'ml .Ä ''if'?^' ^ r.^v.:^«^^'-^ ,. ' JS»^^ '., . '"^ ^:^/;;/-, .-r^ :*■,■• >?v^ _-^:>^' >«•:«. ^ » ^^^^Jcr^v^^S- !^X>^. *^^'>\^ 4- s>«' UNIVERSITY OF CALIFORNIA AT LOS ANGELES WfUfAM i ssrcß/eti, Vm, OF CAUFOffMlA. Um£l£r, - - €ALfF JAVA. km m seine Gestalt, Pflanzendecke und innere Banart. Von FRANZ JUNGHUHN. in's Deutsche übertragen von J. K. HASSKARL. Zweite Abtheilung. Zweile Aiist^abe. Leipzig, Anioldische Buchhandlung. 1857. /^5 Inhaltsübersicht. Zweite Äbtheilung. Die Vulkane und vulkanischen Erscheinungen. Seite 1 bis 96-1. Erster Abschnitt. Beiträge zur Geschichte der Vulkane von West- und Mittel-Java. Seite 1. Gunung-Pulu rekata 3 G.-Pulu jDanah itam -1 2. G.-Karang und 3. G.-Pulasari 4 Schlamm- und Gas-Quelle von Java Nr. 1 . (Dann) 5 G.-Pajung und G. -Bongkok 7 4. G.-Djasinga und G.-Alimun 8 G.-Perwakti 9 5. G.-Salak. Topographischer Überblick 9 Geschichte seiner Eruptionen 11 Besuch von Reisenden und Umgestaltungen ........ 12 t). G.-Pangerango (und Mandala wangi). Topographischer Überblick . 13 Geschichte seiner Eruptionen und Besuch von Reisenden .... 16 Umgestaltungen . . . 18 7. G.-Gede. Topographischer Überblick 19 Geschichte der Eruptionen 23 Besuch von Reisenden 27 Umgestaltungen 29 Die Vulkane, welche das centrale Hochland der Preanger Regentschaften umgeben 33 G.-Burangrang ._ 35 8. G. -Tangkuban prau. Topographischer Überblick 36 Geschichte seiner Ausbrüche 44 Reisende, die den Berg besucht haben 45 Umgestaltungen des Berges? 48 9. G.-Patua. Topogi-aphischer Überblick 49 Ausbrüche und Reisende 51 10. Kawah-Tjiwidai 52 11. G.-Malawar 60 12. G.-Wajang 61 13. G.-Guntur. Topographischer Überblick 67 Geschichte seiner Eruptionen 70 Beschreibung des Ausbruchs vom 4. Januar 1S13 und des Aschen- regens 75 Berechnung der Menge gefallener Asche ; Folgerungen daraus gezogen 80 Chemische Analyse dieser Asche von P. J. Maier .... 84 Ausbrüche vom 2.'>. November 1843 und 16. Oct. 1847 .... 87 Besuch von Reisenden • . 89 Umgestaltungen 90 14. Kawuh-Kiamis (oder K.-Kuraä) 91 46.3217 VI Seite 15. KaM-ali-Manuk 92 1(). G.-Pfpanclajan. Topographischer Überblick 95 Beschreibung des einzigen Ausbruchs von 1772; Untersuchung des Auswurfslerrains ; Berichtigung irriger Ansichten über dieses Er- eigniss 97 17. G.-Tjikorai 106 IS. G.-Telaga bodas. Topographischer Überblick 107 Umgestaltungen u. s. av. • • 109 19. G.-Gelunggung. Topographischer Überblick 110 Der einzige Ausbruch des Berges (vom S. Oct. 1S22) Avobei das an- grunzende Flachland mit ungeheuren Mengen von AYasser und Schlamm überschüttet wurde 111 Umgestaltungen 115 Besuch von lleisenden 116 Spätere Nachträge zur Eruption von 1S22, nach Untersuchungen, veranstaltet im Jahre 1 84 0 119 G.-Sawal 136 20. G.-Tampomas 1.38 21. G.-Tjerima7. Topographischer Überblick 13S Geschichte seiner Eruptionen 143 Besuch von Reisenden und Umgestaltungen 144 Schlamm- und Gasquelle von Java JYr. IL (Tji-Ujah) 145 22. G.-Slamat. Topographischer Überblick 147 Steinarten (J>avaströme) am Abhänge und Fusse des Berges . 150 Pflanzendecke 157 Der Gipfel des Berges 158 Steinarten auf dem Gipfel 161 Geschichte seiner Eruptionen 166 Besuch von Reir.enden (Beschreibung der Ersteigung in 1S47) . 167 Umgestaltungen und Inquirenda 175 23. G.-Ilogo djembangan 176 24. Das Gebirge Dieng. .. To]iographischer Überblick. Aussengehänge und Mineralquellen desselben 177 Berge die das Hochland zunächst umgeben 184 Thalgründe 185 Platcar.x 187 Trichterförmige Kraterschlünde 190 Seen ! .... 194 Noch thätige Krater und Solfataren 196 Becken heisser Quellen 199 Stickgrotten (das s. g. Todtenthal von Java) 201 Tempelruinen aus den Zeiten der Brahmanen auf Java , nebst einer Inschrift 203 Steinarten Dieng's 211 Eruptionen des Berges und Geschichte seiner Bevölkerung . . . 212 Besuch von Peisenden 216 Geognostische Ansicht. (Umgestaltungen und Schicksale des Ge- birges) 217 G.-Telerep 223 25. G.-Sendoro. Topographischer Überblick 223 Baumentblössung und Wassermangel dieses und des folgenden Ke- gelberges 227 Grössere Feuchtigkeit und Kühle auf der "Westseite der Berge . . 228 Eigenthümlichkeiten der Gestalt 229 Beschaffenheit des Gipfels 230 Ausbrüche und Besuch von Reisenden 234 Umgestaltungen 237 26. G.-Sumbing. Topographischer Überblick 240 Seitenrippen (Längerippen) des Kegels 241 VII Seite Eintheilung der Vulkane nach dem verschiedenen Zustande ihrer Längerippen 245 AVeitere Betrachtung des G.-Sumbing 246 Steinarten 252 Ausbrüche und Reisende 253 Umgestaltungen 255 27. G.-Ungaran. Topographischer Überblick 257 Thalgrund Ambarawa • • 262 Süd- und Süd- West-Seite des Berges (Banju kuning und Iv. Getas- thai) 2<'3 Mineralquellen 267 28. G.-Murio (und G.-Argo). Topographie 268 Reisende, die ihn besucht haben 271 Schlamm- und Gasquelle von Java JSt. III. und IV. (Erscheinungen bei Kuwu und Mendang^ . 272 2!J. G.-Merbabu. Topographischer Überblick (nebst Avarmen Quellen) . 2S0 Pflanzendecke des Berges 286 Topographie seines Gipfels 289 Ausbrüche und Reisende 292 Umgestaltungen 293 30. G.-!Merapi. Topographischer Überblick 291 Steiler Bruchrand des neptunischen Südgebirges nach der Seite des Vulkans 295 Betrachtung der übrigen Seiten des Vulkans und seines Gipfels . 298 Vorgebirge G.-Plawangan 302 Die tiefen, scharfbegränzten Klüfte (Erosionsthiiler) am Fusse und unter dem Gehänge des Vulkans 303 Die tiefen Klüfte (Felsenspalten) zwischen den Rippen seiner obern Regionen 306 Lavaströme 309 Der Gipfel , oder die Kraterräurae (alte und neue Kratermauer, .. Aschenfläche und Schlackenkegel) des G.-Merapi 310 Übersicht der Steinarten des G.-Merbabu und Merapi 317 Ausbrüche des G.-Merapi 319 Besuch von Reisenden 328 Umgestaltungen 329 31. G.-Iiawu. Topographischer Überblick 329 Flache mit Wildniss bedeckte Gegenden an seinem Nordfusse bis zum K.-Solo . 333 Hügliger Nordfuss des Bergs von Tarik bis Balong 335 Tjemoro (Casuarina)\välder an seinem Nordabhange 338 Ruinen von Tjeto (daselbst) 340 Gipfel des Bergs 344 Kraterräume unterhalb des Gipfels auf der Südseite 351 Südgellänge , das aus auf einander gethürmten Felstrümmern be- steht und Kraterspalte 354 Dorf Gondosuli auf der Südseite 358 Zweite Ersteigung des Gipfels 359 Warme Quellen am Westfusse des Berges 361 Geschichte seiner Ausbrüche 362 Umgestaltungen 363 32. G.-Pandan 361 33. G.-A^'ilis. Topographischer Überblick. Centralfläche von Madiun und Ponorogo zwischen dem G.-Lawu und A^'ilis 364 Gunung-Xgebcl und gleichnamiger See 367 Sülfatara und Salzquelle in der Kluft des K.-Pandusan .... 370 Mofette am Thalgehänge des K.-Bedali 371 Dorf Pudak und Südgehänge des G.-Wilis 371 Gipfel des G.-AVilis (G.-Dorowati) 373 VIII Seite Umgestaltungen 375 Flache Gegenden am Nord- und Nord-Ost-Fusse des Berges . . 377 Zweiter Abschnitt. Ost- Java, in Skizzen, entworfen auf einer Reise durch die Insel zu Ende des Jahres 1S44. Erste Skizze. Von Buitenzorg bis Bandong 379 Fläche von Tjandjur und Radja mandala , durchschnitten von den Kanalförmigen Klüften des T.-Sokan und T.-Tarum .... 382 Zweite Skizze. Zum Vulkane 13 : Gunung-Guntur (S. 67) 386 Obsidian auf den Bergen zwischen dem Plateau von Bandong und dem Thale von Leles (Garut)_ . • • •. 388 Ursprung des Tji-Tjapar aus einer Quelle bei Leles 389 Trümmerhügel und Trümmerfelder am Fusse des G.-Guntur und erneuerte Ersteigung des Berges ... 391 Veränderungen, welche die Gestalt des Berges zufolge der letzten Ausbrüche erlitten hat 395 Aussicht über die vielen innerhalb eines kleinen Raumes zusammen- gedrängten Vulkane 398 Dritte Skizze. Zum Vulkane 17 : G.-Tjikorai (S. 106) 399 Besuch von Tigern zu Tjikuwiwi 400 Aufsteigung durch die Urwälder 401 Gipfel des Berges . . . .^ 403 Vierte Skizze. Von Garut bis Sumedang (Thalfläche von Garut) . , . 408 Bergsattel von Malembong 415 Thalfläche von Pawenang . .^ ^ 419 Hügellandschaft zwischen Pawenang und Sumedang 422 Fünfte Skizze. Zum Vulkane 20: G.-Tampomas (S. 13S). Ersteigung zur Nachtzeit 425 Durchmusterung des Gipfels; Anblick der umliegenden Land- schaften 428 Sechste Skizze. Von Tjeribon bis Blitar. Alluvialfläche an der Nordküste zwischen Tjeribon und Pekalongan 437 Gebirge zwischen der Fläche von Pekalongan und Samarang , bis zum Meere reichend 441 Alluvialfläche von Samarang 442 Gefecht zwischen Tigern und Büffeln und Rampok der Tiger zu Su- rakerta (Solo) _ 443 Centralfläche der Insel von Solo bis Kediri 452 Tempelgrotte Selo mangleng 455 Fläche von Kediri bis Blitar 460 Siebente Skizze. Vulkan 34 : G.-Kelut. Reise durch die Urwälder . . 464 Aufsteigung in der Laär-Gedög 466 Bivuak in der Kraterkluft; (Anggi-ingwälder ; grosse Wespen) . . 472 Laven u. a. Steinarten des G.-Kelut, worunter Syenit .... 475 Ersteigung des Kraterrandes ; Beschreibung des Kraters und des Sees, der seinen Grund erfüllt 480 Rückkehr nach Breni ; die grössern Thiere , welche in diesen Wäl- dern leben 488 Ausbrüche des Vulkans, wobei stets ungeheure Mengen AVasser ins Tiefland herabströmten, in 1826 und 1S35 491 Ausbrüche des Vulkans in 1848 497 Achte Skizze. Vulkan 35 : G.-Kawi. Reise von Blitar nach Welingin . 503 Ersteigung auf der Südwest- und Westseite 505 Tempelruinen ; Bivuak im AValde 507 Casuarinawälder ; scharfe Gränze zwischen den Eichenwäldern und den Grasmatten (von Festuca nubigena) 509 Beschreibung des Gipfels und seiner pflanzlichen Bekleidung . . 510 IX Seite Zweitägiger Aufenthalt daselbst; eigenthümlicher Dunst in der Atmosphäre ; starker Thau 517 Herabsteigung am Nordostgehänge 522 Neunte Skizze. Vulkan 39: G.-Semeru. Die Gegend (Thalfläche) von Malang ^ . . 524 Reise von Malang nach Matjan tengah am Südfusse des G.-Semeru 527 Vordringen durch die Urwälder am Fusse und Abhänge des Berges 529 Anmerkung über Acer javanicum; Nacht zu VTidodaren .... 532 Ersteigung des steilen, sandigen ßergkegels 535 Der 1 1 500 Fuss hohe Gipfel des Berges ; äusserst trockne Luft da- selbst bei Nordostwind 538 Ein Ausbruch aus dem Krater, in unmittelbarer Nähe angeschaut . 542 Anblick des Hochgebirges zwischen dem G.-Semeru und Tengger . 544 Zweiter eintretender Ausbruch ; Wirkungen der ausseroi-dentlichen Trockenheit . . 546 Dritter heftiger Ausbruch und Abreise vom Gipfel 548 Frühere und spätere Eruptionen des G.-Semeru 550 Reisende, die den Berg besuchten 553 Zehnte Skizze. Vulkan 38 : G. -Tengger. Reise von Matjan tengah durch die Fläche am Westfusse des Gebii-ges über Kebo glagah nach Wonosari „ • „ ^^^ Das vereinigte G.-Semeru- und Tenggergebirge als Ganzes . . . 560 Das Gebirge zwischen dem G.-Semeru und Tengger ,,Garugebirge" 562 Topographisch - geologische Beschreibung des G. -Tengger; seine Aussenseite , Bodenart , Flora und Pflanzenphysiognomie ; Be- baut- und Bewohntsein des Gebii-ges ; Klima 565 Die äussere Ringmauer des G. -Tengger 572 Der Querdamm von Wonosari 578 Die nordöstliche grosse Thalspalte 580 Der Kraterboden, das Sandmeer 583 Eruptionsgebirge die aus dem Kraterboden auftauchen .... 587 Steinarten des G. -Tengger ; Lavaströme 591 Ausbrüche .' 595 Geschichtlich nachweisbare Veränderungen der Eruptionskegel . 601 Vorgeschichtliche Umgestaltungen des Gebirges überhaupt ; geolo- gische Ansicht; angeführte Thatsachen gegen die Theorie der Erhebungskrater 605 Eilfte Skizze. Vulkan 43: G.-Raon. Reise von Ledok ombo durch die Fläche von Lemadjang nach Puger an der Südküste .... 615 Küstengegend bei Puger 619 Fläche von Puger bis Djember 621 Von Djember bis Bondo woso 622 Ersteigung des G.-Raon (Nordwestseite) von Bondo woso über Pa- kisan 624 Der kahle Gipfel des Berges ; ungeheure Dimensionen seines Kraters ; häufige Einstürze von Theilen der Kratermauer , die aus locker auf einander gethürmten Auswurfsmassen besteht ; einige Lava- bänke zwischen den losen Massen , mit perpendikulärer Abson- derung bei steilem Einfallen der Bank ; Betrachtung über die Entstehungsart dieser grossen Kreismauern, die keine Erhe- bungski-ater sind ; Bivuak am steilen Gehänge 628 Über die Wasser- und Schlammausbrüche der jav. Vulkane . . . 639 Eintheilung der Vulkane nach ihrer verschiedenen Zusammensetzung 640 Zwölfte Skizze. Vulkan 42 :^ G.-Ringgit. Reise von Bondowoso über Pra- djakan nach Sumber waru 641 Regentschaft Bondo woso ; Lage, Beschaff'enheit 645 Lauf des Kali-Sampean 648 Naturphysiognomie der Bondo wosoebene 649 Klima 651 Lage und Beschafi"enheit des G.-Ringgit 652 X Seite Er liegt näher als andei-e Vulkane an der Madurasee , die seinen Nordfuss bespült (355 Die Fläche , welche den Nordfuss mehrer westlicher liegenden Vul- kane begränzt, ist jedoch nur ein ausgefüllter Theil der Ma- durasee, die durch Alluvion noch stets verkleinert wird . . . 656 Die Ansicht dass die Inseln des Ostind. Archipels früher zusam- menhingen ist eine irrige 657 Besteigung des G.-Kinggit 65S Einzig bekannter, verwüstender Ausbruch in 15^6, wobei der Berg selbst zertrümmert wurde ; Anführung der Quellschriften, welche über dieses Ereigniss handeln . 659 Beweisführung dass die daselbst mitgetheilten Nachrichten sich auf diesen Berg und nicht auf den G.-Kelut beziehen , Avie Dr. S. MÜLLER irrig behauptet 664 Dreizehnte Skizze. Vulkan 44 : G.-Buluran. — Lavatrümmerfeld an sei- nem Fusse zwischen Sumber waru und Badjul mati u. s. w. . 671 Vierzehnte Skizze. Landschaft Banju wangi und Umgebungen des G.- Idjen. Reise von Banju mati nach Banju wangi über den Ostfuss des G.-ldjen ; Felskap Batu tutul ; Gegend wo die Hauptstadt des ehemaligen Reiches Balambangan lag ; Reise von Banju wangi nach Lidjen 678 Von Lidjen nach Ongop ongop und Beschreibung dieses Hoch- landes 6S6 Fünfzehnte Skizze. Vulkan 45: Gunung-Idjen, nebst den benachbarten Kegelbergen G.-Merapi , Raute und Pentil. — Topographischer Überblick (die Kegel und das centrale Hochland zwischen ihnen ; der saure Bach Banju pait) 691 Chemische Untersuchung des AVassers von Banju pait ; periodische Veränderungen in der Beschaffenheit dieses "Wassers .... 699 Anmerkung über die Verstümmelung java'scher Namen in engli- schen u. a. AVerken 706 Ausbrüche; Beschreibung des Ausbruchs in 1817, wobei das Tief- ' land von ungeheuren AVassertiuthen überströmt wurde, die vom Berge herabkamen, nach authentischen Berichten 707 Umgestaltungen des G.-Idjen und seiner Umgebungen .... 710 Über die Natur und den Ursprung des Kratersees und den Charak- ter der Eruption (nebst Betrachtungen über die AVasser- und Schlammausbrüche mancher jav. Vulkane — G. -Gelunggung, Kelut, Idjen — überhaupt) 714 Sechszehnte Skizze. A'on Banju wangi bis Bondo woso. (Urtheil über den Charakter der Javanen aus einem AVerke von 1656 u. s. w.) . . 721 Siebzehnte Skizze. A^ulkan 41 : G.-Ajang, nebst einem erloschenen Krater und mehren Solfataren. — Ersteigung auf der Südostseite ; Nacht im AA'alde ...... .^^ 728 AA'eiterreise über die Spitze G.-Tjemoro kendeng durch das Ter- rassenförmige Hochland ; Casuarinenwaldung mit Parkähnlicher Physiognomie und grosser Menge Hirsche; sehr heitre, stille Nacht im Hochlande 732 Ankunft auf der höchsten Gipfelplatte G.-Argopuro mit einem er- loschenen Krater ; Ruinen von Tempeln , an deren Stelle Solfa- taren ausgebrochen sind ; dritte Nacht daselbst zugebracht . . 738 Rückreise, ungeheuere Rudel Hirsche 751 Reise des Herrn Ch. Bosch in dasselbe Gebirge 752 Achtzehnte Skizze. Vulkan 40 : G.-Lamongan. — Topographische Be- schreibung ; grosse Menge Seen, die seinen Fuss umzüngeln . 754 Besuch des Berges in 1838; sein Anblick während der Eruptionen, die er damals erlitt 759 Geschichte seiner Ausbrüche bis 1849 764 Neunzehnte Skizze. Das Gebirge Ardjuno und seine Umgebungen. Der G. - Penanggungan und die Schlammvulkane bei Surabaja. — ■ XI „ u Seite Reise von Probolinggo durch das Tenggergebtrge bis Puspo am Nordwestabhange ; hohe Bodenwärme daselbst 769 Basaltstrom am Abhänge des G.-Tengger ; Reise von Puspo nach Malang (auf dem Sattel zwischen dem G.-Tengger und Ardjuno) 772 Ersteigung des Ardjuno auf der Südostseite ; Reise durch Gras- wildnisse mit vereinzelten Bäumen, später dui-ch Urwälder u. s. w. bis auf die höchste Spitze G.-Widodaren , die aus auf einander gethürmten Felstrümmern besteht 775 Anmerkung über den Einfluss Magneteisenhaltiger Felsmassen auf die Magnetnadel ; sehr verechiedene Declination auf den verschie- denen Bergen 778 Herrliche Aussicht vom Gipfel am Abend und folgejiden Morgen . 780 Durchmusterung des Gebirges, Beschreibung desselben .... 782 Spuren ehemaligen Menschenverkehrs auf dem Gebirge ; Ruinen . 786 Anblick der Bergkette westwärts und des Hochlandes südwest- wärts von da 789 Vulkan 37 : G.-Penanggungan 792 Schlamm- und Gasquelle von Java Nr. V. (s. g. Schlammvulkan bei Pulungan) 793 Schlamm- und Gasquelle von Java Nr. VI. (s. g. Schlammvulkan bei Kalang anjar) 795 Zwanzigste Skizze. Das centrale Hochland zwischen den Vulkanen G.- Ardjuno, Kelut undKawi. — Reise von Malang über Sisir (warme Quelle Singuriti daselbst) und Ngontang bis Kediri u. s. w. . . 796 Anmerkung über die vorherrschende Steinart der jav. Kegelberge . 8ÜG Dritter Abschnitt. Die Vulkane der übrigen Inseln des Indischen Archipels ausser Java, und die Erscheinungen die mit den Vulkanen in ursächlichem Zusammen- hange stehen. Einleitung zu diesem Abschnitt 807 Kap. 1. Die Vulkane der übrigen Inseln des Indischen Archipels ausser Java. Nr. 1 bis 21 auf Sumatra, unter welchen der G.-Merapi und Salasi, deren Ausbrüche angegeben werden 808 (Nr. 22 bis 66 auf Java, wurden in den vorigen beiden Abschnitten beschrieben.) Nr. 67 bis GS auf Bali 816 Nr. 69aufLombok 817 Nr. 70 : G.-Temboro auf Sumbawa; sein ungemein verwüstender Aus- bruch in 1815 beschrieben nach den ursprünglichen Berichten . 819 Umgestaltungen in Folge dieses Ausbruchs 824 Nr. 71 bis 80 auf den Inseln zwischen Sumbawa und Timor . . . 828 Gasquellen (s. g. Schlammvulkane) Nr. VII bis X auf kleinen Inseln bei Timor 830 Nr. 81 ein erloschener Vulkan(?) auf Timor 831 Nr. 82 bis 87 auf den Inseln zwischen Timor und Banda 832 Nr. 88: G.-Api auf der Insel Banda (topogr. Überblick und Beschrei- bung der Ausbrüche) 834 Nr. 89 : Solfatara auf der Insel Amboina 837 Nr. 90 : G.-Gama lama auf der Insel Ternate, nebst seinen Ausbrüchen 839 Nr. 91 bis 97 auf verschiedenen kleinen Inseln der dortigen Meere . 844 'Nr. 98: G.-Awu auf der Insel Sangir 845 Nr. 99 bis 109 auf der Halbinsel Menado von Celebes 846 G.-Kini balu im nördlichsten Theile von Borneo 850 Inquirenda ... 852 Kap. II. Gasquellen ; Quellen von Kohlensäure (Mofetten, Stickgrotten) auf Java; ewiges Feuer u. s. w 854 XII Seite Kap. III. Quellen von tropfbaren Flüssigkeiten. A. Von Erdöl (Bergöl) S58 B. Mineralquellen der Insel Java Nr. 1 bis SO (ihre Beschreibung; Angabe ihrer Bestandtheile nach den Analysen von Maier u.s.w.) S62 Mineralquellen Nr. 1 — 1 U auf andern Inseln des Ind. Archipels . S99 C. Bäche und Seen, deren "\^'asser Alaun oder freie Schwefelsäure enthält ; über Ursprung und Bildungsart dieser Kraterseen u. s. w. 901 Anmerkung über die Seen süssen Wassers auf Java 906 Über sehr grosse Quellen süssen Wassers auf dieser Insel.. . . . 907 Erklärende Betrachtungen über die Mineralquellen Javas ; Übersicht, Folgerungen 90S Über die geringe Heilkraft dieser Quellen in Beziehung auf die tro- pischen Krankheiten der Europäer auf Java 912 Empfehlung des kühlem Klima's auf den Stufenweis höher liegen- den Berggegenden der Insel ; Vergleichung desselben mit der mittlem Temperatur bekannter Gegenden , die unter verschiede- nen Breitegraden liegen 915 Kap. IV. Erdbeben in Niederländisch Indien und ihre Geschichte. — Die Erdbeben mit den Ausbrüchen der Vulkane in chronologischer .. Folge zusammengestellt und beschrieben, von 1500 bis 1851 . . 917 Übersicht; Folgerungen 951 Kap. V. Senkungen von Theilen der Erdoberfläche unter das umgebende Niveau in Folge vulkanischer Kraftäusserungen 952 Kap. \T. Erhebungen von Theilen der Erdoberfläche über das umgebende Niveau in Folge vulkanischer Kraftäusserungen 953 Thatsachen, welche beweisen, dass verschiedene Gegenden der Süd- küste Java's in einer sehr neuen Zeit (innerhalb der gegenwärti- gen geologischen Periode) 20 bis 25 Fuss höher gehoben worden sind. 1. und 2. Erscheinungen am Üdjung-Kulon 953 3. Am Udjung-Tjibuaja und Tjantigi 956 4. Am Tji-Laut eren 957 5. An den Küsten von Prigi und Tji-Kembulan 960 Kap. VII. Erhöhung von Theilen der Erdoberfläche und Erweiterung der Küsten durch Lavaströme 961 ZWEITE ABTHEILUNG. Die Vulkane und vulkanischen Ei'sclieinun2;en. Jun^'liulin, Java IL ERSTER ABSCHNITT. Beiträge zur Geschichte der Vulkane von West- und Mittel -Java. 1. Gnnung - Pulu rekata. 0 AYir beginnen die Aufzählung der java'schen Vulkane mit einem Kegel, der sich in der Sundastrasse erhebt und der in der fortgesetzten Längereihe derselben (der Längeaxe der Insel) lie- gend, nicht zu Sumatra gerechnet werden kann, sondern oifenbar der Anfang der java'schen von Westen 12 Yo^ zu Norden nach Osten 12y2''zu Süden streichenden Vulkanlinie ist. Von hier an wollen Avir von Westen nach Osten über die Insel weiter fortschreiten und jeden vulkanischen Berg der Eeihe nach besuchen, jedoch nur die Eerge mit Kratern mit einer Xummer versehen. P u 1 u - R e k a ta [auch P.-Krakatoa oder Krakatau genannt*)] erhebt sich, von unten bis oben mit Waldung bedeckt, steil aus dem AYasser und ist ein eben solcher kegelförmiger Inselberg, wie Pulu-Besi [oder Tji-Eesi **)]. Vom G.-Üadap im Innern von Ban- tam gesehen, stellt sich die Insel ,,Pulu-Eekata^' (so nennen sie die dortigen Bewohner) genau so dar, Avie ich sie in der hier bei- gefügten Fig. a abgebildet habe. Eine andre, näher liegende Insel, Avelche desshalb dunkler schattirt ist, wird dort Pulu-'Lampo tji- kuning genannt, es ist aber wahrscheinlich Pulu-Besi oder -Tjibesi (Sibösi) der Karten und erscheint in den Umrissen wie Fig. h. — Ich peilte von deniG.-Dadap den höchsten Gipfel ^ von a m Nor- den 5674*^ zu Westen und von h in Norden 433/4" zu Westen. *) Rekata oder Rakata bedeutet in der Kawisprache ein Krabbe. **) Sibcsi schrieb JuNGHL'HN in der ersten Ausgabe (auch hier weiter un- ten) und zwar nach meiner Ansicht richtiger; es ist nämlich bei den Sundanesen (den Bewohnern AVest-Java's) Gebrauch, alle Berge mit der Vorsylbc Si zu be- zeichnen, gerade so, wie sie dies auch mit den unverheiratheten jungen Leuten thun; so sagen sie Si-Kadim : der junge (d. h. unverheirathete, jungfräuliche) Kadim ; ebenso Gunung-Si-Salak : der Berg Salak. 1* Einem Berichte in der ,, Ostindischen Reisebeschrcibung des Kergnieisters Vogel, Altenburg, 1704'' zufolge hat der Vulkan dieser Insel Rekata im Monat Mai 16 8 0 eine solche Menge Bims- stein ausgeworfen, dass die benachbarte See ganz bedeckt damit war und Faustgrosse Stücke darunter sich befanden. Leop. v. Buch hat die Erzählung dieses Vorfalls dieser Reisebeschreibung entnom- men und in seiner physikalischen Beschreibung der Kanarischen Inseln mitgetheilt, und hieraus hat H. Berghaus wieder seine Mittheilung entlehnt, die sich in seiner Länder- und Völkerkunde II. S. 718 befindet.*) G. ■ Pulupanah itam. Q oder 0 Pik der s. g. Prinzen-Insel in der Sundastrasse; unbekannt. 2. G.-Karang. '^ 3. G.-Pula sari. ^ Diese beiden Vidkane ]>antam's, Avelche die einzigen hohen Kegelberge dieser Residenz sind, stellen sich aus der Ferne dar, wie Zwillingsvulkane; eine tiefe Thalkluft trennt aber ihre Fiisse, in welche die Gewässer eines mehr nordwestAvärts liegenden Kes- sels herabströmen. Obwohl ich das tertiäre Gebirge, das sich im *) Diese Nachricht verdanke ich der freundlichen ^littheilung des Herrn Prof. Berghaus selbst. 5 Süden des G.-Karang und Pulu sari ausbreitet ^ bis nach Udjung- Kulon untersucht habe, so habe ich die so eben genannten Berge doch nicht erstiegen. Dasselbe ist der Fall mit dem G.-Murio in der Residentschaft Djapara. Diese drei java'schen Vulkane kann ich daher, in Betreff ihrer Krater, nicht aus eigner Beobachtung beschreiben. Der Gunung-Murio wurde von J. K. Hasskarl erstiegen und beschrieben, während die Gipfel der beiden erstge- nannten Berge, wie es scheint, noch von keinem Reisenden besucht wurden. Nur von ihrer Umgegend, nämlich von dem Dann hat man geckuckte Nachrichten. Der G.-Karang und Pulu sari sind fast rundum von flachen Tiefländern umgeben, und von ihrem Südfusse an tieft sich das labyrinthisch - hügelzügige und von Thalfurchen durchschlängelte Land bis zur Südküste immer mehr hinab, und keine Spur von den hohen Bergketten existirt, die auf Kaffles' und andern Karten abgebildet sind. — Nach trigonometrischen Messungen von dem Lieutenant P. Baron Melville van Carnbee ist der G.-Karang, der einen sehr breiten stumpfen Scheitel hat, 5S39, und der G.- Pulu sari, welcher kleiner ist und spitzer zuläuft, 4061 rheinländ. Fuss hoch.*) Beide sind bis oben hinauf bewaldet. Schlamm- und Gas-Quelle von Java Nr. I. Dana. Indem ich von Westen nach Osten durch die Insel schreite, so betrachte ich als die erste Erscheinung dieser Art den kessei- förmigen Sumpf Dann, **) der am nordwestlichen Fusse des Vulkans G.-Karang etwa in gleichen Abständen zwischen diesem und dem Küstenorte Anjer liegt. Es ist der flache Boden eines grossen Kcsselthales, der zum Theil mit Wasser bedeckt und dadurch in einen untiefen , morastigen See verwandelt ist. In der Mitte des- selben steigen Gasarten empor, die einen Geruch nach Schwefel- wasserstoffgas verbreiten und einen warmen Schlamm mit sich hcrauftreiben , welcher den Boden des J^eckens immer mehr und mein- auszufiillen und den See in einen Schlammpfuhl zu verwan- deln droht. Aber auch von den benachbarten Berggehängen finden Anschwemmungen durch die Gewässer Statt, welche (gelbst ihre Erdtheile absetzen. Herrn J. F. G. Brumund (Ti/dschrift voor Neerlandsch In- di'e III. p. 691 — 696) zufolge hat dieser Morast nur auf wenig *) Dieser geschickte Offizier hat die Gesichtswinkel vieler Berge gemessen und ihre Höhe berechnet. (Vgl. seine Abhandlung : Over de hongte der bergen in den Ost-Ind. Archipel, in: Tijdschrift voor Neerland. Indii'p. 5ü2 — 5 IS.)" **) An der Stelle, wo auf der Karte von Kafi r.KS die Namen ,,Mt. Jalo" und ,,Mt. Junjing" stehen, liegen nur niech-ige Hügelspitzon dritten Hanges, L)anu so wie Kanu bezeichnen einen See, die Battaer sagen Dau. 6 Stellen eine Tiefe von mehr als 40'; an den übrigen Stellen ist das trübe Wasser sehr untief und bildet häufig Schlammbiinke, die nur zur Regenzeit einige Fuss hoch mit Wasser bedeckt sind und daini mit kleinen Schiffchen befahren werden können. Die etwa in der ]Mitte des ,,Danu" gelegene Stelle, wo der Schlamm aus der Tiefe aufquillt und von woher sich auch der Gerucli nach Schwefelwasser- stoff in der Umgegend verbreitet, nennen die Inländer P i n a s a h und beschreiben dieselbe als einen ,,unpeilbar tiefen Schlammschluud." Auch des See's Ufer sind sumpfig, doch mit Wald bedeckt. Am östlichen Ufer, am Fusse des Gebirges findet man ]irunnen kochen- den Wassers; ein kreisförmiger Bergrücken nämlich umgiebt diesen flachen, sumpfigen Boden des Thaies, diesen sogenannten See, dessen Spiegel nach Schätzung etwa 3 bis 40ü' hoch über der ^lee- resfläche liegt. Derselbe hat eine Länge von 2 Stunden upd einen ovalen Umfang von 15 Pfählen. Xur auf einer einzigen Stelle, an der Westseite des See's, ist der denselben umschliessende Berg- rücken von einer engen Kluft durchschnitten — einem Felsenkanal, ,,Pasong tenang'^ genannt, der dem Wasser zum Abzugskanal dient. In dieser Kluft bildet der Bach einen 40' hohen Wasserfall ,,Tju- ruk-Betong'' und fliesst dann noch 8 Pf^le Aveiter bis zu seiner ]Mündung im See, welche südlich von Anjer liegt. Im Jahre 1835 wurde der Versuch gemacht, den See auszutrocknen ; das Bett des erwähnten Felskanales wurde nämlich tiefer ausgehöhlt , Avodurch dann das Wasser im See 6' tief sank u.id eine Anzahl Stellen des Bodens, die früher mit Wasser bedeckt Avaren, jetzt als Inseln zum Vorschem kamen. Unerachtet der See 3 bis 400' hoch über der ^lee- resfiäche liegt und von allen Seiten von Bergen eingeschlossen Avird, AvicAvohl derselbe mit den ausAvärts gelegenen Landstrichen nur durch eine einzige Felsenkluft in Verbindung steht und sein Ab- zugsbach emen Wasserfall von 40' Höhe innerhalb dieser Kluft bildet, so wird derselbe doch von zahlreichen Krokodillen {Cr. hiporcatus, von den Europäern auf Java geAvöhnUch Kaaiman ge- nannt) beAA'ohnt. (Nach Brumund, a. a. O.) Wenn die Austrocknung des See's emmal so weit gediehen ist, dass auch die nächste Umgebung des centralen Schlundes Pinasah trocken gelegt ist, so lässt sich erAvarten, dass der von den aufstei- genden Gasarten aufsteigende Schlamm, der sich dann nicht mehr im AVasse^auf lösen, noch unter Wasser ausbreiten kann, — dass derselbe sÄi von selbst anhöben, trocken werden und in eine perio- disch sich erhebende Sumpffiäche, Avie der Bledug (siehe diese : ,,Sum]jf imd Gasquelle Nr. III u. lY" im AA^itern Verlaufe dieses Werkes) oder zu einem Hügel A'erAvandelt Averden Avird. Dann Avird die Erscheinung ihren zAveiten Zeitraum erreicht haben und der Schlammvulkan AAird vollendet sein. G.-Pajung. O . Der G.-Pajung (auch G. -Udjung kulon *] und ein Theil G. -Panendjoan genannt), ein 1450 par. Fuss hoher Trachytberg ohne Krater, ist von allen andern Aoilkanischen Bergen durch das tiefe neptunische Hügelland Süd-Bantam's getrennt und erhebt sich ganz isolirt m dem äussersten südwestlichen Theile Java's, der unter dem Xamen Udjung-Kulon fWestkap) bekannt ist und sich als eine Halbinsel südAvärts von P.-Panah itam ausdehnt. Diese ganze Halbinsel wii-d bloss durch diesen einzigen Berg gebildet, in- dem von seiner breiten stumpfen Krone divergirende Rippen in imge- mein sanfter Senkung nach allen Seiten herabfallen. Wahrscheinlich von dieser strahligen Richtung seiner Rippen und der Klüfte halber, welche zwischen denselben liegen, hat der Berg seinen Namen G.- Pajung, Sonnenschirmberg, erhalten. Die 2 bis 300' hohen Felsen- pfeiler, die, auf ihrem Scheitel mit Waldbäumen bedeckt , sich an der Westküste erheben,**) zwischen dem Udjung -Sangjang irung mid Udjimg - Kulon , sind als abgerissene Theile seines Fusses zu betrachten, der schroff in's INIeer hinabfallt. — Sie haben 'die ter- rassenförmig gebildeten Gebirge durchbrochen imd zertrümmert und bilden zum Theil , Avie der Karang-Rangkong, Trachytnadeln, auf beiden Seiten von verwandeltem Sandstein oder von hart ge- branntem Thon, wie von einer Scheide, umfasst. — In einigen, z.B. in dem Karang - Sangjang sira, sind Höhlen, von SchAvalben be- Avohnt , deren essbaren Nester vor der Nachstellung des ^lenschen auch hier nicht sicher sind in dieser grossartigst-Avilden von allen Küstengegenden Java's. — Diese malerischen , aber uuAvirthbaren Klippen und Felsenthürme , denen man sich von See kaum nähern kann und die zuweilen eine Höhe erlangen, wie die des Dom zu Strassbiu-g, sind das erste Land A'on Java, welches der Fremdling nach einer langwierigen Seereise sieht, wenn er sich der Sundastrasse nähert. G. • Bongkok. Q Diesen Namen : ,,der höckrige oder bucklige Berg" führt der höchste Theil der Bergzüge in der Osthälfte Süd-Bantam's. Er liegt ungefähr im Parallel des G.-Salak und ungefähr auf 106" lo' östl. Länge von Greenw. — Er wurde von mir auf höchstens 4000' Höhe geschätzt , hat aber auch die Gestalt eines sehr breiten und stum- pfen Kegelberges. — Die vielen Kuppen in den nicht hohen Berg- gegenden der Distrikte Lebak, Tjilangkahan und Sadjira, wo unter dem düstersten Kleide von jMenschenleerer Urwaldung nicht *) Udjunr/ : Ecke, Kap — kitlo)} : Westen. ' **) Karang- (Felsen) Pinang kintjing, — K.-Kelapa berem, — K.-Lawang, -— K.-Asupan, - K.-Mesigit, — K.-Kangkong, — K.-Burung ajam, — K.- Gua pondok, — K. -Sangjang sira u. a. 8 entwirrbare Berg- und Hügelzüge durcheinander streichen, — sind nur zujn Theil aus vulkanischem Gestein, Trachyt, Dolerit, gebil- det, Avährcnd der grösste Theil aus neptunischer Formation bestellt Tind auf verschiedenen Stellen auch ältere Eruptivgesteine vorkom- men , namentlich auch Diorit , Dioritschiefer, Serpentin mit Adern von Asbest und andern Steinarten. Nach Osten hin steigen diese Sadjira'schen Gebirge immer höher an, — imd setzen sich als Waldbedeckte 4000 hohe, breite Kämme bis zum G.-Salak fort. 4. G.-Djasinga. O*) Nordwärts nicht in , sondern am Nordfusse dieser Centralkette ist der Berg von Djasinga ausgebrochen. — Es ist ein breiter kegel- förmio-er Berg von höchstens 2000' ■Meereshöhe, dessen trachytische Steinart und Kraterähnlich vertiefter Scheitel den ehemaUgen, übri- gens längst erloschenen Yulkan verkündet. In dieser Gegend, in den Bachklüften am Nordfusse der Gränz- gebirge zwischen Bantam und Buitenzorg ist es, wo man auf Java einzelne Stücke von.Granit gefunden hat, der im ganzen übrigen Java fehlt. Diese Erscheinung kann nicht befremden, wenn man bedenkt, dass so manche Bergketten der benachbarten Insel Suma- tra, in deren Nähe Vulkane ausgebrochen sind, aus Granit und Syenit bestehen und dass auf Java eine ^lenge plutonischer Fels- arten vorkommen, die als Ganggesteine das tertiäre Gebirge durch- brochen haben, z. B, Diorit, l3ioritschiefer, Augitporphyr, Syenit- porphyr, Dialagporphyr, Gabbro u. a., welche wh- alle näher kennen lernen werden, und welche auch hier in Lebak gefunden Merden. — Haben wir doch sogar Syenit in dem Krater eines A^ul- kans, dem G.-Kelut, angetroffen ! G. • Alimun. Q Auch im Süden von dieser Centralkette erhebt sich ein Berg, der, wenn auch von keinem Kraler durchbrochen, doch ein kegel- förmiger und ein trachytischer, so wie der höchste dieser Gegenden nächst dem G.-Salak ist. — Er hat nach J. K. Hasskarl, der ihn erstieg, eine Höhe von 5000', und wird im Norden von Palabuan ratu ( Wijnkoopsbai) genauer in Norden 6*^ zu Westen von demAlun- *) Die geographische Länge und Breite der Vulkane, welche hei der gröss- ten Anzahl derselben in der I. holländischen Ausgabe dieses AVerkes angegeben -war sind in der II. nicht mehr hinzugefügt worden, da viele derselben Ver- änderuno'en (wenn auch nur in geringem Masse) erlitten haben und vielleicht auch noch verschiedene andre in Folge meiner Bearbeitung einer Karte von Java wahrscheinlich noch erleiden werden. Desshalb wird später eine Liste, welche die verbesserte Lage der Berggipfel enthält, mitgetheilt werden. Anm. d. V. 9 Platze visirt, wo er G. -Alimun *) heisst. Seine mächtigen Rippen (von denen ich manche üherklctterte) bestehen aus Trachyt und senken sich steil zum nördlichen Gestade der grossen Eai herab, — das an den mehrsten Stellen als schroffe Wand in's Wasser taucht, blanche dieser Hippen, ehe sie sich unter dem AVasserspiegel dem weitern Anblick entziehen, steigen an einzelnen Punkten noch ein Mal empor und bilden J^uckel, von denen ein Paar, z. B. der Gunung- Panglcseran (von lOOO' Höhe), gross genug sind, um als kleine Kegelberge für sich betrachtet zu werden. G.-Perwakti. Q Eine zweite und kleinere Kuppe der Kette, näher am G.- Salak, und zwar in West-Süd- West von diesem ist der G--Per- wakti, und eine dritte noch kleinere der G. -Undut im Süd- Westen vom vorigen. — Aber andere nur einigermassen bedeutende Kuppen gibt es im Umfange des G.-Salak nicht. **) 5. G.-Salak. © und @. Zu diesem Vulkan gehört: Salak Fig. 1. A. Topographischer Überblick. Dieser Berg erhebt sich mit einer sehr sanften Neigung in Süd- West von Buitenzorg und seine höchste Spitze, G.-Gadjah, steigt 6760 über den JNIeeresspiegel. Bis über 2ö00' hoch steigt die Cultur von Reis in Sawah's hinan, dann kommen — nur in einzelnen Gegenden bis zu einer Höhe von 3500' durch Kaffeegärten gelichtet, — die Urwälder, deren dunkles Grün nun Alles, selbst die steilsten Gipfel, überzieht. *) Aliimin heisst : Nebel, Damjjf. Es ist dies der einzige hohe Pik in diesem Theile Java's und desshalb fast immer in Wolken gehüllt. — Ich werde die Bedeutung der Namen der Berge , deren Ableitung keinem Zweifel unter- liegt , stets anführen, besonders , wenn sie die eine oder andere Eigenschaft aus- drücken , die ein wirkliches Kennzeichen des Berges ausmacht , der davon seinen Namen erhalten hat. — Ich verdanke diese Andeutungen denselben Herren , die mir auch ihren Beistand zu einer richtigem Sclireibweise der in- ländischen Namen verliehen haben. **) Auf der Karte von Kaffles (und wiederholt auf der von VAN DE Velde und LE C'lkkcq) findet man in bedeutender Entfernung westlich des G.-Salak in derjenigen Gegend, wo , doch etwas mehr nach "NA'^esteij hin, in der That der G. -Bongkok emporsteigt, — einen Kegclberg ,,Gagak" hingezeichnet, und auf der mineralogischen Karte ist hierzu noch geschrieben: ,,theilweise noch thäti- ger Krater." Allein ein solcher Kegelberg und Krater besteht in der Wirklich- keit gar nicht. Sollte vielleicht hiermit der G.-Gadjah (Gadjah [= Elephant], war früher von mir irrthümlich Gajak geschrieben worden,) gemeint sein? näm- lich einer der Gipfel des G. - Salak und die an seinem westlichen Fuss gelegene Solfatara. — Salak heisst die Birnförmige, feingeschuppte Frucht der Salacca cdulis Grtn. 10 Auf den ersten Blick nämlich scheint der Scheitel des G.-Salak aus mehren IJcrjE^en zu bestehen. Unter diesen unterscheidet man besonders drei, den G.-Salak, Gadjah und Tjiapus, die, in einem Dreieck zu einander gestellt, wie hohe Gebirgspfeiler oder Zacken weit in das Land Inneinschauen , aber nichts weiter sind , als hohe Punkte einer inid derselben fast kreisförmig gedrehten Uergfirste, nämlich der alten Kratermauer des Vulkans. — Überall unbeklinmi- bar und an vielen Stellen senkrecht stürzt sich ihre innere Wand hinab und umschreibt einen Abgrund, der oben kesseiförmig ge- schlossen ist, tiefer unten aber in der Eichtung nach Norden sich in eine sehr grosse Kluft (die Djurang-Tjiapus) verlängert, welche den zusammengelaufenen und zu einem Bach ,,Tji-Apus"^ vereinig- ten Wässern einen Abfluss gestattet. Die ganze Gebirgsmasse er- scheint dadurch wie in zwei Hälften gespalten und eben diese Ge- birgsspalte ist es, durch welche man von Buitenzorg in das düstre, walderfüllte Innere des Schlundes hineinsieht. Doch keine Spur vulkanischer Thätigkeit vermag man mein- in diesem alten Krater zu erkennen, und vielmehr an dem äussern westlichen Abhänge des Gebirges, fern von diesem alten Krater, findet sich noch, von üp- piger Waldung eng umgeben, eine Solfatara mit zahlreichen kleinen Spalten und Öffnungen des Bodens , denen Schwefligsaure Dämpfe entzischen. Diese Solfatara, -welche mitten zwischen Urwäldern auf der Westseite des G.-Salak liegt, in der Richtung nach dem G.-Perwakti zu, — ist als derjenige Krater, welcher Batavia am nächsten liegt, seitdem von mehren Reisenden besucht Avorden. Sie bietet in allen ihren Erscheinungen nichts Abweichendes mit den vielen andern Kratern dieser Art, Avelche Java besitzt, z. B. die Krater im Dieng — die Kawah-^Ianuk, — die Kawah- Wajang, — mehre am Ge- hänge des G.-Tangkiiban prau, — des Lubu radja auf Sumatra, des G.-Wilis u. a., und Avelche allein nach Verschiedenheit ihrer höhern, trocknen Lage an steilen Gehängen, oder ihres Reichthums an atmosphärischem AVasser, welches fortwährend zuströmt, wenn sie in einer Vertiefung liegen , — einige Abweichung in äusserer phy- siognomischer Gestaltung erhalten, — erstere: Gasförmige Schwef- lige Säure, — trockner durchwühlter Boden, — Sclnvefelkrystalle und besonders Überzug von sublimirtem Schwefel an den Offnungen ; — letztere: Schwefelwasserstoffgas, — erwärmte Wässer, die ent- weder etwas freie Schwefelsäure enthalten, oder Schwefelsaure Thonerde in Auflösung (Alaun) — brodelnde Wassertümpel, — heisse Schlammpfützen aus (grauer) Thonerde mit etwas Schwefel- gehalt, — kleine Schlammvulkane, feinster Schlammboden, in den man einsinkt ; — während die gelblich-bleiche Färbung der kahlen Stellen mitten zwischen üppigstem Waldgrün, wovon kaum einige der am nächsten stehenden Bäume verdorrt sind, und verwitterte, gebleichte, in sich selbst zerfallende Felsen, (zuweilen auch die Bildung von Federalaun,) beiden gemein sind. Eine hinlänglich genaue Vorstellung von der Gestalt des G.- M Salak gcAvährt das hier beigefügte Profil Salak Figur 1. — Es zeigt den Berg, so wie er von Buitenzorg aus, in Süd-West erscheint. — ^lan sieht von da in seinen alten , Walderfüllten Krater hinein, der sich in die Djurang-Tjiapus verlängert. Auf seiner westlichen AYand malt sich das Profil der östlichen Berghälfte im scharf be- gi-änzten Schatten, den die Alorgensonne wirft. — Seine drei Hör- ner (G.- Salak, Gadjah luid Tjiapus) blicken schon durch die Strahlen der Sonne vergoldet auf Buitenzorg herab, wenn das Tief- land des Alorgens noch im Schatten liegt. B. Geschichte seiner Eruptionen. 1699, in der Nacht vom 4. zum 5. Januar, ereignete sich der einzige bekannte Ausbruch dieses Vulkans.*) Die Erderschütte- rungen, womit er begleitet ging, wurden gleichzeitig zu Batavia, Bantam und in dem südlichen Theile von Sumatra (den Lampongs) verspürt und waren so heftig, dass m Batavia, in einer Entfernung von 40 Alinuten vom Berge, nur wenige Häuser und Alauern ohne Risse blieben, während durch den völligen Umsturz von 20 Häusern und 21 Scheunen 2S Alenschen um's Leben kamen, und eine grosse Anzahl verwundet wurde. Alan sah gewaltige Blitz- oder Feuer- strahlen durch die Lüfte fahren, von starken Schlägen, wie vom Abfeuern grosser Kanonen, gefolgt. — Die Alenge von "sailkanischem Schlamm und Sand, Avelche bei dieser Gelegenheit ausgeworfen wurde, war so gross, dass mehre Flüsse dadurch in ihrem Laufe ge- hemmt wurden und verheerende Lberströmungen erzeugten. Be- sonders die Alündung des sogenannten grossen Flusses wurde durch die ausgeführten Auswurfsstoffe fast gänzlich verstopft. — Dass sich, diese Eruption aus dem, von mir so genannten alten Krater des G. -Salak ereignete, (der sich furchtbar tief zwischen den oben ge- nannten, durch nur Avenig niedrigere, schmale Aerbindungsjöche unter einander zusammenhängenden vier Kuppen herabsenkt, und abwärts zur Tjiapuskluft wird, — ) ist keinem Zweifel unterworfen, obgleich dieser Krater nun ganz erloschen daliegt, und von den düstersten Wäldern beschattet wii-d. Es ist dieser Ausbruch, dem heftige Erdbeben vorausgingen und begleiteten **) , Avelcher das Aleiste und in kürzester Zeit zur Verschlammung der Flüsse beigetragen hat, die sich bei ]iatavia in die Java'sche See ergiessen, — imd namentlich war der s. g. grosse Fluss seit der Zeit durch eine Sandbank verstopft. — Die Schlamm- massen übrigens, welche diese Flüsse abführten, und worin eine Menge losgerissener Baumstämme, nebst Cadavern von zahmen und wilden Thieren mit fortgerissen wurden , worunter auch Krokodille und Fische waren, denen die fremden Bestandtheile, womit das Wasser geschwängert war, den Tod gaben, — diese Massen müssen *) Verhandel. van hrt Bafav. Gcnnotsch. v. K. e. W. t. 2. paff. 55. **) Man will nicht weniger als 2Ub Stusse gefühlt haben. 12 durch die zahlreichen Einstürze (Bergschlipfe) , welche sich durch (Ue Erdbchen, laut des Berichtes (13atav. Yerhandl. a. a. ().) an den hohen Erdufern der Flüsse ereigneten , sehr vermehrt worden sein, so dass nicht alle diese, mit dem Wasser zu Schlanmi vermengten Materien vulkanische Auswurfsstoffe waren. — Schon dadurch allein können die grössten Lberströmungen hervorgebracht sein, wenn das AVasser durch diese Einstürze gehemmt, — aufgestaut wurde , — und dann plötzlich durchbrach. C. Besuch von Reisenden. 1831, den 22. Juli wurde der Berg von H. Macklot, P. Kort- hals, S. ]MÜLLER und VAN OoRT bcsucht , wie schon einige Jahre früher von C. G. C. Reinavardt, doch hat keiner dieser Herren eine Beschreibung seiner Wahrnehmungen veröffentlicht. Ihre Namen sind auf dem Gadjah- Gipfel in einem alten Baumstamm eingeschnitten und bieten der Vergänglichkeit Trotz. 1838, im Monat October erkletterte ich den ]3erg seinem östlichen Abhänge entlang und begab mich von Tjikorajut über den eigentlichen G.-8alak nach dem Gipfel G. -Gadjah. *) 1838, im Monat November wurde die westliche Solfatara des G. - Salak von einer Gesellschaft Avissenschaftlicher Reisenden aus l^atavia besucht und im 1 . Jahrgange der unten erwähnten Zeit- sclurift II. p. 495 etc. anonym beschrieben. D. Umgestaltungen des Vulkans. Es scheint keinem Zweifel unterworfen zu sein , dass der Aus- bruch von 1699, dessen Wuth sich besonders nach Norden hin äus- serte, aus der sogenannten Djurang-Tjiapus Statt fand, die nach dieser Seite hin offen steht und sich in ihren höchsten Gegenden zwischen den drei Kuppen ganz wie ein kesseiförmiger Krater ver- hält. — Vielleicht wurde in der genannten grossen Eruption diese Kluft, diese seitliche Kraterspalte , erst gebildet , oder wenigstens vergrössert, an der Stelle einer frühern kleinern Öffnung, wovon der Berggipfel durchbohrt war , der vor diesem Ausbruch vielleicht einen viel höheren, kegelförmigen Dom bildete. — Seit dieser Zeit aber, bis jetzt (1842) scheint der Berg, ausser den Fortschritten der Vegetation, während des Zeitalters von 143 Jahren keine A'erän- derungen erlitten zu haben ; alle seine Gipfel und Thalsohlen sind mit dichter Waldung bedeckt, und keine Fumarolen sieht man mehr in dem alten Krater dampfen. Die Solfatara an dem westlichen Abhänge des Berges datirt ihre Entstehung wahrscheinlich seit diesem Ausbruche , und sie ist *) Ich beschrieb diesen Zug in der : Tijdschr. voor Nederl. Indie I. II. j3. 486— 507 {Batav. 1S39.) 13 es, nebst noch einer Solfatara, die etwa 4 englische Meilen süd- südwestlich von ersterer entfernt liegen soll, in welcher sich die einzigen noch übrigen Wirkungen des alten Vulkans, in Entwicke- lung schweflig-saui-pr Dämpfe, offenbaren. Gewaltsame Ausbrüche haben aus diesen Solfataren, so viel bekannt, nie Statt gefunden. 6. G.-Panggerango (und G.-Mandala wangi). 0 A. Topographischer Überblick. Dieser nächste Nachbar des G. -Salak in Osten bildet in Ver- einigung mit deniG.-Gede emen zusammengesetzten Kegelberg, als welcher er einer der grössten und umfimgreichsten der Insel ist imd am besten mit dem Namen G. -Gede im weit er n Sinne be- zeichnet wird. Dem G. -Tengger- Gebirge ist er an Ausdehnung ziemlich gleich. — Er erhebt sich im Süd-Ost von Jjuitenzorg in der fast doppelten Entfernung des G. -Salak, aber nur der G.-Pang- gerango und der G.-]Mandala wangi sind von diesem Orte sichtbar, nicht der G.-Gede im engern Sinne. — Die höchste Kuppe G.- Mandala wangi (der Südostrand), erhebt sich 9326' über den Meeres- spiegel. Bis zu einer Höhe von 3000 findet man am ,, Grossen -Ge- birge"*) noch Dörfer und Felder, tmd viel höher, als am G. -Salak ziehen sich die KafFeegärten durch die Urwälder hinan, deren Gränze daher in einigen Gegenden bis 3500, in andern bis 4000 und selbst auf mehren breiten Rücken bis nahe zu 5000' hoch hinaufgeschoben ist , und die sich nur in einzelnen Gegenden , be- sonders in Klüften, tiefer als bis zur Zone von 3000' herabzieht. Dem Gebirge vorgelagert in Norden, liegt die waldige Gebirgs- kette des ]SIegamendung, **) die erst in der Richtung von Nord- West nach Süd -Ost verläuft, sich aber an dem Punkte, wo die Post- strasse darüber fuhrt, fiist rechtwinklig umbiegt, um sich unter dem Namen Geger- Bentang in der Richtung von Nord-Nord-Ost nach Süd- Sud- West, immer höher emporsteigend, fortzusetzen und direkt in einen Längenrücken des G.-Mandala wangi überzugehen. Auf diese Art wird durch den G.-Panggerango in Süden, denGeger- Eentang in Osten , den Megamendung in Nord-Osten und Norden das herrliche verflachte Hochland von Tjiserua (2500) umschlossen, wo sich (bei Sampai" 3000) die höchsten Zuckerrohrpflanzungen dieser Insel befinden. — Zieht man in einer Höhe von 3000 bis 3500' eine Linie kreisförmig um das ganze Gebirge (den G.-Gede im weitern Sinne), so erhält man die mittlere Gränze der Kaffee- gärten und trifft auf wirklich daselbst gebahnte Wege, auf denen *) Gede bezeichnet nichts anderes als : g i- o s s. **) Mega = Wolken, hendung (in der Zusammensetzung mendung,)_ stauen, aufhalten; Megamendung = Wolkenstauer. Anm. d. Übers. u die Culturbcamtcn (Coiitroleure, Culturinspecteure und Residenten) ihre Tournees ablegen, und durch welche die 1 7 Pasanggrahan's des Gebirges mit einander verbunden sind. — Unterhalb dieser Linie liegt (las bebaute und bewohnte Land und über derselben sind die menschenleeren Wälder. Es scheint der G.-Gede (im weitem Sinne) bereits ursprüng- lich bei seinem ersten Entstehen von zwei Kraterschlünden durch- bohrt gewesen zu sein , die man jetzt noch deutlich unterscheiden kann. Ihre Eänder hängen mit einander durch einen sattelförmig ausgeschweiften Rücken zusammen , Pasir- Alang genannt, Avelcher der liöchste Verbindungsrückcn zwischen zwei Vulkanen auf die- ser Insel ist und eine ^Nleereshöhc von 7S70 par. Fuss hat. Auf den nordwestlichsten dieser Schlünde oder vulkanischen Öffnungen , nämlich auf den G.-Panggerango, Averfen wir nun zuerst unsern Blick. — Er ist bei Weitem der grösste und wird um- schlossen von zwei halbkreisförmig gedrehten Bergfirsten, — näm- lich Kratermauern — von denen die südliche Gr.-Sela*j und die nördliche G.-Panggerango genannt wird. Ihre senkrechten innern Abstürze stehen einander gegenüber, während ihre äussern Neigun- gen, wie die aller Kegelberge, in Längenrücken gespalten sind, welche , so wie sie sich dem Abhang entlang abwärts begeben , sich auch immer mehr von einander entfernen und die also , wenn man alle Rippen rings um den ganzen Berg mit einander vergleicht, eine divergirende Richtung haben. Denkt man sich diese Rücken nach innen und oben fortgesetzt, so treffen sie, wie die Strahlen eines Regenschirmes, in einem idealen ^littelininkte zusammen, welcher genau dem Centrum des vorhandenen Kraters entspricht. — Die Längenrippen der nördlichen Kratermauer (des G. - Panggerango) erstrecken sich, immer tiefer sich senkend, weit nach West-Xord- West und laufen denen des G.-Salak entgegen, mit welchen sie sich zu einem flachen Zwischenrücken verbinden, dessen geringe Meeres- höhe von bloss 1630' (nördlich von Desa-Tjitjurukj ihn als den nie- drigsten Bergsattel zwischen zwei Vulkanen auf der ganzen Insel bezeichnet. — Die beiden Kratermauern sind jedoch nicht ganz ge- schlossen, sondern im Süd -West vom Centrum des Kraters von einer Spalte durchbrochen, welche daselbst eine senkrechte Tiefe von 700' hat und die tiefste des ganzen Gebirges ist. Das Bächlein Tji-Kuripan , Avelches ohne diesen Abzug innerhalb des Kessels zu einem See anschwellen würde, strömt durch sie hinaus. Auch ist der Kessel , den wir den (alten) Krater des G.-Panggerango nennen wollen, keineswegs leer, sondern er ist zum Theil ausge- füllt von einem gigantischen Eruptionskegel, der unmittelbar am innern Fusse der Kratennauer anfängt, sich zu erheben und maje- stätisch hehr in die Lüfte emporzusteigen, um hoch aus den Wolken *) Sie wird auch Gunung - Rompang genannt ; um aber eine Verwechselung mit dem Felsen G. -Rompang im Krater des G.-Gede zu vermeiden , ziehen wü- den Namen Sela vor. 13 auf die alte Kratermauer herabzusehen. Er bildet einen steilen und regelmässigen Kegel, wovon nur die höchste Spitze quer abgestutzt erscheint. Die beiden Kratermauern G.-Sela und G.-Panggerango umzingeln ihn jedoch nicht ganz, sondern schliessen sich semem Abhänge in einer Höhe von llOO' unter seinem Gipfel seitlich an , die eine in Norden , die andere in Süden , so dass der grösste Theil von seinem östlichen Gehänge unumschlossen bleibt. Er brach also nicht im Centrum des Kraters hervor, sondern in der Nähe des östlichen Theiles der ]Mauer und erinnert an den neuen Eruptionsschlund desG.-Gedc, der sich auch nicht in der Mitte des Kraters, sondern dicht am Fuss der Kratermauer befindet. — Der höchste südöstliche Punkt seines abgestutzten Gipfels ist 932G' hoch, also 1176' höher, als seine nordwestliche Kratermauer G.- Panggerango. Der Name dieses schönen majestätischen Kegelber- ges ist G.-IVIandala wangi. *) Der Durchmesser des Kraters, aus welchem er aufsteigt , beträgt an dem obersten Rande von Norden nach Süden — zwischen dem G.-Panggerango und dem G.-Sela, — 1V> JNIinute (oder ungefähr So 00), während der Durchmesser sei- nes Gipfels 1100 ist. Sowohl der Krater als sein Kegelberg sind mit ununterbroche- ner düsterer Waldimg bedeckt, die sich bis tief herab in den Kessel erstreckt, wo die Kluft' des Tji-Kuripan hervorbricht, und dort ist es, wo, noch nie von ]Mensclienlärm gestört, die zahlreichsten Rhi- nozerosse hausen. — Nur die concav-vertiefte ]Mitte des Gipfels vom Ausbruchskegel ist kahl und enthält die Quelle des Tji - Kuripan, merkwürdig als die höchste der Insel .Java , deren AVasser durch die Betten der Bäche Tji-Kuripan, Tji-elang, Tji-Djati, Tji--\[andiri in der Wijnkoopsbai sich mit dem Ocean vereinigt. Der Krater des G.-Panggerango ist der dritte auf Java der Grösse nach und wird hierin nur vom G. -Dieng und Tengger übertroffen, — der Erup- tionskegel aber, der an seiner Ostecke aufgestiegen, (G.-^Iandala wangi,) ist der grösste von allen. — Der lange Hals, — ich meine das ungeheure Spaltenthal, worin der Tji-Kuripan fliesst, imd in Avelches sich der Krater auf der Westseite fortsetzt, — • ist dem nord- östlichen Spaltenthale des G. -Tengger analog, — erinnert an die tiefen, seitlichen Kehlen der Erhebungskrater, und unterscheidet sich schon durch den ersten Blick aui" die Karte von den Bach- Idüften gewöhnlicher Art. *) "Wahrscheinlich von Mandala=Umfang, Umkreis (Sanscrit) und ■v\'angi=wohI- riechend. Die Bewohner vonTjipanas, denen der G.-Panggerango nicht sichtbar ist, geben diesen Namen irrthümlich dem G.-Mandala wangi. Die Bewohner einer viel grössern Anzahl Dörfer des nördlichen und nordwestlichen Abhanges, welche beide Berge zugleich sehen können , nennen aber den nördlichen halb- kreisförmigen Bergrücken, dessen Rand sich, von ferne gesehen, Avie eine Berg- kette ausnimmt, G.-Panggerango, — wÜlu-end sie den Kegelberg G. - Mandala wangi nennen. Ihre r Beneunungsweise folgend, habe ich mich der Stimmen- mehrheit unter w orfen. 16 B. Geschichte seiner Eruptionen. Diese ist gänzlich unbekannt. — Jede Spur vulkanischer Wir- kung ist erloschen , keine Fumarole dampft , keine Avarnie Quelle sprudelt mehr, und schon seit mehr als drei Jahrhunderten scheinen die Leptospermum - und Agapeteswäldchen des Gipfels ungestört geblüht zu haben, während sich fussdicke INIoospolster um ihre knorrigen Stämme bildeten. Vergebens blieben daher auch alle meine Bemühungen und all mein Forschen nach Sagen, die sich im Munde des Volkes über diesen Berg möchten erhalten haben. C. Besuch von Reisenden. 1839, den 1. April bestieg ich den Gipfel des G.-Mandala wangi zum ersten INIal in Gesellschaft des Dr. E. A. Forsten, der später seine Nachforschungen auf IMenado fortsetzte. Die liebliche ISIorgensonne, die sich hinter den Urwäldern des G.-^Iegamendung erhob, verbreitete ihr Licht auf unsern Pfaden und machte in unsrer Seele muthige Reiselust und Hoffnung lebendig, als wir von Bödjong keton kommend, den nordnordwestlichen Abhang des G.- Panggerango entlang hinaufkletterten. Leider verirrte sich aber dieser eifrige Zoolog des Nachndttags in Verfolgung einiger Tiger- katzen und konnte zu meiner Betrübniss den Gipfel nicht erreichen. Die Nacht sank mit ihren bleichen Nebeln und Fiebern auf ihn herab und nöthigte den gefährlich Erkrankten am andern INIorgen zur Rückkehr nach semer Residenz. Ich musste meinen Streifzug allein fortsetzen imd verfolgte meinen Weg über den schmalen Rücken des G.-Panggerango, bis an den Fuss des höchst gelegenen Kegels — G. - ^landala wangi , an dessen Krone ich in die Höhe kletterte. So betrat denn mein einsamer Fuss zuerst einen Gii^fel, den vorher, nach der Versicherung der Javanen, welche Gespenster- furcht davon zurückhielt, noch kein Sterblicher besucht hatte. — Auch fand ich keine Spur eines menschlichen Treibens und wand mich mühsam auf Rhinocerospfaden durch das tief überhängende Blättergewölbe des Gesträuches. So gelangte ich durch die Wal- dung zu einem kahlen Grund in der Mitte des Gipfels, wo ein Rhüioceros am Bache lag, und ein anderes am Rande des Wäld- chens weidete. Schnaubend flogen sie auf und davon ! Diese kolos- salen Thiere {Badak der Sundajiesen) nebst der kleinen Tigerkatze {Felis minutä) waren die einzigen vierfüssigen Thiere, deren Spuren während meines viertägigen Aufenthaltes auf der hohen Krone ge- sehen Avurden. — Die kleine Centralfläche ist oval, sanft vertieft \ind senkt sich allmählig nach Süd- West hinab, wo eine schmale Fel- senkluft den Rand des Gipfels durchbricht ; dort rieselt das Bächlein hinab. — Im Schatten der Wäldchen, welche diese Fläche umgeben 17 und in einer scharfbegränzten Linie von ihr geschieden sind , fun- kelten die prachtvollen Blumenbüsche einer Primula, welche ge- wiss eine der grössten botanischen Seltenheiten und pflanzengeo- graphischen iNIerkAvürdigkeiten ist. — Auf Java wenigstens ist der Gipfel des G.-Mandala wangi der einzige Ort, wo sie wächst, und ausser Java hat sie noch kein jNIensch auf der Welt gefunden. — Ich nannte sie Primula imperialis. Sie wurde später als ein neues Geschlecht anerkannt und beschrieben unter dem Namen Can- hrienia chrysantha de Vriess (viel. Plant. Jungk. Leycl. 1851. I. p. S6). *) 1839, den 24. Juli, wurde der Gipfel abermals, demselben nordAvestlichen Abhänge entlang, von mir bestiegen; diesmal hatte ich mich der Anwesenheit eines Reisegenossen zu erfreuen, nämlich des Herrn A. Kinder, welcher mich begleitete. Nach einem Aufenthalt von sieben Tagen auf der höchsten Krone, ver- folgten wir unsern Weg über den Pasir- Alang, über den Kraterrand des G. - Gede und durch die Alun - Fläche nach dem G. - Gemuru, von wo wir am 3. August der südAvestlichen Seite des Gede -Ge- birges entlang nach Tjibunar hinabstiegen. Hatte bei meinem er- sten l]esuch , im jNlonat April , ein ungemein feuchtes , nebeliges, staub-rcgnerisches Wetter geherrscht, — war damals die Tempera- tur der Luft nie unter 45^ F. gesunken, — so fand ich jetzt die Luft so ungemein trocken und hell, dass wir nach jeder windstillen und hellen Nacht das kleine, offen liegende, (durch keine Bäume be- schattete) Centralplateau mit Reif und Eis bedeckt sahen , welches sich in Folge einer besonders starken Ausstrahlung der Wärme ge- bildet hatte, — und dass das Wasser in freistehenden Näpfen (Kawali's) 3 Zoll dick darin gefroren war. Ln Innern der Wälder unter dem Laubdache der Bäume zeigte sich nie auch nur eine Spur von Reif und die stabile Temperatur des Bodens 2' unter seiner Oberfläche blieb unverändert 50" F. 1839, den 9 . November, bestieg ich zum dritten Male das Gebirge und begab mich in Gesellschaft des Herrn Vermeulen und des Grafen E. von Bentheim-Tecki,enburg-Rheda der Südwest- seite des Gebirges entlang von Tjibunar aus nach dem G. -Gemuru, von wo aus ich den lOten meinen Weg allein über die Kratermauer des G.-Gt'de nach dem Gipfel des G.-JNIandala wangi fortsetzte, von welchem letztern ich am 1 1 tcn nach Bödjongketon an den nordnord- westlichen Abhang hinabstieg. 1842, imMonatJuli, nach meiner Rückkehr aus den Bat' taländern auf Sumatra, erstieg ich zum vierten Älal den Gipfel und *) Ich beschrieb sie in der Tijdschr. voor Kai. Gesch. enj)hi/s. Lci/d. TT/. T^IO. — Es kommt mir unmöglich vor, dass diese seltene und herrliche Pflanze von den Herren Kühl und vax Hasselt unbemerkt geblieben sein sollte, wenn sie diesen Gipfel des G. -Gede erstiegen hätten. (Vergl. L. HoR- NER : Over de gesteldheid van hei gebergte G'edch in den Verhand. van het Bat, Oenootsch. t. XVII.) Jiingliulm, Juva II. 2 18 hielt mich 1 0 Tage daselbst auf. Diesmal stieg ich auf dem nord- östlichen Abhang empor und nahm zu meinem Ausgangspunkt die Villa Tjipanas, den ,,Buitenplaats" Sr. Excellenz des General- Gouverneurs. — Die schönen kleinen Leptospermum - und Aga- petes-Wäldchen mit ihrem eigenthümlichen Blätterdache , welches sich in Form eines Schirmes ausbreitet, lagen auf dem Gipfel des G.-Mandala wangi zum grossen Theile schon niedergefällt. An der Stelle der Wälder, die man jungfräuliche hätte nennen können, als ich sie vor drei Jahren zuerst betrat, waren Erdbeeren und Blumen- kohl gepflanzt, ja sogar europäische Eruchtbäume wurden daselbst gresehen ! D. Umgestaltungen des Berges. Obgleich sich keine Sage von irgend einem Ausbruch des G.- Panggerango erhalten hat, so bcAveist doch die Untersuchung des Gebirges, dass er dergleichen sehr heftige erlitten haben muss. Namentlich scheint die Katastrophe, in welcher sich die grosse südwestliche Kraterspalte bildete, sehr zerstörend, und die Wir- kung des Kraters vorzugsweise nach West -Süd -West gerichtet o-ewesen zu sein, wo die Kratermauer am niedrigsten ist. Diese Vermuthung wird durch den merkwürdigen Umstand noch mehr bekräftigt , dass die ganze westliche Hälfte des Berges von Nagrok und Pasir-Datar bis Tanggil hin, — an Ausdehnung gleich der Ge- gend von Pondokgede bis aufdenG.-Megamendung — völlig men- schenleer und unbewohnt ist; keinen Kaffeegarten, kein Dörfchen, keine Hütte sieht man da, in Abständen, halbe Tage- reisen weit, und die Wälder ziehen sich fort bis Tjitjuruk, zu einer Tiefe von 1 6 1 o' herab. — Auch zeigen die Berggehänge dort zwi- schen den Klüften des Tji-Kuripan und Tji - Dani nicht mehr das Regelmässige dieser Längenrücken, — man erblickt Kuppen, die sich labyrinthisch unter einander erheben und ein stummes Zeugniss ablegen von einer gewaltsamen Zerstückelung oder Aufthürmung von Felsen- (Lava-) massen, welche einst dort Statt fand.*) Was den Eruptionskegel des G.-Panggerango, den G. -Man- dala wangi, betrifft, so ist seit meinem ersten Besuche im April 1839 durch den Hortulanus des Pflanzengartens zu Buitenzorg, ein Weg von Tjipanas aus auf den Gipfel geführt und ein Garten von europäischen Obstbäumen dort angelegt, zu dessen Pflanzung ein Stückchen AValdung von etwa 900 DFuss gefällt wurde. So klein nun dieses kahlgemachte Fleckchen auch ist , so hat es doch bereits eine merkliche Verminderung des Wassers im Centralbache des Gipfels zur Folge gehabt, welcher Bach jetzt nur noch an der tief- •) Diese Seite des G.-Panggerango , — unter allen des Gebirges die unbe- kannteste , aber auch die merkwürdigste ! — ist der Untersuchung künftiger Naturforscher vorzugsweise zu empfehlen. A. d. V. 19 sten Stelle rieselt, während ich ihn vor dieser Epoche in den ver- schiedensten Jahreszeiten (April, Juli, November), auch in seinen obern Gegenden voll von Wasser fand. — Dies ist aber auch alle Veränderung, Avelche die physische Beschaffenheit des Berges seit dem Monat April 1839 bis August 1842 erlitten hat. Sehr auffallend ist die kahle Beschaffenheit der Centralfläche des Gipfels in Vergleichung mit der üppigsten Waldung ringsum, welche sich von ihr in einer scharfbegränzten Linie trennt. Wenn diese Erscheinung zunächst auch ihre Erklärung darin findet , dass die kahle Centralfläche aus Gereibsellagen von Lava- und Bimsstein- brocken (Mapi'lli) besteht und vielleicht auch Schwefel- und Alaun- theile enthält, so ist es von der andern Seite eben so wahrschein- lich , dass früher der ganze Gii)fel aus einem solchen Boden be- stand, und dass sich die Wälder die Pflanzenerde, den Humus, in dem sie wachsen, erst selbst gebildet haben, — und also ist noch gar nicht erklärt, warum sie dies nicht auch in der Mitte thaten. — Desshalb dürfte folgende Annahme am wahrscheinlichsten sein, dass die Wälder , nachdem sie bereits gebildet waren , durch einen erneuerten Ausbruch aus dem Centrum des Kegels zerstört und in die Lüfte geworfen wurden, während sie in den Umgebungen (zur Seite des Centrums), wenn die Eruption von kurzer Dauer und nur partiell war, Avohl unbeschädigt bleiben konnten. Nach den lang- samen Fortschritten der Vegetation in dem kalten Klima von 9300', — können wohl seit dieser Zeit 150 Jahre verflossen sein und kön- nen wohl noch 150 verfliessen, ehe sich in dieser vertieften Central- fläche auf selbstbereiteter Dammerde Wälder erheben. 7. G. -Gede (im engern Sinne). '^ Hierzu gehört: Gede Fig. 1 bis 5. A. Topographischer Überblick. Der höchste Punkt vom Kraterrande des G.-G6de in Süd-Ost vom G.-Mandala wangi ist nach trigonometrischen Messungen 6500 par. Fuss vom Südostrande dieses Kegels entfernt, liegt also bei- nahe eine geographische Minute östlicher und eben so viel südlicher. Die Meereshöhe dieses Punktes beträgt 9230', also 96' weniger als die des genannten Kegels. Es stellt sich der G.-G6de dar wie ein abgestutzter, aber innen durchbohrter Kegel, dessen nördliche Hälfte fehlt, und bildet einen Circus , eine mehr als halbkreisförmige Mauer , die einen innern, über 2000' breiten Raum, nämlich den unebnen Kraterboden, um- schliesst, in Norden aber offen steht. Die äussere Seite dieser Mauer gleicht einem gewöhnlichen Bergabhange von etwa 30" Fall, die innere aber bildet eine schroffe Wand aus säulenförmig abgeson- 2* 20 dcrten Trarhythänken , welche in parallelen Scliichten auf einander gelagert liegen und zwar so, dass die untersten Scliichten die mäch- tigsten sind , und die darauf folgenden , in der Regel einige Fuss einspringend , an Mächtigkeit abnehmen , bis die oberflächlichsten — als Produkte der Jüngern Eruptionen — nur noch aus wenige Fuss dicken Gcreibsellagen bestehen. Beide Seiten (die äussere und die innere des Gunung-Gede) vereinigen sich zu einem überall schmalen und hier und da völlig scharfen liande, auf dem man rings um den Krater herumgehen kann, und dessen Avest liehe Ecke, indem sie sich tiefer senkt, ununterbrochen in den Pasir- Alang übergeht, um (wie schon oben bemerkt) dadurch in direkten Zusammenhang mit dem G.- jNIandala wangi' zu treten; denn aus seinem tiefsten Punkte in der jNIitte steigt der Pasir- Alang wieder zum G.-^[andala wangi empor. Die östliche (oder, vom Centrum aus betrachtet, nördliche) Ecke des KrateiTandes ist schroff geendet und durch einen klüftigen Zwischenraum von einer noch mehr nordwärts liegenden Felsen- masse geschieden , welche an drei Seiten von senkrechten Wänden begränzt , nui' nach Aussen (nach Nord-Ost) einem gewöhnlichen Bergabhange gleicht. Ruinen- oder Thurmartig erhebt sie sich, ein stehen gebliebenes Stück der nordösthchen jMauerhälfte. Wahr- scheinlich wurde diese letzte in einer frühem Eruption vernichtet, um emem Lavastrom Platz zu machen, welcher sich dort einen Ausweg bahnte. Er zeigt sich in der Gestalt eines Pergstriches von lOOO' Breite, welcher aus später abgesonderten, lose auf einander gebauten Felsblöcken gebildet ist und welcher mit einer sehr steilen Senkung bei Kandang badak in den äussern Abhang des Kraters übergeht. Diese fehlende nördliche Hälfte erlaubt daher dem Blicke des Beobachters, der auf deniG.-^NIandala wangi, oder einem andern hohen Pimkte steht, ungehindert das ganze Innere des Kraters zu übersehen. — Der gegenAvärtige thätige Schlund, aus dem sich noch fortwährend Dampfwolken entwickeln , liegt dicht am Fusse der Kratermauer, senkt sich in Gestalt cuies Trichters, doch hat er sich rüigsum cmen erhöhten Rand gebildet, der, wenn er fortfährt, bei erneuten Ausbrüchen erhöht zu werden, bald "VA-ieder zu einem neuen Eruptionskegel amvachsen Avird, in diesem Krater des G.- Gede, Avelcher selbst ein Eruptionskegel ist. Wir haben nämlich jetzt den G.-Gede -/mx iBnxrjv, (den Krater und seine Ringmauern an und für sich) betrachtet ; betrachten A\ir ihn aber in Beziehung zu den übrigen Gebirgsmassen , so stellt er sich dar als eingeschlossen oder e m p o r g e s c h o b e n ZAvischen dem G.-Panggerango und einer alten frühern Kratermauer, die ihn, durch nur einen schmalen Thalgrund Aon ihm getrennt, südostwärts in einem weiten Halbkreis umgiebt. Dieser Thalgrund, Alun ahm genannt , flach , kahl , mit Bimsstein bedeckt , ist der frühere Kra- terboden und dreht sich im Halbkreis rund um den Fuss des G.- Gede, AAelcher daher auf dieser Süd -Ost -Seite nicht höher als G90' hoch ist, wälu'end dieser Boden, über welchen er sich als Eruptions- 21 kegel erhob, in seiner JNIitte selbst bereits eine jNIeereshöhe von 854 O' erreicht. Nur auf zwei Seiten, an der südwestlichen und nordöstlichen senkt sich der Abhang der Kraterniauer frei und un- unterbrochen zum Fusse des Gebirges hinab. Die alte Kra'ter- mauer des G.-Gede, die ihn südostwärts umgiebt, und deren Avcstliches Ende G.-Gemuru, deren nordöstliches G.-Suuja kuning mid deren Mitte G.-Seda ratu heisst, gleicht der Form nach voll- kommen der gegenwärtigen Kratermauer des G.-Gede, mit der sie auch genau parallel -conceijtrisch verläuft, als ihre äusserste Ein- lassung ; nur ist sie viel ausgedehnter und grösser von Umfimg. Denkt man sich ihre beiden Endigungen dieses Halbkreises rund um den G.-Gede kreisförmig fortgesetzt, so erhält man den Umfang des alten (uranfänglichen) Gedekraters, der in Grösse von dem mäclitigen Schlünde des G.-Panggerango nicht mehr so bedeutend abAveicht. AVir wollen die äussere halbkreisförmige INIauer G.-Seda ratu nennen, obgleich die Sundanesen nur einen Punkt — nämlich deren mittlem Theil — also benannt haben. Die innere concave Seite dieses G.-Seda ratu, Avelche dem G.- Gede zugewendet ist , fällt daher wie eine ächte Kratermauer über- all schroff und an vielen Stellen senkrecht ab, ihr F^uss gränzt an die Ahm alun-Ebene ; — die äussere convexe aber , da sie von kei- ner dritten (noch älteren) Eingmauer mehr eingefasst ist, bildet einen gewöhnlichen IJergabhang (den Südabhang des G. - Gede im weitern Sinne) , und ist ebenso wie der G. - Panggerango in eine grosse Zahl divergirender Längerippen vertheilt, deren ,Axen, wenn man sie sich verlängert denkt, in einem idealen ^Mittelpunkte zu- sammentreffen, welcher dem Avirklichen Centrum des neuen Gedekraters genau entspricht. — Der höchste mittlere Punkt vom G.-Seda ratu ist 902S' hoch, -wird aber von der neuen Krater- mauer um 200' übertroffen. Unter den südlichen Lavaströmen (Längenrippen), welche einst über die Seda ratu-Firste herabflossen und eben dadurch noch jetzt unverkennbar diesen Rand in seiner ursprünglichen liildung als Kratermauer erkennen lassen, ist vorzüglich einer, der soge- nannte Pasir - Bogor, bemerkensAverth , da er aus aufeinander gethürmten, losen Lavablöcken besteht und sich bereits in einer Höhe von 3050 auf eine sehr auffallende Art endet, nämlich jdötzlicli, mit einem stumpfkeulenförmigen Ende. Die beiden Jjäche Tji-Gondosuli und Tji-Satong begränzen ihn, Avährend ein dritter Pach, Tji- Prijangan , mitten aus seinem keulenförmigen Ende selbst entspringt. Zunächst in Osten vor ihm liegt der Rücken, der den Pasanggrahan-Peser trägt. Zur richtigen Deutung des geologischen Baues ist dieKenntniss der Topographie , als erste Grundlage , vielleicht l)ei den Vulkanen noch unentbehrlicher, als bei den ne])tunischen Gebirgen; — dess- halb lasse ich hier eine Anzahl l^roülansichten des Gebii-ges luid eine Karte der hohen Gegenden folgen, welche ich von dem G.- 22 Göde im ausgedehnten Sinne entworfen. Eine Karte , die nur den Krater des G. -Gede darstellt, die aber für das Gebirge als Ganzes nichts Charakteristisches hat, ist schon durch Dr. S. Müller geliefert Avorden. (Siehe die ,, Verhandeimg en der Natuurkundigen Kommissie. Fol. II.) Ich habe mich bemüht, bei den Profilzeichnungen auch die kleinsten Unebenheiten gewissenhaft nachzuahmen, welche sich am Eande des Gebüges dem Auge darbieten. Gede Fig. 1. Ansicht der beiden G. -Göde undG. -Salak Tmit dem Vorgebirge G.-^NIegamendung) aus grosser Ferne, von der Khede von Batavia gesehen. — Dort kennt man sie unter dem Na- men der blauen Berge; — ihr 1630' hoher Zwischensattel erhebt sich kaum über den Horizont. — Gede Fig. 2. Das Gebirge, vom Pasanggrahan-Tjibunar gesehen, welcher auf dem Westfusse des Gunung-Gede liegt, also beinahe auf der entgegengesetzten Seite als Tjipanas. — Diese Ansicht ist besonders instructiv für die Seitenrippen des Gebirges, die es nebst ihren Zwischenklüften sämmtlich darstellt. Auf einer derselben erblickt man den Pfad, der von Tjibunar durch das Alunthal auf die Kuppe Gunung- Gemuru führt. — Auch erkennt man einen Theil von der innern (nördlichen) Kraterwand des Gunung - Panggerango. — Gede Fig. 3. Ansicht der beiden Kratermauern des G. - Panggerango, nebst seinem Eruptionskegel, aufgenommen vom G.-Gemuru (der w^estlichen Ecke des halbkreisförmigen G. -Seda ratu). — Gede Fig. 4. Stellt einen Theil vom Westfusse des G. -Panggerango dar und zeigt wie der Zwischensattel zwischen dem G. - Salak und G. -Panggerango, in welchem die Füsse beider Vulkane flach zusammenschmelzen, — grösstentheils aus nur einer einzigen er- weiterten Rippe (altem Lavastrome,) gebildet wird, die sich im Zwi- schenrücken ausbreitet und deren platte Oberfläche nur von kleinen, aber tiefen Erosionsklüften, (wie von Spalten nach einem Erdbeben?) durchzogen ist. — Gesehen vom Pasanggrahan-Tjikorajut, 670' über dem Zwischensattel. Gede Fig. 5. Die Karte des G. -Gede, wovon jedoch hier nur die obem Regionen mitgetheilt werden können. Der G. - jMan- dala wangi - Gipfel war bei allen Peilungen , die zur Erlangung der verschiedenen Positionen auf der Karte vorgenommen wurden, stets das Hauptsignal ; ich konnte natürlich nur nach der linken oder rechten Ecke desselben visiren : da dieser Rand aber ziemlich kreis- (.,■,/,/■■„/„:■/- U jlTI f,n//' l'iffiir H, ,; ShllrirJ« """'#' ^..^'>^ f/ff/f Fif/iir-'J. x -%. *■'•«, «/•»"'/! €. Mftntfftiu waitffi . /h/imiff ffr.* (f f/r'f/f' (frr// Fü/ffr-'/. //im \ ff//in Gecle Fi^\ 5. ^m .i"| tBSIP" ,»«'° T. *"■'!' GcmIp Fi;;-. .'>. ^'*'''n,,„„ # ;,f""" Tl.,l„ .U^«^^ (. s,.,i., ,T .hil/in/.il/i/ -'^ / ■0^^ t . ■^ *J ■•'^ *v ''^ i: IM,,,,,. 23 nind ist und sein Durchmesser (ä 1000 par. Fuss) nachher gemes- sen wurde, so wurden alle Peilungen auf seinen Mittelpunkt re- ducirt. Was die äussere Physiognomie des Vulkans und seines Kra- ters, seine Gestalt, die Farbe, in welcher er erscheint, anbetrifft, so habe ich eine pittoreske Ansicht davon entworfen, die, hoffentlich besser als eine Beschreibung, den Leser in Stand zu setzen vermag, sich eine getreue Idee dieses Feuerberges zu machen. Ich glaube daher auf die Tafel: Gunung-Gede, welche zu einem andern Theile dieses Werkes gehört, verweisen zu dürfen. Nicht leicht kann man einen geeigneteren Standpunkt zur Abbildung des G.- Gede finden, als den südöstlichen Rand des G.-Mandala wangi, von Avo aus diese Ansicht entworfen ist, und von wo man nicht nur den Berg in seinem Ganzen übersieht , wie er sich daselbst — als eine kegelförmige Insel — über die Wolken erhebt ; sondern auch seine Augen unbehindert in das Innerste des Kraters senken kann, welcher gerade in dieser Richtung wie ein breites Amphitheater offen steht. Das Gede-Gebirge ist in Bezug auf seinen typischen Bau einer besonderen Beschreibung ganz besonders werth, da daselbst s. g. Erhebungs-Krater, riesenhafte Eruptionskegel , noch thätige Aus- bruchschlünde und doppelte concentrische Ringmauern, alle in einem so kleinen Umkreis vorgefunden werden. Eine solche aus- führliche Beschreibung des G.-Gede und seiner Pflanzenbekleidung — sowohl der fruchtbaren Landstriche, in denen sich sein Fuss aus- breitet, als auch der einzelnen Berge, aus welchen seine höheren Zonen bestehen — G.-Megamendung, G.-Panggerango, G.-Man- dala wangi, G.-Gede, G.-Seda ratu — habe ich zu entwerfen ge- sucht und unter dem Titel: Streifzüge durch die Waldgebirge G.- Pangerango, G.-Mandala wangi und G.-G6de*) veröffentlicht. B. Geschichte der Eruptionen. 1747 und 1748 erlitt er heftige, zerstörende Eruptionen.**) 1 7G1 geschah ein kleiner Ausbruch, durch welchen bloss geringe Quantitäten Asche ausgeworfen wurden. ***) 1832, am 29. August erneuerte der Vulkan seine Thätigkeit, nachdem er während 71 Jahren nichts von sich hatte hören lassen. An diesem Tage entstiegen dicke Rauchmassen dem Krater und stiegen so hoch, dass sie sogar zu Buitenzorg gesehen wurden. Hier fiel zwischen 1 1 und 1 2 Uhr ein heftiger Aschenregen ; — die *) Siehe : Reisen durch die Insel Java, Magdeburg 1845 ; Seite 412 - 496. ••) Verhandl. van hetBatav. Genooisch. v. K. en W. t. II. p. 374. •) Verhandl. Batav, Gen. I. ,,Jakatra^' pag. 17. — Vergl. Horsfield „üssay'' ibid. VIII. . •••\ 24 Asche flog bis nach Batavia, wo sie sehr fein und schwärzlich war. (Java'scher Courant vom 30. August 1832 und, daraus ent- lehnt: Indisch Magazijn Batavia. 1S45. J aar gang II. Nr. U und 12.) 1840, vom 12. November bis 11. December fanden mehrmals wiederholte heftige Ausbrüche Statt, welche ausführlich von einem Augenzeugen, dem Herrn i. K. Hasskakl, *) beschrie- ben worden sind. Die erste Eruption kündigte sich Nachts um 3 Uhr am 12. Nov. ganz unerwartet an; sie gab sich durch hefti- ges Getöse und Beben der Erde zu erkennen, und zeigte sich durch eine Feuersäule an, welche sich scheinbar 150 über den Kraterrand erhob. Es wurde eine grosse Zahl glühender Steine aus dem Kra- ter herausgeschleudert und eine sch^varze Rauchsäule wirbelte hoch in die Luft, worauf zu Ijuitenzorg ein Aschenregen bemerkt wurde. Es scheint mir wahrscheinlich, dass, wie ich auch bei dem G.-La- mongan und G.-Semeru angemerkt habe, diese Feuersäule auch hier keine eigentliche Flamme gewesen ist, sondern durch den glühenden feinen Sand verursacht wurde — die vulkanische Asche, die gewiss in noch viel grösserer ^lenge, als die glühenden Steine, ausgeworfen wiude und so wie dieselbe höher m die Luft hinaufgetrieben wor- den, immer mehr ihren Feuerglanz verlor und nun die schwarze Rauchsäule bildete, aus der die Asche als Regen niederfiel. — Bei der z w e i t e n Eruption am 14. Nov. wurde die Asche durch den Wind 16 Pfähle weit fortgetrieben. — Am 22. Nov. um 1 Uhr gab sich die dritte Eruption zu erkennen. Der Boden erbebte und ein starkes Geräusch traf das Ohr, während Rauch und Blöcke von Lavaschutt aus dem Krater ausgeworfen wurden. ]Mit knallendem Getöse, welches diux-h die plötzliche EntAvickelmig der Rauchwol- ken aus dem Kraterschacht veranlasst wm-de, die daraus gleichsam abgeschossen wurden, vermischte sich das Gekrache der auf- wärts geschleuderten Steine, die zu ^lillionen auf dem Abhang des Berges niederfielen , und vereinigte sich das dumpfe Donnern , wel- ches tief im Schoosse der Erde als ein Accompagnement des Ohr- betäubenden AYüthens da oben vernommen wurde. An dem darauf folgenden Tage schien der Berggipfel ganz in Flammen zu stehen und hatte im äussern Ansehen viel Ähnlichkeit mit einem brennen- den Alang alang-Felde, dabei wurden an diesem und dem folgenden Tage noch Rauchwolken mid glühende Steine fast unaufhörlich ausgeworfen. — Die vierte heftige Eruption — oder richtiger — der vierte Paroxysmus des grossen Zeitraums der Thätigkeit des *) Siehe Tijihchr. voor Neerl. Inäie, Jaarg. IV.jiag. 241 — 294. — Diese Beschreibung beruht jedoch nur th eilweise auf eigner Anschauung, theilweise aber auf Mittheilungen verschiedener Bewohner der nächsten Umgegend dieses Ber- ges. Der Verfasser dieser Mittheilungen hat nur einer Eruption auf dem Fusse des G.-Gede selbst beigewohnt , wohl aber in der Zwischenzeit zM'ischen ver- schiedenen Eruptionen den Krater erstiegen. J. K. H. 25 Vulkans zwischen dem 12. Nov. und dem 11. Dec. ersten Tag^e des zuletzt genannten jMonats "walirg-enommen ■wurde am Don- nerndes Geräusch vernahm man schon in der frühen JNIoroenstunde um 5 L hr, während eine Feuersäule 5ö0' hoch über den Kraterrand in die Höhe stieg und in eine schwarze Säule überging , welche bis zu der ansehnlichen Höhe von oOOO' über dem ISerggipfel sich in die Luft erhob. (Da sich, nach Angabe von J. K. Hasskarl, der Rand 6S5 über dem Kraterboden erhebt und der Kratermund fast noch einmal so weit von dem Eande entfernt, der Ort der Wahr- nehmung aber beinahe 6000' tiefer liegt und die Böschung des Bergabhanges etwa 30 beträgt, so kann man die Höhe der Feuer- säule auf beinahe das Dreifache der angegebenen Zahlen schätzen, wie sich dies aus nebenstehender iigui-ativen Darstellung ergiebt.) — Tjipanas IStandjnDikt des lieohachters Horizontallinie des Beobachters Die fünfte Eruption fand am 2. Dec. Statt, Vormittags — die sechste am Abend des 3. Dec. und die siebente und letzte Nach- mittags 2 Uhr am 11, Dec; in ihren Erscheinungen stimmten sie mit den früheren überv-in. Die letzte hatte einen Aschenregen zur Folge, welcher verschiedene auf dem nordöstlichen und östlichen 26 Fusse des Berges gelegene Landstriche gänzlich verdunkelte. Die schweren Rauch- und Aschwolken breiteten sich tief über das Ge- birge aus. 184 3; den 2S. Juli erlitt er des Nachts um 1 1 ^/i Uhr wie- der eine kleine Ascheneruption, über welche jedoch nur sehr wenige Nachrichten bekannt geworden sind. Sie scheint nur von einigen Eingebornen wahrgenommen zu sein, welche eine ,, Feuersäule" (glühende Aschensäule) aufsteigen sahen. Den andern INIorgen fand man in den Gegenden, welche das Waldgebirge umringen, namentlich zu Tjandjur und Tjitjuruk Asche, welche jedoch nur eine sehr dünne Schicht bildete und auf Pisangblättern zuerst ins Auge fiel. — Kleine Steine scheinen nur in den höchsten Berg- gegenden gefallen zu sein. (Java Cour.) 1845; den 23. Jan. — Eine starke Rauch- und Aschensäule stieg um 10y2 Uhr des Vormittags aus dem Krater, — sie war an- fangs von einem ,, brüllenden Getöse" begleitet (das wahrscheinlich von den herabfallenden Steinen herrührte, die durch das erste Ab- decken des Kraterbodens aufgeschleudert waren) und hielt auszu- strömen an bis um 3 Uhr Nachmittags.*) (Java Courant 1845. Nr. 9.) 1845; den 5. März. — Eine starke Rauchsäule stieg auf, Asche wurde ausgcAvorfen, — und ein leichtes Erdbeben des Abends um lOVo Uhr zu Tjandjur schAvach, zu l>uitenzorg stärker gefühlt. (J. Cour. 1845. Nr. 22.) Die Asche trieb (nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn General Cleekens zu Tjandjurj nach Süden. 18 4 7; in der Nacht vom 1 7 . zum 1 5 . October fiel zu Buiten- zorg ein leichter Aschenregen und noch am ISten früh sah man aus dem G.-Gede eine schwarze, grosse Rauchsäule aufsteigen. (Den 1 7 ten Nachmittags hatte man auch einen leichten Erdstoss verspürt.) (J. Cour, vom 27. Oct. 1847. Nr. 86.) So hat der Berg von 1761 bis 1832, also in einimdsiebzig Jah- ren keine, — seit 1832 bis 1847, also innerhalb bloss 15 Jahren sechs Eruptionen erlitten, was auf eine neue Thätigkeitsperiode desselben zu deuten scheint. Ausser der Zeit der hier erwähnten Paroxysmen der Eruptionen fährt der G.-Gede fort, ganz still, aber ohne Unterlass und in grosser Menge Gase auszustossen, welche ihrem stechenden Gerüche und dem sublimirten Schwefel an den Kraterwänden zufolge hauptsächlich aus s c h w e f e 1 i g e r Säure zu bestehen scheinen und welche, so wie sie über den Rand des *) Die Rauchsäule erreichte ungeachtet des starken Nord-Ost- Windes, wel- cher blies, eine ungeheure Höhe. Desshalb meint Herr General Cleerens (z. Z. Resident der Preanger Regentschaften), dass die mehrste Asche in die Süd- see gefallen ist. Einige Javanen, die er kurz nachher in den Krater schickte, fanden keine erheblichen Veränderungen. (Nach brieflichen Mittheilungen des- selben d. d. 25. Januar.) 27 Kraters gestiegen sind , sich zu kugelförmigen Wolken zusammen- ballen. Herrscht Windstille, so bilden diese schnell aufeinander fol- genden Wolken eine gerade aufsteigende Säule in dem Lufträume, die von weither sichtbar ist und .wie ein weisser Feuerbusch über die Spitze des Kegelberges hervorragt. C. Besuch V o n R e i s e n d e n. 1819, den 19. April, wurde der G. -Gede von dem Herrn C. G. C. Reinwardt besucht, welcher einen sehr kurzen Bericht darüber mitgetheilt hat.*) Er scheint jedoch nicht der erste Natur- . forscher gewesen zu sein, der ihn erstiegen, und schon ein Jahr- zehend vor ihm scheint ihn Dr. Th. Horsfield erklommen zu haben auf einem Wege, den General - Gouverneur Sir St. Eaffles vom Pasanggrahan-Peser aus an dem Süd-Süd-Ost-Gehänge des Gebir- ges hatte hinaufbahnen lassen, und auf dem Se. Excellenz in Ge- sellschaft von DE Wilde u. s. w. ebenfalls schon den G.-Gede be- sucht hatte. — Diesem Pfad folgte Professor Reinwardt und kam daher zuerst auf der alten, südlichen Kraterwand an, -welche G.-Seda ratu heisst. Ton dort besuchte er die Kratermauer und- erkannte die säulenförmige Absonderung der Lavabänke. Er nennt jedoch alle die Steinarten, welche zur Trachytformation gehören, stets Basalt. Unter der angegebenen Höhe von 9075 engl. d.i. 8513 Par. Fuss ist wahrscheinlich der G.-Gemuru gemeint, aber auch für diesen Punkt zu gering, da dessen wirkliche Höhe 8900 Par. Fuss beträgt und die des Kraterrandes des G.-Gede 9230. — Spätere Höhemessungen stimmen besser mit den unsrigen, z. B. die von Müller und Korthals, welche die Höhe zu 9207' be- rechneten. 1822, im Monat April, also drei Jahre nach Reinwardt, erstieg ihn der Botaniker Carel Lodewijk I^lume **) entlang dem Nord-Ost-Gehänge des Berges. Da seine Aveitläufige Beschreibung jedoch mehr botanischen Inhaltes ist, so unterlasse ich es, mich hier darüber auszubreiten. 1836, im INIonat Mai, erstieg den Vulkan L. Horner auf demselben Wege, den Blume 1 4 Jahre früher eingeschlagen hatte. — Seine Beschreibung***) des Vulkans ist die erste, welche geolo- gischen Werth besitzt. Sie ist kurz, aber treffend und wesentlich, und bezeichnet das Eigen thümliche des lierges auf eine belehrendere *) Verh. Satav. Genootsch. t. IX. In seiner Abhandlung: ,,Over de ge- steldheid der bergen in de Preanger Regentschappen .'^ **) „Over de gesteldheid van het Gede- Geberg te" in den Verh. v. h. Batav. Genootsch. t. X. •••) ,,Over de geologische gesteldheid van den vulkaan Gede" in den Verh. V. het Batav, Genootsch. t. XVII. 28 Art, als die blätten-eichc-n Beschreibungen seiner Vorgänger, -svess- lialb sie mit llecht zu empfehlen ist. Verschiedene Male wurde der Gunung-Gede von J. K. IIass- KARL erstiegen, Avelcher seine Forschungen hauptsächlich dem Pflanzenreiche widmete und die AVäldcr des Gebirges durch- kreuzte. Ich hatte mir ausser der geologischen Untersuchung zugleich meteorologische ^^'ahrnehmungen zum Ziele gestellt. ]jei der Un- möglichkeit aber, sich in dem rauhen Klima menschenleerer Berg- gipfel bleibend aufzuhalten , sind bloss häufig wiederholte JJesuche in den verschiedenen .Jahreszeiten im Stande, dem Reisenden ein getreues Bild ihrer klimatographischen Verhältnisse zu ver- schaffen und ihn vor Fehlschlüssen zu bewahren, Avelche die un- vermeidliche Folge von theilweisen ]>eobachtungen sind, die nur zu einer einzigen Zeit gemacht werden. Aus diesem Grunde erstieg ich das Gebirge zu wiederholten Malen zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Seiten und hielt mich Wochen lang auf seinen höch- sten Gipfeln auf, wie ich schon früher bei der Beschreibung des G.-^Iandala wangi mitgetheilt habe. Die gemächlichen Wege, welche daselbst seit einer Anzahl Jahre angelegt sind und von Tjipanas nach dem Gipfel des G.-Gede und ]\Iandala wangi frihren, haben den Besuch einer grossen Anzahl andrer Ileisender, sowohl Herren als Uamen, veranlasst, welche die erwähnten Berge erstiegen haben, die jedoch ihre ]^eobachtungen nicht veröffentlichten und nur von diesen letztem glaubte ich hier Meldung machen zu müssen. Es sei mir hier vergönnt, mit einem einzigen Worte der niedri- gen Temperatur der Luft und der Eisbildung Erwähnung zu thun, welche man auf diesen Berggipfeln nach hellen Nächten beob- achtet, welche sich durch Windstille auszeichnen. Ich beobachtete diese Erscheinung in einer Höhe zwischen 6 und QOOO' auf allen offenen, nicht durch Bäume beschatteten fla- chen Stellen; insbesondre auf der Binnenfläche des Gipfels von dem G.-]\Iandala wangi. Die stabile Wärme des Bodens betrug daselbst, 2' unter seiner Oberfläche, 50,0" F'., während die Thau- tropfen gefroren und die glatten , spitzen Blätter des Grases mit Eiskrusten bedeckt waren. Nie sah ich den Thau aufrauhen, filzi- gen Blättern, z. B. auf den von Antennaria jacanica DC, gefroren und noch weniger traf ich Reif an beschatteten Stellen unter dem Laubgewölbe der Wälder. Nur ganz unbedeckte Stellen, besonders wenn sie eben sind und sich horizontal ausbreiten, Hessen diese Er- scheinung erkennen , und da sah man sogar Wasser, die keine an- sehnliche Tiefe hatten, mit dünnen Eiskrusten bedeckt, wähi'end die Lufttemperatur 29,0" F. betrug. Es ist klar, dass die Tempe- ratur durch die Wärmeausstrahlung aus der Oberfläche der Erde zu solch tiefem Grade sinkt, und findet dies auf horizontalen Flächen in liöherm Masse als auf den Ik-rgabhängen Statt und am stärksten an den Spitzen dünner und glatter Blätter. Desshalb 29 beobachtet man diese Erscheinung auch auf Grasebnen , die so vne die des G.-Dieng sich nicht höher als 6300' über den ]Meeresspiegel erheben , die aber in Folge des gefrornen Thaues auf dem Grase sehr oft wie mit Schnee bedeckt zu sein scheinen. Besonders in den trocknen Monaten Juli, August und September sah ich dies an sehr vielen Tagen in der frühen Morgenstunde. Vollkommene Windstille und unbewölkte troclcne Luft während der Xacht sind aber unbedingte Erfordernisse, um die Temperatur der Oberfläche durch Wärmeausstrahlung nach dem Luftraum bis auf diesen nie- drigen Grad fallen zu machen , welcher seinen tiefsten Stand ge- wöhnlich kurz vor Sonnenaufgang erreicht. Auf dem Spiegel der tiefern Wassertümpel oder Seen sieht man nie auch nur die gering- ste Spur von Eis, weil in diesen unaufhörlich neuer Wärmestoff von unten her zuströmt, so wie das Wasser an der Oberfläche der Seespiegcl abkühlt. Ob die Eigenwärme verschiedener Pflanzen, z. B. von der Antennariajaramca einen gwissen Einfluss auf das Gefrieren des Thaues ausübt, während auf andern daneben ste- henden Pflanzen der Thau gefroren ist, wage ich nicht zu be- haupten. Verhindert man das Zuströmen der Erdwärme durch schlechte Wärmeleiter, z. B. indem man Stroh darunter legt, so kann man sich auf dieser Bergebne Java's m einer Höhe von 6 bis 9000' bei der angegebenen Beschaffenheit der Luft grosse Quantitäten Eis verschaffen , wenn man flache, mit Wasser gefüllte Geschirre des Nachts in der offnen Luft stehen lässt. D. Umgestaltungen des G.-Gede. Seit der ersten bekannten Beschreibung durch PErxwARDT scheint der G.-Gede, vom April IS 19 bis zum November 1&40 (in 21 Jahren), gar keine Veränderungen erlitten zu haben. Vor diesem Ausbruch im .Jahre 1S40 waren nicht nur die mei- sten Gegenden des äussern Abhanges der Kratermauer, nebst dem G.-Kompaug bis auf ihren äussersten Kand mit üppiger Strauch- vegetation bedeckt, sondern auch der Kraterboden selbst, in der (jegend seiner nördlichen ()ffnung (wo die Mauer fehlt imd die Lavaströme sich lierabziehen), war mit den eigentliümlichen A^'äld- <'hen dieser llegion (Leptospermum-, Agapetes-, Inga-»u. a. Arten) begrünt, die sich noch weit über die kleine Fläche Kanchmg badak hinauf in den Krater zogen, bis an die westliche KraterAvand, Die Höhe der l>äume oberhalb der genannten Fläche betrug im ^littel 15 bis 20', die Dicke ihrer Stämme jedoch stand der der J^>äume des G.-Mandala wangi und G.-Seda ratu bei weitem nach und beurkun- dete dadurch ihr jüngeres Alter. • Die Eruption von 17G1 (s. oben S. 23), Avobei bloss etwas Asche ausgeworfen wurde, war zu unbedeutend, als dass dadurcli ganze Wälder hätten vernichtet wei'den können ; nach den siclitbarcn Wir- kungen der neuesten Eruption zu uitheilcn, konnten dadurcli 30 höchstens einige Gebüsche versengt Averden;, die zunächst dem Kra- ter standen. Der Ausbruch in den Jahren 1747 und 1748 muss, nach der Beschreibung, äusserst heftig und gewaltsam gewesen sein, und in diesem Ausbruche war es wahrscheinUch, dass die nördliche Hälfte der Kratemiauer zerstückelt wurde und sich der öfters erwähnte grosse Lavastrom ergoss. Da aber ein solches Ereigniss nicht ohne gänzliche Vernichtung aller benachbarten Vegetation, wenigstens bis auf die JMitte des Pasir-Alang hin und bis zu den heissen Wasser- fällen herab, geschehen konnte, so muss alle Vegetation, welche sich dort (in den Gegenden zunächst unter dem Krater) findet, erst nach dieser Eruption entstanden sein. — So erhalten wir bis in den December 1840 ein Alter von nicht mehr als 92 Jahren für jene dichtgewebten, 15 bis 20' hohen moosreichen Wäldchen, welche sich rund um Kandang badak erheben. Ungefähr ein halbes Jahrhvmdert früher als derG.-G6de in 1747, erlitt sein westlicher Nachbar, der G.-Salak, den furchtbaren Ausbruch, dessen Verwüstungen sich selbst bis nach Batavia aus- dehnten. Es kann gar nicht zweifelhaft sein, dass in den höhern Gegenden des Berges der Pflanzenwuchs dadurch vernichtet Avurde ; das Entstehen der Wälder, Avomit Avir gegeuAvärtig die Gipfel und Wände seines frühern Kraters geschmückt sehen , hat daher sein Datum aller Wahrscheinlichkeit nach erst seit dieser Eruption; sie sind 140 Jahre alt, also ungefähr Yo Jahrhundert älter als jene; sie sind kräftiger, üppiger, mehr ineinander gedrungen; die Bäume sind höher, die Stämme dicker, als diejenigen, Avelche unterhalb Kandang badak gefunden Averden, AvieAvohl diese so ziemlich auf gleicher Höhe mit denen der Gipfel des G.-Salak's liegen. Hierbei Kandang badak sind zugleich die FelsAvände viel kahler und weni- ger verAvittert. Die grösste Ähnlichkeit mit dem G.-Gede hat der Berg G.- LaAvu hinsichtlich der Vegetation und des Grades der Zersetzung derjenigen Felsenmassen, Avelche den Krater (oder die Gegend, aus welcher der Ausbruch geschah) zunächst umgeben ; dieser Ausbruch aber, welcher die ganze südliche Berghälfte des G.-Lawu in Trüm- mer schlug, geschah bloss vier Jahre später, als der erAvähnte des G.-Gede. Seit dieser grossen Eruption von 1748 scheint der G.-Gede bis 1840 keine Umgestaltungen erlitten zu haben, Aveil Ausbrüche von einiger Bedeutung gcAviss Avürden bekannt gCAVorden sein, und Aveil der von 1761 nur ein geringer AschenausAVurf Avar. Die Vegetation machte Avährend dieser 92 Jahre daher ungestört ihre Fortschritte und wuchs zu den früher erAvähnten Wäldchen heran. Auch der Ausbruch vom November und December 1840 hat im Wesentlichen nichts geändert; die Lage und Gestalt der Krater- mauer nebst allen festen Felsenmassen ist dieselbe geblieben , nur die Gebüsche auf dem äussern Abhänge der Kratermauer bis etwa 300' unter den Rand herab, nebst der Vegetation, die bis in den 31 Krater vorgedrungen war, sind in den meisten Gegenden getödtet, nämlich durch die Hitze, welche sich entwickelte, verdorrt. Und alle diese Gegenden (die höchsten des äussern Abhangs), nebst dem Krater-Innern, bis nahe zu Kandang badak herab, sind mit einer frischen Lage von vulkanischem Sand imd Steingercibsel der ver- schiedensten Grösse mehre Fuss hoch*) überschüttet, während nur einzelne grössere Lavablöcke, die ausgcAvorfen wurden, tiefer am Berge hinabrollten. Selbst oberhalb Kandang badak stehen die Wäldchen grösstentheils noch grün und unbeschädigt, und die Vege- tation auf Pasir- Alang blieb völlig unverletzt. Eine interessante Erscheinung jedoch nimmt man in dem Längethale unterhalb Kandang badak, und zwar zunächst an dem nordwestlichen Fusse des grossen Lavastromes, Avahr, da, wo dessen seitliche Front zum G.-Mandala Avangi hinüberblickt. — Die Wäl- der nämlich, welche dieses Thal erfüllen und aus Bäumen von 50 Höhe und mehr bestehen, sind strich weis umgeworfen und bilden lange, ziemlich schmale Streifen von Bäumen, die in der Regel mit der Wurzel ausgerissen, selten über der AVurzel abgeknickt sind, sich alle aber in einer vom Centrum des Kraters abgekehrten Richtung , und zwar parallel mit einander (sowohl die Bäume in denselben Streifen, als auch die Streifen untereinander), horizontal hingestreckt fanden. Nur wenige sind bloss gebogen und halten sich noch in einem Winkel von 45*^ stehend. Mit Recht macht J. K. Hasskarl, der Augenzeuge, der diese Eruption beschrie- ben hat, auf diese Erscheinung aufmerksam, und hält derselbe solche als einen Beweis von der Heftigkeit der Sturmwinde, die während der Eruption in bestimmter Richtung geweht haben. — Dass diese Winde von oben nach unten geweht haben , erhellt aus der, so eben angegebenen, vom Centrum des Kraters abgekehrten Richtung der umgeworfenen Bäume. Hätte der Windzug von unten hinauf oder von aussen nach innen, nach dem Krater zu, geweht, so würde er leicht seine Erklärung finden in der Verdünnung der Luft über dem Krater, als Folge der grossen Hitze, welche sich aus diesem entwickelte und welche die dichtem , kältern Luftschichten ringsum herbeizuströmen nöthigte. — Da der Luftzug aber gerade in entgegengesetzter Richtung, vom Krater abwärts, nach aussen, strömte, so ist die Erklärung seines Entstehens in Folge einer Ver- dünnung der Luft durch Wärme u. s. w. unstatthaft. Eben so unstatthaft ist die Annahme eines seitlichen Druckes auf die umgebenden Luftschichten durch die Dampf- oder Rauchsäule, welche aus dem Krater emporstieg, geschah dies auch noch so schnell und vehement; denn durch die vertikal aufsteigende Rauch- säule eines Kraters wird eben so wenig ein seitlicher Druck von einiger l^edeutung ausgeübt werden können , als durch die Dampf- säule, die bei dem Losbrennen einer Kanone aus ihrer Mündung zum Vorschein kommt und wodurch die Luft vorwärts, doch nicht •) Im Mittel etwa 2 Fuss, 32 zur Seite getrieben wird. Ausserdem liegen die umgeworfenen Wälder etwa 1500 bis 1700' tiefer als der Krater, niimlich unter- halb K andang badak, in einer Entfernung von 1 bis 2 JNIinuten von ihm. Es muss daher die Entstehung dieses Stunnwindes aus einer andern Ursache hergeleitet Averden , und sicher aus keiner andern, als derselben, welche in den Schweizcralpen, wie allgemein bekannt, ganze l^erggehänge von ihren Wäldern entblösst, nämlich: herab- stürzende Schnee- und Staublawinen, welche die Luft vor sich hin- treiben und dadurch die Wälder imireissen , ehe diese der Schnee selbst erreicht hat. Der Schnee wurde bei der Eruption des G.- Gede ersetzt durch vulkanische Auswurfsstoffe (Sand, Kapilli, Lava- ti'ümmer), welche — vielleicht bei dem ersten Ausbruch, der den Boden des Kraters öffnete und abdeckte — in grossen iNIasscn empor- geschleudert wurden, dann am Abhänge niederfielen (als eine Schutt- lage von 2, 3 bis 5' Dicke) die Luft zur Seite drängten und so den Sturmwind erregten , der die Bäume niederstreckte. *) — Wären diese jNIassen vollkommen senkrecht herabgestürzt, so hätten sie (die Horizontalität des Bodens vorausgesetzt) die Luft nach allen Seiten gleichmässig verdrängen und so die Bäume in einer von einem Centrum aus divergirenden Eichtung niederwerfen müssen ; sie fielen aber, nachdem sie einen Bogen vom Krater auswärts be- schrieben hatten , schief herab, auf einem schiefen Abhänge, und pressten die Luft dadurch vorzugsweise nach der einen Seite, nach der Seite ihres Falles hin. Und naturgemäss ist es, dass der auf diese AVeise erregte Sturm- oder Ruck wind da, wo ihm durch seit- liche Felsenabhänge Widerstand geleistet wurde, vorzugsweise in der Richtung der kleinen Längenthäler und Klüfte herabbrauste und so die Wälder streifen weis niederwarf. Doch scheinen nicht alle Streifen gleichzeitig niedergeblasen zu sein, auch findet man ganze Stückchen von Waldung, welche hier und da oberhalb niedergeworfener Streifen stehen geblieben sind, als Beweis, dass der Wind nicht allgemein war; auch bemerkt man Avhklich bei umsichtiger Betrachtung, wie jedesmal oberhalb einer umgestürzten Waldpartie die vulkanischen Auswurfsstoffe vorzüglich hoch aufgethürmt liegen. Da die ^Nlasse dieser Stoffe sehr bedeutend ist und namentlich gerade oberhalb der umgestürz- ten AVälder in den Kratergegenden oberhalb K andang badak sehr mächtige Schichten bildet (unter deren einförmigem Grau ganze Gebüsche begraben liegen) , so darf man sich über die Heftigkeit des Sturmwindes und über die jNIenge der dadurch umgeblasenen Bäume keineswegs wundern. Wer die Steinarten, sowohl die altern trachy tischen, welche oft Llornblendekrystalle enthalten, als auch die neuern basaltischen *) Auf eine gleiche Art, wie ein leichter Gegenstand auf einer Tafel umge- worfen -werden muss, wenn in seiner Nähe ein fester Körper, — ein Buch, — eine Hand, — vertikal niederfällt. 