 .Mittel . . 3,9 4,2 4,2 3,7 3,8 2,7. Auch hier beim Eintritt des Minimums der Temperatur zeigt sich in den Sommermonaten eine grössere Verspätung als in der kältereu Jahreszeit, und zwar hat dieser Unter- schied seinen Grund darin, dass die im Sommer tagsüber vom Erdboden stark erwärmte Luft der nächtlichen Aus- strahlung eben länger Stand halten kann. Noch interessanter als die vorhergehende Zusammen- stellung ist die Vergleichung der Zeit des Sonnenaufganges und des Eintrittes der Minimaltemperatur. Zu diesem Zwecke ^vurden für dieselben drei Stationen mit der für die Mitte des Monats gültigen Sonnendeclination die wahren Zeiten des Sonnenaufganges berechnet und diese Zeiten mit den schon gegebenen Momenten für den Eintritt der Minimal- temperaturen verglichen. Die folgende kleine Tafel giebt den Unterschied der beiden Zeiten „Aufgang weniger Mini- mum", sodass bei positiven Zahlen der Tabelle das Minimum vor dem Sonnenaufgang liegt, und umgekeht. 9 — 110 — Unterscliiecl zwischen Sonnenaufgang und T e m p e r a t u r mini m u m. (Aufgang — Minimum.) Jan. Febr. März April Mai Juni Bern . . 4,1 3,9 2,0 1,0 1,1 0,3 Wien . . 5,6 4,2 3,3 1,2 1,7 0,8 Magdeburg 6,1 4,1 2,9 0,8 —0,1 —1,1 Mittel . . 5,3 4,1 2,7 1,0 0,9 0,0 Juli Aug. Sept. Octob. Nov. Dec. Bern . . -0,1 0,5 1,8 3,0 3,1 5,1 Wien . . 0,7 1,0 2,0 3,3 4,2 5,5 Magdeburg 0,1 0,5 0,8 2,3 4,0 5,3 Mittel . . 0,2 0,7 1,5 2,9 3,8 5,3 Wenn auch das für diesen Fall benutzte Material ja nicht besonders umfangreich ist, sodass dem letzten Mittel- werthe noch immerhin eine gewisse Unsicherlieit anhaften wird, so wird man doch soviel daraus erkennen, dass bei uns das tägliche Minimum der Temperatur in den Winter- monaten einige Stunden vor Aufgang der Sonne einzutreten pflegt, während es im Sommer nahe mit dem Sonnenaufgang zusammenfällt, stellenweise sogar — bei besonderer Beschaffen- heit des Erdbodens — noch etwas später erfolgen kann. Es ist im Vorhergehenden wohl ziemlich alles gesagt, was sich nach dem vorhandenen Material über die Temperatur- verhältnisse Magdeburgs mit hinlänglicher Sicherheit sagen lässt. Wir kennen die normale Jahrestemperatur, besitzen hinreichend genaue Werthe fitr die Monatsmittel und es würde zu einem vollkommenen Bilde von dem jährlichen Gange der Wärme nur noch die Kenntniss der normalen Mittelwerthe für die einzelnen Tage erforderlich sein. Hierzu reichen aber die Magdeburger Beobachtungen allein noch nicht aus, die einzelnen Tage gleichen Datums variiren so stark unter- einander, dass für die Ableitung normaler Tagesmittel eine sehr viel längere Beobachtungsreihe erforderlich wäre. Um ] M i i I I 1 I I I I ji 7"""tt;"t r ; t i " "■■'- •^- V X t' f° . \r '\\ t _-^_J-.4....- 1 il,j 4- 4. 1 1 ^ --',-- A j-j-- ^- . - ■ ,. .... _. , Jp._ JV __J pl -iL i'i\ \ ^^N ' ^° " 1 'yi r\ '^ ^^^ftn " -4l---4.--_-„_--:ir_::""~""4^^^^^ tt ^ ¥ --"-^-~- 2^-K> __ .. 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Da die Monatsmittel sehr nahe als die normalen Werthe für die Mitte der einzelnen Monate anzusehen sind, so wurden die Magdeburger Monatsmittel mit den in Berlin für die Mitte des Monats gefundenen Normalwerthen verglichen und dadurch für die Mitte eines jeden Monats eine Differenz Berlin- Magdeburg erhalten. Für die zwischenliegenden Tage wurde dann der Unterschied gegen Berlin durch Interpolation und mit Benutzung der höheren Differenzen bestimmt, sodass sich hierdurch für jeden Tag die Differenz Berlin -Magdeburg ergab. Nach Anbringung dieses Unterschiedes an die Berliner Mittel entstanden die für Magdeburg gültigen, wie sie in der mittleren von den nebenstehenden Curven angegeben sind. Diese graphische Darstellung gestattet uns daher mit grosser Annäherung an die wahren Verhältnisse den normalen Gang ■der Wärme zu verfolgen und uns ein Urtheil darüber zu bilden, ob ein bestimmter Tag einen normalen Temperatur- verlauf zeigt oder nicht. Man kann sogar im Allgemeinen schon des Morgens die Abweichung von den durchschnittlichen Verhältnissen erkennen, wenn man eine gegen 8 Uhr Morgens gemachte Ablesung, die für unsere Gegenden der mittleren Tagestemperatur ziemlich nahe kommt, mit der Curve ver- gleicht. Hätte man z. B. am 10. April um 8 Uhr Morgens 10^ Celsius beobachtet, so würde der Tag etwa 3^ zu warm sein, weil die Curve für dasselbe Datum nur etwas über 7^ giebt; hingegen würde eine Ablesung von 14*^ am Morgen des 25. Juni ein Wärme - Deficit von 4^ für diesen Tag geben. Von den beiden punktirten Curven stellt die obere den Verlauf des mittleren Maximums, die untere den Gang des Temperaturminimums während des Jahres dar. Wir bemerken 9* 112 bei der oberen Ciirve vom Februar an eine stetige Zunahme der Maximaltemperatur bis gegen die Mitte des Mai, von. hier an bis gegen die Mitte des Juni wird die tägliche Zu- nahme der höchsten Wärme viel geringer und es zeigt sich also deutlich in der Curve die in jenem Zeiträume vorhandene Tendenz zu den gefitrchteten Kälterückfällen. Erst von der zweiten Hälfte des Juni an tritt wieder schnelleres Steigen der Maximalwärme ein. Aehnlich zeigt sich in der unteren Curve, dass in der Periode von Mitte Februar bis in den März hinein die Minimaltemperatur von neuem die Neigung hat, zu tieferen Graden herabzusinken. Wenn die angegebenen Temperaturcurven auch keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit machen können, so werden sie doch von den wahren Verhältnissen nur wenig abweichea und daher doch für manchen, der sich iitr die Witterungs- erscheinungen interessirt, eine willkommene Zugabe sein, besonders da die für Magdeburg gefundenen Werthe in allen Fällen, wo es nicht auf grosse Genauigkeit ankommt, auch in weiterem Umkreise noch Verwendung finden können. In Folge zahlreicher Beobachtungen, die sich über die ganze Erde erstrecken und oft nur unter Ueberwindung- unsäglicher Schwierigkeiten erhalten werden konnten, ist man endlich dahin gekommen die Temperaturverhältnisse eines grossen Theiles der Erdoberfläche kennen zu lernen, und es tritt uns unwillkürlich die Frage entgegen: Existirt eine Aenderung in den Wärmeverhältnissen der Erde? Wie war die Temperatur der Erde vor einigen Jahrtausenden, wie wird sie in der Zukunft sein? Sollte die Erde nicht allmählich kälter und kälter werden, bis Aequator und Pol 113 dieselbe Temperatur besitzen und am Ende alles animalische und vegetabilische Leben völlig verschwindet? Behaupten nicht vielfach ältere Leute, es wäre in ihrer Jugendzeit viel wärmer gewesen als es jetzt ist, sodass schon in kürzerer Zeitperiode eine merkliche Abnahme der Temperatur erfolgt wäre ■? Der Gegenstand ist ein so interessanter und zugleich ein für uns alle so wichtiger, dass mir der Versuch einer Beantwortung dieser schwierigen Frage in ihrer Allgemein- heit gestattet sein mag. Besässen wir Thermometerbeobachtungen aus den Zeiten der alten Griechen oder Chaldäer, so würde unsere Frage ohne Schwierigkeit sich unmittelbar beantworten lassen. Allein jene Instrumente waren den Alten noch nicht bekannt, und wir sind daher gezwungen uns auf anderem Wege unserm Ziele zu nähern. Wir wissen, dass jeder Körper durch die Wämie ausgedehnt wird und dass er sich wiederum bei abnehmender Temperatur zusammenzieht. Kennen wir daher die Veränderung in der Grösse eines Körpers in Folge von Variation der Temperatur, so werden wir aus dieser Orössenänderung mit ziemlicher Sicherheit auf die Zu- oder Abnahme der Wärme des beobachteten Körpers schliessen können. Wäre uns die Grösse der Erde in den älteren Zeiten bekannt, so könnten wir aus der Vergieichuug mit ihrem jetzigen Halbmesser und unter Annahme eines mittleren Ausdehnungscoefficienten die Temperaturveränderung be- stimmen, welche die Erde seit jener Zeit erfahren hat. Es hat nun allerdings Eratosthenes um das Jahr 250 lind Posidonius um das Jahr 70 vor Beginn unserer christ- lichen Zeitrechnung die Grösse der Erde zu bestimmen gesucht; allein die Methoden, nach denen diese Messungen vorgenommen wurden, und ebenfalls die Instrumente, welche damals zur Verfügung standen, waren so unvollkommen, dass wir aus jenen Beobachtungen nichts gewisses über den Erdhalb- messer ableiten können, zumal da uns die wahre Grösse des ange- 114 wandten Maassstabes (des Stadiums) nicht sicher bekannt ist. Wir erkennen also auch von dieser Seite aus die Unmöglichkeit unser Ziel zu erreichen, und wir gehen daher noch einen Schritt weiter und wenden uns an die Umdrehungs- zeit des Erdkörpers um seine Axe. Wie aber die Umdrehungs- zeit eines Körpers mit seiner Grösse zusammenhängt, und Avie die Länge des Tages von einer Temperaturänderung der Erde beeinflusst wird, wollen wir uns an dem folgenden einfachen Beispiel veranschaulichen. Denken wir uns an einem um seinen Mittelpunkt dreh- baren Rade mehrere Gewichte, die an den Speichen ver- schiebbar sind, sodass die Gewichte dem Mittelpunkte des Rades genähert und von ihm «entfernt werden können. Befinden sich diese Gewichte in der Nähe des Mittel- punktes, so wird eine ganz bestimmte Kraft erforderlich sein, um das Rad gerade in einer Secunde um seine Axe zu bewegen. Werden nun die nahe im Centrum befindlichen Gewichte auf den Speichen verschoben und in die Kähe der Peripherie gebracht, so werden wir bemerken, dass eine grössere Kraft nöthig ist, um wiederum dem Rade in derselben Zeit wie vorher genau eine Umdrehung zu ertheilen. Obgleich also das Rad an und für sich weder schwerer noch grösser geworden ist, ist doch zur Erreichung einer bestimmten Umdrehungsgeschwindigkeit eine grössere Kraft erforderlich^ wenn die gesammten Massentheile, aus welchen das Rad besteht, weiter vom Mittelpunkt entfernt sind, und umgekehrt. Es wird daher auch bei derselben Kraft die Umdrehungs- geschwindigkeit eine langsamere sein, wenn die Massentheile des Rades sich mehr gegen die Peripherie hin bewegen, und hingegen eine schnellere, wenn die Masse gegen den Mittelpunkt hinrUckt, oder das Rad einen kleineren Halb- messer annimmt. AVir können uns nun aber diese Verlagerung der Masse als durch Aenderung- der Temperatur, in Folge- von Ausdehnung oder Zusammenziehung, hervorgebracht denken, sodass uns hiermit ein Zusammenhang zwischen n — 115 — Aenderiing der Rotationsgeschwindigkeit imd Variation der Temperatur des Körpers gegeben ist. Das eben gesagte findet nun die vollkommenste Anwendung auf unsere Erde. Dieselbe ist ein Körper, der frei im Weltenraume schwebt und durch irgend einen ursprünglichen Stoss eine Umdrehung um die Axe erhalten hat. Zugleich ist unzweifelhaft, dass die Erde in der Vorzeit einen unge- heuren AVärmegrad besass, sodass auch die Oberfläche sich in flüssigem Zustande befand, weil sonst die Abplattung an den Polen ihrer Axe nicht eintreten konnte. Allmählich kühlte sich die Oberfläche ab, und die Hitze zog sich mehr und mehr in das Innere zurück ; damit war nothwendigerweise eine Verringerung des Volumens verbunden, und hieraus folgte mit Gewissheit eine Zunahme der Umdrehungsgeschwindigkeit um die Axe oder eine Verkürzung dns Sterntages. Wollen wir daher Aufschluss haben über eine Aenderung der Temperatur, wie sie sich aus dem Zusammenwirken der der Erde eigenthümlichen und der aus der Sonnenstrahlung folgenden Erwärmung für die Erdoberfläche im Allgemeinen ergiebt, so werden wir die Länge des Tages während des Zeitraumes, für welchen uns Beobachtungen zu Gebote stehen, zu untersuchen haben und aus einer etwaigen Aenderung des Sterntages auf eine Abnahme der Erdwärme schliessen können. Finden wir jene Aenderung verschwindend klein, so dürfen wir auch behaupten, dass die vermuthete Abnahme der mittleren Temperatur der Erde seit den ältesten historischen Zeiten ebenfalls nur äusserst gering gewesen sein kann und die Erdtemperatur daher für eben jene Zeiten als unveränderlich anzusehen ist. Es handelt sich darum Mittel zu finden, die es ermög- lichen, die Länge des jetzigen Tages mit der in der früheren Zeit stattfindenden Tagesdauer zu vergleichen. Es bieten sich zu diesem Zwecke als ein vorzügliches Mittel die Umlaufs- zeiten des Mondes und der für das freie Auge sichtbaren Planeten dar. Es müssen nämlich die Umlaufszeiten und 116 ebenso die halben grossen Axen der Bahnen der Himmels- körper für alle Zeiten als constant angesehen werden ; kennen wir nun z. B. die Umlaufszeit des Mondes für die frühere Zeit, so wird uns eine Vergleichung mit der in der Gegen- wart beobachteten Umlaufszeit, die wir uns in Tagen und Theilen desselben ausgedrückt denken wollen, ein Urtheil zulassen über eine etwaige Aenderung der Tagesdauer während des Zeitraumes, den die Beobachtungen einschliessen. Wäre z. B. die synodische Revolution des Mondes, die 29 Tage 12 St. 44 Min. 2,9 See. beträgt, vor 2000 Jahren etwa um eine Stunde grösser gefunden, so wäre dies ein Zeichen, dass damals die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde grösser oder der Sterntag kürzer war als er jetzt ist, weil — wie schon erwähnt — die Umlaufszeit selbst als constant anzu- sehen ist und eine sich ergebende Aenderung ihres Werthes nur scheinbar ist und einem veränderlichen Maassstabe zu- geschrieben werden muss. Die Bestimmung dieser Umlaufs- zeit des Mondes in Bezug auf die Sonne war auch für die Alten schon leicht auszuführen, weil es dazu keiner schwierigen astronomischen Messungen bedurfte. Da nämlich im x\ugen- blicke der Mitte einer Sonnenfinsterniss der Mittelpunkt des Mondes sehr nahe vor dem Centrum der Sonnenscheibe steht, so wird man nur die Zwischenzeit zweier solcher Finsternisse durch die Anzahl der inzwischen erfolgten Um- läufe dividiren, um sofort die gesuchte synodische Revolution des Mondes zu finden. Selbstverständlich wird man diese Umlaufszeit desto genauer erhalten, je entferntere Finsternisse man wählt, weil dann viel mehr Mondumläufe dazwischen liegen, also die Zahl, durch welche die Zwischenzeit getheilt wird, viel grösser ist, sodass dadurch selbst eine merkliebe Unsicherheit in der Zeit der älteren Beobachtung auf die Genauigkeit des Resultates nur noch geringen Einfluss hat. Nehmen wir an, es sei vor gerade 2500 Jahren eine Sonnen- finsterniss gewesen, deren Tageszeit jedoch um eine volle Stunde unsicher angegeben wäre. Rechnen wir durchschnitt- — 117 — lieh 12 V2 Mondumläufe auf jedes Jahr, so fanden zwischen -einer in der Gegenwart und einer vor 2500 Jahren einge- tretenen Conjuuction von Sonne und Mond genähert 31250 Umläufe statt, uud es würde danach aus dieser Zwischenzeit für die daraus abgeleitete synodische Umlaufszeit des Mondes trotz des grossen Fehlers von 1 Stunde = 3600 Secunden ^ich als Unsicherheit nur 3600 31250 oder nahe V9 Zeitsecunde ergeben. Ptolemäus giebt in seinem Werke, dem sogenannten Almagest mehrere sehr alte Beobachtungen von Finsternissen, die er von den Chaldäern erhalten hat. Die eine dieser Sonnenfinsternisse wurde im Jahre 382 und die andere sogar im Jahre 720 vor Chr. G. beobachtet. Jedenfalls kannte iiuch Hipparch diese Beobachtungen und hat sie vielleicht auch für seine Bestimmung des Mondumlaufes benutzt, da die Genauigkeit, wie wir vorhin gesehen haben, desto grösser wird, je länger man die Zwischenzeit zu wählen im Stande ist. Nun sind die neueren Beobachtungen mit jenen der Chaldäer, als den ältesten, ferner mit denen, die Ptolemäus im Jahre 130 nach Chr. G. anstellte, verglichen worden; man stellte ferner die Beobachtungen der Jetztzeit mit denen des Arabers Albategnius vom Jahre 880 und mit jenen des Tycho Brahe vom Jahre 1600 nach Chr. G. zusammen, aber alle diese einzelnen Vergl ei chungen ergaben immer dasselbe Resultat, es wurde immer dieselbe Umlaufszeit des Mondes gefunden. Da wir aber für diese synodische Revolution des Mondes, die an und für sich als constant anzusehen ist, auch in Wirklichkeit aus Beobachtungen, die mehrere Jahrtausende umfassen, sowohl aus dem ganzen Zeitraum als auch aus Theilen des ganzen Intervalles immer ein und denselben Werth finden, so ist dies, weil eine Variation der Umlaufs- zeit selbst ausgeschlossen ist, ein Beweis dafür, dass die Maasseinheit, mit welcher jene Umlaufszeit gemessen ist, 118 d. h. die Länge des Tages wäbreud der ganzen Reihe von mehr als 2000 Jahren sich nur unmerklich geändert haben kann. Um ein Maass für die Sicherheit dieses Resultates zu erhalten, wollen wir uns den fraglichen Fall noch an einem einfachen Zahlenbeispiel veranschaulichen. Zur Zeit der Mitte einer Sonneniinsterniss sind die vom Frühlingspunkte an gerechneten Längen des Mondes und der Sonne einander gleich, oder die Differenz beider Körper in scheinbarer Länge ist gleich Null. Es werden daher auch die Berechnungen jener alten Finsternisse nach unsern neusten astronomischen Tafeln für die Mitte der Finsternisse die Diiferenz Sonne— Mond sehr nahe gleich Null ergeben müssen, wenn unsere Tafeln, die sämmtlich unter der An- nahme einer für viele Jahrtausende unveränderlichen Länge des Tages berechnet sind, irgend welchen Anspruch auf Ge- nauigkeit machen wollen. Und in der That werden bei den 27 Beobachtungen, die uns von den Chaldäern, Griechen und Arabern überliefert sind, nur so geringe Unterschiede übrig gelassen, die sich allein schon ans der unvollkommenen Beobachtungsart der Alten ohne Zwang erklären lassen. Wir wollen jedoch einen bei weitem grösseren Fehler unserer Tafeln voraussetzen und annehmen, zur Zeit der Mitte der ältesten, von den Chaldäern wirklich beobachteten Finsterniss gäben die Tafeln die Länge von Sonne und Mond nicht gleich, sondern die Oerter beider Himmelskörper um 30 Bogen- minuten oder eine Mondbreite von einander verschieden. Es fragt sich nun, um wieviel müsste unsere jetzige Tageslänge von jener, die vor circa 2500 Jahren stattfand, sich unter- scheiden, damit der angenommene Fehler von V2 Grad in der Länge von Sonne und Mond ausgeglichen würde? Vorausgesetzt, es habe sich seit der Epoche jener ältesten Finsterniss, von der wir noch zuverlässige Nachrichten besitzen, also seit rund 2500 Jahren, jeder einzelne Tag- um den «ten Theil unseres gegenwärtigen Tages, den wir — IIÜ — als die Einheit für a ansehen wollen, verändert und es sei m der Bogen, welchen der Mond in einem mittleren Tage in Bezug auf die Sonne, also synodisch zurücklegt, dann würden die vom Monde am Himmel durchlaufenen Wege von einem Tage zum andern immer um das kleine Stück «m untereinander verschieden sein. Wenn am ersten Tage die Mondbewegung gleich m ist, wird sie am folgenden m-|-ma = m(l -f-«)? an den nächstfolgenden m(l-f-2«)^ m (1 -f^ 3a) u. s. w\ sein , bis der Bogen des entferntesten Tages gleich m (l + (t-l)«) sein wird, wenn mit t die Anzahl der in der Zwischenzeit verflossenen Tage bezeichnet. Wir setzen für (t — 1) indem vorigen Ausdruck einfach t, weil die Eins gegenüber der grossen Zahl t doch verschwindet, und wir wollen für t in runder Zahl 900000 annehmen. Das erste Glied der Reihe ist demnach = m, das letzte = m(l-f t«) und die Summe aller Glieder gleich ^ l m -|- m (1 -]- 1 «) \ = ^ I 2m -j- mt« V oder endlich mt-|-,. m«t2. Es entspricht hierin mt der unter der Voraussetzung^ einer unveränderlichen Länge des Tages berechneten relativen Bewegung des Mondes in Bezug auf die Sonne, dagegen die Grösse Imat^ der Correction, welche sich bei einer lang- samen Aenderung der Umdrehungszeit 'der Erde liU die Voraus- oder Rückwärtsberechnung ergeben würde. Setzen wir daher diesen Ausdruck gleich der schon vorher ange- nommenen, absichtlich etwas grösser gewählten Differenz von 0^,5 zwischen Sonnen- und Mondmitteipunkt bei der vor 2500 Jahren beobachteten Sounenfinsterniss , so haben wir die Relation ^mat2 = 0,5, 120 aus welcher sieh unter genäherter Annahme von m = 12<* leicht a berechnen lässt. Wir finden, in Theilen des Tages aus£:edrückt ^o^ « = 0,000.000.000.000.1 oder in Zeitsecunden a = 0,000.000.008.04. Dies ist also die Grösse, um welche ein Tag vom dar- auffolgenden verschieden sein müsste, wenn jene ange- nommene Differenz von V2 Clrad aufgehoben werden sollte. Diese Differenz a zeigt sich so oft, als Tage in der Zwischenzeit verflossen sind, und es wird uns daher die Summa aller «, die t mal vorkommen, oder das Product ia den Unterschied angeben, welcher sich nach unserer An- nahme zwischen der Länge des heutigen Tages und der Tagesdauer vor 2500 Jahren zeigen muss. Es ist aber ta = 0,007776 Zeitsecunden, d. h. die Umdrehungszeit der Erde hat sich seit 2500 Jahren höchstens um 0,008 See, oder noch nicht um ~ Secunde geändert, so dass auch die Summe von Wärme, welche die Erde erhält, in eben so engen Grenzen dieselbe geblieben sein muss. Um diese Verschiedenheit der Temperatur der Erde, wie sie jezt ist und wie sie vor rund 2000 Jahren war, genauer zu bestimmen, wollen wir, um einen für unsere Untersuchung recht ungünstigen W^erth zu w^ählen, für die mittlere Ausdehnung der Massen, aus welchen die Erde zusammengesetzt ist, die Ausdehnung des Glases annehmen, d. h. ^2^ ^^^ jeden Grad Celsius. Für diese Ausdehnung des Volumens einer Kugel ergiebt sich aber nach den Ge- setzen der Mechanik eine Veränderung der Umlaufszeit, die -~^ der früheren Umlaufszeit beträgt. Da in unserem Falle die Umlaufszeit gleich dem Sterntage oder gleich 86400 Secunden ist, so ergiebt sich für eine Aenderung der Wärme von 1*^ C. eine Veränderung des Sterntages von 86400 , r-^.c. -^-^-^1,. 2b Secunden. 121 Wir haben aber vorher gefunden, dass während der letzten 2000 Jahre die Länge des Tages sicherlich noch nicht um den hundertsten Theil einer Secunde ab- oder zu- genommen habe. Der oben gefundene Werth von 1,73 Secunden ist aber 173mal grösser, und wir sind daher ge- zwungen die Annahme einer Aenderung der Temperatur von 1^ C. zu verwerfen, vielmehr diese Aenderung auf ^ Grad C. zu beschränken. Setzen wir selbst die fragliche Variation der Wärme noch um ein bedeutendes höher an, so dürfen wir doch noch immer mit vollem Rechte behaupten, dass die Temperatur der Erde sich in den letzten 2000 Jahren nicht um -^ Grad geändert hat. Nachdem wir nun einen bestimmten Zahlenwerth für die etwaige Abnahme der Erdwärme, die wir als Summe ihrer eigenen und der von der Sonne erhaltenen anzusehen haben, gefunden haben, mag es noch zum Schluss gestattet sein, einige hierher gehörige, interessante Fragen in Kürze zu beantworten. Bezeichnet man mit p die Temperatur der Erde am Anfange, mit P diejenige am Ende von einer Periode von 2000 Jahren = 2 x Jahrtausenden, so hat man bei gleich- förmig fortschreitender Zeit, wenn die Temperatur selbst in geometrischem Verhältniss abnimmt, die Gleichung p - == e- (A) p worin wir nur die Grösse e zu kennen brauchten, um sofort für die verschiedensten Annahmen beliebiger. Temperatur- änderungen die ihnen entsprechenden Zeitintervalle zu bestimmen. Man leitet diese Gleichung, die allerdings nicht in aller Strenge richtig ist, leicht ab, indem man p als das erste, P als das letzte Glied einer geometrischen Reihe mit dem Exponenten e ansieht, so dass man nach der gewöhnlichen Bezeichnung hätte — 122 — Nimmt man als letztes Glied der Reihe u = ae'', so ergiebt sieh in Verbindung mit der vorigen Gleichung — = e- =^ ^, a p wie für unsern Fall mit hinreichender Genauigkeit ange- nommen werden kann. Wir finden zugleich die Grösse e aus der letzten Gleichung, indem wir den Exponenten x der Einheit gleich setzen, nämlich u e = — a Die beiden Werthe u und a unterscheiden sich nur um die Grösse von 0^,1, d. h. um die Totalabnahme der Temperatur während des als Einheit aufgefassten Zeitraums von X = 2000 Jahren; kennen wir daher die eine Grösse^ so ist uns damit auch die andere bekannt. Nehmen wir für die mittlere Temperatur am Aequator 27^,5, für jene des Weltraums, bis zu welcher herab sich die Erde abkühlen könnte, nach Fourier — 57^,5, so besitzt die Erde am Aequator gegenwärtig einen Wärme- überschuss von 85^,0 über die Temperatur des Weltraumes. Nach unseren vorhergehenden Ent Wickelungen könnte dieser Ueberschuss vor 2000 Jahren um 0^4 grösser gewesen sein, sodass wir nunmehr haben u = 85^,1 und a = So^fi. Mit diesen Zahlen giebt die letzte Gleichung Damit geht die Gleichung (A) über in P ein Ausdruck, der bei einer bestimmten Annahme über das Verhältniss von P zu p dann nur die Zeit x, die in Intervallen von 2000 Jahren ausgedrückt ist, als zu suchende Grösse übrig lässt. 