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Von Prof. Dr. Krauss 2 Zuwachs der Vereinssammlung , 4 Zuwachs der Vereinsbibliothek 12 Rechnungsabschluss für 1866 — 1867. Von Hospital- Verwalter Seyffardt 19 Wahl der Beamten 22 II. Vorträge und Abhandlungen. 1. Zoologie und Anatomie. Ueber die kürzlich in Heilbronn aufgefundene Ticho- gonia pohjmorpha Eossm. Von Prof. Dr. Krauss 44 Ueber die Diatomeen. Von Th. Eulenstein . . . 46 Ueber ein SV^jähriges mikrocephalisches Mädchen. Von Prof. Köstlin 61 Vergleichende Beschreibung des Schädels der "Wirbel- thiere. Von Generalstabsarzt Dr. v. Klein . . . 71 Der Kopf der Pleuronectae. VonDr.Klein. (HiezuTaf.VI) 271 2. Botanik. Tertiäre Pflanzen von Heggbach bei Biberach nebst Nachweis der Lagerungsverhältnisse. Von Pfarrer J. Probst in Mettenberg 172 Die alte Linde (Tilia platyphyllos Scop.) zu Neuenstadt am Kocher in Württemberg von Robert Caspary. (Hiezu Taf. III und IV) 193 3. Mineralogie, Geognosie und Petrefaktenkunde. Ueber den Werth der Dünnschliffe von Gebirgsarten. Von Dr. G. Werner 29 — IV - lieber die grapliische Darstellung der Gestaltung geo- ^^''^ gnostischer Grenzflächen. Von Dr. G. "Werner. (Hiezu Tafel I.) [ g^ Ueber die Vorkommnisse vom Erdöl und Ozokerit in Gallizien. Von Oberstudienrath Dr. v, Kurr . . 54 Ceber Zeitrerhältnisse, Jahreszeiten, Witterungs- und Erschütterungsphänomene aus der Vorzeit. Von Ober- studienrath Dr. V. Kurr 55 Ueber eine besondere Gattung von Durchgängen im Steinsalz und Kalkspath. Von Prof. Dr. Rausch. (Hiezu Taf. 11.) ' g^ Petrographische Studien im mittleren und oberen Lias Württembergs. Von Dr. Melchior Neumayr . 208 4. Physik, Chemie und Meteorologie. Ueber Sternschnuppenschwärme und ihren Zusammen- hang mit den Kometen. Von Prof. Dr. Zech . . 45 Ueber das Körperlich-Sehen. Von Prof. Dr. Reuschle 51 Ueber den jährlichen Gang des Barometers. Von Prof. Dr. Schoder. (Hiezu Taf. V.) 259 III. Kleinere Mittlieilimgen. Hylesinus suturalis Redt. A'on Forstrath Nördlinger . 186 Die Abnahme der Gletscher in der Schweiz von 0. F. . 187 Ueber einige neue Keuperpflanzen. Von K. v. Chrou st- eh off. (Hiezu Taf. VII.) 309 Bücherschau 189 313 Nachtrag zu Band XXIV. Verbesserungen zu dem Aufsatz: Die alte Linde in Neuen- stadt von Robert Caspary. S. 194 Z. 27 lies: Killingen, statt: Killinger. 18, statt: 17. platyphyllos Scop., statt: macrophylla Seost. und: almifolia, statt: elmifolia. grandifolia, statt: macrophylla. meisten, statt: neuesten. Zeid , statt: Zeit. veg., statt : reg. Coccharum, statt: Cortamm. Helmanabiunde, statt: Helmanabininde. .BüO, statt: 330. 1524, statt: 1529. 870, statt: 873. Palatino, statt: palatico. 1764 , statt: 1767. 1664, statt: 1667. frutic. , statt: fontic. „ 207 nach Zeile 5 schiebe ein: Am IS. Juli 1847 soll auch der zureite Hauptast durch einen Sturm in BO' Höhe abgebrochen sein ur,1 5,5 Klafter Holz ge- geben haben. S. 207 Z. 13 lies: Tafel III, statt: Tafel 1. , 16 „ Tafpl IV, statt: Tafel 2. Die Abbildungen der Linde sind nicht, wie auf Tafel III und IV steht von Schlotter- beck, sondern bis auf die Figuren, von Professor Rob. Caspary gezeichnet. 194 Z . 27 196 „ 15 197 , 7 , 35 193 „ 14 „ 20 199 , 10 200 „ 2 „ 3 „ 5 201 „ 4 203 " 5 29 204 „ 27 „ 33 205 „ 34 I. Aiigelegeiilieiten des Vereins. Ilnichl über die, zwciundzwanzii^ste Generalversammlung den U. Jnni Ml in Slnügarl. Von Prof. Dr. Krauss. Wie in früheren Jahren wurde die diessjährige Generalver- saranilung wieder am Johannisfeiertag und nach bisherigem Turnus in Stuttgart abgehalten. Die Versammlung, die von mehr als 70 Mitgliedern besucht war, fand in den Sälen des Museums Statt. Mehrere interessante naturhistorische Gegen- stände waren zur Besichtigung ausgestellt, unter Anderem auch von Generalstabsarzt Dr. v. Klein 3 lebende Höhlenmolche (Proteus anguinus Laur.) aus der Magdalenengrotte bei Triest, von Kaufmann Friedr. Drautz 2 lebende junge Zwerg-Rohr- dommeln (Ardea minuta L.) mit dem Nest, von Obeikriegsrath V. Kapff ein Unterkiefer von Belodon aus dem Schilfsand- stein von Feuerbach, bisher nur im Stubensandstein gefunden, und von Amtsnotar Elwert aus Weingarten einige interessante Petrefacten aus dem Weissen Jura. Nach 9 Uhr eröffnete der Geschäftsführer, Ob.-St.-Rath Dr. V. Kurr die Verhandlungen und übernahm auf den Wunsch der Anwesenden den Vorsitz in der heutigen Versammlung. DerVereinssckretär, Prof. Dr. Krauss, trug sodann den Rechenschaftsbericht für das Jahr 1866—67 wie folgt vor: Wiirttemb. naturw. Jahreshefte. 18C8. Is u. 2s Heft. 1 Meine Herren! Ueber die kurze Zeit von der Generalversammlung in Heil- bronn, welche wegen der politiscbcn Verhältnisse des vorigen Jahres erst den 4. Oktober abgehalten wurde, bis zum heutigen Schluss des Vereinsjahres hat Ihr Ausschuss nur Weniges zu berichten. Von Wichtigkeit wird es Ihnen sein, zu erfahren, dass die württembergische Naturalien-Sammlung in dem neuen Flügelanbau des K. Naturalien-Kabinets seit dem 15. Aprü dem freien Zutritt des Publikums geöffnet ist und bei der ausge- dehnten öffentlichen Besuchszeit sich einer ungewöhnlich grossen Theilnahme erfreut. Aus unserem vorjährigen Rechenschafts- bericht und einer ausführlichen Darstellung der Verhandlungen im Schwäbischen Merkur vom 14. April haben Sie schon ver- nommen, dass auch die dem Verein zugehörigen Natui-alien vereinigt mit denen der Staatssammluug daselbst aufgestellt sind. Die Naturaliensammlung hat, wie aus dem nachstehen- den Verzeichuiss zu ersehen ist, wieder einen namhaften Zu- wachs erhalten. Es sind von Mitgliedern und Gönnern des Vereins dankenswerthe Beiträge eingesendet worden, bestehend in 20 Säugethieren , 95 Vögeln, 33 Nestern, 6 Amphibien, 3 Fischen , und in 269 Arten wirbelloser Thiere , darunter über 200 Arten Käfer in 800 Stücken, ferner in 20 Gebirgsarten, 209 Petrefakten und in 268 botanischen Gegenständen. Durch den grossen Beitrag an Käfern ist auch die Insektensammlung in erfreulichster Weise bedacht worden. Es wäre daher zu wünschen, dass sich für dieselbe recht bald ein Conservator finden möchte. Die Mitglieder sind aufs Freundlichste ersucht, auch im kommenden Jahr unsere Sammlungen durch Einsenden von Naturalien zu vervollständigen, insbesondere sind die lehr- reichen Beiego über den Nutzen und Schaden der Insekten, die Gespinnste, Umwandlungsstufen u. s. w. willkommen. Die Vereinsbibliothek hat sich durch Geschenke und durch Austausch unserer Jahreshefte heuer wieder um 203 Bände und Schriften und um 10 geognostische Karten vermehrt. Ihre Benützung steht den Mitgliedern bereitwilligst zu Diensten. Eine von Ihrem Ausschusse an das K, Finanzministerium ge- — 3 — richtete Bitte um Abgabe eines Freiexemplars der geognosti- schen Karte Württembergs wurde durch hohen Erlass vom 4. Februar genehmigt, in Folge dessen vom K. statistisch-topo- graphischen Bureau die bis jetzt herausgegebene 1. und 2. Lie- ferung überschickt wurde. Weitere Verbindungen durch Austausch der Schriften sind eingegangen worden mit dem naturwissenschaftlichen Verein in Carlsruhe, entomologischen Verein in Berlin und mit dem Museo publice de Buenos Aires. Von den Jahresheften haben die Mitglieder in neuester Zeit das 2. und 3. Heft des XXII. Jahrganges erhalten. Das Doppelheft des XXIII. Jahrganges soll bald nachfolgen. Naclt einem Bericht des Bibliothekars sind unsere Jahres- hefte von 1845 bis 1866 in den Vorräthen der Verlagsbuch- handlung und unserer Freiexemplare in den einzelnen Heften eines Jahrganges, wie in den Jahrgängen selbst so unvollstän- dig, dass nicht ein einziges alle Jahrgänge umfassendes Exem- plar zusammengestellt werden konnte. Ihr Ausschuss hat daher angeordnet, zur Completirung unserer Exemplare die einzelnen Jahreshefte zu 5—6 kr., oder bei einer vollständigen Serie das Heft zu 9 — 12 kr. aufzukaufen. Die Vorträge, mit welchen seit einer Reihe von Jahren in den Wintermonaten die Mitglieder und deren Angehöi'ige erfreut werden, haben heuer zu halten die Güte gehabt, die Herren: Prof. Dr. Fr aas, über die Schussenquelle, ein Beitrag zur Urgeschichte Oberschwabens, Prof. Dr. Zech, über die neuesten Forschungen im Weltall, Prof. Dr. Aliles, über die Vermehrung und Fortpflanzung der niederen Gewächse, Dr. Gustav Jäger, über den Ursprung der menschlichen Sprache, Dr. Berlin, über das Sehen mit zwei Augen, Prof. Dr. Köstlin, über Physiognomik des Menschen und der Thiere. _ 4 -- Durch den Tod haben wir im verflossenen Vereinsjahr fol- gende Mitglieder verloren: Inspektor Ebner, General v. Troyff, Oberamtsarzt Dr. Weiss, Hofrath Dr. Guckel berger, Particulier Anton Meyer, Finanzrath Herdegen, sämmtlich in Stuttgart, Oberamtsarzt Dr. Schüz in Nagold, Apotheker Pfähl er in Solothurn. Gestatten Sie mir noch, unserem erhabenen Protektor, Sr. Majestät dem König für das der Vereinssammlung übergebene Geschenk den ehrfurchtsvollsten Dank auszudrücken, sowie allen Mitgliedern und Gönnern für ihr eifriges Bestreben, die Samm- lung zu vermehren, aufs Wärmste zu danken. Ihre Namen sind im nachfolgenden Zuwachsverzeichniss aufgefühi-t. Die Vereins-Naturaliensammlung hat vom 24. Juni 1866 — 67 folgenden Zuwachs erhalten: A. Zoologische Sammhiiig. (Zusammengestellt von F. Krauss.) I. Säuge thiere. a) Als Geschenke: Cervus Elaphus L., prachtvoller Sechszelin-Eniler von nahezu 5 Cent- nern Gewicht aus dem Kevier Endringen, O.-A. Heirenbcrg, Sus scrofa L., männlicher, etwa 4 Wochen alter Frischling, von Sr. Majestät dem König; Canis Vulpes L., altes Männchen mit weissgeflcckten Oliion und Beinen, bei Feuerbach, von Herrn Major Graf v. Pückler-Limpurg; Cricetus frumentarhis Fall. , altes Weibchen, auf dem rechten Neckjir- ufer oberhalb Heilbronn, Lutra vulgaris L., halbjähriges Männehen von Laufen a. N., von Herrn Kaufmann Friedr. Drautz in Heillironn; Ilypudaeiis cnirjihibius L. , altes Weibchen aus den Hochthäloni von Unterbrendi, O.-A. Freudenstadt, von Herrn Hofrath v. Heuglin; - 5 - Mus mimitiis Pallas, junges Männchen. Mustela foina />. , 3 junge etwa 5 B Woclien alte Männchen aus Einem Nest, von Herrn Apotheker Valet in Schussenried; Felis catiis L.feriis, ein drei Monate altes "Weibchen und Männclien aus Dertingen, O.-A. Maulbronn, von Herrn Gustav Werner; Plecotus auritus K. & DL, altes Männchen, von Herrn I'orstmeisler Paulus in Lorch; Leims tiniidus L,, dreivierteljährig, und ein 5 Wochen alles Weib- chen, aus dem Zabergäu, von Herrn Theodor Lindauer; Vespenigo Pijnslrellus K. & BL, altes Männchen, Mus musculus L., 5 nackte Junge, von Herrn Obermedicinalrath Dr. v. Hering; Taljja europaea L.^ Männchen, weisse Varietät, von Herrn Dr. E. Schüz in Calw; Myoxus Glis L. , einjähriges Weibchen von Leonberg, von Herrn Prof. Dr, P'raas; VesjJertilio miirinus L., diessjähri^e Weibchen und alte Weibchen mit Embryonen aus Esslingen, von Herrn Pi-of. Dr. Krauss. b) Durch Kauf: Cerviis Capreolus L., alter 41 tt schwerer Bock aus Leonberg, Cervus Capreolus L., 34 5 schwerer Bock mit monströsem Geweih aus Essingen, O.-A. Aalen. II. Vögel. a) Als Geschenke: Upitpa ejJOjys L., junges Männchen, Buteo vulgaris Bechst,, altes Weibchen, von Herrn Revierfihster Pfizenmaier in Debenhausen: Cuculus canorus L., junges Weibchen von Rohr, Alcedo ispida L. , junges Weibchen von Glatten, Syrniiim Aluco Boie, Männchen, Varietät, von Mussberg, Tiirdus pilaris L., altes Männchen, bei Stuttgart, Frimjilla serinus L., altes Männchen von Obertürkheim, von Herrn Hofiath v. Heugliii; PrirnjiUa carduelis L., Nest mit 4 Eiern, von Herrn Prof. Dr. Fr aas; — 6 — Bubo maxiinus Sibh., altes Weibchen, von Herrn Revierförster Reuss in Hirschau; Buteo vulgaris ßcchst., einjähriges "Weibclien und altes Weibchen als Varietät, von Hofmarscluill Freiherrn von Hayn; Accipiter Nisits Fall,, 4 Junge aus Einem Neste, Falco peregrinns L., altes Weibchen, Nyroca leucophthahna PLemvi. , altes Männchen , Corvus monedula L., 2 sehr schöne Nester, .Totanus calidris Bechst., 4 Eier, Vanellus cristatus L. , 4 Eier sammt Nest, Fulica atra L., 8 Eier, Alcedo ispida L., 4 nackte Nesthocker, von Herrn Apotheker Valet in Schussenried ; Passer domesticiis Briss., altes Männchen, weisse Varietät, von Herrn Gustav Werner; Podiceps cristatus Lath. , altes Weibchen mit jungem Weibchen , von Herrn Posthalter Wocher in Wangen; Lariis ridibundus L., junges Weibchen, Anas acuta L., altes Männchen, von Herrn Revierförster Spohn in lleiligkreuzthal; Anthus arboreiis Bechst. var. alba, von Mergenfcheim, von Herrn Kameralverwalter Hebsacker in Wangen; Tringoides hypoleuca Bp., altes Männchen, Ardea minuta L,, Nesthocker, von Hei'rn Kaufmann Friedr. Drautz in Heilbronn; Ciconia nigra Belon, junges Weibchen, von Herrn Forstassistent Rau in Bodelshausen ; Alcedo ispida L., altes Männchen, von Herrn Postmeister G und lach in Blaufclden; Columba ]}alvmlnis L., junges Männchen, von Herrn Kaufmann Thcod. Lindauer; Bonasia sylvestris Brc/tvi, altes Weibchen, Tnrdus torquatus Ij., zwei Männchen und junge Weibchen, von Herrn Revierförstcr Graf v. U xküll in .Schönmünzach; Ollis brachyotus Bote, altes Männchen, Müvus regalis Briss., altes Weibchen mit 2 Jungen und Nest, von Herrn Revierförster Laroche in Mergentheim; Cliaradriiis pliivialis L., altes Weibchen, von Herrn Forstverwaltcr Gönner in Ncufra ; Slrix Jlanvnea Z/. , alles Männchen, von Herrn Wundarzt Lei hol d in Kochcndorf; Amj^elis rjarrnlus L., altes Männchen , von Herrn Roviciförster Jäger in Nattheini; Sylvia hortcnsis Latit., Nest mit 4 Eiern, FriiKjilla chloris L. ^ Nest mit 4 Eiern, Tinnunculus alauclarius Gray, vier Eier aus Einem Nest, von Herrn Grafen E. von Taube; Buteo vulgaris Bechst., altes Weibchen mit 3 Eiern, von Herrn Revierfürster T ritsch 1er in Zwiefalten; Tinnunculus alaudaritis Gray, zwei Eier aus Einem Nest, Corvus corone L., zwei Eier, Lanius excuhitor L. , Nest mit 2 Eiern , Lanius collurio Boie, Nest mit 6 Eiern, Passer domesticus Briss., Nest mit 5 Eiern, Sylvia curruca Lath., Nest mit 5 Eiern, Sylvia airicapilla Lath., Männchen und "Weibchen, Nesthocker, Sylvia cinerea Bechst., Nest mit 3 Eiern, Sylvia trochilus Lath,, Nest, Calamodyta arundinacea (Gm.), Nest mit 4 Eiern, Motacilla sidiohurea Bechst., Nesthocker, Männchen, von Herrn W. Grollet; Pandion haliaetus Cnv., altes Männchen, von Herrn Holzverwalter Stier in Thannheim; Coccothraustes vuUjaris Briss., Nest mit 5 Eiern, von Herrn Forstmeister Probst in Zwiefalten; Buteo vidgaris Bechst., drei Nesthocker mit dem Nest, von Herrn Hermann Reichert in Nagold; Dryocopus martius Boie, drei Junge mit dem Nest in einem "Weiss- tannenstamm , Picus major L., altes Männchen und "Weibchen mit 5 Jungen im Nest in einem Forchenstamm, Buteo vulgaris Bechst., altes Weibchen mit Einem Jungen im Nest, Certhia familiaris L., altes Männchen und Weibchen mit 6 Jungen und Nest, Sitta euro'paea L., altes Männchen und Weibchen mit 3 Jungen und Nest in einem Weisstaunenstamm, Motacilla alba L., Nest, von Herrn Revierförster Glaiber in Welzheim; Tetrao Tetrix L. , Nest mit 8 Eiern bei Giengen, von Herrn Forstrath Dorr er; Motacilla alba L., 5 junge Vögel sammt Nest, Columba Palumlms L., 2 Nesthocker sammt Nest, Garridus glandarius Briss., altes Weibchen mit 1 Jungen und Nest, Buteo vulgaris Beclist., Nest mit 2 Jungen, von Herrn Schulmeister Wacker in Hepsisau; Sylvia atricajnlla Lath., Nest mit 2 Eiern, ErytJiacus rubecula Ciiv. , Nest mit 6 Eiern, Emberiza citrinella L., Nest mit 4 Eiern, von Herrn Pfarrer Rieb er in Diepolzhofen ; Fringilla coelehs L., altes Männchen, Turdus merula L., zwei Nesthocker sammt Nest, Passer domesticus Briss., Nest mit 5 Eiern und 4 nackte Junge, Cypsehis apus L., Nest mit 2 Eiern und 3 nackte Junge, von Herrn Prof. Dr. Krauss. b) Durch Kauf: Gecinus camis Boie , junges "Weibchen, SturJius vulgaris L., junges Weibchen und Männchen, Syrnium ahico Boie , Nest im Eschenstamm mit 4 Jungen, 11 verschiedene Nester. III. Reptilien. Als Geschenke: Lacerta vivipara Jacq. , schvs'arze Varietät , von Herrn Apotheker Bauer in Isny; Lacerta stir^yiimi Daud., Junge eben aus dem Ei geschlüpft, von Herrn Präparator Wolff; Lacerta vivipara Jacq., Junge von Schussenried, Anguis fragilis L., Alt und Jung ebendaher, von Herrn Prof. Dr. Krauss; Pelias beriis Merr., bei Wangen, von Herrn Kameralvcrwalter Hobsacker. IV. Fische. Als Geschenke: Thymcdlus vulgaris Nilson, Cyprinus Eex Cyprinorum BL, Cyprinus Carpio L., alle ganz jung aus einem Weiher, von Herrn Apotheker Yalet in Schussenried. V. Crustaceen. Als Geschenke: Astaciis ßuviatil/s Gessner, alte Männchen aus der Aach, von Herrn Pfarrer Rieb er in Diepolzhofen; — 9 — Garnmarns initeanvs Koch , aus dem Ilainbacli , von Herrn Prof. Dr. Krausö. XL Mollusken. Als Geschenke: 6 Landconcbylien in 2 Species, von Herrn Apotheker Bauer in Isny; 25 Land- und Süsswasserconchylien in 7 Species, von Herrn Dr. E. v. Marions; Z7n/o pictorwn Lam., verkrümmtes Exemplar, von Herrn Dr. Fricker in Heilbronn; Land- und Süsswasserconchylien in sehr grosser Anzahl, nach einer Ueberschwemmung im Nagoldthal gesammelt, von Herrn Kaufmann Hermann Reichert in Xagold; Süsswasserconchyhen in 7 Species von "Wolfegg, von Herrn Apotheker Ducke in Wolfegg; Land- und Süsswasserconchylien in 8 Species aus Oberschwaben, von Herrn Prof. Dr. Krause. VII. Insekten. Als Geschenke: 800 Coleoptoren in 207 Speciös, von Herrn Obertribunalrath Steudel in Tübingen; 5 Coleopteren in 3 Species, von Herrn Apotheker Ducke in Wolfegg; Gespinnst, Raupen, Puppen und Schmetterlinge von Ephestia Einteilet, von Herrn Apotheker Reihlen; Ameisenbau in einem Weisstannenstock bei Schussenried, von Herrn Prof. Dr. Krauss. VIII. Gebirgsarten. i Als Geschenke: 20 Ganggranite von Wildbad, von Herrn Reallehrcr Zink In Wildbad. IX. Petrefacten. Als Geschenke: 178 Geweih- und Schädelstücke vom Rennthier aus Schussenried, von Herrn Apotheker Valet in Schussenried; — 10 — Aslerias Weismanni v. Mey., von Crailsheim, von Herrn Lehrer Lezerkoss in Ruppertshofen ; 20 Insecten in 12 Species aus dem Dysodil von Raiideck, von Herrn Schuhnei^ter Wacker in Hepsisau ; 8 Muscheln in 4 8pecies aus dem Tertiärsand von Hüttesheim, von Herrn Pfarrer Probst in Mettenberg; 1 Auerochsenhorn aus dem Torf von Böblingen, von Herrn Essig in Leonberg. B. Botanische Sammlung. (Zusammengestellt von G. v. Martens.) Die Pflanzensammlung unseres Vereins erhielt durch Herrn Apo- theker Ducke in Wolfegg zehn seltenere Gefässpflanzen, darunter Pinguicula alpina L. in schönen Exemplaren und ein für unsere Flora neues südeuropäisches Gras, Cynosunis echinatus L., wenn man sol- chen vorübei'gehenden mitgebauten eingeführten Gewächsen das Büi-- gerrecht ertheilen will, denn dieses um Rom sehr häufige Igelgras ist unter dem Samen des itahenischen Raygrases, LoUniii iUtlicnui A. Bi:, eingeführt worden. Ein anderes schon länger eingewandertes einjähriges Gras, die kahle Fingerhii-se, Panieum (jlabrum Guudiii, fand sich beiMuinhardt in Menge auf ein paar Kleeäckern ein, von wo es Herr Apotheker Graeter daselbst mit neun anderen Gefässpflanzeii einsandte, zugleich 107 Zellenpflanzen, von denen 15 uns noch fehlten. Herr Reviertörster Graf v. Uxküll schickte von Schönmünzach, 1400' über dem Meer, den Tannen-Bärlapp, Lijcopodhnn iScUigo L., berühmte Heilpflanze der Druiden. Herr Dr. G. Leube, Cementfabrikant in Ulm, beschenkte uns mit einem Dutzend schön eingelegter Exemplare der verschiedenen Alters- und Lokal-Zustände des Gebäuden und deren Bewohnern höchst schädlichen Thräueuschwamms, Merulius lacryvians Sdinmacher, von Persoon destriiens, der zerstörende genannt, gegen welchen nur zwei Mittel schützen, Trockenheit, und wo diese fehlt, Herrn Leube's Cement. Yüii Herrn Regieruugs-Asscssor Pfeilsticker in Ulm erhielten wir 58 Moose und 9 Flechten, darunter einige bei uns noch nicht beobachtete. HerrPharmaceutSautermeister theilte uns acht Pflanzen aus den Umgebungen von Klosterwald im HohenzoUernsclion mit, darunter die borstige Grundfeste, Crejns setom Halter, ein uneingeladenor Gast aus — 11 - yüdouropa, wie das obenerwähnte Igelgras, dünn eine für unser Floi'u- gebiet neue Alge, Sirosijjhon ocellatns Kij. und zwei in der iSammlung noch fehlende Pilze, den nirgends hinpassenden W^urzelpilz, li/uzoniorpluc snbcorticalis Pers., welchen selbst Iluniboldt noch zu den Flechten stellte, obschon er nur im Finsteru gedeiht, und einem Riesenpilz, Folijporns gir/auteus F'ries, welcher frisch 10 Pfund wog. Linne's Veronica agrestis galt lange für eines der gemeinsten Feld- und Garten-Ünkriluter , als aber Fries diesen Ehrenpreis in drei Arten spaltete, schien sie für uns verloren gegangen zu sein, man er- hält nur die das ganze Jahr durch blühende schön blaue Vtronica polita Fries Herr Johann Öcheurlo, Lehrer in Wolfegg, und Herr Apotheker Ducke daselbst haben nun die Prophezeihung in der neuen Flora von Württemberg Seite 404 erfüllt und die bleichere Veronica agrestis Pries in Oberschwaben an mehreren Stellen aufgefunden unfd uns eingesandt, Herr S 0 h e u r 1 e widmet sich vorzüglich der schwierigen Erforschung der Weiden, für welche seine den Alpen nahe, wasserreiche Gegend ein reiches Feld bietet; unter den 21 von ihm eingesandten Pflanzen befinden sich deren eilf, von welchen Salix silesiaca Willd. und Salix Seringeana Gaiidin für unsere Flora neue Entdeckungen sind. Der weiche Kranichschnabel, Geranium raolle L., ist uns von mehreren Orten angegeben, aber nie eingesandt worden, jetzt hat ihn, aufmerksam gemacht durch die Bemerkung in der Flora Seite 106, Herr Präceptor Schöpfer in der Nähe von Ludwigsburg an seinen quer gerunzelten Klappen erkannt und geliefert. Herr Oberfinanzrath Dr. G. Zell er, welcher die wenige Zeit seiner Müsse mit unermüdlichem Eifer und diesem entsprechendem Erfolge der mikroskopischen Untersuchung unserer Algen widmet, hat die Güte gehabt, unsere Sammlung mit 38 grösstentheils während eines Aufenthalts in den Bädern von Mergentheim schön eingelegten Ge- wächsen dieser Classe zu bereichern, von welchen 21 für die Flora von Württemberg neu sind. Endlich erhielt der Verein von Herrn Forstwart Gavatz in Kirchen, O.-A. Ehingen, fünf sonderbar verbogene und verschlungene Stämme und Aeste der Buche und der häufig zu Hecken benützten Dürrlitze, Corniis Mas L., Folgen eines ihnen durch Menschenhände auferlegten Zwanges, und zwei Baumkrüpfe, ebenfalls Folgen von Ver- letzungen; von Herrn Forstrath v. Hahn ein Stück Buchenrinde mit blatternartiger Oberfläche, und von Herrn Forstrath Dr. Nördlinger ein Stammstück der lingiorohc, Pimts 3fugltus Scopoli, aus dem wilden Ried, und zwei Stammscheiben der essbaren Kastanie mit im strengen Winter 1844 — 45 zum Theil erfrornem Holzring, hübsche Bercicherun- — 12 — gen der aufgestellt^en Sammlung von pflanzenpatliologisclien Gegen- ständen. Im Ganzen umfasst der Zuvvachs unseres Ilcrbars in diesem Jahr 268 Arten, darunter jedoch nur 45 Gefässpflaiizeu und dagegen 22:} Zellenpflanzen, letztere also weit überwiegend. 37 Arten sind neue Entdeckungen für "Württemberg, 15 weitere zwar schon früher gefun- den, aber noch nicht geliefert worden. Die Vereinsbibliothek hat folgenden Zuwachs erhalten: a) Durch Geschenke: Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien, von Dr. M. Hörnes. Bd. II. Nro. 5. 6. fol. Vom Verfasser. Berichte über die Mittheilungeii von Freunden der Naturwissenschaften in Wien, gesammelt und herausgegeben von W. Haidinger. Bd. 2—7. Wien 1847—51. 8". Vom Verfasser. Lotos. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Herausgegeben vom natur- historischen Vereine „Lotos" in Prag. Jahrg. 15. 16. 1865 bis 1866. 8». Vom Verein. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärnten. Jahrg. 5 und 6. Klagenfurt 1862—63. Vom Verein. Meteoroliske Jagttagelser paa Christiania Observatorium 1865. 4^ Entomologiske Uudersogelser i Aarene 1864 og 1865 af II. Siebke. Christiania 1866. 8», Maerker efter en Jistid i omegnen af Hardangerejorden af S. A. Scxe. Christiania 1866. 4°. Von der Kön. Universität Cliristiania. Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreichs, wissenschaftlich dar- gestellt in Wort und l>ild. Fortgesetzt von Dr. A. Gerstäcker. 1kl. 5. Lief. 2. 3. Arthropoda. Heidelberg 18(56—67. Vom Verleger. Cacteao of thc Boundary, by G. Engolniann, M. D. of St. Louis. (United States and Mcxlcan Boundary Survey.) Von Dr. A. Schott in Ucoriiotown. lieber die Silugethiergattung Chiromys (Aye-Aye) von Willi. Peters, Mit 4 Tafeln. Berlin 18GG. 4". Vom Verfasser. Anatomische Abhandlungen über die Perennibranchiaton und Dero- trcmen von Dr. J. G. Fischer. Heft 1. Hamburg 1864. 4«. Vom Verfasser. Das Wirbelkörpergelcnk der Vögel von Dr. G. Jäger. Wien 18.59. 8". Spontanes Zerfallen der Süsswasserpolypcn nebst einigen Bemerkungen über Generationswechsel. Von Dr. G. Jäger. Wien 1860. 8*^. Bericht über einen fast vollständigen Schädel vou Palaeapteryx. Von Dr. G. Jäger. Bericht über ein fast vollständiges Skelet von Palaeapteryx iugens etc. Von Dr. G. Jäger. Wien 1863. 4". Vom Verfasser. Welche Auffassung der lebenden Natur ist die richtige? und wie ist diese Auffassung auf die Entomologie anzuwenden!' V^on K. E. v. Bär. Berlin 18G2. 8". Vom Berliner entomologischen Verein. Condition and doings of the Boston Society of natural history, pr, Mai 1865. 8". Von der Gesellschaft. Geognostische Karte Württembergs. Lief. 1. 2, enth. die Atlas- blätter Stuttgart, Besigheim und Maulbronn, Tübingen, Lieben- zeil, Freudenstadt, Ulm und Rammingen. Im Massstab 1:50,000 naiürl. Länge, mit 6 Heften Bogleitworte. Herausg. v. K. sta- tistisch-topographischen Bureau. Stuttgart 1805 — 66. Vom K. Finanzministerium. Württerabergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. Jahrg. 22. Heft 1—3. 1866. 8". Vom Verleger. United States Sanitary Commission Bulletin 1863—65. 3 Vol. in one. New-York 1866. 8°. Documents of the United States Sanitary Commission. Vol. 1. 2. New-York 1866. 8'^. Von der Sanitary Commission. Descriptions of several new Shells, by Isaac Lea. Vom Verfasser. Verhandlungen des naturhistorisch-medicinischen Vereins zu Heidel- berg. Bd. 4. Nr. 3. Heidelberg. 8«. Vom Vorein. — 14 — Annnal report of tlie trustees of the Museum of comparative zoology at Harvard College in Cambridge. For 1864 and 1865. Boston. 8^ Annales de l'association philomatique Vogeso-Rli enane, faisant Buite k la flore d'Alsace de Kirschleger. Livr. 6. 7. fcitras- bourg 1866—67. 8°. Abbildungen württembergisclier Obstsorten. Eine Sammlung vorzüg- licher Apfel- und Birnsorten etc. von Ed. Lucas. Stuttg. 1858. 4^ Von Buchhändler A. Ebner. b) Durch Austausch unserer Jahreshefte: Mathematische Abhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, aus dem Jahre 1865. Berlin 1866. 4'^. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Bd. IX. Heft 2, Halle 1866. 4*'. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, hg. von dem naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg. Bd. 4. Abth. 4. Bd. 5. Abth. l. Hamburg 1866. 4». Abhandlungen der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Bd. 3. 2. Hälfte. Nürnberg 1866. 8». Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cul- tur. Phil.-histoiische Abtheilung. Jahrg. 1866. Abtheilung für Naturwissenschaft und Medicin 1865 — 66. Breslau. 8". Arbeiten des Naturforschervereins zu Riga. Neue Folge des Corre- spondenzblattes. Heft 1. Riga 1865. 8». Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Hg. von Ernst Boll. Bd. 20. Neubrandenburg 1866. 8". Siebenter Bericht des naturforschenden Vereins zu Bamberg, für die Jahre 1862—64. Bamberg. 8». Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. Bd. 4. Heft 1. 2. Freiburg 1867. 8». Zwölfter Bericht der Oberhessischen Gesollschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen 1867. 8«. Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins in Regens- burg. Jahrg. 20. Regensbnrg 1866. 8". Der zoologische Garten. Organ der zoologischen Gesellschaft in Frank- furt a. M., hg, von Dr. Weinland. Jahrg. 7. Nr. 1—6. Frankf. 1866. 8«. — 15 — Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Jahrgang 186G. Bd. XVI. Nro. 1-4. Jahrg. 18G7. ßd. XVlI. Nro. 1. Wien. 8". Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geo- graphie, Statistik und Topograpliie. llcrausg. v. d. statist.-topo- graph. Bureau. Jahrg. 18G4. Ötuttg. 1866. 8«. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und verwandter Theilo anderer Wissenschaften. Herausg. von IT. Will. Für 1865. Heft 1. 2. Giesscn 18G6. 8". Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Neue Folge. Jahrg. XI. Vereinsjahr 1864-65. Chur. 8<*. 32ster Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde. Mannheim 1866. 8^ 22 —248ter Jahresbericht der Pollichia, eines naturwissenschaftlichen Vereins der bayrischen Pfalz. Neustadt a. d. H. 1866. 8°. Verzeichniss der in der Bibliothek der Pollicliia enthaltenen Bücher. 1866. 8». 43ster Jahresbericht der Seh lesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. 1865. Breslau. 8». 15ter Jahresbericht über die Wirksamkeit des Werner-Vereins zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien im Vereinsjahr 1865. Mit der geologischen Karte von Mähren und Schlesien, bearbeitet von Fr. Fötterle. Wien 1866. 4" u. fol. Mittheilungen des Vereins nördlich der Elbe zur Verbreitung natur- wissenschaftlicher Kenntnisse. Heft 7. Kiel 1866. 8°. Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 8. Heft 2. 1864. Jahrg. 9. 1865. Wien. 8». Monatsberichte der k. preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem J. 1865, 1866 und Jan., Febr. und März V. J. 1867. Berlin. 8». Schriften der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Dan zig. Neue Folge. Bd. 1. Heft 3. 4. Danzig 1866. 8». Sitzungsberichte der Kais, Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. I. Abth. Bd. 51. Heft 4. 5. Bd. 52. 53 u. Heft 1—3 von Bd. 54. II. Abth. Bd. 51. Heft 4. 5. Bd. 52. 53 u. Heft 1—4 von 1kl. 54. Wien 1865— 6G. 8«. FeiTier: Sitzungsberichte etc. vom 1. bis inclus. 9. Bd. 1848. 8". Tübinger Universitätsschriften aus dem Jahre 186G. Tübingen. 4". — 16 - 13. Zuwachsverzeichniss der K. Universitätsbibliothek zu Tübingen. 1865—66. Tübingen 1866. 4^ Verhandlungen der natnrforsch enden Gesellschaft in Basel, Thl. 4, Heft 3. Basel 18G6. 8". Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Branden- burg und die angrenzenden Länder, redigirt und herausg. von Dr.Ascherson. Heft 5. 1868. Jahrg.6u.7. 1864—65. Berlin. 8". Verhandlungen des ilaturforschenden Vereins in r> r ü n n. Bd. 4. Brunn 1865. 8". Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rhein- lande und Westphalens. 23. Jahrg. Dritter Folge 3. Jahrg. Mit einer geologischen Uebersichtskarte der Rheinprovinz und der Provinz Westphalen von G. v. Dechen. Bonn 1866. 8". u. Fol. Verhandlungen der K. K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Hg. von der Gesellschafi, Jahrg. 1865. Bd. 15, Wien 1S65. „ 1866. „ 16. „ 1866. Hiezu: Nachträge zur Flora von Nieder-Oesterreich von Dr. A. Neil- reich. 1866. 8", Contribuzione della Fauna dei Molluschi Dalmati per Sp. Brn- sina. 1866. 8o. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 17. Heft 3. Bd. 18. Heft 1—4. Bonn 1865—66. 8". Zeitschrift für die gesammten Natnrwi.sscnscluu'ten. Herausg. von dem naturvsrissenschaftlichen Verein für Sachsen und Thüringen in Halle. Bd. 17. 27. 28. Berlin 1861. 1866. 8". Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift, hg. von der physi- kalisch-medicinischeu Gesellschaft. Bd. 7. Heft 2. 3. Würz bürg 1866. 8». Annual Report of the trustecs of thc Museum of comparative zoologj' at Harvard College in Cambridge. Forl864 & 1865. Boston. 8". Annales des scienees physiques et naturelles, d'agriculturc et industrie de Lyon. Troisieme Serie. Tom. VIIl. Lyon et Paris 1864. 8". Annais of the Lyceum of natural history of New -York Vol. VI II. Nr. 4-10. New-York 1865-66. 8°. Annuaire de l'Academie Royale des scienees, des Icttres et de.s bcaux- arts do Belgique. Annee 32. Bruxelles 1866. 8". Bulletin de TAcademie Royale des scienees, des lettres et de.s bcaux- arts de Belgique. Annee 34. 35. 2. S6rie. Tom. 20, 21. Bruxelles 1865—66. 8». — 17 — Bulletin de la Societe geologique de France. 2. Serie. T. 18. feuill. 53. T. 19. feuill. 59— 74. T. 20. feuill. 49-57. T. 21. fcuill. 14— 36. T. 22. feuill. 1-7. T. 23. feuill. 1-51. T. 24. feuill. 1—16. Paris 18(51 — 07. 8**. Bulletin de la Societe d'liistoire naturelle du Departement de la Mo- selle. Cahier X. 3Ietz 1866. 8^ Bulletin de la Societe des sciences naturelles de Neuchatel. T. VII. Cahier 2. Neuchatel 1866. 8». Bulletin de la Societe Linneenne de Normandie. Vol. X. Ann^e 1864—65. Caen. S«. Bulletin des seances de la Societe Vaudoise des sciences naturelles. Vol. IX. Xr. 54. 56. Lausanne 1806. 8", Jaarboek van de kon. Akademie van Wctenschappen gevestigd te Amsterdam. Voor 1865. Amsterdam. S". Catalogus van de Boekerji der kon. Akademie van AVetenschappen in Amsterdam. Deel II. Stuk 1. Amsterdam 1866. 8°. Royal geological Society of Ireland. Vol. I. Part. 1. 2. 1865—06. Dublin. 8», The quarterly Journal of the geological Society. Vol. XXII, 2 — 4. XXIII, 1 (=iir. 86—89). London 1866—67. 8^ Memoires de la Societe Imperiale des sciences naturelles de Cher- bourg. T. 21. 22. (=2. Serie T. 1. 2.) Cherbourg 1865-66. 8». Memoires de la Societe de physique et d'histoire naturelle de Geneve. T. 18, 2. Geneve 1866. 4". Memoires de la Societe Royale des sciences de Liege. T. 19. 20. Liege 1866. 8». Memoires de la Societe du Museum d'histoire naturelle de Strasbourg. T. VI. livr. 1. Paris et Strasb. 1866. 4". Proceedings of the Boston Society of natural history. Vol. X. Sign. 1—18, Boston 1865-66. 8. Proceedings of the Academie of natural sciences of Philadelphia. 1865. Philadelphia. 8». Annual report of the board of rcgcnts of the Smithsonian institution. For the year 18G4, V^'ashingtoii 1865. 8". Xatuurkundig Tijdschrift voor Xeder' tndsehe Indie. Uitgegeven door de natuurkundige Vereeniging in Xederlandsch Indie. Deel 28. Zesde Serie Deel 3. Aflev. 4—6. „ 29. „ „ „ 4. „ 1. Batavia 1865. 8". Transactions of the zoological Society of London. Vol. V. Part 5. London 1866. 4". Wiirttemb. naturw. Jahreshefte. 18CS. Is Heft- 2 — 18 — The Transactions of the Acad. of science of St. Louis. Vol. IL Kr. 2. St. Louis 1866. 8«. Verslagen en mededeelingcn der kon. Akademie van wetenschappen. Natuurkunde. Tweede reeks. Deel I. Amsterdam 1866. Letterkunde. Deel IX. Amsterdam 1865. 8". Processen-Verbaal van de gewone Vergaderingen der kon. Akademie van weti-nschappen , Afdoeling Katuurkunde v. Jan. 1«65 — April ISGG. c) Durch erst in diesem Jahre eingeleiteten Tausch verkehr: Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Carlsruhe. Heft 1. 2. Caiismhe 1864—66. 4". Berliner entomologische Zeitschrift. Hg. vom entomologischen Ver- ein in Berlin. Jahrg. 1 — 10 und Heft 1. 2 vom Jahrg. 11. Berlin 1857-67. 8». Anales del Museo publico de Buenos Aires, para dar a conocer los objetos de la bist. nat. nuevos 6 poco conocidos. Entrega pri- mera, Buenos Aires 1864. Fol. d) Durch Kauf erworben: Denkschriften der vaterländischen Gesellschaft der Aerzte und Natur- forscher Schwabens. Bd. I. Tübingen 1805. 8". (Nicht weiter erschienen.) Naturwissenschaftliche Abhandlungen. Herausgegeben von einer Ge- sellschaft in Württemberg. Bd. L Bd. IL Heft 1. 2. Tü- bingen 1827—28. 8«. (Nicht weiter erschienen.) Annalen der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Natur- kunde. Bd. 1—4. Frankf. a. M. 18Ü9— 19. 4». Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie. Hg. von J. Lieb ig und H. Kopp. Für 1847 u. 1848. Heft 1—5. Gicssen 1849. „ 1849. Heft 1. 2. „ 1850, „ 1850. Heft 1. 2. „ 1851. Memoircs de la Societe de physique et d'histoire naturelle deGeneve, T. 1-6. Geneve 1821-33. 4«. Memoires de la Societe du muscum d'histoire naturelle de Strasbourg. T. II, 1—3. Paris et Stiasb. 1835. 4». — 19 — Der Yer einskassier, HospitalverwalterSeyffardt, th eilte folgenden Rechenschafts-Abschluss für das Jahr 1866—67 mit: Meine Herren! Der Kassenbericht, den ich Ihnen vorzutragen die Ehre habe, umfasst den Zeitraum vom 1. Juli 1866/67. Nach der revidirten und abgehörten 23. Rechnung betrugen nämlich: die Einnahmen: A. Reste. Rechners Kassenbestand 174 fl. 12 kr. B. Grundstock. Eine Veränderung kam hier nicht vor, daher — fl. — kr. C. Laufendes. 1) Activ-Kapital-Zinse ... 226 fl. 42 kr. 2) Beiträge von den Mitgliedern 1163 fl. 42 kr. 3) Ausserordentliches . . . 16 fl. 12 kr. 1406 fl. 36 kr. Hauptsumme der Einnahmen — :• 1580 fl. 48 kr. die Ausgaben: A. Reste — fl. — kr. B. Grundstock — fl. — kr. C. Laufendes. 1) Für Vermehrung der Samm- lungen 32 fl. 12 kr. 2) Buchdrucker- und Buchbin- derkosten (darunter für den Jahrgang XXn. 2. u. 3. Heft, XXIIL I.Heft 494 fl. 57 kr.) 858 fl. 56 kr. 3) für Mobilien 56 fl. 34 kr. — 20 — 4) für Schreibmaterialien, Ko- pialien, Porti etc. ... 44 fl. 46 kr. 5) Bedienung , ßeinigungsko- sten, Saalmiethe etc. . . 226 fl. 28 kr. 6) Steuern 11 fl. 29 kr. 7) Ausserordentliclies ... 14 fl. 39 kr. 1245 fl. 4 kr. Hauptsumme der Ausgaben — :• 1245 fl. 4 kr. Werden von den Einnahmen im Betrag von 1580 fl. 48 kr. die Ausgaben im Betrag von .... 1245 fl. 4 kr. abgezogen, so erscheint am Schlüsse des Rech- nungsjahrs ein Kassenvorrath des Rechners von — ;. 335 fl. 44 kr., der hauptsächlich zu Bezahlung der Kosten für die vom XXIII. Jahrgang noch rückständigen 2. Hefte nöthig ist. Vermögens-Berechnung. Kapitahen 5486 fl. — kr. Kassenvorrath 335 fl. 44 kr. Das Vermögen des Vereins beträgt somit am Schlüsse des Rechnungsjahrs ..... 5771 fl. 44 kr. Da dasselbe am Schlüsse der vorigen Rechnungs- periode betrug 5610 fl. 12 kr. so ergibt sich eine Vermögenszunahme von — ;. 161 fl. 32 kr. Nach der vorhergehenden Rechnung war die Zahl der Mitglieder ^ 419 Hiezu die neu eingetretenen Mitglieder, nämlich die Herren : Professor Dr. Ahles, Vikar E. Ilärlin in Heiningen, Reffierunsrsrath Holland, — 21 — Uebertrag 419 Baurath Barth in Ileilbronn, Eisenbalinbau-Inspcktor Zimmer in Jagstfeid, Oberamtsarzt Dr. II ö ring in Ileilbronn, Direktor A. Faisst von da, Apotheker Dr. Bilfinger von da, Staatsrat!! v. Goppel t von da, Kaufmann M. Haakh von da, Stadtpfarrer Schmid von da, Prof. Wetzel von da, Hofapoth eker H e n z 1 e r , Kaufmann F. Klett, Staatsrath v. Rümelin, Pfarrer Scheuermann in Untermünkheim, Apotheker Lang in Ileilbronn, Professor Henzler in Ellwangen, Dr. Werner in Ludwigsburg, A. Schäuffelen in Heilbronn, Regierungsassessor Hoser, Hofkaplan v. Günther, Direktor v. Autenrieth in Reutlingen, Oberstudienrath Dr. Hassler in Ulm, Kameralverwalter Hebsacker in Wangen i. A., Fabrikant A. Stotz, Inspektor Steinheil in Clemenshall, Buchhändler Moser in Tübingen, Major H. Arlt, Obermaschinenmeister Brockmann, Trigonometer Regelmann, Finanzreferendär E. Aigner und der forstliche Leseverein in Rottweil 33 452 Hieven ab die ausgetretenen Mitglieder, und zwar die Herren : Apotheker Becher in Heubach, 22 Apotheker Moll in Kirchheim u. T., Professor Silber, Gerichtsactuar Moser in Freudenstadt, Hauptmann v. Wundt^ Professor Dr. Wunderlich in Leipzig, Medicinalrath Dr. Bauer in Eeutlingen, Forstmeister Fischbach in Rottweil, Kaufmann Storr, Reallehrer Fritz in Heidenheim, August Lenz in Owen, Theol. Cand. Wieland 12 Die gestorbenen Mitglieder, nämlich die Herren: Geh. Finanzrath v. Gwinner in Bistritz, Inspektor Ebner, Obermedicinalrath Dr. v. Jäger, General v. Troyff, Oberamtsarzt Dr. Weiss, Hofrath Dr. Guckelberger, * Partikulier A. Meyer, Oberamtsarzt Dr. Schütz in Nagold, Apotheker Pfaehler von Solothurn .... 9 21 über deren Abzug die Mitgliederzahl am Rechnungsschluss beträgt — > 43 somit Zunahme gegen fernd — [' 12 Mitglieder. Wahl der Beamten. Die Generalversammlung "wählte durch Acclamation für das Vereinsjahr 1867 — 1868 die beiden Vorstände: zum ersten Vorstand: Professor Dr. W. v. Rapp in Tübingen, zum zweiten Vorstand: Oberstudienrath Dr. v. Kurr, und für diejenige Hälfte des Ausschusses, welche nach §. 12 der Yereinsstatuten diessmal auszutreten hat: Geheimer Hofrath Dr. v. Fehling, Obermedicinalrath Dr. v. Hering, Generalstabsarzt Dr. v. Klein, Oberstudienratli Dr. Krauss, Kanzleirath Dr. v. Martens, Director v. Schmidt, Hospital Verwalter Seyffardt, Professor Dr. Zech. Im Ausschuss bleiben zurück: Professor C. W. Baur, Professor Dr. Blum, Finanzrath Es er, Professor Dr. Fraas, Oberjustizrath W. Gmelin, Professor Dr. Köstlin, Professor Dr. Marx, Oberfinanzrath Dr. Zell er. Zur Verstärkung des Ausschusses wurden in der Sitzung vom 5. December nach §. 14 der Statuten gewählt: Professor Dr. Ahles, Baurath Binder, Professor Dr. Haas, Apotheker Reihlen. In derselben Ausschusssitzung wurden um fernere Ueber- nahme ihrer Aemter gebeten: als Secretäre: Generalstabsarzt Dr. v. Klein, Oberstudienrath Dr. Krauss, letzterer zugleich als Bibliothekar, und als Kassier: Hospitalverwaltcr Seyffardt. — 24 — Für den Ort der nächsten Generalversammlung am Johannisfeiertag 1868 wurde Ulm und zum Geschäftsführer Dr. Gustav Leube gewählt. Der Vorsitzende brachte nun den von Dr. Petermann er- gangenen Aufruf zur Unterstützung des in Südafrika rei- senden Württembergers Karl Manch zur Sprache und richtete warme Worte an die Versammelten, dass auch von Württem- berg diesem von allen Hülfsmitteln entblösten Geographen und Naturforscher reichliche Beiträge zufliessen möchten. Er be- merkt hiezu, dass nach dem Wortlaut der Vereinsstatuten es zweifelhaft sei, ob die Ertheilung einer Unterstützung Mauchs aus der Vereinskasse zulässig sei. Dr. Krauss gibt sodann folgenden kurzen Lebensabriss über K. Mauch: Nachdem in dem neuesten Maiheft der geographischen Mit- theilungen von Dr. Petermann der Aufruf zu Beiträgen und öffentlichen Sammlungen für Karl Mauch ergangen ist, halte ich es für Pflicht und Ehrensache, diesen Aufruf in Mauchs engerem Vaterlande weiter zu verbreiten. Ich fühle mich um so mehr dazu berufen, als ich durch meine naturwissenschaft- lichen Reisen in das Natalland (im Innern des KafFernlandes) zur Zeit der Ansiedlung der Beeren am Vaalfluss selbst Gelegen- heit hatte, die dortigen Verhältnisse kennen zu lernen. Karl Mauch ist der Sohn des noch im K. württ. Ehren- invalidenkorps zu Comburg lebenden Stabsfouriers Mauch und den 7. Mai 1837 in Stetten, O.-.A. Cannstatt, geboren. Sein damals in der Garnison in Ludwigsburg stehender Vater Hess ihn daselbst zuerst die Volks-, dann die Real- und Oberrcalschule besuchen, in der Hoffnung, seinen Sohn, wie er mir mittheilte, zum Reallehrer heranbilden zu können. Die sich vermehrende Famihe hinderte ihn jedoch, da die Mittel nicht ausreichten, an der Ausführung dieses Plans, und Karl machte daher das Präparanden- und zwei Jahre später das Aufnahmsexamen ins Seminar nach Gmünd, wo er der Erste in der Lokation unter seinen Mitbewerbern wurde. Nach zweijährigem Aufenthalt in — 25 - Gmünd knm er im 19. Jahre als Provisor nach Isny, und ein Jahr darauf ging er als Hauslehrer zu Anton Kmentt in Taschen in Oestcrrcich. im Jahr 1859 musste er wieder ins Vaterland zurückkehren und marsehirte, auf Kriegsdauer in die Artillerie eintretend, als Fourier aus. Nach Aufhebung der Kriegsbereitschaft ging er im Oktober 1859 wiederum nach Oesterreich als Hofmeister, wo er sich bis zum Jahr 1863 aufliielt. In dieser Zeit seines Lehr- amtes, das ihm ganz und gar nicht entsprach, erlernte er die lateinische und französische Sprache und beschäftigte sich mit dem Studium der Botanik. "Während seiner Anstellung im Steierischen Marburg von 18G1 — 63 benützte er, wie er selbst an Dr. Petermann schrieb, die Bibliothek, das physikalische und naturhistorische Kabinet des Gymnasiums, besuchte die Sammlungen und den botraiischen Garten in Gratz, legte In- sekten-, Mineralien- und Pflanzensammlungen an. Nebenbei suchte er sich durch Umgang mit Aerzten und durch das Stu- dium geeigneter medicinischer Werke ärztliche Kenntnisse zu verschaffen, erlernte die englische und arabische Sprache und versäumte auch nicht, den einzigen Zweck seines Strebens für geographische Entdeckungsreisen nie aus den Augen verlierend, seinen Körper durch allerlei Leibesübungen, durch anstrengende Fussreisen in jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung mög- lichst zu stählen. So ausgerüstet schrieb K. Manch kurz vor seiner Abreise nach Triest im August 1863 an Dr. Petermann (siehe dessen Mittheilungen 1866, S. 245) und bat ihn um Rath, ob er nicht an die Stelle des verstorbenen Dr. Steudner treten oder mit van der Decken von der Ostseite Afrika's aus ins Innere vor- dringen könne, da er aus Mangel an den nöthigen Geldmitteln sich genöthigt sehe, anstatt direkt seinem Ziel entgegenzusteuern, durch Umwege dasselbe zu erreichen. „Der erste Umweg," schrieb er, „wäre, mit Hülfe meiner kaufmännischen Kenntnisse, zu trachten, in die tropischen Gegenden zu gelangen, und der zweite ist so abenteuerlicher Art, dass ich ihn hier verschweigen möchte." Obgleich Dr. Petermann in seiner Antwort ihm weder - 26 — abrathend, noch ihn aneifernd auf die Schwierigkeiten zur Er- reichung seines Zieles aufmerksam machte und ihm wenig Aus- sicht gab, sein Vorhaben unterstützen zu können, so fand der thatenlustige K. Mauch doch Mittel und Wege, nach Afrika zu reisen. Er vorliess im August 1863 Triest, lebte unter den misslichsten Umständen 5 Monate lang in London, wo er sich mit Studien im britischen Museum und in den botanischen Gär- ten beschäftigte, und gelangte endlich, nachdem er über ein Jahr lang auf der See war, nach Südafrika. In seinem ersten Schreiben an Dr. Petermann aus Potschef- stroem im fernen Innern von Südafrika vom März 1866 (Mit- theil. S. 246) schrieb unser Reisender, dass er aus der langen Pause seit seiner Abreise von Triest wohl selbst schliessen werde, dass die zu überwältigenden Hindernisse, mit deren Aufzeich- nung sein Tagebuch manchen Bogen angefüllt enthalte, weder gering, noch von kurzer Dauer waren. Er trachte seit Juni 1865 danach, durch fleissige und anstrengende Fusstouren sich zu akkliraatisiren. Als erste Frucht seiner Bemühungen kün- digt er ihm die Uebersendung einer möglichst genauen Karte der South African Republic an, welche er mit Zustimmung des Präsidenten Pretorius nach der Kapstadt zum Druck überschickt habe, sowie dass er in Kurzem eine genauere Schilderung des Landes in naturhistorischer Beziehung zu liefern gedenke. Be- sonders aber klagt er, dass er gänzlich auf seinen Kompass beschränkt sei und weder Instrumente zu astronomischen noch meteorologischen Beobachtungen zur Verfügung habe, ebenso dass der Freistaat durch Mangel an klingender Münze, durch ungeheure Verluste an Rindvieh, Schafen und Pferden in schlimm- ster Krisis sich befinde und durch die grosse Gährung unter den umwohnenden Kaffernstämmen auch noch in einen Krieg ver- wickelt werde. Die indolenten Bauern fangen zwar in ihrer Noth an, dem höchst fruchtbaren Lande auch Baumwolle, Kaffee und Thee anzuvertrauen, aber mit arbeitsamen Einwanderern müsste das Land in Kurzem einen Aufschwung nehmen, zumal für Bergbau ein äusserst ergiebiges Feld offen stehe, wovon seine kleine Mineraliensammlung den deutlichsten Beweis liefere. — 27 — Wiederum nach einem Jahr tlieilt Dr. Petermann in seinem Aufruf zu Beitrcägen und öffentlichen Sammlungen für Karl Manch dessen Brief aus Potschefstrocm vom Januar 18G7 mit, dem eine sauber gezeichnete und werthvolle Reisekarto vom Vaalfluss bis Zambesi beigeschlossen war. Nach diesem hat Mauch vom Mai 186G bis Januar 1867 mit erfahrenen Elophantenjägern eine Jagdexpedition nördlich von dem Lande des Kafifernkönigs Mo- silikatse gemacht und dabei unter etwa 19'' 50' S. Br. und 28" 35' östl. L. V. Gr. die Wasserscheide zwischen den Flussge- bieten des Limpopo und des Zambesi betreten. Er schreibt darin von den granitischen Gebilden, welche den Rückgrat des südafrikanischen Kontinentes bilden, von den Verhältnissen der Pflanzen- und Thierwelt, insbesondere auch von der Tsetse-Fliege (Glossina), dieser grossen Plage aller nicht zu Fuss Reisenden. Die lineare Ausdehnung der auf der Karte verzeichneten Reise- route beträgt nicht weniger als 485 deutsche Meilen. Peter- mann ist bereits mit der Ausarbeitung der Karte beschäftigt. Mauch sucht weiter nach dem Norden vorzudringen und even- tuell die bis jetzt noch ganz unbekannten Aequatorialgegenden zu erreichen. Indem ich auf die näheren Berichte in den erwähnten Mit- theilungen von Dr. Petermann verweise, wird die kurze Schil- derung der Erlebnisse unseres Landsmannes hinreichen. Sie wird aber auch zur Genüge beweisen, dass ein Mann, der von einem solch unwiderstehlichen Trieb zur Erweiterung der Kennt- nisse geographischer und naturwissenschaftlicher Verhältnisse Afrika's beseelt ist, der nach Ueberwindung unsäglicher Hin- dernisse und Entbehrungen auch noch allen Mühsalen und Lei- den einer gefahrvollen Reise mit ungebeugtem Muthe entgegen geht, zu seiner im Dienste der Wissenschaft unternommenen Entdeckungsreise aufs Kräftigste unterstützt zu werden verdient. Wenn schon in Norddcutschland durch die anerkennenswerthen Bemühungen des Dr. Petermann in kurzer Zeit von Vereinen und Privaten namhafte Summen zur Unterstützung von Karl Mauch beigesteuert worden sind, so sind wir in Württemberg um so mehr verpflichtet, unserem Mitbürger durch reichliche — 28 — Beiträge schnelle und nachhaltige Hülfe zu verschaffen, damit er mit den nöthigen Mitteln und Instrumenten ausgerüstet seine Reise in das Innere von Afrika fortsetzen kann. Die Anwesenden betheiligten sich auch sogleich in erfreu- lichster Weise durch Zeichnung von Beiträgen. Nach 1 Uhr wurden die Verhandlungen geschlossen. Nach dem gemeinschaftlichen Mittagsmahle besuchte ein grosser Theil der Anwesenden das Trefz'sche Süsswasser-Aquarium und später unter der Führung ihrer Conservatoren die württembergische Naturalien-Sammlung in den schönen und zweckmässigen Räu- men des Flügels des K. Naturalieu-Kabinets, wo die geogno- stische und paläontologische Sammlung im ersten, die zoologische und botanische im dritten Stock anschaulich und belehrend auf- gestellt und dem freien Zutritt des Publikums jeden Tag in liberalster Weise zugänglich gemacht ist. Vorträge. I. Dr. G. Werner über den Werth der Dünnschliffe von Gebirgs arten unter Vorlegung einiger Proben: Nachdem ich in den letzten Wochen angefangen habe, un- sere württembergischen Gesteine der Untersuchung unter dem Mikroskop zu unterwerfen, habe ich mir erlaubt, Ihnen hier einige Proben von Dünnschliffen, welche ich zu diesem Zweck angefertigt, vorzulegen, in der Ueberzeugung, dass Sie dieser in den letzten Jahren mit so vielem Erfolg angewendeten Unter- suchungsmethode ihr Interesse nicht versagen werden. Die Benützung des Mikroskops für petrographische Unter- suchungen ist nicht neu. Schon im vorigen Jahrhundert haben Männer, wie Dolomieu u.a. Versuche dieser Art gemacht und in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts war es besonders Cordier, welcher die Anwendung des Mikroskops auf die Un- tersuchung der Gesteine eingeführt hat und durch ihn wurden Humboldt, Eose, Mitscherlich u. a, auf die Sache aufmerksam; sie fand aber bei diesen Männern wenig Anklang. Seitdem haben wohl einzelne Forscher hin und wieder das Mikroskop zur Untersuchung von Felsarten benützt, theils solcher, welche Reste von grösseren oder auch mikroskopisch kleinen Organis- men enthalten (wie Kreide, Infusorienerde, Kleb-, Polierschiefer u. s. w.), theils einzelner krystallinischer, plutonischer oder vul- kanischer Gesteine. Aber erst seit etwa zwei Jahrzehnten kam besonders die mikroskopische Untersuchung der letzteren mehr in Aufschwung; und es ist in den letzten Jahren namentlich die — 30 — Präparation von mehr oder weniger durchsichtigen Dünnschliffen fürs Mikroskop mehr und mehr in Aufnahme gekommen. Es sind aus den letzten 10 Jahren in dieser Beziehung hauptsäch- lich die Namen eines Oschatz, Ehrenberg, ferner die des Bergrath Jen z seh in Gotha, des Professor Zirkel in Lem- berg und besonders des englischen Forschers Clifton Sorby zu erwähnen. Zirkel hat in seinem „Lehrbuch der Petrographie ," sowie in den Wiener Sitzungsberichten (18G3, Bd. 47. S. 228 ff.) eine ziemlich genaue Beschreibung der für die Herstellung von Dünn- schliffen uothwendigen Operationen gegeben. Solche DünnschHffe, welche wegen ihrer geringen Dicke die Anwendung durchfallen- den Lichtes gestatten, bieten nun verschiedene Anhaltspunkte für die Erforschung der mineralogischen Zusammensetzung der Gesteine dar, wovon ich nur Einiges hervorheben will. Es ist natürlich, dass ein Mineral, welches als wesenthcher oder als accessorischer Bestandtheil in einer Gebirgsart vor- kommt, bei der Betrachtung unter dem Mikroskop öfters mit ganz andern Merkmalen sich präsentirt, als bei der Untersuchung mit blosem Auge oder mit der Loupe. Ein wichtiger Punkt ist vor Allem der Grad der Durchsichtigkeit, welche natürlich bei einem solchen Dünnschliff wesentlich erhöht ist. Es ist z. B. in den Graniten Quarz von Feldspath an der Durchsichtigkeit sehr leicht zu unterscheiden, indem jener immer farblos und vollkommen durchsichtig, letzterer meist trübe erscheint. Andere Mineralien, welche für die gewöhnliche Beobachtung fast schwarz erscheinen, zeigen verschiedene, öfters charakteristische Farben, Hornblende erscheint oliven-, grasgrün, schwarzer Glimmer gelb, röthlich, schmutzig-grün, braun u. s. w. Granat, Cyanit u. a. haben ihre natürlichen Farben, nur sind sie begreiflicherweise blasser; den- noch lassen sich solche öfters auch in mikroskopisch kleinen eingesprengten Körnchen an der charakteristischen Farbe noch erkennen. Kleine schwarze Körnchen, die auch bei sehr ge- ringer Grösse unter dem Mikroskop noch undurchsichtig erschei- nen, geben sich hierdurch mit ,vieler Wahrscheinlichkeit als Erze (namenthch des Eisens) zu erkennen und zeigen dann öfters im - 31 — reflectirten Lichte charakteristische Unterscheidungs-Merkmale. — Xaeh der Farbe und Durchsichtigkeit sind namenthch Strei- fuiigen in gewissen Richtungen öfters brauclibar für das Erken- nen einzehier Mineralien, so z. B. die Zwillingsstreifen, welche die klinoklastischen Feldspathe vom Orthoklas unterscheiden. In manchen Fällen gibt auch die Anwendung polarisirtcn Lichtes Aufscliluss über die Katur der Gesteinseinschlüsse. Zu den wichtigsten Beobachtungen bei der mikroskopischen Untersuchung der Gesteine gehört die Entdeckung kleiner Bläs- chen im Quarz, die öfters mit Flüssigkeit oder amorpher Glas- masse oder auch mit Luft erfüllt sind. Ebenso ist von Wich- tigkeit die Beobachtung kleiner eingeschlossener Krystalle im Quarz der Granite, wie in den vulkanischen Gläsern. Es braucht wohl kaum der Erinnerung, dass die mikro- skopische Untersuchung der Gesteine besonders für die Erfor- schung der organischen Structur von fossilen Hölzern und an- dern Organismen von der grössten Wichtigkeit ist, wie denn solche Untersuchungen in den letzten Jahren auf die Entdeckung des sogenannten Eozoon canadense geführt hat. Ich beschränke mich auf die gemachten Andeutungen und behalte mir vor, die genannten Anhaltspunkte speziell auf die Untersuchung württembergischer Felsarten in eine ausgedehn- tere Anwendung zu bringen. Die vorgelegten Dünnschliffe waren folgende: 1. Granit vom Murgthal mit ausgeschiedenen grossen Feldspathkrystallen (sonst von mittlerem Korn). In der Grund- masse ist der Feldspath röthlich, der Quarz grau, der Glimmer schwarz; die ausgeschiedenen Krystalle von Feldspath sind weiss. Nach der Beobachtung unter dem Mikroskop: Der Feld- spath erscheint trübe und gelblichgrau gefärbt; der Quarz durchsichtig und wasserhell mit zahlreichen kleinen Hohlräumen und einzelnen theils spiessigen, theils mehr breiten eingeschlos- senen Kryställchen, welche ebenso durchsichtig wie der Quarz selbst sind; — der Glimmer schmutziggrün, gestreift. — o^ — 2. Granit von Schönmiinzach, mittel- bis feinkörnig, nait •weissem Feldspath und schwarzem Glimmer. Unter dem Mikroskop : Feldspath trübe grau, Quarz wasser- hell mit zahllosen eingeschlossenen Krystallnadeln , Ghramer schmutzigbraun. 3. Gneiss mit Eisenglimmer von Alpirsbach, feinkörnig und äusserst quarzreich. Unter dem Mikroskop: Von Feldspath ist wenig zu sehen. Der Quarz ist wasserhell und enthält einzelne Krystallnadeln und neben vielen kleinern Hohlräumen auch grössere rundliche Einschlüsse, welche durchsichtig und theils farblos, theils gelb- lich gefärbt sind. Glimmer durchscheinend, röthlich. Das Eisen- oxyd (Eisenglanz oder Eisenglimmer) erscheint in grösseren und kleineren völlig undurchsichtigen (schwarzen) Körnchen von eckigem Umriss und zeigt bei geringerer Vergrösserung und auffallendem Lichte starken Metallglanz und die charakteristische Beschaffenheit der Blätterbrüehe der sogen. Eisenrosen. 4. Gneiss vom Murgthal, sehr feinkörnig, hornsteinartig, deutlich geschichtet (senkrecht oder schief zur Schichtung ge- schliffen). Unter dem Mikroskop : Quarz farblos und durchsichtig, ent- hält Krystallnadeln und andere durchsichtige rundliche Ein- schlüsse. Glimmer schmutzigbraun. Feldspath scheint fast zu fehlen. 5. Syenit-Granit (Sinait) von Wady Hebräu am Sinai (Fraas 1865). Enthält neben weissem Feldspath und Quarz dunkelgrüne Hornblende, schwarzen Glimmer und einzelne Ti- tanitkrystalle von nelkenbrauner Farbe. Wirkt auf die Magnet- nadel. Unter dem Mikroskop: Im wasserhellen Quarz sehr zahl- reiche Krystallnadeln, die öfters ausgezeichnet parallele Lage haben. Der Titanit ist durchscheinend und von weingelber Farbe. Glimmer braungrün, Hornblende grasgrün, bildet zum Theil kleine lose Krystalle. Ausserdem zeigen sich kleine schwarze Körnchen von Magneteisen, welche aus dem gf'pul- verten Gestein durch den Magnet ausgezogen worden können. - 33 - 6. Weisser Granuli t von Mähren, zeigt zumTheil deut- liche Schichtung. Unter dem Mikroskop: In der weissen Feldspathmasse er- scheinen Körner von röthlichcm Granit, hellblauem feingestreif- tem Cyanit und hyacinthfarbige prismatische Kryställchen ; femer schmale Streifen von farblosem Quarz, welche etwas schwieriger zu beobachten sind, aber deutliche parallele Lagerung haben und die Ursache des geschichteten Ansehens sind. Uebrigens liegen auch obige farbige Körner meist in regelmässigen Linien. 7. Granulit, röthlichgrau , von der Sprollenmühle bei Wildbad. Unter dem Mikroskop: Zwischen den trüberen Feldspath- parthieen erkennt man wasserhellen Quarz mit eingeschlossenen Krystallnadeln, von andern Mineralien nichts Deutliches. 8. Ophicalcit vom Steinhag bei Oberzeil am bayerischen Wald unweit Passau mit Eozoon (Gümbel). Unter dem Mikroskop : Im blättrigen Kalkspath liegen rund- liche Parthieu von grünem Serpentin, welche organische Struc- tur haben und das sogenannte Eozoon canadense darstellen sollen. * 9. Basalt vom Calverbühl bei Dettingen u. U., mit deut- lich sichtbaren Olivinkörnern. Unter dem Mikroskop: Die durchscheinende graue Grund- masse ist von bald kleinen, bald grösseren wasserhellen Par- thieu unterbrochen, welche aus Olivin bestehen. In der Grund- masse erkennt man unzählige meist sehr kleine schwarze Körn- chen von Magneteisen. 10. Phonolith (Klingstein) vom Hohentwiel, dicht, von dunkelgrüner Farbe. Unter dem Mikroskop: Die schmutzigtrübe, wenig durch- scheinende Masse schliesst zahlreiche dunkelgrüne Krystalle von unscharf prismatischem Umriss (wahrscheinlich Hornblende) ein. Daneben durchsichtiger glasiger Feldspath mit eingeschlossenen Krystallnadeln. 11. Nosean phonolith vom Hohentwiel, gelblichgrau. Hat eine schwache Einwirkung auf die Magnetnadel. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1S68. Is Heft. 3 Unter dem Mikroskop: Aus der gelblichen Grundmasse, welche zahlreiche dunkelgrüne prismatische Krystalle von Augit oder Hornblende einschlicsst , sind wasserhelle Parthien von glasigem Feldspath ausgeschieden, welcher eine grosse Menge feiner Krystallnadeln enthält. Ein hellblaues Mineral, welches in der Grundmasse eingeschlossen ist, aus dem sich aber durch Zersetzung eine Menge feiner Krystallnadeln erzeugt zu haben scheinen, ist ohne Zweifel Hauyn oder Nosean. Kleine schwarze Körnchen werden wohl aus Magneteisen bestehen. 12. Verkieseltcs Nadelholz aus dem Stubensandstein von Hollenstatt, O.-A. Aalen (Peiice heuperina, in Hornstein umgewandelt). Unter dem Mikroskop: Der QuerschliflF zeigt den polyedri- schen Umriss des Zellenquerschnitts. Der Tangentialschliff und der Radialschliflf zeigen die Tüpfel der Tüpfelzellen sehr deut- lich, ausserdem auch Eeste von den Markstrahlen. (Sämmtliche hier beschriebene Präparate sind in den mine- ralogischen Sammlungen der K. polytechnischen Schule in Stutt- gart zu finden.) IL Dr. G. Werner las über die graphische Darstel- lung der Gestaltung geognostischer Grenzflächen Folgendes : (Hiezu Taf. I.) Die geognostische Spezialkarte von Württemberg, so weit sie bis jetzt erschienen ist, gibt uns die Mittel an die Hand, die Gestaltung der Grenzfläche zwischen zwei geognostischen Formationen oder einzelnen Schichten, welche hier zu Tage treten, graphisch darzustellen. So einfach die Sache ist, um die es sich hier handelt, so scheint es doch nicht ganz unnöthig, einige Worte vorauszu- schicken, um sich von der Fläche, deren Gestalt dargestellt werden soll, eine klare Vorstellung zu machen. Wir wählen dazu sogleich einen ganz speziellen Fall. Man denke sich auf einem bestimmten Terrain, z. B. auf dem Areal der 4 aneinanderstossenden Blätter der geognostischen — 35 — Spezialkarto von Württemberg Stuttgart, Liebenzell, Maul- bronn und Besigheim die geognostischen Schichten von oben herab bis zu einer bestimmten Sclüchtengrenzfläche abgedeckt, also z. B. von den auf dem bezeichneten Terrain zu Tage tre- tenden Gebirgsschichten Alles, was zum Lias und was zum obe- ren und mittleren Keuper bis herab zum Schilfsandstein ein- schliesslich gehört, abgehoben; dann tritt eine Fläche zu Tage, welche die Oberfläche der unteren Keupermergel (Gypsmergel), also die Grenzfläche zwischen diesen und dem Schilfsandstein darstellt. — Unter ganz normalen, oder vielmehr idealen Ver- hältnissen müsste diese Fläche sich als vollkommene Horizon- talebcne präsentiren. Wir wissen aber, dass solche ideale Ver- hältnisse in der Wirklichkeit nirgends vorhanden sind, sondern dass die Schichten bald mehr bald weniger, hier mehr in dieser, dort mehr in einer andern Richtung gegen den Horizont geneigt sind; und wir werden daher die Fläche vor der Hand im All- gemeinen als eine wellenförmig auf- und abgebogene krumme Fläche betrachten müssen. — Aber nicht auf dem ganzen Areal, das wir in Betracht ziehen, sind jene jüngeren Schichten abge- lagert, durch deren Abhebung wir uns die in Rede stehende Fläche blosgelegt dachten. An andern Stellen sind es vielmehr viel ältere Gesteinsschichten, welche unmittelbar zu Tage aus- gehen, wie in dem oben angenommenen Fall die der Lettenkohle und des Muschelkalks, so dass der unterste Keuper oder auch noch die Lettenkohle gänzlich fehlen. Um über solche Stellen ^ n.. 1 Schilfsandstein , , , . unsere Grenzflache auszudehnen, mussten wir uns Gypsmergel die hier fehlenden Formationsglieder bis zu den Gypsmergeln einschliesslich aufgesetzt denken, d. h. wir müssten uns die be- sprochene Grenzfläche von der Gegend von Stuttgart aus, wo sie zu Tage ausgeht, hoch über die Fläche des Muschelkalks und der Lcttenkohle hinweg fortgesetzt denken, bis sie am Stromberg wieder erscheint. Eine solche wellenförmig gestaltete Fläche wird nun am einfachsten nach einer von denjenigen Methoden graphisch ver- zeichnet, welche man sonst bei der Kartographie zur Darstellung — 36 — der Terrainverhältnisse in Anwendung bringt. Der Unterschied liegt nur darin, dass erstens in unserem Fall die Unebenheiten im Allgemeinen weniger bedeutend, in einzelnen Fällen aber, wo Verwerfungsspalten vorhanden sind, weit schroffer sind als bei der gewöhnlichen Kartographie, und dass zweitens die An- haltspunkte, auf welche eine solche Darstellung basirt ist, in unserem Fall weit schwieriger zu gewinnen sind. Von den letz- teren soll, ehe wir die Methode der graphischen Darstellung selbst besprechen, noch mit ein paar Worten die Rede sein. Man hat als Mittel zur Erforschung der Gestaltung geo- gnostischer Grenzflächen Anhaltspunkte verschiedener Art, welche theils mehr theils weniger zuverlässig sind. Das Nächstliegende wäre die unmittelbare Beobachtung des Streichens und Fallens der Schichten mit Hilfe des Bergcompasses. Da man indessen in dieser Beziehung bei den kleinen Verhältnissen eines einzel- nen Aufschlusses sehr von -den störenden Einflüssen localer Ver- hältnisse abhängig ist und ohnediess kleine Aenderuugen in den Richtungen des Fallens und Streichens nicht für massgebend für den Verlauf der Schichten im Innern des Berges ansehen darf, so ist auf solche Beobachtungen nur ein sehr bcdiugtes Gewicht zu legen, womit indessen nicht gesagt sein soll, dass sie nicht unter Umständen von grossem "Werth werden können. Ob die Beobachtung der Fall- und Streichklüfte für unsere Zwecke brauchbar ist (was jedenfalls von grosser Wichtigkeit wäre), kann sich erst dann herausstellen, wenn einmal eine auf anderem Wege genau ermittelte Grenzflächengestaltung damit verglichen werden kann. Das sicherste Mittel zur Bestimmung der Grenzflächen bleiben immerhin die direct nach ihrer geo- graphischen Lage und ihrer Meereshöhe bestimmten Punkte, welche in jene Grenzflächen fallen, und als solche hat man folgende: 1) Die zuverlässigsten Punkte der Grenzflächen sind immer diejenigen, welche die Bohrlöcher darbieten, vorausgesetzt, dass die Beschaifcnheit der Gesteine, welche der Bohrer heraufbringt, eine genaue Bestimmung erniögliolit. Demi hier bleibt die Aufeinanderfolge der Schichten ungestört von Unterwaschungen — 37 — und Ueberstürzungen, welche an den zu Tage gehenden Stellen entweder die Grenze verwischen oder bedeutende aber nur lo- cale Schichtenstürungcn verursaclicn. Es kann aber allerdings ein Gebirge auch in der Tiefe ausgelaugt werden und so die darauf liegenden Gesteinsschichten zum Niedersinken veranlassen ; wenn derartige Abweichungen von einer früheren Gestaltung der Grenzfltäche bedeutend sind, so muss denselben bei der gra- phischen Darstellung Rechnung getragen werden. — Leider sind manche bei Bohrversuchen gemachte Beobachtungen von Höhen, resp. Tiefen der Schichten- und Formationsgrenzen für unsere Zwecke nur theilwcise brauchbar, weil öfters die Meereshöhe desjenigen Punktes nicht angegeben wird, von dem aus die Tiefen gerechnet sind. 2) Unter den zu Tage ausgehenden Stellen der Grenzflächen sind natürlicherweise diejenigen die wichtigsten, welche unmittel- bar trigonometrisch oder barometrisch bestimmt sind. Die baro- meti'ischen Bestimmungen sind in vielen Fällen, namentlich wo die Schichten ein bedeutendes Fallen zeigen, genau genug für unsere Construction. Dagegen ist bei stärkerem Fallen eine genaue Angabe des Punkts in Beziehung auf seine Länge und Breite (am einfachsten als Entfernung vom östlichen und nörd- lichen Rand des betreffenden Atlasblattes ausgedrückt) von grös- serer "Wichtigkeit, als da, wo die Schichten nur unbedeutend fallen. Bei einzelnen vorspringenden Hügeln ist zuweilen deut- lich zu beobachten, dass die Scliichtengrenzeu nicht unbedeutend tiefer liegen als im benachbarten Gebiete des zusammenhängen- den Höhenzuges, und in ähnlicher Weise beobachtet man an den Bergabhängen zuweilen ein plötzliches Fallen der Grenzfläche. In solchen Fällen wird es sich fragen, ob man bei der graphi- schen Darstellung derartige Verschicbungen, wie sie an der Erdoberfläche durch theilweise Verwitterung oder sonstige Zer- störung einzelner Schichten unter dem Eiuflusse der Atmosphäre, der Gewässer oder auch der Pflanzenwelt hervorgerufen werden, zu berücksichtigen sind, oder ob sie, weil zu sehr mit localen Verhältnissen zusammenhängend, ausser Acht gelassen werden müssen, damit der Totaleindruck vom Verlauf der Grenzfläche - 38 - nicht gestört werde. Es lässt sich hierüber keine allgemeine Regel aufstellen, die Verhältnisse des einzelnen Falls müssen entscheiden. 3) Wo die Meereshöhe einer Schichten- und Formations- grenze nicht direct bestimmt ist, da kann man zuweilen durch passende Combination zweier in der Nähe liegender trigono- metrisch bestimmter Punkte, von denen der eine über, der an- dere unter der Grenzfläche liegt, wenn die beiden Höhenzahlen nicht bedeutend differiren, die ungefähre Meereshöhe der Grenz- fläche selbst bestimmen. Diess ist namentlich dann zweckmässig, wenn die beiden Nachbarpunkte auf der Sohle von Thälern lie- gen, bei denen man annehmen kann, dass das Gefäll derselben ein ungefähr constantes ist. — Wenn irgendwo in der Nähe einer zu Tage ausgehenden Formations- oder Schichtengrenze nur ein trigonometrisch bestimmter Punkt sich findet, so kann man die ungefähre Meereshöhe der Grenzfläche unter Umstän- den abschätzen, indem man je nach der Entfernung jenes Punktes von der Grenze und je nach der grösseren oder geringeren Steil- heit des Terrains mehr oder weniger Fusse zu jener Höhenzahl addirt oder von derselben abzieht. — In der gewöhnlichen Kartographie hat man hauptsächlich zweierlei Methoden zur Darstellung des Reliefs der Erdober- fläche; die eine ist die hellere und dunklere Schraffirung (je nach der geringeren oder bedeutenderen Steilheit der Gehänge), die andere ist die Methode der Höhencurven oder Horizontal- curven, deren jede den geometrischen Ort aller Punkte von einer und derselben Meereshöhe darstellt. Je geringer dieVer- ticaldistanz der einzelnen Höhencurven gewählt wh'd, desto ge- nauere Einsicht gewährt die Zeichnung in die Terrainverhält- nisse des betreffenden Gebiets. Noch anschaulicher wird eine solche Darstellung, wenn der Raum zwischen den einzelnen Horizontalcurven durch einen Farbenton ausgefüllt wird, dessen Intensivität mit der Höhe steigt. Offenbar wird die letztere Methode für unseru Zweck, also zur graphischen Darstellung der Grenzflächcn-Gostaltung ein- zelner geognostischer Formationen oder ihrer Glieder die geeig- — 39 — netere sein. Denn da wir diejenige Richturg einer Schichte ihr Streichen nennen, welche als Horizontale in die Fläche ein- gezeichnet wcrdqn kann, so ist klar, dass solche Horizontal- curvcn in der Grenzfläche uns zugleich die Streichlinien der betreffenden Schichte anzeigen; und da das Streichen auf grös- sere Entfernungen hin immer sich mehr oder weniger ändert, die Streichlinien also, wie die Höhencurven der Erdoborflähe selbst, wirkliche Curven sind, so werden wir sie am passendsten Streichcurven nennen. Die Richtung des Fallens an irgend einer Stelle ist dann immer die an dieser Stelle zu den Streich- curven senkrechte. Die Zeichnung, welche die Gestaltung der Grenzfläche ver- sinnlichen soll, ist hiernach sehr einfach. Man braucht nur, nachdem man auf dem betreffenden Areal eine Anzahl von Punkten auf die oben genannte "Weise der Meereshöhe nach bestimmt und im Yerhältniss ihrer gegenseitigen Lage nach geographischer Länge und Breite aufgezeichnet hat, zwischen denselben durch die Horizontalcurven (von 10 zu 10, oder 20 zu 20, oder von 100 zu 100' Verticaldistanz , je nach der An- zahl der zu Gebot stehenden Punkte und dem grösseren oder kleineren Massstab, in dem die Zeichnung ausgeführt wird) nach einer möglichst annähernden Schätzung einzuzeichnen, in- dem man sich dabei zur Regel macht, den Verlauf der Curven so regelmässig zu ziehen, als die gegebenen Punkte nur immer es gestatten. Man wird auf diese Weise wohl eher hie und da der Fläche eine regelmässigere Gestaltung geben, als sie in Wirklichkeit hat; aber man wird weniger Gefahr laufen, Ein- senkungen oder Erhebungen da zu verzeichnen, wo in Wirk- lichkeit keine sind. — Die so erhaltenen Curven stellen nun die Streichcurven dar. Wenn man von solchen eine gewisse Anzahl entworfen hat, so übersieht man auf den ersten Blick die Stellen des stärkeren Fallens, da hier die Curven näher an einander gedrängt sind. Die Stärke des Fallens selbst er- gibt sich sehr leicht aus der Zeichnung, da man an der Stelle, wo man sie zu wissen wünscht, nur die kürzeste Entfernung zweier auf einander folgender Streichcurven mit dem Zirkel - 40 - abzustechen und die Anzahl von Füssen, welche dieselbe be- trägt, mit 100, 20 oder 10 zu dividiren braucht (je nachdem die Verticaldistanz zwischen zwei auf einander folgenden Curven 100, 20, 10' beträgt). Wäre diese Entfernung z. B. = 4500', so betrüge bei der erstgenannten Annahme das Fallen an dieser Stelle 100' auf 4500' Horizontalentfernung, also 1' auf 45 oder die Neigung wäre = 1 : 45 oder 2,22 Procent. In der Wirklichkeit wird nun freilich eine solche Grenzfläche öfters nicht gerade eine solche krumme Fläche darstellen, wie wir sie auf dem oben beschriebenen Weg in der Zeichnung er- halten. Vielmehr werden wir annehmen müssen, da kleinere oder grössere Verwerfungen der Schichten fast überall vorkom- men, dass die Grenzfläche meist aus vielen gebrochenen, im Einzelnen annähernd ebenflächigen Stücken bestehe. Allein nach den bis jetzt vorhandenen Mitteln wird dennoch die Dar- stellung der Grenzflächen als krummer Flächen in den meisten Fällen der Wahrheit näher kommen, als wenn man ohne die gehörigen Anhaltspunkte versuchen wollte, überall die Stelle, Richtung und Stärke der Verwerfungen darzustellen. Bedeu- tendere Steigungen, welche die auf obigem Weg erhaltene Zeichnung aufweist, werden dann immerhin auf diejenigen Stel- len aufmerksam machen, wo eine Verwerfung zu suchen ist und so dazu führen, solche Stellen bei der geologischen Aufnahme einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen. Auf Grund der letzteren kann man sodann in der Zeichnung i\ach und nach Correctionen anbringen, welche zuletzt ein ziemlich richtiges Bild liefern werden. Die mir bis jetzt zu Gebot stehenden Mittel, das Bild der Streichcurven für einzelne Grenzflächen auf den vier Atlasblät- tern Maulbronn, Besigheim, Liebenzell, Stuttgart zu entwerfen, habe ich benützt, um eine solche Zeichnung zu construiren für folgende sechs Grenzflächen: Wellendolomit 2) Buntsandstein ' Anhydritgruppe Wellendolomit 3) 4) - 41 — Hauptmus ch clkalk Auhydritgruppo ' Lettenkohlcuforraation Muschelkalk (rcsp. Muschelkalk-Dolomit) ' _, Schilfsandsteiu . 5) ; — m der uutcrn, und Gypsmergel „, Stubensandstein . , , „ G) r-;^ r- iw der obern Keuperformation. Bunte Mergel Die drei ersten Flächen lassen sich nur für das Blatt Lie- benzell, hauptsächlich für dessen östliche ILälffce, die drei letzten fast nur für die Blätter Stuttgart, Besigheim und die Osthälfte des Blattes Maulbronn bestimmen, da an den übrigen Stellen entweder die betreffenden Formationen gar nicht vorhanden sind, oder ihre Grenzen nicht zu Tage ti-eten. Die Zahl der Punkte, welche der Meereshöhe nach gegeben sind und benützt werden konnten, beträgt für die Grenzfläche 1) 17, für die Grenzfläche 2) 14, für 3) 15, für 4) 90, für 5) 80, für 6) 33. Sowohl die Anzahl der gegebenen Punkte, als die Genauigkeit ihrer Bestimmung ist bis jetzt freilich nicht hinreichend, um die Herstellung einer genauen und zuverlässigen Zeichnung der Streichcurven zu ermöglichen; es kann also auch nicht die Rede davon sein, dass die Resultate, welche meine Constructionen ergeben, auf absolute Richtigkeit Anspruch machen können. Die Construction der Streichcurvensysteme auf diesen Blättern sollte mir vielmehr nur dazu dienen, über die Ausführbarkeit und Anwendbarkeit einer solchen graphischen Darstellung überhaupt klar zu werden. Die auf diesem Gebiet bereits aufgefundenen Verwerfungs- spalten bringen in den Verlauf der Curven bedeutende Störungen, so besonders jene Spalte, welche sich von der Ziegelhütte bei Münster unterhalb Cannstatt nach Schwieberdingen zieht. Auf- fallend ist, dass während bei erstgenanntem Punkt südlich der Spalte die Schichten bedeutend tiefer liegen, als die auf der Nordseite, schon am Burgholz das umgekehrte Verhältniss eintritt. Von welchem praktischen Werthe eine auf zahlreiche und -- 42 - genau bestimmte Punkte gegründete graphische Darstellung der geognostischen Grenzflächen sein würde, braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden. Es Hessen sich insbesondere in Be- zug auf die muthmasslicho Richtung, welche das auf einem be- stimmten Areal niederfallende Wasser in den unterirdischen wasserführenden Schichten nimmt, gewiss werthvolle Schluss- folgerungen ziehen. Von anderweitigen Anwendungen, deren eine solche graphische Darstellung der Grenzflächen mittelst der Streichcurven fähig wäre, sei nur eine hervorgehoben, nämlich die Bestimmung der Mächtigkeit einzelner Schichtengruppen, deren obere und untere Grenzfläche construirt worden ist. Die ungefähre Mächtigkeit eiiies solchen Schichtencomplexes -an einem bestimmten Punkt erhält man unmittelbar, wenn man diesen Punkt in beiden Zeichnungen aufsucht, und die beiden hier ab- gelesenen Meereshöhen von einander abzieht. (Genau genom- men müsste man die gefundene Zahl noch mit dem Cosinus des Neigungswinkels der Schichten an dieser Stelle multipliciren ; wir wollen aber der Einfachheit wegen diese Correction, die sich sehr leicht ausführen liessc, hier und im Folgenden ver- nachlässigen , indem wir unter Mächtigkeit nur die Vertical- distanz beider Grenzflächen verstehen.) Um innerhalb eines bestimmten Areals die durchschnitt- liche Mächtigkeit eines Schichtencomplexes möglichst annähernd zu ermitteln, hat man zwei Wege. Der eine besteht darin, dass man auf die eben angeführte Weise die Mächtigkeit des Schichtencomplexes für einO möglichst grosse Zahl von Punkten aufsucht, welche in das fragliche Areal fallen, besonders von solchen, deren Meereshöheubestimmuiig in beiden Grenzflächen möglichst zuverlässig ist. Uebrigens sollten natürlich die hiezu gewählten Punkte so glcichmässig als möglich auf dem betref- fenden Raum vertheilt sein. Die zu suchende durchschnittliche Mächtigkeit findet man dann als arithmetisches Mittel aus den gefundenen Zahlen. Der zweite Weg, der unter Umständen ein sicheres Resultat liefert, ist folgender: Man bestimmt den Cubik- inhalt der ganzen Gebirgsmasse, welche auf dem gegebenen Areal zwischen beiden Grenzflächen licp, t und z^Yar als Differenz - 43 - der Cubikinhaltc der zwischen dem Moeresniveau und jeder der beiden Grenzflächen gelagerten Gebirgsmassen. Dividirt man die 60 gcumdone Masse dos betroffenden Schichtencomplexos mit der Quadratflächo des gegebenen Areals, so erhält man als Quotienten die durchschnittliche Mächtigkeit. Man braucht zu diesem Zweck nur mittelst des Planimeters auf der Zeichnung den Quadratinhalt des ganzen Areals, sodann nach einander in beiden Grenzflächen je die Qnadratflächen zu bestimmen, welche von den einzelnen Streichcurven (und zum Theil dem anstossen- den Rand des Areals) umschrieben werden. Steigen z. B. die Streichcurven von 100 zu 100' auf und versteht man unter Q den Quadratinhalt des ganzen Areals imd unter Qi, Q.