m: ^ ^ V^-^ V ■•W . . ■ : ^*^/SJ Tütn) %(\b .\ö ^ibrarn of Ifj^ glus^um OF COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. The gift of JAHRESHEFTE des Vereins für vaterländische Naturkunde Württemberg. Herausgegeben von dessen Redaktionskommission Prof. Dr. 0. Fraas, Prof. Dr. F. v. Krauss, Prof. Dr. C. v. Marx, Prof. Dr. P. V. Zech in Stuttgart. FUNFUNDVIERZIGSTER JAHRGANG. Mit 8 Tafeln. Stuttgart. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Kocli). K. Hofbuchdruokerei Zu Guttenberg (Carl Grüninger) in Stuttgart. Inhalt. I. Angelegenheiten des Vereins. Seite Bericht über die dreiundvierzigste Generalversammlung vom 24. Juni 1888 in Crailsheim. Von Oberstudienrat Dr. v. Krauss 1 1. Rechenschaftsbericht für das Jahr 1887 — 1888. Von Oberstudienrat Dr. V. Krauss 5 2. Zuwachsverzeichnisse der Vereinssammlungen: A. Zoologische Sammlung. Von Oberstudienrat Dr. v. Krauss. . 9 B. Botanische Sammlung. Von Professor Dr. v. Ahles . . . . 12 C. Vereinsbibliothek. Von Oberstudienrat Dr. v. Krauss . . . . 12 3. Rechnungsabschluss für das Jahr 1887 — 1888. Von Hofrat Ed. Seyffardt 24 4. Wahl der Beamten und des Versammlungsorts 28 Nekrolog des Grafen Kurt von Degen feld-Schonburg. Von Dr. Engel in Eislingen 30 Nekrolog des Hofapothekers Anton Ducke. Von Prof. Dr. F r a a s . . 34 „ „ Pfarrer Dr. Karl Albert Kemmler. Von Pfarrer K. Kemmler 36 II. Vorträge und Abhandlungen. 1. Zoologie. Naturwissenschaftlicher Jahresbericht 1887. Von Dr. Freiherr Richard Koenig-W arthausen 139 Über die Fortpflanzung des Proteus anguineus und seine Larve. Von Me- dizinalrat Dr. Z e 1 1 e r in Winnenthal. (Mit Taf. III.) . . . .64.131 Über die Kreuzschnäbel und ihre Fortpflanzung. Eine monographische Studie. Von Dr. Freiherr Richard Ko enig-Warthau sen . . 241 Beiträge zur Fauna der Umgebung von Tübingen. Von Dr. C, Fickert in Tübingen 361 2. Mineralogie, Geologie, Palaeontologie und Geophysik. Über einige Gegenstände aus dem Gebiete der Geophysik. Von Dr. J. Probst in Essendorf 65 Beiträge zur Mineralogie Württembergs. II. Die Versteinerungs- und Ver- erzungsmittel der schwäbischen Petrefakten. Von Prof. Dr. Leuze 40 IV Inhalt. Seite Über Grenzlinien in der Trias. Von Prof. Dr. 0. Fr aas 56 Einiges zur Geologie des Muschelkalks und der Lettenkohle. Von Amts- richter Dr. Bertsch in Hall 58 Psammochelijs Keuperina. Von Prof. Dr. Fr. Aug. v. Quenstedt in Tübingen. (Mit Taf. I. II.) 120 Loliginites (Geotheutis) Zitteli Eb. Fraas. Ein vollständig erhaltener Di- branchiate aus den Laibsteinen des Lias e. Von Dr. Eberhard Fraas. (Mit Taf. IV. V.) 217 Kopfstacheln von Hybodus und Äcrodus, sog. Ceratodus heteromorphus Ag. Von Dr. Eberhard Fraas. (Mit Taf. V.) 233 Über ein angebliches Vorkommen gediegenen Zinns und über das spezifische Gewicht der Zinnbleilegierungen. Von Prof. Dr. Friedrich Nies in Hohenheim 292 Die Mineralien und Pseudomorphosen des Roseneggs. Von Prof. Dr. Leuze. (Mit Taf. VI. VII.) 305 Beitrag zur Kenntnis der pleistocänen Fauna Oberschwabens. Von Reg.- Baumeister Dittus in Kisslegg 359 Erdbebenkommission. Übersicht über die in Württemberg und Hohenzollern in der Zeit vom 1. März 1888 bis zum 28. Februar 1889 wahrgenommenen Erderschütterungen. Von Prof. Dr. H. v. E c k. (Mit Taf. VIII.) 341 1. Angelegenheiten des Vereins. Bericht über die dreiimdvierzigste Greneralyersammluiig vom 24. Juni 1888 in Crailsheim. Von Oberstudienrat Dr. F. v. Krauss. Es war nach der bisherigen Gewohnheit an der Reihe , die jährliche Zusammenkunft auch einmal wieder im Norden des Landes zu halten. Die im vorigen Jahre in Spaichingen tagenden Vereins- mitglieder haben es daher mit Freuden begrüsst , als an sie eine freundliche Einladung zum Jahresfest von den Mitgliedern in Crails- heim erging, und beschlossen bereitwilHgst, die Generalversammlung im Jahre 1888 in Crailsheim zu halten und die Geschäftsführung dem Oberamtsarzt Dr. Mülb erger zu übertragen. Die Versammlung, an der ich leider aus Gesundheitsrücksichten nicht teilnehmen konnte, fand in dem Festsaal des Gasthofs zum Lamm statt und war von den Mitgliedern aus allen Teilen des Lan- des, selbst vom fernen Oberschwaben, besucht. Oberamtsarzt Dr. Mülb er g er und Apotheker R. Blezinger hatten die Gäste empfangen und für eine Ausstellung von natur- hi.storischen Gegenständen und mit Hilfe von Gärtner Volz für die Ausschmückung der Räumlichkeiten aufs trefflichste gesorgt. Alles, was Crailsheim zu bieten vermochte, war in dem Saal vereinigt, um ein Bild des wissenschafthchen Lebens und Strebens zu geben, das sich an den Ufern der Jagst konzentriert. Nach den gütigen Mitteilungen der beiden erstgenannten eifrigen Mitglieder waren folgende Sammlungen ausgestellt : Oberamtsarzt Dr. Mülb erger hatte eine kleine zoologische Samm- lung arrangiert; insbesondere ausgestopfte Vögel, etwa 70 Arten, .Jahreshefte <1. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 1 — 2 — sämtlich aus der hiesigen Gegend; als besonders bemerkenswert, heben wir hervor : Äquila clanga und Ampelis garrultis, ferner eine hübsche Gruppe sämtlicher Rabenvögel mit Ausnahme von Corvus corax. Lebendig vertreten waren die deutschen Saurier Lacerta viridis, iimralis, cu/ilis und vivipara, nnd Änguis fragilis ; auch die 4 Salaraandrinen des Unterlandes Triton cristatus, alpestris , tae- matus und Salamandra macidata waren in zahlreichen lebenden Exemplaren vorhanden. Eine stattliche Kolonie von lebenden spanischen Fliegen (Lijtta vesicatoria) auf Eschenzweigen erregte allgemeines Interesse. Gärtner W. Volz brachte eine lebendige Gruppe von ihm selbst gesammelter, in dem Crailsheimer Bezirke wild wachsender Farne und Bärlappen, von ersteren 16, von letzteren 4 verschiedene Arten zur Ausstellung. Apotheker R, Blezinger gab durch Aufstellung von Corydalis lutea, Äconicum Lycodonum, Erysimum crepidifolium, Iris sibirica, JBu- tomus umhellatus, Sagittaria sagittifolia, Oenanthe ßstulosa, Nym- phaea alba und biradiata und Nuphar lutewu u. a. ein Bild der phanerogamen Flora des Bezirkes. Aus der Umgegend von Ell- wangen war Miniulus luteus aufgelegt. Die von Apotheker R. Blezinger ausgestellte geognostische Samm- lung erstreckte sich auf alle geognostischen Vorkommnisse des Bezirkes ; sie enthielt zahlreiche Repräsentanten aus den Enkriniten- schichten, einzelne Kronen von Encrinus lilüformis und Platten mit mehreren solchen Kronen darauf, Stacheln und x\sseln von Cidaris grandae'dus, seltene Exemplare von Stylolithen mit oben aufsitzender Asterias Weismanni. Aus dem oberen Hauptmuschel- kalk enthielt sie an Pflanzen Äraucaria Weismanni, an Echino- dermen die sonst noch nirgends als in gleicher Art vorkommend bekannte Opliiiira scutellata, an Bivalven Gervillia socialis, Lima striata, Myophoria vidgaris und Goldfussii, Mytilus eduliformis, Ostraea spondyloides , decemcostata und sessilis, Pecten laevigatus, von Brachiopoden Terebratula vidgaris und Lingula tenuissima, von Cephalopoden Ceratites nodosus und semipartitus , Nautilus hidorsaius, dessen Schnäbel und Siphonalduten , von Gastropoden lurritella scalata und grosse Exemplare von Melania Schlotheimii, von Arthropoden Femphix Sueurii. Aus den gleichen Schichten und namentlich aus der Lettenkohle mit dem bekannten Crails- heimer Bonebed waren darin vertreten an Vertebraten die Saurier Notosaurus mirabilis, Simosaurus Gaillardoti und Placodus gigas — 3 — und SauricMliys acuminatus, auch gut erhaltene. Knochen, Rippen, Wirbel, Zähne und Schädelfragmente ; die Panzerlurche Mastodon- saurus giganteus Jaeger , Mastodonsaurus granulosus E. Fraäs durch ebensolche Reste, einen Atlas, Brust- und Seitenschilder; ferner durch Schuppen, Zähne, Zahnpflaster und Stachelflossen die Fische Semionotus letticus , Gyrolepis Albert i, Geratodus Kaupii und runcinatus , Tholodus miiiutus , Hyhodus temiis ^ rugosiis und longiconus , Strophodus- und Äcrodus- Arten. Aus dem Letten- kohlensandstein waren einige Farne und ansehnliche Exemplare von Equisetum columnarc und Calamites arenaceus und aus dem unteren Keupergips Platten mit massenhaften Schaltieren, nament- lich Gervillien , Trigonien und Myophoria Goldfusm aufgestellt. Kieferstücke von Elephas primigenius, Halswirbel von Bos priscus, Zähne von Bhinoceros tichorJiinus repräsentierten darin das Dilu- vium. Die Sammlung enthielt ferner riesige Septarien, verkieselte und in Schwefelkies umgewandelte Hölzer, Kiesel aus den Streit- berger glazialen Sauden, Zinkblende in Muschelkalk und Krystall- drusen von Kalkspat und Gips. Diese interessante und lehrreiche Ausstellung, nur ein Teil der reichen Ble zinger'schen Petrefakten-Sammlung, fand den ver- dienten Beifall. Lehrer Scheuerle von Frittlingen hatte eine Zeichnung eingesandt, auf welcher sämtliche einheimische Weidenarten in Form eines Stammbaumes sehr anschaulich und übersichtlich zusammen- gestellt waren. Die Verhandlungen wurden kurz nach 10 ühr durch den Ge- schäftsführer Oberamtsarzt Dr. Mülberger mit folgender Rede eröffnet : Meine Herren ! Es gereicht mir zur besonderen Ehre, die Teil- nehmer an der 43. Jahresversammlung des „Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg" hier in Crailsheim willkommen heis- sen zu dürfen. Zwar beschleicht mich und meine hiesigen Freunde ein gewisses Gefühl des Unvermögens, wenn ich so sagen darf, ob wir auch im stände sein werden, den Erwartungen, welche der Verein billigerweise seiner Jahresversammlung entgegenbringt , ganz und voll zu entsprechen. Allein das Band, das uns alle, die wir hier versammelt sind, umschlingt — die Liebe zur Natur und das Streben nach naturwissenschaftlicher Erkenntnis — ist ein so festes und starkes, dass kein Gefühl der Entmutigung oder Schwäche auf- kommen kann. Sie sind nicht zu uns gekommen, um aus den be- 1* _ 4 — scheidenen Gaben, die wir Ihnen zu bieten haben, eine Vermehrung Ihres „Wissens" und „Könnens" mit nach Hause zu nehmen. Sie^ sind gekommen , um die Leuchte der Naturerkenntnis auch in die Gegenden unserer Heimat zu tragen, welche bis jetzt leider ziemlich unberührt von ihr geblieben sind! Wir stellen uns deshalb mutig und ohne Scheu mit Ihnen in Reih und Glied und richten die freundliche Bitte an Sie, neben den naturwissenschaftlichen Bestrebungen allgemeineren Inhalts, welche Sie heute beschäftigen werden , auch für diejenigen Angebinde ein Auge zu haben, welche von uns aufgestellt und dazu bestimmt sind, die natürlichen Verhältnisse des hiesigen Bezirks in gedrängter Über- sicht zu veranschaulichen. Wenn Sie uns einfach und schlicht das Zeugnis ausstellen , dass wir uns unseres Fleisses nicht zu schämen brauchen , so sind wir überreichlich belohnt. Und so lade ich Sie ein, die Sammlungen , welche im Lammsaale aufgestellt sind , nach den Verhandlungen in aller Müsse zu besichtigen. Was zunächst die geognostische Sammlung des Herrn Apo- theker Blezinger betrifft , so reicht schon ein kurzer Blick auf dieselbe hin, um sie als eine hochbedeutende zu erkennen. Es ist nicht meine Aufgabe, hier auf die einzelnen Prachtstücke derselben hinzuweisen. Als Kenner, die Sie sind, werden Sie dieselben zu fin- den und zu würdigen wissen. Ich weise nur auf die Thatsache hin, dass Muschelkalk und Letten kohle mit dem zwischenliegenden Bonebed gerade in unserem Bezirke eine palaeontologische Aus- beute gewähren , wie kaum irgendwo in Württemberg. Sie wissen, dass die Vereinssammlung in Stuttgart aus dem Weismann'scheu Nachlass schon seit lange interessante Typen aus diesen Formationen enthält. Nun, ich denke, Herr Blezinger hat Ihnen den Beweis geliefert, dass bei uns noch mehr und noch Schöneres zu holen ist. Auch die Kinder unserer Flora entbieten Ihnen ihren freund- lichen Gruss. Wir haben uns erlaubt, eine kleine Sammlung leben- der Charakterpflanzen der hiesigen Gegend für Sie aufzustellen, wie es die Jahreszeit erlaubte. Sie werden auch mit Freude die hübsche Sammlung lebender Farne und Bärlappen sich ansehen, welche Herr- Gärtner Volz dahier mit anerkennenswertem Eifer für die Versamm- lung zusammengetragen hat. Die Gruppe enthält sämtliche hier vorkommende Arten. Von der Ausstellung getrockneter Pflanzen haben wir aus guten Gründen Abstand genommen. Die Fauna unseres Bezirks möchte auch nicht ganz unbe- achtet bleiben, wenngleich, wie Sie wissen, eine nennenswerte Aus- — 5 — Stellung von Tieren ihre ganz besonderen Schwierigkeiten hat. Nun, wir haben so ziemlich alles zusammengestellt, was aufzutreiben war, und Sie werden manches Exemplar aus der Vogelwelt sehen, das Ihnen Freude macht. Auch das Terrarium mit den 5 deutschen Sauriern, alle in schönen lebenden Exemplaren, wird Ihr Interesse erregen , nicht minder die Kolonie von lebenden Lytta vesicatoria, welche von der bayrischen Grenze stammt. Meine Herren ! Ich halte es für die Hauptaufgabe unseres vaterländischen Vereins , darauf hinzuwirken , dass allenthalben in unserer schönen Heimat das Interesse für die Naturwissenschaften sich regt. Der einzig richtige Weg hierzu dünkt mir insbesondere der, die lokale Initiative wachzurufen. Gibt es doch keinen Fleck unserer Mutter Erde , wo die naturwissenschaftlichen E'or- schungen nicht ansetzen und zu bedeutsamen Kesultaten kommen können. Nichts gibt mehr Mut, Ausdauer und Selbstvertrauen für solche Bestrebungen, als die sich sehr bald aufdrängende Überzeugung, -dass jede Gegend ihre Eigentümlichkeiten hat, deren volles Verständ- nis eben ganz besonders dem zugänglich ist, welcher gerade auf die- ser Scholle lebt. Deshalb ist jedermann berufen, an dem grossen Baue der Naturerkenntnis mitzuwirken und nichts gehört dazu, als ein offener Sinn und ein offenes Auge. Nun, ich denke, dass gerade die Jahresversammlungen unseres Vereins berufen sind, dieses lokale Interesse zu wecken und immer mehr Jünger um unsere Fahne zu scharen. Indem ich Sie nochmals von Herzen willkommen heisse, gebe ich zugleich dem lebhaften Wunsche Ausdruck, dass auch die heuti- gen Verhandlungen sich als ersprie'ssliche erweisen und dazu bei- tragen mögen, unsere Sache zu fördern. Zum Vorsitzenden für die Versammlung wurde für den ab- wesenden Oberstudienrat Dr. v. Krauss der 2. Vorstand, Professor Dr. 0. Fr aas, durch Akklamation gewählt. Der Vorsitzende verlas alsdann den von Oberstudienrat Dr. V. Krauss ve-rfassten Rechenschaftsbericht für das Jahr 1887 — 1888. Hochgeehrte Herren ! Bei dem geregelten Fortgang kann ich mich über die laufen- den Geschäfte im verflossenen 43. Vereinsjahre kurz fassen. Dem Verein sind 26 neue Mitglieder beigetreten, von wel- — 6 — chen 5 dem Oberschwäbischen- und 3 dem Schwarzwälder Zweig- verein angehören. Zum Ehrenmitglied hat Ihr Ausschuss den Baron Dr. Fer- dinand von Müller, Governments Botanist in Melbourne, ernannt, in Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen für die Flora in Australien und der vielen wertvollen Geschenke botanischer Werke, welcher sich unser Verein schon seit Jahren zu erfreuen hatte. Der Zuwachs zur vaterländischen Naturalien-Sammlung besteht im verflossenen Vereinsjahr aus 2 Säugetieren, 11 Vögeln, 36 Eiern, 7 Nestern, 4 Fischen, 31 Arten Mollusken in vielen Stü- cken, 250 Arten Insekten in 630 Stücken, 1 Mineral, 6 Gebirgsarten, 29 Arten Fetrefakten in 96 Stücken, 5 Hölzern, 28 Arten Phanero- gamen und 3 Kryptogamen. Die Vereinsbibliothek hat wieder um 528 Schriften und 10 Karten zugenommen. Diese bedeutende Vermehrung hat der Ver- ein den vielen Geschenken und vorzugsweise den 160 Tauschverbin- dungen mit naturwissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien aller Weltteile zu danken. Die Benützung der Vereinsbibliothek steht jedem Mitglied gegen Einsendung einer Quittung jederzeit zu Diensten. In neue Verbindungen durch Austausch gegen unsere Jahres- hefte ist der Verein durch Vermittelung Ihres Bibliothekars getreten mit Wagner Free Institute of Seiend^ at Philadelphia, U. St. Commission of Fish and Fisheries at Washington, Naturhistorischer Verein zu Passau. Von den Vereinsjahresheften ist der 44. Jahrgang in di& Hände der Mitglieder gelangt. Sie werden daraus ersehen haben, dass er neben den zoologischen, mineralogischen, palaeontologischen etc. Abhandlungen diesmal auch mehrere botanische Arbeiten ent- hält, welche für die Naturgeschichte des engeren Vaterlandes von Interesse sind. Auch die Erdbeben-Kommission hat wichtige Mit- teilungen gemacht. Der vorjährige naturwissenschaftliche Jahres- bericht konnte wegen Unwohlseins des bisherigen Verfassers nicht mehr im 44. Jahrgang aufgenommen werden und wird daher im nächsten erscheinen. Wie alle Jahre ist Seiner Majestät dem König, dem hohen Protektor des Vereins, auch der 44. Jahrgang vorgelegt worden. Darauf erhielt der 1. Vorstand nachstehendes gnädiges Schreiben, das er zur Kenntnis der Mitglieder zu bringen hat. E's lautet: — 7 — Kabinett S. M. des Königs von Württemberg. Euer Hochwohlgeboren "beehre ich mich auf die geschätzte Zuschrift vom gestrigen Tage ergebenst mitzuteilen, dass ich nicht verfehlte, den mir damit für Seine Majestät den König übersandten 44. Jahrgang der Jahres- hefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg höchsten Orts zu unterbreiten. Seine Majestät haben das Buch mit lebhaftem Interesse entgegen- zunehmen und mir aufzutragen geruht, Euer Hochwohlgeboren für die dem König durch die Einsendung der anregenden Druckschrift bethätigte Aufmerksamkeit den gnädigsten Allerhöchsten Dank auszusprechen. Indem ich Euer Hochwohlgeboren ersuchen darf, hiervon auch den übrigen Mitgliedern der Redaktions-Kommission und des Vereins Kenntnis geben zu wollen, benütze ich gerne diesen Anlass zur er- neuerten Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung. Stuttgart, den 27. Mai 1888. Der Kabinetts-Chef: Herrn Oberstudienrat Dr. v. Kraus s hier. Griesinger. Die alljährlich von den Mitgliedern und ihren Damen dankbar aufgenommenen Wintervorträge haben die Freundlichkeit gehabt zu halten : Dr. Eberh ar d Fr aas über die vorsintflutlichen Bewohner Schwabens, Dr. Lampert über die Tiere des Meeres, Dr. Nebel über den elektrischen Lichtbogen und seine praktischen Anwendungen. Die Vorträge mit Demonstrationen, welche in den wissen- schaftlichen Abenden jeden Monats, in diesem Jahre unter dem Vorsitz des Prof. Dr. v. Eck, gehalten wurden, sind: 13. Oktober 1887, Dr. E. Hof mann über geselhg lebende Wespen und ihre Bauten mit Vorlage biologischer Präparate und der Ne- ster der in Württemberg heimischen Vespa- Arten ; Dr. Lam- pert: Das Parietalauge der Reptilien; Prof. Dr. v. Eck über angebliche Gletscherschliffe im nördlichen Schwarzwald. 10. November 1887, Prof. Dr. Nies über die am 6. März 1886 statt- gefundene Eruption des Vulkans Kilauea aufHawai; 0. Stange über die neu entdeckten australischen Silberminen in den „Bro- ken Hills" unter Vorlage zahlreicher Handstücke; Prof. Dr. Klun- zinger demonstriert mikroskopische Präparate aus der zoologi- schen Station in Neapel. 8. Dezember 1887, Prof. Dr. Klunzinger über die verschiedenen am Bodensee gebräuchlichen Methoden des Fischfangs ; Dr. Fünf- stück über einige Sonderhnge unter den pflanzUchen Parasiten. 12. Januar 1888, J. Eichler über die Kolanuss : Prof. Dr. v. Eck über einige im Schwarzwald neu aufgefundene Gesteine ; Prof. Dr. Nies legt die auf den Gotthardtunnel bezügliche Litteratur vor und bespricht dieselbe. 15. Februar 1888, Dr. M. Graf von Zeppelin über die Vogel weit Helgo- lands; Prof. Dr. A. Schmidt über Wellenbewegung und Erd- beben; Prof. Dr. V. Reusch über die optischen Erscheinungen in der Atmosphäre. 8. März 1888, Prof. Dr. v. Eeusch über die optischen P]rschei- nungen in der Atmosphäre (Fortsetzung) : Prof. Dr. Hell über Kondensation der Gase. 12. April 1888, Prof. Dr. 0. Schmidt über neuere Arzneistoffe der Salicylsäurereihe ; Prof. Dr. Kirchner erläutert einen von ihm für Unterrichtszwecke hergestellten „Stammbaum des Pflanzen- reiches". 9. Mai 1888, Prof. Dr. Klunzinger über die zoologische Station in Neapel ; Dr. E b e r h. F r a a s über Pressungserscheinungen an Holz und Steinen; Prof. Dr. Nies legt eine Sammlung metal- lurgisch interessanter Münzen vor und bespricht dieselbe ; Prof. Dr. V. Eck zeigt einen spezifisch nicht näher bestimmbaren Farn aus den Porphyrtuffen des mittleren Rothliegenden von Oberthal vor. 14. Juni 1888, Dr. Lampert über einige Sinnesorgane bei niederen Tieren und über die Leuchtorgane der Fische ; Prof. Dr. Klun- zinger über die in Württemberg vorkommenden Nacktschnecken mit Demonstration konservierten und lebenden Materials ; Prof. Dr. Nies zeigt einen Gips aus der Barbarossa-Höhle mit Fal- tungserscheinungen vor. Der Verein hat im verflossenen Jahre leider viele Mitglieder durch den Tod verloren , unter ihnen sind als älteste schon seit 1845 dem Verein beigetreten: Obermedizinalrat Dr. v. Schäffer in Cannstatt, Fabrikant Schauber in Calw, Kaufmann W. Spring in Stuttgart. Über Graf Kurt von Degenfeld-Schonburg werden Sie in diesem Jahrgang Worte der Erinnerung vernehmen. Unter seinen korrespondierenden Mitgliedern hat der Ver- ein den Tod von Dr. E. V. Ha y den, U. St. Geologist, und Sp. T. Baird, Sekretär und Direktor der Smithsonian Institution, beide in Washington, zu beklagen. - 9 — Schliesslich ist es Ihrem Ausschuss eine angenehme Pflicht, alle Mitglieder und Gönner des Vereins bekannt zu machen, welche die vaterländische Naturalien-Sammlung und die Bibliothek durch Geschenke bereichert haben, und ihnen im Namen des Vereins den verbindlichsten Dank auszudrücken. Ihre Namen sind auf den Gegenständen erwähnt, sowie in den nachstehenden Zu\vaehsverzeiehnissen. A. Zoologische Sammlung. (Zusammengestellt von Oberstudienrat Dr. F. v. Krauss.) I. Säugetiere. Als Geschenke: Mustela foina Beiss., altes Männchen im Sommerkleid, von Dr. Freiherrn Richard König-Warthausen: Myoxus avellanarius L., Männchen, von Herrn Forstwart Gawatz in Zwiefalten. II. Vögel. Als Geschenke: Pernis apivorus L., altes Weibchen bei Welzheim, von Herrn Forstrat S p e i d e 1 ; Nucifraga caryocatades L., einjähriges Weibchen v. Nov. 1887, von Herrn Oberförster Gasser in Esslingen; Bernicla hrenta Fall., Männchen vom Itzelberger See, von Herrn Hüttenverwalter Wepfer in Königsbronn; Anthus spinoletta L., altes Weibchen, im Winter, von Freiherrn Fritz König-Warthausen; Piciis major L., altes Männchen im Winterkleid, Fringiüa coelebs L., altes Weibchen im Frühjahr, Fringüla montifringilla L., altes Weibchen im Frühjahr, Emheriza schoeniclus L., altes Weibchen im Frühjahr, Gelege von 3 Eiern von Accipiter nisus L., Gelege von 4 Eiern von Buteo vulgaris Bechst., Gelege von 5 Eiern von CercJmeis tinnunculus L., Nest von Luscinia vera Sund., im Epheu, Nest mit Angelschnüren von Enneoctonus coUurio L., Nest mit 6 Eiern von Enneoctonus collurio L., Nest mit 5 Eiern von Accentor modularis L., Nest mit 6 Eiern von Motacüla boarula L. {sulphurea Bechst.), Nest mit 4 Eiern von PhyJloscopus frochüus L., von Herrn Fabrikant Ludwig Link in Heilbronn; JNest mit 3 Eiern von Butco vulgaris Leach, von Herrn Forstmeister Herdegen in Leonberg. — 10 — Durch Kauf und Tausch: Corvus corone L., var. cinereofusca, Weibchen, Stuttgart, Aquila naevia Meyer, alt, Oberndorf 1841, Gecinus viridis Boie, Weibchen, Varietät, Kirchheim u. T. III. Fische. Als Geschenke: Scardinius erytliropldliahnus L., aus der Jagst, von Herrn Oberamtsarzt Dr. Mül berger in Crailsheim; Coregonus fera Jubine, jung, aus dem Bodensee, von Herrn Kaufmann H. Lanz in Friedrichshafen; Squalius leucisciis L., gross, aus dem Neckar, von Herrn Kaufmann Friedrich Drautz in Heilbronn. Dur ch Kauf: Anguilla viägaris Flemm., jung, neuer Kanal bei Berg. IV. Mollusken. Als Geschenke : Helicogena pomatia L., var. grandis, auf Lias s, von Fräulein Gertrud Kr aus s in Kirchheim u. T., Bythinia Schmidtü Chaep., aus den Krumbachquellen, von Herrn Forstamtsassistent R e u s s in Ochsenhausen. Eine Sammlung von 24 Arten und Varietäten von Land- und Süss- wasserschnecken mit Angabe der Gebirgsformationen , darunter bemerkenswert Fruticola liberta Westerl. und Fr. strigella Drap.^ ferner 5 Arten Unioniden, von Herrn Lehrer Geyer in Neckarthailfingen. V. Insekten. Als Geschenke: Hymenopteren, 10 Arten in 20 Stücken, von Herrn Postsekretär Hösle; Bienenwaben mit abnormer Zellenbildung, von Herrn Oberlehrer Traub; Dipterenminen an Stechpalmen und MetalUstes atomar ius Ol., von Herrn Pfarrer Ziegele in FeldrennaCh; Vespa media de G. und germanica F., Nester von Cannstatt, von Herrn Dr. L a m p e r t ; Vespa germanica F., Nest mit vielen Wespen und V. saxonica F. von: Gablenberg, von Herrn Präparator Oberdörfer; Vespa germanica F., Wespen, von Herrn Professor Fr aas, Präparator Kerz und Dekorateur Scheiffele; Vespa germanica F., Nest mit vielen lebenden Männchen, Weibchen und Arbeitern, von Herrn Kustos Dr. E. Hofmann; — 11 — Pollistes gallica F. und Vespa germanica F. , Nester mit vielen Wespen, von Herrn Professor Strebel in Hohenheini; Vespa vulgaris L. , saxonica F. , Nester und ein künstlich zusammen- gestellter Bienenschwarm, von Herrn Konditor Leyrer; Hi/lotonia rusaruni L. und 8 Bienen von Palästina, von Herrn Landgerichtsi'at Beck; Hypocampa Mühlliauseri F., eine lebende Raupe, von Herrn Christ. Kurz; Lepidopteren 10 Arten in 30 St., Hymenopteren 20 Arten in 30 St, Koleopteren 12 Arten in 14 St., Dipteren 6 Arten in 15 St., von Herrn Sanitätsrat Dr. Steudel; Änlax rhoeaclis Bouch., Larven in den Köpfen von Papaver rhoeas, von Herrn Lehrer Geyer in Neckarthailfingen ; Nematus pcduncuU Klug und N. VaUsnieriae Het., Gallen an Weiden, von Herrn Lehrer Scheuerle in Frittlingen ; Vespa rufa L., Nest bei Horb an einer Böschung, von Herrn Eisenbahnkondukteur Reiser in Tübingen; Vespa media Deg,, Nest an Schwarzdorn, von Herrn Flaschner Albrecht in Tübingen; Vespa saxonica F., Nest an einem Backofen, von Herrn Pfarrer Dr. Probst in Unter-Essendorf; Koleopteren, 3 Arten in 3 Stücken, neu für die Sammlung, von Herrn Privatier Keller in Reutlingen ; Parnassius Mnemosyne L. , Raupe von Corydalis cava vom Reissenstein, von Herrn Studiosus Heinz; LiheUtüa pedemontana All., aus Friedrichshafen, von Herrn Buchhändler Max Schreiber in Esslingen. Dur c h Kauf: Koleopteren 40 Arten in 76 St., Lepidopteren 24 Arten in 39 St., Hy- menopteren 60 Arten in 210 St., Dipteren 21 Arten in 80 St., Orthopteren 10 Arten in 34 St. VI. Mineralien. Als Geschenke: Barytkrystalle , farblose und blaue , aus den Zementbrüchen von All- mendingen, von Herrn Chemiker Karl Krauss. VII. Gebirgsarten. Als Geschenke: 6 Stücke aus der unteren Lettenkohle, von Herrn Apotheker Blezinger in Crailsheim. VIII. Petrefakten. Als Geschenke: Ammonites ulmensis Oppel, aus dem Weissen Jura L, von Herrn Dr. G. L e u b e in Ulm ; — 12 — Ophiura loricata Güldf., in 6 vollkommenen Stücken, 25 Arten Fisch- und Saurierreste in 87 Stücken, von Herrn Apotheker Blezinger in Crailsheim; Kieselholz aus dem Tertiär, von Herrn Revierförster Karr er in Dietenheim. B. Botanische Sammlung. Als Geschenke: a) Hölzer: Stammstück von Firnis ahies Dukoi mit korkartiger Rinde, tJberwallter Stammabschnitt der uralten Klosterlinde, T. grandißora Eheh., beide von Lorch, von Herrn Oberförster Gott schick I. in Cannstatt; Stammstück von Betida pnbescens Ehkh. , mit Zweigen als Stammaus- schlag vom Sommer, von Herrn Oberförster v. Biberstein in Weil im Schönbuch; Fasciationen einer 25 jährigen Plmis nigricans Host vom Donnersberg, von Herrn Oberförster Fribolin in Bietigheim ; Fichtenstamm mit 2 grossen Schwarzspecht-Löchern , welche im Nov. 1887 von 3 Uhr abends bis 11 Uhr vormittags des folgenden Tages eingehackt worden sind, von Herrn Forstrat Burkardt in Ochsenhausen. b) Herbarium. Salicineen 17 Spez. vom OA. Spaichingen, von Herrn Lehrer Scheuerle in Frittlingen ; Fuccinia malvacearum Mont., auf Blättern von Altliaea rosea L., von Herrn Prof. Dr. Fr aas; Gnomonia erythrostoma Fuckel , auf Blättern von Süsskirschen von Kirchheim, von Herrn Assistent J. Eichler; Phanerogamen 11 Spez. aus Württemberg, Asplenium viride Huds. bei Stuttgart, von Herrn Professoratskandidat Rieb er. C. Die Yereinsbibliotliek hat folgenden durch Dr. F. v. Krauss verzeichneten Zuwachs erhalten: a. Durch Geschenke: Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahrg. 44. 1888. Von Herrn Staatsrat v. Köstlin. Dieselben, Jahrg. 21—43. 1865 — 1886. Von Herrn Professor B r o n n e r. Dieselben, Jahrg. 19. 20. 22. 23. 26—31. 33 — 34. 35. 1862—1880. Von Herrn Oberamtsarzt Dr. Kieser in Gmünd. Dieselben, Jahrg. 7 — 10. 11 — 14. 22—39. 1866—1887. (Ohne Tafeln.) Von Herrn Oberamtsarzt Dr. Höring in Weinsberg. — 13 — Dieselben, Jahrg. 31 — 39. 1875 — 1883. Von Herrn Dr. med. Ray in Wurzach. Dieselben, Jahrg. 25—33. (Ohne Tafeln.) 1869—1877. Von Herrn Medizinalrat Dr. Zell er in Winnenden, Dieselben, Jahrg. 24—43. 18G8— 1887 (ohne Festschrift). Von Herrn Kanzleirat Liesching. Dieselben, Jahrg. 37 — 43. 1881 — 1887. Von Herrn Finanzrat Pf äff. Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins. Jahrg. 1886. Bd. 17. 8". Mittheilungen desselben Vereins. Jahrg. 1886. 4°. Wright, L. , the practical poultry Keeper: a complete and Standard guide to the management of poultry. London. 3. Edit. 8^. Hulme, E., familiär wild flowers. Prt. 1 — 42. London. Hibberd, Shirley familiär garden flowers. Prt. 1 — 19. London. 8**. Pynaert, E. , die Fruchthäuser. Eine vollständige Abhandlung über die Treib- und die künstliche Kultur der Obstbäume und der Beerensträucher unter Glasschutz. Stuttgart. 1874. 8**. W es seih oft, J., der Rosenfreund. 4. vermehrte Aufl. 1878. 8°. Hübner, J. G., Pflanzen-Atlas. 5. Aufl. mit 32 Taf. Heilbronn, gr. fol. Jaeger, H., der Obstbaumschnitt. Neueste Methode zur Behandlung der feineren Obstsorten am Spalier, sowie in allen andern ge- bräuchlichen Formen. Nach J. A. Hardy. Leipzig. 1867. 8^. Kilian, W., notes geologiques sur le Jura du Doubs. 4. Part.: Les Fora- miniferes de l'oxfordien des environs de Montbelliard par W. Deeke. Montbeliard. 1886. 8^ Kinkelin, F., die Tertiärletten und -Mergel in der Baugrube des Frankfurter Hafens. Sep.-Abdr. der Senckenb. naturf. Ges. 1885. Derselbe, geologische Tektonik der Umgebung von Frankfurt a. M. ; Derselbe, über die Corbicula-Sande in der Nähe von Frankfurt a. M. ; Derselbe, Senkungen im Gebiete des Untermainthaies unterhalb Frank- furts und des Unterniedthaies; Derselbe, die Pliocänschichten im Untermainthal. Ebendaselbst 1885. 8°. Koenen, A. v. , über das Mittel-Oligocän von Aarhus in Jütland. Sep.-Abdr. Zeitschr. d. deutsch, geol. Ges. 38. Bd. 4°. Derselbe, über die ältesten und jüngsten Tertiärbildungen bei Kassel. Sep.-Abdr. Nachr. K. Gesellsch. Göttingen. 1887. 8^ Derselbe , über postglaciale Dislokationen. Sep.-Abdr. Jahrb. geol. Landesanst. 1886. 8°. Hahn, 0., die Philosophie des Bewussten. Grundzüge der Natur- philosophie der Gegenwart unter Berücksichtigung der Kirchen- lehren. Tübingen. 1887. 8^ Gartenzeitung, illustrirte , eine monatliche Zeitschrift für Garten- bau, Blumenzucht und Obstbau. Jahrg. 30. Nr. 7 — 12. 1886. Jahrg. 31. 1887. 8". Klunzinger, B., die Fische des Rothen Meeres. 1. Teil. Acanthoptera. Stuttgart. 1884. fol. — 14 — Bjuf, F., om Floran Skänes kolforande Bildningar. Forst Haftet. Stockholm. 1875. 4". Hagenow, F., die Bryozoen der Maastricditer Kreidebildung mit 12 Tafeln. Kassel. 1851. 4''. S t i 1 11 n g , J., pseudo-isochromatisclie Tafeln für die Prüfung des Farben- sinnes. Mit 8 Tafeln. Kassel. 1866. 8°. Hai 11 er und Rochleder, die Pflanze. Hildburghausen. 1866. 8^. Spengel, J. W., die DAEWiN'sche Theorie. Verzeichnis über dieselbe in Deutschland, England, Amerika, Frankreich, Italien, Holland, Belgien und den Skandinavischen Reichen erschienenen Schriften und Aufsätze. Berlin. 1872. 8^. "Willkomm et Lange, prodromus flnrae Hispanicae. Vol. III. prt. 4. 1880. 8**. Karten: Die Rheinlande nach ihren geologischen Beziehungen von Murchison, bearbeitet von G. Leonhaed. 1844. Geognostische Reisekarte von der Umgegend von Heidelberg, Engen, Sinsheim, Dresden und Baden. Geognostisches Bild des Harzes. F romherz, die urweltlichen Seen des Schv^arzwaldes. Von Herrn Buchhändler Eduard Koch. Hofmann, E. , die Gross-Schmetterlinge von Europa. Lief. 22 mit Index u. Titel. 1888. 4^ Pomologische Monatshefte. Zeitschrift für Förderung und Hebung der Obstkunde, Obstkultur und Obstbenützung. Jahrg. XIII. Heft 6 — -12. Jahrg. XIV. Heft. 1 — 4. 1887—1888. 8°. Von Herrn Kustos Dr. E. Hof mann. Bronn, Klassen und Ordnungen des Tierreichs in Wort und Bild. Bd. 6. Abt. 3. Reptilien. Lief. 56—60. Dasselbe, Bd. 1, Lief. 35 — 45, neu bearbeitet von Bütschli. Win- ter'sche Verlagshandlung. Leipzig u. Heidelberg. Vom Herrn Verleger zur Rezension. Donna dieu, A. L. , les veritables origines de la question Phylloxe- rique. Paris. 1887. 8**. Detille,. J., les Turdins ou l'art d'embellir les paysages poeme. Lon- don. 1801. 8". Keek ermann, B., contemplatio gemina. Hannoviae. 1811. 8^. Leonhard, der Förster und Jäger in seinen monatlichen Amtsver- richtungen. Leipzig. 1828. 8°. Daubenton, traitesurlamaniered'empaillerlesanimaux. Paris. 1787. 8^. Jester, F. E. , über die kleine Jagd. Zum Gebrauch angehender Jagdliebhaber. Königsberg. 1793. 8*^. Von Herrn Professor Kurtz in Ellwangen. Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen. Bei- lage zur Zeitschr. des deutsch. -österr. Alpenvereins. 1. — 5. Abt. Kirchhoff, A., Bericht der Zentral-Kommission für wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland. Sep.-Abdr. Verh. deutsch. Geo- graphentags in Karlsruhe. 1887. 8*^. Vom Herrn Privatier Karl Faber. — 15 — Ploss, H. , das Weib in der Natur- und Völkerkunde. Anthropolo- gische Studien. 2. stark vermehrte Auflage von Dr. Max Bar- tels. Th. Griebens Verlag. Leipzig. 1887. 8^ Vom Herrn Verleger zur Rezension. Mayr, G., überEciton-Lebidus. Sep.-Abdr. Wien. ent. Zeitschr. 1886. 8*^. Derselbe, Südamerikanische Formiciden ; Notizen über die Formiciden- Sammlung des Brit. Museums in London; die Formiciden der Ver. St. Nordamerikas. Sep.-Abdr. der Verh. zool.-bot. Vereins in Wien 1886. 1887. Vom Herrn Verfasser. Klo SS, J. H. , Die ältesten Sedimente des nördlichen Schwarzwaldes und die in denselben eingelagerten Eruptivgesteine. Sep.-Abdr. Verh. Braunschweig. 1886—1887. Wünsche, 0., das Mineralreich. 5. Aufl. des 5. Bandes der gemein- nützlichen Naturgeschichte von Prof. Dr. 0. Lenz. Gotha. 1887. 8^. Von der E. F. Thienemann'schen Hofbuchhandlung zur Rezension. Weber van Bosse, A. Madm. , etudes sur les alges parasites des Paresseux. Sep.-Abdr. Naturk. Verh. Holl. Maatsch. Wet. Amster- dam. 1887. Von der Frau Verfasserin. Kegel mann, Wassermessungen in und an dem Bodensee zu Kress- bronn. Sep.-Abdr. Württ. Jahrb. für Statistik. 1886. 4°. Kaidt u. Ritter, die Kur- und Badeanstalt zu Niedernau. Stutt- gart. 1853. 8^ Ritter, R., Geschichte der Kur- und Badeanstalt Imnau. 1869. 8*^. Derselbe, Niedernau und seine Mineralquellen, worunter auch die Karls- und Römerquelle. 1838. 8^ Derselbe, Niedernau, Kur- und Badeanstalt im Königreich Württemberg. 1869. 8°. Derselbe, die Kur- und Badeanstalt Imnau vormals und izt. 1880. 8". Derselbe, über die Ermittlung von Blut-, Samen- und Exkrementenflecken in Kriminalfällen. 2. Aufl. Würzburg. 1854. 8". Meck , Urtheile über Imnau und seine Heilquellen aus alter Zeit. 1881. 8°. Raidt, über die Sauerquellen von Niedernau und ihren Gebrauch. 1815. 8^ Von Herrn Hofrat Dr. Ritter in Rottenburg. Katze rwsky, W. , die meteorologischen Aufzeichnungen des Leit- meritzer Rathsverwandten A. G. Schmidt aus den Jahren 1500 — 1761. Prag. 8°. Vom Herrn Verfasser zur Rezension. The Geological Magazine , or Monthly Journal of Geology. New Ser. Dec. m. Vol. IV. No. 8. Von Herrn Professor Zink. Weirauch, K., Privatbeobachtungen der Regenstation Alswig i. J. 1886. Dorpat. 1887. Vom Herrn Verfasser. Die geognostische Profilierung der württemb. Eisenbahnlinien, herausg. vom K. Statist. Landesamt. 4. Lief. VII: Die Gäu-Kinzigbahn — 16 — von Stuttgart nach Scliiltach. Von Eb. Fr aas. Mit einem Profil in Farbendruck. Vom Herrn Verfasser. Geology of the vegetable creek tin-mining field, New England district^ New South Wales with maps and sections by T. W. Edgeworth David. Department of Miner. Geolog. Survey of New South Wales. 1887. Sydney. 4°. Geological Survey of New South Wales. b. Durch Ankauf. Annales de lasocieteentomologique de France. 6 Ser. T. VII. Paris 1887. 8", Entomologische Nachrichten. Jahrg. XIII. Heft 9 — 24. Jahrg. XIV, Heft 1—19. Berlin 1887. 1888. 8^ Der zoologische Garten. Zeitschr. für Beobachtung, Pflege und Zucht der Tiere. Jahrg. XXVHI. No. 4—12. Jahrg. XXIX. No. 1—8, Frankfurt a. M. 1887 — 1888. 8«. Taschenberg, 0., Bibliotheca zoologica. Verzeichnis der Schriften über Zoologie, erschienen von 1861 — 1880. Lief. 3. 4. 1887. 8°. Stäl, recensio Orthopterorum, revue critique des Orthopteres descript, par LiNNE, DE Geer et Thunbeeg. 1 — 3. Stockholm. 8^. Stettiner entomologische Zeitung. Jahrg. 48. 1887. Jahrg. 49. No. 1 — 9. 1888. 8^. Proceedings of the Dublin university zoological and botanical asso- ciation. Vol. I. prt. 1. 1858. 8°. Andre, species Hymenopteres. T. III. fasc. 27. T. IV. fasc. 28 — 31. S*'. Puton, Catalogue des Hemipteres de la Faune palearctique. 3. Ed, 1887. 8*^. Burmeister, Handbuch der Entomologie. 4, Bd. 2. Abt. 8*^. c. Durch Austausch unserer Jahreshefte als Fortsetzung, Abhandlungen der K. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Phy- sikalische, aus dem Jahre 1886. 1885. 4*^. Abhandlungen der natarforschenden Gesellschaft zu Görlitz. Bd. XIX, 1887. 8*^. Abhandlungen, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Verein in Bremen. Bd. IX. Heft 4. Bd. X. Heft 1 — 2. 1887—1888. 8°. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. Bd. XVI. Heft 4. 1886. 8^ Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Verein in Hamburg. Bd. X. Fest- schrift zur Feier des 50 jährigen Bestehens des Vereins. 1887. 4*^. Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Bd. XI. 2. Abth. Stur, D., Die Calamarien der Carbon-Flora der Schatz- larer Schichten. 1887. Fol. Abhandlungen und Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Bd. VIII. Bog. 4 — 5. 1887. 8*^. Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands, herausgegeben — 17 — von der Dorpater Naturforscher-Gesellschaft. 1. Ser. Bd. IX. Lief. 4. 1887. 8^ Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. 24, Lief, enthalten auf Blatt XIII Karte von Interlaken, Sarnen, Stanz, bearbeitet von Kaufmann, Baltzer und Mösch. Lief. 21. Farben und Zeichen. Erklärung der geologischen Karte. Blatt V. Verzeich- nis der Ortsbenennungen in verschiedenen Sprachen. Lief. 25. Höhen der vorzüglichsten Punkte. Titelblatt 1859—1887. Lief. 22. Description geologique des prealpes du Canton de Vaud et du Chablais jusqu'ä la dranse et de la chaine des Dents du Midi. Par E. Favre et H. Schardt. 1887. Lief. 24. IL Teil. Bei- lage : Systematisches Verzeichnis der Kreide- und Tertiär- Ver- steinerungen der Umgegend von Thun, nebst Beschreibung der neuen Arten von Prof. Dr. K. Mayer-Eymar. Bern. 1887. 4°. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins in Augsburg. 29. Be- richt im Jahre 1887. 8^ Bericht des naturforschenden Vereins zu Bamberg. 14. 1887. 8^. Bericht über die Thätigkeit des Vereins für Naturkunde in Offenbach. Heft 26—28. 1884—1887. 8". Bericht über die Thätigkeit der St. Gallischen naturwissenschaft- lichen Gesellschaft während der Vereinsjahre 1885 — 1886. 8*^. Bericht des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins in Innsbruck. 16. 1886—87. Bericht der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau vom April 1885 bis März 1887. 8°. Berichte der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. Bd. I. 1886. 8^ Bericht über das Museum Francisco-Carolinum nebst Beiträgen zur Landeskunde von Österreich ob der Enns. 45. — 46. nebst 39. Lief, der Beiträge etc. 1887—88. Linz. 8". Bericht über die Sitzungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle im Jahre 1885 und 1886. 8*^. Correspondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. Jahrg. 30. 1887. 8°. Correspondenzblatt des naturwissenschaftlichen Vereins in Regens bürg. Jahrg. XX. 1887. 8°. Denkschriften, neue, der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften. Bd. 20. Heft 1; 1880. Bern. 4^^. Dissertationen, naturwissenschaftliche der Universität Tübingen. 6 che- mische, 4 physikalische, 1 geologische und 1 botanische. 1887. 8". Földtani Közlöny (Geologische Mitteilungen der Ungarischen geo- logischen Gesellschaft). Jahrg. 17. Heft 1 — 4. Budapest. 1887. 8°. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Jahrg. 1887. Bd. 37. Heft 1—2. 8°. Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogtum Nassau. Jahr- gang 40. 1887. Wiesbaden. 8^ Jahrbuch der k. Preuss. Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin für das Jahr 1887. 8°. Jabreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 2 — 18 — Jahrbücher, württembergische , für Statistik und Landeskunde heraus- gegeben vom k. Statist. Landesamt. Jahrg. 1886. Bd. 1 — 2 und Supplementband. Stuttgart, gr. 8°. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften. Herausg. von F. Fittica für das Jahr 1884, 5. Heft; für das Jahr 1885, Heft 2, 3. Giessen. 8". Jahresbericht, medizinisch-statistischer, über die Stadt Stuttgart, herausg. vom ärztlichen Verein. Jahrg. 14 vom Jahr 1886. 8^. Jahresbericht des Westfälischen Frovinzial- Vereins für Wissenschaft und Kunst. 15. Jahresbericht pro 1886. Münster. 8°. Jahresbericht der k. Ungarischen geologischen Anstalt für 1886. Budapest. 8°. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Graubündens. Neue Folge. Jahrg. 30, Vereinsjahr 1886—1887. Chur. 8^ Jahresbericht der Pollichia , eines naturwissenschaftlichen Vereins der bayr. Pfalz. 43—46. Dürkheim. 1888. 8". Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. 24. mit Ergänzungsheft: Krebs, Zacharias Allerts Tagebuch von 1627. Breslau. 1887. 8^ Leopoldina, amtliches Organ der Kais. Leo p oldinisch -Caroli- nischen deutschen Akademie der Naturforscher. Heft 22. Jahrg. 1887. Halle a. S. S*'. Lotos, Jahrbuch für Naturwissenschaft im Auftrag des Vereins »Lotos«. Neue Folge. 8. Bd. (der ganzen Reihe 36. Bd.). Prag. 1888. 8°. Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Jahrg. 1886 (der ganzen Reihe 23. Heft). Graz. 8*^. Mitteilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein von Neu-Vor- pommern und Rügen. Jahrg. 18. Greifswalde. 1886. 8*^. Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a. S. Jahrg. 1887. 8°. Mitteilungen aus der zoologischen Station zu Neapel, zugleich ein Repertorium für Mittelmeerkunde. Bd. 7. Heft 2—4, Bd. 8. Heft 1, 1888. 8*^. Mitteilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 20. (30. Bd.) 1887. 8°. Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1886 No. 1143 — 1168, aus dem Jahre 1887 No. 1169—1194. 8^ Mitteilungen der Schweizerschen entomologischen Gesellschaft. Bd. VH. Heft 8—10. Bern. 1887. 8^ Mitteilungen aus dem Jahrbuch der K. ungarischen geologischen An- stalt in Budapest. Bd. VIL Heft 6. Bd. VHI. Heft 5. 1887. 8''. Naturforscher , der , Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den Naturwissenschaften. Jahrg. 20. No. 1 — 52. Tübingen. 1887. 4". Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Bd. VL Heft 4. Bd. VIL Heft 1. 1888. 8°. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt- nisse in Wien. Bd. 26. 1886—87. 8'^. Schriften des naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig- Hol- stein. Bd. VH. Heft 1. 1888. 8". — 19 — Schriften der k physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königs- bero-. Jahrg. 27. 1886. 8^. Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dor- pat. Bd. 8. Heft 1. 1887. 8°. Sitzungsberichte der k. Akademie der Wissenschaften in Wien. Abt. I, Bd. 93. Heft 4— 5. 1886. Bd. 94. 1886; Abt. II, Bd. 93. Heft 3—5. Bd. 94. 1886 — 87. Bd. 95. Heft 1—2. 1887; Abt. III, Bd. 93. 1886. Bd. 94. 1886. 8*^. Sitzungsberichte der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würz- burg. Jahrg. 1887. 8°. Sitzungsberichte der k. preussischen Akademie der Wissenschaften. 1887. 1 — 54. Berlin. 1887. 8». Sitzungsber. d. Gesellsch. naturforsch. Freunde in Berlin. Jahrg. 1887. 8". Sitzungsberichte und Abhandlungen der naturwissenschaftlichen Gesell- schaft Isis zu Dresden. Jahrg. 1886. 8^. Tübinger Universitätsschriften aus dem Jahre 1886 — 1887. 4°. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. VIII. Teil. Heft 2. 1887. 8*^. Verhandlungen des botanischen Vereins für die Provinz Branden- burg. Jahrg. 27—28. 1885. 1886. 8". Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brunn. Bd. 24. 1885. Hiebei : 4. Bericht der meteorologischen Kommission in den Jah- ren 1884. 1886. 8". Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu Heidel- berg. Neue Folge. Bd. 4. Heft 1. 1887. 8". Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Jahrg. 1887. No. 2—8. Jahrg. 1888. No. 1 — 5. 8^ Verhandlungen des Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung zu Hamburg. Bd. VI. 1883—1887. 8^ Verhandlungen der physikal.-medizin. Gesellschaft in Würzburg. Neue Folge. Bd. 20—21. 1887—1888. 8*^. "Verhandlungen und Mitteilungen des siebenbürgischen Vereins für Na- turwissenschaften in He r manns t a d t. Jahrg. 37. 1887. 8°. Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 70. Versammlung in Frauenfeld. August 1887. Compte rendu des travaux etc. 1887. 8. Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1887. Bd. 37. 8*^. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin. Bd. 40. Heft 1. 1887—88. 8''. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Originalabhandlungen und Berichte, heiiiusgegeben im Auftrage des naturwissenschaftlichen Vereins lü: Sichsen md Thüringen. 59. Bd. Heft6. 60. Bd. 61. Bd. Heu 1—5. 1886—1887. Halle. 8°. Zeitschrift, deutsche entomologische, herausgegeben von dem entomo- logischen Verein in Berlin. Bd. 31. 1887. 8^ Zeitschrift, deutsche entomologische, herausgegeben von Dr. Kratz. Bd. 31. Berlin. 1887. 8^ 2* — 20 - Actas de la Academia nacional de ciencias en Cordova. Tom. V, Entr. 3. 1886. Buenos Aires, fol. Annales de la societe entomologlque deBelgique. Tom. XXX. 1886. Hierzu: Tables generales des Annales I — XXX par A. Lameere. Bruxelles. 1887. 8^ Annales de la societe geologique de Belgique ä Liege. Tom. XIL 1884—1885. 8^^. Annales, Memoires et Bulletins de la societe malacologique de Bel- gique. Tom. XXI. (4. Ser. T. I.) Bruxelles. 1886. 8°. Hierzu: Proces-verbaux des seeances etc. T. XV. 1886. T. XVI. 1886. 8". Annaleii des physikalischen Zentralobservatoriums herausgegeben von. H. Wild. Jahrg. 1886. 1—2. St. Petersburg. 4<^. Annali del Museo civico di storia naturali di Genova. Ser. 2. VoL III. IV. V. 1886—1888. 8^. Annual report of the colonial museum and laboratory of the Survey of New Zealand. 20. 21. 22. Wellington. 1884—1887. 8^ Annual report of the bureau of Ethnology to the secretary of the Smithsonian Institution by J. W. Powell, fourth pro 1882 —1883. Washington. 8". Annual report of the department of mines of New South Wales for the year 1886. Sydney. 1887. 4^ Annual report of the United States geological Survey to the secretary of the interior by J. W. Powell. Sixth. 1884—1885. Wa- shington. 8". Annual report of the board of regents of the Smithsonian Insti- tution for the year 1885. Prt. 1. Washington. 8^. Annais of the New York Academy of sciences. Vol. III. No. 11 — 12. 1886. Vol. IV. No. 1 — 2. New York. 1887. 8^. Annuaire de l'academie royale des sciences des lettres et des beaux arts deBelgique. Annee 52— 53. 1886—1887. Bruxelles. 8°. Archives Neerlandaises des sciences exactes et naturelles publiees par la societe holland. des sciences ä Harlem. Vol. XXI. Livr. 5. Vol. XXII. Livr. 1—3. 1887. 8". Archives du Musee Teyler. Ser. IL Vol. IIP Prt. 1. 1887. Hierzu: Catalogue de la bibliotheque par C. Ekama. Livr. 5 — 6. 1886. Harlem. gr. 8°. Archives du Museum d'histoire naturelle de Lyon. Tom. 4. fol. Archivos do Museu nacional do Rio de Janeiro. Vol. VI. Tr. 1 — 4.. 1885. 4^. Atti della societä toscana di scienze naturali residente in Pisa. Vol. VIII. fasc. 2. 1887. Hierzu: Processi verbali. Vol. V— VI. Pisa. 1887 — 1889. 8°. Atti della R. accademia della scienze di Tor in o. Vol. XXII. Disp. 10—15. Vol. XXIII. Disp. 1—8. 1887. Torino. 8^ Atti della societä Veneto-Trentina di scienze naturali residente in Pa- dova. Vol. XL Fasc. 1. 1887. 8". Atti dell' accademia Pontificia de nuovi Lincei di Roma. Anno XXXVIL Sess. 6—8. 1882. Anno XXXVIIL Sess. 1—4. 1884—85. 4°. — 21 — Atti della R. Accademia dei Lincei di Roma. Ser. 4. Rendiconti. Vol. II. Fase. 10. Vol. III. Fase. 8—13. 2. Semestr. Fase. 1—13. Vol. IV. 1. Sem. Fase. 1. 2. Sem. Fase. 2 — 10. Roma. 1886 — 1888. 8". Boletin de la Academia nacional de eiencias en Cordova. Tom. IX. 1886. Tom. X. Entreg. 1. 1887. Buenos Aires. 8^ Bolletino del R. comitato geologico d'Italia a Roma. Anno XVII. 1887. 8". Bolletino della societä Adriatica di scienze natural! in Trieste. Vol. X. 1887. 8^ Bolletino dell' osservatoria della regia universitä di Torino. Anno XXI. 1887. 8^ Bulletino della soeietä Ven et o - Tren tina di scienze naturali. Anno 1887. Tom. IV. No. 1. Padova. 8°. Bulletin de l'academie royale des sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique. Annee 54—57. 1885—1887. Bruxelles. 8". Bulletin de la societe geologique de Franee. 3. Ser- Vol. XV. No. 4—9. Vol. XVI. No. 1—4. 1887 — 1888. Paris. 8^ Bulletin mensuel de la soeiete Linneenne du Nord de la France. Tom. VII. Annee 14. No. 139 — 162. Tom. VIII. Annee 15. No. 163—174. Amiens. 1885—1886. 8^ Bulletin de la societe d'histoire naturelle de Metz. Cahier XVII. (2. Ser.) 1887. 8°. Bulletin de la societe zoologique de France ä Paris. Vol. XI. Annee 11. 1887. Vol. XII. Annee 12. No. 1. 1887. 8°. Bulletin du Comite geologique de St. P e t er s bourg. T, VI. No. 4 — 10. Suppl. V. T. VI. 1887. 8". Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. Annee 1887. No. 2—4. Annee 1888. No. 1. 8^ Hierzu: Table generale et systematique des matieres contenues dans les premiers 56 Vo- lumes du Bulletin etc. (1829—1881) par E. Ballion. 8°. Bulletin de la societe des sciences naturelles deNeuchatel. T. XV. 1886. 8". Bulletin des seances de la soeiete Vaudoise des sciences naturelles. 3. Ser. Vol. XXII. No. 95. Vol. XXIII. No. 96. 1887. Lausanne. 8*^. Bulletin of the Brooklyn entomologieal soeiety. Entomologica ame- ricana, a monthly Journal. Vol. II. 1886 — 1887. Vol. III. 1887 —1888. 8^. Bulletin of the Museum of comparative zoology at Harvard College at Cambridge. Vol. XIII. No. 4—8. 1887 — 1888. Whole Ser. Vol. XVI. No. 1. 1888. Hierzu: Annual report of the curator of the Museum etc. 1886 — 1887. Bulletin of the Buffalo soeiety of natural sciences. Vol. V. No. 2. 1886. 8*^. Bulletin of the California Academy of sciences. Vol. IL No. 6 — 7. San Francisco. 1887. 8^ Bulletin of the United States geological Survey. No. 34 — 39. Washington. 1886—87. 8°. — 22 — Christiania K. Universität. Sc hüb 1er, viridarum norvegicum. I. Bd. 2. Heft.; II. Bd. 1. Heft. 188G. 4°. Norske Nordhavs Expedi- tion. XVII. Zoology. Danielsen, Alcyonida. 1887. XVIII. Me- teorologi. Nordhavets dybdor teniperaturog stromninger ved H. Mohn. 1887. Christiania. fol. Geological and natural history of Canada. Report of progress for the year 1863; Palaeozoic fossils Vol. III. prt. 1. Mesozoic fossils. Vol. I. prt. 3. 1884. 8*^. Catalogue of Canadian plants^ Prt. III. Apetalae by Macoun. Montreal. 1886. 8*^. Jaarboek van de K. Akademie van Wetenschappen gevestigd te Amster- dam voor 1885. 8°. Journal of the society of natural history at Cincinnati. Vol. XI. No. 1. 1888. 8°. Journal of the College of science imperial University. Vol. IL Part. 1—3. 1888. Tokio. 4«. Journal of the Linnean society of London. Botany. Vol. XXII — XXIV. No. 145 — 158. Zoology. Vol. XIX— XXI. No. 114—129. 1886 — 1887. 8*^. Journal and Proceedings of the Royal society of New South Wales. Vol. XXI. 1887. Sydney. 8". Journal of the Asiatic society of Bengal. New Series. Vol. LV. Prt 1. No. 1 — 3. 1886. Vol. LV. Prt. II. No. 1—5. Calcutta. 1886—1887. 8^ Journal of the geological society of Ireland. Vol. VIII. Prt. 1. Dublin. 1887. 8^. Journal, Quaiterly, of the geological society of London. Vol. XLIII. Prt. 2—4. Vol XLIV. Prt. 1. No. 170—173. 1887—1888. 8", Memoires de la societe des sciences physiques et naturelles de Bor- deaux. 3. Ser. Tom. 2. Cahier 2. 1886. 8^ Memoires du comite geologique. Vol. II— IV. 1887. St. Petersbourg. 4*^. Memoires de la societe de physique et d'hisioire naturelle deGeneve. Vol. XXIV. Prt. 2. 1886 — 1887. 4^ Memoires de la societe royale des sciences de Liege. 2. Ser. Tom. XIV. 1887. 8". Memoirs of the Museum of comparative zoology at Harvard College in Cambridge, Vol. XVI. No. 1—2. 1887. Vol. XV. 1887. 4^ Memoirs of the American Academy of arts and sciences at Boston. Centenial Volume. Vol. XL Prt. IV. No. 5—6. 1886—1887. 4°. Memorie dell' Accademia della scienze dell' istituto di Bologna. Ser. III. Tom. VH. 1886—1887. 4^. Monographs of the United States Geological Survey by J. W. Powell. Vol. X. Dinocerata, a monograph of an extinct Order of gigantic mammals by 0. Ch. Marsh. Washington. 1886. 4». Naturaleza. Periodico cientifico de la sociedad M exicana de historia natural. Vol. VII. Entr. 19 — 24. 2. Ser. T. I. 1887. Mexico, gr. 8". Observations meteorologiques faites par Mayene 1854 — 83. Milano. 1886. 8". — 23 — Proceedings of the American Academy of arts and sciences. Vol. XXII. New Ser. Vol. XIV. 1886—87. Boston and Cambridge. 8". Proceedings of the Linnean society in London from Nov. 1883 — Jan. 1887. 8°. Proceedings of the American philosophical society held at Philadel- phia. Vol. XXIV. No. 125—126. 1887. 8°. Proceedings and Transactions of the natural history society of Glas- gow. New Ser. Vol. I. Prt. 3. 1885—86. 8*^. Proceedings of the Linnean society of New South Wales. 2. Ser. Vol. I. Sydney. 1887. 8^ Proceedings of the Royal physical society at Edinburgh. Vol. IX. Prt. 2. Sess. 1886—1887. 8°. Proceedings of the American association for the advancement of science. 34. Meeting held Ann Ar bor, Mich. 1885. 35. Mee- ting held Buffalo, New York. 1886. 1887. Salem. 8". Proceedings, scientific, of the Royal Dublin society. New Ser. Vol. V. Prt. 7—8. 1887. 8^ Proceedings of the scientific meetings of the zoological society of Lon- don for the year 1887. 8°. Proceedings of the academy of natural sciences of Philadelphia. Prt. 3. 1886. Prt. 1 — 2. 1887. 8^. Repertorium für Meteorologie herausgeg. von der K. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. Bd. X. 1887. Hierzu: Sup- plementband V. Wild, Die Regenverhältnisse des russ. Reiches. 1887. 4^ und Atlas in Folio. Reports of geological explorations of the colonial Museum and geolo- gical survey of New Zealand during 1885 — 1887. Welling- ton. 8^. Hierzu: Index to the reports of the geological Survey of New Zealand from 1865—1885. 8°. Studies in Biology for New Zealand students. No. 3. 1887. 8". Rendiconti della Reale IstitutoLombardo discienze e lett. Ser. II. Vol. XIX. Rendiconto dell Accademia della scienze fisiche e matematiche diNa- poli. Anno XXV. Fase. 4—12. 1886. 4«. Rendiconti delle sessioni dell' Accademia delle scienze dell' istituto di Bologna. Anno accademico 1879 — 1887. 8*^. Smithsonian miscellaneous collections. Vol. XXVIII — XXX. 1887. Washington. 8°. Tijdschrift der N e d e rlan dsc h e Dierkundige Vereeniging in Leiden. 2. Ser. Deel 1. Aft. 3 — 4. 1886—87. Deel II. Aft. 1—2. 1888. 8^. Tijdschrift, natuurkundige, voor Ne e d erl a nd sehe Indie. Uitgegeven door de natuurkundige Vereeniging in Nederlandsch Indie. Deel XLVL (8. Ser. Deel 7.) 1887. Batavia. 8°. Transactions of the zoological society of London. Vol. XII. Prt. 4—6. 1886—87. 4". Transactions, scientific, of the Royal Dublin society. New Ser. Vol. III. No. 1—13. Dublin. 1886—87. 4". Transactions of the New York Academy of sciences. Vol. V. No. 7 — 8. Vol. IV. 1884—1885. Vol. VL 1886 — 1887. 8^ — 24 — Transactions and Proceedings of the New Zealand Institute. Vol. XIX. 1886. Wellington. 8°. Transactions of the geological society of Edinburgh. Vol. IV. Prt. 2—3. 1882—83. Vol. V. Prt. 1—3. 1885 — 1887. 8*^. United states geological survey by J. W. Powell. Calendar years 1885—1886. Division of mining, statistics, technology. Wa- shington. 1886. 8^ Verhandelingen der K. Akademie van Wetenschappen. Deel 25. Amster- dam. 1886. 8**. Hierzu: Judas Machabaeus. Nupta ad amicam, Carmina etc. A'erhandelingen , natuurkundige , der HoUandsche Maatschappy der Wetenschappen to Haar lern. IV. Deel. No. 4. 4*^. Hierzu: Everth, J. d. , nieuwe naamlijst van Nederlandsche Schilds- leugelige Insecten (Coleoptera). Verslagen en Mededeelingen der K. Akademie van Wetenschappen. Afdeel. Natuurkunde. 3. Reeks. Deel II. 1886. Afdeel. Letterkunde. 3. Reeks. Deel III. 1887. Amsterdam. 