1,00118% 123 Fragen wir z. B. nach der Zeit, die verfliessen wird, bis die mittlere Temperatur der Erde um einen ganzen Grad abnimmt, so werden wir einfach P = u = 85,1 und p = 84,1 setzen und die Formel erhalten ^'^'^ = 1,0119 = 1,001 18% 84,1 woraus folgt X = 10,052 und 2000 x = 20104 Jahre, oder es wird seit Hipparchs Zeit eine Periode von 20104 Jahren verfliessen müssen, bis die mittlere Wärme ■der Erde um einen ganzen Grad abgenommen hat. Die mittlere Temperatur Deutschlands kann jetzt nahe 7.11 10 ö angenommen werden, sie war aber gewiss in der Vorzeit viel höher und auch einmal gleich der noch jetzt am Aequator beobachteten Wärme. Wollen wir das Zeit- intervall bestimmen, welches zwischen jenen beiden Epochen liegt, so würden wir für P den jetzt vorhandenen Wärme- itberschuss der tropischen Zone über die Temperatur des Weltraumes zu 85^,0 ansetzen, die Differenz zwischen der Wärme der Auquators und der jetzt in Deutschland beobachteten beträgt 27<^,5 — 10*^,0 = 17^,5 und wir haben daher wiederum den Ausdruck ^^'^^ = 1,2593 = 1,00118% 67,5 welcher x = 196,0, also 2000 x = 392000 Jahre giebt, sodass hiernach seit der Zeit, wo in Deutschland das Tropenklima von 27^,5 herrschte, bis auf unsere Tage 392000 Jahre verflossen sind. Wir suchen als letztes Beispiel noch die Zeit, von Hipparch an gerechnet, innerhalb welcher die Abnahme der Temperatur soweit vorgeschritten sein wird, dass der Aequator nur noch einen Temperaturunterschied von 0*^,1 gegen den Weltraum haben wird. Wir erhalten die Formel So 1 ^ff= 851 = 1,00118 X, U,l 124 woraus folfft X = 573,71 1111(1 2000x = 1147420 Jahre. So haben wir gesehen, dass die Temperatur der Erde im Allgemeinen in den letzten Jahrtausenden so gut • wie unverändert gewesen ist, und dass sie es auch noch in ferner Zukunft sein wird. Allerdings kommen vereinzelte Fälle vor^ wo durch Entwaldung, durch totale Veränderung der Umgebung Temperaturvariationen eingetreten sind, aber dieselben sind so localer Natur, dass sie auf das allgemeine Resultat keinen Einfluss haben können, und fast immer werden die Extreme der Temperatur nur derartig verändert, dass der aus ihnen resultirende Mittelwerth der gleiche bleibt. Es müssen daher die Klagen über die zunehmende Abkühlung entschieden zurückgewiesen werden ; es folgen eben kalte und warme Jahre aufeinander, deren Reihenfolge uns bis jetzt ganz regellos zu sein scheint, weil wir den letzten Grund so mancher Vorgänge bis jetzt noch nicht kennen, aber schon der Mittel werth aus weniger langen Beobachtungsreihen stellt nahe eine Constante dar, was nicht der Fall sein könnte, wenn die vielfach von älteren Leuten ausgesprochene Meinung, es wäre in ihrer Jugendzeit wämier gewesen, irgendwie berechtigt wäre. Wir wollen uns lieber auf die im vorigen gewonnenen Resultate verlassen ; wir dürfen getrost annehmen, dass auch noch viele Jahrtausende nach uns die Wärme der Erde sich so wenig verändert haben wird, dass sie noch immer voll- kommen im Stande ist, das animalische und vegetabilische Leben in einer Weise zn erhalten, die von der gegenwärtigen nur wenig verschieden ist. JairesberlcM und Alandlungen des Natiirwissenscliaftlichen Vereins m JVIag de billig'. R e d a c t i o n : Dr. phil. Ernst Hintzmann. 1888. ^^^h-(. Magdeburg. Druck: Faber'' sehe Buclidruekere: 1889. Alle Reclite vor^behalten. Inhalts ^ Verzeichniss. I. Jahresbericht. Sitzungsberichte 1 Mitglieder und Vorstand 46 Museum. Bibliothek 46 Mitgliederverzeichniss 48 Kassenabschluss für 1888 52 Satzungen 52 Verzeichniss der Vereine und Körperschaften, mit denen der Naturwissenschaftliche Verein im Jahre 1888 Schriften ausgetauscht hat 55 II. Abhaudlimgeu.*) C h r. W i 1 h. E b e 1 i n g in Magdeburg : Zum Gedächtniss Eduard K a r 1 L u d w i g Schneiders. 60 Professor Dr. Schreiber in Magdeburg: 1) „Die Bodenverhältnisse im Bereiche des Ringstrassen- und Nordfront-Kauals" 73 2) „Der Grundwasserstand in Magdeburg und seiner Um- gebung" 83 3) „Die Hafenanlage bei Magdeburg - Neustadt" ... 91 Hierzu 3 Karten. Professor Dr. Reidemeister in Magdeburg: „Mineralogische Notizen über den östlichen Harz" ... 95 Georg D o e r r y in Neumark in Pommern : „Ueber den Einfluss der barometrischen Minima und Maxima in Magdeburg auf das Wetter 107 ^) Die Vorantwortliclikeit für ihre Abhandlungen tragen die Verfasser selbst. Jahresbericht. I. Sitzung Tom 10. Januar. Anwesend 23 Mitglieder, 9 Gäste. Der Vorsitzende, Herr W. König, begrüsste die Mit- glieder zum Jahreswechsel nnd gab dem Wunsche Ausdruck, dass der Verein in diesem Jahre eben so befriedigend wachsen möge, wie er es im vergangenen Jahre erfreulicherweise gethan habe. Darauf ertheilte er dem Herrn Oberlehrer Dr. Blath das Wort zu seinem Vortrage: „Ein Missbrauch der Naturwissenschaft", einer Beleuchtung der Werke des Schriftstellers Jules Verne vom naturwissenschaftlichen Standpunkte aus. Der Eedner führte aus, dass Jules Verne in den 51 Bänden, die bisher aus seiner Hand hervorgegangen sind, mit Ausnahme von 6 Bänden rein naturwissenschaftlichen Stoffes nur Romane bietet, aber Eomane ganz eigener Art, deren Zweck ist, naturwissen- schaftliches Wissen in angenehmer Form zu vermitteln und zu verbreiten, ohne den Leser empfinden zu lassen, dass er hier unterrichtet werden soll; denn er wird schon auf den ersten Seiten eines jeden Werkes so lebhaft für die Hauptpersonen interessirt, dass er mit ihnen lebt, aus ihrem Munde alle Schilderungen entgegennimmt, alle Schrecken mit ihnen durchmacht und so seine Kenntnisse unvermerkt erweitert. Jules Verne's Aufgabe ist eine grossartige, indem er das gesammte Gebiet der Natur- wissenschaften darstellen und in jeder einzelnen Wissen- schaft bis in das Speciellste vorschreiten will, und doch ist sie nicht zu gross für ihn, den man nach seinen Kenntnissen mit Eecht ein „Nachschlagebuch für sämmtliche Natur- wissenschaften^' nennen kann, das auf die Eichtigkeit seiner Angaben zu prüfen selbst für einen tüchtigen Kenner der 1 — 2 — Natur schwer ist. An der Hand der einzelnen, ihrem In- halt nach kurz wiedergegebenen Werke zeigte der Vor- tragende, in welch kühnem Fluge Jules Verne seine Leser nach allen Erdtheilen, zu allen Völkerschaften der Erde, in das Innere der Erde und in die Tiefen des Meeres, nach dem Monde, um den Mond und durch die ganze Sonnen- welt im Geiste entführt und sie die Erscheinungen und Gesetze der Natur gleichsam mit eigenen Augen anschauen und erkennen lässt. Im Anschlüsse hieran erläuterte er aber auch die grossen Schattenseiten, die mit den Vorzügen dieser Arbeiten Verne's in engem Zusammenhang stehen. Seine Ansicht sprach er dahin aus: 1) Die Lebendigkeit der Darstellung des Franzosen beruht auf einem Ueber- wu ehern der Phantasie , für welche gewöhnliche Verhältnisse nicht mehr ausreichen; in unmöglichen Verhältnissen fängt für Verne der Mensch eigentlich erst an. Die Unmög- lichkeiten werden durch eine starke Uebertreibung der Natur geschaffen, indem dieselbe personificirt und als Gegner dem Menschen gegenübergestellt wird, der nun umgekehrt wieder übernatürliche Kraft entwickeln muss, um Herr der- selben zu werden. Was also die Eomane bieten, ist nicht mehr Natur, ist Phantasie, und damit überschreitet Jules Verne die Grenze der Naturwissenschaft. 2) Bekanntlich sind „unendlich klein^^, „unendlich fern'' u. dgl. für den Menschen Begriffe, die Niemand dem menschlishen Ver- ständnisse nahe zu bringen vermag. Und doch versucht es Jules Verne. Er löst Käthsel, die dem Menschengeiste ewig verschlossen bleiben werden, und überspringt auch hier die Grenze des Naturerkennens um so mehr, als er die Lösung solcher Probleme je nach seinem Belieben an ver- schiedenen Stellen in verschiedener, sich widersprechender Weise ausführt. 3) Die Mittel, die dem Menschen zur Er- reichung seiner Ziele im Kampfe mit der übertriebenen Natur in die Hand gegeben werden, schafft Jules Verne gleichfalls mittelst Uebertreibung der Technik. Durch die eigenartige Lebendigkeit seiner Darstellung bringt er es dahin^ dass man selbst als vollknndiger Naturwissenschaftler ihm darin folgt, obgleich man ihm nicht glauben darf. Grade hier ruht das Gefährliche dieser Romane, indem sie in dem Laien Vorstellungen erwecken, die der Wirklichkeit keineswegs entsprechen und ihn so irre führen. — Auf Grund solcher Auseinandersetzungen kam der Eedner zu dem Schlüsse, dass die Werke Jules Yerne's, so lesens- werth dieselben entschieden sind, doch ein Missbrauch, eine Versündigung an der Naturwissenschaft sind, gegen welche vom naturwissenschaftlichen Standpunkte aus Einspruch er- hoben werden muss. Sitzung Tom 7. Februar. Anwesend 33 Mitglieder, 22 Gäste. Der wissenschaftliche Oberbeamte des königlich Meteo- rologischen Instituts, zugleich Privadocent an der Univer- sität Berlin, Herr Dr. med. et phil. Assmann, sprach in eingehender Weise „über die Blitzableiterfrage". Auf Grund seiner eigenen langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen auf diesem Gebiete und der ihm in seiner jetzigen Amtsthätigkeit am königlich meteorologischen Institute in überreichem Masse von allen Seiten zufliessenden Angaben hierüber behandelte der Redner das für die All- gemeinheit im höchsten Grade wichtige Thema mit so überzeugender Klarheit, beleuchtete dabei insonderheit auch magdeburgische Verhältnisse, dass es im Interesse aller, besonders aber unserer magdeburger Mitbürger geboten erscheint, die Hauptsache davon in Folgendem mitzutheilen. Dass der Blitzableiter schon den alten Culturvölkern be- kannt gewesen sei, ist aus mehreren unzweideutigen In- schriften altägyptischer Tempel aus der Zeit Ramses III (1300 V. Chr.) nachgewiesen worden. Nachdem das Mittel- alter diese Erfindung verloren hatte, wurde sie 1749 durch Franklin von Neuem gemacht, welcher aber erst 1760 in 1* _ 4 — Philadelphia den ersten Blitzableiter praktisch ausführte. Wahrscheinlich hat indess Prokopius Divisch schon 1754 in Prendiz (Mähren) einen ähnlichen Apparat construirt. Die Opfer, welche der Blitz alljährlich an Gut und Blut fordert, sind viel beträchtlicher, als man gemeinhin annimmt, Im Königreich Preussen werden durchschnittlich im Jahre mehr als hundert Menschen vom Blitze getödtet, in Deutsch- land Brandschäden im Betrage von 6—8 Millionen Mark durch den Blitz hervorgerufen. Von 15 Bränden überhaupt, im Königreich Sachsen aber schon von fünf Bränden, ist einer auf Blitzschlag zurückzuführen. Die Blitz gefahr ist in den letzten 50 Jahren fast in ganz Deutschland erheb- lich gewachsen, was auf verschiedene Ursachen, Ent- waldung, Vermehrung der Eisenverwendung zurückgeführt, aber auch in Beziehung mit den Sonnenflecken -Perioden gebracht worden ist. Die Blitzgefahr für Gebäude wird durch einen richtig construirten Blitzableiter auf ein Mini- mum reducirt oder gänzlich aufgehoben. Alle bisher be- kannt gewordenen gegentheiligeii Erfahrungen konnten auf Fehler bei der Anlage oder in der Beschaffenheit des Blitz- ableiters zurückgeführt werden. Man unterscheidet die ältere, von Gay-Lussac angegebene Construction desselben, bestehend aus wenigen hohen Auffangestangen mit gegen Ox3^dation geschützten Spitzen und kürzester Verbindung derselben mit dem Grundwasser, und die neuere Eorm nach Melsens, bestehend 'in einem System schwächerer Drähte, welche den Dachfirst, die Giebel- und Frontkanten eines Hauses entlang verlaufen, viele kleine Spitzen ohne Schutz gegen Oxydation an allen hervorragenden Punkten tragen und mit mehrfachen Leitungen desselben Materials nach dem Grundwasser führen. Letzteres System gewinnt mit Recht in der Neuzeit die Oberhand über das ältere, da es nach allen bisherigen Erfahrungen einen absoluten Schutz gegen Blitzschlag gewährt und nicht theurer ist als das ältere. Man verwendet jetzt ausschliesslich für diese — o Abieiter verzinkten Eisendraht von 8 mm Durchmesser, welcher wegen seiner grösseren Stabilität gegenüber äusseren Beschädigungen, wegen seines bedeutend höheren Schmelz- punktes und wegen seines viel niedrigeren Preises dem Kupfer vorgezogen wird. Durch die Vervielfachung der Leitungen wird der Leitungswiderstand in den Eisendrähten ebenso niedrig gestellt, als bei Kupferdraht. Drahtseile verwendet man mit Recht jetzt seltener, da dieselben weniger stabil sind als ein solider Draht; auch sind Be- schädigungen des letzteren leichter zu erkennen, als bei Drahtseilen. Der wichtigste Theil eines guten Blitzableiters ist die Erdleitung , welche eine möglichst widerstandslose Ausbreitung der Elektricität in dem wasserführenden Erd- boden oder im Wasser selbst ermöglichen soll. Flüsse, Seen, Teiche oder das Grundwasser sind die besten Ent- ladungsstellen , eben so gut aber ist das Röhrennetz grösserer Wasser- und Gasleitungen , welches , wenn auch nicht im Grundwasser liegend, wegen seiner äusserst grossen metallischen Oberfläche eine vorzügliche Ableitung ermög- licht. Ueberall, wo dieses Rohrnetz Metalldichtungen seiner Einzelstücke hat, ist dasselbe unbedenklich als Ableitung zu benutzen, wie zahlreiche Gutachten der namhaftesten Physiker und viele schon ausgeführte derartige Anschlüsse unwiderleglich beweisen. Erst in jüngster Zeit, d. h. vor einer Woche, hat die Berliner Blitzableiter- Commissian unter Vorsitz des Professors v. Bezold, Directors des königl. Meteorologischen Instituts, diesen Anschluss nicht nur als durchaus unbedenklich, sondern sogar als noth- wendig bezeichnet und dies in einem Gutachten nieder- gelegt, welches vom Vortragenden wörtlich bekannt gegeben wurde. Während in der Mehrzahl der grösseren Städte Deutschlands, unter anderen im ganzen Königreiche Sachsen, dieses Verfahren erlaubt ist, ist dasselbe in Magdeburg bis- her direct verboten; doch ist nicht zu bezweifeln, dass dieses Verbot, auf veraltete Anschauungen und Gutachten — 6 — sich stützend» nach den neueren Erfahrungen nicht aufrecht erhalten werden kann. Der Vortragende hielt es für seine Pflicht, die Wiederaufnahme dieser wichtigen Frage bei den städtischen Behörden anzuregen, und forderte die Versamm- lung auf, in diesem Sinne in jeder zulässigen Weise zu wirken. Trägt ein Haus einen gut angelegten, mit aus- reichender Erdahleitung versehenen Blitzableiter, ohne dass derselbe mit der im Hause befindlichen Gas- und Wasser- leitung in metallisch leitende Verbindung gebracht worden ist, so liegt die Gefahr vor, dass ein Blitz vom Blitzableiter abspringen und nach der Gas- und Wasserleitung im Innern des Gebäudes überspringen könne , da die Aus- breitungswiderstände in der letzteren vermöge der unend- lich grossen Berührungsfläche des Köhrennetzes mit den leitenden Erdschichten ganz beträchtlich kleiner sind, als bei einer noch so guten Erdplatte des gewöhnlichen Blitz- ableiters. Bei dem Eintritt und dem Austritt des elek- trischen Funkens in einen Leiter oder aus demselben findet aber stets eine bedeutende Wärme-Entwicklung statt, so dass hierdurch ein Gasrohr, in welches ein Blitz über- springt, geschmolzen und das Gas entzündet werden kann, wodurch Brände schon mehrmals entstanden sind, während bei metallischer Verbindung eine Erwärmung nicht oder doch nur in unschädlichem Grade stattfindet. Der oft auf bedeutende Entfernungen zuweilen durch meter- dickes Mauerwerk hindurch überspringende Blitz würde natürlich auf seinem Wege im Innern des Gebäudes alle lebenden Wesen auf das Aeusserste gefährden. Deshalb ist überall, wo eine Blitzableitung nicht die Gas- und Wasser- röhren als Erdableitung selbst benutzt, deren Anschluss unbedingt zu fordern, will man nicht den Ort der grössten Gefährdung in die von Menschen bewohnten Bäume selbst verlegen. Die völlige Unschädlichkeit dieses Verfahrens ist übrigens in unzähligen Fällen dadurch dargethan worden, dass alle Telephon- und Telegraphenleitungen bisher ohne — 7 — jeden Schaden an die Gas- und Wasserrohren angeschlossen werden. Telephon- und Telegraphenleitungen werden da- durch zu vorzüglichen Blitzableitern, so dass dieselben, einem leider noch immer nicht ganz beseitigten Vorurtheil entgegen, als ein Schutz der betreffenden Häuser anzusehen smd, ''zumal nach der gültigen Vorschrift auf je vier der eisernen Telephonträger ein Blitzableiter angebracht werden muss. Elektrische Beleuchtungs-Anlagen bedürfen gleich- falls eines Anschlusses an einen Blitzableiter. Die Prüfung der Blitzableiter hat, wenn derselbe für die Inspection leicht zugänglich angelegt worden ist, in Pausen von einigen Jahren zu erfolgen; dieselbe darf unter keinen Um- ständen sich auf den bisher noch immer üblichen Nach- weis der Leitungsfähigkeit beschränken, sondern muss in einer Messung der Leitungswiderstände in der Luftleitung und der Aushreitungswiderstände in der Erdleitung be- stehen. Die neuerdings von Kohlrausch construirten Apparate, welche aus einer Wheatstone'schen Brücke mit einem Telephon im Brückendraht bestehen, geben völlig sichere Prüfungs-Ergebnisse. Der Widerstand einer Luft- leitung darf hierbei kaum 1 bis 2, der Ausbreitungswider- stand der Erdleitung höchstens 20 Ohm betragen. Die Grösse der Gefahr erfordert dringend die Anbringung eines Blitzableiters auf jedem Gebäude oder wenigstens jedem Gebäude-Complexe; dringend nothwendig aber ist es, eine behördliche Controle der Blitzableiter einzuführen, um nicht an Stelle einer Sicherung eine Erhöhung der Gefahr ein- treten zu lassen. Von einer grossen Anzahl älterer Blitz- ableiter, welche Holtz untersuchte, erwies sich nur die Hälfte als einwurfsfrei. Den übrigen Theil des Abends füllte die Berathung über den vom Vorstande der Versammlung vorgelegten Entwurf der zeitgemäss umzugestaltenden Vereinssatzungen aus. Der Entwurf fand mit unwesentlichen Abänderungen die Zustimmung der Vereinsmitglieder. Sitzimg Tom 6. März. Anwesend: 33 Mitglieder, 8 Gäste. Herr Dr. Möries, Chemiker hierselbst, sprach über den in jüngster Zeit viel besprochenen neuen Süssstoff Saccharin, dessen Kenntniss nicht blos vom wissenschaft- lichen Standpunkte aus nothwendig-, sondern auch aus praktischen Gründen für alle Bevölkerungsschichten wünschens- werth ist, in besonderem Maasse für die Kreise einer Stadt, die mit dem Zuckerhandel so eng verknüpft ist wie Magde- burg. Nach einem Ueberblick über die Fortschritte der neueren Chemie und ihre hohe Bedeutung für die Er- klärung der Naturvorgänge um uns her wie für die ver- schiedenen Gewerbe, die Landwirthschaft, die mannichfachen Fabrikbetriebe u. s. w., ging der Vortragende auf die Ge- schichte des Saccharins selbst über, dem in der Sprache der reinen Chemie der Name „Anh}^ dro ort ho sul f am inb en z o e- CO säure und die chemische Formel Cß H4 -- NH zu- kommt. An Stelle des langen Namens ist auch die kürzere Bezeichnung „B en zoes äuresulfinid" vorgesehlagen worden; die allgemein gebräuchliche Benennung „Saccharin" hängt nur mit der physikalischen Eigenschaft des Stoffes, seiner ungemein grossen Süssigkeit, zusammen, ohne seine Verwandtschaft mit anderen chemischen Körpern anzudeuten. Der Körper wurde 1885 vom Chemiker Dr. C. Fahlberg in Gemeinschaft mit J. Eemsen (in Newyork) entdeckt, das Herstellungsverfahren durch Dr. Con- stantin Fahlberg bedeutend vervollkommnet, so dass die Ausbeute von früher 5pCt. bis auf öOpCt. gesteigert ist. Die 1886 entstandene „Saccharinfabrik Fahlberg, List & Co." zu Salbke-Westerhüsen bei Magdeburg liefert jetzt täglich ungefähr 40 kg und mehr. Der Preis für das Kilogramm beträgt 100 J6. Das Saccharin wird aus einem Bestandtheile des Steinkohlentheers, aus dem Toluol, gewonnen, einem wasserhellen, ölartigen Körper von — 9 — 0.882 spec. Gewicht mit dem Siedepunkt lll» C. In der Fabrik wird (nacli Mittheilungen des Herrn P. Ehrhardt) folgendes Herstellungsverfahren eingeschlagen: Toluol wird mit concentrirter Schwefelsäure bei 100^ sulfurirt, d. h. in eine Schwefelverbindung übergeführt, das Gemisch fliesst in kaltes Wasser, wird mit kohlensaurem Kalk abgestumpft und filtrirt; dann wird Natriumcarbonat zugesetzt. Das Ge- menge der Natriumtoluolsulfonate wird zur Trockne ver- dampft. Der trockene Eückstand von Ortho- und Para- toluolsulfosäure, an Natrium gebunden, wird zur Erzeugung der Chlorverbindung mit Phosphortrichlorid in Gegenwart eines Stromes von freiem Chlor gemischt und zwar bei einer Temperatur, die dicht unterhalb des Siedepunktes des sich hierbei bildenden Phosphoroxychlorids liegt. Aus den Natriumsalzen der Ortho- und Paratoluolsulfosäure entsteht hierdurch das flüssige Orthosulfochlorid, das feste Parasul- fochlorid. Man destillirt nach Beendigung der Umsetzung des Phosphoroxjchlorides ab und kühlt das Gemisch des Para- und Orthotoluolsulfochlorides stark. Das Paratoluol- sulfochlorid krystallisirt aus und wird durch Centrifuge vom flüsssigen Orthotoluolsulfochlorid getrennt. Das letztere wird nun entweder unter Durchleiten von trockenem Ammoniak- gas oder mit doppeltkohlensaurem Ammoniak und Salzsäure durch Dampf erwärmt. Man erhält Orthotoluolsulfamid neben Chlorammonium, welches letztere leicht zu trennen ist. Es handelt sich nun noch um die Oxydation des ersteren. Diese geschieht in einar verdünnten Lösung von Kaliumpermanganat. Die erhaltene Mischung von benzoe- siilfaminsaurem Kalium und Manganoxydhydrat wird filtrirt und mit Säuren zersetzt; man gewinnt nunmehr die sich ausscheidende Anhy dro ort hob enzoesul famin säure, das Saccharin. Dasselbe ist ein weisses Pulver, welches sich in kaltem Wasser schwer, in heissem Wasser leichter löst; in Alcohol und Aether ist es leicht löslich. Es hat die 280fache Süssigkeit des Pvübenzucker s, — 10 — keinen Nährwerth, aber wichtige antiseptische und antifermentative Eigenschaften. Ver- wendung: man versüsst mit Saccharin den von Natur wenig süssen Stärkezucker und das Glycerin, welche zur Liqueurfabrikation vielfach Verwendung finden. Da Saccharin die Gährung verlangsamt, so ist es sehr wichtig für die sogenannten Gährungsgewerbe und für die Conserven- fabrikation. Von Aerzten sind in den Krankenhäusern ein- gehende Versuche an Menschen, in den physiologischen Laboratorien an Thieren mit Saccharin angestellt, welche dessen Unschädlichkeit für den menschlichen und thierischen Organismus beweisen. Seine antiseptischen Eigenschaften sind wichtig bei Krankheiten des Magens, der Blase, des Darmcanals u. s. w., wenn daselbst vor- zeitige Gährungen bez. Umsetzungen eintreten. Saccharin hat hierbei vor anderen antiseptischen Mitteln den Vorzug, dass es die Schleimhäute nicht angreift. Da Saccharin kein Nähr-, sondern ein Süssstoff ist, so dient es zum Versüssen der Speisen für Diabetiker (an Zucker- krankheit Leidende), welche den nahrhaften Zucker meiden müssen. Ferner wendet man es in der Pharmacie zur Herstellung von Verbindungen mit bitterschmeckenden Alkaloiden z. B. Chinin an, um deren Geschmack zu ver- decken, sowie als Zusatz zu diätetischen Nährmitteln für Kinder und Reconvalescenten. Proben solcher mit Saccliarin versetzten Nährmittel (Cacao u. s. w.), sowie Saccharin selbst und die dem Kübenzucker noch an Süssigkeit gleich- kommende Mischung von einen Theil Saccharin mit lOüO Theilen des wenig süssen Stärkezuckers, wie sie gewöhn- lich jetzt in den Handel gebracht wird, wurden vom Vor- tragenden zur Ansicht und beliebigen Prüfung durch die Geschmacksorgane vorgelegt. In der sich an den Vortrag anschliessenden Be- sprechung wurde von Sachkennern der Eübenzucker- fabrikation hervorgehoben, dass auch bei einer auf 50 kg 11 täglicli, also etwa 300 Ctr. jährlich gesteigerten Leistung der Saccharinfabrik, wodurch nach der Mischung 1 : 1000 unter Zusatz von 397,000 Ctr. Stärkezucker eine Menge von 400 000 Ctr. dem Rübenzucker gleichen Süssstoffes zum Verkauf gestellt wird, doch eine Concurrenz mit dem Rübenzucker keineswegs zu befürchten ist, da diese Gewichtszahl verschwindend gering ist gegen die Masse des jährlich verkauften Rübenzuckers, welche in dem verflossenen Jahre allein eine Zunahme von 2 Mill. Ctr. erfahren hat und jährlich im gleichen Masse weiter steigt in Folge des stark zunehmenden Zuckerverbrauchs. Auch für die Zukunft sei eine solche Befürchtung nicht zu hegen, da schon diese eine Fabrik ^/^ des sämmtlichen in Deutschland hergestellten Phosphors in ihrem Betriebe ver- braucht, also eine bedeutend umfangreiche Gewinnung dieses Stoffes stattfinden müsste, ehe eine Steigerung der Saccharinbereitung eintreten könnte. Der Hauptverbrauch des neuen Süssstoffes finde nicht in Deutschland, sondern in England, Russland und Amerika statt. Würde es in Deutschland zu einem hervorragenden Yerbrauchsartikel werden, dann würde es in gleichem Masse mit einer hohen Steuer belegt werden, wie es mit dem Rübenzucker ge- schehen ist, und dadurch würde eine gefährliche Concurrenz mit letzterem aufgehoben sein, selbst wenn der jetzt noch hohe Preis durch Vervollkommnung der Herstellungsweise bedeutend ermässigt würde. Als zweiten Punkt der wissenschaftlichen Unterhaltung besprach Herr Grützmacher, Leiter der Wetterwarte der „Magdeburgischen Zeitung^', die Construction und Eigen- schaften eines von Ephraim Greiner zu Stützerbach i. Th. nach dem neuen Patente Huch in Schöningen gearbeiteten Gefässbarometers, dessen oberes, für die Ablesung am Scalentheile wichtiges Ende von der senkrechten Richtung um einen bedeutenden Winkel (etwa 80 <^) abweicht, also