-, Qs, . . . Qn denjenigen des Raums, welcher von der 100', 200', 30O', . . . n. 100' hohen Streichcurve umschlossen wird, so erhält man, wenn wir beispielsweise annehmen, die tiefste Streichcurve auf einer der beiden Grenzflächen sei 700', die höchste 1500' hoch, für den Cubikinhalt der zwischen dem Meeresniveau und dieser Grenzfläche auf dem gegebenen Areal eingeschlossenen Gebirgs- masse annähernd den Werth: K = 100 (6, 5 . Q + Qr 4- Qs + Qs + Qio + Qu + Qi2 -f Qi3 -f Qi4 -f- Qis) wie sich leicht beweisen lässt. Man erhält nun für die obere, wie für die untere Grenzfläche je einen Ausdruck von dieser Form, den wir K, und K,, nennen. (In beiden Ausdrücken hat alsdann Q denselben, dagegen jede Grösse Qn verschiedenen "Werth.) Die zwischen beiden Grenz- flächen gelagerte Gebirgsmasse des gegebenen Sehichtencom- plexes hat nun also auf dem gegebenen Raum den Cubikinhalt K, — K,„ also eine Mächtigkeit, welche der Ausdruck — '—-- — - angibt. Man sieht, die ganze Operation ist nicht sehr umständlich (vorausgesetzt, dass man die Quadratinhaltsbestimmungen mit dem Planimeter ausführt) und liefert, wenn die Mittel zur gi-a- phischen Darstellung der betreffenden Flächen zuverlässig waren, ein der Wahrheit um so mehr genähertes Resultat, je geringer — 44 - die Verticaldistanz der einzelnen Streichcurven ist, die wir oben zu 100' angenommen haben. Um nun derartige Berechnungen für verschiedene Gegenden und Formationen unseres Landes ausführen zu können, wäro es sehr zu wünschen, dass von einer möglichst grossen Zahl von Formations- und Schichtengrenzpunkten die Meereshöhe be- stimmt würde, was bei der trigonometrischen Aufnahme unseres Landes mit verhältnissmassig geringem Aufwand an Zeit und Mühe geschehen könnte, da es sich hiebei nicht um eine auf Zolle genaue Bestimmung handeln würde. Ebenso wäre es von grossem Werth, wenn bei Bohrungen die Meereshöhe desjenigen Punktes immer genau bestimmt und angegeben würde, von wel- chem aus die Tiefen gerechnet sind. — Der Vortragende legte von den genannten 6 Grenzflächen Zeichnungen vor, welche durch die Streichcurven die Gestaltung der ersteren darstellten. Von denselben ist auf Taf. 1 die Grenz- fläche zwischen Lettenkohle und Muschelkalk für die Atlasblättcr Maulbronn, Besigheim,Liebenzell, Stuttgart im Massstab 1 : 250,000 dargestellt. Die eingezeichneten Punkte sind diejenigen, welche, weil sie nach geographischer Länge und Breite und der Meeres- höhe bestimmt sind, der graphischen Darstellung zur Grundlage dienten. Die den Streichcurven bcigeschricbcnen Zahlen drücken deren Meereshöhen von 100 zu 100 Fuss aus. Der Baum zwi- schen zwei auf einander folgenden Streichcurven nimmt mit der steigenden Höhe der letzteren an Dunkelheit der Schattirung zu. in. Prof. Dr. Krauss sprach über die kürzlich in Ileil- bronn aufgefundene Tichogonia polyniorplia Rossm. und zeigte mehrere lebende Muscheln vor. In diesem Frühjahr entdeckte unser thäiiges Vereinsmit- glied Kaufmann Friedr. Drautz in Heilbronn beim Ausfischen des grossen Hafenbassins in Ileilbronn die ersten lebenden Exem- plare dieser Miessmuschel auf Anodonta cygnea gruppenweise aufsitzend und schickte sie für die vaterländische Sammlung hierher. Diese Muschel ist schon lange als Mytilus polymorphus — 45 - Fall., M. Chemnitzii Fcr., M. Wok/ae Chemn., M. Hagenii Baer bekannt und wurde im Jahr 1835 mit neuen Genus-Namen als Tichogonia von Rossmässlcr, Dreyssenn von Van Boncdcn, Congcria von Partscb beschrieben. Sie findet sich fast überall in Europa im Meer, in vielen See'n und den meisten Flüssen (Rhein, Donau, Elbe, Themse, Wolga u. s. w.) und wird aus den IMündungcn durch dio Schiffe, an welche sie sich anheftet, nach und nach die Flüsse herauf gebracht. Schon vor mehreren Jahren hat man sie bei Mainz, Frankfurt und Mannheim beob- achtet und es war vorauszusetzen, dass sie in nicht sehr langer Zeit auch zu uns heraufgeführt werde. Es ist diess der einzige Süsswasser-Repräsentant der Familie der Mytilaceen, die über die Meere aller Zonen verbreitet sind und häufig als Nahrungsmittel dienen. Zum Unterschied von der verwandten Gattung MyLilus L. ist ihr Schliessmuskel auf einer Innern, unter den Wirbeln befindlichen scheidewandartigen Platte angeheftet und ihr Mantel fast völlig geschlossen, mit di-ei engen OefFnungen. Mit den starken Fäden des Byssiis klebt das Thier sich auf Steinen, Holz, Muscheln u. s. w. fest. IV. Prof. Dr. Zech sprach über Sternschnuppe n- s eh wärme und ihi-en Zusammenhang mit den Kometen. Der Sternschnuppenfall vom 13. November 1866 hat den in unserem Sonnensystem sich bewegenden Schwärmen kleiner Körper wieder neue Aufmerksamkeit zugeführt. Diese Schwärme bilden elliptische Ringe, in deren einem Brennpunkt die Sonne sich befindet, die einzelnen kleinen Körper sind auf diesen Ringen ungleichförmig vcrtheilt, bei dem Novemberschwarm wohl in der Art, dass an Einer Stelle des Rings weitaus die meisten angehäuft sind. Macheu nun die Massen des Rings in 33 Jahren und etwas mehr einen Umlauf und trifft die Ring- bahn die Erdbahn an der Stelle, wo sich die Erde am 13. No- vember befindet, so werden alle Jahre kleine Körper des Rings als Sternschnuppen sich zeigen oder als Meteorsteine zur Erde fallen, besonders viele aber alle 33 Jahre, wo wir mit der grossen auf dem Ring angehäuften Masse zusammentrefl'en. Der - 46 - Augustscliwarm scheint von einem Ring zu stammen, der ein Jahr zur Umlaufszeit hat; er bleibt desswegen alle Jahre auch gleich. Auffallend ist nun, dass die neuerdings bestimmten Bah- nen von solchen Schwärmen ganz übereinstimmen mit berech- neten Kometenbahnen, und es erhebt sich daraus die Frage, die allmählig ihrer Lösung entgegengeht : Sind etwa die Kometen Theile jener Schwärme, oder gibt eine grosse Masse kleiner Körper in der Ferne den Anblick eines Kometen? (was damit übereinstimmt, dass die Kometenmasse nicht starr, nicht flüssig, nicht gasförmig, sondern staubartig zu sein scheint.) Im letzten Falle wäre der so oft gefürchtete Zusammenstoss eines Kometen mit der Erde schon manchmal von uns in Form eines starken Sternschnuppenfalls erlebt worden. Theodor Eulenstein sprach über die Diatomeen Fol- gendes : Die Schwierigkeiten, welche der Herstellung eines ganz naturgemässen Systems der Naturkörper im "Wege hegen, sind besonders fühlbar bei den niedersten und kleinsten Lebensfor- men, deren Studium die Anwendung optischer Apparate erfor- dert. Eine natürliche Eintheilung setzt eine genaue Uebersicht der morphologischen und physiologischen Verhältnisse wie der Entwicklungsgeschichte voraus. Diese Grundlage ist eine uuer- lässliche Bedingung, und je mehr wir uns von derselben entfer- nen, desto künstlicher werden unsere Systeme. Leider trifft dieses Opprobrium in besonderem Masse zu bei den Diatomeen. Seit Agardh, Nitzsch undLyngbye vor gerade 50 Jahren zuerst diese Gruppe bearbeitet haben, sind namentlich Greville, Ehren- berg, Kützing, Brebisson, W. Smith, Gregory, Grunow, Heiberg, Schumann und viele andere Forscher dem Studium derselben ob- gelegen, und doch ist unser wissenschaftliches Vcrständniss der- selben noch ziemlich lückenhaft. Der schon zwischen jenen ersten Forschern begonnene Streit über die Thier- oder Pflan- zennatur der Diatomeen ist noch heute niclit erledigt, und noch heute liegt ein beinahe völliges Dunkel über der Entwicklungs- geschichte dieser sonderbaren und isolirt dastehenden Gruppe. — 47 — Es ist mir, nachdem ich die Diatomeen zu meinem beson- deren Studium gemaeht habe, klar geworden, dass ein Fort- schritt in der Erkcnntniss des feineren Baues derselben nur mit Hülfe feiner Zergliederungen und der allervoUkommensten und stärksten Mikroskope möglich ist, sowie dass die Untersuchungen an einem möglichst vollständigen Material angestellt werden müssen, um zu einer gewissen Uebersicht zu führen. Ich habe mich desshalb in den Besitz der besten optischen Apparate zu setzen gesucht und mich bemüht, ein weit reicheres Material zusammen zu bringen, als es dem Einzelnen zu Gebot steht, was mir auch. Dank der Liberalität meiner wissenschaftlichen Freunde, gelungen ist. Die Resultate dieser noch nicht druck- reifen Arbeit werde ich in einem grösseren Werke veröffent- lichen und beabsichtige hier nur die Structur- und Lebensver- hältnisse, sowie die Grundtypen der Diatomeen in eine kurze Uebersicht zu bringen. Von aussen nach innen gehend zeigt eine Diatomee einen aus zwei Platten und zwei Ringen bestehenden Panzer, in welchem die weiche Körpermasse eingeschlossen ist. Die Zu- sammensetzung des letzteren ist noch nicht genügend erkannt 5 er besteht aus einem thierisch belebten Schleim (sarcode), in welchem ein meist brauner und symmetrischer Farbekörper, so- wie ein Zellkern und gewisse stark lichtbrochende Bläschen suspendirt sind. Die einzelnen Stücke des aus Kieselerde be- stehenden Panzers oder Gehäuses setzen sich in die Form einer Pillenschachtel zusammen, in der die beiden Platten Boden- und Deckelfläche darstellen, während die beiden in der Mitte übereinander geschobenen Ringe die Seitenwandungen bilden. Sobald nun der weiche Diatomeenkörper durch sein Wachsthum auf die Wände dieses starren Kieselgehäuses einen Druck aus- übt, so werden die Ringe auseinander geschoben und würden schliesslich von einander abgleiten, wenn sie nicht gleichzeitig und im selben Mass an ihren Rändern neue Kieselsubstanz an- setzten. Diese Ausdehnung geht indess nicht ins Unbestimmte fort, sondern findet ihren Abschluss, sobald die beiden Platten so — 48 — weit auseinander gerückt sind, dass zwischen ihnen zwei neue von derselben Form und Grösse Platz haben. Sobald dieser Punkt erreicht ist, bemerkt man zuerst parallel mit und gleich weit entfernt von den beiden Platten eine zarte Scheidewand, an deren Stelle man nach wenig Stunden zwei neue, den ur- sprünglichen genau gleichenden Schalen wahrnimmt, die sich rechts und links an diese anlegen und nun mit ihnen zwei, je aus der Hälfte der alten Zelle und einer neuen Hälfte bestehen- den Individuen bilden. Es hängt nun von den Eigenthümlich- keiten der einzelnen Arten ab, ob jene sich ganz von einander trennen oder dauerhaft mit einander verbunden bleiben, in welch letzterem Falle durch "Wiederholung desselben Processes zusam- menhängende Colonieen entstehen, die oft Fadenalgen so genau gleichen, dass sie nur durch eine Untersuchung unter dem Mi- kroskop davon unterschieden werden können. Mit einer solchen Geschwindigkeit geht dieser Process vor sich, dass z. B. in frischen Eegenpfützen oft nach wenig Tagen der Boden mit einer braunen Decke aus Diatomeen bedeckt ist, die möglicher- weise durch die fortgesetzte Theilung eines einzigen kaum '/loo Linie grossen Individuums entstanden sein konnte.*) Diese Vermehrungsart der Diatomeen ist eine rein vege* tative und es ist theoretisch kein Grund vorhanden, warum nicht ein Diatomeenindividuum sich auf diese "Weise ins Unend- liche fort vervielfältigen sollte, und in vielen Fällen ist auch durchaus gar keine andere Vermehrungsart bekannt. Bei einer gewissen Anzahl von Arten aus den verschieden- sten Gattungen ist aber eine zweite Vermehrungsmethode be- obachtet worden, die, an eine geschlechtliche Vermischung er- innernd, den Diatomeen ganz eigen zu sein scheint. Der Her- gang ist folgender: es nähern sich zwei anscheinend völlig gleichwerthige Individuen derselben Art, lassen ihren organischen *) Bei Stuttgart ist dioss namcntlicli auf den Wegen der K. An- lagen nach jedem Ilcgenwetter zu beobachten, meist sind es Nitz- sc/iia Palea , Navicula Bvehissonii, die liier nach wenig Tagen den Grund der Pfützen überziehen. — 49 — Inhalt aus- und ineinander fliessen, so dass sich zwischen den beiden völlig entleerten Schalen eine oder zwei Mischkugcln bilden, welche in einen gleichzeitig ausgeschiedenen farblosen Schleim eingehüllt sind. Diese Kugeln sind häufig von einer schwach kicseligen, dehnbaren Hülle umgeben, unter deren Schutz nun die weiteren Veränderungen vor sich gehen, die damit endigen, dass aus jeder solchen Kugel ein den Aoltern völlig ähnliches, aber doppelt so grosses Individuum hervorgeht. Dieses beginnt nun von neuem den Process der Theilung, und an den Orten, wo der eben beschriebene mit dem Ausdruck „Copulation" bezeichnete Vorgang stattgefunden hat, findet man kleine und grosse Individuen derselben Art unter einander ge- mengt, die oft als verschiedene Species beschrieben worden sind. Es scheint also, als ob durch die fortgesetzte vegetative Vermehrung nicht nur eine Erschöpfung der organischen Kraft, sondern eine wirkliche Grössenabnahme stattfände, die in gänz- licher Degeneration der Art endigen würde, w^enn nicht von Zeit zu Zeit durch den Process der Verschmelzung zweier Individuen die alte Generationsreihe abgeschlossen und ein neuer Cyclus mit ncubelebten und verhältnissmässig colossal grossen Indivi- duen eröffnet würde. Räthselhaft bleibt das seltene Vorkommen dieses Vorgangs. Meine eigenen Beobachtungen an einer im Cannstatter Sauerwasser häufigen Art *) haben mir seit 8 Jah- ren nur eine stets gleichmässig fortschreitende vegetative Ver- mehrung, ohne bemerkbare Abnahme in der Grösse der Indi- viduen, gezeigt. Offenbar ist die Copulation ein Glied in einer unendlich langen Kette von Theilungsacten, das wohl bei keiner Art fehlt, aber in so langen Zwischenräumen auftritt, dass nur der seltene Zufall uns zum Belauscher derselben macht. Nächst der Copulation ist die Bewegung der Diatomeen geeignet, unser Interesse zu erwecken. Die ältesten Beobachter schon erblickten mit Stauneu das halb mechanisch, halb will- *) Navicula bacillaris Gregory, eine sonst nur aus Schottland bekannte Form. Württemb. naturw. Jahreshcftc. 18C8. Is u. 2s Ueft. 4 — 50 — kürlich scheinende Hin- und Hergleiten ihrer „Stabthierchen", und wenn wir uns aucli jetzt nicht mehr darüber wundern, so übt doch dieselbe Erscheinung noch stets einen Reiz auf Jeden aus, der sie durch das Mikroskop erblickt. Ganz räth- selhaft war bis vor Kurzem die Art des Zutandekommcns dieser Bewegung; bald sollten endosmotische Yorgänge, bald Cilien dieselbe veranlassen. Max Schultze hat das Verdienst, in der neuesten Zeit nachgewiesen zu haben, dass es ein zarter Streifen motorisch belebter Sarcode ist, welcher aus gewissen OefFnungen der Panzer hervortritt, auf welchem die Diatomee gleichsam fortkriecht. Die Thatsache liegt nicht weit von Ehren- bergs Annahme eines fleischigen Fusses entfernt, und es bieten diese Erscheinungen vollkommene Anknüpfungspunkte an die Rhizopoden und andere Aniorphozoen dar. Um nun schliesslich auf die Systematik der Diatomeen zu kommen, so sollten in einem natürlichen System alle in obigen Abschnitten berührten Verhältnisse in dieselbe hereingezogen werden. Aber das schon erwähnte seltene Vorkommen des Co- pulationsprocesses macht es unmöglich, die etwaigen Varia- tionen desselben füK die Zwecke der Systematik zu verwcr- then. Da nun die organischen Theile der Diatomeen einerseits eine grosse Uebereinstimmung zeigen, andererseits bei einer und derselben Art ein nach Alter, Jahreszeit u. s. w, verschiedenes Aussehen haben, so bleibt nur der Kieselpanzer als Eintheilungs- grundlage übrig. Dieser zeigt in der That eine solche Mannig- faltigkeit der Form und des Baues, wie wir sie kaum in irgend einer anderen Gruppe von ähnlichem Umfang wieder finden. Den Vergleich mit einer Pillenschachtel als Grundform des Dia- tomeengehäuses festhaltend, so können die den Boden und Deckel darstellenden Platten entweder rund bis oval oder ellip- tisch, oder drei-, vier-, fünf- oder mehreckig sein, wobei die Form als um einen centralen Punkt angelegte erscheint. Oder die Platten sind langgestreckt und zeigen eine bilaterale An- lage, in welchem Fall die Längsaxe entweder nicht structurcll angedeutet, oder durch eine „IMittellinio" ausgedrückt ist. Das nächste und beste Eintheilungsmomcnt gewähren nach meiner — 51 — Ansiclit die Ocffnuiigen, durch welclic die motorische Sarcode ihren Austritt findet — deren Lage und Form. Bei den „radi- alen" Diatomeen liegen diese an der Peripherie der Platten als kleine, oft schwer sichtbar zu machende Poren; bei den bila- teralen Diatomeen mit imaginärer Axe liegen sie gleichfalls an den Rändern, oft auf besonderen flügel- oder kielartigen Vor- sprüngen. Bei den mit einer „Mittellinie" versehenen Diato- meen stellt eben diese in der 'Wirklichkeit einen Spalt vor^ der meist in der Mitte und an den Enden durch sogenannte „Kno- ten" (was es aber nicht sind) unterbrochen ist. An Arten dieser Abtheilung haben Max Schultze und früher v. Siebold die Beob- achtungen angestellt, die zum bessern Verständniss der Bewe- gungserscheinungen der Diatomeen geführt haben. Man gewinnt durch diese beiden Eintheilungsprincipien mit- hin drei grosse Abtheilungen, die sich durch weitere Entwicklung derselben Principien in kleinere Gruppen theilen lassen. Obwohl ein System, in dem die Verhältnisse der Fortpflanzung nicht berücksichtigt sind, keinen Anspruch auf völlig sichere Begrün- dung machen kann, so glaube ich doch, dass die aus den Ver- schiedenheiten der feineren Structur abgeleiteten Gruppen an die Stelle derer zu setzen sein dürften, die sich nur auf äussere Merkmale stützen. Sicher ist, dass die Zahl der Familien, Gat- tungen und Arten, die nach der letzteren Methode bei den Dia- tomeen aufgestellt worden sind, mit der niedern Entwicklungs- stufe und dem grossen Abänderungsvermögen dieser Organismen überhaupt nicht im Einklang steht, und es ist auch desshalb vielfach der "Wunsch nach einer Sichtung der beschriebenen Arten auf Grund der Origiualexemplare, sowie eine Vertheilung derselben in weniger künstliche Gattungen und Familien laut geworden. Schliesslich erlaube ich mir wiederholt um Mitthei- lung von diatomeenhaltigen Materialien, namentlich auch aus dem engeren Vaterlando, zu bitten. VI. Prof. Dr. Reuschle sprach über das Körperlich- Sehen. Nach der glänzenden Entdeckung der Stereoskopie im vo- - 52 — rigen Jahrzehnt war man allgemein überzeugt, das Princip davon gefunden zu haben, dass wir die Gegenstände körperlich oder mit drei Dimensionen sehen. In der That, wenn es gelingt, im Laboratorium oder im Kabinet eine Erscheinung künstlich her- vorzurufen, so glaubt man mit Recht, die Erscheinung begriffen zu haben oder wenigstens ihrer Erklärung auf der Spur zu sein. Seitdem man z. B. im Stande ist, neue Fraunhofersche Linien im Sonnenspectrum künstlich zu erzeugen, gilt mit Recht die bisher räthselhafte Erscheinung jener Linien als erklärt. Nicht minder darf man wohl überzeugt sein, zu wissen, dass aus den beiden von einander verschiedenen Netzhautbildern die körper- liche Erscheinung des Gegenstands hervorgeht, seitdem man zwei von verschiedenen Standpunkten aus künstlich entworfene ebene Bilder zu einem körperlichen Bild des Gegenstands zu vereinigen weiss. Kurz aus diesem stereoskopischen Sehen ergab sich die Erklärung des Körperlich-Sehens aus den beiden Netz- hautbildern als verschiedenen Projectionen des Gegenstands ganz von selbst und es wäre wenigstens schwer einzusehen, dass diese dabei nicht im Spiel sein sollten. Gleichwohl gilt diese Theorie bei den Physikern jetzt als veraltet, welche, wie es scheint, neuerdings darin übereinstim- men, die Wahrnehmung der dritten oder der „Tiefendimension" und damit das Körperlich-Sehen lediglich aus dem Winkel der beiden Augenaxen bei dem Betrachten eines Gegenstands herzuleiten, der bei grösserer Entfernung desselben kleiner sein muss, als bei kleinerer Entfernung. Und so herrschend ist diess geworden, dass man sich erzählt, ein emeritirter Universitäts- professor der Physik habe einem Professor aus dem Gebiet der Mittelschule, als dieser mit der Projectionstheorie herausrückte, zu verstehen gegeben, er stehe nicht auf der Höhe der Wissen- schaft, um hierüber mitzusprechen. Auch erinnern wir uns, dass in dem vortrefflichen Vortrag des Herrn Dr. Berlin über „das Sehen mit zwei Augen," der im vorigen Winter hier ge- halten wurde, bei der Frage über den Antheil von der Zweiheit der Augen an dem Körperlich-Sehen nur vom Winkel der Augen- - 53 - axen die Rede war, ohne die Verschiedenheit der Netzhautbilder auch nur zu berühren. Da war ich denn nicht wenig erstaunt (resp. angenehm be- rührt), als mir der ausgezeichnete Vortrag des grossen Augen- arztes Gräfe über „Sehen und Sehorgan," der in der Berliner Sammlung (bei Charisius) gedruckt erschienen ist, zu Gesicht kam. Hier liegt nämlich gerade das Umgekehrte vor; es ist lediglich , von den beiden Netzhaut-Projectionen die Rede und wird von dem Winkel der Augenaxen Umgang genommen. Von einem Mann wie Gräfe in einer Stadt wie Berlin ist doch wohl anzunehmen, dass er auf der Höhe der Wissenschaft stehe, ob- gleich er mit jenem abgewiesenen Lehrer übereinstimmt. Aus Gräfe's Ausführung *) mache ich nur auf den bemerkenswerthen Punkt aufmerksam, dass der Einäugige durch veränderte Stel- lung seines einzigen Auges successiv die beiden zum Eindruck der Körperlichkeit erforderlichen Projectionen sich verschaffe, welche der binocular Sehende gleichzeitig vor Augen hat, somit vom Körperlich-Sehen nicht ausgeschlossen bleibe, während dasselbe vom Zweiäugigen nur sicherer und vollständiger ausge- führt werde. Ungleich schwerer müsste dem Einäugigen jeden- falls die Wahrnehmung eines grösseren oder kleineren Winkels der Augenaxen bei zwei successiven Stellungen des einen Auges werden, wenn lediglich auf letzterem das Körperlich-Sehen beruhen sollte. Auffallend muss es aber immerhin erscheinen, dass Gräfe den Winkel der Augenaxen gar nicht erwähnt, oder allgemeiner zu sprechen, die Ausschliesslichkeit der genannten Autoritäten in dieser Sache ist befremdlich. Denn dass der grössere oder kleinere Winkel der Augenaxen eine Schätzung der kleineren oder grösseren Entfernung möglich macht, liegt doch wohl ebenso sehr auf der Hand, als dass, gemäss der stereoskopischen That- sache, die Vereinigung zweier verschiedener Bilder in eine ein- *) Die betreflfendo Stelle wurde in der Vcrsairmilung ■wörtlich vor- gelesen; ich bedaure, sie hier nicht aufnehmen zu können, da das Schriftchen gegenwärtig in Circulation am Gymnasium eich befindet. - 54 - zige Anschauung ein räumliches Bild begründet. Die beiden Erklärungen schliessen sich in der That so wenig aus, dass sie vielmehr einander zu bedingen scheinen, denn mit den verschie- denen Projectionen ist zugleich ein Winkel der Augenaxen vor- handen und umgekehrt, und bei sehr entfernten Gegenständen hört beides zugleich auf, aber auch der körperliche Eindruck (z. B. bei dem Mond). Sollten wir also nicht vielmehr nur zwei Momente der Erklärung vor uns haben, als zwei verschiedene Erklärungen? Wie häufig haben wir im Organismus den Fall, dass, wie ein und dasselbe Organ mehreren Zwecken oder Ver- richtungen dient, so ein und derselbe Zweck durch mehrere Organe oder durch mehrere Verrichtungen, Vorkehrungen eines Organs erzielt wird, um die Sicherheit und Vollständigkeit sei- ner Erreichung zu erhöhen? VII. Oberstudienrath Dr. v. Kurr sprach üb6r die Vor- kommnisse vom Erdöl und Ozokerit in Gallizien und zeigte Muster derselben vor, nebst dem aus Ozokerit dargestellten Pa- raffin, welches daselbst bereits eine bedeutende Industrie her- vorgerufen hat. Die Gruben liegen unmittelbar am nördlichen Fuss der Karpathen, eine Meile von der Stadt Drohobycz ent- fernt und bilden eine Fortsetzung der in Ungarn bei Josowicza, sowie in der Moldau gelegenen Erdwachs- und Oeldistrikte, wur- den jedoch bis jetzt meist durch eine Art Raubbau betrieben. Man pflegt senkrechte Schachte von 4 — 6' Durchmesser und zuweilen nur 6 — 9 Fuss von einander entfernt, 15 — 20 Klafter tief zu graben und dieselben mit Weidengeflecht gegen den Einsturz zu sichern, die ausgegrabene Erde aber in unmittel- barer Nähe aufzuschütten. In der Tiefe sammelt sich in kurzer Zeit Wasser und Bergöl (Petroleum), welche mit Schöpfkübeln zu Tage gebracht und dann geschieden werden. Das auf dem Wasser schwimmende Oel ist gelblichweiss, theils röthlich, theils bräunlich, mehr oder weniger dünnflüssig und wird unmittelbar in den Handel gebracht. Noch wichtiger ist der Ozokerit oder das Erdwachs, welches in kompakten Massen von röthlichgelber oder brauner Farbe vor- — 55 — kommt, zwischen den Fingern sich fettig anfühlt und kneten lässt, in gelinder Wärme zu einer ölartigcn Masse schmilzt und mit heller Flamme verbrennt , ohne einen Rückstand zu hinter- lassen. Es riecht angenehm gewürzhaft und liefert durch De- stillation gegen 36 Prozent weisses Paraffin, während das daraus geschiedene Oel die Beschaffenheit des Erdöls hat und wie dieses zur Beleuchtung dient. Dasselbe wii'd entweder roh oder geschmolzen in Blöcken von 4 — 5 Zentnern in den Handel gebracht. Ein Mittelding zwischen Erdwachs und Bergöl ist der weichere Coutrebal, welcher in Fässer gepackt versandt wird. Das Paraffin ist blendend weiss, durchscheinend und hat etwa die Consistenz des Talgs, so dass es bei warmer Witterung ziemlich weich erscheint, liefert aber vortreffliche Kerzen, welche die aus Stearinsäure oder Wachs gefertigten vollkommen er- setzen und mit heller, gänzlich geruchloser Flamme brennen. Was die geognostischen Yerhältnisso anbelangt, so erhellt aus den Mittheilungen des Herrn Berg-Ingenieur Dobel, dem wir diese Proben verdanken, dass die oberen Erdschichten, die in einem mehr oder weniger sandigen Thon und Schotter be- stehen, auf Tertiärgebirge ruhen, und dass beide, Bergöl und Erdwachs aus dem letzteren stammen. Bituminöser Kalkschie- fer, Mergel, Gyps und Steinsalz kommen in grösserer Tiefe vor. Vni. Oberstudienrath Dr. V. Kurr sprach ferner über Zeit- verhältnisse, Jahreszeiten, Witterungs- und Erschüt- terungsphänomene aus der Vorzeit, soweit sie in den verschiedenen Etagen des Flötzgebirges nachweisbar sind. Es ist kein Zweifel darüber, dass diese Ablagerungen grosse Zeit- räume, viele Jahrtausende zu ihrer Bildung erfordert haben und dass die Schichten derselben, die bei manchen Formationen tau- sende von Schuhen Mächtigkeit erreichen, wenn wir die darin aufbewahrten organischen Ueberreste von Pflanzen und Thieren betrachten, uns wie die Blätter einer altehrwürdigen Chronik, die Geschichte jener Schöpfungsperioden erzählen. Denn jene Ueberreste sind die Hieroglyphen , welche uns so deutlich wie diejenigen der egyptischen und assyrischen Bauüberreste sichere — 56 — Kunde davon geben, wenn wir sie nur erst zu lesen und zu deuten gelernt haben. Allein Jahrszablen und Datum stehen nicht in dieser Chronik, und es bleibt dem Forscher hierin noch ein weites Feld zu bebauen übrig. Dennoch sind wir nicht ganz entblösst von Daten, denn wenn man z. B. in der Tertiärfor- mation Baumstämme mit 2 — 3000 Jahresringen antrifft, so darf man daraus mit Sicherheit ebensoviele Jahrtausende schon für diese Abtheilung der Tertiärzeit in Rechnung bringen. Da aber unterhalb der Kreideformation bis zu den silurischen Schichten hinab keine dikotyleu Pflanzen mit Jahresringen, sondern nur Nadelhölzer, Cykadeen, Lycopodien, Schachtelhalme, Farren- kräuter und ähnliche blüthenlose Gewächse auftreten und Erstere meist keine deutlichen Jahresringe zeigen, so verlassen uns hier jene sicheren Merkmale, obwohl die 3 — 8" dicken Stämme von Manchen derselben bei ihrem verhältnissmässig langsamen Wachs- thum auf ein hohes Alter schliessen lassen, und wir müssen uns nach anderen umsehen. Dahin gehören die mächtigen Ablage- rungen von Steinkohlen, Trümmergesteinen, der Kalk- oder Thonschlammniederschläge , welche zumal in den älteren For- mationen beobachtet werden. Verweilen wir beispielsweise einen Augenblick bei den für das praktische Leben und die Industrie so wichtig gewordenen Stein- kohlen, und fassen wir die beträchtlichsten Vorkommnisse der- selben, die der Vereinigten Staaten ins Auge, welche, in 6 verschie- denen Distrikten vertheilt, einen Flächenraum von 125,000 Qua- dratmeilen einnehmen. Die Mächtigkeit der Steinkohlenflötze jedes Distrikts beträgt zusammengerechnet 45 — 120 Fuss, und jede Kohlenschichte ist von der andern durch dazwischen gelagerte Schieferthonschichten getrennt. Die meisten dieser Kohlen sind Blätterkohlen, aus dünnen Blättern glänzender Schwarzkohlo bestehend, welcher man die stufenweise oder allmählig geschehene Ablagerung ansieht, aber freilich keine Jahresschichten. Alle sind an Ort und Stelle aus verrotteten, d. h. unter Wasser zer- setzten Pflanzenresten entstanden, aber alle bis jetzt darin ent- deckten Pflanzen waren von der Art, dass sie jährlich keine grosso Menge Kohle erzeugen oder hinterlassen konnten. Im — 57 - Gcentheil beweisen die auch darin erhaltenen Stämme mit der ganzen anhängenden Kohlcnsubstanz, dass ein 4— G" dicker Stamm kaum das Material zu einer halben Linie Kohlenschichte erzeugte, Stämme, die vielleicht ein Alter von 50—100 Jahren erreicht hatten (Lepidostrolms , Lepidodendron , SHgmaria, Syringodendron , Calamites). Mag auch das Klima der Stcin- kohlenperiode ein tropisches oder subtropisches, die Atmo- sphäre reicher an Feuchtigkeit und Kohlensäure als jetzt, mag der Pflanzenwuchs der doppelte der jetzigen gemässigten Zonen gewesen sein, so ergeben sich dennoch schon für die Zeitläufe der Kohlenperiode sehr auffallende Resultate. Nimmt man mit Heer*) die historisch beobachtete Torfbildung zum Anhalts- punkt, wornach sich in 100 Jahren eine Torfschichte von 1 Fuss Durchmesser erzeugen kann, was auf das Jahr 1,44 pariser Li- nien betragen würde, so ergäbe sich für 10' Torf ein Zeitauf- wand von 1000 Jahren. Nun entsprechen aber 10' Torf einer Kohlenschichte von 3', demnach würde ein Kohlenlager von 45' 15,000, von 120' aber sogar 40,000 Jahre erfordert haben. "Wollte man die Holzerzeugung unserer Wälder zum Mass- stab nehmen, so fallen die Resultate ganz ähnlich aus. Nach Ungers Berechnung wäre zu Erzeugung eines Meters Stein- kohle das 874fache Holz erforderlich. Da man nun Kohlen- flütze von 30 Meter Mächtigkeit kennt,**) so wäre dazu eine Holzschichte von 263 Meter Höhe erforderlich. Um aber eine Holzschichte von 1' zu erzeugen, wollen wir 100 Jahre anneh- men, dann wären zu Erzeugung von 263 Metern 87,650 Jahre erforderlich. Nimmt man aber auch an, dass die Vegetation der Kohlenperiode die jetzige um das doppelte übertroffen habe, so ergäbe es immerhin noch einen Zeitraum von ungefähr 44,000 Jahren. Hier mag zugleich eine für unsere Aufgabe interessante *) Oswald Heer, die Urwelt der Schweiz, Zürich 1865. S. 34. **) Die mittlere Mächtigkeit der Kohlenlager in den Vereinigten Staaten berechnet sich auf 91 Fuss = 30 Meters, manche massen 62, andere bis 120' nach Dana. {Manual of Geologij, Philadelphia 1863. S. 321—369. — 58 — Thatsaclie berührt werden, nämlich das klimatische Verhältniss der Erde zu der Zeit der Steinkohlenperiode. Die Vergleichung der Kohlenvegetation, wie sie in den europcäischen, nordameri- kanischen, grönländischen und hochnordischen überhaupt (bis 80" N. Br.) und neuholländischen (30—40" S. Br.) Distrikten auftritt, zeigt sich im Wesentlichen so übereinstimmend, dass man annehmen muss, dass auch die Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnisse, kurz das Klima dieser jetzt so verschiedenen Ländereien dieselben oder doch nahezu die gleichen gewesen sein müssen. *) Und da auch die fossilen Thierüberreste, welche die Kohlenformation begleiten und namentlich im Bergkalk auftreten, ebenfalls überall ähnlich sind, so bestätigen sie die damals herrschende Gleich- förmigkeit des Klimas wenigstens über einen grossen Theil der Erdoberfläche. Fassen wir nach diesem auch die Gesteinsablagerungen, zunächst nur aus den ersten und ältesten Perioden, die paläo- zoischen Gesteine ins Auge, so weisen auch sie auf beträcht- liche Zeitläufe hin. Die mächtigsten unter den bis jetzt be- kannten Ablagerungen der sogenannten Uebergangsgesteine, der silurischen und devonischen Formation befinden sich in England und im Gebiet der Appallachen der vereinigten Staaten. Ihre Mächtigkeit beträgt in England 26 — 30,000, in Nordamerika 22,000'. **) Erwägen wir nun , dass diese Ablagerungen meist aus mehr oder weniger abgerundeten Trümmern von älteren Gesteinen, namentlich also wie bei den Sandsteinen aus Quarz- sand bestehen, welche erst im Lauf der Zeiten losgetrennt, ab- gerundet und abgesetzt wurden; vergleichen wir damit die Wirkungen unserer Flüsse und der Wellen am Meeresgestade, wie schon ein einen Fuss dicke Geschiebe oder Sandbildung einige Jahre erfordert, so ergeben sich dafür wieder Zeitlüufo von vielen Jahrtausenden. *) Heer a. a. 0. S. 19. **) Dann gibt die totale Mächtigkeit der paläozoischen Gesteine sogar auf 50,000' in der Appallachen an, wobei aber die kolilonführen- den und permischen mit eingerechnet sind, A. a. O. >S. 377 u. 385. ~ 59 — Rechnen wir hinzu, dass auch in der Dyas und Trias, in der Jura- und Kreideformation Kohlenflötzo von erheblicher Mächtigkeit vorkommen; ferner dass die Steinsalzniederlagen des Flötzgebirgcs , welche an manchen Orten mehrere hundert Fuss mächtig sind,*) zu ihrer Bildung aus Meerwasser, die unbezweifelt ist, ebenfalls Jahrhunderte erforderte, und dass in allen Formationen mächtige Ablagerungen von Kalk-, Thon- mergel- und Sandstein sich finden, welche grosse Zeitläufe zu ihrer Bildung erforderten; dass ferner in allen Flötzformationen ganze Reihen von Organismen auftreten und wieder verschwin- den, die alle sich ihres Daseins erfreuten und sich fortpflanzten, 60 dass sie im eigentlichen Sinn des Worts Epochen machten, so kann nach Allem kein Zweifel darüber sein, dass das Alter der Erde, bevor der Mensch und die grösseren Säugethiere er- schienen, sich nur nach Jahrtausenden berechnen lässt. Aber auch die Tertiärperiode, welche derselben unmittelbar voraus- ging, lieferte noch in den die Braunkohlen begleitenden Stäm- men, wovon man bis 3000 Jahresringe gezählt hat, sichtbare Belege für grosse Zeiträume. Was nun die Witterungs- und klimatischen Verhältnisse der Vorzeit auf unserem Planeten anbelangt, so haben wir die Spuren derselben zunächst in den organischen Ueberresten, die uns in den Schichten des Flötzgebirges aufbewahrt sind, aufzu- suchen. Ohne Luft, Licht und Wärme kann nichts Lebendiges gedeihen. Obwohl zuerst nur Meergeschöpfe auftraten, so setzen sie doch auch das Vorhandensein derselben voraus. Auch die niedersten Meergeschöpfe bedürfen Sauerstoffgas zum Athmen, eine Temperatur über dem Gefrierpunkt und Licht zu ihrem Gedeihen, und das Vorhandensein von Augen bei den Trilobiten der Silurzeit spricht gleichfalls für das Vorhandensein des Lich- tes, denn kein Geschöpf, das Augen hat, lebt in Finsterniss. Noch mehr spricht aber für Wärme und Licht das Auftreten *) Der Salzstock bei Cordova in Spanien ist 550', der von WOiczka in Giilizien an manchen Stellen 120U', der von Stassfurt bei Magde- burg 600—700' mächtig. — 60 -- der üppigen Vegetation in der Steinkohlenperiode und überhaupt der zahh'eichen Landpflanzen, welche sich in den meisten For- mationen finden. Und zwar deutet alles, was man bis jetzt darüber weiss, wie wir schon oben erwiesen haben, auf eine sehr gleichmässige milde oder warme Temperatur und Beleuch- tung über die ganze Erde hin. Dieses milde Klima, das man etwa mit demjenigen der Antillen vergleichen könnte, hat sogar in Grönland, Island und Sibirien noch in der Tertiärperiode ge- herrscht, wie dieses die daselbst aufgefundenen Pflanzen in der Braunkohle beweisen, *) Belege für andere atmosphärische Erscheinungen fehlen ebenfalls im Flötz- und Tertiärgebirge nicht. Ein deutlicher Beweis für Abwechslung der Jahreszeiten liegt in dem herbstlichen Blätterabfall, von Blattpilzen begleitet, von Blüthen und reifen Früchten, welche unter Andern 0. Heer (Tertiärflora der Schweiz) nachgewiesen hat. Auch von Sonnenschein, Hagel und Regen finden sich deutliche Spuren, so gut wie von Ebbe undFluth, namentlich in den verschiedenen Schlamm- und Sandsteinniederschlägen des Flötzgebirges, wozu, wie zuerst Carl Schimper nachgewiesen hat, auch die Abdrücke von ver- schiedenen Meeres- und Uferwellen kommen, welche auf schwä- chere oder stärkere Winde hindeuten. Insbesondere kann der aufmerksame Beobachter solche Erscheinungen in unsern Keuper- sandsteinen finden, wo namentlich die rothgefleckten Bausand- steine der Umgegend von Stuttgart deutlich die Spuren heftiger Regengüsse an sich tragen. Für Erderschütterungen sprechen die scharfkantigen, oft ganz nahe beisammenliegenden Bruchstücke mancher Trümmer- gesteine, wie des Breccienmarmors aus den Pyrenäen und dem Kohlenkalk Belgiens, sowie die Trümmerachate von Kauersdorf in Sachsen, der Ruinenmarmor Toskana's. Die Blitzröhrcn aber und die gestreiften Gletschcrschliffe aus der Eiszeit, wovon letz- tere nicht allein auf der ganzen nördlichen, sondern bereits auch *) S. die näheren Belege dafür in Dr. Osw. Heer über die Polar- länder. Zürich 18G7, bei Friodr. Schulthess. — 61 — in der südlichen Halbkugel unserer Erde entdeckt wurden, spre- chen deutlich genug dafür, wie der Naturforscher, wenn er sorgfältig zu beobachten versteht, Belege für Sicherstellung seiner Theorien in der Natur selbst auffinden kann, und dass die Gesetze derselben sich zu allen Zeiten gleichmässig erwiesen haben. IX. Professor Köstlin stellt ein S'/ajähriges mikrocepha- lisches Mädchen, Kind des Georg Becker aus Offenbach, voi'. Die Eltern reisen mit dem Mikrocephalus herum, und das Kind ist schon an verschiedenen Orten vorgestellt und unter- sucht worden. Professor Köstlin macht auf die grosse Ueber- einstimmung aufmerksam, welche in Bezug auf die Kopfform zwischen diesem Kinde und den sogenannten Azteken besteht, die vor einigen Jahren in Europa gezeigt wurden. Er weist überdiess auf die verwandten Schädelformen hin, welche früher in mehreren Familien in dem benachbarten Plattenhardt beob- achtet worden sind. Der vorliegende Fall scheint in Bezug auf hereditäre Anlage ganz isolirt zu stehen; die Eltern sind kräf- tige Leute. Der Vortragende verliest die wichtigsten Punkte aus einer Schilderung des Falles durch Professor Schaafhausen in Bonn, welche die Eltern besitzen. Der Schädel ist sehr wenig nach allen Seiten ausgewölbt, die Stirn zurückliegend, die Nase sehr hervortretend, das Kinn zurückgezogen. Das eine Auge ist blind. Der Körper befindet sich durch Herumwerfen der GUeder in fortwährender Unruhe. Das Kind sitzt; aber die Beine können nicht zum Stehen gebraucht werden. In Bezug auf Entwicklung der geistigen Thätigkeiten erscheint das Kind vollständig idiotisch. Die Mutter des Kindes ist jetzt schwanger, und es wäre wichtig, über Kopfform und geistige Entwicklung des zu erwartenden Kindes später etwas zu erfahren. X. Prof. Dr. Reusch sprach über eine besondere Gat- tung von Durchgängen im Steinsalz und Kalkspath. (Iliezu Taf. II.) Unter den verschiedenen mechanischen Mitteln, an Krystallen ~ 62 - Blätterbrüclie oder Durchgänge hervorzurufen, gibt es zwei, welche mir der Aufmerksamkeit der Mineralogen und Physiker besonders würdig zu sein scheinen. Die erste Methode, die ich Körn erprobe nennen möchte, besteht darin, dass ein konisch zugespitztes Stahlstück, der Körner der Metallarbeiter, senkrecht auf eine Krystallfläche gesetzt, und ein leichter kurzer Schlag geführt wird. Die Schlagfiguren, häufig aus mehrfachen glän- zenden Sprüngen, welche vom Schlagpunkt divergiren, bestehend, zeigen für jedes Mineral, das sich zu dieser Probe eignet, cha- rakteristische Richtungen und Gestalten. Bei einer zweiten Methode wird der Krystall auf zwei pa- rallelen, natürlichen oder angearbeiteten Flächen, unter Anwen- dung einer Zwischenlage von Carton oder mehrfachem Staniol gepresst. Die nächste Wirkung des Drucks wird eine Ver- dichtung des Krystalls im Sinne des Drucks sein; im Polari- sationsinstrument erhält man bei regulär krystallisirten Körpern und wenn bei dunklem Sehfeld die Druckrichtung 45" mit der Polarisationsebeue des untern Spiegels macht, gleichmässige Far- bentöne, welche verschwinden, wenn die Druckrichtung senk- recht zur Polarisationsebene steht, oder damit parallel ist. Hat aber der Druck auch Verdichtungen und Verschiebungen in Ebenen hervorgerufen, welche einen erheblichen Winkel mit der Druckrichtung machen, so werden auch bei der letztgenannten Orientirung noch charakteristische Farbenerscheinungen blei- ben, die nach Aufhebung des Drucks zum Theil oder ganz ver- schwinden. Durch Einschaltung einer Gypsplatte mit empfind- lichem Farbton (Biot) werden diese Erscheinungen deutlicher und glänzender. Die Wirkung einer solchen Pressung auf einen Krystall ist sicher sehr viel complicirter als die auf amorphe liomogenc Körper, und es ist mir nicht bekannt, dass die Molekularphysik der Krystalle sich mit diesem wohl sehr schwierigen Probleme beschäftigt hat; es lässt sich aber in dieser Beziehung, wie ich glaube. Einiges vermuthen und durch Versuche nahe legen. Denken wir uns nemUch durch einen Krystall, parallel einer vorhandenen oder krystallographisch möglichen Fläche, eine — G3 — Ebene E gelegt und an den rechts und links von E liegenden Stücken A und B Kräfte so angebracht, dass ein Antrieb zum Gleiten von A an 2? längs E in einer gewissen Richtung ent- steht, so steht zu erwarten, dass der auf die Flächccinheit be- zogene Widerstand gegen das Gleiten sowohl abhängt von der Wahl der Fläche E-, als von der Richtung des Antriebs in dieser Fläche. Es ist nun weiter denkbar, dass in jedem Krystall Flächen existiren, längs welcher der Widerstand gegen Gleiten und Verschiebung für eine gewisse Richtung in den Flächen kleiner ausfällt als für andere Flächen, und solche Flächen möchte ich Gleitflächen nennen, oder Gleitbrüche, wenn unter der Wirkung gesteigerten Drucks eine förmliche Abschie- bung stattgefunden hat. Liegt bei einem in der Presse befindlichen Krystall eine der GleitÜächen in der Richtung des Drucks, also senkrecht zu den gepressten Flächen, so kann es sich leicht treffen, dass in Folge der immer ungleichförmigen Yertheilung des Drucks auf den gegenüberliegenden Flächen, eine Anregung zur Verschie- bung entsteht, welche mit einer Abschiebung nach einem glän- zenden Bruch endigen kann. Man begreift aber, dass derselbe Druck gleichzeitig auch Verschiebungen in den übrigen gleich- werthigen Gleitflächen, welche gegen die Druckrichtung geneigt sind, anregen kann, sofern dieser Druck Componenten liefern kann, welche in die Gleitflächen fallen und die Richtung der leichtesten Verschiebbarkeit haben. Von der Art und Weise der Vertheilung des Drucks, sowie vom zufälligen Vorhanden- sein schwächerer Stellen an den Kauten und Flächen oder im Innern des Krystalls wird es dann abhängen, wo die Verschie- bung ihren Anfang nimmt. 1. Das Steinsalz. Im Steinsalz halte ich die Granatoederflächen für Gleit- flächen, und in jeder dieser Flächen die Richtung der grossen Rhombendiagonale für diejenige Richtung, in welcher die Ver- schiebung der Moleküle an- und gegeneinander mit besonderer Leichtigkeit erfolgt. — 64 — An einem quadratischen Stück Steinsalz von etwa 18 Mill. Seite und 8 Mill. Dicke werden mit der Scblichtfeile zwei kurze gegenüberliegende Kanten gerade abgestumpft und die ange- feilten Flächen gepresst; schon ein massiger Druck bewirkt eine bleibende im Polarisationsinstrument sichtbare Verdichtung längs der Diagonale, welche die Richtung des Drucks enthält. Bei gesteigertem Druck erhält man einen glänzenden Bruch nach einer Granatoederfiäche. Es ist mir nie gelungen, diesen Bruch mit Messer und Hammer, das Messer parallel einer Granatoeder- fiäche auf die angefeilte Fläche gesetzt, zu erhalten; dagegen erhält man ihn mit grosser Sicherheit, meist in sehr unlieb- samer Weise, beim Spalten nach den Würfelflächen, in Form von zwei glänzenden Einlaufen, welche durch die Schlaglinie gehen und den Winkel der neu entstandenen Kanten halbiren. Aber auch wenn keine Sprünge entstanden sein sollten, sieht man nach dem Schlage im Polarisationsinstrument tiefgehende diagonale Farbenstriche und die Beobachtung mit der Gypsplatte weist auf bleibende Verdichtungen im Sinne der grossen Dia- gonale der Granatoederflächen. Durchbohrt man eine quadratische Platte in der Mitte, in- dem man einen kleinen Metallbohrer mit kleinstem Zwange zwischen den Fingern dreht, so haben nach beiden Diagonalen bleibende Verdichtungen stattgefunden und die Platte zeigt im Polarisationsinstrument mit Gypsplatte eine blumenartige Figur, in welcher die Farben ähnlich verthoilt sind wie in einer Alaunplatte, welche nach Biot die sogenannte Lamellarpolari- sation zeigt. Fresst man eine kleine Säule von quadratischer oder recht- eckiger Basis auf den kleinsten Flächen, so erscheint im Po- larisationsinstrument ein System sich rechtwinklich kreuzender Streifen, welche 45" mit der Druckrichtung machen. Es hängt von zufälligen Umständen ab, welche der Säulenflächen die Strei- fen am besten zeigt. Bei gesteigertem Druck erhalten die Säu- lenflächen eine oberflächliche Streifung senkrecht zur Druck- richtung, sie krümmen sich, oft entstehen Spalten und wenn man die Säule vor und nach dem Pressen misst, ergibt sich — 65 - eine bleibende Zusammendrückung, welche 5 bis 8 Proe. der ursprüngliclien Länge betragen kann. Die ausserordentliche Compressibilität und Deformirbarkeit des Steinsalzes scheint einzig mit Verschiebungen längs den Granatocklerflächen zu- sammenzuhängen. Es ist desswcgen kaum möglich, ein Stück Steinsalz zu bekommen, das nicht, entweder durch Druck an Ort und Stelle, oder durch den gewaltsamen Act dos Abspaltens bleibende Spuren von inneren Verschiebungen und Umstellungen der Moleküle und eben damit Doppelbrechung zeigte, wie diess Brewster und Biot längst beobachtet haben. In überraschender Weise lassen sich die sechs Granatoeder- flächen durch die Körnerprobe gleichzeitig herstellen; zwei der- selben erscheinen als diagonale Sprünge in der angeschlagenen Fläche, die vier andern werden durch vollständige Reflection des durch die Seitenflächen eintretenden Lichtes gesehen. Oft, aber nicht nothwendig, gesellen sich noch zwei Würfelbrüche dazu, so dass man mit einem Schlage nicht weniger als acht Blätterbrüche zu Tag legen kann. 2. Der Kalkspath. Im Kalkspath dürften die Flächen des nächststumpferen Rhombo Oders Gleitflächen sein; also wieder Flächen, welche den Winkel zweier gleicher Spaltbrüche gerade abstumpfen. Dass der Kalkspath nach jenen Flächen häufig dünne Zwillings- lamellen enthält, ist bekannt. Die Wirkungen eines stärkeren Drucks auf Kalkspath sind, wie schon die interessanten Versuche von Fr. Pfaff zeigen (Pogg. Ann. Bd. 107, pag. 336), höchst merkwürdig. Pfaff fand, dass in einer senkrecht zur Achse geschliffenen Platte, gepresst nach einem Paar angefeilter Flächen, welche die scharfen Seitenkanten abstumpfen, bei wachsendem Druck eine plötzliche und bleibende Umwandlung des Bildes der im Polarisationsinstrument beob- achteten Farbenringe eintritt. Die von Pfaff" (Tab. IV. Fig. 11 — 14) gegebenen Abbildungen stimmen nun der Hauptsache nach mit denen, welche Brewster (Optics, neio edilion, pag. 254) Württemb. naturw. Jahreshefte. 18G8. Is u. 2s Heft. 5 — 66 — für den Fall gegeben hat, dass die Präparate eine Zwillings- lamelle enthalten. Man wird daher zu dem Schluss geführt, dass CS möglich sein müsse, im Kalkspath durch Druck Zwil- lingslamellen hervorzurufen. Dass dem wirklich so ist, lüsst sich mit Hülfe der Presse leicht zeigen: man nehme gut ge- spaltene kleine Spathsäulen von 15 — 20 Mill. Länge und 6 bis 8 Mill. Seite von rhombischem oder rhomboidischem Querschnitt und feile senkrecht zu den Säulenkanten zwei Flächen an, die man mit Carton beklebt. Das Feilen geht gut von Statten, wenn man im Sinne der kleinen Diagonale von der spitzigen Ecke gegen die Stumpfe feilt. Wird nun das Stück in die Presse mit parallelen Backen gebracht und die Schraube stetig angezogen, so sieht man bald eine oder mehrere Flächen im Innern aufblitzen, welche je nach Umständen den ganzen Krystall oder auch nur einen Theil desselben durchsetzen. Im letzteren Falle gelingt es manchmal durch subtile Steigerung des Drucks, die angefangene Fläche zu erweitern. Die durch Reflection sichtbar gewordenen Flächen können drei verschiedene Richtungen haben, nämlich parallel den drei Flächen des nächststumpferen Rhomboeders; fällt eine solche Fläche in die Druckrichtung, ist daher parallel den Säulen- kanten, so eignet sie sich besonders zur Beobachtung des re- flectirten Lichts in einer zu den Säulenkanten senkrechten Ebene. Gehen die Flächen parallel den zwei andern Kanten, welche gegen die Druckrichtung geneigt sind, so kann man dieselben durch Wegspalten der angefeilten Flächen zu Tag legen. Diese letzteren Flächen entstehen häufiger, treten gewöhnlich gleich- zeitig auf und zeigen da, wo sie sich durchschneiden, eine eigen- thümlich gezahnte Linie. Drei gleich schöne Flächen habe ich zwar nie erhalten , möchte aber doch nicht an der Möglichkeit, sie durch Druck zu erhalten, zweifeln. Einigemale habe ich auch förmliche Abschiebung nach einem glänzenden messbaren Bruch erhalten. Von zwei Schlagstücken, die ich, wie über- haupt das ganze Material zu meinen Versuchen am Kalkspath, der Freundlichkeit des den Physikern wohl bekannten Optikers W. Steeg in Homburg verdanke, enthält das grössere einen — G7 — blossen Bruch nach einer Fläche des nächst stumpferen Rhom- boeders, das kleinere eine farbenschillernde Fläche, welche in einen glänzenden Bruch übergeht. Ohne Zweifel sind beide Flächen durch den gewaltsamen Act des Abspaltens entstanden. Der Beweis dafür, dass die in eigenthümlichem zum Theil gefärbten Reflexlichte schimmernden Durchgänge nicht mathe- matische Flächen, sondern Lamellen und zwar Zwillingslaraellen sind, ist, wie schon oben bemerkt, enthalten in der Combination der Beobachtungen von Brewster und Pfaff. Für den Minera- logen liegt aber wohl der greifbarste Beweis hiefür darin, dass die einer grossen Rhombendiagonale parallele Linie, längs welcher ein solcher Durchgang eine Rhomboederfläche trifi't, in Wirk- lichkeit sich als eine kleine Fläche erweist, welche ein Bild gibt, das sich messen lässt und der neuen Fläche eine Stellung anweist, wie sie den wirklichen Zwillingslamellen entspricht. Von dem Hergang bei dieser merkwib-digen Umstellung der Krystallmoleküle kann man sich vielleicht durch folgende Be- trachtung ein Bild machen: in der Figur sei AB CD der Haupt- schnitt eines Rhomboeders , welches durch die den Kanten AD und BC parallelen Kräfte P und P^ in der Lamelle abcd eine Anregung zum Gleiten erhält. Wir können uns nun den Krystall bestehend denken aus zahllosen Molekülreihen parallel AB. Ist MmnN eine solche Reihe vor dem Druck, so verwandelt sich dieselbe durch den Druck in die gebrochene geknickte Linie iPm^nN; mn und wi'n liegen symmetrisch gegen die Normale der Lamelle, sind von gleicher Länge, weswegen auch die neue Lamelle a^bcd^ dieselbe Dicke wie zuvor hat. Der Umstand, dass man nur Zwillingslamellen oder Gleit- brüche erhält, scheint auf eine grosse Stabilität der neuen Stel- lung m^7i hinzudeuten. Denken wir uns nämlich, das Umlegen erfolge im Hauptschnitt, so werden die Stückchen mn, sobald sie die labile Gleichgewichtslage in der Mitte des Winkels r/inm ' hinter sich haben, der neuen Lage m'n mit beschleunigter Be- wegung zu streben und dieselbe entweder ganz überschreiten, oder nach einigen Vibrationen in ihr verharren. Aus der Stel- lung nm in die Stellung nm^ kann aber die Ueberführung auf - 68 - verschiedenem Wege geschehen und hiermit scheint die Möglich- keit des Auftretens von Zwillingslamellen in Gleitflächen, welche mit der Richtung des Drucks erhebliche Winkel bilden, zusam- menzuhängen ; der einfachste luid kürzeste Weg ist aber der im Ilauptschnitt und man wird daher sagen können, dass für die mit einer Kante AZ) parallele und zum Ilauptschnitt AC senkrechte Gleitfläche, die Richtung DA von der spitzen Rhomboederecke zur stumpfen, die Richtung der leichtesten Verschiebung sei. Die Körn erprobe gibt am Kalkspath ein artiges Resultat: man erhält als Schlagfigur constant ein gleichschenkliches Dreieck, dessen Schenkel parallel sind den Seiten der angeschlagenen Rhombenfläche und dessen Basis immer der stumpfen Ecke zu- gewendet ist; das Dreieck ist gestreift parallel der grossen Dia- gonale des Rhombus. Wahrscheinlich setzt hier die längs zwei Rhomboederflächen einsinkende Körnerspitze den der Dreiecks- basis parallelen Gleitbruch ins Spiel. Das hier Mitgetheilte ist dem Monatsberichte der König]. Akademie der Wissenschaften zu Berlin entnommen. Geheime- rath G. Rose hatte die Gefälligkeit, die von mir gefundenen Resultate, unter Vorzeigung der Belegstücke, jener Akademie in ihrer Gesammtsitzung vom 11. April 1867 vorzulegen. Im Nachfolgenden möchte ich einige Beobachtungen und Bemer- kungen hinzufügen, die sich mir unterdessen dargeboten haben. Um die Deformirbarkeit des Steinsalzes durch Druck recht auffallend zu zeigen, muss man sich Säulchcn von etwa CO Mill. Länge auf 5—6 Mill. Breite verschaffen. Hiezu ist aber ein kleiner Kunstgriä' nöthig: nachdem man sich eine Platte von etwa 6 Mill. Dicke geschlagen hat, hält man die Platte und dcnMeisel mit derselben Hand und führt einen leichten Schlag parallel einer Würfelfläche. Die Schlaglinie ist vorher mit einer dreikantigen Feile zu bezeichnen. Auf harter Unterlage findet gewöhnlich Zersplitterung statt. Das Pressen geschieht am ein- fachsten in einer Hobelbank oder zwischen den parallelen Backen eines guten englischen Schraubenschlüssels. Die oft sehr be- deutenden Verkrümmungen der Säulchcn hängen, wie man im — G9 — Polarisationsinstrumcnt deutlich erkennt, zusamnion mit Ver- schiebungen und Umstellungen der Moleküle in den dodekaedri- schen Gleitflächcn. Die oben erwähnte Durchbohrung quadratischer Steinsalz- platten kann recht gut und rasch in der Drehbank, oder mit einer kleinen durch einen Fiedelbogen in Bewegung gesetzten Bohrmascliine geschehen. Je dicker die Platte, um so schöner wird die blumenartige Figur im Polarisationsinstrumente. Durch nachfolgendes Aufreiben des Bohrlochs mit einer runden Feile (Rattenschwanz) kann die Figur noch weitere Ausdehnung er- langen, nur muss man sich hüten, die Feile im Sinne der durch die Feilenhiebo gebildeten Schraubenlinien zu drehen, weil sonst Stocken der Feile oder Zertrümmerung der Platte eintreten würde; man muss die Feile rückwärts drehend unter massigem Druck einfüliren und dieselbe mit einer scharfen Bürste öfters reinigen. Um die Zwilliugslamellen im Kalkspath mit Sicherheit zu erhalten, verfährt man besser folgendermassen : an einem Rhom- boeder (Fig. 2) werden die scharfen Parallelkanten AB,A'B' parallel dem Hauptschnitt D C D' angefeilt und nun die Pres- sung in einem Schraubstock oder in einer Hobelbank vorgenom- men. Die Pressung hat alsdann die Richtung B B' und zerlegt sich in die Richtungen B C und B' C, längs welchen mit grosser Leichtigkeit Verschiebungen nach den durch punktirte Linien angedeuteten Flächen des nächststumpferen Rhomboedcrs ein- treten. Beim ersten Knack hat man schon eine oder mehrere Zwillingslamellen; fälirt man aber mit dem Pressen fort, so treten immer neue Lamellen auf, ohne dass der Zusammenhang aufgehoben wird. Die Deformation, welche der Krystall so er- fährt, kann recht bedeutend werden. — Andrerseits kann es sich auch treffen, dass Durchgänge, die bei beginnendem Pressen schon anfangen sichtbar zu werden, wieder spurlos verschwin- den, wenn man mit dem Druck nachlässt; ich habe diess aller- dings nur einmal beobachtet und zwar bei Anwendung einer besonders construirten Presse mit feingängiger Schraube. Mit — 70 — Hülfe der oben bei Fig. 1 gegebenen Erläuterungen wird man die Möglichkeit dieser Erscheinung leicht begreifen. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, dass die im Kalkspath häufigen Zwillingslamellen das Resultat später eingetretener in- nerer Verschiebung und nicht ursprünglicher Krystalhsation sind. Veranlassungen hiezu lassen sich mehrere denken, z. B. Erd- stösse, ungleiche Senkung der Krystallmasse in Folge von Unter- waschungen. Bei dem so grenzenlos zwillinghaften Labrador und Albit müssen wir vielleicht noch an eine weitere Ursache denken, welche möglicherweise den Akt der Krystalhsation begleitete, nämlich an eine innere Pressung bei der krystallinischen Um- bildung des früher amorphen Gesteins, welche mit einer Ver- grösserung des Volumens verbunden sein konnte. Es ist denk- bar, dass unter diesen Umständen die Molekülreihcn sofort in den successiven Zwillingsstellungen Lagen grösserer Stabilität annahmen, als diess in dem continuirlichen, eingliedrigen und unsymmetrischen Krystall möglich gewesen wäre. Die Zwillings- bildung hätte so eine, meines Wissens bisher nicht ins Auge gefasste, statische Bedeutung. Tübingea, 17. Oktober 1867. IL Abliaiidluiigen. Yergleicheiulc ßesclireihini; des Schädels der Wirbellhicrc. Versuch einer auf anatomische Gründe sich stützenden, gleichartig durchgeführten Benennung der Schädel- knochen. Von Generalstabsarzt Dr. v. Klein. In der Reihe der Wirbelthiere ist vom Menschen abwärts bis zu den Knochenfischen der Schädel im Allgemeinen nach Einem gleichen Typus gebildet und aus den gleichen Knochen zusammengesetzt. Oft freilich fehlt der eine oder der andere, oder liegt nicht in der gleichen Lage, wenn z. B. eine Ver- einigung zweier in Einen von erster Entwicklung an sich findet (abgesehen von den gewöhnlichen Verwachsungen, wie sie spä- tere Altersstufen mit sich bringen), oder aber, was viel häufiger der Fall ist, zerfällt ein einzelner Knochen, wie er beim Men- schen vorkommt, bei niederen Thierklassen in zwei und mehr abgesonderte Stücke. Oft auch werden die Höhlen und Löcher nicht von demselben Knochen gebildet, finden Muskelinsertionen an andern statt oder ändern sonst einzelne ihre Verbindungen, wobei zu berücksichtigen ist, dass ein Knochen, der mehrere Verbindungen eingeht, seine Verbindung mit weniger bedeu- tenden verlässt und nur die Hauptverbindiing beibehält. End- lich finden sich freilich wohl auch einzelne Knochen, welche mit denen anderer Thierklassen sich überhaupt nicht wohl ver- gleichen lassen. — 72 — Trotz dieser Verschiedenheiten kann doch stets nur die Lage, die Art der Verbindung und Function die einzelnen Kno- chen bestimmen und wird viele Verwirrung in der Benennung derselben, welche durch Zoologen und Paläontologen entstanden ist, wegfallen, wenn consequent von der Bildung des mensch- lichen Schädels ausgegangen wird. Dieser ist cincstheils der entwickeltste und doch zugleich der einfachste, jedenfalls aber der am meisten untersuchte. Nach ihm muss die Benennung der Knochen bei den verschiedenen Klassen der Wirbelthiere je nach ihrer gegenseitigen Lage und Function durchgeführt wer- den unter Berücksichtigung des Satzes, dass Verschiedenheiten bei den Thierklassen ihren Grund stets im Zerfallen einzelner Knochen des Menschenschädels haben. Würde anders verfahren und etwa von niedern Klassen ausgegangen, so wäre die Erklä- rung der Knochen sehr erschwert. Unmöglich erscheint überhaupt die Deutung der einzelnen Knochen, wenn nicht der Schädel in seine einzelnen Theile zerlegt wird. Bei der Verwachsung der Knochen unter sich, wie sie bei vielen Säugethieren, allen Vögeln, vielen Amphibien und Fischen vorkommt, ist daher die Untersuchung junger, oft sehr junger Thiere durchaus nothwendig. Die Beschreibung der einzelnen Knochen ist nur im Allge- meinen und vergleichungswcise gegeben, sie war hier nicht be- absichtigt und geschah nur, wenn es der Verständlichkeit wegen nothwendig erschien. Die Knorpelfische mussten wegfallen, da ihr Schädel nur in einer häutigen oder knorpligen Kapsel ohne Gliederung be- steht, wenn auch einzelne Knochenplatten constant an einzelnen Stellen sich finden. Die Knochen sind ihrer Reihenfolge nach behandelt: 1) das hinterste, einem "Wirbel noch am ähnlichste oceipitale; 2) das sphe- noideum mit seinen Temporal- und Orbitalflügeln ; 3) das rthmoi- dcum mit den lacrymalia; 4) die Deckknochen dieser Schädel- abtheilungen, parietalia und frontalia; 5) vomer mit dem sep- tum nariuni und den nas(dia (weil diese bei den Fischen den vordersten Schädolabschnitt bilden); G) die tcniporalia mit dem — 73 — Kiefersuspensoriura , dem Gaumen- und Joclibogen imd dem Opercularapparat ; 7) maxiUa snpcrior und inferior. Die liier gegebene Abhandlung ist nach und nach aus No- tizen entstanden, wie ich dieselben bei der Präparation der Schädel, welche in meiner Sammlung sich befinden, niederge- schrieben habe, wobei ich hauptsächlich Rücksiclit darauf nahm, die Schädel in ihre einzelnen Knochen zu zerlegen, um auf die- sem einzig möglichen Wege ein richtiges Bild derselben zu er- halten. Untersuchungen der reichhaltigen Schädelsaramlung des hiesigen Naturalienkabinets vervollständigten die Beschreibung. Als Hülfsmittel dienten mir, dem leider die Zeit fehlt, die reichhaltige Literatur durchzugehen, hauptsächlich: Stannius, Anatomie der Wirbel thierc. Köstlin, der Bau des knöchernen Kopfs in den4Wirbel- thierklassen. Cuvier, recherches sur les ossemens fossiles. j, histoire naturelle des poissons. Brühl, vergleichende Anatomie. Bojanus, anatome tcstudinis europaei. Meckel, System der vergleichenden Anatomie. Lavocat, revue generale des os de la tete des vertebres. Die andern angeführten Autoren sind aus den Citaten der genannten Bücher genommen. 1. Das Hiliterliauptsbein (os ocdpüale). Am meisten constant und desshalb weniger Verschiedenheit in der Deutung unterworfen, ist das hintere Schädelsegment, welches aus den einzelnen Theilen des Hinterhauptsbeins be- steht und beim Menschen den grössten Theil des Hinter- hauptes, den hinteren Theil der Grundfläche des Schädels bil- det und sich mittelst zweier Gelcnksfortsätze mit dem ersten Wirbel verbindet. Es besteht beim Fötus aus 4 Theilen: dem occipitale inferius oder hasilare, welches noch einem Wirbelkörper am ähnlichsten ist, sich vorne perpendiculär mit — 74 — dem Körper des Sphenoideum verbindet, an welches sich die Spitze des Petrosum anlegt; den beiden, Wirbelbogcn ähnlichen Seitontheilen, occipitalia lateralia, auf welchen die Gelenksköpfe sitzen und die sich an die Petrosa anlegen; und dem muschelförmigen obern Theil, occipüale superius oder squama, welcher oben den Bogen schliesst, sich an die Teniporalia anlegt und zwischen die Parietalia hineinschiebt. Alle 4 Theile, welche bald völlig mit einander verwachsen, umgeben das Foramen magnum, welches nach unten sieht und zum Durchtritt des Rückenmarks , einiger Nerven und Ge- fässe dient. Bei den Klassen der Wirbclthiere ist dieser hinterste Theil des Schädels im Allgemeinen nach demselben Typus gebildet, doch finden sich bedeutende Verschiedenheiten, nur die Late- ralia finden sich beständig und bilden die seitlichen Ränder des Foramen magnum. Bei den Säugethieren, mit Ausnahme der meisten Affen, rückt das Foramen magnum an das hintere Ende der Schädel- basis, nimmt eine geneigte bis senkrechte Stellung an und steht mit dem Basilare in einem Winkel, Wenn, wie bei den meisten Affen (ausser z. B. Mycetes) das Loch nach unten sieht, so ist die Squama hauptsächlich nach unten gerichtet, stellt sich das- selbe nach hinten, so sieht auch diese nach hinten. Meistens wird das Loch durch alle 4 Theile gebildet, aber bei den Sirenen wird durch die Vereinigung der Lateralia die Squama ausgeschlossen, bei den Wallfischen trägt das Basilare nichts zur Bildung desselben bei. Die Squama ist bei den Meisten durch eine Querleiste in 2 Theile gethcilt, von welchen der kleinere nach oben sieht und sich an die Parietalia anlegt; bei den Pachydermen und Cetaceen bleibt nur eine Fläche, welche bei den Erstem nach hinten gerichtet ist, bei Ilyrax jedoch sieht eine kleine Fläche nach oben. Bei den Wallfischcn sieht diese eine Fläche nach oben. Das Basilare bildet an seiner hintern Seite mit den Lateralia die beiden Gelenksköpfe. - 75 - Statt des fast allen Säugethicrcn fohlenden processus mastoi- deu8 ossis tcmporum gebt bei den meisten vom Laterale aus hinter dem Temporale ein Fortsatz abwärts, der processus para- mastoideus, welcher denselben Muskeln zur Insertion dient, die beim Menschen den Processus mastoideus fassen. Er ist sehr stark bei den Ruminantia und bei Sus; fehlt dagegen den Affen. Die Verbindungen der Knochen, welche meistens bald mit einander verwachsen, sind die gleichen; bei den Cetaceen aber, bei welchen die Parietalia auf die Seite gedrängt sind, legt sich die Squama an die Frontalia an. Bei den Vögeln bilden die 4 Theilo, welche sehr bald mit einander verwachsen, das Foramen magnum, welches bei den Meisten geneigt, nach hinton und unten gerichtet ist, nur aus- nahmsweise nach unten, wie bei Scolopax, Columba, bei Andern senkrocht steht, wie bei Tetrao, Ardea, Ciconia. Die Squama ist in der Mittellinie zu einer senkrecht ver- laufenden Wulst erhoben, an dessen innerer Fläche der Wurm des kleinen Gehirns liegt. Sie sieht im Allgemeinen nach hin- ten, bei Scolopax, Columba nach unten, bei Andern, wie Tetrao wendet sie sich nach oben. Das Basilare bildet mit beiden Lateralia gemeinschaftlich einen einzigen Gelenkskopf, an dessen Zusammensetzung das erstere nur kleinen Antheil nimmt. Der vordere Theil desselben legt sich schief über den hintern Theil des Sphenoidalkörpers. Die Verbindungen sind im Allgemeinen dieselben, nur legen sich die Lateralia , bei dem Fehlen eines eigentlichen Petrosum, an die Alae temporales posteriores und enthalten mit diesem die Theile des Innern Ohrs. Bei den Amphibien finden grosse Verschiedenheiten statt. Das Foramen magnum sieht bei Allen nach hinten, wird aber nur bei den kleinem Sauriern von allen 4 Theilon gebildet ausser Chamäleon, wo das Basilare ausgeschlossen ist; bei don Krokodilen und Ophidiern vereinigen sich die Lateralia in der Mittellinie über demselben, die Squama ist von seiner Bildung ausgeschlossen; bei den Cheloniorn werden die Ränder von der Squama und den Lateralia mit Ausschluss des Basilare, über — 70 — welchem sich die Lateralia mit einander voreinigen, gebildet. Eine Ausnahme macht Chelys, bei welchem die Lateralia allein dasselbe bilden. Das Basilare sieht nach unten, mit Ausnahme der Kroko- dile, bei welchen es senkrecht nach hinten steht. Mit den beiden Lateralia bildet es einen einfachen Gclenkskopf, der desshalb bei den Sauriern, Ophidiern und Chcloniern dreihöcke- rig ist. Der vordere Theil stosst senkrecht an das Sphenoideum. Bei den Batrachiern fehlt es ganz. Die Lateralia legen sich vorne an die Alae und Squamae temporales und tragen meistens zur Bildung der Gelenksfläche für das Quadratum bei. Die Squama sieht bei den Krokodilen und Sauriern nach hinten und ragt mit einer kleinen sichtbaren Fläche auf die obere Seite, der grössere Theil wird von den Parietalia über- lagert. Bei den Cheloniern bildet sie den hintern Theil des Schädel- dachs und endet mit einer scharfen, nach hinten sehenden Zacke; bei Chelys mit einem scharfen Bande, welcher von den Parie- talia überlagert wird. Bei den Ophidiern sieht ein kleiner Theil nach oben und sie endet mit einer hintern Gräthe. Den Batrachiern fehlt Basilare und Squama, beide Lateralia treffen hinter dem Sphenoideum in der Mittellinie zusammen und bilden je einen Gelenksfortsatz ; die Stelle der Squama nehmen die Lateralia und Parietalia ein ; die Lateralia sind in einen Querfortsatz ausgezogen, an dem die Alae temporales Theil nehmen. Bei Allen nehmen Squama (ausser den Batrachiern) und Lateralia Theil an der Bildung des Innern Ohrs; die Sinus der Trommelhöhle erstrecken sich selbst in das Basilare, wie bei den Krokodilen. Bei den Cheloniern findet sich auf jeder Seite ein besonderer, von der äussern Seite des Laterale losgerissener Knochen, das Occipüale externum, welcher zwischen jenem und der Squama occipitalis, andererseits der Ala und Squama temporalis liegt, dessen unterer Theil auf dem Quadratum ruht und den äussern Gehörgang bilden hilft. Bei den Fischen steht das Foramen magnum senkrecht, — 77 — seine Ränder werden meistens blos von den Lateralia gebildet, welche sich über dem Basilare in der Mittellinie aneinander legen und so jenes von der Bildung dos Lochs ausschliessen ; ebenso treten sie über diesem aneinander, so dass auch die Squama keinen Theil an seiner Bildung nimmt. Das Basilare wird auf der untern Fläche vom hintern Theil des Sphenoideum scliuppcnfürmig überzogen, liegt so über die- sem und bildet nicht, wie bei den Wirbelthieren, die untere Fläche des hintern Schädeltheils ; oder die hintern Enden des Sphenoideum stehen senkrecht unter dem Basilare und bilden einen Canal, dessen Decke das Basilare einnimmt, wie bei den Clupeen. Bei den Cyprinoiden geht hinter dem Sphenoideum vom Basilare ein starker Fortsatz nach hinten, welcher unter den Körpern der ersten Wirbel liegt, auf der untern Fläche eine überknorpelte Platte trägt, gegen welche die Zähne der Pharyngea inferiora sich legen und welcher für sich hinter dem Sphenoideum einen kurzen Canal bildet. Bei Solea geht unter der Articulationsflächc ein Fortsatz nach unten und etwas vor- wärts, welcher mit einer glatten Fläche endigt , an welche sich die Pharyngea superiora anlegen ; der Fortsatz selbst ist an seiner vordem Fläche rinnenartig oder ganz in zwei Theile gespalten und nimmt die perpendiculär stehende hintere Platte des Sphenoideum auf. Die obere Fläche des Basilare wird in den meisten Fällen von den über demselben in der Mittellinie zusammentretenden Occipitalia lateralia und vor diesen von den ebenfalls in der Mittellinie sich berührenden horizontalen Platten der Alae tem- porales bedeckt und so von der Bildung des untern Bands des Foramen magnum und des Bodens der Hirnhöhle ausgeschlossen, oder die Lateralia treten an die Seite des obern Rands des Ba- silare, welches so den untern Rand des grossen Lochs und den Boden des hintern Theils der Hirnhöhle bildet, virie bei den Gadoiden, dann aber treten immer die Alae temporales zusam- men und bilden den Boden. Die hintere senkrechte Fläche desselben hat eine conische Vertiefung, welche einer ähnlichen am ersten Wirbelkörper ent- — 78 — spricht, so dass durch einen zwischen beiden gelagerten Knorpel eine unbewegliche Verbindung entsteht, eine Regel, von welcher nur sehr wenig Fische eine Ausnahme machen, wie SjTnbran- chus, Cobitis, bei welchen der erste Wirbel einen Gelenkskopf hat, und Fistularia, bei welchen das Basilare den Gelenkskopf trägt. Ausser dieser Anlagerung verbindet sich aber auch noch das Latei'ale mit dem Wirbelbogen; es überragt dieses mit sei- nem untern Ende das Basilare und bildet für den Bogenschenkel ebenfalls eine concave Fläche, wie bei den Percoiden, Cata- phracten, Pleuronecten ; oder aber der Bogenschenkel überragt das Basilare und tritt an das zurückstehende Laterale, wie bei den Gadoiden. Bei den Cyprinoiden, Salmonen, Clupeen, La- broiden fehlt diese Verbindung mit den Lateralia. Bei Lepido- siren fehlt das Basilare, oder ist mit dem Sphenoideum verwach- sen zu betrachten, die Schädelbasis wird von einer einzigen Knochenplatte gebildet, deren hinteres Ende sich unter die Chorda dorsalis legt. lieber den Lateralia liegen zwischen der Squama occipitalis und temporalis hinter den Parietalia als losgerissene Knochen die Occipitalia externa und bilden zur Seite der Squama occi- pitalis den obersten Theil der hintern und den hintersten Theil der obern Schädelfläche. Bei Lepidosiren fehlen sie. Die Squama liegt auf dem obern Band der Lateralia zwi- schen den Externa und hat in der Mittellinie der hintern Fläche eine nach hinten sehende grössere oder kleinere Spina. Der vordere Rand des auf der obern Schädelfläche liegenden Theils stosst an die vereinigten Parietalia, wie bei den Cyprinoiden, Clupeen, Anguilla; oder reicht, indem diese zur Seite gedrängt sind, an die Frontalia, wie bei den Percoiden, Salmonen, Ga- doiden, Pleuronecten. Bei Lepidosiren ist keine Squama vor- handen, welche zur Bildung des Schädels beiträgt, dagegen findet sich ein von den Lateralia nach hinten stehender Fort- satz, welcher vor dem ersten Dornfortsatz liegt und sich durch seine Höhe vor diesem auszeichnet, welcher der Spina der Squama, aber als für sich bestehender Knochen, entsprechen dürfte. - 79 - Die Theilc des innern Ohrs liegen in und an der innern Seite der Lateralia, Externa und des Basilare. Auch bei Accipenscr, dem einzigen Knorpelfische, bei wel- chem sich knöcherne TheUe am Schädel finden, lässt sich die mittlere hintere einfache Knochenschuppe des Schädeldachs mit der Squama occipitalis vergleichen, welche die auf der obern Fläche befindliche, in die Ilirnhühle führende Spalte deckt, und zwar um so mehr, als die zwei zu ihren beiden Seiten liegenden Knochenschuppen von ihrer innern Fläche eine nach vorne und einwärts gehende zarte Knochenplatte abgeben, welche sich an die hintern Knorpelfortsätze des Schädelknorpels anlegen, an die sich der Schultergürtel befestigt, die somit den Occipitalia ex- terna entsprechen ; der übrige Theil des Occipitale ist nur Knorpel. Lavocat theilt das Occipitale in ein inferius, laterale^ su- perius und supraoccipüale, und nennt superius die Squama bei den Säugethieren, Vögeln und Amphibien mit Ausnahme der Chelonier, bei diesen und den Fischen nennt er superius, was als externum von den Andern bezeichnet wird. Dafür glaubt er bei allen Wirbelthieren ein Supraoccipitale annehmen zu dür- fen und bezeichnet als Solches, was Andere als Interparietale bei den Säugethieren, als Parietale bei den Krokodilen, als Squama und als superius bei den Cheloniern und Fischen nehmen. Agassiz nimmt bei den Fischen die Squama für interparie- tale; Bojanus das Externum als petrosum; Brühl nennt die Lateralia lateralia inferiora und die Externa lateralia superiora. 