8^. d. Durch neu eingeleiteten Austausch. Jahresberichte des naturhistorischen Vereins in P a s s a u. Public library, Museum and national gallery of Victoria at Melbourne. Iconography of Australian species of Acacia cognate genera by Baron Dr. F. v. Müller; Decade I— XI. 1887 — 1888; Prodro- mus of the zoology of Victoria. (Natural history of Victoria) or figures and descriptions of the living species of all classes of the Victorian indigenous animals by F. McCoy. Decade I — XV. 1878—1887. Melbourne. 4°. United States Commission of Fish and Fisheries. Section I. Hi- story of aquatic animals. Text and plats. 1884. Section IL A geographical review of the fisheries Industries and fishing com- munities for the year 1880. Washington. 1887. 4°. Bulletin of the United States Fish Commission. Vol. I — VI. 1881 — 1886. 8^. Report on the condition of the Sea Fisheries of the S. coast of New England. Prt. I in 1871 and 1872 by Sp. Baird. 1883. Report of the commissioner , Part II — XIII, for 1873 — 1876, 1877—1885. Washington. 8*^. Transactions of the Wagner Free Institut of Philadelphia. Vol. I. 1887. 8°. Der Vereinskassier, Hofrat Ed. Seyffardt verlas folgenden Rechmings-Abschluss. Meine Herren ! Nach der abgeschlossenen, von unserem Mitglied Herrn H. Bin- der sen. revidierten 44. Rechnung vom 1. Juli 1887/88 betragen die — 25 — E innahmen: A. Reste. Kassenbestand auf 30. Juni 1887 . . 86 M. 62 Pf. B. Grundstock — ,, — ,, ■C. Laufendes: 1. Zinse aus Aktiv-Kapitalien . 747 M, 8 Pf. 2. Beiträge von den Mitgliedern . 3815 ,, — ,, 3. Ausserordentliches .... 40 „ — ,, 4602 .. 8 .. Hauptsumme der Einnahmen — ;• 4688 M. 70 Pf. Ausgaben: A. Reste — M. — Pf. B. Grundstock. Kapitalanlehen 1083 ,, 30 ,, •C Laufendes: 1. für Vermehrung der Samm- lungen 78 M. 30 Pf. 2. für Buchdrucker- und Buch- binderkosten , darunter 2155 M. 25 Pf. für das 44. Jahresheft . . . 2729 „ 64 „ 3. für Schreibmaterialien, Kopia- lien, Porti etc. ... 248 „ 83 „ 4. für Bedienung, Saalmiete etc. 280 ,, 88 ,, 5. für Kapitalsteuer . . . . 42 ,, 17 ,, <6. für Ausserordentliches u. zw.: fürdenOberschwä- bischen Zweig- verein . . . 40 M. 65 Pf. für den Schwarz- wälder Zweig- verein . . . 22 „ 10 „ für die Erdbeben- kommission . 26 ,, 55 „ 95 „ 40 „ 3475 „ 22 „ Hauptsumme der Ausgaben — ;• 4558 M. 52 Pf. Die Einnahmen betragen hiernach 4688 M. 70 Pf. ,, Ausgaben ,, ,, 4558 ,, 52 ,, es erscheint somit am Schlüsse des Rechnungsjahrs ein Kassenvorrat des Rechners von — '• 130 M. 18 Pf. — 26 — Vermögens-Berechuung. Kapitalien nach ihrem Nennwert 19 614 M. 29 PL Kassenvorrat des Rechners 130 ,, 18 ,, Das Vermögen des Vereins beläuft sich somit auf 19 744 M. 47 Pf. da dasselbe am 30. Juni 1887 18 700 „ 91 „ betrug, so stellt sich gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme von — ;• 1043 M. 56 Pf. heraus. Aktien Nach der vorhergehenden Rechnung war die Zahl der Ver- einsmitglieder 780 mit 781 Hierzu die 26 neu eingetretenen Mitglieder mit .... 28 Professor Laengst in Hall a. K., Lehrerverein für Naturkunde in Stuttgartm. 3 Akt., Oberförster v. Kirn in Sulz a. N., Professor Dr. Sussdorf in Stuttgart, Kaufmann A. Ruoff in Reutlingen, Kontrolleur Müller in Stuttgart, Repetent Kern in Urach, Oberamtstierarzt Kohler in Urach, Oberamtsarzt Dr. Jäger in Langenburg, Studiosus Med. Pfleiderer in München, Kameralverwalter Ehmann in Waldsee, Vikar Scheel in Schemmerberg, Lehrer a. d. höheren Handelsschule Manch in Stuttgart^ Reallehrer Wann er in Isny, Dr. Goetz in Scheer, Reallehrer Bundschuh in Biberach, Dr. Lander er in Kennenburg, Forstamtsassistent v. Falkenstein in Spaichingen, Hüttenverwalter Herzog in Schussenried, Dr. Herdegen in Stuttgart, Stud. agron. Für er in Kiel, Lehrer Freudenberger in Heilbronn, Offiziersaspirant Niethammer in Tübingen, Privatdozent Dr. Cranz in Stuttgart, Reallehrer Motz in Urach, Apotheker Starz in Stuttgart, 80» Hiervon die 30 ausgetretenen Mitglieder, und zwar die Herren Privatier Kaess in Schussenried, Kanzleirat Liesching in Stuttgart, Buchdruckereibesitzer Schwend in Hall, — 27 — Aktien Übertrag . . 809 Werkmeister Schuster in Nagold, Präsident Seh ad von Mittelhiberach in Ulm, Finanzrat Raible in Stuttgart, Oberförster Magen au in Öhringen, C. Frey in Schwarzenberg, Hauptmann Tan er a in Weingarten, Dr. Bauer in Isny, Apotheker Romerio in Donauwörth, Apotheker C. Mauch in Göppingen, Pfarrer Kerlikofer in Oberdischingen, Lehrer Fuchs in Aulendorf, Inspektor Koch in Wasseralfingen, Hofrat Dr. Ritter in Rotten bürg, Gutsbesitzer Braunmüller in Waldeck, Rpgierungsrat Mayer in Reutlingen, Revieramtsassistent Bühl er in Derdingen, Sigm. Stern in Buchau, Kollaborator Dieterle in Göppingen, Pharmazeut Koch in Öhringen, Finanzrat Pf äff in Stuttgart, Postmeister Aichele in Ulm, Partikulier A n d e r w e r t in Erlau, Pfarrer Bück in Balmertshofen, Professor Dr. Nördlinger in Giessen, Dr. Zakrzewski in Tübingen, Xylograph Michael in Stuttgart, Dr. Mezger in Stuttgart 30 Die 16 gestorbenen Mitglieder, nämlich die Herren: Oberrevisor Jaumann in Stuttgart, Medizinalrat Dr. Volz in Ulm, Ingenieur Grell et in Göppingen, Professor Zink in Stuttgart, August Kappler in Stuttgart, Oberamtsarzt Dr. Kaupp in Freudenstadt, Rektor Kehr er in Stuttgart. Kaufmann alt J. Pischl in Saulgau, Dr. A n d 1 e r in. Stuttgart, Professor Dr. v. V i s c h e r in Stuttgart, Kaufmann W. Spring in Stuttgart, Obermedizinalrat v. Schaeffer in Cannstatt, Oberst v. Wundt in Comburg, Fabrikant Schauber in Calw, Apotheker Ducke in Biberach, Graf Kurt v. Degenfeld in Eybach .... 16 ■ 46 - 28 — über deren Abzug die Mitgliederzahl am Ende des Rechnungsjahres beträgt 760 mit . . . . 763 Aktien gegenüber dem Vorjahre .... 780 ,,.... 781 „ mithin weniger 20 Mitglieder mit 18 Aktien Wahl der Beamten. Die Generalversammlung hat nach § 13 der Statuten durch Akkla- mation wieder gewählt für das Vereinsjahr 1888 — 1889 als ersten Vorstand Oberstadienrat Dr. v. Kr aus s, zweiten Vorstand Prof. Dr. 0. Fraas, und diejenige Hälfte des Ausschusses, welche nach § 12 der Statuten auszutreten hat: Dr. Fr. A m m e r m ü 1 1 e r , Professor C. W. v. B a u r , Direktor v. D o r r e r , Professor Dr. Fraas, Senatspräsident v. Hufnagel, Professor Dr. v. Marx, Apotheker M. Reihlen, Direktor v. Xeller. Im Ausschuss bleiben zurück : Professor Dr. v. A h 1 e s , Bergrat Dr. Baur, Professor Dr. Bronner, Generalstabsarzt Dr. v. K 1 e i n , Dr. August Klinger, Hofrat Eduard Seyffardt, Sanitätsrat Dr. S t e u d e 1 , Professor Dr. v. Zech. Delegierter des oberschwäbischen Zweigvereins ist Pfarrer Dr. Probst in Unteressendorf, Der Ausschuss hat in der Sitzung vom 19. Oktober 1888 nach § 14 der Statuten gewählt zur VerstärkungdesAusschusses: Professor Dr. Klunzinger, Professor Dr. v. R e u s c h , Professor Dr. A. Schmidt am Realgymnasium, Professor Dr. S i g e 1 , alsSekretäre: Generalstabsarzt Dr. v. Klein, Professor Dr. v. Zech. - 29 — als Kassier: Hofrat Eduard Seyffardt, als Bibliothekar: Oberstudienrat Dr. v. Kraass. Wahl des Versammlungsortes. Nachdem Prof. Dr. Krimmel in Reutlingen- schon bei dem vorjährigen Feste die Stadt Urach als Versammlungsort für 1889 vor- geschlagen hatte, schickte im Mai 1888 Repetent K. Kern in Urach im Namen der dortigen Vereinsmitglieder eine schriftliche Einladung zur Abhaltung der im Juni 1889 stattfindenden Generalversammlung in Urach mit dem Ersuchen an den Ausschuss, diesen in jeder Be- ziehung geeigneten Ort bei der Versammlung in Crailsheim in Vor- schlag zu bringen. Der Vorsitzende las die freundliche Einladung vor, worauf die Anwesenden einstimmig beschlossen, die Generalversammlung im Jahre 1889 in der Stadt Urach zu halten. Oberförster M agenau wird die Güte haben, die Geschäftsführung zu übernehmen. Damit war der geschäfthche Teil der Versammlung beendigt und es begannen die Vorträge, welche auf den folgenden Seiten zu lesen sind. Am Schlüsse der Vorträge dankte der Vorsitzende dem Geschäfts- führer und den Ausstellern für ihre erfolgreichen Bemühungen und schloss um 1 Uhr die Verhandlungen. Das Festessen wurde im Gasthof zum Lamm eingenommen, an welchem sich etwa 50 Personen beteiligten. Eine frische anregende Stimmung belebte das Mahl und fand in mehreren Toasten beredten Ausdruck. Den ersten Toast brachte der 2. Vorstand auf Seine Maje- stät König Karl, den erhabenen Protektor des Vereins, aus. Sodann dankte der Stadtvorstand im Namen der Stadt für die Ehre , dass der Verein sein Jahresfest in Crailsheim abgehalten habe. Weitere Toaste galten den Vorständen des Vereins, dem Crailsheimer natur- wissenschaftlichen Verein u. s. w. Des Nachmittags begaben sich mehrere Mitglieder in die Jagst- steinbrüche zur Besichtigung der Bonebedschichten und abends rei- sten die Auswärtigen befriedigt über das gelungene Fest nach der Heimat zurück. Nekrolog des Grafen Kurt von Degenfeld-Schonburg. Von Pfarrer Dr. Engel in Eislingen. An einem der sonnigsten Tage des nach langem und hartem Winter endlich ins Land gekommenen Lenzes, am 14. Mai 1888, trugen wir einen Mann zu Grab , dessen Namen und Gedächtnis, dessen Wirken und Schaffen es wohl verdient, auch an dieser Stelle den Freunden und der Nachwelt erhalten zu bleiben : Kurt August Ferdinand Christoph , Grafen von Degenfeld-Schonburg , Ehrenritter des Johanniterordens etc., der nur allzurasch und allzufrüh aus dem Leben geschieden und den Seinen entrissen ward. Geboren den 1. Jan. 1838 in dem Schloss seiner Ahnen zu Eybach bei Geislingen als der Sohn des f Grafen Maximilian Friedrich Christoph Martin und der Auguste, geb. Gräfin von Normann-Ehrenfels, verlebte er seine ersten Kinderjahre in dem stillen, lauschigen Waldthal der Heimat. Die hochragenden Mauern des Himmelsfelsen , an dessen Fuss das DEGENFELü'sche Schloss errichtet ist, die allzeit grünenden Wiesen, von silbernen Bächlein durchströmt, die herrlichen Buchen- wälder zu beiden Seiten des Thals und die krystallklaren, murmeln- den Quellen, die überall unter samtweichem Moospolster hervorspru- deln, mögen schon frühe des Knaben Sinn für die Natur geweckt und geschärft haben. Dazu kam, dass sein Oheim, der in den An- nalen der schwäbischen Geologen unvergessene, allezeit heitere und launige Graf von Mandelslohe viel in dem elterlichen Hause ver- kehrte und ohne Zweifel dem empfänglichen Knaben Liebe und An- leitung gab insbesondere zum Beobachten der Gesteine und Sam- meln der Petrefakten, daran ja die Umgebung von Geislingen so reich ist. Liegt doch in der Sammlung des Verewigten noch heute eine Anzahl von Versteinerungen mit den Originaletiketten, von der Hand seines Oheims geschrieben , die stets als eine Art Heiligtum angesehen und vor jeder Verrückung fast ängstlich gehütet wurden. Noch mochten es damals nur kindische Spielereien sein, wenn der Knabe seine Ammonshörner und Teufelsfinger, seine Terebrateln und Pentakriniten in die Schubladen legte, Spielereien, die bald anderen und ernsteren Dingen Platz machen mussten, als er von dem idyl- lischen, weltabgeschiedenen Erdenwinkel in das Geräusch der Haupt- — 31 — Stadt versetzt ward , um dort das Gymnasium und später die nahe Akademie Hohenheim zu besuchen. Aber mächtig und unaufhaltsam brach hier gerade der alte Trieb zum Studium der Natur und die Neigung , ihre Schätze zu sammeln , wieder hervor und mit beson- derer Vorliebe hörte der strebsame Jüngling die geologischen Vor- lesungen, namentlich bei dem verewigten Professor Fleischer. Nach Eybach zurückgekehrt und bis zum Tod seines Vaters (f 4. Nov. 1866) diesem in der Verwaltung der Güter behilflich wandte er die ihm zur Verfügung stehenden Mittel und Mussestunden wesentlich dazu an, seine Umgebung botanisch und geologisch kennen und wissenschaftlich verstehen zu lernen. Auch, als er später (23. Sept. 1869) mit Gabriele, Freiin von Riese-Stallburg, in die Ehe trat und der neu gegründete Hausstand neue Pflichten ihm auflegte, blieb er der alten Liebe treu und benützte jede ihm vergönnte Stunde, um sich teils aus wissenschaftlichen Werken, teils in persönlichem Um- gang mit Männern der Wissenschaft in seinen Studien fördern zu lassen und insbesondere seine schon gut ausgestattete palaeonto- logische Sammlung nach Kräften zu vermehren. Für beides bot sich ihm günstige Gelegenheit, weil einerseits eben damals mehrere neue Steigen in seiner nächsten Umgebung auf die Hochfläche der Alb ge- baut wurden, die ihm allerlei Material und treff'liche Aufschlüsse des Gebirgs lieferten, und weil anderseits um jene Zeit eine Anzahl schwä- bischer Geologen sich unter dem Namen „Steigenklubb" zusammen- that, mit der Absicht, hauptsächlich an der Hand jener neugegrün- deten Albstrassen den Jura unseres Landes, zumal den Weissen ge- nauer zu untersuchen. Dass unser entschlafener Freund mit Be- geisterung dieser Gesellschaft sich anschloss, war vorauszusehen. In der That war er auch nicht bloss eines der ersten, sondern auch eines der treuesten und thätigsten Mitglieder des „Klubbs" und blieb es bis an sein Lebensende. Selten hat er eine der vielen in Szene gesetzten Exkursionen versäumt und nur aus den triftigsten Grün- den; auch birgt das Protokoll des Vereins eine Pieihe trefflicher Re- ferate über solche geologische Ausflüge von seiner Hand und Feder. Dies aber war auch die einzige Art, worin er litterarisch für die Wissenschaft sich thätig zeigte. Sein bescheidener Sinn sträubte sich stets dagegen , schriftstellerisch in die Öffentlichkeit zu treten. Dafür gehörte es zu seiner grössten Freude , Männer des Fachs je und je in zwangloser Weise in seinem gastlichen Haus um sich zu sammeln und jeder, der daran teilnehmen durfte, wird stets diese im Eybacher Schloss verbrachten Stunden in angenehmster Er- — 32 - innerung behalten. Manch anregender Wink ward dabei gegeben^ manch heiteres Wort gewechselt, manch belehrender Gang gemacht, sei's in die nächste Umgebung von Park und Wald, sei's an die zahl- reichen Schubladen der ausgesuchten, mit fast skrupulöser Pünkt- lichkeit geordneten Sammlung. Selbstverständlich wurden auch aus- ser den offiziellen Ausflügen des „Klubbs", deren jährlich in der Regel eine stattfand und die sich mehrmals über die Grenzen des Landes hinaus erstreckten, noch zahlreiche weitere Exkursionen auf eigene Faust unternommen, wobei die näher gelegenen Mitglieder sich auf einen oder zwei Tage zusammenthaten, wie die Zeit es er- laubte. Wirklich genussreich war es, auf solchen Gängen den Ent- schlafenen zu begleiten und wer namentlich das Glück hatte , mit ihm seine nächste Umgebung zu durchwandeln, der mochte oft stau- nen über die ungemeine Detailkenntnis und die feine Beobachtungs- gabe seines Mentors. Nicht bloss war ja diesem die Oberfläche des Landes zwischen Heidenheim und Reutlingen aufs genaueste bekannt, so dass er, zumal in seiner näheren Umgegend jeden Steinbruch zu zeigen, den Standort jedes seltenen Pflänzchens anzugeben vermochte, sondern auch für den tieferen Einblick in das Gebirge, für Lösung geologischer Fragen und Probleme zeigte er in überraschender Weise Verständnis wie Kenntnis. Dabei war er ein liebenswürdiger Ge- sellschafter, ein offener, natürlicher Mensch und trefflicher Charakter, der die ihm angeborne Feinheit aristokratischen Wesens mit ein- facher, schwäbischer Gemütlichkeit aufs angenehmste zu vereinigen wusste. Ein müssiges , zweckloses Leben zu führen , war ihm ein Ding der Unmöglichkeit und mit grossem Eifer verwandte er seine Zeit abgesehen von naturwissenschaftlichen Studien insbesondere auch auf das Ordnen der reichhaltigen und zum Teil mit wertvollen litte- rarischen Schätzen ausgestatteten Bibliothek des Eybacher Schlosses, soweit ihm solche die Pflichten für seine Familie übrig liessen. Diese letzteren nämlich erfüllte er sehr gewissenhaft und War und blieb bis an sein Lebensende das Muster eines Gatten und Vaters. Mit rührender Sorgfalt widmete er sich der Erziehung seiner Kinder, deren nach und nach vier, drei Töchter und ein Sohn im Hause heraufwuchsen. Als es sich darum handelte, den letzteren einem Gymnasium zu übergeben, verlegte er um deswillen sogar, fünf Jahre vor seinem Tod, seinen Wohnsitz nach der Residenz, so schwer es ihm werden mochte, von seinem stillen Tuskulum an der Eyb, von den herrlichen Felsenthälern der Alb und von seinen musterhaft ge- ordneten Sammlungen sich zu trennen. — 33 — Doch, musste er auch auf manches ihm heb und zur Gewohn- lieit Gewordene in Stuttgart verzichten, nach anderer Seite hin gab ihm das Leben einer grossen Stadt auch wieder eine Menge von An- regungen. Nie aber entschwand ihm unter dem Geräusch des Tages, unter den Zerstreuungen der Hauptstadt seine Liebe zur Natur und selten versäumte er Montags den sogen. „Schneckenkranz", da- bei sich Freunde der Naturwissenschaft jeweils in ungezwungenster Weise zu vereinigen pflegten. Die Zahl seiner sommerlichen Ex- kursionen musste er freilich jetzt stark beschränken ; nie aber liess er sich's nehmen, die Jahresversammlungen der schwäbischen Naturfreunde zu besuchen. Es schien ihm ein Bedürfnis , an solchen Tagen den alten Bekannten wieder die Hand zu drücken und neue zu gewinnen. Als eine schmerzliche Lücke empfand es daher wohl jeder Teil- nehmer der diesjährigen Junizusammenkunft in Crailsheim , da sein Platz das erste Mal leer blieb und der Vorstand die Nachricht von seinem überraschend schnellen Hingang mitzuteilen gezwungen war. Eine Lungenentzündung hatte den kerngesunden Mann in wenigen Tagen dahingerafft. Er starb den 11. Mai 1888 morgens um 7 Uhr in Stuttgart, nachdem er nicht lange zuvor das 50. Lebensjahr zu- rückgelegt hatte. Nach einer letzten Willensverfügung wurde er nicht in der Familiengruft zu Eybach, sondern auf dem schön gelegenen Friedhof zu Dürnau, OA. Göppingen, wo die Familie ebenfalls früher ein Erbbegräbnis besass und noch heute begütert ist , unter dem Schatten etlicher hochragenden Bäume bestattet. Schon 1^^ Jahre vorher hatte er dies Plätzchen sich angesehen und ausgewählt: ob er wohl seinen frühen Heimgang geahnt haben mochte? Still und prunklos vollzog sich, ebenfalls seinem besonderen Wunsche gemäss, am Morgen des 14. Mai das Leichenbegängnis, wobei ihm ein langjähriger Freund, wie er's gewünscht, schmerz- bewegt die letzten Abschiedsworte nachrief. Am Fusse der hoch- ragenden Albberge, die er so oft und viel durchwandelt, an der Stätte, die so manchen seiner Ahnen gesehen und die er stets mit besonderer Vorliebe besucht hatte, ruht nun sein Leib, an einem der schönsten und sonnigsten Frühlingstage, unter dem Blütenschmuck der Bäume und Jubelgesang der Vögel zur Erde versenkt. Die aber ihm näher ge- standen und in das reiche und tiefe Gemütsleben des Freundes einen Einblick gethan haben , die mochten an diesem Sarge wohl sagen : „Sie haben einen guten Mann begraben, uns war er mehr." Jahreshefte U. Vereins f. vatorl. Katurkunde in Württ. 1889. Nekrolog des Hofapotheker Anton Ducke in Wolfegg. Von Professor Dr. Fraas. Was heutzutage Schloss Warthausen ist, nämUch ein Mittel- punkt naturwissenschaftlicher Studien und Bestrebungen, war in den fünfziger Jahren Ratzenried, das Schloss des Grafen von Beroldingen, dort lernte ich 1854 den Wolfegger Apotheker kennen, der mir als Wasseranalytiker vielfach genannt wurde und als Botaniker in der Flora von Württemberg und Hohenzollern von G. v. Martens und Kemm- LER einen bekannten Namen hatte. Der stille anspruchslose Mann war mir alsbald sympathisch, noch ehe ich seine oberschwäbische Gesteinssammlung nur angesehen hatte, die er in den vierziger Jahren aus seiner steinreichen Umgebung mit grossem Verständnis zu- sammengetragen. Als besonderes Verdienst des Verewigten aber sehen wir es an, dass er sich schon 1847 mit Escher v. d. Linth in Verbindung setzte und sich von diesem Kenner alpiner Gesteine die Wolfegger Sammlungsstücke bestimmen Hess. Nach einer Publikation vom Jahre 1852 (Der Bodensee und seine Um- gebungen bei Ulmer in Ravensburg) fiele die Grenze der ober- schwäbischen Findlinge mit der heutigen europäischen Wasserscheide zusammen. Die neueren Untersuchungen haben indes diesen Ge- sichtskreis erweitert und die Grenzen des Moränenstrangs w^eiter nach Norden gerückt. Aber Ducke's Verdienst bleibt ungeschmälert, dass er zuerst in der Schweiz und der Seegegend den Schlüssel zum schwäbischen Diluvium suchte und fand. Er verfolgte zuerst die Moränenstränge Oberschwabens bis ins Hochland und bewies so die Notwendigkeit, mit den Nachbarländern sich in Verbindung zu setzen, um zu greifbaren Resultaten zu gelangen. Für Oberschwaben speziell und den oberschwäbischen Zweigverein für vaterländische Naturkunde hat Ducke das entschiedene Verdienst, — 35 - eine Quelle der Belehrung für Yiele geworden zu sein. Habe doch auch ich, obgleich sonst ihm nicht näher stehend, beim ersten Fund der Waldseer Saussurite, mich nicht vergeblich an sein reiches Wissen um dieses Gestein gewendet, er wusste genau mir alle Fundorte für Saussurit zu bezeichnen und ebenso nach Entdeckung und Aus- beutung der Schussenquelle mich auf analoge Vorkommnisse auf- merksam zu machen. Unserem Verein hat der Verewigte vom Tag seiner Gründung im Jahre 1844 bis zu seinem Lebensende als treues Mitglied angehört und mehr als ein Exemplar eines Steins oder einer Pflanze trägt in unserer Vereinssammlung Ducke's Namen. 3* Nekrolog des Pfarrer Dr. Karl Albert Kemmler in Donnstetten. Von Pfarrer K. Kemmler in Unterbalzheim. Am 1. November 1888 starb nach längerem Leiden eines der ältesten Mitglieder des Vereins, das demselben seit 1845 angehörte, Pfarrer Dr. K. A. Kemmler in Donnstetten. Er wurde geboren den 14. August 1813 auf dem Apfelhof bei Mergentheim, als Sohn eines Forstmanns, des als Oberförster in Anhausen bei Heidenheim verstorbenen Johann Christoph Kemmler. Seine Mutter war Ernestine Caroline, geb. Greis. Diese seine Mut- ter verlor er schon im 7. Jahre, bekam aber durch eine treubesorgte zweite Mutter einen Ersatz. In seiner Jugend besuchte er die latei- nischen Schulen in Ellwangen und Heidenheim. Nach dreimal be- standenem Landexamen wurde er 1827 in das theologische Seminar Maulbronn aufgenommen, wo er unter Anleitung des dortigen Apo- thekers schon anfing sich mit dem Fach zu beschäftigen, durch dessen Pflege er sich später einen Namen gemacht hat. Im Jahre 1831 in das theologische Stift in Tübingen übergetreten, widmete er sich neben seinem Fachstudium, der Theologie, auch den Natur- wissenschaften, speziell der Botanik. Namentlich verwendete er auf diese Studien auch ein fünftes Studienjahr, das er in Tübingen zu- brachte. Sein Lehrer in der Botanik war Schübler. Nach seinem Abgang von der Universität war er zunächst an verschiedenen Orten im unständigen Kirchendienst als Vikar und Pfarrverweser thätig. Bei dem damaligen Überfluss an jungen Theologen erbat und erhielt er einen längeren Urlaub, um eine Stelle als Lehrer an der von einem Herrn Bouterwek geleiteten Knabenerziehungsanstalt in Wawern bei Bern anzunehmen. Er hatte dort unter anderem die natur- geschichtlichen Fächer zu lehren und fand während seines nahezu 4jährigen Aufenthalts daselbst Gelegenheit, auf verschiedenen Aus- flügen die Alpen kennen zu lernen. Nach Württemberg zurückge- kehrt war er 2 Jahre Repetent am theologischen Seminar Schönthal, wo ihm der Unterricht in Mathematik und Physik übertragen war, dann 2 Jahre Lehrer an der Realanstalt in Stuttgart. Das Jahr — 37 — 1847 brachte ihm die definitive Anstellung, indem er Pfarrer in Untersontheim OA. Hall wurde. Hier gründete er seinen Hausstand. Er verehelichte sich mit Rosine Ulmer aus Eschach , und nachdem diese Ehe nach wenigen Jahren durch den Tod getrennt worden war, mit Wilhelmine Klemm, Tochter von f Pfarrer Klemm in Bol- lieim bei Heidenheim, die ihn überlebt. Er hinterlässt ausser seiner Witwe zwei Söhne, die beide seinen Beruf erwählt haben, aber nicht Erben seiner botanischen Wissenschaft sind. Den Seinigen ist der Verstorbene stets ein treubesorgter Familienvater gewesen. Im Jahre 1863 wurde ihm die Pfarrei Donnstetten OA. Urach übertragen, wo er bis zu seinem Tode blieb. Die Zeit, welche ihm die sorgfältige Führung seines geistlichen Amtes übrig liess, widmete Kemmler vor allem seinem Lieblingsfach, der Botanik. Aufzahlreichen Exkursionen hat er die Flora der näheren und weiteren Umgebung seines Wohnsitzes durchforscht, Er war ein eifriger Sammler, und verschiedene der Pflanzensammlungen, die im Laufe der letzten Jahrzehnte in Deutschland zur Ausgabe gelangt sind, enthalten Beiträge von ihm. So stand er in Verbindung mit Dr. Rabenhorst in Dresden, dem Herausgeber der Lichenes Europaei, mit Oberlandgerichtsrat Arnold in München, dem Herausgeber einer Lichenensammlung, mit Dr. C. Baenitz in Königsberg, dem Herausgeber des Herbarium Europaeum, mit dem früheren Missionar Hohenacker, so- wie mit dem schlesischen Tauschverein. Für sich selbst hat er ein reich- haltiges Herbarium zusammengestellt. Von Phanerogamen mögen es etwa 11 000 Spezies sein. Ebenso ist seine Kryptogamensammlung um- fangreich, z. B. enthält dieselbe nach Zusammenstellungen von seiner Hand von den Algen ca. 2100, von den Farnen ca. 550 Spezies. Die Thätigkeit Kemmler's umfasste das ganze Gebiet der Pflan- zenkunde. Am eifrigsten wurde von ihm die Kenntnis der Flechten betrieben und gefördert. (Professor Körber hat ihm eine Flechten- gattung Kemmleria gewidmet.) Er begnügte sich aber nicht mit der Bearbeitung dieser Pflanzengebilde, sondern wandte sein lebhaftes Interesse mit bestem Erfolg sämtlichen Kryptogamenklassen zu. Von seiner Kenntnis der höher organisierten Gewächse legt die Phanero- gamenflora von Württemberg Zeugnis ab, von der ein hochgeschätzter Fachgenosse des Verstorbenen dem Verfasser dieses Nekrologs ge- schrieben hat, dass sie „hinsichtlich der Gewissenhaftigkeit der darin mitgeteilten Beobachtungen und des Scharfblicks , der sich darin äussert, als musterhaft bezeichnet werden darf." Viel hat Kemmler bei seinen botanischen Untersuchungen mit dem Mikroskop gearbeitet, — 38 — jedoch nur im Interesse der Systematik, während er B^orschungen auf dem Gebiete der Pflanzenphysiologie nicht angestellt hat. Was seine litterarische Thätigkeit betrifft, so hat er in der ersten Hälfte der sechziger Jahre mit G. v. Martens die Flora von Würt- temberg von SchCbler und v. Martens gänzlich umgearbeitet. Als von diesem Werk eine neue Auflage nötig wurde, unterzog er sich, da G. V. Martens gestorben war und ein anderer Mitarbeiter sich nicht finden Hess, allein der Neubearbeitung des Buchs, das er, nahezu 70 Jahre alt, 1882 in dritter Auflage erscheinen Hess. Ausser- dem ist von ihm bearbeitet „Das Pflanzenreich" in dem Werk : Das Königreich Württemberg. Eine Beschreibung von Land, Volk und Staat. Herausgegeben von dem Königlichen statistisch- topographi- schen Bureau. Stuttgart, Kohlhammer 1882. In Anerkennung seiner botanischen Leistungen wurde er im Jahre 1884 von der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen zum Ehrendoktor ernannt. Durch persönlichen Umgang jüngere Botaniker zu fördern bot sich ihm, so sehr er dazu bereit gewesen wäre, in seinem abgelegenen Wohnsitz wenig Gelegenheit. Wo sie sich ihm bot, hat er sie gerne benützt. So stand er z. B. mit dem ebenfalls im November v. J. in Hummertsried verstorbenen Lehrer Herter in freundschaftlichem persönlichem Verkehr, solange derselbe im Filsthal angestellt war. So sehr indes die Botanik das Hauptfach Kemmler's war, so beschränkte sich doch seine Thätigkeit nicht auf sie. Er besass auch eingehende Kenntnisse auf dem Gebiet der Entomologie, wie er auch im Laufe der Jahre sich eine reichhaltige entomologische Sammlung erworben hat, in welcher die verschiedensten Teile der Erde ihre Vertreter haben. Noch in seinen späteren Lebensjahren sammelte er zu Zeiten eifrig Insekten, und auf seine botanischen Ausflüge nahm er häufig auch das Spiritusglas mit, um etwa er- beutete Insekten darin unterzubringen. Auch die Mineralogie war ihm nicht fremd, doch hat er sich nicht eingehender, in seinen späteren Jahren gar nicht mehr damit beschäftigt. Mehr zu seiner Unterhaltung betrieb er populäre Astronomie. Manche Stunde des Abends und der Nacht hat er damit zugebracht, sich eine genauere Kenntnis der Sternbilder zu erwerben. Mit grossem Interesse ver- folgte er auch die Entdeckungen auf geographischem Gebiet. Eeise- werke wie die der Gebrüder von Schlagintweit, eines Stanley, Nach- tigall, G. RoHLFS und anderer waren ihm eine willkommene Lektüre. So vielseitige geistige Interessen neben seinem Amt zu be- — 39 — friedigen , ermöglichte sein unermüdlicher Fleiss und seine grosse Arbeitskraft , die ihm bis in sein höheres Alter treu blieb. Bis zu seinem Ende ist sie es indes nicht geblieben. Im August 1885 hatte er einen Anfall von Gehirnschlag, von dem er sich zwar bald wieder so erholte , dass keine unmittelbare Lebensgefahr vorhanden war, aber nicht so , dass er wieder annähernd seine volle Kraft erlangt hätte. Seine körperliche Kraft war gebrochen, er, der einst auf seinen botanischen Ausflügen so viele Zeit in Gottes freier Natur zugebracht, der noch mit 70 Jahren einmal einen anstrengenden Tagemarsch von ca. 40 km gemacht hatte , fühlte sich je länger je mehr zu schwach, ins Freie zu gehen und brachte seine Zeit meist im Zimmer zu. Auch an seinen geistigen Kräften war der Anfall nicht spurlos vorübergegangen. Das Gedächtnis hatte durch denselben notgelitten. Die Urteilskraft dagegen war unberührt geblieben , er konnte seine Vikare noch bei der Führung des Amtes beraten und las noch viel, Wissenschaftliches und Unterhaltendes. Aber in der früheren Weise wissenschaftlich thätig war er nicht mehr, er kam nicht mehr dazu, sein Herbarium durchzugehen, das er früher regelmässig von Zeit zu Zeit durchgegangen hatte , und auch sonst fehlte ihm die Kraft sein Interesse für die Botanik so wie früher zu bethätigen. Mögen diese Mitteilungen zugleich den Verstorbenen bei denjenigen Herrn entschuldigen , die in den letzten Jahren kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten oder etwa auf Briefe und Zusendungen von Pflan- zen keine Antwort mehr von ihm bekommen haben. Der Verfall der Kräfte, der bei dem Verstorbenen in der letzten Zeit überhaupt nicht zu verkennen war, wurde ein rascher infolge einer Lungenentzündung, die ihn Mitte September v. J. befiel. Die Seinigen waren darauf vorbereitet, dass sein Ende in nicht allzu- ferner Zeit eintreten werde. Doch kam es für sie immerhin noch unerwartet schnell, als er am 1. Nov. v. J. durch einen sanften Tod erlöst wurde, ehe sein Leiden, was zu befürchten gewesen wäre, ein eigentlich schmerzhaftes geworden war. Erleichtert wurde ihm sein Leiden durch die treue Pflege seiner Gattin , die er gemessen durfte, sowie dadurch, dass er in den letzten 2| Jahren seines Le- bens seinen jüngeren Sohn als Vikar bei sich haben konnte. Mit IvEMMLER ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der unter einer anspruchslosen Aussenseite ein vielseitiges wissenschaftliches In- teresse und ein reiches Wissen barg, ein Mann, dessen ebenso seine Fachgenossen mit Anerkennung gedenken werden, wie er sich in den Herzen der Seinigen ein Denkmal errichtet hat aere perennius. IL Vorträge. I. Beiträge zur Mineralogie Württembergs. II. Reihenfolge. Von Professor Leuze. Die Versteinerungs- und Vererzimgsiiiiftel der schwäbischen Petrefakten. Bei Betrachtung des Zustandes, in welchem uns die Versteine- rungen erhalten sind, kommt man zur Unterscheidung von dreierlei Arten : 1) Mumien, d. h. Petrefakten, bei welchen die Form und die Substanz mehr oder weniger ganz erhalten sind, 2) Versteinerungen oder Petrefakten, bei welchen die Form erhalten blieb, während die Substanz sich veränderte, 3) Abgüsse, d. h. abgedrückte Formen der Petrefakten, und zwar entweder Abdrücke a. nach aussen, so dass nur ein Abklatsch blieb oder b. nach innen, so haben wir davon Stein kerne oder Spursteine. Von Mumien hat man nun hierzulande nichts gefunden, so- fern man darunter wohl erhaltene Tierleichen versteht mit Fleisch, Haut und Haar , wie die Mammut und Rhinozeros im sibirischen Eise oder die Insekten im Bernsteine. Wenn dennoch nach dem Vorgange Quenstedt s in einzelnen Fällen Mumien genannt werden, so ist dieser Ausdruck mehr bildlich zu verstehen : einmal werden solche genannt bei den Sauriern und Pentakriniten in Lias s „unter dem ersten Stinkstein im unteren Schiefer" \ dieselben sind von Schwefelkies oder einer Thonhülle umschlossen, sind aber schwer * Quenstedt, Jura 208. — 41 — oder gar nicht herauszuarbeiten, so dass die Arbeiter sie meistens wegwerfen. Sodann spricht man von Mumien in unserem Miocän : am Thalsberg bei Engelswies (nördlich von Mösskirch) liegen Schnecken {Helix sylvana, Neritina, Melania Escheri), eine Schildkröte {Tel- phiisa spcciosa) und Koniferenzapfen von einer Tuffkruste umschlos- sen ^. Im Abräume dieses Tuffes liegen diese Mumien einzeln in einen Tuffmantel eingeschlossen , schlägt man eine solche „Puppe" auf z. B. die wie in einer Belemnitenscheide eingeschlossene Melnnia, so findet man das Gehäuse in krystalhnischen Kalk verwandelt und den Hohlraum mit zierlichen Kalkspatkrystallen besetzt. Bei der Deutung dieser Mumien denkt man unwillkürlich an Quellen, welche diese Schalen überkrusteten und in überkrustetem Zustande eine kurze Strecke fortrollten, um sie dann endgültig als solche Mumien an zweiter Stelle im Tuffe zu begraben. Die Umwandlung der Schale in krystalhnischen Kalk mag dann erst das Resultat eines Infiltra- tionsprozesses sein, ähnlich wie die Ammonitendunstkammern sich mit Kalkspäten überzogen. Wenn also von eigentlicher Miimifikation bei schwäbischen Petre- fakten nicht die Bede sein kann, so ist damit schon gesagt, dass von Weichteilen der Tiere uns so gut wie nichts erhalten blieb ; wir finden dieselben höchstens angedeutet durch Abdrücke, so den Kopf und die Fangarme von Sepien in Lias e, die Luftröhre und Kiemen, den Inhalt des Magens und des Mastdarmes, die Eingeweide, Ab- drücke der Haut u. s. w. Organische Substanz blieb keine , man könnte höchstens als Produkt organischer Absonderung die Sepia an- führen, welche gagatähnlich ist und „mit Gummi angemacht noch eine vortreffliche schwarze Farbe gibt"^. Viel leichter erhielten sich die Hartgebilde wie Knochen , Schalen und Zähne , aber doch wohl selten ganz unverändert. Doch führt uns diese Frage schon zu der zweiten Art von Petrefakten, zu den Versteinerungen. Die Form ist erhalten , aber die Materie ist verändert. Selbst bei den Hartgebilden ging Stoff verloren wie Leim, Knorpel, Conchiolin, Chitin, Eiweiss, Kleber; ja selbst kohlensaurer und phosphorsaurer Kalk ist ganz oder teilweise verschwunden, daher werden die Kno- chen leichter und porös und kleben an der Zunge. Am häufigsten blieb die Form dadurch bewahrt, dass die Schale erhalten blieb, indessen ist auch hier der Konservierungszustand ein sehr verschie- ^ Quenstedt, ßegleitworte z. d. Atlasbl. Tuttlingen, Friedingen, Schwen- ningen 31. - Quenstedt, Jura 244. — 42 — dener. Wählen wir als Beispiel die Schale der Gastropoden, so unter- scheidet der Zoologe daran bekanntlich drei Schichten : aussen die hornartige , oft Haare oder Borsten bildende Epidermis oder Cuti- cula, dann die aus Kalkprismen meist in drei Blätterlagen aufgebaute Porzellanschichte, endlich innen die aus äusserst feinen, wellig ge- bogenen Kalkblättchen bestehende Perlmutterschichte. Prüfen wir die Gastropoden, die uns durch Versteinerung erhalten sind, so fin- den wir von jener sogenannten Hornepidermis nichts mehr , eben- sowenig von der inneren Perlmutterschichte ; was allein übrig blieb, ist die Porzellanschichte und diese ist oft sehr dünn. Wie leicht springen beim Klopfen manche Schalen ab, so dass man nur noch einen Steinkern hat! Untersucht man die Schalen, nämlich die chemisch nicht verwandelten, so findet man in der Haupt- sache kohlensauren Kalk , ausserdem geringe Mengen von kohlen- saurer Magnesia, hier und da Spuren von Kieselerde und Thonerde, während die organische Beimengung, das Conchiolin , welches eben die hornartigen Schalen bildet, verloren ging. Selten sind die Schalen schön erhalten und wenn je, so ist diese Erscheinung gewissen Hori- zonten eigentümlich : bekannt sind die schneeweissen, silberglänzenden^ papierdünnen Schalen von Lingula tenuissima im Flammendolomit der Lettenkohle, ebenso papierdünne Schalen der Muscheln in Lias e : im Amaltheenthon Lias d sind die schneeweissen Schalen von Nit- cula complanata von Hüttlingen nördlich von Aalen eine Seltenheit, denn sonst herrschen hier Kieskerne ^ ; charakteristisch sind weisse Schalen für Braun Jura a, springt die äussere Schale ab, so zeigt die innere Schichte und der Steinkern den bekannten opalisierenden Schiller, nach dem dieses Gebirgsglied benannt ist. Diese Erschei- nung ist zu erklären durch die Farben dünner Blättchen , dieselbe wird hier und da verschönert durch einen ganz dünnen Schwefel- kiesüberzug, wie ich solchen an Stücken der Kocn'schen Sammlung beobachtete. Diese Exemplare zählen zu den schönsten Petrefakten, die überhaupt gefunden werden. In Braun ß sind Schalen selten, wenn sie gefunden werden , aber ebenfalls schneeweiss ; am besten sind die Schneckenschalen im Obermiocän erhalten, so Cijclostoma mit Deckel zwischen Jungingen und Beimerstetten, die Helix rwju- losa mit Bändern bei Sontheim, dann Schnecken von Pfrungen, Mör- singen , Hohenmemmingen , Feden palmatus mit Farben von Jun- gingen ", TJnio suhtrigonus mit Perlmutterglanz von Zussdorf (s. Atlas- ^ Quenstedt, Jura 186. - Engel, Geognost. Wegweiser 251. — 43 — blatt Wilhelmsdorf). Wenn so die Schale die Form erhielt, so füllten sich dagegen sämtliche Hohlräume , ob ursprünglich vorhanden wie die Dunstkammern der Ammoniten oder erst durch Verwesung der organischen Substanz entstanden , mit Gebirgsmasse , ja häufig mit reiner Mineralmasse. Davon soll unten ausführlicher die Rede sein. Zuvor noch ein W^ort über die Abdrücke, die schon oben aufgezählt sind. Zuerst wurde die Schale mit Gebirgsmasse ausgefüllt, so entstand ein mas- siver Kern, der sämtliche Falten und Linien, Muskelabdrücke u. s. w. getreu wiedergab, dann ging die Schale durch chemische Auflösung oder mechanische Zertrümmerung verloren und es blieben als einzige Reste von Tier oder Pflanze die Steinkerne oder Spursteine. Auf- fallen muss, wenn man darauf Schmarotzer findet mit erhaltener Schale. Qüenstedt bildet ^ den Nautilus jurensls aus Lias 'C ab, der als Steinkern eine Serpula mit wohlerhaltener Schale trägt, also setzte sich der Schmarotzer auf dem schon fertigen Steinkern fest. Manche unserer Horizonte liefern nun bloss Steinkerne , so unser Zechstein von Schramberg, der Wellendolomit mit der Melania Schlot- heimii, Lias C, sodann die rhätische Zwischenstufe am Steineberg bei Nürtingen, Braun /, meist auch ()', Weiss Jura /?, ja man kann sagen sämtliche Ammoniten des Weissen Jura, wenn sie nicht verkiest sind. Steinkerne sind die Sandgryphiten Gri/phaea suilla wie alle Pe- trefakten der Thalassitensandsteine der Göppinger Gegend in Lias a, wenn sich nicht etwa ihre Schalen in Kalkspat erhalten haben. Ebenso schön wie nicht selten sind die Kieskerne von Amm. capricornus nudus und Terehratula oxijnotl in Lias ß. Hat dagegen das Tier oder die Pflanze die Form nach aussen abgedrückt, so bleibt uns der Abklatsch, wie wir ihn von Ammoniten ja sehr häufig finden ; oder blieb ein Hohlraum , so der von Penta- crinites pentayonalis personati aus dem weichen gelben Bausandstein in Braun ß (Heiningen) ^. Aller Kalk des Haarsterns ist weggeführt, die Form hätte aber kaum besser erhalten werden können. Im ünter- miocän hat man den mittleren Horizont eben nach den Hohlräumen, welche Schilfrohre und Binsen zurückgelassen haben, „Pflanzenkalk'' geheissen, derselbe wird auf dem ganzen Hochsträss bis Ulm ge- funden ^. Doch kehren wir zurück zu den Versteinerungen , so bestand ' Jura Taf. 41, 1. 2 Quenstedt, Jura 363. ■' Engel, Geognost. Wegweiser 252. — 44 — die Petrifikation in folgenden Vorgängen: Verwesung oder Ver- kohlung der organischen Substanz und mehr oder weniger vollstän- diger Ersatz derselben durch Gesteinsmasse. Es ist anzunehmen, dass mit diesem Ersatz der Vorgang nur da ein für allemal ab- geschlossen war, wo wir heute das Petrefakt mit der gleichen Ge- steinsmasse erfüllt finden, welche dasselbe einschliesst. Sonst aber mag die Ausfüllung auf kompliziertere Weise stattgefunden haben, schon bei den sulfidischen Erzen, aus denen nun das Petrefakt ganz oder teilweise besteht, muss man an die Reduktion von Metallsalzen denken; häufig haben auch wiederholte Infiltrationen stattgefunden, so in den Dunstkammern der Angulaten Lias a (Vaihingen a. d. F.), wo wir mehrere Generationen von Mineralien übereinander finden: Kalkspat, Braunspat, Quarz, auch Schwefel- und Kupferkies, endhch Sulfate, Gips, Cölestin, Schwerspat. Dabei dienten die Ammoniten- schalen als Filter, denn während die Wohnkammer meistens mit der umgebenden Gesteinsmasse erfüllt ist, finden wir in den Dunstkam- mern Karbonate, Sulfate u. a.^ Ja selbst nachdem die Hohlräume erfüllt waren, kann noch einmal ein Umtausch von Stoffen vor sich gegangen sein, die leichter lösliche Substanz wurde fortgeführt und schwerer lösliche Mineralien schieden sich aus wie die Sulfate , so bei einer Schneckenschale von Göppingen, die aus Schwerspat be- steht. Überhaupt muss man da sämtliche . Arten der Mineralent- stehung in Betracht ziehen, denn die durch die Petrefakten hervor- gerufenen Hohlräume waren ja ganz besonders geeignet zur Bildung und Umbildung von Mineralien, namentlich sofern ausserdem die Ver- wesung von organischer Substanz als weiterer Faktor in diese Mineral- bildung eintrat. Daher hat der Mineraloge ganz abgesehen von an- deren Gesichtspunkten hauptsächlich den Petrefakten seine Aufmerk- samkeit zu widmen, er wird da manche interessante Wahrnehmung machen, bloss muss er den Petrefaktensammlern zum Schrecken manche Versteinerung entzwei schlagen. Dass selbst seltenere Mineral- bildungsarten wie Kontaktbildungen nicht ausser acht zu lassen sind bei der mineralogischen Untersuchung unserer schwäbischen Petre- fakten beweisen die im Basalttuif gefundenen Belemniten und Am- moniten , so ein von Chemiker Krauss im „Kraftsrain" bei Schlier- bach (OA. Göppingen) gefundener Bd. semihastafus und ein am Engel- berg bei Beuren gefundener Ammonit, welche in schneeweissen kry- ^ Quenstedt, Epochen der Nat. 106; Mineralogie 496; Roth, Chem. Geologie 605. - 45 — stallinisch körnigen Kalk verwandelt wurden ^ Auch am Warten- berg an der oberen Donau sind die Petrefakten durch den Basalt „weissgebrannt"^. Damit sind wir zu den Versteinerungsmit- teln unserer Petrefakten gelangt, dieselben sind von Oxyden: Quarz, Chalcedon, Hornstein oder Feuerstein, Jaspis, Achat, Roteisen, Brauneisenstein, Nadeleisenerz; von Sulfiden: Schwefelkies, Zinkblende, Bleiglanz, Kupferkies; von Karbonaten: Kalkspat, Dolomitspat, Braunspat, Stron- tianit, Aragonit ; von Sulfaten: Gips, Schwerspat, Cölestin ; von Phosphaten: Vivianit, phosphorsaurer Kalk ; von Kohlen: Steinkohle, Gagat. Verkieselung. Wenn selbst an lebenden Bäumen auf Trinidad nach Göppert's Angabe"'' die Rinde in höherem Alter so weit verkieselt, dass die Wandungen ihrer Zellen nach Ausfüllung des Inneren durch Kiesel- säure ersetzt werden, so kann man sich nicht wundern, wenn die Kieselsäure auch als Versteinerungsmittel eine grosse Rolle spielt, und zwar sowohl die in Kalilauge lösliche wie die unlösliche. Man findet folgende Kieselversteinerungen : im Trigonodus-DoloTait des Muschelkalks von Waiblingen und Flacht bei Leonberg sind die Muschelschalen verkieselt , auf dem Hühnerfeld sind die meisten in Dolomit verwandelt, man findet darunter aber auch verkieselte , es ist derber Quarz, daneben finden sich krystallisierte Milchquarze. Blum führt von Ludwigsburg verkieselte Ävicula und Myophoria aus dem Muschelkalk an^. Bekannt sind die v er kie selten Hölzer des Keupers im Horizont des sogenannten krystallisierten Sandsteins, so von den Löwensteiner Bergen, von Goldbach und von Schöne- bürg bei Crailsheim. Dieselben bestehen aus Hornstein oder Holz- stein und sind, dafür sprechen die zugleich vorkommenden kohligen Pflanzenstengel, sicher organischen Ursprungs^. Oft tritt an Stelle des Hornsteins Chalcedon, so schön blauer von Schönebürg ^ oder herrscht rote Färbung, man hat Achate oder Jaspis. Nicht selten 1 Diese Jahresh. 1880, 76. ■^ Engel, Wegweiser 158. •■' Jahrb. d. geol. Reichsanstalt 8. 733. 1857. * Blum, Pseudomorphosen, Nachtrag I, 186. ^ Nies, Die verkieselten Baumstämme des Keupers, diese Jahresh. 1883, 98, ^ In der Blezing er' sehen Sammlung in Crailsheim. — 46 — sind diese Hölzer mit kleinen Bergkrystallen dicht besetzt, so bei Goldbach. Es wurden ja auch diese- schön gefärbten Kieselhölzer schon zu einem Schmuck für die HoHENLOHE'sche Fürstenfamilie ge- schliffen. Oft ist der Hornstein feuersteinartig. In den Dunstkam- mern der Ammoniten des Lias finden sich ab und zu Quarzkry stalle, QuENSTEDT fand im Amm. hetacalcis Lias ß Bergkrystalle ^ Die Hölzer in Lias f „bestehen innen aus einem rötlich splitterigen Hornstein, der im Zentrum in förmlich krystallinischen Quarz übergeht"." Am meisten ist aber die Kieselsäure in Weiss Jura e und C verbreitet, und zwar in zweierlei Art. Entweder zeigen sich auf kalkigen Fos- silien bloss konzentrisch ringförmige Scheiben oder Ringe, sogenannte Silifikationspunkte wie an Terchrahäa hisuffarcinata Weiss d, Ter. insignis Weiss f oder aber erfolgte ein vollständiger Umtausch von Kalk in Kieselsäure, so in den Korallenschichten, wo man Korallen- stöcke Astraea, Lif/iodendron u. a. aus derbem Quarz oder Chalcedon findet innen mit Krystallen besetzt, wie bei Sonderbuch in der Nähe von ßlaubeuren, bei Ettlenschiess, Nattheim, Oberstotzingen u. a. 0. Am schönsten sind wohl die Seeigel aus Weiss e rein in Quarz verwan- delt von den Feldern Sirchingens bei Urach, dann von Oberstotzingen und Sontheim ; wer da die Koon'sche Sammlung von Echiniden ge- sehen hat, weiss, was unser Jura an schönen Versteinerungen liefert. Auch die Haarsterne wie Apiocrinus und Poitacrinus sind bei Sir- chingen und sonst verkieselt. Bei Oberstotzingen findet man in Weiss Jura £ die prachtvollsten smalteblauen Chalce donkugeln bis zu Kopf- grösse und darüber; sieht man sie näher an, so sind es Korallen- stöcke ^. Endlich stellt sich Verkieselung noch einmal im Obermiocän ein : die schenkeldicken Baumstämme von Cinnamomum im Rand- ecker Maar zeigen auf hornsteinartigem Kieselschiefer noch die vor- trefflich erhaltenen Jahresringe. So tritt die Kieselerde gar nicht selten als Versteinerungsmittel in unseren Formationen auf, und zwar ebenso die krystallinische wie die amorphe. Dabei lässt sich nicht verkennen, dass ihr Vorkommen häufig an das von Hölzern gebun- den scheint , man denkt dabei ganz von selbst auch an die Kiesel- hölzer anderer Formationen , des Totliegenden am Kyffhäuser , bei Ilmenau, bei Buchau in Schlesien, dann der Kohlenforraation. Sonst tritt bei uns diese Erde nur in Weiss Jura f. in grösserer Menge auf, findet man doch Kieselknauer von Kopfgrösse und als ganz ge- 1 Quenstedt, Jura 98. 2 Ebenda 271. » Ebenda 692. — 47 — "wohnliches Mineral Quarz. Im Muschelkalk sind die Verkieselungen seltener, also überhaupt die Menge des Quarzes geringer. Opal artige Versteinerungen können sich bei uns an zwei Stellen finden, in den Kieselhölzern des Keupers und dann wieder im Randecker Maar. Oxydische Eisenerze. Hier ist vor allem der Wasseralfinger Thoneisenstein zu nennen, der häufig das Innere der Petrefakten erfüllt — bei Anim. 3Iurchisonae indessen meistens nur die Wohnkammer — auch häufig -dieselben mit einer Erzhülle überzieht. Sodann fand Zeller bei Ephausen unfern Nagold Equisetiten teilweise durch Roteisenstein vererzt teilweise verkohlt \ Goethit oder Nadeleisenerz (Fe2)H^0* ist das gewöhn- liche Oxydationsprodukt von Schwefelkies nach Kobell, so bei Stiel- gliedern der Pentakriniten von Metzingen Lias £, oft findet man im Innern noch unveränderten Schwefelkies. Die Calamiten der Letten- kohle gehen auch oft in ockeriges Brauneisen (Fe2)^H*'0^ über. Die Ammoniten in mageren Thonen und Mergeln, wie in Lias /, ver- rosten, ebenso in Weiss Jura a und y. Die Ammoniten in den Bohn- erzspalten bestehen aus Brauneisen, offenbar infolge der gleichen Vorgänge, welchen die Bohnerze ihre Entstehung verdanken. In dem Eisenoolith von Braun Jura e bestehen die Amm. macrocephalus aus oolithischem Brauneisenstein, so dass diese Schichten früher bei Gei- singen an der Donau gewaschen und verschmolzen wurden ^. Zum Schluss ist noch der feinen Krystalle von Goethit oder Nadel- eisenerz (FegjH'O* zu gedenken, die in Dunstkammern des Amm. macrocephalus Braun Jura e gefunden werden und zwar hauptsäch- lich in jenen schönen Exemplaren vom Brunnenthal zwischen Laufen und Lautlingen südöstlich von Balingen. Auf den Kalkspäten, welche die Dunstkammern überziehen, sitzen diese glänzenden feinen Krystall- nadeln oft in ziemlicher Menge. Sulfide. Am häufigsten von den Sulfiden ist der Schwefelkies, und jzwar treffen wir die Versteinerungen in drei Graden der Verkiesung: einmal bildet der Kies nur einen ganz leichten Anflug oder einen dünnen Harnisch, so auf Arieten und Riesenangulaten in Lias a, auf ^ Blum, Pseudomorphosen III, 273. - Quenstedt, Mineral. 767. ~ 48 — Ämm. amaltheus Lias J, im Schieferfleins Lias s auf Bei. paxillosus ^ und incurvafus\ auf Ämm. tripartitus von Lautlingen : oder aber — und das ist die häufigste Form — ist die Oberfläche sowie die Wan- dung der Hohlräume in Schwefelkies verwandelt wie z. B. bei Ämm. Jamesoni Lias /, aber meistens nicht vollständig, so dass die nicht verkiesten Teile sich nicht oder schlecht erhielten; oder ist endhch das Petrefakt in massiven Schwefelkies verwandelt, wie z. B. Penta- crimis basaUiformis und suhangularis von Metzingen, woran nur der Nahrungskanal hohl blieb. Frisch gegraben aus Thonschichten, die gegen Verwitterung schützen , erglänzen diese Petrefakten in herr- lichem Goldglanz , so namentlich die Ämm. ParJcinsoni früher vom westlichen Fuss des Neuffen, dann von Hausen ob Verena aus Braun s, ebenso die goldglänzenden Ämm. annularis, athleta, hecticus aus dem Ornatenthon. Durch Verwitterung werden dieselben in den dunklen Thonen wie Lias ß und d schwärzlich, daher können hier Verwechse- lungen vorkommen, sonst gehen sie ins Braune und Gelbe , die be- kannten verrosteten Kiese aus Lias y. Weiss a und ;' und sonst. Verkieste Petrefakten finden sich nun in folgenden Horizonten : im Wellendolomit von Glatten und Aach bei Freudenstadt Ceratites Btichii, GerviUia, Nucula; im Turnerithon durchweg, soweit nicht Kalkbänke dazwischen liegen, namentlich schön die Earicostaten und Oxynoten; im mittleren Numismalismergel selten mit frischem Schwefel- kies auf frischem Bruch, meist stark verrostet, weil die Mergel ma- ger sind und Wasser durchlassen ; im Amaltheenthon, hier nicht ver- rostet, weil die Thone fett sind; im Posidonienschiefer meist fein verteilt, an manchen Stellen mit Gips und, wo trocken, in Eisen- vitriol und Federalaun verwandelt"; in Braun e die Hamiten, die oben genannten Ämm. Parkinsoni , die freilich an anderen Stellen verkalkt sind, Dentalium Parh'msoni, die Schalen von Ämm. heferö- phyllus, discus, fuscus; im Ornatenthon Braun C; in V^eiss Jura a und /, wo nämlich y verkiest ist und nicht verkalkt. Es ist zu be- achten, wie stark verbreitet der Schwefelkies im Jura ist, freilich auch hier nicht überall mit der gleichen „Energie der Vererzung" ^ (am stärksten im Amaltheenthon -- Ammoniten von 35 — 40 cm. Durchmesser) , während er in der Trias selten gefunden wird , im Thon der Lettenkohle fand man schon Pflanzen (Taeneopteris vittata?) ganz in Schwefelkies verwandelt, im Keuper sind Schwefelkieskrystalle, ' Quenstedt, Jura 254. 256. 2 Ebenda 205. ^ Quenstedt, diese Jahreshefte 1846, 157. — 49 — nämlich Würfel und Kubooktaedor, nicht häufig. Es dürfte dieser Mangel des Sulfides sich wohl erklären durch die geringere Zahl von Tieren , die in der Trias gefunden werden , also wurden auch viel weniger Sulfate reduziert durch den Verwesungsprozess. Bleiglanz ist in den Flözformationen Württembergs ein sel- tenes Erz. Die Tübinger Sammlung besitzt ein kleines krystallini- sches Stück aus dem Bonebed zwischen Keuper und Lias von Wald- hausen, dann aus Braun a von Gammelshausen, aus dem Weissen Sandstein von Derendingen , gefunden beim Bau des neuen Uni- versitätsgebäudes. Am häufigsten findet sich der Bleiglanz im un- teren Keupermergel zwischen den Gipsen und der Cydas Keuperina, so bei Heilbronn, Tübingen, Grossbottwar, Stuttgart. Die Oktaeder von Heilbronn, welche im Natur alienkabinett liegen, sind nach Art der Krystallskelette in den Flächen vertieft. Von ebendaher, näm- lich vom Trappensee, erwähnt Blum^ eine Nucula dubia v. Münster „aus einem verhärteten Mergel, der mit Barytspatkörnern gemengt ist". Die Spaltungsflächen sind stark metallglänzend, während die „Aussenfläche dieser Petrefakten schwärzlich bleigrau und matt ist". Die Würfeldiagonale scheint senkrecht zur Aussenfläche zu stehen. Im Naturalienkabinett wird aus deni Wellendolomit von Nagold eine Discina silesiaca Duncker aufbewahrt, welche als Deckel auf einem Stylolith ruht — ein höchst interessantes Stück. Sicherlich Hesse sich in der Bleiglanzschichte des Keupers noch manches Interessante finden, das BLUM'sche Stück liegt entweder in Heidelberg oder kam es beim Verkauf der BLüMschen Sammlung in die Fremde. Die Blei- glanzversteinerungen sind aber überhaupt sehr selten , Blu.m nennt ausserdem Avicula antiqüa von Frankenberg in Hessen und ^leiglanz im Innern von Produdus aciileatus vom Zechstein Geras in Thüringen. Zinkblende ist häufiger bei uns als Bleiglanz. Die Kopro- lithen des Bonebeds der Lettenkohle bestehen zum Teil daraus und in den Kammern des Anim. amaltheus findet man häufig Blende neben Schwerspat , auch die thoneisensteinhaltigen Septarien dieses Hori- zontes ^ enthalten Blende , das erinnert lebhaft an die Ammoniten- kammern des Liaskalkes von Whitby und die Belemniten von Helgo- land. Sehr schöne Stücke aus dem Crailsheim er Muschelkalk liegen in der BLEzixGER'schen Sammlung dort, freilich nicht als Vererzungs- mittel , man kann die schönsten Granatot"der sich daraus spalten. Der stark reflektierende Blätterbruch in der Knochenraasse der Sau- ' Pseudomorphosen, Nachtrag I, 208. - Quenstedt, .Jura 163. Jalireshefto d. Vereins f. vaterl. Naturkuiule in Wiirti. — 50 - rier in Lias s ist nach meiner Vermutung ebenfalls als Blende zu deuten, doch fehlt es mir zum Nachweis an Material. Kupferkies CuFeS^ wurde von Qüenstedt einmal in der Kammer eines Ängulaten Lias a gefunden '. »Spuren von Kupfer- erzen fand ich auf den Schwerspäten in Lias a der Göppinger Ge- gend, sie waren meistens schon zu Malachit verwittert. Karbonate. Unter diesen. Mineralien steht der Kalkspat oben an. Man würde nämlich sehr irren, Avollte man glauben, die Kalkschalen haben sich nicht verändert. Viele sind in krystallinischen Kalk verwandelt, so die Schalen mancher Gastropoden, die meisten dienten dem kohlen- sauren Kalk, der die Hohlräume ausfüllte, als Ansatzstelle und zwar lässt sich eine Anziehung des schon vorhandenen orientierten Kalkes auf die neuen Niederschläge nicht verkennen. „Die Cidaritenstacheln haben im Innern den vollkommensten Blätterbruch eines einzigen Kalkvspatrhomboeders." ^ „Bei den Krinoidenstielen entspricht die Hauptachse des Rhomboeders der Richtung des Stieles, aber die Blätterbrüche der einzelnen Glieder sind gegeneinander spiralförmig verdreht."^ Man kann dabei aber auch auf Zwillingsbildung stossen, so fand ich einen Apiocrinites in Weiss e auf der Kuchalp, an dem die Blätterbrüche zweier aufeinander folgenden Glieder einen Winkel von ca. 95° bilden, was auf Zwillingsstellung nach OR hindeutet (der genaue Winkel wäre 89*^ 13' 8''). Am allerschönsten sieht man die Einwirkung des früher vorhandenen Kalkspates auf die neuen Bil- dungen in den Aspidura scuteUafa Bronn von der Heldenmühle bei Crailsheim, worüber Dr. E. Fraas eine briefliche Mitteilung an das N. Jahrb. für Min. etc. richtete '^. Hier trat an Stelle jeder einzelnen Kalkplatte ein Skalenoeder R3, so dass die ganze Versteinerung nun- mehr aus lauter Skalenoedern besteht. Man kann kaum etwas Schöneres und Zierlicheres an krystallisierten Versteinerungen sehen ! Dieselben sitzen auf den Steinkernen von MyopJioria laevigaia und finden sich am schönsten und zahlreichsten in der Sammlung ihres Entdeckers, des Apothekers Blezinger in Crailsheim. Der Verkalkungsprozess kann auch damit endigen, dass sämt- liche Hohlräume mit krystallinischem Kalk sich füllten, häufig unter ' Diese Jahresh. 1846, 158. - Qüenstedt, Mineral. 