nur Avenig Grade von der Horizontallage abgebogen ist, so 12 dass das Steigen und Fallen des Quecksilbers in der schrägen Eöhre viel auffälliger wird als in einer senkrechten Eöhre, demnach noch Schwankungen abgelesen werden können, die sonst für das Auge unmerkbar sein würden. Der Winkel ist so gewählt, dass die erzielte Yergrösserung das zehnfache des senkrechten Steigens und Fallens beträgt, d. h. eine Quecksilbersäule von 1 cm in dem schrägen Bohre einer solchen von 1 mm in einem senkrechten Rohre entspricht. Dadurch empfiehlt sich das Instrument zu einer bequemen und genauen Ablesung. Es hat aber eine be- trächtlich geringere Empfindlichkeit als die Barometer mit senkrechter Röhre, wahrscheinlich in Folge der Trägheit der grossen Menge Quecksilber, die durch den Luftdruck in das schräge, somit längere Rohrstück gepresst werden muss. Zur Verwendung für wissenschaftliche Zwecke eignet sich dasselbe daher nicht. — Eine sehr lebhafte Besprechung, die sich im Anschlüsse an die Mittheilung über die Mängel dieses Barometers und über Vorschläge zur Verbesserung desselben verbreitete, brachte noch interessante Punkte zur Kenntniss, so z, B., dass der Gedanke, Instrumente dieser Art anzufertigen, schon 200 Jahre alt ist, ferner dass ein nicht unbeträchtlicher Fehler in den Ablesungen durch den merklich wechselnden Stand des Quecksilbers in dem unten befindlichen Grefässe herbeigeführt wird, weil hierdurch der Nullpunkt der Scala beständig verrückt wird, ohne dass eine Correction hierfür möglich ist. Ueber den Verbesse- rungsvorschlag, den oberen, schrägen Theil der Röhre zu verengen, um dadurch zu ermöglichen, dass weniger Queck- silber in die Höhe getrieben werden muss, die Empfind- lichkeit also gesteigert wird, gingen die x\nsichten sehr aus- einander, da die Capillardepression in einer engen Röhre dem Steigen des Quecksilbers hindernd entgegentritt. Der Vorsitzende, Herr W. König, legte hierauf das Erdprofil der Zone von 31 bis 65^ nördlicher Breite, von Ferdinand Lingg in München, vor. i; Dieses bedeutende Stück zeiclinerisclier und reclinerisclier Arbeit stellt zum ersten male alle Höben und Längen sämmtlicber Gegenstände auf der Erdoberfläche, ebenso wie die für uns in der Atmosphäre oder unter der Oberfläche erreichbaren Höhen und Tiefen nach einheitlichem Mass- stabe dar, abweichend von allen bisherigen derartigen Dar- stellungen, bei welchen überall für die Höhen oder Tiefen- dimensionen andere Einheiten zu Grunde gelegt wurden als für die horizontalen Ausdehnungen. Es konnte dies nur durch Anwendung eines grossen Massstabes erreicht werden, welcher wie 1 : 1,000,000 der natürlichen Grösse sich ver- hält; es ermöglicht den ellipsenförmigen Querschnitt der Erde, ihre Abplattung, deutlich sichtbar zu machen. Wir sehen daher auf der betreffenden Tafel ein Ellipsoid durch- schnitten, dessen grosse Achse eine Länge von über 12 m hat. Die Tafel zeigt eine gewaltige Fülle von That- sachen. Ueber 700 der bedeutendsten Berge, welche in dem oben bezeichneten Erdgürtel liegen, sind in ihren Grössenverhältnissen genau nach dem gevrählten Massstabe dargestellt, ebenso Hochplateaus, Pässe und dergi., in gleicher Weise ist mit den Tiefen der Meere verfahren. Man sieht, dass alle diese Dimensionen sehr unbedeutend erscheinen im Yerhältniss zum Erddurchmesser, ebenso wie die Dicke der Kugelschale, welche das wahrscheinlich feuer- flüssige Erdinnere umgiebt. Es sind ferner genau nach Mass aufgetragen Tieflothungen der Oceane, mit Ballon- fahrten erreichte Höhen, die Höhen, in v\^elchen die Stern- schnuppen und das Nordlicht aufleuchten. Ebenso ist dar- gestellt die Refraction der Lichtstrahlen in der Atmosphäre, die magnetische Declination und Inclination, die Beleuch- tungsverhältnisse durch Sonne und Mond, die berechneten Tiefen der Erdbebencentren u. s. w., kurzum eine Fülle von Thatsachen, die von höchstem Interesse sind und in solcher Uebersichtlichkeit noch niemals geboten worden, auch be- rufen sind, manche falsche Vorstellung zu berichtigen. — 14 — Sitzung Tom 10. April. Anwesend: 24 Mitglieder, 8 Gäste. Die Sitzung wurde damit eröffnet, dass Herr Stadt- rath Assmann über das Wachsthum und den Stand der naturwissenschaftlichen Sammlungen, so wie der zugehörigen, umfangreichen Bibliothek sprach und zugleich einen Kechen- schaftsbericht über die Verwendung der dem Vereine seitens der städtischen Verwaltung gütigst gewährten jährlichen Unterstützung von 1000 Ji gab. Letzterer Bericht wurde von einem Mitgiiede der Versammlang geprüft und für richtig befunden. In Bezug auf erstere Punkte konnte Kedner ein fortdauerndes, starkes Anwachsen der Samm- lungen theils durch Schenkungen, theils durch Ankauf und Austausch feststellen; eine grosse Anzahl reicher Aner- bietungen musste aber aus Mangel an Kaum zurückge- wiesen werden. Durch das Wohlwollen der städtischen Behörde ist zwar im Laufe des Jahres 1887 eine Erweiterung des (im dritten Stockwerke des Kealgymnasiums befindlichen) Museumsraumes durch Anbau und Einrichtung eines Ar- beitszimmers eingetreten, doch ist diese Käumlichkeit durch die sehr lange und schmerzlich entbehrte, nunmehr voll- zogene Aufstellung der stattlichen Vereins-Bibliothek völlig ausgenutzt worden, so dass zur Unterbringung von Samm- lungsgegenständen keine Spanne Fläche gewonnen worden ist. Mit grosser Ereude ist deshalb der von der Stadt jüngst in Erwägung gezogene Gedanke der Erbauung eines allgemeinen, städtischen Museums als würdiger Heimstätte für die Sammlungen der Stadt selbst und der einzelnen hiesigen Vereine begrüsst worden. Kedner ist als langjähriger Vorsteher der Sammlungen des natur- wissenschaftlichen Vereins mit zu den von der Stadt ein- geleiteten Berathungen über diese Angelegenheit hinzu- gezogen worden. Seine Ansichten sind von den Vertretern der übrigen Vereine freundlich aufgenommen und gebilligt worden; nur der Vertreter des Kunstgewerbevereins hat 15 sich ablehnend verhalten und später im städtischen Vereine und in Zeitungsberichten die Ansicht ausgesprochen, dass die Sammlungen des naturwissenschaftlichen Vereins über- haupt nicht in das zu erbauende städtische Museumsgebäude gehörten, sondern den Schulen zu überweisen seien. Gegen diese Aeusserungen wendete sich nun Redner und erklärte, dass er es für geboten erachte, sich wenigstens dem natur- wissenschaftlichen Vereine gegenüber in dieser Angelegen- heit auszusprechen, damit die Mitglieder nicht meinen könnten, dass er sich gegen die Angriffe von jener Seite unthätig verhielte. Zur that sächlichen Entgegnung wies er mit Fug und Recht darauf hin, 1) dass die naturwissenschaftlichen Sammlungen mindestens eben so, wie die der anderen Vereine auch dem er- wachsenen Publicum angenehm und wichtig sind, wie dies der eifrige Besuch derselben beweist, und darum diesem, wie der Gesammtheit der Schulen erhalten werden müssen, eine üeberweisung an die ^einzelnen Schulen demnach nicht möglich sei, auch nicht im Sinne der Begründer und Vermehrer der Sammlungen gelegen habe noch liege ; 2) dass den naturwissenschaftlichen Sammlungen auch in Folge des Alters ihres Bestehens (sie sind die am längsten [seit 20 Jahren] dauernd vorhandenen) die Ehre der Aufnahme in das neue Gebäude zustehe; 3) dass der gütige Spender der beträchtlichen Geld- summe, durch deren Zusicherung der ganze Plan erst in richtigen Fluss gekommen ist, mehrere Jahre lang Vor- sitzender des naturwissenschaftlichen Vereins und Mit- begründer der Sammlungen desselben gewesen ist, daher gewiss nicht gewillt ist, in dem mit Hülfe seiner Schenkung theilweise geschaffenen Museum die Schätze seines naturwissenschaftlichen Vereins ausgeschlossen zu sehen; 4) dass die Nichtaufnahme einen Undank gegen die Personen bedeute, welche in jahrelangem, unermüd- 16 lichem Mühen sich die Bereicherung der natur- wissenschaftlichen Sammlungen hätten angelegen sein lassen und Zeit wie Geld aufopfernd für die Er- haltung derselben trotz vielfacher Schwierigkeiten thätig gewesen sind in der Hoffnung auf bessere Zeiten, auf Zeiten, wo das durch ihren bienengleichen Fleiss Erworbene aus dem entlegenen, wenig bekannten Räume hervorgeholt und, an günstigeren Platz gestellt, der Stadt zur Zierde gereichen werde; 5) dass eine Anzahl Herren entschlossen ist, ihre be- trächtlichen und werthvollen naturwissenschaftlichen Privatbesitzthümer den Yereinssammlungen einzuver- leiben, sobald dieselben in das neue Museum über- geführt werden; 6) dass es unmöglich ist, die stark anwachsenden Samm- lungen in dem bisherigen, schon jetzt viel zu klein gewordenen Räume noch ferner zu bergen, da augen- blicklich schon eine solche Fülle daselbst herrscht, dass die Uebersichtlichkeit empfindlich leidet und jedes kleine Plätzchen bis auf das Aeusserste nutzbar gemacht ist. Redner theilte ferner mit, dass weiterhin mit ihm in einer besonderen Besprechung mit einem Mitgliede des für die Museumsfrage seitens der Stadt ernannten Anschusses über den Punkt verhandelt worden ist, welche Raumfläche die naturwissenschaftlichen Sammlungen im mindesten Falle beanspruchen würden. Der Erfolg dieser Besprechung war ein beiderseits zufriedenstellender gewesen, wenn auch von den früher angegebenen, höher veranschlagten Raum- erfordernissen ein Theil aufgegeben werden musste aus Rück- sicht auf die übrigen berechtigten Ansprüche der anderen Vereine. Mit guter Hoffnung dürfe man aber der Ent- wicklung der Angelegenheit im Vertrauen auf das stets bewiesene Wohlwollen der städtischen Behörden entgegen- sehen. — Die rein sachliche Beleuchtung des besprochenen — 17 — Gegenstandes seitens des Vortragenden fand den allge- meinen Beifall der Versammlung. Durch Erheben von den Plätzen bekundeten die Vereinsmitglieder dem treuen Ver- fechter ihrer Interessen die gebührende Anerkennung für seine Thätigkeit in dieser Sache ; ein aus der Versammlung selbst gestellter Antrag, sich mit den von Herrn Stadtrath Assmann gethanen Schritten völlig einverstanden zu er- klären, wurde einstimmig angenommen und zugleich dem Wunsche lebhafter Ausdruck gegeben, dass der Magistrat unserer Stadt dafür Sorge tragen möge, dass die Vereins- sammlungen einen würdigen Platz in dem zu erbauenden städtischen Museum zugewiesen erhalten. Hierauf hielt Herr Dr. Völkel seinen Vortrag „Die unterirdischen Schätze Nordamerikas". Der Vortrag be- schränkte sich nicht auf eine einfache Aufzählung der mineralischen Schätze Nordamerikas, sondern zog in seinen Eahmen kleinere Schilderungen von Landschaften und Be- völkerung, wie er auch allgemeine geographische Umrisse gab. Das Vorkommen von Blei, Zink, Kupfer, Quecksilber, Gold und Silber sei zum Theil nicht unbedeutend und halte einen Vergleich mit dem in Spanien, Sardinien, Belgien, Schlesien, Chili, Australien und Südamerika sehr wohl aus, trete jedoch gegen die grossartigen Vorkommnisse von Kohle, Petroleum und Eisen beträchtlich zurück. Die Kohle, deren mineralogische Abarten zunächst vorgeführt und in ihren für die verschiedenen technischen Ver- wendungen erforderlichen Eigenschaften beschrieben wurden, findet sich in gewaltigen Becken, deren Ausdehnung be- sonders dann überrascht, wenn man sie mit uns geläufigen räumlichen Entfernungen misst. Die bedeutendsten Lager finden sich in Pennsylvanien, Ohio und Maryland. In ersterem Lande wird die vorzüglichste Kohle der Welt, der 95 7o Kohlenstoff enthaltende Anthracit gebrochen, der an Güte die in Wales und Böhmen gefundenen Anthracite bei Weitem übertrifft. Seine geruch- und fast rauchlose Ver- 2 18 brennung macht ihn zum beliebtesten Feuerungsmaterial für die reichen Familien Nordamerikas und hat ihm den dort vielfach gebräuchlichen Namen „natürlicher Coaks" er- worben. In Ohio wird eine treffliche Steinkohle gewonnen, die zu gewerblichen Zwecken in ausgedehntem Masse ver- wendet wird, so dass sich ringsum und zwischen den be- sonders bei der Stadt Pittsburg zu mehr als 100 zusammen- gedrängten Kohlenminen zahlreiche Fabriken befinden, deren mächtige Feuerschlote den Nachthimmel in stetem Flammenschein erröthen lassen und die Luft mit Flugasche erfüllen. Geht man von diesen bedeutendsten Lagern nach Westen, so finden wir überall bis nach Californien Kohlen- gruben angelegt, die zwar geringwerthigere Sorten und weit weniger an Menge liefern, dennoch nicht allein den Bedarf ihrer Gegenden decken, sondern auch noch eine nicht unbeträchtliche Ausfuhr nach Australien und Chile gestatten. Der Kohlenreichthum Nordamerikas ist so gross, dass dieser Staat, jetzt noch der zweite in der Eeihe der kohlenliefernden Länder, in kurzer Zeit das bisher am meisten producirende England überflügeln wird und für viele Jahrzehnte den Bedarf an Kohlen selbst für die ganze Erde befriedigen kann. Das Petroleum, der zweit- wichtigste mineralische Schatz .Nordamerikas , findet sich fast an denselben Punkten, wo die grossen Kohlenlager liegen, hauptsächlich in Pennsylvanien und westwärts am Fusse der Alleghanieskette entlang. In Sümpfen tritt es vielfach zu Tage und verpestet die Gegenden in solchem Masse, dass man dieselben lange Zeit als von der Natur verfluchte mied, bis erst in neuerer Zeit die Bedeutung und Gewinnung dieses Erdöls erkannt und gewürdigt wurde. Anfangs mittelst grosser Tuchlappen aufgesaugt, verwendete man das ausgerungene Oel nur als Schmiermittel ; spät erst lernte man aus demselben durch Ausscheiden der zu flüchtigen und zu schweren Stoffe (Benzin, Schmieröle, Paraffin, Theer) das gereinigte Petroleum herstellen, welches . — 19 — nun in ungeheuren Mengen nach allen Theilen der Erde versendet wird (zwei Drittel der Ausbeute werden ver- schickt, ein Drittel an Ort und Stelle verbraucht, da man es dort auch zum Heizen benutzt). Seitdem hat man auch nach den in der Tiefe meist unter ölgetränktem Sandstein versteckten Quellen gebohrt; dieselben steigen, getroffen, gleich artesischen Brunnen mit grosser Kraft an die Erdoberfläche empor und werden, wenn sie zu erlahmen beginnen, mittelst sehr einfacher Schöpfpumpen völlig ent- leert. Das gewonnene Oel leitet man in Köhren auf weite Entfernungen hin in Sammelbassins, wo seine Keinigung im Grossen erfolgt. Pittsburg und Umgegend ist wie für die Kohle so auch für das Erdöl ein Hauptsammelpunkt, und die Luft dortselbst ist durch den Geruch desselben kaum athembar gemacht. Das Eisen endlich lagert überall in Nordamerika und zwar werden fast sämmtliche Abarten desselben gefunden, von den besten und seltensten bis zu den geringsten. Sein Zusammenvorkommen mit Kohle erleichtert die Gewinnung des Metalls aus dem Erze ungemein. Einzelne Berge bestehen ganz aus Eisen, ver- schiedene Minen sind gradezu unerschöpflich zu nennen. Die Leistung des englischen Eisenbergbaues ist schon jetzt fast erreicht und wird mit Sicherheit übertroffen werden. Augenblicklich liefert Nordamerika schon die grössten und besten Gegenstände der Eisenindustrie. Nach einigen Schlussbetrachtungen über die Zukunft dieses von der Natur so reich gesegneten Landes endete Eedner seinen beifällig aufgenommenen Vortrag. Sitzung Tom 8. Mai. Anwesend: 21 Mitglieder, 13 Gäste. Nach Berichterstattung über die Kassenverhältnisse seitens des Rendanten wurde demselben auf Grund einer vorgenommenen Rechnungsprüfung Entlastung ertheilt. Hierauf hielt Herr Realgymnasial - Oberlehrer Dr. Hintz- 2* — 20 — mann einen Vortrag über die in einer früheren Sitzung aus der Versammlung heraus gestellte Frage: „Wie sieht es im Innern der Erde aus?"^) Gestützt auf sehr eingehendes Studium der ein- schlägigen Literatur beantwortete er dieselbe in anziehendster Weise, von der Entstehung der Erde ausgehend. Die jetzt kaum noch angezweifelte, auf viele unumstössliche That- Sachen begründete Kan t-Laplace'sche Hypothese lässt unser ganzes Sonnensystem anfänglich eine ungeheure, feurig glühende Nebelmasse sein, deren Form sich durch eine geringe Abplattung an den Polen von der Kugel- gestalt unterschied in Folge der schnellen Drehung um einen Mittelpunkt, der in dem jetzigen Sonnencentrum lag. Durch allmähliche Abkühlung und demzufolge eintretende Zusammenziehung gewann dieser gewaltige Nebelfleck eine grössere Umdrehungsgeschwindigkeit, die so sehr zunahm, dass in der Zone der grössten Geschwindigkeit, der sogen. Aequatoriaizone, sich Ringe bildeten, die mit der bisher innegehabten Schnelligkeit den Hauptkörper umtanzten, aber wegen ihrer wahrscheinlich ungleichmässigen Zusammen- setzung und Abkühlung zerrissen und sich zu einzelnen kugelähnlichen Körpern umgestalteten. Dieselben bewahrten die Drehungsrichtung der ganzen Masse (West-Ost) und platteten sich an den Polen der Drehungsachse in gleicher Weise ab, wie der Hauptkörper selbst es gethan hatte, so dass sie gleich ihm Rotationssphäroide wurden. Eines dieser Sphäroide ist die Erde, die anderen bilden die Schaar der übrigen Planeten mit ihren Trabanten und Ringen. Auf allen diesen, also auch auf unserer Erde, bewirkte die stetige Abgabe von Wärme an den Weltenraum einen fort- dauernden Wärmeverlust, in Folge dessen die feurig-gasige ^) Der Vortrag, welcher im Verlage von Wennhacke & Zincke, ]\Iagdeburg, erschienen ist, wurde zw'ar dem vorjährigen Bericht bei- gelegt. Dennoch glauben wir im Interesse der Vollständigkeit unseres Berichtes das folgende Eeferat geben zu sollen. — 21 — Masse in den feurig-flüssigen Zustand und endlicli in Er- starrung überging. Die sich hierdurch auf der Oberfläche hildenden und auf ihr wie Schollen herumschwimmenden Schlacken verminderten die Leuchtkraft der Erde an den Stellen ihrer Ansammlung. Da sie von vorhandenen Strömungen umhergetrieben wanderten, so wechselte an den betreffenden Stellen helles Licht mit weniger glanzvollem ab, und es ergab sich ein Zustand der Lichtausstrahlung, wie ihn die sogenannten veränderlichen Sterne (z. B. Stern X im Schwan) zeigen. Durch fortgesetzte Schlackenbildung überzog sich endlich die Erde mit einer starren Rinde, der ersten Erdkruste, die aber zu schwach war, um dem Drucke der eingeschlossenen Massen Widerstand leisten zu können. Ausbrüche der namentlich Wasserstoff enthaltenden Gase und der flüssigen Glutmassen erfolgten in gewaltigem Um- fange und halfen, sich auf der Kruste ausbreitend und er- kaltend , selbst mit an der Verstärkung der letzteren. Bei einer gewissen Dicke derselben konnten sich die um den Erdball angesammelten Wasserdämpfe als Wasser nieder- schlagen und Meere bildend an dem Baue der Erdoberfläche wesentlich mitarbeiten. Durch Wassers Hülfe und vul- kanische Ausbrüche bildeten sich in vielen Millionen von Jahren neue Ablagerungen, es entwickelte sich pflanzliches und thierisches Leben, die Reste desselben sanken in diese Ablagerungen hinab und fanden daselbst ein für alle Zeiten erhaltendes Grab, um späteren Forschungen noch Zeugniss von dem Entwicklungsgange des organischen Lebens auf der Erde zu geben. Die Bildung der Erdkruste lässt sich an der Hand dieser Fingerzeige verhältnissmässig gut verfolgen; ungleich schwieriger ist die Frage nach dem eingeschlossenen Innern. Zur Aufklärung derselben dienen folgende Thatsachen: a. Bestimmt man mittelst der dazu geeigneten (drei) Methoden das specifische Ge- wicht der Erdrinde, so findet man etwa die Werthe 2.5 — 2.7 ; bestimmt man das des ganzen Erdkörpers, so 22 ergiebt sicli 5.6 als Mittel. Mit zunelimender Tiefe muss daher die Schwere der Erdbestandtheile zunehmen; nach welchem Gesetze dieses geschieht, ist bisher noch nicht zu erweisen möglich gewesen, b. Ferner wissen wir aus Beob- achtungen in Bergwerken, Tunneln und dergl., dass von einer gewissen, sehr geringen Tiefe der Erdrinde an die Temperatur nach dem Erdinnern zu stetig zunimmt und zwar im Mittel bei jedem tieferen Eindringen um 33 m (geothermische Tiefenstufe) um je 1^ C. wächst. Danach würde schon bei einer Tiefe von 60 000 m (= 8 Meilen) eine Wärme von etwa 1800^ C. und im Erdmittelpunkte, dessen geringste Entfernung von der Erdoberfläche (polarer Eadius) 6 356 455 m (= 847 Meilen) beträgt, eine Wärme von über 192 000^ C. herrschen. Es erhellt hieraus, dass schon in ziemlich geringer Tiefe selbst die schwerschmelz- barsten Metalle (deren Schmelzpunkt etwa 2000 ^ erreicht) in Fluss sich befinden müssen, c. Einen dritten Anhalts- punkt für die Beschaffenheit des Innern bieten die Vulkane und Erdbeben, deren verschiedenartige Erscheinungen mit grossem Fleisse seit langer Zeit beobachtet sind, um voraus Schlüsse auf den Erdkern und die Erdrinde ziehen zu können. Auf Grund der verschiedenen Beobachtungen in dieser letzten Hinsicht hatte sich nach manchen wunderlichen Ansichten früherer Zeiten im vorigen Jahr- hundert die Anschauung allgemeine Geltung verschaff't, dass nur die äussere Schicht der Erde fest und in der- selben ein gährender, glutflüssiger Kern eingeschlossen sei. Der lange Streit über die Ursache der Oberflächenver- änderungen zwischen den Neptunisten, die das Wasser als überwiegend wirkende Kraft ansahen, und den Yulkanisten, die dies der vulkanischen Wirksamkeit hauptsächlich zu- schrieben, bewirkte gleichfalls eine nähere Prüfung dieser Annahme uad brachte den Glauben an einen feuerflüssigen Erdkern fast zur allgemeinen Geltung. Trotzdem erhoben sich grade in neuester Zeit wieder Stimmen gegen eine — 23 — solche Anschauung, so dass augenblicklich drei Ansichten gehegt und begründet werden: l)Die Erde besitze einen festen Erdkern. Hervorgerufen wurde dieselbe durch die Erdgewichtsbe- stimmungen. Eine Schwere der Eindenschicht von 2.5 bis 2.7 schien mit der Schwere der Erde gleich 5.6 nur im Einklänge zu stehen, wenn sich im Innern sehr dichte, feste Massen, z. ß. Magneteisenstein (spec. Gewicht gleich 7) vorfinden. Eine Stütze lieh man dieser Ansicht durch die Vorstellung vom Abkühlungsgange der Erde. Die erstarrten Schollen, so meinte man, hätten als schwere Massen in dem feuerflüssigen Meere untersinken müssen, so dass sich im Erdinnern feste Stoffe ansammelten, die dauernd von der Oberfläche her bis zur völligen Erstarrung der Erde ver- mehrt wurden. Andere Beweisgründe wurden ausserdem noch gefunden, so die durch Sonnen-, Mond- und Planeten- einfluss verursachte Achsenschwankung der Erde (Nutation) und das damit verbundene Vorrücken der Aequinoctialpunkte auf der Ekliptik (Präcession). Dagegen spricht aber die überall festgestellte, beträchtliche Wärmezunahme nach dem Erdinnern zu und der neuerdings erfolgte Nachweis, dass nicht blos das festwerdende Wasser (Eis), sondern auch Glas und Metalle, besonders aber alle Lava die Eigenschaft besitzen, auf ihren zähen Schmelzflüssigkeiten beim Er- kalten zu schwimmen. Die als Gegenbeweis angeführten Erscheinungen des Vulkanismus widerlegten die Anhänger dieser Meinung auf zweierlei Weise. Der eine Theil von ihnen bezeichnete sie als eine Folge chemischer Vorgänge im Erdinnern, da dieses aus nicht oxydirten Elementen bestehe, die allmählich oxydirt so viel Wärme erzeugen, dass die umgebenden festen Massen geschmolzen und durch das in Dampf verwandelte Erdwasser zum Ausbruch ge- bracht werden; der andere Theil führte sie auf mechanische Wirkungen zurück in der Weise, dass die in Folge des steten Wärmeverlustes der Erde sich ergebende Zusammen- — 24 — Ziehung derselben an den Stellen geringsten Widerstandes die Gesteine zermalme, sie durch die dabei erzeugte Wärme in Fluss bringe und die flüssige Lava zum Hervorbrechen zwinge. Dieser Vorstellung gereicht es auch zur Ver- stärkung ihrer Wahrscheinlichkeit, dass die sich immer mehr Bahn brechende Ansicht von der Gebirgsbildung durch Faltung der Erdrinde in Folge Erkaltens mit ihr in gutem Einklänge steht. 2) DieErde besitze ein glutflüssiges Innere, wie dies schon früher behauptet und für richtig angesehen wurde in dem Masse, dass ein Widerspruch dagegen als ein Frevel erschien. In Wahrheit lassen sich ja alle Er- scheinungen hieraus erklären, z. B. die steigende Erdwärme nach innen, die Thätigkeit der Vulkane. Und doch lässt sich bei letzterer ein unaufgeklärter Einwand machen. Nach der Ansicht vom glutflüssigen Erdkern glaubt man das Entstehen eines vulkanischen Ausbruchs daraus er- klären zu müssen, dass Wasser von der Oberfläche der Erde durch die Spalten der Erdrinde zum Kerne vordringt und durch seine plötzliche Verwandlung in Dampf mittelst der zersprengenden Kraft desselben die Erdbeben und Ausbrüche hervorruft. Wie aber soll man sich dies Eindringen von Wasser und seine rasche Verdampfung vorstellen? Jede Wassermenge würde, wenn sie nicht schon durch undurch- lässige Erdschichten am Einsinken in das Erdinnere abge- halten ist, sicher bei der allmählich zunehmenden Wärme der Erdkruste nach dem Kerne zu lange vorher und all- mählich in Dampf verwandelt sein, ehe sie zum glut- flüssigen Innern, zum sogenannten Magma, gelangt. 