33 Laven kennen zu lernen wünscht, aus welchen die Vulkane G.- Salak und G.-Gede aufgebaut sind, den verweise ich auf L. Nr. 1 bis 7 der von mir mitgebrachten java'schen geologischen Sammlung, die im Reichs-ÄIuseum zu Leyden aufgestellt ist. L. Nr. 6 stellt ein Stück des Steins von Batu tulis vor, der sich in der Nähe von Euitenzorg auf dem Fusse des G.-Salak be- findet und auf welchem einige menschliche Eusstapfen gleichsam eingedrückt sind. Herr C. L. Blume hat im Jahre 1818 diesen Stein untersucht und zum Gegenstand einer sehr schönen Abhand- lung gemacht, die er dem wissbegierigen Publikum unter dem Titel y.Rudera Padjajarana j)rope Bogor''- {Rumphia T. II. p. 14 — 17) im Jahre 1836 mitgetheilt hat. So sonderbar diese Erscheinung auch ist, so ist es dem Autor der ,,Itudera'^ doch geghickt, nach einer sorgfältigen 1 Sj ährigen Über- legung zu dem Schluss zu kommen, dass diese Eusstapfen nur durch einen Menschen gebildet sein können , welcher darauf ge- standen und also die Eindrücke seiner Füsse dem Steine mittheilte, während der Stein noch weich und teigartig war, — aus welchen Gründen der Hr. C. L. Blume diese Steinsorte für vulkanischen Tuff erklärt. Wie Schade ist es doch! dass es kein Tuff ist, sondern Tra- chyt, grobkrystallinischer Trachyt, in welchem Herr Blume seine Eüsse furchtbar verbrannt hätte, wenn er zu der Zeit, wo der Stein noch weich und teigartig gewesen, d. h. durch Feuergluth ge- schmolzen*) war, daraufgestanden hätte. Die das centrale Hochland der Preanger Regentschaften umgebenden Vulkane. Hierzu gehört : P r i j a n g a n Figur 1 . Ehe wir zur Betrachtung der einzelnen Vulkane schreiten , ist es nöthig, zuerst einen allgemeinen Blick auf die Preanger Regent- schaften zu werfen , um die relative Lage und den wechselseitigen Zusammenhang der zahlreichen Berge kennen zu lernen , die beim ersten Anblick wie ein unentwirrbares Labyrinth erscheinen. Ich glaube in Bezug hierauf den Leser auf die Höhekarten Nr. II bis IX in der ersten Abtheilung dieses Werkes verweisen zu dürfen, so wie auf die dazu gehörigen Erläuterungen. Statt einer *) Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass diese Fusstapfen eben soAvohl von Hummer und Meisel hervorgebracht sind , wie die Schriftzeichen auf der Steinplatte und die menschlichen Steinfiguren, welche daneben aufgestellt sind. A. d. V. Die bis dahin noch nicht entzifferte Inschrift dieses Batu tulis (= beschriebenen Steins) ist in einer genauen Copie von dem auf Java verstorbenen Commerzien- rath Grube (welchen die preussische Regierung aus merkantilischen Zwecken nach China und Indien gesendet hatte) nach Europa gesendet worden und be- findet sich in dem Museum zu Berlin. J. K. H. Juii^^liuliii, Juvu II. Q 34 Aveitläufigen ]ieschrerbung aber liefere ich die nachstehende kloine topogTaphische Skizze (Prijangan Fig. 1), Avelche die Lage und Verbindung der Ketten , so wie die Lage der einzelnen Kuppen in denselben genau angiebt. *) Gewöhnlich sind sie durch Z^vischensättel verbunden — selten durch schmale Berg-firsten , die sich in die Länge dehnen — und bilden auf diese Weise eine Anzahl aneinander geketteter Haupt- bergketten, die unter einander zu einem Gitterwerk verbunden sind ; sie umfassen vier hoch liegende Thalmulden, welche der Leser spa- ter noch näher kennen lernen Avird. Einige dieser Berge erheben sich in der Gestalt abgesonderter selbstständiger Kegel; die meisten erscheinen dem Auge als kegel- föraiige Spitzen der Bergketten; der grössere Theil derselben en- digt in einer stumpfen geschlossenen Krone oder besitzen wenig- stens keinen deutlich unterscheidbaren Krater (diese sind auf der Skizze durch schwarze Punkte angedeutet), während eine An- zahl andrer von Kratern durchbohrt sind (diese sind durch kleine Kreise kenntlich gemacht). Die Gipfel erreichen eine Höhe von 6 bis SuOO', während die Zwischensättel (die AYegjjässe sind durch zwei kleine Parallellinien angedeutet) bis zu 3 bis 40Ü0' auf- steigen. Ein Hauptbach durchströmt die flache Thalsohle eines jeden dieser vier muldenförmigen Hauptthäler, welche von diesen Berg- ketten und Vulkanreihen eingeschlossen sind ; da, wo dieser Haupt- bach das Thal verlässt, hat er sich durch den Sattel, der zwischen zwei Kegelbergen Hegt, entweder eine tiefe Kluft ausgespült, oder er hat die Bergkette quer durchbrochen , welche das Thal begränzt. Könnte man diese Querklüfte, ,, Pforten,'' diese einzigen Abzugs- kanäle des Wassers der verschiedenen Thalsohlen verstopfen , (sie sind auf der Skizze durch ein leicht erkennbares Zeichen angedeu- tet,) dann würde der alte Zustand wiederkehren, die Thalsohlen würden sich in ein ^Nleer verwandeln. Niederschläge aus dem Was- ser dieser frühern ]Meere — Süsswasserformation — haben den mul- denförmigen Boden der Becken ausgefüllt, geebnet, in ein Plateau verwandelt, während zahlreiche Überreste der ehemaligen grossen Seen — in der That doch nur kleine Seen, welche Situ oder EaAva genannt werden — noch in allen Thalsohlen zu finden sind. Der erste der vier Kessel — das Plateau von Bandong — ist 2000 bis 2500' hoch und wird vom Tji-Tarum durchströmt; es ist die grösste Ebne, welche .Java in dieser Zone besitzt und durch sie entlastet sich das AVasser der beiden folgenden Thalsohlen , deren Lage auf der Skizze durch Zahlen angedeutet wird. — Der zweite Kessel — das Plateau von Pengalengan — Hegt in der Zone zwi- schen 4 bis 4y2 Tausend Fuss und wird vom Tji-Sangkui durch- *) Eine ähnliche Skizze lieferte ich 1S13 im 5. Jahrgange der Tijdschr. voor Neerl. Indie, die aber in Folge späterer Aufnahmen und Untersuchungen we- sentliche Veränderungen erlitten hat. 1^ 5: 35 strömt. — Der dritte ist 4 bis \^/i Tausend Fuss hoch und enthält die Rawa-Tegal badung, aus welcher derTji-Tarum seinen Ursprung nimmt. — Der vierte — das Thal von Garut — ist X'^li bis 2y2 Tausend Fuss hoch und Avird vom Tji-Manuk durchflössen. Wenn im zweiten dieser Kessel die Menschenhand kaum seit emigen Jahren sich einen \^q^ gebahnt hat, wenn erst seit so kur- zer Zeit mitten im Urwalde, der nur zum Theil gefällt ist, KafFee- pflanzungen geschaffen wurden , — wenn der dritte Kessel noch in seiner ganzen wilden Majestät ursprünglicher Waldung düstert, Avelche nur die Rhinozerosse und Avilden Stiere durchkreuzen , in welcher aber das Echo menschlicher Stimmen noch nicht geweckt worden ist, — so gleicht der erstgenannte und besonders der vierte derselben, obAvohl nur durch eine einzige Bergkette von dem vori- gen getrennt, lieblichen Auen, wo blumenreiche Gärten lächeln und Avo die thätige Menschenhand schon seit Jahrhmiderten blü- liende Reisfelder und Hunderte von Fruchtbäumen schuf, mibe- kümmert um das Gedonner der Vulkane, die ihren Kratermund rings umher öffnen. Die einzelnen Berge, Avelche auf unsrer kleinen Kartenskizze angegeben sind und von Avelchen ich diejenigen , Avelche von einem Krater durchbohrt sind, näher beschreiben Averde, sind folgende. Das neben den Namen derselben gestellte Zeichen giebt zu erken- nen, ob sie blind endigen oder ob sie ausgebrannte, zertrümmerte oder noch thätige Vulkane oder Solfataren sind. Sie heissen : Gunung-Burangrang, Tangkuban prau ^, Bukit tung- gul O, Pulusari Q, Menglajang Q, Bukit djarian Q? Sembi- langOj Gcrimbi Oj I^^y^iiiöO? Tumpak rujung Q^ Patua 0 und©, KaAvah-Kapala tjiAvidai @, Tilu Q? MalaAvarü:, Wa- jang0, Puntjak tjai O) Rekutak Q^ Patengteng Q^ Mandala Avangi O, Budjung Q, Agung O, Guntur '^, KaAvah manuk 0, Pepandajan 1£ , Tjikorai' 0, Kratjak ^, Telaga bodas "^ , Gelung- gung '^, Sida keling 4t j iNIalembong :|::j:, SaAval :^, Tampo- mas 0. — Die BeAvohner der Desa - Malembong nennen den G.- Rujung: Simpai und den G. -Sida keling nennen sie Rujung. Ebenso Avird der G. -Kratjak gleichfalls Sangiang tjiah genannt, Avährend sein nordöstlicher Theil auch unter dem Namen G.-Lingga ratu bekannt ist. G. - Burangrang. 44= Dies ist der erste oder Eckvulkan in der nordöstlichen Vulkan- reihe von Handong. Sein breiter Scheitel ist diu-cli tief einschnei- dende Klüfte in mehre abgesonderte Spitzen und Bergfirsten zer- spalten. Auf dem ctAva 4üU0' hohen Sattel zAvischen ihm und dem G. -Tangkuban prau liegt mitten zAvischen UrAväldern, die ilm be- decken, ein untiefer, sumpfiger See. An der Stelle, avo der südliche l^'iiss des Berges in das Plateau A^on liaudong übergeht, dem östlichen Ende der Kalkbank G.-Aavu 3* 36 gegenüber, ist kürzlieh der unterste Theil einer seiner Längerippen entblösst worden; bei Gelegenheit nämlich, als die Heeresstrasse verbessert wurde, hat man diese Rippe quer durchbrochen und das ausgehauene Material zum Verbessern des Weges benutzt. Der quere vertikale Durchschnitt dieser Rippe ist halbkreisförmig und die Lagen des Gesteins, woraus dieselbe besteht, werden nach der Mitte zu stets kleiner, laufen in gleichförmiger Richtung und um- fassen eine die andere, wie die .Schalen einer Zwiebel. Die einzel- nen Bänke sind 3 bis 5 dick und liegen bogenförmig — concen- trisch wie ein Gewölbe — über einander ; sie bestehen aus einer erdigen, bräunlich - grauen Steinart: L. Nr. 9, welche eine grosse Übereinstimmung mit erhärtetem vulkanischem Schlamm , nämlich Tuff hat. Sie ist aber mit einer grossen Zahl kleiner Höhlen — Blasenräumen — durchzogen, welche glatte Wände haben und zeigt eine ^Nlenge weisse matte Punkte, Avie verwitterte Feldspath- krystalle. Ich wage es nicht zu bestimmen , ob diese sonderbaren, in Gestalt von Gewölben übereinander liegenden Steinbänke ur- sprünglich aus vulkanischem Tuff gebildet waren oder ob sie aus Trachytlava entstanden sind, deren ganze Masse verwittert und erdartig geworden ist. Eine 1 o' dicke röthliche Erdlage bedeckt die oberste Bank und bildet die Oberfläche des Bergrückens, welcher, quer genommen, halbkreisförmig ist. Aus einer ähnlichen Steinart bestehen wahrscheinlich alle Hü- gel, welche nördlich von dem Heerwege den Fuss des G.-Burang- rang bilden und den kleinen See Situ-Satang begränzen. «, 8. G.- Tangkuban prau. '^ Hierzu gehört: Tangkuban prau Fig. 1 und 2. A. Topographischer Überblick. Dieser noch thätige Vulkan bildet den zweiten , sehr breiten, stumpfen Berggipfel dieser mit dem G. - Burangrang beginnenden Kette; er erhebt sich in Norden von dem Hauptorte Bandong, von wo sein Gipfel — der Kraterrand — sich als eine lange horizontale Linie zeigt, welche nach beiden Seiten zu in einen sehr sanften Abhang übergeht, wodurch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem umgekehrten Kahne oder Prau*) entsteht. Er erhebt sich nur 60 30' über den ^Meeresspiegel , seine Höhe fällt aber verhältniss- mässig weniger in's Auge, da die Kette, aus welcher er emporsteigt, in dieser Gegend selbst schon die bedeutende Höhe von 4 bis 5000' hat. Sein Abhang ist so sanft, dass man beinahe an den höchsten *) Daher denn auch sein Name; Tangkuban: umgekehrt und Prau: Kj Nachen. A. d. V. — Es muss hier bemerkt -werden, dass au nicht einsylbig, son- Kahn, ig, dem zweisylbig a-M ausgesprochen werden muss. J. K. H. 37 Kraterrand zu Pferde gelangen kann. Desshalb steigen auch die Kaffeegärten bis in eine Zone von 4500' hinauf. Dass der Rest seines Abhanges und alle die Gegenden, wo sich keine Kaffeeplan- tagen befinden, mit Urwaldung bedeckt sind, welche Höhen und Thäler mit ihrem gleichmässigen Dunkel überzieht, das braucht nicht näher bemerkt zu werden, Aveil es Kegel ist, die nicht nur von allen Gebhgen der Preanger Regentschaften , sondern auch überall anderwärts auf Java, Sumatra und allen andern Sunda-Inseln so allgemein gültig ist, dass bloss das Gegentheil davon, nämlich Kahlheit der Gebirge, da wo sie vorkommt, als eine Ausnahme von der Regel, in diesem Überblick der Vulkane näher hervorgehoben zu werden verdient. Die gerade Linie, unter welcher sich sein Gipfel, von Bandong, der Südseite, aus gesehen, darstellt, ist der Rand der südlichen Hälfte der Kratermauer. Die obere Öffnung des Kra- ters, die Linie, welche sein Rand beschreibt, ist fast regelmässig oval. Er ist einer der grössten der Insel Java, da sein Durchmesser von Osten nach Westen etAva 6000 par. Fuss, also über eine Mi- nute , und in entgegengesetzter Richtung \[o- rästen von aschgrauer Farbe, die hier und da in's Gelbe spielt, um- geschaffen Averden. Im Monat Juli 1837 hatte die grösste dieser Schlammpfützen, deren Gestalt und Grösse beständigen Veränderungen .unterworfen ist, eineil Durchmesser von etwa 30 . — Es ist höchst gefährlich, sich ilu-em Rande zu nahen ; denn die feine, hellgraue Asche : L. Nr. 16, woraus der mittlere Grund des Kraters besteht, und deren horizontale Obei-fläche von vorausgegangener Wasserbedeckung zeugt, wird gegen die Pfütze hin immer weicher, breiartiger und giebt den Tritten des Wanderers nach, der in den kochend heissen Abgrund zu versinken droht. *) Nach Hgrsp^ield's Analyse besteht diese Asche aus reiner Alaunerde. Das brodelnde Wasser erreicht jedoch den Siedepunkt nicht ; die Dämpfe, die es in scheinbar kochen- der Bewegung erhalten, sind schweflig-saure Dämpfe und dringen auch an einigen höher gelegenen und daher trocknen Stellen am östlichen Fusse der Kratermauer mit brausendem Ungestüm hervor und bilden Solfataren mit den herrlichsten ScliAvefelkrystallen und Schwefelblumen an den Wänden und Kändern der klüftigen Löcher, denen die Dämpfe anfangs unsichtbar (durchsichtig) entströmen, sich aber bereits einige Fuss über dem Boden zu weisslichen Dampf- wolken verdichten. Der westliche Kraterkessel ist nicht so tief, als der beschrie- bene, und, wie es scheint, gänzlich erloschen; er enthält in seiner Mitte einen kleinen untiefen See von Regenwasser, welches rings- herum von den Wänden herabfliesst, die fast überall mit Gesträuch imd höher oben mit Waldwuchs geschmückt sind. Viel spärlicher zeigt sich die Strauchvegetation an den Abhängen und Wänden der Kawah-Ratu, aber um so angenehmer in dem Contraste ihres Grüns mit dem öden, bräunlichen Grau der Felsen, deren schmale Terrassen sie ziert. Der niedrige Z\\dschenrücken zwischen den beiden Kesseln scheint aus gleichen Auswurfsmassen wie der untere Theil der Kratennauer der Kawah-Ratu zu bestehen; seine sattelförmig aus- geschweifte jNIitte liegt nicht höher, als etwa 300' über dem Boden des östlichen und 100 über dem des westlichen Kessels. Einer interessanten Thatsache mag hier Erwähnung geschehen. Es ist das Vorkommen emer Anzahl gewisser Bäumchen , die sich *) Auf diese Art kam der bekannte Reisende, Graf VON VlDl'A, in einem Krater (wenn ich nicht irre) der Insel Celebes um's Leben ; auch auf Java starb ein Kontroleur an den Folgen der Brandwunden, die er in Folge seines Einsin- kens in die Kawah-TjoncL-o die muka des Dieng'schen Gebirges erhielt. 39 gern zusammengruppiren , deren Hauptrepräsentanten Agapetes {Thibaudia) vulgaris (mihi), Agapetes microphglla (mihi), Vireya retusa (Bl.), GauUheria leucocarpa (Bl.) nebst mehren Farrn, namentlich Pohjpodiiim culcanicum (Bl.) sind, und denen sich auch gern noch Litsaea ciirata (Nees) und Inga montana (mihi) u. a. beimischen. Ihre eigenthche E-egion ist die von 8 bis 9000, wo sie am üppigsten ausgcbihlet sind und Wähler bilden, die auf dicken Schichten von Humus ruhen (man besuche z. B. die Gipfel des G.-]Mandala wangi und G.-Tjerimai) — aber auch Aveit unter dieser Region in 6000 (G. -Tangkuban prau, G.-Pepandajan, G.-Dieng), in 5500 (G.-Wajang), in 5000 (G.-Telaga bodas), ja in 4000 (Sol- fttara des G.-Salak) und 3500 (Krater des G.-Gelunggung) Fuss Höhe findet man sie auf steinigen, felsigen Kratermaueni oder in der Nähe von Kratern, wo Schwefeldämpfe ihre Gebüsche durch- ziehen luid wo das Terrain offen und sie von keinen hohen Wald- bäunien überschattet sind. Wo keine Krater sind, wird man sie vergebens unterhalb der genannten Region von 8 bis 900o' suchen, vergebens wird man weite Wälder und Bergrücken z. B. die Tilu- und Brengbreng - Gebirge durchirren, ohne auch nur eine Spur von ihnen zu finden , bis einmal wieder ein Krater durch das Gebüsch schimmert, wo man dann sicher erwarten kann, seine öden Räume von ihren farbigen Blümchen gescmückt zu sehen. Sie scheinen die ersten Ansiedler nach einer Eruption zu sein. Auf der kleinen Karte Tangkuban prau Figur 1 bezeichnen die Zahlen: 1. die Kawah-Ratu, — 2. die Avestlichere, kleinere und weniger tiefe Kawah-Upas, welche 1837 nur bei* mit wenig untie- fem Wasser versehen , (übrigens söhlig) ein Schlammboden war, — 3. durchlöcherte, zerfetzte Felsenmassen am Fusse der Kratermauer, aus denen damals die stärksten Schwefeldämpfe hervorzischten, — 4. warme, schlammige Wasserpfützen von grauer F'arbe, stets be- wegt von aufsteigenden Gasarten, — 5. der höchste südliche Punkt des ganzen Gipfels (der südwestliche Punkt des Kawah-Ratu-Ran- des), — (). der tiefste nördliche Theil des Kraterrandes, unterhalb welchem die AVand (die nördliche des K.-Ratu) aus beinahe par- allelopipedisch abgesonderten Trachytfelsen besteht , die in mehren Terrassen unter einander vorspringen, — 7. der Zwischenrücken zwischen den beiden Kraterbecken , der nach 5 zu sehr steil empor- strebt, — 8. unsre Hütte — und 9. der Weg, den wir heraufkamen; die punktirte Linie deutet die übrigen Wege an, welche wir einschlu- gen. In einer früher, als die meinige, *) aufgenommenen Karte, die ich sah, wird die Kawah-Upas als ein See dargestellt, mit noch dampfenden Spalten, die zur Zeit meines Besuches erloschen waren. Die Solfataren, welche am Aussengehänge des Berges, etwa 1000 unterhalb des Kraterrandes liegen, z. B. eine auf der Ostseite •) Wahrscheinlich von Sal. Müller, im Jahre lb;i2. 40 Kawah-Eadak*) und eine andere auf der Nord-Ost-Seite, sind offen- bar nur Nebenspalten desselben Kraterschachtes, aus denen sich fortwährend Adel schwefhg-saure Dämpfe entwickeln. Die Bergkette, welche das Plateau Bandong von Krawang trennt. Haben wir nun den vulkanischen Kegel und seinen Krater fiir sich betrachtet, so wollen Avir nur noch einen Blick auf die ganze Bergkette werfen, welche das Plateau Bandong von Krawang trennt und wovon der G. -Tangkuban prau nur einen Theil — eine dei höchsten Kronen ausmacht. Siehe Tangkuban prau Fig. 2. Der Abhang der Bergkette fällt nicht gleichmässig in das Tief- land , sondern bildet auf beiden Seiten , sowohl in Norden als in Süden, eine langhingezogene flache Vorstufe, — ein Plateau, wo- von das südhche (das oberhalb Bandong liegt uild den Ort Lemtang trägt) 3SS3', das nördliche aber (worauf Tengger agung, Batu sirap u. a. stehen) kaum 2000' hoch ist. Beide diese Hochflächen sind nach aussen wieder von erhöhten Rändern eingefasst , von kleinen Nebeuketten, welche, nur von einigen Bachklüften durchbrochen, sich parallel mit der Hauptkette hinziehen, nämlich im Allgemeinen von Nord -West nach Süd-Ost verlaufen. So wie beide Nebenketten einseitige Erhebungsränder der nep- tunischen Fonnation sind, deren Oberfläche von aussen her sanft ansteigt , die nach innen aber (nach der Aoilkanischen Hauptkette zu) ungleich steiler, mauerartiger fällt, — so sind die Plateau's, die innerhalb dieser Ränder liegen, aus übereinander gelagerten Lava- bänken gebildet, die, einst vom Vulkane herabströmend, durch diese Kebenketten in ihrem fernem Verlaufe aufgehalten wurden und, gegen die innere Wand derselben anstossend, sich aufstauten und flach ausbreiteten. — Beide Nebenketten sind von der Gegend an, wo oben in der Hauptkette der G.-Bukit tunggul liegt, deutlich zu erkennen und ziehen von dort an nach West-Nord- West, die süd- liche bis vorbei Lembang, die nördhche etwas weiter bis zum Fusse des G. -Burangrang, wo sie (von Lavaströmen überstülpt) ver- schwmden. Der südliche, Bandong'sche Erhebungsrand, dessen höchster Punkt G.-Kasur**J heisst, ist von mannigfachen Gängen vulkanischen Gesteins durchbrochen imd gleicht den ,,trachy ti- schen Vorgebirgen der Vulkane'' mehr, als der nördliche Kra- wang'sche Rand, deren reinere neptunische Natur sich durch Lagen von Thon, Kalk und Kalkmergel kund thut, die an mehren Punk- *) In dieser waren am 10. Juni IS 16 nach Dr. Bleeker die brodelnden "Wasser 192 bis 195 und die Dämpfe 210 bis 2]&*> Fahr, heiss. **) Er wird auch G.-Pulusari genannt; vergl. die Höhekarte Nr. II der I. Abtheilung dieses AYerkes. 41 ten zu Tage gehen. In der Gegend zwischen dem G. -Tangkuban prau und G.-Bukit tunggul liegt die Hauptquerkluft des südlichen Randes, wo er vom Tji-Kebundung tief durchschnitten Avird und ■wo sich seine Wand mehre Hundert Fuss tief fast senkrecht herab- stürzt. Der Tji-Kebundung strömt von Osten her dem innern Fusse der Wand entlang und nimmt dicht vor dem Durchbruch durch die Kette den Tji-Kawari auf, der aus Ost-Nord-Ost , vom G.-Bukit tunggul herabfliesst und in den sich km-z vorher der Tji- Kidang ergoss, welcher nordwestwärts her vom G. - Tangkuban prau kam. Diese Gegend der Vereinigung dreier Bäche, die in immer tiefer einschneidenden Klüften der Hauptspalte zueilen, giebt dem Forscher die beste Gelegenheit, um die Structur des innern Pla- teau's aus übereinander gelagerten Lavaströmen zu erkennen. Be- sonders drei Lavaarten fallen auf. 1) An einem Wasserfalle des Tji-Kawari dicht oberhalb seiner Vereinigung mit dem Tji-Kidang liegt eine, in mächtige horizontale Bänke abgesonderte vulkanische Gluthbrezzie, deren grauer, fein-trachytischer Teig andere abgerun- dete Lavastücke von heterogener Art eingeschmolzen enthält. 2) Ein basaltischer Lavastrom ist durch die Querkluft gedrungen und bis jenseits Bandong geflossen, wo die dichte, schwarzblaue Lava von J/o — 1 Zoll grossen Blasenräumen durchzogen ist. (Z.Nr. 21 u. 22.) Aus dieser (daselbst in der höhern Region des Abhanges dichten) Lava (L. Nr. 20) bricht eine warme Quelle, Lembang Tjipanas Nr. 1, am linken Ufer des Tji-Kawari hervor, zAvischen den Mün- dungen des Tji-Kidang und Tji-Kebundung. Eine zweite Avarme Quelle, Lembang Tjipanas Nr. 2, liegt gegenüber am rechten Ufer des Tji-KaAvari weiter abwärts, der Querkluft näher, doch ebenfalls noch zwischen beiden Mündungen. — 3) Hornblendeporphyr mit grossen, l Linie bis 1 '/j Zoll langen und y^ Linie bis y> Zoll dicken, schwarzen, scharfeckigen Hornblendekrystallen, die völlig ausge- bildete, sechsseitige Säulen sind und nur lose in einer grauen, fein- 42 trachytisclicn Grundmasse stecken , aus der sie , bei zunelnncnder Verwitterung- des Teiges, zuletzt von selbst herausfallen , ganz frei werden und nur leere Formen — Eindrücke — hinterlassen. (L. Nr. 19.) Diese Lava habe ich jedoch nur in ]}löcken am inneru Fusse des Kandes Avestlich vom Durchbruch finden können. Ver- gleiche liiei-mit die Augitkrystalle des G.-Merapi. {L. Nr. 185.) In dem nördlichen, Krawang'schen Erhebungs- rande sind die hauptsächlichsten queren Durchbrüche die, in -wel- chen die folgenden zwei Bäche strömen. Ij Der Tji-Ponegara an der Ostgränze des Plateau's und seines Erhebungsrandes nach der Eichtung zum G.-Tampomas. 2) Der Tji-Asem, nach der West- gränze zu, in Norden von Tengger agung. Ausser dem Kalke und Kalkmergel, welcher an den Gehängen vorkommt neben dem Tji- Asemdurchbruch , verdient eine Gegend unterhalb dem Dorfe Taringgul (zwischen Wanajasa und Pur woher taj noch einer beson- dern Erwähnung, da sie, obgleich dem Fusse des G.-Burangrang (und nicht dem G. -Tangkuban prau) angehörend, doch in der fort- gesetzten Kichtung der neptunischen Erhebungszone (jenes äussern Plateaurandes) liegt. Dort kommt nämlich ein merkwürdiger bi- tuminöser Kalkstein vor, der sich mit nur schmalen Zwischen- klüften in ]}lock-, Thunn- und Würfelförmigen blassen aus dem lioden erhebt und geschlagen einen stinkenden Geruch verbreitet, der an liergöl und Theer erinnert. — Verschiedene Lagen dieses Kalkes sind deutlich erkennbar nur von Sabellaria gebildet, siehe L. Nr. 900 bis 912 und vergl. Ilauptst. 5 bis 9 des tertiären Ge- birges in der IIL Abtheilung. Die Vorstufe, das Plateau von Segala erang, die ein- wärts von diesem ne])tunischen Erhebungsrande liegt und in weit ausgedehnten Treppen, ganz allmählich zum Fusse des G. -Tangku- ban prau emporsteigt, — ist von Süd nach Nord 5 bis 6 Pfähle breit und von Ost nach West 15 bis 20 Pfähle lang und besteht dieser ganzen Ausdehnung nach aus Bänken von Lava, die dem Vulkane einst entströmte und, gegen den Erhebungsrand m Norden anstosscnd , — sich nothwendig hier aufstauen musste. Sie ist schAvarzblau , basaltisch, in horizontale Bänke oder Platten abge- sondert, in der Tiefe meist dicht, in den obern Schichten und be- sonders nach der Oberfläche zu aber porös und mit grossen Blascn- räumen versehen, die ebenfalls, und zwar parallel mit den Bänken, in die Länge gezogen (horizontal ausgestreckt) sind. L. Nr. 2 G bis 28. Hunderte von Füssen hoch sieht man an den Wänden mancher Klüfte diese Lavabänkc über einander gelagert, — man sieht sie nach oben zu immer poröser werden und sich in eine Bodenfläche endigen , die nur da , wo sie wellig ist, in ihren Vertiefungen etAvas Dammerde trägt, übrigens nackt zu Tage geht und in den mehrsten Gegenden mit abgelösten 1 Zoll bis 1 Fuss dicken Stücken der Lava bestreut ist. Dabei ist dies Gestein Siebartig durchlöchert und saugt alles Eegenwasser ein , das auf die Oberfläche fällt und das dann Spurlos im Innern verschwindet. Es gleicht daher dieses 43 Aveite Plateau ,, einem erstarrten Lavasee," — dessen felsig -rauhe Oberfläche nun Tagereisen Aveit nur mit Alang - alang und Glagah bewachsen , in den mehrsten Gegenden unbewohnt , unbewohnbar und fast für alle Culturen untauglich ist, — eine Fels- und Gras- wüste , in welcher der Reisende halbe Tage lang kein anderes Ge- räusch vernimmt, als den hohlen Klang unter seinen Tritten — ,,rimho7nbo," — so täuschend hohl, dass er glaubt über ein Ge- wölbe zu reiten. An den Wasserfällen, die sich über manche, Treppenartig ge- senkte Lavabänke stürzen, z. B. am Tjuruk-Agung in der flachen Thalsohle des Tji-Asem, unterhalb dessen Durchbruchs-Stelle durch den neptunischen Rand {L. Nr. 24, 25), oder auch am Tjuruk goöng desselben Baches, oberhalb dem Durchbruche (L. Nr. 23), findet man weite Entblössungen jenes schwarzblauen , basaltischen Gesteins , das an seiner Oberfläche oftmals in lauter kleine rhom- bische Stückchen von ^/^ bis l' Durchmesser abgesondert ist. Durch die Tji-Asemkluft ziehen, zu beiden Seiten von den neptunischen Abhängen begränzt, die Lavaströme weit in's niedrige, tertiäre Land hinaus. Am schönsten jedoch oficnbart sich die Lavanatur dieses einst geschmolzen gewesenen Gesteins in einer Höhle bei Tjuruk grinding, die man 3 Pfähle östlich von Tengger agung in den obcrn Gegenden des Plateau's antriff"t, wo die Oberfläche sanft hügel-wellig ist. — An einer Stelle ist dort der l^oden auseinander geklaff"t und von einer Spalte oder Furche in der Richtung nach Nord -Nord -Ost zu durchschnitten, die sich auf einmal endigt, indem sie sich in den Eingang einer Höhle verliert, über welcher das Plateau wieder flach und undurchfurcht ist, wie vorher. Die Höhle gleicht einem Bogenförmigen 100 bis 1 50' tiefen GcAvölbe, dessen Eingang 30 hoch ist, das sich nach dem Hintergrunde zu aber bis zu lo' herabsenkt. JNIan sieht hier die gewöhnliche schwarzblaue Basaltlava , die nichts Abweichendes von andern Ge- genden Segala erang's hat. Von der Decke der Flöhle aber hängen Lavastalactiten herab {L. Nr. 27); sie bihlen lange Spitzen, — Kegel, — Traubenförmige i\ fassen, — Zacken und an ihrem un- tern Rande zackige Lamellen, die alle senkrecht, wie der Tropf- stein der Kalkhöhlen, zu Hunderten von der Decke herabhängen und auf das Augenscheinlichste die geschmolzene Natur dieser Lava beurkunden , welche zäh-geschmolzen und etwa von der Consistenz des Honigs gewesen sein musste , als sie von der Decke herabträu- felte und während dem Herabträufeln erstarrte. — INIan kann annehmen, dass eine schon erstarrte (und unterhöhlte) Lava- decke dalag , durch deren Spalten , Risse oder Poren die geschmol- zene blasse eines obern neuen, noch flüssigen Stromes hindurch- drang; währeiul die Lavabänke, aus welchen der G. -Tangkuban prau aufgethürmt wurde und Avelche desshalb von jüngerer Bildung sind, aus dichter, basaltischer Lava bestehen, während dass die altern (ursprünglichen) Eruptionsgesteine der Centralkette Trachyt sind. 44 Dieser ist überall, wo oben in der Firste der Kette keine Krater vor- handen sind, entblösst, so wie auch da, wo keine Lavaströme aus- geflossen sind, welche dies frühere Gestein bedeckt haben. INIan findet ihn häufiir in Platten abgesondert, wie dies mit dem nörd- lichen Abhänge des G.-Bukit tunggul der Fall ist: L. Nr. 29. • An warmen Mineral -Quellen haben wenige Vulkane der Insel einen so grossen Reichthum als der G. - Tangkuban prau und sem Nachbar G. - Burangrang. Der grösste Theil dieser Quellen entspringt am Fusse der innern Wand — der Bruchfläche — der neptunischen Erhebungsränder oder Nebenketten, die auf der Seite der A^dkanischen Centralkette und, mit derselben parallel laufen, nämlich drei warme Quellen Nr. 25, 26 und 27 an der Siidseite oder dem Bandong'schen Abhänge und fünf warme Quellen Nr. 2S bis 32 an der nördlichen oder KraAvang'schen Seite der genann- ten Vulkane. — Siehe den dritten Abschnitt dieser Abtheilung , in welchem die warmen Quellen unter den angegebenen Nummern ausführlich beschrieben werden. B. Geschichte seiner Ausbrüche. Ich merkte früher in Tydschr. voor Neerl. Indie beim G.- Tangkuban prau an , dass der Zwischenrücken zwischen den beiden Kesseln K.-Upas und K.-Ratu, von dem Horsfield in 1804 nichts sagt, erst in einem Ausbruche zwischen Horsfield's (in 1804), und meinem (in 1S37), Besuche entstanden sein könne undbemühte mich, die ^löglichkeit einer solchen Eruption , ohne dass sie von den An- wohnern wahrgenommen ward, *) darzuthun. — Mir war kein Aus- bruch bekannt. Wie ein Augenzeuge S. von Purw^akerta, (siehe Tydschr. voor Neerl. Indie VIII. Nr. Z.pag. 421) berichtet, hat aber wirklich ein Ausbruch Statt gehabt, den ich hier mittheilen will. — Dadurch erlangt meine Vermuthung grosse Wahrscheinlichkeit, dass der Kratergrund erst nach 1804 in zwei Hälften getheilt wurde, und der Zwischenrücken erst in dieser neuern Eruption entstand. 1820, den 4. April, des Abends ohngefähr imi 10 Uhr fing der Ausbruch mit einem heftigen, donnernden Getöse an, — ,,eine hohe Feuerflamme stieg in die Höhe," — und drei Tage und Nächte lang wurde eine grosse Menge Asche mit Steinen ausgeworfen, — zuweilen so stark, dass die Bewohner vieler Dörfer auf der Nordseite des Berges in den Distrikten Segala erang, Batu hirap anfingen zu flüchten. Desselben Ausbruchs wird im Java'schen Courant vom 5. Mai 1829 (und, daraus entleluit, im Ind. Magazijn II. 1845 Nr. 11 *) Die mehrsten Krater Java's liegen zwischen 6 und 10,000'. — Zwischen 4 und 6000' Höhe aber schwebt gewöhnlich, wenigstens von Mittag an, eine düstre , graue Wolkendecke , die ein ununterbrochenes Dach bildet , wodurch Alles , was höher liegt , verdeckt wird. 45 und 12) gedacht und gesagt, dass der Berg, nachdem er einige Tage lang ein starkes Getöse habe vernehmen lassen , in der Nacht vom ersten (?) April (oben wird vom vierten gesprochen) angefangen habe zu ,, brennen, und glühende Lava und Asche auszuwerfen." — Viele von den fliehenden Anwohnern wurden vom herbeieilenden Assistent-Resident von Krawang, de Bruin Prince, den der obige Berichterstatter S... und ein Packhausmeister von Tjikao, A. Butter, begleiteten, zur Rückkehr bewogen. Diese Herren kamen von Purwokerta und begaben sicli über Wanajasa nach dem Nord- fusse des Vulkans. — Der Distriktshäuptling von Batu sirap erstieg ihn von hieraus und sah nur ,, Feuer und schwere herausgeschleu- derte Steine, aber keine Spur des früher vorhandenen Wassers in dem Krater." 1846, den 27. Mai, ereignete sich eine neue, bedeutende Schlamm- und Ascheneruption aus dem grössern östlichen Kessel Kawah-Ratu. — Der Ausbruch dauerte eine Nacht und Aveder die- ser , noch die schwachen Erdstösse , die man am nördlichen oder Krawang'schen Geh<änge des Vulkans (zu Segala erang, Batu sirap), verspürte, haben den Pflanzungen Schaden gebracht. — Man glaubt, dass der Berg nach diesem stärker, als vorher, dampfen blieb. (Nach mündlichen Mittheilungen einiger Anwohner.) C. Reisende, die den Berg besucht haben. 1804, in dem Monat Juli besuchte Dr. Th. Horsfield die- sen Berg; er ging zu dem Ende von Tjiratong aus und fand die Temperatur der brodelnden Schlammpfützen zu 112** F. *) 1821, ersteigt ihn der Herr P. P. Roorda van Eysinga ,,in der Stimmung," wie er sagt, ,,von Ossian," — eine Stimmung, die seiner Erzähhmg nach, **) nicht sehr günstig für genaue Beobach- tung sein muss. 1832, Dr. Salomo Müller.***) 1837, im Monat Juli besuchte ich diesen Berg gemeinschaft- lich mit Dr. A. Fritze, meinem unvergcsslichen Freund und dama- ligen Chef, t) In Begleitung des Assistent-Residenten von Bandong, des Herrn Nagel, bestiegen wir von Lembang aus den l^erg seinem südlichen Abhänge entlang. Damals hatte das brodelnde Wasser einen höhern Wärmegrad als zur Zeit, wo Dr. Horsfield vor 33 Jahren seine Jieobachtung anstellte. 1846, den 10. Juni, Dr. P. Bleeker, W. Bosch und Hoff- LAND von der Nordseite (von Tengger agung über Panaruban und *) Si •) M Siehe Verh. v. h. Bat. Genootsch. T. VIII. an sehe boek III,\ deel II, pag. 40)5 von seinem ,,l7idie," Breda 1842. •**1 Verh'. Batav. Genootsch. XVI. p. 131. tj Tief betrauerte ich sein frühes Dahinscheiden, als ich ihn im Juni 1S39 zu Batavia zur Gruft begleitete. 40 Tjiatar) aus. — Sie fanden die Vegetation in den höhern Regionen des Vulkans verdorrt, versengt und Alles mit einem einfarl)igcn, grauen Aschenkleide überzogen. — Auf der Ost- und Nord-Ost-Scite waren in dieser Höhe Tau sende von hohen Waldbäumen in der Richtung von West nach Ost umgeworfen und zum Theil unter Asche und Schlamm begraben ; — was nicht um- <'-ew()rfen und gebrochen war, war wenigstens gebogen. Also ein ähnlicher Ruckwind und Avahrscheinlich durch die nämliche Ur- sache, wie am G.-Gede im ])ecembcr 1S4Ü, denn auch hier lagen die Bäume vom Krater ab^värts nach aussen hingestreckt. Herr Bleeker fand die Kawah-Upas, eben so wie die Solfatara K.- ]5adak, ganz unverändert so, wie in Müller's und meinen Beschrei- bun""en, — sogar auf dem Zwischenriicken zwischen KaAvah-Upas undK.-Ratu standen noch grüne ]5äumchen ; die Kawah-Ratu aber war von Scheitel zu Fuss mit einem e i n f a r b i g bläulich- g r a u e n K 1 e i d e V o n v u 1 k a n i s c h e r A s c h e u n d S c h 1 a ra m überzogen, die alles verhüllte, — der Krater war ein tiefer, un- ersteigbar steiler Trichter , mit glatten Wänden , in dessen Grunde noch flüssiger Schlamm von Dämpfen beAvegt wurde, die bis hoch über den Kraterrand sichtbar blieben. Nach Herrn Bleeker's Ansicht ist die Schlammmasse über den Ostrand übergeflossen, sie hat jene Wälder umgcAvorfen und war von einem Ascheauswurf begleitet. — Ich glaube aber an- nehmen zu dürfen, dass der Ascheauswurf die H a u p t erscheinung der ganzen Eruption Avar und dass der Schlamm nur dem Vorrathe von flüssigem Stoff" zu verdanken hatte, Avelcher bereits vor dem Ausbruche im Krater Vorhemden Avar und der zum Theil aus früher ausgcAvorfener Asche, zum Theil aus verA\'ittertem Gestein gebildet Avurde , das in Folge der EiuAvirkung der schAvefeligen Dämpfe auf- gelöst Avordcn Avar. ]Mit atmosphärischem Wasser vermengt ent- steht, in allen Kratern Java's aus diesem Stoffe der Schlamm, des- sen Hauptbcstandtheil Thonerde ist. Dieser Schlamm aber kann nicht über den Ostrand über g e f 1 o s s e n sein, dann hätte ja der Krater erst davon voll bis an den Rand sein, und der Schlamm über den verschie- dene 1 OO' Aveniger hohen ZAvischenrücken in die KaAvah-Upas strömen und dieses Becken ausfüllen müssen, Avas aber nach des Herrn Bleeker INIittheilung nicht der Fall Avar , da selbst die Vegetation , das Ge- sträuch, luiversehrt gefunden Avurde. — INIir scheint es daher , als ob der Schlamm aus dem Krater ausgcAvorfen, ausgeschleu- dert Avurde, und nicht bloss durch eigne Schwerkraft — sondern in einem Bogen auf die Kronen der Bäume in sclriefer Richtung aus der Luft herabfiel, aber auch durch die Zur-Seite-drückung der Luft durch den von ihm verursachten RuckAvind eine Kraft ausübte, Avelcher die Wälder nicht zu Aviderstehen vermochten, liloss durch die Wirkung der Kraft auf die grössere Fläche der Laubkronen ist das Umknicken der Bäume erklärbar, das unmöglich hätte erfolgen können, AA'enu die Kraft bloss auf die Stämme gCAvii-kt hätte, die (schmal und Avenig Widerstand bietend), dem bcAvegten 3Iedium 47 seitwärts genügsamen Durchgang verstatteten. — Dann müssten ja Pfähle, die im Meere stehen, bei jeder AVelle umgeknickt werden ! Auf einem Abstand, 50 Schritte vom llande des Kraters — in der Richtung des Schhmdes — zeigte der Thermometer schon eine gi'össere Wärme von 1 5** F. (Siehe Dr. P. Eleeker Tydschr. Neerl. Indie. VIII. Nr. 6.7J. 570.) 1S4S, den 17. bis 19. Juni. Zum zweiten Male erstieg ich den Berg auf seiner Nordseite den 17. Juni 1 S4S von Tengger agung aus über Tjiatar, also auf demselben Wege, den Dr. I^leeker ge- folgt hatte. Ich hatte auf dem höchsten Punkte der südlichen Kra- termauer (Nr. 5 der Skizze) enie Hütte bauen lassen und verweilte mehre Tage auf dem Gebirge, um den Krater und seine Umgebungen ausführlich zu untersuchen, Avährend Avelcher Zeit ich noch vor- züglich damit beschäftigt war, den Veränderungen nachzuforschen, welche die Gesteine durch saure Dämpfe erlitten hatten. Der Krater hatte nebst den obersten Gegenden seines nörd- und nordöstlichen Aussengehänges , wo die Wälder verwiistet und Tausende von JSäumen hingestreckt lagen, durch die Eruption vom 27. Mai 1846 ein auffallend bleiches Ansehen erhalten. Alles Grün, das ich bei meinem ersten Besuche (im Juni IS 37) im Krater sah, war verschwunden und alle seine Aveniger steilen Felswände auf den genannten Seiten waren bedeckt und überschüttet. — Die ausgeworfenen jMassen bestanden aus Asche, Sand, kleinem Stein- gereibsel vind einzelnen grössern Steinbrocken von 1 Zoll bis 1 Fuss Dicke, und trugen Spuren, dass sie mit gesäuertem Wasser alle zu- sammen zu einem ungleichförmigen Brei vermengt aus dem Krater gekommen Avaren, als Schlamm oder weicher Tuff, welcher viel Schwefelsäure enthält und einen hohen Grad von Hitze besessen haben muss. Denn, obgleich die INIasse zur Zeit ihres Ausbruches feucht war, so hatten die davon getroffenen l^aumstämme doch eine Art von Verkohlung erlitten oder besser, eine VerAvandlung in eine Art von Braunkohle, die 1 bis 2 Zoll tief in das Holz ein- drang {L. Nr. 17). — Die Steintrünmier bestanden grösstentheils aus veränderter dichter, basaltischer Lava, die ursprünglich schwarz gewesen, durch schwefligsaure Dämpfe aber in eine Art von Alaun- stein umgewandelt waren , der zwar ziemlich fest , hart und an der Oberfläche glatt, aber bleich oder ganz weiss von Farbe war , so, dass ihn manche Javanen für Kalk oder Marmor hielten. Von sol- cher umgewandelter Lava konnte man ganze Bänke sowohl im Krater als am Aussengehänge sehen , in einer grössern Menge als bei irgend einem andern Vulkane der Insel ; auch konnte man die Verwandlung von der härtesten , kohlschwarzen Lava Stufenweise in blendend-weisscn Alaunstein verfolgen. (L. Nr. 10 bis 13.) Offenbar ist es hauptsächlich dieses Gestein, das durch seine Zerstückelung zu einzelnen Stücken in Gereibsel {Gruss) bis in den feinsten Sand — zum Thcil mit Wasser zu Schlamm vermengt — den Jioden des Kraters ausfüllt und den (irund desselben bildet, der in der letzten Eruption aufgedeckt und herausgeschleudert 48 wurde. — Er liegt in den vernichteten Wäldern nun ^Meilenweit herum verschüttet. — Auch werden Stücke basaltischer Lava ange- troffen, die von Jilasenräumen durchbohrt, ja andere, die Himsstein- artig porös sind: L. Nr. 15; — so findet man auch ein Stück: L. Nr. 14, das aus sehr dünnen parallelen Lagen basaltischer Lava besteht , welche mit Lagen verhärteter gelblicher Asche oder Tuff abwechseln, wodurch die Oberfläche dunklere oder hellere Strei- fen zeigt. IS 50, den 22. Oetober wurde der Berg abermals durch Herrn P. Bleeker in Gesellschaft von Herrn P. J. Maier und einigen anderen Herren von Tjiatar aus bestiegen. — Der KaAvah- Ratu war beinahe zu demselben Zustande zurückgekehrt, den er vor dem Ausbruche im ^Nlai 1846 gehabt. An dem obersten Theile der Kratermauer , so wie zwischen den abgestorbenen und verdorr- ten Baumstämmen des äusseren Abhanges zeigten sicli hier und da wieder jugendlich neu aufschiessende Bäumchen und Farren. *) D. Umgestaltungen des Berges. Dr. Th. Horsfield spricht (a. a. O.) nur von einem Krater, dessen obern Umkreis er auf 1 Vo engl. Meile und dessen Tiefe er im Süden, wo er hinabstieg, auf 250' schätzt. Da es unmöglich ist, von dem südlichen Kraterrande, von wo Horsfield hinabstieg, den zweiten, westlichen Kessel nicht zu sehen, da man vielmehr von da , so wie von allen andern Gegenden des Kraterrandes , den obern Umfang dieses zweiten Schlundes deutlich wahrnehmen , ja zum Theil in ihn hinabsehen kaim, so muss angenommen Averden, dass der Krater damals nur aus einem (ovalen) Kessel bestand, und dass der kleine Zwischenrücken, der ilm gegenwärtig in zwei fast kreisrunde Kessel theilt, (von denen der westliche der kleinere und weniger tiefe ist,) in irgend einem Ausbruch zwischen 1S04 und 1837 erst gebildet wurde. Da dieser Rücken nun bloss aus lockeren Schuttmassen (Asche, kleinen Steintrümmern,) besteht, so ist es nicht unglaublich , dass er ohne viel Geräusch und Lärm gebildet werden konnte durch eine leichte Ascheneruption, die viel- leicht nur die höchst gelegenen Dörfer belästigte und welche nicht wichtig genug von den Javanen gehalten wurde , um gemeldet zu werden. Wir haben aber früher in der That einen und zwar einen ansehnlichen , den Bewohnern der Umgegend Furcht einflössenden Ausbruch aus diesem Zeitraum kennen gelernt, nämlich den von 1829! *) Dr. P. Bleeker in Natuurk. Tijdschr. voor Nederl. Indie. I. p. 154. (Batavia 1850.) 49 9. G. ■ Patua. 0 und 0 A. Topographischer Überblick. Als eine der höchsten Kuppen in der Eaumers treckung zwi- schen dem G.-Gede und dem Berge von Tjeribon, erhebt sich der G, -Patua in der östlichsten, zunächst an das Plateau von Eandong gränzenden Kette der Djampanggebirge , deren zahlreiche E-iicken sich in paralleler Richtung mit einander zwischen ihm und dem Fusse des G.-Gede hinziehen und in der Nähe des G. -Patua ihre grösste Höhe erreichen . Unermessliche Waldungen , die eine der grössten und unbewohntesten Wildnisse auf Java bilden, bedecken dort Berg und Thal, und malerische Wasserfälle, kaum einem Eu- ropäer bekannt, stürzen dort donnernd von den Gehängen herab, und weit umher von fernen Bergwänden und Schluchten schickt ihnen das Echo eine dröhnende Antwort. Einsam zwischen solchen nie betretenen Waldungen liegt dort der schöne Bergsee Telaga-Patengan , 4790' über dem ]\[eere, mit seinen kleinen Inseln und Halbinseln, auf denen sich majestätische Podocarpus-Ai-ten erheben. Sein ruhiger Spiegel strahlt das Bild des G. -Patua zurück, dessen sanfter Abhang im Osten vom See emporsteigt und sich, 2630' höher, in einem kleinen Gipfel endigt, welcher der höchste dieses Gebirges ist. Er liegt etwa Süd-Ost gen Süd dreissig engl. Meilen vom G.- Gede entfernt und besteht aus einem ki-eisrunden , schmalen, Stel- leuAveis ganz scharfen Rande, der sich nach innen schroff senkt und einen unersteigbaren Trichterförmigen Abgrund bildet , dessen senkrechte Tiefe dem obern Durchmesser des Randes von etwa 600' gleich zu kommen scheint. Die Form dieses Trichters ist sehr re- gelmässig und gleicht einem umgekehrten Kegel, oder einer Pyra- mide , von der die Spitze abgeschlagen ist ; ilir enger Grund näm- lich, soweit man dies von der schwindlichten Höhe herab zu er- kennen vermag , ist flach , in der jNIitte bloss mit Gras bewachsen und bietet den Blicken, ausser einem Paar hingestreckton l^aum- stämmen, nichts JNIerkwürdiges dar. Denn so wie die AValdung die äussern Abhänge des G. -Patua bis hinauf auf den höchsten Gipfel verfolgt hat, über dessen schroffen Rand sie ihr uraltes, mit Moos- polstern bedecktes Astgewirrc ausbreitet, so hat sie ihn auch ver- folgt bis in den untersten Abgrund des Kraters , Avelcher als ein Bild von tiefster Einsamkeit, von ewiger Vergessenheit daliegt. Sein Anblick ist düster und wenig erfreuend; denn die Wälder zwar , die ihn bedecken , wuchern ruhig fort , aber leblos , und nimmer ertönt in ihnen der Gesang eines Vogels. Keines Wan- derers Fuss kann je den Boden des Schlundes erreichen. Still wie ein Grab liegt er da — doch zugleich beunruhigend ist das Gefühl, das den Reisenden ergreift , wenn er seinen Blick in den todtstillcu Abgrund wirft und sich die Geschichte anderer Kraterschlünde iu's Juii'^liuliii. Javu. II. 4 50 Gedäclitniss zurückruft, die oft plötzlich, nach hundertjähriger Ruhe zu neuem Leben erwachen. Freundlicher ist der Anblick des blinkenden Schwefelsee's : Kawah-Patua. Er liegt bloss 7 35' unter dem so eben beschriebenen Kande des alten Kraters, den die Javanen: ,,Taman saät" nennen, und zwar westwärts von diesem in einer ]Meereshöhe seines Spie- gels von GG85', so dass der Grund des Kraters beinahe zum Spiegel tles See's herabreichen muss, jedoch etwa 3000 weit von ihm ent- fernt ist. Nur auf dieser Seite, (dem westlichen Abhänge des Taman saUt,) sind die Ufer des See's hoch und steil und bestehen aus einer Trachytwand, die sich, aus länglich viereckigen, fast Säulen- förmigen Rücken aufgebaut, in ihrer Glitte wohl 300' hoch erhebt, um ihren bräunlichen Schatten auf das licht-spangrüne , in's Gelb- liche schillernde Gewässer zu werfen. Auf den Klippen, die am Fusse dieser Wand aus dem Wasser hervorragen, erheben sich ma- lerisch einige Raumfarrn über niedrigeres Gesträuch. Zu beiden Seiten senkt sich die Felsenwand steil herab , xun in den Avulstigen Rand überzugehen , welcher sich Kreisförmig um den See herum- zieht und mit Ruschwerk bewachsen ist. Da seine Höhe bloss 30 bis 40' beträgt, so kann man bequem zu dem LTer des See's hinab- steigen , das mit Lavastücken und mit bereits zersetzten , gebleich- ten, in eine weiche, selbst Rreiartige JNIasse umgewandelten Stein- trümmern bestreut und mit einer grossen ^Nlenge eines unreinen, mit Thonerde (vulkanischer Asche) vermengten Schwefels, L. Nr. 39, bedeckt ist. Auf dem ]»oden des See's liegt ein schwaches, weiss- liches Sediment von Thonerde, das jenen eigen thümlichen, lichten, weisslichgrünen Schimmer auf seine Oberfläche Avirft. Alle Lava, die am Lfer des Meeres gefunden wird, ist in Folge der Einwirkung der sauren Dämpfe oder sauren Wassers aufgelöst und verwittert, siehe L. Nr. 35 bis 38. Das Wasser selbst schmeckt zusammen- ziehend, wie verdünnte Schwefelsäure und scheint auch ofienbar eine grosse Älenge von schwefelsaurer Alaunerde gelös't zu enthal- ten, wesshalb man den See mit Recht einen Alaunsee nennen kann. Er füllt das liecken eines ehemaligen Kraters , der offenbar viel spätem Ursprungs , als der alte Centralkrater Taman saät ist, und scheint aus zusammengelaufenem atmosphärischen Wasser ge- bildet zu sein und durch solches Wasser genährt zu werden, seine besondern Eigenschaften aber der gasförmigen schwefeligen Säure und dem Schwefclwasserstoffgas zu danken, die dem Roden des Kessels wahrscheinlich an vielen Stellen entsteigen. Im Jahre 1837 waren übrigens keine Dämpfe sichtlich wahrzunehmen ; auch war das Wasser kalt. Durchmesser des ziemlich runden See's : 700'. * Will man die Gebirgsart des G.-Patua in unverwittertem Zu- stand beobachten, so muss man sich an die Ufer des See's begeben. Das eigentliche Kerngestein ist ein bläulich-grauer Trachyt, der ohne Rlasejiräume sich befindet und in welchem nur selten andere Restandtheile, als Krystalle von glasigem Feldspath L. Nr. 40 und 34, gefunden werden. Sodann kommen trachy tische Laven vor. 51 welche mehr oder weniger porös zu Schlacken verwandelt worden smd: L. Nr. 30 bis 33 und in Brocken von 2 bis o Grösse mit scharfen Ecken und Kanten ang-etrofFen werden; ja mitunter findet man deren einzelne, die eine Dicke von 20 bis 25 haben. Solche Trümmerblöcke findet man ^Millionenweise auf dem l^oden des Tji- Widaithales herum zerstreut, ja der ganze Boden des schönen Tha- ies (Distrikt Tjisundari), welches bei einer Breite von 2 bis 3 INIinu- ten, sich ö bis 6 jMinuten weit nach Nordosten hin ausdehnt, ist ganz und gar durch solche Trümmergesteine aufgehöht. Überall blicken sie aus der fruchtbaren Erde hervor, die aus dem Verwittern der Felsen oder aus vulkanischer Asche ihren Ursprung hat und die Zwischenräume der Trümmerblöcke anfüllt. Es kann daher keinem Zweifel unterAvorfen sein , dass wir hier einen ungeheuer grossen Lava-Trümmerstrom desG.-Patua vor uns .sehen, der von deniFusse des Vulkans herabstürzt und sich bis in's Plateau von Bandong erstreckt. Ist die Breite des Bodens die- ses Thals in seinem mittlem Tlieile verschiedene Älinuten breit, so verengt er sicli in seinem untern Theil zu einer schmalen Kluft, durch welche der Haiiptbach des Thaies, Tji-Widai, nach dem Pla- teau von Bandong fliesst, das sich an der Aussenseite der Kluft ausbreitet. Durch diese Kluft, welche auf beiden Seiten zwischen Bergen liegt, wurden diese Trümmerblöcke fortgeschoben und haben diese sich ausgedehnt bis in den angränzenden Theil des Plateau von Bandong in der Nähe von Kopo. Junge und alte, jetzt wieder verlassene, Kaffeegärten, welche die höhern Striche des Trümmerstromes beschatten, geben ein Zeugniss von der Fruchtbarkeit des Lavabodens. INIan sieht da- selbst Kaffeebäume von 25 bis 30' Höhe, mit Stämmen bis zur Dicke von ^/^ ; dicht in einander gedrängt, mit jMoospolstern bedeckt und mit Usneen behangen sind diese Anpfianzungen wieder in einen wilden Zustand zurückgekehrt und bilden einen Wald, dessen Boden im dunkelsten Schatten begraben liegt, gleichsam ein Ur- wald von Kaffeebäumen. B. Ausbrüche. Von diesem Vulkane sind deren keine bekannt. C. Reisende, die den Berg besuchten. 1787 wurde der See vom spanischen Botaniker Noronha be- sucht, — demselben, der in einem Bande der Verhcmdl. v. h. Ba- tav. Genootschap ein Verzeichniss von java'schen Pflanzen geliefert hat. *) 1804 von Dr. Tir. Horsfield. (1. c.) 1 8 1 9 bestieg Prof. C. G. C Rein wardt diesen Berg; nach diesem *) Cf. Horsfield in den Verha?idL v. h. Bat. Genootsch. t. VIII. 4* 52 Naturforscher liegt der See 7407 engl. (6950 par.) Fuss hoch, während solches nach meinen Messungen 6685' beträgt. 10. Kawah - TjiwidaT. 0 Hierzu gehört Wiclai Figur 1. Einige Pfähle ostwärts von der Kawah-Patua, nach dem G.-Tilu zu, findet man einen der merkwürdigsten Explosionskrater, aus welchem der Tji- Widai entspringt und der desshalb von den Be- wohnern des Thaies Tjisundari ,,Kawah-Tjiwidai'^ oder ,,Kawah- Kapala tjiAvidai, '' d. h. Krater am Kopfe, d. h. am Ursprünge des Baches Wida'i, genannt wird. Nur von einer Seite her kann dieser, rings Tagereisen weit von undurchdringlicher Waldung umschlos- sene Krater besucht werden, nämlich vom Hauptorte des Distriktes Tjisundari aus, der Desa-Tjiwidai , Avelches Dorf in dem schönen, vom Hauptbache Tji- Widai", in der Richtung nach Nord-Ost, durch- strömten Thale liegt, fast in der INEitte zwischen den Bergen G.- Tilu, der sich in Osten, und dem G.-Tumpak rujung, der sich im Westen erhebt. In Süd- West steigt der G.-Patua empor, und in einer Südsüdwest- oder richtiger süd- zu westlichen Richtung vom Orte liegt die Kawah, die wir beschreiben wollen und die man vom Dorfe aus, indem man durch Urwälder immer höher hinan steigt, in 3 Vo Stun- den Zeit erreichen kann. Es würde mich jedoch zu weit führen, mich hier in eine topographische Beschreibimg dieses merkwürdigen Thaies und seiner Umgebungen einzulassen, ich behalte mir das vor für die specielle Topographie von Java und führe jetzt den Leser unmittelbar an Ort und Stelle , nämlich auf den hohen Rücken des breiten, wulstigen, sanft nach Norden, nämlich in's Tji-Widaithal hin abgedachten, neptunischen Kendenggebirges und das ZAvischen den zwei vulkanischen Kegelbergen G.-Patua und G.-Tilu von West-Nord- West nach Ost-Süd-Ost streicht. Der G.-Tilu liegt auf der Nordseite dieser neptunischen Erhebung und der G.-Patua auf der Südseite, ihrem westnordwestlichen Ende nahe. Ihre ostsüdöstliche Fortsetzung begränzt das Plateau von P6n- galengan an seiner Süd- West- und Süd-Seite und bildet den höch- sten neptunischen Bergrücken auf Java, welcher sich etwa 6000' über den jNIeeresspiegel erhebt. Ungeheure, ununterbrochene, jung- fräuliche Wälder bedecken das Gebirge , das noch nie der mensch- liche Fuss betreten hat. Die Bewohner von Pengalengan nennen es G.-Brengbreng, welchem Beispiele wir aber nicht folgen, sondern das wir G. - Kendeng nennen wollen. Denn der eigentlich so ge- nannte G.-]irengbreng ist eine Verlängerung des Kendenggebirges, welche von hier aus beginnt, wo es — ostwärts von dem G.-Patua, in der Nähe der Kawah- Tji widai" — seine grösste Höhe erreicht hat. Von hier aus läuft die Verlängerung in fast entgegengestellter Richtung als das Kendenggebirge nach West- Süd-Westen und ■''^"fl fUl IUI III Hill tr/iiir/c/rii Ariisiai. '1/7/1 . ci'(h. Nr. 50. Er schmeckte säuerlich adstringircnd, Avie eine schwache Alaunauflösung. Ohne Alühe konnte man eine Stange, einen jungen Baumstamm, 6 bis 7 tief hineinstossen. Zog man diesen dann Avieder heraus, so blieb ein röhrenförmiges Loch 38 von der Dicke des Stabes zurück, aus "welchem sich alsobald oder nach wenigen Augenblicken folf^ende Ausbruchs-Erscheinungen ent- wickelten. Zuerst hörte man cm polterndes, aber abgebrochenes Ge- töse, wie wenn man kleine l'ortionen Schiesspulver aus einer Pistole ohne Pfropf schnell hintereinander losbrennt ; — dieses Getöse kam näher, — kleine Partien Schlamm wurden herausgeschleudert, — das Getöse nahm zu, — die Köhre fing an stärker zu spritzen und zu sprudeln , — sie schleuderte nun den Schlamm , der in ihr auf- stieg, 3 bis 4' hoch empor, — dieser fiel in Pogen ringsum herab, — neuer Schlamm aber drang von unten nach , dieser stieg höher in der Eöhre, — füllte sie endlich ganz und bildete dann , über- fliessend, gewöhnlich einen kegelförmigen Eand rund inn die Öff- nung , womit die Eruption beendigt war. Ich ergötzte mich an die- ser Erscheinung, da sie ein so getreues !Miniaturbild von der Ent- stehungs- und Wirkungsart der grossen vulkanischen Kegelberge gab. Auch meine java'schcn Begleiter, die am Kande des felsigen Kratertheiles Posto gefasst hatten, belustigten sich Stunden lang daran, und wurden, Avenn sie ihren Stab herausgezogen hatten, zu- weilen von einer so heftigen Eruption überrascht, dass sie eiligst entfliehen mussten, um von dem herausgeworfenen heissen Schlamm nicht überspritzt zu werden. *) Die Steine der Gereibselschicht, welche den flüssigen Schlamm bedeckt, sind, sowohl die kleinen, Sandkorn- oder Haselnussgrosscn, als auch die 1 bis 3 Zoll dicken, mehr oder weniger abgerundet. Im nördlichen Theile des Kraterbodens sind diese Steine mit son- derbaren Auswüchsen, gleichsam mineralischen Blumen bedeckt: L. Nr. 52, 53, die besonders in den Gegenden, wo das Gereibsel, dem sie entsprossen sind. Sandartig fein ist — L. Nr. 52 — , Klaf- terweit ausgedehnte Räume wie mit einer Kruste überziehen, in- dem sie lauter kleine Nadelförmig- spitze Zacken bilden, die ge- drängt neben einander, wie umgekehrte kleine Nägel oder wie manche ästige Flechten (Cenomyce- und Ckido/im-Xrten) gerade und vertikal neben einander emporragen. Sie sind '/o bis y^ Zoll lang, gelblich - grau von Farbe, selten einfach, häufiger an ihrer Basis Baumartig, zu 3 oder 4 in einen gemeinschaftlichen Stamm zusam- mengewachsen imd daselbst mit der (zersetzten) Masse des ^Mutter- gesteins, worauf sie wurzeln, innig verschmolzen. Sie scheinen hauptsächlich aus Thonerde mit einem Antheil aus Gips und Kie- selerde zu bestehen und sind offenbar neue, aus Zersetzung und Sublimation hervorgegangene Produkte, deren Bildung unter dem Einfluss von Hitze, Wasserdampf und schwefliger Säure auf Thon- erdehaltige Steinarten, in dieser chemischen Fabrik des Kraters, noch täglich von Statten geht. — In keinem andern Krater Java's *) Der Distriktshäuptling von Tjisundari verglich das Spritzen und das Ge- räusch, das damit verbunden war, mit einem Menschen, der an Sakit-Frut (Dysenterie) leidet. 59 habe ich dergleichen gesehen, und nur in dem Krater desG.-Wajang etwas AhuHches gefunden. In dem Bette des sauren Baches dieses Kraters, der einen starken Fall hat, findet man harte Krusten, welche in ihrer Beschaffenheit einigermassen mit den Krusten übereinstimmen, welche in der Kawah-Tjiwidai gefunden Averden ; sie erheben sich aber nicht als besondere Spitzen, sondern bilden langausgedehnte Känder, schmale Leisten, Lamellen, welche in allerlei Kichtungen gebogen sind und in den sonderbarsten Bogen und Krümmungen durcheinander laufen: L. Nr. 74. Die merkwürdigste Gegend dieses Kraters aber ist sein felsi- ger Theil, — der die Mitte seiner östlichen Hälfte einnimmt und • seiner Oberfläche nach einen höckrigen, zackig-rauhen Wulst bildet, — ein Haufwerk nämlich von regellos durcheinander geworfenen, aber scharfeckigen und scharfkantigen Felsen trümmern, die hier und da von hervordringenden Dämpfen durchwühlt sind. Einige von diesen sind 1 0 , die meisten aber nur 3 bis 5' dick , sie sind an ihrer Oberfläche von Furchen durchzogen , durchlöchert , wie an- gefressen und stets kohlschwarz von Farbe, während ihr Inneres grau oder hellgrau ist. Sie bestehen aus einem durch die wässrigen imd schweflig-sauren, heissen Dämpfe des Kraters angegriffenen und halb zersetzten Sandstein, sie haben eine deutliche Schol- lenform und sind ganz unverkennbar die Trümmer von zerbrochenen Sandsteinflötzen dieses tertiären*) Kendenggebirges, durch welches der Dampf- und Gasausbruch Statt fand, der, ohne steinige Pro- dukte zu bilden, diesen Krater hinterliess. Man sehe L. Nr. 46 bis 49, feinkörnige, hellgraue, mehr oder weniger verwandelte, mürbe, zerreiblich gewordene Sandsteine, die eine schwarze Ober- fläche haben, aus welcher viele Quarzkörner hervorragen. Nr. 48 und 49 sind durch deutliche, parallele Streifen ausgezeichnet, die mit einander und mit der Oberfläche der Schollen, also den Schich- tungsflächen der ehemaligen Flötze, parallel laufen. Wenn man, im Bette des Baches abwärts schreitend, die Kluft des Tji-Widai' nach Norden zu ungefähr 500' weit verfolgt, so kommt man an der Kluft eines kleinen Nebenbaches, Tji-AAvi tali , vorbei, der von Osten kommend, sich in das rechte Ufer des Tji-Widai er- giesst, und trifft, wenn man sich in derselben Bichtung noch ein- mal so weit begiebt, also lOOü' weit vom Krater entfernt, überall noch häufige Spuren von heissen Wässern und schwachen Dämpfen an, die im Jjctt und am Ufer des Baches hervordringen, während ein Geruch nach Schwefclwasserstoffgas auch hier überall verbreitet ist. Die Kluft, worin der Tji-Widai' flicsst, stellt sich auf diese Art als die Ausbruchsspalte dar, deren Kesseiförmig erweiterter süd- licher Anfang der Krater ist. In einer Entfernung von lOOO' vom Krater schmeckt das Wasser schwach-säuerhch , ist übrigens nicht *) Über (las Alter dieses Gcl)irges holiebc man Kap. 5 des I. Abschnittes S. 88 u. 8. w. der dritten Abtheilung nachzusehen. 60 merkbar erwärmt. Bis dahin findet man im Bette zerstreut einzelne JUöcke von liornstein und Quarz, die ohne ZAveifel metamorphische Ijildunuen der Tertiärformution sind: L. Nr. 44 und 45. Anmerkung über die gebraucht en Pf lanzennamen in diesem V{ e r k e. Ich bin schon melirmals in dem Falle gewesen und Averde noch öfters in die Verlegenheit kommen, häufig vorkommende Pflanzen, Bäume zu erwähnen, die in Europa weniger allgemein bekannt oder erst von mir in In dischen Zeit- schriften beschrieben Avorden sind. Ich werde diese letztern durch das^ Wörtchen inihi kennbar machen, und die Namen, die ich den Gewächsen an- fangs gab, behalten, so lange nach vollständigem Untersuchungen von den Herren Bearbeitern meines Herbarium's, deren Namen in der Vorrede genannt Avurden und die ihre Beschreibungen gegenAvärtig unter dem Titel ,,Plantae Junghuhnia)iue. Leyden 1S51" herausgeben, keine andern Namen dafür gewählt Avorden sind. Ich werde aber den Bestimmungen und Benennungen dieser Herren folgen , so Aveit ihre Beschreibungen bei der Absendung Dieses zur Presse gedi-uckt sein Averden, und Averde diese Benennungen durch die Buchstaben PI. J. (mit oder ohne Anführung der Seitenzahl) bemerkbar machen. Die noch nicht in andern Werken bekannt gemachten , mit mihi bezeichneten GeAvächse findet man beschrieben : 1) In der Tijdschrift voor Neerl. Indie. Jaar- gang VII. p. ISl etc. und im: Natuur en Genecskundig Arcliief voor Neerl. Indie. Jaargang II. p. 40 etc. Batavia, 1S45. — 2) In den Verhand. van het Hat. Genootsch. van K. en W., deel XVII. in der Abhandlung ,,Praemissa in ßoram cryptogamicam Javae insidae.^' — 3) In der Tijdschrift voor Nutuurlijke Geschiedenis en Physiologie, deel 7. Leyden, 1S40, p. 2S5 — 317. Nach den Gat- tungsbestimmungen von D. Don, übergenommen in De Cand. Prodromus, VII. p. 553 etc., kommen auf Java keine eigentlichen Thibaudien (mit fleischiger Blumenkrone u. s. av.) vor, sondern gehören alle früher dahin gerechneten Bäume zur freilich mit Thibaudia selir nahe verAvandten Gattung Agapetes. 11. G.-Malawar. 0 Obgleich kein Krater und keine Solfatara als diesem Gebirge zugehörig bis jetzt bekannt ist, so wml er hier dennoch unter die Zahl der Feuerberge aufgenommen, weil soAvohl die Gestalt dessel- ben als auch seine Gebirgsartcn — Lava — , aus welchen er zusam- mengesetzt ist, deutlich verrathen, dass auch er einst ein thätiger Vulkan war. Siehe die augitisehe und basaltische Lava: L. Nr. 55 und 5G und die Gluthbrezzie : L. Nr. 54, Avelche in seinem nörd- lichen Vorgebirge gefunden werden. — Über seine Lage und Ver- bindung mit den benachbarten Bergen wird hier sowohl, wie bei allen übrigen Preanger Vulkanen auf die beigefügte Skizze verAvie- sen. — Sein Gipfel ist keineswegs konisch, sondern er besteht aus zwei lang hingezogenen , schmalen Firsten , die ostwärts in einem 61 spitzen Winkel zusammenstossen und die 7090' hohe Ostkuppe des Gebirges biklen. Auch ihre entgegengesetzten Endigungen sind schroff und kuppenartig. Sie schliessen einen beinahe dreieckigen Raum ein, der sich Avestnordwestwärts in weiter, klüftiger Öffnung zum Berge hinabzieht und den man nicht anstehen kann, für den alten spaltenförmigen Krater des G.-jNIalawar (wahrscheinlich abgeleitet von [Nlawar = Kose und würde dann so viel bedeuten als : überall mit Rosen geschmückt) zu halten, wenn man die schroffe Senkung beider Jiergfirsten nach innen wahrnimmt, die mit ihren steilen AVänden einander gegenüberstehen und sich als Kratermauern be- urkunden. Die südlichere der Firsten zieht sich mehre Pfähle lang hin. Es ist sehr zu vermuthen, dass man im Grunde der genannten grossen Kluft zwischen den Firsten bei genauer Nachsuchung noch überzeugendere Beweise ihres ehemaligen Charakters finden und vielleicht noch dampfende Fvnnarolen oder kochende Schlanmi- pfützen daselbst antreffen wird. Fbrigens sind sowohl die Kluft als die Firsten mit uralter Waldung überzogen, deren Physiognomie ich an einem andern Orte versucht habe zu schildern, *) und nur zwei warme Quellen am Südabhange des Berges sind die einzigen jetzt bekannten Überbleibsel ehemaliger Vulkanität. — Ich besuchte den Berg im ]Monat October 1839 von seiner Ostseite her, wo der Pasanggrahan jNIalawar tjiparai gelegen ist. 12. G.-Wajang. 0 Hierzu gehört : "\\' a j a n g Fig. 1 bis 3 . Schon früher sahen wir, dass die Reihe der Vulkane, welche das Plateau von Bandong in Süden begränzt, in verschiedene Zweige oder Nebenketten getheilt ist; auf einem dieser Zweige, Avelcher sich vom Südfusse desG.-!Malawar nach Süden zu Avendet, steigen mehre Gipfel empor, deren drei den Namen G.-AVajang tragen. Sie bil- den die Ost- und Süd-Ost-Granze des schönen Plateau's von Pen- galengan. Der mittelste dieser Gi])fel bildet ein halbmondförmiges Bergjoch, dessen Concavität nach Westen, dem Plateau zu, gekehrt ist. Auf dem steil absteigenden Abhänge dieses Theiles liegt die Solfatara, welche viele Pfähle Aveit in den unermesslichen AVäldern das einzige von der Natur entblösste kahle Fleckchen bildet und Avahrscheinlich erst in Folge späterer A^ulkanischer Wirkungen ent- standen ist. Erst im Jahre 1839 gab die damals in 15andong be- schlossene Ausbreitung der Kaffeekultur Veranlassung zu ihrer Entdeckung; Inländer hatten sie zuerst bemerkt, A\'elchc ausgesen- det waren, geeignete Stellen zur Anpflanzung von Kaffeebäumen *) 2'iJdscJirlft'vnor natiiurlijkc Geschiedents en Phyuiologie door J. aan DER HoEVEN,'e/t "W.'lL DE Vriese." Lcyiien ISll T. VIII. 62 aufzusuchen und die Urwaldung an diesen Stellen zu fällen. Sie willilten hierzu einige Striche -des flachen Landes, das südlich von dem G.-^IalaAvar gelegen Avar und welches ich das ,, Plateau von Pengalengan'' genannt habe, das aber früher fast unbekannt Avar oder doch nur von einzelnen Rotangsuchern aufgesucht Avurde. Als ich das Plateau in IS 39 zum ersten ]\Iale betrat , Avar es A'on jungfräulichen Wäldern bedeckt, die Alles Avcit und breit tnn- düsterten; in 1S46 lagen schon die AValdbäume eines Paumes von 3 Pfählen Durchmesser hingestreckt, und die pyramidalen, 10 im Mittel (die grössten 15 bis IS'), hohen Gestalten von 17Keti*) oder 1,700,000 Kaffeebäumen nahmen ihren Platz ein. — Ihr tief dunkel- grünes, glänzendes Laub steht mit den lichtgrünen Blättern der etAva doppelt hohen Dadapbäume {Erxjthrina indicci) , die sie be- schatten, in angenehmem Contraste, — so Avie diese mit den durch- schnittlichen lOO' hohen Wäldern contrastiren, an deren Rande sie nur Avie kleines Gebüsch erscheinen. Äusserst dicke Lagen Pflanzenerde, Avelche das Plateau be- deckte, gaben Zeugniss ab von dem Jahrhunderte langen liestehen dieser Wälder. Unter diesem Humus findet man an den AYänden der Eachklüfte hier und da in einer Dicke von 5 bis 1 o' eine bräun- lich- oder röthlich- gelbe Lehmerde entblösst, Avelche aus vulka- nischer x\sche gebildet zu sein scheint und in Avelcher sich zum Theil auch verAvitterte vulkanische Rapilli (L. Nr. 57) eingebacken finden, vielleicht frühere AusAvürflinge des G.-Guntur, Avelcher auch gegenAvärtig noch manchmal seinen Sand und seine Asche über dies Plateau ausstreut. Die Lage und das Profil der östlichen Gränzkette dieses Pla- teau's — der Kette des Gunung-Wajang — sind in den beigefügten Figuren 1 bis 3 angedeutet. Der G.-Gambung Avird von Pengalen- san in Osten 10** Norden, — und die Solfatara in Osten 22" Süden gesehen. Kerne andere Solfatara Java's kann mit solcher Bequemlichkeit, als diese, besucht Averden. — Vom 4400' hohen Pasanggrahan Pen- galengan gelangt man ostsüdostAvärts 3 Pfähle Aveit zur Kaffee- trockenscheune Pondok - Tjipangläseran , avo Wohnhäuser stehen und avo 4725' hoch ahi G.-Wajangfusse die Kaffeegärten endi- gen und die Waldungen (scharfbegränztj anfangen, — und A^on dort kann man zu Pferde in 1 ^/^ Stunde in die KaAvah kommen, deren tiefste nördlichste Gegend 5S70' hoch liegt. — In einer hal- ben Stunde erklimmt man von dort den höchsten Gipfel (C und X auf Fig. 1 und 2), der 6775' hoch ist, und ausser einer belehrenden Aussicht nach Westen und Norden auch einen Blick in den tiefen Thalkessel nach Osten gestattet , avo zAvischen nie betretenen LTr- Aväldern der Ursprung des Tji-Tarum liegt. — Die Höhenscale ist (Fig. 3) folgende: *) Ein Keti = 10 Laksa und 1 Laksa = 10,000 Stück. Tfctjaiuj Fifj J.p: 63. Titpiscfie/, ^^^ eil Kafin. ^. //A, / 1 t s [1 a e a e Q •r W'ajam) Füj : I ]i: 62. 6-«.,."'«"» ; ■^'•""Ih,.^ K,.ff"' S HiHrl-Uh/img ,„f""' Sor^-Ilajanil -=^' ^ i P,r./.' Tüynnfflig i.p: 6'2. 63 .iL J/Ja^^'/iy Das Plateau vonBandong liegt 21 60' über dem INIecresspiegel ; das Plateau von Pengalengan 224 o' über Kandong und hat Bacli- furchen, die in der mittlem Gegend 50 bis 100, in der untern aber bis 2S0 tief sind; Pondok - Tjipangleseran 325' über Pengalengan; die Solfatara 1470' über dem Plateau Pengalengan; der Wajang- Gipfel 905' über die Solfatara, 2375' über Pengalengan und 6775' über dem JNIeeresspiegel. Wenn ich die Solfatara d e s G. - W a j a n g mit andern auf Java vergleiche, so finde ich, dass sie eine der merkwürdigsten ist. Wenn man aus dem Schatten der Wälder hervortritt, in denen, ausser einer Kastanie, vier verschiedene Eichen (Pasan tipi, balong, iris und susu) vorkommen, und ausserdem Poc?ocarjow5- Arten (Ki-^Ierak) mit einer ^s/ro/2?rt, mit J/((';wery/o;z-,i^a(7rucht des Berggehänges und stellt sich als ein zerrissener, durchklüfteter Theil dieses Gehänges dar, der sowohl in den Furchen als auch auf den kleinen Schutt- (oder Stein trümnier-J Eippen von Dämpfen durchwühlt ist. Wasserdämpfe — schweflig-saure Dämpfe, — die aus Tausen- den von Ritzen sowohl als rundlichen Löchern und zuweilen auch aus cylindrischen Kanälen mit hohem Schwefelbeschlagnen Rande hervorbrechen, einige zischend, andere dumpf brausend , — erhitz- ter Boden, — Dampferfüllte, nach ScliAvefel riechende Luft, — sublimirter Schwefel, oft SteniföiTnig mit langen Spitzen, als auch grössere Schwefelkrystalle, beide als Überzug an den Rändern der Löcher und Spalten oder unter den Buchten der umlierliegenden Blöcke, — Felsen trümmer aller Grössen, die mehrsten von y4 bis 3, viele 5 bis 10 und nur einzelne 25 dick, eckig, ursprünglich von dunkler, schwärzlicher Oberfläche, aber durch die Einwirkung von schweflig -sauren Dämpfen gebleicht, weich, locker, specifisch leichter geworden und in Kreideweisse Substanz verwandelt, alle Stadien der Zersetzung von dem härtesten Trachytfelsen krystalli- nischer Structur bis in diese von selbst auseinander fallende ■Massen durchlaufend, — heisse, trübe, weisslich-gi-aue, stets bewegte und brodelnde Wassertümpel an den tiefem Stellen der Kawah, — noch grüne Agapetes mitten in den Dämpfen, die Blätter nicht selten mit einem L berzug, einem Niederschlag der Dämpfe bekleidet, — hohe Polster von !Mertensien rund herum, — u. s. w, — diese Erschei- nungen sind ihr mit allen andern Solfataren in Java gemein , aber eigenthümlich zeichnen die Solfatara des Gunung-Wajang aus: 1) Ein schwefelsaurer Bach, Tji-P anglese ran, der in dem südwestlichsten Theile der Kawah, in Süd- Westen neben dem Geyser, dort dampfendheiss \md trübe, milchicht - grau von Farbe herab- strömt, — zwei Pfähle unterhalb des Kraters zwar kalt und durch- sichtighell, nur etwas molkicht, wie Kalkwasser, aber noch so sauer ist, dass er die Zähne stumpft. Erst beim Pondok-Tjipangleseran, etwa 3y2 Pfähle fl V4 Stunden Reise zu Pferdej vom Krater, nach- dem er eine ]\Ienge Bäche von reinem Wasser aufgenommen hat, ist er nicht mehr sauer , obwohl sein molkichtes Wasser sich leicht von andern Bächen unterscheidet. Ähnliche gebleichte und er- weichte Steine, wie die der Kawah, liegen zu Rollsteinen abgerun- det bis auf 3 Pfähle weit herab in seinem Bette zerstreut; siehe L. Nr. 77 bis 79; einige sind rotli, andere grau und noch andere Kreideweiss, besonders diese letztern sind ungemein leicht. — Auf diesen Steinen, dicht unterhalb dem Krater, wo das Wasser sehr sauer ist (das übrigens nicht sowohl freie Schwefelsäure, sondern sehr viel schweflig-saure Alaunerde, — denselben Körper, den man als Federalaun im Krater findet [Bisulphas aluminae,'] in Auflö- sung zu enthalten scheint,) — vegetiren zwei Conferven, eine 65 grüne und eine bläulich-rothe, welche letztere nur wie ein schlei- miger Überzug auf den Steinen erscheint. L. Nr. SO.*) In dem höhern Theile des Laufes dieses Baches, in dem Kra- ter, wo das saure, trübe und milchig - graue Wasser sehr heiss ist und einen starken Fall hat, bildet dasselbe einen eigenthümlichen Niederschlag auf dem Felsbette, über welchem er fliesst, welcher eine Kruste von einigen Linien J3icke bildet. Diese Kruste erhebt sich an manchen Stellen in schmale Leisten oder Lamellen, die in den wunderlichsten Bogen und Krümmungen durcheinander laufen: L. Nr. 74. Diese Labyrinthförmig gebogenen hervorragenden Eän- der oder Leisten haben eine gewisse Ähnlichkeit mit gewissen Arten von Schwämmen, namentlich mit verschiedenen Morchella-A.Tien. imd Sparassis crispa. Sie besitzen eine ansehnliche Härte und sind im feuchten Zustande dunkelgrau, Averden aber beim Trocknen hellgrau. 2) Ein Geyser, ein Becken mit heissem, schlammig- trübem, grauem und saurem Wasser, welches in regelmässig abwechsebiden Zwischenräumen in tiefer Euhe sich befindet, dann wieder von den durchbrechenden Dämpfen in Bewegung gesetzt und bis zu 1 o' Höhe aufgCAvorfen wird, wobei durch die unterirdische Bewegung ein Geräusch , Avie bei dem Stampfen einer A\'alkmühle hervorgebracht wird , während über dem Grund durch das Plätschern des Wassers ein heftiges Brausen entsteht. In 1S46 dauerten die Perioden der Ruhe 7+ bis 1 Minute und die Zeit der Thätigkeit, die dann darauf folgte, 2 bis 2^/^ jNImuten lang. Dies Becken liegt im süd- westlichen Theile der Kawah am Fusse einer 25' hohen Wand, die ihn in Süd-Osten begränzt und, mit erhärtetem Schlamm überzogen, bleich von Farbe ist. , 3) Silber weisser Federalaun (Bistilphas aluminae) L. Nr. 70, in grosser [Menge in Lagen von verschiedenen Fuss Dicke, durch fortwährende Einwirkung der schweflig-sauren Dämpfe auf die Feldspath- (also Thonerde-) reichen Trachytlavafelsen L. Nr. 61 noch täglich forterzeugt; diese Stoffe werden noch täglich gebildet; — doch war in 1840 davon mehr als jetzt, und jetzt (1846) mehr Schwefel vorhanden. — Aus den Alaungruben (den Buchten unter den Felsen), dessen Massen wie Asbest aussehen, aber sehr leicht von Gewicht sind, zugleich so loos sind, dass man sie leicht zusam- mendrücken kann, drangen jetzt keine Dämpfe mehr hervor. 4) Eine grosse Fumarole von glühendheissen Dämpfen, die ausser andern festen Bcstandtheilen Kieselsäure aufgelöst ent- halten und durch Sublimation auf der Überfläche aller Gesteine, womit sie in Berührung treten, eine, so lange sie nass ist, dunkel- graue und getrocknet hellgraue, 1 Linie und drüber dicke Rinde bilden, welche sehr hart ist und mit dem Stahle Funken giebt: L. Nr. 75. Sie bricht am Nord-Ost-Ende der Kawah, da, wo einige *) Beide sind den Herren Botanikern in Leyden übergeben , welche sich mit der Untersuchung meines Herbarium's beschäftigen. A. d. V. Juii(;tiuhu, Ja\j II. 5 66 Steinblöcke von 25' Durchmesser umherliegen, aus einer grossen Öffnung, deren Tiefe mit Wasser erfüllt ist, laut brausend hervor und verursacht einen Sprühregen von heissem Wasser umher, und ausserdem einen feinen Staub- oder Nebelregen, der sich aus ihren Dämpfen fortwährend niederschlägt und die Oberfläche aller Ge- steine umher nass erhält. Das gesammelte Wasser rieselt dann in einem kleinen, sehr sauren Bächlein ab. — Der Krustenförmige Überzug, der an den mitgebrachten Steinen bis jetzt immer heller, fast weisslich-grau geworden ist, gleicht demjenigen auf dem Pil- sen des G.-Dieng, auf welchem ich jene Inschrift entdeckte. (Siehe unten G.-Dieng.) Schwefel in Krusten und Krystallen findet sich vielfältig, nicht nur auf der Oberfläche der Gesteine: L. Nr. 71, sondern selbst der Baumstämme, welche zufällig in den Krater gekommen sind und deren mit schwefliger Säure durchdrungenes Holz wie in Braun- kohle verwandelt ist: L. Nr. 72 und 73. Ausser Schwefel, Federalaun und jenen vorherrschend aus Kie- selerde bestehenden Krusten findet man in der Kawah-Wajang noch einen andern, durch Sublimation gebildeten Stoff von gelblich-grauer Farbe, der nur zum Theil aus Schwefel besteht, und besonders die kleinen Steine überzieht. Er bildet auf ihrer Oberfläche sonder- bare stalactitische Formen, wie kurze Eiszacken, stets vertikal neben einander und kann zwischen den Fingern leicht zu Pulver zerrieben werden: L. Nr. 68. Die zahlreichsten Steinblöcke in der Solfatara des G.- Wajang sind nicht die geAvöhnliche graue Trachytlava: i.Nr. 58, 60, obwohl diese Gebirgsart auch daselbst vorkommt, die aber häufiger auf dem Gipfel des Berges gefunden wird , sondern eine gross-krystalli- nische Felsitteig - Lava von blass - röthlich - grauer oder röthlich- brauner Farbe, in welcher grosse weisse Krystalle von glasigem Feldspath häufig vorkommen und ausserdem du nkelroth - braune (zersetzte) Hornblendekrystalle zerstreut liegen: L. Nr. 61 \md 62. Diese schöne krystallinische Lava kann man in allen Stadien der Zersetzung in stufenweisen "Übergängen bis in die Kreideweissen, ungemein leichten Massen verfolgen: L. Nr. 63 bis 67. Der An- fang der Zersetzung der krystallinischen Lava (Nr. 61) giebt sich durch das Mattwerden der glasigen Feldspathkrystalle, die ihren Glanz und Durchsichtigkeit verlieren, zu erkennen, so wie durch die milchweisse Farbe, welche sie annehmen; — in dem Masse, als die Zersetzung fortschreitet, verschwindet die krystallinische Structur mehr und mehr und wird von einer gleichförmigen erdi- gen Zusammensetzung ersetzt ; — die Veränderung dringt von der Oberfläche immer tiefer in's Innere ; die Weisse nimmt in demselben Masse zu und endlich wird der ganze Steinblock in einen Kreide- weissen Körper verwandelt (Nr. 67), welcher nicht die geringste Übereinstimmung mehr mit den ursprünglichen krystallinischen Felsarten (61) hat, sondern vielmehr Kreide gleicht, doch sehr leicht ist und hauptsächlich aus Kleierde besteht. Auf diesem zer- ß1 setzten Gestein finden sieh hauptsächlich die kleinen Auswüchse (mineralische Blumen Nr. 68), welche nicht hart sind, wie die der Kawah-Widai" (siehe oben S. 57), sondern weich, pulverig und welche sichtlich auf trocknem Wege — durch Sublimirung — entstan- den sind. Bemerkenswerth ist noch in einigen von den vertieften Räu men zwischen den Steinblöcken ein grober, brauner Sand: L. Nr. 76, — und ausserdem noch gewisse hohle und leere, 3 Fuss weite Löcher, die oben mit einer einen Zoll dicken Kruste aus ver- härtetem Schlamm , wie mit einem Deckel (oder wie eine Trommel mit ihrem Fell) versehen sind , Avelcher nur in der Mitte eine Öff- nung hat. — Ihre Entstehung erklärt sich von selbst. 13. G.-Guntur. ^ Hierzugehört: Guntur Fig. 1 bis 7. A. Topographischer Überblick. Nächst dem G.-Lamongan ist der G.-Guntur*) der thätigste unter den Vulkanen auf Java, unter denen er in dieser Beziehung den zweiten Rang einnimmt, während dem G.-Merapi der dritte gebührt. Obgleich er sich nicht höher als 3930' über das Thal vonGarut, seine liasis, erhebt , so wird er von dessen Bewohnern dennoch sehr gefürchtet, weil sein mit einem ausgezackten Rand umgebener Schlund es selten unterlässt, jährlich einige Mal unter brüllendem Getöse Asche, Sand und Steintrümmer auszuspeien und die benach- barten, fruchtbaren, grünenden Fluren damit zu überschütten. Er gehört der Bergkette an, Avelche das Thal von Garut auf dessen Nord-West-Seite begränzt, ist jedoch nicht von dem höchsten Kamme dieser Bergkette, sondern von deren südöstlichem Abhänge ausgebrochen und wird von einem Berggipfel unmittelbar hinter seinem Krater um volle 550 , und noch höher in Nord- Westen von der Firste der liergkette überragt, welche die höchste dieser Kette ist und welche wahrscheinlich d esshalb G.-Agung genannt worden ist. **) Die innere Seite des G.-Guntur ist daher mit der Bergkette, der sie anliegt, verschmolzen, und nur seine äussern, südöstlichen und zum Theil seine seitlichen Abhänge sind frei und stellen die vordere Hälfte eines Kegels dar, der steil, aber gleichmässig zu dem eingerissenen , zackigen Gipfel , nämlich zu dem Kraterrande, emporsteigt. Kein Grashalm schmückt den G.-Guntur; vom Fuss bis zum •) Guntur = Donner; mitunter hört man bei seinen Ausbrüchen den Don- ner dieses Berges Tagereisen weit von dem Ursprünge desselben entfernt. A. d. V. •*) Agiing = gross. A. d. V. 5* 68 Scheitel völlig- kahl/ erhebt er sieh im düstern Kolorit schwärz- lich grauer Auswurfsmassen, ein Bild der Zerstörung. Er ist, nebst den benachbarten Berggehängen , ganz mit Sand und Lavabruch- stücken überschüttet, wodurch jedes feste Gestein, jede damit zu- sammenhängende Lavabank, wenn ein solcher in bedeutender Tiefe vorhanden sein sollte, den Augen verborgen Avird. Die Verschiedenheit seiner Laven ist grösser, als bei irgend einem andern Feuerberge dieser Insel. Ausser völlig verschlackten, porösen, an ihrer Oberfläche gekräuselten Lavablöcken, die man mit dem Hammer leicht in Staub zerschlagen kann, findet man hier: Stücke von Obsidian, schwarz von Farbe, an den Kändern wie Glas durchscheinend , mit nur wenigen Blasenräumen : — dann trachy- tische, porphyrartige Laven mit grossen unveränderten Krystallen und Drusen von Feldspath , oder solche Lavaarten , die fast zu Schlacke umgewandelt, jedoch noch fest sind, mit ganz veränder- ten Feldspathkrystallen , die man nur noch als matte, kreideartige Fleckchen erkennt ; einige sind dunkel gefärbt, andere röthlich wie Ziegel; oder man findet auch schwammig leichte Stücke von Bims- stein, nicht selten von völlig weisser oder silbergrauer Farbe, während ungeheure Massen von Sand , aus der Zertrümmerung aller dieser verschiedenartigen Produkte entstanden, dazwischen verschüttet liegen. Aus solchen Stoffen ist der Kegel aufgebaut; sie liegen alle wild durcheinander, so dass es kaum noch möglich ist, nachzuwei- sen, von welcher Eruption die verschiedenen Produkte herrühren. Auf einigen Seiten des Berges, z. B. auf der Südseite, waren sie im J. 1837 klein, fanden sich durch Sand und Asche (welche anfangs durch Kegen herabgespült, nachher erhärtet war) zusammenge- backen und dadurch vereinigt zu einem ziemlich platten Gehänge, auf dem man ohne Gefahr hinansteigen konnte; auf andern Seiten bestanden sie aus unregelmässigen, eckigen, 2' dicken (1 bis 3) beweglichen Trümmern, die der Vorsicht des Klimmenden spotte- ten und ihn , wenn sie am steilen Gehänge in Bewegung gerathen waren, zu überschütten drohten, während grosse Blöcke von 5, 10, ja 15 Diameter nur einzeln zwischen den andern zerstreut lagen. Manche Gegenden waren ganz mit einem mächtig feinen Sande von gelblich-bräunlicher Farbe bedeckt und bildeten lange Streifen, auf denen man, wie auf einem Gletscher, im Nu herabfahren konnte (freilich in einige Staubwolken gehüllt,) aber viel Mühe hatte, wie- der hinaufzukommen, weil der Sand, wie der Flugsand der Dünen, unter den Tritten wich. Solche Aus Wurfsmassen umzingeln auch noch in weitem Lm- kreise den Fuss des Vulkans und bilden Lavatrümmerfelder, Wüsten von ödem, starrem Ansehen , die bei jedem neuen Ausbruche an Umfang zunehmen und die schönen Dörfer Trogon und Garut, gleich einem zweiten Herculanum und Pompeji , zu begraben dro- hen. — In einer Gegend oberhalb Trogon, am Ost-Süd-Ost-Fusse des Berges, findet man ein merkAvürdiges Labyrinth von porösen, an ihrer Oberfläche schlackenartig -rauhen, gekräuselten Lava- 69 blocken, die viel weniger breit und dick, als hoch sind und bei der bedeutenden Höhe von 1 0 bis 1 5' in einer schief aufrechtstehenden, vom lierge abgekehrten Richtung dicht an- und aufeinander ge- stapelt sind. So bilden sie ganze Streifen (Ströme,) als seien sie durch den Druck nachfolgender Massen vom Berge ab^värts ge- schoben. Der Kraterrand hatte im Jahre 1837 eine sehr ungleiche Höhe; der von uns gemessene Punkt (J^) von 6100' war sein höchster nordwestlicher Rand , der damals in einer kreisförmigen Richtung rings um den Krater fortlief und nordwestwärts von diesem allmäh- lig zu einem Yorsprunge (b), dann zu einer wulstigen Kuppe anstieg, ehe er sich wieder einige Hundert Fuss tiefer (bis nach a) senkte, um sich dann in den stumpfen Gipfel G.-Mesigit zu erheben und sich endlich an den Abhang des über ihn emporragenden höhern Berg- rückens G.-Agung anzuschliessen. S. Guntur Fig. 5 und 6. Auch aus diesem hintern, nordwestlichen Vorsprunge (b) dran- gen damals Dämpfe aus Hunderten von kleinen Löchern und Spal- ten, die mit Schwefel beschlagen waren und den ganzen Vorsprung erwärmten, so dass man sich leicht die Sohlen verbrannte. Die Spalten liefen parallel -concentrisch mit dem Rande der Mauer und erweckten die Besorgniss einer augenblicklichen Ablösung der durch sie umschriebenen Ringe, wenigstens der zunächst am Kra- ter gelegenen, wo einige Spalten schon Fussbreit klafften. Auf allen Seiten fiel die Mauer senkrecht und rundete sich erst tief unten zum Kraterboden, auf dem man ZAvischen den Fumarolen einige grosse Felsenblöcke liegen sah, die von der Kratermauer bereits hinabgestürzt waren. Diese INIauer war sehr zerklüftet und in vor- springende Rippen getheilt, von denen sich einige zu lösen drohten, da überall mit Ungestüm die Dämpfe zwischen ihnen hervorzisch- ten. Insbesondere ihr südöstlicher Theil war sehr ungleich, ein- gerissen , in schroffe Zacken gesplitzt und lag damals wenigstens 20ü' tiefer als die gemessene nordwestliche Hälfte, so dass man die letztere selbst von dem Fusse des Berges , von Trogon aus erkennen und in die obern Gegenden des Kraters hineinsehen konnte. Der tiefste Punkt der Mauer aber lag in Nord-Osten vom Centrum und bestand aus einem klüftigen Zwischenräume, von welchem sich eine weite Längekluft am Berge hinabzog. *) Exemplare der Felsbruchstücke, aus welchen der Kegel des G. -Guntur aufgethürmt ist, findet man in L. Nr. 81 : Trachytlava mit eingeschlossenen Krystallcn verschiedener Mineralien ; — L. Nr. 83 bis 86 (Bat. 169 bis 172): krystallinische und zum Theil zu Schlacken verwandelte Lavasorten, die ausser Feldspath und Horn- blende viel Magneteisen enthalten; — L. Nr. 82: in Schlacken ver- wandelte und Bimssteinartige Lava; — L. Nr. 87: weissliches •) Durch diesen Zwischenraum versuchte ich es, das Krater- Innere zu er- reichen, — konnte jedoch dies Vornehmen, Megen zu grosser Beweglichkeit der Massen, nicht völlig in Ausführung bringen. A. d. V. 70 vulkanisches Glas, ganz schwammig, Bimssteinartig aufgeblasen, dabei zu den feinsten Blättchen und Kräuselungen übergegangen; — L. Nr. 88 : (Bat. Nr. 1) schwarzes vulkanisches Glas (Obsidian), welches ich nicht auf dem Kegelberge selbst gefunden habe, son- dern auf dem Gebirge zwischen Leles und Tjitjalöngka, wohin es bei Gelegenheit früherer Ausbrüche geschleudert zu sein scheint; — L. Nr. S9: schwarzer, feiner vulkanischer Sand , welchen der G.- Guntur am 16. October 1847 ausgeworfen hat; — L. Nr. 90: fast reine, kreideweisse Thonerde, welche sich bei Pasir-Kiamis in dicken Lagen findet , welche ebenfalls der Versicherung der dortigen Be- wohner zufolge als vulkanische Asche aus dem G.-Guntur aus- geworfen sein muss. B. Geschichte seiner Eruptionen. ISOO. In diesem .Jahre soll er einen grossen Strom von Lava- trümmern ergossen haben, der oben 10 und unten 300' breit war und dessen Ende einen 20' hohen Absturz bildete. (Tr. *]) 1803; den 3. bis 15. April erlitt er einen heftigen Ausbruch von Sand und Asche, welche durch den herrschenden Süd -Ost- Wind 90 Minuten weit bis l^atavia getrieben wurde, wo sie Dr. HoRSFiELD {Verh. Batav. Genootsch. VII. p. 3) auffing und ana- lysirte. Sie bestand nach ihm aus Bittererde (Magnesia) 5, — Kalk- erde 12, — Alaunerde 15, — Kieselerde 158, — Eisenoxyd 10, — zusammen 200 Theilen. Weiter fanden Ausbrüche Statt: 1807, den 1. bis 6. September (Tr.), — 1809, den 9. Mai (Tr.), — 1815, den 15. August (Tr.), — 1816, den 21. Septem- ber (Tr.). 1818, den 21. bis 24. October, hatte ein starker Ausbruch Statt von Asche, Sand und Steintrümmern, die Alles umher über- schütteten und verwüsteten. Nach den Berichten von Prof. C. G. C. Reinwardt**) fing der Ausbruch den 21sten des Abends zwischen 1 0 und 1 1 Uhr an undzeigte folgende Erscheinungen : Empfindung von Erdstössen zu Trogon; — Ausschleudern von rothglühenden Steinen aus dem Krater und Abrollen derselben am Berge bis zu einer ge- wissen Höhe — die ganze Nacht hindurch. Den 22sten um 6 Uhr früh plötzliches Aufsteigen von ,, Feuer und Flamme;'' — Auf- schleudern glühender Steine zu bedeutenden Höhen; — Ausströmen von ungemein viel Rauch, Dampf und Asche den ganzen (22.) zwei- ten Tag und die zweite Nacht lang. — Den 23sten firüh (den dritten Tag) nahm der Ausbruch zu, — und war am heftigsten um 9 Uhr; — *) Die mit einem Tr. bezeichneten Ausbrüche gründen sich bloss auf mündliche Berichte, die mir von den Häuptlingen und Priestern zu Trogon, das am Bergfusse liegt, gegeben wurden. **) Im Java'schen Courant vom 7. November ISIS. Nr. 15. (Vgl. Verhand. JBatav. Genootsch. t. IX.) 71 ausser unzähligen Steintrümmern war die Menge von Asche so gross, dass in einer nordwestlichen Richtung den ganzen Vormittag Fin- sterniss herrschte; — Trogon, Garut und Leles aber blieben durch den Süd-Ost- Wind befreit. Die nächsten Anwohner waren geflohen und die mehr entfernten hielten 3 Tage lang ihre Pferde gesat- telt, um bei zunehmender Gefahr eiligst entfliehen zu können. — Die Heftigkeit des Ausbruches hielt den ganzen dritten Tag an, verminderte sich den vierten und hörte um 12 Uhr an diesem Tage (24.) ganz auf, bis auf blosses ,, Rauchen und Dampfen," das sich erst den 25sten gänzlich legte. Nicht allein aus dem Krater, sondern auch aus mehren Stellen des Berggehänges sah man Feuer und Rauch ausbrechen; — die Avarmen Quellen am Süd- West- Fusse sah man ,, dampfen" und auch noch in den letzten Tagen zuweilen Steintrümmer vom Berge rollen. Den 29. October, also sechs Tage nach der Beendigung der Eruption, besuchte ihn Herr Reinwardt, der das Kerngestein des G.-Guntur ,, Basaltporphyr" nennt und ausser andern Bestand- theilen Schwefelkies und Quarz (?) darin angiebt. — Seine Unter- nehmung wird in dem Jav. Cour. 1. c. wegen aufeinander gestapel- ten schwarzen, porösen, zum Theil verglasten Steintrümmern und der Hitze des Bodens und noch fortdauernden Abrollen der Steine als sehr gefährlich geschildert. Er konnte desshalb auch den Gipfel nicht erreichen, obgleich er acht Stunden zum Hinankletteru brauchte. — Der Krater soll nach diesem Ausbruche stumpfer und der Kraterrand durch Aufeinanderstapelung von Steintrüm- mern breiter geworden sein. — Von gefallenem Regen wird Nichts gemeldet, Avohl aber wurde 20 Tage vorher, nämlich den 2. Oct. Mittags iVi Uhr ein Erdbeben bemerkt, in den Preanger- Regent- schaften zu Batavia, zu Buitenzorg, und dieses soll im Umfange des G. -Guntur am stärksten gewesen sein. 1825; den 14. Juni, Abends um 6 Uhr stieg ohne das gering- ste Geräusch eine dicke, schwarze Rauchsäule senkrecht aus dem Krater*) in die Höhe und blieb \'/n Stunde lang unverändert, bis um 7^2 Uhr plötzlich ein entsetzliches Poltern gehört wurde und eine Menge glühender Steine mit Sand und Asche herausgeschleu- dert wurden, die sich nach allen Richtungen hin zerstreuten. Um I2y2 Uhr Avar der Ausbruch geendigt. Die Asche, Sand, die mehrsten Steine sind durch den Wind nach Süd- West geführt und in den Dörfern des Distriktes Trogon niedergefallen, welche Malaju, Tjibodas, Dongdeh, Trogon, Kaier und Leles heissen. Die schwersten Steine geriethen nicht über den Fuss des Vulkan hin- aus. — Eine Million und 2G000 KafFecbäume wurden entweder ver- nichtet oder beschädigt, und durch Abschlagen der Früchte oder durch Bedecken der Bäume mit Asche und Sand einige Zoll, ja an manchen Stellen einen Fuss hoch, hat die Regierung 4000 l*ikol •) Java'schcr Couianl d. d. 22. Juni 1825. 72 Kaffee verloren , so wie ein grosser Thcil der Reiserndte auf einem Sawah - Räume von 1449 Petak's Ertrag*) dadurch verloren sein wird. Dieselbe Ursache (das Bedecktsein des Futtergrases und Wei- delandes mit vulkanischem Stoflf) Hess Seuchen unter dem Hausvieh befürchten. Den 17. Juni enthüllte sich der Berg von dem dicken Gewölk, das ihn ganz umgab; massig grosse Dampfwolken entstiegen dem Krater, der bedeutend weiter geworden zu sein schien. INIehre grosse Felsenblöcke hatten sich abgelöst und drohten jeden Augen- blick herabzustürzen. Verdunkelung eines Theils vom Himmel den 1 5ten früh hat man zu Tjandjur, ja zu Batavia beobachtet, und die Schläge der Eruption dumpf in dem erstgenannten Orte gehört. (Nach einem Berichte des Residenten.) 1S2S, den 15. Mai und 8. Juli (Tr.) wurden Ausbrüche wahrgenommen . 1829. In diesem Jahre sollen durch einen Ausbruch des G.- Guntur mehre Dörfer zerstört und viele Menschen getödtet wor- den sein. **) 1832, den 19. Januar hatte ein Ausbruch Statt, so wie am 8. August; an diesem Tage stieg eine ungeheur grosse Rauchsäule aus dem Krater auf, welche Dr. S. Müller in einer sehr grossen Entfernung gesehen und herrlich abgebildet hat.***) — 1833, den 1. September (Tr.) — und ebenso 1834 im December (Tr.) wie- derholten sich diese Erscheinungen. 1840, den 24. Mai, des Morgens um l^/i Uhr, nachdem er schon den Tag vorher stärker, als gewöhnlich geraucht hatte, ent- wickelte sich plötzlich eine Feuer- und Rauchsäule aus dem Kra- ter ; glühende Lava floss nach allen Seiten von seinem Rande herab und verwandelte den Berg bis zur Hälfte seiner Höhe in eine Feuer- masse, f) Nach 4 Stunden Zeit, nämlich um G'/o Uhr änderte sich diese Erscheinung in so fern, dass nunmehr unter donnerndem Ge- töse und begleitet von aufsteigenden Feuerstrahlen Sand und Rapilli ausgeworfen wurden, die 2 Stunden lang in allen Richtungen vom Berge herabfielen und zu Trogon, am Fusse des Berges, die Grösse von ein Paar Fäusten hatten , zu Garut aber, Avelches Aveiter, als Trogon, entfernt liegt, ,, bloss die eines Hühnereies eri'eichten." Dieser Steinregen und das Gekrach im Berge hörten um 9 Uhr auf, der Sandregen aber hielt neun Stunden lang bis gegen Abend •) Ein Petak wechselt von 20 bis 100 Iket Padi (Bund Reis) ä 5 Kati, ent- hält also im Maximum 500 Kati; ein Bau giebt gewöhnlich 3000 Kati (= 600 Iket) und nimmt man den Petak zu 100 Ike't (höchstens) an, so ist er yk Bau; — ein Bau aber ist 1 2 Tumpak (Ruthen) lang und breit. •*) Nach einer Angabe in der Zeitschrift „De Oosterlmg." 4. p. 395. ***) Sielie Verhandelingen der Nat. Commiss. Land- u. Volkenkunde p. 455. t) Siehe die Zeitung von Batavia (Java'sche Courant) von ISiO Nr. 17 (vom 10. Juni). A. d. V. 73 an und verwandelte den Tag in die finsterste Nacht, so dass man Licht in den Häusern brennen und Fackehi auf den Strassen an- zünden musste. Zu Trogon fand sich der Boden 2 Zoll hoch mit Sand bedeckt, welcher am 25sten Abends durch einen heftigen Regen zum Theil wieder hin weggespült wurde. Herr Controleur A. J. P. A. D. Bosch zu Garut berichtete mir über diesen Ausbruch das Folgende , welchem er einige allge- meine Bemerkungen vorhersandte. Zuerst bemerkt dieser Beobachter, dass man gewöhnlich zwei oder drei Tage lang vor jedem Ausbruch den Krater mehr oder weniger brennen sieht, und dass dieses l^rennen , des Abends von Garut aus gesehen , sich wie ein ,, kleines Steinkohlenfeuer" dar- stellt. (Diese Beobachtung, an deren Richtigkeit ich nicht zweifeln kann , dürfte wohl beweisen , dass sich die mehrsten Ausbrüche allmähl ig vorbereiten. — Ob dieses Feuer jedoch eine Flamme ist oder bloss der feurige Schein von glühenden Massen im Grunde des Kraters, muss noch dahin gestellt bleiben; doch möchte ich vorläufig mehr geneigt sein, der letztern Annahme beizutre- ten, namentlich nach dem, was ich am G.-Lamongan sah.) Der Ausbruch kündigte sich des Morgens um 3 Uhr durch. eine plötzliche Explosion an; — dadurch aus dem Schlafe geweckt und in's Freie gesprungen, sahen die Einwohner von Garut den Berg dicken Rauch aus dem Krater emporwirbeln und nach allen Rich- tungen hin glühende Steine auswerfen, was unter einem Ohrbetäu- benden Krachen und Donnern geschah und an Heftigkeit bis 5 Uhr immer mehr und mehr zunahm. — Der ganze Berg , von seinem Kraterrande bis zur Hälfte seiner Hohe herab, erschien nun als eine einzige röthlich-glühende Masse (ohne Zweifel von den Myria- den glühender Steintrümmer und Rapilli, welche, aus dem Kra- ter in die Höhe geschleudert, im Herabfallen den l^ergabhang mit einer feurigen Kruste überzogen und welche auch den davon nicht bedeckten Stellen des Berges durch Ausstrahlung von Licht einen gleichmässigen Feuerschein mittheiltcn); aber in dieser allge- meinen dunkel-rothen Gluth konnte man einzelne weiss- glühende Ströme unterscheiden , Avelche aus dem Krater herab- brausten und welche wegen ihrer deutlich wahrnehmbaren Strömung dem lieobachter wie glühender ,, Modder" (Schlamm, — gliihender Sand und kleine Steintrümmer) erschienen, während die Krater- öffnung, die an ihrem weissem, heilem Lichte sehr deutlich unter- schieden werden konnte, verglichen Avird mit einem ,,Gefäss voll kochender und nach allen Seiten hin überwallender Milch." — Diese Erscheinungen aber blieben keinen Augenblick ruhend; — während das Ohr vom Aufschlagen der fallenden Steintrümmer auf den Bergabhang durch ein unaufhörliches Krachen und Pol- tern beunruhigt, und während dies Krachen von Zeit zu Zeit durch noch heftigere Schläge übertobt wurde, — durch Schläge, welche mit nichts besser verglichen werden konnten , als mit dem Jjosbrennen ganzer l;Jatterien schweren Geschützes, imd welche. 