2. Das Keilbein (os sphenoideumj. Die Basis der Schädelhöhle und die Schädelachse wird vor dem Basilare durch das Keilbein fortgesetzt. Eine Ausnahme hieven machen nur die Fische. Das Keilbein (sphenoideumj besteht beim menschlichen Fötus aus einem vordem und hintern Theil, welche aber bald mit einander verwachsen. Jeder Theil wird aus dem Körper und zwei seitlichen Theilen zusammengesetzt. Der vordere Körper liegt in der Mitte der Basis der Schädelhöhle hinter dem Ethmoideum, — 80 — seine seitlichen Theile, die kleinen Flügel, alae parvae, liegen in der Schädclhöhle hinter dem Frontale und treten zwischen diesem, dem Palatinum und der Lamina orbitalis Ethmoidei in die Augenhöhle, daher auch alae orbitales genannt. — Der hintere Körper liegt zwischen dem vordem und domBasilare, an seiner Seite liegen die grossen Flügel, alae magnae, welche einen Theil der Seitenwand der Schädelhöhle und liinter den Joch- beinen vor den Squamae temporales die äussere Wand der Au- genhöhlen und den vordem Theil der Schläfengruben bilden, desshalb alae temporales genannt. Auf der obern Fläche dos hintern Körpers liegt die Sattel- grube, in welche die Hypophysis cerebri tritt. Von dieser Grube gehen zwei Spalten, die eine nach aussen und vorne, Fissura orbitalis superior oder Spheno orbitalis genannt, zwischen der Ala parva und magna, durch welche die Nerven und Gefässe des Auges treten (mit Ausnahme des Nervus opticus). Die andere viel grössere geht nach aussen und hinten zwischen der Ala magna und dem Basilare und Laterale des Hinterhaupts, in diese tritt das Petrosum. An der Grundfläche der Ala magna ist das Foramen ovale zum Durchtritt des Nervus maxillaris inferior, einem Ast des 5. Hirn- nerven. An der Basis der Ala parva ist das Foramen opticum zum Durchtritt des Nervus opticus. An der untern Fläche des hintern Körpers entspringen unter den Alae magnae die Flügelfortsätze, processus pterygoidei, von denen jeder wieder aus zwei Fortsätzen besteht. Der äussere hängt fest mit der untern Fläche der Ala magna zusammen; der innere ist eine gekrümmte Knochenplattc, os pteri/goidcuni, welche da am Körper anliegt, wo die Ala magna von ihm abgclit. Zwischen beiden Fortsätzen ist eine Spalte, in welche das Pa- latinum tritt. Das Sphenoideum verbindet sich in der Mitte vorne mit dem Ethmoideum, hinten mit dem Basilare; die Ala parva und magna mit dem Frontale, letztere mit Parietale, Temporale und Zygomaticum; die Processus pterygoidei mit den Palatina; an die untere Fläche des Körpers legt sich der Vomor an. Der äussere Processus pterygoideus legt sich mit einer kleinen Fläche — 81 — an die Maxilla supcrior; über dieser Stelle ist zwischen beiden die Fissura sphenopalatina , in welcher sich der durch das Fo- ramen rotuudum herausgetretene Nervus maxillaris superior in seine Zweige theilt. Bei den Säugethicrcn besteht das Sphenoidcum ebenfalls aus einem voi'dern und hintern Theil, von denen jeder seine Flügel trägt, beide Körper bleiben oft lange oder selbst immer unverwachsen, wie bei Phoca. Das vordere Keilbein ist bei Einzelnen grösser als das hintere, wie bei den Ruminantien und i*achydermcn. Das vordere Keilbein wird immer durch das Fo- ramen opticum bezeichnet, welches an der Basis der Ala orbi- talis ist; beide Foramina trennt hie und da nur eine schmale Scheidewand, wie bei Callithrix, ja sie bilden mit einander selbst nur Ein Loch, wie bei Lepus. Die Alae orbitales kommen bei den meisten Säugethieren vor dem Foramen opticum in der Mittellinie zusammen und ver- wachsen dort mit dem vordem Körper; bei den Marsupialien bilden sie ein freies Dach, welches vom vordem Ende des Kör- pers sich nach hinten zur Seite desselben ausdehnt. Sie liegen horizontal, wenn die Siebplatte horizontal liegt, wenn diese sich erhebt, steigen sie an nach aussen oder nach vorne, wie bei den Cetaceen. Ein kleiner Theil derselben tritt in die Augenhöhle. Abweichungen finden statt bei den Alae temporales. An Affen und Carnivoren beobachtet man, wie beim Menschen, noch den horizontalen und senkrechten Theil, bei den Rodentien eigent- lich blos eine senkrechte Lage, bei den Ruminantia und den Pachydermen mehr die horizontale, rein horizontal sind sie bei den Cetaceen. Die nach vorne gerichtete Orbitalfläche fehlt, mit Ausnahme der Affen, in den meisten Fällen. Es nehmen die Flügel an der Bildung der Augenhöhle keinen Antheil, ihre Fläche ist nach aussen oder unten gerichtet. Bei Einzelnen, wie Erinaceus, den meisten Marsupialien, nehmen sie Theil an der Begrenzung der Trommelhöhle, indem sie flügclförraige Fortsätze an der Württemb. naturw. J:ihrcslierte. 1SC8. Is u. 'Js Heft. G innern Seite des Tympanicum abwärts schicken. Sie erreichen das Parietale, wie bei den meisten Affen, Carnivoren, Roden- tien, Ruminantien , Pachydermen und den Cetaceen, oder auch nicht, weil die Squama temporalis und das Zygomaticum sich berühren, wie bei Macacus; oder aber, weil Squama tempo- ralis und Frontale sich berühren, wie bei Lutra, Lepus, Arc- tomys. Das Foramen ovale ist in der Nähe des hintern Rands bei den Affen und Carnivoren. Bei den meisten Nagern, Dick- häutern und Cetaceen liegt es am hintern Rand, verschmolzen mit dem Foramen lacerum anterius, einem Loche, welches sich zwischen dem vordem Ende des Petrosum und der hintern Seite des Ursprungs der Ala temporalis befindet. Der äussere Flügelfortsatz ist entweder an den Oberkiefer angelegt, wie bei den Rodentien, oder, wie bei den Carnivoren und Ruminantien, von demselben entfernt, während das Pala- tinum in den Zwischenraum tritt. Bei den Edentaten, Monotre- men und den eigentlichen Cetaceen fehlt er ganz. Der innere Fortsatz, das Pterygoideum , ist bald stärker als der äussere, wie bei Hippopotamus und den Carnivoren. Bei den Letztern ist er im Fötalzustand an den von der Ala tempo- ralis ausgehenden äussern Fortsatz zwar angelegt, aber völlig getrennt, geht als Vorsprung nach unten und innen ab und legt sich mit seinem vordem Theil an das Palatinum an. Bald aber ist das Pterygoideum kleiner und bildet nur einen Anhang am äussern Fortsatz, wie bei den Affen und Pachydermen, oder ist, wie bei den Ruminantien, ganz an den letztem angelegt. Die Rinne zwischen beiden geht so oft ganz verloren, wie bei den Ruminantien, bei Talpa, Vespcrtilio. Bei den Roden- tien ist die Grube zwischen beiden sehr gross und nach vorne durchbohrt. Bei Einzelnen, wie Myrmocophaga , erstreckt sich das Pterygoideum sehr weit nach hinten. Nach der bisherigen Annahme bleibt den Sirenen nur ein dicker äusserer Flügclfortsatz, allein bei einem jungen INIanatus, den ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, besteht der Fortsatz aus einer äussern Platte, welche völlig mit der untern Fläche - 83 - des Temporalflügels zusammenhängt, hinten aber durch eine der ganzen Höhe nach gehende Rinne vom hintern Theil des- selben abgegrenzt ist. Von der ganzen Länge des Keilbein- kürpers geht ein starker innerer Fortsatz senkrecht abwärts, legt sich an die äussere Platte, bildet den hintern Theil des ganzen Flügelfortsatzes und endet mit einem deutlichen Ilaken. Das Palatinura legt sich breit vor beide Fortsätze und bildet am untersten Ende einen Winkel zwischen beide herein. Auf der untern Hälfte der hintern Fläche geht eine Grube abwärts. Aehnlich verhält es sich bei einem jungen Halicore, bei welchem eine Spalte als Fortsetzung der Rinne, in welcher das Palatinum liegt, an der äussern Seite abwärts geht und den äussern vom Innern Fortsatz trennt. Bei den andern Klassen der Wirbclthiero besteht der Kör- per des Sphenoideum nur aus einem Stück, jedoch lassen sich bei den Vögeln und einzelnen Amphibien noch beide Theile in soweit unterscheiden, als die hintere Parthie breiter ist, den Boden der Schädelhöhle bilden hilft und, mit Aus- nahme der Batrachier, auf der obern Fläche eine Sattelgrube hat, in welche die Hypophysis tritt. Vom Grunde dieser Grube führen zwei Canäle in die Trommelhöhle. Bei den Sauriern ist diese Grube nach hinten gerichtet und vom breitern Theil des Keilbeinkörpers bedeckt. Bei den Vögeln, Sauriern, Ophidiern, Batrachiern und ein- zelnen Cheloniern, wie Gymnopus, ist die untere Fläche dieses breitern hintern Theils des Keilbeinkörpers frei und bildet, wie bei den Säugethieren , die untere Fläche der Schädelbasis; bei den Krokodilen und den meisten Cheloniern, z. B. Chelonia, wird sie von den Flügelbeinen bedeckt. Der hintere Rand logt sich bei den Vögeln schief unter den vordem Theil des Basilare, bei den Ophidiern und Sauriern stösst der hintere Rand an den vordem des Basilare; während bei den Krokodilen der hintere Rand einen Ausschnitt hat, wel- chen das Basilare ausfüllt. Das dem vordem Keilbeinkörper entsprechende Stück stellt nur eine schnabelförmigo Verlängerung dar, welche ausserhalb - 84 — der Schädelhöhle liegt, bei den Vögeln bis an den vordem Rand der Augenhöhlen reicht und die Lamina perpendicularis Eth- moidei trägt, zur Seite Articulationsflächen für die Pterygoidea hat und am vordem Ende sich meistens mit dem Yomer ver- bindet. Bei den Sauriern ist sie sehr zart, dient ebenfalls zur Anlagerung der Augenhöhlenscheidewand oder fehlt, wie bei den Chamäleoniden. Bei den Krokodilen ist der Schnabel kurz, zusammengedrückt und liegt über den vereinigten Pterygoidea. Bei den Ophidiern reicht die vordere Spitze bis zur Grenze der Nasengegend. Bei den Batrachiern ist das Sphenoideum eine einfache längliche Platte, ohne Vertiefung auf der obern Fläche. Bei den Schwanzlurchen (Caudata), namentlich Salamandrinen , legt sich die hintere Spitze zwischen die vordem Ränder der ver- einigten Occipitalia lateralia, bildet dann zwischen den Alae temporales und orbitales den Boden der Schädelhöhle und reicht mit abgerundeter Spitze bis unter das knorpehge Ethmoideum. An ihrer untern Fläche legen sich an beiden Seitenrändern die hintern langen Fortsätze beider Vomer an. Bei den Froschlurchen (Ecaudata) und zwar bei Rauinae und Bufones gehen vor der hintern Spitze zwei lange seitliche Fortsätze ab, welche sich unter die Querfortsätze des Schädels legen und mit den Pterygoidea verbinden. Die mittlere Platte liegt unter dem Schädelkuorpel und reicht bis an das ossificirte Ethmoideum. Bei Pipa fehlen die Seitenfortsätze, die Pterygoidea legen sich an den hiufern Theil des seitlichen Rands des breiten Sphe- noideum, welches den Boden der Schädelhöhle bildet. Vom vordem Rand der Platte geht ein spitzer Fortsatz zwischen den inuern Rändern der JMaxillae superiores als Scheidewand der hintern Nasenlöcher vorwärts bis fast an die lutermaxillaria. Bei den Fischen setzt sich das Sphenoideum als lang aus- gezogener schmaler Knochen vom liintersten Theil des Scliädels bis fast zur Spitze über dem Vomer fort und bildet so bis zu diesem die Grundfläche des ganzen Schädels. Das hintere Ende legt sich bei der bei weitem grossem Anzahl platteuförmig und - 85 - in zwei Fortsätze gespalten unter das Basilare, dessen untere Erhabenheit zwischen jene eingeschoben ist, und reicht ganz oder fjist bis zur Verbindungsfiäche mit dem ersten "Wirbel, Bei Einzelnen ist dieses hintere Ende in zwei fast senkrecht stehende Platten gctheilt, welche die AVandung einer Höhle bilden, in welche sich die Keilbeinhöhle fortsetzt; die obrrn Ränder der Wandung legen sich an düs Basilare an, die untern vereinigen sich mit einander, wie bei Ilydrocyon, Myletes (Cha- racini) und setzen sich in eine senkrecht nacli unten stehende Platte fort bei Pygocentrus (Characini), Oder beide senkrechte Platten vereinigen sich nicht und lassen eine Spalte zwischen sich oflFen bei Mullus (Mulloidei), Leporinus (Salmones). Beide Platten mit nach unten oflFcner Rinne setzen sich mit ihren hintern Spitzen weit über das Basilare hinaus unter den ersten Wirbeln fort bei Clupea, Alausa. Das hintere Ende bildet eine perpendiculär stehende dünne Platte, die sich in eine Rinne zwi- schen den beiden an der untern Seite des Basilare befindlichen Fortsätze hereinlogt, während der untere scharfe gewölbte Rand frei nach unten steht, bei Solea (Pleuronectes). Vor dem Basilare liegen über dem Sphenoideum immer die queren Fortsätze der Alae temporales, welche sich in der Mittel- linie aneinander legen und zwar, wie in den meisten Fällen, getrennt von ihm durch eine Höhle, die Keilbeinhöhle (siehe Alae temporales), oder nur selten unmittelbar auf ihm, wie bei den Gadoiden. Das Sphenoideum ist so von der Bildung des Bodens der Hirnhöhle an dieser Stelle ausgeschlossen. Am Sphenoideum lässt sich kein breiterer und schmälerer Theil unterscheiden, wie bei den Yögeln und zum Thcil den Amphibien, aber bei den andern Classen der Wirbelthiere über- hau])t liegt die Grube, in welche sich die Hypophysis ccrebri senkt, am vordem Ende der obern Fläche des hintern Keilbeins, bei den Fischen senkt sich dieselbe vor der Verbindung der Alae temporales auf das Sphenoideum, welches jetzt den Boden der Hirnhöhle bildet; sie tritt hier in eine Grube, welche sich bei denjenigen Fischen, welche eine Kcilbeiuhöhle besitzen, in diese öffnet. - 86 ^ Zu beiden Seiton dieser Flache, welche den Boden der Hirnhöhle bildet, erheben sich am Rande des Sphenoideum auf- steigende Fortsätze, welche sich an den Rand der Alae tempo- rales und orbitales, wenn diese vorhanden sind, anlegen. Somit wäre doch eine Aehnlichkeit der Abtheilung in ein hinteres und vorderes Keilbein gegeben, welches aber niemals in frühern Perioden getrennt erscheint. Vor den aufsteigenden Fortsätzen setzt sich das Sphe- noideum stabförmig fort unter dem knorpeligen oder knöchernen Ethmoideum, oder frei die untere Grenze des Schädels vor der Hirnhöhle bildend, wie bei den Gadoiden und Muränen, und nimmt in einer untern Rinne den Vomer auf, über welchem es spitz endet. Bei jungen Exemplaren von Accipenser sturio lässt sich von der Basis des Schädelknorpels ein langer platter Knochen los- lösen, welcher völlig die Form eines Sphenoideum der Knochen- fische hat und hinten ebenfalls in zwei lange Fortsätze sich spaltet, welche sich unter der Chorda dorsalis nach hinten er- strecken. Vor diesen gehen zwei seitliche Fortsätze, ähnlich den flügeiförmigen Fortsätzen, aus, die sich an die Alae tem- porales anlegen und nach aussen und oben an die Seitenflächen des Schädclknorpels sich setzen. Die Knochenplatte setzt sich anfangs breit, dann schnell sich zuspitzend unter dem Schä- delknorpel fort und trifft mit einem Knochen zusammen, wel- cher hinten stielförmig, am vordem Theil seiner untern Fläche auf einer Platte eine Menge zahnförmiger Erhabenheiten trägt und wohl dem Vomer vergleichbar ist. So wenig nun Verschiedenheit in den Ansichten der Schrift- steller über den Körper des Sphenoideum selbst, trotz der Verschiedenheit der Lage und der Verbindungen, besteht, so verschiedene Auslegungen haben die vom Sphenoideum aus- gehenden oder an dasselbe sich anlegenden Knochcnplattcn ge- funden, welche die Seitenwandungen der Schädclhöhle bilden helfen, sich an die Dcckknochcn des Schädels, die Parietalia und Frontalia, anlegen und den Temporal- und Orbitalflügoln entsprechen würden. Bei diesen fehlt aber in Folge der Ver- - 87 - schiedcnheit der Knochenplatten eelbst, ihrer Ausdehnung, ihres Antheils an der Bildung der Sch.ädelhölilc und der Löcher, welche sie zum Durchtritt der Nerven enthalten, fast jeder Anhalts- punkt. Wo, wie bei den S<äugethieren, ein hinterer und ein vorderer, in frühern Lebensperioden völlig in zwei Theile ge- trennter Sphcnoidalkörper vorhanden ist, wird auch die Be- stimmung der flügclfürmigcn, von ihm ausgehenden Knochen- platten einfach. Am hintern Körper entspringen die Alae tem- porales, am vordem die Alae orbitales, und wenn gleich Lage und Verlauf sich bei den S.äugethieren wesentlich verschieden verhalten, so ist doch durch das Petrosum eine hintere, durch das Foramen sphenoorbitale eine vordere bestimmte Grenze für die Ala tcmporalis gegeben, in deren Grundfläche das Foramen ovale zum Durchtritt des Nervus maxillaris inferior ist; und durch das Foramen sphenoorbitale und das Geruchsorgan die Grenze für die Ala orbitalis, welche den vordem Rand der Grube für die Hj^iophysis bildet und an ihrer Basis das Fo- ramen opticum enthält. Bei den andern Classen gibt es kein Petrosum, im Sinn des bei den Säugethieren vorkommenden Knochens, welcher für sich alle Theile des Innern Ohrs in sich fasst und als ein dem Gehörorgan angehöriger BJnochen einen Theil der Grundfläche der Schädelhöhle bildet; das Gehörorgan ist auf verschiedene Knochen des Schädels, namentlich Occipitale basilare, laterale, externum, auf Ala und Squama temporalis vertheilt, und der unmittelbar an das Occipitale laterale stossende Knochen ist ala Irmporalis, welcher bei den Vögeln und Krokodilen aus zwei hinter einander liegenden Platten, einer ala posterior und anterior, besteht, während bei den andern Amphibien und den Fischen nur eine Platte sich findet, welche der ala posterior entspricht. Bei den Vögeln liegt die Basis der hintern Platte der ala tcmporalis posterior auf der Seite dos hintersten Thcils des Sphenoidalkörpers und des Basilare, welches mit schief abge- schnittener Fläche auf dem Keilbeinkörper sich anlegt, und zwar ist der Flügel bei ganz Jungen völlig von beiden Knochen, - 88 - Sphenoidalkörper und Basilare getrennt, verwächst aber sehr bald mit beiden. Der vordere Rand dieser Ala posterior stösst an die Basis der Ala anterior, dann aber treten beide Flügel auseinander und die posterior wölbt sich als dicke, vielfach aus- gehöhlte Platte nach hinten und oben vor dem Occipitale late- rale, mit welchem sie sehr bald verwächst, und tritt an das Parietale. An der äussern Fläche des Schädels ist nichts von ihr sichtbar. Vor ihr entspringt am seitlichen Theil des Sphenoideum die ala temporalis anterior mit zwei Wurzeln, die vordere in glei- cher Breite mit der Hattelgrube, die hintere fasst den hintern Theil des seitlichen Rands derselben, der Ausschnitt zwischen beiden bildet mit dem Rand des Sphenoideum das Foramen ovale, an welchem somit die Ala posterior keinen Antheil hat. Die Ala anterior ist in die Quere gestellt und steigt aufwärts, so dass die vordere Fläche nach vorne sieht, und legt sich an die senkrechte Leiste des Frontale medium, der äussere Rand an die Squama temporalis. Sie bildet die vordere Wand der Schädelhöhle, aber beide Hälften treffen in der Mittellinie nicht zusammen, indem die Lamina perpendicularis Ethmoidei, welche die Scheidewand zwischen beiden Augenhöhlen bildet, zwischen sie tritt. Zu beiden Seiten dieses liegen die Foramina optica, oder es besteht bei unvollkommener Seheidewand nur ein Loch, wie bei Colymbus und Carbo. Bei Plotus, welchem die Scheide- wand ganz fehlt, ist durch die Flügel die vordere Schädclwand ganz geschlossen, nur unten bleibt ein Loch zum Durchtritt der Nervi optici. Von dem äussern Winkel ihres untern Rands geht ein Fort- satz nach unten, die hintere Orbitalspitze , welche die Augen- höhle nach hinten begrenzt, aber mit dem Zygomaticum nicht zusammentrifft, wohl aber bei Einigen, wie P.sittaous, Scolopax, durch eine Verbindung mit dem Lacrymale die Orbitalwand schliesst. Die Ala posterior, von Köstlin so genannt, bezeichnet Cuvier als pelrosuni^ sio enthält allerdings Theile des innern Ohrs, aber mit gleichem Rechto licsse sich dieser Name auf Occipitale — 89 — laterale etc. anwenden. Die Ala anterior ist die von Cuvier ala temporalis benannte Knochenplattc. Die ala oi'fntalis fcldt meistens ganz, oder besteht aus einzelnen Knochenplättclicn, welche im Umfang des Foramen opticura in der "vordem Schädelwandung liegen. Der Flügelfortsatz des Keilbeins ist völlig von diesem getrennt, ein äusserer Fortsatz kommt in den andern Classen nicht mehr vor und von dem Innern, dem eigentlichen Ptery- goideum, wird besser beim Kiefersuspensorium und Gaumen- bogen die Rede sein. Bei den Krokodilen legt sich die ala temporalis poste- rior an das Sphenoideum und Occipitale laterale an, bildet dann durch einen Ausschnitt mit der Ala anterior das Foramen ovale, tritt vor dem Occipitale laterale, ebenfalls ohne an der äussern Schädelfläche sichtbar zu werden, in die Höhe und an die Squama temporalis. Die ala temporalis anterior liegt am seitlichen Rand des Sphenoideum vor der Ala posterior, hinter dem Eingang zur Sattelgrube, wölbt sich nach oben und einwärts, verbindet sich über dem Schnabelfortsatz mit der der andern Seite und bildet die vordere Wandung der Schädelhöhle. Am obern Rand der vereinigten Flügel bleibt ein Ausschnitt zum Durchtritt der Nervi olfactorii , unter diesen in der Mittellinie ein Loch zum Durch- tritt der Nervi optici. Der obere Rand legt sich an das Parie- tale und Frontale an. Cuvier bezeichnet die Ala posterior ebenfalls als petrosum, die anterior als ala temporalis. Die alae orbitales fehlen. Bei den andern Amphibien ist nur die ala temporalis posterior vorhanden, welche frei an der äussern Fläche des Schädels sichtbar ist, wenn auch, wie bei den Cheloniern, über- wölbt von dem das Dach der Schläfengrube bildenden Knochen. Sie sitzt auf dem .seitlielien Rande des Sphenoideum bis zur Sattelgrube vorwärts und auf dem vordem Theil des Occipitale laterale auf. — 90 — Bei den Sauriern ist am vordern Rand des aufsteigenden Theils, welcher sich hinten an Squama occipitalis, vorne an das Parietale und Coluraella anlegt, ein Aussclmitt, der dem Fora- men ovale entspricht. Bei den Ophidiern ist das Foramen ovale im Flügel selbst, der zwischen Parietale einerseits, dem Occipitale basilare und laterale andererseits, aufwärts steigt und sich an die Squama temporalis legt. Bei den Cheloniern ist am vordern Rand ein Ausschnitt, welcher mit dem Sphenoideum das Foramen ovale bildet. Der Flügel liegt am S})henoideum und Quadratum, nach hinten am Occipitale externum und stösst oben an das Parietale und die Squama occipitalis. Bei den Batrachiern bilden die Alae temporales die vordere und obere Wand der Hirnhöhle, legen sich an die Occipitalia lateralia an und bilden mit diesen den Querfortsatz des Schä- dels, welcher das Labyrinth des Ohrs enthält und an dessen äussern Rand das Quadratum tritt. Am untern Rand der vor- dern Platte ist ein Ausschnitt, der mit dem hier freiliegenden Schädelknorpel das Foramen ovale bildet. Die Anlagerung am hintern breitern Theil des Sphenoideum, welches sich vom vordern auch durch den alleinigen Antheil an der Bildung des Bodens der Schädelhöhle charakterisirt, spricht dafür, dass sowohl diese Platten der Amphibien, als die beiden hinter einander liegenden der Krokodile und Vögel, welche sich an einander anlegen, als alae temporales zu betrachten sind; die Lage des Foramen ovale am vordern Rand oder in der Platte selbst bei den erstem, zwischen beiden Platten bei den Krokodilen und Vögeln, unterstützt diese Ansicht. Ebenso treten die Nerven des Auges mit Ausnahme des Nervus opticus unter und vor ihnen aus der Schädolhöhle heraus, entsprechend dem Foramen sphenoorbitale der Säugethiere. Der Nervus opticus, dessen Durchtritt bei den Säugethieren bezeichnend für die Ala orbitalis ist, tritt allerdings zwischen oder unter ihnen, nament- lich unter den vordern Knochenplatten der Krokodile und Vögel heraus, aber mit diesen endet auch die Schädelhöhlc. Der vor- - 91 - dere schmälere Theil des Sphcnoideum hat keinen Theil mehr an dem Boden der Schädelhöhle. Den Vögeln und Amphibien fehlen die alae orbitales, höch- stens können einzelne Knochenstücke, welche sich mit dem Sphenoideum nicht verbinden und hie und da in der vordem Schädelwand finden, als Rudimente derselben angesehen werden. Während den Vögeln und den meisten Amphibien die alae orbitales fehlen, so finden sich bei den Batrachiern Knochen- platten, welche als solche betrachtet werden müssen. Bei den Caudata liegen vor den Alae temporales zwei läng- lich viereckige Knochcnlamellen, welche den Canal der Schädel- höhle fortsetzen, auf dem Sphenoideum liegen und von den Parietalia und Frontalia bedeckt werden, an ihrem vordem Rand liegt das nur knorpelige Ethmoideum. Zwischen ihrem hintern Rand und den Alae temporales treten durch ein kleines Loch die Nerven heraus. Bei den Ecaudata fehlen diese Knochenplättchen, aber über dem Foramen ovale tritt ein mit der Ala temporalis verwach- sener Fortsatz einwärts unter den umgeschlagenen äussern Rand des Parietale und bildet so an der hintern Seite noch eine Art knöcherner Seitenwand. Vor diesen bildet nur der Schädelknor- pel die Fortsetzung des Canals der Schädelhöble. (Raninae und Bufoncs.) Bei den Fischen legen sich die alae temporales an den obern Rand des hintern Theils des Sphenoideum an, von den aufsteigenden Fortsätzen bis zum Occipitale laterale rückwärts und stossen mit dem obern Rand an die Squamae temporales und Frontalia posteriora. Bei Einigen, wie den Cyprinoiden und Salmonen, tragen sie zur Bildung der Articulationsfläche für das Kiefersuspensorium bei. Von diesen aufsteigenden Platten gehen horizontale ein- wärts, welche sich in der Mittellinie mit einander verbinden, hinten an das Basilare stossen und den Boden der Hirnhöhle bilden, von welcher das eigentliche Sphenoideum, der Körper desselben und das Basilare ausgeschlossen ist. Bei denjenigen Fischen, welche eine Keilbeinhöhle, einen - 92 - Canal für die Augenmuskeln, namentlich die Recti haben, bilden sie die Decke desselben und von ihnen absteigende Schenkel die Seitenwände, während das Sphenoideum unten die Höhle schliesst. Der Ausdruck Keilbeinhöhle ist nur dann richtig, wenn die Alae temporales zum Sphenoideum gerechnet werden, denn die Höhle liegt zwischen dorn sogenannten Sphenoideum und den Alae temporales, nicht im Corpus sphenoidei selbst. Die Höhle fehlt bei den Gadoiden, Muränoiden, Polypterus, Lepidosteus und den meisten Sclerodermen. Der vordere Rand der horizontalen Platten begrenzt ein Loch, in welches die Hypophysis tritt und durch welches die Hirnhöhle mit der Keilbeinhöhle in Verbindung steht. Am vordem Rand der senkrechten Platten ist ein Loch, welches dem Porameu ovale entspricht, durch welches der Ramus maxillaris superior und inferior des 5. Nerven tritt, so bei den Cyprinoiden, Salmonen, Pleuronecten, Percoiden, Esoces, oder ein Ausschnitt, wie bei den Gadoiden, Lophius. Bei Lepidosiren sind die Alae temporales knorpelig. Diese Alae temporales nennt Cuvier und Agassiz olae magnae; Meckel, Hallraann petrosa ; Köstlin alae temporales posteriores ^ Bojanus tympanica. Bei den drei Klassen, Vögeln, Amphibien und Fischen, enthalten diese Alae temporales Theile des innern Ohrs. Bei einzelnen Fischen legen sich an den vordem Rand der Alae temporales Knochenplatten an, welche vor den abstei- genden Theilen der Frontalia posteriora in die Höhe treten und an die Frontalia media stossen; sie begrenzen den vordem Theil der Hirnhöhle, den hintern und zum Theil innern der Augen- höhlen und legen sich vorne an das Ethnioideum, wenn dieses ossificirt ist. Durch sie oder unter ihnen treten die Augenner- ven und unter ihrer mittlem Platte die Nervi optici heraus. Sie umgeben den vordem Rand der Grube für die Hypophysis, oder stehen mit einem abgesonderten Knochen in Verbindung, wel- cher diese Grube begrenzt. Diese Platten characterisiren sich somit als alae orbitales, wie sie auch Cuvier, Bojanus, Geoffroy - oa - St. Hilaire, Rosenthal, Stamiius nennen; alae orbitales poste- riores Brühl; als alae magnae bezeichnen sie Meckel, Hallmann, Wagner; als alae teriiporales anteriores Köstlin. Von den Alae temporales anteriores der Vögel und Krokodile und somit von den Alae magnae oder temporales überhaupt unterscheidet sie aber die Art der Anlagerung an das Sphenoideum, wo sie die vordere Begrenzung der Grube für die Ilypojihysis bilden, was auch bei den Säugetliieren durch die Orbitaltliigcl gcse^hieht. Sie sind am meisten ausgebildet bei den Cyprinoiden und Siluroiden, bei welchen sie die Seitenwände der weit nach vorne reichenden Verlängerung der Schädelhöhle bilden und sich an das Ethmoideum anlegen; bei Einigen, wie Cyprinus carpio, Barbus fluviatilis, treffen sie in der Mittellinie zusammen und bilden auch einen völlig ossificirten Boden dieser Verlängerung. Die untere Fläche stösst fast auf das Sphenoideum, oder erreicht dasselbe durch eine stielförraige Verlängerung, wie bei Silurus glanis. Bei den Cyprinoidcn gehen vom hintern Rand, der die Grube für die Hypophysis vorne begrenzt, zwei Fortsätze ab, welche die Grube zur Seite umfassen und sich fest an die auf- steigenden Fortsätze des Sphenoideum anlegen. Bei Anguilla kommen diese Platten von den aufwärts ge- krümmten Fortsätzen des Sphenoideum, in unmittelbarer Fort- setzung der Alae temporales, an deren vordem Rand sie liegen. Bei den Salmonen, Clupeen legen sich die Platten an das Ethmoideum an, bleiben aber weit von der Mittellinie und dem Sphenoideum entfernt. Bei Esox, den Pleuronecten und Gadoidcn ist ihr vorderer Rand frei und begrenzt das Loch, mit welchem die Hirnhöhle endet. Mit dem untern Rand dieser Knochenplatten steht bei den Meisten, welche einen Canal für die Augenmuskeln haben, ein abgesonderter Knochen in Verbindung, welcher aus zwei nach unten convergirenden, unten mit einander verschmelzenden Lei- sten besteht, welche in einem einfachen Fortsatz enden, so dass derselbe die Form eines Y hat. Jeder obere Schenkel verbindet sich mit der Basis der Ala orbitalis seiner Seite, der - 94 — untere unpaarige Stiel ruht auf dem Sphenoidcum, ohne sich mit ihm zu verbinden, und bildet die vordere Begrenzung der Grube für die Hypophysis; er steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Primordialknorpel , welcher das Septum interorbitale bildet. Bei Esox und den Salmonen ist diess besonders deutlich. Bei den Pleuronecten, Gadoiden, Anguilla fehlt dieser Kno- chen ganz. Bei den Cyprinoiden fehlt der untere Stiel, beide Schenkel, 'welche mit den Alae orbitales selbst in unmittelbarem Zusammenhang stehen, legen sich, die Grube für die Hypo- physis umgebend, an die vordem Eänder der Alae temporales und die aufsteigenden Fortsätze des Sphenoideum. Bei Lucio- perea, Clupea legen sich die Schenkel an die untere FLäche der Alae orbitales an und vereinigen sich zu einem kurzen Boden vor der Hypophysis, der einfache Stiel geht abwärts und vor- wärts auf das Sphenoideum. Dieses abgesonderte Knochenstück nennt Cuvier, Agassiz, Stannius sphenoideum anterius, während dasselbe nicht vor dem Sphenoideum, sondern über demselben liegt, wesshalb es Hall- mann sphenoideum superius nennt. Es ist, wo es als gesonderter Knochen vorkommt, eine Ossification im Primordialknorpel, wie bei Esox und den Salmonen und bildet den vordem Rand der Grube für die Hypophysis, wie bei den Säugethieren das Sphenoideum anterius; da sich aber das Sphenoideum selbst unabhängig von diesem Knochen an der Schädelbasis fortsetzt, so ist er wohl als ein die beiden Alae orbitales verbindendes Grundstück zu betrachten, wie er auch bei den Cyprinoiden, nur in anderer Form, sich zeigt. 3. Das Siebbein (os ethmoidcum) mit den Vorderstirnbeinen (frontalia anteriora) und Tbl'änenb einen (UicrymaliaJ. Am vordem Ende der Schädclhöhle liegt bei den Säuge- thieren das Siebbein, welches beim Menschen am vollkom- mensten entwickelt ist und mit seiner horizontal liegenden Sieb- platte, durch deren Löcher die Fäden der Nervi olfactorii treten, in der Mitte des vordem Endes der Basis cranii vor dem Sphenoideum liegt. Von dieser geht als Scheidewand der - 95 - Nasenhöhle eine Platte pcrpcndiculär nach unten und stösst auf Sphcnoideum und Vomcr; an ihrer Seite liegt in der Nasen- höhle das Labyrinth, welches nach aussen durch die Lamina papyracea, als der inneren Wand der Augenhöhle, geschlossen wird. Die Frontalia und Nasalia bedecken den Knochen. In der Reihe der Säugethiere richtet sich die Siebplatte immer mehr auf, bis sie bei den Cctaceen eine senkrechte Stel- lung einnimmt und die Schädolhöhle nach vorne schliesst. Die Zahl ihrer Löcher nimmt ab, sie ist selbst undurchbohrt bei den Delphinen. Die Lamina papyracea an der Innern Wand der Augenhöhle fehlt den meisten Säugethieren, ausser den Affen; bei den Delphinen fehlen die Seitenwände und das Labyrinth. Bei den Vögeln schliesst die Schädelhöhle mit den Alae temporales anteriores, und das Ethmoideum ist von derselben ausgeschlossen. Die Siebplatte fehlt, ausser bei Apteryx, ebenso fehlen die Seitentheile , es bleibt nur die perpendiculäre Platte (die auch bei Plotus fehlt). Diese Platte bildet die Scheide- wand der Augenhöhlen, legt sich hinten an die vordere Wand der Schädelhöhle, unten über dem vordem Theil des Sphcnoideum an und trägt oben eine horizontale Platte, welche unter den Frontalia und Nasalia liegt. Bei den meisten Vögeln gehen von der Scheidewand Fortsätze quer nach aussen, über welche durch einen Ausschnitt unter den Frontalia die Nervi olfactorii laufen; sie sind sehr stark bei Tetrao, Diomedea, legen sich bei Einzelnen an die Lacrymalia an, wie bei Psittacus, Scolopax. Unter den Amphibien findet sich ein knöchernes Eth- moideum nur bei den Froschlurchen, und zwar bei den ßa- ninae und Bufones ein völlig ausgebildetes. Es umgibt den vor- dem Theil des Schädelcanals ein gürtelförmiger Knochen mit oben schmälerer, unten breiterer Platte, welche beide durch Seitenwände vollkommen mit einander verbunden sind. Der Knochen ist am hintern und vordem Theil hohl, der untere Theil bildet eine nach oben offene Rinne. Die hintere und vordere Coucavität ist durch eine Scheidewand getrennt, die aber durch zwei Löcher, welche die Olfactorii durchtreten lassen, durchbohrt ist. Die vordere Concavität und ihre Kän- - 96 - der verbreitern sich nach aussen, und die erstere ist durch eine knöcherne Scheidewand vollkommen in zwei seitliche Gru- ben, die Nasenhöhlen getheilt. An ihren vordem Rand und die Scheidewand legt sich der knorpelige Theil der Nasenhöhlen- wand an. Der hintere Rand legt sich an den Schädelknorpel, welcher den Kanal zwischen diesem, dem Ethmoideum entspre- chenden Knochen und den Alae temporales bildet. An den vordem Rand der untern Platte legen sich die Pa- latina (vorderer Theil der Pterygoidea) an, wie bei Bufo vul- garis, oder es gehen von ihr zwei seitliche Fortsätze ab, welche sich an die Palatina anlegen, wie bei Bufo musicus. — An die hintere Seite dieser Platte tritt die vordere Spitze des Sphe- noideum. Auf die obere Platte legen sieh die vordem Enden der Deckknochen, der verwachsenen Frontalia und Parietalia. — Diesen Knochen nennt Cuvier os en ceinture. Bei Pipa sind der unpaare Deckknochen und das Sphenoi- deum am vordem Theil fest mit einander verbunden, aber zwi- schen beiden lassen sich am vordem Ende zwei Falten nach- weisen, welche vor der untern Fläche des Deckknochen gegen die Mitte einwärts treten, sich umschlagen und wieder auswärts an die Basis des äussern Fortsatzes treten; vom Innern Winkel dieser Falte führt ein Loch in die Schädelhöhle. Eine Bildung, welche dem Ethmoideum entsprechen dürfte. Den andern Amphibien fehlt das Ethmoideum ganz , selbst die senkrechte Platte der Vögel und damit die Scheidewand zwischen den Augenhöhlen, dagegen finden sich unter dem vor- dem Theil des seitlichen Randes der Frontalia media Knochen, welche an der Bildung der Decke und der vordem Wand der Augenhöhle Theil nehmen, durch absteigende Platten diese und die Nasenhöhle von einander trennen und mit dem der andern Seite verbunden ein Loch zum Durchtritt der Nervi olfactorii bilden. Diese sonst frontalia anteriora genannten Ivnochen liegen an der Seite der Nasalia, oder wenn diese fehlen, wie bei den Cheloniern, vor den Frontalia media, verbinden sich meistens durch einen kurzen Ast mit den Maxillue supcriores und durch die absteigenden Platten mit den Palatina. Sie sind die Seiten- - 97 - tlieile des Ethmoidcum und übernehmen die Stelle desselben als Durchtrittspunkt der Nervi olfactorii. Ausnahme machen die Batrachier, bei welchen ein knö- chernes Ethmoidcum vorhanden ist, wie bei den Ecaudata, oder dasselbe wenigstens durch einen Knorpel ersetzt wird, welcher am vordem Ende des Schädelcanals angelegt ist, wie bei den Caudata. Bei den Ecaudata legen sich die Frontalia anteriora als zwei nach aussen convexe Plättchen von dreieckiger Form, deren innere Eänder sich bcrülu-en, mit ihrem hintern Rand an die Frontalia an und bedecken den knorpeligen Theil der Nasen- höhlen vor dem Ethmoidcum. Gegen den vordem Winkel des Plättchens tritt der aufsteigende Ast des Intermasillare. Ihr äusserer Winkel ist spitz ausgezogen und liegt auf dem obern Rand des Palatinum (vorderen Theil des Pterygoideum). Bei Pipa fehlen sie. Bei den Caudata, wenigstens Salamandrinen, liegen sie am vordem Rand der Frontalia, decken, indem sie sich an die auf- steigenden Aeste der Maxillae superiores anlegen, das hintere Ende der Nasencapseln , während ihr vorderer Rand an den Nasalia liegt. Es sind kleine, schmale Plättchen, deren hinterer Rand frei ist, die in der Nähe desselben von einem Loch durch- bohrt sind, welches in den Nasengang führt; der schmale innere Rand liegt auf dem vordem Ende der FrontaHa media, der untere auf den Maxillae superiores, der vordere an den Nasalia. Diese Beziehung der frontalia anteriora zum cthmoideum, d. h. Ethmoidalsegment des Schädels, findet ihre Beispiele schon bei den Vögeln, bei welchen die Frontalia anteriora als Lacry- malia aufgeführt sind (siehe diese). Bei den Strixarten, den Scansores, Passerineen, bei welchen das Lacrymale auf den senkrechten Theil beschränkt ist, legt sich dieser an den Quer- fortsatz der Orbitalscheidewand, also der senkrechten Platte des Ethmoidcum an und bildet mit diesem das Loch für den Nervus olfactorius. Dieses Yerhältniss der Frontalia anteriora zum Ethmoidcum tritt bei den Fischen noch mehr hervor. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1868. lg u. 2s Heft. 7 — 98 — Das Ethmoideum der Fische liegt vor den Orbitalfliigeln (wenn solche vorhanden sind), welche zur Seite die eigentliche Hirn- hölile schliessen, und besteht aus einer knorpeligen oder kuöclier- nen Scheidewand zwischen beiden Augcnliühlen, an welche sich die Frontalia anteriora, als Seitentheile, anlegen. Die knorpelige Scheidewand ist entweder am untern Theil, welcher auf dem vordem Theil des Sphenoideum aufliegt, ein- fach, und enthält oben einen Canal, der unter den Frontalia media anliegt, wie bei Esox; oder sie ist ganz Canal, die un- tere Wand legt sich an beiden Seiten des Sphenoideum an, wie bei Lucioperca. Bei Anguilla, Conger liegt das knorpelige Eth- moideum auf dem Yomer, fliigelfürmige Fortsätze, in welchen unregelmässige Ossificatiouen sind, legen sich an die Frontalia media und bilden mit diesen auf jeder Seite ein Loch, durch welches der Olfactorius tritt. Wenn die Scheidewand knöchern ist, so ist sie entweder unten eine einfache Platte, welche das Sphenoideum nicht er- reicht und nur durch Knorpel mit ihm verbunden ist, geht aber nach oben in zwei Platten auseinander, welche nach vorne con- vergirend aufsteigen, eine Rinne zwischen sich lassen und sich oben nicht verbinden, sondern jede für sich an das Frontale medium anlegt, wie bei den Salmonen; während die Decke der Rinne unter dem Frontale eine Knorpelplatte ist, welche mit dem Primordialknorpel zusammenhängt, .^m vordem Rande der knöchernen Wand ist ein Ausschnitt, durch welchen der Nervus olfactorius tritt. Oder der knöcherne Theil besteht aus einem Halbcanaj, dessen hintere Fläche sich an den obern Rand der Alae orbi- tales anlegt und oben an die Frontalia media stösst; aber der Halbcanal ist nur sehr kuiz; vom untern Rand seiner Wandung setzt sich ein einfacher Stiel fort, welcher sich gegen die Fron- talia anteriora hin erstreckt; Canal und Stiel erreichen das Splienoideum weit nicht, der untere Theil der Scheidewand ist knorpelig oder membranos, so bei Clupea. Oder die Scheidewand ist ein völlig knöcherner Halbcanal, mit oben offenen Wandungen, welche sicli an die Frontalia — 00 — media anlegen, der untere Theil sitzt auf dem Sphenoidcum auf, vor der vordem Vereinigung beider Alae orbitales, durch welche das Loch geschlossen wird, mittelst dessen Schädel- und Keil- beinhöhle zusammenhängen. Der vordere Eaud des Canals stösst an die Froutalia anteriora; so bei den Cyprinoiden. Diese hier beschriebenen Theile enthalten immer die Nervi olfactorii, oder Lobi olfactorii. Die sogenannten frontalia anteriora sind völlig von den Frontalia principalia media, welche als Deckknochen auf dem Primordialkuorpcl liegen, getrennt; wo dieser letztere fortbe- steht, sind es Ossificationen , welche völlig in denselben einge- lagert sind, sie liegen nur an den Froutalia media an und springen beim Eintrocknen des Knorpels, fest mit diesem verbunden, von jenem ab, wie diess bei Esox und den Salmonen sehr deutlich sich zeigt. Sie begrenzen vorne den obern Umfang der Augenhöhlen und bilden die Scheidewand zwischen diesen und den Xasen- gruben, an der Seite der Höhle, welche bei den Salmonen der Knorpel vor dem Ethmoideum bildet ; bei Esox liegen sie vor der knorpeligen Scheidewand. An ihrer Innern Seite ist das Loch zum Durchtritt des Nervus olfactorius, welches sie bei den Cyprinoi- den und Lucioperca für sich, oder mit andern Knochen, dem knö- chernen Septum narium bilden, wie bei Silurus und Pleuronectes; bei Einzelnen, wie Esox und Salmo, tragen sie nichts dazu bei. Sie legen sich bei den Cyprinoiden an den vordem Kand des völlig ossificirten Ethmoideum, in der Mittellinie an einander und zugleich auf das Spheuoideum, bei den Gadoiden imd Percoiden erreichen sie ebenfalls das letztere. Bei den genannten Fischen trennen die Frontalia principalia die Frontalia anteriora, bei den Clupeeu sind auch in der Mittel- linie die obern Ränder der Letztem mit einander verbunden. An ihre untere Fläche treten meistens die Gaumenbogeu, die Pte- rygoidea, aber z. B. bei Silurus, Pleuronectes nicht. Bei An- guilla sind sie nur knorplige Anhänge. Bei Lophius gehen die Frontalia media nach innen in eine dünne Platte über und ver- binden sich mit einander, eine lange tiefe Rinne bildend, in welcher eine Ossification liegt, von der nach vorne und hinten - 100 — ein langer Faden ausgeht; die Rinne stösst vorne an eine eben- falls rinnenförmige Platte, durch welche sich beide Froutalia anteriora mit einander verbinden, dem Ethmoideum entspre- chend. "Wo sich die Frontalia anteriora an die media anlegen, ist ein Loch zum Durchtritt des Olfactorius. An das vordere Ende legen sich die Gaumenbogen. Diese ganze Schädelabtheilung entspricht ■uohl am besten dem Ethmoidalsegment ; dessen mittlerer Thcil der Augenhöhlen- scheidewand, die Frontalia anteriora den Seitentheilen. Der Charakter des Ethmoideum ist seine Beziehung zum Nervus ol- factorius, CS ist am vollkommensten entwickelt beim Menschen; auf die perpendiculäre Platte mit seitlichen Fortsätzen beschränkt es sich bei den Vögeln, während bei den Amphibien nur die Seitentheile sich finden, mit Ausnahme einzelner Batrachier; viel entwickelter ist es bei einzelnen Fischen, bei welchen Scheide- wand und Seitentheile vorhanden sind, bei andern aber beschränkt es sich auf die Seitentheile, welche allein ossificirt sind. Den unpaarigen Knochen dieser Abtheilung nennt auch Agassiz, Spix und Stannius efhmoideiwi. Meckel, Hallmann, Köstlin, Wagner bezeichnen ihn als alae orbitales; Brülil als ala orbi- talis anterior: Cuvier nennt ihn bei den Cyprinoideu sphenoi- deum emterius. Die zum Ethmoideum gehörigen Seitentheile führen ziemlich allgemein den Namen frontalia anteriora: bei den Cheloniern bezeichnet sie Spix als nasalia, bei den Amphibien überhaupt Erdl als processiis nasales. Bei den Fischen nennt sie Meckel, Bojanus, Wagner eth- moideum laterale; Geoffroy, Carus, Spix lacri/malia ; Bakker alae orbitales; Ocken ossa plana. Ausser den muschelförmigen Ausbreitungen, welche beim Menschen und den Säugethieren, ausser den Delphinen, im La- byrinthe des Ethmoideum liegen, finden sich als abgesonderte Knochen die conchae inferiores, untere Muscheln, Avelche an der äussern Nasenhöhlenwand am Oberkiefer sich anlegen, hinten mit dem Palatinum in Verbindung stehen, bald einfach, bald sehr zusammengesetzt sind und den untersten Xasengang bedecken. — 101 — Bei den Vögeln fehlt das Labyrinth, die muschclförmigen Ausbreitungen kommen von der Nasenfläche des Oberkiefers und finden sich namentlich bei den Eapaces und Strigiden. Den Amphibien fehlen die Muscheln, die Ycrgrüsserung der Oberfläche der Nasenhöhle wird nur durch Knorpel oder Einstülpungen der Schleimhaut gebildet. Auch bei den Fischen fehlen diese knöchernen Gebilde, nur Schleimhautfalten finden sich auf fibroser oder knorpeliger Grundlage. Das Thränenbcin (lacrymale) liegt beim Menschen im innern untern Theil der Augenhöhle unter dem Orbitalthcil des Frontale^ hinter dem Nasenfortsatz der Maxilla superior, vor der Lanüna orbitalis Ethmoidei , bildet einen Theil der innern Wand der Augenhöhle und der äussern der Nasenhöhle, nimmt in einer mit dem Oberkieferfortsatz gemeinschaftlichen Kinne den Thränensack auf und bildet mit der Maxilla superior den Thräneneanal. Bei den Säugethieren ist es bald auf die Augenhöhle be- schränkt, wie bei den Affen und Carnivoren, bald tritt es weit auf die Gesichtsfläche herein, wie bei den Ruminantien, bei Sus und Equus. Es grenzt an das Frontale und Maxilla superior; bei den Ruminantien, Sus, Hippopotamus , Equus an das Zygomati- cum und ist bei den Delphinen mit diesem verwachsen, bei Mauis und den Monotremen mit der Maxilla superior. Bei den Wallfischen ist es unter dem Frontale über der Maxilla superior nur locker verbunden. Bei den Ruminantien und Sus bildet es die Decke der hintern Oeffnung des Canalis infraorbitalis. Bei Einzelnen, wie Cervus, Ovis ist es zur Aufnahme von Haut- drüsen vertieft. Bei Elephas ist es nicht durchbohrt, ebenso bei den Sirenen ; bei Halicore findet es sich immer, bei Manatus ist es unbeständig. Es liegt bei diesem in der Rinne, welche der Processus nasofrontalis maxillae superioris bildet, ein un- durchbohrter länglicher Knochen , welcher an den anliegenden Processus orbitalis zygomatici stösst und hinten vom Processus orbitalis des Frontale bedeckt wird; ein Knochen, der wohl als Rudiment eines Lacrymale srdeutet werden muss, obgleich er - 102 — ausser aller Beziehung zur IS^asenhöhle steht. Den Phocen fehlt es ganz. Bei den Yögeln ist das Lacrymale ein meistens sehr aus- gebildeter Knochen, welcher am Rande des Frontale und Na- sale liegt und immer einen Ausschnitt oder ein Loch hat. Entweder besteht der Knochen aus einem horizontalen Theil, welcher sich an das Frontale und Nasale anlegt, den vordem obern Rand der Augenhöhle bildet und den schmalen vordem Theil des Frontale verbreitert; und einem senkrechten, welcher als gekrümmter Stiel vor dem Querfortsatz des Ethmoideum ab- wärts gegen das Zygomaticum geht, welches er aber nicht er- reicht, mit wenig Ausnahmen, wie Diomedea. Dieser Stiel trägt aber zur Bildung des Lochs für den Nervus olfactorius nichts bei, sondern bleibt an der äussern Seite ausser aller Berührung mit ihm ; das Loch wird durch einen Ausschnitt am obern Rand des Querfortsatzes der Orbitalscheidewand gebildet. Diese Ver- hältnisse finden sich bei den Accipitrinen und den Gallinaceeu, Oder der Knochen bildet wenigstens die vordere Grenze der Augenhöhle, wie bei einzelneu Palmipeda, z. B. Larus, Colymbus. Oder aber der Knochen ist ganz auf den senkrechten Theil beschränkt, liegt am vordem Rand der Augenhöhle und legt sich an den Querfortsatz des Ethmoideum an, mit welchem er das Loch für den Olfactorius bilden hilft, wie bei den Strigiden, Scansores , Passerineen. Die Deutung dieses Knochens als Lacrymale rechtfertigt sich durch den Umstand, dass derselbe einen Ausschnitt oder ein Loch für den Thränengang hat und dass derselbe am vor- dem Rand der Augenhöhle liegt, allein bei keinem Säugcthiere bildet das Lacrymale die obere Bedeckung derselben, wie bei den Gallinaceeu, dagegen verbindet es sich bei jenen immer mit dem Oberkiefer und meistens mit dem Jochbein, was bei den Yögeln nicht vorkommt, so weit es den Oberkiefer triflt, nur selten mit dem Jochbein. Der Oberkiefer ist bei den Yögeln überhaupt sehr wenig entwickelt, das Intermaxillare und Nasale übernehmen die Rolle desselben, statt des aufsteigenden Asts — 103 — der Maxilla ?upeiior nimmt der absteigende äussere Ast des Nasale die Stolle ein und an diesen legt sich der Knochen im- mer. Auch stellt der Knochen bei Einigen eine vollkommene untere Augenliühlcnwand her, und verbindet sich in seiner Fortsetzung nicht mit dem Zygomaticum, sondern der hintern Orbitalspitze, wie bei einigen Species von Psittacus, bei Scolopax, oder nähei't sich wenigstens derselben, wie bei andern Specio: von Psittacus, bei Anas. Dagegen trägt der Knochen zur Trennung der Augen- und Nasenhöhle bei und bildet bei Einigen mit dem Ethmoidcum das Loch für den Olfactorius. Er steht so zwischen dem Laerymale der Säugethiere und dem Frontale anterius (Köstlin) der Am- phibien, d. h. dem Ethmoideum, wie bei der Beschreibung dieses Knochens unter den Amphibien angegeben ist, wobei aber die Verbindung mit dem Palatinum fehlt. Unter den Amphibien findet sich das Laerymale nur bei den Krokodilen und Sauriern, und zwar neben einem Frontale anterius, und hat ein deutliches Loch für den Thränengang. Bei den Krokodilen ist dasselbe sehr gross und wird vom Frontale anterius, Zygomaticum und Maxilla superior begrenzt, das vordere Ende reicht an das Nasale. Bei den kleinen Sauriern ist es klein, verbindet sich niemals mit dem Nasale, liegt unter dem Frontale anterius, hinter der Maxilla superior und stösst hinten an das Zygomaticum. Bei den meisten Cheloniern ist an seiner Stelle zwischen Frontale anterius , Maxilla superior und Palatinum ein Loch, zwischen Nasen- vmd Augenhöhle. Bei den Ophidiern und Batrachiern ist eine Querspalte, welche vom Frontale und Palatinum begrenzt wird. Den Fischen fehlt das Laerymale ganz; die Ansicht von Carus, den ersten Infraorbitalknochen für das Analogen dessel- ben zu halten, lässt sich nicht durchführen (siehe Infraorbital- bogen). Bei einzelnen Vögeln, wie Falcoarten, steht das hintere Ende des horizontalen Theils des Laerymale mit einem acces- sorischen Knochen, siipraorbitah , in Verbindung, wohl nur eine einfache Verlängerung, welche nicht mit dem Laerymale — 104 — verknöchert ist und hinten frei, eine Decke des Auges bildend, endet. Seltener verbindet sich der absteigende Ast mit einem ac- cessorischen Knochen , einem infraorhitale, wie bei Diomedea, welcher sich unten an die innere Seite des senkrechten Theils anlegt, gegen das Palatinum wendet, aber frei endet. Auch bei einzelnen Sauriern, wie Varanus, Psammosaurus, Monitor, Lacerta findet sich am Orbitalrande des Frontale an- terius ein besonderes Supraorbitale, welches neben dem Fron- tale medium rückwärts geht, den vordem und zum Theil äus- sern Rand der Augenhöhle bildet und hinten frei endet. Bei den KroTcodilen scheinen solche Supraorbitalia vorzu- kommen, wenigstens fand ich bei Jacare nigra und Crocodilus niloticus einen halbmondförmig gebogenen schuppenförmigen Knochen am Orbitalrande des Frontale anterius und Lacrymale, mit diesen nur durch die Oberhaut verbunden, welcher frei nach hinten die Orbita überragt. Unter den Fischen finden sich solche abgesonderte Supra- orbitalia oder Supraciliaria ebenfalls, so z. B. bei Esox, wo sie als Schuppe, bei den Cyprinoiden, wo sie als stärkei'er halb- zirkelförmiger Knochen über der Augenhöhle an dem Rande des Frontale medium liegen und an das Frontale anterius stossen; bei letztern verbinden sie sich mit dem vordem Knochen des Infraorbitalbogens ; bei den Salmonen liegen sie auf dem Frontale anterius, hinten am Frontale medium und verbinden sich vorne mit dem vordem Knochen des Infraorbitalbogens und nach innen mit dem Nasale durch Ligamente, Bei den Characinen finden sich zwei sehr starke Supra- orbitalknochen , von denen der hintere am Frontale medium, der vordere an diesem und über dem Frontale anterius sitzt. Infraorbitale der Fische siehe bei arcus zygomaticus. 4. Die Scheitelbeine (parietaiia) und Stirnbeine (frontalia). Die Decke des Schädels, so weit dieser vom Occipitale, den Alae temporales und orbitales und dem Ethmoidcum zusammcngc- — lOf) — setzt wiril, bilden die Parietalia und Frontalia, an welche sich die Nasalia, wenigstens meistens, anschliessen. Die i)cirietalia, Scheitelbeine, sind paarige Knochen bei den Säiigethieren, Vögeln, C'hcloniern und Knochenfischen, ausser Lepidosiren, unpaarig bei den Krokodilen, Sauriern und Ophidiern. Lavocat nimmt das Parietale der Krokodile als supraocci- pitale, und hält die Mastoidea (Squamac temporales) für die parietali((. Beim Menschen bilden die Parietalia den grössern Theil des Gewölbes und den obern Theil der Seitenwände der Schädel- höhle, verbinden sich vorne mit den Frontalia, unten und vorno mit den Alae magnae Sphenoidei, hinter diesen mit den Squamae temporales, hinten mit der Squama occipitalis ; am Innern Rand verbinden sich beide in der Mittellinie mit einander. Bei den Säugethieren haben dieselben im Allgemeinen die gleiche Lage und Verbindungen. Bei Einzelnen wird aber der obere Theil verschmälert, entweder durch das Eingreifen der Frontalia, wie bei den Chiropteren, einzelnen Ruminantien und den Sirenen, oder durch Vergrösserung der Squama occi- pitalis, wie bei den "Wallfischen, bei welchen diese und die Frontalia sich berühren und die Parietalia auf die Seite in die Schläfengruben verdrängt sind. Die Verbindung mit der Ala temporalis fällt schon bei vielen Affen weg, z. B. bei Macacus, Cynocephalus, bei einzelnen Carnivoren, wie Lutra, fast allen Rodentia (ausser Arctomys), fast allen Pachydermen (ausser z. B. Hyrax), weil die Squama temporalis und Frontale sich berühren. Bei vielen Säugethieren kommen im Fötalzustande zwischen den Parietalia und der Squama occipitalis Zwickelbeine, inter- parietalia vor, welche aber selten als eigene Knochen bleiben, wie z. B. , sehr lang wenigstens, bei Hyrax, sondern meistens entweder mit den Parietaha verwachsen, wie bei den Rodentia und Ruminantia, oder mit den Occipitale verschmelzen, wie bei Ca- nis, einigen Pachydermen, den Delphinen. Bei den Vögeln sind die Parietalia durch die bedeutende Vergrösserung der Frontalia mehr nach hinten gerückt, sehr - lOG — schmal und liegen an dei* äussern Schadelfläche zwischen den Frontalia und der Squama occipitalis, an der innern Seite der Squamae temporales; in der Schädelhühle stossen sie ausser diesen noch an die Alae temporales posteriores und Occipitalia lateralia. Bei den Amphibien übernehmen sie meistens die seitliche Begrenzung der Schädelhöhle. Bei den Ophidiern schlagen sie sich nach unten um und reichen bis auf das Sphenoideum, so dass sie mit den Frontalia die Wand der Hirnhöhle bilden, welche unten durch das Sphenoideum geschlossen wird. Bei den Cheloniern gehen von ihrer untern Fläche senkrechte Plat- ten ab, welche sich an die Alae temporales und Pterygoidea anlegen. Damit ist der Uebergang gegeben zu den Sauriern, bei welchen dieser absteigende Theil auf einen einfachen Stiel reducirt ist, welcher, losgerissen, einen eigenen Knochen, die columella darstellt, der nach unten auf das Pterygoideum tritt und nur noch eine Andeutung einer knöchernen seitlichen Be- grenzung der Schädelhöhle bildet. Den Chamäleoniden fehlt derselbe ganz. Den Krokodilen fehlt der senkrechte Theil, die Ala temporalis anterior tritt an seine Stelle. Unter den Batra- chiern sind die Parietalia bei den Ecaudata mit den Frontalia verwachsen, die absteigenden Theile sind nieder und erreichen das Sphenoideum nicht, ausser bei Pipa; eine Knorpelplattc, welche sich vorne an das Ethmoideum anlegt, füllt den Zwischenraum. Bei den Salamandrinen sind die Parietalia für sich bestehende Knochenplatten, welche sich an die Alae temporales anlegen und bis zum obern Pand der Occipitalia lateralia reichen, kurze Plättchen, die sich in der Mitte aneinander legen, unter sich die Alae orbitales haben und sich vorne mit den Frontalia ver- binden. Bei denFischen sind die Parietalia ganz nach hinten gedrängt und reichen nur so weit nach vorne, als die Squama temporalis. Bei Einzelnen berühren sich die innern Ränder vor der Squama occipitalis, wie bei den Cyprinoiden, Clupca, Anguilla, oder diese trennt sie ganz, wie bei den Percoiden, Gadoiden, Pleu- ronecten, Esox. Bei Silurus sind sie mit der Squama occipitalis — 107 — zu einem Stück verwachsen. Bei Lcpidosircn besteht das Schä- deldach nur aus einem unpaarigen Knochen, welcher beide Parie- talia vorstellt. Das frontale, Stirnbein, ist ein paariger Knochen bei den Säugethieren, Vögeln, Chelonici'n, Ophidicrn, einzelnen Sauriern, wie Varanus, Lacerta, Anguis; den Batrachiern und Fischen; ein unpaariger Knochen bei den Krokodilen und den meisten Saurieru. Beim Menschen besteht das Frontale im Jugendzustand aus zwei Hälften, welche aber in der Regel bald ganz mit einander verwachsen. Es verbindet sich mit den Parietalia, am untern Theile dieser mit den Alae magnae Sphenoidei, sein Orbitaltheil liegt an den Lacrymalia und der Orbitalplatte des Ethmoidoum, hinten an den Alae parvae Sphenoidei, am Naseneinschnitt trifft es mit den Nasalia und den Nasenfortsätzen der Maxillae superiores und durch den Jochfortsatz mit den Zygomatica zusammen. Es bildet mit einem horizontalen Theil den vordem Theil des Schädelgewölbes, mit einem senkrechten die Decke und einen Theil der Innern Wand der Augenhöhle ; letzterer hat die horizontal liegende Siebplatte zwischen sich. Bei den Scäugethieren fehlt der senkrechte Theil, nur bei den Affen bildet das Stirnbein die Decke der Augenhöhle, an- nähernd durch einen seitliehen Vorsprung bei den Ruminantien und den Pachydermcn. Meistens bildet es die innere Wand derselben und nur durch einen hintern Fortsatz, eine hintere Orbitalspitze, welche dem Zygomaticum entgegentritt, es aber nicht erreicht, wird eine Art von Decke, hauptsächlich aber die Grenze gegen die Schläfengrube gebildet, wie bei den Carni- voren ; oder es fehlt auch dieser und somit die Grenze der Augen- höhle, wie bei den Chiropteren und Insectivoren. Die Verbindung mit den Parietalia bleibt, wird aber bei den Cetaceen sehr beschränkt, ebenso bleibt die Verbindung mit den Alae magnae Sphenoidei, fehlt jedoch bei einzelnen Affen, wie Ateles, Hapale, den meisten Rodentien und Pachy- dermcn. Der vordere Theil bildet den obern Augenwinkel, liegt theils in der Augenhöhle, theils auf der Gesichtsfläche, verbin- - 108 — det sich mit der Maxilla superior und schliesst die Nasalia ein, mit wenigen Ausnahmen, wie z. B. bei Inuus cynomulgus. Die Verbindung mit dem Ethraoideum und Lacrymale findet sich bei Allen, dagegen fehlt die mit dem Zygomaticum, ausser bei den Affen und den Ruminantien. Bei Vielen verbindet es sich mit dem Intermaxillare, z. B. bei Ursus, den Rodentien, den Sirenen und den Cetaceen, und mit dem Palatinum bei den meisten Carnivoren; bei den Sirenen ist es durch das Ethmoideura von ihm getrennt. Bei den Delphinen wird es fast ganz bedeckt von den Maxillae superiores, bei den andern ächten Cetaceen überlagert es einen grossen Theil der Oberkieferknochen, Bei den hörnertragenden Ruminantien hat dasselbe am hintern Ende der obern Fläche einen Zapfen. Bei den Vögeln verwachsen beide Stirnbeine sehr bald mit einander; sie sind länger, bilden den grössern Theil des Schädel- daches und reichen vorne bis zum vordem Ende der Augenhöhle ; mit einer absteigenden Platte bilden sie einen Theil der vordem "Wandung der Schädelhöhle und der hintern Orbitalwand. Die hintere Grenze der Augenhöhle, die hintere Orbitalspitze wird nicht mehr vom Frontale, sondern von der Ala anterior tempo- ralis Sphenoidei gebildet. Nach vorne verschmälert es sich, deckt die obere Platte des Ethmoideum und geht in einen Nasenfort- satz über, auf den sich das Nasale legt. Die Verbindung mit den Parietalia und Alae temporales Sphenoidei bleibt, dagegen verbindet es sich nicht mit dem Zy- gomaticum und Palatinum. Bei den Krokodilai, Sauriern und Cheloniern nimmt das eigentliche Stirnbein, frontale medium, principale, keinen Theil an der Bildung der Hirnhöhlc, es deckt nur den mittlem Theil des Schädels zwischen beiden Augenhöhlen. Von der untern Fläche gehen senkrechte Leisten ab, welche in der Rinne zwi- schen sich die Nervi olfactorii enthalten. Bei den Ophidicrn gehen diese Fortsätze convergirend bis auf das Sphenoideum und schliessen die Schädelhöhle bis zur Nasenhöhle. Bei den batraehia ecaudata sind Parietalia und Frontalia mit einander verwachsen ; das längliche Knochenplättchen liegt hinten am — 109 - Occipitale laterale, dann an Ala temporalis, deckt mit nach aussen verlängerter Spitze die Ala orbitalis und bildet mit leicht umgeschlagenem Rand, wie bei Bufo vulgaris, oder mit stark abwärts reichendem Kande, wie bei Bufo musicus, einen Theil der Seitenwand des Schädelcanals , geht dann als platter Kno- chen vorwärts und legt sich mit der Spitze an das Ethmoideum. Die Innern Känder berühren sich, wie bei Bufo vulgaris, oder bleiben von einander entfernt, wie bei flyla. Bei den Fischen nehmen die Frontalia media den grössten Theil der Schädeldecke ein und reichen fast vom hintern Rand, wo sie an die Parietalia, oder, wie meistens, an diese und die Squama occipitalis stossen, bis fast an die Spitze, welche durch das Scptum narium gebildet wii'd, oder legen sich zwischen die beiden Aeste desselben, wie bei Esox. Sie bilden die Decke der Augenhöhlen ; an die Leisten auf ihrer untern Fläche legen sich die Alae orbitales und das Ethmoideum. Bei Lepidosiren sind wohl die beiden langen Knochen, w^elche vom Nasale ausgehen und frei über dem Schädeldach liegen, als Frontalia anzusehen. Der innere Rand des Frontale medium legt sich in der bei weitem grössten Mehrzahl in der Mittellinie an den der andern Seite, bei Einzelnen aber bleibt eine Spalte zwischen ihnen offen, welche frei zur Hirnhöhle führt, so bei den Siluroiden zwi- schen dem vordem Theil derselben. Bei Sternopygus (Gymno- tini) setzt sich die Spalte der ganzen Länge nach fort bis zur Sfjuama occipitalis, nur in der Mitte der Länge treten die un- tern Platten der Frontalia in einer schmalen Brücke zusammen. Bei Pygocentrus und Myletes (Characiui) sind die Innern Ränder durch eine breite Spalte getrennt, nur am vordem Ende be- rühren sie sich, nach hinten setzt sich die Spalte zwischen den Parietalia fort. Die frontalia anteriora der Vögel sind als Lacrymalia, die der Amphibien und Fische beim Ethmoideum beschrieben. Bei denAmphibien und Fischen ist der hintere seitliche Theil der Frontalia principalia, welcher bei den Säugethieren die hintere Grenze der Augenhöhle, und oft durch einen beson- - 110 — dem Fortsatz die liintere Orbitalspitze bildet, losgerissen und stellt einen eigenen Knochen, das frontale posterius dar. NachLavocat „fohlt das Frontale posterius auch den Yögeln nicht, man hat es aber fälschlicherweise Squama temporalis Cu- vicr, Mastoideum Owen genannt.'' Eine Bezeichnung, welche nicht riclitig erscheint, das Frontale posterius bildet die hintere Grenze der Augenhöhle, bei den Vögeln ist diess die hintere Orbitalspitze, welche von der Ala temporalis anterior gebildet wird, während die Squama temporalis die hintere Grenze der Schläfengruben bildet. Bei den Amphibien, ausser den Batrachiern, welchen es fehlt, legt es sich an das Frontale medium und Parietale an und verbindet sich bei den Krokodilen mit dem Zygomaticum und Transversum, bei den Sauriern mit dem Zygomaticum und Quadratojugale , bei den Cheloniern mit dem erstem und Squama temporalis ; bei den Ophidiern mit dem Transversum, oder fehlt, wie bei Elaps, Tortrix. Bei einigen Sauriern, wie Iguana, zerfällt dasselbe selbst wieder in zwei Theile, in ein inneres kleineres und ein äusseres grösseres Knochenstück. Bei den Fischen liegt es unter dem seitlichen Bande des Frontale medium und begrenzt hinten den obern Band der Augenhöhle, sein hinterer Theil liegt unter oder zur Seite der Squama temporalis, mit welcher die untere Fläche eine Arti- culationsgrube für das Kiefersuspensorium bildet; beim Aal bil- det es dieselbe für sich allein. Der untere Band legt sich zwi- schen den obern Rand der Ala tempoi^lis und orbitalis. Bei Einzelnen, wie Esox, Anguilla, Conger, wird es durch die Squama temporalis vom Parietale getrennt; bei den Cypri- noiden liegt der hintere Thoil des obern Bands unter dem Pa- rietale. Es nimmt an der Bildung der Schläfengrube und der Seitenwand des Schädels Antheil. Bei Lepidosiren fehlt es. Das Frontale posterius nennt Erdl bei den Reptilien pars orbitalis; Spix hält es für einen Theil des zygomaticum. Bei den Fischen wird dasselbe von Meckel, Geoffroy St. Hilaire, Rosenthal als squama temporalis bezeichnet, als parielalc von Bojanus. — 111 — 5. Das Pflugscharbein (comcr mit septum narium) und die Nasenbeine (nasalia Das Pflugscharbein (vomer) ist bei den Siiugothiorcn, Vö- geln, Chelonicrn nnd Fischen (causser Lepidosteus) ein einfacher Knoclicn, paarig bei den Krokodilen, Sauriern, Opbidicrn und Batraehicrn, unter letztern bei Einzelnen einfach, wie Aglossa, Pelobatcs. Es liegt vor und unter dem Sphenoideum, hinter den Inter- niaxillaria, zwischen den Palatina, und theilt bei den Säuge- thieren, Yögeln und Amphibien, ausser den Krokodilen, dio hintere Xasenöffnung in zwei seitliche Htälften. Beim Menschen bildet es als Platte den untern Theil der Xasenschcidewand, liegt unter der senkrechten Platte des Eth- moideum über den vereinigten Palatina und Maxillae superiores, an der untern Fläche des Körpers des Sphenoideum, und nimmt in einer Vertiefung der obern Fläche den Keilbeinschnabel auf; es verbindet die untere Fläche des Keilbeinkörpers mit den Pa- latina und Maxillae superiores. Bei den Säugethieren umfasst die rinnenförmige Platte des- selben die Leiste auf der untern Fläche des vordem Keilbeinkörpers und reicht noch mehr weniger zwischen den Pterygoidea zum hintern Keilbein zurück; nimmt die Scheidewand desEthmoideum auf und setzt sich auf die Mittelnaht, in welcher Palatina, Ma- xillae superiores und Intermaxillaria zusammenkommen. Wenn in der Reihe dieser Thierclasse das Ethmoideum mit seiner Siebplatte sich nach und nach senkrecht stellt, so folgt der Voraer doch der Richtung des Sphenoideum. Bei den Cetaceen ist derselbe sehr gross und geht vom hintern Sphenoideum zwischen den Pterygoidea aus, nimmt das vordere Sphenoideum und die senkrechte Platte des Ethmoideum auf und bildet dann eine Rinne, welche bei den Sirenen auf den Palatina und Maxillae superiores liegt, bei den andern Ce- taceen von den Palatina, Maxillae superiores und den obern Rändern der Intermaxillaria bedeckt wird. Bei den Vösreln umfasst der Vomer meistens mit zwei Fort- — 112 - Sätzen den Sehnabel des Sphenoideum vor der Anlagerung der Pala- tina und Pterygoidea, hat in der Regel eine pfeilförmige Gestalt, liegt mit der Spitze am Intermaxillare und den Maxillac superiores, mit welchen er sich aber gewölinlich nur durch Bänder verbin- det, schliesst das längliche Foramen incisivum imd bildet die Scheidewand der hintern Nasenöffnung, so z. B. bei den Acci- pitres, Gallinaceen und Grallae. Bei Andern wird der hintere Verbindungspunkt etwas verrückt, so verbindet sich bei den Stri- giden und Palmipeden das hintere Ende nicht mit dem Sphenoi- deum, sondern mit den Palatina, welche durch einen Innern Fortsatz in der Mittellinie vor dem Keilbein mit einander zu- sammentreffen. Wie bei den beiden vorigen Klassen, so theilt auch bei den Amphibien der Vomer, ob einfach, wie bei den Cheloniern, oder paarig, wie bei den Andern, die hintere Nasenöffnung in zwei seitliche Theile, Ausnahmen machen nur die Krokodile. Bei den Cheloniern verbindet er sich hinten mit den Pala- tina, bei Chelys reicht er zwischen denselben rückwärts bis zu den Pterygoidea ; vorne stösst er an die Intermaxillaria, bei An- dern, wie Gymnopus, au die Maxillae superiores ; bei Einigen, wie Tryonix, Chelonia, legt er sich zur Seite an die Maxillae superiores. Auf seine obere Fläche legen sich die Frontalia anteriora. Auch bei den Sauriern wird die Verbindung ihrer hintern Ende mit den Palatina allgemein, wie diess schon bei einigen Vögeln sich fand, die vordem Ende liegen an den Intermaxil- laria und Maxillae superiores. Bei den Ophidiern liegen die hintern Enden an der äussern Seite des vordem Endes des Sphenoideum, die vordem umfassen die Spitze des Intermaxillare, ohne die Maxillae superiores zu berühren. Bei den Batrachia caudata ist statt Vomer und den Pala- tina nur Ein Knochenpaar vorhanden, welches bei den Salaman- drinen vorne an den Intermaxillaria liegt, den Boden der Nasen- höhle bildet und sich mit langer Spitze an beiden Seiten des Sphenoideum rückwärts zieht. Bei Salamandra ist es mit Zäh- nen besetzt. ' / - 113 — Bei den Ecaudata müssen die zarten Knoclienplättchen als Vomer angesehen werden, welche vor dem Ethmoideum und der Spitze des Sphenoideum zur Seite der Mittellinie unter den Jfasenhöhlen liegen, die hintern Nasenöffnungen begrenzen und sich gegen die lutcrmaxillaria hinziehen, so bei Bufo und Rana. Bei Einigen, wie Pelobates, ist dieser Knochen unpaarig. Bei Pipa fehlt der Vomer, die mittlere unpaarige Knochenspitze ist selbst bei Jungen fest mit dem vordem Rand des Sphenoideum verwachsen. Bei den Krokodilen bilden beide Vomer nicht die Scheidewand der Choannen, sondern liegen in dem Theil der Nasenhöhle, der von den Palatina umschlossen ist, und bilden dort die Scheide- wand der Nasenhöhle, nach Stannius ; auswendig treten sie nicht zu Tage. Bei Jacare nigra aber sind Gaumenplatten als ein plattes Knochenpaar vorhanden, welches in der Mitte zwischen der Vereinigung der Intermaxillaria und Maxillae superiores liegt, während von seiner obern Seite eine die Nasenscheidewand bil- dende Leiste sich an die Palatina anlegt und noch bis zu den Spitzen der Pterygoidea reicht. So fand ich es wenigstens bei einem alten Exemplar; dagegen fand sich bei dem Kopf eines jungen Jacare, welchen ich ganz zerlegte, nichts von einem Vumer; was das Normale ist, könnten nur Untersuchungen an andern zerlegten Schädeln entscheiden. Bei den Fischen steht der Vomer, welcher mit Ausnahme von Lepidosteus unpaarig ist, ausser aller Beziehung zu den Nasen- gruben, bildet niemals eine Scheidewand derselben und eine hintere Nasenöffnung ist ohnehin niemals im knöchernen Gau- mengewölbe vorhanden. Er besteht aus einer horizontal liegenden Platte, deren hin- teres Ende zackig in das vordere des langen Sphenoideum ein- geschoben ist, er überragt dasselbe, tritt unter das Septum na- rium und endet vorne , meistens breiter , mit freiem convexem Rand hinter den Intermaxillaria, welche er aber häufig nicht erreicht. Gewöhnlich legen sich Fortsätze, welche von den Maxillae superiores abgehen, an seine vordere Fläche, wie bei Württemb. naturw. Jahreshefte. 