re ie ale (A: AACHEUIE A Aue 5 En Dean 5 > an rk I de . » ns u u 2 e u. or: sl | >“ a ararieı van j Alm cal di . A ji Ar u 7 E i u n le; AR Be . Be, \ ee u an: ER Ban a us ai M A DE Sa e en, un A r a . u BL Mn. Al: "al j u ni. 4 Kur li iR a. je & Au i 10 Br BT \ an u an E nr Ben | ei Han . | N Ang En BR I u u N: Bat! ’ n e. in) Sn Er | Be 14 5 a a8 in hr ee EM Aula er 2 D FR .. x u Een n ur Km [ Ib: j B “ Bi Be Br Bi a — En u - ni es ü — An a ARTE | Ti eh ip: . aa Gb IE IBM" u j 5 ” Rr nn r N 4] 5 Er Da u 4 ga NA I® | X Kine li Aulı Le halle > Aa EEE IRRE RUN N \ u Mes rs r nu An it 0 ee HR, Er) N Be SuM NE e »1 W ALLER KT REDE » R Be Er e. a 1 nun EKD Pa u 7), 5 5 Ib u BT m “RE Bunae Le (M m ar BE a en f . 2 nn 5 fr \ I bi DHE ER ur l Ba 4 MM u . dich EHER £ a Ri i 21 iM eat alien Mi er a s I ii u ee - Kuna ji j on j MR ur u Ian IN = ih ik Ni I j Ib Aa Hk, Bi " Bu 1 VE : Ins It LAhal u ER! | ie | u IF BmRE Ei H i AR: h] “ Nur De in " “. i A i ’ E "A E H 1 Er . + : HalRE nn: PEerE ne r'ae 1 Haie en IE AldegN 1,17 ERRIESTE YEaMl en Hl A: R en nn Ai: KH: u he, a a ae i;PtsHR un: Da i KH HlanE dr gun hr II ir Aa ah RT it WERSIER je Rn ir One IHRE 108 Lu h " A! u iR Mo i Kir 2 775 Ber h v2 Pre ER an echt Fun I: u ii m ul: en Fon r 5 u r „PD j I aM In n Hr un nr! E EN BUT I Ze Ha. Kan 1% * Ar | # j f je 4% . e r vv 5 ir j Str ee a SE u 1% j y . u üb Di IF 2 aa Ua Bu A RB ST ie zn . I Pr} ent a Er } Falk La ir El =; f we “ e ’ 3 “ ® r > [4 . % % P72 3 £ ß nn 2 . rn r 3 % - rn Ba | m FEB ‚28 1924 em 4 | sun £ des ' Vereins für vaterländische Naturkunde in "Württemberg. Im Körkäg der ER ER An. Dr. c. v. Hell, Prof. Dr. O. v. Kirchner, Prof. Dr. A. Saner: | Be: Geh. Hofrat Dr. A. v. Schmidt, Prof. Dr. H. E. Ziegler I 7 ‚ herausgegeben von "Prof. J. Eichler. VIERUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG. Mit 3 Tafeln. * Stuttgart. B: Druck no Buchdruckerei von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett. Pe Mitteilungen. Die verehrlichen Mitglieder und Tauschgesellschaften werden behufs Vermeidung von Irrtümern dringend gebeten, sich für ihre Sendungen an den Verein folgender Adresse zu bedienen: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg Stuttgart (Württemberg) Königl. Naturalienkabinett, Manuskript für diese Jahreshefte ist in druckfertigem Zustand jeweils bis spätestens zum 1. März an die Redaktion abzuliefern. Den Verfassern stehen auf Wunsch 50 Sonderabzüge, weitere‘ Exemplare gegen Erstattung der Herstellungskosten, zur Verfügung. Umschläge mit Titeln werden besonders berechnet. Ey Altere Jahrgänge dieser Jahreshefte können, soweit die Vor- räte reichen, in neuen Exemplaren gegen Nachzahlung eines Jahres- beitrags von 5 Mk. netto für den Jahrgang vom Verein bezogen werden. Von einigen Jahrgängen stehen leicht ya ei Exem- plare zu billigeren Preisen zur Verfügung. Mitglieder, welche die Jahreshefte in Driginaleindend zu be- ziehen wünschen, wollen dies der Geschäftsstelle oder dem Vereinskassier Dr. C. Beck, Stuttgart, Wagenburgstraße 10, mitteilen. Die verehrl. Mitglieder werden um rechtzeitige Mitteilung eines ‚etwaigen Wohnorts- und Adressenwechsels dringend ersucht; ins- besondere werden die nach Stuttgart verziehenden Mitglieder: ge- _ beten, hiervon der Geschäftsstelle (Stuttgart, Kgl. Naturalien- kabinett) Mitteilung zu machen, damit ihnen die Einladungen zu den wissenschaftlichen Abenden regelmäßig zugestellt werden können. FEB 28 1994 JAHRESHEFTE des ereins für vaterländische Naturkunde Württemberg. Im Auftrag der Redaktionskommission : Prof. Dr. C. v. Hell, Prof. Dr. O. v. Kirchner, Prof. Dr. A. Sauer, Geh. Hofrat Dr. A. v. Schmidt, Prof. Dr. H. E. Ziegler herausgegeben von Prof. J. Eichler. VIERUNDSIEBZIGSTER JAHRGANG. Mit 3 Tafeln. Stuttgart. Druck von Carl Grüninger Nachf. Ernst Klett, Buchdruckerei Zu Gutenberg. 1918. Inhalt. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten des Vereins. sÖhnungsabschluß für das Jahr 1917. S. VII. ränderungen im Mitgliederbestand. S. VIII. Nachruf. chler, J.: Zur Erinnerung an ÖOberstudienra Dr. Kurr Lampert. (Mit Bild.) S. X. U. Sitzungsberichte. issenschaftliche Abende in Stuttgart. S. XXI. Öberländischer Zweigverein für vaterländische Naturkunde S. XXVI. eyer: Die Bedeutung der‘ Lößmollusken für die Beurteilung des Klimas. (Titel) S. XXIII. ennig: Über die Geologie des südlichen Deutsch-Ostafrika und seine Saurier- lager. S. XXVI. uer, %A.: Über die Steinkohlenvorräte der Erde in ihrer Bedeutung für die weltwirtschaftliche Entwicklung der Zukunft. (Titel) S. XXIII. ohmidt, Axel: Über den heutigen Stand der Wünschelrutenfrage. S. XXIII. III. Original-Abhandlungen und Mitteilungen. rtsch, Karl: Pflanzengeographische Untersuchungen aus Oberschwaben. Mit 20 Bildern im Text. S. 69. 3räuhäuser, Manfred: Die Herkunft der kristallinen Grundgebirg-Gerölle in den Basalttuffen der Schwäbischen Alb. S. 212. ıchner, Otto: Einige Fragen bezüglich der einheimischen Vogelfauna, be- sonders etlicher Wintergäste und Irrgäste, im Zusammenhang mit dem Klima Württembergs. S. 194. | Dittus (W.): Tertiäre Braunkohle in Württemberg. S. 278. ıngel (Theodor): Ein botanisches „Naturwunder“. Mit Textbild. S. 275. Geyer, David: Germania zoogeographica. S. 183. Hennig, Edw.: Über Ptycholepis bollensis As. Mit Taf. III und 1 Textfigur. S.173. Schürmann, Eugen: Die chemisch-geologische Tätigkeit des Neckars. Mit | Taf. I-II. S. 1. a* 7 Yan + Al Kr NEL [ h j } v f “ EAN va 7, I e y N R rclh| NE 5 j h 2 ; { va E Ü, a . N ! I 4 jet a; r r 5 M, 4 ur u A u% } % . # 4 nn ci: 7 ’ Kr R Y » am & F j j De ar ET, u % e ‘ 4 , ie ER 4 “ ur si ; “as, ” z ER $ladal. Nur SD, 4 6 « z\ Er 4 ie ER A ‚ “ TR 13 ad aoiusaiogah aeitdng aid nor ” | Ba FE m dal, aß ne „Iu® ® Jaadrabe | | Are ae} Ss HM) ‚arme rau al eurer. Ka var RN Kr ii ach in ; va ı72K » a nn aA ab yanlintmstt ah Sur: aoiteuftemda vb am Mu ar inet Huhn ba aulintajeösdontond weten u 4 0 RR NE iM sodawdsardO ana. noyudnde era en ni’ ellirad-grilephnand ame At: e SIy A IA adneidsweoh ıah a ad belungi asekheimiodeis. 1b dolläend anipeeh. En zer mi Steige bası W Ft OR Bw NR a armani a re ie ER SR HM *rchanwruse, sschoeinstod ai “ (robond des | DE ta Aupftxo’ 1 Das ut siM A airsoilog air ne HM nal ach HERR ansonsten m 1 PT E ae EZ 1 16R Aut IE N „=> a er ” y : ö er Ri & R te 5 a ’ ER Dee 3 2 « a. " F "y % h nn a 5 v Ko al KAsz Fra re. ES AP Z yo; u “ = 1. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten | des Vereins. Wie in den letzten Jahren, so stand auch im Vereinsjahr 917/18 die Versammlungs- und Vortragstätigkeit des Vereins nmer noch unter der lähmenden und zurückhaltenden Einwirkung les Weltkriegs. Wohl machte sich hie und da unter den Mit- Jliedern das Bedürfnis nach Zusammenkunft und geistiger Ab- enkung von den erschütternden Eindrücken des gewaltigen Ringens _ reltend, aber im allgemeinen fehlte die Freudigkeit, mit der man rüher zu den Jahresversammlungen ging, und der Sinn für Dinge md Betrachtungen, die nicht irgendwie mit den Vorgängen des {riegs im Zusammenhang standen. Dazu kamen die Erschwerungen les Reiseverkehrs, die sich besonders an den für die Vereins- yersammlungen in erster Linie in Betracht kommenden Sonn- und Jeiertagen in verschärfter Weise geltend machten und die eine 3eteiligung namentlich an einer etwaigen Hauptversammlung stark beeinträchtigt haben dürften. Von diesen Erwägungen ausgehend sah die Vereinsleitung auch im verflossenen Jahre davon ab, zu einer allgemeinen Mitgliederversammlung einzuladen, und überließ es ler Zweigvereinen und (Gruppen, je nach ihrem-Bedürfnis wissen- schaftliche Unterhaltungen und Zusammenkünfte in ihren kleineren Kreisen zu veranstalten. So wurden denn auch von der Stutt- Sarter Gruppe 4 wissenschaftliche Abende und vom Oberschwäbischen Zweigverein eine Versammlung in Aulendorf und eine Exkursion ins Wurzacher Ried abgehalten, die sich sämtlich reger Beteiligung erfreuten und den Teilnehmern viel Anregung boten. Da infolge Ausfalls der Mitgliederversammlung auch die Neu- wahlen des Ausschusses und des Vorstands unterbleiben mußten, blieben beide bis auf weiteres in der bisherigen Zusammensetzung in Tätigkeit, doch wurde es im Hinblick darauf, daß einige der bisherigen Ausschußmitglieder, nämlich die Herren v. Grützner, v. Kirchner und Pompeckj, ihren Wohnsitz außerhalb Württem- bergs nahmen, wünschenswert, den Ausschuß durch Zuwahl zu ver- stärken. Demgemäß wurden in der Sitzung des Ausschusses vom 17. Juni 1918 die Herren Prof. Dr. Mack-Hohenheim und Universi- > re tätsbibliothekar Prof. Dr. Robert Gradmann-Tübingen durch Zu wahl in den Ausschuß berufen und nahmen diese Wahl an. An Stel des durch Tod abberufenen Oberstudienrats Dr. Lampert wurde Pro Dr. H. E. Ziegler vom Ausschuß in den Redaktionsausscht gewählt und hat diese Wahl angenommen. Auch im verflossenen Jahre war der Verein in der glück lichen Lage, ein altes, verdienstvolles Mitglied durch seine Wal zum Ehrenmitglied des Vereins auszuzeichnen. Prof. a. I Dr. Konrad Miller in Stuttgart, der seit dem Jahre 1867 .deı Verein angehört und sich in dieser 50jährigen Mitgliedschaft nicl nur durch eine Reihe wertvoller wissenschaftlicher Arbeiten, ins besondere auf dem Gebiet der Erforschung des oberschwäbische Tertiärs, für dessen Kenntnis er die Grundlagen besonders nac “ paläontologischer Seite mitgelegt hat, sondern auch durch Gründun und nachhaltige Förderung des Oberschwäbischen Zweigvereins üi hohem Grade verdient gemacht hat, wurde durch Beschluß des Aus schusses in Anerkennung dieser Verdienste zum Ehrenmitglied ernanı Wie die weiter unten folgenden Veränderungen des gliederbestands zeigen, sind seit dem letzten Bericht in den Reiher der Mitglieder wiederum zahlreiche Lücken entstanden, die dure den erfreulichen Zuwachs leider nicht ganz ausgefüllt wurden. Ei großer Teil, mehr als die Hälfte dieser Lücken, ist durch das Al leben von Vereinsmitgliedern verursacht worden, unter denen nich wenige, wie Oberstudienrat Dr. Lampert, Direktor Dr. Kreuser) Sanitätsrat Dr. Ehrle, Prof. Dr. Häußermann, Geh.Rat Dr. v. Vöchting Bergratsdirektor Dr. v. Klüpfel, Prof. Dr. Philip, Pfarrer Jos. Müller: Prof. Dr. Weigelin u. a. sich teils durch ihre eifrige Tätigkeit im Verein, teils durch langjährige erfolgreiche Forscherarbeit große Verdienste um die Förderung der allgemeinen wie besonders det vaterländischen Naturkunde erworben haben. Der Verein wird das Andenken seiner dahingegangenen Mitglieder stets in Ehren halten, und es ist zu hoffen, daß ihr Geist und Sinn für die Aufgaben des Vereins in diesem lebendig bleiben und am ferneren Wachsen und Gedeihen des Vereins kräftigst mitwirken wird. | Eine Veröffentlichung der Zugänge zu den Vereinssammlunge und der Vereinsbibliothek soll aus verschiedenen Gründen erst nac Wiederbesetzung der zoologischen und paläontologisch-geologische Konservatorenstellen an der Naturaliensammlung, der die Vereins sammlungen angegliedert sind, in einem der nächsten Jahreshef erfolgen. = I = Der Rechnungs-Abschluß r das Jahr 1917 stellt sich folgendermaßen: Einnahmen: t am 1. Jamuar 1917... ... . 1433 M 32 Pf. | ee Pr Fern u itglie träge von 696 "Mitgliedern _ Be | schla; für 269 Stuttgarter Mitglieder . . . 134 „ 50 „ der Verse: er einschließlich Ortszuschlag . 2 ,„ 30: r 113 Originaleinbände von lllehstten . Bez u .» —7a „ verkaufte Jahreshefte . . . Ru: ZU > ui, 7» De | » gelieferte und verkaufte Sonderabzüge Br „ 30 „ Ausgaben: die Bibliothek siel : 8M. — Pf. z der Jahreshefte. und Sonderabzäge ee > Mn - Sur der Jahreshefte . . ... . Hl nm. 50 „ Porti, Spesen und Schreibgebühren . 101 „ 02 arten und Inserate . .. . 89 „. 65 „ und Dankgelder . Zu size | en ten und Bepräsentationsausgaben u BE — z zu den Unkosten des oberschwäbischen Zweig: vereins . . ER an BA „ ie und Hänkisrkosten . . . na og, Bi. 80 .. kerstattete Mitgliedschaftsbeiträge . I Pu - von 1500 M. 5% Deckuber Gase: anleihe (VIL Kriegsanleibe) . .. . . ... . 1434 „ 80 „ 5407 M. 54 Pf Einnahmen . . 2... . 2.020. 6366 M. 12 P£. BE ..; . „ wirgeyichei Iu0HGT > Bir Kassenstand am 1. Januar 1918 . 958 M. 58 Pf. Vermögensberechnung. pitalien nach Nennwert . . iissurall arm MM. — PE Kassenstand. am 1. Januar 1918... 1... 3ER, 58, Vermögen am 1. Januar 1918. . . . . 27058 M. 58 Pf. Vermögen am 1. Januar 1917... . . 26035 „ 32 „ ergibt sich somit eine Vermögenszunahme von 1025 M. 26 Pf. Der Rechner: (gez.) Dr. C. Beck. Die Rechnung wurde geprüft und vollständig in Ordnung befunden. . Stuttgart, 26. August 1918. (gez.) C. Regelmann, Rechnungsrat a. D. u - Veränderungen im Mitgliederbestand. Den Heldentod im Kampf fürs Vaterland fand: Wagner, Erwin, Professor, Heilbronn. Der Verein wird ihm ein dauerndes, ehrenvolles und dankbares Andenken bewahren. Seit dem 1. Juli 1917 traten dem Verein als Mitglieder bei: Caspar, Max, Dr. phil., Gymnasialprofessor, Rottweil. Funk, Apotheker, Schussenried. Günther, Emil, Landgerichtsdirektor, Ravensburg. Gußmann, Erich, Verlagsbuchhändler, Stuttgart. Hennig, Edwin, Dr. phil., Universitätsprofessor, Tübingen. Hirt, Albert, Hauptlehrer, Oberopfingen. Knapp, Dr.. Oberreallehrer, Biberach/R. Müller, Erhard, Dr. med., Geh. Hofrat, SintiankH, Müller, Rosa, Rottweil. Musper, Fritz, cand. rer. nat., Lt. d. Res,, Heidenheim’ Ric hter, Oskar, Major a. D., Stuttgart. Schiefer, Hans, Apotheker, Leonberg. Straub, Max, Oberförster, Leutkirch. Utz, J., Fürstl. Rentbeamter, Wurzach. Wacker, Leutnant, Ludwigsburg. In der gleichen Zeit schieden durch Tod oder Austrittserklärung aus dem Verein: Bälz, Hermann, Bergwerksdirektor a. D., Stuttgart. 7 Bauer, Hermann, Dr., Korpsstabsapotheker, Tübingen. 7 Blanck, Edwin, Dr.. Professor, Tetschen-Liebwerd. Breunlin, Julius, Professor in Ravensburg. Dietter, Dr. med., prakt. Arzt, Merklingen. Eberh ard, F. W., Kaufmann, ARE TIER 68 Ehrle, Karl. Dr. med, Sanitätsrat, Isny. Eisenbach, Forstrat, Einsiedel. v. Gmelin, Friedrich, Dr., Oberfinanzrat a. D., Stuttgart. 7 Graf, Pfarrer, Oberessendorf. Hartmann, Julius, Verlagsbuchhändler, Stuttgart. Be Häußermann, C., Dr., Professor a. D., Ludwigsburg. T Herold, Josef, Dr., Vikar, Zizers. Huber, Julius, Hofiak, Bankdirdktor, Stuttgart. Humm, Öberlehrer, Eintürnen. 7 Käfer, Fheoder, Oberförster, Schussenried. v. Klüpfel, Gustav, Dr., Präsident a. D., Stuttgart. Klüpfel, Richard, Dr. med., Sanitätsrat, Urach. 7 . Knöpfler, A., Dr. med., prakt. Arzt, Eberhardszell. Kreuser, Dr., O.Med.-Rat, Anstaltsdirektor, Winnental. 7 Krohmer, Wilh., Dr. phil., Professor, Eßlingen. Lampert, Kurt, Dr., 0.Stud.-R., Vorstand der K. Naturalien- sammlung, Stuttgart. j Landerer, Heinr., Dr. med., Hofrat, prakt. Arzt, Göppingen. 7 Martini, E., Dr., Hamburg. Mohl, E., Dr. phil., Chemiker, Stuttgart. T Morstatt, Albert, Apotheker, Cannstatt. Müller, Joseph, Pfarrer, Engerazhofen. 7 Müller, Dr. med., Wemding. Müller, 'C., Apotheker, Spaichingen. Petzendorfer, Ludw., Hofrat, Bibliothekar, Stuttgart. 7 Philip, Max, Dr. phil., Prof., Chemiker, Stuttgart. j Rupp, Professor, Ludwigsburg. Sautermeister, O., Apotheker, Rottweil. Scriba, Karl, Fabrikant, Karlsruhe. T Sporer, Benedikt, Dr., Professor, Ehingen. Von der Trappen, Artur, Photograph, Stuttgart. v. Uxkull-Gyllenband, Graf, Oberforstrat a. D., Kirch- an u T. IT Vierthaler,- Pfarrer, Heudorf. v. Vöchting, Herm., Dr., Geh. Hofrat, Univ.-Prof., Tübingen. Weigelin, Julius, Dr. med., Prof., prakt. Arzt, Stuttgart. T Weyrauch, Robert, Dr., Professor, vordem in Stuttgart. Der Verein zählt somit Ende Oktober 6 Ehrenmitglieder und 735 “ordentliche Mitglieder. Zur Erinnerung an Oberstudienrat Dr. Kurt Lampert. | Von J. Eichler. In der Frühe des 21. Januar 1918 entschlief im Ludwigspital zu Stuttgart, wo er Genesung von einer schweren Erkrankung zu finden hoffte, Oberstudienrat Dr. Kurr Lamrert, Vorstand der K. Naturaliensammlung in Stuttgart und Konservator ihrer zoo- logischen Abteilung, ein Mann, der mit dem geistigen Leben der Stadt Stuttgart wie des ganzen Landes aufs innigste verwachsen war, der insbesondere auch in unserem Verein für vaterländische Naturkunde lange Zeit hindurch eine führende Stellung ein- genommen hat. Jeder Besucher unserer Versammlungen in den letzten drei) Dezennien wird sich des Verstorbenen erinnern als eines der stets ( f Em = geschäftigen Vorstandsmitglieder, der jedem Teilnehmer in liebens- . würdigster Weise entgegenkam, auf etwaige Anliegen bereitwilligst einging und freundlichste Auskünfte erteilte oder vermittelte, der die wissenschaftliche Sitzung ebenso wie das anschließende Mittags- mahl durch gehaltvolle Vorträge bezw. durch treffliche Tischreden belebte, der auf Exkursionen wie beim Schoppen durch belehrende und launige Unterhaltung zu fesseln wußte, kurz, der in jeder Richtung zu einem schönen und befriedigenden Verlauf der Ver- anstaltung beitrug. Und wer einen tieferen Einblick in das Ge- triebe des Vereins gewann, konnte bald feststellen, daß das Wirken dieses Mannes für den Verein sich nicht auf seine Tätigkeit bei den Versammlungen beschränkte, daß ‘auch daheim in seinem Arbeits- zimmer im Naturalienkabinett die Fäden zusammenliefen, die einer- seits die weit zerstreuten Vereinsglieder zu einem Organismus zusammenschließen und andererseits diesen mit der Außenwelt ver- binden. Er konnte auch erfahren, daß L. es war, der als junger Assistent zusammen mit 6 älteren Vereinsmitgliedern die für das geistige Leben im Verein so bedeutungsvoll gewordenen „wissen- schaftlichen Abende“ in Stuttgart ins Leben rief, und daß er es war, der viele Jahre hindurch für die Entwicklung und das Ge- deihen dieser neuen Einrichtung eifrigst Sorge trug. Bei alledem zeigte es sich, daß ihm, dem mit dem Vereins- leben in allen seinen Verzweigungen aufs innigste verknüpften langjährigen geschäftsführenden Vorstand, die Leitung und Förderung der Vereinsangelegenheiten in der Zeit seiner Amtsführung nicht nur eine durch Wahl auferlegte Verpflichtung, sondern geradezu - die Befriedigung eines starken inneren Bedürfnisses war. Wer von uns hätte es daher nicht als einen schweren Verlust für den Verein empfunden, als an jenem Montagmorgen dieser eifrige Förderer unserer Vereinssache unerwartet bald aus diesem Leben abberufen und uns seine treue Mitarbeiterschaft, seine viel- _ seitigen Kenntnisse und Erfahrungen und seine stetige Hilfsbereit- schaft auf immer entrissen wurden. Der Schmerz um diesen Verlust fand vollen Ausdruck, als am 23. Januar ein außerordentlich zahlreiches Trauergeleite sich in der Kapelle des Pragfriedhofs und an der mit Palmen dicht - umstellten, von mildem Wintersonnengold überfluteten letzten Ruhe- stätte um den mit prächtigen Kränzen reichgeschmückten. Sarg - scharte, und zahlreiche Ansprachen, darunter auch die unseres Vor- sitzenden, Professor Dr. Saver, und des Schreibers dieser Zeilen, — Wi — von der hohen Wertschätzung zeugten, deren sich der Entschlafene in weitesten Kreisen zu erfreuen hatte. Es möge auch hier der Dank wiederholt werden, der ihm dort gezollt wurde, für all das, was er dem Verein in 34jähriger Mitgliedschaft sowohl als Mit- glied wie als langjähriger Angehöriger des Ausschusses und der Vorstandschaft in treuer Arbeit geleistet hat und was sein An- denken im Verein über das Grab hinaus lebendig erhalten wird. Kurr LAnrert wurde geboren am 30. März 1859 zu Ippesheim in Mittelfranken als einziger Sohn (neben drei jüngeren Schwestern) des als Schriftsteller und als langjähriges liberales Mitglied der bayerischen Abgeordnetenkammer bekannten Pfarrers FRIEDRICH lLanpert. Schon in dem als äußerst gastfrei bekannten elterlichen Haus fand der Knabe reiche Gelegenheit, viele geistig und politisch hochstehende Männer der 60er und 70er Jahre kennen zu lernen, die auf seinen empfänglichen Geist nachhaltige Einwirkung aus- übte. Daneben sammelte er aus der wohlbestellten väterlichen Bibliothek einen reichen Schatz von literarischem Wissen, aus dem er noch in späteren Jahren mühelos schöpfen konnte. Zu gleicher Zeit entwickelte sich aber auch in ihm schon frühzeitig eine wohl auf die Großeltern mütterlicherseits zurückzuführende Neigung, sich mit der ihn umgebenden lebenden Natur zu beschäftigen. Gefördert durch das Landleben und gepflegt durch die Mutter (Marız geb. VON WOLFERSDORFF, eine feinsinnige Naturfreundin, (die zeitlebens in inniger Liebe und geistiger Gemeinschaft mit ihrem Sohn ver- bunden war und nur wenige Wochen nach dem Tode desselben dem Kummer um ihren Verlust erlag), äußerte sich diese Neigung besonders im Sammeln, Pflegen und verständnisvollen Beobachten aller erreichbaren Tiere, woher es denn kam, daß auch später noch, als der junge Gelehrte das väterliche Pfarrhaus längst ver- lassen hatte, Aquarien und Terrarien zur ständigen Einrichtung des letzteren gehörten. Nach Durchlaufung des humanistischen Gymnasiums in Ans- bach studierte L. in Erlangen, wo er sich der als „Bubenreuther“ bekannten Burschenschaft anschloß, und in München Naturwissen- schaft und wurde dann nach wohlbestandener Staatsprüfung für das höhere Lehramt und nachdem er im Jahre 1883 auf Grund einer Arbeit „Zur Genese der Chorda dorsalis beim Axolotl“ zum Doktor promoviert worden war, Assistent am zoologischen Institut der Universität Erlangen bei seinem Lehrer Emm SELENKA, dessen wissenschaftliche und zugleich künstlerische Naturauffassung den — A — jungen Zoologen in hohem Grade fesselte. Durch SeLexka an den - damaligen Vorstand des Naturalienkabinetts Fernınann von Krauss, empfohlen, kam L. im Frühjahr 1884 nach Stuttgart, um die bis dahin von C. B. Kıunzınger versehene Stellung des ersten Zzoo- logischen Assistenten an der K. Naturaliensammlung einzunehmen. ‘ Hier hat er nun für sein ganzes ferneres Leben festen Fuß gefaßt, ‘zumal als er sich im Jahre 1886 durch Verheiratung mit der ältesten Tochter des Apothekers BörTiser in Erlangen einen eigenen Herd gründete, und sich einen weiten Wirkungskreis geschaffen. Zunächst wurde die schon in Erlangen begonnene große Arbeit "über die Seewalzen ! beendigt, die einen Teil von Semper’s „Reisen "im Archipel der Philippinen“ bildet, und daran anschließend die Bearbeitung der Holothurienausbeute einiger wissenschaftlichen Forschungsexpeditionen vorgenommen?. Dadurch wurde das Inter- esse des jungen Zoologen auf die damals beginnende Tiefseeforschung gelenkt, deren Ergebnisse er in mehrfachen Vorträgen und Auf- 'sätzen behandelte°; doch ist sein im stillen gehegter Wunsch, sich - an einer der dafür ausgesandten Expeditionen beteiligen zu können, nicht in Erfüllung gegangen. Dafür entschädigte er sich dadurch, - daß er sich später mit großem Eifer der Erforschung des Süß- wasserlebens widmete. Als nämlich im Jahr 1890 der um die Entwicklung der Naturaliensammlung hochverdiente Direktor von Krauss starb, hinterließ er seinem Nachfolger an der damals noch zoologisch- botanischen Abteilung — die botanische Abteilung wurde erst 1905 einem eigenen Konservator unterstellt — eine reichhaltige, in allen | Teilen wohlgeordnete und trefflich erhaltene Sammlung. Den Stand - der letzteren hat L. in seinem im 52. Jahrgang (1896) dieser Jahreshefte veröffentlichten Aufsatz „Zur Geschichte desK. Naturalien- kabinetts in Stuttgart“, geschildert, aus welchem ersichtlich ist, daß sie, wie das früher bei nicht mit einer Universität verbundenen ! Die Seewalzen, Holothurioidea. Eine systematische Monographie. (Wies- ' baden 1885.) 14 ®? Die Holothurien von Südgeorgien. Nach der Ausbeute der Deutschen Polarstation 1882 und 1883. (Hamburg 1886.) — Die während der Expedition -8.M.S. „Gazelle“ 1874—1876 von Prof. Dr. Th. Studer gesammelten Holothurien. = (Zool. Jahrb. Bd. IV.) — Die von Dr. Stuhlmann in den Jahren 1888 und 1889 an der Ostküste Afrikas gesammelten Holothurien. (Hamburg 1896.) ' ° Die Tiefsee und ihre Erforschung. (Gemeinn. Wochenschr. 1886.) — Fortschritte in der Meereskunde. („Natur.“ 1889.) — Resultate der ern Tiefseeforschung. („Pollichia.* 1901.) — 1M — Sammlungen wohl allgemein der Fall war, vorwiegend den Cha-: rakter einer Schausammlung trug. Es waren zwar die vorhandenen: Arten fast durchweg in den Schaukästen aufgestellt und der Be- ‚sichtigung durch die Besucher zugänglich gemacht, dabei waren aber die Tierformen in erster Linie berücksichtigt, die durch Größe, Form und Farbe ins Auge fallen, an denen der Besucher „etwas sieht“. Einen wesentlichen und vorteilhaften Unterschied gegen: die meisten Museen seiner Art hatte das Naturalienkabinett aber: darin aufzuweisen, daß neben der allgemeinen, Tiere: aller Welt- teile beherbergenden Sammlung, in einem besonderen ‚Saal eine Sammlung der württembergischen Fauna aufgestellt war; ja, in der geologisch-paläontologischen Abteilung trat diese Trennung noch viel schärfer hervor, da in ihr die im Parterresaal unter- gebrachte württembergische Sammlung den Hauptbestandteil bildete, gegen den die im oberen Stock aufgestellte allgemeine Sammlung: sehr zurücktrat. In dieser dem Verein für vaterländische Natur- kunde gehörigen „vaterländischen Sammlung“, die später aber auch. manchen Zuwachs aus Mitteln des Naturalienkabinetts erfuhr, waren die Tiere auch nach anderen Gesichtspunkten aufgestellt, namentlich: waren sie schon von Anfang an vielfach „biologisch“ präpariert und gruppiert. Eine Änderung dieser Grundzüge vorzunehmen lag nicht in der :Absicht des neuen Konservators, obwohl seine Ansichten über die Aufgaben einer Naturaliensammlung entsprechend den .Fort-: schritten der zoologischen Wissenschaft etwas weiter gingen als die seines Vorgängers. Diese Ansichten hat L. später in mehreren Aufsätzen! ausgesprochen und nochmals nur wenige Wochen vor seinem Tod schriftlich niedergelegt. Danach faßte er die Aufgabe eines naturhistorischen Museums, insbesondere der zoologischen Abteilung eines solchen als eine doppelte auf: einerseits soll 'es. eine Schausammlung enthalten, in welcher dem Besucher Vertreter aus allen Gruppen des Tierreichs in ästhetischer, lebenswahrer (biologischer) Aufstellung vor Augen geführt und in lehrhafter Weise erläutert werden.. Insbesondere soll hierbei die einheimische Fauna berücksichtigt werden. Daneben soll das Museum aber — räumlich getrennt von jener — eine Ergänzungssammlung (Magazin) besitzen, ! Die naturhistorischen Museen. (Schriften der Zentralstelle für Arbeiter- wohlfahrts-Einrichtungen. 1911.) — Zur Geschichte der naturhistorischen: Museen. (Kosmos, Handweiser für Naturfreunde. 1911. S. 121 ff.) a A in der dem wissenschaftlichen Forscher ein möglichst umfangreiches: nd vollständiges, sorgfältig konserviertes Material für systematische, geographische und andere einschlägige Untersuchungen dargeboten yird. Da die gewünschte Vollständigkeit aus naheliegenden Gründen jur in den ganz großen Museen annähernd erreicht werden kann, empfiehlt es sich für mittlere und kleinere Museen, Vollständigkeit in einzelnen systematischen oder geographischen Gruppen an- zustreben, namentlich aber die Fauna der engeren Heimat :in rößtem Umfang zu sammeln, um dadurch nicht nur die Heimat- unde zu fördern, sondern auch die Grundlage für genaue Kenntnis der sich aus den Einzelgebieten zusammensetzenden größeren Ge- biete zu schaffen. Eine vollständige Trennung der Stuttgarter Naturaliensamm- lung in Schau- und Ergänzungssammlung war trotz ihrer Reichhaltig- keit aus räumlichen Gründen nicht mehr möglich. Es blieb daher L. nichts anderes übrig, als sie in der bisherigen Weise fortzu- ühren, dabei aber einzelne Gruppen, die bisher schon einen Ansatz u kräftigerer Entwicklung zeigten, besonders auszubauen und anderen, die zwar weniger Schauobjekte liefern, aber doch von wissenschaftlichem Interesse und für die naturwissenschaftliche Durchforschung des Heimatgebiets von Wichtigkeit sind, eine er- höhte Aufmerksamkeit zu widmen. | So waren es z. B. unter den Vögeln die Fasanen und Paradies- vögel, unter den Reptilien .die Chamäleoniden, unter den Mollusken die. Pomatia-Gruppe, unter den Insekten die Ornithoptera, die sattung Apollo, die Goliathiden und die Phasmiden (Gespenstheu- schrecken), unter den Echinodermen die Holothurien, unter den Spongien die Hexactinelliden (Glasschwämme), die schon früher in er Sammlung gut vertreten waren und deren Artbestand nach Köglichkeit vervollständigt wurde. Von Gruppen ökologischer Natur waren es besonders die Höhlentiere und die Ektoparasiten der Haartiere und Vögel, denen L. mit großem Eifer nachging und "von denen er reichhaltige Sammlungen. zusammenbrachte. Ganz "besonders gilt dies von der Kleinlebewelt des Süßwassers, die L. "nicht nur selbst auf zahlreichen Exkursionen an die oberschwäbischen ‚Been sammelte, sondern auch, wo sich nur Gelegenheit bot, aus Fanderen Gebieten durch Freunde und Forschungsreisende zu er- ‚langen suchte. Dieser „Spezialität“ entsprang dann auch das Hauptwerk Laurerr’s „Das Leben der Binnengewässer“, das erst- "mals im Jahr 1899 und in zweiter Auflage 1910 erschien und an — IRM — dessen stetiger Erweiterung und Verbesserung für die dritte Auf- lage der Verfasser sozusagen bis zum letzten Atemzug arbeitete. Das Werk wurde nicht nur in deutschen Fach- und Liebhaber- kreisen überall freundlichst aufgenommen, es hat auch durch Über- setzung ins Russische und Ungarische weite Verbreitung im Aus- land gefunden. | | Aber nicht nur die bereits namhaft gemachten Tiergruppen erfuhren reichen Zuwachs, sondern auch alle übrigen Gruppen‘ wurden durch Kauf und Schenkung wesentlich vermehrt. Durch persönliche Bekanntschaft mit Forschungsreisenden und Sammlern' in den verschiedenen Erdteilen, die er vielfach mit Mitteln und# Sammelgeräten unterstützte, gelang es L., der Naturaliensammlung ein reiches Material zuzuführen. Es mag hierbei erwähnt werden, daß es ihm gelang, das von dem bekannten Gönner Baron Ferv. v. Möürver in Melbourne zugunsten der Naturaliensammlung ge- stiftete Reisestipendium, das infolge seiner veralteten Verleihungs- bedingungen vordem niemals vergeben worden war, durch Umgestal tung der Satzungen für das Naturalienkabinett nutzbar zu machen; allerdings nicht immer mit dem gehofften Erfolg. Auch sonst ver- stand es L., seiner Sammlung Gönner und Schenker zu werben, und wenn sich im Jahre 1912 eine namhafte Anzahl solcher Gönner zum „Verein zur Förderung der K. Naturaliensammlung in Stutt- gart“ zusammenschloß, und der letzteren bereits mehrere wertvolle Stücke zum Geschenk machte, deren ‚Anschaffung aus den be schränkten Staatsmitteln allein nicht hätte bestritten werden können, so darf dies wohl auch zum guten Teil als ein Verdienst LAupErr’s‘ angesehen werden !. Dank dieser emsig werbenden Tätigkeit L.’s wuchs denn die Sammlung in raschem Tempo und die Kästen und Räume erwieser sich bald als zu klein, um alle Eingänge unterbringen oder gar aufstellen zu können. Ganz besonders gilt dies von der Insekten sammlung, die neben der der Weichtiere und Spinnen besonders” starke Vermehrung erfuhren. Um eine allzugroße Überfüllung der Schaukästen zu vermeiden, in denen man stellenweise „den Wald. vor Bäumen nicht mehr sah“, wurden von den höheren Tieren‘ Fell- und Balgsammlungen angelegt und von den Spirituspräparatenm ‘ Es verdient an dieser Stelle dankend hervorgehoben zu werden, daß der’ genannte Verein auch die besonders an hydrobiologischen Schriften reiche natur wissenschaftliche Privatbibliothek Lampert’s nach dessen Tod angekauft und der Naturaliensammlung überwiesen hat. u — VI — mußten viele aus den Sammlungsräumen entfernt und in Reserve eestellt werden. Eine Erleichterung trat ein, als im Jahre 1904 Hinblick auf eine spätere Erweiterung des Naturalienkabinetts das anstoßende Grundstück Archivstr. 4 mit den daraufstehenden Gebäuden vom Staat angekauft und der Naturaliensammlung zur Verfügung gestellt: wurde. Es konnten dorthin nicht nur ver- ‚schiedene Arbeitsräume von Sammlungsbeamten verlegt. sondern ‚auch ein Teil der für Ausstellungszwecke weniger geeigneten Samm- ingen der niederen Tierwelt und Insekten gebracht werden. Leider hat sich die Hoffnung, dies Provisorium bald durch ein Definitivum ersetzen, d. h. das Sammlungsgebäude durch Überbauung des ge- nannten und weiterer angrenzenden Grundstücke erweitern zu können, aus verschiedenen Gründen nicht erfüllt: und als im Jahre 1911 die Notwendigkeit eintrat, zur Aufstellung des Steinheimer Mammuts und der Trossinger Dinosaurier neuen Raum zu schaffen, ‚mußte man sich mit einer seitlichen Erweiterung des Flügels in der Archivstraße begnügen, wodurch die bisherige Harmonie der Aufstellung eine Störung erfuhr. Selbstverständlich war es L. nicht bloß darum zu tun, die Sammlungen zu vermehren, vielmehr war er auch stets darauf bedacht, das gesammelte Material wissenschaftlich zu verwerten. Wie er daher einerseits bei Neuerwerbungen darauf sah, womöglich solche Sammlungen zu erhalten, die von Spezialisten gut durch- gearbeitet und reich an Typen waren, so stellte er andererseits ‚selbst gern das noch unbearbeitete Material der Naturaliensammlung- solchen Spezialisten zur Bearbeitung zur Verfügung, indem er "ihnen zugleich Gelegenheit schuf, die Ergebnisse ihrer Verarbeitung in den „Mitteilungen aus dem Naturalienkabinett“ zu veröffent- lichen. Er selbst konnte sich, abgesehen von den Holothurien, denen er die Jugendliebe bewahrte, an diesen Spezialarbeiten infolge "Überlastung mit sonstigen Geschäften nur wenig beteiligen, doch zeigen verschiedene Aufsätze, wie „Zur Kenntnis der niederen Tier- und Pflanzenwelt des Putzendteichs bei Nürnberg*!, „Tiere und Pflanzen der Jetztzeit in den schwäbischen Höhlen“ ?, "Rädertiere“®, „Vom Okapi (Ocapia Johnstoni SLATER)“ * oder das prächtige Werk '02In „Festschrift zum XVI. Geographentag in Nürnberg 1907*. ' 2 Blätter des Schwäb. Albvereins. 1908. ® Mikrokosmos“, Zeitschrift für angewandte Mikroskopie ete. 1910/11. * Diese Jahreshefte. Jahrgang 1914. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. b ! . — XI — „Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas“ ', wie gern er auf diesem Gebiet mitarbeitete? und wie es ihm darum zu tun war, die Schätze der Sammlung für die Wissenschaft nutzbar zu machen. ih So stellte er auch Gelehrten, Lehrern und Künstlern die Sammlungsgegenstände für ihre Zwecke gern zur Verfügung; mit erößter Liebenswürdigkeit war er bereit, Besuchern die Samm- lungen. für die er 1906 einen instruktiven „Führer“ herausgegeben hat, zu zeigen, Führungen, Vorträge und liehrkurse in ihnen ab- zuhalten und so das Interesse für sie und für die Wissenschaft zu wecken. Mit lebhaftestem Interesse verfolgte er die Arbeiten über die wirtschaftliche Bedeutung der Tiere, insbesondere der Insekten, und bereitwilligst gab er Auskunft über Bekämpfungsmethoden beim Auftreten von Schädlingen usw. So beteiligte er sich auch, als durch den Krieg die Gefahr der Malariaausbreitung und der Einschleppung von Schlafkrankheit zunahm, mit großem Eifer daran, die Verbreitung der Überträger dieser Krankheiten, der Anopheles- Arten und der Zecken in Württemberg festzustellen. In innigem Zusammenhang mit der Fürsorge für das Gedeihen der Naturaliensammlung stand nun eine weitere umfangreiche Tätig- keit des Verstorbenen: sein Wirken in verschiedenen, mehr oder weniger naturwissenschaftliche Ziele verfolgenden Vereinen. Seiner Tätigkeit in unserem Verein für vaterländische Naturkunde wurde schon eingangs dieser Erinnerungszeilen gedacht. Neben ihm hatte auch der Württ. Anthropologische Verein sich viele Jahre hindurch der eifrigen Mitwirkung Lanrerr’s im Ausschuß zu erfreuen und gern lauschte man in den Versammlungen des Vereins seinen Vor- trägen über interessante Kapitel aus der Ethnographie. Die um- fangreichste Tätigkeit aber entfaltete L. im Württ,. Verein für Handelsgeographie, dem er -— seiner Neigung für erd- und völker- kundliche Forschung folgend — schon bald nach seiner Übersiedlung nach Stuttgart näher getreten war und in dem er seit dem Jahre 1890 das Amt des Schriftführers bekleidete. Mit welcher Hingabe er sich den großen Aufgaben des damals noch jungen aufstrebenden Vereins widmete, in welchem Maße er sich um das dort entwickelte, 'J. F. Schreiber, Eßlingen. ?® Leider kam die seit vielen Jahren geplante und vorbereitete biologische Beschreibung des Federsees und ebenso die nach einem im Jahre 1916 unter- nommenen Besuch des Bialowieser Forstes übernommene hydrobiologische Schilde- rung des letzteren nicht mehr zur Ausführung. j Ak DE ‚den weitesten Kreisen Stuttgarts zugute kommende geistige Leben und um die große Schöpfung des Vereins, das „Linden-Museum“, verdient gemacht hat, läßt sich nicht mit kurzen Worten sagen. Nur sei hervorgehoben, daß gerade auch die Tätigkeit in diesem Verein reiche Früchte für das Naturalienkabinett trug, insofern die durch sie angeknüpften persönlichen Beziehungen zu einer sehr ‚großen Anzahl der bedeutendsten Forschungsreisenden auch mancher - wertvollen Jagd- und Sammelbeute der letzteren den Weg in die -Naturaliensammlung bahnten. Als Ergebnis der Vorliebe L.’s für Völkerkunde kann wohl das im Verlag der Deutschen Verlags- anstalt in Stuttgart erschienene Prachtwerk „Die Völker der Erde, eine Schilderung der Lebensweise, der Sitten, Gebräuche, Feste ‚und Zeremonien aller lebenden Völker“, angesehen werden, eine Be- ‚arbeitung von H. N. Hurcamson’s „Living races of mankind“, die - der Bearbeiter durch viele Früchte eigener Literaturstudien er- weitert hat. Neben den bereits genannten Vereinen sind es hauptsächlich noch der Württ. Landesfischereiverein, der Württ. Gartenbauverein, der Württ. Tierschutzverein und der Bund für Vogelschutz, in - denen Iı., sei es als Vorstand, sei es als Mitglied des Ausschusses - wirkte und denen sein reiches Wissen, sein weiter Blick und seine - Begabung für eine taktvolle Geschäftsführung in hohem Maße zu - statten kamen. Noch manche andere Vereine durften sich an diesen Gaben freuen und auf die bereitwillige Unterstützung L.’s durch Vorträge usw. rechnen, doch würde es zu weit führen, wollte hier aller dieser Beziehungen im einzelnen gedacht werden. Zu den beiden bisher bezeichneten Arbeitsgebieten L.'s, ‘ Naturaliensammlung ünd wissenschaftliche wie Fachvereine, gesellte sich als Drittes noch die Schule, da L. nicht nur in dem früheren v. Prieserschen Töchterinstitut, sondern seit seiner Gründung auch im Mädchen-, späteren Königin Charlotte-Gymnasium, im ersten - Kriegsjahr auch in der Friedrich-Eugen-Realschule und im Eberhard- - Ludwigs-Gymnasium natur- und erdkundlichen Unterricht erteilte. Die Lehrmethode L.’s, dessen Großvater und auch Urgroßvater väterlicherseits hervorragende Pädagogen waren, zeichnete sich da- ‚durch aus, daß sie frei von schulmeisterlicher Pedanterie und jedem Drill abhold war. Er wußte seine Schüler und insbesondere seine Schülerinnen, bei denen der „Poseidon der Binnengewässer“, wie ‚sie ihn ob seiner Vorliebe für die Seenforschung im Scherze wohl nannten, hoch in Ehren stand, nicht nur durch die liebenswürdigen Umgangsformen, die er auch den jüngeren Altersklassen gegenüber beobachtete, für sich einzunehmen und zum Eifer anzuspornen, sondern auch durch die Fülle des in unterhaltendem Plauderton dar- gebotenen, aber stets durchaus auf dem Boden der Wissenschaft stehenden Unterrichtsstoffes zu fesseln und zu selbständiger Arbeit anzuregen. Schließlich sei noch erwähnt, daß L. auch in verschie wichtigen Kommissionen, wie in der Reblaus-Kommission, im Württ. lLaandesausschuß für Natur- und Heimatschutz mitwirkte und an der naturwissenschaftlichen Oberamtsbeschreibung mitarbeitete. Es ist bewundernswert, daß L. bei dieser ausgedehnten amt- lichen und außeramtlichen Tätigkeit noch Zeit fand, auch eine reiche schriftstellerische Tätigkeit zu entfalten; aber sein unermüd- licher Fleiß, seine scharfe Auffassungsgabe, verbunden mit einem vorzüglichen Gedächtnis, machten es seiner gewandten Feder leicht, die Ergebnisse seiner Studien zu Papier zu bringen. So verfaßte er außer den bereits genannten Werken und zahlreichen in der Tagespresse veröffentlichten Aufsätzen, Nachrufen und Berichten, noch eine ganze Reihe größerer und kleinerer Schriften, die teils naturwissenschaftliche Fragen in allgemein verständlicher Dar- stellung behandeln, teils in leichtem Plauderton gehalten sind, sich aber niemals vom sicheren Boden der Tatsachen ins Reich der Spekulation und Phantasie verirren. Es seien hier nur einige wohl- bekannte erwähnt, wie: „Das Tierreich. I. Säugetiere“ '; „Die Welt der Organismen“ *; „Die Abstammungslehre“ °; „Vom Keim zum Leben“ *, sowie „Bilder aus dem Käferleben“ in Serie A Bd. 2 der unter seiner Ekine herausgegebenen „ Naturwi ssenschaftliche Wegweiser“ ®, Die verdienstvolle Tätigkeit L.’s fand nicht nur reiche An- erkennung in den weiten Kreisen, denen sie gewidmet war, sondern auch seitens seiner vorgesetzten Behörden und der Staatsregierung, die ihm schon frühzeitig den Titel „Oberstudienrat“ verlieh und ihn durch mehrere hohe Orden auszeichnete. Von.mehreren aus- wärtigen gelehrten Gesellschaften wurde er zum korrespondierenden Mitglied gewählt. pr Sammlung Göschen. 1906. Neudruck 1917. „Aus Natur und Geisteswelt.“ 1909. i „Bücher der Naturwissenschatt“ (Leipzig. Reclam). Bd. 7. Das. Bd. 15. Stuttgart, Strecker & Schröder. “. . (u - Br. - IKK — f Was ‚die Persönlichkeit L.’s anbetrifit, so war er im gesell- lichen wie im amtlichen Verkehr von gewinnender Liebens- eit. Seine weithin bekannte Bereitwilligkeit Freunden und Be eiten selbst ihm fernstehenden Personen mit seinen Fähig- t ten oder mit seinen weitausgedehnten freundschaftlichen Ver- dungen behilflich zu sein, wurde oft in Anspruch genommen und ) ihm viele Freunde. Diese Inanspruchnahme geschah gar t selten auf Kosten seiner ohnedies schon reichlich ausgefüllten itszeit, sodaß der unermüdlich Tätige für gewöhnlich noch e Nacht zum Tage machen mußte und sich nur ‚selten die zur rholung nötige Ruhe gönnen konnte. Bei allem Entgegenkommen ar L. aber keineswegs ein Leisetreter, sondern ein allezeit und ientwegt für seine Überzeugung eintretender streitbarer Mann, m es gelegentlich nicht an beißender Schärfe und Sarkasmus hlte. Seinen Mitarbeitern und Untergebenen war er ein nichts- eniger als bürokratisch denkender, wohlwollender Kollege und forgesetzter. Er war ein Freund edler Geselligkeit und sein Vissen, seine Belesenheit und seine Gewandtheit in der Unter- altung machten ihn zum vielgesuchten angenehmen Gesellschafter. sinen Freunden war er treu ergeben und schmerzlich vermißt an in ihren Kreisen, unter denen der auch von ihm hoch und ert gehaltene „Schneckenkranz“ in erster Linie steht, seine an- egende Unterhaltung. Wie man an seinen und seiner Familie "reuden herzlichen Anteil nahm, erregte es auch innigste Teilnahme reitester Kreise, als ihm, nachdem sein erster Sohn schon im ® | \ r il Original-Abhandlungen und Mitteilungen. Die chemisch-geologische Tätigkeit des Neckars. Von Eugen Schürmann, Stuttgart-Untertürkheim. | Mit Taf. I, II und 2 Textfiguren. 1. Wahl der Probestellen. S. 4. — 2. Probeentnahme. 8. 6. — 3. Analyse. 8. 7. elta PL SIR, oe Ne 1, Niederwasserschwebstoffe. S. 21. — 2. Hochwasserschweb- stoffe. S. 24. en Btölle. ... . ... 2 een en len 1. Der Trockenrückstand. 8. 33. — 2. SiO,. S. 37. — 3. Sesqui- oxyde. 8, 38. — 4. Ca”. 8.38. — 5. Mg”. S. 39. — 6. Na’. 8.40. — 7. K. 8.41. — 8.HC0,', C0,”, C0,.8.43. — 9. 30,*. 8.44. — 10. Cl’. S.46. — 11. Untergeordnete Bestandteile. 9. 46, Vo. Geologische Bewertung der Analysenresultate der EG BOHLOlIEen ».: . 5... Se ee ee 1. Neckar Plechingen. 8. 47. — 2. Fils. 8. 47. — 3. Neckar Besigheim. S. 48. — 4. Enz — Nagold. S. 49. — 5. Neckar Klingen- berg. S. 51. — 6. Kocher. 8.51. — 7. Jagst. 8.52. — 8. Neckar Gundelsheim. S. 53. VII. Die jährliche Gesamtleistung des Neckars in der Zeit: vom 25. III. 1915— 25. III. 1916, beobachtet an der Probestelle Offenau IX. Anhang: Die geologisch-chemischen Vorgänge bei der Bildung des ee ty ee > I. Vorwort. Inhaltsübersicht. Seite E33 El NER EV peen A sI 1 nn ne ee al FEN RE ARABRE: BITTE Tr nn ae ch an ie elleian 32 47 53 Die Veranlassung zu vorliegender Untersuchung gab ein von rof. Sauer bearbeitetes Gutachten, inwiefern die von der chemi- ‚schen Fabrik Wohlgelegen-Heilbronn in den Neckar eingeleiteten abrikrückstände schädlich einwirken. « Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 1 N Bei dieser Gelegenheit wurden in Württemberg wohl zum ersten Male genauere Feststellungen über den Massentransport an gelöstem und schwebendem Material gemacht und besonders bei Hochwasser so erstaunliche Zahlen erhalten, daß es wünschenswert erschien, inähnlicher Weise das gesamte Neckarsystem zu untersuchen. Zwar fehlt es nicht an ausführlichen quantitativen Analysen württembergischer Flußwässer; allein entsprechend ihrem zumeist besonderen Zweck beschäftigen sie sich nur mit einem augenblick- lich herrschenden Zustand. So soll diese Arbeit den Versuch darstellen, an der Hand von zahlreichen, nach Zeit und Ort vergleichbaren Analysen unter besonderer Berücksichtigung der bei verschiedenen Wasserständen eintretenden Veränderungen wenigstens für den Neckar und seine größten Nebenflüsse zahlenmäßige Angaben über ihre ee | Tätigkeit zu gewinnen. Die Untersuchung wurde in der Zeit vom SS. 1914 bis SS. 1916 größtenteils im chemischen Laboratorium des geologischen Instituts an der Kgl. Techn. Hochschule Stuttgart ausgeführt, in Tübingen vollendet, und es ist mir eine angenehme Pflicht, meinen verehrten Lehrern, Herrn Prof. Sauer, derz. Rektor der Kgl. Techn. Hoch- schule, für seine freundliche Unterstützung mit Rat und Tat, sowie Herrn Prof. Pomrecxks an der Universität Tübingen für das der Untersuchung dargebrachte Interesse meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Zahlreiche Ratschläge betr. Ausführung der Analysen verdanke ich Herrn Dr. HunpesHaGen; es sei ihm hiermit, ebenso wie den Herren Prof. Gurgier, Prof. Küster und Prof. Rau bestens gedankt. Die chemische Fabrik Wohlgelegen-Heilbronn hat mich bei dem plötzlich eintretenden Hochwasser im Dezember 1915 in liebens- würdigster Weise durch die Entnahme von Wasserproben aus Neckar, Kocher und Jagst unterstützt, wofür ich der Direktion an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank sage. | 11. Einleitung. Wasser, Eis, Wind, Organismen sind heute ebenso wie in früheren Perioden der Erdgeschichte unablässig an der Arbeit, das durch gebirgsbildende und vulkanische Vorgänge geschaffene Relief der Erdoberfläche einzuebnen. Verl In unseren Breiten spielt heute in dieser Hinsicht fließendes Wasser die Hauptrolle, indem es auf der einen Seite gelöstes Ba terial, auf der anderen die oberflächlich anstehenden Gesteine d ihre Verwitterungsprodukte in Form von Geschieben und ;hwebstoffen dem Meere zuführt. Gerade beim Neckargebiet läßt sich die Entwicklung der hydro- ischen Verhältnisse in enge Verbindung mit gewissen geologischen gängen bringen. R Während der Kreidezeit und wohl noch im älteren Tertiär irfte Süddeutschland eine mehr oder weniger horizontale Tafel gestellt haben, auf welcher die abrinnenden Wässer träge den indlichen Depressionen zuflossen. Durch die im Tertiär kräftiger wirkende Gebirgsbildung, die ren höchsten Ausdruck in der Auffaltung der Alpen erlangte, urde auch diese Tafel in Mitleidenschaft gezogen; es entstanden eißungen, Hebungen und Senkungen, als deren bedeutendste ch die mittelrheinische Tiefebene von Basel bis Bingen darstellt. Ein 300 km langes, 40 km breites Rindenstück der Erde ank stellenweise bis zu 3000 m ab, wurde von einem oligozänen eeresarm erfüllt und gab so für die stehengebliebenen Teile der Jafel eine besonders tiefliegende Erosionsbasis ab. So war es dem damals wohl schon vorgebildeten Neckar löglich, sein Bett durch die plötzliche Vergrößerung des Gefälls ief einzunagen, zu fixieren, mit Hilfe des allmählich sich aus- ildenden Systems von Nebenflüssen den mächtigen, mesozoischen schichtenstoß zu zerschneiden und so im Lauf langer Zeiten das harakteristische Relief des württembergischen Schichtstufenlandes erauszuarbeiten. ° Welch ungeheure Mengen von Gestein auf diese Weise aus- "geräumt worden sind, läßt sich daran ermessen, daß zur Zeit des "Rheintaleinbruchs das ganze südwestdeutsche Gebiet eine zusammen- "hängende Decke mesozoischer Gesteine wohl bis zum oberen weißen Jura trug, und daß noch während der Miocänperiode ein großer "Teil des heutigen südlichen Schwarzwalds und jetzigen Albvorlandes "unter diesen Schichten begraben lag. Auch gegenwärtig weicht der Albrand in derselben Weise "ständig zurück, welcher Vorgang begünstigt wird durch den Um- "stand, daß die Tafel harter Weißjuragesteine unterlagert wird von "den meist wenig widerstandsfähigen, daher der Erosion und Denu- dation leicht zugänglichen Gesteinen des braunen und schwarzen "Jura, und so, der stützenden Unterlage beraubt, ständig nach- "brechen muß. 1* En So ‘ist das Neckargebiet heute noch ein unausgeglichenes Berg: land mit kräftig erodierenden Wasserläufen, deren unermüdlich Tätigkeit einen beredten Ausdruck in der immer mehr fortschreiten den Anzapfung des Donaugebiets findet. Neben der hohen Transportkraft der Flüsse wirkt auch det Umstand besonders fördernd auf eine rasch vorwärtsschreitend Ausräumung ein, daß sich am Aufbau der Einzugsgebiete gerad solche Gesteine reichlich beteiligen, die infolge ihrer petrographi: schen und physikalischen Beschaffenheit einer ausgiebigen Er: weichung und Verschwemmung durch oberflächlich ie Wässer besonders zugänglich sind. Die zum Teil außerordentlich hohen Zahlen für den Massen- transport an schwebendem Material, sowie eigentümliche Differen zierungen in der Zusammensetzung der gelösten Bestandteile be Hochwasser stehen damit in unmittelbarem Zusammenhang. Die vorliegende Untersuchung kann natürlich keinen Anspruch darauf machen, die ungemein verwickelten und je nach den topo- graphischen und geologischen Verhältnissen verschiedenen Vorgänge erschöpfend zu behandeln, sondern es wurde im wesentlichen Wert darauf gelegt, einen Überblick zu gewinnen. Sehr fruchtbringend wären unzweifelhaft Vergleiche mit ähn- lichen Untersuchungen im Bereich von Gebieten anderen geologi schen Aufbaus, und so dürfte es angezeigt erscheinen, zunächst etwas eingehender die Arbeitsmethoden zu besprechen. Abgesehen davon, daß im Lauf derartiger Untersuchungen manche Erfahrungen gemacht werden, die anderen zugute kommen können, ist eine ge- nauere Beschreibung der Arbeitsweise schon deshalb notwendig, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. -1II. Arbeitsmethoden. 1. Wahl der Probestellen. Die zweckmäßige Wahl der Probestellen war, weil nur ein beschränkte Anzahl in Frage kommen konnte, im vorliegenden Falle einigermaßen schwierig. Entsprechend den bedeutenden Gefällen und besonders durch das Einfallen der Schichten nach SO entwässert ein- und derselbe Nebenfluß Gebiete verschiedensten geologischen Aufbaus, und das um so mehr, je länger der Lauf ist. So war es nicht in allen Fällen möglich, nach geologisch-stratigraphischen Typen einzuteilen, also etwa in reine Juraflüsse, Keuperflüsse usw. Bi... ae Tee: allgemeinen mußten die Probestellen unmittelbar vor die am ndung in den Hauptfluß verlegt werden, einesteils wegen der twendigkeit, bei rasch eintretendem Hochwasser zur rechten ‘an Ort und Stelle zu sein, andererseits um genauere Zahlen die Massentransporte des ganzen Nebenflusses und vergleichbare ıhlen mit den Analysenresultaten des Hauptflusses zu erhalten. 4 So zeichnet sich gerade der Oberlauf des Neckars bis Plochingen durch unangenehm aus, daß er durch Zuflüsse aus allen Forma- y en vom Buntsandstein bis zum obersten weißen Jura gespeist rd und so ohne eingehende Detailarbeit keinen Einblick in die etig vor sich gehenden Veränderungen gestattet. - Daher wurde die Stelle vor der Einmündung der Fils gewählt. Schon enger umrissen ist das Einzugsgebiet der Fils. Es nfaßt die Schichten vom obersten weißen Jura bis zu den bunten [ eupermergeln, so daß sie im großen ganzen als Typus für einen bfluß gelten kann. Dementsprechend wurde die Probestelle vor (die Einmündung in den Neckar verlegt. - In die Serie von Niederwasseranalysen im September 1915 urde einmal eine Probe bei Untertürkheim eingeschaltet, um so in genaues Bild der Zusammensetzung des vereinigten Neckar-Fils- ‘wassers zu erhalten. | Als nächste Probestelle wurde Besigheim gewählt. Zwar münden inzwischen zwei bedeutendere Nebenflüsse, Rems und Murr, ein; | llein die Probestellen wären in dringenden Fällen schwer zu er- feichen, und ihr Einfluß läßt sich aus der bis Besigheim eingetretenen Veränderung des Neckarwassers unschwer erkennen. Das in vieler Beziehung interessante Enz-Nagoldsystem wurde an den Probestellen Brötzingen bei Pforzheim für die Urgebirg- Buntsandstein-Enz, Dill-Weißenstein für die Nagold, in einem Fall bei Mühlacker und schließlich bei Besigheim beobachtet. Die ver- | Biete Tätigkeit von Neckar und Enz spricht sich aus in der Probestelle Klingenberg unmittelbar vor Heilbronn. ‚ö Kocher und Jagst wurden jeweils vor der Einmündung in den Neckar bei Kochendorf bezw. Jagstfeld untersucht, und endlich als letzte Probestelle unmittelbar an der Landesgrenze Gundelsheim am Neckar gewählt. | Weitere Probestellen flußabwärts einzurichten erschien nicht ‚ratsam wegen der großen Entfernungen. | Neben diesen geologischen hat sich die Wahl der Probestellen auch noch nach anderen Gesichtspunkten zu richten. \ wre Br Um einen reinen Ausdruck der geologischen Tätigkeit zu | winnen, müssen Veränderungen durch die Tätigkeit des Mensc tunlichst ausgeschaltet werden. | So bringen zahlreiche Stauanlagen eine Verne Strömungsgeschwindigkeit und damit ein teilweises Absitzen de Schwebstoffe mit sich; städtische Abwässer oder Fabrikrückständ können den Gehalt an gelöstem und schwebendem Material vermehrer Diese Beeinflussungen lassen sich bei der dichten Besiedelun und reichen Industrie des Neckargebiets nicht immer vermeiden sie sind aber zumeist derart, daß sie in den | unschwer erkannt werden können. 5 Außerdem ist es wünschenswert, die Probestelle in die Nä eines ständig beobachteten Pegels zu verlegen, so daß eine. rechnung der jeweiligen Wassermenge möglich ist, 2. Die Probeentnahme. Als Gefäße eignen sich am besten etwa 2 1 fassende Gla flaschen mit eingeriebenem Stöpsel. Für besonders genaue At lysen von rückstandsarmen Wässern dürfte die Verwendung ı alkalibeständigen Gläsern angezeigt erscheinen. Bei der vorHege | den Untersuchung wurden gewöhnliche Glasflaschen verwendet, schon vorher durch lange Berührung mit Wasser eine hinlängli alkalifreie Oberflächenschicht erlangt hatten. Werden die Prob nicht allzu lange aufbewahrt, so ist eine störende ee | Mineralgehalt des Wassers nicht zu befürchten. Die Probeentnahme wird am zweckmäßigsten von einem K& aus vorgenommen, derart, daß bei der Überfahrt mit einer kleiner an einer langen Stange befestigten Flasche aus den verschiedenst Stellen des Flußquerschnitts Teilproben entnommen und zusamm ö in große Flaschen gefüllt werden. Auf diese Weise erhält m a Durchschnittsproben, die in bezug auf gelöste Bestandteile unbe dingt, auf Schwebstoffe nach Möglichkeit einwandfrei sind. h | Ist ein Kahn nicht vorhanden, oder ein Befahren des Flu 7 bei Hochwasser nicht ratsam, so muß die Probe von einem v springenden Uferpunkte oder einer Brücke aus derart entnomm e werden, daß den Abweichungen der Schwebstofführung im Flußque schnitt tunlichst Rechnung getragen wird. 1 Im allgemeinen hat sich eine Menge von ca. 61 als a reichend erwiesen. Bei rückstandsarmen Wässern ist natürli mehr Material erforderlich. a - Eine besondere Konservierung des geschöpften Wassers kann zumeist unterbleiben. Bei Hochwässern, die eine erhebliche Menge von organischer Substanz und niederen Lebewesen enthalten, ist ein geringer Zusatz von Chloroform empfehlenswert, das in der erst ıalbvollen Flasche durch Schütteln gelöst bezw. fein verteilt wird. Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, die Flaschen so zu füllen, daß nach dem Aufsetzen des Stöpsels keine Lufthlase zurück- bleibt. Es ist dies der beste Schutz gegen Entweichen von Kohlen- 'säure und etwaige Zersetzung von Bikarbonaten. ' Die gefüllte und verschlossene Flasche wird mit angefeuch- tetem Pergamentpapier überbunden und auf diesem mit Tintenstift Ort, Datum, Stunde und eventuell Pegelstand vermerkt. Man erreicht auf diese Weise einen sicheren Verschluß und ‚eine dauerhafte Bezeichnung der Probe. Klebeetiketten sind nicht ratsam, weil sie sich beim Feuchtwerden leicht ablösen. Die Aufbewahrung der Proben geschieht am besten in einem kühlen, "dunklen Raume, um nachträgliche chemische Veränderungen und die Entwicklung organischen Lebens möglichst hintanzuhalten. 3. Analyse. Entsprechend den Zielen dieser Untersuchung wurde die Ana- ‚Iyse ausgedehnt auf diejenigen Bestandteile und Verbindungen, die geologisch eine bedeutendere Rolle spielen: Schwebstoffe, Trocken- rückstand, SiO,, Sesquioxyde, Ca”, Mg", Na’, K', CO,, gebundene, -halbgebundene und freie, SO,‘, Ci‘, endlich noch die sog. Oxydier- barkeit als ein ungefährer Maßstab für die Menge gelöster orga- nischer Verbindungen. | Die umfangreiche Literatur über Wasseruntersuchung enthält neben einem bakteriologischen Teil, der in vorliegendem Fall über- ‚haupt nicht in Frage kommen konnte, zahlreiche, zum Teil außer- ordentlich fein durchgearbeitete Methoden zur Bestimmung von Verbindungen, die zwar in gesundheitlicher Hinsicht zur Beurteilung ‚etwaiger Verunreinigungen wertvolle Aufschlüsse geben können, für geologische Betrachtungen aber nahezu völlig ausscheiden. Es sind dies besonders Stickstoffverbindungen wie Ammoniak, Salpetersäure, Salpetrige Säure usw. Doch wurde nie unterlassen, wenigstens qualitativ auf Ammo- -niak und Salpetersäure zu prüfen. So war der in fast allen Fällen negative Ausfall der Reaktionen, bezw. die Feststellung von ganz geringen Spuren ein Beweis für die zweckmäßige Wahl der Probe- — 8 — stellen an solchen Orten, wo der Abbau und die Mineralisation von eingeführten ER Bestandteilen beendigt war. Im folgenden soll nun näher auf die Ausführung der gewichts- analytischen Bestimmungen eingegangen werden. Bei den meist sehr geringen Substanzmengen, die der Analyse unterworfen werden, ist unbedingt auf die Verwendung einwand- freier Chemikalien und besonders widerstandsfähiger Gläser zu achten. Die Abmessung der Wassermengen geschieht am besten durch Wägüng auf einer empfindlichen größeren Wage. Es lassen sich so noch Mengen von '/ıo ccm genau. bestimmen und man macht sich auf diese Weise unabhängig von Temperaturunterschieden und der Verwendung trockener Meßgefähe. | Zur Bestimmung der Schwebstoffe müssen je nach ihrer Menge und Beschaffenheit etwas verschiedene Wege eingeschlagen werden. In allen Fällen wird ein angemessenes Quantum Wasser aus der Probeflasche abgehebert, während gleichzeitig der Gesamtinhalt durch eine eingesenkte Rührvorrichtung tüchtig durcheinander- gequirlt wird. Handelt es sich um eine Niederwasserprobe, so kann bei der flockigen Beschaffenheit der Schwebstoffe unmittelbar nach dem Abwägen durch einen vorher gewogenen Goochtiegel mit dickem Asbestpolster unter Verwendung der Wassersiugk anne" pumpe filtriert werden. Hochwassersuspensionen müssen unbedingt längere Zeit bis zur nahezu völligen Klärung am besten in einem wohlbedeckten Becherglase absitzen. Die überstehende Flüssigkeit wird abfiltriert, der Rückstand durch Dekantation mit destilliertem Wasser aus- gewaschen und schließlich aufs Filter gebracht. Im letzteren Falle empfiehlt es sich, mit mäßiger Luftverdünnung zu arbeiten, um ein Dichtwerden des Filters zu vermeiden. Ein allzu weit gehen- des Auswaschen muß unterlassen werden, weil der feinverteilte "Kalk in dem Überschuß destillierten Wassers, das immer etwas Kohlensäure enthält, sich teilweise lösen könnte. Das Filter wird gut ausgesogen, bei 110° 2 Stunden lang getrocknet und nach dem Erkalten im Exsikkator gewogen. Zur Bestimmung des Glühverlustes wird der Tiegel durch einen Bunsenbrenner erhitzt, bis die durch Verkohlung der orga- nischen Substanz zuerst auftretende Schwärzung verschwunden ist. Zur Erleichterung der Verbrennung besonders bei Hochwasser- suspensionen kann das Asbestfilter vor dem Glühen mit wenig konzentrierter Ammoniumnitratlösung befeuchtet werden. Die Oxy- Ba ! en > x ı. we ET" RE ıtion organischen Kohlenstoffs geht dann sehr leicht vor sich. er erkaltete ziegelrote Rückstand wird zur Regeneration des falkes mit Ammoniumkarbonatlösung oder kohlensäurehaltigem sstilliertem Wasser benetzt, nochmals gelinde erhitzt und nach lem Erkalten im Exsikkator zurückgewogen. Die Gewichtsdifferenz, Glühverlust, gibt auf diese Weise die [enge der verbrannten organischen Substanz an. - Zur Bestimmung des Trockenrückstandes werden 250—500 g asser in einer gewogenen Platinschale auf dem Wasserbad ver- ampft, der Rückstand 2 Stunden in einem auf 110° erhitzten 'hermostaten mit Ölfüllung getrocknet und nach dem Erkalten im f ixsikkator gewogen. Hier ist ganz besonders auf die Einhaltung gleicher Zeit und femperatur zu achten, um bei dem wechselnden Gehalt an Gips nd organischen en dasselbe Maß der Entwässerung bezw. Yerflüchtigung und so vergleichbare Zahlen zu erhalten. | Die Bestimmung des Glühverlustes gibt im allgemeinen wenig zuverlässige Resultate. Je nach der Natur der gelösten organischen ubstanzen muß, um eine rein weiße Asche zu erhalten, so stark ®eglüht werden, daß bereits ein Teil der vorhandenen Alkalichloride ‘sich verflüchtigt. Im Rückstand wird wie oben der Kalk regeneriert. Wird ‚sofort nach dem Erhitzen gewogen, so entspricht die Gewichts- differenz der Menge der verbrannten organischen Substanz + dem. ‚Hydratwasser des Gipses bezw. Magnesiumsulfats. _ Im vorliegenden Fall wurde der Rückstand nochmals mit ertom Wasser durchtränkt und erst nach nochmaligem zwei- jündigem Erhitzen auf 110° gewogen. Der Glühverlust gibt als- dann nur die Menge’der zerstörten organischen Substanz einschließ- ich der etwa verflüchtigten anorganischen Bestandteile an. - Die Bestimmung von SiO,, Sesquioxyde, Ca”, Mg”, Na’ und “ wurde auf folgende Weise ausgeführt. 3 - 1-31 des zu untersuchenden Wassers werden nach dem ! Ansäuern mit HCl in einer geräumigen Platinschale zur Trockne erdampft, der Rückstand bei Wasserbadtemperatur noch 2 Stunden weiter erhitzt, mit konzentrierter HC] durchfeuchtet, nach 10 Minuten ie abgeschiedene Kieselsäure abfiltriert, vor dem Gebläse geglüht und gewogen. Zur Prüfung auf Reinheit wird sie mit Schwefel- iure — Flußsäure abgeraucht, wobei meist ein sehr geringer roter ickstand von Sesquioxyden hinterbleibt. | RE? ar Das Filtrat wird mit Ammoniak übersättigt, der Überschuß‘ weggekocht, ein etwaiger Niederschlag abfiltriert und vor der Bunsenbrenner geglüht. Er enthält Eisen und Aluminium als Oxyde bezw. Phosphate. | Aus dem Filtrat wird nunmehr der Kalk in der übliche Weise mittels Ammoniumoxalat gefällt, der Niederschlag ‘nach 4 Stunden abfiltriert und als CaO gewogen. Man tut gut, die 2—3fache Menge des zur Umsetzung nötigen Fällungsmittels zu zusetzen, um sämtliche Magnesia in Oxalat zu verwandeln und iı Überschuß der Ammoniumsalze in Lösung zu erhalten. i Zwecks Trennung der Magnesia von den Alkalien wird das gesamte Filtrat + Waschwasser in einer großen Platinschale, zu= letzt unter ständigem Rühren eingedampft, und der Überschuß dei Ammoniumsalze bei mäßiger Hitze abgeraucht. Der durch Kohlk schwärzlich gefärbte Rückstand wird mit wenig konzentrierte HC1 durchfeuchtet, der Überschuß auf dem Wasserbad verjagt, mit destillierttem Wasser aufgenommen, zum Sieden erhitzt un( mit einer konzentrierten wäßrigen Lösung von Bariumhydroxy: bis zur alkalischen Reaktion versetzt. Der Niederschlag enthäl nach dem Aufkochen Magnesiumhydroxyd, Bariumsulfat und durd | Berührung mit der Luft gebildetes Bariumkarbonat. | Der gesamte Inhalt der Schale wird ohne Verlust in einem 250 ccm fassenden Meßkolben gespült und zur Marke aufgefüllt Nach dem Absitzen werden mittels einer spritzflaschenähnlichem Vorrichtung 200 ccm der über dem Niederschlag stehenden klarem@ Lösung durch ein trockenes Filter in einen trockenen 200 7 Meßkolben geblasen. Man hat so wohl nur noch */; der Alkalien zur Bestimmun | übrig, dafür aber den Vorteil, daß man das zeitraubende Aus“ waschen des schleimigen Niederschlags umgeht und durch d ständige Arbeiten in ätzalkalischer Lösung etwaige Verluste am Magnesia vermeidet. Die auf dem Filter befindlichen Spuren dei Niederschlag werden in verdünnter HCl gelöst, und die Flüssigkeit zu den rest lichen 50 ccm in dem 250 ccm Kolben gegeben. Die saure Lösung enthält Magnesiumchlorid, Bariumchlorid, !/;s der ursprünglich vor= handenen Alkalien, sowie ungelöstes Bariumsulfat und wird vo gelösten Baryt durch Fällen mit Schwefelsäure befreit. Aus dem ei geengten Filtrat wird die Magnesia in der Siedehitze als At moniummagnesiumphosphat gefällt und als Pyrophosphat gewoge Zur Bestimmung der Alkalien werden die 200 ccm Filtrat vom gelösten Baryt befreit, und das schwefelsaure Filtrat in einer - kleinen Platinschale zur Trockne verdampft. Der geglühte Rück- stand wird zweckmäßig nochmals mit wenig destilliertem Wasser + einem Tropfen Schwefelsäure aufgenommen, eine geringe Spur von Bariumsulfat abfiltriert, die Lösung eingedampft und schließ- lich mit wenig festem Ammoniumkarbonat kräftig geglüht. Der Rückstand enthält die Alkalien als Sulfate. Zur Trennung werden die gewogenen Sulfate durch Fällung mit wenig überschüssigem Chlorbarium in Chloride verwandelt. - Das Filtrat wird wiederholt mit konzentrierter reiner Überchlor- - säure eingedampft, der Überschuß vorsichtig abgeraucht, und die - hinterbleibenden Kriställchen mit 96% Alkohol -+ 0,2% UÜberchlor- ' säure versetzt. Das ungelöst bleibende Kaliumperchlorat wird in - einem Asbestfilterröhrchen gesammelt, mit wenig Alkohol nach- - gewaschen, bei 130° getrocknet und gewogen. Die so gefundene Menge von Kaliumperchlorat wird auf l Kaliumsulfat umgerechnet und von der Summe der Sulfate ab- gezogen. Die Differenz ergibt die Menge des Natriumsulfats. t Beide Ergebnisse sind noch mit °/a zu multiplizieren. Diese wohl etwas umständliche und zeitraubende Bestimmung der Alkalien hat vor den gewöhnlich geübten Methoden die Vor- teile voraus, daß die Abscheidung der Kieselsäure, des Kalks und - der Magnesia vollständiger erfolgt, der Baryt völlig entfernt werden kann und glühbeständige Sulfate erhalten werden; die "Trennung mittels Überchlorsäure die Annehmlichkeit geringerer Kosten und größerer Genauigkeit. | Bei der Bestimmung der Kohlensäure können die zwei Mög- - lichkeiten eintreten: freie Kohlensäure neben Bikarbonationen und - Karbonationen neben Bikarbonationen. Freie Kohlensäure und i Karbonate schließen einander aus. | Im ersten Fall werden 200—500 g Wasser mit -,- Soda 3 unter Verwendung von Phenolphthalein als Indikator bis zur auf- tretenden Rotfärbung versetzt. 1 ccm —- Soda entspricht 2,2 mg CO,. - Nach Zusatz von Methylorange wird die Titration mit En Salzsäure I zu Ende geführt; 1 ccm -,- Salzsäure entspricht 6,1 mg HCO,, E. die Anzahl der vorher verbrauchten ccm —- Soda abzu- ziehen sind. 4 Im zweiten Fall wird das durch Phenolphthalein gerötete Wasser mit -,- Salzsäure entfärbt. 1 ccm entspricht 6 mg CO,“. MEN ESTER Nach Zusatz von Methylorange wird zu Binde titriert und wiederum m Anzahl der zuerst verbrauchten cem —- 5 HOl abgezogen. 1 ccm 5 HC=6,1mgHCO,;. Zur Bestimmung der Schwefelsäure werden 500 g Wakaas mit Salzsäure angesäuert, auf ein kleines Volumen eingedampft und in üblicher Weise mit “Chlorbarium gefällt. Der Chlorgehalt der in Frage kommenden Wässer ist zumeist so gering, daß eine genaue maßanalytische Bestimmung ohne vor- herige Konzentration nicht möglich ist. Es werden daher 500 g Wasser eingeengt und mit einer Silbernitratlösung, die im Liter 4,371 g enthält, unter Verwendung von Kaliumchromat als Indi- kator titriert. 1 ccm Silberlösung entspricht so 1 mg Cl‘. Einen ungefähren Anhalt in bezug auf die Menge der ge- lösten organischen Substanzen gibt die sog. Oxydierbarkeit, die nach dem Kuser-Tıemann’schen Verfahren durch Erhitzen mit etwa -— Kaliumpermanganat in schwefelsaurer Lösung ausgeführt wurde. Es lassen sich entsprechend der sehr verschiedenen Reaktionsfähig- keit organischer Verbindungen hier auch nur relative Werte er- halten, die aber im Verein mit dem Glühverlust des Rückstands einen ungefähren Rückschluß auf die Reinheit des Wassers ge- statten. Die Zahlen bedeuten die Milligramm Sauerstoff, die 11 Wasser bei der 10 Minuten dauernden Oxydation verbraucht. Die qualitative Prüfung auf Ammoniak wurde in der üblichen Weise: mit Neßler’schem Reagens ausgeführt, wobei eine Aus- fällung der Erdalkalien durch Zusatz von konzentrierter ammoniak- freier Seignettesalzlösung hintangehalten wurde. | Auf Salpetersäure wurde die Diphenylamin- und Brucinreaktion angewandt. Darstellung der Analysenresultäte. Die Angaben beziehen sich jeweils auf Milligramm im Normalliter. Von einer Aufstellung sogenannter Salztabellen wurde abge- sehen, weil das Verfahren erstens einigermaßen willkürlich ist und außerdem einen leichten Einblick und die Vergleichbarkeit erschwert. Entsprechend den Verhältnissen in verdünnten Lösungen wurden die Basen und Säuren als Ionen berechnet. Die zweite Spalte jeder Analyse gibt die prozentige Zu- sammensetzung des Gelösten an; es wurde also nicht bezug ge- nommen auf den Trockenrückstand oder Glührückstand, sondern auf die Summe der bestimmten Kationen und Anionen. So wird 977 | BG D4T-1, 09 ac 08 MET) 08ER | VOR Ta 1 ga TI | PLE LLET rer 9T2LT | Fı8 9EBE.| LSTT. 1 IOBE. |: BROT wu | ec} wu 08 ne | 2% aan | 0'9 LER ands un BAER ES EEE ‘09 ur 4 Fr nt Be 6 EEE BER NE: a Re 99'09 £'108 0F9E | €'108 I6°EC CTL3 OK Ze At Se? wer | en TE ern ee - _ amdgy Nare7- ' mdg nr | > Be = 2 | de: en | #80 82 Mn: 2 Re: 2 Ur." 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Ob die so erhaltenen Zahlen für 24 Stunden gültig bleiben, läßt sich’ für den einzelnen Fall ohne zahlreiche Bestimmungen nicht er- mitteln. Wahrscheinlich dürften die so errechneten Werte zu hoch! sein; sie werden sich um so mehr der Wirklichkeit nähern, je’ ge Zeitabschnitte der Berechnung zugrunde gelegt werdin Allerdings soll hierbei angeführt werden, daß es bei derartigen’ Probeentnahmen nicht möglich war, die dicht über dem Flußbett befindlichen Teile des Profils, die sich durch höhere Führung an’ Schweb- bezw. Sinkstoffen auszeichnen, zu berücksichtigen; es dürften sich so die Fehler kompensieren. | Ich habe trotzdem diese Darstellung gewählt, um die be- deutende geologische Wirkung eines Hochwassers in einem ge- bräuchlichen, nicht zu kleinen Zeitmaß darzustellen. | Die Analysen 33 und 37 konnten leider wegen zeitweiliger Ein- berufung zum Militärdienst nicht mehr vollständig erledigt werden. V. Die Schwebstoffe. Jedes natürlich vorkommende Wasser zeichnet sich durch einen Gehalt an geformten Bestandteilen aus, deren Beschaffenheit. und Menge je nach den örtlichen Verhältnissen, besonders aber® infolge der bei verschiedenen Wasserständen wechselnden Trans- portkraft bedeutenden Schwankungen unterworfen sind. | Zu Zeiten mittleren und niederen Wasserstands, die zugleich Zeiten geringfügiger oder ‚fehlender Niederschläge darstellen, ist das aus einem Gebiet abfließende Wasser im wesentlichen der ee. - VE Ausdruck der Quellentätigkeit und charakterisiert durch eine meist nur wenige Milligramm im Liter betragende Führung von Schweb- stoffen (vorwiegend organischer Art). Hand in Hand damit geht eine verhältnismäßig hohe Konzentration der gelösten Bestandteile. Hochwässer, hervorgerufen durch ausgiebige Niederschläge oder Schneeschmelze, zeichnen sich aus durch. reichlichen Trans- port von vorwiegend anorganischem Detritus, dessen Menge je nach dem Wasserstand, der geologischen Beschaffenheit des Einzugs- oebiets und den dem Hochwasser unmittelbar vorausgehenden Zeiten niederen Wasserstands innerhalb weiter Grenzen schwankt. Zu- jleich sinkt die Konzentration des Gelösten durch die Zuführung von verdünnten, oberflächlich abrinnenden Wässern. | Die im Lauf dieser Untersuchung beobachteten Zahlen für Schwebstoffe bewegen sich in Grenzen von ca. 2 und 1384 mg im. Berücksichtigt man noch die bei Hochwasser bedeutend größere Wasserführung, so kann der Massentransport in der Zeiteinheit ein Vielhundertfaches gegenüber dem vorhergehenden Niederwasser erreichen. 1. Niederwasserschwebstoffe. Unter allen fließenden Wässern besitzt das der Quellen den höchsten Grad der Reinheit. J Geformte Bestandteile können bei normalen Niederschlags- verhältnissen nicht beobachtet werden, trotzdem winzige Mengen nach der ganzen Art der Quellentätigkeit vorkommen müssen. Selbst hochprozentige Kalke enthalten stets eine geringe Bei- engung von toniger Substanz, die bei der allmählich vor sich gehenden Auflösung des Gesteins frei und vom Wasser mitgerissen werden muß. Je größer der Gehalt an toniger Substanz ist, um so mehr nimmt die Klüftung und damit die Durchlässigkeit für "Wasser ab, und um so eher bilden solche Schichten das Liegende von Quellhorizonten. | Quellen, die versinkenden Wasserläufen ihre Entstehung ver- danken, sowie solche, die stark zerklüftetes Gebirge entwässern, können namentlich bei reichlichen Niederschlägen einen deutlich yahrnehmbaren Gehalt an schwebenden Bestandteilen aufweisen. Abgesehen von solchen selteneren Fällen spielen die Quellen S Lieferanten von Schwebstoffen kaum eine Rolle. - Die Verhältnisse ändern sich sofort mit der Bildung einer öberflächlichen Bach- bezw. Flußrinne. m Rs en Re Auar . Jetzt hat das Wasser Gelegenheit, auf die anstehenden Ge- steine seine erodierende Tätigkeit anzuwenden, und zwar in ganz besonders großem Maße gerade auf die mechanisch wenig wider- standsfähigen Tone und Mergel, die bei der Quellentätigkeit als‘ mehr oder weniger undurchlässig ausscheiden. Aber nicht nur anstehendes Material wird so allmählich g lockert und weggeführt. : = Wasserläufe bilden Eintiefungen im Gelände, und der Ver- witterungsrückstand benachbarter Gebiete ist bestrebt, teils selb- ständig, teils unter Mitwirkung oberflächlich abrinnender Wasseg diese Depressionen aufzusuchen. So wird die Talaue gebildet von mehr oder weniger leicht zerstörbaren, vorwiegend lehmigen Ab | lagerungen, und der Bach hat auch bei niederem Wasserstand Ge- legenheit, feinkörniges Trümmermaterial der Uferränder zu be- netzen, erweichen ünd fortzuführen. | | Mit der zunehmenden Entfernung eines Wasserlaufs vom Ursprung nimmt im allgemeinen das Gefälle und damit die Trans- | portkraft ab, und es vollzieht sich eine Saigerung der RE den Bestandteile in der Art, daß gröbere und schwerere Gemeng | teile zu Boden sinken, feinkörnige, leichte oder durch große, Öberflächenentwicklung besonders schwebefähige weitergeführt - werden. | Ein bedeutender Gefällsknick tritt fast durchweg mit de f Einmündung in den Hauptfluß ein. Infolge weiterer Verminderung‘ der Transportkraft bleibt nur allerfeinstes Material suspendier | das zusammen mit dem an Menge allmählich zunehmenden Plankto h weiter verfrachtet werden kann. : Die Menge der Nieder- und Mittelwasserschwebstoffe ist durch- weg sehr gering und schwankt zwischen 2 und etwa 20 mg im L Sie sind ausgezeichnet durch eine beträchtliche Neigung, sich zusammenzuschließen und so Aggregate zu bilden, die trotz ihrer zuweilen bedeutenden Größe eine außerordentliche Schwebefähigkei®' besitzen. Das mikroskopische Bild ist in allen Fällen durchaus ähnlich Die Grundlage wird gebildet von grauen bis gelbbraunen Flocken, die ein inniges Gemenge von schwach kalk- und eisenhaltigem Ton mit feinem 6rganischem Detritus darstellen. - Sie bilden einen &ünstigen Aufenthaltsort für Bakterien, Infusorien, Diatomeen und) andere kleine Algen, deren Schleimausscheidungen wiederum ihrer- seits das mineralische Substrat mit zusammenhalten helfen, Häufig - a. Si = i i ; = Br” 23 SR 4 B.: ‚findet man eingeschlossen gröbere Bestandteile, die ihrer. Korn- gi öße nach in isoliertem Zustand erst bei erüheten Transportkraft >e, erwartet werden sollten, außerdem zahlreiche Bruchstücke von pflanzlichen Geweben, Textilfasern, sowie 'natürlich das gesamte ‚Süßwasserplankton. Dieses kann jedoch vermöge seiner selbständigen Bewegungsfähigkeit nicht eigentlich mit zu den Schwebstoffen ge- rechnet werden (siehe Abb. 1 auf Taf. I). Entsprechend der reichlichen Beimengung von verbrennbarer ‚organischer Substanz, wesentlich in Form von Zellulose, beträgt Per Glühverlust bis zu 50%. Die Werte schwanken allerdings sehr stark je nach den örtlichen Verhältnissen. ‚Zu diesen bereits vorgebildeten Bestandteilen der Nieder- _ wasserschwebstoffe können noch solche treten, die durch chemische - Vorgänge im Wasser neu entstehen. Eingeführte Lösungen von - Eisensalzen werden durch Oxydation und Hydrolyse zersetzt und können ihren Metallgehalt zum Teil als Oxydhydrat ausscheiden, - phosphorsäurehaltige Abwässer treten mit dem reichlich gelösten Kalk in Reaktion und liefern Caleiumphosphat, das sich in nicht - unbeträchtlicher Menge im Flußschlick vorfindet. Ein Vorgang spielt unzweifelhaft eine bedeutendere Rolle, - die Ausscheidung von Kalk. ä Bei Niederwasser kann die Konzentration des gelösten Caleium- ‚bikarbonats so hoch steigen, daß es beginnt zu zerfallen. Dabei "sinken die ausgeschiedenen Calcitrhomboederchen entweder direkt "zu Boden, oder sie lagern sich in die Schwebstoffe ein und eranlässen diese allmählich zur Sedimetation (siehe Abb. 2, Taf. I). | So weist der Schlick rückstandsreicher Flüsse meist einen - bedeutenden Gehalt an wohlausgebildeten Calcitrhomboederchen auf, die unzweifelhaft auf diese Weise sekundär entstanden sind. Die durch die zahlreichen Stauanlagen und Serpentinen- ‚bildungen. namentlich auf der Strecke Cannstatt—Heilbronn ver- "ursachten Gefällsverminderungen bringen es mit sich, daß ein großer Teil der vom Oberlauf des Neckars und von den Nebenflüssen ge- lieferten Niederwasserschwebstoffe zur Ablagerung gelangt. Man "kann häufig beobachten, daß unmittelbar oberhalb der Stauanlage die Ränder des Flußbetts gebildet werden von einem nahezu ton- freien, grobkörnigen Quarzsand und daß in der Richtung zum Wehr hin tonig-kalkige und dabei feinkörnige Sedimente den Fluß- schlick bilden. | y | | K 4 So wirken solche Stellen als Speicher, und die zu Zeiten von Nieder- und Mittelwasser vor sich gehende ausgiebige Verschlammung | vermag mit die so außerordentlich hohen Zahlen für Hochwasser- schwebstoffe erklären. 