74 durch blosse Erschütterung der Luft, jeden Augenblick die Fenster des Hauses zu Garut zu sprengen drohten, *) — so erblindete das Auge fast von dem ungewöhnlichen Feuerglanz , der von Secunde zu Secunde neue Veränderungen entwickelte. Bald schwarz , bald grau , bald blendend weiss , wirbelten die Dampfinasscn empor, Kaketen gleich flogen die Steintrümmer hinauf, und fielen dann in ,, grünlich -weisser Gluf Avieder senk- recht herab; — bald wurde die Aschensüule von Lichterscheinungen durchzuckt, die sich wie weiss -funkelnde Blitze darstellten, und bald wieder bahnten sich mehr röthlich-glühende Massen einen Weg durch schwarzen Rauch. Nach oben entfaltete sich die Rauch- säule immer mehr, breitete sich immer mehr aus und entlud zuletzt aus ihrer Krone einen Stein- und Aschenregen , der nach allen Sei- ten hin herabfiel. Wer (fährt der Beobachter zu Garut fort) konnte dieses entsetz- liche Feuerwerk, das sich jeden Augenblick neu gestaltete, in solcher Nähe sehen , — wer diese Kanonade hören , die den weiten Luft- kreis ringsum erzittern machte — und dabei noch den Eindruck einer schaudervollen Todtenstille in der ganzen übrigen Na- tur-umher empfinden, — ohne dabei bis in das Innerste seiner Nerven durchbebt zu werden und gleichsam in eine schweigende Erstarrung zu sinken vor der furchtbaren Grösse der Schöpfung ? Den einzigen tobenden Berg — (dort) — ausgenommen , ist Alles still, kein Lüftchen regt sich, — die ganze Natur, voll Be- wunderung ihrer eigenen Werke, liegt da, wie verstummt; — kein Nachtvogel wagt es zu kreischen, — keinen Caprimulgus hört man klappern, — kein Insectchen zirpen , — und die ganze animalische Schöpfung, mit dem ^lenschen an ihrer Spitze, steht schweigend da , in Anschauen verloren , — gleichsam in banger ErAvartung eines allmächtigen Schicksals. (Diese Todtenstille in der Natur, dieser gänzliche ^langel alles Luftzuges, und dieses Verstummen aller zahmen sowohl, als wilden Thiere, ja aller Insecten, während der Eruption und des nachfolgenden Aschenregens wurde von mir auch beim Aschenregen zu Kapugeran [4. Januar 1843] wahrge- nommen , und machte einen tiefen Eindruck auf mich. Es ist ein sehr bemerkenswerthes Phänomen.) Lm Gy^ L'hr, also 'S^/2 Stunde nach der ersten Explosion, fing es zu Garut, dessen geradlinigte Entfernung vom Gipfel des Vul- kans man zu vier ^Minuten annehmen kann, an, Sand und einzelne Steine zu regnen. Das unterirdische, donnernde Getöse hielt bis 9 Uhr an und verminderte sich immer mehr, bis gegen 11 Uhr. Um diese Zeit erhob sich ein frischer Nord- (Nord- West-) Wind, der die Rauchsäule nach Süden (Süd-Osten , denn in dieser Richtung liegt *) So -vvie bei dem Ausbruche des Vesuvs, am K. Oetober 1S22, die Decken der Zimmer im Palaste von Portiei aus derselben Ursache wirklich sprangen. S. A. VON Humboldt, Aufsichten der Natnr II. S. 15!. 75 Garut vom Berge) trieb , wodurch die Luft zu Garut so sehr ver- finstert wurde, dass man des ^Mittags um 12 Uhr Lampen anstecken musste. Das unterirdische Di'öhnen, dem sich von Zeit zu Zeit heftigere, donnernde Schläge hinzugesellten, und das Rauschen und Sausen des Kraters , das im Kleinen sehr passend mit dem Zischen des Schornsteins einer Dampfmaschine vergleichbar war, hielt noch immer an und brachte einen bangen Eindruck hervor, der durch die tiefe Finsterniss , in welcher das Auge zu einer Tageszeit, avo man sonst an das hellste Sonnenlicht gewöhnt ist , nichts mehr zu un- terscheiden vermochte, nur noch bänger wurde. — Dieses Dunkel dauerte zwei Stunden ; um 3 Uhr konnte man wieder ohne Lampen lesen , aber erst um 9 Uhr des Abends hörte zu Garut der Aschen- regen auf. Die meisten Steine, welche zu Garut des jNIorgens um 7 und S Uhr fielen , waren von der Grösse eines Hühnereies und konn- ten ihrer Farbe und ihrem äussern Ansehn nach am besten mit ganz ausgebrannten Steinkohlen verglichen werden ; sie waren ganz höckrig, spongiös, bimsteinartig, und richteten, ihrer geringen Schwere wegen, einige zerbrochene Dachziegeln ausgenommen, keinen Schaden an. (In dieser Eruption scheint sich der Aschenregen mehr auf die nähern Umgebungen des Vulkans beschränkt zu haben; — we- nigstens sind mir keine Nachrichten über seine weitere Verbreitung bekannt.) 1841; den 14. November, des INIorgens um h'^ji Uhr stieg eine grosse Rauchsäule aus dem Krater und veranlasste einen Aschen- oder feinen Sandregen , der , begleitet von einem heftigen unterir- dischen Getöse bis 3 Uhr des Nachmittags anhielt. Bis zu einer Entfernung von 10 Minuten Avurde der Boden dadurch von einer Sand- und Aschenschicht bedeckt, die in der Regel 2 Zoll, an vielen Stellen aber 4Vj Zoll dick Avar, Avodurch 400,000 Fruchttra- gende KafFecbäume nebst mehr als 300 Bau Reisfelder sehr beschädigt wurden. (Java'scher Courant vom 4. December 1841. Nr. 97.) Nach dem Zeugniss des Herrn Bosch gestaltete sich diese Eruption auf dieselbe Art , mit denselben Erscheinungen , als die vorige , sie Avar nur Aveniger heftig. Wie Aveit die Asche flog , ist nicht genau bekannt. 1843; den 4. Januar, brach er von Neuem aus. Der Aus- bruch nahm des Morgens um 9 Uhr seinen Anfang. Unter heftigen donnernden Schlägen*) stieg plötzlich eine schAvarze Rauchsäule aus dem Krater empor , fuhr ein Paar Stunden lang mit ununter- brochener Heftigkeit fort, emporzuqualmen und Hess dann allmäh- lig nach , bis sie sich gegen 1 oder 2 Uhr jNlittags Avieder gänzlich zur Ruhe legte. **) Dies ist Alles, Avas man am südöstlichen Fusse •) Die man zu Bandong hören konnte. ••) Nach Briefen des Beamten zu Garut, die mir der Resident der Preanger Regentschaft gefälligst mittheilte. A. d. V. 76 des Vulkans walirnalim. Die Luft blieb dort uu verfinstert und •weder Aisclie- noch .Steinregen fanden Statt. Auch -wurden durch- aus keine Pflanzung-en beschädigt. (ianz anders waren die Erscheinungen , welche in der Entfer- nung von sechzig ^Minuten vom Vulkane auftraten , welche sich nach später empfangenen Jicrichten in einem weiten Halbkreise nordwärts von 'l'jandjur an über das Gedegebirge hinweg bis süd- wärts zur Wijnkoopsbai fast überall auf gleiche Art darstellten und welche ich versuchen will, zu schildern, so wie sie sich zu Kapu- geran, am südlichen Abhänge des G. - Gede, in einer Höhe von 3080' zeigten. So wie an den vorhergegangenen Tagen wehete auch den 4. Januar ein sanfter Ostwind , der sich jedoch schon um 1 2 Uhr wie- der legte und in eine Todtstille der Luft (nämlich in der Region von 3000') überging. — Der Himmel war ziemlich heiter, nur einzelne geballte Wolken {cumuU) schwammen im Luftoceane ungefähr in der Zone von 5000' und deuteten durch ihre >5ewegung nach Westen auf das Vorhandensein eines Ostwindes in der Region, welche sie einnahmen. — Über ihnen schwebten noch einige cirrhi und cirrho-cimiuli . Kurz nach 1 Uhr zeigte sich am östlichen (Ost-Süd-Ost) Hori- zonte eine sonderbare graue Färbung, welche sich allmählig über einen immer grössern Raum ausbreitete, gegen 2 Uhr schon bis in den Zenith gestiegen Avar und die ganze östliche Hälfte des Him- mels überzog. AVenn ich die Erscheinung anfangs wenig beachtet und schwere, weit verbreitete GcAvitterwolken in ihr vermuthet hatte, so war sie doch nun zu auffi^end, um eine solche Erklärung zuzulassen. Ich setzte mich daher in's Freie und betrachtete mit gespannter Aufinerksamkeit den Himmel, nur von Zeit zu Zeit nach meinen Thermo-, liaro-, Electro- und Psychrometern sehend, und die Beobachtungen in das Register eintragend. Die bläuliche Färbung der höchsten Luftschichten schritt vom Zenith, von wo sie um 2 Uhr schon über die ganze westliche Hälfte des Himmels bis zum Horizonte herabreichte, immer weiter nach Westen vor, wurde immer dunkler und warfeinen sonderbaren bläulich -düstern Schatten auf das schöne grüne Land von Sukabumi, das bei grosser Durchsichtigkeit der imtern Luftschichten bis weit in das Djam- panggebirge hinein zu übersehen war. Dieser bläuliche Teint der Luft, der ganz gleichmässig war, ohne alle Schattirungen und Nuancen, wie ein Tuch, oder wie eine Scheibe, die sich über die Erde zu ziehen drohete , contrastirte sonderbar mit den weisslichen cirrhis und cumulo - cirrhis (Schäfchenwolken), die unter ihr im Luftmeere schwebten , und mit den noch tiefern geballten Wolken (cumulis), deren Bewegung gen Westen immer träger wurde , und die endlich um 3 Uhr alle gänzlich aus dem Gesicht verschwanden, indem sie sich in unsichtbaren Wasserdampf auflösten. Dabei war die Todtstille in der Luft so vollkommen, dass sich auch kein Elätt- chen rührte , und alle lebende Wesen einen bangen Eindruck zu 77 empfinden schienen ; die Hälfte der Gebirgsbewohner stand schwei- gend und staunte den Himmel an , und die andere Hälfte brachte in abergläubischer Meinung die Reisstampfer in Bewegung, von deren taktmässigem Klang das Gebirge erschallte, wodurch die Todtstille, die ausserdem herrschte, noch mehr und bänger hervor- gehoben wurde. Auch die Uwauwa-Affen in den alten Rasamala- und ]Manglitbäumen fingen an zu heulen, und einige Pfaue und Jahrvögel flogen aus dem höhern Gebirge krächzend herab. Ein grosses Ereigniss schien bevorzustehen und eine finstre Decke sich auf die Welt herabzusenken. Um 3 Uhr war nur noch in Nord -West zwischen Tjitjuruk und demG.-Panggerango ein kleines Segment der Himmclskugel er- hellt, der ganze übrige Himmel glich einem indigo-blauen Tep- piche und warf einen Schatten auf die Erde, der düsterer und düsterer wurde. Nun trübten sich auch die untern Luftschichten über dem Thale von Suka bumi, zuerst das Djampanggebirge, dann das tiefer liegende Thal; sie hüllten sich in düstre, bläulich -graue Nebel, die immer höher am Berggehänge heraufzusteigen drohten. Um 4 Uhr war der letzte lichte Streifen am nordwestlichen Horizonte verschwunden , und dunkle Nacht bedeckte das Land. Die Javanen liefen mit Fackeln umher und die Haixsbedienten zün- deten die Lampen an. (Ich wurde irre an meinen Uhren.) Die ein- getretene Finsterniss war aber eine ganz andere und machte einen ganz verschiedenen Eindruck, als die gewöhnliche Abenddämmerung, welche durch das Sinken der Sonne veranlasst wird ; denn dort fal- len die Schatten der Gegenstände zur Seite, und das meiste Licht dringt immer noch vom Horizonte her über die Gegend; hier aber fielen die Schatten vertikal von oben herab , und alle Gegenstände waren auf ihrer obern Fläche, z. B. auf den Dächern, verhältniss- mässig immer noch mehr erleuchtet, als auf ihren Seiten; es war ein eigenthümliches , purpurnes Dunkel, das mit der Todtstille, welche herrschte, auf etwas Ausserordentliches deutete. Um 4y2 Uhr, nachdem die Dunkelheit auf's Höchste gestiegen war, löste sich das Räthsel: — vulkanische Asche fiel sanft und gleichmässig herab und bildete auf der Oberfläche des Bodens und der Gewächse einen staubigen, grauen, etwas bräunlichen Überzug. Dieser Aschenregen fand ohne alle electrische Erschei- nungen und ohne wässerige Niederschläge Statt. Nachdem er '/z Stunde lang gleichmässig angehalten hatte, wurde der Himmel wieder heller , die indigoblaue Luft nahm erst eine mehr graue (braunröthliche) Färbung an, und Avurde dann immer lichter, so dass gegen 6 Uhr, nachdem der Aschenregen beendet war, noch einmal die Sonne mit ihrem Scheidestrahl das getröstete Land be- lächelte. Der Nebel, welchen die in der Luft verbreitete Asche bil- dete , war seiner Art nach sehr eigenthümlich und auf den ersten Blick von wässerigen Dünsten oder feuchten Niederschlägen zu un- terscheiden. Denn, wenn auch bei den letzten die lichtstarke noch so sehr vermindert ist, so sind die Umrisse der Gegenstände doch 78 ziemlich scharf und deutlich zu erkennen, bei jenen, den trocknen Nebeln aber, f»bgleich die Lichtstrahlen selbst bei ihrem Durch- gange durch die mit Asche und Sandtheilen erfüllte Luft selbst weni"-er g-eschwächt sind, erscheinen die Profile aller Gegenstände viel undeutlicher, vermischter, verzerrter, so dass man anfang- lich glaubt, die Augen seien getrübt ; avozu noch ein mehr bräun- licher, aschgrau-purpurner Teint kommt. Um 5 Uhr war ein deutlicher Geruch, Avie von Stcinkohlen- dampf, oder wie man ihn in der Nähe von Sclmielzöfen wahrnimmt, zu bemerken. Ich hatte gleich, als die Asche zu fallen anfing, in der Ge- schwindigkeit eine Matte auf der Fläche vor dem Pasanggrahan ausgebreitet und diese überall mit liogen weissen Papiers belegt. Gegen 6 Uhr hörte das Fallen der Asche gänzlich auf, sie hatte eine lockere Schicht gebildet von einer par. Linie Dicke. Der Raum, innerhalb welchem ich sie aufgefangen hatte (die mit Papier belegte Matte), war l' ll" 9" breit und 5' 2" ö" lang, enthielt also eine Oberfläche von lOYs DFuss, und die darauf gefallene Asche , die ich vorsichtig sammelte, wog 94 Drachmen und 2 Gran, was auf einen Quadratfuss 546 Gran oder 9 Drachmen und 6 Gran be- trägt. Sie bestand aus einem sehr feinen Sande, dessen gesättigt graue Farbe einen schwachen braunröthlichen Teint hatte, und in dem man mit der Loupe kleine weissliche Stückchen fAvahrscheinlich Feldspath, auch Glimmer) und andere glänzend bläulich-grüne (die wohl Hornblende waren) zu erkennen vermochte. Bemerkenswerth war es, dass nach dieser Eruption, in dem grössten Theile der Preanger- Gegenden, drei Tage lang die voll- kommenste Todtstille in der Luft herrschte, und dass reichliche, anhaltende Regen herabströmten. Die Berichte, welche der damalige Resident der Preanger Re- gentschaft, der leider ! schon verblichene General-Major Cleerens, auf meine Bitte aus allen Distrikten der Regentschaften Bandong und Tjandjur einzog und mir mittheilte, haben mich in den Stand gesetzt, den Flächenraum, auf den die Asche fiel, die Gränzen desselben, die Zeit, zu welcher der Regen sich an den verschiedenen Orten ereignete, und die Dicke der gefallenen Aschen- schicht mit ziemlicher Gewissheit überall zu erkennen und das Areal dieses Raumes zu berechnen. Es gleicht dieser Raum einer langgezogenen Ellipse, deren grösste Axe genau von Ost nach West gerichtet ist, und deren beide Enden ziemlich gleichmässig verschmälert sind, so dass das östliche Ende in den Gunung-Guntur selbst zu liegen kommt, und das w^estliche die Wijnkoopsbai schneidet. Die Länge dieser Axe be- trägt 90 ^Minuten und die grösste Breite der Ellipse, die in den Meridian von Tjandjur fällt, südlich in's Meer hinein ragt und nördlich bis zur Eimnüiidung des Tji-Sokan in den Tji-Tarum 79 reicht, 52 Minuten. *) Die Linie, welche diese ElliiDse bildet, ist jedoch nicht ganz regelmässig und lässt unter andern in der Gegend des Gedegebirges eine grosse Bucht wahrnehmen, welche durch dies Gebirge , das die Asche schon in grosser Höhe auffing und die gleichmässige Verbreitung derselben auf die Ebene hinderte , gebil- det wurde. Sonst wäre sie wahrscheinlich bis an die Gränzen von Buitenzorg geflogen und hätte die Aufmerksamkeit der BcAvohner die- ser Orter gefesselt. Die nordAvestlichste Gränze, wo noch Asche fiel, war der flache Zwischenrücken zwischen Gunung-Salak und Gede in Norden. von Tjitjuruk und der Südfuss des Gunung-Salak da- selbst. (Laut Rapport des Distrikthäuptlings von Tjimai.) Mit Rücksicht auf solche kleine Unregelmässigkeiten im Um- fange des elliptischen Raumes habe ich das Areal, auf dem wirk- lich Asche gefallen ist, so genau dies die erhaltenen Berichte zu- liessen, auf 3480 geogr. D Minuten berechnet. Hiervon kommen ein Paar Hundert (260) auf das Meer, weil ein kleines Segment der Ellipse südlich von Tjidamar über das Land hinausreicht. Eben so, wie ich das Phänomen zu Kapugeran wahrnahm, zeigte es sich in allen übrigen Gegenden , nur , nach Massgabe der Entfernung vom Vulkane, früher oder später. Zu Tjidamar, an der Südküste, verdunkelte sich die Luft schon um 1 1 Uhr (doch wurde es daselbst nicht ganz finster, weil dieser Ort schon an der Gränze der Ellipse liegt) ; — zu Bandong um 1 2 Uhr, — zu Kapugeran um 3 Uhr (dieser Ort liegt hoch) — zu Tjitjuruk um 5 Uhr. Die Dicke der gefallenen Aschenschicht betrug in der Nähe der Gränze des Phänomens zu Kapugeran 1 Linie, zu Tjimai eben so viel, zu Tjitjuruk (an der äussersten Gränze) etwa eine halbe Linie, eben so viel zu Palabuan, zu Suka bumi 2 Linien und zu Tjandjur etwa 3 Linien. In den Djampanggebirgen , also etwa in der JNIitte des Phänomens, betrug die Dicke '/+ Zoll, also eben so viel als zu Tjandjur; viel stärker war sie aber in den vulkan nahen Gegenden, die dem G. -Guntur in Westen liegen, wo sie z. B. zu Malawar tjiparax, welches geradlinig nur 12 Minuten vom Berge absteht, 1 1/2 Zoll betrug. Man sieht leicht, dass es schwierig ist, genau zu ermitteln, wie dick die gefallene Aschenschicht in jeder Entfernung vom Vulkane war, zumal da Aveit ausgedehnte Strecken zwischen dem G. -Guntur und den Gränzen, innerhalb welchen Asche fiel, ganz unbewohnt und menschenleer sind. Aus den erwähnten Angaben geht jedoch hervor, dass die Menge der Asche , welche fiel , etwa in gleichem Verhältniss mit der Entfernung westwärts vom Berge, also dem grössten Durch- messer des elliptischen Raumes nach , abnahm , dass nämlich die Dicke der Schicht zu Malawar tjiparai in 1 2 Minuten Entfernung 1 8 Linien, in 55 Minuten zu Suka negara in Djampang wetan 3 Linien, in 65 Minuten (Tjimai) 1 Linie betrug; dass also auf 5 Minuten *) 60 auf einen Grad, also jede 5710 par. Fuss lang. A. d. V. 80 Entfernung überhaupt eine Linie Abnahme kam. Wenn nun die Abnahme in demselben Verhältniss auch seitwärts geschah, dem kleinen Diameter des elliptischen Eaumes nach , von der Hauptaxe desselben nach Nord und Süd, so dürfte sich die Annahme nicht zu sehr von der Wahrheit entfernen, dass durchschnittlich über den ganzen Raum von 34&Ü D Minuten, die jene Ellipse um- schreibt, eine vier Linien dicke Schicht durch die gefallene Asche gebildet wurde , wobei angenommen wird , dass in der nächsten westlichen Entfernung des Vulkans von etwa 5 ^linutcn wenig oder keine Asche fiel. Dass die Aschensäule, welche mit donnernder Gewalt dem Krater entfuhr, ungeheure Luftschichten erreichte, beweist die Beobachtung , dass Cirrhiwolken , welche bekanntlich sehr hoch schweben, unter dem von der Asche verfinsterten Him- mel erblickt wurden, und dass die Asche in der Entfernung von fast 60 ^Minuten vom Krater noch auf den 9000 Fuss hohen Gipfel des Gunung-Gede : Seda ratu (wo ich nachsuchen Hess) nieder- fiel. Die elliptische Gestalt des von der Asche bedeckten Raumes geht aus der Pinienform , *) welche bei allen Eruptionen die auf- steigende Rauchsäule annimmt , hervor , verbunden mit der Wir- kung des Ostwindes, welcher in den höhern Luftschichten ge- wehet haben, und welcher als die Ursache angesehen werden muss, dass der grösste Durchmesser der Ellipse genau von Ost nach West gerichtet ist, und dass in Ost, Nord-Ost und Süd-Ost vom Vulkane durchaus keine Asche fiel. Es leuchtet aus dem Vorhergeschickten ein, dass das ange- nommene Mittel von vier Linien gefallener Asche eher zu gering, als zu gross ist; ich habe es jedoch beibehalten, um mich vor dem Vorwurfe aller Übertreibung zu sichern. Zu Kapugeran war die Schicht der gefallenen Asche genau 1 par. Linie dick, und wog, von einem DFuss Oberfläche (ausgebrei- teten Papiers) versammelt, 546 Gran. Da nun eine Minute unter dem Äquator 5710 par. Fuss lang ist, also eine D [Minute 32598100 DFuss gross ist, so wog die zu Kapugeran an der Gränze der Ellipse auf einer D^Iinute gefallene Asche 24720 Centner und 10 Pfund.**) Das Areal der gefallenen Asche aber, wie wir ge- sehen haben, betrug 34S0 solcher D Minuten, und die Schicht war nicht eine , sondern im ^Mittel vier Linien dick , so dass hiernach die Menge der Asche, oder besser, des Sandes, welchen der Vul- kan von 9 bis 12 Uhr ausspie, 330210554 Centner betrug. — Diese 330 Millionen Centner Sand hielten sich in unge- messen hohen Luftschichten, höher, als alle Cirrhus- wolken, und höher, als die 9000' hohen Gipfel des G.- Gede, beinahe einen halben Tag lang schwebend, brei- teten sich über einen Raum von 3480 DMinuten aus. *) Pinus Pinea L., womit Plinius die Rauchsäule des Vesuv's verglich. **) Den Centner zu J25 Pfund, das Pfund zu 12 Unzen und die Unze zu 480 Gran gerechnet. A. d. V. 81 verfinsterten die Sonne, verwandelten Tag in Nacht und fielen dann erst sehr langsam und allmählig, gleich einem feinen Staubregen, herab. Dies Avar aber liur eine kleine Eruption. Auch hatten die 330 Millionen Centner in der Luft verbreiteten Sandes durchaus keinen Einfluss auf das Barometer, dessen Stand ich alle halbe Stunden beobachtete, der sich aber um nichts Merkbares von den vorherge- gangenen, oder folgenden Tagen unterschied. Welches Unheil würden 330 ^Millionen Centner solchen Sandes wohl anrichten, Avenn sie, anstatt so unendlich fein vertheilt zu sein und, durch den Widerstand der Luft in ihrem Falle gehemmt, nur ganz allmählig herabzuregnen, zu einer einzigen Masse zvisammen- geballt wären imd aus einer 22000' hohen Region, ^ie ein kleiner Planet, der mit der Erde zusammenstösst, herabstürzten ? So gross uns auch diese ]Masse, an und für sich selbst betrach- tet, erscheinen möge, so verschwindend klein wird sie im Vergleich mit noch grösseren Eruptionen. AVenn wir annehmen, dass sich die Asche nirgends dichter würde zusammengepresst haben, als un- mittelbar nach dem Fall, avo zu Kapugeran ihre 1 Linie dicke Lage innerhalb des Raumes von einem Quadratfuss 546 Gran wog, so würden jene 330 ^lillionen Centner ziisammen in runder Zahl einen Raum von 2644 Millionen Kubikfuss haben ausfiillen können, und würden daher, in einen Haufen vereinigt, im Stande gewesen sein, emen Berg zu bilden, so gross, oder noch etwas grösser, als der G.- Tidar bei ^lagelang. Um aber einen Kegel, so gross, als der G.- Guntur selbst zu bilden (von etwa 25000 ]Mill. Kubikfuss Inhalt), hätte der Krater fast 9Vo mal mehr Stoff ausAverfen müssen. Auf der Insel Island Avurde im .Jahre 1783 in der That eine ]Menge Lava ausgCAvorfen, Avovon man Avenigstens 700 Berge, jeden so gross als den G.-Guntur, hätte bilden können, eine Lava, welche 60 D Meilen Land 600' hoch bedeckte, und deren Kubikinhalt den des Montblanc sechsmal übertraf , nämlich zu 18714240 iNIillionen Kubikfuss berechnet Avurde. Im Jahre 1794 Avurde nach Hamil- TOM die Asche des Vesuv 250 ital. jMeilen Aveit, nämlich bis Tarent, getrieben, und die Rauchsäule Avar über eine englische jNleile hoch. Im Jahre 1 822 (nach Moxticellij häufte sich die Asche an einigen Stellen bis 6' hoch auf. Noch entsetzlicher Avar die ]Menge der aus- geworfenen Asche in der bekannten Eruption vom Jahre 79 Aor Chr., Avelche die Städte Herculanum, Pompeji und Stabiä über- deckte. Wir brauchen jedoch nicht nach Europa zu gehen, um solche über alle Vorstellung gehenden Quantitäten vulkanischer AusAvurfsstofFe kennen zu lernen, der Archipel hier (in dem Avir leben) bietet sie in jNIenge dar. — Die Asche, AA^elche der G. -Ge- lunggung im Jahre 1822 ausAvarf, und Avelche sich mit dem Wasser eines See's, der früher im Krater lag, und A'on dem nur noch 2 kleine Überreste \'orhanden sind , so wie mit den reichlichen Was- serergüssen der vulkanischen GcAvitter zu Schlamm A^ereinigte, bedeckte Meilenweit das angränzende Land höher, als einst die Juügiiubu, Java II. g 82 Vesuv-Asche die römischen Stüdte am Fusse des Vcsuvius, nämlich so hoch , dass nur die Spitzen einiger Kokospalmen daraus hervor- ragten. Der G. -Tömboro auf der Insel Sumbawa warf im April 1815 so viel Asche aus, dass selbst die westlichen Theile der Insel Lombok zwei Fuss hoch davon bedeckt waren, und ganze ]ierge dadurch gebildet wurden. Die Einzelnheiten dieses Ausbruches werden wir an einer andern Stelle mittheilen. (Siehe G. - Tßmboro im III. Abschnitt dieser Abtheilung.) Eine genaue Bestimmung des Areals , welches von Asche be- deckt wurde, und die Dicke der gefallenen Schicht in den verschie- denen Abständen vom Berge ist wegen Mangel an 1 Beobachtungen und desshalb, weil die Gränze dieses Areals in's ^leer fiel, nicht wohl möglich. Ziehen wir jedoch von Banju wangi, wo, in 210 Minuten Abstand vom Vulkan, 8 Zoll hoch Asche lag, einen Kreis rings um denselben und nehmen an , dass die Asche , welche ausserhalb die- ses Kreises etwa noch einmal so weit entfernt (bis Solo und weiter), in abnehmender Menge niederfiel, nebst der, welche sich innerhalb des Kreises näher zum Berge hin viel höher emporthürmte, gleich- massig über das ganze Areal, welches der Kreis umschreibt, ausgebreitet, eine zwei Fuss (par.) dicke Schicht gebildet habe, so erhalten wir ein wahrscheinliches Resultat, welches sich mehr zum Minimum der Wirklichkeit, als zum Maximum hinneigt. Da nun dies Areal, so umschrieben, in runder Summe 138 600 geogr. D Minuten beträgt, so hat der G.-T6mboro während der genannten Eruption in der Mitte des April 1815 noch mehr als 9 Millionen mal eine Million Kubikfuss Asche, also beinahe halb so viel als jener isländische Vulkan imJ. 1783 ausgeworfen, so dass man mit Bequemlichkeit drei solcher Berge, wie den Montblanc,*) oder fast 185, jeden so gross als den Vesuv,**) oder 370 von der Grösse des G.-Guntur***) daraus würde bilden können! Werfen wir nun, um eine Nutzanwendung auf das Vorher- gehende zu machen, einen Blick auf das Land von Modjopait in Ostjava. Ziehen wir, im Allgemeinen der Richtung des Flusses von Kediri folgend, eine gerade Linie von den Ruinen von Modjo- pait, beim heutigen Djapan, nordostwärts bis zur rechten Ecke an der Stundung dieses Flusses bei Surabaja, (diese Linie ist ungefähr 30 geogr. Minuten lang) und eine zweite in östlicher Richtung bis zu Gombong bei Pasuruan an See (die fast eben so lang ist), so bildet zwischen diesen äussersten Punkten an der See die Küste eine dritte , gerade von Süd nach Nord gerichtete Linie , und so wird ein von vielen Zweigen des Kedirifiusses und des Kali-Brantes durch- schnittenes wahres Deltaland gebildet. Denken wir uns dieses •) Montblanc 14S00 par. Fuss hoch und von 2759040 Millionen Kubikfuss Inhalt. **\ Vesuv 3595 par. Fuss hoch und von 51912 Millionen Kubikfuss Inhalt. **•) G.-Guntur 3900 par. Fuss hoch und "von ungefähr 25000 Millionen Ku- bikfuss Inhalt. Es ist dies kein voUkommener Kegel und von geringerm Umfang als der Vesuv, d. h. viel steiler. A. d. V. 83 niedrige Deltaland, ganz hinweg und dafür eine Seebucht, eine nach innen (nach iNIodjopait) spitz zulaufende Bai, etwa doppelt so gross, als die Wijnkoopsbai, dafür an die Stelle, und lassen in diese Bai jene 370 Gunturberge, deren jeder 3900' hoch ist und 25000 Millionen Kubikfuss Inhalt hat , versinken , — so vnrd uns die Er- zählung nicht unwahrscheinlich vorkommen, dass das gegenwärtige Deltaland vor noch nicht allzulanger Zeit AvhkHch ein Meeresbusen war. Denn diese Bai müsste eine sehr ansehnliche Tiefe gehabt haben, um von 370 solcher Berge nicht ganz und gar ausgefüllt und bis oben hin trocken gelegt zu werden. Ein einziger vulkanischer Ausbruch, \vie der des Gunung- Temboro , könnte daher das Material zum Ausfüllen dieser Bai lie- fern! Wie viel mehr "Wahrscheinlichkeit hat es nun, dass dui-ch wiederholte Ausbrüche der zahlreichen Vulkane — G. -Ard- juno, Kawi, Kelut, Wilis, — welche sich dem Deltaflusse Kali- Brantes entlang erheben, so wie weiter hinauf dem Kali -Solo ent- lang die Vulkane G.-Lawu und ]\[erapi aufsteigen, in der That das Material zum Anfüllen dieser Bai gegeben worden ist ! Java'schen Chroniken zufolge Avurde INIodjopai't, die Haupt- stadt des frühern Kaiserreiches, dessen Euinen am innersten Punkte des Delta's liegen, ehedem wirklich von den Wogen der See bespült und gingen selbst noch zwischen 1250 bis 1253 ganze Flotten von dort aus unter Segel, um das Reich der Malaien zu Singapura*) zu unterjochen , und eine Volkspflanzung zu Palembang zu stiften. Die geologische Untersuchung der niedrigen Ebenen, welche den Fuss der Vulkane G. -Wilis, Kelut, Ardjuno umgeben und in das Delta des Kali-Brantes übergehen, zeigt uns, dass diese Ebenen aus s. g. Alluvial - Formationen bestehen; dass sie aus horizontalen Lagen von vulkanischem Sand und Asche gebildet sind , deren un- terste Lagen schon einen gewissen Grad von Härte erlangt haben und in Sandstein und Tuff übergegangen sind, während die ober- sten jüngsten noch ganz locker sind und schon bei dem leichtesten Hammerschlag zu Staub zerfallen. Auch lehrt uns die Geschichte, dass noch gegenwärtig durch die Überströmungen der Kali-Brantes und Solo solche Lagen abge- setzt werden, wozu die gegenwärtig thätigen Vulkane G.-M6rapi und G. -Kelut durch ihre Ausbrüche von Sand und Asche das Ma- terial liefern, wie dies noch kürzlich (den 16. Mai 1848) geschah, gerade so, wie dies im Jahre 1000 nach Christi Geburt der Fall war, als Kudo Lalöjan Java beherrschte. Schlammvulkane, welche in der Nähe von Surabaja aus dem Alluvialboden aufsteigen , tragen auch dazu bei , den Boden zu er- höhen und die jedes Jahr zur Regenzeit Statt findenden Über- strömungen bringen stets neue Erdtheilchen aus dem höher gelege- •) Deren König Sri Iskander Shah nach der malai'schen Halbinsel floh , wo er Malakka gründete. A. d. V. 6* 84 nen Theile des Landes herab und verändern die Stelle des Delta's, Avelches stets weiter vorwärts nach See zu verlegt Avird. Selbst die Erscheinungen der Pflanzenwelt gesellen sich zu den hier angegebenen Gründen und liefern neue Beweise zu Gunsten der angeführten Behauptung, dass die Ebene von Modjopait bis nach Gombong und Surabaja früher ^Meeresgrund war. Gewächse, Jiäume, die gewöhnlich nur am Meeresstrande wachsen, wie Ipo- maea maritima, Bacharis indica, Sonneratia ohtusa , Acanthus ilicifolius, Acrostichnm diversifolium u. a. finden sich noch häufig an den Vfcrn der kleinen Sümpfe , welche in den Wäldern , die an der Spitze des Delta's zerstreut liegen, vorkommen. Wir haben den grossen Antheil andeuten wollen, welchen zahl- reiche Vulkane Java's auf die Erhöhung des Landes und die Ver- breitung der Küste ausüben, indem sie ungeheure INIassen Sand und Asche auswerfen ; nach dieser Abschweifung wollen wir zu dem G.-Guntur, nämlich zu seinem Ausbruche vom 4. Januar 1S43 zu- rückkehren. Nach dem Zeugnisse des Herrn Bosch zu Garut fanden auch bei diesem Ausbruche genau wieder dieselben Erscheinungen wie 1S40 und 1841 Statt, nur noch weniger heftig imd mit der Aus- nahme, dass bei dieser Eruption zu Garut auch kein Kömchen Sand noch Asche fiel, sondern dass die Aschensäule ganz nach Westen flog. Auffallende Regen, die stärker als gewöhnlich ge- wesen wären , konnten weder unmittelbar nach der Eruption , noch einige Tage später in der Nähe des Vulkans beobachtet werden weder in 1840, noch 1841, noch 1843; — die Witterung ging ganz denselben Gang, der in diesen Jahreszeiten dort gewöhnlich ist; Regen gehörten also nicht zu den Seltenheiten. Der Herr P. J. ^NIaier, dem die Wissenschaft so viele genaue Analysen der Mineralwässer Java's verdankt , hat auch die Asche untersucht, die der G.-Guntur bei seinem Ausbruch vom 4. Januar 1843 ausgeworfen hat, und von mir zu Kapugeran aufgesammelt worden war ; er fand in hundert Theilen folgende Bestandtheile : Kieselerde 34,2293 Thonerde 37,4961 Eisenoxyd 18,1779 Kalk 6,7157 Magnesia 0,6830 Wasser 0,2570 In Wasser lösliche Theile 1,7430: darin sind enthalten Schwefelsäure 0,1715 Salzsäure 0,0490 Kalk, Thonerde, Eisenoxyd, Natron, Kie- selerde und Magnesia 1,5225 Verlust 0,7330 100,0000 85 Ich halte es für wichtige diese Analyse hier ganz mitzutheileu und lasse daher den Bericht der Herren Maier und Diederichs wörtlich folgen , wie derselbe mir durch wohlwollende Vermittelung des damaligen Chefs über das Medizinalwesen im niederl. Indien mitgetheilt worden ist. Die Arbeit der genannten Herren ist durch verschiedene Typen kenntlich dargestellt. Eigenschaften der Asche : sie ist ein braun-graues , Sandartiges , ziemlich feines Pulver , in welchem weissliche Punkte zu bemerken sind. — Specifisches Gewicht 1,7. — Ausser Wasser enthält sie keine in der Wärme verflüchtigende Theile. Wasser löst etwas von der Asche auf. Die mit Wasser behandelte Asche tritt in Salzsäure lösliche Theile ab. Nach der Behandlung mit Salzsäure tritt sie in Salpetersäure noch lösliche Bestandtheile ab. Der in Wasser , Salzsäure und Salpetersäure unlösliche Rückstand ist aufschliessbar mit kohlensaurem Kali. Es wird durch Schmelzung ein graues, auf der Oberfläche grünlich scheinen- des Glas erhalten. Auf diese Eigenschaften gründet sich die ganze Analyse, deren Resultat hier gegeben ist. 1) Die Asche enthält 0,257 p. C. Wasser. 2) Sie enthält 1,743 p. C. in Wasser lösliche Theile ; diese bestehen aus Kalk, Thonerde, Eisenoxyd, Natron, Kieselerde, Magnesia, Schwefelsäure und Salzsäure. Da die Quantität zu gering war , so wai-d keine quantitative Bestimmung vorgenommen. 3) Die mit Wasser behandelte Asche enthält 17,481 p. C. in Salzsäure lös- liche Theile. Diese bestehen aus : Kieselerde 5,6660 , Eisenoxyd 4,6902, Thon- erde 4,1798, Kalk 1,9700, Magnesia 0,4203, Verlust 0,5.547, im Ganzen 17,4810 p. C. 4) Die mit Wasser und Salzsäure behandelte Asche enthält noch 4,79S5 p. C. in Salpetersäm-e lösliche Theile. Diese bestehen aus : Eisenoxyd 0,2456, Thonerde 4,1 04 S, Kalk 0,3340, Magnesia 0,0062, Verlust 0,107.9 , im Ganzen 4,7985 p. C. 5) Die von 4) übrig gebliebene Asche, 75,7205 p. C. betragend, gab, mit kohlensaurem Kali aufgeschlossen: Kieselerde 28,5733, Eisenoxyd 13,2421, Thonerde 29,2115, Kalk 4,4117, Magnesia 0,2115 , Verlust 0,0704 , im Ganzen 75,7205 p. C. 6) Noch wurde ein Versuch angestellt , um den Schwefel- und Salzsäurege- halt der ursprünglichen Asche zu erforschen. Dieser Versudh gab : Schwefel- säure 0,1715, Salzsäure 0,0494, im Ganzen 0,2209 p. C. Da diese 2 Säuren jedenfalls in den in Wasser löslichen Theilen (siehe Ver- such 2) enthalten waren, so werden von den quantitativ unerforscht gebliebenen Theilen, 1,743 p. C. betragend, nun nur noch 1,5221 p. C. als unbestimmt übrig bleiben, die aus den im Versuch 2. angeführten Bestandtheilen bestehen, jedoch mit Ausnahme der Schwefel- und Salzsäure. Bei Zusammenstellung die- ser einzelnen Versuche ergiebt sich obiges Hauptresultat. Gez. P. J. Maier. 86 In Betreff der obenstehenden in meiner Gegenwart im chemischen Labo- ratorium vorgenommenen Analyse der am 4. Januar 18-13 au8 dem Gunung- Guntur ausgeworfenen Asche halte ich die Bemerkung für nöthig, dass der Unterschied des Resultates dieser Analyse mit dem von Dr. HoRSFiELD bei der Untersuchung der im Jahr 1S03 von demselben Vulkan ausgeworfenen Asche erlangten Resultate, welches sich in den Verhandel. der Batav. Genootsch. voor Künsten und Wetenschappen befindet, sehr ansehnlich ist. Vor allen Dingen erinnere ich aber daran, dass bei den grossen Fort- schritten , welche die Wissenschaften überhaupt seit der Zeit , in welcher Dr. HoRSFlELD thätig war, gemacht haben, gerade die Scheidekunde ihren grössten Nutzen gezogen hat, so dass die analytische Methode in jener Zeit mit der der jetzigen gar nicht verglichen werden kann; sind doch die con- stanten Verbindungen auf Grund der Atomtheorie erst in neuerer Zeit bewiesen worden und ist eben dadurch den Rechnungen eine in früherer Zeit unbekannte Sicherheit gegeben worden. Dr. Horsfield's Analyse kann daher mit der heutigen nicht verglichen werden, wie gut sie auch damals ausgeführt worden war. (Vergl. die später vorkommende Anmerkung.) Die Hauptbestandtheile der von Vulkanen auch anderer Länder ausge- worfenen Asche sind meistens dieselben; dies beweisen die Analysen von Vauquelin, Düfrenois, Elie de Beauiioxt u. A. Es sind hauptsächlich Silicate von Alaunerde, Kalk, Magnesia und Eisenoxyd — Bestandtheile von Mineralien, die in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit durch die Vulkanität verändert sind. Der Unterschied findet sich namentlich in der Zusammen- stellung der berechneten Prozente. Ohne Dr. Horsfield's Analyse beurtheilen zu wollen, führe ich doch einige Punkte derselben an , welche deren Unsicherheit darthun. Der Wassergehalt der Asche ist nicht angegeben ; sie ist also für absolut trocken angenommen worden. Die in Wasser auf löslichen Theile sind nicht besonders angegeben; bei Versuch I. und III. ist nicht alle Alaunerde, Kalk und Eisenoxyd aufgelöst ; dagegen ist Kieselerde aufgelöst worden, die nicht in Rechnung gebracht ist. In Versuch II. sind die 158 Gr. Residuum als reine Kieselerde ange- nommen worden, ohne dass sie mit Kali zusammengeschmolzen und näher untersucht worden ist, während es doch noch Alaunerdesilicat und Selenit (Gj-ps) enthält. In Versuch V. wird das erhaltene Magnesia - Carbonat als Bittererde in Rechnung gebracht; 5 Gr. davon enthalten aber bloss 2,23 Gr. reine Erde; auch wird angegeben, dass IS Gr. Selenit 12 Gr. Kalkerde enthalte; Schwefel- saurer Kalk mit 2 Atom "Wasser (Selenit) enthält aber 32,9 % Kalkerde, das giebt in 18 Gr. nur .5,92 Gr. Kalk. In Versuch VI. ist das Eisenoxyd mit Hülfe von Prussias potassae {et ferrif) niedergeschlagen; diese Reaction giebt aber ein unsicheres Resultat; das Oxyd wird auch als Metall in Rechnung gebracht, 100 Gr. Oxyd enthalten aber nur 69,34 Gr. ELsen. In Versuch VII. wird der erhaltene Niederschlag (Alaunerdehydrat) als reine Alaunerde aufgeführt, er enthält aber nur 65, ö % dieser Erde. 87 Ohne weiter mich hierauf einzulassen , glaube ich genug angedeutet zu haben, um es keinem Zweifel unterliegen zu lassen, welche der beiden Analysen den Vorzug verdient. Batavia den 14. Augustus 1843. (Gez.) J. C. A. DiEDERICHS. Abgesehen von der mehr oder minder grossen Beweiskraft der von Hrn. Diederichs angeführten Gründe halte ich dafür, dass der Unterschied zwischen der Analyse des Dr. Horsfield und der des Herrn Maier noch keineswegs ein Beweis für die Ungenauigkeit der erstem ist, da ein Vulkan bei verschiedenen Ausbrü- chen verschiedene Produkte liefern kann. Dr. Horsfield fand eine viel grössere Menge Kieselerde. 1843, den 25. November am ^Morgen, gegen 4% Uhr, hörte man in den Regentschaften Bandong und Garut einige heftige un- terirdische Schläge, begleitet von einem rollenden Getös, — und sah, durch jene Schläge aufmerksam gemacht, aus dem Krater des G.-Guntur eine ,, glühende Rauchsäule" emporsteigen, welche, nach dem Berichte des Herrn Bosch, sich so hoch tiber den Gipfel des Berges zu erheben schien, als dieser über seinen Fuss, Avelche also etwa 4000' hoch war. (Hierunter ist nur der Theil der Rauchsäule zu verstehen, so weit er glühend , also sichtbar war ; die dunkeln , nicht erhellten Massen der Säule drangen sicher viel höher.) — Sie wurde, wie beim vorigen Ausbruch, von ,,weiss- gl übenden Blitzstrahlen" und rothglühenden Steintrümmern durch- schnitten, M^elche letzteren wie Raketen in die Höhe flogen und dann wieder senkrecht herabfielen. Dies Alles zugleich mit dem unterirdischen Rollen und den hef- tigen unterirdischen Schlägen, die von Zeit zu Zeit eintraten, hielt bis gegen 10 Uhr, also fünf Stunden lang an, ehe es bedeutend an Heftigkeit nachliess, und ehe die Schläge seltner Avurden. — Erst um 3 Uhr Nachmittags hörte der unterirdische Lärm ganz auf, aber erst um 8 Uhr Abends legte sich das Brausen und Lärmen im Kra- ter selbst , obgleich dieser noch fortfuhr, dicke Rauch- und Aschen- säulen auszudampfen. Bis 7 Uhr (des Morgens) war die Eruption von Garut aus sichtbar ; nach dieser Zeit aber hüllte sich der Berg in dicke Rauchwolken , hinter welchen sich auch die benachbarten Gegenden von Pasir-Kiamis im Süd- West vom Vulkane verbargen. Garut selbst aber blieb, ebenso wie bei dem vorigei^Ausbruch, weil Südostwind*) wehete, von allem Aschregen verschont. Nach Herrn Bosch rauchte der Berg auch noch den 20. De- cember sehr stark; — der Krater ist nach ihm an seiner Ostseite y^ grösser oder breiter geworden, nämlich durch eine Abbröckelung *) Nicht West-Nord-West-Wind , wie in Jav. Courant. vom 2. December Nr. flH steht: auch ist dort, statt des 25. November, der 26. angegeben. A. d. V. 88 der Kratermauer, welche sich während der Eruption daselbst ereignet zu haben scheint. Auch beschränkten sich die llauch- Avolken jetzt ausschliesslich auf diese östliche Ecke, während in den übrigen Gegenden des Kraters kaum etwas Dampf zu er- kennen war. Der Aschenregen, in Folge dieser Eruption, ereignete sich auf einigen der Hauptplätze auf folgende Weise : Ort Geradli- nigter Ab- stand vom Vulkane Richtung vom Vulkane Anfang des Aschen- regens Totale Fin- sterniss, dadurch verursacht Ende des Aschen- regens Dicke der gefallenen Aschen- schicht Malawar tjiparai 1 1 g. Min. West 2 ZoU Pengalen- gan 20 - West-Süd- West ly. - Bandong 23 — Nord- West 7^2 Uhr 9-12 Uhr spät Nacht 1 — Tjandjur 47 — West- Nord-West 8./. - 10-11'A Uhr — — •A - Buitenzorg 67 — West- Nord-West 12 — 4 Uhr 2 Linien Batavia 88 — Nord- AVest 3 - 6 — '/- Linie In allen Gegenden, Südost-, ost- und nordostwärts vom Vulkane (Regentschaft Limbangan, Sukapura und Sumedang), ist gar keine Asche gefallen, selbst nicht zu Trogon (nach dem Berichte des Regenten von Bandong), obgleich dieser Ort dicht am Fusse des Feuerberges liegt. — Dagegen wurden die Erscheinungen in allen Gegenden, die nordwest-, Avest- und südAvestwärts vom Berge liegen, beobachtet, bis an die Südküste, z. B. bei Tjidamar und der Wijn- koopsbai. — In Bandong imd Tjandjur Avar die Finsterniss so gross, dass man Fackeln anstecken musste ; zu Buitenzorg bemerkte man zuerst um 1 0 Uhr eine graue , braun-röthliche Färbung der untern Hälfte des HimSiels in, Ost-Süd-Ost und Süd-Ost, da avo das Gede- gebirge liegt , eine Färbung , die sich schon aus gi'osser Entfernung sehr deutlich von geAvöhnlichen Wolken oder Nebeln unterschied. Wie bei der \'origen Eruption, so verdanke ich auch jetzt AA'ie- der dem damaligen Residenten der Preanger Regentschaften , Be- richte über die einzelnen Distrikte der Preanger, nämlich Avas die Ausdelmung des Phänomens und die Dicke der gefallenen Asche betrifft. Da jedoch diese Berichte nicht so ausführlich, wie die vorigen Avaren , so konnte ich das Areal und die JNIenge des darauf 89 gefallenen Stoffes nur schätzen. Nach dieser Schätzung kann dessen Quantität ein Avenig mehr (etwa nur y^ mehr) , als bei der vorigen Eruption betragen haben, obgleich es zu Bandong und Tjandjur diesmal ganz finster wurde, und die Asche, welche das vorige Mal nicht weiter, als bis zum Gedegebirge gelangte, — jetzt geradlinigt 90 geogr. Minuten weit bis B ata via flog. Dieser Um- stand scheint keinesweges von einer grössern Feinheit und Leichtig- keit der Asche herzurühren, denn bei Vergleichung zeigte sie sich von der vorigen in nichts verschieden, sondern muss der grössern Stärke des Windes, welcher wehete, und vielleicht auch der ursprünglich grössern Höhe der Aschensäule selbst zugeschrieben werden. Aus der Hichtung, welche die Asche nahm, geht deutlich her- vor, dass auch Jetzt icieder, eben so wie damals im Januar, un- geachtet des herrschenden TVestmoussons, in den höhern Luft- schichten ein starker und gleichmässiger Süd-Ost-Wind wehte. 1847; den 16. October, Abends 8 Uhr fing der G.-Guntur wieder an mit einem heftigen Getöse Asche auszuwerfen, wovon man den folgenden Morgen Alles umher bedeckt sah, — die unter andern auch den 17ten Nachmittags zu Tjandjur niederfiel und bis an die Gränzen von Bantam, 80 Minuten weit vom Vulkane, flog. Dieser Aschenauswurf dauerte zwei Tage (17ten und 18ten) lang. Zu Tjandjur wurde am 17ten Nachmittags \^l^ Uhr ein erster, ziemlich heftiger, um 1 Yo Uhr ein zweiter und Abends 8 Uhr ein dritter Erdstoss bemerkt. (Nach brieflicher Mittheilung des Resi- denten der Preanger Regentschaften vom 8. Nov. 1847.)*) C Besuch von Reisenden. Prof. C. G. C. Reinwardt erzählt (1. c. in den Verh. Batav. Genootsch.), dass er es zum ersten Male im October 1818 kurz nach der erwähnten Eruption und ein zweites Mal im Jahre 1819 ver- sucht habe, den Vulkan zu erklimmen, doch beide JNIale wegen unüberwindlichen Schwierigkeiten des frisch mit Auswvirfsstoffen überschütteten Terrains unverrichteter Sache habe umkehren müs- sen. — Er kam auf seinem Zuge zum IJerge durch Gegenden , die nicht nur mit Lavatrümmern Avie besäet, sondern auch durch ver- brannte Wälder, deren Stämme durch die glühend gewesenen Trümmer verkohlt Avaren . 1837, im Monat Juli, Avaren Dr. Fritze, Herr Nagel aus Handong und ich die ersten Europäer, die seinen Kraterrand er- reichten. An der Südseite hinaufgestiegen, Avählten AAdr nach be- endigten Untersuchungen die entgegengesetzte (Nord -Ost-) Seite zum Hinabklimmen und hatten daselbst auf den bcAveglichen Lava- •) Im Batav. Courant vom 10. Nov. I*^l7. Nr. 00. wircl gosafTt, dass die cr- Avähnten Erdstösse zu Tjandjur des Abends 11 Uhr gefühlt worden wären. 90 trümmern, die dort, steil aufeinander gestapelt, das Gehänge des Kegels bilden, mit vielen Gefahren zu kämpfen. 1844, den 11. August, besuchte ich ihn zum zweiten Male, nachdem er seit meinem ersten Besuche vier Ausbrüche erlitten hatte, und erstieg ihn in Gesellschaft des Herrn J. Maier und des Raden Dömang (Distriktshäuptling) von Trogon. Die Resultate dieser Besuche findet man ausführlicher in der zweiten Reiseskizze des zweiten Abschnittes dieser Abtheilung. D. Umgestaltungen. Schon in 1837 wurde uns zuGarut von glaubwürdigen Zeugen versichert, dass der G.-Guntur früher viel höher gewesen sei und dass der Rand seiner Kratermauer eine mehr gleichmässige Höhe gehabt und sich zu einem spitzem, kegelförmigem Gipfel erhoben habe. Durch den Ausbruch von 1818 aber habe sich das Aussehen seines Gipfels gänzlich verändert, ein grosser Theil seiner Krater- mauer sei zertrümmert , in Süd-Osten sehr erniedrigt und die Kra- teröifnung selbst dadurch sehr vergrössert worden. Auch vom Ausbruche im Mai 1840, 22 Monate nach meinem Besuche, wird gesagt, dass dadurch der Krater drei Mal grösser geworden und der ganze Berg in eine schwarze Steinmasse ver- wandelt worden sei. Dass der Kraterumfang nach jeder Eruption sich verändern, bald weiter und dann der Berg niedriger, bald enger und dann der Berg höher, spitzer werden kann, kann nicht zweifelhaft sein. — Man werfe einen Blick auf die drei Profile des Gunung - Guntur (Guntur Figur 1 , 2 , 3) , auf denen der Gipfel und Kraterrand getreu verzeichnet sind. 1834, im Monat December geschah sein letzter Ausbruch vor meinem ersten Besuche. 1837, im Monat Juli WTirde das erste Profil Figur 1 ge- zeichnet. 1840, den 24. Mai ) . ^ • i j- i. , 1841, den 14. November i ereigneten sich die oben be- 1843, den 4. Januar ) schriebenen Eruptionen. 1843, den 30. August wurde das zweite Profil Figur 2 ge- zeichnet. 1843, den 25. November brach er von Neuem aus. 1844, den 12. August wurde das dritte Profil Figur 3 ge- zeichnet. Aus einer Vergleichung der Profile 1 und 2 wird es ganz offen- bar, dass durch die drei Eruptionen, welche zwischen dem Zeichen des 1 . und 2 . Profils erschienen , der Krater viel weiter, der süd- liche Theil des Kraterrandes {h) auf Fig. 2 viel tiefer, der nördliche dagegen (a) Beziehungsweise höher geworden ist. Die Lavamasse y ist damals entstanden. Der Gesichtswinkel des queren Durchmessers von a bis b Fig . 2 war von Trogon gesehn 5 G rade und von c bis c/ 1 Grad . »>:;M /'i , ■ - , SS > V V ^ ^ 1 1 5. t ■1 a:!;-' s. .•< a? ^ s. v-^ ^ 4: s •<, >* ;1 y Oittf/tir ^'it/t/r •}. //./j. 6ff. ^^V-.-cr'j'^^ ■*'u;^: Ü ä p //o ^- Jiil IM >\1 c, y // / >• / 91 Durch die Ausbrüche vom 25. November 1843 zwischen der 2. und 3. Zeichnung aber (s. Fig. 3) ist wieder sowohl ein Theil vom vordem Süd - Ost - Kande verschwunden und dieser niedriger und feingezackter geworden ; die Lavamasse f (in Figur 2) war nicht mehr zu sehen; eine neue dagegen^ auf Figur 3 hatte sich an einer Stelle, wo in Fig. 2 nur ein gewöhnlicher Höcker lag, zu einer parallelepipedischen , scharfeckigen Felsenmasse mit länglich- viereckiger x\bsonderung ihrer Stücke umgestaltet, die sich (in Fig. 4 aus grösserer Nähe gesehen) auf dem Rande erhob. — Beim Er- steigen im Aug. 1844 fand ich den ganzen nordwestlichen Krater- rand c (auf Fig. 2) und b (auf Fig. 5 und 6), dessen Höhe in 1837 beim Zeichen p" 61 OO' über dem Meeresspiegel betrug, mit seinem ganzen angränzenden Plateau eingestürzt und verschwunden. Den- noch lag die jetzige Nord - West - Begränzung des Kraters höher, weil sein Rand weiter zurück nach Nord-West, wo die Bergwand höher ist, bis zu ^ gerückt war. — Seine Höhe betrug in 1844 = 6263'. Die Kluft a Fig. 5 war ausgefüllt. Also auffallend weiter war der Krater nur zwischen der Zeit, in welcher die Zeichnung 1 amd 2 gemacht Avurde, geworden. Die Vorgebirgskuppe Gunung-Putri Figur 1 liegt in Süden des Vulkans. Fig. 6 stellt das Positionsverhältniss des G.-Guntur als eines seitlich ausgebrochenen Kegels der Bergkette dar , dessen höch- ster Punkt der G. -Agung ist. Wahrscheinlich wird der Krater noch Aveiter nach Süd - Ost vorrücken , wenn man annehmen darf, dass er früher an der Stelle lag, wo sich jetzt die kegelförmige Kuppe G.-Mesigit erhebt, deren Spalten auch noch viele Dämpfe entströmen. 14. Kawah-Kiamis. © In der Nähe des G.-Guntur und der Berggegend ,,Gunung- Kiamis'' soll ein Berg oder ein Krater ,,Kawah-Karaä" liegen; daselbst findet man Fumarolen und brodelnde Schlammpfützen , in denen sich Rhinozerosse und l^antengstiere häufig zu baden pfle- gen. Nach Herrn Prof. C. G. C. Reinwardt, der diese Kawah in 1819 besuchte, muss sie in der Mitte von ausgedehnten Wäldern hinter dem G.-Guntur liegen. Er beschreibt sie jedoch nicht selbst, sondern dies thut nach seinen Mittheilmigen A. H. van der Book jNIesch.*) — Auch die .Tavanen von Trogon sagten mir, dass hinter der Nebenkette, deren höchster Punkt der G. -Agung ist, zwischen dieser und der Hauptkette eine kleine Kawah sich befindet, die sie Kawah-Kiamis nannten. Dieser Nebenzweig der Hauptkette dehnt sich in der Hauptrichtung von Süd- West aus (s. Prijangan Fig. 1 und Guntur Fig. 7) und auf ihrem südlichen Abhänge erhebt sich *) De incendiis montinm irjni anlenfium insulae Jnvae dispntafio. Lugd. Bat. 1S26. p. 20. 92 der G.-Guntur. .Wahrscheinlich ist es diese Kawah (deren ver- miithliche I.ag-e ich auf der erst angegebenen Figur mit einem + angedeutet habe), aus Avelcher die Eauchsäule aufstieg, welche ich im J. IS 39 in Osten peilte, als ich mich in dem Pasanggrahan- 3[alawar tjiparai Tauf dem Ostabhang des G.-^SIalawar) befand. Der Punkt , von -welchem sich diese Rauchsäule erhob, liegt gerade in dem Theil des Abhanges der G.-Agung-Kette, an deren gegenüber- stehenden Seite der G.-Guntur ausgebrochen ist. Sollte es einst geschehen, dass diese Kawah sich durch ihre Aus^^ürflinge eben so wie der G.-Guntur zu einem lierge erhöhte, dann wäre die Agung- Kette auf beiden Seiten mit einem Eruptionskegel versehen, welcher gleichsam ihrem Abhänge angewachsen ist. Diese wenig bekannte Kawah - Kiamis oder Karaä darf man nicht mit der Kawah - ^lanuk *) verwechseln , welche letztere von verschiedenen Reisenden besucht worden ist, die von dem Pasang- grahan aus gingen, Avelcher denselben Namen als die ganze Gebirgs- gegend fuhrt, in welcher er liegt, nämlich Gunung- oder Pasir- Kiamis. 15. Kawah ■ Manuk. @ Ich habe diesen Krater nur aus der Feme gesehen, als ich mich auf dem Gipfel des G.-Guntur befand. Mitten zwischen un- ermesslichen Wäldern sah ich ein kahles Fleckchen von blasser Farbe, von welchem Damjjfwolken in die Höhe Avirbelten. Dieser Ort befindet sich auf dem nördlichen Abhang der Bergkette, welche vom G.-Rekutak über den Puntjak tjai nach dem G.-Pepandajan läuft. Diese Solfatara hat zuerst Hr. Dr. S. ^Illler besucht, p. 457 der Verh. der Nat. Commiss. ,,Land- en Volkefikunde" abgebildet und beschrieben. Herr ^Müller reiste damals in Gesellschaft des Dr. KoRTiiALS, der das Pflanzenreich erforschte und die botanische Wissenschaft mit "vielen nützlichen Beiträgen bereicherte, wiewohl der grösste Theil seiner Materialien vom ,, Reichsherbarium" zu Ley- den verschlungen wurde und sein Xame in den Reiseberichten des Herrn Müller fast nie genannt wird. Bei seinem Ausflug nach dieser Kawah Murde der Letztgenannte von Herrn van Oordt be- gleitet , welcher die schöne Xatur abbildete, während er selbst das Thierreich ergründete und das Licht seines Geistes über die ,,Land- und Völkerkunde" ergoss. Ein Präparateur, zwei Zeichner, eine Anzahl Jäger nebst Assistenten und ein erleuchteter Chef oder Di- recteur ,,Diard," der das Ganze regierte und selbst wieder regiert wurde von noch mehr erleuchteten Oberdirec teuren in Europa — C. L. Blume, C. G. C. Reixavardt, C. J. Temmixck — machten das scharfsinnig entworfene, freilich nicht sehr wohlfeile Subordi- *) Kaicah-Kiamis heisst Zimmtkrater, K.-Manuk = Vogelkrater. A. d. V. 93 nationssystem der Unternehmung, — den Wagen mit acht Rädern aus, der natürlich stärker, vrie andre, sein und auch schneller fahren musste — und vervollständigten diese denkwürdige naturkundige Commission, *) deren unsterbliche Werke man in den oben ange- führten Verhandelingen niedergelegt findet. Es sind denn auch nicht weniger als 4 oder 5 von den java'schen Vulkanen, nämlich einige von denen, die in den Preanger Regentschaften liegen , wo- mit uns Hr. Müller, wenn auch etwas sehr oberflächHch, bekannt gemacht hat. Später -svurde derselbe Krater von J. K. Hasskarl besucht, nach dessen brieflichen Mittheilungen es mir erlaubt sein möge, das Folgende hier einzuschalten und einige topographische Bemer- kungen nach Beobachtungen, die von mir gemacht Avurden, hinzu- zufügen. Dieser eifrige Pflanzenkenner unternahm am 24. Septem- ber 1S42 vom Pasanggrahan-Pasir kiamis aus seinen Zug in west- licher Richtung. Es liegt dieser Ort südwestwärts vom G. - Guntur auf dem sehr sanften nordöstlichen Gehänge einer Bergkette, die in der Richtmig von Nord -Nord -West nach Süd -Süd -Ost sich vom G.-Rekutak zum G.-Pepandajan hin zieht. A^ergl. die Situations- skizze Prijangan Fig. 1 . **) An demselben Gehänge höher oben im Gebirge liegt die Kawah, 4 Pfähle Avestsüdwestwärts von Pasang- gralian entfernt, von welchem letztern das Profil Guntur Fig. 7 gezeichnet wurde. Herr Hasskarl kam bei einer Avarmen Quelle von 12S° Temperatur vorbei — (dies ist wahrscheinlich die, welche in der Nähe des Pasanggrahan liegt und sich in den Tji-Bodas er- giesst , welcher in den Hauptbach Tji-]Manuk fällt , — siehe später ,,Avarme Quellen'') — und näherte sich dem Krater durch einen dichten Wald, der mit vielen Rotangranken ,,Hoe korot" durch- zogen war. Als er noch ziemlich entfernt vom Krater Avar, wurde er dessen Nähe durch einen Geruch nach ScAvefehA^asserstoffgas gCAvahr, der sich überall verbreitete und sah die gebleichte AA^eiss- lich- gelbe Oberfläche des Kraters durch den dunklen Wald hin- durchschimmern, üie KaAvah hat etAva Va Pfahl im Durchmesser und ist eine Gegend des Waldes, avo der durchAA-ühlte, erweichte und seines Pflanzenschmuckes beraubte Boden eine Menge von kleinen Sümpfen, Becken von Schlamm und schlammigem NVasser enthält , Avelche durch dazAvischen stehen gebUebene Baumgruppen — Stückchen Wald — von einander getrennt sind. Aufsteigende Dämpfe dringen durch dieses schlammige Wasser hindurch und bringen es so stark in BcAvegung, dass es einige Fuss hoch empor- geschleudcrt Avird. — Man sieht also Dampfsäulen , die aus diesen Becken emporAvirbeln , und vernimmt ein stetes unterirdisches Ge- •) Wahrscheinlich Avaren die Minister seit 1S50, die Herren C. F. Pauud und J. R. Thorbecke, keine Anhänger des Fahrsystems mit acht Rädern und lösten desshalb die Natuurkundige Commission auf. ••) Ich peilte vom Pasanggrahan den G. -Guntur in Norden 53 3/,* Osten, die Dampfsäule der Kawah-Manuk in Süden 69* Westen, den Pepandajan in Süden IS" Westen. A. d. V. 91 rausch, wie von kochendem Wasser. Der Reisende zählte mehr als 20 solcher kochender und dampfender Pfützen — kleine Teiche — , die in ungleichen Abständen ohne Ordnung umher lagen und zwi- schen denen man nur mit der grössten Vorsicht fortschreiten durfte, um nicht in dem erweichten und erhitzten Boden zu versinken. Sie waren von vmgleicher Grösse, doch zeichneten sich 6 oder 7 durch ihren Umfang von den übrigen aus. Düitc, von der Hitze getödtete Baumstämme standen um die Tümpel herum, als eine passende Einfassung dieses gefährlichen Ortes, wo sich die wüsten, vulkanischen Kräfte einen Ausweg gebahnt haben mitten durch den reichen, üppigen Schooss des Pflanzenlebens. — Die Javanen behaupteten, dass dieses Ereigniss erst beim Ausbruche des G.- Pepandajan in 1772 (s. weiter unten S. 9S) Statt gefunden habe. Nach meiner Ansicht enthält diese Behauptung durchaus nichts Unwahrscheinliches. Denn bei dem heftigen und plötzlichen An- drang einer so ungeheuren Menge von Dämpfen und Gasen , wie damals aus dem Innern der Erde nach der Oberfläche zu Statt fand, konnte sich leicht ein Theil davon durch eine Nebenspalte einen Ausweg bahnen und in einer ziemlich flachen Gegend des Waldes, wie hier (bei der jetzigen Kawah-INIanuk), wo kein Krater lag, her- vorbrechen. Ist doch ein andrer Explosionskrater, Kawah-Widai (s. S. 68 u. s. Av.), durch Sandsteinflötze hervorgebrochen und haben wir doch in dem Vorhergehenden eine Menge solcher flacher — secun- därer ■ — Krater aufgezählt, die mehr oder weniger weit von dem Hauptkrater ihres Kegelberges, mit dessen Schachte sie in Verbin- dung stehen, entfernt sind. Ist der Boden an der Stelle, wo solche secundäre Dampfdurchbrüche Statt finden, ein steiler Abhang, so entstehen trockne Solfataren, Schwefel -wird sublimirt; — ist er, so wie in diesem Falle, feucht, flach, oder wohl gar Kesseiförmig ver- tieft, strömt Wasser hinzu, so entstehen brodelnde Schlammpfutzen und Schwefelwasserstofigas wird gebildet. Von der Kawah begab sich Herr Hasskarl auf den Haupt- weg zurück, überschritt in einer nordw^estlichen Richtung die Kette Puntjak tjai, die etwa 6000' hoch ist, und begab sich auf die entgegengesetzte Seite derselben zum Pasanggrahan-jSIalawar tjipa- rai, der am Ostfusse des Berges G.-Malawar hegt. (Höhe 3312'. Vgl. S. 61.) Ich kam am 7. Mai 1847 über dieselbe Kette, als ich mich aus dem Plateau von Pengalengan zum Pasanggrahan - Pasir kiamis begab. Es ist die zweite, die man auf diesem Wege überschreiten muss. Die erste verbindet denG.-Wajang mit dem G.-Malawar und liegt zwischen dem genannten Plateau und dem Thale, das der Tji- Tarum in seinem obersten Laufe durchströmt. Dann kommt die zweite Kette, welche dieses Thal von dem ostw^ärts gegenüber he- genden grössern Tji-Manuk- (Garut-) Thale trennt und die Gränze zwischen den Distrikten Madjalaja und Leles bildet. — Diese zweite streckt sich in einer südsüdöstlichen Richtung aus vom G.-Rekutak zumG.-Pepandajan und an ihrem östhchen zuni Garutthale abge- 95 dachten Gehänge ist es, wo die Kawah ausgebrochen ist. Man überschreitet sie am Nordfusse der Kuppe Puntjak tjai", über einem niedrigsten Punkt, welcher G. -Malang heisst und nach meiner barometrischen Beobachtung eine Meereshöhe von 5715' hat. Der Pass über die erste Kette hat fast ffenau dieselbe Höhe. 16. G.-Pepandajan. *) "^ Hierzu gehört: Pepandajan Fig. 1 bis 5. Dieser Berg bildet das südöstliche Ende der früher genannten Bergkette und steigt Süd zu West von dem Gunung-Guntur empor gegenüber dem G.-Tjikorai', seinem östlichen Nachbar, mit welchem er mittelst eines sanft vertieften Zwischensattels verbunden ist. Nach Süden geht dieser Sattel in das Plateau von Tjikatjang über. Von allen Preanger Vulkanen liegt der G.- Pepandajan und der G.-Tji- korai am meisten nach Süden zu und übersteigt die mittlere Höhe der Bergkette, der er angehört, nicht bedeutend , zeichnet sich aber durch die Grösse seines Kraters aus, dessen bleiche, theilweise schweflig - gelbe Felsenwände Aveit in die Ferne schimmern. Sein Krater ist in einem Halbkreis von waldigen Bergwänden umgeben, deren convexe Seite nach Süd-Ost gerichtet ist, während der innere, concave, ungleich schroffere Abhang derselben nach Nord -West sieht und sich in dieser Richtung in eine lange, fast geradlinigte und ansehnlich breite Kluft verlängert, deren Boden sich allmälüig immer tiefer am Berge hinabsenkt. Er ist anfangs noch zu beiden Seiten von der Verlängerung der genannten südöstlichen hohen Bergwände eingefasst ; diese Einfassungen werden aber immer nie- driger, die Kluft wendet sich nach Norden und Nord-Ost und läuft endlich flach aus und verliert sich am Berggehänge nordostwärts. Sie läuft zwischen der Fortsetzung der rechten Bergwand des G.- Pepandajan und dem Abhang zweier kegelförmiger Kuppen vor- bei , die mit dem linken Rand der Kluft in unmittelbarer Verbin- dung stehen und sich steil und spitz erheben. Die eine derselben, ,,Gunung-Kembang, " welche näher an dem G. -Pepandajan liegt und eine einfachere Gestalt hat, peilt man von Tjisirupan aus Nor- den 7172" zu Westen, während die andere, die durch zwei kleinere Nebenspitzen als Dreigipfelig erscheint, in Norden 51*^ zu Westen von da gesehen und G.-Bobok genannt wird. Am Süd-Ost-Fusse dieses Vorgebirges zieht das Ende der Kraterkluft vorbei, sie senkt sich in der Richtung nach Nord-Ost herab und geht endlich in eine gewöhnliche Bachkluft, nämlich in die des Tji-Bärem über (dem rothen Bach) , der also die Fortsetzung des sauren Tji-Pöpandajan *) Dies Wort bedeutet: Schmiede, Werkstätte eines Schmidts; nicht leicht könnte man für den Krater des Vulkans einen bezeichnendem Namen finden. A. d. V. 9G ist. Der höchste, südöstliche Grund dieser Kraterkluft ist 6G0ü' hoch und wird von den steilen, aber doch bewaldeten Bergwänden, die ihn beinahe in einem Halbkreis umg-eben, etwa noch um 7 bis SOO' überragt. Er stellt ein unterminirtes, von Dämpfen ganz durchwühltes und gefährlich zu betretendes Terrain dar, avo man fast alle Erscheinungen der Vulkanität: schweflige Sümpfe und Schlammpfützen, welche brodeln; Solfataren und Eumarolen, wel- che brausen; Schlammvulkane, welche schleudern und sprudeln, und heisse Quellen, welche zischen, in einer kleinen Scale und innerhalb eines kleinen Raumes alle zusammen vereinigt antrifft und von einem so verschiedenartigen Lärm einer scheinbar regel- losen und dennoch rhythmisch wiederholten Thätigkeit betäubt Avird, so dass man glaubt, sich in einer grossen Fabrikanstalt zu befinden, wo durch einen einzigen Impuls (durch die Elasticität und Hitze von Dämpfen) auch Tausende von Kräften und Maschi- nen in BcAvegung gesetzt Averden, und avo Alles regsam ist. Mitten durch diesen Krater fliesst der Tji-Pepandajan, ein nicht unansehnlicher Bach, dessen anfangs krystallhelles und trink- bares Wasser (entsprungen an den Avaldigen Abhängen oberhalb des Kraters) bald getrübt und von Dämpfen erhitzt Avird, die aus Aveiten, mit ScliAvefel beschlagenen Höhlungen seines Ufers, ja sei- nes Bettes mit Avildem Ungestüm hervorschiessen. Er rollt sein Wasser, das mit scliAvefliger Säure geschAvängert und untrinkbar geAvorden ist, durch die grosse Schlucht hinab, in Avelche der Kra- ter sich anfangs gegen Nord -West verlängert. Der rechte oder Nord-Ost-Band dieser Kluft ist steiler und regelmässiger, als der linke und besteht aus Lagen trachytischer Lava A^on 5 bis 1 5 Mäch- tigkeit, die gleichmässig übereinander liegen und sich unter einem Winkel von lO" iii gleicher Bichtung mit der Schlucht nach Nord- West abdachen. An ihrer Oberfläche sind diese Bänder ausgebleicht, halb verwittert, besonders der linke, von Avelchem ansehnliche Theile ganz eingestürzt sind und mit den Stücken den Boden der Kluft bedecken. Dieser ist sehr uneben , senkt sich nachher qiinmal zu kleinen Thälern und Vertiefungen ab, erhebt sich dann Avieder zu Hügeln und besteht aus ausgeAvorfenen Stoffen allerlei Art, vor- züglich aus trachytischen Lavastücken, die zum Theil verAvittert und in eine Aveiche, bröckliche Masse verAvandelt sind. An einer Stelle jedoch entdeckt man einen zusammenhängenden Strom schlak- kiger Lava , der unter der Trümmermasse zum Vorschein kommt und Avorüber der Bach in kleinen Cascaden abfliesst. Die mittlere und untere Strecke der Schlucht sind mit Gehölz bedeckt, Avorin viele Puspa- Bäume {Schima Noronhae Rjiivdt.) und Baumfarrn vorkommen ; auch alle Höhen in der Bunde sind bcAvachsen ; allein die Avirklich lothrechte Strecke der beiden Seitenränder und der oberste kreisförmige Theil des Kraters liegen in ihrem bleichen, schAvefelgelben Kolorit kahl genug und ohne Grün da. Sehr bedeutend ist das Spiel der kleinen Schlammvulkane, die sich, Avie gesagt, in dem Krater befinden. Sie bilden regelmässige 97 Kegel von 2 bis 4 Höhe und sind oben mit einem ringförmigen Rande versehen, der eine geräumige Öffnung umgiebt, aus welcher von Zeit zu Zeit ein heisses sclilammiges Wasser mit solcher Kraft hervorquillt, dass man gern 5 Schritte davon entfernt bleibt. Diese kleinen Vulkane würden durch Erhärtung des überfliessenden Schlammes, w^elcher hauptsächlich aus Thon besteht, immer höher werden, wenn nicht zuweilen eine zu heftige Erschütterung sie wie- der einstürzte. Die Ausbrüche kündigen sich durch ein unterirdi- sches Gepolter an; sie erfolgen in regelmässigen Zwischenräumen von 20 bis 25 Secunden. Diese periodische Rückkehr der Wirkung scheint ilu'e Ursache in den labyrinthischen Höhlungen zu haben, womit der ganze Kraterboden sichtlich unterminirt ist und in welchen die aufsteigenden Dämpfe durch das zusammenfliessende Wasser verschlossen werden, bis ihre zunehmende Elasticität den Druck des Wassers überwindet. jManche Öffiiungen, aus denen in gleich regelmässigen Zwischenräumen ein schmutziges Wasser fliesst, können Avegen der zu geringen JVIenge der dem Wasser beigemeng- ten erdigen Theile die Gestalt von Kegeln nicht erlangen, obschou das Streben danach in dem erhöhten kreisförmigen Rande, der diese Offnungen umgiebt, ausgedrückt ist. (Wirkliche Schlamm- vulkane werden wir bei Grobogan in der Residenz Samarang und in der Nähe von Surabaja kennen lernen.) Unter den melir oder weniger zu Schlacken verwandelten oder verwitterten trachytischen Laven, Avelche aus der Kraterschlucht des G.-Pöpandajan herrühren: L. Nr. 91 bis 98, verdient Nr. 93 besondere Erwähnung; das ist ein Stück Trachyt, welcher zum Theil in mattfarbiges, weisses Glas oder Email verwandelt ist, und Nr. 97, halbverwdtterte Lava, die Holzstücke einschliesst , welche nur theil weise verkohlt sind. B. Besuch von Reisenden. Im Jahre 1819 bestieg Herr C. G. C. Reinwahdt diesen Berg; derselbe scheint aber bis heute noch nichts darüber mitgetheilt zu haben. 1837, Dr. Fritze und ich besuchten in diesem Jahre den Krater, und war es von dem Pasanggrahan-Tjisirupan aus nicht schwer, zu Pferde bis in den untern Theil der Kraterkluft zu kommen . C Ausbrüche. 1772, in der Nacht vom 11. zum 12. August, erfolgte der einzige bekannte Ausbruch dieses Berges, einer der fiirchtbar- sten imter denen, welche die meisten Verwüstungen anrichteten, unter allen, die je Java heimgesucht haben. Die Jiewohner des Garutthales hörten gegen Mitternacht ein fürchterliches Gedonner und sahen aus dem Gipfel des G. -Pepandajan plötzlich hellen .luii};liuliii, Java II. 7 98 Feiierscliein aufsteigen, -svelcher die Dunkelheit der Nacht weit und breit erhellte. Feuerstralilen schössen in die Höhe und eine unge- heure Masse glühender Felsblöcke wurde durch die Luft geschleu- dert. Vierzig Dörfer, die im obersten Theile der Thalsohle lagen, wurden verwüstet, und fast 3000 Menschen fanden ihr Grab unter den niederfallenden Schuttbrocken oder (h'u glühenden Trümmer- haufen, welche von dem Abhänge des Berges herabbrausten und das Land viele Pfähle weit überdeckten. Die JicAvohner der entfern- ter gelegenen Dörfer retteten sich durch eilige Flucht vor der Ver- nichtung durch den darauf folgenden Steinregen und sahen am fol- genden Morgen mit Entsetzen, wie der Gipfel des Kerges, der frü- her eine stumpfkegelfömiige Gestalt besessen hatte, theilweise verschwunden Avar und wie an dessen Stelle eine tiefe Kraterkluft aufklaffte, av eiche Rauch und VerAvüstung athmete. In derselben Nacht — zu gleicher Zeit, wie der G. -Pepanda- jan — begannen noch zwei andere Vulkane auf Java plötzlich zu brennen und auszuwerfen, nämlich der G.-Tjerimai, welcher in gerader Linie 46, und der G.-Slamat, der 8S geogi'aphische Minu- ten von dem G.-Pepandajan entfernt ist. Aus drei, Aveit A'on ein- ander entfernt liegenden Offnungen zugleich ! bahnten sich die unterirdischen Dämpfe einen AusAA^eg und lieferten dadurch den EeAveis, dass die 3 Kanäle, deren Offnungen Avir die Krater des G.-Pepandajan, Tjeriniai und Slamat nennen , damals im tiefen Schooss der Erde mit einander in ununterbrochener Verbindung standen. Mit keinem einzigen Worte Avird aber in den Berichten des so nahe gelegenen Gunung-Guntur ErAvähnung gethan — des gegen Av artig so thätigen Vulkans dieser Gegend, — obAvohl er schon damals als Feuerberg bekannt gcAvesen sein muss, da sein ,, erster Ausbruch" *j im Jahre 1090 Statt gefunden haben soll. Doch behaupten die Inländer, dass sich die vulkanischen Dämpfe auch noch an einer vierten Stelle einen AusAA'eg gebahnt hätten, nämlich da, avo in den Kergstrichen ZAvischen dem G.-Guntur und Pfepandajan die KaAA^ah-Manuk liegt, AAclche dieser Nacht erst ihr Entstehen Acrdanken soll (siehe oben Seite 94). Seit jener Zeit bis 1843, in Avelchem Jahre ich diesen Eerg zu- letzt besuchte, also in einem Zeitraum von 71 Jahren hat sich die Kraterschlucht bis zu zAvei Drittheilen ihrer Höhe AA'ieder mit Ge- hölzen bedeckt. Auch die ausgcAvorfenen Stoffe: Sand, Asche und Steinhaufen, die in dieser A-erhängnissvollen Nacht den obersten (südAvestlichen) Theü des Thaies von Garut bedeckten und da- durch den ]>oden merklich erhöhten, indem sie Hügel bildeten, die labyrinthisch fallen und steigen , sind auch bereits Avieder bcAvach- sen; die Steinhaufen sind theihveise verAvittert, mit Erde bedeckt, und neue Felder und neue Dörfer erheben sich schon Avieder an der Grabstätte der alten. *) Hierunter ist ^Aveifelsohne nur zu verstehen, dass sein Krater damals jpacb einer langjährigen Ruhe aufs Xeue sich öffnete. A. d. V. 99 Ich habe hier eine kurze Beschreibung des Ausbruches gegeben und die JJegebenheiten dieses Vorfalles "so beschrieben, wie mir solche nach sorgfältiger Untersuchung des Ausbruchterrains in Verbindung mit einer sorgfältigen Vergleichung der darüber mir mitgetheilten ausführlichen Berichte am wahrscheinlichsten er- schienen sind. — Hiervon verschieden und, wie ich überzeugt bin, imgenau ist die Art, wie diese Begebenheit sich zugetragen haben soll , in einer grossen Zahl sehr verdienstvoller Werke erzählt wor- den. Da verschiedene der Autoren dieser Werke daraus wichtige Folgen gezogen haben, die aber auf falsche Voraussetzungen be- gründet sind , so halte ich mich für verpflichtet , diesen Ausbruch nebst seinen Produkten, die dabei zum Vorschein gekommen sind, näher zu beleuchten. Die einzige ursprüngliche Erzählung , welche über diesen Ge- genstand besteht, wurde von J. ]M, ]Mohr, damals Prediger zu Batavia , wo er sich auch während des Ausbruches selbst aufhielt, niedergeschrieben und der Haarlemer Gesellschaft zugesandt, Avel- che dieselbe in ihren Verhandlungen bekannt machte. S. Ve^'han- delhigen uitgegeven door de Hollandsche Maatscluvppye der Weten- schappen te Haarlem. X.IV deel. Te Haarlem , 1773, Berichten p. SS — 90. Der Avörtliche Inhalt dieser Erzählung ist folgender: ,,Der Bericht von Tjeribon umfasst so ziemlich wört- lich d a s F o 1 g e n d e : Gegen Alitternacht zwischen dem 1 1 . und 12. August V. J. (1772) zeigte sich rings um diesen Berg eine helle Wolke, die denselben gleichsam ganz bedeckte. Die Bewohner so- Avohl des Fusses als der Abhänge dieses Berges, dadurch erschreckt, begaben sich daher auf die Flucht; ehe sie sich aber Alle retten konnten, fing der Berg schon an einzustürzen und versank wirklich bis auf einen Abstand von 3 Stunden Wegs ganz in den Boden, was mit solch furchtbarer GcAvalt geschah , dass man glaubte , hef- tige, jedoch entfernte Kanonenschüsse zu vernehmen. Die furcht- bare ^lenge FVuerstoffe, die man in sehr weiter Ferne in die Luft aufsteigen sah und welche sich weit und breit hin verbreiteten, machte die Wuth des Brandes wohl 7 Sfimden Aveit in der Runde fühlbar." ,,Der Bericht aus dem Jaccatra'schen Oberlande enthält t h a t s ä c h 1 i c h das Folgende: dass man in der Nacht von dem 11. auf 12. August des v. J. und zwar zwischen 2 und 3 Uhr hef- tige Schläge hörte, als wie das Donnern scliAveren Geschützes, zu- gleich sah man auch furchtbare F'euerausbrüche aus dem Munde dieses Schwefelberges hervorkonnnen , die aber nicht länger als un- gefähr 5 Minuten lang anhielten, worauf sodann sein gänzliches Einstürzen folgte. Das eingesunkene flache Land betrug etwa eine Ausdehnung von G Stunden in der Länge und 2y2 Stunden in der Breite. — Die zwei europäischen Häuptlinge, so wie die inländischen H ä u p 1 1 i n g e w u r d e n d a h i n g e s e n d e t , um diesen Vorfall zu untersuchen, und sie erklären: dass sie am 24. September dort angekommen sind und sich alle 7* 100 mögliche Mühe gegeben haben , dem eingestürzten Berge so nahe als möglich zu kommen; dass sie aber aller angewendeten Mühe ungeachtet nur bis zu seinem Fusse gelangen konnten der mmah- baren heissen Stoffe halber, Avelche sich daselbst 3' hoch über dem Boden ausgebreitet hatten, wiewohl der Vorfall schon vor G Wochen Statt gehabt hatte, wesshalb denn auch gar kein Schwefel mehr zu finden w^ar. — Weiter, dass dabei wohl 40 Negorijen oder inländische Dörfer, die man auch wohl Campong's nennt, dabei zu Grunde gingen oder unter den Feuerstoffen und Schutthaufen des gesprungenen Berges begraben sind zugleich mit 2957 Menschen, die dabei das Leben verloren haben. Unter diesen verwüsteten Orten war auch einer mit ISO Ein- wohnern, von denen sich 40 in ein kleines P i s a n g-Gärtchen gerettet hatten, welches, ohne einzustürzen, stehen geblieben ist, und von welchen die Übriggebliebenen gleichsam der Sinne beraubt -wurden, so dass sie nicht wussten, was um sie herum vorgefallen war. Zw^ei andere Javanen, die bereits unter der Erde begraben waren, haben sich auf eine sonderbare Weise zu retten gewusst und sind der Gefahr entronnen. Auch waren dabei 1500 Stück Hornvieh umgekommen, so wie eine grosse Menge andern Viehes. Die K a p a s *) und Indigo- Pflanzungen nebst einer grossen Menge von Kaffeeplantagen wurden ebenfalls vernichtet." Dieser erste und einzige Bericht hat zur Quelle und Material gedient aller der andern Erzählungen, welche in Betreff dieses Vorfalles bekannt geworden sind. Dies ist u. a. der Fall mit fol- genden Werken \Verhand. Batav. Genootsch. t. II. p. 374 (die älteste Nachricht). In denselben Verhand. t. VIII. p. 26. (VonDr.HoRS- riELD.) Und nach Horsfield: Kaffles, hist. of Jaca I. p.\h. — Gehler, phys. Lexicon IX. Band 3. Abth. p. 222G. — Lyell, principles. Deutsche Ausg. I. p. 378. — H. Berghaus, Allgemeine Länder- tmd Völkerkunde. II. p. 717. — In letztgenanntem Werke heisst es : ,,Der P., bekannt durch den grossen Ausbruch vom 12. August \111, in Folge dessen das ganze Land umher auf drei Meilen Länge und fünf Viertel Meilen Breite versank; — vierzig Dörfer gingen unter." — Und in Lyell 1. c. : — ,,ehe sich noch die Bewohner seiner Abhänge durch die Flucht retten konn- ten, sank der Boden ein, ein grosser Theil des Vulkans fiel hinein und — verschw'and." Aus obenstehendem Bericht wird der Leser schon bemerkt haben , dass Mohr nicht selbst Augenzeuge des Vorfalls gewesen ist, sondern dass er sich zu Batavia aufhielt, als der Ausbruch Statt hatte, und dass die ganze von ihm mitgetheilte Erzählung nur auf Berichten der Inländer gestützt ist. Darüber kann sich übrigens Niemand verwundern, welcher weiss, dass damals die Niederländer nur auf den Küsten Java's Besitzungen hatten und der Boden des *) Kapas ist der malai'sche Name für die BaumtvoUenstaude. J. K. H. 101 Garutthales, über welches der Berg sich erhebt, im Jahre 1772 noch durch keines Europäers Fuss betreten worden war. Damals waren noch keine Weissen so weit in's Innere gedrungen , und der erste Europäer, welcher die Preanger Regentschaften besucht hat, scheint 17S7 Noronha gewesen zu sein. (S. oben: Gunimg-Patua.) Die von Mohr mitgetheilten Berichte wurden daher nach den mündlichen Erzählungen der Inländer, insbesondere der Sunda- nesen, niedergeschrieben, und es ist kaum zu glauben , dass die Sundasprache damals den an der Nordküste angesiedelten Nieder- ländern besser bekannt gewesen sei , als dies noch gegenwärtig der Fall ist , wo nur sehr- wenige Europäer zu finden sind , welche sie verstehen. Wahrscheinlich wurde in diesen mündlichen Erzählun- gen der Sundanesen nicht vom Einsinken oder Niedersinken — oder in der Tiefe Verschwinden des Landes gesprochen, wohl aber von einem Überschütten mit Auswürflingen, in Folge wovon die frühere Oberfläche und Alles, was darauf stand , unter der neu- gebildeten Oberfläche verschwand, — darunter begraben wurde und. Beziehungsweise gesprochen, versank. Dass dies ,, Ver- sunkensein" eine unrichtige Übersetzung der Sunda'schen Worte ist, geht mit grosser Wahrscheinlichkeit schon aus dem Berichte von Mohr selbst hervor, in welchem geschrieben steht: ,,zu Grunde gingen und versanken oder unter den Feuerstoffen und Schutthaufen des gesprungenen Berges begraben sind." Weiter wird darin von ei- nem kleinen Pisanggärtchen gesprochen, das (wahrscheinlich weil es etwas höher lag) nicht verwüstet wurde , und von 2 Javanen , die bereits unter der Erde begraben waren, sich aber daraus gerettet hatten. — Dies Alles spricht vielmehr für ein Überschütten des Bo- dens durch ausgeworfene Massen als für ein Versinken des Bodens. Machen es diese Umstände schon wahrscheinlich, dass der Boden nicht versunken ist, so will ich jetzt noch sichere Beweise dafür beibringen. Vom Krater des G.^Päpandajan bis nach Garut ist auch nicht die geringste Spur eines Einsinkens zu sehen — nirgends bemerkt man eine Vertiefung, — kein See, avozu das zusammengelaufene Wasser der versunkenen Theile des Landes sich nothwendig hätte anhäufen müssen ; — ; im Gegentheil trägt der ganze Nord-Ost-Fuss des Berges von der Öffnung der Krater kluft an bis weit herab in den Thalbodcn die deuthchsten und unverkeiuibarsten Spuren einer Anhöhung, während Älillionen von Lavatrümmern nebst Ge- rolle, Sand und Asche daselbst zu ganzen, hundert Fuss hohen Bergen aufgestapelt sind. Wir AvoUen dies Auswurfs terrain , dies Trümmerfeld, das ich in 1813 genau untersucht habe, etwas näher beschreiben. — Vier Bäche durchströmen es gegenwärtig in Schluchten von ungleicher Tiefe, welche sie darin ausgegraben haben, und an deren Wänden sich die Dicke der Trümmerlagen erkennen lässt. Sie fliessen von der Pöpandajan-Kctte thalwärts erst nach Nord-Ost, dann nach Ost und wieder endlich in den Hauptbach des Thaies, den Tji- 102 Mcinuk. Wie (lie.>< mit allen andern Nebönbächen des Tji-^Ianuk auf dessen linker Seite der Fall Lst, so werden auch diese vier von dem Fahrweg durchschnitten, Avelcher von dem Pasanggrahan Tji- sirupan — der am ncirdlichen Fusse des G.-Pepandajan 37 7 o' hoch liegt — nach Trogon herabfiihrt. Schreitet man in dieser Kichtung fort, so kommt man zuerst an denTji-Parumbung, sodann an den Tji- ]jerära beet; dieser letztgenannte ist der erste Jiach, dessen Ge- wässer das Trümmerfeld bespülen. Es beginnt an seinem linken Ufer und dehnt sich von da bis zum Posthause und Dorfe Tandur aus, bis zu welchem Orte der grosse Fahi*M'cg ungefähr 4 ^Minuten weit über dasselbe hinführt. Der zweite ]^ach, weicherauf beiden Seiten von diesen Trümmermassen eingefasst wird, heisst Tji-]3erem*) und hat seinen Ursprung im Krater selbst , wo er Tji - Pepandajan genannt wird und wo wir ihn sclion kennen gelernt haben. In die- sen tiefern Gegenden hat sein Wasser bereits seine saure, zusam- menziehende Beschaffenheit meistentheils verloren. So wie der dritte P)ach Tji-Bali garat und der vierte Tji-Indut, schlängelt er sich durch ^lillionen Steinblöcke hin , zwischen welchen er sich eine Schlucht ausgespült hat; an einigen Stellen seines Ufers findet man zwischen diesen Steinblöcken Alann und unreinen Schwefel. Weit jenseits des Tji-Indut , auf dessen linkem hügeligem Ufer die Poststation Tandur liegt, delmt sich das Auswurfs terrain von der Mitte des Kraters an , nach unten zu stets an Breite zunehmend, in nordöstlicher Richtung ungefähr 7 ^linutcn weit aus. Der Bach Tji-Pandai, welcher auf den Tji-Indut folgt, erreicht das Trümmer- feld nicht mehr, ebenso wenig wie der liauptbach Tji-^Ianuk, wel- cher den Thalgrund von Gamt mitten nach Nord-Ost zu abwärts durchströmt imd bis an dessen Ufer nur einzelne Steinblöcke ge- langt sind. Der zweite und dritte das Trümmerfeld durchströmende Bach, der Tji-Berem und der Tji-Bali garat, liegen am weitesten von einander entfernt. Beide J>äche schliessen daher ein nicht von Schluchten durchfurchtes Stück des Trümmerfeldes ein, welches breiter ist, als die Theile desselben, welche zwischen den andern Bächen liegen. ^lillionen spitzer, scharfeckiger Felsblöcke ragen überall aus der Oberfläche dieses Trümmerfeldes hervor, das an den meisten Stellen sehr uneben ist und sich wellenförmig erhebt und wieder senkt. Die grösste Unebenheit bemerkt man an den Gränzen, am Umfange des Trümmerfeldes, wo grössere und kleinere Hügel ohne irgend welche Regelmässigkeit durcheinander liegen, welche mit den Schlackenfeldern oder der Gestalt der Sanddiinen bei Katwijk und Scheveningen Ähnlichkeit haben. Nur gering und karg kann man den PflanzenAvuchs nennen , der sich in den seit jenem Aus- bruch abgelaufenen 71 Jahren auf den niedern Theilen des Trüm- merfeldes entwickelt hat. Er beschränkt sich vorzügHch nur auf Flechten , Gras und einiges niedriges Gesträuch , welches hier und *) Berem ^= roth; Tji-Berem = rolher Bach, rothes ^^'asscr. J. K. H. 103 da zwischen den Felsblöcken zerstreut vorkommt, deren grösster Tlieil noch nicht verwittert ist. Sie bestehen aus trachytischer, mehr oder weniger poröser und verschlackter Lava und haben meist eine Dicke von 2 bis 3', zwischen welchen aber auch viel grössere gefunden werden, während die Zwischenräume derselben mit Sand, und Gruss angefüllt sind. Viel üppiger dagegen zeigt sich der Pflanzenwuchs in den hohem Strichen des Trümmerfeldes, in der Nähe der Thalkluft, in der Zone, wo fortwährend und den grössten Theil des Tages Wolkennebel das Gebirge mnhüllen und eine grössere Feuchtigkeit auf den Felsblöcken hervorruft, als in der tiefern hcissen Zone. Da aber sieht man schon wieder Wald- bäume sich auf dem Trümmerfelde erheben und welches ausser den eigentlichen ,,Kraterbäumchen" oder Kratersträuchen, w^elche wir auf dem G. -Tangkuban prau und in der Kawah-Widai bereits kennen gelernt haben , hauptsächlich aus Puspa - Bäumen (>Scht?}ia Noro7i- hae Rmvdt.) besteht. In Folge einer von mir im Jahre 1843 veranstalteten genauen Untersuchung kann man das Areal mit vieler Wahrscheinlichkeit auf IS D Minuten schätzen, bei einer durchschnittlichen Dicke von 50'. Hiernach beträgt das Volumen der Auswürflinge 29343 ^Millionen Kubik-Fuss, und besteht hauptsächlich aus Trümmerstücken von Lava, die der G.-Pepandajan — zufolge der Erzählung — ■ in einer einzigen Nacht, ja sogar in einigen wenigen Stunden ausgeworfen und womit er 40 Dörfer überschüttet hat. — Von der Mitte des Kraters ab gereclmet bis an die am meisten entfernten Gränzen des Trümmerfeldes in Nord-Osten am Ufer des Tji-Indut hat dies Aus- wurfsterrain eine Länge von 7 geogr. JNIinuten, während seine grösste Breite 4 ]Mmuten beträgt. Viele der Javanen, welche sich in 1S43 mit mir auf dem mit Trümmerhaufen bedeckten Terrain befanden, bewälirten den Über- lieferungen zufolge, w^elche bis auf sie gekommen waren , dass alle diese Steinblöcke aus dem Krater in die Höhe geschleudert und hier niedergefallen seien ; als Beweis dafür füluten sie an, dass der Vorgang ganz unerwartet geschah, Avesshalb denn auch so viele Menschen dabei das Leben verloren hätten, ,,da sie nicht die Zeit gehabt, zu entfliehen."^ Andere besser unterrichtete Javanen jedoch, wie z. B. das Distriktshaupt (Raden Dömang) von Trogon, hielten sich in Folge von sorgfältiger desshalb von iluien vorgenommener Prüfung der Überlieferungen davon überzeugt, dass in der That nur eine geringe Anzahl Steine durch die Luft fortgeschleudert worden Avar, dass aber der bei weitem grösste Theil der Fels- blöcke herabgeströmt, herabgerollt oder gleichsam geschoben worden war. Nach eingezogenen Berichten macht die dabei umge- konmienc Anzahl Menschen nicht den vierten Theil der Bewolmer jener Dörfer, welche unter die Trümmermasse begraben wurden, aus. Diese umgekommenen Menschen flohen nicht zeitig genug, eines Theils, weil es Nacht war, und andern Tlieils, weil sie sich bei dem beträchtlichen Abstand , hi welchem ilue Dörfer von dem 104 Vulkane sich befanden, in zureichender Sicherheit vermutheten. Die Gleichgültigkeit und Trägheit der Javanen ist ja bekannt und ist höchst Avahrscheinlich die Ursache gewesen, dass bei dem Aus- bruch des G.-Gelunggung in 1S22 eine so grosse Zahl Menschen um's Leben gekommen sind , obAvohl sie auf noch grossem Abstand vom Vulkane, als jene im Garutthale, wohnten und deutlich be- wiesen werden kann, dass die AusANÜrflinge des G.-Gc4unggung in die sich senkende Ebne herab strömten und nur in sehr geringer ^lenge aus der Luft niederfielen. Das hier Angeführte mag als zureichend betrachtet werden, um den EeAveis zu liefern, dass bei dem Ausbruche des G.-Pepan- dajan kein Theil des Bodens eingesunken ist, sondern dass der ver- Avüstete Strich Landes, auf welchem 40 Dörfer standen, unter einem Strome von Lavatrümmem verschüttet wurde, welche sich zur Zeit ilires Auswerfens wahrscheinlich in einem glühenden Zustande be- fanden. Die Anhöhung, welche dadurch dem ganzen Landstrich widerfuhr, beträgt an einigen Stellen nur 20, an andern 50', wäh- rend dagegen an \delen andern Stellen die Trümmerhaufen, welche daselbst wahrscheinlich durch schon vorhandene Unebenheiten des Bodens aufgehalten Avurden, sich zu ganzen Bergen von 100 Höhe und mehr aufeinander stapelten. Die gegenAvärtigcn Bewohner des Thaies halten die nach der Seite des G.-Pepandajan zu Statt ge- habte Bodenerhöhung als eine bestimmte Thatsache; sie ist so sehr in die Augen fallend, dass kein europäischer Reisender, der den am Fuss des G.-Pepandajan liegenden Theil des Thaies mit dem übri- gen vergleicht, dieselbe in Zweifel ziehen wird. In Pepandajan Fig. 4 sieht man den obersten Theil des AusAA-urfsterrains, da, wo es aus der Kraterkluft zum Vorschein kommt und sich in zahlreichen Strömen zertheilt und nach unten zu immer breiter Averdend den nördlichen Abhang entlang hinab- senkt. Diese Ansicht Avurde auf dem Gipfel des G.-Gmitur gezeich- net. Gerade solche Ströme \'on Lavatrümmern, AA^elche sich hier bei dem G.-Pepandajan als Produkte des Ausbruches A'on 1772 zu erkennen geben, hat der G.-Gelunggung im J. 1S22 ausgCAvor- fen. ZAA'ischen beiden Ausbrüchen scheint nur der Unterschied zu bestehen, dass die AT.ilkanische Asche bei diesem letztenA'ähnten Ausbruche mit dem Wasser eines Avahrscheinlich im Krater befind- lichen ]Meeres zu Schlamm oder ]Modder vermischt AA'urde und dass die Trünimennasse zugleich mit — oder in dieser Schlammmasse begraben fortgerollt Avurde — während bei der Eruption des G.- Pöpandajan, dessen Krater kein Meer einschloss, dieselbe wahr- scheinlich aus trocknen Stoffen bestand. Dass bei der ersten Explosion, beim ersten Aufreissen, Bersten des Kraterbodens durch die aufsteigenden Dampfsäulen, Avelche sich ehien Weg bahnten, eine grosse ]Menge Felsblöcke mit in die Luft geschleudert Avurden , — welches der Erzählung zufolge mit solch furchtbarer Kraft geschah, dass die Trümmer davon 7 Meilen in den Umkreis herum niederfielen, — das erscheint als eine notli- \ X '^.>- IV,,„„,lapn V,^ 2 IO(i ranükul);ni |ii,iii \\-s I |i,.V.) 105 wendige Folge der explodirenden Kraft und ist um so wahrschein- licher, da man täglich auf Java Gelegenheit hat, eine solche Er- scheinungbei dem G.-Semeru und G.-Lamongan zu sehen, wenn auch in kleinerm Massstabe. A'ollkommen in Übereinstimmung mit einem Mörser oder emer Kanone, aus welcher Granaten oder Kartätschen abgeschossen werden, fliegen mit der Rauchsäule aus den Krater- schachten dieser Vulkane zugleich Millionen glühender Lavablöcke Tausende Fuss hoch in die Luft und fallen nach allen Seiten hin in Bogen nieder. Dass aber ein viel grösserer Theil der Auswürflinge des G.-Pepandajan aus der Kraterkluft, welche an der Nord-Ost- Seite ganz offen steht, herausgeschoben und auf dem Abhänge her- abge strömt ist, kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen und fällt schon in der angeführten Figur in's Auge. Was die Behauptung betrifft, welche in den früher mitgetheil- ten Berichten vorkommt, dass nämlich der Berg vor jenem Aus- bruche in 1772 viel höher gewesen, während des Ausbruches aber eingestürzt, eingesunken sei, so kami dies nur mit dem obersten Gipfel des Berges Statt gefunden haben, wo damals erst die Kraterkluft entweder gebildet oder — und dies ist viel wahr- scheinlicher — ansehnlich verbreitert wurde, indem Theile derKra- tennauer abbröckelten und die Trümmermassen, die walurscheiiilich früher den Krater anfüllten, herausschleuderten. Die Figuren, welche wir zur Erläuterung der Beschreibung dieses Berges anbieten, sind die 5 folgenden : Pepandajan Figur 1. Eine Ansicht der Kette, die das Plateau von Bandong in Süd-Osten begränzt, vom Pasanggrahan- Negara wangi gesehen, der am Abhänge der Nord-Ost-Kette dieses Plateau's liegt. Diese Berge sind: 1) G.-Mandala wangi in Süden 36 V2*^0sten. — 2) Telaga-Bodaskette. — 3) Die Ecke derG.-Guntur- oder Agungkette. — 4) DerG.-Agung, hinter y welchem (hier unsichtbar) der G.-Guntur ^^--^^K liegt. — 5) Der G.-Tjikorai. — 6) Der Dop- *^~^r^ ir® / peikegcl G.-Patengteng. — 7) Die Ecke des *^ - ^ G.-Bekutak, dem G.-jNIalawar gegenüber. — 8) G.-Puntjak tjai in Süden 72** Westen. — 9) Kawah-Manuk (Solfatara). — 10) Die Ecke des G.-Pepandajan, dem G.-Tjikorai gegenüber. Zwischen 9 und 10 liegen die zwei zu G.-Pepandajan gehörige Kuppen G.- Bobok und Kembang; 3 und 4 liegen ferner als die übrigen und 2, 5, 9 und 1 0 noch entfernter. P e p a n d a j a n Figur 2. Die Nord-Ost-Seite des Berges vom Gipfel {X" und + der Skizzen) des G.-Wajang gesehen. Die Num- mern shul: 1 bis 2) der Kraterrand des G. -Pepandajan, 1 in Süden 36" zu Osten und 2 in Süden 44'' zu Osten gepeilt). — 3) G. -Kem- bang (in Süden 51" zu Osten). Zwischen dieser Kuppe luul 2 zidit sich nordostwärts die grosse Kraterkluft herab. — 4 bis 5) ist der Hand der fernen Plateau's von Tjikatjang. — 6) ist ein kahler 106 Grasplatz in den Wäldern der Fläche Tegal badung. Aus einer näher gelegenen Rawa in dieser Waldfläche entspringt der Tji- Tarum, welcher links herabströmt. — 7) ist der Anfang eines niedri- gen ]3ergzugps, der sich demG.-Wajang, Avie dieser demG.-Malawar anreiht und zwar so, dass die Fläche auf dieser Süd- West- und West- Seite ganz umzingelt wird. In der Kluft zwischen 4 und 5) strömt ein Bach hinaus, der nur aus den Längeklüften des G. -Pe])andajan Zufluss erhält. (Eine flache Wasserscheide liegt zwischen ihm und dem Ursprung des Tji-Tarum.) Er heisst Tji-Tarik und fällt durch den Tji-Laki an der Südküste in See. Pepandaj an Figur 3. Eine Situationsskizze des Kraters. — Die durch einander geschlungenen Linien im Innern desselben sind Furchen oder kleine kesseiförmige Vertiefungen zwischen Hügeln und wellenfönnigem Terrain, Avelche aus Vulkantrünunern bestehn. Die Bachkluft nimmt nach unten hin immer mehr an Tiefe zu. Im nordöstlichen Theil der Kratermauer smd die parallelen Felslagen sehr deutlich zu erkennen, welche mehr oder weniger hervoi-ragende Ecken bilden, auf einander gestapelt liegen und sich mit einer sanften Neigung weit nach Nord- West ausdehnen. Nach dem obern Rande zu nelimen sie in Dicke ab. Heisse brodelnde "N^^asserpfützen, kleine SchlammAoilkane und unregelmässige Löcher, aus denen schweflige Dämpfe aufsteigen, vrird man durch die Art der Zeich- nung leicht unterscheiden können. Pepandaj an Figur 4. (Siehe oben.) Pepandaj an Figur 5. Profil des Berges von der Südküste gesehen. 17. G.Tjikorai. 0 Er erhebt sich dem G. - Pepandajan gegenüber in Ost zu Nord luid begränzt auf der Ostseite das Plateau von Tjikatjang da, wo es bereits anfängt, sich in das Thal von Garut hinab zu senken. Er ist der höchste Berg der Preanger Regentschaften innerhalb der Raumausdehnung zwischen dem G. - Gede und Tjerimai' und der Nord- und Südküste der Insel und misst S64.5'. Er hat keinen deut- lichen Krater mehr und wird in der dritten Reiseskizze des 2. Ab- schnittes dieser 2. Abtheilung ausführlicher beschrieben werden. — Er ist der südwestliche Eckberg der Kette, die das Thal von Garut auf dessen linker oder südöstlicher Seite begiänzt und in welcher sich in der Richtung von Süd- West nach Nord-Ost hinter emander folgende Berge erheben: G. -Tjik'orai © — Kratjak 4t — Telaga- bodas '^ und Gelunggung '^ — Sida keling 4^. — •^ .^ ^ 107 18. G-Telagabodas.*j A. Topographischer Überblick. Die Telaga-Bodas ist em Schwefel-, oder besser Alaun -See, eine Auflösung von schwefelsaurer Thonerde in Wasser, dessen milchweisse Farbe die Augen blendet und in einem malerischen Contraste mit sei- nen grünen Ufern steht. Dieselbe rührt (eben so, wie die Farbe der Ka- wah-Patua; siehe oben S. 50) vom Wiederscheine eines Sedimentes her, das den Grund seines lieckens überzieht, weiss von Farbe ist imd aus reiner Alaunerde besteht, die sich aus dem Wasser niedergeschla- gen hat und getrocknet ein sehr feines, im Wasser unlösliches Pulver bildet. **) — Sein Umfang ist fast kreisförmig , sein Durchmesser beträgt 2000' und seine Meereshöhe 522o'. Seine Lagein der Berg- kette ist bereits angegeben. (Siehe die beigefügte Skizze.) Seine Ufer sind am steilsten in Nord- West, Nord und Nord-Ost; es sind die hohen, waldigen Firsten der Bergkette selbst, die ihn dort \im- geben , und die an manchen Stellen fast terrassenförmig zu seinem Ufer herabfallen, namentlich im Norden vom See, avo ihn die schrofFgcsenkte Wand einer vorspringenden Bergplatte begränzt, — während in andern Gegenden nur liier und da gerippte Felsen- wände zwischen dem Waldgrim hervorschimmern. Nach der ent- gegengesetzten Seite hin senken sich die Ufer immer tiefer herab und bilden zuletzt einen nur wenig erhabenen, flach - convexen Rand, welcher den See fast kreisförmig umgiebt, und an seiner niedrigsten Stelle, in Süden, — von dem Bache Tji-Bodas durch- brochen ist, der das überflüssige Wasser des See's abführt und in seinem Bette noch lange Strecken weit dasselbe Aveisse Sediment wahrnehmen lässt , Avelches den ganzen Boden des l^eckens über- zieht. — Er fliesst in den Tji-Manuk. An zahlreiclien Stellen seines hohen nordAvest-, nord- und nord- östliciien Ufers dringen scliAvefeligsaure Dämpfe hervor, ja, hier und da entsteigen sie dem Becken des See's selbst und erhalten das im Umfange solcher Gegenden erhitzte Wasser in brodelnder Be- wegung. Aber besonders an einer Stelle, in Norden a'ou der iNIitte des See's, am Fusse der steilen Wand daselbst, bleibt kaum ein Paar Schritte oberhalb des Wasserspiegels zAvischen Trachytblöcken eine geraumige Oifnung, aus Avelchcr, Avie aus der Mündung eines schief aufwärts gerichteten Geschützes, eine Dampfsäule — eine Säule von gasförmiger scliwefeliger Säure — mit solcher Vehemenz licrvorbricht, dass ein Geräusch entsteht, Avelches, Aveit hörbar, mit dem Brausen der Brandung, oder dem Sturze eines Wasserfalles *) Von l'elaga: See; \mAbodas-: Aveiss. **) Von java'schen Goldschmieden wird dieses Pulver häufig zum Poliren ihrer Arbeiten angewandt. — In noch vielen Kratern dieser Insel findet man sowohl Kiesel- als Alaunerde in grosser Menge , in äusserst reinem Zu- stande. A. d. V. 108 verglichen werden kann. Der grösste Tlieil der Felsen in der Nähe dieser Öffnung ist fast ganz zersetzt, von sauren Dämpfen zer- fressen und zvniächst der Öffnung mit Schwcfelblumen bedeckt L. Nr. 100. Auch am nordwestlichen Ufer des See's finden sich solche iSolfiitaren oder Fumarolen, Avährend sein ostnordöstlicher Strand, wo die hervordringenden Dämpfe auf feuchten Grund stossen, und wo das an den waldigen Berggehängen zusammenge- rieselte Wasser in kleinen Bächen zum See fliesst , die Erscheinung von heissen Quellen und brodehiden Sclilammpfiitzen darbietet. So der Aveisse See. — An dem äusseren westlichen Abhänge der Bergkette, wo 5 bis 700 Fuss höher dieser See liegt, findet man nord westwärts davon einen Ort, der zu merkwürdig in seiner Art ist, um mit Still- schweigen übergangen zu Averden. — Am Ursprünge eines kleinen Thaies , rings von Waklung umgeben , liegt dort ein kahles Fleck- chen, genannt ,,Padjagalan,"*) von grau-bleicher, gelbHcher Farbe, dessen Boden, gleich einer erloschenen Solfatara, aus zersetzten und zerfallenen Steinmassen besteht und nur noch einzelne Felsen- blöcke enthält, die noch nicht gänzlich in Zersetzung übergegangen smd. — Siehe Z. Nr. 99: venvittertcr , blätterig gewordener Tra- chyt, mit vielen grossen Feldspathkrystallen, welche in matte weisse Flecke verAvandelt sind. Aus dem losen, von Hundert kleinen Rissen und Öffnungen durchzogenen Boden dieses Ortes findet zuweilen eine EntAvicke- limg von Kohlensäure Statt, und hier, auf dieser kleinen kahlen Stelle findet man, so oft man sie besucht, eine Menge todter Thiere allerlei Art, Sciurus und andere Nagethiere, Avilde Katzen und Hunde, Tiger, Rhinocerosse, viele Vögel, sogar Schlangen , Avelche in der erstickenden Gasart ihren Tod gefimden haben. iNIitunter scheint an dieser Stelle ausser Kohlensäure eine geringe Quantität SchAvefehvasserstoffgas ausgedunstet zu werden, denn AA-ährend meines Besuches in 1837 gab sich der Geruch dieser Gasart sehr deutlich zu erkennen, wälirend keine Spur A'on Kohlensäure be- merkt Averden konnte und das Athemholen der Hühner und Hunde, welche Avir in die vorhandenen E-isse und Furchen des Bodens warfen, auch nicht im mindesten bescliAAert AAurde. Den Ver- sichenmgen unserer java'schen Begleiter zu Folge, giebt es aber andere Zeitpunkte, avo die Spalte, Avelche diesen Boden durch- furchen, ja mitunter sogar der ganze kahle Fleck von einer ,, gifti- gen Luft" bedeckt Avird, in Avelcher alle Thiere, die man ZAvingt hinein zu gehen, sehr schnell ersticken. Schon zur Zeit des Be- suches des Herrn C. G. C. Reinavardt Avar das in 1S19 der Fall. Nach der Mitthoilung desselben und den einstimmigen Versicher- ungen der Inländer — der BeAvohner der am Fuss des Berges lie- genden Dörfer — bleiben die fleischigen Theile des Körpers, die Haut und das Fell nebst Haren und Federn, Avelche sich darauf be- •) Padja galan = eine Schlachterei, Schlachtplatz. A. d. V. 109 finden , bei allen hier gestorbenen Thieren gut conservirt und be- halten das frische Ansehen , ohne der Verwesung unterworfen zu sein, — ■ während die Knochen sehr schnell verscliAvinden und bis auf einige wenige krümelige Überreste ganz aufgezehrt werden. Die erste dieser Erscheinungen fand sich auch wirklich bei unserm Besuche bewährt ; wir fanden eine Menge Cadaver von Thieren, an denen kaum irgend ein Zeichen der Verwesung zu bemerken war und suchten uns dies durch den Alangel der atmosphärischen Luft zu erklären , von welcher diese Cadaver während der Zeit getrennt worden Avaren, dass sie von einer Lage Kohlensäure bedeckt waren. Da aber während unseres Besuches keine Kohlensäure vorhanden war , so schlössen wir- daraus , dass die Entwickelung von Kohlen- saurem Gas erst kürzlich aufgehört haben müsste, dass aber, wenn diese Entwickelung nicht bald wieder erneuert würde , also die Ca- daver in der Berührung mit dem Sauerstoff der Luft bleiben wür- den, — dass dann die Verwesung schnell beginnen müsste. Angehend das schnelle Verzehren der Knochen , welche aus- cinanderfallen , nachdem die Verbindung der Kalkerde mit der Phosphorsäure gelöst ist, so war mein kurzer und einziger Besuch von Padja galan nicht hinreichend, um hierüber, namentlich über die Art der EiuAvirkung der Kohlensäure, nähere Aufklärungen zu erlangen. Doch schien uns das Vorkommen der Leichen von einer solch grossen Anzahl Thieren auf einer so kleinen Stelle vereinigt selir sonderbar, da man sonst grosse Strecken Waldes, ja ganze Tagerei- sen weit gehen kann, ohne irgend einem Cadaver oder Gerippe eines gestorbenen Thieres zu begegnen, obwohl diese AVälder von ganzen Truppen Affen, Nagethieren, Hirschen, wilden Schweinen, Stieren, Rhinocerossen und Tigern bevölkert sind. Aber auch dieser merk- würdige Umstand findet seine Erklärung natürlich darin, dass auf andern Stellen die Cadaver von andern Thieren zerrissen und ver- schlungen Averden , sowohl A'on Raub - , als andern Aasfi-essenden Thieren; dass sie aber auf solchen Orten, avo Kohlensäure ent- Avickelt Avird, selbst ihren Tod finden. B. Geschichte seiner Eruptionen. Diese sind unbekannt. C. Besuch von Reisenden. 