3) Die Erde besitze ein gasförmiges Innere. So unmöglich dies im ersten Augenblicke scheint, so ist es bei einiger Prüfung der Gründe durchaus nicht undenkbar. Die nach dem Innern der Erde zunehmende Wärme steigt, wie oben angegeben ist, im Erdmittelpunkte auf mehr als 100 000^ C, der dort herrschende Druck beträgt etwa 20 3 000 000 Atmosphären. Nehmen wir auch nur Vs ^^"^ durch Rechnung gefundenen Temperaturhöhe als wirklich vorhanden an, ohne uns den gewaltigen Druck verringert zu denken, so müsste sich doch alle Materie in Gasform befinden. Man könnte zwar einwenden, der grosse Druck verhindert den Uebergang der Stoffe in Gasform, da der- selbe sie flüssig und fest zu machen strebt. Demgegen- über ist nachgewiesen, dass jeder Körper bei einem gewissen Hitzegrade einen Punkt erreicht, über den hinaus erhöht kein noch so starker Druck im Stande ist, ihn aus dem gasförmigen in den flüssigen und festen Zustand überzu- führen. (Für Wasser ist dies der Fall bei 580^ für Al- kohol bei 250 ^ für Kohlensäure bei 31«, für Sauerstoff sogar schon bei — 140^). Man nennt diese Grenze die „kritische Temperatur." Für das schwer schmelzbare Eisen würde diese Temperatur schätzungsweise berechnet sicher nicht über 6000 <^ C liegen. Da im Erdmittelpunkte und sogar schon weit davon entfernt dieser Höhegrad bei weitem überschritten wird, so ist es sehr wohl einleuchtend, dass in diesen Tiefen des Erdinnern Alles in Gasform existirt. Wie dieser Zustand bei dem ungeheuren Drucke zu denken ist, dürfte eine schwer zu beantwortende Frage sein. Fast könnte man sich die Moleküle als unbeweglich denken, so dass dieser Zustand sich sehr demjenigen nähert, den man starr nennt. Nur das stete Bestreben, bei Nachlassen des Druckes sich in jeden gebotenen Raum auszudehnen, muss dem so beschaffenen, gasförmigen Erdinnern zugesprochen werden. Zwischen dem Gaskern und der festen Erdrinde hat man sich alle möglichen Uebergänge zwischen dem luftförmigen, flüssigen und festen Zustande vorzustellen. — Alle Erscheinungen, die sich schon nach der vorigen Hypothese gut erklärten, lassen sich aus dieser nicht weniger treffend herleiten. Auch die Gebirgsbildung durch Faltung bereitet hiernach keine Schwierigkeit. Andere Natur- erscheinungen, wie die Präcession und Nutation der Erde, — 26 — die Gezeiten u. s. w., werden durch diese Annahme gleich- falls gut erläutert, so dass kein Einwand gegen dieselbe zu erheben ist und der höchste Grad der Wahrscheinlich- keit für dieselbe erreicht wird. Ob diese Hypothese, welcher man jetzt den Vorzug- geben dürfte, lange bestehen wird, wer kann es wissen! Neue Forschungen werden neues Licht in diese Streitfrage bringen; aber mögen auch Jahrzehnte darüber hingehen, kommen wird die Zeit , wo man, gestützt auf die bekannten physikalischen Gesetze, mit grösserer Sicherheit daö Ge- heimniss des Erdinnern ergründen wird. Sitzung vom 3. October. Anwesend 36 Mitglieder, 21 Gäste. Nach Begrüssung der Versammlung seitens des Vor- standes und der herzlichen Bitte desselben, in jeder Weise das Wohl des Vereins fördern und die Zahl seiner An- hänger sowohl im Kreise der Fachgenossen als auch unter den der Naturerkenntniss zuneigenden Laien mehren zu helfen, begann der Vortragende, Herr Professor Brasack aus Aschersleben, seine Darlegungen über „die Natur der Flamme" und veranschaulichte dieselben durch vortrefflich ausgeführte Experimente. Man ist vielfach geneigt. Flamme und Verbrennungs- erscheinung gleich zu stellen. Dass dem nicht so ist, be- weisen zwei Versuche, die man mit einem glühenden Stück Kohle und einem hinreichend erhitzten Eisendrahte in reinen Sauerstoffgase anstellen kann, gegenüber den Beob- achtungen, die sich täglich bei einer Gas- oder Petroleum- Üamme u. dergl. unserem Auge darbieten. Kohle sowohl wie Eisen erglühen bei vorangegangener genügender Er- hitzung im Sauerstoffgase mit einem helleren Glänze, viel heller als dies an der Luft möglich ist, und verzehren sich, d. h. sie verbrennen. Eine Flamme entsteht dabei nicht, — 27 — Gas, Petroleum u. s. w. verbrennen angezündet gleichfalls^ sie verzehren sich aber mit einer Flamme. Der Grund dieser Verschiedenheit beruht in der Natur der verbrennenden Körper. Kohle und Eisen haben nicht die Fähigkeit, sich zu verflüchtigen, d. h. sich in Gas zu verwandeln, während jene anderen Körper theils schon Gase sind, theils sich in solche umwandeln können. Als Flamme ist daher die- jenige Erscheinung zu bezeichnen, welche bei der Verbindung eines brennbaren Gases mit Sauer- stoff entsteht. Das "Wesen der Flamme näher kennen zu lernen, er- möglicht schon die Beobachtung einer gewöhnlichen Kerzen- flamme. Dieselbe ist eine Gasanstalt im Kleinen mit allen Vorgängen bis zum Augenblicke der Verbrennung des er- zeugten Gases. Wie dort die Steinkohlen (durch Erhitzung in eisernen Betörten) gezwungen werden, sich in Coaks, Theer und Gas zu scheiden, von denen ersterer als feste Masse in den Ketorten zurückbleibt, letztere in gasförmiger Gestalt abziehen, um sich in besonderen Gefässen (Conden- satoren) in den flüssig werdenden Theer und das gasförmig bleibende Leuchtgas zu scheiden, welches letzteres, durch verschiedene Eeinigungsverfahren von Schwefeldämpfen, Ammoniak, Kohlensäure befreit, in den Gasometer und von da mittelst Köhrenleitung zu den Verbrauchsstellen geführt wird, so verwandelt sich das Stearin, Paraffin, Wachs unserer Kerzen in dem Dochte, welcher die Stelle der Eetorte ver- tritt, in Gas und Theer, wenn man auch letzteren meist nicht zu beobachten vermag. Reinigungsvorrichtungen für das Gas sind nicht nöthig, da reines Material zur An- wendung gelangt, welches weder Schwefel- noch Ammoniak- noch andere der Flamme schädliche Verbindungen ent- stehen lässt. Ebenso wenig ist ein Gasometer oder eine Brennervorrichtung nothwendig, weil die Gasmenge genau in der Menge erzeugt wird, die man zur Verbrennung bedarf. — Die in der Kerzenflamme erzeugten Gase sind ihrer 28 hohen Temperatur gemäss bestrebt aufzusteigen und er- zeugen dadurch auch einen aufsteigenden Luftstrom, der die Gase nicht nur umgiebt, sondern auch in dieselben ein- dringt und sich mit ihnen mischt. Wenn sich dies in den unteren Partien nur auf den Rand der Flamme erstreckt, so wird die Mischung bei zunehmender Höhe immer inniger und ist etwa in ein Drittel der Flammenhöhe eine voll- ständige. Ist Sauerstoff in der zuströmenden Luft enthalten, so muss ein Verbrennen mit Flamme die Folge sein. Hierbei werden die erzeugten Gase, die aus Kohlenstoff und Wasserstoff bestehen und darum Kohlenwasserstoffe genannt werden, in ihre Bestandtheile gespalten; es verwandelt sich der Wasserstoff derselben durch Yerbinduug mit dem Sauer- stoffe der Luft in Wasserdampf, der Kohlenstoff in gleicher Weise in Kohlensäure. Dies kann vollständig nur am äusseren Saume der Flamme geschehen, denn hier allein findet ausreichende Zufuhr an Sauerstoff statt. Der ent- stehende Wasserdampf und die Kohlensäure umgeben in hoher Hitzetemperatur die Flamme in einer schmalen Zone^ die meist nicht sichtbar ist, weil ihre Leuchtkraft gegenüber den stärker leuchtenden Theilen der Flamme zu gering ist, um von unserem Auge erkannt zu werden. Wollen wir sie sehen, so müssen wir in dieselbe feste Stoffe bringen, die darin erglühen. Klopft man z. B. einen Staubtuch- lappen in der Nähe einer solchen Flamme aus, so machen uns die in die Flamme fliegenden Staubtheilchen den un- sichtbaren Saum sichtbar. Unmittelbar hinter dieser schwach leuchtenden Zone liegt nach innen zu der eigentliche Lichtspender. In diesem Theile der Kerzenflamme glüht ein Körper im Zustande feinster Vertheilung; es ist dies der Kohlenstoff in der Form des Kusses, den man jederzeit erkennen kann, wenn man einen kalten Gegenstand in die Flamme hält; er ist es auch, den wir sehen, wenn unsere Oellampen „blaken". Woher kommt dieser Kohlenstoff? In dieser Zone reicht der durch die Luft zue^eführte Sauer- — 29 — Stoff nicM aus, um jene in der Flamme erzeugten Kohlen- wasserstoffgase völlig zu verbrennen. Der Wasserstoff der- selben nimmt in Folge seiner grösseren Verwandtschaft zum Sauerstoffe den grössten Theil desselben in Anspruch, um sich gänzlich in Wasserdampf zu verwandeln unter gleichzeitiger Entwicklung grosser Hitze, der verbleibende Kest von Sauerstoff reicht nicht hin^ um den Kohlenstoff sämmtlich in Kohlensäure überzuführen; es scheidet sich daher Kohlenstoff in jener feinen Form von Kuss aus. Ausserdem zersetzen sich einige der gebildeten Kohlen- wasserstoffe im Innern der Flamme, gleichwie beim Experi- mente in glühenden Röhren, in Kohlenstoff und kohlenstoff- ärmere Kohlenwasserstoffe. Der sich auf beide Weisen aus- scheidende Kohlenstoff geräth durch die in dieser Zone herrschende Hitze — die aber geringer ist als in dem äusseren Saume der Flamme — in Glut und macht die Flamme hellleuchtend. Im innersten dritten Theile der Flamme endlich, in welchen Sauerstoff noch nicht einge- drungen ist, befindet sich reines Gas, den dunklen Flammen- kern bildend. Bei genauer Beobachtung kann man aller- dings unter dem untersten Flammensaume noch einen vierten Theil mit blauer Färbung bemerken, es ist brennendes Kohlenoxydgas. Folgerungen: a) Steckt man in die Flamme ein Eöhrchen so, dass das untere Ende in den dunklen Flammenkern reicht, dann muss dem oberen Ende reines Gas entströmen, welches angezündet eine neue, kleine Flamme liefert. Hierbei bildet sich in dem Röhrchen ein Absat? von Theer in Tröpfchenform, ein Beweis dafür, das aus dem Stearin, Paraffin oder Wachs bei der Erwärmung ausser reinem Gase auch Theer entsteht, gleichwie aus den Steinkohlen beim Erhitzen in der Retorte, b) Da die Ver- brennung am äussersten Flammenrande am vollständigsten vor sich geht, in der Mitte aber eine Verbrennung über- haupt nicht stattfindet, so muss die Temperatur von aussen — 30 — ' nach innen zu abnehmen. Hält man daher ein Holzstäbchen quer durch den unteren Theil der Flamme, so bewahrt das- selbe an der Stelle, wo es sich in dem dunkeln Kerne be- fand, ein unverkohltes Stück. Nimmt man zwei Streich- hölzer und führt sie gleichzeitig schnell in die Flamme so, dass das Ende des einen in den dunklen Kern reicht, das des anderen in den leuchtenden Theil kommt, so entzündet sich das erstere später als das andere. Das hier von der Kerzenflamme Beobachtete lässt sich auch auf Flammen überhaupt übertragen. Man wird dabei die vier Gesichtspunkte unterscheiden: 1) Form der Flamme, 2) ihre Heizkraft, 3) ihre Leuchtkraft und 4) ihre Farbe. 1) Die Form der Flamme hängt von der Beschaffen- heit des Brenners, von der Geschwindigkeit der Ausströmung des Gases und von der chemischen Natur desselben ab. Ein aus einem einzigen Loche zuströmendes Gas wird, ähnlich der Kerzenflamme, eine cylindrische, oben kegel- förmige Gestalt haben. Kommt es aus einem Schnitt- brenner, so breitet es sich flächenhaft aus und bewirkt eine breite Flamme. Dasselbe wird bei dem Zweilochbrenner erreicht, dessen schräg gestellte Löcher die beiden Gas- ströme auf einander treffen und sich dadurch breit drücken lassen, wie sich Bleikugeln an einer festen Wand platt schlagen. Eine dritte Form bietet der Ringbrenner, bei welchem der Luft sowohl von aussen als innen der Zutritt gestattet wird. Die Ausflussgeschwindigkeit verändert die Form der Flamme, indem die Höhe bezw. Breite dersell^en dadurch vergrössert oder verringert wird. Die chemische Natur des Gases wirkt in so weit mit, als durch das specifische Gewicht die Ausflussgeschwindigkeit des Gases verändert und durch Vermengnng mit nicht brennbaren Gasen ein leichtes und schnelles Vermischen mit Sauer- stoff erschwert wird. 2) Die Heizkraft hängt wesentlich von der chemischen Natur des Gases ab. Da Wasserstoff und Kohlenstoff die — 31 — beiden einzigen Bestandtheile der Gase sind, welche bei ihrer Verbindung mit Sauerstoff hohe Wärmegrade erzeugen, so besitzen diejenigen Gase die grösste Heizkraft, welche reich an beiden chemischen Elementen sind, und zwar in um so höherem Grade, je mehr Wasserstoff sie enthalten, da dieser eine bei weitem grössere Wärme bei der Ver- brennung erzeugt als Kohlenstoff. Jede Beimengung anderer, nicht brennbarer Stoffe vermindert die Temperatur der Flamme. Darum heizt unreines Leuchtgas viel weniger als reines. Der Befreiung des Gases unserer Gasanstalten von Ammoniak, Kohlensäure u. s. w. liegt diese Erfahrung mit zu Grunde. Eine Verunreinigung des brennenden Gases erfolgt auch durch den Zutritt der atmosphärischen Luft, indem Luft neben einem Theile Sauerstoff vier Theile nicht brennbaren Stickstoffs zuführt. Dieser Stickstoff muss in der Flamme erwärmt werden und setzt daher die Tem- peratur derselben herab. Will man eine solche Einbusse vermeiden, so muss man zur Verbrennung des Gases demselben reinen Sauerstoff zuleiten. Es gewinnt hierdurch die Ver- brennungstemperatur, nicht blos weil der indifferente Stick- stoff nicht mehr mit zu erwärmen ist, sondern auch noch aus folgendem zweiten Grunde. Durch Zuführung von reinem Sauerstoff wird eine raschere Vermengung des Gases mit dem zur Verbrennung erforderlichen Quantum Sauerstoff erreicht und die Verbrennung selbst auf einen kleineren Eaum beschränkt. Da nun dieselbe Menge Wasserstoff und Kohlenstoff, wie sonst bei Zufuhr von Luft (auf grösserem Räume), verbrannt wird, so muss dieselbe Wärmemenge erzeugt werden; sie vertheilt sich aber auf einen kleinereu Raum, folglich muss die Temperatur an jeder Stelle gesteigert sein. Man hat hiervon Anwendung gemacht bei dem sog. Knallgasgebläse. Eine ähnliche Steigerung der Verbrennungswärme tritt auch ein, wenn man das Gas mit Luft mischt, ehe es an die Verbrennungs- stelle gelangt; denn auch hier ist die Vermengung mit — 32 — dem erforderlichen Sauerstoffe eine schnellere und voll- ständigere als sonst, darum die Verbrennung auf kleineren Kaum beschränkt und somit die Temperatur der Flamme erhöht. Hierauf beruht der Gebrauch des Bunsen'schen Brenners und des Löthrohres. Will man die Hitze der Flamme noch mehr steigern, so kann man sowohl das zu verbrennende Gas als auch den Sauerstoff vorwärmen, damit diese Wärmemenge nicht erst der Flamme entzogen wird. Es hat dies in der Praxis schon lange Anwendung gefunden. Die Gebläseluft wird nicht mehr unmittelbar aus der um- gebenden kalten Luft genommen, sondern aus Vorwärmern, d. h. Kammern, wo dieselbe schon auf einige hundert Grad erwärmt wird. Derselbe Vortheil wird auch bei den Siemens'- schen Brennern und anderen Brennvorrichtungen aus- genutzt. 3) Nach der Leuchtkraft kann man die Flammen in leuchtende und nicht leuchtende oder besser in stark und schwach leuchtende eintheilen. Die Fähigkeit zu leuchten wird den Flammen durch in ihr schwebende, feste, glühende Körper verliehen. In den meisten Fällen ist dies der feine Kohlenstoff, wenngleich nicht ausgeschlossen ist, dass auch andere Körper der Flamme Leuchtkraft gewähren* Beispiele letzterer Art sind das helle Licht, welches man erzeugt, wenn man Platindrahtgeflechte in der an sich nicht leuchtenden Wasserstoffgasflamme erglühen lässt^ und das Drummond'sche Kalklicht, indem Kalk (Kreide) in hoher Temperatur ein blendend weisses Licht liefert. Eine Ver- wirklichung dieses Gedankens hat auch die Gasindustrie im Auer'schen Glühlicht gegeben ; hier gelangt ein Gewebe aus Metallstoffen mittelst der Flamme des Leuchtgases zur Weissglut. Solche blendend weissglühenden Körper besitzt man ebenfalls im Magnesium, dessen Anwendung zu Feuer- werkszwecken darauf beruht. (In neuester Zeit hat man aus der Mischung von Magnesiumverbindungen mit chlor- saurem Kali ein sog. Blitzlicht hergestellt, mit dessen Hülfe 33 man Momentpothographien bei Nacht aufnehmen und weit- hin sichtbare Nachtsignale geben kann.) Die Leuchtkraft der Flamme steigt mit der Zunahme des in ihr glühenden Kohlenstoffs und der Höhe der Gluttemperatur desselben in ihr. Führt man daher einer leuchtenden Flamme ein nicht brennbares Gas zu, so vermindert man die Menge des in Glut versetzten Kohlenstoffs wie auch die Temperatur des- selben, verringert demnach die Leuchtkraft, ein zweiter Grund, weshalb das Leuchtgas unserer Gasanstalten einer Keinigung unterzogen werden muss. Durch Zuführung von kohlenstoffreichen, brennbaren Gasen erhöht man umgekehrt die Helligkeit der Flamme. 4) Eine bestimmte Farbe ist thatsächlich jeder Flamme eigen, auch den nicht leuchtenden, wenn sie hier auch nur sehr schwach ist. Ferner ist Thatsache, dass man jeder Flamme jede beliebige Farbe verleihen kann, indem man ihr die Dämpfe verschiedener Körper zuführt. (Natriumsalze färben gelb, Lithiumsalze roth, Thalliumsalze grün u. s. w.) Warum diese Körper der Flamme eine solche Färbung ertheilen, wissen wir eigentlich nicht. Denn wenn man sagt, die Moleküle dieser Körper versetzen den Lichtäther grade in solche Schwingung, dass unser Auge die Empfindung von roth, blau u. dergl. hat, so ist eben unbekannt, warum jene Moleküle den Lichtäther stets in diese bestimmte Schwingung bringen. Bei allen diesen Betrachtungen über die Natur der Flamme gingen wir davon aus, dass als Flamme diejenige Erscheinung zu bezeichnen sei, welche bei der "Verbindung eines brennbaren Gases mit Sauerstoff entsteht. Es ent- steht nun die Frage : giebt es denn nur diesen einen Stoff, welcher das Yerbrennen zu unterhalten vermag? Nein, denn auch ScSwefeldampf, noch besser Chlorgas bewirkt Sehnliches. Die Wasserstoffflamme brennt z. B. im Chlor- gase mit grüner Flamme. 3 34 Man muss daher die Erklärung abändern daliin: Unter einer Flamme verstehen wir diejenige Erscheinung, welche entsteht, wenn ein brenn- bares Gas sich mit einem solchen, welches die Verbrennung unterhält, verbindet. Eine solche Verbindung gehen aber nicht alle Gase mit einander ein. Während z. 13. Leuchtgas im Sauer- stoffgase gut verbrennt, wird es im Chlorgase allmählich zu brennen aufhören. Denn nur der Wasserstoff des Leucht- gases verbindet sich chemisch mit dem Chlor; Kohlenstoff wird als Euss ausgeschieden, glüht in der entstandenen Wasserstoff-Chlorgasflamme, die Flamme russt daher stark, und die ungemein starke Entwicklung von Kohlenstoff führt in geschlossenem Behälter dazu, dass jene Flamme erstickt wird. Lässt man eine Kerzenflamme im Chlorgase brennen, so ist die Kohlenstoffentwicklung so stark, dass der Kohlenstoff gar nicht mehr zur Weissglut gelangt, sondern nur rothglühend wird. Der Grund hierfür liegt in dem grösseren Kohlenstoffreichthume der aus der Kerze gebildeten Gase. Redner beschloss hiermit seine vortrefflichen Dar- legungen über die Natur der Flamme, belohnt vom stürmischen Beifalle der Versammlung. Sitzung Tom 6. November: Anwesend: 24 Mitglieder, 8 Gäste. Nach Aufnahme und Anmeldung von neuen Mitgliedern sowie nach Erledigung einiger geschäftlichen Angelegen- heiten erfolgte die Mittheilung des Herrn Stadtrath Ass- mann, dass der hiesige Magistrat auf weiter 5V4 Jahre den Zuschuss von jährlich 1000 Mark zur Förderung des naturwissenschaftlichen Museums bewilligt habe. Die von der Stadtverordnetenversammlung bei der Ge- währung gestellte Bedingung, dass die Sammlungen des Vereins zum Eigenthume der Stadt erklärt würden, rief — 35 — «inen sachlichen Meinungsaustausch hervor, dessen Er- gebniss war, dass dem Vorstande die Führung der mit dem Magistrate zu erwartenden Verhandlungen übertragen und die Feststellung der gegebenen Falles zu vereinbarenden Be- dingungen überlassen würde. Den wissenschaftlichen Theil der Sitzung eröffnete Herr Oberlehrer Dr. Hintzmann mit einem Berichte über die 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Köln. Derselbe ent- rollte wenn auch kein vollständiges, so doch ein anschau- liches Bild von der Thätigkeit der dort zahlreich versammelten Gelehrten in ihren allgemeinen und Sections-Sitzungen, von den gleichzeitig veranstalteten Ausstellungen und Festlich- keiten, von den mannichfach vorgenommenen Besichtigungen und mischte seinen Schilderungen stets kritische Bemer- kungen in treffender Form bei. Eine erschöpfende Dar- stellung zu bieteu war nicht möglich, wie der Redner Eingangs seiner Worte betonte, da dem einzelnen Besucher der Versammlung bei der Gehäuftheit der Sectionssitzungen, die vielfach zu gleicher Zeit abgehalten wurden und räumlich trotzdem beträchtlich auseinander lagen, eine Theilnahme an allen, ja selbst nur an den eines Jeden Neigung nach Erwünschten gänzlich unausführbar war. Die Vorträge in den allgemeinen Sitzungen am 18., 20. und 22. September wurden im Gürzenichsaale gehalten und büssten in Folge der schlechten Akustik des Saales zumeist für die Hälfte der Zuhörer ihre Verständlichkeit ein, indem nur abgerissene Sätze vernommen werden konnten. Es sprachen am 18. Prof. Dr. Binswanger über „Verbrechen und Geistesstörung", Dr. Lassar über „Culturaufgabe der Volksbäder", Dr. v. d. Steinen über „Culturzustand heutiger Steinzeitvölker in Central-Brasilien^', am 20. Prof. Dr. Waldeyer über „Studium der Medicin und der Frauen", Prof. Dr. Me3'nert über „Gehirn und Gesittung", Prof. Dr. Weismann über „Hypothese einer Vererbung von Verletzungen", am 22. Prof. Dr. Virchow über „künstliche Veranstaltung des 3* — 36 — Körpers", Prof. Dr. Exner über „Die allgemeinen Denk- fehler der Menschen", Professor Dr. Vaihinger über „Natur- forschung und Schule". Den genauen Inhalt der Vorträge,, sowie der Berathungen in den Sectionssitzungen, die am 18 , 19., 20., 21. und 22. abgehalten worden, werden die Berichterstattungen bringen, welche leider bis jetzt nocli nicht im Druck erschienen sind. Im Allgemeinen muss gesagt werden, dass besonders in den Sectionen recht fleissig gearbeitet worden ist. Besichtigungen fanden am 19. statt. Es wurden die Krankenhäuser, das Hohenstaufen- bad, die Gas- und Wasserwerke und die noch im Bau begriffenen Canalisationswerke in Augenschein genommen. An Vergnügungen und Festen bot Köln möglichst Glänzendes. „Trotz mancher zu rügenden Fehler'^ so schloss der Redner seine beifällig aufgenommene Schilderung „ist doch der in Köln eingeheimste wissenschaftliche Ge- winn nicht zu unterschätzen. Jeder Theilnehmer hat gewiss liebe Erinnerungen mitgebracht.'