1868. Is u. 2s Heft. 8 - 114 ~ den Gadoiden, Pleuronecten, Percoiden, Scorpaena, Zeus, die besonders lang sind bei Crenilabrus ; oder er erreicht die luter- niaxillaria, wie bei Lopbius, Anguilla und den Sihiroidcn. Oder es treten besondere Knochenstiele auf, welche ihn mit den Maxillae superiores verbinden und von den Intermaxillaria trennen, wie bei den Cyprinoiden. Wenn die Maxillae superiores sich an die äussere Seite der Intermaxillaria anlegen, wie bei den Sal- monen und Clupeen, ^o liegt das vordere Ende des Yomer hinter den Intermaxillaria. An seine Seiten legen sich häufig die Palatiua an, wie bei den Salmonen, Clupeen, bei Zeus. Auf die obere Fläche tritt das Septura narium, wenn es ossificirt ist, wie bei den Cyprinoiden, Gadoiden, Percoiden; oder die Knorpclschichte, welche dem Septum entspricht, wie bei Salmonen. Die untere Fläche bildet die Gaumendecke in der Mitte vor dem Sphenoideum und trägt in den meisten Fällen am vordem breitern Theil Zähne, welche aber bei den Cyprinoiden, Characinen, Mugil u. s. w. fehlen. Bei Lepidosiren ist der Vomer knorpelig. Ein völlig abgesonderter Yomer findet sich bei jungen Exem- plaren von Accipenser, welcher an der Basis des vordem Theils des Schädelknorpels liegt, sieh hinten durch eine Spitze mit dem Sphenoideum verbindet, vorne breiter ist und auf seiner untern Platte eine Menge zahnförmiger Erhabenheiten trägt. Vor die- ser Platte ist er zugespitzt und über diese Spitze schieben sich zwei Fortsätze eines breiten langen, auf der untern Fläche chagrinirten Knochens, der in der Mittellinie sich bis zur Spitze der Schnauze fortsetzt, ein Knochen, welcher sich wohl mit kei- nem der andern Thiere vergleichen lässt. Die nasalia, Nasenknochen, decken die XasenhÖlile und sind paarige Knochen bei den Säugethieren, Vögeln und Am- phibien, ausser Varanus; bei den Fischen finden andere Ver- hältnisse statt. Beim Menschen liegen sie unter der Mitte der Stirne, zwi- schen den Nasenfortsätzen des Oberkiefers^ mitten im obern Theil des Gesichts, decken die Nasenhöhle und das Etlimoideum - 115 — und verbinden sich mit den Frontalia, dem Ethmoideum und den Maxillae supcriorcs. Bei einzelnen Säuge thieren verwachsen sie bald zu einem Knochen, z. B. bei den Affen der alten Welt, bei Talpa. Ihre Form ist sehr verschieden, bald sind sie sehr lang, wie bei Myrmeco- phaga, bald sehr kurz und dick, wie bei den Cetaceen, wo sie vor den Frontalia liegen. Bei Manatus sind sie mandel- förmig und in dem vor den Frontalia vorstehenden Seiten- thoil dos Ethmoideum eingebettet und können somit zum Decken der Nasenhöhle nichts beitragen; bei Halicore fehlen sie. Bei Einzelnen gehen von ihrer untern Fläche den Muscheln ähn- liche Fortsätze aus, wie bei Lepus, Choloepus. Sie verbinden sich mit der Maxilla superior und Intermaxil- lare, decken das Ethmoideum und legen sich an das Frontale mit wenig Ausnahmen, wie Inuus cynomulgus, Cynocephalus obscurus, einigen Cercopithecen, wie fuliginosus, faunus, bei welchen die Nasenfortsätze der Maxillae superiores über den Nasalia in der Mittellinie zusammentreffen. Bei den meisten Ruminantien verbinden sie sich auch mit den Lacrj-malia, welche zwischen dem Frontale und Maxilla superior hereintreten. Bei den Vögeln umgeben sie die hintern Theile der vor- dem Nasenöffnung durch zwei Fortsätze, welche vom vordem Ende abgehen. Der äussere ersetzt den Nasenfortsatz der Ma- xilla superior und legt sich an diese an, der innere liegt am Intermaxillare , welches mit einem langen hintern Fort- satz die Nasalia von einander trennt. Ihr hinteres Ende legt sich an das Frontale an und deckt die horizontale Platte der Orbitalscheidewand (Ethmoideum). Unter den Amphibien sind sie lang bei den Krokodilen und reichen von den Frontalia media bis zwischen die Inter- maxillaria herein , nur bei Rhamphostoma gangeticum kurz und erreichen die Intcrmaxillaria nicht, weil hinter diesen die Maxillae superiores in der Mittellinie zusammentreten. Ihre äussere Seite stösst an die Frontalia media, Lacrymalia und Maxillae superiores. Bei den Sauriern liegen sie zwischen dem hintern Ende der - IIG — Intermaxillaria, welche sie umfassen, und dem vordem Ende der Frontalia media, seltener stossen sie auch an die Frontalia antcriora, wie bei Iguana. Das vordere Ende des einfachen Nasale umfasst bei Varanus mit zwei Zacken das hintere Ende des Intermaxillare. Bei den Chamaelconiden sind die Nasen- höhlen auf die Seite gerückt, während die Nasenbeine an der Bildung von zwei kleinen Löchern theilnehmen, welche oben vor den Frontalia liegen. Bei den Cheloniern fehlen sie, ausser bei Chelys, wo sich zwei kleine dreieckige Knochen finden, die zwischen Maxiila superior und Frontalia anteriora liegen. Bei den Ophidiern sind sie lose mit den Frontalia, fest mit dem Intermaxillare verbunden. Den meisten Batrachia ecaudata feh- len sie und die Decke der Nasenhöhlen wird durch die Fron- talia anteriora gebildet. Bei Einigen, wie Eana, sind Rudimente an der äussern Seite der aufsteigenden Aeste der Intermaxillaria. Bei Pipa finden sich besondere Nasalia, welche zwischen den drei Spitzen, mit welchen der Deckknochen endet, liegen. Es sind breite Knochenplättchen, deren Spitzen in dem Winkel der Zacken liegen, welche die Nasengänge decken und mit dem vor- dem breiteren Ende auf den Intermaxillaria liegen. Bei den Caudata, wenigstens Salamandrinen, sind besondere Nasalia vorhanden, welche mit dem hintern Rand an den Fron- talia anteriora, mit dem vorderen an den aufsteigenden Aesten der Intermaxillaria, welche zwischen sie treten, liegen; der un- tere Rand begrenzt die vordere Nasenöffnung. lieber den Knochen, welcher bei den Fischen als Nasale anzusehen ist, herrschen verschiedene Ansichten. Nimmt man als Ethmoideum den als solches beschriebenen Theil des Schä- dels, welcher vor der Hirnhöhle liegt, bald ossificirt, bald tlieil- weise knorpelig, die Nervi olfactorii enthält, als dessen Seiten- theile die Frontalia anteriora anzusehen sind, welche diesen Nerven zum Durchtritt dienen und die Nasengruben von den Augenhöhlen scheiden; so wird am natürlichsten mit Agassiz, Owen, Spix, Stannius als nasale derjenige Knochen bezeichnet werden, welcher die Spitze des Schädels bildet. Derselbe scliliesst sich an die Frontalia anteriora vorne an und verbindet diese mit - 117 - einander, deckt zum Tlicil die Nasengruben innen und oben, scheidet bald ganz ossificirt die Nasengruben von einander, oder liegt bald als schuppenförmiger Knochen auf dem perennirenden Primordialknorpcl, der die Nascnschcidcwand bildet. Er liegt auf dem Vomer und bildet mit diesem das vorderste Schädel- segment und an ihn logen sich die Intermaxillaria und Maxillae superiores an. Wenn auch sein hinterer Thcil wenigstens von der Schleim- haut des Geruchsorgans überzogen ist und auf diesem sich der Olfactorius ausbreitet und auch bei den Yögeln das Ethmoideum vor die Schädelhöhle gerückt ist und bei den Säugethieren das- selbe die Scheidewand der Nasenhöhle bildet, wie dieser Kno- chen bei den Fischen, so legt sich doch jenes bei den Vögeln an die vordere Wand der Hirnhöhle, bei den Fischen aber trennt die ganze Ethmoidalabtheilung den Knochen von der Hiruhöhle und derselbe bildet mit dem Yomer eine für sich bestehende, die vorderste, Abtheilung des Schädels und geht eine, dem Eth- moideum sonst ganz fremde Verbindung, die mit den Inter- maxillaria ein. Bei der sehr verlängerten, nicht Hirn- aber Schädelhöhle der Cyprinoiden und Siluroiden ist sein hinterer Theil noch hohl und nimmt so Theil an der Bildung der Schädel- höhle, aber hinter ihm treten die vordersten Nerven des Gehirns, die Olfactorii, aus der Schädelhöhle heraus und der Knochen erstreckt sich mehr weniger weit über die Nasengruben hinaus und dient zur Anlagerung des Zwischenkiefers. Die Benennung ethmoideum, nach Cuvier, Meckel, Hallmann, Köstlin, scheint desshalb nicht gerechtfertigt; da aber ausser diesem Knochen sich ganz constant noch besondere Knochen finden, welche ihrer Lage nach den Namen Nasalia verdienen, so könnte der Namen septum narium bezeichnend erscheinen, weil, sobald der ganze Theil ossificirt ist, derselbe die Scheide- wand zwischen beiden Nasengruben bildet. Das scptum narium ist verschieden gestaltet, bald vollstän- dig verknöchert, bald nur der oberste Theil ossificirt, der andere Theil dieses vordersten Schädelsegments, unter dem aber noch der Vomer liegt, nur knorpelig. Wo die hinter dem Septum - 118 — liegenden Theile (namentlich der mittlere Thcil des Ethmoideum) nicht vollständig verknöchert sind, geht von seiner knorpeligen Grundlage ein Knorpelstreifen ab, welcher die Scheidewand zwi- schen den Augenhöhlen bildet und bis an die eigentliche Hirn- höhle, also die vereinigten Alae temporales reicht, an dessen unterer Fläche vorne Yomer, weiter zurück Sphenoideum liegt und der am hintern Ende den untern Stiel der Alae orbitales trägt. Mit dem Bestehen dieses Primordialknorpels steht die Ausbildung des Septum im umgekehrten Yerhältniss. Am ausgebildetsten ist das Septum narium bei den Cypri- noiden, bei welchen es zwischen beiden Naseugruben eine voll- kommene Scheidewand bildet, die sich hinten an beide Fron- talia anteriora anlegt, zwischen ihnen aber ausgehöhlt ist und das Ende der sehr verlängerten Schädelhöhle bildet. Der äus- sere Rand dieser hintern Fläche trägt nichts zur Bildung des Lochs für den Olfactorius bei. Seine untere Fläche liegt unmittelbar auf dem Vomer und vordersten Ende des Sphenoideum; an der Seite legen sich die Palatina an. Die obere Fläche ist plattenartig ausgebreitet und legt sich mit ihrem vordem zugespitzten Ende an den knopf- förmigen Fortsatz, welcher von der Innern Fläche der Maxilla superior abgeht; der seitliche Rand bildet ein breites Dach über den Innern Theil der Nasengruben; der hintere Rand liegt an den Frontalia media. Bei andern Fischen ist entweder die Scheidewand vorhan- den, mehr weniger ossificirt, aber die obere Platte fehlt, wie bei den Gadoiden, Clupeen, Pleuronecten ; oder die Scheidewand ist nur knorpelig, aber die obere Platte ossificirt und gross, wie bei den Salmonen; oder die Scheidewand fehlt eigentlich ganz, weil die obere Platte ganz auf dem Vomer aufliegt, wie bei den Siluroiden und Esox. Bei den Gadoiden geht von der Basis des ziemlich drei- eckigen, mit der Spitze nach oben und vorne gerichteten Kno- chens ein breiter Fortsatz über den Yomer rückwärts und ver- bindet die untern Flächen der Frontalia anteriora mit einander, zwischen ihm und dem Yomer ist eine knorpelige Loge. Yon - 119 — der Spitze geht ein zackiger FortScatz rückwärts und legt sich zwischen beide Frontalia media. Die Naseiigruben liegen zur Seite des obern und untern Fortsatzes, die Scheidewand zwi- schen denselben ist nicht ossificirt. Aehnlich verhält es sich bei den Percoiden, aber das Septum ist vollständiger. Bei den Clupeen ist auf der obern Fläche eine Leiste, an deren Seiten die aufsteigenden Aeste der Intermaxillaria sich anlegen , unter dieser gehen zwei kleine Fortsätze c^uer nach aussen, an welche sich die Palatina anlegen. !Nach hinten gehen zwei lange Fortsätze, welche entfernt vom Sphenoideum auf die Frontalia anteriora sich legen, den Zwischenraum zwischen ihnen und Sphenoideum nimmt eine zarte knorpelige Scheidewand ein, die sich nach hinten in den Primordialknorpel fortsetzt. Bei den Fleuronecten ist das Septum eine schmale Knochen- platte, welche, vorne abgerundet, an einen schmalen Fortsatz des Yomer sich legt, hinten sich mit beiden Frontalia anteriora verbindet und mit diesen die Löcher für die Olfactorii bildet. Zwischen dem untern Eand und dem Yomer ist Knorpel. Bei den Salmonen umfasst die obere ossificirte Platte die vordem Spitzen der Frontalia media, liegt vor dem obern Theil der Frontalia anteriora und legt sich an die aufsteigenden Aeste der Intermaxillaria, während ihre Mitte etwas vor dem Körper derselben endet. Die knorpelige Grundlage unter dieser Kno- chenschuppe bildet eine Scheidewand und den Boden der jS'asen- gruben und verbindet hinten beide Frontalia anteriora mit ein- ander. In die Scheidewand setzt sich noch eine Strecke weit die Höhle fort, welche vor dem Ethmoideum liegt und als un- mittelbare Decke die Fortsetzung des Primordialknorpels hat, der sich oben an das Ethmoideum anlegt und von den Frontalia media bedeckt wird. An der innern Seite der Frontalia ante- riora ist im Knorpel ein Loch zum Durchtritt des Olfactorius. Vor den Xasengruben setzt sich der Knorpel, sich etwas aus- breitend, fort und reicht über dem Yomer unter der Platte, all- mählig schmäler, bis an die Yereinigung der Intermaxillaria unter sich. Bei Silurus geht vom vordorn Thfjl oin starker Fortsatz - 120 — vor den Frontalia anteriora im Bogen auswärts und endet, auf dem Intermaxillare liegend, frei ; zwei rückwärts gehende Schen- kel ziehen sich zwischen den Frontalia anteriora durch und legen sich an die Frontalia media. Unmittelbar unter dem vor- dem Theil liegt der ebenso gestaltete Vomer, dann die Fron- talia anteriora, welche die rückwärts tretenden Fortsätze von jenen trennen. Bei Esox ist die obere Platte in zwei völlig von einander getrennte Knochenplatten getheilt, welche auf dem platten und dünnen Primordialknorpel liegen und durch ihn vom Vomer und Sphenoideum getrennt sind. Die Platten sind lang, schmal und haben am vordem breitern Theil eine Articulationsfläche nach aussen zur Anlagerung des Intermaxillare, welches durch die ganze Breite beider Nasalplatten von dem der andern Seite ge- trennt ist. Hinter diesem legt sich an die Seite der Nasalplatte das Palatinum an, für welches auch am Primordialknorpel ein Ossificationspunkt als Articulationsfläche dient. Die hintern Spitzen der langen Platten liegen auf den Seiten der langen Spitzen der Frontalia media und sind durch eine Ausbreitung der letztern von den Frontalia anteriora getrennt. Bei Lophius sind ebenso zwei lange stielförmige Knochen, die zwischen den aufsteigenden Aesten der Intermaxillaria auf der Platte, in welcher die Frontalia anteriora zusammenkommen, in die Höhe treten. Bei Lepidosiren bildet die obere Platte den vordersten Theil des Schädeldachs und deckt das knorpelige Intermaxillare, zu beiden Seiten liegen die knorpeligen Nasen- kapseln. Bei Conger und Anguilla ist das Septum hohl, legt sich über die vereinigten Frontalia media und endet hinter dem vor- dem Theil des Vomer, welcher dasselbe überragt. An beiden Seiten des platten Theils legen sich die Intermaxillaria, unter und an der innern Seite dieser die Palatina an. Wie bei den andern Klassen der Wirbelthiere in der bei weitem grössern Mehrzahl der Fälle sich nasalia finden, welche die Nasenhöhlen bedecken, so finden sich auch bei den Fischen noch besondere Knochen, welche zur Bedeckung der Nasen- gruben beitragen, diese Function meistens nur sehr unvollkom- - 121 - men vermitteln und nur den innern Theil der Gruben und auch diesen oft nur unvollständig bedecken. Sie verbinden sich in der Regel mit den vordem Enden der Frontalia media, liegen über den anteriora, an der innern Seite der Nasongruben, an der äussern des eben bescbriebenen Septum uarium; ihr vor- deres Ende steht in den meisten Fällen mit den Intermaxillaria, Maxillae superiorcs und den vordersten Infraorbitalknochen durch Ligamente in Verbindung. Sie scheinen bei allen Fischen vor- zukommen, vielleicht mit Ausnahme der Plectognathen, sind aber nur locker mit den genannten Knochen verbunden und gehen desshalb sehr leicht verloren. Bei Einzelnen sind sie sehr verkürzt, wie bei den Cypri- noiden, bei welchen sie als kleine Knochenspitzen vorne an den Frontalia media sitzen und am hintersten Theil des seitlichen Randes der plattenartigen Ausbreitung des Septum narium liegen; ebenso bei Zeus, wo sie zwar breiter, aber sehr kurz sind. Grösser und platt sind sie bei den Salmoncn , bei welchen das vordere Ende durch Ligamente mit dem vordersten Knochen des Infraorbitalbogens und dem vordem Ende des Supraorbital- knochens verbunden ist. Lang und mit dem Intermaxillare und Maxilla superior ver- bunden sind sie bei den Clupeen, Scomber, Crenilabrus, Labrus. Nach aussen gerichtet und breit bei Brama, Mugil, bei welchen sie sich am Intermaxillare und Infraorbitalbogen befestigen. Bei Pleuronectes (Augen links) sitzt das linke am Frontale anterius sinistrum und verbindet sich durch Ligamente mit dem Palatinum und Maxilla superior sinistra, das rechte am Frontale anterius dextrum und verbindet sich mit der Spitze des aufsteigenden Astes des Intermaxillare sinistrum. Bei andern Fischen sind sie rinnen- oder röhrenförmig und nehmen Nerven des peripherischen Hautnervensystems auf, so bei den Gadoiden, bei welchen sie lange Rinnen bilden, welche die Spitze des Septum weit überragen und an der innern Seite des vordem Infraorbitalknochen bis auf die aufsteigenden Fort- sätze der Intermaxillaria treten. Bei Esox gehen sie röhrenförmig, schmal an der äussern Seite der langen Platten des Septum - 122 — Torwarts. Bei Silurus siud sie gross, rinncnfürniig und liegen an der äussern Seite der rückwärts tretenden Fortsätze des Septum und gelien in der concaven Fläche derselben vorwärts auf dessen äussere Fortsätze, durch welche sie von den luter- maxillaria getrennt sind. Ausser diesen Nasalia finden sich aber bei Silurus noch nasalia externa^ welche auf dem dicken Theil der Frontalia an- teriora, an welche sich der Knopf der Maxillae superiores an- legt, liegen und sich zuspitzend gegen das äussere Ende des auswärts gekrümmten Theils des Septum und den Innern Theil des Kopfs der Maxilla superior treten, mit beiden durch Liga- mente verbunden. Zwischen dem Innern und äussern Xasale liegt die Schleimhaut der Nasengrube. Dieser Knochen könnte aber auch zum arcus infraorbitalis gerechnet werden. Diese Knochen bezeichnen Cuvicr, Köstlin, mit Ausnahme von Esox, wo die als zum Septum gehörigen Platten als Nasalia genom- men sind, als nasalia, während sie Stannius „zu den oberflächlichen Gesichtsknochen, wie die Infraorbitalknochen rechnet, welche dem System von Hartgebilden der Haut angehören und häufig- oder immer zur Aufnahme peripherischer Hautnerven bestimmt sind," und sie terminalia nennt. Allein constant, mit sehr wenig Ausnahmen, wie bei Congcr (wo sie vorne am obern Theil des Vomer vor dem Septum narium liegen und an der äussern Seite dieses frei nach aussen stehen), verbinden sich diese Na- salia mit den Frontalia media, legen sich an das Septum na- rium an und stehen durch Ligamente mit den Intermaxillaria und Maxillae superiores in Verbindung. Nicht alle diese Kno- chen sind Kanäle, so bei den Percoiden, Cataphracten, Sal- monen, Pleuronecten ; sie sind selbst platt bei solchen Fischen, deren Infraorbitalknochen dem Hautröhrensystem angehören, wie bei Scorpaena. Zudem kommen solche Kanäle, welche zur Auf- nahme von peripherischen Nerven dienen, auch an Knochen vor, über deren Bezeichnung kein Zweifel stattfinden kann, wie an den Frontalia und Parietalia, z. B. bei den Gadoidcn. - 123 - 6. Die Schläfenbeine (temporalia) mit dem Kiefersuspensorinm, arcus palatinus , zygoiiiaticun und (i]>paraius opercaluris. Zwischen dem Frontale (medium), Parietale und Occipitale findet sich bei allen ^\'irbc]thicrcn zur Yervollständiguug der Schädelkapsel, oder wenigstens mit ihr in unmittelbarer Verbin- dung ein Knochen eingeschoben, welcher die sqiiama tcmporaUs repräsentirt und mit dieser in Verbindung der Apparat, welcher die Kiefer- und Gaumengruppe mit dem Schädel in Zusammen- hang bringt. Bei den Menschen, Säugethieren, Krokodilen und Chcloniern ist der obere Theil dieses Apparats, welcher den Oberkiefer und den Gamnenbogen umfasst, völlig mit der Schädelkapsel verbun- den und trägt den Unterkiefer als einzig beweglichen Theil; bei den andern Wirbelthieren ist der Apparat mehr oder weniger beweglich und besteht aus dem Suspensorium der Kiefer- und Gaumengruppe und diesen selbst. Beim Menschen besteht das temporaJc, Schläfenbein, im Fötalzustand aus vier abgesonderten Theilen, welche aber bald mit einander verwachsen, nämlich: aj der squama, Schuppe, welche vorne an die Ala magna Sphenoidei , oben an das Parietale , über welche sie sich theilweise herlegt, nach hinten an die Pars mastoidea stösst, welche den Processus zygomaticus, Jochfortsatz, der sich mit dem Zygomaticum zum Jochbogen verbindet, trägt und unter diesem die Gelenksfläche für den Unterkiefer hat, über der Trom- melhöhle liegt und den mittlem Theil der Seitenwand der Hirn- höhle und mit der äussern Fläche die Schläfengrube bildet. b) Der pars mastoidea, Zitzentheil, welcher hinter der Squama liegt, oben an das Parietale, hinten an das Occipitale stösst, hinter dem Gehörorgan liegt und einen Theil der Seiten- waud der Hirnhöhle bildet, während das mit ihr vereinigte c) petrosum, Felsenbein, welches alle Theile des Innern Ohrs in sich vereinigt, in die grosse Lücke zwischen Occipitale und Sphenoideum (Ala magna) hereintritt und einen Theil der Grund- fläche der Schädelhöhle bildet. Vom vordem Rande des Mastoi- - 124 - deum geht ein starker Fortsatz, der Processus mastoideus ab- wärts ; zwischen diesem und der Gelenksfläche unter dem Ursprung des Jochfortsatzes liegt an der äussern Fläche des Petrosum die Trommelhöhle, Cavitas tympani. Vor dieser liegt beim Fötus d) der annulus tympanicus, ein knöcherner nach oben offener Ring, welcher den Rahmen für das Trommelfell bildet. Dieser Ring verwächst mit dem Petrosum und verlängert sich nach aussen als äusserer Gehörgang, Ebenso bildet sich erst nach und nach am Mastoideum der Processus mastoideus, welcher als Muskelinsertion dient, und am Petrosum der Processus styloi- deus, welcher die Verbindung mit dem Zungenbein vermittelt. Bei den Säugethieren ist das Temporale auf gleiche Weise zusammengesetzt, aber es fehlt häufig das niastoicUum^ wie bei den Cetaceen und Monotremen, bei andern verschmilzt dasselbe sehr bald mit dem Petrosum, mit dem es, wie mit dem Tym- panicum, unten verbunden ist; es liegt zwischen dem hintern Rand der Squama temporalis und dem äussern der Squama occi- pitalis, meistens mit einem kleinen Theil am untern Rand des Parietale, nur bei Einigen, wie den Sirenen, ist es von Occi- pitale durch eine Lücke getrennt. Bei Sus, dem es Stannius zuschreibt, scheint es ebenfalls zu fehlen, wenigstens ist am Präparate eines 9 Wochen alten Fötus keine Spur eines Ma- stoideum zu finden, während die Squama noch niclit mit dem Petrosum verwachsen ist, das Occipitale laterale, welches noch völlig getrennt ist, liegt hart hinter der Squama temporalis, dem Petrosum und der Bulla tympanica herunter und bildet den Pro- cessus paramastoideus. Ebenso fand sich bei einem jungen Di- cotyles labiatus und torquatus kein abgesondertes Mastoideum. Dagegen findet sich bei Hyrax capensis ein kleines Mastoideum, welches sich mit einem untern Fortsatz an die vordere Fläche des Processus paramastoideus anlegt, aber dessen Spitze nicht erreicht. Die vier Thcilc des Temporale verbinden sich häufig nicht mit einander, namentlich bleibt die squama oft getrennt. Diese verbindet sich vorne mit dem Parietale, welches sie zum Theil bedeckt, und mit der Ala temporalis Sphenoidei, oder mit Aus- - 125 — schluss diesci- mit dem Zygomaticum, wie bei Atclcs; bei Ein- zelnen verbindet sie sich mit dem Frontale, so bei vielen Affen, z. B. Cynocephalus, Macacus, bei den meisten Rodcntien, bei Sus, Canis. Der Antheil, den die Squama an der Bildung der Scbädel- hühlc nimmt, vrird um so geringer, je mehr sich Parietale und Ala tomporalis einander niihern, wie bei den Chiroptoren, In- sectivoren; keinen Antheil nimmt sie an deren Bildung bei den Cetaceen, bei welchem sie auf dem Parietale liegt. Der Processus zygomaticus reicht bei vielen Cetaceen, z. B. Delphinus, an das Frontale, wodurch ein doppelter Joch- bogen entsteht. Wenn das Mastoidcum vorhanden ist, so fehlt doch mei- stens der Processus mastoideus, oder ist nur noch angedeutet; mehr entwickelt ist er noch bei einzelnen Affen, z. B. Cyno- cephalus; bei Erinaccus, Meles, Ursus, Arctomys. Das jictrosiim ist nur wenig befestigt bei den Rodentien, bei Equus; noch weniger bei den Chiropteren; nur an die Squama in der Schädelhöhle angelegt bei den Sirenen; bei den Delphinen liegt es am Ausgang der Schädelhöhle zwischen Sphe- noideum und Occipitale; bei den Wallfischen ist es durch Bän- der unter dem Ausgang aufgehängt. Der Processus styloideus fehlt, ausser bei Pithecus. Das tympanicum besteht aus einem einfachen Ring, wel- cher mit Squama und Petrosum verwächst, bei den Affen der neuen Welt; oder nur mit Squama verwachsen, wie bei Cho- loepus; oder es ist einfach verlängerter Gehörgang, wie bei den Affen der alten Welt; oder es ist mehr weniger blasig aufge- trieben, liegt unter dem Petrosum und bildet die Trommelhöhle, wie bei den Carnivoren, Rodentien, Ruminantien, wobei der Gehörgang bald fehlt und nur eine einfache Oeffnung vorhanden ist, wie bei Canis, den meisten Rodentien; oder einen Kanal bildet, wie bei Lutra, Castor. Oder das Tympanicum ist auf- getrieben, aber von Squama und Petrosum, unter dem es liegt, getrennt, wie bei den Chiropteren und Insectivoren. Bei den Marsupialien ist es nicht aufgetrieben und nur locker mit Squama - 126 — und Petrosum verbunden. Bei den Cetaceen ist es ein muscli ei- förmiger Knochen, der unter dorn Petrosum liegt, und nicht mit ihm verbunden ist. Bei den andern Wirbelthiorcn findet ein eigenes Zerfallen des Temporale in einzelne Knochen statt, deren Deutung nach den verschiedenen Ansichten der Osteologen sowie der Natur- forscher zu einer Menge von Namen Veranlassung gegeben hat. Betrachtet man als squama temporalis denjenigen Knochen, ■welcher, in unmittelbarem Zusammenhang mit der Schädelkapsel, an der Seite sich mit dem Parietale, hinten dem Occipitale late- rale, vorne der Ala temporalis verbindet, über der Trommel- höhle liegt und einen Fortsatz abgibt, der hinten die Schläfen- grube begrenzt, "wie diess bei den Säugethieren der Fall ist, so ist bei den Vögeln das von Cuvier so genannte temporale die Squama temporalis, an deren unterer Fläche sich ebenfalls eine Gelenksfläche befindet, in welcher freilich nicht der Unter- kiefer unmittelbar articulirt; die Articulationsfläche für diesen ist von der Squama losgetrennt und bildet für sich einen eigenen Gelenkstheil, ein Suspensorium für den Unterkiefer. Zugleich ist der Processus zygomaticus von der Squama getrennt und dem, ein Mittelglied zwischen Squama und Unterkiefer bildenden abgesonderten Gelenkstheil gefolgt, so dass die Squama nur mittelst dieses Knochens sich mit dem Zygomaticum verbindet. Auch dieser Verbindungsknocheu ist mit dem Kiefersuspensorium beweglich verbunden, so dass der der Squama der Säugethiere zu vergleichende Knochen aus drei unter sich beweglichen Theilen besteht: der mit dem Schädel fest verbundenen squama, dem auf der Squama articulirenden Mittelglied, der losgetrenn- ten Articulationsfläche, dem quadratum Herissant und dem Ver- bindungsglied mit dem Jochbogen, dem getrennten Processus zygomaticus, dem qundrato jugaJe, welches mit dem Quadratum articulirt und am Zygomaticum sich anlegt. "Wie sich das Quadratum von der Squama trennt und eine bewegliche Verbindung eingeht, um den Unterkiefer beweglicher zu machen, so ist auch der Gaumenbogen vom Schädel getrennt, um den Oberkiefer beweglicher zu macheu, und das Quadratum - 127 - übernimmt eine weitere Yerbindung mit diesem Gaumenbogen. Das Ptcrygoideum, welches bei den Säugcthieren mit dem Sphc- noideum posterius verbunden ist, trennt sieb von diesem Kno- chen und sein äusseres Ende legt sich an das Quadratum an, •welches somit das Suspensorium für den Unterkiefer und den Gaumenbogen und die Verbindung mit dem Jochbogen bildet. Die Squama nennt Cuvier tniiporale ; Owen mastoidnim. Wo bei den Säugcthieren ein gesondertes Mastoideum vorkommt, liegt dasselbe hinter dem Ohr und bildet niemals die Decke desselben, dagegen bildet immer die Squama die Verbindung mit dem Unterkiefer, niemals das Mastoideum. Warum eine andere Benennung für einen Knochen, welcher so, allen Verbin- dungen nach, der Squama temporalis entspricht? Die squama der Vögel bildet mehr weniger den seitlichen Theil der Schädelwand, wenigstens an der äussern Fläche, da sie aber auf einem Theil des Parietale und der Ala temporalis aufliegt, so nimmt nur ein kleiner Theil an der Bildung der Schädelhöhle selbst Antheil; sie stösst oben an das Frontale, hinten an das Occipitale laterale. Der vom untern Eande ab- gehende Processus temporalis begrenzt hinten die Schläfengrube, verbindet sich aber nicht mit dem Zygomaticum, nur bisweilen, wie bei Anser, geht auch vom vordem Ende des untern Bandes ein zweiter Fortsatz ab, welcher an den Fortsatz der Ala tem- poralis sich anlegt und die hintere Orbitalspitze bilden hilft. Dagegen verbindet sich der Processus temporalis häufiger an seiner Spitze mit dem von der Ala temporalis kommenden Processus orbitalis posterior, so dass beide die Schläfengrube einschliessen und überbrücken, wie bei vielen Gallinaceen, z. B. Tetrao, Phasianus. Das Quadratum nennt Cuvier tympanicum] Lavocat squa- mosal; Geoffroy St. Hilaire tympano-styloideum. Der Knochen nimmt bei vielen Vögeln au der Bildung der vordem Wand der Trommelhöhle Antheil, allein auch dann bildet er nicht den Ansatzpunkt für das Trommelfell, sondern ein fibroser Streifen, welcher hinter ihm herunter läuft; er kann nicht zur Anlage- rung des Trommelfells dienen, w^eil dieses allen Bewegungen - 128 — des Knochens folgen müsste. Bei vielen Vögeln, -wie den Galli- naceen, reicht von der Squama ein knöcherner Fortsatz herunter hinter dem Quadratum und legt sich an das Sphenoideum, so dass das Quadratum von der Bildung der Trommelhöhle ganz ausgeschlossen wird. Die Bezeichnung Squamosal nennt Lavoeat selbst gleich be- deutend mit Squama temporalis und gibt als Charakter derselben die Articulationsfläche für den Unterkiefer an ; eine Ansicht, welche ihn zwingt, die an der Schädelfläche anliegende Knochen- schuppe Frontale posterius (siehe dieses) zu nennen und die Ver- bindung des Kiefersuspensoriums aus einem andern Gesichtspunkt zu betrachten, wie sich bei den andern Klassen zeigen wird. Das Quadrato jugale nennt Cuvier jiigale posterius, was gleichbedeutend wäre, womit aber seine Beziehung zum Tem- porale nicht bezeichnet ist. Ein petrosum, in der Bedeutung desselben wie bei den Säuge- thieren, welches alle Theile des innern Ohrs in sich fasst und die grosse Lücke zwischen dem Sphenoideum nach vorne und Occipitale hinten ausfüllt, fehlt den Vögeln sowie den andern Klassen der Wirbelthiere völlig, die einzelnen Theile des Ohrs sind auf verschiedene Knochen vertheilt, namentlich auf Ala temporalis und die einzelnen Theile des Occipitale; es fehlt auch die Lücke zwischen Sphenoideum und Occipitale, die Ala tem- poralis stösst unmittelbar an das Occipitale. Ebenso fehlt das tympanicum , das Quadratum kann nicht als solches gelten (siehe bei Amphibien). Auch das mastoideum fehlt den Vögeln, welches bei den Säugethieren hinter der Squama, hinter dem Gehörorgan Hegt, aber auch schon bei den Säugethieren unbeständig ist. Wenn nach dem Angeführten das Temporale aus drei Thei- len zusammengesetzt angenommen wird, der Squama, welche mit dem Schädel verbunden ist und mit dem Kiefersuspensorium ar- ticulirt, dem Kiefersuspensorium selbst, als Zwischenglied zwi- schen Schädel und Unterkiefer und dem Jochfortsatz als Ver- bindungsglied mit dem Jochbogen, so lässt sich dies auch bei 129 den andern Klassen, freilicli mit vielen Modifikationen, durch- führen. Die scjiianta tcmporalis bildet einen Theil des Schädels, wenn auch nicht der Wand der Schädelhöhle, wie sich dieses schon bei den Cotaceen und Vögeln mclir weniger findet und ist den ein- zelnen Schädclknochen auf- oder angelagert unbeweglich, die Schädclwand bildend bei den Vögeln, Che- loniern, Krokodilen, Sauriern und Fischen, beweglich mit dem Schädel verbunden bei den Ophidiern. Den Batrachiern fohlt sie. Das Kiefersuspensorium bildet blos einen Fortsatz der Squama und ist mit ihr unbeweglich durch Naht verbunden bei den Chelonicrn und Krokodilen, beweglich mit ihr verbunden bei den Vögeln, den andern Amphibien und Fischen; und zwar besteht dasselbe aus Einem Knochen, welcher oben mit der Squama verbunden ist, unten mit dem Unterkiefer articulirt bei den Vögeln, Cheloniern, Krokodilen, Sauriern und Ophidiern; oder es nimmt das Quadrato jugale (Processus zygomaticus) Theil an der untern Gelenksfläche, wie bei einzelnen Sauriern, oder bildet sogar eigentlich für sich diese Gelenksfläche, wie bei den Batrachiern. Oder aber das Suspensorium besteht aus einer Kette ein- zelner Glieder, von denen das oberste mit der Squama sich verbindet, während das Quadrato jugale als das unterste Glied die Articulation mit dem Unterkiefer übernimmt und das vor- dere mit dem Gaumenbogen in Verbindung steht, wie bei den Fischen. Der Processus zygomalicus (quadrato jugale)^ welcher den Jochbogen mit dem Zygomaticum bildet, ist unbeweglich mit dem Kiefersuspensorium und Zygomaticum verbunden bei den Chelo- niern und Krokodilen, beweglich mit dem Suspensorium bei den Vögeln, unbeweglich mit der Squama verbunden bei den Sauriern, Württemb. naturw. Jahreshefte. 18C8. Is u. 2s Heft- 9 130 bei welchen er in einzelnen Fällen das Zygomaticum niebt er- reicbt. Bei den Batraebiern gebt er von der Maxiila superior zum Quadratum und bildet die Gelenksfläcbe für den Unterkiefer. Den Ophidiern feblt er. Bei den Fiscben, bei wclcben kein Joebbogen vorbanden ist und das Zygomaticum feblt, bildet er als unterster Tbeil des Kiefersuspensorium die Gelenksfläcbe für den Unterkiefer. Bei den drei letzten Classen der Wirbeltbiere sind die Tbeile des Jocb- und Gaumenbogens , welcbe bei den Säugetbiereu an den Schädel- und Gesichtsknochen befestigt sind, von diesen losgerissen, ausser bei den Cheloniern und Krokodilen, um Ober- und Unterkiefer beweglicher zu machen, und bilden einen äus- sern Bogen, den arcus %ygomatkus und einen Innern, den arciis palatinus, welch letzteren Cuvier appareil pterygotympanique, temporopdlat'm, Lavocat temporopaJatin, den ersteren temporo- jiigal nennt, so dass auf diese Weise mit dem Kiefersuspenso- rium, dem Systema maxilla cremasticum nach Milne Edwards drei Knochenreiben , Bogen , gebildet werden , von denen der obere, Kiefersuspensorium, sich oben mit Schädel, unten mit dem Unterkiefer, der äussere Arcus zygomaticus mit dem Oberkiefer, der innere, Arcus palatinus mit der Innern Seite des untern Endes des Kiefersuspensorium verbindet und am Oberkiefer an- legt, oder wie bei den Fiscben vom vordem Ende des Kiefer- suspensorium ausgeht. Der arcus zygomaticus besteht, wenn er vorhanden ist, aus zwei hinter einander liegenden Theilen, von denen der hintere, Processus zygomaticus oder Quadrate jugale, sich an Squama oder Quadratum stützt, der vordere, das Zygomaticiun , sieb am Oberkiefer anlegt. Der arcus palatinus, welcher mit jenem parallel an seiner Innern Seite geht, besteht aus dem Pterygoideum , welches sich an das Kiefersuspensorium anlegt und bald mit dem Sphenoi- deum in Verbindung tritt, bald nicht, und dem Palatinura, wel- ches zwischen Pterygoideum und Oberkiefer liegt. 131 Die squania icnqjoralis zeigt bei den einzelnen Abtheiluu- gen und selbst den einzelnen Genera der Amphibien grosse Yerschiedenlieiten in ihrer Form, legt sich aber immer an das Parietale, hinten an das Occipitalc laterale an, deckt die Trom- melhöhle, wenn siö vorhanden ist, wie bei den Cheloniern und Krokodilen, oder liegt wenigstens über dem Gehörknochen und dem Eingang in das innere Ohr, wie bei den Sauriern und Ophi- diern, und bildet eine Gelenksfläche zur Anlagerung des Kiefer- suspensorium. Bei den Batrachieru fehlt sie ganz, das Kiefersuspensorium legt sich an den Querfortsatz des Schädels, von Oceipitale late- rale und Ala temporalis gebildet, an. Bei den Cheloniern ist sie eine Platte, welche sich innen an das Oceipitale externum, vorne an das Quadratum anlegt, bei den Land- und Flussschildkröten in Form einer Schuppe; bei Chelys überwölbt sie den hintern Theil der Schläfengrube und legt sich an den hintersten Theil des Parietale an; bei Ohelonia bildet sie ein Dach über das Kiefersuspensorium. Bei den Krokodilen liegt sie an der äussern Seite des Pa- rietale und der Squama occipitalis, dachförmig über dem Qua- dratum, hinten auf dem Oceipitale laterale. Bei den Sauriern stösst sie an das Oceipitale laterale und bildei mit dem an der äussern Seite liegenden Quadrato jugalc die Gelenksfläche für das Quadratum. Bei den Chamäleouiden bildei sie einen nach hinton und oben gerichteten Bogen, wel- cher weit hinter dem Schädel an der von den Parietalia gebil- deten Gräthe sich anlegt. Bei den Ophidiern ist sie stielförmig vorne am Parietale befestigt, geht dann schief an der Ala temporalis und Oceipitale laterale rückwärts; ihr hinterer Theil artikulirt mit dem Qua- dratum. Diesen Knochen nennt Cuvier mastoideum, Lavocat bei den Sauriern und Ophidiern lijmpankum. Die Benennung Mastoideum könnte wenigstens bei einzelnen Cheloniern gerechtfertigt sein, weil die Squama auf dem hintern 1 r>o Theil der Trommelhöhle aufgesetzt ist, aber die Verbindung mit dem Kiefersuspensorium spricht für Squama. Der Musculus digastricus , welcher beim Menschen hinter dem Processus mastoideus sicli inserirt, setzt sich an dem Quer- fortsatz fest, der vom hintern Theil des fraglichen Knochens, aber auch Tom Occipitale laterale gebildet wird, und schon bei den Säugethieren übernimmt der vom Occipitale laterale gebildete Processus paramastoideus die Rolle der Muskelinsertion für den fehlenden Proc3ssus mastoideus. Gegen die Bezeichnung Tympanicum spricht die Analogie, bei den Säugethieren ist dieses rein auf die Trommelhöhle be- rechnet, verbindet sich niemals mit dem Unterkiefer und sollte nicht zum Anlagerungspunkt für das Kiefersuspensorium gemacht werden. Der Gelenkstheil, quadratum , ist bei den Amphibien ähn- lich dem der Vögel, wenn auch die Fortsätze, welche er bei diesen hat, fehlen; er ist mit Squama und Unterkiefer verbunden, wie bei diesen, und doch nennt ihn Cuvier tympanicum, wäh- rend er bei den Vögeln als quadratum gilt. Wenn er auch bei den Cheloniern und Krokodilen einen Theil der Trommelhöhle und den Rahmen für das Trommelfell bildet, so hat er doch dieselben Verbindungen, namentlich mit dem Unterkiefer, so dass er als losgerissener Gelenkstheil betrachtet werden kann. Bei den andern Amphibien fehlt aber auch eine knöcherne Trom- melhöhle, das Trommelfell setzt sich am Quadratum fest, die Beziehung zum Unterkiefer bleibt dieselbe; das Tympanicum der Säugethiere verbindet sich niemals mit dem Unterkiefer und fohlt auch schon den Vögeln. Lavocat nennt dasselbe squamosal, wie bei den Vögeln, wegen seiner Verbindung mit dem Unterkiefer, wobei aber die Inconsequenz entsteht, dass schon bei den Sauriern das Quadrate jugalo Antheil an dieser Articulationstlächo nimmt, bei den Ba- trachiern aber nicht mehr das Quadratum, sondern das Quadrate jugale allein die Gelenksfläche bildet, somit diesem die Benen- nung Squamosal zufallen sollte, was somit zwei verschiedene 133 Benennungen für einen Knochen, welcher sich im Uebrigen gleich verhält, zur Folge haben würde. Der dritte Theil des Temporale, das Quadrato jugale, bil- det das Mittelglied zwischen dem Zygomaticum und der Squama, unmittelbar, wie bei den Sauriern, oder mittelbar durch das Quadratum, wie bei den andern Amphibien; es hilft den Jochbogen bilden und ist losgerissener procossus zygomaticus, wie bei den Vögeln. Es ist bei den Clieloniern und Krokodilen fest durch iKähte verbunden mit dem Quadratum und Zygomaticum, fehlt unter den erstem bei Chelys. Der obere Rand reicht meistens bis zum Frontale posterius, bei Gymuopus erreicht er dasselbe nicht. Das vordere Ende erreicht bei einzelnen Sauriern, wie Iguana, das Zygomaticum nicht, sondern liegt am untern Ende des Frontale posterius, an welches sich das Zygomaticum anlegt, oder aber das Zygomaticum erreicht nicht das Frontale poste- rius, so dass wohl die Schläfengrube geschlossen wird, aber der äussere Orbitalrand unvollkommen bleibt, wie bei Varanus, Psammosaurus. Den ächten Ophidiern fehlt dasselbe. Bei den Batrachiern bildet es einen Stiel, welcher von der IMaxilla superior sich zum Quadratum erstreckt und die Gelenk- verbindung mit dem Unterkiefer übernimmt, fehlt aber bei Dac- tylethra und Breviceps. Bei den (Ecaudata) Salamandrinen ist statt des Knochens nur ein Ligament. Diesen Knochen nennt Cuvier squama temporalis , welche so zwischen den Gelenktheil und das Zygomaticum, unter den von ihm mastoideum genannten Knochen, unter das Gehörorgan versetzt wird. Beim Krokodil nennt er ihn jugale posterius, während er die gleiche Lage wie bei den Cheloniern hat, Lavocat nennt ihn apophysc zygomatique, was gleichbedeutend mit Quadrato jugale ist, aber nach seiner Erklärung von Squa- mosal bei den Batrachiern nicht passt. Bei den Fischen ist diese Parthie viel verwickelter gebil- det und hat zu einer grösseren Anzahl von Benennungen Ver- anlassung gegeben, findet aber vielleicht ihre Deutung einfacher. 134 wenn derjenige Knoclien, welcher einen Theil der Scliädclwandung bildet, den INamen Squama behält, und das Kiefcrsuspeusorium aus einer Anzahl von einander getrennter, nur durch Knorpel verbundener Knochcntheile angenommen wird, welches aber niclit mehr die Verbindung mit dem Unterkiefer übernimmt, sondern sich auf das Quadrato jugalo legt, wie diess schon bei den Ba- trachiern vorkommt; erst das Letztere bildet die Gelenkfläche für den Unterkiefer. Das Quadrato jugale verliert seine Beziehung zu dem völlig fehlenden Jochbogen und wird ein Theil des Kie- fersuspensorium, wozu eben durch die Batrachier der Uebergang gegeben ist; es bildet den untersten Theil des Suspensorium. Bei Lepidosiren fehlt die Squama und das Kiefersuspenso- rium besteht nur aus einem einzigen Knochen, mit welchem der Unterkiefer articulirt. Der der squama temporalis zu vergleichende Knochen nimmt bei den Fischen wieder Theil an der Bildung der Schädelwand, aber nicht immer an der Bildung der Schädelhöhle, wie dies auch bei den Vögeln und Amphibien der Fall ist; er nimmt z. B. Antheil bei Lucioperca, Silurus, keinen oder nur geringen Antheil bei den Cyprinoiden. Er liegt an der äussern Seite des Parietale, verbindet sieh hinten mit dem Occipitale laterale und externum. (Bei Anguilla und Conger tritt der vordere Theil zwi- schen Frontale medium und posterius und legt sich über die Ala orbitalis.) Er bildet an seiner untern Fläche die Articula- tionsgrube für das Kiefersuspensorium, in Verbindung mit dem Frontale posterius ; deckt bei Einzelnen, wie den Cyprinoiden, die Schläfengrubo und nimmt Antheil an der Bildung des inncni Ohrs, er enthält den obern Theil eines halbzirkelförmigen Ka- nals. Nach hinten hat er eine lange Knochenzacke, welche frei endet. Er geht die den Fischen eigenthümliche Verbindung mit dem Schultergürtel ein. Die Insertion der Kaumuskeln ist mei- stens auf das Kiefersuspensorium herabgerückt, erreicht aber, namentlich bei den Cyprinoiden, die Squama. Die Beziehung zur Trommelhöhle fällt weg, da diese gänzlich fehlt. 135 Die Bezeichnung squunia hat Hallmann; Owen und Gcoff- roy St. Hilaire nennen ihn petrosum. Dieser Knochen ist das masloideum Cuvicrs, von Avelchcr Bezeichnung dasselbe gilt, was bei den Amphibien angeführt worden, wozu aber noch kommt, dass bei einzelnen Fischen sich ein besonderer Knochen findet, welcher wohl am besten dem Mastoideum der Säugethiere zu vergleichen ist. Der dem mastoickiitn zu vergleichende Knochen, welchen Agassiz ücdpitale poslerius nennt, ist am ausgebildetsten bei den Gadoiden; ein grosser, platter Knochen, welcher unter der Squama temporalis, hinter der Ala temporalis, welche er hinten zum Theil bedeckt, an der äussern Seite des Occipitale laterale liegt, zwischen Squama und Occipitale laterale das Occipitale externum erreicht und sich mit einem langen Fortsatz nach hin- ten an dor untern Seite der nach hinten ausgezogenen Spitze der Squama temporalis anlegt. Er bildet den hintern Theil der äu^^sern Wand und den äussern der hintern Wand des Schädels und trennt das Occipitale laterale völlig von der Ala temporalis. Seine innere Fläche nimmt nur sehr geringen Antheil an der Bildung der Schädelhöhle, indem der eine Theil au der äussern Fläche der Ala temporalis, der andere hintere au der des Occi- pitale laterale, der untere an der des Basilare liegt, zwischen diesen sieht nur eine kleine Fläche des Mastoideum in die Höhle, zu welcher ein Loch am vordem Rand des Knochens führt. Mit dem Parietale, wie Köstlin angibt, kommt aber der Knochen weit nicht in Berührung. Bei Plouronectes ist derselbe klein, aber bestimmt gesondert, liegt an der hintern Seite der Squama temporalia abwärts- und hat das Occipitale laterale und externum hinter sich, er reicht kaum an die Ala temporalis und erreicht das Basilare nicht. Ein ähnlicher Knochen findet sich bei den Salmonen, bei welchen er nach oben au den untern Theil der Squama tempo- ralis stösst, auf dem obern Hand des Occipitale laterale aufsitzt und mit dem Innern Rand oben an das Occipitale externum reicht, mit einem starken Fortsatz nach hinten hervorragt und 136 eine ziemliche Fläche der hintern Schädelwand einnimmt, aber durch die ganze Breite des Occipitale laterale yon der Ala tem- l^oralis getrennt ist. Die innere Fläche des dem hintern Theil des Schädels mützenförmig aufgesetzten Theils sieht in die Schä- delhöhle. Diesen Knochen, welcher seiner Lage nach dem Mastoideum entspricht, nur das Parietale, welches ganz auf die obere Schä- delfläche beschränkt und klein ist, nicht erreicht, hat Cuvier bei den Gadoiden rocher, petrosum genannt, mit welchem der Kno- chen nur durch seine Lage zwischen dem Occipitale und Ala temporalis verglichen werden könnte, welcher aber nur eine sehr kleine Fläche in der Schädelhöhle zeigt, am innern Ohr nur ei- nen sehr kleinen Antheil nimmt und den bei weitem meisten Fischen fehlt. Wie bei den Vögeln und Amphibien ist bei den Fischen die Articulationsfläche von der Squama temporalis losgetrennt, bildet aber nicht wie bei jenen einen einzelnen Knochen, das Quadratum, sondern das Kiefersuspensorium besteht aus einer Gruppe abgesonderter Knochen, die unter sich unbe- weglich verbunden sind und nicht das Gelenk für den Unter- kiefer bilden, sondern sich erst an einen Knochen anlegen, wel- cher bei den Vögeln und Amphibien die Verbindung des Kiefer- suspensorium mit dem Oberkiefer vermittelt, aber schon bei den Batrachiern die Articulationsfläche bildet, das Quadratum nach oben drängt und die Verbindung mit dem Unterkiefer übernimmt an das Quadrate jugale, welches hier vom Oberkiefer völlig ge- trennt ist. Dieses Kiefersuspensorium, diese Gruppe von Knochen, an welche sich hinten der Opercular-Apparat anlegt und die sich vorne mit dem Gaumenbogen verbindet, besteht gewöhnlich aus fünf einzelnen Theilen, dem Quadratum, Symplecticum , Prae- operculum, Quadrate jugale und einem Accessorium. Von dieser Gruppe steht der obere Knochen mit dem Schädel, der untere mit dem Unterkiefer, der vordere mit dem Gaumenbogen in Ver- bindung; die ersteren zwei sind beweglich, der letzte unbeweg- lich verbunden. Für den obern Knochen, welcher mit der Schädelkapsel, d. h. zunächst der Squama tcmporalis in beweglicher Verbindung steht, ist die Benennung quadratum beibehalten. Am obern Theil des hintern Randes hat er einen Gelenkskopf, an welchem sich das Operculum anlegt, bei Pygocentrus und Myletes ist die Articulationsfläche erst in der Mitte. An seinem untern stum- pfen Ende legt sich das symple'jtlciim Cuvier an, ein kurzer Stiel, welcher zum Quadrato jugale geht, meistens in eine Rinne des letztern eingeschoben ist. Es fehlt Einzelnen, wie Silurus. Wo sich das Symplecticum an das Quadratum anlegt, ist an der Innern Fläche der Yerbindnngsknochen mit dem Hyoideum das sfyloideum befestigt. Das xjraeopercidum wird meistens zum Opercularapparat gerechnet, es liegt aber an der hintern Seite des Quadratum, bei Einzelnen lose, bei Andern wie Silurus, fest mit diesem ver- wachsen und legt sich unter dem Quadrato jugale vorwärts ge- gen das Unterkiefergelenk, welches es entweder erreicht, oder demselben sehr nahe liegt ; es gehört so zum Kiefersuspensorium (Stannius) und dient dem Quadratum, aber auch dem Opercular- apparat zur Stütze. Das quadrato jugale wird zum Theil vom Vorigen bedeckt, liegt mit dem hintern Rand am Accessorium, mit dem vordem am hintern Theil des Gaumenbogens und bildet, am untern Ende des Kiefersuspensorium liegend, die Gelenksfläche für den Un- terkiefer. Das Letztere nimmt mit dem Praeoperculum und Quadratum den hintern und untern convexen Rand des Kiefersuspensorium ein, in die concave, vordere, obere Seite legt sich noch eine abgesonderte dünne Knochenplatte, welche hinten an das Qua- dratum, unten an das Quadrato jugale stösst und vor sich den Gaumenbogen hat, dessen hinteren Theil sie verbreitert und den Kaumuskeln zur Insertion dient, ein accessorium zum Qua- 138 dratum. Es fehlt bei Einzelnen, wie Anguilla, Cougei* und ist bei Silurus mit dem Quadratum verwachsen. Die verschiedene Deutimg, welche diese Knochen erfahren haben, hat verschiedene Benennungen derselben veranlasst. Die Benennung quadratum für den obersten Theil des Sus- pensorium hat Rosenthal. Cuvier nennt es temporale; Geoffroy St. Hilaire serial; Agassiz mastoideum; Bojanus tympanicuni; Lavocat tympanal; Owen und Milne Edwards epitympanicum ; Brühl oberes Gelenkhein. Cuvier nennt so denselben Knochen, welcher mit dem Schädel in beweglicher Verbindung steht, wie bei vielen Amphibien, und den obersten Theil des Suspensorium bildet, hier wie bei den Vögeln Temporale. Bojanus und Lavocat Tympanicuni, während Letzterer ihn bei den Amphibien als Squamosal bezeichnet. Der fünfte Knochen ist der zum Quadratum gehörige Theil, ein accessorium, und verbindet dasselbe mit dem Gaumenbogen. Cuvier nennt ihn tympanicum , aber bei den Säugethieren ist dieses rein auf die Bildung der Trommelhöhle beschränkt, fehlt bei den Vögeln und Amphibien, und bei den Fischen fehlt jede Andeutung einer Trommelhöhle; dagegen dient der Knochen zu einer Verbreiterung des Gaumengewölbes, bildet oft eine Art von Boden der Augenhöhle und verbindet sich mit dem Gaumen- bogen. Owen und Milne Edwards nennen ihn praetympanicum ; GeoflFroy St. Hilaire epicotyleal; Hallmann pttrygoideum poste- rius; Brühl hinteres oberes Gelenkhcin'^ Lavocat apophyse zy- gomatique, letzteres eine Bezeichnung, welche wohl richtiger dem Quadrato jugale zukommt. Das symplecticum ist ein vom untern Theil des Quadratum losgerissenes Knochenstück, sehr klein bei Alausa, sehr stark bei den Gadoidcn, fehlt Einzelnen, wie Silurus, Diodon, Tetro- don, erstreckt sich dagegen bei Lepidosteus so weit nach vorno, dass es an der Articulationsfläche für den Unterkiefer Antheil nimmt. Owen und Milne Edwards nennen dasselbe ))iesotympa?iiciü)t_. 139 Geoffroy ^iroscrial, Agassiz tijnipanomalleal, Lavocat cadre du tyinpan. Da es hier nur um die Bczeiclinung eines Knochens zu thun ist, so ist der Name, wclclicn C'uvier gegeben hat, beibe- lialtcn, dagegen erscheint die Benennung Meckels, styloideum, unrichtig, da das Styloideuni, das Mittelglied zwischen dem Tem- porale und Hyoideum an der Vereinigungsstellc des Symplecti- cum mit dem Quadratum wirklich vorhanden ist. Das quadrato jugale ist der am Kiefersuspensorium herab- gerückte Processus zygomaticus, welcher von der Maxiila supe- rior ganz getrennt ist, sich mit dem Gaumenbogen vei'bindet und für sich die Gelenkverbindung mit dem Unterkiefer bildet. Es ist das jugol von Cuvier, hypocottjleal von Geoffroy, discoi- deum nach Carus, hypotyivpunicum von Owen und Milne Ed- wards, quadratum von Agassiz und Vogt, untere Gelcnkbein von Brühl, squamosal von Lavocat. Der Letztere, von der Ansicht ausgehend, dass das Squa- mosal (Squama) immer die Verbindung mit dem Unterkiefer bil- det, ohne Rücksicht auf die Verbindung mit dem Schädel und ohne die Lostrenuung der Articulationsfläche als eigenen Kno- chen anzunehmen, was ihn zwingt, ähnlichen Knochen bei den verschiedenen Thierclassen verschiedene Namen zu geben, wie Agassiz und Vogt für Quadratum; während Cuvier dem Jugale die Stelle zutheilt, die Verbindung mit dem Unterkiefer zu bil- den, einem Knochen, den er bei den Batrachiern Squama nennt. Owen und Milne Edwards scheinen die Benennung auf das Sus- pensorium im Ganzen zu beziehen, wenn sie den Fortsatz des Quadratum, das Symplecticum Mesotympanicum, das Quadratum Epitympanicum und das Quadrato jugale als Hypotympanicum bezeichnen. Der Gaumenbogen (arcus pterygopalatinusj ist bei den Säugethieren, Cheloniern und Krokodilen unbeweglich mit dem Schädel verbunden, wie das Kiefersuspensorium und der Joch- bogen; beweglich ist allein der Unterkiefer. Der Gaumenapparat 140 besteht bei diesen Abtheilungen aus dem Pterygoideum und Pa- latinum. Das Flügelbein {pteynjgoideum) der Siiugethiere ist beim Sphenoideum, mit welchem es völlig verbunden ist, angeführt. Das Gaumenbein (palatinum) liegt beim Menschen hinter der Maxiila superior (ist in seinen meisten Theilen Fortsetzung derselben) und vor dem Processus pterygoideus Sphenoidi, es ver- bindet so Oberkiefer und Keilbein mit einander. Es besteht aus einem horizontalen Theil, welcher die Gaumenfläche und den Nasenboden fortsetzt, sich mit dem der andern Seite in der Mittellinie verbindet und an dieser Vereinigung den Vomer trägt. Mit einem seitlichen Fortsatz dieser Fläche, Processus pyrami- dalis , tritt derselbe zwischen beide Flügel des Flügelfortsatzes : vor ihm ist eine Einne, welche mit dem hintern Rand der Maxiila superior den Canalis pterygoideus bildet, welcher von derFossa sphenopalatina abwärts führt. Der andere senkrechte Theil tritt an der innern Fläche der Maxiila superior und dem Processus pterygoideus in die Höhe und bildet durch verschiedene Fortsätze einen Theil der Seitenwand der Nasenhöhle, legt sich an das Sphenoideum und bildet durch seine Anlagerung an das Eth- moideum einen Theil der innern Fläche der Augenhöhle. Bei den Säugethieren bildet es ebenfalls die Verbindung zwischen Maxiila superior und dem Flügelfortsatz, oder wo der eigentliche Flügelfortsatz fehlt, dem Pterygoideum, der Ala in- terna des Processus pterygoideus, und der verbindende Theil wird um so grösser, je mehr die beiden andern Knochen auscin- anderweichen. Somit ist derselbe breit bei den Carnivorcn, Eumi- nantien, klein oder nicht sichtbar bei den Rodentien, Pachyder- men, nicht sichtbar bei Hyrax. Der Gaumenfortsatz wird bei Einzelnen nach hinten ver- engert, z. B. den Carnivoren, am stärksten ist er bei IMyrmeco- phaga; bei Andern verkürzt, wie bei einzelnen Kodentien, z. B. Cavia, Lepus. Ebenso verschieden ist der Antheil, welchen das Palatinum an der Bildung der Augenhöhle nimmt ; es erstreckt sich bei 141 den meisten Carnivoren vorwärts bis /um Lacrymalc und reicht bei den Phocen und den Sirenen bis ans Frontale. Bei den Vögeln, Amphibien, mit Ausnahme der Che- lonier und Krokodile, und bei den Fischen ist der Gaumen- bogen und zunächst der hintere Thcil desselben, das Plcnjgoi- deuni völlig vom Sphcnoideum getrennt, legt sich an das Kiefer- suspensorium an, verbindet sich vorne mit dem Palatinum und tritt entweder mit dem Sphenoideum in Verbindung oder nicht. Das Pterygoideum ist bei den Vögeln, Cheloniern und Ba- trachiern einfach, ein einziger Knochen auf jeder Seite. Bei den andern Abtheilungen der Amphibien besteht es aus zwei Knochen, dem eigentlichen Pterygoideum und einem von diesem losgetrennten Stück, einem pterygoideum cxtermim, von Cuvier transversum genannt. Dasselbe ist zwischen das Pterygoideum einerseits und dem Zygomaticum und Maxilla superior anderer- seits eingeschoben. Diess ist bei Krokodilen und Sauriern der Fall, während bei den Ophidiern nur die Maxilla superior be- theiligt ist. Bei den Fischen legt sich an die innere Seite des Ptery- goideum, welches sich mit dem Kiefersuspensorium und Palati- num verbindet, ein accessorischer Knochen, so dass dieser ein pterygoideum transversum internum wird. Bei den Cheloniern und Krokodilen liegt das Pterygoideum unter dem Körper des Sphenoideum, wie bei den Säugethieren, ist mit dem der andern Seite in der Mitte verbunden, mit wenig Ausnahmen, wie Gymnopus, und durch feste Nähte mit den um- gebenden Knochen verbunden, und zwar nach aussen mit dem Qua- dratum bei den Cheloniern, mit dem Transversum bei den Kro- kodilen; vorne legt es sich an das Palatinum, bei einigen Che- loniern auch an die Maxilla superior, z. B. Gymnopus, auch an Vomer, wie bei Chelys, an. Auf seine obere Fläche tritt bei den Cheloniern die senk- rechte Platte des Parietale. Bei den Krokodilen verbindet es sich nach oben mit dem Frontale posterius und durch das sehr verlängerte Pterygoideum setzt sich der ganzen Länge nach der 142 Nasencanal fort und öffnet sich an dessen hinterem Ende in den Choannen. welche so vom Pterygoideum gebildet werden. Bei den Chelonicrn bildet der hintere Theil den Boden der Trommel- höhle, auf dem vordem Tlieil liegt die Ala temporalis auf. Die j:»«/«^/;!« sind bei den Cheloniern und Krokodilen durch feste Nähte unter sich und mit den umgebenden Knochen ver- bunden und in die Breite ausgedehnt. Sie bilden bei den Che- loniern den Boden der Nasen- und Augenhöhlen; bei Testudo schlagen sich die äusseren Ränder etwas um, aber diese be- rühren sich nicht; bei Chelonia verbinden sich die umgeschlagenen Ränder in der Mittellinie und die Palatina bilden so den Boden und die Decke der Nasenhöhlen. Bei Chelonia und Chelys legt sich der Vom er zwischen sie. Bei den Krokodilen setzen sie den Nasencanal nach vorne fort, indem sie rinnenförmig ausge- höhlt, sich mit den ebenfalls rinnenförmigen Fortsätzen der Pte- rygoidea, welche sich über sie herlegen, verbinden. Sie bilden mit diesen den Boden der Augenhöhlen. Vorne legen sie sich bei den Cheloniern an den Vomer, mit dem äussern Rande an die Maxilla superior, bei den Krokodilen an die Letztere an. Auf ihre obere Fläche treten die Frontalia antcriora. Bei den Vögeln ist das Pterygoideum als dünner Stiel zwischen Quadratum und Palatinum ausgespannt und legt sich mit dem vordem Ende meistens an die Seite des Sphenoideum; alle drei Verbindungen sind beweglich. Es verbindet das Pala- tinum mit dem Kiefersuspensorium und so mit dem Schädel und charakterisirt sich damit als Pterygoideum, während die Benennung omoidcum von Erdl und Herissaut nicht gerechtfertigt ist. Das hintere Ende des Palatinum ist immer mit dem Ptery- goideum beweglich verbunden, ebenso legt sich der hintere Theil seiner innorn Seite an den Schnabelfortsatz des Sphenoideum beweglich an. Das vordere Ende stösst an das Intermaxillare, bei Einzelnen, wie Psittacus, auch an die untere Fläche der Maxilla superior. In der Mittellinie verbindet sich dasselbe ent- weder nicht mit dem der andern Seite, wie bei den Passerinen, Gallinaceen, oder der hintere Tluil legt sich an den der andern 143 Seite, wie bei den Accipitres, bei Scolopax, oder sie verbinden sieh mit dem Vomer, wie bei den Strigiden und Palmipeden. Sie bcgränzen aussen die Choannen ; zur Bildung eines seit- liclien Orbitalrands tragen sie niemals bei, höchstens bilden sie eine Art von Orbitalboden, wie bei Psittacus. Das Pterygoideum der Saurier und Ophidkr ist stabförmig, beweglich mit den umgebenden Knochen verbunden, und von dem der andern Seite getrennt. Das hintere Ende liegt au der innern Fläche des Quadratum über der Geleukfläehe für den Unterkiefer; mit der innern Seite legt es sich an das Sphenoi- deum, welches zu dieser Anlagerung bei den Sauriern einen starken Fortsatz, bei den Ophidiern eine Hervorragung bietet. Nach vorne theilt es sich bei den Sauriern in zwei Aeste, von denen der äussere sich an das Transversum, der innere an dasPalatinum legt; bei den Ophidiern liegt das Transversum an seiner äussern Seite, sein vorderes Ende geht an das Pala- tinum. Auf seine obere Fläche tritt bei den Sauriern, ausser den Chamäleoniden, die Columella. Das Palatinum ist bei den Sauriern und Ophidiern mit dem Pterygoideum verbunden. Bei den Ophidiern verbindet sich der hintere Theil durch einen Fortsatz mit dem vorderen Theil des Sphenoideum und dem Vomer. Mit dem der andern Seite ist dasselbe meistens nicht verbunden, ausser z. B. bei Iguana. Sie begränzen beide die Choannen. Der vordere Theil geht bei den Sauriern in zwei Fortsätze auseinander, von denen der in- nere sich mit dem Vomer, der äussere mit derMaxilla superior verbindet. Bei den Ophidiern erreicht es den Vomer nicht, ver- bindet sich aber durch einen besondern Fortsatz mit der Maxilla superior. Zum Boden der Nasenhöhle tragen sie nicht bei, kaum zu dem der Augenhöhle. Auf ihre obere Fläche tritt der abstei- gende Ast des Frontale antcrius. Bei einzelnen Sarrieru und den Ophidiern sind sie mit Zäh- nen besetzt. Bei denBatrachiern ist die Grundlage des Gaumenboffens 144 knorpelig mit einem knöchernen Pterygoideum als Decke, wel- ches sich mit dem Kiefersuspensorium verbindet, an der inncrn Fläche an das Sphenoideum und durch einen Knorpel, welcher an die Stelle des Transversum tritt, an das Quadrate jugale anlegt. Bei Eana und Bufo besteht das Pterygoideum aus einem vordem Fortsatz, welcher sich an die innere Seite der Maxilla superior anlegt und hinten in zwei Fortsätze auseinandertritt, der innere derselben legt sich an den seitlichen Fortsatz des Sphenoideum, der abwärtssteigende an die innere Seite des Qua- dratum bis zum Quadrato jugale. An den vordem Fortsatz legt sich das Palatiuum an, wel- ches von der Maxilla superior einwärts zum Ethmoideum tritt. Das Pterygoideum umgibt mit Palatinum das grosse Orbital- loch. Bei den Caudata besteht das Pterygoideum aus einem Kno- chenplättchen, welches von der Ala temporalis und innerer Fläche des Quadratum an die hintere Spitze der Maxilla superior tritt, so z. B. bei den Salamandrinen. Statt Vomer und Palatina ist nur ein Knochenpaar vorhan- den, siehe Vomer. Das transvcrsum, pterygoideum externuui ist ein vom Pte- rygoideum getrenntes, aber zu ihm gehöriges Knochenstück, welches bei den Krokodilen und Sauriern zwischen dieses nach innen und die Maxilla superior und Zygoraaticum nach aussen eingeschoben ist; bei den Ophidiern ein kurzer Stiel, welcher vom Pterygoideum vorwärts und auswärts an den Oberkiefer tritt. Den Cheloniern fehlt es und bei den Batrachiern vertritt eine Knorpelplatte seine Stelle. Das Pterygoideum ist so bei den Amphibien, wie bei den Vögeln das Verbindungsglied zwischen der Schädelkapsel durch das Kiefersuspensorium und die Anlagerung an das Sphenoideum, andererseits dem Palatinum und Oberkiefer und zwar mit Letz- terem entweder für sich oder durch das Transvcrsum. Der Gaumenbogen der Fische ist auf ähnliche Weise zusammengesetzt wie bei den Amphibien und wird von einer 145 mehr -weniger breiten, dreiseitigen Platte gebildet, deren Basis dicker ist und von ^[axilla superior zum Quadrate jugale reicht, nach aussen sieht und oft gebogen ist mit nach unten gerichte- ter Concavität, deren vorderer Winkel an Maxiila superior , de- ren hinterer am Quadrate jugale liegt. Der dritte Winkel ist abgerundet und sieht gegen das Sphenoideum, ebenso der vor- dere Rand, während der hintere gegen das Accessorium des Quadratum gerichtet ist. Die Basis dieser Platte bilden zwei Knochen, von welchen der vordere dick ist und mit der Maxilla superior in Verbindung steht, der hintere, meistens stielförmigo in unmittelbarer Fort- setzung des vorigen sich an das Quadrate jugale anlegt, somit mit dem Kiefersuspensorium sich verbindet. An die innere, obere Seite dieser beiden Knochen legt sich ein dritter, plattenförmig ausgebreiteter, mehr weniger breiter Knochen, welcher den In- nern, obern, abgerundeten Winkel der Platte bildet, sich mehr weniger dem Sphenoideum nähert, oft mehr horizontal liegt und so eine Art von Orbitalboden bildet; hinten legt er sich an das Accessorium des Quadratum. Er verbindet die beiden er- stem Knochen, an deren innerer Seite er liegt, mit einander und mit dem Kiefersuspensorium; alle drei sind durch Knorpel- masse mit einander und mit dem Kiefersuspensorium unbeweg- lich verbunden. Der vordere der die Basis der Platte bildenden Knochen, welcher sich mit der Maxilla superior verbindet, muss als Pala- tinum angesehen werden. Den hintern der beiden Knochen nennen Cuvier und nach ihm andere Autoren transversum und den inneren den stumpfen Winkel bildenden pterygoideum. Beide Letzteren stehen mit dem Kiefersuspensorium in Ver- bindung, der innere nähert sich mehr weniger dem Sphenoideum, mit der Maxilla superior verbindet sich keiner von beiden. Mit den Amphibien verglichen, bei welchen das Transversum cha- rakteristisch sich an die Maxilla superior anlegt, passt daher die Benennung für beide nicht. Das Pterygoideum hat schon bei den andern Classen seine innige Verbindung mit dem Sphe- noideum verloren, bei den Sauriern steht es nur mit einem klei- Württemb. naturw. Jahreshefte. 1SG8. Is u. 2s Heft. 10 — 146 — nen Fortsatz des Letzteren in Verbindung, bei den Batraehiern nur hinten, bei einzelnen Ophidiern nicht mehr; die Annäherung an Sphenoideum kann so auch nicht entscheiden. Alle drei Knochen sind in einzelnen Fällen mit einander verwachsen wie bei Silurus, oder die beiden äusseren sind mit einander verwachsen, der innere fehlt wie beim Aal; in andern Fällen ist der eine oder andere der drei Knochen nur rudimen- tär oder fehlt wie bei Silurus, bei welchem das Palatinum, das noch am längsten sich getrennt erhält, sehr klein, nur ein klei- ner Stiel ist, der auf dem Vomer aufliegt. Oder das innere Stück ist verkümmert, oder fehlt wie beim Aal, bei Gobius, oder es fehlt das hintere wie bei Lophius, oder es erreicht das innere Stück das Kiefersuspensorium nicht wie bei Morrhua, oder es fehlt sogar das ganze hintere Stück des Gaumenbogens wie bei Go- biesox, bei welchem nur das Palatinum als ein an der Maxilla superior befestigter Stiel sich findet. Bei Hydrocyon fehlt das Pterygoideum nicht, aber es liegt nur als kleines Knochenplätt- chen au der äusseren Seite des hinteren Theils des Palatinum und beide verbinden sich nur durch ligamentose Masse mit dem auf dem Quadrato jugale aufsitzenden Transversum. Es fehlt umgekehrt der vordere Theil , der Gaumenbogen erreicht die Maxilla superior nicht, wie bei Muraena helena ; oder das innere Stück bildet nicht die Fortsetzung des Palatinum, sondern ist an die innere Fläche desselben und des äusseren hintern Knochens an- gelegt, so dass nur ein schmaler Streifen zwischen beiden heraus- sieht, der andere Theil aber an der Innern Fläche der Vorigen und des Accessorium und Quadrato jugale sich anlegt, somit der Knochen ein Verbindungsglied zwischen diesen Allen ist, wie bei Esox. Es können selbst die Knochen insoferne ihre Stelle wech- seln, als bei den Cyprinoiden die unmittelbare Fortsetzung des Palatinum der innere, hier dickere Knochen ist, während au seiner äusseren Seite und am Hände des Quadrato jugale der äussere, hier plattenförmig ausgebreitete, sich anlegt, aber das Palatinum nicht oder kaum erreicht, während der innere mit dicker Fläche an ihm liegt. Eine genauere Vergleichung dieser Knochen mit denen der — 147 — anderen Classen ist somit nicht mehr möglich und wohl die An- nahme gerechtfertigt, dass die Knochen des Gaumenbogens ei- gentlich Ein Knochen sind, der in einzelne Theile zerfallen kann, ■wie die das Kiefersuspensorium bildenden Knochen, die ebenso mit einander verwachsen können und selbst mit dem Gaumen- bogen nur Einen Knochen darstellen können, wie bei Silurus. Bei Lepidosiren ist sogar der Gaumenbogen ein unpaariger Kno- chen, welcher auch den Oberkiefer enthält. — Da aber der äussere hintere in unmittelbarer Verbindung mit dem Palatinum und dem Kiefersuspensorium steht, das Palatinum unmittelbar fortsetzt, was immer charakteristisch bei den andern Classen ist und nur bei Wenigen wie den Cyprinoiden und Lophius eine Ausnahme findet, so wird wohl gerechtfertigt sein, diesen, mit Köstlin, als ptcrygoideum anzusehen, während der innere ein Verbindungsglied zwischen dem Palatinum und Pterygoideum einerseits und dem Kiefersuspensorium andererseits bildet, und, wie das Transversum der Amphibien, welches den Gaumenbogen < mit der Maxilla superior, so hier mit dem Sphenoideum bald mehr bald weniger in Berührung bringt, als ein Accessorium betrachtet werden muss, welches, wenn der Namen Transversum beibehalten werden will, ein transversum internum oier ptery- goideum interniim genannt werden könnte. Die Benennung pterygoidew7i posterius, nach Hallmann und Bojanus, eignet sich weniger, weil dasselbe nicht hinter dem Pterygoideum, sondern an dessen innerer Seite liegt. Bei den Cyprinoiden wäre dasselbe ein Pterygoideum exter- num, aber nicht ein Transversum externum im Sinne der Am- phibien, weil die Verbindung mit der Maxilla superior fehlt. Das pterygoideum ist meistens ein stielförmiger, gebogener Knochen, dessen unterer Theil sich an dem vordem Rand des Quadrato jugalo anlegt, der obere Rand gränzt mit seinem hin- tersten Theil an das Accessorium oder liegt diesem nahe ; der vordere Theil liegt am obern Rand des hintern Fortsatzes des Palatinum, oder dieser ist zwischen zwei Zacken aufgenommen, wie bei Morrhua. Es ist bald gross, wie bei Morrhua, bald ein einfacher gerader Stiel, wie bei den Salmonen. Bei Lophius — 148 — fehlt dasselbe, dcis Palatinum tritt an der äussern Seite des Transversum rückwärts und endet frei, das Transversum beginnt an der inneren Seite des Palatinum und geht mit scharfem äussern Rand an das Quadrate jugale. Das palatinum liegt ganz vorne unter dem Schädel und verbindet sich durch einen Fortsatz, welcher von dem untern Winkel des hintern Rands abgeht, mit dem Pterygoideum, über diesem legt sich an den hintern Rand das Transversum an. Das vordere Ende legt sich mit einem meistens unter einen Winkel gebogenen Fortsatz über einen Fortsatz der Maxilla superior, mit welcher es articulirt, und stösst mit der Innern Seite an den Vomer, bei Esox auch an den Schenkel des Septum narium und die Ossification am Primordialknorpel. Auf seine obere Fläche tritt das Frontale anterius. Meistens ist dasselbe mit Zähnen besetzt, doch fehlen diese auch öfter, wie bei den Cyprinoiden, Gadoiden, Pleuronecten, Clupeen, bei Silurus etc. — Seine Form ist sehr verschieden, mei- stens ist es kurz, dick, sehr lang stielförmig gebogen bei Mullus, bei welchem es sich über einen Fortsatz der Maxilla superior herüber an die Seite des aufsteigenden Asts des Intermaxillare legt. Bei Sternopygus (Gymnotini) steigt ein besonderer Fort- satz an der Innern Seite des Frontale anterius in die Höhe und legt sich an die untere Fläche des Frontale medium an. Auf- fallend ist eine Verbindung, welche dasselbe bei Uranoscopus eingeht, bei welchem ein starker Fortsatz vom vorderen Ende sich unter eine Ilervorragung an der inneren Seite des vorderen Infraorbitalknochen legt, während der obere Rand seiner ge- zahnten Fläche an den Rand jener Hervorragung tritt. Sehr breit ist es bei Dentex, auf ihm liegt der vordere Theil des langen Nasale. Sehr klein ist es bei Conger und Anguilla. Das transversum, pterygoideum internum liegt an der in- neren Seite der beiden Vorigen, am oberen Theil des hinteren Rands des Palatinum und an der inneren Seite des Pterygoideum bis zu der Stelle, an welcher sich dieses an das Quadrato jugale anlegt, und tritt dann rückwärts an das Accessorium, ausser den schon erwähnten Ausnahmen. Es ist plattenförmig ausgebreitet, — 149 - bald scliraal, bald breit, und von seiner Breite hängt die Annä- herung an das Splienoideum ab; wenn es breiter ist, so ist es meistens etwas horizontal gelegt und bildet dann eine Art von Orbitalboden, wie bei den Pcrcoiden, bei Rhombus, Brama, Pygo- centrus; schmal ist es und entfernt vom Sphenoideum bei Zeus, Blennius, Cottus, Crenilabrus, den Gadoiden. Bei den Salmonen ist es grösser als das Pterygoideum, bei den Gadoiden kurz und erreicht das Kiefersuspeusorium nicht ganz. Bei Exocoetus, bei den Gymnodonten berührt es vorne das Sphenoideum. Bei Myletes, noch mehr bei Pygocentrus (Characiui) kommen die Arcus pa- latini unter dem Sphenoideum in der Mittellinie fast zusammen, ebenso bei Sternopygus (Gymnotini). Sehr schmal ist es bei Gobius, nur rudimentär bei Uranoscopus, fehlt bei Conger und Anguilla. Der Jochbogen, arcus zygomaticus, fehlt den Ophidiern und Fischen ganz, bei den andern Wirbelthieren besteht er aus einem hinteren Theil, dem lyroccssus zygomaticus, der bei den Säuge- thieren mit der Squama temporalis verbunden ist, bei den an- dern Abtheilungen mit dem losgetrennten Gelenkstheil , dem Quadratum, nach unten gerückt ist und durch feste Naht mit diesem verbunden, wie bei den Cheloniern und Krokodilen, oder beweglich verbunden, wie bei den Vögeln und Sauriern, — und einem vorderen Theil, dem zygomaticum. Bei den Batrachiern sind beide Knochen zu einem stielför- migen Knochen mit einander verwachsen, welcher von der Ma- xilla superior sich bis zur Articulation mit der Maxiila inferior erstreckt. Der Processus zygomaticus ist beim Temporale und als quadrato Jngale beim Kiefersuspensorium angeführt. Die Jochbeine, zygomatica, liegen beim Menschen neben den Maxillae superiores, zu beiden Seiten des Gesichts, dessen Gestalt sie durch ihre Wölbung, Breite und Abstand bestim- men, sie bilden den unteren äusseren Theil des Augenhöhlen- bodens, die vordere Wandung der Schläfengrube und begräuzen mit den Processus zygomatici der Temporalia die Schläfengruben. Durch ihre drei Fortsätze verbinden sie sich mit den Maxillae — 150 — superiores, den Temporalia, Frontalia und Alae raagnae Sphe- noidei und schliessen durch die letztere Verbindung die Augen- höhle knöchern ab. Bei den Säugethieren findet sich das Zygomaticum fast allgemein und fehlt nur sehr selten, wie bei Sorex und Manis. Der aufsteigende Stirnfortsatz verbindet sich bei den Affen, Ruminantien, Solidungula mit dem Frontale, ist bei einzelnen Carnivoren, wie Felis, stark, erreicht aber das Frontale nicht, ebenso bei Sus, Hyrax; bei andern ist er schwach, wie bei den andern Carnivoren, den Sirenen; er fehlt den Insectivoren und Rodentien ganz. Mit der Ala temporalis Sphenoidei verbindet sich das Zy- gomaticum nur noch bei den Affen; durch den Mangel dieser Verbindung verliert sich bei den andern Säugethieren seine Or- bital- und Schläfengrubenfläche und der hintere Abschluss der Augenhöhle. Der Oberkieferfortsatz verbindet sich bei Einzelnen, wie den Ruminantien, bei Equus und Sus mit dem Lacrymale. Der hintere Fortsatz verbindet sich mit dem Processus zy- gomaticus, erreicht denselben aber nicht bei Myrmecophaga und den Bradipoda. Bei den Rodentien und Pachydermen begränzt er die Gelenksfläche für den Unterkiefer. Bei den Cheloniern und Krokodilen schliesst es den Rand der Augenhöhle und Schläfengrube und liegt zwischen Maxilla superior und Quadrato jugale. Bei den Cheloniern verbindet es sich hinten, wo es sich an das Quadrato jugale anlegt, mit dem Frontale posterius. An den vorderen Theil des inneren Randes legt sich das Palatiniim und bei Einzelnen, wie Testudo, Emys, das vorderste Ende des Pterygoideum. Bei Chelys endet es hinten frei, weil das Qua- drato jugale fehlt. Bei den Krokodilen verbindet sich der innere Rand mit dem Transversum und beide Knochen bilden mit einander einen Fort- satz, der sich mit dem Stiel des Frontale posterius verbindet. Der obere Rand reicht an das Lacrymale. Bei den Vögeln ist das Zygomaticum ein langer stielförmiger - 151 — Knochen, welcher von der Maxilla superior gegen das Quadratura geht und mit dem Quadrate jugale, welches durch ein kleines Knötchen am Quadratum articulirt und bis zur Maxilla superior reicht, sich verbindet. Es legt sich an die untere Seite des Quadrate jugale und bildet mit diesem eine Rinne, in welche der lange hin- tere Fortsatz der Maxilla superior tritt, so dass der Jochbogen aus diesen drei Theilen zugleich besteht. Durch diesen Steg wird nur auf sehr unvollkommene Weise eine Begränzung der Augen- höhle und Schläfengrube nach aussen gebildet, eine Abgränzung der erstem nach hinten nicht vermittelt. Bei den Sauriern begränzt es die Augenhöhle nach aussen und unten , vorne legt es sich an Maxilla superior und Lacry- male, hinten an Quadrate jugale und Frontale posterius, welch Letzteres es bei Einigen nicht erreicht, wie bei Varanus, Psam- mesaurus. An seine innere Seite tritt das Transversum. Bei den Batrachiern geht ein stielförmiger Knochen von der Maxilla superior rückwärts und bildet die Gelenkfläche für die Maxilla inferior, kann so als mit dem Quadrate jugale verwach- senes Zygomaticum betrachtet werden, oder als Quadrate jugale allein, in welchem Fall dann das Zygomaticum fehlt. Bei den Ophidiern fehlt der Jochbogen ganz. Bei den Fischen kommt wohl ein Infraorbitalbogen vor, welcher die Augenhöhle nach unten und hinten begränzt, aber nicht als Arcus zygematicus genommen werden kann, da er ge- wöhnlich ausser aller Verbindung mit dem Kiefersuspensorium und ebenso wenig zur Schläfengrube in irgend einer Beziehung steht, wohl einen Theil der Maxilla superior bedeckt, aber sich nicht an sie anlegt, womit alle Verbindungen, welche der Arcus zygematicus bei den anderen Classen eingeht, wegfallen und selbst die Lage des Bogens eine andere wird. Die Vergleichuug dieses Bogens mit dem Arcus zygomaticus haben Cuvier, Meckel, Carus angenommen. Der arcus infraorbitalis findet sich bei fast allen Fischen und besteht aus einer Reihe einzelner, in einem Halbkreise lie- gender, meistens zarter, platter Knochen, von denen sich der hinterste gewöhnlich an das Frontale posterius, der vordere an - 152 — das Frontale anterius anlegt, welcher die Maxilla superior und das Palatinum bedeckt und den hinteren, unteren und vorde- ren Orbitalrand bildet. Die einzelnen Knochen verhalten sich bei den verschiedenen Fischen sehr verschieden. Der vorderste ist meistens der grösste und verbindet sich mit einem Fortsatz, welchen das Frontale anterius zur vorderen Begränzung der Augenhöhle abgibt; der grössere Theil des Knochens liegt aber vor dieser Verbindung, reicht, die Maxilla superior und das Palatinum deckend, fast bis zum Ende der Schnauze und legt sich an das Nasale je nach der Länge desselben, wie bei den Gadoiden, Clupeen, Scomber, au. Er begränzt den untern Theil der Nasen- grube. Bei den Salmonen, Characinen verbindet er sich ausserdem noch mit dem Supraorbitale. Sehr gross ist er beim Uranosco- pus, bei welchem er fast allein den ganzen Bogen bildet, mit dessen vorderem Ende das Palatinum articulirt, dessen hinterer Theil sich an Quadratum und Praeoperculum anlegt. Sehr lang bei Cottus und Scorpaena, bei welchen das hintere Ende bis ans Praeoperculum reicht und bei Ersterem durch einen schmalen Fortsatz sich mit dem Frontale posterius verbindet. Sehr klein dagegen bei Clupea. Hinter diesem vordersten Knochen kommen vier bis fünf kleinere, welche einen meistens schmalen gleichförmigen Bogen bilden, dessen Convexität nach unten gerichtet ist und der sich hinten steil erhebt, um mit dem Letzten meistens am Frontale posterius sich anzulegen, bei Einzelnen auch an das Frontale medium, wie bei Esox, oder nur au das Letztere, wie bei Si- lurus. Statt des Bogens geht in einzelnen Fällen vom vorderen Knochen der hintere Theil unter einem rechten Winkel nach oben, wie bei Scorpaena. Vermindert ist die Zahl z. B. bei den Clupeen, bei welchen es im Ganzen nur vier Knochen sind, welche den Bogen bilden, von denen der vorderste klein, der dritte der grösste ist; bei Uranoscopus, bei welchem hinter dem grossen vorderen nur einer folgt, welcher die Verbindung mit dem Frontale posterius bildet. Bei den Characineu, welche vier haben, ist der dritte der — 153 — grosste. — Ganz abweichend ist der Bogen bei Silurus gebildet, bei welchem nur drei stielfürmigo Knochen vorhanden sind, von denen der hintere S förmig gebogen ist. Bei Andern, wie Belone, Gobius, besteht der Bogen nur aus zwei Stücken, dem vorderen grösseren platten und dem hinter- sten obersten, welche sich an das Frontale anterius und das stielförraig nach unten zugespitzte posterius anlegen; beide Knochen sind nur durch Haut verbunden, der untere Orbitalrand ist nicht von Knochenplättchen umgeben. Der entgegengesetzte Fall findet sich bei Hydrocyon, bei welchem die sechs Knochen- platten des Arcus infraorbital is mit dem Supraorbitalknochen einen vollkommen geschlossenen Ring um die Orbita bilden, an dem das Frontale keinen Antheil nimmt. Von den hinteren Platten gehen in einzelnen Fällen hori- zontale Fortsätze nach innen und bilden eine Art von Orbital- boden, wie bei üranoscopus und Mullus ; bei Dentex ist dieser so- gar sehr breit und gibt von seiner unteren Seite einen Fortsatz ab, der sieh nach unten an das Transversum anlegt. Die einzelnen Knochen sind sehr stark wie bei den Cypri- noiden, zart wie bei Esox, bei welchem es fünf sind; der Bogen ist sehr schwach wie bei Gobius, nur häutig wie bei Lophius, bei einzelnen verkümmert wie bei Belone, wo nur der vordere und hintere Theil vorhanden ist. Der Bogen fehlt ganz bei den Plectognathen. In einzelnen Fällen sind alle Knochen des Infraorbitalbogens mit vielen Löchern versehen, wie bei Corvina, oder rinnenförmig, wie bei den Gadoiden, und dienen dann zur Aufnahme des Haut- röhrensystems. Wenn auch die Supraorbitalia mit ähnlichen Knochen der Vögel und Amphibien verglichen werden können, für den Infra- orbitalbogen fehlt jede Analogie, er ist den Fischen eigenthüm- lich. Der vorderste desselben liesse sich noch am ehesten dem Lacrymale, wie Carus, vergleichen, da er den unteren und vor- deren Rand der Orbita bildet, allein da die Thränensecretion fehlt, so wird auch der Knochen fehlen, der in so inniger Be- ziehung zu derselben steht, wie das Tympanicum fehlt, wenn — 154 — keine Trommelhöhle vorhanden ist. Zudem steht dieser Knochen in Verbindung mit dem hinteren Theil des Bogens, welcher erst der Augenhöhle eine Begränzung nach hinten und unten gibt, eine Function, die sonst dem Zygomaticum zukommt, mit dem aber bei der fehlenden Verbindung mit dem Kiefersuspensorium der Knochen wieder nicht verglichen werden kann. Das Hautröhrensystem benützt wohl den vorhandenen Bo- gen zum Stützpunkt, aber nur wie es auch andere bestimmte Schädelknochen, wie Frontalia und Parietalia, zu seiner Anlage- rung nimmt. Zudem sind die Rinnenform, wie z. B. bei den Gadoiden, oder die vielen Vertiefungen, wie bei Corvina, mehr Ausnahme. Die Knochen sind meistens einfach, platt und bei einzelnen, wie bei den Aalen, bei welchen das Hautröhrensystem so sehr entwickelt ist, findet sich der Bogen höchst unvollkom- men. Bei Silurus, bei welchem die Nasalia ganz löcherig sind, bilden die einzelnen Knochen des Bogens nur Knochenstiele ; bei Uranoscopus dagegen dient er sogar zur Anlagerung des Pala- tinum. Zur Bedeckung der Athmungsorgane der Fische, der Kie- men, welche unter den Schädel nach vorne gerückt sind, findet sich eine besondere Reihe von Knochen, der Opercularappa- rat, welcher hinter dem Kiefersuspensorium liegt und an des- sen unterer Seite sich zur Maxilla inferior erstreckt, an der äussern Seite des Zungenbeinbogens , die hinteren von diesem ausgehenden Kiemenstrahlen deckend. Gewöhnlich besteht er aus drei platten Knochen: 'dem operculxxm, welches mittelst einer am oberen vorderen Winkel befindlichen Gelenksgrube auf dem Kopf, welcher an der hinteren Seite des Quadratum ist, sehr beweglich articulirt und mit seinem vorderen Rand an dem hinteren des Praeopcr- culum (siehe Kiefersuspensorium) liegt; dem suhoperculum , welches mit dem unteren Rand des Operculum, oder an dem unteren Theil der inneren Fläche des- selben durch faserige Massen unbeweglich verbunden ist; und dem interoperculum , welches vom vorderen Rand des Subcperculum und unteren Theil des vorderen Rands des Oper- — 155 — culum nnter dem Piaeopcrculum gegen das hiutcrc Ende, dem Angulare, der Maxilla inferior tritt, sich ihm mehr weniger nä- hert und mit ihm durch Ligamente verbindet, indem es an der äusseren Seite des Zungenbeinbogens liegt. Es bleibt meistens entfernter von der Maxilla inferior, er- reicht dieselbe aber z. B. bei den Cyprinoiden, Clupeen, bei Zeus. Das Suboperculum fehlt am häufigsten, so bei Silurus, Ura- noscopus, Lophius, Accipenser. Bei Anguilla ist es vorhanden, aber mit dem Interoperculiim verwachsen und unter einem Win- kel von ihm nach hinten stehend. Bei Lepidosiren sind nur zwei Opercularknochen vorhanden,, von denen der obere am unteren Ende des Quadratum, der un- tere am hinteren Ende der pars articularis Maxillae inferioris sitzt. Bei Diodon und Tetroden fehlt das Interoperculare. Eine Vergleichung dieses Apparats mit Knochen der andern Classen wird wohl nicht zulässig sein, weil derselbe blos auf die Bedeckung der Athmungsorgane berechnet ist, welche bei den anderen Classen in der Brusthöhle liegen, oder wie bei den Batrachiern, welche Kiemen vor der Metamorphose haben oder dieselben im ganzen Leben behalten, unbedeckt sind. Die Be- zeichnung als UnterMefertheile, wie Bojanus, oder als Gehör- knochen, wie Spix, Geofifroy St. Hilaire, fällt von selbst durch diese Function. 