1819 besuchte Prof. Reinv^ardt diesen Berg, — in 1837 im JuU Dr. Fritze und ich. D. Umgestaltungen. In historischen Zeiten scheint er keine Veränderungen erlitten zu haben; — die Javaneu haben ihn nie in einem andern Zustande 1 10 gekannt. Das Becken, wckhes vom jetzigen See erfüllt ist, scheint übrigens offenbar ein ehemaliger kessel- oder trichterfönniger Kra- ter gewesen zu sein, gebildet in einem x\usbruche, der den Süd- west- (fast wcst-J liehen Abhang der ]>crgkette, nahe unter ihrer höchsten Firste, durchbrach. Herr C. G. C. Reinav^\rdt fand verbrannte und verkohlte JJaumstämme an seinem Ufer, und van dkr Uoüx ]\Iesch, durch den Avir dies aus der zweiten Hand erfahren, *) schliesst daraus auf noch kurz vorher stattgehabte Wirkungen des vulkanischen Feuers ; eine Verbrennung umstehender Waldbäume aber setzt einen Hitze- gi-ad voraus , der nicht denkbar ist , ohne eine vorausgegangene gänzliche Verdampfung von allem Wasser im See, und diese wieder nicht ohne andere grosse, dadurch veranlasste Erscheinungen in und ül^er dem Krater, Avesshalb, da solche Erscheinungen von den nahen Eewoluiern durchaus nicht wahrgenommen sind, es wahr- scheinlicher ist, anzunehmen, dass jene Bäume durch ■Menschen- hände in Brand gesetzt waren. **) 19. G. . Gelungang. ***; -^ A. Topographischer Überblick. An dem südöstlichen Abhänge eines Nebenzweiges der vom G.- Tjikora'i zum G.-Telaga-Bodas streichenden Kette, und in geringer Entfernung südöstlich vom letztern, gewahrt man eine weite, ge- räumige Thalkluft , die lunnittelbar unterhalb der höchsten Firste der Bergkette anfängt und sich, auf beiden Seiten von schroffen Wänden begränzt, in der Richtung des Berggehänges (südostwärts) herabzieht, indem sie zugleich an l^reite nach unten immer mehr zunimmt und, sich immer tiefer senkend, allmählig in das flache Land übergeht, so dass es scheint, als wenn ein längliches Stück im Bergabhange fehlte, gleichsam herausgerissen sei. Der Berg- kamm, welcher die Kluft oben begränzt, ist in seiner Höhe den übrigen Gegenden der Kette völlig gleich ; ausgezeichnete Kuppen und Spitzen, AAclche auf einen ehemaligen, kegelförmigen Vulkan, der sich über die Bergkluft erhob , zu schliessen berechtigen könn- ten, sind nirgends vorhanden; Wände sowohl, als Grund der Kluft, sind, wie alle andern Bergabhänge umher, mit AVald bedeckt, so dass man schwerlich an dieser Stelle einen Krater vermuthen würde, wenn man nicht zuweilen in den oberen Gegenden der Kluft einige bleiche Nebel aus dem dunkeln Waldesgrün aufsteigen sähe, deren *) In dessen bereits angeführter Disputatio geolofiica. **) Ich selbst habe öfters in dunkeln Nächten Stückchen Waldung in Brand gesetzt, theils der Beleuchtung wegen, theils um wilde Thiere zu verscheuchen. ***) '^^'ahrscheinlich von Gong , eine inländische Trommel , daher Geräusch einer Gong, daher ein Berg, von wo man das Geräusch hört , als würde daselbst die Gong geschlagen, A. d. V. m Beweglichkeit und ewige Wiedergeburt an derselben Stelle, bei sonst ganz heiterer Luft, sie als vulkanischen Dampf beurkundet. B. Geschichte der Eruptionen. In den Gegenden südostwärts von demjenigen Theile der Berg- kette , welche unter dem Namen G. - Göhnigung bekannt ist , zwi- schen den beiden Flüssen Tji-Wulan und Tji-Tandui, die beide, der erstere fast in südlicher , der andere mehr in südöstlicher Rich- tung , der Südküste zuströmen , lag ein reich bebautes und bevöl- kertes Land, das, eigentlich eine Fortsetzung des Berggehänges, jedoch so sanft nach den niedrigen neptunischen Hügelreihen des Südgebirges zu fällt, dass es füglich eine Fläche genannt werden kann. — Es waren die fruchtbaren Ebenen und l^erggehänge der l'rovinz Tasik malaju, Inde lang und Singaparna. — Sie Avaren weit und breit mit Reisfeldern bedeckt und mit Hunderten von Dörf- chen, die sich mit den Gruppen ihrer Kokospalmen zerstreut zAvi- schen den Feldern erhoben. Sie waren in allen Richtungen von Wegen durchschnitten, bis zum Fusse der Bergkette hin und noch weit an den Berggehängen hinauf, avo man zwischen blühenden Kaffeegärten wandelte. — Über die reichbegabten Fluren dieses ewig grünen Landes er- goss am 8. October 1S22 die Mittagssonne ihren durch kein Wölk- chen, durch keine Nebel geschwächten Strahl. Das ganze Land schien verstummt, die animalische Schöpfung lag in tiefer Ruhe, im schattigsten Dickicht sass die Vögelschaar verborgen, und kaum ein Insektchen zirpte noch ; die PflanzenAvelt hatte alle ihre Blüthen aufgethan und dampfte ihre ungerochenen Aromata's empor in die Luft, welche, von aufsteigenden Strömen bcAvegt, am Horizonte wellenförmig zitterte. Kein Blatt regte sicli, und kaum rauschte zuweilen der höchste Wedel einer Palme, wenn dann und wann ein leises Ijüftchen von der Küste her sich erhob. Auch die Menschenwelt ruh'te. Die Arbeiter hatten ihre Felder verlassen , deren künstliche Wasserspiegel unter dem Sonnenstrahle dampften. Sorglos lagen sie auf den Bali bali's ihrer kleinen Hütten ausgestreckt. In den Vorhallen (Pendopo's) der Häuptlinge ver- stunnnten allmählig die Schläge des Gamelan, unter deren sanftem, melodischem Getön die java'schen Grossen geAvohnt sind, einzu- schlummern; auch der Gesang der Tanzmädchen (Ronggeng's) wurde bald nicht mehr vernommen , und nur das sanfte Girren der Turteltauben , die in zahlreichen Käfigen vor den ländlichen Woh- nungen hängen , war mit dem Rufe eines Priesters , der von seiner baunmmgrünten Moskee herab die Herrlichkeiten Allah's und sei- nes Proplieten verkündigte, oder mit dem Knarren einer verspäteten Fedati , dessen scheibenförmige Räder sich langsam auf der stau- bigen Strasse umwälzten, gezogen von trägen Karbaucn, deren Führer längst eingeschlummert war, vielleicht das einzige Geräusch, das in den weiten Dörfern Tasik malaju und Singaparna erscholl. 112 Das ganze Land lag in tiefer Ruhe und Frieden. Die Be- völkening hielt ihren Mittagsschlaf, nicht ahnend, nicht träumend, dass einige Augenhlicke später aus dem Innern des G. -Gelungung ,, dumpf und bang" ihr — Grabgesang ertönen würde. Er aber ertönte. — Es war 1 Uhr. — Durch plötzliche Erdstösse aus dem Schlafe geweckt, entflohen die IJewohner ihren Hütten. Ein donnerndes, brüllendes Getöse traf ihr Ohr und Entsetzen bemächtigte sich ihrer, als sie ilire Blicke zum G.-Gclungung wandten und eine schwarze Rauchsäule von ungeheurem Umfange emporschiessen , sich mit Blitzesschnelle ausbreiten, den ganzen Himmel überziehen und im Nu den noch eben hellsten Sonnenschein in die finsterste Nacht verwandeln sahen. — Jetzt flohen sie bestürzt durch einander, nicht wissend Avohin, und ungewiss ihres nächsten Looses. Noch einige Secunden später, und ein Paar Tausend von ihnen waren begraben. Sie wurden theils bedeckt von Schlamm, der, vom Krater ausgeschleudert, in unge- heuren Massen aus der Luft herabfiel, theils kamen sie in den Fluthen von heissem AVasser um, das, mit Schlamm und Stein- trümmern vermengt, dem Krater in ungeheurer Menge entquoll, das (als drohe eine zweite Sündfluth) zehn ^Minuten Aveit im Um- kreise Alles überströmte, alle Dörfer, Felder und Wälder vernichtete und in einen dampfenden Pfuhl von bläulich -grauer Farbe verwan- delte , der mit Cadavern von ^lenschen und Thieren , mit Häuser- trümmern und zerbrochenen Baumstämmen übersäet war. Wild brachen durch diese Schlamm - und Trümmermassen die Bäche Tji-Kunir und Tji-Wulan hindurch ; sie waren zu tobenden Fluthen angeschwollen , die Alles auf ihrer liahn zerstörten , alle Brücken wegspülten und weite Überschwemmungen verursachten, in denen noch eine grosse ]Menge armer Flüchtlinge , die sich schon gerettet glaubten, ihr Leben verloren ; — mit Menschen und Thier- leichen aller Art bedeckt , wälzten sie dann ihr schlammiges , ko- chend heisses Wasser der Südküste zu, deren Bewohner, vor diesem Anblicke entsetzt, die Flucht zu den nächsten Hügeln ergriffen. In das Brausen dieser Bäche, in das JjrüUen des Kraters, in das Krachen zersplitterter Wälder, in das Knacken fortgewälzter Felsenmassen, die aneinanderstiessen, und in das verzAveiflungsvoUe Jammergeschrei der Tausende von Menschen, die hülflos ihren Tod vor Augen sahen , — dröhnte laut von oben der Donner herab, und Blitze fuhren unaufhörlich nach allen Richtungen aus dem dichten GcAvölk, das sich weit und breit über dem Gebirge durch die sclmelle Verdichtung der Dämpfe gebildet hatte. Erst nach 3 Stmiden, nämlich um 4 Uhr Nachmittags, Hess die Heftigkeit des Ausbruchs nach, die sich fortAvährend auf eme doppelte Weise offenbart hatte, nämlich durch das Hervorquellen von Schlamm- massen aus dem Krater und durch das Herabströmen derselben und durch das Emporschleudern in höhere Luftschichten von Schlamm-, Asche- und Steinmassen, die dann als ein Alles verwüstender Regen wieder niederfielen und auch die entfernteren Pflanzungen und Wäl- 1 13 der, die in etwas grösserer Entfernung lagen und dadurch noch ver- schont geblieben waren, zerstörten. Um 5 Uhr aber war Alles vorbei. — Zahlreiche Dörfer mit allen ihren Bewohnern, die sich 3 Stun- den zuvor noch in dem Kreise der Ihrigen sorglos der Kühe über- liessen, oder ihre Kinder wiegten, lagen nun begraben unter vulkani- schem Schlamm und Steintriimmern, so dass man keine Spur mehr von den Dörfern sah, und das Terrain südöstlich vom Berge um 40 bis 50' hoch durch die Auswurfsmassen erhöht war. Wie erschöpft von ihren Anstrengungen (gegen 5 Uhr) . ver- sank nun die Natur in Buhe ; es wurde todtstill, der Himmel wurde heiter, und der Abendstrahl derselben Sonne, die des JNIittags über alle Pracht der tropischen Vegetation, über Glück und Luxus ge- schienen hatte, — jetzt schien sie, fast spottend, über einen Schau- platz von Verwüstung, aus dem alles Grün verschwunden war, über uieilenlange , schwärzlich - graue Felder von Schlamm und Lava, gleichsam über Schlachtfelder, welche besäet waren mit zerknickten Baumstämmen und Cadavern von Menschen und Thieren, die theils verstümmelt und verbrannt aus dem Schlamm hervorragten , theils in den tobenden Fluthen des Tji-Wulan und Tji-Tandui dem ISIeere zutrieben. Dies Terrain, — dies, — beleuchtete nun der schönste Abend- schein ! Älerkwürdig war es bei dieser Eruption, dass einige Dörfer, die ganz nahe am Fusse des Berges lagen, der Vernichtung entgingen, während andere , 1 0 INIinuten weiter entfernte unter dem Schlamme begraben wurden. Theils konnte dies Avohl von einer erhöhten Lage der Dörfer herrühren, wenn sie von Thälern umgeben waren, in denen der Schlamm gehörigen Abzug fand, theils (und dieser Ursache schreiben die DorfbcAvoliner selbst ihre Erhaltung zu) — dass die Auswurfsmassen, durch eine ungeheure Kraft aus dem Krater geschleudert, weit über die Dörfer wegflogen, um erst in grösserer Entfernung wieder niederzufallen, — Dass diese Kraft keine geringe gewesen sein kann, erhellet unter andern aus der Stärke des Geräusches, des donnernden Gebrülles, wovon sie be- gleitet war, ein Geräusch, das man, laut eingegangenen officiellen Berichten, durch ganz Java, von der Sundastrasse an bis zur Ost- spitze der Insel gehört hat. Doch noch hatte der Vulkan seine Wuth nicht ganz entladen, noch hatte sich der Kampf der Elemente nicht ausgeglichen, und ein zweiter Ausbruch , noch zerstörender in seinen Wirkungen , als der erste, und schrecklicher, da er in finsterer Nacht stattfand, trat 4 Tage später ein , und bedrohte das crscluockene Land mit totaler Vernichtung. Um 7 Uhr Abends am 12. October fing unter heftigen Erder- schütterungen, wie das erste Mal, der G. -Gölunggung wied{;r an zu brüllen und ungeheure Massen von heissem Schlannn und heissem Wasser auszuspcien. — Weit erscholl die ganze Nacht hindurch Juii;;liuliii, Jjvu II. S 114 das Donnern" und Brausen der stürzenden Wasser , die Alles , was im vorigen Ausbruche etwa unversehrt und unbegraben geblieben war, mit ihren Fluthen überströmten und das bereits hoch aufge- thürmte Terrain noch mehr erhöhten. Geängstigt flohen die Javanen, die sich plötzlich rings von Fluthen umtobt sahen , ohne einen Ausweg zu finden , auf gewisse kleine Hügel, welche sich in der Nähe ihrer Dörfer 60 bis lOO' hoch erhoben, und auf denen sich unter duftenden Cambodjabäumcn *) die wohluntcrhaltenen heiligen Gräber ihrer Eltern und Voreltern befanden. Dort glaubten sie der Vernichtung durch Fluthen zu entgehen , ohne zu bedenken , dass die Hügel , auf denen sie stan- den , ebenfalls vulkanische Auswurfsmassen Avaren, emporgethürmt auf den Gräbern vielleicht eines noch früheien Geschlechts. Immer schaudervoller wälzten sich die dampfend - heissen Schlammmassen heran ; laut krachend brachen sich die Felsen- trümmer und l^aumstämme, welche sie in ihrem Strome mit sich gerissen , an dem Abhänge der Hügel ; immer höher thürmten sich die Fluthen empor — immer enger wurde der Raum, auf dem viele Hunderte armer Sterblicher au den Gräbern ihrer Lieben standen und mit hoch erhobenen Händen Rettung vom Himmel flehten. — Welch' eitler Wunsch ! ,,Pru(lensfuturi temporis exitum „Caliginosa nocte j>remit Dens : „Ridetque, si mortalis ultra ,,Fds trepidat.*^ — Bald schwoll der Schlamm bis zu den Gräbern selbst heran ; — einige der Hügel wurden überschüttet, andere stürzten ein und brachen zusammen unter dem Drucke des nachströmenden Schlam- mes, und mehr als 2000 Menschen kamen so in einer einzigen Nacht um's Leben. Neue Hügel entstanden, ein ganz neues Terrain wurde gebil- det , aus dessen Oberfläche nur hier und da der Gipfel einer stehen gebliebenen Kokospalme hervorragte. — Der frühere Boden lag nun 40 bis 50' tiefer, und die wenigen Javanen, welche sich aus der Katastrophe dieser Nacht gerettet hatten, vermochten selbst die Stelle der untergegangenen Dörfer nicht mehr zu erkennen. Einen Monat später (im November) war es wegen Schlamm- massen, Aschenhaufen und Stein trümmern noch nicht möglich, dem Berge zu nahen. — Alle Vegetation war, nicht nur in der Krater- spalte und auf den benachbarten Abhängen der Bergkette , sondern auch in dem Flachlande , 1 0 bis 1 5 Pfähle weit in der Runde , bis auf den letzten Grashalm vernichtet ; Alles war von frischem Schlamme überströmt, — schwarz und öde. *) Plumeria obtusa. A. d. V. 1 1 5 C. Umgestaltungen. Wo jetzt die Kraterspalte ist, soll früher bloss ein sanft ge- neigtes Thal gelegen haben, das durch den beschriebenen Ausbruch selir vertieft und in eine Kluft mit schroffen AVänden verwandelt wurde. Alle Javanen versichern einstimmig, vor der beschriebenen Eruption niemals die geringsten Spuren vulkanischer Erscheinungen am G.-Gelunggung "s^ahrgenommen zu haben. — Das Vorhanden- sein jedoch von zahlreichen rundlichen (hemisphärischen) Hügeln, die, ganz und gar aus vulkanischen Auswürflingen, vorzüglich aus zum Theil schon verwitterten Lavatrümmern bestehend, sich isolirt in der Fläche am Fusse des Gunung-Gelunggung erheben, gerade so, wie man andere alte Vulkane davon umlagert findet, — und von denen wir einige, die in der letzten Eruption nicht ver- nichtet waren , untersuchten , — wirft einen starken Verdacht auf den G.-Gelunggung, als auf einen alten Vulkan, welcher schon in früherer Zeit Ausbrüche gehabt hat. Diese Vermuthung wird un- terstützt durch Berichte der. Javanen, dass im ^lonat Juni 1822, also 4 72 IMonat vor dem Ausbruch, sich das ^yasser eines gewissen Baches Tji-Kunir, der in der Kraterspalte (einem damaligen Thale) entspringt, getrübt, ein Aveisses Sediment abgesetzt und einen Schwefelgeruch verbreitet habe, welche Erscheinungen jedoch ein Paar Tage später wieder verschwanden. Dass im beschriebenen Ausbruch alle Vegetation bis 1 5 Pfähle weit vom Berge weg vernichtet und mit Auswurfsmassen über- schüttet AA-urde, ist so eben bemerkt. Als wir (Dr. Fritze und ich) fünfzehn Jahre später diese Gegenden besuchten, war kein kahles Fleckchen zu entdecken. — Das neue AusAvuifsterrain am Fusse des Berges , unter dem so viele Dörfer begraben lagen , war damals in eine Glagahwildniss (Imperata Glagah) verwandelt, in der viele Tiger hausten ; — die Kraterkluft war mit 1 0 bis 1 5' hohen Waldbäumen erfüllt, und auch auf den benachbarten Berggehängen hatte die stets aneignende Natur Alles wieder hergestellt, so dass unter dem üppigen Grün der neuen Bäume keine Spur mehr von den frühern vernichteten Wäldern zu erkennen war. D. Besuch von Reisenden. Wir besuchten den Krater am 5. August 1S37. — Vom Haupt- dorfe des Distrikts, von Tasik malaju, welches in der Ebene südost- wärts vom Gebirge liegt, begaben wir uns auf die Reise und brachen uns Bahn durch die GlagahAvildnisse bis zum Fusse des Gebirges hin, wo die Kraterspalte anfängt. — Solche Gras- oder Rohr- dickichte sind viel schwieriger zu durchdringen , als die dichtesten Urwälder ; auch w^r würden schwerlich unser Ziel erreicht haben, 8* 116 Avcnn uns nidit der damalige Assistent -Resident von Sumädang*) auf (las kräftigste unterstützt und uns nicht selbst auf unserm Zuge begleitet liütte. Einige Hundert Javanen waren vorausget>chickt, um mit ihren Hackmessern das Dickicht einigermassen zu lüften. Das Terrain war im Ganzen flach, erhob sich jedoch hier und da zu kleinen Hügeln oder Rücken , welche vorzugsweise aus Lava- trümmern und eckigen Trachytblöcken von 1 bis 3' Durchmesser aufgethürmt und mit junger Waldung, besonders mit einer Par«5/?o- nia-Art begrünt Avaren, während die flachen Gründe aus einer feinen, schwärzlich-grauen Erdart, nämlich aus dem vor 15 Jahren ausge- Avoi-fencn vulkanischen Schlamme bestanden mit nur sparsam ein- gemengten Steintrümmern, und weit und breit bedeckt mit der 10 und darüber hohen Glagah , deren röhr - und bambusartige harte Stengel sich undurchdringbar dicht neben. einander erhoben. Ihre Dicke betrug '/^ bis % Zoll ; sie waren zu beiden Seiten der Tiger- pfade, oder der kleinen sumpfigen Gräben, die das Terrain in allen Richtungen durchschnitten, und deren Bette wir folgten, durch unseren java'schen Yortrab schief über dem Grunde abgekappt , so dass wir oft Gefahr liefen, uns an denselben, wenn wir strauchelten, wie an Lanzen aufzuspiessen. INIanche Gegenden bildeten wirkliche Sümpfe oder moorige kleine Wiesen , auf denen wir nicht wenig überrascht waren, die bräunlichen Rohrkolben unserer heimath- lichen Typha augusiifolia L. anzutreffen, gerade so, wie sie sich an den sumpfigen Ufern nordischer Landseen zeigt. Je mehr das Terrain gegen den Eingang der Kraterkluft em- porstieg , und je trockner es wurde , um so mehr veränderte sich auch die Vegetation ; die Glagahwildnisse , durch die sich in laby- rinthischen Krümmungen der liach Tji-Kunir (nachdem er aus der Kluft herabgeströmt ist) hindurchzwängt, gingen allmählig über in einen schattigen Wald , der sich fort bis zu der höchsten , obersten Gegend des Kraters hinaufzieht. Die ]jreite der Kluft an ihrem Eingange oder Fusse w'urde von uns auf 1 V2 geogr. ]Minute (1427 Toisenj geschätzt ; nach oben zu , indem ihre beiden seitlichen Wände immer höher und steiler anstreben, verschmälert sie sich allmähhg, bis sie durch eine quere Wand geschlossen wird, welche, in einem rechten AVinkel zu den SeitenAvänden stehend und diese mit einander verbindend, die höchste nordwestliche jNIauer der Kra- terkluft darstellt , deren Breite daselbst , von dem einen Rande der Seitenwand zum andern gerechnet, etwa % Minuten (oder 713 Toisen) betragen kann. Bis zu dem Fusse der queren nordwest- lichen Kratermauer steigt der Boden der Kluft im Allgemeinen sanft aufwärts, obschon er an sich selbst höchst uneben ist, sich unregelmässig hebt und senkt und den Schritten der Reisenden bald *) Der Herr StaeilEXBOPX'H Retemeyer , dessen Namen wir mit Dankbar- keit für die uns verliehene Assistenz nennen , obwohl er nicht mehr unter den Lebenden ist. A. d. V. 117 den sclirofFen Abhang eines aus Lavastückeu aufgebauten Hügels, bald eine steile Felsen wand entgegenrichtet. Aber alle Schluchten und Hügel sind mit Waldung bedeckt , die in der kurzen Zeit von 15 Jahren (von 1S22 bis 1837) die üppigsten P'ortschritte gemacht hat. Zwar erkennt man in dem dünnen und schlanken Wüchse der Baumstämme das Zeichen ihrer Jugend; ihre Laubgewölbe aber sind eng verflochten , und ihre Zwischenräume sind vom dichtesten Gesträuch erfüllt, über das viele Baumfarrn, namentlich Chnoophora glauca, ihre schirmförmigen Wedel ausbreiten. Vorherrschend in diesen ^^'äldern sind Ficus- Axiew, mit einer Parasponia und vielem Bambus untermengt, und noch öfters abwechselnd mit kleinen Glagahfeldern. Selbst die steilsten Wände der Kluft sind mit einer grünen Decke von Gräsern , Moosen, Farrn, Lycopodien, ja mit Sträuchern und Bäumen bekleidet, die wie angeklebt an der Fels- wand erscheinen. Wir trafen in den obern Kratergegenden einige heisse Bäche an, die uns entgegenbrausten, deren AVasser jedoch weder durch Geruch , noch Geschmack ausgezeichnet war , und fanden im Ge- büsch, in einer Gegend, wo viele heisse Quellen entsprangen, zwei grosse Fumarolen mit beinahe 2' weiten Öffnungen zwischen halb- zersetzten Felsen, aus denen sich Wasserdampf mit heftigem Brau- sen entlud. Oberhalb dieser Gegend, die nicht ganz in der JVIitte der Kluft, sondern der linken Seite derselben etwas näher lag, wurde die Vegetation spärlicher, und viele Trachyt- und Lavatrüni- mer lagen kahl umher. Noch etwas weiter oben erhob sich ein Felsendamm, der sich quer durch den Boden des Kraters, fast seiner ganzen Breite nach, hinzog, der jedoch die beiden Seiten- wände nicht ganz erreichte, sondern durch Thalklüfte mit schäu- menden Bächen von ihnen geschieden w'ar. — Er drohte, allen un- sern Fortschritten ein Ende zu machen, und würde uns auch sicher ein wesentliches Hinderniss gCAvesen sein , wäre die Felsenwand nicht an einer Stelle, die zwischen der linken Seitenwand der Kluft und deren Mitte lag, sehr zerklüftet und theils selbst einge- stürzt. An ihrer Oberfläche war er hier theils von oben bis unten herab mit Ungeheuern Stein trümmern überschüttet, auf denen ich es möglich fand, hinanzuklettern. Die Trümmer waren eine trachy- tische Lava, derjenigen sehr ähnlich, aus der die Kratermauer des G.-G6de besteht; ihre Gestalt Avar ganz unregelmässig, ihre Ecken und Kanten scharf und ihre Flächen in der Hegel etwas nnischelig vertieft; ihre Grösse übertraf Alles, was ich noch in andern Kratern Java's der Art gesehen hatte. Der Begriff: ,, häuserhoch" ist etwas unbestimmt ; deutlicher dürfte es sein zu sagen, dass ein ausgewach- sener Elephant bequem unter den Brücken und Portalen, welche hier und da durch queres Aufemanderliegen einzelner Stücke ge- bildet wurden , hindurchspazieren konnte. Grüne Vorhänge von Lycopodien und rankenden Moosen hingen miilcriscli am Ivande solcher Buchten und Höhlen herab. - - So lagen die Trünuncr auch am jenseitigen Abhänge des Felsendammes mit klüftigen Zwischen- HS räumen wild aufeiuandergethürnit, — wahre .Ruinen eines einge- stürzten Gebirges. — Ich erreichte endhch den höchsten mittelsten Punkt des Fel- sendammes , welcher offenbar die Jiedcutung eines Eruptionskegels hat. Mit vieler ]Mühe hatte ich ein Barometer mitgenommen , nach dessen Stande diesem Punkte eine Meereshöhe von 3590 par. Fuss zukam; es war der höchste Punkt des Kraterbodens, etwa in der Mitte zwischen den beiderseitigen Wänden. — Der wulstige , con- vexe Rücken des Dammes war daselbst ganz zersetzt, aufgelockert und brach überall unter den Tritten zusammen. Schwefeligsaure Dämpfe zischten überall aus demselben hervor , aus Tausenden von kleinen E-itzen und Spalten, die den mit Schwefel beschlagenen ] Joden durchfurchten. — Durch ihren bleichen Nebel schimmerte im Sonnenschein das flache Land von Tasik malaju zu mir herauf, über das sich einst vor 15 Jahren von dem Punkte aus, auf dem ich stand, eine Verwüstung verbreitet hatte, die mehr als 100 Dör- fer begi'aben hatte. Der innere Abhang des Felsendammes oder Eruptionskegels ging in ein sanft vertieftes , ziemlich breites Thal über , aus dessen unebenem Grunde das grünliche, kobaltblaue Wasser von zwei kleinen Seen heraufschimmerte. Dieses quere Thal trennt den Damm von der Bergwand, w'elche die Kraterspalte in Nord- West schliesst, und Avclche als eine luiersteigbare flauer hoch in die Wolken emporsteigt. Ihr schroffer Rand wird von der Firste (oberstem Kamme) der Bergkette selbst gebildet, Avelche nach allem Augenscheine eine gleiche Höhe mit der benachbarten Kette des Telaga-Bodas hat; dieser See aber liegt 5220' über dem Meere, imd die hohen Bergrücken, w'elche ihn umgeben, erheben sich wenigstens noch 7 bis SOO' über seinen Spiegel, welches eine Höhe der Bergkette von 6000 giebt. Ziehen Avir hiervon noch 500 ab, so erhalten wir, da der gemessene höchste Punkt im Krater 3590' be- trägt, eine Höhe von fast 2000' senkrechter Höhe fiü- diese Felsen- wand. Sie gewährt einen imposanten Anblick. Wenn sich — (wovon ich Zeuge war) — Gewitterwolken auf ihrer höchsten Firste entladen, so entwickelt sich ein interessantes Schauspiel. Dann schmückt sich die dunkle, grösstentheils begrünte Wand mit Silber- streifen, und schäumende Giessbäche stürzen in ihren Felsenrinnen herab , um ihr Geräusch mit dem des Donners zu vereinigen , der hohl in dem Krater widerhallt. Möge dieser kurze Überblick der Lage und Beschaffenheit des G.-Gelunggung und seiner Kraterkluft, wie wdr sie 15 Jahre nach der grossen Eruption von IS22 fanden, hinreichend sein, um zu- künftige Reisende in den Stand zu setzen, etwa noch zu erwar- tende Eruptionen in ihren Wirkungen und den L^mgestaltungen, die sie veranlassen, folgerecht zu beurtheilen ! Nach der Beschreibung von Lyell hat das Thal ,,Val clel Booe" an der Ostseite des Ätna auf Sicilien eine frappante Ahnlich- 119 keit mit zwei java'sclien Kraterklüften, nämlich zuerst mit dem G.- Gelunggung und dann mit dem grossen nordöstlichen Spaltenthaie des G.-Tengger. Nur die vertikalen Gesteingänge , wodurch sich die Wände des Val del Bove auszeichnen, fehlen auf Java gänzlich. Die Lavaströme aber, welche den IJoden des genannten Thaies am Ätna dutchschlängeln , erkennt man in frappanter Ähnlichkeit im Spaltenthaie des G.-Tengger wieder. Spätere Nachträge zur Eruption des G. -Gälunggung von 1822, nach Untersuchungen, veranstaltet im Jahr 1846. Die Berühmtheit, welche dieser Ausbruch erlangt hat, die wichtigen P^olgen, Avelche daraus gezogen worden sind, haben mich veranlasst, das Auswurfs terrain — die überschüttete Fläche — ge- nau zu untersuchen und die ursprünglichen Berichte, welche da- rüber vorhanden sind, genau durchzulesen. Betrachten viele Geo- logen das Ausbrechen von Wasser und Schlamm aus dem Schlünde mancher Vulkane nur als eine äussere zufällige Erscheinung, so giebt es dagegen auch wieder andere, welche das ausgespieene Was- ser als solches ansehen , das aus der Vulkane innerstem Schoosse herrührt und diese berufen sich zur Unterstützung ihrer Ansicht auf die java'schen Feuerberge und in's Besondere auf den Gunung- Gelunggung. Zur Veranschaulichung der folgenden Beschreibung habe ich eine kleine Situationsskizze des G.-Gelunggung und seiner Umgegend hinzugefügt (Gelunggung Fig. 1), aufweiche der Leser w^ohl einen Blick "werfen wird, so wie auch auf die Höhen-Karte Nr. IL und die dieselbe erläuternden Anmerkungen in I. Seite 92. Auf der Skizze wird der Leser bemerken , dass der flache Thalboden — das obere Tji-Tandui-Thal — das zwischen dem G. -Gelunggung und dem frühem, zertrümmerten Vulkan G. - Sawal liegt — sich nach Südwesten ununterbrochen bis an den Ilauptfluss dieser Gegend fortsetzt, den Tji-Wulan. Zw^ischen diesen beiden Hauptflüssen bildet keine Bergkette, die Wasserscheide ; es ist die Fläche , in welche der südöstliche Fuss des Vulkans übergeht , welche die bei- den Flussgebiete von einander scheidet und welche grösstentheils durch die Auswürflinge des Jahres 1822 aufgestapelt Avorden ist. Es ist eine der fruchtbarsten Kulturflächen Java's und sie gi-änzt gegen Süden an den Fuss der neptunischen Gebirge von Sukapura. Die doppelten punktirten Linien auf dieser Skizze deuten die Grän- zen desÄuswurfsterrains an, wo keine aus Trümmergestein gebilde- ten Hügel mehr gefunden werden , während die einfach punktirten Linien den Lauf des Tji-Kunir vor dem Ausbruche anweisen. 120 Dio einzigen ursprünglichen Berichte über diesen Ausbruch in 1822 findet man in dem Javii'schen Courant vom 2., 9, und 23. November 1S22 und vom 22. Februar 1S23. Die zuletzt erwähnte Nummer enthält das wichtigste Aktenstück, nämlich den Bericht des damaligen llesident der Preanger Regentschaften van ui:r Ca- PKLLEX an den General -Gouverneur von Niederländisch Indien vom (3. Februar 1823. Der Berichterstatter hat das Auswurfster- rain unmittelbar nach dem Ereigniss besucht; — er kam über TjiaAvi den 14. October (1822) im Distrikte Indci'ang, wo die Verwüstung am gi'össten war, — den löten in Tasik malaju und den ISten im früher so volkreichen Hauptorte des Distriktes Singa- parna an, in welchem er nur etwa 7 ^Menschen antraf; — er thcilte im Namen der niederländischen Kegierung Nahrung und Kleidung an die Unglücklichen aus, und errichtete mehre Hospitäler, so dass man seine Angaben als sichere Thatsachen annehmen kann. — Derselbe Resident sammelte für die überlebenden Bewohner der verwäisteten Distrikte eine Collecte in ganz Java, welche nach dem Berichte vom 22. Juli (Courant 2. August 1823) bereits 9838 Gulden betrug. !Mit Weglassung von allem Unwesentlichen sind die einfachen Thatsachen aus jenen Berichten folgende : [meine Anmerkungen stehen zwischen Klammern.] Der Zugang und die Geschichte des Ausbruchs. ,,Ein Thal war an der Stelle, wo die jetzige Kraterkluft liegt, schon vor 1822 vorhanden und war wie alle Höhen rundum mit Wald bedeckt. Von Alters her w^aren die Bewohner an ein un- terirdisches Getöse gew'öhnt, was sich von Zeit zu Zeit vernehmen Hess und während der x\usbrüche des ungefähr 25 ]Minuten entfern- ten G.-Guntur stets am heftigsten war. Ausser andern Bächen strömte der Tji-Kunir aus der Kluft des G.-Gelunggung herab und ergoss sich in den Tji-Lose. Reiche Kulturebnen umgaben den Süd- und Ostfuss des Berges und eine Menge isolirter Hügel lagen darin zerstreut. Viele von diesen Hügeln z. B. G.-Madia- pada, G.-Gong in »Singaparna tragen Gräber unter Cambodja- u.a. angepflanzten Bäumen. Andere waren mit Wald bedeckt. Die linke, nordöstliche Wand des Gelunggungthales hiess Pasir-Guru, die rechte, südwestliche Pasir-Pogor. Der Hauptbach dieses Thaies Tji - Kunii- nahm im ^Nlonat Juli 1822 [wegen verstärkten Ausströmen von schweflig-sauren Dämpfen in den Räumen, durch die er strömt,] eine trübe, milchichte Be- schaffenheit an, machte weisse Niederschläge, bekam einen zusam- menziehenden Geschmack und [?] schwefeligen Geruch [er enthielt in Auflösung schwefelsaure Thonerde, die wegen verstärkten Zufluss von reinem Wasser in den tiefern Regionen wieder niedergeschlagen \i\ wurde]. Nach einiger Zeit aber wurde sein Wasser Avicder hell und klar [das Ausströmen der Dämpfe nahm zu, das Wasser enthielt mehr Säure, und die Thonerde wurde nicht mehr präcipitirt] . — Höher oben , bei einem Wasserfall und Becken Avar das Wasser wärmer, als gewöhnlich. Den 8. October, ^Mittags P/o Uhr, hörte man einen heftigen Schlag, [Detonation,] wovon die Erde bebte, [und den man auch in den entferntesten Theilen von ganz Java hörte,] und sah: aus dem G.-Gelung'guiig-: — eme entsetzliche Rauchsäule, welche mit Blitzesschnelle in die Höhe stieg-, sich eben so schnell in die Breite zog, und in kurzer Zeit eine totale Finsterniss über das Land verbreitete; — die Schläge, wovon die Erde zitterte, verdoppelten; — Hau- fen von Schlamm flogen hoch durch die Luft, und tielen selbst jenseits des Tji-Tandui', bis an Orte, deren weiteste in einer Entfernung von 10 Pfählen*) geradlinigt vom Krater lagen, her- ab; — die Bäche Tji-Kunir, Tji-Lose, Tji-Wulan und Tji-Tandüi wurden zu furchtbar anschwellenden Schlammfluthen und sogar ganze Wohnungen , mit noch lebenden Menschen darin , hat man forttreiben sehen; — die Kulturebne rund um den G.-Gelunggung wurde bis auf einen Abstand von 6 Pfählen, besonders auf der Ostseite ZM-ischen dem Berge und dem Tji-Tandui, mit allem, was sie trug, Dörfern, Palmen und andern Fruchtbaumwäldern, mit rauchendem Schlamm von bläulich-grauer Farbe bedeckt, so hoch, dass man nichts seilen konnte, als eben die Oberfläche dieses Schlammes, den VAN DER Capellen in Singaparna, unAveit vom Tji-Kunir, den 17. October zwischen 60 und 70' hoch fand; — von den Wäldern auf den Gebirgen blieben nur halbver- brannte Stümpfe zurück; — einige näher am Berge liegende Gegenden und Dörfer blieben aber befreit, weil der Schlamm hoch über sie wegflog; — ein Mann, der fliehen Avollte, wurde von der Krone einer umstürzenden Kokospalme (Kölapa - Baum) bedeckt, und gerettet, weil der Schlamm Avie über ein GcAvölbe über ihn hiiiAvegfloss [der Schlamm Avar also 1) nicht sehr flüssig und 2) nicht sehr heiss] ; — Feuer und Flammen hat Niemand gesehen, aber häufig Avurde das dunkle GcAvölk von Blitzen erleuchtet, die an vielen Stellen ein- schlugen und viele Menschen tödteten ; — dabei Avehten noch stürmische Winde, RuckAvinde, die Häuser und Bäume umbliesen;**) — dies alles dauerte 1 Vi Stunden lang, mit steigender Wuth; — *) Ein Pfahl ä 4^00 rheinl. Fuss. **) In dem letzten Generalrapporte wird dieser Kuckwinde nicht gcdaciil. 122 um ;i Uhr ticl ein höchst zerstörender Regen von kaltem Schlamm , zugleich mit Asche auf der West- und Südseite des Ge- birges, bis in eine Entfernung von 25 Pfählen herab, während in der Nähe des Kraters aus der Luft das Fallen von einem röthlichen Sande und von kleinen Steinen beobachtet wurde; — um 4 Ulu- nahm die Heftigkeit der Erscheinungen ab, — und um 5 Uhr wurde Alles todtstill, — der Berg wurde wieder sichtbar und der Himmel heiterte sich auf. [Der erste Ausbruch dauerte also etwa drei Stunden lang.] Den 9. October (den folgenden Tag) früh strömte anhalten- der Regen herab, die Fluthen tobten immer stärker und drohten Alles, was noch nicht unter Schlamm begraben war, zu über- schwemmen; den 9., 10. und 11. October flüchteten desshalb viele Menschen auf die isolirten Hügel in der Ebne, wo die Gräber ihrer Väter lagen. Auf dem einzigen Hügel G. -Madiapada z. B. befan- den sich 200 Menschen, — auf dem G. -Gong über 200, und auf vielen andern mehr oder weniger. Den 12. October Abends strömte der Regen immer stärker, die Fluthen, die schon längst alle Brücken hinweggespült hatten, stiegen immer höher, und um sieben Uhr wurde wieder ein ungeheurer Knall (Schlag) gehört, — die Erde bebte von einem starken Stosse, worauf noch zwei Erdstösse folgten. — Die Nacht war stockfinster, man hörte nur das Plätschern des Regens, das Brausen der wüthenden Wo- gen, das Heulen des Sturmes, das Niederstürzen der Felsblöcke, das Prasseln des Donners, — dies alles übertönte das Angst- geschrei der Unglücklichen , die auf den Gräbern ihrer Vorfahren einem, leider ! zu sichern Tode zu entgehen hofi'ten ! — Besonders in dieser Nacht (vom 12. zum 13. October) wurden vorzüglich viele Felsentrümmermassen mit neuen Schlamm- und Wassermengen herabgespült ; diese fürchterlichen Felsen- und Schlaramströme stiegen so hoch, dass die l^erge G.-3[adiai:)ada, G.-Gong u. a. von ihnen, [die trügerischen Asyle von ein Paar Tau- send Javanen,] einige überschwemmt, — andere mit fortgerissen wurden , — während nur die giössern , worauf der Rest der Popu- lation w^ar, stehen blieben, um Avelche die Trümmer herum flös- sen. — Mehre Tage später erlöste man die Flüchtlinge, die halb- todt vor Hunger waren, von diesen stehen gebliebenen Bergen. Die Zahl der auf diese Art Umgekommenen wird auf 2000 ge- schätzt, was die Hälfte der sämmtlichen Todten ist. — [Weil diese Hügel überall in der Ebne zerstreut liegen, so kann man mit viel Wahrscheinlichkeit annehmen, dass alles, was fliehen konnte, auf diese Hügel floh, die einzigen vorhandenen Höhen in der Nähe der Dörfer, und dass ohne die Existenz dieser Hügel anstatt 2, vielleicht 20,000 Menschen würden verloren gewesen sein.] 123 Den 13. Oc tober bemerkte man, dass die Gestalt des G.- Gelunggimg-Thales und seiner umgebenden Höhen ganz verändert war; es soll sich die eigentliche Kraterkluft, so wie sie jetzt ist, tief und von schroffen Wänden begränzt , erst im Ausbruche dieser Nacht vom 1 2ten zum 1 3ten gebildet haben [wahrscheinlich wurde sie durch den Emsturz der Seiten theile , deren Trümmer das Ma- terial der Trümmerströme vergrösserten, nur erw^eitert; — übri- gens konnte man auch das , was in den vorigen Tagen im Krater vorging, nicht sehen]. Den IG. Oc tober Abends zwischen 9 und 11 Uhr, ja auch noch den 17ten von Zeit zu Zeit hörte man neues Getöse im Berge. Um die Tausende von verbrannten und verAvundeten Menschen, die noch lebten , zu retten und aus dem Schlamme herauszuziehen, oder um den Fuss der einzelnen Hügel, z. B. des G. -Lingkung zu erreichen , auf welchen andere Halbverhungerte der Erlösung harr- ten, legte man Bambusrohr auf die Oberfläche, in mehren Lagen über einander, und schritt so wie auf Brücken über den noch heissen Schlamm. — Erst den 18. Oetober war das Wasser der Bäche so weit gefallen, dass man sie passiren konnte, um in den Hauptort des Distriktes Singa- pania zu gelangen. — Ein grosser Theil dieses Distriktes war bis dahin durch das ausgetretene Wasser ein See. Aber noch lange nachher fanden noch Übers trömungen statt [weil das an vielen Stellen durch Schlamm und Felsentrümmer aufgestaute Wasser nicht überall auf Einmal, hier früher dort später, durchbrach] . Den 12. November sah man bloss noch weissKche Dämpfe aus dem Krater steigen [wie noch jetzt]. Erst den 7. Januar 1823 konnte man zu Pferde über das Ausw^urfsterrain kommen. Die mehrsten Leichen sah van der Capellen bei den theilweis vernichteten Dörfern ausserhalb der Dörfer [dies kann zum Beweise dienen , wie schnell das Ereigniss eintrat, denn ohne Zweifel befanden sich diese Unglücklichen, als sie der Tod ereilte, im Beginn der Flucht]. — Eine Mutter hatte als Leiche noch ihre zwei Kinder an den Händen , — an den Brü- sten einer andern lebte noch ihr Säugling. 124 Die Grösse der VerAvüstuug an PÜanzungen , Menschenleben und Vieh war: < i 1 CD ü o: o X o Umgekommenes Vieh iieisfelder, n. d.mittl. Ertrag in Tjain's Padi Kaifeebäume Distrikt. -s p- (5 Q p P n> 3 CSl c t» p p 3 - n •s B. o' p- o CO o p. Singaparna und Indeiang 80 2612 1386 9 4 66 12S 403 597 1S59 4215 462 Tausend J322 Tausend Tasilc malaju und Tjidojang 25 39 0 0 12 276 327 1124 1146 2S1 Tausend 856 Tausend Radjopolo 9 0 0 34 0 34 0 0 0 151 Tausend Tjiawi 0 0 0 0 0 277 Tausend Sunima : 111 4011 105 140 713 ]95S 2983 5361 745 Tausend 2606 Tausend Die bloss Beschädigten nicht gerechnet, gingen in Singaparna und Indeiang durch totale Vernichtung 27 Wasserleitungen ver- loren und in Tasik malaju und Tjidojang 14. — Singaparna und Indeiang also, besonders der letztere Distrikt, litten am meisten; alle verwüsteten Distrikte gehören zur Abtheilung Sumedang , die hier an Sukapura gränzt. — Z^vei Distrikte von der Abtheilung I>imbangan (Garut), nämlich Balubur und Wanaradja litten bloss durch Beschädigung von 163 Tausend • KafFeebäumen.'^ — So weit die Berichte. Was die Ausdrücke von ,, brandenden modder'' — gemengt mit ,,ontvlamden zwavel"^ — betrifft, die einmal im Berichte vor- kommen, so muss man sich wohl hüten, darunter etwas Anderes zu verstehen, als heissen Schlamm. — Übrigens wird auch an einer andern Stelle als eine grosse Merkwürdigkeit von dieser Eruption gesagt, dass man weder Feuer noch Flammen gesehen habe. — An einer andern Stelle wird von ,,eben solchen Pyriten" gesprochen, ,,als man im Krater des G.-Pepandajan findet;" ich habe aber weder hi dem Auswurfsterrain des einen, noch des andern 125 Eisenkies finden können, und wenn es darin vorkommt, dann gewiss sehr einzeln (und ist erst während des Ausbruches ge- bildet). Nach sorgfältiger Prüfung dieser Elemente in den oben citir- ten Berichten habe ich meine Beschreibung des Ausbruchs entwor- fen, welche geschichtlich getreu die Erscheinung so giebt, wie sie sich entwickelte. Als Zusatz zu dieser Beschreibung möge noch Folgendes hier eine Stelle finden, über Bestand, Vorgang und Ur- sprung der Aus Wurfsstoffe. Dass der G.-Gelunggung schon früher und von Alters her ein Vulkan war und schon vor 1S22 einen seitlichen Spaltenartigen Krater, wie der G.-Salak, Malawar, LaAvu, Merbabu, hatte, wird 1) schon aus jenen Berichten wahrscheinlich, welche der Thalkluft des Tji-Kunir gedenken; 2) das Vorhandensein von vielen Tausend isolirten Hügeln in den genannten Flächen rund um den Fuss des G.-G6lunggung schon vor 1S22, welche aus vulkanischen Aus- wurfsmassen bestehen, macht es fast zur Gewissheit. Schon oben bemerkte ich , dass inmitten der dichten Urwälder von Java Fuma- rolen und Solfataren Jahrhunderte lang dampfen können, Avie z. B. der G.-Argopuro, ohne der Menschheit bekannt zu sein; — und ein Ausbruch auf Java, wie schnell wird er nicht vergessen? — kein Javan weiss jetzt noch etwas von dem Ausbruche des G.-Dieng in 1786, wobei ein Dorf versank, — noch von der grossen Eruption des G.-Ringgit in 1586. Bestand und Lage des Aus wurfsbodpns. — Ich durch- musterte das Terrain der zehn Tausend Berge, wie man es nennen kann, noch ein Mal im September 1846. — Die Erfahrenem von den Javan en unterscheiden sehr wohl 1) zwischen den neuen, in 1822 entstandenen Hügeln und 2) zwischen den alten, die schon vor dem Ausbruche da waren, obgleich sich beide in ihrer Lage, Grösse und Form gerade so zu einander verhalten, wie alte und neue INIaulwurfshügel , und auch beide eine gleiche Zusammen- setzung aus Steintrümmern haben. — In einer südöstlichen Eich- tung vom G. - Gelunggung trifft man die entfern testen Berge 2 Pfahle jenseits Tasik malaju, ostwärts neben dem Bache Tji- Luman, in Norden von dem grossen Wege, an, von wo sie nach dem G.-Gelunggung zu immer häufiger werden; — südwärts deh- nen sie sich aus bis zu den Thalfuix-hcn , worin der Tji-Tjantel und der Tji-Wuhm strömen, — ostwärts bis zum Tji-Tandui', nur ein- zelne liegen jenseits diesem Flusse, auf dessen linker Seite, — und nordwärts findet man sie bis zu denGränzen des Distriktes Tjiawi. — In einigen Gegenden, z. B. in Süden von Tasik malaju, zwischen diesem Orte und dem Punkte, wo sich der Weg nach Singaparna und Alt-Sukapura theilt, liegen sie sehr gedrängt, und in den Ge- genden, welche der Tji-Mulu westwärts von Indciang durchströmt, im Allgemeinen aber weitläufig und ohne Ordnung in der Fläclie zerstreut, — und vergebens versucht man eine bestimmte Richtung nach Reihen zu erkeimen. 126 Eine mühsame Aufgabe wäre es, diese Berge, die einander so ähnlich sind, wie Maulwurfshügel , zu z ä h 1 e n , — ihre Höhe über ihre Grundfläche, — die Neigungswinkel ihrer Seiten, — ihre Form und den Durchmesser iljrer Basis zu messen, um daraus den Kubik- inhalt der felsigen, festen AuswurfsstofTe aus dem G.-Gölunggung zu berechnen. Ich konnte ihre Zahl nur ohngefähr auf 10000 schätzen, und leicht dürften ihrer mehre sein. Die Ebne, auf der sie sich erheben, zieht sich von Süd-West nach Nord-Ost um den Fuss des Jierges herum, welcher einen Vor- sprung in der Bergkette nach Süd-Ost bildet, macht nach Nord- Ost zu , — wie wir dies schon früher angedeutet haben , — einen Theil des Thalbodens des Tji-Tandui aus, welches nach Westen von der Gelunggungkette und nach Osten durch den G.-Sawal begränzt wird. Es ist zu bemerken , dass dies Thal selbst in ihrem nördlichen Theile, wo sich die Bergzüge von Malembong von Osten nach Westen ziehen und das Thal schliessen, fast ganz flach und nicht höher als etwa 1500' über dem Meeresspiegel ist, während der untere Theil der Ebne nebst der Fläche — die Gelunggungfläche — , in welcher es sich nach Süd- Westen zu fortsetzt und wozu die ver- wüsteten Distrikte Indei'ang, Tasik malaju und Singaparna gehö- ren, von 12 bis 800' heruntersteigen. Die mittlere Höhe der Fläche beträgt lOOO', so hoch, als Tasik malaju liegt. Der Hauptfluss Tji-Tandui" fliesst von Norden nach Süden durch das Thal, dem Fusse des G.-Sawal viel näher als dem G.- Gelunggung, — so ruhig, dass man ihn mit Kähnen befahren kann. Der Tji-Wulan dagegen ist ein wilder Bergstrom. Thalboden und Fläche sind nun ganz bebaut und fast in eine einzige S a av a h verwandelt , in der eine Menge von kleinen Wäld- chen aus Kokospalmen und andern Fruchtbäumen (nämlich Dörfer, deren Hütten in ihrem Schatten stehen) zerstreut liegen. Siehe Gelunggung Fig. 2. Dazwischen liegt hier und da ein Indigofeld und die Urwaldung ist auf die höchsten Firsten des G. -Gelunggung imd Sawal zurückgedrängt. — Die vulkanische Asche von 1822 ist in den vergangenen 24 Jahren zur fruchtbarsten Ackerkrume ge- Avorden , und eng ziehen sich die Furchen der Pflugschaar um den Fuss der Hügel, ja auf die Hügel hinauf, von denen nicht wenige ganz bebaut sind. Nur auf einigen der grössern zur Beschattung der dem Javanen stets heiligen Gräber, die dort liegen, düstern noch kleine Gruppen von Urwald, vielleicht die letzten Eeste der Wälder, die vor Zeiten die ganze Fläche bedeckten. Nach Osten zu hat diese Ebne einen sanften Fall bis zum Tji- Tandui", — nach Süden bis zu dem tiefern Thalförmigen Bette des 127 Tji-Wulan, — und in der Richtung nach Süd-Ost senkt sie sich sanft und allmähhg herab bis in das Bett des Tji-Tjantel, welcher in einer queren Richtung zu den beiden Hauptflüssen hart am Fusse des niedrigen, aber ausgedehnten Südgebirges quer nach West-Süd- West fliesst und sich in den Tji-Wulan ergiesst. Hier, im Tji- Tjantel endet die geneigte Ebne und stösst gegen den Fuss des Südgebirges an. Schon auf den ersten Blick fallen die ungezählten, vielen Hun- derte von Hügeln auf, von denen diese Ebne wie besäet ist. — Sie stehen fast alle ganz isolirt und sind von gleicher regelmässiger Gestalt und Grösse (s. Gelunggung Fig. 3 a und h). AVenigstens von 4 sind 3 breit - glockenförmig , oder hemisphärisch - glocken- förmig, und nur einer von vieren weicht von dieser Norm ab und ■:^J?. ist unregelmässig von Gestalt, z. B. länglich, oder mehr konisch und dann steiler. Bei weitem die mehrsten sind jetzt mit kurzem Gras und Gesträuch bedeckt, und haben eine gleiche Höhe von 45', nur einzelne erreichen lOO' (schwerlich mehr), oder bleiben unter 45' zurück. — Siebestehen alle ohne Ausnahme aus eckigen, vulkanischen Felsenstücken aller Grösse, deren Zwischenräume eine fruchtbare Erde erfüllt, dieselbe, welche die Fruchtbarkeit der Felder rundum bedingt. An dieser Erde und an den Verwitterungskrusten der Felsen- stücke kann man die alten Steinberge von den erst in 1S22 ent- standenen, so wie den Auswurfsboden von 1822 von den Theilen der Ebne, welche 1822 nicht überschwemmt Avurden, unterschei- den. — Denn in den im Jahre 1822 gebildeten Bergen und Ebnen herrscht eine dunkelgraue thonartige Erde vor, die mit Wasser ver- mengt fast schwärzlich-grau erscheint und als Schlamm vom Berge herabströmte, während die Erde der altern Steinberge bräunlich ist imd wenigstens zum Theil ein Erzeugniss der Verwitterung dieser Trümmerblöcke ist, deren Zwischenräume damit angefüllt sind. Die Steine von 1822 haben keine Verwittcrungskrusten und ein ganz frisches Ansehen. Auch tragen Steinberge und Schlammterrain von 1822 nur junge Vegetation (Alanggras und Glagali oder junges Gesträuch), während auf den alten Bergen entweder noch Über- reste der ursprünglichen Wälder oder, wo diese selbst niedergewor- fen wurden , die Beweise ihrer frühern Anwesenheit, nämlich dicke Ijagen von Dammerdc, Humus gefunden werden. Wenn auch die Erde der alten Hügel einen gleichen Ursprung hatte, wie die der jünge- ren, so ist sie doch durch Zersetzung und Vermengung mit ver- 128 inoclcrtcn Pflanzenrcsten sehr verändert. Aber die Gesteine beider sind völlig gleieh vorherrschend ein Trachyt, reich an Feldspath, aiin an Hornblende, in scharfeckigen JJruchstücken , die von der Grösse eines halben Fusses bis zu lO' dicken lilöcken wechseln, am liäufigsten aber in 2 bis 3' dicken Trümmern vorkommen. Der erste Ausbruch des G.-Gelunggung muss nach der 2 ISIal gTÖssern Entfernung, zu welcher gleich grosse und schwere l'Vlsen- massen gelangten , viel stärker gewesen sein , und wenn die Ebne damals schon bevölkert war, einen viel grössern Thcil der Popula- tion vernichtet haben. *j — Die Eruption von 1822 trieb ihre Trüm- mer nur Vt so weit; sie erreichten Tasik malaju nicht, dessen Hüt- ten hier und da z. B. am Westende der Stadt zwischen alten Steinbergen erbaut sind, und doch kamen 4000 ^lenschen um. — Die mehrsten Steinberge von 1822 bildeten sich ostwärts vom G.- Gelunggung, nach dem Dorfe Indeiang zu, in Gegenden, welche jetzt der Tji-jNIulu durchströmt. Ich habe, nachdem ich die Berichte im Jav. Courant von 1822 und 1823 gelesen, worin ein Paar ]Mal die Ausdrücke ,, brennen der Schlamm und entzündeter Schwefel" vorkommen, — das AusAvurfs- terrain an vielen Stellen in 1837 und 1846 untersucht, habe aber ausser vulkanischer Asche, die mit Wasser vermengt als Schlamm ausgeworfen wurde und vorherrschend aus Thonerde mit Kieselerde und etwas Eisenoxyd bestellt, nur Sand, Steingruss und Felsen trümmer trachytischer und doleritischer Art angetroffen. Keine andern Auswurfsprodukte in JNIasse sind vorhanden. — Die Dämpfe müssen überwiegend aus W a s s e r d a m p f bestanden haben, imd die !Menge gasförmiger schAvefliger Säure, die zugleich aus dem Krater ausgestossen wurde, kann nicht gross gewesen sein. Wenn sich an einzelnen Stellen im Auswurfsterrain Spuren von Schwefel und Schwefeleisen finden sollten, so kann dies nicht befremden ; — gewiss aber sind sie zwischen den übrigen Bestandtheilen -sehr untergeordnet, da es mir, ausser im Krater selbst, nicht gelang, auch nur eine Spur davon zu finden. Nur sehr wenige von den Steintrümmern sind ganz oder theil- weise porös und zu Schlacke übergegangen, — unvollkommen zu Lava verschmolzen, 9/io und mehr von ihnen aber sind dasselbe feste, nicht poröse trachytische Gestein, das in unendlichen, ohne Gränz- linie in einander übergehenden Varietäten so viele ]jergketten so- wohl, als stumpfe und durchbohrte Kegelberge auf Java bildet. Die Seitenwände der Kraterkluft bestehen aus solchem Gestein. Es scheüit daher, dass das ^Material zu diesen Tausenden von Stein- bergen, die alle aus ^Myriaden von einzelnen Felsblöcken zusammen- gesetzt sind, grösstentlieils von der zerstückelten Bergwand geliefert *) Die Leichtigkeit , mit welcher die sanft geneigte Ebne überschwemmt werden kann , also ihre Geschicklichkeit zum Reisbau , wo der Javane am lieb- sten seine Hütten baut, macht diese sehr wahrscheinlich. A. d. V. 129 wurde, an deren Stelle die jetzige gTOSse Kraterkluft liegt und dro- hend auf den weiten Schauplatz der Verwüstung herabgähnt. Am Fusse der südlichen Gebirge von Sukapura fliesst in etwa Syo Pfähle geradlinigter Entfernung vom Krater des G. -Gelung- gung fast ungefähr in der Richtung von West-Süd- West der Tji- Tjantel, und bis zu semem Bette senkt sich die mit den Hügeln besetzte Ebne gleichmässig mit einer Neigung herab, die kaum 2 und in den obern Gegenden höchstens 4 Grade betragen kann. Bis eben dahin, die Bäche aufstauend, strömten die Eruptionsmassen, die sich Avahrschemlich am Fusse dieses Südgebirges anhäuften, bis die geschwollenen Bäche den grössten Theil davon wieder hinweg- spülten. In der Nähe der Tji-Tjantelkluft fällt die Ebne stärker imd dort sieht man auch die mehrsten Steinhügel in die Länge gezogen. Ich habe mir JNIühe gegeben, den Kubikinhalt der ausge- ^^'f)rfenen Trümmerblöcke, aus welchen die einzeln liegenden Hügel bestellen, mit einiger Wahrscheinlichkeit zu bestimmen. Nach meiner Aufnahme beträgt das Areal des Auswurfs terrains von dem Krater an bis dahin, avo die letzten Hügel liegen, ungefähr 45 DPfähle. Auf je 1000 Fuss im D stehen durchschnittlich 15*) Hügel, im Ganzen also 345 auf jedem D Pfahl und 15525 auf dem ganzen Auswurfs terrain. — Die Höhe der Hügel , Avelche Avir bei dieser Schätzung als kegelförmig betrachten Avollen, nehmen AA'ir im Mittel zu 40' über ihrer Basis an, die einen Durchmesser von 200' hat. Jeder dieser Hügel Avu-d daher durchschnittlich 104640 Kubikfuss enthalten, so dass die Summe des Inhalts aller Hügel mehr als 1624 ^Millionen Kubikfuss ausmachen AAird. Ist nun ein einzelner Steinblock 2' hoch und dick, — Avas ungefähr die durch- schnittliche Dicke betragen Avird, — so hat der G.-Gelunggung 203 iNIillionen solcher Steinblöcke ausgeAvorfen. Bedenkt man hier- bei, dass die Basis, auf Avelcher diese Steinhaufen sich erheben, die Oberfläche einer Lage ist, Avelche ebenfalls aus Trümmergesteiu mit vulkanischer Asche (Schlamm) besteht — eine Lage, die 30' und auf vielen Stellen sogar 60 bis 70' dick ist, welche folglich einen noch viel grössern Kubikinhalt besitzen muss, als die Steinhaufen auf ihrer Oberfläche, — - dann Avird man erstaunen iiber die unge- heure ]Menge zertrümmerter F e 1 s b 1 ö c k e , Sand und Asche, A\elche der G.-Gclunggung mit Wasser vermischt als einen flüssi- gen Strom ausgeAAorfen hat. Dadurch AAdrd man ein IMld bekom- men von dem grossen Einfluss, Avelchcn die Vulkane auf Java noch gegeuAV artig auf die Umgestaltung und in's Besondre die Er- höhung der umliegenden Landstriche ausüben. Es ist leicht ein- zusehen, dass dieser Einfluss in früliern Zeiten ein viel grösserer war; dass ganze ausgedehnte Flächen, z. B. die Ebnen von Sukapura und Tjandjur bis an liadja mandala vorbei, das Plateau von Bandong, Pengalengan , Segala erang, die Flächen von Wono- *) Selten weniger als 5, da aber, wo sie dicht beisammen stehen, selbst 25. Ein Pfahl ist = !071 par. Fuss. Juiij^liuliii, Jüva II. 9 130 sobo, Jogjakörta, Solo, Kedhi, das Deltaland des Kali-BrantÖs u. s. \v. ganz und gar von vulkanischen Auswürflingen, Lavaströmen, hauptsächlich aber durch Trümmergestein von Lava, Sand und Asche gebildet und in's Leben gerufen wurden, ja dass alle C e n - t r a 1 f 1 ä c h e n von Java durch vulkanische Auswürflinge angehöht worden sind, selbst wenn sie theilweise durch Flüsse angeschwemmt oder aus dem Wasser der Meere abgesetzt wurden. (A'ergl. liierinit oben die Ausbrüche des G.-Guntur und Pepandajan, so wie weiter unten die Eruption des G.-Kelut und Tömboro.) Vorgang. Das weite Vorrücken dieser Trümmermassen auf einer wenig geneigten Ebne, im Ausbruche von 1822 geradlinigt höchstens 5 Pfähle weit, bis diesseits Indei'ang, — im altern Aus- bruche aber wohl mehr als 1 0 Pfähle Aveit , bis ostwärts vom Tji- Luman , — ist mit der Bahn mancher Eergschlipfe zu vergleichen, die auch zuweilen (wie der auf der grossen Strasse südwärts vom G.-^Iesigit — zwischen Radja mandala und Bandong — im Monat Juli 1S43) durch die Schwere nachrutschender Massen weit in flache Gegenden hinein geschoben Averden. Wenn man einen oder einige der isolirten Berge, deren jeder aus vielen Tausenden von Steintrümmern besteht, für sich betrachtet, so würde ihr weites Vordringen, — das Fortrollen ihrer eckigen Felsenblöcke in einer fast flachen Gegend unerhört sein; — nimmt man aber an, dass sich die ganze Fläche, das ganze überschüttete Land, be- wegt habe, vom Krater, der 3590' hoch liegt und aus welchem im- mer noch melir Massen nachströmten, herab, so erklärt sich der Vorgang schon leichter. S. Gelunggung Fig. 4. Die scharfeckige Beschaffenheit fast aller Trümmer beweist, dass die Reibung nicht gross gewesen sein oder nur kurze Zeit ge- dauert haben kann; auch wurden sie in der That zum Theil getragen oder schwebend gehalten durch Schlamm , oder wenig- stens durch dickes schlammiges Wasser. Dafür zeugt sowohl der Bericht der Javanen, als auch die in den Steinhügeln von 1822 noch vorhandene, dunkelgraue Erdmasse, die von jenem Schlamm zurückblieb und die Zwischenräume zwischen den Steinen grössten- theils erfüllt. — Der Transport von diesen M}Tiaden von Stein- blöcken, die grössten von 7' Durchmesser, *) über ein flaches Land bis in eine Entfernung von 1 0 Pfählen ist gewiss schon an und für sich selbst interessant. Ihre Aufhäufung zu Bergen erklären die Javanen auf folgende Art. Wenn die Felsenstücke, die (von 2, 3 bis 5 und mehr Durchmesser) sich in dieser Schlammfluth mit fort- bewegten, auf ein geringes Hinderniss stiessen, das in ihrem Wege lag, z. B. auf einen Baumstumpf oder einen schon vorhandenen Stein oder andere Unebenheiten des Bodens, so häuften sie sich an, wurden von noch andern nachströmenden überthürmt und wuchsen so, durch Aufeinanderstapelung von immer mehren , end- lich zu ganzen Haufen und Bergen an, während an andern Stellen, *) Dies sind die grössten, die ich sah, und die nur sehr einzeln vorkommen ; ■j dicke Blöcke sind schon häufiger. 131 wo keine Hindernisse des Bodens vorhanden waren , an denen sie aufgehalten werden konnten, die Felsblöcke und der Schlamm sich zu einer mehr gleichförmigen Lage über die Oberfläche aus- breiteten. Der Schlamm- und Steinstrom muss daher anfangs un- gefähr gleiche Höhe gehabt haben , wie die gegenwärtigen Hügel, welche endlich, nachdem der übrige Theil der Felsstücke, die in dem Schlamme mit fortgewälzt worden waren, an den Seiten dieser Steinhaufen weggeflossen oder sich in den Zwischenräumen einge- senkt und sich so ausgebreitet hatte, allein noch übrig blieben. — Auf diese Weise . wurden viele Tausende von neu entstandenen, isolirten und hemisphärisch - konischen Bergen gebildet, die wie JMaulwurfshügel auf einer Ebne ruhen und die der Mehrzahl nach ziemlich gleich gross und hoch ausfallen mussten , weü die Bedin- gungen, die sie erzeugten, bei allen dieselben waren und überall mit gleich starken Kräften Avii-kten. — Die mittlere Grösse der ein- zelnen Felsenstücke, die Niveauhöhe der Schlammfluth, der Grad der Dickflüssigkeit des Schlammes und des Angefülltseins desselben mit fester Älaterie (Asche) , der Falhvinkel der Ebne und der davon mit bedingten Stromgeschwindigkeit der bewegten INIassen, dies Alles waren meiner Meinung nach die Umstände, von denen, die Grösse der Hügel abhing, und welche eine bestimmte Gränze nicht überschreiten konnten, so dass sie auch wirklich bei den meisten unter einander übereinstimmt. Bei dem Allen bleibt doch die so regelmässige Gestalt von wenigstens drei Viertheilen dieser Hügel merkwürdig , die auf kei- ner Seite stärker, als auf den andern fallen , wenn es auch scheint, dass aus der eignen Schwere der lose durch einander geworfenen eckigen Massen , welche über einander rollten , der also gebildete Haufen an den verschiedenen Seiten einen ziemlich gleichmässigen Abhang und eine solche Form erhalten musste. Diese Erklärungsart der Entstehung der Steinberge ist dieselbe, welche mir einige unterrichtete Javanen gaben, die Zeugen waren von der Eruption in 1S22, und die mir versicherten, dass ihre Vor- stellungsart keine Theorie, sondern Beobachtung sei. Wenn man sich den Vorgang auf diese Weise vorstellt, so folgt daraus, dass hauptsächlich die festen Bestandtheile des Schlammstromes, die Felsblöcke auf der Ebne liegen bleiben mussten, dass aber von dem flüssigen Schlamm ein Theil zurückbleiben konnte, während der übrige Theil weiter strömte und von den Flüssen weggeführt wurde. Niedergefallen aus der Luft ist nach ihrer ausdrücklichen Versicherung von dem Schlamme nur ein Theil, und von den Stei- nen ein noch kleinerer Theil, während es nur Asche war, welche weit durch die Luft flog. 132 Die schönsten Entblössungen dieser Trümnierbcrgc findet man tla, wo sich zwischen Indciang und Tasik malaj\i die IJäclie Tji- Muhi und Tji-Tandui' in tiefen Klüften JJahn hindurch gebrochen haben. Manche liängen dort zusammen, andere sind daselbst steil konisch. Einige, aber sparsam, erheben sich auch am östlichen oder linken Tji-Tandui-Ufer, und es ist klar, dass beim ersten Ausbruche des G.-Gelunggung, von welchem die zuletzt erwähnten Hügel lierrühren , das Tji-Tandui'thal in der Gegend bei Indeiang ganz mit AuswurfsstofFen erfüllt und verstopft werden musste, ehe diese Trümmemiassen bis auf den Sawalfuss gelangen konnten. Durch diese Verstopfung musste der Tji-Tandui", der einzige Abzugskanal des Thaies, in seinem Laufe aufgehalten, das ganze Thal in einen Ungeheuern See verwandelt haben, wodurch walirscheinlich in Folge von Niederschlägen erst die auffallende Söhligkeit des Thaies her- vorgerufen wurde, das oberhalb des gewesenen Dammes so Avenig Fall hat, dass sich die Anwohner Kähne im Tji-Tandui' halten, welcher iinterhalb der Stelle ein brausender Eergstrom ist. Ahnliche isolirte Hügel aus vulkanischen Steintrümmern fin- det man am Nord-Ost-Fuss des G.-Sumbing und Ajang, so wie rund um den Süd-Süd-Ost-Fuss des G.-Guntur gegen den G.-Putri hin , und in einer langen Linie vom G. - Agung - Ende an auf der Nord-Ost-Seitc bis jenseits des Tji-Manuk nach Wanakcrta zu vorgeschoben. Was den Ursprung dieser Steinblöcke, aus welchen die tausend Hügel zusammengesetzt sind, anbetrifft, so scheinen sie nicht alle in einem glühenden Zustand aus dem Krater herausgeschleudert zu sein , sondern es besteht gewiss ein grosser Theil aus den Trüm- mern des zerstörten Gebirges, welches da, wo die grosse Krater- kluft liegt, so aussieht, als w^äre ein Stück desselben in einer Länge von mehren Minuten herausgerissen worden. Es kann nicht zweifelhaft sein, dass durch die Kraft der Dampfsäulen, w'elchc sich mit furchtbaren Explosionen einen Ausweg bahnten, ein grosser Theil des Hergabhanges zertrümmert wurde, und die Erzählung der Inländer, dass die grosse Kluft erst während des Ausbruches von 1S22 entstanden sei, bestätigt diese Vermuthung. Fast alle l^ruch- stücke sind scharfkantig und bestehen aus Trachyt: s. L. Nr. 101 und 102, aus der Kraterkluft herrührend. Über den Ursprung des Wassers und des Schlam- mes. Es kommt mm hier sogleich die Frage zur Sprache: quollen der Schlamm und das Wasser, dessen Fluthen die Gelunggung- fläche bei Gelegenheit dieses Ausbruches überschwemmten, in tropf- bar - flüssigem Zustand aus der Tiefe des Vulkans , kamen sie aus dem Innern des \ailkanischen Herdes, oder kam das Wasser von aussen und vermengte sich erst im Krater mit der vulkanischen Asche zu Schlamm ? Um diese Frage beantworten zu können, wollen wir zuerst einen vergleichenden Blick auf die übrigen Vulkane der Insel wer- fen und folgende Thatsachen anfuhren: 1 33 1) Aus keinem andern Vulkan auf Java haben Ausbrüche von Wasser und Schlamm Statt gefunden , als aus solchen, in deren Krater Seen sich befinden, als aus dem G. -Tangkuban prau, Gelunggung, Kelut und Idjen. Aus der viel grössern Zahl anderer Vulkane auf Java, die keine Seen in ihren Kratern zeigen, haben nie andere als trockene oder feurige Stoffe Statt gefunden. 2) Die Menge des Wassers und Schlammes, die die genannten 4 Vulkane ausgeworfen haben, steht immer im Verhältniss zur Grösse ihrer Kraterseen. Die Schlammpfützen, die der Kra- ter des G. -Tangkuban prau in 1S37, wie auch jetzt (1848) wieder enthielt, waren klein, und der Schlammausbruch am 27. Mai 184G überschritt kaum die oberste Region vom Berggehänge auf der Ost- und Nord-Ost-Seite. Die Seen in den Kratern des G. -Kelut und Idjen sind gross und tief, und die t berscliAvemmungen aus diesen Kratern reichten bis über den Vulkan bis weit in die umliegenden Ebnen hinaus. (Man schlage die Beschreibung dieser Ausbrüchenach.) .3) Im Krater des G. -Gelunggung lagen im .lahre 1837 nur zwei kleine Seen , aber das Vorhandensein eines zu beiden Seiten durchbrochenen Querdammes in der Kraterkluft machen es wahr- scheinlich , dass vor dem Durchbrechen dieses Dammes , eine Be- gebenheit, die wahrscheinlich bei dem Ausbruche in 1822 Statt fand, der ganze Krater mit Wasser gefüllt war. 4) Das Wasser dieser Kraterseen kann nur einen atmosphäri- schen Ursprung haben. Denn nur in denj enigen kesselförmigcn Kratern findet man Seen, welche von sehr hohen und mit Wald bedeckten Wänden oder Bergrücken umgeben sind ; die ÖMcngc des Wassers , welches in Folge von gefallenen Regen oder Verdichtung der Wolkennebel an den Wänden herabsickert und tief unten zu klemen Bächen zusammenfliesst, steht in gehörigem Verhältniss zu der Höhe der Bergrücken und der Grösse der Seen selbst. 5) ^Nlan findet auf Java 18 Kraterseen. Von 11 dieser Seen ist das AVasser sauer und enthält freie Schwefelsäure oder aufgelöste Schwefelsaure Alaunerde; diese Seen liegen noch in thätigen Kra- tern , aus denen schweflig-saure Dämpfe oder Schwefelwasserstoff- gas aufsteigt. Von 7 dieser Seen ist das Wasser hell und trinkbar ; sie liegen in ganz und gar ausgebrannten Kratern. Diese Über- einstünmung der Beschaffenheit des Wassers mit dem noch thätigen oder ausgebrarmten Zustand des Kraters, in welchem die Meere liegen, bcAveisen aufs Deutlichste, dass das Wasser nicht von unten aufsteigt, sondern von oben hcrabströmt und sich sodann in dem vorhandenen Becken anhäuft; — dass es atmosphärisches Wasser ist, in welchem bei 11 noch thätigen Kratern die schweflige Säure aufgelöst Avird, die in gasförmigem Zustand aus dem Boden dir Seen aufsteigt. Die 1 1 sauren Seen oder Berge, auf welchen sie liegen, heissen: 1)G. -Tangkuban prau; — 2) G.-Patua; — 3) und 4) G. -Gelunggung; — 5) Telaga-Hodas; — 0), 7) und 8) Telaga- Leri, Weruo und Trus im Gebirge Dieng; — 9) G. -Kelut; — 10) G.-Raon und 1 \) G. -Idjen. — Die 7 Seen mit klarem reinem Was- 134 sei- sind die folgenden: 1) Telaga - Dringu ; — 2) T.-Wördoto; — 3) T.-Kal('' kambang; — 4) T.-Pengilong; — 5) T.-Tjebong; — 6) T.-Mönjer — und 7) T.-Ngebel. Die tausend .scharfeckigen und zum Theil riesenhaften Tra- chytblöcko, mit -welchen wir den Boden der Kraterkluft des G,- Gelnnggung in Avüster Unordnung bedeckt gefunden haben , geben ein Zeugniss ab von der furchtbaren Zerstückelung, welche da Statt gefunden hat. Nach dem Bericht der Inländer (s. S. 120) lag an der Stelle der ungeheuren weiten Kraterspalte vor dem Ausbruche in 1822 nur ein gewöhnliches Thal. Nehmen wir nun noch in Betracht das Vorhandensein des grossen Querdammes und der beiden dahin- ter liegenden Seen im obersten Theile des Kraters, so erlangt die Vorstellung grosse Wahrscheinlichkeit , dass dieser Querdamm der Rest des südöstlichen zertrümmerten Theiles der Kratermauer ist, und dass der Krater in 1822 auch auf dieser Seite geschlossen, also kesseiförmig war. Sehen wir nun gegeuAvärtig das Wasser, welches den 20 OO' hohen Bergwänden entlang in Strahlen herabläuft, sich in zwei ansehnliche Bäche ansammeln ; werfen wir einen Blick auf die Spalten, von welchen der Querdamm an zwei Stellen in der Nähe des Fusses der südlichen AVand durchbrochen ist und durch welche das Wasser der Bäche in schäumenden Wasserfällen herab- braust — so wird es uns einleuchten, dass ohne das Vorhandensein dieser Risse im Querdamme das Wasser der beiden Bäche zu einem See angeschwollen und dass dieser See sehr gross und tief gewesen sein muss, wenn der Krater vor 1822 auch auf dieser Seite von einer hohen JNIauer eingeschlossen Avar. Das Wasser eines solchen See's, plötzlich abgelassen, kann als hinreichend betrachtet werden , um solche grosse Überschwem- mungen hervorzubringen, als bei den Ausbrüchen des G.-Gelung- gung Statt gefunden haben. Es kann schon vorher schlammig gewesen sein, Avie das in den Schlammteichen im Krater des G.- Tangkuban prau, und es kann (eben so Avie das im Telaga -Bodas und noch mehr, Avie der heisse See im G.-Idjen) erhitzt Avorden sein, ohne bei dem stets erneuerten Zufluss von Wasser von den höhern Ringgebirgen herab zu verdampfen. Wenn es dann, den S. Octbr. Mittags, beim ersten Aufsteigen der Damjjf- und Aschen- säule im Kraterschachte von unten bcAvegt Avurde, so kann es sich mit einem Theil dieser Asche vermengt haben und theils ausge- schleudert, theils übergeflossen sein, ohne dass der Damm zer- sprengt Avurde. — Die Geschichte sagt deutlich, dass diese ganze Eruption den 8ten nur kurze Zeit, höchstens ZAvei Stunden dauerte. Als die Eruption fast geendet war, um drei Uhr fiel, ausser Schlammtheilen, auch ein Regen von trockner Asche herab. — Wie AA'äre das möglich, wenn man annimmt, dass die Asche schon im A'ulkanischen Herde mit Wasser zu Schlamm gemengt war, — avo sollte dann diese trockne Asche hergekommen sein ? — Leicht und natürlich aber erklärt sich die Erscheinung, 135 wenn man das frühere Vorhandensein eines Schlammsee's im Kra- ter anerkennt, nach dessen Entleerung es erst möglich wurde^ dass die von innen mit giühendheissen Dämpfen aufschiessende Asche trocken in die Lüfte gelangte. Die fürchterlichen Platzregen, welche aus unermesslichen Mengen condensirten Dampfes nach dieser ersten Eruption herabströmten , welche Tage lang anhielten zu fallen , und auch ein vulkanisches Gewitter hervorriefen , worin Blitz auf Blitz mit unglaublicher Heftigkeit auf einander folgte, — diesen wird derjenige nicht anstehen, einen grossen, wo nicht den grÖssten Theil der nachfolgenden Verwüstungen zuzuschreiben, welcher mit der Bedeutung der Bandjer schon nach gewöhnlichen Westmoussonregen und den Verwüstungen, die sie Jahr aus Jahr ein zur Folge haben , auf Java einigermassen bekannt ist. Durch diese Wolkenbrüche konnte sich der Kraterkessel von Neuem mit Wasser gefüllt haben , das von Neuem erhitzt wurde und sich mit vielen Auswurfsstoffen, zersetzten Steinmassen u. dgl. vermengte. Die zweite Verwüstung, welche 4 Tage später Statt hatte, näm- lich den 12.0ctober, Abends um 7 Uhr kann durch die heftigen Stösse eines Erdbebens, wovon die südöstliche Kratermauer, deren Gesteine wahrscheinlich schon sehr zerspalten und auch zum Theil zersetzt waren , bis auf einen kleinen Rest zertrümmert und durch- brochen wurde, die endliche Entleerung dieses Wassers erzeugt haben, die hauptsächlich in Wasser- und Schlammfluthen be- stand und in den Felsentrümmern der durchbrochenen Krater- mauer, die nun mit alle dem Gebirgsschutt, der sich in den letzten Tagen in der Kraterspalte aufgehäuft hatte, durch die entfesselten Gewässer mit herabgerissen wurden und sich in den Ebnen am Fusse des Berges ausbreiteten. Die von mir aus allen diesen Thatsachen gezogene Schluss- folge ist, dass kein Wasser in tropfbarflüssigem Zustand aus dem Herde des Vulkans aufgequollen, sondern dass durch den Krater nur Wasser dampf und Asche ausgeworfen wurden, dass das flüs- sige Wasser, welches das umliegende flache Land überströmte, erst durch die Verdichtung dieser Dämpfe in den kältern Luftschichten über dem Krater gebildet wurde, wozu auch das bereits früher vor- handene Wasser des See's gehört , und dass die vulkanische Asche erst in und über dem Kraterbecken mit dem Wasser zu Schlamm vermengt wurde. Die fürchterlichsten Regen und Gewitter, die seit dem ersten Ausbruche am Sten 4- Tage lang Tag und Nacht anhielten, deren Blitzstrahlen unaufhörlich durch die Luft zischten und viele Menschen tödtetcn (s. S. 122), — dies Alles sind ganz un verwerf liehe Zeugen von der ungeheuren Menge Wasser dampf, welcher aus dem Innern des Kraters in die Luft getrieben Avurde. Lst meine Erklärungsart richtig, so wird bei einem folgenden Ausbruche des G.-G6lunggung nur dann eine grosse Menge Was- ser oder Schlamm ausgeworfen werden, wenn der Querdamm wie- der zu einem Mauerrande erhöht, und die Klüfte, welche ihn gegen- wärtig durchbrechen, wieder verstopft sind. Dann kann das Wasser 136 des Tji-Kuiiir und des andern Baches, der sich gegen war ti<^ zwi- schen dem Damme und den Seitenwänden des Kraters einen Durch- weg gebahnt hat, wieder zu einem See angewachsen sein. 19. G.Sawal. # (Hierzu Sawal Figur 1.) Wir hatten schon mehrmals Gelegenheit, diesen Berg zu cr- Avähnen, der sich dem G.-Gelunggung gegenüber auf der andern östlichen Seite des Tji-Tanduithales erhebt. Ausgenommen seüie Xordseite, ist er auf allen übrigen Seiten von flachen Gegenden umringt, in Westen und Süden vom Tji-Tandui- und in Osten vom Tji-Mundurthale, worin Kawali liegt; dieses Thal trennt ihn vom noch östlichem Plateau von Rantja. Er erhebt sich auf allen diesen angegebenen Seiten ganz isolii't mit einem sehr weiten , rundlichen Umfang und stellt sich dar als ein alter, längst erloschener Vulkan. Sein Scheitel hat eine nur geringe Höhe, aber eine desto grössere Ausdehnung und ist, ähnlich wie der G.-]Murio und Wilis, von tief einschneidenden. Spaltenartigen Klüften durchzogen. Viele von den Klüften — Baranko's — nämlich, die zwischen den Länge- rippen seines Abhangs liegen, setzen sich durch seinen ganzen Scheitel hindurch bis an die entgegengesetzte Seite hin fort, durch- schneiden also den Gipfel, der dadurch ein sehr zerstückeltes Ansehen erhält und in \äele zum Theil sehr schroffe Kuppen, Joche und spitze Zacken, die wieder ansehnliche Berge für sich sind, zerspalten ist. Ein breiter, über 20Ü0' hoher Sattel verbindet seinen Nordfuss mit der Centralkette, die auf ihrer andern , nörd- lichen Seite durch einen ähidichen Sattel mit dem G.-Tjerimai' zu- sammenhängt. Liegt der Scheitel des G. - Sawal mit allen seinen Kuppen und Zwischenklüften unter der Decke einer düstern und ununterbrochenen Hochwaldung verborgen , so ist sein Zwischen- sattel mit den Hütten zahlreicher Dörfchen bedeckt und geschmückt mit bebauten Eeldern, die mit Grasfluren abwechsehi, besetzt mit Fruchtbäumen und Arengpalmen , welche sich in dem schönen See von Pandjalu spiegeln. S. Sawal Figur 1. Das nördliche Ufer des See's, der unter denjenigen Seen, welche in bebauten Gegenden liegen, unstreitig der schönste auf der Insel Java ist, steigt zur Centralkette empor, welche die Region von 3000' nur an wenigen Punkten überschreitet und in dieser Gegend aus zwei Zügen be- steht. Ein breites Hochthal, vom Tji-Paära durchströmt, trennt diese zwei Bergzüge von einander imd ist mit Sawah's begrünt, die, wie es scheint, den flachen Boden eines ehemaligen See's bedecken. Eine gleiche Trockenlegiuig scheint dem etwas niedriger lie- genden See von Pandjalu bevorzustehen, da die Tiefe seines Was- sers da, wo sie am gi'össten ist, nur noch 30' beträgt. Sein südliches Ufer bildet einen hohen, wulstigen Rand, aufweichen! 2335' über dem ]\[eere der Pasanggrahan - Pandjalu steht. Herrlich, lieblich schön ist die Aussicht , die man von hier über den See und seine 137 flachen , hüglig- ansteigenden Ufer geniesst. Eine grosse Insel , die fast mitten im See Hegt, ruft die Erinnerung an den frühem Zu- stand dieser Gegend zurück , ehe des Menschen Hand sie verwan- delte. Ein heilig verehrtes Grab liegt auf der Insel und die dichte- ste Urwaldung , die man gespart hat , breitet ihre LaubgcAvölbe darüber aus. Weit überhängend wirft dieser Wald einen dunkeln Schatten auf den Spiegel des See's, während die Sonne rings umher auf den hügligen Ufern nur Sawah's und Grasfluren bescheint, auf denen Fruchtbäume sich erheben. Grossartiger noch ist die Aussicht, die man von der nahen liergkette G. - Putri geniesst , welche nordwärts vom See empor- steigt. lUickt man von dort auf den See herab, der im Scheine der Abendsonne so heiter glänzt, auf dessen Spiegel seine Insel mit ihrem prachtvollen Walde zu schwimmen scheint : — sieht man aus den lJaumgru})pen , welche die Hügel seines Ufers bedecken, einen bläulichen Hauch emporsteigen, der sich schweigsam in's stille Luftmeer ergiesst, aber das Dasein vieler glücklicher Menschen verräth, die ihre Hütten bauten unter diesen liaumgruppcn , — Dorfwäldchen; — lässt man seineu ]Uick weiter, tief unten über das fladie 'J'lial des Tji-Tandui hinstreifen , von dessen Keisfeldern der letzte Strahl der Sonne wie von eben so vielen Spiegeln wie Gold und Silber heraufblitzt, — und schaut man jenseits dieses b 138 Tlialbodens in der Ferne den berüchtigten G.-Gelunggung, ^vie sein Kraternuind sich dort, zwar halb verwischt im milcliigten Dunste der Atmosphäre,*) doch deutlich und drohend erhebt, wie seine düstre Kluft herabgähnt in das Thal , von dessen harmlosen Bewohnern sie einst 4000 unter den Schuttmassen begrub, die sie ausbrach, — so empfängt das Gemüth einen Eindruck, der nicht leicht wieder verwischt wird. 20. G. - Tampomas. O Dieser Berg von olOO' Höhe liegt fast ganz isolirt ausserhalb der Ketten und zeichnet sich unter andern dadurch aus , dass er einen alten, längst mit Waldung bewachsenen Eruptionskegel aus losen Schlacken besitzt von 1200 Höhe. — Er wird in der fünften Skizze des zweiten Abschnitts dieser Abtheilung ausführlicher be- schrieben. Ausser ihm ist unter allen Vulkanen Java's nur noch einer, der einen Schlackenkegel besitzt, nämlich der noch thätige G. -Merapi. 21. G.Tjerimai. '^ A. Topographischer Überblick. Nachdem der vulkanische Herd der Preanger Regentschaften seine letzten und östlichen Kuppen in derG.-Gelunggungkette und dem G. -Tampoijias erhoben hatte, senkt sich das Land ostwärts vom letztgenannten Berge zu einer weiten Kulturebne herab, die sich bis nach Tjeribon hinzieht und den nordwestlichen, nördliclien und nordöstlichen Fuss eines hohen Kegelberges umgiebt , welcher sich in der Richtung ostsüdöstlich vom G. -Tampomas und 2S ]Mi- nuten östlicher, als dieser, seit dem G.-Gede als der erste isolirte Vulkan wieder erhebt. Er ist bei den Javanen unter dem Namen G.-Tjerimai oder Berg von Tjeribon bekannt. Sein Gipfel, welcher quer abgestutzt ist, senkt sich nach allen Seiten hin regelmässig in tiefes Flachland herab, welches nur in Süd- Westen und Süd-Osten vom Berge höher ansteigt , um die fruchtbaren Thäler , Vorgebirgsstufen von Telaga und Kuiiingang zu bilden, die von 1000 bis 1500' ansteigen. — Der Ort 1 elaga, der höher als die Thalsohle am südwestlichen Abhänge des Berges liegt, hat 1987**) und Kuningang an dem südöstlichen *) Bei der heitersten und trockensten Witterung besitzt die Luft auf Java gerade den geringsten Grad der Durchsichtigkeit. Obgleich dann weder Wol- ken noch Xebel sichtbar sind, so sind die untersten Schichten der Atmosphäre doch weisslich , molkenartig getrübt und alle entfernten Gegenstände scheinen nur schwach durch diesen unsichtbaren Dampf, etwa so, als wenn ein sehr fei- ner Flor von blüulich-weisser Farbe davor ausgespannt wäre. Man kann diesen Zustand der Luft vergleichen mit Wasser, das seine Durchsichtigkeit nicht ganz verloren, aber molkigt getrübt ist. **) Oberhalb dieses Ortes, an derselben Seite dieses Berges, soll ein schöner, 139 Gehänge 1695 Höhe, — während sein Ostfuss beim Dorfe Sängka- nurip (mit einer warmen Quelle) nur 1287' hoch ist. — Seine grösste Erhebung erreicht der Fuss des Kegelberges aber in Süd und Süd-Süd- West, wo er, in der Mitte zwischen den genannten beiden Thälern oder Vorstufen zu einem flach-convexen Hochlande von etwa 2500' Höhe anschwillt, das als Wasserscheide die Strom- gebiete des Tji-Lutung, der nach Westen — und des Tji-Sangarung oder Kali-Losari , der nach Osten fliesst , von einander trennt ; es verbindet als Zwischenrücken oder Sattel den G.-Tjerimai zugleich mit der Aveiter südAvärts vorbeistreichenden Centralkette, die in die- ser Gegend (etwa zwischen dem G.-Sawal und G.-Tjerimai) bereits verdoppelt ist und sich nach Osten zu in noch zahlreichere Joche spaltet. Unter den noch dampfenden Vulkanen Java's ist der G.-Tjeri- mai' einer derjenigen, welche sehr nahe am Meere liegen, da die geradlinigte Entfernung seines Gipfels vom nächsten Pmikte der Nordküste bei Tjeribon bloss 13 Minuten beträgt. (Nur der er- loschene G. - Ringgit bei Besuki und der G. - Murio liegen noch näher am Äleeresstrande.) Dem Nordfusse des G.-Tjerimai' findet sich ein bewaldetes Kalkgebirge mit vielen Versteinerungen aufgelagert, welches sich zu zahlreichen schroffen Felsenkuppen erhebt, keinesweges aber in querer Richtung zum Kegelberge steht, sondern von Süd nach Nord streicht , also vom Berge ab, so dass es aus der Ferne fast wie eine Verlängerung der Trachytrippen , die vom Vulkane herablau- fen, erscheint! Viele Kalkfelsen gehen daselbst nackt zu Tage und lassen dann an manchen Orten auch eine Abtheilung in Bänke erkennen, viele liegen auch zerstückelt am Fusse des Gebirges um- her, und alle diese zeigen jene eigenthümlichen kleinen Höhlungen, jene gleichsam gekräuselte, durchlöcherte Beschaffenheit ihrer Ober- fläche, die man bei vielen Kalkfelse}i am Gestade des IVIeeres be- merkt ; — der nördliche Fuss des Gebirges läuft uuAveit von Pali- manan flach aus, dicht neben der Post - Strasse , die dort nach Tje- ribon vorbeiführt. Niedriger Alluvialboden umgiebt das Gebirge da- selbst. — Es ist merkAvürdig durch Erdölquellen und durch eine heisse 'Quelle in der Nähe von Palimanan, welche ungeheure Quan- titäten von Kalkspath absetzt, so wie durch Mofetten in einigen der Höhlungen, deren es viele enthält. *) übrigens ist es allen andern Kalkgebhgcn der Insel gleich und macht mit diesen von der Ter- tiärformation dieser Insel das oberste Glied aus, das überall nur in isolirten Gebirgs stücken vorkommt , mehr oder weniger Bankar- kleiner See mit mehren Inseln liegen, den uns der damalige Controleur von Telaga abrieth zu besuchen. — Eine gewisse Sekte von mohammedanischen Priestern trieb nämlich damals am G.-Tjerimai ihr Wesen. Diese hatte den See für heilig erklärt, den kein Ungläubiger betreten dürfe. *) Alle diese Ersciieinungen jedoch, die eine Folge Vulkanischer Wirkungen sind, oder mit Vulkanen im engen Verbände stehen, (Schlammvulkane, natür- liche Feuer, !\a])htaquellcn, Stickgrotten, warme Quellen , Erdbeben) werden wir im 3. Abschnitt dieser Abtheilung ausführlicher betrachten. 140 tig, stöil abgcbroclien und alle andern neptunischen Schichten be- deckend. Solche Kalkgebirge sind oftmals schon durch ihre äussere Con- ftguration (durch ihre unregelmässige Zerklüftung, ihr Ausgezackt- sein und ihre Vcrtheilung in viele schroffe ^Massen,) von jenen eigenthümlichen sowohl neptunischen als trachy tischen Vorge- birgen der vulkanischen Kegel zu unterscheiden, welche sich jederzeit sehr charakteristisch zu stumpfen, jedoch isolirten Kup- pen gestalten, von denen sehr schmale Leisten gewöhnlich in di- vergirender Richtung herablaufen , um die einzelnen Kuppen mit einander zu verbmden, deren Abhänge zwischen diesen Leisten aber in der Regel sehr schroff und steil sind (Avcnn ihre räumlichen Verhältnisse in horizontaler Projection dargestellt werden , so be- kommen sie ein sternförmiges Ansehen), als auch von jenen nep- tunischen Vorgebirgen, die sich zur Seite mancher Vulkanketten hinziehen, als lange gerade Ränder, steil nach der Hauptkette zu gesenkt. Diese Vorgebirge stehen jederzeit in querer Richtung zum Hauptvulkan, so dass zwischen beiden ein mehr oder we- niger flaches Hochland übrig bleibt, oder doch solche Räume, die anfangs nur sehr sanft und unmerklich zum Kegel emporsteigen. Diese Hochländer sind auf Java gewölinlich grösstentheils bebaut und sehr oft ihrer Höhe von 3 bis 4000' und grösseren Kühle wegen vorzüglich mit Thee bepflanzt. Beispiele: 1) die östlichen und nordöstlichen Gehänge des G.-Gede, auf denen Tjipanas liegt, und über Avelche die Strasse nach Tjandjur führt, sind ein solches Hoch- land, welches nach aussen begränzt ist von dem ostnordöstlichen Trachytvorgebirge des Vulkans, dessen einzelne Kuppen unter dem Namen G.-Peser, G.-Rasamala u. a. bekannt sind. Es hat der G.- Gede aber auch noch ein solches zweites südsüdöstliches Vorgebirge, dessen verschiedene Kuppen G.-Krikil, Kentjana, Menglajang etc. heissen, dessen Hochland (w'orüber die Strasse von Tjandjur nach Suka bunii führt) jedoch weniger hoch , als das von Tjipanas, etwa nur 2300' hoch ist. 2) Die neptunischen Vorgebu-gszüge in Nord und Süd des G. -Tangkuban prau. 3) Das trachytische Vorgebirge des G. -^lalawar. 4) Beim Gegenstande unserer jetzigen Betrach- tung, dem G. -Tj^rimai, finden wir ebenfalls trachytische Vorge- birge ; als solche bezeiclinen wnr zuerst die Hügelzüge am westlichen Abhänge des Berges, zwischen denen und dem höhern Gehänge des Vulkans ein schönes , ziemlich flaches Hochland übrig bleibt , auf welchem, 37 5 o' über dem Meere, das grosse Kaffee - Etablissement ArgaUngga liegt. Eine Annäherung zu einem zweiten Vorgebirge der Art finden wir an derselben Westseite des Berges, etwa lOOO' unter Argalingga, in drei schroffen, stumpf kegelförmigen Felsen- kuppen, Avelche inselförmig auf dem Westgehänge des Vulkans emportauchen, 3 bis 500' hoch, hinter denen das Hochland jedoch Avenig entwickelt ist. Ihre unbeklimmbar steilen Wände ragen pit- toresk empor. In dem südlichsten dieser Felsen G. -Wangi öffnet sich eine von Fledermäusen bewohnte Höhle mit zahlreichen Quarz- 141 kiystallen : L. Nr. 106, die auch im Kotlie dieser Tliiere, welcher den Grund der Höhle bedeckt, wie Diamanten funkeln, wofür viele leichtgläubige Inländer sie halten. Ihr Trachyt ist besonders reich an Magneteisen und wirkt schon in beträchtlicher Entfernung auf die Nadel. In den kleinen Flussbetten, z. B. des Tji-Menglet, an diesem westlichen und westsüdwestlichen Gehänge des G.-Tjerima'i findet sich auch Eisenkies m grosser Menge und in zum Theil sehr grossen Würfelförmigen Krystallen: L. Nr. lOS und 109. Man trifft es besonders in Schichten von einem erhärteten plastischen Thone: L. Nr. 107 an. Auch noch einige Hundert Fuss unterhalb der Felsen , schief westsüdwestHch von denselben , finden sich Schichten eines solchen stark eisenschüssigen Tliones von grosser Mächtigkeit , durch welche , innerhalb eines kleinen Flussbettes, eine vorzüglich reiche Erdölquelle dringt. — Noch mehrere Vorge- birge der Art werden Avir ihres Orts kennen lernen beim G.-Slamat, Sumbing (höchst ausgezeichnet) , Merapi, Merbabu (in sehr gran dioser Form) , Ungaran und Lawu , wo sich stets ihre angeführten Eigenthümlichkeiten , ihre charakteristische Configuration , ihre quere Stellung zum Hauptvulkane , das Hochland hinter ihnen u. s. Av. Aviederholen , so dass es offenbar ist, dass sie nach einem all- gemeinen Gesetz gebildet sind und in einer ursächlichen Beziehung zum Vulkane stehen. Sie sind nämlich entweder gehobene Theile der neptunischen Formation , die einst in weiten Sj^alten auseinan- derklafften und deren Bruchränder nun jene steilen Wände bilden, die stets nach der vulkanischen Hauptkette hingekehrt sind, — oder sie sind erstarrte Trachyt - und Doleritmassen , die aus jenen Spalten zuerst emporquollen und in deren Mitte sich dann allmäh- lig durch aufeinander gelagerte Trachyt- und Lavaschichten jünge- rer Bildung der Vulkankegel erhob. — Die flachen Hochländer zwischen den Vorgebirgen und der vulkanischen Hauptkette, die zu den schönsten, fruchtbarsten Gegenden gehören, die Java in der kühlen Kegion besitzt, sind aus Lavaströmen gebildet, die vom Centralkrater ergossen, gegen die innere Wand der Vorgebirge an- stiessen und sich aufstauten. Wu* werden an einem andern Orte hierauf zurückkommen . Es dürfen jedoch diese Vorgebirge nicht verwechselt werden mit einer dritten Art von Vorhügeln der Vulkane , die weder aus geschichtetem Gebirge (Kalk , Thon , Sandstein) noch aus Trachyt bestehen, sondern die aus verschiedenen, von dem Krater selbst ausgeworfenen losen Massen, aus Lavatrümmern, Sand, Asche und Schlamm aufgethürmt wurden, die also aus neuen Auswurfsstoffen bestehen, und sich sehr oft in der Gestalt von hemisphärischen Hügeln darstellen. So erscheinen sie uns am Fusse des G.-Gelung- gung bei Tasik malaju, und so werden wir sie auch am G. -Sum- bing und Ajang wiederfinden. — Schlackenfelder, unregelmässig aufeinandergetliürmt, welche den Vulkan umzingeln, lernten wir bereits beim G.-Guntur kennen, und werden sie von Neuem beim (i.-Lamongan wieder antreffen. 142 Zuweilen findet sicli in den Vorgebirgen Kalk zugleich mit Trachyt, wie dies namentlich amNordfusse des G.-Lawu der Fall ist; tiefe Einschnitte in die Felsen, welche durch einige Flussbetten ge- bildet Averdcn, zeigen dann deutlich das Verhältniss des neptuni- schen Gebirges zum Trachyt, von dem es in mächtigen Gängen durchbrochen ist. Wir kehren zum G.-Tjerimai zurück. Auf der kurzen Strecke vom Seestrande bis zu seinen mittlem Gehängen durchwandert man die Cultur von fast allen jenen tropi- schen Vegetabilien , deren Produkte dies Land zu einer so reichen Goldgrube machen, welche unerschöpflich sich stets von Neuem füllt. Aus Feldern von Zuckerrohr und Indigo und weit ausge- delinten Sawah-Terrassen (Reisfeldern) steigt man auf in die No- palcultur (Cactus-Anpflanzungen zur Zucht der Cochenille) , und kommt dann in die Zimmtplantagen , dann in die Theegärten und zuletzt in die schattigen Kaffee Wäldchen, die sich bis 4500' hoch in die ürwaldungen hinanziehen. — Diese Waldungen , reich an Po- docarpusarten , bekleiden dann den Rest des Gipfels bis hinauf zu seinem höchsten Kraterrande. Sein Krater ist unter den trichterförmigen der schönste und regelmässigste dieser Insel. Sein oberer Rand ist mehr oval, als kreisförmig, mit einem grössten Durchmesser von etAva 800 von Süd - West nach Nord - Ost , hat überall eine ziemlich gleiche Höhe und steigt nur im Nord - West vom Centrum (wo Avir ihn massen) etwas höher an; die Trachytlava: L. Nr. 104, aus der er besteht, und die in allen übrigen Gegenden seines äussern Abhangs häufig zu Tage steht, bald als Felsenrippen, bald in den Wänden der Klüfte, bald als Felsenmauern, die sich steil erheben, und die im Süd - Ost vom Centrum selbst nach aussen überhängende Buchten mid Höhlungen bilden , in denen man übernachten kann , — • diese sind dort von Schichten eines ziemlich groben Sandes: L. Nr. 105 bedeckt, der, durch ein thonartiges Bindemittel zusammengebacken, eine gewisse Festigkeit erlangt hat, und der, Aveil er von ausge- wachsenen Inga montana-, Agcqmtes vulgaris- u. a. Bäumchen be- grünt ist, von keiner sehr jungen Eruption herrühren kann. — Mit solchen Bäumchen und Antennaria javanica sind auch die meisten andern Gegenden des Kraterrandes bewachsen. Rings um den Krater führt ein Rhinocerospfad ; er bildet einen regelmässigen Kanal von mehreren Fuss Breite und Tiefe mit völlig glattgeriebenem Boden und Seitenwänden*) und läuft im Mittel etwa 5' unterhalb des höchsten Randes hin, richtet sich jedoch ganz nach der Beschaffenheit dieses Randes und führt zuweilen, nament- lich in Süd-Ost, Avo der Rand auch nach aussen zu scliroffe Wände *) In solchen Kanälen pflegen die JaA'anen das Thier zu tödten , indem sie sichelförmige Messer in den Grund stecken, mit Moos überdeckt, an denen sich der Bauch des Thieres aufschlitzt, weil er beim Auf- und Absteigen, Avenn die Beine mehr ausgestreckt sind , auf dem Grunde schleift. A. d. V. 143 bildet , aus den Kanälen hinan und über die Sch^ondel erweckend- sten Höhen hinweg, die kaum 3' breit sind. Nach innen senkt sich der Kraterrand schroff und an vielen Stellen völlig senkrecht hinab und besteht aus nackten Felsen, die rippenartig vorspringen und nur in Nord -Ost vom Centrum einige mit jungem Gesträuch beAvachsene Terrassen bilden , auf denen es mit Hülfe von Leitern vielleicht möglich wäre hinabzuklettern. Sie umschreiben einen trichter- (oder umgekehrt kegel-) förmigen Ab- grund, einen Krater, dessen Tiefe wir auf 300' schätzten. Sein weisslicher, gelb und braun melirter Boden ist ziemlich flach , im Umfange mit einigen Steintrümmern bedeckt und scheint in der Mitte aus Schlamm zu bestehen, aus dem sich noch einige schwache weissliche Dämpfe entwickeln, die jedoch den Kraterrand noch lange nicht erreichen, sondern schon in dessen mittlerer Höhe unsichtbar werden. Ein niedriger Zwischenrücken aus Schutt theilt den Kra- terboden in zwei Hälften. — Im Nord-Westen vom Centrum ist die Kratermauer von oben bis unten gespalten und bildet eine Kluft, die sich etwa in dem ersten Drittheil ihrer Höte unterhalb des Randes zu einer Höhle erweitert, in welcher grosse Schwärme einer kleinen Schwalbenart nisten. — Die Javanen behaupteten, dass es die gewöhnliche Hirundo esculenta sei, die gewöhnlich nur in Höhlen am Meeresstrande nistet, zuweilen aber auch im Innern der Insel, doch dann nur in niedrigen Kalkgebirgen im warmen Klima, — z. B. in den Kalkgebirgen zwischen Radja mandala imd Bandong, zu Tjampea und Tjibinung bei Buitenzorg — vorkommt, und die hier nach der INIeinung der Javanen von dem 9400 hohen Berge jeden Tag bis zu dem Seestrande bei Tjeribon hin und zurück ihren Weg zurücklegen sollte, um dort ihre Nahrung (Insekten) zu suchen. *) B. Geschichte seiner Eruptionen. 1772, in derselben Nacht vom 11. zum 12. Aug., als derG.-P6- pandajan zertrümmert wurde, erlitt auch er eine heftige Eruption. **) 1805 (im Anfang des Jahres) ereignete sich ein neuer, bedeu- tender Ausbruch aus demselben. ***) Unmittelbar sowohl nach der ersten, als letzten dieser Eruptio- nen fingen epidemische Krankheiten in den Flachländern Tjcribon's an zu grassiren, die pestartig genannt werden, und die viele Ja- vanen liinAvegrafflen. Da jedoch nicht gesagt wird, welche Stofle durch die genannten Ausbrüche entleert wurden, ob Asche, Schlamm, *) Wir wünschten diese Schwalbenart näher zu untersuchen, und erlegten auch einige ; diese fielen uns aber unerreichbar in den Krater und wurden dort wahrscheinlich eine Beute der Falken, die, durch das Knallen unserer Gewehre aus ihren Schlupfwinkeln geschreckt, langsam dui'ch den öden Kraterschlund dahinsch webten. **) und *••) Verh. Batav. Genootsch. t. VIII. nach Horsfield. A. d. V. Ui oder ob sie vielleicht Fische mit sich führten, *) die das Land be- deckten, und in Verwesung übergingen, so bleibt es noch dahin gestellt, ob diese pestartigen Krankheiten wirklich in ursächlichem Zusammenhange mit den Eruptionen standen , oder bloss zufällig damit zusammentrafen. C. Besuch von Reisenden. 1837, im August besuchten Dr. Fritze und ich den Berg imd stiegen am Westgehänge von Argalingga aus hinauf. Die älteste Nachricht aber, die ich von einer Ersteigung des Berges von Tjeribon habe finden können, scheint die zu sein, welche im Java'schen Courant vom 2. Februar 1S25 gemeldet wird. Herr ,,Dr. C L. Blume (heisst es dort) erstieg am 16. October 1824 den Berg auf der Nord-Ost-Seite von Lingga djati aue , einem ver- fallenen Lusthofe des voimaligen Sultans von Tjeribon, über Tji- gerabak" u. s. w. So \del man aus der Beschreibung entnehmen kann , hat die Gestalt des Kraters seit der Zeit keine Änderung erlitten. — Der Kraterboden war auch damals schon, eben so wie in 1S37, durch einen niedrigen Zwischenrücken aus vulkanischem Schutt in eine südwestliche gi'össere, und eine nordöstliche kleinere Fläche von rundlichem Umfange getheilt ; — in der nordöstlichen drangen noch Schwefeldämpfe hervor (diese waren bei meinem ].esuche in 1837 in die andere, Süd- West-Fläche verlegt, Avährend in der nordöst- lichen nichts Dampfendes mehr wahrgenommen werden konnte). Des bunten Kraterkolorits aus vorherrschendem Dunkelgrau , mit Rothbraun , Gelb und Weiss melirt , wird auch damals schon ge- dacht. — Es muss in den vorhergegangenen JNIonaten (August , Septem- ber 1S2 4) eine grosse Trockenheit geherrscht haben; denn schon beim Hinaufsteigen wird über ungemein lästigen Staub geklagt, und nach dem Herabsteigen eines Waldbrandes rund um Tji- gerabak gedacht, Avelcher, nachdem er vom Nord-Ost- Winde ange- facht, 10 Tage lang gewüthet hatte, am 28. October noch ein sol- ches Getöse verm-sachte, dass man den Donner ganzer Batterien, die liinter den Dampfwolken unsichtbar waren, zu hören glaubte. — D. Umgestaltungen. Innerhalb des Zeitraumes, den wir in Beziehung auf die ja- va'schen Vulkane historisch nennen können , und der fieilich sehr kurz ist und erst mit der Ankunft und Niederlassung der Europäer im Indischen Archipel anhebt, scheint die feste Gestein-Masse des *) Ich erinnere an den Pimelodes Cyclopum Humb. , den die südamerika- nischen Vulkane (Cotopaxi , Tungurahua , Imbabaru) oft in so grosser Menge auswarfen. A. d. V. 145 G.-Tjerimai keine Veränderungen erlitten zu haben. — Die letzte Eruption von 1805 scheint ein Eapilli-, Asche- und Sandauswurf gewesen zu sein und bloss die Vegetation auf dem höchsten Ab- hänge des Kegels, vom Kraterrande an bis etwa 300' weit abAvärts, vernichtet zu haben , welche theils überschüttet, theils durch die Hitze der Auswurfsstoffe versengt wurde und verdorrte. Denn et- Avas tiefer, kaum 700' unter dem Kraterrande, fanden wir Agape- teswälder, deren dicke, knorrigen Stämme und deren üppiges i\.st- gewirre ein viel höheres Alter verkündigten und mit den uralten Wäldchen des G. -jNIandala wangi wetteifern konnten. Die Ge- büsche aber, die wir über diesen (noch höher oben) fenden, und die selbst noch den äussersten Kraterrand bekleideten, trugen alle Zeichen einer grössern Jugend an sich ; Antennaria javanica war 3 bis 4', — Agapetes vulgaris l' , — und Liga montana lo' hoch mit 4 bis 5 Zoll dicken Stämmchen, — und J^ibicrtiiim- Arten- hatten ungefähr dieselbe Höhe. Sie wuchsen auf einem steinigen, sandigen, trocknen Boden, der ausserdem noch eine starke Neigung hatte, — und hatten diese ihre Höhe dennoch in 32 Jahren (von 1S05 bis 1837) erreicht. Schlamm- und Gasquelle von Java Nr. II. Tji - üjah. AVenn man von Kuningan , dem Hauptorte der gleichnamigen Regentschaft in Tjeribon, der auf dem untern südöstlicheji Gehänge des Vulkans G.-Tjerimai liegt, sich in der Richtung nach Süden auf Reisen begiebt, so sieht man, wie schon am linken Ufer des Tji- Sangarung das vulkanische Terrain aufhört und das neptunische Gebirge anfängt , das hier vorherrschend aus einem feinen , bläu- lich-grauen Kalksandstein besteht. JNIan kommt dann, weiterrei- send, über eine Menge von neptunischen Bergzügen, die aus dem Zwischenräume zwischen dem G.-Sawal und dem G.-Tjerimai" her- vortretend, in der INIitte der Insel weiter in der Richtung nach Ost zu Süd streichen. Die nördlichste, dem Vulkan G.-Tjerimai am nächsten liegende Kette heisst in den Gegenden südwärts von Ku- ningan: G. -Sola, und die zweite südwärts auf diese folgende Kette: G.