494. " Qüenstedt, Epochen der Natur 558. " 1888, I, 170. — 51 — Bildiuig von Uraseii, die von diesem Mineral erfüllt sind, und dass u. c). Die Embryonen der im Bassin zurückgelassenen Eier hatten vor dem Licht möglichst geschützt bis in die 11. Woche eine voll- kommen milchweisse Farbe beibehalten, es fingen aber die wenigen mir von der grossen Anzahl übrig gebliebenen, welche ich nach dieser Zeit in das Wohnzimmer nahm, schon nach kurzem an sich zu fär- ben. Dass sie mir nachher zu Grunde gingen, habe ich oben (p. 134) mitgeteilt. Ganz sicher ist jetzt, dass die Fortpflanzung des Proteus durch Eierlegen geschieht, und es würde an sich wohl niemanden in den Sinn kommen die Frage aufzuwerfen, ob nicht möglicherweise da- neben auch noch ein Lebendiggebären vorkommen könne, wenn nicht das merkwürdige von Michahelles ^ vor 57 Jahren veröffentlichte und von Wiedersheim^ wieder in Erinnerung gebrachte „SrRATiL'sche Protokoll" vom 26. Juni 1825 wäre, in welchem der Grundbesitzer und Gemeinderichter J. Geck von Verch bezeugt in Gemeinschaft mit verschiedenen Angehörigen seiner Familie und mehreren Nachbars- leuten am 17. Juni desselben Jahres dem Geburtsakt eines Proteus beigewohnt zu haben und wenn nicht die Aussagen des Zeugen nach Inhalt und Fassung viel zu sehr den Eindruck der Glaubwürdig- keit machen würden, als dass man sie etwa kurzerhand für er- funden oder einer Beachtung überhaupt nicht wert erklären dürfte. Sie können nach meiner Meinung auch kaum verlieren durch einige ' In Oken's Isis, Jahrgang 1831. p. 505 fl'. - In Morpliolog. Jalirburh. Bd. III von 1877. p. 682. — 138 — Unrichtigkeiten, welche sie zweifellos enthalten, in welchen man aber nicht wohl etwas anderes als die naiven Deutungen und Aus- schmückungen einer eben ganz laienhaften Beobachtung und Auf- fassung wird erblicken können. Hierher gehört die Schilderung von den Liebkosungen und den Bemühungen der Proteus-Mnttei um ihre drei Neugebornen und von der Unruhe, in welche sie versetzt wor- den sein soll, als ihr dieselben wegenommen wurden. In der Beschreibung, welche Geck von den jungen Tieren gibt, erscheinen mir besonders beachtenswert die Angaben^, dass jene „ganz der Mutter ähnlich" gewesen seien und „dass sich an der Stelle der Augen zwei schwarze Punkte in Gestalt eines Mohnkorns sehr deutlich bemerken Hessen, wo doch die Augen der Mutter ver- wachsen und nicht bemerkbar sind, und also freie Augen sich fan- den." Beides stimmt ja gut mit dem, wie ich es an meinen Pro- teus-harven gesehen habe. Die bedeutendere Grösse der Tiere von 1| Zoll, welche Geck angibt, dürfte keinen zu schwer wiegenden Einwand begründen, da die betreffenden Angaben offenbar nur auf einer Schätzung beruhen und anderseits auch denkbar wäre, dass innerhalb des mütterlichen Körpers die Larven ein bedeutenderes Wachstum und eine weiter- gehende Entwickelung erreichen könnten. Immerhin würd aber, wenn die Möglichkeit eines Lebendig- gebärens nicht von der Hand gewiesen werden kann , dies nur als Ausnahme anzusehen sein, da es sonst kaum zu erklären sein würde, dass unter der grossen Menge von Tieren , welche im Laufe der Jahre schon zur Untersuchung gekommen sind , niemals ein mit Jungen trächtiges Weibchen aufgefunden worden ist. Winnenthal, den (j. Dezember 1888. 1 a. a. 0. p. 508. Erklärung der Tafel III. Figur 1. Frisch abgelegtes Ei des Proteus in natürlicher Grösse. „ 2. Embryo aus dem Anfang der 13. Woche. Stäche Vergrösserung. , 3. Eben ausgeschlüpfte Larve. 3 fache Vergrösserung. „ 4. Auge der rechten Seite in ungefähr lOfacher Vergrösserung, a. aus der 12., h. aus der 13. Woche des Embryonallebens, c. der ausgebildeten Larve. Naturwissensehaftlieher Jahresbericht 1887. Zusammengestellt von Dr. Frhr. Richard Koenig -"Warthausen. Zu diesem dritten Bericht ist Einiges vorzabemerken. Als Mitarbeiter haben sich wiederum verdient gemacht die Herrn med. Dr. Hopf (Plochingen), med. Dr. Salz.aiann sen. (Esslingen), Forst- meister Herdegen (Leonberg), Oberförster Fribolin (Bietigheim), Fa- brikant L. Link (Heilbronn), med. Dr. Ludwig (Creglingen) , Ober- förster Nagel (Pfalzgraf enw eiler), Oberförster Theurer (Simmersfeld), med. Dr. Wurm (Teinach), Oberförster Frank (Schussenried) , Ober- förster Probst (Weissenau), Pfarrer Dr. Probst (Essendorf), Freiherr V. Ulm-Erbach (Erbach), Oberförster Imhof (Wolfegg), Lehrer Unger (Osterhofen). Die Schusslisten aus der Gegend von Warthausen sind wieder von meinen beiden Söhnen, die ornithologischen Notizen von meiner Tochter Elisabeth, welche auch wie seither, das Haupt- sächliche vom Concept vorgearbeitet hat. Neu hinzu gekommen sind die Herrn Revierförster Wendelstein (Kisslegg) , Oberförster Völter (Ochsenhausen) , Oekonom Angele (Risshöfen -Warthausen) und Fasanenmeister Reinhold (Härdtle bei Weilimdorf O.-A. Leon- berg). Sehr zu beklagen haben wir den Tod des Herrn Grellet (Göppingen). Bei sich häufendem Stoff konnten die Beobachtungen nicht mehr sachlich zusammengestellt, sondern mussten nach den Beob- achtungsorten der Reihe nach gegeben werden ; einige Versuche der Anreihung nach Zeit und Function sind stehen geblieben. Mehrere Zweifel bezüglich der Richtigkeit einiger Angaben mussten im Text berührt werden, da während dessen Abfassung weitläufige Corre- spondenzen nicht mehr möglich sind. Fremde Beobachtungen zusammenzustellen , ist eine peinliche, zeitraubende und undankbare Arbeit. Um sie zu erleichtern, wird gebeten, die Notizen womöglich auf das jeweilige Jahr zu beschränken, — 140 - soweit es sich nicht um wichtigere Nachträge aus früherer Zeit handelt. Ferner ersuche ich, das Betreffende nicht in der Zeitfolge, sondern nach den Arten zusammenzustellen, womöglich auf nur ein- seitig beschriebenen Blättern , damit die auseinander geschnittenen und sachlich wieder aneinander gereihten Originalberichte ein erstes ■der nöthigen Concepte ersparen. Ebenso erbitte ich rechtzeitige Einsendung, da verspätete Nachträge doppelte Mühe machen. Eine weitere Bitte ist, mindestens Orts- und Eigennamen sowie Zahlen, •die man nicht dem Sinn nach errathen kann, deutlich zu schreiben. Ausdrückliche Aufforderungen zur Betheiligung und besonderen Dank hiefür, weil sehr zeitraubend, werde ich in Zukunft den verehrten Herrn Berichterstattern nicht mehr zugehen lassen; als Bescheini- gung wird stets sofort ein Separatabdruck an sie abgehen. Dem Dank der Redaction darf ich wohl auch den meinigen beifügen in Erwartung fortgesetzter und stets sich mehrender Betheiligung. In Zukunft soll, wie es schon diesmal geschieht, nicht mehr das jüngst abgelaufene, sondern das diesem vorangehende Jahr, wie auch ander- wärts geschieht, zur Veröffentlichung kommen. Es ist rein unmöglich, die Beobachtungen des letzten Jahres , die doch kaum alle früher als im Februar beisammen sein können, schon im Januar, wie ver- langt wird, zur Presse zu bringen. Vögel. 1) Paiidion haliactos Savign. L., Fischadler. Kisslegg: ein vereinzeltes Exemplar hielt .sich, bis es ange- schossen wurde, über den September am Brunnenweiher auf; strich- weise hie und da an der Argen. Plochingen: ein Paar wurde fast ausschliesslich von Lisecfcen lebende Art hat das Missgeschick mit der vorigen im Freien vielfach ver- wechselt zu werden und muss dann für jene büssen. 35) JEnncoctoniis coUiirio Boie L., Neuntödter. Osterhofen und Schussenried: häufig. Weiss enau: brütete auch heuer in Gärten und Baumgütern melirfach. Erbäch: 9. Mai mehrere angekommen. Weilimdorf: Nistvogel; 5. und 8. Mai je 1 St. weggeschossen. Heilbronn: 23. Mai mehrere im Wald und bei der Stadt; 29. Mai 4 Nester, davon 2 noch leer und je eines mit 4 und 6 Eiern; 30. Mai ein Nest mit 6 Eiern und eines mit 1 Ei, das 8. Juni 4 St. enthielt; 24. Juni ausgeflogene Junge. Creglingen: Das jährlich auf seinem Baumacker befindliche Nest hat Berichterstatter 15. Juni zerstört und das Weibchen weggeschos- sen; es hatte fast nur Ohrwürmer im Magen, starb also über einer nützlichen Beschäftigung. Niemand wird in Abrede ziehen wollen, dass der „Dorndreher" ein oft recht streitbarer Räuber ist und nicht ganz selten an Sing- — 153 — vogelbruten, ja selbst an alten Vögeln sich vergeht : anderen Schaden thut er nicht, wohl aber erfreut er durch seine grosse Fertigkeit, die Lieder verschiedener Sänger nachzuahmen. Landwirthschaftliche und locale Vogelschutzvereine jagen im Vollbewusstsein ihres organisa- torischen Berufs unbarmherzig auf ihn, ärger als er auf irgend welche Vögel: dabei werden nicht selten Prämien auf Kopf und Füsse aus- gesetzt, eine in allen Fällen sehr gefährliche Methode, weil sie öfters als man glaubt die missverständliche Tödtung anderer Vogelarten ver- anlasst ; häufig sind auch die Controlirenden ihrer Aufgabe ganz und gar nicht gewachsen. Als in meiner Jugendzeit, bis in die fünf- ziger Jahre herein, Feldhecken, Buschwerk und Dornengestrüpp an Rainen und in Klingen noch nicht „von Oberamts wegen" entfernt waren — eine Glattrasirung der Landschaft, die weder verschönert noch landwirthschaftlich genutzt hat — da war meine ganze Nachbar- schaft reich an Singvögeln wie an Dorndrehern und friedlich nisteten sie hart beisammen. Jetzt fehlen mit dem Gesträuch die Dorndreher — und auch die vielen Sänger. Schon Naumann hat beobachtet, dass sie meist nur bei kaltem und stürmischem Wetter an Vogel- bruten, bei schönem aber an Insecten, Käfer und kleine Frösche gehen. Ich selbst habe bei Warthausen fast ausschliesslich nur Coleopteren {Mai-, Mist-, Lauf- u. a. Käfer) im Schwarzdorn angespiesst gefunden, einmal ein nacktes Nestvögelchen und zw^ei junge Feldmäuse . die kunstgerecht an der dehnbaren Genickhaut aufgehängt waren. 36) Enneoctonns riifus Boie Briss., Rothköpfiger Würger. Weissenau: Brutvogel in Gärten und Baumgütern. Heil- bronn: 22. Mai ein Paar bei Neckargartach; Nest daselbst 10. Juni 6 m. hoch auf einem Birnbaum mit 6 Eiern: zum Nest waren Wolle und Schnüre verwendet, auch eine dem Fischer gestohlene Angel- schnur^ die zu einem Drittel eingeflochten war, während der Rest herabhieng; bei Böckingen (ebendort) wurde 5. Juni auf einer Pappel 10 m. hoch gebaut und flogen die Jungen 16. Juli aus. 37) Beyulus ignicapillus Ch. L. Brhm., Feuerköpfiges Goldhähnchen. Warthausen: in grösseren und kleineren Flügen im Garten- wäldchen und Thiergarten 23. und 30. März, 5. (3 St.) und 19. April: 6. Juli flügge Junge auf einer im Hühnerhof einzeln stehenden Tanne ; 10. December eine Familie in einer Tannencultur. Osterhofen: 22. Januar in der „Stockenräuhe" (700 m. ü. M.) und 9. April zu- gleich mit dem gelbköpfigen Goldhähnchen (i?. er istatus 'K.oca). — 154 — Weissenau: im Herbst in Gesellschaft von Meisen gesehen. Eybach (Geislingen): 30. Juli eine Familie in den Tannen des Schlossgartens. Bietigheim: nicht häutig; im vorigen Jahre 1,5 m. hoch ein recht nachlässig gebautes Nest in einer Fichtenhecke, zwar im Wald aber einem sehr frequentirten Lusthaus so nahe , dass es kaum zu be- greifen war, wie die Brut unbelästigt auskommen konnte. 38) Mecistura raiidata Leu. L., Schwanzmeise. Warthausen: 7. Februar ein Flug im Thiergarten und auch im nächsten December wieder überall zahlreich ; 26. März im Schloss- garten gepaart ; 5. Mai ein Paar im Thiergarten , das dort gebrütet haben muss, da der Schwanz des Weibchens sichelförmig — vom Nest herrührend • — verbogen war. Heilbronn: streifend im Januar und Februar; 27. Mai wurden im Friedhof Junge gefüttert, von denen neun Stück dicht aneinandergedrängt lange Zeit auf einem Zweige sitzen. Für Osterhofen, Weissenau, Bietigheim, Teinach als beobachtet notirt. 39) Parus inajor L., Kohlmeise. „ Zizigäh. " Wärt hausen: erster Frühlingsruf 2. Februar ; 25. Mai Nest in einem Loch an der Schlossmauer, 10. Juni ein sol- ches in einem Nistkasten, beide mit Jungen; 16. Mai im Jordan (Bad bei Biberach) Nest mit 11 verlassenen Eiern in einer hohlen Springbrunnenfigur (Renz). Plochingen: Paarungsgesang 2. Fe- bruar; ebenso Esslingen: 4. Februar; Weilimdorf: 5. Mai in einem Staarenklotz der Fasanerie 11 Eier, davon 3 St. unbefruchtet. Heilbronn: 27. Februar Frühlingsgesang; Ende April im LiNK'schen Garten, wo 22. Mai Junge .sind ; brütet 3. Mai auf dem Friedhof in hohlem Stamm 2 m. hoch, wo 17. Mai Junge waren, die 30. d. M. ausflogen; 19. Mai im LiNx'schen Garten 8 m. hoch in hohlem Birn- baum Junge fütternd, ebenso 16. Juli, wo sie 26. d. M. ausflogen. Teinach: kommt nebst den beiden folgenden Arten regelmässig und zahlreich über die Wintermonate auf Dr. Wurm's Futterbrett und an die Fressgeschirre seiner Hunde. 40) Favus coeruleus L., Blaumeise. Warthausen: 10. Juni Nest mit Jungen in einem hohlen Obstbaum des „oberen Gartens" kaum in halber Mannshöhe. Ess- lingen: macht schon 30. Januar seine ersten Singversuche. Heil- bronn: singt 24. Februar. — 155 — 41) Parus palustris L., Sumpfmeise. Warthausen: häufiger als je vom Herbst an auf den Futter- brettern, obgleich kein Nest gefunden werden konnte; 26. Juni ein solches mit Jungen in einem hohlen Apfelbaum bei Biber ach. Wird ausdrücklich von Osterhofen und Weissenau als fehlend angegeben. Anmerkung. Die nächstverwandte Alpen-Sumpfmeise, Parus alpestris Bailly (in nordischer Form P. horealis Selys) ist von Graf Carl von Waldburg auf Schloss Syr genstein (bei Eglofs) im bayrischen Allgäu, hart an der Landesgränze den ganzen November über in 2 Exemplaren neben vielen Sumpf- und wenigen Tannen- meisen auf einem Fensterbrett genau unterschieden worden; sie kommt auch in's bayrische Illerthal und gehört als Wintergast dem württem- bergischen Allgäu sicher ebenfalls an. 42) Parus ater L., Tannenmeise. Warthausen: nur 1. und 12. Februar 1 St. am Futterbrett vor dem Schloss und an einem aufgehängten Fettballen. Weissenau: bei grosser Kälte und vorher niemals beobachtet, kamen erstmals einige an's Futterbrett. Teinach: ebenso am Futterplatz selten. 43) Parus cristatus L., Haubenmeise. Osterhofen: 9. April und dann über den ganzen Sommer und Herbst gesehen. Teinach: äusserst selten am Futterbrett, wie auch selten im Wald. 44) Sitta europaea L., Spechtmeise. Warthausen: 1. März rufend; 30. Mai eine Familie von 6 St. im „oberen Garten"; im Winter 3 — 4 St. an den Futterbrettern, doch ziehen sie vor, am Küchenfenster und auch sonst am obersten Stock- werk des Schlosses nach Futter anzufliegen. Osterhofen: „Zwickle", ziemlich häufig. Weissenau: brütet in der Mariathaler Allee, war aber den Winter über nicht zu sehen. Plochingen: erster Paarungs- ruf 26. Februar. Bietigheim: nur einige Paare vorhanden. Tein- ach: früher regelmässige Gäste an Dr. Wurm"s Futterbrett, seit 2 Jah- ren nur noch am Badhotel (20 m. tiefer). 45) Certhia familiär is L., Baumläufer. Warthausen: 26. März am Bahnhof; im November und De- cember immer 3 — 4 St. beisammen im Garten, auch bei Biberach und dann an einem unserer Futterplätze. Baut ohne zu vollenden 23. April in dem schon früher benutzten Loch eines Thiergarten- — 156 — zaunpfostens (vergl. 1885j: ein Nest mit 7 frischen Eiern (offenbar vom eben genannten Paar) wurde zerstört beim Abbruch eines An- baus unter einem Giebelvorsprung des Hauses der barmherzigen Schwestern; 13. Juni Nest im Holzschopf vor dem Schlossökonomie- gebäude in einer Ritze des Gebälks (der Nähe wegen wohl immer dieselben), w^o später Junge ausgekommen sind; 17. Juni flog ein Stück in ein Zimmer, 9. Juli eines in"s Treibhaus, 25. Juni waren flügge Vögel beim „Annenweiher". Osterhofen: ziemlich häufig, 23. No- vember auf Obstbäumen. Weissenau: nur ganz vereinzelt beob- achtet. Bietigheim: nicht häufig. Heilbronn: singt 18. März. Teinach: öfters in den Gärten. 46) T ichodr 0 m a ui u rar i a Illig . L. , Mauerläufer. Im Hof Stegler bei Brochenzell (Tettnang) hat Oberf. Probst 5. März 2 St., wohl ein Paar, einige Zeit auf einem Nussbaum* beobachtet. An einem Fensterladen des Schlosses von Eybach (Geislingen) wurde 11. December von Graf Cii. vox Degenfeld 1. St. aus grosser Nähe und mit grobem Schrot zerschossen ; Füsse, Schwanz und Flügel liegen vor. Ein früher dort geschossenes Exemplar be- findet sich ausgestopft in Eybach. Landbek (1834) erwähnt 2 dort am Schloss im Winter 1827 erlegte Exemplare sowie ein 29. No- vember 1828 im Schlosshof von Tübingen von einem Thurm herunter- geschossenes Männchen und führt ferner an, dass nur selten im Herbst und Winter Strichvögel die Alb und den Schwarzwald berühren, in einigen Exemplaren in Ehingen überwinternd, auf Hohenneuffen, Hohenurach und bei Baiersbronn (Freudenstadt) beobachtet. In der Sammlung des um die schwäbische Ornithologie sehr verdienten Eevierförsters A. von Deschler (f 20. August 1886) befindet sich eine Reihe von Mauerläufern, die meist im Hegau (Hohentwiel) ge- sammelt sind. Dieser seltene Alpengast, den schon Schrank im vori- gen Jahrhundert von Regensburg anführt und der sich bis nach Thüringen verfliegt, scheint vorzugsweise an grössere Steinmassen, Schlösser und Kirchen anzufliegen, um an Fensterspalten und Mauer- ritzen Insectennahrung zu suchen. 47) Troglodytes parvulus Vieill. Koch, Zaunkönig. Osterhofen: singt den ganzen Februar früh morgens in den Hecken und Holzbeugen. Weissenau: in den letzten Jahren sehr selten geworden, früher häufiger, wo öfters 4 — 6 „ Jungesellennester " * Nach den meisten Autoreu sollen sie niemals Bäume beklettern. I 157 — (Vergl. Jahresh. 1884, p. 819) gefunden wurden. Weilirndorf: 13. März bei der Fasanerie an den Nistplätzen; nach dem darauf eingetretenen Schnee wurde einer verhungert gefunden. Bietig- heim: besonders an Geflechten der Ufer nicht selten. Heilbronn: 20. April Nest | m. hoch in einer Thuja noch leer, 3. Mai 3 Eier, '21. Mai neben einem faulen Ei Junge, welche 2. Juni flügge waren ; 2. Juni „Lustnest" mannshoch in einer mit Epheu bewachsenen Pappel, beide im Friedhof. T ein ach: kommt selbst auf die Haus- bühnen und beschmutzt zum Schrecken mancher Hausfrau dort auf- gehängte Wäsche. 48) Cinclus aquatic US Bechst., Wasseramsel. Oster hofen: Den ganzen Winter über 4 — 5 St. an der Ach im Ried. Letzten Sommer ein Nest bei Mittelbiberach. Weis- senau: an der Schüssen, besonders im Winter, wenn die kleinen Wasserläufe zugefroren sind, sonst häufig, im ganzen letzten Winter aber kaum 2 Exemplare beobachtet. Creglingen: wie überhaupt im Fränkischen ziemlich häufig an der Tauber und den Nebenbächen. Häufig an T ein ach, Nagold, Enz u. s. w. Dr. Wurm ist der An- sicht, dass diese Vögel der Fischzucht nicht sehr gefährlich, der- selben vielmehr durch Vertilgung vieler dieser schädlichen Wasser- kerfe sogar nützlich sind; insoferne sie aber auch Laich und Fisch- brut nehmen und dadurch das Futter der älteren Forellen schmä- lern, hält er eine Einschränkung des „sonst so sympathischen" Vö- gelchens in der Weise für genügend, dass man nur alle 3 — 4 Jahre eine Razzia anstelle. Dem ersten dieser Sätze stimme ich völlig zu. Von Allmendingen (Ehingen) hat mir einst Freiherr von Freyberg eine Anzahl Gewölle übergeben, welche von einem grossen Stein an der Schmiechen entnommen sind, auf den das dortige Paar seit Jahren solche auswürgt ; ich habe lediglich gar nichts anderes als Reste von Wasserinsecten, namentlich von Phryganeen darin gefunden. Auch in verschiedenen Büchern über Fischerei ist dieser Vogel als arger Feind der Fischzucht verschrieen, es ist deshalb das Urtheil des wissenschaftlich hoch zu schätzenden rationellen Forellenzüchters in der Teinach von bedeutungsvollem Werth. Nachdem ohnehin auf andere Weise an Laich und Fischbrut viel verloren geht, die Wasser- amseln überdiess viele kleine Feinde der Fischerei vertilgen, kann der durch sie entstehende Ausfall kaum schwer in Betracht kommen. Einsam lebend und durchaus ungeselhg, halten die Paare ihre Stand- reviere weit auseinander. Wenn man also von übertriebenem mensch- — 158 — lichem Egoismus absieht, kann man ihnen ihre ganze Nahrung voll- auf gönnen ; dass diese mit derjenigen der Forellen übereinstimmt, ist wohl kaum ein Verbrechen. 49) Turdus viscivoriis L., Misteldrossel. Warthausen: den ganzen August einige im „Kohlweiher". Oster hofen: 5. März singend, ebenso Kisslegg: 25. Februar und Weissenau: 12. Januar, allgemeiner 2. — 3. Februar. Wolf- egg: 24. October im Achthal. Li chte n stein (Alb) : 20.— 26. Juh etwa 50 St. beisammen; fressen Erdbeeren. Teinach: 22. März „in Moll" singend. 50) Turdus pilaris L., Wachholderdrossel. Osterhofen: 18. October etwa 60 St. auf den Ebereschen an der Strasse nach Haidgau, 30. November 8 St. auf Erlen im Kied. Wolf egg: 26, October erster Flug bei Schnee und kaltem Ostwind auf einer Wiese bei Dietrichsholz (Einthürnen) , wo Oberf. Imhof auf einen Krammetsvogel und eine Moosschnepfe eine Dublette machte. Kisslegg: 29. October beobachtet. Erbach: erste 12. Januar, mehrere 27. Februar. Weilimdorf: in beiden Win- tern einzeln , doch zogen im heurigen Januar einige Male grosse Flüge durch. Leonberg: im Januar bei Friolzheim gesehen. Bie- tigheim: selten, nur auf dem Durchzug; dagegen früher auf der Zwief alter Alb sehr häufig in den grossen Wachholdergebüschen angetroffen. Eöthenbach (Calw): 16. November ein kleiner Flug. 51) Turdus iliacus L., Rothdrossel. Warthausen: unter den auffallend vielen Drosseln, welche Ende Juni im Schlossgartenwäldchen waren, schien auch diese Art zu sein , es konnte aber diessmal nicht sicher festgestellt werden ; erst 22. September wurden 2 St. mit Bestimmtheit unterschieden. Friolzheim (Leonberg): im Januar beobachtet. 52) Turdus musicus L., Singdrossel. VV a r t h a u s e n : singt 29. März. W o 1 f e g g : 6. März erstmals, 8. März allgemein singend ; sehr viele sind beim Nachwinter ein- gegangen, so dass in Wäldern, wo in anderen Jahren 10 — ^12 Paare waren, heuer kaum ein Vogel zu hören war; Oberf. Imhof fand selbst fünf todte; im Achthal 24. October noch bemerkt, 2 vereinzelte so- gar 3. November. Erster Gesang Schussenr ied: 25. Februar, Essendorf und Kisslegg: 5. März. W^eissenau: auffallend spärlicher Gesang; Anfang Mai Junge todt gefunden. Plochingen: — 159 — angekommen 26. Februar. Heilbronn: 11. März singend; 20. April nistend im Friedhof; brütet 8. Juni 2^ m. hoch in einer Thuja, ebenso 17. Mai, wo dann 2. Juni die Jungen ausflogen, jedoch noch so flugunfähig, dass sie nur auf dem Boden herumhüpften und leicht zu fangen gewesen wären. Creglingen: singt 4. April, ebenso Teinach: („in Dur") 22. März, Simmersfeld: T.März, Pfalz- grafenweiler: 2. März; 16. Juni im „Taubenbuckel" 4 Junge. 5o) Turdus merula L., Schwarzdrossel. Warthausen: singt 9. März; bei Futternoth und tiefem Schnee ist 14. März ein Männchen die Schlosstreppe herauf in das oberste Stockwerk gekommen; nach dem Unwetter 26. März erst- mals wieder singend ; Nest im Gartenwäldchen auf einem Hollunder- stamm 25. Mai ; die 5 Eier werden bis 30. Mai gelegt , 10. Juni sind 3 St. zerdrückt und das Nest ist, wohl von einer Haselmaus, angefressen. Osterhofen: singt 8. März, ebenso Plochingen: laut schlagend, nachdem schon einige Tage früher leise gedichtet wurde. Esslingen: 20. Februar allgemeiner Gesang, Stuttgart: 25. Februar. Weilimdorf: den ganzen Winter hält sich die Amsel in nächster Nähe der Fasaneriegebäude auf, von Beeren des Sauer- dorns (Berberis vulgayis L.) lebend; hier hat sie erst 28. März sehr laut gesungen, ebenso noch 13. December. Heilbronn: Gesang 27. Februar; im Fabrikhof 19. April ein Nest mit Eiern und eben ausgekrochenen Jungen 2 m. hoch auf einem an die Wand gelehnten Balken; 20. April eines mit kleinen Jungen an der Mauler des Fried- hofs, ein anderes ebenda in einer Thuja in Arbeit ; 27. April Nest mit Jungen auf dem Kopf einer an einem Grabmal angebrachten Figur; 25. Mai ein weiteres Nest mit 5 Eiern im Wald auf f m. hohem Baumstumpf; desgl. im LiNK'schen Garten 3 m. hoch auf einem Birnbaum 8. Juni mit 5 Eiern. Im allgemeinen flogen die ersten Jungen Anfangs Mai aus und fand die zweite Brut vom 8. Mai an statt. Pfalzgrafenweiler: 9. März singend, 9. Mai Nest mit 4 Eiern. Turdus torquatus L., Ringamsel, wurde 20. April 1886 früh 5 U. bei den Röthenbacher Häusern ein Männchen in einem Baumgut geschossen (Wurm). 54) Hilf iciUa tithys Scop., Hausrothschwanz. Warthausen: 14. März beim Nachwinter in's Schloss gekom- men: 22. April im Gewölbe der Burgbrücke ausgebautes Nest in einer Mauernische (vergl. Jahresh. 1884, p. 319); 30. d. M. sass L — 160 — das Weibchen, welches Nest und Eier mit Excrementen beschmutzt hatte und vöUig abgezehrt war, todt auf den 5 Eiern ! 15. Mai im Futterhaus des Damwilds ein Nest mit 4 Eiern. Osterhofen: singt erstmals 2. April; 6. Juni Junge ausgeflogen, 16. October noch da. Angekommen Weissenau: 19. März, Kisslegg: 22. März, Hummertsried: 27. März (Herter). Wolfegg: 15. October laufen sie Futter suchend auf schneefreien Stellen umher und sind, nach- dem dieser geschmolzen ist, 24. October (schöner Tag mit Föhn) noch da. Plochingen: Ankunft 23. März, ausgeflogene Junge 8. Juni. Esslingen :' die Jungen des auf Dr. Salzmann's Veranda nistenden Paares flogen 4. Juni und 13. Juh aus. Leonberg: 15. März angekommen. Bietigheim: Diese und die folgende Art brütet jedes Jahr in des Berichterstatters Holzstall und im Gehäuse des Pumpbrunnens. Heilbronn: Ankunft 24. März; baut 19. April unter einen Fabrikschuppen, 29. April 2, 2. Mai 5 Eier, Junge 7. Mai, die 2. Juni ausflogen ; die zweite Brut, deren Junge 7. Juli fast flügge waren, befand sich in nächster Nähe. Creglingen: 3. April 1 St. in einer Feldscheune , 5. Mai ausgeschlüpfte Junge. T ei nach: 26. März 2 St. angekommen, Simmersfeld: 29. März 3 St., Pfalzgrafenweiler: 30. März. Am Zavelsteiner Berg hat Dr. Wurm 31. Mai einen Albino von der Farbe eines gelblichweissen Canarienvogels mit fleischfarbenem Schnabel beobachtet, weiss aber nicht sicher anzugeben , zu welcher der beiden dort vorkommenden Arten er gehörte. 55) Rtiticilla plioe n l c u r u s Brhm. L., Feldrothschwanz. Warthausen: 18. und 22. April 1 St. im Ried, ein anderes 15. Mai hart am Schloss auf einem Vogelbeerbaum. Osterhofen: 30. April 2 Weibchen in einer niederen Cultur. Weissenau: erst 16. April eingetroffen und nachher nicht mehr gesehen. Plochingen: Ankunft in Mehrzahl 7. April, Esslingen: 2. April. Weilimdorf: angekommen 13. April in der Fasanerie , baut 7. Mai in einen Staarenklotz, die 6 blaugrünen Eier wurden aber — wohl von einem Wiesel — ausgenommen. Heilbronn: 17. April im LiNK'schen Garten; 21. April in einem Nistkasten auf dem Friedhof, 30. Mai die Jungen fütternd ; 24. und 29. Mai je in einer hohlen Weide kleine Junge, Creglingen: 3. April 1 St. bei Oberrimbach. 56) Erythacus ruhecula Cuv. L., Rothkehlchen. Warthausen: 14. Mai 1 St. in's Schloss geflogen; 12. März Nest mit 6 Eiern in einer Erdhöhlung an einem Abhang des „Wind- — 161 - berg" {23. d. M. verlassen); 6. Juni werden ausgeflogene Junge im Garten gefüttert. Osterliofen: 16. März beim Schnee im Spritzen- haus gefangen : singt 9. April sehr zahlreich ; eine Varietät, bei der die ersten 3 — 4 Schwingen und die Federn unter dem Schwanz weiss sind, wird im Käfig gehalten. Wolfegg: ,, Rothkröpf le", 1. April 2 St., das eine singend; 15. October und 3. November an schnee- freien Stellen Insecten suchend. Hummertsried: noch 23. Novem- ber ein Paar auf einem Obstbaum (Herter). Schussenried: 15. Februar ( — 11° Cels., 19 cm. Schneehöhe) 2 St. gesehen; singt 29. März. Erbach: 15. März mehrere. Plochingen: angekommen 13. März bei kaltem Nordost. Esslingen: erst 6. April bemerkt, in Abnahme und noch nie so spät eingetroffen. Weilimdorf: erst- mals 12. März gesehen, Tags darauf mehrere: der Schnee fand die hungrig herum hüpfenden recht widerwillig zur Umkehr; nach dem 21. März eingetretenen Thauwetter kehrten sie 26. d. M. zurück und sangen dann von Anfang April an fortwährend : ein Nest in einem Grasbusch enthielt 20. Mai 7 Eier. Bietigheim: überwinternd in einzelnen Exemplaren, die sich an aufgethauten Rainen kümmer- lich ernähren und bei strenger Kälte zu Grunde gehen. Heilbronn: 13. März im Schnee: 23. April im Friedhof 3 m. hoch in einer hohlen Rosskastanie bauend, die Brut ist durchgekommen. Creg- 1 in gen: Rothkehlchen singen 4. April bei Klingen und Crainthal a. Tauber und sind noch in der letzten Octoberwoche sichtbar. Tein- ach: angekommen 13. März: 21. November 1 St. noch da; am Küchenausguss des Badhotels wurden 2 Mal überwinternde Paare beobachtet, manchmal kommen sie mit Spatzen und Meisen an die Futterschüssel der Hunde. Pfalzgrafen weiler: angekommen 14. Fe- bruar. Simmersfeld: singt 3. März. 57) Luscinia minor Ch. L. Brhm., Nachtigal*. Cann statt: angekommen 29. April Abends beim Cursaal (Zeitungsnotiz). Weilimdorf: 8. Mai, Nachts 1| ü. und später noch öfter nächst dem Friedhof schlagend. Bietigheim, Gross- sachsenheim, Markgröningen aufgeführt; schlägt auch zwischen Der dingen und Sternenfels oft Tags nahe der Landstrasse, während die in Gärten lebenden als Nachtschläger bezeichnet sind. Heilbronn: im Jahre 1886 hatte im alten Friedhof nur ein Paar genistet, das in einem Stechlaubbusch 4 Junge grosszog und dessen * Richtiger als Nachtigall; es kommt vom scandinavischen gala (singen); auch englisch nightingale. .Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 11 — 162 — zweite Brut unten auf einer Tanne im Juli mit 3 noch nackten Vögeln vom Raubzeug geholt wurde. Hier stellten sich diesmal zwei Paare in den ersten Maitagen ein. Das eine baute 8. Mai in eine Epheuwand 1| m. hoch, brütete 17. und 25. d. M. auf 5 Eiern, fütterte 2. Juni (5, d. M. ein Junges todt im Nest) die Jungen, welche 8. Juni bereits gut befiedert waren und Mitte des Monats ausflogen; eine zweite Brut konnte nicht constatirt werden. Das andere Paar hatte 27. Mai am Boden in einer dichten Thuja 3 nackte Junge, welche bei plötzlichem Gewitterregen sorgfältig von den Alten gedeckt wurden, 2. Juni halbflügge waren und 8. Juni ausflogen. Ein zweites Nest dieses Paares, 25 Schritte vom ersten Nistplatze entfernt, war 27. Juni auf die untere Stufe eines Grab- denkmals gebaut, enthielt 4 Eier und war hart am Weg6 so wenig verborgen, dass nachgeholfen werden musste; hier sind die Jungen 7. Juli ausgeflogen. Am Trappensee, von wo im vorjährigen Bericht ebenfalls ein Nistplatz angegeben ist, und damals 3 Junge durch- gekommen sein sollen, war heuer keine Brut, doch hat Bericht- erstatter 4. Juni und später am Neckarufer oberhalb der Stadt und 22, Mai bei Neckargar tach Nachtigallenschlag gehört. Greg- lingen: im Taubergebiet liessen sie sich, obgleich sie schon länger da waren, erst Ende Mai zu ordentlichem Gesänge herbei. Nachträglich wird mitgetheilt, dass bei Osterhofen vor etwa 4 Jahren zwei Nachtigallen gefangen worden seien, deren eine (?) ein Sprosser {L. phüomela Briss. Bechst.) gewesen sein soll. 58) Pratincola rubicola Ken. L., Schwarzkehlchen. Warthausen: 12. April Weibchen im Ried erstmals sicher und ganz in der Nähe beobachtet (E. Kg.-W.). 59) Pratincola ruhetra Ken. L., Braunkehlchen. Warthausen: ein Männchen entreisst am Bahnhof 21. Mai einem Hausrothschwanz seinen eben gefangenen Schmetterling; ebenda 1. Juni; 25, August 8 — 10 St. bei Laupheim beieinander, 29. August sehr viele bei Biberach auf Sturzäckern. Osterhofen: 22. April erstmals singend. Plochingen: angekommen 14. April bei rauhem Nordwest. 60) Accentor modularis Bechst. L., Braunelle. Warthausen: 13. und 18. März am Futterbrett. Oster- hofen: 20. April im Wald „ Brunnenadern " singend. H e i 1 b r o n n : verflog sich 18. März des hohen Schnees wegen in die LiNK'sche — 163 — Schreinerwerkstätte ; 3. Mai im Epheu der Friedhofmauer 1 m. hoch ein Nest mit 4, Tags darauf 5 Eiern; ein weiteres Nest 21. Mai in einer Mauerspalte mit 6 Eiern, Junge 2. Juni. 61) Sylvia hortensis Lath., Gartengrasmücke. Warthausen: 4. Mai 1 St. im Garten. Kissl egg : 22. April singt die „Zaungrasmücke". Wolf egg: alle Grasmücken kamen erst Ende Mai an und brüteten von da ab in Gärten und Anlagen ziemlich häufig. Creglingen: häufig; singt 15. Mai, doch konnte die Zeit der Ankunft nicht genau bestimmt werden, da sie sich der Kälte wegen Anfangs und Mitte Mai still verhielten; ein Paar hat in Dr. Ludwig's Garten in Gaisblatt gebrütet. 62) Sylvia atricapilla Lath., Schwarzkopf. Warthausen: Ankunft 22. April; 29. April fünf singende Männchen beieinander, überhaupt heuer sehr zahlreich ; baut 13. Mai in einem Jasminbusch im „Bogengang", 18. Mai Nest in einem Jo- hannisbeerbusch des oberen Gartens mit 4 Eiern, welches 26. Mai 5 Eier, 6. Juni Junge enthält und 13. Juni leer ist; 21. Mai im Gartenwäldchen in Jasmin bauend; 11. Juni flügge Junge im Garten,; 30. September noch da; ein 14. September flügellahm aufgelesenes heariges Weibchen lebt seither selten zahm im Käfig. Osterhofen: singt erstmals 9. April. Wolf egg: im Wald 25. April erstmals gehört, sehr häufig und den diesjährigen Mangel an anderen Sängern einigermassen ersetzend. Kissle'gg: singt 29. April, ebenso Schus- senried: 11. Mai und Weissenau: 12. April, wo ein Paar in des Beobachters Hausgarten gebrütet hat. Erb ach: 13. April mehrere angekommen. Plochingen: Ankunft 21. April. Ess- lingen: 22. April (etwas später als gewöhnlich). Weilimdorf: singt erstmals 13. April; wenn am Wohnhaus der dortigen Fasanerie 13. December (!) ein hungerndes Weibchen herumirrte, so kann es sich, da etwa in Frage kommende Meisen schwarzköpfig sind, jene Weibchen aber braunrothe Scheitel haben, kaum um einen Beob- achtungsirrthum , sondern wohl nur um einen Stubenflüchtling han- deln. Heilbronn: 6. April im LiNK'schen Garten singend; baut 8. Mai 1 m. hoch in einer Thuja des Friedhofs, brütet dort 17. Mai und hat 30. Mai Junge, die 8. Juni ausflogen; brütet 21. Mai in einem Garten und hat 4. Juni 4 vier Tage später ausfliegende Junge; 31. Juni werden halbflügge Junge gefüttert. Creglingen: erster Gesang 15. Mai. Teinach: nach Abstellung des Vogelfangs und Einschränkung der Katzen scheint diese Art sich wesentlich ver- 11* r — 164 — mehrt zu haben: hier erstes Smgen 25. April, ebensolches Pfalz- grafenweiler: 29. April, Simmersf eld: 2. Mai. 63) Sylvia curruca Latil, Klappergrasmücke. Warthausen: 28. Mai Nest in einer kleinen dichten Thuja, wo die Jungen 10. Juni ausflogen; 8. Juli ein weiteres Nest über mannshoch in einem Jasminbusch hinter dem „Tempel" mit Jungen. Eybach (Geislingen): 30. Juli Nest mit Jungen in einem Rosen- baum des Schlossgartens. Ankunft Plochingen: 21. April, Ess- lingen: 23. April (sonst 16. — 22. April). Creglingen: singt 21, April: 10. Juni Nest mit 4 Eiern in einem Stachelbeerbusch. 64) Phyllop neuste sihilafr ix Bechst.. Waldlaubsänger. Plochingen: 25. April Paarungsruf vielfach gehört. Creg- lingen: im tiefen düsteren Wald , während der nachfolgende hier im lichten Wald, nahe am Rand „im Bockstall" jedes Jahr vor- kommt: hienach wäre die vorjährige Notiz zu berichtigen. Bei Bietigheim kommen „alle drei Arten" in Wald und Ge- büsch vor, namentlich in der „Nähe von Altwassern und mit Röhrig und Weiden bestandenen Tümpeln". 65) Fhyllopneuste trochilus M. L.. Fitislaubsänger. Wolf egg: 9. April die beiden ersten ,,Wittiche", das Männ- chen singend, beobachtet. Kisslegg: 22. April singend. Plo- chingen: Ankunft 4. — 7. April bei warmem Ostwind. Leonberg: Mitte October im Garten gefangen. 66) Phyllopnr liste rufa M. Lath., Weidenlaubsänger. Wart hausen: singt erstmals 31. März; 23. April im üblichen Sevenstrauch (vergl. frühere Jahre) beinahe ausgebautes Nest, welches 30. April die beiden ersten Eier, 25. Mai grosse Junge enthielt, die 30. d. M. bereits ausgeflogen waren. Osterhofen: seit Anfang April in den Waldungen singend, 18. April im Ried zwischen Wald- see und Reute bei rauhem Wetter. Kisslegg: der ,, kleine Laub- vogel" sang seit 2. April und brütet überall in den Wäldern. Heilbronn: 10. April singend: 27. Mai im Epheu eines Grabs Nest mit Jungen, die 1. Juni ausgeflogen waren; 2. Juni Nest mit kleinen, 8. d. M. ausfliegenden Jungen; 27. Juni ein solches mit 6 Eiern, gleich den vorhergehenden auf dem Friedhof im Epheu, ferner auf einer Thuja | m. hoch am gleichen Tage leeres Nest, 7. Juli daselbst 4 Eier, ebenso 11. Juli 3 Eier, 24. Juli nackte und 31. Juli beinahe flügge Junge. — 165 — Diese Heilbronner Notizen sind zwar unter dem Namen des Fitis eingelaufen , allein ich beziehe sie unbedingt hieher. Der Weidenlaubvogel oder Gartenlaubsänger ist die häufigste Art. nistet vorzugsweise gern in Anlagen und ist bei Heilbronn gemein : wenigstens habe ich gerade von dort nie andere als diese Eier (durch f Dr. Bruckmann) gesehen. Wenn man sie nicht in der Hand hat, sind unsere Laubvögel nicht so leicht sicher zu erkennen, die Eier geben aber unbedingten Aufschluss. P//. sihilafrix hat auf dem weiss- lichen Grund dunkelgrauviolette, feinere meist ziemlich dichte Zeichnung, Ph. trochUus ebensolche hell-lehmröthliche, während bei den meist sehr runden Eiern der Ph. ritfa die dunkelrothen und purpurbraunen, gerundeten Flecken, ähnlich wie bei Rauchschwalben- eiern, ohne jede Marmorirung scharf markirt und recht vereinzelt stehen. 67) Hijpolais i et er Ina Vieill., Bastardnachtigal. Warthausen: erstmals singend 13. Mai. Essendorf: der Spottvogel ist seit 7. Mai da und findet sich auch regelmässig in den Gärten der benachbarten Ortschaften Hochdorf, Schweinhausen und Winterstetten (Waldsee) vor. Plochingen: Ankunft 7. Mai (Südwest, gewitterig). Heilbronn: 8. Juni wunderschönes, aus Papierschnitzeln, die von Todtenkränzen herrührten, verfertigtes Nest mit 4 Eiern 2 m. hoch auf einer Thuja im Friedhof, zerstört Mitte d. M. 68) Calamoherpe arundinacea Boie Gm., Teichrohrsänger. Warthausen: 18. April ein Paar im Ried. Waldsee: 18. Juli wurden im Schilf und Weidengebüsch des Schloss-Sees Junge geäzt (ünger). Schusse nried: brütet im Schilfrohr des Olzreuter Sees. In den Ziegelweihern zwischen Weissenau und Ravensburg, zeitweise auch am Fabrikcanal wurde im Juni etwa 14 Tage lang der überaus liebliche Gesang von Rohrsängern bis 11 und 12 U. Nachts gehört. Plochingen: Ankunft 7. Mai. Heilbronn: 29. Mai im Altwasser mehrere Nester theils angefangen, theils eben fertig und später , wohl weil inzwischen das Rohr stark gewachsen war , verlassen ; 7. Juni war wegen starker Gewitter üeberschwemmung, wobei einige Nester mit 1 — 4 Eiern unter Wasser geriethen ; 2 Nester waren aber 3 m. hoch auf Weidenbäumen, eines mit 4 Eiern war wenig über dem Wasserspiegel des Altwassers an zwei Erlenzweigchen befestigt; 12. Juli enthielten dort mehrere Nester 2 — 4 Eier, eines 3 kleine Junge und 7. August waren je 3 solche in 2 Nestern schon befiedert; 5. Juni zeigten sich Vögel im Rohr des Böckinger Sees. — 166 — 69) Ccdamohcrpe palustris Boie Bechst., Sumpfrolirsänger. Plochingen: 16. Juni erstmals gehört und auch gesehen. Anm. Der Drosselrohrsänger, Calamoherpe turdo- ides Mey. — vergl. vorj. Ber. N. 67 — konnte bei Heilbronn in diesem Jahre nicht bestätigt werden ; trotz viermaligen Suchens fand Link weder das Nest noch sah er mit Bestimmtheit den Vogel. 70) Motacilla alba L., Weisse Bachstelze. Warthausen: Ankunft 22. Februar, 5. März ein Paar auf dem Schloss lockend, 14. März im Unwetter das Männchen wohl dieses Paars innerhalb vom Schloss gefangen und verpflegt ; 12. Juni f^nggQ Junge, 30." September noch allgemein da, 1. December noch ein Stück. Osterhofen: 6. März bei Hittelkofen beobachtet. Wolf egg: 15. October in den Feldern mehrere Flüge von 5 — 12 St. auf dem Abstrich. Kisslegg: Ankunft 4. März; hier erfroren viele 13. — 19. März. Weissenau: angekommen 21. — 23. Februar, mehr- fach nistend. Schussenried: Ankunft der ersten 2. März. Ochsen hausen: 8. März. Erb ach: erste Bachstelze 12. Januar, mehrere 3. März. Plochingen: Ankunft 26. Februar, allgemeiner Gesang 2. März. Esslingen: 22. März erstmals beobachtet. Cann statt: in der „Wilhelma" 25. Februar angekommen, desgl. Weilimdorf: 1. März; nach dem Schneefall Mitte d. M. kamen sie erst 22. März wieder in die Fasanerie, wo sie dreimal nisteten; 24. Mai wurde von den Brieftauben ein Nest mit 5 stoppelfedrigen Jungen heruntergeworfen. Tübingen: 4. März 6 St. auf der Schlittschuhbahn. Heilbronn: 10. März singend; tags darauf wurde beim Oeffnen eines Ofenlochs eine durch den Kamin herab- gefallene geschwärzte Bachstelze befreit ; 23. Juni unter dem Dach- giebel eines Fabrikgebäudes lebhaft fütternd, wo 3 Tage später die Jungen ausflogen ; 26. Juni Nest mit 5 Eiern an einem Wasser- thurm ; 10. Juli auf dem Wartberg Junge im Nest fütternd. Creg- lingen: 1 St. 27. Februar bei Schirmbach, 20. November noch mehrere an der Tauber. Künzelsau: angekommen 18. Februar. T 6 in ach: 25. März in Dr. Wurm's Garten; sie kommen gleich Staaren und Schwalben in den Orten der Höhe stets früher an als im Thal. Pfalzgrafenweiler: 11. Februar angekommen, desgl. Simmersfeld: 11. März und hier gepaart 29. d. M. 71) Motacilla boarula Penn., Gebirgsbachstelze. Warthausen: angekommen 8. Februar. Ost erhofen : zieht noch spät im November durch. Weissenau: 21. Februar einge- — 167 — troffen ; häufig auf den Schafen der dortigen Heerde und gemein auf dem ständig beweideten Exercierplatz von Weingarten. Ess- lingen: erst 13. Mai beobachtet. Tübingen: so gemein wie die vorige Art; 20. Juni 6 St. am Neckar. Bietigheim: einzelne Exemplare überwintern regelmässig. Heilbronn: 11. März am Neckar fliegend, 21. Mäi'z mehrere („Petrolsee") ; baut 24. April zu Neckargartach in Gestrüpp an der Mauer neben der Brücke 2 m. über einem Bach und hat 6. Juni 7 Eier. Creglingen: nistet in der Nähe von Mühlen jedes Jahr nicht selten. T ein ach: einige überwintern stets. Simmersfeld: angekommen 2. März, ge- paart 5. April. 72) Antlius 'pratensis Bechst., Wiesenpieper. Hat sich bei Schneegestöber und Futternoth nach Schloss Wart hausen verirrt! 1 St. wurde 13. März im Hausgang ge- fangen und bis 24. d. M. beherbergt; 16. und 20. März kamen je ein anderes Exemplar in die im Schlosshof errichtete grosse Fütterungsbude. 73) Änthics arhoreus Bechst., Baumpieper. Warthausen: 23. Mai Nest mit 4 Eiern an sonniger Berg- halde bei der Sandgrube am ,, Windberg". Osterhofen: 23. April in den freien Waldschlägen ob den ,, Brunnenadern" im Niederlassen auf einer Tannenspitze singend; heisst hier ,, Spitzlerche". Plo- chingen: Ankunft 21. April bei warmem Südwestwind. Creg- lingen: singt 9. April; nicht selten. 74) AI au da arvensis L., Feldlerche. Warthausen: 9. Februar die ersten im Rissthal, 23. Februar dort und auf der Höhe; 17. Juli flügge Junge auf dem Feld; 24. Februar ein Flug bei Laupheim. Osterhofen: Ankunft 28. Februar bei Westwind , vereinzelter Gesang 30. März ; von dortigen Vogelliebhabern wurden in der Schneezeit des März viele gefangen, gefüttert und nach Eintritt des Thauiwetters wieder frei- gelassen. Wolf egg: 25. Februar ein Flug. Kisslegg: Ankunft 26. Februar, singen 2. März ; 13.— 19. März viele erfroren. Weiss enau: erster Gesang 4. Februar, allgemein 25. Februar. Schussenried: Ankunft 22. Februar (prachtvoller Wintertag), Gesang 2. März. Essendorf: ebenfalls 2. März erstmals singen gehört. Ochsen- liausen: 4. März singend. Erbach: erste Lerche 23. Februar, mehrere 1. März. Plochingen: Ankunft 9. Februar bei kaltem — 168 — Nordost, 25. Februar erster Gesang. Metzingen: B. März eine vereinzelte Lerche. Esslingen: Gesang erstmals gehört 7. x\pril. Weilimdorf: 28. Februar erster Flug, vereinzelt schon singend, ziehen auf den Schneefall von Mitte März wieder fort und kehren erst 23. d. M. zurück. Bietigheim: ein überall gern gesehener Feldvogel, der aber auch unter dem Pseudonym „Waldlerche " in Feldhölzern brütet. Oberf. Fribolin hat in früheren Tagen noch mitgeholfen, sie in „Lerchenwänden", auf welche Abends zugetrieben wurde , als Jagdbeute und beliebte Speise zu Hunderten zu fangen bei Pheningen, Echterdingen, Neuenstatt a. d. Linde. Heilbronn: angekommen 24. Februar. Creglingen: die Lerchen sind 27. Februar da und singen 7. März in grösserer Anzahl auf der Reinsbronner Höhe. Pfalzgrafenw eiler: 2. März angekommen, 15, October noch da. 75) AI an da arhorea L., Haidelerche. Warthausen: 16. März 6 St. auf dem Futterbrett 'vor dem Schloss; eine derselben blieb auf einer schneebefreiten Stelle des Wegs ganz zahm sitzen . so dass sie mit der Hand hätte gefangen werden können und kam auch die beiden nächsten Tage allein wieder. Kisslegg: 5. März singend. Weissen au: ..verbreitet": 12. April mit dem Gesang beginnend. Creglingen: seit 9. April hört man bis in die Stadt hinein die Haidelerchen von den nahen Hängen singen. — Es ist hier, natürlich ohne jede Beziehung zu dem An- geführten , vor der so häufigen Verwechslung der Älmida arhorea mit Anthus arhoretts zu warnen, da im Volksmund beide ,, Baum- oder Waldlerchen" sind. 76) Galerita er ist ata Boie L., Haubenlerche. Ravensburg: seit Beginn des Winters am Bahnhof und der Strasse nach Weingarten in kleiner Anzahl. Stuttgart: 19. März beim späten Schnee (und auch vorher!) in den Strassen. Bietig- heim: früher selten, ist sie den Eisenbahnbauten nachgezogen, weil sie sterile , steinige Örtlichkeiten bevorzugt und hat sich auch seit- lich an den Bahnlinien , an denen sie jetzt häufig ist , verbreitet. Heilbronn: erster Gesang 24. Februar, nistet überall, besonders beim Bahnhof und überwintert. 77) Emt)eri2a {Gyncliramus Bp.) miliar ia L., Grauammer. Plochingen: 13. März bei Schnee und kaltem Nordwest an- gekommen, lässt trotz des Unwetters, unter dem die ganze übrige Vogelwelt schwer leidet, ihren Gesang hören. 169 78) Emlirr izd citrhirlla L., Goldammer. Warthausen: 21. Februar erstmals einer singend, ebenso 16. März mehrere bei tiefem Schnee am Futterplatz ; 7. Mai Nest mit 3 Eiern in der Buchenhecke am Annenweiher: 25. Mai ein solches in der Buchenhecke am „Bogengang" mit 1 Ei, 16. Juni 4 bebr. Eier enthaltend; 1. Juni Nest im Ried. Singt Osterhofen: 2. März, Weissen au: vom 12. März an (sonst weit früher), Plochingen: erstmals 21. Februar, allgemein 1. März, Esslingen: 12. März. Weilimdorf: vom 15. Februar an namentlich Abends singend: schon 26. Februar hielten sie sich paarweise und trugen 24. April das erste Nistmaterial: während des Schnees Mitte März schaarten sie sich wieder zusammen und erneuten Gesang und Wiedervereinigung erst vom 20. März an: verschiedene Nester mit je 2 — 3, später 5 Eiern wurden 7. und S.Mai gefunden. Heilbronn: 27. Februar singend; 28. Mai 2 verlassene Nester mit 1 und 5 Eiern, 30. Mai ausgeflogene Junge : 24. Juli ein Nest mit noch nackten Jungen. T ei nach: häufig auf den Höhen, fehlend im Thal. 79) Em her i z a iSclioenicoJa Bp.) 6' choe n iclus L. , Rohrammer. „Rohrspatz." Warthausen: 4. April 50—100 St., 12. April ein grösserer Flug, 18. April ein einzelnes Stück im Ried (Röhr- wangen-Langenschemmern). An der Landstrasse Leutkirch-Mem- mingen zwischen Niederhofen und Lauben 15. April am Weiden- gebüsch der Nibel auf 10 Schritte beobachtet (ünger). Über die Fortpflanzung in Oberschwaben habe ich aus früheren Jahren notirt: 11. Mai 1851 5 Eier am Ufer der Riss bei Warthausen: 5. Juni 1876 hochbebrütetes Gelege von 5 Eiern von Mengen (Simon): 21. Juni 1877 leeres Nest im Röhricht des Altweihers bei Alts- hausen: 20. Mai 1881 5 frische Eier von Mund er kingen a. Do- nau (Grellet). 80) Loxia curcirostra L., Fichtenkreuzschnabel. Osterhofen: 12. Januar bei hohem Schnee und strenger Kälte aber prachtvollem Sonnenschein 8 — 10 St. im Hochwald „Kuh- reute" (700 m.) lockend, theilweise singend und Futter suchend: 9. März ein rothes Männchen unmittelbar beim Schulhaus auf einem Kirschenbaum ; den ganzen Sommer über gehört. S c h u s s e n r i e d : 8. Mai 1 St. mit Leimruthen gefangen. Weissen au: heuer ganz selten, auch keine Brut beobachtet. T ein ach: zahlreiche Reste ihres Mahls fanden sich zeitweise bei Röthenbach (Calw) ; nach Dr. Wurm — 170 — kommen beide Arten {L. curvirostra L. und L. pity opsittacus Bechst.) vor. Bei Bietigheim hat Oberf. Fribolin den Kreuzschnabel niemals bemerkt, obgleich der Schwarzwald nicht zu ferne ist und Fichten genügend vorhanden wären, dagegen hat er einst bei Stuttgart in seinem Garten vor dem Esslinger Thor an einigen Fichten kleine Flüge (grüne und rothe Vögel) als regelmässige Gäste beobachtet. 81) Goccothr allstes vulgaris Fall., Kirschkernbeisser. Warthausen: 7. August sehr zahlreich auf den Trauben- kirschenbäumen des Schlossgartens. Bietigheim: 2 Paare sind regelmässige Gäste auf einem Weichselkirschenbaum hart an der Wohnung des Beobachters; ist der Baum geleert, so geht's gleich weiter. Heilbronn: im Januar und Februar am Futterplatz ; 19. Mai 4 m. hoch auf dünner Buche ein Nest mit 4 stark bebrü- teten Eiern; der flache Bau bestand aus einer Unterlage abgebissener gröberer Zweigchen , von denen auch viele unten am Stamm auf dem Boden lagen, und oberhalb aus feinen Wurzeln. Teinach: ein Männchen auf dem Futterbrette 1. und 2, Januar 1886, 14., 15. März und 30. December 1887. 82) Pyrrhula ruhicilla Fall., Gimpel. Warthausen: vom 28. August an erschien plötzlich eine grössere Anzahl im Schlossgarten. W e i s s e n a u : im Herbst des Samens wegen durch Hainbuchen und Wachholderbüsche schlüpfend, heuer nicht häufig. Weilimdorf: nur einzelne im Winter und vor- zugsweise auf samentragenden Eschen. Bietigheim: nur vereinzelt vorkommend. Heilbronn: im Januar und Februar in den Gärten bei der Stadt streifend. Teinach: kleinere Flüge nicht selten in Wald und Gärten. 83) Chlor OS pisa chlor is Bp. L., Grünhng. Warthausen: singt 31. März; flügge Junge werden 1. Juni am Schlossberg von den Alten gefüttert. Oster hofen: 10. August äzte auf einem Birnbaum nächst dem Schulhaus ein Weibchen 3 flügge Junge. Hummertsried: von Mitte Mai an, als sehr kühles Wetter war, kamen mehrere Paare alltäglich in den Schulgarten, anfangs nur schüchtern, dann immer frecher; sie zerstörten hier die Kohl- pflänzlinge eines ganzen Beets, indem sie die derben Aussenblätter abzwickten um zu den feinen inneren zu gelangen; den Sommer über kamen dann noch öfter 8 — 10 St., jedoch ohne zu schaden (Herter). Plochingen: erster Gesang 28. März. Weilimdorf: — 171 — 6. Mai Nistmaterial auf eine Tanne tragend. Fasanenmeister Rein- hold hat mit einer Canarienhenne von einem durch Canarienvögel aufgezogenen Grünfinken 4 Bastarde gezüchtet. Heilbronn: den Winter über am Futterplatz, singt 24. März; 4. Mai im Garten ein Nest mit 4 Eiern 2^ m. hoch auf einer Thuja ; 8. Mai unter ähn- lichen Verhältnissen im Friedhof brütend; 10. Mai mit 5 Eiern auf einer Tanne; 30. Mai kleine Junge auf einer Thuja; 31. Juli werden ausgeflogene Junge gefüttert. 84) Gannabina sanguinea Lande., Hänfling. Warthausen: 17. März ein Bluthänfling am Futterbrett. Osterhofen: zahlreich. Plochingen: 21. April allgemeiner Ge- sang. Stuttgart („Rebenberg") 7. Juni Nest mit 5 Eiern in einem Buxbusch. ßietigheim: nur vereinzelt bemerkt. Heilbronn: 10. April singend in einem Weinberg, Ende dieses Monats gepaart, 19. Mai bauend im Hohlweg des Wartbergs ; 29. Mai Nest | m. hoch auf einer Thuja in einem Weinberg mit 3 flüggen Jungen. Creg- lingen: noch 1. — 12. November waren Sammelflüge zu sehen. 85) Serinus hortulaniis Koch, Girlitz. Weissenau: ruft 8. Mai; bisher wenig oder gar nicht vor- gekommen, erscheint er jetzt häufig in den Obstgärten auf der Süd- seite von Ravensburg, da wo der Apfelblüthenstecher verbreitet war. Plochingen: x\nkunft 12. April, Esslingen: 26. April. Heil- bronn: 8. April mehrere singend; 4. Mai wird das in einer Thuja 2j m. hoch brütende Weibchen vom Gatten gefüttert; 21. Mai Nest mit 4 Eiern in Thuja ; 30. Mai ausfliegende Junge , ebenso 3 St. 2. Juni im LiNK'schen Garten; 5. Juni 2^ m. hoch in einer Tanne und 9. Juni in Thuja brütend. 86) Chrysomitris spimis Boie L., Zeisig. Warthausen: 11. October ein grosser Flug, aus welchem zur Feststellung der Art 1 St. geschossen wurde; 19. November 3 St. an der Strasse beim „Annenweiher". Osterhofen: 23. Februar gegen 40 St. gezählt; 22. April in Erlen- und Eichengesträuch bei den „Brunnenadern" singend, auch den Sommer über öfter gesehen. T ein ach: kam zum ersten Mal auf das Futterbrett, zuerst 2 dann 6 Stück 2.— 17. und 20. December 1887 bis zum Schluss des Jahres. 87) Acanthis carduelis Bechst. L., Stieglitz. Warthausen: 18. April sehr lebhaft, nachdem sie den ganzen Winter nicht zu sehen waren; 20. Juni flügge Junge im Schloss- — 172 — garten. Osterhofen: im Februar befanden sich etwa 20 St. auf den Erlen in den „Brunnenadern", 18. April sangen mehrere in den Gärten am B'rauenberg bei Waldsee; 4. Mai zeigte sich beim Oster- hofener Scliulhaus ein Distelfink und war nachher dort ein Nest auf einem Zwetschgenbaum , wo die 2te Brut 25. August ausflog. Weissenau: in der Mariathaler Allee waren nur wenige Nistplätze besetzt, ein Nest befand sich im Obstgarten hinter dem Forsthaus. Schussenried: 27. Mai bauend; brütet häufig in den Anlagen. Plochingen: 19. April erstmals, 2 Tage später allgemein singend. Weilimdorf: erst 12. April gesehen; sie haben 15. Mai auf dem Gipfel eines Knausbirnbaums ein ausgebautes Nest, ausserdem noch weitere über den Sommer auf Obstbäumen und im höchsten Gipfel alter Eichen; letzte ausgeflogene Junge 15. August. Bietigheim: brütet alljährlich in des Berichterstatters Garten in hochgezogenem Rothdorn , lebt auch in jungen Schlägen und ist Winters meist in Flügen, ausser der Brutzeit an Rainen oder wo Disteln stehen, an- zutreffen. Heilbronn: singt er.stmals 12. April, 21. d. M. häufiger. 4. Juni sich im Garten treibend : 8. Juni Nest mit 4 Eiern auf einem Birnbaum, 23. Juni die Jungen flügge; Anfang Juli wird zur 2ten Brut gebaut, die Ende des Monats ausfliegt. Im Verhältniss zu den vorhergehenden Jahren ist dort diese Art sehr wesentlich sparsamer geworden, obgleich man namentlich nach dem Ausfliegen der ersten Brut immer noch viele Vögel hört. 88) Fringilla coelehs L., Buchfink. Warthausen: 16. März in der grossen Vogelnoth waren auf den drei Futterbrettern allermindestens 70 Buchfinken ; allein vor dem Schloss wurden gleichzeitig 35 St. gezählt, darunter ein singen- der!; 19. März (Nachts — 10*^ R.) schlugen sie überall wieder; 8. Mai Nest auf einem Apfelbaum des oberen Gartens, weitere Nester 9. Mai auf einem Vogelbeerbaum im Thiergarten, 17. Mai auf einer Linde am Schlossweg, sowie auf einem Apfelbaum bei der Brunnenstube, 30. Mai in der Tannenhecke am unteren Garten (mit Jungen); 14. Juni baute ein Paar auf einer Kiefer im Garten; 20. Juni ebenda Nest auf einer grossen Linde; 25. Juni Nest mit Jungen im Thiergarten auf einem Weissdornbusch, 3. Juli eines mit Jungen im oberen Garten auf einem Apfelbaum. Ein grosser Flug von ein paar Hundert Stücken zog 1. October vorüber. Osterhofen: ein Weibchen den ganzen Januar auf dem Futterbrett; erster Schlag 28. Februar; die Finken haben im März sehr gelitten; 6. April bauend. Kisslegg: Finken- — 173 - schlag 25. Februar, Schussenriecl und Ochsenhausen: 2. März, Essendorf: 7. März. Weissenau: aussergewöhnlich viele, Männ- chen sowohl als Weibchen, haben überwintert. Plochingen: schlägt erstmals 24. Februar, allgemein 2. März. Esslingen: wie immer 25. Februar schlagend. Stuttgart: 5. März überall das Finkenlied. Weilimdorf: singt bei schneeigem warmem Wetter erstmals 6. Fe- bruar auf einem Apfelbaum der Fasanerie, ein im Herbst eingefangener Fink schlägt 15. Februar im Käfig, 24. Februar ist allgemeiner Finken- schlag; über den Winter gehen die meisten fort, beim tiefen Märzen- schnee wurde ein Weibchen verhungert gefunden und erst 20. März kehrten die meisten wieder zur Fasanerie zurück ; 25. April war ein Nest ausgebaut. Leonberg: im November ein grosser Zug bei Rutesheim. Heilbronn: Finkenschlag 24. März: 19. April noch leeres Nest auf einem Apfelbaum, 21. April eines mit 4 Eiern auf einer Tanne, ein weiteres mit 2 Eiern 25. Mai auf einem Eichbäum- chen im Wald; baut 8. Juni auf einem Birnbaum des LiNK\schen Gartens. Simmersfeld: 3. März erstmals schlagend. Teinach: viele Männchen und hie und da auch ein altes Weibchen kamen in allen Wintermonaten aufs Futterbrett. 