7. Der Oberkiefer {maxilla mperior u. Unterkiefer {max. inferior). Der Oberkiefer besteht bei allen Wirbelthieren mit wenig Ausnahmen aus dem Intermaxillare und der Maxilla superior und ist entweder mit dem Schädel unbeweglich verbunden, oder beweglich, wie bei den Ophidiern und meisten Fischen; bei den Sauriern und Batrachiern fest oder nur wenig beweglich, bei den Vögeln biegsam, aber nicht beweglich, ausser bei Psittacus und Strix. Der Zwisckenkiefer , intermaxillare, ist paarig, ausser bei den Vögeln und meisten Sauriern, und liegt bei den Säugethie- — 156 - ren und Amphibien zwischen den Maxillae superiores, bei den Vögeln und meisten Fischen vor denselben , ist mit diesen fest verbunden bei den Säugethieren, Vögeln, Cheloniern, Krokodilen und Sauriern, locker bei den Ophidiern, Batrachiern und den meisten Fischen. Er begränzt bei den Säugethieren, Vögeln und Amphibien, ausser Chamaeleo, die Nasenhöhlen, bei den Fi- schen den vorderen Rand der Nasengruben. Die maxilla superior ist paarig, bei einzelnen Fischen jede Hälfte aus zwei und mehr Stücken zusammengesetzt. Bei ein- zelnen Batrachiern fehlt sie, wie Proteus, bei einzelnen Fischen ist sie sehr rudimentär, wie bei Silurus, oder fehlt ganz, wie beim Aal, oder ist wenigstens nicht ossificirt. Beim Menschen ist das intermaxillare nur im frühesten Fötalleben getrennt und hat nur Eine freie Fläche nach vorne, später sind Zwischenkiefer und Oberkiefer zu einem gleichförmig gekrümmten Knochen verbunden, vor dem Eckzahn ist keine Unterbrechung. Als Andeutung desselben findet sich oft noch später eine leichte Rinne vom hinteren Ende des Foramen inci- sivum bis zwischen den zweiten Schneidezahn und den Eckzahn. Bei den Säugethieren ist dasselbe paarig, fast oder wirk- lich bleibend getrennt vom Oberkiefer und erhält eine Seiten- fläche. Es besteht aus einer horizontalliegenden Platte, welche den vordersten Theil des Bodens der Nasenhöhle bildet und das Fo- ramen incisivum begränzt und am vorderen Rand, dem Alveolar- theil, die Schneidezähne oder Stosszähne trägt, oder zahnlos ist, wie bei den Ruminantien (ausser Camelus und Auchenia), den Monotremen, den Edentaten (ausser Dasypus sexcinctus) und den Wallfischen ; und einem Fortsatz, welcher an der äusseren Seite des Na- sale in die Höhe steigt und selbst das Frontale erreicht, wie bei den Rodentien, Ursus, den Cetaceen. Häufig schiebt es sich mehr oder ganz vor den Oberkiefer, wie bei den Rodentien und Sirenen; bei den Cctacccn liegt es über demselben. Durch seine bedeutendere Entwicklung bestimmt es die — 157 — Form des Oberkiefers, wie bei den Rodentien, Sirenen, nament- lich Halicore. Bei einzelnen Edentaten ist es nur ein Ring, welcher vorne am Oberkiefer liegt, so bei Myrmecophaga; nur rudimentär und nur durch Ligamente mit dem Oberkiefer ver- bimden ist es bei vielen Chiropteren. Bei den Vögeln ist es unpaarig und bildet bei Weitem den grössten Theil des Oberschnabels, dem es die Form gibt. Vom Mittelstück, welches den vorderen Theil des Oberschna- bels bildet, gehen drei Fortsätze aus, ein mittlerer und zwei seit- liche, welche ein tiefer Einschnitt, der den vorderen und unteren Rand der vorderen NasenüfFnung begrenzt, auf jeder Seite trennt. Der mittlere Ast steigt in der Mittellinie zwischen beiden Nasalia in die Höhe, spaltet sich und legt sich auf die horizontale Platte des Ethmoideum und den vorderen Theil der Frontalia. Vor dieser Anlagerung sind beide Aeste des mittleren Fortsatzes, so- wie die an ihrer äussern Seite liegenden Nasalia biegsam, so dass der Oberschnabel sich hebt, wenn das Quadratum nach vorne gezogen wird. Die bewegliche Verbindung des Oberschnabels bei Psittacus und Strix liegt über dem aufsteigenden Ast des Zwischenkiefers. Der seitliche Ast geht horizontal auf jeder Seite nach aussen, deckt die Maxiila superior und verbindet sich durch eine kurze Spitze mit dem Palatinum. Unter den Amphibien ist dasselbe paarig bei den Kroko- dilen, Cheloniern (auch bei Chelys fand ich ein paariges) und den Batrachiern. Bei den Krokodilen ist dasselbe gross und bildet das vordere abgerundete Ende der Schnauze. Vom mittleren Theil geht zur Seite ein aufsteigender Ast ab, welcher den hintern Theil der einfachen vordem Nasenöffnung umgibt und sich hinter dieser in der Mittellinie an das Nasale anlegt, mit Ausnahme von Rham- phostoma gangeticum und Schlegeli, bei welchen es in der Mittel- linie mit dem der andern Seite zusammenkommt und mit einem aufsteigenden Ast bei gangeticum an die Maxilla superior, bei Schlegeli an das Nasale sich anlegt. — Die Gaumenplatte be- grenzt das einfache Foramen incisivum. — 158 — Bei den Cheloniern liegt es zwischen und vor der Maxiila superior und besteht eigentlich nur aus einer Gaumenplatte, doch ist neben der Mittellinie ein aufsteigender Fortsatz durch eine kurze Zacke angedeutet, welche in die einfache Nasenöffnung hereinragt. Nach hinten stösst es an den Vomer, bei Chelys ver- binden sich beide Maxillae superiores hinter ihm mit einander. Bei den Batrachiern ist es klein und liegt mit seinem schma- len horizontalen Theil zwischen der Mittellinie und der Maxiila superior. Vom obern Rand geht neben der Mittellinie ein kur- zer aufsteigender Ast ab, welcher die Frontalia anteriora nicht erreicht und meistens von dem der andern Seite durch einen Zwischenraum getrennt ist; bei Triton liegen beide in der Mit- tellinie an einander. An der innern Fläche des horizontalen Theils legt sich das Palatinum, wo dieses fehlt, das Ende des Vomer an. Bei den Sauriern und Ophidiern ist es unpaarig und liegt zwischen und vor den Maxillae superiores. Von seinem horizon- talen, aber wenig ausgebreiteten Theil geht ein grösserer Fort- satz nach oben, der sich bei den Sauriern zwischen die Nasalia legt; bei den Ophidiern ist der Knochen nur locker durch Bän- der mit den Maxillae superiores, aber fest mit dem Nasale ver- bunden. Die innere Fläche verbindet sich bei Beiden mit dem Vomer. Der quere Theil trägt bei den Krokodilen, Sauriern und einzelnen Batrachiern Zähne. Der Oberkieferapparat der Fische besteht aus den paarigen Intermaxillaria und Maxillae superiores, welche ent- weder in zwei parallelen Bogen hinter einander liegen, wie bei den meisten Fischen, wo dann die Letztern zur obern Begrenzung der Mundspalte wenig oder nichts beitragen; oder die Inter- maxillaria liegen in der Mitto, die Maxillae superiores legen sich an ihre äussere Seite, setzen den einfachen Bogen fort und bil- den mit ihnen die Mundspaltc, wie bei den Salmonen und Clupccn ; oder die Intermaxillaria bilden allein die obere Begränzung der Mundspalte, weil die Maxillae superiores nur als Rudimente vor- handen sind, wie bei den Siluroiden, oder fehlen, wie beim Aal; — 159 - oder weil die Intermaxillaria schnabelartig verlängert sind und nur an ihrem hinteren Ende die kurzen Maxillae superiores hinter der Mundspalte liegen, wie bei Belone. Der Zwischenkiefer besteht fast bei allen Fischen aus zwei seitlichen Theilen, nur bei Diodon und Mormyrus ist er unpaarig und bei Lepidosiren nur aus einem Knorpel, welcher die zwei Labialzähne trägt. Wenn die intermaxillaria den vorderen der parallel liegen- den Bogen bilden, so sind sie bei den Meisten sehr beweglich. Jedes derselben hat dann einen aufsteigenden Ast von verschiedener Länge, sehr lang ist er bei den Labroiden, bei Zeus, Cottus, kurz bei den Cyprinoiden, bei Corvina. Die Länge der Fortsätze bestimmt die Möglichkeit, den Zwischenkiefer weit vorzustrecken; bei den Cyprinoiden dagegen rührt diese Fähigkeit von der besonderen Art der Verbindung mit dem Oberkiefer her, welche nicht un- mittelbar, wio bei den anderen Fischen, sondern mittelst be- sonderer zwischen beide eingeschobener Knochen geschieht. Die aufsteigenden Aeste treten zwischen den Maxillae superio- res aufwärts und verbinden sich durch Ligamente mit dem Sep- tum narium, den Nasalia, seltener den Frontalia. Der seitliche Schenkel, in welchen jedes Intermaxillare aus- läuft, liegt vor der Maxiila superior, ist nach hinten zugespitzt, trägt aber meistens einen flügeiförmigen Fortsatz am obern Rand, welcher an der Innern Fläche der Maxilla liegt und bald der Mittellinie näher ist, wie bei Pleuronectes, bald von ihr entfernter ist, wie bei denPercoiden, bei Zeus, Scorpaena, Cottus; doppelt ist er bei den Gadoiden, der eine hinter dem aufsteigenden Ast, der zweite dem hintern Ende nahe; bei Andern fehlt er oder ist sehr schwach, wie bei Brama. Bei Crenilabrus ist das hintere Ende in einem Bogen abwärts gerichtet. Bei den Cyprinoiden bestehen sie aus zwei Bogensegmenten, welche in der Mittellinie durch Knorpel vereinigt, einen Halb- cirkel darstellen, welcher in der Mitte am breitesten ist und dort die kurzen aufsteigenden Aeste abgibt, die Seitentheile werden von einer Ausbreitung der Maxillae superiores bedeckt. Das Intermaxillare der Salmonen ist eine kleine breite niedere — 160 — Knochenplatte, von welcher neben dem Innern Ende, welches an dem der andern Seite liegt, ein kurzer breiter Fortsatz abgeht, der sich an die Seite der obern Platte des Septura narium legt, so dass die Spitze dieser Platte zwischen den aufsteigenden Aesten fast auf den mittleren Theil beider Intermaxillaria stösst. An den äussern Rand eines Jeden legt sich die Maxilla superior. Bei den Clupeea sind die Intermaxillaria zwei kleine drei- seitige Plättchen, breiter als hoch, die mit dem innern niedern Rand in der Mittellinie zusaramenstossen, mit den Spitzen, welche die aufsteigenden Aeste vorstellen, die Leiste auf der obern Seite des Septum narium bedecken; auf den obern Theil des äusseren Rands legen sich die Fortsätze der Maxillae superiores. Bei Belone liegt der hintere Rand derselben an den Fron- talia beweglich an (wie bei den Vögeln) und zieht sich dann abwärts und auswärts vor der Maxilla superior, an welche er hier stösst; beide Intermaxillaria gehen vorne, allmählig sich zuspitzend und fest mit einander verbunden , in einen langen Schnabel über. Bei Esox sind beide Intermaxillaria durch das vordere Ende des Primordialknorpels und der langen Platten des Septum narium von einander getrennt. Es sind dreiseitige dicke Knochenplatten, an deren obern Rand diePalatina treten; in der Rinne des äussern Randes legen sich die vordem Ende der Maxillae superiores an. Bei Silurus bilden beide Intermaxillaria, welche in der Mitte mit einander verbunden sind, einen breiten Bogen, welcher das vordere Ende des Vomer umgibt und unter dem Septum narium liegt. Die Intermaxillaria haben bei den meisten Fischen Zähne, zahnlos sind sie bei den Cyprinoiden, bei Mullus surmuletus und barbatus, während bei diesen Letztern die Maxilla inferior Zähne hat. Der Oberkieferknochen, maxilla superior, ist bei allen Wir- belthieren,. wenn er nicht fehlt, ein paariger Knochen und mit dem Intermaxillare fest verbunden bei den Säugcthicrcn, Vögeln, Krokodilen, Sauriern imd Cheloniern, nur lose bei den Ophidiern, Batrachiern und den meisten Fischen. Er trägt zur Bildung der — IGl - vordem Nasenöflfnung bei den Amphibien, ausser den Krokodilen, bei und bildet bei den Fischen den vordem und äussern Eand der Kaseugrube; bei den Säugethieren, Vögeln und Krokodilen bildet das Intermaxillare die Begrenzung der Nasenöffnung. Den Boden der Xasenhöhle hilft er bilden bei den Säugethieren, Vö- geln, Krokodilen und Cholonicrn ; dagegen fehlt ihm die horizon- tale Ausbreitung bei den Sauriern, Ophidiern und Batracbiern, wesshalb er kaum zum Boden der Nasenhöhle beitragen kann. Hier treten Palatinum und Vomer an seine Stelle. Er bildet den Rand der Augenhöhle nur bei dem kleineren Theil der Säugethiero, wie bei den Affen, mit Ausnahme von Cyno- cephalus; unter den Halbaffen nur bei Tarsius. Bei den Carni- voren, Marsupialien, Ruminantien nimmt er keinen Theil am Rande der Augenhöhle, ebensowenig bei einzelnen Rodentien, wie Sciurus, Arctomys, Castor. Unter den Pachydermen hilft er den Rand bilden beiElephas und beiHyrax reicht eine kleine Fläche zwischen Lacrymale und Zygomaticum herein. Von den Edentaten trägt er nur bei Mauis dazu bei; ausgeschlossen ist er bei den Cetaceen. Bei den A^ögeln nimmt er keinen Theil. Er hilft den Rand bilden bei den Cheloniern und Ophidiern, trägt aber bei den Krokodilen, Sauriern und Batracbiern nichts dazu bei. Bei den Fischen ist derselbe ausser aller Berührung mit dem Augenhöhleurand. Der An theil, welchen die Maxiila superior au der Bildung eines Orbitalbodons nimmt, ist bei den Säugethieren sehr ver- schieden, und nimmt schon bei den Affen ab, ist klein bei den Rodentien, Ruminantien, Pachydermen, grösser bei den Sirenen; der Orbitalboden fehlt ganz bei Myrmecophaga, Manis, Echidna und bei den Cetaceen. Bei den Vögeln, Amphibien, ausser den Cheloniern (bei welchen sie den äussern Theil bildet) und bei den Fischen träert .4 . . sie nichts dazu bei. Beim Menschen bildet die Maxiila superior einen grossen Theil der Grundlage der Gesichtsfiäche , den vordem und den grössern Theil der Seitenwände der Nasenhöhle und den Boden Württcmb. naturw. Jabreshefte. 1?CS. Is u. 23 Hefe. H — 162 — derselben, den grossem Theil des Bodens der Augenhöhle und des Gewölbes der Mundhöhle und scheidet diese mit dem Pala- tinum von der Nasenhöhle. Sie verbindet sich , da der Zwischenkiefer nicht in Betracht kommt, in der Mittellinie mit der der andern Seite; durch den Nasenfortsatz mit dem Frontale, an der vordem Seite mit dem Nasale, und an der hintern Seite mit dem Lacrymale, mit wel- chem sie den Canalis lacrymalis bildet ; durch die Orbitalplatte mit dem Lacrymale und Ethmoideum , vor dessen vordem Zellen der Nasenfortsatz liegt; durch den Jochfortsatz, dessen Anfang zwischen die hintern und vordem Backzähne fällt und von diesen entfernt ist, mit dem Zygomaticum ; durch den Gaumen- fortsatz mit dem Palatinum ; durch die, beiden Maxillae ge- meinschaftliche, obere Leiste mit dem Vomer. Vom Processus pterygoideus Sphenoidei ist sie durch die Fissura sphenopalatina geschieden. Sie enthält Zähne im Alveolarfortsatz. Bei den Säugethieren liegen zwischen oder mehr vor den Maxillae superiores, welche dem Oberkiefer die Form geben, die Intermaxillaria. Die Verbindungen mit den andern Knochen bleiben im Allgemeinen dieselben, nur fällt, da meistens die Orbitalplatte des Ethmoideum fehlt, diese Verbindung weg; ihre Orbitalplatten reichen gewöhnlich an die Frontalia, oder werden von diesen durch die Palatina getrennt, wie bei den Marsupia- lien. Der Jochfortsatz verändert seine Lage und ist z. B. bei den Rodentien am vordem Ende der Backzähne, bei Equus in der Mitte, bei den Carnivoren mehr nach hinten. Der Alveolar- fortsatz fehlt bei Myrmecophaga und Manis. Die Länge des Oberkiefers wechselt , die Extreme bilden Elephas und Bradypus mit dem kürzesten, und Myrraccophaga mit dem längsten; sehr lang, schnabelartig verlängert ist er bei den Cetaceen. t Er bcdcket bei den Delphinen die Frontalia, und wird bei den Wallfischen von ihnen bedeckt. Die Maxilla suporior enthält Zähne, ausser bei Myrmeco- phaga, Manis, Echidna, Balacna und Balaonoptcra und Monodon- — 163 — Bei den Vögeln hat die MaxilLa superior eine andere Form, bestimmt nicht die Gestalt des Oberschnabels und kommt kaum mit einer Gesichtsfläche an die äussere Seite. Sie besteht aus einer zackigen Platte, deren obere Fläche frei gegen die Nasenhöhle sieht, deren untere (Gaumen-) Fläche von einem Fortsatz des Intermaxillare , welcher bis zum Pala- tinum reicht , bedeckt wird. An der äussern Seite ist die Platte dicker und bildet eine kleine dreieckige Gesichtsfläche, welche aber dem grössern Thcil nach von dem horizontalen Fortsatz dos Intermaxillare bedeckt wird und am hintern oberen Winkel sich durch einen kurzen Fortsatz mit dem Nasale verbindet. Tora hintern Rande der Gesichtsfläche geht ein langer dünner Fortsatz ab, welcher sich mit dem Zygomaticum verbindet. In der Mittellinie treffen beide mit dem innern scharfen Rande fast zusammen, verschmelzen hie und da mit einander, wie bei Psittacus. Auf der Nasenfläche findet sich bei Einzelnen, wie den Rapaces eine muschelförmig ausgehöhlte Platte. Zähne fehlen gänzlich. Unter den Amphibien ist die Maxiila superior sehr entwi- ckelt bei den Cheloniern, Krokodilen und Sauriern und den meisten Ophidiern, klein bei den Batrachiern. Die Gesichtsfläche ist bei den Krokodilen gross, noch sehr ausgebildet bei den Cheloniern und Sauriern, kleiner bei den Ophidiern und sehr klein bei den Batrachiern. Bei den Krokodilen und Cheloniern ist die Gau- menfläche in die Breite entwickelt , bei den Erstem trifft sie in der Mittellinie mit der der andern Seite zusammen und gränzt hinten an das Palatinum. Bei den meisten Cheloniern stösst der innere Rand an das Palatinum und Vomer, bei Einzelnen, wie Gymnopus, Chelys trifft der vordere Theil mit dem der andern Seite zusammen. Bei den Sauriern, Ophidiern und Batrachiern ist die Maxilla superior ein dünner, hie und da dicker, langer gebogener Knochen, dem jede horizontale Ausbreitung fehlt und trifft bei den Sauriern mit dem Palatinum, Yomer und Transver- sum zusammen. Bei den Ophidiern geht von der innern Seite ein Fortsatz ab , welcher sich an die Verbindung des Palatinum — 164 — mit dem Pterygoideum anlegt. Bei deu Batrachicru verbindet sie sich lose und in kleiner Strecke mit dem Palatinum und Pterygoideum , bei den Salamandrincn fehlen diese Ver- bindungen. Der obere Rand verbindet sich bei den Krokodilen mit dem Nasale und Lacrymale, bei den Sauriern mit diesem und dem Frontale anterius; bei den Cheloniern, Ophidiern mit dem Fron- tale anterius; bei den Batrachia caudata mit dem Frontale an- terius und Nasale, bei den Bufonen und Raninen mit dem Fron- tale anterius, bei Pipa mit dem Nasale. — Der vordere Rand tritt an das Intermaxillare, bei den Ophidiern auch an den Vomer. Der äussere Rand verbindet sich bei den Krokodilen mit dem Zygomaticum und Transversum ; bei den Sauriern und Che- loniern mit dem Zygomaticum, bei den Ophidiern mit dem Trans- versum; bei den Batrachiern stösst der Oberkiefer hinten an das Quadrato jugale. Bei den meisten Amphibien trägt sie Zähne, zahnlos ist sie bei den Cheloniern, unter den Oj)hidiern bei Stenostoma, unter den Batrachiern bei den Bufonen und Pipa. Die Maxillae superiores der Fische sind meistens zwei lange gebogene Knochenplatten, welche sich in der Mittellinie nicht vereinigen, hinter dem Zwischenkiefer liegen imd den hin- tern Bogen bilden. Jeder Seitenschenkel, die einzelne Maxiila superior besteht dann in den meisten Fällen aus einem einzigen Stück, selten zwei und mehr als zwei. Das vordere Ende geht in zwei Fortsätze auseinander, von welchen sich der vordere an die Seitenfläche, wie bei Gadoiden,PIeu- ronectcn, oder den aufsteigenden Fortsatz des Scptum narium, bei denPercoiden, anlegt, sogar diesen Fortsatz überragt, so dass das Ende einen bedeutenden Vorsprung bildet, wie bei Crenilabrus. Auf diesen vordem Fortsatz legt sich das Ende des Palatinum. An der Innern Seite des Oberkiefers tritt das Nasale abwärts oder erreicht denselben nicht, je nach seiner Länge. Der untere Fortsatz legt sich an das vordere Ende des Vomcr und kommt — 165 — dem der andern Seite nahe, wie bei den Pleuroneeten, bei Cot- tus, oder trifft selbst mit ihm zusammen, wie bei Crenilabrus. Der Seitenschenkcl tritt liinter dem verlängerten Intermaxil- lare nach auswärts und abwärts, überragt dasselbe, verbreitert sich, legt sich über den Processus coronoideus der Maxiila in- ferior und endet frei, oder legt sich umgebogen an das Endo des Intermaxillare, wie bei den Cyprinoiden, bei Sargus. Bei Sternopygus ist die Maxilla superior aufwärts gekrümmt und das hintere Endo erreicht fast die Spitze des Frontale anterius. Wenn ein zweites Knochenstück vorhanden ist, wie bei Brama, den Salmonen, bei Esox u. s. w., so liegt dieses auf dem obern Kande des hintern Endes. Bei den Clupeen finden sich drei Stücke. Das einzige Beispiel, in welchem viele abgesonderte Kuochen- stücke zur Bildung eines jeden Schenkels beitragen, bietet Lepi- dosteus. Bei einzelnen Cyprinoiden, wie Cyprinus carpio, werden die Maxillae superiores durch einen besondern Knochen ge- trennt, welcher kopfförmig über der Mitte der aufsteigenden Fort- sätze der Intermaxillaria, mit diesen durch Knorpel verbunden, beginnt, sich zwischen beide innere Ränder der Maxillae superiores legt und stielförmig bis hinter die Mitte der vereinigten Inter- maxillaria reicht, wo er sich zwischen zwei seitliche Knochen- stücke legt, welche divergirend rückwärts treten und sich an die innere Seite der Maxillae superiores nahe an ihrem Innern Ende anlegen. Die mittlere kopfförraige Erhabenheit liegt vor der Mitte der obern Platte des Septum narium; unter dieselbe legt sich der vordere Fortsatz der Maxilla superior, mit dessen hinterer Seite ein kurzer Knochencylinder verbunden ist, an welchen sich der Vomer und das Palatinum anlegen. Die Maxilla superior ist hier breiter an ihrem vordem Theil, als am hintern, der sich umgebogen an das hintere Ende des Intermaxillare anlegt. Seltener nehmen die Intermaxillaria die mittlere Stelle zur Seite der Mittellinie ein und die Maxillae superiores, welche sich an die äussere Seite jener anlegen, setzen den einfachen Bogen fort, wie bei den Salmonen, Clupeen, Esox, Characinen, Gym- — 166 — nodonten. Die lang gezogenen Schenkel, welche bei den Sal- monen und Esox schmal, bei den Clupeen flügeiförmig sind, legen sich mit ihrem einfachen Yordern Fortsatz an die Inter- maxillaria und Palatina an. Die hintern Enden tragen bei den Salmonen und Esox auf ihrem obern Rand ein längliches Kno- chenplättchen ; bei den Clupeen sind es zwei Plättchen , welche an der obern concaven Seite liegen, von welchen das eine schmal auf beiden Seiten convex ist, das zweite nach oben liegende hinten breit, flügeiförmig, vorne in eine lauge Spitze ausgezogen ist. In den meisten Fällen ist die Maxiila superior ungezahnt und hat niemals Zähne, wenn das Intermaxillare keine hat; sie trägt aber Zähne z. B. bei den Salmonen. Sehr verkürzt ist die Maxilla superior z. B. bei Belone, wo der hintere Theil über dem Intermaxillare, der vordere an dessen innerer Seite liegt ; nur als Rudiment vorhanden ist sie bei Silurus, wo sie nur aus einem kurzen dicken Knochen besteht, welcher knopfförmig auf der leicht ausgehöhlten Seitenfläche des Intermaxillare liegt und einem mit diesem articulirenden Knochenstiel, welcher zwei knopfförmige Erhabenheiten dazu trägt und hinten in einen langen Knorpelfaden übergeht, wel- cher den Bartfaden bildet. Nur knorpelig ist sie bei Anguilla und Conger. Bei Lepidosiren ist sie mit dem Gaumenbogen zu einem Knochen verbunden. Der Unterkiefer, maxilla inferior, besteht beim Menschen aus einem unpaaren (jedenfalls sind beide Seitenhälften schon sehr früh mit einander verbunden) Knochen, welcher am untern Theil des Gesichts liegt und mit seinen Scitentheilen sich gegen die Schläfen erstreckt. Von dem mittlem Theil, dem Körper, dessen unterer Rand auswärts gekrümmt ist und ein Kinn bildet, was nur beim Menschen sich findet, gehen die Seitentheile nach hinten und vom hintersten Ende steigt ein breiter Ast aufwärts, der mit ausgeschnittenem Rand endigt. Die dadurch entstandene Concavität trennt zwei Fortsätze, von welchen der hintere, der Processus condyloideus, einen Gelenkskopf trägt, welcher an der untern Seite der Squama temporalis articulirt, der vordere — IGT — höhere, Processus corciioideus, die Gestalt einer unregchuässigcn Pyramide hat und zur Insertion des Musculus temporalis dient. Bei den Säuget h leren besteht die Maxilla inferior aus zwei Seitenh.älften , welche getrennt bleiben bei den HalbafiFcn, Carnivoven ausser Trichechus, den Rodentien, Kuminantien ausser Camelus und Auchenia, den Edentaten ausser den Faulthieren, den ^Monotrenicn , Marsupialion, Ilalicore und Cetaceen; oder miteinander verwachsen bei den angegebenen Ausnahmen, den Affen, SoHdungula, Pachydermen, Chiropteren nud Manatus. Beide Hälften sind nur vorne miteinander verbunden, in grösserer Ausdehnung bei Manatus und noch mehr bei einzelnen Cetaceen, besonders Hyperodon. Die Verbindung mit dem Schädel findet durch einen ein- fachen, meistens convexen Gelenkskopf des Processus condyloi- deus mit der Squama temporalis statt; schwach concav ist er bei den Kuminantien, wenig gewölbt bei den Cetaceen. Die Höhe des aufsteigenden Astes ist sehr verschieden, sehr hoch ist er bei den Ruminantien; gross bei den Affen, Pachy- dermen, Sirenen, klein bei den Carnivoren, Rodentien, Edentaten ; er fehlt bei Myrmecophaga, den Monotremen und Cetaceen. Der Processus coronoideus ist höher als der condyloideus bei den Carnivoren, Ruminantien, Equus; nur eine kurze Spitze bei Myrmecophaga, Balaena, bei den andern Cetaceen und Ma- nis fehlt er. Bei den Rodentien und Marsupialien ist ein Fortsatz am hintern Winkel. Von den Zähnen gilt dasselbe wie bei der Maxilla superior. Bei den andern Classen ist der Unterkiefer durch ein besonderes Kiefersuspensoriura mit dem Schädel verbunden, und jede Hälfte besteht aus mehreren Stücken: einem vordem, wel- ches, wenn Zähne vorhanden, diese trägt, desshalb dentale ge- nannt, einem hintern, welches die Gelenkfläche hat, articulare und einem innern, welches beide andere mit einander verbindet, opercidare. Diese drei Theile finden sich bei allen, ausser den Fischen, welchen, wenigstens fast immer, das Operculare fehlt. Bei den Vögeln und Cheloniern ausser den Chelyden sind — 168 — beide Dentalia vorne in der Mittellinie verwachsen, wenigstens kommen die Vögel schon mit einem unpaaren Dentale aus dem Ei. Bei den Yögeln, Cheloniern, Krokodilen, Sauriern und Ophidiern ist das hintere Stück wieder in vier Stücke getheilt: das angulare, welches den hintern Winkel und untern Rand bildet, und bei Einzelnen einen hinter dem Gelenk liegenden, Fortsatz bildet, wie unter den Yögeln bei den Gallinaceen, bei Scolopax, Anas und unter den Amphibien bei den Krokodilen und meisten Sauriern. Das supraangulore , welches über dem vorigen liegt und den obern Rand bildet. (Bei Chelonia finde ich zwei solche, von denen das eine aussen, das andere an der innern Fläche über dem Angulare liegt, das Articulare zwischen beiden hinten über dem Angulare, vor beiden, etwas das innere überragend, das Complementare). Das articulare, welches auf den beiden andern liegt, wie bei den Vögeln und bei vielen dieser, wie Accipitres und Gallinaceen, einen Fortsatz nach innen abgibt; bei den Sauriern und Cheloniern an der innern Seite des Supraangulare liegt, und bei allen die Gelenksfläche bildet — und das complementare, welches die hintere OefFuung des Canals, in welchem die Nerven und Ge- fässe laufen, bedockt, an der innern Seite des Articulare liegt und den Processus coronoideus trägt, welcher bei den Vögeln meistens schwach ist und den Krokodilen fehlt. Bei einzelnen Vögeln sind beide Dentalia nicht nur vorne, sondern auf grössere Länge mit einander verwachsen, ■nie bei Buceros, Ciconia, Numenius, Apteryx. Bei Einzelnen das Dentale und das hintere Stück wie bei Psittacus, den Accipitres, Galli- naceen. Die Seitentheile sind nieder, ausser bei Psittacus; der auf- steigende Ast fehlt, die Gelenksfläche ist flach. Bei den Krokodilen, Sauriern und Batrachiern sind beide Hälften vorne fest mit einander verbunden, bei den Rhampho- stomen ist die Verbindung sehr ausgedehnt und das Operculare nimmt an derselben Theil. Bei den Batrachiern besteht jede Unterkieferhälfto aus einem innern längern Knochen, articulare. — 169 — welcher hinten die Gelcnksflächo trägt, einen niedern Processus coronoideus bildet, fast bis zur Mittellinie reicht und auf der äussern Seite gerinnt ist; in diese Rinne legt sich der äussere Knochen, dentale, der nicht ganz zurück, aber bis zur Mittel- linie reicht. Bei den Bufones und Raninae liegt am vordem Ende bei- der Knochen ein kleiner, mit jenen durch Knorpel verbundener, der sich in der Mittellinie mit dem der andern Seite verbindet, so dass jede Hälfte aus einem vordem, gleichsam einem Inter- maxillare inferius, und zwei hintern Knochen besteht. Bei den Ophidiern sind beide Seitenthcile vorne weit von einander entfernt und nur durch Ligamente mit einander in Ver- bindung. Das Dentale hat bei den Vögeln, Cheloniern und Batrachia ecaudata keine Zähne. Bei den Fischen besteht die Maxilla inferior aus zwei seitlichen Bogenschenkeln, welche vorne mit einander durch eine Nath verbunden sind, oder fest anemander anliegen, nur bei einzelnen, wie Dioden, Lepidosiren, sind sie mit einander ver- wachsen. Jeder Schenkel besteht aus einem vordem Theil, dem den- tale, welches Zähne trägt, ausser z. B. bei den Cyprinoiden, Alausa, und an der Innern Seite eine Höhle hat, welche durch Aluskeln, Nerven und Gefässe und einer Fortsetzung des Meckel'schen Knor- pels ausgefüllt ist; und einem hintern, dem articulare, welches in das Dentale eingeschoben ist, sich in den Meckel'schen Knor- pel nach vorne fortsetzt und hinten mit dem Quadrate jugale articulirt. Unten am Articulare bildet ein bei einzelnen wie Esox ab- gesondertes, bei andern wie Salmonen, Gadoiden, Pleuronecten mit ihr verwachsenes Knochenstück, das angulare, die hintere Ecke und reicht vor bis zum Dentale. Mit diesem ist das Inter- operculum durch Ligamente verbunden, oder articulirt mit ihm, nur in Ausnahmen. Nur bei wenigen wie Lepidosteus ist das Articulare wieder getheilt wie bei den Cheloniern. Der Processus coronoideus wird durch das hintere Ende des — 170 — Dentale gebildet, ihm entgegen tritt ein Fortsatz vom Articulare, ohne die Spitze zu erreichen, zwischen beiden bleibt eine durch eine häutige Ausbreitung gefüllte Lücke, so bei den Percoiden, Zeus, Brama, Cottus. Bei den Cyprinoiden ist derselbe nach vorne gerückt und wird vom obern Ende des Dentale gebildet, ohne dass vom Articulare ihm ein ähnlicher Fortsatz entgegen- geht. Bei einigen ist er sehr schwach, wie bei Lophius; bei • Mugil wird er vom Articulare gebildet. Der einzelne Schenkel ist bald hoch wie bei den Pleuro- necten, bei Zeus, bald nieder wie bei Lophius, bald nach innen ausgebreitet wie bei Lucioperca, Brama, Esox. Nur sehr selten findet sich eine innere, dem Operculare entsprechende Platte, wie bei Polypterus. Während , wie oben erwähnt, die beiden Schenkel des Unterkiefers nur vorne an ihrer Spitze mit einander verbunden sind, so ist beiBelone der grösste Theil der Pars dentalis des schnabelförmig verlängerten Unter- kiefers mit dem der andern Seite verbunden, und zwar so, dass von dem innern Eande des einen Schenkels eine grosse Anzahl feiner hinter einander stehender Fortsätze abgehen, welche sich an die der andern Seite anlegen und zwischen sie eingreifen, wodurch zwischen beiden Schenkeln eine Art von Boden ge- bildet wird, der oben platt, unten rinneuförmig ausgehöhlt ist. Abgesehen von den Hautpanzern einzelner Fische, z. B. bei Accipenser, Lepidosteus, kommen noch bei vielen besondere Haut- knochen vor, welche sich als supratemporalia an der Seite und selbst über dem obern Fortsatz des ersten Stücks des Schulter- gürtels, der Omolita, welche sich an das Occipitale laterale an- legt, finden und auf der Squama temporalis und dem Frontale posterius liegen, wie bei den Salmonen, Esoces, bei welchen sie platte Knochen darstellen; wie bei den Gadoiden, bei welchen sie röhrenförmig sind, wie die Infraorbitalknochcn derselben. Eben solche Knochenschuppen finden sich als supraoccipitalia am hintern ßande der Scjuama occipitalis z. B. bei den Salmonen. — 171 — Wenn die einzelnen Knochen des Scbildels auf diese Weiso bezeichnet werden, so lässt sich eine im Allgemeinen gleich- förmige Bildung desselben durchführen. Der hinterste Abschnitt des Schcädels wird gebildet durch die einzelnen Thcile des Occipitale, zu welchen bei den Fischen noch das Sphenoideum kommt. Der zweite durch das hintere Sphenoideura und die Alao temporales. Der dritte durch das vordere Sphenoideum und die Alao orbitales , welche aber häufig fehlen. Der vierte durch das Ethmoideum und die La- crymalia, welche bei vielen Thicren nicht vorhanden sind; die Frontalia anteriora sind die Scitentheile des Ethmoideum. An der Basis dieses Theils liegt das Sphenoideum und Vomer, welch Letzterer aber bei den Fischen weiter nach vorne ge- rückt ist. Als Deckknochen der zweiten, dritten und vierten Abthci- lung finden sich immer die Parietalia und Frontalia media; die Frontalia posteriora sind nur losgerissene Theile der Letztern. Die Seitenwand des Schädels schliesst die Squama tempo- ralis , welche dem Unterkiefer oder einem Zwischenglied , dem Kiefersuspeusorium zum Stützpunkte dient. An der Spitze des Schädels liegt bei den Fischen ein ab- gesondertes Septum narium und der nach vorne gerückte Vomer. Bei Allen aber liegen hier die Nasalia und die Kiefer , welch letztere durch Gaumen- und Jochbogen, wenigstens bei den meisten mit dem Schädel in Verbindung stehen. Die verschiedene Entwicklung, das Lostrennen einzelner Theile der Knochen oder das Fehlen einzelner Knochen haben die verschiedenen Veränderungen in der Bildung der einzelnen Schädelabschnitte zur Folge. Tertiäre Pflanzen von Heggbacli bei ßiberach nebst Nachweis der Lagerungsverhältnisse. "Von Pfarrer J. Probst in Mettenberg. (Fortsetzung der geognostisclien Skizze der Umgebung von Biberach: Jahreshefte 1866 I. Heft S. 45). Wälirend des Drucks des oben genannten Aufsatzes stiess ich bei Heggbach an dem sogenannten Buchhaldenberg auf eine Mergelschichte, welche mannigfaltige Blätter, Früchte und Samen führt. Dieselbe liegt etwas tiefer als die Schichte mit den Thier- resten (J\lastodo7i angustidens etc. cf. 1. c. Seite 53) auf einem losen Sand. Auf der Grenze gegen diese Unterlage finden sich am häufigsten "Weiden-Blätter und Früchte, denen sich alsbald zahlreiche Blätter von Cinnamomum , Poxnilus, Betula und Fagus zugesellen. Nach oben wird die Schicht sandiger, rost- farben und enthält ausser den angeführten Pflanzenresten häufig Wasserpflanzen und Grasarten. Die Myrica oeningensis habe ich bisher nur in dieser Region gefunden. Es folgt nun eine deutliche Unterbrechung der Mergelab- lagerung durch einen dünnen Sandstreifen. Die obere Abthei- lung der Pflanzenschicht zeigt manche Eigcnthümlichkeit gegen- über der tieferen Abtheilung. Das Material ist feiner geschichtet, lamellös; die grossen Blätter von Betula, Fagus treten ent- schieden zurück, hören vielleicht sogar ganz auf; Cinnamomum wird fühlbar weniger häufig; nur Popidus hält in ungefähr gleicher Häufigkeit an. Dafür stellen sich kleine Blätter in grösserer Anzahl ein, besonders mehren sich die Podogonicn und Ulmus, Pflanzen, die in der unteren Abtheilung nicht fehlen, aber an Individuenzahl zurücktreten. Das interessanteste Vor- — 173 - kommen ist jedoch das von Zanihoxylum europaeum , das in den anderen Lagen nur sehr spärlich auftritt. Die Blättchen sind zum Thcil noch an der geflügelten Blattspindel befestigt und treten in grosser Formenraannigfaltigkeit au^. "Wasser- pflanzen (Phragmites) sind auch hier häufig und bilden schliess- lich eine ununterbrochene Lage, wo sie so dichtgedrängt auf- einander liegen, dass sie eine natürliche Schichtenabsonderung hervorrufen. Auf dieser Schichtungsflächc liegen häufig dio Deckel von Paludinen, aber nur die Dekel, nicht die Schnecke selbst. Ueber dieser Schilfschicht wird das Material zur Auf- nahme von Pflanzen ungünstiger, bröcklich; die Einschlüsse werden seltener; doch zeichnet sich diese Abtheilung aus durch ein nicht seltenes, aber meist schlecht erhaltenes Blatt, das in den Umrissen mit Weiden stimmt, in der Nervatur aber voll- ständig abweicht. Genauere Bestimmungen darüber sind zur Zeit noch nicht zu geben. Wir haben somit in dieser Pflanzenschicht, die im Ganzen nur 1' Mächtigkeit erreicht, eine niclit unbedeutende Verschieden- heit des Materials und theilweisc auch der vegetabilischen Ein- schlüsse zu constatiren; eine obere und eine untere Abtheilung, deren jede, wenn man so will, wiederum in 2 Unterabtheilungen zerfällt. Die Art und Weise der Ablagerung macht entschieden den Eindruck einer auf dem Grund eines Teichs oder in einer ruhigen Bucht eines fliessenden Wassers niedergeschlagenen Schlamm- schicht, in welche die Pflanzenreste von der benachbarten Land- schaft hereingeweht oder geschwemmt wurden. Die Dauer der Schichtenbildung mag langsam vor sich gegangen sein und mag die in der nächsten Nachbarschaft angesiedelte Landflora mehr als, einmal eine merkliche Yerschiedenhcit in der Mischung ihrer Bestandtheile erhalten haben. Auffallend ist auch hier, wie an andern tertiären Locali- täten das Zusammenvorkommen von Pflanzen, die jetzt sehr verschiedenartigen Erdstrichen und Climaten angehören; neben dem Buchen- und Birkenblatt liegt das Zimmt- und Kampher- — 174 — blatt ! Die Erklärung, welche Ettingshausen *) für die Localität Eadoboy in Croatien zu Hilfe nimmt, dass nämlich die ver- schiedenen Pflanzen auf verschiedenen Höhen, in der Niederung und im Gebirg ihren ursprünglichen Standort gehabt haben, findet auf Heggbach keine Anwendung, da der ganze Augen- schein lehrt, dass schon zur Tertiärzeit, wie jetzt, die ganze Gegend eine sanftwellige Oberfläche ohne bedeutende Er- höhungen darbot. Die Bestimmung der Pflanzen verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Dr. Heer in Zürich, dessen Verzeichniss im Nach- stehenden mitgetheilt wird. Obermiocene Pflanzen von Heggbach bei Biberach. 1. Eqinsetum Umosellum. Heer. 2. Salvitiia Mildeana, Gp. 3. Pinus (Same). 4. Phragmites oeningensis, A. Br. 5. Poacites Prohstii, Heer. 6. Sinilax sagittifera, Heer. 7. Populus latior , A. Br. „ halsamoides, Gp. „ mutabilis, Heer. „ glanduUfera, Heer. 8. Salix angusta, A. Br. „ denticulata, Heer. ,, Lavateri, A. Br. 9. Betula prisca, Ett. „ grandifolia, Ett. 10. Alnus gracilis, Ung. (Zapfen). 11. Quercus nernfoUa':' A. Br. „ myrtilloides ? Ung. 12. Fagus Feroniae, Ung. Ett. 13. Ulmus minuta, Gp. „ Braunii, Heer (Blatt und Frucht). 14. Planera IJngeri, Ett. *) Blattskelettc der Dicotylcdonen Seite XXIX und XXX — 175 - 15. Ficus Braunii? Heer. 16. Myrica oenintjensis, A. Br. „ vindchonensis , Ett. sp. 17. Cinnamomum Scheiichzeri , Heer. }} j^^^y^^^orphum , A. Br. spec. „ retusian, Heer. 18. Grcvülea Jaccardi, Heer. 19. Diospyros Myosotis, Ung. (Kelch). 20. Macreujhtia gcrmonica , Heer (Kelch). 21. Echitorium Sophiae, Web. 22. Acerates vcterana, Heer (Blatt und Same). 23. Pciicedanites spectahilis, Heer (Frucht). 24. /^e.u stcnophyUa , Ung. 25. Celastrus cassinefoUuz , A. Br. 26. Berchemia muUinervis, A. Br. sp. „ mutabilis, Heer. 27. Paliuros ovoidcus, Weber. 28. Acer Bruckmanni, A. Br. 29. Sapindus falcifolms , A. Br. „ duhius, Uug. 30. iJ/iws Pyrrhae, Ung. 31. Zanthoxylum juglandinum, A. Br. ,, europaeum , Ung. 32. Koelreuteria vetusta, Heer. 33. Prunus acuminata, A. Br. 34. Crataegus longepetiolata, Heer. 35. Gleditschia allemannica, Heer. 36. Podogonium Knorrii, A. Br. sp. ^, Lyellianum, Heer. 37. Caesalpinia micromera, Heer. 38. Cassia Ugnitum, Ung. _,^ phaseoUtis, Ung. ? Somit 38 Geschlechter mit 53 Arten. Yon Insecten bestimmte Herr Professor Heer ein paar Laufkäferchen, die Flügeldecke eines Rüsselkäfers und Formica procera? Heer. - 176 — Es ist selbstverstcändlich, dass im Laufe weiterer Ausbeute noch mancher Zuwachs sich ergeben wird; es werden jedoch die oben angeführten Pflanzen immerhin den charakteristischen Grundstock der Flora darstellen. Als locale Eigenthümlichkeit, besonders gegenüber der Flora von Oeningen, erscheint einer- seits das (bis jetzt) gänzliche Fehlen des Liquidamhar und des Acer trilohatum und die grosse Seltenheit der Coniferen, von denen ich jedoch in neuerer Zeit einige mehrnadlige Büschel gefunden habe, während sich von Glyptostrohus noch gar nichts zu erkennen gab. Andrerseits erscheinen Fagus und Betula grandifolia wenigstens in der untern Abtheilung häufig, die in Oeningen ganz fehlen. Hierin schliesst sich Heggbach näher an Bilin an. *) Noch ist zu bemerken, dass auch noch andere Schichten in Heggbach Pflanzenreste führen, jedoch nur spärlich. In der Schicht mit 3Iastodon etc. stellen sich Cinnamomurn und Fagus Feroniae etc. wieder ein. An Thierresten fand sich in der Schicht neben zerdrückten Heliciten vereinzelte Beste von Süsswasserfischen, worunter der Flossenstachel eines Karpfen ; Zähne von einem kleinen Crocodil, von Lagomys, Schuppen von Pseudopus und Coprolithen. Bemerkenswerth ist, dass auch in der nächsten Nähe von Biberach, an der Localität, die eine hübsche Anzahl Thierreste geliefert hat,**; ganz die gleichen Pflanzen vorkommen (Cinna- momurn^ Populus, Salix, Podogoniwn) , jedoch in geringerer Anzahl und Erhaltung. Es kann nach den Pflanzen- und Thier- resten zu schlicssen gar keinem Anstand unterliegen, dass die Pflanzenschicht von Heggbach und die Schichten bei Biberach einander genau entsprechen. Weiter südlich bei Essendorf und Eberhardszeil am sogenannten Hochgeländ habe ich ebenfalls Pflanzenrestc gefunden, die aber in ganz ungünstigem rauhen Versteinerungsmaterial liegen. Hinsichtlich der Untersuchungen über das Clima der Tcr- *) cf. Ettingshausen : Fossile Flora von Bilin S. 47. 50. **) Sielio: Goognostisclio Skizze 1. c. S. 54. — 177 — tiärzeit, welche diese Flora voraussetzt, verweisen wir auf die trefflidic Auseinandersetzung in der „Urwelt der Schweiz" von Prof. Dr. Heer Seite 465. Was nun das geogn ostische Alter unserer Flora an- belangt, äussert sich Herr Professor Heer brieflich ganz be- stimmt : „Es ist die Flora unserer oberen Süsswassermolasse und stimmt mit derjenigen von Oeningen überein. Für diese Stufe bezeichnend sind für unsere Gegend besonders folgende Arten: Populus mutahiiis, Myrica öningensis, Podogonium Knorri und Lyellianum; aber auch Quercus neriifolia , Grevülea Jaccardi, Macreightia germanica, Acerates veterana, Peucedanites spectahiUs, Celastrus cassinefoUus, Acer Briick- manni, Koelreuteria vetusta und Prunus acuminata kommen bei uns nur in der obern Süsswassermolasse vor." Wenn Herr Professor Heer schon aus dem Gehalt an Petre- facten mit Bestimmtheit die obere Süsswassermolasse erkennt, so kann es nur erfreulich sein, durch die beobachtete Lagerung dieses Urtheil bestätigen zu können. Wir werden diesen Be- weis speciell erbringen, da es nicht bei allen, besonders nicht bei tertiären Fundstätten von Pflanzen möglich ist, die Lagerung speciell nachzuweisen. Es gewinnen jene Localitäten doppelt an Bedeutung, bei welchen zu dem Beweis aus den Einschlüssen auch noch der Beweis der Lagerung selbst geführt werden kann. Ueberdies können die Lagcrungsverhältnisse des Tertiärs in der Umgegend von Biberach als so ziemlieh massgebend für das ganze oberschwäbische Tertiär südlich von der Donau gel- ten, welches selbst wieder in nächstem Zusammenhang mit den schwäbisch-baierischen Gegenden und mit der tertiären Schweiz steht. Wir haben schon in dem oben citirten Aufsatz (Seite 56) hervorgehoben, dass der oberschwäbische Tertiär in 3 Stufen auftritt, von denen der Süsswasserkalk = untere Süsswasser- formation sich unmittelbar an den Jura anschliesst und welche sämmtlich von Südwest nach Nordost den Jura parallel sich Württemb. naturw. Jahreshefte. 1868. Is u. 2s Heft. 12 — 178 — hinziehen ; den näheren Nachweis werden wir in Nachfolgendem geben. Um eine naturgemässe Basis zu gewinnen, gehen wir von der Donauniederung aus und durchschneiden die Gegend von Nord nach Süd^ wodurch sich ein Verticaldurschnitt ergibt. Bei Ehingen steht der Süsswasserkalk an und setzt über die Donau hinüber bei dem Dorfe Berg. An diesem Punkt ist die Zusammengehörigkeit der Schichten nördhch und südlich von der Donau ganz evident. Anderwärts ist die Zusammen- gehörigkeit nicht so auf den ersten Blick wahrzunehmen, sofern auf der Albseite die Kalke dominiren, die auf der südlichen Seite der Donau bis auf ganz geringe Mächtigkeit zusamraon- schwinden und endlich sich ganz verlieren^ so dass Mergel und Sande das ausschliessliche Material bildete. Die Einschlüsse be- stehen hauptsächlich aus Schnecken, unter denen der kleine Planorbis laevis Kl. sehr häufig sich findet. Folgen wir nun von Nord nach Süd der Landstrasse von Ehingen nach Biberach, so zeigen sich überall bei Sontheim, Schaiblishausen, Volkers- heim die bunten Mergel und Sande der untern Süsswasserfor- mation, bis zum Dorfe Ingerkingen. Hier ist am südlichen Ende des Dorfes noch eine Ziegelgrube in den bunten Mergeln der untern Süsswassermolasse eröffnet; aber etliche hundert Schritt weiter aufwärts schneidet die Poststrasse ziemlich tief (40') in einen Hügel ein. Hier ändert sich auffallend die Farbe des Gebirgs ins Graue und bei aufmerksamem Suchen findet man hoch oben am Abhang eine Schichte von wenig Zollen Durchmesser, in welcher Haifischzähne, Austern etc., überhaupt Petrefacte des Muschelsandsteins sich einstellen. Das ist der erste Vorposten der Meeresmolasse. Der Punkt ist wichtig nur wegen der deutlich wahrnehmbaren Ueberlagerung mariner Schichten über die Süsswasserschichten. Auf den Markungen Altheira (Laienkreuz und Burgstall), Aufhofen (Gottesacker), Alberweiler (Hessenbiihl) breiten sich dann die Mceresschiohten aus, bis auf den Markungen Warthausen und llöhrwangon der ächte Muschelsandstein ansteht, auf den wir schon iu dem früheren Aufsatz hinprewiesen haben. Bessere Aufschlüsse finden — 179 — sich für die marine Bildung weiter östlich am Abhang des Rissthaies. Bei Griesingcn, Risstissen, Ober- und Niedersulme- tingen finden sich noch die bunten Mergel der untern Süss- ■wasserraolasse ; die Ebene zwischen Obersulraetingen und Schemmerberg ist mit Gerollen bedeckt; dann stellt sich an dem Hügel, auf dem die Kirche von Schemmerberg liegt, das graue Material der marinen Schichten ein. Es lassen sich hier mit Bestimmtheit zwei Schichten nachweisen, welche die Petrefacten des Muschelsandsteins führen; die eine zieht sich nicht weit über dem Fuss der Hügel hin, die andre auf der Höhe. Das Schichtenmaterial lässt sich am Thalgrunde hin, von Geröll nur selten verdeckt, über die Markung Langen- schemmern nach Röhrwangen und Warthausen verfolgen. — Die grösste Mächtigkeit der Meeresmolasse mag circa 200' betragen. Von der Thalsohle der Riss bei Röhrwangen bis auf den Gipfel des Hessenbühls bei Alberweiler, woselbst die Platten der Meeresmolasse mit Austern und Cardien auf den Feldern vom Pflug erreicht werden, wird die Mächtigkeit der Schichten diese Ziffer erreichen. Von Warthausen südwärts bedecken die alpinen Gerolle die Gegend und treten nur bei Birkenhardt, wie auch an der sogenannten alten Ulmer Steig und an der Heiligenhalde bei Mettenberg schmale Streifen von marinem Pfohsand hervor. — Um die tertiären Schichten weiter nach oben zu verfolgen, müssen wir uns über das Rissthal hinüber in das Oberamt Laup- heim wenden. Dort liegt der Muschelsandstein von Baltringen und Mietingen, während von dem mergeligen marinen Schichten- material, welches die Hügel von Schemmerberg bildet, nur noch schwache Spuren bei Baustetten sich zeigen. — Knüpfen wir somit den Faden bei dem Pfohsand des Muschelsandsteines wie- der an, so fällt bei aufmerksamem Suchen auf der Höhe der alten Burg bei Mietingen in senkrechter Ueberlagerung über den Muschelsandstein ein ausgezeichneter Süss wasserkalk auf, der sich in Brocken über einen Feldweg hinüberzieht. Zu einer genauen Untersuchung der Schichtenfolge eignet sich je- doch dieser Platz weniger gut, als eine Mergelgrube bei Wal- - 180 - pertshofcn, wo ich zu diesem Zweck schürfen liess. Dort liegt wieder über den Pfohsand, der sich deutlich von Mietingen heraufzieht, zunächst ein 4' mächtiges Gebilde von gelblich- grünen zarten Mergeln, von denen man im Zweifel bleibt, ob sie noch zur Meeresmolasse oder schon zur obcrn Süsswasser- bildung gehören. Dann kommt eine 1' mächtige rauhe, kalkige Mergelschicht, die nach oben in den schon erwähnten Süss- wasserkalk übergeht, den die Bauern „Albstein" nennen. In diesem meist roth- und gelbscheckigen , auch grau und roth oder weiss und roth gefärbten Kalkstein finden sich, wenn auch nur sehr selten , schlecht erhaltene Heliciten. Das Aussehen des Steins mahnt vielfach an den sogenannten Böttinger Mar- mor. Ueber ihm folgen 12' mächtige graue Mergel, die in Be- rührung mit dem Süsswasserkalk nicht selten Süsswasserschn ecken einschliessen. Dann greifen hier die Gerolle über; dass aber die Tertiärschichten unter dem Geröll sich noch weiter ent- wickeln, geht daraus hervor, dass beim Brunnengraben in Wal- pertshofen eine Braunkohlenschicht angefahren wird, welche vielleicht den gleichen Horizont einnimmt, wie das schwache Flöz in Heggbach. Das Erscheinen eines wenn auch wenig mächtigen (1') aber sehr auffallenden Kalksteins in der kalkarmen Gegend, in der nächsten Nähe des Schichtenwechsels von Meeresbildung und oberer Süsswasserbildung, macht diesen Stein, wenigstens local zu einer sehr erwünschten und sehr guten Gränzmarkc für den Anfang der Süsswasserbildung, sonst wüsste man sich in dem Wechsel von Sauden und Mergeln nur schwer zu Orientiren, Der Kalkstein findet sich auch glücklicher Weise gerade in der rechten Gegend ein, um für die wichtige Fundstätte von Petre- facten, für Heggbach die Feststellung der Lagerung mit Sicherheit zu ermöglichen. Es tritt nämlich dieser Kalk (der auch auf der Markung Sulmingen nachweisbar ist) auf der Markung Heggbach selbst auf und wird in einer Entfernung von nur ein paar Hundert Schritten von der Fundstätte der Pctrefacten vom Pflug auf den Feldern erreicht; übcrdiess ist dort sein Durchstreichen in einer schon grossen Theils wieder - 181 — verwachsenen Mergelgrube (Gaupps Grüble) sichtbar. An der Fundstätte der Petrefacton sind nur noch die grauen Mergel entblösst und mag der Süsswasserkalk in geringer Tiefe unter der Sohle durchgehen. Die Einreihung Ilcggbachs in die obere Süsswassermolasse ist jedoch durch die beobachtete Lage- rung ganz unzweifelhaft festgestellt. Von hier weg nach Süd bis zur Bodenseegegend wird die obere Süsswassermolasse wohl vielfach von alpinen Gerollen, aber von keiner weiteren tertiären Schichte mehr bedeckt, wenn man nicht die Nagelfluh als solche auffassen will. "Wir haben somit im Verticaldurchschnitt der Gegend 1) untere Süsswassermolasse, 2) marine Molasse, 3) obere Süsswassermolasse, eine Lagerung, wie sie auch in der Schweiz auftritt (s. Heer, 1. c. S. 277). Bis dahin ist die Stufenfolge der Formationen klar und bestimmt und setzt sich auch gegen Südwest, die Donau auf- wärts in den betreffenden Theilen der Oberämter Ehingen, Kied- lingen und Saulgau fort; einzelne Localitäten, durch welche diese Formationsstufeu angezeigt werden, sind jetzt schon be- kannt und wird die geognostische Aufnahme der Gegend den Zusammenhang sicher constatiren. Wir dürfen jedoch nicht verschweigen, dass die angeführte schöne Ordnung der Lagerung schon in der Gegend zwischen Laupheim und Ulm, also in nordöstlicher Erstreckung, eine be- trächtliche Störung erleidet. In dieser Gegend, welche wir kurz mit der Provinzial-Benennung „Holzstöcke" bezeichnen wollen, verschwindet wider Erwarten die Meeresmolasse, die untere Süss- wassermolasse ist nur spärlich vertreten oder aufgeschlossen und nur die obere Süsswassermolasse hält Stand und gibt eine sichei-e Orientirung. Bei Hüttesheim und wahrscheinlich schon bei Burg- riedcn tritt, wo man nach der geognostischen Architectur der Gegend die Meeresmolasse mit Bestimmtheit erwarten möchte — eine Brackwassermolasse auf, die sich von dort gegen Nord- ost über "Weinstetten, Staig, Steinberg nach dem durch Herrn — 182 - Finanzrath Eser so bekannt gewordenen Ober- und Unterkirchberg- an der Hier hinzieht. Es wirft sich nun besonders die Frage auf: in welchem Yerhältniss der Lagerung steht die Meeres- molasse zur Brackwassermolassc? Eine Frage, die sich bekannt- lich auch anderwärts im "Wiener und Mainzer Becken darstellt und bisher, wenigstens für das Mainzer Becken noch keine all- gemein angenommene Beantwortung gefunden hat. *) Wir sind desshalb auch weit entfernt, eine definitive Lösung der Frage geben zu wollen, es mag jedoch gestattet sein, für eine Ansicht, die als eine wahrscheinliche gelten kann, die haupt- sächlichsten Gründe anzuführen, um die Leser den Grad der "Wahrscheinlichkeit selbst bemessen zu lassen. — Der geognostische Faden ist in den Holzstöcken, wie schon oben bemerkt, zum Glück nicht ganz abgerissen, sofern eine Süsswassermolasse von Walpertshofen über Bussmannshausen, Roth, Schnürpflingen nach Oberkirchberg sich sicher verfolgen lässt. Hier (in Oberkirchberg) lagert eine Süsswassermolasse mit Heliciten, wie schon das Eser'sche Profil angiebt, **) unmittel- bar auf der Brackwassermolasse. Da nun aufwärts gegen Süd in den Thaleinschnitten der Hier, Weihung und Roth (nach den Untersuchungen des Hrn. Hauptmann Bach und meinen eigenen Wahrnehmungen) keine andere tertiäre Bildung mehr auftritt und da über das Thal der Roth hinüber im Gebiet der Rottum und Dürnach die schon erwähnten Localitäten von Walpertshofen, Mietingen und Heggbach sich in ganz natürlichem, dem Bau der Gegend entsprechenden Zug anschliessen, so ist mit vol- lem Grund anzunehmen , dass diese Schichten sämmtlich einem und dem nämlichen geognostischen Horizont, der obern Süss- wasserformation angehören. Fassen wir andererseits die Unterlage der Brackwasser- molasse ins Auge, so ist diese leider nur au einem einzigen Punkte bei Hüttesheim deutlich aufgeschlossen. Dort liegen *) S. Naumanns Lehrbuch der Geognosie III. Bd. S. 172. **) Jahreshefte IV. Bd. S. 258 und V. Bd, S. 151. — 183 — unter den BrackWiasscrschichten zunächst 12' lebhaft gefärbte grünblaue Mergel, die stellenweise scheckig werden; bis zur Sohle kommt dann lockerer Sand. An den Mergeln ist charak- teristisch, dass dieselben stellenweise in einen thonigen Kalk übergehen von gleicher Färbung wie die Mergel; diese Eigen- schaft besonders spricht für untere Süsswassermolasse. Petre- facte finden sich hier nicht vor. Bei Bihlafingen habe ich jedoch in einem Sand, der auch diesem Horizont angehört und wo auch die scheckigen und grünblauen Mergel von Hüttesheim noch zu sehen sind, einen Zahn von Cervus gefunden, so dass die An- haltspunkte für Charakterisirung dieser Schichten als unterer Süsswassermolasse immerhin einige Bedeutung haben. Es wäre somit die Brackwasserbildung eingelagert zwischen unterer und oberer Süsswassermolasse und damit ihr geognostischer Horizont bezeichnet, sie wäre nichts anderes als ein Aequivalent für die Meeresmolasse. Den Umstand, dass auch im Altwasser der Hier bei Kirch- berg Sandplatten mit Säugethierresten liegen, wollen wir nicht urgiren, da sich hier immer der Zweifel aufdrängen könnte, ob diese Platten an ursprünglichen Lagerstätten sich befinden oder vielleicht von oben gerutscht seien. Es kann übrigens überhaupt nicht befremdend sein, dass die Meeresmolasse ihren Charakter wechselt, speciell den Brack- wassercharakter annimmt; haben wir es ja auch weiter nach Südwest bei Baltringen, "Warthausen, Siessen immer mit Ufer- bildungen zu thun; warum sollte die Uferbildung nicht auch stellenweise Brackwassercharakter annehmen? AVir müssen uns sogar darauf gefasst machen, dass die Brackwassermolasse stel- lenweise noch mehr ausgesüsst wird, beziehungsweise aufhört und die beiden Süsswassermolassen, wenigstens scheinbar, un- mittelbar auf einander zu liegen kommen; es mag die verbin- dende Brücke zwischen dem Land der untern und obern Süss- ■wasserbildung niemals gänzlich abgebrochen gewesen sein. Hie- mit wäre auch erklärt, wesshalb so manche Landbewohner von der untern in die obere Formation herüberreichen. — 184 — Freilich muss man bei dieser Auffassung darauf verzichten, die Brackwassermolasse von Grimmelfingen jenseits (nördlich) der Donau mit dem so ähnlichen Gebilde in den Holzstöcken zu identificiren , so naheliegend die Vereinigung besonders dem Geognosten orscheinen mag, der von der Albseite aus über die Donau herüber seine Untersuchungen anstellt. Wäre Grimmel- fingen dem Brackwassergebilde in den Holzstöcken gleichalterig, so müsste auch hier in den Holzstöcken zunächst eine Süss- wasserbildung (-Ulmer Kalk) folgen, sodann eine Meeresmolasse (-Ermingen) und über dieser, welche das mittlere Miocen oder die helvetische Stufe der Schweizer Geologen darstellt, erst noch die Süsswassermolasse. Allein von diesen Bildungen ist in den Holzstöcken nichts zu finden. Es liegt dort, wie schon oben bemerkt, nur eine einzige Formation über den Brackwasser- schichten, die sich ohne Frage als obere Süsswassermolasse kund giebt; und es wäre doch zu gewagt anzunehmen, dass in den Holzstöcken sämmtliche Zwischenstufen ausgefallen seien, so dass nur der Südrand der Alb die normale Gliederung aufweisen würde, die oberschwäbische Gegend aber beträchtliche Lücken hätte. Es lehrt vielmehr der Augenschein, dass gerade auf der obersehwäbischen Seite die Lagerung sehr ruhig und gleich- massig erfolgt ist, während ancrkanntermassen auf der Albseite sichtliche Anomalien zu Tag treten. So bemerkt Professor Fraas in seinen Begleitworten zu dem Atlasblatt Ulm (S. 10) : „das mittlere Tertiärgebirge traf bei seiner Bildung die Oberfläche der Alb schon mannigfach zerklüftet, zernagt, verstürzt, mit Hügeln und Thälern. In diese Risse, Klüfte und IS^iederungen legten sich die tertiären Schichten, denen gewissermassen das Geschäft oblag, die gestörten Oberflächen des Jura zu ebnen und auszugleichen, . . . Ucbcr das Alter der tertiären Bildungen zu entscheiden, ist in den einzelnen Fällen oft recht schwer. Als ältestes Tertiärgebild darf z. B. nicht einfach das auf dem Jura aufliegende betrachtet werden; denn bald liegt der Land- schneckenkalk, bald die Sande, bald auch die marine Molasse in unmittelbarem Contact mit demselben, was auf Niveauverän- — 185 — derungen zur Tertiärzeit hinweist, von denen wir freilich keine Ahnung mehr haben." Die Grimmelfingcr Molcasse möchte eine in die untere Süss- wassermolasse eingeschaltete Brackwasserbildung sein, wie sol- ches auch in der Schweiz bei Ralligen*) vorkommt. *) Heer Vergl., 1. c. S. 276. Kleinere Mittheilunsen. Bylesimis suluralis Bedt., eine für Württemberg neue Bastkäferart. Von Forstratli Nördlinger zu Hohenheim. 2,5 Mill.M, lang, 1,4 breit. Mit ^\enigeIl "Worten zu tezeichnen : der Käfer in Färbung und fast in allen Theilen auffallend ein cvenatus im Kleinen ; doch der Körper gegen hinten etwas stumpfer als bei letz- terem. Die eingedrückten Punkte des Brustschilds seichter, die Decken ■weniger runzlig und rauh von Körnern und ausgezeichnet durch etwas erhöhte borstige Nathbrücke und noch höhere auffallende, mit rauhen Körpern besetzte dritte Brücke. Decken und Bauch gegen hinten merk- lich borstiger als der doch vielmal grössere crenatus. Diese Beschreibung passt nun recht gut auf Redtenbacher's *) Uy- lesinus oleiperda = sutnralis liedt. {Col.Äustr. 21. 18.), welcher fol- gendermassen geschildert wird: Körper schwarz, glanzlos; Halsschild viel breiter als lang, nach vorne verengt, runzelig punktirt; Flügel- decken punktirt-gestreift, die Zwischenräume gekörnt, mit sparsamen gelben glänzenden Börstchen besetzt, welche längs der Nath dicker sind und mehr zusammengedrängt erscheinen ; Fühler und Beine rost- roth, 1'". Aeuserst selten. Nur hat mein Exemplar nicht ganz gleichfarbige Beine, sondern bloss die Schienenenden und Fussglieder sind rostroth. Bei meinem Freunde Mathicu zu Nanzig fand ich den Käfer unter dem Namen siiüiralis Eedtb. = scaber Marsh., welch' letztere Bezeich- nung recht wohl auf die angegebene Körperbeschaffenheit passt. Auch nach Marseul's Coleopteres d'Euwpe wäre suluralis und scaber = oleijyerda Fahr. Ent. Nun lässt Fabricius **) seinen Käfer, dem Namen entsprechend, im •) Fauna avslriaca. Käfer. Wien 1858. S. 828. »*) Fabr. Syst. Ekuth. II. S. 391 und Enlom. syst. I. 8. 366. — 187 — ßüdlichen Frankreich doii Olivenbaum zerbtüren und gicbt ihm zottigen dunkelbraunen Leib mit gestreiften grauen Decken und rothen Beinen, ■wovon blos das letzte und zwar nur theilweise bei meinem Käfer zu- trifft, der den in andern Sammlungen unter obigem Namen befindlichen gleichkommt. Da ich überdiess meinen Käfer als einziges Exemplar zu Hohen- heim im Mai 1849 emsig an einem dürren Eschengipfcl hin- und her- suchend erhaschte, muss ich annehmen, es walte zwischen oleipcrcla Fabr. und suturalis Redt, ein -wesentlicher unterschied in Ansehen und Lebensweise ob und zeige den Käfer als einen -württembergischen unter dem Namen suturalis Redt. an. Früher hatte ich ihn einmal von den Herrn Villa zu Mailand mit der Bezeichnung juniperi Chevr. erhalten. Da jedoch der in Schwaben nicht seltene juniperi Ch. genau bekannt ist, muss ich denken, es habe dabei eine zufällige Verwechslung stattgefunden. Die Abiialime der Gletscher in der Schweiz ist eine Thatsache, die zwar die Naturgeschichte des engeren Vater- lands zunächst nicht berührt, aber doch wegen des zahlreichen Besuchs der Schweiz auch von unserem Lande aus, allgemein interessirt. Bei einem am 3. October 1867 gemachten Besuch der Grindelwaldgletscher konnte ich das Zurückweichen des oberen Gletschers — das nach Angabe de& anwohnenden Grundbesitzei'S seit 1855 vor sich geht — genauer be- stimmen. An dem frischen, von jeder Vegetation entblüssten Gletscher- schutt schon sah man, wio weit zu Anfang des Sommers das Eis noch den Boden bedeckt hatte, und stimmten damit auch die Mittheilungen des Grundbesitzers überein. Der Zwischenraum zwischen dem Glet- scherfuss und der Vegetationsmarke betrug 65 starke Schritte, in run- der Summe CO Meter; um so viel war der Gletscher vom Juni bis Ende September 1867 zurückgewichen. Bis zu dem Anfang der "Wiesen, wo 1854 der damals noch vorschreitende Gletscher angekommen war, zählte ich 480 Schritte: thut in runder Summe 500 Meter, um die das Eis in den letzten 14 Jahren abgeschraolzen war. Der Grundbesitzer, der bekanntlich — zur Schmach Grindelwalds sei es gesagt — einen hal- ben Franken Tribut von jedem Reisenden erhebt, ist trostlos, dass ihm die Quelle reichen Erwerbs zu verrinnen droht und ihn nöthigt, jähr- lich neue „Eisgrotten" in den Gletscher zu hauen, um den Reisenden ■wenigstens no.h eine Ahnung einst'ger Schönheit zu bereiten. Noch — 188 — viel trauriger scliaut der untere Gletscher drein , oder gar der wegen seiner wunderbaren Pracht so hoch berühmte Rosenlawi, den man vom Hotel aus jetzt in 3 Viertelstunden mühsam erreicht, während ein Besuch früher einen Gang von 10 Minuten erforderte. Eine von Gh. Martins verüifentlichte Broschüre: „cZ« rctrait et de l'ahlation des glaciers de la vallee de Chamonix^- bestätigt aus der Montblanc - Kette dieselbe Beobachtung, die man im Berner Lande machte. Während Mr. Payot in Chamonix im Jahr 1851 das Vorschreiten des Gletschers des Bosso)is um 31 Meter im Monat Juni constatirt hatte, bestätigt er, dass solches Vorschreiten seit 1854 in ein Rückwärtsgehen umgeschlagen. Martins fand 333 Meter in der Horizontale und eine Höhenabnahme um 80 Meter. Ein zweiter Gletscher zeigt 181 M., ein dritter 520 M.Abnahme im Laufe von 12 Jahren. Liegt der Grund von der Gletscherabnahme überhaupt in der Witterung der betreffenden Jahrgänge, so soll spe- ciell die Verschiedenheit der Abnahme bei den einzelnen Gletschern von der verschiedenen Grösse der Eisfelder abhängen, von welchen der Oletscher ausströmt. Je kleiner das Eisbassiu, das die Gletsclier ent- sendet, desto rascher die Abnahme, während dieselben an den Glet- fichern der grossen Eisfelder weniger merklich wird. O. F. Bücherscliaii. Die Waldschnepfe, Ein monographischer Beitrag zur Jagd- zoologie von Dr. Julius Iloffmann. Stuttgart, K. Thiene- manu's Verlag (Julius Hoffmann). 8. 151 S. Der Verfasser stellt in dieser Herrn Prof. Dr. Blasius zugeeigneten Schrift alles Wissenswertlae zusammen, was über die Naturgeschichte und die Jagd der Waldschnepfe {Scolojiax riisticula L.) bekannt ge- macht ist und fügt noch eigene schätzbare Beiträge aus jahrelangen Erfahrungen, begleitet von einer schönen Abbildung des alten und jungen Vogels, hinzu. Auf jeder Seite ist ersichtlich, dass der Verf. als Naturforscher und eifriger Jäger diesem Vogel, dessen „geheimnissvolles "Wesen von jeher einen grossen Keiz auf ihn ausübte," seine ganz besondere Auf- merksamkeit zugewendet hat. Schon auf S. 3 — 5 macht er in dem naturhistorischen Abschnitt durch Wort und Bild die eigenthümliche Beweglichkeit der vordem Oberkieferhälfre, die, ohne gleichzeitig den ganzen Schnabel öffnen zu müssen, möglicli ist, sowie das Zellennetz der Schnabelspitze anschaulich, ein Mechanismus, der bei der Xahrungs- ■weise der Waldschnepfe eine wichtige Rolle spielt. Die genauen Messungen von 37 im Frühjahr erlegten Waldschnepfen und die anatomische Untersuchung des Geschler" ts brachte den Verf. zur Ansicht, dass es wohl Schnepfen von verschiedener Grösse, Farbe und Schwere gebe, dass aber die sogenannten „Eulenköpfe und Dorn- schnepfen" keine zweierlei Arten, nicht einmal eine grössere und klei- nere Rasse bilden, da sich überall Uebergänge finden. In den folgen- den Abschnitten über Charakter, Lebensweise, Gewohnheiten, Nahrung und Fortpflanzung behandelt der Verf. unter Anderem das lichtscheue Wesen, das ,,Licgeiibleiben" in Gehölzen zur Tageszeit, die grosse Mannigfaltigkeit des Flugvermögens und den Gang des Vogels, den er zu den klugen aber ungeselligen zählt, ücber seine Stimme, die für das Ohr des Jägers lieblich klingt, hat er eigene Beobachtungen mit- getheilt und beschreibt die verschiedenen Töne ausführlich. Zur Nah- — 190 — rung begibt sich die Schnepfe Abends zum „Wurmen" auf Waldwege und Wiesen und sucht sich Würmer, Insekten, Schnecken etc., wobei ihr die eigenthümliche Bildung des Schnabels vortreffliche Dienste leistet. Während der Zeit der Paarung lassen die Männchen, die immer zahlreicher sind als die Weibchen, quarrende Laute hören, während die Weibchen feine Locktüne von sich geben. Die Schnepfe nistet häufig nahe an verlassenen Waldwegen und Wiesenthälchen und legt in ihr napfförmiges, kunstloses Nest 4, seltener 3 verhültnissmässig grosse Eier. Interessante Mittheilungen macht der Verf. über Verbrei- tung, Wanderung, Aufenthalt und Ueberwinterung der Schnepfe, be- handelt dann auch für den Schnepfenjäger ausführlich den Frühlings- strich , die Jagd u. s. w. und schliesst mit einem Anhang über die nordamerikanische Schnepfe. Hülfstabellen zur Bestimmung der Gesteine (Gebirgsarten) mit Berücksichtigung ihres chemischen Verhaltens. Von Dr. Karl Haus hofer, Privatdocent an der Universität Mün- chen. München, J. Lindauer. 1867. Bei der ausserordentlichen Getheiltheit der Meinungen über die rauthmassliche Entstehung der verschiedenen Gesteine behält immer die Kenntniss des Thatsächlichen, nämlich der chemischen und mine- ralogischen Beschaffenheit derselben, ihren besonderen Werth, und das um so mehr, als es geradezu unmöglich ist, über die erstere sich ein Urtheil zu bilden, ohne sich mit der letzteren gehörig bekannt ge- macht zu haben. Die innige Verbindung, in welcher Geognosie und Geologie mit einander vorgetragen oder auch in Lehrbüchern abge- handelt zu werden pflegen, führt den Anfänger in petrographischen Studien in der Regel nur zu früh in eine gewisse, wenn auch öfters oberflächliche Bekanntschaft mit den einander gegenüberstehenden Theorien und Hypothesen über die Bildung der Gebirgsarten ein, ehe er im Stande ist, die Gründe, die von der einen oder andern Seite geltend gemacht werden, richtig zu beurtheilen. Ihm thut vor Allem noth , sich in der genauen und pünktlichen Untersuchung der Gesteine eine gehörige Uebung und Sicherheit zu verschaffen. Hierzu gibt die vorliegende, 150 Seiten umfassende Schrift eine gute Gelegenheit. Die- selbe ist zwar nach der Absicht des Verfassers hauptsächlich für Die- jenigen bestimmt, welche sich der wissenschaftlichen Geognosie und Petrographie nicht ausschliesslich widmen können und welchen dennoch der Erwerb petrographischcr Kenntnisse im Allgemeinen oder .spociell in technologischer und liuidwirthschaftlicher Beziehung von Werth ist. Allein zu einem nutzbringenden Gebrauch des Büchleins ist jedenfalls — 191 — eine gewisse Uebung im Erkennen der oryctognostischen Kennzeichen der einfachen jMincralicn und einige Fertigkeit im Gebrauch des Lüth- rohrs und ähnlicher Hilfsmittel unerlässlicli. Und da solche Geübtheit ■wohl nur bei Solchen zu finden ist, 'welche sich wenigstens einigor- massen mit oryctognostischen Studien beschäftigt haben, so möchten wir d;is Schriftchen, ohne ihm seine Brauchbarkeit in einem allge- meineren oder mehr practischen Sinne absprei hcn zu wollen, doch hauptsächlich den Anfängern in petrographi&chen Studien als ein Mittel empfehlen, sich in der genauen Untersuchung der Gesteine, im Er- kennen ihrer einzelnen Bestandtheile, in der Beobachtung ihrer Struc- turverhältnisse und sonstigen Beschaffenheit zu üben. Denn durch das Aufsuchen der in den Tubellen angegebenen charakteristi-chen Merk- male sieht man sich genöthigt, sich an pünktliche Beobachtung zu gewöhnen und auf jene oft unbedeutend scheinenden Eigenthünilich- keiten der Gesteine und ihrer Gemengtheile sorgfältig zu achten, welche bei oberflächlicher Betrachtung derselben so leicht übersehen werden. — Die Einleitung enthält allgemeine Bemerkungen über das "Wesen, die Eintheilung, die Structur, die chemische und mineralogische Zu- sammensetzung und die Bestimmung der Gesteine. Für letztere wird hauptsächlich die Untersuchung ihres Verhaltens vor dem Löthrohr und gegen Wasser und Säuren, sowie ihres specifischen Gewichts be- nützt. Die Tabellen selbst sind in ganz ähnlicher "Weise wie die V. Kobell'schen „Tafeln zur Bestimmung der Mineralien'^ eingerichtet. Als Schlüssel dient eine Uebersichtstabelle, welche das gesammte Ma- terial in 7 Ilauptabtheilungen und jede derselben nach dem Verhalten bei leicht auszuführenden Versuchen in eine Anzahl weiterer Unterab- theilungen trennt. Die erste Hauptabtheilung enthält die einfachen Mineralien, welche als wesentliche oder sehr häufig accessorisch vor- kommende Gemengtheile der Gesteine auftreten. Von solchen sind etwa 60 — 70 aufgeführt und nach dem Verhalten vor dem Löthrohr, der Härte, dem Glanz und andern leicht zu ermittelnden Kennzeichen unterschieden. Die zweite Hauptabtheilung umfasst die einfachen oder scheinbar einfachen Gesteine, die dritte die oolithischen und ähnliche, die vierte die porphyrartigen, die fünfte die krystallinisch- körnigen, die sechste die Trümmcrgesfeine und die siebente die losen Massengesteine. Bei den deutlich gemengten Gesteinen ist die Unterscheidung je auf das Vorkommen eines oder mehrerer wesent- licher Gemengtheile gegründet, deren Vorhandensein nach der ersten Abtheilung zu ermitteln ist, so dass z. B. die fünfte Abtheilung in 20 Unterabtheilungen zerfällt, für deren jede ein bestimmter Gemeng- theil zur Erkennung benützt ist. Die scheinbar einfachen Gesteine (2. Abtheil ) werden nach ihrem Verhalten als Ganzes vor dem Löth- rohr, nach der Schmelzbarkeit, der Fariie des Schmelzproducts, der — 192 — Beschaffenheit der Phosphorsalzperle, oder auch nach ihrem chemischen Terbalten gegen Säuren u. s. w. untersucht und in ähnlicher Weise zur Trennung der porphyrartigen Gesteine (4. Abtheil.) die Beschaffen- heit und das Verhalten der Grundmasse benützt. Bei jeder der einzelnen Gruppen, in welche in der üebersichts- tabelle die Hauptabtheilungen getrennt werden, ist auf diejenige Seiten- zahl verwiesen, wo sodann in den eigentlichen Tabellen die einzelnen Gesteine aufgezählt und durch nähere Beschreibung ihrer wichtigsten Kennzeichen unterschieden werden. Doch geht diese Beschreibung bei jedem einzelnen Gestein nur soweit, als es die Unterscheidung von den übrigen in der gleichen Gruppe stehenden Gesteinen nöthig macht. Die häufigeren Gesteine sind zur leichteren Uebersicht mit liegender, die weniger häufigen mit gesperrter Schrift gedruckt. — Ein kleiner An- hang stellt nochmals die wichtigsten Schiefergesteine, thonähnlichen Bildungen und Laven mit kurzer Charakteristik zusammen und den Schluss macht das Register, das über 400 Isameu von Gesteinen (und Mineralien) enthält. Dr. G. W. Ausgegeben im April 1868. Ilurllh. XaiurwissJahnsluflclaUrg. JXfi: /MS Graplüsclu- Darstellung il .iSoognostisohcn (Irenzflächo l.KTTEXKDHLE Muschelkalk :iiifildilic7,i'iiiuu-trn 1 .Ulasblättmi /f^a6.A'atiiriuiss.JaAresh£/h, Jahrq. XSJF, 1868. Taf.E. Die alte Linde (Tilia plalyphyllos Scop.) zu Scuensladt am Kocher in Würlleniljerg. Von Robert Caspary. Als ich im August und September 1867 eine Reise in die Yogesen und in den Schwarzwald zur Untersuchung der dortigen NjTnphäaceen gemacht hatte, konnte ich mir auf der Rückkehr das Vergnügen nicht versagen , die berühmteste und vielleicht auch älteste und dickste Linde der "Welt bei Neuenstadt am Kocher zu besuchen. Morgens um G Uhr am 11. September brach ich von Ottenhöfen im Schwarzwald, von wo aus ich nach dem "Wild- und Mummelsee gegangen war, nach Achern zu Fuss auf und fuhr von diesem Ort über Karlsruhe und Bruchsal nach Heilbronn. Hier entdeckte ich eine schon ein Jahr alte neue Eisenbahn zwischen Heilbronn und Jagstfeid, die in der letzten Ausgabe des v. Decker'schen Eisenbahn-, Post- und DampfschifF- coursbuchs vom 14. Juni 1867 noch nicht erwähnt war, und fuhr mit ihr bis Neckarsulm. Abends gegen 6'/2 Uhr, bei sehr vor- gerückter Dämmerung kam ich mit dem Eilwagen von Neckar- sulm in Neuenstadt, welches so überall in seiner Umgegend und in der Stadt selbst geschrieben wird, nicht Neustadt, wie man oft liest, an und eilte sogleich nach der Linde, die etwa 200 Schritt von dem Gasthof zum Stern, in dem ich einkehrte und dicht vor dem östlichen Thore der Stadt, durch das die Strasse nach Oehringen und Hall führt, nördlich vom "Wege steht. Die un- geheure Dicke des mehr als 12 Fuss im Durchmesser haltenden Stammes setzte mich zwar in' höchstes Erstaunen, aber ich zweifelte auf den ersten Blick, ob ich wirklich einen Baum und nicht etwa vier, die dicht bei einander aufgeschossen wären, Württemb. natur-w. Jahreshefte. 1868. 