-Pugak. Die weite Thalmulde, die zwischen ihnen liegt, wird von dem Wege in der Richtung von Nord-Nord- West nach Süd-Süd-Ost durchschnitten. Er kommt in dieser Richtung nach einander über 3 l^äche : Tji-Sampi, Tji-Awi und Tji-Petak, welche in der obern Hälfte des Thaies durch kleine Nebenzüge , nämlich Erhebungen des neptunischeu Gebirges von einander getrennt sind, später aber, wo diese Erhebungen in einen flachen lioden auslau- fen, zusammenmünden. Zwischen dem zweiten, Tji-Awi, an dessen Ufer das Dorf Rambatan liegt und dem dritten, Tji-Petak, der das Dorf Tjiuiru bespült, hat sich die Thalsohle schon ganz ausgebrei- JuDgliuhii, Juvu II. t 0 146 tet und bildet sie ein fiacli-convcxes Grasland, das nur mit verein- zeltem Bambusgebüsch besetzt ist und in seinen mittlem höhern Ge- genden höchstens 50' höher liegen kann, als das liett des Tji-Petak beim Dorfe Tjiniru. Dieses liegt nach Berechnungen 78U hoch. In diesen mittlem Gegenden des Thalbodcns ist es, wo sich auf der Ostseite des Weges, kaum 7+ Pfahl von ihm entfernt, der Teich von salzigem Schlammwasser befindet, den die Anwohner Tji- I'jah nennen. Er liegt also ganz und gar zwischen neptunischen Umgebungen, Schollenartig aufgerichteter Theil des Tertiärgebirges, die lange Bergzüge bilden und hier vorzugsweise aus unter einander abwech- selnden, dünnen Thon- und feinen kalkigen Sandstein schichten be- stehen : L. Nr. 1128, 1129. Aus Nord- West blickt der 94üü' hohe Gipfel des G.-Tjerima"i über die nördliche Kette herüber iu's Thal herab. Kuningan liegt nordwärts von hier. Wenn man das Üorf Kambatan verlassen hat und sich dem Teiche in einer südsüdöstlichen Richtung nähert, so kommt man durch kleine sich schlängelnde ]jäche , in deren Betten man vulka- nische Geschiebe antrifft , die mit einer Rinde von Kalkspath in- krustirt sind: L. 1 130, nebst Trümmern von strahligem Kalkspath : L. 1131, die eine Dicke von 1 bis 2 Zoll und eine Breite von y^, bis ^2 haben. Es sind kleine Bruchstücke von Schichten, Krusten, die sich in grösserer ]Menge in der Nähe finden müssen. Hiervon über- zeugt man sich sehr bald , Avenn man sich vom Wege entfernt und demTji-Ujah in der Richtung nach Osten nähert. Dann findet man auch an gegenwärtig trocknen und erhabenen Stellen des Bodens , entweder ganz bloss liegend oder nur mit dürftiger Erd- krume und dürren Gräsern bedeckt, eine ungeheure Menge von Kalkspath, der in übereinander liegenden Krusten von der oben ge- nannten Dicke abgesetzt worden ist. Er ist bald strahlig von Textur, bald in grössern Krystallen abgeschieden. Viele Krusten und Kry- stalle sind glänzend schwarz wie Hornblende, nämlich mit Bitumen (Erdöl) vermengt: L. Nr. 1132, und stinken, wenn man sie reibt oder zertrümmert. — Zwischen solchen Umgebungen, die nur mit niedrigem Gras bewachsen und nur von vereinzelten Gruppen von Bambusgebüsch, sonst wenig andern Bäumen oder Sträuchern, be- schattet sind, — und die eine ^lenge wasserreiche vertiefte Stellen, Tümpel und kleine Sümpfe enthalten, — liegt der Teich Tji-Ujah. Die salzige Natur des AVassers wird gleichsam angekündigt durch eine Pflanze, die man gewöhnlich an den salzigen Morästen der Meerküste sieht : Aci^ostichum inaequale Bl. , das aber auch hier üppig an den Ufern des Tji-Ujah wächst. Er ist 30' breit und wie ein halber Mond gebogen mit der Concavität nach Osten gekelirt. Die Sehne des Bogens, den er beschreibt, und der noch nicht völlig die Hälfte eines Kreises beträgt, ist von Süd nach Nord 200' lang. Er enthält ein kaltes, mit Schlamm zu einem dünnen Brei vermeng- tes, gelblich hellgraues Wasser, das einen schwachsalzigen Ge- schmack hat und an vielen Stellen, besonders auf der innern con- 147 caven Seite, -svo das Wasser am tiefsten ist, von aufsteigenden Gas- blasen durchbrochen "wdrd. Diese dringen sanft ohne Geräusch her- vor und brmgen nur die nächste Umgebung des Wassers in eine sanfte Bewegung. Erregt die regelmässige Halbkreisforra des Teiches ]>efremdung, so sieht man sich überrascht, den Halbkreis auf der andern Seite als ein trocken gewordenes, aber noch deutlich erkennbares Bett fortgesetzt und mit dem ersten vereinigt, einen vollkommnen Zirkel, einen Ring von etwa 30 Breite bilden zu sehen, der sich um ein Scheibenförmiges centrales Stück Land, wie ein Ringgraben um seine Festung herumzieht. Dieser mittlere runde Landtheil ist jetzt mit dem üppigsten Waldwuchs bedeckt, der lebhaft gegen die kahlen , äussern Umgebungen des Kreises absticht und ist offenbar vormals eine Insel in der Glitte eines runden Teiches gewesen imd wahrscheinlich aus emporgequollenem Schlamm gebildet worden. Denn die gegeuM^ärtig trockne Hälfte des Ringes auf der Westseite der waldigen Insel ist nur erst spärlich mit Gras bewachsen , hier und da noch sehr- sumpfig, deutlich vertieft zwischen hohem, trock- nen Ufern und enthält noch eine Menge Vertiefungen, nämlich kleine Becken und Löcher, aus denen ein bald mehr säuerhch, bald mehr salzig schmeckendes Wasser hervorquillt. — Alles "S^^asser, das aus diesen Schlammpfützen und Tümpeln hervordringt, läuft zu- erst in den kleinen Bach zusammen, in dessen Bette wir die vielen Kalkspathkrusten antrafen und vereinigt sich nachher mit andern Bächen süssen Wassers. Auffallend ist es, dass, wie versichert wird, die Bewohner mehrer benachbarten Dörfer, welche das Wasser dieser Bäche , nüt denen sich der Ausfluss des Tji-Ujah vermengt, als Trinkwasser gebrauchen, endemisch an Lungenkrankheit leiden, an Husten, woran viele frühzeitig sterben. Sollte ausser kohlensaurem Kalk, kohlensaurem und salzsaurem Natron, den jenes Wasser ohne Zwei- fel in Menge enthält, — auch Jod darin enthalten sein ? 22. G.-Slamat. ^ (Hierzugehört Slamat Fig. 1 — 6.) A. Topographischer Überblick. Der G.-Slamat oder Berg von Tägal ist nächst dem G.-S6meru der höchste Jierg auf Java und erhebt sich in dem schmälsten Theile der Insel zwischen dem Hauptorte Tegal an der Nordküste und der Mündung des Kali-Söraju an der Südküste, der erstem jedoch be- deutend näher. — Nur der östlichste Theil der Insel Java, etwa in der Mitte zwischen dem G. - Semeru und G. - Lamongan , ist noch schmäler und nur 32 jSIinuten breit, während die Breite von Java im Meridian des G.-Slamat etwa 4S Minuten beträgt. — Es ist 10* 148 auffallend, dass sich gerade in den schmälsten Gegenden der In- sel die höchsten Kergc erheben , welche zugleich die am ununter- brochensten thätigen Vulkane, hier der G. -Slamat, dort der G.- Sämeru inid G. - Lamongan sind. — Der G. - Slamat ist einer von denjenigen hohen Kegeln, deren Gipfel von einer Linie geschnitten wird, die man von der Westküste der Insel fan der Peperbai) in der llichtung von West I2V2" Nord nach Ost 12'/," Süd zieht und die fast genau durch die Gipfel des G.-Salak, Gede, Slamat, Sumbing, ]\Iörbabu , Lawu , Tengger und Idjen läuft , während die anderen hohen Vulkangipfel auf der Nord- oder Südseite ihr mehr oder we- niger genähert liegen. Diese Linie giebt die eigentliche Längen- achse Java's an. In der Mitte ihrer Längenausdehnung liegt jedoch nicht der G. -Slamat, sondern der östlichere G. -Sumbing, der von beiden Enden der Linie, nämlich der Ost- und Westküste gleich weit, nämlich 266 Minuten, entfernt ist. — Der Berg Sum- bing ist es also , Avelcher im eigentlichen Centrum Java's liegt und der bekannten Mythe der Javanen eine gcAvisse Bedeutung giebt, wonach der kleine Hügel ,,Tidar" bei Magelang, im Mittelpunkte der Insel, der Nagel Avar, mit dem Java einst auf der Weltscheibe festgenagelt wurde. Dieser Hügel liegt aber wirklich ganz in der Nähe des G. -Sumbing. Der nächste Vulkan G.-Tjerimai" liegt (in West 20*^ Nord) etwa 45 Minuten und der fernste in der Richtung nach Osten, der von seinem Gipfel noch sichtbar ist, der G.-Lawu liegt mehr als 2 Längegrade, also über 120 Minuten von G. -Slamat entfernt. So wie der G. - Slamat einer der höchsten ist , so ist er auch einer der regelmässigsten Kegel der Insel. Er ist auch relativ höher , als andere , weil sich sein Fuss sowohl auf der Nord - als Südseite tief in's neptunische Land hinabsenkt , und nicht , wie der G.-G6de, Sumbing, Merbabu von Hochländern umlagert ist. jNIan werfe einen Blick auf die Höhekarte Nr. X. in der ersten Abthei- lung. Nur in Ost und West schmiegt sich die Centralkette an sei- nen Abhang an und bildet 2 seitliche Flügel , von denen die Höhe- karte Nr. II. eine Ansicht giebt. Erblickt man ihn von Norden oder wie dies auf dieser Karte der Fall ist , von Süden, so erscheint der Berg wie ein Schornstein, der aus dem Kamme der Kette selbst hervorgebrochen ist. In der erstgenannten Karte X. erblickt man ihn in der verlängerten Richtung der Kette, von Westen. Vergl. Slamat Figur 1 bis 3. Die Avestliche Kette fängt in einer Höhe von mehr als 6OOO' am Gehänge des Kegels an, zieht sich als ein ausgezackter, schrof- fer Kamm von dort herab und senkt sich bis zu dem niedrigen Zwi- schenräume bei Petugöran , über welchen der Wegpass aus der Re- sidenz Banjvi mas nordwärts nach Tegal führt. Dann erhebt sie sich wieder und spaltet sich in zahlreiche Joche , die in einer Höhe zwischen 2 imd 3000' nach Westen streichen. Die östliche Kette streicht als einfacher, wulstiger Kamm ununterbrochen nach Osten , um den G. - Slamat mit den Dieng zu guvi M 149 verbinden, und ist unter den eigentlichen Centralketten der Insel die höchste. Sie fängt am Ostgehänge des Kegels in einer Höhe von etwas mehr als 4000' an und bildet daselbst eine Bergplatte, auf welcher das Dorf Priatin liegt und über welche ein andrer Weg aus der Residenz Banju mas nach Tegal hinüberführt. Dann setzt sie sich in ziemlich gleicher Höhe fort und steigt erst von der Kuppe G. -Rogo djembangan an nach dem G.-Dieng zu immer höher und zuletzt bis über 6OOO' hoch empor. In ihrer Ausdehnung vom G. - Slamat bis zur genannten Kuppe besteht diese Kette auf ihrer Nordseite aus vulkanischem Gestein, das auch den höchsten breit- wulstigen Kamm derselben bildet, auf ihrer Südseite aber aus neptunischem Gebirge. Zu ersterm gehört unter andern der plat- tenartige Vorsprung, worauf das Dorf Belik steht, am Nordgehänge, und die kolossale stumpfe Felskuppe G.-Mindilang, die nordwärts von Belik eine steile Wand bildet, die sich mehre Hundert Fuss tief zum Bergfusse hinabstürzt. — Auf der Südseite aber besteht die Kette aus gebrochenen Stücken der neptunischen Formation, die sich vorthun als auf dem Gehänge des vulkanischen Gesteins aufliegend, das sie emporhob. Solche Bruchstücke des geschichte- ten Gebirges sind z. 13. der G.-Pelana, Pulusari, Labet,*) — sie bilden breit von unten (dem Südfusse der Kette) ansteigende , nach oben verschmälerte und dann steil nach dem vulkanischen Kamme hin abgebrochene, mehre Tausend Fuss hohe Schollen, — und sol- cher Schollen liegen viele in einer langen Reihe von West nach Ost hinter einander und geben der Südflanke des Gebirges ein merk- würdiges gesästes Ansehn. r> O O Bis hart an den Fuss dieser Kette ziehen sich die flachen Ge- genden der Regentschaft Purwolinggo hin, die sich nach Süden nur allmählig, in Aveiten und vorzugsweise mit Sawah's bedeckten Terrassen herabsenken, um in das Flussthal des Kali-Seraju über- zugehen. Wenn man vom Hauptorte der Regentschaft Purwolinggo, der in Süd-Ost von G. -Slamat liegt, nach Westen geht, so sieht man das neptunische Land (Tertiär-Gebirge) bald übergehen in den La- vaboden des Vulkans , der seine Lavaströme nicht nur divergirend nach allen Seiten, z. B. auch nach Süd -Ost bis nahe bei Purwo- linggo , über das neptunische Land ergoss , sondern auch den Ab- hang der östlichen Kette selbst damit überschüttete und die Laven dicht und schräg am Fusse dieser neptunischen Kette vorbei bis weit nach Ost zu Süd von seinem Gipfel erströmen liess. — Die Oberfläche dieser ausgebreiteten Lava bildet ein ziemlich ebnes, plattes , nur sanft vom Berge abwärts gesenktes Land, das man von l^urwolinggo aus, auf der Süd -Ost-, über Purwokcrta, auf der Süd-, bis nach Adjibarang auf der Süd -West -Seite des Berges in sanften Bogen, doch im Ganzen von Osten nach Westen, iniunter- *) Auf dessen Gipfel das heilige Grab des Pangeran Wali Djambu Karanj liegt — (im Distrikt ijedjana). 150 brochcii zu Wagen befahren kann. — Nur zwei deutlich begi-änzte spitze Vorsrebirgskuppen sind mir auf dem untern Geliänge des G.- Slamat bekannt, nämlich auf dem Süd- zu Westgehiinge , die eine Kuppe von Purwokerta gesehen in Nord 1 5" West mid die andere, bei welcher der höchste Pasanggrahan auf dieser Lergseite liegt, P.- Basek, in Nord 25" W^est von da. Übrigens senkt sich der iSiidfuss desG.-Slamat sanft und gleichmässig bis in'sK.-Söraju-liett herab, in jenen wiederholten , weit ausgedehnten TeiTassen, die zu einer der fruchtbarsten Reislandschaften Java's gehören. Der nördliche Abhang desselben aber fällt aus der Höhe von 10600' ganz gleichmässig ohne alle Terrassen herab bis in die Region von lOOO', wo das Dörfchen ^Nloga am Nord-Nord-Üst-Fusse des Berges liegt, mit dem krystallnen, kühlen Bade Mandi radja, einem Becken von grossen Quellen, die mit Ungestüm aus dem porösen Lava-Boden dringen. Zwischen diesem Dorfe und der ei- gentlichen nördlichen Alluvialfläche liegen noch mehre, zum Theil sehr romantische, quere Hügelzüge, deren Natur ich jedoch in 1838, wegen Mangel an Zeit, nicht untersuchen konnte, also nicht Aveiss, ob es Kalkgebirge, oder eigentliche trachy tische Vorgebirge sind. An den obern Gehängen des G. - Slamat findet sich nur auf einer Seite, nämlich in Osten etwa in 8000' Höhe ein Vorsprung, ähnlich den Vorsprüngen , die man auch an andern kegelförmigen Vulkanen dieser Insel, stets in bedeutender Höhe, findet, nament- lich am G. - Sendoro , Merapi, Semeru, und die die ursprüngliche Höhe des Vulkans anzudeuten scheinen, über welche hinaus sie ihre Gipfel durch die Laven , welche ihren Kratern entquollen , immer höher emporbauen, bis diese Gipfel, von Dämpfen tlurchAvühlt und erweicht, dereinst wieder zusanuuenstürzen, wie der G.-Wilis, oder, wie der G. -Ringgit, durch sehr heftige Eruptionen abgeschleudert und zertrümmert wurden. So baut die Natur auf und zerstört dann ihr Werk, um es von Neuem zu erbauen und, ähnlich der organi- schen Welt, die keinen Augenblick unverändert bleibt, auch in die unorganische Natur einen cAvigen Wechsel zu bringen. Was die Stein arten betrifft, aus denen der G. -Slamat zu- sammengesetzt ist, so ist sem Kerngestein, das aus älterer Lava oder eigentlichem Trachyt besteht , auf allen Seiten mit Ausnahme von nur wenigen Punkten von neueren, trachy tischen Laven über- schüttet, die wdr erst im Umfange des Kegels durchmustern wol- len, ehe wir sie auf seinem Gipfel selbst betrachten. — Es sind am Fusse und Gehänge des G. - Slamat besonders sechs verschiedene Localitäten , wo die Produkte des Vulkans eine besondere Besich- tigung verdienen : 1) Ein Gestein von grosser Mächtigkeit, das man kein eigent- liches Congiomerat, keine Brezzie nennen kann, und das dennoch aus grossen 1 bis 5' dicken Stücken von ganz heterogener Natur, aber unzertrennbar zusammengesetzt, nämlich zusammenge- schmolzen ist, und daher oöenbar als ein (ältercrj Lavastrom des Vulkans betrachtet werden niuss. Es ist unverkennbar, dass sich 151 clie ganze Masse desselben in feurigem Fluss befand , dessen Hitze- grad jedoch nicht zureichend Avar, um alle die verschiedenen Blöcke in eine homogene INI^sse zu verschmelzen ; sie gingen nur an ihren Oberflächen verschmelzend in einander liber, so dass man sie so- wohl ihrer verschiedenen Färbung, als ihrer Structur nach noch deutlich von einander unterscheiden kann , und dass sie gleichsam, wo sie in Flussbetten entblösst , oder durch Wasserfälle glatt ge- w'aschen sind, eine gi-andiose Mosaikarbeit darstellen. Am schön- sten nimmt man sie am Ost-Süd-Ost-Gehänge des Gebirges in einer Höhe von 1050' ostwärts neben dem Dorfe Öeraju wahr, da, wo der Kali -Soso mit doppelter Cascade in einen kesseiförmigen Abgrund liinabstürzt und ein tiefes Wasserbecken bildet, das oben von der üppigsten Waldung umdüstert ist. — Die Wände dieses Beckens und der Boden des Flussbettes bestehen aus dem genannten Ge- stein. Die meisten Blöcke gehören ihrer Structur nach zu den Porphyren und haben eine feine Grundmasse von Felsit; einige sind Aveisslich-grau von Farbe, mit nur sehr klemen Krystallen, und bilden ein sehr feinsplitteriges Gemenge, dessen einzelnen Theile das unbewaffiiete Auge kaum noch zu unterscheiden vermag; — andere haben dieselbe Structur, aber sind bläulich-grau von Farbe ; — bei wieder andern ist die Grundmasse röthlich, mit sehr grossen eingemengten Krystallen glasigen Feldspaths ; — einige sind sehr reich an Hornblende in dunkelgrauer Grundmasse, grobkörnig, mit vielen deutlichen Feldspath-Krystallen ; — andere enthalten viele Glimmerblättchen und noch andere sind mehr gleichartig (dicht) von Structur, schwärzlich von Farbe und gehen in Basalt über, Avährend andere unveränderten Trachyt darstellen, aus dem die Hauptmasse des ganzen Gebirges besteht. — Alle diese so verschie- denartigen Blöcke gehen nur an ihren Rändern, wo sie unzertrenn- bar verschmolzen sind, *) in einander über und setzen eine sehr ver- schiedenartig gefärbte, gleichsam marmorirte, gefleckte Felsenwand zusammen. 2) Über diesem Gestein, und höher oben am Gehänge der Berg- kette, ostwärts vom G. -Slamat, findet sich ein jüngerer, fast ganz verschlackter Lavastrom von bräunlich -scliAvarzer Farbe und mehr basaltischer Natur mit vielen grossen Blasenräumen , an deren innern Wänden man nicht selten kleine Schwefel- und Alaunkry- stalle wahrnimmt. Diese Lava liegt theils in Jilöcken umher, theils bildet sie zusammenhängende Ströme, deren Oberfläche nicht selten auf eine sonderbare Art gekräuselt und auf solche Weise in querer Richtung mit gebogenen parallelen Leisten und Zwischenvertie- fungen zwischen diesen versehen ist, dass die Convcxität der Bogen stets nach unten, nach der Richtung, in welcher der Strom fällt, gekehrt ist , wodurch die ganze Oberfläche der Lava wellenförmig terrassirt erscheint. — Übrigens ist es bemerkenswerth , dass sich *) Sie sind keineswegs durch ein Cement verbunden. 152 diese mit Nr. l und 2 bezeiclineten Produkte fast ,[>enau auf die be- schriebene Art am G.-Kinggit in Ost-Java -wiederünden. :V) Auf dem Wege , der von Seraju auf dem Ost-Süd-Ost-Ge- hänge des lierges aus eine Höhe von 1050' nach Priatin, 4000' lioch auf der Ostseite, führt, kommt man durch mehre, nur Avenig aus- getiefte l^achklüfte, die ausser nach gefallenen Eegen sämmtlich trocken sind und zum Bett einen nackten , sehr harten Felsgrund haben. Es sind von unten nach oben die Betten des Kali-Rambut, Rcdjoso und Tumbekor, die man überschreitet und von denen sich der erstere in den Kali-Ai'us, die zwei letzteren aber in den K.-Soso ergiessen. — Während die übrigen Gegenden des Gehänges mit einer etwa 3' dicken lockern braunen Dammerde bedeckt sind, so sieht man in den genannten Betten die Lava völlig entblösst und glattgewaschen, aber nur in den Yertiefimgen mit stehendem Wasser bedeckt, das eine Kaffeebräunliche Farbe angenommen hat. — Die Lava ist zusammenhängend, massig, derb, von hellgrauer Farbe, sehr hart , hier und da in Folge allmähliger Ausspülung wulstig - oder zackig-höckrig aufsteigend und dazwischen Höhlenartig vertieft. Im grauen Felsitteige dieser Lava: L. Nr. 113, sind keine an- dern als glasige Feldspathkrystalle zu erkennen. Während die Fels- masse in den tiefern Theilen des Stromes fast ganz dicht ist, so durchzieht sie sich nach ilu'er Oberfläche zu immer mehr mit grös- sern und kiemern Blasenräumen und wird oft ganz porös. Aus emera solchen porösen , halbverschlackten Theile des Lavastromes : L. Nr. 112, entspringt weiter abwärts am Berge, neben dem bereits genannten Dorfe die gleichnamige Quelle Tuk- Seraju. jSIan kann dieselbe Lava Nr. 113 am Ostgehänge des Berges, in den trocknen Betten des Kali-Eedjoso und Bajah bis in Höhen von 5 bis 6000' verfolgen: L. Nr. 11 G, eben so Avie man sie abwärts noch am Fusse des Berges , ja selbst noch im Flachlande am Wasserfalle des Kali- KlaAving antrifft. (Siehe Aveiter unten.) — Aus derselben LaA'a sind in den mittlem Bcrgregionen auch die Hügel und Hügelzüge zu- sammengesetzt, Avelche die Bergplatte A'on Priatin auf der Ost- (ge- nauer Ost- zu Nord-) Seite des Berges in 4000' Höhe umgeben, z. B. G.-Kelir, Swara, Djingkol gua. Im letztgenannten, nur y+ Pfahl von Priatin entfernten Hügel befindet sich rechts neben dem Wege nach Seraju eine kleine Höhle Pondok gua, die sich am Fusse einer senkrechten Wand öffnet und ausser schönen Entblössungen der porösen, gekräuselten, fast Bimsteinartigen Lava: L. Nr. 114, nichts BemerkensAverthes enthält. Ihr Boden besteht aus hinein- gespülter AValderde und an ihrer Decke nisten Fledermäuse. Klei- nes Gereibsel {Rcipüli) bald dicht, bald Bimsteinartig porös: L. Nr. 115, ist von einem gleichen Ursprünge und bildet mit Erde, vormaliger vulkanischer Asche , vermengt , die obersten, sehr mäch- tigen Schichten der Platte von Priatin. — In der Nähe dieses Ortes liegt , in den Wäldern auf dem östlichen Fusse des G. - Slamat ein kleiner See: Djingkol priatin. Da man, ungeachtet der feuchten Urwälder, die Alles über- 153 Clustern, im ganzen Umfange des Berges sehr viele (wo nicht alle — ) Eachbetten oberhalb der Region von 200 O' trocken sieht, so ist es offenbar, dass alles Wasser in den Höhlungen (Blasenräumen) dieser oder ähnlicher Lavaarten versch^vindet und auf unterirdischen Wegen, bis zum Fusse des Berg-es heraboelanj^t. Nicht weil hier die Lava aufhörte , porös zu sein , sondern weil der vorher sehr abschüssige Boden (das Berggehänge) nun flacher wird und sich in einer mehr horizontalen Richtung fortsetzt, — sieht man in der Region zwischen 1 imd 2000' das Wasser an unzähligen Stellen mit GcAvalt hervor- brechen und die reichhaltigsten, krystallhellsten und kühlsten Quellen bilden, die den Spalten und Höhlen der Lava oft mit sol- chem Ungestüm entsprudeln , dass man sie Springquellen nennen kann . Man sieht ihre Umgegend durch die Eingebornen gewöhnlich zu \dereckigen Becken erweitert, in ] Ladeplätze und Teiche verwandelt, in denen dann das AVasser hoch aufwellt. Eine solche Quelle lern- ten wir schon zu jNIandi radja (,, Königsbad") am Nordfusse des Berges kennen; eine zweite liegt im Dorfe Seraju (nicht weit vom Pasanggrahan), eine dritte im Dorfe Pandjasan, ^/^ Stunde südwärts von Adji barang, und noch andere kommen an andern Orten vor. Gehegte Goldfische und Ikan - Gorami durchschiessen und durch- blitzen dann gewöhnlich das Wasser, das von wunderbarer Klar- heit und Kühle ist ; denn, da es aus grossen Höhen schnell und auf unterirdischen Wegen herabkommt, so ist seine Temperatur ge- wöhnlich ein Paar Grade niedriger, als die mittlere LuftAvärme des Ortes ; wenn die Luft dann zur JNIittagszeit ilure grösste Wärme erreicht hat, z. B. 86" zu Mandi radja, so kann der Unterschied auf 8 bis 10" Fahrh. steigen.*) 4) Lavastrom am (AVasserfalle) Tjuruk - Pangisian des Kali- Klawing. — Auch in der Richtung Ost zu Süd (oder Ostsüdost-) wärts sind vollkommen ähnliche geschmolzne Massen, als unter 3) beschrieben worden, herab — und fast quer und dicht am Südfusse der östlichen Kette vorbei bis weit in das Tertiärgebiet hinein ge- strömt. Über eine Stufe dieser Lava, nicht Aveit vom Südfusse der Kette und nordwärts vom Dorfe Böbotsari bildet der genannte Bach einen Wasserfall, der dem Geologen sehr schöne Felsentblössungen darbietet. Oberhalb des Falles strömte der Bach nach Ost-Nord- Ost und unterhalb erst nach Osten und biegt später nach Süden um. — ^Nlan sieht hier dieselbe hellgiaue, derbe, harte Lava wie auf dem Wege nach Priatin , sie bildet erst zwischen den etwa nur 1 5 hohen Seitenwänden ein glattgewaschnes Bett mit einer Rinne in der Mitte, — macht dann aber auf einmal eine 40' tiefe senk- rechte Treppe, über Avelche der Bach aus seiner nach dem Rande *) Die Quelle Tiik- Seraju (im Dorfe Seraju) ist ein ganzer Bach, der auf Einmal aus dem Boden dringt und eine stabile Temperatur von 71,45" Fahr. (I 7,00"* R.) hat. Diese Temperatur hatte er unter andern auch am 1 1 . Juni 1S47 des Mittags um 2 Uhr, AYährend die Luftwärme im Schatten 81,50" p'ahr. (22,00" ]{.) und die stabile Bodenwärme , 2 Fuss tief unter der Oberfläche fern von der Quelle 7Ü,J0" Fahr. (1U,70" K.) betrug. A. d. V. 154 zu immer tiefer einsehneiilenden liinne als eintUehc Ciiseude hinab- stürzl. Die Kluft wird dadurch auf einmal um 40' vertieft, und die Seitenwände, die den halbkreisförmigen Kessel umgeben und sich /lann weiter nach Osten fortsetzen, sind nun 55' hoch, während der Durchmesser des Kessels 150' betragen mag. ]3ie untere Hälfte der Wand springt etwa 1 0 tief ein und ist ) als eine Bucht ausge- Avaschen, in welcher oder an deren Eande man bequem hinter dem Wasserfalle herumgehen kann. ^Man sieht hier, wie der einsprin- gende untere Theil der Wand aus einem leichter zerstörbaren Lager grosser und kleiner vulkanischer Geschiebe besteht , und wie die Lava nur eine 20' mächtige Decke bildet, die auf den Geschie- ben ruht und einige Ellen weiter hervorragt. In der Tieft; ist die Lava: L. Nr. 111 entweder dicht oder doch weniger porös, oben aber sehr durchlöchert und mit grossen lUasenräumen versehen. Sie hat eine prismatische Absonderung mit hervorstehenden Rippen, die meistens 4-, zuweilen auch G- eckig sind und schai-fe Kanten haben. Regelmässig begränzte scharfkantige, mehr oder weniger Würfelförmige Stücke dieser Art , die von der Decke abgebrochen sind , liegen im l^ecken zerstreut. Auf der Xordseite des l^eckens öffnet sich in der Bucht zwischen der Lavadecke und den Geschie- ben eine Spaltenartige HÖlile, die bald nur 2 bis 3, bald wieder o weit ist, und deren Grund voll von eckigen, stets feuchten Stein- trümmern liegt, die, sonderbar genug, **) alle mit einem weissen, pulverigen Anfluge versehen waren , ähnlich den Thallusanfängen mancher Flechten, den man aber leicht abwischen konnte. 5) Lavastrom am Wasserfalle des Kali-Datar. — Auf der Süd- West-Seite des Berges, etwa nur lOOO' ostnordostwärts von dem Dorfe Adjibarang entfernt, findet man den Fall des genannten Baches, der sich durch den Kali-Tadjom in den K.-Seraju ergiesst. Wir sehen hier dieselbe hellgraue, ihrer Structur nach fast gleich- förmige, kaum erkennbar krystalhnische, bald dichte, bald poröse Lava: L. Nr. 110 -wieder, die wir schon auf der Süd-Ost- und Ost- Seite des Berges kennen lernten. Sie enthält sparsam Olivin. — Während die untern Theile ihrer ]Masse dichter und Stellenweis ganz dicht sind, so sind die obcrn porös, aber ungleichförmig durch- löchert mid haben Blasenräume, die bald einen Zoll, bald nur eine halbe Linie weit sind. Auch sieht man lose Fragmente, die der einen Hälfte nach dicht, der andern (obernj nach porös sind. An manchen Orten ist die zugleich ganz durchlöcherte Oberfläche mit halbkreisförmigen concentrischen AVellen oder "Nvulstigen Leisten von 2 bis 4 Zoll Dicke und Höhe versehen, deren Convexität stets Bergabwärts gerichtet ist , als wenn die strömende Lava wellig be- wegt und wälirend dieser Bewegung schnell erstarrt wäre. — Dicht unterhalb des Weges, der von Adjibarang nach Purwokerta führt. *) Wie bei a 11 e n Cascaden auf Java, die als einfacher Fall über eine senk- rechte,Wand in ein Wasserbecken herabstürzen. **) Dies war nämlich im Juli 1S47 der Fall. A. d. V. 155 fällt diese so beschaffene Lava senkrecht hinab, eine Stufe bildend, vor welcher der Bach, nachdem er den Felsrand erst in einer 20' tiefen, aber nur 5 breiten Einne durchschnitten hat, dann noch in einer 3(J hohen Cascade hinabstürzt. Die erkennbare Mächtigkeit der Lava über der Sohle des Bettes beti-ägt oberhalb des Falles 20, unterhalb desselben aber, weil die Kluft dort auf einmal 50' tiefer wird, 70 , Ihr Liegendes ist unbekannt. Sie ist unregelmässig ab- gesondert und bricht scharfeckig. Die untere Hälfte der Wand, obgleich sie aus compacter Lava besteht , ist auch bei diesem Was- serfalle ausgehöhlt und springt buchtig ein. — Am Fusse der Bucht liegen die abgebrochenen eckigen Trümmer umher. 6) Batu bela bei Adjibarang. — Li Süd- West und West-Süd- West von seinem Gipfel ist der gleichmässig ausgestreckte Fuss unsres Kegelberges von neptvmischen Anhöhen begränzt , die von der Gegend an , wo sich seinem W'estfusse die Centralkette anreiht und bei Petugeran der Weg nach Tegal hinüberfiihrt , sich nach Süd-Süd- West herabziehen und die Centralkette mit den zahlreichen neptunischen Rücken des ,,Tjelatjapgebirges" verbinden. ])erYer- bindungsrücken *) liegt in Westen von Adjibarang und ist die Gränze des vulkanischen Gebietes auf dieser Seite, während ähnliche Züge den Lavafuss des G.-Slamat dort auch in Süden begränzen. Dies ist besonders einer derselben, der mit der Kuppe G.-Putri anfängt und fast bis Purwokerta reichend sich lang von Westen nach Osten ausstreckt. Alle diese Züge sind einseitig-erhobene Theile des Tertiärgebirges und bestehen hier vorherrschend aus iNIergel- und Sandsteinfiötzen, die nach verschiedenen Seiten zu einfallen. Diese neptunischen Bergrücken sind es, auf welche die Cavaströme des Gunung - Slamat anstossen und sich endigen. Denn der ganze Süd -West- und Süd -Süd -West -Fuss des Ke- gels stellt sich dar als eine einzige weit ausgestreckte Lavaplatte, deren gleichmässige, nur sehr sanft vom Berge abwärts gesenkte Oberfläche sehr mit den vielgestalteten neptunischen Bergzügen contrastirt, durch welche ohne Zweifel die Lava einst in ihrem wei- tem Verlaufe gehemmt, aufgestaut wurde und sich zu Flächen aus- breiten musste. Jetzt ist diese geneigte Ebne, weil sie leicht und sicher überschwemmt werden kann, bis an den äussersten Hand hin fast ganz mit SaAvah's bedeckt. Am schönsten kann man diese Plattengestalt der Lava erken- nen west-, süd- und südostwärts vom Dorfe Adjibarang. Die liäche haben sich nämlich ihre Bahn überall an der Gränze zAvischen dem neptunischen und vulkanischen Boden gebrochen und Thalklüfte *) Dieser Verbindungsrücken setzt sich nach AA^csten in eine Landschaft fort, die in der Mitte zwischen der Centralkette und dem südlichem Tjelatjapgebirge liegt und beide von einander trennt. Sie besteht aus drei Flächen, die sich Stufenförmig zu einander und zuletzt zur Tji-Tanduiebne senken, nämlich von Adjibarang an aus den tertiären Flächen von Tadjem, Madjenang, Madura und dann der Alluvialboden des Tji-Tandui. 156 gebildet, auf deren einer Seite man das Lavaplateau plötzlich geen- digt inid in Wänden von 50 bis 200 Höhe hinabgestürzt sieht. Dies ist der Saum der Lavaplatte, und es ist interessant, zu sehen, wie die Fonn dieses Saumes sieh überall nach den Unebenheiten und der Lage des neptunischen Gebirges richtet und z. B. da, wo ein Zwischenraum zwischen dessen Zügen vorhanden ist, sich viel weiter nach Süden (als an andern Punkten) vorschiebt, — zum deutlichen Beweise, dass nur diese Züge es waren, welche die Lava im Weiterströmen hinderten. (S. die figurative Skizze Slamat Die Thalklüfte, die zwischen beiden (neptunischem und vulka- nischem Boden) liegen , sind offenbar erst durch Ausspülung und Abblätterung des Gesteins von beiden Seiten entstanden, äluilich dem Einsturz, den man (s. unten) bei Batu bela zu erwarten hat. Da die ^Mächtigkeit der Lava, so weit man sie erkennen kann, näm- lich über der Sohle der Thäler, also so tief die Bacheinschnitte ein- dringen, schon 200' beträgt, so kann ihre Gesammtmächtigkeit (vielleicht auf einem neptunischen Liegenden) wohl das Doppelte oder Dreifache betragen ! — Man sieht auch Avirklich noch am linken Ufer des K.-Datar kleine isolirte Hügel aus der Thal so hie auf- tauchen, die nichts Anderes sind, als die auf allen Seiten von Lava umflossenen Spitzen unterirdischer, von der Lava bedeckter Berge. Etwa 1 Pfahl entfernt, in Süd-Süd- Westen von Adjibarang liegt am linken Ufer des K.-Tadjem, ganz nahe südwärts von der Stelle, wo die von Westen her ziehende Lavawand nach Süden um- biegt, die berüchtigte Spaltenähnliche Höhle ,,Batu bela," in Avel- che vormals der Sultan von Jogjakerta in Ungnade gefallene Per- sonen oder politische Ubelthäter zu werfen und einem grausamen Tode zu weihen pflegte. — Man sieht auf der Oberfläche der Platte eine lange Felsspalte, welche, wie es scheint, die Lava einem grossen Theile ihrer Mächtigkeit nach durchschneidet, aber nur wenige Schritte vom Rande der jNIauer entfernt liegt, so dass das Lava- segment zwischen der jMauer und der Spalte sich abzulösen und hinunter in das Tji-Tadjemthal zu stürzen droht. Denn die Spalte verläuft vollkommen parallel mit dem Eande nach Süden zu Osten (s. die Skizze). An manchen Stellen verschmälert sie sich oder ver- schwindet, von Felstrümmern und Erde überschüttet ganz , — an andern erweitert sie sich wieder und gleicht dann einer senkrecht hinabgehenden Höhle, klaff't aber selten weiter als 3 bis 5' weit auf. — So kann man sie etwa 200' lang am Rande der Mauer und des Thaies hin verfolgen, dessen grosse Nähe und Tiefe dazu bei- trägt , den Anbhck der Spalte schrecklich zu machen , die eben so tief wie das Thal hinabzureichen scheint. (Das Gestein ist die uns schon bekannte, graue poröse Lava: L. Nr. 110.) Etwas in Süden von Batu bela ist die Mauer der ganzen Tiefe des Thaies von etwa 200' noch senkrecht, wahrscheinlich, weil dort das Ostende des G.-Krikil gegenüber liegt und weil der Bach in 157 dem dadurch sehr verschmälerten Thale alle Schuttmassen weg- gespült hat, die m andern Gegenden die untere Hälfte der Wand verbergen. Wir haben also hier Lavaströme von ungeheurer Mächtigkeit kennen gelernt , die mit grosser Gleichförmigkeit Tagereisen weit ausgebreitet liegen, die das Land bis weit in's iieptvniische Gebirge hinein um mehre Hundert Fuss erhöhten, und die, weil sie nicht nur auf dem jüngsten Tertiärgebirge ruhen, sondern auch Geschiebe- lager von noch jüngerer Eildung bedecken, dem G.-Slamat vor nicht gar langer Zeit entquollen sein können. 7) Noch verdient hier ein äusserst feiner, bräunlich - grauer Sand erwähnt zu werden, der im Jahre 183S die ganze Nordhälfte des Berges bedeckte bis nahe zu dessen Fusse herab, und der selbst auf dem Boden der dichtesten Wälder noch 2 bis 3 Zoll hohe Schichten bildete, die sich beim Auftreten , wie die feinste Asche, in Wolken von Staub verwandelten, welcher alle Kleider des Rei- senden durchdrang. Die Pflanzendecke des G.-Slamat reicht tief herab. Seine mittlem und untern Gehänge sind weit und breit von Wäldern überzogen, die sich auf der Südseite bis 1500 und auf der Nordseite bis lOOO' weit herabziehen und, alle Kultur ausschliessend, fast bis in's ebne Land hinein schwer durchdringbare Wildnisse bilden. Schon diese geringe Höhe, welche die Kultur auf dem Fusse des G.-Slamat erreicht, spricht für die Neuheit heftiger vulkanischer Wirkungen, wodurch die ansiedelnde "Hand des Menschen fern ge- halten oder vertrieben wurde. In den untern Regionen treten in den Wäldern zuerst die schönen ostjava'schen Acacien auf mit dem feingefiederten. Schirmartig -ausgebreiteten Laube: Inga gracilis, Inga umbracuUformis (Poön-Sengon der Javanen) u. a. prachtvolle Gestalten, welche in der westlichen Hälfte Java's, dem eigentlichen Sunda, seltner sind. Auffallend ist der Contrast dieses Vulkans mit seinen mehr östlichen Nachbaren, dem G.-Sumbing und G.-Merbabu, auf denen die Kultur mit bis 7000' hoch reichenden Feldern alle AValdung ver- drängte vmd kaum noch auf den höchsten Gipfeln einiges Agape- tesgebüsch schonte, zu dem sich von allen Seiten die Pfade der Holzhacker hinanschlängeln. Hier dagegen ist unten Alles mit Wald bedeckt und oben mit Asche und Lava. In etwa 8000' Höhe hört am G.-Slamat alle Vegetation auf; man tritt dann aus dem grünen Gebüsch von Agapetes oder von Viburnumarten und Araliaceen, die z. B. am Nordgehänge vorherrschen, auf das Gebiet des völlig kahlen, 27^ Tausend Fuss hohen obersten Kegels oder Domes vom G. - Slamat , wo kein Grashalm mehr wächst und wo schwärzlich - graue Lavakrusten nur mit Sand und schlackigen Steintrümmern wechseln. L^escr höchste, steile Kegel hat ganz das Ansehen, vor noch gar nicht langer Zeit (1835) von flüssigen Lavamassen überströmt und mit Lavabrocken, Sand und Asche 158 überschüttet zu sein. — Zuweilen ist der Abhang glatt und besteht lange Strecken weit aus Lavaschichten von 5 bis 1 0' Mächtigkeit, die jedoch zuweilen auch viel dünner sind und 1 bis 2' dicke Kru- sten bilden. Sie sind an vielen Stellen der Länge nach, am ]5crge abwärts, geborsten, an andern Stellen ^nzHch zertrümmert und ruhen zuweilen auf losen Sandlagern. Sie wechseln mit Sand uiul (jereibselschichten imd mit Lavastücken ab, die zu Taiisenden auf dem steilen Gehänge zerstreut liegen und an Grösse von dem klein- sten Steinchen bis zu dem enormsten Blocke wechseln. Sie sind mehr oder weniger mit Blasenräumen durchzogen und fast ganz in Schlacke verwandelt. Manche Stücke haben zuweilen auf der einen Hälfte noch eine deutliche porphyrartige oder körnige Struc- tur mit deutlichen Feldspathkrystallen, Avährend ihre andere Hälfte schwammig aufgebläht oder ganz verglast ist. Die Z^vischenräume der scharfgerandeten, übrigens ganz unregelmässig gestalteten Blöcke erfüllt ein grober Sand, der aus ihrer Zertrümmerung her- vorging. Der Gipfel des G.-Slamat (s. Slamat Fig. 6) ist in Verhält- niss zu seiner Höhe von geringem Umfang und bietet mehr als zur Hälfte flache Räume dar, von denen nur der westsüdwestlichste Theil von einem ziemlich kreisrunden Krater durchbrochen ist. Der westliche und südwestliche Rand, welcher diesen Krater um- schreibt, ist unzugänglich schmal und senkt sich uimiittelbar m den steilen Bergabhang hmab ; in Nord-Osten aber zieht sich , in gleicher Höhe mit dem Krater ran de, daselbst eine Fläche von sehr feinem grauen Sande hin , die nach Nord-Osten zu immer schmäler wird und zuletzt in eine Kluft übergeht, welche, den Gipfel des G.-Slamat daselbst durchschneidend, sich am Berggehänge als das Bett eines Baches hinabzieht. In dieser Richtung von Nord-Osten nach Süd- Westen hat der Gipfel seinen grössten Durchmesser von mehr als 2ü00', wovon 700' auf den Diameter des Kraters kommen. Zu beiden Seiten, nämlich in Nord- Westen und Süd-Osten, ist diese Sandfläche von Felsenwänden eingefasst , welche aus übereinander liegenden, vielfach zerspaltenen und durch Spaltung in einzelne Stücke abgesonderten Lavaschichten bestehen und hier über der Sandfläche nur eine Höhe von 60 bis lüO' haben, aber offenbare Verlängerungen der eigentlichen Kratermaucr sind. Aus den Spal- ten der nordwestlichen Wand zischen noch häufige Dämpfe. Beide Mauern ziehen sich , einander immer mein nähernd , nach Nord- Osten hin und gehen dort in die Ränder der erwähnten Kluft über. Der westlichste Theil der Sandfläche ist vertieft und scheint zur Regenzeit das Becken kleiner Wasseransammlungen zu sein , von dem übrigen östlichen Theile der Fläche durch Hügel von Sand getrennt. Noch höher, als diese Sandfläche, liegt der östlichste Theil auf dem nördlichen Rand des Gipfels, der vom Rande der südöstHchen Wand der Sandflächc an eine sehr öde, mit Lavatrümmem aller Grösse übersäete Bergiilatte bildet, die sich sanft nach Süden ab- / uiai^,. ^^^^ 0^ -<-x-^^^^ mmmmm \af |/< |f / I- " u j... I« IT — Ti — wr.. \~- t" i«: -fr«//^ VC, pari.r,r ÄA i" !<" I" Jg 159 dacht , nachher aber steil in das eigentliche Berggehänge übergeht ; sie ist nach Nord-Osten zu von einem wulstigen Rücken begränzt, so dass zviaschen ihr und diesem Rücken nur eine kleine, südost- Avärts geöffnete Kluft übrig bleibt, durch welche sich das zusam- menrieselnde RegeuAvasser Bahn gebrochen hat. — Der östliche, wulstige Rücken findet sich von Süd-Osten nach Nord- Westen aus- gestreckt und ist etwa lOO' hoher, als die Platte in ihrer INIitte. Ich schätzte seine Höhe über dem barometrisch gemessenen Punkt auf dem nordwestlichen Rande der Sandfläche (gleich 10430 par. Fuss) im ^Minimum auf 200'. — Nichts gleicht der fiirchterlichen Ode der Bergplatte, welche einsam zwischen diesen \yülsten daliegt; — kein grüner Punkt erquickt das Auge, Alles liegt in Trümmern umher, schwarzbraun von Farbe, und ein schneidend kalter Wind pfeift darüber hin. Auch alles animalische Leben scheint in dieser lOGOO' hohen Einöde erstorben ; es ist todtstille, und man hört Nichts, als hinter sich in Westen das bange Donnern des Kraters. Der obere Rand des Kraters, dessen westliche Hälfte unmittel- bar in den äussern Bersabhanif überseht und zug'leich den niedrig:- sten Theü des Gipfels bildet, beschreibt im Allgemeinen einen Kreis, von dem jedoch zahlreiche Punkte eckig und unregelmässig nach innen vorspringen. Er stürzt senkrecht in die ungemessene Tiefe des Kraterschlundes hinab, aus dem, seiner ganzen Weite nach, nur eine weisse Dampfwolke emporqualmt, die dem Reisen- den nur selten vergönnt , einen Blick hinab zu Averfen. Man hört nur ein Brausen, wie das eines kochenden See's, oder das Fallen eines Wassersturzes. Auch darf man sich dem lockeren, scharf ab- geschnittenen Rande nur mit grosser Vorsicht nähern. Yertheileu sich dann einmal , von einem günstigen Windstosse zur Seite ge- trieben , die Dämpfe, so erblickt man einen cylindrischen , unten zugerundeten Schlund , dessen Felsenwände durch Zerspaltung in länglich Adereckige Stücke gesondert sind, die nur lose auf einander ruhen und an vielen Stellen vorspringende Rippen bilden, welche jeden Augenblick den Einstiu-z drohen. Sie sehen bleich und gelb- lich-bleich aus und scheinen zum Theil bereits zersetztes Gestein zu sein. Nur selten, für kurze Augenblicke, kann man den eigent- lichen Grund des Kessels erblicken ; so oft wir ihn sahen , erschien er in einer glänzend gelben Farbe, als wenn er ganz mit Schwefel überzogen wäre, und bot dem Blicke sowohl an den untern Theilen der Mauer, als auf seinem mit Trümmern aller Art bedeckten Grunde Hunderte von Spalten und grossen Löchern dar, aus denen, wie aus den Scldünden eben so vieler Kanonen , weisse Dampfsäu- len hervorschossen. Eine Anzahl solcher Löcher, die etwa 3' im Diameter haben konnten , lagen in einer Reihe neben einander und konnten sehr ])assend mit einer IJatterie verglichen werden; die Kanäle, deren äussere Offnungen sie darstellten, schienen schief in den Boden zu dringen; denn die Dämpfe fuhren horizontal aus ihnen hervor und schössen erst eine Strecke weit über dem Krater- boden hin, che sie emporstiegen und, mit den übrigc^n zusammen- ICO schmelzend, jene gemeinschaftliche Dampfwolke bildeten, von wel- cher in der Regel der ganze Kessel erfüllt war. Durch die vereinigte Wirkung aller dieser mit Vehemenz dam- pfenden Spalten und Öffnungen wurde jenes starke Brausen her- vorgebracht (1S3S), das man schon am äussern Bergabhange hören konnte, ehe man den Gipfel selber erreicht hatte. — Wir schätzten seine Tiefe auf 500 . Ansicht der Ost- und Westkette, vom Gipfel des G.-Slamat aus gesehen. — Wenn man auf dem höchsten öst- lichen Rücken des G.-Slamatgipfels steht, so kann man in den Vormittagsstunden, nachdem sich die Wolkenschicht , die anfangs alles Land bedeckte, aufgelöst hat, die östliche Kette, die vom G.-Slamat zum G.-Dieng läuft, in ihrer ganzen Ausdehnung über- schauen. Man sieht hoch auf ihren Kamm herab und erkennt 1 ) am Ost- und Ost-Nord-Ost-Fusse unsres Kegels das Plateau Priatin mit den Hügelreihen, die es begränzen; 2) darauf folgend einen flachen Zwischenraum , der sich nach Süden senkt und über wel- chen ein Weg aus Banju mas nach Togal führt; 3) dann folgen eine jNIenge (17) grosser Querjöche hintereinander, die alle von Norden nach Süden gerichtet sind und steil in's flache Land von Purwolinggo fallen. Sie smd die oben erwähnten Bruchstücke der neptunischen Formation, sie bilden aber nur die südliche Hälfte der Kette und ruhen mit ilu-en höchsten , steil nach Norden abge- stürzten Enden auf einer Platte, die sanft nach Norden ansteigt bis zu einem Rande, Avelcher der höchste Wulst (die Firste) der ganzen Kette ist. Dieser Rand senkt sich dann nach Norden hinab, ist aber noch in manchen Gegenden von flachen Vorsprüngen um- geben, ehe er in's tiefere Gehänge übergeht; 4) dann folgen die labyrinthischen Berge von Karang kobar, deren Querrippen eben- falls von Norden nach Süden streichen und der ]jergkette eine grosse Breite verleihen. Sie steigen nach Osten in 5) die Hoch- gebirge des G.-Dieng an, vom höchsten Rücken des G. -Prau begränzt. Wenn man vom Westrande des Gipfels über's Gehänge liinab- blickt, so sieht man eine sehr hohe bewaldete Rippe, die ihrer Grösse wegen eher eine Kette genannt Averden kann und sich auf der Westseite des Berges hinabzieht. Sie ist mehre Pfähle breit, 6 bis 7000' hoch und setzt sich in derselben Höhe erst viele Pfähle weit nach Westen fort, ehe sie allmählig fällt. In dem niedrigen Zwischenräume zwischen ihrem Fusse und dem Anfang der neptu- nischen Kette, die weiter nach Westen verläuft, liegt der mehr- erwähnte Pass Petugeran. Wenn man den Berg von der Süd-Süd- West- oder Süd- West- Seite aus gewisser Entfernung erblickt, z. B. Slamat Fig. 3 von Palantjang (von avo der Gipfel in Norden 38*^ Osten liegt), so tritt diese Kette deutUch hervor; — sieht man den Berg aber von der Westseite, z. B. in Slamat Fig. 1, aus grosser Entfernung von Tjisuru, (von avo der Gipfel in Osten 14^2" Norden liegt) so hat das 161 Gehänge, eben so wie von'den mehrsten andern Seiten, eine reine ke- gelförmige Gestalt und dann ist fast nichts von jener Kette zu sehen. Auch am Nor dwestge hänge fängt schon in einer Höhe von 8000 eine gi'osse Rippe an, die sich nach Nord- Westen hinabsenkt und einen sehr schmalen, zackigen und schlangenf örmig gebogenen Kamm hat. Ihr liegt südwestwärts gegenüber, also weiter nach der Westseite des Berges zu, eine andere Kippe, die in ihren obern Gegenden eine vollkommen scharfe Leiste bildet und wahi-schein- lich ein Trümmerstrom ist. Zwischen beiden bleibt ein flacher, bewaldeter Thalboden übrig, dessen Grund wieder eine Menge klei- ner paralleler Lava- (walirscheinlich Trümmer-)ströme enthält , die ihn Streifenförmig durchziehen. An allen übrigen Seiten des G.-Slamat sind keine ausgezeich- neten, stark hervortretenden Rippen zu erkennen. Namentlich ist auch von jener Nord- West-Rippe an das gan^e Gehänge bis nach Priatin hin ziemlich gleichmässig. Die Steinarten, die den Gipfel des G.-Slamat zusam- mensetzen, sind hauptsächlich zwei. Sie haben das Eigenthüm- liclie, dass ihre Oberfläche jederzeit gelblich-roth gefärbt ist, wenn sie auch im Innern grau oder schwarz sind. Diese äussere Färbung, die aus dem Isabellgelben in's Röthliche übergeht, rührt von einer dümien, glatten und etwas glänzenden Kruste oder besser Glasur her, womit alle losen sowohl, als fest anstehenden Steine, die man sieht, besonders aber die glatten Felswände unzertrennlich über- zogen sind. Sie ist den Felsen des G.-Slamat sehr eigenthümlich, kommt in keinem andern Krater so ausgezeichnet vor und scheint durch Sublimation aus Dämpfen entstanden zu sein. 1) Seiner Hauptmasse nach besteht der Gipfel aus einem sehr fein- körnigen, hellgrauen Felsitgestein : L. Nr. 1 1 7 ( — trachytischer, älte- rer Lava — ), die theilweisc sehr reich an Magneteisen ist. Er liegt z. B. in denMauern zu beiden Seiten der Aschenfläche (s.Nr. 8 der Karte) entblösst, und bildet das eigentliche innere Felsgerüst des Gipfels von hinlänglich festem Bau , um den Erschütterungen bei Ausbrüchen Aviderstehen zu können (siehe Nr. 4 und 5). Er hat eine unregel- mässig kubisch-prismatische (rhombische) Absonderung mit flachen oder flachmuscheligen Seiten und scharfen Kanten, so, dass die Kanten nach aussen zu vorspringen und, weil die einzehien Stücke in einer vertikalen Reihe auf einander liegen, — viereckige, plump gegliederte Säulen oder besser Rippen gebildet Averden, die 5 bis l' dick sind. Ausser dieser stets vertikalen Absonderung ist das Ge- stein noch in horizontale Bänke von verscliiedener ]Mächtigkeit ge- theilt. So sieht man an der Mauer, die sich ost- und südostwärts von der Sandfläche hinzieht (Nr. 4 der Karte), erst eine ]iank 50 hoch über den Sandgrund emporragen, dann eine Gereibsel- schicht folgen, die von einer zweiten (obern) Trachytbank von 1 5' Dicke bedeckt ist; an manchen Stellen aber keilt sich die Gereibselschicht aus und dann sind beide Bänke in eins verschmolzen. — Kommt auch in sehr häufigen und stets scharfeckigen Bruchstücken vor. Juiigliuliii, Java II. 1 1 162 2) In den mchr.vten Gegenden ist dieser Trachyt bedeckt und überschüttet von einer Lava neuern Ursprungs: L. Nr. 119, zu weicherer, wie es scheint , selbst das Material hergegeben hat, da man die deutlichsten Übergänge zwischen beiden findet. — Zu die- sen Übergängen gehören z. li. manche grosse, weit über die Käume des Gipfels bis noch am Ostgehänge herab zerstreute Blöcke, die nur zum Theil, hier und da an ihrer Oberfläche, in poröse und ver- schlackte Lava verwandelt und grösstentheils noch unveränderter Trachyt Nr. 1 1 7 sind. Sie sind von scharfeckiger Form und in ihrem Umfange durch Risse oder Spalten aufgesprungen, die sich conver- ffirend nach dem Centrum zu verlieren. Das eigentliche Gestein aber, das wir mit Nr. 2 bezeichnen wol- len, ist eine verschlackte, sehr poröse, inwendig schwarzbraune und auch auf der Oberfläche mehr braune als gelbe Lava , die ausser in kleinen und sehr Magnet eisenreichen Bänken auf dem höchsten östlichen Rücken des Gipfels — hauptsächlich nur in vereinzelten, rundlichen und plattgedrückten Schollen, gleichsam Lavabrodten vorkommt. Von Hunderten solcher Schollen ist besonders die hohe Bergspalte übersäet, in welche der Ost- und Ost - Nord - Ost - Rand des Kraters übergeht. — Sie sind rund von Umfang, haben bei einer Dicke von '/z bis 2 ^2 , einen Durchmesser wechselnd von 2 bis 1 o' und sind ihrer Form nach mit nichts besser zu vergleichen, als mit einem runden, etwas dicken Brodte oder Brodtteige, der, wenn man ihn auf einen ilachen Boden wirft, auf der Oberfläche eine sanft convexe, an den Rändern eine abgerundete und auf der untern Fläche eine vollkommen platte Gestalt annehmen wird. — Genau diese Form haben unsere Lavaschollen, die also offenbar vom Krater in einem nicht ganz geschmolzenen, sondern nur er- weichten Zustande, als Lavateig, ausgeschleudert und aus der Luft herabgefallen sein müssen , um beim Aufschlagen auf den Boden von unten so plattgedrückt zu werden. — Wo sie auf einem ab- schüssigen Terrain liegen oder über eine Vertiefung des Bodens überhängen (d. i. unterhöhlt sind), hat der Theil ihrer untern Flä- che, der frei ist und nicht am Boden aufliegt , eine zackig - rauhe Beschaffenheit, — denn dann hängen eine Menge kleiner Lava- stalactiten von ihm herab. — Am merkwürdigsten aber ist die regelmässige und zweifache Absonderungsart dieser Lavaschollen. Sie sind nämlich zuerst in horizontaler Richtung oder parallel ihrer convexen Oberfläche abgesondert in Lamellen, die einander wie die Schalen einer Zwiebel umfassen, die anfangs (ich meine nach der Mitte des Steines zu) bei den grössern Schollen wohl einen 163 Fuss dick sind , nach der Oberfläche zu aber immer dünner Averden und zugleich immer loser, freier, bis sie zuletzt nur noch 2 oder 1 Zoll dicke Blättchen bilden, die man mit der Hand ablösen kann. Siehe L. Nr. 119. Im Innern des Steins aber sind die dickern Schichten unzertrennbar verbunden und durch die schmälsten Risse nur angedeutet. — Dies ist also eine Art von kuglig'er Absonderung mit concentrischen Schichten. Ausserdem werden die vorigen Spal- ten und Lamellen senkrecht durchschnitten von noch andern Spalten, die nach der ]Mitte des Steines zu enger werden und sich ganz verlieren, nach der Oberfläche zu aber wie ein aufgesprunge- nes Brodt mehr oder weniger Aveit auseinander klaffen. Einige dieser vertikalen Spalten sind gerade und gehen divergirend vom Centrum aus nach dem Rande, andere aber laufen in Kreisen (concentrisch) um das Centrum, — und durch diese sich kreuzen- den Spalten werden die äussern Lamellen des Gesteins in lauter einzelne mehr oder weniger rhombische Stücke getheilt, die man mit der Hand ablösen kann. Nicht bei allen Blöcken oder Schollen jedoch haben die Kräfte, die bei der Erkaltung des Gesteins thätig waren, eine so regelmässige Absonderung erzeugt. ]Man sieht auch Stücke, die regelloser zerborsten sind, und andere, die nur eine rissig-aufgesprungene Kruste haben oder runzlig-eingerissen sind, wie schnell gebackenes Brodt. Ausserdem kommen eine INIenge Abänderungen beider voriger Lavaarten vor, die in Bruchstücken über den Gipfel zerstreut lie- gen und zuweilen ganz Bimssteinartig porös sind. 3) An den \Yänden des thätigen Kraters kommt eine deutlich krystallinische Lava vor: i. Nr. 118, die inwendig grau , dunkel- grau, aber an ihrer Oberfläche von einer Vjo bis Vs Linie dicken milch weissen Kruste versehen ist, Avelche den KraterAvänden das oben erwähnte, bleiche Anseilen geben. Die Bänke, welche aus dieser Lava bestehen , sind fast in regelmässig -kubische, 3 bis 5' grosse Stücke abgesondert. 4) Zu den neuesten Erzeugnissen des Kraters und wohl nur aus der Zerreibung der genannten Lavaarten entstanden, gehört kleines Gereibsel, die Mapilli : L. Nr. 120, das sowohl auf dem Gipfel als dem Aussengehänge hier und da zu dicken Schichten aufgehäuft ist, — grober und feiner Eisenreicher Sand von schwarzer Farbe: L. Nr. 121, 122, woraus hauptsächlich die Fläche Nr. 8 auf unsrer Karte besteht und der hier und da auch zu Hügeln, 30' hoch und mehr, aufgethürmt liegt, — inid endlich feine, hellgraue vulkani- nische Asche: L. Nr. 123, woraus die Fläche 9 bestellt. Von jener homogenen hellgrauen Lava aber, die wir oben unter Nr. 3 bis G beschrieben haben: L. 110 bis 116, die wir auf dem Bergfusse im K.-Klawing imd bei Batu bela kennen lernten, ist auf dem Gipfel des Berges keine Spur zu finden, so dass es scheint, als wenn jene Ungeheuern Lavamassen, die den l^ergfuss um Hun- derte von Füssen erhöhten, dem Kegel aus seitlichen Spalten entströmt seien. 11* 164 Ich fii^e hier noch eine, nach Aufiialimcn in 1S47 auf dem Gipfel selbst entworfene Karte der topographischen Ver- li ä 1 1 n i s s e d e s G . - S 1 a m a t g- i p f e 1 s bei , die sich (wie ich hoffe) mit den nachstehenden Erläiiteningen vielleicht besser als eine Aveit- läufige Beschreibung eignen wird, dem Leser ein liild von dem äussern Bau dieses Gipfels und der Lage seiner Theile zu ver- schaffen.*) Die Zahlen auf dieser Karte, siehe Slamat Figur 6, be- deuten : \) Der höchste, östliche Rücken des ganzen Berges, nach innen steiler als nach aussen gesenkt und in seiner [Mitte bei c am höch- sten. — Seine Enden a und e senken sich ]Mauerartig steil hinab; eben so ragen die Punkte b, c, d 3 bis 5' hoch empor, als senk- rechte Absätze, Treppen oder kleine Wände, die aus schwärzlicher, poröser Lava bestehen. 2) Eine l^ergplatte, die sich vom höchsten äussern Kraterrande (3 und 4j an sanft her absenkt und bei 2 a und 2 h endigt, avo sie anfängt, sehr schroff in's Berggehänge herabzufallen, das auf dieser Seite am steilsten ist. Am inncrn Fusse des höchsten Kückens Nr. 1, der sie in Nord-Osten begränzt, sieht man eine etAva lO' tief in dem Steinschutte ausges])ülte Wasserrinne. 3) Der höchste äussere Kraterrand, Er bildet nach innen (nach dem Krater zu) ZAvar keine senkrechte Wand, aber doch ein sehr steiles Gehänge aus Schutt, **) das auf die angegebene Art mit Fur- chen (Wasserrinnen) durchzogen ist, die anfangs in den Kraterrand selbst einschneiden , nachher aber sich in einer Hauptfurche ver- einigen, die sich um den östlichen Theil des Kraterrandes herum- zieht. Bis zum Punkte * konnten Avir ohne Gefahr kommen und \'on dort den Krater am l^esten übersehen. 4) Die gerippte Felswand ausTrachyt (s. oben Steinart Nr. 1), Avelche die Sandfläche in Osten begränzt und ohne Unterbrechung mit dem hohen Eande 3 zusammenhängt, in dessen Schuttmassen sich ihre Felsenstreifen A'erlieren. (Bei 3 sind die FelsAvände \mter anliegendem Schutt A-erborgen.) 5) Eine eben solche FelsAvand, nordwest- und nordAvärts von der Sandfläche. An ihrem Fusse in einer kleinen Bucht standen unsere Hütten <$► . Die Wasserdämpfe, die aus Anelen ihrer Spalten dringen, Avaren nie Avärmer als 65", Avährend der Siedepunkt des Wassers 71,0** R. betrug. An der A'origen Wand (4) konnten Avir keine herausdringenden Dämpfe bemerken. — (Wo die Wände und Gehänge nicht aus compacten und prismatisch gerippten Felsen, sondern nur aus Schutt bestehen, ist dies an der verschiedenen Zeiclmuug auf der Karte zu erkennen.) *) Da die Grössenverhiillnisse und die Lage der Theile in Beziehung zu ein- ander aus der Karte erhellen, so ist in den nachstehenden Ei'läuterungen darauf keine Kücksicht genommen. **) d. h. mit einander vermengte Auswurfsmassen aller Art (Sand , Gereib- sel, grosse und kleine Steintrümmer). A. d. V. 165 6) Sanft geneigter, oberer, Plattenartiger Theil des Gipfels, der bei (^ in 183S vmsre Hütten trug- und der erst bei G a und b anfängt, steiler in's Aussengehänge überzugehen. 7) Die Kluft, die sich zwischen steilen, 30 bis 50' hohen Lava- wänden in gerader Richtung nach Norden am Berggehänge hinab- zieht und von der Sandfläcbe (Sj nur durch einen etwa 5' hohen Wulst aus Schutt getrennt ist. 8) Eine Fläche von schwarzgTauem Sand, die, so weit sie söh- lig ist, zwischen 5 und 600' breit und lang ist, die nach dem Krater- rande zu aber in ein Avellenförmig-unebnes Terrain aus Steinschutt und eckigen Steintrümmern von etwa gleicher Ausdehnung über- geht. Diese Trümmergegend ist sehr höckrig-uneben, auf das Viel- fältigste eingerissen und von jetzt trocknen Wasserfurchen durch- schlängelt , die von allen Richtungen her zusammenlaufen , immer tiefer Averden und zuletzt eine sclnnale Kluft bilden, Avelche den Kraterrand 50 tief durchscluieidet. Auf dem schAvärzlichen Sande liegt hier und da eine dünne Schicht hellgrauer Asche. 9) Eine kleinere, ebenfalls schwarz -graue Sandfläche, deren Glitte eine ganz söhlige Stelle von hellgrauer feiner Asche enthält. 10) Eine noch kleinere Sandfläche. — Auch besteht der schmale, nördliche Abhang des Kraters zwischen dessen Rande und 9 aus Sand, und zwischen den Flächen S, 9 und 10 liegen ganze Hügel und Wülste von Sand. (Von dem durchfurchten Trümmerboden ist der Sand wahrscheinlich erst durch Regenwasser hiuAveg- gespült.) 11 und 12) ZAvischen diesen ZAvei angegebenen Punkten ist der Kraterrand am niedrigsten und zugleich so scharf und schmal, dass man ihn nicht betreten kann. 13) Der niedrigste Punkt des ganzen Gipfels. Indem die äus- sere [Mauer 5 sich immer tiefer senkt, die Sandfläche 9 aber hori- zontal bleibt, so ist diese letztere bei 13 a^ou keinem erhöhten Rande begränzt, sondern geht dort unmittelbar in's äussere J3erg- gchänge über. Der Krater hat die G<>stult eines nach unten zu Trichter- förmig etAvas A'crengerten , im (xrunde quer geendigten C'ylinders. Seine \\'ände sind zAvar nicht im Allgemeinen senkrecht, Avohl aber StellenAveis. Er stellt sich dar als ein Avenigstens 500, A'ielleicht 700' tiefes, weites, schaudervolles Loch, — eine kleine Hölle, — die in allen Farben schimmert, in Grau , RöthlicliAveiss, Goldgelb, ScliAvcfclgelb, MilcliAveiss, Braun, — und die nie aufhört zu dam- pfen und zu brausen. Zuerst bemerkt man im Grunde des Kraters ZAvischen gold- gelben und glänzenden SchAvefelansätzcn, eben so Avie in den untern Gegenden der Mauer selbst, eine iNIenge grosser Löcher, aus denen Dämpfe herausbrausen, — dann sieht man am Fusse des westnord- Avestlichcn Theils der Mauer, etAva bis zu 's ihrer Höhe hinauf- reichend eine einspringende, Avie eine ThorAvölbung geöflhete, grosse 166 Bucht, an deren hinterer Wand ganze Batterien grosser Fumarolen liegen und Dainpfsäulen hervordringen ; — das grösste Loch aber bemerkt man in der Unken, untern Ecke der Bucht, da, wo sich der Boden derselben in dunkle Tiefen hinabsenkt ; aus diesem Loche wirbeln die dicksten von allen Dampfsäulen mit lautem Getöse her- vor, — und, als wenn alles dies noch nicht genug Aväre, so zischen auch noch aus allen Spalten, Ritzen und Fugen der Kratermauer in ihrem ganzen Umfange Dampfwolken heraus, die sich durch ihre gelben Umgebungen von Schwefelkrystallen und Schwefelblumen als schweflige Dämpfe kundthun , Avährend aus den Fugen der äussern Kratermauer (5) nur Wasserdämpfe dringen. Die oberste Schicht der Kratennauer besteht aus Sand, der in den mehrsten Gegenden 25 bis 30' und nur auf der Süd-Ost-Seite 50' mächtig ist; dann kommen bis zum Kraterboden herab bald Trümmer- und Gereibsellagen , bald wieder feste Lavabänke von grösserer oder geringerer Dicke, die mit den lockern Schichten ab- wechseln und sich als quere Streifen an der Wand vorthun. — Der Anblick dieser Massen verräth einen viel neuern und lockerer con- struirten Bau, als bei jenen compactem (äussern) Kratermauern 4 und 5. — Manche Lavabänke keilen sich bald aus zwischen dem Gereibsel, andere sind überhaupt sehr dünn. Streifenförmig und erscheinen A\ie hineingeschoben zwischen den Gereibselschichten, andere sind selbst Schlangenf örmig gebogen ; — die meisten süid 5 bis lü' mächtig und haben eine kubische Absonderung. Manche sind auch von milch Aveisser Farbe und dennassen abgesondert, dass sie fast in lauter einzehie. Würfelförmige Stücke gebrochen erschei- nen, die den Herabsturz drohen. Auch sieht man im Kraterboden rechts oder nordöstlich neben der Bucht wirklich eine Menge weisser Trümmer herumliegen: L. Xr. 118 (siehe Seite 163). Die weisse Farbe beschränkt sich jedoch nur auf die Oberfläche des Gesteins. B. Geschichte seiner Eruptionen. 1772, zu derselben Zeit (\\\ der Nacht vom 11. zum 12. Au- gust), als der G.-Tjerimai luid Pepandajan ausbrachen, erlitt auch er eme heftige Eruption. — Also offenbarte sich die vulkanische Wirkung gleichzeitig in drei verscliiedenen Kratern der Insel, die in emer Entfernung von 46 und 88 ]\Imuten von einander ent- fernt liegen. *) 1825,imMonatOctober, warf er Asche und Rauchsäulen aus . 183.5, im September, stiess er 2 Tage lang heftige Dampf- säulen aus und spie Asche, welche zu Tägal niedei-fiel. Diese zwei letztern Ausbrüche sind mir nur durch die müncUiche Mittheilung zu Togal lebender Europäer bekannt geworden, von denen sich einige auch ermnerten, den ganzen Gipfel des Vulkans im Feuer glühend *) Vergl. HORSFIELD, Verh. c. h. Batac. Oenootsch., deel VIII. 167 gesehen zu haben, ohne mir die Zeit des Ereignisses angeben zu können. 1849; am 1. December des Nachmittags von 4 bis 6 Uhr wurde in der Residenz T e g a 1 ein Aschenregen wahrgenommen, welcher Avahrscheinlich von einem Ausbruch des G.-Slamat ver- anlasst wurde. (Jav. Courant vom 15. December 1549, Nr. 100.) C. Besuch von Reisenden. In Gesellschaft des Dr. A. Fritze erstieg ich ihn im jNIonat Avigust 1838. Noch zwei Herrn aus Tegal, Dr. Holle und Herr Borst, waren von imserer Gesellschaft. Wir gingen von Moga aus auf die Reise und ritten erst eine Strecke weit schief auf dem Fusse des Berges südwestwärts hin, durch eine an Bambus reiche Gegend, in welcher Avir noch einige neuangelegte Dörfchen antra- fen, und stiegen dann am Nordgehänge des Vulkans hinan. In der Höhe von etAva 400 o', avo Hütten erbaut Avaren zum Übernach- ten, liessen Avir die Pferde zurück luid erkletterten den Rest des Gipfels zu Fuss, den wir auch schon um 1 Uhr erreichten. — Auch hier waren Hütten gebaut. Wir verdankten alle diese Bequemlich- keiten dem Residenten von Tegal, Herrn D. A. Varkeaisser, und würden sicher ohne seine Hülfe und ohne die von ihm veran- lasste Wegbahnung allein zum Durchdringen der Wälder mehrere Tage nöthig gehabt haben. Dr. Holle fand in der Sandfläche neben dem Krater Theile vom Skelett eines Rhinocerosses , auch fand man menschliche Knochen. Ich brachte eine sehr frostige Nacht zu ; nicht, dass es so abso- lut kalt gCAvesen Aväre (das Minimum der Temperatur fiel nicht un- ter 42*^ Fahr.), sondern AA-egen des starken Ostwindes, der die ge- bildete KörperAvärme immer Avieder mit sich fortriss. Bei der Zurückkchr am andern jNIorgen fand ich jedoch 3 bis 4000' unter- halb des Gipfels noch um S Uhr Reif auf den GeAAächsen , da, avo diese im Schatten lagen. Da nun der Thau erst bei 32" gefr-oren sein kann , so kommen auf die ErAvärmung des Berggipfels durch die vulkanischen Dämpfe Avenigstens 10 Grade Fahr. Mit genauem geodätischen und meteorologischen Instrumenten (als in 1838) ausgerüstet, erstieg ich mit einer Anzahl java'scher Be- gleiter den Berg zum zAveiten Alale den 19. Juni 1847. — Wir brachen um 7 Uhr von Priatin, auf der Ost- zu Nordseite des G.- Slamat auf, und durchAvanderten die grösstentheils bebaute Berg- platte, die dem Fusse des Kegels daselbst in einer Höhe A^on etAva 4000' vorgelagert ist. Wir gingen in der Richtung nach West- Nord -West auf den Bergfuss los und traten schon nach einem 'Astündigen Ritt in das schattige Dunkel der UrAvälder ein, die daselbst aus sehr grossen Bäumen bestanden und besonders reich Avaren an schmarotzenden Freycinetien , Orchideen , Farm und Moosen, die ihnen ein ungemein zottiges -Vuschen gaben. Hier 168 fand ich zuerst eine schöne ^Moosart , A'erohryum speciosum n. g.*) die in Ellen langen zarten Ranken.. Fäden und Guirlanden von allen Zweigen herabhing und vom leisesten Winde hin- und her geschaukelt wurde. Ich habe keinen andern Wald auf Java ge- sehen, der so ungemein reich an Farrn und ^Moosen ist, wie dieser auf dem Ost- zu Nordfusse des G.-.Slamat. Eine kleine Areca, nebst Pisangstauden waren häufig zwischen den l^äumen. Wir stiegen in einer trocknen , steinigen Bachkluft hinauf, deren Bett dieselbe graue , poröse Lava war , die wir schon kennen ; später verfolgten wir unsern Weg neben der etwa 25' tiefen Kluft mid überschritten um 7 '/o Lhr aufwärts eine schroff-gesenkte Lava- stufe. Von SVa Uhr an verfolgten wir eine Rippe, auf der viel Strohilanthes wuchs und die beiderseits von einer kleinen , aber ebenfalls Wasserleeren Kluft begränzt war. Später kamen wir (von der rechten zur linken Seite) durch den ebenfalls trockenen Kali- Bajah, in dessen 25' tiefem Bette dieselbe massige, graue, poröse, Rippen-artig ausgewaschene Lava entblösst lag : L. Nr. 1 1 6, die wir schon früher gesehen hatten. Hier Hessen wir unsere Pferde zurück , setzten unsern ^Marsch zu Fuss fort und trafen schon um 9 Uhr Rhinocerospfade an, die das Weiterklimmen selu' erleichterten. Wir fanden häufige Spuren, den ^list und die Fusstapfen dieser Thiere, die im Java'schen Wara , im Sunda'schen und ^Nlalai'schen aber Badak genannt wer- den und die ostwärts von hier nicht mehr auf Java gefunden wer- den. Es scheint daher fast, dass sie sich auf dem letzten Berge, den sie bewohnen können, noch recht zu Gute thun. Eine 1 V2' dicke Walderde bedeckte hier Schichten von Gereibsel und kleinen Bimsteinartigen Schlacken von heller Farbe , etwa y^ Zoll dick. — Agapetes- Arten traten auf mid Cyatheen, z. B. C lanuginosa, deren Stännne eine Höhe von 45' erreichten. Podocarpus cupressifolia und Astroma sjyectahüis waren nicht selten. Um 10 Uhr fingen immer mehr und mehr Bürger der Al- penflor Java's an aufzutreten; Plantag 0 , Valeriana, liamaiculus, Balsamina, Viola, Hijpericum - Arten , hier und da vermengt mit Polijgonu77i, Huhns- \x\.e\\ und einem Equisetum, und beschattet von liäumen, unter denen Agapetes vulgaris nebst einer niedrigen Eiche vorherrschte. Sanicula- und Swertia Jacanica erschienen. Eine trockne 15 tiefe Kluft, Kali-Redjoso wurde von dem rechten zum linken Ufer überschritten. Ein zartes, 2 bis 3' langes, Festuca- ähnliches Gras, nahm, je höher wir stiegen, desto mehr überhand und Agapetes -OT\x\i-^Gn standen oft Inselfömiig auf solchen ab- schüssigen Grasmatten ; Inga montana, Gaultheria repens erschie- nen und Hypericum Javanicum zeigte sich in seiner vollen Pracht. Wir kamen hier durch die herrlichsten, prächtigsten Wäldchen von java'schen Alpenbäumchen , die ich nirgends so schön gesehen. •) Dozy en Molkenboer in het Nederlandsch Krindkundig Archief. Leiden. i/.^. 279. (IS51.) A. d. V. 169 Es mochte in der Eegion von 7 bis 8ü00' sein, wo die Oberfläche der massig steil gesenkten Rücken ziemlich breit und flach war. Hier war der Grund mit Gras und mannigfaltigen Blumen bewach- sen , und auf solchem Grasboden erhoben sich ausser verschiedenen Agapetesbäumchen %4ele Sträucher von Lonicera, Hypericum und Vihurnum Javaniciim. Vor allen aber waren es mehrere Laurineen und Styraccen, namentlich Symplocos xanthophylla,*) deren helle, gelblich - grüne Laubkronen auf Stämmchen von 5 bis 1 0 Höhe zu den herrlichsten Gebüschen zusammen gruppirt waren. Der wohl- riechende Grasgrund, auf dem sie standen, die farbigen Blüthen der andern Baume imd Sträucher, mit denen sie vermengt waren, das Gesumme der Insekten, die das Gebüsch durchschwirrten, die Ge- neigtheit des Abhangs, auf dem sie sich jederzeit senkrecht erhoben, die stille, heitre Luft, der lächelnde Sonnenschein auf all' dieser Pflanzenpracht — dies bildete ein zauberisches Ganzes, das man nur ungern verliess. — Hier fand ich auch zum ersten Male das schöne Bäumchen „Myrsine Korthalsü" **) mit kleinen, Myrten- älmlichen Blättchen und vielfach verästelten, höckrig-knotigen End- zweigen, die über und über mit Blüthen bedeckt waren. Ich habe es ausserdem nirgends auf Java angetroffen. Der Grasgrund fing nun immer mehr an vorzuherrschen und bedeckte eine fruchtbare schwarz-graue Bodenart, die aus vermoder- ten Pflanzentheilen und zersetzter vulkanischer Asche bestand. Da, wo das lange Gras durch die Rhinocerosse und vorausgesendeten Javanen umgetreten war, bildete es einen Grund so trocken und glatt, dass man bei der Abschüssigkeit des Gehänges iNIühe hatte, darauf zu fussen und Hundert Male ausglitt und fiel. Während das Gehänge des Kegels nach dessen Fusse zu mehr gleichmässig ist , so traten nun in diesen höhern Zonen die Rippen stärker her- vor, die Zwischenklüfte, deren Grund eine Bachrinne ist, wurden tiefer und gegen 11 Uhr verfolgten Avir unsern Weg aufwä\-ts auf einer breiten Rippe, die dicht und hoch mit der genannten Grasart bewachsen war. Nach der Versicherung der Javanen nähren sich die Rhinocerosse auf diesem Berge vorzugsweise von diesem Grase ,, Ataxia Rob. Br. , n. sp."***) das sie ausserordentlich zu lieben scheinen. Wir schlürften den angenehmsten Wohlgeruch ein, der diesem (irase eigenthümlich ist , der um so kräftiger zu werden schien , in je höhere Luftregionen wir am ]^erge hinanstiegen und der uns leb- *) N. sp. beschrieben von de Vriese [pl. novae et minm coqnitae Ind. Bat. or. I. 1SJ5.) **) 3[yrsine Korthahii n. sji. foliis oblongo-lanceolatis obtusis coriaceis mar- ffine rcvolutis r/labris (non pioicfatis ) hasi angiistatis j^etiolatis , bractcis ovato- rotunikitLs infef/n'.s glabris tmbricatis ante anthesin r/lobo.sis , ßurlbus pedicellatis, deiitibii.s cali/eini-s 5 acutis , lobis corollae 5 lanceolatis revolutis calycem 2 — Wjdo superantibns, aiitheris ö sessilibus. ***) Dieses Gras, früher von mir für eine Ilierochloa gehalten, nebst den übrigen von mir gesammelten Gramineen wird von Herrn C. .\. J. A. OvDEMANS beschrie- ben werden, der mit der Untersuciiung dei-selben jetzt beschäftigt ist. A. d. V. 170 haft an den süssen Heugeruch des europäischen Anthoxauthum odo- ratum erinnerte. Auf diesem Grasgrunde standen zuletzt die liäumchen nur noch vereinzelt, etwa 100 von einander entfernt und waren fast alle Agapetes vulgaris {inihi). Sie waren verhältnissmässig gross, ihre Stämme- wurden bei einer Dicke von 1 y2 bis ^^/i , 5 bis lo' hoch, ehe sie sich in Äste vertheilten, und der ganze liaum erreichte eine Höhe bis von 25'. Sie hatten ein ganz abweichendes Ansehen von denen, die man auf andern Hergen sieht; sie waren versehen mit gerade-aufsteigenden , glatten, bleigrauen Stämrnen, kahl, ohne Schmarotzer, ohne alles Moos, was vielleicht von der grossen Trockenheit des steilen Gehänges herrühren mag, in dessen Klüf- ten nur nach gefallenen Regen Wasser rauscht und dann bald wie- der in den Höhlungen des Lavabodens verschwindet. Um 1 1 y^ Uhr kamen wir in einer Höhezone an , avo die Java- nen Hütten gebaut hatten, von dem wohlriechenden Grase gedeckt. Sie wollten mich überreden, daselbst mein Nachtlager zu nehmen, nämlich nach der Rückkehr vom J^erge, dessen Anblick ihnen Furcht einflösste. Denn der Rest des Gipfels — der oberste etwa noch 300 o' hohe Dom des Vulkans — nahm nun ein verändertes Ansehen an und aus den Gebüschen der lieblichen Flora traten Avir nun ein in die schaudervoll-öde Werkstätte Vulkans. Alle Agapetes, die oberhalb der Hütten standen und immer vereinzelter vorkamen , hatten eben solche Stämme , M^ie die tiefer gelegenen, aber Va von ihnen waren hier dürr und todt. Und nachdem wir noch ^a, Stunde gestiegen waren, an dem immer steiler Averdenden Kegel hinan, befanden Avir uns an der Gränze aller Vegetation — und AA^as nun noch vor uns lag, Avaren auch von keinem Grashalm mehr geschmückte Trümmer A^on ausgebrann- ter, zarrissener Lava, das Gehänge bildend, das kahl und Avüst, sich nun immer schroffer, rauher und drohender vor uns erhob. Jene Hütten der Javanen standen etAva 30ü' unterhalb der obersten Gränze der Vegetation, aber noch 300' höher als eine quere Rippe, die G.-Lanang genannt AA'urde und die eine besondere ErAvähnung verdient. Sie liegt auf dem Ostgehänge und erscheint aus der Ferne und von der Seite gesehen Avie ein Vorsprung und von Priatin (Slamat Figur 2) gesehen, Avie ein kleiner, dem G.- Slamat aufgcAvachsner Nebenberg. Sie ist Avahrscheinlich ein Theil des ältesten Vulkangerüstes, innerhalb Avelchem sich der Kegel durch spätere Lavaströme zu seiner jetzigen Höhe aufbaute und gleicht einer zackig- verschmälerten Scholle, die A^on aussen her et- Avas steiler als das übrige Gehänge, auf dem sie liegt, ansteigt, und die sich dann , nachdem sie ihre grösste Höhe erreicht hat , Wand- artig steil nach dem G. -Slamat hin herabsenkt. Die Verbindungsrippe, Avelche sich von diesem zum Fusse ihrer höchsten Zacke herüberzieht, so Avie die ZAvei seitlichen, Aveiten Klüfte, die sie begränzen, düstern in ununterbrochener UrAvaldung, Avorin nach der Versicherung der 171 Javanen, weil dort Wasser vorkommt, besonders \aele Ehinocerosse hausen. — - Es war der Ost- zu Nordabhang- (noch nicht ganz Ost-Nord- Ost-Abhang) des Vulkans, an dem wir hinanstiegen. An manchen Stellen hatte die Lava Zusammenhang und bil- dete Schollen und ganze Schichten , die dann die oberste Decke des Abhangs ausmachten , an anderen kamen sie nur in Bruchstücken vor , die aber mehr oder weniger zusammengebacken waren und die oft so schmale und zugleich so schroiFe Leisten, zuweilen auch quere Absätze oder Stufen von 2 bis 4' Höhe bildeten, dass wir buch- stäblich auf Händen und Füssen an ihnen hinanklettern mussten ; — in den mehrsten Gegenden aber lagen die Trümmer ganz lose umher und waren besonders da, wo sie aus schwarzen Bimsteinra- pillen bestanden, öfters so klein, dass sie unter unsern Füssen hin- -wegrutschten und uns , wenn wir dann einige Ellen weit , wie auf Rollen, zurückglitten, oftmals in Gefahr brachten, hinab in den Abgrund der Klüfte zu stürzen, die links und rechts von den schma- len Leisten zu uns heraufgähnten. Fast alle, auch die kleinen Lava- trümmer hatten, wenn sie auch noch so porös waren, auf der einen Seite immer einen glatten, glänzenden Überzug von röthlich-braun- gelber Farbe und waren davon, Avie die Töpferwaaren mit ihrer Glasur überzogen , zum Beweise vielleicht , dass alle die Trümmer nur Theile eines gewesenen grossen Ganzen sind, dessen gleich- massige Oberfläche mit dieser Rinde bedeckt war. Dieses ganze obere Gehänge zeigte sich schroff eingefurcht ; die Strahlenförmig herablaufenden Furchen durchschnitten aber nur die Sand- und Gereibsellagen, sie waren nur so tief als jene mächtig (etwa 30 bis 50) waren und endigten auf dem Felsgrunde der com- pacten Lava, die unter diesen Schuttniassen lag. Nach Abzug der Halte hatten wir 5 Stunden lang gestiegen, als wir um 1 2 Ya Uhr den Gipfel des Berges erreichten. Das erste, was uns hier auffiel , war die Wirkung der Lavafelsen auf die Mag- netnadel, die ausserordentlich stark und schon in der Entfernung von mehren Füssen sehr merklich von ihnen angezogen wurde, so dass der Compass auf diesem Rücken ganz unbrauchbar blieb. Die Lava, die an vielen Stellen in grossen Blöcken und kleinen Bänken emporragte, enthielt grosse Mengen von jNIagneteisen eingesprengt. Wir befanden uns nämlich auf dem Süd-Süd-Ost-Ende vom höchsten , östlichen Rücken des G. - Slamat und übersahen von da den Gipfel des Jiergs in seiner ganzen Ausdehnung, dessen schwarz- grauen Räume nun in schaudervoller Nacktheit vor uns lagen. In der Ferne hörten wir schon das Wummern des Kraters. — AVir stiegen in die östlich vom Krater gelegene Sandfläche hinab, wo ich aus mitgebrachten J^aumzweigcn und Allanggras Hütten für mich und meine Begleiter bauen liess. Zwar versuchten CS die ängstlichen Javanen mich davon abzubringen, da ihnen dies aber nicht gelang, so fiigten sie sich, ihrer gewilligen Art nach, in- dem sie sagten : ,,wenn mein Herr es wagen darf, von einem vul- 172 kaiiisclieu Ausbruch überschüttet und vernichtet zu werden, -wir geben dann auch nichts drum." — Wasser hatten wir in ]>ambus- röhren mitgebracht und uns mit andern Lebensbedürfnissen ver- sehen. Ich verweilte hier neben dem Krater, also in einer Höhe von mehr als lOOOO', fünf Tage lang und genoss das heiterste Wetter, oft gleichzeitig, wenn Regenwolken über das niedrige Land unter dem Berge hinwegtrieben, worin ich Blitze sah und den Donner hörte. — Die Luft war in der Höhe ausserordentlich durchsichtig, der Sonnenschein blendend hell, die geworfenen Schatten aber dunkel, fast schwarz und scharf begränzt. Die Resultate meines Aufenthaltes sind zum Theil schon im Obigen enthalten. Bemerkens werth, doch erklärlich durch die geringe Dicke des Sandes und seine Unterlage von fester Lava, war die- hohe innere AVärme der SandHäche. Der Sand war gewöhnlich nur 2' und nur an einzelnen Stellen, wo sich Spalten in der Felsunterlage befan- den, 3 bis 4' mächtig. ])es ^Morgens kurz vor Sonnenaufgang be- trug z. B. den 20. Juni 1847 — die Temperatur der Luft 4,0" — und der Oberfläche des Sandes 0,5" R. In demselben Sande aber stieg das Thermometer, wenn man es in ein mit einem Stabe ge- bildetes Loch steckte, schon in 1 bis IVj' Tiefe auf 38,60" R. — und an andern Stellen , wo Spalten waren , sah man das Quecksil- ber sogar bis 40 und 46" R. steigen. Es wehte in diesen Tagen, "v\de Avahrscheinlich das ganze Jahr hindurch, auf dem Slamatgipfel ein vorherrschender Ost-Nord - Ost- (nur zuweilen Ost-) Wind , dabei war der Himmel heiter , von tiefem Blau und nur in den Mittagsstunden stiegen einzelne AVol- ken hoch genug, um den Gipfel zu erreichen und dann trieben, den Sonnenstrahl für kurze Augenblicke scliAvächend , dünne Wolken- nebel über uns hin und vermengten sich mit den Dämpfen des Kraters. ZuAveilen erhob sich der Ostpassat zu einem etwas stärkeren Windstosse, — dann wirbelten Staubwolken auf und trieben über die öde Sandfläche hin, die dann auf diesem lOOOO' hohen Gipfel eines Vulkans ! das Bild einer kleinen afrikanischen Wüste wie- dergab. Aber jeden Abend sah man , weit unterhalb des Gipfels, in der Tiefe sich die AYolkon mehr und mehr senken , verdichten und bal- len — und jeden Morgen blickte man auf eine Wolkendecke hinab, die über dem Lande ausgestreckt lag und von der Südküste an bis über die Centralkette Java's hinüber reichte, jedoch gewöhn- lich einoi Theil von der nördlichen Hälfte der Insel , eben so wie den Ocean auf beiden Seiten, fi"ei und unbedeckt Hess. Auf diese Wolkenschicht sah man wie auf ein Schneefeld hinab. *) Sie ver- *) Eine ähnliche Wolkenschicht ist vorgestellt auf der Ansicht Gunung- Gede. — So zeigte sich (vom G.-Gede herab gesehen) das Wolkenmeer gegen Abend, während die !Somie etwa noch 10 Grade über dem Horizonte stand, — 173 barg das ganze Land, selbst die Centralkette vor unsern Blicken, war also etwa 6OOO' hoch und nur die hohen KegeJberge ragten, wie die eg}i)tischen Pyramiden aus ihren Sandebnen, daraus her- vor. Ihre Oberfläche war sanft - wellenförmig gestaltet, sie erhob und senkte sich wieder zu kleinen Hügeln und Thälern , war im Allgemeinen aber in allen ihren Theilen wie das flachste Tafelland von vollkommen gleicher Höhe. Wenn die Morgensonne hinter den vulkanischen Domen der östlichen Himmelsgegend emporstieg, so warfen der G.-Prau, der G.-Sumbing und Sendoro lange, und scharf begränzte , conische Schatten auf dieses Wolkenmeer , das dann schneeweiss im Sonnenscheine dalag und fast die Augen blendete. Der nördliche Saum der Wolkenschicht war gewöhnlich ge- kerbt und nach unten gebogen, gleichsam übergreifend, Avie die Tatze eines Thieres; und an diesem Eande glaubten wir zu er- kennen, dass die Dicke der Wolkenschicht nicht mehr als höch- stens 500' (vielleicht nur halb so viel?) betragen könne. Ausser noch einigen in den Preanger Regentschaften waren folgende Vulkane sichtbar, deren Winkel mit dem Theodolith ge- messen und auf den astronomischen Meridian reducirt wurden. (Bei allen wurde nach der rechten Gipfelecke gepeilt, beim G.-Prau aber nach der Nordecke.) Sie waren die folgenden; siehe Slamat Figur 5 : G. -Prau in Osten 5** 48' zu Norden; — G.- Sendoro in Osten 3*^ 35 zu Süden; — G.-Sumbing in Osten 8*^ 33' zu Süden; — G.-Merbabu in Osten 9" 5 zu Süden; — G.-Lawu in Osten 10*^ 10' zu Süden; — G.-Merapi in Osten 12*^ 42' zu Süden. — Der G.- Lawu war hinter dem G.-]Merbabu und dieser hinter dem G.-Sum- bing, bis auf die rechte Gipfelecke und einen schmalen Streifen des Abhangs , ganz verborgen (von ilim gedeckt) , und man sieht hier- aus, wie schon oben bemerkt, dass diese Berge mit dem G. -Slamat und noch ein Paar westlichen Vulkanen in einer fast schnurgeraden Linie hinter einander liegen. (Mein Standpunkt war auf dem höch- sten mittlem Punkte des höchsten Östlichen Rückens.) Den 22. Juni hatte ich die Freude, auf meinem einsamen Gipfel einen l^csuch zu erhalten von mehren Freunden aus Banju mas, unter denen auch der Herr D. C. Nookdziek, Assistent - Re- sident von Tjclatjap war. Ich durchmusterte mit diesen Herren den Gipfel noch einmal. Bei dieser Gelegenheit fanden Avir eine Flasche, die einen vollgeschriebenen, zusammengerollten Zettel enthielt, auf Avelchem wir aber nur noch die Jahrzahl 1812 bestimmt zu entzif- fern vermochten. Obgleich nämlich die Flasche fest und undurch- seine Oberflüche ist gekräuselt und geballt. — Des Morgens früh aber, wenn die Abkühlung der Luft ihren höchsten Grad erreicht hat, sind die Wolken- seeen verdichteter und an der Oberfläche flacher (ebner). — Siehe Slamat Figur 5. — Am 22sten früh sah man vom Gipfel des G. -Slamat das Wolken- meer über die ganze Insel von der Nord- bis zur Südküste ausgestreckt und nur die höchsten Kcgelberge ragten daraus hervor. A. d. V. 174 (Iringbar verkorkt iiiicl mir mit dem Pfropfcnzicher zu entkorken war, so war sie doch ganz mit reinem Wasser erfüllt und das Papier darin IJreiartig erweicht. Wir warfen uns hier die Fragen auf: — 1 j kann man versichert sein, dass der Reisende in 1812, der eine Nachricht seiner Ersteigung des G.-Slamat auf jenem Zettel hinter- lassen AvoUte , diesen Zettel in eine trockne und leere Flasche ge- than habe { — 2) Wie kam nun das Wasser auf diesem , so selten von Menschen besuchten und trockenen Gipfel in die fest verkorkte Flasche^ — 3) Wenn die Flasche seit 1812 bis 1847 unzerbrochen auf dem Gipfel liegen blieb , beweist sie dann , dass die Ausbrüche von 1825 und 1835 (siehe oben) nicht heftig waren? — Wir fanden ferner noch, ausser den Knochen von ein Paar wil- den Schweinen und mehren kleinern Thieren, auch die Skelette von drei Rhinocerossen, die theils im Sande, theils zwischen den Stein- blöcken zerstreut lagen. — Die ältesten von ihnen waren auf eine merkwürdige Art verändert, sehr leicht und porös geworden und in klaffenden Rissen aufgesprungen. Während ich mich an den vorhergehenden Tagen des heiter- sten Wetters hatte erfreuen können, — waren jene Herren un- glücklich genug, in der Nacht, die sie (vom 22sten zum 23sten) auf dem Gipfel mit mir zubrachten , von Regen durchnässt zu werden, der zwar leise, aber ununterbrochen herabströmte. — Unsere Hüt- ten standen in einer kleinen Bucht (<$> auf der Karte des G. -Sla- mat Figur 6) und hatten zur hintern Wand die von den Dämpfen erwärmte Kratermauer selbst und zur Flur den kahlen Sandboden der Fläche. Auf dieser lagen unsere Decken und Matrazen. Es dauerte daher nicht lange und wir schwammen in Wasser , das von der FelsAvand in Strömen herabrieselte. — Es war stockdunkel. — Nirgends war in dieser fürchterlichen Öde, lOOOO' über dem Meeres- spiegel ein Zufluchtsort zu finden und nirgends durften wir es wa- gen dieses gefährliche Terrain zu betreten in der finstern Nacht ! — So Sassen wir, des Tages harrend, und bauten uns in den niedrigen Hütten unsere Sitzplätze aus allerhand Gegenständen immer höher auf, um in dem Wasser, das uns von allen Seiten umgab und auch von der Decke der Hütten herabträufelte, wenigstens trocken sitzen zu können. — Wir sahen nichts. — Unser Ohr vernahm nur das unheimliche Brausen des Kraters, der wie die Brandung des Meeres, durch all' das Rieseln des Regens noch hindurchwummerte und dessen Schlund sich, nur wenige Schritte von uns entfernt, in jähe Tiefen hinabsenkte. Dazwischen erscholl von Zeit zu Zeit noch das Gekrach von einstürzenden Felsmassen, die wahrschein- lich vom Regenwasser unterspült und vom Kraterrande abgelöst, hinab in den Abgrund stürzten. Solche Eindrücke wirkten auf un- sern äussern Sinn — und unsere Phantasie war nicht weniger an- muthig beschäftigt. — Denn zuweilen machte sich noch ein schwa- ches Erdbeben fühlbar , wovon der Felsgrund erzitterte , — dann befürchteten wir jeden Augenblick, dass der Krater anfangen würde zu brüllen, dass er die Wasser — in Feuerfluthen verwandeln und • 175 uns mit seinen Trümmern überschütten würde! — Gehört der G.- Slamat doch zu den thätigsten der Insel ! So sassen wir bang- — ^ in der angstvollen , düstern Nacht und ei'warteten mit Sehnsucht das Morgengespann des Tages. Der Tag brach endlich an, — der Regen hörte auf und kaum war das RegengeAvölk verschwunden, so erglühte die Kratermauer, die vor uns lag, auch schon im ersten Strahle der Sonne; es war, als wenn mit dem goldnen Schimmer Helion's, der nun die öden und durchnässten Kraterräume neu beschien, auch neue Lebenslust in unsere Seele ergossen würde, die Hoffnung erwachte wieder und alle Trübsal war vergessen. Während einige von unsern Javanen einen warmen Kaffee brauten und andere die nöthigen Zurüstungen zur Abreise mach- ten, gingen wir noch einmal zum Kraterrande und warfen einen letzten Blick in den Schlund, dessen brausende Dampfbatterien uns die Nacht hindurch so geängstigt hatten ; — wir nahmen dann unser Frühstück ein und sagten dem Berge Lebewohl. Wir kamen nach 3y2 stündigem Herabklimmen um 11 Uhr (23. Juni) wieder zu Priatin an. (In den obern Gegenden des Gehänges trafen wir noch nach Sonnenaufgang auf den Flächen vieler Felsen Reif und dünne Eis- krusten an.) D. Umgestaltungen. Da keine Beschreibungen der Beschaffenheit des Gipfels vor und zwischen den genannten Ausbrüchen bekannt sind und es auch nicht einmal mit Gewissheit ermittelt werden kann , ob nicht auch in dem Zeiträume zwischen 1772 und 1825 einige Eruptionen Statt gefunden haben, so ist es auch unmöglich zu bestimmen, ob die jetzt Avüste, 2500 breite Region des Gipfels erst durch die letzte Eruption ihrer Pflanzendecke beraubt wurde, oder ob sie schon vor- her, etwa schon seit 1772 (?) in diesem Zustande verharrte. — Sie konnte übrigens auch durch kleine Eruptionen, wenn diese glühend heissen Sand und Rapilli ausschleuderten und damit alle vegetabili- schen Keime tödteten, in diesem Zustande erhalten werden. Seitdem der Hauptort Tegal an der Nordküste von Euro])äern bewohnt wird , hat , laut der Berichte , das Ausstossen von dicken weissen Dampfwolken aus dem Krater des G.-Slamat nie aufgehört. Inquirenda. Die Angabe der folgenden Orte in den Umgebungen des G.- Slamat verdanke ich dem Herrn A. F. H. van de Poel (in 1847 Assistent - Resident von Kßbumen in Bagälen). Ich mache den Leser darauf aufmerksam , weil sie einer Untersuchung werth er- scheinen. 1) Ein See ,,Rawa-Putjang'' beim Dorfe Kali gönding im 176 üistrikte Ikmdar gumiwang der Residenz Pökalongau, 15 Pfälile von Bandjar nögara. 2) lieim Dürfe Bodas im gleichnamigen Distrikte der Residenz Pökalongan silberweisse glänzende Felsen (ob Glimmerschiefer?). Um dahin zu gelangen , geht man von Kali gönding aus und hat bis Panigi'ran 8 und von da bis ]iodas 12 Pfähle Reise. Beide Orte (1 und 2) liegen am Nordgehänge der Kette , die ostAvärts vom G.-Slamat zum G.-Dieng streicht und können am be- quemsten von dem Wege aus besucht Averden, der von Bandjar nögara nach Pökalongan fvihrt. Die folgenden Pimkte liegen, Nr. 3 am "Westabhange und Nr. 4 am Nordgehänge des G.-Slamat, nämlich: 3) ein See beim Dorfe Tjilibur im Distrikte Bumi aju der Ab- theilung Brebes in der Residenz Tegal. Folgt man dem Wege, der von Purwolinggo am Südfusse des G.-Slamat hin über Purwokerta führt, so kann man zu Wagen kommen bis nach Petugeran, wel- ches am Westfusse des Berges liegt auf der niedrigsten vom Wege nach Tegal überschrittenen Stelle der Westkette. Von da steigt man am westlichen Gehänge des Kegels hinan , reist also ostwärts und kommt in dieser Richtung zuerst nach Kali 6ran , dem Haupt- orte des Distriktes Bumi aju, welches & Pfähle von Petugeran, und dann nach Tjilibui- , welches 5 Pfähle von Kah eran entfernt liegt und das höchste Dorf auf dieser Seite ist. Von dort hat man noch 7 Pfähle bis zum See. 4) Eine warme Quelle am Kali-Gung beim Dorfe Rembul. Vom Hauptorte des Distriktes Bumi aju hat man bis Bumi djawa 36 , von dort bis Rembul G und von Rembul noch 6 Pfähle bis zur Quelle. 23. G. • Rogo djembangan. # Wir gedenken dieses Berges als eines Vulkans nur auf Grund der Autorität von Dr. Tu. Horsfield, welcher*) angiebt, dass der Surveyor ]Mr. Cornelius, der ihn im Jahre 1790 besuchte, eine be- deutende Quantität unreinen Schwefel darin (an seiner Nordseite) fand. — Wahrscheinlich enthält er daselbst noch eine Solfatara und ist der Rest eines ehemaligen grössern Vulkans, der durch eine jener Revolutionen zerstückelt wurde, von denen Java so viele andere Beispiele liefert. Sollte die ungleiche, labyrinthische Ge- stalt des Hochlandes Karang kobar, das sich in Süden von diesem Berge ausstreckt und dem Hunderte von kleinen Kuppen wie auf- gesetzt erscheinen, nicht diesem Vulkane ihi-en Ursprung zu ver- danken haben ? •) On the mineralogy of Java. ( Verh. v. h. Batav. Genootsch. deel VIII. 111 et cet. 177 24. Das Gebirge Dieng. '^ Hierzu gehören: Dieng Fig. 1 bis 3. A. Topographischer Überblick. Wir haben schon beimG.-Slaniat die Gebirgskette erwähnt, die sich von diesem Vulkan bis zum G. -Dieng hinzieht, und auch der Kuppe Rogo djembangang bereits gedacht, die sich et^va in der Mitte z^Wschen dem G.-Slamat und Dieng, ziemlich isolirt, über die Firste derselben erhebt. — Von dieser Kuppe an nimmt die Kette einen ausschliesslich vulkanischen Charakter an. Da, wo die- selbe in ihrem Verlaufe bis in die Gegend nordAvestwärts vom G.- Sendoro gekommen ist, hört sie auf, ein einfacher, langer Kanun zu sein und breitet sich südwestwärts gegen denG.-Sendoro hin in ein Hochgebirge aus mit zahlreichen Flächen, Kratern und Seen, — ein Gebirge, das unter dem allgemeinen Namen G. -Dieng be- kannt ist und das, als eines der merkwürdigsten dieser Insel der Gegenstand unsrer gegenwärtigen Betrachtung sein soll. Bei der Ausbreitung wird die Längenaxe der anfänglichen Kette nicht nach Norden zu überschritten, sondern es erweitert sich die Gebirgsmasse bloss in der Richtung nach Süd-AYest und endigt sich in Osten in den höchsten, aber kurzen Kamm des gan- zen Gebirges, den G.-Prau, der in einer fast queren Richtung zu der Tegal-Dieng'schen Kette steht, nämlich von Nord-Nord- West nach Süd-Süd-Ost streicht, während diese lange Kette selbst fast genau von West nach Ost gerichtet war.*) Mit der Prau- Firste hört das Gebirge ostwärts auf und bildet ein sanftes Gehänge, das, wie andere Kegelberge, in divergirende Längerücken getheilt ist, die sich herabschlängeln und zuletzt, in weniger hohe Züge über- gehend, dem G.-Üngaran entgegenlaufen, — südöstlich aber hängt es durch das Zwischengebirge G.-T6lerep mit dem Kegelberge Sen- doro zusammen. Es stellt sich diese vom G.-Slamat konmiende Bergkette an ihi-em östlichen Ende fast in einer Kreislinie nach Süden umgebogen dar, indem die verschiedenen Kuppen und Fü*- sten Dieng's, obgleich durch Thäler und Klüfte getrennt, doch eine Ringfönnige Lage gegen den Mittelpunkt des Gebü'ges haben. Mitten durch das Dienggebirge führt ein Weg, der von der Nordküste bei l'ßkalongan erst die Togal - Dieng'sche Kette süd- wärts übersteigt und sich dann, nach Osten gewendet, beim Dorfe Batur mit dem Wege von Banju mas vereinigt. Dieses Dorf liegt 5000' hoch am Südfusse des letzten Endes der Tögal'schen Kette, aber am Westfusse des eigentlichen G. -Dieng. Von da setzt sich der Weg ostwärts und dann mitten durch das Plateau südwärts bis Wonosobo fort. Ehe Avir jedoch die Einzelheiten des unerschöpflichen G. -Dieng *) Sie weicht in der That nur höchstens 5 Grade von Ost zu Norden ab. Junghuliii, Javu II. 1 2 178 betiiuhten, müssen Avir erst einen Blick auf eine Landscluift weifen, die sich als -westliches Vorgebirge vom G.-Dicng- darstellt und viel- leicht nicht weniger merkwürdig, als dieses, in seiner geognosti- sdien Hedeutung aber noch viel weniger untersucht ist, — das Hochland von Karang kobar. — Hat man den höchsten Punkt des über die Tßgal-Dicng'sche Kette laufenden Wegpasses von Pfekalongan nach l^atur, etwa (jöOo' hoch, eiTcicht, so geniesst man den belehrendsten Anblick über dieses Land, das sich als eine südliche Ausbreitung dieser Kette darstellt. Denn Avährend der Jiergkamm nordwärts gleich- massig und schnell in die Fläche von Pekahmgan hinabfällt, senkt er sich in Süden etwa nur 1000 oder 1500', aber schroif in die Tiefe^ xmi sich dann in ein weites Hochland auszubreiten, das mit den Hunderten von kleinen Kuppen und Zacken, in die es sich empor- thünut, und mit den labyrinthischen Klüften, die es in allen Kich- tungen durchschlängeln^ einen höchst fremden, sonderbaren An- blick gewährt, und in seiner grasgrauen, baumleeren Kahlheit vor den Augen des Reisenden daliegt. Nur hie und da wechselt das öde Grau seiner Gefilde mit den bräunlichen Hütten eines kleinen Dorfes ab, die, wenn sie die Sonne bescheint, Aveit in die Ferne schimmern. — Es hat einen sanften Fall gegen Süden von 5600 bis etwa zu 300 O', erliebt sich aber, ehe es dann schroff in das süd- liche Tiefland (bei liandjar negara) hinabstürzt, zuletzt noch ein- mal in zahlreiche, steile und pittoreske Kuppen, die gleichsam seine südliche Gränzmauer darstellen. Die merkwürdigste dieser Kuppen ist der G. -Labet. Ehe man nämlich, von Karang kobar nach Banju mas zu hinabsteigend, das Tiefland an dem Strome Seraju erreicht, muss man ein Felsenthor passiren, eine wahre Pforte des Gebirges, aus welcher man weit in die Ebene hinein- schaut, über den Fuss der Berg# hin, die sich von hier an steil und unaufhaltsam senken. Die östliche Ecke dieser Pforte ist der G.- Labet, ein Felsenkoloss, der sich, von der Seite gesehen, schmal und Pfeilerförmig erhebt. Die Trachy tmassen , aus denen er be- stellt, liegen, wie die Lamellen einer ZAnebel, in concentrischen, G bis 10 mächtigen Schichten auf und um einander. Nach Osten zu verlängert er sich in einen langhingezogenen Felsenkamm, des- sen südliche Front eine unzugängliche, senkrechte Mauer bildet. Im Gebirge selbst liegt, westwärts von Batur und nicht weit vom Fusse des Rogo djembangan, 4150' über dem Meere, der Theegarten Pegoen dangan, — und lOOO' tiefer südwestwärts von da in einem lieblichen Thale mit Reisfeldern der Ort Karang ko- bar, dessen Hütten sich malerisch an den Fuss des Berges Tölaga leleh anschmiegen. — Dieser Berg (mit einem See auf seinem Gipfel l) stellt sich ziemlich isoKrt dar (\ielleicht als em alter Vul- kan oder EruptionskegeHj. — "Überhaupt sind diese südlicheren Gegenden des Hochlandes auf eine auffallende Art zerstückelt und zerklüftet. Scliroife BergAvände und kleine Kup])en erheben sich bis zum G. -Labet und bis zum Fusse vom G.-Dieng hin — überall 179 labyrintliisch unter einander, und tief ausgefurchte Thäler schlän- geln sich zA^dschen ihnen hindurch. Ehe wir aber das Hochgebirge selbst betrachten, wollen Avir einen Blick auf die äussern Nord- und Nord-Ost-Gehänge des G. -Prau werfen, welche eine besondere Betrachtung verdie- nen. Sie haben durch die warme Quelle bei Plantungan und diu'ch die Errichtung einer Badanstalt daselbst seitdem auf Java eine gewisse Berühmtheit erlangt. Wenn man Fussreisen nicht scheut, so kann man in einem halben Tage vom G.-Dieng dorthin gelangen, entweder aus dem Pla- teau über Glagah und Gemblong, oder von Batur über Pakisan und das Verbindungsjoch zwischen derGadjah mungkur-Kette und Pagor kendeng nach Gemblong. — Auf diesem Wege kommt man über den heissen Bach am Nordfusse der Kawah-Sepandu, welcher der grösste auf Java, und beim Wegdurchsclmitte noch so heiss ist, dass die Berührung schmerzt. Von Gemblong geht man weiter auf der Rippe, welche die grosse nördliche Thalkluft in Westen begiänzt, herab, bis man in einer Höhe von 3000 auf den verflachten Vorsprung gelangt, wodurch sich das Berggehänge auf dieser Seite auszeichnet, und nun auf gu- ten Wegen zu Pferd ostwärts weiter nach Plantungan. Das Nord- und Nord-Ost-Gehänge des G.-Prau nämlich zeich- net sich in der Region von 2 bis 300 o' durch den äusserst germgen Fall seiner Rippen aus, welche, — nachdem die obere Böschung steil gefallen Avar, — sich in der angegebnen Höhe auf Aveite Strecken hin, in einer fast horizontalen Richtung fortsetzen, ehe sie in die nördliche Strandfläche fallen. Dadurch entsteht ein Plateauartiger Vorsprung, welcher, Aveil es keine gleichmässige Oberfläche, sondern Aveil es Bergrippen sind, die vorspringen, von tiefen Klüften A^om Berge abAvärts nach aussen durchschnitten ist. Diese besondere Configuration der Nord- und Nord-Ost-Prau- seite scheint schon A^on den ältesten Zeiten her BcAvohner ange- lockt zu haben; denn vergebens sieht man sich nach Wäldern um, die nur noch in einigen A'on den steilsten Klüften düstern, an allen andern Orten aber von bebauten Feldern, und, avo sich keine Sa- Avahterrassen herabziehn, oder keine Kaffeegärten stehn, — dann doch von GrasAvuchs A'^erfangen sind. — Sogar das Alanggras ist selten, und kurze Weidegräser sind triftenartig an seine Stelle ge- treten, was auf Java ein JicAveis ist von sein- alter Kultur. In einer Gegend nordAAÜrts A'om G.