89) F ringilla montifrinene mit ausgeprägten Schmelzrinnen und einem wohl entwickel- ten Mittelhöcker. Es wird daher nicht allzu gewagt sein, dieser Spezies die kleinen Hybodonchen aus dem Keuperbonebed zuzuge- sellen , welche sich fast ausschliesslich nur durch die Grösse von Hyhodonchus cloacinus unterscheiden. Es ist dies, wie die Zähne selbst, die häufigste Form im Bonebed, und ist sowohl von Endlich (1. c. Taf. I Fig. 28—30) als von Quenstedt (Petrefaktenkunde, Taf. 24 Fig. 9 u. 10) vollständig genügend abgebildet. Wie bei H. cloacinus ist von den drei Flügeln der Basis der mittlere bei weitem am stärk- sten entwickelt. Die Unterseite ist gleichmässig flach gewölbt mit punktierter Oberfläche ; die Oberseite , die von Endlich und Quen- stedt abgebildet ist, zeigt einen medianen starken Grat, der an der Verschmelzung der drei Flügel zu einem Höcker ausgezogen ist, ohne jedoch einen eigentlichen Stachel zu bilden. Die durchschnittliche Grösse beträgt an der Basis 10 und 8 mm. Hy hodo n chus mino r. Hyhodus minor Ag. (Agassiz. Poissons fossiles. III. tab. 23 fig. 21—24.) Plie- NiNGEK, Quenstedt und Endlich. — 237 - Als Hyhodonchus minor möchte ich die zierUchen kleinen Kopf- stacheln ansehen, welche ich allerdings fast lediglich ihrer geringen Grösse halber mit Hyhodus minor identifiziere. Auch diese Form aus dem Keuperbonebed ist gut von Endlich (\. c. Taf. I Fig. 26 u. 27) und QuENSTEDT (Petrefaktenkunde , Taf. 24 Fig. Hu. 12) abgebildet und unterscheidet sich wesentlich von den beiden anderen Formen, abgesehen von seiner geringen Grösse, durch die nahezu gleichmässige Ausbildung aller drei Flügel. Der Durchmesser beträgt demnach sowohl in Länge wie in Breite im Mittel 7 mm. Auf der Unterseite zeigt sich, wie bei den anderen, dieselbe punktierte Ober- fläche, während die Oberseite mehr glatt erscheint und in dem Ver- schmelzungspunkt der Flügel zu einem etwas länglichen Wulst ver- dickt ist, welcher die Stelle des Stachels vertritt. Möglich, dass wir das Fehlen eines eigentlichen Stachels auf der Oberseite nur dem ab- gerollten Erhaltungszustand aller dieser Bonebedformen zuzuschreiben haben und uns spätere Funde noch näheren Aufschluss bieten werden. Diese drei Formen von Hybodonchen sind es, welche uns bis jetzt aus dem oberen Keuperbonebed bekannt sind, und welche ich, um nicht unnötig neue Namen zu schaffen , mit den geläufigsten Formen der Hyhodus-Zälane vereinigt habe, nicht als ob deren Iden- tität dadurch bewiesen sein soll, sondern nur der Wahrscheinlichkeit nach, dass diese verhältnismässig nicht allzu seltenen Hybodonchen zu den gewöhnlicheren Hybodus- Arien zu rechnen sind. Endlich bildet unter seinen Ceratodus heteromorplms noch eine weitere Form ab (1. c. Taf. I Fig. 33, 34 u. 35), welche nicht wenig von den bisher besprochenen Hybodonchen abweicht und welche ich nach Analogie mit einem Exemplar von Acrodus im British Museum als einen Acrodonchus, d. h. den Kopfstachel von Acrodus halte. Über die Zustellung zu einer bestimmten Spezies können wir uns leicht einigen, da nur eine Form, Acrodus minimus im oberen Bone- bed, häufig ist. Ich nenne daher diesen Typus Acrodonchus minimus. Acrodus minimus Ag. (Poiss. foss. T. III. tab. 22 fig. 6—12.) Plieninger, Qlt^nstedt und Endlich. Von der Unterseite gesehen haben wir die grösste Ähnlichkeit mit Hyhodonchus mit ausgesprochenen 3 Flügeln, von denen bei den Exemplaren von Endlich allerdings die beiden seitlichen abgebrochen sind. Im Profil macht sich der Unterschied von Hybodonchus am meisten geltend, indem die ganze Form viel gedrungener erscheint: schon der basale Teil bildet ein ausgesprochenes Knie, das noch da- durch vermehrt wird, dass der nach oben ragende Zahn kräftig — 238 — zapfenartig entwickelt ist und unter 45" gegen das Basalstück nach rückwärts geneigt ist. Der Zapfen selbst trägt an seinem oberen Teile eine geriefte Schmelzschichte. An diese Formen aus dem oberen Keuperbonebed schliessen sich aufs engste die Formen aus dem Muschelkalkbonebed von Crails- heim an, so dass die beigegebenen Abbildungen derselben zugleich eine Ergänzung der eben beschriebenen Formen bilden können. Die Exemplare stammen sämtlich aus der Privatsammlung von Herrn Apotheker Blezinger in Crailsheim, dem ich für die Freundlichkeit, mit der er mir seine Stücke zur Verfügung stellte, besten Dank sage. Hijhodonchns infracloacinus Eb. Fraas (Taf. V Fig. 10), vielleicht zu Hi/bochis rugosus Plieninger (Beiträge zur Palaeontolog. Württem- bergs. 1844. Taf. XII Fig. 52) gehörig. In Grösse und Form stimmt HyhodoncJbUS infracloacinus aus- gezeichnet mit H. cloaclims. Das vorliegende Exemplar ist sehr schön erhalten, bis auf den oberen Zahn, der abgebrochen ist. Die Basis ist ausgesprochen 8flügelig. mit einer Breite von 43 und einer Länge von 33 mm. Der mittlere Flügel ist bedeutend stärker ent- wickelt als die seitlichen und endigt breit. Die Unterseite zeigt die charakteristische punktierte Oberfläche und ist von vorn nach hinten gewölbt. Die Oberseite ist mit kleinen Runzeln bedeckt, welche nach dem Rande zulaufen, besonders .stark auf dem mittleren Flügel, der leicht ausgehöhlt ist. An der Vereinigung der drei Flügel ist die Abbruchsstelle des starken Zapfens oder Zahnes, der nach oben ragte ; an dessen Ansatzstelle ist er kragenartig von einem Wulst umgeben. Die Ähnlichkeit von Hi/hodus rugosus und H. cloacinus in Form und Grösse lassen es nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass Hyhodonchus infracloacinus zu Hyhodus rugosus gehört. Hyhodonchus trispinosus Etj. Fraas (Taf. V Fig. IIa, b u. c) ist ein Kopfstachel von mittlerer Grösse, mit 15 mm Länge und 13 mm Breite. Der mittlere Flügel ist gegenüber den seitlichen sehr klein und schmal, so dass sich das umgekehrte Verhältnis , wie bei H. infracloacinus^ ergibt. Der vordere Teil ist stark ausgezogen, wodurch sich die gestreckte Form ergibt. Das Hauptmerkmal hegt in der Ausbildung des Stachels, welcher im rechten Winkel umge- bogen nach oben ragt; neben diesem mittleren Stachel sitzen seit- lich noch zwei kleine Nebenzähnchen, gleichfalls nach oben gebogen, was zu dem Namen trispinosus Veranlassung gab. Der Wulst, wel- cher den vorderen Teil von dem hinteren abtrennt, ist wohl aus- gebildet, sowohl auf der oberen wie auf der unteren Seite. Eine — 239 - bestimmte Zugehörigkeit zu einem Hyhodus-ZoXm lässt sich schwer feststellen, der Grösse nach könnte man am meisten an Hybodiis lonyiconus oder H. pUcatilis denken. Es scheint eine der häufigeren Formen zu sein und liegt in mehreren guten Exemplaren vor. Hyhodonchus pusillus Eb. Fraas (Taf. V Fig. 12a, b u. c). Es ist die kleinste mir bekannte Art, noch bedeutend kleiner als H. minor, mit dem sie sonst nahezu vollständig übereinstimmt. Die Länge beträgt nur 5 mm, die Breite etwas weniger. Die drei Flügel sind annähernd gleichmässig dick und abgerundet ausgebildet. Auf der Oberseite ist bei dem einen Exemplare, genau wie bei H. minor ^ nur die Narbe des abgeriebenen Stachels zu sehen mit einer medianen Kerbe. Bei einem anderen Exemplare Hess sich jedoch der stark nach rückwärts gekrümmte sehr zarte Stachel be- obachten. Nur die Verschiedenheit des geologischen Horizontes be- rechtigt eine Abtrennung dieser Art von H. minor, mit der ich die kleinen Kopfstacheln sonst unbedingt vereinigen würde. Wahrschein- hch gehört H. pusillus zu den kleinen Zähnchen aus dem unteren Bonebed, welche noch keinen selbständigen Namen tragen, aber mit HyhodHS minor die grösste Ähnlichkeit besitzen. Acrodonchus lateralis (Taf. V Fig. 13a, b u. c). Äcrodns lateralis Ao. (ägassiz, Poiss. foss. III. tab. 22 fig. 16—20; Quen- STEDT, Petrefaktenk., Tab. 21 Fig. .39—42.) Eine dem Acrodonchus minimus ganz ähnliche Form findet sich auch im unteren Bonebed und ist in mehreren Exemplaren sehr gut erhallen. Dieselben zeigen in ausgezeichneter Weise die für Acro- donchus, im Gegensatz zu Hyhodonchus, charakteristische knieförmige Biegung der basalen Platte. Die Flügel sind alle stark ausgezogen, die seitlichen Flügel laufen in spitzer, der mittlere Flügel in breiter Rundung zu. Länge und Breite ist nahezu gleich und beträgt 12 — 13 mm. Der mittlere Teil läuft nach vorn spitz zu und trägt hier den sehr starken Zahn, der nach oben und zugleich stark nach rückwärts gekrümmt ist; der Zahn selbst zeichnet sich durch einen gerieften Schmelzüberzug aus, der den oberen Teil bekleidet; an der Basis ist, wie gewöhnlich, auch bei Hyhodonchus ein Wulst ausge- bildet, der besonders auf der Oberseite sich geltend macht. An Grösse übertrifft diese Form den Acrodonchus minimus um ein Be- trächtliches, wie auch die J.croc?i<.9-Zähne des unteren Bonebeds sich durch grössere Formen auszeichnen. Unter den zwei gewöhnlicheren Arten A. lateralis und A. Gaillardoti ist schon aus Rücksicht auf die Grössenverhältnisse und die Häufigkeit des Vorkommnisses nur an - 240 — eine Zugehörigkeit dieser Kopfstacheln zu dem kleineren Acrodus lateralis zu denken. Wir lernen also mit diesen früher als Ceratodus angesehenen Gebilden neue sehr typische Skeletteile von Selachiern kennen, welche denselben Formen angehören , denen wir den Reichtum an Zähnen in dem Bonebed verdanken, und zu welchen auch die Ichthyodoru- liten zu rechnen sind. Drei Haupttypen dieser Kopfplatten sind im allgemeinen bis jetzt bekannt: 1. Sphenonchus Ag., nachgewiesen durch Smith Woodward als zu Aster acanthus gehörig; weisser Jura von England. 2. Hyhoäondms Eb. Fraas, zu Hybodus gehörig; unteres und oberes Trias-Bonebed, unterer Lias von Lyme Regis. 3. Acrodonckus Eb. Fraas, zu Acrodus gehörig ; unteres und oberes Trias-Bonebed, unterer Lias von Lyme Regis. Nachtrag. Inzwischen ist die Arbeit von Smith Woodward : Catalogue of fossil Fishes in the British Museum Part I im Drucke erschienen, worin eine grosse Anzahl Rassischer Hybodonchen und Acrodonchen beschrieben und abgebildet wird ; so vor allem von Hybodus Delahechei (No. 39880) und Hyhodus mediiis (No. 41103), sowie Acrodus auningiae (No. 2146) , bei welchen Exemplaren sich die Kopfstacheln im Zusammenhang mit dem übrigen Kopfskelet fanden. Tafelerklärung. Tafel IV. Fig. 1. Loliginites ZitteWEiB. Fraas. Herausgespaltenes Exemplar aus den Laib- steinen des Lias a von Schömberg. Etwa | nat. Gr. (Länge 46 cm.) Tafel V. Fig. 1. Loliginites Zitteli, untere Kieferplatte, nat. Gr. S. 224. Fig. 2. desgl., rechtes Auge mit umgebender Muskelsubstanz, nat. Gr. S. 223. Fig. 3. desgl., verfilztes muskulöses Gewebe. X ^^O- S. 227. Fig. 4. desgl., Muskelfasern mit gekörnter Substanz gefüllt. X "100. S. 228. Fig. 5. desgl., einzelne quergestreifte Muskelfaser. X '^OO- §• '^'^^■ Fig. 6. desgl. , HorizontalschlifF durch die quergestreifte Mantelsubstanz mit parallel gelagerten Muskelfasern. X l'^O. S. 229. Fig. 7. desgl., Querschliflf durch die Mantelsubstanz mit Querschnitten der ge- körnten Muskelfasern und verfilztem Gewebe. X 120. S. 230. Fig. 8. desgl. , Horizonlalschliff durch die Muskelsubstanz der Arme mit ver- schieden gelagerten Faserzügen. X 120. S. 231. Fig. 9. Kopfstachel von Hybodus Belabechei Charlesworth (Smith Wood- ward: Catalogue of fossil Fishes Part I p. 259, Taf. 'VII) aus dem unteren Lias von Lyme Regis. Fig. 10. H. infracloacinus Eb. Fraas ; von oben, nat. Gr. Muschelkalk-Bonebed von Crailsheim. S. 238. Fig. 11. H. trisjjinosus Eb. Fraas; nat. Gr. Fig. IIa von oben, IIb von un- ten, 11c von der Seite; Muschelkalk-Bonebed von Crailsheim. S. 238. Fig. 12. H. pusiUus Eb. Fraas; Fig. 12a von oben, nat. Gr.; 12b von oben, 2:1; 12 c von der Seite, 2:1; Muschelkalk-Bonebed von Crailsheim. S. 239. Fig. 13. Acrodonchus lateralis-, nat. Gr. Fig. 13a von oben, 13b von unten. 13 c von der Seite ; Muschelkalk-Bonebed von Crailsheim. S. 239. Ueber die Kreuzschnäbel und ihre Fortpflanzung. Eine monographische Studie. Von Dr. Freiherr Richard Koenig-Warthausen. Unter den einheimischen Finkenvögeln haben die Kreuzschnäbel von jeher die Aufmerksamkeit sowohl der Ornithologen als auch der Liebhaber von Stubenvögeln ganz besonders auf sich gezogen. Eigen- thümlichkeiten in Lebensweise und Haushalt, gefälliges Gefieder und eine Schnabelform, in welcher eigentlich eine Missbildung zur Regel geworden ist, zeichnen sie aus. Nur eine einzige kleine Vogelsippe, deren nordeuropäischer Repräsentant der Hackengimpel {Strohiliphaga et Pinicola ViEiLL. , Corytlius Cüv. , Loxia enucleator L., — xisittacea Pall, nee Gm.) ist, steht ihnen recht nahe; bei ganz ähnlicher rother Be- fiederung ist hier aber der dicke Schnabel nicht gekreuzt und der Habitus mehr gimpelartig, wie auch ein eigenthümliches , durchaus anders gefärbtes Ei und anderer Nestbau generelle Sonderung be- dingen. Die gesammte Gruppe der Kreuzschnäbel vertheilt sich auf Europa, Nord- und Mittel-America und einen Theil von Asien. Sämmt- lich sind sie Bewohner der Nadelwald-Region, ihre Hauptmasse ent- fällt circumpolar auf den Norden, wie sie überhaupt der südlichen Hemisphäre völlig fehlen. Alle Kreuzschnäbel, möge man sie artlich trennen oder zu- sammenziehen wie man will, zeichnen sich durch grosse Gewandtheit im Klettern unter Zuhilfenahme des kräftigen Hackenschnabels, durch eine gewisse UnbehilfUchkeit am Boden, durch angenehmen zwit- schernden Gesang und durch harmlose Vertraulichkeit aus. Der Kopf ist gross und kräftig muskulirt für harte Arbeit an Coniferenzapfen. P. Blasius Hanf, unter den Ornithologen der Gegenwart für die Kreuzschnabelfrage wohl der erfahrenste Beobachter, welchen wir Jahreshefte d. Vereins f. vateil. Naturkunde in Württ. 1889. 16 - 242 — noch oft anzuführen haben, beobachtete stets einen auffallend stärkeren Muskelansatz an der der Krümmung des Oberschnabels entgegengesetzten Seite des Hinterkopfs, so dass, entsprechend der zum Offnen der Zapfen nöthigen Hebelkraft, die Rechtsschnäbel linksseitig, die Linksschnäbel rechtsseitig die stärkere Muskulatur haben: auch am Schädel finde ich auf der Seite nach welcher der Unterschnabel sich wendet, die für die Insertion der Kaumuskeln dienende vertiefte Fläche stärker ausgebildet. Nur nebenher dienen aushilfsweise die Samen verschiedener Distelarten, Vogelbeerkerne und Wachholder, ausnahmsweise auch Nadelholzknospen für die Sättigung des gefrässigen Vogels. In der ersten Jugend kreuzen sich die Schnabelhälften noch nicht, bald aber schlägt sich der Oberschnabel entweder nach rechts oder nach links — ohne jede verwandtschaftliche Vererbung — über, wobei die Spitze der unteren Hälfte öfters die Bahn der oberen weit überragt; das Längenwachsthum der Schnabelspitzen ist eben dadurch gefördert, dass sie frei stehen und nicht aufeinander klappen. Es ist hier ein Schnabel geschaffen, der nicht allein härtere Samen knackt, sondern auch als seitlich wirkender Hebel tief unter die Zapfen- schuppen eindringen und sie abblättern kann, ein Bedürfniss, welches diese Form gebildet und sie dann vererbt hat. Eine Arbeit, welche die Kiefer im jugendlichen Zustand sehr ungleich anstrengt, bewirkt die Ausbeugung aus der geraden Linie, dass aber symmetrische Schnäbel selbst nicht als Ausnahme vorkommen und in der Gefangenschaft aufgezogene Nestvögel auch ohne Noth Scheerenschnäbel werden, beweist die Vererbung. Nach Geschlecht und Alter ändern die Kreuzschnäbel sehr in der Farbe. Die Jungen sind vorwiegend grau mit dunklerer Striche- lung, die Weibchen grünlichgrau bis graugelbgrün, nach Brehm und Naumann die jüngeren Männchen mehr grüngelb oder trübroth, die alten im kleinen Gefieder über Kopf, Rücken und Vorderseite lebhaft roth, bald mehr mennigfarben, bald in den brillanten Tönen von Johannisbeer- und Kirschroth, welche Farben in der Gefangenschaft vergilben. Nach den meisten Autoren vor den Ebengenannten würde nur das ein- bis zweijährige Männchen das Prachtkleid tragen. P. Blasius Hanf bestreitet auf Grund langjähriger Beobachtungen für den Fichtenkreuzschnabel, dass dem graugefleckten Nestkleide des jungen Männchens ein gelbes Gefieder nachfolge ; früh ausgebrütete Männchen bekommen durch theilweise Mauserung schon im Juni gelbe Flecken am Unterleib und nur einige erhalten im Herbst ein — 243 — gelbes Kleid, andere aber später für die noch übrigen grauen Nest- federn schon das rothe; hiedurch entstehe ein aus Gelb und Roth ^nmischtes Gefieder. Die meisten aber, namentlich die spät aus- gebrüteten, mausern erst im August und September und diese ziehen sofort das schöne rothe Kleid an; man sehe dann noch oft das Roth mit dem grauen Nestkleid gemischt; es gebe auch Winters mehr rothe als gelbe Männchen, welche doch grossentheils junge Vögel seien. V. TscHUSi-ScHMiDHOFFEN (Mouatsschr. d. D. Ver. z. Seh. d. Vogelw., Halle 1888) sagt, unmittelbar auf das gestreifte Jugendkleid folgen bald gelbe, bald rothe Färbungen in verschiedenster Nuancirung und keineswegs ausschliesslich ein rothes Kleid. Für das deutsche Gebiet und für Europa überhaupt haben wir drei Arten zu unterscheiden: 1. als in der Mitte stehende Haupttype den gemeinen Fichten- kreuzschnabel, Criccirostra'^ curvirostra Cuv. L., 2. den grösseren Kiefernkreuzschnabel, Crucirostra ji ityopsittacus Cuv. Bechst., 3. den kleineren weiss bin digen Kreuzschnabel, Cruci- rostra leticoptera Cuv. Gm., welche sich so nahe stehen, dass man sie füglich auf eine gemein- same Urform zurückführen kann, aus welcher sie sich allmälig in Folge von Nahrung und Clima, vielleicht auch durch Isolirung der Stämme, zu besonderen Gestalten herausgebildet haben, die in ihrer jetzigen Beständigkeit allerdings zu einer schärferen Trennung be- rechtigen. Eine Wiedervereinigung hat Thienemann (Rhea II, 1849, p. 165 — 174) unternommen, indem er Übergänge in Zeichnung, Körper- grösse und Stärke des Schnabels nachzuweisen suchte. Es sei durch- aus naturgemäss, meint er, wenn ein Vogel grosse Verschiedenheit in seiner Entwickelung nach Grösse, Gestalt und Färbung zeige, der in drei Continenten in die polare Waldregion hinaufgehe und, an- gewiesen auf die Samen verschiedenartiger Nadelhölzer, ein nomadi- sches Leben führen müsse und deshalb auch unregelmässig niste. Auch A. V. HoMEYER könnte hiefür angeführt werden. Er stellt (Journ. f. Orn. 1862, p. 256) für den gemeinen Kreuzschnabel eine * Für den Zweck einer Monographie habe ich statt dem eigentlich berech- tigteren Namen Loxia einen nur ausschliesslich für diese kleine Gruppe gebrauch- ten gewählt und Cuvier's wörtliche Übersetzung des Worts Kreuzschnabel, die schon Pallas als Artbezeichnung angewendet hat, Scopolis Bezeichnung Curci- rostra (Krummschnabel) vorgezogen. 16* — 244 — neue Varietät von den Balearen (Crucirostra curvirostra halearica — ■' in Gray's Handlist „balgarica v. Hoy" !) auf, welche von ihm als gewöhnlicher Sommervogel des nördlichen Gebirgstheils von Mallorka aufgefunden wurde. Er bemerkt gewiss mit vollem Recht, der eigen- thüraliche Schnabel — oben sehr lang und hackenförmig, unten ver- dickt und ganz kurz — sei ein Beweis, wie sehr im Laufe der Zeit die Nahrung auf die Schnabelbildung einwirke: hier gebe nehmlich die Bearbeitung der Zapfen der Aleppo-Kiefer (Finus halepensis Mill.) die Gestalt, während beim gemeinen deutschen Fichtenkreuzschnabel der Verkehr mit den Früchten der Rothtanne oder Fichte {Ahies excelsa DC.) und beim Kiefernkreuzschnabel derjenige mit denen der Föhre oder Kiefer {Finus sylvestris L.) die Formen geschaffen habe. Beifügen dürfen wir sogleich, dass wir die schwächsten Schnäbel und entsprechend auch zartere Körperformen nothwendiger Weise im Gebiet der nur kleine und wenig harte Zapfen tragenden Lärchen zu suchen haben. Larix europaea DC, L. sibirica Ledeb., L. japo- nica Carr., L. Grifßthii Hook. (Himalaya), L. pendula Salisb. und L. microcarpa Poir. (N.-Amerika) und noch andere Arten haben sicherlich auf die innerhalb ihres Verbreitungsgebiets lebenden kleine- ren und meist zartschnäbehgeren Kreuzschnabelformen einigen Ein- fluss geübt. Die kürzeren Flügel jenes Balearenvogels deutet v. Ho- meyer auf ein Zurückbleiben in der Entwickelung als Folge localer Beschränkung, welche hier keine weiten Wanderungen verlangt. In der artlichen Trennung ist Christian Ludwig Brehm am weitesten gegangen, obgleich er früher (Lehrb. 1823, p. 168) die Fichten- und Kiefernkreuzschnäbel für so nahe verwandt erklärte,, dass sie fruchtbare Bastarde erzeugen. Er hat (Naumannia 1853, p. 178—203 und 241 — 256) vorerst fünf Hauptgruppen geschaffen: Kiefern-, Fichten-, Zwerg-, rothbindige und weiss- bindige Kreuzschnäbel. Nicht weniger wie zwanzig verschiedene Formen hat er unter diesen Rubriken untergebracht, wobei er aller- dings dem Liebhaber es überlässt, sie als gute Arten oder theilweise nur als „Subspecies" anzusehen. Zum Kiefernkreuzschnabel stellt er 1. Crucirostra major, 2. C. pityopsittacus , 3. ü. suhpityopsittncus, 4. C. hrachyrhynchos (!), 5. C. pseudopityopsittacus, 6. G. intercedens. Zum Fichtenkreuzschnabel sind gestellt: 1. C. montana, 2. C. para- doxa, 3. C. media, 4. C. macrorJrynchos (!), 5. C. pinetorum. Die Zwergkreuzschnabelgruppe ist nur durch C. minuta aus der neuen Welt vertreten. Die rothbindigen Kreuzschnäbel zerfallen in 1. C. ruhrifasciata und 2. C. erythroptera. Bei den weissbindigen werden , — 245 — imterschieden : 1. C. trifasciata, 2. C. bifasciata, 3. (1 taeuioptera, 4. C. orienfcdis, 5. C. assimilis, 6. C. leucoptera. Eine beigefügte Tafel von 20 Köpfen giebt alle Übergänge vom dicken, hochgewölb- ten Schnabel bis zum kleinsten, mit theil weise sehr schmaler und lang vorgestreckter Bahn, wobei der Hacken des Unterschnabels den First entweder kaum erreicht oder ihn weit überragt. Gerne flüchtet man sich da zum einfachen biedern Thienemann! Uns berührt hier Brehm's Artenmacherei nur wenig; dass sie möglich war, beweist die Variabilität der Individuen und das Vor- handensein zahlreicher Übergänge. Nur Brehm's roth bind ige Kreuzschnäbel wollen wir hier herausgreifen. C. rubri/asciaia gehört nach Schlegel und Gray entschieden zur gemeinen curvirostra. BoNAPARTE, welcher bekanntlich in der Artentrennung sehr weit geht, führt sie zwar als eigene Art „ex Europa orientali" im Conspectus auf, nennt sie aber in der gleichzeitig (1850) erschienenen Monogr. des Loxiens unter Schlegel's Einfluss nur noch eine „variete constante, quoique accidentelle". Er sagt, die grossen und mittleren Flügeldeck- federn endigen beim Männchen zu röthlichen, beim Weibchen und Jungen zu gelbbraunen oder bräunlichen Binden, bei den Jungen wenig sichtbar und an die helleren Säume mancher jugendlicher Fichtenkreuzschnäbel erinnernd. Hienach hätte sich auf die sonst schwarzgrauen oder dunkelbräunlichen Deckfedern des monoton ge- färbten Flügels das im kleinen Gefieder vorherrschende Roth über- getragen wie derlei Übersprünge auch sonst, namentlich bei hohem Alter vorkommen. Trotzdem möchte ich etwas anderer Ansicht sein und wer die a. a. 0. T. 5 abgebildeten beiden Vögel beschaut, wird sich derselben schwer verschliessen können. Es ist genau dieselbe Binde wie bei den weissbindigen Vögeln, nur mehr oder weniger in Roth und wir haben es somit unbedingt mit einem Binden-Kreuzschnabel zu thun. Als Europäer aus dem Hauptstamm des Fichtenkreuzschnabels hat er aber kein Weiss, sondern nur die Farbe seines Kleingefieders zuwege gebracht. Ich sehe hierin einen Rückschlag auf die Urtype, aus der alle Kreuzschnäbel hervorgegangen sind, beziehungsweise den Ver- such, ein Weissbindenvogel zu werden. Obgleich wir hier mit Grössen wenig rechnen dürfen, trennt ihn auch von jenem noch die typisch ^europäische" Grösse; kleiner ist die erst später von Brehm ab- getrennte C. erythroptera, welche ebenfalls hieher gezogen wird. Un- denkbar wäre es nicht, dass der ursprüngliche Kreuzschnabel Flügel- binden, entsprechend seiner jeweiligen Hauptfärbung, trug, die dann im einen Fall (gegen Norden, wo die Farljlosigkeit als Wintercolorit — 246 — . so häufig auftritt) sich constant in Weiss umfärbten, im andern völlig ausblieben; eine leichte Binden-Andeutung bei Fichtenkreuzschnäbeln im Jugendzustande — dieser ist ja zoologisch häufig für frühere Formen massgebend — spricht hiefür. Auch Streifungen deuten häufig auf Jugendzustände hin, nicht bloss zeitlich sondern auch art- lich und so kann der streifenflügelige Vogel gewissermaassen als prototyp gelten. Als weitere fremdländische Arten werden noch abgesondert 4. der n or damericanische Kreuzschnabel, Crucirostra s. Loxia americana Wils. ( — curvirostra Audub. — fusca Vieill. — ])UsiUa Illig. — Ab- bildungen: Wilson, Americ. Ornith., T. 31, f. 1 u. 2. Aüdubon, T. 197. BoNAPARTE u. ScHLEGEL, Monographie des Loxiens, T. 6 (das Paar). Ihn hält G. R. Gray (Handlist 1870, II, p. 108) als Species fest, während J. H. Blasius ihn als Yariet-ät, zum gewöhnlichen Fichten- kreuzschnabel zieht. Derselbe sagt (Nachtr. zu Naumann's Naturg. d. V. D. p. 91), Wilson s Loxia americana sei durchschnittlich etwas kleiner, doch treten die Maasse unmittelbar aneinander. Aus dem östlichen Sibirien, vom ochotzkischen Meer habe er Fichtenkreuz- schnäbel erhalten, die das Minimum der Grösse nordamericanischer mindestens erreichen; auch sogar geographisch könne man zweifel- haft sein, wohin diese zu stellen sein würden; eine Unterscheidung nach naturhistorischen Eigenschaften sei nicht mehr möglich, wo aber eine sichere Unterscheidung der Individuen aufliöre, sei es auch mit der Abtrennung von gut begründeten Arten zu Ende. Bonaparte (Monogr. d. Lox. p. 6) sagt, diese Art gleiche dem gemeinen Kreuz- schnabel der alten Welt durchaus („sous tous les rapports") and unter- scheide sich nur durch etwas geringere Körpergrösse. Bei dem notorischen Einfluss der geographischen Verhältnisse auf die Grösse lässt sich ein schlimmeres „Art-Kennzeichen" kaum denken. 5. Der mexicanische Kreuzschnabel, Crucirostra mc- xicana Strickl. G. R. Gray. Diesen hat Sclater kurzweg als synonym zu G. americana ge- zogen und Sp. A. Baird (Catal. of North Am. Birds 1859, N. 318 u. 318 a) stellt ihn als Varietät ebendahin. Er bildet demnach nichts weiter als die südhchen Vorposten des nordamericanischen „Red Crossbill" und ebenfalls eine Brücke zur europäischen Type hinüber. Die Speciesmacherei lediglich mit Rücksicht auf geogra- phische Unterschiede, oft nicht einmal unter Zugrundlegung unbe- — 247 — deutender Abweichungen, die überhaupt nur für Varietäten berech- tigen, tritt wohl nirgends auffälUger zu Tage als eben bei den Kreuz- schnäbeln. ß. Der H im alaya-Kre uz Schnabel, Crucirostra s, Loxia himalayatia Hodgs. ( — himalayensis Blyth.) Abbildungen : Journ. As. Soc. Bengal. 1844, f. 11. BoNAP. u. ScHL., Monogr. d. Lox., T. 7 (altes Männ- chen und Junges). Diese Form vom Südrand des centralen Hoch- asien (Nordwest-Indien), deren Artberechtigung Gray ebenfalls an- erkennt, ist sicherlich für nichts anderes als für einen nach Süden vorgeschobenen Abkömmling des Nordasiaten anzusehen, welcher also zum circumpolaren, bis nach Japan gehenden Fichtenkreuz- schnabel gerade so gehört wie v. Homeyer's bereits erwähnter Balearen- Vogel eine von den Pyrenäen ins Mittelmeergebiet abgegebene Ab- art ist. BoNAPARTE (Conspectus, p. 527) führt ihn als kleinste Form von Nepal und der Schneeregion von Cashar (wo Hodgson ihn als Seltenheit in ausgedehnten Gebirgswäldern entdeckte) an; seine Be- schreibung des Männchens „fusco-cinerea, rubro induta, capite magna ex parte, collo corporeque subtus ex roseo luride sanguineis" passt allgemein auch für verschiedene anderwärtige Individuen. In der Monogr. d. Loxiens sagt er selbst, er scheine durch nichts als durch noch geringere Grösse von L. americana sich zu unterscheiden. Wir kämen durch ihn also wieder nach America! Dass der ohnehin meist recht kleine Asiate in den centralen Hochgebirgen noch kleiner wird, kann nicht Wunder nehmen; übrigens stimmen die bei Bonap. u. Sohl, angegebenen Maasse bis auf den um 2 — 4'" kürzeren Schwanz völlig mit denen von L. americana. 7. Der weissbäuchige Kreuzschnabel, Loxia alhiven- tris SwH. SwiNHOE in Proceed. Zoologie. Soc. of London, 1870, p. 437. Nach der gegebenen Diagnose ist er klein, ähnlich gefärbt wie L. curvirostra L., aber dadurch von allen bekannten Arten unterschieden, dass der Bauch und die untern Schwanzdeckfedern weiss sind, die letzteren mit grossen centralen pfeilspitzenförmigen braunen Flecken. Totallänge 6", Flügel 3|^', Iris braun, Schnabel braun, an der Schneide mit lichter Hornfarbe. Zehen und Nägel schwärzlichbraun, roth ver- waschen an den Sohlen. Der Landesname ist Keao-tsuy, d. h. ge- drehter Schnabel. Swinhoe fand ihn in der Gegend von Peking und sagt weiter nur, dass zahlreiche Kreuzschnäbel in den Fichten- — 248 — wipfeln bei Tacheo-sze am 13. August ihrer Nahrung an den Zapfen nachgiengen und sperlingsartig zirpten. Da irgend etwas für die Be- rechtigung zur Eigenart nicht vorhegt, haben wir es hier höchstens mit einer localen Rasse zu thun. Weiss mit braunen Schaftflecken sind die Schwanzunterdeckfedern auch der andern Kreuzschnäbel und häufig zieht sich von diesen — ich habe Vergleichungsmaterial aus verschiedenen Ländern — eine reinweisse Stelle bald bis zur In- sertion der Füsse, bald noch ziemlich weit über diese herauf. Das k. Naturaliencabinet zu Stuttgart besitzt ein japanisches Exemplar, ^Loxia albiventris Swh. , Sisuka 1887 (Retz)" , welches geradezu nicht weissbäuchig ist; sein Gefieder ist vorwiegend grüngelb und nur zwischen den Beinen, vor Beginn der weiss und braungefleckten Schwanzunterdeckfedern, ist eine ganz kleine weisse Stelle. Beim chinesischen Vogel mag diese augenfälliger sein, ein Characteristicum ist sie sicher nicht. Dr. R. Blasius hat den Stuttgarter Vogel ge- messen : Totallänge 168 mm*. Schwanz 61 „ Flügel 94 „ Lauf 16,1 „ Schnabel 18,5 „ Eben der verschiedenen Anknüpfungspuncte wegen mag hier der Fichtenkreuzschnabel aus Japan noch Erwähnung finden. Nach Bonaparte und Schlegel a. a. 0. p. 4 unterscheidet sich eine ziem- liche Anzahl von dort erhaltener Vögel in nichts von europäischen; dennoch ist T. 4 ein lebhaft rothes Männchen besonders abgebildet, das neben den andern Bildern schlanker erscheint** und gestreck- teren Schnabel hat. Unter der bescheidenen aber sicher gerecht- fertigten Bezeichnung „Loxia curvirostra L., Yokohama (Retz)" lag mir aus der württembergischen Staatssammlung ein männlicher Kreuz- schnabel vor, dessen gestreckter und wenig gewölbter Schnabel dem- jenigen von europäisch - asiatischen Weissbindenkreuzschnäbeln in Grösse und Stärke gleicht, während der Vogel ganz auffallend klein ist. Von der Schnabelwurzel bis zum Schwanzende messe ich schwach * Ich messe noch immer nach dem früher allgemein angenommenen alt- französischen Duodecimalmaass („pied du Koi"); die Messungen Anderer aufzulösen, halte ich mich gewisser Minimaldifferenzen wegen nicht für befugt. ** Die sonst vortrefflichen Abbildungen, gefertigt von Bädek er, sind sämmt- Jich etwas gross gerathen, was in dessen Eierwerke ebenfalls öfters zu tadeln ist. — 249 — 5", bei deutschen Fichtenkreuzschnäbeln 6", 2 — 4'''. R. Blasiüs hat von ihm folgende Maasse notirt : Totallänge 153 mm. Schwanz 58 „ Flügel 91 „ Lauf 17,8 „ Schnabel 18,7 „ Die Hauptfarbe ist ein helleres Roth, stellenweise mit aschgrauem, gelblichem und grünlichem Anflug, dunkler über den Rücken wo die Federn noch braune Schaftflecke und grünliche Säume haben, ein- farbig und leuchtend über dem Schwanz und an diesem olivgrüne schmale Säumung, in den weiss und braun gefleckten Afterfedern stellenweise rothe Zeichnung, zwischen den Füssen eine grössere rein weisse Stelle. Hienach kommt C. curvirostra auch in Japan so klein vor, dass man ohne Vaterlandsangabe bei diesem Stück in Zweifel sein müsste, ob C. americana oder C. himalai/ana oder C. alhiventris vorliegt: für C. leucoptera fehlen nur die Binden. Der weissbindige Kreuzschnabel kann seine jetzige Artberech- tigung eigentlich nur damit beweisen, dass beim Kiefern- und beim Fichtenkreuzschnabel solche Flügelzeichnung in deutlicher Weise nicht vorkommt; die Grösse kann hiebei nur wenig in Betracht kom- men, da in seiner Heimat die bindenlosen Vögel ebenfalls kleiner sind. Etwas schwerer fällt es dem Kiefernkreuzschnabel sein Recht der Eigenart abzusprechen, übersehen darf man aber auch hier nicht, dass die Eier unserer beiden Arten in den Extremen übereinstimmen, und dass es auch bei ihm schwächere Schnäbel, sowie geringere Körpergrössen giebt. Der alte Brehm hat sich da, ehe er seine Unterarten schuf, mit Bastardkreuzung zwischen Kiefern- und Fichten- kreuzschnabel geholfen. Bonaparte und Schlegel sagen, man finde, wenn auch selten, Vögel mit viel schwächerem Schnabel und einer Grösse, die etwas hinter den gewöhnlichen Maassen zurückbleibe, so dass ein Übergang von einer Art zur andern zu bestehen scheine; man werde aber finden, dass der „grand Bec-croise" immer einen gedrungeneren und namentlich in den Spitzen weniger verlängerten Schnabel habe. Deutsche Exemplare giebt es genug, bei denen man zweifelhaft wird, wohin sie stellen, nur kommen solche, weil nicht typisch, meist nicht in den Handel. Der ursprüngliche Zusammenhang aller jetzt unterschiedenen Formen wird kaum angefochten werden können. Schon die geo- graphische Verbreitung weist auf einen solchen hin. Ringsherum - 250 — unter dem Nordpol, sofort mit Beginn der eigentlichen Waldregion lebt die Hauptmasse und wo die grösate Häufigkeit ist, da pflegt man die ursprüngliche Heimat anzunehmen. Winterliches Singen, keine Scheu vor rauhestem Wetter bei der Brut und auch geringe Scheu vor dem Menschen geben dem Vogel einen arctischen Cha- racter. Nur die drei in den hohen Norden hinaufreichenden Conti- nente besitzen ihn deshalb und soweit diese Vögel in allen dreien bis ins Mittelgebiet, ja oft recht weit südwärts sich vorgeschoben haben, sind sie, abhängig von ihrer ausschliesslichen Nahrung, hohen Waldgebirgen oder auch sehr ausgedehnten Nadelholzforsten der Ebene gefolgt. In der Pflanzenwelt haben wir hiefür ein Analogon. Viele circumpolare Pflanzen des arctischen Gebiets bewohnen gleich- zeitig unsere alpinen Gebirge oder auch Torfmoore; sie sind aus eisigen Tagen hier haften geblieben als bei wärmer gewordenem Clima eine üppigere Vegetation in die ihr günstigen Lagen einzog. Man könnte deshalb vielleicht auch annehmen, dass ebenso die Kreuzschnäbel erst durch veränderte Verhältnisse mehr nach Norden .gedrängt worden seien und südliche Reste nur da verblieben, wo Gebirg und Nadelwald ihnen die Heimat erhielt. So wie so kommt's - auf das Gleiche heraus und in beiden Fällen besteht die Berechtigung zur Annahme einer gewissen Beständigkeit von einzelnen Rassen- Unterschieden an extremen Wohnplätzen. Ebendeshalb durften auch die für die beiden anderen Continente aufgestellten Unterscheidungen hier nicht völlig ignorirt werden. Zu besserer Übersicht fügen wir den Versuch einer Stammtafel bei. mexicana Strickl, curvirostra halearica V. HOM. alhiventris Swn. americana Wils. cMrl'iros^rrt L. typica. liimalayana'S.O'DGii. pityo])sittacus Bechst. (major). curvirostrae (mediae) leucoptera Gm. hifasciata Brhm. America. Asia (Europa). albifasciatae (minores). rostra ruhrifasciata Brhm. Crucirostrn (variabilis), Europa, Asia, America. — 251 -- Hienach würden aus einem alle Eigenschaften vereinigenden Urstamm drei Hauptstämme abzweigen : 1 . der Stamm des Kiefern- kreuzschnabels ohne weitere Fortsetzung, 2. der mittlere der Fichten- kreuzschnäbel überhaupt und 3. der Stamm aller weissbindigen Kreuz- schnäbel. Diese drei Stämme mögen jetzt als distincte Arten gelten. Der mittlere Hauptstamm theilt sich in drei Zweige, einen americanischen , einen typischen , vorzugsweise europäischen und in einen asiatischen; jeder derselben hat einen Seitenzweig in beschränk- terem Gebiet. Der Stamm der weissbindigen Vögel spaltet sich in zwei Aste , einen asiatischen (im Westen die europäische Gränze überschreitend) und einen americanischen ; von diesem würde, wenn wir uns an Bonaparte halten , ein japanischer Zweig wieder nach Asien herüber greifen, etwa so wie die rothbindige Spielart des gemeinen Europäers den Stamm der Weissbindenvögel kreuzt. Nach allen Richtungen scheinen mir die Verbindungen hergestellt und wenn auch die Verzweigungen nicht immer gleichwerthig sind , so Avüsste ich aus der Literatur die ursprüngliche Zusammen- gehörigkeit doch kaum deutlicher darzustellen. Die Autoren des Alterthums scheinen den Kreuzschnabel nicht gekannt zu haben obgleich man früher aus Phnius die Namen Trogon und Chlor ion hieher bezog; unter dem letzteren ist sicher der Firol verstanden. Ob er einst im classischen Gebiet seltener w^ar oder nur übersehen wurde, wird schwer zu entscheiden sein. Er kommt z. B. in Spanien vor; A. Brehm traf Exemplare („C. curvtrostra, ruhri- fasciota , paradoxa'^) auf dem Markt zu Madrid und nach Bolle findet er sich, von den pyrenäischen Bergen herabgehend, in manchen Jahren in Menge in Catalonien. Wenn Erhard (Naumannia 1858, p. 24) die gewöhnliche sowohl als die grössere dickschnäbelige Type auf der Cycladen-Insel Syra als Esswaare zu Markt gebracht fand, so war diess im sehr strengen Winter 1855, wo viele Vögel ausnahmsweise weit nach Süden gegangen sind. Weder v. d. Mühle (1844) noch Lindermayer (1860) trafen Kreuzschnäbel in Griechenland, doch behauptet Letzterer, Dr. Krüper habe ein Nest auf dem Parnass gefunden. Auf eine an diesen nach Athen gestellte Anfrage berichtigt diess Krüper dahin, dass der Kreuzschnabel allerdings im Parnass zweifelsohne brüte, dass aber überhaupt noch niemals ein Nest mit Eiern oder Jungen in Hellas gefunden sei. „Dass die Kreuzschnäbel auch im Taygetos brüten — schreibt er mir 4. Mai 1886 — beweist ein junger Vogel, den der seel. Schrader in meiner Gegenwart im Frühjahr 1861 dort -- 252 — erlegte. Ziemlich häufig traf ich den Kreuzschnabel hoch in den Bergen bei Smyrna (Kleinasien) , am häufigsten jedoch am Olymp oberhalb Lithochoron. ümherstreifende sah und hörte ich mehrmals am Fuss des fast baumlosen Hymettus und zuweilen in den hohen Cypressen von Athen ; nicht selten werden hier Kreuzschnäbel ge- fangen und in Käfigen gehalten." A. VON HoMEYER Spricht von italienischen Kreuzschnäbeln, auf deren Schnabelform die Pinie als dortige Character-Kiefer werde in- fluirt haben. Nach den älteren Schriftstellern lässt sich über stabi- les Vorkommen von Kreuzschnäbeln in Italien nichts feststellen. Erst Savi will den ,,Crociero"* nistend im Toscanesischen beobachtet haben, wie diess auch Bonomi aus dem südUchen Tirol (,,Trentino") ver- muthet und Doderlein aus dem Modenesischen versichert. E. H. GiGLiOLi (Avifauna italica, 188B, p. 42) nimmt die alpinen Theile Italiens , Appenninen und Corsica , als Wohnplätze für sicher an, führt eine lange Reihe von Trivialnamen auf und verzeichnet Fälle vereinzelten oder schaarenw eisen Auftretens von den nördlichen Pro- vinzen bis herab nach Sicilien und Malta, wobei allerdings Wander- monate wie Juni bis August vorwiegen. Auch Med. R. Dr. Hedixger theilte mir mündlich mit, dass er i. J. 1875 Kreuzschnäbel in den pistojischen Appenninen im Abetino bei Bosco lungo beobachtet, 1881 auf dem Pass zwischen Bergamo und Dezzo dort gefangene gesehen und im März 1886 zwischen San Remo und Taccia die Vögel in Fichten deutlich gehört habe. Conrad Gesner (Vogelbuch, ed. Zürich 1557 u. 1581, fol. 167; latein, Ausg. Eist. Anim. Francof. 1585, III, p. 592) ist der Erste, bei dem wir etwas Positives finden. Er kennt den Vogel gut und nennt ihn Krützvogel oder Krummschnabel, curvirostra, auch Krinitz, Loxia (von loiög, seitwärtsgebogen) ; illyrisch heisst er Krziwonoska (nasicurva). Er ist bei Bern und noch mehr bei St. Gallen häufiger als bei Zürich , sehr veränderlich im Kleid und nistet im Januar oder Anfangs Februar in Tannen, mit deren Samen er auch seine Jun- gen füttert. Gesner hat ihn im Käfig gehabt, erwähnt seine Zutrau- lichkeit, sein Klettern und den Gesang. Damals glaubte man, wohl des krummen Schnabels wegen, er verzehre auch Fleisch, namentlich dasjenige Hingerichteter: „als ich verston so gläbt er auch der todten Schelmen," „audio eam cadaveribus quoque vesci." — Lässt * Crosicro bei Naumann ist offenbar Druckfehler hiefiir. Die nicht minder häufige Bezeichnung Crosnobel ist sicherlich Verketzerung vom deutschen Kreuz- schnabel. — 253 — doch eine schöne christliche Sage diesen Vogel auf Golgatha erscheinen, um aus dem Kreuze Jesu die Nägel zu ziehen , wobei er sich den Schnabel krumm gebogen. — Gesner hat eine verhältnissmässig gute Abbildung gegeben, die in einem meiner Exemplare in gleichzeitiger Bemalung grünlichgelb mit brauner Fleckung, braunen Flügeln und ebensolchem Schwanz erscheint. Aldrovandi (Ornith., ed. Francof. 1610, p. 426) sagt, bisweilen erscheine der Vogel bei Genua; er hat auch während dem bekannten Concil (1545 — 63) 1 St. aus Trient erhalten ; hier handelt es sich also um Exemplare aus den Alpen. T. 14 hat der gelehrte Bologneser Professor zwei ganz geringe Abbildungen selbst gefertigt, die Gesner'- sche schlecht copirt und im Übrigen von diesem vorzugsweise ab- geschrieben. WiLLUGHBY (Ornith., Lond. 1676, p. 181, T. 44) bildet gleich- falls den „Shel- Apple or Cross-Bill" ab, beschreibt ausführhch einen Herbstvogel und nennt als Vaterland Deutschland, Bayern, Schwaben, die österreichischen Alpen (Noricum) ; in Nürnberg sah er ihn mehrfach im Käfig. Nach England fliegen sie zuweilen in grosser Anzahl zu und plündern namentlich im Westen die Obstgärten ; sie sollen nehmhch zum grossen Schaden der Gärtner die Aepfel spalten (?) um zu den Kernen zu gelangen*. Barrere unterschied (1741 u. 1745) für Südfrankreich nach der Färbung eine Loxia nigricans und eine L. pyrenaica, welche Brisson (Ornith. 1763) als L. versicolor und als Varietät rufescens citirt. Linne (Syst. nat. 1776, p. 30) kennt nur erst eine einzige Kreuz- schnabelart , welche er im Genus Loxia als curvirostra zwischen Kernbeisser (coccothraustes) und Gimpel (pyrrhula) stellt; in der Fauna suecica (1746) hatte er sie Loxia rubra rostro forficato genannt. Klein (Historie d. Vög. 1760) nennt den Kreuzschnabel oder Grünitz Coccothraustes curvirostra — in früherem Werke avis cruci- fera s. cruciata ■ — und erklärt das Brüten im Winter kurzweg für eine Fabel. Otto (Naturforscher XH, 1787, p. 92 u. Übersetz, v. Büffon's Vögeln, X, 38) hat angeblich zuerst vom gewöhnlichen den „grossen lü-ummschnabel oder Tannenpapagey" abgetrennt, welchen dann J. F. Gmelin als Varietät Loxia major in's LiNNfi'sche Natursystem (edit. * Nach Beseke u. A. spalten sie auch Haselnüsse; abgesehen davon, dass ihr Gebiet nicht dasjenige der Haselnuss-Sträucher zu sein pflegt, genügt die Weite des hiefür sicher zu schwachen Schnabels nicht um eine Frucht von dieser Grösse aufzunehmen. — 254 — XIII, I, p. 843) aufgenommen hat. Den deutschen Namen Tannen- papagey hatte aber schon früher Jon. Sam. Halle (Vogelgesch., BerUn 1760, p. 405) geschaffen. Meist ist übersehen, dass schon Pennant (Brit. Zool. 1776, I, p. 115) die „perrara varietas major" unter- schieden hatte; er bildet sie ab und characterisirt den Schnabel gut; beide Geschlechter hatte er in England aus Shropshire (Salopia) erhalten. Auf Borkhausen's Vorschlag (Rhein. Magaz.) hat dann Bechstein (ornith. Taschenbuch 1803) ihn „scheerenschnäbeliger Kreuzschnabel, Loxia pityox^sittaciis genannt. Latham unterschied den „White winged Cross-Bill" aus America, welchen dann Gmelin a. a. 0. als Loxia leucoptera. er selbst aber (Index ornithol. 1790, I, p. 371) als L. falcirostra aufführt. Auch Pennant (Arct. Zool. übers, v. Zimmermann 1787, 11, p. 323) weiss bereits, dass die americanische Art von der europäischen sich durch geringere Grösse und zwei weisse Querstriche über die Flügel unter- scheidet, sie bewohnt nach ihm die nördlichen Breiten von der Hudsonsbay bis Neufundland und er bemerkt treffend, dass ein von Edwards aus Grönland aufgeführtes Exemplar in jenes baumlose Land nur verschlagen sein könne. Als im Sommer (Juli und August) 1826 weissbindige Kreuz- schnäbel zahlreich in Deutschland erschienen, wurden sie als eine neue Art angesprochen, welche Gloger (Verhandl. d. Leop. Carol. Acad. XIV, p. 919 u. Isis 1828, p. 441) Loxia taenioptera, C. L. Brehm (Isis 1828, p. 820) L. hifasciata benannten. Gloger hat später (Schles. Wirbelth.- Fauna 1833, p. 34) seine Vermehrung der Nomenclatur mit Lathams schlechter Beschreibung entschuldigt. Brehm dagegen ist stets dabei geblieben, neben dem LATHAM-GMELm'schen Vogel sowohl seine neue als auch Gloger's Art, beide von einander getrennt, aufrecht zu erhalten. Jenen Americanern wurde früher eine Grösse nicht viel über derjenigen des Distelfinken zugeschrieben, während sie von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende nur ungefähr \" kürzer als Fichtenkreuzschnäbel sind; diess hat vorzugsweise Gloger zur neuen Benennung, die vor der BREHM'schen ein kürzestes Prioritätsrecht hätte, veranlasst und Naumann hat noch i. J. 1824 die wenigen ihm bis dahin vorgekommenen weissbindigen Vögel aus diesem Grunde und weil die richtigen für ausschhessliche Americaner galten, als Varietät zur gemeinen Art gezogen und einen jungen Vogel unter diesen auch abgebildet. Die Kreuzschnäbel, welche als nicht nützlich auch jetzt noch meist ausserhalb des Vogelschutzes stehen , sind noch immer be- - 255 — liebte Stubenvögel vorzugsweise der Gebirgsgegenden und der gemeine Mann glaubt heute noch, dass sie Krankheiten von den Zimmergenossen an sich ziehen. In der guten alten Zeit der Vogelstellerei diente ihr wohlschmeckendes Fleisch als Leckerbissen; Beckstein giebt genaues Recept, wie man sie abgebrüht und über dem Rost gebraten mit ver- schiedener Würze und Essig in kleinen Fässchen einmachen soll. Nachdem über die Arten selbst das vorläufig Nöthigste gesagt und aus der reichen Literatur Allgemein-Historisches vorangeschickt ist, gehen wir zu den einzelnen Typen über, wie sie für unser vater- ländisches Gebiet sich darstellen, wobei wir weitere geschichtliche Daten abermals nicht vermeiden können. » 1. Der gemeine oder Fichten-Kreuzschnabel, Crucirostra curvirostra Cuv. — ahietina Mey. — vulgaris Daud. Loxia curvirostra Gm. L. — nigricans et pyrenaica Barr. — versicolor Briss. — crucifcra Schrank. — crucirostra Pall. — vulgaris Ranz. Coccothraustes curvirostra Klein. Curvirostra (Scop.) pindarum (sie!) C. L. Brhm. Loxias MöHR. Abbildungen: Seligmann's Vögel VIII, Nürnb. 1776, T. 93 (nach Edwards, Glean. T. 803; roth und gelb, angebl. Pärchen, aus der Umgebung von London). Buffon, T. 218, f. 2. Beckstein, N. V. D. (edit. 2) II, T. 32, f. 1. Naumann, V. D. IV, T. HO, f. 1—3 (alte Ausg. I, T. 9, f. 21—23). Gould, Birds of Eur. , T. 202, Bonaparte u. Schlegel, Monogr. des Loxiens, T. 2 — 5 (rothes und brillant gelbes Männchen, grünes Weibchen, grauer junger Vogel, rothes Männchen aus Japan, Paar mit röthlichen Flügelbinden). Die Grösse ist eine mittlere , etwa diejenige der Feldlerche oder des Gimpels. Der Schnabel ist nur massig stark, etwas ge- streckt und sanft gebogen, wobei die Spitze der unteren Hälfte den First der oberen überkreuzt. Einer ausführlichen Beschreibung der Färbung bedarf es nach dem bereits Vorausgeschickten — und wir haben in Vielem zurückzuverweisen — bei der Variabilität und dem Ineinandergreifen der Colorite an diesem Orte nicht. Vom Schwarz- wald habe ich mir alte Männchen im März vorwiegend als dunkel und heller carminroth, pommeranzenroth und dreifarbig in Roth, Gelb und Grün notirt. Die Verbreitung erstreckt sich, wie früher bemerkt, aus der Polarregion über Scandinavien und Russland; v. Middendorbf fand in Sibirien diese Art den Jenissej entlang bis zum 62" n. Br., — 256 — dann aber nicht mehr und ebensowenig im südösthchen Theil. Wie weit der Fichtenkreuzschnabel nach Süden sich vorschiebt, ist be- reits gesagt. BiELZ (Fauna v. S. 1856, p. 88) nennt ihn für Sieben- bürgen, wo er sächsisch Kretzschnuovel, ungarisch Keresztorru — madilr heisse. Für England gilt er als Brutvogel, für den grössten Theil Frankreichs und für die Niederlande ist er nur seltener Gast. Abgesehen von seinem Vorkommen in Asien (bis Japan) be- wohnt er ferner vorzugsweise die deutschen Mittelgebirge, besonders die Nadelwaldungen von Schlesien, das Fichtelgebirge und den Böhmer- Wald, das Erzgebirge, den Harz (December 1883 Nester am Brocken), den Thüringerwald, Schwarzwald, das bayrische Gebirge, Tirol, Steiermark u. s. w. , die Schweiz, bis zu den Pyrenäen. In Schlesien besucht er nach Gloger die Fichten- und Tannen- wälder fast jeden Sommer, manchmal in grosser Anzahl, in samen- reichen Jahren zu jeder Zeit und geht bis auf den Riesenkamm (4500'). Nach den Jahresberichten der Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands 1884 — 1886 ist der Fichtenkreuzschnabel im Königreich Sachsen z. B. Brutvogel bei Zittau, Mylau und im oberen Vogtland ; ebendort sind aus Sachsen-Gotha viele Orte angegeben, wo er als Strich- und Standvogel (meistens nistend) vorkommt, wie er auch aus Nassau als sparsamer Brutvogel bei Rinteln genannt ist. Jäckel (Corr.-Bl. d. z.-m. V. Regensb. , 1850, p. 59; 1851, p. 79) nennt ihn von Aschaffenburg, aus dem Frankenwald und aus den oberbayrischen AVäldern bei Berchtesgaden , Schwabhausen, Puschlagen und fand ihn im Winter 1849/50 auf dem ganzen Reichswald zahlreich vorhanden, bei Nordhalben (Oberfranken) nur in ganz kleinen Flügen. Neben vielen weiteren Notizen aus deutschem Gebiet sind in den Jahresberichten der Beobachtungsstationen auch solche aus Bayern ; wir heben aber nur eine , die Fortpflanzung berührende Beobachtung von Heller (1886, p. 523) heraus. Fast jedes Jahr kommt der Fichtenkreuzschnabel in dem Uferwalde des Lainflusses beim Kochelsee in Oberbayern vor und nistet dort wenn die vollauf beasteten, fetten Fichten reichlich Zapfen tragen. Am 10. August 1886 wurden 30 — 35 m. hoch je auf einem dicht- benadelten Ast zwei Nester mit dem Opernglase entdeckt und flogen die Alten fortwährend ab und zu ; am 5. September waren die Jungen ausgeflogen und wurden , in den Wipfeln krabbelnd und flatternd, unter Piepen und Locken geäzt, wobei sich herausstellte, dass es 3 oder 4 Familien mit je 4 oder 5 Jungen waren. In ~ 257 — Südtirol sah ich häufig Kreuzschnäbel bei Meran in kleinen Käfigen vor den Fenstern hängen. P. Blasius Hanf*, ein practischer Orni- thologe ersten Rangs und mitten unter den Kreuzschnäbeln daheim, berichtet (Vögel des Furtteichs, Graz 1883, I, N. 115 u. Nachtr. 1887 in d. Mitth. des nat. V. f. Steiermark) nach mehr als vierzig- jährigen Beobachtungen über das Vorkommen in Obersteiermark und constatirt auch dort die Abhängigkeit der Nistreviere vom je- weiligen Samenreichthura der Fichten und Lärchen. So fehlten in seiner Nähe Brutvögel zwischen den Wintern 1851/52 und 1871/72 völlig, während sie in günstigen Zeiten in Menge in der Bergregion leben. Für Graubündten (Jahresb. d. nat. G. Gr. VIII u. IX) bemerkt v. Salis, dass in den dort aus Kiefern und Tannen ge- mischten Wäldern diese Art mit der nächsten zugleich lebe , und Conrado-Baldenstein sagt, in strenger Winterszeit verlassen sie die dortigen Berge fast gänzlich. Letzterer hat im April im Nestbau begriffene Weibchen angetroffen, andere erlegt, die ein reifes Ei im Legsack hatten , und flügge Junge im August aus den Nestern ge- nommen. Der Fichtenkreuzschnabel ist gleich seinen Verwandten bald mehr Stand-, bald mehr Strichvogel und ein unstäter Wanderer, je nachdem die Nadelholzzapfen gerathen sind ; er baut deshalb die Jungenwiege nicht allein im Winter, sondern nöthigen Falls im normalen Frühling , ja bis weit in den Sommer hinein, gerade wie's ihm bequem ist. Ein Wanderjahr ist das jüngst abgelaufene gewesen. In vielen Theilen Deutschlands traten im Sommer 1888 die Kreuzschnäbel massenhaft auf; nach v. Tschüsi- ScHMiDHOFFEN Zeigten sich in den Wäldern bei Hai lein schon An- fangs Juli durchziehende Vögel weit häufiger als sonst, der Haupt- durchzug dauerte ungefähr vom 10. Juli bis 8. August: meist vom * Blasius Hanf, Benedictiner-Pater von Kloster St. Lambreclit, Pfarrer zu Mariahof bei Neumarkt in Obersteier, gehört unter den deutschen Ornithologen nach Jagdeifer, Scharfblick und Erfahrung unstreitig zu den hervorragendsten Practikern; seine Veröffentlichungen in den Mittheilungen des naturw. Vereins f. Steiermark beweisen diess. Bei grosser Gastfreundschaft und selbstloser Gefällig- keit hat er, ein ächter Sohn seiner Berge, die Erforschung der Natur und die Pflichten seines Amts stets zu vereinigen verstanden. Leider ist der liebenswür- dige alte Herr am Ende seiner Thätigkeit. Schon im Herbst 1886 klagt der da- mals Achtundsiebzigjährige in seinen Briefen über Abnahme der Kräfte, 1887 fügt er einer Wiedmung mit zitternder Schrift den Vermerk bei , seine rechte Hand sei gelähmt; im Juni 1888 sandte er nach schweren Schwindelanfällen seine Grüsse durch fremde Hand und erst im März 1889 wieder directe Lebenszeichen. Jahreshefte il. Vereins f. vaterl. Naturkuude in Württ. 1889. 17 — 258 — frühen Morgen bis Mittag zogen sie zu fünf bis über dreissig Exem- plaren von S.O. nach N.W. hoch über den Wald, selten einfallend, da die Bäume wenig Zapfen trugen. Ein gleich massenhaftes Vor- kommen zur selben Zeit ist auch aus den Waldungen des Inns- brucker Mittelgebirgs beobachtet, und während in Helgoland Kreuzschnäbel sich sonst nur ausnahmsweise und dann meist erst im August zeigen, passirten im Juni und Juli täglich Hunderte die Insel. So hat denn auch ein starker Überflug nach England statt- gefunden. Württemberg hat an dieser Art keinen Mangel. Aus unserem Schwarzwald, von wo nur diese eine Form als nistend nachgewiesen ist, habe ich einst grosse Reihen erlegter in Händen gehabt und untersucht , auch viele lebendig gehalten , theils einst in Tübingen in besonderem, mit Fichtenbäumchen besetztem Zimmer, theils hier in grösserem Vogelhaus mit natürlichem Boden und fliessendem Wasser; in beiden Fällen waren sie wegen Bearbeitung aller be- nagbaren Gegenstände nicht jene angenehmen Hausgenossen, die sie im engen Bauer sind ; Hanfsaraenkost macht ihrem Leben durch Schlaganfälle leicht ein rasches Ende. Die württembergische Ver- einssammlung besitzt drei Nester, vom 23. März 1879 je mit 3 Jungen, 8 und 4 Eiern von Stammheim O.A. Calw und ein viertes von Bösingen, 15. Januar 1878, das mit dem betäubten Weibchen beim Fällen einer Tanne niederstürzte und in welches dieses in der Gefangenschaft anderen Tages ein Ei nachlegte ! (Vergl. Intelligenzbl. „aus den Tannen", Altensteig 16. Jan. 1887.) Nach Landbeck (Syst. Übers, d. V. W. , 1834) brütet auf dem Schwarz wald der Kreuz- schnabel „zu jeder Jahreszeit", zieht im Juni gern in die Lärchen- wälder und frisst zu dieser Zeit auch die Raupen und Puppen von Schmetterlingen; Göze und Kölreuter lassen ihn sogar Baumwanzen aus den Fichtenzapfen hervorholen und Brehm sagt, er reinige die Pflaumenbäume von Blattläusen. Aus dem Revier Kapfenburg (O.A. Neresheim) kennt Oberf. A. Probst die Paarung im November, im December das Nisten im „Stangenholz" und Junge schon in diesem Monat. Ebenderselbe traf einen grösseren Flug am 29. October 1886 bei Weissenau und am 15. desselben Monats Hessen im Tannen- wäldchen des Schlossgartens von Wart hausen mehrere ihren nicht zu verkennenden Lockruf von den hundertjährigen Lärchen herab hören; eben hier hat i. J. 1888 meine Tochter Elisabeth am 27. Juni 15—20 St., 10. Juli 12 St., 25. Juh im Garten und in der Umgebung noch viele und Tags darauf ein Paar beobachtet, — 259 — -wie es ein Junges aus dem Kropf fütterte. Zur gleichen Zeit erschienen Kreuzschnäbel auch häufig im Schlossgarten von Eybach bei Geislingen , wo am 20. Juli 2 St. zur Bestätigung ge- schossen und zwei Tage später von derselben Beobachterin 15 St. gezählt wurden. Was nun Oberschwaben anbelangt , so bin ich der Ge- wissheit, dass hier im Gebiet der ausgedehnten Nadelwälder, ganz unzweifelhaft mindestens im württembergischen Allgäu, die Fort- pflanzung gar nicht selten stattfindet. Wenn Freifrau von Ulm- Erbach (Monatschr. z. Schutz d. Vogelw. , 1886 , N. 3) Kreuz- schnäbel nur in strengen Wintern für Erb ach bei Ulm angiebt, so trifft diess für andere Theile Oberschwabens keineswegs zu und Avürde ein Nisten im Gebiet überhaupt eher bestätigen. Bei Wart- hausen traf ich Kreuzschnäbel wiederholt im Herbst in kleinen Flügen im Revier „Kohlweiher" , wo sie familienweise aus dem Tannenforst auf Erlen oder in den Disteln am Weg oder zur Tränke in einer Pfütze einfallen ; genau an dieser Stelle machten am Tage vor Weihnachten 1883 einige Stücke sich einem meiner Söhne da- durch bemerklich , dass sie von einer hohen Fichte , unter welcher er angestanden war, benagte Zapfen herabfallen Hessen; ein Schuss brachte sie soweit in Bewegung, dass sie erkannt und 3 — 4 St. (vielleicht zwei gepaarte Paare?) gezählt werden konnten. Bei Schloss Zeil O.A. Leutkirch im Allgäu erschienen im guten Fichtensamenjahr 1878/79 zuerst ein Paar Kreuzschnäbel am 2. No- vember 1878, dann zwei Paare am 21. d. M. ; am 19. März 1879 kamen zwei Alte und elf flügge Junge, am 9. April vier alte Vögel mit neunzehn Jungen ; bis 19. April wurden sie genau beobachtet, indem alle Tage 6 — 20 St. an die Schlossmauern anflogen, um dort den Salpeter abzupicken. Vom August an und auch im Herbst wurden sie nicht mehr gesehen. Diese Beobachtung (Graf Carl VON Waldbürg-Syrgenstein in lit.) beweist ein Nisten in jener Gegend evident, denn zwischen dem Erscheinen gepaarter Paare im November und den von einzelnen Alten geführten Jungenflügen im März und April liegen genau die normal gewöhnlichsten Nistmohate. Für das hier beobachtete Benagen salpeterhaltiger Mauern hat schon Pallas einen Vorgang; er nennt die Kreuzschnäbel sehr salzbegierig (salis avidissimae) und erzählt, dass in Sibirien an der Kama die Knaben den Schnee in oft recht naiver Weise versalzen, um dann die Vögel in Rosshaarschlingen darüber zu fangen ; auch von der americani- schen Form erzählt Bonaparte Ähnliches. Von Isny wird mir mit- 17* — 260 — getheilt, dass die Arbeiter der Glashütten Eisenbach und Schmids- felden vielfach Kreuzschnäbel im Käfig halten und zur Aufzucht die Nester an der Adelegg aufsuchen, Aufträge auf letztere sind längst gegeben , ein Resultat aber noch immer abzuwarten. Von dort steht fest, dass sie auf der „Schanze'^ brüten und das Nisten im December, „gegen Weihnachten" allgemein bekannt, der Zugang zu den Nest-Orten des hohen Schnees wegen aber häufig fast un- möglich ist; im November 1886 waren bei Eisenbach noch keine Kreuzschnäbel sichtbar, und man nimmt dort an, dass sie erst Mitte December unmittelbar zum Nisten eintreffen (von Schmidsfeld und Hüttenverw. Reder). Bei Oster hofen O.A. Waldsee hat Lehrer ÜNGER öfters Kreuzschnäbel bemerkt, z. B. 1887 am 12. Januar — also zur Nistzeit — im dichten Hochwald (700 m.) 8 — 10 Stück lockend , singend und Futter suchend , aber auch den Sommer über, und er theilt mit, dass dort mit den Alten eingefangene Junge im Käfig noch aus dem Kopf geäzt wurden, also wohl nicht von weit her waren. Fortpflanzung. Verschiedenes hieher gehörige ist bereits gelegentlich erwähnt. Zorn (Petinotheol. 