2. Hochwasserschwebstoffe. Übersteigen die in einem Gebiet fallenden Niederschläge die durch die petrographische und physikalische Beschaffenheit des Bodens gezogenen Grenzen der Wasseraufnahmefähigkeit, so muß ein Teil des Niederschlagswassers oberflächlich abrinnen und auf dem kürzesten Weg die tiefste nächst erreichbare Depression, im allgemeinen einen Wasserlauf, aufsuchen. Die Menge des dabei ' mitgeführten festen Materials schwankt außerordentlich, je nach der mechanischen Wirkung des aufschlagenden Wasserteilchens, nach der Beschaffenheit des Bodens, nach der Vegetation und den - Gefällsverhältnissen. Die kräftigsten Wirkungen vermag ein Wolkenbruch aus- zuüben, denn in solchen Fällen vereinigen sich heftige Stoßwirkung und hohe Geschwindigkeit mit großem Gewicht der abfließenden Wassermassen. | Zum Glück werden bei solchen Vorkommnissen nur verhält- nismäßig kleine Flächen in Mitleidenschaft gezogen, die dann aber um so mehr die katastrophale Wirkung erkennen lassen. Wer‘ Gelegenheit hatte, ein derartiges Ereignis wie das Hedelfinger im Jahre 1914 zu beobachten, muß erklären, daß man von einer Sus- pensionsführung eigentlich nicht mehr sprechen kann. Was sich verheerend talabwärts wälzt, ist ein wahrer Gesteinsbrei, unter- mischt mit mächtigen Geschieben. Es können so in kurzer Zeit ungeheure Mengen verfrachtet werden, allerdings nur auf kurze Strecken und zum größten Teil auf Flächen abgelagert werden, die kaum jemals wieder von fließendem Wasser berührt werden. Ausgesprochene Hochwässer, die ein ganzes Flußgebiet mehr oder weniger gleichmäßig und gleichzeitig betreffen, werden hervor- gerufen entweder durch anhaltende Niederschläge oder Schnee- schmelze. Welcher von beiden Faktoren bei gleichen sekundlichen Abflußmengen kräftiger wirkt, konnte nicht beobachtet werden. Wohl fehlt bei der Schneeschmelze die mechanische Stoß- wirkung auf den Boden, und das Abfließen des Schmelzwassers erfolgt verhältnismäßig langsamer als bei starken Regengüssen. Dagegen muß hier der Umstand in Betracht gezogen werden, daß ee. as vorherige Ausfrieren des Bodens stark auflockernd gewirkt jat und namentlich tonige Gesteine in einen zur Verschwemmung sehr günstigen Zustand versetzt hat. Im allgemeinen verläuft jedoch die Schneeschmelze langsam, ınd die feine Verteilung der Tonsubstanz täuscht eine bedeutende uspensionsführung vor. - Von allergrößter Bedeutung ist die Beschaffenheit der Böden des Einzugsgebiets. Weitaus‘’ der größte Teil der Oberfläche Württembergs ist bedeckt neben Löß und Lüößlehm von den echanisch wenig widerstandsfähigen Mergeln und Tonen der settenkohle, des Keupers, des schwarzen und braunen Jura und ihren schwerdurchlässigen Verwitterungsprodukten. Daß solche Faktoren sehr ins Gewicht fallen, zeigt ein Ver- sleich der Analysen 15 und 19. Es handelt sich um zwei jeweils bei höchstem Pegelstand entnommene Hochwasserproben, die sekundlichen Abflußmengen hen durchaus im Verhältnis der Größe der Einzugsgebiete, und och Zahlen für Schwebstoffe wie 4,5::1, d.h. 869 mg beim Neckar ınd 194 mg bei der Enz. # Diese Verschiedenheit muß mit der veischiodenten Boden- | beschaffenheit der beiden Einzugsgebiete im Zusammenhang stehen; im ersten Fall die leicht verschwemmbaren Mergel-, Ton- und Löß- F = I‘ ! )öden, im zweiten Fall zur Hälfte tonarme Buntsandsteinböden. M eräings muß auch hier die reiche Vegetation des Buntsand- m ins in Betracht gezogen werden, die als Regulator und Wasser- s peicher wirkt. Die vermehrte Führung der Schwebstoffe setzt ein mit dem \ em Scheitel der Hochwasserwelle und fällt allmählich wieder ab. Auch innerhalb des Flußquerschnitts machen sich Unterschiede in Art geltend, daß im Stromstrich entsprechend der höchsten schwindigkeit die größte Menge im Liter transportiert wird und af sie gegen die Ufer allmählich abnimmt. h Die größte Menge Schwebstoffe, 1584 mg im I, wurde beob- “ 'htet bei einem Neckarhochwasser an der Probestelle Plochingen. 5 \ nal. 4). E Die übrigen Werte für Hochwassersuspensionen schwanken zZ z | | | ' h 2: erhalb weiter Grenzen und sind außerdem noch in hohem ® abhängig von den vorausgehenden Zeiten niederen Wasser- Q ie) Stands. 1 sigen des Wasserstands, erreicht den Höhepunkt zugleich mit Verschiedene, später ausführlicher zu besprechende Moment lassen darauf schließen, daß die außerordentlich großen Mengen schwebenden Materials zu einem bedeutenden Teil aus dem wäh- . rend Niederwasserperioden aufgespeicherten kalkreichen Flußschlick bestehen, der bei der erhöhten Transportkraft vom Boden losgerissen und mit dem vom Lande eingeführten Detritus verfrachtet wird. So zeigt sich allgemein, daß aufeinanderfolgende Hochwässer immer geringere Mengen von Schwebstoffen führen, weil sowohl das Einzugsgebiet, als vor allen Dingen der Flußschlauch erschöpf F werden. Deutlich tritt diese Erscheinung bei dem in Fig. 18.3 graphisch wiedergegebenen Hochwasser im Dezember 1915 hervor, das bei Gundelsheim beobachtet wurde. | Die erste Welle, die einen Pegelstand von 4,30 m erreichte, führte im 1 722 mg Schwebstoffe; die zweite erreichte nach 7 Tagen genau dieselbe Höhe, aber nur den Betrag von 210 mg im l. Die wertvollsten Aufschlüsse über die Zusammensetzung: der Hochwassersuspensionen vermag die mikroskopische Untersuchung zu geben. Man findet in der Literatur hin und wieder quantitative u Analysen, die aber stets cum grano salis aufzunehmen sind. Wenn sie sich schon mit wirklich schwebendem Material ab- geben, so leiden sie doch an dem Übelstande, daß eine Scheidung‘ der Kieselsäure in einen vom Quarz und vom Ton herrührenden Bestandteil nicht durchgeführt werden kann. In vielen Fällem wurde, um genügend Ausgangsmaterial zu erhalten, vom Hoch- wasser zurückgelassener Schlamm verwendet. Es liegt auf de Hand, daß solche Analysen nur zufällig ein richtiges Bild von der Zusammensetzung der Schwebstoffe geben können, denn Räume der; Sedimentation sind solche geringerer Transportkraft, und das Sedi ment wird entweder reich an gröberen Gemengteilen, besonder Quarz sein, oder, an Stellen weitab von der Strömung abgelagert im wesentlichen aus dem schwebefähigen Kalktongemisch bestehen? Zeichnen sich Niederwassersuspensionen durch eine beträcht liche Neigung zur Flockung aus, so verhalten sich Hochwasse schwebstoffe gerade entgegengesetzt. Der hohe Gehalt an feir verteilter, gequollener Tonsubstanz wirkt geradezu als Gleitmitte und verhindert den Zusammenschluß zu größeren Aggregaten. Diese Eigenschaft zeigt sich schon äußerlich an der für di quantitative Bestimmung mißlichen Erscheinung, daß das Absitze der Schwebstoffe äußerst langsam vor sich geht, ja in vielen Fälle gar nicht abgewartet werden kann. Ze RL “Der in sehr feiner Verteilung vorliegende Ton bildet ganz ıßerordentlich beständige Suspensionen, die sich oft monatelang kaum verändern und in ihrer Elektrolytempfindlichkeit schon an ‚die hochdispersen Kolloide erinnern. Zusatz von löslichen Salzen, -Chlorcalcium, bringt die opaleszierende Trübe rasch zur Flockung, die durch Auswaschen wieder reversibel gemacht werden kann. . Begünstigt wird die Beständigkeit der Trübe dadurch, daß ‚sie in dem verhältnismäßig rückstandsarmen Medium des Hoch- -wassers suspendiert ist, und die große Neigung zur Flockung mag ‚bei Niederwassersuspensionen zum Teil auf die Elektrolytwirkung des an gelösten Bestandteilen reichen Niederwassers zurück- zuführen sein. Das mikroskopische Bild einer Hochwassersuspension ist in - den Hauptzügen immer wieder dasselbe: eine innige Mischung von teils feinverteilter, teils zu kompakteren Klümpchen vereinigter, ‚gelbbraun durchscheinender „Tonsubstanz“ mit splittrig oder rund- lich begrenzten Mineralkörnern und organischem Detritus. Ei: Abb. 3 auf Taf. I stellt eine 30mal vergrößerte Hochwasser- Suspension des Neckars bei Besigheim bei einem Pegelstand von 3,06 m dar, die, um einen Einblick in die Beteiligung der ver- | schiedenen Korngrößen zu erhalten, einer fraktionierten Schlämmung im Schöne’schen Apparat unterworfen wurde. Das Ergebnis ist in Abb. 4 auf Taf. I in der Weise dargestellt, daß, die ganze Kreis- fläche = 100% gesetzt, jede einzelne Fraktion jeweils nach Maß- gabe ihrer prozentischen Beteiligung einen entsprechend großen Sektor ausfüllt. Die Vergrößerung ist ebenfalls 30fach. Der gröbste Anteil, Korngröße über 0,1 mm, beträgt nur 0,13% und besteht ‚im wesentlichen aus Gesteins- und Quarzkörnern, Resten von pflanz- ichen Geweben usw. Er konnte in der Abbildung nicht dargestellt ‚werden. = Die nächst feinere Fraktion mit 0,1—0,05 mm Korngröße ist ‚mit 1,06% beteiligt, diejenige von 0,05—-0,01 mm mit 28,59%. In ‚beiden spielt der Quarz die Hauptrolle. | Der Rest, 70,2%, entfällt auf die Bestandteile unter 0,01 mm. Gibt diese Schlämmethode auch einen guten Überblick über ‚die Beteiligung der verschiedenen Korngrößen, so erlaubt sie doch v icht eine völlige Trennung von Tonsubstanz und kristallisierten Bestandteilen. - Eine genaue Definition des mit dem Namen „Tonsubstanz“ ‚bezeichneten Anteils ist nicht leicht zu geben. Bei starker Ver- Be srößerung löst sie sich auf in ein Gemenge von feinen, graugelb durchscheinenden Flöckchen mit zahllosen, äußerst feinen Quarz- splitterchen und Bakterien. Die Gelbfärbung läßt sich durch Behandeln mit Salzsäure nur bis zu gewissem Grad entfernen, wird also nur z. T. bedingt durch‘ einen Gehalt an Eisenhydroxyd.‘ Das übrige Eisen scheint in sehr fester Bindung, wohl als Silikat, vorzuliegen, denn es widersteht selbst einer längeren Einwirkung konzentrierter warmer Salzsäure. Das bei der Behandlung mit verdünnten Säuren reichlich ent- weichende Kohlendioxyd läßt auf einen bedeutenden Gehalt an’ Karbonaten, wohl vorwiegend Kalk, schließen, der zum einen Teil als vom Lande eingeschwemmtes, fein zerriebenes Kalk- und Mergel- material vorliegt, zum andern Teil den schon besprochenen Zer- setzungsvorgängen während Niederwasserperioden seine Entstehung‘ verdankt. Unter den geformten mineralischen Bestandteilen spielt der (Quarz die allergrößte Rolle. Im Canadabalsampräparat verschwindet er infolge der geringen Unterschiede im Lichtbrechungsvermögen gegenüber dem Einschlußmittel beinahe völlig, tritt aber in Glyzerin- gelatine deutlich hervor. Er bildet vorzugsweise unregelmäßig splittrig begrenzte, seltener kantenbestoßene und gerundete Körner, die nach ihrem optischen Verhalten leicht von den übrigen Gemeng- teilen unterschieden werden können. Daneben finden sich, an Menge hinter dem Quarz wesentlich zurücktretend, zahlreiche Mineralien, die teils durch ihre Härte, teils durch ihre chemische Widerstandsfähigkeit ebenso wie der Quarz den zerstörenden Einflüssen der Verwitterung und mecha- nischen Aufarbeitung entgangen sind und sich wieder auf die Wanderschaft zu neuer Sedimentation begeben haben. Fast durchweg besitzen sie ein höheres spezifisches Gewicht als der Quarz und können so leicht zusammen mit ihm durch Ab- schlämmen vom Ton befreit und mit Hilfe einer schweren Lösung isoliert werden. j Sie stellen eine außerordentlich reichhaltige Sammlung der ver- schiedensten gesteinsbildenden und akzessorischen Mineralien dar. Im allgemeinen ist das mikroskopische Bild an den verschie- denen Probestellen dasselbe (Abb. 5, Taf. I). Leicht erkennbar sind die meist säulig ausgebildeten, auch in abgerundeten Körnern auftretenden Zirkone, kräftig dichroitische, einschlußreiche Turmaline, dunkelgelber Rutil, manchmal in kleinen Kniezwillingen, stahlblauer e 7 natas, schlanke Apatitnädelchen, die verschiedensten Glieder der Hornblende- und Augitreihen, Almandin und Melanit, heller und dunkler Glimmer, Chlorit, Glaukonit, Feldspate, meist getrübt und verwittert, reichlich scharf ausgebildete Calcitrhomboeder; an un- durchsichtigen Mineralien Magneteisen, Rot- und Brauneisenstein, Pyrit; durch industrielle Anlagen eingeführte Körner von Schmirgel, Schlackenkügelchen usw. Unter der verwirrenden Fülle der verschiedenartigsten Schwer- "gemengteile nimmt besonders einer in bezug auf Ausbildung und "Vorkommen das Interesse in höherem Grade in Anspruch, der sog. ©,Facettierte Granat“. Er tritt auf in Körnern von ver- schiedenster Größe und ‚Gestalt und bietet bei mikroskopischer '$E 3etrachtung ein äußerst charakteristisches Bild. Die meist blaßrosa, seltener bräunlich gefärbten Individuen \ rd bedeckt von zahlreichen dachziegelig übereinanderliegenden, benflächigen Vorsprüngen, deren Kanten einen konstanten Winkel E on ca. 72° einschließen. Die Größe der Facetten schwankt außerordentlich. Manclhıe Körner (Abb. 6, Taf. I) sind so grob facettiert, daß ihre Umriß- rmen durch die aus- und einspringenden Winkel und Flächen edingt werden, so daß eine geradlinig polygonale Begrenzung zu- ande kommt. Weitaus in den meisten Fällen sind die Körner rundlich und kleineren Facetten bedeckt. Diese ‚Granaten wurden zuerst von Tnuürıcn als aus dem Grundgebirge stammend beschrieben. Gelegentlich der Aufnahme n Blatt Neckargemünd konnte Av. Sauer die interessante Fest- stellung machen, daß dieses Mineral in dieser charakteristischen Ausbildung einen typischen Schwergemengteil der diluvialen Neckar- ande darstellt, während er in äquivalenten Rheinablagerungen fehlt. konnte der Granat bei zweifelhaften Lagerungsverhältnissen eradezu zur Bestimmung herangezogen werden, gewissermaßen ; Leitmineral für Neckaraufschüttungen. | Bei einer nunmehr systematisch durchgeführten Untersuchung ler Gesteine des württembergischen Schichtstufenlandes auf ihre - Be Rergemengteile konnte Av. Saurr den Granat zum ersten Male Bier Region des Stubensandsteins beobachten. 2 vorliegenden Fall wurde besonders auf das Vorkommen di s Minerals im Flußschlick geachtet, und es ließen sich in der Mat ; gewisse Gesetzmäßigkeiten in seinem Auftreten feststellen. '# ne gr “ x BR N B Er : v A > mu > 3 u Ya Fer Der An der Probestelle Neckar Plochingen tritt der facettierte Granat bereits reichlich auf, ohne daß jedoch dieses Vorkommen irgend welchen näheren Aufschluß geben könnte. Denn an dieser Stelle enthält der Neckarschlick den Schlämmrückstand aus allen Schichten vom Buntsandstein bis zum obersten weißen Jura. Bereits die Fils gibt einen deutlichen Fingerzeig. Eine kurz oberhalb der Einmündung in den Neckar entnommene sandreiche Schlickprobe lieferte ein Material von Schwergemengteilen, in welchen der Granat so reichlich vorhanden war, daß jedes beliebig gewählte Gesichtsfeld im Präparat bei etwa 30facher Vergrößerung meist mehrere Exemplare aufwies. | Dieses Vorkommen weist schon deutlich auf den Stuben- sandstein hin, der etwas von Faurndau ab flußabwärts an den Talhängen ansteht, und dessen Böden den größten Teil des Tales bedecken. Eine Sandprobe, oberhalb Faurndau entnommen, zeigte in zwei Präparaten je ein einziges Individuum. Dieses Vorkommen könnte wohl auf jurassische Schichten hinweisen. Es ist aber viel eher die Annahme berechtigt, daß es sich um verschleppte Exem- plare handelt oder daß im Flußbett bereits Stubensandstein an- geschnitten ist. Die Probe wurde absichtlich in so geringem Abstand vom Anstehenden genommen, um möglichst auch die Schwergemengteile aus dem unteren Lias berücksichtigen zu können. Selbst das völlige Fehlen des Granats wäre jedoch auch noch kein bestimmter Entscheid für die über dem Stubensandstein liegenden Schichten, denn ein an für sich schon seltener Gemeng- teil könnte in einer beschränkten Anzahl von Präparaten auch zu- fällig ganz fehlen. Berücksichtigt man jedoch die Tatsache, daß flußabwärts, mit der Einbeziehung der Böden des Stubensandsteins, die Granat- führung auf ein Vielhundertfaches anwächst, so muß wohl der Stubensandstein das Muttergestein darstellen. Das Ergebnis der Untersuchungen an den übrigen Probe- stellen steht damit völlig im Einklang. Daß der Neckar von Plochingen ab reichlich facettierte Granaten führt, ist gr: dem vorher Gesagten selbstverständlich. Enz und Nagold zeigten beide vor Pforzheim keine Spur. Da- bei entwässern beide Gebiete vom Grundgebirge bis zur Lettenkohle. Eine bei Besigheim entnommene Probe von Enzschlick wies bereits eine wenn auch geringe Anzahl von Granatkörnern auf, N ie Dh een 2 ei en he AR eur zweifelhaft aus den inzwischen durch die Würm, Glems und er einbezogenen Keupergebieten entstammen. x: - Das reichlichste Vorkommen wurde in einer Probe von Kocher- 3 1 bei Kochendorf beobachtet, zahllose, entsprechend der dort edeutenden Transportkraft meist große Individuen. (Die mikro- ho: Br. Aufnahme No. 6 auf Taf. I wurde nach einem ’räparat von isolierten Körnern des Kochers gemacht.) # En ‚der Tat bedeckt der Stubensandstein weite Flächen des inzugsgebiets. Die Jagst führt vor ihrer Mündung ebenfalls Granat, der an Zahl gegenüber dem Kocher weit zurücksteht, entsprechend 7 geringeren horizontalen Verbreitung des Stubensandsteins. Nach allen diesen Feststellungen darf es als sicher an- enommen werden, daß dieser charakteristische Schwergemeng- il dem Stubensandstein bezw. seinen Verwitterungsböden ent- ammt. Der Stubensandstein wird wohl heute allgemein als ein äolisches jediment aufgefaßt. Mit dieser Entstehungsweise läßt sich die Ausbildung des Granats nur dann in Übereinstimmung bringen, ’enn man annimmt, daß die Facettierung sich nachträglich in dem jereits abgelagerten Gestein durch Weiterwachsen der Mineral- ystanz ausgebildet hat. Die Kanten der Facetten sind durchweg so scharf und unverletzt, die Körner mitunter so lang und dünn, | ıß ein äolischer Transport unbedingt seine Spuren hätte hinter- | ge müssen. Außerdem finden sich Individuen, bei denen eine sutlich muschlige Bruchfläche sich mit zahlreichen äußerst feinen Pacetten eben zu bedecken beginnt. Der nachträgliche Transport im Flußwasser vom "Muttergestein r Probestelle stellt an die mechanische Festigkeit viel geringere # Anforderungen, weil er in einem viel dichteren Medium vor sich geht und außerdem der zu gleicher Zeit reichlich mitgeführte Ton gewissermaßen als Gleitmittel wirkt. So können die Granaten den Weg von der Lagerstätte bis zur Probestelle sehr wohl ohne Ver- ‚letzungen zurücklegen. # Ein Teil der Schwebstoffe setzt sich bei abnehmender Trans- jortkraft wieder zu Boden und bildet so eine Schlickdecke auf sm Grunde des Flusses, die allmählich durch hinzukommendes iederwassermaterial an Dicke zunimmt. ‚Dabei treten verschiedene Veränderungen mechanischer und hemischer Art ein. Ä | ), l |. — 32 — Der Schlick bildet ein günstiges und nährstoffreiches Substra für allerhand Kleinorganismen und wird oft durch deren Ausschei- dungen so weit verklebt, daß er sich manchmal in großen, zu- sammenhängenden Fetzen abheben läßt. Je nach der Art der eingeschlossenen Fauna und Flora könne Orte der Oxydation und Reduktion entstehen. Die Oberfläche einer längere Zeit hindurch ruhig lagernden Schlickdecke besitzt ein gelbbraune Lehmfarbe, bedingt durch das Vorhandensein von Eisen oxydverbindungen, während sich in der Tiefe eine blauschwarz Färbung einstellt. Diese tieferen Schichten kommen für die oxydierende Wirkun des im Wasser gelösten Sauerstoffs, sowie für sauerstofferzeugend assimilierende Algen und Diatomeen nicht in Betracht und be- herbergen eine anaörobe Fauna, unter welcher Schwefelbakterien eine bedeutende Rolle spielen. Diese vermögen wohl unter Mit- wirkung faulender organischer Substanz die Eisenoxydverbindungen zu reduzieren und so zur Bildung von erheblichen Mengen von fein- verteiltem sulfidischem Eisen Veranlassung geben. Dieses oxydie sich leicht wieder, wenn es Gelegenheit hat, Sauerstoff aufzunehmen. Ein diesbezüglicher Versuch wurde in folgender Weise aus- geführt. Eine durch langes Stehen schwarzgewordene Hochwasser- suspension wurde im Wasser aufgerührt, und ein kräftiger Luftstrom‘ eingeblasen. Nach wenigen Stunden war die Schwarzfärbung ver- schwunden und hatte der für frische Hochwasserschwebstoffe” . charakteristischen Lehmfarbe Platz gemacht. | Der dabei sich abspielende Vorgang ist der, daß sich inter- mediär aus Schwefeleisen und Sauerstoff Ferrosulfat bildet, das’ durch Oxydation und Hydrolyse in Ferrihydroxyd und freie Schwefel- säure gespalten wird. Letztere wird von dem gleichzeitig reichlich vorhandenen Calciumbikarbonat neutralisiert. ' Entsprechend der verhältnismäßig geringen Beteiligung or- sanischer Substanz sind die Werte für den Glühverlust geringer: als bei Niederwassersuspensionen; sie betragen fast durchweg‘ gegen 10%. Cr Vi. Die gelösten Stoffe. Man ist heutzutage zu der Überzeugung gekommen, daß es keine vollständig wasserunlöslichen Körper gibt. Besonders das Studium der Pseudomorphosen hat gezeigt, daß das Wasser, wenn auch in langen Zeiträumen, imstande ist, äußerst schwerlösliche — 33 — Verbindungen, wie kristallisierte Kieselsäure, allmählich fortzuführen und zu ersetzen durch Substanzen, die, wie z. B. der Speckstein, schlechtweg als unlöslich angesehen wurden. So wird auch jedes auf oder in der Erdkruste zirkulierende Wasser zu einer Lösung, deren Konzentration und Zusammensetzung in hohem Grade von der chemischen und physikalischen Beschaffen- ‚heit der damit in Berührung kommenden Gesteine abhängt. 1. Der Trockenrückstand. Der mannigfache Wechsel in den Gesteinen des württem- ‚bergischen Stufenlandes kommt deutlich in den Zahlen für den Trockenrückstand der Flußwässer zum Ausdruck. Diese schwanken zwischen außerordentlich weiten Grenzen. | | Wie schon die Enz in bezug auf die Schwebstoffe eine Sonder- stellung einnimmt, so auch für die gelösten. Während bei einer = Serie von Niederwasseranalysen die durch Urgebirgs- und Bunt- -sandsteinwässer gespeiste Enz bei Brötzingen im Liter nur 50,8 mg gelöst enthält, steigt die Konzentration nach Einmündung von 1 Nagold und Würm auf 197,6 mg und erreicht endlich durch Zu- flüsse aus dem Muschelkalk und Keuper bei Besigheim den Betrag von 332 mg im 1, also eine Steigerung im Verhältnis 1:3,9: 6,5. | Eine gleichzeitig entnommene Probe von Kocherwasser weist den f außerordentlich hohen Rückstand von 771,2 mg im 1 auf, die höchste überhaupt beobachtete Menge und zugleich das 15,2fache gegenüber der Enz bei Brötzingen. Außer von der geologischen Beschaffenheit der wasserführenden “ Schichten ist die Größe des Trockenrückstands abhängig von der Wassermenge in der Art, daß der höchste Wert bei niederstem - Wasserstand erreicht wird und abnimmt bei größerer Wasser- ' führung, namentlich bei Hochwässern. Ä Zu Zeiten von Niederwasser, besonders im Spätsommer und OHerbst, werden die württembergischen Flüsse fast ausschließlich - von Quellwässern gespeist; oberflächlich abrinnende Wässer kommen bei den längere Zeit hindurch fehlenden oder nur geringen Nieder- schlägen nicht in Betracht. Die zu gleicher Zeit kräftige Er- - wärmung des Bodens und der Luft hat eine hohe Verdunstung zur Folge, und die bei Niederwasser zum Teil unverhältnismäßig rasch ni steigenden Zahlen für Schwefelsäure legen die Vermutung nahe, daß eine nicht unbedeutende Konzentration teilweise unter Aus- scheidung von Kalk erfolgt. _ Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 3 So hat der in Lehrbüchern sich findende Satz, daß ganz allgemein die Menge der gelösten Stoffe im Flußwasser viel geringer sei als im Quell- und Thermalwasser, für Mittelgebirgs- und Flachlandflüsse wenigstens bei niederen Wasserständen keine Berechtigung. Anders liegt der Fall bei Hochgebirgsflüssen, die neben Quellwasser je nach der Jahreszeit mehr oder weniger be- deutende Mengen von fast mineralfreiem Schmelzwasser führen. Die Verhältnisse ändern sich natürlich sofort beim Eintritt eines Hochwassers. Die Quellentätigkeit geht während der meist nur wenige Tage betragenden Dauer eines Hochwassers unverändert vor sich, denn bei der großen Verbreitung schwerdurchlässiger Böden fließt die größte Menge des Regenwassers ab, bezw. wird von den oberen Schichten festgehalten, ohne unmittelbar die Er- giebigkeit und Konzentration der Quellen zu beeinflussen. (Eine Ausnahme mögen, wie schon früher erwähnt, die Weißjuraquellen machen.) Das oberflächlich abrinnende Wasser mengt sich dem des Flusses bei und setzt die Konzentration herab. | Die größte Verdünnung tritt jedoch nicht, wie zu erwarten wäre, zugleich mit der größten Wasserführung ein, sondern erst eine gewisse Zeit nachher. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß das unmittelbar vor dem Einsetzen des Hochwassers im Fluß- schlauch befindliche rückstandsreiche Wasser erst nach und nach verdünnt und von dem mineralarmen Oberflächenwasser verdrängt wird. Die in Fig. 1 wiedergegebene graphische Darstellung eines bei Gundelsheim beobachteten Neckarhochwassers zeigt deutlich, daß das zu jeder Welle gehörige Minimum der Konzentration durchweg um 1—11 Tage hinter den Maxima der Pegelstände nachhinkt. Zugleich lassen die Kurven die höchst bemerkenswerte Er- scheinung erkennen, daß das Sinken der Rückstandsmenge keines- wegs auch nur einigermaßen proportional der Wasserführung erfolgt. Die bei der ersten Welle eingetretene maximale Verdünnung auf 225 mg im 1 stellt etwa den dritten Teil der Konzentration des unmittelbar vorhergehenden Niederwassers mit 670 mg im 1 dar; die beiden Wassermengen: betragen jedoch 260 cbm sec im ersten und 25 cbm im zweiten Fall, also ein Verhältnis von 10:1. Die aus den für den Tag gemittelten Wasser- und Rück- standsmengen auf 24 Stunden berechneten Zahlen für den Massen- transport an gelöstem Material sind 2100 und 5000 t. Die Quellen- tätigkeit besteht unverändert fort, und doch transportiert das nn un ce Pr E. - a Pu Z m u Be Sa "I D14 y uauuwo] 007 mpg 49 or WAdwor 985 W907 = a/vurpıp mm | JS ar ur wajsojah wp Juodsudajwasspj/.. Jod afforsganypSunnn 070g Zul Pungsyay— BU 125504 — 3% EEE EEE RR EUER NR DU ER HH BE RR. DET IB yradı DEMO =: WM — Hochwasser zu der Zeit, als die größte Verdünnung N etwa die 21sfache Menge an Gelöstem. Dieses merkwürdige Mißverhältnis läßt sich bei sämtlich Hochwasseranalysen in ähnlicher Weise feststellen und findet na dem, was früher über die Hochwassersuspensionen gesagt word ist, seine Erklärung in Folgendem: Das niederstürzende Regenwasser weist einen nicht ur bedeutenden Gehalt an gelöster Kohlensäure auf, und außerdem ü dieses Gas als ein Produkt biochemischer Vorgänge reichlich der Bodenluft enthalten. In den mitgerissenen Schwebstoffen lie Gesteinsmaterial in allerfeinster Zerkleinerung vor, das infolg seiner bedeutenden Oberflächenentwicklung von dem kohlensäur: haltigen transportierenden Wasser kräftig angegriffen werden kan In größeren Mengen werden besonders Kalk und Magnesia gelös denn beide sind in Form von zerriebenen Kalken und Merg außerdem als sekundäres Ausscheidungsprodukt reichlich vorhande Aber auch schwerlösliche Verbindungen wie Silikate werden hyd lytisch zersetzt. Bei der Besprechung der einzelnen ea des Trockenrückstands soll besonders auch auf die bei Hochw eintretenden Schwankungen in der prozentischen Beteilieuakedl gegangen werden. Das außerordentliche Ansteigen der Kurve für den Masseı transport an gelöstem Material besonders im aufsteigenden Ast de Hochwassers ist natürlich bedingt durch die innerhalb kurzer vor sich gehende Ausräumung des konzentrierten Niederwasse das sich in den weitverzweigten Flußschläuchen befand, also ni in ihrem gesamten Ausmaß auf die oben beschriebenen Vorgäng zurückzuführen. Allerdings beginnt die teilweise Auflösung sofort mit dem Einsetzen der Schwebstofführung. Die beiden Kor ponenten müssen sich daher in der Kurve überlagern. Außer rein mineralischen weist der Trockenrückstand auc stets einen schwankenden Gehalt an nicht flüchtigen organische Verbindungen auf, die teils durch Abwässer eingeführt werde teils biochemischen Prozessen ihren Ursprung verdanken. Eir genaue Gewichtsbestimmung ist nicht möglich. Wohl läßt sich di organische Substanz verbrennen, allein es müssen dabei oft so hol Temperaturen angewendet werden, daß eine teilweise Verflüchtigur von Chloriden unvermeidlich ist. Der Glühverlust schwankt dah innerhalb weiter Grenzen und beträgt durchschnittlich bei Nieder wasser 5—10°/, bei Hochwasser bis zu 20%. | | | | } ı | | 1 N Pi R| B| | 1 | | | | | a 2. Die Kieselsäure. > untersuchten Flußwässer weisen einen geringen Gehalt ‚gelöster Kieselsäure auf, der bei Mittel- und Niederwasser schen 4 und 9 mg im 1 beträgt. Als Lieferanten kommen im sedimentären Gebirge fast aus- lich Sandsteine in Betracht, die infolge ihrer Porosität her- agend zur Wasserführung geeignet sind. Die in Form von e - gebundene spielt wegen deren Undurchlässigkeit für die ellentätigkeit kaum eine Rolle. Das Verhältnis kehrt sich sofort um bei Hochwasser. Es gt sich durchweg, daß oft die absolute Menge im ‚er, stets aber die prozentige Beteiligung am Ge- sten zunimmt. Die beobachteten Flüsse verhalten sich dabei jas verschieden. Durch ganz besonders starkes Anwachsen chnen sich Kocher und Jagst aus, bei denen in Anal. 34 und 38 O bezw. 15,9 mg im 1 gefunden wurden. Als Ursache für. diese beträchtlich vermehrte Kieselsäure- irung bei Hochwasser können nur Zersetzungsvorgänge tonigen Flußtrübe in Betracht kommen. Abgesehen von, daß bei der Verwitterung der Silikate kolloidale Kiesel- > gebildet und in Lösung übergeführt werden kann, muß doch i der vorherrschenden Verbreitung toniger und tonreicher Sedi- > angenommen werden, daß das kohlensäurehaltige Wasser tig hydrolytisch auf die Flußtrübe einwirkt und Kieselsäure imacht. Die aus später zu erörternden Gründen angestellten laugungsversuche kalihaltiger Keupermergel haben ergeben, daß „ Rückstand von 1 1 bei der Behandlung mit reinem destilliertem ser 9,2 mg, bei kohlensäurehaltigem destilliertem Wasser sogar 1 mg Kieselsäure enthielt. - Was so auf künstlichkem Wege in kleinem Maßstabe vor- jommen wurde, führt der Fluß bei Hochwasser in allergrößtem ee Mengen äußerst fein verteilten, tonig-mergeligen > gelangen in innigste Berührung mit kohlensäurehaltigem Von dieser für Flüsse mit reichlichen tonigen Hot webstoffen allgemein gültigen Regel macht, wie so oft, die Enz : Ausnahme. | Soweit sie im Buntsandstein verläuft, zeigt sie in bezug auf lie Kieselsäure große Unterschiede gegenüber anderen Gewässern. = mE Wohl ist die absolute Menge im Liter bei Nieder- und Mittelwasse ziemlich gering, 4,5—6 mg im 1], macht aber bei der Mineralarmt des Wassers 8,8—10,9% des Gelösten aus, während die analoge Werte für die anderen Flüsse zwischen 0,5 und höchstens 2%, i allgemeinen um 0,8% liegen. Eine ausgesprochene Hochwasserprobe konnte leider nicl erlangt werden, es ist aber mit Sicherheit anzunehmen, daß b der Tonarmut der Buntsandsteinböden ein wesentlicher Zuwaclt an Kieselsäure, also eine erheblichere Vergrößerung des Masser transportes bei Hochwasser nicht eintritt. | Auch die Nagold führt kurz vor ihrer Einmündung in di Enz im Verhältnis zur Konzentration bedeutende Kieselsäuremengei die zwischen 4 und 6 mg im 1 entsprechend 1,62—2,79% des G® lösten gefunden wurden. 1 Entsprechend den Oberläufen weist die Enz bei Besighei einen immer noch ziemlich bedeutenden Prozentgehalt an Kiese säure auf, der bei Hochwasser bei der geringen Führung toniger Schwebstoffe nur um’ etwa 1 % ansteigt, während die Unterschied bei den übrigen Flüssen 2—-4 % betragen. | un 3. Die Sesquioxyde. Unter diesem Namen wurden Eisen und Aluminium zusammen gefaßt. Sie spielen im Flußwasser eine ganz unbedeutende Rol | und treten in so geringen Mengen auf, daß eine Trennung ka möglich ist. a ' Lokal wäre eine Einführung von Eisen in Gewässer möglic durch Quellen, einmündende Grundwasserströme, oder, wie es i den Regionen des Lias öfters zu beobachten ist, durch Oxydation feinverteilten sulfidischen Eisens. Das so in Lösung befindlich Ferrobikarbonat bezw. Ferrosulfat fällt aber sofort der Oxydation und Hydrolyse anheim und läßt seinen Metallgehalt alsbald unte Ausscheidung von rostgelbem Eisenhydroxyd fallen. Auch kolloi dales Aluminiumhydroxyd spielt eine ganz unbedeutende Rolle. In den Sesquioxydniederschlag kann noch die spurenweis ge löste Phosphorsäure eingehen. 4. Das Calcium. Dieses spielt der Menge nach die größte Rolle unter dei gelösten Bestandteilen und macht, wiederum abgesehen von Enz und Nagold, als Ion berechnet 18,4—20% des Gelösten aus. Er PR BEL, sw . Es ist der verbreitetste lösliche Anteil des Sedimentgebirges ind ist in mehr oder weniger reiner Form in Kalk, Dolomit, fergeln, Gips und Anhydrit vorhanden. Soweit es nicht als Sulfat gelöst ist, tritt es als doppeltkohlensaures Salz auf. Das Ver- hältnis der beiden Komponenten ist je nach der Verbreitung der Lieferanten ein außerordentlich wechselndes. Der prozentige Anteil am Gelösten bleibt auch bei Hoch- wasser fast konstant, entsprechend der Tatsache, daß es am leichtesten aus den Schwebstoffen in Lösung geht. Im Wasser der Buntsandstein-Enz ist es zu 10 %, gelöst, nimmt aber allmählich mit der Einbeziehung der Muschelkalk- und Keuper- gebiete bis Besigheim auf etwa 18%, zu. ni Der als Bikarbonat gelöste Anteil des Kalkes ist die am wenigsten beständige Verbindung im Flußwasser. Durch Verlust -von gasförmiger Kohlensäure vermag sie unter gewissen Bedingungen Kalk in fester Form auszuscheiden. Dieser Vorgang tritt besonders - leicht ein bei allerniedrigsten Wasserständen, wo die hohe Kon- zentration und zumal die bei der hohen Temperatur geringe Lös- lichkeit der Kohlensäure das labile Molekül zum Zerfall bringen können. So weisen Niederwässer häufig eine schwach alkalische Re- aktion auf, als Zeichen, daß sich bereits eine geringe Menge von einfachkohlensaurem Kalk in Lösung befindet. Zwar wird im Flußbett ständig Kohlensäure erzeugt durch tierisches Leben und in größerem Maßstab durch die unter Mit- - wirkung von Bakterien vor sich gehende Spaltung der ein- _- geschwemmten Zellulose pflanzlichen Ursprungs in Methan und - Kohlensäure. Allerdings wird umgekehrt wieder ein Teil von assimilierenden Pflanzen verbraucht. Über das Verhalten des Kalks bei sinterbildenden Quellen siehe Anhang S. 58. 5. Das Magnesium. Bei den Muschelkalk-Keuperflüssen beträgt der Gehalt an Magnesium bei niederen Wasserständen fast durchweg gegen 3,6 9%. Durch einen geringeren, nämlich nur 1,4 %, zeichnet sich die Fils aus, in deren Einzugsgebiet Dolomite und dolomitische Mergel zurücktreten. Die Nagold weist bei Niederwasser einen Gehalt von 4,63 % auf, den höchsten überhaupt beobachteten Betrag. Er läßt sich Er leicht darauf zurückführen, daß der Fluß weitaus den größten Teil seines Mineralbestands aus den oberen Partien des Hauptmuschel- kalks bezieht und daß die so aufgeprägte Zusammensetzung durch“ die weichen Buntsandsteinwässer kaum mehr in der Richtung einer prozentigen Anreicherung an Kalk beeinflußt werden kann. Der hohe Magnesiagehalt tritt selbst noch an der Probestelle Enz Besigheim hervor, wo bei Niederwasser 4,23% Mg” gefunden wurden. | Bei Hochwasser nimmt die Beteiligung der Magnesia am Gelösten durchweg ziemlich bedeutend ab, was damit in Verbindung . zu bringen ist, daß sie einesteils in den Schwebstoffen an Menge hinter dem Kalk beträchtlich zurückbleibt, andererseits durch - kohlensäurehaltiges Wasser in viel geringerem Grade gelöst wird als das Calciumkarbonat. 6. Das Natrium. Es ist verhältnismäßig schwer, sein Auftreten geologisch zu verwerten, denn bei der ausgedehnten Verwendung im Haushalt und Gewerbe wird es in beträchtlichen Mengen durch Abwässer und Fäkalien den Flüssen zugeführt. | Diese Tatsache spricht sich in den Analysenresultaten be- sonders bei Niederwasser deutlich aus. Der Neckar enthält bei Plochingen zu Zeiten niederen Wasserstands rund 10 mg Na’ im], die geringste Zahl von allen seinen Probestellen. Im Rückstand der an für sich mineralarmen Fils treten etwa 17 mg auf, unzweifel- haft in Verbindung mit der reichlichen Besiedelung und Industrie des Tales‘ Bei Untertürkheim beträgt der Gehalt 14,8 mg im ]|,. um bis Besigheim auf 26,5 mg zu steigen. Der außerordentliche Zuwachs ist sicherlich zum größten Teil den Stuttgarter Abwässern zuzuschreiben. Die Enz mit ihren 9,5 mg im 1 wirkt wieder ver- dünnend, so daß sich bei Klingenberg nur noch 21 mg im 1 vorfinden. Trotzdem Kocher und Jagst jeweils nur 20 bezw. 10 mg im | "führen, steigt der Gehalt an Na’ bei Gundelsheim auf 38 mg im 1 an. Für diese beträchtliche Zunahme sind unzweifelhaft die Heil- bronner, Jagstfelder und Wimpfener Salinen verantwortlich zu machen. ag - Bei Hochwasser sinken die Werte natürlich sehr rasch, aller- dings nicht im Verhältnis der Zunahme der Wasserführung. Wenn auch leichtlösliches Chlornatrium den oberflächlichen Schichten weit- gehend durch Auslaugung entzogen worden ist, so stellen doch BEYER u atriumverbindungen einen nie fehlenden Bestandteil der Sedimente ar und können daher aus den Schwebstoffen in Freiheit gesetzt verden. Außerdem ist bei der Bewertung der Hochwasseranalysen . u berücksichtigen, daß sie die augenblickliche Zusammensetzung "bei höchstem Wasserstand und höchster Schwebstofführung angeben. N Vie schon früher betont wurde, tritt die größte Verdünnung erst ei inige Zeit nachher ein, so daß die gefundenen Mengen von Natrium 1 noch einen Teil der künstlich hineingebrachten darstellen. 7. Das Kalium. = Menge steht es hinter dem Natrium weit zurück, ze! "aber ein besonders charakteristisches Verhalten. # Man neigt häufig zur Ansicht, daß bei der großen Rama. 1b fähigkeit des Bodens für Kalisalze das Flußwasser nur Spuren “davon enthalten könne. Eine einfache Überlegung muß jedoch er- geben, daß diese dem Kulturboden innewohnende, für das Gedeihen der Pflanzen außerordentlich wichtige Fähigkeit für das Flußwasser ‚gar nicht in Betracht kommen kann, denn das den Gesteinen durch die Quellentätigkeit entzogene Kalium hat ja gar keine Gelegenheit, "bei der Bewegung im Flußschlauch mit den Bodenzeolithen in "Berührung zu kommen und in ihr Molekül einzugehen. | Kalihaltige Sedimente sind nicht selten, und gerade in Württem- berg sind große Flächen bedeckt von einem Gestein, dessen be- ‚deutender Kalireichtum schon seit alter Zeit bekannt ist und benützt wird. Es sind dies die bunten Keupermergel der sog. Roten "Wand. In ausgedehntem Maße findet gerade der Bau der nährstoff- bedürftigen Weinrebe auf diesen Flächen statt, und das Material \ yird weit und breit zu Meliorationszwecken verwendet. Auch andere Mergel, wie z. B. des Rotliegenden, enthalten ößere Mengen von Kalium. An eine in ähnlichem Maßstab wie bei Natrium erfolgende künstliche Einführung von Kalisalzen in das Flußwasser ist bei der geringeren pwenddug und dem bedeutend höheren Preis nicht "zu denken. © Daß in der Tat die oben erwähnten Keupermergel sehr wohl jals Lieferanten in Betracht kommen können, erhellt aus folgenden ‚Versuchen. | Eine dicht unterhalb der Zone der Kieselsandsteine an der ‚sog. Roten Wand in Stuttgart dem Anstehenden entnommene Probe BR ee | ° von rotem Keupermergel wies einen Gesamtgehalt von 3,44% K, auf. Je 500 g des lufttrockenen, nur gröblich zerstoßenen Gesteii wurden in 21, 1 fassende Flaschen gegeben und versetzt mit 2] frisch destill., also praktisch kohlensäurefreiem Wasser, 2 1 dest. ss das im Liter 1,342 g Kohlensäuregas gelöst enthielt | 2 | dest. Wasser unter Zusatz von 2 g Gips, 2 1 dest. Wasser unter Zusatz von 2 g Chlornatrium. ln it Durch die Berührung mit dem Wasser zerfällt der Merge unter knisterndem Geräusch in kleine, unregelmäßig polyedrisch Stückchen, ohne jedoch etwa wie ein Ton völlig zu zerfließen Die Proben wurden täglich mehrmals geschüttelt, absitzeı gelassen und 30 Tage nach dem Ansetzen abgehebert. Schon au der Dauer der Sedimentation konnte auf die Menge der in Lösun; gegangenen Bestandteile geschlossen werden. Probe 1 lieferte eine Suspension von großer Beständigkeit während die übrigen sich rasch klärten, am schnellsten No. 2. Die klaren Lösungen wurden analysiert. Es wurden Er ı | 4 1 1 inilder Lösung1 in 11der Lösung 2 MN 92 mg 19,1 mg Sesquioxyde. . . . . 200, 2 : BROT ED: 260 . 389,7, MEHRERE 11,04% 101,4 „ NO Fern 48 „ 34 „ RP ee ab 73 16,9 „ in1iIder Lösung3 inilder Lösung Fr KO u re 10,8 mg Es waren also durchweg sehr beträchtliche Mengen von Kalium in Lösung gegangen. Der große Einfluß der zugesetzten Elektrolyten in Versuch 3 und 4 lassen beim Vergleich mit Versuch 1 darauf schließen, daß es sich nicht um einen gewöhnlichen Lösungsvorgang handelt, sondert daß das Kalium in einer Verbindung vorliegt in der Art, daß es durch andere Basen substituiert wird. | Besonders starke Einwirkung zeigt kohlensäurehaltiges Wasser. Nun ist ja das auf den Klüften der Mergel zirkulierende Wasser keineswegs destilliert, sondern es enthält neben freier Kohlensäure? anderweitig aufgenommene Salze des Öaleiums, Magnesiums und Natriums. So wird seine lösende Wirkung in bezug auf das Kalium eine gewisse Mittelstellung einnehmen, auf alle Fälle aber genügen, um den bei denjenigen Flüssen, deren Ein- | 1 ee ir an kaliführenden Mergeln und Gesteinen Anteil hat, ziemlich konstanten Gehalt von etwa 3 mg K im zu erklären. Geringere Mengen weisen auf die Fils, die Nagold und die "Buntsandstein-Enz. Bei Besigheim erreicht sie nach Einbeziehung von Keupergebieten durch Würm, Schmie und Metter einen Gehalt _ von 2,35 mg im |. Besonders deutlich zeigt sich die Mitwirkung der Kalimergel bei ausgesprochenen Hochwässern mit bedeutender Schwebstoff- führung. An dieser nehmen diese Mergel einen besonders großen Anteil, weil sie erstens in Wasser leicht zerfallen und fein zerrieben werden, und weil sie, steile Hänge bildend, auf weiten Flächen frisch aufgeschlossen anstehen. So nimmt die prozentige Beteiligung am Gelösten besonders bei Keuper-Muschelkalkflüssen ganz außerordentlich zu und wächst in extremen Fällen wie bei Kocher und Jagst bis auf das Dreifache, der Massentransport entsprechend der bedeutend erhöhten Wasser- menge noch auf ein Vielfaches gegenüber Mittel- und Niederwasser. So unterscheidet sich das Kalium in seinem Verhalten scharf vom Natrium. | 8. Die Kohlensäure. Zwar vermag schon reines Wasser durch Hydrolyse Gesteine zu zersetzen und zu lösen, allein das bedeutende Ausmaß der Mineralführung in Quellen und Flüssen verdankt es in erster Linie seinem Gehalt an Kohlensäure. Juvenile, d. h. durch vulkanische Vorgänge bezw. die fort- schreitende Entgasung des Erdinnern in Freiheit gesetzte spielt unzweifelhaft bei den an freier und halbgebundener Kohlensäure reichen Säuerlingen des oberen Neckartals bei Eyach eine be- deutende Rolle, wenn auch heute große Mengen des Gases der Industrie dienstbar gemacht und so dem Haushalt der Natur entzogen werden. Weitaus die größte Menge wird jedoch geliefert von: der Atmosphäre und den in den obersten Bodenschichten sich abspielen- den Prozessen der Verwesung und Zersetzung organischer Substanz unter der Mithilfe von Kleinorganismen. Die Kohlensäure ist das wichtigste Lösungsmittel für gesteins- bildende Karbonate, die in Form von Kalken, Dolomiten und Mergeln einen großen Teil der Sedimente des Neckareinzugsgebiets bilden, und es ist bekannt, daß die Löslichkeit der doppeltkohlen- | sauren Salze des Calciums und Magnesiums um ein Vielfaches größer ist als das der Karbonate. Ungeheure Mengen dieses Gases treten so in den Kreislauf des Wassers ein, wenn man bedenkt, daß es bei den rückstand- veicheren Flüssen als Bikarbonation berechnet 40—65 %, des Gelösten ausmacht. - Bei Hochwasser steigt der Prozentgehalt an halbgebundener Kohlensäure in allen Fällen bedeutend an, denn bei der mehr oder weniger weit gehenden Verdünnung der im wesentlichen vom Quell- wasser gelieferten Sulfate und Chloride ist sie das Hauptlösungs- mittel für den aus den Suspensionen entnommenen Kalk bezw. die Magnesia und ist so der wichtigste Faktor für die bedeutende Zunahme des Massentransports gelöster Stoffe. Auf die Unbeständigkeit der Calciumbikarbonatlösungen wurde schon früher hingewiesen. Vergl. auch Anhang. Der bei der Ausscheidung von Kalk auftretende Gehalt an Karbonationen ist entsprechend der Schwerlöslichkeit des CaCO, meist sehr gering und erreicht selbst in besonders günstigen Fällen, 'wie bei der Tuffbildung, nur einen Wert von etwa 9 mg CO,‘ im] entsprechend 15 mg CaCOQO.. Freie Kohlensäure fehlt im letzteren Falle selbstverständlich und ist auch bei Mittelwasser nur in sehr geringer Menge, etwa 3 mg im ], enthalten. Bei Hochwasser werden wohl bedeutende Mengen von Kohlensäure dem Flusse zugeführt, zum größten Teil aber von den feinverteilten Karbonaten der Schwebstoffe gebunden, so daß die Werte sich nicht wesentlich von den bei Mittelwasser beobachteten unterscheiden. 9. Die Schwefelsäure. Diese spielt unter den Anionen nächst der halbgebundenen Kohlensäure die wichtigste Rolle. Als natürliche, fertig vorgebildete wasserlösliche Sulfate kommen die im Muschelkalk und Keuper reichlich auftretenden Gipse und Anhydrite in Betracht. Sekundär - | kann Schwefelsäure gebildet werden durch Oxydation feinverteilten sulfidischen Eisens, außerdem auf demselben Wege durch Oxydation des durch Eiweißfäulnis im Flußbett sich entwickelnden Schwefel- wasserstoffs. Die Menge der Schwefelsäure schwankt a bedeutend, zwischen etwa 3,8 und 337,9 mg im | entsprechend 7 bezw. 41,8% BE Zn A 2 EU a u EL m a 200 2 UDoS2ı Zr. vom ‚des Gelösten. Diese außerordentlichen Unterschiede stehen in engstem Zusammenhang mit der Art der Lieferanten. Interessant ist ihr Verhalten bei Hochwasser. Flüsse mit bedeutender Schwefelsäureführung sind zugleich solche, die sie fast ausschließlich durch die Quellentätigkeit aus - Gips und Anhydrit beziehen. Infolge ihrer Löslichkeit sind diese Salze aus den obersten Bodenschichten mehr oder weniger aus- gelaugt, so daß Sulfate in dem durch oberflächlich abrinnendes Wasser mitgeführtem Zerreibsel gegenüber Karbonaten eine un- - bedeutende Rolle spielen. Dementsprechend sinkt der Prozentgehalt - an Schwefeläure bei solchen Flüssen sehr beträchtlich. ‘Gerade umgekehrt verhalten sich diejenigen, welche ihre - Schwefelsäure fast ausschließlich der Oxydation feinverteilten sul- ‚fidischen Eisens verdanken, wie z. B. die Fils. Fertig vorgebildete, wasserlösliche Sulfate treten in den jurassischen Schichten nicht - auf; wohl aber weisen die dunkel gefärbten Tone des Lias im besondern einen bedeutenden Vorrat an Melnikowit auf. In Zeiten niederen Wasserstands geht die Oxydation im _ wesentlichen nur am Ausgehenden dieser Gesteine vor sich und + kann so während Trockenzeiten zu einer oberflächlichen Anreicherung an Schwefelsäure bezw. sekundär entstandenen Sulfaten, besonders Gips, führen. Treten reichliche Niederschläge ein, so wird dieser ‘- Vorrat dem Flusse zugeführt und veranlaßt so je nach der Ver- . breitung der betreffenden Gesteine und der Dauer der Trocken- periode eine gegenüber Niederwasser mehr oder weniger bedeutend -_ erhöhte Schwefelsäureführung. Auch kann die in den Schwebstoffen vorhandene äußerst fein verteilte Melnikowitsubstanz während des Transports oxydiert werden und so zur Erhöhung der Konzentration der Sulfate beitragen. Diese Erscheinung spricht sich deutlich in _ Anal. 10 aus, wo die prozentige Beteiligung der Schwefelsäure am - Gelösten sich ungefähr auf derselben Höhe hält wie bei Nieder- und Mittelwasser, während ein Vergleich der Analysen 1 und 5 beim Neckar ein Sinken von 28,54 %, auf 11,26% erkennen läßt. Als weitere Quelle für Sulfate können die im Flußbett z. T. reichlich vorhandenen, durch Reduktionsvorgänge gebildeten Mengen = von Blauschlick gelten. Bei Hochwasser werden diese Ablagerungen losgerissen, fein zerteilt und innig mit Sauerstoff in Berührung ‚gebracht, wodurch Schwefelsäure frei wird. Der früher bei der Besprechung der Schwebstoffe ausgeführte Versuch der Oxydation ‚einer schwarzgewordenen Hochwassersuspension wurde in der Art Ba yie> quantitativ verfolgt, als vor und nach dem Versuch die Größe des Trockenrückstands bestimmt wurde. Die durch die in Lösung gehende Schwefelsäure verursachte Gewichtsvermehrung betrug allerdings nur ca. 1 mg pro l. Es besitzen eben schon geringe Mengen des feinverteilten Sulfids eine intensive Färbekraft. In der Natur wird dieser Vorgang zweifellos eine bedeutende Rolle spielen, denn ein Blauschlick entwickelt bei der Behandlung mit Säuren neben Kahlenüiagye ganz beträchtliche M engen von Schwefel- wasserstoff. 10. Das Chlor. Es schließt sich in seinem Auftreten und Verhalten eng an das Natrium an, denn es ist als Steinsalz in den Sedimenten mehr oder weniger reichlich vorhanden und wird durch ‚Abwässer in größeren Mengen eingeführt. Es steht bei den verhältnismäßig wenig verunreinigten Flüssen der zur völligen Bindung des Natriums notwendigen Gewichtsmenge nach, als ein Zeichen, daß ein Teil des Alkalis als Bikarbonat gelöst ist. Flußabwärts nimmt die Menge des eingeführten Salzes mehr und mehr zu, und dementsprechend beginnt auch das Chlor zu über- wiegen. Bei Heilbronn ist der Gehalt derart gestiegen, daß er zur Sättigung des Natriums mehr wie ausreicht, so daß sich der Über- schuß wohl als Chlorcaleium in is; befindet (Rückstände chem. Fabriken). ll. Untergeordnete Bestandteile. Wie schon früher gesagt wurde, sollten nur die geologisch wichtigen Körper genauer untersucht werden. Die Zahl der im Flußwasser vorkommenden anorganischen Verbindungen ist damit natürlich nicht erschöpft. Ausführliche Quellenanalysen haben er- geben, daß nahezu sämtliche bekannten Metalle und Metalloide z. T. allerdings in winzigen Spuren aus dem Gebirge ans Tageslicht gefördert werden. Sie mögen in theoretischer Hinsicht interessante Aufschlüsse geben, kommen aber für die durch das Wasser bewirkten Massenverschiebungen gar nicht in Betracht. Die Trockenrückstände der Niederwasseranalysen wurden spektroskopisch auf Lithium geprüft. In nahezu allen Fällen ließen sich geringe Spuren nachweisen, ohne daß jedoch das Vorkommen in Zusammenhang mit bestimmten Gesteinen gebracht werden konnte. he ul rar > ER v1. iskische Bewertung der Analysenresultate der einzelnen Probestellen. 1. Neckar Plochingen. Anal. 1—5. - Die Analysen geben an dieser Stelle ein verhältnismäßig wenig ;harakteristisches Bild, denn der Neckar entwässert bis Plochingen Schichten vom Buntsandstein bis zum obersten weißen Jura. An dem ca. 3295 qkm großen Einzugsgebiet beteiligt sich der Jura etwa zur Hälfte, jeweils ungefähr ein Viertel entfällt auf atsandstein + Muschelkalk und auf Keuper. Trotzdem die größten Wassermengen von den ziemlich rück- standsarmen Juraflüssen geliefert werden, zeigt das Wasser bei P ochingen bereits eine bedeutende Konzentration, bei dem Nieder- wasser im September 1915 500 mg Rückstand pro |. - Sie wird verursacht durch einen hohen Gehalt an Schwefel- säure, welche vornehmlich den Gipsmergeln des Keupers entstammt. Das Verhältnis des Calciums zum Magnesium ist etwa 5,5:1 bei N WARE: Kieselsäure und Kalium sind in den charakteristischen Mengen vorhanden. . Der Gehalt an Natrium und Chlor ist ziemlich gering. - Bei Hochwasser tritt eine sehr bedeutende Schwebstofführung ein und damit die Verschiebungen in der prozentigen Zusammen- setzung des Gelösten: ein Anwachsen der Kieselsäure, des Kaliums und der halbgebundenen Kohlensäure, eine beträchtliche Abnahme das Magnesiums, Natriums und der Schwefelsäure. Das Verhält- nis von Ca’ zu Mg” ist bei Hochwasser etwa 7,5:1, die Schwefel- säure fällt von 165,8 mg im 1 = 28,54% auf 37,4 mg = 11,26%. 2. Die Fils. Anal. 5—10. Das 706 qkm große Einzugsgebiet fällt nahezu ganz in den Jura, und zwar sind jeweils die beiden unteren Glieder und der weiße etwa hälftig beteiligt. Außerdem werden noch kleine Keuper- gebiete des Schurwalds entwässert. 4 Das Bild der Zusammensetzung des Gelösten ist sehr charak- teristisch. Zunächst ist der Rückstand beträchtlich geringer, als man bei einem Fluß erwarten möchte, der besonders kalkreichen ‚Gebieten entspringt. Während der Neckar bei Niederwasser 500 mg Rückstand pro l lieferte, beträgt dieser hier gleichzeitig nur 334,8 mg. Der Gehalt an Bikarbonaten ist zwar wesentlich größer als beim Neckar, so daß das Defizit allein aus dem sehr geringen Schwefel- INTER säuregehalt herzuleiten ist, der mit 34,7 mg im 1 nur etwa si des) gleichzeitig vom Neckar geführten beträgt. Der Gehalt an Kieselsäure ist ziemlich hoch, fast ee gegen 8 mg im 1; ebenso sind die Alkalien reichlich vertreten, wobei das Naekin weit überwiegt. Der hohe Chlorgehalt darf wohl auf die dichte Besiedelung des Tales zurückgeführt werden. Ebenso charakteristisch ist das Verhalten bei Hochwasser. Entsprechend der reichlichen Verbreitung toniger und mergeliger Schichten ist bei dem hohen Gefäll die Schwebstofführung 'sehr be= deutend.. Zugleich sinkt die Konzentration des Gelösten bei weitem nicht in dem Maße wie bei dem vorher besprochenen Neckar. Es mag dies in erster Linie davon abhängig sein, daß die Schweb- stoffe reichlich Kalk enthalten. Auf die eigentümliche Tatsache, daß der Prozentgehalt der Schwefelsäure nahezu konstant bleibt, wurde schon früher hingewiesen und aus dem Verhalten der in Betracht kommenden Lieferanten erklärt. Das Verhältnis des Ca” zum Mg” ist etwa 15:1 bei Nieder- wasser und 20:1 bei Hochwasser. Also auch hier beträchtliche Abweichungen vom Neckar. Die Transportkraft der Fils ist- so groß, daß feinstkörniges Sediment im Flußbett gar nicht zur Ablagerung gelangt. Man kann daher in diesem Fall von einem eigentlichen Flußschlick nicht sprechen, denn es handelt sich um einen fast tonfreien, ann Quarzsand. Unter den Schwergemengteilen findet sich reichlich Schwefel- kies, z. T. als Ausfüllung von Foraminiferenschälchen, sowie in der ' Nähe der Mündung in den Neckar reichlich facettierter Granat. Anal. 11. Es wurde einmal eine Niederwasserprobe bei Unter-' türkheim eingeschaltet, um genaue Zahlen für die Zusammen- setzung des gemischten Neckar- und Filswassers zu erhalten und um die während des Laufs bis Besigheim eintretenden Verände- rungen feststellen zu können. Der Einfluß der Fils zeigt sich in einer Verdünnung sämtlicher Basen, ausgenommen die Alkalien, in einem Ansteigen des Gehalts an halbgebundener Kohlensäure und endlich in einer beträchtlichen Abnahme der Sulfate. 3. Neckar Besigheim. Anal. 12—15. Die inzwischen erfolgte Einbeziehung der durch Rems und Murr entwässerten Keuper-Muschelkalkgebiete der Löwensteiner Berge, des Mainhardter-, Welzheimer- und Schurwalds spricht sich a n einer bedeutenden Zunahme der Konzentration aus. Bei dem Niederwasser im September 1915 stieg der Trockenrückstand von Ä 480,4 mg bei Untertürkheim auf 628,8 mg, in ähnlicher Weise auch bei höheren Wasserständen. Die eingetretene Veränderung 2 yeht dahin, daß, zunächst auf das Liter bezogen, die absolute J Menge der analysierten Bestandteile durchweg zunimmt, und zwar = der Art, daß die prozentige Zusammensetzung des Rückstands im großen ganzen von der bei Untertürkheim beobachteten wenig abweicht. Eine erhebliche Zunahme hat vor allen Dingen das t atrium und gleichzeitig damit das Chlor erfahren, zweifellos ver- ursacht durch die Abwässer Groß-Stuttgarts. Dadınel werden die Zahlen für die übrigen Komponenten etwas heruntergedrückt. Doch spricht sich unzweifelhaft das Bestreben aus, die durch die Fils herabgesetzte Führung an Magnesium und Schwefelsäure wieder 4. Die Enz. E auszugleichen. | Sie ist unter allen beobachteten Flüssen derjenige, bei dem | sich am deutlichsten die großen Verschiedenheiten im geologischen j Aufbau des Einzugsgebiets widerspiegeln. i Es ist mit 2223 qkm das größte aller Nebenflüsse des Neckars f und wird gebildet beinahe zur Hälfte von den Böden des Bunt- sandsteins, während sich in den Rest Muschelkalk und Keuper teilen. I Die Enz bei Brötzingen. Anal. 20—23. { Die Analysen 20, 21 und 22 gewähren nach dem bisher Be- handelten einen ganz besonderen Anblick. Der Rückstand beträgt nur etwa !Jıo der bei den übrigen Flüssen gefundenen Werte, und gesch die Zusammensetzung ist eine wesentlich andere. Der Ge- halt an Kieselsäure im Liter ist zwar eher niedriger als bei den meisten anderen Flüssen, beträgt aber bei der Mineralarmut des Wassers Murchschnittlich gegen 10%, des Gelösten oder etwa 15% des Trockenrückstandes. In der Tat nimmt die Kieselsäure in der Form von Quarz die erste Stelle unter den gesteinsbildenden Mine- ralien des Einzugsgebiets ein und steht in ungeheurer Menge in ü dem besonders wasserführenden Buntsandstein zur Verfügung. _ Caleium findet sich ungefähr in derselben Menge in Lösung, wäh- | rend der Gehalt an Magnesium etwa ein Viertel davon beträgt. Y Von den Alkalien überwiegt das Natrium bedeutend, und der ' geringe Chlorgehalt läßt darauf schließen, daß ein großer Teil sich ' als Bikarbonat oder Sulfat in Lösung bsühdk ae | Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 4 “ IE [si AR Wk Ähnlich wie bei der Fils zeichnet sich der Flußsand durc fast völliges Fehlen toniger und kalkiger Substanz aus. Von einer bei Brötzingen entnommenen feinkörnigen Probe gingen nur 1,3% bei der Behandlung mit heißer konzentrierter Salzsäure in Lösung, und zwar vorwiegend Eisen, das als dünne Haut in Form von Oxyd die einzelnen Quarzkörner umhüllt. | Die Nagold. Anal. 24—26. Sie entspringt und verläuft zum allergrößten Teil im Bunt- sandstein,; weist aber gegenüber der Enz eine bedeutend GEOERM Mineralführung auf, gegen 180 mg Rückstand pro 1. Die Zusammensetzung läßt unschwer erkennen, daß der Zu- _ wachs auf die in der Gegend Altensteigs—Nagold Sina d Ania kleinen Muschelkalknebenflüsse zurückzuführen ist. ’ So nähert sich die prozentige Zusammensetzung einiger- maßen der eines Keuper-Muschelkalkflusses, wobei aber die Bei- mischung der weichen Buntsandsteinwässer ach deutlich in dem geringen Rückstand und dem hohen Betrag der Kieselsäure zum Ausdruck kommt. Bemerkenswert ist noch der bedeutende Gehalt «an Magnesium. 1 Wie bei der Enz besteht der Flußsand fast ganz aus mit Eisenoxyd umrindeten Quarzkörnern des Buntsandsteins, weist aber schon eine Beimengung tonig-kalkiger Substanz auf. Unter den Schwergemengteilen treten besonders reichlich große, abgerundete Turmaline von braungelber Farbe auf. Die Enz unterhalb Pforzheim. Anal. 23 und 16—19. In die Serie von Niederwasseranalysen vom September 1915 wurde noch eine bei Mühlacker entnommene Probe eingeschaltet! Die bei Pforzheim einmündende Würm, deren Einzugsgebiet bis zum Lias hinaufgeht, hat’ die durch Vermengung mit dem rück- standsarmen Buntsandstein-Enzwasser eingetretene Verdünnung der Nagold bereits wieder so weit ausgeglichen, daß der Trockenrück- stand auf 197,6 mg im 1 gestiegen ist. Die prozentige Zusammen- setzung ist ungefähr dieselbe geblieben, nur das Natrium und. die Schwefelsäure zeigen eine bedeutendere Zunahme. 1 } Von nun ab empfängt die Enz Nebenflüsse aus Muschelkalk und Keuper, so daß die Konzentration bei Besigheim auf 332 mg Rückstand pro 1 gestiegen ist. Immer noch zeigt sich der Einfluß des Buntsandsteins an dem hohen Gehalt an Kieselsäure, der der x Nagold. am Magnesium. Die Alkalien und das Chlor haben nur unwesentlich zugenommen, während die Schwefelsäure von ar ‚9 er auf 79,8 mg im 1 gestiegen ist. Die Schwebstofführung ist bei Hochwasser ziemlich abe und die Verschiebung in der prozentigen Zusammensetzung des Gelösten nicht so sehr ausgesprochen als an der benachbarten Probestelle des Neckars. | 5. Neckar Klingenberg. Anal. 2730. Die Probestelle wurde hierher verlegt, um den nachteiligen - Einfluß der Heilbronner Abwässer auszuschalten, und weil eine Seilfähre ein bequemes Befahren des Flusses auch bei höheren Wasserständen ermöglicht. Sie gibt ein ziemlich reines Bild der - wereinigten Wässer des Neckars und der Enz, das durch die in- zwischen einmündende Zaber, welche die Senke zwischen Strom- - berg und Heuchelberg entwässert, nur unwesentlich gestört wird. Naturgemäß wirkt die rückstandsärmere Enz verdünnend auf das Neckarwasser ein, so daß der Gehalt an Gelöstem abnimmt. Die prozentige Zusammensetzung hat sich nach Maßgabe der beiden Komponenten in der Art verändert, daß sämtliche Basen - mit Ausnahme der Magnesia eine geringfügige Abnahme zeigen, und ‚daß die Schwefelsäurearmut der Enz nicht nur ein Sinken an der - Probestelle Klingenberg, sondern auch eine gleichzeitige Zunahme _ des Gehalts an Bikarbonationen zur Folge hat. Die } Hier gibt die Gegenüberstellung der 4 Analysen ein aus- _ gezeichnetes Bild für die Differenzierungen bei Hochwasser und zeigt besonders gut, wie mit der bedeutend zunehmenden Schweb- - stofführung die Werte für Kieselsäure und Kali sprunghaft in die ' Höhe gehen. y Der Kocher. Anal. 31-34. Das Einzugsgebiet umfaßt 1989 qkm. und wird etwa zur - Hälfte‘von den Böden des Keupers, zu !/s vom Muschelkalk und - endlich zu ?/s vom Jura gebildet. h Von allen untersuchten Flüssen weist der Kocher die höchsten - Zahlen für den Rückstand auf, 771,2 mg im l bei dem Nieder- _ wasser im September 1915. | | Die Ursache hierfür muß in der weiten Verbreitung des 2 Keupers gesehen werden, denn der Jura, der ohnehin sehr zurück- tritt, -führt, wie schon früher dargetan wurde, verhältnismäßig 4* BR er rückstandsarme Wässer, und der Muschelkalk kann zur Erklärung auch nicht herangezogen werden, sonst müßte die nachher zu be- sprechende Jagst noch viel höhere Konzentrationen aufweisen. Wenn sonst in allen bisher besprochenen Flüssen bei Nieder- und Mittelwasser die halbgebundene Kohlensäure die Schwefelsäure bei weitem überwiegt, so liegen hier die Verhältnisse gerade um- gekehrt. | In Analyse 31 wurde die erstaunliche Menge von 337,9 mg SO,“ im l entsprechend 41,86 % des Gelösten gefunden. Auf wasserfreien Gips berechnet erhält man 479 mg = 62 %, des Trockenrückstands. Ähnliche Werte weist auch die Mittelwasseranalyse auf, 237,9 mg SO,“ im 1 entsprechend 37,44% des Gelösten. Als Lieferanten müssen vor allen Dingen die Gipsmergel des Keupers angesehen werden. Die Menge der Kieselsäure bewegt sich bei niederen Wasserständen innerhalb der normalen Grenzen; das Verhältnis von Ca” zu Mg” ist etwa 4,8:1. Der Gehalt an Natrium und Chlor ist bei Berücksichtigung des Umstandes, RB Salz ‚gewonnen wird, ziemlich gering. Die geringe Menge Schwebstoffe bei dem Hochwasser vom 4. Dezember 1915 ist unzweifelhaft darauf zurückzuführen, daß die Probe unterhalb einer Stauanlage entnommen wurde. Der Prozentgehalt der Kieselsäure hat außerordentlich zugenommen, ebenso in Verbindung mit dem reichlichen Vorkommen der Keuper- ‘ mergel das Kalium. Die Beteiligung der Schwefelsäure wird bei Hochwasser sehr viel geringer, während gleichzeitig die Menge der halbgebundenen Kohlensäure bedeutend, in diesem Fall etwa auf das Doppelte ansteigt. Das reichliche Auftreten des facettierten Granats im Kocher- sand ist, wie schon früher ausgeführt, in Verbindung mit der 1 weiten Sehirsithar des Stubensandsteins zu bringen. 7. Die Jagst. Anal. 35—38. Trotzdem sie gerne als der Zwillingsfluß des Kochers bezeichnet wird, weist sie in bezug auf die RT ‚doch erhebliche Khititschisße auf. An dem 1837 qkm großen Einzugsgebiet beteiligt sich der Muschelkalk zu reichlich drei Vierteln, der Rest entfällt auf Keuper und Jura. Trotzdem die Wassermengen beinahe mit den gleich- zeitig beim Kocher beobachteten übereinstimmen, ist doch der Trockenrückstand durchweg bedeutend geringer. Auch hier zeigt s sich wieder die Erscheinung, daß Gebiete mit ROHR RN hoch- Auch die Zusammensetzung weicht erheblich von der des Kochers ab. Zunächst ist bemerkenswert ein auch bei niederen "Wasserständen bedeutender Kieselsäuregehalt. Das Verhältnis von 1° Ca” zu Mg" ist etwa 5,5:1, Natrium und Chlor sind in geringen, Kalium in normaler Menge vorhanden. Im Gegensatz zum Kocher | überwiegt auch bei Niederwasser die halbgebundene Kohlensäure | über die Schwefelsäure, die aber immerhin noch eine bedeutende Rolle spielt. I Bei Hochwasser treten auch wieder die gewohnten Verände- 1 rungen ein. 8. Neckar Gundelsheim. Anal. 39--43. Diese letzte Probestelle gibt den Ausdruck für die geologische 14 Tätigkeit des Neckars in dem nunmehr auf ca. 12340 qkm an- I gewachsenen Einzugsgebiet wieder. Gegenüber ‘der Probestelle Klingenberg macht sich die Ein- ‚mündung der rückstandsreichen Nebenflüsse Kocher, Jagst, Lein und Sulm in einem Ansteigen der Führung Solisten Stoffe be- merkbar, bei der Niederwasserserie von 529,6 mg auf 691,2 mg im 1. In nicht unerheblichem Maße sind daran die kochsalzreichen Abwässer der Salinen Heilbronn, Jagstfeld und Wimpfen beteiligt. Im übrigen ist natürlich die prozentige Zusammensetzung aus der vereinigten Mineralführung des Hauptflusses und der Nebenflüsse abzuleiten. Die Hochwasseranalyse No. 43 konnte leider aus Mangel an Material nicht völlig ausgeführt werden. Außerdem ist sie in bezug auf den Trockenrückstand insofern nicht gut zu Vergleichen heranzuziehen, weil sie früher als die Proben bei Heilbronn, Kochen- dorf und Jagstfeld entnommen wurde und so noch eine beträcht- liche Beimengung von konzentrierterem Niederwasser enthält. Feen unse nahe; s Te % ! y zupt £ . PT We ii. e y” “ ya Ä ya w VII. Die jährliche Gesamtleistung des Neckars Mn 'in der Zeit vom 25. III. 1915 bis 25. III. 1916, beobachtet an der 1% Probestelle Offenau. War im vorhergehenden Kapitel versucht worden, an, der - Hand der Analysenresultate von nach Ort und Zeit passend ent- _ nommenen Wasserproben die Art der geologischen Arbeit charak- aa a rs teristischer Flüsse festzustellen, so soll im folgenden das Ergebnis einer während eines ganzen Jahres ständig fortgesetzten Beob- ‚achtung des Neckars unterhalb der Einmündung der Jagst be- handelt werden. Bei der großen. Anzahl der hierzu notwendigen Bestimmungen wurde die Analyse auf Feststellung der Schwebstoffe _ und des Trockenrückstands, sowie der Glühverluste beschränkt. In Taf. II wurden die Ergebnisse in Form von Kurven niedergelegt. Dargestellt ist 1. die Kurve der sekundlichen Wassermengen, errechnet aus den auf Offenau bezogenen Pegelständen und der von der Ministerial- abteilung für Wasserbau herausgegebenen Wangerneng RER 2. die Kurve des Trockenrückstands; 3. die Kurve der Schwebstoffe; 4. die Kurve des täglichen Massentransports an Pe Material, berechnet aus den für jeden Tag REREDER Wasser- und Rückstandsmengen. Von einer ähnlichen Darstellung des BORN an Schwebstoffen mußte abgesehen werden, um den bei Hochwasser ohnenin schon verwickelten Verlauf der Kurven nicht noch unüber- Sichtlicher zu machen. Dafür wurden die monatlichen Leistungen‘ | in einer Tabelle zusammengestellt. Die Niederschlagsverhältnisse in der Beobachtungszeit waren derart, daß nur vier deutlich ausgesprochene Hochwässer eintraten: am 5. April 1915 mit max. 430 cbm sec, am 20. Mai 1915 mit max. 300 cbm sec, am 4. und 10. Debut 1915 mit je max. 590 cbm sec und endlich am 17. und 20. Februar 1916 mit 730 u un u bezw. 820 cbmsec. Die beiden letzten Hochwässer vom Dezember 1915 und Februar 1916 weisen je zwei Hauptwellen auf, denen in größerem Abstand noch eine weniger bedeutende nachfolgt. Die größte Wasserführung tritt ein in den niederschlags- reichen Winter- und Frühjahrsmonaten und nimmt im Lauf des Sommers und Herbstes immer mehr ab, um als niedersten Betrag am 30. Oktober 1915 31 cbm sec zu erreichen. Die Kurve für den Rückstand verhält sich im Steigen und Fallen im großen ganzen wie das Spiegelbild der Wassermengen- kurve und läßt die ‚schon früher besprochenen Erscheinungen der Verzögerung der Minima, sowie das Mißverhältnis zwischen Wasser- menge und Konzentration erkennen. Der höchste Stand der Kurve mit 746 mg im 1 fällt in die Zeit um Mitte Oktober, also beinahe genau mit der geringsten Wasserführung zusammen. Die geringste | a kstandsmenge wurde beobachtet bei dem Februar-Hochwasser nit r> mg im |. Die Kurve für den Massentransport an Gelöstem verhält sich in ihrem Verlauf durchaus wie die für die Wassermengen, ent- sprechend der Tatsache, daß ‘die relativ raschen täglichen und "wöchentlichen Pegelschwankungen von unmerkbarem Einfluß auf “die Konzentration sind. Sie ist daher in allen Teilen ein in ver- “schiedenen Maßstäben überhöhtes Bild der Wassermengenkurve. Den tiefsten- Punkt weist sie am 11. Juli auf, wo aus mir N ganbekannten Gründen die Wassermenge von 46 cbm sec plötzlich uf 32,5 cbm sec sank. Ein zweites Minimum fällt auf den Tag röisteh Wasserstandes, auf 30. Oktober. Bei den vier Hochwässern läßt die Kurve sehr deutlich die außerordentliche Zunahme des Massentransports an Gelöstem erkennen. Interessant ist ein Vergleich der beiden bedeutenden , Hochwässer vom Dezember 1915 und Februar 1916. Die erste Welle des ersteren Hochwassers lieferte die höchste Zahl für den Massentransport, entsprechend dem Umstande, daß "unmittelbar vorher Niederwasser von bedeutender Konzentration _ vorhanden war, das in kurzer Zeit ausgeräumt wurde. Die zweite Welle erreichte dieselbe Pegelhöhe, bleibt aber an Leistung zurück, weil die von der ersten herrührende Verdünnung des Flußwassers moch nicht durch nachströmendes Quellwasser überwunden war, und die Schwebstofführung und damit die sekundären Lösungs- vorgänge geringer waren. Der Einfluß dieses Hochwassers macht "sich noch lange Zeit in einer ziemlich bedeutenden Wasserführung und einem Sinken der Rückstandskurve bemerkbar. { Das zweite Hochwasser vom Februar 1916 erreichte in der ersten Welle trotz ihrer 730 cbm sec bei weitem nicht die Leistung e* die geringere des Dezember-Hochwassers, was damit in Ver- | ‘bindung zu bringen ist, daß das in dem Flußschlauch befindliche Wasser eine gefßtäßer dem ersteren Fall bedeutend geringere i Konzentration aufwies. Die zweite Welle mit max. 820 cbm sec übertrifft die erste um ein Weniges. i Die Kurve der Schwebstoffe verhält sich. im Steigen und Fallen natürlich durchaus wie die Wassermenge oder Transport- ' kraft. Doch treten auch hier beachtenswerte Differenzierungen auf. | So bleibt sie am 11. Dezember 1915 wesentlich hinter der bei der ersten Welle von 4. Dezember erreichten Höhe zurück infolge - Erschöpfung des Flußbetts und teilweise auch der Oberfläche des Einzugsgebiets. Diese energische Ausräumung macht sich auch noch bei dem Februar-Hochwasser 1916 deutlich bemerkbar, so oe trotz bedeutenderer Transportkraft die Menge der Schwebstoffe viel geringer als bei dem Dezember-Hochwasser ist. Das Verhalten der Kurve legt die Vermutung nahe, daß bei, der ersten Welle vom 4. Dezember die während der langen vorher- gegangenen Niederwasserperiode reichlich abgelagerten Sinkstoffe den größten Teil der Hochwassersuspension ausmachen, und daß die in kurzen Abständen folgenden übrigen Wellen im woseullichen Öberflächendetritus des Einzugsgebiets führten. Daß der Massen- transport an Schwebstoffen bei Hochwasser unter allen Umständen bedeutender sein muß als bei Niederwasser, versteht sich von selbst. Die Gegensätze sind hierbei jedoch viel größer als bei dem gelösten Material. | Die tägliche Leistung betrug am 30. November 1915, alsch unmittelbar vor dem Eintritt des Hochwassers, bei etwa 10 mg im 1 und 40 cbm sec ungefähr 34,5 t, am 3./4. Dezember jedoch, nach den gemittelten Wasser- und Schwebstoffmengen berechnet, ca. 22800 t, also etwa das 660fache, während gleichzeitig der Massentransport an Gelöstem von 2100 t auf 15700 t, also etwa nur auf das 7,5fache gestiegen war. Geben so diese Kurven einen guten Einblick in die Zusammen-. hänge zwischen Wasserführung und gelöstem und schwebendem Material, so ermöglichen sie es auch zugleich, verhältnismäßig. genaue Zahlen für den Gesamttransport während der Beobachtungszeit zu errechnen. | Durch Addition der 366 Ordinaten der Kurve für den Massen- transport an gelöstem Material wurde so der Betrag von | 1 497.000 000 kg, also rund 1,5 Millionen Tonnen errechnet, der sich in Weise auf die Monate verteilt: Tonnen. BED Akrz U Tas, = 0 2. 2 43 550 2 Notar 179 000 1.2 Ba a a Be EN Zn Zn u 136 000 IRRE 3 mi... a AN 83 300 Se NOIUCRE EI WR PARREER ERBE EFGREE TE 85 600 R 3.707,77 NOPWAUNENEERINREN N EEE EHRE ©" 7 78 700 "0 > 0 2 una ..73 830 ee > 85 850 November al, 20.009 73 900 Deozinta Para I vw a 193 300 Tonnen ne le 159 250 3 1 Me nn, 162 250 BBETEE Te 5°... o 00. . . 142 500 Deutlich ist erkennbar der große Einfluß der Hochwässer in der Zeit vom April bis Mai 1915 und Dezember 1915 bis März 1916, während sich die Monate mit niederem Wasserstand ungefähr auf f eicher Höhe halten. „Legt man für die den Trockenrückstand Hiafexnden Gesteine ‘ein fttieres spezifisches Gewicht von 2,5 zugrunde, so stellen die ‚1,5 Millionen Tonnen eine Menge von 600000 cbm oder einen Gesteinswürfel von 84,3 m Kantenlänge dar. "Verteilt man dieses Material gleichmäßig auf das gesamte Einzugs- ‚gebiet, so erhält man eine ununterbrochene Schicht von 0, 048 mm Dicke. Um diesen Betrag hätte sich das Einzugs- ‚gebiet, wenn die Schichten gleichzeitig mit der Auslaugung nach- ‚sacken würden, rein durch die lösende Wirkung des Wassers während der Beobachtungszeit erniedrigt. Will man die Zahlen reduzieren rein auf anorganische Substanz, so wären jeweils rund ca. 12% als Glühverlust abzuziehen, und man erhielte so | ca. 1,52 Millionen Tonnen | | bezw. 0,042 mm. \ Die Menge der Schwebstoffe bleibt hinter diesen Zahlen ganz ‘erheblich zurück. ] Die in derselben Weise ausgeführte Berechnung ergab einen ‚Betrag von ca. 305 000 t, | die sich in folgender Weise auf die verschiedenen Monate verteilen: . Tonnen 1915 März (7 Tage) AASZENERUN. 5 800 Be irre. ah ah 73 500 | ee 16 800 | N 17.26 2 900 ‘ 2. Nahe ei tr ee Ar 2 500 h Auer ame. bau. .153RW, 1 900 i Söptember. ni mi u... . 1 600 B; Oktober. zsui:! are elu 1400 d De ee nn Ca 2 250 s EI RE 100 300 E. TREE... . 13 300 d NE BB 66 000 ; März (BT) 22.2.2... 16 500 BR Diese Zahlenreihe läßt den ungeheuren Einfluß der Hochwässer auf den Massentransport an schwebendem Material erkennen. Diese 0,3 Millionen Tonnen stellen nur etwa !/; des gleich- zeitig in gelöster Form Weggeführten dar und würden, in derselben Weise auf das Einzugsgebiet verteilt, eine Schicht von nur 0,009 mm Dicke darstellen. Durch Reduktion auf anorganische Substanz verringern sich die Werte auf 0,264 Millionen Tonnen und 0,008: mm. Sieht man ab von der Geschiebeführung, die bei niederen Wasserständen fast ganz ruht, bei hohen nicht kontrolliert werden kann, so ergibt sich als jährlicher Abtrag 1,584 Millionen Tonnen oder eine Schichte von 0,050 mm Dicke rein anorganischer Substanz, bezw. auf Trockenrückstand und bei 110° EUSDUU ERSTER. Schwebstoffe bezogen 1,8 Millionen Tonnen und 0,057 mm. Das Ausmaß des jährlichen Abtrags ist natürlich in hohem Grade von den Niederschlagsmengen abhängig. Die Zahlen werden erößer sein in regenreichen Jahren oder Klimaperioden, und das Verhältnis der beiden Komponenten wird sich zugunsten des Transports an schwebendem Material verschieben. IN. Anhang: Die chemisch-geologischen Vorgänge bei der | Bildung des Uracher Wasserfalls. Vortrag, gehalten bei der Monatsversammlung des Vereins für vaterländische Naturkunde am 10. Januar 1916. Seit einigen Semestern befasse ich mich mit der Aufgabe, an der. Hand von quantitativen Analysen einen Einblick in die geo- logische Tätigkeit des Neckars und seiner wichtigsten Nebenflüsse zu gewinnen, und in diesem Zusammenhang erschien es mir wünschens- wert, einigen Aufschluß über das Verhalten der Osleinmanige zu erlangen. Diese stehen ja der Menge nach an erster Stelle unter den gelösten Stoffen im Flußwasser, und zwar vorwiegend in der Form des Calciumbikarbonats. Diese Verbindung, zustande gekommen durch die Einwirkung kohlensäurehaltiger Wässer auf Kalk, neigt bekanntlich leicht dazu, wieder in Kalk und Kohlensäure zu zer- fallen. Dieser Vorgang vollzieht sich zwar auch im Flußwasser, allein die ungemein. wechselnde Beschaffenheit je nach dem en logischen Aufbau ‘des Einzugsgebiets, der Wassermenge, dem Ge- nn a —..99 — fälle und etwaigen Verunreinigungen ließen es ratsam erscheinen, rartige Untersuchungen an solchen Gewässern auszuführen, deren Jrsprung und Lauf von vornherein einen klaren Einblick in alle diese Verhältnisse gestatten. | So erschien mir gerade der Uracher Wasserfall am geeignet- ‘sten. In geradezu vollkommener Weise sind die wichtigsten Punkte es Wasserlaufs auf kleinstem Raume vereinigt und leicht zugänglich, ad die mächtigen Kalktuff’bildungen lassen erkennen, daß es sich "wohl um das bedeutendste Beispiel dieser Art auf der Alb handelt. . Nachdem eine am 9. August vorigen Jahres gemachte Vor- untersuchung ergeben hatte, daß nur noch knapp °/, des im Quell- "wasser enthaltenen Kalks unterhalb der Fälle wieder erschienen, v ersuchte ich in den Tagen des 28. und 29. August und 22. und e 3. Oktober einen genaueren Einblick in die dabei sich abspielen- IE. L en Vorgänge zu erhalten. Der im sog. Hinteren Brühl entspringende Bach hat im auf der Zeit eine etwa 150 m breite und ebenso tiefe, wagrechte ferrasse von Kalktuff, die sog. „Hochwiese“ gebildet, über deren and er zunächst 37 m frei in der Luft, dann noch einige 50 m in zahlreichen kleineren Fällen rn | 4 Die Quelle entspringt etwa 140 m von der Kante entfernt /inmitten einer Ansammlung von Weißjurablöcken auf der Grenze IF eiß y auf d. Ihrer Zusammensetzung nach stellt sie eine ziem- | lich reine Lösung von Calciumbikarbonat dar. Eine quantitative Analyse ergab: H > Temperatur ..... „1.0... » 91°C 1% Trockenrückstand pro Liter. 275,8 mg | In Demaelst 30, - » 0... . .. 4,9 1° N ENT 02 , | [2 ee N DENE TORI, 1325 „ = een ildına 20. 49 , een hahst, 26, a 475. a % . Die Basen sind größtenteils als Bikarbonate gelöst, so daß | sich vorfinden Halbgebundene BOT ei. 105,6 mg So, eheraoshel an 48 „ EiBSLE a en id u Fo Dazu müssen noch Spuren von Phosphorsäure vorhanden sein, enn der: frisch abgesetzte Tuff weist einen geringen Gehalt an alciumphosphat auf. Freie Kohlensäure war nur in ganz geringen re er Mengen gelöst, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß sie bei der geringen Wassermenge, die ich zu etwa 5 Sekundenlitern be- stimmte, ausgiebig Gelegenheit hat, sich beim Durchsinken des: Gebirges mit Kalk zu verbinden. Der Quellbach zerteilte sich früher in mehrere Arme, ist aber Jetzt auf den einen, der den Fall speist, zusammengezogen. Nur bei Schneeschmelze, wenn der Wasserschwall die ganze Hochwiese: zu überschwemmen droht, werden die alten Läufe wieder geöffnet. Der Bach hat sich im Laufe der Zeit eine über den fast: senkrechten Absturz der Hochwiese überhängende Tuffrinne ge. schaffen, die, üppig mit Moosen bewachsen, sich ständig weiter! hinaus und niskhich schräg nach unten un Die Nase hängt! heute schon immerhin 5 m über, und da der vorn ! Moosbart alles Wasser abfängt and so das Wachsen von Tuff az der Unterseite der Rinne unmöglich macht, dürfte sie wohl eines Tages abbrechen. Allerdings besitzt der Tuff eine erhebliche) Festigkeit. Das herabgestürzte Wasser eilt in 36hlnejekind kleinen Fällen über moosbewachsene Tuffelsen hinab und benützt meist hohlkehlen- förmige Rinnen, ohne viel mit den Moosen in Berührung zu kommen Das Gefälle wird unterhalb der Bank geringer, und es bilden sich) mehr und mehr kleine wassergefüllte Becken. Der Tuff hat hier vorwiegend einen konzentrisch-schaligen Bau. Über den Gang der Untersuchung möchte ich kurz folgendes‘ bemerken. Bei der leichten Veränderlichkeit der in Frage kommen den Bestandteile freie Kohlensäure, Caleciumbikarbonat und Calcium karbonat erschien mir ein Transport der Wasserproben nach Stutt- gart und Untersuchung im chemischen Laboratorium nicht statthaft, und meine Beobachtungen haben dies auch vollauf bestätigt. Die’ Bestimmungen wurden daher an Ort und Stelle maßanalytisch aus- geführt, und die so erhaltenen Ergebnisse tunlichst nachträglich gewichtsanalytisch geprüft. Das gegenüber der Menge des Calcium- bikarbonats sehr zurücktretende Magnesiumbikarbonat nimmt infolge seiner größeren Beständigkeit ‚nur verschwindenden Anteil an der Tuffbildung, so daß die maßanalytisch bestimmten Veränderungen im Bikarbonat rein auf Calcium bezogen werden können. Ich werde später bei der Besprechung einer Wasser- und Tuffanalyse unter- halb der Fälle darauf zurückkommen. Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen vom 28. August und 22. Oktober habe ich im: oberen Bild der Fig. 2 in Form von Kurven niedergelegt. I | ! 