^ — Der Lweite Herr^ weicher sich zum Vortrage gütigst bereit erklärt hatte, Professor Dr. Reidemeister, war leider durch eine betrübende Familiennachricht am Erscheinen verhindert worden ; in Vertretung desselben übernahm es Herr B runner, einen Theil der für das naturwissenschaftliche Museum durck Herrn Reidemeister in Ungarn angekauften prächtigen und zum Theil seltenen Mineralien der Versammlung vorzulegen und kurz zu erklären, obgleich ihm diese Aufgabe ganz überraschend kam. Die werthvoUen Stücke werden nunmehr in die Sammlungen des Museums eingereiht werden und können dort genauerem Studium unterzogen werden. Sitzung Yoni 4, December: Anwesend: 33 Mitglieder, 14 Gäste. Es erfolgte zunächst die Wiederwahl des bisherigen Vorstandes und gemäss den im Anfange des Berichtsjahres umgearbeiteten Satzungen die Zuwahl eines neuen Mitgliedes. ^ 37 — • Hierauf bericlitete Herr Stadtrath Assmann über die schon in voriger Sitzung besprochene Angelegenheit, be- treffend den Uebergang des naturwissenschaftlichen Tereins-Mus eums in den städtischen Besitz. Es hatte damals ein Schreiben des Magistrats unserer ;Stadt über diese Frage noch nicht vorgelegen, so dass dem Vorstande nur ganz allgemein Vollmacht ertheilt worden ivar, gegebenen Falles eine für den Verein annehmbare Vereinbarung mit der städtischen Verwaltung zu treffen. Das Schreiben des Magistrates war inzwischen eingegangen. Dasselbe stellte als Entgelt für die fernere Gewährung des städtischen Zuschusses die Forderung, „dass für den Fall der Auflösung des Vereins das ihm ge- hörige naturwissenschaftliche Museum in das Eigenthum der Stadt übergehen sollte". Der Vereinsvorstand hatte sich daher zu folgendem Antwort- schreiben schlüssig gemacht und theilte dies seinen Mitgliedern zur Kenntnissnahme mit: „Auf gefälliges Schreiben vom 8. d. M. beehrt sich der unterzeichnete Vorstand des naturwissenschaftlichen Vereins -ergebenst zu erwidern, dass er schon seit den Jahren, in welchen der geehrte Magistrat dem naturwissenchaftlichen Museum so bedeutende Zuwendungen gemacht hat. der Ansicht ist, dass dasselbe bei etwaiger Auflösung des Vereins in das Eigenthum der Stadt übergeben müsse, in deren Interesse und zu deren Nutzen er das Institut in uneigen- nütziger Weise geschaffen hat. Die Verwaltung des Huseums müsste sich natürlich wie bisher freie Disposition vorbehalten in Bezug auf Ankauf und Austausch und ver- spricht, nach wie vor das Interesse des Instituts wahr- zunehmen. In diesem Sinne hat der mitunterzeichnete Vorstand des Museums dem Vereine in seiner letzten Versammlung bereits Vortrag gehalten; dieselbe hat ein- stimmig dem Vorstande die Vollmacht gegeben, dem geehrten Magistrate die gewünschte Erklärung dahingehend — 38 — 2U geben, dass das naturwissenschaftliche Museum nach etwaiger Auflösung des hiesigen natur- wissenschaftlichen Vereins in den vollen Besitz der Stadt Magdeburg übergeht, was wir hiermit durch unsere Unterschrift bezeugen." Herr Stadtrath Assmann sprach sich im Anschlüsse hieran noch dahingehend aus: er erwarte und wünsche, dass auch die übrigen Vereine, welche für ihre Sammlungen oder Bibliotheken städtischen Zuschuss empfingen^ in gleicher Weise wie der naturwissenschaftliche Verein ver- pflichtet würden, für den Fall einer Auflösung ihren Besitz in das Eigenthum der Stadt übergehen zu lassen; Anlass zur Stellung einer solchen Bedingung seitens der Stadt dürften wohl die späteren Wiederbewilligungen dieser Zu- schüsse bieten. — Nach Erledigung dieses geschäftlichen Theiles sprach Herr Dr. Assmann, Abtheilungschef im königlich meteorologlischen Institute und Docent an der Universität Berlin, über ,,meteorologische Beobachtungen im Luftballon/'' Das Arbeitsfeld des Meteorologen ist das Luftmeer^ das er in seiner ganzen Ausdehnung zu erforschen sucht, trotzdem er nur an dem untersten Grunde desselben lebt. Man hat ihn in dieser Beziehung verglichen mit den Lebe- wesen, welche auf dem untersten Grunde des Meeres leben und die oberen Wasserschichten zu erreichen nicht im Stande sind. Doch liegt die Sache für den Meteorologen nicht so ungünstig, da die Erscheinungen im Luftmeere im Vv^esentlichen ihre veranlassenden Gründe an oder doch in der Nähe der Erdoberfläche finden. Die Einzelerscheinungen sind indess in ihrem Zusammenhange nicht zu erkennen,, wenn man sich nicht von der Basis losmacht. Dies kann auf zweierlei Arten geschehen: 1) man errichtet auf hohen Bergen Stationen oder 2) man hat in dem Luftballon eine Art fliegendes Observatorium, dessen Beobachtungen aber darunter leiden , dass man stets den Ort wechselt und — 39 — diesen Ort fast niemals wieder aufzufinden vermag. Selbst wenn man viele Auffahrten an einer Stelle macht, so er- reicht man zwar dieselbe Höhe, aber selten dieselbe Stelle. Fesselballons leiden an diesem Xachtheile zwar erheblich weniger, haben aber mit den frei fliegenden Ballons den gemeinschaftlichen Fehler, dass die in ihnen angestellten Beobachtungen der Continuität unter allen Verhältnissen entbehren. Als Yortheile der Beobachtangen im Ballon ist folgendes zu bezeichnen: Die Ballonbeobachtungen sind im Stande, die Verhältnisse eines freien Atmosphärenpunktes un- beeinflusst von den Wirkungen eines Gebirges erkennen zu lassen. Auf dem Berge wird z. B. die Abnahme des Luft- druckes und der Wärme mit jedem 100 m Höhe ebenso stattfinden wie im Ballon, aber auf dem Berge strahlt ein entgegengestellter Wärmestrom nach aussen, und mit zu- nehmender Grösse der Oberfläche wird diese Ausstrahlung grösser ausfallen. Im Ballon ist man frei von solchen Störungen. Ferner sind viele meteorologische Phänomene überhaupt nur als locale Producte von Bodenerhebungen zu betrachten, wie z. B. der Föhn. Es reichen daher Bergobservatorien nicht aus, Ballon- beobachtungen sind nothwendig. Die höchste im Ballon erreichte Höhe beträgt etwa 10,000 m, eine Höhe, wie sie auf Bergen nicht erreichbar ist. Allein in solcher Höhe gehören Beobachtungen nicht mehr in das Programm der Luftschiffer, da dieselben gemeinhin nicht ausführbar sind. Aber bis 7000 oder 8000 m kann man unter Mitnahme von Sauerstoff und Beachtung anderer Vorsichtsmassregeln Beobachtungen machen. Es ist gerade eine sehr wichtige Höhe, weil hier die Cirruswolkenbildung vor sich geht. Die Schwierigkeiten eines Bergobservatoriums in der Höhe von 8000 m sind sehr gross, darum ist der Ballon entschieden vorzuziehen. So lange man die Meteorologie als eine Statistik der Witterungserscheinungen ansah, hatten diese — 40 — Ballonbeobachtungen weniger Werth. Seitdem aber die Meteorologie eine Physik der Luft geworden ist, schätzt man sie, weil sie uns die dynamischen Vorgänge in der Atmosphäre kennen lehrt. Was ist im Luftballon zu beobachten? 1) Die Temperaturabnahme mit der Höhe. Dieselbe findet ihren Grund darin, a. dass die Hauptquelle der Luft- wärme an der Erdoberfläche zu suchen ist, da der Erdboden mehr Wärme absorbirt als Luft und Wasser und hierdurch die darüber liegenden Luftschichten wiederum erwärmt, b. dass diese erwärmten, untersten Luftschichten nach oben aufsteigen müssen, aber nach physikalischen Gesetzen — die auf- steigenden Luftschichten dehnen sich in Folge des ver- minderten Luftdruckes aus — an Wärme einbüssen, während die niedersinkenden Luftmassen durch Compression zu- sammengedrängt werden und dadurch an Wärme gewinnen. Durch diese Vorgänge erklärt sich, dass mit der Entfernung von der Erdoberfläche im Allgemeinen die Lufttemperatur abnimmt. Doch sind wir noch weit von der völligen Kenntniss aller hierbei in Erage kommenden Vorgänge ent- fernt. Nach den Beobachtungen der Bergstationen nahm man an, dass die Abnahme eine allmähliche sei, und man berechnete einen Mittelwerth für diese Abnahme. Die Ballonversuche haben aber gelehrt, dass unten eine schnelle Abnahme, dann eine langsamere stattfindet. Eerner haben sie gezeigt, dass das Mass der in der Luft hängen ge- bliebenen Sonnenwärme eine viel grössere ist als man früher annahm. Diese absorbirte Sonnenwärme hat gewiss eine grosse Wirkung auf eine Menge meteorologischer Phänomene. Die Ausführung derartiger Beobachtungen im Ballon ist indess nicht so einfach, als man glauben möchte. Viele Ballonfahrten sind ohne Ergebniss verlaufen, weil man nicht die nöthigen Vorsichtsmassregeln angewandt hatte. Die wahre Lufttemperatur zu finden ist hierum so schwerer, weil die Zunahme der Strahlungstemperatur mit der Höhe — 41 — um so grösser ist. Es soll auch nicht Wärme beschatteter Luft gemessen werden, sondern die einer besonnten Luft, nur darf das Instrument nicht in der Sonne hängen. Auf der Erde beschattet man die Thermometer, doch mit möglichst kleinen Flächen, so dass keine Aenderung der Lufttemperatur stattfindet. Dies letztere wird auf der Erde leicht erreicht, •da hier stets genügende Luftbewegung herrscht. In dem Ballon ist dies nicht der Fall, denn der Ballon bewegt sich mit der Geschwindigkeit des Luftstromes; es herrscht also in seiner Umgebung nahezu Luftruhe. Auf diese Schwierigkeit wurde zuerst Welsh, später James Glaisher aufmerksam, der mit dem Luftschiffer Cookswell 30 Fahrten machte. Welsh construirte einen Apparat, welcher keinen Schutz brauchte und in der Gondel des Ballons selbst angebracht wurde. Es ist dies jedoch fehlerhaft; da die Strahlungswärme im Ballon zu gross ist. Es muss ein solches Instrument, welches die wahre Luft- temperatur messen soll, ausserhalb des Ballons, möglichst weit davon angebracht werden. Herr von Sigsfeld hat dies festgestellt auf einer Ballonfahrt, durch welche er prüfen wollte, ob der Ballon Luft mit sich empornehme, indem es möglich schien, dass Luft gleichsam an dem Ballon klebe. Er hatte zur Beobachtung der Lufttemperatur zwei Aspi- xationsthermometer (der weiter unten beschriebenen Con- struction) mitgenommen, das eine an einer 11 m langen Stange, das andere an einer 2 m langen Stange, während im Ballon selbst ein ungeschütztes Thermometer befestigt war, Die beiden aussen befindlichen lieferten dasselbe Ergebniss, jenes im Ballon ein anderes; es gab eine um 6 — 7^ höhere Temperatur an als jene. Im Ballon selbst ist also eine richtige Beobachtung nicht möglich, wie auch natürlich ist, da beim Durchschneiden von Wolken in Folge der Reflexion der Wärmestrahlen eine zu grosse Aenderung stattfindet. Tritt doch ein Ballon in Folge dieser Wärmestrahlung und ihrer Einwirkung auf das im — 42 — Ballon befindliche Gas niemals seitlich in einen Cumulus ein. Dies erklärt sich daraus, dass jede Wolkenscliicht, von denen sich oft mehrere über einander befinden, als eine- neue Oberfläche wirkt, welche in gewissen Grenzen die an der Erdoberfläche auttretenden Erscheinungen in der Höhe wiederholt. Als ein diesen Uebelständen gerecht werdendes Instrument hat nun nach dem Principe, einen künstlichen Luftstrom durch Aspiration zu erzeugen und bei der Messung zu verwenden, der Herr Dr. Assmann ein Aspirationsthermo- meter construirt, dessen Einrichtung die folgende ist: In vernickelten, unten offenen Eöhren sind zwei Thermometer eingeschlossen, das eine mit umwickeltem Gefä&se. Ein Gummischlauch communicirt oben mit beiden; derselbe steht in Verbindung mit einem Saugebalge, mittelst welchen Luft von unten durch die Köhren gesaugt werden kann. Seitwärts sind die Röhren aufgeschlitzt und durch Glas verschlossen, so dass man ablesen kann. Die in die Eöhren eintretende Luft hat nur einen kurzen Weg bis zu den Quecksilbergefässen der Thermometer zu machen, kann also von dem durch Bestrahlung allerdings etwas höher er- w^ärmten Metall der Röhre nur wenig erwärmt werden, um so weniger, als eine schnelle Durchgangsgeschwindigkeit stattfindet. Auch kann die Erwärmung des Metalles in Folge seiner Spiegelung nur eine geringe sein. Das In- strument beseitigt, wie alle Versuche übereinstimmend ergeben haben, den Einfluss der Sonnenstrahlung voll- kommen, giebt daher im Schatten dieselben Werthe wie im vollen Sonnenschein. Mit diesem Instrumente kann auch der Wasserdampf- gehalt der Luft genauer gemessen werden, da es in Folge der Umwicklung der einen Quecksilberkugel auch als Psychrometer gebraucht werden kann. Solche Messungen beruhen auf folgenden Erfahrungen: Durch Verdunstung wird die Temperatur eines Thermometers erniedrigt, um so mehr, je trockener die Luft ist, welche das Wasser der die 43 Quecksilberkugel umgebenden feuchten Umhüllung ver- dunsten lässt. Es muss hierbei aber eine gleichmässige Lufterneuerung stattfinden, damit die Verdunstung stets in demselben Masse erfolgen kann. Denn wenn man z. ß. bei Windstille und bei Sturm eine Feuchtigkeitsmessung mit Luft vom gleichen Feuchtigkeitsgehalte anstellen würde^. so würden sich doch ganz verschiedene Grössen ergeben. Diesem Uebelstande hilft das Assmann'sche Aspirations- thermo- und -Psj'chrometer ab, indem es einen gleich- massigen Luftstrom an der Psychrometerkugel erzeugt. Für die Feuchtigkeitsmessungen im Luftballon eignet sich das Instrument noch aus einem anderen Grunde. Beim Aufsteigen in höhere und kältere Luftschichten hatte sich bei den bisher in Gebrauch befindlichen Psychrometern eine Schwierigkeit dadurch ergeben, dass das Wasser des feuchten: Thermometers bei der Temperatur tmter 0^ zu Eis wurde und eine Feuchtigkeitsbestimmung erschwerte. Zur Ver- meidung dieses Uebelstandes hat das Psychrometer Assmanns die Einrichtung, dass man in die unten offene Köhre ein kleines Gefäss mit Wasser einschieben kann, welches man bis zum Augenblicke des Gebrauches in der Tasche getragen und somit vor dem Gefri-^ren des darin befindlichen Wassers geschützt hat. An demselben ist eine Marke augebracht der Art, dass die Psychrometerkugel eben m das Wasser taucht und so den Musselin befeuchtet. Nimmt man nun für Ballonfahrten noch ein zweites „feuchtes" Thermometer mit, so kann man eine Kugel nach der andern befeuchten ^ die Messung wird dann so lange fortgesetzt, bis die Thermo- meter in beiden Eöhren gleiche Höhe erreicht haben. Wegen: dieser Vorzüge wird jetzt bei uns keine Ballonfahrt zu wissenschaftlichen Zwecken unternommen, bei weicher nicht das Assmann'sche Aspirationsthermo- und -Psychrometer gebraucht wird. Ausser den Beobachtungen über wahre Lufttemperatur und Feuchtigkeitsgehalt der einzelnen Luftschichten ge- — 44 — stattet die Ballonfahrt auch Studien über den Wasserdampf in condensirter Form zu machen. Man ist ja über die Wolkenbildung und die Form der die Wolken zusammen- setzenden Theilchen jetzt so weit klar, dass man weiss, die Wolken bestehen aus vollen Tröpfchen. Welches aber deren Dimensionen unter den verschiedenen atmosphärischen Bedingungen sind, und wie weit sie als tropfbares Wasser zu bezeichnen sind, bedarf noch sehr der Untersuchung. Ueber die Bildung von Eiskrystallen in der Luft hat noch ISFiemand Beobachtungen gemacht. Bei 10 — 12^ unter Null hat das Wasser der Wolken oft noch flüssige Form. Wenn ein solches überkältetes Tröpfchen einen Gegenstand berührt, wird es amorphes Eis. V^her kommen nun die Eiskry stalle, wie erklärt sich die Bildung von Hagel, Graupeln u. s. w. ? Zur Untersuchung dieser sehr der Erklärung bedürftigen Erscheinungen werden gleichfalls die Ballonfahrten Gelegenheit geben; besonders wird das Mikroskop hierbei eine nützliche Rolle spielen. Auch an den Bewegungen des Ballons hat man interessante Beobachtungen gemacht. Die Flugrichtung wird hierbei durch photographische Aufnahmen festgestellt und daraus auch die Fluggeschwindigkeit erkannt. Bis zu 2000 m hat man nun eine deutliche Abhängigkeit der LuftströmuTig von der Erdoberfläche bemerkt. Ueber grossen Wäldern und Wasserflächen hat man stets ein Sinken des Ballons beobachtet. Denn hier ist die Temperatur kühler, darum muss die Luft über solchen Stellen eine grössere Dichtigkeit haben, also eine Einsenkung der Flächen gleichen Luftdruckes stattfinden. Da der Ballon sich in der Gleich- gewichtslage befindet, so muss er mit der Neigung der Luft gleichen Druckes sich senken. Dabei geht er in dieser Eichtung noch darüber hinaus und wird hierdurch eiue Abweichung von seiner Eichtung haben. Interessant ist ferner in einem Ballon sowohl das Ueberhüpfen einer Cumulus Schicht, worauf schon oben hingewiesen, als auch 45 das Ueberhüpfen kleiner Hindernisse an der Erdoberfläclie. So hat z. B. der Ballon des Herrn v. Sigsfeld bei einer 3 km weiten Sclileiffahrt drei 15 — 20 m hohe Eichbäume, die in 10 m Abstand von einander standen, glücklich über- sprungen. Weiterhin hat man bemerkt, dass beim Steigen des Ballons eine Veränderung des Ballongases eintritt. Das Gas oder vielmehr der Wasserdampf im Gase wird in einer Wolke selbst verdichtet, neblig, bei Sonnenstrahlung wird es wieder durchsichtig. Herr v. Sigsfeld hat diese Aus- dehnung und Zusammen Ziehung des Gases messbar gemacht^ Indem er die Methode anwendete, ein Gas in einer Hülle eingeschlossen mit einem Aneroidbarometer in Verbindung zu setzen. Bezüglich der Zusammensetzung der Luft in den höheren Schichten sind nennenswerthe Differenzen ihrer Mischung nicht gefunden worden; gegentheilige Angaben als Ergebnisse früherer Untersuchungen sind falsch. Die Art, wie man solche Bestimmungen ausführt, ist folgende: Da man die Luft nicht im Ballon analysiren kann, so muss sie mit zur Erde herabgebracht werden. Man nimmt luft- leere Flaschen mit, die oben gefüllt werden, oder Gefässe mit zw^ei Oeffnungen, in welche Luft gesaugt wird. Dann werden die Gefässe geschlossen, und die Luft wird mit zur Erde herabgebracht. Aufstiege bei Gewitter sind bis jetzt noch nicht ge- wagt worden. Doch sind solche Auffahrten unbedingt noth- wendig. Kedner schilderte dann noch eingehend eine einzelne Ballonfahrt der Herren v. Sigsfeld, Dr. Kremser und Opitz am 23. Juni 1888. — 46 — IL Mitglieder und Yorstaiul. Am 1. Januar 1887 zählte der Verein 207 Mitglieder; durch Verzug und Tod schieden im Laufe des Jahres 12 Mitglieder aus; neu aufgenommen wurden 8 Mitglieder, sodass sich die Zahl derselben am Schlüsse des Berichts- jahres auf 203 belief. Bei der in der Decembersitzung vorgenommenen Vor- standswahl wurden die bisherigen Mitglieder wieder-, Herr Oberlehrer Dr. Hintzmann neugewählt. Letzterer über- nahm die Kedaction des Jahrbuches an Stelle des Herrn lit^H.-cVct'|il 3ej 6'(Wii^tVcM;et -S\:it\jjcn vXanat.) -l + '^f Lehm r+ii _! RoTh'eV "Dil Aufschüttung miipnaster und KiesbeHy.nj- J Lehm ,^ + ™ öi mit unterliegender >^.4 9 ^ - - P-t 8 "K G r ü "n s a u vi a I k i es Schicht weissen Sandss- Weisser Diluvi al s and. 16 1. Die Bodenverhältnisse im Bereiche des ßingstrassen- und Nord front -Kanals. (Hierzu Tafel I. u. II.) Von A. Schreiber, Magdeburg. Die Boden - Verhältnisse der nächsten Umgebung Mag- deburgs zeigen eine grosse Mannigfaltigkeit: Im Norden der Stadt treten an mehreren Punkten die Felsmassen der Culm-Grauwacke, einer der ältesten Gebirgsformationen, zu Tage, welche hier als Endglied einer nach Westen über die Steinkuhlenstrasse , Olvenstedt bis Dönstedt sich hin- ziehenden, vielfach unterbrochenen Hügelkette erscheinen. Dieselbe stellt sich uns als der dem Harzgebirge parallele Nordrand der Magdeburg-Halberstädter Mulde dar, in welcher wir die jüngeren Formationen in regelrechter Folge abgelagert antreffen. Als nächst jüngere Bildung schliesst sich nach Süden zu an diesen Grauwacken-Höhenzug die Formation des Rothliegenden an, deren Sandsteinschichten den tieferen Untergrund von der grösseren südlichen Hälfte der Altstadt Magdeburg bilden. Nur in dem Eibbette treten diese Sand- steinfelsen zu Tage, während sie anderwärts innerhalb der Stadt erst bei Anlage von Kanälen und Brunnen unter einer Decke von Diluvial- und Tertiärbildungen zum Vorscheine kamen. Wie die Culm-Grauwacke fällt auch der 1600 m breite, mehrfach durchfurchte Felsendamm des Rothliegenden nach Süden zu ein und hat am Südende der Sudenburg bereits eine Tiefe von 203 m erreicht. An dieser äussersten Südgrenze — 74 — der Stadt bat das zur Erschliessung des hier vermutheten Steinkohlengebirges angesetzte Bobrlocb, welcbes 1875 GOO ni Tiefe erreicht batte, folgende Schiebten nachgewiesen: Von 1,8—7,3 m sandigen Thon, „ 7,3—16 m graneu festen Diluvial -Thon mit Quarz- und Feuerstein-Geschieben, 16—19,4 m Tertiärsand, „ 19,4 — 140 m schiefrige Letten der Bnntsandsteinformation, „ 140—191 m den bunten rotlien Sandstein mit Hornkalk; bei 155 m Tiefe gesellte sich auch Gyps von rother Farbe hinzu, „ 191—203 m Zechstein mit Kupferschiefer, darunter das Weissliegende, 203—574 m das Rothliegende, „ 574— 599,54 m Schwarzen Kohlenschiefer, darunter einen festen grauen Sandstein , in welchem das Bohrloch verlassen wurde. Von den in der nächsten Umgebung Magdeburgs in der Tiefe nachgewiesenen Gebirgsformationen wird sich der ältesten derselben, der C u 1 m - G r a u w a c k e , eine eingehendere Betrachtung zuwenden müssen, da diese vorzugsweise für den Bau des Ringstrassen- und des Nord- front-Kanals von wesentlicher Bedeutung sein w i r d. Der Grauwacke-Felsenkamm, von dem ein grosser, jetzt bald zugeschütteter Steinbruch in Magdeburg - Neustadt früher ein treffliches Bild gewinnen Hess, tritt unterhalb der Friedrichstadt im Flussbett der Alten Elbe bei niedrigem Wasserstande zu Tage. Er ist in der Mitte des Flusses 30 m breit und ragt hier bis — 1,2 m, am westlichen Ufer bis — 0,9 m empor. Obwohl diese Grauwackefelsen in der Stadt selbst nirgends zu Tage ausgehen, konnten sie doch bis zur Westgrenze derselben durch Brunnen- Anlagen verfolgt werden. An vielen Punkten ist in Brunnentiefe die Höhen- lage der Grauwacke ermittelt, und hieraus ergiebt sich, dass die Grauwacke von der Westgrenze der Stadt bis zur Elbe sich einsenkt und dadurch die Abdachung der Stadt an der io Eibseite bedingt. Bereits in der Mitte der Kleinen Schul- strasse hat sie sich fast um 3 m, in der Thränsbergstrasse zwischen Neustädter- und Jacobsstrasse, um 3,5 m, bei der Jakobikirche um 5,1 m, vor dem Krökenthore um 6,5 m und vor dem Schrotdorferthore , wo früher ein 13 m tief in diese Formation getriebener Steinbruch werthvolles Baumaterial lieferte, um 7,1 m über die in der alten Elbe anstehenden Felsmassen erhoben. Da der Grauwackerücken sich ununterbrochen von der Elbe bis an die Westgrenze der Stadt erstreckt und bei seinem Fortschreiten nach Westen zu immer hoher hervor- tritt, so erscheint der Schluss gerechtfertigt, dass er auch über diese Westgrenze hinaus sich fortsetzen und in der 5 — 6 m tieien Ausschachtung des Ringstrassenkanals zum Vorschein kommen würde. Mit einiger Sicherheit liess sich vorher bestimmen, dass der obere Kamm dieses Felsenrückens bei 900 m nördlich vom Ulrichsthore angetroffen werden müsste. Die auf Grund dieser Erwägung angestellten Bohr-^ versuche, welche je 25 m von einander entfernt hier an- gestellt wurden, haben die Thatsache auch wirklicli bestätigt ; denn die Grauwackenfelsen wurden (siehe Tafel I. u. IL) über dem Nullpunkte des Magdeburger Pegels- bei 750 m vom Ulriclisthore nördlich bei -f 7S0 n 800 „ 55 55 -1- 8,30 n 875 „ 55 M -, 9,9G n 900 ,, 55 55 -f 9,90 n 925 „ 55 55 + 10,0 r) 950 „ 55 55 + 10,. 0 „ 1000 „ 55 55 + ^0(3 « 1025 „ 55 55 -f T,G angetroffen. Au f der Höhe v on - f 9,90 — 10,0 hält sich also der Fei s r ü c k e n 100 m h i L n d u r c h bis^ 950 m vom Ul] r i c h 1 st höre entfer nt. d acht sich dann a 1 1 m ä h 1 i c hab u n d k 0 m m t i n e i n e r E n t f e r n u n g: von 1025 m i n der ■ R i n g s t r a s s e bis z u m E isen- .sse von -{- 1^ 8,31 m bis + 7,087 m . . 0,2 in + 7,005 „ . . 1,3 „ + 6,882 „ . . 3,0 „ + B,841 „ . . 3,0 „ + 6,8 „ . . 3,2 „ + 6,759 „ . • 3,3 „ + 6,677 „ . . 0,38 „ + 6,663 „ . • 0,9 „ — 76 — balin über gange über der Kanalsohle nicht mehr zum Vorschein. Da die Schachtungssohle des Ringstrassen - Kanals vom Ulrichstore bis zur Steinkuhlenstrasse -f- 6,52 m einfällt, so raiiss derselbe bei 750 ra in Scliachtsohlcntiefe von „ 800 „ „ „ ,, 875 900 9-^5 ., lO'tO „ „ 1' '^5 in Grauwacke - Felsen einschneiden. Im Nordfrontterrain verfolgt der Kanal eine östliche Richtung, schneidet daher die von Ost nach West streichenden älteren Formationen nicht mehr in ihrer Breitenerstreckung, sondern streift den Grauwackerücken in seiner Längen- erstreckung rechtsseitig. Hieraus lässt sich erklären, dass der Hauptkanal der Nordfront 700 m weit die Felsen massen des Grauwackenrückens an- schneiden m u s s. Bei einer Entfernung östlich vom Eisenbahnübergange von 150 m trifft der Kanal die Grauwacke bei '^00 V 300 „ „ „ „ „ „ „ n 'iv'V 51 „ „ y, „ „ „ „ 450 „ „ „ „ „ n OOU „ „ „ „ „ „ „ Bei 600 — 650 m Entfernung dicht vor thore trifft der Kanal auf einen Steinbruch, wieder ausgefällt ist, worunter die feste Felsmasse selbst bei -\- 2,3 nicht ermittelt wurde. Bei 670 m Entfernung vom Eisenbahnübergange, 70 m östlich vom Krökenthore, hat der Steinbruch sein Ende erreicht; hier erhebt sich der Felsen bis -j- 8,6, zeigt sich bei 750 m Entfernung bei -\- 7,2, in der Grünenarmstrasse, 800 m vom Eisenbahnübergänge, bei + 5,30 m -r 6 + 6 „ -f .^7 „ + 7,6 „ + 8,95 „ dem Kröken- der mit Geröll 77 -{- 5,8; bei 830 m Entfernung bei -|- ^J; darüber hinaus bis zur Elbe wurde die Grauwacke durch Bohrversuche nicht mehr erreicht. Zieht man zu den angeführten Thatsachen in Betracht, dass die Kanalsohle von dem Eisenbahnübergange bis zum durchschneidenden Breitenwege von 4- 6,52 bis -f- 4,13 fällt, so ergiebt sich, dass der Xordfront- Kanal bei 200 m Entfernung- vom Eisenbahnübergange entfernt 0,28 m Felsen „ 300 „ „ „ „ „ 0,68 „ „ „ 400„ „ „ „ „ 0,78 „ „ „ 450„ „ „ „ „ 2,88, „ « 550 „ „ „ „ „ 4,i>3 „ „ durchschneiden muss. In seinem weiteren Verlaufe bis 670 m Entfernung ist der Bau des Kanals leichter auszuführen, da in dem abgebauten Steinbruche nur lockeres Steingeröll zu beseitigen ist. Dagegen muss bei GTO m Entfernung der Kanal 4,54 m tief „ „ „ (OO „ „ n „ 0,^2 „ „ n « n "00 ^ „ „ „a,J„„ in den Felsen eingeschnitten werden. Als Spuren der Einwirkung der in späteren Epochen die Grauwacke überflutenden Wassermassen trägt diese höchst widerstandsrähige Felsmasse an vielen Punkten eine Verwitterungsschicht von meist nur 10 — 20 cm Stärke, darunter stellt sich dann gewöhnlich das von solchen Ein- flüssen nicht berührte Gestein von kleinkörnigem Gefüge und beträchtlicher Härte ein. An den Höhenzug der Grauwacke grenzt in der Altstadt Magdeburg ein denselben in südlicher Richtung überdeckender Sandsteinrücken der Formation des Rothliegenden (Tafel I.), welcher in einer Breitenausdehnung von HohenzoUern- strasse bis Karlstrasse sich in gleicher Richtung wie der soeben behandelte Grauwacken-Höhenzug, nämlich von Ost -Südost nach West - Nordwest, erstreckt. Westlich von der Kaiser- strasse wurde derselbe durch vier Brunnen nachgewiesen, voa denen der eine, am Kreuzungspunkte der Brandenburger- — 78 — und Holienzoilernstrasse befindliche; der bereiis bei 5 m Tiefe das Wasser erreichte^ bis 5,6 m durch gleichmässigen Grand, von dieser Tiefe aus durch Grünsand gesenkt wurde und bei 6fi m auf der Felsmasse des Rothliegenden endete. Der Brunnen des Realgymnasiums erreichte bei 3,1 m Tiefe den Grünsand und bei 6,9 m den Felsen; der östlich hiervon gelegene Brunnen der Oberrealschule wurde 3,4 m tief in den Felsen getrieben. Der Brunnen an der Karl- und Brandenburgerstrassen - Ecke erreichte bei 4,7 m von der Strassenfiäche aus den Felsen. Während dieser Felsenkamm im Westen der Stadt so entschieden hervortritt, bietet er sich östlich von der Kaiser- strasse nur an wenigen Punkten der Beobachtung dar; erst in dem niedrig gelegenen Theile der Stadt und im Eib- bett selbst tritt er wieder deutlich hervor. Der 15 m tiefe Privatbrunnen an der Ecke der Knochenhauerufer- und Brück- thorstrassen-Ecke steht 8,8 m tief im Felsen; die Pfeiler der Strombrücke ruhen auf dem Felsenkamme, welcher nach Norden zu noch über den Packhof hinaus den Untergrund des linken Eibufers bildet und hier die Schifffahrt bei niedrigem Wasserstande erschwert. Dieser Höhenrücken des Roth- liegenden erstreckt sich von der Elbe aus nach Westen zu in nicht bedeutender Tiefe und ist durch mehrere Strassen- bruiinen, z. B. durch den der Dreiengelstrasse, welcher unter einer Decke von 1,6 m Grünsand bei -\- 4,1 m den Felsen antraf, nachgewiesen. Derselbe erreicht auch den Ring- strassenkanal ; da aber an der 400 m vom Ulrichsthore entfernten Kreuzungsstelle die Sohle desselben auf 4~ '^j'^ bis -{- 7,6 liegt, so ragt nur die oberste Kante dieses Höhenzuges über die Kanalsohle empor. Der Einschnitt beträgt: 400 m uördl. vom Ulrichsthore in Schachtsohlentiefe -j- 7,675 m . 