-Prau setzen sich die Rip- pen, nur sanft geneigt, noch Aveiter nach Norden fort, und verbin- den sich in einer Höhe von höchstens SOO' mit einem Vorgebirge, das sich fast in einer queren Richtung zur Streichungslinie der Rippen, von Osten nach Westen zieht, das von geringer Höhe ist, sich aber ununterbrochen bis zum Meere fortsetzt. Dies ist das Gebirge, AA'elches zAvischen Päkalongan und Sa- marang die nördliche Alluvialebne unterbricht, und Avelchcs die 12 * 180 Poststriisse iiöthigt, über die Ucrge zu ziehn. Sie übersetzt es an einer niedrigen Stelle, da wo das vei-flaclite Praugehänge anfängt sich zu demselben zu erheben. — Südwärts von da liegt der Di- strikt Linibung (von Pökalongan) und ein breites Sawahthal, von Westen nach Osten hingestreckt, bezeichnet die niedrigste Gegend ZAvischen dem Prauvorsprunge und dem Vorgebh-ge. Vielleicht, dass dieser Vorsprung, — diese horizontale Richtung der Länge- rippen, — erst durch das Vorgebirge bedingt wurde, Avenn es näm- lich Lavaströme Maaren, die an das Vorgebirge anstossend, sich a\if- stauten und verflachten. Das Vorgebirge ist übrigens wenig gekannt. Es bietet der Uewässerung und Bebauung des Bodens Avahrscheinlich kein günstiges Terrain (keine geneigte Flächen), und ist desshalb mit Gesträuch und Waldung bedeckt geblieben, worunter sich Djatiwaldung, — vorherrschend, — als ein dem Men- schen nützliches Holz vor den andern auszeichnet. — An den mehrsten Stellen ist es ein Eolus-röthlicher, sehr Eisen-schüssiger, bei Trock- niss sehr erhärtender Thonboden, worauf die Djatiwälder {Tectonia grandis Jss.) stehn. Das Nordende des Vorgebirgs fällt als steile Felsenwand in's Meer, und soll daselbst eine Höhle umschliessen . Mir sind keine andern als vulkanische Gesteine darin begegnet. Ganz anders wie diese Seite, in Norden, verhält sich die Nord-Ost-Böschung des G. - Prau. Zwar bildet sie auch noch, unterhalb der steil gesenkten obersten Bergmasse, vmtcrhalb 4000', selir sanfte Gehänge, mit verflachten, erweiterten E-ippen, und zieht sich von Plantungan ostwärts über Seiokaton hin, indem sie reiche Thee- und Kaffeepflanzungen trägt und viele Menschen nährt, deren Dörfer zwischen den SawahteiTassen zerstreut sind ; — zwar breitet sie sich auch noch bei der Kaffeepflanzung Tjuruk (die 12 Pfähle ostwärts von Plantungan und etwa 800' niedriger liegt,) zu Vorsprüngen aus, — aber weit entfernt, sich dem Meere zu nähern, endigt sie sich plötzlich und bildet einen scharf begränzten Rand, der sich von Westen nach Osten einige Meilen weit hinzieht und sich 5 bis 700' tief senki'echt in die Alluvialfläche herabstürzt. Die gemessene Höhe der Herrnwohnung zu Tjuruk, oben auf der Platte, beträgt 220ü', und der Fuss der Wand geht bald in die meeresgleiche Strandebne über.*) — Südwärts einen Pfahl weit von Tjuruk fliesst in einer weiten Thalartigen Längekluft des G.- Prau der Kali-Putih (in den tiefern Gegenden Kali-Putri genannt) nach Osten; er durchströmt ein Bett von vulkanischer Gluth- brezzie, welche dasselbe Gestein jener ungeheuren Felsenwand ist, so dass man schliessen muss, der ganze weite Vorsprung rund um den Nord-Ost- Abhang des G. -Prau besteht aus einer 500' mäch- tigen Bank vulkanischer Brezzie. Es ist jenes Gemenge aus ein Dutzend Abänderungen, in gTossen und kleinen Stücken, von tra- *) Seiokaton, 3 Pfähle westlich von Tjuruk liegt 2000' hoch, — und von Seiokaton geht der Weg noch 9 Pfähle weit südwestwärts, schräg über die Rip- pen und tiefen Zwischenklüfte des G.-Prau nach Plantungan. A. d. V. 181 chytischen und doleritischen Felsarten und Laven, die mehr oder weniger Hornblende- und Magneteisenreich sind, und nur durch feurige Gluth so innig, wie man sie findet, zusammengebacken sein können. Einen gi-ossen Reichthum an Eisen mancher Gegenden des G.-Prau, durch welche Bäche zur Nordküste herabströmen, beurkundet unter andern auch der Magneteisen -haltige Dolerit- sand, den man am Ausfluss des Kali-Wungu in Menge antrifft. Die schönsten Entblössungen dieser Erezzie findet man an dem Wasserfall eines Baches, welcher, anstatt gleich dem Kali-Putih, erst parallel mit der Wand und durch kleine Hügelzüge von ihr geschieden, nach Osten zu fiiessen, sich ihm in einer queren Rich- tung nähert, in den Rand eine Rinne einschneidet, — dann eine erste 3o' hohe Cascade bildet, — auf einen Vorsprung zwi- schen Häuserhohen Brezzietrümmern aufstösst, — einen zweiten Sturz erleidet, einen neuen Vorsprung schäumend trifft und dann seinen dritten Fall 50' tief in einen Abgrund macht, wo Felsen- trümmer, die der Wand entstürzten, chaotisch durcheinander ge- worfen liegen. Dann setzt der Bach seinen Lauf, anfangs zwischen majestätischer Urwaldung, die hier keine Axt zu berühren Avagte, nachher zwischen Sawah's durch die Ebne fort. Diese besteht zunächst aus Schollen eines Molasseartigen Sandsteins, auf wel- chen vereinzelte Kalksteinbänke mit Höhlen liegen, und durch welchen viele Erdölquellen und an Natron und Jodkali reiche Brun- nen hervorsickern. Eine derselben, eine kalte Quelle ist die von A sin an; sie liegt 3 Pfähle nordnordöstlich von l^edaka. Nach P. J. Maier*) hat das Wasser dieser Quelle folgende Zusammensetzung: 100 Gram- men Wasser der neuen Quelle enthalten: Chlorsodium 1,83457, Chlorcalcium 0,113922, Chlormagnium 0,055719, Jodmagnium 0,007546, Brommagnium 0,0005013, schwefelsaure Kalkerde 0,0016964, kohlensaure Kalkerde 0,0041171, kohlensaure Magne- sia 0,0017217, kohlensaures Eisenprotoxyd 0,00050105, Kiesel- erde 0,0002294; im Ganzen 2,02052395 Grammen feste Bestand- theile nebst einer geringen Menge Kohlensäure und Schwefelwas- serstoffgas; das specifische Gewicht des Wassers beträgt 1,013 und seine stetige Temperatur 79,0 bis 79, l** F. Dieses sehr salzige Was- ser, welclies fast den Geschmack des SecAvassers hat, wird zu Pla- tungan mit dem besten Erfolg zur Heilung veralteter und compli- cirter syphilitischer Krankheiten angewendet, als Knochenschmerz und andern Leiden, und zwar täglich zu 1 bis 4 Flaschen. In ähnlichen Fällen wird das kalte Quellwasser von Gebangan angewendet; diese Quelle sprudelt 7 Pfähle westlicher als die vo- rige, doch ebenfalls am Fusse des G.-Prau unterhalb Seiokaton hervor. Die Bestandtheile dieses Wassers sind sowohl von Herrn Prof. MÜLDER und Dr. Fresenius in Europa, als von Herrn P. J. Maier auf Java untersucht worden. Wir geben unter diesen Ana- *) Natuurkundig Tijdschrift voor NeMandsch. Indie I. ^.59. Batav. 1850. 182 lyseii den ^'ol•zug an die des HeiTn Maier, welcher das Wasser dieser, so Avie der früher und später von mir heschriehenen QucHen an Ort und Stelle mit Beobachtung von aller möglichen Genauig- keit und Vorsorge untersucht hat, um eine Vermischung mit ge- wöhnlichem "Wasser zu verhüten. Diesem Chemiker zufolge *) enthalten 100 Grammen dieses AVassers : (Jhlorpotassium 0,023207, Chlorsodium 1,35S520, Chlorcalcium 0,001317, Chlormagnium 0,056G27, Jodmagnium 0,005S64, kohlensaure Kalkerde 0,001710, kohlensaure Magnesia 0,000570, Kieselerde 0,002GG0, schwefel- saure Kalkerde, Jirommagnium , kohlensaures Eisenprotoxyd und organische Bestandthcile : Spuren, im Ganzen die festen l^estand- theile 1,513475 Grammen, wozu noch freie Kohlensäure 0,021 6S8 und SchwefelwasserstofFgas 0,000001 gerechnet Averden muss. Die Temperatur des Gebangan-Wassers steht zwischen 76,6 bis 77,2^ F. und das specifische Gewicht zwischen 1,011 und 1,013. Der Ostabfall der Platte gegen den G.-Ungaran hin ist sanft, doch macht auch der Kali-Putih, der sich in Osten von Tjuruk nach Norden umbiegt, mehre Cascaden. Noch weiter ostwärts liegen die Kalksteinbänke mit jener malerischen tiefen Bachkluft und Höhle (Gua-)Draju, demG.-Prau und Ungaranfusse vorgelagert. — Durch diese Gegend und durch den Theil des Kali-Putihthales, worin Singo rodjo Hegt, fiihrt ein Weg von Seiokaton nach Bodja. So Aveit jener Brezzierand scharf begTänzt ist, beträgt seine Länge einige Pfahle, drei Alal so Aveit aber kann man ihn als Stufe und Gränze zwischen der neptunischen AUuvialflächc und dem vulka- nischen Hochlande verfolgen, ohne dass sein Abfall überall eine Avirkliche FelseuAvand ist. Zwischen zAvei von jenen früher beschriebenen, horizontalen Rippen entspringt auf der Nord-Nord-Ost-Seite des G.-Prau, und tief in der Kluft**) versteckt, am rechten Ufer des Kali-Lambir, die Avanne Quelle Plan tun gan. — Auch gegenüber am linken Ufer sprudelt eine ähnliche Quelle hervor und Bergöl (Alinjak-Lantungj sippert an mehren Stellen durch den Grund. Die Temperatur des Wassers war (am 1. December 1S45) um 2 Uhr Nachmittags 111,0'^ F. und die des Abkühlungsbeckens 105,0" F. — Die Be- standtheile des Wassers sind nach Herrn P. J. Maier (a.. a. O. p. 40) in 100 Grammen: Chlorjiotassium 0,003756, Chlorsodium 0,31S491, kohlensaure Soda 0,042648, kohlensaure Kalkerde 0,035721, kohlensaure Bittererde 0,043325, kohlensaures Eisen- protoxyd 0,001121, Alaunerde 0,000576, Kieselerde 0,003227, Kohlensäuregas 0,070556, Schwefehvasserstoffgas 0,000405, scliAA'e- felsaure Pottasche, Joduretum potassii, kohlensaures Mangan-Prot- •) An oben angeführtem Orte p. 122. TVT 1 1 1 r- T> Süd- oder linke Ecke Vordecke des u.-Prau. **) Man peilt von Plantungan und von Pasanggi-ahan-Pasiran Süden 26'/. zu Westen des G.-Prau. Süden 12'/2 zu Westen ») " /- >> >j 183 oxyd, und organische Bestandtheile : Spuren, im Ganzen 0,519826 Grammen. Das specifische Ge-nicht ist 1,004 bei einer Temperatur von 110,6"^ F. (Dies war dem Herrn Maier zufolge der bestän- dige Wärmegrad des AYassers dieser Quelle im September 1846.) Der bedeutende Jodgelialt des Wassers und die Heilkräfte, die man davon erwartete, haben ein Hospital an diesem Orte zu Plan- tungau hervorgerufen, über dessen Position nebenstehende Figur eine Übersicht giebt. Die Quelle und die angränzende Flur des Hospitales, das nur 6 Zimmer für Officiere neben dem Saale der Gemeinen hat, liegt i960' über dem Aleere und etwa 20' über dem Bette des K.-Lambu-, welcher über vulkanische Geschiebe aller Grösse herabbraust.*) Der westliche Gränzrücken ist in Norden 35** zu Westen vom Bade 2475' hoch, imd der östliche wird etwas niedri- ger sein. Beide senken sich steil in den schmalen Grund der Thal- kluft herab, der nur an einigen Stellen zu einer flachen Sohle erwei- tert ist. Diese Lage des Ortes in einer 515' tiefen Thalspalte, zwi- schen bloss mit Gras bewachsenen Gehängen, bedingt sein nicht angenehmes Klima. Die Wärme der Oberfläche des Bodens, welche der Erhitzung der Somienstrahleii ausgesetzt ist, ist in solchen Thälern drei Alal grösser, als in offenen, ebnen Plätzen. Wenn den ganzen Vormittag die westliche Wand von der Sonne beschienen war, so scheint den ganzen Nachmittag die Sonne auf die östliche, und die zurückgestrahlte Wärme von diesen Wänden veremigt sich mit der im Thalboden selbst erzeugten, imd verursacht eine schwüle, drückende Hitze, die durch keinen Luftzug gemässigt Avird, selbst dann nicht, wenn auf den benachbarten Anhöhn, oOo' über der Spalte, ein anhaltender frischer Ostwind bläst.**) (Im August bis November am stärksten.) Der Kali-Lambir, der sich in denKali-Kutu ergiesst, trennt die llcsidenzen Samarang und Pekalongan; und auf dem westli- chen Gränzrücken Plantungan's liegt 2 Pfähle entfernt in einer mehr ausgebreiteten südlichen Gegend desselben der kleme Pasang- grahan-Pasiran , 2365' hoch, der zum Distrikte Limbung gehört. So wie vom K.-Lambir in Osten, so ist dieser Rücken auch in Westen von einer ähnlichen Kluft mit dem Kali-]3ela begränzt, der über Trachytwände einen hohen Wasserfall bildet. Der K.- Lambir sclnieidet nur in der Gegend, welche ohngefähr einen Pfahl nordwärts von Plantungan liegt (und wo er auch einige kleine Cas- caden macht), bis auf das feste Trachytgestein der Rippen ein, das au den mehrsten Stellen von vulkanischen Gerölllagen bedeckt ist. — Gehen wir nun zur Betrachtung des Plateau's von Dieng selbst und der Berere über, welche dasselbe in der Nähe umgeben. *) Xatuur- und Geneesk. Archicv. Batavia. II. Nr. 2. ^j. 2*^8. **) Man hätte ebenso gute Quellen auf Java in bessern Klimaten finden können. — Siehe weiter unten: „Warme Quellen im dritten Theile dieser Ab- theilung" und vergleiche hierüber meinen Aufsatz: Over de (icmatitjdc en koiide li(rhtstrcken van Java, fer f/enczvi;/ van Ziekfen aanfjcirend,'^ •welche sich in der Tijdsrhriftvonr Ned. Indii', liatdv. |sKl. IW }).i>\ etc. findet und : „Noy ccn tcoord ovcr uccliniaikatie im Indisch. Magaz. Bat. IS-lIi. 184 I. Die auswärts liegenden Berge dieses Plateau's schei- nen früher ein mehr oder weniger zusammenhängendes Ringförmi- ges Gebirge — eine Kratermauer — gebildet zu haben, wiewohl sie gegenwärtig durch breite Zwischenräume von einander ge- trennt sind. Sie umschliessen einen Ravmi, welcher einen Durch- messer von 4 Minuten hat. Zu diesen äussern l^ergen gehören : 1) der östliche Theil der Bergkette, welcher von G. -81a- mat ausgclit und sich bis zum G..-Prau fortsetzt. Ihre verschiede- neu Gipfel oder Theile heissen : G.-Petarangan, G.-Pakaraman imd noch weiter östlich G.-Gadjah mungkur. (Der Leser wird ge- beten, hierbei einen Blick auf die Karte Dieng Fig. 1 zu werfen.) Der G.-Petarangan erhebt sich im Norden von Jiatur und steigt steil aus den Theegärten in die Höhe, welche seinen Fuss bedecken. Sein Südgehänge ist so steil, dass man jeden Augenblick Berg- ;schlipfe in den dicken und weichen Erdschichten zu befiirchten hat. Auf der Südseite ist der Berg ein scharfer, gefährlich schroffer Rand G.-Petarangan,*) — und auf der Nordseite ein etwas höherer, wulstiger Berg G. - B u d a k (dessen höchste Mitte ich in Norden 17^ zu Westen von da visirte), — und zAvischen beiden bleibt eine Halbkreisförmige Kluft, die nach AVest-Süd-West offen steht und sich zwischen zwei Rippen als Bachkluft verschmä- lert am Gehänge herabzieht. Der erste J3ach in AVesten von Ba- tur entspringt aus ihr. Sie war ganz mit Waldgebüsch erfüllt. Es könnte möglich sein, dass Horsfield's Ausbruch von 17S6 aus diesem Berge, der offenbar ein seitwärts aufgerissener Eruptions- kegel ist, Statt fand, und dass der See (Tölaga-) Abung, der einst darin gelegen haben soll, durch die entstandene West-Süd- West- Spalte abfloss. Jetzt existirt nur noch ein Dorf in der Nähe, das Felaga abung heisst. 2) Im Westen von Dieng: der G. -Nogosari,**) dessen brei- ter, runder Gipfel dem G.-Pakaraman gegenüber liegt und nur mit Graswuchs bekleidet ist, während die obern Regionen der vorigen und aller folgenden, die noch genannt werden sollen, in ein waldi • ges, moosreiches Dunkel von Eichen, Engelhardtien, Podocarpen, Melastomen undAhornbUuinen ( Acer java?iicu?n mihi) gehüllt sind. — 3) In Südwesten der G.-Wisma, welcher sich durch den so- genannten G. -Pager tipis mit dem folgenden verbindet. — 4j In Sü- den (Süd-Süd-Osten j der G.-Srodjo, als äusserste Einfassung des Pakuodjo und nur durch den See (Telaga-J Tjebong von ihm ge- trennt. — 5) In Osten und Nord -Osten derG. -Prau, welcher eine etwas gekrümmte Firste, mit nach innen gekehrter Concavität darstellt, und bei einer Länge von 2 Vi ^linuten auf dem obern Rande kaum ein Paar Fuss breit ist. Ihre innere, nach Dieng hin- *) Im Xorden von Batur hat dieser Rand des Berges eine Höhe von 6600' über dem Seespiegel, liegt daher 1600' über Batur, welcher Ort nach meinen frühern Messungen 500u' und nach spätem Beobachtungen 4990' hoch liegt. **) Nogosari ist der Name der Acacia Bitnnanniana. J. K. H. f »in.!:: Kiff 1 ? l '» JI "'' t5i Zfiilini < llr.H, /hrp -i l riiijirlniilir i /'tMitur/tfi-a/tnii A Kall ilinr/i I I 'M«,,r, '.Irr ' (> t'iiiiiiiiff ' /Jr/ff'. Sml, iiou KAini: i)i':s i.KiwiKHis dii^nc. AMru;n)oiiiiti Ktrifct/. "Würi Xmh'fr Mmmm/ . -iii^ ./ii/rimuf/ri- yf/,/üi/)r Mstrümiiirr /hfimi m/er xanpyrHfiff/r '/'/ift/ffrtitu/f . r/ir II' fhi- /'iiiffpfniiifj ffrr.i'rrn .unii/j/if/ .n/tf/- \ o f, r .lh,ru„Mrm- /{t,.m im /'hilreai ihr '/.tiJiiai fjrirti ///r Sa/o //tr/nsr/i ffffucrsri/r f/a/ir ii&rtf/rin .Urne mt . I i .1- ii' k\ 183 gekehrte Flanke ist unersteigbar steil und erhebt sich 1900' über den Thalboden von Badak banteng, der sich zwischen ihr und dem eigentlichen Plateau von Dieng herabzieht. Nur von aussen, oder längs den Rücken, die sich von ihren beiden Endecken herabzie- hen, kann sie erstiegen werden. Auf ihrer nordnordwestlichen Ecke, die, wie die ganze Firste, waldbewachsen ist, fand ich noch die Trümmer von zwei, jedoch gänzlich zusammengestürzten Tem- peln, deren Kubiksteiiie, L. Nr. 132, obgleich in ihrer Form und Sculptur noch erhalten, durch Verwitterung so weich waren, dass man sie mit einem Messer zerschneiden konnte. — Diese zwei sind die höchsten Siwa-Tempel auf Java (7873 hoch). Zwischen diesen 5 Überresten eines äussern, oder Ringgebir- ges von Dieng lässt sich die plastische Gestaltung des eingeschlos- senen Raumes unter folgende Abtheilungen bringen : — Tlial- gründe; — Grasflächen, also Hochebenen (Plateau's); — erlo- schene Kraterschlünde; — Seen; — noch thätige Krater und Solfataren; — Becken heisser Quellen; — Stickgrotten; hierzu kann man auch die durch Menschenhände erzeugten Denkmäler noch rechnen : Tempelruinen imd vorhandene Dörfer. — Die pflanzen - physiognomische Ausschmückung des Gebirges bleibt in dieser Abtheilung, deren Gegenstand bloss Geologie, und hiervon zunächst nur Vulkanität der Gebirge ist, unberücksichtigt. — Auch können die topographischen Eigenthümlichkeiten nur kurz und übersichtlich dargestellt werden, bei deren Aufzählung wii' uns überall auf die hier beigefügte Karte berufen. (Dieng Fig. 1.) II. Thalgründe. — Unter diesem Namen müssen wir zu- erst des geräumigen Thaies gedenken, welches zwischen der Kette G.-Pakaraman und Gadjah mungkur in Norden, — dem G.-Nogosari, Panggonan und ihrem Verbindungsrücken in Süden und dem G.- Panggonan nebst seinem Verbinduiigsrücken zum Pager kendeng in Osten — übrig bleibt, und welches, gewisser Einsenkungen wegen, unsere Aufmerksamkeit verdient. — Der Weg von Batur führt durch dieses Thal nach dem G. -Dieng hinauf; in seinen obern Gegenden, zwischen dem G. -Pager kendeng vuid Panggonan sowohl, als in seinen untern zwischen dem G.-Pakaraman und Nogosari ist es eine enge Kluft, durch welche der Kali-Dolog herabbraust, — zwischen beiden aber in der Mitte bildet es flachere, erA^'eiterte Gründe, die sich gegen Süden hin allmählig zu den flachen. Zwi- schenrücken zwischen dem G.-Nogosari und Panggonan erheben, dessen schöner Grasgrund den Ziegen des Dörfchens Karang tengah (am ostnordöstlichen Fusse des G.-Nogosari) zur Weide dient. — Merkwürdig ist dieser Thalgrund durch mehre Kesseiförmige Erd- senkungen und Einstürze, welche vniterhalb Karang tengah in dem Erdbeben des Jahres 1786 entstanden sind und einen sonderbaren, buchtig ausgeschweiften Rand Avahrnehmen lassen. Eine Erd- zunge, welche zwischen den Buchten vorspringt, ist durch tiefe Spalten von dem übrigen Terrain abgeschnitten und zieht sich Ilalb- inselartig in die Senkung hinein ; der Grund dieser Erdsenkungen . 186 ist grösstentheils von kleinen Sümpfen, oder Seen, Töla<^a-\viAvi genannt, ausoefüHt mid auf das Üppigste mit Nasturtium bc- wucliort. Ilu- Wasser fliesst dem K.-Dolog zu. (Eine viel grössere Vertiefung, welche die ("ontinuität des Thalgrundes unterbricht, den Telaga-Löri, werden Avir unter Nr. VII. kennen lernen.) Ein zweiter, mit einem sanften Abhänge erweiterter Thalgrund dieser Art ist die Gegend, in welcher zwischen dem G.-Panggonan und Wisma das Dörfchen Sekunang liegt, imd in welcher sich weiter nordostwärts nach dem G.-Dicng zu die Kawah-Tjondro di muka befindet. In der Nähe dieser letztern bleiben geräumige Gras- flächen zwischen der AValdung übrig, — in der Nähe des Dorfes aber ist der Boden bebaiit, ungeachtet sich, besonders im Süden des Dorfes, Hunderte von kleinen, unregelmässigen Hügeln auf demselben erheben. Diese bestehen ganz aus aufeinandergehäuften Steintrünunern, Avelche jedoch durch den Einfluss der Luft und Kegens grösstentheils schon verwittert, mit Erde bedeckt und auf das Üppigste mit Sträuchern und ^yaldbäumen bewuchert sind. In malerischen Krümmungen führt der kleine Pfad ZAvischen ihnen hindurch. Westwärts verlängert sich dieses Terrain in einen schmalen Rücken, der sich in der Mitte zwischen zwei schroffen Klüften weit herabschiebt und an manchen Stellen so breit ist, um, ohne scliAvindHcht zu werden, den Pfad auf ihm zu verfolgen. Hechts donnert am Fusse des G.-Panggonan in tiefer, romantischer Kluft der Kali-Tulis und links am Eusse des G. -Wisma der Kali- Sekvuiang. Überall sieht man Spuren von Erdstürzen an den stei- len, fast senkrechten Wänden dieser Klüfte, in denen man sich nicht aufhalten kann, ohne vom Getöse der schävunenden Bäche betäubt zu werden. — Man gelangt auf Zickzackpfaden durch die Kluft desK.-TuHs zu dem südwestlichen Abhang des Berges Pang- gonan, der sich diu'ch eine Eigenthümlichkeit auszeichnet, welche sogleich in die Augen fällt. Statt nämlich in einzelne Längen- rücken (Rippen) gesplisst zu sein, welche sich, wie von den übri- gen Berggehängen, divergirend herabschläugeln, ist sein Abhang der Quere nach flach und eben, imd der Höhe nach Terrassen- förmig gesenkt und bildet namentlich in verschiedenen Höhen über einander drei geräumige, flache, mit Gras bewachsene Plat- ten, atif deren oberster das Dorf Wnndu, so Avie auf der untersten noch ZAvei andere Dörfer liegen, und die, sich Aveit herabschiebend und den ZAvi.schenraum ZAA'ischen G.-Nogosari und Wisma ausfül- lend, sich ganz als alte, ausgebreitete Lavaströme dar- thun, obgleich sie jetzt hoch mit Erde bedeckt sind, unter welcher ihr Kerngestein — die LaA^a — nur in den tiefsten Flussbetten zu Tage geht. Sie sind offenbar über den Rand des T.-Werdoto (dem nördlichen Kessel des G.-Panggonan), der auf dieser Seite am niedrigsten ist, herabgeflossen. Auch die Avestlichen und nordAvest- liclien Gehänge des T.-Werdoto sind auf ähnliche Art terrassirt.*) *) Von der obersten Platte beim Dörfchen "NA^mdu geniesst man eine Aus- 187 Das Thal v o n ]^ a d a k b a n t e n g. Von der nordnordwest- lichsten Ecke der hohen Praufirste zieht unter mehren andern Län- gerippen auch ein Rücken herab, der sich auf eine sonderbare Weise nach Süden umbiegt, zuletzt bei einer Höhe von etwa 150' oberhalb des Plateau von Dicng in ebner Linie fortläuft, und sich endlich, sich mannigfaltig schlängelnd und siidostwärts dem Te- laga-Werno vorbeiziehend, dem Abhänge des G. -Pakuodjo an- schmiegt. Dieser Rücken trennt den südlichen Theil des Plateau's von Dieng und den Kessel der Seen Werno und Pengilong von einem Thale, das zwischen diesen Gegenden und der jenseitigen südlichen Hälfte des Gvmung-Prau übrig bleibt; während der erst- genannte Rücken nämlich sich auf der Seite vom G. -Dieng bloss 1 50' tief hinabsenkt, so senkt er sich auf der Ostseite ungleich tiefer hinab, um in einen ziemlich flachen Thalboden überzugehen, der beim Dörfchen Eadak banteng (nach welchem wir ihn nennen) 250' unter Dieng liegt und sich bis hart an den Fuss des Gunung- Prau hinzieht; dieser G.-Prau erhebt sich hier — in seiner Mitte mauerartig steil — 1830' hoch über das genannte Dorf. Das Thal liegt im sanften Schmelze eines Wiesengrundes da, voll Ranunkeln und Veilchen, und verlängert sich südwärts, da, wo die Abhänge des G. -Pakuodjo und die von der Praufirste herabgeschickten Rippen einander sehr nahe treten, in eine schmale, unzugängliche Kluft, durch welche der Kali-Seraju, der das Thal anfangs friedlich und sanft murmelnd durchfloss, nun schäumend und Cascaden bildend herabbraust. Diese untern Gegenden des Thaies waren im Jahr 1838 von den Erdhaufen und zerbrochenen Baumstämmen eines Bergsturzes erfüllt, welcher von der steilen innern Wand des G. - Prau zwischen den zwei ersten Keulenförmigen Leisten, die von dessen südlicher Ecke daselbst entspringen, sammt den Wäl- dern, die er trug, herabgerutscht war. In diesem Zustand fand ich es im Jahr 1840. Felsenmassen schienen nicht mit abgelöst zu sein; auch hatte sich der P»ach Seraju, durch den Bergschutt an- fangs in seinem l^aufe gehemmt, bald wieder Bahn gebrochen. III. Plateau's. Als ein Plateau stellt sich die Grasfläche von Dieng, der Mittelpunkt des ganzen Gebirges, dar. Sie ist von sieht, die in ihrer Eigenthümlichkeit wahrscheinlich nichts Gleiches auf Java findet. — Bis zu dem Felsenpfeiler G. -Labet hin übersieht man südwestlich das wilde, zackig emporstrebende Hochland von Karang kobar, — mit den wenigen Dörfchen, die auf kahlem, falben Grunde bräunlich in die Ferne schimmern. Und fern über dieses Hochland hinweg blickt man auf jene Ebnen zwischen Ka- rang kobar und den südlichen Bergketttn Java's bis jenseit dieser bläulichen Berge auf den Saum des Meeres. Tief hingestreckt liegen gekräuselte Wolken- streifen auf der Ebne von Banju mas. Aus fernem ^^Y>sten, hoch über die Wol- kenschichlen, die in den Thallabyrinthen Kanuig kobar's hinstreichen, schaut majestätisch der Gunung-Slamat herab. — Bläulich düster sieht er auf das Hoch- land herab. Mehrere weisse Streifen ziehen sich an seinem vulkanischen Gipfel her, und eine Dampfsäule, Pinienartig, die, kaum verschwunden, sich stets von Neuem gestaltet, krönt, wie ein weisser Federbusch, diesen majestätischen Berg. A. d. V. 188 Nord-Nord- West nach Süd-Süd-Ost 5400' lang und in querer Rich- tung zu dieser, da, wo sie zwischen dem Pasanggrahan und den jenseitigen Trümmern der Tempel am breitesten ist, 2000' breit. Sie hat fast söhlige Grundfläche und unregelmässige Form. Sie ist ringsum von Gebirgen umgeben und nur an einer Stelle, nämhch in Westen, wo der Weg von Batur in dieselbe tritt, nicht von Randgebirgen begränzt; dort steigt sie nur unmerklich an, um sich dann gleich wieder in die Grasfläche am Ursprünge des Kali- Dolog herabzusenken, eine Fläche, die etwa lOO' tiefer, als Dieng liegt. Die nördlichsten Gegenden des Plateau's sind die trocken- sten und bilden , etwa 5 höher, als die mittlem Gegenden, ange- nehme Grasplätze, auf denen Ranunkeln, Plantago- und Thalictrum- arten und Veilchen ihre Blüthen entfalten; die mittlem und süd- lichen Gegenden aber sind sumpfig fmoorigj imd mit Restiaceen-, Cyperus-, Scirpus-, Xyris- und Flalmusarten bew-uchert. Am nord- östlichen Ende der Fläche in einer kleinen ]iucht liegt das Dorf Dieng und nicht fern von da, am östlichen Rande, der Pasanggra- han. Von dort, auf dem G.-Prau entsprungen, tritt der Kali-Tulis in die Fläche, die er fast mitten durchströmt, sich aber erst etwas südlich vom Centrum Dieng's zum kleinen See (Tölaga-) Pale kambang anhäuft, dessen moorige, bodenlose Ufer mit einem brei- ten Streifen Kalmus umgrünt sind. Dann setzt er seinen Lauf mit sehr geringem Falle weiter fort, um sich in dem südlichsten und schmälsten Theile der Fläche mit den Abflüssen der Seen T.-Werno und Pengilong zu vereinigen und dann einen sehr schmalen, kaum 20' breiten ZAvischenra um der Bergrücken, die einander entgegen- treten , zu durchströmen. Hier biegt er sich rechtwinklig um und wendet sich nach Westen, indem er durch den See (Telaga-J Trus fliesst und dann zwischen dem Gebirge Panggonan und Wisraa das Dieng'sche Gebirge verlässt. Gleich hoch mit dem Plateau nämlich und nur durch eine vorgeschobene Zungenähnliche Hügelmasse da- von getrennt, übrigens mit dem südlichsten schmalen Ende des- selben durch noch schmälere Zwischenräume zusammenhängend, liegen zwischen den Bergen noch andere Grasflächen kleinerer Aus- dehnung, aber von einer, noch in höherm Grade, moorigen Be- schaffenheit; diese sind ostwärts (von dem südlichen EndeJ die flachen Räume der Seen (Telaga-) Wemo und Pengilong und west- Avärts der flache Kessel des Telaga-Trus. f^NIan sehe die Karte.) Nicht ganz in der Mitte des Plateau's, sondern etwas mehr nach Westen (nach dem Fusse des G. -Panggonan) stehen die 4 kleinen Tempel Tjandi- Ardjuno, deren nördlichstem sich west- wärts noch ein einfaches, kleines, viereckiges Häuschen anreiht, das offenbar nicht zur Anbetung von Göttern bestimmt war, son- dern wahrscheinlich zu Ruheplätzen für Pilger oder wachthabende Priester diente. Die Reihe der 4 Tempel ist genau von Norden nach Süden gerichtet, und die Tempel selbst sind 20 bis 25' hoch. Sie sind aus kubischen, sorgfältig geglätteten Steinen erbaut, von ein und derselben Lavaar.t, die bläulich - lichtgrau von Farbe und 189 von vielen kleinen Poren (Blasenräumen) durchzogen ist. Diese Würfel sind ohne Kitt und INIörtel zusammengefügt und passen so genau in einander, dass man nicht im Stande ist, ein Federmesser zwischen die Fugen zu stecken. Ihre einzige Öffnung, eine schmale Pforte, ist bei allen \deren nach Westen gerichtet, die des Wacht- häuschens aber nach Osten. Ihr innerer Raum ist einfach und ver- schmälert sich oben, indem die Würfelsteine gleich einer umgekehr- ten Treppe nach innen vorspringen, p>TamidaUsch. An den innern sowohl, als äussern Wänden befinden sich Nischen, deren Statuen grösstentheils nicht mehr vorhanden sind. Nur das Innere des nördlichsten der Tempel, zu denen Treppen hinauf üliren, enthält einen Altar. Der Boden der übrigen (in denen man, so scheint es, Nachgrabungen veranstaltet hat) ist mit Wasser gefüllt, das in dem einen ö' tief war (miter der angränzenden Fläche). Offenbar ist auf das Äussere der Tempel eine viel grössere Zier, als auf das Innere verwendet. Zahlreich vorspringende Ecken und Gesimse mit reicher Sculptur und in schönster Symmetrie, \iele Nischen in den Wän- den (einige noch mit Siwastatuen) und eme ]Menge von Figuren in Basreliefs, die den übrigen Raum der Wände bedecken, bezeichnen das Eigen thüraliche derselben. *) Der Grund, auf dem die Tempel stehen, aufs Üppigste mit den aufrechten Schäften von Xyrideen u. a. geschmückt, ist jetzt sehr moorig und weich, und kann eben so in einigen Gegenden im Süden des Plateau's nur auf Baumstäm- men, die man quer darüber liingeworfen hat, betreten werden. Stellenweis nimmt er selbst eine bräunlich - gelbe, ocherartige Be- schaffenheit an, mit schillernd fetten Häutchen, die hier und da auf dem Wasser schwimmen. Es bietet die Hochfläche von Dieng , wenn man sie von einer Anhöhe, z. B. vom Abhänge des G.-Panggonan, aus erblickt, in jeder Beziehung einen eigen thümlichen Anblick dar, dessen In- teresse noch gesteigert wird, wenn man sich der merkwürdigen Schicksale erinnert, die das Gebirge erlitt. In dem weiten, stillen Plateau stehen dort einsam die 4 kleinen Tempel Ardjuno, deren gebrochene Pyramiden von kleinem Gebüsch begrünt sind. Die IMorgensonnc hat so eben ihre Strahlen über die Firste des G.-Prau, die selbst noch in Dunkel liegt , herabgesenkt , die Nebeldecke des Plateau gehoben , und erleuchtet nun ihr ehrwürdiges, altergraues Gestein. Dunkel, fast schAvarz, und grell vom Licht getrennt, werfen sie in der reinen Luft dieser Höhen ilire langen Schatten auf die Grasflur. Von jenseits herüber scliimmern die bräunlichen Hütten Dieng's, über die sich ein bläulicher Rauch fast unbeweg- lich hinzieht. Wo jetzt die Sonne auf Grasmatten scheint, da wogte einst das glühende Lavameer eines Kraterbodens. Die Lava erkaltete *) Besser und kürzer, als in der Beschreibung, wii-d die Eigenthüralichkeit der Tempel und des Plateau's durch die pittoreske Ansicht dargestellt , die im Atlas zu diesem Werke mitgetheilt wird. A. d. V. 190 und der Kraterboden überzog sich nach Tausenden von Jahren mit Pflanzen und Bäumen. Es kamen Menschen, und es wurden Tempel aus dieser Lava gebaut, — und das Lob des Höchsten stieg aus dem Vulkan , dem alten Sitz der Vernichtung , empor l Tausende von Händen waren dann thätig, Hammer und Meissel erklang, luid der Länn der Arbeiter und der Gesang der Frommen schallte im Echo von den Eergwänden zurück. Aber so wie vor- dem die Lava erkaltete und das Feuermeer endlich zur Grasflur wiu-de, so verschwand auch wieder diese Gesellschaft von Menschen; nach nochmals tausend Jahren verhallte ilir Ruf, und nur das Werk ihrer Hände, aus dieser Lava erbaut, steht dort verwittert und zerfallen vor uns, — ein Räthsel, — ein Traum von Stein. (Siehe die hierzu gehörige Ansicht Dieng.) Dem Schicksale der Tempel fremd, blicken die jetzigen Ee- w'ohner nur mit Staunen auf sie hin; sie verwenden ihre Kräfte zum Anbau, und tausendjährige Wälder fallen (zum zweiten ^lal auf Diengj unter der Axt. Aber die Naturkräfte, der Hoffnung der Menschen bald schmeichelnd, bald spottend, sehen lächelnd drein; auch sie arbeiten fort, oft lange Zeit zum Xutzen und Heile jener, — bis einmal wieder ein Tag neuer Umwälzung herannaht. IV. Trichterförmige Krater Schlünde. (Die noch stehenden Eruptionskegel Pager kendeng, Panggonan und der zer- trümmerte Pakuodjo.) Gunung-Pakuodjo. Im Süd -Süd -Osten vom Plateau Dieng, unmittelbar hmter dem See Pengilong, steigt eine Berg- masse in die Höhe, die sich oben in wild auf einander gethürmte Felsenmassen endigt. Es sind Lavasteine, die an einigen Stellen 100, ja 150' hoch senkrecht hervorragen, und die auch \Adrkliche, freilich sehr dicke und unregelmässige, viereckige Säulen bilden, die von queren Spalten durchzogen sind, gleichsam als wären sie aus einzehien Würfehi aufeinandergebaut. Aus solchen Felsmassen, die man von Dieng grau durch die Waldung scliimmern sieht , be- stellt auch die höchste Kuppe G.-Kendil selbst. Tiefe Klüfte und weite. Höhlenartige Käume fiihren an manchen Stellen zwischen den Felsen durch, die Huinenartig auf einander liegen, und, male- risch diese Höhlen beschattend , streben die Waldbäume zAvischcn ihnen empor. Nach der einen Seite hin hängt der G.-Kendil durch einen niedrigen Bergrücken mit dem G. -Pager tipis, so wie dieser mit dem G.-Wisma zusammen, viel näher aber zieht sich, ihm süd- ostwärts gegenüber, die Halbkreisförmige Firste des G. -Pakuodjo herum, mit dem er offenbar früher zusammenhing; jetzt ist er durch einen, jedoch noch ziemlich hohen Zwischenraum von ihm getrennt, über welchen ein schwieriger Pfad vom Dorfe Simpungan nach Parikesit führt und auf dem viele Felsentrümmer zerstreut liegen. SüdUch, jenseit Telaga-Tjebong, ist der G. -Pakuodjo von einem ähnlich gekrümmten Bergkamme, dem G.-Srodjo (wie von einer äussern Ringmauer, wie der G.-Gede vom G.-Seda ratu) umgeben mid bildet nach dieser Seite des See's hin einen waldigen Abhang ; 191 nordwärts aber steht er offen und bildet eine Kluft, die sich bis ztim Dorfe Parikesit herabzieht. — Da diese Kluft wegen Steüheit der Wände von den übrigen Seiten unzugänglich ist, so steigt man am Besten von Parikesit, ihrer JRichtung folgend, anfangs durch Tabaksfelder (die zwischen gefällten Waldbäumen angelegt sind), nachher durch Urwaldung hinan. So gelangt man in eine Solfa- tara, welche sich in der mittlem Höhe dieser innern Wand des G.- Pakuodjo befindet. Von den obern Regionen derselben Wand schimmern kahle Abstürze von weisslicher Farbe zwischen dem Waldgrün bis nach Dieng hin. Die Erscheinungen der Solfatara sind ganz dieselben, wie die der Kawah-Tjöndro di muka; nur ist sie wegen grösserer Steilheit des Abhangs weniger sumpfig. Ausser dem Namen Kawah-Pakuodjo führt sie auch den von Gua- (Höhle) Upas (Gift) mid ist nicht mit der Gua-Upas bei Horsfield zu ver- wechseln, worunter dieser den G.-Pakaraman bei Eatur versteht. Die Javanen bezeichnen mit diesem Namen alle solche Gegenden, aus denen sich irrespirable Gasarten entwickeln, und machten mich auf eine Stelle in der Kluft des G.-Pakuodjo aufmerksam, wo die Fimiarolen vorzugsweise heftig dampften und wo sie öfter todte Vögel gefunden hatten. Der ganze nördliche, nordöstliche imd öst- liche Abhang des G.-Pakuodjo, welcher der südlichen Ecke des G.- Prau gegenüber liegt, besteht aus einem Chaos grosser, aufeinander gethürmter Steintrümmer trachytischer Art, die schon bei dem Telaga-Werno auftreten und die man bis in die obern Gegenden des Thaies Djadjar, in Ost-Süd-Osten vom G.-Pakuodjo, verfolgen kann, die aber in der Richtung am grossesten und wildesten um- herliegen, in welcher nach Norden und Nord - Nord - Osten die Kluft des G.-Pakuodjo offen steht. Es sind unregelmässige, eckige Stücke von 3 bis lO' Höhe, die ohne alle Ordnung unter einander geworfen sind und unter denen sich einzelne grössere Trümmer 15 bis 20 hoch Pfeilerartig am Bergabhange erheben. Nach Süden zu werden sie immer seltner, und am Abhänge des G. -Dieng fehlen sie ganz. Das A'orhandensein dieser Felsentrümmer unten, der noch dampfenden Solfatara oben, verglichen mit der Lage und IJeschaf- fenheit der Felsenmassen des G.-Kendil und der Firste des G.-Prau nebst ihrer Kluft, machen es wahrscheinlich, dass sie die Trümmer der andern Hälfte des G.-Pakuodjo sind, eines alten Eruptions- kegels, — der bei einem heftigen Ausbruche in Stücken flog. Gunung-Pagerkendeng. Im Nord - Westen von Dieng erhebt sich em l^erg, der, von Avelcher Seite man ihn auch erblickt, einer langhingezogenen, einfachen Firste (Bergrücken) gleicht und auf dessen südlichen und südöstlichen Abhängen die Wälder grösstentheils gelichtet sind. An seinem Westfusse, in der Tiefe des Thalgnindes, zwischen den Dörfern Padjät und Brumbung, liegt der Telaga-Löri. Ersteigt man diesen scheinbaren Bergrücken , so erblickt man verwundert einen tiefen, Kessclförmigen Abgrund vor sich und be- findet sich auf dem schmalen Rande dieses Kessels, der sich, nir- 192 o-ends unterbrochen, fast in einer Kreislinie herumzieht. Der obere Durchmesser des Randes, der eine ungleiche Höhe hat, beträgt im Mittel 20ü0' und die Tiefe des hemisphärischen (Kesseiförmigen) Loches 300'. Nur die westlichen mnern Gehänge sind sanft und crstei"-bar, die übrigen senken sich schroif hinab und bilden, beson- ders in Osten, eine steile, unerklimmbare Wand. — Im tiefsten Grunde steht noch ein Stückchen Wald, in dem sich 1S40, sonder- bar fenug, von andern Wäldern getrennt, eine kleine Colonie schwarzer Affen (Lutung) aufhielt. Von Wasseransammlungen in der Tiefe ist keine Spur zu entdecken und desshalb anzunehmen, dass das Regenwasser, dessen Menge bei dem grossen Durchmesser des Kessels von 2000' nicht unbedeutend sein kann, auf unterirdi- schen Wegen verläuft und vielleicht zur Speisung jenes Beckens warmer Quellen am Westfusse des Pager kendeng beiträgt. (Eine ähnliche Erscheinung werden wir auch im Tikel-Panggonan kennen lernen.) Noch zwei Solfataren liegen am äussern Abhänge dieses Kegelförmigen Viükans; innen scheint alle Spur vulkanischer AVirkung erloschen. Gunung-Panggonan (Tikel-Panggonan und Telaga-Wer- doto). — Wie die vorige, stellt sich auch diese Bergmasse, von den tiefem Gegenden , die sie umringen , aus gesehen (und zwar von allen Seitenj, wie eine einfache Bergfirste dar. — Die Kreislinie, die sie umschreibt , und die merkwürdigen Abgründe, die sie ein- schliesst, entziehen sich der Beobachtung, bis man den Gipfel selbst erstiegen hat und in die Tiefe der Kessel niederblickt. Ihre Abhänge begränzen das Plateau in Süd -Westen und sind nur noch an ihren steilsten, südöstlichen und südlichen Wänden mit Urwäldern bedeckt, während die übrigen Gehänge zum Theil mit Tabak und Gemüse bepflanzt oder wenigstens von höherer Ur- waldung entblösst sind. Es umschreibt die Firste dieser Bergmasse einen länglich- elliptischen Raum imd bildet einen scharfen Rand, der sich nach innen schroff, an vielen Stellen senlcrecht hinabstürzt. So wird ein Abgrund gebildet, der durch eine Scheidewand, einen quer hinge- zogenen, scharfen Mittelkamm, in zwei Hälften, einen südöstlichen und einen nordwestlichen Schlund getheilt ist. Der südöstliche, etwas grössere Kessel ist viereckig , rundlich von Umfang und bei den Bergbewohnern unter dem Namen Tikel- Panggonan*; bekannt. Sein oberer Rand steigt an den vier ab- gerundeten Ecken etwas höher, Kuppenförmig an, seme Innern Wände, die sich massig steil, 2 bis 300 tief hinabsenken, sind mit Waldung bedeckt, aber sein flacher Boden liegt im schönsten Gras- wuchs, eng zwischen düsterer Waldung, da. Er gewährt ein Bild tiefster, abgeschiedenster Einsamkeit, in die nur ausnahmsweise einmal das Auge eines Eingebornen von Dieng hinabblickt. — In der ]Mitte seines Bodens befindet sich eine südwestwärts gerichtete. *) Tikel = verdoppelt, weil sein Krater in 2 Becken getheilt ist. A. d. V. 193 längliche Senkung , in Avelche sich von allen Seiten her kleine Kämme prallig hinabziehen imd auf der einen (Süd-Ost-) Seite Leisten bilden, die (erhärtete Lavarippen?) parallel neben einander liegen. Ein kleiner Bach fliesst durch diese Kluft südwestwärts, endigt sich jedoch m eine Spalte oder Höhle und verschwindet in dieser auf unterirdischem Wege. — Wir werden Aveiter unten sehen, wie an dem äussern Abhänge derselben Süd- West- Seite ein heisser Bach, durch Dämpfe gehoben, auf Einmal aus der Erde hervorbricht. Der obere Durchmesser des Kessels zwi- schen der Kuppe 1 und 3 (s. die Karte) beträgt etwas über 2500'. Die Höhe a auf dem Nord-Ost-Rande, zwischen Kuppe 1 und 2, liegt 660 über Dieng oder 6954 über dem JNIeere. Den nordwestlichen, mehr gerundeten Schlund erblickt man am Besten, wenn man den Zwischenkamm zwischen beiden von Dieng aus ersteigt. Hier sieht man, wie die beiden Ecken dieses Kammes, oder die Kuppen 1 und 4, sich erst bedeutend herabsen- ken, ehe sie um den zweiten Schlund henmi einen Kreisfönuigen Rand beschreiben. Dieser liegt daher auch viel niedriger, als das Ringgebirge um den Tikel-Panggonan und senkt sich besonders von der Kuppe 1 an (sich in einem Kreise herum biegend) immer tiefer, bis ihn in Süd- Westen, wo er kaum noch 30' hoch ist, eine Kluft durchbricht. Durch diese strömt ein Bach aus dem Kessel, um künstlich dorthin geleitet das Dörfchen Karang tengah mit Wasser zu versehen. Die innern Wände, welche unterhalb der Kuppen 1 und 4 und dem sie verbindenden Kamme am höchsten steigen, sind mit Gras und kleinem Gesträuch bewachsen, und nur in Norden vom Centrum gehen gestreifte Felsenwände zu Tage. Im flachen Grunde des Kessels liegt der Telaga- Wer- det o. Zwischen seinem Ufer und dem Fusse der umgebenden Wände bleiben flache Zwischenräume übrig, die in Nord -Osten und Ost -Nord -Osten am breitesten sind. Sie sind von Kalmus und andern Sumpfpflanzen bewachsen, die einen ewig grünen Teppich bilden. Zahlreiche Enten beleben seinen bräunlichen Spiegel; aber nicht bloss Enten sind die einzigen Bewohner dieses einsamen Ortes, sondern auch ^lenschenkultur ist bis zu dieser Abgeschiedenheit gedrungen, imd wenn man auf der einen Seite nur in die traurige Ode des Tikel-Panggonan hinabsieht, dessen gehcinuiissvoUcr Schlund — Avie Unglückschwanger — kein thierisches Wesen zu bergen scheint, so lächelt auf dieser Seite ein von Vögeln beplätscherter See, und kleine JNIais- und Gemüse- felder ziehen sich von seinem nordöstlichen Ufer heran, mit ein paar freundlichen Hütten in ihrer Mitte, wo, von der ganzen Welt geschieden, die Bewohner des neuen Anbaus ilu: stilles Glück erzielen. Der Spiegel des T.-Wördoto liegt lOO' tiefer, als Dieng, also 76o' unter dem gemessenen Punkte des G.-Panggonan. Jungliuliii, Java II. \ 3 194 V. Seen. (Tßlaga; von den Bewohnern Ostjava's Telogo genannt.) i) Tel aga- Drin gu; er liegt in Nord-Osten vom Dorfe Ba- tur, in Nord- Westen vom sogenannten Todtenthale (Pakaraman) und etwa .'jOO' höher, als die Kawah-Segorowedi, -welche sich in derselben liichtung zum Pakaraman befindet. Meereshöhe G240'. Die Berggegend , die ihn umschliesst, lieisst G.-Tunggangan; ob- gleich diese Gegend, eben so wie die vorhin genannten, mehr west- lichen Berge Petarangan und Ijudak , noch ausserhalb des eigent- lichen Dieng liegt und nichts Anderes, als der Östlichste Theil der Bergkette ist, welche sich vom Pik Slamat ununterbrochen bis zum G. -Pager kendeng des Dieng'schen Gebirges hinzieht, so reiht sie sich doch dem Dieng unmittelbar an und ist so voll von vulkani- schen Erscheinungen: (See Dringu, — Solfatara Segorowedi, — Todtenthalj, dass man ihre Beschreibung am Besten mit der des Dieng (so wie wir es thun) verbindet. Es verdankt der See seinen Namen dem Kalmus, Dringu, von dem er bis auf ein etwa 500' im Diametcr haltendes Central- fleckchen bewuchert ist. Der Durchmesser des ganzen, ziemlich kreisrunden Kessels beträgt annähernd 2000'. Seine Ufer steigen sanft, etwa 200' hoch an und sind nur im Süden vom Centrum von einer kleinen Kluft durchbrochen , durch welche ein Bächlein herabströmt. — Herrliches Waldgebüsch erhebt sich auf ihnen vuid umgiebt, wie eine Schutzwehr, den lieblichen Kalmussee, den die w'ilden Enten, die hier zu Hunderten nisten, zu ihrem Hauptsitz erkoren haben. • 2j Telaga-Leri, dessen Avir bei Beschreibung der wannen Quellen, unter Nr. VH. gedenken werden. 3) Telaga- Werdoto, den wir oben unter Nr. TV. bereits kennen lernten. Er ist nächst dem Tölaga-^NIenjer der grösste des Gebirges. 4) Telaga- Bale kambang, im Plateau, klein, wegen moorigen Ufers unzugängHch. (S. oben Nr. IH.) 5j und 6) Telaga-Werno und Pengilong. Rings von Bergen umschlossen, gehören sie einem und demselben Thalgrunde an und sind nur durch einen Streifen flachen, morastigen Grundes, auf dem sich Inseif örmig noch ein Stückchen Wald erhebt, von einander getrennt. Wie schon oben erwähnt, sind sie vom Plateau Dieng nur durch eine Landzunge getrennt, welche sich vom Dicng- schen BergTÜcken*j vorschiebt und den T.-^^'erno in Norden be- gränzt. Südlicher und tiefer zwischen den ]3ergmassen des G.- Kendil liegt der bräunlich - dunkle T. -Pengilong. Jene Landzunge setzt sich auch ostwärts vom T.-Werno fort und bildet daselbst, zwischen dem tiefen Thale Badak banteng in Osten und dem *) So wollen wir den langen und horizontal fortlaufenden Bergrücken nen- nen, der das Plateau zunächst in Osten begranzt und auf welchem hinter dem Pasanggrahan mehre kleine Tempel stehen. A. d. V. 195 kleinen See in Westen, einen Kamm, so schmal, dass kaum hin- längliche Breite für den darüber führenden Weg gefimden whd. Die Ufer des See's bilden auf den meisten Seiten z"uischen dem Wasser und dem Fusse der imigel:>enden Berge einen flachen, 200' breiten Zwischenraum, der morastig, aber üppig mit Kalmus und andern Sumpfpflanzen bewuchert ist. — Vom östlichen Bergkamme übersehen, liegt der See im schönsten Apfelgrün in sanfter Tiefe da und wirft das Bild der Wälder, die ihn umdüstern , mit grosser Klarheit zurück. In Westen, wo er sich verschmälert imd w'o er zahlreiche kleine Inseln einschliesst, spielt seine lichte Farbe sogar in's Gelbliche und bildet mit dem dunkelgTÜnen Streifen Kalmus, der, wie ein Band, seine Ufer umsäumt, einen lieblichen Contrast. Kein Sturm bewegt seinen glatten Spiegel; nur wilde Enten, die ruhig dahm scliAvimmen, ziehen Furchen durch das stille Wasser. Am schönsten stellt er sich in der Abendbeleuchtung dar, wenn die Sonne, im Dunste gebrochen, durch die Wälder schinunert, die ihn westlich umringen; dann glänzt er in einem Grün, das der Farbe junger Pisangblätter gleicht, während der T.-Pengilong seinen dun- kelbraunen Schmelz nie verändert. Diese Farbe des T.-Werno, ge- wöhnlich der vielfarbige genannt , rührt Avahrscheinlich von emem weisslichen oder gelblichen ]3odensatze her, der einer Solfatara an seinem nördHchen Ufer den Ursprung verdankt. In dem Bache, der ihm entströmt, nimmt man wirklich solche Niederscliläge wahr. Auch ist an seinem Xordufer ein kleiner Theil des Wassers durch emen Kalmusstreifen vom übrigen See zu einem länglichen Neben- see abgeschieden, der, sonderbar genug, eine sehr dmikle, ja schwärzliche Färbung hat. 7) Telaga-Trus; liegt südlich hinter dem flachen Rücken, auf welchem der Tempel Werkodoro steht, und ist kleiner, als der vorige, wird aber von noch zahlreichern Enten bcAvolint. Grosse Strecken desselben sind ebenfalls von Kalmus überzogen, der, so scheint es, das Wasser auf einen immer kleiner werdenden iMittel- raum beschränkt. Dichter Wald begränzt in Westen und Süden seinen gTundlosen, moorartigen Strand. — Der Kali-Tulis durch- strömt ilui. 8) Telaga-Tjebong. *) — Er erfüllt den engen und düstern Thalgi-und zwischen dem G.-Pakuodjo und dem äussern, südlichen Ringgebirge desselben, das sich in einem Halbkreise um ihn her- umzieht, und dessen erste (östliche) Kuppe auch noch G.-Pakuodjo, die zweite aber G.-Srodjo heisst, während die übrigen tiefern keine Namen haben. — Auf seinem westlichen Ufer, das, nachdem es sich verflacht und erweitert hat, und sich dann auf einmal in einer mächtigen Terrasse schrofl" in eine Bergkluft hinabsenkt, liegt, G457' über dem ^Nleere, das höchste Dorf der Insel Java, Simpun- gan. Von hier übersieht man den Spiegel des See's, auf den die *) Tjebong heisst die Larve der Frösche (die Kaulquappe), die gewöhnlich- ste Nahrung der Enten und übrigen Wasservögel. A. d. V. 13* 196 hohen Waldgebirge, die ihn eng umzingeln, einen düstern Schatten werfen; wie leuchtende Punkte erscheint daher die Aveisse Ikust der Wasserhühner, die auf der dunklen Fluth umherschwimmen. ISein südöstlicher Theil, der zwischen den Gebirgen kaum einen schmalen Strand übrig lässt, verbirgt sich geheimnissvoll zwischen einer vorspringenden Ecke des G.-Srodjo. 9) Telaga-Menjer, der gross te unter den genannten Seen, über 1000' breit, wird hier, obgleich er bereits am äussern Ab- hang des Dienggebirges, nämlich am südlichen (nach Wonosobo hin gekehrten) Abhänge des G.-Srodjo (Pakuodjo), und etwa 3500' über dem Meere liegt , der Vollständigkeit wegen genannt. — Er ist von kreisrunder Form und rings von schroffen Felsen wänden um- geben, die in Norden, wo sie am höchsten sind, wohl 200' hoch anstreben und, fast überall ohne Ufer, nur in Süden durchbrochen sind, um einem ansehnlichen l^ache den Ausgang zu verstatten. Die Tiefe des klaren, von kleinen Fischen belebten Wassers beträgt in der Mitte, nach Messungen des Herrn Residenten C. L. Hart- mann, 300'. — Es liegt dieser See in keinem Thalgrunde, sondern an einem schiefen Kergabhange, mid scheint daher durch einen plötzlichen Trichterförmigen Einsturz (durch ein Hinabsinken von einem rundlichen Stücke dieses Abhangs) entstanden zu sein, ohne dass er jemals ein Krater w^ar. (Vergl. die Höhekarte Nr. XI der I. Abtheilung.) — Seine Kreisförmigen Felsenwände unterbrechen daher den Zusammenhang der Böschung auf Einmal und sind in Norden am höchsten, da, wo der ganze Abhang höher steigt. — Sie gehören einer von der Srodjokuppe herablaufenden Leiste an, die, sich tiefer senkend, in immer mehr Nebenzweige spaltet. Von einer Anhöhe ausgesehen, gewährt sein bläulicher Spiegel, der da so ruhig in der Tiefe des Felsenkessels liegt, einen lieblichen Anblick ; die Höhen umher sind jedoch kahl , zwar mit Glagah und Alang- wuchs bedeckt, aber ohne Wald. VI. Noch thätige Krater und Solfataren. (Krater = Kawah der Javanen.) 1) Kawah-Sögorowödi (oder Kawah-Dringu) . Man findet ihn einige Pfähle nordostwärts vom Dorfe Eatur und nordwestwärts hinter dem Thale Pakaraman, 500' unterhalb des See's (Telaga-) Dringu, der weiter oben, ebenfalls nordwestwärts im Gebirge liegt. Mitten zwischen Wäldern am Bergabhange, schon aus der Entfer- nung sichtbar, steigen seine weisslichen Dämpfe empor. Er besteht aus einem 15' im Durchmesser haltenden Becken trüben Wassers, das durch aufsteigende Dämpfe in ununterbrochener, heftiger Be- wegung erhalten und von seiner Mitte, welche 4 bis 5' emporwallt, wellenförmig nach dem Ufer getrieben wird, wo es als Brandung ansprützt. Ein starkes Brausen begleitet diese Erscheinung. Die Temperatur des trüben, gelblich - grauen Wassers, mit dem viel Alaunerde vermengt zu sein scheint, betrug im August 1838: 183" Fahr. Es setzt schweflige, gelblich - Aveisse Sedimente ab. Eine Halbkreisförmige, etAva 40' hohe Wand umgiebt den kleinen Kessel, 197 der sich abwärts in eine gewöhnliche Thalkluft fortsetzt, in welcher das überströmende Wasser hinabrieselt. Ohne Spur von Laven und anderen Steinarten besteht die Umgebung nur aus lockerer, bräun- licher Pflanzenerde , die an der einen Wand des Beckens geglättet und gelblich weiss geworden ist. Wenige Schritte abwärts befinden sich in der Thalkluft noch mehre andere Löcher und Höhlen. Das Wasser, das sich in ihnen anhäuft, wird durch die aufsteigenden Dämpfe mit solcher Heftigkeit an ihre Decken und Wände gewor- fen, dass die ganze Umgegend davon erbebt. Das fortAvährende dumpfe Donnern aus der vereinigten Wirkung aller dieser Fumaro- len, dieses beständige Zischen und Brausen steht in einem frappan- ten Contraste mit der umgebenden Natur, mit dem üppigen Grün der Gebüsche und den Polstern von Farrnkräutern , welche die Wände der Kluft überziehen. 2) Tölaga-Leri. Dieser Solfatara soll bei den warmen Quellen unter Nr. VII. gedacht werden. 3) K a w a h - S e p a n d u 1 . liegt am östlichen Abhänge eines Bergkammes, der sich vom G. -Pager kendeng nach Norden hin- zieht. Als ich ihn im Jahre 1840 besuchte, war bloss ein weicher Breiartiger, Bolusrother, an vielen Stellen weisslicher, Thonarti- ger Boden wahrzunehmen, der mit Mertensien, Lycopodien und Melastomen üppig bewuchert und von Waldung umschlossen war, in welcher sich viel Nepenthes Gymnampliora herumrankte. Nach der Aussage der Bewohner des Dorfes Glagah (von wo ich hinauf- stieg) aber hatte dieser Ort noch vor 3 Jahren (also 1837) gedampft. 4) Kawah-Sepandu2. Dieser liegt am West abhänge des- selben (vom G. -Pager kendeng ausgehenden) Bergkammes, also dem vorigen gerade entgegengesetzt gegenüber, und in Nord - Ost vom Mittelpunkte des G. -Pager kendeng. Er scheint noch sehr kräftige Fumarolen zu besitzen, doch konnte ich ihn, wegen zu grosser Steilheit der Wände (die dennoch mit Wald bedeckt sind), weder von oben her, von der Höhe des G. - Pager kendeng aus , noch von dem nördlichen Fusse des 15erges, da, wo der Pfad von Gadjah mungkur nach Gemblong führt, aufwärts erreichen. Dort hörte ich sein Brausen , und hier sah ich seine weisslichen Dampfsäulen durch die Bäume dringen. — Beide, nebst dem T6laga-L6ri, gehören dem Eruptionskegel Pager kendeng an , dessen Wirkung , im Cen- tralschlunde erloschen, sich nur noch auf die genannten äussern Abhänge beschränkt. 5) K a w a h - P a k u o d j o, den wir bereits oben unter Nr. IV. kennen lernten. 6) Solfatara am Nord-Ufer des Tölaga-Wörno. Es ist ein klei- nes Fleckchen , dessen gelblich-weisse Farbe zwischen kahlen , ver- dorrten Bäumen hervorschimmert. Sie liegt zwischen dem schmalen (oben erwähnten) Nebensee und dem Fusse des nördlichen Hügel- rückens, und gleicht ganz der folgenden 7) Solfatara am nördlichen Ufer des Tölaga-Trus. Sie liegt direct in Süden, ausserhalb des Hügelrückens, auf welchem der 198 Tjandi-Weikodoro steht, an dessen Fusse, und ist mit Wasser be- deckt. Man findet nämlich im seichten See daselbst, von dessen untiefem I^oden ein gelblich-weisser Niederschlag hervorschimmert, zahlreiche Stellen im Wasser, wo es beständig brodelt, wo alles Wasser erhitzt ist , und , obgleich keine Dämpfe sichtbar sind , sich doch ein Geruch nach Schwefelwasserstoffgas umher verbreitet. Alle Bäume des Waldes, die in der Nähe dieses Platzes stehen, (am Fusse des G. - Werkodoroj sind verdorrt, und alle Vegetation ist ausgegangen. Der Boden ist ein grundloser, weicher, schwefel- gelber Schlamm. Ahnliche Niederschläge finden sich auch auf 15aumzweigen, die im Wasser liegen. Diese zwei Solfataren Nr. 6) und 7) sind die einzig übrigen Spuren von vulkanischer AVirkung mitten im alten Kraterbod eit Diengs . Das Vorhandensein der Wälder m ihrer Nähe, die jetzt verdorrt sind, scheint zu be- weisen , dass es eine Zeit gab , wo das Entstehen und Grünbleiben von Wäldern durch die Wärme, oder Exhalation solcher Solfataren nicht gehindert war. S) und 9) Kawah-Tjondro di muka undKawah-Ki- da ng l. — In südwestlicher Richtung hinter dem Telaga-Trus bleibt zwischen dem G.-Panggonan und G. -Pager tipis ein geräu- miger, verflachter Thalgrund liegen, welchen ringsum schattige Wälder umzingehi. In diesen Wäldern kommt von dem Tempel Werkodoro an bis an den erstgenannten Kawah ganz besonders häufig das Acer javani cum vor, welches ich in diesem Gebirge zuerst ent- deckt und beschrieben habe.*) Der Kali-Tuhs durchströmt das Thal und theilt es in fast zwei gleiche Hälften ; er braust hier be- reits in einer 10 bis 15' tiefen Furche schäumend über Felsblöcke hinab, während er im Plateau so ruhig dahinfloss. Die südliche Hälfte des llaumes bildet eine Grasfläche mit Gruppen einzelner Agapetesbäumchen , die nördliche aber ist von Hunderten kleiner Löcher \ind Spalten durchbohrt ^ aus denen zischend und brausend Schwefeldämpfe hervordringen. Dies ist die Solfatara Tjöndro di muka, durch welche ein l*fad vom Dorfe Sekunang nach Dieng mitten hin durchführt. Ihr ganzer Grmid ist von gelblich - weisser Farbe, jedoch von manchen Polstern von Pteris- und Mertensia- Arten , oder von kleinen Gruppen von Agapetesbäumchen und INIe- lastomen unterbrochen. Nur zersetzte »Steine von bleicher Farbe und bröcklicher Beschaffenheit bedecken hier und da den durch- wühlten, unsichern Grund. Die liänder der kleinen Fumarolen sind mit einer grossen jNIenge crystallisirten Schwefels beschlagen. Auch mehre Wasserpfützen findet man in den tiefer liegenden Ge- genden, die von aufsteigenden Gasarten beständig brodeln, und an deren Breiartigem Ufer stets dampfend-heisse, trübe AVasser hervor- quellen; die Temperatur betrug im Jahre 1838 bei einigen 152**, bei andern 197" Fahr. — In der ganzen Umgebung des Kraters, der *) Sieher Monatsberichte der Berliner geographischen Gesellschaft, 1S42. 199 nur 45' tiefer, als Dieng liegt, ist ein Geruch nach Schwefehvasser- stoffgas verbreitet. EtAva 100 Schritte höher, bereits am Abhänge des G.-Panggo- nan, liegt der sogenannte KaAvah-Kidang 1., der nur durch ein Stückchen AVald und durch das Bächlein, in welchem die vorige Solfiitara ihre AVasser zmn Kali-Tulis herabschickt, vom vorigen getrennt ist. Ihrer höhern Lage Avegen enthält sie keine Wasser- tümpel, sondern besteht nur aus trocknen FumJirolen, deren Off- nungen reichlich mit sublimirtem SchAA-efel beschlagen sind. 10) K a Av a h - K i d a n g 2; — am südAvestlichen , sehr stei- len, aber bcAvaldeten Abhänge des Gunung-Panggonan liegend. — ZAvischcn Wäldern A^on Eichen, Podocarpus cupressifolia*) und Astronia spectahüis dringen seine Dampfsäulen empor und sind schon den \'on Sekunang und 13atur Herkommenden sichtbar. Die Solfatara besteht aus zAA-ei, nur durch ein Stück Wald getrennten, kalilen Fleckchen. Das erstere derselben ist unbedeutend; aus dem ZAveiten, A'iel grösseren, aber kommt aus einem runden Becken ein ansehnlicher Bach zum Vorschein, der, durch Dämpfe gehoben, das l^ecken (Avelches er erfüllt) in steter kochend - Avellenformiger Be- Avcgung erhält , und der dann damjjfend durch die Solfatara ziim Kali-Tulis hinabrieselt. — Das Verhältniss der gegenseitigen Lage macht es Avahrscheinlich, dass es derselbe Bach ist, Avelcher oben in der Kluft des alten Kraters Tikel-Panggonan auf unter- irdische m Wege ver seh av and. Das Wasser in dem Becken zeigte 1 SS" F. Wärme (1S40). Ein Aveisslich-gelber, schAA^efliger Bodensatz bezeichnet den Lauf des Baches. Zahlreiche Löcher sind rings umher, aus denen zischend und brausend SchAvefeldämpfe dringen; man hört ein unaufhörliches, dumpfes Bollern des bcAvegten heissen Wassers ! — Das Erdreich ist bereits überall aufgelöst , viele Lava- blöcke , zum Theil schon zersetzt , sind über den ganzen Grund der Solfatara zerstreut ; einige davon schAvarz, andere braun, andere Bo- lusroth, oder Zinnoberfarben; eine JNIenge der schönsten ScliAvefel- krystalle rund um die dampfenden Löcher ; auf den Blättern vieler benaclibarten Bäume und Sträucher Aveissliche Überzüge a'ou dem sublimirten Gehalt der Dämpfe ; die 15ergAvand oberhalb der Kawah äusserst schroff und einen Einsturz befürchten lassend. — Eng um- schliesst der schöne Wald dieses Fleckchen. So haben Avir auch hier am (r.-Panggonan AA'ieder (ebenso, Avie am G. - Pager kcndtnig) noch kräftige Wirkung von vulkanischem F'euer am Fusse und an den äussern Abliängen des alten Krater (hier KaAvah 8. 9. 10.), Avährend die C'entralschlünde derselben längst erloschen sind. VII. Becken heisser Quellen. Am Avcstlichen Fusse des *) Von den Javanen Tjemoro genannt und von Horsfield (a. a. O.) irr- thümlich für eine Casuarina gehalten. — Allerdings nennen die Javanen die wahre Casuarina [montuna mihi) , welche von dem lierge Lawu an vorkommt, ebenlalls Tjemoro. A. d. V. 200 G.-Pagör köndän^, nordwärts vom Kali-Dölog und dem verflachten Tlial<>runde vom Telaga-Wiwi , dessen wir bereits obe-i gedachten, findet sich eine längliche Senkung, — ein Kesselförniiges Thal, — in welchem die Erscheinungen heisser liäche, warmer Quellen, kleiner Seen und dampfender Erdspalten mit einander vereinigt siiij. — Das Ganze ist als eine Solfatara zu betrachten, die durch reichlich von unten und von den Seiten her zuströmendes Wasser ihre Mannigfaltigkeit der Fonn erhält. Der See heisst Tölaga- Löri. Seine ]\Ieereshöhe beträgt 5765 . — Die südlichen Ufer des Beckens , in dem er liegt , und welches ovalrund, nach Westen ver- schmälert ist, sind die höchsten, doch kaum 100 hoch. Steht man auf diesem südlichen Kande, so sieht man den kleinen See vor sich liegen, dessen weisslich - gelbes Wasser malerisch zwischen dem Grün von Sträuchern und Waldbäumen hervorschimmert, welche den Grund erfüllen. Er ist unregelmässig von Umfang, noch von andern kleinen Wasseransammlungen und Sümpfen umgeben, und schliesst einige kleine Inseln und gebleichte Steinblöcke ein, auf denen sich mitten im AVasser die schönsten Thihaudia- , Litsaea- und Elaeoca7'2nis -^'■dxxmchen erheben. Älehre heisse Bäche (von 105^ F. Temp. im J. 1S3S), die an dem waldigen Abhänge des G.- Pager kendeng entspringen, stürzen in den Kessel hinab. Auch im Grunde des Kessels selbst , (besonders in süd - und südöstlicher Richtung vomT. -Leri) sprudeln aus Hunderten von kleinen Lö- chern und Spalten warme Wasser hervor, deren Temperatur sehr von einander abweicht, deren Avärmste aber ITS'* Fahr, nicht über- stieg. Fast alle sind milchicht trübe mid setzen weisslich-gelbe Se- dimente (Thonerde mit Schwefcltheilen) ab ; ohne Zweifel würden sie ein vortreffliches Badewasser für Rheumatismen und Hautkrankheiten abgeben ;*J n\ix ein Paar von ihnen sind farb- los und klar. Auch am Ufer des See's dringen aus Hunderten von kleinen Sprudeln Wasser von liM und 155*' Temperatur (im Jahre 1838) hervor, die sein milchweisses , trübes Wasser erhitzen. Der ganze Grund des Kessels ist von Dämpfen durchwühlt, und alle Steine, die man findet, sind zersetzt, zerbröckelt und in eine hell- graue, thonige Erde verwandelt. Zwischen den Wassersprudeln, und mit ihnen abwechselnd, dringen auch aus einer INIenge kleiner, mit Schwefel beschlagener Löcher Dämpfe von scliAvefliger Säure und Schwefehvasserstoffgas hervor, von denen die Pteris- und Mertensiapolster , die manche Strecken des Grundes überziehen. •) "NVesshalb es von mir auch (in der Tijdschr. v. Neerlandsch Tnclie. 4. Jaarff. Xr. b.) zu diesen Zwecken bereits empfohlen wurde, weil das herrliche, 02üfi' hohe, ganz nahe liegende Plateau Dieng allen Kranken, die von den lang- wierigen Fiebern der Tiefländer ausgemergelt sind , oder an Leberkrankheiten und tropischen Dysenterien leiden, in seinem kalten und während der trockenen Monate vom April bis October sehr angenehmen Klima eine sichere Genesung verspricht. — Mir ist kein Ort auf Java bekannt, wo die Gelegenheit zur Errich- tung eines Bade - und Keconvalescentenhauses (Sanitarium's) günstiger sei. denn hier. — A. d. V. 201 stets umhüllt sind. Andere bestehen bloss aus heissen Wasser- dämpfen und könnten mit geringer ^lühe zu natürlichen Dampf- bädern benutzt Averden. Die ganze Gegend ist von einem Ge- rüche nach Schwefelwasserstoffgas erfiillt. An vielen Stellen des Bodens, sowohl an den Steinen, als auch, und vorzüglich, zwischen den Spalten der vennülmten Planken , womit die Flur des Bade- häuschens bedeckt ist , findet sich eine ähnliche Substanz , wie wir in dem Krater des G. - Wajang in so grosser INIenge angetroffen haben (siehe Seite 65). — Im Badhäuschen des T. -Leri angekom- men, glaubt man beim ersten Anblick SchAvämme, — Byssus-, oder Ciavaria -Arten — zu sehen, welche durch die Eisse der Plan- ken aufgewachsen und hervorgeschossen seien, und doch ist das, was man sieht, Avirklich nichts als Feder alaun. — Die in dem Krater des G. -Wajang vorkommende Substanz wurde seit meinem Besuche von HeiTu D. W. Eost van Tonningen untersuc^ht und fand dieser Chemiker in 100 Theilen des Minerals während der Analyse 41,5295 basisches Wasser, 3,2000 hygroscopisches Wasser, 37,6580 Schwefel- säure, 12,4070 Alaunerde, 4,5830 Magnesia und 0,4000 Eisen- oxyd. *) Alle Wasserstrahlen, so auch die heissen Bäche, welche sich vom Gunung- Pager kendeng herabstürzen, vereini gen sich in einem Bache, der die westlichen, sumpfigen, aber üppig bewaldeten Ufer des Kessels durchbricht und sich in den Kali-Dölog ergiesst. Ein anderer heisserBach strömt in der Kluft hinab, die sich vom Nordabhange des G. -Pager kendeng weit am Gebirge hinabzieht. Wahrscheinlich entspringt dieser Bach in der Solfatara Sepandu Nr. 2. — Den heissen Bach, welcher aus dem KaAvah-Kidang Nr. 2 strömt, haben wir schon kennen gelernt. VIII. Stickgrotten. iNIir ist nur Eine Gegend in Dieng be- kannt, die, obgleich keine Grotte, sondern ein Loch, unter dieser Aufschrift genannt werden kann ; — dies ist das weit berüchtigte ,,Todtenthal der Insel Java"^ — nämlich ein Trichterförmiger Einsturz an einem Bergabhange, oben 100, unten im Grunde 50 breit und daselbst mit einem kahlen Centralfieckchen , von fünf- zehn Fuss Diameter, versehen, auf welchem sich zuweilen Kohlen- säure entwickelt. Es liegt dieses Loch mitten auf dem untern Theile einer Bergleiste, die sich südlich vom Gunung - Pakaraman herabzieht, gegenüber dem Gunung -Nogosari und in Nord-Ost ein Paar Pfähle von Batur. Der Nordrand des Loches liegt , weil es sich in einen nach Süden hin fallenden Bergabhang hineinsenkt, etwa 200' höher, als der südliche, und der Boden desselben etwa lOO' unter dem letztern. Seine ziemlich steilen Wände und selbst sein Grund , bis auf das genannte kahle Fleckchen, sind überall üppig mit Gebüsch, ja mit Waldung bewuchert. Die irrespirable Gasart, welche sich da- selbst zu Zeiten entwickelt, scheint nie, oder doch nur sehr selten. •) Siehe: Natuurkundig Tydschriftvoor NeMandsch Indic. I.p. 1. '57 — 110. Batavia 1^50. 202 hoch zu steigen und gewöhnlich nur eine Schicht von 2' Dicke, zu- weilen noch weniger, über dem Uoden zu bilden, also höchst wahr- scheinlich Kohlensäure zu sein, da sie specifisch schwerer ist, als Luft. Sie ist nicht immer vorhanden. Im Juli 1S38 war keine Spur davon wahrzunehmen, denn ein Hund, den wir hinabtrieben, schnüffelte länger, als V+ Stunde lang an einer Leiche herum, die in der Glitte lag, und blieb völlig munter. Im März 1S40 war sie etwa nur 1 V^, oder 2 hoch ; denn obgleich ein Hund, den ich neben mir an einem Stricke mitzog, unter Zuckungen (ganz asphyktisch) krepirte, so konnte ich, aufrecht stehend, auf dem Boden heruni- spazieren, ohne auch nur die geringsten Stiche in der Lunge zu empfinden.*) Früher hat man Cadaver von Hirschen, Tigern, Schweinen und Vögeln darin gefunden. Wir sahen in IS 38 nur eine menschliche Leiche , die in der Mitte des kahlen Grundes auf dem Rücken lag. Sie lag auch in 1S40 noch da und Avar wenig ver- west. (Sie gehörte offenbar einem gemeinen Javanen an.) In 1S45 war die Leiche nicht mehr vorhanden, eben so wenig , als auch nur eine Spur des Geri])pes , — der Gebeine , die doch nothwendiger Weise hätten zurückbleiben müssen, wären die Fleischtheile abge- fault gewesen. Es ist also Avahrscheinlich , dass die Leiche heraus- geholt und begraben worden ist. Dass diese Leiche von 1838 — 1840, also 3 Jahre hindurch , m dem warmen , feuchten Klima erhalten blieb , ohne gänzlich in Fäulniss überzugehen , kann zum Beweise dienen, dass sie, Avenn auch nicht ununterbrochen, doch wieder- holt von einer Lage Kohlensäure bedeckt war, wodurch die at- mosphärische Luft, der Sauerstoff — das nothwendige Mittel zum Entstehen von Fäulniss — davon abgehalten wurde. Ich habe das Pakaraman, von Batur und Dieng ausgehend, in den Jahren 1838, 1840 und 184.Ö, im Ganzen 13 ]\Ial besucht, aber nur 4 ]Mal Kohlensäure daselbst gefunden; im Jahre 1845 war dies nur ein einziges ]Mal der Fall. In diesem Jahre fand ich die Cada- ver von 6 wilden Schweinen darin , die in verschiedenem Mass in Verwesung übergegangen waren, doch ist in den 1 2 Jahren, die ich auf Java zubrachte, nur eine einzige menschliche Leiche in dem Pakaraman gesehen worden. Nach diesem Massstab kann man die übertriebenen Erzählungen einiger Reisenden (siehe weiter unten) beurtheilen. Als Eudiometer, um mich zu überzeugen, dass ich ohne Gefahr auf den Kraterboden hinabsteigen konnte, dienten mir die lebenden Raben (Corcus Corone) , welche sich an dem Fleische der todten ScliAveine gütlich thaten. Sah man diese Raben selbst auf dem kahlen ]Mittclfleckchen herumhüpfen, dann konnten selbst einige Javanen bewegt werden , mir dahin zu folgen. Dann war auch keine Spur von Kohlensäure wahrzunehmen, sogar dann nicht , wenn ich mich auf den Boden letzte und in den Rissen und *) Bei einem ähnlichen Experimente in der Stickgrotte von Palimanan fühlte ich sehi- heftige Stiche der Lunge , worauf bald Betäubung (oder Schwindel) folgte. — A. d. V. 203 Spalten Athera holte, womit der Boden durchzogen war. Die Wände dieser Spalten stimmten einigermassen mit denen überein, welche in Solfataren gefunden werden und gaben zu der Vermuthung An- lass, dass in gewissen Zeiten ausser Kohlensäure auch wohl Schwe- felwasserstofFgas daraus entwickelt Avurde. Ganz besonders war dies der Fall in der Nähe eines grossen Steinblocks, der mitten auf die- sem Platze lag. Cadaver von Tigern habe ich daselbst nie ange- troffen und merkwürdig war mir das Vorkommen der vielen Avilden Schweine in diesem tiefen Kessel, dessen Wände so steil sind, dass man nur mit ^lühe hinabklettern kann. — Ich habe in der Perio- dicität des Gasausströmcns keine Regel entdecken können, und höher als 2'/^' das Gas nie angetroffen, bezweifle auch sehr, dass es jemals höher steige. Auch fängt in 3' Höhe schon die üppige Ve- getation an, die alle Gehänge rundum bekleidet. IX. Tempelruinen (aus den Zeiten der ]5rahmanen auf Java) im Hochgebirge Dieng. Von 1) bis 4) sind die bereits beschriebenen Tjandi-Ard- j uno im Plateau Dieng. Sie sind noch gut erhalten. 5) T j a n d i - AV e r k o d o r o oder Bimo. Er steht zwischen noch nicht ganz vertilgter Waldung auf dem niedrigen, flachen Rücken, der sich vom Ostfusse des G. - Panggonan Zungenförmig zwischen das Südende des Plateau's in den Tölaga-Trus vorschiebt. Er ist an seinen vier Ecken von vier kleineren Tempelchen umgeben, von denen ein Paar schon ganz in Trümmern liegen. — Seine Pforte ist nach Osten gerichtet. Dieser, obgleich keiner der grössten , doch sicher einer der schönsten , am besten erhaltenen und reich mit Or- namenten beladene Tempel Java's kann in seiner Pracht, die durch das ehrwürdige Kleid grauen Alterthums hindurchschimmert, auch durch die weitläufigste Ijeschreibuiig dem Leser doch nur un- vollkommen vorgestellt werden. Wir ziehen es daher vor, eine Ab- bildimg davon mitzutheilen. (S. die Ansicht von Dieng im Atlas zu diesem Werke.) 6) bis 15) Zehn kleine Tempel auf dem untern Abhänge des G. -Panggonan, den Ardjunotempeln gegenüber, mit Pforten, die nach Osten gerichtet sind (die der T. -Ardjuno sehen nach Westen); sie liegen im Gebüsch versteckt, die meisten sind jedoch bereits in Schutt versunken , und ihre mit Sculptur bedeckten Quadersteine liegen zerstreut umher. 16) bis 19) Zwei kleine, doch besser als die vorigen erhaltene Tempel , welche neben einander oben auf der Höhe des östlichen, langen Dieng'schen Rückens dicht über dem Pasanggrahan stehen. Ilire Bauart und Grösse gleicht der der Tjandi-Ardjuno ; ihre] Ein- gänge sehen nach Westen — also denen gegenüber, welche auf den (iehängen des G. -Panggonan liegen. Weiter südwärts von der letzt- genannten liegen noch zwei, doch etwas weniger gut erhaltene Tempel. Auf dem l^'usse (dem westlichen Fusse) dieses Bergrückens von Dieng steht die grösste Anzahl Hütten des einen östlichen Dorfes. 204 Um mehr Kaum rund um ihre "Wohnungen zu erhalten, veranstalteten die Javanen öftere Nachgrabungen, wodurch die Form des lierg- rückens immer deutlicher hervortrat. — Sein ganzer innerer Abhang war mit ]Mauerwcrk aus sehr grossen Quadersteinen belegt, und in mehre Terrassen über einander verwan- delt, die nur an einigen Stellen durch gleich- falls steinerne und sehr schmale Treppen mit einander in Verbindung standen. 20) bis 25) Der Tempel hinter dem west- liclien Dorfe Dieng waren sechs. Sie standen in der kleinen nordöstlichen Bucht des Plateau's in zwei parallelen Reihen, wo- von die der westlichen Reihe am Kergge- hänge fast ganz in Trümmern liegen, die der östlichen aber auf einem ]\Iittelhügelwulste der Bucht noch stehen. Ich hielt sie in 1840 für blosse Baumgruppen; nachdem ich 1845 aber das Gebüsch hatte fällen lassen, trat das Gemäuer deutlich hervor. Auch in der Waldung der Nordecke des G. - Panggonan (Nr. 1 der Karte) fand ich behauene Steine. 26) und 27) sind die bereits früher be- schriebenen ganz in Trümmerhaufen ver- fallenen Tempel, w^elche auf der 7873' hohen Nord-Nord- West-Ecke des G.-Prau liegen. 2S) Nach Th. Horsfield,*) von mir *) Verh. V. het Batav. Genootsch. t. VIII. vag. 284 u. 2«5. 205 nicht besucht , findet sich am äussern , nämlich südlichen Abhänge des Dieng'schen Gebirges , welcher der Südabhang des G. - Srodjo und Wisma ist (von Horsfield Gunung - Telaga tjebong genannt), eine Kunsttreppe von 3 breiten Steinplatten, welche in einer solchen Ausdehnung am Berggehänge hinabführt , dass der untere Anfang der Treppe 500' tiefer, als ihr oberes Ende liegt, welches mit einem regelmässigen Platfond beginnt. — Zu beiden Seiten ist die Treppe von einem erhöhten (etwa l' hohen) liande eingefasst, ebenfalls aus cubisch bearbeiteten und mit Sculptur ver- sehenen Lavasteinen. — Horsfield sagt, dass die oberste Platte (Terrasse) nicht weit unter der Spitze des Gebirges liegt, also Avahr- scheinlich gleich hoch mit dem Dorfe Simpungan, 6457' hoch am Ufer des See's Tjebong, von wo man dorthin zum äussern Bergab- hange gelangt. — Hier scheint also in jenen alten Zeiten der jetzt verlassene, von keinen Europäern besuchte Haupteingang nach Dieng gelegen zu haben, dessen künstliche Stufen den frommen Pilger zum Innern Heiligthume einluden. Diese Kunsttreppe, wovon Dr. Horsfield spricht, habe ich im Jahr 1845 mit dem Herrn G. A. E. Wiggers aufgesucht und gefunden. — Sie liegt am Südgehänge des Dieng, nament- lich des G. -Pager tipis, in Süden vom Dorfe Sekunang und führt in dem tiefen Kluftartigen Zwischenräume zwischen dem G.- Wisma und den Bergen, Avelche den See Tjebong in Süden begränzen, (G.- Srodjo) herab. Sie liegt jedoch jetzt ganz in Trümmern. Von den Steinen, welche nach Horsfield ihre Randeinfassung bildeten, lagen nur noch einige zerstreut umher, und die länglich- viereckigen Blöcke, welche die Stufen bildeten, lagen ganz verrückt und ver- schoben. — Selten sieht man noch 25 Stufen, die hintereinander ein ununterbrochenes Ganzes bilden ; die mehrsten sind von Zwi- schenräumen getrennt, wo keine Stufen sind, oder wo nur einzelne Steinblöcke aus der Erde hervorragen. Ein üppiges und feuchtes Walddickicht erhebt sich über diesem Denkmal, auf dem uns ganze Züge von Javanen aufwärts entgegen kamen, die mit leeren Körben zum Tabakhandel beladen waren ; — ein Beweis, dass dieser, wahr- scheinlich kürzeste Weg von Wonosobo nach Dieng und Batur noch jetzt von der Population benutzt wird. 29) Die interessanteste Entdeckung aber für die Topographie von Dieng ist ein unterirdischer Kanal. — Schon lange Avaren mir und Andern eine Anzahl tiefer Löcher bekannt, die im nord- westlichen Theile des Plateau's liegen, da, wo der Weg nach ]3atur führt. j\Ian hielt sie für gegrabene Brunnen, oder etwas ähn- liches. Im Octüber 1845 aber stellte ich bei allen diesen Löchern Signale auf, und bestimmte ilire Lage mit der Bussole. Ich fand, dass ihrer 9 waren, und dass alle in einer schnurgeraden Linie hin- ter einander lagen , vom tiefsten sumpfigsten Theile des Plateau's an (westnordwestwärts vom [Tempel] Tjandi- Ardjuno,) — in der Richtung von Süden 60 V2" Osten nach Norden 60'// Westen. — Ich stieg mit Leitern in einige hinab und entdeckte nun , dass sie 20G unter der Erde alle mit einander in Verbindung standen, als ver- tieale Luftlöcher einer unterirdischen Wasserleitung, ■welche noch nicht überall verschüttet war und noch rieselndes Wasser enthielt. Ihr Eiijgang liegt von der Nord -^V'est- Ecke des nördlichsten Tjandi-.Vrdjuno in Norden GO V^'' Westen und bis dahin führt aus dem sumpfigsten Theile des Flateau's eine Riime, ein oberirdische r Kanal. Dann führt die Leitung mit einem Falle ihrer Sohle von wenigeu Graden, unter dem niedrigsten west- lichen Kande des Plateau's fort, — ihre verticalen Offnungen nehmen an Tiefe zu, je höher dieser Rand nach seiner jNIitte hin wird, wo das tiefste 6te Loch 30' tief ist, — dann Avieder am jenseitigen Ab- hänge des Rückens an Tiefe ab, bis zum Ausgange des Kanals, Avel- cher im Anfange der Kluft ehaes südlichen Zweiges des Kali-Dolog liegt und dort einige Hundert Fuss Aveit Avieder zu einem oberirdi- schen Kanäle Aon 5 Tiefe und Breite ausgegraben ist. — Zwar mit Gesträuch bcAvuchert, ist dieser Ausgang noch sehr deutlich er- kennbar und liegt, wenn man von Ratur nach Dieng geht, links unterhalb des Weges. — [Mauerwerk ist nicht vorhanden. — Viel- leicht hatte der Kanal mit seinen verticalen Schächten, ein Gezim- mer von Balken, die nun hüigst A^ermodert sind. Die Entfernung zwischen den einzelnen Offiiungen wechselt von 50 zu lOO', — der Abstand von 5 zu G aber ist grösser und die Länge des ganzen Ka- nals beträgt etwa SOO'. — Seine Existenz beweist, dass zur Zeit, als in diesen Tempeln noch auf dem .Altar des Siwa Opfer gebracht wurden , *; das Plateau schon sumpfig gCAvorden Avar , — und dass *) Bau und Idolschmuck der Tempel zeugt dafür , dass sie dem Siwakultus gewidmet waren, während die Tempel zu Boro budo in Kadu dem Buda (Budo) geheiligt waren. A. d. V. h rtf/JJl/./J,^ 207 die Ansiedler sich bemüh'ten , es durch diesen Abzugskanal trocken zu legen. Glücklicherweise ist von der Gleichgültigkeit der jetzi- gen Bewohner nicht zu befürchten, dass der Kanal von Neuem aufgeräumt würde ; — denn in dem Falle würden viele schöne und seltne Sumpfpflanzen des Plateau's , (Xyr/s- Arten und Restiaceen), die sonst nirgends auf Java wachsen, verschwinden. 30) Eine andere Entdeckung, die wie eine Fabel klingt, führte der Zufall herbei. Ich kam eines Tages (im October 1845) aus dem Trümmerterrain des G.-Pakuodjo zurück, das ich in der Ab- sicht durchkreuzt hatte, eine grössere Verschiedenheit von Lava- varietäten für meine Sammlung zu suchen, und nahm meinen Weg über den sumpfigen Zwischenraum zwischen den Seen (Telaga-) AVerno und Pengilong. Zwei Waldgruppen erheben sich darauf wie Inseln ; die nördlichste hatte ich schon öfter betreten und aus ihrer Zusammensetzung bloss aus Bäumen auf eine gleiche Natur der andern geschlossen. Ich fand nun aber, dass diese eine wirk- liche, mit Wald bedeckte Erhöhung des Bodens war, und aus über- einander gcAvorfenen Steintrümmern bestand. An einer Stelle bleibt zwischen den Felsenblöcken, deren manche eine Dicke von 15' er- reichen , eine Höhle , in welcher ich vom Scheitel des Trümmer- haufens etwa 30' tief hinabstieg , und in ihrem Boden, Avahrschein- lich in gleichem Niveau mit dem Spiegel des See's, Wasser fand. — Auf der nach Süd-Ost sehenden Wand eines 8' hohen und noch von andern Blöcken 7' hoch überthürmten Felsblockes, etwa 300' westsüdwestwärts vom Eingange dieser Höhle, fand ich eine In- schrift von grossen Schriftzeichen , wovon ich hier (Dieng Figur 3) ein Facsimile in y^ der natürlichen Grösse mittheile. Diese Schriftzeichen sind weder vertieft, noch hervorstehend, sondern zeichnen sich bloss durch ihre schwarze Farbe aus, die y^ Linie tief in die Oberfläche des Felsen eindringt. Das Gestein selbst ist ein trachytisches , mit grossen Krystallen von glasigem Feldspath und vieler Hornblende , Avelche in einer fcldspathigen Grundmasse zerstreut liegen. Die Oberfläche aber ist eine milchweisse, glatte, y^ Linie dicke, sehr harte Kruste, ähnlich einer Glasur, und offen- bar nicht durch Verwitterung, sondern, wahrscheinlich bei Einwir- kung heisser Dämpfe, durch eine Art von Sublimation (t) entstan- den. Und in diese Kruste dringt, — wovon ich mich durch Ein- feilen an einigen Stellen (a und h Figur 3) überzeugte, — die Farbe der Buchstaben wahrscheinlich bis auf die eigentliche Gesteinober- fläche ya Linie tief ein. Ich habe nachher bei einem erneuerten Besuche die ganze Felsenwand mit einem Schwämme gereinigt und gefunden, dass die schwarze Farbe durch kein Wasser abgewaschen werden kann. Auch der Grad der Schwärze ist der, welcher in der Zeichnung angedeutet ist. — Dass die Trümmer, wovon mehre wahrhaft gigantisch sind, bei der Zertückehmg des G.-Pakuodjo hier herabgestürzt wurden, ist gewiss; — und dass nach diesem Ercigniss noch Menschen, die 208 wahrscheinlich zum Tempeldienste gehörten, in Dieng wohnten, und die keine Javanen waren, geht aus dieser Schrift hervor. Und nun fragt es sich, welchem Yölkerstamme Indiens ge- hören diese Schriftzüge an? — und was bedeuten sie? — Waren es Flüchtlinge, Avclche das schreckliche Ereigniss, wobei der G.- Pakuodjo zertrümmert Avurde,*) aus Dieng vertrieb, und welche hier ein letztes Andenken auf der FelseuAvand hinterliessen ? — Oder wurden sie durch das siegende Schwerdt der Mahomedaner in den Jahren 1450 bis 1470 vertrieben, als die Hindureiche auf Java, z. 13. das von jNIodjopait, zu bestehen aufhörten? — Mit welcher wunderbaren Tinte sind diese Zeichen geschrieben, die Jahrhunderte lang der Witterung trotzten, und denen weder Tem- peraturwechsel, noch der Sauerstoff der Luft, noch Regen gescha- det haben? — Weil die Umgebung der Felsen neu entstandner jNIoorgrund ist, wie konnten diese JNIenschen anders, als auf Käh- nen zu diesem Felsenhaufen gelangen? — oder bildete sich der See erst später, und wurde der schmale Kamm am Nordende des See's (ohne dessen Existenz alles Wasser in's Thal von Eadak banteng abfliessen würde) erst durch Aufhäufung von den Trümmermassen des G.-Pakuodjo gebildet, woraus alle die wulstigen Hügel rund- um bestehn? Wir wollen sehen, ob uns eine Lösung dieser Fragen mög- lich ist. 1) Der Boden rings um. die Ardjunotempel ist moorig - sumpfig und kann bloss mit Hülfe darauf gelegter gefällter Baumstämme und Balken betreten werden; dasselbe ist mit dem südlichsten Theile des Plateau's der Fall, welcher der morastigste von allen und ohne darauf gelegte ]>aumstämme ganz und gar unbetretbar ist, über welche man wie über gine Brücke sich dem Tempel Wer- kodoro nähert. Es ist unwahrscheinlich, dass die Priester ihre Tempel mitten in einem Sumpf angelegt haben sollten, Avährend ringsumher die schönsten trocknen Stellen dazu vorhanden waren. Allerdings giebt die Bauart der Tempel selbst keine Antwort auf die Frage , ob sie in einen Sumpf gebaut worden seien oder ob der- selbe erst später sumpfig geworden ist. Denn wenn auch die Tem- pel auf hohen Fundamenten stehen, so ist doch in ihrer Bauart gar kein Unterschied mit den Tempeln zu finden, welche auf trocknem Boden stehen und gleich hohe Fundamente haben. Besser erklärt der Lauf des K.-Tulis diese Sache. Der K.- Tulis entspringt hoch oben auf dem G.-Prau, aus dessen Wäldern er in einem sehr steilen Bett schnell herabrauscht, um dann auf Einmal, in seinem schnellen Laufe gehemmt, langsam durch die Fläche von Dieng zu fliessen. Er durchschlängelt sie fast in der Mitte, tritt in ihren kleinen See Bale kambang ein, verlässt diesen dann wieder und läuft dami recht aus, um geradlinigt gegen den •) Dass diese Ausbrüche später Statt fanden, als die Errichtung der Tempel, haben wir früher schon angedeutet. A, d. V. 209 Fuss des G.-Kendil anzustossen, welcher das südliche Ende von der Fläche begränzt. Dann Avendet er sich in einem rechten, ja spitzen Winkel nach Westen, strömt durch einen sehr engen Raum zwischen den Hügeln, um durch die Solfatare unterhalb des Tjandi- Werkodoro in den Telaga-Trus zu treten. Daselbst ist sein Fall sehr stark, indem er rauschend in die Solfatare herabtritt. Da nun das Wasser dieses Baches in der Regenzeit sehr trübe ist und in seinem sehr jähen Laufe längs dem Abhänge des G.- Prau Aael Waldboden mit sich geführt hat, am Ende des Plateau's aber durch die plötzliche spitze Wendung um die Gebirgszunge, worauf der Tjandi-Werkodoro steht, herum, in seinem Laufe ge- hemmt ist, — so ist es wahrscheinlich, d^ss sich allmählig aus sei- nem Wasser eine bedeutende Menge schlammigen Grundes in der untern südöstlichen Gegend des Plateau's angesetzt, diese dadurch erhöht und ebenfalls die obern Gegenden des Plateau's um die Tempel herum dadurch sumpfig gemacht habe. 2) Eine genaue Betrachtung des Terrains lehrt uns, dass dieser Lauf des Kali-Tulis nicht ein ursprünglicher ist. Der Telaga- Werno, dessen Gewässer jetzt in den Kali-Tulis abfliessen, ist an seiner Ostseite nur durch einen äusserst schmalen niedrigen Berg- rücken von dem viel tiefer liegenden Serajuthal geschieden, und dieser Bergrücken besteht ganz und gar aus aufeinander gestapel- ten Felsblöcken des G.-Pakuodjo, gleicher Art mit denen, welche aus dem Boden des See's hervorragen und auf welchen wir die In- schrift gefunden haben. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass der schmale Bergstreif nebst dem dahinter glänzenden See erst in Folge eines Ausbruches des G.-Pakuodjo gebildet worden ist, und dass früher an deren Stelle ein tiefes Thal sich befand, durch welches der Kali-Tulis seinen Lauf in das gegenwärtige Serajuthal fortsetzte. Nach der Bildung dieses Bergstreifens aber musste das Wasser nun mehr und mehr aufgedämmt werden; dieser See wurde durch an- gescliAvemmte Erdtheile in einen Sumpf oder Moor verwandelt, der südliche Theil des Plateau's musste angehöht werden, ehe der Kali- Tulis sich einen andern höher gelegnen Ausweg nach Westen hin durch den Telaga-Trus bahnen konnte. Dadurch wurde sein Lauf träge und die Umgegend der Tempel Ardjuno's sumpfig ge- macht. 3) Dann erst, lange Zeit nach Erbauung der Tempel und nach dem Ausbruch des G.-Pakuodjo wurde die unterirdische Was- serleitung gegraben, Avelche unter dem niedrigen Bergrücken hin- führt, welcher die nordwestliche Gränze des Plateau's bildet. Der Zweck des Grabens eines Kanales konnte kein andrer sein, als der, der zunehmenden Versumpfung des Plateau's entgegen zu treten und dem Wasser einen bessern Ablauf zu verschaffen. 4) Vielleicht wurden bei Gelegenheit des heftigen Ausbruches des G.-Pakuodjo durch die sie begleitenden heftigen Ausbrüche viele Tempel beschädigt, während andre ganz einstürzten; doch scheint es mir wahrscheinlich, dass mehr als die durch diese Aus- JuiiKiiuliii, Ju\a II. 14 210 briiche veranlassten Verwüstuiigcn, — mehr als die Versumpfung- des Plateau's, der Übergang der meisten java'schen Reiche zur niahomedanischen Religion als Grund betrachtet werden muss , der die Hewolmer des G.-Dieng aus ihren heiligen Ortern vertrieb. 5) Zur Zeit als zu Dieng noch den Idolen der indischen Drei- einigkeit Opfer dargebracht Avurden, lag der Hauptzugang zu Dieng an der .Südseite des Gebirges der obenerwähnten Treppe entlang. Ist meine angeführte Yermuthung begründet, bestand da, wo der Tölaga- Werno und der östliche Bergstreif sich befindet, eine Kluft ; — wurde das Serajuthal — vielleicht damals eine tiefe, unzugäng- liche, zwischen steilen Wänden eingeschlossene Spalte — erst durch die Trümmerblöcke von Lava, die der G.-Pakuodjo auswarf, zum Theil ausgefüllt und aufgehöht; — Avurde die östliche und nord- östliche Seite des G.-Pakuodjo, an welcher gegenwärtig der AVeg hinläuft, erst hierdurch in einen sanften Abhang verwandelt, so kann die Südseite des Gebirges, obwohl sie die steilste war, damals wohl die zugänglichste gewesen sein. Es scheint, dass die indischen Kolonisten, die Priester, welche die Tempel des G.-Dieng bauten, von dem gegenwärtigen Wonosobo und Kadu dahin gekommen waren. Denn westAvärts von Dieng findet man auf Java keine Tempel, während das seltne Vorkommen von Statuen und sonstigen sogenannten hindu'schen Denkmälern im ganzen westlichen Java zu beweisen scheint, dass bramin'sche Sekten in den Sundalanden nie einen bedeutenden Einfluss er- langten.*) Mögen Sprachforscher die mitgethcilten Charaktere zu ent- räthseln und die übrigen Fragen zu beantworten suchen, — und mögen Alterthumsforscher , welche Vorderindien und Ceylon aus eigner Anschauung kennen, doch endlich einmal die Ruinen von Dieng genau untersuchen und dies Gebirge durchmustern, das in geologischen, geschichtlichen und meteorologischen Beziehungen so reich und merkwürdig ist, wie vielleicht keines in der Welt ! — Die Tempel sind oben aufgezählt; — aiisserdem bestanden aber noch viel gi-össere Gebäude, die vielleicht keine Tempel wa- ren, und diese waren, wie es scheint, auf erhöhten Terrassen, im Plateau Dieng selbst erbaut; — denn in diesem Plateau liegen vm- gezählte Tausende von behauenen, kubischen Steinen, zuweilen viele Fuss hoch, über grosse Räume ausgebreitet, und bilden an manchen Stellen ganze Hügel. Fasst man die grosse Masse dieser behauenen Steine, deren kleinste von einem Cubikfuss Inhalt sind, mit jenen von mir be- suchten 29 Tempeln, nebst den andern Riesenwerken in ein Bild zusammen, so kann man die Menschenzahl, die einst hier thätig war, ebenfalls auf viele Tausende schätzen. Die gegenwärtig *) Siehe meine „Körte ontleeding der steetien gedenkteekenen, weihe de Kindoes op Java Jiebben achterc/elatcrt" in Tijdschrift voor Neerl. Indie. (Bat. 1S44.) Jaarg. VI. p.'6\\ u. s. w. 211 (1845) bewohnten Dörfer, welche auf dem Hochgebirge des G.-Dieng auf einer Höhe von 5000 bis 6457' über dem Meeresspiegel liegen und deren Zahl 22 beträgt, siehe auf der diesem Werke beigegebe- nen Karte. X. Die Stein arten Dieng's sind Trachyt-, und solche neure Lava- Arten, Avovon aber nur eine geringe jMannigfaltigkeit ge- funden wird. — Durch Nachgrabungen würde man vielleicht eine grössere \'erschiedenheit von Laven entdecken, die in den ver- schiedenen Thätigkeitsperioden der Vulkane ausgeworfen wurden und jetzt von hohen Erdschichten und\yäldern bedeckt sind. Aus- ser den Trümmermassen des G.-Pakuodjo und Kendil, ist jene (oben genannte) horizontal geschichtete Kratermauer im T.-Wer- doto der einzige Ort, wo entblösste Felsenwände in Dieng zu Tage stehen. Die Lava-Art des G.-Pakuodjo und Kendil, weichein jenen grossen Trümmern umherliegt, ist von sehr gross krystal- lisirtem Gefüge und besteht aus weisslichen, zuweilen ins Gelb- liche schillernden, sehr grossen Krystallen glasigen Feldspaths, die mit fast gleich grossen, lebhaft glänzenden Krystallen von schwar- zer Hornblende in einer felsitigen Grundmasse von bläulich grauer Farbe zusammengemengt sind : L. Nr. 124; nur selten enthalten sie einzelne kleine Blasenräume. Mit ihnen wechselt ein feinkörniger Trachyt ab von licht- grauer Farbe; ja, es kommen Felsen und Felsenbruchstücke vor: L. Nr. 125, die zur Hälfte Trachyt sind, so fein von Structur, dass man seine einzelnen Feldspathkrystalle kaum mit blossen Augen unterscheiden kann, und deren andere Hälfte aus der er- wähnten grobkrystallinischen Lava besteht; sie sind so mit ein- ander verbunden, dass ihre Gränzen unmerklich in einander über- laufen. Hier und da finden sich auch Bruchstücke von der erst- genannten Lava: L. Nr. 124, die zum Theil versclilackt sind: L. Nr. 126. Sehr verschieden von beiden ist die Lava-Art, aus welcher alle Tempel des Dieng-Gebirges erbaut sind. Diese ist sehr weich, leicht zu bearbeiten , von sehr zahlreichen kleinen Blasenräumen durchdrungen, aber schwer von Gewicht, und zeichnet sich durch eine schöne, bläulich aschgraue Farbe aus. Siehe L. Nr. 131 (ein kleines aus dieser Lava gemeiseltes Durga- bild.) Ihre Grundmasse enthält zahlreiche kleine Hornblendekry- stalle, aber ihre Feldspathkrystalle sind völlig verändert (verwit- tert?) und erscheinen wie glanzlose, weisse Fleckchen. — Diese Lava-Art wird, merkwürdig genug, nirgends mehr im Gebirge gefunden und kommt in keiner andern Gegend der Insel Java vor, woraus man vermuthen muss, dass der Lava- strom, dem sie angehörte, nach dem Bau der Tempel von andern Lavaströmen heterogener Natur überströmt und bedeckt wurde. Diese Vennuthung wdrd wahrscheinlich dadurch, dass sich unter den krystalliuischen Laven des G. - Fakuodjo in einer tiefen Kluft 14» 212 einzelne sparsame Jiruchstückclieu einer ihr ZAvar nielit ganz glei- chen, aber ähnlichen Lava- Art fand: L. Nr, 127; die Grundmasse der letztem war gleichmässig grau, Bimsteinartig von Poren durch- zogen, und schloss hier und da einen einzelnen grossen Feldspath- krystall nebst kleinen Hornblendekrystallen ein, die in schönster kobaltblauer Farbe glänzten. fAnthophyllit i) Ausser diesen Laven findet man bloss fruchtbare , braune Pflan- zenerde in Dieng, die zuweilen eine mehr Bolusrothe Farbe an- nimmt; — in den Niederungen des Plateau's wird sie schwärzlich- Moorartig und in den Solfataren zu einem gelblichen , Breiartigen Schlamm. In den Solfataren ist Schwefel, sowohl in grossen Krystal- len, als auch ahßores sulphuris überall zu finden; ausserdem da- selbst nur zersetzte Steine, in der Regel von milchweisser Farbe, bröcklich. Breiartig. Siehe L. Nr. 128 bis 130. B. Eruptionen. 1786. Nach Angabe von Dr. HoRsriELD(jBatot5. Genootsch.Ver- hand. t. VIII. p. 281.) soll nach vorhergegangenen Erdbeben, welche \'ier Monate lang mit Unterbrechungen anhielten, aus dem Krater des G.-Budak ein Ausbruch Statt gefunden haben, wobei an ver- schiedenen Stellen die Erde borst, mehre Landstriche versanken, und der Kali-Dölog durch eingestürzte Bergmassen in seinem Laufe gehemmt wurde. Aus den Spalten der Erde, die sich an vielen Stellen öffnete, drangen Schwefeldämpfe hervor, und bei dem Ein- sturz des Dorfes Djampang durch eine Erdsenkung kamen 38 Men- schen um's Leben. Der K.-D61og ist der, welcher neben dem Te- laga - Löri zwischen den J^>ergen Pakaraman und Nogosari herab- .strömt ; sein früherer Lauf ist wieder hergestellt, nachdem er den Bergschutt weggespült hat. Die Senkungen aber sind unstreitig die unterhalb des Dorfes Karang tengah, die wir schon erwähnt haben, und die alle Spuren von Neuheit tragen. Der Berg Budak aber ist eine Kuppe des G.-Petarangan, oberhalb des Dorfes Batur, obgleich es nach Horsfield's Beschreibung zweifelhaft bleibt, ob der Ausbruch aus diesem Berge oder aus dem jetzigen Kawah- Segorowedi neben dem Pakaraman (dies letztere Avahrscheinlichcr) Statt gefunden hat. Da 54 Jahre auf Java eine Ewigkeit sind, so braucht man sich nicht zu wundern, dass die Bewohner von diesem Ausbruche nichts mehr wissen. An Horsfield wurde das Ereig- niss von zwei Demang's aus dem Distrikte Karang kobar berichtet, deren einer Augenzeuge bei dem Ausbruche war. 1826, vom 11. bis 13. October brachen die Eruptionskegel G. -Pakuodjo in Dieng und der G. -Kelut in Ost-Java, w^elcher 2 Grade und 15 ^Minuten östlicher Hegt, fast gleichzeitig aus. (Nach brieflichen Mittheilungen eines Augenzeugen, des Herrn General H. C. v. d. Wuck. Vergl. Jav. Cour, vom 18. und 25. October 1826. Nr. 42 u. 43.) — Heftige Erdstösse durch ganz 213 Mittel - und Ost- Java begleiteten die Erscheinung, und ein Asche- regen aus beiden Vulkanen verbreitete fast über alle Residenzen der östlichen Hälfte Java's Finsterniss. Den 9, October des Mit- tags zwischen 2 und 3 Uhr hörte man schon zu Jogjakerta ferne Explosionen (v. d. W.). Den 11. October wurden mit Erdstössen heftige Explosionen zu Pekalongan gehört, die 2 Stunden lang währten. — Der G.-Pakuodjo brach aus und es folgte ein Re- gen von einer hellgrauen Asche, der wahrscheinlich über ganz Mittel- Java ausgedehnt, zu Jogjakerta den Uten anfing, — und den 12ten mid 1 3ten (ebenso väe zu Solo) stark anhielt, zu fallen, — den 14ten A'erniinderte, aber erst den 15ten aufhörte (Jav. Cour. u. v. d. W.j. Den 13. October Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr hörte man zu .Jogjakerta neue Detonationen, die mit Erdbeben begleitet waren, und durch ganz Ost-.Java, namentlich auch an der fernsten Ostküste , zu Banju wangi (wo man eine Kanonade zu vernehmen glaubte) gehört und gefühlt wurden. — Der G. -Kelut brach aus und schüttete über ganz Ost-Java, Kediri, Surabaja, Besuki Aschen- regen herab, während die Luft in ^Mittel- Java noch von den Aus- wurfsstofFen des G.-Pakuodjo verfinstert Avar (v. d. W.). Den 24. October fühlte man zu Jogjakerta wieder zwei massig starke Stösse, die beide von Süden nach Norden liefen und ein Paar Sekxmden dauerten (v. d. AV.). Die Nachricht von diesem Ausbruche aus einem Gebirge, in welchem ich fast heimisch gCAvorden bin, hat mich nicht wenig überrascht. — Man vergleiche hiermit die obige Beschreibung des G.-Pakuodjo und des Trümmerterrains, das ihn umgiebt. Die Gründe, welche ich dort als Beweise anführte, dass die Eruption, welche den G.-Pakuodjo zur Hälfte zertrümmerte, neuer sein müsse, als der Bau der Tempel, erhalten hierdurch noch mehr Wahrscheinlichkeit, indem der G.-Pakuodjo als noch thätiger Vul- kan auf den Schauplatz tritt, während meine Vermuthung, dass wegen der noch fortwährenden Centralität seiner Solfatara unter den 3 Eruptionskegeln des G.-Dieng der G.-Pakuodjo der j ü n g s t c, oder derjenige sei, welcher am letzten wirkte, nun zur Gewissheit erhoben ist ; — denn nur 1 8 Jahre sind seitdem verflossen. — Aber schwerlich ist in d i e s e m Ausbruche die so gewaltsame Zerstücke- lung des Kegels geschehen, die wahrscheinlich viel früher vorfiel ; denn unmöglich köinien die schweren AVälder, welche an manchen Stellen, namentlich auch dicht unterhalb der Solfatara, auf dem Trümmerterrain wurzeln, in der kurzen Zeit von 18 Jahren ge- wachsen sein. Dass damals ein Ausbruch des G. - Pakuodjo Statt fand , wird noch näher durch eine Nachricht befestigt, die der damalige Re- sident von Pekalongan, O. Holmherg de Beckfeldt d. d. 12. Oc- tober lS2t) an den Lieutnaiit Gouverneur -General über Niederlän- disch Indien einsandte. Dieser Bericht stützt sich auf offizielle Mittheilungen des Lieutnants der Kavallerie C. A. Cavalixi, da- maligen Kommandanten zu Batur, wo, hoch im Gebirge und zwar 214 nordwestwärts vom G.-Pakuodjo, in jener Zeit (während des java'- sclien Krieges) ein Fort angelegt Avar und sodann auf die des Assi- stent-Kesident von Karang kobar, des Herrn Titsingh, Avelcher einige Tage nach dieser Eruption den Berg besuchte. Diese Mittheilungen enthalten hau]>tsächlich das Folgende : Während der Nacht vom lOten auf den 1 1. October spürte man die erste ,, Erschütterung" des G.