3s Heft. 1" - 194 — vor mir hätte, da vier gewaltige Holzmassen durch ebensoviel eingeschobene Mauerstücke bis zum Boden getrennt sind und somit die Gegenwart keinen Beweis bietet, dass sie Theile eines zerklüfteten Stammes sind. Da jedoch die frühern Be- richte, deren Erstatter noch den unversehrten oder besser er- haltenen Baum sahen, bloss von einem Stamm sprechen, da auch nach der Tradition, auf die freilich wenig Werth zu legen ist, der Fuhrmann Wolff Keidel, der den Baum gepflanzt haben soll, nur eine Linde gepflanzt, liegt wohl kaum ein stichhaltiger Grund vor, daran zu zweifeln, dass die jetzt vorhandenen riesigen vier Theile wirklich einem einzigen aber lückenhaften Stamme angehören. Der erste Anblick befriedigte mich auch desswegen nicht, weil es unmöglich ist eine einheitliche Ansicht von dem Baum zu gewinnen, da man wegen der niedrigen, wagrecht ab- stehenden, durch Säulen gestützten Aeste, wenn man unter seinem Laubdache dicht am Stamme steht, nur den unteren und mittleren Theil sieht und man von aussen her, selbst wenn man verzichtete den unteren dicksten Stamm zu erblicken, ebensowenig eine klare An- sicht von ihm zu gewinnen im Stande ist, weil zugleich mit dem Riesen in der Mitte 12 andere kleine Linden, die um ihn ge- pflanzt sind, ihre Aeste auf die Säulen stützen und sich für den Blick von dem grossen Baum durchaus nicht sondern. Nach Einbruch völliger Dunkelkeit in den Gasthof zurück- gekehrt, hatte ich das Glück, hier ohne Suchen denjenigen Mann des Orts zu treffen, der mir am leichtesten zu Nachrichten über den Baum verhelfen konnte: den Revierförster, Herrn von Killinger, der mir die neueste Beschreibung der grossen Linde von Neuenstadt am Kocher von W. Pfizenmayer, einem früher in Neuenstadt auf dem Forstamte beschäftigten Forstmanne, zuzustellen die Güte hatte (vrgl. Monatsschrift für das würtem- bergische Forstwesen. Band VH. Stuttgart 1856. S. 360). Mit dieser Beschreibung in der Hand, für welche alle dem Verfasser in Neuenstadt und Stuttgart zugänglichen Urkunden benutzt sind, untersuchte und zeichnete ich am 12. und 13. September den alten Ehrerbietung einflössenden Baum, bloss zeitweise ge- stört durch eine Schule kleiner Kinder beiderlei Geschlechts, die - 195 - von ihrer alten Lehrerin am Vormittage und Nachmittage unter die Linde geführt wurden, dort auch ihr Frühstück und Vesper- brod einnahmen und weder zum Yortlieil der Linde, noch der Nasen und Füsse der Besucher ihre Nothdurft an dem Baum gcwohnhcitsgemäss verrichteten. Ich empfahl dem Bürgermeister von Neuenstadt, gegen solche Verunreinigungen, die das Leben des ehrwürdigen Baumes kürzen müssten, ihn zu schützen. Um den Fuss des Baumes herum ist eine viereckige, von Nord nach Süd 15 Fuss preussisch lange und von Ost nach "West 14' 5" breite, l\i bis 2'/^ Fuss hohe, oben ebene Einfassung von Ziegel und Stein aufgemauert. Der Durchmesser des Baumes ist von Nord nach Süd etwa 12'/.' Fuss preussisch und grösser als von Ost nach West, in welcher Richtung er bloss 9 Fuss misst. Zwischen seinen 4 Stammtheilen sind als Ausfüllung von Klüften oder Lücken, die durch abgebrochene Aeste entstanden sein mögen, 4 Mauerstücke eingekeilt und unter einem nach Norden gelegenen Ast ist ein Mauerstück von 3 Fuss Höhe und 1 Fuss 10 Zoll Breite *) als Stütze für den sich senkenden Ast untergesetzt; das westliche Mauerstück ist 5 Fuss breit und 5 — 6 Fuss hoch, das südwestliche ist 57^ Fuss hoch und 37« — 47-2 Fuss breit; es erscheint nach Südost wieder, indem es den ganzen Stamm durchsetzt und zwar hier 6 Fuss hoch und 27^—3 Fuss breit. Endlich ist nach Nordost ein Mauerstück von 67« Fuss Höhe und 372 Fuss Breite eingeschoben. Diese 4 Mauerstücke betheiligen sich also an dem Umfange des Stammes in verschiedener Höhe mit nicht weniger als 16 Fuss 4 Zoll bis 17 Fuss 10 Zoll. Drei Fuss über dem Boden (oder von dem Fuss der steinernen Einfassung) hat der Stamm im Mittel von 3 Messungen 35 Fuss 3 Zoll 7^ Linien preuss. Duod. Um- fang, aber davon machen die ihm wirklich zugehörigen vier Holztheile nach Abzug des Mauerwerks in verschiedener Höhe bloss 18 Fuss 11 Zoll 7« Linien bis 17 Fuss 5 Zoll ^is Linien aus. Legt man den Maassstab höher über die knorrigen, vor- *) Diess Mauerstück ist nicht 6 Fuss hoch, wie Pfizenmayer (a. 0. 362) sagt. — 196 — stehenden Astursprünge an oder rechnet man gar die Stütz- mauer des nördlichen Astes bei dem Messen mit, so erlangt man natürlich höhere Zahlen, wie z. B. Pfizenmayer 4 Fuss vom Boden 46 Fuss Umfang angiebt. Der Baum hat jetzt noch 7 wagrechte Aeste *) und 2 senk- recht ansteigende. Die 7 horizontalen Aeste entspringen in einer Höhe von 7', 5', S'/i', 5', 6V2', 5', Q'ß' vom Boden.**) In einer Höhe von 8' ***) vom Boden beginnen 2 starke senkrechte Aeste, durch die der Baum eine Höhe von 60 — 65' erlangt; der Durchmesser der Krone, welche diese beiden Aeste bilden, ist 25 — 30'. Einer der senkrechten Aeste steht nach ^^orden; er hat etwa 3' am Grunde im Durchmesser, und einer nach Südost, der etwas dicker ist. An dem nördlichen senkrechten Ast sieht man nach Südwest eine sehr starke Verletzung, indem hier am 17. Juli 1867 durch einen Sturm ein sehr bedeutender Neben- ast abgebrochen ist. Auch sonst weist der Baum in der Höhe der wagrechten Aeste oder dicht darüber, die Bruchflächen einiger sehr bedeutender Aeste auf. Die wagrechten Aeste sind höchstens 3'/^' dick, oben an vielen Stellen ausgefault und somit mulden- artig. Auch diese Mulden sind durch Steine, verklebt durch schlechten Mörtel, ausgefüllt. Die wagrechten Aeste ruhen auf Säulen, die i'j-i — 6' hoch sind; sie bilden beinahe 5 Kreise. Auf ihnen ruhen in concentrischem Verlauf um den Baum starke Planken von 6" Dicke und darüber in strahliger Richtung starke Stangen. Diesen und den Planken liegen dife wagrechten Aeste auf. Selten wird einer ohne Unterlage von einer Steinsäule, deren Kopf er dann durch Ueberwallung halb eingeschlossen hat, gestützt. Die wagrechten Aeste befinden sich mithin 4' .'—6 ',2' über dem Boden, f) Ich zählte, indem ich mit Kreide fort- laufende Zahlen auf die Säulen, welche die wagrechten Aeste *) Nicht 8, -wie Pfizenmayer (a. 0. S. 3G3) angiebt. **) Nicht, wie Pfizenmayer angibt, in 16' Höhe vom Boden (a. 0. S. 3C2). ***) Nicht, wie Pfizenmayer angiebt, in 16' Höhe vom Boden (a. 0. S. 362). t) Nicht, wie Pfizenmayer sagt, 8— 10^ - 197 — tragen, schrieb, 91 steinerne und 17 hölzerne Säulen, also im Ganzen 111, während Pfizenmayer 104 angiebt. Uebrigens trägt diess Gerüst, welches eine fast kreisförmige Ijläche bedeckt, die 103"..' preuss. von West nach Ost und 124' von Nord nach Süd im Durchmesser hat, keineswegs bloss die Zweige des grossen Baumes, sondern noch die von 12*) kleineren Linden, von denen 4 l'ilia macrophyllo Scosf. und 8 Tilia elmifolin Scop. sind; sie sind in einer Entfernung von etwa 15 Schritt vom Hauptstamm im Kreise gepflanzt und ihre Gipfelbildung ist unterdrückt. Die grosse Linde grünt, blüht und reift Früchte, mit denen ich sie reichlich bedeckt sah. Die Angabe Moser's (Beschreib, v. Würtemberg IL 117) über die Linde: ^.jetzt ist sie abge- storben," gedruckt 1843, ist einfach unwahr. Einige kleine Pflanzen von Viscutn albnm fehlten nicht auf ihr. Der Boden ist zersetzter Muschelkalk, der sehr fruchtbar ist, wie die Obst- bäume der Gegend zeigen. Längs den Wegen waren alle Obst- bäume gestützt, oft mit 7 und mehr starken Stangen und dennoch brachen die Aeste fast vor der Last des Obstes. Ich habe nie irgendwo eine ähnliche Fruchtmenge auf den Bäumen gesehen. Freilich war das Jahr dort darin ausgezeichnet, wie mir all- gemein gesagt wurde. Der viereckige Platz, auf dem die Linde steht, ist auf der Südseite von einer Mauer von einigen Fuss Höhe geschützt; ein niedriger, bogenförmiger Eingang durchbricht sie; er führt au der Aussenseite die Ueberschrift : Von Gottes Gnaden Christoph Herzog zu WUrtemberg und zu Theck, Grave zu Mümpel- gart 1558. Der Thorweg hat oben in seinen Ecken auf der Aussen- und Innenseite 2 Brustbilder männnlicher Personen in runden Feldern. Eine Inschrift, die Pfizenmayer (a. 0. 361) als auf der Rückseite des Thorweges unter einem der Bilder sich befindend angibt: „Georg Ernst, Graf zu Würtemberg, Herr zu Urach.- ist nicht mehr da. Wahrscheinlich ist sie *) Nicht 8, wie Pfizenmayer angiebt; auch gehören nicht alle der nämlichen Art {Täia inacropliylla}, wie er sagt (a. 0. S, 362) an. — 198 — 1865 bei Auffrischung des Mauerwerks vernichtet. Westlich vom Eingang steht dicht an ihm eine steinerne Tafel in der Mauer mit folgender Inschrift in 5 Zeilen: Disi Lind stedt in Göt. Handt. wicher do nein Ged der ein seul. Kriezt oder schreibt ode: ein unf: der hot ein Hand verlor. Diese Tafel war lange verloren, wurde jedoch von Pfizen- mayer wieder aufgefunden und an ihre jetzige Stelle gebracht, wo sie nach einer Abbildung des Thorweges vom Jahr 1665 von Faber (vrgl. Schott. Phys. cur. Tab. zu P. 1331) sich ur- sprünglich befand. Die neuesten Steinsäulen zeigen Spuren von Wappen und Inschriften, jedoch sind nur wenige noch leserlich. Ich fand eine, die nach Südosten von der Linde stand mit der deutlichen Jahreszahl 1551, die älteste, die da ist. Niemand hat diese älteste Säule früher erwähnt. Eine andere Säule, die nordwest- lich von der Linde steht, zeigt die Inschrift: Hans Fiml: Zu der Zeit Burger Mei. gewest. 1555. die erst. Eine Säule ganz im Osten am Zaun des daran stossenden Gartens zeigt nebst der Jahres- zahl 1555 und dem jetzt wieder hergestellten Namen : Wolff Keidel, einige unenträthselbare Spuren von Schrift und oben einen Mann, der eine Tasche über die linke Schulter hängen hat und einen Gegenstand, wie einen gekrümmten Stock, über die rechte Schulter hält. Zu seiner Rechten steht auf dem Boden ein gefässartiger Gegenstand. Diese Gestalt soll den Pflanzer der Linde: den Fuhrmann Wolff Keidel, darstellen. Eine andere Säule im Westen zeigt unter andern Worten leserlich: Johann Abt zu Lanckheim 1601. Eine südlich stehende Säule trügt den Namen: Johann Georg Ehrhardt und die Zahl 1747. Ganz im Osten am Zaun steht eine mit dem Namen: Hans Heinrich von der Thann. Eine zeigt die Inschrift: ScJnrcigkcr Wam- holt von Umhstatt 1591; sie steht nördlich vom Baum. Die älteste geht also bis 1551 zurück. - 199 - Diess ist das, was ich aus eigner Beobachtung über die Linde aussagen kann. Die Frage: wie alt ist sie, ist von höchstem Interesse, kann aber leider wegen Mangel der nöthigen jreschichtlichen Nachrichten nicht sicher beantwortet werden. Pfizenmayer (a. 0. 3G5) sagt: „Als durch den Vertrag zu Verdun im Jahr 843 der Grund zum deutschen Reiche gelegt wurde, soll die Linde nach einer uns vorliegenden Notiz schon 100 Jahr alt gewesen sein und sie hätte demnach ein Alter von mehr als 1100 Jahren." Jules Trembley aus Genf, der den Baum 1831 untersuchte und dessen Untersuchung De Candolle (Phys. reg. 1832 IL 988) mittheilt, giebt, wie Pfizenmayer (a. 0. 364) an, dass die Einwohner der zerstörten Stadt Helmbund bei der grossen Linde eine neue Stadt unter dem Namen: „Neuenstadf^ errichtet hätten. Pfizenmayer (a. 0. 365) bezieht sich dabei auf ein von ihm benutztes handschriftliches (?) Werk von Jakob Fr isch- lin, um 1595 Schulmeister zu Neuenstadt, welcher angiebt, „im Lagerbuch" gefunden zu haben, „dass man zur grossen Linde gebaut hab, also dass die grosse Linden zu Neuenstadt älter ist, denn die Stadt." Was und wo ist das hier angeführte „Lager- buch?" Büsching (Erdbeschreibg. VII. Hamburg 1790 S. 471)> Moser (Vollständige Beschreibung von Würtemberg. Stuttgart 1843. IL 117) und Moser folgend auch Pfizenmayer (a. 0. 366) geben an, dass die Linde schon 1392 mit 62 Pfeilern gestützt war. Glaubwürdige Quellen für diese sich zum Theil wider- sprechenden Angaben sind mir unbekannt. In Neuenstadt sagte mir der Bürgermeister, dass das dortige Archiv keine Urkunden enthielte, welche über die Linde etwas aussagten. In diesen Schwierigkeiten wandte ich mich an den besten Kenner der Urkunden Württembergs, den kön. württemb. Ober- bibliothekar und Oberstudienrath v. Stalin in Stuttgart um Aus- kunft und er theilt mir Folgendes über die früheste Erwähnung der neuenstädter Linde in einer Urkunde mit: „Gründungs- jahre älterer Städte kennt man in der Regel keine. In Neuen- stadt war eine römische Niederlassung, durch manche dort auf- gefundene Inscliriften bezeugt. Einige, nicht alle, gebe ich in meiner Württemberg. Geschichte I. 45 ; mehrere stehen bei — 200 — Dav. Pistorius Encomium urbis palatico-württemhergicae Nea- poleos ad Cortarum Tubing. 1606 4. Im frühen Mittelalter hiess der Ort Helmbund, welcher Name (villa Helmanahiuindr) schon im Jahr 796 urkundlich vorkommt (vrgl. meine württ- Gesch. I. 330) und in der südöstlich von Neuenstadt auf bessern Karten noch angezeigten Helmbundkirche noch fortbesteht. Neben (nordwestlich) von dem frühern Helmbund war schon vor 1448 Neuenstadt gegründet. Aus den Alterthümern des deutschen Rechts ist bekannt, dass Linden alte Gerichtsstätten waren. Man trat hier unter Gottes freiem Himmel zusammen. Aus dem Alter eines nahe gelegenen Orts kann man keinen Schluss auf das Alter des Baumes machen, ebenso wenig umgekehrt, wenn man auch Eines oder das Andere wüsste." „In den Kloster-Schönthaler Urkunden des Stuttgarter Stadt- archivs findet sich ein Appellationsinstrument des Abts v. J. 1448 mit folgendem Datum: acta sunt haec sub arbore Tilia txtra muros Novae civitatis iuita fluvium dictum Kocher sit.a/' „Hienach war die Linde im J. 1448 gewiss schon ein sehr alter Baum , aber weiter hinauf kann ich kein Datum desselben verfolgen." Demnach kann das Alter der Linde geschichtlich nicht fest- gesetzt werden. Dass sie 1448 schon ein sehr alter Baum war, wie Herr Oberstudienrath v. Stalin vermuthet, ist besonders darum sehr wahrscheinlich, weil nur 56 Jahre später: 1504 ihre Aeste bereits mit 67 Säulen gestützt waren. In einem Gedicht von Hans Glaser von LTrach, welcher den Kriegszug des Herzogs Ulrich von Württemberg gegen den Herzog Philipp, Pfalzgrafen bei Rhein, dem damaligen Besitzer von Neuenstadt mitmachte und besang (R. v. Liliencron. Die histor. Volkslieder der Deutsch. Lpzg. 1866 II. 520 Vers 246 f.), heisst es von dem damals (1504) eroberten Neuenstadt: „Vor der stat ain Lynde stat, Die siben und sechzig seulen liat " Es ist mehrfach versucht worden, das Alter der Linde aus den verschiedenzeitigen Messungen ihres Umfangs zu ermitteln. — 201 — De Candolle (Phys. veg. II. 983) berechnet ihr Alter für einen Umfang von 33' 3" 3'" bei 5—6' Höhe altfranzösischen Maasses im Jalir 1831, den Trembley ermittelte, was einen Durchmesser von 1529'" giebt, nach dem Wachsthum der nuirtener Linde, das 17*'" im Jahr betrug, und gelangt statt zu 873 Jahren durch einen Rechnungsfehler zu 1147. Betrüge aber das Wachsthum jährlich 2'", indem De Candolle nach der Oertlichkeit und dem Aussehen der Linde von Murten vermuthet, dass sie hinter dem der Art zurückgeblieben sei, so würde das Alter nur 764 Jahr^ gewesen sein. Die Dicke der Jahresringe ist aber bekanntlich an verschiedenen Orten verschieden und im Alter sehr viel kleiner, als in früheren Lebensjahren , und da aus der sehr fruchtbaren Gegend von Neuenstadt durchaus keine Beobachtungen über die Dicke der Jahresringe von Tilia platyphyllos Scop. vorliegen, kann De CondoUe's Rechnung auf keine Sicherheit Anspruch machen, Link (Flora 1850. 119) sucht ihr Alter in anderer, dem Verfahren nach vorzuziehender "Weise zu bestimmen. Faber *) giebt 1665 (nicht 1664, wie Link, durch De CandoHe verführt, schreibt) den Umfang des Baums auf 27' 4" württemb. an, 18b l Trembley 5 — 6' über dem Boden auf 37' 6" 3'" württemb. In 166 Jahren wäre der Umfang also um 10' 2" 3'" (nicht 4'", wie Link sagt) d. h. um 1467'" gewachsen, welches für den Durch- messer eine Zunahme von 467'" (nicht, wie Link angibt von 462'") und für den messbaren jährlichen Anwuchs im Durch- messer: 2,8'" (nicht, wie Link sagt: 2,7'") giebt. Nach diesem mittleren jährlichen "Wachsthum von 2,8'" kommt für 1831 ein Alter der Linde von 614 Jahren (nicht, wie Link sagt, von 636 Jahren) heraus und für 1849, als Link da war, von 632 Jahren. Bei dieser Rechnung ist nur der, eine Punkt, welcher die Hauptsache ist, völlig zweifelhaft, ob nämlich Faber die Linde in derselben Höhe, wie Trembley gemessen hat. Trembley mass die Linde 5 — 6' vom Boden , d. h. etwa in Mannshöhe. Da jedoch in Deutschland Bäume heut zu Tage gewöhnlich in Brusthöhe gemessen werden, so scheint es wahrscheinlich, dass *) Vergl. die später folgenden Angaben aus Schott's Phys. cur. — 202 — diese Sitte alten Ursprungs ist und dass mithin Faber auch den Baum in Brusthöhe etwa 3' vom Boden gemessen hat; dann stellt sich die Rechnung etwas anders. Ich fand den Baum 3' vom Boden (nicht von der steinernen Einfassung) 1867: 35' 3" ^/e'" preuss. Duodec. im Umfang, Faber 1665 24' 11" 5'" desselben Maasses *). Der Durchmesser war 1665 also 7' 11" 3'" und 1867 U' 3" 3'" preuss.; in 202 Jahren hatte der Durchmesser der Linde also 472'" zu- genommen, d. h. jährlich um 2,3366'". Setzen wir diese jährliche Dickenzunahme auch als das Mittel seines Waehsthums vor 1665, so war der Baum 1665 489 Jahre alt und 1867 691 Jahre und dann wäre die Linde 1176 gepflanzt. Ohne Zweifel ist sie jedoch jünger, da das Mittel der jährlichen Dickenzunahme der letzten 202 Jahre jedenfalls für die ersten Jahrhunderte ihres Lebens zu klein ist. Aus den zu verschiedenen Zeiten an der Linde vollzogenen Messungen lässt sich also auch das Alter nur unsicher berechnen. Es mag jedoch zwischen 600 — 700 Jahre betragen, aber darüber hinaus gewiss nicht. Ende des 16. Jahrhunderts finden sich einige handschrift- liche (?) von Pfizenmayer (a. 0. 365 f.) mitgetheilte Bemerkungen über die neuenstädter Linde von Jacob Frischlin, dem Schul- meister von Neuenstadt, der die Ankunft des Herzogs Maxi- milian von Ober- und Niederbaiern am 14. Febr. 1595 durch ein Gedicht verherrlichte. Danach soll die Linde damals 160 Säulen gehabt haben, der Stamm 13 Ellen dick gewesen sein — womit höchstens der Umfang, nicht der Durchmesser gemeint sein könnte — und die wagrechten Aeste 30 Schritt lang. „Er ist gar hoch und wird von hölzernen Zwecken oben zusammen- gezogen, denn er hat 2 Stammen oben in der Zwickgabel." Unter der Linde stunden „30 steinerne Tische, viel Kegelplätz und allerlei Kurzweil." Ich fand bloss noch 2 kleine steinerne Tische an der Südseite des Baumes. 1606 macht David Pistorius ein lateinisches Gedicht auf *) 1 Fuss Württemberg, = 286,49Jnni und 1 Fiiss jircuss. = 313,854nim — 203 — Neuenstadt, *) in welchem zum ersten Mal die Bezeichnung Neu- stadium ad Tilias vorkommt. Vers 93 und 94 lauten: At jam Neustadii nomen fecore minores, Neustadii ad Tilias cocchare note tuas. Nach dieser Angabe tritt die Bezeichung: Neuenstadt an der Linde also erst gegen Schluss des 16. oder Anfang des 17. Jahrhunderts auf. Wäre die Linde älter als die Stadt und diese an ihr erbaut, feo würde mit grosser Wahrscheinlichkeit erwartet werden können, dass der Name: Neuenstadt an der Linde, von Anfang an ihr gegeben wäre und nicht erst so spät nach Ablauf von Jahrhunderten. Die oft wiederholte Angabe, dass die Stadt an der Linde erbaut sei, welche auch erst spät, erst Ende des 16. Jahrhunderts bei Jacob Frischlin (nach Pfizen- mayer a. 0. 365), wie vorhin angegeben ist, auftritt, merk- würdiger Weise aber von den spätem Erwähnern und Beschreibern der Linde: Pistorius (1606) und Faber (1665) nicht mit einer Silbe gedacht wird und ihnen daher vielleicht selbst unbekannt gewesen ist, scheint daher ins Reich späterer Erfindungen zu gehören. Es muss übrigens in Vers 94 auffallen, dass der Plural: ,,ad tilias," statt des Singulars gebraucht wird. Auch Vers 83 braucht Pistorius den Plural: Dum tilia stabunt, dum volvet coccharus undas Vester in hoc felix orbe vigebit honor, heisst es als Wunsch an das Geschlecht der Herren v. Gem- mingen. Nach diesen beiden Stellen sollte man meinen, dass bei Neuenstadt nicht eine, sondern mehrere grosse Linden gewesen seien; wahrscheinlich gaben die beiden senkrecht auf- *j Encomiiim urbis palatico-württembergicae Neapoleos ad cocharum etc., in quo vetustas. dominatus et fortuna eius succincte proponuntur. Decantatum a M. Davide Pistorio, Winidensi, Theologiae in Acadeuiia tubingensi Studioso. Tubingae: E Chalcographeo Celliano: Anno 1606 4. Ich habe dio seltene Schrift aus der Bibliothek der tübinger Hoch- Schule benutzt. — 204 — steigenden Hauptäste der Linde, die Friscblin erwähnt, zur An- wendung des Plural Veranlassung. Zum Schlüsse des Gedichts heisst es in einer längeren Verherrlichung der Linde, die wieder im Singular eingeführt wird: Ut jam stes valide tercentis fulta columniti. Die Zahl der Säuleu, 300, ist ohne Zweifel übertrieben, ganz in Uebereinstiramung mit dem pathetischen, schwülstigen Charakter des Gedichts, in welchem nach abgeschmackter Sitte der Zeit, die leider auch heute noch nicht ganz gewichen ist, zur Erhöhung seines Schwunges griechische und römische Mytho- logie und allerlei geschichtliche und ungeschichtliche Helden (Aeneas, Priamus, Hannibal) und berühmte Orte des sogenann- ten classischen Alterthums aufgeboten werden. Bei Weitem die genaueste und sorgfältigste Beschreibung der Linde älterer und neuerer Zeit ist die von dem herzoglich württembergischen Ix-ibarzte Johannes Matthäus Faber in Neuen- stadt in zwei Briefen an den Jesuiten P. Gaspar Schott vom 24. Februar und 5. April 1G65, begleitet mit einem Grundriss der die Linde stützenden Säulen und der einzigen Abbildung der Linde und des anliegenden Stadttheils, welche es giebt, auf- genommen von der Ostseite (vergl. Schott Physica curiosa. HerhipoU 1667 p. 1330j. Es ist diese Beschreibung, die Eve- lyn, ohne die Quelle zu nennen, in seiner „Sylva", von der ich die 4. Ausgabe (1706 p. 224), die 5. (1729 p. 196) und die 3. Ausgabe der Bearbeitung von A. Hunter (1801 IL p. 197) einsah, abschrieb. Auch Stahl (allgem. Ökonom. Forstmagazin. Frankfurt u. Leipzig 1767. V. 269) hat sie allein benutzt und Ray {Ilist. plant. 1686. p. 44) ist wieder allein von Evelyn abhängig, wie auch theilweise De Candolle (Phys. veg. a. 0.), der jedoch aus Versehen den Umfang des Baumes zu 37' 4" statt 27' 4" angiebt, welches letztere Evelyn in den verschie- denen von mir verglichenen Ausgaben hat. Auch sagt De Can- dolle unrichtig, dass Evelyn als Zeit der Messung 1667 angiebt; Evelyn enthält darüber kein Datum. Nach Faber hatte der Stamm einen Umfang von t27 Fuss — 205 — 4 Zoll, die Krone einen Umfang von 403', von Süd nach Nord einen Durchmesser von 146' und von Ost nach West von lUC. Die Aeste ruhten auf 82 Säulen nach dem einen Briefe, dage- gen auf 88 nach dem Grundrisse; „quarum tarnen numerum olim 100 maiorem fuisse perhibent; nrc a veritate dissonare vkletur, cum vestigia supersint, qxiantxim passa fuerit a mili- tum petulanti ferro.''' Die Jahreszahl der ältesten Säule sei 1555. Ein Verzeichniss der Jahreszahlen und Inschriften von 47 Säulen folgt am Schluss. Abweichend von der frühern An- gabe des Jakob Frischlin zeigt Fabers Abbildung statt zwei senkrecht aufsteigender Hauptäste deren drei; vielleicht theilte sich einer der Hauptäste gleich von unten an in zwei. In dem Universallexikon von J. H. Zedier (24. Bd. 1740. S. 326) wird die Dicke der Linde in Jakob Frisehlins Weise auf 13 Ellen angegeben, was, wie schon früher angegeben, nur auf den Umfang bezogen werden könnte; 100 Säulen sollen ihre Aeste stützen. Büsching (Erdbeschrbg. VII. 1790. S. 471) führt an, dass der Baum 1773 einen seiner beiden grossen Aeste durch einen Sturm verloren habe und dass er auf 104 Säulen ruhe. Dav. Heinr. Hoppe (Botan. Taschenbuch, Regensburg 1792, Nr. 174) beschreibt die Linde so: „Der Hauptstamm be- greift 35 Schuhe im Umfang. Zwei Stämme steigen von diesem empor, wovon der eine 120, der andere nur noch G2 Schuh hocli ist, weil ihn im Jahr 1773 ein heftiger Sturm abriss. Vom Hauptstamm gehen 16 starke Aeste aus, von der Dicke gewöhn- licher Eichen; sie ruhen auf 106 Säulen, welche 7 — 8 Schuhe hoch sind." Der Zeit nach folgt dann die selbstständige Untersuchung von Jules Trembley (De Candolle, Phys. veg. II. 988) vom Jahr 1831. Die Aeste ruhen nach ihm auf 106 Säulen. Die Angabe über den Umfang^ welchen Trembley macht, ist schon früher erwähnt. Eine selbstständige Beschreibung der Linde veröffentlichte auch J. C. London (Arbor. et fontic. brit. 2. edif. 1844. I. 372 IV. 2539) nach Messungen und Zeichnungen von Abreseh, einem jungen deutscheu Künstler. Danach hat der Baum 18' (englisch?) - 206 - Durchmesser und 54' Umfang; erst bei 15' Höhe beginnen die Aeste*), erstrecken sich gegen 100' nach allen Richtungen und ruhen auf 108 steinernen und hölzernen Säulen. Die Höhe ist etwa 100'. In der Krone des Baumes ist ein Lustsitz erbaut, zu dem man auf einer Treppe in die Höhe steigt; die Leute von Neuenstadt sitzen dort oft zum Vergnügen und gemessen die Früchte von Stachelbeersträuchern, welche auf den hohlen Aesten und in Löchern des Baumes gezogen werden, die man mit Erde gefüllt hat. Diese Früchte werden an Besucher ver- kauft. Der Baum sei mit einer Balustrade von Holz umgeben, die auf einer mit Stein gedeckten Mauer ruht. Im October 1«49 besuchte Professor H. F. Link die Linde und beschrieb sie, freilich unklar und zum Theil unrichtig, 1850 (Flora S. 113 £F.). „Der untere Theil des Baumes", sagt Link, „hat angeblich einen Umfang von 37 — 38' und stellt gleich- sam einen Gürtel vor, 6—10 Fuss (sie!), aus welchem im Um- fange die langen Zweige und in der Mitte 2 unten verwachsene Stämme — der eine ohne Zweifel ursprünglich ein Ast des an- dern **) — hervorkommen ; beide zusammen (sie !) dem Anschein nach von 2 — 3' im Durchmesser." Von der Nordostecke der viereckigen steinernen Erhöhung um die Linde „bis zum äus- sersten Pfeiler unter dem dort abgehenden Aste" zählte Link „25 kurze Schritte, ungefähr 50 Fuss"; von der „zweiten Ecke"' (welcher der Weltgegend nach, wird nicht gesagt) bis zum letz- ten Pfeiler des dortigen Astes war die Entfernung 28 Schritt (56 Fuss); von der 3. und 4. Ecke ungefähr 20 Schritte (40 Fuss)." Um die grössere Linde seien in ziemlicher Entfernung 9 andere Linden gepflanzt, deren Stämme ungefähr 1 Fuss im Durchmesser hatten. Aus der neuesten, öfter angeführten Beschreibung der Linde von Pfizenmayer entnehme ich noch einige Angaben über die Beschädigungen, die sie im Laufe der Zeit erlitt. 1764 soll ein *) Diess ist nach meiner Untersuchung unrichtig! **) Diess ist unmöglich, da die Aeste unten weit entfernt von ein- ander entspringen. — 207 — Ast abgebrochen seiu, welcher 7 Klafter Holz gegeben hat; die Nachricht darüber enthalten aber Schott und Stahl, denen Pfitzen- mayer sie zuschreibt, nicht. Der schon mehrfach erw<ähnte Ast, welcher 177o und zwar am 17. Juni in einer Höhe von 32' bei einem Gewitter abbrach, soll 6,5 Klafter Holz gegeben haben. In den zwanziger Jahren (dieses Jahrhunderts?) soll durch Un- achtsamkeit eines Fuhrmanns beim Ausfüllen des Stadtgrabens eine Säule und mit dieser 9 andere Säulen umgeworfen worden sein, wodurch der über einen Theil des Grabens sich hinziehende Ast durch sein eigenes Gewicht zusammenbrach; er soll zu 4,5 Klafter aufgespalten sein. Erklärung der Tafeln. Taf. 1. Die grosse Linde zu Neuenstadt am Kocher in Württem- berg von der Südseite, gezeichnet 12. September 1867. Die Umgebung ist fortgelassen. Taf. 2. Stamm der grossen Linde von der Ostseite in einer Ent- fernung von etwa 30 Fuss, den 13. September 1867 aufgenommen. Von a — b der Durchmesser des Stamms des Baumes 12V2FU88 preuss.; c, d, e Mauerstücke ; /, g, h Ausfüllungen der hohlen wagrechten Aeste von Stein und Mörtel; A und B die beiden senkrechten Aeste; i — k steinerne Bank, die den Baum umgiebt; Z/, il/, iV Steinsäulen, auf wel- chen die Aeste ruhen; m und n die beiden jetzt noch vorhandenen Steintische. Pelrographische Studien im iniltlereii und oberen Lias Württembergs, Von Dr. MelcMor Neumayr. Einleitung. . Mit Recht wird beim Studium der versteinerungsfiihrenden Formationen das meiste Gewicht auf die eingeschlossenen Ueber- reste von Organismen und auf die Lagerungsverhältnisse gelegt, während die petrographischen Verhältnisse meist in ziemlich all- gemeinen Umrissen behandelt werden; wenigstens sind diese letzteren bei den meisten Formationen mit Ausnahme der paläo- zoischen noch ziemlich wenig bearbeitet worden. Zwar liegen der praktischen Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechend, Analysen auch jüngerer Flötzgesteine in ziemlicher Menge vor, da nur genaue Kenntniss der einzelnen Bestandtheile über die technische Verwendbarkeit der Gesteine über ihre Bedeutung in landwirthschaftlicher Beziehung Aufschluss geben können. Doch sind diese zum grössten Theile mit ausschliesslicher Rück- sicht auf diese praktische Seite gemacht und die theoretische, wie natürlich, etwas in zweiter Linie behandelt; dennoch lässt sich auch in dieser Hinsicht über die Bildung der Flötzgesteine, über den Zustand der Meere in jenen weit entlegenen Zeiten u. s. w. manches Interessante erwarten. Es schien mir dalicr keine unfruchtbare Mühe, eine Reihe von Schichten, wie sie über einander auftraten, Glied für Glied mit besonderer Rücksicht auf den letzteren Standpunkt einer eingehenden Untersuchung zu unterwi-Tfen. Ich hoffte hiebei manches aucli über den be- schränkten Bezirk der Untersuchung hinaus Gültige zu erfahren, - 209 — etwa so wie in paläontologisch-stratigraphischer Beziehung viele wichtige und allgemein interessante Aufschlüsse der eingehend- sten und minutiösesten Localforschung zu danken sind. Von verschiedenen Formationen, welche in Frage kamen, schien mir keine so geeignet für den erwähnten Zweck, als der Lias, mit seiner grossen ^Fenge wohlcharakterisirter und wenig mächtiger Abtheilungen, wie sie namentlich in Schwaben auftreten. Kein Ort schien wieder so geeignet, als die Umgebung des Bades Bell bei Göppingen, welche wie wenig andere eine typische ge. nannt werden kann; ich wählte daher den mittleren und oberen Lias von ]Joll , um so mehr als mir auch die topographischen Verhältnisse von früher her bekannt waren. Ein Tag reichte vollständig hin, um die nöthigen Handstücke u. s. w. zu sammeln, da in der unmittelbarsten Nähe des genannten Ortes alle Schichten vertreten und aufgeschlossen sind; ein Weiteres über diese durch die Arbeiten von Quenstedt, Oppel und Anderen berühmt gewordene Localität zu sagen ist kaum nöthig. Die Analysen sind zum Theil im Laboratorium von Geheime- rath Bunsen in Heidelberg, zum Theil im Laboratorium von Herrn Riemerschmied in München, zum Theil in dem unter der Leitung von Herrn Bergrath Gümbel befindlichen Labora- torium der Bergwerksadministration in München gemacht. Die Spectraluntersuchungen wurden im physikalischen Kabinet zu Mün- chen angestellt. Noch erlaube ich mir meinen verehrten Lehrern , Herrn Geheimerath v. Liebig und Professor Jelly in München, und Herrn Geheimerath Bunsen in Heidelberg, sowie Herrn Professor Zittel und Herrn H. Riemerschmied, vor allem aber Herrn Bergrath Gümbel für die Förderung meiner Arbeit den wärm- sten Dank auszusprechen. Unter den Umständen, welche den orographischen Bau einer Gegend bedingen, ist der wichtigste die grössere oder geringere "Widerstandsfähigkeit der vorhandenen Gesteine gegen Frost, Wasser und alle jene atmosphärischen und klimatischen Ein- flüsse, welche eine Zerstörung auf chemischem oder mechanischem Württemb. uaturw. Jahreshefte. 18G8. 33 Heft. 14 — 210 — Wege herbeiführen. Die Bedeutsamkeit des Verhaltens der Fels- arten in dieser Richtung für die Structur des Landes wird um so deutlicher hervortreten, je mehr sich die Lagerung der hori- zontalen nähert und je weniger Schichtenstörungeu vorhanden sind, da hier eine möglichst geringe Anzahl anderer Factoren mit jenem ersteren concurriren. Weitaus das häufigste Vorkommen in der Natur ist der Wechsel verschiedenen Materials; auf diesen Fall und auf eine horizontale Lagerung, wie sie allein in der Boller Gegend stattfindet, be- zieht sich das Folgende. Wenn weiche Schichten härteren auf- liegen, so werden jene fortgespült werden, während diese erhalten bleiben, und je grösser der Unterschied in der Verwitterbarkeit ist, auf eine um so grössere Strecke werden letztere entblösst sein. Die ersteren werden theils gelöst, theils von Wasser und Frost zerkleinert und die feineren Theile als Detritus fortgeführt; gröbere Trümmer bleiben an der Basis des Complexes liegen, schützen diese vor Zerstörung und helfen eine natüi'liche Böschung bilden; es steigen daher über der horizontalen Oberfläche der harten Schichten die weichen nur ganz allmählig an. Werden diese nun wieder von schwer zerstörbaren Bänken bedeckt, so werden dieselben einer unmittelbaren Verwitterung in relativ geringem Maasse unterliegen, sondern nach Wegschwemmung ihrer Unterlage herunterbrechen, und in Folge dessen Steilränder von Plateaus und Terrassen oder die schroften Häupter isolirter Kuppen bilden. Bei Anwendung dieser Betrachtungen auf den Jura der Boller Gegend ist es nöthig, dessen Zusammensetzung einen Augenblick zu betrachten. Seine Mächtigkeit beträgt etwa 1500', von welchen 250' auf denLias, 600' auf den braunen Jura (Dogger) , 650' — 700' auf den weissen Jura (Malm), so weit er vertreten ist, d. h. mit Ausnahme seiner obersten Glieder, kommen mögen. Der Lias, der uns hier zunächst beschäftigt, bestellt aus Kalk, Sandkalk, welcher nach Wcgfübnmg des Kalkgehaltes einen losen Sand- stein zurücklässt, bituminösem Mergelschiefer, Mergclkalk, und mehr oder weniger kalkhaltigem Schieferthon. Von diesem gehören die drei ersten zu den entschieden schwer, das letztere zu den — 211 — leicht zerstörbaren Gesteinen, während die verschiedenen Ealk- mergel je nach ihrem grösseren oder geringeren Silicatgehalt sich jenem oder diesem nähern. Diese Gesteine gruppiren sich so, dass die tiefste Stelle, die untere Hälfte des unteren Lias, sehr hartes Material *) einnimmt, während die obere Hälfte dieser Etage aus weichen Schieferthonen besteht. Daher liegen jene auf grosse Strecken entblösst und greifen weit über das übrige Juraland hinaus ; mit dem Auftreten dieser dagegen beginnt eine allmälilige, wellige Steigung , welche sich durch fast den ganzen mit wenigen Ausnahmen nicht viel festeren, mittleren Lias fort- setzt. Erst mit dem Beginn des oberen Lias und den ausnehmend zähen bituminösen Mergelschieferu, welche dessen unteren Theil zusammensetzen, tritt eine Wendung ein, indem diese an manchen Punkten senkrecht, wie z. B. in dem prachtvollen Profil bei Zell, überall aber ziemlich steil über den darunter befindlichen Schichten ansteigen; sie bilden den Eand einer Terrasse, auf welcher zahl- reiche Ortschaften liegen, unter anderem auch das Bad BoU selbst, der Mittelpunkt des Juragebietes, von dem ein Theil hier besprochen werden soll; nur wenige Schritte von dem Haupt- gebäude sind die Schiefer mit ihren unzählbaren verdrückten Ammoniten und Posidonomyen und dem sonderbaren Belemnites incurvatus aufgeschlossen. Der nur 10' mächtige Rest des oberen Lias liegt ohne wesentlichen Einfiuss auf die tektonischen Ver- hältnisse darüber ausgebreitet. Mit den sehr mächtigen schwarzen Schieferthonen, welche die Basis des braunen Jura's bilden, beginnen die Berge der schwäbi- schen Alb, während der Lias, wenn auch allmählig ansteigend, doch nur ein verhältnissmässig flaches Vorland bildet, welches Leopold V. Buch treö"end mit einem bunten Teppich, am Fusse des Gebirges ausgebreitet, vergleicht; doch ist die Steigung im Anfang des braunen Jura's bei der nicht sehr grossen Solidität des Materials noch ziemlich sanft und erst mit den auflagernden harten Kalken, Sandsteinen, Sandkalken u. s. w. treten steile *) Natürlich mit Vernaclilässigang wenig mächtiger und dalier für den Aufbau der Gegend bedeutungsloser Einlagerungen. - 212 — Abhänge ein, welche wieder bis zum Auftreten von Thonen (in der Zone des Ammonites Humphryesianus dauern, welche weit zurücktretend abermals eine ziemlich bedeutende Terrasse frei lassen; und so dauert in derselben Weise der Wechsel fort bis zu den oberen harten und soliden weissen Kalken, welche bei weitem den grössten Theil des oberen Jura ausmachen ; sie bilden die Steilränder des oberschwäbischen wie des fränkischen Plateau's und zahlreiche isolirte Kuppen, und ihre untere Grenze ist schon auf grosse Entfernung an dem plötzlichen Steilwerden der Gehänge, an der geringen Fruchtbarkeit der an ihnen liegenden Wiesen und dem Ueberhandnehmen des Waldwuchses zu er- kennen. Kehren wir nun zu dem Gesteinscomplex zurück, welcher uns hier zunächst beschäftigen soll, dem mittleren und oberen Lias, nachdem wir seine Rolle im Gebirgsbau und seinen Ver- hältnissen zu den hangenden und liegenden Schichten betrachtet haben ; diese Rolle ist eine sehr unbedeutende, indem die Mächtig^- keit nur 120' — 130' beträgt, wovon 80' — 90' auf den mittleren, 40' auf den oberen Lias fallen. Dagegen bietet sich eine ausser- ordentliche Menge wohlcharakterisirter und zum grossen Theil auf grosse Entfernungen coustanter Bänke dar ; peti'Ographisches Interesse dürfte gewähren, dass wir in ihm gewisse Uebergänge zwischen Kalk, Schieferthon und bituminösem Mergelschiefer finden. Die gewöhnliche Eintheilungsweise dieser Art von Gesteinen, welche ganz genügt, wo nur Carbonate und Silicate vorhanden sind (wonach z. B. ein Gestein mit 20 — 80 7» Silicatgehalt als Mergel gilt), muss hier in Anbetracht des über 30% steigenden Gehaltes an organischer Substanz , Schwefelkies u. s. w. in manchen Proben eine kleine Acnderung erleiden; da das Verhältniss zwischen Silicaten und Carbonaten mass- gebend ist, nicht das der Silicate zur Gesammtmenge aller Be- standtheile, so muss ersteres rein dargestellt werden. Um für alle Fälle unter einander leicht vergleichbare Zahlen zu haben, wurde die Summe der in einem Gestein entlialtencn Carbonate und Silicate = 1 gesetzt, und dann der der Menge der Silicate entsprechende Bruch berechnet, den ich der Kürze halber den — 213 - Silicatquotienten nennen will; setzt mau diesen an die Stelle des Procentgehaltes, so ergibt sieh ganz einfach folgende Tabelle: Silicftt(|uotiont. Benennung. 0,0—0,1 Kalk. 0,1—0,2 Mergeliger Kalk. 0,2 — 0,4 Kalkiger Mergel. 0,4—0,6 Mergel. 0,6—0,8 Thoniger Mergel. 0,8—1,0 Thon. Für diejenigen Gesteine, welche ausser Carbonaten und Silicaten nur wenig fremde Bestandtheile enthalten, ist diess natürlich werthlos, und gewährt nur bei Betrachtung von bitumi- nösen Schiefern u. s. w. , und deren Vergleichung mit Mergeln, Kalken und Thonen ziemliche Bequemlichkeit. Das beste Bild des quantitativen Verhältnisses, in welchem die verschiedenen Gesteine am Aufbau der Formation sich be- theiligen, bietet wohl ein genaues Profil, welches Oppel *) gibt, und das ich hier mit geringen, durch den rein petrographischen Zweck der vorliegenden Arbeit bedingten Abänderungen wiedergebe. ' 1) Graue Mergel-Kalkbäuke mit Thonzwischenlagen 10'. 2) Bituminöse Mergelschiefer 8'. 3) Schwach bituminöses Kalkbänkchen 2". 4) Bituminöse Schiefer nach unten mit zahlreichen Fisch- schuppen U. S. W. Vli'. ö) Etwas bituminöser Kalk („Oberer Stinkstein'^) l^/i'. 6) Bituminöse Schiefer 3'. 7) Schwächer bituminöser, etwas schiefriger Mergel (,. Unterer Stinkstein") 1'. 8) Bituminöse Schiefer 6'. 9) Schwefelkiesreiche Mergelschicht 2". 10) Etwas bituminöser Schieferthon mit Pflanzenresten 2'. 11) Stark bituminöser, sehr zäher Schiefer („Tafelfleins") 1'. 12) Wie 10) 2'. *) Oppel, die Juraformation in England, Frankreich und Südwest- Deutschland. — 214 — 113) Gelblich grauer mergeliger Kalk 6'. 14) Graublauer, etwas schiefriger Thon mit vereinzelten ^ Mergelbänken 45'. S/15) Wie 14, jedoch feinkörniger. 10'. 3 16) Graue Mergelkalke mit Schieferthonzwischenlagen 25'. S 17) Etwas schiefrig verwitternder Mergelkalk 2'. 18) Wie 16) 3'. Darunter mächtige dunkle Schieferthone mit Geodenbänken, das oberste Glied des unteren Lias. Die Schicht 1 ist die Zone des Ammonites jurensis, Quen- stedts Lias J, 2 — 12 die Zone der Posidononnja Bronni (Lias f), 13 die Zone des Ammonites spinatus, 14 die obere, 15 die untere Zone des Ammonites margaritatus (13 — 15 = Lias d), 16 reprä- sentirt die Zone des Ammonites Davoei, des Ammonites ibex und des Ammonites Jamesoni, welche zwar paläontologisch sehr wohl scheidbar, hier wegen der petrographischen Gleich- artigkeit zusammengefasst sind ; zu der letztgenannten Zone gehörig sind die Bänke 17, welche das Lager des Ammonites armatus Sow. und 18, welche dasjenige des Spirifer Münsteri Dav. bilden (16—18 = Lias y). *) Bevor ich zur Mittheilung der Analysen übergehe, ist es nöthig, über die Art der Analyse und über die Berechnung zu sprechen, da diese bei der etwas complicirten Natur der Gesteine eine ziemlich verwickelte werden musste. Säramtliche Gesteine wurden zuerst im Kohlensäure-Apparat mit verdünnter Salzsäure behandelt, woraus sich die Kohlensäuremenge direct ergab. Der Inhalt des Apparates wurde darauf auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft, mit sehr verdünnter Salzsäure und etwas Chlorwasser (zur Oxydation des etwa noch vorhandenen Eisen- oxyduls) ausgezogen, der Rückstand bis zur Zerstörung aller or- *) Im Verlaufe werde ich bisweilen die Bank 1 Jurensisniergel, 2 — 12 Posidonomyenscliiefer, 13 Spinatuskalk, 14 und 15 Margaritatus- thone, IG — 18 Numiemalismergel nennen, lauter bekannte und geläufige Namen, die das Schleppende einer jedesmaligen ausführlichen Bezeichnung ersparen. - 215 - ganischen Substanz heftig und anhaltend geglüht und gewogen; im gelösten Theile wurde in der herkömmlichen Weise Kalk, Magnesia und Eisen saramt Thonerdc bestimmt. Eine weitere Portion wurde wiederliolt mit concentrirter Salpetersäure einge- dampft zur Oxydation des vorhandenen Schwefelkieses und die Schwefelsäure mit Baryt gefällt. — Um die Zusammensetzung des enthaltenen Silicates zu untersuchen, wurden einige der Ge- steine mit stark verdünnter Salzsäure ausgezogen, durch Schläm- men von Scinvefelkies möglichst gereinigt und dann bis zur Zer- störung der organischen Substanz geglüht. Dabei ergab sich ein Fehler, dessen Vermeidung nicht wohl möglich war, da in der Hitze sich alles in dem Silicat enthaltene Eisenoxydul in Oxyd umwandelte. Die so erhaltene Substanz wurde theils einer regelmässigen Silicatanalyse unterworfen, theils wurde nur die Kieselsäure und die Sesquioxyde bestimmt. Im ersteren Falle wurde eine Portion mit kohlensaurem Alkali aufgeschlossen und darin Kieselsäure, Eisenoxyd, Thoncrde, Kalk und Magnesia be- stimmt, eine andere Menge wurde mit wässriger Flusssäure ge- löst, mit Schwefelsäure eingedampft und bis zur beginnenden Eothgluth erhitzt, mit wenig Salzsäure und Wasser ausgezogen, die Schwefelsäure mit Baryt, der überschüssige Baryt, Eisenr Thonerde und Kalk mit Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak gefüllt, zur Trockne verdampft und der Salmiak verjagt. Die zurückbleibenden Salze wurden in möglichst wenig Wasser gelöst und die noch anwesende Magnesia durch Zusatz von kohlensaurem Ammoniak in die möglichst concentrirte Lösung, Abfiltriren vom ^Niederschlag, Eindampfen, Verjagen der Ammoniaksalze und drei- bis viermalige Wiederholung dieser Manipulation mög- lichst entfernt. Darauf wurden die Chloride von Kalium und !Natrium sammt den kleinen Resten von Magnesium gewogen, das Kalium mit Platinchlorid gefällt, in der abfiltrirten Lösung das überschüssig zugesetzte Platin mit Wasserstoff reducirt und die Magnesia mit Phosphorsäurc und Ammoniak ausgeschieden, das Natron aus der Differenz der Summe der Chloride weniger der gefundenen Kali- und Magnesiamengen, berechnet. Ausserdem wurden noch sämmtlichc Gesteine qualitativ auf — 216 — Alkalien untersucht, zu welchem Zwecke der Silicatgehalt in dem eigenen Kalke der Gesteine aufgeschlossen wurde; wo der letztere nicht ausreichte, wurde künstlicher kohlensaurer Kalk beigesetzt. Die geschmolzene Masse wurde mit kochendem Was- ser ausgelaugt, die Lösung mit Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak versetzt, filtrirt, eingedampft, die Ammoniaksalze ver- jagt und der Rückstand im Spectralapparat weiter untersucht; es zeigten hiebei alle Gesteine ausser Kali und Natron noch einen quantitativ nicht nachweisbaren Lithiongehalt. Bei einigen Proben wurde der bei der Analyse gefällte Kalk in Salpetersäure aufgelöst und zur Trockne eingedampft; die trockne Masse wurde mit concentrirtem Alcohol ausgezogen und der Rückstand im Spectralapparat untersucht; derselbe zeigte sehr deutlich die Strontiumlinien. Ferner wurden alle Gesteine auf Phosphorsäure mit mo- lybdänsaurem Ammoniak geprüft: in mehreren konnte dieselbe quantitativ nachgewiesen werden; in den übrigen schien sie ebenfalls anwesend, doch kann die Spurennachweisung durch das Eintreten einer gelben Färbung in diesem Falle nicht als sicher gelten, da die salpetersaure Lösung der Gesteine durch deren Eisengehalt schon diese Farbe hat, und daher bei dem Urtheil, ob sich dieselbe nach vierundzwanzigstündigem Stehen verstärkt habe, ein Irrthum leicht möglich ist. Die Berechnung, zu welchen Verbindungen gruppirt die so gefundenen Bestandtheile sich befinden, bietet ziemliche Schwie- rigkeiten, und es gelang nicht, genau der Wirklichkeit entspre- chend dieselbe durchzufüliren. Die Menge der Kohlensäure be- trägt in allen schwefelkiesarmen Kalken mehr, als zur Sättigung des Kalkes und der Magnesia nöthig ist; dieser Ueberschuss muss an Eisenoxydul gebunden sein. Anders gestaltet sich das Verhältniss in den schwefelkiesreichen Gesteinen, wo ein solcher Ueberschuss nicht stattzufinden pflegt, ja sogar häufig die Koh- lensäure nicht einmal für den Kalk genügt; ein Grund, warum kohlensaures Eisenoxydul hier nicht vorhanden sein soll, ist nicht abzusehen, sondern im Gegentheil hier um so mehr zu erwarten, wie später ausgeführt werden soll. Der Grund muss — 217 — darin liegen, dass ein Thcil des Schwefelkieses sich zersetzt und die dabei gebildete Schwefelsäure Gyps gebildet hat; eine Bestimmung dieser Schwefelsäuremengen durch Ausziehen mit Wasser gelang nicht. In diesen Fällen war eine genaue Be- rechnung des kohlensauren Kalkes und Eisenoxyduls, sowie des schwefelsauren Kalkes nicht möglich, sondern die dafür ange- gebenen Zahlen werden etwas zu wenig schwefelsauren und zu viel eine äquivalente Menge kohlensauren Kalk aufweisen ; durch den letzteren Fehler wird die Menge des kohlensauren Eisen- oxyduls entsprechend vermindert, die des freien Eisenoxyds ver- mehrt. Ich folgte dem Grundsatz, der mir relativ der beste schien, von der Kohlensäure zunächst die den kleinen Magnesia- mengen äquivalente Quantität abzuziehen. Der Rest wurde an den Kalk gerechnet; reichte derselbe zur Bildung von kohlen- saurem Kalk für die gesammte Kalkmenge hin und gab noch einen kleinen Ueberschuss, so wurde dieser an Eisenoxydul ge- bunden; war diess nicht der Fall, sondern blieb noch Kalk übrig, so wurde dieser als schwefelsaurer Kalk in Rechnung ge- bracht. Man sieht, dass bei diesem Verfahren schwefelsaurer Kalk und kohlensaures Eisenoxydul sich scheinbar ausschliessen und die sämmtlichen Gesteine danach in zwei Gruppen zerfallen. Wie gesagt, ist dieses Verhältniss kein wirkliches und der Um- stand, dass diejenigen, welche keinen schwefelsauren Kalk in der Rechnung ergeben, zugleich die schwefelkiesarmen Gesteine sind, lässt den Grund hiefür leicht erkennen; wo viel Schwefel- kies ist, wird natürlich mehr von dem letztern zersetzt werden und es wird sich viel schwefelsaurer Kalk bilden, welcher das kohlensaure Eisenoxydul verdeckt, während, wo wenig Schwefel- kies vorhanden ist, das umgekehrte Verhältniss stattfindet. Es ist also anzunehmen, dass alle Gesteine beide Salze enthalten, dass von beiden jede Analyse zu wenig und dafür von kohlen- saurem Kalk zu viel angiebt. Die gefundene Phosphorsäure wurde als phosphorsaures Eisenoxyd in Rechnung gebracht. — Das Eisenoxyd, welches aus dem sjalzsauren Auszuge der Gesteine gefällt wurde, kann von mehreren verschiedenen Quel- — 218 — len herrühren, nämlich von kohlensaurem Eisenoxydul, von phosphorsaurera Eisenoxyd , von reinem in der Gesteinsmasse enthaltenen Eisenoxyd, das von der Zersetzung von Schwefelkies oder kohlensaurem Eisenoxydul herrührt, und endlich von etwa durch die Säure aufgeschlossenen Silicattheileu. Y/elcher die- ser Quellen das Eisenoxyd entstammt, kann quantitativ nur beim phosphorsauren Eisenoxyd bestimmt werden; von den drei anderen kann nur mit ziemlicher Bestimmtheit angenommen werden, dass sie sämmtlich in allen Fällen mitwirken, das Wei- tere kann jedoch nicht entschieden werden. Der Schwefel wurde, sofern er nicht in der oben erwähnten Weise als schwefelsaurer Kalk in Rechnung kam, als Schwefel- kies aufgeführt und dafür eine entsprechende Menge Eisenoxyd von der Rubrik Thon abgezogen. Wie schon erwähnt, wird aus den sämmtlichen Gesteinen durch verdünnte Säuren ein in denselben unlöslicher Silicat- Bestandtheil ausgeschieden und es scheint zweckmässig, die Zu- sammensetzung dieses Bestandtheiles vorauszuschicken. Nr. I ist die Analyse dieses 17,48 7" des Gesteines ausmachenden Si- licates aus dem Mergelkalk, welcher die Lage 16 des obigen Profiles ausmacht, und zwar von der Basis des Complexes, nach der Analyse von Dr. Byk, Nr. II dasselbe auf 100 "/o berech- net; Nr. III die Silicate (73,90 "/o des Gesteines) aus der Bank 14 nach Dr. Walz, Nr. IV dasselbe auf 100 "jo berechnet, Nr. V die Silicate aus Bank 11 (34,25 des Gesteines) undNr. VII aus der Bank 10 (61,31 des Gesteines), Nr. VI und Nr. VIII bseiueu ctui i\j u /u ut;xt;i;uuei. I II III IV Kieselsäure . . . 65,26 64,01 60,90 60,12 Thonerde . . 20,60 20,20 25,54 25,19 Eisenoxyd . . . 8,56 8,40 7,39 7,29 Kalk . . . . . 1,36 1,33 2,48 2,45 Magnesia . . 1,81 1,78 1,70 1,68 Kali . . . . . 2,97 2,91 2,83 2,79 Natron . . . . 1,40 1,37 0,49 0,48 101,96 100,00 101,;)3 100,00 — 219 — V VI VII VIII 65,36 64,86 63,69 63,13 22,55 22,38 14,11 13,99 7,71 7,05 14,52 14,38 0,80 0,80 1,75 1,74 1,29 1,28 2,02 2,00 2,59 2,57 3,73 3,70 0,46 0,46 1,07 1,06 Kieselsäure Thonerde Eisenoxytl Kalk . . Magnesia Kali . . Natron . 100,70 100,00 100,89 100,00 Schon 182G bat Graelin*) diese Silicate untersucht und zwar aus einem magern Kalk mit 10,91 "/o Thongehalt von Vai- hingen auf den Fildern (vermuthlich Arietenkalk) , in dem nur Kieselsäure, Thonerde und Eisenoxyd bestimmt wurde (Nr. IX) und aus einem Boller Posidonomyonscbiefer; bei dem letzteren wurde alles Eisenoxyd als Schwefelkies berechnet, was entschie- den unrichtig ist, ein Fehler, der jedoch bei der damals noch sehr geringen Kenntniss dieser Gesteine sehr begreiflich ist. Ausser den Silicaten ist noch die organische Substanz mit in die Analyse gezogen (X); es wurde daher diese abgezogen, der Schwefelkies in Eisenoxyd umgerechnet (XI), IX 64,83 25,60 5,98 Kieselsäure . Thonerde Eisenoxyd . Schwefelkies Kalk . . . Magnesia Kali . . . Natron . . "Wasser, org. Substanz — X 51,61 14,67 7,28 0,39 0,34 I 1,43 24,28 XI 70,88 20,15 6,00 0,54 0,48 1,96 90,41 100,00 100,00 Ausser den Analysen, in welchen sämmtliche Bestandtheile bestimmt wurden, vermittelte ich noch in 2 Proben die bei der Aufschliessung mit kohlensaurem Alkali zugänglichen Stoffe und *) Naturwissenschaftliche Abhandlungen einer Gesellschaft in "Würt- temberg. Tübingen 1826. I. (und einziger) Band. — 220 — zwar bei Thon aus dem Gestein der Bank 13 des Profils (XII) wnd der Bank 2 (XIII). Sie ergaben XII XIII Kieselsäure . . 60,86 63,00 Thonerde . . 27,59 21,86 Eisenoxyd . . 4,91 8,69 Kalk . . . . 0,55 2,95 Magnesia . 1,70 1,56 95,61 98,06 In vier weiteren Proben, welche zum Theil aus anderen Handstücken als die vorhergehenden, alle aber aus denselben Schichten stammten, aus welchen die eben analysirten Silicate, wurde nur die Kieselsäure bestimmt, und zwar aus den Bänken 2 (XV), 13 (XVII), 14 (XVI) und 16 (XIV) des Profiles. XIV XV XVI XVII Kieselsäure . 68,61 65,28 60,41 57,00 Bei der übereinstimmenden Zusammensetzung der paläozoi- schen und noch älteren Thonschiefer und der schwebenden Theile der Flüsse liegt es nahe, dass auch die ihrem Alter nach in der Mitte liegenden Liasabsätze sich diesen anschliessen würden. In der That ist diess so und die nachfolgenden Analysen ver- schiedener derartiger Gesteine beweisen diess vollständig. Da zur reinen Herstellung des Thones aus den Liasgesteinen mit Salzsäure ausgezogen und dann zur Zerstörung der organischen Substanz geglüht werden musste, wodurch auch alles Wasser verjagt und das Eisenoxydul in Oxyd übergeführt wurde, so •wurde zur Erreichung formeller Uebereinstimmung in allen ci- tirten Analysen Wasser, organische Substanz, Carbonate u. s. w. subtrahirt, Eisenoxydul in Oxyd umgerechnet und dann auf 10070 gebracht. Besonderes Interesse gewährt, dass unter jenen alten Schie- fern, welche sich in ihrer Zusammensetzung den Liasthonen am meisten nähern, sich jene von Carius analysirte Reihe von Gesteinen von Lengenfeld in Sachsen befindet, welche bei sich ' ausserordentlich gleichbleibender chemischer Zusammense- tzung als Thonschiefer, Fleckschiefer, Fruchtschiefer und Cornu- - 221 - bianit erscheinen. Da die Zusammensetzung der sechs unter- suchten sehr wenig schwankt, so genügt die Anführung eines einzelnen, z. B. röthlich-grauos Gestein mit grauen glimmerrei- chen Concretionen zwischen Eichsgrün und Schreiersgrün (XVIII ) *). Eine ähnliche Reihe von Gesteinen der Lunzenauer Schieferhalb- insel von Fikenscher untersucht zeigt durchschnittlich etwas höheren Kieselsäuregehalt, der jedoch in mancher Probe der Liasgesteine (Analyse XI und XIV) noch übertroffen wird; einen Unterschied bildet nur der Titansäuregehalt von etwa 1'/^ "/o. Als Beispiel dieser Reihe mag dienen der Cordieritgneiss von Lunzenau. **) (XIX) Ferner Tauuusschiefer von Feldberg im Taunus nach Trapp (XX) ***). Silurischer grünlichblauer Dachschiefer von Angers nach Sterry Hunt (XXI) f). Flasriger schmutziggrüner Schiefer im Liegenden der Kohlenformation von Baden-Baden nach König (XXII) ff). Devonischer Thonschiefer von Lüden- scheit nach v. d. Marik (XXIII) fff). Schieferthon aus dem Liegenden eines englischen Kohlenflötzes [nach Frankland (XXIV) *). — Asche einer Russkohle von Zwickau nach K r e m e r s (XXV) **) — Die schwebenden Theile des Rheines bei Bonn nach Bischoff (XXVI) ***). — Die schwebenden Theile der Weichsel bei Culm nach demselben (XXVU) f) — Ein schwarzer sehr junger bei einem Bohrversuch bei Amsterdam in 31' Tiefe erbohrter Thon nach P. Garting (XXVIII) ff). *) Annalen der Chemie und Pbarmacie XCIV. 1855. 45. **; Fikenscher, Untersuchung der metamorphischen Gesteine der Lunzenauer Schieferbalbinsel; gekrönte Preisschr. der Jablonowsky 'sehen Gesellschaft. Leipzig 1867. ***) Mineralog. Jabresberielit von Kenngott für 1862—1865 S. 418. f) Roth, Gesteinsanalysen S. 58. Nro. 22. ff) Ebenda S. 64. Nro. 15. fff) Ebenda S. 59. Nro. 4. *) Memoirs of tbegeological survey ofGreatBritain. Vol. 1. p. 479^ **) Poggcnd. Annalen LXXXVL S. 77. ***) Bi3cboff, Geologie. L Aufl. Band 2 Abth. 2 S. 1577. f) Ebenda S. 1591. ff) Ebenda S. 1627. — 222 - XVIII XIX XX XXI XXII Kieselsäure . . 61,92 65,00 60,11 58,79 65,18 Thonerde . . .138, 24,57 4 21,71 20,73 20,88 Eisenoxyd . . . 6,46 6,99 10,11 12,58 10,57 Manganoxydul 0,29 0,58 _ _ _ Kalk 0,42 0,68 0,56 1,27 0,10 Magnesia ... 1,82 3,01 2,62 3,50 0,82 Kali 3,73 3,22 3,75 1,79 2,24 l^atron 0,79 0,46 1,14 1,34 0,21 100,00 Oi02 1,72=100,00 10u,00 100,00 100,00 XXII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII Kieselsäure 64,53 62,44 60,38 66,20 64,92 64,51 Thonerde . 20,48 31,22 31,70 12,85 15,66j 31,51 Eisenoxyd . 7,76 2,26 6,38 16,56 15,33) Kalk .... 1,31 0,75 1,08 3,14 1,15 — Magnesia . . 2,11 0,85 0,35 0,28 0,35 1,63 Kali .... 2,16 2,48 0,11 1,02 1,69 0,90 Natron . . . 1,65 — — 0,45 0,90 1,72 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 100,00 Der Wassergehalt in allen diesen Gesteinen ist ziemlich gering, meist 2 — 3 "/o 5 bisweilen etwas höher. Eine Wasser- bestimmuug war in den schwäbischen Liasgesteinen wegen der gleichzeitigen Anwesenheit von Bitumen nicht möglich, doch lässt sich indirect auf einen sehr geringen Gehalt schliessen, da bei meheren Gesteinen die festen Bestandtheile fast 100 "/o ausmachen. Der Kieselsäuregehalt aller Thonschiefer, Schieferthone u. s. w. schwankt meist zwischen 50 und 70 "/o ; unter 134 Analysen, welche ich verglich, sanken nur 5 um mehr als 1 "/o unter das Minimum, 7 überstiegen das Maximum um ebensoviel. Die Durchschnittszahl dieser 134 Analysen war 61 "/«• Ferner ist hervorzuheben der in den meisten Thonschieferu und Thonen bedeutende Eisengehalt. Ueber den Ursprung dieser Gesteine besteht kein Zweifel; das Material aus der einen Quelle, welche dem Meere schwebende Substanzen zuführt, die durch die Brandung und Wellenschlag — 225 — abgeriebenen und fortgeschwemmten Theilchen entziehen sich der Untersuchung; dagegen ist der Detritus der Flüsse mehr- fach analysirt. Er zeigt als Mittel aus 24 mir bekannt gewor- denen Analysen 66,4 ", o Kieselsäure , also um 5,4 > mehr als der Durchschnitt der Thonschiefer und Thone; ein Verhältniss, das sich durch die schwere Zerstörbarkeit des Quarzes leicht erklärt , der in kieselsäurereichem Detritus stets vorhanden ist. Die Quarztheilchen werden durch gegenseitige Reibung und Ab- stossung weniger an Gewicht und Grösse verlieren, als die übrigen weicheren Theilchen und in Folge dessen wenigstens ein Theil desselben nicht so weit ins Meer hinausgetrieben als der liest, sondern näher der Küste Sandsteine bilden. Die Gesteine, deren Verwitterung Thon liefern, sind vor allem Thonschiefer und Thon selbst und die verschiedenen Kalke, ■welche wohl der grossen Mehrheit nach thonhaltig sind; bei der Zersetzung wird eine gewisse Menge Alkali, Kalk u. s. w. ver- loren gehen, dafür werden aber die Verwitterungsprodukte der sehr kieselsäurereichen Gesteine Ersatz leisten; dass diese Thon liefern, beweisen die Analysen in Zersetzung begriffener Gneisse und Granite. Ein sehr belehrendes Beispiel geben die Verwitterungsstadien eines Granites von Hautzenburg, welche Andre*) analysirte: Frischer Granit von mittlerem Korn, grau mit weissem Feldspath, und zweierlei Glimmer (XXIX). Derselbe noch fest, aber braun gefärbt (XXX). Derselbe, von der näm- lichen Farbe, aber schon locker (XXXI). Derselbe zu Sand verwittert (XXXU). Kieselsäure XXIX . 73,13 XXX 73,71 - XXXI 73,78 XXXII 74,57 Thonerde . 10,50 10,78 11,61 12,02 Eisenoxyd. Magnesia . 3,16 . 1,12 3,18 0,82 3,76 0,99 3,20 0,80 Kali . . . 9,04 8,51 7,07 4,92 Natron . . 1,80 0,92 0,33 0,46 "Wasser . 0,45 0,92 1,76 3,20 99,20 99,84 99,30 99,17 *) Studien über die ^'erwit^erung des Granits von J. Andre, Mün- chen 1866. 224 Kalkspuren sind in allen vier Proben. Setzt man zur Er- leichterung der üebersicht die Thonerde als constant und = 10, so ergibt sich *) : XXIX a XXX a XXXI a XXXII a Kieselsäure . 69,64 68,37 63,54 62,03 Thonerde . . 10,00 10,00 10,00 10,00 Eiseuoxyd . . 3,00 2,94 3,24 2,66 Magnesia . . 1,06 0,76 0,85 0,66 Kali . . . . 8,60 7,89 6,08 4,09 Natron . . . 1,71 0,85 ^ 0,28 0,38 Wasser . 0,42 0,85 1,51 2,66 94,43 91,66 85,50 82,40 Schreitet die Verwitterung noch weiter, so wird das Material so fein, dass es als Detritus fortgeführt werden kann unter gleich- zeitiger Ausziehung von Kieselsäure, Magnesia und Alkalien und Aufnahme von Wasser; beim Fortschreiten dieser Vorgänge wird die Zusammensetzung nach Analogie der in den angeführten vier Analysen ausgedrückten etwa die folgende sein (XXXIII a,) oder auf 100 berechnet (XXXIII): XXIII a XXIII XXXIIIb Kieselsäure . 61,00 75,59 69,49 Thonerde . 10,00 12,39 15,49 Eisenoxyd . 3,00 3,72 4,65 Magnesia . 0,50 0,62 0,78 Kali . . . 2,50 3,10 3,87 Natron . . 0,20 0,24 0,30 Wasser . . 3,50 4,34 5,42 80,70 100,00 100,000 Denkt man sich von diesem Zersetzungsproduct während der Fortführung bis zum Absatz 20 "/o Kieselsäure als Quarz ab- geschlämmt, so erhält man einen kieselsäurereichen, eisenarmen Thon (XXXIIIb), welcher ein Gemenge der feinstzerriebenen Theilchen von Quarz, frischem ganz- und halbzcrsetzten Feld- spath und Glimmer besteht. Die eisenreicheren und kieselsäure- *) A. a. 0. — 225 — ärmeren Thone werden durch Beimengung der Zersetzungsproducte basischer Gesteine entstehen. Von den Mergelkalken, welche die Basis des mittleren Lias bilden, wurden vier Probon analysirt , eine aus der untersten Bank, Nro. 18 des obigen Profils, welche das Hauptlager des Spiriftr Mi'Distrri Dar. (XXXIV), eine weitere aus der Bank 17 mit Amnioniies arnnitus Sotr. (XXXV), und zwei aus Nro. 16, nämlich eine Probe aus dem untersten Theil mit Ammonites Jamcso7}i Sov. (XXXVI) und eine weitere aus dem obersten mit Ammonitrs Davoci Soiv. (XXXVII). XXXIV Kohlensaurer Kalk . . 74,49 Kohlensaure Magnesia . 0,77 Kohlensaures Eisenoxydul 1,09 Eisenoxyd 2,76 Schwefelkies .... 0,60 Thon 17,38 97,09 97,79 99;28 99,63 Wasser, Organisches, Verlust 2,81 2,21 0,72 0,37 Silicatquotient .... 0,19 0,18 0,19 0,10 Die oben angeführte Analysen I und II von Dr. Byk beziehen sich auf den Thongehalt des Gesteines der Analyse XXXVI, setzt man die dort erhaltenen Werthe hier ein , so ergibt sich folgende Gesammtzusammensetzung : Si02 AI2O3 Fe203 FeO CaO MgO K2O Na2 0 FeS. CO2 11,19 3,53 5,42 0,94 42,37 0,39 "0,51 0,24 0,90 33,78 Schramm,*) welcher eine Reihe württembergischer Kalke, Mergel u. s. w. auf Alkali und Phosphorsäure prüfte, fand in diesen Mergeln 0,2151 "/o kohlensaures Alkali, eine Angabe, die wohl insoferne zu berichtigen sein dürfte, als die Alkalien als Silicate, nicht als Carbonatc vorhanden sind; auch scheint die XXXV XXXVI XXXVII 78,61 75,25 82,55 0,81 0,17 0,67 3,55 1,52 0,54 1,30 3,96 6,14 0,73 0,90 0,51 12,79 17,48 9,22 •■'') Untersuchung der Kalksteine Württembergs auf Pbosphorsäure und Alkalien. Württ. naturwissenschafÜ. Jahreshefte. V. S, 58. Württemb. natur-n-. Jahresbcfte. 186S. 3s Heft. 15 - 226 — Menge der Alkalien, in Folge der nicht zureichenden Methode zu gering zu sein. — Aus dem fränkischen Lias besitzen wir mehrere Gesteins- analysen, welche zur Vergleichung dieser so benachbarten Ge- bilde erwünschte Anhaltspunkte bieten, vom Freiherrn v. B i b r a *) und von R e i n s c h **). Bezüglich der ersteren ist nur zu be- merken, dass in denselben der in Säuren unlösliche Theil als Kieselsäure angeführt ist, was hier bei der Citirung in Thon abgeändert ist; auf die directe Bestimmung von Eisenoxyd und Oxydul dürfte bei der Anwesenheit von organischer Substanz nicht sehr grosser Werth zu legen sein. — Die Analysen von Rein seh würden ein nicht ganz richtiges Bild von der Zu- sammensetzung der Gesteine geben; in den meisten Fällen be- trachtet er nämlich den in Salzsäure unlöslichen Rückstand als eine Verbindung ausschliesslich von Kieselsäure und Thonerde, welche er durch Digeriren mit concentrirter Schwefelsäure trennen zu können glaubt. Abgesehen, dass hiebei die bis zu 9 °jo des Thones betragenden Monoxyde ganz verschwinden, ein grosser Theil von Thonerde und Eisenoxyd ungelöst zurückbleibt und als Kieselsäure berechnet wird, rührt ein grosser Theil der in Schwefelsäure löslichen Sesquioxyde, welche dann durch Schwefel- ammonium gefällt wurden, nicht von Silicaten, sondern von dem durch vorhergehendes Glühen löslich gemachten Schwefelkies her. In einzelnen Fällen wurde auch alles Unlösliche als Kiesel- säure, oder als Thonerde behandelt. Glücklicher Weise ist jedoch jeder Analyse das Gewicht jedes Niederschlages und die Art, wie er erhalten wurde, vorausgeschickt, so dass eine Correction möglich ist. Die Analysen werden hier in ihrer corrigirten, nicht in ihrer ursprünglichen Form citirt werden. Auffallend ist auch der manchmal so hohe Gehalt an kohlensaurer Magnesia, den Reinsch in den Gesteinen angibt (bis zu 12°/o), eine *) „Ueber die chemischen Bestandtheilo einiger Kalicgesteine, vom Freiherrn v. Bibra," Journal für prakt. Chemie. Bd. XC. S. 416. **) Chemische Untersuchung der Glieder der Lias- und Juraforma- tion in Franken von Paul Reinsch. Neues Jahrbuch. 1859. S. 385. — 221 — Menge, welche sich in keinem der von v. B i b r a, *) G m e 11 n, **) F a i s t ***) und mir analysirten Liasgesteinc mehr vorfindet. Von fränkischen Gesteinen im Alter der eben besprochenen sind mehrere analysirt. Reinsch theilt tlie Zusammensetzung eines etwas kalkigen Schieferthones mit, specifisches Gewicht 2,312, welches die Hauptmasse des ganzen mittleren Lias ausmacht (aus welchem Theil dieses Complexes, ist nicht zu ersehen), von der Höhe von Marioffstein bei Erlangen (XXXVHI), einer rothen, plattnierenfürmigen Concretion vom specifischeu Gewichte 2,374 aus diesen Schiefertlionen von Ebersbach (XXXIXj, und eines mergeligen Kalkes, grau, nicht sehr hart , mit vielen Belemniten und vom specifischen Gewicht 2,538 von Marioffstein (XL). v. Bibra gibt die Analysen zweier .,Gryphitenkalke" von Banz (XLI und XLII). Diese Kalke mit Gryphaea gigantea Schloth, vertreten in einem Theile Frankens den unteren Theil des mitt- leren Lias, die Xumismalismergel Württembergs.!) XXXVIII XXXIX XL XLI XLII Kohlensaurer Kalk. . 5,120 3,154 77,508 78,05 81,45 Kohlensaure Magnesia 2,127 0,832 4,262 1,11 2,50 Thonerde 3,004 0,923 2,754 3,42 2,80 Eisenoxydul .... — — — 0,72 0,22 Eisenoxyd .... 8,5G3 55,453 1,377 3,12 2,54 Thon 74,225 24,088 11,475 7,35 6,82 Wasser 6,959 14,949 2,G22 1,30 1,25 Organische Substanz — — — 4,23 2,02 99,998 9'.),999 99,998 99,30 99,60 Silicatquotient ... 0,91 — 0,12 0,08 0,08 Die Geode XXXIX zeigt eine sehr merkwürdige Zusammen- setzung, und es ist zu vermuthen, dass in den 55,453 "/o Eisen- oxyd sich auch eine ziemliche Menge Phosphorsäure befindet, *) V. Bibra a. a. 0. **) Gmelin a. a. O. ***) Untersuchung verschiedener württembergischer Kalksteine von Fehling u. Kurr. "NVürtt. naturwissenscbaftl. Jahreshefte. VlI. S. 95. t) Der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz von W. Waa- gen. München 1864, — 228 — da in mehreren Geoden des mittleren Lias Frankens zum Theil sehr nahmhafte Mengen dieses wichtigen Bestandtheiles durch Bergrath Gümbel*) nachgewiesen sind. Die obere Abtheilung des mittleren Lias ist in Württemberg der Hauptmasse nach von blaugrauen etwas kalkigen Schiefer- thonen mit einzelnen Mergelbänken gebildet, welche die beiden Zonen des Ammonites margaritatus darstellen; die Schieferthone enthalten viel Schwefelkies, der theils fein zertheilt, theils als Versteinerungsmaterial der Petrefacten mit Ausnahme der fast immer verkalkten Belemniten, theils in einzelnen Knollen auftritt, welch letztere durch die sich zersetzenden Reste eines schalen- losen Thieres veranlasst sein mögen, eine Ansicht, für welche der Umstand spricht, dass bei verkiesten Ammoniten häufig die Stelle der "Wohnkammer, also den Platz, welchen das Thier bewohnte, ein unförmlicher Schwefelkiesknollen einnimmt, während im übrigen meist nur die Schale nicht auch das Innere der Luft- kammern verkiest ist. Hienach würde die Bildung des Kieses schon in eine sehr frühe Zeit, gleichzeitig mit der Zersetzung der Thierleichen fallen. Eine Probe aus der Oberregion dieser Schieferthone, in der das Material grobkörniger ist als im unteren Theil, wurde der Analyse unterworfen (XLIII); über diesen zwischen 50' und 60' mächtigen Gebilden folgt (Nro. 13 des Profiles) ein gelblich grauer Kalk, 6' mächtig, das Lager des xVmmonites spinatus Brug. und die oberste Schichte des mittleren Lias (XLIY). Ton Faist**) wurden drei Mergel aus württ. Margaritatusschichten untersucht, aus derWaiblingerThonwaarenfabrik(XLV), von Jesin- gen bei Kirchheim (XLVI) und von Balingen (XLVII). Von diesen drei Gesteinen liegen auch Analysen in gebranntem Zustande vor, was für jene Abhandlung, welche hauptsächlich dazu be- stimmt ist, die grössere oder geringere Tauglichkeit zur Cäment- *) Gümbel, über ein neuentdecktes Yorkoniraen von phosphorsau- rem Kalk im fränkischen Jura. Sitzungsberichte der matli -phys. Classe der Münchner Akademie vom 10. December 1864. **) Feliling und Kurr a. a. 0. — 229 — bereitung festzustellen, von grosser Wichtigkeit ist, hier jedoch wird es genügen auf das Original zu verweisen. XLIII XLIV XLV XLVI XLVII Kohlensaurer Kalk . . . 9,27 84,92 64,44 72,49 82,26 Kohlensaure Magnesia . . 0,51 0,60 1,23 1,34 1,52 Kohlensaures Eiseuoxydul — 0,75 — — — Kohlensaures Kali ... — — 0,35 — — Schwefelsaurer Kalk . . y,35 — — — — Thonerde und Eisenoxyd 4,23 2,46 4,73 6,13 2,61 Schwefelkies 3,79 0,43 _ _ _ Thon 73,90 9,00 22,07 15,02 12.28 Sand — — 2,13 — — 92,05 98,16 94,95 94,98 98,67 Wasser, Organisches U.Verlust 7,95 1,84 — — — Silicatquotient .... 0,88 0,09 0,25 0,17 0,13 Der unlösliche Theil des Margaritatus-Schieferthones (XLIII) wurde von Dr. Walz untersucht (s. oben Analyse III und IV); setzt man die oben mitgetheilten Werthe hier ein, so erhält man SiOä ALOs Fe^Oa CaO MgO KO NaO reS2 SO3 CO2 HO *) 44,43 28^23^' 7,14 1,53 2,06 0,25 3,79 0,21 4,39 7,95 Summe 100,00. Eine merkwürdige Erscheinung bildet das Auftreten sehr phosphorsäurereicher Concretionen in diesen wie vielen anderen Theilen des Lias; in den Margaritatusschichten wurden jedoch die reichhaltigsten der bis jetzt analysirten gefunden, *) was um so auffallender ist, als in dem Gesteine die Phosphorsäure nur in c^uantitativ nicht mehr bestimmbaren Spuren auftritt, während in den jetzt folgenden Schichten das ganze Gestein damit durch- drungen ist, dagegen die Geoden in diesem Mveau sich durch- gehends als sehr arm erwiesen haben. Weiter unten soll dieser Punkt näher erörtert werden. Der obere Lias beginnt mit einem Complexe mehr oder weniger bitumninöser Gesteine, meistens schwarzer Schiefer, und *) Gümbel a. a. 0. Die phosphorsäurereichsten Proben sind aus den Boller Margaritatus-Thonen. — 230 — stellt den petrographisch weitaus interessantesten Theil dar: in Folge dessen erregte derselbe von jeher die Aufmerksamkeit der üntersucher und es liegt eine ziemliche Menge von Analysen aus verschiedenen Theilen Württembergs und Frankens vor. — Ueber die Art und Weise, in welcher die verschiedenen Gesteine sich gruppiren, gibt das Profil den besten Aufschluss, dessen Bänke 2 — 12, die Zone der Poüdonomya Bronni hier in Be- tracht kommen. Einer quantitativen Untersuchung unterwarf ich das Gestein der Bank 11 des Profiles, den „Tafelfleins,'' einen äusserst zähen, schwer verwitterbaren, tiefschwarzen Mergel- schiefer, das an organischer Substanz reichste Liasgestein, das ich antraf (XL VIII). Diese Bank wird an der schwäbischen Alb allenthalben aufgesucht und gebrochen, da sie sich zur An- fertigung von Tischplatten u. s. w. sehr gut eignet. Ferner der darüber liegende Schieferthon mit Pflanzenresten, Nro. 12 des Profiles (XLIX), und der bituminöse Mergelschiefer Nro. 9 (L). Darüber folgen zwei durch eben solche Schiefer getrennte etwas hellere Bänke, die beiden „Stinksteine," welche jedoch ausser der helleren Färbung in Folge geringen Gehaltes an organischer Substanz, und dem nahen Beisaramenliegen wenig Gemeinsames zeigen. Der untere (LI) ist ein etwas bituminöser und ge- schieferter Mergel, während der obere ein ziemlich reiner Kalk ist (LH). Darüber folgt wieder bituminöser Schiefer, Nro 4 des Profiles, welcher in seiner unteren Partie sehr zahlreiche Frag- mente von Fischschuppen, Zähne, Koprolithen u. s. w. enthält Quenstedts „Kloake") (LIII). Das nun folgende Kalkbänkchen Nro 3 des Profiles ist stellenweise ganz erfüllt mit Avicxda suhstriata Mnstr. („Monotiskalk"), an anderen Orten, so auch bei Boll versteinerungsleer; seine Mächtigkeit beträgt kaum 2" (LIV). Zuoberst stellen sich wieder bituminöse Mergelschiefer ein (LV), wenigstens an den hier betrachteten Punkten, während anderwärts die obersten Lagen der Posidonomyenschichten durch braune sehr verwitterbare Schieferthone gebildet ist („Leberboden"). 231 - XLVIII Kohlensaurer Kalk 2S,68 Kohlensaure Magnesia .... 1,02 Kohlensaures Eisenoxvdul ... — Schwefelsaurer Kalk 2,94 Thonerdo und Eisenoxyd . . . 2,27 Phosphorsaures Eisenoxyd . . . 0,23 Schwefelkies 2,71 Thon 34,23 72,10 Wasser, organ. Substanz, Verlust 27,90 Silicatquotient 0,54 LH Kohlensaurer Kalk 90,39 Kohlensaure Magnesia .... 0,48 Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,79 Schwefelsaurer Kalk — Thonerde und Eisenoxyd . . . 2,58 Phosphorsaures Eisenoxyd . . . 0,06 Schwefelkies 2,13 Thon 2,98 XLIX L LI 21,94 50,40 47,27 0,55 0,28 0,56 — 0,75 2,41 4,88 2,16 Gl,81 2,20 0,54 3,74 24,21 1,97 4,76 0,27 1,23 38,24 92,75 7,25 0,73 LIII 82,12 94,30 5,70 0,43 LV 17,88 0,32 LIV 49,92 89,14 27,75 2,74 0,22 0,37 — 2,73 — U,75 2,11 0,68 6,88 28,57 0,20 3,95 1,04 1,88 2,09 0,80 3,69 46,70 99,41 91,65 97,28 83,28 Wasser, organ. Substanz, Verlust 0,59 8,35 2,72 16,72 Silicatquotient 0,03 0,35 0,01 0,62 Schon oben habe ich die Resultate der Analysen der in Salzsäure unlöslichen Bestandtheile von XLVIII und XLIX mit- getheilt; es sind diess die Analysen V— VIII. Setzt man die dortigen Werthe ein, so ergibt sich SiOa AI2O3 Fe:03 FeS.. CaO MgO Ka2 0 XLVIII a 22,21 12,76 2,71 17,54 0,93 0,89 XLIXa 38,70 21,77 2,16 14,15 1,49 2,27 XLXm a Na.O 0,16 POö CO2 SO3 CH2 u. s. 0,11 13,15 1,73 27,90 w. XLIXa 0,65 - 10,84 1,42 7,25 — 232 — Einen weiteren Boller Schiefer hat G m e 1 i n *) untersucht (LVI), ebenso Faist**) (LVII); von letzterem wurden auch solche Schiefer von Zell (LVIII) und von Ohmden (LEX) analysirt, LVI LVII LVIII LIX- Kohlensaurer Kalk 35,00 45,36 27,27 80,61 Kohlensaure Magnesia .... 1,95 0,67 1,80 0,67 Schwefelsaurer Kalk Spur 1,13 0,17 — Thonerde 0,98 1,53 3,51 j ^ ^^ Eisenoxyd 1,16 1,58 3,34\ ' Manganoxyd 0,18 — — — Thon 46,06 25,80 55,69 14,15 Organ. Substanz, Wasser, Verlust 14,67 23,69 8,03 3,18 Kohlensaures Alkali — — 0,19 — Kieselsäure — 0,34 — — 100,00 100,00 100,00 100,00 0,54 0,36 0,66 0,15 Die Zusammensetzung von LIX weicht ziemlich von der der übrigen Schiefer durch geringen Gebalt an organischer Substanz und niederen Silicatquotienten ab. Eine mineralogische Beschreibung ist nicht gegeben, sondern nur bemerkt, dass das Gestein aus dem oberen Theil des Complexes stammt, wo aller- dings an manchen Punkten die Schiefergesteine zurücktraten. Aus Franken verdanken wir v. Bibra nicht weniger als 7 Gesteinsanalysen aus diesen Schichten und zwar sämmtliche von Banz, der berühmten Fundstelle massenhafter Versteinerungen; dieselben sind nach Bezeichnungen von T h e o d o r i ***) ange- geben; nämlich zwei als „Knochenbreccie" (LX und LXI). Diese scheinen jedoch mit dem, was man hierunter gewöhnlich ver- steht, wenig gemein zu haben, als das Vorhandensein vieler Reste und Trümmer von Wirbelthieren ; der Beschreibung und Analyse zufolge scheint LX dem Gestein der Analyse LIII (s. oben) nahe zu stehen, während die Definition von LXI, * ) A. a. 0. **) A. a. 0. ***) Theodori, Profil 1845. — 233 — , dunkler nicht so dünnschiefrig und fester" der Vermuthung^ ziemlichen Spielraum frei lässt; ferner zwei ^Brandschiefer," mit den bituminösen Mergelschiefern AVürtterabergs ganz überein- stimmen (LXII und LXIII), und zwei „Posidonicnkalke", der eine spaltbar (LXIV), der andere von muscheligem Bruche (LXV) und ein „Monotis-Kalk" fast ganz aus Avicula substriata Miinstr. bestehend (LXVI). Die letzteren drei Gesteine entsprechen den bitumenärmeren und kalkreicheren Bänken im oberen Theile der württembergischen Posidonomyenschichten , sind aber in Franken weit mehr entwickelt, stellenweise sogar bis zum Ver- schwinden der Schiefer, LX LXI LXII LXIII Kohlensaurer Kalk 58,89 89,54 34,47 34,79 Kohlensaure Magnesia .... 0,92 0,90 0,88 0,97 Thonerde 10,69 0,61 6,34 4,51 Eisenoxydul 0,53 0,16 0,82 0,75 Eisenoxyd 2,28 1,24 3,00 2,74 Thon 11,00 4,10 18,22 21,00 Organische Substanz 13,00 2,09 32,54 30,82 Wasser 2,22 1,01 3,01 4,20 99,53 99,65 99,28 99,78 Silicatquotient 0,18 0,04 0,34 0,46 Der Silicatquotient von LX ist für ein dünnschiefriges Ge- stein auffallend niedrig; die Erklärung hiezu wird wohl der ausserordentlich hohe Thonerdegehalt geben, indem vermuthlich die Probe sehr lange und sehr intensiv der Einwirkung von Säure überlassen wurde , wodurch ein Theil der Silicate aufge- schlossen wurde, was natürlich den Thonerdeniederschlag ver- mehren musste; es ist auch nicht leicht denkbar, in welchem Zustande 10,69 "o *) Thonerde in einem solchen Gesteine ent- halten sein sollte. *) Da V. Bibra angibt, dass er sich zur Auflösung „durchschnitt- licii", also nicht immer, der Salzsäure bediente, so wäre denkbar, dass in diesem Falle Schwefelsäure verwendet worden wäre. — 234 — LXIV LXV LXVI Kohlensaurer Kalk . . . 73,57 87,55 86,63 Kohlensaure Magnesia . . 2,53 0,30 3,00 Thonerde 2,46 1,26 1,49 Eisenoxydul 0,38 0,21 0,12 Eisenoxyd 1,13 0,53 0,78 Thon 7,50 3,92 4.81 Organische Substanz . . 11,50 5,07 2,22 Wasser 0,43 0,55 0,60 99,50 99^39 99,65 Silicatquotient .... 