1 ‘ an Ag mcg an ar ge ee an u I ca lO, r | lracher Wasserfall. Kurven für lafhl0) , (al0, u Temperalur LS ! & ii 1 BD 4 2 \ Vachfdestimmungen mit Kurven für (a/H(0] , Temperalur und Licht ee Fig. 2. « > E- Als Grundlage dient ein nach der Flurkarte 1: 2500 gezeicl netes Längsprofil des Wasserfalls in gleichem Maßstab für Läng und Höhe. Als Abszissen der Kurvenpunkte dienen die jeweilige Horizontalabstände der Probestellen von der Quelle. Als Ordinate sind die Werte für Calciumbikarbonat und Calciumkarbonat in m pro 1 aufgetragen, ebenso die Temperaturen des Wassers in Grade Celsius. Der Gehalt der Quelle an Mineralstoffen und die Wasser mengen wurden in beiden Fällen übereinstimmend gefunden 366 mg Ca(HCO,), im 1 und 5 Sekundenliter. Die Temperatur betrug im zweiten Fall 8,9° C, also 0,2° weniger. Bei beideı Untersuchungen waren sehr geringe Mengen von freier Kohlen säure nachweisbar, und dementsprechend müssen Karbonate fehlen denn beide schließen einander in ein und derselben Lösung aus Betrachten wir zunächst die untere Kurve vom 28. August. Die von vornherein geringe Menge freier Kohlensäure geh bei der Berührung des Wassers mit der Luft rasch verloren, ur schon an der ersten Probestelle zeigt sich alkalische Reaktio gegen Phenolphthalein als ein Zeichen des beginnenden Zerfa des Calciumbikarbonats. Das so entstandene einfach kohlensa Calcium bleibt bis zur Grenze der Sättigung im Wasser gelöst was darüber ist, scheidet sich in Form von Kalktuff ab. An de nächsten Probestelle ist der Bikarbonatgehalt bereits um 28 mg gesunken, der Karbonatgehalt auf 10 mg gestiegen. Von den 28 m wurden etwa 17 mg zur Bildung von in Lösung bleibenden Calciumkarbonat verbraucht, und nur der Rest, also 11 mg haben ihren Kalkgehalt in Form von Tuff abgeschieden. Das rasche Fallen der Bikarbonatkurve im Anfang entspricht also nicht in voller Ausmaß der Tuffbildung, sondern ist im wesentlichen ein Aus- druck der Bildung von gelöst bleibendem Calciumkarbonat. Be- sonders interessant ist das Verhalten des Wassers während de freien Falls. } Das herabstürzende Wasser wurde mittels eines Trichters in einer Flasche aufgefangen und zeigt eine weitere Abnahme de Bikarbonatgehalts um 17 mg. Da nun aber während der Reise durch die Luft eine Abscheidung von Tuff unmöglich ist, muß der Kalkgehalt oben und unten im gesamten derselbe sein. Es m also der Verlust an Bikarbonat Hand in Hand gehen mit einem Anwachsen des Karbonatgehalts, und zwar in solchen Gewichts- verhältnissen, wie sie durch die Gleichung | Ca (H00,), = CaC0, +H,0+C0, festgelegt sind, d. h. 162 Teile doppeltkohlensaurer Kalk müssen liefern 100 Teile einfach-kohlensauren Kalk. In der Tat entspricht ‚der Abnahme des Bikarbonatgehalts um 17 mg im 1 eine Zunahme ‚des Karbonatgehalts um 10 mg, also sehr nahe der theoretischen "Menge. Als Ursache für diese weitgehende Veränderung kann ledig- lich die ausgiebige Durchlüftung des Wassers angesehen werden, ‚denn es zerteilt sich während des Falls in Tropfen und entwickelt so eine große Oberfläche. Die Verdunstung kann bei der kurzen -Fallzeit kaum in Betracht kommen. Zugleich vollzieht sich die Oxydation des im Wasser enthaltenen Ferrobikarbonats bezw. -Sulfats, denn die Felsen in unmittelbarer Nähe des Falls sind mit - einer rostgelben, schleimigen Schicht von Eisenoxydhydrat über- zogen. Behandelt man im Reagenzglas eine Probe des Überzugs mit verdünnter Salzsäure, so geht das Eisen in Lösung und es -hinterbleibt ein grüner Algenfilz, in welchen es eingelagert war. In. bezug auf den Gehalt an Calciumkarbonat scheint das Wasser an dieser Stelle übersättigt zu sein, denn er geht von 20 mg im 1 rasch auf 15 mg herunter, um sich dann dauernd auf dieser Höhe zu halten. Von hier ab entspricht auch der Verlauf der Bikarbonatkurve in vollem Ausmaß der Kalkabscheidung. % Die Strecke vom Hauptfall bis zu der Bank hat an der Tuff- "bildung weitaus den größten Anteil, wie das rasche Abfallen der Kurve zeigt. Von hier ab nimmt die Menge des gelösten Kalks langsamer ab, um bei der letzten Probestelle den Wert von 256 mg Osikiembikarbonat und 15 mg Calciumkarbonat zu erreichen. "Dies sind noch 76 ‚5% der im Quellwasser gelösten Kalkmenge; d. h. 23,5% sind in Form von Kalktuff unterwegs re ‚ worden. p An der letzten Probestelle hat jedoch dieser Prozeß noch 1 keineswegs sein Ende gefunden. Die Untersuchung konnte deshalb > nicht weiter ausgeführt werden, weil gleich unterhalb von rechts _ ein kleiner Zufluß einmündet, der das Wasser an Calciumbikarbonat - wieder bereichert. Das Bachbett ist noch reichlich mit Kalksinter - ausgekleidet, und es hat sich an einer Stelle ein 4 m hoher Wasser- fall mit überhängender Tuffrinne, gewissermaßen ein verkleinertes Bild des Hauptfalls, gebildet. | Der Verlauf der Kurve für Calciumbikarbonat zeigt, trotzdem n sie nur durch wenige Punkte festgelegt wurde, eine so auffällige _ Übereinstimmung mit dem Profil, daß die Annahme berechtigt ist, der Durchlüftung, die ja eine Funktion des Gefälls Beh - Er ist, die Hauptrolle bei der Spaltung des Calcium> hikerbonstmdiukung zuzumessen. 4 Auch die Kurve, die die Ergebnisse vom 22. Oktober enthält, verläuft ganz ähnlich, bleibt aber mit allen ihren Teilen erheblich über der ersteren. Konzentration des Quellwassers, Wassermenge, Grad der Durchlüftung, Untersuchungsmethoden waren für beide Fälle dieselben. Das beträchtliche Sinken der Kalkabscheidung kann nur mit einem Faktor in Verbindung gebracht werden, den ich bisher nicht berücksichtigte, nämlich mit der Temperatur. Die erste Untersuchung wurde ausgeführt bei einer Lufttemperatur von 22°C. Das Wasser erfuhr dementsprechend eine ständige Er- wärmung von 9,1° auf 14,8°. Bei der zweiten herrschte eine Luft- temperatur von nur 8,7°, so daß die Temperatur des Wassers stets unter der der Quelle bleiben mußte. | Es muß also die Temperatur von wre ai Einfluß auf die Kalkabscheidung sein, in der Art, daß hohe den Zerfall des Bikarbonats infolge geringerer Pe der Kohlensäure begünstigt, während niedere Temperatur - Gegenteil bewirkt. Der Unterschied ist in diesen beiden Fällen sehr beträchtlich, Die Temperaturdifferenz des unten abfließenden Wassers von 6,7° C hat ein Sinken der Kalkabscheidung von 23,5% auf 13,4%, also nahezu die Hälfte zur Folge. Die Werte für Calciumkarbonat waren in beiden Fällen so wenig verschieden, daß ich sie in der- selben Kurve darstellen konnte. Die Bikarbonatkurve der zweiten Untersuchung verhält sich an der Strecke des freien Falls ganz ähnlich wie die zuerst besprochene. Es dürfte sich dies so er- klären, daß gegenüber der innigen Durchlüftung an dieser Stelle die leichtere Löslichkeit der Kohlensäure in dem kühleren Wasser von untergeordneter Bedeutung ist. ’ Eine an der letzten Probestelle entnommene Wasserprobe ergab bei der Gewichtsanalyse, daß wohl der Kalkgehalt in Über- einstimmung mit den maßanalytisch gefundenen Werten um 23,5% abgenommen hatte, daß aber die gesamte im Quellwasser enthaltene Magnesia wieder erschien. Dieses Ergebnis berührt insofern etwas merkwürdig, als man zu der Annahme geneigt wäre, die Magnesia würde bei dem Prozeß der Tuffbildung in Form des schwerlöslichen - Dolomits ausfallen. Allein eine Analyse des frisch abgesetzten Tuffs ergab in Übereinstimmung mit der Wasseranalyse, daß sich neben 2,9%, organischer und salzsäureunlöslicher Substanz 94,1% 2: en a eciumkarbonat und eine dagegen ganz verschwindende Menge on 0,09%, Magnesiumkarbonat abgeschieden hatten. Es sind aber zahlreiche derartige Fälle bekannt und ich schte Ihnen einen besonders interessanten anführen, den ich einer tteiluong von Herrn Dr. Huspes#asen verdanke. Dieser unter- suchte das Wasser des Kiwusees in Deutsch-Ostafrika, sowie den on diesem Wasser abgeschiedenen Sinter. Die Zusammensetzung dieses Wassers weicht zwar von der unserer Süßwässer ganz er- heblich ab. In einem Liter des Wassers fanden sich 0,65 g Natrium- "bikarbonat, 0,73 g Magnesiumbikarbonat und nur 0,032 g Calcium- bikarbonat; also ein Verhältnis von 1 Molekül Calcıumkarbonat zu 25 Molekülen Magnesiumkarbonat. Der von diesem Wasser ab- hiedene Sinter enthält dagegen auf 3 Molekül Caleiumkarbonat nur 0,6 Moleküle Magnesiumkarbonat. Das Verhältnis hat sich von 1:25 im Wasser in 1:0,6 im Sinter verwandelt. Trotzdem die Sinterbildung in einer wahren Magnesiumlauge vor sich geht, hat dieser gegenüber einem normalen Dolomit fast den doppelten Über- :huß an Kalk. | Um wieder auf unseren Wasserfall zurückzukommen, zeigt ‚sich, daß die Strecke vom Fall bis zu der Bank den größten An- teil an der Tuffbildung nimmt. Es dürfte dies wohl darauf zurück- zuführen sein, daß die Kalkabscheidung im konzentrierteren Wasser leichter vonstatten geht, und daß gerade dadurch dieser obere Teil sein starkes Gefäll und damit eine kräftige Durchlüftung sich erhält. % Nun sind aber die Tuffelsen dieser Strecke besonders üppig _ mit Moosen bewachsen, und man hat diesen Pflanzen stets einen erheblichen Anteil an der Spaltung des Calciumbikarbonats und ‘ damit der Tuffbildung beigemessen. Es kann ja keinem Zweifel unterliegen, daß diese Moose, soweit sie vom Wasser benetzt _ werden, sich der durch den Zerfall des Bikarbonats freigewordenen - Kohlensäure zur Bildung ihrer Assimilate bedienen. Jeder Faktor aber, der imstande ist, Kohlensäure dem Wasser zu entziehen, be- günstigt die Ausscheidung von Kalk. j Es schien mir nun wissenswert, festzustellen, inwiefeän die Assimilationstätigkeit der Moose im vorliegenden Fall die Tuff- - bildung beeinflußt. F Zu diesem Zweck wurde die Entnahme an der letzten Probe- - stelle die Nacht hindurch fortgesetzt, und die Wasserproben durch en in den Quellbach bis zur Untersuchung am IE Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. Bee 783° \ Morgen kühl gehalten, um nachträglichen Veränderungen möglichst. vorzubeugen. \ Wenn nun die Moose durch Assimilation und da- mit durch Entzug von Kohlensäure die Tuffbildung wesentlich begünstigten, so müßte während der Nacht, wo die Assimilation völlig ruht, der Kalkgehalt des. unten abfließenden Wassers RE d.h.weniger Tuff abgeschieden werden. 4 Im unteren Bild der Fig. 2 sind die Ergebnisse in Form von Kurven dargestellt. Die Abszissen sind gebildet durch die Stunden, als Ordinaten sind die Werte für Calciumbikarbonat, sowie i Wassertemperatur eingetragen. | Man erkennt auf den ersten Blick, daß tatsächlich die Kalk abscheidung während der Nacht gesunken, oder, was gleichbedeutend | ist, der Kalkgehalt des Wassers gestiegen ist, und zwar Eee um etwa 5%, von 260,6 mg am 27. August 12 Uhr mittags auf 269,6 mg. Diese Tatsache scheint zunächst entschieden für eine erhebliche Mitwirkung der Moose zu sprechen. Allein ein Vergleich mit der Helligkeit, die ich in Form von Linien verschiedener Stärke darzustellen versuchte, zeigt, daß gerade an den kritischen Stellen, beim Übergang von Hell zu Dunkel und umgekehrt, die Kurve keinen plötzlichen Knick erkennen läßt, der auf Ausschaltung oder Einschaltung der Assimilation schließen ließe. Sie steigt von den Nachmittagsstunden stetig an bis zum frühen Morgen, hält sich‘ dort trotz einsetzender Helligkeit noch volle 2 Stunden auf der Höhe und fällt dann allerdings rasch ab. Man könnte einwenden, die kritischen Punkte erlitten eine Verzögerung, bedingt durch die zum Durchfließen der Strecke nötige Zeit; allein eine Beobachtung an Ort und Stelle läßt sofort erkennen, daß die gesamte Fließzeit, sehr hoch gerechnet, nur wenige Minuten betragen kann. Das Verhalten der Kurve erklärt sich leicht, wenn man sie zusammen mit der Temperaturkurve betrachtet. Beide verhalten sich durchaus wie Bild und Spiegel- bild. Da ich aber schon vorher dargetan habe, daß die Temperatur des Wassers, abhängig von der der Luft, einen .erheblichen Ein- fluß auf die Kalkabscheidung besitzt, glaube ich mich zu der An- nahme berechtigt, daß der Verlauf der Kurve wesentlich bedingt ist durch die während der Nacht sinkende Wasserwärme. Ent- sprach bei den Bestimmungen, die in Abb. 1 niedergelegt wurden, einem Sinken der Temperatur um 6,7° ein Sinken der Kalkabschei- at lung um 37,0 mg pro l, so haben wir hier als entsprechende jahlen 1,5° und 9,0 mg, also auch wieder auf 1° C etwa 6 mg Ca (HO0,),. Der Tatsache entsprechend, daß die frühen Meingensiunda | die kühlsten sind, weist auch die Kurve eben um diese Zeit ihren höchsten Stand u und das rasche Abfallen ist nur ein Ausdruck dafür, daß infolge Wetterumschlags der Morgen sehr rasch warm und nachher der Tag gewittrig wurde. Nach alledem darf somit im vorliegenden Fall “der Einfluß der Assimilationstätigkeit der Moose als so gering erachtet werden, daß er in den durch die Temperaturdifferenzen bewirkten Veränderungen un- "bemerkt untergeht. Sie kann andererseits eine große Rolle ‘spielen bei Gewässern, die vermöge ihrer Gefällsverhältnisse in nur geringem Grade durchlüftet werden, so daß die untergetauchten "Pflanzen mit der im Wasser gelösten freien Kohlensäure nicht auskommen und selbständig das Calciumbikarbonatmolekül sprengen. 7 Die Moose spielen . insofern eine Rolle, als sie das Wasser infolge großer Oberflächenentwicklung in ausgiebige Berührung mit “der Luft bringen und die Verdunstung unterstützen. Außerdem lagert sich in die Polster der ausgeschiedene Kalk ein, während die Pflanzen an der Spitze weiterwachsen. | So weist der Tuff an den oberen Teilen der Fälle eine a nregelmäßig schwammige Struktur auf. Der untere Abschnitt erlaubt infolge seines langsameren Wachstums die Ansiedelung von gröheren Gewächsen, so daß die Moose zurücktreten, Der Tuff ist ger vorwiegend konzentrisch-schalig gebaut.‘ — — Um kurz zusammenzufassen, erscheint also die Tuffbildung A erster Linie abhängig von einer reichlichen Durchlüftung des Wassers. Begünstigt wird sie durch hohe Konzentration : des Calciumbikarbonats, durch hohe Lufttemperatur und "Verdunstung. Zweifellos hat auch der Luftdruck einen Ein- fluß insofern, als bei geringem die Löslichkeit der Kohlensäure im "Wasser abnimmt. Die Tätigkeit der Moose erstreckt sich im "wesentlichen darauf, daß sie die Durchlüftung und Verdunstung interstützen und das Gerüst für den sich abscheidenden Kalk bilden. 4 Die Wassermenge ok bei der Untersuchung am 28. August f etwa 5 Sekundenliter. Daraus berechnet sich der tägliche Zuwachs auf 27, 7 kg oder, in anderem Maße ausgedrückt, auf einen Kalk- 5* — 68 — | tuffwürfel von 28 cm Kantenlänge. Diese zunächst ziemlich gro erscheinende Menge gäbe, in einem 2 m breiten Streifen auf der Strecke vom Fall bis zur letzten Probestelle gleichmäßig auf- getragen, eine Schicht von nur 0,065 mm Dicke. Trotzdem das Wachstum des Tuffes von zahlreichen Be- dingungen abhängig ist, wäre es doch möglich, auf Grund einer stetig fortgesetzten Untersuchung eine annähernd genaue Zahl fi den jährlichen Zuwachs zu errechnen. Auf Grund dieser Zahl un des Volumens der Tuffmasse auf das Alter der Ablagerung z schließen, erscheint mir als ein etwas gewagtes Unternehmen. Man hat keine Anhaltspunkte, wie es sich in früheren Zeiten mit der Wassermenge, Konzentration, Temperatur usw. verhielt, un gerade die Durchlüftung muß infolge ihrer Abhängigkeit vo topographischen Bild des Falles in früheren Zeiten wesentlich anders gewesen sein als heute. Immerhin werde ich es mir zur Aufgabe machen, die Unter- suchung bei den verschiedensten klimatischen Verhältnissen weiter- zuführen, um so mehr, als sich gerade hier Wissenschaft und Natur- genuß aufs glücklichste vereinigen. Literaturverzeichnis. Autenrieth, W.: Quantitative chemische Analyse. 2. Aufl. Tübingen 1908. Bischof, G.: Lehrbuch der chemischen und physikalischen Geologie. Bonn 1847. Egger, E.: Beiträge zur hydrochemischen Untersuchung des Rheins und seiner hauptsächlichsten Nebenflüsse. Notizblatt des Vereins für Erdkunde und der Großh. geolegischen Landesanstalt zu Darmstadt für das Jahr 1908, IV. Folge. 29. Heft. Hundeshagen, F.: Analyse einiger ostafrikanischer Wässer. Zeitschrift rd öffentliche Chemie. Heft 11. Jahrg. 1909. Kayser, Em.: Lehrbuch der allgemeinen Geologie. 4. Aufl. Stuttgart 1912. Ohlmüller u. Spitta, Die Untersuchung und Beurteilung des Wassers und ‚des Abwassers. 3. Aufl. Berlin 1910. | Regelmann, C.: Die Quellwasser Württembergs. Ein Beitrag zu ihrer, Kenntnis. Württemberg. Jahrbücher. 1872. II. Teil: Sauer, Ad.: Die Verunreinigung des Neckars durch die chemische Fabrild Wohlgelegen-Heilbronn, vom BRSiSHBDTER Standpunkt beleuchtet. Gut achten. — Erläuterungen zu Blatt Neckhrgttune Geolog. Spezialkarte des Großh. Baden. No. 32. Heidelberg 1898. | Tiemann-Gärtner, Handbuch der Untersuchung und Beurteilung der Wässer.| 4. Aufl. Braunschweig 1895. | Verwaltungsbericht der K. Württ. Ministerialabteilung für Wasserbau | 1893/95. 2 Pflanzengeographische en aus Ober- schwaben. Von Karl Bertsch in Ravensburg. Mit 20 Bildern im Text. 1. Die oberschwäbischen Hochmoorpflanzen. Zu den merkwürdigsten Erscheinungen der oberschwäbischen F lanzendecke gehören die Hochmoorbildungen. Schon ihre reiz- vollen Anpassungen haben die Aufmerksamkeit der Pflanzenfreunde auf die eigenartigen Gewächse gelenkt, die sie zusammensetzen. Aber auch pflanzengeographisch zeigen sie überaus anziehende Ver- hältnisse. Möge diese Arbeit zu ihrer genaueren Kenntnis beitragen. | Die Hochmoore bedecken meist viele Hektar große Flächen. Trotzdem werden sie nur von wenigen Pflanzen zusammengesetzt. Fast alle sind deshalb ganz hervorragend gesellige Pflanzen, die T ur sehr selten in andere Pflanzengesellschaften übertreten. Andere ‘Arten halten sich in Oberschwaben an die Nähe des Hochmoors. Sie bewohnen vor allem die Hochmoorränder und die Übergangs- 'bildungen oder gehen von hier in die anschließenden Moorwälder über. Aber nur selten entfernen sie sich weiter vom Hochmoor. wurden sie ebenfalls in die Bearbeitung aufgenommen. Diejenigen Pflanzen dagegen, deren Hauptverbreitung in Ober- ‚schwaben außerhalb der Hochmoore liegt, wurden weggelassen, auch wenn sie mit ziemlicher Regelmäßigkeit ins Hochmoor eintreten. | In Oberschwaben wird das Hochmoor gewöhnlich „Moos“ genannt, in der Mehrzahl „Möser“. So lernen wir kennen: Schwendi- moos, Finkenmoos, Reichermoos, Fürenmoos, Gründelmoos, ja oft kurzweg das Moos. Im Gegensatz dazu steht das „Ried“. Diesem ist zwar hie und da ein Hochmoor aufgesetzt, aber stets schließt | dann ein weites Flachmoor an, das durch die Streunutzung wirtschaftlich große Bedeutung hat, besonders dort, wo durch ‚Rückgang des Getreidebaus der Strohmangel empfindlich ist. Es Ba meta darf daher nicht wundernehmen, wenn die Bauern gerade die für sie wichtigen Teile durch den Namen hervorheben; denn das „Moos“ ist für sie eine völlig unfruchtbare Wüste. Wer also mit den Pflanzenverhältnissen weniger vertraut ist, wird in den beiden Wörtern nur eine schwäbische Bezeichnung für „Moor oder Sumpf“ erkennen, die in engbegrenzten Gebieten einander ablösen, so etwa, daß Ried“ mehr im nördlichen und mittleren Oberschwaben, Moos“ dagegen im südöstlichen gebräuchlich ist. Aber gerade ir era Gebiet herrscht das Hochmoor vor, oft fehlt ihm sogar ein eigentlicher Flachmoorrand. In Gegenden aber, wo das Wort „Ried“ herrscht, sind allen Hochmooren weite Flachmoore vor- Ne oder. aan treten völlig rein auf. | Also lange vor der Wissenschaft hat der schwäbische Bauer die Moore treffend in Moos und Ried eingeteilt. In der Zeit, da das Prioritätsprinzip die wissenschaftliche Nomenklatur beherrscht, | verdient deshalb das alte schwäbische Wort, das im Gegensatz zu den nichtssagenden wissenschaftlichen Bezeichnungen die Verhältz i nisse überaus treffend charakterisiert, den Vorzug. Wir untersuchen nun zunächst die Verbreitung der Hoch- moorpflanzen. Die von mir entdeckten Fundorte werden durch ein Ausrufezeichen hervorgehöben. Die meisten derselben werden hier erstmals veröffentlicht. Standorte, die ich nicht aus eigener An- schauung kenne, sind in Kleindruck aufgeführt. Ihnen wird dog Entdecker in Klammer angefügt. f | I. Eigentliche Hochmoorpflanzen. 1. Vaccinium oxycoccus L. Bekannt: 42- Standorte, von mir entdeckt: 69 Standorte = 11, 1. Oberamt Tettnang: 3 3 1. Oberer See! 2. Mittelsee. 3. Blauer See. 4. Teufelssee!’ 5. Hiltensweiler Moos! 6. Ebersberger Moor! 7. Wasenmoos! 2. Oberamt Ravensburg: | 1. Lochmoos! 2. Fürenmoos! 3. Moos am Schnepfenbühl! 4. Schindelmoos! 5. Hankelmoos! 6. Reichermoos! ‘7. Edensbacher Mösle! 8. Waldburger Moos. 9. Dietenberger Moos! 10. Madlener- moos! 11.Scheibensee! 12. Blauensee! 13. Teuringermoos! 14. Felder- see! 15. Heumoos! 16. Neuhauser Moos! 17. Dornachried, sowohl im Blitzenreuter als auch im Wolpertswender Anteil. 18. Wolperts- wender Ried! 19.. Wegenried! 20. Vorsee. 21. Dolpenried. 22. Hiller- mE ried am Schreckensee! 23. Einödweiher bei Blitzenreute! 24. Blinder See bei Möllenbronn! 25. Groppacher Moos! 26. Egelsee! 27. Karsee! 28. Wilhelmsdorf (MÜLLER, WEISSMAnN). i Auf der Markung Weingarten kommt die Pflanze nicht vor! 8. Oberamt Wangen: 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei "Isny. 3. Schweinebacher Moos! 4. Moos bei Boden! 5. Rieder Moos! 6. Dornwaider Moos! 7. Moos am Herbisweiher! 8. Groß- - moos bei Menelzhofen! 9. Taufachmoos bei Beuren. 10. Gründler- moos! 11. Eisenhammermoos! 12. Eisenharzer Moos! 13. Oster- "waldmoos bei Eglofs! 14. Moos am Rangenberg bei Rohrdorf! - 15. Moos von Rengers. 16. Rötseemoos! 17. Gründlenried! 18. Burger- - moos! 19. Lanquanzermoos! 20. Riebgartenmoos! 21. Finkenmoos! 22. Breitmoos! 23. Schwendimoos. 24. Bachmühlesee! 25. Arris- riedmoos! 26. Moos bei Siggen! 27. Moos bei Göttlishofen! 28. Kolbensee bei Wangen. 29. Eratsmoos!. 30. Oberreuter Moos! 31. Englisweiler (Rur). 4. Oberamt Leutkirch: | | 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 2. Missen bei Urlau. 3. Engerazhofer Moos! 4. Moos am Argensee! 5. Wurz- _ acher Ried bei Wurzach und bei Albers. 6. Leutkircher Stadtweiher > (SEEFRIED, WÄLDE). 7. Rot (Ducke). { 5. Oberamt Waldsee: 1. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 2. Grünenberger Weiher bei Wolfegg. 3. Moos bei Wolfeggerberg! 4. Gwigger Ried! 5. Saßried' bei Gaisbeuren! 6. Gaishauser Ried! 7. Wurzacher Ried bei Ziegelbach, Haidgau, Wengen, Unterschwarzach und Dietmanns. »8. Oberschwarzacher Ried! 9. Wolfartsweiler Ried! 10. Tannried - bei Haslanden! und bei Möllenbronn! 11. Unterried bei Tannhausen! - 12. Brunnenholzried bei Michelwinnaden! 13. Wildes Ried, sowohl ‘ auf Markung Winterstettendorf als auch auf Markung Öberessen- - dorf. 14. Lindenweiher bei Unteressendorf. 15. Unteres Ried bei - Unteressendorf. 16. Birkachried bei Heinrichsburg. 17. Wetten- berger Ried. 18. Appendorfer Ried bei Schweinhausen. 19. Stein- - hauser Ried beim Schienenhof (Gemeinde Steinhausen) und bei Aich- bühl (Gemeinde Schussenried). 20. Aulendorf (Lecuzer). 21. Amach (Kınc): 6. Oberamt Saulgau: - 1. Booser Ried! 2. Musbacher Ried! 3. Pfrunger Ried! 4. Staatsried bei Sattenbeuren. 5. Dolpenried. 6. Hühlener Ried! \ 7 Haggenmooser Ried (FerscHEr). 8. Ebenweiler (FETSCHER). er A Eu BER, , = ee Auf der Markung Mengen findet sich die Pflanze nicht. habe acht Jahre die Gegend vergeblich nach ihr abgesucht. Angabe „Luditsweiler Ried“ beruht auf einem Mißverständnis. 7. Oberamt Riedlingen: | 1. Blindsee bei Kanzach. 2. Moosburger Ried. 3. Oggelshauser Ried am Federsee. 4. Allgemeines Ried. 5. Taubried bei Buchau. 6. Ertingen (GRADMANN). : 8. Oberamt Biberach: 1. Moosweiher. 2. Ummendorfer Ried. 3. Füramooser Ried. Um einen besseren Überblick über diese Standorte zu erreichen, habe ich sie auf einer Karte eingezeichnet. Das Gebiet des reichen Vorkommens zieht sich als schmaler Streifen bogenförmig von der Südostecke des Landes nach Westen. Die innere Grenze fällt genau zusammen mit der inneren Jungendmoräne, der unsere Pflanze in alle Buchten folgt. Die äußere Grenze wird im südöstlichen und im westlichen Drittel von der äußeren Jungendmoräne gebildet. Im mittleren Teil verläuft sie parallel zu derselben im äußeren Abstand des Wurzacher- und Federsee-Riedes. Eine weitere Reihe ganz kleiner Standorte mit spärlichen Pflanzen liegt sodann auf der Linie, welche die nächste Stillstandslage des Gletschers nach dem weiteren Rückzug des Eises der Würm-Vergletscherung bezeichnet. | Verbreitungskarte 1 (S. 97). 2. Andromeda polifolia L. Bekannt: 35 Standorte, von mir entdeckt: 57 Standorte = 9. 1. Oberamt Tettnang: 1. Mittelsee! 2. Blauer See. 3. Hiltensweiler Moos. 4. Wasenmoos! 2. Oberamt Ravensburg: : 1. Lochmoos! 2. Fürenmoos! 3. Schindelmoos! 4. Hankelmoos! 5. Reichermoos! 6. Edensbacher Mösle! 7. Waldburger Moos. 8. Dietenberger Moos! 9. Madlenermoos! 10. Scheibensee. 11. Blauen- see! 12. Teuringermoos! 13. Feldersee! 14. Neuhauser Moos! 15. Dornachried, sowohl im Blitzenreuter als auch im Wolperts- wender Anteil. 16. Wolpertswender Ried! 17. Wegenried! 18. Vorsee. 19. Dolpenried. 20. Hillerried am Schreckensee! 21. Blinder See bei Möllenbronn!' 22. Groppacher Moos! 23. Egelsee! 3. Oberamt Wangen: 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei Isny. 3. Schweinebacher Moos! 4. Moos bei Boden! 5. Dornwaider Moos! 6. Moos am Herbisweiher! 7. Rieder Moos! 8. Großmoos 5 Gi y 13 PR ER ; ei Menelzhofen! 9. Taufachmoos bei Beuren. 10. Gründlermoos' BEEBBNEG 000: 12. Eisenharzer Moos! 13. Osterwaldmoos i Eglofs! 14. Moos bei Siggen! 15. Moos bei Göttlishofen ! 6. En am Rangenberg bei Rohrdorf! 17. Moos bei Rengers. 18. Rötseemoos' 19. Gründlenried! 20. Schwendimoos! 21. Bach- ihlesee! 22. Arrisriedmoos. 23. Burgermoos! 24. Lanquanzer- moos! 25. Finkenmoos! 26. Breitmoos! 27. Oberreuter Moos! 28. Moos bei Winnis (GrRADMAnN). 29. Wangen (SCHÜBLER und MARTENS). 4. Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 2. Missen bei Urlau. 3. Engerazhofer Moos. 4. Moos am Argensee! 5. Wurz- “acher Ried bei rag und bei Albers. 6. Leutkircher Stadtweiher (SEEFRIED, WÄLDE). 5. Oberamt Waldsee: | er 1. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 2. Grünenberger Weiher bei Wolfegg. 3. Girasmoos bei Bergatreute! 4. Gwigger Ried! 5. Saß- ried bei Gaisbeuren! 6. Gaishauser Ried! 7. Wurzacher Ried bei Haidgau, Wengen, Unterschwarzach, Iggenau und Dietmanns. 8. Wolfartsweiler Ried! 9. Tannried bei Haslanden! und bei Möllen- -bronn! 10. Unterried bei Tannhausen! 11. Brunnenholzried bei Hi fichelwinnaden. 12. Wildes Ried bei Winterstettendorf und Ober- sssendorf! 13. Steinhauser Ried! 14. Birkachried bei Heinrichsburg. 15. Wettenberger Ried. 16. Appendorfer Ried. 17. Aulendorf (LEcater). 18. Unteressendorf (MArTEns und KEMMLER). 6. Oberamt Saulgau: re: F, 1. Booser Ried! 2. Musbacher Ried! 3. Pfrunger Ried. 4. Staatsried bei Sattenbeuren. 5. Dolpenried. Me - 2. Oberamt Riedlingen: ie 1. Blindsee bei Kanzach. 2. Moosburger Ried. 3. Oggelshauser "Ried am Federsee. 4. Allgemeines Ried. 5. Taubried bei Buchau. Fi 6. Ertingen (GRADMANN). T 8. Oberamt Biberach: 1. Ummendorfer Ried. 2. Füramooser Ried. Die Pflanze zeigt das gleiche Verbreitungsbild wie Vaceinium | oxycoccus. Vor allem stimmt das Gebiet des reichen Vorkommens gänzlich damit überein; nur sind die Standorte etwas weniger eich. Das rührt deren: her, daß die etwas empfindlichere Pflanze in manchen stark ausgebeuteten und darum verwüsteten Hochmooren eingegangen ist. Von Natur aus wirklich ärmer ist dagegen die Linie der j kleinen Standorte mit spärlichen, meist verkrüppelten Pflanzen an der inneren Stillstandslage des Gletschers beim ersten Rückzug nach der Höhezeit der Würmvergletscherung. Hier ist nicht bloß die Zahl der Einzelpflanzen gegen Vaccinium oxycoccus beträchtlich zurückgegangen, sondern auch die Zahl der Standorte ist von 10° auf 7 verringert. 3. Eriophorum vaginatum L. Bekannt: 28 Standorte, von mir entdeckt: 73 Standorte = 101.3 1. Oberamt Tettnang: 1. Mittelsee! 2. Blauer See! 3. Hiltensweiler Moos! 4. Wasen- | moos! 5. Moor am Ebersberger Weiher! | 2. Oberamt Ravensburg: | 1. Lochmoos! 2. Fürenmoos! 3. Moos am Schnepfenbühl! 4. Schindelmoos! 5. Hankelmoos! 6. Reichermoos! 7. Bäensbacher Mösle! 8. Waldburger Moos! 9. Scheibensee! 10. Dietenberger Moos! 11. Madlener Moos! 12. Kofeldermoos! 13. Blauensee! 14. Teuringermoos! 15. Feldersee! 16. Heumoos! 17. Neuhauser Moos! 18. Dornachried, sowohl im Blitzenreuter als auch im Wolpertswender Anteil. 19. Wolpertswender Ried! 20. Wegenried beim Vorsee! 21. Dolpenried. 22. Hillerried am Schreckensee! 23. Blinder See bei Möllenbronn! 24. Groppacher Moos! 3. Oberamt Wangen: 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei Isny! 3. Schweinebacher Moos! 4. Dornwaider Moos! 5. Moos am Herbisweiher! 6. Rieder Moos! 7. Großmoos bei Menelzhofen! 8. Taufachmoos bei Beuren. 9. Gründlermoos! 10. Eisenhammer- moos! 11. Eisenharzer Moos! 12. Osterwaldmoos bei Eglofs!‘ 13. Moos am Rangenberg bei Rohrdorf! 14. Moos von Rengers. 15. Rötseemoos. 16. Gründlenried! 17. Oberreuter Moos! 18. Burger- moos! 19. Lanquanzermoos!' 20. Finkenmoos'! 21. Breitmoos! 22. Schwendimoos. 23. Bachmühlesee! 24. Arrisriedmoos! 25. Moos bei Siggen! 26. Moos bei Göttlishofen! 27. Wangen (SchÜBLER und MARTENS). | 4. Oberamt RPEIER ch: 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 2. Missen bei -Urlau. 3. Engerazhofer Moos! 4. Moos am Argensee! 5. Wurzacher Ried bei Wurzach und bei Albers. 6. Leutkirch (SEEFRIED, WÄLDE). 7. Rot (Ducke). ER ee "5.:Oberamt Waldsee: - 1. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 2. Grienflerge Weiher bei Wolfegg! 3. Moos bei Wolfeggerberg! 4. Girasmoos bei Bergat- - reute! 5. Gwigger Ried! 6. Saßried bei Gaisbeuren! 7. Gaishauser - Ried! 8. Wurzacher Ried bei Haidgau, Wengen, Unterschwarzach! und Dietmanns. 9. Oberschwarzacher Ried. '10. Wolfartsweiler Ried! 11. Steinacher Ried! 12. Waldseer Stadtried! 13. Tannried! 14. Has- landen! 15. Möllenbronn! 16. Unterried bei Tannhausen! 17. Brunnen- holzried bei Michelwinnaden! 18. Wildes Ried, sowohl auf Markung - Oberessendorf als auch auf Markung Winterstettendorf! 19. Birkach- ried bei Heinrichsburg. 20. Wettenberger Ried. 21. Appendorfer Ried bei Schweinhausen. 22. Unteres Ried bei Unteressendorf. 23. Steinhauser Ried beim Schienenhof (Gemeinde Steinhausen)! und bei Aichbühl (Gemeinde Schussenried). 24. Aulendorf (GrapmAnn). "6. Oberamt Saulgau: | | 1. Booser Ried. 2. Musbacher Ried! 3. Pfrunger Ried. 4. Staatsried bei Sattenbeuren. 5. Dolpenried. | “7. Oberamt Riedlingen: ©0001. Blindsee bei Kanzach. 2. Moosburger Ried. 3. Oggelshauser Ried am Federsee. 4. Allgemeines Ried.. 5. Taubried bei Buchau. 6. Ertingen (GRADMANN). Bei Riedlingen findet sich ae Pflanze nicht! 8. Oberamt Biberach: 1. Moosweiher! 2. Ummendorfer Ried. 3. Füramooser Ried! Die Pflanze zeigt ein ähnliches Verbreitungsbild wie Vaccinium öxycoccus. Das’'Gebiet des reichen Vorkommens stimmt vor allem gänzlich damit überein. Die Standorte sind etwas weniger zahlreich, da: ich der in ungeheurer Menge auftretenden Pflanze nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt habe. Im allgemeinen hält sie auch in ausgestochenen Hochmooren noch lange aus. | Wirklich ärmer ist die Linie der kleinen Standorte an der ersten Rückzugslage des Eises nach der Höhezeit der Würmvergletsche- _ rung. Bisweilen ist das ganze Vorkommen auf einige wenige Horste beschränkt, und statt 10 zählen wir nur noch 7 Standorte. 4. Pinus montana LU. Bekannt: 19 Standorte, von mir entdeckt: 44 Standorte = 63. „1. Oberamt Wangen: | 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei ' Isny. 3. Rieder Moos! 4. Dornwaider Moos! 5. Moos am Herbis- Ba. | Gkı weiher! 6. Taufachmoos bei Beuren. 7. Gründlermoos! 8. Eisen- hammermoos! 9. Eisenharzer Moos! 10. Moos von Rengers. 11. Rötseemoos! 12. Gründlenried! 13. Oberreuter Moos! 14. Breit- moos! 15. Finkenmoos! 16. Riebgartenmoos! 17. Burgermoos! 18. Lanquanzermoos! 19. Schwendimoos! 20. Arrisriedmoos! 21. Moos bei Siggen! 22. Moos bei Göttlishofen! 2. Oberamt Ravensburg: 1. Fürenmoos! 2. Schindelmoos! 3. Hankeinuis 4. Reicher- moos! 5. Scheibensee (nur eine Pflanze)! 6. Blauenseemoos! 7. Neu- hauser Moos! 8. Edensbacher Mösle! 9. Dornachried, sowohl im Blitzenreuter als auch im Wolpertswender Anteil. 10. Dolpenried. 11. Wegenried am Vorsee. | 3. Oberamt Waldsee: 1. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 2. Grünenberger Weiher bei Wolfegg. 3. Gaishauser Ried! 4. Wurzacher Ried bei Haidgau, Wengen, Unterschwarzach, Iggenau und Dietmanns. 5. Saßried bei Gaisbeuren! 6. Waldseer Stadtried! 7. Tannried! 8. Unterried bei Tannhausen! 9. Brunnenholzried bei Michelwinnaden! 10. Wildes Ried bei Winterstettendorf! 11. Steinhauser Ried beim Schienenhof (Gemeinde Steinhausen) und bei Aichbühl (Gemeinde Schussenried). 12. Appendorfer Ried bei Schweinhausen. 13. Wettenberger Ried auf dem Hochgeländ. 14. Birkachried bei Heinrichsburg. 15. Wolf- artsweiler Ried! 4. Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen. 2. Missen bei Urlau! 3. Engerazhofer Moos! 4. Moos am Argensee! 5. Wursacher Ried bei Wurzach und bei Albers. In der Schrift „Württembergs Holz- und Straucharten* gibt Dr. CaLwer im Jahr 1853 als Standort das Eichenberger Ried an. Trotzdem haben Martens und Keunmter diese Angabe nicht in die Flora von Württemberg und Hohenzollern aufgenommen, obwohl sie zweimal dazu Gelegenheit hatten. Es handelt sich also wahr- scheinlich nicht bloß um ein einfaches Übersehen. Sie werden vielmehr ihre besonderen Gründe dafür gehabt haben. Im Vorwort dankt der Verfasser einem Herrn PAurus für die „Angabe von Standörtern mehrerer Pflanzen“. Da keinerlei andere Quelle genannt wird, hat man den Eindruck, daß es sich um eigene Beobachtungen handelt. Aber bei genauerer Prüfung findet man, daß die meisten der Flora von ScHÜüBLER und MARTENS entnommen sind. CAuLwer hat nur die wenigsten seiner Pflanzen selbst gesehen. 1 | | a, : Da Vom eher Ried weiß er weder Ybehiiin oxycoceus noch V uliginosum, V. vitis idaea, Andromeda polifolia oder Calluna is anzugeben, die alle auf einem oberschwäbischen Berg- kiefernmoor in Betracht kämen. Die Angabe ist also sehr unsicher, und es wäre wohl besser gewesen, wenn sie nicht wieder aus- gegraben worden wäre. Die Pflanze wird zudem nur als Varietät aufgeführt, und erfahrungsgemäß glaubt man dann, es bei der Bestimmung nicht allzu genau nehmen zu müssen. 5. Oberamt Saulgau: | 1. Pfrunger Ried! 2. Staatsried bei Sattenbeuren! 3. Dolpenried. 6. Oberamt Riedlingen: r 1. Moosburger Ried! 2. Oggelshauser Ried am Federsee. 3. Allgemeines Ried! 4. Taubried bei Buchau! 7. Oberamt Biberach: 1. Ummendorfer Ried. 2. Füramooser Ried! Das Verbreitungsgebiet der Bergkiefer ist überaus lehrreich. Es ist ganz auf den Moränenstreifen der Höhezeit der Würm- vergletscherung beschränkt, der zwischen der äußeren und inneren - Jungendmoräne liegt, und nur an der Außenseite des mittleren - Bogenstücks überschreitet die Bergkiefer dieses Gebiet bis zum Außenrand des Wurzacher und Federseeriedes. Sie füllt die Lücke zwischen diesen beiden so aus, daß die äußere Grenze der Pflanze genau parallel zur äußeren Jungendmoräne verläuft. Verbreitungskarte 2 (S. 97). h 5. Scheuchzeria palustris L. | \ Bekannt: 12 Standorte, von mir entdeckt: 21 Standorte = 33. I. Oberamt Tettnang: 1. Hiltensweiler Moor! 2. Teufelssee! 2. Oberamt Ravensburg: 1. Fürenmoos! 2. Reichermoos! 3. Scheibensee. 4. Dieten- berger Moos! 5. Kofeldermoos! 6. Dornachried. 7. Wegenried! 8. Vorsee! | 3. Oberamt Wangen: | 1. Rotes Moos bei Isny. 2. Schweinebacher Moos! 3. Dorn- waider Moos! 4. Moos bei Boden! 5. Gründlermoos! 6. Osterwald- moos bei Eglofs! 7. Moos am Herbisweiher! 8. Taufachmoos bei Beuren. 9. Bachmühlesee! 10. Rötseemoos. 11. Gründlenried! u u: 4. Oberamt Leutkirch: | | si‘ | 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 2. Missen bei Urlau! 3. Moos am Argensee! 4. Wurzacher Ried bei Wurzach und bei Albers. 5. Leutkircher Stadtweiher (SEEFRIED). } 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei er am Schwindelsee, bei Unter- schwarzach'! und bei Dietmanns. 2. Schussenried (Varer). 3. Saßried'! 4 6. Oberamt Saulgau: | | 1. Pfrunger Ried! 2. Dolpenried. [3. Staatsried bei Sattenbeuren, fossil (Rav)]. | 7. Oberamt Riedlingen: | | 1. Oggelshauser Ried am Federsee. 2. Blindsee bei Kanzach. Das Gebiet der Scheuchzeria liegt der Hauptsache nach wieder auf dem Moränenstreifen der größten Würm-Vergletscherung ' zwischen der äußeren und der inneren Jungendmoräne. Die Pflanze überschreitet den Moränenbogen nach außen nur in den beiden größten Mooren Oberschwabens, dem Federsee- und Wurzacher Ried, welche unmittelbar von der äußeren Jungendmoräne ab- | gedämmt werden. Dagegen fehlt sie in den kleinen Mooren, welche zwischen ihnen liegen. Auch im Moränenstreifen selbst fehlt sie vielen Hochmooren, weil sie als eine der ersten Arten der Ent- j wässerung zum Opfer fällt. In der Tat, alle Hochmoore, welche auf größeren Strecken noch unberührt geblieben sind, führen diese Pflanze. Dies trifft besonders dann zu, wenn ein angrenzender See die Trockenlegung verhindert hat. Oft ist sie auf weiten Flächen unfruchtbar, so daß sie sich den Blicken nur zu leicht entzieht, besonders wenn man im Frühsommer das Moor betritt. Außerhalb des Hauptgebiets tritt die Pflanze noch an der ‚ersten Rückzugslage des Würmgletschers auf, aber nur mit zwei ganz kleinen Standorten im äußersten Südosten. Es ist dies durch- aus nicht zufällig, sondern durch die Entwicklung wohl begründet, wie wir später sehen werden. | Verbreitungskarte 3 (S. 98). 6. Carex limosa L. Bekannt: 9 Standorte, von mir entdeckt: 23» Planägete = 392, ; 1. Oberamt Tettnang: 1. Hiltensweiler Moor! 2. Mittelsee! 3: Teufelssee! 4. Moos. bei Eriskirch (FLEISCHER und v. MARTENS). So 2. Oberamt Ravensburg: | 1. Reichermoos! 2. Scheibensee. 3. Dietenberger Moos! 4 . Kofeldermoos! 5. Vorsee! 3. Oberamt Wangen: 1. Hengelesweiher bei Holzleute! 2. Rotes Moos bei Isny. 3. Schweinebacher Moos. 4. Moos am Herbisweiher! 5. Taufach- moos bei Beuren!: 6. Gründlermoos! 7. Osterwaldmoos bei Eglofs! 3. Rötseemoos! 9. Breitmoos! 10. Kolbensee! 11. Elizer See! 4. Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 2. Missen bei Urlau! 3. Moos am Argensee! 4. Wurzacher Ried bei Wurzach "und bei Albers! 5. Rot (Martens und KEemuLEr). 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau, am Schwindelsee, bei Unter- je ‘hwarzach! und bei Dietmanns! 2. Schwaigfürtweiher. 6. Oberamt Saulgau: | 1. Pfrunger Ried! 2. Paipeaten, 3. Hühlener Ried bei Alts- hausen! | 7. Oberamt hiteon: 1 1. Moosburger Ried. 2. Blindsee bei Kanzach! 8. Oberamt Biberach: \ F2 1. Ummendorfer Ried (SEYERLEN). u % # Das Gebiet der Schlammsegge stimmt fast genau überein mit N demjenigen der Scheuchzeria palustris, in deren Gesellschaft sie fast niemals fehlt. Deshalb decken sich sogar die Einzelstandorte fast Nur an der ersten Rückzugslage des Würmgletschers hat sie "sich stärker angesiedelt. Aus 2 Standorten sind hier 5 geworden. ber wie bei der Scheuchzeria sind sie nicht auf die ganze Linie | verteilt, sondern alle liegen am äußersten Bogen im Südosten. Außerhalb des eigentlichen Hochmoorgebiets werden noch | zwei Standorte angegeben, einer innerhalb des Moränenbogens am | Bodenseerand und einer außerhalb desselben. Den ersten Standort habe ich aufgesucht, die Pflanze aber nicht finden können. Die 1 ngabe geht auf 1832 zurück. Da die Pflanze nicht einmal aus (“ dem durch echte Hochmoorpflanzen ausgezeichneten bayerischen Bodenseerand angegeben wird, sondern erst in dem reichen Hoch- "moorgebiet des vorarlbergischen Bodenseeufers auftritt (auch dem | — 80 — | badischen Bodenseeufer fehlt die Pflanze), so halte ich diese An- gabe für zweifelhaft. | Die Angabe von Ror außerhalb des Jungmoränengebiets konnte ich bis jetzt leider nicht nachprüfen. 7. Melampyrum paludosum GauD. Bekannt: 4 Standorte, von mir entdeckt: 44 Standorte = 48. 1. Oberamt Wangen: 1. Burkwanger Moor bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei Isny! 3. Schweinebacher Moos! 4. Rieder Moos! 5. Moos am Herbisweiher!' 6. Großmoos bei Menelzhofen! 7. Taufachmoos bei Beuren! 8. Moos bei Rengers! 9. Moos am Rangenberg bei Rohr- dorf! 10. Gründlermoos! 11. Eisenhammermoos! 12. Osterwaldmoos bei Eglofs! 13. Rötseemoos! 14. Gründlenried! 15. Burgermoos! 16. Lanquanzermoos! 17. Schwendimoos! 18. Arrisriedmoos! 19. Rieb- gartenmoos! 20. Finkenmoos! 21. Breitmoos! 22. Oberreuter Moos! 2. Oberamt Leutkirch: | 1. Fetzenmoos! 2. Engerazhofer Moos! 3. Moos am Argensee! 4. Wurzacher Ried bei Wurzach und bei Albers. 3. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau, Unterschwarzach und Diet- manns! 2. Gaishauser Ried! 3. Girasmoos bei Bergatreute! 4. Saß- ried bei Gaisbeuren! 5. Brunnenholzried bei Michelwinnaden! 6. Grünenberger Weiher bei Wolfegg! 4. Oberamt Ravensburg: 1. Fürenmoos! 2. Hankelmoos! 3. Reichermoos! 4. Edens- bacher Mösle! 5. Waldburger Moos! 6. Blauenseemoos! 7. Dornach- ried. 8. Wolpertswender Ried! 9. Wegenried beim Vorsee! 10. Dolpen- ried. 11. Hillerried am Schreckensee! 5. Oberamt Saulgau: 1. Pfrunger Ried! 2. Dolpenried. 3. urgchi bei Sattenbeuren.. 6. Oberamt Riedlingen: 1. Oggelshauser Ried. 2. Blindsee bei Kanzach! Die Verbreitung des Melampyrum paludosum fällt genau zu- sammen mit derjenigen der Bergkiefer, Pinus montana. Ich kann nicht ebenso viele Standorte angeben, da ich anfangs die Pflanze nur für eine unbedeutende Standortsform des weit ‘verbreiteten Melampyrum pratense gehalten habe, so daß ich sie anfangs nicht überall beachtet habe. Dieses Zusammengehen ist kein zufälliges. ih nn a ui in > Br W. paludosum scheint infolge ihrer halbparasitischen Lebensweise jei uns auf Pinus montana: als Wirtspflanze angewiesen zu sein. Die Pflanze gehört in den Formenkreis des Melampyrum pra- nse L. Die Pflanzen dieses Formenkreises haben einseitswendige Blüten in lockeren beblätterten Trauben, grüne oder braune Deck- jlätter und unbehaarte, kurze Kelche. Ihre Blumenkrone ist 15—17 mm lang, also 3—4 mal länger als der Kelch, mit schwach “geöffnetem Schlund und gerade vorgestreckter Unterlippe. Die anze Pflanze ist von spitzen Warzen rauh. Bei uns zerfällt nun das Melampyrum pratense in die Hoch- noorpflanze und die Waldpflanze. Die Hochmoorpflanze ist in ihren Eigenschaften recht beständig. Zu Beginn der Blütezeit sind “die Keimblätter noch vorhanden. Bisweilen bleiben sie bis zum Ende derselben. Der Stengel besteht aus wenigen, gestreckten ‚Gliedern, von denen die untersten bis 10 cm lang werden, und hat nur 1, seltener 2 Astpaare. Die Blätter sind schmal, nur 1-3 mm breit. Die Deckblätter sind meist den Laubblättern ähnlich. Sie sind unverzweigt oder haben seltener auf jeder Seite 1—2 Zähne. Die Innenseite der Blumenkrone ist an der Einfügungsstelle der ‚oberen Staubfäden mit einem dichten Bart versehen. In der Tracht fällt das M. paludosum vor allem durch seine Farbe auf. Es ist ' B wöhnlich rotbraun überlaufen. Nur wo es in den Schatten dichter Bergkiefergebüsche geraten ist, wird es grün. Die rotbraune Farbe { Bent also als Lichtschirm gegen das allzu grelle PRO des ‚offenen Hochmoors. je Bei der Waldpflanze, die wir als Melampyrum vulgatum Pers. | dem M. paludosum gegenüberstellen, sind die Keimblätter zur Blüte- it abgefallen. Der Stengel ist reich verästelt und hat zahlreiche | Glieder, von denen die untersten nur 2—3 cm lang sind. Die | lätter werden 5—20 mm breit. Die Deckblätter sind mit Aus- jahme der untersten gezähnt, die obersten fast sternförmig einge- Schnitten. An der Einfügungsstelle der oberen Staubfäden findet sich kein dichter Bart von mehrzelligen Haaren. Entweder ist die Stelle ganz kahl oder seltener finden sich wenige locker ge- Istellte Haare, die den übrigen Haaren der Schlundröhre entsprechen. | ‚E 5 ist eine Hochsömmer-Rasse, welche von Ende Juni bis August blüht, während die Blütezeit des M. paludosum schon Ende Mai beginnt und bis in den August dauert. | _ Wie wir schon gesehen haben, bewohnt M. paludosum ein eng- beschränktes Gebiet auf den Hochmooren des Jungmoränengürtels. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918, 6 REG 20% Es gehört also zu den ältesten Pflanzengesellschaften unseres Landes und zählt deshalb selbst zu unseren ältesten Pflanzenformen. Jeden. falls ist er älter als die Pflanzengesellschaft unserer Wälder. Danz kann es aber nicht bloß eine Abart der Waldform sein. Ich habe es deshalb der Waldpflanze als selbständige Art gegenübergestellt ', 8. Carex pauciflora Liste. Bekannt: 4 Standorte, von mir entdeckt: 27 Standorte = 31. 1. Oberamt Wangen: 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei Isny. 3. Schweinebacher Moos! 4. Dornwaider Moos! 5. Moos vom) Rengers! 6. Moos am Rangenberg bei Rohrdorf! 7. Gründler- moos! 8. Osterwaldmoos bei Eglofs! 9. Taufachmoos bei Beuren! 10. Gründlenried! 11. Schwendimoos! 12. Burgermoos! 13. Breit- moos! 14. Arrisriedmoos! 15. Moos am Neuweiher bei Siggen! 16. Oberreuter Moos! 2. Oberamt Ravensburg: 1. Fürenmoos! 2. Reichermoos, sowohl im Waldburger als auch im Vogter Anteil! 3. Scheibensee. 4. Blauenseemoos! 5. Wegen- ried am Vorsee! 6. Dornachried (ScHLENKER). 3. Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos! 2. Moos am Argensee! 3. Engerazhofer Moos! 4. Wurzacher Ried bei Wurzach und bei Albers. 4. Oberamt Waldsee: 1. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 2. Wurzacher Ried bei Haidgau! Unterschwarzach! und Dietmanns. | 5. Oberamt Saulgau: 1. Pfrunger Ried! In der Südosthälfte des Jungmoränenbogens von der Algäugee Landesgrenze bis zur Wurzacher und Waldburger Bucht tritt Curex' pauciflora an zahlreichen Stellen bisweilen in Tausenden von Einzel | pflanzen auf. In der Wurzacher Bucht überschreitet sie die äußere Jungendmoräne und besetzt das weite Wurzacher Ried in seinet ganzen Ausdehnung. In der westlichen Hälfte des Jungmoränenbogens wird abe die Pflanze plötzlich sehr selten. Sie besitzt hier nur noch dre# schwächliche Ansiedelungen mit ganz kleinen Gruppen des zwergige ı Ronniger, Vierteljahrsschr. N. G. Zürich, Jahrgang 55. (1910.); Schedae ad Flor. exsicc. Austr. Hung. sub No. 3698. > . Damit bringt Carex paueiflora die Eigenart der ober- ischen Hochmoorvorkommnisse in ganz hervorragender Weise Verbreitungskarte 5 ($. 99). 9, Trichophorum caespitosum (L.) Harrn. —= Scirpus caespitosus L. . Bekannt: 3 Standorte, von mir entdeckt: 6 Standorte = 9. 1. Oberamt Wangen: 1. Rotes Moos bei Isny. 2. Schweinebacher Moos. 3. Dors- ider Moos! 4. Gründlermoos! 2. Oberamt Ravensburg: 1. Reichermoos, sowohl im Waldburger als auch im Vogter nteil! 2, Scheibensee! 3. Oberamt Waldsee: 1. Aulendorier Ried (LEcHLer). - 4. Oberamt Leutkirch: ‚1. Wurzacher Ried! 5. Oberamt Saulgau: 1. Pfrunger Ried! SCHLENKER gibt in seiner Arbeit: „Die Pflanzenwelt zweier ‚oberschwäbischer Moore“ ' diese Pflanze vom Vorsee, Bibersee und Weiherwiesen bei Blitzenreute an. Aber es handelt sich um eine Verwechslung mit Schoenus ferrugineus. Das zeigt schon eine ruhige Prüfung der Angabe: „Im Nordosten umsäumt ein charak- teristisches, schwärzliches Scirpetum, gebildet von dem niedrigen Scirpus caespitosus, den See.“ (S. 40.) SS. caespitosus ist nicht schwärzlich, sondern gelblichgrün, nach oben später gelblichbraun. Die Angabe wird richtig, wenn wir-für die Pflanze Schoenus ferru- gineus einsetzen, die dort in der Tat die herrschende Pflanze ist, während Seirpus caespitosus fehlt. Noch deutlicher zeigt das der Bibersee, von dem SCHLENKER schreibt: „Augenfällig ist hier wie am Vorsee ein ausgedehntes Parvo-Sceirpetum von Scirpus caespitosus.“ (S. 49.) Wenn man aber an den kleinen See kommt, findet man am schmalen Ufersaum statt 5. caespitosus nur Schoenus ferrugineus vor. In dem über diesen Gegenstand geführten Briefwechsel hat denn auch Herr SchLENKER seine Bestimmung zurückgezogen. - * Diese Jahresh. 1916. G* re ar Die Angabe von Ror, welche in die Flora von Württemb und Hohenzollern von MArTEns und KEnMLER (1865) aufgenomme ist und von hier in alle späteren Schriften übergeht, von der man aber weder Beobachter noch Belege kennt, erscheint mir nach der Wahrnehmung bei ScHhLexker sehr zweifelhaft. Wahrscheinlich handelt es sich auch hier um eine Verwechslung mit Schoenus ferrugineus, und in der Tat wird die auch außerhalb der Jung- moräne weit verbreitete Kopfbinse ($. ferrugineus) von Ror nicht erwähnt. Zur damaligen Zeit aber war letztere aus Württemberg nur von Riedlingen, Allmendingen, Langenau und Weingarten be- kannt. Sie wäre also recht wohl der Erwähnung wert gewesen. Gegenüber Trichophorum caespitosum mußte sie damals sogar als die seltenere gelten. Nach meinen bisherigen Erfahrungen in Ober- schwaben ist aber Schoenus ferrugineus von Ror mit Sicherheit zu erwarten. Ich nehme deshalb auch hier eine Verwechslung an. . Die Verbreitung des Trichophorum caespitosum bietet also ein ähnliches Bild wie bei Carex pauciflora. Aber die Zahl der Stand- orte ist in der Südosthälfte des Jungmoränenbogens nicht so be-' trächtlich wie bei der vorhergehenden Art. Das Verhältnis von Westhälfte gegen Südosthälfte ist 1:4 gegenüber 1: 10 bei ©. pauei- flora. 9 Standorte liegen zwischen den beiden Hauptendmoränen, und nur im Wurzacher Ried tritt unsere Pflanze an einer einzigen Stelle außerhalb der äußeren Jungendmoräne- auf. Auch diese Pflanze zeigt also ganz ausgeprägt die Eigenart der oberschwäbi- schen Hochmoorverbreitung. | 10. Lycopodium inundatum L. Bekannt: 13 Standorte, von mir entdeckt: 12 Standorte = 25. 1. Oberamt Tettnang: | 1. Mittelsee. 2. Blauer See. 3. Teufelssee! 4. Hiltens- weiler Moos. 2. Oberamt Ravensburg: 1. Reichermoos! 2. Madlenermoos! 3. Scheibensee. 4. Blauen- seemoos! 5. Teuringermoos. 6. Feldersee! 7. Dornachried. 3. Oberamt Wangen: 1. Schweinebacher Moos (nur noch geringe RR 2. Moos am Herbisweiher! 3. Taufachmoos bei Beuren. 4. Osterwaldmoos bei Eglofs! 5. Siggener Moos! 6. Göttlishofer Moos! 7. Gründlen- ried bei Kißlegg! 8. Rötseemoos (Ducke). 9. Rotes Moos bei Isny (MARTENS). Die Pilanze ist hier wahrscheinlich eingegangen. Ich habe wenigstens vergeblich ea ee eh ihr gesucht. Nicht viel besser steht es auf dem nahen Gebiet von Schweine- 10. Menelzhofen (Kırcaser und EıcaLer). . Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos bei Urlau. 2. Wurzacher Ried (Ducke). .Oberamt Waldsee: 1. Saßried bei Gaisbeuren! 6. Oberamt Riedlingen: - 1. Federseeried bei Buchau (HErTer). 4 GRADMAnN gibt Lycopodium inundatum in der Oberamtsbeschrei- jung von Tettnang (1915) unter seinen bemerkenswerten Vorkomm- issen von Wiesenmoorpflanzen vom „Teuringer Moor“ an (S. 120). nennt keine Quelle, aber es fehlt auch das den eigenen Be- obachtungen beigefügte Sternchen. Dieser Fundort bezieht sich Iso auf die Angabe Juxcs: „Im Teuringer Moos und am Scheiben- > bei Waldburg“. Reallehrer Juss in Wangen hatte auf einem Spaziergang von Wangen auf die Waldburg, auf dem ihn der Weg ı den genannten Mösern vorüberführte, die Pflanze aufgefunden. )as Teuringer Moos hat seinen Namen von dem Gehöft „Teuringer“ jei Waldburg. Beide Angaben beziehen sich also auf letzteren s KircHxer und Eim#rer haben nun die richtige Angabe Juxss -Teuringen“ abgeändert, und Granmanx verlegt es wegen Ober- und Unterteuringen gar ins Oberamt Tettnang und macht aus dem Hochmoor kurzerhand ein Wiesenmoor. Kırcaser und Eic#Ler geben ferner als Standort an: „Rot oA. Leutkirch“. Die ursprüngliche Angabe aber lautet: „Im Köthener Moos und im Wurzacher Ried (Ducke).“ Wenn das frag- liche Moos seinen Namen nach einem Orte „Roth“ hätte, würde es Rother Moos“ genannt werden, wie es einen „Rother Berg“, einen Rother Weiher“ und ein „Rotherholz“ gibt. Dabei könnte es “sich um Rot OA. Laupheim, Rot OA. Leutkirch und Oberrot, “Unterrot und Roten OA. Wangen handeln. Rot OA. Laupheim | und Rot OA. Leutkirch scheiden aber aus wegen defn Wort „Moos“. “Dort würde es „Ried“ heißen. Nördlich vom Wurzacher Ried wird nämlich auch für die kleineren Moore das Wort „Ried“ gebraucht: Oberschwarzacher Ried, Wolfartsweiler Ried, Füramooser Ried. "Wenn also Dvcxe Moos und Ried einander gegenüberstellt, so ver- ist er damit nach Süden. Nach dem Wortlaut käme aber vor zoth“ „Rothen“ in Betracht. Nicht weit davon im Westen, Osten, “Süden und Norden habe ich Lycopodium inundatum gefunden. Viel "einfacher aber erklärt sich die Frage, wenn wir eine durch die Mr Apothekerschrift veranlaßte Buchstabenverwechslung oder nur einen Druckfehler annehmen. Statt „Röthener Moos“ muß es heißen: „Röthseer Moos“. ‚Dieses Moos bildet mit dem Gründlenried das schönste und pflanzenreichste Hochmoorgebiet bei Kißlegg, und im Westteil desselben habe ich wirklich L. inundatum aufgefunden. Es wird also auch dem östlichen Teil nicht fehlen, den ich aber nur einmal von Süden nach Norden durchqueren konnte. Duck®' gibt nun aus diesem Moor Swertia perennis an, er hat es also ir der Tat besucht. Damit ist aber die Frage zugunsten des Rötseer Mooses entschieden. Auch diese Pflanze zeigt wieder prächtig die eigenartige Ver breitung unserer Hochmoore. Das Hauptgebiet liegt zwischen der äußeren und inneren Jungendmoräne. Doch finden sich die meisten Standorte im südöstlichen Bogenstück bis zur Waldburger und Wurz- acher Bucht. Das Verhältnis stellt sich auf 1:6. Dabei bleibt aber das westliche Viertel ganz frei von der Pflanze. | An der ersten Stillstandslage nach dem Rückgang des Eised der Würm-Vergletscherung hat sich die Pflanze außerdem im vubee sten Südosten mit vier Standorten angesiedelt. Verbreitungskarte 4 (S. 98). 11. Malazxis paludosa Sw. Bekannt: 4 Standorte, von mir entdeckt: 1 Standort =5. .1. Oberamt Ravensburg: 1. Scheibensee. 2. Reichermoos (Rur). +2. Oberamt Waldsee: 1. Dietmannser Ried (Ducke). 3. Oberamt Leutkirch: | L 1. Moos am Argensee bei Gebrazhofen! 2. Wurzacher Ried (Ducke). Aus dem Oberamt Tettnang wird die Pflanze angegeben von ‚Laimnau, Eriskirch und Kreßbronn (Grapmann, Mayer). Die Herbar- pflanzen, auf welche sich die erste Angabe stützt, habe ich unter- sucht. Es ist Herminium monorchis. Ich war auch am Standort und habe mich überzeugt, daß nur Herminium vorkommt. Malazxis‘ ist dort unmöglich. Es ist ein Auenbestand mit NRPBe RE Sumpf- und Kiesstellen. | | Beide Pflanzen haben in ihrer äußeren Erscheinung große’ Ähnlichkeit, und wenn die Knolle fehlt, bedarf es infolge der Klein- heit aller Blütenteile großer Vorsicht bei der Bestimmung. De: ist man versucht, nach dem Standort zu unterscheiden: AHerminiun Et FM ls Bewohnerin der Bergheiden und Malaxis als Sumpfpflanze. Aber Herminium meidet die Sümpfe nicht. Zwischen Dorenwaid und Schweinebach bei Isny geht sie im Übergangsmoor sogar recht nahe an das eigentliche Hochmoor heran. Von hier wird nun in der Tat Malaxis durch GmeLın angegeben: „Isny Torfmoor bei - Dorenwald“. Belege sind aber nicht vorhanden. Hätte GmELIN die Pflanze eingesammelt und zu Hause genau untersucht, so hätte er sie wohl seiner Sammlung einverleibt, da er nur ein kleines Stück vom Scheibensee besaß, das er fast 10 Jahre früher ein- gesammelt hatte. Er hat sich also mit der Beurteilung nach dem allgemeinen Eindruck am Fundort begnügt. Da er Herminium “nicht erwähnt, hat er diese Pflanze am Standort nicht erkannt. "Ihre Ausbildung ist aber auf jenem Torfmoor recht zwerghaft. Meine Pflanze, an der erst die unterste Blüte aufgeblüht ist, mißt ; nur 9 cm, genau soviel wie die GmELın’sche Malazxis vom Scheiben- see, die zur Hälfte erblüht ist. Die Verwechslung ‘am Standort war also, wenn nicht die Knollenbildung beachtet wurde, sehr nahe “ gerüekt; aber auf diese wurde damals zur Unterscheidung’ noch _ wenig Gewicht gelegt. Ich nehme deshalb auch hier die Ver- wechslung von Malaxis und Herminium: an. Auch an den beiden andern Standorten im Oberamt Tettnang _ habe ich Malazxis vergeblich gesucht. _ Durch freundliche Vermitt- lung von Herrn A. Mayer in Tübingen hat mir der Entdecker der i Pflanze von Kreßbronn die Fundstelle auf einer Kartenskizze ein- - gezeichnet. Aber ich halte das Vorkommen von Malaxis dort für ausgeschlossen. 7 Horrer gibt Malaxis paludosa und Liparis Loeselii aus den - Sumpfwiesen von Eriskirch an. Da hat sicher Jack besser gesehen, wenn er von der gleichen Stelle Herminium monorchis und Liparis ; Loeselii anzeigt. Auch hier ist also eine Verwechslung von Malazxis _ und Herminium sicher. In den Orchideenstandorten von Württemberg und. Hohen; 4 zollern ! nennt A. Mayer als Fundort Schussenried. Er beruft sich - dabei auf die Herbarien der K. Naturaliensammlung in Stuttgart. - Dort finden sich zunächst sechs Stücke, welche Varer 1851 am -Scheibensee gesammelt ‚hat, und ein Stück, das Landesgerichts- präsident W. GumeLım in Ravensburg 1852 am gleichen ‚Standort 'einsammelte. Auf einem dritten Bogen, der aus dem Herbar des ! Diese Jahresh. 1913. a ren: Oberförsters v. Entrsss-FÜRsTEnEcK stammt, findet sich ein weiteres Stück mit der Angabe: „1869 Schussenried“. Nun war damals Vırer Apotheker in Schussenried und hat von hier aus an be- freundete Botaniker Pflanzen abgegeben. Vermutlich hat er auch an Entress ein Stück der Malaxis geschickt, das er mit seinen andern Pflanzen am Scheibensee eingesammelt hatte. Exrress hat dann auf dem Pflanzenbogen nicht den Standort, der ihm wahr- scheinlich nicht bekannt war, sondern den Herkunftsort beigefügt. Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Prof. EıchLer am K. Naturalienkabinett in Stuttgart hat Enrtress das auch sonst bei geschenkweis erhaltenen Pflanzen getan. Da Exteess seine Pflanzen- funde an MArTEns und KEunLer mitgeteilt hat, wäre ein selbständiger Fund sicher in die Flora von 1882 aufgenommen worden. Ver- gleichen wir nun die Pflanzen von Varer und Entress miteinander, so finden wir, daß sie dem gleichen Bogen entstammen könnten: gleich starke Pressung, gleiche Vergilbung. Die Blütenähre einer Varer’schen Pflanze mißt 60 mm wie diejenige der Enrress’schen Pflanze. An zwei Pflanzen Varer’s sind 21 und 20 Blüter ent- wickelt, bei der Pflanze von Enrress 20. Die Pflanzen stehen also auf der gleichen Entwicklungsstufe. Sie können am gleichen Tage gegen das Ende der Blütezeit der Art eingesammelt sein. Sie gehören also augenscheinlich zusammen. Alle Pflanzen des’ Stuttgarter Herbars stammen demnach vom Scheibensee, und die Angabe „Schussenried“ ist als Standort der Malaxis zu streichen. Als weiteren Standort nennt A. Mayer den Lindenweiher und gibt als Quelle die Flora von Württemberg und Hohenzollern in’ der Ausgabe von 1882 an. Dort findet sich aber diese Angabe nicht. Sie ist also ebenfalls unrichtig. Maxer gibt sie weiterhin an von „Waldburg-Amtzell “, KIRCHNER und EicHLer schreiben kurzweg, „Amtzell“. Nach brieflicher Mit- teilung des Entdeckers ist aber der Standort das Reichermoos, das im Nordosten von Waldburg liegt. Der Entdecker hat aber trotz- ” dem das 6 km südlich von Waldburg gelegene Amtzell in die An- gabe hereingezogen, um von der Pflanze abzulenken, da er „mit genauer Ortsangabe schon manche bittere Erfahrung machen mußte und manche Pflanzen zu Tauschzwecken geradezu ausgerottet wurden“, Ablenkende Standortsbezeichnungen mögen im Interesse des Pflanzenschutzes liegen, aber pflanzengeographisch lassen sie sich nicht verwerten. Während der wirkliche Standort hier zwischen den beiden Jungendmoränen liegt und damit ganz ausgezeichnet in Ber: Bi hr =: .- ne den Rahmen paßt, verweist die ablenkende Angabe über das Gebiet hinaus. Am gleichen Ort wird die Pflanze auch von Wilhelmsdorf ge- meldet. Nachdem ich aber die Geschichte dieses Fundorts kennen gelernt habe, wage ich nicht, ihn hier aufzunehmen. 2 Nur zwei Standorte dieser Pflanze sind durch Belege ge- _ sichert:-Scheibensee und Argensee. Die drei übrigen: Wurzacher und Dietmannser Ried und Reichermoos bedürfen weiterer Nach- prüfung. | finden wir trefflichste Übereinstimmung mit den bisher genannten Hochmoorgliedern. Sie bewohnt den südöstlichen Moränenbogen F zwischen äußerer und innerer Jungendmoräne bis zur Wurzacher _ und Waldburger Bucht, und nur in der Wurzacher Bucht hat sie _ mit den andern Arten ie äußere Jungendmoräne ein wenig über- schritten. Es ist der Geländestreifen, den wir bei Carex pauci- flora, Trichophorum caespitosum und Lycopodium inundatum als Haupt- gebiet kennen gelernt haben. II. Pflanzen der Hochmoorränder. 12. Vaccinium uliginosum L. Bekannt: 34 Standorte, von mir entdeckt: 45 = 79. 1. Oberamt Tettnang: 3. Wasenmoos! 2. Oberamt Ravensburg: | 1, Lochmoos! 2. Schindelmoos! 3. Hankelmoos! 4. Reicher- moos! 5. Edensbacher Mösle! 6. Waldburger Moos. 7. Dornach- k 8. Wegenried! 9. Hillerried am Schreckensee! 10. Dolpenried. 11. Blinder See bei Möllenbronn! 12. Wolpertswender Ried! Auf Markung Weingarten kommt die Pflanze nicht vor. Die 3. Oberamt Wangen: 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei Be 3. Moos bei oRAEnphIch! 4. Moos bei rare und Überblicken wir nun das Gebiet der Malaxis paludosa, so | 1. Moor am Ebersberger Weiher! 2. Blauer See (GRADMAnN). = = Wr Moos! 11. Moos bei Rengers. 12. Großmoos bei Menelzhofen! 13. Taufachmoos bei Beuren. 14. Arrisriedmoos! 15. Burgermoos! 16. Kochermoos! 17. Lanquanzermoos! 18. Riebgartenmoos! 19. Finkenmoos! 20. Breitmoos! 21. Gründlenried! 22. Rötsee- moos! 23. Oberreuter Moos! 24. Straßerholz bei Holdenreute! 4. Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos bei Friesenhofen! 2. Missener Moos bei Urlau. 3. Engerazhofer Moos! 4. Argenseemoos bei Gebrazhofen! 5. Wurz- acher Ried bei Wurzach und bei Albers. 6. Leutkirch (SEEFRIED). 5. Oberamt Waldsee: 1. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 2. Grünenberger Weiher bei Wolfegg. 3. Gaishauser Ried! 4. Wurzacher Ried bei Haidgau, Unterschwarzach und Dietmanns. 5. Gwigger Ried! 6. Saßried bei Gaisbeuren! 7. Steinacher Ried! 8. Waldseer Stadtried! 9. Tann- ried! 10. Möllenbronn! 11. Unterried bei Tannhausen! 12. Brunnen- holzried bei Michelwinnaden! 13. Wildes Ried, sowohl auf Markung Winterstettendorf als auch auf Markung Oberessendorf. 14. Unteres Ried bei Unteressendorf. 15. Steinhauser Ried, sowohl auf Markung Schussenried als auch auf Markung Steinhausen. 16. Appendorfer Ried bei Schweinhausen. 17. Wettenberger Ried auf dem Hoch- geländ. 18. Birkachried bei Heinrichsburg. 19. Wolfartsweiler Ried! 20. Oberschwarzacher Ried! 21. Aulendorf (LEcHLEr). | 6. Oberamt Saulgau: 1. Booser Ried. 2. Staatsried bei Sattenbeuren. 3. Dolpenried. 4. Hühlener Ried bei Altshausen! 5. Pfrunger Ried. 6. Ebenweiler (FETSCHER). 7. Königseggsee bei Hoßkirch (GRADMANN). 7. Oberamt Riedlingen: 1. Moosburger Ried. 2. Oggelshauser Ried am Federsee. 3. Allgemeines Ried! 4. Ertingen (Granmann). 8. Oberamt Biberach: 1. Ummendorfer Ried. 2. Füramooser Ried. Die Angabe „Biberach“, die KrmwLer 1882 in die Flora von Württemberg und Hohenzollern aufgenommen hat, bezieht sich zweifellos auf das nur 3,5 km entfernte Ummendorfer Ried, das bei dieser Pflanze nicht genannt wird. | Die Verbreitung des Vaccinium uliginosum stimmt fast genau überein mit derjenigen des V. oxycoccus. Das Hauptgebiet liegt zwischen der äußeren und inneren Jung-Endmoräne. Im mittleren Bogenstück wird es erweitert um das Gebiet am Außenrand der Jungmoräne, das sich parallel zur äußeren Jung-Endmoräne vom _ inde des Wurzacher Rieds zum Federseeried hinzieht. Nur sind die Standorte weniger zahlreich. Drei ganz kleine Standorte liegen noch an der ersten Still- lage des Eises nach der Höhezeit der Würmvergletscherung. 13. Vacceinium vitis idaea L. Bekannt: 32 Standorte, von mir entdeckt: 51 Standorte = 83. 1. Oberamt Tettnang: | 1. Hiltensweiler Moor! 2. Primisweiler (Granmann). 3. Blauer See (GRADMANN). 4. Hemigkofen (GRADMANN). 2. Oberamt Ravensburg: 1. Lochmoos! 2. Fürenmoos! 3. Schindelmoos! 4. Hankel- = moos! 5. Reichermoos! 6. Edensbacher Mösle! 7. Heumoos! 8. Neu- - hauser Moos! 9. Dornachried, sowohl im Blitzenreuter als auch im Wolpertswender Anteil. 10. Wolpertswender Ried! 11. Wegenried > am Vorsee! 12. Dolpenried. 13. Hillerried am Schreckensee ! - 14. Blinder See bei Möllenbronn'! 15. Hintermoos'! 16. Lanzenreute (nur in laubarmen, unfruchtbaren Sträuchlein, 590 m)! 17. Wilhelms- dorf (EICHLER, GRADMANN und MEIGEN). Bei Weingarten habe ich vergeblich gesucht. Die Angabe ‚ist in weiterem Sinn aufzufassen und bezieht sich dann auf eines - der vorgenannten Moore im Altdorfer Wald. _ 8, Oberamt Wangen: i 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei ‘ Isny. 3. Schweinebacher Moos! 4. Möser um Eisenharz! 5. Groß- - moos bei Menelzhofen! 6. Taufachmoos bei Beuren! 7. Moos bei - Neutrauchburg. 8. Kugel! 9. Christazhofen! 10. Moos bei Göttlis- hofen! 11.Siggen! 12. Arrisriedmoos! 13. Burgermoos! 14. Kocher- moos'! 15. Lanquanzermoos'! 16. Riebgartenmoos! 17. Finkenmoos! 18. Breitmoos! 19. Rötseemoos! 20. Gründlenried! 21. Oberreuter Moos! 22. Brunnen! 23. Straßerholz bei Holdenreute! 24. Wangen (SCHÜBLER und MARTENS). 25. Leupolz (EICHLER, GRADMANN und MEIGEN). 4. Oberamt Leutkirch: 1. Wurzacher Ried. 2. Engerazhofen! 3. Rot (Martens und KeuuLerR). 4. Leutkirch. 5. Herlazhofen. 6. Wuchzenhofen. 7. Seibranz. ( Dis 4 nach EıcHLEr, en und Meıcen.) 8. Aitrach! 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau, Wengen, Unterschwarzach. 2. Wolfegg. 3. Riebgartenmoos bei Rötenbach! 4. Gaishauser Ried! 5. Gwigger Ried. 6. Ried bei Steinach. 7. Saßried bei Gaisbeuren. Be ya 8. Waldseer Stadtried. 9. Tannried! 10. Möllenbronn. 11. Unterrie bei Tannhausen! 12. Brunnenholzried bei Michelwinnaden! 13. Wildes Ried, sowohl auf Markung Winterstettendorf als auch auf Markung Oberessendorf. 14. Steinhauser Ried. 15. Schussenried (gegen Aich- bühl). 16. Unteres Ried bei Unteressendorf. 17. Wettenberger Ried auf dem Hochgeländ. 18. Birkachried bei Heinrichsburg! 19. Aulen- dorf (MARTENS und KEMMLER). 20. Arnach (EicHLER, GRADMANN und MEIGEN). 6. Oberamt Saulgau: | } 1. Booser Ried! 2. Musbacher Ried. 3. Pfrunger Ried. 4. Staatsried bei Sattenbeuren. 5. Dolpenried. 6. Hühlener Ried bei Altshausen! 7. Mengen (nur in unfruchtbaren, gelblichgrünen Sträuchlein. Fruchtbare Stöcke finden sich erst im Schwarzen Moos in Hohenzollern). | 7. Oberamt Riedlingen: 1. Allgemeines Ried bei Oggelshausen! Da im Oberamt Biberach nicht einmal die ausgesprochenen Hochmoore von Ummendorf und Füramoos in ihren Bergkiefern- Wäldchen Vaceinium vitis idaea führen, so erscheint mir die An- gabe von Steinhausen zweifelhaft. Ob nicht eine Verwechslung mit Steinhausen Oberamts Waldsee vorliegt? Vaccinium vitis idaea hat in Oberschwaben ihre Hauptverbrei- tung am Rande der Hochmoore, wo hochstämmige Bergkiefern dichte Wäldchen bilden. Hier tritt sie in großer Menge und üppigster Fruchtbildung auf. Vom Hochmoor geht sie dann in die Fichtenwälder hinüber. Aber dort bildet sie meist nur kleinere Herden, die zudem den größten Teil ihrer Fruchtbarkeit eingebüßt . haben. Oft bleiben sie sogar gänzlich unfruchtbar. Das Hauptgebiet des Vaccinium vitis idaea ist der Jung- moränenbogen zwischen der äußeren und inneren Jung-Endmoräne, erweitert um den zwischen Wurzacher und Federseeried liegenden, parallel zur Endmoräne verlaufenden Landstreifen. Es ist das uns schon vertraut gewordene Hochmoorland. An der ersten Still- standslage nach dem weiteren Rückzug des Würmgletschers liegen 4 weitere Ansiedelungen, und auch der Standort auf den Voralpen gehört noch zu den echt eiszeitlichen Stationen. 90°/o aller Vor- kommnisse zeigen also die ausgesprochene Hochmoorlage. Innerhalb der Jung-Endmoräne finden sich nur 3 zerstreute Standorte und außerhalb derselben 6. Von diesen liegen aber 5 noch in der Nähe der Moräne, so daß nur 4 keinen unmittelbaren Zusammenhang mit alten Eislagen erkennen lassen. _— 9 — 14. Carexz chordorrhiza Euku. | Bekannt: 6 Standorte, von mir entdeckt: 3 Standorte = 9. — 1. Oberamt Wangen: E 1. Torfwiesen am Bodenwald bei Isny (Martens und Kemmrer). Die "Pflanze scheint hier eingegangen zu sein. Ich habe sie wenigstens vergeblich gesucht. 2. Oberamt Ravensburg: | 1. Vorsee! 2. Scheibensee (Jung). — 83. Oberamt Leutkirch: 1. Im Spirkenbestand des Wurzacher Riedes gegen Wurzach. 4. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Dietmanns und bei Iggenau! 5. Oberamt Riedlingen: 1. Oggelshauser Ried. 2. Moosburger Ried! Auf dem Gebiet von Buchau kommt die Pflanze nicht vor. Die Angaben von VAarrer und Trorı beziehen sich auf einen der Be iden vorigen Fundorte. 6. Oberamt Biberach: | 1. Ummendorier Ried (SeverLen). Die Pflanze scheint auch hier eingegangen zu sein; ich habe sie nicht mehr aufgefunden. t Carex chordorrhiza ist also auf den so vielfach hervor- | getretenen Jungmoränenbogen, erweitert um den parallelen Land- - streifen zwischen Federsee- und Wurzacher Ried, beschränkt, doch , daß das westliche Viertel desselben von der Pflanze frei bleibt. | ! mw a RE nn nn Fr = v Pr - ” B. ı I# \e 15. Carex heleonastes EHrn. Bekannt: 3 Standorte, von mir entdeckt: 1 Standort = 4. 1. Oberamt Riedlingen: ö 1. Oggelshauser Ried. 2. Moosburger Ried! % Auf dem Gebiet von Buchau kommt die Pflanze nicht vor. Die Angaben von Trorn und VaArer beziehen sich auf einen der beiden vorstehenden Fundorte. 2. Oberamt Waldsee: # “ 1. Wurzacher Ried gegen Dietmanns (DucKE, LECHLER, Bus: ; 83. Oberamt Leutkirch: 1. Wurzacher Ried (VALET, LECHLER). Carex heleonastes kommt also nur in den beiden Hauptmooren pr, welche unmittelbar von der äußeren Jung-Endmoräne ab- gedämmt worden sind. B% % 4 \ N 16. Lonicera coerulea L. Bekannt: 2 Standorte, von mir entdeckt: 1 Standort = 3. OÖberamt Wangen: 1. Rotes Moos bei Isny. 2. Schweinebacher Moos. 3. Hisöee Moos unterhalb Neutrauchburg! Lonicera coerulea findet sich nur zwischen den beiden Jung- Endmoränen im äußersten Südosten, wo der Moränenbogen noch unmittelbar an die Voralpen angelehnt ist. 17. Viola palustris L. Bekannt: 13 Standorte, von mir entdeckt: 43 Standorte = 56. 1. Oberamt Tettnang: (eg % 1. Oberer See! 2. Mittelsee! 3. Teufelssee! 4. Blauer See! 5. Hiltensweiler (GRADMANN). 2. Oberamt Ravensburg: 1. Reichermoos! 2. Madlenermoos! 3. Scheibensee! 4. Blauen- see! 5. Edensbacher See! 6. Moos bei Vogt! 7. Dornachried!” 8. Einödweiher bei Blitzenreute. 9. Vorsee (SCHLENKER). Bei Ravensburg kommt die Pflanze nicht vor. Die betreffende Angabe ist zu streichen. 83. Oberamt Wangen: — 1. Isny. 2. Schweinebach! 3. Herbisweiher! 4. Eisenharz. 5. Eglofs. 6. Taufachmoos bei Beuren! 7. Christazhofen! 8. Göttlis-7 hofen! 9. Siggen! 10. Rötseemoos! 11. Gründlenried! 12. Erats- moos! 13. Burgermoos! 14. Kochermoos! 15. Lanquanzermoos! 16. Riebgartenmoos! 17. Finkenmoos! 18. Breitmoos! 19. Schwendi- moos! 20. Elizer See bei Wangen! F 4. Oberamt Leutkirch: 1. Moos am Argensee! 2. Engerazhofer Moos! 3. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 4. Missener Moos bei Urlau! 5. Wurzacher Ried! 6. Rot (Martens und KEMMLER). 7. Kesselbrunn (KırcHNER und EICHLER). | 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau! Wengen! Unterschwarzicil Iggenau! und Dietmanns! 2. Grünenberger Weiher bei Wolfegg. 3. Girasmoos bei Bergatreute! 4. Waldseer Stadtried! 5. Schwaig furtweiher. 6. Birkachried bei Heinrichsburg! 7. Oberschwanugobg Ried! 8. Wolfartsweiler Ried! A ee. Oberamt Saulgau: " 2 1. Booser Ried! 2. Musbacher Ried! 3. Pfrunger Ried! 7. Oberamt Riedlingen: 1. Oggelshauser Ried. 2. Moosburger Ried. 3. Seelenhof bei Kanzach! 8. Oberamt Biberach: 1. Füramooser Ried. 2. Moosweiher'! | Kirchner und EicHLer geben sowohl für Viola palustris als - auch für V, stagnina als Standort Biberach an. Letztere Angabe bezieht sich aber sicher auf den Moosweiher. Dann ist aber auch die erste Angabe nicht wörtlich zu nehmen. Der Moosweiher liegt zwischen Mittelbiberach und Stafflangen und gehört zur Markung ‘ Mittelbiberach, aber nicht zum Stadtgebiet Biberach. i VALET gibt die Pflanze von Langenau an, aber Prof. MAHLER hat sie nicht mehr in sein Verzeichnis der in der Umgebung von P Ulm wild wachsenden Phanerogamen aufgenommen. | 5 Viola palustris bewohnt den Jungmoränenbogen zwischen der j äußeren und der inneren Jung-Endmoräne und den zur Jungmoräne parallel verlaufenden Landstreifen zwischen Federsee- und Wurz- # acher Ried. Hier liegen 53 Einzelstandorte. 5 An der ersten Stillstandslage des Würmgletschers nach dem 1" weiteren Rückzug des Eises finden sich 4 Standorte, aber ganz der Eigenart dieser Vorkommnisse entsprechend nur am ertiacen |; Südostrand des Bogens. y Zerstreut und ohne erkennbaren Zusammenhang mit der Eis- lage der Würmvergletscherung sind nur 2 Standorte. + Verbreitungskarte 6 (S. 99). F 18. Lysimachia thyrsiflora L. | : Bekannt: 8 Standorte, von mir entdeckt: 40 Standorte = 48. R 1. Oberamt Tettnang: ne 'M 1. Moos bei Eriskirch. 2. Langensee! 3. Hüttensee! 2. Oberamt as bike: 1. Hankelmoos! 2. Reichermoos! 3. Waldburger Moos! 4. Dieten- berger Moos! 5. Schneidermoos! 6. Kofeldermoos! 7. Madlener- moos!' 8. Scheibensee! 9. Blauenseemoos! 10. Teuringermoos! 11.Feldersee! 12. Dornachried. 13. Wolpertswender Ried! 14. Wegen- - ried! 15. Vorsee! 16. Schreckensee. 17. Blinder See bei Möllen- bronn! | 3. Oberamt Wangen: 1. Rotes Moos bei Isny. 2. Eisenharzer Möser! 3. Osterwald- moos bei Eglofs! 4. Herbisweiher! 5. Taufachmoos bei Beuren! 6. Neuweiher bei Siggen! 7. Möser bei Sommersried! 8. Gründlen ried! 9. Elizer See bei Wangen! 10. Kißlegg (Schügrer und MARTENS), 4. Oberamt Leutkirch: 1. Wurzacher Ried! 2. Wolferatshofen! 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau, Unterschwarzach und Diet- manns! 2. Gwigger Ried! 3. Saßried bei Gaisbeuren! 4. Waldseer Stadtried! 5. Schwaigfurtweiher! 6. Laubbronner Ried! 7. Unteres Ried bei Unteressendorf! 8. Birkachried bei Heinrichsburg'!' 9. Appebi dorfer Ried bei Schweinhausen! 10. Olzreuter See! 6. Oberamt Saulgau: | 1. Dolpenried. 2. Booser Ried. 3. Altshauser Weiher (SchügLer und MARTENS). y 7. Oberamt Riedlingen: 1. Oggelshauser Ried! 2. Moosburger Ried! 3. Blindsee! Lysimachia thyrsiflora bewohnt also den im Mittelstück etwas erweiterten Jungmoränenbogen zwischen äußerer und innerer Jung- 3 Endmoräne. Hier liegen von 48 bekannten Fundorten nicht weniger als 44. Drei finden sich an der Rückzugslage des Würmgletschers, ° und zwar bezeichnenderweise wieder ganz im Südosten. Nur 1 Stand- ort liegt am Bodensee ohne erkennbaren Zusammenhang mit den ehemaligen Eislagen, | Diese Pflanzen sind nicht regellos über das Hochmoor zerstreut, sondern sie bilden regelrechte Zonen. Man erkennt dieselben aber nicht mehr in allen Hochmooren, da die meisten auf weiten Flächen nach Torf und Streu ausgenutzt werden, so daß die ursprünglichen Verhältnisse gestört sind. Wir müssen also zur Beschreibung ein | Hochmoor wählen, das seine natürliche Pflanzendecke auf großer Fläche rein erhalten hat. Wohl das schönste ist das Reichermoos hinter dem Höhenzug der Waldburg. Es umfaßt einen Flächenraum von mehr als 100 ha. | Wir stehen am Berghang des Nordwestrandes, um die fahle £ Fläche zu überschauen, um welche ein düsterer Nadelholzkranz seinen schwarzen Rahmen schlingt. Zwei schöne, gerundete Wald- inseln steigen empor. Ihr dicht geschlossener, schwarzer Mantel reicht wie ein mächtiger Trauerschleier bis auf den Boden nieder . =. 2 Panrtse. or L} . [I “ En BR I 3 » E>} g Ss S ” > er > x n_ a ınnere 4. 2 oxycocus L Hanse. . Vaccı, Inıum * o Standort der P, Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 7 98 ee fr; pre FA t. ... 7 "f sb Pypurası) zuajcch 9-2 gJyauuı E aur0 upuüd Bun a1adne V un,podosi ———— « . "no puny 22]1550] wzur/g 4P a a ——— it u A rt .- —- 12 ed a b -.. u..> BAPTTLILIE N “ a nz akaataı u ——i— * Ko TILL LLLTTG RE 2 nr. PLJ — er,g 7 R u . EI, LrP ”, a > ” ... R 3 ae. u = Fe I . * —ı S an, + ze SHe.N un} = Fi % [zZ ed S = —ı —t I a = ta .,,\ rt, ei r . ——— .“* S : En 2. 5 U Bune ” er > _ ja ‘ i ni a Mi) rr Kuren" ir u e- “ us u En SS = Tr Br. WEB und verliert sich allmählich als lang hinwallende Schleppe. Es sind Toteninseln von wunderbarer Ruhe, fern vom Getriebe der Menschen. Kleine Wäldchen beleben den Moorsaum, hinter dem sich runde Hügel mit frischem Grün aufwölben. Dahinter ragen die Wald- kuppen der Jung-Endmoräne, und in der Ferne dehnt sich der ganze Zug der Vorarlberger und Allgäuer Alpen. Im Mai füllt | dann der Silberglanz des Scheiden-Wollgrases den schwarzen Rahmen, während die Grashügel im saftigen Grün des vollen Früh- | lings prangen und in lichtem Blau die schimmernde Bergreihe über dem Walde erstrahlt. Dann bietet das Moor seinen ganzen Blumen- reichtum: auf weichen Mooskissen die lieblichen, blaßroten Blüten- glöcklein des Sumpf-Rosmarins in stattlichen Herden und die leuchtenden Blumensterne der Moosbeere, die in üppiger Blütenfülle den Moosgrund verhüllen und ganze Blumenkörbe vor uns stellen. Wir treten ins Moor ein und erreichen die’ Hauptinsel, die ° von Osten leicht zugänglich ist. Wie eine sorgsam gewölbte Kuppel ragt sie aus dem Moos empor. Pinus silvestris und Picea excelsa bilden den hochstämmigen Baumbestand. Den Boden decken grüne Schlaf- und Hainmoose: Hylocomium splendens, H. Schreberi, Hypnum crista castrensis U. a., die von den blassen, gerundeten Polstern des Leucobryum glaucum unterbrochen werden. Doch meist sind die Moose völlig verdeckt von den dichten Herden des Vaceinium - myrtillus, das fast in reinen Beständen auftritt. Dazwischen kleine Gruppen von P/. vitis idaea. Die glänzenden Wedel des Pteridium aguilinum und die dichten Büsche des Aspidium spinulosum beleben das eigenartige Waldbild. Nur im Osten hat ein Windbruch eine Lücke gerissen, auf der sich Epilobium angustifolium und Carex pilulifera angesiedelt haben. | | Wo der kiesige Boden unter den Torfgrund hinabsinkt, tritt die Bergkiefer auf, Pinus montana. Zwei bis acht Meter hohe Bäume bilden ein fast undurchdringliches Dickicht. Aber nicht regellos sind die großen und die kleinen Stücke durcheinander gemischt. Die großen stehen am Moorrand. Gegen das Innere des Moores nehmen sie allmählich an Höhe ab. So entsteht der regel- mäßige, geschlossene Mantel, den wir beim Überblick über das Moor so überraschend an der Insel herabwallen sahen. Die Hypnaceae des Bodens werden durch echte Sphagna abgelöst. Erst noch stehen die Pflanzen beider Klassen durcheinander; ” aber bald erlangen die Sphagna das Übergewicht und schließen dann zu einem einzigen, 500—1000 m messenden Moosrasen zu- 3 — 101 — sammen. Ein dichtes Zwerggesträuch aus Vaccinium myrtillus, vitis idaea und wliginosum bildet eine geschlossene Pflanzengemein- schaft im Schatten der Bergkiefer, in der oft V. uliginosum das Übergewicht erlangt und mit ihrem blaßblauen Laub einen über- raschenden Gegensatz in das düstere Grün bringt. Spärlich treten die Leitpflanzen ‘des Hochmoors auf: V. oxycoccus, Andromeda polifolia und Eriophorum vaginatum, seltener Calluna vulgaris und Drosera rotundifolia. Sie alle bleiben unfruchtbar. Man sieht ihren Sprossen an, wie sehr sie sich abmühen, das spärliche Licht in dem dämmernden Zwergwald auszunützen. Vaccinium oxyeoccus bildet weit hinspinnende Triebe, an denen die großen Blätter wagrecht ausgebreitet sind, und die sonst so dichten Horste des Eriophorum vaginatum sind in lockere, schwächliche Halmbüschel aufgelöst. An manchen Stellen stehen, hängen oder liegen zwischen den leben- den Bergkiefern tote und vermodernde Stücke, die von üppig wuchern- den Flechten greisenhafte Farben und Formen erhalten. So ent- stehen namentlich dort, wo dieser Bestand in bedeutender Breite auftritt, Urwaldbilder von überraschender Ursprünglichkeit. Wir wollen ihn als „geschlossenen Bergkiefernbestand* bezeichnen oder auch kürzer als „Spirkenbestand“, da die baumartige Bergkiefer der Hochmoore vielfach auch Spirke genannt wird. Manche ober- schwäbische Moore zeigen diesen Bestand in großer Schönheit: Langquanzermoos,, Oberreuter Moos, Tannried, Rötseemoos, Moos bei Wolfegg u. a. | | Allmählich sinken die Bergkiefern unter Manneshöhe herab. Ihre Höhe wechselt von 50—150: cm. Aber auch hier wachsen die verschiedenen Größen nicht regellos durcheinander. Benachbarte Stücke haben so ziemlich dieselbe Höhe, und die Abnahme schreitet fort, je weiter wir ins Moor eindringen. Dabei treten die Pflanzen auseinander und lassen Lücken zwischen den einzelnen Stöcken. - Ein Stamm wird nicht mehr ausgebildet. Unmittelbar auf dem "Boden beginnt die Verästelung. An die Stelle der Bäumchen ist - die Buschform getreten. Je niedriger die Pflanze wird, um so mehr dehnt sie sich in die Breite. Zuletzt liegen weit ausladende Büsche im Moose. Gleichzeitig werden die Lücken. zwischen den- ) selben größer. Vaceinium myrtillus und V. vitis idaea sind gänzlich “verschwunden. Die wenigen Sträuchlein des V. uliginosum, die sich erhalten haben, flüchten sich unter die schützenden Bergföhren. K Dichte Gruppen von Calluna vulgaris und Melampyrum paludosum umsäumen die Gebüsche. Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia ai r te TH j und Eriophorum vaginatum blühen und fruchten reichlich. Auf den freien Stellen im Moos hat Drosera rotundifolia seine mit glänzenden Perlen besetzten Blätter ausgebreitet. Aber tonangebend bleibt die Bergkiefer, Pinus montana. Die Sphagnum-Rasen, die besonders von roten Arten zusammengesetzt sind, werden bisweilen unter- brochen von Polytrichum strietum, Diceranum Bergeri, Cladonia rangiferina und andere Cladonien-Arten. Im Gegensatz zur vorigen Zone möge diese Pflanzengesellschaft als „offener Bergkiefernbestand“ San Er N 1 bezeichnet werden. Die Buschform der Bergkiefer wird auch Kuschel | genannt. Wir sagen also künftig kurz „Kuschelbestand“. Wir dringen tiefer ein ins Moor. Die Bergkiefern treten zurück. Sie lassen Lücken von 5—10.m zwischen den einzelnen Stöcken. Die dichtgeschlossenen Sphagnum-Polster wölben sich nicht mehr zu einzelnen gerundeten Kissen auf. Die herrschende Pflanze wird Eriophorum vaginatum. Seine dichten Horste sind in kleinere Triebe aufgelöst. Sie sind so zahlreich, daß alles verhüllt wird, wenn der Wind vor der Fruchtreife die großen, schimmern- den Wollköpfe wiegt. _Andromeda polifolia bildet große Herden mit lauter senkrecht gestellten Zweigspitzen, die nur fingerlang aus dem Moos herausschauen. Ihre schmalen Blättlein sind den Zweigen angedrückt und kehren die weißen Unterseiten nach außen, so daß sie auffallende Flecken bilden. Vaccinium oxycoccus aber überzieht dicht die höheren Sphagnum-Polster. Ihre Blätter sind. kleiner und schmäler geworden und stehen senkrecht in die Höhe, so eine einzige Blattreihe bildend. Sie weichen auf diese Weise dem allzu grellen Sonnenlicht des offenen: Moores aus. Hier ist das Haupt- gebiet der Carex pauciflora. Dieses kleine Zwerggräslein tritt in großer Menge bald in Gruppen, bald in einzelnen Stücken unter das Erio»phorum und entzieht sich so leicht den Blicken. Genaues Suchen an richtiger Stelle hat deshalb seine Standorte so sehr vermehren lassen. Nach der vorherrschenden Pflanze nennen wir diese Pflanzengesellschaft „Wollgrasbestand“ (Vaginetum). Gegen die Mitte wird das Moor überaus naß und zu Regen- zeiten ist es hier kaum betretbar. Die Torfmoose (Sphagna) verfügen immer über genügende Wassermengen. Sie sind deshalb nicht allzu starker Belichtung ausgesetzt und bedürfen keines Lichtschirms. Seine Aufgabe hat das Wasser übernommen. Die: rote Farbe. der - Splagnum-Rasen verschwindet deshalb. An die. Stelle der roten Arten treten andere von gelblichgrüner Farbe. Auch die häufigeren Blütenpflanzen passen sich dieser Farbengebung an, so daß die fi Bin te een ent. zn a Behr ae re Due > x ei ee re ie re sei RR 1; zanze Fläche in fahlem Gelb erscheint. Die herrschende Pflanze ist Scheuchzeria palustris geworden, welche die tiefen Schlenken dicht mit ihren Blüten- und Fruchtstengeln besetzt, und die emporgewölbten Torfmooskissen mit ihren unfruchtbaren Trieben durchbohrt. Reich- ich treten auch Rhynchospora alba und Trichophorum caespitosum auf, letztere in lockere Bündel aufgelöst. An recht nassen Stellen malt Carex limosa mit ihrem feinen grauen Laub dunklere Töne 2 one in geringerer Zahl in den Bestand ein, vor allem die Leit- "pflanzen des Hochmoors, sobald sich die Sphagna auch nur 2—3 cm ‚aus den Schlenken erheben. Die Bergkiefer wird nur noch 20—50 cm Zzeria palustris vor. Als Seltenheit tritt in ihren Schlenken Drosera i nglica und Drosera obovata (= D. anglica x rotundifolia) auf. "Wir nennen diese Zone „Blumenbinsen-Bestand“ (Scheuchzerietum). m weniger nassen Teil wird Scheuchzeria größtenteils ersetzt durch Trichophorum caespitosum. Hier finden sich Wasserlöcher, in denen das überschüssige Wasser zusammenläuft. Den: Rand derselben R Drosera intermedia besetzt. Nach der eigentümlichsten Pflanze ag diese Zone „Rasenbinsen-Bestand“ (ERANGpHeRehAN) genannt werden. ” Im südlichen Teil, wo das Moor von beiden Seiten her stark angestochen ist, so daß der natürliche Bestand auf ein Drittel ‚Seiner ehemaligen Breite zusammengeschrumpft ist und wo der ‚schmale Rest durch einen breiten Entwässerungsgraben durchschnitten "wird, ist die Oberfläche stark ausgetrocknet. Es trat die Verheidung des Gebiets ein. Zunächst macht sich diese Verheidung bemerkbar im Rasenbinsen-Bestand. Auf dem unberührten Moor war Tricho- Phorum caespitosum in lockere Bündel aufgelöst. Auf der weichen, nassen Unterlage wird durch die Schneelast das Sphagnum samt ‚seinen Bewohnern ins Moor hineingedrückt. Nun beginnen die ‚Autenden Moosrasen sich wieder zu strecken, um mit ihren Spitzen ‚die Wasseroberfläche wieder zu erreichen. Mit ihnen muß aber ‚das Trichophorum sich wieder emporschieben, soll sie nicht im (Moose ersticken. Sie legt daher die neuen Sprosse um ebenso viel ‚höher an, als sie vorher niedergedrückt worden ist, und nur der ‚neue Jahrestrieb bleibt lebensfähig. Anders hier. Der Untergrund — 104 . — ist fester. Wir können sicher darüber hinwegschreiten. Die Pflanze wird also hier nicht mehr in die Tiefe gedrückt. Sie legt die neuen Triebe in gleicher Höhe mit den alten an, die mehrere Jahre lang lebendig bleiben. So entstehen dichte, breite Horste, aus denen wir kaum einen Halm herausbrechen können. Nach oben aber fallen die Halme auseinander, so daß trichterförmige Grasbüschel entstehen die unmittelbar zusammenschließen und alles verhüllen. Ein gleich förmiger, eigenartiger Grasbestand füllt also die Lücken zwischen® den Bergkiefern-Gebüschen, unter welche sich die gewöhnlichen Hochmoorpflanzen zurückgezogen haben. Die Schlenken aber sind ausgetrocknet. Es entstehen 4—2 m breite Lücken, in denen der ‚nackte, schwarze Torfgrund zutage tritt. Drosera intermedia, die niskier nur den äußersten Saum besetzt hielt, hat sich in se dichten Gesellschaften angesiedelt, daß die purpurroten Blattbüschel an denen unzählige, kristallklare Perlen in allen Farben des Regen- bogens erglänzen, bei günstigem Stand der Sonne ein wunderbares Farbenspiel gewähren, das im tiefen Purpurrot der Blätter und dem schwarzen Rahmen des feuchten Torfschlamms herrlich zur Geltung kommt. Der äußere Rand dieser Schlenken ist gewöhnlich vor Ehynchospora alba besetzt. - Auf einer solchen Sonnentau-Schlenke, unten 1 moben4m breit, und in der Mitte durch einen mächtigen Rasenbinsenhorst ein | geschnürt, hatte sich der mittlere Sonnentau (Drosera intermedia)) zu zwei dichten Flecken zusammengeschlossen. Hier waren am) 25. Juli 1917 zwölf Kohlweißlinge gefangen, von denen nachmittags - 3 Uhr (mitteleuropäische Zeit) noch 2 zappelten. Noch schönere Fangergebnisse bot der große Moorgraben, der den Rasenbinsen Bestand im Süden berührt. Auf einer Länge von 50 m reiht sich hier Sonnentaufleck an Sonnentaufleck, jeder etwa 4—1 m breit. Vormittags 10 Uhr 45 waren hier gefangen: auf einem Fleck von 80 cm Länge und 40 cm Breite 28 Kohlweißlinge, von denen 92 noch zappelten, auf einem Fleck von 50 cm Länge und 30 cm Breite 21 Kohlweißlinge, davon 11 noch zappelnd, auf einem Fleck von etwa 2 qm 59 Kohlweißlinge, davon 18 noch zappelnd, 2 große, fingerlange Wasserjungfern, beide noch zappelnd, 2 große Rinder: bremsen, beide noch zappelnd, und ein toter Bläuling. Auf anderen Flecken nebenan zählte ich 12 Kohlweißlinge, davon 3 nock zappelnd, 33 Köhlweißlinge, davon 10 zappelnd, 9 tote Kohlweißlinge und auf einem letzten Fleck 3 lebende Kohlweißlinge. Das Klein- getier wurde gar nicht gezählt. Das stattliche Fangergebnis belief | | | | | 1 1 — % — sich also auf 165 Kohlweißlinge, 2 Wasserjungfern, 2 Rinderbremsen und 1 Bläuling. Davon lebten vormittags 11 Uhr noch. 34%. . Bei der zweiten Beobachtung nachmittags 3 Uhr waren an der andern Stelle nur noch 16% am Leben. Ich bedaure jetzt, daß ich abends nicht nochmals nachgezählt habe, wie viel im Haupt- graben noch lebten. An der Westseite des Moores findet sich ein zweiter ver- heideter Rasenbinsen-Bestand. Die Bergföhren sind ausgehauen und das Gebiet ist als Belegfeld zugerichtet. Aber die Gefahr ist an ihm vorübergegangen, ohne daß größerer Schaden angerichtet wurde. Im allgemeinen stimmt er mit der vorigen Bildung überein. Aber auf den nackten Torfschlenken tritt dort bald in Gesellschaft der Drosera intermedia bald ganz rein Lycopodium inundatum auf. Dicht dem Boden angedrückt kriechen seine kurzen Sprosse dahin. Oft sind sie wirr durcheinandergeschlungen, so daß ein kurzer, “dichter Filz entsteht, der den schwarzen Schlamm verdeckt. Die zahlreichen Fruchttriebe erheben sich zu fingerhohen Bäumlein, daß wahre Zwergwäldchen entstehen als feine Nachbildungen der Bär- lapp-Wälder aus der Steinkohlenzeit. Noch weiter gegen Süden sind Wollgras- und Kuschelbestand verheidet. Die Torfmoose sind an manchen Stellen abgestorben. Sie werden dann durch Hypnaceen ‚ersetzt. Die Bergkiefern werden höher und zahlreicher und Calluna vulgaris tritt in den Lücken als herrschende Pflanze auf. Infolge dieser Verheidung sind im Südteil des Moores die Zonen nicht mehr so schön ausgebildet. Die größte Mannigfaltigkeit zeigt der Moorrand. Hier treten die zwei letzten unserer Pflanzen auf, oft in großer Menge: Lysi- machia thyrsiflora und Viola palustris.. Aber nur im nördlichen Teil ist der Moorsaum deutlich ausgebildet. Wo in der südlichen Hälfte das Moor sich unverändert erhalten hat, geht es nach einem kaum 1 m breiten Saum aus Carex vulgaris (= Ü. Goodenoughii), C. stellulata, Nardus stricta, Molinia coerulea, Iuncus effusus, Erio- phorum polystachion, Menyanthes trifoliata und FPotentilla palustris in die Pflanzendecke des trockenen Bodens über. In der nördlichen Hälfte ist der Saum 10—20 m breit. Die Zusammensetzung der Pflanzen wechselt rasch. Es mögen einige Beispiele angeführt werden. Am äußersten Ufersaum bildet Hylocomium squarrosum die Bodendecke, aus der Agrostis alba, Holcus mollis, Glyceria fluitans, Iuncus effusus, Potentilla silvestris und Lysimachia nemorum sich = DIE erheben. Aber schon nach 1—2 m wird das Hylocomium squar- rosum von Sphagnum-Arten abgelöst, und die herrschende Pflanze wird das straußblütige Weidenkraut, Lysimachia thyrsiflora. Da- . zwischen treten auf: Carex rostrata, CO. stellulata, ©. vulgaris, ©. acuta, Ö. canescens, Eriophorum polystachion, Peucedanum palustre, Ranun- culus flammula, Scutellaria galericulata, Lythrum salicaria, Lotus uliginosus, Galium palustre, Potentilla palustris und Menyanthes trıfoliata. Dann tritt offenes Wasser auf. Carex rostrat« und Eriophorum polystachion herrschen vor. | An anderer Stelle bildet sich ein etwa 20 m breiter Schachtel: halm-Bestand, der fast ganz aus Equisetum limosum zusammen- gesetzt ist und in dem die dunkeln Halme in der ästigen Form überaus dicht auftreten. Selten mischt sich auch Egwisetum palustre ein. Am Rand steht Weidengebüsch aus Salix aurita, oft von S. repens umsäumt. Wenig Briza Kap Epilobium palustre und Iuncus lamprocarpus. Nach einem etwa 10 m breiten Seggenbestand aus: Chin rostrata, limosa und filiformis, Equisetum limosum und palustre, Trichophorum alpinum und Molinia coerulea, Lysimachtia thyrsiflora, Pedicularis palustris, Parnassia palustris, Potentilla palustris, Galium palustre und uliginosum, Lycopus europaeus und Mentha aquatica bilden Sphagnum-Arten einen dichten Teppich von 5 m Breite, der fast ganz von Eriophorum polystachion besetzt ist. Des wird die ganze Gesellschaft von einem 2—-3 m breiten Blumenbinsen-Bestand abgelöst, der in den Spirkenbestand überleitet. Hinter einem 10 m breiten Gras- und Seggen-Bestand findet sich eine Randschlenke mit Carex filiformis und rostrata, Rhyncho- spora alba und Trichophorum caespitosum,. Menyanthes trifoliata und Potentilla palustris. Hier hat sich eine ganze Gruppe von Tier- fängern eingefunden: Drosera anglica, intermedia und rotundifolia, Utricularıa minor, intermedia und ochroleuca. . Aus dem Hochmoor kommt. Vaccinium oxycoccus herübergekrochen und mischt sich. in die köstliche Gesellschaft. An andern Stellen verliert sich das Hochmoor ganz allinählich: 10—12 m vom Rand verschwinden Bergkiefer, Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia und Eriophorum vaginatum. Aber das Spha- gnum geht vollends hinaus. Solche Stellen zeigen die reichste Entfaltung des Viola palustris. Dazwischen treten die schon ge- nannten Randpflanzen auf. Bisweilen reicht der RE unmittelbar bis zum Rand. 1 en er u EM ee hei Wat a Di u U ME cn a et ee Keen 2" -—— Im Südosten geht der Spirkenbestand in eine Pfeifengras- Wiese (Molinia coerulea) über, die reich von Sphagnum durchsetzt ist. Außer den genannten Arten trifft man hier: Orchis incarnatus, latifolius und incarnatus x latifolius, Platanthera bifolia, Gymnadenia conopea, Epipactis palustris, Trollius europaeus, Leontodon hispidus, Cirsium palustre, Holcus lanatus, Anthoxanthum odoratum u. &. - Eine Sumpffläche am Südwestrand des Reichermooses ver- zeichnen alte Karten als Schindelensweiher. Durch einen Ent- "wässerungsgraben ist das stehende Wasser größtenteils abgeleitet. E üs war ein alter Randkolk mit dem reichsten Algen- und Klein- ‚tierleben. Jetzt sind die natürlichen Verhältnisse arg gestört. E: üher muß es eine Prachtstelle gewesen sein. Gegen das Hoch- moor finden sich noch alte Wasserlachen von nur 3—10 cm Wasser- Ben Hier treffen wir eine Häufung -tierfangender Pflanzen, wie ein Württemberg kaum mehr zu finden ist: Utricularia ochroleuca, intermedia, minor und neglecta, Drosera anglica, intermedia, rotundi- folia und obovata (= D. anglica x rotundifolia) und nur wenige Meter entfernt davon in der Haargras-Wiese Pinguicula vulgaris. Der durchziehende Entwässerungsgraben ist auf beiden Seiten von mächtigen Bülten der steifen Segge, Carex stricta, eingefaßt. Zwischen ihnen Potamogeton natans und alpinus, Carex vesicaria und rostrata, Sparganium minimum, Alisma plantago und im an- stoßenden Torfstich auch Nymphaea alba. Am jenseitigen Ufer dehnt sich eine fast reine Haargras-Wiese aus: Trichophorum alpinum, das im Frühsommer die silbergrauen Haarschöpfe so | zahlreich aufstellt, daß von der Ferne offenes Wasser vorgetäuscht "wird. Als neue Pflanze tritt Primula farinosa auf. — Bald geht ‚der Bestand in die Pfeifengras-Wiese mit vorherrschender Molinia coerulea über, welche Moor- und Wiesenpflanzen vereint, darunter auch Viola canina. Den größten Teil der alten Stiche hat ein ‚Röhricht besetzt, das in der Hauptsache von Phragmites communis zusammengesetzt ist. Es ist wahrscheinlich erst spät in die ver- lassenen Torfstiche eingewandert, die bis in den aha Wr ‚ hinabreichen. M An der Grenze des Spirkenbestandes, aber abgeholzt, findet , sich im Südwesten eine vierte Insel von etwa 20 m Durchmesser, die hier den Verlauf der Moorzonen so stark beeinflußt, daß man "sie nicht ganz übergehen kann. Auf ihr tritt die Moräne frei zu- | ge. Gebüsche aus Betula verrucosa, Frangula alnus und Salix aurita werden von Trockenland-Pflanzen umsäumt, darunter Poly- ER an | j gala serpyllacea, Euphorbia cyparissias, Nardus stricta, Triodia decumbens, Luzula multiflora und campestris u. a. Im Nordwesten dringen drei Pflanzen auf weitem Bogen ins. Hochmoor ein: .Betula verrucosa, Carex filiformis, 'Molinia coerulea und Eriophorum polystachion. Sie verändern dort vor allem das Bild des Spirkenbestandes und erzeugen eine Nebenform, in welcher’ das Sphagnum und die Leitpflanzen des Hochmoors durch eine dichte, hochwüchsige Grasdecke verhüllt werden. Die Pflanzenbestände des Reichermooses zeigen also eine ganz auffallende Zonenbildung. Von außen nach innen folgen aufeinander: Spirkenbestand, Kuschelbestand, Wollgras-Bestand, Rasenbinsen- Bestand und Blumenbinsen-Bestand. Am auffälligsten zeigen sich. diese Bestände in den Wuchsformen der Bergkiefer. Am Rand tritt sie in der Baumform von 6—10 m Höhe auf. Bald aber‘ nimmt sie an Höhe ab, geht in die Buschform über und versinkt endlich fast im Moos, so daß nur noch die Zweigspitzen hervor- ragen. Zehn Zentimeter hohe Stücke fruchten noch und bringen ihre Zapfen zur Reife. Eine niedere Bergkiefer, die 15 cm aus dem Sphagnum herausragte und bereits kleine Zapfen von zwei Jahrgängen (1915 und 1916) trug, versuchte ich aus dem Moor herauszureißen. Sie brach 27 cm unter der Oberfläche des Moores ab, aber nicht an der Wurzel, die noch tiefer saß. Ich zählte an ihr 20 Jahresringe. Wir haben es also keineswegs nur mit Jugend- formen zu tun. Es entsteht vielmehr das Bild eines Ertrinkenden, der allmählich in der Tiefe versinkt. So drängt schon die äußere Beobachtung zur Annahme, daß die Moorzonen von der Tiefe des Moores abhängig sind. Um die zur Ausbeutung des Torfes nötigen Berechnungen: anstellen zu können, hat die Königliche Forstdirektion im Anfang, dieses Jahrhunderts das Moor genau aufnehmen lassen. Damals hat man aber auf die großzügige Ausbeutung des Moores verzichtet, da die Kosten zu hoch gekommen wären. Mit Erlaubnis der K. Forstdirektion darf ich nun die Ergebnisse jener Aufnahme. hier, verwerten. Ein Netz von 105 Bohrungen in Abständen von se 100 m und nahezu die vierfache Zahl von Oberflächenbestimmungen bieten ein genaues Bild der Tiefenverhältnisse. Das angefügt Kärtchen gibt die Tiefenzahlen in Dezimetern wieder und die dar- nach gezeichneten Tiefenlinien von Meter zu Meter. Die Ver- gleichung mit dem Kärtchen der Pflanzenzonen zeigt, daß manche Linien einander entsprechen, vor allem die Tiefenlinie von 5 J — 109 — x nd die Grenze des Spirkenbestandes. Bei 5 m Moortiefe erreicht die Bergkiefer noch eine Höhe von 2—24 m und bildet noch einen deutlichen Stamm aus. Bei größerer Tiefe geht sie in die Busch- IE form über. Dies zeigt sich nicht nur am Moorrand und an der E "Hauptinsel, sondern an den beiden Erhöhungen des Untergrundes, | Be bis auf 5 m an die Oberfläche des Moores aufragen. Je ge- ‚ringer die Moortiefe, desto hochwüchsiger werden die Kiefern. Ni Dort, wo nämlich die Wurzeln den Mineralgrund erreichen, stehen [3 en Pflanzen viel größere Nahrungsmengen zur Verfügung. Sie zeigen deshalb üppiges Gedeihen. Je dicker die Moorschicht ist, | die sie durchbrechen müssen, um in den nährstoffreicheren Unter- | grund zu gelangen, desto kleinere Teile des Wurzelgeflechts sind lan der Aufnahme der Nahrung beteiligt. Das Wachstum der Pflanze | ‚wird gehemmt, die Stämme bleiben dünner und niedriger. Wenn [endlich die Moortiefe so groß geworden ist, daß auch die Wurzel- {spitzen den Untergrund nicht mehr zu erreichen vermögen, ver- jkrüppelt und verkümmert die Pflanze völlige. Es entstehen bei 18—9 m Tiefe jene Zwerge von nur 30-50 cm Höhe, die im Moos Izu versinken scheinen. Da das Reichermoos sich rasch zu be- Ä |deutender Tiefe senkt, entsteht sofort die Kampfzone. Selten sind [deshalb die Kronen schön entwickelt. Prachtvolle Zypressenformen Nzeigt dagegen das Schindelmoos, während die schönsten Pinien- |formen im Tannried und im Oberreuter Ried sich finden. Auf den |Feisklippen der Alpen besitzt nun die Pflanze ein weitausgreifendes |Wurzeiwerk, dessen Äste bis 9 m Länge erreichen, so daß sie im lunfruchtbaren Boden die nötige Nahrung aufsuchen können. Dazu |sina sie aber auch im Hochmoor gezwungen. Jene Äste senkrecht [in die Tiefe getrieben, müßten an den tiefsten Stellen den Unter- | Is nd gerade noch erreichen. Aber für die Nahrungsaufnahme kämen ‚sie nimmer in Betracht. Es ergeben sich ungefähr folgende Zahlen: 1—4 m Moortiefe Bäumchen von 3—8 m Höhe 5 9 » Zu n n 13—23 b) n 6—8 „. i = Büsche „4-l4, 23 8—9 „ 4 = ä unter 1, e Von den Wuchsformen der Bergkiefer sind aber die übrigen |Pfanzen der ersten drei Zonen abhängig. Die eng aufeinander zeschlossenen Bäume des Spirkenbestandes mit ihrem überaus dichten Nadelwerk lassen unter sich nur Schattenpflanzen zur vollen B ee kommen. Daher bildet sich ein dichtes Unterholz von 17 cinium myrtillus, vitis idaea und uliginosum in zum Teil:meter- E | I hohen Stöcken und Vaceinium oxycoccus, Andromeda polifolia und Eriophorum vaginatum verraten nur zu deutlich, wie sehr sie sich abmühen müssen, das spärliche Licht auszunützen. Sobald aber die Bergkiefer hungert und a zu Büschen verkrüppelt, zwingt sie der Nahrungsmangel, auseinander zu rücken und sich auf weitere Räume zu verteilen, wie di Menschen unfruchtbare Gebiete nur dünn besiedeln. Das rings hereinflutende Sonnenlicht läßt die Schattenpflanzen nicht aus dem? Spirkenbestand heraustreten und gibt Vaceinium oxycoccus, Andro- meda polifolia, Calluna vulgaris und Eriophorum vaginatum Gelegen: heit zu freier Entfaltung, und zwar: um so mehr, je weiter di Bergkiefernbüsche auseinanderweichen müssen. Die inneren beider Hochmoorzonen sind aber vom Wassergehalt beherrscht, der in der Mitte und über der tiefsten Einsenkung am größten ist. Der Zu: sammenhang zwischen den Pflanzenzonen und den Tiefenschichten ist durch mehrere Schnitte und zwei Moorkärtchen dargestellt. Am Südrand sind die Zonen umgekehrt. Auf den Spirker bestand folgt nach außen ein Wollgrasstreifen und auf diesen det Blumenbinsen-Bestand. Diejenige Zone, welche im nördlichen Teil des Moores die Mitte einnimmt, erscheint also hier am äußersten? Rand. Und sie ist nicht etwa weniger gut ausgebildet, nein, eher’ noch reiner, ausgeprägter. Große Flächen mit gelbgrünem Spha-' gnum, das von Nässe trieft, sind von den steifen Blättern und? Trieben der Scheuchzeria palustris dicht besetzt. Dazwischen die zarten Halme der Ahynchospora alba und vereinzelte Horste von Eriophorum vaginatum. Bisweilen bildet Carex limosa graue Gruppen in der fahlgelben Fläche. Ich wüßte keine zweite Stelle in Ober: schwaben, wo Scheuchzeria in solcher Menge vorkommt. Der Kuschelbestand ist unterdrückt. Zur Ausbildung aller Zonen ist der Streifen zu schmal. Am ehemaligen Randkolk des Schindelens- weiher, an dem wir die gleiche Aufeinanderfolge der Bestände an-3 nehmen müssen, war er vorhanden. Dafür zeugen noch die Reste der ehemaligen Bergkiefergruppen. Woher diese seltsame Er scheinung ? An der höchsten Stelle erreicht das Moor eine Höhe von 8,7 ı über der angenommenen Null-Linie (Gegend bei a). Die niedrigste Stelle am Südrand mißt 2,7 m (westlich von e). -Der Unterschied beträgt also 6 m auf eine Entfernung von 1000 m. Da die Sphagna je nach den Arten nur das 16—26fache ihres Trockengewichts an® Wasser aufzunehmen vermögen, so ‚muß das überschüssige Wassei — 11 — »mit einem Druck von 0,6 Atmosphären oder von 60 kg auf den Quadratdezimeter aus dem Südrand ausgepreßt werden. Das Moor zeigt deshalb hier den höchsten Feuchtigkeitsgehalt. Die Wirkung auf die Pflanzendecke war dieselbe wie im nassesten Teil des - Moores. Da das ausgepreßte Wasser reines Hochmoorwasser ist, 'so konnten sich in ihm nur die anspruchlosesten Hochmoorpflanzen ansiedeln. Es entstand der Blumenbinsen-Bestand am äußersten Südrand, und mooreinwärts folgten die weniger nassen Zonen. Auf der Westseite war die Wirkung so groß, daß das ausgepreßte Wasser zu einem Randsee sich aufstaute. Es entstand der Schindelensweiher, bis das Wasser durch einen künstlichen Graben abgeleitet wurde. Das Hochmoor kann also nicht bloß Seen ver- nichten, es kann auch Seen aufbauen. Ähnliche Verhältnisse lagen aber vor am ganzen Hochmoor- rand, nur nicht so stark ausgeprägt. Als Beispiel möge die Mitte des Nordrandes dienen (Karte bei%k). Höhe am Rand: 7,15 m; in einer Entfernung von 200 m einwärts im Moor 7,9 m. Unter- 7 schied 75 cm. Das ergibt einen Druck von 7,5 kg auf 1 Quadrat- dezimeter. Ringsum wird also aus dem Hochmoor Wasser aus- gepreßt. Auf der Westhälfte ist es dann im erwähnten Randsee zusammengeflossen, auf der rechten Seite wurde es durch den ' natürlichen Abfluß fortgeleitet. Der Hochmoorrand ist deshalb auch am schwersten zu durchschreiten. Hier finden sich die Pflanzen des offenen Wassers: Menyanthes trıfoliata und Potentilla palustris, ‚Carex filiformis und rostrata und vor allem die vier Utricularia-Arten. Eine genaue Betrachtung des Moorgrundes, wie er durch die Bohrungen im Auftrag der K.. Forstdirektion festgestellt wurde, ergibt, daß im Gebiet des heutigen Reichermooses vor der Ver- moorung drei Seen vorhanden waren. Der größte lag in der Süd- ', hälfte des Mooses. Er bildet ein rundes Becken, dessen Wasser- & spiegel wir schon in den Tiefenschichten zu O m angenommen haben. Er erreichte eine Tiefe von 2,65 m. Ein langgestreckter See, dessen Oberfläche 1 m über dem untern See lag, befand sich im Nordwesten des Moores. Er war 1,85 m tief. Beim kleinsten im Nordosten der Hauptinsel lag der Wasserspiegel bei 0,5 m. Dieser See war ganz flach. Seine Tiefe blieb unter 0,5 m. An allen drei entstand gleichzeitig die Vermoorung. Wie in einem übersiedenden Milchtopf stiegen die Hochmoorrasen in den drei Kesseln immer höher, bis sie über die Ränder traten und sich zu einem einzigen Moor zusammenschlossen. Nur die höchsten Kuppen ragen heute — 12 — noch als Inseln aus den ungeheuren Torfmoosmassen empor. Daher heute noch der merkwürdige Unterschied in der Höhe des Moores: über dem oberen See 8,7 m, über dem mittleren 7,45 m und über dem unteren 6,1 m je vom Wasserspiegel des untern Sees aus gerechnet. Deshalb sehen wir noch da und dort am Rande Stein- blöcke der Moräne aus dem Moor herausschauen, im Schatten der Bergkiefern vom Sphagnum überwachsen und von den schlanken Trieben des Vaceinium orycoccus übersponnen. Die Bergkiefer ist nach dem Sphagnum die wichtigste Pflanze des ganzen Moores. Da sie aber in mehrere Abarten zerlegt wird, bleibt noch zu untersuchen, welche das Reichermoos besetzt hält. Zur Einteilung benützt man die Merkmale der Zapfen. Bei der ersten Gruppe sind die Zapfenschuppen der Lichtseite viel größer als die in gleicher Höhe stehenden Schuppen der Schattenseite. Auf der Lichtseite bilden ihre Schilder Haken oder Pyramiden, auf der Schattenseite sind sie flach. Die Zapfenschuppen der zweiten Gruppe sind ringsum gleichmäßig ausgebildet. Die Schilder sind sowohl auf der Licht- als auch auf der Schattenseite flach. Sind bei der ersten Gruppe die Schilder höher als breit und bilden sie dadurch einen nach rückwärts gebogenen Haken, so gehören sie zur Schnabelkiefer oder Pinus rostrata. Sie können aber auch breiter sein als hoch und eine stumpfe Pyramide bilden. Das ist dann die Buckelkiefer oder P. rotundata. Bei der zweiten Gruppe befindet sich der Nabel oft unter der Mitte der Schilder, so daß die vorderen Felder größer sind als die hinteren. Wir haben dann die Zwergkiefer oder P. pumilio vor uns, während bei der Mugokiefer oder P. mugus der Nabel in der Mitte der Schilder liegt, so daß die entstehenden Felder annähernd gleich sind. Eine scharfe Grenze zwischen diesen vier Pflanzen besteht nicht. Lückenlos geht eine Art in die andere über. Oft werden die beiden ersten zur Hakenkiefer oder Pinus uncinata zusammen- gezogen. Aber die Grenze gegen die Zwergkiefer und weiterhin zur Mugokiefer ist durchaus nicht besser ausgebildet als zwischen Schnabel- und Buckelkiefer, und wenn man die Zusammenziehung folgerichtig durchführen will, muß man gleich alle vier zusammen- nehmen. Andernfalls entsteht eine Willkürlichkeit, die nur einen Namen weiter in die Unterscheidung einführt. Gewonnen ist nichts. Ich habe nun 1000 Bergkiefern des Reichermooses nach ihrer Zugehörigkeit zu diesen vier Abarten untersucht und ige Ergebnis erhalten: | a — 13 — Schnabelkiefer oder Pinus rostrata ... 2 Buckelkiefer oder Pinus rotundata . . . 774 Zwergkiefer oder Pinus pumilio . ... - 216 Mugokiefer oder Pinus mugus - . . - - 8 1000 - Die Schnabelkiefer hat ihre Hauptverbreitung in den West- alpen, den Pyrenäen und den nordspanischen Gebirgen. In den Wittelalpen der Schweiz und Tirols tritt vor allem Pinus rotundata auf. P. pumilio ist in den Ostalpen und in den Sudetenländern simisch, während P. mugus von den Ostalpen, wo sie zusammen mit P. pumilio vorkommt, bis in die balkanischen Gebirge geht. Jie Deeehlen im Reichermoos ur we nun der Entfernung >s Hauptgebiets. Die Zapfen ändern auch in der Größe. Pflanzen mit Zapfen inter 25 mm Länge sind als eigene Abarten beschrieben worden. Solche Pflanzen sind im Reichermoos nicht gerade selten. Man ‘önnte vielleicht von 18—45 mm für jeden Millimeter einige Muster jeraussuchen. Es handelt sich eben um Hungerformen. Oft nimmt nit der Größe der Pflanze auch der Zapfen ab, bisweilen aber sntwickelt auch ein Zwergbusch große Früchte. Bei einer Moor- iefe von 8,5 m waren zwei Pflanzen verkrüppelt, eine gut aus- rebildete Pinus rotundata und eine reine P. pumilio. Der Busch der >, rotundata war 60 cm hoch, P. pumilio, welche nur 1 m entfernt ist, mißt 70 cm. Die Zapfen beider sind genau gleich groß, nämlich 3 mm. Gleiche Moortiefe und damit gleich starker Nahrungsmangel ben sowohl im Wuchs als auch in der Fruchtgröße bei beiden Abarten dieselbe Wirkung hervorgerufen, eine erfreuliche Bestätigung iber den Einfluß der Moortiefe. Ein Zwergbusch der P. rotundata, on den vorigen etwa 400 m entfernt und bei 7 m Moortiefe, der ur 15 aus dem Moos hervorragte, bildete Zapfen von 22 mm änge aus. Diese Beispiele mögen genügen. Da ich leider in vielen Mooren keine Zapfen eingesammelt abe, kann ich keine vollständige Übersicht über die Verbreitung er vier Abarten geben. Nach den vorliegenden Zapfenmustern ndet sich: _ — Pinus rostrata im Reichermoos. Pinus rotundata im Arrisriedmoos, Burgermoos, Lanquanzer- joos, Finkenmoos, Breitmoos, Riebgartenmoos, Oberreuter Moos, ner Moos; Blauenseemoos, Reichermoos, Hankelmoos, Füren- oos, Wegenried, Dornachried; Tannried, Unterried, Brunnenholz- ‚ Saßried, Gaishauser Ried, Wurzacher Ried, Wildes Ried, Jahreshefte d. Vereins f. vaterl, Naturkunde in Württ. 1918. 5 m 114 purjsa, - veyucho 075: 'pur7sog uayuıcde % - IN 7 ‘ nos: ENT pur 7segee/N * -5 vahyyayı "ugs ug ugs EN TIME > uP7s0 9]. IS nYy Denn RL IE zZ TÜR ya mung purss g - uarwgusung LAG U/4 1 u} . ug np SOWLITIOY 00H; ’ ’ purrsog Orb: RR RLLITIL . gl, -srub nom ZL K 08: 01/7 purjagjag2smy ZZ pur zraguoyudo o. wo: NS ANYNYOD wor: wor: k- s MM %;: 0 H ya 7777 ? 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Röhricht: 8. Pfeifengras- Wiese. 7. Haaryres x Wiese. schwars: Habmssrrand. Uli oorfläche: abgestchen k abgebolz! oder Insel. - weiße EY raap waren sa FEL EN PPPFEREN -u wepuahpeuags ar? wupawrrag vi ajaızsooyyj Pur prwg - wellız vw ayung wppsjup + £ #: ! er a RE), 3 117 — 38 = Steinhauser Ried, Dietmannser Ried, Wolfegger Ried, Wolfarts- weiler Ried, Birkachried, Wettenberger Ried, Appendorfer Ried; Ummendorfer Ried, Füramooser Ried ; Dolpenried und Pfrunger Ried Pinus pumilio im Arrisriedmoos, Burgermoos, Oberreuter Moos; Blauenseemoos, Reichermoos, Hankelmoos, Dornachried, Dolpenried; Tannried, Unterried, Wettenberger Ried, Steinhauser Ried, Wurz- acher Ried. Pinus mugus im Reichermoos und Blauenseemoos. | _ Man hat unter Übertragung norddeutscher Verhältnisse aur unser Gebiet die oberschwäbischen Höchmoorbildungen als Folge hoher Niederschläge zu erklären versucht. Aber in unserm kleinen” Gebiet sind die klimatischen Unterschiede zu gering. Mehr als Worte es vermögen, zeigt dies ein Blick auf die Karte mit der‘ Niederschlagsverteilung. Der Hochmoorstreifen erstreckt sich durecl alle Niederschlagszonen, im Sommerhalbjahr von 90 cm bis abwärts” gegen 50 cm. Ähnliche Bilder ergeben auch die Niederschlags- linien im Winterhalbjahr und in den einzelnen Monaten. Die auf- fallende Streifenbildung, welche Oberschwaben bogenförmig von Südosten gegen Westen durchschneidet, bleibt durch die Nieder- schlagsverteilung gänzlich unerklärt. | Auch mit den Wärmelinien zeigt sich nicht die leichteste Übereinstimmung. Zuletzt hat man behauptet, die oberschwäbischen Hochmoore seien auf die Höhenlagen beschränkt. Hierüber gibt’ folgende Liste Aufschluß: | (Wollmatinger Ried . . . 397 m) Riebgartenmoos . . . - . 631 m (Bodenseemoore bei Fußach 400 „) Finkenmoos. . . : ... 638 . (Wasserburger Bühel . . . 405 „) Gründlenried . . .... 648 „ WER. u: ui 464 „ Wurzacher Ried . . . . 654., _ en a 500 „) Blauenseemoos : . . . . 662 „ Ummendorfer Ried . . . 537 „ Neuhauser Moos . . . . 670, Moos am Blauen See . . 538 „ Beichermoos--. „=... 675 „ Unteressendorfer Ried . . 550 „ Rotes! M088'.. rt 2 682 „ Moor am Egelsee . . . . 568 „ Gründlermoos : . » . . - 689 „ DoeniB ; - =. 5% . YR Taufachmoos . . . » . . 69% „ Dornathried. ..”. 4 .’. . 580), Füreng908. u 700 „ Steinhauser Ried . . . . 583 „ Oberschwarzacher Ried . 701 „ Moos am Bohlweiher . . 589 „ Burkwanger Moos: . .. 710, Booser Bied--- + KEIN. 598 „ Wohlfartsweiler Ried . . 730, Pfrunger Ried: .. ==, 610 , (Ratzenbergermoos.. . . . 767 „) IneBiBa08 '.. Er 620 „ (Trogener Moos . : .» . 850 „) Hochmoorpflanzen finden sich also in Oberschwaben in allen Höhenlagen, vom Bodenseeufer bis hinauf an die Voralpen. Im wu 006 Mana 008 f = ah: „ 008 .. LLCTPPRRPRRARRE.T T 1 ‚Jorgobuoo ugol] DER 21720777 u yargabaoowgroL, vayasıgpmg25L090 u ‘ Bu mr 74341] macwsy — 120 — allgemeinen bevorzugen sie die höheren Lagen, etwa von 575 m an. Aber viele oberschwäbische Gebiete reichen mit ihren Sumpf- bildungen über diese Höhen hinaus, und doch fehlen ihnen die Hochmoore völlig. Bei aufmerksamer Betrachtung der Hochmoore im Oberamt Ravensburg zeigte es sich, daß viele auf einer von Süden nach Norden verlaufenden Linie liegen: Kofelder Moos — Dietenberger Moos — Waldburger Moos — Edensbacher Mösle — Reicher- moos — Hankelmoos — Schindelmoos — Fürenmoos — Lochmoos. Eine zweite Reihe zieht vom gleichen Ausgangspunkt aus ostwärts: Madlenermoos — Scheibensee — DBlauenseemoos — Teuringer Moos — Feldersee — Heumoos — Neuhauser Moos. Das war aber die Richtung des Gletscherrandes in der Würm-Eiszeit. Es zeigt sich also, daß die Ravensburger Hochmoore an der äußern, dem Schussental abgewandten Seite alter Moränenzüge liegen. Eine Nachprüfung an den andern oberschwäbischen Hochmooren ergab ‘die Übereinstimmung. mit dieser Beobachtung. An die Stelle der End- oder Seitenmoränen können auch Drumlinge treten, welche. durch die überdeckende Grundmoräne zu kleinen Hügelreihen ver- bunden sind. Die älteste dieser Hochmoore führenden Moränen ist die End- moräne der Würm-Eiszeit, bei uns kurzweg „äußere Jung-End- moräne“ genannt. Hier liegen die Becken des Federseerieds und des Wurzacher Rieds und die Moorreihe des oberen Rißtales: Lindenweiher — Unteres Ried — Appendorfer Ried — :Ummen- dorfer Ried. Sie wurden durch Gletscherzungen der Rißeiszeit ausgehobelt, und ihre Entwässerung erfolgte nach dem Rückzug des Eises ihrem natürlichen Gefäll entsprechend gegen Süden. Auf drei Seiten sind sie deshalb von den Höhenzügen der Altmoräne umschlossen. Durch die Endmoräne der Würm-Eiszeit wurden diese Becken völlig abgedämmt und unter Wasser gesetzt, so daß sie der allmählichen Vermoorung anheimfielen. Ohne unmittelbaren Anschluß an die äußere Jung-Endmoräne finden sich sieben kleine, _ Moospflanzen führende Moore auf den Höhenrücken der Altmoräne zwischen Wurzacher und Federseeried. Aber ihre Grenze verläuft parallel zum Hauptmoränenwall im äußeren Abstand der beiden großen Moorbecken, so daß der Einfluß des ehemaligen Gletschers deutlich zum Ausdruck kommt. Auf dem rechts und links an- schließenden Bogenstück fällt die Hochmoorgrenze mit der äußeren ‚Jung-Endmoräne unmittelbar zusammen. Ber - - - Die innere Grenze unserer Hochmoore bildet die „innere Jung-Endmoräne“. Es ist die Linie, wo nach dem ersten Rückzug - des Würm-Gletschers das Eis wieder lange Zeit Halt gemacht und einen Moränenwall aufgeschichtet hat, der dem äußeren Zug an Mächtigkeit kaum nachsteht. Diese Grenzlinie tritt noch schärfer “ hervor als die äußere. Auf der Hauptlinie östlich der Schussen f ndet sich nicht ein einziges voll ausgebildetes Moos innerhalb dieser Moräne. Am Karsee unmittelbar auf ihrer Innenseite kommt nur Vaccinium oxycoccus vor, ebenso am nahen Moor von Englis- weiler, während auf der. Außenseite der Moräne prachtvoll aus- = gebildete Möser in schöner Zahl sich finden. Hier liegt die schon = aufgeführte Moorreihe von Waldburg. Wo die Schussen die innere -Jung-Endmoräne durchbricht, sind* mehrere Moränenwälle so eng " zusammengedrängt, daß sie nur ‘einen einzigen Riesenwall von ‘ 5 km Breite bilden. Gegen Südwesten rücken nun diese Glieder auseinander und in die frei werdenden Falten sind wieder schöne Hochmoore eingebettet: 1. Reihe: Dolpenried — Hühlener Ried — = Schreckensee — Blinder See. 2. Reihe: Wolpertswender Ried — ” Wegenried — Vorsee. 3. Reihe: Dornachried — Einödweiher. - Zwischen den beiden Hauptwällen finden sich weitere Wälle, welche -das Eis auf seinem Rückzug an den Stillstandslagen aufgetürmt hat. Alle tragen an ihrer Außenseite ein oder mehrere Hochmoore. Von den 111 oberschwäbischen Mooren mit Hochmoorpflanzen finden sich 91 in dem Streifen zwischen den beiden Jung-Endmoränen, also 32%. | | Der Rest von 13 Mooren, die noch Hochmoorpflanzen führen, “liegt innerhalb der inneren Jung-Endmoräne. Von dem inneren - Jung-Endmoränenwall zog sich der Gletscher auf eine Linie zurück, die vom Zusammenfluß der beiden Argen zum Schussental hinüber- | zog und sich hier mit einer langen Zunge gegen Norden erstreckte, ' um dann gegen den Gehrenberg wieder zurückzuweichen. Es ist ‘der Eisrand 3 der Verbreitungskärtchen. Entlang dieser Eisrand- linie zieht sich eine Anzahl kleiner Hochmoore mit auffallend ver- | -armter Pflanzenwelt. Wir beginnen auf der Primisweiler Platte zwischen den beiden Argen, wo durch das Gletschereis die Ge- wässer der beiden Argen zu einem mächtigen Eissee aufgestaut ' waren. In den Vertiefungen zwischen den aufragenden Rundhügeln sind vier Reste desselben übriggeblieben: Oberer See, Mittelsee, - Blauer See und Teufelssee. Der schönste ist der Mittelsee, der sich rasch zu bedeutender Tiefe senkt ünd infolgedessen am größten m: 3 Teil seines Ufersaumes nur einen schmalen Verlandungsstreifen zeigt. Nicht einmal Seerosen-Blätter unterbrechen seine klare Fläche, in der sich die grünen Rasenhügel und die dunklen Tannen- wälder widerspiegeln, während Säntis und Freschen durch die’ _ Waldlücken hereinschauen. Wir stehen bewundernd vor einem der lieblichsten Landschaftsbilder des oberschwäbischen Landes. An den flacheren Stellen dieser vier Seen haben sich Schwingrasen ausgebildet, die mit Hochmoorpflanzen besetzt sind: am Oberen See Vaceinium oxycoccus und Viola palustris; am Mittelsee Vaceimium oxyeoccus, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum, Lyecopodium inundatum, Carex limosa, Viola palustris; am Blauen See Vaceinium oxyeoccus, Andromeda polifolia, Lycopodium inundatum ; am Teufels- see Vaceinium oxycoccus, Eriophorum vaginatum, Scheuchzeria palu- stris, Lycopodium inundatum und Carex limosa. Das Sphagnum ist an allen vier Seen so gering ausgebildet, daß es sich nicht zu Bülten aufwölben kann. Auch die Ausdehnung ist nur gering. Man kann also trotz der Hochmoorpflanzen nicht von Hochmooren: sprechen. Es sind Schwingrasen mit dünner Sphagnum-Decke, die von Vaceinium oxycoccus übersponnen werden. Spärlich tritt der’ Sumpf-Rosmarin ein, Andromeda polifolia, und selbst Eriophorum vaginatum ist nur schwach vertreten. Nur durch die Pflanzen der ’ Hochmoorkolke, der Schlenken und der Hochmoorränder erhalten die alten Eisseen Eigenschaften bevorzugter Stationen. Zwischen zwei Drumlingen gegen Hiltensweiler, also am Rand des ehemaligen Eissees, findet sich indes ein gut ausgebildetes Hochmoor mit Vaceinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum; Scheuchzeria palustris, Carex limosa und Vaceinium vitis idaea in schönen Sphagnum-Polstern. Es ist schon verheidet. Aber nicht Pinus montana, die einem gut ausgebildeten Hochmoor des Hauptmoränenstreifens niemals fehlt, hat sich eingefunden, sondern die gewöhnliche Waldkiefer des Tieflandes, P. silvestris. Damit” zeigt aber auch dieses Hochmoor eine ganz wesentliche Verarmung gegen die Moosflora des Moränenkranzes. Nicht weit davon liegt hinter einer deutlichen Endmorändi dieser Eisrandlage das Moor am Ebersberger Weiher. Noch ge- ringer kann die Hochmoorspur nicht mehr ausgebildet sein. Ein paar schwächliche Horste von Eriophorum vaginatum und einige Quadratmeter mit Sphagnum, das von Vaceinium oxycoceus durchzogen ist, und etwas abseits davon einige Blaubeer-Sträuch- lein, V. uliginosum. | — 13 — Das nächste ist das Wasenmoos, eine verheidete Moorfläche mit dichtem Calluna-Gesträuch und zwerghaften Birken, Betula _ verrucosa. Darunter finden sich ganz spärliche, kleine Sphagnum- Flecken. Nur an seiner tieferen, nasseren Stelle schließen sich die Sphagnum-Rasen zu einer größeren Fläche zusammen. Aber sie bleiben flach. Zu Bülten wölben sie sich nicht auf. Zum Teil werden sie von Moosbeeren durchsponnen, Vaccinium oxycoccus, und die Horste des Eriophorum vaginatum treten ein, während Andromeda und Vaccinium uliginosum ganz selten sind. Nur zwei Kilometer vom Eisrand dieser Stillstandslage liegt das Moos des Egelsees mit einem Ar verkrüppelter Andromeda - polifolia und vereinzelten Sphagnum-Büscheln, und entfernt davon - ein Quadratmeter mit Vaceinium oxycoccus. Ein paar Leitpflanzen des Hochmoors machen eben noch kein Hochmoor. Etwas weiter nördlich kommt das Groppacher Moos. Zwischen die abdämmende Moräne und unsere Eisrandlage schiebt sich eine zweite Moräne ein. Das Eis hat sich von hier also nur zögernd zurückgezogen. Dieses Moos ist deshalb etwas besser ausgebildet. Aber doch schließen sich die Sphagna nicht zu einer einheitlichen Decke zusammen. Es führt drei Arten: Vaccinium oxycoccus, Andro- meda polifolia und Eriophorum vaginatum. Östlich von der Primisweiler Seenplatte liegen an diesem Eis- rand der Kolbensee und der Elizer See bei Wangen. Am Kolbensee sah ich nur Vaccinium oxyeoccus und Carex limosa, während auf den von Sphagna überdeckten Schwingrasen des Elizer Sees nur Lysimachia thyrsiflora und Carex limosa anzutreffen war und etwas entfernt davon Viola palustris. Aber es war mir für beide Seen nur sehr wenig Zeit geblieben, so daß ein eingehendes Suchen - nicht möglich war. Als ich dann später wiederkam, waren durch den hohen Wasserstand die Stellen, welche die Hochmoorpflanzen führten, gänzlich unzugänglich. Von Wangen werden aber noch angegeben: Andromeda polifolia und Eriophorum vaginatum. Sie - können nur hier sich finden. J An der inneren Eisrandlinie liegen also 11 Moore mit Hoch- - moorpflanzen. Die hier beobachtete Verarmung tritt aber sofort _ am Innenrand der Jung-Endmoräne auf. Auffallender kann sie nicht - in die Erscheinung treten als beim Neuhauser Moos, einem prächtig ausgebildeten Moos am Außenrand, und dem Karsee in einer Bucht am Innenrand, wo bloß noch Vaccinium oxycoccus die Sphagnum- - Polster besiedelt hat. u > u. TEN ! — 124 — Zwischen dieser Bisrandlinie und der inneren Jung-Endmoräne liegen übrigens eine Anzahl Moore, in denen die Hochmoorbildui auf einer noch niedrigeren Stufe stehengeblieben ist. Auf denselben finden sich vereinzelte Sphagnum-Polster, welche von Drosera rotundifolia besetzt sind. Aber die eigentlichen Hochmoorpflanzen fehlen völlig, sogar Vaceinium oxycoceus, die gemeinste und ver- breitetste von allen. Es sind Wasenmoos bei Grünkraut, Flappach- moor bei Kemerlang, Emmelhofer Moos südwestlich von Bodneggn Siechenmoos bei Schlier. Ä Die schönsten Hochmoore liegen vor den höchsten und stärksten Moränenwällen. Je geringer die abdämmende Moräne, desto. schwächer die Hochmoorbildung. Deshalb finden wir die Hoch- moorbildungen vor allem an der Außenseite der beiden Hauptmoränen. Für das eigentliche Moor ist es aber höchst gleichgültig, wie hoch der die Versumpfung veranlassende Damm ist. Da genügt es, wenn er nur ein wenig den Wasserstand überragt. Der Zusammenhang ist in anderer Richtung zu suchen. Vor der größten Moräne hielt sich der Gletscher am längsten. Durch die lange Einwirkung der Eismassen auf die Pflanzenwelt der Umgebung hatten die Hoch- moorglieder hinreichend Zeit zu ihrer Ansiedlung. Hatten sie sich aber einmal recht festgesetzt, dann waren sie durch. ihre überaus eigenartigen Lebensverhältnisse in den Stand gesetzt, sich siegreich bis zur Gegenwart zu behaupten. Wo das Eis aber in glattem Zug sich zurückzog oder wo es nur zu kurzer Ruhelage Halt machte, sind die Hochmoorbildungen gering. An den Allgäuer Voralpen nun reichte die Schneegrenze der Würm-Eiszeit bis auf 1000 m herab'!. Schon der Schwarze Grat mußte also eine Firnhaube tragen, und am nahen Hauchenberg zog sich bereits ein örtlicher Gletscher bis auf 960 m herab, obwohl der Berg nur bis 1230 m aufragt. Der Firnschnee der Vorberge hat den Gletscher unterstützt und seine Einwirkung verstärkt. Dort übte also das Eis seinen Einfluß von zwei Seiten aus und. verdoppelte ihn damit. Der verschärften Temperatur-Erniedrigung müssen deshalb auch reicher ausgebildete Hochmoore entsprechen. Je weiter wir daher im Jungmoränen-Bogen gegen Südosten kommen, desto schöner sind die Hochmoore. Umgekehrt müssen auf der Westhälfte des Bogens die Hochmoore immer ärmer werden. Lonicera coerulea ist deshalb ganz auf den Südosten beschränkt. 'Penck und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. 8. 197 u. 198. - 12 — Bis zur Mitte des Bogens reichen Lycopodium inundatum, Malaxis paludosa, Carex. chordorrhiza und Carex heleonastes, und an der württembergischen Landesgrenze machen Halt: Pinus montana, Scheuchzeria palustris, Carex pauciflora und Trichophorum caespi- tosum. Nur wenige haben den ganzen Moränenbogen besetzt: Vaceinium owycoccus, Eriophorum vaginatum, Andromeda polifolia, Vaccinium uliginosum. Auf einen Standort in der Westhälfte des württembergischen Anteils kommen bei einigen Arten 4, 6 oder gar 10 Standorte in dem südöstlichen Bogenstück bis zur Wurzacher Bucht. Auch die Zahl der Hochmoore wird gegen Westen immer ‚geringer. An die Stelle des Firnschnees der Voralpen kann auch ein zweiter Eisrand treten. Dies geschieht in den Buchten des Gletschers. Hier müssen also pflanzenreichere und schöner ausgebildete Hoch- _moore liegen als vor dem Rand der Gletscherzungen. An der Ä äußeren Jung-Endmoräne ist nun das Wurzacher Ried in eine Bucht. eingebettet. Es fordert zum Vergleich heraus mit dem ebenso großen Federseebecken, das an der vorspringenden Gletscherzunge liegt. In der Tat, das Wurzacher Becken hat voraus 2 echte Hoch- moorpflanzen: Carex pauciflora!!! und Malaxis paludosa, 4 Pflanzen der Hochmorränder: (alla palustris, Trichophorum alpinum!!, Liparis _ Loeselii!! und Swertia perennis!!, 1 Pflanze der Hochmoorkolke: - Nuphar pumilum!! und 3 Alpenpflanzen: Veratrum album!!, Genti- ana asclepiadea!! und Pinguicula alpina !!, also zusammen 10 Arten. Mit den andern Pflanzen halten sie einander genau das Gleich- gewicht. Noch deutlicher ausgebildet ist die Waldburger Bucht in der "inneren Jung-Endmoräne. Hier findet sich eine ganze Reihe schöner - Hochmoore, darunter das herrliche Reichermoos. Auf der nächsten ‚Stillstandslage nach dem weiteren Rückzug des Gletschers entstand im Eis die Bucht der Primisweiler Seenplatte. Auch hier übertreffen - die Hochmoorbildungen alle übrigen des ganzen Eisrandes. Nur hier finden sich Scheuchzeria palustris und Lycopodium inundatun:. Beim weiteren Rückzug des Gletschers wurde zwischen Schussen und Laiblach eine weite Drumling-Landschaft mit ganz ungünstigen Abflußverhältnissen vom Eis frei, so daß zwischen die runden Hügelkuppen zahllose Seen eingebettet wurden. Es entstand „ein Land der tausend Seen“. Heute sind nur noch wenige derselben ! Das doppelte Ausrufezeichen bedeutet, daß ich die Pflanze selbst ge- sehen habe. ch, 0° übriggeblieben. Die meisten sind verlandet und vermoort. Aber Hochmoore sind nicht mehr entstanden, obwohl weder Niederschlags- verhältnisse noch Bodenbeschaffenheit im Wege standen. Die Wanderung der Hochmoorpflanzen war eben bei uns mit der Achen- schwankung abgeschlossen, da kein längere. Zeit stillstehender Eisrand ihre Ansiedlung ermöglichte. Nur Sphagnum-Flecken mit Drosera rotundifolia erinnern leise an Hochmoore, so am Degersee, Schleinsee, Wielandsee, Kammersee, Muttelsee, Langensee, Hütten- see, Mahlweiher bei Krumbach, Rechenweiher bei Flockenbach und im Moos bei Eriskirch. Nach der Achenschwankung wurden im Moränengürtel unsere heutigen Flußtäler ausgeräumt. Es entstanden die Täler der Schussen, der Wolfegger Ach und der beiden Argen. In diesen Tälern können deshalb keine Hochmoore mehr vorkommen. An ihre Stelle treten Flach- und Gehängemoore. Das Tal der Wolfegger Ach ist von Wolfegg an schluchtartig in das Gelände eingeschnitten. Aber oberhalb Rötenbach wird es weit und flach und bietet hinlänglich Raum für alle Arten von Moorbildungen. Hier finden sich auch schöne Moore mit ausgedehnten Torfstichen. ‘ Zunächst betreten wir das Fronhofer Moor. Es ist ein reines Wiesenmoor. 143 km weiter oben erreichen wir das Riebgartenmoos. Das Flußtal liegt dort 629 m, das Hochmoor 632 m hoch. Aber Flußtal und Hoch- moor sind durch einen ganz flachen Moränenwall von 100—150 m Breite getrennt, der sich flußaufwärts allmählich verliert. Hinter diesem Talwall hat sich nun das Hochmoor erhalten. Hier finden sich in den Sphagnum-Bülten Vaccinium oxycoccus und Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum und Carex pauciflora, Melampyrun paludosum und Pinus montana von der Kuschel- bis zur Baumform, dazu Viola palustris, Vaccinium uliginosum und V. vitis idaea. Wo sich der flache Talwall allmählich verliert, geht das Moos in einen Moorwald und endlich in ein reines Flachmoor über. Das Hoch- _ moor wurde vom Fluß bei der Talbildung durch Zuführung nähr- stoffreichen Wassers getötet und dann ausgeräumt und aus- geschwemmt, und an die Stelle des eiszeitlichen Hochmoors trat ein junges Wiesenmoor. Nur dort, wo der Fluß dem flachen Moränen- wall ausgewichen ist, konnte sich das Hochmoor mit seinen aus- gezeichnetsten Vertretern halten. Ebenso hat die Schussen in ihrem flachen Oberlauf die alten Hochmoore ausgeräumt und in Flachmoore umgewandelt. Nur am Schwaigfurtweiher zeigen sich Boch ganz geringe Spuren der einstigen Vermoosung. — 117 —. "Wir prüfen nun die Verhältnisse auf den übrigen Teilen des Rheingletschers, soweit das an der- Hand der bisher erschienenen ‘Schriften möglich ist, um zu sehen, ob sich die dortigen Vor- kommnisse in den gewonnenen Rahmen fügen. Zunächst wenden wir uns dem badischen Anteil zu‘. An der äußeren Jung-End- moräne liegen hier 8 Fundorte: Ilmensee mit Vaceinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Vaccinium uliginosum und Lysimachia thyrsiflora, Pfullendorf mit Vaccinium oxycoccus und Lysimachia thyrsiflora, "Mindersdorf mit Andromeda polifolia, Neuhausen ob Eck mit Vaceinium oxycoccus, Andromeda polifolia (schon 1876 sehr selten), Eriophorum vaginatum und Vaceinium uliginosum, Münchhof mit Vaecinium uliginosum, Binninger Ried mit Vaccinium oxycoccus und Eriophorum vaginatum, Neuhausen mit Eriophorum vaginatum und Vaecinium uliginosum. Hier bedarf Hausen ob Eck einer Bemerkung. Die von dort angezeigten Hochmoorpflanzen werden ausdrücklich für die Moränenlandschaft angegeben. Die Markung des Juradorfes _ ‚greift nämlich als schmaler, etwa 3 km langer Zipfel auf die Alt- moräne herüber und nähert sich dabei der Jung-Endmoräne auf 14km. Zwischen der äußeren und inneren Jung-Endmoräne liegen “2% Fundorte: Burgweiler Ried mit Vaccınium oxycoccus, Andromeda A polifolia , Eriophorum vaginatum, Viola palustris und Vaceinium uliginosum, Niederweiler mit Andromeda polifolia, Andelfinger Moos mit Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum und Vaceinium uliginosum, Stockach mit Vaccinium oxyeoccus und Viola palustris, Katzentaler See mit Eriophorum vaginatum, Bohlingen - mit Vaceinium uliginosum und Stein am Rhein mit Vaceinium \ oxycoccus. Vom Eisrand der nächsten Rückzugslage werden 6 Stand- orte gemeldet: Salem und Mainau mit Eriophorum vaginatum, Heidelmoos mit Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum und Vaccinium uliginosum, Tabor mit Vaceinium oxycoceus, - Wollmatinger Ried mit Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia und Eriophorum vaginatum und Konstanz mit Vaccınıum oxycoceus und Vaceinium wuliginosum. Außerhalb des Rahmens, zwischen diesem Eisrand und der inneren Jung-Endmoräne, liegt nur ein einziger Standort des Vaceinium uliginosum bei Kaltbrunn. Aber diese Pflanze geht gelegentlich aus dem Hochmoor in moorige Wälder, und so bietet dieses einzige Vorkommnis keinen Anlaß zu ı! Eichler, Gradmann und Meigen, Ergebnisse der pflanzengeo- aphischen Durchforschung von Württemberg, Baden und Hohenzollern. 1907. 1909. — Jack, Flora des badischen Kreises Konstanz. 1901. — BE besonderen Bemerkungen. Wir finden also auch auf dem badische Gebiet des Rheingletschers trotz großer Verarmung eine trefflich Übereinstimmung mit der Gruppierung unserer Moore. Im bayerischen Anteil am Jungmoränengebiet des Rhein- gletschers lagen die Verhältnisse für die Hochmoorpflanzen günstiger als bei uns. Dort machte der Gletscher noch zweimal Halt, als er sich aus Württemberg schon völlig zurückgezogen hatte. Dazu kam die unmittelbare Nähe des Vorgebirgs. Hier müssen also die Hochmoore der späteren Rückzugslagen stärker ausgebildet sein als bei uns, und die Linie der verarmten Möser muß näher an den Bodensee vorrücken. ) 1 Mit diesen Voraussetzungen stimmen nun die wirklichen Ver-. ; hältnisse gut überein. Zwischen der äußeren und der inneren Jung-Endmoräne liegen !: Rötenbacher Moos mit Vaceinium oxycoccus und uliginosum, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum, Pinus montana, Scheuchzeria palustris, Melampyrum paludosum, Trichophorum caespitosum, Lycopodium inundatum, Viola palustris und Lysimachia thyrsiflora; Moos bei Isenbretzhofen mit Vaceinium oxycoccus und uliginosum, Andromeda polifolia und Eriophorum vaginatum; ‚Hoch- moor von Burkartshofen mit Pinus montana; Moos bei Oberreute ' mit Andromeda polifolia und Vaccinium uliginosum; Moos bei‘ Stockenbühl mit Vaceinium oxycoceus, Andromeda polifolia und Viola palustris; Trogener Moos mit Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Pinus montana, Melampyrum paludosum, Scheuchzeria palustris und Viola palustris; Moos bei Hagspiel mit Vaceinium oxyeoccus und uliginosum, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum, Pinus montana und Trichophorum caespitosum ; Unterstein mit. Vaccinium uliginosum; Ratzenberger Moos mit Vaccinium oxycoceus und uliginosum, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum, Pinus montana, Scheuchzeria palustris, Carex pauciflora, limosa und heleonastes, . Melampyrum paludosum, Trichophorum caespitosum , Lycopodium inundatum und Viola palustris. Der Reichtum BRETT dem west- lichen Bogenstück ist ganz augenfällig. Auf der Eisrandlinie der Primisweiler Seenplatte PORN: Schwarzensee mit Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Cares limosa und heleonastes, Lycopodium inundatum und Lysimachi« thyrsiflora ; Sigmanns mit Vaccinium oxycoccus und uliginosum, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum und Pinus montana. ı Ade, Flora des bayerischen Bodenseegebiets. 1901. — Vollmann, Flora von Bayern. 1914, at = + Nun zog sich das Eis weiterhin zurück zu den Tettnanger Derrassen. Am Eisrand der oberen Terrasse liegt das Degermoos. ‘on hier werden gemeldet: Vaccinium oxycoccus und uliginosum, Andromeda polifolia, Kriophorum vaginatum,, Pinus montana, ‚Scheuchzeria palustris, Carex pauciflora und heleonastes, Trichophorum ‚aespitosum, Lycopodium inundatum und Viola palustris. An der noch späteren Eisrandlage der mittleren Terrasse finden sich zwei Moosstellen mit verarmter Flora: Zeisertsweiler mit Vaceinium oxycoccus und Sauters mit Vaccinium oxycoceus und Lycopodium inundatum. Vor dem Bodensee machte der Gletscher zum letztenmal Halt und gab den anspruchslosesten Moospflanzen nochmals Gelegenheit zur Ansiedlung. Wir finden bei Enzisweiler Vaceinium oxycoccus und am Wasserburger Bühel Vaceinium oxycoccus, Trichophorum caespitosum, Lycopodium inundatum, Viola palustris und Lysimachia thyrsiflora. | | Im vorarlbergischen Rheintal hatte während des Bühlstadiums der Gletscher wieder längere Zeit Halt gemacht und von neuem ie Bedingungen für die Ansiedlung der. Hochmoorpflanzen ge- schaffen. Deshalb treffen wir auch vom Bodensee an auf der 'Talsohle zahlreiche Standorte derselben. . Auf den anschließenden Höhen haben sie sich schon in den früheren Lagen festsetzen ‘können. Es ergibt sich also folgendes Bild!: 1. auf den Berg- rändern: Pfänder mit Vaccinium oxycoccus und Viola palustris — Lonicera coerulea — Lycopodium inundatum; Lorene mit Tricho- phorum caespitosum und Lycopodiaum inundatum; Lose mit Üarex pauciflora, Lycopodium inundatum und Viola palustris; Bödele mit _ Vaceinium oxycoccus, Andromeda polifolia und Pinus rotundata ; Ebnit mit Andromeda polifolia, Andelsbuch-Bezau mit Zycopodium inundatum; Reute mit Vaccinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Carex limosa und Lycopodium inundatum; Freschen mit Trichophorum caespitosum und Viola palustris und Laternser Tal mit Carex pauciflora. 2. in der Talsohle: Bodenseemoore mit Vaccinium owycoccus, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum , Carex paueiflora und CO. limosa, Trichophorum caespitosum, Lycopodiumı ‚inundatum, Malaxis paludosa, Vaccinium uliginosum, Viola palustris und Lysimachia thyrsiflora; Dornbirn mit Vaceinium oxycoccus, Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum und Carex pauciflora ; Hohenems mit Eriophorum vaginatum und Lysimachia thyrsiflora ; 1 Dalla Torre und Graf Sarntheim, Flora der gefürsteten Graf- ‚schaft Tirol und des Landes Vorarlberg. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 9 + Götzis mit Eriophorum vayinatum und Feldkirch mit Vaceinium oxyeoceus, KEriophorum vaginatum, Trichophorum caespitosum und Viola palustris. Auch die Verbreitung im tieferen Vorarlberg stimmt also recht gut mit den gewonnenen Ergebnissen überein. In den höher gelegenen Teilen, vor allem im eigentlichen Hochgebirge, verlassen manche dieser Pflanzen die Hochmoore und treten in die Gebüsche und Matten des Voralpengebiets hinüber, wie Pinus montana, Trichophorum caespitosum, Lonicera coerulea, Vaceinium vitis idaea und V. uliginosum und die eigentlichen Hoch- moorpflanzen treten nur noch ganz zerstreut auf: Salonienalpe: Eriophorum vaginatum; Silbertal: Scheuchzeria palustris und Andro- meda polifolia; Dalaas: Viola palustris; Formarinalpe: Eriophorum vaginatum; Arlberg: Andromeda polifolia, Lycopodium inundatum und Viola palustris; Flexen: Scheuchzeria palustris und Schröcken: _ Carex paueiflora. Wo der Rheingletscher im Westen die deutsche Grenze über- schreitet, nimmt die Verarmung rasch zu, bis endlich im Süden des Rheins die Hochmoorbildungen völlig verschwinden'!. Erst wo sich der Gletscher an das Vorgebirge anlehnt, treten wie im bayerischen Bodenseegebiet wieder reichere Hochmoorbildungen auf: Befangermoos, Hudelmoos, Ergatenmoor, Heldswiler, Nieder- wiler und Andwiler Moos, Dottenweiler Moos und Lachenmoos. Sie alle liegen im Osten des großen Turbogens zwischen Bodensee St.-Galler Oberland. | Die wenigen Hochmoore des Schweizer Mittellandes liegen ‚im Moränenbogen des Lint- und Reußgletschers: Schweissel, Hin- wiler Moor, Brüsch, Niederschwerzenbach, Bünzmoos, Lüdiger Ried und Rüdisweiler Moos. In der engen Bucht, welche diese beiden Gletscher in späteren Rückzugslagen bilden, liegen die Moorgruppen von Einsiedeln und Altmatt mit 12 Hochmooren, die 4 Moore von Menzingen, 2 Moore von Aegeri, 2 Moore des Zugerbergs und Hinterbergried, Forrenmoos, Schürenhölzli und Hagenmoos, Wo der Reuß-Gletscher im Westen sich wieder ins Voralpengebiet hinaufzieht und einen schmalen Streifen freien Bodens zwischen seinem Eisrand und dem Firn des Vorgebirgs frei läßt, der aber von den kleinen Gletschern des Pilatusstockes zerlappt ist, treten wieder reichere Hochmoorbildungen auf: 6 Moore am Nordwest- abhang des Pilatus und 3 Hochmoore des Einntlebuch, ı Früh und Schröter, Die Moore der Schweiz. 1904. — Penck und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter,. 1901. Pr. 4 Die schönsten und reichsten Hochmoore aber beherbergt der ‚Jura. Die Eismassen des Rhone- und Aar-Gletschers stauten sich an seinen Abhängen und drangen hinauf bis zur Schneegrenze, die bei 1210 m zu suchen ist. Wir müssen daher noch das ganze Juragebiet über 1200 m zu der mit Eis und Schnee bedeckten - Zone des Würm-Abschnitts rechnen. Im äußersten Südwesten liegt zunächst eine Reihe von 14 Hochmooren im Vallde de Joux in einer Höhe von 1024—1090 m, umschlossen im Südosten von der Kette des Mont Tendre, welche bis 1683 m aufragt, und im Nord- - westen von der Kette des Mont Risoux, der eine Höhe von 1421 m erreicht. Es war also während der Höhezeit der Würm-Ver- gletscherung von beiden Seiten vom Eis umschlossen und bildete einen schmalen Streifen nur 120 m unter der Firngrenze. Die nächste Gruppe bilden die 4 Hochmoore von Ste.-Croix in 1070 -—1098 m Höhe, umrahmt im Süden von den Aiguilles de Baulmes (1520 m), im Westen von den Monts des Üerfs (1273 m) und im Norden vom Chasseron (1611 m). Nordöstlich ist das 9 km lange Hochmoor von Les Ponts in 1000—1010 m Höhe zwischen den - beiden vorderen Juraketten, die hier bis 1442 und 1339 m aufragen, und ein ganz kleines liegt unter ähnlichen Verhältnissen in geringer - Entfernung gegen Südwesten. Hinter dem Chasseral (1610 m) liegen 5 Hochmoore bei St. Immer zwischen 900 und 1105 m. Hier steigt _ die jenseitige Kette bis 1292 m an. Diese 25 Hochmoore liegen - unmittelbar hinter der ersten Jurakette, deren Firnbedeckung mit den Eismassen des Rhone-Gletschers völlig zusammenfloß. Hinter der zweiten Kette liegt die Moorreihe von La Brevine mit 13 Hochmooren zwischen 1040 und 1087 m. Hier ragen die einschließenden Ketten auf 1263 und 1241 m empor. 13 Hochmoore der Franches Montagnes in einer Höhe von 935—1030 m bilden die letzte Gruppe der Jura-Hochmoore. Während aber in der Gegend | von St. Immer die Schneegrenze auf 1100—1150 m zurückgegangen - war, sinkt sie hier gar auf 1000-1100 m. Nur noch die vordere Kette ragt ganz in die Schneeregion auf; die umschließenden - Höhen reichen mit 1000-1100 m gerade an dieselbe heran. "Alle Jura-Hochmoore liegen also am Rand der Firn- und - Gletscherbedeckung der Würm-Eiszeit oder in den eisfreien Falten dieses Randes. Sie gehören entweder der Höhezeit der Würm- Vergletscherung oder ihren ersten Schwankungen an und bilden ‚so in ganz ausgezeichneter Weise die Fortsetzung der Hochmoor- ‚bildungen unseres oberschwäbischen Jungmoränenstreifens,. | i . 1 j 9r — 12 — Nun biegt sich der Gletscher vom Jura rasch gegen Südwesten zurück, und der Jura reicht nicht mehr in die Schneeregion empor. Deshalb fehlen auch seiner ganzen nordöstlichen Hälfte die Hoch- moore. Im Mittelland aber tritt am Rande der Jung-Endmoräne‘ das Hochmoor von Enggistein auf, und wo der Aar-Gletscher sich ins Voralpenland hinaufzieht, liegt die Hochmoorgruppe von. Schwarzenegg. Wo der Rhone-Gletscher sich beim Austritt aus dem Gebirge nach Norden ergoß und längs der Waadtländer Alpen dahinfloß, liegen die 11 Hochmoore von Semsales-Vaulruz. Sie finden sich aber noch etwas innerhalb der Jung-Endmoräne, so daß sie wohl einer der ersten Schwankungen des Gletschers angehören, die zwischen Firn und Gletscher einen Landstreifen frei gemacht hat. Der gleichen Zeit wird wohl auch das Hochmoor zwischen Chasseral und Bieler See angehören. | Wenn. wir auf der von Frün entworfenen Moorkarte der Schweiz in der nordöstlichen Hälfte des jurassischen Hochmoor- gebiets die Höhenlinie von 1100 m als ehemalige Schneegrenze der Würm-Eiszeit stärker durchzeichnen, im südwestlichen Jura aber die Linie von 1200 m und in den gegenüberliegenden Alpen die- jenige von 1300 m und auch die Jung-Endmoräne in die Karte eintragen, so erhalten wir am Rhone-Gletscher über die Anordnung der Hochmoore ein überraschend klares Bild, das dem ober- schwäbischen Bogenstück des Rheingletschers an Deutlichkeit wenig nachsteht. Die übrigen Hochmoore der Schweiz gehören dem Vor- alpengebiet an. Die Hochmoorwerhältnisse der Schweiz stehen also nicht im Widerspruch mit den in Oberschwaben gewonnenen Ergebnissen. In der Würm-Eiszeit hielten also die Hochmoorpflanzen den Rand des Rheingletschers besetzt. Es herrschten Pflanzenverhält- nisse, welche denen der nordischen Tundra entsprechen. An trockeneren Stellen gingen die Moore in alpine Rasen und Ge- büsche über, und oft mögen sich diese drei in reichem Wechsel abgelöst haben. Die alpinen Zeugen jener Tage müssen sich also ebenfalls in unsern Rahmen fügen. Wie steht es damit? Die oberschwäbische Hochebene beherbergt nur vier echte Alpenpflanzen: Rhododendron ferrugineum, Pinguicula alpina, Poly- gonum viviparum und Streptopus amplezifolius. | Die Alpenrose fand sich inmitten der Moosgesellschaft im Schwendimoos. Von 1832—1897 liegen zahlreiche Zeugnisse dar- über vor. Aber in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts wurde u ee a Ma Aa A aa ee er PER REED WERE 00 SEO: WERE VER SERIE FRE. FE IE je Pflanze ausgegraben. Es war ein Strauch von etwa 60 cm Jurchmesser. Ein wahrer Riese dieser Pflanze steht im Moorwald 'on Engerazhofen. Von böswilliger Hand ist er leider schwer jeschädigt worden. Etwa ein Drittel war im August 1912 völlig \bgestorben, ein zweites Drittel stand halb verdorrt und schien Tettungslos verloren. Ein Rest von 2 m Länge und 1 m Breite var lebensfähig geblieben. Inmitten eines schwächlichen Fichten- waldes ruht er auf einer Moosdecke aus Hylocomium splendens und Hypnum Schreberi, und rings ist er von Vaceinium myrtillus und itis idaea eingefaßt. In 1 m Entfernung tritt Sphagnum auf, das ıllmählich reichlicher wird und in ein stark verheidetes Hochmoor iberleitet, auf dem Pinus montana in Baumform gedeiht und auf lem sich alle häufigeren Hochmoorglieder erhalten haben. Pingwicula alpina findet sich bei Isny OA. Wangen (ScuügLer und MARTENS), im Wurzacher Ried, bei Aulendorf (Lec#ter), Schussenried (VALEr) ind Wolfegg (Martens und Krmnıer) OA. Waldsee und beim Booser Badhaus und zwischen Musbach und Boos! zwischen Oberwaldhausen und Königseggwald und zwischen Guggenhausen und Wilhelmsdorf (Rorn) OA. Saulgau. | | Polygonum viviparum wird angegeben von Isny (Schüster und Martens) und Woliesg (Herrer); Außerhalb der Moränenzone hat es zwei Standorte. Davon liegt der eine im Illertal. Die Pflanze ist dort vom Bergstrom ins Tal verschwemmt. Ein Eiszeitrest ist dort ausgeschlossen. Der zweite liegt weit außerhalb des Gebiets der oberschwäbischen Alpen- und Voralpenpflanzen. Er ist zudem nur ein einziges Mal beobachtet worden. Ich kann diese Pflanze deshalb nur als vorübergehenden Irrgast betrachten, der ohne Be- deutung ist. | Streptopus amplexifolius sah ich am Wolfsberg, am Menelz- hofer Berg und im Bodenwald im äußersten Südosten der Moränen- zone. Er wird außerdem angegeben von Eglofs, Eisenharz und Rohrdorf. Die übrigen Angaben fallen wohl mit einem der vor- stehenden zusammen. | Die Alpenpflanzen fügen sich also ganz ausgezeichnet in das Hochmoorgebiet ein. Sie bestätigen damit unsere Ergebnisse aufs schönste. Die Verbreitung der Voralpenpflanzen hoffe ich in einer besonderen Arbeit darstellen zu können. AL PO Außerhalb des Gebiets fallen die Angaben von Rot OA. Leut- kirch. Von dort werden gemeldet: Eriophorum vaginatum (im Märzenwald: Ducke nach v. Martens), Vaceinium oxycoccus (DuckE -—. SO U UM» N - Erläuterungen zur Moorkarte. . Burkwanger Moos. . Rotes Moos. . Schweinebacher Moos. . Rieder Moos. . Dornwaider Moos. . Gründlermoos. . Eisenhammermoos. . Osterwaldmoos. . Eisenharzer Moos. . Moos von Göttlis- hofen. 1. Moos bei Siggen. 12. Moos am Herbis- weiher. . Moos von Rengers. . Moosam Rangenberg. . Großmoos. . Taufachmoos und Fetzenmoos, . Missener Moos. . Winnismoos. . Engerazhofer Moos. . Argenseemoos. . Leutkircher Stadt- weiher. . Rötseemoos. . Gründlenried. . Arnach. . Oberreuter Moos. . Erratsmoos. £ . Schwendimoos. . Bachmühlesee. . Lanquanzermoos. . Burgermoos. . Kochermoos. . Straßerholz b. Holden- reute. . Grünenberger Weiher bei Wolfegg. . Breitmoos. . Finkenmoos. 36. 37, . Heumoos, . Feldersee. . Teuringermoos. . Edensbacher See. . Blauenseemoos. . Scheibensee. . Madlenermoos. . Kofeldermoos. . Dietenbergermoos. . Waldburgermoos. . Edensbacher Mösle. . Reichermoos, . Hankelmoos. —: B4 Riebgartenmoos. Neuhauser Moos. 51. Schindelmoos. . Moos am Schnepfen- bühl. . Fürenmoos. 4. Lochmoos, 55. Moos von Wolfegger- berg. . Girasmoos. . Gaishauser Ried. . Gwigger Ried. . Saßried. . Wurzacher Ried. . Oberschwarzacher Ried. . Wolfartsweiler Ried. . Füramooser Ried. . Birkachried. . Wettenberger Ried. . Lindenweiher. . Unteres Ried. . Appendorfer Ried. 69. . Moosweiher. 71. 12. . Blindsee. . Steinhauser Ried. Ummendorfer Ried. Oggelshauser Ried. Moosburger Ried. 73. 76. 71. 78. Schwaigfurtweiher. Wildes Ried. Brunnenholzried. Steinacher Ried. . Tannried mit Waldseer Stadtried. hausen. . Schnepfenried. . Laubbronner Ried. . Musbacher Ried. . Booser Ried. . Haggenmooser Ried. . Pfrunger Ried. . Burgweiler Ried. . IImensee. . Ebenweiler Ried. . Blinder See bei Möllen- bronn. . Schreckensee (Hiller- ried). . Hühlener Ried. . Dolpenried. . Wolpertswender Ried. . Wegenried und Vorsee. ;. Dornachried. . Einödweiher. . Groppacher Moos. .. Egelsee. . Wasenmoos. . Ebersberger Moor. ‚Teufelssee. . Mittelsee. . Oberer See. Blauer See. Hiltensweiler Moor. Elizer See. . Kolbensee. . Moor von Englisweiler. Karsee, | Arrisriedmoos. . Unterried bei Tann- \ & “ - . nn wog PP E x Ken RR a ur a vr Be Ele Bode nsee u u BT U DE - 135 fi Ye ß gar" a wä Cberschwäbisches Hochmoorg vor ebiet N er o Yun er ll: 41 * + * .. = ML! “ . 54 . " f] 21 u . € ar N 798 Se „ !’* h Ä 2o4T u gg 39°" = =: ie Fanart nd, eo: 4b: 29 Sea 9 Sarrı"" eng tr, MM Ti 3 : ; { 10 ve ®. x o 33 a. A 4 f} «9 4 = 4 2 s 400 . 15 6’... & = & x 10 ” „9 : 08 2 ee‘? > > 2 .?. en us g ö P5] : 3 } Fr Be z ‘ , 407 . u "Keen. $ , er" £ Ürgen ey £ EN Endmoränen der Würmeiszeit - kisrand der späteren Rückzugs lage. III] Morine der Rip Eiszeit . ( Altmera ae). a Hoch moer & verermtes Hochmoor KB =>. TR nach v. Martens; Karr 1907) und V. uliginosum (Martexs und | Keunrer 1865). Hier fällt auf: Warum gibt DuckeE nur die zwei häufigsten Hochmoorpflanzen an und nicht auch V. uliginosum ? Sie ist doch ebenso auffallend und sie wurde auch von den Pflanzenfreunden immer ebenso hoch gewertet. Warum kann der - neuere Beobachter nur noch die anspruchsloseste, V. oxycoccus, melden? Es kann somit kein eigentliches Hochmoor in Frage kommen. Im Märzenwald sind wohl einige sumpfige Waldstellen mit Wald- und nicht Hochmoor-Sphagneen, vielleicht Sphagnum squarrosum, die vereinzelte Hochmoorpflanzen beherbergen. Leider war es mir bisher nicht möglich, den Wald aufzusuchen und ohne eigene Kenntnis der Fundstelle ist die Frage nicht zu entscheiden. Wir erhalten also folgende Ergebnisse: 1. Die Hochmoorpflanzen haben während der Höhezeit der Würm- Vergletscherung ihre heutige Verbreitung in Oberschwaben erlangt. Mit der Achenschwankung ist ihre Wanderung bei uns abgeschlossen. 2. Von den oberschwäbischen Alpenpflanzen gehört nur ein Teil _ zu den Eiszeitresten. Viele sind erst nach Abschluß der Eis- zeit in die Täler eingewandert. 3. Das oberschwäbische Land gliedert sich pflanzengeographisch in vier Bezirke: den Jungmoränen- oder Hochmoor- gürtel, wie er im Verlauf dieser Abhandlung herausgearbeitet worden ist, das Voralpengebiet zwischen der äußeren Jung-Endmoräne und der Eschach, das Bodenseegebiet von der inneren Jung-Endmoräne bis zum Bodensee und die äußere Hochebene, welche den übrigbleibenden Teil bis zur Donau umfaßt. Man kann nun die Ergebnisse dieser Arbeit auch auf das dem Alpenvorland unmittelbar vorgelagerte Albgebiet anwenden, das ein paar ganz kleine Hochmoorspuren in der Schopflocher Torfgrube und im Allmendinger Ried zeigt. Da diese Hochmoor- bildungen nur 50 km von denjenigen des Moränenlandes entfernt liegen, müssen sie unter den gleichen Verhältnissen entstanden sein. Auch sie müssen der. Höhezeit der Würm-Vergletscherung an- gehören; denn wenn nicht einmal am Innenrand des Jungmoränen- gürtels die Verhältnisse der ausgehenden Würm-Eiszeit zur Bildung von Hochmooren ausgereicht haben, so ist dies viele Kilometer außerhalb desselben noch weniger möglich gewesen. u Fan > Be Brit — 137° — . Über die Verbreitung zweier Seggen in Württemberg. Zu den wenigen Pflanzen, welche Württemberg mit ihrem sammenhängenden Hanptkebiet in einer Nordgrenze schneiden, ehören weiße und Wimpersegge, Carex alba und CO. pilosa. Ge- yöhnlich lösen sich solche Arten am Rande ihres Gebiets in kleine ppen auf, die durch größere Räume getrennt sind. Anders diese eiden Sauergräser. Als Massenvegetation weite Flächen deckend ‚chließen sie plötzlich das Gebiet ab. Ihrer Verbreitung eingehender achzugehen bot deshalb einen besonderen Reiz, und von der ge- aueren Kenntnis derselben erwartete ich interessante Einblicke in Insere Florengeschichte. So sind sie zum Gegenstand nachfolgender 1 Intersuchung geworden. 1. Carex alba Scor. Weiße Segge. Die weiße Segge war bisher nur von 11 oberschwäbischen sandorten bekannt, so daß sie zu den selteneren Arten gerechnet werden mußte. Aber bald zeigte es sich, daß sie viel zahlreicher vorkommt, zugleich aber doch auf kleine Gebietsstreifen beschränkt ist. Die von mir neu entdeckten Standorte werden durch ein Ausrufe- zeichen hervorgehoben, während die drei Fundorte, die ich nicht selbst in Ort und Stelle nachprüfen konnte, in Kleindruck wiedergegeben verden. Ihnen wird der Finder oder wenigstens die Quelle angefügt. Im Bodenseebecken findet sie sich bei Tunau! Hemigkofen! eznan! Oberdorf! und Langenargen! Im Westen der Schussen iR at sie am See noch eine prächtige Kolonie bei Manzell. Ihr Hauptgebiet liegt aber im Argental. Vom Bodenseebecken aus steigt sie an den Abhängen des Tales aufwärts bis zur Ver- einigung der beiden Quellflüsse, hier nirgends fehlend. Ich sammelte Epslege bei Wiesach! Laimnau! Langnau! Steinenbach! Summerau! Flunau! Goppertsweiler! Achberg! und Blumeck! An der oberen Argen geht sie sodann weiter über Wangen, Epplings! Schönenberg'! Eglofs, Eyb! bis in den Eistobel bei Riedholz! An der unteren Argen hat sie noch zahlreichere Standorte: Engelitz! Primisweiler! _ Praßberg! Obernau! Ratzenried! Dürren, Waltershofen! Meraz- ' hofen! Enkenhofen! Christazhofen! Bi Eine weitere Gruppe von Standorten liegt an den in das > Schussenbecken von Ravensburg ausmündenden Tobeln: im Flatt- bachtale an der Halde des Hirschtals oberhalb Kemerlang! beim : | | F HA a A Flattbachweiher an der Schwendehalde! und an der Strietachhalde! im Lumperholz über Schornreute! und im Langholz bis St. Christina! — an der Scherzach im Laurental! — am Köpfinger Bach bei Baienfurt! — im Tal der Wolfegger Ach bei Witschwende! Weißen- bronnen, Bolanden! Waldbad! und Stöcklis! — im Waldtal des Bampfen hinter Baindt! — an der Schussen bei Schussenried (LECHLER) und von Magenhaus bis Durlesbach! und Mochenwangen! — im Tobel des Baienbach über Staig! — an der Ettishofer Ach im Sturmtobel! Rinkenburger Tobel! Glastobel! Schmalegger Tobel! am Tannsberg! und im Buttentobel! — im Hölltobel bei Ravens- burg! und im Oberlauf der Steinach bei Volkertshaus! | Eine dritte Reihe von Standorten zieht sich der Iller entlang von Aitrach bis zu ihrer Mündung in die Donau. Die Pflanze hält hier alle trockeneren Teile der Auen-Gebüsche besetzt. Proben’ habe ich eingesammelt bei Aitrach! Mooshausen! Tannheim! Unter- opfingen! Kirchdorf! Dettingen! Klein-Kellmünz! Oberkirchberg! Wiblingen und auf der Roten Wand bei Ulm. Eine vierte Reihe liegt am Rande des Teutschbuchs mit prächtigen Gruppen bei Pflummern, Grieningen! Daugendorf! Bächingen! Zell! Zwiefaltendorf! und Zwiefalten (Kırcuner und EICHLER) Die fünfte findet sich im oberen Donautal: an der Frau und am Breitenfels zwischen Mühlheim und Fridingen! im Ramspel unter- halb Fridingen! am Schwarzen Wagfelsen, Stationsberg, Spalt felsen, Pauls- und Altstattfelsen bei Beuron, am Wildenstein! a Eichfelsen bei Irrendorf! an den Felsen über Hausen! und bei Gebrochen Gutenstein! } In den württembergischen Floren werden noch zwei weitere Standorte angegeben: Rot OA. Leutkirch und Heudorf OA. Ried- lingen. Die erstere Angabe lautete ursprünglich: „Roth an der Iller (Ducke).“ Der Standort fällt also mit einem meiner Fundorte an der Iller zusammen, und es ist unrichtig, dafür kurzweg Rot OA. Leutkirch = Rot an der Rot zu setzen. Die zweite Angabe aber lautete: „Schloßgarten in Heudorf (herb. Trorr).“ Hier haben wir es also nur mit einer verschleppten Pflanze zu tun, die mit Parkgehölzen eingeführt wurde. Wie leicht das bei unserer Pflanze möglich ist, zeigte mir die Bepflanzung des hiesigen Schulgartens, wo die weiße Segge zweimal an einer nicht für sie bestimmten’ ' Stelle aufgetreten ist. | Die oberschwäbische Pflanze zeigt kräftiges und fröhliches Gedeihen. Fast überall sind weite Waldstücke mit ihren zarten, — 139 — schlaffen Rasen bedeckt, die überaus zahlreich zwischen den Trockenheit liebenden Waldmoosen auftreten, und überall zeigt sie auch eine reiche Ausbildung von Blüten- und Fruchtstengeln. Wenn nur ein wenig Sonnenlicht durch die Baumkronen sich stiehlt, steckt "sie im Frühling ihre weißglänzenden Lichtlein auf, und im Sommer trägt sie auch wohl ausgebildete Fruchtschläuche. Anders die Pflanze des oberen Donautales. Sie wohnt in ganz kleinen Gruppen an halbschattigen, bemoosten Felsklippen | mit vorwiegend südlicher Neigung. Die elf ersten liegen auf einer — Strecke von nur 18 km, die zwölfte ist etwas weiter entfernt. - Aber überall finden sich nur die zarten Blattbüschel, und die ganze - Kolonie ist in einzelne zerstreute Laubtriebe aufgelöst. Die Pflanze hat ihre Fruchtbarkeit fast gänzlich eingebüßt. Bis jetzt habe ich nur drei ausgebildete Früchte gesehen, und für meine Sammlung _ mußte ich mich meist mit unfruchtbaren Laubsprossen begnügen. - An ähnlichen Orten sind in Oberschwaben alle Triebe voll von Blüten- und Fruchtstengeln. ä Die weiße Segge zerfällt also bei uns in zwei verschiedene 4 biologische Formen, eine sterile und eine fertile Rasse. Das Hauptgebiet der‘fertilen Rasse liegt innerhalb der Jung- moräne. Nur an der Iller und im Teutschbuch überschreitet sie dieselbe. Aber an der Iller ist sie auf die Flußauen beschränkt, & das Gries, wie sie hier genannt werden. Nirgends steigt sie im Gebiet dieses Flusses an den Talhalden empor. Es handelt sich also ausschließlich um sekundäre Posten, die aus dem Jungmoränen- land herabgeschwemmt wurden. Im Jungmoränenland selbst aber - hat sie vor allem die Talhalden ausgesucht. Sie bewohnt hier die trockenen Bergwälder, wenn sie nur noch ein bißchen Sonnenlicht - durchlassen. Nur hier ist sie unabhängig vom Überschwemmungsland. in Aber auffallenderweise meidet sie den Moränenboden selbst. ; Sie sucht vielmehr in den engen Talschluchten die Stellen auf, wo die Gewässer die Moränendecke durchsägt und die tertiären Sande freigelegt haben. Bis jetzt habe ich nur 3 Fundorte auf Moräne beobachtet (Hirschtal, Volkertshaus, Manzell), als vierter mag der & Standort bei Schussenried gelten. 93% der Vorkommnisse liegen - also auf Tertiär innerhalb der Jungmoräne. | ‚Auch am Teutschbuch hat die fertile Pflanze die tertiären Schichten aufgesucht. Die fertile Rasse der weißen Segge ist also - bei uns eine ganz ausgezeichnete Tertiärpflanze. Durch die reiche - Ausbildung starker und langer Ausläufer kann sie sich in dem Li = losen Bodenmaterial leicht verankern und allen Veränderungen anpassen, hier am abgerutschten Hang in die neue Unterlage wieder einbohren, dort aus der begrabenden Aufstauung wieder hervor- _|—n — Aa PrrT urttember ar in 1:4 000 000. L | a a, 2] 255 A o. " Sen > . x x 75 < mia nV DS Sy ui iz > Rn; 2...