-Pakuodjo; schon um 4 Uhr des Mor- gens vom 1 1 ten vernahm man einige heftige Detonationen, ,, Schläge und Stösse/' doch so, dass die eigentliche heftige Eruption, dem Berichtgeber von Jjatur zu Folge, erst gegen 6 Uhr anfing und bis 8 Uhr dauerte. Um diese Zeit etwa, nämlich gegen 7^2 Uhr, hörte man an der Nordküste von Pekälongan eine schwere Kanonade, welche von ostwärts her zu kommen schien. Der G.-Pakuodjo liegt jedoch südwärts von Pökalongan und die dort wahrgenommenen Schläge kamen vielleicht vom G. - Kelut her, welchem feuerspeien- den Berge ebenfalls durch den General van der Wijck die Deto- nationen zugeschrieben wurden, welche er zu Jogjakerta vernahm. Da aber dieses Donnern jedenfalls ein unterirdisches Geräusch war, das wahrscheinlich durch die Spalten, die einige jMeilen tief liegen und sich von dem G.- Kelut nach dem G.-Pakuodjo hin- ziehen, fortgepflanzt wurde, so ist fast gleichgültig, welchem dieser beiden Berge das Gedonner zugeschrieben wird. Nachts 8 Uhr wurde wieder Alles still im Dieng , von dessen zalüreichen Bergen und Kratern kein einziger sich bei dem Ausbruche des G.-Pa- kuodjo betheiligt hatte. Auch im vorhergehenden Jahre soll, dem Berichtgeber zur Folge, der G. -Pakuodjo ebenfalls eine Art Erup- tion gezeigt haben. *) Wir kennen also zwei Ausbrüche in Dieng: den von 17S6, worüber Horsfield berichtete, wobei die kleme Einsenkung unter- halb dem Dorfe Karang tengah entstand, worin jetzt ein Wasser- tümpel fT^laga AViwij**j liegt, und den von 1S26, welchen wir eben beschrieben haben. Weiter findet man in dem Jav. Cour, vom 25. December 1S47, Nr. 103 noch den folgenden Bericht: 1847, den 4. December. ,,Des Morgens um 8 Uhr fiel in der Re- gentschaft Kendal der Residenz Samarang ein Ascheregen und des Nachmittags an demselben Tage fiel daselbst ein feiner mit Schwe- fel vermengter Regen, dem der Schwefel in so grosser Menge beigemischt war, dass Arbeitsleute im Freien ganz damit überzogen waren." Der zunächst an die Abtheilung Kendal gränzende Berg, der durch einen Ausbruch diese Erscheinungen veranlasst haben könnte, ist der G. -Dieng. •) Diese Berichte verdanke ich der Freundlichkeit des HeiTn Weitzel, Lieutnant bei dem Jägercorps, der den java'schen, von 1S25 — 1S30 geführten Krieg beschreibt und zum Druck vorbereitet und so freundlich gewesen ist, mir Abschriften der oben mitgetheilten Berichte mitzutheilen. (Auszug aus den hinter- lassenen Papieren des Lieutnant-General Baron ^Ierkus de Kock.) A. d. V. **) Diese Einsenkung wird in mehren geologischen Werken (z. B. Lyell, Principles etc. I. j>. 3G0) viel zu hoch angeschlagen. 215 Ich erkundigte mich 1S45 bei den Einwohnern Dieng's nach dieser Eruption von 1S26, und erfuhr bei dieser Gelegenheit, dass der Lurah, Namens ,,Tjikroh'' vom südKchen Dorfe Dieng (wel- ches zu Wonosobo gehört) erst vor 17 Jahren, also in IS 28 hier ein- gewandert ist ; er kam von Kadu und fand das Gebirge menschen- leer und rundum mit Wald bedeckt; — also meine Vermuthung s. Seite 22 1, dass die jetzige Population höchstens 50 Jahre alt sei, blieb unter der Wahrheit zurück, da die des Plateau's nur 1 7 oder höchstens 20 Jahre alt ist. — Daraus erklärt sich auch, dass Hoks- FiELD Nichts vom Plateau erzählt, das zu seiner Zeit wahrschein- lich von unzugänglichen Wildnissen umo'eben war. Der gegenwärtige Lurah vom nördlichen Dorfe aber war Au- genzeuge der Eruption und stammt von Sekunang ab, avo sein Vater damals Lurah w^ar. Dieses Sekunang bestand schon zur Zeit von Horsfield's Reise (IS 16), wurde aber erst einige Jahre vorher durch den genannten Vater des Lurah, der von Batur kam, ge- stiftet. Dies letzte Dorf wird als das- älteste des Gebirges angege- ben, Avorauf Sekunang folgt, und auf dieses dem Alter nach Dieng. Alle andern Dörfer sind neuer als Dieng und höchstens 20 Jahre alt. Diese kleine Gebirgswelt, die sich äusserst w'ohl befindet, ver- mehrt sich noch täglich ebenso, Avie die Zahl ihrer Ziegen, Pferde und Rinder immer grösser A\^ird ; jeden Tag Avird ein Rind ge- schlachtet, Avas aber vor den das Gebirge besuchenden Europäern verborgen gehalten Avird; auch suchen die EcAvobner dieser Orte das Vorhandensein der kleinen, silbcrAveissen Fische, von denen die Seen Avimmeln, und die den Chinesischen Goldfischen sehr ähn- lich sind, vor den Europäern geheim zu halten. Auch Avilde SchAveine und Pferde findet man zuAveilen im Gebirge. — Ich sah ein neues Dorf, das nach 1S40 entstanden AAar, mitten im alten Krater (Tikel) des G.-Panggonan, zAvischen hingestreckten Wäldern und ZAviebel- feldern, und ein zAveites in der Grasfläche am Ursprung des Kali- Dölog, nordAvestAvärts hinter dem nördlichen Theile des Dieng- Plateau's. — Die Wälder fallen immer mehr und die Kahlheit nimmt zu. So kurz die Zeit auch ist , seitdem die Dienger mit ihrem Vieh das Gebirge beAvohnen, undAvelche kaum erst ein Vierteljahrhundert beträgt, so hat das kältere Klima und die mehr A^erdünnte Luft ihrer üOOO bisGlOO' grosseuHöhe doch schon einen Einfluss auf die physi- sche Constitution von Mensch undThicr ausgeübt, der ein günstiger ist, und bei der jüngsten neuesten Generation schon in die Augen springt. — Jiei den jungen Frauen bemerkt man häufig rothe Hacken und Lockenhaar. — Aber am auffallendsten haben sich die Hunde verAAandclt ; man sieht fast keinen j u n g e n Hund auf Dieng, der kein zottiges, langes, av e i c h e s , a^ o n F a r b e b r ä u n 1 i c h e s Haar hätte, oft auch mit langem, zottigen ScliAveif, — obgleich alle diese, für eui-opäischen (ieschmack niedlichem l)erghun(le von dem gemeinen java'schen Hunde des Tieflandes, dem sogenann- ten ,, Jackhalse" (von Aveisser Farbe, mit AA^eissen Stehohren, 216 lano-cm, düunen Schwänze und kurzem Haar, hässlifh und dürr von Ansehn) abstammen. — Ahnliche zottige Hunde im Gegensat/ zu dem kurzhaarigen ,, Jackhalse/' der durch ganz Indien im heis- sen Tiefhmde verbreitet ist, habe ich im Plateau Tobah auf Su- matra ge sehn. — Epidemische Krankheiten haben leider in 1847 die Bevölkerung wieder sehr dünn gemacht; in vielen kleinen Dörfern ist dieselbe bis auf den letzten ^lann ausgestorben. C Besuch von Reisenden. 1816 im October, — von Dr. Horsfield.*) Aus seinen Be- schreibungen geht hervor, obgleich sich seit dieser Zeit die Namen mancher Dörfer und Ijäche sehr geändert haben, dass er das eigent- liche Centrum des Dieng'schen Gebirges, das Plateau, gar nicht besucht hat. — Die Javanen brachten ihn vom Dorfe Batur an dem äussern West-, nachher' Süd-West-Abhange des Berges Nogo- sari hinauf zum Dorfe Sekunang (bei ihm Konang; ; in der Nähe dieses Dorfes fand er einen Tempel fdenTjandi-Werkodoro?) neben einem Krater ("die Solfatara Tjondro di muka?); denn auf die Tj an di- Ardjuno kann sein Tempel nicht bezogen werden, weil die- ser vier sind und mitten in einer weiten Grasebne (dem Plateau) stehen, wovon er kein Wort sagt. Von Sekunang ging er über den Telaga-Tjebong und den äussern südlichen Bergabhang Dieng's herab zum Telaga-INIenjer. An diesem äussern Abhang (bei ihm Gunung-Telaga tjebong genannt) fand er jene aus Steinen erbaute Kunsttreppe, deren oben bereits gedacht wurde. Von den übrigen Theilen Dieng's hat er keinen besucht, — auch von dem sogenannten Todtenthale (Pakaraman) hielten ihn die Javanen zurück. Im Jahre 1830 im Juli von A. Loudo>'.**) Dieser Reisende spricht vom Pakaraman, den er Guwo (Gua-) Upas nennt, so: ,, Das längliche Thal, etwa eine halbe Meile***) im Umfange haltend, — völlig eben, — Avar überall mit Skeletten von Menschen, Tigern, Wildpret und Vögeln aller Art bedeckt. "(! — ?) — 1830 im Monat September wurde das Todtenthal von einem Un- genannten f) besucht, welcher zu den todten Tigern, Hirschen, Schweinen, Pferden und Menschen ({), w'elche darin lagen, auch noch einige Hunde hinzufügte, w'elche er darin ersticken Hess. (Siehedarüberoben: Pakaraman.) *) Verhand. v. h. Batav. Genootsch. t. VIII. p. 171, 201, 279 etc. **) Edinburgh Netv Philos. Journ. Nr. XXIIl. p. 102. ***)_ln der Zeitschrift ,,Das Alisland," Nr. 86, 27. März 1S37 (Stuttgart u. Tübingen) ist der lö Fuss weite Grund des Pakaraman sogar zu einem Todten- thale von zwanzig englischen Meilen angewachsen, t) Jav. Cour. 30. Sept. 1830. 217 In 1839 vom Doniine S. A. Buddik^gh {Dr. theol.),*) welcher am Pakaraman folgende Leichenrede hielt: ,,Wir kamen an ein Fleckchen Grund, über das die Natur ihren Fluch scheint ausge- sprochen zu haben, und welches einen Jeden, der es zum ersten Male sieht, mit Schauer und Beängstigung erfüllt. Ich meine den unseligen Ort, der zwischen hohen Bergspitzen (? !) eingeschlossen ist, auf dem kein Strauch und keine Pflanze wachsen will, wo Alles öde und kahl ist, und sich nur Vertilgung und Verwüstung zeigt, ich meine das sogenannte Stickthal, oder besser das Todtenthal. Es ist der Tod, der da seine schwarzen Zelte aufgeschlagen und seine Trauerpaniere entrollt hat/^ — ;»jEin feuchter und kalter Schauder fährt durch die Glieder, ein frostiges Zittern schlägt auf das Herz , wenn das Auge in die Tiefe niederblickt , wo Nichts lebt, und alles Lebende stirbt. Es ist der Tod, der da uns ich t- bajr woluif — jjder Tod von Mensch und Thier'^ u. s. f. 1S3S, Anfang August, besuchte ich das Gebirge zuerst, an- fangs in Begleitung von Dr. Fritze, nachher in Gesellschaft des Landschaftsmalers Sieburgh, der es sich angelegen sein Hess, ge- treue Skizzen der Tempelruinen zu entwerfen, der nun aber schon, eben so, wäe der erste, unter dem ,, schwarzen Zelte des Todes'^ ruht. — Während der S Tage, die; wir, vom Herrn Residenten G. de Serriere auf das Liberalste unterstützt, dort wohnten, war die Witterung vorzüglich heiter, und der Thau auf dem Plateau jeden ^Morgen gefroren, so dass das Plateau wie beschneit aussah. 1840, vom 1. ^lärz bis zum 4. April, hielt ich mich, um alle einzelnen Gegenden des Gebirges zu durchforschen, einen ]\Ionat in Dieng auf. In 1845 während der Monate October und November besuchte ich die verschiedenen Striche des Gebirges zum dritten ^Nlale, wobei ich von Dieng und Batur ausging, wo ich mein Standquartier aufgeschlagen hatte. Ausserdem wurde das Gebirge noch von manchen Reisenden besucht, deren Anmerkungen jedoch nicht veröffentlicht worden sind; — einer von diesen (Controleur Bruxnecamp) wurde ein Opfer seiner Wissbegierde, indem er in den kochend heissen Schlamm des Kraters Tjondro di muka bis an die Knie einsank und an den Folgen der Verbrennmig starb. D. Geogn ostische Ansicht. Umgestaltungen und Schicksale des Gebirges. Wenn man nach Monat langem, beschwerlichen Durchwan- dern Dicng's die vielen Kuppen und Thäler, die so labyrinthisch durcheinander geworfen erscheinen , kennen gelernt und durch luühsame topographische Aufnahmen aus der Kenntniss des Ein- •) TijdscJirift voor Necrl. Itulii' Jaatff. 2. p. 214, mitgethcilt von Seven- HOVEN, cf. pag. 335. 218 zelnen sich endlich zu einer Totalansicht des Ganzen erhoben hat: — so ist der Anblick, den man von der höchsten Firste G.-Prau über alle liergmassen Dieng's, — über alle seine Kuppen , Thäler, Krater, Schlünde und Seen, — hin geniesst, doppelt belehrend. — Auf dieser lierg^rste war es, wo ich diese Anmerkungen nieder- schrieb und mir folgende Ansicht der geognostischen Bedeutung und geologischen Umbildung Dieng's entwarf. Der Dieng war einst Tvor Jahrtausenden^ ein stumpfer, breiter, aber kegelförmiger Vulkan, in Grösse mit dem Töngger-Gebirge übereinstimmend, ^yestwärts verband er sich durch die gegenwär- tige Tegal - Dieng'sche Bergkette mit dem Pik von Tegal und süd- östlich hing er mit dem kleinem und spitzem Kegel desG.-Sendoro zusammen. Sein Krater hatte einen Durchmesser von wenigstens vier Minuten, so viel etwa die geradlinigte Entfernung von der Firste des gegenwärtigen G.-Prau zum G.-Nogosari beträgt. Aus dem Kraterboden erhoben sich drei Eruptionskegel, von denen der eine, der G.-Pakuodjo kendil, dem südlichen Theile der !Mauer, der G. -Pager kendeng dem nördlichen mehr genähert lag, während der G.-Pangonan etwa aus der ]Mitte des Kraters her- vorragte. Die Ringmauer des Kraters war ziemlich Kreisförmig ; — durch nicht mehr zu enträthselnde Naturrevolutionen (durch heftige Ausbrüche) in ihren Fundamenten erschüttert, durch die Gewalt von Lavaströmen u. s. w. zerbrochen, stürzte die ]Mauer ein, so dass als Überreste gegenwärtig davon nur noch folgende vorhanden sind : 1) G.-Prau war der östliche Theil der Kratermauer und ist- am vollständigsten stehen geblieben. 2) G. -Srodjo mit den ihm anhängenden Kuppen, die sich zum G. -Pager tipis herüberziehen. Er schloss den Auswui-fskegel G.-Pakuodjo zunächst ein. Jetzt liegt der (SeeJ Telaga-Tjebong zwischen beiden, o) G.-Wisma, zu wel- chem sich vom G. -Pager tipis aus die Eingmauer fortsetzte, die gegenwärtig als eine schmale, gebogene Firste noch ziemlich deut- lich dasteht. Durch diese jetzigen Jjerge Gunung- Srodjo, Pager tipis und Wisma lief die !Mauer im Süden. — Im Norden scheint sie gänzlich zertrümmert zu sein, denn dort ist das Nord- West-Ende vom G.-Prau von der Fortsetzung der flauer, nämlich dem Berg- rücken bei Gadjah mungkur (wo der Eruptionskegel G. -Pager ken- deng liegt) durch einen weiten Zwischenraum getrennt, der sich klüftig steil in das Flachland herabsenkt. — Im Westen aber ist noch ein Rest der alten flauer vorhanden, nämlich der quer hin- gezogene, wulstige Berg Nogosari, der fast in der Mitte zwischen G. -Wisma und Gadjah mungkur liegt, indem ihn die Thalkluft des Kali - Tulis von ersterem und die des Kali - Dölog von letzterem trennt. Alle diese als Reste der ehemaligen Kratermauer angeführ- ten Berge sind mit ihren schmalen Enden gegen einander gerichtet, während sie mit ihrer Front, ihrer längern Seitenflanke, nach dem ^Mittelpunkte, den sie (das jetzige Plateau) einschliesscn, sehen und 219 schon hierdurch ihren frühem Zusammenhang verrathen. Am voll- ständigsten steht die Kratermauer noch im Osten des G.-Prau und beurkundet sich als eine solche durch ihre Conca\dtät gegen das Centrum, durch die äusserst schroffe, -vvandartige Beschaffenheit ihrer innern Seite, die sich 1900' fast senkrecht über das Thal bei Badak banteng (einen Theil des ehemaligen Kraterbodens) erhebt, während sie nach aussen , nach Osten und Nord-Osten hin , einen sanften, gleichförmigen Bergabhang bildet, von dem sich eben solche Längerücken divergirend in das Tiefland herabziehen, ^vie von den Abhängen anderer Kegelförmiger Vulkane. Die Heftigkeit der Kraft, welche den Einsturz der Krater- mauer veranlasste, war hauptsächlich nach Westen gerichtet. Dort wurde sie bis auf den kleinen Überrest G.-Nogosari zertrüm- mert. Dafür spricht die geringe Höhe dieses Berges, der unter allen Kujjpen die niedrigste ist, und die Senkung der ganzen l'erg- masse nach dieser Richtung hin , die auch den Abfluss des Wassers in den beiden Hauptbächen Kali-Tulis und Dölog dorthin zur Folge hat, und ferner der Anblick des überall in schroffe Kuppen erhobe- nen und von Klüften labyrinthisch durchfurchten Hochlandes von Karang kobar, das vom westlichen Fusse des G.-Nogosari an aus- gestreckt liegt, als wenn daselbst besonders starke Lavaströme oder Lavablöcke übereinander gestapelt wären. Überreste des ehemaligen Kraterbodens sind: 1) das gegen- wärtige 6296' hohe Plateau von Dieno: , über welches der höchste noch stehen gebliebene Rand der alten Ringmauer G.-Prau 1577 hervorragt; 2) der längliche Thalgrund von Badak banteng, der 250' tiefer, als Dicng liegt; 3) das Hochland zAvischen dem Dorfe Karang tengah und dem Telaga-Leri, welcher an 500' tiefer, als Dieng liegt. Ob dieser Kraterboden nun bereits ursprünglich eine so mi- gleiche Höhe hatte, oder sich erst später, in Folge von gewaltigen Revolutionen, an einigen Gegenden tiefer senkte und einstürzte, während er an andern durch Lavaströme höher ausgefüllt wurde, ist wohl schwerlich noch zu unterscheiden ; dass aber im Hochlande bei Telaga-Leri — beweisbar in historischer Zeit, wirklich Trichter- förmige Einstürze und Yersinkungen Platz hatten, wollen wir wei- ter unten erwähnen. Eine Senkung dieser Art an einigen Stellen und Verstopfung an andern haben ohne Zweifel das Entstehen der meisten Seen dieser Gegend veranlasst. Von den drei Er uptions kegeln, welche aus d em Krater- boden emporragten, haben sich zwei noch vollständig erhalten: 1) der G. -Pagör kendeng. Sein einfacher. Trichterförmiger Schlund ist längst geschlossen und von Wald erfüllt , und nm* sei- nem westlichen Fusse bei Telaga - Leri entwirbeln noch Dämpfe ; aber auch am Abhänge seiner Schwanzartigen Verlängerung nach Nord - Osten steigen in der Kawah - Sepandu noch Dampfsäulcn empor. 2) Der G. -Pangonan. Er ist doppelt und bildet zwei durch eine schmale Firste geschiedene Trichter, erstens einen mehr 220 nordwestlichen, von einem minder hohen Ringe umgebenen, in dessen Tiefe der Tölaga-Werdoto liegt, und zweitens einen südöst- lichen, neben jenem vollkommen Trichterförmig tief hinabgesenkten. Sein Kand liegt" 360' über dem Plateau. Graswuchs erfüllt seinen flachen, waldumdüsterten Grund. Sein "Wasser verläuft auf unter- irdischen Wegen und kommt in dem Kawah- Kidang, von heissen Dämpfen gehoben, kochend und bollernd wieder zum Vorschein. Ka- wah-Tjondro di muka liegt an seinem Fusse, während die beiden Kawah's - Kidang oben an seinem Abhänge ausgebrochen sind. Auch mitten in dem ehemaligen Kraterboden an den Ufern der Seen Werno und Trus finden sich, wie wir oben gesehen haben, noch jetzt Solfataren. Der dritte Eruptionskegel, G.-Pakuodjo kendil, ist zur Hälfte eingestürzt; die Trümmermassen , die da- durch bis in's Thal von Ijadak bantcng und von Djadjar hinabge- schleudert wurden, haben wir oben bereits kennen gelernt. Er war unter den noch stehenden der höchste Kegel; .sein südwestlicher Theil steht noch unzerstückclt und umschreibt bis zum Kendil feinem seiner Trümmerhaufen^ hin einen Halbkreis, dessen Xord- Ost-Wand von seiner noch stark dampfenden Solfatara durchbro- chen ist. Dass die Katastrophe, welche den Einsturz des G.-Paku- odjo veranlasste, neuer ist, als der IJau der Tempel, wollen wir weiter unten noch näher wahrscheinlich machen. Auch dass seine Dämpfe noch ziemlich central sind und sich auf der Höhe des Ke- gels halten , scheint für seine grössere Jugend zu sprechen , da die Schlünde der andern beiden Eruptionskegel längst geschlossen sind und die Dämpfe derselben am Fusse oder am Abhänge der Kegel hervorbrechen. Diesen Ausbruch des G.-Pakuodjo ausgenommen, möchte ich die Zeit, in welcher die Kratermauer einstürzte und die Eruptionskegel desG.-Dieng noch bedeutend wirksam Avaren und grössere Ausbrüche aus demselben erfolgten, Jalu'hunderte vor dem Bau der Tempel und vielleicht vor dem Anfang des Bewohntseins des Gebirges überhaupt datiren. Das Vorhandensein dieser Tempel ist zugleich die einzige Ur- kunde, die uns Anweisung giebt, von welcher Zeit an man späte- stens das Bewohntsein des Gebirges durch Menschen datiren muss, während man freilich nicht wissen kann , wie viel Jahrhunderte vorher schon es von Völkerschaften , die keine Denkmale hinter- liessen, bewohnt war. Nehmen wir aber eine Gründung der Dieng- schen Tempel, — wegen völliger Übereinstimmung in der Bauart und der Gleichheit ihrer Statuen, als ziemlich gleichzeitig mit den Siwa- Tempeln zu Prambanan (1266j, so wie der in der Residenz Kadu (iZZb) an, so erhalten wir als die wahrscheinliche Zeit ihrer Errichtung 1300 n. Chr. blinder unmöglich ist es, sich eine walir- scheinliche Ansicht von den Schicksalen zu bilden, welche Dieng nach der Gründung der Tempel erlitten hat. Betrachtet man näm- lich jene zahlreichen Reste von Urvvaldung, die «sich hier und da noch erhalten haben und die sich zur Zeit in den am schwierigsten zugänglichen Gegenden noch erheben, z. B. auf selu- steilen Kup- 221 pen und in sehr schroffen Thalklüften, wie die des Kali-Tulis, auf dem Trümmerterrain und den Lavathürmen des G. -Pakuodjo, — betrachtet man die Lage der Tempel, deren einige im Tiefsten der Waldungen, und eng und hoch von Waldbäumen umdüstert, ver- steckt liegen , — sieht man die ungeheuren Bäume, die von den gegenwärtigen Bewohnern gefällt und nur noch als Stümpfe sicht- bar und eben so dick sind, wie die übrigen Waldbäume, selbst zwischen den Mauern dieser Tempel Wurzel schlugen und mehre derselben gänzlich zersprengten , — erblickt man ferner die Menge der frisch gefällten Bäume, die sich auf allen Hügeln und Berg- gehängen rund um Dieng dem Auge darbieten und ihre kahlen Stumpfe bald noch 10 bis 30' hoch erheben, bald dicht über der Wurzel umgehauen zu Tausenden hier zerstreut liegen : so fällt es nicht scliAver, sich von der Gründung der Tempel und von dem Dieng eine wahrscheinliche Ansicht zu entwerfen; denn aus den obigen Betrachtungen folgt: 1) dass die Wälder jünger sind, als der Bau der Tempel, und 2) jünger, als die grosse Eruption, welche den Kegel Pakuodjo zur Hälfte zertrümmerte, weil die junge, lichtgraue. Bimssteinartige, poröse, nur noch Augiltheilchen un- verändert enthaltende Lava- Art, aus welcher die Tempel erbaut sind, unter jenen waldbedeckten Lavatrümmern versteckt liegt, die sich in dieser Eruption bildeten, denn diese sind von ganz an- derer l^eschaffenheit , rein krystallinisch, mit grossen Feldspath- krystallen versehen, während sich jene ungleich verwitterte nur noch selten in einzelnen Stücken findet. Das Gebirge war also schon einmal urbar und bebaut ; die Hände, welche die damals stehenden Wälder ausrotteten, waren wahrscheinlich dieselben, welche die Tempel gründeten (bramin'- sche Priester, mit Hülfe java'scher Eingebornen). Die jMillionen von kubischen behauenen Steinen, welche überall im Plateau und in dessen Umgebung zerstreut liegen, zeugen, dass die Menschenzahl, welche sich einst hier aufhielt, nicht gering sein konnte; auch ist es unwahrscheinlich anzunehmen, dass es eine blosse Priestercolonie Avar, Avelchc sich hier aufhielt, Avelche sich mit Lebensmitteln aus den tieferliegenden Ländern versah, sondern viel glaublicher, dass sich auch (wenn auch vielleicht in Folge dieser Colonisirung von bramin'schen Priestern) zahlreiche Dörfer hier befanden , deren ]^e- wohner den Grund bebauten. Durch Avelche gewaltige L^mkehrung in der Natur oder welches politisches Erciguiss diese Population nun vernichtet oder vertrie- ben wurde, kann nicht mit Sicherheit angegeben werden. Aber dass sie ganz vertrieben wurde, beweist das Bestehen von jenen Ur- wäldern, die weit und breit Alles überzogen, die in den Fugen der Tempelmauern Avurzelten und ihr Gesimse zersprengten, — von Urwäldern, die auch kein Fleckchen unbedeckt Hessen und die erst in unsern Zeiten wieder von der Axt gelichtet wurden, was man an jenen ^Millionen Baumstümpfen erkennt, die auf allen Hügeln, in 222 allen Tabaks- und Gemüsefeldern zerstreut stehen und nocli lange nicht vermodert sind. Auf diese totale Vernichtung der Population folgt nun ein Zeitraum, in welchem das Gebirge verlassen, unbewohnt, unbebaut inid vielleicht von ^Menschen gänzlich un betreten Vdicb. — Nun sprossten die Wälder üppig in die Höhe und trugen vielleicht mehr zur Vernichtung der Tempel und übrigen Denkmäler bei, als die Erdbeben und vulkanischen Ausbrüche im .Stande gcAvesen waren zu thun. Viie lange dieser Zeitraum dauerte, ist schwer zu bestim- men; doch nach der Neuheit der gegenwärtigen Kultin- zu urthei- len, nach der grossen Frische der Stümpfe ehemaliger Wälder, die selbst dicht bei den Dörfern noch zu Tausenden umherstelien, dürfte die gegenwärtige Generation nicht älter sein, als 50 Jahre. Nehmen wir an, dass der Brahmakultus, wie in den übrigen ja va'schen Rei- chen, so auch zu Dieng mit dem Jahre 1450 zu bestehen aufhörte und dass der G. -Dieng in Folge davon verlassen wurde, so erhalten wir seit 1450 bis jetzt (1840) die Periode von fast 400 Jahren, in welcher jene Wälder emporwuchsen. Während dieser Zeit erhielt sich das Andenken an Dieng im Tief lande nur als eine Sage unter der Bevölkerung, die nun malio- medanisch war, und vielleicht trug auch Aberglaube, Yorurtheil verschiedener Art dazu bei, die Javanen von Dieng, dem alten, nun in Waldesnacht versteckten, Hindusitz, abzuhalten, ,,wo der Teufel und böse Geister hauseten." An diese glaubt das Volk noch jetzt; so ist der Telaga-Trus ein heiliger Platz, wo ein Geist wohnt, und in dem Tempel Werkodoro hört man noch jetzt jeden Abend eine sonderbare Stimme. Nach dieser Periode nahm durch die An- kunft der Europäer auf Java die Kultur immer mehr überhand ; *) in die hochgelegenen Waldungen wurde Kaffee gepflanzt, die Be- völkerung näherte sich Dieng wieder, wurde mit seinen schönen Gefilden bekannt, die Yorurtheile nahmen allmählig ab, und es entstand die gegenwärtige mahomedanische Population, welche, sich in immer mehr Dörfern niederlassend und Tabak pflanzend, alle Waldungen allmählig zu vernichten droht. Doch, wie lange wird sie bestehen? Sollte nicht einmal wie- der eme Zeit kommen , wo sie verschwindet und wo diese Gebirge in ihren freien Naturzustand zurückkehren ? Wer kann wissen, wie oft eine solche Veränderung- nicht schon emffetreten ist. Sollte den alten Wäldern ihre vorige Schönheit dereinst nicht einmal wieder erblühen ? Wenn dann wieder Alles umher, Berg und Thal , unter der Wölbung der Wälder verborgen liegt, wenn nach Jahrtausenden der letzte Rest der Tempelsteine wird verwittert sein und alle Ur- kunden vermodert, und wenn geheimnissvoll, wie Geister aus der Vorwelt, nur Nebel durch die Waldung streichen, dann werden die Enten wieder in üppiger Lust auf den Seen plätschern, Rhino- *) Dass solches wirklich erst 17 bis 20 J. beträgt, haben wir bereits früher angedeutet; siehe Seite 215. A. d. V. 223 zerosse und Banteng's werden wiederkehren , ungescheucht werden die Falken über den längst erloschenen Kraterschlünden schweben, lind nur wilde Katzen werden in den bemoosten Waldungen hau- sen, in denen nimmermehr die Axt eines Menschen erschallt ! — G. -Telerep. -^ Er ist der Halbkreisförmige Rest eines zerstörten alten Kraters, der auf der Nord- West-Seite durch einen Sattel mit dem G.-Prau und auf der Süd-Ost-Seite durch einen ähnlichen Sattel mit dem G.-Sendoro zusammenhängt, also zwischen beiden, dem G.-Sen- doro aber viel näher liest. , 25. G.-Sendoro. '^ Hierzu gehören Sendoro Fig. 1 bis 6. A. Topographischer Überblick. Nachdem sich die eigenthümliche Pikform der java'schen Berge in der Aveiten Raumausdehnung zwischen dem G.-Slamat und Prau gleichsam verloren hatte, — oder sich doch in der überwiegenden horizontalen Ausdehnung der Bergmassen daselbst nur verwischt und untergeordnet zeigte, so tritt nun, in Süd-Osten von Dieng, diese so charakteristische Kegelform trachytischer Vulkane um so deutlicher wieder hervor und zeigt sich zunächst wieder in zwei er- habenen Pik's, dem G.-Sumbing und Sendoro, die, weit über Sama- rang in die java'sche See hinabschauend , den Befahrern unter dem Namen der zwei Brüder (de Ucee gehroeders) bekannt sind. Sie umfassen den nordwestlichen Theil des Thaies Kadu auf dessen Westseite. Aber auch auf der andern Seite dieses Thaies, in Ost-Süd-Ost von ihnen, erheben sich noch zwei hohe Kegel, der G.-iNIerbabu und ^Nlerapi, die, das Ebenbild des vorigen, durch einen Sattelförmigen Zwischenrücken mit einander verbunden , als ächte Zwillingsberge den mittlem und mehr südlichen Theil dieses Tha- ies begränzen. So finden sich vier der höchsten Kegel dieser Insel in geringen Entfernungen aneinander gereiht und auf beiden Seiten zu einem Zwillingsvulkane verbunden, während sich ihnen weiter nördlich noch ein fünfter, aber einzelner Feuerberg, der G.-Unga- ran zugesellt, um durch die Verbindungsketten, die er nach beiden Seiten hinausschickt, das Thal Kadu auch auf der Nordseite zu schliessen. In Nord- Westen nämlich hängt der Abhang des G.-Ungaran mit einer langen Bergkette zusammen, die sich im Ganzen west- nordwestwärts ununterbrochen bis zum G.-Prau liinzieht, zu dessen Firste sie emporsteigt, — und in Süd-Osten ist es das kürzere und 224 weniger hohe A'erbindung-.sjoch G.-Djambu, welches zum nordwest- lichen Vorgebirge desG.-Merbabu, namentlich zur Kuppe Telemojo hinüberläuft. Dieses letztere Gebirge trennt Kadu von dem Thal- grunde Ambarawa's, welches von den Abhängen des G. - Ungaran und dem Vorgebirge des G. - Merbabu Kesseiförmig umschlossen, als ein Jiinnensee wahrscheinlich lange mit Wasser bedeckt war, das sich erst später durch die niedrigste .Stelle der Randgebirge in Nord-Osten einen Durchbruch bahnte. Auf der Westseite Kadu's setzt sich die Thalwand, die anfangs durch die genannten vulkani- schen Pik's gebildet wurde, fast in derselben Richtung, wie diese ("nämlich südostwärts) in einigen Kalkgebirgen noch weiter fort, und stösst auf den Fuss des G.-Mera])i an, doch mit einem Zwi- schenraum zwischen beiden , durch welclien , als den einzigen Ab- zugskanal, die Gewässer des Thaies, nachdem sie sich in dem Kali- Progo vereinigt haben, südwärts dem INIeere zuströmen. Wie die der Gränzgebirge, so ist auch im Allgemeinen die Richtung des Thalgrundes, nämlich der am höchsten gelegenen nordwestlichen Hälfte: der Distrikt Lempujang*) von Nord- West nach Süd-Ost, die mittlere und untere Hälfte aber, des eigentlichen Kadu's, von Norden nach Süden; erstere fällt von Adiredjo bis Temangung von 26G0 bis 1S50 par. Fuss, letztere von Mödono bis zum Tempel Mundut von 1920 bis 756'. Vlan sehe über diese Verhältnisse auf der hierzu gehörigen Tafel die erste Figur (Sendoro Figur 1), wo die Lage der Gränz- gebirge Kadu's und die Art ihrer Verbindung unter einander dar- gestellt sind. **) Das mittlere Stück der Residenz, das eigentliche ]Magelang, stellt sich wie ein ausgebreiteter, verflachter Lavastrom dar, wel- cher, in der Glitte 1 Yo geogr. IMeile breit, sich vom G. -Ungaran und Djambu-Gebirge herabzieht; er besteht auch wirklich aus Lava und ist zu beiden Seiten von der Kluft eines Baches begränzt, auf der Ostseite nämlich vom Kali-Elo und auf der Westseite vom grössern und wild über Gerolle hinbrausenden K.-Progo, der nach- her in der südlichsten Ecke der Residenz den erstem aufnimmt. Die Thalkluft des K.-Progo senkt sich ziemlich steil in die schmale Sohle des Flusses hinab und hat bei ]Magelang eine Tiefe von 150', *) Sehenswürdig sind die Tempel Tjandi-Perot und Prengapus in diesem Thalgrunde, auf dem Ost-Xord-Ost-Fuss des G. -Sendoro liegend. (Siehe meine Abhandlung: „Ruinen von Java," in Tijdschr. voorNed.Ind. VI. 1S44. p.355.) Auf der Spitze des erstgenannten Gipfels erhebt sich ein Feigenbaum Poön-Ipe, der G Mal höher als der Tempel selbst ist und der mit seinen "Wurzeln die kubi- schen, mit ausgehauenem Bildwerk verzierten Steine, aus denen der Tempel ge- baut ist, wie mit einem Netz überzogen hat und ihn auf allen Seiten so umgiebt, dass sich das Holz beim ^A'achsen nach allen Unebenheiten dieser A^'ürfelförmi- gen Steine und Bilder geboj^en und ein hölzernes Futteral oder Pliesterwerk gebildet hat, wovon viele Bilder ganz umzogen sind. Siehe die Steinart in Z. Nr. 135. • •*) Auf dieser Skizze sind die Firsten der Bergketten und die Wasserschei- dungen dunkel gezeichnet. A. d. V. v^ Z:: iedoii. I,- v,i,i,/.,„.i C^- ^ Sriuloni , fiijiir '/ © AT/A/Vy,, »fi^j; Scalr KrTupi, 225 die des K.-Elo M'eniger. Beide Ströme laufen fast parallel mit ein- ander, und trennen den INIittelrücken ]Magelang's vom Fusse der beiderseitigen Vulkane, deren Abhang 2500 bis 3000' hoch in Reis- terrassen verwandelt, nachher mit Thee bepflanzt, seiner Urwälder aber bis auf den höchsten Gipfel fast gänzlich beraubt ist und der sich sehr sanft und allmählig erhebt. In der Mitte Kadu's, 5 Pfähle nordwärts vom Hauptorte Ma- gelang, findet sich am westlichen Abhänge des Rückens, da, wo er sich zum Flussbette des Kali-Progo hinabdacht, ein auffallendes Beispiel von unterirdischer Aushöhlung oder Zerklüftung des Ge- steins. Es dringt daselbst nämlich in mehren Kesseln neben ein- ander der Kali-Bening auf einmal aus dem Grunde hervor und bil- det einen Bach , der, wenn das starke Gefälle dies nicht hinderte, gross genug sein würde, gleich nach seiner Entstehung kleine Schiff'e zu tragen. Die Gewalt , mit welcher das ^\'asser hervor- sprudelt, ist so gross, dass kleine Steine mit herausgeschleudert werden. Doch liegt die Quelle, die grösste der Insel Java, noch 50 über dem Flussbette des Kali-Progo, und auf dem waldentblössten Mittelrücken von jNIagelang, dessen Platte nur wenig höher, als diese Quelle liegt, die an seiner Seite entspringt, kann sich unmög- lich so viel Wasser sammeln. J\lan muss also annehmen, dass die- ses Wasser, welches krystallhell ist, in einer grössern Höhe am G.- Sumbing entspringt und in einem heberförmigen Kanäle unter dem Flussbette des Kali-Progo fortgeleitet, hier durch hydrostati- schen Druck hervorgetrieben wird. *) Nach diesem allgemeinen Blicke über die relative Lage und Verbindung der fünf Vulkane unter einander verlassen Avir das schöne Thal Kadu, — das, obgleich von ganz vulkanischer Natur, doch eine der am stärksten und seit den ältesten Zeiten her bevöl- kerten Provinzen Java's ist , — das eben so berühmt durch seinen Reichthum an Kokospalmen , durch seine Ausfuhr an Ol , durch seinen vortreff'lichen Tabak und durch seine Pferde ist, — als es höclist denkwürdig ist durch seine majestätischen Ruinen, die kein Vulkan, obgleich Jahrhunderte über ihre bemoosten Scheitel hin- zogen , gänzlich zu verschütten vermochte, — und das jedem Nie- derländer eben so interessant ist durch die Avichtigen Ereignisse, deren Schauplatz es im Kriege von Java so lange war und die noch frisch in der Erinnerung vieler Tapfern leben , — als es die Auf- merksamkeit des Naturforschers durch seine bedeutsamen vulkani- schen Phänomene auf sich zieht. Der G.-S6ndoro ist in einer Höhe von 4326' mit den G.-Sumbing zu einem Zwilling verbunden und führt daher mit diesem gemeinschaftlich den Namen der zwei Ge- brüder mit Recht; noch genauer aber würde es sein, diese Berge die vier Gebrüder zu nennen; denn ein eben so hoher Zwischen- rücken vereiniget denG.-Söndoro mit der höchsten östlichsten Fii'ste •) Siehe ,, Quellen" im 3. Abschnitt dieser Abtheilung. Juiigliuhii , J.i\a II. 1 5 220 des alten Vulkan's von Dicng, mit dem G.-Prau, und zwischen diesen beiden , dem G.-Prau und dem G.-Sendoro, steigt auf dem Zwisclienrücken der Rest eines vierten Vulkan's, der G.-Telerep in die Höhe. So nennen die Eingebornen nämlich eine etwas mehr, als im Halbkreis lierumgebogene Firste, die, vom G.-Prau weiter als vom G.-Sendoro entfernt, sich unmittelbar dem Nord-Nord-Wcst-Fusse dieses letztern anschliesst. Ihre beiden Enden , die eine geringere Höhe, als die Mitte haben, sind nach Süd -Westen gekehrt, und nach dieser Richtung hin steht daher der (umschriebene) Circus offen; ihre Höhe in der Mitte mag lOOO' betragen. Der Rand der Firste ist schai-f und bildet , sich hebend und wieder senkend , viele kleine, schroffe Spitzen auf die Art, dass zwischen je zwei Spitzen eine Längenkluft ihren Anfang nimmt, und die Spitzen selbst der höchste Punkt von Längenrücken(rippen) sind , welche am äussern Abhänge des G.-Telerep sich eben so, wie an andern Kegelbergen, divergirend herabziehen. Die Längenklüfte sind oben (zwischen den Spitzen) breiter, als unten. Doch auch nach dem innern Räume zu, den die Firste umschreibt, senken sich einige, obgleich weniger starke, hervorstehende Leisten herab; — zwischen diesen Leisten aber ist der innere Abhang Wandartig steil und un- er klimmbar. So stellt sich diese sonderbare Bergmasse dar, wie der Rest eines alten höhern Vulkan's; auf jeden Fall war er schon vorhan- den, aber auch schon zerbrochen, zur Zeit, als der G.-Sendoro noch grosse Lavaströme ergoss; denn der innere Raum des G.-Telerep besteht aus solchen Lavaströmen, die sich Plattenartig immer mehr ausbreiten, je weiter sie sich vom G.-Sendoro herabziehen, und in den Circus hineintretend, bis an die jenseitige Wand dessel- ben anstossen; nur die schmale Kluft eines Baches, des Kali-Putih, windet sich zwischen denselben und dem innern Fusse des G.-Tele- rep herab. Auf einem verflachten Lavaboden von dieser Art liegt im In- nern des G.-Telerep, den Augen aller Welt verborgen, das einsame Dörfchen Seketang, dessen kahle Hütten von keinem Fruchtbaume, sondern nur von Djarak (Micmus communis) mehr umgrünt sind. (Höhe 4930'.) Eben so, wie die südlichen Abhänge des Dieng'schen Gebirges, — und die des G. - Sumbing und Sendoro nebst ihren Z^vischen- rücken auf fast allen Seiten (bloss ihre höchsten Regionen des Ke- gels, ihre unzugängHchsten Klüfte und steilsten Gebirge ausgenom- men), — so ist auch das Zwischengebirge zwischen G.-Prau und Söndoro, nebst dem G.-Telerep, von Wäldern und fast von allem Baumwuchse entblösst. Malmte nicht die so charakteristische Con- figuration \Tilkanischer Gebirge an den wahren Himmelsstrich, so könnte man auf diesen Grasplätzen zwischen weidenden Kühen, 227 von kühler Luft umweht, leicht in den Wahn gerathen, auf eine Grastrift des höhern Nordens versetzt zu sein. *) Angehend die fast gänzliche Abwesenheit der Wälder und das darum entstehende kahle Ansehen des G.-Sunibing und Sendoro, eine Kahlheit, in der ihnen nur noch ein Berg auf Java, der gegen- über liegende G.-Merbabu, gleicht: so kann diese Erscheinung kei- neswegs aus vulkanischen Eruptionen erklärt werden, welche den vorhandenen Wakiwuchs vernichtet hätten; denn 1) besteht die oberste Erdschicht, welche die Pflanzendecke dieser Berge trägt, beim G. -Sumbing überall und beim G. -Sendoro in der untern Hälfte aus einer fruchtbaren, röthlich-braunen Erde (und nicht aus Sand oder Asche); 2) die vernichtende Kraft heisser Laven und aus den Kratern geworfener Steine scheint sich in den meisten Fäl- len nie tiefer, als 1000 bis 1500' unter den Gipfel zu erstrecken; dies sieht man an den Bergen G.-Gede, Slamat, Merapi, Lamon- gang, Semeru und andern Vulkanen dieser Insel, welche, obgleich sie gerade die furchtbarsten und thätigsten sind, sich mit den dichtesten und undurchdringlichsten Waldungen umlagert finden, aus denen nur ihre Gipfel 500 bis 1500' hoch, kahl und öde her- vorragen. Daher scheint die Waldentblössung bei unsern java'schen Bergen eher für ein Erloschensein vulkanischen Feuers seit langen Zeiten oder wenigstens für eine Abwesenheit grösserer und heftiger Eruptionen in sehr langen Perioden zu spreclien, weil sich die Po- pulation solchen Herden, aus denen einmal eine verheerende Kata- strophe hervorging, möglichst fern hält. Der G. -Sumbing und Sendoro aber sind bis hoch hinauf bebaut , und ihre Tabak-, Kohl- und Zwiebelfelder, die bis 7000' Höhe, wo wegen Rauhheit des Klima's nichts Anderes mehr gedeihen will, hinaufrücken, sprechen für das Alter der Menschenkultur in dieser Provinz, die die bevöl- kertste des alten Mataram'schen Reiches war. Die Hand des Menschen, und diese allein, war es daher, die ihren AValdwuchs ausrottete. In Magelang sind die Wälder in der That so selten, dass man das Brennholz auf dem lOOOO' hohen Gipfel des G. -Sum- bing aufsucht und auf jenen AVegen herabschleppt, deren Schlan- genlinien man fast auf allen Rippen des Gebirges erblickt; 3) ausser auf den höchsten Gipfeln, finden sich Wälder wirklich noch an sehr steilen Abhängen und in sehr tiefen Klüften, avo sie als geringe Überreste von Urwäldern (die einst allgemein verbreitet waren,) stehen geblieben sind , und ihre Erhaltung nur der Uneugänglich- keit ihrer Lokalitäten verdanken; dies ist unter Anderm der Fall auf einer spitzen Bergkuppe, die sich am Westabhange des Zwi- schenrückens vom G. -Sendoro und Sumbing, oberhalb des Dorfes Parakan erhebt. Mit dieser Kahlheit und Baumentblössung des G. - Sumbing und Sendoro steht der Wassermangel aller obern Regionen der- •) Wie dort, wuchst auch hier der ächte Champignon (Af/ancus campestris L.) und auf Kuhmist findet sich, wie dort, Ascobolus furfuraceus Fers. A.d. V. 15* 228 selben oberlialb lOOO' im unmittelbarsten Zusammenhano^c. — Ja nirgends findet man einen schlagendem Beweis für die Fähigkeit der Wälder, die Feuchtigkeit der Atmosphäre zu sammeln und Hache und Flüsse mit Wasser zu speisen, als hier. Denn während in den LängekUiften anderer bewaldeter Berge, z. B. des G.-Gede, Lawu bis SOOü' hinauf Giessbäche rauschen, während selbst dem noch furchtbar thätigen G. - Merapi von mehren Seiten reichliche Wässer entströmen, so sind, ausser nach gef4llnem Eegen, die Klüfte dieser längst erloschenen und hoch hinauf bebauten Vulkane oberhalb 4000' trocken und wasserleer. Erst unterhalb 'lOOü' entspringen in ihren Längeklüften die Quellen, und nur einzelne Klüfte der mehr bewaldeten Westseite des G. - Sumbing machen hiervon eine Ausnahme. Dieser Wassermangel ist auch Ursache, warum sich an der Ost-, Nord-Ost- u. a. Seiten des G.- Sumbing wohl bebaute Felder, aber keine Dörfer höher, als 3000 bis 3500' hinaufoezofj^en haben. Reissfclder in Sawah's bis 3000',*) — Theepflanzungen (be- sonders auf dem Zwischenrücken zwischen beiden Vulkanen, wo, 4326' hoch, der Pasanggrahan - Kleton stehtj, bis 5000', — Ge- müse, besonders Kohl- und ZAviebelfelder, bis 7000', — und Tabak- pflanzungen , alle Kegionen durchlaufend, — bilden die Kultur- gränze auf vielen Stellen der Abhänge des G.-Sendoro. Alle übri- gen, viel grössern Räume, die nicht zu Kulturgrund verwendet wurden, sind weit und breit vom Alanggras bedeckt, und erst oberhalb 7000' treten Gebüsche von Alpenbäumchen auf, unter de- nen Agapetes vulgaris und Dodonaea ferrea (PI. Jungk.) hier am häufigsten sind, deren dünne Stämme aber überall noch eine gewisse Jugend verrathen. Sie übersteigen an Berggehängen in den Re- gionen von 7 bis 8000 die Höhe von 12 bis 15' nicht, während auf dem Berggipfel 5 bis 7' ihre gewöhnliche Höhe ist. — An sich selbst schon spärlich, sind ihre Gebüsche auch noch an vielen Stellen von der Axt gelichtet. Nur auf der Westseite des G.-Sendoro, die, wie bei allen java'schen Bergen feuchter , kühler und daher auch wilder und un- bebauter als die Ostseite ist, wölben sich diese Gebüsche etwas dichter und ziehen sich bis zu 5 ja 4000' Höhe hier und da herab. Die Westseite empfängt weniger Sonnenschein als die Ostseite der Berge. Weil nämlich der Himmel von Früh bis Mittag an der grossen ^lehrzahl der Tage heiter ist, so fällt ein ungeschAväch- tes Sonnenlicht auf die Ostseite; um 12 oder 1 Uhr aber sind die Wolken auf Java gewöhnlich schon zu einer Decke vereinigt, wel- che die directen Strahlen der nun den westlichen Tlieil des Him- *) Reissfelder ziehen sich besonders dem Laufe der Flusslhäler entlang und bilden zuweilen, besonders bei Wonosobo , auf der Süd-"\Vest-Seite des G.-Sen- doro , einen höchst künstlichen Treppenbau , dessen einzelne Terrassen (die alle sicher überströmt sind) an vielen Stellen nur 3' breit sind , während sie sich G bis S' hoch über einander erheben , und sich auf diese Art drn steilsten Wän- den anschmiegen. A. d. V. 229 mcls durchlaufenden Sonne nicht hindurchlässt und die Ursache Avird, dass die Westseite der Berge weniger intensiv und weniger hinge von der Sonne beschienen Avird. Nach dieser Übersicht der pflänzhchen Bekleidung, der vege- tabilischen grünen Oberfläche des G.-Sendovo, kehren wir zur Be- trachtung der Gebirgsformen zurück. Auf ihrer Westseite ist die Bergmasse zwischen dem G. - Prau und dem G. -Sendoro (auf welcher sich der G.-Telerep erhebt) von einem Thalgrunde begränzt , der zwischen diesem Gebirge und den gegenüberliegenden östlichen Abhängen des G.-Dieng, namentlich des G.-Pakuodjo übrig bleibt, und der sich Anfangs südöstlich, zu- letzt aber südwärts aus einer Höhe von 4700' bis zu 3000' sehr sanft herabzieht, um in die Landschaft AVonosobo überzugehen. Ausser seiner südlichen Neigung hat der Thalboden noch einen sanften Fall von Westen nach Osten, und besteht aus nichts Anderm, als aus dem verlängerten Rücken der Dieng'schen Gebirge, die bis an den Fuss der Telerep-Kette anstossen. Die Art dieser Neigung bezeichnet den Wässern ihren Lauf; und hart am Fusse des steilen G.-Telerep, und keineswegs in des Thaies Mitte, strömt donnernd der Kali-Seraju herab. Auf dem schönen Grasboden des breiten, sanft-verflachten Thaies stehen zwi- schen Djagonfeldern zwei Dörfchen, unter deren Namen Djadjar auch der Pasanggrahan begriffen wird, welcher im Jahre 1840 da- selbst in eine jNIeereshöhe von 4465' erbaut ward. — Es ist dieses Thal eine Wiederholung jener Bodenentwickelung, die wir beim G.-Dieng als ,, flache Thalgründe" kennen lernten, und reiht sich zunächst dem Thale Badak banteng an. Weiter in Süden ist es die Landschaft Wonosobo, die den Westfuss des G. - Sendoro umlagert und im Alunplatze des Ortes Wonosobo eine Meereshöhe von 2457' hat.*) Der sanftgeneigten Ebnen, die von 2658 bis 1850' fallend, den Nord-Ost und Ostfuss des G. -Sendoro von Adiredjo bis Temangung umgeben, ist bereits oben gedacht; sie steigen so allmählig und gleichmässig in den Kegel an , dass es unmöglich ist , anzugeben, wo eigentlich der Fuss desselben beginnt. Erst in 4500' Höhe wird das Gehänge allmählig steiler, und strebt dann zu dem regelmässig- sten und schönsten aller Kegclberge Java's empor, der, wenn er auf eine höhere IJasis gesetzt wäre, und statt auf 2 oder 3, vielmehr auf lOOOo' hohen Ebnen stünde, dem majestätischen Cotopaxi in Süd- Amerika Nichts nachgeben Avürde. Der Gipfel des G. -Sendoro, **) der kühn über die Wolken herabschaut, gleicht vollkommen einem Zuckerhute, von dem die Spitze quer und gerade abgeschlagen ist, *) Dies ist der höchste Ort auf Java , wo sich (von einem OfRcier befehligt) eine Benteng (Recloute) und eine Besatzung befindet. **) Sundoro ht der YAgennamc für A/ifeiinaria j'aranica UC, welche auf dem Gipfel dos Berges häufig wächst und bedeutet inSanscrit: schön, präch- t ig. (l)ieser Berg bildet den regelmässigstcn Kegel auf der Insel.) A. d. V. 230 und das Profil seines Abhanges läuft so ganz eben und gleichmässig in's umgebende Flachland liber, dass es unmöglich ist, mit dem Cirkel eine .schärfere Linie zu ziehen. Sendoro Figur 2 stellt ihn genau so dar , wie er von der Kratermauer des G.-Sumbing aus er- scheint. Eben so gleichmässig , wie der Kegel selbst , dacht sich auch die Ostseitc des Zwischenrückens ab, über welchen von Temangung am Ostfusse nach Wonosobo am Westfusse der Fahrweg hinüber- führt. Nur eine einzige isolirte Bergkuppe, etwa 300' hoch, unter- bricht hier die Gleichmässigkeit des Abhanges. In der Eichtung nördlich vom G.-Sumbing erhebt sich nämlich da, wo die verflach- ten Längerücken beider IJerge zusammenstossen, ein spitzer, steiler Kegel, auf dessen Kuppe noch Hochwälder grünen, w ährend unten Alles Kaumentblösst erscheint. Oben, auf seinem Scheitel , ist der Zwischenrücken sehr breit und flach und wird, oberflächlich wenigstens, vom G. -Sendoro allein gebildet, dessen verflachte Rippen bis zum G.-Sumbing hin- über laufen und auf dessen Abhänge , die sich steiler und schneller erheben, anstossen. (Siehe Sendoro Figur 3.) Weite Strecken sind daselbst in der That ganz glatt und eben und bilden Felsen- platten, die offenbar nichts Anderes, als ausgebreitete und er- starrte Lavaströme (des G. - Sendoro) sind. Eine dieser Platten ist schmäler, als die übrigen, und zu beiden Seiten von einer Kluft be- gränzt , läuft aber in schnurgerader Ilichtung (auf ihrer Oberfläche ganz glatt , wie eine Tafelj , bis zu der oben genannten isolirten Bergkuppe hin, auf welche anstossend sie sich plötzlich endigt. Sie liegt wie eine Kruste auf tieferem Gestein, und ihre Mächtigkeit (Dicke) beträgt, nach einigen Stellen in der Kluft zu urtheilen, zwischen 20 bis 25'. Auf der Westseite aber senkt sich der Zwischenrücken keines- weges so gleichmässig hinab, sondern bildet oberhalb Wonosobo ein weit vorspringendes Plateau , das sich dann auf einmal hinabdacht und auch keine Sjjur von solchen Klüften wahrnehmen lässt, die, wie am Z^vischenrücken zwischen dem G.-Merbabu und G.-]\Ierapi, von beiden Seiten her zusammenlaufen. — Überhaupt (während die Ostseite des G. -Sendoro sich so gleichmässig senkte) ist der ganzen Südwest- und Westseite des Kegels in den untern Regionen zwischen 3 und 4500' eine sonderbare Terrassenbildung eigenthümlich, oder eine Ausbreitung und Verflachung der Längen- rippen (Lavaströme) , die , nachdem sie horizontale , von unten ge- sehen scheinbar convexe Vorsprünge gebildet haben, sich dann terrassenförmig und ziemlich steil hinablassen. Auch in den höhern Regionen dieser Seite ist die Kegelform gestört durch zwei stumpfe. Glockenförmige Höcker, wovon der kleinere an der Süd-Westseite in 5000' Höhe steht, und der andere gTÖssere, — (j.-Kembang — gleichsam als ein dem G. -Sendoro an- gewachsener, nicht ganz ausgebildeter Zwälling , mit seiner Kuppe die Region von 7000' erreicht. 231 Auf der Nord-Ost-Seite des G.-Sendoro findet man neben dein Dörfchen Djombret in einer Höhe von 39 SO' die Quelle des grössten Flusses der Residenz Kadu , des Kali-Progo. — Er entspringt daselbst in dem Grunde einer Längekluft, die oben trocken und Av a s s e r 1 e e r ist , auf einmal aus einer Höhle. Diese Höhle ist an ihrer Öffnung 20' hoch, verschmälert sich aber sehr schnell und geht, 30 bis 40' von ihrem Eingange entfernt in eine Kluft, oder Spalte über, aus welcher das Wasser, wovon die Spalte ganz aus- gefüllt wird, mit Gewalt heraus stürzt. Die Wände der Höhle sind ein vulkanisches , aus Trachy t - und Lavabrocken heterogener Na- tur, zusammengebackenes Conglomerat: L. Nr. 133, von dem mehre Schichten über einander liegen, also walu-scheinlich auch von verschiedenen Ausbrüchen des Berges abstammen. Die ober- sten Schichten, woraus auch die Decke der Höhle gewölbt ist, be- stehen aus viel feinern, mehr sandähnlichen Stücken, als die ün- tein , in welche grössere Trmnmer eingemengt sind. Akacien- und Weringin- (Feigen-) Bäume beschatten diesen romantischen Ort. Wir steigen nun in unserer topographischen Übersicht an den Abhängen des Kegelberges, die immer steiler werden, höher emj^or. . Sie fangen sich nach oben zu, besonders von 7000 an, immer mehr mit Stein trümmern der verschiedensten Grösse an zu bedecken, die noch nicht verwittert sind und kahl aus der spärlichen Vegetation hervorragen. Sie scheinen ihren Ursprung späteren Eruptionen des Berges zu verdanken und nur oberflächlich auf den eigentlichen Lavaströmen zu ruhen; denn an vielen Stellen stehen diese zu Tage an. Namentlich ist dies der Fall auf der Nord- und Nord-Ost-Seite, wo zwischen 7 und 9000' Würfelförmig zerspaltene Felsen- massen hervorragen, die das RegenAvasser ganz blank gewaschen hat, und auf der Ostseite, wo sich 7500' hoch in eine Längenkluft ein Wasserfall hinabstürzt*) über eine Felsenwand, welche aus mehren parallel übereinander liegenden, 6 bis 10' dicken Lava- schichten besteht, und noch höher unter dem Ostrande des Gipfels, wo sich eine 30' hohe Felsen Avand findet, die Buchtenartig ein- springt. Die Unebenheiten, welche durch diese Felsenwände sowohl, als durch die aufgelagerten Trümmer gebildet werden, sind ver- schwindend klein zum Umfange des ganzen Gipfels, und sind daher unvermögend , die Gleichförmigkeit der Bergwand zu stören , die, aus einiger Entfernung gesehen, völlig glatt erscheint. Je höher man steigt , um so mehr verschwinden alle Klüfte ; vergebens sieht man sich nach jenen tiefen Längeneinschnitten um , die vom Gipfel anderer Vulkane herablaufen. Die hohen Abhänge des G.-Söndoro sind zwar steil fallend, aber glatt und undurchfurcht. Kommt man am Rande des rundlichen Gipfels an , so sieht man ein mit Gebüsch begrüntes Plateau vor sich, ohne anfangs eine Spur von einem Krater, oder einer Kratermauer zu entdecken. •) Freilich nur nacli Kegenwetter! A. d. V. 232 Dies Plateau, welches den höchsten Söndorogipfel bildet und vollkommen mit der Fläche eines queren Kegeldurchschnitts über- einstimmt , findet kein zweites Beispiel unter den Vulkanen Java's, und hat nur so geringe Unebenheiten, dass es vom G.-8umbing aus (wie es in Sendoro Figur 2 darstellt), selbst mit einem Fern- rohre gesehen , völlig eben erscheint. — Dennoch linden sich zwei Seeböden und selbst ein Krater auf demselben, der aber, weil er sich aus flachen Umgebungen plötzlich in die Tiefe hinablässt, und weil die Känder nicht ansteigen und auf allen Seiten gleich hoch sind, erst dann sichtbar wird, wenn man sich dicht neben ihm befindet. Es ist ohne Zweifel der kleinste auf Java, und hat in einer nordwestlichen Richtung nicht mehr, als etwa 300' Länge und in entgegengesetzter Richtung halb so viel Breite, und umschreibt mit einem Durchmesser am obersten Rande, wie hier angegeben wurde, ein ovales, doch nicht regelmässiges Loch, dessen graue Wände sich an den mehrsten Stellen senkrecht hinabstürzen. Nur in Osten und Süd-Osten von der Mitte sind dieselben sanfter gesenkt, näm- lich daselbst mit Gerolle überschüttet, so dass sie Yorsprünge bil- den, an denen man in den Krater hinabklettem kann; sein Grund ist sehr ungleich tief und von aller Vegetation entblösst; er besceht grösstentheils aus vulkanischem Gereibsel, Sand und kleinen, zum Theil zersetzten Steinen, und ist nur hie und da von grossem Trümmern bedeckt. Seine tiefste Stelle lieg-t nordnordostwärts von der ]\Iittc ; hier schneidet zwischen senkrechten Wänden eine fast vierseitige Kluft ein und fällt 200' tief hinab, in ihr verläuft das Regenwusser ; etAvas höher oben aber ist ein kleiner Raum wasser- dicht, und bildet im Regenmousson einen See. Einige von den Wän- den, welche diese schmale Kluft umschreiben, namentlich die süd- östliche, bestehen aus parallel an einanderliegendenLava- platten (Tafelnj . welche nur oben nach dem Rande des Kraters zu senkrecht anstreben , unten aber in einen Halbkreis nach innen gebogen sind. (Siehe Sendoro Figur 5.) Die übrigen Seitenwände des Kraters , am schönsten die süd- Avestliche, sind Säulenförmig abgesondert; sie bestehen aus zwar dicken, aber doch sehr deutlich unterscheidbaren vierseitigen läng- lichen Stücken, welche, aufeinander gebaut und nur durch schmale Risse (Spalten) von einander geschieden , Avirkliche durch Glieder abgetheilte Säulen bilden, die bei einer queren Dicke von 5 bis ü' vertical neben einander stehen, und von denen viele Rippenartig vor den anderen vorspringen. Der grösste Theil des ganzen Gipfels, nebst dem Rand des Kraters , nur die beiden Sandflächen ausgenommen , ist oberfläch- lich mit kleinen Lavatrümmern überstreut , die kaum erst anfangen zu verwittern und sich mit Vegetation, namentlich mit Flechten, zu bedecken ; das südliche Ende des Kraters ist einige Fuss niedri- ger als die übrigen und liegt dem Rande des Gipfels am nächsten, da, wo dieser vis a vis vom (x.-Sumbing in den Bergabhang herab- fällt ; alle übrigen Ränder dieses Kraterloches aber sind von flachen 233 Käumen umgeben, die den übrigen Gipfel bilden, und zwischen denen der Krater nur wie eine kleine Einstürzung erscheint. Der gemessene Durchmesser des Gipfels von einem Rande zum andern {a bis h auf Sendoro Figur 4) durch die ohngefähre Mitte von West-Süd- West nach Ost-Nord-Ost beträgt 1200', und die Breite der Krateröffnung an den breitesten Stellen wenig mehr als 200'. — Der höchste , doch übrigens auch flache Punkt des ganzen Gipfels scheint wirklich im Centrum desselben zu liegen, nämlich in Nord- West vom Krater, doch nicht mehr als 25' über die tiefste Gegend der Platte, welche in Norden vom Krater zu finden ist, erhaben zu sein. Hier bemerkt man nämlich zwischen sanft verflachten Ufern eine kleine Einsenkung von ovaler Form, welche 1 o' tiefer liegt, als das angränzende östliche Plateau, und welche in der trocknen Jahreszeit eine Sandfläche ist , während sie sich im Rogenmousson einige Fuss hoch mit Wasser bedeckt und dadurch in einen See ver- wandelt wird, den höchsten auf Java. Die mittlere Höhe für die meisten flachen Räume des Gipfels ist ofienbar die des gemesse- nen Punktes bei ^ von 96S2'. Eine zweite , nicht viel breitere , aber desto längere Sandfläche biegt sich Halbmondförmig von Nord nach Süd durch die ganze nordwestliche und -westliche Hälfte des Gipfels herum, ist aber, ob- schon tiefer, als die angränzenden Gegenden liegend und auch eben so söhlig, kahl und glatt, wie die erste Fläche, doch nur in der Re- genzeit an einigen ihrer nördlichsten Stellen mit Wasser bedeckt. Nur Moose (Ortofricha) und Gräser bewachsen Inseif ömiig hier und da den kahlen Roden. jNlitten durch den südlichen Theil dieser Fläche, welche da- selbst 12o' breit ist, und durch den etwas höhern Zwischenraum, der sie vom Krater trennt, so wie durch den ganzen südwestlichen übrigen Theil des Gipfels , zieht sich eine schmale, aber un- messbar tiefe Spalte, ein Riss hin, der an der nordwest- lichsten Ecke des Kraters anfängt , in der Richtung von Süden 35" zu Westen die Felsenmassen durchbricht und sich noch Aveit am Rergabhange herabzieht. An einigen Stellen ist diese Spalte verschüttet , an andern mit Gesträuch überwuchert , an noch andern führen , aus zusammenge- stürzten und einander haltenden Steinblöcken gebildet , natürliche Brücken über sie hin (wie Sendoro Figur 6 eine solche in Quer- profil darstellt), an einigen Stellen in der Sandfläche ist sie zu Löchern erweitert, an den meisten Stellen aber ist sie 3 bis 6' breit, so dass man darüber hinwegspringen kann. Sie stellt in den süd- westlichsten Gegenden des Gipfels einen wahren , scharfbegränzten Riss (Bruch) dar, welcher die Bergku})])e in zwei seitliche Hälften theilt, und welclier, weil die Vertiefungen der einen Seite den Yor- sprüngen auf der anderen entsprechen , und die Wände des Risses glatt und luiverwittert sind, plötzlich entstanden sein muss. Ihr äusserstcr Rand ist noch mit liüsclicn bewachsen , deren Wurzehi zum Theil entblösst sind. 234 In der .Mitte der Sandfläche ist die Spalte zu zwei (ovalen) Löchern erweitert, die 20 bis 25' im Diameter haben, doch in ihrem Grunde von zusammengestürzten ]Massen geschlossen sind. Aus diesen Löchern und aus einigen Gegenden der Spalte, die ost- wärts zunächst an die Sandfläche gränzen , dringen mit gelindem >{rausen schwefelig-saure Dämpfe empor; die AVände der Sjoalten sind daselbst mit Schwefelkrystallen und einem Aveisslich- gelben Überzüge von sublimirtem Schwefel bedeckt, ja, Avas bemer- kenswerth ist, selbst die Stämme einiger Agapetes , die sich hart am Rande der Spalte erheben , sind mit solchen schwefligen An- flügen überzogen. Dies sind die einzig übrigen 'Spuren vulkanischer Thätigkeit auf dem Gunung - Sendoro , in dessen Krater alle Wirkung erlo- schen ist. Da, wo die Spalte südwestwärts von der Sandfläche unver- schüttet ist , vermochte ich ihre Tiefe nicht zu ergründen ; das An- schlagen von hineingeworfenen Steinen links und rechts konnte man fast Ya ^Minute lang hören ; es verursachte zuletzt einen Klang, wie von Gegenständen, die in einen tiefen Brunnen geworfen w^er- den. Der Versuch wäre wohl zu machen, an einem Tau in das Innere dieser Spalte zu dringen ; wenn auf diesem Wege auch nicht die Werkstatt der Cyclopen en*eicht werden kann , so könnte das Experiment doch die wichtigsten Kesultate über die Temperatur der Felsen im Innern des Yulkan's, über den geologischen Bau und die Art der Schichtung seines innersten Kerns u. s. ^v. zur Folge haben, auch Avenn die Spalte nur einige lOOO' tief dränge. *j Die Bäumchen, Avelche den Gipfel begrünen {Agapetes, Myrica javanica etc.) , sind zwar überall zerstreut, aber in der Glitte des- selben zwischen dem Krater und den Sandflächen am üppigsten zu kleinen Wäldchen zusammen gedrängt. Ihr schönes Laub, von kleinen gelben Fringillen durchzwitschert, überzieht die Lavatrüm- mer von Jahr zu .Jahr immer dichter , und ihr Schatten befördert das Gedeihen von Moosen mehr und mehr, unter deren Polster die Steine ihrer Verwitterung entgegen gehn. Nur der Krater bleibt kahl. Öde und grau liegt er da, ein Fel- senloch, von dessen Wänden der Ton hineingCAVorfener Steine in bangem Echo zurückprallt. Nur einige Schwalben, die in den Ris- sen der Felsen nisten, durchschwirren seinen stillen Raum. B. Ausbrüche. Nach der mündlichen ^litth eilung der Regenten von Teman- gung und Wonosobo erhtt er im Jahre 1S18 (nicht mehr bekannt, in Avelchem ^lonat) einen Ausbruch von Asche, Avelche bis zur Nord- küste bei Pekalongan flog. — Die Kraft der Eruption scheint nur *) Man begreift leicht , dass dieses Experiment nicht ohne wohlgewählte Vorbereitungen gemacht werden kann, w,ozu mir damals alle Gelegenheit fehlte. A. d. V. 233 gering gewesen zu sein , denn es Avurde vom Ausströmen von Lava eben so wenig, wie vom Ausschleudern von Steinen etwas bemerkt; von frühem Eruptionen ist keine Kunde vorhanden , und seit ISIS bis jetzt scheint er, ebenso, wie sein Zwilling, der G.-Sumbing, nur gelinde Dämpfe entwickelt zu haben, die von unten nicht sicht- bar sind. C. Besuch von liei senden. Da durch E-eiseerzählungen manche Nuancen im Naturcharak- ter einzelner Gegenden zuweilen getreuer dargestellt werden, als durch allgemeine Beschreibungen , so sei es mir vergönnt , hier mit einigen Worten meiner Züge auf dem G.-Sendoro zu gedenken. Von frühern Besuchen, wenn er diese erfuhr^ ist Nichts zur Öffent- lichkeit gelangt. 1S38. Ich beklomm ihn am 3. Juni zum ersten jNIale an seiner Ostseite. Ich hatte den vorigen Tag mit Dr. Fritze den 10000 hohen G. - Sumbing erstiegen und hatte zum Besuche seines nicht viel minder hohen Nachbars G.-Sendoro nur einen Tag übrig, weil mich mein Reisegefährte noch denselben Abend in Magelang er- Avartete. Ich reiste daher des Nachts bei Fackelschein vom Dorfe Parakan ab*) und konnte nur wenige Stunden zur Untersuchung des Gipfels verAvenden, den ich um 10 Uhr erreicht hatte. Ich erstieg ihn daher mit mehr Flusse den 5. April 1S40 zum zweiten Male. Ich kam von Dicng und Avählte zum Aufsteigen den Nord-Nord- West-Abhang, weil hier noch in einer Höhe von beinahe 5000» ein Dörfchen steht, nämlich Seketang, im Circus des Telerep, und also bis dahin Wege (kleine Fusspfade) vorhanden sind. Die 10 Wonosobo'schen Kuli's, die mein leichtes Gepäck**) trugen, Avaren sehr ungehorsam ; sie lagerten sich am Wege , der über den ZAvischenrücken ZAvischen dem G. -Telerep und G. -Sendoro nach Adiredjo führt, und Aveigerten sich, von diesem Wege ab in's Un- gebahnte zu gehen , nämlich am Kegel hinauf, Avohin ich's ihnen bedeutet hatte. Sie lagen Avie Blei. Es fehlte ihnen Enthu sias- mu s. Bei dieser Gelegenheit fiel mir ein, dass die Klasse der ge- lassenen ■Menschen dem Enthusiasmus sehr Unrecht thun, AA'enn sie ihn verachten ; es ist eine Kraft , die zuAveilen stärker als die Expansion des Wasserdampfes und die GcAvalt des Schiesspulvers Avirkt; ohne Enthusiasmus Avürde Columbus scliAverlich Amerika entdeckt, Cook die Welt nicht umsegelt haben, und ohne ihn Avären uns Avahrscheinlich die Anden mit ihrem König, dem Chim- borasso , unbekannt geblieben ! Ich versuchte es daher , meinen Kuli's einigen Enthusiasmus einzuflössen und rief ihnen zu : Vor- Avärts! — Nein, sie schienen das specifische GeA\'iclit von Queck- *) In diesem Dorfe wohnen fast bloss Chinesen und — Schweine. Sie haben alle ihre ^^'ohnungen von hohen Mauern aus Flussgeschieben umgeben , avo- durch das Dorf ein Festungsartiges, misstrauisches Ansehen erhält. •*) Das. Übrige war in's Tiefland vorausgesandt. .\.*d. V. 236 silbcr bekommen zu liabcii. Was Mar zu thuu .' ,,Gelit liebreich mit den Inländern iim! " sagt die Regierung. Es ist nicht zu laug- Tien , dass dies ein vortrefflicher lichrsatz , ein in jeder Hinsicht lobenswcrthes Princip ist ; es war nur leider in diesem Falle nicht geeignet, mich auf den Gipfel des G. -Sendoro zu verhelfen. Für Enthusiasmus Avaren die Kuli's nicht empfänglich ; Geld achteten sie zu wenig, imi sich einer mehr als gewöhnlichen ]Mühe zu unter- ziehen. Wer noch andere Hewegmittel weiss, der sage sie mir. Ich Avusste bloss eins: das Princip des Terrorismus.*) — Ich trieb sie vor mir her, indem ich den hintersten etwas nachschieben half. So gelangten sie zwar langsam und mit Ächzen , aber doch endlich in eine Höhe von beinahe 9000'; hier aber blieben sie auf einer Fel- sengräte liegen , einige stellten sich krank , und alle waren durch Nichts mehr zum Aufstehen zu bringen. Schon fing der Donner an zu rollen, und in dem GeAvölke, das sich schwarz zu unsem Füssen ballte, fingen die lilitze an zu zucken, und schon begann ich zu zweifeln , mein kleines Gepäck (mit den Instrumenten) hinauf auf den Gipfel bringen zu können. Zwar hatte ich den Residenten von Kadu ersucht, mir an diesem Tage zehn Kuli's auf den Gipfel zu senden , um mit den Trägern von Wono- sobo wechseln zu können ; doch , wie unsicher war nicht der Erfolg dieses Briefes ? ! Da erschallten plötzlich einige Stimmen über uns ; eine An- zahl wohlgekleideter Javanen sprangen wie Gemsen durch das Ge- büsch , ergriffen, ohne viel zu fragen, meine Siebensachen, und eilten damit fort und hinauf! Ich folgte ihnen, und meine Wonosobo'er, die nun auch nieder auflebten, humpelten, von ihrer Last befreit, hinterdrein, und schnell erreichten wir den Gipfel. Oben angekommen, stand ich still. VerAvunderung hemmte meine Schritte. War das der wüste Gipfel des G. -Sendoro, oder war es ein Markt , den ich vor mir sah ? Hier waren Hütten aufge- schlagen , hier loderten Feuer zu Dutzenden , dort wurde gekocht und gebraten , hier sassen ganze Gruppen von Javanen und plau- derton ; dort spielten einige mit einander. Alle Avaren voller Fröh- lichkeit. — Es kam ein höflicher Distriktshäuptling zu mir heran und führte mich zu einer Tafel, auf Avelcher Pomona's Füllhorn seine reichsten Gaben, Sirikaia's (Anona squamosa), Duku's {Lan- sium domesticum), Pisang's, Djambu's und Buah - Salak (xS'a/acca edulis) hier auf dem 9 Yo Tausend Fuss hohen Gipfel eines Vulkans ausgeschüttet hatte, und avo ein Vorrath A'ortreff liehen Weines nicht vergessen Avar. Als mich der Häuptling im Namen seines Herrn und Meisters hier Avillkommen hiess , da richtete sich mein Auge unAvillkürlich nach der Gegend Süden 51** zu Osten, dort, avo unten im Thale *) Das bereits General BÄNDELS mit sehr gutem Erfolge auf Java anwandte. A. d. V. 237. neben dem kleinen Berge Tidar der Zauberer wohnt, der den Gipfel des G.-Sendoro so umgeschaifen hatte. ,,Es lebe Hartmann, Resident von Kadu! " Ich hatte nun Zeit und Assistenz genug, den Gipfel genau zu durchmustern und eine Aufnahme desselben zu veranstalten. Die kleine Sandfläche hinter dem Krater, die 1838 im Monat Juni (also im sogenannten guten Mousson) trocken war, w^ar jetzt (kurz nach der Regenzeit) ein See mit 3' hohem Wasser; die aus Steintrüm- mern gebildete Brücke in der südwestlichen Spalte des Gipfels war eingestürzt, w^ahrscheinlich während eines Erdbebens, andere Ver- änderungen waren nicht vorgegangen. Nachdem mir am andern Morgen der Genuss geworden war, das Dieng'sche Gebirge, wo ich nun seit länger als einem Monat gehauset, in seiner ganzen Aus- dehnung, mit allen seinen Kraterschlünden und Thälern, deren keines mir verborgen geblieben war, vor mir liegen zu sehen (siehe DiengFig. 2.), wählte ich den Nord-Ost-Abhang zum Hinabsteigen. Wenn man nach langem Aufenthalte im Hochgebirge die Nie- derungen wieder betritt, so empfindet man fast wieder denselben Eindruck, den ein Reisender empfindet, welcher eben erst aus dem Norden in einem Tropenlande ankommt. — Der herrliche Thal- grund von Lempujang, der sich mit seinen spiegelnden Reissfeldern und mit seinen Palmenwäldchen dazAvischen (hell von der Sonne belächelt) in der Tiefe ausbreitete, die warme Luft, die mich wieder umwehte, die Akacien und Feigenbäume, die sich nun Avieder an den Wegen erhoben (und die ^ Hochlande nicht wachsen), mit einem Worte, der ganze Luxus der Tropenwelt, der mich nun wie- der beim Herabsteigen vom G,-Sendoro nach Adirejo umgab, er- regte ein Entzücken m mir, ähnlich dem, das ich empfand, als ich die Kokos-beschatteten Küsten Java's an der Sundastrasse zum ersten Male sah, ein Eindruck, der mich glauben machte, die reichbegab- ten Auen INIesopotamien's, in die man das Paradies verlegt, vor mir zu erblicken. Der Gamelan ertönte, als ich mich dem Hauptdorfe Adiredjo näherte, und die Nationalflagge Niederland's wehte fröhlich in der Luft ! D. Umgestaltungen. Wir haben die regelmässige Kegelform des G.-Sendoro, die glatte, von keinen bedeutenden Furchen durchzogene Beschaffen- heit seiner obern Gehänge und die Plateauartige Gestaltung seines Gipfels, der nur von einem kleinen Krater durchbohrt ist, ken- nen gelernt und gesehn, dass diese Vulkanform auf Java selten ist, und dass bei fast allen übrigen der Gipfel nur einen Kreisförmigen, rund um einen Abgrund herumgezogenen Rand bildet. Es fragt sich nun, ob diese Form des G.-S6ndoro seine ursprüngliche, oder später aus Umwandlungen hervorgegangene sei ? Zur Lösung dieser F'rage betrachten wir den F u s s des Vul- kan's, da, wo dieser mit andern Terrainformen in Berührung kommt ; , 238 da sehen wir (vergl. !S. 225), duss der ganze Z^\^schenrücken desG.- Telerep vom G.-Sendoro gebildet wird, und dass seine Lavaströme als Platten in denG.-Telerep hineintreten und den 13oden desselben bilden; ferner, dass der ganze Zwischenrücken zwischen G.-Sen- doro und Sumbing oberflächlich von den Plattenartig ausgebreite- ten Lavaströmen des G.-Sendoro gebildet ist, welche sich weit herab- und lierüberziehen und den Fuss des G. -Sumbing, auf dessen Abhang sie anstossen, bedecken. Wir schliessen daraus, dass zu einer Zeit, als der G. - Sumbing keine Lava mehr ergoss , dies der G. - Sendoro noch that, und dass er seine glatte Oiaerfläche und regelmässige Kegelform einem gleichmässigen, sanf- ten und reichlichen Überströmen von Lava nach allen Seiten hin zu danken hat, die über den Kreisförmigen Rand des Kraters über- floss und den Krater selbst bis auf eine kleine Centralöffiiung, nämlich den jetzigen Krater gänzlich ausfüllte, so dass kein er- höhter Rand mehr rund um den Gipfel erkennbar ist, und die Platt- form desselben entstand. Durch Erkaltung und Erhärtung der Lavaströme, die sich aus- breiteten, entstanden dann jene Platten im G.-Tölerep und auf dem ZAvischenrücken, und jene Terrassen, die sich nach Wonosobo hin- absenken. Nach dieser Periode des Lavafliessens erlitt der Berg bloss noch Eruptionen von glühenden Lavatrümmern, von denen jene glatten Ströme oberflächlich bedeckt w'urden, und noch später bloss von Asche (bei einer von w-elchen Ausbrüchen die südwest- liche Spalte des Gipfels gebildet w^rde). Dieser Spalte, welche die südwestliche Hälfte des Gipfels durch- zieht, ist in der topographischen .Übersicht Erwähnung gethan, wo auch bereits auf die Neuheit und plötzliche Entstehung dersel- ben hingedeutet wurde. Das Vorhandensein jener Halbkreisförmi- gen Sandfläche, deren Boden wegen söhliger Beschaffenheit und scharfer Begränzung an den Seiten von Wasserbedeckungen zeugt (wofür auch die Analogie mit dem andern noch vorhandenen See spricht), giebt uns ein Mittel an die Hand, das relative Alter der Spalte und ihre Entstehungsart zu erkennen; denn 1) dass sie jün- ger sein muss, als dieser Seeboden, ist nothwendig, weil sich nach entstandener Spalte kein See, also auch kein solcher söhliger See- boden mehr, bilden konnte, Aveil dann alles zusammenlaufende Was- ser Abzug hatte und in der Spalte verlief, ohne sich zu einem See ansammeln zu können. 2) Einige alte Javanen, die mit mir auf dem Gipfel waren, versicherten mir, dass im Jahre IS 32 jene Halb- kreisförmige Sandfläche ein See war, und dass dieser See nament- lich von vielen Bergenten belebt gewesen sei. Ist diese Angabe richtig, so muss die Spalte nach 1832 entstanden sein, obgleich durchaus keine Eruptionen des Vulkan's und auch sonst keine hef- tigen Erschütterungen der Erde seit dieser Zeit bekannt sind. Doch sollte man glauben, dass ein solcher Riss, der quer durch die massiven Felsen des halben Gipfels hin und bis zu einer uner- gründeten Tiefe hinabdringt, dass ein solches Auseinanderklaffen 239 des Gebirges nicht ohne eine sehr bedeutende Kraft möglich sei, und dass die Katastrophe, wobei einö solche Kraft entwickelt wurde, unmöglich der Aufmerksamkeit der umliegenden Dorfbewohner ent- gehen konnte. Doch auch die Beschaffenheit der Bäumchen (Agapetes u. a.), welche links und rechts an der Spalte stehen, und deren Wurzeln auf eine solche Art in dieselbe hinabragen, wie sie unmöglich ge- wachsen sein können, spricht für ein gewaltsames Auseinanderreis- sen ; die Bäume und Sträucher selbst aber tragen alle Zeichen der Jugend, so wie auch die frische, wenig verAvitterte Beschaffenheit der Oberfläche der Spaltenwände ihre Neuheit, und das Einandergegen- überstehn der Vertiefungen und Einrisse auf der einen und der Her- vorragungen und Vorsprünge auf der andern Seite, die, könnte man sie einander nähern, vollkommen in einander passen würden, ihr plötzliches Entstehen durch Lossprengung Avahrscheinlich machen. Ja, in den dampfenden Stellen der Spalte (den oben erwähnten Sol- fataren) stehn einige Agapetes so dicht an ihrem Rande, dass ihre Stämme von einem schwefligen Anfluge überzogen, und ihre Wur- zeln zum Theil von Dämpfen erwärmt sind. Sie grünen fort, sind aber schwerlich so gewachsen und dürften mehr als andre Umstände den neuern Ursprung der Spalte beweisen, nachdem der Krater vielleicht schon seit Jahrhvmderten erloschen war. Alter als 20 bis 25 Jahre dürfte sie auf keinen Fall zu halten sein. Sollte sie, wenn man der obigen Angabe von 1832 keinen Glauben schenken will, während der kleinen Eruption von 1818 entstanden sein? Wir überlassen die Verfolgung dieser Betrachtung zukünftigen Reisenden. Aus dem Grade der Verwitterung der Gesteine und Gereibsel- massen, welche die obern Regionen und den Gipfel des G.-Sendoro überziehn, und welche noch wenig zersetzt sind, so wie aus der Ju- gend der auf ihnen wuchernden, kaum 5 bis 7' hohen Alpenbäum- chen, die, verglichen mit dem G.-Mandalawangi, noch im Knaben- alter stehn und auch jünger sind, als die des G.-Tjerimai und Lawu (welche letztern ein Alter von 68 Jahren haben), geht hervor, dass der Vulkan vor noch nicht gar langer Zeit Eruptionen von Lava- trümmern und Rapilli erlitten haben muss. Entweder war der Aus- bruch von 1818 stark genug, um eine früher vorhandene Wald- Vegetation zu vernichten (dann wäre die jetzige 22 Jahr alt), oder es ereigneten sich auch vor 1818 wiederholte Aschen- und Rapilli- Ausbrüche, welche das kräftige Gedeihen der Vegetation störten. 240 26. G. ■ Sümbing. "^ (Hierzu gehört S um hing, Fig. 1 bis 4.) A. Topographischer Überblick. Er ist 660 höher als sein nordwestlicher Z^Aalling, der G.-Sön- doro, aber weniger steil als dieser, und nimmt daher einen grossem Umfang ein. Er bildet einen stumpfen Kegel, dessen Abhang in einem Winkel von nicht mehr als 26 Graden*) fällt, und dessen gleichmässige Senkung in den obern Gegenden nur in Nordosten, durch einige hervorragende Felsenmassen gestört, — in den untern Regionen aber durch zAvei quere Vorgebirge unterbrochen ist, — die sich, das eine in Süden und das andere, Selo grijo, in Südosten, in querer Richtung vor dem Vulkane hinziehn. ])as letztere erhebt sich in mehre schroffe, ja Pfeilorförmige Kuppen, von denen einige fast isolirt nur durch schmale Kämme mit der übrigen Masse des Vorgebirges zusammenhängen, während sicli tiefe Klüfte zwischen den andern herabziehn. In einer dieser Klüfte steht die Ruine des altergrauen Siwa- tempels Selo grijo (2225' über dem Meere), nach welcher wir das ganze Vorgebirge benennen Avollen. — Der innere Abhang der Vor- gebirgskuppen, ehe er sich wieder zu dem Hauptvulkane erhebt, ebnet sich auf kurze Strecken, und bildet ein ziemlich flaches, frei- lich schmales Zwischenland (oder einen Zwischenrücken), das hin- ter dem südöstlichen Vorgebirge eine etwas grössre Höhe zu haben scheint, als hinter dem südlichen, wo neben dem Dorfe Kali angrek derWegpass 2GiO' hoch, von Magelang nach Bagelen herüberführt. Südlich neben diesem Passe erheben sich dann die Hügel des wenig ausgebildeten Vorgebirges, und nordwärts steigt der Grund, obwohl sehr sanft, doch sogleich allmählig immer höher zum Gehänge des G.-Sumbing an, und bildet ein schönes, gleichmässiges Bergge- hänge, das bei Kindjo mojo (3200' hoch) mit Thee bepflanzt ist. So hoch als dieser letztgenannte Ort scheint das mehr östliche Zwi- schenland zwischen dem Selo grijo- Vorgebirge und dem G.-Sumbing zu liegen. Die Art, wie der nordwestliche Abhang des G.-Sumbing *) Die Berggehänge scheinen dem Auge immer steiler, als sie ■wirklich sind. Wenn man sich der Anstrengung erinnert, welche das Ersteigen eines solchen Berges nöthig machte, so erstaunt man zuweilen über den geringen Fall des Abhangs, wenn man ihn nachher misst, — was am besten aus bedeutender Ent- fernung, wo sich der Abhang als ein gleichmässiger Saum am Himmel hinzieht, mit einem Klinometer geschieht, oder indem man die scheinbaren Höhen des Gipfels und die Weite seines Fusses an beiden Seiten mit dem Sextanten misst. Nach dieser Messung am G.-Sumbing, der von Magelang aus sich vorzugsweise dazu eignet, weil er nicht mit A^'äldern bedeckt ist, muss ich glauben, dass die steilsten Berge auf Java, der G.-Sendoro und der G.-Mandala wangi in ihrer obern Hälfte einen Winkel von nicht mehr als höchstens 30" mit dem Hori- zonte machen. A. d. V. 241 mit dem südöstlichen des G. -Sendoro zusammenstösst, zu einem 4326' hohen Gebirgssattel, — haben vnx bei jenem Vulkane be- reits kennen lernen. — Auf allen andern Seiten fällt er frei, — immer weniger geneigte Ebenen bildend, in die umringenden Tief- länder herab. Diese sind, in Osten und Südosten bis Süden Kadu, wo seinen Fuss (1000 bis 1500' über dem ^Nleere) der K.-Progo be- spült ; von Süden bis Südwesten die neptunischen Berge von B a - gelen, und in Nordwesten das 246 o' hohe Land von Wonosobo. Obgleich das Gehänge dieses 10300' ! hohen Kegels, aus eini- ger Entfernung gesehen, völlig glatt und gleichmässig erscheint, so ist es doch weit entfernt, eine wirkliche geneigte Ebene zu sein, sondern es besteht aus lauter einzelnen, schmalen Längerücken oder Rippen, die sich nach unten zu, in immer mehre spaltend und immer breiter werdend, vom Scheitel des Yulkan's bis zu seinem Fusse herab nach allen Seiten hin wie die Strahlen eines Regen- schirmes divergirend herabziehn, — und zwar zuweilen auf kurze Strecken einen geschlängelten Lauf haben, im Ganzen jedoch ge- rade ausgestreckt neben einander liegen, durch gleichgerichtete, im Grunde scharfe Z^vischenklüfte von einander getrennt, l^eim G.- Sumbing schneiden nur einige von diesen Zwischenklüften in die höchste Kratermauer ein ; die mehrsten, also auch die Rippen selbst, fangen erst einige hundert Fuss unter dem Gipfel an, sich auszu- furchen, dessen höchste Regionen daher auf den mehrsten Seiten eine gleichmässig zusammenhängende Oberfläche haben und un- durchfurcht sind. — Diese für die Formausbildung der Oberfläche an den Seiten- gehängen aller Vulkane Java's so charakteristischen Längerippen haben bei jedem Vulkane eine bestimmte Höhe, oder (was dasselbe ist) ihre Zwischenklüfte eine bestimmte mittlere Tiefe, obgleich diese bei den verschiedenen Vulkanen bedeutend abweicht. — Diese Tiefe der Klüfte oder Höhe der Rippen in querer Richtung neben den Klüften (wovon nur einige als Ausnahmen tiefer oder weniger tief sind) beträgt beim G.-Sumbing in der mittlem Höhe des Berges von 5500', 250 bis 300'. Bei den mehrsten Bergen ha- ben sie erst unterhalb der Mitte, also wenn die Berge 9000' hoch sind, in 3500 bis 4000' Höhe ihre grösste Tiefe erreicht. Beträgt nun der quere Durchmesser, beim G.-Sumbing in der Höhe von 5500', wie die veranstalteten Messungen ungefähr ergeben, 19500 , so macht die Höhe oder besser die vorspringende Dicke der Rippen (ä 275') doch nur den ViiSten Theil von der Dicke der ganzen Bergmasse aus, und so würde sich der Querdurchschnitt des Kegels in dieser Höhe wie gekerbt oder eingesilgt darstellen. So tief, ja schauderhaft tief! zuweilen diese Klüfte dem Reisenden erscheinen, — so haben sie doch in Beziehung auf die ganze Dicke des G.-Sumbing keine grös- sere Wichtigkeit, als z. B. die Höhe des Himalaya hat, wenn er mit dem Durchmesser des ganzen Erdballs verglichen wird, — und können sie fiir nichts mehr, als für leichte Ausfurchungen der Oberfläche gelten. Juugliuiiii, Juva II. 1 G 242 Anhöhung durch Lavaströme von der einen Seite und Aus- waschuno- durch das Wasser der Bäche von der andern — sind die Ursachen, welchen das Entstehen der so eigenthümUchen Länge- rippen und der dazwischen Hegenden BergkKifte zugeschrieben wer- den muss. Über der Zone von 9000 sind im Umfange des Kegels des G.-Sumbing nur 10 solcher Rippen deutlich zu unterscheiden; von diesen entspringt aber der grösste Theil am obersten Rande der Kraterniauer selbst, wo sie Felsenzähne, Spitzen bilden, während die zu beiden Seiten befindlichen Klüfte in den Kraterrand ein- schneiden. Besitzt der benachbarte G.-Sendoro keine einzige Kluft, die sich bis an die Krone erstreckt und den Kraterrand selbst durch- schneidet, sind die obersten Zonen des Kegels in Folge davon glatt und ganz frei von hervorragenden Rippen, so entstehen ebenfalls auf dem Abhänge des G.-Sumbing die meisten Rippen erst auf be- deutender Tiefe unterhalb der Krone, und zeigen sich nur all- mäh lig deutlicher dem Auge, indem die zu beiden Seiten gelegene Kluft nach und nach immer tiefer Avird, wodurch die Rippen uns höher erschienen, je tiefer sie an dem Abhänge herabsanken. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass diese Klüfte grösstentheils Erosions- (Ausspülungs-) Thäler sind. In der Höhe von 8500', also schon ISOO' unter dem Gipfel des G.-Sumbing, kann man be- reits 32 Längerippen deutlich unterscheiden, imd von hier an nimmt ihre Zahl, durch fortwährendes Verästeln und Spalten in Unterrip- pen, nach unten hin immer mehr zu. Höhe über dem Meeres- spiegel. Durchmesser (Dicke) des Berges. Zunahme der Breite des Berges auf jeder Seite für je lOOO' Fall zwischen der vorigen und folgen- den Höhe. Neigungswinkel hiernach der Bergwand zwi- schen diesen Höhen. 10348 8500 5500 3000 10 32 72 95 — 100 2000 6700 19500 44200 1270 2033 4940 37" 25" loy," In 4500 Höhe sind die Rücken zwischen ihnen am deutlich- sten ausgebildet, und nehmen von dort an nur noch wenig an An- zahl zu, — indem sie sich nur noch in einige breite und kurze Ne- benrücken spalten. — Ihre Spaltung und Theilung in mehre, je nachdem sie tiefer fallen und der Umfang des Berges grösser wird, gescliieht durch wiederholte Gabelung, wie die Aste eines Baums, und wird durch gegenüberstehende Figur ausgedrückt. Oben in der Nähe ihres Ursprungs sind sie schmale Felsengräten, oftmals nur so breit, um sicher darauf fussen zu können ; — in der mittlem Höhe runden sie sich; die oberste Firste hat, sofern sie flach ist, eine 243 Breite von 5 bis 25', und liefern also Raum genug zu breiten Pfa- den, sind aber auch noch links und rechts von schroffen Klüf- ten begränzt, die auf directem Wege in der Regel unzugänglich sind; — am Fusse des Vulkan's aber nehmen sie eine flach -con- vexe Gestalt an, werden immer breiter, bis sie endlich Platten bilden, die mit einem sehr sanften Falle unmerklich in das ebne Land übergehen, indem die Klüfte zwi- schen ihnen verschwinden, und sich zu gewöhnlichen Flussbetten erniedrigen. Endlich auch nach Abstand von dem Fusse der Vul- kane vermindert sich die Zahl der Rippen wieder, die Klüfte und dazwischen befindlichen Bäche münden in einander und es findet sich zuletzt eine Gränze, wo der Beobachter den Lauf der Rippen nicht weiter verfolgen kann, — wo die Lavaströme endigen. Bei den verschiednen Vulkanen geschieht dies auf sehr verschiedne Entfer- nung; z. B. auf der Südseite des G.-Merapi dehnen sich die Lava- ströme bis zum Fusse des Südgebirges aus, das durch den Kali- Opak bespült wird und die Bäche, welche sich in den Zwischen- klüften herabstürzten, fallen dort in den quergerichteten Haupt- bach; — die Rippen auf der Ostseite des G.-Sumbing dehnen sich bis zu dem Bette des quer vorbeilaufenden Kali-Progo aus, in den alle Bäche der Zwischenklüfte einmünden. Vergleiche Ge de Fig. 5, in welcher nach wirkHcher Aufnahme alle Rippen und Zwischen- klüfte des Vulkan's sorgfältig aufgezeichnet worden sind. Die in obiger Tabelle mitgetheilten Zahlen, welche die Höhen über dem Meeresspiegel angeben , gründen sich auf Barometermessungen. Die Rippen wurden in den verschiedenen Zonen gezählt, — was wegen der Kahlheit des Berges erleichtert wurde, so wie durch die Klarheit der Luft und das Vorhan- densein von Erkennungspunkten, als Felsen, alleinstehende Bäume und andere Merkzeichen, wo die Höhe gemessen worden war. Der Neigungswinkel wurde mit einem Klinometer in ansehnlicher Entfernung von den Bergen gemessen, nämlich zu Magelang, von wo der Gipfel des G.-Sumbing in Norden 54" nach Westen gepeilt wurde. Diese Zahlen zeigen daher den Grad an, unter welchem der scharf gezeichnete linke und rechte Kand des Berges von einem Erken- nungspunkte nach dem andern fällt, deren Barometerhöhe früher bestimmt wor- den war. Nachdem die absolute Höhe nebst dem Neigungswinkel in den ver- schiedenen Zonen bekannt geworden war, wurde hiernach der horizontale Ab- stand berechnet, also die Dicke des Berges bestimmt, der horizontale Durch- messer zwischen dem linken und rechten Rand, nämlich in der Richtung von lü* 244 Süden 3G° zu West, nach Norden 30" zu Ost. Die barometrisch gemessene Höhe wird hier daher als vertikale Basis zur Bestimmung der Abstünde in horizontaler Ausdehnung der verschiedenen Punkte benutzt, deren Gesichts- winkel (Azirauth) von dem Beobachtungsorte zu Magelang aus mit dem Sextant gemessen wurde. Genau nach diesem Verhältniss der Grösse und der Neigung habe ich den Berg auf der Platte ,,Sumbing" dargestellt, welche zu diesem \\'erke gehört. Die Fehler, welche die früher angegebenen Zahlen noch haben können, sind gering. Nur in Betreff der Anzahl der Kippen in der untersten Zone (von 3000') besteht einige Ungewissheit , da diese Zone nicht so leicht zu übersehen ist, als die höhern Zonen, und ich den südwestlichen Theil des Ge- birges nicht bereist habe. Der gemessene Neigungswinkel , der früher in Durchschnitts- zahlen angegeben wurde, betrug genau : vom Kraterrand abwärts bis zur Zone von 9000' 37"; — von da bis zu 6500' 2472"; — von da bis zu 4000' an der Nord-Ost-Seite 21"; — von da bis zu 3500' an der Süd- West-Seite U'/o"; — von da bis zu SOOO' 9"; — und von da bis zur Zone von 2640', nämlich bis zum Pass nach Bagelen in der Nähe von Kali anggrök 5" — (weiter abwärts wird die Gleichför- migkeit des Abhanges durch Vorgebirge unterbrochen). — Hieraus ersieht man, dass das Profil der l^erggehänge eine nach innen ge- bogene krumme Linie bildet, welche, je höher sie steigt, mit einem um so grössern Winkel sich von der Horizontallinie entfernt, aber erst oberhalb der Zone von 4000' eine bedeutende Steile erhält, die selbst da, wo sie — in unmittelbarer Nähe der Krone — ihre grösste Höhe erreicht hat , noch nicht einmal einen halben rechten Winkel bildet. Der G.-Sumbing gehört zu der Anzahl derjenigen Vulkane, welche die schönsten und regelmässigst gebildeten Rippen besitzen . Da dieser lierg fast auf allen Seiten ganz und gar von Waldbäumen entblösst und nur mit Gras bewachsen ist, so fallen seine Rippen deutlicher als bei andern Bergen in's Auge, Avesshalb ich ihn denn auch zur Beschreibung der Längerippen ^als Typus genommen und eine Abbildung davon angefertigt habe. Schon früher wurde be- merkt , dass in Folge des Mangels an Wäldern die Längenklüfte des G.-Sumbing oberhalb der Zone von 4000' trocken und wasser- los sind. Solche Längerippen, wie wir hier eben beschrieben haben, laufen Strahlenförmig von allen Kegelbergen Java's herab, gleich- viel ob sie von Kratern durchbohrt sind oder nicht. Bei einigen sind sie sehr unregelmässig; bei andern, z. B. den G.-Semeru luid Lamongan, sehr niedrig, nicht bedeutend über den Abhang hervor- ragend, während die Zwischenklüfte, durch die Wirkung des in Bächen zusammenfliessenden Regenwassers ausgefurcht, stets wie- der durch neue Auswürflinge angefüllt werden ; bei andern fallen sie gar nicht auf, weil die Zwischenklüfte mit hohen Waldbäumen bedeckt sind. 245 • Die verschiedenen Zustände, in welchen man diese Länge- rippen bei den verschiedenen Vulkanen antrifft, sind eine Avohl bemerkenswerthe Erscheinung, und mehr als alles Andere dazu geeignet, uns einige Aufschlüsse über die frühem Schicksale der Vulkane zu verschaffen. 1) Bei einigen entspringen die Rippen schon in geringer Tiefe unter dem Gipfel, stehen auf allen Seiten deutlich hervor, und laufen sehr regelmässig herab, wie beim G.- Patua, Tjikorai, Tjerimai; — bei diesen steht der vulkanische Kegel in seiner ursprünglichen Gestalt unzertrümmert da und erlitt seit langer Zeit keine verheerende Katastrophen. — 2) Bei andern treten sie erst einige lOOO' unter dem Gipfel hervor, und der ganze obere Gipfel ist undurchfrircht und bildet gleichmässige glatte Ge- hänge ; — bei diesen kann man annehmen, dass noch nicht vor gar langer Zeit Lavaergüsse Statt fanden, welche, wie beim G.-Sen- doro, die sämmtlichen obern Regionen des Vulkan's glcichmässig überschwemmten und ebneten , — oder solche Ergüsse finden noch fortwährend Statt und überschütten den Kegel, alle Unebenheiten ausfüllend, von Tage zu Tage mit immer neuen Laven , Lavatrüm- mersteinen und Asche; — dieses sind die noch wirkenden und sich noch fortwährend ausbildenden Vulkane, wie der G.-Guntur, Sla- mat, Semeru und Lamongan. — 3) Oder die Klüfte schneiden in der höchsten Kratermauer ein, der dann, wie der G.-Salak, Pang- gerango (die nördlichste Kraterwand des G.-Mandala wangi), der G.-Telerep, Merbabu, Merapi, Lawu, Tengger und theilweise der G.-Sumbing, — keinen überall ununterbrochenen Kreisförmigen Rand bildet, sondern sich zu vielen kleinen Kuppen erhebt, die von tiefern Z^vischenräumen (dem obersten Anfimg der Klüfte) ge- streunt, der Kratermauer ein gekerbtes, ausgezacktes Ansehen geben. Bei diesen kann man annehmen, dass der Vulkankegel in seiner ursprünglichen Gestalt nicht mehr besteht, sondern dass die ganze obere Kuppe (der höchste Dom des Vulkan's) vielleicht schon vor Jahrtausenden (Avahrscheinlich durch Abbröckelung nach innen) eingestürzt ist, dass also vormals der Berg viel höher war und dass die gekerbte Mauer nur gleichsam den Rand emes queren Durch- schnittes tief unter dem alten Gipfel darstellt; — die mehrsten von diesen sind erloschen oder nähern sich ihrer Erlöschung; nur einer, derG.-Mörapi, dampft noch und gestaltet sich noch um. — 4) Oder tlie Klüfte scluieiden nicht niu: in den höchsten Rand ein , sondern durchziehen den ganzen Gijifel und trennen dessen einzelne Theile von einander, die wie isolirte Joche oder steile Spitzen und ohne alle Regclmässigkeit zwischen tiefen Abgründen zerstreut dastehen, wie beim G.-Burangrang, Malawar, Dieng, Ungaran, Wilfti u. a. Diese haben ohne Zweifel noch viel gewaltigere Umwälzungen erlitten, sind ganz zerstückelt und zerstört, und vielleicht nur ge- ringe Überreste alter, vielhöherer Dome. Die mehrsten von ihnen sind erloschen. — Einer von ihnen, der G.-Ringgit, den wir ohne seine Lavaströme und ohne die gescliichtlichen Nachrichten von seinen Ausbrüchen für keinen Vulkan halten würden, — zeigt gar 246 'keine Regelnlässigkeit mehr in Klüften und divergirenden Rippen, er ist ein Trümmerhaufen, die Ruine eines Vulkan's. Kehren wir nun zum G.-Sumbing zurück. Ehe wir uns auf seinen Cüpfel verfügen, werfen wir noch einen Blick auf seinen Fuss. Warme Quellen finden wir auf seinem Fusse und seinen un- tern Gehängen keine bekannt. — In den Gegenden aber, die seinen Nord-Ost-, Ost-Xord-Ost- und Nord-Nord-Ost-Fuss umlagern, in 1700 bis ISOO' Höhe trifft man eine andere bemerkenswerthe Er- scheinung an, nämlich eine ^lenge isoHrter, hemisphärischer Hügel, welche ohne Ordnung und oline Zusammenhang mit einander, in der Gegend bei Temangung, sowohl auf der linken als rechten Seite des Kali-Progo in den Reisfeldern zerstreut liegen. Die mehrsten von ihnen erreichen eine Höhe von 30 bis 40', manche sind nur 25 hoch, ein Paar aber auch höher als 50'. — Sie sind nur mit Gras bewachsen, einige ausgenommen, auf deren abgerundeten Scheiteln, von Plumerien beschattet, sich die Grabplätze der benachbarten Dörfer befinden. — ,, Diese Hügel waren ernst," so erzählen die Ja- vanen, ,, Reishaufen (Schober), welche durch eine erzürnte Gottheit plötzUch in Steinhaufen und Berge verwandelt wurden." — So fabelhaft diese ^Nlythe auch klingt und ganz nach dem ^Nlährchen- liaften aller java'schen Geschichten schmeckt, so kann sie doch auf geschichtlicher Wahrheit gegründet sein. — Denn jeder einzelne Hügel besteht aus nichts Anderem, als aus Hunderten von Lava- trümmerstücken aller Grösse, die mit Erde und Sand vermengt auf einander gethürmt und alle Hügel aus Auswurfsmassen des G.- Sumbing zusammengesetzt sind, die vielleicht zu einer Zeit dorthin geschleudert wurden , als der Ertrag der eben abgeerndteten Reis- felder, nach Gewohnheit der Javanen , in Schobern aufgehäuft lag, der Form nach ähnlich, nur kleiner, als die jetzigen Hügel. Die isolirte Lage der Hügel, auf einer übrigens ebnen , geneig- ten Fläche, — ihre Zusammensetzung aus losen Trümmern einer trachytischen Lava, deren mehrsten Stücke feinkörnig und dicht smd , zwischen denen aber auch mehr poröse, mit grossen Blasen- räumen durchzogene, aufgeblähete Massen vorkommen, lassen keine andere Erklärungsart zu, als dass sie, nachdem sie dem Krater ent- quollen waren, vom Berge herabströmten und durch irgend ein halbflüssiges Medium zum Theil getragen, so weit in die Tgeneigte) Ebne vorgeschoben wurden. Stiessen dann die Trümmer, die sich in einem solchen ^ledium> z. B. einem Schlammstrome, mit fort- wälzten, auf Hindernisse, so konnten sie sich wohl zu solchen Hü- geln aufhäufen, wie man sie nun in der Fläche zerstreut sieht. Gerade auf der Seite, wo am Fusse des Vulkan's diese Hügel liegen, nämlich in Nord-Osten, steht der Krater des G.-Sumbing offen , weil seine ganze ]Mauer auf der Seite fehlt und in Trümmern liegt. Der Gipfel nebst dem Trümmerstrom , der sich dort aus der Öffnung des Kraters herabzieht, erscheint, von Temangung gesehen, wie in der Abbildung Sumbing Figur 1. — Die Kraft, welche die ganze Nord-Ost-Hälfte einer so massiven Kratermauer zertrüm- 1 1' ^ A- ^ " \ 1 ß^ \ t^- >« i::^ >>^-> ■ S'lunhnig . Fl II, „„I ".i^ NS r 247 i inerte, kann zwar nicht gering gewesen sein , — da aber der Ab- stand vom Krater bis zu jenen Steinbergen zwischen 7 und 8 Minu- ten beträgt und die Felstrümmer zu ganzen Bergen von 25 bis 40' Höhe aufeinander gethürmt liegen, so müsste man eine ungeheure Wurfkraft voraussetzen , Avollte man annehmen , dass diese Trüm- mer vom Krater ausgeschleudert wurden und aus der Luft auf die Stellen, die sie jetzt in der Fläche einnehmen, herabfielen. Gewiss ist dies nur mit einem kleinen Theile der Trümmer gesche- hen , — während die grosse INIehrzahl derselben durch Herabschie- bung oder Herabströmung an ihre jetzige Stelle gekommen ist. Auch bestätigen Ereignisse neuerer Zeit diese letztere Erklä- rungsart. Man werfe einen Rückblick auf den G.-Gelunggung. Am Fusse dieses Berges liegen , wie sich der Leser erinnern wird, ähnliche hemisphärische und von einander isolirte Hügel zerstreut. Auf diese Hügel, wo, eben wie auf denen des G.-Sumbing, den wir jetzt besprachen, die Gräber ihrer Väter liegen, flohen die geängstig- ten Bewohner Singaparna's, als in jener verhängnissvollen Nacht vom 12. auf den 13. October 1S22 der Vulkan, nachdem er Jahr- hunderte lang geruht hatte, plötzlich von neuem ausbrach und jene alten vorhandenen Hügel mit einer Anzahl ganz ähnlicher neuer vermehrte. Auch den Fuss des G.-Guntur bedecken ähnliche Massen, — und die Myriaden von Steinblöcken, welche der G.-Pepandajan in der Nacht vom 11. auf den 12. August 1772 auswarf, bedecken einen Raum von etwa 1 8 D Minuten bis auf 7 Minuten geradlinigem Abstände vom Krater, bei einer Breite oben von 1 % und unten von 4 Minuten. Fast noch baumleerer, als der G.-Scndoro, und nur noch in seinen höchsten Gegenden mit einzelnen Gebüschen von Inga mon- tana bedeckt, welche seinem lichtgrünen Grasgewande ein getüpfel- tes Ansehen geben, — erlaubt der G.-Sumbing eine deutliche An- schauung aller zu Tage gehenden Felsen. In den untern Regionen trifft man nur in der Tiefe eüiiger steiler Klüfte nackte Felsen an, aber in den obern Gegenden ist die Nord-Ost-Seite des Domes mit gewaltigen Felsenstücken bedeckt , die sich aus dem Krater bis zur Region von SOOO' herabziehen, — und auch an andern Seiten des Berges stehen in dieser Höhe gespaltene Felsenwände bloss, welche den Anfang der Längeklüfte begränzen. Die mehrsten von diesen, sowie die in S um hing Figur 2 dargestellten am Nord-Nord-Ost- Gehänge sind in >yürfelförmige, länglich - viereckige Stücke abge- sondert, welche aufrecht aufeinander stehen, obgleich die Schichten selbst, die sie bilden und deren mehre zuweilen parallel aufeinander liegen, Lavaströme sind, die eine mit den übrigen Bergwänden gleiche Neigung zum Horizonte von etwa 26" haben. — Einige weisse Flecken , die man von Tömangung an seiner Nord-Ost-Seite an einigen J^Vlsenwänden erblickt, rühren von einem Überzüge von l^eprarien und andern Flechten her. Diese Kahlheit, mit der geringen Neigung des ganzen Kegels, • 248 mit den dicken Erdschichten , welche die Anlegung guter Pfade zu- lassen , erleichtern das Erklimmen des Gipfels ungemein , welches am besten an der Nord - Seite des Berges bewerkstelligt wird, weil dort die Kraterwand oflfen steht und weil man zwischen den Triimmern der zerstückelten Ringmauer dort unmittelbar in das Innere des Kraters gelangt. Die Kratermauer des G. -Sumbing (s. die Situations- skizze Sumbing Figur 4) umschreibt einen Halbkreis, dessen grösste Convexität nach Süd- West gerichtet ist; auf der einen Seite endigt sie sich in Osten und auf der andern in Norden des Mittel- punktes, so dass der Raum des Kraters in Nord-Osten offen steht und daselbst von keiner [Mauer begränzt ist. — Ihre Höhe ist sehr ungleich an den verschiedenen Stellen; bald senkt, bald erhebt sie sich Avieder zu kleinen Kuppen und Zacken, doch so, dass eine Kuppe in Westen vom Centrum des Kraterraumes alle andern Pfeilerartig überragt (10348) und dass nächst dieser die süd- und südöstlichen Gegenden derselben die höchsten, die nord- westlichsten aber die niedrigsten sind. Nach aussen ist der Ab- hang auf der West- und Nord- West-Seite des Gipfels am steilsten, aber dort, ungeachtet der vielen Felsenwände und Blöcke, den- noch üppiger, als an den andern Abhängen, mit alpinischem Wald- wuchs bedeckt. Nach innen aber bildet derselbe eine meistens senkrechte Felsenwand und besteht aus mehren, durch schmale Vorsprünge getreiuiten Schichten übereinander — Lavabänken — , welche in mein" oder weniger deutliche, länglich-viereckige Stücke getheilt sind. Auf diesen Vorsprüngen, die, in den untern Schichten der Mauer weiter vorstehend , als in den obern , sich wie Terrassen oder Treppen übereinander erheben , gi-ünen Bäumchen , besonders Graphalien, während die senkrechten Wände der Schichten selbst im öden , bräunlichen Grau des Gesteins nackt und kahl empor- starren. Weil das Krater-Innere, das sich dem Fusse dieser Wand anschmiegt, selbst von sehr ungleicher Höhe ist und Berge und Thäler bildet , so fällt auch die Höhe der AVand selbst an den ver- schiedenen Punkten sehr ungleich aus. Auch erreicht die Wand, soweit sie senkrecht ist , nur an wenigen Punkten den Kratergrund und verbirgt sich an den meisten übrigen Stellen bereits in der Mitte ihrer Höhe in Gereibsel und Trümmerschichten, die einen mehr oder weniger geneigten und in den Kraterboden auslaufenden Abhang bilden. ])ie höchste westliche Kuppe aber ragt 500' hoch über den tiefsten Theil des Kratergrundes empor. — Um diesen zu ersteigen, was nur von aussen , vom Bergabhange herauf möghch ist , — er- klimmt man am Zweckmässigsten zuerst den niedrigsten Theil der Mauer, wo sie sich im Norden vom Centrum endigt, und klettert dann am äussern Gehänge etwas unterhalb des höchsten Randes hin, indem man fast einen Halbkreis beschreibt, bis nach Westen. Nur ein Paar Klüfte mit schroffen A\^änden , die schon vom höch- sten Rande, den sie einschneiden, anfangen und sich dann nord- 249 Avärts aiu Gehänge herabziehen, erschweren dieses Unternehmen. Die üppige Strauchvegetation aber, an deren Stämmen und Zwei- gen man sich anhalten kaini , macht ihr Durchldimmen möglich. — Überhaupt, die ganze Nord- West- und West-Seite in den höhern Regionen des G.