0,09 0,04 0,05 Weitere 7 Analysen fränkischer Gesteine aus diesen Schichten führt R e i n s c h *J auf; erstlich die eines in dünne Lamellen spaltenden dunklen Schiefers vom Hetzles bei Erlangen (LXVII) mit dem specifischen Gewicht 2,297, ferner eines undeutlicli schiefrigen Gesteines von Kloster Banz (specifisches Gewicht = 2,415) (LXVIII) und einer muschlig brechenden, weisslichgrauen sehr harten Concretion aus letzterem (LXIX). Des weiteren untersuchte er einen Kalk mit unzähligen Exemplaren von Posidonomya Bronni, vom specifischen Gewicht 2,701 (LXX); dichten dunklen Kalk aus einer tieferen Lage des Posidonomyen- schiefers mit dem specifischen Gewicht 2,548 vom Moritzberg bei Altdorf, ebenfalls mit grossen Mengen von Posidonomyen (LXXI). Ferner Monokis-Kalk m\i Inoceramus gryphaeoides, Ammoiiites serpcntinus u. s. w. von Heroldsberg, vom specifischen Gewicht 2,434 (LXXII), und endlich Monotis-Kalk vom Moritzberg, mit dem specifischen Gewicht 2, 394 (LXXIII). LXVII LXVIII LXIX Kohlensaurer Kalk . . . 38,616 74,771 81,619 Kohlensaure Magnesia . . 2,113 9,659 2,295 Thonerde 8,746 4,795 — Eisenoxyd 7,396 3,142 5,842 Thon 26,993 3,195 0,586 Organische Substanz, Wasser 21, 133 4,445 3,681 99,997 100,007 100,002 Silicatquotient .... 0,40 0,01 *) A. a. 0. ^ 235 - LXX LXXI LXXII LXXIir Kohlensaurer Kalk .... 83,445 82,460 82.344 70.235 Kohlensaure Magnesia . . . 12.241 (!) 9,439 5,935 8,653 Thonerde — 1,018 — — Eisenoxyd 3,789 2,281 — 0,373 Thon — 1,598 0,219 4,455 Organische Substanz, Wasser 0.517 2.704 11,502 16,284 99,992 99,589 100,00 100,00 Silicatquotient 0,00 (?) 0,02 0,002 0,05 Die vier letzten Analysen scheinen nicht ganz verlässig zu sein; einmal ist das Yorkonimen eines ganz thonfreien Kalkes von der Beschaffenheit von LXX nicht sehr wahrscheinlich; noch bedenklicher jedoch erscheint der ungeheure Gehalt an kohlensaurer jMagnesia; es ist bis jetzt nie meines Wissens in ausseralpinen Liasbildungen, jedenfalls aber nirgends in denen des schwäbisch-fr<änkischen Beckens ein entschieden dolomitischer Kalkstein gefunden vrorden; diess schliesst allerdings die Existenz eines solchen nicht ganz aus, aber ein ausserordentlich merk- würdiger Zufall wäre es denn doch, wenn vier Proben mit 8 — 12 " 0 kohlensaurer Magnesia von verschiedenen Fundorten und aus verschiedenen Schichten sich hier eingefunden hätten. Herr Bergrath Gümbel hatte die Güte, mir zwei Proben von Monotiskalk, die eine von Moritzberg, die andere von Heroldsberg mitzutheilen , in deren ersterem ich 1,55 "/" 5 ^^ letzterem 1,32 % kohlensaure Magnesia fand, während die Angaben von E ein seh 8,653% und 5,935 ^) betragen. Ein sehr wesentlicher Bestandtheil der letztbesprochenen Gesteine bildet organische Substanz, und ich bemühte mich daher, über derei^ Zusammensetzung und Natur Aufschluss zu erhalten. Ich wählte hiezu das Gestein der Analyse XLYIII, als das reichste an diesen Bestandtheilen ; hievon wurde eine grössere Menge gepulvert, in derselben die unorganischen Bestand- theile bestimmt und dann das ganze Gestein einer Verbrennung unterworfen. Zu diesem Zwecke wurde das Mineralpulver in einem Schiffchen in das Yerbrennungsrohr gebracht, vor und hinter demselben Kupferoxyd, und dann zuerst im Luft-, später im — 236 — Sauerstoffstrom verbrannt; sogleich nach Vollendung der Operatiou wurde die Röhre in der Nähe des Schiffchens abgeschnitten, dieses herausgenommen und im Platintiegel längere Zeit, zur Vertreibung der noch übrigen Kohlensäure, im Gasgebläse scharf geglüht. Merkwürdiger Weise war der Glühverlust bei der Ver- brennung und bei einem Controlversuch, bei welchem dieser Verlust allein bestimmt wurde, um ein ziemliches niedriger, als derselbe aus der Analyse der unorganischen Bestandtheile voraus berechnet war. Verloren geht hiebei die organische Substanz^ Wasser und Kohlensäure, wofür Sauerstoff zur Oxydirung des Schwefelkieses zu Eisenoxyd und Schwefelsäure aufgenommen wird; ferner ist anzunehmen, dass in einem an organischer Materie so reichen Gestein alles Eisen als Oxydul vorhanden sei, und es wurde daher noch der zu dessen Höheroxydirung erforderliche Sauerstoff in Rechnung gebracht, ein Fehler, der jedenfalls geringer ist als derjenige , welchen die entgegen- gesetzte Annahme veranlassen würde. Nach den oben ange- gebenen Werthen würde sich dies folgendermassen gestalten: A^'erlust an Kohlensäure 13,15 „ „ Wasser und organischer Substanz . 27,90 "41,05 Aufgenommener Sauerstoff 3,"22 Gesammtverlust 37,83 Die direct bestimmten Verluste sind dagegen bei der Ver- brennung = 35,69 °lo , beim Controlversuch 36,62 "/o , also um 2,14 7» ^^iid l^Sl ^o weniger, als berechnet; es scheint demnach das Gestein in verschiedenen Theilen verschieden zusammengesetzt. Die im Kaliapparat nach der Verbrennung vorhandene Kohlen- säuremenge betrug 84,87 "/o ^^s Gewichtes des verwendeten Mineralpulvers; zieht man hievon die 18,15 "/o an Erden ge- bundener Kohlensäure ab, und berechnejt den Rest auf Kohle, so erhält man 19,56 "/« Kohle. Zieht man diess von dem Glüh- verlust ab, so bleiben 16,18 "/«; diese dem aufgenommenen 3,22 " o Sauerstoff sind die Menge der übrigen flüchtigen Bestandtheile. Hievon sind zuerst zu nennen 0,32 "/<> Stickstoff, welche eine gesonderte Stickstoffbestimmung mit Natronkalk ergab ; es bleiben — 237 — hienach ]9,03°/o für Wasserstoff und Wasser; die Gewichtszu- nahme des Chlorcalciumrohres betrug 22,28 7» , diess würde er- geben 18,62 Wasser und 0,41 "'o Wasserstoff. Wieviel Sauerstoff in einer organischen Verbindung enthalten war, und um wieviel in Folge (essen der Wassergehalt zu hoch, der an organischen Verbindungen zu nii drig angesetzt ist, lässt sich nicht ent- scheiden. Ueberhaupt niuss das Ergebniss der Untersuchung der organischen Substanzen als ein approximatives bezeichnet werden, welches kein sehr grosses Vertrauen verdient, nicht nur aus dem eben angeführten Grund, sondern noch aus einer weiteren Reihe von Ursachen. Einmal mussten bei der als Grundlage aller Berechnungen dienenden Pauschanalyse Wasser und organische Substanz aus dem Verluste bestimmt werden, und noch in anderer Weise machen sich alle bei einer etwas verwickelten Untersuchung, wie es die der Mergel ist, unver- meidlichen Fehler geltend : ferner stimmte der berechnete Glüh- verlust nicht mit den durch directe Versuche gefundenen Zahlen, noch auch diese untereinander; dennoch mussten jene abweichen- den Werthc benützt werden, um wenigstens ein annäherndes Resultat zu erhalten; endlich ist die Anwesenheit des Eisens als Oxydul nur wahrscheinlich, nicht aber für seine ganze Masse erwiesen. Nur die Stickstofi'bestimmung kann Anspruch auf Genauigkeit machen. Stellt man die gefundenen Zahlen zu- sammen, so ergibt sich: 19,56 C, 0,41 H., 0,32 K, 18,62 H2O Schwefeläther färbt sich bei längerem Digeriren und Schütteln mit grösseren Mengen des gepulverten Minerals rothbraun und zeigt sehr ausgezeichnete Fluorescenz. Beim Verdampfen lässt er alsdann eine dunkelrothbraune harzige Substanz zurück, jedoch nur in ziemlich geringer Menge, so dass es mir nicht gelang, die zu weiteren Untersuchungen oder auch nur zu einer Elementaranalyse nöthige Menge zu erhalten. Kalilauge wird beim Kochen mit dem Mineralpulver nicht gefärbt. Die Frage nach der Quelle , welcher die massenhaften organischen Substanzen entstammen, ob zersetzten Pflanzen- oder Thierresten, wird wohl weder durch Bejahung nach der einen, noch nach der andern Seite allein richtig beantwortet sein, - 238 — sondern deren Ursprung wird nur der combinirten Wirkung beider zugeschrieben werden können. Dass Thierreste beigetragen^ zeigt der Stickstoffgehalt und die grosse Menge thierischer Ver- steinerungen, wenn auch letzteres kein ganz vollgültiger Beweis ist, da manche, fast rein zoogene Gesteine kaum Spuren organischer Substanz zeigen, und die Möglichkeit und Leichtigkeit der Er- haltung der Molluskenschalen u. s. w. eine ausserordentlich viel grössere ist, als die der Pflanzen, namentlich der so vergänglichen Tange; diese letzteren sind nur in zwei, weniger bituminösen Lagen, 10 und 12 des obigen Proiiles erhalten , und zwar so, dass die ursprünglich von ihnen eingenommenen Räume mit einer von organischer Substanz ganz freien Masse ausgefüllt sind, ein Vorgang, der in einem bituminöseren Gestein, in den Schiefern schwer möglich ist, so dass das ursprüngliche Vor- handensein dieser Pflanzen durch das Fehlen ihrer versteinerten Reste nicht ausgeschlossen ist; eine Analogie hiefür finden wir in den Steinkohlenflötzen, welche sehr arm an fossilen Pflanzen sind im Vergleich zu den sie begleitenden Schief er thonen. Immer- hin kann von keiner Gewissheit weder nach der einen noch nach der anderen Seite hin die Rede sein, da eine Methode der directen Prüfung in dieser Hinsicht nur schwer denkbar ist. Ueber den Schiefern folgen etwa 10' mächtige Mergelkalke mit Thonzwischenlagen , ganz mit den Gesteinen an der Basis des mittleren Lias übereinstimmend, als die obersten Schichten des Lias, welche Ammonites jurensis enthalten. Zwei Proben aus der Boller Gegend (LXXIV und LXXV), welche ich ana- lysirte, und zwei weitere von Metzingen (LXXVI) und von Kirch- heim (LXXVII) nach Faist zeigen diess zur Genüge. LXXIV LXXV LXXVI LXXVII Kohlensaurer Kalk . . 78,98 83,35 87,07 84,70 Kohlensaure Magnesia 0,50 1,11 1,79 2,03 Kohlensaures Eisenoxydul 4,83 1,46 — — Kohlensaures Alkali . . — — 0,93 0,84 Thonerde und Eisenoxyd 1,17 2,84 1,72 1,6G Thon 14,07 8,93 8,64 9,01 - 99,55 99,19 100,15 98,30 Silicatquotient .... 0,14 0,09 0,09 0,09 — 239 - Aus demselben Isiveaii von Banz analysirte v. Bibra eine Gesteinsprobe (Knollenschicht nach Theodor'i) (LXXVIII), Reinsch eine solche von Moritzberg in Franken (LXXIXj. LXXVIII LXXIX Kohlensaurer Kalk . . . 69,93 76,455 Kohlensaure Magnesia . . 3,20 5,353 Thonerde 1,22 4,621 Eisenoxydul 0,25 — Eisenoxyd 1,03 4,157 Thon 13,00 0,811 Organische Substanz . . 10,00) Wasser 0,5oi ' 99,13 99,994" ' Silicatquotient 0,15 0,08 Auch in diesen, wie in verschiedenen anderen Lagen des Lias kommen Phophorsäure enthaltende Geoden vor; leider ver- absäumte ich, auf diesen Punkt noch nicht aufmerksam, die Aufsammlung von solchen während meines Aufenthaltes in der- Boller Gegend ; *) nur ein Stück, welches Aussicht bot, fand sich in meiner Sammlung vor; es war ein Ichthyosauruswirbel aus den Posidonomyenschiefern von BoU, welcher auch in der That 10,13 " 0 Phosphorsäure entliielt. Es ist wohl zu beachten, dass es nicht eine Geode war, welche diesen Gehalt zeigte, sondern der Rest eines Wirbelthierknochens, welcher also schon ursprüng- lich Phosphorsäure enthielt, deren noch nicht ausgelaugten Rest jene 10,13 "io darstellen; im Gegensatz hiezu enthalten Con- cretionen aus den Posidonomyenschiefern keine oder nur wenige Phosphorsäure , während das Gestein , in dem sie eingelagert sind, das einzige ist, in welchen es mir gelang, dieselbe quanti- tativ nachzuweisen; es ist diess wohl eine Folge der ausser- *) Dass dieselben reichlich vorhanden sind , beweisen die von Bergrath Gümbel aualysirten Steinkerne aus den Boller Margaritatus- tbonen mit 44 " o Phosphorsäure. Gümbel, über ein neues Vorkommen von Phosphorsäure u. s. w. S. oben. **) Achenbach, geol. Beschreibung der hohenzoller'schen Lande. Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft. Band VIII. — 240 — ordentlich geringen Yerwitterbarkeit und Zugänglichkeit für auslaugende Gewässer, wesswegen überhaupt Concretionen hier ziemlich selten sind; diess ist auch der Grund, warum da, wo die zähen Schiefer auf Strecken hin an der Oberfläche liegen, trotz Alkali und Phosphorsäuregehalt meist unfruchtbares Land ist, und warum noch auf Jahre hinaus in der Ackerkrume die darein gemengten Schieferstückchen unverwittert liegen bleiben- In gebranntem Zustande dagegen werden die Schiefer z. B. in Luxemburg mit grossem Vortheile zur Verbesserung schlechter Böden angewendet; und sicher würden sich die schwäbischen und fränkischen Gesteine ebensogut dazu eignen. Aus einigen fränkischen Liasgeoden, welche Herr Bergrath Oümbel mir mitzutheilen die Güte hatte, habe ich den Phos- phorsäurogehalt bestimmt, und fand 26,35 "/o hievon in einer kleinen Geode aus den Margaritatusthonen von Staffelstein, 23,78 "lo in einer Geode aus den Radiansmergeln von Schnaittach und 3,38 "lo in einer solchen aus den Spinatusmergeln von Oberwaiz bei Bayreuth, *) Leider sind zur Zeit alle diese Vorkommnisse noch ziemlich unbedeutend, so dass bei allem Nutzen, den in einzelnen Fällen die Verwendung der aufgesammelten Geoden gewähren mag, doch eine grossartige Gewinnung und Verwerthung nicht möglich ist; dagegen glaube ich sicher, dass die oben erwähnte Verwerthung der gebrannten Schiefer sehr zu empfehlen wäre, zumal in Gegenden, wo grosse Massen desselben abgeräumt *) Noch bedeutend reicher als der schwarze und braune Jura in Franken und Schwaben scheint der euglischeuud französische Gaule zu sein, bei der Pariser ludustrieausstellung des Jahres 1867 waren von mehr als 100 Localitäten der Departements der Ardennen, Maruc, Tonne u. 8. w. phosphorsäurehaltige Geoden luid Versteinerungen aus dem Gault ausgestellt, welche dort zur Düngung verwendet werden. Das Pulver der Geoden, so wie es angewendet wh-d, enthält: In Säuren Unlösliches 7,20, Phosphorsäure 27,26, Thonerde und Eisenoxyd 4G,64, Kalk 7,80, Wasser, Kohlensäure und Verlust 10,60. Wie mir Herr Dr. Ewald aus ßerliu mitlheille, werden Versteinerungen und Qcodcn des englischen Gault in einer Fabrik bei INIagdeburg in grossen Massen zu Dünger verarbeitet. — 241 — werden, die unbenutzt liegen bleiben, um zu den untersten zu Tischplatten u. s. w. verwendbaren Lagen zu gelangen. *) In allen Gesteinen , **) welche ich der Analyse unterwarf, fand sich ein Gehalt von Schwefelkies, welcher bei manchen recht namhaft ist; derselbe beträgt nach aufsteigenden Mengen geordnet die folgenden Ziffern, die ich hier der Uebersicht wegen unter Beifügung des jeweiligen Silicatquotienten des Gehaltes au organischer Substanz und an schwefelsaurem Kalke noch einmal zusammenstelle. XLIV XXXVII XXXIV XXXV XXXVI LI Schwefelkies . . . 0,43 0,51 0,60 0,73 0,90 1,23 Schwefelsaurer Kalk — — — — — — Org. Substanz U.S.W. 1,84 0,37 2,81 2,21 0,72 5,70 Silicatquotient . . 0,09 0,10 0,19 0,13 0,19 0,43 Aller Schwefel als Kies berechnet . 0,43 0,51 0,60 0,73 0,90 1,23 LH XLIX XLVUI LV L XLIU LIV LIII Schwefelkies .... 2,13 2,16 2,71 3,69 3,74 3,79 3,95 6,88 Schwefelsaurer Kalk — 2,41 2,94 1,88 — 0,35 — 0,75 Org. Substanz U.S.W. 0,59 7,25 27,90 16,72 17,88 7,95 2,72 8,35 Silicatquotient . . . 0,03 0,73 0,54 0,62 0^32 0,88 0,01 0,25 Aller Schwefel als Kies berechnet . 2,13 3,22 4,01 4,52 3,74 3,94 3,95 7,21 Es kann wohl kaum ein Zweifel herrschen, dass der in den Gesteinen vorhandene schwefelsaure Kalk aus der Zersetzung von Schwefelkies herrührt; der letztere nahm Sauerstoff auf, es bildete sich schwefelsaures Eisenoxydul und freie Schwefelsäure, welch letztere kohlensauren Kalk zersetzte, während ersteres sich mit diesem zu kohlensaurem Eisenoxydul und schwefelsaurem Kalk umsetzte; um also ein Bild von dem Schwefelkiesgehalt *) S. Oppels Jura S. 210. **) Auch in dem Gesteine der Analysen LXXIV und LXXV, welche keinen Schwefelkies angeben, fehlt derselbe nicht, wie eine qualitative Prüfung zeigte. Doch gingen die betreffenden Proben beim Umzug von Heidelberg nach München verloren, so dass die quantitative Be- stimmung vereitelt wurde. Württerab. naturw. Jahreshefte. 1868. 3s Heft. lo — 242 — des frischen, noch ganz unverwittorten Gesteins zu erhalten, muss der Schwefelgehalt des schwefelsauren Kalkes auf Schwefel- kies berechnet und diese Zahl zu der schon von Anfang in der Analyse angegebeneu Kiesmenge addirt werden, wie diess die fünfte Zeile der obigen Tabelle angibt; dass auch diese Angaben nicht ganz richtig sind, ist bei einem Bestandtheil, der nicht die ganze Gesteinsmasse gleichmässig durchdringt, wie z. B. die Carbonate, sondern in einzelnen Körnern und grösseren und kleineren Partien eingesprengt sich findet, allerdings vorauszu- setzen; namentlich scheint bei LIII eine etwas grössere Kies- partie mitgepulvert worden zu sein ; dennoch lässt sich auch in diesen Zahlen eine gewisse Gesetzmässigkeit erkennen. Alle Gesteine mit hohem Silicatquotienten , d. h. welche viel Thon enthalten, und mit viel organischer Substanz, zeigen grossen Schwefelkiesgehalt (XL VIII, XLIX, L, XLIII, LIII); dagegen scheint das umgekehrte Verhältniss auf den ersten Blick nicht ganz stattzufinden; denn während ein Theil der Gesteine mit niederen Silicatquotienten und wenig organischer Substanz mit ihrem Schwefelkiesgehalt nicht über 1 "/o steigt (XXXIV — XXXVII, XLIV), bilden LH und LIV einen sehr wesentlichen Gegensasz; betrachtet man jedoch die Lagerungsverhältnisse, unter denen diese Gesteine auftreten, so findet man, dass die beiden letzteren aus dünnen Kalkbänken stammen, welche schwe- felkiesreichen mächtigen Lagen eingeschaltet sind, wo eine In- filtration mit Bestandtheilen der angrenzenden Schichten sehr leicht denkbar ja unvermeidlich ist; die erstere Abtheilung mit geringem Kiesgehalt dagegen umfasst diejenigen Gesteine^ welche mächtigen an Silicaten und organischer Substanz armen Com- plexen angehören. Es ist diess wahrscheinlich ein Gesetz, das sich nicht nur auf das hier untersuchte Gebiet beschränkt, sondern ziemlich allgemein gelten wird; zwar keine ganz allgemeine Geltung in der Art. dass man etwa aus dem Gehalt an Silicaten und organischer Substanz absolut auf den Gehalt an Schwefel- kies schliesscn könnte, wohl aber so, dass innerhalb ein und desselben Complcxes Thone, bituminöse Schiefer und ähnliche Gesteine, sowie dünne Bänke ihnen eingelagerter Kalke u. s. w. — 243 — kiesreicher sein werden, als die mächtigeren Complexe von Kalken, Mergelkalken, Sandkalken u. s. w. innerhalb derselben Gruppe; es ist wie gesagt sehr wahrscheinlich, dass ein derartiges Ver- hältniss stattfindet, allein bei der geringen Menge von Analysen, in welchen auf einen Kiesgehalt, der wohl in der Mehrzahl der einigermassen silicathaltigen Gesteine zu finden sein wird, über- haupt Rücksicht genommen ist, lässt sich nichts mit absoluter Gewissheit sagen. Eine Analogie und Bestätigung finden wir nur in den Alaunschiefern und in dem fast nie fehlenden Schwefel- kiesgehalt der Steinkohlen. Die Regelmässigkeit, mit der sich der Schwefelkies nach dem Vorhandensein von Silicaten und organischer Substanz richtet, gibt eine Andeutung über dessen Entstehung; die Quelle des Eisens wird in dem ziemlich hohen Eisengehalt des Thoues zu suchen sein, welcher durch die bei der Zersetzung der or- ganischen Substanz sich entwickelnde Kohlensäure ausgelaugt wird; eben diese organische Substanz wirkt dann wieder redu- cirend auf den schwefelsauren Kalk des Meerwassers und das den Silicaten entzogene Eisenoxydul, so dass sich Schwefelkies und kohlensaurer Kalk bildet. Die Einwirkung der Kohlensäure auf den Thon wird auch grossen Theils der Enstehung des kohlensauren Eisenoxydul zuzuschreiben sein, welches ohne weiter zersetzt zu werden, sich erhalten hat. Von denjenigen Bestandtheilen, welche in grösseren Mengen als die oben behandelten auftreten, nämlich Silicate, Carbonat- und organische Substanz, sind nur die beiden ersteren in allen Gesteinen vorhanden, während die letztere nur in einem strati- graphisch geschlossenen Complex wenigstens in deutlich nach- weisbarer Menge auftritt ; diejenigen Gesteine also , bei welchen jenes der Fall ist, die verschiedenen Kalke, Mergel und Schiefer- thone zeigen nur Verschiedenheit in den quantitativen Verhält- nissen, in welchen die bei allen dreien gleichen Bestandtheile vorhanden sind. Die bituminösen Gesteine dagegen unterscheiden sich durch das Hinzutreten eines weiteren Bestandtheiles und bilden auf diese Weise eine schärfer gesonderte Gruppe, wenn auch hier — 244 — 80 wenig, wie irgendwo Uebergänge nach verschiedenen Seiten fehlen; betrachtet man die typischen Varietäten der bituminösen Schefer, als welche die Analysen XLVIII, LXII, LXIII gelten mögen, so kann als eine ideale Zusammensetzung 30 "/o Carbonate, 30 "/o Silicate, SO"/» organische Substanz und Wasser, lO"/« Schwe- felkies, Eisenoxyd, Phosphorsäure u. s. w. aufgestellt werden. Gesteine dieser Art gehören zwar nicht zu den häufigen Vor- kommen, immerhin aber finden sich fast in allen Formationen bituminöse Mergelschiefer und ihre nächsten Verwandten, die carbonatfreien oder wenigstens armen Alaunschiefer, welche dem Ansehen nach von jenen gar nicht unterschieden werden können. Tn den ältesten Formationen sind es hauptsächlich carbonatfreie Gesteine ; so die silurischen Alaunschiefer von Schweden, Böhmen und dem Harz; im Devon finden sich die Lenneschiefer , ferner sehr ausgedehnte Complexe in Nordschottland und den Orkaden, und in Russland die an 800' mächtigen Domanikschiefer mit 48 °/n flüchtiger Bestandtheile; *) auch das amerikanische Uebergangs- gebirge ist reich an solchen Gesteinen. Dass übrigens in diesen ältesten Perioden sich auch schon bituminöse Mergelschiefer bildeten, zeigen die Analysen von solchen aus dem unteren Silur des Staates Jowa, von Chan dl er und Kim ball,**) nämlich dunkelbrauner Schiefer, aus den bleiglanzführenden Gegenden (LXXX); dunkelgrauer Graptolithenschicfer ebendaher (LXXXI); schwarzer Schiefer mit Crinoiden und Trilobiten von Gloucester bei Ottawa (LXXXII); unvollkommen blättriges Gestein vom Flusse Sta. Anna bei Quebec (LXXXIII). Als Beispiel eines carbonatfreien Gesteines dieser Gruppe mag der obersilurische Vitriolschiefer von Gaensdorf bei Saalfeld nach 0. L. Erd- mann ***) dienen, LXXXIV. Die bei den amerikanischen Ana- lysen angegebenen Zahlen für Kohle, Wasserstoff und Sauerstoff *=) Keyserling, ■wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise ins Petschoraland. 1846. **) Kenngott, Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1862—65, ***) Roth, Gesteinsanalysen S. 57. 245 werden, vermuthlich aus den oben angeführten Gründen nur als Annäherungswerthe gelten können. LXXX LXXXI LXXXII LXXXIII 73,57 80,65 48,27 37,26 2,79 1,29 0,76 Thon, Sand Eisenoxyd und Thonerde Kohlensaurer Kalk . . Kohlensaure Magnesia . Kohle 15,03 "Wasserstoff 1,65 Sauerstoff 5,39 LXXXI 80,65 1,99 4,77 3,40 3,97 0,63 4,87 7,99 20,30 11,48 6,99 1,13 3,39 3,29 52,G0 3,42 0,61 0,83 1,71 100,48 99,28 99,55 99,72 Silicatquotient 0,02 0,09 0,40 0,60 LXXXIV Kieselsäure. . . 50,126 Thonerde . . . 10,733 Eisenoxyd . . . 2,266 Kalk 0,400 Magnesia . . . 1,000 Schwefelkies . . 7,533 Kohle .... 22,803 Wasser .... 2,208 97,09y Wohl die grösste Verbreitung unter den hieher gehörigen Gebilden haben die Brandschiefer der Kohlenformation, das Roth- liegende hat in Mcähren, Sachsen und bei Erbendorf*) in Bayern mehrere derartige Flötze; vor allem gehören aus dieser Formation hieher die bekannten Kupferschiefer. Die Zusammensetzung einer Probe desselben von Richelsdorf nach Gutbier ergibt folgende Resultate (LXXXV) Kohlensaurer Kalk 19,00 Kohlensaure Magnesia Spur Thon und Sand 40,42 Verschiedene Kiese 13,58 Kohlig-bituminöse Bestandtheile mit etwas Ammoniak 25,20 Wasser 1,30 röo7o"ö~ *=) Gümbel, Beiträge zur Flora der Vorzeit. 1860. — 246 — Sehr reich ist auch die Trias der Alpen an bituminösen Schiefern, z. B. die Raibler Schiefer, Partnach-Schiefer, Oel- schiefer der Hauptdolomitgruppe, welch letztere 28 — 36 7" organischer Substanz und als Carbonat Dolomit enthalten. *) Im unteren Lias finden sich solche in "Württemberg in geringer Mächtigkeit in der Zone des Pentacriniis tuherndatus , und im selben Niveau liegen die berühmten Fisch- und Saurierschiefer von Dorsetshire und Somersetshire ; die Posidonomyenschiefer des oberen Lias finden sich ausser im schwäbisch -fränkischen noch im helvetischen, dem Pariser, dem norddeutschen und einem Theil des mittelländischen Beckens übereinstimmend ausgebildet; auch der Alumshale von Yorkshire gehört zu dieser Gruppe, wenn er auch von der Varietät des Gesteines, welches an der württembergischen Alp typisch entwickelt ist, etwas abweicht. Sehr arm scheint der braune Jura zu sein; das einzige hiehergehörige mir bekannte Vorkommen sind kleine, kaum Zoll dicke Bänkchen eines an organischer Substanz sehr reichen Schiefers, welche ich in dem Steinbruch an der Sega di Noriglio bei Roveredo, den mächtigen grauen Kalken des Unterooliths mit Terehratula Rotzoana Schaur. , T. ßmbriaeformis Schaur. u, s. w. einge- lagert fand; aus dem oberen Jura gehören hierher Schiefer der Kelloway- und Kimmeridgegruppe in England, welch letztere solche Menge von organischer Substanz enthalten, dass sie als Kimmeridge-coal gebrannt werden. Aus der Kreideformation sind mir nur die Neocomschiefer der Karpathen bekannt, deren so merkwürdige Cephalopodeufauna theilweise mit derjenigen stimmt, welche Karsten aus der Kreide Columbiens bekannt gemacht hat. Von tertiären Gesteinen gehören hieher die Schiefer von Oeningen, Häring, im Vicentinischen u. s. w. All diese Vor- kommen zeichnen sich durch eine sehr ausgezeichnete Schiefer- structur aus, wie sie von älteren Gesteinen nur manche Thon- schiefer und ähnliche Gesteine, von jüngeren nur die Schiefer von Solenhofen, Nusplingen und Cirin in solcher Vollkommenheit zeigen. Diese letzteren bilden eine grosse, unten weiter zu be- *) Gümbel, geogr. Beschreibung des bayr. Alpengebirges S. 286. — 247 — sprechende Ausnahme, indem meines Wissens kein anderer fast reiner Kalk eine auch nur annähernd so deutliche Schieferstructur zeigt; sehen wir vor der Hand von diesem einen Fall ab, so finden wir, dass meist nur Gesteine geschiefert sind, welche ganz oder grösstentheils aus Silicatdetritus bestehen, ferner bituminöse Mergelgesteine und solche, welche parallel angeordnete platte Organismen oder Krystallblättchen (z. B. Diatomeen- Glimmer) in bedeutender Menge enthalten oder ganz aus ihnen bestehen. *) *) Während in den letzteren Fällen auch umgekehrt gilt, dass alle so zusammongesctzten Gesteine Schieferung zeigen, findet diess bei dem ersten, den Thongesteincn, durchaus nicht statt; es ist auffallend, dass ein Theil derselben (Thonschiefer, Schieferthon ) eine sehr aus- gezeichnete Parallelstructur zeigt, ein anderer weit weniger, einzelne sogar ganz ungeschiefert und ungeschiclitet eisclieinen, namentlich gewisse Tertiärthone, z. B. der Septarienthon. "Während in chemischer Beziehung, wie oben besprochen, kein Unterschied zwischen all diesen Gesteinen besteht, weichen die Thonschiefer durch grössere Solidität und Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung, sowie durch die begin- nende Indi\4dualisirung der Bestandtheile zu Mineralien ab. Diess gibt wenigstens für einen Theil dieses Eäthsels die Lösung; einerseits sind unter diesen Mineralien, die sich neubilden, Glimmerblättchen ziemlich massenhaft vertreten; andererseits verlieren die Thonschiefer durch die beginnende Verwitterung nichts von der Deutlichkeit ihrer Schieferung, im Gegentheile blättern manche durch dieseliie erst deutlicher auf; die Thone dagegen worden, soweit sie den Temperaturwechseln u. s. w. ausgesetzt sind, vollständig aufgeschlämnit und wieder zusammenge- backen, so dass sich gegen aussen eine structurlose Kruste bildet, welche eine Beobachtung der Gesteine in ihrer ursprünglichen Gestalt sehr erschwert und nur iu wenigen Fällen möglich macht; und in der That zeigen eine grosse Menge scheinbar kaum geschichteter Thone im Innern eine sehr deutliche Schieferung, so dass wenigstens die sehr überwiegende Mehrzahl der Thongesteine als Schiefer gelten können. Immerhin bleibt aber noch eine, wenn auch nicht grosse Anzahl na- mentlich tertiärer Thone, bei welchen etwas Derartiges nicht vor- kommt, und eine Erklärung dieses Verhaltens ist schwer zu geben; auch der Diluviallehm zeigt wohl kaum jemals eine Schichtung und Schieferung, was jedoch bei seiner vollständig von der Entstehungsart der marinen Thongesteine verschiedenen Bildungsweise durchaus nicht befremden kann, lieber die Ursache, warum ein Theil der Silicat- detritusgesteine zu Thonschiefer erhärteten, ein anderer nicht, lässt — 248 — Bleiben wir zunächst bei den bituminösen Mergelgesteinen stehen, so finden wir ausser der chemischen Zusammensetzung und der Structur noch als gemeinsame Eigenschaft, dass in ihnen alle Versteinerungen, welche nicht in Geoden eingebacken sind, wie die des Alumshale von Yorkshire, oder welche nicht ein ganz festes Ganzes ohne Hohlräume bilden, wie die Belemniten, vollständig platt gedrückt sind, wie ein Blatt Papier, so dass dieselben ohne Verzerrung wie eine Zeichnung auf den Schiefer- platten liegen; diese Erscheinung kommt nur in Schiefern vor, wenn auch manchen andern Gesteinen, z. B. sehr stark im Gosausandstein eine unregelmässige Quetschung und Verzerrung sich findet. Bezüglich der Entstehung einer der Schichtungsebene paral- lelen Schieferung können zweierlei Erklärungen gedacht werden, deren eine diese Spaltbarkeit als eine durch die Art und Weise der Ablagerung durch sehr häufig unterbrochenen Absatz her- vorgerufene Erscheinung ansieht, während die andere dieselbe als eine secundäre erst später durch anderweitige Einflüsse entstandene Parallelstructur bezeichnet. Es ist natürlich nicht möglich, allgemein diese Frage zu entscheiden, und es werden wohl für jede der beiden Entstehungsarteu Fälle sich auffinden lassen; es wird sich nur darum handeln, welche von beiden in dem hier vorliegenden Fall als die wahrscheinlichere angesehen werden muss, und vielleicht wird von da aus auf eine Reihe analoger Vorkommen ein Schluss gezogen werden können. Der ausgezeichnetste Fall einer Schieferung, welche nicht durch die Verhältnisse bei der Ablagerung, sondern erst durch später wirkende Kräfte hervorgerufen ist, liegt in der s. g. trans- versalen oder falschen Schieferung vor, welche besonders bei sich schwer eine Vermuthung aufstellen ; zwar finden sich Thonschiefer hauptsächlich in alten, Thone in jüngeren Formationen, doch ist diess durchaus nicht durchgreifend überall der Fall, wie das Auftreten ach- ter Thonschiefer im tertiären Flysch und das der Oboiusthoue im untern Silur Russlands beweisen. Leider konnte ich über die Structur- verhültnisse dieses letzteren interessanten Gesteines Iceinen Aufschluss erhalten. - 249 - sehr alten Gesteinen auftritt, aber auch von Gürabel an der oligocänen Molasse von Kleinweil au der Loitzach beobachtet wurde.*) Diese ausserordentlich merkwürdige Erscheinung hat die Aufmerksamkeit der Geologen schon sehr frühe in hohem Grade erregt, und verschiedenartige Versuche wurden zu iiirer Erklärung gemacht, indem man sie bald polaren Kräften, bald einer rudimentären Krystallisation zuschrieb. Diejenige Ansicht, welche alle andern verdrängte und jetzt die einzig angenommene ist, besteht darin, dass die transversale Schieferung ein Produet eines starken und zwar auf die Schieferungsrichtung parallelen Druckes ist; diese Ansicht wurde zuerst 1846 von Bauer**) aufgestellt, der sich auf den Parallelismas der Schieferungsflächen mit der Haupterhebungsaxe der Schichten stützte; noch weitere Beweise wurden aus der Ycrdrückung der Versteinerungen u. s. w. beigebracht, so dass ein Zweifel kaum mehr bestehen kann. Da wir also hierin einen Fall haben, in dem offenbar unabhängig von den Vorgängen bei der Ablagerung durch später wirkende Kräfte eine Schieferung entstand, so wird dieser einen Ausgangspunkt bieten, von welchem aus weiter untersucht wer- den kann, in wie ferne auch anderwärts Aehnliches stattgefun- den hat. Wenn sich zeigt, dass vielfach auch da sehr viele Analogieen sich finden^ wo eine der Schichtung parallele Blät- terung durch das Gestein geht, so wird man auch diese mit einem ziemlichen Grade von Wahrscheinlichkeit als eine von der Schichtung genetisch wesentlich verschiedene, durch secun- däre Wirkungen hervorgerufene Erscheinung ansprechen können. Sorby, Pyndall und Daubree haben Versuche ange- stellt über die Bedingungen, unter welchen durch Druck Schie- ferung hervorgebracht werden, und es gelang ihnen in vielen Fällen, eine sehr ausgezeichnete, auf die Druckrichtung senk- recht verlaufende Parallelstructur hervorzurufen. Sorby ***) *) Gümbel, geognostisclie Beschreibung des bayrischen Alpenge- birges. **) Karstens Archiv 1846. XX. 398. ***) Sorby, Edinburgh new philosophical Journal 1853. LV. S. 37 und einige andere Abhandlungen. — 250 — knetete zahlreiche Eisenglimmerblättchen in einen plastischen Thon ein, welche durch Druck sämmtlich parallel orientirt wur- den; Pyndall*) bewirkte eine sehr vollkommene Schieferung in Wachs und Pfeifeuthon auch ohne Beimengung lamellarer Elemente. Daubree**) fand deren Entstehung an die Plasti- cität des Materials gebunden, sowie an die Möglichkeit, dass dasselbe unter hohem Druck eine mit diesem parallele Gleitung ausführen könne. Vergleicht man damit die Erscheinungen, wie sie bei der transversalen Schieferung vorkommen, so finden wir, dass dieselbe sich nicht auf alle Gesteine erstreckt; im Gegen- theil ist sehr häufig der Fall, dass die Schieferung sich nur auf gewisse Gesteine beschränkt, und Bänke von anderer Beschaf- fenheit werden ganz übersprungen oder zeigen nur eine rudi- mentäre, der Schieferung parallele Plattung. Die Schieferung zeigt sich an Gesteinen, welche aus Silicatdeti-itus , aus Thon entstanden sind, dem plastischsten Material , welches in der un- oi'ganischen Natur vorkömmt. Die Ueberspringung kömmt bei Kalken, Sandsteinen und nicht plastischen Bänken vor, gerade wie es die theoretischen Betrachtungen verlangen. Lässt sich nun in einem Fall, wo eine der Schichtung pa- rallele Schieferung vorkömmt, nachweisen, dass ein Druck senk- recht gewirkt hat, und zeigen sich ferner nur die plastischen Gesteine geschiefert, und überspringt die Schieferung nicht pla- stische Einlagerungen, so ist mit vieler Wahrscheinlichkeit zu sagen, dass hier eine durch Druck hervorgebrachte Parallel- structur herrscht, und dass nicht die Art der Ablagerung die Blätterung veranlasst hat. Bei den Posidonomyenschiefern liegt dieser Fall vor ; den Beweis, dass ein Druck gelastet hat, liefern die plattgedrückten Versteinerungen, und dass mit der Plasti- cität die Sohieferung erscheint und verschwindet, in ihrer Voll- kommenheit steigt und fällt, lehrt ein Blick auf die Analysen; *) Pyndall, the London, Edinburgh and Dublin new philos, may 1856. XI. und XII. **) Daubree, Menioires presentes par divers savants a Tacadeniie des Sciences. Paris 1861. XYII. — 251 — die Gesteine mit hohem Silicatquotienten und viel organischer Substanz sind geschiefert, in einzelnen eingelagerten Kalkbänken dagegen, wie in den Schichten 3 und 5 des anfangs gegebenen Profiles verschwindet jede Parallelstructur. Es muss dabei noch unentschieden bleiben, ob die schieferungbefördernde Wirkung der organischen Substanz nur in der Yermohrung der Plasticität besteht, oder ausserdem noch in der Lieferung glatter Bestand- theile (Fischschuppen u. s. w.), oder ob die bedeutende Raum- verminderung bei der Zersetzung der organischen Substanzen eine analoge Wirkung hervorbringt, wie die Gleitung der zu schiefernden Masse bei den Versuchen von Daubree. Da fer- ner alle bituminösen Mergelschiefer durch den Erhaltungszustand ihrer Yersteinerungen beweisen, dass ein senkrechter Druck auf ihnen gelastet hat, und auch bei allen das Ueberspringen von Kalkbänken u. s. w. vorkömmt und die Schieferung sich auf die plastischen Massen beschränkt, so werden sich diese Folgerungen auch auf sie ausdehnen lassen. Ueber die Natur des Druckes, welcher in diesen Fällen ge- wirkt hat, kann nicht wohl ein Zweifel herrschen; es wurde oben gezeigt, dass derselbe in allen bituminösen Mergelschiefern gewirkt habe, d. h. dass in diesen allen die Versteinerungen platt gequetscht sind; nun ist aber ein Druck, welcher nur bei Gesteinen von einer gewissen Zusammensetzung gewirkt hätte, nicht denkbar, sondern derselbe muss nur hier besonders gün- stige Bedingungen, ein besonders günstiges, d. h. plastisches Material gefunden haben. Einen Druck aber, der auf allen Schichten senkrecht lastet, finden wir nur in dem Gewicht dar- über sich ablagernder Bänke; wesentlich ihm muss daher diese Wirkung zugeschrieben werden. W^ir haben hier einen auf den Schichten lastenden senk- rechten Druck, welcher nur auf den jeweiligen allerobersten Bänken mangelt*), und consequenter Weise müssten in Folge dessen die meisten plastischen Gesteine geschiefert erscheinen^ *) Diess erklärt den Mangel an Schieferung bei allem Diluvial- lohm und wohl auch bei manchen Tertiärthonen. - 252 - dagegen eine Parallelstructur weit seltener sein bei allen den- jenigen, welche Plasticität nicht besitzen, da bei ihnen eine sehr wesentliche und verbreitete Ursache der Blätterung fehlt und bei ihnen eine solche nur als Ablagerungserscheinung vorkömmt. Natürlich kann hiebei nur von gewissen Classen der Gesteine die Rede sein, zunächst hier von den marinen Absätzen und etwa noch von limnischen Gesteinen, wie sie die Kohlenformation beherbergt; andere wenig mächtige und sehr junge Süsswasser- bilduugen können nicht in Betracht kommen, weil hier die Be- dingung des Druckes fehlt. Ferner gehören krystallinischmassige Gesteine begreiflicher Weise nicht hioher (z. B. die Plattung des Phonoliths), ebenso wenig solche, welche wohl nicht mehr in früherem Zustande sind (Kieselschiefer), und endlich solche, welche ganz aus platten Körpern bestehen, oder dieselben in grosser Menge enthalten (Gneiss, Glimmerschiefer u. s. w., Dia- tomeenschiefer). Bei Betrachtung der übrig bleibenden Gesteine findet sich, dass die Hauptmasse der Schiefer, Thongesteine oder wenigstens Gesteine mit hohem Thongehalt oder stark bituminöse Mergel sind; es wird bezüglich der ersteren keiner Aufzählung der un- zähligen Thonschiefer , Schieferthone u. s, w. bedürfen, wie sie von letzteren oben gegeben wurde. Die Ursache ist sehr ein- leuchtend, denn Thon ist das plastischste Material, welches die unorganische Natur bietet. Ziemlich unerklärt dagegen sind die fast schichtungslosen Thone, welche weiter oben erwähnt wurden, wenn ihre Zahl auch sehr gering ist, und geringer namentlich als es beim ersten Anblick scheint (s. oben). AVeit ausnahmsloser zeigen die bituminösen Gesteine die Schieferung und es ist mir von Mergeln mit hohem Gehalt an organischer Substanz auch nicht ein Fall bekannt, wo dieselbe fehlt. Bituminöse Thone ohne Schieferung scheinen auch vorzu- kommen; vielleicht, dass hier, wie bei der Zerdrückung der Ver- steinerungen, eine allzugrosse Plasticität zu hindern im Staude ist. Nicht plastische Gesteine, welche hier in Betracht zu ziehen sind, sind hauptsächlich Kalke, Sandsteine und Conglomerate, und wirklicli sind geschieferte Varietäten derselben sehr selten. — 253 - Von Coiigloniorateu mit Parallelstructur ist mir nichts bekannt, dagegen werden bisweilen gesehieferto Sandsteine citirt, von denen ich jedoch glanbe, dass sie ihre Structur dem in grosser Menge vorhandenen thonigen Bindemittel oder zahlreichen Glimmer- schuppen, oder beiden Umständen gleichzeitig verdanken; wenig- stens ist diess bei den s. g. Grauwackenschiefern und bei ge- schieferten hellgrünen Sandsteinen des Buntsandsteins von Heidel- berg und des Röthes von Zweibrücken der Fall. Andere Gebilde der Art, welche überhaupt nicht eben häufig sind, hatte ich nicht Gelegenheit zu untersuchen. — IS^icht ganz so gestaltet sich das Verhältniss mit den Kalkschiefcrn ; vielfach allerdings gehören Gesteine, welche mit diesem Namen bezeichnet werden, nicht hieher, indem man häufig dünnschichtige Gebilde, welche massigen Bänken eingelagert sind, um den Contrast mehr hervor- treten zu lassen, als Schiefer bezeichnet, ohne dass diess wirklich der Fall ist; in anderen Fällen mögen auch weit silicatreichere Gesteine, wenn sie schwer verwittern, als Kalke bezeichnet worden sein, oder endlich mögen noch andere Umstände mit- wirken; so z. B. kann der "Wellenkalk, welcher in zwei Proben von Würzburg, die ich analysirte, 6,8 "/o und 7,7 "/o Silicate ent- hält, als ein, wenn auch unvollkommener Schiefer gelten; hier findet jedoch das Verhältniss statt, dass Thon ein dünnes Schiefer- gerüste bildet, in welchem, den Thon an Masse weit übertrefi'end, Lager, Knoten und Flasern eines ganz ungeschieferten Kalkes liegen; dass hier zur Schieferuug des Thougerüstes Druck mit beigetragen hat, ist wahrscheinlich, entschieden aber ist er zur Erklärung der ganzen Structur des Gesteines unzureichend. Mögen aber auch manche s. g. Kalkschiefer auf solche "Weise wegfallen, immerhin ist deren Existenz überhaupt sicher, wenn sie auch keineswegs zu den häufigen Vorkommen gehören. Jedenfalls aber dürfte feststehen, dass aus plastischem Material gebildete Gesteine in den weitaus meisten, die aus unplastischem Material gebildeten nur in seltenen Fällen geschiefert sind, und diess gewährt der Annahme, dass die Schieferung in sehr vielen Fällen wenigstens ihre Entstehung einem Druck verdankt, weitere Wahrscheinlichkeit. — 254 - Schon oben wurde ein Gestein genannt, welches in manchen Beziehungen eine Ausnahmsstellung einnimmt, die im obersten Jura, sämmtlich im selben Niveau vorkommenden Kalkschiefer, welche in einem Theil Frankens (Soleuhofen, Eichstädt), Württem- bergs (Nusplingen) und bei Cirin in Südfrankreich sich befinden. Die Abweichung von anderen Kalkschiefern besteht in der ausser- ordentlich feinen und vollkommenen BLätterung, worin dieses Gestein mit jedem bituminösen oder Thonschiefer wetteifern kann, so wie in dem Umstand, dass wie in den Liasschiefern u. s. w. alle Versteinerungen plattgedrückt sind. Bei weitem nicht alle Gesteine, welche als „lithographischer Kalk" eine Etage zusammensetzen, sind Schiefer, sondern be- kanntlich bildet die Hauptmasse ein sehr reiner, feinkörniger und gleichmässiger, plattig abgesonderter Kalk, während die ei- gentlichen Schiefer von geringerer Mächtigkeit sind. Eine Ana- lyse eines lithographischen Steines, also wohl einer dichteren Varietät von Solenhofen liegt von Gmelin *) vor (LXXXV), und in fünf weiteren Proben, die ich theils der Güte des Herrn Pro- fessor Zittel verdanke, theils selbst an Ort und Stelle sammelte, bestimmte ich den Silicatgehalt, als den für den vorliegenden Fall allein wichtigen. Ich fand in dichtem lithographischem Kalk von Solenhofen 1,6 7" Silicate, in ziemlich unvollkommenem Schiefer von Kehlheim 5,7 7» nnd in drei sehr vollkommenen Schiefern von Langenaltheim, Kehlheim und Schönfeld bei So- lenhofen 7,3 7o , 8,4 "/o und 9,9 7o Silicate. Die Analyse von •Gmelin ei-gab: LXXXV Kohlensaurer Kalk 96,24 Kohlensaure Magnesia ... 0,21 Thon 2,02 Wasser 0,58 ~99,Ö5~ Silicatquotient 0,02 Spuren von Thoncrde und Eisenoxyd. *) Gmelin, Analysen württ. Kalksteine a. a. 0. — 255 - Jedenfalls ist unvcrkeuubar, dass auch hier mit einer Zu- nahme des Silicatgehaltes die Vollkommenheit der Schieferung steigt, allein selbst bei den vollkommensten Schiefern ist der- selbe noch so niedrig, wie er sonst meist nur in ganz unge- schieferten Gesteinen zu sein pflegt. Dennoch bieten das Zu- sammentreffen von Schieferung und Zerdrückung, sowie das Vollkomraenerwerden der Parallolstructur mit dem grösseren Tliougehalt so viele Analogieen mit jenen Gesteinen, von denen oben eine Schieferung durch Druck wahrscheinlich gemacht wurde, dass man auch hier diess vermuthen möchte. Ueber den Grund, welcher hier einen so wenig thonigen Kalk geschiefert erscheinen lässt, ist etwas Sicheres wohl kaum zu sagen; vielleicht hat die ausserordentlich feine Zertheilung des Thones einen Antheil, welcher so gross ist, dass die Flüs- sigkeit bei dessen Abfiltrirung nur sehr langsam abläuft und das Filter verstopft. Vielleicht auch wurde das Kalkmaterial zu Bildung dieser Gesteine dem Meere iu diesem Falle als fein- ster Kalkdetritus zugeführt, während er in anderen Fällen ein Product der organischen Thätigkeit wäre. Es ist diess eine Hypothese, deren Beweisung vom chemischen Standpunkt nicht möglich ist, und worüber allein das Mikroskop unterscheiden kann; allein gewisse Lagerungsverhältnisse lassen diese Annahme als vielleicht nicht ganz ungegründet erscheinen. Es sind näm- lich die lithographischen Schiefer das oberste oder wenigstens als eines der jüngsten Glieder einer mächtigen Kalkformation, und zwar den älteren Gliedei'n nicht überall direct aufgelagert, sondern häufig von Felsen der nächstälteren Schichten und gleich- alterigeu Corallenriffen überragt. Alle Erfahrungen haben zu der Annahme geführt, dass die Solenhofer Kalke in kleinen Be- cken abgelagert wurden, welche wenig Verbindung mit den übrigen Meeren hatten und durch die eben genannten Riffe ge- deckt waren. Für die Nähe des Landes und die Seichtheit des "Wassers sprechen die Fährten von Landthieren, Insectenverstei- nerungen u. s. w., für die vollständige Ruhe die Erhaltung der feinsten Organismen, ja selbst der Spuren, welche eine Muschel zurückliess, die sich mit Hülfe ihres Fusses im Schlamme fort- — 256 — schob. Bei dem warmen Klima, welches nach Fauna und Flora zu urtheilen damals herrschte, musste die Verdunstung des Wassers eines so seichten Meeresbeckens eine sehr bedeu- tende sein, so dass das Wasser mit kohlensaurem Kalk nahezu gesättigt sein konnte und neu beigeführteu Kalkdetritus nicht zu lösen im Stande war. So konnte sich dieser unmittelbar absetzen, da eine Fortführung desselben aus einem gegen die hohe See abgeschlossenen Becken kaum möglich war. Ein solcher Kalkschlamm ist natürlich viel fehier zertheilt, als der von Organismen unmittelbar herrührende und wird daher der Schieferung weit weniger Hindernisse bieten als dieser. Dar- auf deutet auch die Beobachtung von Gmelin hin, welcher be- richtet, dass bei Auflösung von Solenhofer Schiefer der ungelöste Thon geschiefert zurückbleibt, und der daraus sehr richtig den Thon als das eigentlich Schieferbildende betrachtet. Kehren wir zu dem schwäbischen Lias zurück und betrachten den Zu- sammenhang zwischen der chemischen Zusammensetzung und petrographischen Beschaffenheit und zwischen den organischen Ueberresten, so zeigt sich, dass wie in mineralogischer, so auch in paläontologischer Hinsicht ein ziemlich wesentlicher Unter- schied besteht zwischen den nur thonig-kalkigen und den mer- gelig-kohligen Gesteinen; beide zeichnen sich durch die grosse Entwicklung und den Keichthum an Arten wie an Individuen ihrer Cephalopodenfaunen aus ; an Muscheln sind die bituminösen Gesteine wenigstens an Individuenzahl bedeutend überlegen; sie sind durch das Fehlen von Leda- und Nucula- Arten , welche in allen andern Schichten vorkommen, sowie durch das massenhafte Auftreten von Posidonomya cbaraktcrisirt; weit merkwürdiger gestaltet sich das Verhältniss bezüglich der Gastropoden und Brachiopoden. Erstero scheinen den Posidonomyenschicfern ganz zu fehlen und nur spärlich in deren kalkigen Zwischenlagcn {Natica Pelops) sich einzufinden, während sie in den Mergeln, Kalken und Thonen, wenn auch nicht massenhaft vorhanden, doch nirgends fehlen ; ebenso verhält es sich mit den kalkschaligcn Brachiopoden, welche in den unter den Schiefern liegenden Gesteinen sehr massenhaft, in den dieselben überlagernden — 257 — Mergeln wenigstens sparsam vertreten sind, in den Brandschiefern aber vollständig fehlen ; dagegen sind opaksehalige Brachiopodeu durch Discino papiiracca häufig vertreten; zwei Eigentliümlich- keiten, die allen mir bekanteu bituminösen Schiefern gemeinsam sind, indem diese Thierclassen ihnen ganz fehlen oder wenig- stens sehr spärlich vorhanden sind *) (Productus im Kupfer- schiefer, Xatica Pclops im Alumshalc). Dieses Yerhältniss namentlich der Brachiopodeu in den Posidonomyenschiefern ist ein deutlicher Fall des Einflusses der chemischen und physikalischen Beschaffenheit des Meeresbodens auf dessen Bevölkerung; es scheint, dass grosse Massen sich zersetzender organischer Substanzen den kalkschaligen Brachio- podeu die Existenz unmöglich gemacht haben; denn eine Er- klärung durch Niveauschwankungen des Meeresbodens und der Wassertiefe ist kaum möglich, da nicht nur die Annahme eines Seichterwerdens des Meeres mit dem Auftreten der Schiefer, eine Vertiefung zur Zeit der Jurensismergel und ein nochmaliges Seichterwerden mit den darauf folgenden Opalinusthonen, welche ebenfalls frei von kalkschaligen Brachiopodeu sind, uothwendig wäre, sondern auch iu einzelnen weniger bituminösen Schiefer- thon -Bänken im untersten Theil der Posidonomyenschiefer Spiriferen und Rhynchonellen wieder auftraten, welche in den darunter liegenden Schiefern fehlen. Gleichzeitig treffen wir hier einen interessanten Fall der Wanderung der Thiere; die kalkschaligen Brachiopodeu verliessen das schwäbische Liasbecken mit dem Eintreten ungünstiger Umstände; die Genera Terehratula und MhynclioncUa fanden sich mit dem "Wiederauftreten günstiger Verhältnisse iu der Zone des Ammonites jurensis wieder ein, während Spirifer diese Gebiete für immer verliess und nicht mehr in die schwäbischen Meere zurückkehrte, während in anderen Gegenden diese Gattung noch eine ziemliche Weile fortdauerte. Sonderbarer Weise gelangten auch die andern Brachiopodeu *) Vergl. Süss, Wohnsitze der Brachiopoden, Bd. XXXVII S. 85 und XXXIX. S. 151 der Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe der Wiener Akademie. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1868. 3s Heft. 1 • - 258 — "während der Zeit der Ablagerung der Zone des Ammonites ju- rensis zu keiner bedeutenden Entwickelung , obwohl die Ver- hältnisse denen der Numismalisraergel ähnlich sind , in denen die Brachiopoden sehr reich an Individuen und Arten waren; vielleicht dass die Zeit zur vollständigen Wiedercolonisirung nicht ausreichte, ehe sie den wieder eintretenden ungünstigen Verhältnissen weichen mussten, welche sie mit dem Auftreten der Opalinusthone zu wiederholten Wanderungen zwangen. Weit- aus die bedeutendste Rolle in den obersten Schichten des obern Lias spielen die Cephalopoden, von denen die ßelemniten sogar hier das Maximum ihrer Entwickelung zu erreichen scheinen. *) Ein absolutes Maass für die Tiefe des Meeres, aus dem jene Gesteine sich absetzten , ist wohl kaum zu geben ; höchstens gibt eine Andeutung hierüber das Zusammenvorkommen von Discina mit kalkschaligen Brachiopoden**), sowie das Abwech- seln des Vorkommens lelzterer und der hornschaligen Brachio- poden je nach den Veränderungen des Gesteines. *) Bezüglich der Zahlenverhältnisse der Thiere in diesen Schichten s. Dr. Uebeleisen, Briefliche MittheiUing an Prof. Leonhardt im neuen Jahrbuch 1868. **) Vgl. Süss, Wohnsitze der Brachiopoden a. a. 0. Üekr den jälirliclioii Gang des Barometers. Von Prof. Dr. Sclioder. Mit einer graphischen Darstellung Hiczu Taf. V. Die nachstehende Darstellung gründet sich auf die an ver- schiedenen meteorologischen Stationen Württembergs in den 12 Jahren 1855 — 66 angestellten Barometerbeobachtungen. Während dieses Zeitraums wurde der höchste Barometerstand beobachtet 1859 Jan. 10. „ tiefste „ „ 1856 Dec. 26.; überhaupt findet man die absoluten Extreme eines Jahres in der Periode von Anfangs October bis Ende März, wie z. B. aus der folgenden Zusammenstellung für Stuttgart hervorgeht. Yon den 24 Extremen unserer 12 Jahre fielen nämlich zu Stuttgart in den October 1 Min. „ „ November 1 Min., 1 Max. „ „ December 2 „ 5 „ „ „ Januar 3 „ 5 „ „ „ Februar — ^ 1 „ „ „ März «^ » V Die folgende Tabelle enthält die 12jährigen barometrischen Mittel einiger Stationen, sowie die Abweichungen der 12jährigen Extreme vom barometrischen Mittel, ausserdem noch die Ab- weichungen der mittleren jährlichen Extreme von demselben barometrischen Mittel. Die Stationen sind in der Tabelle nach ihrer Meereshöhe geordnet, daher in der Columne des 12j. Barometermittels die Zahlen beständig abnehmen. Berechnet man aus denselben die zu einem Sinken des Barometermittels um 1 Par. Linie erfor- — 260 — derliche Erhebung, so erhält man durchschnittlich 82 Par. Fuss, was mit der Formel für die barometrische Höhenmessung wohl übereinstimmt. w. ^^ 2 w |5i o CO o w o_ I-! 2. p ^ •-s o •73 2 S- ■^ ^ s CO 1 H O CO B t3 o] p >-5 S" Cß 5- g- m 2. 73 ■^^ ^ b" 1-H ^ &. , ^^ p , , • e*- B • • ^ ' " p tr CD lO In2 IsS 1— ' h-'' f-1 r^ C: CO bS t-^ Ol b:; o CO o CO sr b 05 O^ O) ^1 —1 CO CO -J trj CD -3 CO o o lO o CO CO o CO ~ CD CO o: Oi 03 CO CJ CO CO CO CO IT3 S W.to o o t— ' I—« to tsl, bS to CO -^ CT-' ^ ' p* 00 o o 00 K) rf^ ^ CO CO • c c 13- 1— l lÖ Öt Ci ti h1 CO 6 •3 t^ Ü^ 5 cm' CD CO C5 lo o •o •^ ^J CO o 5' 5' '• + tJ h- 1 p • cn CO >^- ö ö CO 1— ' *^ 05 >< er o 05 00 o 05 ►f^ tc •5 Oi "■• o . !yi ^ 1— L u-^ 1—1 to 1—1 INS lO to M> ST C5 c OD o o o CO o lO CO C Er' o n^ ljk bb CO Ol Ci ö tö -j 3 o to o Gi 00 o ^ 00 •o 3 S" 3 er, Ol Ol o Cl CTS ^3 "^ < «o cn 1—' 05 Oi o: CO o CO i«! c- S ^ 3 CL CD 1 T CO 1« 3 ►—1 1—1 h- 1 s 3 «f CO «p CO CO o o CD o 5' o' cnj -j tö w CJl CD CO rf^ tö Ä 3- -3 Ol b« Ol vf" CO U: o:! o CD 3 S^'p ■ g l-k 1— l H- 1 1—1 )— 1 1— l 1—1 1—1 h- 1 t»r o jX Ü» ÜT ÜX Ol 05 C5 ^ •^ 00 3 5 12 S: ob OS hlk CO tö K) ob rf^ »^ P ö ö' C3 o CO -o o> t— 1 05 CO 3 3 ' c CD Bei Vergleichung der Abweichungeu der Maximalßtüudc mit — 261 - denen der Minimalstände fällt auf, dass die letzteren sich durch- gängig beträchtlich weiter vom barometrischen Mittel entfernen als die ersteren; weiter zeigt sich, dass die Schwankung des Barometers am grössten ist für das höchste Barometermittel und hierauf mit dem barometrischen Mittel abnimmt; (blos bei den beiden letzten Stationen finden wir wieder eine kleine Zunahme, welche aber auch etwaigen Störungen der Instrumente zuge- schrieben werden kann). Es wurde versucht, die Zahlen der letzten Columne durch ein besonderes Gesetz darzustellen; be- deutet nemlich x die Anzahl von Zollen, um welche das baro- metrische Mittel unter 28 Par. Zoll liegt, y die mittlere jährliche barometrische Schwankung in Par. Linien ausgedrückt, so liefert die Methode der kleinsten Quadrate die folgende Gleichung: y= 19,667 — 4,135x4- 0,982 x * welche die mittlere Schwankung der 9 Stationen in folgender Weise darstellt : Mittlere jährliche Schwankung. Tab. II. Diff. Difif. Bruchsal . . Cannstatt . . Stuttgart . . Calw .... Friedrichshafen 18-69 17-63 17-19 18-43 + 0-26i Heidenheim . 17-46 + 0-17 Isny . . . 17-81 — 0-62 Freudenstadt . 16-52!l6 25 -h 0-27 Schopfloch . 16-23 16-27 — 0-04 15-71 15-91 - 0-20 15-31 15-33 15-36 15-13 -I- 0-18 15-30 + 0-03 15-361 0-00 Sehr verschieden ist der mittere Betrag der monatlichen Schwankung in den einzelnen Monaten, wie folgende Zusammen- stellung zeigt: - 262 - Mittlere monatliche Schwankung in Par. Lin. Tab. m. Cannstatt. Stuttgart. Calw. Heiden- heim. Januar . . . 12-85 12-91 1207 11-82 Februar . 10-55 11-10 10-01 10-08 März 12-49 12-74 11-85 11-42 April 8-73 8-89 7-97 8-13 Mai . . 7-62 8-10 6-95 7-50 Juni . . 6-72 G-91 6-13 Ü-43 Juli . . 6-59 6-81 5-84 6-33 August . 6-41 6-34 5-38 5-83 September 7-87 7-85 6.87 7-07 Oetober 10-21 10-05 9-52 9-61 November . 12-23 11-67 10-91 10-63 December . 12-78 12-90 11-88 12-11 Mittel . . 9-59 9-69 8-78 8-91 Die grösste monatliche Schwankung haben im Mittel Januar und December, die kleinste August. Ueberhaupt zerfällt das Jahr in zwei scharf unterschiedene Perioden: eine Periode der grossen Schwankungen, welche die Monate Januar bis März, Oetober bis December , und eine Periode der kleinen Schwan- kungen, welche die Monate April bis September in sich schliesst. Mittlerer Gang des Barometers. Eine Darstellung des mittleren Gangs des Barometers wäh- rend unserer 12jährigen Periode ist in der folgenden Tafel in der Weise enthalten, dass dieselbe für eine Station (Stuttgart) die Abweichungen der Monatsmittel der einzelnen Jahre, sowie der einzelnen Jahresmittel von den 12jährigeu Mittelzahlcn giebt. Das Zeichen ( — ) giebt an, um wie viel das betreffende Mittel unter, das Zeichen (-f ) um wie viel es über dem zwölfjährigen Durchschnitt war. — 263 - t-5 bß b 0 CO CO 00 0 -* "«*< -<* 0 0 0 CO CO 00 eo CS 0 1 0 1 0 4- 0 4- 0 1 1—1 1 0 4- rH 1 0 -1- .-1 4- 0 4- 0 4- Oi CO OS 0 0 05 0 CO CO 1—1 CO C5 CS 05 CO uO OS co CO co CO VC CO 0 r-( 1 CO 4- 0 CO 1 1 0 4- 0 1 CO 0 4- CO T 00 CO CO > 0 C5 00 CO 0 00 0 C7S OS 1—1 0 0 CO 0 co CO >— 1 1—t CO 0 0 4- 0 1 r-l 4- 1 0 1 0 0 (M 1 CO + 0 1 rH 0 1 co CO 0 t>- 0 0 •^ >* 0 00 0 0 0 CO CO -!l< "* 0 * CO CO OS cT 0 T— ( 0 0 1—1 0 0 1—1 0 rH CO 0 CO CO a: + 1 1 4- 1 1 1 1 4- 4- 4- 1 &c 00 0 CO -<* 00 CO (71 0 00 CS 0 0 0 0 CO CO HO 0 0 0 0 0 r-l 1—1 1—1 0 CO 0 0 t— + 1 1 1 1 1 4- 1 + 4- + 1 CO CO , 0 0 0 CO 0 T— 1 CO 0 0 CO 05 \0 CO 1—1 0 00 CO -a 10 's ^-9 0 1 0 0 4- 0 1 0 4- 1—1 I 0 1 1-1 1 0 4- r-l 4- 0 0 CO co CO . (M CO 0 CO 0 0 UO 1—1 0 CO CO 1—1 0 0 rH OS 1—1 0 CO 5 3 1-0 0 4- 000 + + 4- J-i 1 0 1 (M 0 1 I-H 4- CO 4- r-t + CO CO CO 1—1 T— 1 (M 1-- C5 CO ^ CO i-H CO CO CO es T— 1 1—1 0 0 1—1 0 0 0 0 1— 1 1—1 l-H 1—1 CO CO f^ 1 1 1 4- 1 1 + 1 1 + + 4- „ 0 CO 0 00 co 0 »0 1-f 1— 1 CO r-l 0 »0 co 0 OS a, 0 (M r-l 0 » CO T— 1 CO CO CO iiij = I3 - lg 4- (Ij + h — 17 — l.,)sin 30» + (l + 1' — Is — ]io)cos 300 |m,= lo-l3fl6-l9 + (l.-l:-l,-fl5+l7-lB-I.o + lu)8in300 • in, = (1, + L _ 1, _ I5 + I7 + lg — 1,0 - 1.1) cos 30.0 fm,, = Ifl — 1^ + I4 — lg -^ l, — 1,9. In, = 1.-13 + 1,-17 +I9-I11. so finden sich «1 k^, «3, aus den Gleichungen: 2. tg a, = — —j tg «2 = — -—; tg «3 = — ^ wobei die Dj rij Dj a SO bestimmt werden, das die a das Vorzeichen von m, cos k dasjenige von n erhcält. Damit wird alsdann 3. sin «3 cos ßj, Die mit Hilfe der gefundenen Werthe der a und a aus der Gleichung 4. J = a.i lin («, -p x) -f a, lin («, + 2 x) -f a, lin («> -f 3 x). berechneten Abweichungen z;„, ^j, J2...j^^ der Monate Januar, Februar — December werden mit den gegebenen lo, I1...I11 nicht genau übereinstimmen; bildet man die Differenzen ö zwischen den berechneten und gegebenen Werthen, nämlich ^0 = -^0 — Ifl) ^1 = -^1 — li • •• ^11= --'u — In, so hat man folgende Controle der Rechnung; es muss, wenn 6a. m. sm Qf. |6a. m. sin oTj ßo _ m, "i cos Ci »2 cos CC„ '^ n. 266 — öo' + ^i' + ö;- + ... d,,^ = {d'] gesetzt wird, die Gleichung be- stehen: 5. [ö^] = 6(v+a,^+a/). Ausser zur Controle der Rechnung dient die Grösse [ö-] noch wesentHch als Anhaltspunkt zur Beurtheilung der Genauig- keit, mit welcher sich die gefundene Formel für ^ den Beob- achtungen anschliesst. Für die oben angegebenen Stationen werden nun die Zahlen- werthe der Constanten der Gleichung z/ = ai lin (ai _^ x) + a^ liii (ß, _i- 2 x) + a, lin {a^ + 3 x) sowie der Quadratsumme [6^] der übrig bleibenden Fehler folereude : Tab. VI. a, ao ^3 «1 cc. «j m Cannstatt 0-491 0-483 0-231 160056' 114°21' 98''43'0-98 Stuttgart 0-550 0-423 0-266 173 23 107 29 104 54' 1-07 Calw 0-526 0-430 0-196 183 51 104 36 103 48 1-07 Heidenheim 0-563 0-444 0-278 203 19 110 23 9510 0-93 Freudenstadt 0-621 0-472 0-310 220 28 98 39 104 20 1-08 Die Gleichung (4) setzt uns nun in den Stand, die Ab- weichungen der barometrischen Mittel vom 12j. Mittel für be- liebig kleine Intervallen des Jahres zu berechnen. Zur Verein- fachung erlauben wir uns dabei die folgenden Annahmen: 1) Die dem Monatsmittel entsprechende Abweichung findet je am 16. jedes Monats statt, so dass also die für x = 0,''30'* . . . 330* erhaltenen Werthe von z/. . . dem 16. Januar, Februar .... December entsprechen. 2) Das Intervall zwischen je dem 16. zweier auf einander folgenden Monate betrage 30 Tage, so dass beim Fortschreiten um 1 Tag X sich um 1 " ändert. Unter diesen Annahmen gibt die folgende Tabelle die Ab- weichungen je für den 1., 6., 11., 16., 21., 26. jedes Monats» wobei z. B. für Mail6.genommenistx = 120'', alsofür Mai 1.x =105", Mai6 = 110^ - 267 — Es stimmt allerdings diese Aniiahnic nicht mit der Wirk- lichkeit, indessen bleiben die hievon herrührenden Diflfereuzen immer noch unter denjenigen, welche überhaupt unsere Gleichung (4) gegenüber den beobachteten Abweichungen zeigt. Normale Abweichun": des Barometermittels vom Jahresmittel. Tab. VII. Cannstatt. Stuttgart. Calw. Heiden- lioim. Freuden- stadt. 12j. Jahres- mittel. 329-09 327-37 324-17 318-36 309-26 Januar 1. + 0-94 + 0-82 + 0-68 + 0-57 + 0-44 6. + 0-94 + 0-83 + 0-G7 + 0-57 + 0-45 11. + 0-90 + 0-80 + 0-64 + 0-53 + 0-42 16. + 0-83 + 0-72 + 0-57 + 0-47 + 0-36 21. + 0-73 + 0-62 + 0-48 + 0-38 + 0-27 26. + 0-60 + 0-49 + 0-37 + 0-26 + 0-16 Februar 1. + 0-45 + 0-34 + 0-24 + 0-11 + 0-02 6. + 0-28 + 0-17 + 0-09 — 0-05 — 0-15 11. -h 0-10 — 0-01 — 0-07 — 0-22 — 0-32 16. — 0-08 — 0-19 — 0-23 — 0-40 — 0-49 21. — 0-27 — 0-37 — 0-38 — 0-58 — 0-66 26. — 0-44 — 0-54 — 0-54 — 0-74 — 0-82 März 1. — 0-60 — 0-70 — 0-67 - 0-89 — 0-96 6. — 0-74 - 0-83 - 0-80 - 1-02 — 1-07 11. — 0-86 — 0-93 — 0-89 — 1-11 — 1-15 le. — 0-94 — 1-01 — 0-96 — 1-18 - 1-21 21. — 1-00 - 1-05 — 101 — 1-21 — 1-22 26. - 1-03 — 1-07 — 1-03 - 1-21 — 1-21 April 1. — 1-03 — 1-06 — 1-03 — 117 — 1-16 6. — 1-00 — 1-02 — 1-01 — 1-11 — 1-08 11. — 0-94 — 096 — 0-96 — 1-02 — 0-98 16. — 0-87 — 0-88 — 0-89 — 0-91 — 0-86 21. — 0-78 — 0-79 — 0-82 — 0-78 — 0-73 26. — 0-69 — 0-70 — 0-73 — 0-65 — 0-59 268 — Normale Abweichung des Barometermittels vom Jahresmittel. Tab. VII. Cannstatt. Stuttgart. Calw. Heiden- heim. Freuden- stadt. 12j. Jahres- mittel. 32909 327-37 324-17 318-36 309-26 Mai 1. — 0-59 — 0-60 — 0-64 — 0-51 — 0-46 6. — 0-49 — 0-51 — 0-54 — 0-38 — 0-32 11. — 0-39 — 0-42 — 0-45 — 0-25 — 0-19 16. — 0-30 — 0-34 — 0-36 — 0-13 — 0-08 21. — 0-22 — 0-27 — 0-28 — 0-03 + 0-02 26. — 0-16 — 0-22 — 0-20 + 0-05 + 0-11 Juni 1. — 0-11 — 0-17 — 0-14 + 0-13 + 0-18 6. — 0-06 — 0-14 — 0-08 + 0-18 + 0-24 11. — 0-03 — 0-11 — 0-02 + 0-22 + 0-29 16. — o-oi — 0-08 + 0-02 + 0-25 + 0-33 21. - 0-00 — 0-06 + 0-07 + 0-27 -f 0-37 26. + 0-01 — 0-04 + 0-11 + 0-29 + 0-40 Juli 1. + 0-02 — 0-02 + 0-15 + 0-30 + 0-44 6. + 0-03 + 0-01 + 0-18 + 0-32 + 0-48 11. + 0-04 + 0-04 + 0-22 + 0-34 + 0-52 16. + 0-05 + 0-08 + 0-26 + 0-36 + 0-57 21. + 0-07 + 0-13 + 0-30 + 0-39 + 0-62 26. + 0-09 + 0-18 + 0-34 + 0-42 + 0-67 August 1. + 0-1 1 + 0-23 + 0-38 + 0-45 + 0-72 6. + 0-13 + 0-29 + 0-41 + 0-49 + 0-77 11. + 0-16 + 0-34 + 0-43 + 0-52 + 0-81 16. + 0-18 + 0-38 + 0-45 + 0-55 + 0-83 21. + 0-19 + 0-41 + 0-46 + 0-57 + 0-84 26- + 0-20 + 0-43 + 0-46 + 0-58 + 0-84 269 Normale Abweicbunsr des Barometermittols vom Jahresmittel. Tab. VII, Cannstatt. Stuttgart. Calw. lleidtiu- hcini. Freudea- stadt. 12j. Jahres- mittel. 329-09 327-37 324-17 318-36 309-26 September 1. + 0-20 + 0-44 + 0-46 + 0-58 + 0-81 6. + 0-19 + 0-44 + 0-43 + 0-57 + 0-77 11. + 0-18 + 0-42 + 0-40 + 0-54 + 0-70 16. + 0-16 + 0-39 + 0-36 + 0-49 + 0-62 21. + 0-13 + 0-34 + 0-31 + 0-44 + 0-52 26. + 0-10 + 0-29 + 0-26 + 0-37 + 0-40 October 1. + 0-06 + 0-23 + 0-20 + 0-30 + 0-28 6. + 0-03 + 0-17 + 0-15 + 0-22 + 0-16 11. + 0-01 + 0-12 + 0-10 + 0-15 + 0-04 16. — 0-01 + 0-08 + 0-OG + 0-08 — 0-07 21. — 0-02 + 0-04 + 0-04 + 0-02 — 016 26. — 0-00 + 0-03 + 0-02 — 0-03 — 0-23 November 1. + 0-02 + 0-03 + 0-03 — 0-05 — 0-28 6. + 0-07 + 0-05 + 0-04 - 0-06 — 0-30 11. + 0-13 + 0-09 + 0-08 — 0-05 — 0 .30 16. + 0-21 + 0-16 + 0-13 — 001 — 0-26 21. + 0-30 + 0-24 + 0-20 + 0-04 - 0-21 26. + 0-40 + 0-33 + 0-28 + 0-11 — 0-13 December 1. + 0-50 + 0-43 + 0-35 + 0-18 — 0-04 6. + 0-61 + 0-53 + 0-43 + 0-27 + 0-06 11. + 0-71 + 0-fi2 + 0-51 + 0-35 + 0-16 16. + 0-80 + 0-71 + 0-58 + 0-43 + 0-26 21. + 0-87 + 0-78 + 0-63 + 0-50 + 0-34 26. + 0-92 + 0-82 + 0-67 + 0-55 + 0-40 Nach den in Tafel YII. gegebenen Zahlen ist in der beige- gebenen Zeichnung der jährliche Gang des Barometers graphisch dargestellt. Zu Anfang des Jahres ist der mittlere Barometer- — 270 — ■ stand sehr hoch, nimmt alsdann stetig ab bis Ende März ; steigt rasch bis Ende Mai, von da an etwas langsamer; im Juli findet ein schwaches Fallen statt, dem wieder ein Steigen bis Ende August folgt; im September und October fällt der mittlere Baro- meterstand wieder, um von Anfang des November an wieder bis Ende des Jahres zu steigen. Hiernach hat der mittlere Barometerstand jährlich zwei Maxima und zwei Minima ; die ersteren Anfangs Januar und zu Ende des August, die letzteren zu Ende des März und des October. Beim Frühjahrsminimum steht das Barometer viel tiefer als beim Herbstminimum; bei letzterem ist die Abweichung vom Jahresmittel um so grösser, je höher die Station gelegen ist. — Von den beiden Maximen ist das Wintermaximum in den tiefer gelegenen Stationen viel bedeutender als das Sommermaximum; der Unterschied zwischen beiden nimmt alsdann mit wachsender Höhe ab; in Heidenheim sind beide einander gleich; in Freudenstadt wird das Winter- maximum vom Sommermaximum weit übertroffen. Stuttgart, im Januar 1868. Der Kopf der Plciironeclae. Von Dr. Klein. Iliczu Taf. VI. In der Classe der Wirbelthiere gilt Symmetrie in der Bil- dung des Schädels als Regel, d. h. die Schädelknochen der einen Seite haben dieselbe Gestalt, wie die der andern. Um so auffallender erscheint das einzeln stehende Beispiel von Asym- metrie bei den Pleuronectae, einer Familie der Knochen- fische, welche nicht wie die andern Fische perpendiculär auf ihre Längenachse, d. h. auf dem Bauche schwimmen, sondern auf einer Seite, fast platt, liegend, wobei ihr Körper bei der Bewegung wellenförmig sich krümrat. Es sind Fische, welche auf dem Grunde des Meeres, versteckt im Schlamme, leben, welche beide Augen auf einer, der obern Seite haben, die ge- färbt, während die untere, vom Lichte abgekehrte Seite farblos ist. Nach oben gerichtete Augen kommen unter den Fischen, wenngleich nur ausnahmsweise, auch sonst vor, so unter den Knochenfischen bei Uranoscopus, unter den Knorpelfischen bei der Familie der Bajae, aber bei völliger Symmetrie des Schädels, wobei dieselben auf dem Bauche schwimmen, während bei den Pleuronectae die Schädelknochen, von den Parietalia bis zur Spitze der Schnauze, auf der einen Seite eine andere Gestalt haben als auf der andern und eine eigentliche Drehung dieses Schädeltheils stattfindet. Die Frage, woher diese Asymmetrie rühre, wird dahin be- antwortet, dass, da die Fische auf einer Seite schwimmen, die untere Seite keines Auges bedürfe, desshalb beide Augen auf die obere Seite verlegt seien; damit ist diese Frage aber nicht — 272 - beantwortet, denn warum schwimmen diese Fische nicht auf dem Bauche, wie alle andern, sondern auf der einen Seite ihres Körpers? Cuvier in seiner vergleichenden Anatomie, Meckel in sei- nem System der vergleichenden Anatomie haben diese Asym- metrie durch eine Drehung der vordem Schädelknochen erklärt, dagegen hat Steenstoup in Developpement des Pleuronectes in Annales des sciences naturelles (1864. 16.) und Thomson in An- nais und Magazin of natural history, Mai 1865, eine Wanderung des Auges der blinden Seite auf die obere, im ganz jungen Zu- stande, als Grund der Asymmetrie angegeben. Ehe ich diese Ansichten genauer anführe, sei es mir erlaubt, eine anatomische Beschreibung der hier in Betracht kommenden Theile zu geben. Nimmt man als Achse des Körpers, als Mittellinie, die Reihe der Wirbelkörper, so sind alle symmetrisch, mit nach oben und unten stehenden Dornfortsätzen, an welche sich, an die ersten die Rückenflosse, die bis zur Spitze des Schädels reicht und fast oder ganz bis zur Schwanzflosse, an letztere die Afterflosse, die von der Schwanzflosse bis zu dem sehr weit nach vorne liegenden After reicht, anlegen. Wird der Fisch so aufrecht gestellt, die obern Dornfortsätze nach oben, die untern nach unten, so liegen die am Hinterhaupt sich an- heftenden Schultergürtel mit ihren Brustflossen, ebenso die weit nach vorne liegenden Bauchflossen, wenn sie beide vorhanden sind, vor und zwischen den Brustflossen, symmetrisch auf beiden Seiten; die Schwanzflosse steht, wie bei allen Fischen, in der Richtung der Rückenflosse. Vollkommen in gleicher Lage mit den Wirbelkörpern, in der Fortsetzung ihrer Achse, steht das Occipitale basilare und superius (Squama) ; an der Grathe des letztern sitzt der vordere Theil der Rückenflosse; zu beiden Seiten liegen die Occipitalia lateralia und externa, in der Mittellinie ist das Foramen mag- num und an der Basis der hintere Theil des Sphinoideum. Dieselbe Symmetrie behalten noch die zur Seite der Spina occipitalis liegenden Parietalia und Frontalia posteriora, alle — 273 - andern Schädelkuochen sind aber verdreht und zwar bei den- jenigen Genera, deren Augen rechts liegen, wie Platessa, Solea und Hippoglossus von links nach rechts, bei Rhombus, welcher die Augen links hat, von rechts nach links gedreht, mit Aus- nahme des vordem Theils des Vomer, welcher die entgegenge- setzte Richtung annimmt. Die Spitze des Schädels, vorderer Theil des Septum narium und das Ende des Vomer, liegen wueder in der Mittellinie und Zwischenkiefer, Ober- und Unterkiefer sind symmetrisch zu bei- den Seiten, ausser z. B, bei Platessa vulgaris und Solea, bei welchem die Asymmetrie auch diese trifft. Allein, wenn auf diese Weise betrachtet, der hintere und vordere Theil des Schädels, Schultergürtel und Flossen sym- metrisch liegen, so ist die Lage des schwimmenden Fisches eine ganz andere, er schwimmt schief liegend, fast platt auf der einen Seite, die ungefärbt ist und kein Auge hat, während auf der obern gefärbten beide Augen sind. "Wenn, wie meistens bei Rhombus , beide Augen links sind , so ist die linke Seite die gefärbte und der Querdurchmesser des platten Fisches geht von rechts und etwas oben nach links und etwas unten , das linke Auge ist das untere; bei den andern, die wenigstens mei- stens die Augen auf der rechten Seite haben, ist das umgekehrte Yerhältniss. Bei allen Genera findet sich übrigens der umge- kehrte Fall , so habe ich unter 20 jungen Exemplaren von Pla- tessa flesus zwei linke gefunden. Beide Augen liegen nicht in einer Linie, welche perpendi- culär auf die Mittellinie fällt, gewöhnlich liegt bei Rhombus z. B. das untere etwas vor dem obern, bei Solea das obere vor dem untern. Die dem obern Augenlid entsprechende Hautbrücke ist breit, die untere schmal, die Lidspalte bildet ein in die Länge gezogenes Oval, beide Augapfel sehen nach beiden Seiten, d. h. der obere zugleich etwas nach oben, der untere nach unten. Die Xasengrube der Augenseite ist vor dem obern Auge am vordem Rande des Frontale anterius seiner Seite; die andere Nasengrube ist auf der augenlosen, untern Seite an der untern Württemb. naturw. Jahreshefte. 18G8. 3cs lieft. 18 — 274 - Seite des vordem Endes der Rückenflosse, vor ihrem Frontale anterius und hat bei Rhombus 2 Oeffnungen hinter einander, die hintere ist grösser, an der kleineren vorderen ist die Haut am hintern Rand breit umgeschlagen, der Rand des Umschlags frei. Die Brücke, die beide Oeffnungen trennt, ist knorpelig. Die Rückenflosse, welche den Fisch auch der Farbe nach in eine obere und untere Fläche theilt, setzt sich von der Spina occipitalis an den scharfen Rand des Frontale anterius der augen- losen Seite, an der obern Seite der obern Augenhöhle und reicht bei Rhombus z. B. so v\reit als das Nasale dextrum. In der schiefliegenden Stellung des Fisches liegen, bei Rhombus maximus (es wird besser verständlich sein, ein Bei- spiel zu nehmen) auf der obern Seite Occipitale externum sini- strum, Parietale, Squama temporalis, Frontale posterius der linken Seite, Frontale medium dextrum mit seinem Orbitalfortsatze, sinistrum ganz, und Frontale anterius sinistrum (Taf. V Fig. 1. 