0,475 m 425 „ „ „ „ „ „ + 7,616 „ . 0,384 „ Bereits im Eingange S. 1 ist erwähnt, dass den tieferen Untergrund der grösseren südlichen Hälfte der Altstadt 79 Magdeburg die Sandsteinschichten der Formation des Roth- liegenden bilden. Von diesem 1600 m breiten Felsendamme werden aber nur seine beiden emporragenden Längsränder, der nördliche und südliche in Brunnentiefe erreicht. Beide buchten sich gegeneinander ein, imd dadurch entsteht eine von der Karistrasse und Frankestrasse begrenzte Felsenmulde, deren Siidrand ein zwischen Frankestrasse und Seh arnhorststrasse hinstreichender 90 m breiter Höhenrücken bildet. Derselbe tritt in der Elbe unweit der Augenheilanstalt von Dr. Schreiber bei — 0,9 zu Tage, erreicht dann an der Fürstenufer- und Scharnhorststrassen-Ecke die Höhe von -{- 3,1, zwischen Augustastrasse und dem Breitenwege -j- 5; am Kreuzungspunkte des Breiten weges und der Scharnhorststrasse -f- 8;5; und diese Höhe über- schreitet er bis zur westlichen Grenze der Altstadt nur an €iner Stelle, dem Kreuzungspunkte der Anhalt- und Bahnhof- strasse, wo er bis -(- 10 m emporragt. Diese Thatsachen gestatten Schlüsse hinsichtlich des Einflusses dieses Höhen- rückens auf die Bodengestaltung im Osten und Westen der Altstadt: zunächst den, dass die Abdachung des Süd- theils der Altstadt nach der Eibe zu durch die gleichmässige Abflachung dieser im Untergrund hinstreicheuden Sandstein- -schicht in gleicher Weise bedingt w^ird, wie die Abdachung im Norden der Stadt von der Grauwacke; ferner, dass der Höhenrücken, der von der Elbe aus bis zur Westgrenze der Altstadt stetig steigt, auch über diese Grenze hinaus, im Stadtfelde sich fortsetzen wird. Wir dürfen an- nehmen, dass er die Ringstrasse zwischen der Kleinen Diesdorferstrasse und der grossen Diesdorferstrasse so schneidet, dass seine Kammhöhe in der Ringstrasse wahr- scheinlich 400 m südlich von der Grossen Diesdorferstrasse 6 — 7 ra tief unter der Erdoberfläche, und in der Grossen Diesdorferstrasse 100 m westlich von der Querstrasse ange- troffen werden müsste. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass dieser Höhenrücken im Stadtfelde uneutdeckt bleiben — 80 — wird, da die hier anzulegenden Kanäle mit ihrer Sohle wohl selten bis zu der erwähnten Tiefe hinabreichen und die Brunnen schon in 3 — 5 m Tiefe das Grundwasser antreffen. Die von Karlstrasse bis Fraukestrasse sich verbreitende 550 m breite Sandsteinmulde ist in einer späteren Epoche, in welcher zugleich im Süden und Westen Magdeburgs bis über tialberstadt, Halle und Braunschweig hinaus die Bildung der reichen Braunkohlenlager stattgefunden hat, mit Grünsand, einem Gliede der Tertiärformation, angefüllt. Fast überall in der näheren Umgebung Magdeburgs finden wir in grösserer oder geringerer Tiefe den Grünsand als Ausfüllungsmaterial zwischen felsigen Höhenrücken, während auf der Kammhöhe derselben diese wenig wider- standsfähigen Sandwälle, welche wahrscheinlich ursprünglich eine zusammenhängende Decke des felsigen Bodens der Stadt bildeten, durch den gewaltsamen Andrang von Gletscher- massen der späteren Diluvialperiode bis auf geringe Ueber- reste abgekämmt sind. Da also der Grünsand vorzugsweise die Thäler zwischen den eine bestimmte Längsrichtung ein- haltenden Felsenhöhen ausfüllt, so folgt, dass auch die in diesen Thalmulden aufgehäuften Grünsaudmassen Längszüge bilden, welche sich wie die Felsenschichten von OSO nach WNW erstrecken. An einzelnen Stellen, an welchen der Grünsand in die oberen Schichten des Rothliegenden eingespült gefunden wird, führt er noch die organischen Einschlüsse, welche auf das Alter und die Natur des Meeres, aus dem der Sand abgesetzt ist, schliessen lassen. Die zahlreich gefundenen Mooskorallen weisen darauf hin, dass dieses Meer in hiesiger Gegend seine Ufer gefunden hat, weil diese Organismen nur in flachen felsigen Küstengegenden heimisch sind. Die zwischen den beiden Höhenrücken des ßothliegenden von Grünsand ausgefüllte Mulde ist durch Brunnenanlagea und die Kellerausschachtungen zur Erscheinung gebracht und in ihren Grenzen bestimmt. Sie umschliesst den Alten Markt, dessen sämmtliche Brunnen im Grünsand ihr Wasser 81 gefunden haben und konnte auf dem Breitenwege bis zur Alten Ulrichstrasse bei einer Tiefe von 5 m unter der Strassenoberfläche bei Neubauten beobachtet werden. Am Abhänge der Johannisbergstrasse hat die Formation eine beträchtliche Tiefe. Die am Kreuzungspunkte der Johannisberg- und Knochenhaueruferstrasse angelernten Brunnen lassen annähernd die Stärke der am Abhänge der Johannisberg- strasse aufgelagerten Grünsandschicht bemessen; denn da die Strasse auf -f- 7,1 m liegt und die Höhe des Felsen- kammes hier -f- 1 m beträgt, so bleiben nach Abzug der 2 m starken über dem Grünsande lagernden Schuttanhäufung für diese letztgenannte Erdschicht 4,1 m. Im neuen Stadt- theile umschliesst die Grünsandmulde den grössten Theil des Centralbahnhofterrains bis zur Frankestrasse. Diese Grünsandmulde wurde in der späteren D i luv i al- Epoche in ihrer Längenerstreckung von OSO nach V/NW tief ausgefurcht und von Bildungen dieser Formation : Sand, Kies und erratischen Geschieben ausgefüllt. Diese diluvialen Einbetlungen innerhalb der Grünsandmulde lassen sich von Osten nach Westen zu fortschreitend in der Schmiedehofstrasse, Goldschmiede- und Tischlerbrücke, zwischen Himmelreich- und Schöneeckstrasse und noch weiter westlich zwischen Victoria- und Wilhelmstrasse nachweisen. Ueberall, wo innerhalb dieser tiefen Diluvialrinne Brunnen ausgeschachtet sind, haben dieselben in der gewöhnlichen Brunnentiefe nur Sand- und Kiesschichten angetroffen und haben den Grünsand nicht erreicht. Jenseit der Festungsgräben, welche die Altstadt im Westen begrenzen, hat ein Theil des Hauptkanals der Olven- stedterstrasse diese Einfurchung angeschnitten; obwohl dieselbe sich hier in ihrem westlichen Verlaufe so beträchtlich abgeflacht hat, dass die Kanalsohle fast überall unter Sand und Kies den Grünsand erreicht, so kann man doch auf dieser Strecke deutlicher als in der Altstadt, wo zwar die diluviale Einfurchung breiter und tiefer, aber doch nur an einzelnen Punkten erforscht ist, erkennen, wie gewaltsam die 6 Ein\virkiing der Diluvialzeit auf die vorher abgelagerten Grünsandscliicliten gewesen ist (Tafel IL 2). Der Griinsand trägt in der Magdeburger Gegend, da v^^o er keine Störungen erlitten bat, als Decke eine 0,2—0,6 m mächtige, an manchen Punkten fest verkittete okrige Schicht, welche auch bei Ausschachtung des Olvenstedterstrassen-Kanals an den beiden höchsten Punkten der Grünsandschicht, nämlich unter der Glacisaufschüttuiig östlich von der Ringstrasse a und unmittelbar vor der Spielgartenstrasse b gefunden wurde, während sie da fehlt, wo der Grünsand auf 2 — 4 m Tiefe eingerissen erscheint. Man darf wohl annehmen, dass das so zarte Material des Grünsandes in einem wenig bewegten Meere gleichmässig abgelagert wurde; es sprechen daher die tiefen Einschnitte deutlich für ein gewaltsames Auspflügen desselben nach erfolgter Ablagerung. Diese Vermuthung scheint umsomehr gerechtfertigt, als sich über dem Grünsande in Nähe der tiefsten Ausfurchung zahlreiche erratische Geschiebe in diluvialen Grand eingebettet vorfanden, von denen das eine so gross war, dass dasselbe, um es aus der Grube entfernen zu können, zersprengt werden musste. Von den Bodenschichten, welche die Kanäle in der nächsten Umgebung Magdeburgs durchschneiden, ist ausser den genannten nur noch der Lehm zu erwähnen, welcher im Norden, Westen und Süden Magdeburgs eine gleichmässig verbreitete 1—1,3 m mächtige Decke überall da bildet, wo nicht ältere Formationen darüber hinausragen. Da der Lehm von früheren Generationen als Material für Bauzwecke verwendet worden ist, so kann er an manchen Punkten unserer nächsten Umgebung nur noch zum Theil oder gar nicht mehr nachgewiesen werden. Auch in der Olvenstedterstrasse (Tafel II. 2) von der Ringstrasse bis über die Spielgarten- strasse hinaus und vor der Schrote ist er bis über die Hälfte seiner ursprünglichen Stärke in früherer Zeit abgegraben, und die dadurch entstandene Vertiefung ist durch Sclnitt und eine Packlage von Steinen wieder ausgefüllt. 83 — 2. Der Grundwasserstand in Magdeburg und seiner Umo^ebuns. Die Brunnen Magdeburgs erhalten ihren Zufluss von dem westlich gelegenen Hinterlande, und da dieses unterirdische Quellgebiet durch tiefe Festungsgräben, welche wasserentziehend wirken, von der Stadt getrennt ist, so reicht der Wasserstand innerhalb derselben unter die Sohle dieser Gräben hinab. Ausser den Gräben bethätigt aber auch der beträchtliche Ein- schnitt des Eibstroms seinen wasserentziehen- den Einfluss; derselbe würde noch beträchtlicher sein, als wirklich der Fall ist, wenn nicht im Osten der Stadt Felsmassen oder Grünsandschichten so hoch empor- ragten, dass sie hemmend oder verlangsamend dem Abflüsse des Grundwassers entgegenwirken können. Einen vollständig wasserdichten Damm können freilich selbst die geschichteten Felsen nicht bilden, noch weniger der Grtinsand, obwohl die staubartig feinen Körnchen desselben eine feste, fast wie Thon wirkende, schwer durchlässige Masse bilden. Aus alledem folgt, dass die Grundwasserstände innerhalb der Stadt eine von der Westgrenze derselben nach der Elbe zu sich krümmende Curve beschreiben. Wie in der Stadt selbst muss dieses eigenartige Verhalten des Grundwasserstandes auch in der nächsten Umgebung, also auch auf der Linie vom Eisenbahnübergange bis zur Elbe, welche der Bau des Nordfrontkanals verfolgt, zum Ausdruck kommen. Beobachtet man den Grundwasserstand an vier Punkten dieser Linie: am Eisenbahnübergange und an den Kreuzungspunkten mit dem 6* — 84 — Breitenwege, der Jacobsstrasse und dem Fischerufer, so erhält man folgendes Ergebniss: -^ ^, T , j . , über dem Nullpunkte Der Grundwasserstand ist: ^^^ Magdeburger Pegels. 1) Am Eisenbahnübergänge + 7,70 m ^) „ Kreuzungspunkte mit dem Breitenwege -|- 6,45 „ 3) „ „ „ der Jacobsstrasse + 4,3 „ 4) „ „ „ dem Fischerufer . -{- Ißb „ Es sinkt also der Grund wasserst and von der West grenze der Stadt bis zur Nähe der Elbe um 6,35 m. Da nun die Schachtungssohle auf diese Ent- fernung von -f- 6,52 m auf -\- 2,03 abfällt, so folgt, dass an den genannten vier Punkten folgende Grundwasserhöhen über der Schachtsohle sich einstellen werden. Schachtsohlentiefe Grundwasser». Am Eisenbahnübergange bei . . . . + 6jö2 m 1,18 m „ Kreuzungspunkte mit Breitenwege -\- 4,13 „ 2,32 „ „ „ „ Jacobsstrasse + 3,55 „ 0,75 „ „ Fischerufer +2,03 „ 0,00 „ Die Einwirkung der Festungsgräben auf den Grund- wasserstand der nächsten Umgebung lässt sich sowohl am Ring- strassen-Kaual, wie an dem der Olvenstedterstrasse beobachten : An dem vor dem Uirichsthore befindlichen Verbindungspunkte Beider blieb der 4,5 m tief eingeschnittene Schacht trocken, weil seine Sohle 0,80 m höher liegt als die des benachbarten Festungsgrabens. In welchem Verhältniss der wasserentziehende Einfluss auf die entfernt liegenden Oertlichkeiten des Stadtfeldes sich abschwächt, Hess sich beim Bau des Olvenstedterstrassen- Kanals feststellen (Tafel IL 2). Bis über die Ringstrasse hinaus, 95 m weit, wirkte er so beträchtlich ein, dass die Schachtsohle trocken blieb; an diesem Punkte stellte sich dass Grundwasser ein, obgleich derselbe 0,60 m höher als- die Schachtungssohle unter dem Glacis liegt; und stieg von hier ab regelmässig bei 50 m Entfernung um 0,35 m, so dass auf eine Entfernung von 250 m, an 85 dem Endpunkte des Kanals, dem Sehrotebach, der Grund- wasserspiegel um 1,67 m höher lag, als an dem Punkte der Schachtungssohle, an welchem das Grundwasser zuerst zum Vorschein kam. Zu ähnlichen Schlüssen führten die Beobachtungen in der Ringstrasse (Tafel II. 1). Der dort anzulegende Kanal läuft im Grossen und Ganzen parallel mit dem Festungs- graben; der Grundwasserstand an den verschiedensten Punkten desselben kann daher keine erheblichen Unterschiede aufweisen ; er steigt nämlich nur an den Stellen, wo sich der Kanal vom Festungsgraben entfernt; die Grundwasserstände difteriren daher um 0,82 m und haben an folgenden Punkten : bei 100 m Entfernung die Höhe von -f 7,83 . 200 „ „ „ „ „ 4- 8,50 « 400 „ „ „ „ „ + 8,04 „ 550 „ „ „ „ ^ o- 8,2 « 650 „ „ „„„_!_ 7,92 « 750 „ „ „ „ „ + 7,70 . 1000 „ „ „ „ ^ _|_ 8,06 ,v 1100 „ „ „ „ „ 4- 7,68. Da der Ringstrassen-Kanal in seiner Sohle von + 8,31 auf + 6,42 fällt, so wird der Bau -desselben bei neun Zehntel dieser Strasse mit nicht unerheblichen Grundwasserhöhen zu rechnen haben. Bis auf 100 m Entfernung vom ülrichs- thore stellt sich das Grundwasser über der Schachtungssohle noch nicht ein. Grundwasserhöhe. Bei [ 200 m Entf. u. Höhe cl. Schachtungssohle + 7,97 m 0,53 m n 400,, n n n 51 51 + 7,66 „ 0,38 „ V 550 „ v n n n 55 + 7,49 „ 0,71 „ n 650 „ 51 M 51 51 55 + 7,41 „ 0,41 ; ■n 750 „ 55 51 51 55 J5 + 7,25 „ 0,45 „ ■» 1000 „ 51 55 55 55 51 + 6,68 „ 1,38 , ■V 1100 „ 55 51 55 55 51 + 6,52 „ 1,16 „ — 86 — Die Beobachtung des Grundwasserstandes in der ent- fernteren westlichen und südlichen Umgebung Magdeburgs liefert reiches Material für die Annahme, dass derselbe nicht allein von künstlichen und natürlichen Terrain-Einschnitten bedingt ist, was als Resultat aus den obigen Betrachtungen gefolgert werden könnte; sondern auch von der Höhenlage der Gegend und der Natur des Untergrundes abhängt. Die Abhängigkeit des Grundwasserstandes von der Höhenlage der Gegend, erkennt man leicht im Westen der Stadt, wo das Terrain bis zum Aller -Gebiet bei Eilsleben, aufsteigt; denn während derselbe am Endpunkte 1) des Olvenstedteistrassen-Kanals bei + 13 m -f 9 m beträgt^ erreicht er 2) bei dem 2 Meilen westl. beleg. Wellen -|- 97 „ +91 m 3) 425 m üstl. von No. 2 bei + «9 „ + 8G 4) 629 „ östl. von No. 3 „ -j- 62 „ + 61,50 „ Dieselbe Erscheinung bietet sich, wenn man einen Magdeburg näher gelegenen Punkt, z. B. die eine viertel Meile vom Ulrichsthore entfernt, zwischen Diesdorf und Magdeburg liegende Bodenerhebung als Beobachtungsfeld wählt, denn hier stellt sich bei + 28 m Terrainhöhe das Grundwasser bei -]- 18 m im Grünsande ein. Ein ähnliches Verhalten des Grundwasserstandes beobachten wir in der südlichen Umgebung Magdeburgs; denn hier, 1/2 Meile von. Magdeburg, bei Lemsdorf, wo die Bodenerhebung bereits bis -f- ^1 i^ reicht, beträgt der Grundwasserstand -f- 23 m,. während im Süden der Altstadt Magdeburg bei + 16 m Terrainhöhe, das Grundwasser bei + 7 angetroffen wird. Die in Obigem angeführten Thatsachen könnten zu der Annahme führen, dass die Natur des Untergrundes der Bodenerhebung gegenüber nur einen untergeordneten Einfluss- auf den Stand des Grundwassers hat, wenn nicht andere Beobachtungen zu ganz entgegengesetzten Resultaten geführt hätten. In eine für den Nachweis des Einflusses der Boden- verhältnisse auf den Grundwasserstand geeignete Gegend fahrt uns die Berliner Eisenbahnlinie, wenn man dieselbe 87 über die bis zur Ehle und Polstrinc reichenden Eiballuvionen hinaus bis in das Gebiet des diluvialen Decksandes, welcher die Norddeutsche Tiefebene charakterisirt , zu dem 2 Meilen von Magdeburg jenseit G erwisch liegenden 16 m tiefen Einschnitt der Madeishöhe verfolgt. Da die Bodenverhältnisse am Nord- und Siid-Abhange dieser Höhe vollständig verschiedene sind, so ist diese Oertlichkeit für eine vergleichende Betrachtung der Beziehungen des Unter- grundes zu dem Grundwasserstande besonders fruchtbar. Während an dem steilen Nordabhange der Höhe eine Thon- schicht zu Tage tritt, welche hier eine tiefe mit Diluvial- sand gefüllte Mulde bildet, lagern am Südabhange mehr als 16 m mächtige Sandschichten als leiehtdurchlässige Decke über einer sich allmählich abdachenden Thonsohle. An diesem Südabhange dringen daher die atmosphärischen Niederschläge schnell in die Tiefe und fliessen längs der Thon- sohle nach Süden zu ab, während am Nordabhange in der mit Sand ausgefüllten Thonmulde das Wasser sich in solcher Menge ansammelt, dass über dem feuchten Untergrunde sich ein Torfmoor bilden konnte. Durch diese an den beiden Abhängen verschiedene Beschaffenheit des Untergrundes ist daher die auffällige Erscheinung bedingt, dass am Nordabhange der Madeishöhe das Grundwasser 20 m höher liegt als an einem Punkte des Südabhanges, welcher nur ^/^ Meilen von ersterem entfernt ist. Aus allen bisher angeführten Thatsachen folgt, dass für den Stand des Grundwassers einer Gegend nicht allein deren Höhenlage, sondern zugleich die im Untergrunde anstehen- den Erdschichten und die in der Nähe befind- lichen Thaleinschnitte bestimmend sind. — 88 — Sehwankuiigeii des Gruiulwasserstaiides. Eine überall bekannte Thatsache ist, dass an demselben Orte der Grundwasserstand in Folge stärkerer atmosphärischer Niederschläge steigt und in regenarmer Zeit sinkt. Solchen Schwankungen des Grundwasserstandes schrieb Pettenkofer in München auf'Grund seiner Beobachtungen den grösstenEinfluss auf die Gesundheitsverhältnisse einer Gegend zu und leitete sogar das Auftreten gewisser Epidemieen davon ab. Er begründete dies damit, dass beim Sinken des Grundwassers in den mit animalischen Abfallstoffen getränkten Boden durch Zer- setzung derselben sich Krankheitskeime entwickeln. Hiervon abgesehen lässt sich mit Sicherheit nachweisen, dass ein starken Schwankungen ausgesetztes Grundwasser einen nach- theiligen Einfluss auf die menschlichen Wohnstätten ausübt, indem Feuchtigkeit, welche beim starken Anwachsen desselben von den Fundamenten aufgesogen wird, die Keller für Aufbewahrung von Nährstoffen unbrauchbar macht, die Luft in tiefliegenden Wohnräumen verdirbt, Pilzbildungen hervorruft und Fäulnissprocesse befördert. Man controlirt daher in manchen Städten durch öfter wiederkehrende Messungen an geeigneten, in den verschiedensten Stadttheilen belegenen Brunnen den Grundwasserstand auf seine Veränderungen hin. In Berlin hat man durch 13 solcher Controlpunkte eine genaue Kenntniss des Grundwassers erhalten, welche für Anlage von Kanälen, Kellern und Häuser- fundamenten entscheidende Gesichtspunkte liefert. Magdeburg besitzt nur eine Beobachtungsstation, Bahnhofstrasse 17, an welcher die Untersuchungen unter Leitung des Directors der AVetterwarte, Herrn Grützmacher, regelmässig ausgeführt sind. Seiner freundlichen Mittheilung verdanke ich eine über- sichtliche Zusammenstellung dieser Beobachtungen, welche folgende Ergebnisse liefern: [Als der mit „Null" bezeichnete Punkt gilt in Folgendem die mittlere Höhe des Grundwasserstandes von 1883 — 1887. >7 V ^ V „ 28,5 jy „ 27 5J „ 23,5 2 in 21 cm 1 :, 9d „ 2 „ 72 „ 2 „ 0.7 „ 2 „ 25 „ 2 „ 40 „ — 89 — An dieser Beobachtungsstation liegt derselbe unter der Erd- oberfläche 5 m 32,8 cm.] Der Grundwasserstand bewegte sich in Magdeburg: im Jahre 1884 von — 4 bis + 4-, die Schwankungen betr. also 8 cm •„ „ 1885 „ _3 „ + 5 „ „ „ 1886 „ — 7,5 „ + 21,5 „ „ „ „ ^^," „ „ „ 1887 „ -8 „ +19 „ „ „ 1888 „ -8 „ +15,5 „ Während in Magdeburg die Bewegungen des Grund- wasserstandes so geringfügig waren, betrugen sie in Berlin Yon 1880—1885: 1880 1881 1882 1883 1884 1885 waren also 8 — 10 mal grösser als in Magdeburg. Da nun die atmosphärischen Niederschläge, welche das Grundwasser speisen, in Berlin nicht beträchtlicher als in Magdeburg sind, so muss man in Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse beider Städte den Grund für diese Erscheinung suchen. — Durch den porösen Sandboden Berlins kann von allen Richtungen her das Wasser ungehindert zuströmen, während der Zufluss desselben in Magdeburg durch 5 — 8 m tiefe Gräben abgeschnitten ist; es kann also nur dasjenige Grundwasser nach Magdeburg gelangen, welches sich in einer Tiefe von mehr als 5 m bewegt. Da bis unter diese Tiefe das Grundwasser nie ver- siegt, so ist ein gieichmässiges Zuströmen desselben nach Magdeburg in allen Jahreszeiten gesichert. Die hier beobachteten Schwankungen um 8 — 28 cm können daher nur durch die Regenmengen herbeigeführt sein, welche auf dem Areal der Stadt selbst gefallen und in den Boden ein- gedrungen sind. Hierfür spricht der Umstand, dass in Magdeburg der Grundwasserstand von Juli bis October, in — 90 — welcher Jahreszeit der Boden für Wasser am aufnahme- fähigsten ist, sein Maximum erreicht, während in Berlin fast regelmässig im März und April der höchste Grund- wasserstandj der niedrigste August bis October eintritt. Der Grundwasserstand in Berlin bewegt sich also im Ganzen der Niederschlagshöhe parallel, während derselbe sich in Magdeburg fast ent- gegengesetztverhält. Die Winter- und Frühjahrs- Niederschläge, welche in Berlin den höchsten Grundwasserstand herbeiführen, wirken auf den Grundwasserstand des innerhalb der Terrain- Einschnitte belegenen Magdeburg fast gar nicht ein; denn die Winter -Niederschläge werden aus dem Magdeburger Gebiete entfernt, ehe sie in den gefrorenen Boden eindringen können. Es ist wahrscheinlich, dass die Umgegend Magdeburgs, soweit sie dem das Grundwasser entziehenden Einflüsse der Festungsgräben und des Eibeinschnitts nicht unterliegt, sich hinsichtlich ihrer Grundwasser -Schwankungen wie Berlin verhält; es fehlen jedoch in dieser Hinsicht genaue Beobachtungen. er o -» CO -o CO 9 100 200 300 400 500 600 l^i ^^c^^^u^^Oc^n^'ciuf^ Meter? ^^° ^?° ^9^ ^?o 500 epo 700 ^5 ^^.93 ■'^:; Grober Elb-K i e f-3::^^b- I -4 '" Wahrscheinl. Diluvialsand. ^ 5 n. ^-6- •^ e .^ - r Grün Sand n. Tafel ^^XCa^Y^e^xvii^C^^^^ 800 900 1000^gl1pO 1200 1300 1400 S 150O Elbe. X(^^^A^yccu/(^ ^^ßr^^ü^. 800 990 1000 lipo 1200 1300 1400 1500 ~ — Bodenhöhi Grober Elb-Kies. --—-2.87 /Sohlß des Diluvialsand? ^afenbassin, - Grauwacke . — 91 3. Die Hafenaülage bei Magdeburg -Neustadt. (Hierzu Tafel III.) Die Anlage eines Handelshafens war längst als Noth- wendigkeit und Grundbedingung für Magdeburgs Entwicklung anerkannt, konnte jedoch erst nach Auschluss der Neustadt an Magdeburg zur Ausführung kommen. 