1742, I, p. 462, II, p. 90 u. 344), welcher auch sonst vortreffliche Beobachtungen gemacht hat, giebt an, Ende August 1740 seien die seit achtzehn Jahren nicht mehr gesehenen Krummschnäbel bei Pappenheim in Mittelfranken angekommen als es ungemein viele Fichtenzapfen gegeben habe, Ende December hätten sie sich aber verloren. Dass Gesner's Angabe vom Brüten im Winter richtig sei, davon habe er sich überzeugt ; bei der Ankunft seien sie zu 5 — 15 geflogen, hätten sich aber gegen den December paarweise gesondert; verschiedene untersuchte hätten dann die Testikel und Ovarien stark geschwollen gehabt; im Jänner 174.1 seien sie zwar meist weggezogen, doch seien einige Paare geblieben und hätten da genistet; die ersten Jungen wurden im Februar in den Nestern gefunden ; andere flogen aber vielleicht zum Theil schon früher ab. Frisch (1734) führt Junge aus Februar bis März mit noch gelben Schnabelwinkeln an , lässt aber vom Hörensagen das Nest mit Harz angeklebt sein. Hieraus hat Halle (1760) sogar eine völlige Harzverkittung der Neststoffe gemacht. Lässt doch Jonston (um 1630) den Vogel mit dem Schwanz voran das Licht der Welt erblicken, weil sonst des Schnabels Krümme für den Austritt aus dem Ei hinderlich wäre. — 261 — Pallas (Zoogr. ßosso-asiat. II, p. 5j erhielt ein Nest mit Jungen gegen Ende Februar und sagt, Steller habe im März ein Nest mit Eiern gefunden ; im letzteren Falle , also wohl für Kamtschatka, würde es sich jedenfalls um die kleinere ostasiatisch-americanische Form, wenn nicht gar um den weissbindigen Kreuzschnabel handeln. Med. Dr. Hofrath Friedrich Christian Günther ist der erste, welchem wir einen sehr genauen Bericht über Nest und Eier (Natur- forscher II, 1774, p. 66 — 75) verdanken. Nachdem er früher immer nur aus dem Nest gefallene junge Krünitze erhalten hatte , wurde ihm am 8. Januar 1774 bei fast ellentiefem Schnee ein Nest mit drei Eiern aus den Wäldern bei Trockenborn unweit Kahla in Sachsen- Altenburg gebracht. Am 3. d. M. war bemerkt worden wie ein Krummschnabel allerlei Moos und dürre Reiser auf eine gewisse Stelle eines dickbemoosten Asts einer Tanne trug; das damals bei- nahe fertige Nest stand 24 Ellen hoch in guter Entfernung vom Stamme mitten auf dem Ast, auf und zwischen einer Zwiesel, von welcher ein Seitenästchen mitten durch den Nestboden gieng und 'die Befestigung durch um dasselbe herumgelegtes Baummoos besonders sicherte. Die mehr als drei Druckseiten ausfüllende Beschreibung des Nests kürzen wir ab : Seine Unterlage besteht aus einer grossen Menge dünner, meist dürrer Reischen von der Roth- und Weisstanne ; wenige noch vorhandene grüne Nadeln stehen aus dem Moos hervor, in welches sie eingeflochten sind ; solche zarte Reiser sind auch aussen vom Boden bis zum Rand theils in die Runde gel)Ogen, theils fassen sie das Nest nur unordentlich ein; hierauf ist viel grünes Baummoos (\,Sphagnum arhoreum'"'') aufgetragen, der Boden wohl 2 Zoll hoch damit aufgeführt und die Wände einen starken Zoll wie ein Filz verdichtet ; der ganze halbkugelförmige Napf ist mit den zartesten Spitzen des auf bejahrten Fichten und Tannen häufig wachsenden weissgrünen Corallenmooses (^^Lichen floridus :s. cinerens capillaceo foUo/'' ^ Zoll stark dicht ausgefüttert, wobei es so geschickt in die Rundung gelegt ist, dass die Innenseite sich glatt und weich anfühlt und die rund um den Rand des Napfs her- vorragenden krausen Spitzen dem ganzen Nest ein überaus angenehmes Ansehen geben; weder Haare noch Federn noch Pflanzenwolle sind vorhanden. Der ganze Querdurchmesser beträgt 1^ Zoll rhein., der Napf um 2j Zoll, die Dicke der Wände, den Überzug mit Baum- reisern eingerechnet, an den meisten Stellen bis zu 2^ Zoll. Die Eier sind 10 Linien rhein. lang, fast 7 Linien breit, nicht völlig von der Grösse einer Haselnuss, grösser als diejenigen des Gimpels, — 262 — etwas kleiner als solche vom Kirschkernbeisser ; ihre Grundfarbe ist matt weiss, das stumpfe Ende uragiebt ein Kranz von rothbraunen oder schwarzrothen Fleckchen, Strichen und Puncten nicht über Grösse eines Stecknadelknopfs , vergleichbar mit abgetrocknetem geronnenem Blut; einige gleichen Strichen und Hacken, dazwischen sind hellere , grauröthliche Flecken und Puncte einzeln eingestreut ; ausser diesem Kranz findet sich nur noch ganz sparsam hin und wieder ein einzelnes schwarzrothes Fleckchen auf der übrigen Fläche, Günther hatte in der Fortsetzung des schönen Werks „Samm- lung von Nestern und Eiern", herausgegeben (1772) von ihm und A. L. Wirsing, die Abbildung von Nest und Eiern in Aussicht gestellt, allein eben jenes Jahr 1774 war dasjenige seines Todes. Nach meiner Vermuthung gehört die eben angeführte Stelle ins Rücksicht auf die Grösse der Eier eher zum KiefernkreuzschnabeU allein da sie hieherbezogen zu werden pflegt schien es mir von keinem grossen Belang, ob sie da oder dort steht, denn die Haupt- sache bleibt die erste ausführUche Beschreibung als meisterhafter Beitrag zur Fortpflanzungsgeschichte der Kreuzschnäbel überhaupt, Beckstein (1807) sagt, dass im December 1794 und Jänner 1795 die Kälte bis zu 29 und 81 " unter dem Gefrierpunct fiel , dennoch aber Mitte und Ende des letztgenannten Monats bei viel Fichten- samen die jungen Kreuzschnäbel alle glücklich ausgekommen waren, so dass der Thüringer Wald von ihrem Geschrei wiederhallte. Vier- zehn Tage dauert die Bebrütung; die anfänglich nur mit einzelnen gelben (?) Härchen besetzten Jungen werden in vier Wochen flügge und sind dann am Oberleib grauschwarz mit weissen Säumen an Schwanz und Flügeln, bei den Männchen mit einem grünlichen Schimmer am Bürzel und an den Seiten des Halses. Die Nistzeit setzt er vom December bis in den April je nachdem sie früher oder später kommen, beziehungsweise je nachdem es mehr oder weniger Fichtensamen giebt. Er lässt sie nur ein Mal im Jahr nisten, während Pallas an drei Brüten glaubt. Die Zahl der Eier setzt er bis auf fünf; ihre und des Nests Beschreibung ist offenbar nach Otto. Fast alle Jahre würden Nester auf dem Thüringer Wald, wo die meisten Holzhauer auch Vogelliebhaber seien, gefunden und die Jungen ausgenommen. Nachher ist es Chr. L. Brehm gewesen, welcher für diese und die folgende Art das Nistgeschäft in hervorragender Weise weiter aufgeklärt hat. Vergl. Brehm, Beiträge, I, p. 604 u. 612, 669—675. Seine reichen Erfahrungen geben wir hier vorzugsweise nach Thiene- mann u. Brehm, Fortpflanzung der Vögel Europas III (1829), p. 24—28. — 263 — Im Voigt- und Osterlande erschienen die Kreuzschnäbel i. J. 1818 einzeln im Mai, familienweise im Juli, im August in grossen und in kleineren Flügen und zogen von April bis Juni 1819 allmälig wieder ab. Sie brüteten damals in solcher Menge wie die ältesten Leute sich nicht erinnerten; sowenig sie seit 1810 hier bemerkt waren, so wenig wurden sie nachher 1820 — 1827 dort gefunden. Meist paarten sie sich im Januar und brüteten im Februar oder Anfang März, doch beobachtete Brehm in beiden Jahren („von Mai 1819 bis dahin 1820" Lehrb., p. 168) zahlreiche Ausnahmen, die ihn überzeugten, dass sie auch in allen übrigen Monaten des Jahrs nisten; nicht einmal die Mauser, welche sehr langsam vor sich geht und wegen der verschiedenen Geburtszeit auch in verschiedenen Monaten sich einstellt, hält sie vom Nisten ab und erstvermauserte Vögel schreiten schon zur Paarung. Ein zweimal des Nests beraubtes Paar schritt zu einer dritten Brut. Sobald ein Ei gelegt ist pflegt das Weibchen, welches auch allein baut, auf dem Neste zu bleiben und wird vom Männchen, das sich auch bei der Aufzucht der Jungen betheiligt, gefüttert. Mit Beginn der Paarung singt letzteres sehr laut auf einem hohen Tannengipfel, lockt und jagt sich mit dem Weibchen. Das Nest steht fast immer auf hohen Fichten, bald nahe am Stamm, bald in der Gabel eines weitvorstehenden Asts oder auf- gesetzt auf den Körper eines solchen , gewöhnlich sehr hoch , oft bis im Wipfel und immer durch überhängendes Gezweig dicht gedeckt. Die Dichtigkeit des Nests richtet sich meist nach der Jahreszeit, so dass die Winternester die besser gebauten und wärmeren sind. Es besteht äusserlich aus dürren Fichtenreisern die zum Theil ziemhch stark, zuweilen häufig, zuweilen nur sparsam vorhanden, bald mit Haidekraut und dürren Grasstengeln, bald mit grobem Fichtenmoos ja sogar mit Hobelspänen vermengt sind. Die zweite Lage bilden entweder Fichtenflechten allein oder eine Mischung von diesen mit Laubmoos, Gras- und Strohhalmen, Grasblättern und Grasstöckchen; die oft recht dichte , dicke , warm und nett gefertigte innere Aus- fütterung besteht aus zarten Würzelchen oder Grashalmen oder Fichtenflechten oder aus diesem allem untereinander. Manchmal ragen am Rande einige Federchen hervor oder befinden sich einige im Innern, zuweilen ist das ganze Nest fast nur aus Fichtenflechten gebaut und nur bei einem einzigen befinden sich zwischen dem Moos einige (wohl nur zufällige) Harzklümpchen. Die Grösse des fast immer halbkugelförmig oder noch mehr ausgetieften Nests wechselt innen von 2| bis 2'' Weite und 1\ bis 1" Tiefe. — 264 — Eier erhielt Brehm nie mehr wie drei, ebenso wurden niemals vier, einige Male aber nur zwei Junge im Nest gefunden; er bezweifelte deshalb das Vorkommen von 4 — 5 Eiern. Diese beschreiben er und Thienemann im Grunde entweder graulich oder bläulich weiss mit verschiedenartiger Zeichnung: deutliche und verwaschene rothbraune, blutrothe und hellbraune Fleckchen und Puncte sind entweder fast gleichmässig über das ganze Ei vertheilt oder nur um die Basis (d. h. das stumpfe Ende) häufiger, zuweilen kranzartig angebracht; bald sind sie mit blassrothen, röthelrothen und rothbraunen Pünctchen besetzt oder es sind blassblutrothe und röthelfarbene Strichel und Schnörkelchen, zwischen denen sich nur wenige Flecke befinden, über das ganze Ei, am dichtesten über die Basis, verbreitet, oder endlich sind sie mit bläulichrothen Schnörkeln, und röthlichen Pünctchen und graublauen Flecken einzeln, an der Basis kranzförmig bestreut; inwendig sehen sie bläulichweiss aus. Naumann hat als er mit Buhle die Eier der Vögel Deutsch- lands (1818) herausgab, das Ei nicht abgebildet, also wohl noch nicht besessen; später (V. D. IV, 1824) ist er bezüghch der Fort- pflanzung zwar vorzugsweise Brehm gefolgt, er bringt aber auch eigene Erfahrungen und besass damals zwei Nester mit den Eiern aus dem Schwarzburgischen, das eine im Januar, das andere im Februar genommen. Die ersten Monate im neuen Jahr nimmt er für die regelrechte Nistzeit und sieht in der Ausdehnung des Brütens über alle Monate mehr eine Ausnahme in besonders samenreichen Jahrgängen. Die Eier vergleicht er in der Grösse mit denen des Haussperlings, in der Färbung mit denen des Grünlings und findet zwischen ihnen und den Eiern des Kiefernkreuzschnabels keinen anderen Unterschied als denjenigen der geringeren Grösse. P, Blasius Hanf (a. a. 0.) hat für Obersteiermark (Mariahof) überreiches Material und unübertreffliche Beobachtungen über die Fortpflanzung gesammelt. Diesem erfahrenen Forscher erscheint es nicht schwer das Nest aufzufinden, wenn man nehmlich das Be- nehmen der Vögel während der Fortpflanzungszeit kennt. Der während dem Nestbau auffallend leise Gesang des Männchens, welches auch gerne das Weibchen begleitet wenn dieses mit einem Material- büschel zum Nistplatz fliegt, sein Füttern der brütenden Gefährtin auf dem Nest, wobei es mit der Nahrung oft von recht weit herkommt, durch sein vereinzeltes Fliegen sein Ziel verräth und durch freudigen Gesang sich dort anmeldet, sein häufiges Sitzen auf einer höchsten Baumspitze in der Nähe, ein klagender Warnungsruf höher als der — 265 ~ gewöhnliche Lockton, sobald man dem Nest nahe kommt, dienen zur Auffindung von diesem. In strengen Wintern verlässt das Weibchen das Nest überhaupt gar nicht und nur bei mildem Wetter fliegt es bisweilen entgegen um sich aus dem Kropf ätzen zu lassen. Da dort Spätfröste die Blüthen der Fichten und Lärchen häufig ver- nichten , treffen gute Samenjahre oft nur nach Pausen wieder ein ; in Folge dessen brüten die Kreuzschnäbel zu verschiedenen Zeiten. Die Hauptursache warum sie sich vorzugsweise im Winter fort- pflanzen ist, dass sie da an den durch Frost und Sonne geöffneten Zapfen hinlänglichere Nahrung für die Jungen finden. Nur aus- nahmsweise brüten sie auch in späteren Monaten, was eben die Fortpflanzungsfähigkeit zu verschiedenen Zeiten veranlasst. Am 23. October 1886 erhielt Hanf einen Vogel im Nestkleid mit noch unfertiger Krümmung des Oberschnabels , der also noch im Futter der Alten stand , sowie auch am 26. Juli 1887 einen anderen im Nestkleid und aus seiner Jugend erinnert er sich , in den Herbst- ferien (Sept.-Octob.) ein Nest mit Jungen gefunden zu haben. Am häufigsten fällt die Fortpflanzung in die Zeit von Jänner bis April. Das Nest sucht man vergeblich im geschlossenen Hochwald; alle gefundenen standen am Rande oder in einer Lichtung, öfters auch auf Waiden, welche mit Fichten und Lärchen dicht bewachsen sind; es steht auch in der Regel nicht auf alten , ganz ausgewachsenen Bäumen und ist verschieden hoch angebracht, je nach der ver- schiedenen Höhe von diesen, gewöhnlich aber in den höchsten noch Schutz gewährenden Ästen und zwar meist am Stamm, so dass, indem die herabhängenden secundären Zweige es schützen, der in der Baumkrone sich anhäufende Schnee bei Temperaturwechsel es weniger beschädigt. Nur dreimal hat Hanf das Nest auf Lärchen, sonst immer auf Fichten gefunden und unter vierzehn normalen Fällen stand es auf einem Ast etwas vom Stamme entfernt, nur einmal unter den neu nachgewachsenen Zweigen einer früher ihrer unteren Aste beraubten Fichte. Als aber i. J. 1881 die an dem einmal gewählten Nistplatz zäh festhaltenden Vögel durch Eichelheher, Eich- hörnchen und andere Nesträuber sehr zu Schaden gekommen waren, wählten sie , um den Störungen zu entgehen , verschiedenartige, ungewöhnliche Niststellen. Ein Nest stand z. B. auf einer in einer Moorwiese einzeln stehenden Fichte fern vom Stamm auf dem untersten Ast, so dass Hanf mit dem Hute anstreifend das Weibchen aufscheuchte ; ein anderes Paar flüchtete sich an den Teich und baute dort sein Nest vom Stamme entfernt und so niedrig, dass — 266 — man während der Fütterung die emporgereckten Köpfe der Jungen sehen konnte; ein Weibchen trug (1. April) das Material seines zer- störten Nests von einer Fichte' auf eine hohe Lärche über, in deren halber Höhe es ebenfalls weit ab vom Stamm brütete. Die Nester entsprechen der kalten Jahreszeit und sind mit etwas Kunst gebaut. Als ziemlich dichte Unterlage dienen dünne Reiser und Baumflechten ; einige Weibchen verwenden hiebei nur Fichten-, andere nur Lärchen- reiser obschon ihnen beides zu Gebot steht; die nächste Lage ist grünes Erdmoos. Bei gut gebauten Nestern ist der Napf aus feinem mit Flechten und Raupengewebe verfilztem Moos oder vorzugsweise aus schwarzer Baumflechte, innen sind dürre Gräser, bisweilen auch einige Federn und Haare; in einem Exemplar fehlen ausnahmsweise alle Flechten, sodass der Napf nur aus dürren Gräsern und einigen Federn besteht. Baumflechten und Fichtenreis bilden dann den Hauptstoff wenn der Erdboden durch Schnee dicht bedeckt, anderes Material also nicht zu erlangen ist. Die Zahl der Eier ist vier, seltener drei, ausnahmsweise auch fünf; Hanf characterisirt sie als blassgrün, theils fast gar nicht gezeichnet, theils mit einer kranz- förmigen, aus zarten, röthlichbraunen Pünctchen und dunkelbraunen Schnörkeln bestehenden Zeichnung am stumpfen Pole („Basis"); nur eines besitze er mit der kranzförmigen Zeichnung am spitzigen Theil („Höhe"). Die Brutzeit dauert vierzehn Tage vom ersten Ei an gerechnet, da das Weibchen wegen der meist herrschenden Kälte von Anfang an sitzen bleibt; daher auch die ungleiche Grösse der mit schwarzen Dunen bedeckten Jungen. Im Jahr 1852 fand Pater Hanf viele Nester ; im Februar und März giengen damals bei strenger Kälte einige Brüten zu Grund, indem Junge im Nest erfroren und „unterkühle" Eier nicht auskamen, obgleich die Weibchen die Nester nie verlassen hatten. Der beinahe schneefreie Winter 1871/72 brachte wieder viele Brutvögel ; schon am 20. December signalisirte ein Männchen durch sein Betragen das Vorhandensein eines Nests. Am 19. u. 21. Jänner 1872 enthielten zwei Nester in Adendorfer Gemeinde (Bez. Murau), kaum drei und vier Klafter hoch, je vier Junge; bis 31. März fand Hanf noch zwölf weitere Nester, alle in Fichten. Auch im Winter 1872/73 brüteten die Kreuzschnäbel bei Mariahof, nur nicht so häufig wie im Vorjahr; von acht gefundenen Nestern enthielt das erste schon 24. Januar vier bebrütete Eier. Am häufigsten fand aber das Nisten im schneefreien Winter 1881 statt, wo unser Gewährsmann über ein Dutzend Nester auffand. Im Winter 1886/87 hat, theilweise auf meine Veranlassung, — 267 — der hocliw. Herr seine Beobachtungen wieder aufgenommen und war auch trotz hohem Alter und geschwächter Gesundheit so glücklich, noch zehn Fälle des Nestbaus verzeichnen zu können. Aus seinen handschriftlichen Mittheilungen sowie aus dem gedruckten Bericht (Vogelleben auf d. Furtteiche u. s. Umg., 1888) excerpiren wir das Hauptsächliche : 1. Schon 29. December 1886 verrieth ihm ein nach langem Besinnen das Weibchen fütternder Vogel das Nest auf einer mit vielen Fruchtzapfen behangenen Fichte etwa 8 m hoch nahe an Stamm und Gipfel. 2. Am 30. December baute ein Weibchen in ähnlicher Weise auf einer ganz niedrigen , nur drei Meter hohen , noch unbesamten Fichte. Diese beiden Nester wurden Mitte Januar von Eichhörnchen zerstört. 3. Am 10. Januar 1887 Hess Hanf ein Nest mit drei aufzucht- fähigen Jungen ausnehmen ; dasselbe stand auf einer jungen Samen- fichte und liegt zur Beschreibung vor. 4. Am 12. Januar verrieth wiederum ein Männchen das Nest auf einer einzeln stehenden jungen Samenfichte ; als der Baum zwei Tage später bestiegen wurde, fand sich das Weibchen mit den fünf halbbebrüteten Eiern erfroren ; da nur 9 ^ Kälte war und beim Ab- balgen mehrere Blutunterlaufungen sich zeigten, nimmt H. an, dass der Frost erst hintendrein wirkte und der Vogel, etwa bei kurzem Verlassen des Nests, durch einen Raubvogel verletzt, sein Heim eben noch erreichte und in mütterlicher Sorgfalt einen schönen Tod fand. Für solche treue Ausdauer bei der Brut spricht auch als Beispiel, dass in Warthausen (April 1887) ein krankes Weibchen vom Hausrothschwanz über den Eiern seinen Tod fand. 5. Ein anderes Nest rührte von jenem Paar her, dessen erste Brut am 15. d. M. zu Grund gegangen war; am 22. Januar wurde, kaum hundert Schritt vom früheren Nest entfernt, auf etwas höherer Fichte zu bauen begonnen ; 29. d. M. wurde es mit 3 frischen Eiern weggenommen. Diese beiden Nester mit den Eiern und das Jungen- nest vom 10. Januar verdanke ich der Güte des liebenswürdigen Finders. 6. Am 30. Januar wurde ein Weibchen beim Materialtragen beob- achtet; das Nest stand auf einer sehr schlanken und hohen Fichte unersteiglich unter dem dritten Jahrestrieb, nur durch Fichtenzapfen von obenher geschützt ; die Brut ist glücklich durchgekommen ; wohl nur frühere üble Erfahrungen haben die Wahl dieses etwas schwan- kenden Standorts veranlasst. — 268 — 7. Am 13. Februar wurde auf schlanker Fichte unter schützen- den Fruchtzapfen ein Nest mit drei frischen Eiern ausgenommen; völlig gleiches Material und geringe Entfernung von den Nestern 2 und 5 weisen darauf hin, dass das Paar nach zweimaligem Verlust sich immer höher angesiedelt hat. 8. Am 14. Februar fand Hanf erst nach langer Beobachtung, weil das Männchen sich dem Nest nur sehr vorsichtig näherte, ein Nest auf ziemlich allein stehender junger Fichte , umgeben von Fruchtzapfen ; von den fünf hochbebrüteten Eiern wurde nur eines weggenommen und die Jungen kamen glücklich durch. 9. Am 24. Februar brachte ein Landjäger* ein Nest mit 3 frischen Eiern, deren es 4 St. enthalten hatte. 10. Am 7. April wurde das letzte Nest mit kleinen Jungen, welche zum Ausflug kamen, entdeckt. Sämmtliche Nester aus diesem Winter rührten von Bäumen her, die nicht im eigentlichen Wald, sondern auf Waiden sich be- finden, und soweit es nicht ausdrücklich anders angegeben ist, standen sie alle nahe an Gipfel und Stamm. Die Jungen verweilen ziemlich lange im Nest, treten dasselbe ganz breit und halten sich nach dem Ausfluge noch einige Zeit in der Umgebung desselben auf; dann aber tritt die Familie ihre Rund- reisen an, mehrere vereinigen sich zu grösseren Flügen und begeben sich zur Hauptmauserung in die höheren Regionen ; bei den Alten ist die Mauser eine totale, die Jungen wechseln Schwung- und Steuer- federn erst im nächsten Jahr und Hanf nimmt an, dass die Kreuz- schnäbel, sobald sie eine Familie zur Führung bekommen, keine zweite Brut mehr machen. Er hat auch viele ausgenommene Junge grossgezogen, sogar in der Gefangenschaft solche gezüchtet. Ende Januar wjirden auf- gezogene Vögel unter Wahrnehmung aller denkbaren Rücksichten eingesetzt und mit Zirbelnüssen (P. cenihra L.), als einem besonderen Leckerbissen, gefüttert; am 8. Februar begann das Weibchen zu bauen, vollendete das Nest in vier Tagen und legte am Uten das erste Ei , auf welchem es gerade wie im Freien sofort sitzen blieb ; die Jungen wurden mit einem Gemenge von hartgesottenem Ei, ein- geweichter „Semmelschmolle" und Grünzeug (auch feingeschnittenen Fichtennadeln) aufgezogen. * „Landjaga" schreibt P. Hanf brieflich in der Mundart; in der Publi- cation ist ein „Landjunker" (!) draus geworden. — 269 — Abbildungen der Eier hat Thienemann gegeben a. a. 0., T. IX, f. 15 u. Fortpfl.-Gesch. d. ges. Vögel (1845—54), T. XXXVI, f. 18 a — c (ohne Text) ; der TmENEMANN'sche Eiersammlungs-Catalog v. J. 1857 führt 10 Eier und 5 Nester auf. Schinz, Nester u. Eyer (Zürich 1830), T. 35, f. 12. Berge, Fortpfl. d. V. (Stuttg. 1840 bis 1841), I, T. 72, f. 5 u. 11, T. 65, f. 7 (möglicher Weise; f. 8 dem ganzen Machwerk entsprechend eine buntgefärbte Fiction). Baedeker, Eier d. Eur. V. (Iserlohn 1855 — 63, -mit Text von Brehm u. Pässler), T. 20, f. f. 8. Hier sind 5 Exempl. sehr gut abgebildet, aber sämmtlich so gross, dass sie, wären die Eier der nachfolgenden Art nicht noch grösser dargestellt, auf jene bezogen werden müssten ; f. 9 zeigt das Ei der BREHM'schen Subspecies ruhrifasciata, welches 6. April 1847 ein Tags zuvor gefangenes Weibchen zu Renthendorf im Käfig gelegt hat; es ist auf bläulichweissem Grund mit einem Gürtel dicht stehender hellrother und rostbrauner verschwommener Puncte und Fleckchen gezeichnet. Brehm (Naumannia III, p. 199) erklärt es für sehr abweichend von allen ihm bekannten Kreuz- schnabeleiern, allein es liegt vollständig innerhalb der normalen Gränze der Variabilität, wie ja auch z. B. bei dem im Ei so nahe verwandten Grünling {Chlorospiza chloris Bp. L.) ganz ähnliche Ab- weichungen vorkommen. Ich beschreibe nun eine Reihe von Nestern aus meiner eigenen Sammlung. N. 1. Württemberg (Schwarzwald , Spielberg , Forsts Altensteig, Februar 1863 mit 4 hochbebrüteten Eiern durch Pfarrer Friz). 41—5'' breit, 2|'' hoch, 2" 5—9'" weit, 1" 6'" tief; als Unterlage folgt auf wenige Fichtenreiser, von denen einzelne bis gegen den Rand herauf reichen, eine starke und breite Schichte von Flechten (einige kleine Pflänzchen von TJsnea harhata var. hirta Ach. und in Menge Evernia prunastri L.) mit etwas Laubmoos ge- mischt, hierüber eine starke, bis in den Boden des Napfs herein- reichende Lage von feinem, verfilztem Moos; aussen sitzen auch einige Bruchstücke von Flechten {Imbricaria saxatüis L. u. /. phy- sodes Ach.) nebst etwas Insectengespinnst und einigen Fichtennadeln ; der Napf und der ganze Obertheil des Nests, dessen Rand sich da um die Hälfte verdünnt, wo es am Stamm angelehnt war, sind aus- schliesslich aus Bartflechte {Alectoria Ach., Bryopoyon Link, jiibatum L. mit den Varietäten capillare et canum Ach. , bicolor Ehrh.) er- baut; nur innen, wo das Moos dazwischen zum Vorschein kommt, sind dunkelgraue kleine Dunen eingewoben und liegt dabei etwas — 270 — feine Kiefernrinde. Es ist ein- ausgesprochenes Flechten-Nest und zugleich ein recht lockerer Bau ; die Bartflechten sind jetzt meist fuchsroth geworden und nur noch zum Theil schwärzlich und grüngelb. N. 2. Württemberg (Schwarzwald, Baiersbronn bei Freuden- stadt 26. Januar 1875 mit 3 bebr. Eiern durch Dr. Bruckmann). 4—5" breit, 3" hoch, 2'' 3—5'" weit, 9—17'" tief (mit ab- geschrägtem Napf) ; eine aus feineren und aus recht groben Fichten- reisern mit einigen Strohhalmen , grobem Moos und Evernia fur- Juracea L. gebildete Unterlage ist nur looker mit dem Hauptbau verbunden ; diesem sind nach der Vorderseite ein einziges grosses Büschel schwarzer Bartflechte , Usneen (dabei U. florida L.) und viele Evernien nebst Erdmoos in wulstiger Ausbauchung vorgelegt und ein breitester Strohhalm umschlingt das Ganze ; der Napf ist besonders fest, am Rand ausschliesslich aus gröberen, im Inneren neben einer Spur von gelblichen Bartflechten aus feineren , ver- witterten Halmen gebaut. Es ist ein absolutes Gegenstück zum vorigen Nest und gleicht, abgesehen von den wenigen Flechten, völlig demjenigen des Goldammers oder bis auf die geringere Grösse manchen vom rothrückigen Würger. N. 3. Obersteiermark (Mariahof, 10. Januar 1887 durch P. Blasius Hanf). 5" breit, 2|" hoch, 2J" weit, 1|" tief; Unter- lage und gröbere äussere Umgebung bestehen aus Fichtenreisern, denen nur wenige von der Lärche beigemischt sind und die das gemessene Massiv weit überragen (8" im Ganzen) ; etwas Moos, einige Büschel der Usnea barhata nebst Pflanzenpappus (Distelwolle), im obern Rand viele Grasstengel, dabei ein ausgerissenes ganzes Büschel, bilden die Hauptstoffe ; dazwischen sind einige Fruchtzäpf- chen einer Erle, Hüllblättchen einer Distelart, von der wohl der Pappus herrührt, und ein Paket Schmetterlings-Eihüllen; eine be- scheidene Lichenen-Beigabe bilden innen herum am Rand schlaffe und krause schwarze Bartflechten, über eine Randstelle über- geschlagen eine hellere Varietät und zartere solche im Napf zwischen einigen Fasern und Pflanzenpappus. N. 4. Obersteiermark (14. Januar 1887; ebenso). 4 — 5|" breit, 2" hoch, stark 2 — 2|" weit, kaum 1" tief; längliches Nest mit sehr flacher Eintiefung, fast doppelt so lang als breit, indem an der einen Schmalseite über das angegebene Maass mehr als 2" hinaus mit flechtentragendem Fichtenreis und ein Paar Stengeln der Haide (CaUuna vulgaris Salisb.) bis gegen den Nestrand hinauf locker vor- — 271 — gebaut ist ; in der Unterlage befinden sich neben etwas Moos, Flechtenfragmenten und verwitterten Halmen einige lange Bastfasern vom Wachholder und namentlich grössere und kleinere Stückchen von faulem Holz, auch vereinzelt Dunen und Federchen; seitlich und sparsam im Rand sind breite Gräser und feinere Halme ein- geflochten ; der Hauptstoff des recht festen Innenbaus ist die Bart- flechte in ihren verschiedenen Spielarten , stellenweise mit feiner Usnea (barhata — hirta) gemengt, besonders am Rand in ihrer krausen schwarzen Form; einzelne Spinneneier-Hüllen sind seitlich beigegeben , der Napf ist mit Federn ausgelegt , dabei solche vom Vogel selbst und eine Brustfeder vom Rephuhn. N. 5. Ober Steiermark (29. Januar 1887; ebenso). 5— 6|" breit, 2^" hoch, 2-^'' weit, schwach 1" tief; ein lockerer, aber massiger Bau mit "dickem Boden, seitlich sehr breit (stärkste Nest- randbreite über 2''), nach hinten schmal; das Substrat bilden Lärchen- reiser, zwischen denen sich nur ein einziges Fichtenzweigchen und ein Brombeerstengel befinden ; die ganze Masse ist mit zahlreichen dünnsten dürren Gräsern und Halmen ziemlich gleichmässig durch- zogen und mit Moos, Pflanzenwolle, Distelpappus, auch einigen In- sectengespinnsten zusammengefilzt; nur an einem Theil der Aussen- seite sind einige krause, meist schwärzliche Bartflechten-Pakete, weiter abwärts einige Evernien (E. jjrunasfri L.) beigegeben; im Innern ist ziemlich viel Pflanzenwolle neben einigen Federchen und Fichtennadeln, die wohl nur zufällig hinzugekommen sind. N. 6. Schweden (Wermland, Gillberga, 30. März 1886 mit 4 frischen Eiern durch J. Ramberg). 4 — 5" breit, 2" hoch, 2'' 3 bis 5''' weit, 1" 3'" tief, verschoben-oval , auf einer Schmalseite weit vorgebaut , wohl wegen einer Astgabel , im breitesten , einer breiten Anlehnung entsprechenden Theil sehr dünnwandig; in der Unterlage sind dürre Fichtenreiser, die sich nach oben der Rundung sauber anschmiegen , dann Halme , breite Gräser und Wachholder- bast; dieser geht in breiten Stücken in den Oberrand über, wo sich auch Inihricaria physodes findet; zuunterst ist eine sehr feste Schichte von Wachholderbast , ganz verwitterten breiten Gräsern und faulem Holz; hieraus besteht auch ohne irgend welche wesent- liche Beimischung der gleichmässig fest geglättete und keineswegs weiche Napf, dem nur an einer Seitenwand einige Federchen bei- gegeben sind. N. 7. Schweden (2. April 1886, mit 3 frischen Eiern, ebenso). 3i— 4|" breit, 3" hoch, 2'' 2"' weit, r' 4''' tief; sparsame Unter- — 272 — läge aus Kiefernreisern, dann sehr breite Wachholderfasern mit Erd- moos, einigen dürren Gräsern und Claclonia, die Seitenwände fast nur aus dürren Seggengräsern sauber und fest geflochten, der halb- kugelförmige Napf mit Bartflechte ausgefüttert, die sich stellenweise klumpenförmig über den Rand herausschlägt; ein solcher Klumpen konnte im Innern nicht recht angeglättet werden und bildet im Grunde des Nests eine Erhöhung ; schwärzliche und weisse Insecten- gespinnste haften sparsam aussen. Bei drei weiteren schwedischen Nestern aus Februar und März, deren Hauptmaterial die Mischung aus Bartflechten, Wachholderbast und Halmen ist, beschränken wir uns auf das Eigenthümliche. Bei dem einen sind stark mit Flechten bewachsene, kurz abgebrochene dickere Fichtenreisstückchen im Rand und dieser besteht nach einer Seite hin fast nur aus Wachholderrinde. Beim zweiten ist der ganze innere Ausbau aus feinster verfilzter , theilweise zerbissener Bartflechte, am Rand mit etwas Distelpappus und Insectengespinnst ; eine untere Lage besteht aus verwittertem Torfmoos (Sphagnum). Das dritte ist ebenfalls vorzugsweise Bartflechten-Nest, hat aber am Rand grobes Erdmoos und im Boden des Napfs anderartige Flechten (Usnea harhata — hirta und Imhricaria physoäes) mitein- gewoben. In allen Fällen haben die Vögel die in meist schnee- reicher Jahreszeit nur in geringer Auswahl erhältlichen Niststoffe. dem Bedarf entsprechend, trefflich zu wählen verstanden. Die Eier, deren mir aus eigener Sammlung 54 St. vorliegen^ untersuchen wir getrennt, je nach dem besonderen Gebiet aus dem sie stammen, da etwaige climatische Einflüsse auf Grösse und Fär- bung stets beim Vogelei zu beachten sind. 1. Aus den französischen Pyrenäen (1854, 3 complette Ge- lege a^ — c. durch Abbe Caire aux Sanieres, Basses Alpes). a: 4 St.; 9^ , 10, 10^, lOf'' lang, alle T'' breit; Gewicht 15 — 16 cgr. ; oval-gestreckt bis eigestaltig-zugespitzt, weissgrundig mit grünlichem Schimmer ; hell röthlich-braune und grau-violettliche Fleckchen, sparsam und feinst bis über die Mitte, etwas gröber um die Basis und um diese herum Kranz-Andeutung von meist gerundeten oder etwas krummgezogenen purpurschwarzen Fleckchen und Puncten. b: 3 St.; 9| u. 10"' 1., alle stark 1-Y" br. ; Gewicht 14-16 cgr., kurz-bauchig, grauweissgrundig; die blassröthliche Unter-Zeichnung ist theils grob und dann mehr gegen die Basis , theils in feinsten verwaschenen Spuren über das ganze Ei vertheilt; hellrothe, rost- braune und purpurschwarze Puncte und Fleckchen sind um die Basis — 273 — zusammengedrängt, c: 4 St.; 8|'" 1., 7 — 71"' br., das kleinste sogar nur 8| '" 1., 6|'" br. ; Gewicht 14 cgr. ; sehr klein , kurz ab- gestumpft-rundlich, im weissen Grund ein röthlicher Schimmer ; vio- lettgrauröthliche , meist etwas gröbere Fleckchen, in der dickeren Hälfte roth-braune Fleckchen, wenige dunklere Punkte, feine rost- rothe Haarzüge um die Basis, bei einem ein grober rostrother Fleck mitten auf der Höhe (Spitze) ; dieses Gelege erinnert entfernt an Eier vom Gartenammer {Eniberisa hortulana L.). a u. b neigen in der Grösse zu Cr. piti/opsittacus , b u. c haben durch den weissen Grund (der ursprünglich und nicht ausgebleicht ist) einen südlichen Character. 2. Aus dem württembergischen Schwarzwald (a u. b die Eier zu meinen oben beschriebenen Nestern, c u. d solche aus den erwähnten Gelegen von Stammheim, 23. März 1879 in der vaterl. Ver.-Samml.). a: 4 St.; 10-10^'" 1., 7— 7^'" br., aus bauchigem Oval ge- streckt, sehr weiss (wohl Folge hoher Bebrütung), zu zwei Dritteln fast ganz fleckenlos, nur an der Basis trüb grauviolett, fein und ver- waschen gezeichnet, darüber feinste schwarzbraune Tüpfel oder kurz gekrümmte Fleckchen, b : 2 St. ; 9^'" 1., 6^ u. 6|'" br., Gewicht 13 cgr. ; gestreckt-oval, graugrünlich, ziemlich über die ganze Fläche violettgrau, hellroth und roth braun fein getüpfelt, c: 3 St.; 9|^'"1., 7^"' br. das kleinste, 11^'" 1., 7|'" br. das grösste ; Gewicht 13 u. 14 cgr.; bauchig oval und birnförmig (abnorm!), langgestreckt in der unteren Hälfte mit eingeschnürter Bahn und abgestumpfter Spitze, ?iier auf dem fast fleckenlosen blassgrünlich-weissem Grund ein dun- kelbraunrother Kranz in kurzer Schnörkelung , dort nur getüpfelt. d: 4 St.; 9^, 9|, 10'" 1., 7^ u. 7|'" br., Gewicht 15—17 cgr.; bau- chig-oval, stumpf-eigestaltig oder nach der Höhe spitzig abfallend, grünbläulich mit helleren und dunkleren röthlichen Unterflecken und purpurbrauner bis blauschwärzlicher, kurzgeschnörkelter , gröberer und feinerer Oberzeichnung an der Basis, einmal dort nur die hellen Flecke und die dunkeln, abgesondert um das spitzige Ende. Dieses letztere Gelege wüsste ich von einem solchen von Cr. pityopsittacus nicht zu unterscheiden. 3. Aus Ober -Steiermark (Mariahof, 2 Gelege 1887 zu den beiden von dort beschriebenen Nestern N. 4 u. 5 gehörig, durch P. Blasius Hanf). a: 5 St.: 10'" 1., 7'" br. (2 St.), 10^'" 1., 6|'" br. (3 St.); Gewicht 14 cgr., langgestreckt-oval, trotz der Bebrütung, die ihnen Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 18 — 274 — einigen Glanz gegeben hat , noch recht stark bläuHch , grösseren Theils fast einfarbig, wenige helh'othe Pünctchen in der stärkeren Hälfte und darüber purpurbraune bis schwarze, theilweise brand- fieckige Puncte, Fleckchen und Schnörkel, b : 3 St. ; 9|, 9|, 10^'" l. 1^, 7, 7'" br. , Gewicht 14 cgr., oval und stumpf-eigestaltig, bläu- lich-weiss, in der Basalhälfte mit violettgrauröthlichen , recht sicht- baren Fleckchen und darüber rothbrauner und purpurschwärzlicher Zeichnung in Puncten, Schnörkeln und Haarzügen. Zwei weitere Exemplare von dort, gelegt in der Gefangenschaft, sind 9 u. 9|'" 1.. 7"' br., je 13 cgr. schwer; das eine ist bei violettgraublauen und schwärzlichen feinsten Tüpfeln an der Basis von so tief bläulicher Grund- farbe, dass es an verblasste Gimpel-Eier erinnert. Eben dieser Stich ins Blaue scheint für jenes subalpine Gebiet characteristisch zu sein. 4. Aus Thüringen (4 St. durch C. L. Brehm und Pfarrer Hocker*). a: Original Brehm^s a. d. J. 1818; 9"' 1., 6^'" br., nur 12 cgr. schwer, grauweiss mit feinsten, verwaschenen röth elf arbigen Tüpfeln, die der Schale einen röthlichen Anflug geben , um die Basis einen Kranz mit violettgrauer Beimischung bilden und mit rothbraunen kurzen Schnörkeln und einigen schwarzen Tüpfeln überlegt sind, b— d (die beiden letzteren 1863 13. März und 9. April aus zwei Gelegen mit je 4 St. ; Hocker) : das eine etwas grünlich mit einzelnen grösseren leberbraunen Fleckchen , wenigen braunschwarzen Tupfen und einem solchen Schnörkel an der Basis, in der schmalen Hälfte einige bräunliche lange Haarzüge , die beiden andern grauweiss mit sparsamer brauner Zeichnung, das eine mehr getüpfelt, das andere in Stricheln über die Basis, 9—10'" L, 6^— |''' br., 12, 13 u. 14 cgr. schwer. Das kleinste von diesen und das BREHM'sche erinnern stark an Grünlingseier. Diese mitteldeutschen Proben (Renthendorf und Gotha) zeigen trüben Grund und kleine Eier; weder unter ihnen noch bei den steirischen wäre irgend ein Stück mit denen von G. pittio- psittacus zu verwechseln. 5. Aus Schweden (,Wermland, Gillberga- Kirchspiel, gesammelt von A. LiNDfiN, durch J. RamberCt, 6 Gelege 23. März 1885, 26. Fe- bruar, 19., 20., 30. März und 2. April 1886 mit je 4, im letzten Fall 3 Eiern ; vergl. die Nester). Nach der Grösse abwärts geordnet gruppiren sich diese Gelege * Die Geistlichkeit beider Confessionen ist bei der Kreuzschnabel-Frage stark vertreten: Pastor Brehm, Abbe Caire, die Pfarrer Friz und Hocker, Pater Hanf! a: lOi- -10'" lan g, 7' ''' breit. 61 \—6Y'' br. d: 91- -9^" 1. [•. f: 8|- -81- 1, 71- -7"'br.; — 275 mit iliren 23 Eiern folgendermassen : h: 10|'"1., 6|-6f''br. c: 10i"M. 7|— 7'" br. e: 9i— 9''' 1., 7^— 7''^ br. 7|"' 55 loi"' » 73/// •4 5) lOi"' « 7A'" 55 9|"' » 8 '" J? 91"' )7 7A'" ,»? 9|'" n 73/// •4 55 91'" 55 '2 55 (2 St.) Hienach differirt die grösste Länge von der geringsten um 2-2-'", die (ebenfalls nur einmal erreichte) grösste Breite von der gering- sten um I'" : als Durchschnittslänge können etwa 10|"', als Durch- schnittsbreite 7|"' gelten; einer grösseren Länge entspricht, um das Volumen in's Gleichgewicht zu bringen, meist eine geringere Breite (Dicke) und umgekehrt; besonders gross sind die Eier von f und a, besonders klein diejenigen von e ; an Übergängen fehlt es nicht. Bei den meisten liegt die stärkste Breite weit oben und sie fallen dann, bald mehr gewölbt bald mehr gradlinig, etwas schroff ab ; sehr ge- streckt sind die grossen von f, dabei das grösste länglich-birnförmig (etwas eingezogen mit stumpfer Höhe), sehr stumpf, gedrungen und rundlich die kleinen von e , schön oval sind nur wenige , eines ge- streckt elliptisch. Bläulichweiss , vorzugsweise nur an der Basis mit feinsten violettgrauen, hellbräunlichen und schwärzlich-purpurbraunen Tüpfel- chen sparsamst gezeichnet sind die Eier von a. Gleichen Grund und ähnliche , aber etwas stärkere und häufigere Zeichnung haben diejenigen von a, dabei Kranz-Andeutung und zweimal die Flecken- anhäufung gegen die Höhe. Weisslich grüngrau, fast mit einem röth- lichen Stich wegen vieler grauröthlicher ünterfl eckchen sind sie bei d; die runden oder kurzgeschnörkelten purpurbraunen Oberfleckchen vertheilen sich sparsam über die ganze Oberfläche, einmal mehr um die Basis gedrängt, ein andermal dort mit einem kreisförmig in sich selbst zurückkehrenden Zickzackhaarstrich. Etwas grünhcher aber ähnlich sind die Eier bei c, im Grund violettröthlichgrau und blass bräunlichroth verwaschen punctirt und fein gefleckt mit grösseren — 285 — und kleineren, selten etwas geschnörkelten , helleren und dunkleren rothbraunen Oberflecken ; von allen sehen diese denjenigen des Grün- lings am ähnlichsten, eines mit stärkster Fleckung erinnert sogar an manche Eier des Schneeammers. Bei b zieht die Grundfarbe des einen besonders stark in's Gelblichgraugrüne und bei starker Schnör- kelung liegt die Zeichnung vorzugsweise in der schmalen Hälfte, während bei den beiden anderen grössere verwaschene (d. h. tief in die Schalenmasse eingesenkte) graubräunlichviolette Fleckchen und Flecken die Basalhälfte stark röthen, das eine Mal mit einem haar- dünnen hellbraunrothen Schnörkelkranz überlegt. Die Eier von e haben den grünlichsten Grund (ähnlich wie bei Emheriza cirlus h.), feinste , ganz verwaschene grauröthliche , meist wenig bemerkbare Unterfleckchen über die ganze Fläche , dunkler und heller purpur- braune Oberzeichnung bald gerundet bald kurz geschnörkelt. Diese und noch mehr diejenigen von b erinnern in der Färbung an manche des Buch- und des Bergfinken. Innerlich scheinen alle blassgrünlich durch und sind bis auf e glanzlos. Ihr Gewicht beträgt 16 — 18, in 14 Fällen 17 cgr. , wird also von pyrenäischen und schwedischen Eiern der andern Art im Minimum erreicht; für diese Art mögen 17, für jene 14 — 15 cgr. als Mittel gelten. Nach dem Gesammteindruck könnte man dahin recapituliren, dass die Eier, kleiner oder grösser aber der Körpergrösse des Vogels entsprechend, bald gestreckter bald bauchiger, vorwiegend ungleich- hälftig, auf trübweissem, bald in's Bläuliche bald mehr in Gelblich- grün gehendem Grund wenig dicht oder nur sparsam gezeichnet sind mit purpurbraunen bis schwärzlichen, öfters kurz geschnörkelten Fleck- chen und Puncten oder mit einigen Haarzügen über einer unteren verwaschenen Zeichnung in allen Abstufungen von Hellbraunroth bis Violettgrau. Eine solche generalisirende Characteristik passt natür- lich auf die Eier aller Kreuzschnäbel und dürfen wir auch nicht übersehen, dass die Grössen der Eier bei beiden Arten zusammen nicht ausserhalb der Sphäre der Variabilität liegen , wie wir eine solche von anderen Arten mit weiter Verbreitung kennen. So habe ich in den Extremen z. B. vom Buchfink {Fringilla coelehs L.) ein grösstes Ei mit stark %\''' Länge und fast 7"' Breite aus Sardinien und Exemplare von Archangelsk, deren eines nur 8''' und 6'", das andere sogar nur 1^'" und 5^'" misst. Oologisch entfernen sich die Eier der Kreuzschnäbel weit von denen mancher anderer dickschnäbeliger Kernbeisser, namentlich von — 286 — den Gruppen Fichtengimpel {Strobiliphaga s. Corijtlms) und Kirsch- kernbeisser {Coccotkraustes) ^ ja selbst von Pyrrhula; sie schliessen sich viel enger an jene Finkenarten an, die wie Hänfling, Grünling, Stieglitz u. s. w. lichtgrundige Eier legen ; im Gegensatz zu jenen vorgenannten mit lockerem Nest aus Reisig und Wurzelgeflecht, weist sogar auch der dichte Nestbau mit weichen Stoffen hieher. 3. Der Weissbinden-Kreuzschnabel, Crucirostra leucoptera Cuv. — bifasciata C. L. Brhm. Loxia leucoptera Gm. — falcirostra Lath. • — taenioptera Glog. Curvirostra leucoptera Wils. Abbildungen: Wilson, Am. Orn. T. 15 u. 31 je f. 3. Godld, Birds of Eur, T. 203. Nilsson, Skand. Fauna, Fogl. I, T. 20. Nau- mann, T. HO, f. 4 (jung), Nachtr. (XIII), T. 385, f. 1—4. Bonap. u. Sohl., T. 8 (Paar von „bifasciata''^)^ T. 9 (Paar von „leucop)tera^^), T. 10 (altes Männchen vom Himalaja). Viel hieher Gehöriges ist im allgemeinen Theil bereits gesagt. Bonaparte und auch G. R. Gray halten die nordamericanische Form als Art aufrecht. Letzterer führt gerade diese als nach England zugeflogen auf. Ersterer legt neben der notorisch etwas geringeren Grösse und dem zusammengedrückteren Schnabel auch auf das Roth des Männchens Gewicht, „qui tire toujours au rose fortement carmine et non pas au rouge vermillon." Unter fünf mir vorliegenden Männchen von Archangelsk haben zwei eben jene leuchtende Purpurfarbe, die Nau- mann Johannisbeerroth genannt hat, während die drei anderen jene hellere Färbung haben , die man eine Mischung aus Zinnober und Mennigroth nennen könnte; ein junges Männchen von dort, noch grob braun gefleckt und nur am untern Bauch porameranzengelb , würde in seiner geringen Grösse dem nördlichsten America Ehre machen. Trotz dem gegebenen Farbenunterschied zieht Bonaparte den Hima- laya-Vogel mit mehr mennigrothem Colorit, der doch nur ein Ab- kömmling des Nordasiaten sein kann, zum Americaner. Naumann hat auf seiner Nachtragstafel den carminrothen Vogel als ganz alten, den mehr zinnober-mennigrothen als jüngeren gedeutet. Als wesent- licher Unterschied gilt, dass bei der americanischen Rasse das alte Männchen auf dem Oberflügel, an den kleinen oberen Flügeldecken und den Schulterfedern reines Schwarz, das europäische Grauschwarz und schwärzliches Grau habe. J. H. Blasius (Naumann, Nachtr. 188—192) nimmt nur örtliche Varietät an und das ist mehr als genug. In America lebt diese Art im höheren Norden soweit der Nadel- - 287 — wald hinaufreicht. Nach Pennant (Übersicht, übers, v. Bechsteix 1794, II, 103), der auch aus Neu- York einen Vogel erhielt, kommen sie zu Ende Mai am Severn-Fluss in der Hudsonsbai an, ziehen aber, „weil sie an kaltes Clima gebunden seien," zum Brüten *noch weiter gegen Norden und kommen erst im Herbst beim ersten Frost zurück; Hier liegt aus ünkenntniss des vorzugsweise winterlichen Brütens der Kreuzschnäbel eine falsche Deutung der unstäten Lebensweise vor. Ebenderselbe erwähnt nach Hütchins, dass der Vogel („Asitchou- Achaschich") im März an der Hudsonsbai ankomme, sein Nest aus Gras, Schlamm und Federn (?) gewöhnlich in der Mitte eines Tannenbaums erbaue, fünf weisse, mit gelblichen Flecken gezeichnete Eier und etwa im Juni flügge Junge habe , mit denen sie zu Ende November weiterziehen. Nach Richardsohn (Fauna bor. am., Birds, p. 263) wohnen sie in den dichten Weisstannenwäldern bis dahin wo diese unter dem 68 ° n. Br. aufhören ; im September ziehen sie sich in kleineren Schaaren von der Küste in's Innere zurück. Nach Wilson ist im Norden der vereinigten Staaten der weissbindige Kreuzschnabel seltener als der bindenlose. Aus Labrador ist er gleichfalls erwähnt. Im nördlichen Sibirien hat v. Middendorff (Reise II, Zool. 1851, Vög. p. 154) diese Art vorzugsweise häufig am Jenissej und an diesem Strome jenseits des 63^ n. Br. bis in den Polarkreis und bis zur Nordküste Ostasiens als einzigen Kreuzschnabel beobachtet; ein bei Udskoj-Ostrog 6. Juni geschossenes Männchen beschreibt er. In der Mandschurei beobachtete er sie Ende October auf der süd- lichen Abdachung des Gränzgebirges. Durch Bonaparte und Schlegel kennen wir den Vogel aus dem Himalaya. Über Nordamerica und Nordasien, wohl ohne irgend welche Unterbrechung, tritt der Weiss- binden-Kreuzschnabel nach Westen fortschreitend nach Europa als Brutvogel über. Im Gebiet des weissen Meers ist er nach LiljeborCt im Gouvernement Archangelsk allgemeiner Nistvogel, im Fichtenwald und nicht bloss ausschliesslich in Lärchenwäldern. Dort haben Graf Hoffmannsegg und Henke (1853 — 1856) zahlreiche Vögel in allen Kleidern eingesammelt. Die schon früher erwähnten Schaaren, welche im Sommer 1826 auf einige Monate Mitteleuropa, namentlich beinahe die ganze süd- östliche Hälfte Deutschlands sowie auch Schweden besuchten, haben auf diese Vögel erst aufmerksam gemacht; vereinzelte frühere Exem- plare haben Meissner und Schinz, sowie Naumann verkannt. Seither sind sie in vielen Theilen Deutschlands, z. B. in Thüringen, am Harz, — 288 — im Rheinland erlegt und gefangen worden. Lungershaüsen (Nau- mannia) erwähnt a. d. J. 1851 einen Fall von Reinhardtsbrunn bei Gotha, in welchem Theile des Thüringer Walds seit 1827 kein Vogel mehr vorgekommen sei. Dr. Helm (Beob. Ber.) führt von Arnolds- grün im Sachs. Vogtland zwei Vögel auf, die 1885 auf den Lockruf des Fichtenkreuzschnabels sich fiengen. Für W ü r 1 1 e m b e r g ist bis jetzt das Exemplar ein Unicum, wel- ches ich am 11. März 1851 von Wildberg im Schwarzwald im Fleisch erhalten und in jüngster Zeit in die vaterl. Vereinssammlung gegeben habe. Es ist ein sehr schönes Männchen fast wie Bonap. u. Schleg. T. 8, ein Mittelding zwischen f. 1 u. 2 auf Naümann's T. 385 ; im hell zinnoberrothen, theilweise blass carmoisinroth leuchtenden Klein- gefieder sind aus älterem Kleid grünlichgelbe Federchen seithch und auf dem Scheitel stehen geblieben , um den Hals ist ein grauer, oberhalb der Flügel ein grünlicher Schimmer ; der Schnabel ist merk- würdig hell, nicht wie beschrieben wird, bläulich-horngrau sondern bis auf den hell hornbraunen First nahezu fleischfarben ; das Gewicht habe ich mit 2-^^ Loth (30 Gramm) s. Z. notirt. Ich kann nicht anders, aber ich sehe in dem Vogel keinen Irrgast sondern einen Landsmann. Seine Anwesenheit fällt nicht wie z. B. 1826 in den Sommer oder Herbst, sondern in die Brutzeit unserer Kreuzschnäbel; zwei gerade in jenem Jahr am 7. März von mir untersuchte Männchen hatten stark angeschwollene Testikel (worauf dieser leider nicht untersucht worden ist) ; er wurde mit Fichten- kreuzschnäbeln, unter denen er lebte, erlegt und bei der Schwierig- keit sicheren Erkennens wenn man die Individuen nicht nahe zur Hand hat, kann bei der Gewohnheit in den höchsten Gipfeln sich aufzuhalten , mancher Weissbindenvogel übersehen werden. Wenn, wie ich annehme, alle jetzt als Arten getrennte Kreuzschnäbel von ein und demselben Stamme sind, so wäre nichts natürlicher als ein sporadischer Rückschlag. Aber auch die Artberechtigung zugegeben, wäre es gar nicht verwunderlich, wenn einzelne Paare, der gemeinen Art zugesellt, zum Brüten dableiben oder wenn sie bei der nahen Verwandtschaft mit jener sich kreuzen würden. Augenfällig ist überall doch meist nur die überwiegende Hauptrasse, könnten wir aber eine Heerschau über all unsere Kreuzvögel abhalten, so fände sich gewiss, und zwar zu jeder Zeit, mancher weissbindige. Brehm sagt im Text zu Bädeker's Eierwerk, der Vogel sei im Sommer 1825 (1826?) im Jugendkleid auf dem Thüringer Wald vorgekommen, so dass die Brutplätze wohl nicht gar so ferne lägen. Blasius bemerkt — 289 — a. a. 0., dass am Harz jetzt fast alljährlich Weissbindenvögel unter den anderen Kreuzschnäbeln gefangen werden — nachdem einmal das Vorkommen festgestellt ist. Derselbe sagt, die Brutzone in Europa bedürfe nach Westen und Süden noch einer genaueren Fest- stellung. Ausserhalb Deutschlands ist unser Vogel in Irland (1802), wiederholt in England nach Yarell, in Holland und Belgien nach Selys-Longchamps vorgekommen, meist im Spätsommer und Herbst, aber auch in den Wintermonaten. Nach Wallengren war der Binden- kreuzschnabel im October 1845 und Januar 1846, also über Herbst und Winter, zu einer Zeit in der er auch anderwärts wieder häufig auf- trat , im mittleren und südlichen Schweden nicht gerade selten ; sparsamer war er dort auch i. J. 1841 und 1848 vorhanden und Blasius vermuthet , dass er dort niste ; Belege hiefür sind seither nicht beigebracht. Nach Giglioli a. a. 0. erscheint er nur sehr selten Winters, von September ab in Norditalien; die Gebiete von Bergamo, Brescia, Verona, auch Lodi mit 3 Exemplaren, sind 1846—1867 genannt. Fortpflanzung. Über diese ist Positives kaum bekannt. Da sie von derjenigen der andern Kreuzschnäbel nicht wesentlich abweichen kann, ist dieses mehr für die Sammlungen als für die Wissenschaft zu bedauern. Dass das unter dem Collectivnamen curvirostra von Pallas citirte nordasiatische Nest, das Steller im März fand, hieher bezogen werden könnte, ist schon früher bemerkt. Bedeutungslos ist, was Pennant nach HüTCHiNS anführt, so wahrscheinlich es auch ist, dass die Nist- zeit sich ebenfalls bis tief in's Frühjahr herein erstrecke. Ob in den neuen americanischen Autoren sich überhaupt etwas und nament- lich etwas Präcises findet, weiss ich bei mir unzugänglicher Literatur nicht. TfflENEMANN hat mir Anfangs ■ der fünfziger Jahre ein in der Gefangenschaft gelegtes Ei gezeigt , dessen ich mich als ziemlich klein und gestreckt, mit recht blasser Fleckung noch genau erinnere : da er die Artberechtigung nicht anerkannte, mag es unter die anderen gekommen sein, unter den abgebildeten befindet es sich aber nicht ; der nach seinem Tod verfasste Catalog 1857 der Sammlung führt ein Ei aus Nordamerica (ob dasselbe?) und ein Nest aus dem borealen Europa auf. Baedeker bildet T. 20 f. 10 ein als acht beglaubigtes, im Käfig gelegtes Ei ab; nach dieser Abbildung ist es 9|^'" lang, 7'" breit, Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 19 — 290 — ziemlich bauchig, auf bläuhchweissem Grund sparsam mit dunkel- braunen scliärferen Puncten und mit zahlreicheren verwaschenen hell- bräunlichen Fleckchen gezeichnet ; der Text besagt , es sei etwas kleiner als dasjenige vom Fichtenkreuzschnabel , sonst diesem zum Verwechseln ähnlich. Herr J. Rambkrg in Göteborg erhielt i. J. 1887 ein angebliches Nest mit einem Ei von Archangelsk, und er hat die Güte ge- habt, den Fund zur Beschreibung mir anzuvertrauen. Ich kann aber nicht läugnen, dass ich in keiner Weise von der Richtigkeit über- zeugt bin, nicht als ob ich den guten Glauben von Finder und Be- sitzer anzweifeln wollte , sondern weil dort auch der Fichtenkreuz- schnabel brütet — es liegen mir 4 Exemplare von dort vor — und weil das Ei für den kleineren und schlankeren Vogel mir nicht passen will. Trotzdem mag die Beschreibung hier stehen. Das Nest ist ein kreisrunder, gefälUger Bau, massig, dickwandig, 11| Drachmen schwer, etwa 5'' im Durchmesser haltend, gegen 2^" hoch, schwach 1|" tief, bei einer .Weite des sanft eingebuchteten Napfs von etwa 2Y\ mit 1 — 2" dicken Wänden, an einer Stelle, wo ein Zweig des Baumes eingriff, geöffnet; äusserlich ist es mit kurzen, dünnsten Stücken dürrer Fichtenreiser umgeben, im Unter- bau, wo in Folge des Abnehmens vom Ast die Einlage freigelegt ist, aus verwitterten Pttanzenstengeln, auch Fasern von Wachholderrinden und faulen Holztheilchen fest verfertigt, darüber mit einer starken Schicht von schwärzhchen Bartflechten (Bryopogon s. Alectoria ju- bata Ach. var. chaliheiforniis L.), welche neben wenigen feinen Pflan- zenfasern den Napf dicht auskleiden und die starken Seitenwände nach innen ausschhesshch und theilweise mit erhabenem Rand bilden. Einzelne hellgelbgrüne Flechten {Alectoria sarmentosa var. crinalis Ach.) sind aussen ringsum vertheilt, ein Kiefernnadelbüschel und etwas feinste Kiefern rinde haften seitlich an. Das Ei, lOi'" lang, 1\"' breit, fast 20 cgr. (!) schwer, unter- scheidet sich in gar nichts von andern Kreuzschnabeleiern und ist verhältnissmässig recht gross, d. h. es stimmt mit den grössten vom Fichten- und kleineren vom Kiefernkreuzschnabel; seine Gestalt ist bauchig-oval, der Grund geht aus Grüngrau in"s Bläuliche, an der Basis drängt sich die sparsame Zeichnung in violettbräunlichen, helle- ren und dunkleren kurzen Schnörkeln und einigen dunkelblutbraunen Fleckchen und Tüpfeln zusammen ; auf der übrigen Fläche vertheilen sich unregelmässig nur wenige hellere Fleckchen und dunkle Tüpfel. Ohne Ramberg's Autorität würde ich bei Nest und Ei nur an den — 291 — Kiefeinkreuzschnabel, gerade so wie ich die Fortpflanzung eben aus Schweden kenne, gedacht haben. Im Rückblick auf meine Arbeit bin ich mir bewusst, kaum etwas l^eues und nur wenig Gutes geleistet zu haben. Dass ich sie über- haupt unternahm, mag darin seine Begründung finden, dass ich seit mehr als sechsunddreissig Jahren für das Thema mich interessire. Deshalb habe ich für die Fortpflanzung so reiches Material gesam- melt und dieses Interesse hat mich auch veranlasst, aus längst ver- gessenen alten Quellen , die der Erinnerung doch werth sind , zu schöpfen. Eben für die Fortpflanzung ist unverhültnissmässig viel bei- gebracht, aber gerade hier wollte ich Nichts übergehen. Dass unter diesem vielen Einzelnen das Ganze leiden musste, ist mir selbst am klarsten. Nicht mit Unrecht wird man z. B. fragen, warum ich so viele Messungen der Eier vorgenommen und sie hier wiedergegeben habe ; Längen- und Breitenachse sind ja für das Volumen nicht ein- mal völlig maassgebend, da bei diesem die verschiedenartige Wöl- bung der Bahn zwischen beiden Polen mitwirkt. Es hat mir aber ■daran gelegen, in irgend einer Form, vorerst mir selbst und dann auch anderen Specialisten , ziffermässig klar zu machen , wie weit die Schwankungen in der verschiedenen Grösse bei der Einzelart gehen und wie geringe Unterschiede und welche Übergänge sich finden. Die von mir Eingangs hervorgehobene nahe Verwandtschaft, *um nicht direct zu sagen Zusammengehörigkeit, aller Kreuzschnäbel habe ich am Ei nachzuweisen versucht, gerade so wie Andere, gleich- falls Serien messend, ihre Schlüsse aus den Vögeln selbst ziehen. Vielleicht ist die Zeit nicht so ferne, in der man die maass- lose Artentrennung aufgiebt, dafür aber um so genauer jede ursprüng- liche Einzelart als solche nach ihren besonderen Verbreitungsbezirken gesondert in's Auge fasst. Für solche Nothwendigkeit bilden gerade die nach allen Seiten in einander verschwimmenden Kreuzschnäbel ein schlagendes Beispiel. Schloss Warthausen im März 1889. ft 19* Ueber ein angebliches Vorkommen gediegenen Zinns und über die spezifisehen Gewichte der Zinnblei- legierungen. Von Prof. Dr. Friedrich Nies in Hohenheim. I. Die Angaben über Fundorte gediegenen Zinns sind in der mineralogischen Litteratur dünn gesät, namentlich wenn man einige ältere als wohl sicher irrtümliche in Abzug bringt, welche sich auf Zinn beziehen, das offenbar bei metallurgischen Prozessen gewonnen wurde. Dahin dürften die Verzeichnungen von Cornwall und Les Pieux, Departement de la Manche, als Fundorte zählen. Mit dem letzteren „Fundorte" ist zugleich wohl identisch Cherbourg, da Les Pieux in dem Arrondissement Cherbourg gelegen sind. Auch der Fund von Segur im Departement Correze dürfte nur avif ein Kunst- produkt zu beziehen sein, wiewohl nicht verschwiegen werden darf, dass von der genannten Stelle auch Wismutspat als vorkommend angegeben wird, ein Mineral, welches das natürliche Zinn von Mexiko (siehe unten) begleitet. Im Gegensatz zu diesen Zinnfunden, deren Natürlichkeit und Ursprünglichkeit anzuzweifeln sind, beziehen sich die folgenden drei Litteraturangaben auf gediegen Zinn als auf eine durch „natürliche Prozesse entstandene Mineralspezies": 1) R. Hermann, Über das Vorkommen von gediegenem Zinn in den Uralschen Goldseifen (Journ. prakt. Chemie. 