2); an der Spitze die linke Seite des Septum narium und des vordem Endes des Vomer. Die Brücke zwischen beiden Augäpfeln (Fig. 1 . i) wird von den Orbitalfortsätzen beider FrontaHa media gebildet, der obere Orbitalrand des obern, hier rechten Auges vom Fron- tale anterius dextrum (Fig. 2. a). Nur das obere Auge hat eine von Knochen umgebene Orbita. Das untere linke Auge (Fig. l.n) hat als obern Rand das Frontale medium und anterius sinistrum, der untere Rand wird nicht von Knochen begränzt, nur nach vorne bildet ein Vorsprung des Frontale anterius und nach vorne und unten ein dem vordem Infraorbitalknochen entsprechender Knochen (von dem später) eine Art von knöcherner Gränze. Vor dem Frontale anterius sinistrum liegt die linke Nasengrubc. Den vordersten Theil des Kopfs bildet Intermaxillare und Maxilla superior und inferior der linken Seite. Auf dieser obern Seite liegen das linke Kiefersuspensorium mit Gaumenbogen und Oper- cularapparat. Bei den 3 andern genannten Genera, deren Augen meistens rechts liegen, ist das Verhältniss das umgekehrte. Zur Beschreibung der Knochen wähle ich Eho7tibus niaxi- miis mit Ucbergehen der hintern Knochen des Schädels, welche - 275 - im Allgemeinen symmetrisch sind; wenn auch der Knochen der einen Seite etwas grösser ist, als der der andern, ein Fortsatz stärker ist, als der andere, so unterscheiden sie sich doch nicht wesentlich von denen der andern Fische. Das Keilbein, Sphenoidcum (Fig. 1. k, 1), dessen hinterer Theil sich unter das Occipitale basilarc und vor diesem an die untern Ränder der Alae temporales legt, gibt vor der Vereinigung der letztern zwei flügelfürmige Fortsätze ab, von denen der rechte senkrecht, der linke nach links gedreht, an den untern Rand der Alae temporales treten, die tiefe Rinne zwischen bei- den sieht frei nach oben in die Hirnhöhle. Vor diesen Flügeln ist die obere Fläche rinnenförmig, die Rinne nach links gedreht. Die untere Fläche dieses vorderen Theils ist hinten eine scharfe Kante, nach vorne eine etwas nach rechts gedrehte Rinne, in welche der Vomer eingeschoben ist. Die linke Seitenwand dieser Rinne ist frei, an die rechte legt sich der untere Fortsatz des Frontale anterius dextrum. Zwischen der Anlagerung des Sphenoideum an das Basilare, Occipitale laterale und die Ala temporalis liegen hinter den flügeiförmigen Fortsätzen halbkugelförmige Knorpel (auch bei grossen Exemplaren Knorpel), welche als Unterlage den untern Theil der Alae temporales haben und durch die nach hinten auseinander tretenden Zacken des Sphenoideum von einander ge- trennt sind. Vor ihnen setzt sich auf jeder Seite ein langer, dünner knöcherner Stiel fest, welcher dem hintern Kiemenbogen als Aufhängepunkt dient. Der Schläfenflügel, Ala temporalis steigt hinten an der Seitenfläche des Basilare, dann am Flügel des Sphenoideum in die Höhe, der hintere Rand stösst an das Mastoideum, der obere an Sc^uama temporalis und Ala orbitalis. Am vordem Rand ist ein Ausschnitt, durch welchen mit der Ala orbitalis das Foramen ovale gebildet wird. Hinter diesem befindet sich von einem wallförmigen Rand umgeben die Grube, welche mit dem Frontale posterius die Articulationsfläche für das Quadratum zu- sammensetzt. Auf der innern Fläche verbindet sich die Ala durch eine horizontale Platte in der Mittellinie mit der der andern Seite. — 276 — Der Augenflügel, Ala orhitcdis, ist klein, liegt unter dem Frontale posterius vor der Articulationsfläche für das Quadratum und legt sich vor und unter dem Foramen ovale an die Ala temporalis, der vordere Rand an das Frontale medium. Die Schläfenschuppe, Squama temporalis, bildet den äus- sern Rand des hintern Theils des Schädels und liegt hinten am Occipitale externum, unter diesem am Occipitale laterale; vor dem externum stösst sie an das Parietale. Die obere Fläche, welche viele kleine Gruben zum Ansatz einer sehnigen Masse hat, bildet hinten einen scharfen Fortsatz, unter dem sich das Mastoideum anlegt. Nach vorne wird sie schmäler und liegt zwischen Frontale posterius und Parietale. Der untere Rand stösst vor dem Mastoideum an die Ala temporalis. Das Mastoideum (Fig. 5. a) liegt unter der Squama tem- poralis, deren hintere Fläche es bedeckt. Sein äusserer Rand bildet an der Seite der hinteren Schädelwand eine leisten artige Hervorragung. Die innere Fläche sieht nicht in die Schädel- höhle, weil sie theils die Squama temporalis, theils den oberu Theil der Ala temporalis bedeckt. Es liegt zwischen Occipitale externum und laterale nach hinten und Squama und Ala tem- poralis nach vorne und erreicht das Basilare nicht. Das Scheitelbein, Parietale, ist plattenförmig mit verdicktem äussern Rand, welcher an den dickern Theil der Squama tem- poralis stösst und einen Theil deren oberer Fläche bedeckt. Der innere platte Theil gränzt an Squama occipitalis, der hin- tere Rand an Occipitale externum, der vordere an Frontale medium. Das hintere Stirnbein, Frontale posferiits, legt sich mit der innern Seite des hintern Tlieils an die äussere der Squama temporalis, bildet nach aussen einen Fortsatz, welcher in die wallförmigo Umgebung der Articulationsfläche für das Quadratum übergeht und unter und hinter diesem den obern Theil der Grube selbst. Der vordere Tlieil desselben überragt die Squama, ist platt und schiebt sich zwischen 2 Platten, in welche der obere Theil des Frontale medium ausgeht. Der untere Rand liegt auf der Ala orbitalis. — 277 — Das Ilauptstirnbeiii , Fronlalc nicdivm, ist in der Form völlig verschieden von dem der andern Fische und ebenso ver- schieden sind sinistrum und dextrum. Das sinistru})} (Fig. 4) liat an der, in der gewöhnlichen Lage des Fisches obcru Seite eine breite mit vielen Löchern ver- sehene Fläche, welche sich hinten in die der Squama temporalis fortsetzt und das Frontale posterius bedeckt. Von dem rechten Rande derselben geht ungefähr in der Mitte ein starker Vor- sprung nach rechts, welcher den Knochen in 2 Theile trennt. Hinter demselben tritt eine plattenartige Ausbreitung, an deren vorderem Ende eine Leiste vom Vorsprung abwärts verlauft nach unten. Die Platte (a) legt sich an eine ähnliche des Fron- tale medium dextrum und bildet mit ihr vor dem Parietale sini- strum die obere Schädelwand an der linken Seite der durch die Spina der Squama occipitalis und ihre Fortsetzung dargestellten Mittellinie. Vom Vorsprunge an krümmt sich der vordere Theil als Orbitalfortsatz (b) mit nach rechts und oben gerichteter Concavität nach vorne. Sein äusserer linker Rand ist hinten frei und geht nach unten in eine starke Platte über, welche an die Ala orbitalis und den linken flügeiförmigen Fortsatz des Sphenoideum stösst. Der vordere Theil seines linken Randes liegt am Frontale anterius sinistrum. Das Frontale medium dextrum (Fig. 3) liegt nach rechts und oben und besteht ebenso aus einem hintern die Schädel- wand bildenden und einem vordem Theil, dem Orbitalfortsatz. Auf dem hintern Theil erhebt sicli eine starke Gräthe (a), auf welche sich bis zum vordem Ende die Spina der Squama occipitalis legt und welche die äussere Fläche in 2 ungleiche Theile theilt. Der rechts der Spina gelegene Theil (b) ist eine breite länglich 4eckige Platte, welche hinten an das Parietale dextrum stösst, mit ihm die rechte Schädelwand bildet und mit äusserm verdickten Rande, der zur Anlagerung einer sehnigen Masse viele Löcher hat, frei nach rechts und unten endet. Hinten — 278 — legt sich dieser Rand an Frontale posterius und Squama tempo- ralis dextra, vorne an Frontale anterius dextrum an. Die untere Fläche dieser dicken Platte hilft die untere Schädelwand bilden und liegt hinten an Ala orbitalis und mit einer nach unten gerichteteten Verlängerung an dem rechten flügeiförmigen Fortsatz des Sphenoideum. Von der linken Seite der Spina occipitalis aus krümmt sich der Orbitalfortsatz (d) zuerst auswärts nach links, legt sich an die Platte des Frontale medium sinistrum und hilft die obere Schädelwand bilden, dann wendet er sich vorwärts und nach rechts und aufwärts und legt sich mit seiner convexen Fläche ganz und glatt in die Concavität des Orbitalfortsatzes des Fron- tale sinistrum und bildet so den hintern und linken Rand der rechten, obern Augenhöhle. Die Spitze des Fortsatzes liegt am linken Ende des Frontale anterius dextrum. Die Richtung der Krümmung der Orbitalfortsätze weicht von den beiden Platten eigentlich unter einem rechten Winkel ab, so dass, wenn die Platten nach oben sehen, die Fortsätze mit der Convexität nicht nach der Seite, sondern nach unten gerichtet sind. — An der untern Seite dieses Orbitalfortsatzes ist, wo der- selbe vom Schädeltheil abgeht, ein Ausschnitt, welcher mit dem Sphenoideum den hintern Rand eines grossen Loches bildet. Das Pflugscharbein, Vomer, ist mit seinem hintern zuge- spitzten Theile in die untere vordere Rinne des Sphenoideum eingeschoben. Der vordere, pyramidale, glatte Fortsatz, welcher unten einige Zähne trägt, zeigt auf der obern Fläche einen er- habenen Rand, der sich nach oben durch eine Verlängerung mit dem Septum narium verbindet und der von der Spina occi- pitalis gebildeten Mittellinie in der Verlängerung entspricht. Von diesem Rande aus fällt die obere Fläche nach beiden Seiten ab, die linke Seite, die zur obern wird, ist die schmälere, die rechte breitere sieht nach unten. Jede Seitenfläche verlängert sich am hintern Rande in einen zackigen Fortsatz; der linke, der nur vom äussern Winkel beginnt, ist kurz und legt sich rückwärts an das vordere Ende dos Frontale anterius sinistrum; — 279 - der rechte längere, welcher nach unten sieht, liegt neben der Mittellinie und verbindet sich mit dem Frontale anterius dextrum. Das Siebbein-, Elhmoidahcgmcnt besteht aus beiden Fron- talia anteriora und einer knorpeligen Scheidewand, welche beide Nervi olfactorii vor ihrem Austritte trennt. Das Frontale anterius sinistrum (Fig. 2 d), das bei Weitem kleinere von beiden, liegt nach oben und verbindet sich durch «inen nach hinten gehenden Fortsatz mit dem linken Rande des Frontale medium sinistrum (e). Vom vordem Theil gehen 2 Fortsätze aufwärts und nach rechts und legen sich, das Foraraen olfactorium sinistrum zwi- schen sich lassend, an das Septum narium an. Der vordere verlängert sich nach hinten und verbindet sich unter dem Sep- tum mit dem Frontale anterius dextrum. Unter ihnen geht ein dritter Fortsatz nach links, welcher sich durch Ligamente mit dem vordorn Ende des Infraorbital- knochens verbindet. Vor ihm liegt an einer concaven Fläche der obere Fortsatz des Palatinum sinistrum (f). Das Frontale anterius dextrum (Fig. 2 a), das grössere, besteht aus einer bi*eiten viereckigen Platte, deren äussere Fläche nach rechts sieht, und die rechte Schädelwand vor der rechten Seite der Spina occipitalis und vor der Platte des Frontale me- dium dextrum fortsetzt. Ihr hinterer Rand ist ausgeschnitten, der linke Winkel legt sich an die Spina des Frontale medium dextrum, der rechte unterlagert den dicken Rand der Platte desselben und zwischen beide Winkel schiebt sich der voi'dere Rand derselben Platte des Frontale medium dextrum herein. — Der linke scharfe Rand der Platte sieht nach oben und bildet den rechten Rand der obern rechten Orbita, deren Decke, d. h. rechte Wand, die innere Fläche der Platte herstellt. Vor einer Leiste, welche sich auf der äussern rechten, wie auf der Innern Fläche (b) erhebt, gehen 2 Fortsätze ab, von welchen der linke an das hintere obere Ende des Septum narium tritt, der rechte längere an den vordem Theil desselben geht. Zwischen beiden Fortsätzen und dem Septum ist das Foramen olfactorium dextrum, auf der untern rechten Seite des Schädels. - 280 — Der rechte Fortsatz verbreitert sich, verbindet sich unter dem Septum mit dem Frontale anterius sinistrum und mit ver- längertem, hinten ausgezogenem Theil mit der rechten Wand der vordem obern Rinne des Sphenoideum (c). Zwischen diesem untern, mit dem Sphenoideum sich ver; bindenden Fortsatz und dem untern Eand der viereckigen Platte ist das vordere Ende des grossen Lochs, das zwischen den Fron- talia dextra und dem Sphenoideum bleibt. Die Spitze des Schädels bildet das Septum narium (Fig. 2 g), eine schmale glatte Knochenplatte, die sich mit ihrem vordem abgerundeten Ende an den obern Eand des pyramidalen Theils des Vomer anlegt und mit demselben der Mittellinie entspricht, jedoch leicht nach rechts ausgebogen ist. Nach unten hinter der Verbindung mit dem Vomer legt sich die Platte nach links an den vordem Fortsatz des Frontale anterius sinistrum, nach rechts an den untern des dextrum an. Der hintere Theil bildet einen starken Vorsprung nach oben und rechts, vor dem rechten Rand der Orbita, der sich zwischen den hintern Fortsatz des Frontale anterius sini- strum und den linken des dextrum hereinlegt, beide Frontalia anteriora auf der obern Seite trennt und mit den vordem Fort- sätzen derselben und dem vordem Theil des Septum beide Foramina olfactoria bildet. Das linke Nasenbein, Nasale sinistrum (Fig. 7), liegt auf der obern Seite und geht, als kurze Knochenplatte, vom hintern Rand des Septum über der Anlagerung des Frontale anterius sinistrum gegen das obere Ende der Maxilla superior sinistra und das vordere Ende des Palatinum sinistrum, mit denen es nur durch Ligamente verbunden ist. Das Nasale dextrum (Fig. 6) ist länger und schmäler und geht von dem vordem linken Ende des Frontale anterius dex- trum und der rechten Seite des hintern Fortsatzes des Septum gegen den aufsteigenden Ast des Intermaxillare sinistrum und legt sich an dessen hinterem Ende an, eine sehnige Fortsetzung geht über die aufsteigenden Aeste beider Intermaxi Ilaria herüber — 281 — und setzt sich an das vordere Ende der Maxilla superior dextra. Es liegt an der untern rechten Seite des Schädels. Die Zwischenkiefer, Intrrmaxillarki , haben nichts beson- deres als ihre Lage. Der linke liegt oben, sein starker auf- steigender Fortsatz, an welchen sich das Nasale dextrum anlegt, entspricht der Mittellinie, denn auf dem Nasale dextrum endet die Rückenflosse. Der rechte liegt unten, sein aufsteigender Fortsatz ist frei, nur bedeckt von der Sehne, welche vom Na- sale dextrum an die Maxilla superior dextra geht. Ton den Oberkiefern, Maxillae superiores, liegt ebenso der linke oben, an das vordere Ende desselben tritt vor der An- lagerung des Palatinum sinistrum das Nasale sinistrum. Der rechte liegt unten. Die Lage des Unterkiefers, Maxilla inferior, ist die gleiche, von beiden Hälften, welche sich wie am Oberkiefer gleich sind, liegt die linke nach oben, die rechte nach unten. Die Zähne sind an den Intermaxillaria und beiden Unter- kieferhälften gleichförmig vertheilt, und hecheiförmig. Das Kiefersuspensorium, Opercularapparat und Arcus palatinus der linken und rechten Seite sind sich gleich, aber auch hier liegen die Theile der linken Seite oben, die der rechten unten. Das Quadratum hat an seiner vordem Seite eine flügei- förmige Ausbreitung. Das Accessorium liegt an dessen unterer Seite, vor dem Symplecticum , ist gross und stösst vorne an das breite Trans- versum, welches vorne an dem Palatinum anliegt, das Sphenoi- deum auf der linken Seite fast erreicht, auf der rechten aber etwas überlagert, während der hintere Theil desselben, sowie das Accessorium, weit von ihm abstehen. Das Gaumenbein, Palatinum , ist kurz, dick und legt sich mit seinem obern Fortsatz auf der linken Seite breit an die untere Fläche des vordem Endes des Frontale anterius sinistrum und in eine Grube vor dem untern Fortsatz desselben, unter dem Foramen olfactorium sinistrum. Auf der rechten liegt dieser Fortsatz unter und vor dem vordem Ende des Frontale anterius dextrum. — 282 — Sein vorderes Ende liegt in einer Grube hinter dem vor- deren Ende der Maxilla superior. Auf dem vordem Ende des Pterygoideum und hintern Theil des Palatinum liegt auf der linken Seite ein länglicher Knochen, ■welcher mit denselben und nach oben mit dem untern Fortsatz des Frontale anterius sinistrum durch Ligamente verbunden ist und um so mehr einem vorderen Tnfraorhitalknochen (Fig. 8) zu vergleichen sein wird, als sieh an ihn der sehnige, später zu beschreibende Streifen ansetzt, welcher das untere Auge umgibt. Das vordere Ende dieses Knochens verbindet sich durch einen sehnigen Streifen mit dem vordem Ende des Palatinum, der Maxilla superior und nach oben dem Nasale sinistrum. Wenn der Schädel auf die untern Theil e der Schultergürtel gestellt wird , so stellt die Rückenflosse als Mittellinie den höch- sten Theil dar, der hintere Theil des Schädels, die einzelnen Theile des Ober- und Unterkiefers, die Kiefersuspensorien mit Opercularapparat und Gaumenbogen liegen symmetrisch zu beiden Seiten der Mittellinie, aber alle andern Knochen von der Arti- culationsfläche für das Quadratura an bis zur Spitze sind ver- dreht und zwar von rechts nach links gedreht, nur das vordere Ende des Vomer und Septum narium wieder in umgekehrter Richtung von links nach rechts. Zu beiden Seiten der Mittel- linie, welche durch Spina occipitalis, Spina des Frontale medium dextrum, dem vordem Fortsatz des Septum narium und dem obern erhabenen Rand des Vomer gebildet wird, liegen beide Occipitalia lateralia und externa, Parietalia, Squamae temporales, Mastoidea, Alae temporales und orbitales und Frontalia poste- riora. Die, jetzt obere, Hirnhöhlenwand, welche durch die Spina in 2 Theile getheilt wird, ist auf der linken Seite derselben breiter als auf der rechten; beide Seitenränder zeigen auf ihrer äussern Fläche eine Menge Löcher zum Ansatz einer sehnigen Ausbreitung; der linke Rand ist nach vorne breiter als der rechte. Die untere Hirnhöhlenwand ist, soweit sie hinten durch das Basilare und hintern Theil des Sphenoideum in 2 Seiten- wandungen getheilt wird, symmetrisch; vor der Articulations- — 283 — grübe für das Quadratum, wo sie vom Sphenoidoum getheilt ■wird, ganz ungleich. Auf der linken Seite ist sie länger, reicht mehr nach vorne und ist breiter, steigt schief auswärts vom Sphenoideum gegen die Frontalia sinistra an und vor ihr ist das grosse Loch zwischen Sphenoideum und Ala orbitalis und Frontale anterius der linken Seite. — Die rechte Wand steigt mit dem rechten flügeiförmigen Fortsatz des Spenoideum und dem untern platten Fortsatz des Frontale medium dextruni steil in die Höhe und wendet sich dann mit der untern Fläche der viereckigen Platte des Frontale nach anssen. Ebenso liegen Ala temporalis und orbitalis platter als auf der linken Seite. Die vordere Oeflfnung der Hirnhöhle liegt, wenn Spina occipitalis nach oben, Basilare und Sphenoideum nach unten sehen, völlig auf der linken Seite ; der rechte flügeiförmige Fort- satz des Sphenoideum und Spina occipitalis entsprechen sich. Vor der linken Seite der obern Hirnhöhlenwand liegt das rechte obere Auge (Fig. 1 m), welches allein eine knöcherne Augenhöhle hat. Die Gränze gegen die Schädelwand bilden auf der hintern Fläche die nach aussen tretenden Orbitalfortsätze des Frontale medium sinistrum und dextrum, auf der Orbital- fläche nur das dextrum. Den obern Rand der Orbita bildet das Frontale anterius dextrum (Fig. 2 a), welches mit dem scharfen linken Rande seiner Platte etwas über die Mittellinie nach links tritt, an die linke Seite der Rückenflosse. Ganz nach links sehen die Orbitalfortsätze beider Frontalia media (Fig. 1 i) und die äussere Seite des Frontale anterius sinistrum (Fig. 2 d). Vor der rechten Seite der Spina und rechten obern Wand der Hirnhöhle liegt die Platte des Frontale anterius dextrum, vor diesem das Foramen olfactorinm dextrum, gerade unter dem vordem Ende der Rückenflosse die Spitze des von links nach rechts liegenden Nasale dextrum. Rechts von der Mittellinie liegen gegen die Spitze des Schädels der rechte vordere Fort- satz des Frontale anterius dextrum und die rechte Seite des vordem Endes des Vomer. Das Sphenoideum zeigt vor der vordem HirnhöhlenöfFnung — 284 - eine leichte Ausbiogung nach rechts und erst sein vorderer Theil und der Vomer treten wieder in die Mittellinie. Diese Beschreibung dürfte die Asymmetrie zeigen und zu- gleich die eigene Drehung eines Theils der Schädelknochen, aber ich muss wiederholen, so schwimmt der Fisch nicht, was hier als Mittellinie angenommen ist, wird eigentlich rechter Rand, was rechts dort ist, kehrt sich nach unten, was links ist, nach oben und ebenso kommt das untere Auge (Fig. 1 n), welches an der linken Seite des Frontale medium und anterius sinistrum liegt, nach oben und wird linkes Auge. Bei den andern Genera sind die Verhältnisse im Allgemeinen dieselben, nur weil, wenigstens in der Regel, beide Augen auf der rechten Seite sind, im umgekehrten Sinne und die Drehung geht noch weiter. Bei Platessa, wenigstens den Exemplaren, die ich besitze, reicht die Rückenflosse, welche sich am scharfen Rande des Frontale anterius sinistrum anlegt, nur bis vor die Mitte des Augenhöhleurandes des an ihrer rechten Seite liegenden obern linken Auges und in der Verlängerung ihrer Linie ist die linke Nasengrube. Bei Hippoglossus endet die Rückenflosse hinter dem obern linken Auge, dessen Orbita über die Mittellinie herüber nach links geht, so dass der linke Rand derselben auf die linke Seite der verlängerten Rückenflosse zu liegen käme. Während bei diesen beiden Genera die seitliche Drehung der Orbita und Nasengrube stärker ist, als bei Rhombus, so ist bei Solea, bei welcher die Augen ebenfalls rechts sind, die Orbita des obern linken Auges an der rechten Seite der bis zur Spitze des Schädels, Septum narium, reichenden Rücken- flosse. Die Form der Frontalia media ist im Allgemeinen ähnlich der von Rhombus, auch hier sind die Orbitalfortsätze nicht zur Seite, nach rechts gedrückt, sondern ebenfalls so gedreht, dass ihre Convexität nach unten gerichtet ist; der linke liegt auf der concaven Fläche des rechten. Etwas anders ist die Gestalt der Frontalia anteriora. Das sinistrum (Fig. 9 a) hat, wenn der Schädel aufrecht gestellt — 285 — wird, keine plattenförmige Ausbreitung, der hintere Theil besteht aus 2 FortScätzen, von denen der obere linke (c) sich an die linke Seite des vordem Endes seines Frontale medium da anlegt, wo von diesem nach rechts der Orbitalfortsatz abgeht. Der scharfe obere Rand dient zur Anlagerung der Rückenflosse und zur linken Begränzung der linken obern Orbita. Der untere rechte Fortsatz (f) legt sich an das Sphenoideum und an den linken hintern Fortsatz des Frontale anterius dextrum. Der vordere Theil des sinistrum ist in der Fortsetzung des obern Rands ein hackenförmiger processus (b), der sich vor dem linken Bulbus nach einwärts und rechts krümmt und die Orbita nach vorne begränzt. An seine vordere und untere Fläche legt sich das Septum narium. Der rechte Rand an der Basis des Hackens legt sich an das vordere Ende des Frontale anterius dextrum und bildet mit diesem das Foramen olfactorium sini- strum , welches nach links führt und auf der untern Seite des Schädels über dem Palatinum sinistrum sieh öffnet. Das Frontale anterius dextrum (Fig. 9 g) ist klein und hat ebenfalls 2 hintere Fortsätze, von welchen sich der untere an das sinistrum anlegt und mit diesem das Foramen olfactorium sinistrum bildet. Der obere rechte Fortsatz verbindet sich mit dem vordem Ende des Orbitalfortsatzes seines Frontale medium (i) und bildet mit diesem und dem des Frontale medium sinistrum die Brücke zwischen beiden Augen. Vom äussern Rande krümmt sich ein zarter Fortsatz (li) abwärts und einwärts, legt sich an den un- tern Fortsatz seines Frontale anterius und den des Septum und umgibt das Foramen olfactorium dextrum, das sich auf der obern Seite über dem Palatinum dextrum und vordem Ende des Vomer öffnet. Das vordere Ende verbindet sich an der Basis des Hackens mit dem Frontale anterius sinistrum. Das Septum narium endet mit einem plattgedrückten Hacken, auf dem die Rückenflosse aufhört und der die aufsteigenden Aeste der Intermaxillaria deckt. Hinten geht es in 2 Fortsätze über, von denen der rechte längere sich unter das vordere Ende des Frontale anterius dextrum, der linke kürzere und der Ausschnitt — 286 — zwischen beiden an die vordere Fläche des Hackens des Frontale anterius sinistrum legt. Das Septum trägt so eigentlich nicht zur Bildung der Austrittslöcher der Nervi olfactorii bei, aber der untere hintere Ast liegt zwischen beiden und die Nasen- gruben liegen zu beiden Seiten seiner untern Fläche über dem Vomer. Der Yomer endet mit einem stumpfen, dicken nach unten stehenden Fortsatz, welcher sich nach links leicht krümmt, zwi- schen beiden Enden der Palatina liegt und auf der rechten Seite eine Articulationsfläche für das Palatinum dextrum hat. Auf dem Palatinum dextrum findet sich ebenfalls ein vor- derer Infraorbitalknochen (Fig. 10), welcher unter einem rechten Winkel gebogen ist. Der kürzere Schenkel sieht ab- wärts gegen die Maxilla superior und ist mit dem Palatinum verbunden, der längere geht gerade aufwärts und legt sich an das Frontale anterius hinter dem Ursprung des untern Fort- satzes, welcher das Foramen olfactorium dextrum umgibt, be- gränzt so die untere rechte Orbita nach vorne. Aber die Asymmetrie geht bei Solea viel weiter und die Kiefer nehmen Theil an derselben. Das Tntermaxülare dextrum ist verkümmert, klein, nur ein zahnloser Stiel (Fig. 12 b). Das unten liegende sinistrum (F. 11 b b) dagegen ist sehr ent- wickelt, breit, lang, gekrümmt, mit hecheiförmigen Zähnen besetzt und legt sich mit seinen Enden an einen Fortsatz der linken Unterkieferhälfte an. Die Maxilla superior sinistra (F. 11 a a) ist länger, dicker, als die dextra und legt sich um die Krümmung seines Intermaxillaro bis zu dessen Verbindung mit der Maxilla inferior. Die dextra (F. 12 a) liegt frei nach aussen. Die Maxilla inferior sinistra (F. 11 c) tritt mit einer starken Krümmung in die concave Fläche des Intermaxillare sinistrum, ist breit und mit Zähnen besetzt. Die dextra (F. 12 c) ist länger, zahnlos und geht rückwärts zur Articulation mit dem Kiefersuspensorium. Bei Platessa flesus ist der vom Frontale anterius dextrum abgehende Fortsatz breiter, länger, überragt das Palatinum und ist eigentlich plattenförmig, nur am Innern Rand ist ein Loch — 287 — zum Durchtritt dos Nervus olfactorius dcxter. Die Platte bildet die vordere Wand der Orbita und legt sich mit dem äussern Theil ihres untern Rands an einen vordorn Infraorbitalknochen, der horizontal auf dorn vertical abwärts tretenden liand liegt, den- selben nach hinten und vorne überragt und sich an beiden En- den mit dem Palatinum doxtrum verbindet. Der hintere Theil desselben bildet so am vordem Theil der Orbita einen Boden und den dreieckigen Zwischenraum zwischen dem untern Rand der plattenförmigen Ausbreitung des Frontale anterius nach oben, dem Palatinum nach innen und unten und dem hintern Theil des Infraorbitalknochens nach aussen füllt eine Membran aus. Bei Plaiessa vulgaris liegt der Infraorbitalknochen (F. 13 a) mehr vor dem Fortsatze des Frontale anterius dextrum und verbindet sich an seinem vordem Ende mit einem zarten Nasale dextrum (Fig. 13 b), welches vom Septum narium senk- recht abwärts geht. Die Asymmetrie erstreckt sich schon auf die Kiefer. Die rechte obere Maxilla superior ist kürzer und am hintern Ende breiter, als die linke; das Intermaxillare dex- trum ist viel kürzer und hat nur gegen die Mitte Zähne, der äussere Theil ist zahnlos, während das längere linke bis fast an das hintere Ende Zähne trägt. Entsprechend hat die linke Unterkieferhälfte, welche länger ist und fast allein den vorderen Bogen bildet, Zähne, so weit die pars dentalis reicht, die rechte, kürzere, legt sich als rechter Schenkel an den vorderen Bogen an und trägt nur am vordem Theil der pars dentalis Zähne. Das obere Auge, sei es das rechte oder linke, hat so immer eine wirkliche, von Knochen gebildete Augenhöhle, deren äusserer oberer Eand das Frontale anterius der augenlosen Seite bildet, die hintere "Wand und den innern Rand das Frontale medium der augenlosen Seite, den vordem zugespitzten Winkel die Anlagerung des letzteren an sein Frontale anterius. Eine sehnige Ausbreitung, welche sich in die Haut verliert, verstärkt den obern Rand. Die Scheidewand zwischen beiden Augen bilden beide Frontalia media uad das Frontale anterius der Augenseite. Das untere Auge hat keine von Knochen gebildete Augen- - 288 — höhle, nur nach oben begränzt es das Frontale medium und anterius der Augenseite, nach vorne, bei Rhombus, dessen Be- schreibung ich wieder aufnehme, ein Fortsatz des Frontale an- terius, au den sich unten der vordere Infraorbitaliinochen anlegt, welcher vorne eine Art unterer Gränze bildet. Von diesem aus setzt sich als Infraorbitalbogen zuerst ein mehr knorpeliger, dann sehniger Streifen fort, welcher straff unter und hinter dem linken Auge aufwärts steigt, sich fest an die Haut anlegt und hinten am Ursprung des Orbitalfortsatzes in die starke sehnige Masse übergeht, welche die äussere, mit vielen Löchern versehene Fläche des Frontale medium sinistrum bedeckt und dann an der äussern Seite des vordem Endes desselben und des Frontale anterius sinistrum als knorpelige Platte eine Art von obern Eand der Orbita bildet. Der Kiefermuskcl, Temporaiis und Masseter besteht aus 2 Theilen. Die pars superior entspringt vom Frontale posterius vor der Articulationsfläche für das Quadratum und an der äusssern Seite des Kiefersuspensorium in der langen Rinne, welche Qua- dratum und Praeoperculum mit einander bilden. Der Muskel der linken Seite liegt mit seinem vordem Rande unter und hinter dem sehnigen Streifen, der den Arcus infra- orbitalis vorstellt, hinter der Augenhöhle und dem linken Auge, getrennt von ihnen durch eine membranose Ausbreitung, welche die Augenhöhle abschliesst. Unten geht der Muskel in eine starke Sehne über, mit welcher sich die pars inferior verbindet. Die jJCi^s inferior kommt, am obern Theil von der vorigen bedeckt, vom untern Theil des senkrechten und vom horizontalen Arm des Praeoperculum, von der flügclförmigcn Ausbreitung des Quadratum und von der äussern Fläclie des Accessorium und legt sich an die Sohne der pars superior. Auf der linken obern Seite geht der eine Theil der Sohne rückwärts an den processus coronoideus Maxillae inferioris und an das Tuberculum derselben unter der Articulationsfläche für das Suspensorium. Der andere Theil geht über der Maxilla — 289 - superior vorwärts und setzt sich an den flügeiförmigen Fortsatz an der obern Seite des vordem Endes der Maxiila superior. Der Kieferrauskel der rechten untern Seite ist stärker als der der linken , bedeckt dio ganze Fläche vom äussern untern Eand des Frontale medium und anterius dextrum, mit ihnen nur leicht durch Zellgewebe verbunden, rückwärts bis zum Fron- tale posterius und Praeoperculum dextrum und vorwärts bis zum obern liami der Maxiila superior und somit das ganze Kiefersuspensorium. Mit seinem obern Rand deckt er das grosse Loch zwischen den Frontalia dextra und Sphenoideum, in wel- ches er etwas hineinreicht. Seine Sehne, welche am vordem Rande beginnt, geht unmittelbar an den flügelförraigen Fortsatz der Maxilla superior und erstreckt sich mit ihrem hintern Theil, die vordere Fläche der Maxilla superior deckend, an den Pro- cessus coronoideus und das Tuberculum der Maxilla inferior. Zwischen der pars inferior und superior kommt der Ramus maxillaris des Nervus trigeminus abwärts, tritt am untern Band der pars superior heraus und geht an die innere Seite der Maxilla inferior, indem er allen auf seinem Wege liegenden Muskeln Zweige gibt. Bedeckt vom hintern Theil des Kiefeirmuskels kommt vom Tuberculum des Frontale posterius vor der Articnlationsgrube der eine Theil des Levator suspensor'd und setzt sich au die vordere Fläche des Accessorium. Vor ihm und unter seiner Insertion entspringt vom untern Theil des Frontale posterius der zweite Theil des Levator, welcher sich auf die flügeiförmige Ausbreitung des Quadratum und die äussere Fläche des Accessorium setzt und bis an das Pterygoideum reicht. Auf der linken Seite fasst dieser die hintere membranose Wand der Orbita und setzt sich an das Transversum (Acces- sorium des Pterygoideum). Ueber der ersten Parthie dieses Levator, unter dem Kie- fermuskel, tritt der Nervus maxillaris aus dem Foramen ovale heraus. Den Boden der linken Augenhöhle, d. h. des mem- Württemb. naturw. Jabreshefte. 1868. 3tes Heft. 19 - 290 — branosen Canals, in welchem Bulbus, Muskeln, Nerven und Ge- fässe liegen, bildet eine feste Membran, welche auf dem Trans- versum liegt, nach unten an Pterygoideum, Palatinum und den vordem Infraorbitalknochen sich setzt, hinter den Augenmuskeln herübertritt und den processus posterior des Frontale anterius dextrum , der zum Sphenoideum geht, fasst. Von hier steigt sie als zarte Membran nach oben, trennt beide Bulbi und beide Nervi olfactorii, die Scheidewand zwischen beiden Augen- höhlen bildend, von einander und setzt sich an die untere Fläche der Orbitalfortsätze beider Frontalia media. Vom Processus posterior des Frontale anterius dextrum setzt sich die Membran, den Boden der rechten Augen- höhle bildend, nach rechts fort, überzieht das grosse längliche Loch zwischen Sphenoideum und Frontalia dextra , stösst hier nach aussen an den grossen Kiefermuskel der rechten Seite, mit welchem sie das Locb völlig schliesst und überzieht die untere Fläche des Frontale anterius dextrum. Jeder Bulbus erhält sechs Muskeln, vier Recti und zwei Obliqui. Die vier Recti jedes Auges entspringen im Umfange der vordem Hirnhühlenöffnung an der Innern Fläche des flügelför- migen Fortsatzes des Sphenoideum. In dieser vordem Hirnhöhlenöffnung liegen am oberflächlichsten die Nervi olfactorii, unter ihnen die Nervi optici, welche von den Lobi olfactorii bedeckt, von den Lobi optici kommen und eine kurze Strecke, durch Commissuren mit ein- ander verbunden , neben einander laufen ; dann aber tritt der vom linken Lobus entspringende über den vom rechten kommen- den allmählig herüber und geht zum rechten obernAuge, wäh- rend der vom rechten Lobus kommende unter dem Vorigen durch zum untern linken Auge tritt. Ausserhalb der vordem Oeflfnung treten erst beide Nerven auseinander. Zwischen den Recti liegen die andern Augennerven, die Artcria und Vena ophthalraica. In der linken, membranosen Augenhöhle liegt der Rectus superior an der Scheidewand; der internus am Boden, der externus an der äussern Seite des inferior. - 291 - In der rechten Orbita liegt der Rectus superior am ncächsten der Scheidewand, an seiner linken Seite, hinten über ihm , der Nervus olfactorius , an der rechten obern Seite des Nervus olfactorius der Rectus externus; gegen den Boden der Orbita der internus und zwischen internus und externus der 4., inferior, der hier der Lage nach der obere ist. Der Aerius ahducens liegt an der äussern Seite des Nervus opticus, über dem Rectus externus, in welchem er sich ver- zweigt. Der Nervus opticus liegt zwischen den 4 Recti, aber mehr oberflächlich zwischen superior und externus. Die Musculi obliqui entspringen im vordersten Theil der Augenhöhlen und gehen alle 4 in der Richtung von rechts nach links. Der Obliquus superior sinister kommt von der innern Fläche des Fortsatzes, welcher beide Foramina olfactoria trennt und vom Frontale anterius sinistrum, welches sich hier an das Dextrum anlegt, gebildet wird, tritt über den Nervus olfactorius sinister herüber nach links und rückwärts und setzt sich über dem Rectus superior an die Sclerotica. Unter ihm kommt vom Frontale anterius sinistrum der Ohliquus inferior sinister, tritt unter dem Nervus olfactorius durch nach links und geht an der rechten Seite des Rectus internus an die Sclerotica. Dex Nervus olfactorius sinister tritt über dem Rectus superior am obern rechten Rand der Augenhöhle vorwärts, zwischen beiden Obliqui durch aus dem Foramen olfactorium heraus zur Schleimhaut der linken Nasengrube. An der äussern linken Seite der Augenhöhle geht der Nervus trochlearis an den fast quer nach links tretenden Ob- liquus superior. Wo sich die viereckige Platte des Frontale anterius dextrum an das Septum uarium anlegt, ist auf der untern Fläche eine erhabene Leiste, unmittelbar vor dieser entspringt der Ohliquus superior dexter an der rechten Seite des inferior dexter, geht über den Nervus olfactorius dexter herüber nach links und — 292 — rückwärts und setzt sich unter dem Rectus superior an die Sclerotica. Der ObUquus inferior dexter entspringt vor der Insertion des superior vom äussernFortsatzdesFrontaleanteriusdextrum, wo sich derselbe an den untern Fortsatz des sinistrum anlegt, vom untern Rand des Foramen olfactorium dextrum an der rechten Seite des Obliquus superior sinister, tritt unter dem Nervus olfac- torius dexter durch, an der rechten Seite seines Auges rückwärts und setzt sich vor dem Rectus inferior an die Sclerotica. Der Nervus olfactorius dexter liegt in der Augenhöhle dicht am sinister, nur durch die dünne membranose Scheide- wand von ihm getrennt, dann scheidet beide ein knorpeliger Streifen, welcher vom hintern Fortsatz des Frontale anterius dextrum und dem Sphenoideum aufwärts an den Innern Rand des Frontale anterius sinistrum tritt, wo sich dieses an das Frontale medium anlegt. Vor diesem Streifen bleibt ein Loch. Der Nervus olfactorius tritt dann zwischen beiden Obliqui durch sein Foramen olfactorium heraus, vom linken getrennt durch den Fortsatz des Frontale anterius sinistrum, der zwischen beiden Foramina liegt, und durch den Obliquus inferior dexter und superior sinister. In dem kleinen Raum vor dem Knorpelstreifen hinter den Foramina olfactoria auf dem untern Fortsatz des Frontale anterius dextrum und dem untern des sinistrum , die hier an einander treten, liegt von rechts nach links der Obliquus superior dexter, Nervus olfactorius dexter, Obliquus inferior dexter, Ob- liquus superior sinister, Nervus olfactorius sinister, Obliquus inferior sinister. Die Obliqui des obern Auges treten dann an der rechten, die des untern Auges an der linken untern Seite des Knorpelstreifen rückwärts zu der betreffenden Sclerotica. Bei Solea liegt das obere Auge etwas vor dem untern, welches unmittelbar über der Maxilla superior dextra liegt. Das rechte untere Auge wird gegen die Mittellinie hin nach links begrenzt durch den Orbitalfortsatz seines Frontale medium, durch das Frontale anterius seiner Seite und durch - 293 - einen Sehnenstreifen, welcher vom liintern platten Theil des Frontale medium kommt und sich an den Vorsprung des Fron- tale antcrius dextrum , an dem der vordere Infraorbitalknochon sich anlegt, und an diesen selbst sich festsetzt. Nach unten stösst der Bulbus an den Rand desKiefermuskels und vorne an dessen Sehne, welche über der Maxiila superior dextra läuft und an ihr vorderes Ende sich setzt, während am hintern Ende der Maxilla superior von der Sehne unter einem rechten Winkel eine Fortsetzung derselben an die Maxilla inferior tritt. Das obere linke Auge hat als Begrenzung oben den scharfen Rand des Frontale anterius sinistrum und den Rand des Muskels, welcher vom Frontale medium sinistrum an die rechte Seite der Rückenflosse geht ; nach innen und rechts einen Sehnenstreifen, welcher vom vordem Rand der plattenförmigen Ausbreitung des Frontale medium sinistrum kommt, mit dem Flossenmuskel zusammenhängt und sich an den Rand der Brücke festsetzt, Avelche beide Bulbi trennt, dann vor dem Bulbus nach links geht und den hackenförmigen Fortsatz des Frontale anterius sinistrum fasst. Auf der linken untern Seite geht die Sehne des Kiefer- muskels in die Ausbuchtung der Maxilla inferior sinistra hinter der Anlagerung des Intermaxillare und gibt von hier aus eine Fortsetzung an das Intermaxillare und die Maxilla superior. Der Obliquus superior dexter entspringt an der Innern Fläche des umgeschlagenen Fortsatzes des Frontalef anterius dextrum, an der äussern Seite des Foramen olfactorium dextrum. An dessen linker Seite und etwas hinter ihm kommt von der untern Fläche des Frontale anterius dextrum der Obliquus inferior dexter. Der Nervus olfactorius dexter liegt hart an der Scheide- wand, unter der durch die Orbitalfortsätze der Frontalia media gebildeten Decke, tritt dann über die Insertion des Obliquus inferior herüber und an der linken Seite des superior, wo sich der umgeschlagene Fortsatz wieder an sein Frontale anlegt, durch sein Foramen olfactorium heraus. — 294 — Der Obliquus superior sinister entspringt an der Basis des Hackens des Frontale anterius sinistrum. Vor ihm an seiner rechten Seite und etwas tiefer kommt von derselben Stelle der Obliquus inferior. Der Nervus olfactorius sinister, welcher hinten in der Orbita oberflächlich liegt, tritt über die Recti herüber an die untere vom Frontale anterius sinistrum gebildete Wand und tritt unter dem Obliquus inferior durch sein Foramen olfactorium heraus. Die 4 Obliqui laufen rückwärts und nach rechts. Der Nervus opticus des rechten untern Auges kommt vom linken Lobus opticus und tritt über den zum linken obern Auge gehenden, vom rechten Lobus kommenden, herüber. Beide treten dann, ohne weitere Commissuren zu bilden, zwischen ihre Recti, Bei Platessa vulgaris kommt der Obliquus inferior dexter und der an seiner linken Seite liegende superior neben ein- ander von der Basis des hackenförmigen Fortsatzes des Frontale anterius dextrum, der Nervus olfactorius tritt zwischen beiden durch. Am linken Auge liegt die Insertion des inferior an der linken Seite der des superior; der Nervus olfactorius liegt am Boden der Augenhöhle und geht ebenfalls zwischen den Obliqui durch. Die rechte Nasengrube liegt ziemlich in der Mittellinie des Schädels, vor dem obern Theil des untern Auges, an der linken Seite der vordem Fläche des Hackens, mit welchem das Fron- tale anterius dextrum endet. Das Foramen olfactorium liegt in Letzterem. Die linke liegt unten in der Verlängerung der Rückenflosse an der linken Seite des obern Auges. Diese anatomische Beschreibung der betreft'enden Theile konnte nicht wohl umgangen werden, um die Ansichten Steen- strup's und Thomson's genauer beleuchten zu können. Steenstrup sagt: „Nach der allgemeinen Annahme ist die Drehung des Schädels einfach die einzige Ursache der eigenen Stellung beider Augen, allein die Drehung ist viel zu hoch an- geschlagen worden, ein ganz anderer Umstand, die Wanderung: - 295 — des einen Auges kommt dazu. Man darf nur die relative Stellung der Knochen betrachten, um zur Ueberzcugung zu kommen, .vas unzweifelhaft vorgegangen ist. Das untere der beiden auf ein und derselben Seite liegenden Augen hegt unter dem Frontale, zu dem es gehört, d. h. an seiner äussern Seite, seine Stellung ist somit normal. In einem ganz andern Ver- hältniss zu seinem Frontale steht das obere Auge, welches aut dessen innerer Seite liegt, so dass der bei weitem grössere Theil des Frontale oder das Ganze sich auf seiner äussern Seite be- findet. Es findet sich nur Eine Augenhöhle, in welcher immer das obere Auge liegt, aber diese Augenhöhle entspricht nicht der irgendeines andern Wirbelthiers, sie ist abnorm, überzählig, auf die Mitte der Stirne gestellt. Daraus folgt, dass in einem sehr jungen Zustande des Fisches dieses Auge seinen Platz ver- lassen hat und nach innen und nach oben gerückt ist, indem es die durch das Frontale gebildete Decke durchbricht, um sich ein neues Bett in diesem Loch, sei es an der innern Seite des Frontale, oder zwischen beiden Frontalia zu bereiten." Diese Lageveränderung des obern Auges ist nicht nur durch die ganz verschiedene Stellung der Frontalia zu ihren Auc^en bezeichnet, sondern auch der Verlauf und die Richtung der" Nervi optici und die Insertion der Augenmuskeln setzen diesen eigenen Vorgang ausser Zweifel.'' Steenstrup beweist diese Ansicht durch Beobachtungen, welche er an ganz jungen Individuen gemacht hat und sagt: Bei einem Fischchen fand sich auf jeder Seite des Kopfes ein ^ohlgebildetes Auge, aber auf der linken Seite war über dem untern Auge eine kurze Furche, Spalte, durch diese wird das Auge von der entgegengesetzten Seite treten. Hält man das Tischchen schief gegen das Licht, so sieht man die durch- scheinende Spur, welche sich quer durch den Schädel Bahn gemacht hat, vom Auge der rechten Seite bis zu der Furche auf der linken Seite." Ein anderes Individuum scheint 3 Augen zu haben, 2 links und 1 rechts, aber das Letztere ist eben das obere Auge der andern Seite, welches im Schädelraume selbst liegt und dessen - 296 — untere Hälfte noch auf der rechten, später augenlosen Seite sichtbar ist, während der obere Theil sich durch eine Spalte auf die linke Seite Platz macht.'' „Der symmetrische Fisch wird so durch eine plötzliche Lageveränderung des einen Auges ein wirklicher Pleuronectes und wird auf eine Seite gelegt.'^ Thomson nimmt diese Wanderung des obern Auges eben- falls an, erklärt sie aber anders. Er sagt: „In allen Genera kommen doppelte vor, d. h. bei ihnen sind beide Seiten gleich entwickelt und gefärbt, das eine untere Auge ist auf der Augenseite, das andere auf dem Scheitel (top) des Kopfes, der Fisch schwimmt vertical; bei Hippoglossus pin- guis von Grönland ist diess die Regel." „Bei den Andern, welche die Augen auf einer Seite haben, sind die Muskeln der blinden Seite weniger entwickelt, Kiemen und Kiemendeckel sind schmäler. Der vordere Theil des Gesichts ist verdreht, rund, der ganze Rand ist gegen die blinde Seite gedreht, weil die hintere Seite des Gesichts über der Augen- seite gepresst ist. Es findet sich nur eine Orbita, welche von Knochen umgeben ist und das obere Auge enthält. Frontale medium und anterius der Augenseite bilden ihren inneru, untern Rand, unter welchem das untere Auge an der Seite seines Frontale liegt. Den obern Rand der Orbita bildet das Frontale anterius der augenlosen Seite." „Das obere Auge kommt unter der Haut über den Schädel und drückt zugleich das Frontale seiner Seite nach der ent- gegengesetzten, das Frontale anterius und der vordere Theil der Rückenflosse entwickeln sich erst später.'*' Die Behauptung Steenstrup's, dass „das obere Auge eine abnorme Lage zu seinem Frontale habe, an seiner Innern Seite liege, die Orbita somit überzählig sei" , beruht auf einer Ver- wechslung der Knochen. Beide Frontalia media legen sich, wie in der Beschreibung derselben gezeigt wurde, mit ihren Orbital- fortsätzen an einander und bilden gekrümmt die Scheidewand zwischen beiden Augen, das obere Auge liegt so völlig normal an der äussern Seite seines Frontale. Steenstrup verwechselt — 297 - hier wohl das Frontale anterius, welches ein wesentlicher ße- standtheil des Ethmoidalsegments ist, mit dem eigentlichen Frontale. Bei allen Fischen bildet das Frontale anterius die vordere Begrenzung der Augenhöhle. Thomson giebt die anatomischen Verhältnisse der Frontalia media und anteriora richtig an, wie auch schon Brühl in „An- fangsgründe der vergleichenden Anatomie aller Thicrclassen" dasselbe anführt. Diese vermeintliche Anomalie in der Bildung der obern Orbita, an welcher nur die bedeutende Entwicklung des Fron- tale anterius und die Krümmung der Orbitalfortsätze beider Frontalia media das Besondere ist, gibt so keinen Grund zu der Annahme, welche Steenstrup ausspricht. Allen Untersuchungen zu Folge ist die Hornhaut jedes Fischauges innig mit der Oberhaut verwachsen. Wenn aber, nach Steenstrup, der Augapfel zuerst z. B. rechts liegen, diesen Platz verlassen und die vom Frontale anterius gebildete Decke durchbrechen soll (percer la voute), so muss derselbe entweder das schon gebildete Frontale durchbrechen und die Oberhaut mitnehmen, das Frontale müsste sich nachher erst wieder bilden ; oder es müsste sich von der Oberhaut loslösen, unter der Decke durchgehen und erst nachher wieder mit der Haut verwachsen. Der Raum zwischen dem ursprünglichen Standort und der spätem Orbita müsste freilich in jenem Jugendzustand als ein sehr kleiner angenommen werden, der ganze Schädel ist papier- dünn. Allein diesen Vorgang anzunehmen, setzt die Beantwortung einer andern Frage voraus. Durch welche Kraft wird denn der Bulbus nach der Seite gerückt und demselben die Fähigkeit mitgetheilt, beide, wenn auch noch knorpeligen, Frontalia media zur Seite zu krümmen. Dass Gefässe Furchen in den Knochen hervorbringen, eine "Wasserblase durch beständigen Druck einen Knochen zerstören, durch Resorption zerstören kann, ist bekannt, aber zur Seite drücken , krümmen wie hier , ist nicht zu er- klären. "Wenn aber auch diese Kraft und die durch dieselbe er- - 298 - folgende Krümmung zugegeben würde, so müssten die Orbital- fortScätze in der Richtung der obern Fläche der plattenförmigen Ausbreitungen der Frontalia media, d. h. ihrer hintern Theile zur Seite gedrückt sein, während die Fortsätze so gedreht sind^ dass beide auf einander liegen, mit nach unten gerichteter Convexität, wenn die Platten nebeneinander liegen. An dieser Drehung nehmen aber auch andere Schädel- knochen so entschieden Theil , dass schon die vordere Hirn- böhlenöffnung auf der einen Seite liegt, das Sphenoideum ge- dreht ist, die seitlichen Schädelwandungen ganz asymmetrisch sind. Ebenso ist die vordere Spitze des Schädels , Ethmoidal- segment und Septum narium gedreht. Bei Rhombus, Platessa flesus und Hippoglossus sind die Kiefer wieder symmetrisch gestellt, aber bei Platessa vulgaris und Solea lässt sich der so bestimmte Antheil dieser an der Drehung nicht mehr durch die Lageveränderung des Auges er- klären, eben weil er bei den andern Genera oder Species fehlte Bei dem verschwindend kleinen Raum, welchen der Aug- apfel zu durchlaufen hätte, wenn er seinen Platz ändert, wäre der Einfluss auf die Muskeln ein ebenso unbedeutender, wenig- stens was die Recti betrifft, die vom hintersten Theil der Augen- höhle kommen und ihre Richtung kaum zu ändern hätten. Anders ist es mit den Obliqui, welche, wenn das Frontale anterius schon gebildet ist, bei der ursprünglichen Lage des Auges zuerst gegen die, später, augenlose Seite verlaufen müssten , gegen das längliche Loch zwischen Frontalia und Sphenoideum, in der entgegengesetzten Richtung der Obliqui der Augenseite, während sie bei altern Exemplaren jedenfalls mit diesen parallel nach der Augenseite gehen. Nach der Theorie Thomson's könnten die Obliqui der, später, augenlosen Seite noch gar nicht vorhanden sein , da ihr Inser- tionspunkt, das Frontale anterius, sich erst nachher bilden soll^ oder es raüsste der vorderste Theil desselben gebildet sein und erst nachher seine Verbindung mit seinem Frontale raediun> eingehen. Wie die Richtung der Muskeln die Annahme Steenstrup's — 290 — ausser Zweifel setzen soll, ist nicht klar. Der Verlauf der Ob- liqui der augenlosen Seite ist allerdings ein dem gewöhnlichen bei den Fischen entgegengesetzter, da alle vier nach einer Seite laufen, aber er ist bedingt durch die Lage ihrer Insertion unl des Angapfels, zu welchem sie treten. Ebenso wenig kann der Verlauf der Nerven dafür sprechen^ weil der Raum zwischen beiden Augen und Augenhöhlen in die- sem Jugendzustand ein so kleiner ist, und weil durch die Dre- hung des Sch.ädels, bei welcher das Auge der augenlosen Seite das obere wird, einer Lage, welche der Fisch wirklich hat, die vordere Hirnhöhlenöffnung zwischen beide Augen zu liegen kommt und die Nerven von hier an nur leicht divergirend gegen beide Bulbi und die Augenmuskeln verlaufen, wie diess auch sonst immer der Fall ist; ebenso ist die Kreuzung der Nervi optici die gewöhnliche, ob die Augen rechts oder links liegen. Was Thomson von der Entwicklung der Muskeln sagt, dass sie ,auf der augenlosen Seite weniger entwickelt seien", gilt wohl von denen des Rumpfes, wo sie platter sind, aber gerade nicht am Kopfe, denn der Kiefermuskel ist auf der augenlosen Seite mehr entwickelt, grösser, als auf der Augenseite. Von den andern Theilen hässt sich diess ohnehin nicht be- haupten , denn wenn auch Kiemen und Kiemendeckel schmäler sind, was ich nicht einmal immer finde, oder die Bauchflosse auf der augenlosen Seite fehlt, wie bei Einzelnen, so ist bei Platessa vulgaris und noch mehr bei Solea die Entwicklung der Kiefer auf dieser Seite jedenfalls eine \'iel bedeutendere, als auf der Augenseite, wo dieselben entweder kleiner oder ganz verküm- mert, mit wenig Zähnen besetzt oder zahnlos sind, während Zwischenkiefer und Unterkiefer auf der augenlosen Seite sehr breit, stark, mit Zähnen besetzt sind, die Maxilla superior viel länger und stärker ist. Einen sogenannten doppelten Pleuronectes zu erhalten, ist mir, aller Mühe ungeachtet, noch nicht gelungen; wenn aber Thomson sagt: .,Das eine Auge liegt auf der Augenseite, das andere auf dem Scheitel des Kopfs, der Fisch schwimmt ver- tical, beide Seiten sind gleich entwickelt und gefärbt und diess — 300 — auch vou Hippoglossus pinguis von Grönland behauptet", so muss ich bemerken, dass bei den Exemplaren des letzteren, welche ich gesehen habe, das obere Auge allerdings mehr oben auf dem Kopfe liegt, wie in der Beschreibung desselben ange- führt wurde, d. h. die Drehung eine weniger starke ist, als bei den andern, aber die rechte obere Seite ist dunkler gefärbt, bräunlich, während die linke platter und ganz blass ist, was namentlich am Kopf in Hinsicht auf Färbung der Fall ist, wor- aus hervorgehen dürfte, dass der Fisch nicht vertical schwimmt, sondern auf der linken Seite liegend. Ein Gleiches dürfte bei den Doppelten der andern Genera stattfinden. Die Augenhöhlen der Fische werden sonst begränzt, oben durch die Frontalia media, vorne durch die anteriora, hinten und unten durch die Arcus infraorbitales, die Scheidewand zwi- schen beiden bildet, wenn nicht eine knöcherne vorhanden ist, wie z. B. bei den Cyprinoiden und Silurus, eine membranose Lage, die sich zwischen den untern Flächen der Frontalia media und dem Sphcnoideum ausbreitet; die Bulbi liegen unter diesen Frontalia, über und zur Seite des Sphenoideum auf einem vom Gaumenbogen (Pterygoideura mit Accessoriura und Palatinum) gebildeten Bogen, läo liegt auch das untere Auge der Pleuro- necten auf der Augenseite. Auf der augenlosen Seite ist das Loch für den Bulbus vorhanden, das längliche Loch zwischen den Frontalia dieser Seite und dem Sphenoideum, aber dasselbe ist durch eine Membran völlig geschlossen und vom Kiefermus- kel bedeckt und kein Gefäss, kein Nerve tritt durch dasselbe; die breite Brücke des Frontale anterius trennt dasselbe vom obern Auge, von der von Knochen umgebenen Orbita, deren Boden nicht der Gaumenbogen, sondern bei der schiefen Lage des Fisches das Sphenoideum bildet ; beide Frontalia media sind nach der entgegengesetzten Seite gekrümmt, concav gegen die Orbita, sind schmal uud bilden die Brücke zwischen beiden Augenhöhlen, die Orbitalfortsätzc beider Frontalia nehmen eine vom hintern Theil derselben abweichende Richtung, so dass sie übereinander liegen, die Concavität nach oben gerichtet; das Frontale anterius der augenlosen Seite dagegen ist sehr ent- — 301 — wickelt, verbreitert, verlängert und bildet die äussere Wand der Augenhöhle. Auffallend ist, dass beide Augen, wenn auch nicht constant, doch in der grössern Mehrzahl der Fälle, je nach dem Genus bald auf der rechten, bald auf der linken Seite sich befinden; auffallend, dass gerade bei einem und demselben Genus und einer Species doch Individuen sich finden, welche die Augen auf der entgegengesetzten Seite haben. Mit andern Worten, warum wandert bald das eine, bald das andere Auge, wenn es früher symmetrisch liegt, welche Ursache, welche Kraft liegt dieser Wanderung zu Grunde? Seit jener Zeit sind viele weitere Beobachtungen bekannt gemacht worden; so sagt z, B. van Beneden in einer „Note sur symetrie des poissons Pleuronectes dans leur jeune age*^ in Bulletin de l'academie royale de Belgique T. XX Nr. 10 vou einem jungen Turbot, den er kurze Zeit nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei untersuchte: „Das Maul ist ganz symmetrisch, Ober- und Unterkiefer rechts und links sind gleich gestaltet, während bei erwachsenen Pleuronectes beide Hälften nicht gleich sind'' (was aber bei Rhombus maximus, Platessa flesus, Hippoglossus pinguis z. B. doch so ziemlich der Fall ist, wenigstens fand ich keinen eigentlichen Unterschied). „Die Augen sind auf beiden Seiten, aber das linke ist im Begriife, auf die rechte Seite zu treten^ die Nasenlöcher sind noch symmetrisch; die Strahlen der Rückenflosse reichen nur bis zur Mitte des Schädels, später vor die Augen." Den Vorgang der allmählig eintretenden Asymmetrie erklärt er durch eine Drehung des Kopfs auf der Wirbelsäule, „Torsion de la tete sur la colonne vertebrale." Allein auch diese Behauptung ist nicht haltbar, denn der hintere Theil des Schädels ist symmetrisch auf die Wirbelsäule gestellt, die Richtung des Foramen magniim entspricht vollkom- men der der Dornfortsätze. Die Occipitalia, selbst Frontalia posteriora und Parietalia stehen symmetrisch, sind auf einer Seite gebildet wie auf der andern , höchstens ist eine Hervorragung^ — 302 — etwas stärker, als die der andern Seite, erst die weiter nach vorne liegenden Knochen sind gedreht. In Annais and Magazin of natural history Mai 1868 theilt Dr. Gösch einen Auszug aus einem Aufsatz des Professor J. C. Schiödte mit (on the development of the position of the eyes in Pleuronectidae) und sagt: „Das Auge der nachher augenlosen Seite gleitet quer vor der Rückenflosse über den Kopf, ohne aus dem Gesichtsfelde zu verschwinden, und auf der andern Seite angelangt, geht es an der Flosse, welche sich nach dem üebergang des Augs nicht verlängert, etwas rückwärts. Diese Veränderung des Platzes ist ein sehr langsamer Process, wel- cher aller "Wahrscheinlichkeit nach schon beim Fötus vorberei- tet ist." Durch diesen Aufsatz will Schiödte hauptsächlich den Be- weis führen, dass die Rückenflosse sich nicht erst nach diesem Vorgange verlängere, da dieselbe beim jungen Fische dieselbe Zahl von Strahlen habe, wie beim erwachsenen, befindet sich aber scheinbar in einem Widerspruch, wenn er sagt: das Auge der nachher blinden Seite rückt nicht blos auf die Augenseite, sondern auch auf dieser, längs der Rückenflosse etwas rück- wärts („the eye of the blind side glide across the head in front of the dorsal fin and recedes bakward alongside the fin, which does not prolong itself after the passage of the eye") und doch seinen Aufsatz damit schliesst: „Bei einem Fischchen von 10 Millimetres Länge hat das anomale Auge in jeder Beziehung dieselbe Stellung zu den Schädelknochen, wie beim Erwachsenen, das Auge ist in seiner Augenhöhle und ich glaube, dass höchst wahrscheinlich die Anordnung der Frontalia und Frontalia ante- riora, welche das Auge der später blinden Seite umgeben, in allen wesentlichen Punkten schon im Embryonalzustand die- selbe ist." Im gleichen Aufsatz führt derselbe einen Ausspruch von Traquair in Transactions of the Linneen society an. „Die Idee, dass ein so complicirtes Organ, wie das Auge, nach seiner vollen Entwicklung den Platz, auf welchem es gebildet wurde, verlas- sen, unter verschiedenen Theilen durchgehen sollte, so dass es - 303 - von einer zur andern Seite wandert, kann nur als Curiosität {an curiosity) betrachtet werden/ Ich sagte: ,,scheinbar im Widerspruch", weil aus dem Fol- genden hervorgeht, dass Schiödte mit dem Ausdruck: „das Auge gleitet quer über den Kopf offenbar nicht sagen wollte, dass dasselbe seine relative Stellung zu den umgebenden Knochen ändere, wie Steenstrup und Thomson annehmen. Dass die Pleuronecten im Fötalzustande und kurz nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei symmetrisch gebildet sind , ist nach den Untersuchungen als erwiesen anzunehmen, und ebenso dass eine allmählige Asymmetrie des vordem Theils des Schädels, nicht eine Drehung des Schädels auf der "Wirbelsäule, sich ent- wickelt. Steenstrup und Thomson fanden bei ganz kleinen Fischchen (die Maasse sind nicht angegeben) symmetrisch stehende Augen und ich selbst habe Fischcheu untersucht, von denen das eine wohl ein Rhombus 20 Millimetres lang, und zwei langgestreckte Pleuronecten 30 und 50 Millimetres lang waren, welche auf jeder Seite des Kopfes, zur Seite der gedachten Fortsetzung der durchscheinenden Wirbelsäule, je ein regelmässig geformtes Auge hatten, so dass bei den papierdünnen durchsichtigen Fischchen und der symmetrischen Stellung der Augen nur Eines vorhanden zu sein geschienen hätte, wenn nicht die convexe Hornhaut und die hinter ihr deutlich durchscheinende KrystalUinse das Vor- handensein von zwei Augen bewiesen hätte. Dagegen hat Schiödte bei einer Platessa von 10 Millimetres und einem Rhombus "von 18 Millimetres Länge das obere Auge auf dem Scheitel des Kopfes (at the top of the head) stehend gefunden und ich hatte Gelegenheit, einige Rhombus zu unter- suchen, von welchen zwei nur 5 Millimetres, ein dritter 6 Milli- metres massen, und doch stand das linke, später obere Auge schon mehr nach oben gegen den Scheitel. Bei einem vierten von 8 Millimetres Länge stand das obere, hier das rechte, wel- ches nach links rückte, auf der Mitte des Kopfes, während das linke untere sich auf der rechten Seite durchscheinend zeigte, ■wie wenn es durch den Schädel durchgehen wollte (was vielleicht — 304 — ' zu der Verwechslung Steenstrups Veranlassung gegeben haben könnte, nur ändert nicht dieses untere seinen Platz, sondern das obere). Das vordere Ende der Rückenflosse befand sich bei Allen hinter dem oberen Auge. Bei Individuen von Platessa, welche 50 Millimetres und mehr Länge haben, die ich besitze, ist die asymmetrische Stellung der Augen schon vollendet. Die asymmetrische Stellung der Augen und der das obere Auge umgebenden Knochen scheint somit sehr bald zu beginnen und bei verschiedenen Species, wohl bei verschiedenen Indivi- duen in einer unbestimmt frühen Zeit zu beginnen und wohl schon in erster Entwicklung der betreffenden Knochen begründet zu sein. Allen Untersuchungen zu Folge ist das obere Auge, das der später augenlosen Seite, schon im ersten Jugendzustand in sei- ner Augenhöhle und in seiner relativen Lage zu den Knochen, welche die Augenhöhle umgeben; so war auch bei den oben angeführten Fischchen von 5, 6 und 8 Millimetres Länge das obere Auge von einem deutlichen Knochenrand umgeben, lag in einer von Knochen, d. h. Knorpel gebildeten Augenhöhle. Von einer "Wanderung des Augapfels aus seiner relativen Stellung zu den umgebenden Knochen in eine andere kann keine Rede sein. Eine Veränderung, eine Drehung des vordem Theils des Schädels, welcher das Auge mit seiner Umgebung folgt, muss somit die erste Ursache dieser Asymmetrie sein. Die erste Veranlassung zu dieser Veränderung ist wohl in der ungewöhnlichen Entwicklung des Frontale anterius der spä- ter augenlosen Seite zu suchen, die Frontalia media weichen nicht nach der Seite, denn in diesem Zustand der ersten Ent- wicklung muss der Fisch als senkrecht schwimmend angenommen werden, sondern nach unten mit nach oben gerichteter Conca- vität. Durch die Verbindung des untern Fortsatzes des Frontale anterius der augenlosen Seite mit dem Sphenoideum wird dieses mit in die Drehung gezogen und der ganze vordere Theil des Schädels folgt bei der allmähligcn Entwicklung der einzelnen - 305 - Knochen dieser Drehung. Der hintere Theil des Schädels nimmt daran keinen Theil, die Verbindung mit der Wirbelsäule und die anliegenden ICnochen des Schädels behalten ihre ursprüng- liche Lage. Mit dieser Drehung des Schädels legt sich der ganze Fisch nach der einen Seite und jetzt beginnt erst die verschie- dene Färbung, während im ersten Jugendzustand beide Seiten gleich blass sind. "Warum bei einer Species die Kiefer so entschieden Antheil nehmen, wie bei Solea vulgaris, bei andern, wie Rhombus ma- ximus, so wenig, ist damit freilich nicht erklärt. Die verschiedene Grösse der Asymmetrie, welche von Hippo- glossus in einer Menge von Modificationcn bis zu Solea steigt, hängt wohl von der verschiedenen Ausbildung des Frontale an- terius ab. Schiödto glaubt, dass diesem Vorgang der allmählig sich ausbildenden Asymmetrie ein einfaches biologisches Gesetz zu Grunde liege, bei dem ganz jungen Pleuronectes ist die Stellung der Augen darauf berechnet, dass derselbe an der Oberfläche des "Wassers lebt, beim allmähligen "Wachsen aber sucht der- selbe den Boden des Meers und wird damit asymmetrisch. Im Zusammenhang damit könnte auch die verschiedene Ent- wicklung der Kiefer stehen, von denen sich der untere mehr entwickelt, als der obere, weil der Fisch seine Nahrung auf dem Grunde sucht. "Wahrscheinlich leben aber Rhombus, einzelne Platessa-Species und Hippoglossus, welche symmetrische oder wenigstens ziemlich symmetrische Kiefer haben, ebenso auf dem Grunde des Meeres. "Wenn obiges Gesetz richtig wäre, so müss- ten alle auf dem Grunde lebenden Fische consequenterweise asymmetrisch sein. Interessant bleibt immer diese in erster Jugendzeit allmählig sich ausbildende Asymmetrie, welche in der Classe der "Wirbel- thiere in dieser "Weise allein steht, welcher die einseitige Ent- wicklung des Zahns beim Narval nicht an die Seite gestellt werden kann. Württemb. naturw. Jahreshefte. 1S68. 3s Heft. 20 — 306 — Erklärung der Tafel. Fig. 1—8. Bhombus maxinnis, jung, Augen links (natürliche Grösse), linke Seite. Fig. 1. Hinterer und mittlerer Theil des Schädels. aa Hintere Fortsätze der Occipitalia externa. b Squama temporalis. c Die dunkele Stelle unter c Articulationsfläche für das Kie- fersuspensorium, d Spina occipitalis, Ansatzpunkt der Rückenflosse, e Parietale. f Platte des Frontale medium sinistrum. g Linker Theil der Platte des Frontale medium dextrum. h Anlagerung des Frontale anterins dextrum, ii Scheidewand zwischen beiden Augen, durch den Orbital- fortsatz des Frontale medium sinistrum und dextrum ge- bildet, k Sphenoideum. 1 Nach links gedrehtes vorderes Ende des Sphenoideum. m Rechte obere Orbita, deren äusserer Rand durch a in Fig. 2 gebildet wird, u Lage des linken, untern Auges. Fig. 2. Vorderer Theil des Schädels. a Frontale anterins dextrum, dessen hintere Zacken sich an Frontale medium dextrum bei h in Fig. 1 anlegen. b Die untere Crista, welche sich gegen das Foramen olj'ac- torium dextrum hinzieht, vor welcher die Obliqui dcxtri entspringen, c Unterer Fortsatz, der zum Sphenoideum geht. d Frontale antcrius sinistrum. e Dessen hinterer Fortsatz, welcher sich am Frontale me- dium sinistrum anlegt. f Anlagerung des Palatinum sinistrum. Die dunkle Stelle über f Foramen olfactorium sinistrum. g Septum narium. Die punktirten Stellen sind die Grunzen desselben gegen die Frontalia antcriora. Fig. 3. Frontale medium dextrum. a Crista, welche die obere Fläche des plattenförmigen Theils in eine rechte und linke trennt, auf welcher die Crista oc- cipitalis aufh'egt. — 307 — b Rechte Seite der Platte, c Linke Seite dereelben. d Orbitalfortsatz. Fig. 4. Frontale medium sinistrnm. a Hinterer plattenförniiger Theil, welclier mit c der Fig. 3 die Schädelwand zur linken Seite der Crista bildet. b Orbitalfortsatz. d der Fig. .3 und b dor Fig. 4 bilden die Scheidewand zwi- schen beiden Augen, i in Fig. 1. Fig. 5. a Mastoideum sinistrnm. b Squama temporcdis. c Articulationsgrube für das Kiefersuspensorium, d Frontale j)osterius. e Ala iemporalis. f Ala orbitalis. g Foramen ovale. Fig. 6. Nasale dextrum. a Anlagerung am Frontale anterius dextrum. Fig. 7. Nasale sinistrum. a Anlagerung am Frontale anterius sinistrum. Fig. 8. Infraorbitalknochen, welcher aui Pterygoidewn VLndi Palatiiium sinistrum liegt, a Hinten, b Vorne. Fig. 9—12. Solea vulgaris (natürliche Grösse). Fig. 9. Beide Frontalia anteriora von unten. a Frontale anterius sinistrum. b Dessen vorderer Fortsatz, welcher mit seiner obern Fläche vor der obern, linken Orbita liegt. c Anlagerung des Septwn narium. d Die helle Stelle über d, Foramen olfactoriura sinistrum. e Oberer Fortsatz, welcher sich an das Frontale medium si- nistrum anlegt und die obere, linke Orbita nach aussen be- gränzt. f Unterer Fortsatz zum Sphenoideum. g Frontale anterius dextrum. h Dessen unterer Fortsatz, welcher umgeschlagen das Fora- men olfactorium dextrum umgibt und an seiner Innern Fläche dem Obliquus superior dexter zur Insertion dient. i Fortsatz zum Orbitalfortsatz des Frontale medium dextrum,. k Fortsatz zum Sphenoideum. — 308 — Fig. 10. Infraorbitalknochen. a Ansatz am Frontale anterius dextrum. b liegt auf Palathium dextrum. Fig. 11. Kiefer der linken, untern Seite. aa Maxilla superior. bb Intermaxillare. c 3faxüla inferior. Fig. 12. Kiefer der rechten, obem Seite, a b c wie in Fig. 11. Fig. 13. Platessa vidgaris (natürliche Grosse). a Infraorbitalknochen, welcher am Rande des Frontale ante- rius dextrum liegt. b Nasale dextrum. Kleinere Mittlieilimiüeii. lieber eini^^c neue Kcuperpflaiizcn. Von K. V. Cliroustclioff. Hiezu Tafel VII. In dem Scbilfsandsteine Keuper j3, der Feuerbacher Haide, habe ich mehrere Male Schuppen von Lepidodendron ähnlichen Stämmen beobachtet, und endlich kam ich auf ein Stück, auf welchem die Blattnarben noch in der ursprünglichen Stellung sind (Tab. VII*), F. la). Am meisten gleicht dieses Exemplar den Lepidodendron- Arten , die so charakteristisch der Steinkohlenformation sind. Zunächst sollte man glauben, dass mit den unzähligen Cicadee- Tredeln des Keupers ß, auch die Stämme derselben vorkommen sollten. Aber wenn wir unser Stück genauer betrachten, müssen wir zum Schluss kommen, dass es keiner Cicadee angehören kann. Die Cycadeen haben kurze, schuppige cylinderförmige Stämme , deren Krone lange gefiederte "Wedel bilden, während die Lepidodendren schlanke, vielfach gablich getheilte Stämme bilden, die eine Höhe von mehr als 100' errreicht haben sollen; *) Fig. 1 a. Lepidodendron keiqyerinnm , 1 b ein Stück vergrössert. Fig. 2 a. Widdringtonites Stiittgartiensis, 2 b vergrössert. Fig. 3 a. Desgleichen, 3 b vergrössert. Fig. 4 a. Desgleichen, 4 b vergrössert. Fig. 5. Voltzia argillacea. Fig. 6 a. Desgleichen, 6 b vergrössert. Fig. 7 a. Same von Voltzia argillacea, 7 b vergrössert. Fig. 8 a. Desgleichen, 8 b vergrössert. Fig. 9 a. Voltzia argillacea, 9 b ein anderes Stück vergrössert. — 310 - die Blätter sind steif und linienförmig , die in dichten Büscheln an den Zweigen sassen. Zwischen den Sigillarien und Cycadeen stehen die Lepido- dendren, die bis jetzt ausschliesslich in der Steinkohlenformation einheimisch waren. Ihre Blattnarben sind schmal und länglich- rhombisch und viel gedrängter beisammen als bei den Cycadeen. Quenstedt sagt (Handb. d. Petref., p. 870): „Die schlanken Schuppenbäume behalten noch ganz den Habitus der Sigillarien bei. Die Blattnarben verschwinden selbst an den ältesten Stämmen nicht,* sie stehen aber nicht mehr in Längsreihen neben einander, sondern gehen in Spiralen um den Baum, sind viel grösser und länglichei* als bei den Sigillarien und haben in- sofern äussere Aehnlichkeit mit den Blattansätzen junger Coni- ferenzweige, insonders lebender Lycopodien." Für unser Exemplar passt diese Charakteristik ganz vor- trefflich und ich scheue mich nicht, dasselbe als entschiedenes Lepidodendron zu erklären. Die einzelnen Blattnarben dieser Keuperspecies sind schmal und länglich, oben breiter als nach unten und (Taf. HI, F. 1 b) beinahe ganz so wie die der Steinkohlenformation. Wir wollen also diese Species als Lepidodendron Tieuperifium bezeichnen. In dem weissen Keupersandsteine , Keuper 8, kommen oft- mals eingeschlossen buntgefärbte Mergel vor, sie liegen zwischen den Schichten oder sind von dem Felsen eingeschlossen, so dass sie einen linsenförmigen Durchschnitt bilden. Ganz auffallend deutlich kann man hier die Lachenbildung und Ablagerung des feineren und gröberen Schlammes nach dem specifischen Gewicht beobachten. In einer solchen Ablagerung liegt zuoberst ein ausserordentlich feiner Thonmergel, der allmälig gröber wird und Sandkörner einschliesst, bis er zuletzt zu einem förmlichen Sandmergel übergeht. Meist im oberen d. h. feinen Mergel fanden sich zahlreiche Exemplare einer Pflanze vor, die allem Anschein nach den Cu- pressineen angehören. — 311 - Sie entsprechen dem WidJrÜKjtonites keuperiamis (Sehende, Foss. Flor. d. Keupers v. Frank, p. 19, u. Heer. Urw. d. Schw. p. 52). Die wechselständigen Blättchen unseres im Keuper S vor- kommenden Widdringtonites sind breiter und nicht so spitz als die des Keupers ß. (Qu. Hndb. d. Petref., p. 889, F. 84, F. 4a.) (Taf. III, Fig. 2— 4 ab.) Diese Species verdient den Namen Widdringtonites Stuftgartiensis wegen ihres vereinzelten Vorkommens in dem Keuper S, auf dem Haseuberg und bei Häslach. Mit diesen Cupressineenzweigen kommen auch kleine Samen vor, die aber derselben Pflanze nicht angehören können, denn sie bestehen aus drei unterscheidbaren Theilen , einem ovalen Kern, Rand und flügelartigem Lappen, der hufeisenförmig den Kern umgibt. (Taf. HI F. 7 — 8 a. b.) Daher sind es entschieden Abietineensamen und wahrscheinlich einer Voltzia angehörig, die in derselben Schichte mit den oben erwähnten Widdring- toniten vorkommt und wohl von den letzteren zu unter- scheiden ist. Die Blätter dieser Voltzia sind lang, schmal und vorn ziem- lich spitz, ebenfalls wechselständig und den Voltzien des Bunt- sandsteines von Sulzbad und gelben Keupers von Stuttgart viel- fach entsprechend. (Taf. III, F. 5, 6, a. b.) Der Name dieser Species möge Voltzia argillacea sein. Wir haben nun drei Pflanzen beschrieben, deren Auftreten verschiedenen Epochen angehört. Die erstere, das Lepidoden- dron, war bis jetzt nur in der Steinkohlenformation bekannt und daselbst in seiner grössten Entwicklung, so dass die Lepi- dodendren einen grossen Theil des Materials für die Steinkohlen geliefert haben, jetzt aber sehen wir, dass einzelne Individuen der Schuppenbäume sogar auch in den Keuper hinaufreichen, mit dem sie aber auch aufhören, wodurch es uns klar wird, wie innig verbunden der Keuper noch mit den älteren Forma- - 312 — tionen steht. Wälirend die zwei anderen, Widdringtonites und Voltzia, von denen die erstere die ältere ist, da ihre Familie mit dem Cupressites Ullmanni Bronn (Qu. Petref. Tab. 84, Fig. 6) aus dem Kupferschiefer des Zechsteins anfängt, beinahe durch alle Formationen gehen und noch lebend vorhanden sind in Form von Cypressen und Araucarien. Wiederum zeigt diess, wie wenig eine Pflanzenfamilie ausschliesslich auf die Grenzen einer Formation beschränkt ist, in der sie sich vorzüglich findet. Bücherscliau. Das Gebiss der Schnecken. Zur Begründung einer natürlichen Classification von Dr. F. H. Troschel^ Professor an der Universität zu Bonn. Berlin, Nico- lai'sche Verlagsbuchhandlung (A. Essert u. L. Lindt- ner). 4. Troschel hat uns wiederum mit einer Fortsetzung seines mühevollen "Werkes , des Gebisses der Schnecken , erfreut. In dem uns soeben vorliegenden "Werke behandelt der Herr Ver- fasser die Rhachiglossen , welche Gruppe die echten Ctenobra- miliaten umfasst. Er liefert uns hier wieder den Beweis, wie hübsch die natürliche Verwandtschaft der Mollusken in der An- ordnung der Zähne der Radula einen charakteristischen Aus- druck findet, was die Gegner seines Systems noch immer nicht anerkennen wollen. Als typischen Charakter der Rhachiglossaten betrachtet der Herr Verfasser die mit ihrer Basalfläche mit der Membran ver- wachsenen Zungenplatten, deren hinterer Rand die Schneide bildet, wodurch sie sich schon bei oberflächlicher Betrachtung von denjenigen der Bandzügler unterscheiden. Gegenüber Gray, der die Rhachiglossen in 3 Abtheilungen zu bringen sucht, macht Verf. nur eine einzige , was wir des innigen Zusammenhangs der einzelnen Abtheilungen wegen für logisch richtiger halten müssen; denn wollte man hier eine Trennung vornehmen, so würden die Gray'schen Abtheilungen bei "Weitem nicht ausrei- chend sein. Im ganzen Verlauf der Darstellung sehen wir,, dass es unendlich schwer, ja beinahe gänzlich unmöglich ist, eine Grenze zwischen Odontoglossen und Hamiglossen (Gray) festzustellen, wenn man nicht äusserst geringfügige Merkmale zu Hilfe nehmen will. Um neue Namen zu vermeiden, adoptirt Verf für die in Rede stehende Gruppe einen der drei Gray'schen, wie er dies schon in seinem Handbuche der Zoologie C5. Aufl.^ 1859, p. 530) that. — 314 — Was nun den specielleren Theil anlangt, so beginnt der- selbe mit den echten Rhachiglossen, d. h. mit denjenigen ohne Seitenplatten, unter welchen dann die Volutaceen, deren Mund- bewaffnung bis jetzt eine allzu stiefmütterliche Behandlung er- fahren, den Reigen eröffnet. Verf. Hess diese Familie in dem Umfange der alten Gattung Valuta bestehen, obschon er glaubt, dass sie mindestens in zwei Familien zerspalten werden sollte. Leider fehlte zur Durchführung dieser Ansicht, das nöthige Material. Hierauf folgen die Marginellaceen , Fasciolarien , Mitraceen, Fusaceen. Unter dem Namen der Letzteren werden zahlreiche marine Schnecken vereinigt, die bisher von den Autoren in ganz verschiedene Familien gesetzt worden sind. Sie alle stimmen darin überein, dass ihre Seitenplatten 2 — 4 meistens sehr grosse Haken tragen. Mit richtigem Takt vermeidet Verfasser ge- nannte Familie in mehrere zu trennen, er zieht es vielmehr vor, Subclassen zu unterscheiden, es der individuellen Auffassung eines Jeden überlassend, ob er die hierher gehörigen Gruppen als abgeschlossene Familien betrachten will. — Den Schluss des Heftes bilden die Nassaceen. Es würde uns zu weit führen, wollten wir alle Auseinander- setzungen und Aufklärungen Troschel's hier wiederzugeben suchen; wir müssen in dieser Beziehung auf die Arbeit selbst verweisen, deren erster Band die Pteropada, Pulmonata oper- eulata und die Ctenhranchiata umfasst, während die erste Lie- ferung des zweiten die Toxaglossata und das uns vorliegende Heft die oben besprochene Familie enhält. Möge der Herr Verf. sich durch die Mühseligkeiten der Untersuchung nicht abschrecken lassen, uns weitere Aufklärungen über das so interessante Gebiss der Mollusken zu geben. B. Naturgeschichte der Insecten Deutschlands, begonnen von Dr. W. F. Erichson, fortgesetzt von H. Schaum, G. Kraatz und H. v. Kiesewetter. Erste Abtheilung. Coleoptera. Erster Band. Zweite Hälfte. Bearbeitet von IL Scliaum und H. v. Kiese w e t- ter. Erste Lieferung. Bogen 1 — 9. Berlin, Nicolai'sche Buchhandlung (A. Essert u. L. Lindtner). Schon der gute Klang der Namen beider Autoren lässt uns verrauthen, dass wir in vorliegendem Werke wieder eine gediegene Arbeit zu erwarten haben. Diese Vcrrauthung wird in der That beim Durchlesen des Buches zur Gewissheit. — 315 - Der Anordmiiif;- Erichson's treu bleibend, schicken die Au- toren den einzelnen Funiilien eine allgemeine Einleitung voraus, die nach unserer Ansicht über die biologischen Verhältnssc etwas genaueren Aufschluss geben sollte. Denn von einem Werke, das den Titel: „Naturgeschichte der Insecten" trägt, kann man mit Recht verlangen, dass dasselbe mehr enthalte als die Beschreibung der Farbe und der äusseren Form des Thieres, die jedoch überall in jeder Weise musterhaft und mit grösster Genauigkeit charakterisirt ist. Wir glauben mindestens bean- spruchen zu können, dass bei den einzelnen Arten, wir wollen nicht gerade sagen die Zeit der embryonalen Entwicklung, so doch Beschreibung des Eies , Art und Weise der Eiablage — worüber wir nur bei den Gyriniden etwas vorfinden — Länge der Larven- und Puppenperiode und eine Schilderung dieser Stadien gegeben w'erden sollte. That man dies doch schon dann und wann zu eiher Zeit, als man die Naturobjecte zur „Augen- und Gcmüthsergötzung" abbildete und beschrieb. Wenden wir uns nunmehr zum specielleren Theil. Das Manuscript über die Ditisciden war von Schaum in Angriff genommen und theilweise vollendet worden. Derselbe Autor bearbeitete in vorliegendem verdienstvollem Werke eben- falls* die erste Hälfte des ersten Bandes, der 791 Seiten stark ist und die Ciciudelen nebst den Caraben in trefflicher Ausein- andersetzung umfasst. Er enthält ausserdem ein ausführliches Sachregister und ist am Schlüsse mit einer äusserst übersicht- lichen sjnioptischen Tabelle der Caraben versehen. Leider sollte es dem gefeierten Entomologen, allzufrühe vom Tode ereilt, nicht möglich werden, das Ziel zu erreichen, das er sich gesetzt. So kam es, dass v. Kiesewetter nach dem Wunsche des Verstorbenen die vorhandenen Schriftstücke übernahm, um denselben eine -weitere Ausarbeitung angedeihen zu lassen. Nach von Kiesewetter's Angaben enthielten diese eine voll; ständige Beschreibung der Haliplinen, Pelobiinen, Hy- dro por inen und A gaben, woran Herausgeber nur die noth- wendigen Veränderungen vornahm , während andere Theile die Frucht gemeinsamer Arbeit darstellen. Die Bearbeitung der Gyriniden verdanken wir ausschliesslich der Feder v. Kiese- wetter's. Mit Vergnügen nehmen wir wahr, dass die Verfasser, Dar- win'schen Principien huldigend, die Dytisciden als dem terrestri- schen Leben entfremdete Caraben betrachten, womit wir in jeder Weise einverstanden sind, indem die Larven Beider in allen Hauptstücken übereinstimmen, was denn auch hier scharf betont wird. Ebenso finden wir mannigfache Verbesserungen angebracht. So wird beispielsweise eine eigene Gattung Oxij- noptilus aufgestellt, die als einzige deutsche Art den Hydropo- rus cuspidatus Germ, enthält, gegründet auf die abweichende Bildung des Prosternum und die damit in Verbindung stehende — 316 - Ausbreitung des Metasternum zwischen den Mittelhüften; ebenso stellt sich heraus, dass der von Schiödte als besondere Art in Anspruch genommene Ilyhius sexdentatus nur eine ausser- gewöhnliche Form des /. obscurus ist. Ferner weist Verf. mit Recht die Ansichten Thomsons zurück, der in der Randelung der Halsschildseiten der Colymbetinen ein Unterscheidungs- mcrLmal finden will, nach welchem er seine Gattung Cymatop- terus von den Colymbetinen trennt und zu den Dytisciden stellt — sicherlich ein sehr geringfügiges Merkmal für ,die System ^tik! Die Gyriniden endlich, von welchen in Deutschland nur 2 Gattungen repräsentirt sind, bilden den Schluss des Heftes. Die Gattung Gyrinus hat 11 deutsche Repräsentanten aufzu- weisen, während Orectochilus Lacordaire nur durch 0. villosus vertreten ist. B- ■Wtirttemh.I^aturwiss.^ahresliefte, Jahr.^ : AÄIV. 1868. Tat nr. mast. ilsS^c5Aä,s&^s<:-'i2--smi'S%iä>mk?^!B><^^ ged V Henjier, Stuttgart. Württemb.TJaturwiss 3ahreshette , Jahr.^ : XXIV. 1868 . Tai IV. Sei u.lith.v. Sthlolterb ged.v, Henzler, Stuttgart. "^'Vürttemb.TJatuTwiss . DaliresTiefte , Jahre : JUAY. 1868 . Taf T. d g •r< ■♦- « K rÄ a ^ Oi « ~ö TS a =00 3C i fi 13 •IH u X s 0) t3 •rl 0 w #ei u Üth.v Schlofterbeck ged V Henxler^ Stutt|art. 14/ürnmd: /^^tum/ss.Jahresherte, Jahr^ XXIV 1S€8. Tat: VI. Äez.u.lifh.v.F. SchloHerbecli Druck v.CHenzlerStaffJart Württemb.TlatuTwiss. Dahresliefte, Jaihri : XÜY. 1868. Tat HT ^ <^ ^ f-l ^ y, lf .*j W \..-/ |ez, u lith.v. Schlotterbeck ged.v. Hensler^ Stuttgart. 3 2044 106 260 672 ^m^ rt •T^.>s-'#^:Är • •V^u^ %"^ ;^.i^ •^ ^M^W