% x 2 DI 72 IM eo Wen, 8: We :| oO = arbeiten. Kein anderer Begleiter vermag es ihr hierin gleichzutun. Dazu kommt ihre xerophile Anpassung an den trockenen Sand. Die Pflanze ist also erst spät nach Abschluß der Eiszeit von: Süden her eingewandert, als das oberschwäbische Land bereits zur heutigen Gestalt ausmodelliert war. — 141 — ‘ Anders liegen die Verhältnisse bei der sterilen Rasse des ‚oberen Donautales. Als Ursache für den Verlust ihrer Fruchtbarkeit könnten Beschattung und Höhenlage angesehen werden. Aber im “moosigen Bergwald vermag die weiße Segge viel Schatten zu ertragen, wie die Tobelwaldungen der Jungmoräne zur Genüge beweisen. Auch die Höhenlage kann nicht schuld sein. Die Posten der weißen Segge liegen im oberen Donautal zwischen 650 und 750 m. Im Argental bleibt sie mit 680 m nur wenig unter den höchsten Lagen des Donautals zurück, und in Südbayern steigt sie bis 1300 m empor, im Nordtiroler Inngebiet bis 1500 m, im Wallis gar bis 1620 m. Auch dem Kalkgestein kann kein ungünstiger Einfluß zugeschrieben werden, da die Pflanze in den Alpen geradezu _ kalkhold ist. Die Isolierung .in kleine Gruppen und der. Verlust - der Fruchtbarkeit muß also durch stärkere Mittel erzielt sein. Als solche kann nur die Erniedrigung der Wärme durch die letzte Eiszeit angesehen werden, und wir hätten in den Pflanzen des oberen Donautales Reste aus der Flora vor der letzten Eiszeit vor uns, welche die Würmvergletscherung an ihren alten Standorten überdauert haben. = 12 R 2. Carex pilosa Scor. Wimper-Segge. In der Gesellschaft der weißen Segge findet sich oft die _ Wimpersegge. Doch ist sie weniger anspruchsvoll und weniger _ empfindlich. Sie kann noch mehr Schatten vertragen als die weiße Segge und weiß mit weniger Wärme auszukommen. Deshalb ist sie nicht auf die trockenen Talgehänge oder die dürren Geschiebe- flächen der Flüsse beschränkt. Zwar meidet sie diese Stellen nicht; ‚sie geht aber auch in die ebenen Waldungen hinein, besetzt weniger trockene Stellen und ersteigt die Hochfläche der Moränenhügel. "Sie vermag sogar die dürren, abgestorbenen Laubmassen der Buchen- wälder zu überwinden, wo sie frei von jedem ernstlichen Wett- bewerb im Dämmerlicht der dichten Laubkronen ihre bewimperten Faltblätter bogenförmig auslegt. | '$6 Die Wimpersegge ist eine hervorragend gesellige Pflanze. F Auf weiten Flächen tritt sie in reinen Beständen auf, und zwar noch unmittelbar an ihrer Grenze. Aber gerade diese scharf ab- geschnittene Grenzlinie macht sie pflanzengeographisch so be- deutungsvoll. TATEN N re ad nn DE WET E — 92 — Bisher war sie aus Oberschwaben nur von 7 Standorten an- gegeben. Jetzt sind 92 daraus geworden. Die von mir neu auf- gefundenen Posten werden wie bei der vorigen Pflanze durch ein’ Ausrufezeichen hervorgehoben. Drei Kolonien, die ich nicht aus eigener Anschauung kenne, sind durch Kleindruck und Anfügung‘ des Beobachters kenntlich gemacht. Ihr Gebiet umfaßt folgende Orte: 1. Oberamt Tettnang: 1. Unterwolfartsweiler: 500 m! 2. Langnau: 440 m! 3. Flunanl 470 m! 4. Summerau: 520 m! 5. Laimnau: 520 m! 6. Wiesach: 450 m! 7. Hochwacht bei Gießenbrück: 470 m! 8. Oberdorf: 420 m! 9. Mariabrunn: 410 m! 10. Tettnang: 460 m! 11. Reutenen:° 470 m!. 12. Iglerberg: 530 m! 13. Höll: 460 m! 14. Wiedenbach: 530 m! 15. Knellesberg: 520 m! 16. Liebenau: 500 m! 17. Langen- trog: 480 m! 18. Rebholz: 440 m! 19. Weiler: 430 m! 20. Etten-° kirch: 450 m! 21. Lindenholz: 460 m! 22. Blankenried: 500 m!’ 23. Oberteuringen: 470 m! 24. Remette: 600 m! 25. Rammets- hofen: 470 m! 26. Unterteuringen: 470 m! 27. Berg: 450 m! 28. Unterraderach: 440 m! 29. Friedrichshafen: 400 m. 30. Mecken- beuren: 420 m! | 2. Oberamt Ravensburg: . 1. Ravensburg (Höllwald: 500 m, Ameisenhölzle: 520 m, Locherholz: 570 m, Lumperholz: 530 m, Langholz: 550 m, Käfer- hölzle: 500 m)! 2. Weingarten: 550 m! 3. Baienfurt: 500 m!” 4. Baindt: 500 m! 5. Sulpach: 520 m! 6. Waldbad: 520 m. 7. Altdorfer Wald bis an die Grenze von Bergatreute: 570 m! 8. Schlier: 570 m! 9. Fenken: 570 m! 10. Lanzenreute: 600 m! 11. Hinzistobel: 600 m! 12. Schornreute: 560 m! 13. .Knollen- graben: 570 m! 14. Halde am Flattbachweiher: 540 m! 15. Strie- tach: 570 m! 16. Kemerlang: 560 m! 17. Fildenmoos: 580 m! 18. Gornhofen: 550 m! 19. Obersulgen: 570 m! 20. Schwärzach:” 970 m! 21. Solbach: 570 m! 22. Alznach: 500 m! 23. Botten- reute: 500 m! 24. Furt: 480 m!. 25. Obereschach: 480 m!’ 26. Hüttenberg: 490 m! 27. Torkenweiler: 480 m! 28. Wetzen- moos bei Lachen: 430 m! 29. Gutenfurt: 420 m! 30. Adelsreuter Wald: 440 m! 31. Taldorf: 470 m! 32. Hotterloch bei Baven- dorf: 460 m! 33. Oberzell: 430 m! 34. Albersfeld: 450 m! 35. Bernhofen: 510 m! 36. Aulwangen: 530 m! 37. Schmalegg: 570 m! 38. Mühlsteigtobel bei Wippenreute: 570 m! 39. Gehren- tobel bei Zogenweiler: 600 m! 40. Glastobel: 540 m! 41. Sturm- — ar tobel: 500 m! 42. Kleintobel: 500 m! 43. Berg: 450 m! 44. Staiger Tobel: 470 m! 45. Horber Tobel: 560 m! 46. Baienholz bei Baien: 607 m! 47. Blitzenreute: 540 m! 48. Waldhang am Schreckensee: 570 m! 49. Wald am Vorsee: 570 m! 50. Waldhang am Dornach- -ried: 587 m! 51. Eyb: 490 m! 52. Mochenwangen: 500 m! 8. Oberamt Saulgau: 1. Am Südwestabhang des Königsegger Höhenzugs! 2. Blön- ried: 570 m! 3. Stuben: 580 m! 4. Waldrand vom Dolpenried: 580 m! 5. Musbach (Trorz). 6. Härtle bei Hochberg (Jung). 4. Oberamt Waldsee: ; 1. Weißenbronnen. 2. Schorren bei Möllenbronn: 575 m. 3.Im Schussental von Magenhaus bis Durlesbach überall! 5. Oberamt Biberach: 1. Öpfingen (Trorı). - Die Wimpersegge überschreitet also in Oberschwaben die Höhe von 600 m nicht. Meist macht sie schon Halt bei 570 m. Nur am Südwestabhang des Königsegger Höhenzugs hat sie viel- Bien. eine höher gelegene Kolonie. Ich sammelte sie dort im m Euikae ihre Bedeutung nicht kannte, und ein erneutes Auf. suchen der Pflanze hat sich nicht ausführen lassen. | Von den 7 bisher aus Oberschwaben angegebenen Standorten _ erscheinen mir 4 zweifelhaft. 1. Eierstetten OA. Saulgau. Ein Gehöft dieses Namens gibt es nicht, auch in keinem andern oberschwäbischen Oberamt. Diese _ Angabe ist also zu streichen. 2. Möllenbronn OA. Ravensburg. Die RT Angabe "lautet: „Bei Möllenbrunn im Reithmer Schoren (Vorımar).* Es gibt in ah wahen aber zwei Möllenbronn, eines im Oberamt - Ravensburg und ein zweites im Oberamt Waldsee (Ober- und Unter- _ Möllenbronn). Bei dem Ravensburger Gehöft gibt es aber keine | - Örtlichkeit, die als „Reithmer Schoren“ bezeichnet wird. Es soll 5 wohl heißen: Reutener Schorren bei Möllenbronn OA. Waldsee. | Dieses Möllenbronn gehört nämlich in die Gemeinde Reute. Der E _ Beobachter war Oberamtstierarzt VoLLner in Steinach OA. Waldsee. \ Möllenbronn lag von seinem Wohnort nicht einmal 3 km entfernt, | und er unterscheidet den Wald von dem ihm noch näher liegenden „Waldseer Schorren“. Die Buchstabenverwechslung erklärt sich ' ganz ungezwungen aus der Rezeptschrift des Arztes. Im Schorren _ bei Möllenbronn OA. Waldsee bildet in der Tat die Wimpersegge — 14 — auf großen Flächen die herrschende Pflanze, und nur (arez brizoides) tritt in Oberschwaben als Waldgras in ähnlicher Menge auf. Das Ravensburger Möllenbronn liegt dagegen 16 km entfernt. „Möllen bronn OA. Ravensburg“ ist also ganz willkürlich und somit eben- falls zu streichen. 3. Saulgau. Die Angabe lautete ursprünglich: „Im Härtle ; Saulgauer Stadtwald (Juns).“ Dieser Wald liegt aber noch inner halb der Jung-Endmoräne, nur 800 m von Hochberg entfernt: Er wird von der Höhenlinie von 600 m durchschnitten. Unmittelbar hinter ihm steigt die Jung-Endmoräne auf 630—670 m an und verhinderte das Vorrücken der Wimpersegge gegen Saulgau. ist also unrichtig, kurzweg „Saulgau“ zu schreiben, wenn auch diese Stadt zufällig die Besitzerin des Waldes ist. 4. Forstmeister Trorz in Heudorf OA. Riedlingen sammelte sie in „Nadelholzschlägen bei Öpfingen OA. Biberach“. Ich En daß es sich hier nur um eine verschleppte Pflanze handelt. Dafür spricht bei dieser Charakterpflanze des oberschwäbischen Buchen waldes schon die Angabe: „Nadelholzschläge*. Der Standort waı also reiner Kulturforst. Wie ich mich im Garten überzeugt habe wurzelt die Wimpersegge sehr leicht an, so daß ihre sn mit jungen Fichtenpflanzen- wohl möglich ist. Um einen besseren Überblick über die Verbreitung der Pflanze geben zu können, habe ich alle Standorte auf eine Karte ein- getragen. Das machte aber auch die Einzeichnung ihrer Ansied lungen in den anstoßenden Grenzgebieten nötig. So müssen wir also auch dort die Verbreitung untersuchen, so weit das an der? Hand der bisher erschienenen Schriften möglich ist. Im bayerischen Bodenseegebiet scheint die Pflanze selten 1 sein. Anz! gibt als Standorte an: Dunkelbuch, Wald zwischen Schlachters und Eggenwath und unterer Rohrachtobel. Bei der Vergleichung mit einer Höhenschichtkarte zeigt sich, daß alle im‘ Gebiet unter 600 m liegen. | Auch in Vorarlberg hat die Pflanze infolge der ungünstigen Höhenverhältnisse nur eine geringe Verbreitung. Als Standorte werden aufgeführt?: waldige Hügel bei Wohlfurt (Sauter), Feld kirch (Rıckex), Steinwald über dem Lewiser Bad (Krur), Reichen feld (AıcHhınGer). ! Ade, Flora des bayerischen Bodenseegebiets. 1901. ? Dalla Torre und Graf Sarntheim, Flora von Tirol und Vorarlberg. Be Im westlichen Alpenvorland findet sich die Wimpersegge bei Stadel! Hepbach! auf dem Gehrenberg bei Allerheiligen! Mark- lorf! Meersburg (Dörz !), Hardtwald bei Salem (Bauer nach Dörr), Überlingen (v. Srexerr nach Dörr), Bambergen (v. Srexser nach I örr), Haldenhof bei Sipplingen (MAG in meiner eigenen Samm- lung), Wahlwies (D. Schatz in herb. Kxzucker), im Wald zwischen Konstanz und St. Katharina (herb. Knzucker) und in den Schwackerten bei Konstanz (X. Lerwer nach Dörr), Bohlingen (Dörr), Schienen (Dörr), Ittendorf (v. Sreneen nach Dörr), Hohentwiel (KArrER, 'Oberamtsbeschreibung von Tuttlingen 1879), Engen (Dr. Winter in herb. Kxeucker), in sylva.Scharen und im Kohlfürsten bei Schaff- hausen (Tu. Beyer in herb. Kxevcker) und am Glockenhau hinter der Enge (Scuauch nach Dör:). 3 Der Kohlfirst liegt schon im Süden des Rheins und die Enge "2 km westlich der Stadt, und nach dem Wortlaut ist auch der Wald „Scharen“ in unmittelbarer Nähe Schaffhausens zu suchen. Alle diese Standorte liegen im Bodenseegebiet innerhalb der "geschlossenen Höhenlinie von 600 m. Nur auf dem in diesem Ge- . biet inselartig aufragenden Gehrenberg erreicht die Pflanze aus- nahmsweise die beträchtliche Höhe von 700 m. Eine zweite Höhen- insel im Gebiet bildet der Schiener Berg, der bis 709 m aufragt. Ob hier die Pflanze über 600 m ansteigt, muß erst durch genaue "Beobachtung festgestellt werden. An allen andern Fundorten bleiben die Höhen unter 600 m zurück, so daß alle diese Ansied- lungen der Wimpersegge unter 600 m liegen. | Im ganzen übrigen Bodenseegebiet stimmen also die Verhält- nisse im wesentlichen mit den in Oberschwaben gefundenen überein. j Die Pflanze dringt von Süden her bis an den geschlossenen Höhen- | wall von mehr als 600 m vor. Damit stimmt gut überein die Angabe SENDTNER’s?, daß die Pflanze in Südbayern bis 617 m ‚aufsteigt. | Von Schaffhausen an mag gegen Westen hin der Rhein als ME orögrenze gelten. Nur an seiner äußersten Südwestecke dringt die Wimpersegge noch einmal auf das nördliche Rheinufer vor: _ Grenzacher Horn (Zeyser nach Dörr) und vielleicht auch Basel _ (Semmper in herb. Kneucker). Von hier weicht die Grenze in den schweizerischen und französischen Jura zurück und verläuft dann ‚weiterhin gegen Westen nach Zentralfrankreich. ' ı Döll, Flora von Baden. 1857. ? Sendtner, Vegetationsverhältnisse von Südbayern. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 10 entre —ı 1 Vor ihrem zusammenhängenden Hauptgebiet hat die Wimper- segge einige versprengte Vorposten aufgestellt: im badischen Juragebiet auf der Länge bei Gutmadingen (Brunner nach Dönn © und Harz in herb. Kneucker) und beim Talhof unweit Geisingen II SH | ı N WU rex pilosa in Oberschwaben. P 1: 4000 000, (Zaun in herb. Kneucker), im württembergischen Albgebiet bei Mühlheim (!) und bei Kolbingen (!) OA. Tuttlingen, am öst- lichen Schwarzwaldrand bei Alpirsbach und Christophstal und am mittleren Neckar bei Tübingen, Lustenau und Kirchen- tellinsfurt (letztere Angaben nach Kirchner und EıcHter'). irchner und Eichler, Exkursionsflora von Württemberg und Hohen- zollern. 2. Auflage. 1913. ae: en Auf dem Albgebiet über der Donau traf ich die Wimpersegge joch in einer Höhe von 790 m, und HaArı gibt im Herbarium von Herrn Kneucker sogar die Höhenlage von 800 m an. Nach meinen 3eobachtungen handelt es sich um örtlich bevorzugte Lagen auf dem für die Erwärmung so empfänglichen Kalkgestein, wo der "Buchenwald die Temperaturunterschiede ausgleicht und im Winter für günstige Laubbedeckung sorgt. Die Wimpersegge ist also eine südeuropäische Laubwald- pflanze, welche erst nach Abschluß der Eiszeit in die Buchen- waldungen des Jungmoränenlandes von Südwesten her eingewandert 4 st. Die Mehrzahl ihrer Standorte liegt in den Talgehängen des Schussengebiets bis 600 m aufwärts. Ihre Einwanderung erfolgte erst, nachdem das südliche Oberschwaben zu seinen heutigen Ge- er indeformen ausmodelliert war. Der Buchenwald ist später an vielen Stellen vom Nadelwald abgelöst worden. Aber die Wimper- segge hat in: ihrer Anspruchslosigkeit auch das Dämmerlicht des annenwaldes überwunden und ihre einstigen Wohnsitze bis heute siegreich behauptet. Bei der Zusammenstellung der badischen Fundorte bin ich von Herrn A. Kxeucker in Karlsruhe, dem besten Kenner der süd- ' deutschen Glumaceen, unterstützt worden, dem ich auch an dieser ' Stelle hiefür bestens danke. 5» j r r i % Ä 3. Die tierfangenden Pflanzen Oberschwabens. £ In den letzten Jahren habe ich auf meinen Streifzügen durch die oberschwäbischen Moore immer mit besonderem Vergnügen auf die tierfangenden Pflanzen geachtet, und nimmer konnte ich mich dem eigenartigen Gedanken entziehen, daß gerade die kleinsten | . Zwerglein unserer Blütenpflanzen wirkliche Wegelagerer geworden - sind, welche die so viel höher stehenden Tiere überlisten’und morden, [Erährend die Riesen der Pflanzenwelt nicht mehr selbständig die | Nahrung aufzunehmen vermögen, sondern wie unbeholfene Kinder sie vorkauen lassen. Halb ungläubig schreitet man über: viele tanderte und Tausende dieser Pflanzen hinweg, ohne irgend eine , Beute in den aufgestellten Fallen zu finden und gedenkt zweifelnd der Darstellungen in den Büchern; dann beschaut man wieder. neu- | gierig ein einzelnes Insekt, das zufällig einmal an den glitzernden | _ Drüsen des rundblättrigen Sonnentaus hängen geblieben ist. und 5 erwartet mit Ungeduld die Bewegungen der Fangarme. Einmal 10* 4 } a) — Bu — aber hatte ich das Vergnügen, gerade einen der allerkleinsten, den mittleren Sonnentau, auf dem Massenfang von Großschmetterlingen anzutreffen. | Bald aber bemerkte ich, daß auch der Florist bei diese Pflanzen noch schöne Ergebnisse erreichen kann, so daß ich zu stets weiter ausgreifenden Beobachtungen veranlaßt wurde, al deren Ergebnis ich folgende Arbeit vorlegen kann. - An fast allen Standorten habe ich die Pflanzen selber gesehen und jedesmal auch eingesammelt und damit eine Sammlung zusammen- gebracht, wie sie in ähnlicher Vollständigkeit kaum mehr für ein Gebiet vorhanden ist. Die von mir neu entdeckten Fundorte sind mit einem Ausrufezeichen versehen. Die wenigen Standorte, die” ich nicht aus eigener Anschauung kenne, sind im Kleindruck auf- geführt unter Anfügung des Entdeckers oder der Quelle. Hoffentlich ist es möglich, auch diese RBBÄGER Stellen bald OR zu können. Drosera rotundifolia L. Rundblättriger Sonnentau. Bisher bekannt: 24 Standorte, von mir entdeckt: 87 = 111. 1. Oberamt Tettnang: 1. Moos bei Eriskirch. 2. Schleinsee. 3. kr 4. Kreuz- weiher und Langensee bei Wildpoldsweiler! 5. Hiltensweiler. 6. Blauer See. 7. Mittelsee. 8. Teufelssee! 9. Oberer See! 10. Wasen- 7 moos bei Meckenbeuren. 11. Mahlweiher bei Krumbach! 12. Rechen- 7 weiher bei Flockenbach! 13. Hüttensee! 14. Wielandsee! 15. Kammer- see! 16. Muttelsee! Die Angabe „Laimnau“ ist unrichtig und zu streichen. Auf Markung Laimnau findet sich keine Örtlichkeit, wo die Pflanze je hätte vorkommen können. Auch Lehrer Rork in Laimnau, der die Flora der Umgebung seines Ortes gut kannte, hat hier niemals eine Drosera gesehen. Die Angabe bezieht sich wahrscheinlich auf den Kreuzweiher bei Wildpoldsweiler, 3,5 km von Laimnau. 2. Oberamt Ravensburg: | 1. Flappachweiher bei Kemerlang. 2. Egelsee bei Gornhofen! 3. Emmelhofer Moos bei Bodnegg! 4. Wasenmoos bei Grünkraut! 5. Bohlweiher bei Groppach! 6. Siechenmoos bei Schlier! 7. Loch-- moos! 8. Fürenmoos! 9. Hankelmoos! 10. Reichermoos! 11. Edens- bacher Mösle!' 12. Waldburger Moos! 13. Dietenbergermoos! 14. Kofeldermoos! 15. Madlenermoos! 16. Scheibensee. 17. Blauen- see. 18. Edensbacher See! 19. Teuringermoos! 20. Feldersee! — 49 — 21. Heumoos! 22. Neuhauser Moos! 23. Karsee! 24. Moos bei Vogt! 25. Dornacher Ried, sowohl im Blitzenreuter als auch im "Wolpertswender Anteil. 26. Wolpertswender Ried! 27. Wegenried' 28. Vorsee! 29. Dolpenried. 30. Blinder See bei Möllenbronn'! 83. Oberamt Wangen: | 1. Burkwanger Moos bei Großholzleute! 2. Rotes Moos bei Isny! 3. Schweinebacher Moos! 4. Dornwaider Moos! 5. Moos bei oden! 6. Neutrauchburg! 7. Herbisweiher! 8. Menelzhofen! . Moos am Rangenberg bei Rohrdorf! 10. Moos bei Rengers! 11. Großmoos! 12. Taufachmoos bei Beuren! 13. Gründelmoos! 14. Eisenhammermoos' 15. Eisenharzer Moos! 16. Osterwaldmoos bei Eglofs! 17. Moos bei Siggen! 18. Göttlishofen! 19. Arrisried- >moos! 20. Schwendimoos! 21. Bachmühlesee! 22. Burgermoos! 23. Lanquanzermoos! 24. Riebgartenmoos! 25. Finkenmoos! #26. Breitmoos! 27. Oberreuter Moos! 28. Gründlenried! 29. Rötsee- moos! 30. Kolbensee! 31. Elizer See! | F 4. Oberamt Leutkirch: B: 1. Friesenhofen! 2. Urlau! 3. Engerazhofer Moos! 4. Wolferaz- hofen! 5. Argensee! 6. Wurzacher Ried gegen Wurzach und gegen Albers! 7. Leutkirch (Wäre). 5. Oberamt Waldsee: 1. Grünenberger Weiher! 2. Moos bei Wolfeggerberg. 3. Giras- “moos bei Bergatreute! 4. Gaishauser Ried! 5. Gwigger Ried! ; 6. Ried ee bei Gaisbeuren! 7. eK bei Michel- winnaden! 8. Wildes Ried bei Winterstettendorf! Wurzacher EBied bei en am Schwindelsee! bei Wengen! ee Iggenau! und Dietmanns! 10. Oberschwarzacher Ried! 11. Wolfarts- - weiler Ried! 12. Hochmoor auf dem Hochgeländ! 13. Appendorfer - Ried! 14. Lindenweiher. 15. Schwaigfurtweiher. 16. Aulendorf ® (MARTENS und KEMMLER). - 6. Oberamt Saulgau: v2 1. Pfrunger Ried! 2. Booser Ried! 3. Wildes Ried bei Satten- _ beuren! 4. Dolpenried. Die Angabe „Saulgau“ ist REITER Auf dem ganzen Stadt- gebiet findet sich keine Stelle, an der unser Sonnentau wachsen _ könnte. Die Angabe bezieht sich auf das Booser Ried. 7. Oberamt Riedlingen: 1.OggelshauserRied. 2. MoosburgerRied. 3. Blindseeb. ee 8. Oberamt Biberach: T. Ummendorfer Ried. 2. Füramooser Ried! BT il De ; Dros era rotu ndifalie in bersch wa ben. ueprere Jung: »&n dmorine. II Gebiet der ze olandort IM R . Ai R min ER i I | Mi um 'Zur besseren Übersicht habe ich alle diese Standorte auf einer‘ Karte eingezeichnet und zur Ergänzung die Angaben aus den an- grenzenden Ländern beigefügt. Nun zeigte es sich, daß die äußere Grenze fast ganz mit der Endmoräne der Würm-Eiszeit zusammen- fällt. Nur auf dem Bogenstück vom Wurzacher Ried bis zum Federseeried überschreitet unsere Pflanze die Jung-Endmoräne. Aber hier verlauft die Grenze parallel zu ihr. Der Einfluß der Würm-Vergletscherung auf das oberschwäbische Gebiet des rund- blättrigen Sonnentaus ist also ganz augenfällig. Nur am äußersten Ostrand zieht er sich als echte Tieflandspflanze von der Endmoräne ® zurück, weil diese in das Voralpengebiet hinaufsteigt. Diese Linie ist eine der allerwichtigsten Vegetationsgrenzen, welche Ober- schwaben schneiden. Sie kehrt bei allen Hochmoorpflanzen wieder. ad Bee: 1 "Das ist auch nicht überraschend, da die Pflanze eine der wichtigsten _ und beständigsten Hochmoorpflanzen ist, die keinem einigermaßen - erhaltenen Hochmoor fehlt. E Anders liegen die Verhältnisse an der inneren Hockunchran ig. die mit der inneren Jung-Endmoräne zusammenfälltt.e. An der nächsten Stillstandslage des Gletschers finden sich nur noch ver- armte Hochmoore, während das übrige Land zwischen der inneren Jung-Endmoräne und dem Bodensee ganz frei geblieben ist von - Hochmoorpflanzen. Hier überschreitet nun der rundblättrige Sonnen- tau die Hochmoorgrenze und dringt östlich der Schussen und am Überlinger und Zeller See bis an den Bodensee vor. Nur in der Mitte bleibt eine freie Insel, die den alten Linzgau und das Zockler- land ‘umfaßt. Der rundblättrige Sonnentau vermag nämlich. das - Hochmoor zu verlassen und bald ganz allein inmitten des Klein- seggen-Bestandes bald in Begleitung kleiner Torfmoos- (Sphagnum- ) Polster sich in Gehänge- und Flachmooren anzusiedeln. Deshalb konnte er dem zurückweichenden Gletscher auch dort folgen, wo dieser sich so rasch zurückzog, daß die Leitpflanzen des Hochmoors keine Zeit mehr fanden, sich an den kurzen Haltestellen festzusetzen. - Warum er aber den Linzgau und das Zocklerland meidet, ist sehwer zu sagen. Drosera anglica Huns. Englischer Sonnentau. Bisher bekannt: 15 Standorte, von mir entdeckt: 2 = 1. Oberamt Tettnang: 1. Moos bei Eriskirch. 2. Degersee! 3. Zwischen Kreuzweiher und Langensee bei Wildpoldsweiler! 4. Teufelssee! 5. Blauer See! - 6. Mittelsee! 7. Oberer See! 8. Tettnang (Kırcuser und Eıchter). 9, Kehlen (Kemmter). 10. Mahlweiher bei Krumbach! 11. Rechenweiher bei - Flockenbach! 12. Hüttensee! 13. Wielandsee! 14. Kammersee! 15. Muttelsee! | 2 * Die Angabe „Laimnau“ ist sicher unrichtig! 2. Oberamt Ravensburg: 1. Flattbachweiher bei Kemerlang! 2. Egelsee bei Gornhofen '! 3. Siechenmoos bei Schlier! 4. Reichermoos! 5. Moos bei Vogt! 6. Scheibensee! 7. Blauensee! 8. Edensbacher See! 9. Vorsee. 3. Oberamt Wangen: | 1. Hengelesweiher bei Großholzleute! 2, Rotes Moos bei Isny! 3. Schweinebacher Moos! 4. Osterwaldmoos bei Eglofs! 5. Moos el lie al alla A dann ll a —. ii bei Siggen! 6. Göttlishofen! 7. Herbisweiher! 8. Taufachmoos bei Beuren! 9. Gründlenried! 10. Kolbensee. 11. Elizer See! 12. Schwarzensee! 13. Emmelhofen (Martens und RER 4-Oberamt Leutkirch: 1. Friesenhofen! 2. Urlau. 3. Wolferatshofen: 4. Argensee! 5. Wurzacher Ried! 6. Ellerazhofen (Kırcnser und Eiornn), 7. Eichenberg (MARTENS und KEMMLER). 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau! RER WIREEEEN Iggenau! und Dietmanns! 2. Lindenweiher. 3. Schwaigfurtweiher. 4. Giras- moos bei Bergatreute! 5. Wolfegg (MArTEns und Keunter). 6. Aulendorf (MARTEns und KEMMLER). 7. Waldsee (MArTEns und KEMMLER). 6. Oberamt Saulgau: 1. Hochberg! 2. Boos! | Die Angabe „Saulgau“ ist unrichtig; aut dem Gebiet dieser Stadt findet sich kein Sonnentau! \ 7. Oberamt Riedlingen: 1. Federseeried (MARTENS und KEMMLER). Der englische Sonnentau bewohnt als Seltenheit die nassesten Schlenken des Hochmoors, wo Blumen- und Schnabelbinse (Scheuch- zeria palustris und Rhynchospora alba) im Verein mit der Schlamm- segge (Carex limosa) die Leitpflanzen des Hochmoors verdrängt haben. Zahlreicher tritt er sodann an den Hochmoorrändern auf. Aber sein Hauptgebiet sind die Übergangsmoore. Er meidet auch die Kleinseggen-Bestände der Gehänge- und Flachmoore nicht. Der englische Sonnentau ist also bei uns in seinem Vorkommen viel beschränkter als der rundblättrige, dem die zahlreichen Hoch- moore weit ausgedehnte Standorte bieten. Deshalb ist es nicht auffallend, daß er viel seltener ist. Im allgemeinen stimmt aber sein Gebiet mit demjenigen des rundblättrigen überein, so daß wir eine ähnliche Einwanderung annehmen dürfen. Drosera intermedia- HAyNE. Mittlerer Sonnentau. Bekannt: 6 Standorte, von mir entdeckt: 17: = 23. 1. Oberamt Tettnang: 1. Mittelsee. 2. Blauer See. 3. Teufelssee! 4. Moos bei Hiltensweiler! 5. Degersee (jetzt ausgestorben und nur noch in seinem Bastard mit Drosera anglica erhalten)! — 13 — 2. Oberamt Ravensburg: | -1. Reichermoos! 2. Scheibensee. 3. Schneidermoos! 4. Ko- feldermoos! 5. Blauensee! 6. Edensbacher See! 7. Madlenermoos'! - 8. Teuringermoos! 9. Feldersee! 10. Dornachried, sowohl im Blitzen- —-reuter als auch im Wolpertswender Anteil. 3. Oberamt Wangen: 3 1. Taufachmoos bei Beuren. 2. Herbisweiher bei Neutrauch- - burg! 3. Gründlenried bei Kißlegg! 4. Oberamt Leutkirch: 1. Fetzenmoos bei Urlau! 2. Friesenhofen' 5. Oberamt Waldsee: 1. Ried am Saßweiher bei Gaisbeuren' 6. Oberamt Saulgau: 1. Dolpenried bei Stuben. - In der Flora von Württemberg und Hohenzollern gibt Kenner auch als Standorte den Lindenweiher und das Unteressendorfer Ried an und nennt als Gewährsmann Dr. Prost. Von hier ist die Angabe in die neueren Werke übergegangen. Ich war an beiden Standorten, habe aber die Pflanze nicht auffinden können. - Dafür traf ich sowohl Drosera rotundifolia als auch D. anglica in allen Entwicklungszuständen. Ganz junge Pflänzchen der Drosera - anglica haben nämlich rundliche Blätter vom Rotundifolia-Typus, - allmählich werden sie länger, so daß sie bald mehr der Bastardform anglica x rotundifolia gleichen und erst, wenn die Pflanze erwachsen ist, kommt die reine anglica-Tracht zur vollen Entwicklung. An gut erhaltenen Pflänzchen kann man bisweilen noch alle drei Blatt- - formen antreffen. Manchmal hat mich die Pflanze genarrt, bis ich endlich ihr Verhalten erkannte. Es kam mir deshalb der Gedanke, daß es sich hier um eine Verwechslung mit einer dieser Jugend- - formen handeln könnte. Hierüber konnte das Progsr’sche Herbar Aufschluß geben, daß sich in der städtischen Sammlung von Biberach ‚befindet. Der Verwalter dieser Sammlung, Herr Rektor Brupkr, hatte die Güte, mir die in Frage kommenden Stücke zur Einsicht- nahme zuzusenden. Dr. Prosst hat in der Tat statt Drosera intermedia nur solche Jugendformen der D. anglica gefaßt. Der mittlere Sonnentau ist in Oberschwaben eine ausgezeichnete - Hochmoorpflanze, welche die nassesten Schlenken bewohnt und sich - namentlich dann in größter Menge ansiedelt, wenn infolge des Rück- , gangs des Wasserstandes die Schlenken zeitweise austrocknen, so I: daß die flutenden Torfmoose zugrunde gehen und der nackte Torf- u rn N te en een re ä A Kaya Pe: 13° schlamm frei gelegt wird. Nur selten geht er von hier auch i die Übergangsmoore. Die Hochmoorbildungen sind aber die ausgezeichnetsten Eis- zeitreste unseres Gebiets. Es ist deshalb zu erwarten, daß die Verbreitung des mittleren Sonnentau den Einfluß des alten Rhein- gletschers zeigt. Das angefügte Kärtchen mag den Überblick über diese Verhältnisse erleichtern. Vor der äußeren Jung-Endmoräne liegt kein Standort, obwohl auf dem mittleren Bogenstück die Hoch- moorpflanzen allgemein diese Linie überschreiten. Diese Pflanze fehlte uns also noch zur Höhezeit der Würm-Vergletscherung. Ihre Einwanderung fällt in die Zeit, da der Gletscher auf seiner ersten wichtigeren Rückzugslage die innere Jung-Endmoräne aufbaute; denn mehr als die Hälfte seiner Standorte liegen unmittelbar vor dieser Moräne. Besonders in der Waldburger Bucht, wo der Gletscher tief gelappt war, ist die Pflanze reich vertreten. Hier wirkte das Eis von zwei Seiten auf die Pflanzendecke der Bucht ein und unterdrückte den Wettbewerb der gewöhnlichen Arten, so daß seine Ansiedelung erleichtert war. Nur in dem an die Vor- alpen angelehnten Bogenstück des Jungmoränen-Gebiets entfernt sich unsere Pflanze von der inneren Jung-Endmoräne, denn hier bewirkten die Voralpen eine ähnliche Wärmeerniedrigung und damit eine ähnliche Zurückdrängung der mitteleuropäischen Pflanzen. Die Schneegrenze lag ja hier zur Zeit der größten Ausdehnung der Würm-Vergletscherung bei 950—1000 m. Während die gewöhn- lichen Hochmoorpflanzen arktischen Ursprungs sind, hat der mittlere Sonnentau atlantische Hauptverbreitung, so daß es keineswegs auf- fallend ist, wenn sich seine Einwanderung mit derjenigen der übrigen Arten nicht völlig deckt. Nachdem er sich aber einmal der Hoch- moorgesellschaft angeschlossen hatte, blieb seine weitere Geschichte mit derjenigen der Hochmoorpflanzen verknüpft. Von der Jung-Endmoräne zog sich nun der Gletscher auf eine Linie zurück, die von Wangen zur Primisweiler Seenplatte und von hier zum Schussental herüberzieht. In der Bucht des . Gletschers auf der Primisweiler Seenplatte hat sich unsere Pflanze an vier Stellen mit anderen Hochmoorpflanzen angesiedelt; es ist eine etwas schwächer ausgebildete Wiederholung der Hochmoor- verhältnisse in der Waldburger Bucht der vorangehenden Still- standslage. | Wieder zog sich der Gletscher zu kurzer Ruhelage zurück bis an die Tettnanger Terrassen. Dieser Eisrand zeigt unsern Pd + . » pn # & * „ ar vrane. 3. Eissand der Rinisweiler Seenplatte. mittleren am bayrischen Dodenseerand « oberen Tettnanger Terrasıe. 1 &upere Jung end R u er 1 n 298 ai - S S oO 8 S Ss n Ss S QS u ws ‚ ur ) F .» N x are - Indmorane der Wurm: Eiszeit D) III} » Gebiet de Pflanze. de intermedis in Wärttemberg. Obersch we ben in Dr osera anglica - letzten Fundort, an dem aber die Pflanze eingegangen ist und sich nur noch in ihrem Bastard mit dem englischen Sonnentau erhalten hat. Die Verhältnisse waren nämlich so ungünstig, daß ihm keine andere Hochmoorpflanze folgen konnte. Günstiger lagen die Ver- hältnisse weiter gegen Osten. Deshalb ist diese Linie im bayerischen Bodenseegebiet besser ausgebildet, da sich der Eisrand dem Pfänder- stock näherte, der den Gletscher in seiner Einwirkung auf die Pflanzenwelt unterstützte. Hier liegen die Fundorte von Sauters, Schlachters und Degermoos. Zum letztenmal hielt der Gletscher vor dem Bodenseerand, und auch hierher ist die Pflanze mit einigen andern Hochmoor- pflanzen längs des Pfänderzugs gefolgt. Ihr letzter Standort ir am Wasserburger Bühel. Auf die Achenschwankung folgt der Bühlvorstoß, der im | Rheintal oberhalb des Bodensees von neuem die Bedingungen für die Einwanderung unserer Pflanze schafft. Daher finden sich noch- mals 5 Fundstellen in den Mooren des Vorarlberger Bodenseeufers und weiterhin bei Altstätten und Feldkirch. So können wir also jetzt noch die ehemalige Wanderung aufs schönste verfolgen. Drosera anglica x rotundifolia. 1. Oberamt Tettnang: | 1. Moos bei Eriskirch! 2. Kreuzweiher! 3. Langensee! 4. Wielandsee! 5. Muttelsee! 2. Oberamt Ravensburg: 1. Scheibensee! 2. Reichermoos! 3. Siechenmoos! 4. Vorsee! 3. Oberamt Wangen: 1. Moos bei Schweinebach! 2. Osterwaldmoos bei Eglofs! 3. Göttlishofen! 4. Siggen! | 4. Oberamt Leutkirch: 1. Wurzacher Ried! 2. Wolferatshofen! 5. Oberamt Waldsee: 1. Schwaigfurtweiher! 2. Haidgau! Drosera anglica x intermedia. 1. Oberamt Tettnang: Degersee'! S — 2 — Utrieularia intermedia Harne. Mittlerer Wasserschlauch. Bisher bekannt: 11 Standorte, von mir entdeckt: 23 = 34. 1. Oberamt Tettnang: _ 4. Moos bei Eriskirch. 2. Oberer See! 3. Teufelssee! 4. Langen- _ see! 5. Wielandsee'! 2. Oberamt Ravensburg: 4 1. Reichermoos bei Heißen! 2. Schindelensweiher! 3. Dornach- - ried. 4. Vorsee! 5. Schreckensee. 6. Einödweiher. 7. Blinder See _ bei Möllenbronn! 3. Oberamt Wangen: 1. Kolbensee! 2. Elizer See! 3. Siggen! 4. Göttlishofen! Christazhofen! 6. Beuren! 7. Herbisweiher! 8. Hengelesweiher' 4. Oberamt Leutkirch: | 1. Friesenhofen! 2. Urlau! 3. Wolferatshofen! 4. Argensee! . Wurzacher Ried bei Wurzach! und bei Albers! 5. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried bei Haidgau! Wengen und Dietmanns. 2. Schwaigfurtweiher. 3. Aulendorfer See (Varer). 4. Rötenbach (HErTER). 6. Oberamt Riedlingen: 1. Federseeried (Trorr). 2. Oberamt Saulgau: 1. Dolpenried. o Aus Oberschwaben sind also 34 Standorte des mittleren Wasser- schlauchs bekannt. Davon liegen 21 in dem Gürtel zwischen der äußeren und der inneren Jung-Endmoräne. Die großen Moorgebiete des Federseebeckens und des Wurzacher Rieds, welche unmittelbar - von der äußeren Jung-Endmoräne abgedämmt worden sind, gehören nach ihrer Entstehung noch zu den Mooren der Jungmoräne. Auch sie beherbergen deshalb den mittleren Wasserschlauch. 80% der _ Fundorte liegen also in dem Gebiet, in welchem während der - größten Ausdehnung der Würm-Vergletscherung das Eis sich lange Zeit hindurch erhalten hat. Bei seinem Rückzug machte der Gletscher nicht ganz auf - halbem Weg gegen den Bodensee einige Zeit Halt. Auch diese - Linie ist deshalb durch 4 Standorte ausgezeichnet. Die letzten - Moränen finden sich dann am Rande des Bodensees. Auch sie be- _ zeichnen Stillstandslagen des Gletschers, an denen sich unsere - Pflanze ansiedeln konnte. Bi Di Das Verbreitungsgebiet des mittleren Wasserschlauchs ist also in Oberschwaben vollständig beschränkt auf die einstigen Still- standslagen des Rheingletschers während der Würm-Vergletscherung. Diese Pflanze gehört somit zu unsern ausgeprägtesten Glazialpflanzen. Um die Richtigkeit dieses Schlusses nachzuprüfen, habe ich auf einer Karte Süddeutschlands die Jungmoränen-Gebiete und-alle bisher bekannt gewordenen Standorte der Pflanze eingezeichnet. Wir erhalten folgende Ergebnisse: Die beiden einzigen badischen Standorte im Wollmatinger Ried und beim Schloß Marbach liegen noch im Gebiet des Rhein- gletschers. Vortrefflich fügen sich auch die Schweizer Standorte in den gewonnenen Rahmen. Im Rhone- und Aargletscher liegen die beiden Standorte vom Selhofenmoos bei Bern und vom Burgäschisee bei Solothurn. Auf der Jungmoräne des Linthgletschers ist sie aufgefunden zu beiden Seiten der Glatt von Schwerzenbach bis Örlikon und bei Pfäffikon, und auf dem Gebiet des Rheingletschers liegt der Standort bei Rheineck. Auch der einzige gesicherte Standort Tirols und Vorarlbergs liegt auf der Moräne des Rheingletschers bei Bregenz. _ Im bayerischen Anteil an der Jungmoräne des Rheingletschers finden sich zwei Standorte: Wasserburg und Ratzenberger Moos. Von der Jungmoräne des Lech- und Isargletschers werden 7 Standorte gemeldet: Barmsee, Ammergau, Füssen, Tölz, Königs- dorf, Deining und Ascholding. Die Jungmoräne des Inngletschers führt 6 Standorte: Aßlinger Filz, Kollerfilz, Wasserburg und Bergen, Grabenstätt, Hartmannsberg und Eggstätt am Chiemsee und der Salzachgletscher einen: Waging. Das bayerische Jungmoränenland zählt also 17 Standorte. Vor der Jung-Endmoräne des Isargletschers dehnt sich ein weites Moorgebiet aus: Dachauer Moos, Haspelmoor und weiterhin die Lechtalmoore. Wie in den oberschwäbischen Mooren am Außen- rand der Jung-Endmoränen sind auch hier weitere Standorte zu erwarten. Es werden in der Tat angegeben: Schleißheim, Moosach, Aubing, Maisach; Haspelmoor; Mehringer Lechfeld und Lech- hauser Moor. Im Moorgebiet der Würm-Vergletscherung liegen also im ganzen 67 Standorte. Nach den bisherigen Erfahrungen im Jung- moränenlande Oberschwabens wird die genauere Durchiforseniang aber ihre Zahl noch ganz wesentlich vermehren. 7 — - 18 — - Eine weitere Reihe von 7 Fundorten liegt im Donautal: Imer und Langenauer Ried, Haselbacher Moor, Neuburg, Gögging, Roith und Deggendorf. Ganz entsprechend diesen Vorkommnissen ieht sich eine Reihe von 11 Fundorten durch das Rheintal hinab: Ludwig, Hüningen, Selz, Speyer, Schifferstadt, Neuhäusel, audach, Viernheim, Bensheim, Worms. - — Die Beschränkung auf die beiden Hauptflußtäler, die un- nittelbar aus dem Jungmoränenland kommen oder wenigstens von dort ihre wichtigsten Zuflüsse erhalten, legt den Gedanken nahe, daß die Pflanzen hieher verschwemmt worden sind. Liegt ja doch je ein Standort an der Mündung von Iller, Lech und Isar. Wie viele Alpenpflanzen folgen nicht diesen Flüssen bis an die Donau! Als Beispiel möge die Iller dienen, die mir am besten bekannt ist. Wir sehen da bis über die württembergische Grenze hinaus, zum Teil bis zur Mündung hinabsteigen: Gypsophila repens, Linaria ei 'pina, Euphrasia salisburgensis, * Hutschinsia alpina!, * Arabis alpina, *Carex sempervirens. *Poa cenisia, Hieracium staticifolium, Poten- tilla Gaudini, Salvia ylutinosa, Cerinthe alpina, Aconitum napellus, A. variegatum, Myricaria germanica, Erigeron angulosus, Hippophae rhamnoides. Auch dem Rheintal sind verschwemmte Alpen- und 'Voralpenpflanzen nicht fremd. Wenn aber Alpen- und Voralpen- pflanzen diesen Flüssen bis in die Haupttäler folgen können, ist ‚die Verschwemmung von Moränenpflanzen nicht ausgeschlossen. Der Gefahr, verschwemmt zu werden, sind besonders die aus- keimenden und die zur Ruhe gehenden Winterknospen ausgesetzt. Die Verankerung ist dann noch nicht vollendet oder bereits gelöst. Sie schwimmen also frei im Wasser und werden selbst durch schwache Strömungen fortgeführt, wie sie der Wind selbst auf "einem kleinen stehenden Gewässer erzeugt. Da trifft man sie bis- weilen zahlreich zusammengeweht. Aber gerade in diese Zeit fallen - bisweilen die großen Überschwemmungen. Außerdem kann sich jeder Sproß, ja jedes Blattstück zu einer vollständigen Pflanze er- neuern. Diese Verschwemmung kann schon am Ende der Würm- Vergletscherung eingesetzt haben, und es genügt, in den Rhein- ‚und Donautalstationen sekundäre Standorte der Jungmoräne zu erkennen. Sechs Standorte des mittleren Wasserschlauchs liegen ferner in der Oberpfalz und fünf in der hinteren Rheinpfalz. >= i ! Die mit * versehenen habe ich nicht selbst gesehen. vngehuoorwuhng u wunoupebunr — epupe ‚parganappar u PpaWlojuı Pula 7 44 Bunzıwigson eo 0MP :/ fr — 161 — 4 - Ganz versprengt ist ein Standort: Greißelbach bei Dinkels- bühl. Seit 70 Jahren ist die Pflanze hier nicht mehr gefunden. Wenn wir aber erfahren, daß die Angaben Winter’s, WIRTGEN’S, A. Braun’s, Schorter’s und anderer namhafter Floristen unrichtig "sind, daß die so überaus ähnliche Utrieularia ochroleuca des Feld- - berggebiets allgemein für U. minor gehalten worden. ist, bis sie Gröck erkannte, und daß U. ochroleuca nicht bloß mit U. minor, sondern auch mit U. neglecta und intermedia verwechselt worden ist, { so kann die Angabe nicht als gesichert gelten, besonders da im Gebiet unseres Kartenausschnitts kein anderer versprengter Posten f: mehr vorkommt. Die Angabe ist entnommen der Arbeit von — ScHNIZLEIN-FRickuInGEer: Vegetationsverhältnisse der Wörnitz und * Altmühl. Da dürfen wir nicht übersehen, daß bereits eine andere 4 Utricularia-Meldung von Sturu-SchnizLein beanstandet wird und daß Prof. Dr. Vorınanv die Angabe der U. Bremii aus dem gleichen _ Werk unterdrückt. Da die Pflanze die Häufigkeitsziffer 1 führt, also nur in 1—3 Exemplaren vorkam, so handelte es sich wahr- scheinlich um eine unfruchtbare Seichtwasserform von U. neglecta oder vulgaris, an der die Blattzipfel verbreitert waren und die - Schläuche fehlten. | Die Standorte gliedern sich also in folgende Gruppen: ,* 1. reine Moränestandorte . . . . 67 Standorte =9 Al 95% 2. aus der Moräne verschwemmt . 18 z Ze FD ee seine ei ırahg isch 7 = = BR 4. hintere Rheinpfalz . .... . 5 . AU Utricularia ochroleuca Harrm. Blaßgelber Wasserschlauch. OÖberamt Ravensburg: 1. Reichermoos gegen Heißen! 2. Schindelensweiher! 3. Blauen- see! 4. Edensbacher See! | | Die Entdeckung dieser schönen Pflanze verdanke ich Herrn * Dr. Porverteın, der mir im Sommer 1913 zwei schöne, aber un- fruchtbare Stücke aus dem Titiseemoor zusandte. Nach eingehender - Vergleichung mit unserer Utricularia intermedia traf ich sodann # die Pflanze im Oktober desselben Jahres im Reichermoos in un- fruchtbarem Zustand, als sie eben die Winterknospen ausgebildet hatte und im Begriff war, zur Ruhe zu gehen. Jedes Jahr habe ich sie hier aufgesucht und im Sommer 1917 zum erstenmal zwei blühende Stücke gesehen. Nach und nach sind auch die andern | Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 11 Standorte dazu gekommen, von denen ich Belege Herrn Dr. PoEveEr- LEIN mitgeteilt habe. ‚A Der blaßgelbe Wasserschlauch ist eine nordische Art mit atlantischer Hauptverbreitung, die unser Gebiet mit ihrer Südgrenze schneidet. Es ist deshalb zu erwarten, daß sein oberschwäbisches Gebiet im Zusammenhang steht mit der Vergletscherung der Eiszeit. Der Rheingletscher bedeckte noch während der Höhezeit der Würm- Vergletscherung sein Gebiet. Auf seiner ersten Rückzugslage war er bei Waldburg tief gelappt, und alle Standorte des blaßgelben Wasserschlauchs liegen in der Bucht, die durch diese Lappung er- zeugt wurde (Karte der Drosera intermedia!). Es war eine Stelle, wo durch die beiderseitige Einwirkung des Gletschereises die ' Wärmeerniedrigung empfindlich zum Ausdruck kam. ir Hiermit stimmen gut die Verhältnisse seiner nächsten Stationen im südlichen Schwarzwald überein, wo sechs Standorte westlich vom Feldberg in einer Höhe von 850-940 m liegen. Auch hier " bewohnt er ein Gebiet, das während der größten Ausdehnung der Würm-Vergletscherung vom Eis bedeckt war, da die Firngrenze bei etwa 900 m lag. In den beiden dort nachweisbaren Rückzugs- ° lagen wurde die Schneegrenze- um je 200 m emporgerückt, so daß schon nach dem ersten Rückzug seine Standorte eisfrei wurden und doch noch in unmittelbarer Nähe des Gletschers lagen. Unter 7 dem lähmenden Einfluß des Gletschers war der Wettbewerb der Arten gering, so daß seine Ansiedlung erleichtert war. Die Einwanderung dieser Pflanze in Südwestdeutschland fällt also wohl in die zu Ende gehende Würm-Eiszeit, als der Höhe- punkt schon überschritten und der Gletscher im Rückzug war. Utricularia Bremii Heer. Breum’s Wasserschlauch. Diese Pflanze traf ich in unfruchtbarem Zustand am Schwaig- furtweiher Oberamts Waldsee. Am Standort hatte ich sie für Utricularia minor gehalten und erst bei genauer Prüfung zu Hause entpuppte sie sich als diese seltene Art. Bren’s Wasserschlauch hat in Deutschland seine Hauptver- breitung in der oberrheinischen Tiefebene. Um dieselbe herum liegen vereinzelte Posten, davon zwei in Bayern. Unser Standort ist der dritte in Süddeutschland außerhalb der Oberrheinebene. Weitere Fundorte finden sich im Bodenseeried bei a und im Glattal und am Katzensee im Kanton Zürich. | — WW 9 — $: Der Schwaigfurtweiher ist noch durch eine zweite Sumpf- pflanze des warmen Klimas ausgezeichnet, Spiranthes aestivalis, die ich am gleichen Tag blühend angetroffen habe. Utricularia minor L. Kleiner Wasserschlauch. Bisher bekannt: 11 Standorte, von mir aufgefunden: 43 = 54. 1. Oberamt Tettnang: 1. Moos beiEriskirch. 2. Degersee! 3. Oberer ve 4. Teufelssee' "5. Wielandsee! 6. Kammersee! 7. Muttelsee! 8. Wasenmoos! 2. Oberamt Ravensburg: “ 1. Reiehermoos! 2. Schindelensweiher! 3. Scheibensee! 4. Blauen- see! 5. Schneidermoos! 6. Madlenermoos! 7. Teuringermoos! 8. Neu- hauser Moos! 9. Bohlweiher! 10. FenkerSee! 11. Egelsee! 12. Wasen- moos bei Grünkraut! 13. Flattbachweiher! 14. Dornachried. 15. Ein- _ ödweiher. 16. Bibersee! 17. Vorsee! 18. Schreckensee. 19. Blinder See bei Möllenbronn! 20. Edensbacher See! 3. Oberamt Wangen: x i 1. Kolbensee! 2, Elizer See! 3. Siggen! 4. Göttlishofen! 5. Rotes Moos bei Isny! 6. Hengelesweiher!' 7. Herbisweiher'! 8. Taufachmoos bei Beuren! 9. Breitmoos! 10. Kochermoos! R 4. Oberamt Waldsee: | 1. Girasmoos bei Bergatreute! 2. Gaishauser Ried! 3. Wurz- _ acher Ried bei Haidgau. 4. Laubbronner Ried bei Aulendorf. eb. Schwaigfurtweiher bei Schussenried. 6. Lindenweiher'! 7. Boschers _ bei Rötenbach (HERTER). 5. Oberamt Leutkirch: er 1. Fetzenmoos hinter Boschen bei Friesenhofen! 2. Missen bei -Urlau! 3. Waldsumpf bei Wolferatshofen! 4. Argensee! 5. Wurz- acher Ried. 6. Leutkircher Stadtweiher (Rupperr). 6. Oberamt Biberach: | 7 1. Ummendorfer Ried! 7. Oberamt Saulgau: i 1. Altshausen (MARTENS und KEMMLER). E "8. Oberamt Riedlingen: f „1. Moosburger Ried am Federsee. h In Oberschwaben liegen also 54 Standorte, von denen ich 51 aus eigener Anschauung kenne. 43 derselben liegen im Gebiet der Jungmoräne. Vom Rest finden sich 5 in den Mooren, welche ‚durch die äußere Jung-Endmoräne ER worden sind: Feder- I © 55 — 164 — seebecken, Rißtalmoore und Wurzacher Ried. Nur ein einziger der Leutkircher Stadtweiher, hat keine unmittelbare Beziehung zu Jungmoräne;.er liegt aber nur 3 km von ihr entfernt. Der klein Wasserschlauch ist also auf die Moore beschränkt, welche dure die Würm-Vergletscherung gebildet worden sind. Er erweist sic » damit als echte Glazialpflanze. | Hiermit stimmt die weitere Verbreitung in Württemberg ber Zunächst werden 2 Standorte aus dem Südwestzipfel des Lande angegeben: Schwenningen und Tuttlingen'!. Sie gehören noch zum Verbreitungsgebiet in der Baar. Hier wird sie noch von Hüfinge gemeldet. Aber nach DöLz und Brunner soll sie in der Baar nich selten sein. Die Baar ist reich an Glazialpflanzen:: Mulgediun | alpinum, Adenostyles albifrons, Bellidiastrum Michelii, Lonicer alpigena, L. nigra, Gentiana lutea, Meum athamanticum, Trichophorum alpinum, die Hochmoorpflanzen u. a. Die Baar-Standorte passen | also gut zum Jungmoränen-Gebiet. | 6 Standorte liegen in den Talsümpfen der Nordöbtalhr All: mendinger Ried im Schmiechental, Arnegg im Blautal, Ulmer Ried | und Langenauer Ried im Donautal und Itzelberger See und Heiden heim im Brenztal. Diese Täler der Nordostalb sind noch reich & Glazialpflanzen. Schmiechen- und Blautal enthalten echte Alpen pflanzen: Saxifraga aizoon, Hieracium humile und Draba aizoides die gewöhnlichen Glazialpflanzen gar nicht gerechnet, das Heiden: ‚heimer Brenztal und das Ulmer Donautal: Sazifraga decipiens, Lunaria rediviva, Trollius europaeus, Polygonatuin vertieillatum, Astrantia maior, Centaures montana u. a. Auch in ihrem Gebiet in den Talsümpfen der Nordostalb. erweist sie sich als Glazial- pflanze. Weitere Nachforschungen werden hier die Zahl der Stand- ‘orte noch vermehren. Sie ist zu erwarten vom Schmiecher See und von den Sümpfen von Gingen und Bergenweiler an der untern Brenz. Die zwei letzten württembergischen Standorte liegen im Ge- biet der Keuperhöhen zwischen Ellwangen und Dinkelsbühl: Wörth und Eigenzell. Auch hier sind die Glazialpflanzen noch vertreten: Andromeda polifolia, Eriophorum vaginatum, Scheuchzeria palustris; Arnica montana, Polygonatum verticillatum, Trollius europaeus. | Wir erhalten überall dasselbe Bild. In Württemberg verhält sich der kleine Wasserschlauch wie eine echte Glazialpflanze. ! Kirchner u. Eichler, Exkursionsflora v. Württemberg u. Hohenzollern. un Mer Ih | ae n nl £ ER NR T, al Hl ul N || | ı hi) I Sa Fu I) Will aut ll iba rich 1 iner. . 2 em Verbreitung von 4 eularia minor (A 93 7) In Baden! liegen zunächst 10 Standorte im Gebiet der Jung- moräne: Kreuzlingen, Heidelmoos, Moor beim Tabor, Wollmatinger Ried, Fischweiher bei Kaltbrunn, Moos bei Überlingen, Breitwiesen bei Markdorf, Frickinger Ried und Riemenweiher bei Salem, Tiefenweiher bei Klosterwald. Die Standorte der Baar wurden schon aufgeführt. Eine weitere Insel liegt im Feldberggebiet des südlichen _ Schwarzwaldes: Ursee bei Lenzkirch, Erlenbruck, Weilersbacher 1 Seubert-Klein, Exkursionsflora für das Großherzogtum Baden. 1905. — Jack, Flora des badischen Kreises Konstanz. 1901. — Mn: Höhe, St. Peter. Es werden außerdem aus dem engsten Umkrei der vorigen noch drei weitere Standorte als fraglich angegeben So ist die einleitende Bemerkung, daß die Pflanze im Schwarzwald zerstreut vorkomme und das der Standortsreihe angefügte „etc.“ nicht überzeugend. Eine Reihe von 10 Standorten liegt sodann im Rheintal. "Ich betrachte sie wie Utricularia intermedia als sekundäre Einschwem-" mungen aus dem Jungmoränenland und dem höheren Schwarzwald. Utricularia neglecta Lennm. 1. Oberamt Saulgau: 1. Altwasser der Donau bei Blochingen! 2. Altwasser der Ablach bei Mengen (1905)! 3. Pfrunger Ried (1899)! 2. Oberamt Riedlingen: 1. Federseeried bei Buchau! 3. Oberamt Biberach: 1. Ummendorfer Ried! 4. Oberamt Ravensburg: 1. Fenker See bei Schlier! 2. Scheibensee! 3. Madlenermoos! 4. Kofeldermoos! 5. Reichermoos! 6. Einödweiher bei Blitzenreute. 7. Schneidermoos! 5. Oberamt Wangen: 1. Christazhofen! 6. Oberamt Waldsee: 1. Steinacher Ried! 2. Wurzacher Ried (1903)! 3. Gaishauser Ried! 4. Schussenried (ScHAEDEL). 7. Oberamt Tettnang: 1. Muttelsee'! 8. Hohenzollern: 1. Altwasser der Ablach unterhalb ERNEST} ! Utricularia vulgaris L. Gemeiner Wasserschlauch. 1. Oberamt Saulgau: . 1. Altwasser der Donau bei Blochingen'! 2. OÖberamt Riedlingen: 1. Altwasser der Donau bei Beuren! 3. Oberamt Ravensburg: 1. Vorsee! — 1617 — Utricularia neglecta x vulgaris. OÖberamt Saulgau: Altwasser der Donau bei Blochingen ! \ Utrieularia neglecta habe ich erstmals im Jahre 1899 im _ Pfrunger Ried aufgefunden und richtig erkannt. Im Jahr 1905 fand ich einen zweiten Standort in den Altwassern der Ablach bei - Mengen. Nachdem ich hierdurch mit der Pflanze vertrauter ge- worden bin, hat sich die Zahl der Fundorte rasch vermehrt. Im Jahre 1912 habe ich sie samt den zugehörigen Belegen Herrn E Dr. POoEVERLEIN mitgeteilt für seine Arbeit: „Die Utricularien Süd- deutschlands“, die in den Jahrgängen 1913 und 1914 in der All- gemeinen botanischen Zeitschrift erschienen ist. Da die Pflanzen der Vulgaris-Gruppe bei uns nur spärlich zur Blüte kommen und da oft die wenigen Blüten gänzlich unzu- gänglich sind, so ist die Erforschung ihrer Verbreitung sehr erschwert. Ohne Blüten- oder Fruchtstiele ist nämlich.die sichere Unterscheidung von neglecta und vulgaris gänzlich unmöglich. Wohl werden der neglecta kleinere Schläuche und stumpfere Blattabschnitte zu- geschrieben, aber die Schläuche der vulgaris können mit 0,7 mm unter die Größe der neglecta-Schläuche zurückgehen und bei den Formen des seichten Wassers werden ihre Blattzipfel verbreitet. ' Nur an den frischen Blüten sind beide Arten auf den ersten Blick ‚ zu unterscheiden: bei vulgaris ist der Saum der Unterlippe sattel- förmig zurückgeschlagen, während er bei neglecta flach ausgebreitet ist. Alle andern Kennzeichen können, besonders wenn nur ein bis zwei Pflanzen vorliegen, bei der Bestimmung versagen: Die reich- blütige Yulgaris kann einmal mit nur 4 Blüten auftreten, während die armblütige neglecta ausnahmsweise 12 trägt. Die Deckblätter der Blütenstiele können bei vulgaris auf 44 mm verkürzt sein, während sie bei neglecta auf 4 mm verlängert sind. Die gewöhnlich 27—10 mm messenden Fruchtstiele der vulgaris können ausnahms- weise auf 15 mm sich ausdehnen, während diejenigen der neglecta 9—38 mm erreichen. Eine neglecta-Pflanze mit 7 Blüten, 4 mm langen Deckblättern und 9 mm langen Fruchtstielen oder eine vxlgaris-Form mit 4 Blüten, 44 mm langen Deckblättern und 10 mm langen Frucht- - stielen sind ohne gut ausgebildete Blüten nicht zu erkennen, besonders wenn auch die Rhizoiden klein geblieben sind, und doch ist kein einziges Merkmal regelwidrig ausgebildet. Aber ein einziger Blick auf ‘ eine vollständig entfaltete Blüte entscheidet die Frage mit Sicherheit. —. 168 — Daraus folgt, daß die Bestimmung unvollständig eingesammelter Pflanzen bisweilen unmöglich ist und daß namentlich unfruchtbare Triebe nicht auf ihre Zugehörigkeit gedeutet werden können. Im ° allgemeinen ist »eglecta leichter zu erkennen als vulgaris. Die Bestimmungen der vulgaris sind deshalb im allgemeinen unsicherer, so daß alle unsere bisherigen Angaben der Nachprüfung bedürfen. In Oberschwaben ist Utricularia neglecta viel häufiger als vulgaris. Die aus dem Standortsverzeichnis abgeleitete Zahl, die ° ein Verhältnis von 6:1 ergeben würde, ist zu klein, da in den ersten Jahren nicht alle beobachteten Standorte verwertet worden sind. Seitdem ich beide Pflanzen genauer kennen gelernt habe, habe ich alle blühenden Pflanzen, denen ich begegnet bin, genau nach der Ausbildung der Unterlippe angeschaut. Auf 10 Neglecta- Fundorte kam nur ein einziger Standort der vulgaris. | So darf uns nicht wundernehmen, wenn Freund ScHAEDEL, der, um einem Wunsch des Meersburger Seminardirektors nachzu- kommen, an einem der letzten Vakanztage 1904 eine „gelbblühende Alge“ aus einem Torfloch bei Schussenried hervorzieht und seinem ins Seminar zurückkehrenden Sohne mitgibt, Utricularia neglecta. erwischt, so daß er, obwohl er sich sonst nicht nach Pflanzen um- sieht, zu einem der Entdecker der Pflanze wird, weil seine ver- meintliche „Alge* auf Umwegen in die Hände von Prof. Dr. Grück kommt. Es hätte ja ein großer Glücksfall sein müssen, wenn er die echte vulgaris gefaßt hätte. Dieser Fund ist gemeinsam mit den meinigen von Herrn Dr. PoEvErRLEIN in seiner schon genannten Arbeit erstmals veröffentlicht worden. | Der dritte Finder ist Dr. Exorıs, der sie 1905 bei Göppingen an der Fils entdeckt hat, aber nach der Neuauflage der Exkursions- flora von 1913 ist die Pflanze des Filstals eingesetzt, so daß keine ursprüngliche Flora in Frage kommt. Wenn wir an dem Verhältnis 10:1 festhalten und dies auf | meine Beobachtungen unfruchtbarer, also unbestimmbarer Pflanzen anwenden (etwa 100), so muß Utricularia neglecta in Oberschwaben als allgemein verbreitet angenommen werden. . Ihr Gebiet stimmt dann überein mit demjenigen des gemeinen Fettkrauts (Karte S.171). Auch die Grenzlinie gegen die Alb ist die gleiche. Diese Wasserschlaucharten sind Pflanzen des weichen Wassers. Kalkhaltiges Wasser meiden sie. Ich halte seit 3 J ahren im Schul- garten der Oberrealschule und des Gymnasiums Utricularia neglecta in einem Wasserbecken, das durch gewöhnliches Leitungswasser AT | gespeist wird. Wenn im Frühjahr die Winterknospen auskeimen, steigen sie zahlreich empor und schwimmen. Anfangs entwickeln sie sich regelmäßig, aber bald sinken sie unter und liegen nun - den Rest des Sommers in schwerem Kalkpanzer auf dem Boden des Beckens, Sie haben nämlich dem doppeltkohlensauren Kalk _ des Wassers »einen Teil der Kohlensäure entzogen, so daß sich _ einfach kohlensaurer Kalk aus dem Wasser ausscheidet, der sich an die den Niederschlag bewirkende Pflanze ansetzt und diese _ gänzlich umhüllt. Die Pflanze wird grau und steif und bekommt ' ein der Chara ähnliches Aussehen, so daß man sie kaum mehr _ erkennt. Durch die steife, schwere Kruste verliert sie ihre Schwimm- - fähigkeit und sinkt zu Boden. Pflanzen desselben Standorts aber, _ die ich in ein zweites Becken mit Regenwasser eingesetzt habe, sind gut gewachsen und zum Blühen gekommen. Die stark kalk- haltigen Quellwasser der Alb werden dieselbe Wirkung auf unsere Pflanze ausüben, so daß sie sich nicht dauernd in denselben halten _ kann. Ihr Gebiet gegen die Alb ist deshalb scharf abgeschnitten, und nur die Talmoore der untern Donauzuflüsse, die in tonreiche - Schichten eingebettet sind, geben ihnen Gelegenheit, REES RESRN Buchten in die Alb is vorzusenden. Die Angabe der Utricularia vulgarıs vom Hanfertal, die von ; mir stammt, gründet sich auf unfruchtbare, also unbestimmbare ' Pflanzen, weshalb ich sie wieder zurücknehme. Echte vulgaris ist bei uns eine der seltensten Wasserschlauch- arten. Wir kennen erst 3 gesicherte Standorte. Sie wird zwar von SCHLENKER von mehreren Fundorten angegeben. Aber da SCHLENKER alles, was nicht näher bestimmbar ist, zu Utricularia vulgaris rechnet, so sind seine Angaben nicht verwertbar. Leider sind auch zwei meiner Angaben in der Arbeit von Dr. PoEvERLEIN unrichtig: Wurzacher Ried und Roßberg. Beides sind neglecta- | Pflanzen, deren Merkmale nicht auffällig ausgebildet sind. Ich hatte - sie seinerzeit ohne vorherige Nachbestimmung Herrn Dr. PoEvERLEIN für seine Arbeit vorgelegt, da ich mit einer eingehenden Durchsicht rechnete, während Herr PorverLem meiner Bestimmung vertraute. - Bei der genauen Prüfung für diese Arbeit habe ich meinen Irrtum erkannt. In einem größeren Altwasser der Donau bei Blochingen blühte r Utrieularia vulgaris jedes Jahr recht reichlich. Zwischen ihr erschien R auch jedesmal, freilich in viel geringerer Zahl, Utricularia neglecta in ganz auffallender Ausbildung. Da ich die Stelle in einer halben — MM — Stunde von meiner Wohnung in Mengen aus erreichen konnte, hatte ich Gelegenheit, beide Pflanzen ausgiebig zu beobachten und zu vergleichen. Hier war es denn auch, wo ich mir über diese beiden Pflanzen klar geworden bin. Unter den beiden Arten traf ich nun einmal eine einzige Pflanze, die in der Ausbildung der Unterlippe zwischen beiden fast genau die Mitte hielt. Auf der einen Seite war der Saum derselben bis zur Hälfte, auf der andern Seite etwas über die Hälfte herabgebogen. Ich hatte diese Pflanze damals Herrn Dr. PorvErrein geschickt, der dann in seiner Arbeit an zwei Stellen dieses Zusammenwachsen und die Ausbildung von. Übergängen erwähnt, sowohl bei vulgaris als auch bei neglecta. Da es sich aber nur um eine einzige Pflanze handelt, so glaube ich sie am einfachsten als hybride Bildung erklären zu sollen. Pinguicula vulgaris L. Gemeines Fettkraut. Das gemeine Fettkraut ist die verbreitetste aller tierfangenden Pflanzen Württembergs. Aber doch ist es nicht gleichmäßig über das ganze Land verteilt. Zahlreich tritt es nur in den Mooren Oberschwabens auf. Hier sah ich es in allen Lagen vom Ufer- gelände des Bodensees bis hinauf in die Tobel am Schwarzen Grat und von hier wieder hinab bis zu den Talmooren der Donau. Dort aber erreicht die Pflanze ihre Grenze. In das eigentliche Albgebiet dringt sie gewöhnlich nicht vor, obwohl sie bei uns kalkreiche Gehängemoore gerne besetzt und sich in den Kalkgebirgen der Alpen reichlich ansiedelt. Nur wo größere Flußtäler von der Alb herab ins Donautal einmünden, streckt die Pflanze zungenförmige Gebietsstreifen in die Alb hinein vor. Dadurch wird ihre Grenze reich gelappt. | | | Die äußersten Grenzstationen sind: Krauchenwies — Gran- heim bei Mengen — Weitried — Erisdorf — Neufra — Lauterach — Allmendingen — Schelklingen — Altheim — Blienshofen — Riß- tissen — Arnegg -- Reutti — Finningen — Burlafingen — Langenau — Gingen — Herbrechtingen — Heidenheim. Außer diesem Hauptgebiet besitzt sie in Württemberg noch einige kleinere Nebengebiete: Aus der Baar streckt sie einen schmalen Streifen auf dem braunen Jura am Abbruch des Heubergs entlang. Vom Schwarzwald herab kommt sie zwischen Schramberg: und Alpirsbach’ bis an die Grenze des Buntsandsteins bei Winzeln. Eine kleine Insel liegt sodann am Rand des nördlichen Schwarz- ee - waldes zwischen Weilderstadt und Calw. Endlich erstreckt sich aus dem bayerischen Frankenland ein Streifen über die Keuperhöhen zwischen der östlichen Alb und Crailsheim bis gegen Löwenstein. Ran... tet; as Das gemeine Fettkraut ist bei uns eine Pflanze der Berg- region. Aus den Alpen, wo sie bis 2100 m emporgeht, steigt sie in Oberschwaben so weit herab, als es die Geländeverhältnisse zu- lassen, so daß sie am Bodenseeufer bei 398 m ihre tiefsten Stand- orte erreicht. Auch im Unterland geht sie wahrscheinlich nicht tiefer, wenigstens nicht in weiterer Verbreitung. An ihren Stand- orten auf den Keuperhöhen ist nämlich das Gelände nur bei Gail- dorf, Untersontheim und Löwenstein unter 400 m eingeschnitten. Da aber die umliegenden Höhen auch hier beträchtlich über 400 m aufragen, so kann nicht ohne weiteres auf eine tiefere Lage ge- schlossen werden. Wegen der Verkarstung der Albhochfläche kann die Pflanze vom Donautal aus nicht mehr weiter nach Norden vordringen, und seine wenigen Albstandorte sind auf die versumpften, lehmigen Talböden im untern Teil der Donauzuflüsse beschränkt. Pihdnchete alpina L. ARE CHR 1. Oberamt Wangen: 1. Isny (ScHÜBLER und MARTENS). 2. Oberamt Waldsee: 1. Wurzacher Ried gegen Haidgau. 2. Schussenried (VAzer). 3. Aulen- dorf (LECHLER). 4. Wolfegg (MARTEns und KEMMLER). 3. Oberamt Saulgau: | 1. Zwischen Boos und Renhardsweiler. 2. Zwischen Boos und _ Musbach. 3. Zwischen Oberwaldhausen und KDniEBREWALN (Rorz). 4. Zwischen Guggenhausen und Wilhelmsdorf (Rorn). Die Standorte des Alpen-Fettkrauts liegen im Gebiet der beiden Jung-Endmoränen. Sie erweist sich damit als eine unserer wichtigsten Glazialpflanzen, die sich am Rande der Würm-Ver- gletscherung angesiedelt hatte und sich hier bis zur Gegenwart behaupten konnte. Außerhalb des Jungmoränenstreifens hat sie in Württemberg keinen einzigen Standort. Ueber Pfycholepis bollensis Ag. Von Edw. Hennig-Tübingen. Mit Taf. III und 1 Textfigur. Unter den im Tübinger geologisch-paläontologischen Institut. befindlichen Fischen des württembergischen Lias & fällt Ptycholepis ‚bollensis dadurch auf, daß häufig neben der Ansicht von der Seite ı auch die vom Rücken oder von unten vertreten ist. Daraus ergibt ‚sich zunächst, daß er im Gegensatz zu platten Bodenformen oder seitlich komprimierten Gestalten, die man natürlicherweise immer wieder in derselben Aufsicht erhält, walzenförmig gerundet ge- wesen sein muß. Sein Körperbau schrieb ihm keine bestimmte - Lage beim Niedersinken auf den Meeresboden vor. - Ferner aber ist infolge dieses Umstandes eine vollständigere Rekonstruktion des Tieres möglich, als es sonst häufig der Fall ist. Schon Quexstepr! konnte neben der Ansicht des Vorderleibes von der Seite auch die des Kopfes von unten geben. Er hat es in üblicher Weise so vortrefflich besorgt, daß ich an Hand des vorliegenden Materials nur noch Ergänzungen, keinerlei irgendwie wesentliche Berichtigung zu geben brauche. Folgendes Material stand mir zur Verfügung: 1. Ganzes Exemplar, linke Seitenansicht, Platte und Gegenplatte. Boll. 2. Desgl., rechte Körperhälfte (No.2240) . . 2 2.2... Ohmden. 3.; 5, \: linke ; EN Ve en: Ohmden. Mir, r ß (No. 6888). 5. „ohne Schwanzteil, rechte Körperhälfte (No. 10220). Gulac, { h ; h (No. 14605) . Mössingen. Tori > F linke R (No. 7286) gestört Boll. ws, 4 Kopf q . (No. 6887). 9. „von oben, Kopf gestört (No. 8725) : » ...:. « » » Ohmden. ! Der Jura. 1858. Taf. 30 Fig. 1—7; Taf. 31 Fig. 8 und Handb. Petr. 1846/49. Taf. 15 Fig. 5. Auch Agassiz lag unter anderem ein Exemplar mit n * Ansicht des Schädeldachs vor: Recherches sur les poissons fossiles. 1833. Bd. 1. | S. 108—109. Taf. 58b in Bd. II. : — 114 — | 3 10. Vorderhälfte, von oben, gut erhalten (No. 10800). | Be 11. Desgl.. z „ schlecht erhalten. “90 12. Kopfteil, linke Seitenansicht, Platte und Gegenplatte. 13. Vorderhälfte, von unten (No. 7319). : 14. Desgl., a Da ARE ee 2. „ Frittlingen. (1—14 Tübinger Sammlung.) 15. Nahezu vollständiges Exemplar, von unten . . .... Großbettlingen. (Von Herrn Hauptlehrer Roos in Hülben zur Untersuchung freund- lichst zur Verfügung gestellt.) 16. Ganzes Exemplar, rechte Körperhälfte, (Stuttgarter Sammlung.) ae x 1 z \ AusSamml. Hauff-Holzmaden 2 Ty ® linke 2 J freundlichst geliehen. Ferner eine beträchtliche Anzahl Platten, die den Körper teils im Zusammenhange, teils völlig zerrissen oder nur in Bruchstücken und vom Schädel wenig oder gar nichts zeigen: Das unter 1. angeführte ausgezeichnete Stück ist als Haupt- grundlage für die hier gegebene Rekonstruktion verwandt worden. Der natürliche, sehr scharfe Abdruck in der auflagernden Schiefer- platte wurde noch klarer gemacht, indem die Knochen- und Schuppen- reste, die noch daran hafteten und somit nur die Innenseite zeigten, nahezu vollständig fortpräpariert wurden. Es erwies sich dabei freilich, daß $erade am Schädel die Knochen vielfach übereinander geschoben waren und so verhält es sich bei allen Exemplaren. Die ursprüngliche Lagebeziehung der einzelnen Schädelelemente zueinander ist also nicht einfach abzulesen, sondern aus den ver- schiedenen Bildern und der. Art der Verschiebung wiederherzustellen. Anders ist es beim Schuppenpanzer des Leibes, der infolge seiner größeren Beweglichkeit nur aus der ursprünglichen Walzenform in eine Ebene gepreßt wird. Die Gestalt des Fisches ist also noch wesentlich schlanker gewesen, als sie uns auf den Schieferplatten erhalten blieb. Die Zeichnung hat diesen Umstand berücksichtigt: die Höhe des Leibes an der stärksten Stelle, unter der Rücken- flosse, ist von 8,6 cm auf 6,5 cm zurückgeführt, also oben und unten um je 1 cm verkürzt worden. Diese Verdrückung der fossilen Reste in dünnplattigen Schiefern stellt uns einige interessante Fragen, deren Behandlung zugleich gewisse Aufschlüsse über die Art der Ablagerung gewähren könnte. Zu erwähnen ist zunächst, daß das Maß der Zusammendrückung durchaus nicht immer ' das gleiche ist. Lepidotus z. B: kommt in völlig flachgepreßten, aber auch in noch schön gewölbten Vertretern vor. Es wäre wichtig, beim Aufsammeln darauf zu achten, welches im Einzelfalle die Gründe des so verschiedenen Verhaltens gewesen sein mögen. Die gelegentliche Bildung von Geoden ermöglicht zweifellos einen günstigeren Erhaltungs- ., zustand, indem infolge chemischer Prozesse bei der Zersetzung der _ organischen Substanz ein Schutzpanzer sich bildete. Es gibt in den ver- - schiedensten Formationen Fälle, in denen die ursprüngliche rundliche - Körperform von Fischen voll gewahrt blieb. Auf den normalen Schiefer- platten unseres Lias & ist aber am Sammlungsmaterial nachträglich der - Grund von Abweichungen in dieser Beziehung nicht mehr auszumachen. 3 Man würde da in der Natur etwa auf die Höhenlage innerhalb des Ge- steinskomplexes zu achten haben, um zu ermitteln, ob etwa die Last _ auflagernder Sedimente als unmittelbare Ursache des versihäbdenell Grades | in Frage kommen können und wie lange etwa nach der Einbettung der- fr artige Einflüsse eingesetzt und angedauert haben mögen. | Für diese Fragen ist natürlich die gesamte Fauna, nicht allein ' diejenige der Fische heranzuziehen. Man ist sich wohl zuweilen durch- _ aus nicht ganz klar über das erstaunliche Maß der. Verdrückung und - die Vorgänge und: Kräfte, die da im einzelnen am Werke sind. DBe- ‚ trachtet man beispielsweise die Ichthyosaurier daraufhin, so erwecken sie zunächst gar nicht den Eindruck allzugroßer Störung, weil sie nicht | gebrochen sind und weil unser Auge aus Zeichnungen und Photographien an die Projektion eines Körpers auf eine Ebene durch täglichen Gebrauch "gewöhnt ist. Hier aber liegt nicht eine Projektion, sondern eine wahre Umlagerung in eine Ebene oder in angenäherten Zustand vor. Ist schon aus geotektonischen Gesichtspunkten der Vorgang bruch- loser Umformung unter allseitigem Druck sehr bemerkenswert, weil er hier geradezu makroskopisch sichtbar wird, so gewinnen wir aus den ‘Organismen andererseits einen Maßstab für die Mächtigkeit der ursprüng- _ lichen noch wassergesättigten Absätze am Meeresboden und ihr Zu- sammensinken und -gepreßtwerden auf den heutigen Schieferzustand. Unmittelbar während oder nach der Einbettung kann sich ein so weit- gehender Prozeß nicht abgespielt haben. Andererseits möchte es frag- ' lich erscheinen, ob der volle Grad der Versteinerung schon erreicht oder nicht vielmehr eine gewisse organische Plastizität noch erhalten _ war. Selbst das Gestein scheint teilweise einige Nachgiebigkeit noch besessen zu haben. So haben sich beispielsweise die einzelnen Wirbel der - Ichthyosaurier nahezu ohne Verzerrung gegeneinander derart verschieben können, daß sie die breiten Gelenkflächen mehr oder weniger senkrecht I zum obwaltenden Druck gestellt haben, ähnlich dem Verhalten der - Glimmerblättchen in kristallinen Schiefern.. Am eigenartigsten ist das - Verhalten der Rippen. Auch sie sind in gewissem Sinne dem Druck aus- ı gebogen, haben sich schräg zum Körper gelegt. Dennoch sind tatsäch- | lich beide Seiten des Brustkorbs fest auf- oder nebeneinandergepreßt. Wo die Rippen über die widerstandsfähigen Wirbelkörper gelegt wurden, sind _ sie zuweilen zu wellenförmigen Gebilden umgestaltet worden, ohne jedoch dabei den Zusammenhang zu verlieren. Ebenso können sie durch einen | platten Knochen, wie etwa das Coracoid gewissermaßen hindurchscheinen, | indem dies seinerseits ihnen gewaltsam aufgepreßt ist. Im einzelnen sind sehr geringe Abweichungen von der genauen Seitenlage am Boden nicht - selten zu erheblichem Ausdruck in der überlieferten Lagerung gelangt. - Man sieht sie von der Seite, schräg von unten oder oben in mannig- 6 BER ae -fachster Wiedergabe. Ein Ichthyosaurus-Exemplar der Tübinger Samm- lung ist sogar der Länge nach zusammengedrückt und somit schief ver- kürzt erhalten. Es mag schräg in eine vielleicht selbst geschaffene Vertiefung des Meeresschlamms geraten sein und steckt nun den winklig abstehenden und deshalb unverkürzt gebliebenen Schnabel aus der Schieferplatte wie eine lange Nase heraus. Nur erinnert sei an die völlig zu flachen Scheiben gestalteten Auaniinigohut des Lias & und ähnliche weitere Beispiele. Ohne hier auf diese Fragen genauer kasusehins lag mir nur daran, das Maß der Verdrückungen annähernd zu ermitteln und für die Rekonstruktion zu verwerten. Lege ich etwa die Proportionen des ja in natürlicher Gestalt in Tübingen aufgebauten Ophthalmosaurus icenicus aus dem englischen Oxford zugrunde, so beträgt das Verhältnis der größten Körperbreite zur Gesamtlänge etwa 1:7. Drei ausgewachsene Exemplare von Ichthyo- saurus quadriscissus, die 2,60 m, 2,75 m, 2,80 m in der Länge messen, hätten danach eine Durchschnittsbreite des Brustkorbs von ca. 37—40 cm besessen, sind aber tatsächlich fast auf Null zusammengeschrumpft. Das bedeutet, daß eine Schieferplatte des Lias & von sagen wir 2 cm ur- sprünglich einer Schlammschicht von etwa 20facher Höhe! entsprecheif würde. Die Fehlerquellen sind nicht hinreichend auszuschalten, um eine schematische Übertragung auf die Gesamtmächtigkeit des Horizonts oder gar auf ganz anders geartete Gesteinsfolgen zu gestatten. Immerhin wird man sich eine genauere Vorstellung von der zur Ablagerung er- forderlichen Zeit machen, wenn man nicht etwa die heutigen stark reduzierten Mächtigkeiten unserer Schichtverbände zu Rate zieht und ihre je nach Gesteinsart ganz verschiedenen Verdrückungsmaße berücksichtigt. Ein Versuch mit Draht ergibt für die ursprüngliche Höhe eines Fischleibes von den Maßen und der Rundung unseres Ptycho- lepis bei Berücksichtigung der vollen Aufeinanderpressung beider ' Körperseiten im fossilen Zustand das oben genannte Zahlenverhält- nis, ist also von den soeben gegebenen Berechnungen und ihren Fehlergrenzen unabhängig. Die Gattung Ptycholepis, eine der wenigen Gestalten, die aus der oberen alpinen Trias unverändert in den unteren Lias über- gehen, ist ausgezeichnet durch die engstehenden, scharf ins Auge springenden Längsriefen des Schuppenkleides? und die sie auf dem ‘ Für die faziell nicht unähnlichen Hunsrück-Schiefer errechnet Frech (Lethaea geognostica. Teil I. 2. Bd. 1897—1902. S. 145) aus den Proportionen von Acanthocrinus ein Zusammensinken der Schlammschichten auf nur etwa den fünften Teil ursprünglicher Mächtigkeit. ? Wäre die äußere Skulptur nicht ein so unzuverlässiges Merkmal für genetische Zusammenhänge, so könnte man versucht sein, die Anknüpfung in der Trias etwa bei Gyrolepis (Colobodus) zu suchen, auf die große Ähnlichkeit weisen ja fast schon die Namen hin. Gyrolepis steht den permisch-karbonischen ee Be el ganzen Schädel vertretende, gleichfalls in der Hauptsache von vorn nach hinten gerichtete Skulptur. Die Oberfläche der Schuppen und | der Mehrzahl der Schädelknochen stellt eine glatte, trotz dunkler _ Färbung glänzende Fläche dar, in die jene feinen Linien eingelassen - (nicht aufgesetzt!) sind. Anders am Vorderende des Kopfes, wo die Rillen im Verhältnis etwas breiter werden, weiter voneinander ab- stehen, also gewissermaßen platte, erhöhte Rücken zwischen sich PrFfr Nas. PrMax. Ptycholepis bollensis As. Schädelansicht von oben. lassen und wo eine hellere bronzene Farbe Platz greift. Am konzen- triertesten zeigt sich diese Änderung in der vordersten Schnauzen- spitze im Oberkieferteil: die Prämaxillen greifen mit einem schmalen, noch in der gekennzeichneten Weise berippten Stiel rück- wärts zwischen den Nasalia bis ans Ethmoid hinauf, bestehen aber Kr es 55 in ihrem Hauptstück aus einer gerundeten, glänzenden, sehr festen Schmelzkappe, die nur schwache, unregelmäßige Vertiefungen noch aufweist. Der Verdrückung pflegt dieser Teil erfolgreich widerstanden Palaeonisciden vor allem noch durch .den spitzen Winkel zwischen Kiemendeckel- apparat und Kiefer nahe (vgl. Dames, Muschelkalk-Ganoiden). Doch wäre hierin eine Weiterbildung in Richtung auf den Zustand bei Piycholepis recht wohl denkbar. - Jahreshefte d. Vereins f. Hatent. Naturkunde in Württ. 1918. 12 Eee zu haben. Nasalia, Praefrontalia und schon den Übergang voll- ziehend Ethmoideum, ferner die Maxillen und die Skulptur des Unterkiefers im vorderen Teil stehen noch unter dem j i Banne dieser Skulpturabweichung. Die Rippen sind hier kräftig, noch weniger gewellt und einander im ganzen, parallel innerhalb ' jedes Knochens. Neben den Ästen der Prämaxillen mit je zwei solcher Rippen ziehen beiderseits je drei Rippen hin, fast ohne 1 a 4 .daß die Knochennaht dazwischen erkennbar wäre. Dann aber biegen diejenigen der Nasalia scharf, wenn auch in gerundetem Winkel, nach hinten unten ab, wo sich die Vorderspitze der Maxillen anschließt. In diesen Winkel hinein stoßen offenbar, wo die Prae- frontalia nicht aus der Lage verschoben sind, deren Schmelz- leisten vor. Der Übergang nach hinten geschieht kaum merklich. In dem Wirrsal der oft sich rückwärts verzweigenden, gelegent- lich nahe einem Knochenrande wohl auch in einzelne Tupfen sich auflösenden Rippen oder Leisten erkennt man auch Spuren von Schleimkanälen in leichten Abänderungen der Skulptur, be- sonders auf Frontalia und Parietalia, am deutlichsten aber auf a Unterkiefer. Leicht erkennbar an seiner Zeichnung ist auch in isoliertem Zustand einmal der Unterkiefer, sodann das Operculum. In allen Einzelheiten wiederholt sich natürlich die Zeichnung bei zwei Indi- viduen nie. Doch fällt die starke Verästelung der Linien im Oper- culum auf, in dessen hinterem Teil sie z. T. in plötzlichem Aus- einanderstrahlen abwärts gebogen sind, zuweilen in geringerem Grade auch nach oben ausweichen. Ebenso charakteristisch ist die Zeichnung des Dentale: nach oben hin endigen die Rippen in kleine ausgespitzte Zäpfchen, ein weiter einwärts gelegener dreieckiger Teil darüber bleibt ganz skulpturfrei. Er entspricht . in Lage und Umrissen durchaus der Maxiüla, die sich bei ge- schlossenem Maul darüber legt. Auffallend ist die Zahnlosigkeit im Ober- wie Unterkiefer | bei unserer Art!. Qurnsteor bemerkte sie bereits (Jura, S. 232) und erwähnt auch statt dessen eine gewisse Rauhigkeit des Vomer. Vermutlich hat die Oberseite der Zunge 'entsprechende Beschaffen- heit aufzuweisen gehabt. Die Nahrung kann also nur aus weichen, ! Eine Gattungseigenart ist sie nicht, wie der iotisähe Ptycholepis | monilifer zeigt (Smith-Woodward, Catal. Fossil Fishes Brit. Mus. III. Teil. 1895. Taf. X, 2). Ja, fast möchte man glauben, daß sie selbst der schwäbischen Art nicht immer eigentümlich wäre, wenigstens ‘erwähnt Agassiz Zähne bei ihr. Ar. u ah An | | = mw leicht zerreiblichen Bestandteilen ungeschützter Tiere oder Pflanzen ‚bestanden haben. Ich habe den Eindruck, daß die so kräftig be- _ wehrte 'Schnauzenspitze zum Wühlen im Boden nach solcher Nah- ] rung gedient habe. Daß Piycholepis seinerseits eine leichte und 2 beliebte Beute mariner Saurier war, gibt Quexsteor an. e Die Deutung der Schädelknochen auf der Oberseite des Kopfes macht keine Schwierigkeiten, wenn man durch die Klippen der - Unterscheidung von Nähten und Bruchlinien glücklich hindurch ist. - Etwas ungewöhnlich ist die (auch Quexsteor aufgefallene) recht hohe Lage des Operculums, das sich zusammen mit der Supra- | elavicula an das Occipitale anlehnt und nach vorn noch Parie- _ tale und Squamosum („Pteroticum“?) berührt. Ja in dem der hier gegebenen Aufsicht von oben zugrunde gelegten Exemplar stößt es auf der linken Seite augenscheinlich zwischen beiden bis an das _ rückwärts stark ausgezogene Frontale vor. Die Umgrenzungen ' variieren leicht auch in anderen Einzelheiten von Individuum zu Individuum und sind rechts und links durchaus nicht streng sym- metrisch. Die Supraclavicula unterscheidet sich lediglich dadürch von den Schuppen, deren äußerer Erscheinung sie bereits völlig angepaßt ist, daß sie infolge ihrer Länge über mehrere horizontale Schuppenreihen hin fortgreift. | Supratemporalia vermag ich an keinem Stück festzustellen. Doch liegen zwischen der Augenhöhle und den Kiemendeckeln einige Schaltknochen, deren Erhaltung kaum je günstig genug ist, um völlig ' sicher in der Wiedergabe zu gehen. Was sich unter dem Squamosum in-3 bis 5 Stücken anreiht, pflegt als Suborbitalia bezeichnet zu werden, ohne daß damit eine große Erkenntnis Ausdruck erlangte. - Mir scheint der Name Postorbitalia wenigstens die Lage richtiger wiederzugeben. Dem Sklerotikalring entsprechen sie ja nicht, wohl _ aber die sog. Circumorbitalia. Sie liegen, nur selten erkennbar, in vier- bis fünffacher Zahl um die Augenhöhle, die sie infolge ge- » wisser Breite nach dem Fortfall des Auges fast völlig zudecken'. | Über der Maxilla sieht man bei besser erhaltenen Stücken einen ebenfalls nach vorn in einen glatten Stiel verlängerten Knochen _ mit nur minimaler Skulptur auf dem hinteren breit-dreieckigen | Flügel. Ob es sich um das Entopterygium oder einen andern ! Das Auge ist in der Rekonstruktion nur zur Füllung des Platzes und absichtlich eingesenkt gezeichnet worden, um die vorspringenden randlichen Pfeiler des Frontale nicht zu verdecken. Yehensh sind die die Clavicula [ een: verdeckenden Schuppen fallen gelassen worden. 