1880 erhielt zunächst die Neustadt die Concession, 1884 übertrug sie ihre concessionsmässigen Rechte auf die Betriebsgesellschaft Damm und Wendland; diese überliess die Concession 1886 einem Consortium hiesiger Industriellen, und von diesem ging dieselbe auf die Stadt über; jetzt erst, im Frühjahr 1888, konnte mit der Ausschachtung des Hafenbassins begonnen w^erden. Die Breite des Hafenbassins beträgt am Südende 65 m, seine Länge von diesem Punkte bis zu dem Neu Städter Hafen 1100 m; von hier bis zur Mündung 400 m. Seine Schachtungssohle soll 2 m 87 cm unter dem Nullpunkte des Magdeburger Pegels liegen; es wird daher an der Südgrenze, wo die Oberfläche + 4,93 erreicht, eine 7,80 m starke Bodenschicht, in der Nähe der Mündung 5,63 m, ausgeschachtet werden müssen. Die Südgrenze des Hafens ist durch eine Schicht von Im 80 cm künstlich erhöht, an allen anderen Punkten findet sich eine Decke von 2,50 m — 6 m Elballuvionen, Diese beginnen von der Oberfläche an gerechnet, meist mit einer Schicht von 0,50 m — 1,50 m thonigem Eib- schlick, der sich in Zeiten, wo das Ufergelände bereits durch Anschwemmung erhöht und der stärkeren Strömung bei Hochwasser entzogen war, bei Hochwasser langsam absetzen konnte, hierauf folgen 0,50 m — 3 m Fein- sand mit Thonschichten, darunter grober Eibkies 92 welcher zu einer Zeit liier abgelagert wurde, in welcher das Uferland noch der vollen Strömung, welche auch gröberes Material zuführen konnte, ausgesetzt war. lieber die Hafensohle hervor ragt auf eine Länge von 650 m die Grauwacke, welche hier als der am weitesten nördlich vorgeschobene Kamm der Formation der Culm-Grauvf acke auftaucht, deren Südgrenze (Tafel I. und II.) unter dem Nordbezirk von Magdeburg- Altstadt, im Ptingkanal und im Nordfrontkanal nachgewiesen wurde. — In 800 m bis 850 m Entfernung von Süd ende des Hafens treten diese Felsmassen der Grau- wacke, welche bereits früher beim Bau der Berliner Eisenbahnbrücke aufgedeckt wurden lind die Pfeiler derselben tragen, über die Hafenbassinsohle empor, überragen dieselbe bei 860 m bereits um 1 m 62 cm, buchten sich bei 1000 m bis auf 37 cm ein, erheben sich aber um so beträchtlicher bei 1150 m, nämlich um 3 m 31 cm über die Schacht ungssohle, ragen 100 m weiter nur 1 m 61 cm über dieselbe empor und ver- schwinden dann nach kurzem Verlaufe unter derselben. Wir unterscheiden demnach im Untergründe des Magde- burger Gebietes 3 Höhenrücken der Culm-Grauwacke, welche sich muldenförmig gegeneinander einbuchten und in grösseren, durch Brunnenanlagen nicht ermittelten Tiefen untereinander verbunden sind. Der erste beginnt im Korden der Altstadt und setzt sich fort in den Steinbrüchen der Steinkuhlenstrasse, Olvenstedts und an den felsigen Ufern der Olve und Bever bei Gr. Rottmersleben und Dönstedt. Der zweite Höhenzug, welcher in den Steinbrüchen von Magdeburg-Neustadt beginnt, tritt weiterhin in den Steinbrüchen von Ebendorf, Dahlen- warsleben, Hundisburg und Neuhaldensleben zu Tage. Der dritte Grauwackerücken, welcher bei dem Hafenbau zur Berücksichtigung kommen wird, lässt sich über die südlich — 93 — von Barleben auftauclienden Felsmasseu hinweg bis nacli Vahldorf in der Nähe der Ohre verfolgen. Für die Annahme, dass die Grauwacke auch hier wie in den höher gelegenen Punkten Magdeburgs von den Gebilden der Tertiär- und Diiuvialzeit überragt wurde, ehe der Eibstrom hier sein früheres Bett einschnitt, kann als Beweis dienen, dass dieselben am Fusse der Felsmassen und in tieferen Einbuchtungen derselben, wo sie gegen die zer- störenden Fluten der Elbe geschützt waren, erhalten bliebeu,^ während sie von den Kuppen selbst fortgeführt wurden. Wir fanden hier nämlich den Tertiär-Grünsand als 600 m lange Bank an das nördlich vor ihm liegende Felsenwehr sich anschmiegend, welches wie eine Buhne abschwächend und ableitend auf die Strömung einwirkte; aber nur bis auf 1 m Höhe unter die Sohle des Hafenbassins erhebt sich diese wenig widerstandsfähige Schicht. Von den hier noch vorhandenen Diluvialbildungen fanden der eine Theil in der 950 m vom Südende des Hafens entfernten Felsenbucht, der andere hinter dem 1050 m entfernt liegenden, 2 m hoch emporragenden Felsenkamm gegen Ausspülung durch die Fluten des Eibstromes ausreichenden Schutz. Zum Schlüsse bleibt mir nur noch übrig, dankend anzuerkennen, dass die mit grösster Freundlichkeit von der verehrlichen städtischen Bauverwaltung und von dem Director der Wetterwarte, Herrn Grützmacher, mir mitgetheilten Thatsachen mir ermöglichten, in Obigem ein bis ins Einzelne getreues Bild der Boden- Verhältnisse in der nächsten Umgebung der Stadt zu liefern. Dr. Schreiber, Professor. Mineralogisclie Notizen tlbex* den östlicJaen Harz, Von Prof. Dr. E. Reidemeister. 97 Mineralogische Notizen über den östlichen Harz, Von Prof. Dr. 0. R ei dem eist er. Da ich mir die Aufgabe gestellt hatte, im östlichen Harze auch alle diejenigen Fundstellen von Mineralien auf- zusuchen, welche seit Jahren wegen mangelnder Ausbeute nicht mehr besucht zu werden pflegen, so galt ein Ausflug auch dem Orte Obersdorf bei Sangerhausen, wo im Jahre 1825 die eigenthümlichen gerstenkornähnlichen Krystall- pseudomorphosen aufgefunden waren, welche vonEreiens- leben 1827, von Breithaupt 1836 und von Blum 1843 beschrieben und als Pseudomorphosen des Gaylussits, einer Doppelverbindung von kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Natron gedeutet wurden, in welchen nach Auswaschung der Soda nur der Kalkgehalt zurückgeblieben wäre. Da mein Bruder, Dr. E.-Scbönebeck, in der chemischen Fabrik Hermannia schon seit Jahren die Bildung jenes Doppelsalzes bei der Sodafabrikation beobachtet hatte, so übergab er gut entwickelte Krystallisationen den Herren Professoren Bammel sb er g undArzruni zur chemischen und kry stalle graphischen Untersuchung und zum Vergleich mit jenen Pseudomorphosen, w^oraus sich das unzweifelhafte Kesultat ergab, dass diese Pseudomorphosen auf Gaylussit nicht zurückführbar sind. Nun hatte Herr Prof. Dana- NewHaven *) an den Ufern mehrerer Seen Nordamerikas *) Bulletin of the United-States. Geological Survey. No. 12. A crystallographic study of the thinolithe of lake Labontau. Wa- shington 1884. 7 — 98 — eine tuffsteinartige Kalkablagerung, von ihm Tliinolitli genannt, von grosser Mächtigkeit vorgefunden, in welcher reichliche Mengen von Kalk vorhanden waren, die mit den Krystallformen der sog. Gaylussit-Pseudomorphosen identisch erschienen. Dana hat ebenfalls nachgewiesen, dass die Krystallisation seiner Pseudomorphosen weder mit der des Gaylussits noch mit der eines anderen Minerals, noch mit der eines genauer untersuchten Doppelsalzes übereinstimmt, welches etwa in Frage kommen könnte; besonders weist er aber auch darauf hin, dass bei einer so massenhaften Bildung von Doppelsalzen, deren üeberreste in Amerika in meilen- weiter Erstreckung noch eine Höhe von 20 bis 60 Füssen besitzen, sicherlich die grossen Mengen der ausgelaugten Salze in dem Wasser der Seen vorhanden sein mtissten — es tritt dort aber weder Natron noch etwa Chlor u. s. w. in hervorragender Weise auf. Aus den angeführten Gründen musste wohl die An- nahme von einer Pseudomorphosenbildung aus Doppelsalzen fallen; auch eine Umbildung aus Anhydrit, welche von einigen Mineralogen behauptet wurde, lässt sich wegen der Verschiedenheit der Krystallisation nicht annehmen. Da nun unzweifelhaft eine Pseudomorphosenbildung sowohl bei dem Minerale aus Obersdorf, sowie von anderen Fundorten, Neusohl, Krummer Hörn, Gehren, als auch beim Thinolith aus Nordamerika vorliegt, so muss die Entstehung als noch räthselhaft angesehen werden, und Dana fordert deshalb zur Untersuchung aller Erscheinungen auf, welche Licht in diese Angelegenheit bringen können. Die von meinem Bruder aufgestellte Hypothese, dass die Krystalle von krystallisirtem wasserhaltigen kohlensauren Kalke her- rühren, welcher sich in der Kälte bildet und bei der ge- wöhnlichen Temperatur sein Wasser abgiebt, scheint mir noch die grösste Wahrscheinlickheit zu haben, da das Ver- bleiben der ausgetretenen Substanz sich dadurch zwanglos erklärt ; auch die bisherigen Angaben über die Krystallisation — 99 — dieses Hydrats scheinen nicht damit im Widerspruche zu stehen. Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse dieses Körpers und seine Krystallformen sind von namhaften Xrystallographen eingeleitet, aber bisher noch nicht erledigt. Bei meiner Anwesenheit in Obersdorf konnte ich zuerst nur feststellen, dass die Erinnerung an die Auffindung der Pseudomorphosen bei den Ortsbewohnern durchaus ver- schwunden und das Mineral dort vollkommen unbekannt ist; selbst der Lehrer, welcher dort seit 25 Jahren amtirt, hatte von einem derartigen Vorkommen nie etwas gehört. Trotz aller Bemühungen, die alte Lagerstätte des Minerals wieder aufzufinden, habe ich bisher nur geringe und zweifel- hafte Resultate erzielt; an allen Lehm- und Thonlager- stätten der Feldmark war von einer Einlagerung solcher Krystalle keine Spur zu finden, nur in einer kleinen Thon- grube waren in kleinen Klüften Ausblühungen von kohlen- saurem Kalk zu bemerken, deren Umgebung auf keine Aus- scheidung von Salzen irgend welcher Art hinwies. Das anstehende Gestein ist in der Feldmark der Gips des mittleren Zechsteines, nach Norden der untere Zechstein selbst. Da bei Freiensieben und Blum noch ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass die Thonmassen mit dem Minerale auf dem Gipse gelegen haben, so ist die Lager- stätte vielleicht in der grössten Gipsschlotte, in den Zwerg- löchern zu suchen, welche jetzt beinahe zugeschüttet sind. Die Wissenschaft steht hier vor einer noch unerklärten Thatsache, es möchte deshalb auch an dieser Stelle die Bitte an alle Freunde der Chemie und Mineralogie ihren Platz finden, nach Kräften zur Lösung dieses Bäthsels Bei- träge zu liefern; meinerseits ist eine nochmalige gründ- lichere Durchforschung der wahrscheinlichen Lagerstätte und ähnlicher Gipshöhlen jener Gegend beabsichtigt. Bei Obersdorf tritt man schon in die Region des Kupferschiefers und des Mansfelder Bergbaues. Es ist für die Bewohner sehr zu beklagen, dass der Bergbau in der 7* — 100 — Umgegend von Sangerhausen, auf der ganzen östlichen Seite^ Yom ßlankenheiner Tunnel an, vor mehreren Jahren bei den damals zu niedrigen Kupferpreisen als nicht mehr lohnend aufgegeben wurde ; die jüngeren unverheiratheten Leute werden jetzt bei Eisleben und Mansfeld beschäftigt, kommen nur an den Sonntagen nach Hause und leben während der Wochentage in Arbeiterkasernen. Die ver- heiratheten Bergleute mussten meist zu ihrem grossen Kummer die altgewohnte Beschäftigung aufgeben und den ungewohnten und hier noch weniger lohnenden Ackerbau betreiben. Von Obersdorf aus in westlicher und nordwest- licher Richtung tritt die Zechsteinformation bis Mehrungen hin fast überall zu Tage, dort aber hat die Nachbarschaft des Harzgebirges starke Verwerfungen verursacht; auch aus anderen Gründen sind die Reste des Kupferschiefer- üötzes nicht mehr als bauwürdig anzusehen, und seine- westlichen Fortsetzungen am Südrande des Harzes haben trotz wiederholter kostspieliger Versuche keinen wesentlichen Erfolg gebracht, so dass der Bergbau auf Kupferschiefer hier wühl für lauge Zeit seine Grenze erreicht hat. Oft liegt das Flötz fast zu Tage, also machte die Förderung keine Schwierigkeit, und so erklärt sich die grosse Anzahl alter kleiner Halden, welche sich meist reihenweise am Berg- abhange hinziehen. Der Bergmann legt sich die Sache freilich anders zurecht; nach seinen Erzählungen sollen einst drei Brüder die gemeinschaftlichen aber auf einander neidischen Besitzer des grossen Grubenfeldes gewesen sein: hatte der eine von ihnen eine reiche Grube erschlossen, so legten die Brüder zu beiden Seiten ebenfalls ihre Schächte an, welche vom ersten Bruder wieder in ihrer Ausbeute beschränkt wurden. Die ansehnlichen Schichten des unteren Zechsteins werden hier gebrochen und mit Vortheil zu Bausteinen und Trottoirplatten verwandt; zuweilen sind am Grunde eines Steinbruchs die Kupferschächte angesetzt, um so auf — 101 — leichterem Wege das Flötz zu erreichen. Das viel kost- spieligere Ansetzen von Schächten auf dem den Zechstein im Süden noch überlagernden Buntsandstein ist erst in neuerer Zeit an wenigen Punkten ausgeführt: zur Lösung des Wassers sind zwei Stollen angelegt, von denen der eine erst unterhalb der Stadt Sangerhausen ausmündet. Die noch tieferen Lagerstätten des Kupfererzes wurden durch eine Wasserkunst entwässert, welche das Grubenwasser bis zur Sohle des tiefsten Stollens heben mussten; auf einem später angelegten Schachte bei Wettelrode musste eine grosse Dampfmaschine diese Arbeit übernehmen, ja sogar die ganze Gegend entwässern, als am 1. Aug. 1881 der erstere, der Carolusschacht, zusammengebrochen war. Der Einsturz des Schachtes mit seiner Wasserhaltung und seinen Fördermaschinen erfolgte an einem Sonntag Morgen kurz nach Beendigung der letzten Nachtschicht; aus diesem Grunde ist glücklicherweise kein Verlust an Menschenleben zu beklagen, doch sind alle die herrlichen Anlagen in dem tiefen Trichter verschwunden, aus dem jetzt nur noch die Welle und die Hälfte des grossen Triebrades hervorragen. Da die Be- fahrung der Gruben von nun an nur von dem weit ent- fernten zweiten Schachte aus möglich war, auch der Betrieb, die Entwässerung und Förderung nur mit Dampfkraft betrieben werden konnte, so ist es wohl erklärlich, dass die letzten Beste des Flötzes nach dieser Kichtung hin nicht weiter abgebaut wurden. Immerhin bleibt diese Gegend auch für die Geschichte des Bergbaus hochinterssant. Neben dem seltenen Kupfer- indig kam hier in der Nähe von Mohrungen der Kupfer- nickel in bedeutenden Mengen, auch krystallisirt in sechs- seitigen Pyramiden vor; auf dem „Bücken" des Flötzes und in allen Verwerfungen trat dieses Mineral auf, welches überall an die Stelle der Kupfererze getreten war, jedoch trotz seiner grossen Aehnlichkeit mit dem Kupfer in Farbe — 102 — und Glanz, bei der Verhüttung keine Spur von diesem Metalle zeigte und beim Erhitzen höchst unangenehme (Arsen-) Dämpfe von knoblauchartigem Geruch entwickelte. Da nun an solchen Stellen der Kupfergehalt der Flötze überhaupt aufzuhören pflegte, so bezeichneten die Berg- beamten das Mineral als „Kupferräuber'^ und als (bösen) „Feind". War es nun zu verwundern, dass der von Aber- glauben durchaus nicht freie Bergmann in diesem Gesteine den bösen Berggeist, den (Kupfer-) „Nickel" annahm, der in den Kobalt- (Kobold-) erzen seinen Verwandten hatte und welche beide sich unter Hinterlassung von Asche und einem diabolischen Gerüche zu empfehlen pflegten ? Ja, der Aberglaube hat recht lange in diesen Gegenden geherrscht! War doch noch in der Mitte unseres Jahrhunderts in Mehrungen eine alte Frau in den Verdacht gekommen, eine Hexe zu sein; ihr Schwiegersohn konnte in seinem Stalle keine Kuh länger als wenige Wochen lebend erhalten, und daran konnte doch nur die böse Schwiegermutter Schuld haben, der auch noch manche andere Schandthaten zuge- schrieben wurden. Da kamen aber andere Zeiten; der viel- gescholtene Kupfernickel gelangte vor etwa 30 Jahren zu hohen Ehren. Die Bergleute erhielten für das Erz ausser ihrem Schichtlohne noch den festen Satz von 2 Thalern. = 6 Mark für den Centner, ein reichlicher Gewinn ergab sich aus dem Erlöse dieses schweren Minerals, welches in Blöcken bis zu 11 Centnern gefunden wurde. Nun arbeitete man die alten Halden um und durchsuchte die alten Schächte, da man früher oft dieses Erz, bei seiner grossen Schwere, nicht für würdig genug gehalten hatte, mit den Handwinden herausgewunden zu werden — es hatte also zum „Versatz^' der Hohlräume dienen müssen. Auch jener verarmte Bergmann kam bei dieser Gelegenheit wieder zu einem gewissen Wohlstande, am Boden seines leeren Stall- gebäudes zeigte sich der grüne Beschlag (die Nickelblüte) wie auf den Halden mit dem Kupfernickel; schon früher 103 soll oft ein dicker grüner Schlamm vorhanden gewesen sein; der Besitzer grub nach und fand als Pflastermaterial fast nichts als — Kupfernickel, der nun fuhrenweise an die Hütte abgegeben werden konnte. Die sonderbare An- häufung derartigen Materials wurde mir von einem Berg- beamten glaubwürdig dadurch erklärt, dass auch hierher italienische Alchymisten, die „Yenetianer" gekommen seien, wie nach dem benachbarten Kjffhäuser. Hier wurde wohl der Kupfernickel angekauft, der schon lange vor der Ent- deckung des Nikelmetalls zur Umwandlung des Kupfers in Neusilber eine Verwendung fand. Der Vorfahr jenes Berg- manns hatte wohl für einen „Venetianer" gesammelt, der später nicht wiedergekommen sein mag. Das sonst nicht verwendbare Material wurde nun beim Pflastern des Stalles benutzt , die Zersetzungsproducte mit ihrem hohen Gehalte von Arsenik mischten sich mit dem den Kühen vorge- worfenen Futter, und das Vieh konnte natürlicherweise nicht gedeihen. Bei der Verhüttung des Kupfernickels fanden auch die Hüttenleute ihre Eechnung; ein bejahrter, aber sehr blühend aussehender pensionirter Hüttenmann schilderte mir die damalige nur scheinbar gefährliche Arbeit, wo sie bei erhöhten Löhnen zum Schutze gegen die Arsenikdämpfe reichlich Milch als Getränk erhalten hatten und mit Tüchern vor Mund und Nase ihre Arbeit verrichteten. Es ist anzunehmen, dass das Vorkommen von Nickel- erzen an dieser Stelle leider erschöpft ist, auch die Halden zeugen von häufiger Umarbeitung, nur geringe Spuren von Kupfernickel, meist von Nickel- und Kobaltblüte umgeben, waren noch aufzufinden, und krystallisirte Exemplare sind käuflich nicht zu erlangen, ja den meisten Bergleuten ganz unbekannt. Bei Mohrungen tritt schon das Schiefergebirge des Harzes in seine Kechte; zwischen dem Orte und der herrlich gelegenen Burgruine, der Stammburg des Minnesängers — 104 — Heinrich von Mohrungen, tritt im Schiefer ein Schwerspath- gang auf, auch Blei- und Zinkerze sollen etwas nördlicher gefunden sein. Südwestlich von Mohrungen treten am Eande des Harzes malerische Gruppen von Gipsfelsen der mittleren und oberen Zechsteinformation auf, welche besonders bei dem sagenumwobenen Questenberg ihre grösste Schönheit erreichen. Zahlreiche Erdfälle und Höhlen bezeugen die Wirkungen des Wassers auf dieses leicht zerstörbare Ge- stein, das Häckersloch bei Questenberg und andere werden häufig von Touristen aufgesucht. Mit den Gipsschlotten in innigem Zusammenhange steht auch der Bauern- graben, ein kleiner See in der Nähe von Agnesdorf und Breitungen, dessen eigenthümliches Verhalten zu ver- schiedenen Zeiten ihm den Euf einer Art von Zirknitzer See eingetragen hat. Brederlow vergleicht ihn unmittel- bar mit diesem, und selbst Günther (Harz, Hannover 1888) spricht noch davon, dass der See sich von unten mit Wasser zu füllen pflege; er führt die Worte Gottschalks ohne weitere Erläuterung an, dass der See sich „oft in der trockensten Sommerzeit und ohne alle zu berechnende Ver- anlassung mit Wasser füllt. Dieses dringt aus den Spalten eines Kalkfelsens, der Bauernstein genannt, hervor und tibertritt oft die Ufer. So bleibt der kleine See einige Wochen, auch wohl — doch selten — ein Jahr lang'^ Durch den Augenschein und nach den Berichten der Nach- barn des kleinen Sees erklärt sich die Sache ziemlich ein- fach. Der See ist mit einem grossen künstlich angelegten Teiche zu vergleichen, der seinen Zufluss durch den sogen. Glasegraben und andere kleine Bäche erhält, und dessen Damm aus einer Wand von malerischen Gipsfelsen besteht. Wie bei jedem künstlichen Teiche ist der Abfluss eine Zeit lang unterirdisch unter dem Damme; durch die Höhlungen des Gipsberges hat sich das Wasser einen Ausweg gebahnt^ und es tritt westlich von der Chaussee zwischen Agnesdorf — 105 — und Kossla aus dem Berge als mäclitige Quelle hervor, geht an der Promenade von Eossla vorbei und ergiesst sich unterhalb des Ortes in die Helme. Der Wasserstand des Sees wird sich naturgemäss nach der Menge des zufliessenden Wassers und nach dem nicht controlirbaren Zustande seiner Abflussröhren im Innern der Gipsfelsen richten, und so ist es nicht zu verwundern, dass einmal nach einem starken Gewitter eine Ueberflutung des theilweise zu Weizenacker umgewandelten Seebodens eintreten musste, wenn gleichzeitig vielleicht eine Ver- stopfung des Ausflusses durch herabgestürzte Steinblöcke eingetreten war. Es ist kaum noch zu erwähnen, dass durch abgefallenes Laub und andere Zufälligkeiten der Ab- und Zufluss wesentliche Aenderungen erleiden muss. Auf meiner weiteren Fussreise durch mineralogisch Tiel bekanntere Gegenden gelang es mir noch, über das Vorkommen von Wavellit am Auerberge volle Gewiss- heit und einige Belegstücke zu erhalten. Bisher war mir von dort nur ein einziges Stück bekannt geworden, welches sich vor Jahren im Besitze des Herrn Lehrers Schatz zu Morsleben befand; auf meine Anfrage erhielt ich von ihm die Nachricht, dass er das Stück zwar nicht mehr nach- weisen, aber den Fundort mir genau angeben könne. Genau an diesem Punkte ist nun der Wavellit in einigen Drusenräumen beim Steinbrechen vorgefunden, und ich ver- danke Herrn Schramm, dem Gastwirth auf dem Auerberge, ein gutes Belegstück für dieses Mineral, das auch von Herrn Professor Lud icke -Halle als W^avellit anerkannt wird; Herr Schramm hat mir freundlichst die Zusicherung gegeben, dass beim Wiederaufnehmen der Steinbruchs- arbeiten der Wavellit sorgfältig aufgesammelt werden soll. Ueber den Eiiiiluss der barometrischen Minima und Maxima auf das Wetter in Magdeburg. Von Georg- Doerry. — 109 üeber den Eintluss der barometrischen Minima und Maxima auf das Wetter in Magdeburg von G. Doerry. Ueber den Einfluss, welchen die barometrisclien Minima und Maxima auf das Wetter der Gegenden ausüben, die in: ihrem Bereich liegen, sind bereits zweimal ausführliche, die verschiedenen meteorologischen Momente zugleich um- fassende Untersuchungen angestellt worden: die eine von dem bekannten schv»^edischen Gelehrten H. Hilde br and Hildbrandsson mit Bezug hauptsächlich auf Upsala^), die andere von unserem Landsmann Krankenhagen mit Bezug auf Swinemünde.^) Die Wichtigkeit derartiger Arbeiten sowohl für die Theorie wie für die Praxis in der Meteorologie liegt auf der Hand und ist bereits von Hild-ebrandsson mit gehörigem Nachdruck betont worden; 3) sie ist die Ver- anlassung auch zu der nachfolgenden Untersuchung „Ueber den Einfluss der barometrischen Minima und Maxima auf das Wetter in Magdeburg" gewesen. ^) H. Hildebrand Hildebrandsson : Sur la distribution des elements meteorologiques autour des minima et des maxima barometriques. Upsala 1883. 2) Krankenhagen: Ueber den Einfluss der barometrischen Minima und Maxima auf das Wetter in Swinemünde. 1876—1883, in MeteoroL Zeitschr. zweiter Jahrgang 1885. Seite 81—89. ^) Vgl. Einleitung der erwähnten Abhandlung. — 110 — Material und Methode der Untersuchung. Als Material für die Untersucliung dienten: 1) Die Wetterberichte der deutschen Seewarte in Hamburg vom 1. Juli 1881 ab bis zum 30. Juni 1888. 2) Die Jahrgänge 1881—1888 des Jahrbuches der meteorologischen Beobachtungen der Wetterwarte der Magdeburgischen Zeitung. Es kamen also im Ganzen 7 Jahre = 2557 Tage in Betracht. Die Art, wie die Untersuchung angestellt wurde, wich nur unwesentlich von derjenigen Kranke nhagens ab. Es wurde zunächst aus den synoptischen Karten fest- gestellt : 1) ob die Station 8ha eines jeden Tages im Gebiet einer Cyklone (C) oder einer Anticyklone (A), oder 2) ob sie im neutralen Gebiet zwischen mehreren Cyklonen beziehungsweise Anticyklonen lag. Als zu einer Cyklone gehörig wurde die Station be- trachtet 1) wenn ihr Barometerstand weniger als 760 mm be- trug; aber auch 2) unter Umständen, wenn er mehr betrug, nämlich dann, wenn die zugehörige Isobare nach der Seite des tiefsten Luftdruckes zu concav war.*) Betrug der Barometerstand über 760 mm, und war die zugehörige Isobare nicht nach der Seite des tiefsten Luftdruckes zu concav, dann wurde die Station als zur Anticyklone gehörig angesehen. Bei Cyklonen wie Anticyklonen wurden ferner mit H ilde- brandsson und Krankenhagen folgende Abtheilungen gemacht : *} So nach Krankenliagen a. a 0. S. 82. 111 1. Cyklonen» 1. M = Magdeburg im zentralen Theil einer Cyklone gelegen, 2. Ci = Magd, im Gebiet einer Cykl., Barometerst. unter 745 mm, 3. C, = „ „ „ „ „ „ 745-755 „ 3. Ca = „ „ „ „ „ „ 755-760 „ 5. C^ = „ „ „ „ „ „ über 760 „ 2. Anticyklonen. 1. Max. = Magd, im zentralen Theil einer Anticyklone gelegen, 2. Aj = Magd, im Gebiet einer Anticykl., Barometerst. 760—765 mm, 3. Aa = „ „ „ „ „ „ über 765 „ Endlich wurde bei Cj, Cg, Cg, C^, A^ und Ag auch noch die Eichtung des Gradienten berücksichtigt, wodurch für jede dieser 6 Abtheilungen wieder 8 ünterabtheilungen entstanden, je nachdem nämlich der Gradient nach N, NE, E, SE, S, SW, W, NW gerichtet war. In den folgenden Figuren la und Ib ist diese Ein- theilung graphisch dargestellt (nach Hildebrandsson). Fig. la. Cy klonen. N — 112 — Fig. Ib. Antlcykloiieii« Befand sich die Station zwischen 2 Mnimis beziehungs- weise Maximis, so wurden ebenfalls je 8 Eälle berücksichtigt,, nämlich 1. für Cyklonen. C I = Minimum in N und S C 11 = n « NE „ SW C III = « „ E „ W C IV == « . SE „ NW C V = n „ NW ., NE C VI = n „ NE „ SE C VII = M „ SE „ SW CVIII = n „ SW „ NW 2. für Anticykloueu. A I ^ Maximum in N und u. s. w. wie bei C. — 113 Anzahl niid Vertlieilung der wirklich berücksichtigten Tage. Von den 2557 Tagen, die, wie oben gesagt, zur Untersuchung herangezogen wurden, blieben 104 Tage un- berücksichtigt, weil ihre Einreihung zu grossen Zweifeln begegnete, die übrig bleibenden 2453 Tage vertheilten sich in folgender Weise : la. Magd, im Gebiet „einer" Cyklone an 1084 Tag. = 44,19 % b. Magd, zwisch. „mehreren" Cyklonen „ 178 „ = 7,26 „ Also Magd, im cyklonal. Luftbereich „ 1262 „ = 51,45 % 2a. Magd, im Gebiet „einer" Anticykl. an 1147 Tag. = 46,76% b. Magd, zwisch. „mehreren" Anticj^kl. „ 44 „ = 1,79 „ Also Magd, im anticyklon. Luftbereich „ 1191 „ = 48.55% Interessant ist es ferner zu sehen, wie sich die 2453 Tage auf die einzelnen Gradientenrichtungen vertheilen. Die folgenden Tabellen bringen die Häufigkeit derselben unter gleichzeitiger Berücksichtigung von 0^, C2 u. s. w. Tab. la. Häufigkeit der 8 Oradientenrichtungren im Sommer (April bis September). Ci C2 C3 C4 Ax A, C A N 1 21 34 10 49 20 ^^ 69 NE — 23 58 18 91 63 99 154 E — ö 15 10 22 46 31 68 SE — 2 16 7 22 33 25 55 S — 5 13 2 11 8 20 19 SW — 7 22 6 23 33 35 56 w — 11 25 2 20 15 38 35 NW 1 57 85 20 36 15 163 51 ame 2 132 268 75 274 233 477 507 — 114 Tab. Ib. HUufii ?keit der 8 Gradientenrichtiinge n im Winter (October bis März). A c, Ca 0, Ai A. C A N 5 46 22 6 16 28 79 44 NE 4 38 33 16 3o 90 91 126 E — 4 7 5 15 31 16 46 SE — 5 6 3 10 19 14 29 S — 4 7 5 4 23 16 27 sw 2 12 25 10 27 105 49 132 w 9 28 22 5 13 44 64 57 NW 20 85 57 20 40 63 182 103 Summa 44 222 179 70 161 405 511 564 Graphisch dargestellt giebt das für C und A folgende Figuren : Fig. 2a.