33. 300. 1844). Nachdem eine erste Probe, „ein Metallkorn, aus einem weissen, duk- tilen Metall bestehend, dem einige Goldkörnchen anhingen," für Schnelllot gehalten worden war, durch welches man künstlich die Goldkörnchen zusammengelötet hätte , lieferten später zur Unter- suchung kommende Proben des Waschgoldes aus Slatoust Beimen- gungen, welche neben Osmiridium einige grau angelaufene Körnchen enthielten, die vorwiegend aus Zinn mit einer geringen Beimischung von Blei bestanden. „Das Gold der Seifenwerke der Umgegend von Miask wird also von geringen Mengen gediegenen Zinns begleitet." — 293 — 2) A. Frenzel, Mineralogisches (N. Jahrb. f. Min. etc. 1873. 784). Unter einem Wismutspate, der zentnerweise in ziemlich reinem Zustande aus Mexiko nach Europa geliefert wird, „fanden sich ein- zelne Metallblättchen, die sich unter dem Hammer ganz duktil und vor dem Lötrohre als reines Zinn erwiesen. Diese Zinnblättchen zeigen ein krystallinisch-körniges Gefüge." In einer späteren Mit- teilung (N. Jahrb. f. Min. etc. 1873. 946) wird beigefügt, dass der betreffende Wismutspat aus einer der Minen in der Nähe der Stadt Guanajuato im Innern Mexikos stammt. 3) F. A. Genth, Contributions to Mineralogy: Tin , and as- «ociated Minerals (Contributions from tlie Laboratory of the Uni- versity of Pennsylvania. No. 24. 1885). Als zinnhaltig wurden Wasch- proben befunden, welche teils vom Aberfollflusse , 24 km von Oban in Neusüdwales, teils vom Samflusse, einem der Quellflüsse des Cla- rencestromes, etwa 32 km von erstgenannter Lokalität entfernt, stam- men. Das Zinn bildet unregelmässige Einzelkörner, 0,1, selten bis 1 mm gross , und körnige Aggregate. Unter der Lupe zeigen sie eine unebene Oberfläche, mitunter aber Spuren von Krystallflächen. Mit Salzsäure behandelt lösen sie sich schnell unter Entwickelung von Wasserstoff und unter Zurücklassung kleiner Blättchen von Irid- osmium. „Nicht eine Spur irgend eines anderen Elements ausser Zinn konnte in der Lösung nachgewiesen werden." Als Begleiter des Zinns werden übereinstimmend für beide Lokalitäten Platin, Irid- osmium, Gold, Kupfer, Zinnstein und Korund (besonders in der Varietät Sapphir) beschrieben. Ausser diesen Angaben existieren nur noch zwei Arbeiten von FoRBES, welche sich mit dem Vorkommen des Zinns in Bolivien be- schäftigen. Durch Herrn Apotheker Clessler in Plieningen auf kleine Stückchen „Zinn aus Bolivien", welche sich in seiner Sammlung vor- fanden, aufmerksam gemacht, wurde ich zu der Untersuchung ver- anlasst, welcher der beiden im obigen unterschiedenen Kategorien, den zweifelhaften oder den sicheren Vorkommnissen von gediegenem Zinn wohl die bolivianischen Funde zuzuzählen seien. ' D. Forbes, Researches on the Mineralogy of South America (The London, Edinburgh and Dublin Philos. Magazine. (4.) 29. 129 und (4.) 30. 142). Längs des ganzen Laufes des Tipuani, eines Nebenflusses des Mapiri in der Provinz La Paz, Bolivien, sind zahl- reiche Goldwäschereien, teils in den vom Flusse verlassenen Alt- wässern, teils im Untergrunde des heutigen Flussbettes, welches man dadurch blosslegt, dass man die eine Hälfte des Wasserlaufes ab- 294 - dämmt, um nach Erschöpfung des Detritus die andere Hälfte eben- falls dnrch Abdämmung trocken zu legen. Forbes hält die Lager- stätten für die goldreichsten in Südamerika, ja vielleicht der ganzen Welt, und ihre grosse Lieferfähigkeit wird bewiesen durch die enorm lange Zeit des Abbaus : haben doch schon vor den Spaniern, welche dort seit 1581 Gold wuschen, die Lidianer die Fundstellen ausgenützt. Und wenn heute der Betrieb ein weniger reger ist, so ist dies nicht auf eine Erschöpfung des Goldvorrates, sondern auf lokale Schwierig- keiten zurückzuführen, wie sie in der Beschaffung von Arbeitskräften und von ausgiebig arbeitenden Maschinen begründet sind. Etwas- oberhalb des am gleichnamigen Flusse gelegenen Dorfes Tipuani wurde die Wäscherei Playa Gritada einer näheren Untersuchung unterworfen , nachdem Forbes von befreundeter Seite einige Stück- chen Zinn als von dort stammend erhalten hatte. Eine Untersuchung der Waschrückstände in den Waschmaschinen (Lavadero) ergab zu- nächst das Resultat, dass ein wesentlicher Bruchteil des Rückstandes von Zinnstein gebildet wurde, einem Mineral, welches bis dahin den Goldwäschern noch gar nicht bekannt war, oder — richtiger ge- sagt — als zinnhaltig von ihnen nicht erkannt war. Zur näheren Untersuchung und zur Abschätzung der relativen Mengen der die Waschrückstände bildenden Mineralien siebte Forbes zunächst da& feinste, fast ganz aus Zinnstein bestehende, wie es scheint aber auch metallisches Zinn enthaltende Material ab. Der gröbere auf dem Siebe zurückbleibende Teil wog 15 109 Grains (906,5 g) und liess sich mit folgendem Resultate ^ sortieren : Fast reiner Zinnstein . . . . 11115 Grains 666,9 g Roteisenstein in glänzenden Kör- nern Roteisenstein in Pseudomorpho sen nach . Eisenkies . Schwarzer Turmalin . Rote Granatkrystalle . Andalusit (oder Topas?) Metallisches Zinn . Unbestimmbare Fragmente Dabei muss noch hervorgehoben werden , dass 1 069 Grains (64,1 g) gediegenes Eisen als „offenbar von den bei dem Abbau an- gewandten Werkzeugen herstammend" zum voraus entfernt wurden, * Es werden den Forb e s' sehen Originalzahlen der leichteren Vorstellung: wegen Umrechnungen iii g beigefügt. 1368 82.1 110 „ 6,6 214 „ 12,8 113 „ 6,8 112 „ 6,7 1655 „ 99,3 422 „ 25,3 . . . 20,42 19,71 . . . Spur 0,09 . . . 0,20 0,19 . . . 0,17 Spur . . . 1,12 0,49 Summe 100,66 100. — 295 — Die aufgefundenen Zinnfragmente besitzen sehr verschiedene Grösse : das grösste wog 505 Grains (30,3 g), während — wie oben angegeben — sich auch unter dem feinsten durch das engmaschige Sieb gelaufenen Material Zinnpartikel befanden. Die chemische Unter- suchung des Zinns (es wurden zwei Analysen ausgeführt) ergab : Zinn .... 78,75 79,52 Blei . Kupfer Eisen . Arsen . Unlöslich Das spezifische Gewicht wurde zu 7,502 bestimmt. Es würde dies unter Zugrundelegung einer im zweiten Theile dieser Arbeit zu besprechenden Formel einem Gehalte von 89,1 "^/q Zinn und 10,9*^/0 Blei entsprechen. Da die Beimengung sonstiger Körper ausser Blei zu gering ist, um etwa zur Erklärung einer Verringerung des spezi- fischen Gewichts (eine Legierung von 80 ^/^ Zinn und 20^0 Bl^i müsste ein spezifisches Gewicht von 7,77 besitzen) beigezogen zu werden, so handelt es sich hier, um einen Widerspruch zwischen dem Resultate der chemischen und demjenigen der physikalischen Untersuchung, bei welchem übrigens wohl sicher der chemischen Unter- suchung ein grösseres Gewicht eingeräumt werden muss, schon weil es sich um zwei gut miteinander übereinstimmende Analysen handelt. Noch sei einer Beobachtung Erwähnung gethan, welche Forbes beim Auflösen machte. Er fand , dass das Zinn sich beim Über- giessen mit Säure nur langsam löste, ja die Lösung sich selbst nach stundenlangem Kochen nicht vollkommen vollzogen hatte, dass aber die Reaktion sehr schnell eintrat, wenn das Zinn vorher bis nahe zum Schmelzpunkt erhitzt und dann langsam abgekühlt wurde. Leider ist es mir nicht gelungen, in der mir zugänglichen chemischen Lit- teratur eine Notiz über die Verhältnisse aufzufinden , unter welchen das Zinn „passiv'' wird ; es wäre ja dann vielleicht ein Rückschluss möglich auf die Art der Bildung des bolivianischen Zinns, d. h. auf den Entscheid, ob ein Kunst- oder ein Naturprodukt vorliegt. Immerhin bleibt der Widerspruch des Verhaltens des bolivianischen Zinns gegen dasjenige des austrahschen , sicher als natürliches anzunehmenden, bemerkenswert: von letzterem betont Genth (siehe oben) ausdrück- lich die leichte Löslichkeit in Säuren. - 296 — FoRBES selbst lässt die Frage , ob im bolivianischen Zinn ein Natur- oder ein Kunstprodukt anzusprechen ist, offen, nicht als ob er gar nicht auf eine Diskussion einginge, sondern weil sich nach ihm beiden Annahmen unhebbare Schwierigkeiten in den Weg stellen. So liegt nach seinen Auseinandersetzungen zwar der Gedanke nahe, in den Zinnpartikeln fragmentierte Maschinenteile zu erblicken, umso- mehr, als die oben erwähnten Eisenteilchen ganz sicher von den beim Abbau gebrauchten Grabwerkzeugen stammen und weil Teile der bei der Entwässerung gebrauchten Paternosterwerke aus Zinn dargestellt sind — aber es spricht gegen diese Auffassung die immer- hin nicht unbedeutende Menge des Zinns in den Waschrückständen, sowie der Umstand, dass in dem zu den Maschinenteilen verwandten Metall ein sehr kostbares, durch den weiten Transport ausserordent- lich verteuertes Material vorliegt; eine nur einigermassen bedeu- tendere Abnützung desselben Avürde der Aufmerksamkeit der berg- männischen Unternehmer nicht entgangen, respektive längst abgestellt sein. Es haben sich auch — wie Forbes mitteilt — die betreffenden Männer „lachend" gegen eine solche Auffassung erklärt. An die Diskussion der Möglichkeit einer natürlichen Ab- stammung des Zinns knüpft Forbes die weitere Frage an, ob etwa die Möglichkeit vorliege, dass eine Reduktion des mit dem Zinn vor- kommenden und erst von ihm als solcher erkannten Zinnsteins das metallische Zinn geliefert habe. Es könnte nach ihm an Waldbrände, die etwa durch Blitzschläge entstanden wären, gedacht werden. Aber auch gegen diese Annahme bestehen gewichtige Einwände : der mit dem Zinn vorkommende Zinnstein erwies sich vollkommen bleifrei und nur eine aus Bolivien stammende Probe (von Carabuco) lieferte einen kleinen, bloss 0,25 7o betragenden Gehalt an Blei. Unter solchen Umständen musste es im Hinblick auf die Un- entschiedenheit der Frage nach Herkunft des bolivianischen Zinns mein höchstes Interesse erregen, dass Herr Apotheker Clessler in Plieningen in seiner Privatsammlung kleine Stücke besass, welche die Etikette trugen: „Zinn aus der Mine Iscasivi unterhalb Tipuani.'" Da Forbes ausdrücklich das gesamte Thal des Tipuaniflusses , ober- halb und unterhalb des Ortes Tipuani, als mit Goldwäschereien be- setzt beschreibt und da er ferner einen später noch zu erwähnenden Fund selbst mit „Tipuani" bezeichnet, so ist wohl nicht an der Identität zunächst des Fundorts mit dem FoRBEs'schen zu zweifeln. Auch die Annahme dürfte gestattet sein, dass mit dem Worte „Mine'" allgemein ein bergmännisches Unternehmen , also hier eine Gold- — 2ü7 — Wäscherei, gemeint ist, wie denn Forbes „Minen" aus der Umgegend von Tipuani nicht angibt. In den Besitz des Herrn Clessler gelangten die Stücke durch einen Freund, welcher in Bolivien ansässig ist und gelegentlich eines Besuches im Vaterlande dieselben neben vielen anderen Mineralien mitbrachte. An der betreffenden Lokalität ist derselbe aber nicht selbst gewesen , sondern hat das uns hier beschäftigende Material aus dritter Hand erhalten. Die betreffenden beiden Stückchen ^ sind von würfelförmiger oder richtiger rhomboedrischer Gestalt mit etwas eingesunkenen Flä- chen , die Kanten des einen Stücks von etwa 6 , die des anderen von etwa 4 mm Länge. Die Rhomboeder haben nur wenig von 90^ abweichende Winkel, die aber offenbar untereinander different sind, also sicher einer zufälligen und keiner krystallographischen Ge- stalt angehören. Messungen wurden deshalb als nutzlos unterlassen. Bedeckt sind die Körper mit einer weisslichgelben Oxydationshaut; durch eine kleine Verritzung erhielt man eine dunkle , metallisch glänzende Oberfläche, durchaus vom Ansehen eines frisch angeschnit- tenen Stückes Blei. Zwei weitere Stückchen von demselben Aus- sehen und ungefähr derselben Grösse hatte Herr Clessler früher der qualitativen Analyse geopfert und Zinn und Blei als Bestand- teile gefunden. Eine Wiederholung der chemischen Untersuchung mit dem geringen noch übrigen Material erschien unthunlich, und die Analyse eines kleinen zapfenförmigen Körpers, welcher mit allen Anzeichen einer vorausgegangenen Schmelzung vor dem Lötrohre im gleichen Kästchen lag, lieferte Quecksilber und Silber : der Körper gehörte also offenbar nicht za den Würfelchen, sondern war Amal- gam. So blieb nur e i n Weg übrig , der Erkenntnis der Natur der Stückchen näher zu treten, respektive die Resultate der Clessler- schen Analyse zu bestätigen: die Bestimmung des spezifischen Ge- wichts. Dasselbe wurde für den einen Würfel zu 10,27, für den anderen zu 11,28 gefunden. Beide Werte stehen demjenigen des Bleis so nahe, dass man schon ohne näheren Vergleich mit den Dichtigkeiten der Bleizinnlegierungen auf ein fast reines Blei mit nur wenig Zinn schliessen kann. Um aber einen sicheren Anhalt ' Herr Clessler hatte die Freundlichkeit , die beiden Exemplare an die Stuttgarter und an die Hohenheimer Sammlung schenkungsweise abzutreten ; sie befinden sich jetzt beide, da die letztere Sammlung, um das an sich so unbedeu- tende Material nicht zu zersplittern, auf den Besitz verzichtete, in der Stutt- garter Sammlung. — 298 — über die Beurteilung der prozentlichen Verhältnisse zu haben, wur- den solche Bleizinnlegierungen dargestellt und ihre spezifischen Ge- wichte bestimmt (vergl. unten). Es würde sich durch einen Ver- gleich mit diesen Resultaten für das eine Stück ein Gehalt von 81,9 "/(, Blei und 18,1 '^'q Zinn, für das andere ein solcher von 99,2^io Blei und 0,8 ^/^ Zinn ergeben. Hierbei ist es gleichgültig, ob die Differenz der chemischen Zusammensetzung in Wirklichkeit existiert, oder ob, was wahrscheinlicher sein dürfte, der Grund des Unter- schieds der spezifischen Gewichte vielmehr in kleinen Hohlräumen des leichteren Stückes zu suchen ist : jedenfalls liegt kein bleihaltiges Zinn, sondern ein zinnhaltiges Blei vor. Für dieses Metall aber den Tipuanifluss als einen neuen Fundort anzunehmen — gegen eine solche Annahme sprechen selbstverständlich alle Verhältnisse, und so bleibt nichts übrig als die kleinen würfelförmigen Körper als Kunst Produkte anzusprechen. Und nahe verwandt mit den nun in der Stuttgarter Sammlung liegenden Würfelchen scheint mir ein weiteres Vorkommen zu sein, welches Forbes später, nach Abschluss seiner Untersuchungen an Ort und Stelle, mit der Bezeichnung „Zwei Zinnkrystalle aus dem Flusssande von Tipuani" zugesandt erhielt. Es handelt sich um zwei sechsseitige Prismen, das eine etwas mehr, das andere etwas weniger als 6 mm im Durchmesser und 5, respek- tive 8 mm lang. Alle Flächen sind oberflächlich oxydiert, die Seiten- flächen verhältnismässig gut entwickelt, dagegen die Endflächen „wie abgebrochen". Auch bei diesen Prismen, welche leider der chemi- schen Analyse nicht unterworfen wurden , handelt es sich gewiss nicht um Krystalle, sondern, wie bei unsern „Würfeln" , um zufällige Gestalten, wie denn vom Zinn (selbstverständlich wurde alle Kenntnis der krystallographischen Eigenschaften desselben nur durch das Stu- dium künstlich dargestellten Zinns, nicht des natürlich vorkommen- den , gewonnen) nur eine quadratische und eine rhombische , aber keine hexagonale Modifikation bekannt ist. Wenn man endlich erwägt, dass der gegen ein Fünftel be- tragende Bleigehalt des von Forbes ausführlich beschriebenen Vor- kommens ohne jede Analogie unter den unzweifelhaft natürlichen Vorkommnissen dasteht, insofern von den beiden neueren Funden die absolute Reinheit des Zinns ausdrücklich hervorgehoben, bei der ältesten Erwähnung gediegenen Zinns aber nur von Spuren von Blei gesprochen wird , so kann ungezwungen gefolgert werden , dass es sich auch bei diesem Vorkommen um kein natürliches Zinn, sondern um ein Kun stpro dukt handelt. Unterstützt wird diese Annahme — 299 — durch die relativ immerhin auffallende Grösse , welche das bolivia- nische Zinn wenigstens mitunter in einzelnen Exemplaren besitzt : auch Stücke von dieser Grösse haben unter den echten und sicher natürlichen Vorkommnissen keine Analogie. So kommt man zu dem Satze: „Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das aus Boli- vien als natürliches beschriebene Zinn apokryph und als Fundorte des gediegenen Zinns sind nur Sibirien, Mexiko und Neusüdwales, vielleicht sogar bloss die beiden letztgenannten festzuhalten!" Freilich , aus der Entfernung auch nur eine Vermutung aus- zusprechen, wie das künstliche Zinn und Blei in die Waschapparate am Tipuani gelangt — das dürfte vermessen sein, nachdem der an Ort und Stelle mit eingehenden Untersuchungen beschäftigte Ge- lehrte trotz aller Sorgfalt eine befriedigende Lösung dieser Frage nicht finden konnte. II. W^ie oben erwähnt ist, wurden im Anschluss an die Unter- suchungen eines aus Bolivia stammenden Bleis Bestimmungen des spezifischen Gewichts an Legierungen von Zinn und Blei vorgenommen, um aus ihnen einen Rückschluss auf die chemische Natur der im ersten Teile dieser Arbeit besprochenen Körper machen zu können, da zu einer Analyse verfügbares Material nicht vorhanden war. Diese Bestimmungen wurden in einer über den nächsten Zweck hinausgehenden Vollständigkeit ausgeführt, in- dem eine ganze Reihe von Legierungen, teils bleireichen, teils vor- wiegend Zinn haltenden, zur Untersuchung kam, während doch die Höhe des spezifischen Gewichts der auf ihren Gehalt an Zinn zu prüfenden Körper zunächst nur die Darstellung einer oder der an- deren bleireichen Legierung verlangt hätte. Erhielten dadurch diese zunächst nebensächlichen Untersuchungen eine gewisse Selbständig- keit und Abrundung, so sei es auch gestattet, über dieselben in einem besonderen Kapitel unabhängig von der Schilderung des angeblichen Vorkommens -gediegenen Zinns zu referieren. Das Rohmaterial zu der Herstellung der Legierungen wurde von Th. Schuchardt in Görlitz bezogen, dessen Angabe, dass beide Metalle „fast rein" seien, durch die chemische Analyse, welche Herr Dr. Cluss , früher Assistent am chemischen Laboratorium der Aka- demie Hohenheim. auszuführen die Güte hatte, vollkommen bestätigt wurde. Auf jeden Fall waren die Spuren der beigemengten Stoffe — 300 — viel zu gering, um das spezifische Gewicht der Metalle und ihrer Legierungen zu beeinflussen. Aus den beiden Metallen wurden nun Legierungen dargestellt, bei denen die beiden Metalle annähernd in Gewichtsverhältnissen vertreten waren, welche in der folgenden Übersicht zusammengestellt sind. Bei- gefügt sind, gewässermassen als Grenzlegierungen, Blei und Zinn selbst : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 100 90 80 60 50 40 20 10 0 Gewproz. Blei 0 10 20 40 50 60 80 90 100 „ Zinn. In praxi konnten diese gewünschten Verhältnisse trotz vor- sichtigen Abwägens der zu Körnern zerschnittenen Metalle nur an- nähernd richtig erreicht werden , doch sind die Abweichungen von den beabsichtigten Mischungszahlen , wäe die unten gegebene Zu- sammenstellung zeigt, nur unbedeutend. Für jede Legierung wurden von beiden Metallen zusammen etwa 50 g abgew^ogen und das Le- gieren selbst möglichst gut dadurch vollzogen, dass man die Körner der beiden Metalle abwechselnd in den Schmelztiegel einführte, die Schmelze längere Zeit unter stetem Umrühren flüssig erhielt und mehrmals zwischen Erstarrenlassen und Wiederverflüssigen abwech- selte. Aus den so gewonnenen Legierungen wurden je zwei Gussstücke dargestellt, welche zur Bestimmung des spezifischen Gewichts dienten. Folgende Werte wurden erhalten : 1. 100 Gewproz Blei, 0 Gewproz. Zinn. Die beiden Guss- stücke wogen: a) 17,8670 g und b) 22,2095 g. 2. 90 Gewproz. Blei, 10 Gewproz. Zinn (entsprechend 85,1 Vol- proz. Blei, 14,9 Volproz. Zinn); Gewichtsverhältnis von Zinn zu Blei wie 1 : 9. Legiert wurden 45,1833 g Blei und 5,0160 g Zinn, hier- nach auf 90 Teile Blei anstatt 10 Teile Zinn, nur 9,92 Teile. Die beiden Gusstücke wogen: a) 16,3000 g und b) 18,6525 g. 3. 80 Gewproz. Blei, 20 Gewproz. Zinn (entsprechend 71,8 Vol- proz. Blei und 28,2 Volproz. Zinn) ; Gewichtsverhältnis von Zinn zu Blei wie 1 : 4. Legiert wurden 40,2740 g Blei und 10,1240 g Zinn, demnach auf 80 Teile Blei anstatt 20 Teile Zinn 20,11 Teile. Die beiden Gussstücke wogen: a) 17,4495 g und b) 17,7980 g. 4. 60 Gewproz. Blei, 40 Gewproz. Zinn (entsprechend 48,8 Vol- proz. Blei, 51,2 Volproz. Zinn); Gewichtsverhältnis von Zinn zu Blei wie 2 : 3. Legiert wurden 30,4082 g Blei und 20,1780 Zinn, dem- nach auf 60 Teile Blei anstatt 40 Teile Zinn nur 39,81 Teile. Die beiden Gussstücke wogen: a) 18,3840 g und b) 16,2620 g. 5. 50 Gewproz. Blei, 50 Gewproz. Zinn (entsprechend 38,9 Vol- — 301 — proz. Blei, 61,1 Volproz. Zinn); gleiche Gewichtsmengen von Blei und Zinn. Legiert wurden 25,9815 g Blei und 25,5740 g Zinn, demnach auf 50 Teile Blei nur 49,22 Teile Zinn. Die beiden Guss- stücke wogen: a) 17,6650 und b) 18,0605 g. 6. 40 Gewproz. Blei, 60 Gewproc. Zinn (entsprechend 29,8 Vol- proz. Blei, 70,2 Volproz. Zinn) ; Gewichts Verhältnis von Blei zu Zinn wie 2 : 3. Legiert wurden 20.4092 g Blei und 30,1795 g Zinn, dem- nach auf 40 Theile Blei anstatt 60 Teile Zinn nur 59,15 Teile. Die beiden Gussstücke wogen: a) 20,1163 g und b) 21,7400 g. 7. 20 Gewproz. Blei, 80 Gewproz. Zinn (entsprechend 13,7 Vol- proz. Blei, 86,3 Volproz. Zinn) ; Gewichtsverhältnis von Blei zu Zinn wie 1 : 4. Legiert wurden 10,2658 g Blei und 40,2170 g Zinn, dem- nach auf 20 Teile Blei anstatt 80 Teile Zinn nur 78,35 Teile. Die beiden Gussstücke wogen: a) 22,5490 g und b) 17,7118 g. 8. 10 Gewproz. Blei, 90 Gewproz. Zinn (entsprechend 6,6 Vol- proz. Blei, 93,4 Gewproz. Zinn) ; Gewichtsverhältnis von Blei zu Zinn wie 1 : 9. Legiert wurden 5,1200 g Blei und 45,1292 g Zinn, dem- nach auf 10 Teile Blei anstatt 90 Teile Zinn nur 88,14 Teile. Die beiden Gussstücke wogen : a) 17,0745 g und b) 19,5223 g. 9. 0 Gewproz. Blei, 100 Gewproz. Zinn. Die beiden Guss- stücke wogen: a) 23,8555 und b) 15,4110 g. Die an diesen Proben vorgenommenen Bestimmungen des spezi- fischen Gewichts ergaben : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Legierung Gew. in d. Luft S Gew. im Wasser g Volu- men com Spez. Gew. unkorr. Spez. Gew. korr. Diffe- renz Mit- tel 1. 100 Pb, OSn. . a 17,8670 16,2925 1.5745 11,348 11,30931 0,0079 11,31 b 22,2095 20,2490 ; 1,9605 11,328 ll,;5014f • • 2. 90 Pb, 10 Sn . . a 16,3000 14,7850 1 1,51.50 10,759 10,7334} 0,0557 10,71 b 18,6525 16,9100 1 1,7425 10,704 10,6777/ ' • 3. 80 Pb, 20Sn . . a 17,4495 15,7215 1 1,7215 10,136 10,07401 0,0506 10,10 b 17.7980 16,0443 1 1,7537 10,149 10,1 246 (• • 4. 60 Pb, 40 Sn. . a 18,3840 16,3940 ! 1,9900 9,238 9,21611 9,2194/- • 0,0033 9,22 b 16,2620 14,5023 1,7597 9.241 5. 50 Pb, 50 Sn. . a 17,6650 15,6700 1,9950 8,855 8,83371 0,0539 8,8» b 18,0605 16,0335 2,0270 8,910 8,8876/ * • 6. 40 Pb, 60 Sn . . a 20,1163 17,7435 2,3728 8,478 8,4578 1 0,0176 8,47 b 21,7400 19,1810 2,5590 8,496 8,4754/ " ' 7. 20 Pb, 80 Sn . . a 22,5490 19,6770 2,8720 7,851 7,83291 0,0272 7,82 b 17,7118 15,4480 2,2638 7,824 7,8057/ ■ • 8. 10 Ph, 90 Sn. . a 17,0745 14,8189 2,2556 7,569 7,5710/ 0,0180 7,56 b 19,5223 16,9440 2,5783 7,572 7,55.30/ " • 9. OPb, 100 Sn . . a 23.8555 20,5610 3,2945 7,241 7,22281 0,0292 7,21 b 15,4120 13,2635 2,1485 7,173 7,1938/ ■ • 1 — 302 — Die erste Spalte vorstehender Tabelle gibt das direkt gefundene Gewicht der Körper in der Luft, die zweite dasjenige unter Wasser (Temperatur IS*'), die dritte das Volumen, die vierte das unkorrigierte spezifische Gewicht, die fünfte das auf Wasser von 4** und Gewicht im luftleeren Räume reduzierte spezifische Gewicht, die sechste die Differenzen, welche sich bei den zwei Körpern gleichen Gehalts er- geben, die siebente das Mittel aus je zwei Angaben der Spalte Nr. 5. Diese Mittelwerte sind mit Rücksicht auf die Grösse der Differenzen (Spalte 6) nur mit zwei Dezimalen verzeichnet. Die auf diese Weise experimentell gefundenen Werte für die Dichten einer Skala von Legierungen zwischen Blei und Zinn stim- men sehr nahe überein mit solchen, welche rechnerisch gewonnen werden, wenn man besagte Legierungen als aus Blei und Zinn ge- mengte Körper betrachtet, wobei es gleichgültig ist, ob die Mengung eine grobe, d. h. die Nebeneinanderlagerung der heterogenen Körper deutlich zeigende ist, oder eine sehr feine, als deren Feinheitsgrenze dann eben die Legierung betrachtet werden müsste. Wendet man nämlich zur Bestimmung der Dichten der untersuchten Legierungen unter Benutzung der gewonnenen Werte für das spezifische Gewicht von Blei und Zinn die Formeln ^1 = Vp + V, oder D, D, V 4- V an , in welcher D das spezifische Gewicht , P das absolute Gewicht und V das Volumen bezeichnet, von den Indices aber 1 auf die Legie- rung, p auf Blei, s auf Zinn zu beziehen ist, so erhält man folgende, mit den experimentell gefundenen Werten durch Gegenüberstellung verglichene Zahlen : Spez. Gew. der Legierung berechnet gefunden 1. 100 Pb, OSn 2. 90 Pb, 10 Sn 3. 80 Pb, 20 Sn 4. 60 Pb, 40 Sn 5. 50 Pb, 50 Sn 6. 40 Pb, 60 Sn 7. 20 Pb, 80 Sn 8. 10 Pb, 90 Sn 9. OPb, 100 Sn 11,31 10.70 10,71 10,07 10,10 9,21 9,22 8,82 8,89 8,44 8,47 7,77 7,82 7,49 7,56 — 7,21 I — 303 - Eine solche Übereinstimmung des spezifischen Gewichts der Blei-Zinn-Legierungen mit demjenigen von Mengungskörpern aus Blei und Zinn konnte nicht von vornherein erwartet werden, sondern ist vielmehr ein auffallendes Resultat der experimentellen Prüfung. Stel- len doch die Legierungen für gewöhnlich in ihren physikalischen Eigenschaften (Schmelzpunkt, Farbe, Leitungsvermögen für Wärme und Elektrizität, spezifisches Gewicht u. s. w.) keine Mittelwerte^ zwischen den Extremen der legierten Metalle dar, sondern liefern Abw-eichungen, welche nicht selten über die Grenzwerte selbst, wie sie in den die Legierung bildenden Metallen gegeben sein sollten, hinausgehen. Nachdem aber in dem speziellen Falle der Blei-Zinn- Legierungen eine genügende Übereinstimmung der spezifischen Ge- wichte der Legierungen mit den rechnerisch auffindbaren Dichten von Mengungskörpern konstatiert ist, kann die oben gegebene For- mel benutzt werden, um die Volumina- oder Gewichtsprozente einer Legierung , deren spezifisches Gewicht bekannt ist , zu berechnen. Es gelten die Formeln : ^ ' Dp-Ds Dl P =P ^-^e ^ sowie die Proportionen, einmal für die Volumina : ^ = V, = Di-D,:Dp-Di, sodann für die Gewichte der beiden in der Legierung vorhandenen Metalle : Pp = Ps = Dp(Di-Ds):ßs(Dp-Di). Von früher schon veröffentlichten Arbeiten über die spezifischen Gewächte der Legierungen von Blei und Zinn sind mir nur zwei bekannt : Pillichody's Bestimmungen, welche sich auf die sieben nach stöchiometrischen Verhältnissen dargestellten Legierungen Pb^ Sn, PbgSn, Pb2Sn, PbSn, PbSn2, PbSn^, Pb Sn^^ beziehen (Dingler's Polyt. Journ. 162, 217; Jahresb. f. Chem. 1861, 279; Landolt und BöRNSTEiN, Tabellen, 113, in der folgenden Tabelle mit „P" bezeich- net), und Winkler's Zusammenstellung von 11 Wägungen, welcher die Dichten für 11 , von 10 zu 10 Proz. springende Legierungen gibt (Chem. Zeit. 1888, Nr. 75; Pharm. Zeit, vom 14. Nov. 1888, ' Nach Regnault's Untersuchungen ist dagegen auch die spezifische Wärme der Legierung ein Mittelwert zwischen den spezifischen Wärmen der Komponenten. 304 — in der Tabelle mit „W" bezeichnet). Alle diese Angaben werden zum Schluss mit den von mir gefundenen Werten (unten mit „N" bezeichnet) in einer nach dem steigenden Zinngehalte der Legierung geordneten Übersicht zusammengestellt und mit den berechneten Dichten verglichen. Dieser Berechnung wurden für die WiNKLER'schen Daten die in dessen Zusammenstellung selbst als Grenzwerte aufge- führten Dichten von Blei und Zinn, für die von Pillichody herrühren- den aber Werte zu Grunde gelegt, welche in den Tabellen von Landolt und BöRNSTEiN (unten mit ,,L und B" bezeichnet) als Mittelwerte aus den besten Beobachtungen angegeben sind. Blei °!r Zinn o; Spezifisches Gewicht berechnet gefunden Beobachter 100 100 100 90 90 87,5 84,0 80 80 77,8 70 63,7 60 60 50 50 46,7 40 40 36,9 30,5 30 20 20 10 10 0 0 0 0 0 0 10 10 12,5 16,0 20 20 22,2 30 36,3 40 40 50 50 53,3 60 60 63,1 69,5 70 80 80 90 90 100 100 100 10,767 10,70 10627 10,435 10,226 10,07 10,113 9,739 9,451 9,290 9,21 8,883 8,82 8,751 8,512 8,44 8,403 8,186 8,169 7,853 7,77 7,561 7,49 11,37 11,370 11,31 10,769 10,71 10,596 10,331 10,226 10,10 10,052 9,735 9,433 9,920 9,22 8,886 8,89 8,726 8,512 8,47 8,409 8.235 8,169 7,853 7,82 7,562 7,56 7,29 7,290 7,21 und B W N W N P P W N P W P w N W N P W N- P P W W N W N und B W N Hohenheim, den 11. März 1889. Die Mineralien und Pseudomorphosen des Roseneggs. Von Prof. Dr, Leuze. Mit Taf. VI. VII. Liitteratur. Merk lein, Prof. Dr.: Beitrag zur Kenntniss der Erdoberfläche von Schaffhausen. Schaffhausen 1869. Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. XIX. Lief. Beschreibung der Kantone St. Gallen , Thurgau und Schaffhausen. II. Teil , von Dr. Schalch. 1883. t3 e g 1 e i t w 0 r t e zur geognost. Spezialkarte "Württembergs (Atlasblätter Tuttlingen, Friedingen, Schwenningen), von Prof. Dr. v. Quenstedt. A. 1 1 a s b 1 a 1 1 H o h e n t w i e 1 , von Prof. Dr. F r a a s. Blum: Pseudomorphosen des Mineralreichs mit 4 Nachträgen. Stutt- gart 1843—1879. Geolog. Karte der Schweiz. Bl. IV. I. Geographische und geognostische Schilderung des Roseneggs. Für den Geologen und Mineralogen bieten die Stätten vulkani- scher Thätigkeit ein ganz besonderes Interesse und zwar sowohl da, wo heute noch die unterirdischen Kräfte zerstören oder auf- bauen , als auch an den Stellen , wo wir bloss noch als Zeugen früherer Ausbrüche hohe kegelförmige Berge oder grossartige Tuff- massen oder Krater antreffen. Die südwestliche Ecke Deutschlands weist drei solcher ehemaligen vulkanischen Herde auf, einmal die Basalte der schwäbischen Alb , dann den Kaiserstuhl bei Freiburg und endlich das Höhgäu. Letzteres hat seit alter Zeit die Auf- merksamkeit auf sich gezogen und soviel darin bis jetzt gesucht und gefunden wurde, so darf man doch immer wieder auf neue Ent- deckungen gefasst sein. Zu solchen neuen Entdeckungen gehören unzweifelhaft die neuesten Funde am Rosenegg , Funde , die wohl Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 20 — 306 — auf die geologische Deutung der dortigen Gegend, insbesondere der Phonolithtuffe nicht ohne Einfluss bleiben dürften. Nähert man sich von Süden den vulkanischen Bergen des Höhgäus , etwa vom Schienerberg her , so trifft man als äusserste Vorposten einige Phonolithtuffe : zuerst bei Bohlingen den Galgen- berg, bei Worblingen den Hardtberg; bedeutend höher als diese er- hebt sich bei der Station Arien — Rielasingen auf badischem Gebiete das Rosenegg. Es steigt zu 550 m aus torfiger Ebene in die Höhe und zieht sich genau von Ost nach West, im Südwesten liegt der Hof Hofenacker und im Osten liegen die ersten Häuser von Rielasingen beinahe am Fusse des Berges. Zieht man vom Rosenegg eine Linie gegen Norden, so trifft sie den Hohentwiel (691 m) und den Hohenkrähen (644 m), also liegt das Rosenegg wohl mit diesen phonolithischen Bergen in einer Eruptionsspalte ; westlich davon geht so ziemlich in gleicher Richtung eine zweite Bergreihe : Genners- bohl , Stauten , Mägdeberg mit Schwindel , wiederum Phonolithtuffe oder — im Mägdeberg und Gennersbohl — Phonolithe. Und wieder westlich , jenseits der Hilzinger — Weiterdinger Mulde , ziehen sich ebenfalls von Süden nach Norden die basaltischen Berge wieder in zwei Reihen , die stärkere Erhebung im Hohenstoffel und Hohen- höwen 846 m und Höwenegg 777 m und der Zug niedrigerer Hügel ein wenig östlich von jenen höchsten Bergen des Höhgäus im Grauen Stein bei Riedheim, Pfaffwiesen , Homboll, Bargen und Hattinger Bahnhof. Da die Erhebungen bei Worblingen und Bohlingen un- bedeutend sind — man sieht sie sich nicht erheben über die Ebene vom Schienerberg aus — so ist das Rosenegg eigentlich der erste der Höhgäuer Berge, den der Wanderer von Süden her erblickt. Dasselbe zeigt nicht die steile Kegelform eines Hohentwiels oder eines Hohenkrähen und deutet schon durch die geringere Steigung seinen Charakter als den einer Tuffbildung an. Die relative Höhe beträgt 100 bis 130 m, ziemlich weit zieht sich das angebaute Land am Berg empor, dann bedeckt den Berg bis zur Höhe ringsum herrlicher Buchenwald mit vielen ausgesprochenen Kalkpflanzen, wie Coronilla, Doronicum Pardalianches , Ribes alpinum u. a. Oben dehnt sich fruchtbares Ackerland . das zum Hof Rosenegg gehört, der nahe bei der unbedeutenden Ruine liegt. Sofern der Wald oben Ausblicke gewährt, erblickt man gegen Norden die bekannte Form des Hohentwiels, im Nordwesten den viel höheren Hohenstoifel, im Südosten den breiten Schienerberg; gegen Süden zieht sich das Thal der Biber, die bei Hemmishofen in den Rhein mündet; gegen — 307 — Osten fliesst die von Singen her kommende Aach, welche unterhalb von Bohlingen den Zeller See erreicht. Betritt man das Gebiet des Phonolithtuffes im Südwesten beim Hof Hofenacker , so trifft man hier gleich die Stelle , wo der Tuff am besten aufgeschlossen ist durch einen längst im Betrieb stehenden Bruch. Aus dem massigen Tuffgestein, das, wie Herr Schenk glaubt, schalige Struktur zeigen soll, gewinnt man Steine „zu Grund- und Wasserbauten, zu Brunnen; an der Luft zerfrieren sie rasch und können daher für gewöhnliche Bauzwecke nur eine beschränkte Verwendung finden ; zu Strassen- schotter taugen sie gar nichts" \ Die Farbe des frischen Tuffes ist aschgrau bis grünlichgrau, es ist ein ziemlich homogenes Magma, das an Krystallen oder Pseudomorphosen nichts bietet. Penk , der die mikroskopische Untersuchung der Phonolithtuffe vornahm, fand für sämtliche Tuffe des Höhgäus , dass sie , abgesehen von Ein- •schlüssen , aus Phonolithfragmenten bestehen , ferner die pisolithi- schen Kugeln „aus einem filzigen Grundteige von Nephelin und Sanidin und aus grauen Nadeln eines amphibol- oder pyroxenartigen Minerals, welchem Gemenge grosse Augite, Hornblendekrystalle und Biotitschuppen eingelagert sind"-^. Da die unten zu beschreibenden JVIineralvorkommen an ganz anderer Fundstelle liegen, so wurde von diesem Tuffe keine mikroskopische Untersuchung von neuem vor- genommen. Unmittelbar über dem Bruche führt ein Weg in den Wald, der etwa in | Höhe des Berges gegen Osten durch den Wald sich hinzieht; hier trifft man ab und zu durch Regen blossgelegte Stellen, welche sandigen, gelblichen Tuff zeigen, doch ohne inter- essante Einschlüsse. Steigt man von jenem Wege im Osten des Berges herunter, so trifft man an mehreren Stellen an der Wald- grenze Sandsteine der oberen Süsswassermolasse , so dass man die Überlagerung dieser Molasse durch den Tuff am Rosenegg sehr leicht beobachten kann ^. Ja man findet zudem im Tuffe auch Süsswasser- kalke eingeschlossen , allerdings häufig mit Kieselsäure imprägniert, und Herr Schenk fand sogar eine Vtipa darin, „welche vermutlich mit der in einem Süsswasserkalke am Höwenegg nördlich von Engen vorkommenden , von Prof. Sandberger mit Bestimmtheit für Piipa JS'oerdliiigrnsis Sandb. gehaltenen Spezies identisch ist" *. Es dürfte darnach keinem Zweifel unterliegen, dass der Tuff des Roseneggs so s. Schalch, Beiträge S. 111. Ebenda S. 104. Vergl. auch Schalch, Beiträge S. 70, 112. Ebenda S. 108. 20* — 308 — gut wie die übrigen gleichartigen Vorkommen des Höhgäus seinem Alter nach dem Obermiocän angehört. Es sprechen dafür auch die Pflanzenabdrücke , die an der Südseite des Roseneggs ^ gefunden wurden. Solche Abdrücke fanden sich ja auch im Tuffe des Hohen- krähen, sodann „in einigen auf der Nordseite des Galgenberges zer- streuten, lose herumliegenden Blöcken, deren Anstehendes aber nicht aufgefunden werden konnte"^; endlich finden sich die vulkanischen Tuffe beim unteren der weltbekannten Oninger Steinbrüche, wo sie geradezu den Abraum bilden. Die obengenannte Pupa ist ein ebenso wichtiges Beweismittel für das Alter der Tuffe wie die Helix geni- culata Sandb. ^, welche Althaüs zuerst am Mägdeberg , Fraas am Hohentwiel und Schalch in grösserer Anzahl im Tuff einer Grube auf der Spitze des Philippsberges bei Weiterdingen nachwies. Nach dem oben Gesagten ist somit der Ptosenegger Berg vorzüglich ober- miocäne Bildung, und zwar in seiner Basis neptunischen Ursprungs,, in seiner Hauptmasse aber vulkanischen Charakters. Dazu kommt nun als Quartärbildung oben eine glaciale Decke '^j welcher das oben sich ausdehnende Ackerfeld seine Fruchtbarkeit verdankt; da der Berg in einer Länge von 2 km sich von Ost nach West ausdehnt, so ist die oben bebaute Fläche nicht unansehnlich. Sonst fand man bei der Arbeiterhütte an der unten zu beschreibenden zweiten Fund- stelle erratischen Schutt blossgelegt, aber in unbedeutender Menge. Die Hauptmasse bildet denn doch der Tuff, der bei einer Ausdeh- nung auf 2 km von Ost nach West und von schwach 1 km von Süd nach Nord nahezu 2 qkm hier bedeckt. Da der Tuff nicht selten grobe und schwere Auswürflinge einschliesst , so „liegt der Gedanke nahe", schreibt Dr. Schalch^, „dieselben nicht mit den 6 — 8 km entfernten Phonolithtuflfen in Verbindung zu bringen, viel- mehr für sie einen eigenen Auswurfsherd in der Nähe vorauszu- setzen." Diese Ansicht wird durch die Eigenart der neuesten Funde sehr unterstützt, wie unten gezeigt werden soll. Diese Funde wurden nun gemacht ebenfalls an der Südseite , und zwar zuerst ganz an 1 Ebenda S. 67. •^ Schalch, Beiträge S. 70. ^ oder Helix sylvana Klein nach Fraas, a. a. 0. S. 6. * Nach Fraas liegen auf dem höchsten Punkt des Hohentwiel alpine Ge- schiebe und Sande, folglich ging der Gletscher über das 140 m niedrigere Rosen- egg weg und hat dabei diesen vulkanischen Aschenhügel ohne Zweifel bedeutend abgeschliffen und erniedrigt. Hohentwiel S. 12. 5 Beiträge S. 115. Vergl. Fraas, a. a. 0. S. 5. — 309 — der Südostecke (I. Fundstelle) und dann etwa 60 m weiter gegen Westen hin (IL Fundstelle). Doch ehe dieselben näher beschrieben werden, ist kurz einiges Geschichtliche beizubringen. n. Frühere Beschreibungen des Roseneggs. Es wäre von Interesse , hier auf die Geschichte der Burg Eosenegg näher einzugehen, denn sicherlich trug das Rosenegg unter den 46 Burgen und Schlössern, welche Sebastianüs Munsterüs in seiner Cosmographia 1541 erwähnt, nicht die kleinste Burg, allein die vorliegende Beschreibung soll nur naturwissenschaftlichen Zwecken dienen und in dieser Hinsicht kann sie sich auf keine oder nur un- bedeutende Vorarbeiten stützen. Wenn DoLomEU noch 1791 vom Bergmännischen Journal ausgelacht wurde, weil er den Hohentwiel für einen alten Vulkan erklärte , so kann man sich nicht wundern, wenn vom Rosenegg bei der Beschreibung der vulkanischen Berge des Höhgäus eigentlich gar nicht die Rede ist. Dr. Merklein ist wohl der erste, der 1869 ausführlicher darüber schrieb, und da sein Gymnasialprogramm nicht in jedermanns Hand ist, so soll hier seine Beschreibung aufgenommen werden : „Wir kehren nach Gottmadingen zurück, um einem anderen, recht interessanten Berge uns zuzuwenden. Schon früher, bei dem Ausfluge nach dem Schiener Berge, zeigte sich uns bei der Heim- kehr zur Linken eine gestreckte, ansehnliche Höhe, der Rosenegger Berg oder Roseneck. Jetzt liegt er uns mit der schmalen Seite zu- gewendet und zu ihm wollen wir uns aufmachen. Gleich beim Heran- treten auf der Strasse, welche nach Rielasingen führt, bemerken wir von weitem eine offene gelbe Stelle am unteren Teile des Berges. Wir finden einen seit längerer Zeit in Betrieb stehenden Bruch ^, Das Gestein hat eine andere Beschaffenheit als das bei Gottmadingen (der Tuff des Heilsberges) bei aller Ähnlichkeit in manchen Stücken. Der Rosenegger Stein ist fester und nicht schwarzgrau , sondern grünlichgrau und da, wo er von häufig vorkommenden Klüften aus der Verwitterung unterlag, gelbbraun. Auf Handbreite mehr oder weniger erstreckt sich diese Umwandlung des Gesteins in die Tiefe. Im frischen Steine sowohl als im verwitterten treten häufig einge- schlossene Teile hervor und hierin besteht die Ähnlichkeit mit dem etwa eine starke halbe Stunde entfernten Gottmadinger Tuffe ; der ^ Der obengenannte im Südwesten. — 310 — Rosenegger ist mit ähnlichen fremdartigen Steinen und Minerahen durchschwärmt wie jener. Auch grauen, gelben und roten Kalk. Serpentin (?) und Dolomit fand ich hier eingeschlossen. Man sieht bisweilen auf einer oder der anderen Kluft oder an einer Wand,, welche früher eine solche bilden half und die jetzt infolge der Stein- brucharbeiten bloss liegt, mehr oder weniger dicken Kalksinter ab- gelagert, der nicht selten klingend hart und fest ist. Im letzten Herbste fand ich in einem losen Steine unten im Bruche ein Blatt und ein anderes ging mir auf einem beim Abschlagen weggesprunge- nen Stücke verloren. Ich bin aber zweifelhaft, ob dieses Stück von hier war. Es gleicht eher einem Stück der Molasse , wie sie z. B. bei Arien in einiger Entfernung ansteht. Allerdings waren ähnliche Steine hier unten noch mehr, doch ohne bemerkbare Blätter. Mög- lich, dass diese Molasse unten am Fuss des Roseneck ansteht. Am Bruche ist alles so verstürzt, dass man schwer darüber ins klare kommen kann, was unter dem Schutte liegen möge. Man lobt den hier gebrochenen Stein für Grundbauten, zum Ausmauern von Brun- nen u. dergl. In der Luft soll er leicht zerfrieren , weshalb man zu Hochbauten, z. B. in Rielasingen, lieber Klingsteine von Hohen- krähen holt. Da kann man sie hart neben der guten Strasse auf- laden. Noch an einem anderen Orte, Rielasingen zu und mehr oben am Berge, findet man einen jetzt verlassenen Bruch, in welchen mich einmal der damalige Herr Waisenvater Schalch begleitete, und mit starkem Arm ein Stück sehr eigentümlicher Nagelfluhe aus einem grossen Steine schlug. Sie zog sich als ein schmales Band quer durch und bestand aus lauter runden, etwa nussgrossen Graniten, grauen Kalken u. s. w., welche insgesamt mehr Alpensteinen glichen ^ Die sonstigen Einschlüsse im 0 palt uff, so will ich den Stein des Berges nennen, sind meistens eckig, wenn auch an den Kanten ge- rundet. Auch einen schönen Milchopal fand damals (31. Okt. 1850) Herr Schalch in einem etwas verwitterten Gestein des gleichen Bruches. Im Sommer 1848 hatte ich schon Hyalit darin gefunden. Bisweilen (so Jan. 1851) findet man den verlassenen Bruch voll Holz gestürzt, das darin zu Klaftern aufgeschichtet wird. Auch die Felsen ober Rielasingen bestehen, wie ich schon früher gefunden, aus demselben Tuffe , nur ist er da sehr verwittert. Auf der Höhe von Roseneck liegt ein Hof, dessen Felder die ziemlich grosse, nicht ganz ebene Fläche bedecken und im oberen Teile lose Alpengesteine und die ' Ohne Zweifel aus dem Geschiebe führende Austernsande, also ein Be- weismittel für die unten folgende Theorie. — 311 — zugehörige Erde zeigen. Das Haus liegt unweit der Ruine. Nahe an dieser ist ein Brunnen, der bei leichtem Pumpen aus zwei Röhren viel Wasser gibt, das deutlich, wenn auch nicht stark nach Schwefel- wasserstoff riecht. Nach langem Pumpen, wenn man den Trog füllt, soll es milchig aussehen. In einer kleinen Menge bemerkt man fast keine Trübung. — Die geringen Reste der Ruine stehen auf Opal- tuff. Man bemerkt noch einen Teil des alten Brunnenschachtes, dessen eine Seite auf etwa 10' Tiefe weggebrochen wurde , um die Pumpe und den Trog anbringen zu können. Man kann von der Strasse zwischen Gottmadingen und Singen die Ruine und den um sie her gezogenen Wall sehen. Im letzten Herbste hörte ich, dass man jetzt das Wasser des erwähnten Brunnens nur ausnahmsweise und selten benütze , weil man immer erst eine Weile das schlechte Wasser auspumpen müsse, um besseres zu erlangen. Im Fahrweg abwärts, der einen grossen Bogen macht, steht nicht sehr weit vom Hofe quer über im Opaltuffe ein Kalkspatgang an. Weiter nach unten kommt man an einem Röhrenbrunnen vorüber. Der Berg verflacht sich durch angelagertes alpinisches Material und über sol- ches führt der Weg auf der nördlichen Seite desselben allmählich gegen Osten hin abwärts. Wendet man sich wieder Gottmadingen zu, so erreicht man die dahin führende Chaussee erst nach einiger Zeit. Ehe man aber zu ihr gelangt und den Vizinalweg von Riela- singen nach Hilzingen verlässt, der sich der Nordseite des Roseneck entlang zieht, gewahrt man an letzterem noch einen Bruch. Er steht wieder im Tuff, wie der zuerst erwähnte und hat sehr ähn- liches Material." Soweit Merklein. Ich muss gestehen, dass ich seine Beschrei- bung vor meinem Besuche des Rosenegges nicht zu Gesicht bekam und so kann ich über den Schwefelwasserstoffgehalt jenes Hofbrun- nens ebensowenig eine Mitteilung machen wie über jenen Kalkspat- gang, dessen Material mit dem unten zu beschreibenden zu vergleichen von Wert wäre , wenn er überhaupt noch zu Tage steht. Es sei hier bloss noch angeführt, dass Merklein in seinem Schriftchen die „Opaltuffe" für Produkte von Schlammvulkanen erklärt: „ich kann mir die Bildung dieser Gesteine nur dadurch erklären, dass zur Zeit des Niederschlages der Molasse derselben aus der Tiefe aufsteigende Massen begegnet sind und mit ihr sich gemengt haben. Mancher Orten, z. B. bei Wangen, wurde schon abgelagerte Molasse, wie die Kohlentrümmer beweisen, zerbröckelt und mit eingeschlossen ^" » Merklein S. 36. — 312 — Durch diese aus zuverlässigen Beobachtungen entsprungene Schilderung Merklein's wurde jedenfalls die Aufmerksamkeit der Geo- logen auch auf das Rosenegg hingelenkt und so wird dasselbe von Dr. ScHALCH in den Begleitworten zur geognostischen Karte des Kan- tons Schaff hausen 1883 auch mehrfach genannt. Schalch nennt, wie schon oben angegeben ist, den Bruch im Südwesten, die „Opal- tuffe" Merklein's, die Blattabdrticke am Südabhang, die Überlagerung der oberen Süsswassermolasse durch den Tuff, „dessen auffallend sandige Beschaffenheit darauf schliessen lässt, dass die Molasse einen wesentlichen Teil des sie zusammensetzenden Materiales geliefert hat^." Schalch hat auch schon Kunde gehabt von den unten zu besprechenden Pseudomorphosen, er sagt^: „der relativ beträchtliche Kalkgehalt der Phonolithtuffe hat zur Folge, dass sich auf aufsetzen- den Klüften überall sinterartige Überzüge von Calcit oft in erheb- licher Ausdehnung und Mächtigkeit abgesetzt haben. In einem auf der Südseite des Hohentwiels eröffneten Bruch führen dieselben in Drusen ausser spitzen, meist durch Eisenoxyd braun gefärbten Kalk- spatskalenoedern die von Knop beschriebenen Pseudomorphosen von Calcit nach Aragonit. Anderweitige, bis jetzt noch nicht näher untersuchte Pseudomorphosen entdeckte Herr B. Schenk in Stein a. Rhein in den Phonolithtuffen des Rosenegg bei Rielasingen. " Den ersten Fund machte der genannte fieissige und verständige Sammler im Jahre 1878, es war eine Pseudomorphose nach Gips an der ersten Fundstelle nahe bei Rielasingen. Er besuchte die Stelle mehrfach und konnte Ostern 1885, als der „Oberrheinische geologische Ver- ein" zu Stein sich versammelte, eine schöne Sammlung jener Funde den Freunden der Mineralogie vorlegen. Damals versahen sich schon viele mit den interessanten Stücken, auch führte eine Exkursion über den Schienerberg die Versammlung an die Tuffe von Oberwald und über den Herrentisch , der den besten Überblick über die Vulkan- reihen gestattet, hinab zum Rosenegg an die erste Fundstelle. Frei- lich auf die Frage, was das ursprüngliche Mineral war, wussten nicht viele eine Antwort und so gab sich auch der Verfasser mit den Ant- worten nicht zufrieden. In den Jahresh. für vaterländische Naturk. in Württ. 1886 veröffentlichte derselbe zuerst seine Ansicht über die Funde ; seither haben sich aber zu den früheren Formen neue hinzugesellt, Herr Schenk hat in Ramsen am Fuss des Roseneggs, wo er jetzt wohnt, eine interessante Originalsammlung zusammen- ' Beiträge S. 70. 2 Ebenda S. 104. — 313 — gestellt und fand 1886 die zweite Fundstelle, deren Vorkommen noch gar nicht beschrieben sind. Es dürfte deswegen sich lohnen, die Pseudomorphosen und Mineralien dieser beiden Stellen zu beschreiben und zu vergleichen, namentlich da dieselben neuerdings seltener zu werden anfangen. III. Pseudomorphosen und Mineralien der ersten Fundstelle im Südosten. Wenn irgendwo die Bedingungen zur chemischen Umbildung und Umsetzung von Mineralien, also zur Pseudomorphosenbildung gegeben sind, so sind es die vulkanischen Tuffe und man musste sich eigentlich wundern, dass aus dem Höhgäu so wenig davon bis vor kurzem bekannt wurde. Man kannte eben infolge der näheren Untersuchung der Phonolithe und ihrer Verwitterungsprodukte die Natrolithe nach Nephelin vom HohentwieH, Calcit nach Hauyn vom Hohenkrähen nach v. Fritsch ^ und die oben schon genannten Cal- cite nach Aragonit vom Hohentwiel nach Knop ^. Diese Anzahl wird nun bedeutend vermehrt durch die Rosenegger Vorkommen. Die Stelle, wo Herr Schenk die ersten Funde machte, liegt an der südöstlichen Ecke des Berges und zwar unmittelbar an der VValdesgrenze , wo zwischen bebautem Feld und Wald ein schmaler Streifen von ödem Land sich hinzieht; sie ist etwa 2 — 3 m breit und höchstens 4 m lang. Der anstehende Tuff hat infolge der Ver- witterung eine gelbe Farbe und sieht, nachdem er zerfallen, wie sandiger Lehm aus, doch findet man dazwischen härtere Stücke, die der Verwitterung widerstehen , teils Kalke , die an die Süsswasser- kalke der dortigen Gegend erinnern, teils Tuffe, die aber angeschliffen häufig Schichtung erkennen lassen. Dazwischen liegen Tuffe mit Kalkspatdrusen, Opale, Glimmerblättchen, Chalcedone, Magnetite in Körnern und Oktaedern und dann vor allem in grosser Zahl die Pseudomorphosen, und zwar Kalkspat oder seltener Quarz nach Gips, Thenardit, Glaube rit, Aragonit und viel- leicht Anhy d rit. Da der Erhaltungszustand dieser Umbildungen im allgemeinen nunmehr der gleiche ist, so können hier allgemeine Bemerkungen über sämtliche Pseudomorphosen der ersten Fundstelle vorausgeschickt * Schalch, Beiträge S. 95. 2 Ebenda S. 102. 3 Bericht üb. d. XIII. Vers, des Oberrhein. ^eol. Vereins 1880. S. h. — 314 — werden. Die meisten dieser Formen sind hohl, so dass sie ganz oder nur an den Kanten durchscheinend sind; die Umhühung be- steht aus ziemlich reinem Kalkspat, oft wasserklar, häufiger indessen grünlich oder gelblich weiss. Alle diese Formen haben aber mehr oder weniger die rot-braune Farbe der verwitternden Tuffe ange- nommen, indem sie von Eisenoxydhydratlösung gefärbt wurden. Nach innen trat nun Drusenbildung ein , man findet mehr oder weniger klare Kalkspäte von der Form — ] E. . ccK. Herr Schenk will zum Teil Flüssigkeitseinschluss beobachtet haben, so dass beim Aufschlagen der Gipsformen eine Flüssigkeit heraussprang. Die Rinden dieser hohlen Formen sind indessen oft sehr dünn , sie zeigen dann im durchfallenden Lichte ein körniges Gefüge ; oft sind sie nicht einmal ganz geschlossen, sondern löcherig, so dass eigentlich nur ein Skelett von wenigen Kalkspatrhomboedern bleibt, nach innen Rhomboeder, nach aussen die Winkel z. B. des Thenardites zeigend. Offenbar hat man da die Resultate einer Auflösung vor sich, der die Pseudomor- phosen infolge der Einwirkung der Tagewasser unterworfen wurden. Viel seltener bildet Quarz die äussere Hülle, aber selten rein, er ist mit Kalk gemischt, so dass die äusserste Hülle in Säure braust, nach innen nimmt aber dann Quarz überhand und innen ist dann die Druse mit zierlichen wasserklaren Bergkrystallen dicht besetzt. Seltener trifft man die Formen massiv, dann bestehen sie entweder bloss aus verschieden orientierten Kalkspatkörnern oder schliesst eine Zone von solchen Kalkspatkörnern innen ein Gemenge scharf begrenzter Quarzkörner ein ; man sieht auch an manchen Dünn- schliffen im parallelen Lichte Sphärolithe von schwarzem Kreuze durchzogen. Von ursprünglicher Substanz wie Gips, Thenardit, Glau- berit, Aragonit konnte ich nichts finden. Am ehesten könnte es noch bei der schönen Aragonit-Pseudomorphose der Karlsruher Samm- lung sein, welche Geh. Hofrat Knop mir zur Verfügung zu stellen die Freundlichkeit hatte. Diese ist schon nach dem Gewichte zu schliessen sicher massiv ; da sie aber wegen der Seltenheit des Vor- kommens und der schönen Ausbildung einzig in ihrer Art ist, so wird sie wohl nicht so bald quer geschnitten werden ; was ich sonst an umgewandelten Aragonitformen fand , wird unten beschrieben werden ; da dieselben drusig sind, eigneten sie sich leider auch nicht zum Dünnschliff. Es ist überhaupt nach den Beobachtungen, die ich an einer sehr beträchtlichen Zahl von Pseudomorphosen dieser Fundstelle machte, die Wahrscheinlichkeit, dass man ursprüngliche Substanz noch finden wird, eine ziemlich geringe, da die Mehrzahl — 315 — der Formen zur Drusenbildung neigt, und es muss diese Beschaffen- heit der Rosenegger Pseudomorphosen gleich von vornherein als charakteristisch festgestellt werden. Bei der grossen Masse von kohlensaurem Kalk und Quarz, welche, wie unten näher ausgeführt werden soll, in dem dortigen Tuffe sich vorfindet, kann man sich durchaus nicht wundern , wenn die meisten Pseudomorphosen nun- mehr aus Kalkspat bestehen , seltener aus Quarz oder aus beiden Stoffen, letzteres indessen immer in der Weise, dass der Kalkbildung die Infiltration der Kieselsäure nachfolgte. Es erinnert dieser Vor- gang an die aufeinander folgenden Generationen von Mineralien in Drusenräumen oder Ammonitenkammern , worunter man ja auch Quarz auf Kalkspat findet '. Was nun die Form der Pseudomorphosen betrifft , so sei zuerst die des Gipses genannt. Davon findet man nicht selten Stücke, die noch sehr scharfe Winkel zeigen, so dass keine Zweifel mehr möglich sind. Bei allen Formen ist 1 : 1 ( — P) (111) zur Säule ausgezogen (s. Fig. 2), oben setzt sich daran die meistens gekrümmte Fläche des Hemidomas o (+^Poü) (303), unten das Prisma f :f(ooP) (110), doch meist stark verkürzt; auf den Seiten fehlt nie der blätte- rige Bruch p (cx)Poo) (010), letzterer deutet sich auch oben und unten nicht selten dadurch an, dass die Krystalle parallel dazu aufgeblät- tert sind, was ich in Fig. 1 andeutete. Selten zeigt sich ausserdem noch -f P (111). Die Messung der Winkel ergab mit dem Anlege- goniometer die annähernden Resultate : f : f gemessen zu ca. lOQ*' statt 111^30' 1: 1 142« 45' n 143^30' 1: P „ 107—108*' » 108^15' Ki ante (1 : 1) : o „ 143» •n 139^29' 0 : c (Achse) „ 90—95° V 87'^ n : n „ „ 135—136° n 138*^28' Dabei darf man nicht ausser acht lassen, dass diese Flächen zum Teil, so namentlich o, Neigung zur Krümmung zeigen, daher kann man von den Messungen keine zu grosse Genauigkeit erwarten; überhaupt geht man bei der Bestimmung der Pseudomorphosenflächen am sichersten, wenn man, nachdem die Form der ursprünglichen Materie in der Hauptsache festgestellt ist, unveränderte Krystalle mit den Pseudomorphosen vergleicht und die Kantenwinkel einvisiert. ^ Vergl. des Verf. Abhandlung über die Versteinerungs- und Vererzungs- mittel der schwäb. Petrefakten. Diese Jahreshefte 1889. — 316 — Hierzu eignen sich im vorliegenden Falle die Gipse unseres Salz- gebirges ganz vorzüglich, namentlich die schönen von Iselshausen bei Nagold, die sich von den oben beschriebenen Formen bloss durch das Hinzutreten von M (coPoo) (100) und coP2 (120) unterscheiden. Was nun die einzelnen Flächen betrifft, so fehlt der blätte- rige Bruch p an keinem Stücke; die Flächen 1 sind meist ungleich entwickelt, ja die eine davon kann ganz fehlen, wie das Fig. 1 zei- gen soll, oft trifft man Stücke von trapezförmigem Querschnitt Fig. 12 nur gebildet aus p und einem 1, oben und unten beliebig abgerissen oder vielleicht auf der einen Seite mit o ; ich habe das gleiche Stück neuestens vom Salzgebirge bekommen , legt man darauf eine jener Pseudomorphosen, so fallen die Flächen vollständig zusammen. Auf dem Hauptblätterbruch p erheben sich häufig tafelige Aufsätze s. Fig. 1. Die Säule f ist nie stark entwickelt , dagegen zeigt sich das Hemi- doma o sehr häufig und lang ausgezogen. Die hintere Pyramide n ist nicht häufig und die Formen, welche sie zeigen, dürfen nicht verwechselt werden mit Thenarditformen , die in der vorderen Pol- kante auch 135" haben (n : n = 138° 32'). Die Grösse der Krystalle ist zum Teil sehr beträchthch, man findet sie bis 10 cm lang, 2 — 3 cm dick und 3^ — 4 cm breit, aber auch wieder klein und zierlich , darunter manche gekrümmt, wie man die Gipse auch im Gebirge findet. Die häufigsten Typen sind: 1) — P . odP . cjoPoo . -|-^Pco s. Fig. 2 nach — P in die Länge gezogen ; 2) — P . -j-P . ccPcü . cx>P, letzteres Prisma nur schwach ent- wickelt s. Fig. 3, selten gefunden ; 3) die trapezförmigen Prismen mit 1 und p s. oben ; 4) dieselben Prismen, aber mit o und f, alles nur hälftig, s. Fig. 1 ; 5) spiessige Krystalle mit einem 1 , o und p (s. Fig. 4) , diese Formen sind leicht zu verwechseln mit Thenarditen von der Form Fig. 8. Man findet in dem Tuffe nun auch ganze Krystallgruppen, die Säulen (1 : 1) stehen beliebig schief gegeneinander, der ganze Kom- plex ist hohl und innen mit Kalkspäten besetzt. Häufig ist der Winkel f : f oder 1:1 zu messen, sie endigen mit gekrümmten Flä- chen und erinnern sehr lebhaft an Gruppen aus dem Salzgebirge. Endlich ist noch des Zwillinges (s. Fig. 5) zu gedenken. Ich nahm früher ^ zweierlei Arten an ; nachdem mir aber mehr Material 1 s. diese Jahreshefte 1886, S. 67. — 317 — durch die Hände gegangen , möchte ich die Form , die ich dort in Fig. 2 abbildete, eher als Thenarditzwilling deuten, wovon unten die Rede sein wird. Kein Zweifel kann aber bestehen über die ZwilHngs- bildung nach ooPoo, dem Orthopinakoid (100) ; die 2 Individuen haben f zur rhombischen Säule, vorne abgestumpft durch p, oben im Ein- schnitt die Hemipyramide 1 in eine abgerundete Fläche, wahrschein- Hch o auslaufend; unten liegen die parallelen Flächen. Also die Zwillinge des Salzgebirges , aber nicht in Drusen , sondern um und um ausgebildet, wie er in der allerschönsten Ausbildung im hiesigen Naturalienkabinett liegt. Es deuten sich daran auch die faserigen Brüche T mit ihren 132^28' an. Einmal fand sich darunter auch ein Stück mit vollständiger Durchwachsung (Schenk, Originalsamm- lung No. 37) , so dass an den Seitenkanten von f rechts und links einspringende Winkel sich zeigen. Ich fand früher einen solchen Penetrationszwilling im Braunen Jura bei Owen und wenn man den- selben neben die Pseudomorphose legt, so kann kaum ein Zweifel bestehen ; bei beiden tritt oben in dem einspringenden Winkel nur eine Fläche 1 auf und das eine f tritt von p verdrängt zurück. Ein besonderes Interesse verdienen die Formen des Thenar- dites; denn Pseudomorphosen nach Gips wurden sonst schon ge- funden, man denke nur an die bekannten vom Montmartre bei Paris. Blum schreibt darüber^: „Die linsenförmigen Krystalle behalten ihre Form bei, aber die Flächen erscheinen rauh und uneben und sind hie und da durchlöchert. Das Innere derselben ist nicht ganz er- füllt , es zeigt sich meistens hohl , wohl eine Folge des grösseren Verlustes als Aufnahme von Bestandteilen, und die Wandungen sind mit lauter spitzen Rhomboedern besetzt, die sich dicht aneinander gereiht zeigen und eine stengelige Zusammensetzung der Rinde der Krystalle hervorrufen. Aussen sind sie matt und bräunlich gelb, innen glänzend und lichter gefärbt. Auch trifft man zuweilen An- häufungen von Kalkspatkrystallen mitten im Innern der Pseudomor- phosen oder es finden sich nierenförmige Massen von Chalcedon oder Quarz." Sodann Quarz nach Gips ebenfalls nach Blum ^: „zu Passy bei Paris finden sich in einem Süsswassermergel Krystallgruppen ganz aus Quarz bestehend , deren Formen dem Gipsspat angehörten. Es sind die linsenförmigen Krystalle, die so oft bei letzterem Mineral zusammengehäuft erscheinen und in Mergeln und Thonen gefunden werden ; dort aber hat der Quarz den Gips verdrängt und dessen ^ Pseudomorphosen S. 50. ^ Pseudomorphosen S. 231. — 318 — Form beibehalten. Die gelblichen oder bräunlichen Krystalle .... zeigen sich entweder ganz erfüllt mit dichter, manchmal etwas kör- niger Quarzmasse oder hohl, besonders da, wo die Individuen dicker werden , und die Wandungen sind dann rauh , wie zerfressen , oder mit weissem, nierenförmigem Chalcedon überzogen." Sonst wäre noch der dünnen Linsen von Quarz zu gedenken, die bei Gerhausen gefunden wurden und im Naturalienkabinett liegen und die . ohne Zweifel die Form von Gips zeigen, etwa — P (111) in Kombination mit einem Hemidoma ; dieselben sind rauh und matt und erinnern durch Form und Beschaffenheit an diejenigen von Passy. Man sieht bald , dass unsere Rosenegger Pseudomorphosen weder mit denen vom Montmartre noch mit denen von Passy übereinstimmen, denn die Rosenegger sind im allgemeinen glatt und ebenflächig und von anderer Form. Aber Thenarditpseudomorphosen sind bis jetzt nicht gefunden, darum wurden wohl auch die Formen so lange nicht er- kannt. Die häufigste Form ist die von anscheinend rhombischen Pyramiden, mehr oder weniger verzogen und in den Randkanten un- gleich gut erhalten. Man denkt zunächst an Gipslinsen, allein die Kanten, die nach der Mitte konvergieren, sind meistens scharf und gut erhalten und stimmen nicht mit Gips, weder für die Kombination ooP . — P noch für -f-P • — P (Fig. 13). Ausserdem führt die Betrach- tung der Formen ganz entschieden zu Formen des rhombischen Sy- stems und die Winkel stimmen in der That mit Thenardit (Fig. 6). Die Hauptfläche ist die Pyramide P (111), daran ist die Mittelkante ganz gewöhnlich durch die Säule n (ooP, 110) abgestumpft. Rechts und links fehlt beinahe nie das Brachypinakoid ccPoo (010). Oben zeigt sich, wiewohl nicht häufig, eine Zuschärfung durch eine stum- pfere Pyramide, wohl o = ^P (113). An 2 Stücken glaube ich die Basis OP (001) beobachtet zu haben. Die Winkelmessungen ergaben mit dem Anlegegoniometer : p P stumpfe Polkante 132- -134" statt ISbHV .p P spitzige ,, 7P « 740 18' p P Mittelkante 124" )) 123° 43' n n vorne an a 130° rj 129°21' P 0 143° n 150° 4' Die Flächen von 0 sind schmal und schlecht erhalten. Nachdem die Thenarditform festgestellt war, verglich ich die südamerikanischen aus dem Chilisalpeter von Atakama, welche Prof. Dr. Kloos mir zur Verfügung zu stellen die Freundlichkeit hatte, — 319 — und darnach waren alle Zweifel gehoben. Der Habitus der Formen ist nun folgender: 1) Am häufigsten die oben genannten und gezeichneten Pyra- miden von rhombischem oder , wenn verzogen , oblongem Umriss, entweder nur P oder mit Andeutung von ooP ; 2) abgeblätterte Stücke von der Form, wie sie Fig. 8 zeigt, P . ooPoo . ooP. Alles spricht dafür, dass eben die Längsfläche ooPc» die Spaltfläche ist, man triff't sie als Abstumpfung gar häufig und es haben ja auch Bärwald * und Rammelsberg dieselbe an frischen Thenarditen aufgefunden, letzterer ausserdem P, welche Fläche schon F. A. Römer nannte. Man muss sich hüten, dass man diese durch Rhomben abgeschnittene Pyramiden (Fig. 14) nicht mit den oben ge- nannten spiessigen Gipsen verwechselt, s. Fig. 4. 