12* SA er : a Bestandteil der Wangenpartie handelt, wie ja wahrseheinkieh sc kann wegen der unscharfen Umgrenzungen kaum ausgemacht werden. Obendrein ist das Stück meist noch von einem kleineren, ebenfalls dreieckigen bedeckt, das wohl zu den Sub- bezw. Postorbital- platten gehört und, sei es’ durch Verlagerung, sei es durch Aus- fall eines: Bindeolinäs. den Zusammenhang mit ihnen NRREoReR hat. Die Skulptur ist auch da sehr schwach. ; Vor dem Operculum, Sub- und Interoperculum, die hier noch ihre primitive Lagebeziehung untereinander und einigermaßen auch zu den Kiemenhautstrahlen beibehalten haben, bleibt ein Feld, das von einem hohen und verhältnismäßig auch breiten Knochenstück eingenommen zu werden scheint und dann offenbar nur dem Prae- operculum entsprechen kann. Auffallend ist vielleicht, daß es sich nach vorn unter die Suborbitalia schiebt, was ich hier nicht auf Rechnung der postmortalen Verschiebung allein zu setzen ver- mag. Ungewiß aber vor allem ist mir, ob nicht zwei Knochen- platten vorliegen. Die Ptycholepis-Befunde ergeben da miteinander kein völlig einheitliches Bild. Kann ich auch weder Knochenrand noch Bruch mit Sicherheit feststellen, so scheint doch, unter der Lupe gesehen, die Skulptur unter Umständen eine solche Zweiteilung anzudeuten. In diesem Falle würde die Deutung einigen Schwierig- keiten begegnen. In dem unteren Stück der Lage wegen etwa das Quadratum zu erblicken, verhindert seine Teilnahme an der Oberflächenskulptur, wenn diese auch nach unten hin merklich nach- läßt. Auch bliebe dann für das Praeoperculum eine allzu ungewöhn- lich hohe Lage übrig. Spricht man dagegen das untere Stück allein als Praeoperculum an, so bleibt für das obere höchstens die Deutung als Hyomandibulare und dagegen spricht wieder die große Ausdehnung und flächenhafte Gestalt der Platte. Ich möchte also annehmen, wie das in der Zeichnung auch wiedergegeben ist, es handle sich um einen Bruch mit Überschiebung der unteren über die obere Hälfte, wage aber noch nicht daraufhin die vorhandene » Skulpturunterbrechung in der Rekonstruktion einfach nasse zu lassen. | Ein Ausklingen der Skulptur ach unten hin ist Be am Sub-- | operculum erkennbar. Das Interoperculum ist völlig frei davon, ebenso natürlich die Clavicula. Über die entsprechenden Schädel- partien ist am lebenden Tier Haut gespannt zu denken, die offen- bar. keine Schüppchen getragen hat. . Wenigstens ist an keinem der mir bekannten Stücke das Geringste davon zu beobachten. Sieg Bee 1 run. — |j81. — at sich nach vorn wohl auch unter dem Auge bis zum Präfrontale und Nasale hingezogen, da dort die Sub- und Circumorbitalplätt- | chen so gut wie unskulpturiert erscheinen. Die Kiemenstrahlen, die man in Seiten- und Unteransicht deutlich erkennt, hat bereits _ Quenstenr abgebildet. Ich habe daher auf Wiedergabe der Kehl- | partie verzichtet. Der Anschluß an die Reihe Operculum—Sub- ; operculum—Interoperculum ist noch angenähert vorhanden, doch I hat in den äußeren Formen schon stärkste Differenzierung Platz gegriffen. Zwischen den Kiefern ist kräftige, gleichfalls schuppen- {I lose Haut ausgespannt, die bei der seitlichen Komprimierung weit _ nach unten hervorgepreßt wurde, also der Verwesung lange bezw. dauernd widerstand. Qurxstepr nennt sie mit Recht ein „Leder“. _ Am Unterkiefer ist nur eine Naht festzustellen, die wohl mehr das Articulare als ein selbständiges Angulare abgrenzt. Der Gelenkkopf ist ein kräftiger Körper, der der Verdrückung gut Widerstand leistet. Ebenso geben sich der Vorderrand des vermeintlichen Praeoper- culums und .der der Clavicula als Erhabenheit unter den darauf gepreßten Außenplatten (bezw. im Abdruck als Vertiefung) deutlich zu erkennen. Zwischen Clavicula und Unterkiefer glaube ich ein - Knochenstück unterscheiden zu können, das möglicherweise nur ein durch Bruch getrenntes Vorderende der Clavicula darstellt. Man ‘ könnte sonst etwa auch an ein Uro- oder Ceratohyale denken. | Die Mundöffnung ist nicht völlig endständig, vielmehr bedingt der kräftige Schmelzbuckel der Prämaxillen eine gewisse hypostome Bildung des Schnauzenendes, wie sie ähnlich etwa bei Palaeonis- ciden entwickelt ist. Stellt sie dort aber ein primitives Merkmal dar, so könnte man hier in Anbetracht der vermuteten Lebensweise des Tieres an eine Neuerwerbung denken. Wird sie doch bei Palae- onisciden vom Ethmoideum gestellt, das hier schon weiter aufwärts gerückt ist! Das Maul ist im übrigen hier kaum weniger tief ge- schlitzt als dort. Primitiv sind die Stellung und gegenseitigen Größenverhältnisse der Flossen. Im Schwanz ist die Heterozerkie, wenn auch kaum noch im Umriß, so doch in allem übrigen deutlich erhalten. Fulkren finde ich an allen Flossen. Um die „Afterschuppe“ an ihrem üblichen Platze zeigen zu können, habe ich die Partie zwischen den Bauch- flossen schräg von unten gesehen wiedergeben lassen. Interessant ist an ihr eine Zweiteilung durch eine lediglich die Skulptur quer - unterbrechende Linie, die im übrigen nicht als Naht zweier ge- trennter Stücke erscheint. Die Abbildung Quexsteor’s weicht in — 12 — diesem Punkte am stärksten von meiner ab!. Seinen Ausführunger vermag ich mich sonst nur anzuschließen und unterstreiche noch besonders, was er über die ganz eigenartige Ausbildung der Seiten- linie sagt, Die betreffenden Schuppendurchbohrungen finden sich nicht regelmäßig auf allen Schuppenreihen, auch nicht in gleich- bleibenden Abständen. Die Skulptur wird durch sie jedesmal stark beeinflußt und in zwei getrennte Felder zerlegt. In der Aus- bildung der Rückenflosse vermag ich Besonderheiten nicht zu er- blicken. „Als wenn sie aus lauter kleinen Schuppen bestände“ schildert Quensrepr sie. Das ist ja in der Tat nur die natürliche Entstehung der unpaaren Flossen. Interessanter ist schon, daß diese spezialisierten Hautpanzerstücke bei Piycholepis monilifer Su. Woopw.? aus dem englischen Unterlias selbst noch die Srulpäyt erhalten haben. ! Das Stuttgarter Exemplar macht mich bezüglich der Zahl und Bedeutung | der Plättchen zweifelhaft. Neben der „Afterschuppe“ zwischen den Ventralen ist eine zweite, etwas gröber skulpturierte, deutlich kurz vor der Analflosse zu sehen. Dann aber kann die Zahl natürlich leicht auch noch größer sein und un | Zeichnung schwanken. ® Oatal. Fossil Fishes Brit. Mus. Teil III. Taf. x 4, Germania zoogeographica. Von David Geyer in Stuttgart. Sc 86. Diplopoden-Aufsatz, Nova acta, Abhandl. Kaiserl. Leop.-Carol. Akad. d. Naturf., Bd. CIII. No.1, Halle 1917, gibt K. W. VErHoEFrF (V.) eine Übersicht und einen vorläufigen Ab- ‚schluß seiner Untersuchungen über die Diplopoden Deutsch- lands. Seit nahezu einem Vierteljahrhundert geht er ihnen suchend und sammelnd nach und hat dabei den größten Teil Deutschlands selbst erforscht. Auf Grund seiner vergleichend geographischen Studien gelangt er zu einer Einteilung Deutschlands in Provinzen und Gaue, teilweise sogar in Kreise!. Aufgebaut rein auf der Verbreitung der Diplopoden zieht er dann neben den Lycosiden auch die Verbreitung der deutschen Landmollusken zum Ver- | gleich heran. Dieser Umstand gibt mir Veranlassung, seinem salz z Wunsche zu entsprechen und das Wort zur Sache zu nehmen. Vorab sei festgestellt, daß V. im Gegensatz zu manchen an- deren Zoogeographen in der Verbreitung der Tiere nicht bloß den ‚Ausdruck biologischer Ansprüche sieht, sondern der Überzeugung ist, daß sie hervorgegangen sei aus den vereinigten biologi- schen (klimatischen, physikalischen, geologischen) und histori- schen Einflüssen (Eiszeiten). Auf dieser Grundlage stellt V. auch den Vergleich zwischen der Verbreitung der Diplopoden und derjenigen der Landmollusken auf. Während aber der Vertreter der Mollusken neben den heutigen Befunden sich ebenso auf seine Aufsammlungen in den quartären Fossillagern (Flußschotter, Löß, Kalktuffe, Torf) stützt und Hand in Hand mit dem Geologen arbeitet, ist V. einseitig auf den heutigen Tatbestand angewiesen, da fossile Unterlagen völlig fehlen. Die historischen Einflüsse sucht er vom Tatbestand der Gegenwart aus zu ermitteln. Es ist nun im höchsten 1 Zool. Anzeiger. Bd. XLV (1915) No. 9, S. 338—419. — 14 — Grade lehrreich, den V.’schen Gedankengängen zu folgen. Wir sehen, wie der Faunist imstande ist, unter Verzicht auf geologische Beihilfe seine Beobachtungen zu verwerten und zu einem einheit- lichen Bilde zu verweben. Bevor ich den Versuch mache, mit sachlichen Beiträgen aus der Verbreitung der Landschnecken einzelne Linien in demselben hervorzuheben, sei es mir aber ge- stattet, einige Bedenken zu äußern hinsichtlich der Behandlungs- weise und der darin zutage tretenden Leitgedanken. I: a) V. geht davon aus, daß „die Diplopoden trotz ihrer größeren individuellen Beweglichkeit aus Mangel an Verschleppungs- möglichkeiten noch viel bodenständiger seien als die Land- mollusken und darum befähigt, als uralte lebende Dokumente für ehemalige Erdzustände zu dienen, indem sie mit unübertreff- licher Zähigkeit alte Wohngebiete festhalten“ (S. 70). Namentlich ' sollen die Mollusken hinsichtlich der passiven Verbreitung vor den Diplopoden im Vorteil sein durch ihren Schleim, mit welchem sie sich an den verschiedensten Körpern festhalten und mit ihnen durch das Wasser verschleppt werden können, und durch das Gehäuse, das sie vor Austrocknung schützt. „Überschwemmungen, welche für alle Diplopoden von vernichtender Wirkung sind, haben einen namhaften Einfluß auf die Verbreitung der Mollusken* ($. 70). Hier liegt ein Beobachtungsfehler vor, zum mindesten eine einseitige Einschätzung der Hochgewässer in ihrem Anteil an der Verbreitung der Mollusken. Zunächst sei bemerkt, daß die Schnecken bei jeder Beunruhigung in ihr Gehäuse sich zurück- ziehen, auf eine Ausnützung des Schleimes also verzichten und zu Boden fallen. Weil spezifisch schwerer als das Wasser, sinken sie dort unter und gehen zugrunde. Darum finden sich lebende Schnecken höchst selten im Auswurf der Flüsse. Die von den Schmelzwässern des Frühjahrs massenhaft abgesetzten Schalen sind leer und kommen für die Verbreitung nicht in Betracht. Zum andern treffen die von Cressiv angeführten Beispiele der Schnecken- verbreitung durch Flüsse, auf welche V. sich beruft, in diesem ' Umfang nicht zu. Pomatias septemspiralis Raz. (maculatus) ist nicht von der Donau nach Kelheim geführt worden, weil sie oberwärts im Flußgebiet fehlt; der Standort ist vielmehr ein Überrest einer einst größeren Verbreitung in Süddeutschland (fossil bei Cannstatt). Helix (Patula) rupestris, eine Felsenschnecke, bewohnt nicht nur‘ wi k \ k = 175 — den Südrand des Jura der Donau entlang, sondern hat das ganze - Hochland noch in seinen höchsten Erhebungen am Nordwestrand besetzt und lebt auf Muschelkalk bei Rotenburg o. T., Würzburg - und Schweinfurt. F. unidentata findet sich im südlichen Bayern in regelmäßiger Verbreitung, angeschlossen an ihr alpines Gebiet. Höchstens bei H. villosa Drar. (pilosa) und außerdem noch bei . Tachea silvatica Drar. muß mit einer Hochwasserverschleppung im Rheintal gerechnet werden, weil die betreffenden Standorte außer- halb der übrigen Verbreitung liegen. Kurz: wir erhalten bei Schnecken nicht mehr nachweisbare Beispiele der Verbreitung durch Flüsse, als V. auch für die Diplopoden zugibt. — Wer schon große Hochfluten beobachtet hat, wie mir am Neckar von Kindesbeinen an Gelegenheit gegeben war, weiß, wie pflanzliche Trümmer vom Stamm bis zum Blatt und Grashalm, einzeln und in geschlossenen Massen, besetzt mit lebendem Kleingetier aller Art bis herauf zur Maus und zum Maulwurf, abgeführt werden. Je gewundener ein Flußlauf ist, desto rascher kann eine Überführung von der einen u auf die andere Seite erfolgen. Im Flußgeniste wimmelt es geradezu von lebenden Insekten aller Art; es wird geflissentlich von Sammlern aufgesucht, die dort den Vorteil haben, lebende Beute zu machen, während der Schneckensammler nur leere Gehäuse antrifft. Schleim und Schale, die bei der passiven Verbreitungsweise der Schnecken etwa von Vorteil sein könnten, ersetzen die Tausendfüßler im ‚Kampf um die Erhaltung des Lebens durch ihre „größere individuelle Beweglichkeit“, die bei Überschwemmungen nicht hoch genug in Anschlag gebracht werden kann. Nach alledem darf gesagt werden, daß die Verbreitungs- möglichkeiten für Diplopoden wohl dieselben sind wie für Mollusken und die Flußschranken auch für sie keine unüberwindlichen sind. Gibt doch V. selbst Beispiele von Fluß- überschreitungen an (Inn S. 96, Donau S. 97 u. 98; Rhein, Zool. Anz. Bd. XLV No. 9, 1915, S. 405—407); was aber einzelnen möglich war, muß für alle in Betracht gezogen werden. b) Ob V. recht hat, wenn er die Verödung des vinde- lizischen Gaues damit begründet, ef habe am meisten unter den Eisströmen zu leiden gehabt, weniger als der helvetische und norische Gau, die sich gleichfalls als alpine Gaue westlich und östlich diesem anschließen (S. 63 f. und Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin, 1913, No. 3, S. 171), muß ich den Geologen zu entscheiden & überlassen. Es scheint mir aber, daß V. die ökologischen Te Verhältnisse gegenüber den historischen Einflüssen zu wenig berücksichtigt. Unter allen Umständen: "halte ich es für erforderlich, zunächst zu untersuchen, ob und inwieweit die 7 Außenzustände der Gegenwart, geographische Lage, Höhenlage, Exposition, Gestein, Bodenbeschaffenheit, Bewässerung, Nieder- schläge, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung, Pflanzenwelt u. a. Dinge zur äußeren Gestaltung der Tiere beitragen und ihre Verteilung über die Landschaft hin bestimmen, ehe die Verhältnisse der Ver- gangenheit in Rechnung gesetzt werden. Die Gegenwart bietet uns am meisten Aussicht, zu einer klaren Einsicht in die Tat- sachen zu gelangen, und wenn wir die Arbeitsleistungen der heute unter unsern Augen wirksamen Kräfte erkannt haben, wird die Gegenwart ein Schlüssel zum V erständnis der Vergangenheit | werden. 1 c) Wenn V. (8. 51) annimmt, daß „innerhalb.der nörd- ° lichen Kalkalpen (von Genf bis Wien) sich überall höchst 7 ähnliche klimatische Zustände vorfinden“, so scheint er sich den Einfluß des. Klimas doch etwas einseitig und mechanisch wirksam vorzustellen, in der Hauptsache durch die Höhenlage und ° das Gestein bestimmt. Das Klima ist aber eine äußerst vielseitige 7 Kraft, und: die Vielseitigkeit erfährt eine Steigerung durch die Zustände der Örtlichkeit, durch welche allein die Auswirkung des Klimas auf die Tierwelt vermittelt wird. Am Standort verbinden 7 sich die regionalen Kräfte mit den örtlichen und schaffen das ' eigentümliche Leben desselben. Dabei kann es auf kleinem Raum zur Herausbildung scharfer Gegensätze kommen. Auf die eigen- tümlichen Verhältnisse des Standorts sind die Tiere gleichsam ein- gestellt, und sie zeigen sich veränderten Außenzuständen gegenüber viel empfindlicher, als wir gewöhnlich annehmen, empfindlicher als unsere Wettergeräte. Wie schwer ist es doch, niedere Tiere künst- lich zu ziehen oder zu verpflanzen! Wenn also zwischen Genf und Wien drei sehr gut charakterisierte und sich unterscheidende Gaue ‚liegen, so dürfte doch dem Klima der Gegenwart ein größerer Einfluß einzuräumen sein, als V. zugeben will. d) V.’s Untersuchungen lassen in der Verbreitung der Diplo- poden einen überraschenden Endemismus erkennen, der es ihm | möglich macht, die Einteilung Deutschlands in der Bene ed Weise. ie, Zum Teil ist er in der systematischen Gliede- rung der aufgefundenen Tierformen begründet. Hierin geht V. viel weiter, als es bisher auf dem Gebiet der Weichtiere geschehen ist. me? | An i En (die Hygromien, Fe Arianta arbustorum, die Zimnaeen und Najaden), und Anfänge hiezu sind auch schon gemacht worden Le (bartetien); allein die Schwierigkeit liegt in der Erkenntnis, daß _ wir es hier mit einem flüssigen Durcheinander ökologischer und geographischer Rassen zu tun haben, denen eine verschiedene Be- deutung für die Zoogeographie zukommt. | ‚Nach V, „führen uns die Endemischen die Urfauna Deutsch- lands vor“ (S. 63). Die Mehrzahl derselben habe die Kältezeiten ; an Ort und Stelle überdauert, weil „natürliche und durch die Schmelzwässer noch verstärkte Flußschranken“ sie am Ausweichen ‚ verhinderten (S. 63). Diese für die Diplopoden geltenden, auf dem | Wege. des Nachdenkens gewonnenen Ergebnisse V.’s stehen. im | Gegensatz zu den beobachteten Tatsachen, auf welche sich : die _ Malakozoologie beruft. Es mögen einzelne Hochgebirgsschnecken am präglazialen Standpunkt sich erhalten haben — ihre Geschichte ‚ liegt völlig im Dunkeln; aber die paläontologischen Befunde lehren | uns, daß ganz ee iiich, Bestandteile unserer heutigen deutschen , Weichtierwelt aus dem älteren Diluvium, ja_aus dem Tertiär ı stammen und doch ‘weit, jedenfalls über Deutschland hinaus, ver- ‚breitet sind. Urfauna und Endemismus! haben nichts miteinander zu tun. Ferner läßt es.sich beobachten, daß. im’ Laufe des Quartärs die Verbreitungsgrenzen alter Faunenbestand- ‚ teile sich verschoben haben und die Form des Gehäuses” allmäh- ‚ lich sich verändert hat. Je tiefer wir ins Quartär eindringen, desto fremdartiger wird nicht bloß die Zusammensetzung der Fauna, ‚ sondern auch die einzelne Gehäuseform, so daß verhältnismäßig | bald die Grenze kommt, die die Systematik der Art gezogen hat, ' obwohl es klar vor en liegt, daß der Fluß des Lebens nicht | unterbrochen worden ist. | e) In V.’s Arbeiten ist auch von Relikten die Rede (8. 107, ‚ferner Zool. Anz. Bd. XLV (1915), S. 414 f.), Überbleibseln aus | früheren Zeiten. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß V. sich ‚ der Auffassung ZscHoxke’s anschließt und Eiszeitrelikte im pause: hat. Er beruft sich hiebei auf die zersprengte Verbreitung. “18 "un von V. gesteckten Grenzen. q ' * Die „Einförmigkeit“ des Schneckengehäuses besteht nicht in dem Um- | fang, wie V. (8. 77) ihn vermutet. Als ein Teil der Bedeckung, die die Ein- | ‘fügung des Tieres in die Umgebung vermittelt, ist es genau auf seinen FDEme und die Umwelt abgestimmt. - | ar — 188 Nach meinem Dafürhalten genügt aber sie allein nicht, da, wenig- stens bei Schnecken, auch vorwärtsschreitende, sich ausbreitende Arten, Neuankommende, diese Verbreitungsweise erkennen lassen. Sie ist die Folge der Verschleppung, wobei die Tiere nicht in stetig sich erweiternden Kreisen konzentrisch und gleichmäßig sich über das Gelände ausdehnen, sondern von einer außer ihnen liegenden höheren Gewalt entführt und wahllos da abgesetzt werden, wo diese erlahmt, aber nur an denjenigen Punkten sich entwickeln, wo im Zusammenstimmen der regionalen klimatischen und der fest- liegenden örtlichen Kräfte die Bedingungen dazu gegeben sind. Die Ausbreitung erfolgt sprungweise, und die Vortruppen der Aus- breitenden entfernen sich ebensoweit von der Hauptmacht wie die Nachhut der Abziehenden. Die Ankommenden, meist von Westen und Osten heranziehend, treten gewöhnlich plötzlich in volkreichen Siedlungen an warmen, der Sonne zugänglichen Standorten auf, die sie unter Umständen rasch wieder verlassen, um in der Nähe an einem andern Punkt wieder zu erscheinen, wobei sie sich durch eine merkwürdige Anpassungsfähigkeit an das bebaute Land aus- zeichnen. Im Gegensatz hiezu sitzen die Eiszeitüberbleibsel an kühl gestimmten, feuchten, windgeschützten und sonnabgewandten Standorten in den Schluchten und Tälern der Gebirge, scheu zurück- gezogen und verborgen in engbegrenzten, an Einzeltieren armen Siedlungen. | | f) Ein letztes Fragezeichen soll sich auf die Bewertung . beziehen, die V. seinen Sammelergebnissen bei nur ein- maligem Besuche zuteil werden läßt. Weil ich auch auf eine lange Sammeltätigkeit (36 Jahre) zurückblicke, die mich in die verschiedensten Gaue Mitteleuropas geführt hat, weiß ich, wie‘ schwer es manchmal wird, in neuen Gebieten ökologisch sich zurechtzufinden, wie sehr man von Zufälligkeiten (z. B. vom _Witterungscharakter des Sammeljahres und vom Wetter der Sammel- zeit) abhängig ist, weil die Tiere unter Umständen an anders gearteten Orten sich auch anders verhalten, und wie rasch die Siedlungen ihre Bewohner wechseln, weil sie unmittelbar von der Pflanzenwelt abhängig sind und von der Bebauung des Bodens beeinflußt werden. Vielfach sind wir bei unsern Besuchen, auch‘ wenn wir mit aller. Erfahrung ausgerüstet sind, nur in der Lage, Augenblicksaufnahmen vom Fluß des Lebens zu machen; die festen _ Dauerzustände lassen sich erst nach mehrmaligen und allseitigen Untersuchungen feststellen. 1. - Es kann sich im folgenden nicht darum handeln, der V.’schen - Arbeit eine entsprechende, die Schnecken berücksichtigende an die - Seite zu stellen. Die hiefür beizubringenden Einzelheiten würden ‚einen weit größeren Raum beanspruchen, als er diesen Zeilen von. Anfang an zugedacht ist. Es sollen den von V. vielfach meiner Arbeit entnommenen Parallelen einige weitere, ohne Absicht auf Vollständigkeit, hinzugefügt werden in der Überzeugung, daß es sich lohnt, an der von V. entworfenen Karte weiterzuzeichnen. Da die Landschnecken viel ausgedehntere Verbreitungsgebiete ‚ innehaben, als wir sie aus V.’s Arbeit für die Tausendfüßler kennen lernen, ist es nicht möglich, allen Einzelheiten der V.’schen Gau- einteilung nachzugehen ; wir müssen uns bescheiden, etliche Linien herauszuheben, wobei wir aber auch nicht erwarten dürfen, daß sie sich in allen Pünkten decken. Germania zoogeographica VERHOEFF greift im Süden und Südosten ‚weit über das Deutsche Reich hinaus. Die Süd- grenze (Genf— Wien) wird vom Hauptkamm der Alpen, die Nord- grenze vom Meer gebildet; nach Westen und Osten sind mangels genügender Untersuchungen die Grenzen offen gelassen. Hinsichtlich der Schnecken ist eine Abgrenzung nur in den Alpen möglich, _ insofern die Nord- und Südalpen getrennten Faunengebieten an- , gehören, die durch eine große Zahl eigener Formen ausgezeichnet sind; im Westen und Osten und selbst über die Meere im Norden | nei fügen sich ohne Unterbrechung die Verbreitungskreise der einzelnen Arten ineinander. Die drei von V. unterschiedenen Provinzen (Germania ‚borealis, montana, alpina) treten auch in der Molluskenverbreitung hervor; sie sind nach Bodengestaltung, Gestein, Klima, Bewässerung und Bepflanzung so bestimmt, daß ein Auseinandergehen im Klein- .tierleben eine Selbstverständlichkeit ist. G. borealis ist durch Ayalinia alliaria, Acanthinula lamel- _lata, Isthmia costulata, die Küstenschnecken (Alexia myosotis, Assi- minea grayana) und die Hydrobien, noch mehr aber durch, den Ausfall zahlreicher Arten ausgezeichnet, die an die Bergländer gebunden sind. In den nordwestdeutschen ‘Gau dieser Provinz reichen Theba cantiana und. Succinea arenaria herein, während Clausilia. biplicata dort fehlt; dem nordostdeutschen ‚Gau sind Conulus fulvus pratieola O. Rupr. und. Vertigo ronnebyensis mehr a re oder weniger eigentümlich, von Osten her reichen Clausilia late- striata, Planorbis septemgyratus, Valvata naticina und Hydrobia scholtzi herein, und in der mecklenburgischen Xerophila bolli STEUS- LOFF besitzt er sogar eine endemische Form. | Unter den zahlreichen Gauen von G. montana zeichnen sich die Sudeten und der Jura besonders aus; jene verdanken ihre Besonderheiten dem Zusammenhang mit den Karpathen, dieser seinem Gestein und all den Eigentümlichkeiten, die davon abhängen. Von den Karpathen erhalten die Zar Vitrina kotulae WsTLD., Monacha vieina Rssu. (carpatica Friv.), Campylaea faustina, Olau- silia commutata, ornata und tumida; als Sonderformen (endemische) kommen Vitrina diaphana jetschini Wstıv. und kochi AÄNDREAE in Betracht. Den Jura zeichnen Vertigo heldi Cuess., seine Vallonien (suevica GEYER, alamannica GEYER, jurassica GEYER) und Lartetien aus. Auch der fränkische Gau hat eigenartige ZLartetien, dazu noch Pitrina brevis; Thüringen ist durch Vallonia cı yelophorella und Zenwilabris saxoniana STERKI ausgezeichnet. Die größte Übereinstimmung zwischen der Diplopoden- und Molluskenverbreitung herrscht in G. alpina. Der Schwerpunkt der alpinen Charakterschnecken liegt zwar im Osten und Süden des Gebirgs; doch weist auch der Norden einige Sonderformen auf: Oylindrus obtusus, Gyraulus gredleri, Bythinella cylindrica und alta. Oberrhein und Inn teilen nach V. die Provinz in einen helvetischen, vindelizischen und norischen Gau. Die „faunistische Bipolarität“ (S. 52), nach welcher die beiden äußeren Gaue wesentlich reicher und eigenartiger besetzt sind als der mittlere, tritt auch in der Weichtierverbreitung hervor, und es ist selbstverständlich, daß sie durch die „Bipolarität in den physikalisch-geographischen Ver- hältnissen“ ermöglicht und unterstützt wird; aber im wesentlichen beruht sie darauf, daß die Zentralalpen eine Mauer bilden, die in der Süd-Nordrichtung nicht überstiegen, aber im Westen und Osten umgangen werden kann, so daß von beiden Seiten neue Bestandteile in die Tierwelt der Westschweiz und Österreichs eindringen und den beiden Provinzen besondere Züge einfügen, Südbayern aber nicht mehr erreichen. Als deutsche Gaue erscheinen sie mit der eigenartigsten Mischung ‘der Bevölkerung; aber letztere ist viel- fach nicht mehr deutsch. An endemischen Formen übertrifft der helvetische Gau mit Hyalinia subglabra Ber., Vitrea andreaei Brre.; dubreuili Cuess., Hygromia plebeia Dis= coelata Srun., Biehhäich Ever, Vertigo eumiera Ber. u. a. den nörfaeWän dafür — 191 — besitzt dieser in Oylindrus obtusus Drar. eine eigene Gattung, ein Vorzug, der keinem andern Gau zukommt. Auf .der Schattenseite des Hochgebirgs gelegen, schließt der vindelizische Gau zu- gleich mit der ihm vorgelagerten Hochebene, dem „süddeutschen , Zwischengebiet“, die trocken- und warmliebenden Schneckenarten ‚ großenteils aus („Verödung“ S. 63) und hält unter dem Einfluß der zahlreichen Seen die an niedere Wärmegrade und feuchte Um- gebung angepaßten Tiere fest. Damit tritt seine Weichtierwelt in ' einen Gegensatz zu der des trockenen und nach Süden geneigten Jura und nimmt dafür Züge an, die wir in den Ländern um die ‚, Ostsee wiederfinden („Eiszeitgau“, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. F Berlin, 1913, No. 3, 8. 171). | mehr Weniger scharf als die westöstlich verlaufenden, vor allem durch das Gestein und die Bodengestaltung bedingten Provinz- und , Gaugrenzen treten die beiden Nordsüdlinien in der Weichtier- | verbreitung hervor, denen in der V.’schen Einteilung eine große Bedeutung zukommt. Sie sind im wesentlichen in klimatischen und ‚ geschichtlichen Tatsachen begründet. Das Rheintal (nicht -die Flußrinne) bildet nur so weit eine Sperre, als es einst vom Tertiär- ‚ meer des Mainzer Beckens eingenommen war (Basel—Bingen für Carthusiana carthusiana, Oyclostoma elegans); auf der Strecke Boden- , see— Basel, die V. als Grenze hervorhebt (mit Einschränkung, Zool. Anz. XLV, 1915, S. 405 ff.), wird es -von den Schnecken wenig beachtet; von Bingen ab gesellen sich zu den überschreitenden ‚ Diplopoden („Umgehungsmarsch“, Zool. Anz. XXXIX, 1912, S. 216) auch Schnecken, die von Westen her nach Mitteldeutschland sich erstrecken: Vitrina maior, Cionella tridens, Cyelostoma elegans. Die Harz-Regensburger Linie (S. 40 u. Abhandl. Isis, Dresden 1910, Heft 1, S. 33) trifft im allgemeinen auch für die Schnecken zu und tritt namentlich in der Abgrenzung östlicher ; Arten (Hyalinia glabra, Patula solaria, Isognomostoma holoserica, Petasia bidens, Hygromia umbrosa, Clausilia vetusta, varians und ' pumila) hervor, für die der Oder entlang eine dritte Linie geht ‚ (Olausilia latestriata, Planorbis septemgyratus, Valvata natieina), die V. nicht kennt. t Besondere Aufmerksamkeit hat V. der südwestlichen Ecke f Deutschlands im Rheinwinkel gewidmet. In der Tat scheinen "sich hier, wie auch die Mollusken es erkennen lassen, verschiedene F Einflüsse, auch geschichtliche, geltend zu machen, die zu einem _ Zusammentreffen subalpiner, jurassischer, südlicher, westlicher, öst- ur 3 licher (Clausilia cana) und nördlicher (Vitrea contracta) Arten ge- führt haben, die hier am Abschluß ihrer Ausbreitung stehen. Auch die in allen in Betracht kommenden Verhältnissen sonst ziemlich einheitliche Alb (Jura) hat in ihrem südwestlichen Teil, dem Heu- berg, Faunenbestandteile aufgenommen, die diesen Teil in einen Gegensatz zur größeren Hälfte des Hochlandes bringen und auf einen Zusammenhang mit den Alpen hinweisen („Gebirgsbrücken“, S. 52 f.). Hygromia villosa, Orcula dolium, Clausilia corynodes, Acme lineata erstrecken sich bis zur Linie Rottenburg a. Neckar, Zollern, " Sigmaringen a. d. Donau; .Perforatella edentula reicht noch darüber hinaus bis in die Umgebung von Nürtingen und Kirchheim u. Teck. Als endemische Form des Heubergs mag die aus dem Löß bekannte Hygromia montana suberecta Cuess. gelten. | Für die Sonderstellung des Heubergs spricht noch eine weitere Beobachtung. Als ich einstens die Kalkgebiete Württembergs auf der Suche nach Lartetien (Vitrellen) durchwanderte und dabei die Quellen untersuchte, nahm ich auch zugleich auf die Strudel- würmer Rücksicht, auf die man damals durch Voıcr's Arbeiten aufmerksam geworden war. Da stellte es sich heraus, daß die ' Albquellen von der bayrischen Grenze im Ries bis zum Heuberg in seltener Einheitlichkeit — nur in zwei Quellen im oberen Filstal bei Geislingen a. St. und in einer solchen in einem Seitental der Blau bei Herrlingen (Ulm) saß Polycelis cornuta — mit Planaria alpına besetzt waren. Aber im Beeratal (Heuberg) trat mit einem Schlag eine Änderung’ ein. Polycelis cornuta trat dort zu Planaria alpina. Beide Strudelwürmer teilen sich von dort an südwestwärts über den Heuberg und den Randen bis zum Oberrhein in die Jura- quellen, wobei Polycelis cornuta mehr und mehr die Oberhand ge- winnt. Ich setzte damals die Untersuchungen auch westwärts fort bis zum Feldberg im südlichen Schwarzwald und traf im Wutach- gebiet Planaria alpina nur zweimal an; sonst hatte ihre Neben- buhlerin die Quellen .dort besetzt. Im Muschelkalk des östlichen Schwarzwalds, am oberen Neckar, im Gebiet der Nagold und der Enz sitzen beide durcheinander. Hervorzuheben ist vor allem die | Tatsache, daß Polycelis cornuta wie die oben genannten subalpinen ‚Schnecken am Neckar und an der Donau: dieselben ER erreicht, nämlich Rottenburg und Sigmaringen. Zum Schluß noch eine Richtigstellung. S. 94 führt V. zwei Sätze von mir an, die sich auf bestimmte Verhältnisse der Eiszeit beziehen. Wer die Literatur über die Eiszeit kennt, weiß, — 198 — daß ich nicht der Erfinder dieser Auffassung bin (vgl. ZscHokke, 'Verh. deutsch. geol. Ges. 1908, S. 28 ff.). Soweit aus meinen eigenen Untersuchungen Schlüsse zulässig sind, komme ich auch zu einer _ Vorstellung, die mit den Anschauungen V.’s im wesentlichen über- _ einstimmt. Ich verweise auf meine Lößarbeit im vorausgegangenen - Jahresheft (S.83 f.). Wir werden wohl dazu geführt werden, uns ein - freundlicheres Bild von der Eiszeit zu machen und es mit den Farben _ der Gegenwart auszustatten. V.’s Ausführungen ermutigen dazu. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 13 Einige Fragen bezüglich der einheimischen Vogel- fauna, besonders etlicher Wintergäste und Irrgäste, im Zusammenhang mit dem Klima Württembergs. Von Prof. Dr. Otto Buchner, Kustos an der Naturaliensammlung in Stuttgart. Mit Absicht spreche ich von der einheimischen, nicht speziell württembergischen Vogelfauna, obschon es für jedermann klar sein dürfte, daß der Begriff der „württembergischen* Fauna überhaupt nicht so aufzufassen ist, als ob die betreffenden Vögel nur innerhalb der schwarz-roten Grenzpfähle vorkämen, sondern in dem Sinne des „auch“, daß also die verschiedenen, meist über ganz Mitteleuropa verbreiteten Arten eben auch in Württemberg ihren Lebensprozeß abspielen. Wir betrachten dieselben dann gewohnheitsgemäß als die liebgewonnenen gefiederten Mitbewohner unseres engeren Vaterlandes. Entsprechend ihren biologischen und geographischen Be- ziehungen zu unserem Heimatland teilen wir die Vogelwelt üblicher- weise in sechs Hauptkategorien ein: Standvögel, Brutvögel, Strichvögel, Zugvögel (Durchzugsvögel), Wintergäste und Irrgäste (sehr seltene Gäste oder Durchzügler). Vielfach wird auch noch von einer an die Wintergäste sich anschließenden siebenten Kategorie gesprochen, den Winterdurchzugsvögeln. Diese möchte ich jedoch nur als Unterkategorie zu den Winter- gästen stellen, weil die Art und Weise ihres Durchzugs ungleich- mäßig ist, indem sie, je nach den Witterungsverhältnissen und dem ganzen Charakter der jeweiligen Winterszeit, teils ohne Aufenthalt ‚unsere Gebiete durchfliegen, teils da und dort kürzere oder etwas längere Zeit Rast halten und auf diese Weise im letzteren Falle gewissermaßen Wintergäste oder Irrgäste werden. 4 Um dies hier nochmals kurz anzuführen, betrachten wir als Standvögel diejenigen Arten, welche wir in allen Jahreszeiten "bei uns antreffen, als Brutvögel alle jene, die mit den wenigsten "Ausnahmen (z. B. der im Winter brütende Kreuzschnabel) während des Sommerhalbjahres das Brutgeschäft und die Flüggemachung der Nachkommenschaft in unseren Gebieten betreiben, als Strich- I vögel solche, die des Nahrungserwerbs und Wohnungswechsels halber unsere Eine zeitweise durchstreifen, als Zugvögel — nicht zu verwechseln mit den Strichvögeln — die Arten, welche auf ihren regelmäßigen Frühlings- und Herbstwanderungen von Nord nach Süd und umgekehrt unsere Gebiete überfliegen und dabei | teilweise darin auch kürzere Rast machen, als Wintergäste mit | Einschluß der Winterdurchzugsvögel, wie schon das Wort besagt, _ jene Kommensalen während der Wintermonate, die der Hunger _ besonders zahlreich in strengen Wintern aus mehr nordischen oder ' vertikal höher gelegenen Gegenden bei uns einkehren läßt; endlich als Irrgäste jene ganz fremdartigen Eindringlinge, die teils aus ' dem hohen Norden, teils aus dem fernsten Süden, ja eigentlich von _ überall her, sei es vom Lande oder vom Meere aus, durch außer- gewöhnliche Anlässe verschiedener Art zu uns verschlagen wurden und jeweilig gemäß ihrer Lebensgewohnheiten früher oder später ' eingehen müssen, wenn sie ihre Heimatländer nicht wieder auf- ' zufinden vermögen. | Es dürfte einleuchten, daß diese sechs, teils auf biologischer, teils auf geographischer Grundlage aufgestellten Kategorien sich ' nicht absolut streng begrenzen lassen. Es gibt auch hier, wie ' überall in der ganzen Natur, Übergangserscheinungen, so daß man da und dort im Zweifel sein kann, ob man die betreffende Vogelart «ler einen oder anderen Kategorie zuteilen soll. Zudem haben sich die Beziehungen mancher Vögel zu unserem engeren Vaterlande im Laufe der Zeit geändert. Es kommt nämlich zeitweise immer wieder vor, daß fremde Vogelarten durch irgend welche Anlässe, die sich jedoch der Er- forschung oft vollständig entziehen, während eines Jahrganges, ' seltener vielleicht sogar mehrere Jahre hindurch als Brutvögel in ‚unsere Gebiete Einzug halten, dann aber wieder endgültig ver- schwinden. In solchen Fällen ist die Entscheidung besonders . schwer, mit welcher Art von Beziehungen zu unserer angestammten Fauna man es zu tun hat. Jedenfalls ist es gut, die betreffenden Einwanderer erst mehrere Jahre hindurch zu beobachten, wie sie hs. ‚sich in der Nist- und Brutfrage verhalten, ehe man ihnen sozusagen - das Bürgerrecht verleiht. 13* =. Es darf auch noch erwähnt werden, daß sich die Begriffe „Brutvögel“ und „Zugvögel“ einerseits, sowie Brutvögel und „Standvögel“ anderseits in bestimmter Hinsicht decken. Des weiteren braucht nicht besonders betont zu werden, daß unsere Standvögel, die also jahraus jahrein bei uns leben, eben- falls — den Kreuzschnabel ausgenommen, der im Winter brütet — zu Frühlingsanfang mit dem Brutgeschäft beginnen, demnach auch zugleich „Brutvögel“ sind. | Die von den verschiedenen Forschern, so neuerdings auch von W. Fischer! eingehend besprochenen Ursachen dieser vorhin genannten Veränderungen in den Beziehungen einzelner Vogelarten zu unserer Fauna sind sehr mannigfache. Im besonderen dürften ' neben der allgemeinen Kulturentwicklung, neben klimatischen und vielleicht auch nur vorübergehenden meteorologischen Verhältnissen zunächst die den Nahrungserwerb und die Brutpflege ungünstig beeinflussenden Faktoren, vor allen Dingen die Jagd und Ver- folgung durch den Menschen und unsere Verkehrsentwicklung einen Hauptgrund bilden. | Es ist bekannt, daß z. B. die Schwalben — ich meine die eigentlichen Schwalben, die Rauch- und Mehlschwalbe (Hirundo rustica L. und Chelidonaria urbica L.), nicht die einer ganz anderen Vogelfamilie angehörigen, meist hochfliegenden Mauersegler (Cypselus apus L.) — in den größeren und namentlich ganz großen Städten Mitteleuropas fast vollkommen zurückgegangen sind, während sie früher, besonders die zweitgenannte Art, auch an diesen Orten häufig waren. Unsere Schwalben fliegen bekanntlich selten in größerer Höhe, dagegen meist nahe über die Häuser hinweg und um diese. herum, vielfach auch ganz niedrig unmittelbar über die Straßen hin. Da haben die immer zahlreicheren Telephonleitungen und der stets wachsende Straßenverkehr ihnen das Dasein vergällt und sie fast ausschließlich in die kleinen Landstädte und Dörfer getrieben. Weiterhin benötigen die Schwalben für ihren Nestbau bekanntlich den regenfeuchten Detritus der Landstraßen. Früher durchzogen solcherart einfache Schotterstraßen auch unsere Städte; schon seit längerer Zeit aber .sind die Stadtstraßen meistens ge- pflastert oder asphaltiert und bieten den munteren Tierchen kein. Material mehr für ihren Nestbau. | ı Wilhelm Johannes Fischer: Über die Vogelfauna Württembergs. Ver- lag des Bundes für Vogelschutz. 1914. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Universität Tübingen. a 80 erklärt es sich, daß beispielsweise in der Stadt Stuttgart unsere beiden Schwalbenarten meines Wissens nach nur noch in den Durchgängen des großen Gebäuderechtecks des früheren | Kol. Marstalles nisten, weil sie in dem geräumigen Hofraum dieses - Gebäudes auf dem Boden ihr Nestmaterial finden. Wenn mit - Fertigstellung des neuen Bahnhofes auch dieses alte Merkmal von Stuttgart zu Falle kommen wird, dürften wohl keine Schwalben mehr in unserem eigentlichen Stadtareal zum Nestbau und Brut- [geschäft eintreffen. Durch die Erscheinung, daß sich größere Scharen von beiden Schwalbenarten gewöhnlich in der zweiten Hälfte des Monats September in manchen Teilen unserer Stadt versammeln, dürfen wir uns nicht irreführen lassen, denn das sind lediglich ihre Zusammenkünfte unmittelbar vor dem Abflug in die Winterquartiere. | | - Und wenn uns frühere Angaben, namentlich aus dem Anfang des 19. oder gar aus. dem.18. Jahrhundert vom Vorkommen des - Stein- und Seeadlers' bei uns; berichten, so dürfte einleuchten, daß die Zeiten, da es noch keine Eisenbahnen gab, für diese Geschöpfe wie für die übrige Vogelwelt gemütlichere waren, und daß z. B. die wachsende Anzahl von Gebirgsbahnen in der Schweiz und der damit in den Hochregionen gesteigerte Fremdenverkehr den stolzen Steinadler auch schon von dem dortigen Alpengebiet in bedeutendem (srade weggetrieben hat. Der immer zunehmende Eisenbahnverkehr, sowohl an Zugs- - frequenz wie Fahrgeschwindigkeit, fordert überhaupt bedeutende Vogelopfer, namentlich unter den Kleinvögeln. FiscHEr weist in ' seinem Buche, p. 42, besonders auf die Vogelverluste durch die Geschwindigkeit der Schnellzüge hin. | Weiter ungünstig auf die Vogelwelt wird zweifelsohne auch _ die Weiterentwicklung der Luftschiffahrt und des Flugwesens ein- wirken, wenigstens bis zu einem gewissen Grade. ü Betreffs der für unser engeres Vaterland in Betracht kommenden Vögel hat nun FiscHer in der genannten Abhandlung sämtliche ' beobachtete Arten aufgezählt, und zwar unter genauer Bezeichnung ‚ «ler Beziehungen derselben zu Württemberg. | Meine Absicht ist nun hiernach, hauptsächlich die darin als | Wintergäste (W.), Winterdurchzugsvögel (Wd.) und | ı F. A. Tscherning: Über das Verschwinden einiger größerer Raub- _ vogelarten aus der Fauna Württembergs. Diese Jahresh. 1895. p. 359. — WE — Irrgäste (I.) bezeichneten Arten zugleich an der Hand der in unserer vaterländischen Sammlung als Belegexemplare vorhandenen Stücke noch einmal durchzugehen und für jene Arten, bei welchen ich gemäß der von dem genannten Autor gemachten Ausführungen von dem in der Betitelung dieses Aufsatzes aufgestellten Gesichts- punkt aus abweichender Ansicht bin, einige Bemerkungen zu machen. Dabei ist, was ich schon oben einmal angedeutet hatte, zu erwähnen, daß es in Anbetracht der speziellen klimatischen Ver- hältnisse Württembergs in manchen Fällen sehr schwierig ist, zu entscheiden, ob man den einen oder anderen Vogel als Wintergast oder Irrgast ansehen soll. Ist es ja auch schon zuweilen recht schwer zu sagen, ob man die eine oder andere Vogelart, die bisher als Irrgast galt, nicht nur zeitweilig, sondern sogar re: als Brutvogel in Anspruch nehmen darf. Fischer hat in dieser Beziehung auch Pe: den Spielraum. für die Bezeichnungen bei den betreffenden Arten dadurch gekenn- zeichnet, daß er zuweilen zwei oder sogar drei von den die einzelnen Kategorien angebenden großen Anfangsbuchstaben beigesetzt hat. Zweifelhafte Verhältnisse sind dabei außerdem noch durch ein Fragezeichen hervorgehoben. Im Hinblick auf unsere vorliegenden Erörterungen dürfte es jeduch nicht uninteressant sein, zunächst die speziellen klimatischen Verhältnisse unseres Landes etwas näher in Augenschein zu nehmen. Württemberg ist gewissermaßen das Zentrum des in mancher Beziehung ganz eigenartigen süddeutschen Klimas. Dieses ist sozu- sagen kein selbständiges, durch bestimmte Züge gekennzeichnetes oder auf bestimmten geophysikalischen Grundlagen beruhendes, wie das der nördlicher und südlicher, besonders dem Meere nahe ge- legener Länder, sondern ein Kontinentales, von allen Seiten beein- flußtes umd deshalb eigentümlich unstätes. Süddeutschland bezieht gewissermaßen, je nach der Stellung des Hochdruckes, seine Witte- # rung hauptsächlich teils von Rußland, teils von Italien. Weiterhin liegt dieses Gebiet, und in diesem selbst wiederum zentral unser Württemberg, in der Durchgangszone der von Großbritannien nach Dalmatien, also von Nordwest nach Südost durchziehenden Nieder- drucksluftwirbel, die das fast immerwährende Auf- und Nieder- pendeln unserer Barometer und unser unregelmäßiges, mit so vielen sogenannten „Störungen“ durchzogenes Wetter erzeugen, das nur ab und zu länger andauernde, ruhige und gleichmäßige Perioden aufweist.. 4 | — MR: — @ Erfahrungsgemäß haben wir gewöhnlich in kürzeren oder längeren Perioden teils strengere, überwiegend jedoch mildere - Winter, seltener dagegen gleichmäßig trockene und heiße Sommer, denn auf die milden Winter folgen in der Regel vielfach wetter- wendische Lenze mit winterlichen Rückschlägen und dann öfters damit verbundene verregnete, verwaschene und charakterlose Sommer. Aus diesem Grunde ist auch das Geschäft der Witterungs- prognose für kürzere oder längere Zeitabschnitte tatsächlich nirgends undankbarer als bei uns in Württemberg. Weiterhin sind die speziellen klimatischen Verhältnisse Württembergs noch gewissermaßen zersplittert durch die von Süd- "west nach Nordost das Land wie ein Grenzwall durchziehende Schwäbische Alb, welche die durchweg wesentlich höher gelegene oberschwäbische Tertiärterrasse vom Unterland trennt. Abgesehen von dieser höheren Lage des gesamten Oberschwabens machen sich im letzteren Gebiet klimatisch auch schon die Einflüsse der nahe gelegenen Bayerischen und Vorarlberger Alpen merklich geltend. Dadurch sind insbesondere die Temperaturverhältnisse der Winter- monate in Oberschwaben schon im allgemeinen merklich anders als die der mittleren und nördlichen Gebiete Württembergs, indem sie sich im großen und ganzen fast im Einklang mit denen des Alb- plateaus wesentlich rauher zeigen als im Unterland. ©, Was nun vorzugsweise die Wintergäste in unserer Vogel- fauna betrifft, so müssen wir, um deren Auftreten richtig beurteilen zu können, unsere Aufmerksamkeit in erster Linie den Winter- zeiten. zuwenden, die für das Erscheinen derselben bestimmt sind. Dabei zeigt sich gemäß der meteorologischen Beobachtungen weiterhin, daß in Württemberg, wie schon vorhin angedeutet, trockene und kalte Winter, besonders solche mit länger und inten- siver andauernden Frostperioden, mehr nur vereinzelt auftreten, während umgekehrt milde, nur mit kurzdauernden Kältezeit- abschnitten durchzogene Winter des öfteren periodisch auftreten, d. h. mehrere Jahrgänge hintereinander folgen. Dies beweist am besten ein kurzer Rückblick etwa bis zum Jahre 1870 auf Grund meiner eigenen meteorologischen Aufzeichnungen. 1870/71 war ein kalter Winter mit nur zeitweilig unter- brochener Frostperiode bis anfangs März. Im Winter 1871/72 war nur der Dezember kalt, Januar und Februar mäßig mild, 1872/73 herrschte größtenteils relativ milde Temperatur, dagegen _ brachte der Dezember 1873 wieder eine stärkere und ziemlich — 20 — anhaltende Frostperiode, die auch im Februar 1874 wieder ein- setzte. Die gleiche Erscheinung wiederholte sich im Winter von 1874/75, wobei auch der März noch als vollständiger Wintermonat verlief. Nicht minder streng war der Winter von 1875/76 mit einer nur durch wenige Tage unterbrochenen Frostperiode vom 25. November bis 14. Februar. Dann aber kam der milde Winter von 1876/77 mit einem kurzen Nachwinter im März. Der Winter 1877/78 war im allgemeinen mild, dagegen war der Dezember 1878 wieder ziemlich streng Kalt, der nachfolgende Winter 1878/79 mäßig kalt bis mäßig mild. Nun folgte aber der berühmte sibirisch kalte Dezember 1879, der Konkurrent desjenigen von 1829, in welchem, wie damals, der ganze Bodensee fest zugefroren war. Auch der folgende Januar 1880 war noch recht kalt und erst der Februar brachte vor- frühlingsmäßige Temperaturen. Zum Ausgleich folgte 1880 ein ungewöhnlich milder Dezember, den seinerseits aber wieder der kalte Januar von 1881 ausglich. Der folgende Winter 1881/82 war mäßig mild, noch milder sodann der von 1882/83, der erst im März zur Geltung kam. Der Winter 1883/84 war außergewöhnlich mild, 1885 nur der Januar kalt, 1885/86 im allgemeinen normal, der Februar zwar um ein Ziemliches zu kalt. Mittelkalt waren dann die Monate Januar und Februar 1887 und der März winterte teilweise noch kräftig nach. 1887/88 war wieder ein ziemlich strenger Winter; 1888/89 ein im allgemeinen normaler, der Februar allerdings um ein Beträchtliches zu kalt. Im darauffolgenden Winter war der Dezember und Februar kalt, der Januar sehr mild. Eisig streng war dann der Winter 1890/91, während im darauffolgenden nur der Januar einige erheblichere Frosttage brachte. | | 1892/93 kam ein intensiv kalter Winter, der von 1893/94 war normal, 1894/95 wieder strengkalt, am schlimmsten der Februar. Dann kam ein normaler Winter von 1895/96, ein ebensolcher im nächsten Jahre, ausgenommen den Monat Februar 1897, der früh- lingsmäßig mild war, 1897/98 war ebenfalls mild, der nächste Winter sogar außergewöhnlich mild. Kalt war dann wieder der darauffolgende Dezember, mild dagegen Januar und Februar 1900, ebenso der Dezember dieses Jahres, während sich Januar und besonders Februar 1901 hart anließen. Der Winter 1901/02 war durchweg feuchtwarm, beim nächsten nur der Dezember 1902 etwas unter normal, die andern Monate mild, der von 1903/04 annähernd normal, der Februar zu warm, =. (ZU 1904/05 mit Ausnahme des normalen Januars ebenfalls zu mild, _ der nächste wieder mild, im Winter 1906/07 Dezember und Februar } zeitweise etwas rauh, 1907/08 diese beiden Monate mild, dafür | wenigstens der Januar kälter, im folgenden so ziemlich named - Winter gestaltete sich dann wieder der Februar etwas zu kalt, rg 1909/10 und 1910/11 fast durchweg mild waren. ‘ Der nächste Winter 1911/12 gestaltete sich ausnehmend mild, “noch mehr der folgende von 1912/13, während im Winter 1913/14 wenigstens der Januar seinen Charakter etwas stärker betonte. Dann aber bekamen im ersten Winter unseres großen Weltkrieges abermals die feuchtfröhlichen und milden Föhnströmungen die Ober- hand und weiterhin setzte der zweite Kriegswinter allem bisherigen an italienischer Milde die Krone auf, nachdem nur Ende November ' zwei kalte Frosttage gleichsam als „Irrgäste* vorübergehuscht waren. Der dritte Kriegswinter setzte wieder eine normalere Miene auf, obgleich auch hier wieder, wie so oft, gerade die Weihnachts- zeit und das Neujahrsfest in feuchtmilder Trübseligkeit vorüber- gingen und erst von Mitte Januar an eine 4 Wochen währende - strengere Kälteperiode mit fast ununterbrochen andauerndem Frost ‚ einsetzte. Der vierte Kriegswinter setzte bereits im Dezember streng ein, ließ aber nach Neujahr 1918 an Kraft nach, so daß - mit wenigen und kürzeren, auch nicht besonders intensiv dazwischen tretenden Frostperioden im allgemeinen mäßige, zum Teil sogar _ recht milde Temperaturen herrschten, die dann im Monat März ' recht bald in angenehme Vorfrühlingstage überführten. Fa Aus diesem so außerordentlich verschiedenen Verlauf der Winterzeit, die uns mehr noch als unsere meist unbeständigen _ Sommer ein lebendiges Bild von dem unstäten Klima der süd- | deutschen Ländergebiete geben, läßt sich nun das entsprechend so - verschiedenartige Auftreten der Zugvögel, insbesondere jedoch der als Wintergäste und Irrgäste zu bezeichnenden Arten erklären, _ und deshalb ist den Ornithologen das Studium der meteorologischen Verhältnisse Europas im allgemeinen und unserer engeren Heimat- - gebiete im besonderen nachdrücklichst anzuempfehlen. Manche i Punkte, die noch ganz hypothetischer Natur sind, bekommen durch |; die auf solche Weise gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen _ ein positiveres Gepräge. 5 Ich mache deshalb besonders auf die namentlich während der im letzten Dezennium dieser merkwürdigen Periode auffallend milden _ Winter zutage getretenen Erscheinungen aufmerksam, daß ver- —: 22 — schiedene Arten von Zugvögeln im Spätjahr bei uns sozusagen hängengeblieben sind. Die öfters um diese Jahreszeit im all- gemeinen viel zu hohe Temperatur hatte den normalen Zug mancher 7 Singvögel ins Stocken gebracht, so daß mehrfach ein kleiner Teil 7 der Zuggesellschaft untreu wurde und zurückblieb. So konnte man 7 sowohl in dem abnorm warmen Winter von 1915/16, wie auch im letztvergangenen Winter vor Eintritt der Kälte bis um Mitte Januar Dompfaffen (Bombicılla garrula L.), gelbe Bachstelzen (Budytes flava L.) und sogar Buchfinkenweibchen (Fringilla coelebs L. 9) bei uns beobachten, so daß also dieses berühmte Epitheton „eoelebs“ nicht mehr ganz unbedingt für die Männchen dieser unserer lieb- gewonnenen Frühlingssänger passen will. - Ob diese Vögel dann später noch abgezogen sind, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Bezüglich der Vogelwanderungen im Allgemeinen verweise ich auf | die in diesen Jahresheften, Jahrg. 1914, erschienenen „Studien über ° die Wanderungen der Vögel“ von Anna LAnPeRT, die uns reichliche Aufschlüsse in mancher Richtung bieten, auch die meteorologischen Einflüsse in Rechnung ziehen, und wobei bezüglich der einschlägigen Literatur andere beachtenswerte Arbeiten zitiert werden. | | Was nun das Irrgastverhältnis verschiedener Vogelarten zur einheimischen Avifauna im besonderen betrifft, so sind in unserer vaterländischen Sammlung beispielsweise die bekanntesten drei Meertaucherarten, der Eistaucher (Colymbus glacialis L.), der 75 Polartaucher (Colymbus arcticus L.) und der Nordseetaucher I (Colymbus septentrionalis L.) als „Irrgäste* aufgestellt. Fischer jedoch bezeichnet (a. a. O. p. 56 u. 57) diese Vögel als „Winter- gäste* bzw. „Winterdurchzugsvögel“, den Eistaucher speziell als „seltenen Wintergast“, während die beiden anderen Arten nach seinen Angaben sich öfters bei uns einfinden. Hierzu möchte ich bemerken, daß alle die Jahre, in welchen diese schönen Vögel bei uns im Winter gastierten, strenge Winter ° | hatten, woraus hervorgeht, daß nur solche diese mehr der Polar- zone angehörenden Vögel zu uns bringen. Seit mehr als einem Jahrzehnt erlebten wir aber vorwiegend nur milde Winter und infolgedessen zeigte sich bei uns in dieser Zeit auch keiner von diesen Vögeln. Ich möchte deshalb für dieselben in unserer vater- ländischen Sammlung doch lieber die Bezeichnung „Irrgast“ be- lassen, jedenfalls für die beiden ersten der oben genannten Arten. Der schon an den deutschen Küsten der Nordsee häufigere Colymbus septentrionalis L. könnte zwar unter besonderen Ver- a , hältnissen auch für Württemberg als Wintergast gelten, denn in _ Norddeutschland bis zum Thüringer Wald und bis Sachsen wird _ diese Art wie zuweilen auch der Polartaucher, letzterer jedoch ‚ numerisch viel spärlicher, fast allwinterlich beobachtet. Daraus ' geht hervor, daß der Wintergastcharakter dieser Vögel weiter segen Süden zu immer mehr in das Irrgastverhältnis übergeht, sie verfliegen oder „verirren“ sich gleichsam nur in besonders kalten ‚ Wintern bis in die südlicher gelegenen Gebiete.. Das gleiche gilt | im allgemeinen auch für die Säger (Mergidae), insbesondere für den großen Säger (Merganser merganser 1..). | Wir haben also mit unserer meteorologischen Rückschau auf ‚ fast ein halbes Jahrhundert vor allem die Tatsache kennen gelernt, . , daß in früheren Jahrzehnten dieser Periode öfters und sogar zu- ' weilen in kleineren Teilperioden strenge Winter eingetreten waren, _ während uns gerade das allerletzte Jahrzehnt in weit überwiegender- , Weise, ja fast in zusammenhängender Reihe, auffallend milde Winter brachte. Wir dürfen aber mit Sicherheit erwarten, daß auch wieder eine Periode strengerer Winter durch unsere Gebiete ziehen . wird, und infolgedessen werden sich auch wieder Vogelarten teils als Wintergäste, teils als Irrgäste bei uns häufiger einfinden, die in ‚ letzter Zeit fast ganz in Vergessenheit geraten waren. | Etwas vorsichtig muß man auch in der Beurteilung der ' Beziehung der Möven und Seeschwalben zu unserer ein- heimischen Fauna sein. Diese meist an den Gestaden der Meere und nur zum Teil, wenn ich so sagen darf, gewissermaßen „aero- pelagisch* lebenden Vögel gehören mit zu den ausgezeichnetsten und ausdauerndsten Fliegern und durchmessen, ganz besonders wenn sie sich verfliegen, in Tagesfrist zuweilen enorme Strecken. Mit Ausnahme der Lachmöve (Larus ridibundus L.), der dreizehigen Möve (Rissa rissa L.), der Flußseeschwalbe (Sterna fluviatilis L.) und etwa noch der schwarzen See- schwalbe (Hydrochelidon nigra L.) dürften sie in bezug auf Württemberg, meiner Meinung nach, ausschließlich als Irrgäste zu betrachten sein. Wenn eine der selteneren Arten dann und wann auch einmal am Bodensee gebrütet hat, so möchte ich dazu be- merken, daß unser durch seine Größe und seinen Fischreichtum _ auch für Meeresvögel verlockendes „Schwäbisches Meer“ nur zum | verhältnismäßig kleinen Teil zu Württemberg gehört und deshalb, falls nicht nachgewiesenermaßen die Brutstelle am württembergischen Uferabschnitt liegt, die Ortsangabe „Bodensee* noch nicht die volle — 204 — Berechtigung gibt, den betreffenden Vogel gerade als „Brutvogel“ zur speziell württembergischen Avifauna in Beziehung zu bringen. Das Eindringen ins schwäbische Oberland oder noch weiter nach Württemberg hinein darf bei der großen Flugfähigkeit dieser Vögel doch wohl meistens als ein zufälliges betrachtet werden. Dagegen könnte der in unserer vaterländischen Sammlung als Irr- gast bezeichnete große Kormoran (Phalacrocorax carbo L.) unter die Wintergäste eingereiht werden. Sogar sein Brüten ist nach Fischer’s Angaben wenigstens für Deutschland im allgemeinen nachgewiesen, doch hält der genannte Autor seine Ansiedlung am Bodensee nur unter besonders günstigen Zufällen für möglich. Ich möchte diese Möglichkeit jedoch vollständig ausschalten, obwohl sie selbst von Bodenseefischern behauptet wird, denn man muß bedenken, daß der Bodensee hinsichtlich des Fremdenverkehrs, der Jagd und des Fischereiwesens eine viel zu hervorragende Rolle spielt, um einen solch großen und in jeder Beziehung auffallenden Vogel zur Ansiedlung zu ermuntern. | Es sei übrigens an dieser Stelle auf die berechtigte Annahme einer interessanten Ursache hingewiesen, welche recht wohl dann und wann Seevögel verschiedener Art zum Verfliegen und Verirren bis in unsere Gebiete veranlassen dürfte. Es befindet sich z. B. in unserer Sammlung ein schönes weibliches Exemplar des grauen Tauchersturmvogels aus dem Mittelmeer (Puffinus kuhli Bor), der am 27. Oktober 1891 auf dem Güterbahnhof in Stuttgart im Zustande der Erschöpfung gefangen wurde. Derselbe hat sich offenbar, wie LAamrert in seiner Schrift: „Beiträge zur Fauna Württembergs* (diese Jahresh. Jahrg. 1892. p. 268) in wohl- begründeter Vermutung ausgesprochen hat, durch das Erdbeben von Pantellaria überrascht und erschreckt, von dort aus in das Binnenland verflogen und konnte den Rückweg in sein Heimat- gebiet nicht mehr finden. Der genannte Autor macht dann noch auf eine Notiz über den Krakatau-Ausbruch vom 26. August 1883 aufmerksam, nach welchem man große Schwärme von Seevögeln von der Seeseite her über Batavia wegziehen sah. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß neben heftigen Stürmen auch der- artige Naturphänomene hinsichtlich des Zufluges ganz fremdartiger Vogelarten in unsere Gebiete eine bedeutsame Rolle spielen. Hinsichtlich zweier im allgemeinen bei uns sehr bekannter Wintergäste, der Nebelkrähe (Corvus cornix L.) und der Saat- krähe (Corvus frugilegus L.), zeigen sich neuerdings gegen früher — 205 — _ wesentlich veränderte Verhältnisse. Ich erinnere mich recht wohl, daß diese beiden Rabenarten besonders in den siebziger und acht- - ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, die uns, wie wir gesehen haben, ausnahmsweise eine größere Anzahl von strengeren Wintern _ brachten, zu unseren alljährlichen regelmäßigen Wintergästen ge- , hörten, die Saatkrähe in der Regel noch viel zahlreicher auftretend _ als die Nebelkrähe. Überhaupt fiel uns Stuttgartern damals all- gemein auf, in welch großer Anzahl die Krähen, vor allem unsere ‚ standörtlich ansässige Rabenkrähe (Corvus corone L.) namentlich während strengeren Frostperioden in unseren Stuttgarter Anlagen ihre täglichen Nachtquartiere aufschlugen und wie das Füttern derselben auf dem Schloßplatz und auch sonst in der Stadt weit verbreiteter Gebrauch war (cfr. Krauss: „Über den Winteraufenthalt. der Raben in Stuttgart. Diese Jahresh. 1859. p. 346). Seit etwa 25 Jahren ist diese Erscheinung nicht mehr zu beobachten. Das ganze Rabenvolk hat Stuttgarts Weichbild immer mehr ignoriert und die überwiegend milden Winter im Verlauf des letzten Jahrzehntes mögen noch dazu beigetragen haben, daß so- wohl die Saatkrähe, wie namentlich die Nebelkrähe sich auch auf dem Lande immer spärlicher gezeigt und in der Stadt vollends allmählich ganz ausgeblieben sind. Beide Vögel sind in den letzten 20 Jahren speziell für Stuttgart geradezu Irrgäste geworden und - erst im strengeren Nachwinter von Mitte Januar bis Mitte Februar 1916, ebenso im Dezember 1917, ist wenigstens die Saatkrähe wieder zahlreicher erschienen, während die Nebelkrähe in unserer Stadt selbst und in der nächsten Umgebung auch diesmal noch nicht wieder auftrat!. Ob sie an anderen Orten Württembergs wieder beobachtet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, gehört habe Ich trotz verschiedener Anfragen nichts darüber. Jedenfalls ist vornehmlich die Nebelkrähe für ganz Württem- berg ein gegen früher im allgemeinen weit seltenerer Wintergast und, wie gesagt, mehr Irrgast geworden, wenn auch angenommen ‚ werden darf, daß sie sich im Falle der öfteren Wiederkunft | strengerer Winter auch wieder zahlreicher bei uns einfinden wird. Man kann das Verhältnis der beiden als Winkeigienn auf- ! Mein jüngerer Kollege, Herr Dr. Lindner, erzählte mir zwar doch von dem einmaligen Erscheinen einer Nebelkrähe in Stuttgart. Es wäre hier- nach tatsächlich anzunehmen, daß der schöne Vogel, im Falle sich wieder öfters kalte Winter einstellen sollten, wohl wieder in ähnlichem Prozentsatz wie in früheren Zeiten bei uns als Wintergast einkehren wird. — 206 — | tretenden Krähen zur württembergischen bzw. deutschen Fauna insofern mit dem der früher genannten Taucherarten in Verbindung bringen, als man mit einer gewissen Berechtigung sagen kann: da, wo diese Krähen Standvögel sind, treten die Seetaucher als Winter- gäste auf, und wo die Saat- und Nebelkrähe mehr oder minder seltene Wintergäste sind, spielen die Taucher ihre Rolle als Irr- gäste. Vielleicht ließe sich auch am Auftreten dieser beiden Krähenarten als Wintergäste durch genaue Beobachtung am besten feststellen, ob sie nach Eintritt einer milden Witterungsperiode während eines kälteren Winters noch einige Zeit bei uns bleiben oder sich sofort wieder nordwärts zurückziehen, um dann bei Wiedereintritt von kälteren Tagen abermals bei uns zu erscheinen, oder aber, ob sie nach einmal vollzogener Einkehr unter allen Umständen die Winterzeit bis zum Schluß bei uns zubringen. Was den Kolkraben (Corvus corax L.) anbelangt, so darf ° dieser schöne Vogel für unser engeres Heimatland keinesfalls mehr als Brut- bzw. Standvogel oder auch nur als Wintergast gelten. Die bezüglichen Angaben sind doch sehr unsicher. Ich möchte deshalb in unserer vaterländischen Sammlung das Prädikat „Irr- gast“ für denselben beibehalten. Ähnlich wie mit den Seetauchern verhält es sich, allerdings unter Betracht anderer geographischer Verhältnisse, auch mit den | Seeadlern. Der gewöhnliche oder weißschwänzige See- adler (Haliaötus albieilla L.) ist allerdings schon öfters, namentlich in früberen Zeiten, in Württemberg beobachtet und erlegt worden, ° und zwar meistens während der Wintermonate. Es werden wohl hauptsächlich die zu dieser Jahreszeit’an den Meeresküsten wütenden Stürme sein, welche den mächtigen Raubvogel nahrungsuchend stromaufwärts und dadurch landeinwärts treiben; wenn er sich jedoch so weit verfliegt, als unser Württemberg von allen Meeres- küsten entfernt liegt, so glaube ich auch dieses Vorkommnis mehr ° als einen Irrflug, denn als eine Winterreise bezeichnen zu dürfen und möchte deshalb für diesen Vogel in unserer vaterländischen Sammlung die Bezeichnung „Irrgast“ belassen, wiewohl FiscHrEr ihn ausdrücklich als „Wintergast“ und zwar als einen nicht allzu seltenen bezeichnet. Was den nordamerikanischen weißköpfigen Seeadler (Haliaötus leucocephalus L.) anbelangt, der auch früher in einigen Exemplaren in Württemberg beobachtet und geschossen worden sein soll, so erklärt auch schon der genannte Autor die Sache als ziemlich unsicher. Mir will sie völlig phantastisch er- a, 0 scheinen, denn auf welchem Wege sollen diese, wenn auch sehr flugfähigen Vögel, zu uns gekommen sein? Über den Atlantischen Ozean gewiß nicht, bleibt also noch der Weg über den Berings- - gürtel nach Nordostasien. Allein von dort aus ist es doch noch verdammt weit ins Schwabenland. | Und wenn betreffs der Geier für zwei Arten, den grauen “eier (Vultur monachus L.) und den weißköpfigen Geier (Gyps fulous G=.), von welch letzterem auch in unserer vater- ländischen Sammlung ein Exemplar als Irrgast vom Argenufer vorhanden ist, Beobachtungen und Erlegungen in Württemberg, wenigstens aus früherer Zeit, offenbar verbürgt sind, so möchte ich doch auch auf die Möglichkeit des Entkommens solcher Vögel aus den früher zahlreich vorhandenen Wandermenagerien hinweisen. Die neueren zoologischen Gärten freilich schließen eine solche Möglichkeit fast ganz aus, denn sie verfügen über so vorzügliche Gefängnisse für die gesamte Tierwelt, insbesondere für Vögel, daß auch der findigste Adler oder Geier schwerlich zu einem Flucht- versuch ermuntert werden dürfte. | Eine etwas zweifelhafte Sache ist es auch mit dem Höcker- schwan (Cygnus olor Gm.). Dieser ist seit den ältesten Kultur- zeiten ein beliebter Ziervogel von Parkanlagen öffentlicher und privater Art. Da er sich bekanntlich nur selten entschließt, von seinem Pflegeort aus wegzufliegen, werden ihm schon aus ästhetischen Gründen die Schwungfedern gewöhnlich nicht beschnitten. Nun sind aber doch genügend viel Fälle bekannt, daß Schwäne dieser und anderer Art zuweilen aus besonderen Anlässen entflogen sind, und da es überall genug Binnengewässer gibt, welche diesen Vögeln, trotzdem sie durch die Pflege verwöhnt und des selbständigen ' Nahrungserwerbes entwöhnt sind, manchmal doch das zur Erhaltung ‚des Lebens Notwendige bieten, kann es wohl vorkommen, daß solche Höckerschwäne scheinbar wild auftreten und zum mindesten als Irrgäste betrachtet werden könnten. Allein ich glaube, fast alle Vorkommnisse dieses Vogels auf die genannte Möglichkeit, zum Teil vielleicht, was auch Fischer erwähnt, auf eine Verwechs- lung mit dem Singschwan (Cygnus cygnus L.) zurückführen zu dürfen, welch letzterer sich vielfach als Irrgast, nach Fischer’s Zusammenstellung sogar als Wintergast, bzw. Winterdurchzugs- vogel in Württemberg eingestellt hat. 3 Endlich sei hier noch ein etwas unsicherer Kamerad angeführt, _ der große Brachvogel (Numenius arquatus L.). Derselbe läuft u Fr Fe ni ee | in unserer vaterländischen Sammlung als Irrgast, obwohl von ver- schiedenen Seiten das beinahe regelmäßige Vorkommen dieses doch ziemlich großen und daher auffälligen Vogels in Württemberg mit- geteilt wurde. Nach der Zusammenstellung Fischer’s der über denselben gemachten Beobachtungen unterliest es wohl keinem Zweifel mehr, daß er beispielsweise für das Banngebiet bei Buchau, am Federsee zu unseren Brutvögeln gerechnet werden darf. Der genannte Autor hat zwar vorsichtigerweise im Verzeichnis der bei uns zu beobachtenden Vögel beim großen Brachvogel ein D (Durch- zugsvogel) hinter das B (Brutvogel) gesetzt, allein ich halte auch dies für nicht mehr nötig, nachdem gerade in dem durch einen nassen Vorsommer ausgezeichneten Jahre 1916 das Vorkommen ° desselben durch SchLeszer! bestätigt wurde, der zu versehiedenen Jahreszeiten in den oberschwäbischen Moorgebieten als Forscher tätig war. Den von Fısc#er angegebenen Jahrgängen nach, welche zemäß meiner eigenen meteorologischen Aufzeichnungen sich beinahe alle ebenfalls durch regenreiche Sommer auszeichneten, scheint der Vogel in solchen sich zum Brutgeschäft häufiger einzufinden als in trockenen. | Soviel kann nach unseren bisherigen Betrachtungen jedenfalls mit Bestimmtheit festgestellt werden, daß das besondere Klima Württembergs die Frage der Beziehungen verschiedener selten beobachteter Vogelarten zur angestammten Fauna außerordentlich schwierig und kompliziert gestaltet. Ständige Wintergäste, besonders in dem Sinne wie für die mittel- und norddeutschen Gebiete, gibt es für unser unstätes und namentlich zu feucht- milden Wintern neigendes Klima nicht. Dieselben kommen nur für die strengeren Winter in Betracht und figurieren deshalb periodenweise geradezu als Irrgäste. Als Anhang möchte ich dann noch, nachdem FiscHEr in seinem Verzeichnis der Vögel Württembergs diese unter Angabe der Beziehungen der verschiedenen Arten zu unserem engeren Vater- lande mit dem jeweiligen Merkmalsbuchstaben versehen systematisch geordnet vorführte (a. a. O. p. 14), die für unsere Fauna zweifellos festgestellten Irrgäste bei dieser Gelegenheit gesondert zusammen- 2G. Sehlenker: Die Pflanzenwelt zweier oberschwäbischer Moore e Diese Jahresh. 1916. p. 39. = a a "Die, ‚in der vaterländischen Sammlung des Stuttgarter ie »tts vorliandenen Arten sind mit den vier Buch- ch NKWS (Naturalienkabinett, württembergische Sammlung) besonders. gekennzeichnet, auch ist deren Fundort im folgenden Papageitaucher (Fratercula arctica L.) NKWS, bei Tamm OA. Lud- bu Kihbvoniaucher (Alle alle L.). e Eistaucher (Colymbus glacialis L.) NKWS, bei Schönmünzach und Polartaucher (Colymbus arctieus L.) NKWS, am Ölzreuter See bei 2 Schussenried, bei Langenargen, Sulzbach a. Kocher und Eßlingen. ee dietäucher (Colymbus septentrionalis L.) NKWS, bei der Solitude und Münster a. Neckar. . "Tauchersturmvogel (Puffinus kuhli Bor) NKWS, anf dem Gäter- bähnhof in Stuttgart lebend gefangen. Kleine Sturmschwalbe (Hydrobates pelagieus L.). - Große Raubmöve (Stercorarius scua Bröss). Mit ere Raubmöve (Stercorarius pomatorhinus Temm.) NKWS, bei Göttelfingen OA. Horb und Eßlingen. Schmarotzermöve (Stercorarius parasiticus L.) NKWS, bei Ober- riexingen und Enzweihingen. Langsehwänzige Raubmöyve (Stercorarius longicaudus Vıere.). Silbermöve (Larus argenfatus Batss) NKWS, bei Ulm und Königs- bronn. Mantelmöve (Larus marinus L.) NKWS, am Bodensee. — . Heringsmörve (Larus fuscus L.). Sturmmöve (Larus canus L.) NKWS, bei Friedrichshafen, Tübingen E , und Nagold. -ı. Sehwarzkopfmöve (Larus melanocephalus Narr.). Zwergmöve (Larus minuftus Pauı.). Lachseeschwalbe (Gelochelidon nilofica HasseLg.) Raubseeschwalbe (Sierna caspia Parr.). . Brandseeschwalbe (Sierna cantiaca G=.). Zwergseeschwalbe (Sierna minuta L.). -—_ Weißbärtige Seeschwalbe (Sterna hybrida Parı.). - Weißflüglige Seeschwalbe (Sterna leucoptera ScHisz.). Zwergscharbe (Phalacrocorax pygmaeus Paur.) NKWS, bei Wurzach. Pelikan (Pelecanus onocrotalus L.). - Ruderente (Erismatura leucocephala ScoP.). Eiderente (Somateria mollissima L.) NKWS, bei Heidenheim und Eltingen OA. Leonberg. Samtente (Oedemia fusca L.) NKWS, bei Eltingen, Kirchentellins- ya furt und Heilbronn. Trauerente (Oedemia nigra L.) NKWS, bei Neckarweihingen. Kragenente (Hisfrionicus histrionieus L.). Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Würit. 1918. 14 e & Bergente (Fuligula marila L.) NKWS, bei Enzweihingen und Baebld: Brandgans (Tadorna tadorna L.) NKWS, bei Waldsee. Rostgans (Casarca casarca L.) Saatgans (Anser brachyrhynchus BaıLL:) NKWS, bei Bargau, Cann- statt und Binzwangen a.D. Bläßgans (Anser albifrons Scor.) NKWS, in Oberschwaben (olıne genaueren Fundort). f Schneegans (Anser huperboreus Paur.). Ringelgans (Branta bernicla L.) NKWS, bei Neuhausen a. F. und am Itzelberger See b. Königsbronn. Nonnengans (Branta leucopsis BeEcHsT.). Rothalsgans (Brania ruficollis Parr.) NKWS, bei Leonberg. Nilgans (Chenaloper aegyptiacus L.). Austernfischer (Haematopus ostralegus L.) NKWS, bei Schön- münzach, Pfalzgrafenweiler und Schmiden. Steinwälzer (Arenaria interpres L.). Rennvogel (Cursorius gallicus G=.) NKWS, bei Weissenau OA. Ravens- burg. Brachschwalbe (Glareola fusca L.). Kiebitzregenpfeifer (Squatarola squatarola L.) NKWS, bei Hofen a.N. Seeregenpfeifer (Charadrius alexrandrinus L.). Säbelschnäbler. (Recurrirostra avocetta L.). - Plattschabelwassertreter (Orymophilus fulicariu L.) BUWS; bei Aschhausen. Sumpfläufer (Limicola platyrhyncha Temm.). Seestrandläufer (Tringa maritima BRüxx). Zwergstrandläufer (Tringa minuta L.). Teichwasserläufer (Tofanus stagnatilis BECHST.). Uferschnepfe (Limosa limosa L. ) NKWS, bei Böblingen und Schussenried. Pfuhlschnepfe (Limssa lapponica L.) NKWS, bei Heilbronn. Regenbrachvogel (Numenius phaeopus L.) NKWS, am Stadion bei Ebingen. Zwergsumpfhuhn (Zapornia parva Scor.) NKWS, bei Groß- bottwar und Schussenried. Purpurhuhn (Porphyrio caeruleus VAxD.). Zwergtrappe (Otis terar L.) NKWS, bei Spaichingen. Kranich (Grus grus L.) NKWS, bei Neckarsulm und Mergentheim. Nachtreiher (Nyeficorar nyeticoraz L.) NKWS, bei Ilsfeld und am Feuersee in Stuttgart. Schopfreiher (Ardea ralloides Scop.) NKWS, am Bodensee. Purpurreiher (Pyrrherodias purpurea L.) NKWS, bei Wangen i. Allgän. Silberreiher (Herodias alba L.) NKWS, bei Herbrechtingen. Seidenreiher (Garzetta garzeita L.) NKWS, bei Rottenmünster. Löffelreiher (Platalea leucorodia L.), am Bodensee. Weißköpfiger Geier (Gyps fulvus Gm.) NKWS, an der Arg Schlangenadler (Circaitus gallicus G=.) NKWS, bei Dietenheim OA. Laupheim und Ludwigsburg. 2 - 2 P: | ee > Zwergadler (Nisaötus pennatus G=.). Adlerbussard (Duteo ferox Gm.) NKWS, bei Biberach OA. Heilbronn. Steinadler (Agwila chrysaötus L.) NKWS, bei Eutingen. Schelladler (Agwila clanga Paur.) NKWS, bei Ludwigsburg. Schreiadler (Aguila maculata Gm.) NKWS, bei Oberndorf. Seeadler (Haliaötus-albieilla L.) NKWS, bei Lorch und Ulm. Kleiner Gerfalk (Hierofalco rusticolus L.). Würgfalk (Hierofalco cherrug GraY.). Rotfußfalk (Cerchneis vespertinus L.) NKWS, Fundort nicht genau bezeichnet. Rötelfalk (Cerchneis naumanni FLEısch.). Schneeule (Nyetea nycetea 1..). Sperbereule (Surnia ulula L.) NKWS, bei Waldrems und Wolfegg. Alpensegler (Cypselus melba L.) NKWS, beim Schloß in Wolfegg. Alpenkrähe (Pyrrhocorax graculus L.). Rosenstaar (Pastor roseus L.) NKWS, bei Kißlegg. Steinsperling (Petronia petronia L.). Sehneefink (Montifringilla nivalis L.) NKWS, Fundort nicht genau | angegeben. Berghänfling (Acanthis flavirostris L.). Hakengimpel (Pinicola enucleator L.). Bindenkreuzschnabel (Zo«ia leucoptera Breun) NKWS, bei Wildberg. Spornammer (Calcarius lapponicus L.). Kappenammer (Emberiza melanocephala Scor.). Alpenmauerläufer (Tichodroma muraria L.) NKWS, bei Weilimdorf und auf dem Hohentwiel. Bartmeise (Panurus biarmieus 1.) .NKWS, Fundort nieht genau angegeben. Beutelmeise (Remiza pendulina L.). Alpenbraunelle (Accentor alpinus Gm.) NKWS, bei Zwiefalten. Flußrohrsänger (Zocustella Auviatilis WouLr). Schwarzkehldrossel (Turdus atrigularis Tema.). Steindrossel (Monticola saxatilis L.). | Aus diesem Verzeichnis geht hervor, daß das Verhältnis der bestimmt nachgewiesenen Irrgäste für unsere heimische Vogelwelt zu der Zahl der übrigen Arten annähernd den Ziffern 1:5 entspricht. 14* Die Herkunft der kristallinen Grundgebirgs-Geröll in den Basalttuffen der Schwäb. Alb. Von Landesgeologe Dr. M. Bräuhäuser. Inhaltsverzeichnis. Einleitung iur. 27ER ae ai re I. Zusammenstellung der einschlägigen Veröffentlichungen II. Übersicht der Angaben über die Ara BET PISEIRGFEEEE in den genannten Arbeiten‘... m... EURRETSTE 1. Allgemeine Besprechung der Fundstücke . .»... . Sarah 2. Beobachtungen über die FRRBRBERE Verbreitung der kristallinen Auswürflinge‘. 0-7 ukiskirsdastnta -imiteiine, » Berne Mad 3. Angaben über die Gesteinsbeschaffenheit der Fundstücke . . . : 4. Deutung der Herkunft der Fundstücke in den älteren Arbeiten 5. Erklärung der Rundung der kristallinen Geschiebe in den älteren Arbeiten . 272.07 7 ea Rene Be BE III. Deutung der Gerölle und ihrer Herkunft. .... Kr IV. Geologische Einreihung des Geröllagers im Unter- grund der Metzinger Gegend“ Ic IV Un SE RSI EIER 1. Paläogeographische Verhältnisse Mittelschwabens und vindelizisches Festland. .. - =. „ w.lub Si ee sb 2. Landschaftliche Gliederung und Fortbewegung der Verwitterungs- massen des vindelizischen Festlandes . . . .. . 2.2.2... 3. Festland und Meeresküsten . : » ».» 2». rn m nn nen 4. Begründung der Einreihung des vermuteten Geröllstromeg.- ins Rotliegende (Ober-Rotliegende) . . . . 2»... 22. en. V. Paläogeographische Verhältnisse und kristalline Ast - steine des Grundgebirgsockels im Gebiete zwischen Albtfaae mar Hochalpen .7 . NT ee ee VI. Zusammenfassung der Ergebnisse. ....... un Die Basalttuffe der Kirchheimer, Uracher und Nürtinger Ge haben bereits im Laufe des 18. Jahrhunderts die Aufmerksamkei' der damaligen. Naturforscher erregt. Einleitung. Schon zu jener Zeit wurden Sei: Pi 2 2% 2 23; 23 l 98 01 24: 252 er “einschlägige Aufzeichnungen gemacht, bei deren Durchsicht die Sorgfalt der Beobachtung, die Genauigkeit und Treue der Angaben and die Richtigkeit der ausgesprochenen Deutung und Erklärung | mitunter überraschen. In den späteren Jahrzehnten hat die gelehrte Forschung auch hier nicht geruht. Gegen die Mitte des 19. Jahr- "hunderts brachte die Aufnahme der entsprechenden Blätter des "Geognostischen Atlas des Königreichs Württemberg eine Zusammen- fassung der bis dahin gewonnenen Erkenntnis, eine Übersicht über “die sämtlichen bekannt gewordenen Stellen mit zutage tretendem HF asalt. oder Basalttuff. Diese Aufnahmen’und die ihnen anschließenden R Veröffentlichungen sind dem verständnisvollen Zusammenwirken und stattgehabten eifrigen Meinungsaustausch der bedeutendsten und ‚erfolgreichsten schwäbischen Geologen ihrer Zeit zu verdanken: "Nach. dem Grafen Maxoerswons, dem zeitlich ersten geologischen -Erforscher der Alb, haben sich insbesondere (©. Derrxer, A. QuEN- "STEDT und O. Fraas mit der Lösung und Beantwortung der eigen- ‚artigen und spannenden Fragen befaßt und beschäftigt, die sich bei der Bearbeitung und Auswertung der immer zahlreicher ge- _ wordenen Beobachtungen ergaben. Ihre Veröffentlichungen leiten "in stetiger Folge weiter zu der großen, bekannten Arbeit, in der W. Branco dieses eigenartige Vulkangebiet in grundlegender Weise behandelt hat. Das Werk von Branco, das in den Jahren 1894/95 erschien, hat die Aufmerksamkeit der Fachkreise der ganzen Welt erneut auf Mittelschwaben und das Juragebiet seiner durch die Lebensarbeit des Altmeisters Quesnstepr berühmt gewordenen Alb- _ berge und ihres Vorlandes hingelenkt. $' Mit dem Erscheinen dieses großen Werkes von W. Branco kamen die lebhaften Erörterungen über die darin niedergelegten Beobachtungen und deren Deutung nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, die wachgerufene allgemeine Aufmerksamkeit und der einsetzende und fortdauernde rege Besuch des Gebietes durch die Fachgenossen “von nah und fern gab erneut die Veranlassung zur Weiterverfolgung einzelner, aus der Fülle der gebotenen Anregungen herausgegriffenen - wissenschaftlichen Fragen. Insbesondere wollten die nun erschei- _ nenden neueren Veröffentlichungen untersuchen und klarlegen, ob die Äußerungen der vulkanischen Gewalten der Tiefe in ursächlichem und vielleicht sogar in unmittelbar erweislichem Zusammenhang - standen mit dem geologischen Bau, namentlich behandelten sie die Frage, ob eine Abhängigkeit von dem Verlauf der immer zahl- _ reicher nachgewiesenen Verwerfungen der benachbarten Gebiete - — 214 — des Schönbuchs'!, der Filder und des Schurwaldes ersichtlich sei. Mit Entschiedenheit vertrat W. Branco seine Auffassung, daß hier keine Beziehungen bestehen, eine Ansicht, die namentlich durch W. Kranz in gedankenreichen Arbeiten bekämpft worden ist. Dieser mit Spannung verfolgte gelehrte Streit gab seinerseits die Veranlassung zur Veröffentlichung wichtiger Einzelbeobachtungen. J. Powpecrs hatte schon im Jahre 1906 „eine durch vulkanische Tuffbreccie ausgefüllte Spalte im Urach-—-Kirchheimer Vulkan- gebiet“ beschrieben; nun folgten weitere Einzelbearbeitüungen aus- gewählter engerer Gebiete, die sich die Klärung und genaue Fest- legung des Schichtenaufbaues, des Zuges der Verwerfungen und der Lage der Vulkanschlote und die Erforschung ihrer gegenseitigen Beziehungen zur Aufgabe stellten. So die Abhandlung von H. Burk- HARDTSMAIER über die Umgebung von Reutlingen und die Beschreibung des Jusiberges durch H. Vosserer. Für das altberühmte Rand- ecker Maar lagen die schon länger vorhandenen sorgfältigen Untersuchungen von K. Enpriss vor. Endlich hat H. Reıc# in Freiburg i. Br. in einer bemerkenswerten, durch die Beigabe einer übersichtlichen tektonischen Karte bereicherten Arbeit über „Strati- graphische und tektonische Studien im Uracher Vulkangebiet“ be- richtet. | (Ganz besondere Erwähnung haben in den meisten geologischen Veröffentlichungen der älteren und der neueren Zeiten die Ein- schlüsse anderer Gesteine in den Basalttuffen gefunden. Neben den Bruchstücken der umgebenden Juraschichten liegen in wirrem Durcheinander solche geologisch älterer, außerdem aber auch — und dies gilt vorwiegend für die weiter vom Albtrauf entfernt aufstreichenden Tuffgänge — Mengen von Trümmerbrocken von Gesteinsarten, die geologisch jünger sind als die Schichten, die nunmehr neben dem bloßgelegten Ausbruchskanal, der tufi- erfüllten Röhre, am Tage anstehen. Diese Fundstücke bezeugen und beweisen für die betreffenden Stellen das frühere Vorhanden- sein der erkannten jüngeren Schichten, deren Gesteinsmassen aber ! 6. Deffner: Die Hebungsverhältnisse der mittleren Neckargegend. Diese Jähresh. XI. Jahrg. (1855.) S. 20 ff. — C. Deffner und O. Fraas: Die Jura- versenkung bei Langenbrücken. Eine geognostische Monographie. Neues Jahr- buch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde, Jahrg. 1859. S. 1-38 und $. 513—531. — M. Bräuhäuser: Die Spielburgverwerfung. Ein Beitrag zur Geologie der Hohenstaufengegend. Jahresber. u. Mitteil. d. Oberrhein. Geol. Ver. Neue Folge. Bd. VI. (1917.) S. 139—157. { = | £ schon im Laufe der geologischen Vorzeit wieder abgetragen und so aus dem Bereiche entfernt worden sind, in dem heute der untersuchte Basalttuff, nunmehr zwischen anstehenden älteren Schichten, zutage tritt. Aus der Deutung und Bewertung der- _ artiger Beobachtungen ergibt sich somit mancher überaus wichtige Schluß auf die stattgehabte Abtragung der Schichtenstöße der einstmals über das ganze Gebiet des heutigen schwäbischen Stufen- landes! hingebreiteten Juraformation. W. Braxco hat auch diese Fragen erschöpfend behandelt und beantwortet. Die Richtigkeit seiner Erklärung ist durch die Feststellungen in zahlreichen größeren und kleineren Arbeiten aus älterer und neuerer. Zeit unterstützt und stets nur bestätigt worden, wenngleich über die Schnelligkeit und die Ausmaße der Abtragung in den einzelnen Zeitabschnitten noch weitgehende Meinungsverschiedenheiten vor- handen sind. Von nicht viel geringerem wissenschaftlichen Werte erscheinen neben derartigen, geologisch jüngeren Gesteinseinschlüssen in den Basalttuffen die zahlreichen Funde von Bruchstücken der älteren Gesteine, deren Schichtentafeln in dem von den vulkanischen Ausbrüchen durchschossenen Teile des schwäbischen Stufenlandes bereits verborgen sind unter jüngeren, nunmehr das dortige Taggebirge bildenden Juraablagerungen. Das Durchziehen des selbstverständlich in der Tiefe ruhenden Grundgebirges, das Vorhandensein des Rotliegenden und des Buntsandsteines sowie hernach wieder das unterirdische Durchstreichen, die östliche Fort- - setzung der erst im Albvorlande unter die Juraformation unter- getauchten Keuperschichten sind durch die beglaubigten Funde bis in das Gebiet der heutigen Albberge hinein bewiesen und zahl- reiche neue und einwandfreie Beobachtungen — insbesondere die- jenigen von H. Vosskrer — haben auch für die früher stark um- strittene unterirdische Fortsetzung des Muschelkalkes? genügende Belege geschaffen. Tatsächlich wäre auch gar nicht einzusehen, weshalb die noch im unteren Schlichemtal und im Neckartal zwischen Rottweil und Oberndorf, also im nahen Vorlande der höchsten Alb- ! Vgl. F. v. Alberti: Die Gebirge des Königreiches Württemberg. ® Über die Grenzen des. Muschelkalkmeeres, den Wechsel der Gesteins- arten und die Mächtigkeitsverhältnisse der beobachteten Schichtstufen siehe G. Wagner: Beiträge zur Stratigraphie und Bildungsgeschichte des Oberen Hauptmuschelkalkes und («der Unteren Lettenkohle in Franken, - Geolog. und _paläontolog. Abhandl. 