^) C. Sommer. ^) Bei den Figuren 2a— 2d ist 1 mm auf 6 Fälle gerechnet. - 115 — Fig. 2b. C. Winter. Fig. 2c. A. Sommer. 8* — HG - A. ysUücr Man sieht, sowohl im Sommer als auch im Winter sind es die nordwestlichen Minima, die allen andern weit Yoranstehen; ihnen kommen von den übrigen am nächsten im Sommer die nördlichen und nordöstlichen, im Winter ausserdem noch die westlichen. Das sommerliche Zurücktreten der westlichen und ebenso der südwestlichen Minima scheint eine Folge davon zu sein, dass im Sommer die Zugstrasse Va im Durch- schnitt weniger frequentirt wird als im Winter <5); das sommerliche Hervortreten der südöstlichen Minima und das gleichzeitige Zurückgehen der nordwestlichen aber hängt offenbar damit zusammen, dass im Frühjahr die Zugstrassfr Vb eine häufiger benutzte isf^) Derselbe Grund gilt übrigens weiter auch für die östlichen Minima, welche ebenfalls im Sommer stärker vorragen, als im Winter. ^) Vgl. van Bebber: Handbuch der ausübenden Witterungskunda Theil II, S. 279. ') Ygl. van Bebber a. a. 0. und Krankenhagen, S. 83, 117 (Zugstrassen der Minima nach van Bebber : Handbuch der Witterungäkiinde ü, 278.) Bei den Maximis andererseits sehen wir im Sommer die südwestlichen^) den ersten Rang einnehmen, während sie im Winter erst an zweiter Stelle, nämlich hinter den nordöstlichen kommen; daneben aber treten im Winter auch noch die südöstlichen vor. Auch hier ist die Erklärung leicht. Im Sommer nämlich sind es das atlantische Maximum lind die von diesem häufig nach Südwesteuropa entsendeten Ausläufer, welche jenes Vorragender nordöstlichen Gradienten l)ewirken, während im NE, E und SE geringerer Luftdruck ®) sc. mit nordöstlichen Gradienten! — 118 — zu herrschen pflegt. Im Winter dagegen ist es anders: dann besteht neben dem südwestlichen atlantischen Maxi- mum der Kossbreiten zu gleicher Zeit ein zweites im continentalen Asien, das sich nicht selten sowohl nach Nord- als auch nach Südosteuropa und nach der Alpen- gegend hin ausdehnt.^) Daher dann hier die südwestlichen. und nordwestlichen Gradienten. Aehnliche Resultate findet man übrigens auch bei Krankenhagen. Auch darin zeigt sich einige Aehnlichkeit zwischen Swinemünde und Magdeburg, dass jenes für C^ im Sommer nur 3, im Winter 63 Fälle, Magdeburg im Sommer 2, im Winter 44 Fälle aufweist ; dass ferner Swinemünde im Sommer für A^ 189, für A2 220, also ungefähr gleichviel, Magdeburg für A^ 274, für A2 233, also ebenfalls ungefähr gleichviel Fälle hat, während im Winter in Swinemünde Ai mit 104 hinter Ag mit 323, und in Magdeburg A^ mit 161 hinter A2 mit 405 Fällen weit zurückbleibt. 1«) Die Häufigkeit der bisher noch ausser Acht gelassenen Situationen M, Max, C I u. s. w., Alu. s. w. giebt folgende Tabelle an. Tab. 2. Häufigkeit der La^e der Station im centralen Theil eines. Minimum beziehungsweise Maximum und zwischen mehreren Miuimis bez. Maximis. a. Sommer. Max 48 Max 28 I II III IV V VI VII VIII M C 4 14 18 23 24 9 13 2 62 A 1 9 4 7 1 — 2 — b. Winter I II III IV V VI VII VIII M C 3 11 7 17 19 3 6 5 34 A — 4 13 1 van Bebber II, 173. " 11 ') Vgl. ^") Vgl. Krankenhagen S. 83. 119 Die geringe Anzahl der Fälle für A lässt es nicht xathsam erscheinen, diese Situationen mit zu berücksichtigen, während wir von C, wenn auch nicht alle, so doch für den Sommer wenigstens C II, C III, C IV, C V, C YII und für den Winter C IV und C V zur Berechnung heranziehen können. Die folgenden Tabellen 3 und 4 bringen uns weiter die Häufigkeit der 8 Gradientenrichtungen in den ver- schiedenen Monaten: Tab. 3. Häufigkeit der cyklonalen Oradienten in den einzelnen Monaten. a. Sommer. IV V VI VII VIII IX 'N 9 14 9 10 16 8 NE 15 16 17 16 27 8 E 7 7 8 2 16 SE 7 4 7 1 4 2 S 12 3 2 — — 3 SW 10 8 2 1 4 10 W 8 7 4 8 3 8 NW 25 24 23 27 30 34 Summa 93 82 72 65 85 79 b. Winter X XI XII I II III N 18 6 22 13 8 12 NE 17 18 25 4 8 19 E 1 3 1 3 2 6 SF 2 2 2 2 — 6 S 5 — 1 4 3 3 SW 8 9 9 6 8 9 w 13 10 11 18 2 10 NW 34 43 34 28 20 23 Summa 98 91 105 78 51 88 — 120 — Tat ). 4. Hänfigkeit der auticykloualen Oradienteu in deu einzelnen Monaten. a. Sommer . IV V VI VII VIII IX N 5 12 5 21 13 13 NE 9 28 30 36 33 18 E 8 6 24 17 7 6 SF 13 18 11 6 3 4 S 9 2 4 2 1 1 sw 12 5 9 4 9 17 w 6 7 6 5 4 7 NW 6 10 7 9 5 14 Summa 68 88 b. W 96 inter 100 75 80 X XI XII I n III N 3 10 8 8 9 6 NE 24 12 22 28 22 18 E 4 9 8 8 5 12 SE 4 4 5 3 4 9 S 7 2 — 3 7 8 SW 24 14 16 19 38 21 w 7 10 4 17 13 6 NW 8 21 16 20 29 9 Summa 81 82 79 106 127 89 Es würde zu weit führen, wollten wir genauer auf diese Tabellen eingehen; nur einiges möge daraus noch besonders hervorgehoben werden. Wir hatten oben das sommerliche Zurückweichen der westlichen und südwestlichen cyklonalen Gradienten in Zu- sammenhang gebracht mit der alsdann schwächer besuchten Zugstrasse V a, die nach vanBebber besonders im bürger- lichen Sommer (21. Juni bis 23. September) fast ganz fehlt Tabelle 3 a bestätigt dies durchaus^ wie man aus den bei den Gradienten SW und S verzeichneten Zahlen sieht. 121 Dagegen dürfen wir die unter W verzeichneten Zahlen nicht so ohne Weiteres hier heranziehen, sondern müssen l>edenken, dass westliche Gradienten nicht allein durch die Zugstrasse Y a, sondern auch durch das Anfangsstadium von IV bedingt sein können. Es wurde ferner oben für das Zurücktreten der öst- lichen und südöstlichen Gradienten im Winter die Zug- strasse Y b angeführt, „die", nach vanBebber, „im Früh- jahr am häufigsten vorkommt." ^i) Auch das zeigt uns obige Tabelle, indem sie gerade für die drei Monate April, Mai, Juni eine verhältnissmässig grosse Anzahl von Fällen mit östlichen und südöstlichen Gradienten aufweist. ■-* Was andererseits die Anticyklonen anbetrifft, so hatten wir ja schon vorher gesehen, wie das Yorwiegen der nord- östlichen, südwestlichen und nordwestlichen Gradienten, d. h. der südwestlichen, nordöstlichen und südöstlichen Maxima durchaus mit den thatsächlichen Yerhältnissen im Einklänge 4steht. Aus den neuen Tabellen lernen wir: 1) bei den südwestlichen Maximis findet im Sommer wie im Winter ein im Grossen und Ganzen all- mähliches Ansteigen bis zu einem Höhepunkte (sc. der Häufigkeit) und darauf ein allmähliches Ab- sinken statt. Dieser Höhepunkt fällt im Sommer in den Juli, im Winter in den Januar, beide liegen also gerade um ein halbes Jahr auseinander, ebenso wie auch die Monate, welche die geringsten Zahlen aufweisen, nämlich der April und der November, gerade 6 Monate von einander entfernt sind; 2) bei den südöstlichen Maximis ist es besonders der Februar, in welchem sie häufig auftreten; 3) bei den nordöstlichen Maximis ist es ebenfalls der Februar, der die grösste Zahl aufzuweisen hat- Lässt man in den obigen Tabellen die Gradienten- richtungen ausser acht und fasst man dann in den einzelnen ") Vgl. van Bebbcr II, 279. 122 — Monaten alle Fälle für C, beziehungsweise für A zusammen^ so kommt man zu folgendem Kesultat: Tab. 4. Häufigkeit von C und A in den einzelnen Monaten. C A 4 93 68 5 82 88 6 72 96 7 65 100 8 85 75 9 79 80 o 10 11 12 1 2 3 98 91 105 78 51 81 82 79 106 127 89 Die Zahlen wollen sagen: 1) Magdeburg lag in den letzten 8 Jahren im Gebiet einer Cyklone a. im Winter am häufigsten im December und im Sommer im April, b. im Winter am seltensten im Februar und im Sommer im Juli; 2) Magdeburg lag in den letzten 8 Jahren im Gebiet einer Anticyklone a. im Winter am häufigsten im Februar und im Sommer im Juli, b. im Winter am seltensten im December und im Sommer im April. Irgend welche Erklärung hierzu hinzuzufügen ist wohl überflüssig. — Die Aufeinanderfolge der einzelnen Gradienten war im allgemeinen eine regelmässige, d. h. Minima wie Maxima waren gewöhnlich 24 Stunden nach ihrem Erscheinen noch in denselben Octanten, und nur selten fand ein schnelleres 123 Vorrücken statt. Tabelle 5 giebt an, wie oft auf die links stehenden die obenstehenden Gradienten folgten. Tab. 5. Aufeinanderfolge der Gradienten.*-^) 1 ' (N g t- ?5 1 tH 1 1-H 1 y-K 1 CO T-{ rH « Ü ^ T-l "«^IH 1 (M 1 1— ( tH QO OS a 00 r^ rH CO es 1 CO 1—1 cr> 1 CO 1 CO 1 CO C^ (M 1 ^ CO ^ 1 CO CD !M I 1— ( 1 1 tH (M rH rH CO OS rH 00 iß rH '«4< 1 - CO (>q 1-H -^ (M CO rH CO rH 50 rH !>• i - CO CO 02 CO ^ CN (M i-H 1 (M (N rH CM OD rH o y-< y-K C rH e« tH 1 iH (M •—1 '^ (M T— ( rH Tj< -^ •rJH r-K 1 -• 1 m • 1 U5 - a -^ CO C^ (N iH 1-H 1 ' 1 rH 1 T-^ !M y-\ y-t « ^ CO CO CO '-' 1 1 1 -^ 1 -* -^ % CO c3 e8 e« 02 O 02 03 02 O 02 02 c3 1 ^=*) N c wie bei Krankenhagen = Station im Gebiet einer Cyklono, Gradient nördlich, Minimum nördlich: N a = Station im Gebiet einer Anticyklone, Gradient nördlich, also Minimum südlich. — 124 — Man sieht, die Abweichungen sind in der That nur geringfügig. Sie erstrecken sich bei C auf die Gradienten N, E und W, und zwar folgten den nördlichen gleich oft nördliche wie nordöstliche, aber auch nordwestliche; den östlichen etwas häufiger die nordöstlichen als die Östlichen, den westlichen etwas häufiger die nordwestlichen als die westlichen. 13) Bei den Maximis andererseits folgten auf südliche (mit nördlichen Gradienten!) gleich oft südliche und süd- östliche (mit nordwestlichen Gradienten!), auf nördliche da- gegen weit Öfter nordöstliche als nördliche. Richtung und Stärke des Windes. Die Berechnung der mittleren Windrichtung ge- schah nach der bekannten Lambert'schen Formel, deren Anwendung, wie schon Krankenhagen mit Kecht bemerkt, in diesem Falle nichts entgegensteht. Tab. 6. Mittlere Windrichtuiiff. ( Sommer Win iter C A C A N S 67° 9' W S 590 22' W S 520 41' W S 50« 45' W NE N 77" 21' w N 780 3-2' W N 80« 9' W N 83» 53' w E N 45» 12' w N 430 18' w N 46« 30' W N 50« 30' w SE N 14« 24' E N 130 45' E N 1« 36' E N — « 47' w S N 40« 30' E N 44« 41' E N 46« 24' E N 450 30' E sw N 85« 54' E N 86« 28' E N 85« 18' E N 83« 25' E w S 440 25' E S 52« 59' E S 45« 22' E S 54« 10' E NW S 14« 54' W S 120 9' E S 7« 40' W S 11« 29' E Mit Hilfe dieser Zahlen wurde nun der Winkel a zwischen Gradient und Windrichtung bestimmt. Für diesen ergaben sich folgende AVerthe: ^»j Vgl. Krankcnbagon S. 92. — 125 — Tab. 7. Mittlere Abweichung" der Wiiidrichtuug- vom Griidieiiteii» Sommer Win ter C A C A N 67« 590 520 50» NE 57 56 54 51 E 44 46 43 39 SE 59 58 46 44 S 40 44 46 42 SW 40 41 40 38 w 45 37 44 35 NW 59 33 52 33 Mittel 51 47 47 41 Freilicli lässt diese Tabelle noch manches zu wünschen übrig, da sie nicht durchgehend bei allen Gradienten, wie es doch sein sollte, grössere Werthe für C als für A, grössere auch für C beziehungsweise A im Sommer als im Winter aufweist. ^^) Aber das konnte bei der verhältniss- mässig immer noch sehr geringen Anzahl von Jahren, die zur Berechnung herangezogen wurden, auch wohl kaum anders erwartet werden; und wenn wir die Ergebnisse Hildebrandssons und Krankenhagens mit den unsrigen vergleichen, so werden wir völlig über diese Ab- weichung von der Kegel getröstet, denn auch jene beiden- Forscher haben durchaus nicht immer das Kegel ent- sprechende Verhältniss von C und A, von Sommer und Winter bei ihren Untersuchungen erhalten, auch bei ihnen: kommt es vor, dass der Winkel a in A grösser als in C,. im Winter grösser als im Sommer ist.^^) Soviel geht übrigens doch auch schon aus unserer obigen Tabelle 1*) Vergl. van Bebber II, 239, 3. *^) Tabellen über die Grösse des Winkels « in den einzelnen Jahreszeiten — Sommer und Winter — haben Hildebrandsson und Krankenhagen zwar nicht gegeben, doch lässt sich der Winkel aus den Tabellen über die mittlere Windrichtung annähernd richtig feststellen. — 126 — hervor, dass wenigstens im Durclisclinitt wirklich die Kegel hefolgt ist, und ein noch besseres Ergebniss erhalten wir, wenn wir die einzelnen Gradientenrichtungen für's Jahr — nicht gesondert für Sommer und Winter — in Betracht ziehen. Dann haben wir wirklich durchweg grössere oder höchstens gleiche Werthe für C wie für A. Tab. 8. Mittlere Abweichung der Wiiidriclituiij? Tom Gradientea (fiir's Jahr). c A N 66^ 550 NE 56 54 E 44 43 SE 53 51 S 43 43 sw 40 40 w 45 36 NW 56 33 Mittel 50 45 Die bisher von uns selbst gegen Tab. 7 gemachten Einwendungen scheinen also durch Tab. 8 beseitigt zu sein; ein Vorwurf könnte nun aber auch gegen Tab. 8 noch erhoben werden, nämlich der, dass die darin für C und A gebrachten Zahlen so ausserordentlich klein sind, dass sie soweit hinter den von Krank enh agen in seiner Tab. IV. gebrachten zurückbleiben, i^) In der That liegt darin nichts Auffälliges; man muss eben bedenken, dass Swinemünde See-, Magdeburg dagegen Landstation ist, und dass der Winkel a auf dem Meere stets grösser ist als auf dem Lande. 1') — ^«) Vgl. S. 86. ^'j Vgl. van Bebber II, 239, 3. Uebrigens weichen die Werthe, welche Hildebrandsson gefunden hat, nicht bedeutend von den unsrigen ab, und in Amerika erreicht der Winkel a nach Loomis sogar nur 42" 10', also noch mehrere Grade weniger als bei uns. Vgl. Hildebrandsson d. Abschnitt nach Fig. 2. — 127 — Was das Yerhältniss der einzelnen Gradienten zu ein- ander anbetrifft, so stimmt dasselbe im Grossen und Ganzen recht gut zu den bereits anderweitig i^) gefundenen Re- sultaten, wonach der Winkel a am grössten ist auf der Rückseite der Cyklone und Anticyklone, am kleinsten da- gegen auf der Vorderseite. Etwas auffällig ist der ver- hältnissmässig hohe Werth bei den nordwestlichen cyklonalen Gradienten, während bei denselben anticyklonalen Gradienten der Winkel sogar am kleinsten ist. Wie das kommt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; es scheint fast, als ob dies Verhältniss ein allgemeineres in unseren Gegenden sei, denn auch bei Hildebrandsson und Krankenhagen*^) findet man ein ganz ähnliches Resultat. Dasselbe gilt viel- leicht auch für die nördlichen Gradienten, die wenigstens bei uns und bei K r a n k e n h a g e n einen hohen Werth haben. Am allerauffälligsten aber ist die Kleinheit von a bei östlichen Gradienten. Hier nämlich sollte nach den sonstigen Beobachtungen in Europa^») der Winkel am grössten sein oder wenigstens wie bei Krank enkagen mit zu den grössten gehören, in unserer Tab. 8 aber zählt er in den Cyklonen zu den kleinsten, in den Anticj^klonen wenigstens zu den kleineren. Wie lässt sich das erklären? Man darf vielleicht annehmen, dass der Harz diese Wirkung auf rein mechanischem Wege her \' orbringt, indem er nämlich die unter vorschriftsmässig grossem Winkel von NW nach SE sich fortbewegende Luftschicht westlich von Magdeburg am weiteren Vorrücken hindert und sie zwingt, statt der ursprünglich mehr südsüdöstlichen eine südöstliche bis ost- südöstliche Richtung einzuschlagen. 18) Yergl. van Bebber II, 239, 3. 1®) Ygl. Hildebrandsson's Tabelle über die Grösse von « bei nord- ^'estlicben Gradienten für die drei Stationen Utklippen, Wäderöbod und Sandön (zweite nnnumerirto Tabelle nach Fig. 3); ferner Kranken- wagen Tab. IV S. 86; van Bebber II, 230: Spindler's Tabellen für Libau, 2°) Vgl. Hildebrandsson's Besprechung der in Anm. 19 erwähnten Tabelle. — 128 — Untersucht wurde endlich auch noch, ob nicht der Winkel et bei verschiedenem Abstände vom Centrum des Minimums oder Maximums, also in Cj, Cg u. s. w. ver- schieden sei, doch waren die Unterschiede hier so gering,, dass wir sie übergehen können. Die Berechnung der mittleren Windstärke ergab folgende Werthe: Tab. 9. Mittlere Windstärke (Beaufort-Skala). Sommer Winter C A C A N 3,3 2,1 3,5 2,6 NE 3,7 2,8 3,8 3,0 B 2,7 2,4 2,6 2,1 SE 1,9 1,7 2,2 2,2 S 2,3 1,9 2,4 2,1 SW 1,9 1,5 2,3 1,9 w 1,8 1,3 2,1 1,5 NW 2,3 1,6 2,8 1,9 CII 1,4 cm 1,1 civ 1,5 1,7 cv 1,5 2,5 CVII 1,2 — M = l,f! M = 1,8 Max. = 1,1 Max. = 1,2 Auch diese Zahlen passen, wie man sieht, im Grossen und Ganzen zu den bereits gemachten Erfahrungen. Sie weisen die grösste Windstärke in den Cyklonen bei nörd- lichen und nordöstlichen, die geringste bei westlichen Gradienten auf. Den westlichen stehen dann am nächsten wie bei Hildebrandsson^i) die südwestlichen, ausserdem jedoch auch noch die südöstlichen. Wodurch letzteres be- dingt sein mag, lässt sich vorläufig noch nicht entscheiden, '^) Vgl. Text nach Tab. X der Hildebrandsson'schen Abhandlung. — 129 — möglicherweise ist die geringe Anzahl der Fälle au dei Kleinheit des Werthes schuld. — Zwar nicht genau so wie bei den Cyklonen aber doch wenigstens sehr ähnlich ist auch das Verhältniss der einzelnen Gradienten zu einander bei den Anticjklonen. Hier sind es die nordöstlichen Gradienten^ welche die grössten, die westlichen, w^elche die kleinsten Werthe haben. Die allerkleinsten Werthe aber finden wir ganz regelrecht bei M, Max. und C II u. s. w., d. h. im Centruni der C^^klone oder Anticyklone und im neutralen Gebiet zwischen mehreren Cyklonen. Nur C V zeigt im Winter einen merkwürdig hohen Werth, und das ist für uns besonders deshalb interessant, weil wiv bei Kranken- hagen22) das Gleiche finden. Regelrecht ist es ferner, dass die Windstärke im Winter grösser ist als im Sommer, regelrecht endlich, dass in beiden Jahreshälften die Werthe für C grösser sind als diejenigen für A. Rücksichtlich der Windstärke unterschieden sich übrigens auch die einzelnen ünterabtheilungen von C und A ganz deutlich von einander, und Lwar Hess sich, abge- sehen von einigen wenigen Abweichungen, ein Zunehmen derselben mit der grösseren Entfernung vom Centrum der Antic3'klone und dem Heranrücken an das Centrum der Cyklone erkennen^s). Tabelle 10 bringt die betreffenden Werthe, berücksichtigt jedoch nur die 4 Hauptgradienten N, NE, W, NW. Tab. 10. Mittlere Windstärke. a. Sommer Ci c. Ca C4 Ax K N — 3,8 3,1 2,7 2,0 2,3 NE — 4,3 3,4 3,1 2,8 2,7 W — 5^,2 1,7 — 1,3 1,3 NW — 2,5 2,1 1,6 1,7 1,5 22) Vgl. S. 87, Tab. YI unter X. 23 j Das stimmt mit den sonstigen Beobachtungen überein, vgl. yan Bebber U, 239, 5. — 130 b. Wint ;er Cx c. c. C4 Ax A. N — 3,8 3,2 3.1 2,4 NE — 4,3 3,4 3,4 3,2 2,9 W — 2,4 2,1 — 1,5 1,5 NV/ — 3,0 2,7 2,1 1,9 1,8 Die schon erwähnten, aber nur geringen Abweichungen sind mit Sicherheit auf die verhältnissmässig geringe An- zahl der Eälle in den betreffenden Abtheilungen zurück- zuführen. Sie würden gewiss verschwinden, wenn unsere Berechnungen sich auf eine grössere Anzahl von Jahren erstreckten. Lufttemperatur. Bei der Betrachtung der Lufttemperatur im Bereiche der Minima und Maxima konnte leider nicht wie bei Hildebrandsson und Krankenhagen die Abweichung derselben 8ha von der „mittleren Temperatur 8 h a'', sondern nur die Abweichung von der „mittleren Tages- Temperatur" festgestellt werden ^^j. Das Ergebniss dieser Betrachtung bringt Tab. 11. Tab. 11. Abweichung der Temperatur 8ha von der mittleren Tages- teiuperatur. S 0 m m e r Winter C A C A N -2,3 -0,1 + 1,5 + 2,4 NE — 3,4 -2,5 + 0,1 + 1,3 E — 3,7 -3.2 -3,2 -2,0 SE —3,2 -3,2 -4,2 -3,7 S — 2,6 -2,2 -2,2 -5,2 2*) Eine Kurve der mittleren Tagestemperatur wurde mir seiner- zeit in liebenswürdiger Weise durch den Vorsteher der Magdeburger Wetterwarte, Herrn A. Grützmacher angefertigt. Dieselbe ist in- zwischen veröffentlicht im Jahrgang 1887 des Jahrbuches des Natur- wissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg. 131 Sommer AVinl ter C A C A SW — 0,7 — 1,1 -2,9 -3,1 W + 0,2 + 0,8 -^.? -2,8 NW -f 0,4 + 0,6 + 1,3 -0,4 llittel — 1,9 — 1,4 -1,5 — 1,' M —0,9 -2,3 Max. — 1,8 -1,9 € 11 — 3;2 — C III — 0,7 — € IV — 2,7 -1,7 C V - 1,5 ±0,0 CVIl - 2,8 . Ganz so wie man es von vornherein erwarten konnte, ist das Verhältniss der einzelnen Gradienten zu einander im Sommer. Alle, von den nördlichen über die östlichen weg bis hin zu den südwestlichen weisen eine niedrigere, die westlichen und nordwestlichen Gradienten dagegen eine iiöhere Temperatur auf als das Tagesmittel. Die grösste Erniedrigung haben die östlichen Gradienten, von diesen aus erfolgt sowohl nach N als auch nach SW hin eine stetige Abnahme. Die Gründe hierfür liegen klar zu Tage. Bei allen Gradienten von N über E bis W wehen Winde, die von der Seeseite Europas kommen, die daher Bewölkung und Niederschläge bringen, bei denen also naturgemäss die Temperatur niedriger sein wird, als wenn, wie das bei den westlichen und nordwestlichen Gradienten der Fall ist, trockene und noch dazu aus südlichen und südöstlichen w III ! 1 III 1 f\ S K5 \ S-o 1 1 -- 1 1 ---/ ^„ 1 1 1 1 1 1 1 i: 1 — '/ II / 1 j i »1 1 1 1 y /i II ^ / o-l 1 ! 1 A "^T i 1 TV 1 1 ! 1 ! 1 i / 1 r i ! 1 ! 1 1 11 1 1 ?. iii 1 / ! 1 I 1 IM IM I ! 111/ II / 1 1/ MIM ^ ^]\ i o - ! 1 u^ \^A MM 1 1 ITT 1 1 1° ll/i MM 1 1 ] ! 1 1 ! 1 1 M £_ M lLI 1 i 1 g P' 0? or? 1111 MH;j*kCl3S ^»!0O f-l4Mlt»S^ — 143 — Mittlere Maximalteiuperatur. 1 1 1 1 'S 's »-5 < (D 3 O 4 Q 1. +2,1 2,6 5,2 9,8 16,0 20,5 23,4 23,5 21,2 16,3 9,4 5,1 2. 2,0 2,7 5,3 10,0 16,2 20,6 23,5 23,1 2 1,2 16,0 9,2 5,0 3. 2,0 2,8 5,4 10,2 16,3 20,8 23,6 23,4 21,1 15,7 9,0 4,9 4. 2,0 2,9 5,5 10,4 16,5 20,9 23,7 23,3 21,0 15,3 8,9 4,7 5. 1,9 2,9 5,5 10,6 16,6 21,0 23,7 23,2 20,9 15,0 8,7 4,6 6. 1,8 3,0 5,6 10,9 16,8 21,1 23,8 23,1 20,8 14,6 8,6 4,5 7. 1,8 3,1 5,7 11,1 17,0 21,2 23,9 23,0 20,8 14,3 8,4 4,3 8. 1,8 3,2 5,8 11,3 17,1 21,3 24,0 22,9 20,7 14,0 8,3 4,2 9. 1,' 3,4 5,9 11,5 17,2 21,4 24,0 22,8 20,6 13,7 8,1 4,1 10. 1,7 3,5 6,1 11,7 17,4 21,5 24,1 22,8 20,5 13,4 8,0 4,0 11. 1,7 3,6 6,2 12,0 17,5 21,6 24,1 22,7 20,4 13,2 7,9 3,9 12. 1,6 3,7 6,3 12,2 17,6 21,7 24,1 22,6 20,4 12,9 7,7 3,8 13. 1,6 3,8 6,4 12,4 17,8 21,8 24,1 22,5 ' 20,3 12,7 7,6 3,6 14. 1,6 3,9 6,6 12,6 17,9 21,8 24,2 22,5 ! 20,2 12,4 7,4 3,5 15. 1,6 4,0 6,7 12,9 18,0 21,9 24,2 22,4 20,1 12,2 7,3 3,4 16. 1,6 4,1 6,8 13,1 i 18,1 21,9 24,2 22,4 20,0 12,0 7,1 3,3 17. 1,6 4,2 7,0 13,3 j 18,3 22,0 24,2 22,3 • 19,9 11,8 7,0 3,2 18. 1,6 4,3 7,1 13,5 18,4 i 22,1 24,2 22,2 19,8 n.,<> 6,9 3,1 19. 1,7 4,4 7,3 13,7 18,5 1 22,1 24,1 22,2 19,6 11,4 6,8 3,0 20. 3,7 4,4 7,5 13,9 18,7 1 22,2 24,1 22,1 19,4 11,2 6,6 2,9 21. 1,8 4,5 7,7 14,1 18,8 1 22,3 24,1 22,0 19,3 11,0 6,5 2,8 22. 1,8 4,6 7,9 14,3 18,9 1 22,4 24,1 22,0 19,1 10,8 6,4 2,7 23. 1,9 4,7 8,1 14,5 19,1 j 22,5 24,0 21,9 18,9 10,7 6,2 2,6 24. 1,9 4,8 8,3 14,7 19,3 22,6 24,0 21,8 18,7 10,5 6,1 2,6 25. 2,0 4,9 8,5 14,9 19,4 22,7 23,9 21,7 18,5 10,3 5,9 2,5 26. 2,1 4,9 8,7 15,1 19,6 22,8 23,9 21,6 18,2 10,1 5,8 2,4 27. 2,2 5,0 8,9 15,3 19,7 22,9 23,8 21,6 18,0 10,0 5,7 2,3 28. 2,2 5,0 9,1 15,5 19,9 23,0 23,7 21,5 17,7 9,8 5,5 2,3 29. 2,3 5,1 9,3 15,7 20,1 23,1 23,7 21,4 17,2 9,7 5,4 2,2 30. 2,4 9,5 15,9 20,3 23,3 23,6 21,3 16,8 9,5 5,3 2,1 31. 2,5 9,7 20,4 23,6 21,3 9,4 2,1 lU Mittlere M i ii i ni a i t e lu p e r a t u r. 1 1 1 1 ^^ 4.3 s4 1 1 t-, > o 1 1. -2,7 -3,0 -1,3 1,3 5,2 9,1 12,0 12,5 10,7 7,5 2,8 -0,6 2. -2,8 -3,0 -1,2 1,4 5,3 9,2 12,1 12,5 10,6 7,3 2,7 -0,7 3. -2,9 -2,9 -1,1 1,5 5,4 9,3 12,2 12,4 10,5 7,1 2,6 -0,7 4. -3,0 -2,8 -1,1 1,7 5,6 9,4 12,2 12,3 10,5 6,9 2,5 -0,8 5. -3,1 -2,8 -1,0 1,8 5,7 9,5 12,3 12,3 10,4 6,7 2,4 -0,9 6. -3,2 -2,7 -0,9 1,9 5,9 9,6 12,3 12,2 10,3 6,5 2,2 -0,9 7. -3,2 -2,7 -0,9 2,0 6,0 9,8 12,4 12,2 10,2 6,3 2,1 -1,0 8. -3,3 -2/> -0,8 2,2 6,2 9,9 12,5 12,1 10,2 6,2 2,0 -1,0 9. -3,4 -2,5 -0,7 2,3 6,4 10,0 12,5 12,0 10,1 6,0 1,9 -1,0 10. -3,4 -2,5 -0,7 2,4 6,5 10,1 12,6 12,0 10,0 5,9 1.8 -1,1 11. -3,5 -2,4 -0,6 2,5 6,7 10,2 12,6 11,9 9,9 5,7 1,6 -1,1 12. -3,5 -2,3 -0,5 2,7 6,8 10,3 12,6 11,8 9,9 5,5 1,5 -1,2 13. —3,6 -2,2 -0,4 2,8 6,9 10,4 12,7 11,8 9,8 5,3 1,4 -1,2 14. -3,6 -2,2 -0,4 2,9 7,1 10,5 12,7 11,7 9,7 5,2 1,3 -1,2 15. -3,7 -2,1 -0,3 3,0 7,2 10,7 12,7 11,6 9,6 5,0 1,1 -1,3 16. -3,7 -2,1 -0,2 3,1 7,4 10,8 12,8 11,6 9,5 4,8 1,0 -1,3 17. -3,7 -2,0 -0,1 3,2 7,5 10,9 12,8 11,5 9,5 4,7 0,9 -1,4 18. -3,7 -1,9 ±0,0 3,3 7,6 11,0 12,8 11,5 9,4 4,5 0,7 -1,4 19. -3,7 -1,9 +0,1 3,5 7,7 11,1 12,8 11,4 9,2 4,3 0,6 -1,5 20. -3,6 -1,8 0,1 3,6 7,8 11,2 12,8 11,3 9,2 4,2 0,5 -1,6 21. -3,6 -1,8 0,2 3,7 7,9 11,2 12,8 11,3 9,1 4,0 0,3 -1,7 22. -3,6 -1,7 0,3 3,9 8,0 11,3 12,8 11,2 8,9 3,9 0,2 -1,7 23. -3,6 -1,7 0,5 4,0 8,1 11,4 12,8 11,2 8,8 3,8 0,1 -1,8 24. ^3,5 -1,6 0,6 4,1 8,3 11,5 12,8 11,1 8,7 3,7 0,0 -1,9 25. -3,5 -1,5 0,7 4,3 8,4 11,6 12,7 11,1 8,5 3,6 -0,1 -2,0 2o. -3,4 -1,5 0,8 4,4 8,5 11,7 12,7 11,0 8,4 3,4 -0,2 -2,1 27. -3,4 -1,4 0,9 4,6 8,6 11,8 12,7 11,0 8,2 3,3 -0,3|-2,2 28. -3,3 -1,4 1,0 4,7 8,7 11,8 12,6 10.9 8,0 3,2 -0,4-2,4 29. -3,3 -1,3 l!l 4,9 8,8 11,9 12,6 10,8 7,9 3,1 -0,5!— 2,5 30. -3,2 1,2 5,0 8,9 12,0 12,6 10,8 7,7 2,9 -0,6!-2,6 31. -3,1 1,3 9,0 12,5 10,7 2,9 1-2,6 '^ #..■■ a » i^^<'^ ^-./i^ Ä.^ ms; .y^n \A- ^ > ^^% %^^ AMNH LIBRARY M . -,-1»^^'^'*^ r- Y^ Ct^