3) Gut erhaltene Exemplare mit P . coP . ooPoo . |P sind selten (Fig. 6). 4) Häufig trifft man Gruppen von parallel gestellten Individuen von Fig. 15, auf den ersten Blick denkt man an Zwillingsbildung, allein die Flächen liegen alle parallel; es könnte sein, dass durch diese Bildung die Spaltung nach P sich andeutet. Wiederholt sich diese Parallelstellung sehr nahe, so entstehen an Stelle der Polkanten feine Rinnen (Schenk, Originalsammlung No. 32). 5) Die Form P . ooPoo mit der Endfläche OP fand ich nur zwei- mal, ich finde diese Fläche sonst in der Litteratur nicht angegeben, sie zeigt sich aber an diesen Pseudomorphosen ganz deutlich. Was Bedenken erwecken könnte, das ist die Grösse der Kry- stalle. Für gewöhnhch sind sie ja klein, b = 2 cm, c = 1,5 cm; nun aber finden sich Stücke 5 cm breit und 4 cm hoch , ja 7 und 8 cm breit, dieselben zeigen aber mehr oder weniger deutlich die Winkel und die Form des Thenardites. Indessen hat schon F. A. Rö- mer die c-Achse an bolivianischen zu 3,5 cm gemessen '^, so käme auf b etwa 4,4 cm. Nach dieser Entwickelung wäre das Rosenegg ein Fundort der grössten Thenardite und der flächenreichsten, aber freilich nur in Afterkrystallen. Ebenso könnte man von da am ehe- sten die Thenarditzwillinge sich verschaffen. Ich habe schon oben diese Formen genannt und erwähnt, dass ich sie früher mit Gips in Verbindung brachte. Der grössere Vorrat, der mir nun durch 1 N. Jahrb. f. Mineralogie etc. 1882. IL 19. 2 N. Jahrb. f. Mineralogie etc. 1863. 566. — 320 — die Hand ging, belehrte mich eines anderen. Am besten erklärt man sich die Form, wenn man von den Pyramiden Fig. 16 ausgeht; legt man dieselben mit der Mittelkante zusammen, so dass sie die da- durch geführte Fläche der Säule ooP gemein haben, so hat man die Zwillingsstellung. Davon leitet sich nun durch Überwachsen der inneren Pyramidenflächen das Prisma Fig. 17 ab von 123*^43' in der stumpfen und 56^17' in der spitzen, dem Beschauer zugekehrten Kante , oben ein einspringender Winkel der beiden n und n' von 101° 18', unten der gleiche, aber ausspringende Winkel. Dadurch entsteht eine Schwalbenschwanzform , die an Gipse erinnert. Dazu treten dann die anderen Flächen : die Kante von 56" wird durch ^P zugeschärft, so dass eine stumpfe Kante von 11 6^*8' an deren Stelle tritt; die oben rechts und links vorspringenden „Schwänze" werden durch das Brachypinakoid ooPoo abgestumpft. Dabei kann vollständige Penetration eintreten, so dass die Fläche n von links auf der Kante rechts wieder hervortritt. So stellt die Abbildung Fig. 7 eine der- artige Penetration vor zweier Individuen von der Kombination : P . I^P . oüPoo . oüP. Häufig treten dazu dann noch über n in dem einspringenden Winkel die Flächen von P, so dass recht flächen- reiche Formen entstehen. Die Winkel wurden gemessen zu: n : n' im Schwalbenschwanz 97" statt lOmS' n :b 113" 115" 19' 30 n' : P' und n P 152-153" 151"51' P' o' 149—150" 150" 4' o' : 0 115" 30' „ 116" 8' P' P 55" 30' „ 56" 17' Man würde nun sehr irren , wollte man glauben , diese Zwil- linge seien alle gleich flächenreich und gleich scharfkantig entwickelt; vielmehr gibt es auch hier wieder mancherlei Typen. Es seien hier dieselben aufgezählt: 1) einfache rhombische Säule von 56", oben die beiden Indivi- duen undeutlich geschieden ; 2) die gleiche rhombische Säule , oben der Schwalbenschwanz n : n' mit einspringendem Winkel; 3) wie vorhin, es zeigen sich aber im einspringenden Winkel ausser n die Pyramidenflächen; 4) es tritt zu der eben genannten Form noch ooPoo; 5) es kommt Penetration dazu, wovon Herr Schenk das schönste Stück hat (Originalsammlung No. 36). — 321 — 6) Man hat die rhombischen Pyramiden von der Form der Fig. 8 und auf der grösseren Längsfläche b findet sich ein Einschnitt pa- rallel zu einer Prismenfläche cc^ vor und rechts und links von die- sem Spalt erheben sich Pyramiden nach verschiedener Seite. Sicherlich gehören diese Zwillinge zum Interessantesten , was das Rosenegg bietet. Zum Schluss sei bezüglich der Thenardite noch bemerkt, dass man auch wohl erhaltene Gruppen davon findet von beliebig orientierten Krystallen; endlich zeigen einige Stücke Ver- tiefungen mit Fortifikationsstreifen , offenbar Stellen , nach welchen eng gedrängte Krystalle miteinander verwachsen waren und deren Form sich auch im Kalk erhielt. Die Glauberitf orm ist leicht zu erkennen gewesen, die For- men sind zum Teil sehr gut erhalten und nicht zu verkennen. Man hat (s. Fig. 9) die monoklinen Prismen M mit Schiefendfläche P; die Kombinationskante M : P ist durch die vordere Pyramide — P (111) weggeschnitten, doch sind, was für dieses Mineral ja charakteristisch ist, diese beiden Flächen f rechts und links meist ungleich stark entwickelt ; nicht häufig ist die vordere und hintere Kante der Säule ooP durch das Orthopinakoid c5oPcü (100) abgestumpft, so dass man die Kombinationen hat: 1) ocP.— P.OP, 2) ooP.— P.OP.coPco. Man hätte darnach höchstens noch an Eisenvitriol denken kön- nen, allein dieses Mineral findet sich denn doch in der Natur selten deutlich krystallisiert und dann stimmen die Winkel und die ganze Form doch wenig oder nicht damit. Die Messungen mit' dem An- legegoniometer ergaben, vergl. mit denen von Westeregeln nach Zepharovich : . cxjP M : M 84" statt 83« 2' — P f :f lir „ 1160 20' OP : ooP 102° „ 1040 29' OP: — p 1410 „ I4703I' Dabei ist zu beachten, dass die Endfläche häufig eingesunken ist; auch stechen aus ihr häufig kleinere Glauberite heraus. Dass dieselbe die Spaltrichtung ist, lässt sich an manchen Krystallen deutlich erkennen. Auch die anderen Flächen scheinen zum Teil eingesunken, so dass die Kry.stallkanten weit und spitzig vorspringen, doch ist auch bei diesen undeutlicheren Formen eine Verwechselung mit den Gipsen kaum möglich. Die Krystalle sind klein, die Dia- Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde iu Wiirtt. 1889. 21 — 322 — gonale von OP misst 4 mm bis 2 und 2,5 cm, sie sind tafelig nach OP und erreichen die Höhe von 3 mm bis 14 mm. Man findet die Krystalle meist lose im zerfallenden Tuffe; man findet aber auch einen bläulichen, kieselharten Tuff, der nicht zerfällt, in welchem zahlreiche Höhlungen von der Form dieser Grlauberite sich vor- finden, so dass man die Krystalle in die Formen einlegen kann. Nun sind diese Hohlräume häufig mit winzigen Bergkryställchen besetzt. Es muss hervorgehoben werden, dass man nie in diesem Gesteine die hohlen Formen von Gips oder Thenardit findet. Diese Pseudo- morphosen nach Gips und Thenardit liegen meistens in weicheren Tuffen, mit denen man sie ab und zu noch zusammengebacken mit nach Haus bringt. Eine hohle Form von Thenardit fand ich im Pechopal , dieselbe liegt in Kalkspat verwandelt in der Opalmasse ; die stumpfen Calcitrhomboeder, welche die Innenwand bedeckten, wurden aber von bläulichem Chalcedon übersintert. Die äussere Rinde besteht zum Teil aus Opalmasse. Diese Umbildung in Kalk- spat war schon vor sich gegangen, als die umgewandelte Form von Opalmasse eingeschlossen wurde. Der Chalcedon hat sich wie in anderen Hohlräumen des Opals, so auch in der hohlen Krystallform des Glauberits ausgeschieden. An der gleichen Fundstelle fanden sich, wiewohl sehr selten, Pseudomorphosen nach Aragonit, worauf zuerst Herr Geh. Hofrat Knop aufmerksam machte. Er schreibt^: „in einer Zusendung von Herrn Schenk fand ich eine wohlgebildete Paramorphose von Kalkspat nach Aragonit; eine Gruppe von 2 Krystallen von 3 cm Länge und 2 cm Querdurchmesser (Nebenachse). Dieses Vorkommen scheint in Beziehung auf die Kenntnisse der Verhältnisse am Rosenegg neu zu sein. Eine etwaige Ver- wechselung mit ähnlichen Vorkommen im Phonolithtuff am südlichen Abhänge des Hohentwiel war nicht zu befürchten. Ergibt doch eine Vergleichung beider Vorkommnisse , dass die körnige Struktur der Paramorphosen vom Rosenegg dieselbe war, wie bei den übrigen Pseudomorphosen von daher, dass ferner die Oberfläche derselben glatt war, wenn auch nicht spiegelnd, mit deutlicher Markierung der Zwillingsnähte der scheinbar hexagonalen Krystalle auf den Prismen- flächen, während diejenigen, welche früher am Hohentwiel gefunden wurden, von drusiger Beschaffenheit sind und auf den Kanten deutliche Calcitrhomboeder von der Form — 2R erkennen lassen." Herr Schenk * Bericht der XIX. Vers, des Oberrhein, geol. Vereins S. 7. — 323 — fand ausserdem, wie er sagt, nur einmal noch dieselbe Form. Ich selbst fand unter den vielen Rosenegger Pseudomorphosen nur 3 Stücke dieser Form: daraus ist zu erkennen, dass diese Pseudomorphosen sehr selten sind. Dass das Karlsruher Stück von der ersten Fund- stelle am Rosenegg stammt , darüber kann allerdings kein Zweifel bestehen, die Farbe, sowie die ausfüllende Masse des körnigen Kalkes sind ganz die gleichen wie bei den übrigen Stücken. Ich möchte darum zu den Resultaten, die oben schon angegeben sind, nur •weniges noch hinzufügen. Die Gruppe besteht aus 2 Säulen in Parallelstellung, beide sechsseitig, die längere, schmälere I ist 2,4 cm lang, 1,5 dick, die kürzere, breitere II 2,2 cm lang, 2 dick. Beide zeigen auf den Säulen, deren Winkel unten angegeben werden sollen, neben der Geradendfläche noch das auf die spitzige Prismenkante aufgesetzte Paar Poo (011) und die Pyramide P (111), letztere tritt an I einmal, an II zweimal auf. Die Messungen sind : oüP : Pcx> 125^30' statt 125°47' Pco:OP 143° „ 144013' cx)P : P ca. 140° „ 143^36' ■dabei ist OP uneben. Also hätte man die Kombination: ooP . ooPoo . OP . P . Poo. Nun aber stellt die sechsseitige Säule nach dem Ergebnis der "Winkelmessung einen polysynthetischen Vielling vor, der freilich aus den Umfangs winkeln allein ohne Berücksichtigung des Dünnschliffes — falls im Innern noch unveränderte Aragonitmasse angetroffen würde — kaum richtig gedeutet werden kann , zumal da auch die Winkel, wie das in der Natur der Pseudomorphose liegt, nicht eben sehr scharf sind. Ich gebe aber doch in den Figuren 18 — 21 die Winkel an, die sich ergaben, und füge den Versuch einer Deutung hinzu (Strecken zweimal vergrössert. Messung Fig. 18 und 20, Deutung Fig. 19, 21). In welche Sammlung der zweite schöne Aragonit wanderte, konnte Herr Schenk nicht mehr angeben ; in Schaffhausen liegt er jedenfalls nicht. Eine zweite Form des Aragonites fand ich in einer Sendung von Herrn Schenk, die besonders interessant ist; dieselbe ist vollständig hohl und auf einer Seite und teilweise unten auf- gerissen; die Wandung besteht aus Kalkspat, der durchscheinend ist; innen sitzen die schon oft genannten flachen Rhomboeder. Es ist eine sechsseitige Säule mit den Winkeln (s. Fig. 22) : oben zeigt sich wieder Poo und wahrscheinlich die Brachypyramide 2P2 (121) s. 21* — 324 — 2P2 : Fco gemessen 137"— 138« statt 140« 33^22'' Poü:ooPoo „ 125" 30' „ 125" 47'. Unten ist die Form leider verdrückt und aufgerissen. Trotz dieser mangelhaften Beschaffenheit spricht doch die Form deutlich für Aragonit und die hohle Form beweist , dass keineswegs bloss eine Paramorphose vor sich ging. Ich habe an anderer Stelle'- schon Zweifel darüber ausgesprochen, ob bei allen Pseudomorphosen von Kalkspat nach Aragonit Paramorphosen vorliegen ; wenn irgend eine Erscheinung in diesem Zweifel bestärken kann , so sind es die hohlen Formen, die man findet, so die von Schemnitz und die spiessigen von Burgheim bei Lahr\ Hier wurde sicherlich die Aragonitmasse durch Lösung entfernt und ihre äussere Form durch Kalkspat, der sich an die Stelle setzte, erhalten. Es ist übrigens an der äussersten Rinde meistens neben Kalkspat Eisenocker zu bemerken, so in Burg- heim und auch am Rosenegg. Ausser der oben beschriebenen hohlen Form fand ich noch 2 Stücke, die wenn auch weniger deutlich auf Aragonit deuten; das eine Bruchstück ergab wieder in der Säule zweimal 116", das andere zeigte eine nicht zu messende sechsseitige Säule. Das schöne Stück der Karlsruher - Sammlung scheint um und um krystallisiert gewesen zu sein, wie das zweite beschriebene Stück. An anderer Stelle des Roseneggs nämlich im Südwesten beim Hof Hofenacker fand Herr Schenk eine gelblichweisse Kalksinter- bildung, die auf den ersten Blick kugehg traubig erscheint. Leider sind die grössten Zapfen oder, wenn man will, Stalaktiten ab- geschlagen ; der Querschnitt zeigt aber bei näherer Betrachtung polygonale Ausbildung z. B. ein Fünfeck. Das Innere ist drusig hohl, dann kommen mehrere Ringe von weissem Kalksinter — ob dazwischen noch Aragonit liegt? — zu äusserst ist der körnige Kalk von hell glänzenden Bergkryställchen überzogen. Die ganze Form erinnert nach der inneren Struktur sehr an die Pseudomorphosen von Kalkspat nach Aragonit vom Südabhang des Hohentwiels, nur fehlt jenen Stücken die Hülle der Bergkryställchen. Ich glaube sicher^ dass auch diesen Stücken von Hofenacker Aragonite zu Grunde liegen. Ein Schliff, der darüber aufklären könnte, wurde nicht aus- geführt, weil nur ein Stück, zudem ein verletztes, gefunden wurde. J^ine Form aus demselben Material bestehend wie die Formen * Bericht über die XXI. Vers, des Oberrh, geol. Vereins S. 29. — 325 — von Gips, Thenardit, Glauberit, Aragonit, ebenfalls von der ersten Fundstelle stammend, möchte ich am ehesten auf Anhydrit, zurück- führen (s. Fig. 11) , es ist ein mehrseitiges Prisma 1 cm hoch, 1 cm breit und 2 cm lang, das rhombischen Charakters ist. Die rhombische Säule s ooP (110) trifft den ersten Blätterbruch T ooPcx) (010) unter einem Winkel von 134*' statt 134*^58', wenn man den Winkel der rhombischen Säule zu 90'' 4' nach Hessenberg rechnet. Vorne ist die stumpfe Kante durch M coPco (100) abgestumpft. Oben liegt die Basis OP (001), darnach hätte man: ooP . ccpcx) . ooPcx) . OP. Das Stück gestattet mit dem Anlegegoniometer ziemlich genaue Messung, ist übrigens einzig in seiner Art, soviel ich bis jetzt sagen kann. Die Spaltungsrichtung nach der Längsfläclie ist deutlich wahrzunehmen. Nachdem das eine erkannt ist, dürften sich auch noch mehr finden, welche die Erklärung bestätigen dürften. Ich habe bloss noch undeutliche Formen gefunden, die ich eben dahin stellen möchte. Überhaupt finden sich ausser den genannten mehr oder weniger leicht zu enträtselnden Gebilden noch undeutliche Formen vor, die schwer zu bestimmen sein dürften, hinter denen aber noch manche andere Mineralspezies sich verstecken könnte. Ich habe darüber bis jetzt nur Vermutungen, die ich aber noch durch weitere Funde bestätigt wissen möchte. Ich rechne zu diesen zweifelhaften Formen auch noch gewisse Zwillinge, oder, wie es scheint, Vierlinge, die auch noch der Deutung harren. Die Hauptsache ist, dass an Ort und Stelle ein Mann wohnt, der mit dem richtigen Auge grossen Fleiss verbindet. Zu obigen Pseudomorphosen treten nun noch Perimorp hosen von Chalcedon nach Kalkspat. Man kennt schon von Island Opal nach — |R des Kalkspates^. An unserer Stelle am Rosenegg findet man nun hauptsächlich Übersinterungen der Quarze und Kalk- späte ( — |R) durch bläulichen Chalcedon, welche also keine Pseudo- morphosen sind. Ist die Chalcedonrinde dünn auf Bergkrystall , so verleiht sie dem Mineral einen bläulich violetten Schimmer und das dürften die „Amethyste vom Hohentwiel" gewesen sein, welche Dr. ScHALCH^ in Lehrbüchern angegeben fand- Zum Teil ist aber ' Blum, Pseudomorphosen II, 98. * Schale h, Beiträge 105. — 326 — der eingeschlossene Kalkspat durch die Wasser fortgeführt und dann hat man richtige Perimorphosen vor sich. Manchmal tritt an Stelle des Chalcedon wasserklarer, traubiger Hyalit, doch muss man sich immer wieder durch Kochen in Kalilauge überzeugen, ob es wirklich Hyalit ist und nicht Chalcedon. Dies führt uns zu den unveränderten Mineralien, welche die oben genannten Pseudomorphosen begleiten. Dieselben sind Kalkspat in verschiedenen Arten, Magnetit, Aragonit,. Schwerspat in drei verschiedenen Vorkommen, Sphen,, Quarz, B ergkrystal 1, Chalcedon, Plasma, Opal, Hyalit,. schwarzer Glimmer zum Teil in Voigtit verwandelt. Den Kalkspat findet man in verschiedenen Arten vor, die ohne Zweifel auf verschiedenartigen Ursprung hindeuten : einmal krystallinisch-körnig, wie grobkörnigen Marmor mit Drusen von be- sonders wasserklaren Krystallen von der Form — ^R.ooPi; dieser scheint von der Tiefe mitgerissen worden zu sein, er erinnert sehr lebhaft an den körnigen Kalk im Jura, die grossen Stücke sind nun aussen von Tuff und Opalmasse eingehüllt. Sodann lose spätige Stücke bis zur Kante von 3 cm überzogen von glimmerführender, ockeriger Rinde. Die Abrundung der Kanten, sowie die abgeriebene Oberfläche zeigen deutlich, dass das Stück nicht von einer Spalten- ausfüllung im Tuff abgebrochen ist, sondern von weiterher kommt, wiederum bei der Eruption von unten mitgeführt. Der Kalkspat zeigt die gelblich bräunliche Farbe unserer Salmendinger Späte und kann wohl auch jurassischen Ursprungs sein (Originalsammlung 43). Drittens erfüllt der Kalkspat, wie schon mehrfach erwähnt wurde,. alle Spalten und Hohlräume des Tuffes, so das Innere der Pseudo- morphosen mit mehr oder weniger wasserklaren — I^R.ooR, gross und klein. Die Säule ooR konnte freilich nicht genau gemessen, werden, indessen ist sie durch den Habitus der Krystalle sehr wahr- scheinlich gemacht. Interessanter als diese ziemlich gewöhnlichen 3 Vorkommen ist ein viertes, das eine ausführliche Beschreibung verdient. Man findet Knollen , meistens flach gedrückt , gewöhnlich klein , doch auch bis- 8 cm im Durchmesser breit, die im Inneren aus einem, wie es den Anschein hat, rhombischen oder monoklinen Mineral von bräunlicher Farbe zusammengesetzt sind (s. Fig. 10). Auf den Blätterbrüchen P rechts und links spielt lebhafter Glasglanz, man kann die Knollen indessen anscheinend nach der Querfläche coPoo spalten. Die kleinen Spaltstücke sehen im durchfallenden Lichte bräunlich bis bläulich und lassen — 327 — sich ausserdem, wiewohl schwieriger, nach der Schiefendfläche P spalten. Letztere gibt den gewünschten Aufschluss. Sie ist keines- wegs eben, sondern besteht aus zwei Flächen, die unter einem ein- springenden Winkel von 141'^ einander schneiden und miteinander abwechseln, wie das die Fig. 23 zeigt. Dieser Winkel lässt sich mit Reflexion messen. Durch häufige Wiederholung dieser Zwillings- einschiebsel, denn so müssen die eingeschobenen Stücke gedeutet werden, wird die Endfläche beinahe horizontal, daher könnte man das Mineral auf den ersten Anblick für rhombisch halten oder mono- khn. Nun löst sich das Mineral schon in kalter Säure mit starkem Brausen beinahe ganz auf, in kochender vollständig. Vor dem Löt- rohr brennt es sich, wenn man die Flamme vorsichtig nähert, weiss; am Piatinadraht erhält man mit Borax schwache Manganfärbung, ein schwacher Eisengehalt wird auf die bekannte Weise nachgewiesen, ebenso etwas Mg. Es ist also Kalkspat der Hauptsache nach mit Annäherung an Dolomitspat, der Winkel ergab sich zu lOö*^ 30'. Dieser Kalk ist ganz durchsetzt von Zwillingsblättchen nach — |^R, eben daraus erklärt sich die Spaltbarkeit // dieser Fläche g. Auch sind diese Flächen besonders stark braun gefärbt, manchmal bunt angelaufen, indem hier färbende Substanz eindrang. Daher sind dickere Stücke rein undurchsichtig und gleichen namentlich auch vermöge des intensiven Glanzes der Zinkblende an Farbe. Die Spalt- stücke , die man sich herunterschlägt , sind aber an • den Kanten durchscheinend mit bräunlicher bis bläulicher Farbe. Betrachtet man die Flächen g genauer, so zeigen sie Streifen nach drei Eich- tungen, horizontale, wodurch der obere Blätterbruch sich andeutet, und zwei schief dazu gerichtete, aber unter sich symmetrisch liegende , welche Zwillingslamellen nach der zweiten und dritten Fläche — ^R andeuten. Wenn nun diese Knollen schon durch die Form dieser Kalkspäte, welche an die Stücke vom Siegmundsstollen im Rathhausberg bei Gastein' erinnern, interessant sind, so sind sie weiter merkwürdig durch die eingeschlossenen Mineralien. Die Knollen zeigen in Rissen und Spalten krystalUnischen Kalk eingelagert; in Höhlungen sitzen wasserklare Kalkspäte von der Form R . coR. Zahl- reich sind Magnetite in Körnern und Oktaedern eingesprengt, die sich an der Einwirkung auf die Magnetnadel erkennen lassen, sie sind ganz undurchsichtig und in kochender Salzsäure ganz lös- lich ; ihr Bruch ist muschlig. Sodann liegen in jenem Kalkspat in ' Quenstedt, Mineralogie S. 492. - 328 — grosser Zahl weingelbe oder wasserklare sechsseitige, seltener rhom- bische Prismen eingeschlossen , höchstens 1 mm dick und bis zu 2 cm lang. Die Stücke sind in kalter Salzsäure so gut wie unlös- lich, dagegen in kochender ganz unter Brausen, sie haben die Härte 3, darnach sind es Aragonite. Die Säulen zeigen auf manchen Flächen einspringende Winkel , also sind es Zwillinge ; Endflächen sind selten zu beobachten, doch glaube ich Poo erkannt zu haben. Am häufigsten liegen diese Nadeln in den oben an- gegebenen Linien und Furchen, welche mit der Zwillingsbildung zusammenhängen, doch durchschwirren sie das Gestein auch ganz regellos, oft strahlig büschelig angeordnet. Da diese Aragonitnadeln sehr klein sind und vom Kalkspat fest eingeschlossen, so scheinen sie anderen Ursprungs zu sein als die oben beschriebenen Pseudo- morphosen. Endlich sind in den Knollen schwarze Glimmer zu finden , und zwar häufig säulenförmig krystallisiert , scheinbar von 120°, wahrscheinlich Meroxen (s. Fig. 24), und zwar nach Tscher- mak's Aufstellung OP . P . ocPco (001) (11 T) (010). Doch trifft man diese schwarzen Glimmer gewöhnlich auf der Oberfläche der Knollen, seltener im Inneren (Originalsammlung No. 50 — 51). Indessen sind die Säulchen höchstens 3 mm breit und etwa ebenso hoch. Darnach sind diese Kalkspatknollen mineralogisch sehr merk- würdig; offenbar haben die Aragonite und Magnetite sich zuerst gebildet, erstere sicherlich unter anderen Bedingungen, die in der Temperatur oder in der chemischen Beschaffenheit zu suchen sind, als der dieselben nachher einschliessende Kalkspat. Dass letzterer die Zwillingslamellen sogar zahlreich, und zwar hauptsächlich parallel einer Fläche des nächst stumpferen Rhomboeders , zeigt, dürfte auf einen Druck zurückzuführen sein , der eben senkrecht dazu auf die Knolle ausgeübt wurde. Da die Knollen Magneteisenoktaeder und Glimmerkrystalle einschliessen, so sind sie keineswegs Verwitte- rungs- oder Zersetzungsprodukt des Tuffes , denn der bei diesem Vorgange entstehende Kalkspat ist krystallographisch und chemisch von ganz anderer Beschaffenheit, sondern sie weisen zurück auf die Quelle, woher auch die Tuffe stammen, und darüber ist noch lange nicht alles aufgeklärt und aufgehellt. Doch darüber unten mehr. Was diesen schwarzen Glimmer weiter betrifft , so findet er sich auch sonst sehr häufig in dem Tuffe, teils in losen Blättchen, teils in festeren Tuff noch eingeschlossen, teils chemisch und physi- halisch umgewandelt. Die losen Täfelchen haben bis zu 3 cm im Durchmesser und sind bis zu 5 mm dick, frisch von glänzend — 329 — schwarzer Farbe, in Schwefelsäure mit Hinterlassung eines Kiesel- skelettes löslich, eisen- und magnesiahaltig , also dem Meroxen zu- zuzählen. In kleinen Schüppchen ist dieser Meroxen durch den ganzen Tuff verbreitet und sitzt häufig auch auf der Rinde der oben beschriebenen Pseudomorphosen. Durch Verwitterung geht er mehr ins Tombakbraune , und wenn die Verwitterung noch weiter geht, so bildet er eine specksteinartige , grünlichweisse Masse von sehr lebhaftem Perlmutterglanz. Durch diesen Umwandlungsprozess wer- den sie härter, die weissen Partien haben reichlich Kalkspathärte; in kochender Salzsäure sind sie teilweise löslich, ebenso in kochen- der Schwefelsäure, es bleibt aber ein blätterig aufgequollener Rück- stand. Dieses grünhch- weisse Mineral ist wie Chlorit biegsam, viel härter als Speckstein, die Blättrigkeit blieb erhalten, doch unvoll- kommen. Es dürfte daher Voigtit sein ^ Da bei manchen Stücken die ursprüngliche Form mehr oder weniger erhalten blieb, so könnte man auch von Pseudomorphosen von Voigtit nach Magnesiaglimmer sprechen (Originalsammlung No. 40 — 42). Wie die Glimmer im Tuffe überall verbreitet sind, so auch die Magneteisenerze. Man findet sie am besten durch Schlämmen des Tuff'es, da sieht man Oktaeder, häufiger Körner von muscheligem Bruch und schwarzem Strich, die sehr stark magnetisch sind. Neuerdings sind auch Schwerspäte aufgefunden worden, wiewohl in sehr geringer Menge. Man findet sie in Drusen ver- einigt, auch bloss in Hohlräumen des lockeren Tuffes in kleinen Täfelchen der Kombination : ooP . OP . ooPc^ . Poo (110) (001) (010) (011) nach Hauy's Aufstellung. Die in der Achse b höchstens 8 mm messenden Täfelchen sind beinahe wasserklar, mit einem weisslichen Scheine, selten braunrot durch Eisenoxydhydrat. Viel flächenreicher sind andere noch kleinere Schwerspäte (No. 27 — 28) , die einem härteren Tuffstücke aufgewachsen sind : dieselben sind wasserklar bis weingelb, von ausgezeichnetem Glasglanz und zeigen wohl die Kombi- nation : ooP . OP . ooPoo . ooPoo . Poo . |^Pcx) ; dieselben bilden nach b in die Länge gezogene Täfelchen. Zweimal fanden sich in Kalk- spatdrusen auf den Kalkspäten nach a in die Länge gezogene Tafeln von Schwerspat, die Säule M/M ergab lOl*' (statt 101° 40'), dazu kommt die Endfläche OP und an den Seiten das Paar Poo; iPc» ist nur schwach angedeutet, bei dem einen Stücke ist die Pyramide » Vergl. Roth, Chem. Geologie I, S. 329. — 330 — P angedeutet durch Abstumpfung der Kante M : P. Das eine Stück ist trüb durchscheinend, das andere milchweiss. Es ist indessen zu beachten, dass diese frischen Sulfate sich selten fanden. Sphen war bis jetzt wohl von anderen Orten der Phonolith- region genannt worden, so vom Gennersbohl in „keilförmig endigen- den Kryställchen von mehreren Millimetern Länge" ^; auch ist er als Bestandteil des Phonoliths längst bekannt , z. B. vom Hohen- krähen. Am Piosenegg fand ich nur ein Stück , auf dem , wie ich glaube, Sphen sich vorfindet. Es ist ein kieselharter Kalkstein, von Quarzadern durchzogen, der Drusen mit glänzenden Bergkryställchen einschliesst. In einer solchen Druse liegt auf den Quarzen ein gelb- lich-grüner in die Länge gezogener Glastropfen , auch an anderen Stellen sieht man, wiewohl in geringer Zahl, solche scheinbaren Gläser. Die Farbe ist die des Sphens, auch sind die Stückchen in kochender Schwefelsäure ganz löslich, die Phosphorsalzperle ist heiss gelb, kalt rötlich. Auffallend ist dabei nur, dass der Sphen nicht krystallisiert auftritt, sondern wie aus Schmelzfluss erstarrt. Viel- leicht findet man, nachdem einmal auf dieses Vorkommen aufmerk- sam gemacht ist, auch noch Kryställchen wie am Gennersbohl. Die Kieselsäure bildet an unserer Fundstelle einen bedeu- tenden Bruchteil der hier auftretenden Mineralien ; krystallisiert finden wir sie als B er gkry stall in kleinen, wasserklaren Kryställchen von der gewöhnlichen Form — R . -j- R . ooP oder als gemeinen Quarz; sodann findet man sehr schöne himmelblaue bis milchblaue Chalcedone in grossen, prächtigen Stücken, oder sind sie stahl- blau bis grau, auch gehen sie ins dunkel Lauchgrüne, so hat man Plasma. Häufiger als Chalcedon sind die Opale, die ausser- ordentlich häufig hier auftreten. Dieselben erfüllen mandelartige Hohlräume oder durchziehen sie in Schnüren und Adern den TufP, sie sind wachsgelb , kastanienbraun , eisenschwarz , milchweiss wie Porzellan im Innern der Mandeln, so dass man von Milch o pal, Wachsopal, gemeinem Opal sprechen kann. Die Höhlungen im Opal überzieht meistens Chalcedon, und zwar traubiger, doch fand ich auf dem Chalcedon dann wieder Milchopal. Dieses Vorkommen erinnert an die Opale des Hohentwiel und an die Funde im Hilzinger Kalkofen. Über die ersteren schreibt Dr. Schalch^: „Von Herrn FöHR angestellte Untersuchungen einer Anzahl von Halbopalen aus dem Hohentwieler Tuff haben übrigens die interessante Thatsache ' Schalch, Beiträge S. 94, 96. '^ Beiträge S. 105, — 331 — ergeben, dass ein Teil dieser bisher mit diesem Namen belegten Gebilde keineswegs die Zusammensetzung wirklichen Opals zeigt, also nicht aus amorpher wasserhaltiger Kieselsäure besteht, sondern Auswürflinge eines zum Teil glasig erstarrten, eutaxitartigen Eruptiv- gesteins darstellt." „Hinsichtlich ihrer chemischen Beschaffenheit bleibt ihr Kieselsäuregehalt bedeutend hinter demjenigen des Opals zurück und nehmen neben der Kieselsäure mehrere basische Oxyde in erheblicher Menge an ihrer Zusammensetzung teil." Die Rosen- egger Opale sind, soweit ich sie untersuchte, in kochender Kalilauge vollständig löshch, allerdings werden sie, das lässt die Färbung ver- muten , auch Eisen , Mangan u. a. enthalten , eine genaue quanti- tative Analyse der verschiedenen Opalarten wurde aber nicht aus- geführt. Über die Hilzinger Funde schrieb Dr. Schill ^ , auch dort im sog. „Kalkofen", d. h. an einer Berghalde im Nordwesten des Dorfes zwischen den Basalten des Stoffel und den Phonolithen des Krähen, brach man „kieselige Kalke, pisolithische Gebilde, Menilite, Opale, Pechsteine, Kieselschiefer" ^ Es wäre der Mühe wert, alle diese kieselsäurereichen Gesteine des Höhgäu einer vergleichenden Untersuchung zu unterwerfen, an dieser Stelle würde das zu weit führen. Das Vorkommen von Hyalit am Rosenegg gehört ja nicht in das Reich der Unmöglichkeit, es ist mir neuerdings aber doch zweifelhaft geworden. Was am häufigsten damit verwechselt wird, ist durchscheinender, fast wasserklarer Chalcedon, der namentlich die Hohlräume der Opale überkrustet. Allerdings findet man auch ähnlichen Opal, der nun sehr nahe an Hyalit hinstreift; allein, wenn man unter Hyalit jene kleintraubigen, stark glasglänzenden, tropfen- artigen Gebilde versteht, wie sie so schön an der Limburg im Kaiserstuhl sich finden, so hat man am Rosenegg noch nicht oft Hyalit gefunden. Ehe ich die Beschreibung der Vorkommen der ersten Fund- stelle schliesse, möchte ich noch einer Art von vulkanischer Bombe gedenken, die ich dort fand mit einem Bündel von Lava- fäden. Sodann habe ich von eben da ein Stück mit Rutschflächen oder einem Spiegel: das Stück ist 6 cm lang und 5 cm breit, besteht aus graulichem Phonolithtuff und hat auf beiden Seiten parallele Streifen, auf der einen Seite stärker glänzend als auf der anderen. Löst man auf dieser Seite von der Rinde, die sich mit h ' Diese Jahreshefte XV, S. 181. ^ Fr aas, Begleitworte zum Hohentwiel S. 5. — 332 — dem Messer ganz dünn abspalten lässt, ein wenig los und kocht es in Salzsäure, so braust es kurze Zeit auf, ohne dass nachher sich alles lösen würde. Es dürfte daher ein feiner Überzug von Aragonit darauf lagern; man vergleiche die Erzspiegel in unserem' Braunen Jura /?, welche ohne Zweifel „übereinander geschuppte Kalkspat- blättchen" sind'. An Gletscherschliffe kann man nicht denken, da das Stück aus dem Tuffinneren gebrochen wurde. IV. Pseudomorphosen und Mineralien der zw^eiten Fundstelle nahe der Mitte des Südabhanges. Geht man an der Waldesgrenze von der ersten Fundstelle im SO. des Berges gegen Westen hin, so trifft man da, wo die Arbeiter- hütte steht, zunächst alpines Gerolle und nahe dabei finden sich wieder die gleichen Pseudomorphosen wie an der ersten Stelle. Doch ist sogleich ein Unterschied in der Färbung wahrzunehmen : während dort Eisenoxydhydrat und Mangan dem Tuffe rotbraune oder schwarze Färbungen verleihen, sieht hier alles weisslich grau oder weiss aus, der Grund liegt hauptsächlich darin, dass Quarz und weisslich grauer Dolomit vorherrschen. Der Tuff ist ziemlich sandig, enthält Magnetite zum Teil in Oktaedern , die obwohl klein doch auf die Nadel wirken, Glimmerbruchstücke braune und weisse, kleine Säulen von Hornblende und dann wieder die pseudomorphen Formen der I. Fundstelle , doch im allgemeinen in geringerer Anzahl. Am häufigsten trifft man noch die Form des Gipses, dann die des Glau- berites, am seltensten die des Thenardits. Der Habitus ist so ziemlich der der ersten Fundstelle, alle 3 Pseudomorphosen bestehen aus einer weisslichen, hie und da grauen, seltener schwach fleischroten Rinde. Untersucht man dieselbe, so findet man neben Spuren von Eisen beinahe ebensoviel kohlensaure Magnesia, wie kohlensauren Kalk, somit hat man Pseudomorphosen von Dolomit nach Gips, Thenardit, Glauberit vor sich. Diese Rinde ist ziemlich härter als die der Pseudomorphosen der I. Fundstelle, sie ist meistens schön glatt und gibt ziemlich genaue Winkel, seltener ist sie wie angefressen, dann hat sich der Magnesia- gehalt angereichert. Hie und da schliesst der Dolomit Kieselsäure ein, wie an der ersten Fundstelle auch. Die meisten Formen sind hohl, viel seltener massiv; im letzteren Falle sitzt innen vorherrschend * Qnenstedt, Jura S. 345. — 333 — körniger Kalk, zum Teil mit Quarzmasse. Die hohlen Formen ent- halten Drusen entweder von Kalkspat oder von Quarz und Berg- krystall. Die ersteren enthalten sehr schöne, wasserklare Calcite, so brach ich aus einem ziemlich grossen Thenardit einen Kalkspat 1 cm breit mit ooR und — 7] R, oben ist noch einmal ein mattes Rhomboeder von der gleichen Ordnung angedeutet. Hier ist nun die Säule mehrere mm hoch entwickelt, während sie an den Kalk- späten der ersten Fundstelle nur als schmales gleichschenkeliges Dreieck an der Zickzackecke von — IR sich andeutet. Weniger häufig, nämhch so oft schon der dolomitischen Rinde Quarzmasse beigemischt ist, enthält die Druse Bergkryställchen meist wasserklar^ doch hie und da bläulich bereift durch Chalcedonübersinterung. Was nun zuerst die Gipsformen betrifft, so zeigen sie so ziemlich dieselben Flächen wie diejenigen der ersten Stelle, es ist wieder — P 1:1 zur Säule ausgezogen, s. Fig. 2, oben sitzt -|-^Pcc, unten die Säule f : f. Nie fehlt der Hauptblätterbruch ccPoo , hier meistens die Fläche , nach welcher die Krystalle tafelig erscheinen. Die Identität der Formen dieser Fundstelle mit denjenigen der ersten ergab sich durch unmittelbare Vergleichung, doch wurden auch einige Winkel gemessen: — ?:— P gemessen zu 1420 30' statt 143'' 30' — P : ooP „ „ 1300—1310 „ 130051' -P:cx)Poü „ „ 1050— 108° „ lOSnS'. Der letztgenannte Winkel ist vorn meistens anders als hinten , was auffallen könnte. Indessen ist Gips ein weicher Mineralstoff und die Flächen sind häufig gekrümmt , so fand ich auch an frischen Gipsen aus unserem Anhydritgebirge hier kleine Unterschiede. Man kann nun auch hier wieder verschiedene Typen unterscheiden : 1) nach oüPco tafelige Formen, gerne verbogen und gekrümmt, die Pyramide — P und das Prisma ccP treten sehr untergeordnet auf; 2) schöne , deutliche Formen , woran die Pyramide, die Säule und das Hemidoma schön und deutlich entwickelt sind ; 3) ocPoo ganz schmal, dagegen die Pyramide — P breit und flach ausgedehnt bis 3 — 4 cm in die Breite, Endflächen abgerundet und weniger deutlich ; 4) die oben schon angeführten trapezförmigen Prismen, an welchen nur die Hälfte der Flächen von 1 und f auftreten. Die Grösse der Krystalle bleibt hinter derjenigen der ersten Stelle zurück, die grössten erreichen 7 — 8 cm in der Länge, 2 — 3 in der Breite. — 334 — Die Thenarditformen sind hier viel seltener, doch lassen die Stücke, die man findet, über die ursprüngliche Substanz keinen Zweifel aufkommen. Die Krystalle sind höchstens 3 cm lang in der b-Achse, welche ja die längste ist. Die Flächen, welche sich deutlich erkennen und bestimmen lassen , sind (s. Fig. 6) : die Pyramide P, deren Seitenkante durch coP abgestumpft wird; die Längsfläche ooPoo fehlt selten, dagegen trifft man die oben zuschärfende Pyra- mide |P nicht häufig. Es mag mit dem selteneren Vorkommen der Thenardite an dieser Stelle zusammenhängen , dass Zwillinge , wie sie oben beschrieben wurden, hier bis jetzt noch nicht gefunden wurden. Auch sind die Formen hier doch schlechter erhalten , als an der ersten Stelle , so dass die Zwillinge sich unter den undeut- lichen Formen verstecken dürften. Sehr schön sind dagegen die Glauberite erhalten, man trifft ganz kleine von nur 4 mm in der langen Diagonale der End- fläche , aber auch solche von 1 — 1,5 cm. Meistens ist die Hemi- pyramide — P stärker entwickelt als das Prisma ooP und die beiden Flächen von — P sind unter sich wieder ungleich. Oben sitzt immer die Endfläche OP. Selten ist die vordere Kante durch ooPoo ab- gestumpft. Man findet darnach folgende Kombinationen : 1) ooP . OP. 2) coP . — P . OP. 3) ooP . — P . OP . ooPoo. Dabei sind die Flächen bald gut erhalten bald eingedrückt, so dass skelettartige Krystalle oder kastenförmig vertiefte auftreten. Meistens sind es einzelne Krystalle, seltener Gruppen, indem nament- lich aus OP eine ganze Schar nach allen Richtungen hervorbricht. Undeutliche Formen habe ich von der zweiten Fundstelle viel weniger als von der ersten , was von dem Mangel an Pseudo- morphosen überhaupt herrührt; denn diese zweite Fundstelle ist weit ärmer als die erste. Doch fand ich Formen, die unzweifelhaft Zwillinge vorstellen, die aber schwer zu deuten sind, da die Flächen daran und namentlich die Kanten nicht sehr gut erhalten sind. Es sind knieförmige Krystalle, die rechts und links mit symmetrischen Poly- gonen abschliessen , welche aber nicht parallel zur Zwilhngsgrenze liegen, sondern gegeneinander konvergieren, s. Fig. 26. Ich möchte dabei in erster Linie an Glaserit denken, auf welchen auch eine wenig deutliche Zwillingsform der ersten Fundstelle hinzudeuten scheint. Bei jenem Zwillinge (s. Fig. 25) hat man eine knieförmige Stellung » — 335 — der beiden Individuen , von denen jedes eine schief abgeschnittene rhombische Säule bildet. Der scharfe Winkel von 62 ° wäre von 67° 38' des Brachydomas 2Fco nicht zu weit ab ; auffallend ist aber, dass bei jedem Individuum nur eine Fläche M (ooP) und gar keine Pyramidenfläche o (P) auftritt, welche Flächen nach den Abbildungen ^ den Zwillingen sonst nicht zu fehlen pflegen. Doch es wären ja auch solche Zwillinge ohne Pyramidenflächen denkbar. Von dieser Form vom 1. Fundort (Fig. 25) ist aber nun die vom II. Orte wieder verschieden. Wie die Fig. 26 andeutet, müsste die Firstkante von i durch die Endfläche ÜP abgestumpft sein, welche Fläche allerdings genannt wird ^. Was stellen aber dann die rechts und links ab- schliessenden Polygone vor? eine Fläche der Pyramide o? Darüber ist erst dann eine richtige Antwort möglich, wenn noch mehr solche Formen und dazu deutlichere gefunden werden. Ich möchte aber doch die Pseudomorphosen von Kalkspat nach Glaserit für die erste Fundstelle als ziemhch wahrscheinlich bezeichnen von der Form ooP . 2Poo, während Dolomit nach Glaserit von der Form 2Poo . OP , P . ooP im Zweifel gelassen werden muss. (Originalsammlung 99). Von Mineralien der II. Fundstelle ist ausser den oben schon angeführten nicht mehr viel zu nennen. Quarz wird häufig getroffen in Form von wasserklaren Bergkryställchen , doch ist als ein wesentlicher Unterschied hervorzuheben , dass hier die Opale fehlen, Chalcedone seltener sind. Die grossen Stücke wie an der ersten Stelle findet man nicht, höchstens schwache Überkrustungen von Chalcedon. Die Kalkspäte wurden schon oben als Drusenaus- füllung in den Pseudomorphosen genannt. Man findet weiter auch hier knollige Absonderungen, welche aus zellig zerfressenem Dolomit bestehen, von grauer bis grünlich grauer Farbe, dieselben schliessen wieder schöne sechsseitige Aragonitsäulen und Meroxentäf eichen ein. Dabei erscheinen die Aragonite zum Teil wie angeschmolzen und gekrümmt. Auch liegen Magneteisenkörner in dem Dolomit ein- geschlossen. Doch sind diese Knollen nicht von dem Interesse wie die oben angeführten des ersten Fundortes. Über beide Fundorte schreibt mir neuerdings Herr Schenk, dass die Pseudomorphosen anfangen seltener zu werden. Es war das eigentlich zum voraus zu befürchten, denn das Vorkommen ist auch in diesem Tuffe ein ganz einzigartiges , lokales ; ich möchte • Quenstedt, Mineralogie S. 6:^8, „messbare Krystalle fanden sich zu Roccalmuto bei Girgenti im miocänen Steinsalz." '' Naumann-Zirkel, Mineralogie. XII. Aufl. 475. — 336 — aber vermuten, dass wohl noch mehr solche interessante Fundstellen am Rosenegg sich vorfinden dürften, das Auffinden hat aber seine Schwierigkeiten. V. Mineralogisch-geologische Erklärung des Auftretens dieser Pseudomorphosen. Bei der Erklärung der Pseudomorphosen des Roseneggs hat man vor allem den Unterschied festzuhalten zwischen solchen Pseudo- morphosen, die infolge der Verwitterung des Tuffes sich bildeten — dahin ist der Voigtit nach Glimmer zu stellen — und den anderen Pseudomorphosen , deren ursprüngliche Substanz nicht mehr vorge- funden wurde, nämlich den Aragonit-, Gips-, Thenardit- und Glau- beritformen. Denn soviel steht fest, diese vier Arten, wenn wir die zweifelhaften Anhydrite und Glaserite beiseite lassen, sind auf die ganz gleiche Weise und durch die gleichen Vorgänge entstanden. Und bei dem Versuche, sich diese ihre Entstehung deutlich zu ma- chen, muss man von folgenden Gesichtspunkten sich leiten lassen. 1) Die ursprünglichen Mineralstoffe wie Gips, The- nardit, Glauberit sind nicht als Verwitterungsprodukt des Phonolithes oder des Phonolithtuffes entstanden. Es können zwar immerhin Sulfate als Produkte der vulkanischen Thätigkeit entstehen, so die Gipse und Anhydrite des Vesuvs ^, The- nardite ^, allein es wäre doch mehr als auffallend , wenn dann von der ursprünglichen Substanz, wie namentlich von den Gipsen, keine Spur mehr erhalten wäre. Und warum wurden diese Sulfate nur an der einen Stelle unserer erloschenen Vulkane gefunden? warum nicht in den anderen Phonolithtuffen des Höhgäus , warum nicht in den Phonolithtuffen des Kaiserstuhles und an anderen Stellen? Zudem spielt die Schwefelsäure im Phonolithe, folglich auch in den Phono- lithtuffen eine sehr untergeordnete Rolle. Die Analysen des Phono- lithes ergaben an Schwefelsäure : nach Bernath in frischem Gestein 0,456 ^/o, in zersetztem 0, „ Gmelin im ganzen Gestein 0,12, im löslichen Anteil 0,22*. Die Quelle dieser Säure wäre im. Hauyn zu suchen, aber eben der Hauyn zerfällt „zuerst der Zersetzung und die schwefelsauren Salze, sowie die Chlorverbindungen werden im Laufe der Zeit gänz- ' Roth, ehem. Geologie I. S. 415. 2 Ebenda S. 416. * Schalch, Beiträge S. 97. — 337 — lieh aus dem Gestein fortgeführt \ " Ob die Schwefelsäure so ganz spurlos versehwindet, möehte ich allerdings bezweifeln, denn die frischen Schwerspäte, die oben von der ersten Fundstelle angeführt v/urden, dürften doch ihre Schwefelsäure von daher haben. Dieselben sind aber, wie oben nachgewiesen wurde, selten und in geringer Menge vorhanden, wodurch eben wiederum auf die geringe Menge von Schwefelsäure hingedeutet ist. 2) Viel eher könnte man, da eine rein lokale Eigentümhchkeit vorliegt, an eine Rosenegger Solfatare denken. Damit hätte man eine genügende Quelle für die Schwefelsäure gewonnen — und so dachte Merklein, wie oben erwähnt wurde, an Schlammvulkane — und die Sulfate des Gipses und Thenardites wären erklärt, allein Glauberite fand man bis jetzt noch nicht an solchen Stellen, dagegen viele andere keineswegs ephemere Mineralgebilde, die eben am Rosen- egg fehlen; dafür haben wir am Rosenegg, wenn auch nur in we- nigen Stücken, Aragonit, der durch die ganze Beschaffenheit seiner pseudomorphen Zusammensetzung in der Erklärung vorliegender Frage von den Sulfaten nicht getrennt werden darf. Und Karbonate werden als Umwandlungsresultate der Solfatarenprodukte nicht genannt. 3) Man könnte an Torfmoore denken, wie sie jetzt noch am Südfusse des Roseneggs sich ausdehnen, dann bei Worblingen und namentlich nördlich zwischen dem Hohentwiel und Volkertshausen, indem man die Annahme machte , dass zur Zeit der vulkanischen Eruptionen dort ebenfalls Moor sieh vorfand. So fand man im Moor der Soos ^ neben Vivianit , Kieseiguhr , Raseneisenerz und Schwefel- kies auch Gips und Natriumsulfat mit 30^/0 MgSO^. Allein wenn damit auch die Sulfate teilweise erklärt wären, so fehlen doch die übrigen Anzeichen für Moorbildungen und Glauberit und Aragonit sind immer noch nicht erklärt. 4) Es wäre nicht im Widerspruch mit den geologischen Ver- hältnissen des Höhgäus, wenn man die Süsswassergipse des Hohenhöwen zur Erklärung heranziehen wollte. Dieselben ge- hören ja wohl der oberen Süsswassermolasse an , also in die Zeit der Eruptionen oder wenigstens in die unmittelbar vorangegangene Zeit. Allein man findet eben am Hohenhöwen von Mineralien bloss Gipse und diese stimmen nicht einmal ganz mit dem Typus unserer Pseudomorphosen überein, sie sind im allgemeinen viel kleiner und neigen viel mehr zur Linsenbildung. 1 Schalch, Beiträge S. 98. 2 s. Humboldt 1888, IX. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. 22 — 338 — 5) Die Vergesellschaftung des Gipses mit Thenar- dit und Glauberit weist viel eher auf Salzseen als auf Süsswasserbildung. Die Thenardite von Aranjuez scheiden sich im Sommer aus den Salzwassern der Salinas d'Espartinas aus, Bär- wald beschreibt Thenardite von den Salinas zwischen Antofagasta und Caracoles ^, auch die Vorkommen von Tarapaca und vom Bal- chasch-See ^ deuten auf salzigen Ursprung. Ebenso haben die Glau- berite ihren Ursprung in Salzlagern, so zu Villarubia in Spanien, Vic in Lothringen, Varengeville bei Nancy, Westeregeln bei Stass- furt^, Berchtesgaden, Ischl, Iquique in Peru^ u. a. a. 0. Weiter er- scheint Natriumsulfat häufig an Steinsalz- und Gipslager gebunden, denn „Magnesiakarbonat und Gips setzen sich bei Gegenwart von Kochsalz in Chlormagnesium, Kalkkarbonat und schwefelsaures Natron um": MgCOg -f CaS04 + 2NaCl = MgCl^ -f Na^SO^ + CaCOg*. „Auf dieselben Ursachen ist das Vorkommen von Glauberit Nag S O4 -|- Ca S 0^ in Steinsalz und Gips zurückzuführen. " In der That findet man Glauberit mit Thenardit zusammen zu Tarapaca^. Besonderes Gewicht ist dabei auch auf das Kalkkarbonat, das dabei entsteht , zu legen ; denn damit erklärt sich das Vorkommen von Aragonit im Thon und Gips , wie zu Molina in Aragonien , zu Ba- stennes bei Dax (Landes). Damit erklärt sich aber auch das Zu- sammenvorkommen von Gips, Thenardit und Glauberit mit Aragonit am Rosenegg. Die Frage ist aber nun die, aus welchem Salzlager stammen denn diese Mineralien? Da liegt am nächsten der Gedanke, dass der Ursprung dieser Gebilde des Steinsalzgebirges in der Meeres- molasse zu suchen sei. Dieselbe hat ja ihre Spuren nicht weit ent- fernt vom Rosenegg hinterlassen, bei Friedingen auf 7 km Entfer- nung liegt marine Molasse, bei Dietlishofen auf 3 km Juranagelfluhe, und nach Dr. Schalch nördlich vom Schienerberg bei Bankholzen geschiebeführender Austernsand, also im NW, NO und SO vom Ro- senegg^. Dazu kommt, dass in Beziehung auf die dortige Meeres- 1 N. Jahrbuch f. Min. 1882. II. 19. Zeitschr. für Mineral, u. Kryst. VI. 36. '' N. Jahrbuch f. Min. 1881. I. 196, angeblich 300 000 tons. 3 N. Jahrbuch f. Min. 1877. 947, von gleicher Form wie die aus dem Pendschab. * N. Jahrbuch f. Min. 1851. 204. IV' gross, während die von Bolivia (1855, 446) sehr klein sind. * Roth, ehem. Geologie. I. 195. ' N. Jahrbuch f. Min. 1854. S. 449. ^ Der Einschluss, von dem Merklein oben S. 311 spricht, scheint zum Geschiebe fülirenden Austernsande zu gehören. — 339 — molasse Strandbildungsfacies längst nachgewiesen ist. Es können sich daher in einer vom Molassemeer abgeschnittenen Bucht sehr wohl jene Mineralien ausgeschieden haben. Darüber hat sich später- hin obere Süsswassermolasse abgelagert, die wir heute noch am Rosenegg vorfinden. Als nun die vulkanischen Ausbrüche erfolgten, so wurden jene Mineralien mit in die Höhe gerissen. Die Eruption kann sehr wohl am Rosenegg selbst erfolgt sein , es ist viel wahr- scheinlicher, hinter dem dicken Tuffmantel des Roseneggs einen eige- nen Eruptionsherd anzunehmen, als die vulkanische Asche auf weit entfernte vulkanische Zentren (Hohentwiel 3 km, Hohenkrähen 7 km) zurückzubeziehen (s. oben S. 309). Und dass am Rosenegg im Tuffe Gesteinseinschlüsse vorgefunden wurden, auch an unseren Fundstellen vorgefunden werden, ist oben mehrfach erwähnt. Nachdem aber die Sulfate in die Höhe gerissen waren und niederfielen, widerstanden sie nicht lange der Auflösung. Stöhr Hess sogar, um die einge- schlossenen Pflanzenreste zu erklären, die Tuife am Rande eines Süsswassersees sich bilden. Immerhin wurden jene Sulfate bald ge- löst und ihre Form wurde durch Kalkspat oder Dolomit ab und zu untermengt mit Quarzmasse ausgefüllt, entweder voll und ganz oder mit Drusenbildung genau so wie andere Hohlräume und Spalten im Tuffe auch ausgefüllt wurden. Man muss also an Ausfüllungspseudo- morphosen denken bald mit massiven bald mit hohlen Formen. Bei dieser Erklärung muss aber auch Rücksicht darauf genom- men werden, ob die Pseudomorphosen wohl selbst Andeutungen in Beziehung auf ihre Entstehungsweise an die Hand geben. Und da muss man beachten, dass im Gips Eindrücke nach Thenardit sich vorfinden, also lagen diese zwei Mineralien in der gleichen Schichte. Dagegen findet man weder im Gips noch im Thenardit Eindrücke von der Form des Glauberites. Und damit stimmt das spezifische Gewicht überein, Glauberit ist von den drei Sulfaten das schwerste, so wird man wohl annehmen dürfen, dass die Glauberite zu unterst lagen (spez. Gew. =- 2,7 — 2,8) , darüber die Thenardite (2,6) und neben diesen und darüber die Gipse (2,2 — 2,4). Hohle Pseudo- morphosen findet man bloss nach Glauberit und da ist sehr wahr- scheinlich, dass Stücke des Mergels, der die Glauberite einschloss, vielleicht schon mit Höhlungen nach Glauberit versehen, mit in die Höhe gerissen wurden und oben erhärteten durch Infiltration von Kieselsäure. Denn man findet jene hohlen Formen in einem kiesel- harten Gestein, seltener in grünlich grauem Kalk, und zwar sind die Höhlungen nunmehr mit zierlichen Bergkryställchen besetzt, die zum — 340 — Teil von Chalcedon übersintert sind. Immer finden sich diese hohlen Formen nach Glauberit zahlreich bei einander, also müssen die Kry- stalle und ihre Gruppen in grösserer Menge in dem Gesteinsschlamme enthalten gewesen sein. Für fremden Gesteinseinschluss in dem phonolithischen Tuffe sprechen weiter jene interessanten Kalkspat- knollen, die sicherlich auch ihre Entstehung an anderem Orte fan- den, als wo sie jetzt gefunden werden. Dann die braungelben spä- tigen Kalkspatstücke , die ich schon oben für jurassisch ansprach. Alles das zusammengenommen scheint mir die gegebene Er- klärung, wonach die genannten Pseudomorphosen aus der Tiefe stam- men, sei es aus der Meeresmolasse oder gar aus noch tieferen salz- führenden Horizonten, noch am meisten Wahrscheinlichkeit für sich zu haben; sei dem aber wie ihm wolle, immerhin dürfte das Rosen- egg vermöge seiner Pseudomorphosen zu den mineralogisch inter- essantesten Punkten unseres Höhgäus zählen. Erklärung der Tafel VI. VII. Figur 1. Form des Gipses : — P . ooP . ooPoo . -|- |Poo die erstgenannten Flä- chen nur halb vorhanden. Nat. Grösse. Figur 2. Gewöhnliche Form des Gipses: — P . ooP . ooPoo -|--JPoo. Nat. Grösse. Figur 3. Seltenere Form des Gipses : — P . -|- P • ooP • ooPoo. Zweimal ver- grössert. Figur 4. Spiessige Form des Gipses: — P . -|-iP°° • ooPoo. Figur 5. Gipszwilling nach ooPoo der vorhergehenden Kombinationen. Nat, Grösse. Figur 6. Form des Thenardits : P . ooP . ooPoo . iP. Nat. Grösse. Figur 7. Thenarditzwilling mit Durchdringung: P . ocP . ooPoo . -^P. Zweimal vergrössert. Figur 8. Thenardit mit Andeutung der Spaltfläche, häufige Form. Nat. Grösse. Figur 9. Form des Glauberites : cx)P . — P . OP . ooPoo. Nat. Grösse. Figur 10. Kalkspatprisma nach R mit Zwillingslamellen nach — iR. Nat. Grösse. Figur 11. Form des Anhydrits: ooP . ooPoo . ooPoo . OP. Figur 12. Trapezförmiges Gipsprisma. Figur 13 — 14. Gewöhnliche Form des Thenardits. Figur 15. Parallelgestellte Thenardite. Figur 16 — 17. Zwei Figuren zur Erklärung der Thenarditzwillinge. Figur 18 — 21, Querschnitte der Aragonite. Figur 22. Querschnitt eines Aragonits. Figur 23. Kalkspat mit Zwillingslamellen nach — — von der Seite gesehen. Figur 24. Meroxönsäule. Figur 25 — 26. Glaseritzwillinge. übersieht über die in Württemberg und Hohenzollern in der Zeit vom 1. März 1888 bis zum 28. Februar 1889 wahrgenommenen Erdersehütterungen. Von Prof. Dr. H. Eck in Stuttgart. Mit Taf. VIII. 1889. 