1913. — 216 — berge, desgleichen bis Untertürkheim im Neckartal, bis Großheppach im Remstal wohl entwickelten und erschlossenen, sogar noch an Kocher und Jagst bis vor die Jurahöhen hin reichenden Meeres- bildungen des Hauptmuschelkalkes hier bereits völlig ausgekeilt sein sollten. Denn die Mehrzahl der vulkanischen Tuffgänge findet sich in einem Teil des Albgebiets, dessen südliche Randberge sich noch in Sichtweite der genannten letzten Muschelkalkaufschlüsse der Stuttgarter Gegend erheben, und die Beobachtung in diesen gibt noch keinerlei aus der Gesteinsart ersichtlichen Anhalt für die Annahme einer hier zur Zeit der Ablagerung des Hauptmuschel- _ kalkes so unmittelbar benachbart gewesenen Küste. Gewiß bildete das „Vindelizische Gebirge“ ', dessen Nordwestrand die Kirch- heim—Uracher Gegend im Vergleich zu Stuttgart merklich näher lag, während der ganzen vorrhätischen Triaszeit den endgültigen Grenzdamm des Gebietes der in germanischer Entwicklung ge- bildeten Triasablagerungen. Aber ein plötzliches, durch keinerlei ' Anzeichen, durch keine Änderung der Gesteinsbeschaffenheit und der gefundenen Reste angedeutetes und vorbereitetes? Abschneiden der Trochitenkalke und der Nodosus-Schichten des Hauptmuschel- kalkes ist an sich recht unwahrscheinlich und mit der An- nahme nur allmählicher Abänderung und erst weiter im Südosten liegender randlicher Grenzen der untergetauchten und dadurch der unmittelbaren Beobachtung entzogenen Glieder der schwäbi- schen Trias stimmt die von R. Lana angedeutete Randlinie des Vindelizischen Gebirges bestens überein, die er aus der Gegend von Zürich und von Baden im Aargau über Konstanz, Augs- burg und Regensburg nach dem Bayerischen Walde hin ver- laufen läßt. Die ältesten unter den gefundenen Gesteinseinschlüssen der Basalttuffe, die Stücke von kristallinen Grundgebirgs- gesteinen, haben von Anfang an die ganz besondere Beachtung der Sammler gefunden. Schon die erste, älteste, damals ohne Nennung des Namens des Verfassers herausgegebene Schrift, die 'ım Jahre 1790 bei L. F. Furs in Tübingen gedruckte Beschreibung von der „Achalm und Mezingen unter Urach“ gedenkt der bei MM. : Das Vindelizische Gebirge zur mittleren Keuperzeit. Ein Beitrag zur Paläogeographie Süddeutschlands. Diese Jahresh. anime: S. 218— 259. Siehe besonders die dort beigegebene Taf. II. ? Vgl. hiezu die Beobachtungen von G. Wagner in “ErERR ee Abhandlung. Metzingen im Gelände gefundenen Granitblöcke. Ü. Derrxer hat - als Verfasser dieser Abhandlung, die als „Ein Beytrag zur Topo- - graphie und Statistik von Würtemberg zum Besten einiger durchs Wasser geschädigten Familien in Mezingen zum Druck gegeben“ wurde, den vom kleinen Unterbeamten zum höchsten Rang im Staats- dienst emporgestiegenen nachmaligen Finanzminister WECKHERLIN ermittelt und genannt. Der eigenartige! und hochbegabte Mann scheint für die wissenschaftliche Erschließung des Landes und der Schätze seines Bodens viel Verständnis gehabt zu haben, denn sein Name begegnet auch sonst mehrfach in naturkundlichen Ver- öffentlichungen °. Die Mehrzahl auch aller späteren Veröffentlichungen, von den Arbeiten Röster’s und des Grafen v. MAnpEnsLoHE bis herauf zu denen der Jetztzeit bietet bei der Durchprüfung nach Aufzeich- nungen über solche, dem Tuff entnommene Stücke von kristallinen Grundgebirgsgesteinen mehr oder weniger wichtige und ausführliche Angaben. Der eingehenden Einzelbearbeitung der ihm vorliegenden, meist von ihm selbst aufgesammelten Fundstücke, die ©. DEFFNER im Jahre 1873 veröffentlicht hat, ist 1905 die große und besonders wertvolle Arbeit von H. Scnwarz gefolgt. Dieser hat die Gesteins- beschaffenheit ‘der zuvor in großen Mengen aufgesammelten und eingebrachten Grundgebirgsgesteine aus den Basalttuffen in Dünnschliffen untersucht und auf Grund seiner Befunde 'weitschauende und wichtige Schlüsse zu ziehen vermocht: Er be- antwortet an Hand der von ihm gewonnenen Ergebnisse die Fragen nach der Beschaffenheit und Zusammensetzung der Gesteinsarten des tieferen Untergrundes, die ihrerseits wieder Vermutungen zu- lassen über den anzunehmenden Bau des Vorlandes und der Berg- ketten des einstigen, nun tief unter jüngeren Schichten versunkenen „Vindelizischen Gebirges“, des querüber verbindenden Gebirgszuges zwischen den noch heute zutage tretenden Grundgebirgshorsten des Schwarzwaldes einerseits, des Bayerischen Waldes anderer- seits. Diesen in der Kirchheimer Gegend gemachten Beobachtungen treten entsprechende Bearbeitungen der Bruchstücke und Vor- kommen kristallinen Gesteins zur Seite, die in den vulkanischen ! Vgl. in den Lebenserinnerungen von Robert v, Mohl, Bd. I auf S. 15/16 und Bd. II, S. 21/22. | ?2 Vgl. Nördlinger: Goldhaltigkeit des weißen Keupersandsteines. Diese Jahresh. 29. Jahrg. (1873.) S. 144. | —. 28 — | Gebieten des Hegau! bezw. im Ries? beobachtet und untersucht worden sind. Beim Sammeln der auch heute noch oft, je nach dem ge- | legentlich besonders günstigen Stande der vorhandenen Aufschlüsse sogar sehr reichlich zu findenden Einschlüsse von Grundgebirgs- gestein in den Basalttuffen zeigt sich sofort — neben der erstaun- lichen Verschiedenheit der hier zusammen vorkommenden kristallinen (sesteinsarten — eine verwunderliche Eigenschaft, durch die sich gerade diese Gesteinsstücke auszeichnen: Obgleich sie doch, eigent- lich durchweg, viel härter und widerstandsfähiger sind als die neben ihnen eingebetteten Trümmer triadischer und jurassischer Sand- steine und Kalke und Mergel und Schiefer, sind nur diese letzteren, die in jeder Art und Größe vorkommen, fast ausnahmslos in Form eckiger, scharfkantiger, oft plattiger Bruchstücke zu sehen. Die Grundgebirgsgeschiebe aber erscheinen fast ebenso ausnahmslos in Form wohlgerundeter Gerölle, sind demnach jedenfalls einmal von fließendem Wasser bewegt und dabei abgerollt worden. Manche von ihnen zeigen, was noch auffallender, aber gleichfalls schon in manchen der vorliegenden älteren Aufzeichnungen ausdrücklich hervorgehoben worden ist, geradezu „Windkanten“, Schliffflächen und an- gedeutete Ebenen, gelegentlich sogar eine, vielleicht durch Wind- schliff zu erklärende glänzende Rinde. Dies mußte zu einer Nachprüfung der anderweitigen, durch mehr als ein Jahrhundert zurückführenden Veröffentlichungen an- regen. Nachstehend aus der großen Zahl der einschlägigen Arbeiten der früheren Zeiten eine nach der ersehenen Behandlung gerade dieser Fragen zusammengesuchte Auswahl, die indessen keinen Anspruch auf Vollzähligkeit machen will und machen darf. Denn einerseits sind mehrere Veröffentlichungen, die für das Vulkangebiet selbst sehr bedeutsam sind, hier absichtlich ausgelassen, weil sie keine belangreichen Angaben über die Grundgebirgsgeschiebe bieten ı Vgl. Erb: Die vulkanischen Auswurfmassen des Hegaus. Vierteljahrs- schrift d. naturforsch. Ges. in Zürich. 45. Jahrg. (1900), S. 1—57. ? Vgl. ©. Röthe: Über einige krystallinische Gesteine, welche im Ries vorkommen. Leonhard’s Jahrb. f. Min. usf. Bd. Jahrg. (1863). S. 169—176. Vgl. auch die Angaben der späteren Arbeiten, insbesondere diejenigen von O. Fraas, von Branca und E. Fraas sowie von Oberdorfer und die Aufzeichhungen in den Erläuterungen zu den Blättern des Geognostischen Atlas im Maßstab 1: 50 000. u OR oder nur, mit ähnlichem Wortlaut, einschlägige Aufzeichnungen _ aus anderen Untersuchungen entnehmen und wiederholen. Die oft sehr versteckte Art, in der sich die gesuchten Auf- zeichnungen in manchen der genannten Abhandlungen bieten, legt die Vermutung nahe ünd macht sie beinahe zur Gewißheit, daß noch mehr dienliche Beobachtungen da und dort vorhanden, aber der Nachsuchung entgangen sein werden. Insbesondere gilt das wohl von solchen, die sich in größeren Abhandlungen, Landschafts- beschreibungen und dergleichen bergen, in denen sie nach der Aufschrift und dem übrigen Inhalt nicht zu vermuten waren. I. Zusammenstellung der einschlägigen Veröffentlichungen. Besonders wichtige Abhandlungen sind im Druck hervorgehoben. Bei größeren Arbeiten von weitergefaßtem Inhalt sind die beachtenswerten Angaben und Stellen durch das Zeichen + vor den Seitenzahlen gekennzeichnet. 1790. Weckherlin: Achalm und Mezingen unter Urach. Ein Beytrag zur Topographie und Statistik von Würtemberg. Tübingen, gedruckt bey Ludwig Fr. Fues. + 8. 23—24. 1790. G. F. Rösler: Beyträge zur Naturgeschichte des Herzegthums. Würtemberg. Nach der Ordnung und den Gegenden der dasselbe durchströhmenden Flüsse. Tübingen, Cotta ’ische Buchhandlung. + Zweytes Heft, S. 218. (Kleiner Nachtrag: II. Heft, S. 272.) 1826. F. v. Alberti: Die Gebirge des Königreiches Würtemberg. + 8,150. 1831. v. Memminger: Gebirgsarten, Versteinerungen und Bodenarten des Königl. Oberamts Urach. Beschreibung des : OÖberamtes Urach, heraus- gegeben von dem Kgl. Statistisch-Topographi- schen Bureau in Stuttgart. Stuttgart u. Tübingen, Cotta’ische Buchhandlung. | + 8. 39—40. 1832. E. Schwarz: Reine natürliche Geographie von Württemberg. Stuttgart, Verlag von Georg Ebner. + 8.150. 1834. Graf Fr. v. Mandelslohe: | Geogmostische Profile der Schwäbischen Alb. Vor- trag auf der XII. Versammlung Deutscher Natur- forscher ünd Ärzte in Stuttgart im September 1834, + Im Sonderabdruck: S. 32—33. 1835. 1835. 1848. 1851. 1858. 1864. 1869. Et Kurr: Vorlage einer Reihe vulkanischer Gebirgsarten aus Högau, Rieß und vom nördlichen Abhang der Schwäbischen Alb, | Amtlicher Bericht über die XII. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Stuttgart im Sept. 1834. Herausgegeben von C. v. Kiel-' meyer und G. Jäger, Stuttgart 1835. + 8. 88. Graf Fr. v. Mandelslohe: Memoire sur la constitution geologique de Alb du Wurtemberg. Memoires de la societ€ du mus&um d’histoire naturelle de Strasbourg. Tome II, S. 1—42. + 8. 37—88. . F.A. Schmidt: Die wichtigsten Fundorte der Petrefakten Würt- tembergs. Stuttgart, J. B. Metzler’ sche Zunälleng + 8.53, Kurr: Die Gebirgsarten und Mineralien des ser Ober- | amtes Nürtingen. Beschreibung des Oberamtes Nürtingen. Head gegeben von dem Kgl. Statistisch-Topographi- schen Bureau. Stuttgart u. Tübingen, Cotta’ische Buchhandlung. + 8. 30-31. Fr. A. v. Quenstedt: Das Flözgebirge Württembergs. Tübingen, H. Laupp’sche Buchhandlung. + 8. 502 —503. C. Deffner und OÖ. Fraas: Vorlage des- geognostisch kolorierten Atlasblattes Kirchheim. Diese Jahresh. XIV. Jahrg. (1858). S. 36—43. + 8. 40—41. Fr. A. v. Quenstedt: Geologische Ausflüge in Schwaben. Tübingen, H. Laupp’sche Buchhandlung. + 8.88 und 220—221. Fr. A. v. Quenstedt: Begleitworte zum Atlasblatt Urach der Geognosti- schen Spezialkarte von Württemberg. Herausgegeben von dem Königl. Statistisch- Topographischen Bureau. + 8. 13—14. 1872... Deffner: Begleitworte zum Atlasblatt Kirchheim der Geo- i gnostischen Spezialkarte von Württemberg. j Herausgegeben von dem. Königl. Statistisch- Topographischen Bureau. 4 8. 26, 27, 29-30 und 33—37. —_— 21 — 1872. ‚Fr. A. v. Quenstedt: Begleitworte zum Atlasblatt Biaubeureh der Geo- 1873. €: Deffner: 1892. W. Branco: 1893. W. Branco: 1893. E. Fraas: 1893. Krimmel: n 1894/95. W. Branco: 1898. E. Fraas: 1903. E. Fraas: 1905. H. Schwarz: 1906. J. F. Pompeckj: gnostischen Spezialkarte von Württemberg. Herausgegeben von dem Königl. Statistisch- Topographischen Bureau. + 8. 19. Die Granite in den vulkanischen Tuffen der Schwäbischen Alb. Diese Jahresh. XXIX. Jahrg. (1873). S. 121—130. Ein neuer Tertiärvulkan nahe bei Stuttgart. Festrede in der Aula der Universität. Pro- gramm der. Universität Tübingen. 1892. Neue Beobachtungen über die Natur der vulkani- schen Tuffgänge in der Schwäbischen Alb und in ihrem nördlichen Vorlande. Diese Jahresh. IL. Jahrg. (1893). S. 1—20. Bericht über die Albwanderung des Oberrheinischen Geologischen Vereins am 8. April 1893. Bericht über die XXVI. Versammlung des Ober- rhein. Geol. Vereins zu Hohenheim. S. 11—16. + 8.16. Die geognostischen Verhältnisse des Königl. Ober- amts Reutlingen. Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Heraus- gegeben von dem Kgl. Württ. Stat. Landesamt in Stuttgart. S. 27—41. + 8.39. Schwabens 125 Vulkan-Embryonen und deren tuff- erfüllte Ausbruchsröhren, das größte Maargebiet der Erde. | Diese Jahresh. 50. Jahrg. (1894), S. 505—997, 51. Jahrg. (1895), S. 1—337, Begleitworte zur II. Auflage des Atlasblattes Kirchheim der Geognostischen Spezialkarte von Württemberg. + 8. 29. Führer durch das Stuttgarter Naturalienkabinett, III. Auflage. + 8. 12. Über die Auswürflinge von kristallinen Schiefern und Tiefengesteinen in den Vulkanembryonen der Schwäbischen Alb. Diese Jahresh. 61. Jahrg. (1905), 8. 227—288, Eine durch vulkanische Tuffbreccie ausgefüllte Spalte im Urach-Kirchheimer aa en der Schwäbischen Alb. 3 Diese Jahresh. 62. Jahrg. (1906), S. 378—397. + 8.383. —_— 2 — 1909. A. Sauer: Geognostische Beschreibung des Oberamts Urach. Beschreibung des ÖOberamts Urach. II. Be- 1 1 { arbeitung. Herausgegeben von dem Kgl. Württ. Statist. Landesamt. S. 3—19. + S. 16 und 18. 1912. A. Sauer: Geognostische Beschreibung des Oberamts Mün- singen. Beschreibung des ÖOberamts Münsingen. 1I. Bearbeitung. .Herausgegeben von dem Kgl. Württ. Statist. Landesamt. S. 7—17, + 8. 16. 1913. W. Schmidle: Der Hohentwiel. Schriften des. Vereins für Geschichte des Boden- sees und seiner Umgebung. 42. Heft. (Jahrg. 1913.) Ss. 71—79. + 8.74. 1913. H. Vosseler: Monographie des Jusiberges. . Diese Jahresh. 69. Jahrg. (1913). S. 209—-265. 4 8. 239. II. Übersicht der Angaben über die Grundgebirgsgesteine in den genannten Arbeiten. 1. Allgemeine Besprechung der Fundstücke. Gleich die älteste der vorgenannten Abhandlungen, die von WECKHERLIN gegebene Beschreibung der Metzinger Landschaft, hebt die Granite und die gerundete Beschaffenheit der beob- achteten Stücke klar hervor. So wird dort auf S. 24 erzählt: '„Bey meinem Besuch dieser Berge fielen mir am Fuße derselben, und je mehr ich die Erde wegscharrte, abgerundete'! Granit-_ stücke von ungleicher Größe in die Augen. Die größeren von 1—1% Fuß im Durchmesser, haben noch die ganze Härte des Granites, die kleineren zerbröckeln leicht, wovon das Übermaß an Glimmer, das sich in ihrer Mischung befindet, der Grund seyn mag. Der Stein selbst hat ein ziemlich feines Korn und besteht dem äußeren Anschein nach aus weißem, undurchsichtigem Quarz, schwarzgrauen? und schwarzen Glimmerblättchen und gelbglänzen- dem Feldspath. Dieser Gold ähnelnde Glimmer nun mag die guten Bauern getäuscht und sie zu ihrem Goldgraben veranlaßt haben, das sie nach fruchtlos aufgewandten Kosten endlich bleiben lassen.“ , ‘ Die hier und im folgenden durch Sperrdruck 'hervorgehobenen Stellen sind in den Urschriften nicht gesperrt. ® Eine Verwechslung der Wortstellung in der Urschrift hat schon Rösler nachgewiesen. Dieselbe ist in der vorstehenden Wiedergabe bereits richtiggestellt. DR, > | a ie Röszer, dessen Angaben über die Gegend hauptsächlich auf den ihm vom Bergrat Wırpexnwmanx! gemachten Mitteilungen? be- ruhen, erwähnt nach dessen und Weckskernım’s Beobachtungen, „daß sich am Rangenberge, einem Berge zwischen der Achalm und _ den Alpen, an der Ostseite Eningens, weit härtere, ebenfalls ab- gerundete Granitblöcke finden ... Welche Bemerkung oben bey der Gegend um die Echaz noch einzuschalten ist.“ Einen späteren, abermals von WECcKHERLIn gemachten Fund konnte Rösıer gerade noch auf der letzten Seite seines genannten _ I. Heftes der „Beyträge“ mit aufnehmen: „Seit dem Abdruck des - Bisherigen sind durch Fleiß und Aufmerksamkeit des Amtssub- stituten, Herrn Fervinann WECKHERLIN, am Floriansberg bey Mezingen wenigstens sechs bis acht der merkwürdigsten Varietäten von Granit, sogar mit Speckstein- und Serpentin-Parthieen und innesteckenden Eisen, Granaten u. s. w. entdeckt worden. Es sind lauter Ge- sehiebe.* F. v. Ausertı widmet in seinem Buch über die „Gebirge Württembergs* der Besprechung der „Urfels- Trümmer auf der Alb“ einen eigenen, als $ 177 bezeichneten Abschnitt. Er benützt offenbar als Unterlage die vorgenannten Arbeiten und Beobach- tungen und spricht über die Möglichkeit der Herkunft der ge- rundeten Granitblöcke aus dem oberschwäbischen Moränengebiet. Bezugnehmend auf die dortigen „aufgeschwemmten Berge, Wald- burg u.a.* findet er auch in der ungewöhnlichen Größe der Blöcke kein Hindernis für die Annahme, daß dieselben „durch Fluthen“ aus dem Oberland kamen, denn es sei ja zu „sehen, daß dort Ge- birgstrümmer von 30 und mehr Centner Schwere bis an die Spitze ! Bergrat Wiedenmann begegnet in den altwürttembergischen Berg- - werksurkunden mehrfach als sachverständiger Begutachter bergbaulicher Unter- - nehmungen. Rösler spricht (Beyträge, 2. Heft, S. 215) sehr achtungsvoll von _ ihm: als „von unserem berühmten und erfahrenen Herın Bergrath Wieden- mann, über dessen Besitz nach seinen bergmännischen Reisen sich unser Vater- land nun billig Glück wünscht“. 2 Rösler hatte, um Unterlagen für seine Arbeiten zu sammeln, ausführ- lich gehaltene Fragebogen ins Land ausgesendet. Einige von diesen sind erhalten geblieben. Überaus wertvolle Aufzeichnungen von seiner Hand, z. T. druckfertig - zusammengestellte Bearbeitungen einzelner Gebiete der Kirchheimer und Owener Gegend befinden sich als Handschriften im Besitze des Kgl. Württ. Statist. _ _ Landesamts. Dieselben werden bei der eingeleiteten Neubearbeitung des geogn. - Atlasblattes Kirchheim mitverwertet werden können. ® Diese alte Schreibweise „Alp“ oder „Alpen“ für Alb begegnet häufig. Vgl. z. B. Höslin's „Beschreibung der wirtembergischen Alp“. — 24 — der Berge offenbar durch Fluthen aufgehäuft worden“. Im Jahre 1831 erwähnt v. MemumGer „am Floriansberg bey Metzingen, am le 1 Abhang desselben, verwitterten Trapptuff mit Gneiß- undGranit- geröllen“. Später berichtet er: „Die Gerölle von Urgebirgs- arten, welche sich in einigen Gegenden des Oberamtes finden... wurden bis jetzt auf dem Rangenberg bey Eningen und auf dem | Weinberg und Floriansberg bey Metzingen gefunden. In den beiden letzteren Gegenden, insbesondere auf dem Floriansberg, bestehen sie vorzüglich aus Granit, Gneiß und Glimmerschiefer. Der Gneiß enthält hie und da unedle Granaten eingesprengt. Sie sind ge- wöhnlich stark abgerollt, ihre Oberfläche hat meist durch Verwitterung gelitten, sie liegen zuweilen dicht im Trapptuff dieser Berge, woraus es sehr wahrscheinlich wird, daß sie mit diesem aus der Tiefe gehoben wurden. Die Gerölle des Rangenberges bestehen außer Granit und Gneiß aus rotem Sandstein, welcher mit dem Buntsandstein des Schwarzwaldes die größte Ähnlichkeit hat, aus Muschelkalk, Dolomit, Liaskalk, Jurakalk, Juradolomit, Keupersandstein, lauter Gebirgsarten, welche durch Wasserfluthen aus benachbarten Gegenden hieher versetzt worden seyn können.“ Besonders genaue und ausführliche Besprechung finden die Grundgebirgsfindlinge in der Abhandlung des Grafen MAnDELSLOHE. Dieser schreibt: „Am Grafenberg, Floriansberg und Jusiberg bei Metzingen, am Rangenberg bei Ehningen unter der Achalm, an der Limburg ' bei Weilheim u. s. w. findet man in. dem Conglomerat (gemeint sind mit dieser Bezeichnung die vulkanischen Tuffbreccien), Geschiebe von Granit, Gneus, Glimmerschiefer, Porphyr, Thon- schiefer, Todtliegendem teils fest eingewachsen, teils ausgewittert in losem Sande. Das Vorkommen dieser Gebirgsarten erklärte man sich gewöhnlich damit, daß angenommen wurde, es hätte die pluto- nische Masse beim Aufsteigen durch die untersten Straten Stücke von ihnen losgerissen und sich damit vermengt.* Hiegegen möchte Graf ManperstLoHE folgendes einwenden: „Sämtliche Granit- u.8s.w. Stücke werden wie Bachkiesel völlig abgerun- det, niemals scharfkantig und auch nur von der gewöhn- lichen Größe der Flußgeschiebe gefunden. Wäre die Emportreibung von Bruchstücken der darunter liegen- den Gebirgsarten die richtige, so sollten scharfkantige ! Die Erwähnung des Fundes von Grundgebirge an der Limburg bei Weilheim u. T. steht. sehr vereinzelt. Vgl. aber hiezu den Nachweis einzelner Gelegenheitsfunde auf der Hochalb durch C. Deffner und Quenstedt. Bu i Aa Maple Stücke von aller erdenklichen Größe vorkommen und würden gewiß auch mehr Bruchstücke aus den zunächst gelegenen Schichten des Muschelkalkes und Keupers vorhanden seyn, was ‚ jedoch nirgends der Fall ist!. Im Gegenteil finden sich außer - jenen im Ganzen nicht sehr häufigen Urgebirgsgeschieben vor- herrschend nur Bruchstücke von Jurakalk.“ E. Schwarz erwähnt in seiner 1832 herausgegebenen „Rein natürlichen Geographie von Württemberg“ u. a. das Vorkommen von Gneis und Granit, z. T. in abgerundeten Stücken, in den „vulkanischen Gebilden“ der mittleren Alb. Im amtlichen Bericht über die XII. Versammlung Deutscher - Naturforscher und Arzte wird im Jahre 1834 (a. a. O. auf S. 14) ' von der Poststraße über die Alb nach Stuttgart als Sehenswürdigkeit _ die Stelle bezeichnet, wo sie am Floriansberge bei Metzingen vorüberführe, woselbst sich „Trapptuff mit Granit- und Gneis- Geröllen“ finde. Und bei dieser, für ihre Zeit und das damalige Stuttgart glänzenden Gelehrtentagung zeigt und bespricht (vgl. im _ genannten Bericht auf S. 88) Kurr von der Schwäbischen Alb und ihrem Vorland als besondere Merkwürdigkeit die dort vorkommenden „Basalttuffe, welche zahlreiche Rollstücke von Granit, Gneuß, Totliegendem und Buntem Sandstein“ enthalten. Im Jahre 1838 schreibt F. A. Schumior — der späterhin als Verfasser des großen, auch mit Tafeln ausgestatteten Werkes „Petrefaktenbuch oder allgemeine und besondere Versteinerungs- kunde“ in weiten Kreisen bekannt gewordene Metzinger Arzt — _ in seiner Arbeit über „Die wichtigsten Fundorte der Petrefakten - Württembergs“ bei der Beschreibung des seinem Wohnsitz benach- barten Floriansberges: „Zahlreiche Fündlinge von Granit, Gneus und Porphyr, meist inKugelform, kommen an seinen, wie an ' des Grafenbergs, des Hofbühls, des Metzinger Weinbergs Seiten _ vor. Das Wasser hat sie hier, wälzend, wohl nicht runden können; auch sind Farbe und Textur zu verschieden, als daß sie vom Schwarzwald, und nur in so kleinen Partikeln hergeschwemmt seyn könnten.“ 1848 schreibt Kurr, man finde „Granit- und Gneusgerölle, mit denen vom Floriansberg bei Metzingen übereinstimmend, sowie Trümmer von Buntem Sand- ! Vgl. dagegen die vorstehend wiedergegebenen Beobachtungen von F.v. Alberti, die späterhin durch sehr zahlreiche entsprechende Funde bestens ' bestätigt worden sind. Siehe hierüber insbesondere die Belege durch Branco und später wieder die von H. Vosseler. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 15 = Be stein am Kohlberg.* 1851 erwähnt QuEnstepr in seinem Buch über das „Flözgebirge Württembergs“ zunächst die Beobachtungen des Grafen MAnveLsLonE. Er macht „auf die wohlgerundeten Geschiebe von Granit, Gneus und anderen krystalli- nischen Gebirgsmassen aufmerksam“. Er schließt sich, ohne das ganz klar auszusprechen, der Annahme des Grafen v. MAnpeus- LOHE an, daß diese Rollstücke aus Oberschwaben gekommen sein müßten und nennt aus diesem Grunde die Orte Onstmettingen und die Umgebung der Filsquelle als vermittelnd im zwischenliegenden Albhochland gelegene anderweitige Fundstellen von Urgesteinen. Ohne bestimmte Aufzählung und Fundortsbezeichnung ist in dem . gedruckten Vortragsbericht von ©. Dsrrner und O. Fraas über die | Vorlage des „geognostisch kolorierten“, im Druck erst im Jahre 1872 herausgegebenen Atlasblattes Kirchheim die Rede von Ein- schlüssen, von „Brocken von Granit, Gneiß, Glimmer, rothem Sand- stein, Muschelkalk, Keuper“ in den südöstlich von Kirchheim ge- legenen Basalttuffgängen des Egelsberges und Dachsberges. In seinen „Geologischen Ausflügen“ erwähnt QueEnstepr (a. a. O., 8. 88) als „ganz ungewöhnliche Fremdlinge“ die „Stücke von Granit und Gneiß“, von denen „Blöcke bis zu 11, Fuß Durch- messer in der Masse (d. h. im vulkanischen Tuff) zerstreut liegen“. In den Begleitworten zu Blatt Urach spricht Quenstepr unter rückverweisender Bezugnahme auf Weckneruıv und RöstLer von den „abgerundeten Granitblöcken“ am Rangenbergle bei Eningen und fügt hinzu, daß es dort Stellen gebe, wo die krümlichen Ge- steine wie ein ausgewaschener Gries vom Urgebirge aussehen“. In der ersten Auflage der Begleitworte zu Blatt Kirchheim be- schränkt sich ©. Derrwer darauf, die älteren Beobachtungen be- stätigend zu wiederholen. In den Begleitworten zu Blatt Blau- beuren nennt Quexsteor den Basalttuff von Feldstetten als weiteren Fundplatz für Grundgebirgsstücke. Die wichtigste Arbeit bietet nun zunächst C. Derrner, der sehr eingehende Untersuchungen über die in großer. Menge von ihm und seinen Freunden aufgesammelten Grundgebirgsgeschiebe angestellt und in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde veröffentlicht hat. Er berichtet unter anderem: Das Vorkommen des Granits findet stets in einzelnen Stücken statt, meist in der Größe einer Faust, seltener bis zu Kopfgröße. Der umfangreichste bis jetzt vorgekommene Klotz, nunmehr der vaterländischen Samm- lung einverleibt, wiegt sieben Zentner und stammt vom Florians- f ER "berg. Die Stücke sind selten scharfkantig, sondern im Gegenteil abgerundet, und zwar oft nur wie „im _Rohen vorgearbeitet, oft aber vollständig glatt wie - Bachgerölle*. „... Am auffallendsten aber sind die kantigen, glattgeschliffenen und glattgedrückten polyedrischen Formen, bei denen man zuweilen nach- _ weisen kann, daß das Stück zuerst abgerundet wurde and dann erst seine Facetten erhielt. Man trifft der- artige Formen, welche fast die Regelmäßigkeit von Krystallen zeigen, bis zu solchen, bei welchen nur eine Seite eben geschliffen, die andere noch kugel- förmig abgerundet ist. Ja, es kommen Stücke mit einwärts gerichteten Ecken oder anderen Vertiefungen vor, deren concave Flächen gleichfalls geglättet sind.“ | Auffallend ist, daß der spät entdeckte, von W. Branco. mit größter Sorgfalt untersuchte, wegen seiner am weitesten gegen - Westen im schwäbischen Stufenland vorliegende Vulkanschlot von Scharnhausen bei Stuttgart keine Grundgebirgsgeschiebe liefern wollte. Erst in viel späterer Zeit gelang es A. Fıncku bei einer Nachprüfung der Einschlüsse ein Geschiebe von Granit zu ent- decken, ein Fund, der in einer Anmerkung der Arbeit von H. Schwarz | hinzugefügt! worden ist. Die Arbeiten von Branco, Fraas, Krımmeı u. a. bringen im Laufe der folgenden Jahre keine neuen Angaben von besonderer Wichtigkeit. Meistens werden die älteren Beobachtungen bestätigend - wiederholt, gelegentlich sogar im ungefähren Wortlaut und unter - Nennung der früheren Arbeiten wiedergegeben. | W. Branco’s großes Werk über „Schwabens 125 Vulkan- Embryonen“ bringt u.a. folgende Angaben über kristalline Gesteins- i stücke in den Basalttuffen: | Floriansberg bei Metzingen: „Massenhafte Zahl von - Granitstücken und solchen anderer kristalliner Gesteine“... „Bereits ' oben bei der Ruhebank finden sich vereinzelte Brocken. Massen- ‚ haft aber sind sie unterhalb dieser- Bank an der aba Grenze . der "Weinberge zu finden.“ \ Grafenberg östlich Metzingen: „In Kae dortigen | Basalttuff) fand sich Granit“ ... „Oben, nahe der darüberliegenden ' Spitze, fanden sich massenhaft Granite.“ ! Vgl. diese Jahresh. 61. Jahrg. (1905.) S. 237, Anmerkung 1. 15* Ba. Geigersbühl bei Großbettlingen: Der Tuffgang war ‚zunächst nach den schon von C©. DEFFNerR erwähnten Graniten zu erraten, die am nordöstlichen Berghange gefunden worden waren. „Weiße Granite und grüner Pinitgneiß in kleinen Stücken bis höchstens Faustgröße kamen zutage.“ E. Fraas erwähnt in den Begleitworten zu dem 1898 in neuer Auflage herausgegebenen Atlasblatt Kirchheim (a. a. O., S. 29) bei der Besprechung der Einschlüsse der vulkanischen Tuffe unter der Überschrift: „Tiefengesteine“: „Meist faustgroße Stücke mit ab- serundeter.... Oberfläche“. Nach ©. Derrner und W. Branco werden sodann als Arten dieser Tiefengesteine bezeichnet: „Dunkel- graue Granite und Gneiße, weißer Pinitgneiß, Florianit'!, Pinit- kersantit, Pegmatit, Granulit und Glimmerschiefer“. Vorgängig und unter Verweisung auf die entsprechenden späteren Bemerkungen sei auf die reiche Abwechslung der hier hergezählten Gesteinsarten aufmerksam gemacht. | Besonders häufig wird auch in den Veröffentlichungen der Größe der gesehenen oder aufgesammelten Grundgebirgsstücke ausdrücklich gedacht. Vor allem waren es die Basalttuffe der Metzinger nahen Umgebung, aus denen oft sehr wuchtige und schwere Granitblöcke zutage gekommen sind. Dies erweisen schon die ältesten Angaben, deren Wortlaut dartut, daß die betreffenden Beobachter viele auch äußerlich, durch ihre Masse und ihren Um- fang auffällige Fundstücke gesehen haben müssen. Einer der ge- waltigsten dieser „Findlinge“ kam in die staatliche Sammlung in Stuttgart; E. Fraas erwähnt diesen, auch in den anderen Arbeiten der neueren Zeit häufig genannten Fundblock in seinem im Jahre 1903 herausgegebenen „Führer durch das Kgl. Naturalienkabinett in Stuttgart“ und schreibt: „Zu diesen (Auswürflingen 'aus den Vulkanen der Alb) gehört auch der mächtige, 3%, Zentner schwere ‘ Trotz der bekannten und oft hervorgehobenen Verschiedenheiten der kristallinen Gesteine, die in den Basalttuffen. zu sehen waren, haben sie die älteren Geologen unter dem Sammelnamen „Florianit“ zusammengefaßt. Diese Bezeichnung ist gewählt nach dem Floriansberg bei Metzingen, dem besten Fundplatz der früheren Zeit. Dieser spitze Vulkanhügel hieß ursprünglich - „Stauffen“ nach seiner bezeichnenden Form. Nach einer auf ihm späterhin er- stellten Wallfahrtskirche zum hl. Florinus wurde er dann „St. Florinsberg‘“, später nach dem hl. Florian „Floriansberg“ oder kurz „Florian“ genannt. Näheres hierüber siehe in der Beschreibung des Oberamts Urach. II. Aufl. (Herausgegeben 1909 von dem Kgl. Württ. Statist. Landesamt.) S. 675. - ee. - Block Florianit vom Florian bei Metzingen, der in der Saalecke am Eingang zum Nebensaal steht“. | H. Schwarz, der die eingehendste und sorgfältigste Unter- suchung über die „Auswürflinge von kristallinen Schiefern und Tiefengesteinen in den Vulkan-Embryonen der Schwäbischen Alb“ geliefert hat, schreibt in einem eigenen Abschnitt über die „Art des Vorkommens der kristallinen Auswürflinge“ (a. a. O., S. 237 ff.): „Bezüglich der Form der Auswürflinge fand sich, daß die Gneiße meist abgerundet sind. Ganz besonders abgerundete Formen fallen am Florian auf.“ ... „Unter den gerundeten Graniten und Gneißen erregen einige besondere Aufmerksamkeit durch eine glasige, fettglänzende Beschaffenheit der Oberfläche...“ Im Tuffe einer von „Vulkanischer Tuffbreccie ausgefüllten Spalte im Kirchheim-Uracher Vulkangebiet der Schwäbischen Alb“ beobachtete Ponreoxs neben Graniten „kleine, abgerundete Stücke“ eines ziemlich dunkeln, mehr glimmerreichen kristallinen Schiefers. H. Vosseer endlich konnte, durch besonders guten Zustand der Aufschlüsse wirksam unterstützt, zahlreiche Funde von kristal- linen Gesteinen und Bruchstücken älterer Gebirgsarten sehr ein- gehend beschreiben. Auch ihm fiel eine Tatsache hiebei auf: „Am ‚Jusi selbst sind die Graniteinschlüsse viel seltener als die meist großen, schön gerollten Gneiße“. 2. Beobachtungen über die räumliche Verbreitung der kristallinen Auswürflinge. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der von W. Branco ge- zählten 125 Tuffgänge, zu denen in der Zwischenzeit noch mehrere neuaufgefundene hinzuzurechnen sind, begegnet in dem Gelände und ebenso in der vorgängig angeführten Reihe einschlägiger Ver- öffentlichungen zugleich als empfehlenswerter Fundplatz für Grund- gebirgsgestein. Insbesondere sind es die vulkanischen Bildungen in der weiteren Umgebung von Metzingen und von Nürtingen, von denen die Berichte immer wieder reichliche Funde kristalliner Rollstücke zu melden hatten. Neben diesen erscheint oft das Rangenbergle bei Eningen. Aber verhältnismäßig selten wird ein Fundort auf der Hochalb aufgeführt, obgleich die um die Deutung der rätselhaften Funde verlegenen Forscher zuerst an einen Zu- sammenhang mit den gleichfalls abgerollten Grundgebirgsgeschieben a 0 des alpinen Diluviums hatten denken wollen, und deshalb mit besonderer Sorgfalt auf die vereinzelt auch im Hochland nach- gewiesenen Fundstücke hingewiesen hatten. Neben der Hochalb wird dann auch die Limburg bei Weilheim und die Umgegend von Neidlingen OA. Kirchheim gelegentlich genannt. I Schon C. Derrxer hat sich mit dieser Frage der Verbreitung der kristallinen Stücke befaßt. Er schreibt: „Bezüglich des Reichtums an Granit folgen sich die Eruptionsstellen etwa in folgender Reihe: Floriansberg — Grafenberg — Rangenbergle — Metzinger Weinberg: und Hofbühl — Geigersbühl bei Großbettlingen — Höslinsbühl bei Nürtingen... Die Hauptgranitführung aber findet in einer Linie statt, welche den Höslinsbühl bei Nürtingen mit dem Rangenbergle bei Eningen verbindet und die Mitte dieser Linie zeigt in den Eruptionspunkten der Metzinger Gegend, dem Florian, Grafenberg, Metzinger Weinberg, und Hofbühl zugleich die Culmination dieses | geologischen Phänomens.“ ... „Es ist hier nicht der Ort, die Er- ° scheinungen weiter zu verfolgen, die sich längs dieser in hora 1?/s red. streichenden Linie und ihrer Fortsetzung gegen Süd und Nord vorfinden. Nur kurz sei ihre Wichtigkeit damit angedeutet, ' daß sie von Nürtingen an das Neckartal bis Köngen bezeichnet, die ' Köngener Mulde in ihrer Achse durchmißt, ... und direkt auf die Deizisauer Nothalde jenseits des Neckars zieht, wo sie die große Verwerfungsspalte des südlichen Schurwaldes abschneidet und be- grenzt.“ ieel arte hen H. Scuwarz gibt eine sehr ausführliche Übersicht der Ver- breitung und eine genaue Aufzählung aller Fundstellen, an denen er geeignete Stücke für seine Arbeit aufsammeln konnte. Er schreibt dazu: „Unter all diesen Fundstellen zeichnen sich einige durch ganz besonders großen Reichtum an kristallinen Auswürflingen aus, und zwar, der Reichhaltigkeit nach geordnet: Florian, Jusi, Grafenberg, Rangenberg bei Eningen, Hofbühl bei Metzingen, Sonnenhalde bei Weilheim, Metzinger. Weinberg, Höslinsbühl bei 9 Nürtingen“. Insgesamt nennt H. Schwarz 34 Fundorte kristaliner Auswürflinge. Er erklärt dabei die Seltenheit der Funde kristalliner Gesteine in den Tuffmaaren der Hohen Alb mit dem-dort herrschen- den Mangel guter Aufschlüsse und der geringen Gelegenheit zum Suchen und Sammeln. Auch nimmt er als weiteren Grund an, „daß in den tief in die Erdrinde hinabreichenden Tuffröhren sich nicht überall dieselbe Durchschnittszusammensetzung (der eingeschlossenen Gesteinsarten) findet“. So scheint ihm leicht begreiflich, daß in er rn. A -ı E tiefer Enhinistenan. Tuffsäulen des Albvorlandes mehr Grund- i gebirge liegt. Allerdings ist dann auffallend, daß gerade nur in der schon von C. Derrner umschriebenen Fläche die reiche Aus- beute zu machen war und ist, daß aber die sonst gleichartigen Füll- massen der anderen, im näheren und weiteren Albvorland bekannt gewordenen Tuffröhren keine oder beinahe keine entsprechenden - Fundstücke geliefert haben. Insbesondere gilt das von dem am weitesten vom Albtrauf abliegenden Gange, dem schon mehrfach - erwähnten Tuff von Scharnhausen bei Stuttgart, von dem auch W. Branco (a.a. O., S. 959) hervorgehoben hat, „daß altkrystalline Gesteine (unter den im dortigen Tuff beobachteten Fremdgesteinen) bis jetzt nicht gefunden wurden“. Außer dem einen, bereits in der Anmerkung auf S. 227 erwähnten, von A. Fınckn gesammelten Stück ist bis heute noch kein anderes bei Scharnhausen ersehen oder als von dort stammend bekanntgegeben worden. Und doch müßte gerade dieser Gang, weil im geologisch tiefsten Schichten- bereich abgeschnitten, die meisten Grundgebirgsproben bieten, wenn wirklich eine ungefähre Anreicherung an’ solchen nach der Tiefe hin in den Tuffsäulen anzunehmen wäre. Denn er tritt zwischen den Knollenmergeln des Keupers heraus, während die reichsten Funde in den im Braunjuraland bei Metzingen erschlossenen Gängen gemacht worden sind. | H. Scuwarz denkt an die Möglichkeit, daß das Grundgebirge demnach bei Scharnhausen noch tiefer im Untergrund liegen könnte, als im Albvorland. Dagegen spricht die geologische Be- rechnung: Die Abschätzung der zunehmenden Mächtigkeit der unter Tage durchstreichenden Schichten des Keupers, Muschel- kalkes und Buntsandsteins, vom etwa vorhandenen Rotliegenden abgesehen, ergibt, daß die triadischen Schichten zumindest hier bei Stuttgart, wohl aber auch im nahe benachbarten Kirchheimer ‚Gebiet noch nicht so sehr viel anders entwickelt sein können, als in dem nahen westlichen Schwarzwaldvorland, wo sie das Taggebirge bilden. Das ist nach den Aufschlüssen und den Be- funden von Bohrungen! recht einleuchtend. So tritt z. B. der - Muschelkalk, dessen rasches Auskeilen früher so gern angenommen wurde, bis über Stuttgart hinaus zutage am Fuß der Berghänge ı Vgl. O. Fraas: Unser schwäbischer Untergrund und das Stuttgarter Bohrloch. Stuttgart, 1875. Verlag der Neuen Illustrierten Jugend- und Volks- - bibliothek. Vgl. auch die Bohrungen der Stadt N im Gäu, die Bohrungen - der Stadt Ludwigsburg bei Hoheneck u. a. BL. 56 rechts vom Neckar'!. Nach den Aufzeichnungen der älteren und neueren Beobachter sind in vielen Tuffgängen unzweifelhafte Ein- | schlußstücke von Hauptmuschelkalk festgestellt worden. Die wenigen, von Branco sicher als Muschelkalk gedeuteten Befunde sind im Laufe der Jahre sehr vermehrt worden. Gewiß besteht ja in sehr vielen Fällen kein untrügliches Unterscheidungsmerkmal, ob ein vorliegendes, dem Tuffe in etwas veränderter Art — randlich weiß verfärbt, zersprungen, frei von eindeutig bestimmbaren Resten — entnommenes Kalksteinbruchstück dem Hauptmuschelkalk oder dem Lias entstammt. Daß aber in anderen Fällen eine „Verwechslung mit Kalken aus dem Lias ausgeschlossen“ ist, hat Pompeckı? dar- gelegt, der auf Grund seiner Feststellungen die unterirdische Ver- breitung des Muschelkalkes bis südlich Metzingen erweisen konnte. Anschließend daran konnte Vosserer? dieselbe Tatsache auch für die Gegend des jetzigen Jusiberges sicherstellen. Dann darf wohl umgekehrt auch daran gedacht werden, daß manches der: als Liaskalk oder unbestimmt gedeutete anderweitige Stück von Kalk- steinen in Wirklichkeit ebenfalls Muschelkalk ist. Daß der Keuper, z. T. mit Einschluß des in Mittelschwaben, ebenso wie in Südbaden und der Nordostschweiz unregelmäßig auftreten- den und wieder auskeilenden Rhätsandsteines * noch gut entwickelt ist, zeigen sehr zahlreiche, bis tief in das Juragebiet der heutigen Alblandschaft hinein nachgewiesene Einschlüsse zur Genüge. Im Gegensatz zum Ries, wo Branco, E. Fraas und v. KneseL die un- mittelbare Auflagerung des Keupers über Granit festgestellt haben, liegt hier noch zunächst weiter nach Süden hin unter den Jura- schichten eine randliche Fortsetzung der triadischen Schichten, die im Vorlande der Alb zutage ausgehen und so das mittelschwäbische Stufenland bilden. Im Ries handelt es sich nach A. Torxquist?® ! Der letzte Aufschluß im Oberen Hauptmuschelkalk liegt bei den letzten Häusern der Stuttgarter Vorstadt Untertürkheim, an der Straße nach Rotenberg. Der Abstand von hier nach Scharnhausen beträgt noch keine 8 km. ° Diese Jahresh. 62. Jahrg. (1906). S. 383—385, in der Abhandlung von Pompeckj (S. 378—397). ° Diese Jahresh. 69. Jahrg. (1913). S. 241. * M. Bräuhäuser, Beiträge zur Kenntnis des Rhätsandsteins im Schön- buch zwischen Stuttgart und Tübingen. Jahresber. u. Mitteil: d. Oberrhein. geol. Ver. Neue Folge. Bd. VI. Heft 2. S. 139—157. ° Vgl. hiezu A. Tornquist: Die carbonische Granitbarre zwischen dem ozeanischen Triasmeer und dem europäischen Triasbinnenmeer. Neues Jahrb. f. Min. usw. Beil.-Bd. XX (1905). S. 466 ff. Siehe den besonderen Abschnitt: Die } b bei dem dort hervorsehenden Granit! „um ein randliches Stück der triadischen Landbarre, die ihre Entstehung dem präobercarboni- -schen Granite verdankt. Auf diesem randlichen Stück der Land- barre ist erst die Keuperformation zur Ablagerung gekommen.“ Wenn aber auch eine rasche Abnahme der Schichtenmächtig- keit der Trias im Untergrund gerechnet wird, so liegt doch gerade in dem Metzinger Vulkanbereich infolge des Einfallens der Schichten das Grundgebirge nicht etwa so viel näher unter Tag, daß diese ' Nähe eine Erklärung dafür abgeben könnte, warum gerade hier die Menge kristalliner Gesteine sich in den Aschentuffen findet. Zudem sei auf Derrner’s Darlegung verwiesen, der beweist, daß die Grundgebirgs-Rollstücke hauptsächlich an die Vulkanrohre eines Südwest — Nordost verlaufenden Geländestreifens gebunden erscheinen. Hiefür bietet auch die Annahme einer allgemeinen Nähe der kristallinen Gesteine keinerlei Anhalt, es müßte denn eine riffartig durchziehende unterirdische Barre aus solchen an- genommen werden. Eine solche, niemals unmittelbar zu erweisende willkürliche Annahme aber findet ihre Hindernisse daran, daß sie nicht imstande ist, die auffällig vielgestaltige Beschaffenheit der in engster räumlicher Nachbarschaft auftretenden Gesteinsarten zu erklären und daß sie außerdem für die Tatsache der vorzüglichen Rundung der meisten Fundstücke gar keine Deutung beizubringen vermag. 3. Angaben über die Gesteinsbeschaffenheit der Fundstücke. Über die Gesteinsbeschaffenheit und die mineralogische und chemische Bewertung der Tuffe des Uracher Vulkanbereiches gibt neben der großen Zahl älterer und neuerer Veröffentlichungen ins- besondere die Abhandlung von E. Gaiser? Aufschluß, eine Arbeit, die zur gleichen Zeit unter steter persönlicher Zusammenarbeit der Verfasser neben der vielgenannten Arbeit von H. Scuwarz® und einer solchen von R. OBErvorrEr* über die vulkanischen Tuffe des Triasbarre in der Tiefe der oberbayerischen und schweizerischen Hochebene, a. a. DO. S. 492—498. ı A. e. a. Orte. S. 493. ® E.Gaiser: Basalte und Basalttuffe der Schwäbischen Alb. Diese Jahresh. 61. Jahrg. (1905). S. 41—81. > H. Schwarz: Über die Auswürflinge von kristallinen Schiefern und Tiefengesteinen. Ebendort auf S. 227—288. “R. Oberdorfer: Die vulkanischen Tuffe des Ries bei Nördlingen. Ebendort $. 1-40. | Ber. om, Ries bei Nördlingen geschrieben und im gleichen Band der Jahres- hefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg niedergelegt worden ist. Über die Gesteinsbeschaffenheit der Ein- schlüsse aber haben früher ©. Derrnr&, dann insbesondere H. Schwarz und seitdem H. Vosseter auf Grund besonders reicher und beachtens- werter, in neuerer Zeit im Gebiet des Jusiberges gemachter Funde berichtet. Aus den genannten Arbeiten ergibt sich folgende Über- sicht der kristallinen Gesteine |s. die ausführlichere Zusammen- ordnung bei H. Schwarz (a. a. O., S. 282/283)]: I. Gneise. 1. Graphitführender Cordierit- (Pinit-) Gneis. . Pinitglimmergneis. . Graphitgneis. 4. Granatreicher ÜCordieritgneis. 5. Cordierit-Sillimanitgneise. 6. Biotitreicher Kontaktgneis mit Spinell. 7. Körnelgneis. 8. Augengneise. 9. Granitgneise. 10. Streifengneis. Il. Granite. 1. Pinitgranit (= Zweiglimmergranit mit Pinit). 2. Miarolitgranit. 3. Granitit. III. Ganggesteine der Granitformation. 1. Aplit. 2, Kersantit. IV. Diorite. 1. Amphiboldiorit. V. Gabbro. Anhang: Hornblendit. Serpentin. | P * Auffällig reich ist der Wechsel, zumal sich die Fundstellen der untersuchten und bestimmten Stücke nach den beigefügten Angaben der großen, Mehrzahl auf die vielgenannten Vulkan- stellen der nahen Umgebung von Metzingen verteilen, jedenfalls innerhalb der von ©. DErrner umschriebenen Fläche zwischen Rangen- bergle und Nürtingen liegen. Eine Ausnahme macht nur der unter Ziffer 8 aufgeführte Augengneis, bei dem als einziger Fundort der Eisenrüttel bei Urach angegeben ist. Die Vielgestaltigkeit der auf so eng umgrenztem Gebiete einwandfrei nachgewiesenen Gesteins- arten legt es nahe, nicht an ein so unwahrscheinlich buntgemischtes — 2 — Grundgebirge zu denken, sondern an eine Ablagerung, in der im einem Schuttstrom Trümmer und Geschiebe und Gerölle zu- - sammenliegen, die dem Grundgebirge der weiteren Umgebung ent- stammen. Mit anderen Worten: Schon die Mannigfaltigkeit, die Gesteinsverschiedenheit der gefundenen Auswürflinge muß den Ge- _ danken nahelegen, daß diese mindestens nicht ausschließlich dem anstehenden kristallinen Grundgebirge der Tiefe des. Ge- ländeabschnittes entstammen können, in dessen Bereich sie seit mehr als 100 Jahren in solch auffälliger Menge nachgewiesen und aufgesammelt worden sind. 4. Deutung der Herkunft der Fundstücke in den älteren Arbeiten. | Die Verfasser der vorliegenden Veröffentlichungen haben sich fast alle über die mutmaßliche Herkunfte der Geschiebe aus- ‘ gesprochen. Beim Nachlesen dieser Angaben macht sich selbst- - verständlich bemerkbar, daß die Fragen nach der. Herkunft und Lagerungsweise der Basalttuffe selbst lange ganz ungeklärt waren. WECcKHERLInN und nach ihm Röster meinten nur eine Halde eines einstigen Bergwerks vor sich zu sehen, „Geschiebe, die wahr- scheinlich bey einer alten Bergarbeit vom Mutterfelsen hier aus- gefördert und hernach wieder eingestürzet worden“. Denn schon WECKHERLIN fand den „Satz der Mineralogen, daß nemlich die Kalck- auf Granit-Gebürge aufgesetzet seien“ bestätigt. Fr. v. ALBERTI nimmt an, daß diese Gerölle aus dem Geschiebeland Oberschwabens gekommen seien. Graf v. Manpeustone, der auch in ferneren Ge- bieten wohlbewanderte und kenntnisreiche Mann, der mit den Fach- | gelehrten seiner Zeit in regem persönlichem! und wissenschaftlichem: ' Verkehr? stand, hat sich noch mehr um die Deutung der seinem | Amtsitz — Graf Manpersnone war Oberförster in Urach — nahen Fundplätze und Funde gemüht. In seiner deutsch gedruckten Abhandlung schreibt er 1834: „Das Vorkommen dieser Gebirgsarten erklärte man sich gewöhn- ! Manche Angabe über den Verkehr mit Graf Mandelslohe gibt die von Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg herausgegebere Lebensbeschreibung . des württembergischen Finanzrats Eser: Eser, Aus meinem Leben. Ravens- burg 1907. Verlag von Fr. Alber. | ? Graf Mandelslohe war z. B. Mitglied der Societe G&ologique de France, der Societ& du mus&um d’histoire naturelle de Strasbourg und der Sencken- bergischen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt. Sein Name begegnet hier sehr oft zusammen mit dem des schwäbischen Triasforschers v. Alberti. ae Br lich damit, daß angenommen wurde, es hätte die plutonische Masse beim Aufsteigen durch die. untersten Straten Stücke von ihnen los- gerissen und sich so damit vermengt. Hiergegen sei folgendes ein- gewendet: Sämtliche Granit-u.s.w. Stücke werden wie Bachkiesel völlig gerundet, niemals scharfkantig und stets auch nur von der gewöhnlichen Größe der Fluß- geschiebe gefunden. Wäre die Emportreibung von Bruchstücken der darunter liegenden Gebirgs-Arten die richtige, so sollten scharfkantige Stücke von jeder erdenklichen Größe mit vorkommen und würden gewiß auch mehr Bruchstücke der zunächst gelegenen Schichten des Muschelkalkes und des Keupers vorhanden seyn..... Im Gegenteil finden sich aber außer jenen Urgebirgsgeschieben .vorherrschend nur Bruchstücke von Jurakalk. Nehmen wir an, die Geschiebe stammen von der großen Ablagerung Oberschwabens am südöstlichen Ende der Alb oder aus der bayerischen Ebene ab, was wohl das Wahrscheinlichste seyn möchte, so bleibt doch immer noch übrig, zu erklären, wie jene Geschiebe, ohne sich auch anderswo zu zeigen, so isoliert von Südosten an den nordwestlichen Abhang über das ungefähr 1000 Fuß höher liegende Albgebirge herüber kommen konnten. Im Nordwesten ist mit Ausnahme des jenseits des Schwarzwaldes liegenden Rheinthales keine solche Geschiebe- Ablagerung bekannt. Dieselben möchten noch weniger von dort her kommen.“ Diese Ausführungen des Grafen ManpELstoHE enthalten eine in höflicher Form gegebene Ablehnung der Ansicht Fr. v. ALBERTT’s. In der auch in der Fassung des Inhalts stellenweise merk- lich abweichenden französisch geschriebenen Arbeit (vgl. das Ver- zeichnis) ist ebenso wie bei der Aufzählung der Namen — das „Seifenloch pres Urach“, „Baurenloch pres Neuffen“ und der „Kräh- bach pres Wissgoldingen“ muten darin drollig an — auch bei der Aufzeichnung der gemachten Beobachtungen oft noch größere Mühe aufgewendet. Dort kommt er nach Wiederholung der vorstehend aus der deutschen Fassung wiedergegebenen Ausführungen — der französische Wortlaut weicht hier nicht wesentlich von einer fast wörtlichen Übersetzung ab — zu der sonderlichen Annahme einer Weiterverbreitung der oberschwäbischen Geröllager vor der Auf- richtung der Albberge. „Le sol de la contree &tait peut-etre re- couvert de gravier avant de soulevement de l’Albe.“ Er schlägt bereits die nachher so oft gemachten Vergleichungen mit Gesteinen des Schwarzwaldes und der Alpen vor: „Il serait — 237 — important, non-seulement de comparer ces galets a ceux des depots: diluviens de la Baviere et de la Haute-Souabe, mais surtout de eomparer les roches, qui les constituent aux roches de la Foret- Noire et des divers regions des Alpes“. Tatsächlich sind dann später viele solche Bezugnahmen und vergleichende Untersuchungen erfolgt, auch wurden zur Begutachtung Grundgebirgsfindlinge der- Metzinger Gegend an. schweizerische Geologen, so z. B. an Sruper nach Bern eingesendet. Die Oberamtsbeschreibung von Urach nimmt eine vermittelnde Stellung ein: Hier wird zwar gesagt, „die Geschiebe liegen dicht im Trapptuff dieser Berge, woraus es wahrscheinlich wird, daß- sie mit diesem aus der Tiefe gehoben wurden“. Weniger aber ließ sich dies „von den Geröllen des Rangenberges nachweisen“, weshalb — zumal neben den kristallinen Geschieben gerade dort rote Buntsandsteinstücke gesehen und richtig als solche erkannt worden waren — an verschleppte Schwarzwaldgerölle gedacht wurde. Die Oberamtsbeschreibung von Nürtingen will nichts Be- stimmtes angeben über die Frage, ob die Gerölle aus dem Basalt- tuff stammen oder nicht. Graf MaxperstLonE hatte, ohne Rück- sicht auf die frühere Beschaffung, wenigstens die Herkunft aus den Tuffen mit aller Bestimmtheit beobachtet und festgehalten: „Ces. galets sont implantes dans le conglomerat basaltique, tantöt la decomposition les a rendus libres et on les trouve alors Epars ä la surface du sol. On s’est ordinairement rendu compte de ce fait.“ Hiegegen urteilt nun Kurr wieder sehr vorsichtig: „Vielleicht stammen die ... Gerölle aus diesem Trapptuff (des Kohlbergs)“. QUENSTEDT greift in seinem Buch über das „Flözgebirge Württem- bergs“ auf die Bezugnahme auf die Gerölle Oberschwabens zurück, die schon Graf MaxpersLoHE „sehr richtig“ zum Vergleich heran- gezogen habe. Dann fährt er fort: „Schon das Vorkommen von Hornblendeschiefern und Hornblendegesteinen aller Art, das in ganz Oberschwaben vor allem eine Hauptrolle spielt, ist allein ge- eignet, diese Ansicht zur größten Evidenz zu erheben. Solche Urgebirgsgeschiebe kommen zwar gegenwärtig auf der nächsten Albfläche wenig vor, allein sie finden sich doch (Onstmettingen, Filsquelle) und deuten insoferne den alten Zusammenhang an.“ In diesem Gedankengang vergleicht QuEssteor späterhin die Metzinger Granitgeschiebe mit den unterdessen bekannt gewordenen Geröllen- - des Lauchheimer Tunnels und schließt darauf, daß manche der Tuff- vorkommen nicht zugleich Ausbruchstellen bezeichnen: „Schiebende RR! Kräfte, sei es Wasser oder Eis, scheinen (bei der Bildung der 'Granitgerölle führenden Tuffe) mitgewirkt zu haben“ ... Eine gleichgebliebene Auffassung verraten späterhin auch Quexsrtepr’s sorgfältige Angaben der ihm bekannt gewordenen vereinzelten Funde von Grundgebirgsgeröllen im Bereiche der Albhochfläche. 'C. Derrxer endlich legt den Sachverhalt endgültig und einwandfrei fest: „Das Muttergestein dieser Granite ist nahezu in allen Fällen der vulkanische Tuff, in dem die Stücke mehr oder weniger fest ‚eingebacken, aber immer leicht abschälbar stecken. Wo sie außer- halb dieses Tuffes, z.B. im Humus, gefunden werden, stammen ‚sie nachweisbar durch anhängende Tuffstückchen immer aus dem Letzteren.... Zwar sind auf der Hochfläche der Alb einige wenige vereinzelte Granitstückchen in größerer Entfernung von vulkanischen Punkten aufgelesen worden, allein schon der Umstand, daß ihr Fundort im allgemeinen vulkanischen Bezirke liegt, weist darauf hin, daß auch sie nur durch elementare oder. menschliche Ein- wirkung verschleppte Einschlüsse der Tuffe sein werden.“ ‚9. Erklärung der Rundung der kristallinen Geschiebe in den älteren Arbeiten. Die erstgenannten Verfasser WECcKHERLIN und Röster sprechen sich nicht über die Tatsache weiter aus, daß die beobachteten Stücke nach ihren Angaben gerundet sind. Graf MANDELSLOHE ‚dagegen hat sich offenbar durch diese auch von ihm betonte Wahr- 'nehmung bestimmen lassen, in seiner später geschriebenen franzö- sischen Arbeit sich der im älteren deutschen Wortlaut so klar ab- . gelehnten Ansicht v. Arserrr’s wieder zu nähern, d.h. an einen ‚Zusammenhang der Fundstücke und der Fundstellen mit den weiten, aber auch verhältnismäßig weit entfernten Geröllebenen Ober- ‚schwabens für möglich zu halten. Das erscheint wohl verständlich, (da in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts keinerlei be- friedigende Erklärung der jetzt längst durch die neuzeitliche Auf- fassung des Diluviums erklärten Herkunft der Geschiebe und Ge- rölle des Oberlandes bekannt war. Hatte doch noch der mit Graf ‚ManpersLone befreundete! LrorouLn v. Buch sich im Jahre? 1811 ' Vgl. hiezu: Eser, Aus meinem Leben. Herausgegeben von Amtsrichter -&. D. Beck. Ravensburg 1907. 8. 556/557. ® Vgl. L. v. Buch: Über die Ursachen der Verbreitung großer el geschiebe, Vortrag vom 31. Oktober 1811. Abhandl. d. Physikal. Klasse d. Akad. -d. Wissensch. in Berlin in den Jahren 1804—1811. Berlin 1815. S. 161—168. Se. und nachher nochmals! im Jahre 1827 vor der Berliner Akademie - der Wissenschaften „Über die Verbreitung großer Alpengeschiebe* - ausgesprochen und als deren Ursache „gewaltige Wasserfluten“ - angenommen. Diese Auffassung des damaligen Altmeisters der - Geologie stand allerdings mit vielen einschlägigen Beobachtungen _ in unerklärtem und unerklärbarem Widerspruch, aber dennoch blieb sie die unbestritten herrschende, bis durch Acassız und Vexerz die Erklärung durch die Annahme weitausgreifender vorweltlicher Ver- gletscherung zu Ehren und bald auch zu allgemeiner Anerkennung kam. Diese gleichzeitige Unklarheit über die-Ursachen der weiten Verschleppung von Geschieben im Alpenvorland macht begreiflich, wie selbst so scharfe und: klare Beobachter wie Graf MAnDELSLOHE und v. ALzertı zu einer Erklärung greifen konnten, deren Unvoll- kommenheit — vgl. den Wortlaut v. ALzerri’s a. a. O. — ihnen bewußt war, weshalb sie auf die ihnen damals ebenso rätselhaften Beobach- tungen in Oberschwaben zur Rechtfertigung verwiesen. Auf die Äußerungen und Ansichten Leoron» v. Bucn’s wurde nur bei der Besprechung aller möglicher, sonst nicht leicht zu erklärender Ge- röllablagerungen der übrigen süddeutschen Gegenden Bezug ge- nommen, auch auf diese hat man die maßgebende Lehrmeinung des berühmten Fachmannes als Erklärung übertragen und angewendet. Einen Beweis davon gibt die Schrift des alten Fromnerz: „Geo- gnostische Beobachtungen über die Diluvialgebilde des Schwarz- waldes oder über die Geröll-Ablagerungen in diesem Gebirge, welche den jüngsten vorgeschichtlichen Zeiträumen angehören“ (Freiburgi.Br., Verlag von A. Emmerling, 1842). Auch Fronuerz sah in allen ihm sonst nicht erklärbaren Hochschottern, Blockmeeren usf. in der Art seiner Zeit die Beweise verheerender vorweltlicher Fluten, > 'ı L.v. Buch: Über die Verbreitung großer Alpengeschiebe. Auszug aus einer am 1. März 1827 in der Berliner Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vorlesung. Poggendorff’s Annalen der Physik und Chemie. IX. Bd. (Leipzig 1827.) | 8. 575—588. | ® Mit besonderer Aufmerksamkeit wurden infolge der herrschenden An- sichten über vorweltliche riesige Wasserausbrüche aus den Hochalpen alle dort ‚zu beobachtenden Durchbrüche von Gletscherseen geschildert. Neben übertriebenen Schilderungen stehen hier auch sachliche und wertvolle Arbeiten, wie z. B. die Aufzeichnungen des in jugendlichem Alter verstorbenen Dr. M. Stotter, Sekretär _ des geognostisch-montanistischen Vereines in Tirol und Vorarlberg über die Aus- # brüche des vom Vernagtferner gestauten Sees der Rofentaler Ache unter den - Zwerchwänden. Vgl. M.Stotter: Die Gletscher des Vernagttales in Tirol und ihre Geschichte. Innsbruck, 1846. — 20 — Seeausbrüche' u. dgl. Er wendet sich zum Schluß ausdrücklich gegen die ihm schon bekannt gewordene? Annahme großer Gletscher, deren einstiges Vorhandensein er für den Schwarzwald — hier allerdings meistens? mit vollem Recht — bestreitet. Anders und schwieriger wurde die Erklärung der Rundung der Geschiebe unter der Erkenntnis, daß dieselben stets den Vulkan- tuffen selbst entstammten, aus der Tiefe emporgeschleudert und nicht erst nachträglich an der Oberfläche durch Wasser oder Eis herzugebracht und eingeschafft worden waren. QuExstepr selbst hatte gerade deshalb die Rundung noch als Gegengrund gegen die Annahme einer Herkunft aus den Tiefen des Erdinnern an- gesehen, indem er in den „Geologischen Ausflügen“ (vgl. dort auf S.88) schrieb: „Einige wollen sie (d. h. die kristallinen Ge- steinsproben) für losgerissene Stücke aus dem Erdinnern halten. Doch scheint dem die geschiebeartige Natur zu widersprechen.“ Solange man festgehalten hatte am Ge- danken, daß auch bei der Entstehung der Tuffe „schiebende Kräfte, sei es Wasser oder Eis“ mitgewirkt hätten, war die Frage nach den Ursachen der Abrundung eine nebensächliche gewesen und wurde demgemäß ganz übergangen oder nur kurz gestreift und zurückgestellt. Mit der richtigen Erkenntnis der ursprünglichen Herkunft all der runden Geschiebe aus den vulkanischen Tuffen aber war für C. Derrner diese Frage erneut gestellt. Er setzt sich mit ihr folgendermaßen auseinander’: „Um die unleugbar stattgehabte ... Bewegung der Stücke zu erklären, bleibt nur der ! Überall wollte man in den Terrassenschottern u. dgl. Randlinien einstiger, die Täler erfüllender Seen erkennen. Vgl. z. B. Rampold: Einiges über den See, der einst das Neckartal bei Cannstatt erfüllte. Diese Jahresh. 2. Jahrg. (1846, herausgegeben im Buchhandel: 1847), S. 188—195. Auch.hier hat her- nach C. Deffner mit einer veralteten Anschauung aufgeräumt: C. Deffner: Über den vermeintlichen früheren See des Neckartales bei Cannstatt. Diese Jahresh. 19. Jahrg. (1893), S. 60—64. ? Über die Bikenfolge der Arbeiten über das alpine u. a. Diluvium vgl. die nach dem Erscheinungsjahr geordnete Reihenfolge in L. Rollier: Geologische Bibliographie der Schweiz für die Jahre 1770—1900. Belle zur geologischen Karte der Schweiz. 29. Lieferung. Bern, 1907. ® Vgl. dagegen die wirklichen Vergletscherungsnachweise im hohen Schwarz- | wald (Feldberg, Titisee usf.) sowie M. Schmidt’s Abhandlung: Über Glazial- erscheinungen auf Blatt Freudenstadt. Mitteilung No. 1 der Geolog. Abteilung des Kgl. Württ. Statist. Landesamtes. Stuttgart, 1907. * Quenstedt: Geologische Ausflüge. S. 89. ° Diese Jahresh. 29. Jahrg. (1873), S. 124. Bu _ eine Weg durch den Kraterkanal herauf übrig. Hiernach wären - diese Granite nicht von außen und von fremder Lagerstätte in die Tuffe geführt, sondern an Ort und Stelle entstanden, indem sie durch die vulkanische Tätigkeit in der Tiefe losgebrochen und mit - den übrigen Eruptionsprodukten ans Licht gefördert wurden. Bei dem tausendfältigen Spiel des Emporschleuderns und Zurückfallens oder des langsamen Emporgepreßtwerdens in der Umhüllung der Tuffausfüllung des Kraterkanals würden sich die harten Gesteine sodann abgerollt und zu jenen geschiebeähnlichen Formen abge- glättet haben.“ Hierin liegt aber ein offener Widerspruch, denn warum sollen denn dann gerade die, wie Ö. DErFnEr selbst aus- drücklich sagt, harten Gesteine gerundet worden sein, während die weniger harten und weniger widerstandsfähigen nicht so stark mitgenommen erscheinen. | - - H. Scuwarz endlich übernimmt, fast ohne Kürzung, C. DEFFNER's Erklärung unter Wiedergabe seines Wortlautes': „Zwar ist aus der Geröllform dieser Gesteine oben schon hergeleitet, daß die- selben nicht von einem anderen Ursprungsorte herstammen können, als aus der Tiefe des Kraterkanales ihres jetzigen Ablagerungs- platzes. Doch ist zur Contröle jener Deduktion noch der Nach- weis nöthig, daß auch die innere Constitution dieser Granite mit keinem fremden Gesteine harmonieret, welches etwa von außen herein hieher geführt sein könnte. Man kann dabei als Heimath eines solchen nur an den Schwarzwald oder an die Alpen denken. Was die Gesteine des ersteren anlangt, so besteht mit ihnen höchstens in dem ... grauen Gneiß eine Verwandtschaft, alle übrigen Gesteine fehlen dort durchaus. Und bezüglich der Ab- stammung aus den Alpen hat Herr B. Stuner in Bern ... aus- gesprochen, daß er... kein einziges Stück für unbedingt alpin anerkennen möchte, daß aber viele darunter entschieden nicht alpinen Ursprunges seien. ... Wir erhalten demnach auch von Seite der mineralogischen Constitution dieser Granitgerölle die Bestäti- gung ihrer autochthonen Bildung, welche wiederum nicht anders gedacht werden kann, als daß die Stücke dem Grunde des Krater- kanales entstammen und: durch die vulkanische Eruption an ihre heutige Lagerstelle gebracht wurden. Wenn somit aus Form und ! D’e vorstehend wiedergegebenen Ausführungen C. Deffner’s sind nicht aus der Arbeit von H. Schwarz, sondern aus der Deffner’schen Abhandlung (a. a. O. S. 128/129) entnommen. Die Wiedergabe bei H. Schwarz ist etwas stärker gekürzt. | Hi Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 16 en : | Naereer Inhalt dieser Granite übereinstimmend hervorgeht, daß dieselben ” der Tiefe des Kraterkanales an Ort und Stelle entstammen, so dürfte... ein weiterer Zweifel an der Richtigkeit dieser Erklärungs- weise keine Berechtigung mehr haben.“ Von sich aus betont H. Schwarz dann seine Wahrnehmung, „daß die Gneiße meist abgerundet sind“. An anderer Stelle fährt er fort: „Den Er- klärungsversuchen ©. Derrxer’s ist Folgendes hinzuzufügen: Ge- wisse Schwierigkeiten in der Erklärung bieten nur die runden Gerölle, da sonst die eckige Form der fremden Bruchstücke eine bekannte charakteristische Erscheinung der Tuffmassen ist, die fremdes Material ... beigemengt enthalten.“ Auch H. Schwarz erachtet es, „was die Ursache der Abrundung: betrifft, nicht für unwahrscheinlich, daß dieselbe beim Transport der Massen von unten nach oben durch gegenseitige Reibung an solchem Material sich vollzog, welches, wie die Gneiße, nicht die Tendenz zu eckig- splitteriger Absonderung hat. Daher ... die Abrundung vorwiegend bei gneißartigen Gesteinen.“ | III. Deutung der Gerölle und ihrer Herkunft. Aus den vorstehend wiedergegebenen Ausführungen von H. Schwarz sei zunächst seine Angabe, daß insbesondere die Gneise abgerundet auftreten, festgehalten. Die merkwürdige Sache ist aber die auch von Schwarz anerkannte Beobachtung, daß aus- gerechnet die harten und festen Grundgebirgsgesteine als Gerölle im Tuff stecken, während alle anderen Bruchstücke eckig und kantig sind. Dabei handelt es sich bei allen den unzähligen Trümmern von Weißjurakalken, von Platten von Posidonienschiefer, von Stücken aus Buntsandstein oder Stubensandstein, von Kalk aus Muschelkalk oder Liasschichten, vollends bei den oft gesehenen Fetzen von Keupermergeln oder gar bei den von H. Vosserer eingehend bearbeiteten Einschlüssen von Bohnerztonen, um verhältnismäßig weiche Massen und Ge- steinsarten. Dagegen hat schon Röster gesehen und ausdrücklich bezeugt, daß die großen Granitblöcke, die „abgerundeten Granit- stücke“ am Florian „die ganze Härte des Granits“ besitzen. Daß die weichen Gesteine der jüngeren Deckschichten durch lauter eckige Bruchstücke, dieungleich härteren des kristallinen Grundgebirges aber durch lauter wohl- gerundete, „wie Bachgerölle aussehende“, zweifellos j DR a durch fließende Wasser bewegt gewesene und abge- rollte Geschiebe vertreten sind, ist ein Widerspruch, der durch die Erklärung von C. Derrser und H. ScHwArZz nicht geklärt wird. Vielmehr müssen die kristallinen Gerölle diese eigenartige Abrundung schon gehabt haben, ehe sie, zusammen mit den eckigen und kantigen Bruchstücken der weicheren jüngeren Gesteine in die Basalttuffe hineingerieten. Dies führt bei Ver- gleichung der jederzeit zu wiederholenden eigenen Beobachtungen und unter Bezugnahme auf die sorgfältigen älteren Aufzeichnungen erneut zu der Erklärung, daß diese Steine nicht ausschließlich, im Gegenteil nur in den seltensten Fällen als emporgerissene Teilchen des in der Tiefe durchziebenden und dort anstehenden kristal- linen Grundgebirges angesehen werden können. Vielmehr ent- ‘stammen sie offenbar einer jüngeren, klastischen Schicht, in der sich Rollstücke von Grundgebirgs- gesteinen verschiedener Art zusammengefunden hatten. Diese Annahme macht sofort verständlich, was ohne sie nicht restlos zu erklären ist, sie löst von vornherein die Widersprüche, auf deren Fortbestehen nach der Deutung von DerrnEr und SCHWARZ hingewiesen wurde. Denn nimmt man an, daß diese Stücke aus Konglomerat stammen, daß sie einem, in dem Verband -der ‚alten Sedimente auftretenden Strom von Geschieben und Geröllen entnommen sind, so kann es nicht befremden, daß gerade diese harten Stücke als Rollstücke erscheinen', die anderen Ein- schlüsse im Basalttuff aber als eckige Bruchstücke. Ferner ist es ganz einleuchtend, daß die weit überwiegende Mehrzahl an den von C. Derrxer umschriebenen Geländestreifen gebunden scheint: Nur hier liegt im tiefen Untergrunde das betreffende Konglomerat, nur die Vulkanschlote dieses Bereiches konnten es durchschießen und seine lockeren Geröllmassen mit emporreißen und in ihre Aschentuffe einschaffen. Auch die große Abwechslung all der unter sich so verschiedenen, hier auf engstem Raum zusammenlagernder Gesteinsarten ist nun leicht ! W. Schmidle hat denselben Fall vom Hegau geschildert. In einer Abhandlung über den Hohentwiel [Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 42. Heft (1913), S. 71—79] schreibt er auf S. 74 über dort beobachtete Einschlüsse: „Das Juragestein aber, die Granite und Gneisse wurden, soweit sie eine eckige Form haben, durch die Gewalt,der Eruptionen aus der Tiefe, wo sie anstehen, mit herausgerissen oder sie lagen, wenn sie rund sind, als alte Gerölle im Boden, bevor unser Vulkan da war.“ 16* — 4 — begreiflich: Die Geschiebe geben ja in ihrer Zusammen- setzung nicht das Bild des Grundgebirges unter dem so eng umgrenzten Gebiet, das von dem betreffenden Vulkanrohr durchschnitten wird, sondern es läßt sich nurmehr ein Schluß ziehen auf die Beschaffenheit und Gliederung des kristallinen Grundgebirges in dem Einzugsbereich des Geröllstromes, des Konglomerates, dem die emporschleudernde vulkanische Gewalt diese Gerölle — bereits als solche — entnommen hat. Die ursprüngliche Heimat der Geschiebe lag in dem „Vinde- lizischen Gebirge“ und in dessen wohl zunächst noch unebenen Vor- land, in das hinaus sich die Schuttmassen in jeder Größe und Art ergossen, so ähnlich wie C. Schuipr anschaulich sagt, „daß von den carbonischen Alpenketten nach Norden und Süden der Schutt ab- geschüttelt wurde, abströmte, der in den Breccien des Verrucano erhalten geblieben ist“. So lagerten sich wohl zunächst grob- schüttige, hernach, weiter draußen, mehr oder weniger abgerollte, zuletzt, in größerer Entfernung vom Gebirge, tadellos zugerundete | Stücke in mächtigen Lagern ab. IV. Geologische Einreihung des Geröllagers im Untergrund der Metzinger Gegend. 1. Paläogeographische Verhältnisse Mittelschwabens und vindelizisches Festland. | Es ist ungemein anregend, zu verfolgen, wie lange dieser Grund- gebirgsdamm des Vindelizischen Gebirges die germanischen und alpinen Gebiete voneinander mehr oder weniger vollständig getrennt hat. Die älteste Zeit, aus der das mittelschwäbische Land und der württembergische Schwarzwald teils am Tage anstehende, teils durch Bohrungen im Untergrund nachgewiesene geschichtete Ablagerungen aufweisen, ist das späteste, ins Unterrotliegende übergehende Carbon'. Das Land muß damals leichte Unebenheiten aufgewiesen haben. H. v. Ecr’s bahnbrechende Untersuchungen ? ı Vgl. die Bearbeitung der bei Schramberg im württembergischen, im übrigen Kinziggebiet auf badischem Gebiet gefundenen fossilen Pflanzenreste durch Sterzel: Über Carbon- und Rotliegendfloren. Mitteil. d. Bad. Geolog. Landesanstalt. Bd. V. Heft 2. S. 347—892. Betr. Schramberg s. dort 8. 815—833, 2 H. v. Eck: Bemerkungen über die geognostischen Verhältnisse des Schwarzwaldes im allgemeinen und über Bohrungen nach Steinkohlen in dem- selben. Diese Jahresh. Jahrg. (1887). S. 322—355. | Be er _ im badischen Schwarzwald haben die Lagerungsverhältnisse dort - geklärt und zu ganz übereinstimmenden Ergebnissen sind hernach - die Aufnahmen der neugegründeten Württembergischen Geologischen Landesanstalt für den angrenzenden Südwesten des Landes! gelangt. Hier? muß nach der Gneisfaltung und den Granitintrusionen der Carbonzeit, die wohl im Culm erfolgt waren, erst sehr viel Zeit vergangen sein, bevor diese ältesten unter den bis heute erhaltenen nichtumgewandelten Schichtgesteinen im Schramberg - Alpirsbacher Gebiet zum Absatz kamen. In der dazwischenliegenden Zeit muß eine gewaltige Erosion geherrscht haben. welche den vorher als Tiefengestein erstarrten Granit freilegte und in Gneis und Granit als Taggebirgen eine Landschaft mit flachen Hügel- wellen und größeren Talzügen ausarbeitete. Der Verlauf dieser Täler war, entsprechend den tektonischen Verhältnissen, varistisch gerichtet. Sie verliefen also von Südwesten nach Nord- osten. Diese alten Talzüge sind durch die nachherige Ausfüllung mit Schutt, mit Geröllen, Tonen und Schiefern der jüngsten Carbon- zeit und des Rotliegenden kenntlich geblieben. Ihr Verlauf ist mitunter durch Querschnitte solcher alten Talfüllungen an den Ge- hängen der heutigen Schwarzwaldtäler ersichtlich’. Im anschließen- den Lande ist das fernere Durchlaufen solcher südwest-nordöstlich hinziehender dyadischer Täler durch die Ergebnisse der zahlreichen ee erwiesen. Ihre Profile haben die Auffassung von H. v. Ecx* vollständig bestätigt, nach der in der Fortsetzung der en Dyasmulden gegen Nordosten hin mächtigere paläo- zoische Ablagerungen unter der verhüllenden Decke von Trias- schichten vorhanden sein sollten. Tatsächlich ist, insbesondere ! Vgl. Reiänleringen zu Blatt here (No. 129) und zu Blatt Als bach (No. 11) der Neuen Geologischen Spezialkarte von Württemberg. 0: ® Vgl. M. Bräuhäuser: Beiträge zur Kenntnis des Rotliegenden an der ©beren Kinzig. Mitteil. 7 d. Geolog. Abteil. d. Kgl. Württ. Statist. Landesamtes. Stuttgart, 1910. ® Vgl. die badischen und württembergischen Spezialkarten Triberg, Horn- berg— Schiltach, Oberwolfach—Schenkenzell, Peterstal—Reichenbach, Obertal— Kniebis, Freudenstadt, Alpirsbach, Schramberg. Die tiefsten und bestens ersicht- lichen Rotliegendmulden zwischen Grundgebirge und Buntsandstein zeigt Blatt Schramberg. Vgl. den Verlauf der Grenze GRBURER TEE EERPREEN nach den Höhenkurven. .*+H. v. Eck: „Bemerkungen über. die geognostischen Verhältnisse des. Schwarzwaldes im allgemeinen und über Bohrungen nach Steinkohlen in en selben.“ Diese Jahresh. 43. Jahrg. 1887. S. 322-355, za durch die Bohrungen! im oberen Neckartal erwiesen, daß sich dort eine sehr große und eigenartige Schichtfolge von Rotliegend- gesteinen mit eingeschalteten Ergußdecken von Quarzporphyr ? unter dem Buntsandstein verbirgt. Wenn man, wie dies naheliegend ist, in der Reihe der unter Oberndorf erbohrten Rotliegendmassen die Fortsetzung desselben dyadischen Talzuges® sehen will, der bei Schramberg durch die Talbildung der Schiltach teilweise zutage gebracht wird, so ist sogar eine sehr merkliche Zunahme der Mächtigkeit einzelner Schichtstufen, ferner das Einsetzen, weiter im Westen fehlender * Zwischenlagen festzustellen. Tief unter dem Gebiet des heutigen Vorlandes der Juraberge der Schwäbischen Alb sind demnach diese Mulden in der Landoberfläche der vor- triadischen Landschaft noch tiefer gewesen als im Bereich des jetzigen württembergischen Schwarzwaldes. Sie liefen offenbar, sich immer erweiternd “nd einschneidend, gegen Nordosten? hin. Das bezeugt noch heute die immer an Mächtigkeit zunehmende Füllmasse, die genau dasselbe darstellt, wie die — gerollten und eckigen, feinen und groben, aus allen Gesteinsarten der weiteren Grundgebirgsumgebung bunt zusammengemischten Gesteinschutt, gelegentlich sogar Riesenblöcke mitführende — Rotliegendfüllung der Talmulde bei Schramberg‘. Damit stimmt endlich auch die Beobachtung überein, daß in der Zechsteinzeit das Meer von Mittel- deutschland her nach Schwaben hereingreifen und in der Gegend ! Vgl. A. Schmidt: „Drei Tiefbohrungen auf Steinkohlen am Oberen Neckar.“ Württ. Jahrbücher f. Statistik u. Landeskunde. Jahrg. 1912. 1. Heft. Ss. 162—173. s ® „Beiträge zur Kenntnis des Rotliegenden an der oberen Kinzig.“ Mitt. No. 7 d. Geol. Abteil. d. Kgl. Württ. Statist. Landesamts. (S. 23 a. a. O.) Ferner: Erläuterungen zu Blatt Schramberg der Neuen Geolog. Spezialkarte 1: 25000. (No. 129.) S.33 und H. v. Eck: „Bemerkungen über die geognostischen Ver- hältnisse“ ete. Diese Jahresh. 43. Jahrg. 1887. S. 322—855. Vgl. dort auf S. 346 die Angaben und die erwähnten älteren Aufzeichnungen von v. Xeller und von v. Paulus. ° Beiträge zur Kenntnis des Rotliegenden an der oberen Kinzig. Mitteil. No. 7 der Geol. Abteilung des Kgl. Württ. Statist. Landesamts, 8. 25 u. 8. 32, Ziff. 5 u. Ziff. 9. | * Vel.F.Schalch: Erläuterungen zu Blatt Königsfeld— Niedereschach, $. 27. 5 Vgl. A. Schmidt: Württ. Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Jahrg. 1912. 1. Heft. S. 173: „Die ... Profile vom Ostraud des Triberger Granit- massivs lassen erkennen, daß die Mulde ... sich gegen NO immer mehr eintieft....* ® Vgl. Erläuterungen zu Blatt Schramberg (No. 129) der Neuen Geolog. Spezialkarte 1:25000, 8. 34/35. eu des heutigen Heilbronner ' Oberamtes noch versteinerungführenden Zechstein ablagern konnte. | Somit steht der Annahme eines tief unter Prien und Lias des. heutigen Albvorlandes verborgenen Talzuges der einstigen vor- triadischen, vielleicht schon carbonischen Landoberfläche nichts entgegen: Wären hier, wie dies drüben im Kinzigtal vielfach der Fall ist, die Grenzlagen zwischen dem kristallinen Grundgebirge und dem diskordant überlagernden Buntsandstein durch tiefeinschnei- dende neuzeitliche Talbildung zutage’ gebracht oder wenigstens durch Bohrungen die Lagerungsverhältnisse und Schichtgesteine des. tiefen Untergrundes einigermaßen klargelegt, so müßte ein solcher, durch Erfüllung mit dyadischen Schichten gekennzeichnet gebliebenes Tal der Rotliegendzeit als Muldenfüllung im Laufe der Talhänge ersichtlich, auf genauen Höhenkurvenkarten mit geo- logischem Aufdruck sogar unmittelbar ablesbar werden. Tatsäch- lich aber muß die Grenze von Grundgebirge und sich einschalten- dem und überlagerndem Deckgebirge in der Metzinger und Nürtinger Gegend tief unter Tag weggesunken, in unsichtbarer Tiefe ange- nommen werden. Aber die Vulkantuffgänge ersetzen der forschen- den Wissenschaft — vgl. Braxco’s bahnbrechende Arbeit — in mancher Hinsicht, was sonst nur die Ergebnisse sehr zahlreicher Bohrungen lehren und beweisen könnten: Sie bringen greifbare Kunde vom unterirdischen Durchstreichen unter Tag ruhender Schich- ten, die erst weiter drüben im Westen durch das Emporsteigen aller Schichten des „Schwäbischen Stufenlandes“ ans Licht gebracht sind (vgl. Muschelkalk und Buntsandstein). | 2. Landschaftliche Gliederung und Fortbewegung der Ver- witterungsmassen des vindelizischen Festlandes. Bei den vorstehenden Erwägungen muß sich der Gedanke nahelegen, daß zwischen dem Rangenberg bei Eningen und Nür- tingen im tiefen Untergrunde zwischen Grundgebirge und Trias ein solcher, mit Rotliegendmassen erfüllter Talgraben eingeschaltet ist, in dem sich, ähnlich wie in den Schwarzwälder Rotliegend- mulden, eine Unmasse von Rollstücken, Schuttbrocken und vielleicht auch Grus? von allen möglichen kristellinen Gesteinen ! E. Fraas: Das Bohrloch von Erlenbach bei Heilbronn. Diese Jahresh. 70.- Jahrg. (1914). S. 37—42. ® Vgl. die mehrfache ausdrückliche Erwähnung von solchem „Grus von Grundgebirge“ in den angeführten älteren Arbeiten über die vulkanischen Tuffe, nk -, © es des fernen Vindelizischen Gebirges und seines nordwestlichen Vor- ‚ 1 . 3 m u A landes gefangen und angesammelt hat. Dieser Talgraben würde dann genau in derselben Richtung vorwärtslaufen, wie die im Schwarzwald gefundenen, im Schwarzwaldvorland durch Bohrung erwiesenen anderen Talzüge der Carbon- und der Rotliegendzeit. - Er wäre damit parallel zur Verbandsgrenze von Granit und Gneis und zum Streichen der nachträglich emporgepreßten Granitporphyre, parallel auch zu den zahlreichen, vom Kinziggebiet aus unter ‚die Triaslandschaft einstreichenden Rotliegendtäler. Gewiß bestand noch für lange Zeiten im Mesozoicum berkigi Festland im Süden und im Südosten Schwabens. Trennend lag dort „die carbonische Granitbarre zwischen dem ozeanischen Triasmeer und dem europäischen Triasbinnenmeer*'. Und in mehrfacher Wiederholung brachten die Veränderungen der Erdoberfläche, weit mehr aber Schwankungen des Klimas mächtige Zufuhr? von bald gröberem, bald feinerem Schutt. So sind die Geröllmassen des Buntsandsteins wohl mit mächtigen losbrechenden W asserfluten ® in das weite südgermanische Vorland des „Vindelizischen Gebirges“ hinausgetragen* worden. Diese Entstehungsweise der „Oonglome- rate“, d. h. der Geröllager im Schichtenbau des Schwarzwälder Buntsandsteins läßt sich so unschwer erklären. Daß diese Geröll- massen von Süden und von Südosten kamen’, erweist die Abnahme der Größe der Geschiebe von Südost gegen Nordwest, von dem - Quellgebiet von Schiltach, Eschach und Heimbach gegen das obere Kinzigtal, die Reinerzau und den Kniebis hin, wo die Gerölle selten ı A. Tornquist: „Die carbonische Granitbarre zwischen dem ozeanischen Triasmeer und dem europäischen Triasbinnenmeer“. Abhandl. III der „Beiträge zur Geologie der westlichen Mittelmeerländer“. Neues Jahrb. f. Min. etc. Beil.- Bd. XX. (1905.) S. 466—507. | ? Vgl. M. Bräuhäuser: Über Phosphorsäure im Buntsandstein und Wellengebirge des östlichen Schwarzwalds. Mitteil. No. 4 der Geol. Abteil. des Kgl. Württ. Statist. Landesamts. Siehe dort auf S. 16. ®° M. Schmidt: Labyrinthodontenreste aus- dem Teupkteae von Altensteig im württembergischen Schwarzwald. Mitteil. No. 2 des Kgl. Württ. Statist. Landesamts, S. 10. Erläuterungen zu Blatt Altensteig, S. 16. * M. Schmidt: Erläuterungen zu Blatt Nagold, S. 11 („Die geröll- führenden Schichten ergossen sich über dieses flache Gelände vermutlich als Schutt- und Schlammassen mächtiger Regenfluten, die aus den vielleicht ziem- lich weit entfernten Randgebirgen des flachen Beckens periodisch in MAREHER einbrachen‘). ‘5 M. Bräuhäuser: Erläuterungen zu Blatt Sinlähktschey S. 46. Med ist anzunehmen, daß die Gerölle von Südosten her kamen.“) POTERn ‚*r far f — 249 — u a; " mehr Eigröße erreichen’, während sie z. B. im Heimbachtal bei Wälde-Breitenau noch mehr denn Faustgröße zeigen’. Ferner erwähnt sei die bekannte, im Nordschwarzwald als gutes und leitendes Unterscheidungsmerkmal des Hauptgeröllagers -und. des Eoxr’schen Geröllagers benützbare Beobachtung, daß mit ganz wenigen Ausnahmen ?® im Hauptgeröllager — dem sog. „Haupt- conglomerat“ — keine kristallinen Geschiebe liegen, während solche im „Ecx’schen’ Conglomerat“ bis in die Simmersfelder und Wild- bader und Teinacher .Gegend hinein zahlreich vorhanden und in jedem guten Aufschluß mit leichter Mühe zu sammeln sind‘. Im Gebiet südlich5 der Schiltach aber liegen die beiden Geröllager un- _ mittelbar aufeinander, bis zur Kinzig hinüber, wo von Aichhalden ab deutlich bestimmbare Sandsteinbänke als beginnender, sich zwischenschaltender „Geröllfreier“ — richtiger gesagt: „Geröllarmer Hauptbuntsandstein“ sich bemerklich machen. Der Untere Bunt- sandstein fehlt südlich von Schramberg, wo er im oberen Kirnbach- tal zum erstenmal, hernach wieder im sogenannten Roßwald bei der östlichen Stadt in guten Aufschlüssen zugänglich wird. Infolge- dessen liegen die beiden Geröllagen °, hier noch zu einer lockeren und schüttigen Schichtlage (ohne trennende Sandsteinbänke!) verbunden, wie ein diluviales, d. h. wie ein fluvioglaziales Geröllfeld unmittelbar auf dem kristallinen Grundgebirge ‘. Diese Massen von Geschieben „bedecken die Oberfläche manchmal in solcher Häufigkeit, als wenn man sich im Gebiete diluvialer Geröllaufschüttungen befände“® ! K. Regelmann: Erläuterungen zu Blatt Obertal—Kniebis, S. 80. ®? M. Bräuhäuser: Erläuterungen zu Blatt Schramberg, S. 46, zu Blatt Alpirsbach, S. 48. L 83 A. Schmidt: Erläuterungen zu Blatt Sulz—Glatt, S. 11. * A.Schmidt: Erläuterungen zu Blatt Simmersfeld. S. 16. („Nie fehlende Rollstücke von kristallinen Feldspatgesteinen.“) 5 F. Schalch: Erläuterungen zu Blatt Königsfeld—Niedereschach, S. 29. („Die beiden Konglomerate gelangen ... mit einander in Berührung und lassen eine sie trennende Sandsteinzwischenschaltung vollkommen vermissen.“) Vgl. auch A. Sauer, Erläuterungen zu Blatt Oberwolfach—Schenkenzell, S. 54. ° F. Schalch konnte auf den Kartenblättern Villingen und Königsfeld— Niedereschach die Trennung der beiden Konglomerate noch erkennen, aber nur schwer mehr durchführen. Die entsprechenden Angaben siehe in den Erläute- rungen zu Blatt Jepiugen auf S. 19/20, in den Erläuterungen zu Blatt Königs- feld—Niedereschach auf S. 29-33. ” Vgl. die Feststellung von F. Schalch, daß z. B. bei dem Hof Unnot bei Peterzell in der großen, rechtsseitigen Grube „die Berührung von Grund- - und Deckgebirge ... offen zutage liegt“. | Fee 3 8 F. Schalch: Erläuterungen zu Blatt Villingen, S. 19. Ä Pe Pr u — 230 — Späterhin, in der Keuperzeit!, kamen von Südosten her die Sandmassen der Sandsteinlagen des Schilfsandsteins, der in breiten Flutbecken und Flutrinnen hingebreitet wurde, des Stubensand- steins”?, der im Osten — z. B. im östlichen Schurwald — die groben, den Buntsandsteinkonglomeraten nicht mehr unähnlichen Geröllagen®. führt, endlich diejenigen des feinkörnigen Rhätsandsteins, dessen Ablagerung eigentlich, geschichtlich-geologisch gesprochen, den Ein- bruch des Meeres? darstellt, das fortab und die ganze Jurazeit hin- durch das heutige Schwabenland überflutete. Letztmals bringt der Rhätsandstein eine geringe, auch räumlich beschränkte Zufuhr größerer Gerölle in den Knochentrümmerschichten®. Aber diese liegen zuweilen so verstreut und vereinzelt, daß eine ältere Arbeit ® sogar den Gedanken haben konnte, ihre Beiführung sei gar nicht durch einströmendes Wasser erfolgt. Im Jura endlich stockt die Zufuhr gröberer Massen. Wohl läßt sich hier wie in der östlichen Nachbarschaft? die nicht allzu große Entfernung der einstigen Küstenlinien klar erweisen, stellen- weise sogar die weiteren Umrisse des Festlandes aufzeigen®. Aber eine Senkung, eine fortschreitende Ausweitung der Gebiete der ı H. Thürach: Übersicht über die Gliederung des Keupers im nördlichen Franken im Vergleiche zu den benachbarten Gegenden. Bayr. Geognost. Jahres- hefte. I. Jahrg. (1888.) 8. 75 ff. ” R. Lang: Der mittlere Keuper im südlichen Württemberg. Diese Jahresh. 65. Jahrg. (1909), S. 77—131 u. 66. Jahrg. (1910), S. 1—54. ° E. Bach: Begleitworte zu Blatt Waiblingen des Geognostischen Atlas 1:50000, I. Aufl. (1870), S. 17: „Sandconglomerat, das aus eigroßen (Quarz- geschieben besteht.“ * E. Fraas: Die Bildung der Germanischen Trias, eine petrogenetische Studie. Diese Jahresh. 55. Jahrg. (1899), S. 36—100. | ° M. Bräuhäuser: Beiträge zur Kenntnis des Rhätsandsteins im Schön- buch zwischen Stuttgart und Tübingen. Jahresber. u. Mitt. d. Oberrhein. Geol. Ver. Neue Folge. Bd. VI. Heft 2. S. 139—157. ° F.M. Endlich: Das Bonebed Württembergs. Diss. in Tübingen. 1870. “J. F. Pompeckj: Faziesverhältnisse und Küstenlinien im Juragebiet von Regensburg und Regenstauf. II. Abschnitt der Arbeit: „Die Jura-Ablage- rungen zwischen Regensburg und Regenstauf. Ein Beitrag zur Kenntnis der Ostgrenze des Fränkischen Jura.“ Bayr. Geognost. Jahreshefte. XIII. Jahrg. (1900). S. 139—220. Den genannten II. Abschnitt siehe auf $. 170-220. ® J. F. Pompeckj, a.a.O. (S. 174): „Wir erkennen darin die Existenz von Landmassen unter der (fränkisch-)schwäbischen Alb bis nahe an den süd- lichen Schwarzwald hin ... eine böhmisch-vindelizische Landmasse, die der west- liche Ausläufer des großen skandinavisch-russischen, resp. eurasischen Lias- Continentes ist.“ F .. Bi RR germanischen Triassedimente vom Ende' der Muschelkalkzeit an - ist nicht zu verkennen und der Jura bringt ihre Fortsetzung und - schließlich eine allgemeine ? Überflutung des heutigen mittelschwäbi- schen Gebietes und nur aus der Gesteinsart und ihrem Wechsel sowie aus dem Wechsel der Tierwelt lassen sich die Beziehungen . der Meerbecken?, läßt sich die ungleiche Entfernung der Uferlinien* noch einigermaßen ablesen. Gegen Osten und Südosten hin müssen bis gegen das Ende der Weißjurazeit Festland oder — als dessen Reste — Inseln gelegen haben: Wie in der ganzen Keuperzeit? von dorther Zufuhr der gröberen und feineren Massen kam, so sind noch in der letzten Jurazeit, vor dem Zurückgehen und Abfließen dieses Meeres von Südost bezw. von Süden noch die eigenartigen, oft schuttartigen ’ !G. Wagner: Beiträge zur Stratigraphie und Bildungsgeschichte des oberen Hauptmuschelkalkes und der unteren Lettenkohle in Franken. Inaugural- dissertation in Tübingen. 1913. Das (Muschelkalk-) Meer zog sich von Südosten nach Nordwesten zurück (a. a. 0. S. 175). ? „Die ‚Vindelizische Insel‘ wurde im Malm vielleicht ganz, wahrscheinlich aber doch zum größten Teile überflutet.* Pompeckj,a.a. 0. S. 208. ® Die „vindelizische Landmasse* wurde zur „Vindelizischen Halbinsel“. In der Ablagerungszeit der Amaltheentone drang das Meer ... „gegen das Vindelizisch-Böhmische Land vor. Der Westausläufer des Vindelizischen Landes wurde von Norden und Westen her vom Meere angegriffen.“ ... „Die Vinde- ‚ lizische Halbinsel ist seit dem Bathonien zu einer ‚Vindelizischen Insel‘ ge- worden“. (J. F. Pompeckj, a. a. O. S. 177/178 bezw. S. 203/204.) * Eine allzu häufige Hebung und Senkung unter steter Mitverschiebung der Uferlinien ist weniger wahrscheinlich. Wohl lassen sich auch für diesen Gedanken beachtenswerte Gesichtspunkte aufzeigen (E. Fischer: In welchen Meerestiefen haben sich unsere Juraschichten gebildet? Diese Jahresh. 68. Jahrg. [1912]. S. CII—-CXVII), aber die Deutung der Ungleichheit der einzelnen Schicht- gesteine geschieht in weniger gezwungener und ungleich überzeugenderer Weise durch Annahme klimatischer Schwankungen. Vgl. J. F. Pompeckj: Über den Einfluß des Klimas auf die Bildung der Sedimente des Schwäbischen Jura. Diese Jahresh. 72. Jahrg. 1916. S. XXXII—XXXIIl. 5 R. Lang: Landschaftsbild und Klima zur Buntsandstein- und Keuper- zeit in Schwaben. Diese Jahresh. 66. Jahrg. 11910). S. KCVI-XCVL. 60. Fraas schreibt in den Begleitworten zu Blatt Heidenheim [des Geognostischen Atlas im Maßstabe 1:50000], S.9: „Das gröbste Material, noch Breccien bildend, fällt ins Ulmer Blatt, je weiter gegen Norden ... um so oolithischer wird das Korn und rollen und runden sich auf dem Wege die Trümmer.“ ” Th. Schmierer: Das Altersverhältnis der Stufen e und £ des Weißen Jura. (Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Gesellsch. Bd. 54. [1902.] 8. 525—607): „Das ' Gestein ist eher brecciös als oolithisch zu nennen.“ — 252 — Einlagerungsmassen gekommen, wie sie im oolithischen Weißjura & 4 der Heidenheimer und der ihr südöstlich ASHEHDRERDN Landschaft nachzuweisen sind. . 3. Festland und Meeresküsten. Im ganzen Schichtenstoß vom Rotliegenden bis hinauf zum letzten jüngsten Weißjura läßt sich demnach ablesen, daß im Süden oder Südosten höheres Land lag, aus dem immer wieder Zufuhr von dort zerstörten Gesteinsmassen in der Form von kantigen Trümmerstücken oder von zugerundeten Rollstücken, von groben und feinen Sanden!, endlich von Feinsand, Ton und von Schlamm- geröllen kam. Dieses Gebiet muß in der älteren Zeit ein gewal- tiges, vorwiegend aus kristallinen Gesteinen aufgebautes Gebirge getragen haben, aus dem in das vorliegende Gelände immer wieder Trümmermengen hinausgeschafft wurden, die sich bald — Rotliegend- | zeit — als Füllmassen alter Talzüge in solchen fingen und auf- sammelten, bald — Buntsandsteinzeit — als Geröllagen am Rande der germanischen Triasbucht aufs Grundgebirge legten, um sich dann weiter draußen als „Conglomerate“* in den Verband der dort entstehenden Sedimentschichten einzuschalten und darin mehr oder weniger weit hinaus? — an Größe der Geschiebe abnehmend — ! Vgl. z. B. das Verhältnis auch des Buntsandsteins zum alpinen Verru- cano im östlichen Unterengadin, von dem W. Schiller schreibt: „Nur aus Quarzkörnern und tonig-glimmerigen Lagen bestehend, da er eine jüngere Auf- bereitungsperiode darstellt zu einer Zeit, wo die kristallinen Brocken des Verru- cano vollständig zersetzt waren.“ W. Schiller: Geologische Untersuchungen im östlichen Unterengadin. Berichte d. naturforsch. Gesellsch. zu Freiburg i. Br. 14. Bd. (1904). S. 107—180. Die genannte Stelle siehe S. 116 (= S. 10 des Sonderabdruckes). Ein ähnliches und entsprechendes Verhältnis könnte man auch in Südwestdeutschland bei Vergleichung von grobschüttigem Rotliegenden und Buntsandstein sich denken. Vgl. C. Schmidt’s Bezeichnung des Verrucano als des nach beiden Seiten „abgeschüttelten Schuttes der carbonischen Alpen“, Vgl. ferner die Aufarbeitung der Rotliegendgesteine in die Geröllhorizonte des Schwarzwälder Buntsandsteins, wo z. B. die Porphyre des Mittelrotliegenden sehr häufig Geschiebe ins Eck’sche Konglomerat liefern, was schon im Nordschwarz- wald zu sehen ist (K. Regelmann, Erläuterungen zu Blatt Wildbad, S. 57), ebenso aber im Kinzigtal, wo sie nach A. Sauer (Erläuterungen zu Blatt Oberwolfach—Schenkenzell, S. 54) „als eine Art Leitfossil“ dienen können, um das untere und obere Konglomerat des Hauptbuntsandsteins zu unterscheiden. Vgl. auch H. Thürach, Erläuterungen zu Blatt Zell am Harmersbach, S. 39. ?2 Vgl. das Durchlaufen des Eck’schen Konglomerates und des Haupt- konglomerates bis in den Odenwälder Buntsandstein der Heidelberger Gegend 7 _ durchzuziehen. Nach der Überflutung des jetzigen Mittelschwaben FR durch das Meer der Muschelkalkzeit bleibt das Vorland des Vinde- lizischen Gebirges Festland, dessen Küstenlinie zuerst nach Osten - zurückweicht, um hernach wieder mit Entschiedenheit gegen Nord- westen vorzurücken und dadurch die Gegenden des fränkisch- schwäbischen Landes zu erreichen!, in denen heute die Keuper- berge über der alten Muschelkalkfläche emporsteigen. Die Keuperzeit brachte wieder ein Zurückweichen des Meeres. In mehrfachem Wechsel schlugen sich in den schwäbischen An- teilen des Germanischen Triasgebietes dichte, weiche, vorwiegend aus Tonen und Mergeln bestehende und dann wieder gröbere, härtere, zu Sandsteinen gewordene Schichtmassen nieder. Die Ent- wicklung von Sanden und von Sandsteinen bedeutet je und je Zeiten der Zufuhr gröberer Verwitterungsmassen vom Vindelizischen Gebirge her?. Diese hatten den Weg von den fernen, weiter zurückliegenden Bergen durch das zwischenliegende, wahrscheinlich flachere Vorland gemacht, um sich dann in die heute wieder zutage gebrachten Schichtreihen Mittelschwabens als Sande usw. einzu- schalten. Auch diese allerdings zerstoßenen und zerriebenen Ver- witterungsmassen lassen Schlüsse zu auf die Gesteinsarten? des _ Nindelizischen Landes und des Vindelizischen Gebirges. Über. die rauhen Lager der Stubensandsteine breiteten sich schließlich die rotfarbigen, tonreichen Knollenmergel, die vermut- lich nichts anderes sind als verschwemmte Laterite und Roterden, die sich unter tropischem Klima‘ in den Bergen und in den Flächen des Vorlandes gebildet hatten. Schließlich mögen die Vorgänge und die Landschaftsbilder dieselben gewesen sein, wie sie J. WALTHER? aus der westaustralischen Salt-Lake-Division beschreibt, wo „die und bis in den Pfälzer Buntsandstein. H. Thürach: Erläuterungen zu Blatt Heidelberg. II. Aufl. (1909), S. 43—46; III. Aufl. (1918), S. 61—64. ! Vgl. die Feststellungen von G. Wagner am ($. 215) genannten Ort. ?2 „Das Material, aus dem die klastischen Gesteine des Mittleren Keupers bestehen, stammt von dem Vindelizischen Gebirge.“ R. Lang in dies. Jahresh. 66. Jahrg. (1910). S. XCVII. ® „Die genaue Untersuchung der Keupermineralien ergab, daß es (d. h. das Vindelizische Gebirge) sich aus Gneis und Granit zusammensetzte.“ Ebenda, 8. XCVIL. + A. Finckh: Die Knollenmergel des Oberen Keupers. Diese Jahresh. 68. Jahrg. (1912). S. 29—32. 5 J. Walther: Das geologische Alter und die Bildung des Laterits. Petermann’s Mitteil. 62. Jahrg. (1916). Heft 1, S. 1—”7 u. Heft 2, S.. 41-53. — 254 — gewaltigsten Wassermengen herabstürzen, den weichen Boden auf- wühlen, und die lockere rote Erde in reißenden Flächenfluten dahin- wälzen“, so daß eine „völlig ebene karminrote Tonfläche“ entsteht und „weithin schweift der Blick über diese karminrote Ebene, die sich im Süden grenzenlos verliert“. Allerdings läßt sich auch, wie dies M. Scumipr! von den Röthtonen, H.L.F. Mryir? („äolische Eindeckung mit den oberen Letten“ ?) im Zechstein und A. Finck# * für die Knollenmergel selbst annimmt, an die Mitwirkung des Windes, an eine Verblasung der Feinanteile und feinsten, rotfarbigen Mineral- staubes denken. Hatte sich nun der Schilfsandstein niedergeschlagen in breiten Flutrinnen und Strombahnen, die sich in die schon zuvor vorhandenen weichen Lager der Gipskeuperschichten verschieden tief? und ver- schieden breit eingruben, hatte sich der Stubensandstein — im Nordwesten feinkörniger, im Südosten grobkörniger und stellen- weise gerölleführend — über das Land gedeckt, das im allgemeinen Festland geblieben war, so brach mit der Ablagerungszeit. des Rhätsandsteins das Meer erneut herein. Es flutete kurz vor dem Ende der Triaszeit nach den ihm zuvor verschlossen gebliebenen südgermanischen Triasgebieten und hat in seinen Wogen manches grobe Quarzgeröll hin und her gerollt, um es schließlich, zusammen mit den unzähligen Resten einer rasch untergegangenen Tierwelt, in den „Knochentrümmerschichten“ niedersinken und zur Ruhe kommen lassen. In diesen jüngsten triadischen Schichtbänken findet sich das letzte Geröll, das ursprünglich aus den Bergen des Vindelizischen Festlandes gekommen sein mag und noch als solches das mittelschwäbische Land erreichen konnte. In späteren Zeiten bestand dieses — im Vergleich zu früheren Zeiten niedriger ı M. Schmidt: EIER zu Blatt Rottweil, S. 15/16. ® H. L. F. Meyer: Der Zechstein in der Wetterau und die regionale Bedeutung seiner Fazies. Bericht d. Oberhess. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde zu Gießen. Neue Folge. Naturwissenschaftl. Abteil. Bd. V. (1912.) S. 49—106. ° S. bei H. L. F. Meyer in der vorstehend genannten Arbeit auf S. 105. * A. Finckh: Die Knollenmergel des Oberen Keupers. Diese Jahresh. | 68. Jahrg. (1912). S. 29—32. ® Die hiedurch bedingte, oft rasch wechselnde Mächtigkeit der Schilfsand- steinlager kommt auch in der Ausgestaltung des Landschaftsbildes häufig stark zur Geltung. So z. B. in der Gegend von Trichtingen bei Oberndorf, wo ein merkliches Vortreten des Randes der Keuperberge nach Westen durch die Ent- stehung schilfsandsteinbedeckter Höhenrücken auffällt. Ähnliches gilt für die Stuttgart-Zuffenhausener Gegend und ist bei der Entstehung des Re Hohen-Asperg zur Erklärung mit heranzuziehen. En ce a nen cc eh te di been a. na — 55 — r gewordene — Bergland wohl noch, aber Schwaben lag fortab unter den Fluten des Meeres der Jurazeit und bis in dessen Grund kamen von der Küste der vindelizischen Landmasse her zwar noch manch- mal Sande, aber Gerölle konnten nicht mehr so weit in das offene Wasser getragen werden. Die Küste lag drüben im Südosten. Von dort her lieferte diese „Vindelizische Landmasse“ aus Flüssen immer noch reichlich Sinkstoffe, von denen wenigstens die feinen — Sande und Tone — entsprechend den klimatischen Schwankungen, in ver- schiedenfacher Folge kamen und sich hier draußen im Meer nieder- schlugen. | Im Laufe der engeren Jurazeit verengerte sich das Festland, es wurde, sich stärker verkleinernd, zur „Vindelizischen Halbinsel“. Diese aber löste sich schließlich in einzelne Inseln oder Inselgruppen auf und auch die waren gegen das Ende der Weißjurazeit hin ' teilweise oder vielleicht ganz verschwunden und überflutet. In der Zeit der Entstehung der Alpen und der Auffaltung der Schweizer Juraketten hat die vindelizische Masse unter dem heutigen Oberschwaben kein merkliches und irgendwie in Erschei- | nung kommendes Widerlager gegen den von Süden her wirkenden ; Druck mehr gebildet, sehr im Gegensatz gegen den Gebirgsblock des Schwarzwaldes (Auffaltung der Juraschichten bis zur Lägern- kette bei Baden im Aargau). 4. Begründung der Einreihung des vermuteten Geröll- stromes ins Rotliegende (Ober-Rotliegende). Nun fragt es sich, in welche der zahlreichen Geröllager sich ' die unterirdisch durchstreichenden Geröllmassen im tiefen Unter- grund des geschilderten Gebietes am leichtesten einordnen lassen. Und dazu bietet die Art der gefundenen Stücke manchen Hinweis ‚ und auch die räumliche Verbreitung ist nicht ohne Bedeutung. Schon wurde erwähnt und nach C. Derrxer angegeben, daß sie sich im wesentlichen auf einen Geländestreifen beschränken, der von Südwest gegen Nordost läuft, von Eningen gegen die Um- gebung von Nürtingen. Da würde demnach alles mit der _ Annahme eines alten, hier drunten verborgenen Tal- _ zuges der Rotliegendzeit stimmen. Aus dessen Ge- röllmengen, die als lockere, schüttige Massen beider, durch vulkanische Gewalt erfolgten Durchreißung | noch viel leichter, als festere Gesteinezuzerstreuen waren, belud sich die Tuffmasse mit den Geschieben. u Se | 1 Damit scheint hier derselbe Fall vorliegen, wie ihn H. Gacuor! bei der Untersuchung der vulkanischen Trümmergesteine von Schackau in der Rhön festgestellt hat, wo, ebenfalls neben Ein- schlüssen von Muschelkalk und von Buntsandstein, solche aus Kon- glomeraten des im Untergrund vorhandenen Rotliegenden herauf- gerissen in jüngeren vulkanischen Breccien stecken. „Aus dem Rotliegenden stammen verschiedene, bis kopfgroße Stücke von röt- lich-violetten Konglomeraten. Diese enthalten ... Gerölle von farblosem bis grauem Quarzit und von Biotitgranit, manchmal auch Geschiebe von Quarzitschiefer.“ | Nun ist die Frage: Genügen die Anhaltspunkte, um mit einiger Wahrscheinlichkeit die kristallinen Geschiebe der schwäbi- schen Vulkangänge auf Rotliegendschichten als durchbrochenes 'f und eingearbeitetes Muttergestein zurückzuführen? Haben doch die vorstehenden Ausführungen darauf hingewiesen, daß auch jüngere Schichten, insbesondere die grobsandigen und geröllhaltigen Schich- ten des Buntsandsteins, hernach wieder des Stubensandsteins ihre Trümmerstücke, Geschiebe, Gerölle und Grobsande aus dem Vin- 'f delizischen Bergland herbekommen haben. Auch die Wurzeln dieser Geröllströme können hier in der Tiefe ruhen. Und auch in ihnen können oder müssen, insbesondere weiter gegen Südosten hin, eben- falls große, hier vielleicht ungefüge Blöcke ruhen. Haben doch J die Beobachtungen in den östlichen Talwurzeln des Kinziggebietes? 'f gerade noch am Rande des Vorschwarzwaldes die größten Roll- stücke ersehen lassen, die aus den württembergischen Buntsandstein- Konglomeraten zu sammeln waren. Dieser Deutung auf ein geologisch jüngeres Konglomerat widerspricht schon die mehrfach erwähnte räumliche Verteilung der ergiebigen Fundstellen einigermaßen: Bei der sehr großen Zahl der Vulkangänge der nahen Umgebung müßte, statt solch scharfer Abgrenzung der reichen Beimengung der kristallinen Gerölle und Geschiebe, eine andere allgemeinere Verbreitung erweislich sein, außerdem sollte dann ein anders gerichteter Verlauf der Es verbreitung erwartet werden. | 7 ch u De SE ae bt as rn N Si Bl nn DE Ar er 6 ' ıH. Gachot: Die vulkanischen Trümmergesteine von Schackau in der - Rhön. Jahrbuch d. Kgl. Preuß. Geol. Landesanstalt. 1912. Bd. XXXII. 2. Teil. Ss. 1—40. 280 z.B. im Kirmbachtal. Vgl. Erläuterungen zu Blatt Schramberg, 5, 46, und bei der Sägmühle von Wälde—Breitenau am Heimbach, Erläuterungen zu Blatt Alpirsbach, S. 48. | EBEN - Noch viel entschiedener als diese geographische. Fest- - stellung muß die Beschaffenheit der gefundenen Stücke ge- rade zur Annahme ihrer Herkunft aus dem Rotliegenden, aus einem - Schuttstrom dyadischen Alters führen. Ganz ausdrücklich hat schon ©. Derrser' die glänzende Rinde mancher Stücke be- - schrieben, auch „Kantengeschiebe“ sind gesammelt worden. - Solche Stücke sind aber. vor allem im Rotliegenden zu finden. So - hat schon M. Scuumipr!' an der Nippenburg ‘bei Schramberg an kantigen Rotliegendgeschieben aus gleichmäßig feinkörniger Ge- , steinsmasse „deutliche Spuren von Windschliff* beobachtet, er be- schreibt „glatte, fast ebene Flächen, die in breiter Dachform zu - geraden, ziemlich scharfen Känten ansteigen“. Unter den gesammelten geschliffenen Geschieben, die von „Zollgröße bis zu Faustgröße* gehen, war „die für Winderosion so bezeichnende firnisglänzende Politur“ zu sehen, d.h. die eigenartige, durch die Einwirkung des . sandtreibenden Windes entstandene Glättung, wie sie als „Schutz- ‚ rinde“ bei den Gesteinen der Wüstengegenden noch heute? erzeugt wird. M. Schmivr hält auch eine Wahrnehmung fest, die sich leicht _ dadurch erklären läßt, daß bei dieser Anarbeitung durch auftreffenden verblasenen Sand und Feinsand die weniger widerstandsfähigen Mineralien stärker mitgenommen werden als etwa Quarz: „Harte , Gesteine mit porphyrischen Individuen weniger resistenter Minerale zeigen ... die weicheren Bestandteile grubig herausgearbeitet, die , ganze narbige Oberfläche überkleidet von wohlerhaltener Politur“. ‚Hier könnte, wie dies früher ausschließlich geschah, zur Er- klärung an eine Verglasung durch die vulkanische Hitze gedacht werden, an eine „Korrosion“ durch die nahe Glut, wie sie etwa an den Geröllen des Roderberges bei Godesberg durch die dortigen, geologisch jungen vulkanischen Ereignisse erzeugt wurde und zu beobachten ist. (Vgl. auch die Beobachtungen OBERDORFER’S über ‚, die Einschmelzungsvorgänge im Riesgebiet in dessen mehrfach | genannter Arbeit.) Gewiß kann solch eine glasige Rinde auch als- Schmelzrinde entstanden sein, einer ausschließlich hierauf beruhenden Erklärung widerspricht aber der Umstand, daß auf diese Weise ' niemals die Kantengeschiebe hätten entstehen können. Die ı klar beschriebenen Beobachtungen und gewiß einwandfreien‘ Fest- ! M. Schmidt: Kantengeschiebe im oberen Rotliegenden von -Schram- berg. Bericht über die 38. Versammlung des Oberrhein. Geolog. Vereins zu - Konstanz im April 1905 (gedruckt, in Stuttgart, 1906), S. 28/29. | ®? Joh. Walther: Gesetz der Wüstenbildung (1. Aufl., 1900), S. 162. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 17 u: Sn ‘stellungen von ©. DErFNer finden demnach auf diese Weise keine restlose Erklärung. Häufig zeigt auch die verhältnismäßig geringe | Veränderung der wenig widerstandsfähigen Steinbrocken aus dunklem | Liaskalk u. dgl., die im Tuff nebenan stecken, einen Widerspruch zur Erklärung dieser Rinden dureh vulkanische Verglasung der kristal- linen Geschiebe, einen Widerspruch, der dann mindestens zur Annahme einer vorhergegangenen Anschmelzung in der größeren Tiefe zwingt und somit von der leicht ersichtlichen Beobachtung zu wenig erweis- baren Erklärungen und Erklärungsversuchen weiterführt. Man vgl. dagegen die Beobachtungen im Schwarzwälder Ober-Rotliegenden: Die Erläuterungen zu Blatt Schramberg sagen (8. 35): „Auf- | fallen muß, daß sehr viele unter den ... Geschieben deutliche ' Kantengeschiebe sind. Oft bedeckt sie eine, durch die sand- führenden Winde erzeugte glasige Schutzrinde.* Auch hier wird im folgenden Satz von der deutlichen Politur gesprochen und erwähnt, daß frisch aus der Schuttmasse ausgebrochene Stücke „spiegelnd glaciert“ erschienen seien. Also ganz dasselbe, was Ü©. Derrner von den Grundgebirgsgeschieben in den Basalttuffen ' mehrfach so nachdrücklich festgestellt hat. Daß auch bei Röten- bach! im Kinzigtal reichlich Kantengeschiebe im Rotliegenden ge- sammelt worden sind, heben die Erläuterungen zu Blatt Alpirs- bach der Neuen Geologischen Spezialkarte gleichfalls hervor. | Daß diese Erscheinungen nicht etwa auf die Oberrotliegend- 'Schuttmasse des Kinzigtales beschränkt sein können, geht aus zahl- reichen entsprechenden Funden in nahen? und fernen Gebieten hervor. Unsere süddeutschen und mitteldeutschen Länder waren nur) Randgebiete? des großen Zechsteinmeeres*, die Wüstenklima? ge-" habt haben müssen, während das weite Meeresbecken selbst, dessen’ ! Erläuterungen zu Blatt Alpirsbach, S. 40. | ? W. Salomon, Windkanter im Rotliegenden von Baden-Baden. Re I * berichte u. Mitteil. d. berlin: Geolog. Ver. N. F. Bd. I. Heft 2. 3. 41/42. R ®°H. L. F. Meyer: Über Vertretung von Zechstein bei Srhrasmhera Jahresber. u. Mitteil. d. Oberrhein. Geolog. Ver. N. F. Bd. I. Heft 2. 8. 47—49 und H. L. F. Meyer: Die Festlandsbildungen am Ostrand des Rheinische Schiefergebirges. Zeitschr. Kali. 5. Jahrg. (1911). S. 179—185. * E. Fraas: Das Bohrloch von Erlenbach bei Heilbronn. Diese Jahresh 70. Jahrg. (1914). S. 37—42. ° Erläuterungen zu Blatt Alpirsbach, 8. 42. ° H.L. F. Meyer: Zur Entstehung der deutschen Kalisalzlager. Berich d. Oberhess. Gesellsch. für Natur- u. Heilkunde zu Gießen. Neue Folge. Natur wissenschaftl. Abteil. Bd. 4 (1910/11). S. 142—148. er - Grenzen sich noch heute umschreiben ! N hernach der Ver- _ trocknung anheimfiel. | Hier ließe sich allerdings einwenden, daß inahanandehe im Eckr’schen Konglomerat des Buntsandsteins gleichfalls zahlreiche, mehr oder weniger deutliche Käntengeschiebe gesehen, gesammelt und beschrieben worden sind. Aber die Aufnahmen der Württem- bergischen Geologischen Landesanstalt? haben die Vermutung’ nahegelegt und mehrfach bekräftigt‘, daß diese „Windkanter“ der triadischen Geröllager nichts anderes sein werden, als aufgearbeitete und bei der Umlagerung sogar etwas abgerollte und zugerundete° ı Kantengeschiebe des Rotliegenden®, daß demnach der geologisch jüngere Schuttstrom aus den geologisch älteren Geröllagern viele Stücke aufgenommen und weiterverfrachtet hat. Vgl. auch die in der Anmerkung 1 auf S. 252 wiedergegebene Bemerkung von W. ScHiLLer, der im alpinen Gebiet des östlichen Unterengadins den Buntsandstein als eine spätere Ablagerung betrachtet, als die grobstückigen. Verrucanomassen, die dem Rotliegenden ent- ‚sprechen. Außerdem spricht, wie vorhin ausgeführt, die räumliche Ver- teilung ganz entschieden für die Umgrenzung des durchschossenen Schuttlagers auf einen der großen Gräben varistischer Streich- ! H.L. F. Meyer: Die Gliederung des Zechsteins. Ebenda. Bd. 6 (1914). | 8. 109-188. ® Vgl. Blatt Obertal—-Kniebis, Blatt Freudenstadt, Blatt Alpirsbach und Blatt Schramberg, sowie die angrenzenden badischen Karten des Kinziggebietes. ® M. Bräuhäuser: Beiträge zur Kenntnis des Rotliegenden an der Oberen Kinzig. Mitteilung No. 7 der Geolog. Abteilung des Kgl. Württ. Statist. Landesamts. Stuttgart, 1910. Siehe dort auf 8.33: „Die später — im Eck’schen Conglomerat des Buntsandsteins — vorkommenden, mehr zugerundeten Wind- kanter stammen vielleicht größtenteils ursprünglich aus dem Rotliegenden.“ * Erläuterungen zu Blatt Alpirsbach, S. 46. ® Vgl K. Regelmann (Erläuterungen zu Blatt Obertal—Kniebis der Neuen Geolog. Spezialkarte von Württemberg, S. 74) über die milchweißen Quarz- | geschiebe des Eck’schen Konglomerates, die „außerordentlich häufig die Form ‚schwach abgerundeter Vielkanter“ aufweisen. Ferner vgl. K. Regel- | mann: Erläuterungen zu Blatt Wildbad, S. 57: „abgerollte Vielkanter“ im ı gleichen geol. Horizont. 6 Vgl. M. Schmidt und K. Rau: Erläuterungen zur II. Auflage von Blatt Freudenstadt der Neuen Geolog. Spezialkarte (S. 18), wo die Geschiebe des Eck’schen Geröll-Lagers ihrer Gesteinsbeschaffenheit nach als übereinstimmend mit denen bezeichnet werden, die „weiter westlich sich so reichlich am Aufbau des Rotliegenden beteiligen“. | z za Be richtung‘', wie sie aus der carbonisch-dyadischen Zeit bekannt sind. Damals bestand, vor der einheitlicheren Überdeckung durch den Buntsandstein und die ihm folgenden jüngeren Triasschichten, eine reichgegliederte Landschaft, in der — wenigstens von der no zeit bis zur Zeit des Mittelrotliegenden — eine stattliche Vege- tation herrschte. Auch unsere Gegenden waren von ihr belebt. Wie die Grundzüge der Landschaftsformen sich hier durch große | und wertvolle Arbeiten erkennen und darstellen ließen, von denen insbesondere die hervorragende Abhandlung von A. STrisen ? ge- nannt sei, so konnten auch für unsere Gebiete viele Funde paläo- phytologischer Art bearbeitet® werden. Allerdings, nach und nach muß dieses reiche Pflanzenleben erstorben sein, die Zechsteinzeit ließ die Gesteine der Rotliegend- zeit vielfach der Abtragung erliegen, die gleichzeitig auch weithin das ältere Gestein mit abräumte. So findet man heute weithm Buntsandstein transgredierend teils auf Grundgebirge, teils auf er- haltenen Rotliegendmassen aufruhen. Vielfach ist die oberste Schicht des Oberrotliegenden als „Karneoldolomit“ entwickelt. Aber diese Dolomitbänke sind nicht zu verwechseln mit den anders ge- arteten, wohlgeschichteten Dolomitbänken des Zechsteins, wie sie sich z. B. in der Umgebung von Heidelberg * dem Rotliegenden, und zwar gerade den Dolomiten des Oberrotiiegenden, unmittelbar auf- lagern. Vielmehr scheinen die Karneoldolomite in der Hauptsache zusammengesinterte, unter einem tropisch heißen Wüstenklima ge- bildete, von schlackigen Kieselkonkretionen durchsetzte Verwitte- rungsmassen damals zutage liegender oberrotliegender Schuttschichten zu sein. Daher auch das. oft verstreute Vorkommen vereinzelter, karneoldurchzogener Rotliegendbreccien, in denen schon A. Sauer bei Y Eck, Bemerkungen über die geognostischen Verhältnisse des Schwarz- waldes. Diese Jahresh. 43. Jahrg. (1887). S. 322 ff. ? A. Strigel: Geologische Untersuchung der permischen Abtragungs- fläche im Odenwald und in den übrigen deutschen Mittelgebirgen. Verhandl. d. Naturhist.-Medizin. Vereins zu ger N. F. XI. Bd. S. 68—172 u. N. F. XIH. 30. Ss. 1—243. > Sterzel: Über ‚Carbon- und Rotliegendfloren. Mitteil. d. Bad. @ecioh. | Landesanstalt. Bd. V. Heft 2, S. 347—892. Besprechung der ren Schichten siehe dort auf S. 815—833. * M. Seebach: Über das Manganbergwerk im Mausbachtal. bei Heidel- berg, ein Beitrag zur Kenntnis des Oberrotliegenden in der Umgebung Heidel- bergs.. Bericht über die a2. Vers. des Oberrhein. Si Vereins zu Heidelberg. S. 112—115. E 2 SER 2 der Aufnahme von Blatt Hornberg— Schiltach letzte Reste einstiger, _ ausgedehnterer Decken von Oberrotliegendem erkannt"! hat. Dem- _ nach stellen diese karneolführenden Oberrotliegendbreccien — vgl. die zahlreichen einschlägigen Arbeiten von H. L. F. Meyer — ebenso Reste unter anderem Klima gebildeter Verwitterungs- decken der geologischen Vorzeit vor, ähnlich wie auf der heutigen Landoberfläche die „Überreste tertiärer Verwitterungs- rinden in Deutschland“°, die H. Srreumz kennen gelehrt hat und zu denen in Schwaben die Bohnerz führenden Tone und’ Roterden der Hochalb und des Muschelkalkgebietes am Oberen Neckar?’ ge- . hören. . Diese Umstände sprechen alle dafür, die Kantengeschiebe, die glänzende Rinden („Wüsten-Politur“) zeigenden Trümmer und die riesigen Rollblöcke*, ebenso wie die gerundeten Geschiebe aus den vulkanischen Tuffen des Albvorlandes als aufgestreut aus einem Schuttstrom der Rotliegendzeit anzunehmen. Dieser muß selbst- verständlich hier wie anderwärts gerollte und gerundete Geschiebe geführt haben, bei denen nicht einmai entschieden zu werden braucht, ob dieselben ihre Rundung erst unmittelbar zuvor beim Weg aus den Flußtälern des Vindelizischen Gebirges heraus und beim Durchzug durch dessen Vorland bekommen hatten oder ob sie vielleicht schon in wohlgerundeter Form aus noch älteren Schuttmassen ebenso aufgearbeitet und übernommen worden sind, wie das Oberrotliegende des Schwarzwaldes weiße Quarzgeschiebe und abgerollte Kieselhölzer aus dem Unterrotliegenden’, ver- kieselten Porphyrtuff aus dem Mittelrotliegenden® u. a. in sich aufgesammelt hat. "A. Sauer: Erläuterungen zu Blatt Hornberg— Schiltach, S. 35. 2 H. Stremme: Überreste tertiärer Verwitterungsrinden in Deutschland, Geol. Rundschau. Bd. I. Heft 6. S. 337—344. ® M. Bräuhäuser: Die Bohnerzbildung im Muschelkalkgebiet am Oberen Neckar. Diese Jahresh. Bd. 72. Jahrg. 1916. S. 210-271. * Vgl. den von E. Fraas im Führer durch das Stuttgarter Naturalien- kabinett (III. Auflage, S. 12) erwähnten, dort aufgestellten 3/2 Zentner schweren Block von „Florianit“. 5 Vgl. A. Sauer: Erläuterungen zu Blatt Gengenbach, S. 43. H. Eck: Geognostische Karte der Umgebung von Lahr, mit Profilen und Erläuterungen. Lahr, 1884. Siehe dort auf 8. 77/78. H. Thürach: Erläuterungen zu Blatt Haslach, S. 23. °M. Bräuhäuser: Beiträge zur Kenntnis des Rotliegenden an der Oberen Kinzig. Mitteilung 7 d. Geol. Abteilung d. Kgl. Württ. Statist. Landes- amts. Stuttgart, 1910. S. 24/25. | — 262 — V. Paläogeographische Verhältnisse und kristalline Gesteine des Grundgebirgsockels im Gebiete zwischen Albtrauf und _ — Hochalpen. | Die vulkanischen Tuffgänge haben durch die emporgerissenen Bruchstücke älterer, im Albgebiet und im Albvorland tief, z. T. sogar sehr tief unter Tag liegender Schichten und Gesteinsarten ein Urteil-in bezug auf den geologischen Bau des Untergrundes im östlichen Teil des Schwäbischen Stufenlandes ermöglicht, denn ‘ die Wissenschaft vermag aus solchen Befunden manche Schlüsse zu ziehen, die sonst nur auf Grund großer Bohrungen möglich ge- wesen wären. Neben den leicht und mit ‘großer Wahrscheinlich- keit zu ziehenden Schlußfolgerungen über das unterirdische Weiter- laufen der in naher Nachbarschaft erst einstreichenden Schichten finden sich auch Vermutungen über die Erstreckung und Gesteins- beschaffenheit viel älterer, erst weiter westlich emporkommenden Formationen bestätigt. Handgreiflich läßt sich durch das sicher bestimmte Fundstück z. B. das Vorkommen von Kalken des Hauptmuschelkalkes unter dem Albtrauf bei Metzingen — Nürtingen feststellen. | Als ältestes anakrdatere wäre nach vorstehendem das Rot- liegende zu deuten, das noch hier, wie im Schwarzwald bald in größerer, bald in geringerer Mächtigkeit als Muldenfüllmasse in die Senken der prätriadischen Landflächen eingelagert und in diesen erhalten geblieben ist. Schon damals beherrschte die „Vin- delizische Masse“, bezw. das aus der vorangegangenen Zeit als gewaltiges Gebirge jibernommene Vindelizische Bergland das vorliegende Gebiet, ihm entstammten die Schuttmassen, die da hinausgetragen wurden. Aber während in der Trias das Haupt- | gefälle gegen Norden ging, die „Hauptfaziesänderung der Trias- sedimente dadurch in der gleichen Richtung beeinflußt“ ' wurde, fingen sich in der Dyaszeit hier wie drüben im Bereich des heutigen Schwarzwaldes die niederströmenden Schuttmassen in einem Tal- ° ‚zug, der senkrecht zur Druckrichtung der carbonischen Faltung, mithin parallel zum Streichen der Falten des Schwarzwälder Gneises zur. ers rgi Gneis/Granit im Schwarzwald und zum Zuge A a ne re „Paläogeographische Bemerkungen“. Berichte über die Versammlungen des Niederrhein. Geolog. Vereins. Jahrg. 1913. 2. Heft. Ss. 92—96. Siehe dort S. 9. Ba ‘ der Granitporphyrgänge im Kinzigtal verläuft. Auch diese Schutt- - massen erlitten hernach ihre Veränderung dyrch die Einwirkung / des heißen, überaus trockenen Klimas! der nachfolgenden, noch , dyadischen Zeit. Denn auch das Vindelizische Gebirge und sein Vorland waren Festland, das küstenbildend das Meer der Zech- steinzeit umgrenzte?. Die Küstenstreifen änderten? sich gelegent- lich, im Unteren Zechstein erscheint z. B. der Spessart untergetaucht, um im Mittleren Zechstein ein flaches Festland zu: bilden, das erst vom Meere des Oberen Zechsteins wieder überflutet wurde®. End- lich bewirkte das allgemeine Einsetzen trocken-heißen Klimas? das Eindampfen des Meeres und zu dem weiten Wüstengürtel, der nach JoH. WALTHER dieses gewaltige, vertrocknende Meer im Bereich - de$ heutigen Norddeutschland umgab, muß auch das Vorland des Vindelizischen Gebirges gehört haben. Wo zwischen Grundgestein und Buntsandstein des Schwarzwaldes Rotliegendes restweise® erhalten ist, zeigt es die roten Farben der Wüstenbildungen jener Zeit. Die Talzüge der Rotliegendzeit laufen entlang den Zügen des karbonischen Faltenwurfs und damit zugleich parallel den Verbands- grenzen zwischen älteren kristallinen und jüngeren (kulmischen) Durchbruchsgesteinen. Sie entstanden als Folge — oder wenigstens ' in richtungbestimmender Abhängigkeit — von vortriadischen tek- ' tonischen Ereignissen. Auch ihrer Erhaltung kamen solche zugute: Bei Triberg und bei Schramberg läßt sich erweisen, daß die dortigen Rotliegendgesteine durch vortriadische Einbrüche versenkt und der Abtragung in der Zechsteinzeit entgangen sind, die im übrigen so kräftig abräumte, daß hier wie dort der Buntsandstein diskordant ı H. L. F. Meyer: Über den Zechstein im Spessart und Odenwald. Centralbl. f. Mineralogie ust. Jahrg. 1913. Heft 23. S. 742—1753. ® H.L. F. Meyer: Frankenberger Zechstein und grobklastische Bildungen an der Grenze Perm/Trias. Jahrb. d. Kgl. Preuß. Geolog. Landesanstalt. 1910. Teil I. Heft 3. S. 383—447. | sH.L. F. Meyer: Über den Zechstein im Spessart und Odenwald. Centralbl. f. Mineralogie usf. Jahrg. 1913. Heft 23. $. 742—753, * H. L. F. Meyer: Der Zechstein in der Wetterau und die regionale Bedeutung seiner Fazies. Bericht d. Oberhess. Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde. Bd. V. (1912.) S. 49—106. (Siehe dort auf S. 104.) ®°H. L. F. Meyer: Ebenda, S. 105. Nö, Über „autochthone Bodenbreccie und Terrarossa-Bildung“, als die sich das Rotliegende bei Laufenburg a. Rh. zeigte, vgl. P. Niggli: Das kristalline Grundgebirge bei Laufenburg. Jahresber. u. Mitteil. d. Oberrhein, Geol. Vereins. "N. F,,Bd. II. Jahrg. 1912. Heft 12. S. 35—38. | — über Rotliegendmassen bzw. über Grundgebirge hingebreitet ist. Die reichbewegte Tektonik bietet dort die eigenartige Erscheinung einer Wiederbelebung der in der Tiefe vorgezeichneten Gleitflächen, des Wiedererwachens der einstigen Zuglinien, der Auslösung tek- tonischer Spannungen späterer Zeiten auf früheren Bruchflächen, die infolgedessen, durch die Trias hindurchwirkend, zu beobachten sind. Im Kirchheim-Uracher Vulkangebiet sind keine entsprechenden Beobachtungen zu machen, aber der Vergleich mit Schram- berg muß zu dem Gedanken führen, daß vielleicht auch hier eine reiche tektonische Gliederung des tieferen, prätriadischen Untergrundes verborgen in der Tiefe liegt, nur daß die, möglicherweise sehr bedeutenden Sprunglinien (vgl. die Mächtigkeitsverhältnisse | des Rotliegenden bei Schramberg und deren Erklärung) unter der | diskordant darübergelegten Decke der jüngeren Sedimente | verhüllt sind. Vielleicht hat sich hier in späterer Zeit keine Auslösung tektonischer Bewegung wiederholt, vielleicht vermochte sie nur nicht in Gestalt von Verwerfungen bis zum heutigen triadischen und jurassischen Taggebirge hinauf durchzuwirken. | In gesteinskundlicher Hinsicht sind die kristallinen Geschiebe in den Tuffen der Alb von besonderem Wert. Denn in ihnen sind Rollstücke aus den Bergen des Vindelizischen Gebirges und seines Vorlandes erhalten. Sie geben Kunde nicht nur von dem durch- sprengten Grundgebirge des eigenen tiefen Untergrundes, sondern — eben weil sie vertragene Gerölle sind — auch von den kristal- linen Gesteinen des südlichen und südöstlichen Nachbarlandes. Somit bringen sie Kunde von den ältesten Gesteinen in demjenigen Gelände zwischen Alpen und Schwarzwald, in dem heute das Grundgebirge in unerreichbarer Tiefe ruht. Wie in neuerer Zeit in großzügigem Überblick ungeahnte Beziehungen zwischen den geologischen Verhältnissen Süddeutschlands und denen der Schweizer Hochgebirge durch W. DrrckE'! aufgezeigt worden sind; so lassen sich im kleinen und einzelnen auch hier Schlüsse ziehen auf die Gesteinsbeschaffenheit des Grunägebirgebereiches zwischen Alpen, Böhmerwald und Schwarzwald. Die Annahme, daß nicht nur die räumlich engumgrenzte Stelle des Tuffganges selbst und seiner unmittelbaren Nachbarschaft aus ı W. Deecke: Die Trias der Schweizer Alpen und damit zusammen- hängende Fragen. Centralbl. f. Mineralogie usf. Jahrg. 1917. Heft 1. S. 5—20. — 265 — der Tiefe des eigenen Untergrundes das dort anstehende Grund- gebirge in den Rollstücken heraufgeliefert hat, erklärt zunächst die mannigfaltige und abwechslungsreiche Beschaffenheit der so eng zusammenliegenden Fundstücke der kristallinen Gesteine, die H. Schwarz eingehend bearbeitet und auf ihre Gesteinsbeschaffenheit untersucht hat. Der angenommene dyadische Schuttstrom muß als Aufsammlung der verschiedenen, in seinem Gebiete zutage liegenden Gesteinsarten des Vindelizischen Gebirges und seines Vorlandes gelten, als Auslese der härteren und widerstandsfähigen Gesteine aus dem Grundgebirge selbst und — vielleicht — aus vorhandenen, bei der Aufrichtung des Vindelizischen Gebirges von den gebirgsbildenden Kräften mit emporgehobenen älteren paläozoischen Schichten. So wird verständlich, daß manche Forscher in früherer Zeit glaubten, den kristallinen Albgesteinen alpine Herkunft zuschreiben zu müssen. Andere wollten in der vielfachen Übereinstimmung mit kristallinen Schwarzwaldgesteinen eine Bestätigung der An- nahme sehen, daß die Rollstücke als solche vom Schwarzwald herübergekommen seien. Allerdings wurde schon bald bemerkt, daß die Übereinstimmung der Gesteinsarten auch hier nicht ganz vollständig war, während beispielsweise die Vulkane des Hegaues kristalline Einschlüsse von Grundgebirge führen, die nach neueren Untersuchungen ' ebenfalls bemerkenswerte, nach vergleichendem Urteil? aber völlig gleichartig sind, wie die entsprechenden Ge- steinsarten im Schwarzwald °. Somit bieten die Grundgebirgsgerölle aus den Basalttuffen der Alb und des Albvorlandes eine treffliche Gelegenheit, einiges über die Beschaffenheit des ehemals hochliegenden und dem vorgelagerten Tiefland seine Verwitterungsmassen zusendenden Vindelizischen Hochlandes und Gebirges zu erfahren. Allerdings bieten, wie sich hieraus sofort ergibt, genaue Untersuchungen der Geschiebe- ' Erb: Die vulkanischen Auswurfsmassen des Hegaues. Vierteljahrschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 45. ®? Nach A. Sauer entspricht das im Hegau ausgeworfene kristalline Ge- stein demjenigen des Schwarzwaldes. Siehe in der mehrfach genannten Arbeit von H. Schwarz. Diese Jahresh. Bd. 61, Jahrg. 1905, auf S. 286. | ® Vgl. auch die Angaben von W. Schmidle in seiner Abhandlung über den Hohentwiel. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner BERND: Jahrg. 1913, 42. Heft, S. 71—9. WR. —: 2166 — und Sandmassen des Rotliegenden', des Buntsandsteins? und des Keupers® im süddeutschen Gebiet und bis nach Mitteldeutschland * hinein einen anderen Weg, sich eine Vorstellung über die minera- logische? Beschaffenheit der Gesteine des Grundgebirges im Vin- delizischen Festland zu machen, es in vergleichende Beziehung zu setzen mit den Gebieten des Schwarzwaldes®, des Böhmer- waldes und der Alpen‘, wo heute noch das Grundgebirge hoch- liegt und weithin zutage geht, während es in dem Gebiete des einstigen Vindelizischen Gebirges zuerst sehr hoch lag, dann — in Trias und Jura® — immer tiefer niedersank * oder abge- ' Vgl. auch die Bildung des Verrucano in alpinen Gebieten. - ?® Über die Zufuhr von Süden her in den Vogesen-Buntsandstein vergl. van Werveke’s Arbeiten. [Els. Landesanstalt und Philomath. Gesellschaft Straßburg. ] ° Vgl. die Arbeiten von R. Lang über die Ablagerungen des süddeutschen Keupers, insbesondere über die Bildung des Stubensandsteines. * Vgl. die Annahmen von H.L. F. Meyer in seinen zahlreichen Arbeiten. Die Schuttmassen der Zechsteinzeit: stammen teilweise von der böhmischen und von einer oberrheinischen Landmasse her. | ° Die. starke Zerstörung der Gesteine hat oft nur ihre ausdauerndsten, chemisch und physikalisch widerstandsfähigsten Mineralien übriggelassen. Somit. erweisen sich die Fundstücke der kristallinen Gesteine in den Basalttuffen als viel geeigneter zur Untersuchung, da hier noch die ganze Gesteinsart zu er- kennen ist, während dort nur mehr der zerstoßene Schutt zur Beobachtung kommen kann. Das ist ungefähr derselbe Unterschied, wie derjenige bei der Bestimmung des Gesteinskerns bei einer Kernbohrung und derjenigen des Bohr- mehls bei einer Bohrung mit dem Stoßbohrer. | ®° A. Sauer: Das alte Grundgebirge Deutschlands. Bericht über den 9. Internationalen Geologenkongreß in Wien. 1903. S. 587—602. Ferner die Be- arbeitung des Schwarzwälder Grundgebirges in den Erläuterungen zu den badischen und württembergischen Spezialkarten im Maßstabe 1:25000. Sehr ausführlich schreibt H. Schwenkel über „Die Eruptivgneise des Schwarz- waldes und ihr Verhältnis zum Granit“. Tschermak’s Min.-petrogr. Mitteilungen. Bd. XXXI. (1912.) S. 139—320. Vgl. hier auch das reiche Verzeichnis ander- weitiger einschlägiger Arbeiten auf S. 175—178. Siehe ferner: H. Eisele, Das Übergangsgebirge bei Baden-Baden, Ebersteinburg, Gaggenau und Sulzbach und seine Kontaktmetamorphose durch das Nordschwarzwälder Granitmassiv. Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Gesellschaft, 1907. I 7 A. Sauer: Über die Erstfelder Gneise am Nordrande des Aarmassivs. Bericht über die 38. Versammlung des Oberrhein. Geolog. Vereins. S. 25—27. ° Vgl. die Arbeiten von Pompeckj und von Reuter in den Bayr. Geognost. Jahresheften. Bd. XIV (1901), S. 139—220 bezw. Sitzungsberichte der physik.-medizin. Soc. 41. Bd. (= Jahrg. 1909), Erlangen 1910, S. 79—113. ° Vgl. die (S. 251. Anm. 4 bezw. S. 216, Anm. 1) genannten Arbeiten von E. Fischer und von R. Lang. | —. 267 — ' tragen ! wurde, um gegen Ende der Jurazeit unter den Meeresspiegel zu versinken. Heute muß gerade in der Nähe des einstigen Gebirgs- randes der Vindelizischen Berge die Obergrenze des Grundgebirges tief unter dem Meeresspiegel liegen in der von Tertiär eingefüllten Senke zwischen Alb und Alpen, in der z. B. die Bohrung von Öchsenhausen nicht einmal mehr die Obergrenze des Weißjura mehr getroffen hat. Das einstige Hochgebiet im nahen Bereich der Vindelizischen Landmasse ist demnach durchaus nicht von dauerndem Bestand geblieben, langsam und stetig, aber sehr gründlich haben sich hier die geographischen Verhältnisse gewandelt und sehr tief eingesenkt liegt jetzt das Grundgebirge gerade dort, wo es in nächcarbonischen Zeiten noch ein mächtiges Gebirge gebildet hat. So besteht keine Möglichkeit, eine | weitere und besondere Auskunft über seine Gesteine zu bekommen, als die hier in der Alb gebotene. An diese Funde und an deren gesteinskundliche Bearbeitung von H. Schwarz muß angeknüpft werden, wenn von dem Grundgebirge des großen Gebietes die Rede sein soll, dessen umgrenzende nächste Aufschlußgebiete einer- seits südlicher und mittlerer Schwarzwald, Odenwald, Ries und Böhmerwald, andererseits das kristalline Gebiet der Hochalpen sind, deren Grundgebirge an einzelnen Stellen sehr wichtige An- klänge an die Verhältnisse des Schwarzwälder Grundgebirges zeigen kann. So schreibt z. B. A. Sauer von den Erstfelder Gneisen wörtlich: „Diese Gneiße gehören sicherlich zu den Schwarzwälder Gmeißen, sie bilden vielleicht gar ein abgetrenntes, in die Alpen- faltung hineingeratenes Stück der Schwarzwälder Gneißmasse ?.“ Damit ist der großen Platte von Grundgebirge gedacht, die tief unter den jüngeren Deckschichten hindurch vom Böhmerwald, vom Schwarzwald und von den Vogesen her gegen Süden im Unter- grunde ruht. In ihr scheinen sich zunächst, den Befunden bei den Albtuffen zufolge, die Verbandverhältnisse zwischen Gneisen und | älteren Durchbruchgesteinen®, ähnlich wie im Schwarzwald, fortzu- ‘ Vgl. die vorerwähnten Arbeiten von Thürach und von R. Lang über die Ablagerungen des Keupers in Franken und Schwaben. ? A. Sauer: Über die Erstfelder Gneise am Nordrande des Aarmassivs. Bericht über die 38. Versammlung des Oberrhein. Geolog. Vereins zu Konstanz. 8. 25—27. Die angeführte Stelle siehe auf S. 27. ®H. Philipp: Studien aus dem Gebiete der Granite und des: um- ı gewandelten Gabbro des unteren Wiesentales. Mitteil. d. Großh. Bad. Geolog. Landesanstalt. Bd. VI. Heft 1. (1910.) S. 327—413. Ze setzen. Wenigstens nennt H. Schwarz in seiner Aufzählung alle diese sehr verschiedenen Gesteine nebeneinander. Jedenfalls liegen aber nach H. Souwarz zehn verschiedene Gneise neben Graniten, Ganggesteinen der Granitformation, Dioriten und Gabbro, eine Tatsache, die schon an sich eine gute Widerlegung der Annahme einer ausschließlichen Entnahme der Fundstücke aus dem räumlich so eng umschriebenen Bereich des anstehenden (= „ge- . wachsenen“) kristallinen Untergrunds der genau aufgezählten Fuff- gänge ist. Diesem dürften nur die wenigen eckigen oder. — vgl. Quenstepr’s Angaben — grusigen, auf FR RER deutenden Reste entstammen. Die Verbandverhältnisse Gneis/Granit sind im Sr aan gut verfolgt worden. K. REgELmann hat gezeigt!, daß sich die er- kannten Lagebeziehungen noch bis in die Gebiete weiterverfolgen lassen, wo nur in schmalen Talrinnen noch Teile des weiter im Westen in breiterer Fläche zutage gehenden Grundgebirges ent- blößt und dadurch der Beobachtung zugänglich geworden sind. Noch weiter im Osten haben gelegentliche Bohrungen mitunter erwünschten und wichtigen Aufschluß”? gegeben. Daß die weiter südlich liegenden, den heutigen Alpen näheren Gebiete des vindelizischen Festlandes Gneislandschaften aufwiesen, daß hier verschiedenartig ausgebildete Gneise in vortriadischer Zeit das Taggebirge bildeten, scheint — vgl. die genauen Angaben von ©. DEFFNER — durch die besonders deutliche Rundung gerade der Gneisstücke wahrscheinlich. Denn eine besondere Neigung des Gneises zur Abrundung seiner — parallel aufplattenden — Ge- schiebe, die früher zur Erklärung herangezogen wurde, ist nicht besonders wahrscheinlich. Man vgl. zu der Annahme fernerer Gneislandschaften im vindelizischen Festland die besonders wichtige Übereinstimmung der Erstfelder Gneise der Alpen und der Schwarz- ıK. Regelmann: Erläuterungen zu Blatt Obertal—Kniebis, zu Blatt Baiersbronn und zu Blatt Enzklösterle und Wildbad der Neuen Geolog. Spezial- karte des Königreichs Württemberg im Maßstab 1: 25000. ? Über die Bohrung auf Grundgebirge zur Erschließung weiteren warmen Quellwassers in Liebenzell bei Calw vgl. Ohr. Regelmann’s. Angaben in den Württ. Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde, Jahrg. 1872, S. 127 und die Begleitworte zur II. Aufl. der Begleitworte zum Blatt Liebenzell des Geognost, ' Atlas: 1: 50000. Über die Bohrungen bei Treinach vgl, deren Besprechung durch A. Schmidt .in den‘. Erläuterungen zu Blatt Stammheim der Neuen-Geolog. Spezialkarte des Königreichs Württemberg. Siehe dort auf S. 10. ae - U waldgneise nach A. Saurr’s Feststellungen. Ein neuer Hinweis auf weite Gneisplatten zwischen Süddeutschland und Schweizeralpen. Mit den Feststellungen in gesteinskundlicher Hinsicht treffen solche geographischer Art zusammen: Das Festland der Zechstein- zeit und dasjenige der vorangehenden Rotliegendzeiten dürfen als - ziemlich bekannt gelten, seit Srricen’s große Arbeit veröffentlicht, in Meyer’s Arbeiten so häufig auf das süddeutsche Gebiet ver- weisende Feststellungen gegeben und neuerdings durch J. WıLser ! u. a. die Erforschung der einschlägigen Verhältnisse auch für den Südteil des Schwarzwaldes in Angriff genommen worden ist. Das Meer drang in der Zechsteinzeit — vgl. die mehrfach genannten Arbeiten von E. Frass und von H. L. F. Mryer — nur bis in den “ nördlichsten Teil Württembergs herein. Hebung wechselte mit Senkungen in den küstennahen Gebieten. Weiter ab von der Küste aber lagen noch in der Zechsteinzeit die gewaltigen Schuttlager des Ober-Rotliegenden zutage, sie entsprechen in gewisser Hinsicht den Zechsteinschichten der ferneren Gebiete, indem diese Zeit sie zwar nicht abgelagert, wohl aber unter den macht- voll wirkenden Einflüssen ihres eigenartigen heißtrockenen Wüsten- klimas notwendigerweise und sehr auffällig verändert hat. Aus den geologischen und geographischen Beobachtungen und Erwägungen über die spätere Dyas, besonders über die Permzeit, ergeben sich Schlüsse, wie sie Jos. WArtHer über das damals herrschende Klima gezogen hat: Diese Zeit, in der das nord- deutsche Binnenmeer so restlos vertrocknete, daß sogar das Kali („Abraumsalze“) ausgeschieden und abgesetzt wurde, muß ein un- vergleichlich trockeneres und heißeres Klima gehabt haben, unter dessen Einwirkung sich damals die — heute an der Luft zer- fließenden Abraumsalze — auskristallisieren konnten. Notwendiger- weise mußte demnach mindestens das ganze heutige deutsche Staatsgebiet, soweit es nicht von dem vertrocknenden Meerbecken eingenommen war, eine glühende, tropische, trockene Wüstenland- schaft bilden. | 'Auch der vom Vindelizischen Gebirge ins Vorland nieder- geströmte und dort in einem Talzug gesammelte dyadische Schutt- strom der Eninger—Metzinger Gegend wurde in seinen oberfläch- lichen, RE liegenden und deshalb den damaligen Verwitterungs- Y Be I. Wilser: Die Perm-Triasgrenze im südwestlichen Baden. Berichte | ‘der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. Br. Bd. XX. wre vorgängen ausgesetzten Teilen in Mitleidenschaft gezogen: Die heißen, sandführenden Winde erzeugten an manchen nach ihrer Gesteinsbeschaffenheit dazu geeigneten Stücken die bekannte glatte „Wüstenrinde“, andere Geschiebe wurden allmählich zu wirklichen Kantengeschieben, sog. „Windkäantern“ zugearbeitet. | VI. Zusammenfassung der Ergebnisse. 1. Die Basalttuffe der Schwäbischen Alb haben unter ihren Einschlüssen fremder Gesteine häufig auch solche, die kristallines Grundgebirge zeigen. | | 2. Einschlägige Funde sind seit langem und in großer Zahl gemacht und vielfach auch beschrieben worden (vgl. Verzeichnis der einschlägigen Veröffentlichungen auf S. 219 ff.).. 3. Die kristallinen Gesteine des Gebietes, früher gerne unter der Sammelbezeichnung „Florianite“ zusammengefaßt, haben, neben häufiger Mitbesprechung in anderen Abhandlungen, durch ©. DerFwer in der älteren, durch H. Schwarz in der neueren Zeit DNS THHRER gesteinskundliche Einzelbearbeitung gefunden. 4. Die Untersuchung von H. Schwarz überrascht durch die einwandfreie Feststellung sehr zahlreicher und sehr verschieden- artiger kristalliner Gesteine, die sich hier in engster, räumlicher Nachbarschaft zusammen vorfinden. 5. Beobachtung und Angaben der vorlagen Arbeiten be- stätigen durchweg, daß die kristallinen Geschiebe — und nur diese — fast ausnahmslos gerundet sind. 6. Diese Rundung ist nur durch die Annahme zu erklären, daß sie schon so gerundet waren, ehe sie von der Gewalt der Ausbrjiche aus der Tiefe empor- geschleudert wurden. Denn nachher kann die Abrollung deshalb nicht: erfolgt sein, weil gerade nur diese härtesten Gesteine die Rundung erfahren haben, während die in gleichen Verhältnissen mitgerissenen anderen Tuff- einschlüsse aus weicheren‘, geologisch jüngeren Ge- steinen ebenso regelmäßig in Form eckiger es | stücke gefunden werden. 7. Die kristallinen Gerölle sind demnach nicht dem an- stehenden Grundgebirge des engumgrenzten eigenen Untergrundes der betr. Tuffgänge, sondern — bereits als Gerölle — einem Geröllstrom entnommen, der in der Tiefe ruhen, demnach in den Verband einer dort nee Sehichtoblagenie ‚gehören. muß. Ro, ; ae 8. Diese Annahme erklärt zugleich die große Mannigfaltigkeit in der Gesteinsbeschaffenheit der zusammen gefundenen Geschiebe- stücke. Der Geröllstrom stellt eine Aufsammlung widerstands- fähiger Gesteine eines größeren Einzugsgebietes vor. 9. Dieses Einzugsgebiet muß der Bereich der „carbonischen Granitbarre“, der aus kristallinen Gesteinen — vielfach Gneisen — bestehenden Vindelizischen Landmasse gewesen sein, die von der Carbonzeit ab das germanische Gebiet von den heutigen Mittelmeer- gebieten getrennt hat und deren letzte Reste wohl erst in der Ablagerungszeit des Weißjura endgültig überflutet worden sind. 10. Diese Landmasse, deren Umgrenzung und Küstenlinien schon in der Zechsteinzeit nachzuweisen sind, trug nach der car- bonischen Gebirgsbildung weiter im Süden das „Vindelizische Ge- birge“. Von ihm und seinem Vorlande aus wurden schon in der Zeit des Rotliegenden und des Zechsteins, hernach während: der ganzen Triaszeit Schuttmassen und Gerölle und Sande, endlich auch feinere und feinste Schwemmassen ins germanische Gebiet hinausgetragen. Sie gelangten zuerst bis nach Mitteldeutschland, nachher jedenfalls noch weit hinaus ins schwäbische Triasbecken. 11. Die kristallinen Gerölle der Albtuffe geben somit einen Einblick in den Bau des Grundgebirges, das tief unter dem Bereich des heute zwischen Alb- trauf und Alpen eingeschalteten Gebietes der Alb- tafel und des Oberlandes verborgen liegt. 12. Dieses einstige Hochgebiet ist im Lauf der geologischen Zeiten immer tiefer gesunken. Heute muß hier die Grundgebirgsobergrenze tief unter dem Meeresspiegel liegen. Schon zur Zeit der Alpenbildung hat die ' niedergesunkene Grundgebirgsplatte zwischen Alpen und Alb kein stauendes Widerlager gegen den Schub von Süden her zu bilden ver- mocht. Im Gegenteil sind hier späterhin auch die Schichtenstöße von Trias und Jura viel tiefer niedergesunken als im übrigen Schwaben. 13.. Für die Einreihung des Geröllstromes in das Ober- Rotliegende sprechen mehrere Beobachtungen: 14. Schon ©. Derrner kennt und erwähnt das Vorhandensein ; von „Windkantern“ unter den Geschieben, ‘er beschreibt auch ‚glänzende Politurrinden einzelner Fundstücke. Solche aber kommen in Schwaben eigentlich nur im Oberrotliegenden vor, das in der späteren Zechsteinzeit mit ihrem heißtrockenen Klima zutage lag und damals nach den jetzt bekannten Gesetzen tropischer Wüsten- — iR verwitterung angegriffen wurde. Im Schwarzwald — und ebenso z. T. auch in den Alpen — ist der Buntsandstein, der gelegentlich nochmals ähnliche, aber schon weniger gute „Windkanter“ zeigt, das Aufarbeitungsgestein einer späteren Zeit, die Oberrotliegendes bezw. Verrucano schon verwitternd oder verwittert vorfand und ihnen gröberen und feineren Gesteinsgrus entnahm. Vgl. die etwas ab- gerundeten Windkanter im Ecx’schen Konglomerat bei Schramberg, Obertal, Wildbad und bei Alpirsbach, die vermutlich bereits ihrer- | seits aus dem Rotliegenden entnommen und aufgearbeitet worden sind. 15. Für die Einordnung in den Schichtverband des — schon früher von v. Branco einwandfrei durch Twuffeinschlüsse fest- gestellten — Rotliegenden spricht insbesondere auch die räum- liche Verteilung und Anordnung der Grundgebirgsgerölle liefernden Tuffgänge: Sie liegen, wie schon C. Drrrner und H. Schwarz gezeigt haben, innerhalb eines schmalen Geländestreifens, der von Südwesten nach Nordosten, vom Eninger zum Nürtinger Gebiet führt. Genau dieselbe Lage und Richtung zeigen die Rotliegend- mulden des Schwarzwaldes. Die schon von H. v. Eck vermutete östliche Fortsetzung dieser paläogeographischen Verhältnisse ist durch die Befunde der Steinkohlenbohrungen im Oberen Neckartal bis in die Nähe der heranziehenden Alb erwiesen worden. Ein solches, durch seine Einfüllung kenntlich gebliebenes Tal der Rot- liegendzeit muß auch hier noch in der Tiefe durchziehen. | 16. Diese Annahme macht zugleich verständlich, weshalb _ gerade hier so zahlreiche Grundgebirgsgerölle gefunden worden sind, während die weiter westlich gelegenen Tuffgänge fast keine oder gar keine kristallinen Einschlüsse zeigen, obgleich in ihrem Untergrund das anstehende Grundgebirge nicht so tief unter Tag liegen kann, wie hier am Albtraufe. Vgl. das bisher vereinzelt gebliebene IERREEN Geschiebe aus dem bestens ak Tuff - von Scharnhausen bei Stuttgart. 17. Die Bearbeitung und Durchprüfung der kristallinen Ge- rölle aus den Basalttuffen der Alb und ihres nahen Vorlandes führt demnach zu verschiedenen Schlüssen paläogeographischer Art: Vermutlich setzen sich die geographischen Verhältnisse der | vortriadischen Landoberfläche östlich vom Schwarzwald in gleicher oder ähnlicher Art fort, wie sie vom Schwarzwald her bekannt und erweisbar sind: Tiefe Täler durchfurchten das Vorland des Vindelizischen Gebirges. Ihr Verlauf war derselbe varistisch ge- richtete wie drüben. Sie waren also parallel mit den Faltenzügen — 213 — des Gneises, der Verbandsgrenze Granit/Gneis und mit dem Lauf der Schwarzwälder Granitporphyrgänge. Die zuvor als Tiefen- gesteine erstarrt gewesenen Granite — präobercarbonischen Alters, vgl. die Schwarzwälder und Elsässer Arbeiten — lagen be- reits zutage und lieferten Gerölle. Wie im Schwarzwald, so sammelte sich auch hier der grob- stückige Schutt der Oberrotliegendzeit in diesen rinnenartigen Senken auf. Ähnlich wie der Verrucano der Alpen stellt er (vgl. C. Scuumr’s Ausdruck) den „abgeschüttelten und nach beiden Seiten abgeströmten Schutt der carbonischen Gebirge“ dar. | 18. Über die Gründe der Entstehung und Erhaltung der Tal- furchen der permischen Abtragungsfläche lassen sich hier im Alb- vorland keine erweislichen Angaben machen. Immerhin erlaubt gerade die Vergleichung mit den Schramberger Beobachtungen an die Möglichkeit zu erinnern, daß auch hier die vortriadischen Gesteinsmassen durch große tektonische Ereignisse bewegt und gegeneinander verschoben worden sind. Solche Vorgänge mögen hier wie im Schwarzwald für die landschaftliche Ausgestaltung in : vortriadischer Zeit maßgebend gewesen, nach Auslösung der einstigen Spannungen aber abgeklungen sein. Jedenfalls beweist die verhältnismäßig ungestörte Lagerung der oben darüber hingebreiteten jüngeren Decken triadischer und jurassischer Gesteine nichts gegen das mögliche Vorhandensein starker tektonischer Zerrüttung im Bereich der darunter in der Tiefe verborgenen älteren kristallinen und paläozoischen Gesteine und Schichten. Hier können, unerreichbar und unsichtbar unter den jüngeren, darübergelagerten Schichtstößen, ebenso große prätriadische Verwerfungen ins Kirchheim-Uracher Gebiet herein- laufen, wie sie die Landesaufnahme z. B. bei Schram- berg als Grenzen des dortigen Rotliegendtales unter dem Buntsandstein nachweisen konnte. Nur daß hier eine Bewegung auf den alten Gleitflächen in späteren geologischen Zeiten nicht mehr statthatte, eine Mitverschiebung der heute zutage gehenden jüngeren Schichtdecken deshalb nicht zu finden ist. 19. Aus der vielgestaltigen Beschaffenheit der Fundstücke in gesteinskundlicher Hinsicht ergeben sich einige Anhaltspunkte für Vermutungen über den Bau des Grundgebirges im Bereich zwischen Schwarzwald, Mittelschwaben, Ries und Böhmerwald einerseits und Hochalpen andererseits: Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. 18 — 274 eg Neben dem Granit, der auch in eckigen Stücken und als zermürbter Grus (Angaben von (QuExstepr) vorkommt, demnach wohl im eigenen Untergrund des Albvorlandes, ebenso wie weiter östlich im Bereich des Rieses ansteht, finden sich vielerlei ver- schiedene Gneise in Geröllform. Überhaupt weicht die Gesteins- beschaffenheit der Auswürflinge von derjenigen der Schwarzwald- gesteine — im Gegensatz zu den Hegauer Einschlüssen! — bereits merklich ab (vgl. H. Scuwarz), zeigt Anklänge an alpine Gesteine (vgl. die älteren Vergleichungen und Vermutungen) und solche an das Grundgebirge des Böhmerwaldes. Im Gegensatz zu den früheren Deutungen will sich all das am leichtesten mit der vorangestellten Annahme erklären, daß die Gesteine weder von da noch von dort gekommen sind, noch dem anstehenden kristallinen Grundgebirge in dem verhältnismäßig kleinen Raum des eigenen Untergrundes entstammen, sondern daß sie eine Auslese aus einem Geröllstrom darstellen, dessen Einzugsgebiet zwischen Albtrauf und Achse des Vindelizischen Gebirges zu denken ist. In diesem Land, im Bereich der „Vindelizischen Landmasse“ fand sich neben Graniten und Ganggraniten auch Gneis. Vgl. A. Savrer’s Beobachtungen über die Übereinstimmung der Erstfelder und der Südschwarzwälder Gneismassive, die ein weites Durchlaufen von Gneismassen unter der Nordschweiz wahrscheinlich gemacht haben. | 20. Im Gegensatz zu späteren Zeiten entsandte das Vindelizische Bergland in paläozoischen Zeiten grobstückige Schuttmassen nach Norden wie nach Süden. Nach der Grenze Perm/Trias kamen — von den Wurzeln einzelner grober Konglomeratschüttungen abgesehen — keine „grobklastischen Bildungen“ mehr in seinem ferneren Vorland zum Absatz. 21. Auch hier unterlag die auf der einstigen vortriadischen Land- oberfläche zutage aufgelagerte Rotliegend-Schuttmasse den Ein- wirkungen der Verwitterungsvorgänge, die sich unter dem sonnen- heißen, tropischen Wüstenklima der Zechsteinzeit in der weiteren Umgebung des vertrocknenden norddeutschen Zechsteinmeeres ab- spielten: Windkanter und glänzende Schutzrinden („Wüstenpolitur“) sind unter den ausgeworfenen kristallinen Geschieben hier ebenso auffällig, wie unter den Geschieben der Ober-Rotliegendmassen bei Baden-Baden, ‘Schramberg und Rötenbach im Kinzigtal. Stuttg ar E Geologische Landesanstalt, Sommer 1918. Ein botanisches „Naturwunder‘. Von Pfarrer a. D. Dr. Engel in Eislingen. Mit 1 Abbildung im Text. Ein Beispiel von Epiphytismus soll mit dem beigefügten Bildchen in unsern Jahresheften auch für kommende Zeiten fixiert bleiben. Schon vor etwa 20 Jahren hat Herr Prof. Eıc#Ler in einem im Württembergischen Gartenbauverein gehaltenen und in dessen Mitteilungen vom Jahr 1899 im Auszug abgedruckten Vor- trag über diesen Gegenstand darauf hingewiesen, daß die auch sonst öfters beobachtete Erscheinung von sog. „Mietern“, d. h. von Gewächsen, die auf andern Wohnung nehmen, ohne jedoch schma- rotzenderweise von ihren Wirten sich zu nähren, hauptsächlich auf den sog. „Felben“ oder Kopfweiden (Salix alba L.) zu beob- achten sind. Es hängt dies wohl damit zusammen, daß diese Weiden, die meist an Bächen oder Kanälen zur Festigung des Ufers ge- pflanzt sind, alle 3 oder 4 Jahre ihrer Zweige beraubt zu werden pflegen. Infolge davon bildet der Strunk des geköpften Baumes ein immer mächtiger werdendes Polster, auf dem sich durch ver- wesende Blätter nach und nach eine Humusschicht ansammelt. Kommen nun, durch den Wind angeflogen oder durch Vögel herbei- getragen, keimfähige Samen von Kräutern, Sträuchern oder Bäumen auf diese Unterlage, so können dieselben unter günstigen Umständen zu selbständigen Pflanzen sich auswaschsen und oft Jahre oder wohl gar Jahrzehnte lang ihr Leben fristen. Für den Beschauer und zumal den botanisch geübten Naturfreund bieten sich dadurch oft höchst merkwürdige Bilder in unserer heimischen Pflanzenwelt dar. Vor kurzem machte Herr Prof. Daıwger in Göppingen in einem hierüber veröffentlichten Artikel auf derartige Erscheinungen auf- merksam, die er an Felben auf dem Weg zwischen Göppingen und Groß-Eislingen beobachtet hatte; auf mehreren dieser Kopfweiden waren ihm fremde Sträucher wie Holunder, Geißblatt und Vogel- — beere aufgefallen. Noch weit augenfälliger traten derartige Bilder vors Auge, als im Frühling dieses Jahres die am Filskanal zwischen Groß-Eislingen und Salach gepflanzten Felben ihrer Zweige be- raubt waren; die Arbeiter hatten auf Anweisung oder in eigenem taktvollem Verständnis die fremden Mieter unberührt gelassen, die rn 7 SS 72 + BASTI _ , ı Y m u Be 5 les ee En na * Er er f . AT mANM mm Fer” m, ? rin Au 3 ee (2 7 AG zs . WERL HLELN KEN DOG HA z nun aus den mächtigen Strünken teilweise mehrere Meter hoch hervorragten. Bei näherer Untersuchung ergab sich, daß man es dabei unter den etwa zehn besiedelten Weidenbäumen meist mit Vogelbeer (Sorbus aucuparia L.) zu tun hatte; daneben aber wurden auch Exemplare von Schneeball (Viburnum opulus L.), Geißblatt (Lonicera zylosteum L.) und Holunder (Sambucus nigra L.) an- getroffen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß diese sämtlichen Br; re bezw. deren Samen durch Vögel auf die Weidenstümpfe Eis racht Eolsden sind, die hier die betreffenden Beeren verspeisten ; - dasselbe gilt wohl auch von dem kletternden Nachtschatten (Solanum dulcamara L.), den ich einmal auf einer solchen Kopfweide traf, - während das Weidenröschen (Epilobium angustifolium L.), das eben- falls öfters vorkommt, seine Miete sicherlich dem Winde verdankt. Was das hier abgebildete‘ Exemplar betrifft, so handelt es sich dabei um ein 2—3 m hohes Stämmchen eines Vogelbeerbaums, der sich ganz besonders gut von den darunter befindlichen, abwärts - gerichteten Weidenzweigen abhebt, da er selbst senkrecht in die - Höhe gewachsen ist. Zumal jetzt (Mitte September), da er mit prächtig - rotschimmernden Beerendolden behangen ist, macht dieser Fremdling _ auf dem mächtigen Weidenstrunk selbst auf das Auge des Laien einen gar seltsamen Eindruck. Leider sind die Früchte auf dem ‚kleinen, photographischen Bilde nicht mehr erkennbar. Sollte aber ‚der Baum noch jahrelang weiterleben, so könnte derselbe in der Gegend zu dem Ansehen eines „Naturwunders® gelangen, zumal zur Zeit seiner Beerenreife und da er an einer der belebtesten Straßen steht, etwa 10 Minuten vom Bahnhof entfernt, gegenüber der Ölfabrik Zeller & Gmelin, einige Meter oberhalb der Einführung . der Hier in die Fabrikgebände. * Das Bild wurde gezeichnet nach einem von Hauptlehrer Schreck in Groß-Eislingen und dessen Sohn Oskar aufgenommenen Lichtbild, für dessen _ freundliche Überlassung hier bestens gedankt sei. Tertiäre Braunkohle in Württemberg. Von Baurat Dittus-Kißlegg. | Im September d. J. wurde im Schwäb. Merkur auf ein Vor- kommnis von tertiärer Braunkohle im württembergischen Allgäu, wohl das einzige in Württemberg, hingewiesen. Es bietet dies nicht nur ein wissenschaftliches Interesse, auch. vom wirtschaft- lichen Standpunkt verdient es weiter verfolgt zu werden. Die Braunkohle kommt nur in Tertiärschichten vor, sie hat ein spez. Gewicht von 1,2 und besteht aus ca. 70% 0,5% H, 24% 0, i 1% N. Die allgemeine chemische Formel für Kohle lautet C,H,O. Der Wärmeeffekt beträgt bis zu 5000 Kalorien. { Die Braunkohlen sind pflanzlichen Ursprungs; es finden sich in den Flözen oftmals Baumstämme in senkrechter Stellung, auch. Wurzelstöcke; die ursprüngliche Holzstruktur ist oft noch sichtbar. ' Es wird deshalb autochthone Bildung der Braunkohle angenommen, jedoch ist Entstehung durch Zusammenschwemmungen von Holz nicht ausgeschlossen. | Der Verkohlungsprozeß geht in der Weise vor sich, daß das Pflanzenmaterial unter Mitwirkung von Pilzen (Bakterien) zerstört wird und dann die übrigbleibende Zellulose langsam zu Kohlen- säure und Wasser verbrennt. Der Kohlenstoffgehalt nimmt dabei mit dem wachsenden Alter, also bei den älteren Gebirgsschichten relativ zu. Die Braunkohle ist an das Tertiär gebunden, Stein- | kohle findet sich schon in älteren Kreideschichten. Der Verkohlungs- prozeß ist in stark gepreßten und gefalteten Schichten weiter vor- geschritten, als in weniger gestörten Lagen. Dies trifft. gerade bei den im Allgäu entdeckten Braunkohlen- flözen zu. Die dort vorhandenen Tertiärschichten bilden die nörd- lichen Ausläufer der gefalteten und aufgestauchten Alpen. Jene Schichten gehören dem Oligocän und Miocän an, nach süddeutscher er ect. ee chat. m ie im 2 ci Be Preeite Stt. etacheihe a gie a 5 ı en Bezeichnung der unteren Süßwassermolasse am Hauchen- | berg, der Meeresmolasse im Schüttetobel-Harbatzhofen und der | oberen Süßwassermolasse in der weiter nördlich gelegenen | Gegend. Nördlich von der Antiklinale, die sich über den Hauchen- berg bei Weitnau nach Harbatzhofen zieht, besitzen die Schichten | ein Nordwestgefäll, welches sich von den Vorbergen mit 30-—40° | Neigung’in die oberschwäbische Hochebene auf 2—5° verflacht. | In diesen Schichten nun, hauptsächlich in denen der oberen - Süßwassermolasse, wurden in den letzten 10-20 Jahren verschie- | dene kleinere und größere Schürfungen vorgenommen, namentlich im bayrischen Allgäu. Die in Gebirgsbächen anstehenden Kohlen- | flöze, sowie angeschwemmte Kohlenstücke gaben wohl die erste | Veranlassung dazu. Eine größere bergmännische Schürfung fand | vor 12 Jahren in einem 2 km östlich von Wengen (bayr. Allgäu) gelegenen Tobel statt, wobei etwa drei Kohlenflöze von 10—15 em 3 Mächtigkeit konstatiert wurden, ebenso in Geratsried bei Schütte- | tobel, ferner im Tal der oberen Argen bei Riedholz. Schwächere | Flöze und Nester fanden sich am Hauchenberg, auch bei Immenstadt. Im württembergischen Allgäu sind die Braunkohlen- - schichten schon länger bekannt und deren Vorkommen von O. Fraas, - K. Mıtter u. a. beschrieben. Laut Oberamtsbeschreibung Wangen | 1841 wurde 1818 begonnen, die in dem 3 km westlich von Isny | gelegenen Menelzhoferberg an mehreren Stellen zutage tretende j Kohle bergmännisch auszubeuten. Allein der Gebirgsdruck in den - sandigen und lettigen Molasseschichten erforderte starke Einbau- _ kosten. Da auch der Ferntransport nur mit Fuhrwerk zur Iller _ nach Aitrach und von dort auf Flößen nach Ulm möglich war, - kam dies zu teuer zu stehen, die Schächte und Stollen wurden zugeworfen und seitdem die Gewinnung aufgegeben. Es wurden damals zwei Flöze in Angriff genommen, ein unteres in einer Meereshöhe von ca. 690 m mit Stollenbetrieb und ein oberes auf ea. 750 m mit Schächten erschlossen, der Menelzhoferberg selber - hat eine Meereshöhe von 803 m, die östlich vorbeifließende Argen } - { x un ‚ n ’ # D 4 = “ a “ > f « y i » . , » ei E » R ' “. 5 * F} r o]2 4 . - ur E % er # - . r 13 \ 2 > £ : R She" - ı. ER; rn Fe 4 Pag. £ ) A . P2 . TE 2 Ze . u » Pi = ei v A A T t . D = - Pr £ R ’ 0 S “4 S S Erklärung zu Tafel |. Niederwassersuspension der Nagold bei Dill-Weißenstein. Vergr. 50fach. Niederwassersuspension des Neckars bei Plochingen mit ausgeschiedenen Caleitrhomboedern. Vergr. 125fach. A Hochwassersuspension des Neckars bei Besigheim. Vergr. 30fach. Dieselbe Suspension, in Fraktionen zerlegt. Vergr. 30fach. Schwergemengteile aus Neckarschlick bei Untertürkheim. Vergr. 28fach. Facettierte Granaten aus Kocherschlick bei Kochendorf. Vergr. 38fach. rer >. Taf. 1. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl, Naturkunde in Württ. 1918. €, ” E% Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918. Taf. Il. -—- | ansz27Z Dezem ber x v = N - z September 100 Tonnen MNassenTransp. = TO mfr Schwedsl = Imm= IO cbm» To mpr Mücks!. u Schwebs/ojfe N Massenlransporf an Gelöslem in 24 SR — Rückstand pro l bei 110° — Wa ssermende cbm see. ’ . ! i ii #3 . Bis ‚rolerteinher Hari; Ani | = Sr wukornisE | SRsearuT: f en a et FA N DR et Sen } ik 2 Balls ER 1 A 12» ri n A; ® u de y D 5 Wr a h FR om Be A, Pw warte BET id er Fi 4 Kr A‘ ak - w a er x Tr A EEE - % et ww „ ü "2 2 WEH Een heage . h le Fri, 1 a ® je Yafı De AND 5 n %“, ie LE, Pa nt ee f r, 7 \ Erklärung zu Tafel Ill. Ptycholepis bollensis, rekonstruiert. Nat. Gr. Occ. = Oceipitale sup. i Art. = Articulare (+4 Angular Par. = Parietale P.Orb. = Postorbitalia 2 2a Sq. = Squamosum 0.0. = Cireumorbitalia BR o% Fr. = Frontale Ept. =. Entopterygium? 3 En EI, Pr.Fr. = Praefrontale Op. = Operoniiin. ve Eth. = Ethmoideum Pr.Op. = Praeoperculum SR oe Nas. = Nasale 8.Op. — Subopereulum nn Mx. = Maxillare Int.Op. = Interopernum Pr.Mx. = Praemaxillare - Cl. = Clavicla eo. 24 es ‚Dent. = Dentale BUL, = Supraclavicula 2 Rad.br. = Kiemenhautstrahlen. fe ar F * ‘ \ ” “ Pe s rs “ m. Fa - # T > . y ur NE Taf. IN. Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württ. 1918, # es bie he i DENE .: . ms Pi ’ . u D > a Sie > x TI ® r : N Inhaltsübersicht. | Seite Inlalti,. N ala Ziga EBEN el Te ae wie I. Bericht über die geschäftlichen Angelegenheiten des Vereins V I. Sitzungsberichte . . : ..... en Re 5.) III. Original- „Abhandlungen und Mitteilungen: N Bertsch, Karl: Pflanzengeographische Untersuchungen aus Oberschwaben. Mit 3 20 Bildern im Text. S. 69. S 7 Bräuhäuser, Manfred: {Die Herkunft der kristallinen Grundgebing-Geröle im 4 den Basalttuffen der Schwäbischen Alb. S. 212. F Buchner, Otto: Einige Fragen bezüglich der einheimischen Vogelfaung, be- sonders etlicher Wintergäste und Irrgäste, im Zusammenhang mit ; dem Klima Württembergs. S. 194. Dittus (W.): Tertiäre Braunkohle in Württemberg. S. 278. Engel (Theodor): Ein botanisches „Naturwunder‘. Mit Textbild. S. 275. Geyer, David: Germania EI S. 183. Hennig, Edw.: Über Ptycholepis bollensis As. Mit Taf. III und 1 Textfigur. S. 173. -Schürmann, Eugen: Die chemisch-geologische Tätigkeit des Neskar; ‚Mit Taf. I—I. 8.1. | 5 ._ N Erg re ar UT NER ” at a Fu B di Pf oA ” ’ . 0) 2 u ur: 3 Jr . + a ) “ y A % ’ # er i Ei . v D ‘ y re: ” #7 Poi, —_r Pe & ’ [3 A ‘ j r 4 } . i 8 7 N fi e fs . ”'% “ a 4 Y \ u “ ur . ‘ ‚ v nei “ & b h 2, ’ , . mm % ‘ ’ ä . u% . } F f „ 5 y “ ’ 5 du $ ” gr ne, 5 ’ > . , ad 18 2044 118 643 4 % Pr) u ve AG Ir y % ns 2 v aM El Pr, I Me B_ EL R » PZ TEE Rn er en De .. Au T ; EL ü " 5 # s Ki « f a] Ir vv» ie 5”, ern 2 wem T . . 7 - = En ur, - er nn - Ö = - - - . “ - - - ” 5 - “ en . . . de r= - ’ - * “mM . - - 5 u r - . en nn * y > . i r E nn a en 2 = ‘ “ - vw - om u m en urn - ” ® > u . - Pos - - 5 -. “ “ - . - ” . “ un - - - m —. - - Pr. = . w - F - u - “ r ” en “ “ . z— - = _ u en u - — Pr - > -. .. - - > - * ” ww“ = x - . - > - Fr - - - - “ - u. . Mi Fu * - [nn .- . - - u - . = . - “ Pr . w_————n rn. . = un = uud - - ps — v ie . un. -- ——— ns a im ’ . Ber w nn .. - >. u Pr - . -_.n ei . - - ee; w. EZ e- EZ .- - = . ki en —n® nu nn y Ei e u er . .. * Pr. fh ee er ni ei ” r . - - - “ - - .- - > u u —— nn u s = er w. - u c u ” A - ie u. Pz 5 - “ = - z En - - u ee 2 5 -. —— - ” u ’w u u Pr pP - R E Peer ze 79 Dr |. “, — u .- we. . w 2, - P “ win « — - — - Pr u rg .- — un - ’ > - pr . - - ww... PR . = Fr. .... ._® DE Fr - Pe > - >. — v _— — (ie ne > I — . r nv . ey REEL - > m . v - * _ ne nn - FE NE un ie 1. u “* = m - Pr ” - ei en * Pe En . - wu ee o- .— De N ui rt nett r - u. ” . ” > « + wr— - j- .n pr PR ern WW ze en RE EU ie ae ee ee Be u . u. | « s “ o |. - ...- Be nn u .- BE ee Ze Zr Eee DEE Se PE Z3 —. rn v u. - = = «< rs an u PL u .» n Di u a EEE ELLE BELLE LOAD —.—r. — nn n® - u e - er m m y Ke " “ - 2 - | - = Erw mm A — nn ee A ee « “ ... z 2 - “ - - “ ri > w. u » no nn nn nn nn EZB a nn — = nu - = e > - rn + BE nn un - Pe n Ze ae et * '. — Te F o Es Pr w pr . - —. 2 un REEL GE WEL EEE EEE De re ne . —. pe Br zu u 5 > ii _ u - - =. - - i EB ET EL WERDET BUELL rw ... ” u e- une - 1. Pan \ « IE ET NT _ en Ta En = a Ze u. ne w— m nn BY Pa Bi e n re . DEE NE u . ni Paar - wen a en in - er nu ae nn u ER OEEEE ERTEETE ———n ee ar u EEDEBDE LTE u . . u. EEE LEERE Dun Pe . a ——— een ee a ne ee a vr De 2 ME - - en ni — .———.s = — - “ 5 r us u Ben ._— 6 - Be Sn . vn . _ Gearge- De Pe Zw Zr ee ee Ze m ni ne ne De a Zn 2 Se SE zZ 0 a 5. 2 5 .. - . - — = . ern > . PR - . = Bar Be Pe —— en Ze a ee SE ee - 5 —— rn . . w . en = or. en ” 6 ww .— oo = nd gt u nit, .n u u ERLEBT DELETE nn - - — |... BE . — . - u ne n ud er ne Er TE . ba u de ee Fee ee ee ee — wo. — u ee - ——r .. .— —— - u on - - — u Zu u ee A 2 en _ ..m eu rn... ww... 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