1. Januar. Am 1. Januar 1889 zwischen 5 und 6 Uhr mor- gens wurde in Sigmaringen ein Erdbeben verspürt. Der Beobach- ter lag zu Bett im zweiten Stockwerk eines massiven, auf Kalkmergel und Kies gebauten Hauses. Die Erschütterung äusserte sich in einem Zittern der Thüren und Fenster, wie wenn auf der östlich des Hauses entlang führenden Strasse ein Lastwagen vorbei gefahren wäre. Das Zittern wiederholte sich mehrmals und dauerte je eine bis mehrere Sekunden. Mitgeteilt von Frau Hofkammerrath Strehle an Herrn Landesbauinspector Leibbrand. Das vorstehend erwähnte Erdbeben dürfte mit demjenigen in Verbindung stehen, welches am 1. Januar 1889 morgens 5 Uhr, be- gleitet von donnerähnlichem Getöse , in einem Teile der Schweiz beobachtet wurde , z. B. in Wyl (Aargau) und Laufenburg. (Der Bund, 1889, 8. Januar, Nr. 7, 12. Januar, Nr. 11.) 7. Januar. Das Erdbeben , welches am 7. Januar etwa um 12 Uhr mittags die Ostschweiz und einen Teil von Baden und Württemberg erschütterte, wurde a) in Württemberg beobachtet in: 1. Stuttgart, a) Ein am Paulinenberg wohnender hiesiger Herr bemerkte genau zur selben Zeit, ruhig am Schreibtisch sitzend, einen ganz ähnlichen Stoss, wie der von Konstanz geschilderte war. Derselbe teilte seine Beobachtung sofort, ehe die Konstanzer Nach- richt eintraf, seinen Familienangehörigen mit. (Schwäbische Kronik, 1889, 10. Januar, Nr. 8, S. 57.) — 342 — b) Nach hiesiger Uhr war es 12 Uhr 2 Min., als ich in meinem Zimmer ein deuthches Schwanken des Hauses verspürte, das etwa 3 Sekunden dauerte ; es war, wie wenn an dem grossen Telephonsteg auf dem Dache in der Richtung der Drähte gerüttelt würde , also von Nord nach Süd. (Neues Tagblatt, 1889, 10. Januar, Nr. 8, S. 1.) c) Um 12 Uhr mittags am 7. d. M. spürte ich, am Pulte sitzend, plötzlich ein leises Zittern des Bodens unter mir, dann erfolgte eine stärkere Erschütterung des ganzen Hauses, und ich hatte das be- ängstigende Gefühl, als werde ich von unsichtbaren Händen samt meinem Stuhle in die Höhe gehoben. Meine Tochter, die im Neben- zimmer am Klavier sass, hörte plötzUch auf zu spielen und erklärte nachher, sie habe so schnell innegehalten, weil das Klavier auf ein- mal in ein bedeutendes Schwanken gekommen sei. Der ganze Vor- gang dauerte etwa 3 Sekunden. (Neues Tagblatt, 1889, 12. Januar, Nr. 10, S. 2.) Herr Professor 0. Schanzenbach, von welchem vor- stehende Notiz herrührt, ergänzte dieselbe durch folgende Mittei- lungen : Meine Wohnung ist im dritten Stock und liegt in der Dia- gonale der Löwenapotheke. Das Haus ist sehr solid gebaut, steht aber auf keinem sehr festen Grund und Boden; denn das Zittern des Stubenbodens ist uns gegenüber einer früheren Wohnung sehr aufgefallen, sobald ein schwer beladener Stein wagen vorbeifährt. Das Zittern und Beben am siebenten war aber von dem eben erwähnten ganz verschieden ; jenes war viel stärker , und man fühlte , wie das ganze Gebäude von einer unter demselben wirkenden Macht ge- hoben wurde und in Folge dessen in ein Wanken kam. Dann erst erfolgte das von mir berichtete Gefühl des samt dem Lehnstuhl sanft in die Höhe Gehoben-werdens, wobei mir trotz des augenblick- lichen Betroffenseins sofort durch den Kopf schoss : „Aber du bist ja nicht wieder herabgelassen worden." Mein Regulator zeigte etwa 2 M. 15 S. nach 12 Uhr. Die Bewegung war eine rein vertikale; ein Gefühl von Rotation oder Undulation habe ich nicht gehabt. d) Meine Angehörigen und ich, sowie ein gerade anwesender Besuch verspürten Montag den 7. d. einige Minuten nach 12 Uhr ganz deutlich einen Erdstoss. Die ins Nebenzimmer führende Thüre krachte laut , wie wenn sie aufspringen wollte. Wir fühlten den Boden förmlich schwanken und sahen die uns gegenüberliegende Wand des Zimmers sich vorneigen. Eine Hängelampe schwankte hin und her und die Pflanzen auf zwei Blumentischen bewegten sich einige Sekunden. Wir fuhren von den Sitzen in die Höhe und eines wie das andere sagte : das war ein Erdstoss. Wir fühlten uns auch — 343 - - einen Augenblick schwindlig. (Schwäbische Kronik, 1889, 11. Ja- nuar, Nr. 9, S. 61.) e) Am 7. Januar mittags 12 Uhr 2 Min., vielleicht auch 12 Uhr 2 Min. 30 Sek. (die Beobachtung wurde mit einer gewöhnlichen Taschenuhr gemacht, welche nach der Stadtkirchenuhr ein paar Tage früher gerichtet war), wurde von dem Unterzeichneten in Stuttgart, Silberburgstrasse 173, 3 Tr., ein Erdbeben wahrgenommen, während derselbe auf einem Sofa sitzend las. Das Haus steht auf Keupermergel. Es wurde nur ein Stoss verspürt; der Beobachter hatte die Empfin- dung, als ob plötzlich das ganze Haus sich senkte; die Richtung des Stosses schien vertikal nach unten. Der Stoss dauerte nur einen Augenblick. Eine Verschiebung von Möbeln oder ein Schwanken von Gemälden, u. s. w. wurde nicht beobachtet. Eine an der Wand befestigte Pendeluhr, sowie eine Standuhr blieben nicht stehen. Ein Zuschlagen oder Aufspringen von Thüren wurde nicht bemerkt, eben- sowenig Risse in den Mauern , nur ein Ächzen des Gebälks gleich- zeitig mit der Erschütterung. Dieselben Beobachtungen machte meine in demselben Zimmer mit mir sich befindende 15jährige Tochter. Professor Dr. M. Baur. f) Am 7. Januar, mittags 12 Uhr, wurde von dem Unterzeich- neten ein Erdbeben verspürt; die benutzte Uhr (Remont., 22 Rub.) wird stets mit der Eisenbahnuhr in Übereinstimmung gehalten, d. h. etwa monatlich einmal nach der letzteren gerichtet, wobei sich selten mehr als 1 — 2 Minuten Differenz zeigt; der springende Sekunden- zeiger war abgestellt. Die Beobachtung wiu'de im königl. Münz- gebäude (Neckarstrasse) in einem etwa in der Mitte desselben gegen die Neckarstrasse im 1. Stock gelegenen Zimmer gemacht. Der Beobachter sass am Schreibtisch, dessen Längsrichtung quer zur ge- nannten Strasse geht, mit dem Blick gegen Südsüdwest, also parallel der Neckarstrasse. In der Umgebung herrschte im kritischen Augen- blick Ruhe. Das Gebäude steht auf Lehm und den unteren Mer- geln des mittleren Keupers. Es wurde nur ein Stoss verspürt, ge- folgt von kurzer, horizontal hin- und hergehender Bewegung in der Stossrichtung. Die Bewegung war ein kurzer Ruck von der Seite; der Beobachter war sofort überzeugt, dass ein Erdbeben statthatte. Die Richtung des Stosses schien annähernd senkrecht zur Längs- richtung der Neckarstrasse, also etwa von Ostsüdo.st nach Westnord- west (von links nach rechts des Beobachters). Die Dauer der ganzen Erscheinung war nicht ganz eine Sekunde. Im Moment des Stosses krachte das (ca. 3 m hohe und 1| m breite) Fenster wie bei einem — 344 — plötzlichen Windstoss. Der Stahl des Beobachters liess deutlich die oben angegebene Bewegung fühlen. Eine Thüre im Erdgeschoss wurde kurz nach dem Stosse heftig zugeschlagen, doch ist es nicht wohl möglich, dass dies durch den Erdstoss verursacht war, welcher hierzu nicht intensiv genug schien. Eine besondere Luftbewegung fand nicht statt, es war Windstille. Dagegen trat an demselben Tage schon morgens Nebel unter steigender Temperatur und gegen Abend Schneefall ein, nachdem wochenlang zuvor gleichmässige Kälte geherrscht hatte. Zur gleichen Zeit, ohne jedoch nach der Uhr zu sehen, beob- achtete die Frau des Unterzeichneten, Alleenstrasse 32 im 1. Stock, in einem Zimmer gegen West einen Stoss an 2 Möbeln und berich- tete mir unveranlasst darüber. Die angegebene Richtung stimmte auffallend überein. In demselben Hause wurde im 3. Stock eben- falls eine, und zwar heftigere Schwankung wahrgenommen und gleich- falls unabhängig berichtet. Bergratsassessor Schüz. g) Montag, den 7., verspürten Herr Dr. Hofmann und der Unter- zeichnete in ihrem Arbeitszimmer im 2. Stock des östlichen Flügels im königl. Naturalienkabinet kurz hintereinander — in einem Zwi- schenraum von etwa 2 Sekunden — zwei deutliche mittelkräftige Stösse in der Richtung von Südost nach Nordwest fortschreitend, während gleichzeitig Klirren und Aneinanderstossen der im Zimmer stehenden Gläser u. s. w. vernehmbar war. Nach sofort eingezogener Erkundigung hatte man von diesen Erschütterungen im Erdgeschoss (Prof. Dr. Fraas) und im 1 . Stock (Dr. Lampert) nichts verspürt. Was die genaue Zeit des Eintritts jener Erdstösse anlangt, so zeigte meine nach der Stadtkirchenuhr gerichtete, um 12 Uhr mit derselben verglichene Uhr unmittelbar nach dem Ereignis 12 Uhr 3,5 Min. Dr. Eichler, Assistent am Naturalienkabinet. [Nach Mitteilung von Herrn Prof. A. SchxMIDt differiert die Stadt- kirchenuhr von dem KuTTER'schen Regulator um höchstens | Minute, geht aber eher vor als nach.] h) Keines meiner verschiedenen Seismometer deutete [am 7. Jan.] auf einen ausserordentlichen Vorfall, insbesondere fand keine Aus- lösung der in ordnungsgemässem Zustande befindlichen elektrischen Leitung zur Pendeluhr statt. Bei einer vertikalen Schwankung von 1 mm hätte die Uhr ausgelöst werden müssen. In Übereinstimmung damit zeigte das vertikal schwingende Pendel nur einen Ausschlag von 3 mm, was einer Bodenhebung bezw. -Senkung um ^ mm ent- sprechen würde. Das ostwestliche Horizontalpendel war ganz unver- — 345 — ändert, das nordsüdliche zeigte schwach 2 mm Ausschlag, entspre- chend einer nordsttdlichen Erschütterung von ^ mm Amplitude. Aus- schläge von diesem Betrage zeigen übrigens die Pendel auch von Zeit zu Zeit, ohne dass ein Erdbeben als Ursache bekannt würde; wie mir scheint, ist zum Teil die Erwärmung des Gestells durch die an hellen Tagen in das Lokal eindringenden Wärmestrahlen die Ur- sache solcher kleiner Verschiebungen der Marken. Allerdings sind diese kleinen Verschiebungen beim Vertikalpendel seit der Verbindung desselben mit einem dünnen elektrischen Leitungsdraht seltener ge- worden, als sie früher waren (jetzt in etwa 4 V^ochen einmal). Als Resultat der Angaben meiner Seismometer ergibt sich, dass der Boden des Souterrains des Realgymnasiums bei dem Erdbeben vom 7. d. M. eine vertikale Erschütterungsamplitude von | mm und eine nahe Bordsüdliche Erschütterungsamplitude von ^ — ^ mm gezeigt hat. In dem Kellerraum des statistischen Landesamts wurde keine Veränderung des Seismometers wahrgenommen. Frau Direktor v. Knapp (Hegelstrasse) sah samt ihrer Tochter, an deren Bett sie sass , Bewegung einer Glasphotographie (an der nordsüdlichen Wand aufgehängt) und Erzittern der Blumen auf dem Blumentisch (Beobachtung über 3 Treppen). Die Mutter eines Schülers des Realgymnasiums , welche über 3 Treppen in der Moserstrasse wohnt, vernahm Gläserklirren. Frau Direktor v. Knapp berichtete noch von Bekannten in der Hohenheimerstrasse , welche ebenfalls im 3. Stock das Erdbeben verspürten. Professor Dr. A. Schmidt. i) Im Hause meines Neffen, Baurat K. v. Seeger in Stuttgart, Alexanderstrasse , wurde das Erdbeben ungewöhnlich stark gefühlt. Dr. Salzmänn sen. 2. Ulm. a) Auch aus Ulm wird berichtet, dass der Erdstoss dort verspürt worden sei. Als Richtung wird angegeben die von Ost nach West, ebenso wie in Konstanz. (Neues Tagblatt, 1889, 10. Januar, Nr. 8, S. 1.) b) Gestern [den 7.] mittags 12 Uhr wurde hier von Personen, deren Zeugnis nicht angezweifelt werden kann, ein Erdstoss wahr- genommen, der von Osten nach Westen wellenförmig verlief und eine schwankende Bewegung verursachte. (Deutsches Volksblatt, 1889, 10. Jan., Nr. 8.) 3. Laupheim. a) 9. Jan. Auch hier ist am Montag [den 7. Jan.] mittags kurz vor 12 Uhr ein ziemlich heftiger Erdstoss ver- spürt worden. Im Grosslaupheimer Schloss kamen Thüren, Möbel, — 346 — selbst der Schirm auf der Erdöllampe in starke Bewegung, so dass man glauben konnte, im Maschinenhaus sei etwas passiert. (Deutsches Volksblatt, 1889, 12. Jan., Nr. 10.) b) Am 7. Januar, 4 — 5 Min. vor 12 Uhr mittags nach der Kir- chenuhr, welche gegen die Postuhr 5 Minuten vorausgeht, wurde in Laupheim, und zwar im 1. Stockwerk des etwas erhöht liegenden Grosslaupheimer Schlossgebäudes, wo die Unterzeichnete im östlichen Wohnzimmer sitzend mit Nähen beschäftigt war, ein Erdbeben ver- spürt. Das Schloss steht teils auf Kies , teils auf Sand. Es war nur e i n Stoss, infolgedessen alle beweglichen Gegenstände zu zittern anfingen. Ich war der Meinung, dass im nahegelegenen Maschinen- hause eine Explosion erfolgt sei, und dachte gleich an eine Erd- erschütterung , nachdem ich erfahren , dass im Hause nichts vor- gekommen sei. Die Richtung des Stosses war von Nordost nach Südwest ; er dauerte einige Sekunden. Die festgeschlossene Thür des Wohnzimmers bewegte sich vernehmbar; der auf der Hängelampe befindliche Schirm erzitterte, und die auf dem Büffet stehenden Glas- gegenstände kamen ins Schwanken. Die im angrenzenden Hause wohnende Frau Präzeptor Blust hat ähnliche Wahrnehmungen ge- macht. Pauline Klein. Mitgeteilt durch Herrn Oberamtmann Höschele. 4. Biberach. a) 9. Jan. Auch hier hat sich, wie einige Personen wahrgenommen, am letzten Montag [den 7. Jan.] mittags kurz nach 12 Uhr eine wenige Sekunden dauernde Erderschütterung bemerklich gemacht. Die Bewohner des Gigelturmes waren es na- mentlich, welche um die angegebene Zeit durch das Schwanken des Turmes , wie solches sonst nur bei sehr starkem Winde vorkommt, erschreckt wurden. (Württembergische Landes-Zeitung, 1889, 12. Ja- nuar, Nr. 10, S. 5.) b) Am Montag, den 7. Januar, mittags präzis 12 Uhr nach hiesiger Stadtuhr (dieselbe geht 4 — 5 Minuten der Telegraphen- und Bahnuhr vor) wurde von dem Hochwächter Kotz auf dem Gigel- burgturm ein Erdbeben verspürt; in der Stadt Biberach wurde das- selbe nicht wahrgenommen. Der Turm steht auf tertiärer Nagel- fiuhe : die Erdfläche am Turm hat 565, der Turm 590 m Meereshöhe. Es wurde zuerst ein kurzes Rollen, dann ein starker und 2 — 3 Se- kunden nachher ein zweiter schwächerer Stoss beobachtet. Es war zuerst ein Stoss von unten, dann ein langsames Schwanken und Zittern; frei hängende Gegenstände bewegten sich hin und her. Der Hochwächter wurde 20 — 30 cm weit weg von seinem südöstlich ge- — 347 - legenen Beobachtungsfenster gestossen. Der Stoss kam von Südost; die Dauer war nur 2 — 3 Sekunden. Dr. C. Finckh, Apotheker. 5. Waldsee. a) Der Erdstoss am 7. Januar wurde auch in hiesiger Gegend, besonders stark im fürstl. Schloss in Wolf egg kurz nach 12 Uhr verspürt. (Schwäbische Kronik , 1889, 12. Ja- nuar, Nr. 10, S. 65.) b) Am Montag, den 7. Januar, wurde in Waldsee etwa 5 Mi- nuten vor 12 Uhr mittags (die Uhr geht mit der Waldseer Bahn- hofsuhr) ein Erdbeben verspürt, und zwar im 2. Stock eines ganz gemauerten Gebäudes (früher Klostergebäude) nördlich der Stadt am Ausfluss des Stadtsees im grösseren Wohnzimmer, woselbst die Toch- ter an der Nähmaschine nähte, auch der Sohn sich mit Lesen be- schäftigte. Der Baugrund ist kiesiger Lehmboden nach Durchstechung des Süsswasserkalks und Moors. Es wurde nur ein Stoss wahrge- nommen, welcher wie ein starker Windstoss erschien ; seine Richtung war von West nach Ost, die Dauer einige Sekunden. Die Hänge- lampe geriet in starkes Schwingen, die Ketten daran klirrten; die Thüren westlich und östlich knarrten, die südliche blieb ruhig. Der Unterzeichnete kam um 12 Uhr nach Haus, hörte von den Kindern den Vorfall und bemerkte sofort, dass dieses ohne Zweifel ein Erd- beben gewesen sei. Oberamtsbaumeister Stifel. ' 6. Wolfe gg. a) S. den Bericht von Waldsee. b) Gestern [d. 7.] mittags 6 Min. nach 12 Uhr wurde im fürst- lichen Schlosse Wolfegg und einigen höher gelegenen Gebäuden eine Erderschütterung wahrgenommen. (Deutsches Volksblatt, 1889, 10. Januar, Nr. 8.) c) Aus Wolfegg erfuhr ich zuverlässig nur so viel, dass der Stoss um 12 Uhr 10 Min. stattfand, Seine Durchlaucht eben mit Schreiben beschäftigt einen Strich über das Papier machten und beim raschen Aufsehen (in der Meinung, gestossen worden zu sein) einen Spiegel schwanken sahen. F. Domänendirektor Weiger. d) Am 7. Januar, mittags 12 U. 7 M. nach hiesiger Uhr, welche 4 — 5 Minuten vor der Telegraphenuhr geht, wurde in Wolfegg ein Erdbeben verspürt. Wolfegg liegt auf einer Hochebene zwischen dem tief eingeschnittenen Aachthale im Westen und dem ebenfalls tief eingewaschenen Höllthale im Norden auf Moränenschutt. Es war nur ein Stoss von Ost nach West, die Bewegung ging von unten nach oben mit etwas wie Ruck, nur wenige Sekunden dauernd. Im fürstlichen Schlosse wurde die Wirkung am stärksten verspürt; die Möbel schwankten , Tafeln haben sich bewegt und kamen teilweise — 348 — in schiefe Lage, besonders kleinere Bilder. In einem Zimmer ist der Plafond heruntergefallen und hat 4 Sessel zusammengeschlagen. Mauerrisse gab es nicht und Möbel stürzten nicht um. Fan kurzes Brausen, ein starker Wind soll dem Scoss sofort nachgefolgt sein. Seine Durchlaucht der Fürst von Wolfegg, dem ich vorstehende Mit- teilungen nacherzähle, sagte mir, dass sein Hund, der neben ihm auf einem Sessel lag, von demselben ganz erschreckt herunterge- sprungen sei und sich auffallend unruhig benommen habe , ähnlich als hätte ihn eine Angst befallen. Schwächere Erschütterungen vor- oder nachher sind nicht beobachtet worden. Auch in einigen an- deren Häusern ist das Erdbeben wahrgenommen worden, besonders im hiesigen Schulhause, welches gleichfalls am äussersten Ausläufer hoch über dem Aachthal steht. Oberförster Imhof. 7. Fri edrichshaf en. a) 8. Jan. Am Montag [den 7. Jan.] mittags 12 U. 5 M. wurde hier ein starker Erdstoss verspürt. (Deut- sches Volksblatt, 1889, 11. Januar, Nr. 9.) b) Am 7. Januar, mittags 12 Uhr (die Uhr geht mit der Tele- graphenuhr) , wurde hier ein Erdbeben verspürt. Der Beobachter sass am Fenster im 1. Stock eines nach Norden gelegenen Hauses, welches auf Kiesboden steht Es wurde nur ein Stoss empfunden. Die Bewegung war wellenförmig ; es war, wie wenn im oberen oder unteren Stockwerk ein schwerer Gegenstand auf den Boden stürzte. Der Stoss dauerte 1 — 2 Sekunden, seine Richtung kann nicht an- gegeben werden. Der Erschütterung ging ein Knall voraus. Vor- stehende Angaben sind von der Frau des Abfertigungsbeamten Grauer gemacht worden. Betriebsinspektor Pross. 8. Oberstadion. Der Unterzeichnete hat den Erdstoss vom 7. d. M. gut wahrgenommen. Es war 2 Minuten nach 12 Uhr mit- tags. Die Uhr ging, glaube ich, so ziemlich nach der Telegraphen- uhr. Ich befand mich in meinem grossen Studierzimmer, Ecke der Süd- und Westseite des grossen, bis zum Dach aus Ziegelsteinen gebauten Hauses und stand eben am Schreibpult an der Wand gegen Süd; das Haus steht auf Thonboden. Ich verspürte einen Stoss wie einen kurzen Ruck von unten und vernahm zugleich einen dumpfen Ton, wie den eines Böllerschusses aus einer Entfernung von 2 — 3 Stunden. Dann folgte eine schwankende, wie es schien, wellen- förmige Bewegung des Fussbodens, 3 — 4 Sekunden während, deren Richtung oder Fortpflanzung ich aber nicht erkannte (Nord nach Süd?). Es wurde mir etwas bange, da das Schwanken ziemlich stark war und augenblicklich (d. i. unmittelbar nachdem wieder alles — 349 — ruhig geworden) ging ich in die andern Zimmer, auf die Gänge des Hauses, auf die Bühne, um nachzusehen, ob nicht irgendwo ein Tragbalken geborsten sei, fand aber alles in Ordnung. Pfarrer Straub. 9. Buchau. Am Montag, den 7. d. M., wurde hier ein Erd- beben verspürt. Leider war ich selbst diensthch abwesend, und stützen sich daher meine Angaben nur auf glaubwürdige Zeugenaus- sagen. Das Erdbeben wurde im 1. und 2. Stockwerk verspürt, aber nur in Form einer etwa 3 — 4 Sekunden andauernden Schwankung und um 12 Uhr 10 Min. mittags. An Geräusch war Klirren der Fenster und Schwanken von Gegenständen, als: Tafeln, Kommoden, Vorhängen u. s. w. zu bemerken. Den Leuten schien es, als wollte sich das Haus in 2 Teile teilen. Ein Zeuge begab sich auf die Bühne (Rathausbühne), weil er das Geräusch im Gebälke hörte und das Gefühl bekam, als ob die Balken auseinander gehen wollten. Der Stoss selbst erfolgte, soviel ich ermitteln konnte, von Ost nach West. Auffallenderweise konnte ich trotz aller Mühe in den weiter um den Federsee liegenden Ortschaften nicht einen einzigen Zeugen ausfindig machen, welcher von dem Erdstoss etwas verspürt hätte. Ich werde diesem Umstände auch noch für die nächste Zeit rege Aufmerksamkeit widmen. Buchau liegt auf Torfboden und ist fast ausschliesslich von Torfboden umgeben. Revierförster Gönner. 10. Steinhauser Ried. Am Montag, den 7. Januar, wurde im Steinhauser Ried (Torfmoor), Gemeinde Reichenbach, OA. Saul- gau, mittags kurz nach 12 Uhr ein Erdbeben verspürt, und zwar von dem Riedaufseher, k. Forstwächter Aberle, welcher in der dor- tigen , auf eingerammten Pfählen ruhenden Menagehütte ganz allein anwesend und im 2. Stock, an einem Tische sitzend, mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt war. Das Gebälk des unter dem Beobachter befindlichen leeren Speisesaals krachte. Es war nur ein Stoss; die Bewegung war wellenförmig ; sie wirkte auf den Beobachter wie eine Nachenfahrt bei unruhiger See. Der Stoss dauerte ein paar Sekunden ; die Richtung der Bewegung war nicht zu ermitteln. Oberförster Frank in Schussenried. 11. Hohenheim. Der Erdstoss vom 7. Januar 1889 wurde in Hohenheim (wie durch ein an alle Hausvorstände und Einzel- personen gehendes Zirkular eruiert wurde) nur von zwei Personen, von diesen aber mit voller Bestimmtheit, beobachtet: Frau Prof. S. und Herrn Prof. Z. a) Frau Prof. S. sass zur kritischen Zeit an — 350 — ihrem Nähtische im geschlossenen Zimmer (Gedanke an Zugluft aus- geschlossen) , das auch innerhalb des Vorgangs von niemandem be- treten wurde. Sie hatte den Eindruck einer leichten Hebung des Stuhles und zugleich einer unbedeutenden Neigung nach vorn, was, da das Gesicht gegen Ost gerichtet war, für west-östliche Stoss- richtung sprechen würde. Dumpfes, schwer zu beschreibendes Ge- räusch aus der Tiefe. Der grosse, im hohen Zimmer bis an die Decke reichende Christbaum geriet in Schwingungen , so dass die Ausschmückungsgegenstände aneinander schlugen. Die sofort nach der Beobachtung konsultierte Uhr, eine gute Schwarzwälderin, deren (freilich auf eine Minute plus oder minus nicht kontrollierte) Gang mit der öffentlichen Uhr Hohenheims vor und nach dem Ereignis übereinstimmte, zeigte genau auf 12 Uhr. Das betreffende Zimmer liegt im östlichen Flügel des grossen, nur teilweise unterkellerten Schlossgebäudes, im ersten Stock (wegen Entresol besonders hoch). Der Untergrund des Gebäudes dürfte wenigstens zum Teil (wegen einstiger Terrassierung des südlichen Bergabhangs) aufgeschütteter (vor mehr denn 100 Jahren) sein, sonst Lias a. b) Herr Prof. Z. las, das Gesicht nach Westen, in einem Fau- teuil sitzend. Die Aufmerksamkeit wurde durch ein aus der Tiefe heraufpolterndes Geräusch, dessen besondere, nicht von einem Falle in den Parterrelokalitäten herrührende Abstammung sofort erkannt wurde, erregt, sofort aber auch eine schwankende, schiffsähnliche, trotz der Kürze der Einwirkung unbehagliche Bewegung wahrge- nommen, was für eine Bewegung aus Süd oder Nord stimmen würde. Yon einem nahen Schranke ertönte ein Geräusch, v/ohl von dem Wackeln einer auf demselben stehenden Gipsfigur herrührend, deren Schwingungen aber bei der sofort vorgenommenen Untersuchung auf- gehört hatten. Die Uhr im Nebenzimmer zeigte 2 Min. vor 12 Uhr, ist übrigens sehr wahrscheinlich etwas nachgegangen. Das fragliche Zimmer liegt im ersten Stock eines vor etwa 20 Jahren aufgeführten, vom Schlossgebäude getrennten und unterkellerten Hause ; Untergrund zum Teil wegen Terrassierung aufgeschütteter Boden. In beiden Fällen wurde sofort konstatiert, dass die übrigen Bewohner desselben Logis in anderen Stuben nichts beobachtet hatten. Ich selbst befand mich in der kritischen Zeit im Freien, in der Nähe des eben rangierenden Bahnzuges und habe nichts bemerkt. Professor Dr. Nies. 12. Burgstall, 12. Jan. Auch in Burgstall wurde das Erd- beben vom 7. d. M. wahrgenommen. Der Berichterstatter sass nach — 351 — dem Mittagstische am Schreibpult. Plötzhch vernahm er ein eigen- tümUches Rollen aus dem Erdinnern, der Sessel wankte ; die Saiten des Klaviers tönten, die Feder der Wanduhr klingelte, das Porzellan- geschirr im Glaskasten klirrte. Das war mittags 12 Uhr 10 Min. Die rollenden dröhnenden Wellen trieben sich fort in der Richtung von Nordwest nach Südost. (Deutsches Volksblatt, 1889, 15. Ja- nuar, Nr. 12.) 13. Tübingen. Am letzten Montag, den 7. Januar, spürten Herr Professor Nauwerck und der Unterzeichnete gegen 12 Uhr mit- tags einen heftigen, mehrere Sekunden dauernden Erdstoss. Die Richtung desselben schien von Südwest nach Nordost zu laufen. Die vielen Gläser, die auf den Tischen des Laboratoriums stehen, Hessen ein starkes Klirren vernehmen, und die Wand der Südseite des In- stitutes schien in das Zimmer hereinfallen zu wollen. Der Stoss rollte langsam unter dem Gebäude weiter, alles ziemlich stark erschütternd. Erschreckt waren wir von den Sitzen aufgesprungen und einigten uns sofort über die Diagnose eines Erdstosses. (Bericht des Herrn E. GüxssER, Assistenten am pathologischen Institut, an die meteoro- logische Station in Stuttgart.) 14. Hund ersingen, Oberamt Ehingen. Am 7. Januar ging in meinem Hause um 12 Uhr oder einige Minuten hernach eine nicht eingeschlagene Thüre auf, was wohl ohne besondere äussere Veran- lassung nicht geschehen wäre. Die Thüre liegt fast in der Meridian- richtung; sie öffnet sich mit ihrer Nordseite, welche sich hierbei über Osten bewegt. Auffallend ist mir allerdings, dass ich, obgleich es in meiner näheren und weiteren Umgebung ziemlich ruhig war, weder einen Stoss, noch ein Geräusch vernahm. Mein Haus, mit einem anderen zusammengebaut, steht auf Alluvium im Gebiet des Sandes der unteren Süsswasser-Molasse. Pfarrer J. Nagel. 15. Königsegg wald. Am 7. Januar mittags etwa 11 U. 40 M. (die Uhr ging mit der hiesigen Kirchenuhr, welche aber da- mals so ziemHch mit der Bahnuhr ging) wurde im zweiten und be- sonders im dritten Stockwerk des herrschaftlichen Schlosses dahier von dem Herrn Erbgrafen v. Königsegg und dem Schlosspersonal ein Erdbeben verspürt. Das Schloss liegt auf Molasse und Schuttboden. Es wurde nur ein einmaliges wellenförmiges Schwanken beobachtet, keine Stösse. Die Bewegung kam entweder in der Richtung von West nach Ost oder von Ost nach West; sicher konnte nur erhoben werden , dass dieselbe nicht von einer anderen Seite herkam. Sie dauerte ein paar Sekunden. Namentlich im dritten Stockwerk wurde — 352 — ein heftiges Ächzen und Prasseln in den Stubenböden wahrgenommen, eine Person will auch ein Brausen gehört haben , was die übrigen aber nicht beobachtet haben ; das Geräusch fand gleichzeitig mit dem Schwanken statt. Forstverwalter Henle. 16. Warthausen. Am 7. Januar mittags 12 Uhr 3 Minuten (die Uhr, an welcher die Beobachtung gemacht wurde, ist eine KuTTER'sche sehr korrekte Taschenuhr, verglichen mit der Bahnuhr in Warthausen und Biberach) wurde im Schloss Warthausen ein Erd- beben verspürt, und zwar im obersten (zweiten) Stockwerk und auf der Bühne (Kornboden) : im Parterre war momentan niemand , und das erste Stockwerk war zur Zeit unbewohnt. Das Schloss ist bis zum Giebel ein massiver, vorzugsweise aus Nagelfluhefelsen, errati- schen Gesteinen und Mörtelguss erbauter, mittelalterlicher Stein- koloss, im Parterre mit bis zu 2| m dicken, im oberen Stockwerk über 1 m dicken Mauern, dessen Gewicht auf den lockeren Untergrund schon öfter Missstände (Mauerrisse u. dergl.) hervorgerufen hat. Das- selbe steht auf einem ins Rissthal vorspringenden Bergkopfe aus Nagel- fluhefels und mehr noch Rollkies. Der Stoss kam aus Südwest, d. h. scheinbar in meinem Zimmer mehr aus West, bei meinen Damen mehr aus Süd, was mit der Richtung der nicht ganz gleich liegenden Zim- merwände, auf die der Stoss traf, zu erklären ist, bezw. wegen ver- schiedener Richtung der Fenster. Ich sass am Schreibtisch, als das ganze Gebäude zu schwanken begann. Auch an den Wänden auf- gebaute Kästen mit ausgestopften Vögeln und Bücherregale begannen zu wackeln ; es krachte im ganzen Zimmer, die Töne waren aber keine andern als die von den gerüttelten Gegenständen hervorgebrachten: der Boden unter meinen Füssen ging abwärts. Als ich in den Haus- gang eilte, kam mir meine Frau erschreckt entgegen. Von zwei im nämlichen Zimmer bei uns befindlichen Töchtern hatte die eine ge- meint, die andere schiebe sie scherzweise von hinten mit dem Stuhle vorwärts, während die andere den Eindruck hatte, als habe ein Sturm- wind Fenster und Thüren aufgerissen. Eine im Dienstbotenzimmer arbeitende Nähterin dachte an einen Einsturz auf der Bühne und eine daselbst beschäftigte Kammerjungfer, die das Gebälk und den Boden zittern spürte, meinte, es sei unter ihr etwas eingefallen. Ich selbst habe nachher, obgleich wir über die Erscheinung keinen Augen- blick im Zweifel waren, die Zimmer des ersten Stocks auf einen etwaigen Plafond-Einsturz durchgangen. Das Thermometer zeigte 0** R., das Barometer keine besonderen Erscheinungen; es herrschte Windstille. Etwa 12 aus der Gemeinde im Thal befragte Personen — 353 — haben gar nichts bemerkt; auch der in Oberwarthausen gleichfalls auf einem Bergvorsprung wohnende Ortspfarrer hat nichts verspürt und glaubt, wenn dort eine Erschütterung vorgekommen wäre, sie sicher nicht übersehen zu haben. Auch in dem südöstlich vom Schloss gelegenen Okonomiegebäude haben der Pächter und seine Leute nichts bemerkt , trotz der Mittagsruhe , wobei allerdings die Gewöhnung an viel Lärm mitgewirkt haben kann. Im Freien hat eine meiner Töchter, die gerade im Garten war, nichts verspürt, ebensowenig einer meiner Söhne, der zwischen Warthausen und Langernhausen auf der Jagd war. Die Erschütterung scheint also nur auf dem äussersten Schlossberg und hier nur in dem grossen Steinmassiv des Gebäudes , da aber besonders stark zur Äusserung gekommen zu sein. Dr. Frh. K. Koenig-Warthausen, K. Kammerherr und Abgeordneter. 17. Esslingen. Hier wurde das Erdbeben am 7. Januar von 5 Personen beobachtet: von Fräulein Marie Neuffer, deren Dienst- mädchen, Fräulein Weiss, Kupferschmied Schwarz, Lithograph Meier. Frl. N. sagt, kurz vor 12 ühr mittags, es habe bald darauf zwölf ge- schlagen ; ScH. gibt (zuverlässiger, da er von der Arbeit weg in seine Wohnung gegangen war, um Mittag zu speisen) wenige Minuten nach 12 Uhr an. Dem entspricht auch die Angabe des Lithographen Meier, welcher den Stoss auf der Strasse beim Nachhausegehen von der Arbeit fühlte. Die Stadtuhr geht in Esslingen der Bahnuhr ge- wöhnlich ein paar Minuten vor; dies erklärt aber obigen Zeitunter- schied nicht, da der Stadtteil, in welchem Frl. N. wohnt, sich nach der Stadtuhr, die Umgebung der Wohnung von Sch. sich nach der Eisenbahnuhr zu richten pflegt. Frl. N. sass, mit Handarbeiten beschäftigt, ruhig am Fenster, als sie den Stoss fühlte ; ihr Dienstmädchen deckte zu gleicher Zeit in demselben Zimmer den Tisch und bemerkte die Erschütterung an dem Klirren der Schlüssel in dem Schlüsselkästchen, dem sie näher stand als Frl. N. Zu gleicher Zeit sprachen beide ihre Ver- wunderung über die gemachten Beobachtungen aus. Die Hausfrau, im anstossenden Zimmer ruhig sitzend, empfand nichts. Die Woh- nung ist im 3. Stock gelegen. Sch. sass ebenfalls ruhig in seinem Zimmer, als der Stoss kam. Die Nachrichten von Frl. N. und Frl. W. stammen aus ein und derselben Strasse, welche am Fuss des Burg- bergrückens entlang lauft, und deren Häuser auf Keuperfelsen (Stu- bensandstein) gegründet sind. Die Häuser des in der Thalebene liegenden grösseren Stadtteils, in welchem Sch. (Bahnhofstr. 20b, JahreBhefte d. Vereins f. vaterl. Naturkuade iu Württ. 1889. 23 — 354 — 2 Tr.) und M. wohnen, stehen auf Kies ; übrigens ist das Haus von ScH. ein sogenanntes Hängewerk, die beiden unteren Räumlichkeiten sind vollständig hohl, weshalb auch die kleinste Schwankung fühlbar ist. M., der den Stoss auf der Strasse fühlte, sprach erst davon, nachdem er von Sch. gehört hatte, dass dieser den Stoss gefühlt habe. Frl. N., ihr Dienstmädchen und Sch. haben nur einen Stoss oder Ruck verspürt. Frl. N. nannte die Bewegung ein Schaukeln des Sessels, Sch. hatte die Empfindung, als ob man ihm den Stuhl wegzöge; bei beiden scheint demnach das Gefühl eine horizontale Bewegung, ein Schwanken gewesen zu sein. Beide geben die Rich- tung von Südwest nach Nordost, als Zeitdauer nur eine Sekunde an. Bei Frl. N. kamen Schlüssel ins Klirren, die in einem Kästchen hängen, welches an einer von Westsüdwest nach Ostnordost verlau- fenden Wand befestigt ist. Das Kästchen hing westsüdwestlich von dem Fräulein in der entgegengesetzten Zimmerecke neben einer Thüre zu demjenigen Zimmer, in welchem die Mutter ruhig sitzend nichts bemerkte. Sch. hörte in der entgegengesetzten Zimmerwand südwestlich ein kurzes Krachen. Frl. N. vernahm gleichzeitig einen dumpfen Ton, als ob jemand zu Boden gefallen wäre. Schwächere Erzitterungen vorher oder nachher wurden nicht beobachtet. Dr. Salzmann sen. 18. Urach. Das Erdbeben wurde auch hier verspürt. Stadtschultheiss Seubert. Verneinende Berichte liegen aus Württemberg vor von: Heil- bronn (Prof. Lang), Wangen (Oberförster Fischer), Isny (Stadtpfarrer Rieber), Ehingen (Stadtpfieger Maag), Munderkingen (Oberlehrer Speck), Heidenheim und Umgegend (Forstmeister Prescher), T e i n - ach (Dr. Wurm), Ravensburg (Rektor Pfahl), Winterlingen (Stadtschultheiss), Herbertingen (Schultheiss Föser), Tuttlingen (Apotheker Staenglen), Geislingen (Oberreallehrer Fetscher), Sehe er (Stadtschultheiss Deschler) , Telegraphenstationen von F e 11 b a c h bis Unterböbingen (Bauinspektor Wundt), Waidenbuch (Sta dt- schultheiss), Wiesensteig (Stadtschultheiss Herzer), Horb (Oberför- ster Probst), Böblingen (Oberamtsarzt Lechler), Oberth euringen (Schultheiss Hager), Schwendi (Frh. v. Süsskind), Ochsenhausen (Oberlehrer Weizzenegger) , Zogenweiler (Schultheiss Dorner), Schloss Zeil (Domänendirektor Weiger) , Bernloch (Schultheiss Walter), Erolzheim (Schultheiss Bär), Gingen a. Brenz (Fabri- kant Glatz), Kisslegg (Regierungsbaumeister Dittus), Rottweil (Professor Haag), Oberndorf und Umgegend (Strassenbauinspektor — 355 — Angele), Würz ach (Stadt arzt Dr. Ray), Reutlingen (Prof. Krimmel), Wain (Freifräulein v. Herman), Sauig au (Apotheker Edel), Gross- Engstingen (Schultheiss Walde), Leutkirch (Oberförster Spreng), Gmünd (Oberaratsarzt Kieser), Gerstetten (Schultheiss Fink), Gächingen (Schultheiss), Wilhelmsdorf (Apotheker Weisman), Maulbronn (Stadtschultheiss Bausch), Sigma ringen (Landesbau- inspektor Leibbrand). 42 weitere ausgesendete Fragebogen blieben unbeantwortet. b) In Baden wurde das Erdbeben vom 7. Januar beobachtet in : Konstanz ungefähr 3 M. vor 12 U., scheinbar von West nach Ost (Schwäbische Kronik, 1889, Nr. 7, S. 51), 5 M. vor 12 U., von West nach Ost (Badische Landeszeit., 1889, Nr. 1, Bl. 1), 12 U. 10 M., von Ost nach West (Neues Tagblatt, 1889, Nr. 7, S. 2), 17 M. vor 12 U., von Nordost nach Südwest (Münchener Fremden- blatt, 1889, Nr. 9, S. 5) (vergl. auch Bad. Landeszeit., 1889, Nr. 9, Bl. 1, Karlsruher Zeit., 1889, Nr. 10); Albbruck (Bad. Landesz., 1889, Nr. 8, Bl. 1); Hohenfels im Albthale bei Buch (ebenda); Uehlingen, Amt Bonndorf, von Südost nach Nordwest (Bad. Lan- desz., 1889, Nr. 9, Bl. 1); Reichenau, kurz nach 12 Uhr, von West nach Ost (Bad. Landesz., 1889, Nr. 9, Bl. 1); Markdorf, etwas vor 1 Uhr [?] (Deutsches Volksblatt, 1889, Nr. 9); im Alb- thal (Schwarzwälder Bote, 1889, Nr. 11); in der Gegend von Todt- nau (ebenda); in Ueberlingen (ebenda); Menningen bei Mess- kirch (ebenda). Nicht beobachtet wurde dasselbe in Engen und Amtsbezirk (Posthalter Munding), Donaueschingen und Umgegend (Domänen- rat Hopfgartner). c) In der Schweiz wurde dasselbe wahrgenommen in: Frauenfeld 11 ü. 54 M. (Schwäbischer Merkur, 1889, Nr. 8, S. 60, Der Bund, 1889, Nr. 8); Ermatingen (Bad. Landesz., 1889, Nr. 9, Bl. 1); Berlin gen (ebenda); Aarau, Küttigen und Bi- berstein unmittelbar vor 12 U. mittags (Der Bund, 1889, Nr. 11); Wattenwyl (Bern) 11 U. 53 M. (Bund, 1889, Nr. 7); Zürich 8 M. vor 12 U. (Neue Zürcher Zeit., 1889, Nr. 8, Bl. 2), einige Minuten vor 12 U. , von SO nach NW oder von N nach S (Neue Zürcher Zeit., 1889, Nr. 9, Bh 2); Wattwyl 12 ü. 15 M. (ebenda); Wyl (ebenda); St. Gallen 5| M. vor 12 ü. Telegraphenzeit (ebenda), 10 M. vor 12 U. (Neue Zürcher Zeit., 1889, Nr. 9, Bl. 1), etwa 4 M. vor 12 Uhr, genau von S nach N (Die Presse, 1889, Nr. 10, — 356 — S. 3); Tablat (Neue Zürcher Zeit., 1889, Nr. 9, Bl. 1); Herisau (ebenda); Zug, etwa um 12 ü. (ebenda); Bülach, kurz vor 12 U. (Neue Zürcher Zeit., 1889, Nr. 10, Bl. 1); Bauma, 5 M. vor 12 U., von SW nach NO (ebenda); Kreuzungen, 5 M. vor 12 ü. (ebenda); Emmishofen (ebenda); Sontersweil (ebenda) ; Matt weil (ebenda); And weil (ebenda); Berg (ebenda; Bund, 1889, Nr. 9) ; Mauren, einige Minuten vor 12 ü. (ebenda); Engishofen, 5M. vor 12 U. (ebenda); Oberhard (ebenda); Am risw eil (ebenda) ; Bischofs- zeil (ebenda); Amlikon (ebenda); Oberbussnang (ebenda); Mettlendorf (ebenda); Mett«len, kurz vor 12 U. (ebenda; Bund, 1889, Nr. 9); Hosenrugg (ebenda); Wetzikon (ebenda); Hutzen- weil bei Aawangen (ebenda); Eschlikon (ebenda); Unterägeri (ebenda); Wil d egg (ebenda) : Toggenburg (Schwarzwälder Bote, 1889, Nr. 10, Beil.); Glarus (ebenda); Flawyl (ebenda); Ror- schach (Württ. Landeszeit., 1889, Nr. 9, S. 4); Münch weilen (Bund, 1889, Nr. 10); Oberhofen (südöstlich von Kreuzhngen), (ebenda); Lichtensteig (Bund, 1889, Nr. 9); N ollen (ebenda); Sulgen (ebenda); Seh äff hausen (Schwäbischer Merkur, 1889, Nr. 14, S. 107); Kanton Appenzell (Bund, 1889, Nr. 9). Eine nähere Beurteilung des Bebens wird erst nach Veröffent- lichung der an die schweizerische und badische Erdbebenkommission erstatteten Berichte möglich sein. Nach den bisher vorhegenden Mitteilungen wurde die Erschütterung innerhalb eines Flächenraums beobachtet, an dessen Grenzen der Kanton Glarus, der Kanton Appen- zell, Rorschach, Friedrichshafen, Wolfegg, Biberach, Laupheim, Ulm, Burgstall, Stuttgart, Tübingen, Menningen bei Messkirch, Schaffhausen, Uehlingen südlich von Bonndorf, Todtnau, Albbruck, Aarau, Wattenwyl (Bern) und Aegeri bei Zug gelegen sind. Sie wurde fast allgemein wahr- genommen in den Kantonen Glarus, Appenzell, St. Gallen und Thur- gau, und zwar am stärksten in Orten auf einer etwa südnördlich laufenden Linie von Glarus nach Kreuzungen bei Konstanz, nämlich in Wattwyl, Lichtensteig, Toggenburg, Flawyl, Nollen, Sulgen, Engis- hofen, Berg ^. Von diesem ostschweizerischen Gebiete, den nördlichen Nebenzonen der Alpen, hat sich das Beben mit abnehmender Stärke nach Westsüdwest, Nordwest, Nord und Nordnordost fortgepflanzt; südsüdwestlich (im Streichen der Alpen) nach Zug, Unterägeri, selbst Wattenwyl (westlich von Thun), nordwestlich nach Zürich, Aarau, Küttigen, Biberstein, Wildegg, Schaffhausen, Albbruck, Hohenfels, * Nach der Thurgauer Zeitung im Bund, 1889, Nr. 9. — 357 — Uehlingen bis in die Gegend von Todtnau. Nicht mehr beobachtet wurde dasselbe in Engen, Donaueschingen, Tuttlingen, Rottweil, Obern- dorf und Umgegend, Horb, Teina'ch. Im Norden und Nordnordosten wurden erschüttert in Baden Reichenau, Konstanz, Ueberlingen, Mark- dorf, Henningen bei Messkirch; in Württemberg Friedrichshafen, Wolfegg, Waldsee, Königseggwald, das Steinhauser Ried, Buchau, Biberach , Warthausen , Oberstadion , Laupheim, Ulm, Hundersingen, Urach, Tübingen, Hohenheim, Esslingen, Stuttgart, Burgstall; aus dem dazwischen gelegenen hohenzollernschen Gebiete fehlen Nachrichten. In der Verlängerung der Linie stärkster Erschütterung, Glarus — Kon- stanz, ist letztere auch am weitesten nach Norden vorgedrungen; hier liegen Ueberlingen, Henningen, Tübingen, Urach. Hohenheim, Esslingen, Stuttgart, Burgstall. Nicht mehr wahrgenommen wurde das Beben in Wangen, Isny, Kisslegg, Leutkirch, Schloss Zeil, Ochsen- hausen, Erolzheim, Schwendi, Wain, Gingen a. d. Brenz, Heidenheim, Gerstetten, Geislingen, Wiesensteig, im Remsthal von Fellbach auf- wärts, in Heilbronn und Maulbronn. In Württemberg war die Erschütterung (ausser in Wolfegg) nur schwach; sie wurde nur von einzelnen, und zwar solchen Per- sonen wahrgenommen, welche (lesend, schreibend u. s. w.) ruhig sassen oder standen oder in höheren Stockwerken der Gebäude bezw. auf einem Turme sich befanden. Es lässt sich daher nicht beurteilen, ob dieselbe in Obertheuringen, Ravensburg, Zogenweiler, Wilhelms- dorf, Saulgau, Hunderkingen, Herbertingen und namenthch in Scheer. Sigmaringen, Winterlingen, Ehingen, Bernloch, Gächingen, Gross- Engstingen, Reutlingen, Waidenbuch und Böblingen nicht beobachtet wurde, weil diese Orte überhaupt nicht erschüttert wurden, oder weil die Umstände eine Beobachtung nicht gestatteten. Hierzu ist die Zahl der vorhegenden Berichte nicht gross genug. Von den im Erschütterungsgebiete verteilten v. LASAüLx'schen Seismochronographen hat keiner funktioniert. Die im Realgymnasium in Stuttgart aufgestellten Seismometer ergaben nach Herrn Prof. A. Schmidt, „dass der Boden des Souterrains des Realgymnasiums bei dem Beben vom 7. Januar eine vertikale Erschütterungsampli- tude von I mm und eine nahe südnördliche Erschütterungsamplitude von \ — ^ mm gezeigt hat." Von den vorhegenden Zeitbestimmungen sind als zuverlässigere wohl nur anzusehen diejenigen von St. Gallen, 11 U. 54 H. 30 S. Telegraphenzeit (Berner Zeit), von Stuttgart, 12 U. 2|— 3i M., von Warthausen, 12 U. 3 H. Der Zeitunterschied zwischen dem Eintreten der Erschütterung in St. Gallen und dem- -- 358 — jenigen in Stuttgart und Warthausen würde hiernach etwa 1t] — 2 bezw. lo Min. betragen haben. Da die Entfernung zwischen St. Gallen und Warthausen etwa 11^ geogr. Meilen, zwischen St. Gallen und Stuttgart etwa 21^ geogr. Meilen ist, so würde, wenn die Fortpflan- zung horizontal erfolgt wäre , die mittlere Oberflächen-Geschwindig- keit nach Warthausen durch lockere tertiäre und diluviale Gesteine hindurch etwa 7,5 geogr. Meilen, nach Stuttgart vorherrschend durch festere ältere Gesteine hindurch etwa 14 geogr. Meilen in der Minute betragen haben, etwa 900 bezw. 1700 m in der Sekunde (bei der Annahme von 12 U. 3,5 M. für Stuttgart würde sich die letztere Zahl auf etwa 1300 m reduzieren). Als Richtungen der Bewegung werden angegeben in St. Gallen genau S — N, Zürich SO - NW (oder S — N), Uehlingen SO — NW, Konstanz SW — NO (oder hier und in Reichenau W — 0), in Stutt- gart und Hohenheim S — N, in Hundersingen von der S — N-Linie nach West abweichend, in Laupheim und Warthausen SW — NO, in Tübingen und Esslingen SW — NO, in Ulm, Waldsee, Wolfegg, Buchau, Königseggwald W — 0, in Biberach und Burgstall SO — NW, in Bauma SW — NO. Die ersteren weisen gleichfalls auf die Ostschweiz als Ausgangsgebiet der Erschütterung hin. Hier ist in den nördlichen Nebenketten der Alpen das epizentrale Gebiet zu suchen. 28. Januar. Stuttgart. Gestern früh 7 Uhr 29 Min. fand hier ein Erdbeben statt. Dasselbe bestand in einer etwa 3 Sekunden langen, scheinbar horizontalen, rüttelnden Bewegung, welcher nach etwa 1 Sekunde noch ein zweiter, kürzerer Stoss in gleicher Rich- tung nachfolgte. (Schwäbische Kronik, 1889, 29. Januar, Nr. 24, S. 175.) Da eine Bestätigung dieser Angabe von keiner Seite einging, wird man berechtigt sein, sie als zweifelhaft zu betraciiten. Beitrag zur Kenntnis der pleistoeänen Fauna Ober- sehwabens. Von Reg.-Baumeister Dittus, fürstl. Baumeister in Kisslegg. Im Jahrgange 1885 S. 306 ff. dieser Hefte wurden 10 Spezies Schnecken und Muscheln aufgeführt, welche sich im Kochermoos bei Kisslegg in der obersten Schicht des unmittelbar unter dem Torfe lagernden pleistoeänen (postglacialen) Lehmes vorgefunden haben. Trotz der alljährlich ziemlich ausgedehnten Torf- und Lehmgewinnung zeigten sich in der Folge keine weiteren Spezies. Dagegen stiess man bei der Torfgewinnung im nordöstlich da- von gelegenen Burgermoos (Name von Parzelle „Burg" herrührend), welches vom Kochermoos nur durch eine schmale, niedrige, aus sehr charakteristischem Grundmoränenmateriel bestehende und viele ge- kritzte Gletschergeschiebe enthaltende Terrainwelle getrennt ist, unter dem Torf, aber in einer Tiefe von nur 1,5 m bis 2 m auf eine ähnliche lössartige Lehmschicht, welche wieder eine grosse Anzahl Schnecken und Muscheln in sich barg. Es kamen darin sämtHche 10 Spezies des Kochermooses vor, annähernd auch in dem gleichen Mengenverhältnis; eine Ausnahme macht nur Bythinia tentaculata^ welche im Kochermoos hier unge- mein häufig ist. Ausserdem haben sich an diesem Fundplatze nun noch weitere 4 Spezies ergeben, welche ebenfalls von Prof. v, Sandberger in Würz- burg untersucht und bestimmt wurden. Es sind dies folgende Gasteropoden : Planorhis marginatus, häufig im Burgermoos, sowohl in un- ausgewachsenen kleinen Exemplaren von 5 mm Durchmesser wie in grösseren von 10 — 12 mm Durchmesser vorkommend. Planorhis contortus, selten, 4 mm Durchmesser, 1,2 mm lang. Planorhis rotundafus Poiret, selten, 4 mm Durchmesser, 1,2 mm lang. — 360 — Flanorhis fontanus Lightfoot, 2 mm Durchmesser und 0,6 mm lang, sehr selten und mit dem Plan, riparius leicht zu verwechseln. Auch hier Hessen sich bis jetzt Pupen noch nicht entdecken, ebensowenig Pflanzenabdrücke, und sind deshalb die im Aufsatze von 1885 gemachten Bemerkungen über Bildungsweise und Alter der Lehmablagerung durchgehends zutreffend. Untersucht man nun die im Kocher- und Burgermoos vor- kommenden 14 Spezies nach ihrem heutigen Vorkommen, so er- gibt sich folgende Zusammenstellung : An Ufern : Succinea Pfeif eri. In Gräben und langsam fliessenden Wassern : Limnaeus pereyer, Byth. tentaculata, Pisiä. ohtusale, Sphaerium corneum. In langsam fliessenden Wassern : Limn. aiiricidarius, stagnalis, Plan, albus, marginatus, contortus, rotundatus^ fontanus. In Seen: Valvata contorta, alpestris. Aus der grösseren oder geringeren Häufigkeit des Auftretens und nach der Verteilung in den pleistocänen Fundplätzen lässt sich schliessen, dass diese Schnecken und Muscheln so ziemlich die gleichen Wohnplätze aufgesucht haben wie die rezenten. Aus dem ungemein häufigen Auftreten des Pisid. ohtusale an allen Orten, auch in den tiefsten Stellen der Gletscherschlammtümpel ist sodann zu schliessen, dass letztere nicht immer ruhiges Wasser, sondern öfters und abwechselungsweise auch langsam fliessende Wasser hatten; denn eine Anschwemmung aus den einmündenden Gräben würde allein diese grosse Verbreitung nicht erklären können. Es ist aber auch nicht anders anzunehmen, als dass nach Zu- rückziehen des letzten Gletschers die meist nur durch unbefestigte Ufer begrenzten oder durch schlammige Moränewälle abgeteilten stagnierenden Wasser bei der durch verschiedene Ursachen jeweilig vergrösserten Wasserzufuhr ausgerissen haben und dass dann zeit- weise an Stelle der Tümpel langsam fliessendes Wasser getreten ist. Von den oben angegebenen 4 Spezies aus dem Burgermoos sind bis jetzt fossil noch nicht gefunden und deshalb neu für Würt- temberg (vergl. Dr. Engel's geognost. Wegweiser) : Plan, contortus^ rotundatus Poiret, fontanus Lightfoot. Beiträge zur Fauna der Umgebung von Tübingen. Von Dr. O. Fickert. (Aus der zoologischen Anstalt in Tübingen.) Die nachfolgenden Zeilen bezwecken, von dem Vorkommen ein- zelner seltenerer Tiere in der hiesigen Umgegend Kunde zu geben. Wenn dieselben auch bis auf zwei Ausnahmen schon für die würt- tembergische Fauna bekannt waren, so sind doch meist nur wenige Fundorte von ihnen bekannt und dürfte deshalb jede Erweiterung der Kenntnis über ihre Verbreitung von Interesse sein. Namentlich gilt dies von einer Anzahl Sumpf- uud Schwimmvögel, welche aller- dings schon vor längerer Zeit meist am Buzer See bei Bodelshausen erlegt worden und aus der Sammlung des verstorbenen Forstverwal- ters Jaag in Rottenburg in die hiesige Sammlung übergegangen sind. In Nomenklatur und Reihenfolge habe ich mich an die Übersicht über das Tierreich gehalten, welche im „Königreich' Württemberg" I. Teil, S. 481 u. ff. gegeben ist. 1. Oedicnemus c repitans Temm. Ein Stück (JAACx'sche Sammlung) wurde auf dem Nehrener Feld 1856 von einem Raubvogel geschlagen und diesem abgejagt, ein zweites 1878 auf der Waldhausener Höhe bei Tübingen von Herrn Link in Waldhausen erlegt und an die hiesige Sammlung abgegeben. 2. Totanus fuscus L. Buzer See bei Bodelshausen 1852 (JAACx'sche Sammlung). 3. Tringa snbarquata Güldenst. ' Zwei Stück vom Buzer See 1851 (JAAG'sche Sammlung). 4. Bernicla brenta Pall. Von diesem nach Süddeutschland immerhin selten gelangenden Vogel wurde am 14. November 1887 ein Weibchen von einem Fischer 23* — 362 — im Neckar bei Kirchentellinsfurt mit der Ruderstange erschlagen und auf die hiesige zoologische Anstalt gebracht. Ein weiteres angeblich bei Rottenburg am Neckar erlegtes Männchen befindet sich gleich- falls in der hiesigen Sammlung; die vaterländische Sammlung in Stuttgart besitzt, wie mir Herr Oberstudienrat Dr. v. Krauss freund- lichst mitteilt, Bernicla hrenta von Neckardenzlingen (1849), Leon- berg (1859), Neuhausen (1875) und Itzelberger See (1888). Es ist auffallend, dass sich das ersterwähnte Weibchen schon so verhältnis- mässig früh vor Eintritt des eigentlichen Winters hierher verirrt hat, 5. Oedemia nigra L. Ein Weibchen aus der JAAG'schen Sammlung 1850 auf dem Buzer See geschossen. Nach der Zusammenstellung im „Königreich Württemberg" wurde ein Männchen im März 1852 bei Neckar weihin- gen erlegt. 6. Sterna mlnuta L. Ein Weibchen aus der JAAG'schen Sammlung. Dasselbe wurde am 5. Mai 1840 von einem gewissen Hohmaier am Buzer See ge- schossen. Für Württemberg bisher nicht bekannt gewesen. 7. Larus camcs L. Ein Stück aus der JAAG'schen Sammlung laut Aufschrift am 20. Mai 1840 von einem gevdssen Meyer am Buzer See erlegt. 8. Lestris pomarina Temm. Ein Stück aus der JAAG'schen Sammlung 1850 beim Buzer See erlegt. 9. Colymhus arcticus L. Ein Stück in der Tübinger Sammlung 1845 bei Blitzenreuthe erlegt. 10. Colymhus septentrionalis L. Von drei württembergischen Stücken der Sammlung ist eines im November 1848 bei Tübingen erlegt worden, ein zweites 1850 bei Bodelshausen (JAAG'sche Sammlung), das dritte am 5. Dezember 1879 bei Kilchberg. Ein viertes noch nicht eingereihtes Stück wurde am 8. Januar d. J. bei Langenargen an einer Hechtangel, nach deren Köderfisch es getaucht hatte , gefangen , kam lebend hierher nach Tübingen und hielt sich im Zimmer bis zum 25. Januar, wo es einer akut verlaufenden Lungenentzündung erlag. Schon am dritten Tage nahm der Nordseetaucher lebende Fische aus der Hand und tauchte später in einem grösseren Waschbottich nach ihm hineingeworfenen. - 363 - Sein tägliches Nahrungsbedürfnis belief sich auf etwa 16 spannen- lange Fischchen. 11. Lacerta muralis Laur. Vor neun Jahren wurden von Herrn Prof. Dr. Eimer in seinem Garten eine Anzahl aus Bozen stammende Mauereidechsen ausgesetzt, welche sich dort vollkommen eingebürgert und auch vermehrt haben ^ Dieselben haben .sich schon über die ganze Neckarhalde verbreitet. Mit Lacerfa viridis Daud. schlug der gleiche Versuch fehl. 12. Tel est es Agassi sii Heck. Dieser überall, wo er vorkommt, als selten bezeichnete Fisch, scheint bei Tübingen im Neckar derartig günstige Ernährungs- und Fortpflanzungsbedingungen gefunden zu haben, dass er hier der bei weitem häufigste Fisch ist, gegen welchen sowohl Alburnus lucidus Heck, als auch Squalius leuciscus L. an Zahl sehr zurücktreten. Grössere Stücke (sie erreichen eine Länge von über 20 cm) erinnern durch ihre sehr unterständige Mundspalte an die Nase (Chondrostoma nasKs), mit welcher sie auch das schwarze Bauchfell gemein haben. 13. Hadena rubrirc n a Tr. var. He rcyn i a e Stdgr. Von dieser bisher nur aus dem Harz bekannten Abart wurden vor etwa drei Jahren 3 Stück im Schönbuch in der Nähe von Tü- bingen auf dem Anstrich von Herrn Metzger Roll jr, von hier gefangen. Die Stammform kommt in den Alpen , auf den Sudeten und in Un- garn vor ; von ihr unterscheidet sich die Varietät durch schwärzliche Grundfarbe, von welcher sich die weisse Zeichnung scharf abhebt. Soviel mir bekannt, ist das Tier für Württemberg neu. 14. Apiis cancriformis Schaeff. Dieser nur an wenigen Fundstellen in Württemberg bis jetzt beobachtete Krebs erschien nach längerem Regenwetter plötzlich im Juni 1886 in Tümpeln einer Lehmgrube bei Kusterdingen. Mit ihm zusammen fand sich 15. Branchipus pisciformis Schaeff. Dieser schöne Krebs , welcher bisher nur von Winnenthal be- kannt war, kommt nach meinen Beobachtungen immer derart mit Apus zusammen vor, dass man zwar Branchipus allein finden kann, nicht aber Apus. Die letzteren scheinen in den Branchipus ihre Hauptnahrung zu haben, wenigstens sind, wenn man beide nur eine ' Vergl. hierzu Jahreshefte für 1883. S. 111. — 364 — Nacht zusammen in einem Gefäss hält, am andern Morgen sämtliche Br anchiiMS Yevschwnnden ; daher mag es auch kommen, dass Branchi- ims häufig übersehen wird. Auffallend ist mir das späte Auftreten beider Krebse im Gegensatz zu dem Verhalten, welches ich bei Breslau kennen gelernt habe : dort erschienen beide schon im ersten Frühjahr, um etwa mit Ende Mai wieder zu verschwinden. Ausser- dem fanden sich dort beide regelmässig jedes Jahr, während hier das Auftreten der Tiere von ganz besonders günstigen Witterungs- verhältnissen abzuhängen scheint. Während die Brauchipus in den meisten Tümpeln fast durchsichtig mit bläulichgrünem Schimmer waren, zeigten sie sich in einem benachbarten, wie es schien, erst frisch ausgehobenen Loche (dasselbe war ohne jede Vegetation) ganz milchweiss, undurchsichtig, die Weibchen mit prachtvoll lasurblauem Eiersack. Das Wasser in dem betreffenden Tümpel war vollkommen undurchsichtig, lehmgelb, so dass den Branrhiptts also durch ihre auffallende Färbung keinerlei Gefahr drohte; die Äpus desselben Tümpels zeigten keinerlei Verschiedenheit von denen der übrigen. 16. Alcyonella (Blumatella) fungosa Fall. Die bisher nur aus einem Weiher bei Pfullendorf und aus dem Neckar bei Heilbronn bekannte Bryozoe fand unser Präparator Herr Förster in stattlichen Kolonien in dem unterhalb von Altenburg ge- legenen Altwasser des Neckar. Stöcke von 15 — 20 cm Länge und mehreren Centimetern Dicke gehören dort nicht zu den Seltenheiten. Ein interessantes Stück , welches oben von Alcyonella , unten von Spongilla fluviatüis L. gebildet wurde , findet sich in der hiesigen Sammlung. Die Stöcke von Alcyonella lassen sich leicht mit aus- gestreckten Tieren konservieren, wenn man dieselben vorsichtig mit Chlorhydrat langsam betäubt und dann mit etwa öC/q Alkohol ab- tötet. Die so erhaltenen Präparate lassen sich auch für mikro- skopische Untersuchung verwenden. Druckfehler. S. 160 Z. 2 V. u. statt 14. Mai — März und statt 12. März — Mai. S. 167 Z. 17 V. u. statt einer — eine. S. 181 Z. 18 V. u. statt GO — GR. S. 207 Z. 7 V, 0. nach Warthausen — ; S. 260 Z. 16 V. 0. statt Kopf — Kropf. »-3 er (=1 JaKreshefted.Yer.f.Yalepl.Nalurli.inWüFtt.1889. Taf.m. ^ijr^t^-:- r^ "^^^^l^^^^^^lißi^f^^-^ a. 4. "b. A Gez. von E Zeller. Lilh Ansl V EbenhusenJEckslein Slutigart li Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1! Taf. IV. Loliginites Zitteli Eb. Fraas. Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1889. Taf. V. t> 4fi a. b. muf^^ ^4^^ Jalmsh.d.fkf.üatfrl. }ialnrh m WüriUW. 0 '/A\ Fia.lO. n^.ii. h — p^- -^ ^ p^ p ^ ^ ^ L^uzc (lei. Liili Jnst V. A Rcnvif .Bonn Jahirsh(i.\kfvnl('rl. Sainrk in ¥ürU.lSS9. lös Leuze, t/t-?. l.iii} Jn^i. V .1 Jlfunj , Koiifi JahpeshefledVer.fvaleri.Natupk mWurtt 1889 Taf.VUl ^IS Verbreitiingsgeljiel des Erdkbens vom T.clanuar mOrlc. in welchen tlief-.'iwc/iiiltentn// brohiiclilel immle, O Oiie.üi ii'dclieii sie itulit beohacldel miinte. lein mit o .SluUiiiifl ^ Felllun-I, p C'enii/ IMienliriiii • ,,*\ "teilen J..':.':\iiuieri Itöliliiiiiat O 0\Viihleiil)iir/i Tiibint)en I oll ort) Heilt liiuicn O > ^,- , ■' , •' '■"'''' 0(/iieliiiii/pn iVirsenstei/i OerMetten Cieixlmifen Orolxmffstinffen q Ticrnlocli O •l'lm %'lwuU cr.vinifen Khimieii oMnitiocil ' ° ,„. , , J 0\l niier/iiir/en Siepiirtrinrjen O '^g''?''' Tuttlincßii fJerOrrIcjii . Menninijh, p ■•itemhm. . M'iiuterl.int/eii #Z unpheini Oli.TStadwri* sehwewti ^'„i„ %\\'iiiiliiiuxen Biiehau •ßihenicli JCrflhJiojn. 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