-Sumbing ist am dichtesten mit alpinischem Wald- wuchs bedeckt. An einigen Stellen ist der Rand der Kratermauer in Nord- Westen völlig scharf und besteht aus grossen, lose aufeinander ge- stapelten Fclsblöcken, zwischen welchen ohne Regelmässigkeit tiefe Klüfte und Höhlen übrig bleiben. S. Sumbing Figur 3. Nach unten zu gehen sie in massive, weniger von Spalten durch kl üftete Felsbänke über. An vielen Stellen zeigen sie eine auffallende Wir- kung auf die ]Magnetnadel , und scheinen viel Magneteisen zu ent- halten. Auf der Westseite ist die Absonderung der Mauer in länglich- viereckige, rhombische Stücke am deutlichsten, die hier und da nach der ganzen Höhe der ]\Iauer hervorspringen und Rippen , un- deutliche Säulen, bilden. Der Kr a tergrund zerfällt ausser dem Trümmerberge in folgende Theile: 1) nördlichster Raum, 480'; — 2) mittelster, 410' — und 3) südlichster, 500' unter der Westkuppe. Dieser Kratergrund steht in Nord-Osten offen, ist aber dort keinesweges flach oder gleichmässig geneigt, sondern mit Felsblöcken ausgefüllt, die wild aufeinander liegen und einen Trümmerberg bilden , der sich nicht nur von dem einen Ende der Kratermauer quer über bis zum andern erstreckt , sondern der sich auch noch in das Innere des Kraters nach Süd- Westen vorschiebt und offenbar den grössten Raum desselben einnimmt. — Er ist üppig mit Bäum- chen bewachsen , besonders mit Agapetes vulgaris und Inga nion- tana, welche hier vorherrschen und welche durch ihr dichtgewebtes Waldgebüsch und durch ihre dicken Stämme ein viel höheres Alter als die des G.-Sendoro andeuten, obgleich sie hierin noch weit hin- ter denen des G.-Mandala wangi und des G.-Tjerima"i zurückstehen. Er ist flach, von convexer Form, aber sehr ungleicher Oberfläche, und enthält ausser den Trümmern von mittlerer Grösse eine Menge gigantisclier, Häuserhoher! Stücke, die überall wie Felsenpfeiler, wie Thürmchen oder kleine Burgruinen 25 bis 50' hoch aus den übrigen emporragen. Besonders am Rande des Trümmerberges zwischen ihm und dem nördlichen Theil der Kratermauer liegen einige isolirte Blöcke von enormer Grösse zerstreut, die nur ein Stück bilden; andere bestehen aus zahlreichen , aufeinander gehäuften Stücken und bil- den Thürmc, auf deren Gipfeln öfters noch Inga- und Agapetes- gebüsche grünen , während ihre Wände nackt und öde sind. Die Kanten der Trümmer sind scharf, die Flächen glatt oder flachmusche- lig . übrigens sind sie ganz unregelmässig und von unbestimmbarer Form. Die mehrsten nähern sich jedoch schiefen rhombischen Säulen. Einige von ihnen haben eine solche Lajje imd sind auf eine 250 i solche Art auf allen Seiten senkrecht abgestürzt, dass man glauben sollte, die Haumgruppen , welche ihr Gipfel trägt und die sich frei in die Luft erheben, seien älter, als die Verwüstung, oder die Kata- strophe, in welcher die Trümmer gebildet wurden, — und die Pfei- ler seien stehen gebliebene Stücke der Kratermauer, die mit AVald bedeckt war. (?) — Doch auch die noch ganze übrige, stehen ge- bliebene ^Nlauer und der ganze Trümmerberg ist mit solchen kleinen Wäldchen von Agapetes, Inga's und Antennarien bewuchert, und deren üppiges Vorkommen, deren grosse Dicke in den Stämmen, welche in den Felsenspalten wurzeln , darauf hindeuten , dass diese Vegetation seit wenigstens hundert Jahren ungestört in ihrem Wachsthum fortschritt. Selbst an der steilsten innern Wand der Mauer, wo diese zwischen den verschiedenen Gesteinbänken n\ir den geringsten Vorsprung bildet, streben ihre knorrigen Stämme empor. Doch nirgends stehen sie. so Waldähnlich zusammenge- drängt, als auf dem nordöstlichen Trümmer terrain, welches als unzugänglich die vernichtende Axt des ^Menschen bis jetzt abhielt. Dort breiten sich ihre ewig grünen Zweige über den Trümmern aus, die mit ihren purpurnen, gelben und weissen lilüthen wie ein Leich- nam mit Kränzen geziert erscheinen. Schon aus der Entfernung unterscheidet man dort das bräunliche Grün der in die lireite ge- dehnten Inga's, — von den runden weisslichen Kronen der Anten- ' narien, — oder von der Laiibfülle der Agapetes vulgaris, deren junge Blätter in Purpurröthe glühen. In Nord-Osten stürzt sich dieser Trümmerberg schroff und steil zum Berge hinab, dessen Gehänge er noch bis zur Region von 8000 mit seinen ]>löcken überstreut. Er ist ein Lavastrom, nämlich nicht von ganz geschmolzener, geflossener Lava, sondern von Lava- trümmern , die, wie bei den mehrsten Vulkanen Java's, bloss glü- hend, erweicht, aber nicht ganz flüssig, ausgeworfen wurden , und die hier mit den Fragmenten der zerstückelten und wahrscheinlich in derselben Eruption, welche diese I^ava ausbrach, zersprengten nordöstlichen Hälfte der Kratermauer *j wild aufeinander gestapelt liegen. Ausser diesem Trümmerberge besteht der Kratergrund noch aus 3 verschiedenen von einander getrennten Räumen. \) Einer kahlen, vollkommen söhligen, weisslich-grauen Sand- fläche von rundlichem Umfange, welche zur Regenzeit der Boden eines kleinen See's ist. (Nr. 1 auf Sumbing Fig. 4.j — 4S0' unter- halb des höchsten westlichen Punktes der Kratermauer wird dieser kleine Kessel in Nord-AVesten von dem Ende der Kratermauer und in Süd-Osten von dem Trümmerberge zunächst begränzt und liegt, ein Bild düsterer Einsamkeit, auch auf den andern Seiten von schrofien Wänden und Trümmern umzingelt, — in der Tiefe da. *) Die auseinander gerissene, zerklüftete Kratermauer hat wahrscheinlich den Namen des ganzen Berges veranlasst. Sumbing bezeichnet: gespalten, oflfen stehend, schartia;. A. d. V, 251 ^Venn man, von Kadjepit kommend, an der Nord-Nord-Ost-Seite des G.-Sumbing hinaufgestiegen ist, so schreitet man zwischen dem Ende der Kratermauer, welche in Beziehung auf den ^Mittelpunkt des Krater-Innern das nördliche ist (also rechts liegt) und zwischen dem Trümraerberge in Süd-Ost (links) vor und erblickt zuerst die- sen kleinen sandigen Seeboden in der Tiefe, rings von Felsen um- geben, und sieht jenseits den höchsten westlichen Pfeiler der Mauer emporragen. — Zwischen einzelnen Blöcken riesenmässiger Grösse und zwischen Trümmern, die oft zu ganzen Bergen aufeinander gehäuft liegen , oben mit Wald gekrönt ! — windet sich der Pfad dahin. — Der sandige Z\^dschenraum zwischen den Blöcken nährt Festuca nubigena mihi, eine Grasart, welche Inseif örmig erhöht, in grossen Büscheln wächst. — Alles spriclit hier von der gewalt- samen Zerstückelung der mächtigsten Felsenwände, und Zeichen der furchtbarsten Verwüstung führen den Wanderer ein in diesen an ^Mannigfaltigkeit der Formen überreichen Krater des G.-Sum- bing , wo ihm , wenn seine Reise in der Regenzeit geschah , — so- gleich beim Eintritt zwischen Scenen der Zerstörung auch ein fried- liches Bild entgegenlächelt, — nämlich der Spiegel des kleinen See's dort unten. So stand unter Anderm auch am 14. Juli 1820 (nach Berichten im Jav. Courant Nr. 28 des Jahres 1820) 2' hoch Wasser darin. 2) Eine kleine mit Gerollen erfüllte Kluft, welche offenbar zur Regenzeit das Bett eines Baches ist, führt aus jener Sandfläche 70 höher hinauf in den zweiten mittelsten Raum des Kraters (Nr. 2 SumbingFig. 4), welcher, den Trümmerberg ausgenommen, dessen höchster Scheitel ihn etwa noch lOO' überragt, der höchste Raum des Krater-Innern ist. Sie liegt zAvischen dem Trümmerberge in Osten und dem Fusse der hohem Avestlichen Kratermauer, 410 unter dieser, in der ]Mitte, und ist eine kleine, völlig kahle Sand- fläche von weisslicher Farbe, etwa lOO' lang, aber, soweit sie söhlig ist, nur wechselnd 10 bis 50' breit, welche ihre Horizontalität, so scheint es, ebenfalls periodischen Wasserbedeckungen verdankt. Nicht bloss in Osten , auch in Nord- Westen und auf den mehrsten übrigen Seiten ist sie von eckigen Steintrümmern umgeben, zwi- schen denen auf der Nord- West-Seite (bei @ auf der Skizze) mit schwachem Geräusch schweflig - saure Dämpfe hervordringen , die das Gestein mit einem blassgelben Überzüge bekleiden. — Auch findet man zwischen diesen dampfenden Felsen noch kleine Pfützen von weisslich-trübem Wasser, welches durch aufsteigende Dämpfe in beständiger brodelnder Bewegung begriffen ist. Seine Tempera- tiur lietrug in 1838 jedoch nur 166" F. (bei einer Lufttemperatur von .04", 11 Uhr, am 2. Juni), während reines Wasser bei 193" F. kochte. 3) Von dort muss man wieder 90' herabsteigen, um in den dritten Raum, Nr. 3 auf der Situationsskizze von Sumbing Fig. 4, zu gelangen; einen langen, aber schmalen, fast Halbmondförmig gebogenen Thalgrund, welcher sich 500' tiefer, als der höchste 252 Westpunkt der Mauer, dem Fusse des südlichen Theiles dieser Kratermauer entlaug zieht. Ein kleiner wulstiger Rücken trennt ihn vom mittlem Räume. Wahrscheinlich bezeichnet er mit diesem den Rest des alten Kraterbodens, ehe dieser von dem Lavatrümnier- strome zum grössten Theile ausgefüllt wurde, in jener fürchter- lichen Eruption, welche uns die Geschichte nicht bewalirt hat. Er ist völlig eben und horizontal, aber mit den grünlich - grauen Rü- scheln oder gleichsam Inselförmigen Grashügeln der Festuca nuhi- gena bewachsen. Nur einige Felsen trümmer, die von der Krater- mauer herabgestürzt sind, liegen auf dem Grasboden zerstreut. — In Osten, in Rezug auf das ('entrum des ganzen Kraters, oder in Nord-Osten , in Rezug auf die ^Mitte des Thaies, ist der Thalgrund durch eine Erhöhung von Steinmassen geschlossen und dadurch von einer tiefen Kluft geschieden, die sich zwischen dem östlichen Ende der Kratermauer und dem Trümmerberge schroff und steil zum lierggehänge herabzieht. Die Steinarten des G.-Sumbing sind: 1) Die Felsen, die im Grunde der Klüfte im ganzen Umfange des Kegels und der Vorgebirge häufig zu Tage gehen, sind ein fein- körniger, dunkelgrauer Trachyt mit sehr kleinen Krystallen von glasigem Feldspath und ohne andere Reimcngungen , ausser zu- weilen von Magneteisentheilen , bloss durcli die Wirkung auf die Nadel erkennbar. 2) Die Kratermauer besteht aus einem ähnlichen Trachyt, nur von weniger feinem Korn, und häufig von kleinen Poren durch- zogen. 3) Einer grobkrystalligen Lava aus Feldsitgrundmasse , mit sehr grossen verglaseten Feldspath- und häufigen Hornblendekry- stallen, und häufig von kleinern Poren, seltner aber von grössern Rlasenräumen durchzogen: L. Nr. 13G. — Aus solcher Lava -Art besteht die grosse ■Mehrzahl der Ijlöcke in dem von mir so genann- ten Lavatrümmerstrome des Kraters, und in vielen Gegenden sind sowohl der Rand der Kratermauer, als auch die höchsten Rerg- gehänge überhaupt oberflächlich mit dieser Lava bedeckt. — Solche Rlöcke des Trümmerberges, die von feinerer und gleichförmigerer Textur sind, darf man daher zum eigentlichen Trachyt rechnen und für Reste der alten Kratermauer halten. 4) Selten fiinden sich in jenem Lavastrome, zwischen den übri- gen zerstreut, ganz von Rlasenräumen durchdrungene, Rimstein- artige oder Schlackenartige Laven. — In der Nähe der Fumarolen findet sich uiireiner Schwefel; viele Felsblöcke sind dort durch langjälu'ige Einwirkung schweflig-saurer Dämpfe zersetzt und in weisse, bröcklige oder Rreiartige, vielen Alaun haltende, Massen verwandelt: L. Nr. 137, 138. — Der weisse Sand des nördlichen Kraterraumes Nr. 1 fund auch zum Theil von Nr. 2) ist zertrüm- merte Lava, durch dies zersetzte Gestein der Solfatara (Thon- und Kieselerde), welche das Regenwasser herabspülte, weiss gefärbt. 253 Ehe A;\'ir zum Geschichtlichen des G. - Sumbing übergehen, müssen vni hier noch einen l^lick auf seine Verbindmig mit dem G.-Sendoro, Telerep und Prau Averfen, und dem Leser die Quer- vulkanreihen Java's in Erinnerung bringen, welche von Nord- West nach Süd-Ost zu gerichtet sind und wovon diese ^der durch Zwischensättel verbundenen Berge das schönste Beispiel liefern. (Siehe im I. Theil der I. Abtheilimg Seite 80 u. s. w.) Eine Linie vom ^Mittelpunkte Dieng's, nämlich des Plateau's nach Süden 40 Y2" zu Osten gezogen , schneidet die Gipfel der Vulkane G. - Telerep, Sendoro und Sumbing, die alle in dieser Richtung liintereinander liegen. B. Ausbrüche. Die Ausbrüche dieses Vulkan's sind ganz unbekannt. B. Besuch von Heisenden. 1838, den 2. Juni. Dr. Fritze und ich bestiegen diesen Berg an der Nord-Nord-Ost-Seite, vom Dorfe Kadjepit aus, welches dort das höchste ist, und 3876' hoch liegt. — Trockenheit der Klüfte, also Wassermangel, ist wahrscheinlich die Ursache, dass die Kultur nicht höher aufwärts gedrungen ist. Pflanzungen von Cytisus Cajan L., ähnlich jungen Weidensträuchern, aber mit gelben Blüthen bedeckt, geben dieser Gegend nur einen dürftigen Reiz. — Bald über diesen trifft man nur noch wilde Gräser an. — Der Resident C. L. Hart- mann Avar in unserer Gesellschaft und er hatte auch hier nichts ge- spart, um unsere Untersuchmig zu erleichtern. — So wie dieser thätige Beamte im Strassenbau, in Kulturausbreitung und Ver- schönerung seiner Residenz unermüdlich ist, so hatte er auch bis auf den höchsten Gipfel des G. -Sumbing einen Weg anlegen lassen, der gut genug für die Engel des Himmels sein würde, wenn es die- sen , wie es einst den Javanen träumte , einmal wieder *) einfallen sollte , aus ihrem azurnen Dome in diese grüne Welt herabzustei- gen. — Wir fanden sowohl im mittelsten Räume des Kraters, als auch auf dem südöstlichsten Theile der Kratermauer Hütten für uns erbaut, (5* ^^^ ^^^r Skizze Sumbing Figur 4 , in denen wir Er- frischungen und Speisen aller Art vorfanden. Was uns aber einen angenehmen Anblick gewährte, das Avar die niederländische Flagge, welche Herr Hartmann hier auf dieser luftigen Felsenzacke, lOOOO' über dem Meere, hatte aufstecken lassen. — Ein schneidend kalter *) Nach Crawfurd , {Indian Archipelago) hatte einmal eine alte Frau ge- träumt, dass die eine oder andere Gottheit den Plan gefasst habe, auf den G.- Sumbing herabzusteigen. In Folge dessen kam die ganze Bevölkerung dieses Landstrichs in Bewegung und bahnte einen ^^'eg bis zur höchsten Sjjitze des Berges. Dies sollte das erste Zeichen zuvorkommender Gastfreundschaft sein, für den Fall es der Gottheit gefallen sollte , von dem Berggipfel noch weiter auf die Erde herabzusteigen. A. d. V. 254 Ost-Siid-Ost-Wind machte sie laut flattern. Dr. Fritze und ich, wir kauerten uns am Fusse des Flaggenstockes nieder neben einem kleinen Feuer, und blickten über die Wolken in das weite Land hinab. — In Süden sahen wir den Ocean , und in Norden die Khede von Samarang. — ,, Auf diesen Meeren schwankten einst die Schiffe jener Tapfern, die, als ihnen die Tyrannei Philipp's IT. allen Handel mit Lissabon verbot,*) sich selbst den Weg nach Indien suchten," — j^von dort blickte vielleicht Cornelis Hout- MANN in 1 596, oder van Neck in 1598, oder Koen, als er im Monat Mai 1619 aus den Molukken zurückkam,**) sehnsüchtig nach die- sen blauen Bergen herauf, nach dem Innern dieser Länder, deren Ufer ihr Fuss nur zögernd betrat." — Ich schwieg still, im An- staunen der herrlichen Scene verloren , obgleich es schneidend kalt war, (52** Fahrenheit). ,,Und jetzt," (so sprach Fritze weiter) ,, flattert ihre Flagge auf lOOÜO' hohen Bergen, hoch über den Wolken, ebenso wie sie über das neidische Gewölke ihrer Feinde triumphirt, und 16 Nationen, in allen Theilen des Archipel's, beu- gen sich vor ihr, ein Beweis, dass Muth mit Beharrlichkeit und treuem Glauben stets zum Ziele führen." •1843; den 8. August erstieg der General - Major H. C. van derWijck, Director des Ingenieurs-Corps, in Begleitung vom Resi- denten C. L. Hartmann den Gipfel, hauptsächlich zu geodätischen und hypsometrischen Zwecken. Zur Vergleichung der l^arometer- beobachtungen dieses ausgezeichneten Geographen mit den meini- gen , 5 Jalire früher , möge folgendes Beispiel dienen : Thermometer Tages- Barometer in der freien Stunde (Millimeter) am Barometer Luft il'A 527,86 l2,0Cels. 10,8Cels. 8.Aug.l843v.D.WiJCK| 1 526,00 56,0Fahr.56,0Fah. 2.Junil838JuNGHUHN| auf der nördlichen horizontalen Sandfläche im Krater. (Nr. 1.) Sie stimmen , weil beide Barometer gute Fortin's sind , fast vollkommen überein ; und muss der niedrige Stand um 1 Uhr haupt- sächlich dem täglichen Gang der Oscillation zugeschrieben werden, — so dass die nach Littrow's Formel berechnete Höhe für jenen Punkt im Kraterboden, 9863', keinen erheblichen Fehler haben kann. Meine Beobachtungen auf dem höchsten Pfeiler des westlichen Theiles der Kratermauer, den man nur Liebhabern von schroffen Felsenwänden zur Ersteigung empfehlen kann , dagegen waren : — Thermometer Barometer (Mil- am Barome- in der freien Tages-Stunde limeter) meter Luft. 9 516,20 54'^ 55*' F. Höhe 10348'. — *) Im Jalii-e 15S4. **) Über Djapara, — um — nach Batavia zu schiffen ! A. d. V. 255 Diese letzteren Beobachtungen können, 0,30 bis 0,40 Milli- meter unsicher sein, weil ein starker Wind aus Osten wehte, und Aveil mein Instrument, das an den Zweigen eines Akacienbusches hing, nur mit Mühe zum Stillstehn gebracht werden konnte. D. Umgestaltungen. Obgleich uns die Geschichte die Kunde von keiner einzigen Eruption des G. -Sumbing erhalten hat, — so gehen doch aus dem gegenwärtigen Zustande des Berges und der Beschaffenheit seiner einzelnen Körpertheile , drei Schlüsse, als nothwendige Folger- ungen, hervor. — 1) Überhaupt, dass er ausserordentlich heftige Eruptionen erlitten haben muss. — 2) Dass er früher eine Kreis- förmige Kratermauer hatte, und dass das nordöstliche Segment dieser Mauer , ungefähr y+ des ganzen Kreises , in einer von diesen Eruptionen zersprang. — 3) Dass die letzte grosse Eruption des G.- Sumbing älter war, als die letzte grosse des G.-Sendoro, und dass der G.-Sendoro also von den beiden Vulkanen der am Letzten wir- kende oder jüngste war. Für das Erste spricht das Vorhandensein jener Ungeheuern Felsentrümmer , mit scharfen Ecken und Kanten , die nur auf eine plötzliche gewaltsame Art durch Zerstückelung früherer noch grös- serer Felsenmassen entstanden sein können, — ebenso, wie jene isolirten Hügel aus Lavatrümmern am Fusse des Vulkan's bei Temangung. 2) Obgleich es nicht nothwendig ist, dass alle Kratermauern anfangs einen vollkomm'nen Kreis beschrieben, und es eben so möglich ist, dass sich gleich beim ersten Entstehen des A^ulkan's nur der Theil einer Ringmauer bildete, — so war doch der G.- Sumbing früher offenbar mit einem vollkomm'nen Ringe versehen, und auch in Nordosten geschlossen , wo jetzt ein Stück, (nämlich der vierte Theil des nur noch zu % stehenden) ganzen Kreises fehlt. Denn, a) die Enden der Kratermauer, sowohl das Ende in Norden, als in Osten vom Centrura biegen sich einander nach Art einer Kreislinie entgegen, h) Der ganze Zwischenraum ist von einem Lavastrom aus lauter einzelnen Stücken, der weit zum Berge herab- fährt, ausgefüllt, und der sich also als zertrümmernde Ursache dar- stellt, und c) der Raum zwischen diesem Lavastrome und den Enden der Mauer ist mit Ungeheuern scharfeckigen Felsenstücken bestreut, die sich durch ihre JJeschaffenheit als Stücke der Kratermauer, und als Überreste des zerstückelten Theiles derselben beurkunden. — Auch im Lavastrome selbst ragen noch einige Überreste hervor. 3) Der dritte Satz wird durch die Lavaströme des G.-Sän- doro, welche gegen den Fuss des G. -Sumbing anstossen und den- selben bedecken und durch die Vegetation bewiesen, nämlich durch das Waldgebüsch von mehren java'schen Alpenbäumchen , (unter denen hier die bereits genannten : Ägapetes vulgaris, Inga montana und Antennaria javanica vorherrschen) , das den Lavastrom (den 236 Trümmerbcrg des Kraters) bedeckt, und deren Stämme zwischen den lUöcken und Trümmern derselben -wurzeln. Die Grösse dieser Häume , — die Dicke und knorrige ]:>eschaffenheit ihrer Stämme, beurkundet ihr Alter als jünger, als die des G. -Mandala wangi, Patua und Merbabu, aber als viel älter, als die des G. -Sendoro, und als ziemlich gleich alt, oder nur wenig älter, wie die des G.- La"«ii auf der Südseite, und des G.-Gede oberhalb Kandang badak. — Die des G.-Lawu aber sind S6 und die des G.-Gedö 90 Jahre alt,*J — denn ersterer erlitt in 1752 und letzterer in 1748 Eruji- tionen von der Stärke, dass man die Vernichtung aller früher vor- handenen Vegetation durch dieselben mit grösster Wahrscheinlich- keit annehmen darf, eben so, wie es unglaublich ist, dass in einem so schrecklichen Ausbruche, wie in dem des G.-Sumbing, wobei die ganze nordöstliche Kratermauer zerstückelt, und der Zwischenraum durch M}Tiaden von Lavatrümmem ausgefüllt wurde, die bis weit am Berggehänge herab über einander gehäuft liegen , — auch nur ein Keim vorhandener Vegetation unvemichtet bleiben konnte. — Das jetzige Waldgebüsch des Trümmerberges vom G.-Sumbing ist also erst nach diesem Ausbruche entstanden, und wahrscheinlich nicht älter als 100 Jahre. — Die noch wenig verwitterte j^eschaf- fenheit dieser Trümmer , die erst an ihrer Oberfläche sich mit einer bräunlich-falben, erdigen Kruste von nur 1 bis 2 Linien Dicke zu zersetzen anfangen, — die noch nicht ganz verwitterten Steinblöcke in den zerstreuten Hügeln am Fusse des Vulkan's bis Temangimg, welche höchst wahrscheinlich in dieser Eruption ihre Entstehung fanden , — so wie die noch nicht ganz erloschene Erinnerung der Javanen an dieses Ereigniss, ,, wobei ihre Reisschober in Steinberge verhandelt wurden," — (obgleich sich bei diesem Volke Vorfälle solcher Art selten länger als 100 .Jahre, die hier schon eine Ewig- keit smd, in Erinnerung halten,) bekräftigen diese Schätzung, dass nämlich dieser Ausbruch ungefähr im .Jahre 173S Statt gefunden habe. Solche Schätzungen des Alters vorhandener Vegetation, nach der Grösse der Bäume , und der Dicke ihrer Stämme , wobei natür- lich jederzeit die grössten und ältesten unter ihnen als ^lassstab dienen müssen , gewähren eine hinlängliche Zuverlässigkeit , wenn sie, wie in diesen Vergleichungen der Agapetes - Wälder des G.- Gede, ]\[erbabu, Lawu, Sendoro und Sumbing, das Wachsthum derselben Baumarten in derselben Höhe über dem IMeere be- treffen, wo bei allen diesen Bergen die Bodenart, in welcher diese Bäume wurzeln , Trachytlava mit vulkanischem Sande und Asche in den Zwischenräumen der Trümmer — dieselbe ist. — Vielleicht wäre es möglich, durch Nachforschungen bei sehr alten Einwohnern jener Dörfer bei Temangung, in deren Nähe die Auswurfshügel zer- streut liegen , — etwas Näheres über das Alter dieser Hügel , also über das Datum der Eruption , in welcher sie entstanden , zu er- fahren. — Die Gräber, die sich auf den Scheiteln von einigen *) Dies wurde geschrieben in 183S. 257 befinden , unter Cambodjabäumen , geben das Mittel dazu an die Hand; — wenigstens würde man durch Nachforschungen, seit wann diese Hügel zu Kirchhöfen dienen, und wie viele Genera- tionen dort schon begraben liegen, — zu ermitteln im Stande sein, wie alt im Miniin um die Hügel sein müssen.*) Vor dieser Eruption , deren Vernichtung nur sehr partiell war, indem sie sich auf die höchsten Regionen der Nord-Ost-Seite be- schränkte , — muss der G. - Sumbing viele Jahrhunderte, vielleicht ein Jahrtausend lang im Ruhestande zugebracht , oder wenigstens keine vernichtende Ausbrüche erlitten haben; — dieses beweisen die dicken Schichten von gelblich - brauner Letten erde, welche, zu oberst mit Humus bedeckt und vermengt, — den ganzen Umfang des Vulkan's bedeckt, — und welche, die Nord -Ost- Seite ausge- nommen, alle Lavarippen verbergend, bis zu seinem höchsten Kraterrande emporsteigt , und durch allmählige Verwitterung der Oberfläche der Felsen entstanden ist ; — dieses beweiset ferner das hohe Alter der Älenschenkultur, welche durch keine verheerende Katastrophen in ihrem Treiben gestört, fortfuhr sich anzubauen, und die Wälder des G. -Sumbing, deren ehemaliges Bestehen man in den vorhandenen Humusschichten erkennt, immer mehr auszu- rotten, bis diese jetzt nur noch an den schroffsten Gehängen des Gipfels, und auf dem unzugänglichen Trümmerberge des Kraters ein Asyl gefunden haben, wo die Axt nicht hinzudringen vermag. 27. G.-üngaran. © A. Topographischer Überblick. Die Lage dieses noch nicht ganz erloschenen Vulkan's an der Nordgränze des Thaies Kadu, so wie seine Verbindung in Westen« durch eine lange Bergkette mit dem G.-Prau und in Süd-Osten durch das Djambu-gebirge mit dem ^Nlerbabu'schen Vorgebirge: Telemojo haben wir bereits in der Topographie des G.-Sendoro an- gedeutet. Er ist nächst dem ganz erloschenen Gunung - Ringgit einer der niedrigsten Vulkane der Insel , etwa gleich hoch mit dem noch thätigen G. - Lamongan , und hat Avahrscheinlicli viele und grosse Umgestaltungen erlitten, che er seine jetzige Gestalt erhielt und ehe die dichten und schattigen Hochwälder emporsprossten , deren mi- vmterbrochene Decke von 3000 bis 3500' Höhe an, jetzt seinen ganzen Scheitel überzieht. Seine Form als Kegelberg, — die Be- schaffenheit semer Felsen als Trachytlava, und die warmen Quel- len, die sich sowohl an seinem Ostfusse bei Gandorio undKelcpu in geringer Höhe über dem Meere, als auch in gi'össerer Erhebung an •) Wir wagen es , die europäischen Beamten und Regenten in Kadu , um Veranstaltung solcher Nachfragen zu bitten ! — A. d. V. Juugliuhu, Java II. \ 7 258 seinem Nordgehänge an verschiedenen Stellen und dem Südgehänge bis lianju kuning, etwa 3500' hoch finden, und die weiter unten beschrieben werden sollen , bezeichnen ihn als einen alten Vulkan, der vielleicht damals schon ausgetobt hatte, als die neun Tempel, Tjandi-Songo südwärts, dicht unter seiner höchsten Süd- West- Kuppe : G. - Sumo wono errichtet wurden. Wenigstens spricht das bemooste Aussehen der Wälder seines Gipfels und die gänzlich ver- Avitterte BeschaiFenheit der Lavatrümmer , welche an seinem Fusse und in den Hügehi rund um seinen Fuss vorkommen und deren Ursprung von keinem andern Vulkane als von ihm, als dem näch- sten, angenommen w^erden kann, für das Alter von wahrscheinlich mehr als einem Jahrtausend seiner letzten Eruptionen. Seine Gipfel, eben so wie seine Gehänge sind daher auch über- all mit hohen Schichten von Pflanzenerde bedeckt , die alle Felsen verbirgt, und die eine allerüppigste , dicht in einander gedrungene Wald Vegetation ernährt. Ungeachtet seiner geringen Höhe ist er daher fast ewig vom Gipfel bis zu einer Höhe von 30 OO' herab in Wolken gehüllt, und kavim ein Paar Hundert Fuss unter seinen Gipfeln sickern schon die reichsten Quellen hervor, Avährend zu gleicher Zeit die \del höhern, aber Wald-entblössten G. -Sumbing und ]\Ierbabu Wasserleer sind und kaum von einigen Wolkenstreifen beschattet werden, die sich in einer Höhe von 6 bis 7000 am Ge- birge hinziehen. So liefert er im Gegensatz von jenen einen in die Augen fallenden Beweis von dem grossen Einfluss der Wälder auf den Wasserreichthum einer Gegend, auf Wolkenbildung, auf Höhe der Wolken, und selbst auf die mittlere Temperatur des Ortes, die dadurch erniedrigt wird. *) Es sind hauptsächlich drei Kuppen, in welche der Scheitel des G.-Ungarangetheilt ist, 1) eine nordöstliche G.-S uro lojo, welche sich bei einer Breite von etwa 30' von Süd -Ost nach Nord -West I mehre Hundert Fuss weit in die Länge zieht , und sich dann nach innen (Süd- West) steiler als nach aussen hinabsenkt ; **J 2) eine etwa 700' höhere, von der vorigen etwa 3000' entfernte, südwest- liche viel spitzere Kuppe: G. -Sumo wono, und 3) eine viel we- niger hohe, westwärts von der ersten gelegene: G.-Samangli. — Die beiden ersten Kuppen hängen durch einen gekrümmten , näm- lich südostwärts nach aussen gebogenen und in seiner Mitte zu einer vierten aber kleinem Kuppe ansteigenden Zwischenrücken zusam- *) In einem Lande , wo wegen Reissbau in Sawah's das Wasser zur Frucht- barkeit doppelt nothwendig ist, dürfte das muthwillige Ausrotten und Ver- brennen der ^^'älder, wozu die Javanen so sehr geneigt sind , — dereinst bei zu- nehmender Kultur von sehr nachtheiligen Folgen sein. A. d. V. **) Am Süd-Ost-Gehänge dieser Kuppe, .i'-H)' unter ihr, also 450ü' über dem Meere , entspringt eine Quelle , welche drei kleine Krystallhelle Becken über einander bildet. Das Wasser ist der reinste Wolkenniederschlag, der durch das Gesträuch- und Wurzelgewirre sickert und hat im Schatten der Wälder , beson- ders der Podocarpus Junghuhtiiana Miq. , die dort häufig wächst , eine stabile Temperatur von öl" Fahr. — Polster von Leber- und Laubmoosen umgeben sie und Wasserkäfer, namentlich Datücus-Aiten, beleben ihre kleinen Spiegel. A. d. V. 259 inen, die dritte aber steht ziemlich isolirt. Zwischen den ZAvci erstem bleibt ein weiter Thalraum liegen, welcher sich vom süd- östhchen Yerbindungsrücken zwischen beiden sanft nach Nord und Nord- West herabsenkt, übrigens auch, wie Alles umher, mit düstrer Waldung bedeckt ist. Wahrscheinlich ist es dieser Thalraum, wo einst der Krater lag und die drei Kuppen sind Reste der Ringmauer, die ihn einst umgab. Der schroffe, innere Abhang der Kuppen, womit sie emander gegenüberstehen, besonders die Nord -Ost- Wand des G.-Sumo wono, — und die Lage dieses Thaies im Cen- trum des ganzen Gebirges, machen dies walirscheinlich. — Übrigens sind dort nirgends mehr nackte Felsen zu entdecken, und die einzige Stelle vielleicht am ganzen Nord -Ost- und Ostgehänge, wo un ver- witterte Felsen vorkommen , ist eine Längerippe am Nord - Nord- Ost -Gehänge des J^erges, auf welcher 2500' hoch das Dorf Lidro- kilo steht, das höchste dieser Seite. — Dort ragen nämlich grosse Blöcke von Trachytlava aus dem röthlich-braunen. Lehmartigen und schlüpfrigen Erdreich hervor, welches (zuweilen mit wirklichem Thone wechsehid, und offenbar wie dieser aus der Zersetzung jener Steinarten hervorgegangen,) den Fuss und alle Gehänge des G.- Ungaran überzieht und nur höher oben von dunkelbraunem lockern Humus bedeckt ist. An keinem Berge ist vielleicht der Ursprung dieser Letten- imd Thonerde aus Trachytlavafelsen und der allmählige Übergang dieser Felsen in den verschiedensten Graden und Stadien der Verwitterung so schön nachzuweisen, als hier. Da, wo Wände von einiger Höhe durch die Anlegung von Wegen oder Reissfeldern bloss gelegt sind, erkennt man die frühern Felsentrümmer, die dem Erdreich zu Hun- derten eingeknetet waren , noch deutlich ihren Umrissen und selbst ihrer Structur nach; nur wenige aber bilden noch festes Gestein von grauer Färbung mit röthlich-braunen Nuancen, in welchen bloss die Feldspathkrystalle verwittert sind und matte, milchweisse Flecken bilden ; — die mehrsten haben diese Festigkeit nicht mehr und können, obgleich ihre vorige krystallinische Structur noch deutlich erkennbar ist, mit dem Messer durchschnitten oder leicht zwischen den Fingern zerkrümelt werden; — \'iele sind ganz von weisser Farbe, — während andere der ganzen Substanz nach verwittert in eine weiche Thonartige Masse von blassröthlicher Farbe verwan- delt sind und mit dem Spaten durchstochen werden können ; auch in diesen erkennt man die ehemaligen Feldspathkrystalle meistens noch als weisse Tüpfelchen und oftmals sieht man noch unzersetzt die schwärzlichen Hornblendekrystalle, die sich am längsten erhal- ten. Seltner sind verwitterte Felsen von lebhafter Gold- oder Ocher- gelber Farbe , wahrscheinlich aus Trachytstücken , die sehr Eisen- haltig waren , in denen sich ebenfalls , ungeachtet ihrer fast voll- kommnen Vorwandlung in Erde, die Feldspathkrystalle als matte, weisse Fleckchen darstellen. Solche Felsentrümmer in den ver- schiedensten Graden der Zersetzung und in den unmerklichen Über- gängen von den härtesten Trachytblöcken bis zu der weichsten 17* 2G0 Lehmerde setzen die zahlreichen Hügel zusammen, welche den Nord - , Nord - Ost - und Ostfuss des G. - Ungaran in einem weiten Umfange umzingehi und welche auf einigen Seiten wie ein Kranz zusammenhängen und sich besonders auf der Nord-Nord-Ost-Seite bis dicht bei Samarang — 10 Pfähle weit vom Fusse des Vulkan's — hinziehen. Dort erheben sich noch nahe am Strande , westwärts vom Re- sidentenhause Rödjong solche Hügel, welche, abgerundet, hemi- sphärisch von Form, schon vom Meere aus an dem blendenden Weiss einiger Chinesischen Gräber erkennbar sind, die sich ihren Seiten anlehnen. — Mehr ostAvärts von da, w^o die Strasse von Samarang nach Salatiga führt, bleibt eine 3 Pfähle breite Alluvialfläche zAvi- schen ihnen und dem Meere übrig, welche gleichsam nur eine einzige Sawah ausmacht und in den Dörfern, welche darin zerstreut liegen, mit Hunderttausenden von Kokospalmen bewachsen ist. Die schwärz- lich-grauen Steintrümmer ragen dort häufig aus der Oberfläche der Hügel hervor, und erreichen sehr oft die Grösse von Büffeln, wofür man sie aus der Entfernung zuweilen irrig hält. Mit ihrem Grau und mit der dürftigen Grasdecke der Hügel, durch welche der röthlich-gelbe oder braune Lehmboden schimmert, contrastirt an- genehm das frische Grün der Fruchtbäume , die vereinzelt darauf, wie in einem Obstgarten zerstreut stehen, und deren liebliches Vorkommen alle Reisende überrascht. Die topographischen Verhältnisse aber dieser Hügellandschaf- ten sind wenig untersucht, ebenso wie das hüglige Zwischenterrain zwischen dem Gunung - Ungaran und dem weiter westlich lie- genden Gunung-Prau, von dessen Nordfusse sich ähnliche Hügel und Hügelmassen bis zur Nordküste vorschieben. Diese Hügel oder auslaufenden Rippen des Praugebirges , die bis in's Meer rei- chen, und über welche, bis zum Kali- Ku tu, die Poststrasse von Pekalongan nach Samarang auf und ab führt, trennen die grosse nördliche Alluvialebne Java's, die sich von Bantam bis hierher un- unterbrochen fortsetzte, von der kleinem Alluvialfläche Samarang's und Djapara's, welche sich beim Kap Lasem in Osten von Djapara für immer endigt. Zwischen den verflachten Rippen des G.-Prau fliessen parallele Bäche herab, in deren Betten sich die Trümmer- und Brezzienmassen der Hügel aufgelöst und in Rollsteine verwan- delt finden. Der östlichste dieser Bäche am Ostfusse der Hügel- massen und an der Gränze zAvischen Pekalongan und Samarang ist der K. -Kutu, welcher durch ein Feld von Myriaden abgerundeter Trachytgeschiebe fliesst, die eben so beweglich sind, wie der Sand, der durch ihre Zerreibung' gebildet wm-de. In diesen Hügeln, am nördlichen und nordöstlichen Fusse des G. -Ungaran liegt gleichsam die Geschichte der Vulkane aufgeschlos- sen ; theils blosse Auswurfsmassen, — theils Trümmer ganz zerstörter Gebirgsmassen in mannigfaltigen Umwälzungen , vielleicht eben so sehr durch Mitwirkung des Wassers, wie des Feuers bald zu Hügeln gruppirt, bald in Schichten zu einem neuen Ganzen verbunden, ist 261 ihre Untersuchung von grosser Wichtigkeit. Da, wo die Steine noch un verwittert sind, trifft man bald abgerundete Geschiebe ^n, — die, von ziemlich gleicher Grösse, offenbar für eine Aneinan- derreihung durch die Gewalt der Fluthen zeugen, und die bald lockerer, bald fester, in eine röthliche (zuweilen braune, seltner gelbliche) Erde eingeknetet sind, und die sich vorzugsweise am F u s s e der Hügel finden , da , wo der Grund flächer wird ; — bald eckige un'regelmässige Trümmer, theils locker auf einander gehäuft, und ihre Zwischenräume mit jener Erde (dem Produkte ihrer eignen Zersetzung) ausgefüllt, — theils auch durch ein festeres Cement (von Thonerde, vulkanischer Asche , Tuff) zu einer Brezzie zu- sammengebacken, welche von grossen, einen bis' mehre Fuss dicken Trachytbrocken, Übergänge bis zum feinsten Gereibsel und Sand wahrnehmen lässt. Verschieden gestaltete Massen solcher Art finden sich da, wo man dies an Wänden, welche des Strassenbaues wegen durchstochen wurden, wahrnehmen kann, nicht selten regelmässig über einander geschichtet , — so dass man glauben muss , dass diese in verschie- denen Perioden nach einander, bei Gelegenheit verschiedener Aus- brüche gebildet wurden. Ein sanft geneigter Thalgrund, mit schönen Sawah's und üppig-grünen Palmwäldchen der Dörfer,''in welchem in breitem Bett zwischen Trachytgeschieben der Kali - Karang von Süd -Ost nach Nord- West herabfliesst , trennt den eigentlichen Nord-Ost-Fuss des G.-Ungaran von diesen Vorhügeln, deren einige ganz Kegelförmig sind. Und in der Mitte zwischen diesen sanft gerundeten, sonnigen Hügeln auf der einen und dem finstern hohem Waldgebirge auf der andern, liegt lOOO' hoch am äussern oder Nord -Ost -Rande dieses Thaies die Desa und das Fort Ungaran. Von anderer Zusammensetzung, als die umschriebenen Hügel aus vulkanischen Trümmern , sind einige sonderbar und auffallend gestaltete Glockenförmige Hügel, die sich auf dem Süd-Ost- Ab- hänge des Vulkan's, nach der Seite von Bawen hin, erheben, und vmter denen sich besonders zwei mit einander als Zwillinge ver- bundene kleine Dome auszeichnen. — Noch südlicher findet man an derselben Bergseite einige verflachte. Plattenartige breite Rücken , die als mächtige Schichten eine gleiche Neigung mit der liergwand haben, deren oberste Kruste sie daselbst bilden. Ihr oberster Theil endigt plötzlich und bildet schroffe Wände, die nach der Krone des G.-Ungaran zu gerichtet sind. Unterhalb dieser eigenthümlich configurirten Süd -Ost- Seite geht der Fu,ss des Vulkan's in ein unebnes Hochland über, das sich südostwärts nach Salatiga über Bawen oder Tangan tiga hin ver- längert und mit dem Nord-Ost-Fusse des G.-Merbabu zusammen- fliesst, wodurch der Thalkessel von Ambarawa auf seiner Nord- Ost- und Ost-Seite geschlossen mrd. Zwischen dem Fusse des G.- Ungaran und dem Dorfe Hawen erhebt sich auf diesem südöstlichen Vorlande fast ganz isolirt zwischen flachen Umgebungen eine 262 Hügelmasse (G.-Tali soto), die eben so, wie jener etwas höher oben, am Gehänj^c des G.-Ungaran liegende Zwillingsdomden trachytisclien Vorgebirgen des Vulkan's beizuzählen ist , die wir bald mehr, bald weniger deutlich ausgebildet, so sehr bezeichnend fast bei allen Vulkanen Java's wiederfinden. Zwischen dem Süd- Tind Süd - Ost - Fusse des Gunung-Un- garan und dem Nordfusse des Merbabu'schen Vorgebirges : G.-An- dong und Telemojo, bleibt 1400' über dem Meere, ein flacher, söhliger Thalgrund von rundlichem Umfang liegen, der eben so an den übrigen Seiten (mit Ausnahme der bereits genannten) von Bergen umgeben ist, nämlich vom Djambugebirge auf der West- und Süd-Wcst-Seite und durch das Hochland von Salatiga auf der Ost- und Nord-Ost-Seite. — Bei dem reichen Zufluss von "Wasser, das von allen Seiten in zahlreichen Bächen hcrabströmt, müsste dieser Kesseiförmige Thalgrund, — Ambarawa (auf Java so be- rühmt durch sein Fort Willem I.) — offenbar emen See bilden, hätten sich nicht nordostAvärts die Wässer in schmaler Felskluft einen Ausweg gebahnt und den Kali-Tun tang gebildet, welcher, als einziger Abzug Ambarawa's, seine Natur als Plateaustrom, mit sumpfigen Ufern, schwachem Fall, ruhigem Spiegel, in dem die schAvimmende Lotos {Nelumhium speciosum) ihr Bild verdoppelt, bald verändert, und schon in geringer Entfernung nordostwärts von der I>rücke der Salatigastrasse anfängt, als Bergstrom über Felsen hüiabzubrausen und häufige kleine Cascaden zu bilden. Weite Strecken der Thalsohle AmbaraAva's , besonders in ihren mittleren Gegenden , scheinen aus ^loorgrund zu bestehen , und nur eine er- härtete Torfkruste von 7 bis 20 (?) und mehr ^lächtigkeit auf noch weichen moorigen Massen zu tragen. Im J. IS 38 ereignete sich ein Durchbruch des Breiartigen !Moores, das mit Trümmern halbvermoder- ter Baumstämme bedeckt Avar, durch eine Stelle der Torf-Kruste, avo diese 7 bis 10 dick und aus lauter dünnen parallelen Schichten zu- sammengesetzt war. Dies wurde wahrscheinlich in Folge hydrosta- tischen Druckes aus höhern Gegenden veranlasst. Der Ausbruch geschah mit Getöse plötzlich des Nachts, in einer mit Sawah's be- deckten, völlig horizontalen Gegend, — und hatte die gleichmässige Erhebung eines Raumes von etwa 1000' Diameter zu einem äusserst stumpfen Kegel zur Folge , aus dessen etwa 30' über die frühere Ebne erhöhten und geborstenen Mittelpunkte der Moorboden her- vorquoll, welcher zu einem scliAvarzen Torfartigen Schlamm (Leyd. Nr. 1345; erhärtete. Die senkrecht abgebrochenen i dicken Wände der KegelföiToig gehobenen Kruste waren von den verschiedenen Seiten Kraterähnlich dem Mittelpunkte zugekelnt. Es w^ürde sich in dieser Erscheinung die Theorie der Erhebungskrater im Kleinen getreu abgespiegelt haben, — wäre die Kruste, obgleich nur ela- stische Torfkruste! nicht auch ausserhalb dem Mittelpunkte überall zerborsten , und selbst mit Querspalten durchzogen gewe- sen. — Sowohl dieser ^Moorboden, — die Horizontalität des ganzen Thaies , -— die parallele Schichtung der Torfhiassen, — der einzige 263 Abfluss der Wässer in einer schmalen Kluft, — als auch die noch vorhandenen Sümpfe in den südöstlichsten Gegenden des Thaies zeugen unzweifelbar für die vormaUge Wasserbedeckung Amba- rawa's. Auch rufen die Sawah's, welche diesen alten Seeboden jetzt bedecken, das Bild der Vorzeit noch oft zurück, wenn sie frisch mit AVasser überschwemmt sind; — dann scheinen die zahkeichen Dörfchen, die zerstreut in den Reissfeldern liegen, wie eben so viele Inseln^bder Wäldchen von Kokospahnen auf dem Spiegel des See's zu schwinnnen, der iln: Bild verdoppelt zurückstrahlt. Es ist dieser Thalkessel von Ambarawa eines der wenigen Kes- self örmigen Seebecken, welche auf Java zwischen vulkanischen Gebirgen gefunden werden, von denen Sumatra grössere und tigfere aufzuweisen hat, z. B. den See Dann und Singkara und das Thal Silindong in den Batta-Ländern, welches letztere wie Ambarawa ausgefüllt ist und eine Sawahfläche bildet, mit zahlreichen Dörfern besäet. Ein grösseres Becken dieser Art auf Java ist das Plateau von Bandong. Die Geschichte der Ausbrüche und Umgestaltungen des G.- Ungaran ist gänzlich unbekannt. Auch haben keine Reisende ihre Besuche des Berges zur öffentlichen Kunde gebracht. — Ich er- stieg ihn 183S (d. 24, April) vom Dorfe Indrokilo aus an der Nord- Ost-Seite und brachte eine Nacht auf der Kuppe Suro lojo zu. Künftigen Geologen sind seine Süd-Ost-Gehänge und die Hügel, welche seinen Fuss umzingeln, mehr zur Untersuchung zu em- pfehlen, als sein Gipfel, avo zwar der Botaniker reiche Ausbeute findet, Avo aber ein feuchtes Walddickicht, — ein durchweichter Humusboden, — Wolkennebel, — Insektenchöre, die des Nachts einander ablösend durch ihr unaufhörliches Gezirp das Ohr betäu- ben, — und Tausende von kleinen Springblutegehi — Erscheinun- gen sind, die zu keinem langen Aufenthalte ermuntern. Späterer Nachtrag zum G.-Ungaran. Am Südabhange des G.-Ungaran, dicht unter dem höchsten westlichen Theile seines Gipfels, dampft noch eine Solfatara. — Wie in allen Kratern Java's sind es ausser den Wasserdämpfen und SchAvefelwasserstoffgas hauptsäclilich schwefligsaure Dämpfe, die aus zahlreichen Löchern und Ritzen (Fumarolen) hervordringen. — Sic nimmt die oberste. Kesseiförmig ausgebreitete Gegend einer Kluft ein, Avelche, sich abwärts verschmälernd, in ein gewöhnliches Mussbett, besser Bach-Kluft, übergeht, und bei Banju kuning vor- bei nach Süden läuft. Ihre östliche Wand ist zwar mit Wald bedeckt, aber schroff; — ihre Nordseite ist die steil gesenkte, doch ebenfalls Avaldige, Süd- wand der höchsten Firste, ,,G.-Sumo wono" selbst; ihre Westseite aber ist kahl und besteht aus einer vertical-gerippten Trachytwand ; — ihre unterste südliche Gegend ist vorgelagert von wulstigen, ab- 264 gerundeten Hiigelmassen, durch welche sich die Wasser nur eine schmale Furche gebrochen haben (dieselbe, die sich in das Fluss- bett bei Hanju kuning vcrLängert). Gleich einem Damm begränzen diese wulstigen Hügel die untere Gegend der Solfatara-Kluft, und senken sich nachher prallig- steil in das tiefere Berggehänge herab ; — sie sind aus Auswurfs- massen gebildet, die, nachdem der Centralkrater schon zerstört war, in einer spätem seitlichen Eruption des Vulkan's ausgeworfen sich rund um die jetzige Solfatara anhäuften, und bes^hn aus lau- ter meistens eckigen Trachyt-Lavatrümmern, die aus der dürftigen Grasdecke der Hügel überall nackt hervornigen. — Denn auf die- ser Seite des Gebirges liegt die Waldgränze höher als die Solfatara. •Ebenfalls aus Lava - Steintrümmern besteht ein geräumiger Bergvorsprung, der sich in Westen von der Solfatara Aveiter nach dem Westgehänge des G.-IJngaran vorschiebt, der oben flach ist, imd sich dann auf einmal , in einer Treppe, prallig -steil herab- senkt ; überall ragen die Trümmer aus der Oberfläche hervor. Unterhalb diesem Vorsprunge und unter dem Hügehvalle der Solfatara sind die Gehänge, welche die Süd- und Süd-Süd- West-Seite des G. - Ungaran bilden, nur äusserst sanft geneigt, — von Wald entblösst, und fangen in Höhen von 2y, bis 3000' herab an, sich mit Dörfern und bebauten Feldern zu bedecken. Zu diesen gehört auf dem Süd- zu Ost -Abhänge, in einer Höhe von 2890 Pariser Fuss, l^anju kuning,*) das einen Pasanggrahan enthält und von einem Gemüsegarten umgeben ist. Noch eben so üppig wie in den Tieflanden sind die Hütten von Kokos - und andern Palmen über- ragt. — Hier senkt sich der Abhang des Berges nicht gleichmässig weiter, sondern erAveitert sich und breitet sich aus zu einem hüg- lig-unebnen Vorlande (Vorstufe), das nach Süden zu nur sehr all- mähhg in den Thalgrund von Ambarawa fällt, und sich nach Süd- West in ein verflachtes Hügellabyrinth mit breit - convexen Schei- teln: in das sogenannte Dj ambugebirge fortsetzt. — In dieser Richtung, — südwestlich von Banju kuning liegt die Wasserscheide zwischen den Bächen, die nach Ambarawa, und den andern, die nordwestwärts strömen. Denn, Avährend von diesem — flachwul- stigen, von unzähligen kleinern Thälern durchschlängelten — Djam- bugebirge einige ZAveige nach Süd -Osten, zum Avestlichsten Theile des Merbabu - Vorgebirges (vergleiche diesen) hinüberlaufen, setzt sich die Hauptmasse nach Westen (oder West - Nord - Westen) zum Praugebirge fort und bildet die Gränz- und Wasserscheide zwischen den Residenzen Kadu in Süden und Samarang in Norden. So ent- steht ein flacher Thalgrund, der sich schon in geringer Entfernung (westAvärts) von Banju kuning, unterhalb der AmbaraAva'schen Was- *) Banju : Wasser, — kuninr) : gelb , — von dem benachbarten Mineral- brunnen, der viel Eisenoxydhydrat absetzt. — An diesem Orte hatten die Eng- länder, während St. Kaffles Gouverneur von Java war, ein Reconvalescenten- haus errichtet. , A. d. V. 265 serscheide auszutiefen anfängt, und sich dann zwischen den sanft ge- rundeten Höhen des G.-Djambu*) jenseits und dem G.-Ungaran diesseits nach Nord -Westen hinab zu ziehen. Es ist eine flach - ]Muklcnförmige Tiefe und zieht sich beinahe in einem Halbkreis erst um den Süd-, dann Süd -West- und West- Fuss des G.-Ungaran herum; sein Hauptbach, welcher dies Thal durchfliesst, heisst Kali-Getäs ; er nimmt alle queren Bäche von die- sen Ungaranseiten auf. Erst am Nord-West-Fusse des Berges er- langt der Thalboden eine ebne Beschaffenheit, nämlich da, wo die queren d. i. nördlichen Ausläufer des Djambugebirges zu einer fla- chen, kaum lOOü' hohen Bergstufe geworden sind, deren Djatiwäl- der die linke oder westliche Seite des Thaies begränzen. So senkt sich der Thalgrund aus seiner anfänglichen Höhe von etwa 2300' am Süd-Süd- West-Fusse des G.-Ungaran unterhalb dem Dorfe Sumo wono**J allmählig immer tiefer bis in das Flachland herab am Nord-West-Fusse des Berges, — und bleibt fortwährend mit Sawah's und darin zerstreuten Dorfwäldchen bedeckt. Das frische Grün dieser Reissfelder bildet einen angenehmen Contrast mit den kahlen Höhen des G.-Djambu, [deren Holusröthlicher, Eisen- schüssiger Lehmgrund an vielen Stellen durchschimmert durch die dürftige Grasdecke oder durch die vereinzelten Felder von Cytisus Caj'cmus und Djagon (Mais), welche bei der Unmöglichkeit von Be- wässerung die einzigen Kulturzweige sind, die das Gebirge hier und da bedecken. In geringer Höhe über diesem Thale führt erst von Banju kuning nach Sumo wono, und von da weiter am Ab- bange des G.-Ungaran hin ein Weg (zum Reiten) fast in einem Halb- kreis rund um den Berg, vom Süd- um das Westgehänge herum, bis zur N o r d s e i t e , wo unten im Flachlande, am Bergfusse, das Dorf Djati kalangan, etwas höher das Dorf Susuan, und am höch- sten, am Gehänge selbst, 34 30' hoch mitten zwischen Urwäldern das einsame Haus M e d i n i liegt. — Obgleich dieser Weg zu den schlechtesten und beschwerlichsten auf Java gehört, so wird es doch keinem Naturfreunde gereuen, ihn zurückgelegt zu haben ; — man sieht jenseit des genannten Kulturthales das öde Djambugebirge und zuletzt dessen immer niedriger werdenden nördlichen Ausläufer zur Linken, und zur Rechten den Gipfel des G.-Ungaran mit seinen düstern Wäldern, die, je mehr man sich der Nord- West- und Nord- Seite nähert, immer tiefer herabsteigen. — Während ihre untere Gränze oberhalb Banju kuning am Südgehänge sicher 4000' be- trägt, misst sie am Nordablumge unterhalb Medini nur 2500'. — Alle diese Süd-, Süd-West-, West- und NordAvest- Gehänge des G.-Ungaran sind mit einem ungemein •) Ich habe den Namen G. - DJ ambu auf die ganze Zwischengebirgskette zwischen G.-Prau und G.-Ungaran übertragen, während die Javanen bloss den 'i'iieil des Gebirges so nennen, über welchen der Weg von Ambarawa nach Me- dono in Kadu führt. ••) So heisst auch der höchste Ungaran-Gipfcl daselbst. A. d. V. 266 mächtigen und bis zum Fusse des G.-Djambu ausge- breiteten Lager von Fels enbruch stücken, nämlich von Trachy t-Lavatrümmern bedeckt, die am Südgehänge, von jenem Hügelwalle der Solfatara und jenem steil gesenkten Vorsprunge ausgehn und sich von da in ^lillionenzahl herab zerstreuen. Die Beschaffenheit der Trümmer ist ganz trachytischer Natur, — sie sind eckig und von unregelmässiger Form, — die meisten sind 2 bis 3, viele 5 dick, nur einzelne so gross, wie ein java'sches Haus — manche sind verschlackt und porös. — Die Art ihres Vorkommensam zahlreichsten unterhalb der Ausbruchsspalte, welche sich als die jüngste des Vulkan's beurkundet, und wo sie zu ganzen Wällen auf- einandergethürmt sind, — lässt keinen Zweifel über ihren Ursprung als Lava, vermengt mit den Stücken des zertrümmerten Gipfels des alten Vulkan's, dessen letzter Ausbruch ein seitlicher war. Vergleicht man sie mit den Ungeheuern, ganz ähnlichen Trüm- mermassen, die am Ost- und Nord -Fusse des Berges bis nach Sa- marang hin (siehe oben) ganze Hügelzüge bilden, so muss man über ihre Menge erstaunen , und über die grossen Verwaistungen und Umgestaltungen, Avelche der G.-Ungaran erlitten haben muss. Sein Gipfel ist auch ganz zerstückelt und in verschiedene Kuppen gesondert. — Je mehr man von dem Dorfe Sumo wono auf dem angegebnen Wege, den die hervorragenden Felsenstücke äusserst holprig machen, sich der West- und Nord -AVest- Seite nähert, um so mehr geht die Form verflachten Hochlandes, das den Berg in Süden und Südwesten umringt, über in eine Bildung schmaler, an einander liegender Rippen, die von tiefen, selbst hoch oben in den Berggipfel einschneidenden Schluchten von einander getrennt siild. Diese Kippen überschreitet der Weg, dessen wir schon früher Er- wähnung gethan haben, in querer Kichtung unaufhörlich auf und ab, um zum Nordfusse beim Dorfe Susuan zu gelangen; von dort steigt man wieder einige Pfähle südwärts empor, bis Medini, 3430 hoch am Nordgehänge, von wo man in 2 Stunden Zeit auf einem Fusspfiide quer über den Bergscheitel hin nach Sumo Avono am Südbergfusse gelangen und die sogenannten neun Tempel ,,Tjandi- Songo" besuchen kann, die zwischen dem Dorfe und der Solfatara liegen. Ungeachtet ihrer Zusammensetzung aus Trünunem sieht man am Süd- West- und West-Gehänge des Berges dennoch viele Gegen- den mit den fruchtbarsten Reissfeldern bedeckt, die sich zu den zusammenhängenden Sawah's im Thalgrunde herabziehn. — Aus der Humusreichen Lehmerde, die ihre Zwischenräume erfüllt, ragen die Trümmer als nackte schwärzliche Klippen vmd Zacken hervor; manche auch liegen ganz frei und oberflächlich; — viel- leicht, dass mit den Stein trümmern zugleich grosse Mengen feiner Asche ausgeworfen wurden, wozu die äusserst schnelle Verwitterung der Lavafelsen kam, um diese Erde zu bilden. — Nur an den stei- len Wänden einiger Bachklüfte vermag man das Trümmerlager in 267 einer Mächtigkeit von 50 bis lOO' zu erkennen. — Die alten Lava- ströme des G. -Ungaran strecken sich nordwestwärts bis jenseits Bodja aus. Dort kommen sie in Jierührung mit einem neptuni- schen tertiären Gebirge, nämlich mit feinkörnigem Kalkhaltigen Sandstein, worin viel Eisenkies, und mit einem tertiären Kalk- stein, der auf dem vorigen liegt, und die merkwürdige Höhle: Gua-Draju umschliesst. Djatiwälder herrschen auf dem dürftigen, schweren, röthlichen Thonboden vor, der die Kalkflötze bedeckt. — Diese tertiären Ablagerungen werde ich an einem andern Orte aus- führlicher beschreiben. Mineralquellen des G. -Ungaran. Findet man auch auf dem Gipfel des Berges keine Spuren mehr von wilkanischer Thätigkeit, ist auch der Krater des Berges fast ganz ausgebrannt, um so zahlreicher sind die Stellen, wo sich an seinen Gehängen oder am Fusse des Berges die noch fortwährende Hitze des Gesteins, die noch im Innern des Vulkan's Statt findet, zu erkennen giebt. Kein andrer Vulkan auf Java ist so reich an besonders Eisenhalti- gen Mineralquellen, als dieser. Im dritten Abschnitte dieser Abthei- lung sollen sie unter den folgenden Nummern beschrieben werden : Nr. 50. Kalte Stahlquelle, auf dem Nord-West-Abhange oberhalb Medini. — 51. Kalte Stahlquelle unmittelbar bei Medini; dieser Ort liegt 3400' über See. — 52. Heisse Stahlquelle im Bette des Haches Siblatar, nordostwärts in geringer Entfernung von Medini. — 53. Heisse Stahlquelle in der Nähe der Rippe Gunug-Tjuruk an dem Nord-Ost- Abhänge. — 54. Vier kalte Stahlquellen an dem Ost -Nord -Ost -Fusse des G. -Ungaran zAvischen diesem und dem Kali-Ulo. — 55. Zwei warme Quellen im Bette des Kali-Ulo, nahe bei den Dörfern Kelepo und Gondorio. — 56. Kalte Stahl- quelle : Kali-Pawang, in der Nähe von Banju kuning auf dem Süd- abhange. — 57. Lauwarme Schwefelquelle in der frühern Solfa- tara auf diesem Abhänge, oberhalb Nr. 56. — Wir werden des- halb ein Dutzend verschiedener Quellen, alle im Umkreise des G. -Ungaran kennen lernen, die einen besonders reichen Vorrath von Kohlensäure und E i s e n o x y d enthalten. In der Nähe der kalten Stahlquelle Kali-Pawang (Nr. 56) auf dem Südabhange des Berges Avar Zcitens der englischen Zwischen- regierung ein Sanitärem (Reconvalescentenhaus) auf einer Höhe von 29 so' über See eingerichtet worden. Sie entspringt aus einem kleinen Becken zwischen Trachytlava, das 4' lang und 2Vj' breit ist, bei einer Tiefe von 4 bis 5'. Auf dem IJoden dieses Beckens bemerkt man eine Spalte , aus welcher das vollkommen helle Was- ser mit Kraft hervorbraust. Rings herum ist das IJccken mit einem Niederschlag von Eisenoxydhy(h'at bedeckt. Dies Wasser riecht nicht und hat einen angenehmen erquickenden Geschmack, Avelcher einige Ähnlichkeit mit Selterser Wasser hat. Gewöhnlich ist der Spiegel des Beckens mit einer dünnen Lage Kohlensäure bedeckt, welche sich beim Einathmen auf gewöhnliche Weise kennbar macht. 268 Nach der Analyse von A. Waitz*) sind die Hauptbestandtheile des Wassers, das eine beständige Temperatur von 71,5" Fahr, be- sitzt, Kohlensäure und Kohlensaures Eisenoxyd, wozu noch Kohlensaurer Kalk, Natron und Maj^nesia, und noch eine geringere Quantität Kiesel- und Alaunerde gerechnet werden müssen. Die Gebirg- sarten, aus welchen der G. - Ungaran zusam- mengesetzt ist, sind durch Beispiele repräsentirt, die sich in: L. Nr. 139 bis 151 (Bat. Nr. 173 bis 186)**) befinden. Es sind Tra- chytische Lavasorten, welche nie ganz ohne Hornblende, ein an- deres Mal mit zahlreichen und theilweise sehr grossen Hornblende- Krystallen versehen sind. Bei einigen findet sich auch .Schwefel- eisen, das in kleinen Pünktchen in den Felsitteig gemengt vor- kommt, während Ryacolith-Krystalle stets darin angetroffen werden. Einige, wie: L. Nr. 151 haben grössere Aehnlichkeit mit einem feinkörnigen Syenit, als mit Trachyt. Eisenerz, ScliAvefelkies und Lagen, die viel Eisenoxyd enthalten, kommen vielfältig in der Um- gegend des Gebirges vor, zum Theil als Niederschlag von heissen Stahlquellen, Avelche, Avie wir früher angedeutet haben, kein an- derer "S'ulkan auf Java in solcher Zahl besitzt als dieser, — ver- gleiche: L. Nr. 1323, 1324, 1328 und 1329 (Bat. Nr. 187, 188, 192 und' 193). Die Gebirgsarten der neptunischen (tertiären) For- mation, mit welcher der Fuss des Vulkan's in Berührung steht, siehe unter L. Nr. 133u bis 1344. 28. G.Mario. ^ {Berg von Djapara.) Auf allen Seiten isolirt und ohne Zusammenhang mit den übrigen Gebirgen erhebt sicli, dieser, wie es scheint, vollkommen erloschene Vulkan ganz ausserhalb der Reihe der java'schen Feuerberge, nämlich nordwärts von derselben. — Er bildet eine Halbinsel, welche einst eine vollkommene Insel gewesen zu sein scheint und welche jetzt in Süden nur durch eine sehr niedrige, Meeresgleiche, salzig - sumpfige Zwischenebene von keiner grös- sern Höhe als die Oberfläche der See mit dem übrigen Java zu- sammenhängt, nämlich mit den zunächst angränzenden Kalkgebir- gen Grobogan's (im Süden von Djapara). — # Auch der Fluss von Djawana***), wovon ein ZAveig in dieser Zwischenebne entspringt, führt ein untrinkbares, halbsalziges Wasser, wesshalb die Bewohner von Djawana (eines Ortes in Süd - Süd - Osten vom Berge am Ufer des genannten Stromes) ihr Trinkwasser mit Kähnen mehre Pfähle *) Indisch Magazijn Batav. I. Nr. 9. p. 252 etc. **) Die in Parenthese angeführten Zahlen beziehen sich auf eine von mir angelegte Sammlung in dem Museum der Batavia'schen GenooUchap (zu Bata- via), wo von den Gebirgsarten der ost -java'schen Vulkane gi'össere Exemplare vorhanden sind, als die in lieyden befindlichen. In Betreff der letztern siehe die Einleitung zur I. Abtheilung dieses Werkes p. 47. A. d. V. ***) Auch DJoAvana, Jcanu geschiicben. 269 . • . weit vom Ostfusse des Berges holen müssen. — Die Kalkgebirge von Grobogan bilden einen 700 bis lOOO' hohen Hügelzug, der im Allgemeinen von Osten nach AYesten streicht, und trennen die Sumpfebne Djapara's in Norden imd das Kali -Luse- Thal in Süden. Das Letztgenannte macht die Regentschaften Grobogan und Blora aus, und ist der Sitz einiger Schlammvulkane, -welche aus dem flachen Thalbette, das sich kaum 170' über den Meeres- spiegel erhebt, ausgebrochen sind. Im Süden wird das Luse - Thal von neuen Kalkgebirgen be- gränzt, welche flache und breite Rücken bilden. Sie ziehn sich ostwärts durch die ganze Insel bei Sedaju an der Ostküste Java's, während sie sich südwärts bis zum Kali-Solo ausdehnen. — Die Höhe der flachen Krone dieser ausgedehnten Kalkbänke wird nach Schä- tzung 700 bis höchstens lOOO' hoch sein, derTheil des Bodens, wel- cher an den Ostfuss des G.-Ungaran gränzt, ist mit Djatiwäldern be- deckt, und bildet eine der grössten, aber am wenigsten bekannten Wildnisse .Java's, die mehr von Tigern, als von ]\Ienschen bewohnt ist. — Mangel an gutem Trink- und fliessenden Wasser, um die Felder zu bewässern, ist unstreitig eine der Hauptursachen von der sparsamen Bevölkerung dieser Kalkgebirge, in denen sich viele Höh- lungen und Zerklüftungen finden. Ein Beispiel der zahlreichen Höhlen und Spalten, wovon die Kalkfelsen durchzogen sind, lie- fert die Quelle süssen Wassers bei Tuban, welche 100 Schritte vom Ufer entfernt, mitten im Meere hervorsprudelt, — und welche man, weil sie das einzige TrinkAvasser der Bewohner von Tuban ist, zum Schutze gegen die Brandung mit einer viereckigen ^Nlauer umbaut und dadurch in ein Becken verwandelt hat, das ein er- höhter Damm aus Korallenkalk mit dem Lfer verbindet. Der Gunung-Murio bildet seiner Form nach einen sanft ge- neigten Kegel, dessen Gipfel zerbrochen und in mehre Kuppen getheilt ist, dessen äussere Gehänge sich aber ziemlich gleichmässig senken. Sie sind bis hoch hinauf mit Pflanzungen bedeckt und machen erst auf dem Scheitel zusammenhängender Waldung Platz. Spuren vulkanischer Thätigkeit scheinen sich auf diesem, von mir nicht erstiegenen. Berge keine mehr zu finden, und auch von war- men Quellen in seinem Umfimge konnte ich keine Nachrichten erhalten. *) Er ist daher wohl einer der ältesten Vulkane von Java, der vielleicht noch früher als der G. -Ungaran erlosch. In seiner Lage an der Nordküstc dicht am ^leere, in Avelches sich sein Fuss als eine Halbinsel vorschiebt, gleicht er einigermas- sen dem G.-Ringgit bei Bßsuki, der, noch kleiner als er und gänz- lich zerstückelt, nur aus dem Berichte von CornelisHoutman, nach welchem Seefahrer sein Ausbruch, in 1586, 10000 Menschen das Leben kostete, als Vulkan bekannt ist. •)■ Als ich in l'iSS durch diese Gegenden der Nordküste entlang fuhr. A. d. V. . . 270 Vielleicht dass sich aus dem Schoosse des Berges von Djapara nicht weniger verhängnissvolle Ereignisse, als aus dem des G.- Kinggit, entwickelten! — Wer aber vermag ihre Geschiclite zu erforschen ? — Welcher Art die Berichte sind, die man in V>ezug auf frühere Ik^gebenheiten aus java'schen Chroniken schöpfen kann, davon wollen wir dem Leser eine Probe mittheilen, die dem Werke des Herrn Rooda vax Eyzinga entnommen sind. *) Inquirendal — Während man von Djapara au, der ganzen Nordküste Java's entlang, bis Surabaja überall nur Kalkgebirge fin- det, so kommt doch eine Ausnahme vor, nämlich ein Ijcrgrücken vulkanischer Natur, der bei seiner bedeutenden Entfernung von Vulkanen, rings von Kalkbergen umgeben, um so mehr Aufmerk- samkeit verdient. Ostwärts von Djapara nämlich und zunächst in Osten von dem Orte Lasem (der einst als Schiffszimmerwerfte be- rühmt war) schiebt sich ein kleines Kap, eine hervoiTagende Land- spitze, Udjung, in's ^leer hervor; es ist unter dem Namen Ldjung- Lasem bekannt und besteht aus einem einige Hundert Fuss hohen Bergrücken, an dessen Seitenwänden man parallele Schichten von vulkanischem Sand und Conglomeraten aus Trachytlava erkennt. Dieser Rücken zieht sich von einem etwas hohem Berge G.-Argo (nordwärts) herab, der offenbar kein Kalkgebirge ist, von mir aber nicht besucht wurde. Sollte dieser der Rest eines alten Vulkan's sein, oder könnte er ein weit vorgeschobener Lavastrom des Vul- kan's G. -Fand an sein, der sich in fast gleicher geographischer Länge mit diesem im Innern der Insel erhebt? — Denn dass die- ser letztere, obgleich kaum 2000' hoch, ein Vulkan ist, darf man aus seiner auf allen Seiten gleichmässig nach der Mitte zu geho- benen Kegelform schliessen, zusanunen betrachtet mit der Solfa- tara, welche sich an seinem Nordgehänge noch finden soll. Doch darf nicht ausser Acht bleiben, dass das Stromthal des Kali - Solo zwischen beiden durch, und zwar am Nordfusse des G. - Pandan vorbeizieht. •) Über die ,, Entstehung der Berge" nach einer java'schen Chronik: (Indie, deel III. gedeelte I. iM- 70> dass dieser Murio zu Tjeribon begiaben liegt und beschreibt sogar (p. l(i) und bildet das Grabmal [tab. E) ab, das ihm sein Sohn daselbst errichtet haben soll. Nach Hasskarl hat diese Beschreibung und Abbildung des Grabmals sehr viel Über- einstimmendes mit dem s. g. Tempel auf den G.- Djapara, eben so wie die von Valentijx mitgetheilte Geschichte des Heiligen, der zu Anfange des lö. Jahr- hunderts gelebt haben soll, in vieler Hinsicht übereinkam mit demjenigen, was die Eingebornen an J. K. Hasskakl erzählten. A. d. V. 272 Es sind tlieils Leistenförmig schmale Kämme, die sich Wand- artig steil herabsenken, theils schroffe spitze Kuppen, zwischen denen sich sehr tiefe, oft kaum durchklimmbare Klüfte hinziehen, in welche der Gipfel des Kegelberges von Djapara zerspalten ist. Nir"ends ist die Spur von einem Krater, eben so wenig als von einer Solfatara oder warmen Quelle mehr zu sehen. Der Berg ge- hört also, gleich dem G.-Sawal, Wilis u. a. zu der Klasse der er- loschenen und zerstückelten Vulkane, deren Längespalten , Baran- ko's, in den Gipfel einschneiden und ihn in einzelne Stücke zer- spalten. Yergl. S. 244 dieser Abtheilung. Schlamm- und Gasquelle von Java Nr. III und IV. Erscheinungen bei Kuwu und Mendang. Da ich diese Schlammvulkane nicht selbst besucht habe, so sei es mir gestattet, dasjenige hier mitzutheilen, was ein sorgfältiger und genauer Beobachter, der Hr. J. K. Hasskarl, in seiner Reise nach dem Berg Murio (s. obenS. 269) darüber berichtet hat. Aus der Beschreibung anderer Reisenden , welche diese Gegend besucht ha- ben, schien hervorzugehen, dass bei Kuwu ein Schlammhügel, ein s. g. Schlammvulkan vorhanden sei, während sich Hrn. J. K. Hass- karl zufolge nur eine Schlammfläche daselbst befindet, die von Zeit zu Zeit in Blasenform aufsteigt. *) Wir wollen daher dem Hrn. J. K. Hasskarl in seiner Beschreibung folgen und diesem einige Zu- sätze beifügen über die topographischen Verhältnisse, deren Kenntniss mir zur richtigen Beurtheilung der Erscheinungen wün- schenswerth erschien. Die Gasvulkane liegen im Distrikte Krade- nan der Regentschaft Grobogan , wovon Purwodadi der Hauptort und der Sitz eines Assistent-Residenten ist (Residenz Samarang), imd werden am schicklichsten den Namen führen Nr. III die Schlamm- und Gasquelle von Kuwu, nach dem Dorfe gleiches Namens, das ihr am nächsten liegt, — und Nr. IV die Schlamm- und Gasquelle von Mendang. *) Vergleiche DOMIS, in dem OOSTERLING II. 2. p. 45. 50. — Die Ab- weichungen , welche sich zwischen den Berichten von DOMIS und denen des Hrn. J. K. Hasskarl zeigen, sucht dieser auf Kechnung einer verstärkten Wir- kung der Gasvulkane im Kegenmousson zu bringen. Da aber andere Reisende, so wie die Eingebornen versichern, dass in den verschiedenen (sowohl der trock- nen als regnerigen) Jahreszeiten keine oder nur eine sehr geringe, graduell zu- und abnehmende Verschiedenheit in den Erscheinungen wahrzunehmen ist, so kann die Beschreibung von DoMls nur auf einer Überschätzung der aufsteigen- den Blasen beruhen. Auch die Mittheilung von MUNCKE, in Gehler's neuem physikal. Lex. IX. 3. p. 2326 nach einem anon)Tnen Berichte in der Bibl. univers. IS 17. Juillet ,, Schlammvulkane von Kuhoo auf Java," — bedarf sehr wesentlicher Berichtigungen. Genauer ist diese Erscheinung beschrieben wor- den von Hrn. Dr. W. K. van Hoeevll in seiner ,, Reise über Java, Madura und BaU," Amsterdam 1849 Th. I. p. 121 etc. A. d. V. 273 VonSamarang bisDemak 6 Stunden E.eise (zu Wagen) nordost- wärts und von Demak bis Purwodadi 8 Stunden südostwärts ist das Terrain flach und niedrig. Etwa in der Mitte zwischen Demak und Purwodadi hegt in der Nähe vom Dorfe Tjöhra, unweit der Post Gompe, wo die Reisenden ihre Wagen zu lassen pflegen, das s. g. ewige Feuer „jNIerapi." INIan sieht in einem thonigen, flachen Bo- den 4 bis 6 Trichterförmige Vertiefungen, die bei einer Weite von 8 bis 14 Zoll einen Fuss tief sein mögen. Aus kleinen Offiiungen in ihrem, zum Theil mit gebrannter Erde gefüllten Grunde entströmt ein Gas, das sich in der Berührung mit der Luft sogleich und auch dann — von selbst — entzündet, wenn nach Überschwemmungen die ganze Fläche unter Wasser steht, die Gasblasen also durch das Wasser dringen, aus dessen Oberfläche sie hervorbrodeln müssen. Über Tag kaum sichtbar, sollen die Flammen des Nachts eine grün- liche Farbe haben. — Der geschickte Chemiker Ch. Perret in Samarang hat mir darüber das Folgende mitgetheilt. ,,Die Flamme strömt aus den Ofihungen mit Kraft hervor mid erhitzt den Boden rundum. Wenn man durch Einsenkung eines Bambusrohres das Gas verhindert, sich zu zerstreuen, so strömt es mit verstärkter Gewalt heraus und die Flamme erreicht eine Höhe von 7 bis 10'. So oft man das Feuer auslöscht, fängt es von selbst wieder an zu brennen. In der Nähe liegen Erdölquellen. Das Gas besteht ohne Zweifel, seinen Hauptbestandtheilen nach, aus Kohlenstoff'halti- gem Wassersto f f g a s ; die Selbstentzündung desselben aber, so- bald es mit dem Sauerstoff" der Luft in Berührung tritt, kann nicht auf Kechnung von der unbedeutenden Erhitzung des Bodens, rund um die Löcher, geschoben werden und ist überhaupt schwierig zu erklären, da die Entzündung auch dann Statt findet, Avenn die Off"- nungen und die ganze Fläche umher unter dem Wasser der ausser iliren Ufern getretenen Bäche stehen." Während der Regenzeit werden die niedrigen Ebnen zwischen D^^mak und Purwodadi besonders von dem Kali -Tuntang über- schwemmt, dem einzigen Abzugskanale des Thalkessels von Ambara- wa (s. oben S. 2G1) und weiter ostwärts vom Kali- oder Tji-Dunan,*) wodurch dann auch das ,, ewige Feuer'' unter Wasser gesetzt wird. *) In der ersten Ausgabe dieses Werkes habe ich den Kali-Tuntang und Tji- Dunan als Synonyme aufgeführt, zufolge einer Vermuthung, dass der Abzugs- kanal von Ambarawa sich in den Kali-Luse ergösse und nicht in den Fluss von Demak überginge. Zufolge einer Mittheilung des Dr. P. Bleekek aber {Tijdschr. v. Neerl. Indie, Groningen 1*>50. I. p. 25) entsteht der „Kali-Sam- pangan" — so heisst der Fluss in den tiefern Gegenden, wo er die Häuser der Stadt Demak bespült, — aus einer Vereinigung des Kali-Tuntang mit einem andern Bache, welcher am G.-jNIcrbabu (genauer in den Bergen nordost- wärts von Salatiga) entspringt. Übrigens ist es gewiss, dass die beiden Flüsse K. -Tuntang und Dunan in dem obern Thcile ihres Laufes einander sehr nahe liefen und dass der Thalkesscl von Ambarawa nur einen Abzugskanal hat. Irrig ist daher die Vorstellungsart auf der Karte von van de Velde, welcher sowohl den Fluss von Demak, als auch den Bach, der in den Kali-liUse strömt, in diesem Thalboden entspringen lässt. A. d. V. Juiigliuliii, Juvu II. 1 S 274 Der K. -Tun tang strömt westwärts und der Kali-Dunan weiter ost- wärts als dieses ,,Merapi" von Süden nach Norden durch die Fläche. Während der erstgenannte in Westen an D6mak vorbeifliesst und in See fällt , ergiesst sich der Kali-Dunan in den Hauptfluss dieser Gegend , an dessen Ufer Purwodadi , höher oben Wirosari und in den obersten Gegenden Klora liegen und dessen Namen anfangs Kali-Luse, in seinem untersten Laufe aber Kali-Tangul angin ist. Der KaH-Luse strömt in entgegengesetzter Kichtung als der Kali- Dunan durch die Fläche, welche im Allgemeinen von Osten nach Westen gerichtet ist. Sie ist auf beiden Seiten, in Norden und in Süden, von neptunischen, niedrigen, höchstens 700. bis lOOO' hohen Bergzügen eingefasst , die im Allgemeinen und ziemlich par- allel mit einander von Westen nach Osten streichen. Auf ihrer Südseite ist es die Gebirgsmasse, die schon vom Ost- und Nord- Ost-Fusse des G.-Merbabu anfangend und sich dann weiter nach O s t e n fortsetzend , imser Kali-Lusethal von dem weiter südlich, durch die Mitte der Insel, liiessenden Kali-Solo trennt. Auf ihrer Nordseite ist es der von Osten nach Westen verlaufende Bergzug G.-Grobogan, der unsere Fläche begränzt. Dieser besteht haupt- sächlich aus tertiären Kalkbänken und trennt das Kali-Lusethal von der noch niedrigem , sumpfigen Ebne, — der Ebne des Kali- Djawana, der Ebne von Kudus und Pati, — welche auf seiner Nord- seite liegt und den G.-!Murio (Berg von Djapara) als Berginsel vom ganzen übrigen Lande Java abschneidet. Der nördliche, zum Theil mit Djati- Waldungen bedeckte, übrigens ziemlich dürre Bergzug, G.-Grobogan aber endigt sich etwa 6 Pfähle westwärts von der Mündung des Kali-Dunan in den Kali-Luse, zwischen Demak und Purwodadi; der K.-Luse biegt um dieses westliche Ende des Berg- zuges herum, strömt nun nach Norden, und die anfangs getrennten Flächen des Kali-Luse in Süden und des Kali-Djawana in Norden schmelzen von hier an westwärts in eine Fläche, in die Fläche von Demak, zusammen. Es ist die südliche der genannten Flächen, die Fläche des Kali - Luse (Fläche von Purwodadi oder Grobogan), die wir als den Schauplatz der Schlamm\ailkane zu betrachten haben. Sie zeichnet sich aus durch eine sehr niedrige Lage, ist kaum höher als die Ebne von Demak, in welche sie übergeht, und ist, wie diese, bei vorherr- schend thonigem Boden über imd über mit Reisfeldern bedeckt. Folgen wir nun, nachdem wir diesen flüchtigen BHck über die Um- gebmigen und ihre Lage geworfen haben, dem Hm. J. K. Hass- karl weiter auf seiner Reise. Zwischen der Post Gompe und Purwodadi wurde der Tji- Dunan überschritten und der kleine abgerundete Hügel ,,Gunmig- Ngemba'' besucht, der sich einige englische Meilen westwärts von Purwodadi und zwar 1 V. englische Meilen südwärts von der Fahr- Strasse erhebt. Er steigt, etwa 150 hoch oder noch etwas mehr, aus einer Ebne empor, welche nach einer veranstalteten Barometer- messung nicht höher als lOO' über dem Spiegel des ]Meeres liegen 275 kann. Am südlichen Abhänge Jes Hügels, dem Scheitel jedoch näher als dem Fusse, befanden sich einige Kessel, gefüllt mit schlammigem AYasser, das durch aufsteigende Gasblasen in einer steten BeAvegung erhalten -wurde. Der grösste war Trichterförmig und oberhalb dem Wasserspiegel 4 bis 5' weit. Das Wasser war nicht erwärmt. Etwa noch 40 bis 50' tiefer am Abhänge des Hü- gels, unterhalb jenem Trichter, lag zwischen Kalkfelsen noch ein anderes Becken, das mit einem schmutzigen stinkenden Wasser gefüllt war. Nachdem dieses Wasser herausgeschöpft worden, sah man ein braungelbes Erdöl aus einer kleinen^Offiiung zwischen den Felsblöcken hervorströmen, das in frischem Zustande nicht brennen wollte, jedoch dies nach der Versicherung der Eingebornen thut , wenn es einige Tage gestanden» hat (nachdem die wässrigen Theile mehr verdampft sind). Von Purwodadi geht der Weg im Ganzen ostsüdostvvärts, 15 bis 16 englische Meilen weit bis zum Dorfe Kuwu, das auf der Südseite des Kali - Lusethales schon etwas höher, am Fusse der südlichen Bergreihe liegt. Wenn man sich den Schlammquellen (Salsen)^ die südwärts vom Dorfe liegen, nähert, so sieht man zwi- schen grünen, von den Fruchtbäumen der Dorfwälder beschatteten Umgebungen eine völHg kahle, von aller Vegetation entblösste, etwa eine englische Meile lange und den vierten Theil so breite, söhlige Fläche ,,Bledug'^*) vor sich, die aus zähem Schlamm be- steht und eine Bleigraue Farbe hat. An manchen Stellen war der Schlamm weich. Breiartig und konnte nur mit Hülfe darauf ge- legter Leitern und Matten betreten werden, an den meisten Stellen aber ist er von der Sonne getrocknet und gewährt dem darüber- schreitenden Wanderer einen elastischen, sich Wellenförmig heben- den und senkenden Boden. ,,An diesen Stellen sieht man von Zeit zu Zeit die horizontale Fläche sich Blasenförmig erheben. **) Diese Blase ge-ninnt inmier mehr und mehr an Ausdehnung und zerplatzt endlich mit einem dumpfen Knall, ähnlich dem Knalle einer Kanone, die in einer gTOssen Entfernung entladen wird, wobei der Schlamm nach allen Seiten etwa 20 bis 30' hoch herumgeschleudert wird und bis auf 50 Abstand mit Geplatsch niederfällt. Nach dem Platzen der Blase sieht man einen dunkelblauen Dampf sich langsam in der Richtung des Windes über die Schlammfläche hinwälzen , derselbe verdünnt sich beim Fortschreiten immer mehr und ist nach emem zurückgelegten Wege von etwa 200 Schritten für das Auge nicht mehr sichtbar, obgleich er für das Geruchsorgan noch stark erkennbar ist, durch einen das Athemholen erschwerenden Jodähnlichen Geruch.'' Bei einer Luftwärme von 81" hatte der frisch ausgeworfene Schlamm eine Temperatur von 1 00" Fahr. Die Stelle der Haupt- •) Bleduk bei J. K. Hasskarl. •) Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn H. beträgt die Höhe dieser Aufblähungen mehr als 5', walirscheinlich 10 bis 15'. A. d. V. 18* 276 entlachmg der Dämpfe sclieint sich von Zeit zu Zeit zu verändern. Auch hcnierkt mau uoch au mehren auderu Stellen der schlammi- gen Thoufiächc Eruptiousblasen von geringern Dimensionen, die sich in verschiedenen Entfernungen vom Orte der Haupteruption befinden und sich nie zu gleicher Zeit mit jener entladen. jSIit dem Schlamme wird ein salziges Wasser ausgeworfen , das die Javanen in kleine Hinnen leiten oder mit Löffeln (die aus halben Kokos- schaalen bestehen) schöpfen und sammeln. (Nach Ch. Pekret werden auch Löcher in der umgebenden Thonfläche gegraben, worin sich das Wasser sammelt.) Aus diesem Wasser bereiten die .Javanen durch Abdampfen Salz und gewinnen auf diese Art jähr- lich 1500000 Pfund und mehr. In dem bereits eingedickten Was- ser, — der Mutterlauge, — fand Herr Perret Jod- und B r o m - salze, die er im Wasser des benachbarten Meeres nicht zu entdecken vermochte. Von welcher Natur die ausbrechenden Gasarten sind, ist unbekannt. Ihre das Athmen erschwerende Beschaffenheit, ihr Jodgeruch , ihre dunkelblaue Farbe, ihre niedrige Temperatur, ilii*e specifische Schwere (sie steigen nicht in die Höhe, sondern wälzen sich auf die Fläche hin) — lauter Eigenschaften, die J. K. Hass- karl an ihnen beobachtete, — machen es gewiss, dass sie kein Wasserdampf, eben so wenig als reines Wasserstoffgas oder Kohlen- Avasserstoffgas sind, sondern wahrscheinlich, dass sie zum grössten Theile aus Kohlensäure mit P(?^ro/e«/m-Dampf und einer gerin- gen Menge von Joddämpfen , vielleicht auch mit Schwefelwasser- stofFgas vermengt , bestehen. Etwa 2 englische Meilen in ostnordöstlicher Richtung (?) von IJledug (der Salse von Kuwu) entfernt liegt zwischen niedrigem Gebüsch ein Teich von schmutzigem (grauem) Wasser, der 22' tief war bei einem Durchmesser von 250 bis 300'. Entwickelte Gas- massen brachen si("h an verschiedenen Stellen Bahn durch dieses trübe, übrigens nicht schlammige, nicht dicke, sondern nur bräun- lich-grau gefärbte, Wasser, das davon in einer steten , brodelnden Bewegung erhalten wurde. Auch hier konnte J. K. Hasskarl keine erhöhte Temperatur beobachten, eben so wenig wie in andern kleinern Tümpeln, (he in der Nähe lagen. Er nennt den Teich Älendang rawasan. Es ist ohne Zweifel die von mir früher unter dem Namen ,, Schlammquelle von Kasongo" erwähnte Salse, die in der Nähe der Ruinen von Mendang liegt. Dieser Ort liegt nicht weit vom jetzigen Dorfe Kasonggo,war in frühern Zeiten der Sitz java'- scher Fürsten, von deren Palästen noch MaueiTcste vorhanden sind. Nach J. K. Hasskarl bedeutet Mendang : Teich, Rawa: Sumpf und Mhidang rawasan : sumpfiger Teich. Es ist wahrscheinlich, dass jener vormalige Hauptort Mendang von diesem Teiche seinen Namen entlehnte. *) Die beiden Gasquellen, Gasvulkane, Nr. III. und IV. liegen *) Herr van Hofa^elL (Reis u. s. w.) siehe oben (S. 123) schreibt diesen Namen Mfedang-Kamasan, was ihm zufolge „Klopfen, Kneten" bedeutet. A.d.V. 277 also fern vom vulkanischen Boden , ganz und gar in dem Gebiete der Tertiärformation , nämlich in einer Spalte zwischen den zwei parallelen neptunischen Erhebungen in Norden und in Süden, — dem Kali-Lusethale. Das Gas bricht aus dem Alluvialboden (dem Thone, der diese Spalte erfüllt,) hervor, treibt Jodhaltiges Meer- wasser mit sich herauf, das den in den übrigen Gegenden der Fläche erhärteten Thon auflöst und sich mit ihm zu einem salzigen Schlamm vermengt. Unter den Alluvialflächcn der Insel Java gehören die Kali-Luse- und noch mehr ihr nördlicher Nachbar, die Djawana- fläclie, offenbar zu den jüngsten, d. h. zu denjenigen, welche sich später als die andern (in einer geologisch sehr neuen Zeit) über den Spiegel des IMeeres erhoben. Ihre ungemein niedrige Lage und die salzig - sumpfige Beschaffenheit ihres Bodens sprechen dafür. In ursächlicher Beziehimg findet gewiss kein Unterschied Statt zwischen Gasvulkanen und Schlammvulkanen (oder -Quellen), wie manche Geographen und Geologen annehmen. Die Erscheinungen auf Java wenigstens geben unzweifelhaft kund, dass ihre äussere Verschiedenheit nur von der abweichenden lokalen Bildung der Oberfläche, von der trocknen oder sumpfigen (thonigen) Be- schaffenheit des Bodens abhängt, aus dem das Gas hervorströmt. Einen tiefern Blick in die ursächlichen Verhältnisse dieser und ähnlicher Erscheinungen auf Java (Gasausströmungen, Ei'dölquel- len, natürliche Feuer, jNlofetten) werden wir in einem andern Ab- schnitte dieses Werkes zu werfen versuchen. Das Obige war bereits geschrieben und gedruckt, als ich auf- merksam wurde auf eine Beschreibung der Erscheinungen bei Kuwu von Dr. P. Bleeker, die ich bis dahin ganz übersehen hatte. Die ,, Fragmenten eener reis over Java" dieses Schreibers *) verdienen jedoch wegen ihres lleichthums an Inhalt, der Genauigkeit der Angaben und der Richtigkeit der Deutungen die vollste Beachtung. Die Beschreibung Blßdug's von Hrn. J. K. Hasskarl wird dadurch in allen Avesentlichen Punkten bestätigt, wesshalb ich meine Dar- stellung der Erschemungen nach den Angaben des letztgenann- ten Naturforschers — der grössern Ausführlichkeit und Priorität halber — unverändert gelassen habe. Doch wird es nützlich sein, dem Hm. P. Bleeker einige Mittheilungen zu entlehnen, die von denen des Hrn. J. K. Hasskarl abzuweichen scheinen, vielleicht aber wirklich nur eine gewisse Veränderlichkeit der Erscheinungen, besonders in dem Stärkegrade ihrer Aussermig zu verschiedenen Jahreszeiten, andeuten. Dem Hrn. P. BLEEKERzufolgehatdie,, schwärzlich-blaue — nach J. K. Hasskarl Bleifarbne — Schlammfläche Blßdug einen Durch- messer von V2 Pfahl — nach J. K. Hasskarl ist sie 1 Pfahl lang und '74 Pfahl breit geschätzt — und läuft nach ihrem schlammig- Aveichern *) Man findet sie in einer Zeitschrift, die sich seit ihrer Erscheinung in Europa vorzugsweise Staatkundigen Betrachtungen gewidmet hat. Siehe „Tijdschr. voor Neerl. Indie.^^ Groningen, 1S50. I. p. M) etc. 278 Mittelpunkte concav zu ; diese Concavität wird aber zur Zeit der Gasausbrüclie in eine Convexität von wenig mehr als 1 o' Höhe ver- ändert. An der Ausbruchsstelle selbst >vurde der Schlamm damals — Juli 1S47 — 16' hoch emporgetrieben, das Gas entwich als ein ,, weiss er Dampf'* und der durchbrochene Schlamm fiel hörbar zurück in den Eruptionsschacht. — Zur Zeit von J. K. Hasskarl's Besuch, im October 1843, stiegen die Blasenförmig aufgetriebenen Theile des Schlammes 10 bis 15' hoch, der zerrissene Schlamm wurde aber 20 bis 30 hoch emporgeschleudert, und der Dampf, welcher aus der geborstenen Schlammdecke hervorstieg und sich über die Fläche hin wälzte, war dunkelblau. — Eine Pflanze, die sonst nur am Meeresgestade angetroffen wird, Pliichea indica Less. — Beluntas der Eingebornen — bedeckte gesellig den Umfang des salzigen Schlammbodens. JNIit Recht bemerkt Hr. P. Bleeker, dass die Erscheinung den Namen Seh lamm quelle nicht verdiene, weil sich der Schlamm, wenn er mit den Gasarten aus dem Innern der Erde emporquölle, schon längst zu einem Hügel hätte auf- häufen müssen. Seit 40 Jahren aber, nämlich seit dem Besuche von Dr. Th. Horsfield, *) ja, nach der Überlieferung der Einge- bomen seit Hunderten von Jahren , sei die Schlammfläche Blßdug ganz unverändert geblieben. Die Priorität der Ansicht, welche ich oben S. 276, so wie auf S. 1 1 88 der Isten holl. Ausgabe dieses Wer- kes entwickelt habe, dass nämlich das Vorhandensein oder die Ab- wesenheit von Schlammhügeln bei den Gasquellen lediglich eine Oberflächen- Erscheinung sei, nämlich von der örtlichen Be- schafienheit des Bodens, den das Gas durchdringt, abhänge, — gebührt also dem Hrn. P. Bleeker. Aus diesem Grunde verdienen die Erscheinungen eigentlich nur den Namen von Gasquellen; zum Unterschiede aber der Kohlensäureexhalationen wollen wir sie ,, Schlamm- und Gasquellen*' nennen. Dem Eifer des Hrn. P. J. Maier verdankt die Wissenschaft genaue chemische Analysen des salzigen Wassers von KuA\ai und der benachbarten Quellen, wodurch auf Einmal sichere Thatsachen an die Stelle blosser Vermuthungen treten. **) Die aufsteigenden Gasarten zu Bledug bestehen, nach dem Dafürhalten des Hrn. P. J. Maier, aus Kohlenwasserstoffgas, Kohlensäure, sehr wenig Schwefelwasserstoffgas und Wasserdampf. Er analysirte: 1) das Mineralwasser, das mit den Gasarten aus der Schlammfläche Bledug zugleich emporgetrieben wird und woraus die Javanen durch frei- willige Verdampfung an der Luft, — wie bereits oben angeführt wurde, — eine grosse jNIenge Kochsalz in einem fast reinen Zu- stande bereiten; dieses Wasser schmeckte sehr- salzig, etwas bitter, roch schwach nach Schwefelwasserstoffgas und hatte, bei einer *) Siehe dessen ,, Essai/ etc." in den Verh. van het Batav. Genootsch., deel VIII. en Eaffles, hist. of Java. vol. I. **) Siehe ,,Natuurkundig Tydschrift voor Keerlandsch Indie," aß. 1 enl, Batavia 1850. p. 127, 130, 133, — ein Werk, worin viele andere wichtige Mit- theilungen enthalten sind. A. d. V. 279 Temperatur von 28,0" Cels., ein specifisches Gewicht von 1,021 ; — 2) das Wasser des java'schen Meeres, gesammelt in einer grossen Entfernung von der Küste, im Meridian von Tjeribon hatte, bei 27,0*^ Cels., ein specifisches Gewicht von 1,025; — 3) das Koch- salz, das die Indische Regierung aus diesem Wasser des Javameeres bereiten lässt. Er fand in 100 Grammen von 1, 2 und 3 die folgen- den Bestandtheile : Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. Chlorpotassium 0,00673 Chlorsodium 2,73134 2,44087 88,21411 Chlorcalcium 0,121335 Chlormagnium 0,052091 0,48869 0,8735 Jodmagnium Spuren Erommagnium Spuren Schwefelsaure Potasche 0,00388 Spuren Schwefelsaure Soda 0,20338 0,5217 (Wasserfrei; Schwefelsaure Kalkerde 0,21392 1,43258 Kieselerde Spuren Phosphorsaure Kalkerde; > Spuren Organische Stoffe Spuren Spuren Unreinigkeiten 1,814 Wasser 7,141 Summa 2,911496 3,35074 100,00000 Die von uns, nach J. K. Hasskarl, aufgezählten Erscheinun- gen vulkanischer Thätigkeit, welche sich in der xilluvialfläche von Demak und Grobogan — dem Thalboden der Flüsse Kali-Tuntang, Dunan und Luse — äussern, sind also die folgenden: 1) Das ewige Feuer Mörapi, dessen Selbstentzündbarkeit nach den Angaben des Hrn. P. Bleeker, der es Moro api schreibt, zweifelhaft zu sein scheint; es liegt beim Dorfe Mintaram, im Distrikte Mangar der Regentschaft Demak, Residenz Samarang. — 2) Der Hügel Ngemba mit Erdölquellen. — 3) Die Gasquelle der Schlammfläche Eledug. — 4) Die Gasquelle im Schlammteiche Mendang raAvasan , den Blee- ker, fast eben so wie van Hoevell , Medang-Ramasan schreibt ; das aus dem Wasser emporsteigende Gas lässt sich nach dem erst- genannten (1. c. p. 34) über dem Spiegel des Teiches anzünden, besteht also vorzugsweise aus Wasserstoffgas. Hierzu müssen noch gezählt werden : 5) die Mineralquelle Njono, beim Dorfe Drono, 0 Pfähle ostwärts von Purwodadi , aus deren Wasser von den Einge- bornen, nach P. Bleeker 1. c. p. 30, fast noch eine grössere Menge Salz, als aus dem Wasser von ]Jl6dug bereitet wird. Nach P. J. Maier (1. c. p. 124) hat dieses Wasser, bei einer Temperatur von 28,0" Geis., ein specifisches Gewicht von 1,026 und enthält in 100 Grammen 3,1 Chlorsodium. — 6) Eine ,, Schlammquelle" bei Men- dikel , % Pfahl von Kuwu entfernt. — 7) Eine ansehnliche Quelle beiTjörewet, 2y2 Pfähle südsüdwestwärts von Kuwu, aus deren Wasser ebenfalls viel Kochsalz bereitet wird. (Bleeker 1. c. p. 34.) 280 J. K. Hasskarl's Kali-Dunan, der sich mit dem Kali-Luse vereini"t und nachher, in der Nähe des Meeres, den Namen K.- Tano-o-ul angin annimmt, wird von Bleeker ,, KaH-Scrang"*) genainit. Die wissenschaftlichen Reisenden, welche Mittheilungen über die Gasquelle von Kuwu (1. c. siehe oben) veröffentlicht haben, Avaren also die folgenden. — 1807: Dr. Thomas Horsfield, — 182 .. . Resident DoMis, — 1843, im Monat October J. K. Hass- karl, — 1846, 'im Monat December: P. J. Maier, — 1847, im Monat Jimi: Dr. W. R.' van Hoevell, — 1847, im Monat Juli: Dr. P. Bleeker. 29. G.-Merbabu. ^ (Hierzu gehören: Merbabu Fig. 1 bis 3.) A. Topographischer überblick. Der G.-Mörbabu**) ist der nördliche von den beiden Zwillings- kegeln , die den mittlem und südlichen Theil des Thaies Kadu in Osten begränzen und hängt durch einen 4880 hohen Z^vischen- sattel mit seinem südlichen Zwilling, dem G.-Merapi zusammen, der sich aber nicht Avie der G. -Sumbing zum G.-S6ndoro südost- wärts von ihm, sondern direkt in Süden erhebt. Dagegen erkennt man die nordwest-, südöstliche Richtung der Quervulkanspalten in seiner Lage zum G. - üngaran wieder ; denn nordwestwärts findöt sich ihm ein sehr ausgebildetes Vorgebh-ge vorgelagert, dessen verschiedene Kegelförmige Kuppen unter den Namen G. -Andong, Telemojo, Djoko pekik und Kopeng bekannt sind und die sich (der Telemojo) nordAvestAvärts durch das Djambu- gebirge mit dem G. - Ungaran verbinden. Der G. -Kopeng heisst auch G.-Gadjah oder G.-Gadjah mungkm', und der G. -Djoko pekik Avird von einigen G.-Kolo buko genannt. Unter allen trachy tischen Vorgebirgen der Vulkane Java's hat dieses nordAvestliche des G.- Merbabu die grösste Ausbildung erreicht und stellt sich in sehr grossartigen Formen dar, in Kuppen, die für sich selbst wieder kleine Kegel bilden , von denen divergirende Rippen herablaufen, die sich aber in querer Richtung A^or dem Abhänge des Haupt- Aoilkanes zu einem Ganzen aneinander reihen. Die Avestlichste der *) Auf den Karten von le Clercq und van de Velde liegt ein Dorf ,,Serang" an seinem Ufer ; solche Namen, die den Reisenden von den Einge- bornen flüchtig angegeben Averden , bedeuten geAvöhnlich nichts mehr als : „Bach, Kali, der beimDorfeDunan, Serang, oder irgend einem andern Aon den vielen Dörfern, die an seinem Ufer liegen, vorbei fliesst." A. d. V. **) Nach der Erklärung von Fr. A'ON Boekhold {Verhandl. v.h. Bat. Gen. VI. ]). 15) soll dies AVort die Bedeutung haben : Mutter der Berge (?) vonMeru (Sanskr.) Berg und Babu (Mal.) Amme. A. d. V. 281 Kuppen ist G.-Andong, welche sich in das Flussthal des Kali-Elo (des östlichen der beiden Kadu-Ströme) herabdacht ; südsüdwest- Avärts reiht sich ihr noch eine kleinere Kuppe an: G. -Tjelengan, die oberhalb jMadigondo schon am Westgehänge des Z^vischenlan- des liegt und bloss 4050' hoch ist. Die übrigen Kuppen etwa 4500'. An demjenigen Abhänge dieses Vorgebirges, der sich nach Ambarawa herabzieht, bemerkt man unterhalb der Kuppe Telemojo in einem kleinern stumpfen Nebenkegel eine fast Kesseiförmige Senkung, die sich Kraterähnlich darstellt und vielleicht auch durch einen wirklichen (seitlichen) Ausbruch gebildet wurde. ])er Kessel verschmälert sich nach unten in eine Kluft , durch welche die Ge- wässer nach Ambarawa herabrieseln und steht also nach dieser (Nord-) Seite zu offen. Auf seiner Ostseite ist dieser Kessel am schärfsten begränzt und der Rand am deutlichsten. Bloss die Un- tersuchung seines Innern, das ich nicht betreten habe, kann lehren, ob hier Avirklich einmal Ausbrüche Statt fanden oder ob der Kessel bloss durch einen Einsturz — durch einen Berg fall — gebildet wurde. Die östlichste von den Kuppen des Vorgebirges (G. - Kopeng oder Gadjah) erhebt sich steil, fast Zuckerhutförmig wie eine Insel aus der gleichmassig gesenkten Oberfläche der Bergneigung und diese stellt sich dar wie aus Lavaströmen des G. - Merbabu ge- bildet , die auf den bereits vorhandenen Kegel anstiessen, sich hin- ter ilim und den übrigen Kuppen des Vorgebirges zu einem ver- flachten Hochlande aufdämmten und ihn dann rings umflossen. Wahrscheinlich war dies auch die wirkliche Weise der Ent- stehung von der angegebnen Oberflächenbildung. In Norden berührt der Fuss dieser Vorgebirgskuppen zum Theil die 1400' hohe Thalfläche von Ambarawa, — in Süd-Ost aber hängen sie mit ihrem Haupt vulkane durch ein 4200 bis 4400' hohes Zwischenland zusammen, das, ehe es wieder in den Bergabhang emporsteigt, sich auf Aveite Strecken flach und eben fortsetzt. Es ist auf Java das grösste solcher Zwischenländer zwischen den Vul- kanen und ihren Vorgebirgen, und ist hauptsächlich mit Thee- pflanzungen bedeckt. Zunächst am innern Fusse der Vorgebirgskuppe Telemojo ist es 4200' hoch, in seiner Mitte, wo in dem Theegarten Lcdok sewu eine Pandopo steht, 4330' und da, avo es der Weg von jVIagölang nach Salatiga überschreitet und avo dieser den höch- sten Punkt, Passpunkt, den Pass von Kopeng erreicht hat, 4400'. Dieses schöne, flache, mit Thee, europäischen Gemüsen und bei Kopeng selbst mit Waitzenfeldern bedeckte Hochland, dessen gemässigtes Klima sich besser zu einer Hauptstadt für Eu- ropäer eignen Avürde, als die erschlaffende und tödtlich - heisse Luft Samarang's, also ist es, aatIcIics den Fuss des G.- Merbabu in Nord- West umgiebt; — in Westen, von 1800 bis SOO' fallend, be- gränzt ihn nebst seinem südlichen ZAvilling G. - Mcrapi das Thal Kadu ; — in Nord-Osten und Osten zieht sich ein verflachtes, reich bebautes Hochland um ihn und den G. -Mörapi herum, Avelches 282 eigentlich sein erweiterter Fuss selbst ist und in Nord-Ost bei Sala- tiga 1814', bei Ampel aber ostwärts vom G.-Merbabu 1973' Höhe hat und sich von da bis 1220' bei Jiojolali, im Osten vom G.-Me- rapi abdacht und von liojolali gleichmässig sanft immer tiefer in die bloss 2&o' hohe Ebene von Solo herabsinkt. Nachdem Berge zu steigt dieses Hochland von Ampel sanft und allmählig an und ist dort noch in mehr als 2000' Höhe mit Dörfern und Kokospalmen bedeckt, während es in seinem nördlichen Theile ganz allmählig, ohne deutliche Gränzen in die noch höhere nord- westliche Vorstufe bei Kopeng, die Avir so eben betrachtet haben, über- geht. — Auch noch oberhalb dieser nordwestlichen Vorstufe, höher als der Pass von Kopeng, finden sich die Längerippen des Vulkan's zu geräumigen und flachen Vorsprüngen , — Berg|)latten , — aus- gebreitet , deren äusserer Rand sich nach dem genannten Passe zu auf Einmal Treppenförmig senkt. Kleine Cascaden stürzen an die- sen Aussenwänden der kleinen Plateau's herab , die , so einladend sie sich auch vorstellen, doch ganz unbewohnt daliegen. Das ganze verflachte Vorland von Ampel, von Salatiga bis über Bojolali, in die Ebene von »Solo herab, wird oberflächlich von einem Lager vulkanischer Steintrümmer, namentlich von Trachyt- lavastücken gebildet, die bald eckig, bald aber auch mehr gerundet in der Erde eingeknetet liegen, — die ihrer Grösse nach von kleinen, kaum Fussdicken Stücken bis zu Blöcken von Elephan- tengrösse wechseln, und die zusammen eine Mächtigkeit im Mit- tel von 40 bis 50' besitzen. Tiefe und schmale Furchen haben sich die abströmenden Bäche durch dieses Trümmerterrain gebro- chen, welches die gTÖssern von ihnen ganz durchschneiden bis auf die zusammenhängenden Felsenmasseu, auf denen es ruht ; es sind massive Lavaströme, welche unter den Trümmern liegen und der noch tiefern Ausfurchung ein Ziel setzten. — Der Weg von Salatiga nach Bojolali setzt auf hölzernen Brücken über eine Menge solcher Klüfte oder Bachfurchen, deren Bett im guten Müs- sen fast immer Wasserleer und trocken ist. — Eine der grössten und bis auf die zusammenhängenden Lavaströme ausgefurcht , aber ebenfalls Wasserleer ist die Kluft des Kali-Gendiug, nordwärts von Jiojolali, zu Avelcher dicht oberhalb der Brücke sich zwei an- fangs gesonderte Klüfte vereinigen. Sowohl die einzelnen Stücke des hier 5 o' dicken Trümmerlagers , von denen eine Menge losge- waschen auch im Bette der Kluft zerstreut liegen , — als auch der feste und zusammenhängende Lavastrom der Sohle, der ein vom Wasser glattgcAvaschenes Felsenbette bildet, zeichnen sich durch eine hell-, fast weissHch-graue Farbe aus , eben so wie der Sand, welcher gleichen Ursprungs die Zwischenräume und Spalten zwi- schen den Geschieben erfüllt. Sie verdanken diese Färbung ihrem vorherrschenden Bestandtheile dem Feldspathe (Felsitgrundmasse, nebst glasigen Fcldspathkrystallen) , dem nur sehr wenige Horn- blendekrystalle eingemengt sind. — Hier fängt das Gebiet des G. -Märapi an, dessen ganzem Umfang diese hellgraue Färbung, so- 283 wohl der Felsen, als auch des Sandes und der Asche, welche letztere die oberste Decke des Bodens bildet, — eigenthümlich ist. Während der G. -Merbabu in Süden durch einen 4 SSO hohen Sattelförmigen Zwischenrücken in den G. -Merapi übergeht, — so senkt sich dieser auf der Süd-, Süd -Ost-, und Süd- West -Seite vollkommen frei und isolirt in die Niederung herab , nämlich in die Fläche von Jogjakerta, in welche sein Fuss so ganz allmählig über- geht, dass man nur den Seestrand in Nord- Westen, und den Fuss der Bergketten des s. g. Gunung-Kidul in Süden und Süd -Osten (vom Mittelpunkte des Berges) — als seine Gränzen bezeichnen kann. Aus solchen Umgebungen , die auf den verschiedenen Seiten eine so verschiedene Meereshöhe haben, — steigt der G. -Mer- babu empor als ein sehr stumpfer Kegel, der eine noch sanftere Neigung als der G.-Sumbing hat. — Ja, von allen hohen Kegel- bergen Java's ist er derjenige , der sich am sanftesten erhebt , und der die zahlreichsten flachen Vorsprünge an seinem Abhänge bildet. Seine Rippen sind von grösserer Breite und Mächtigkeit als die des G. -Sumbing, aber sein Fall und Richtung sind weniger regelmässig; — am sanftesten und auch am längsten hingezogen, senken sie sich auf der Südseite, die dem G. -Merapi entgegen sieht, wo sie Stufen weis viele Vorsprünge bilden, ehe sie von Neuem fal- len und dadurch dieser Bergseite ein terrassirtes Ansehen ver- schaffen. Am steilsten und gleichmässigsten senken sie sich in Nord -Ost. Gewöhnlich ist die Firste dieser Rippen ihr oberer Rand, zu welchem die beiden Seitenwände zusammenstossen, sanft- gerundet (oder convex) ; — am Nord-Ost-Gehänge aber bemerkt man mehre, die eine flache Oberfläche haben und geneigte Platten bilden, welche sich zwischen tiefen Spalten mit scharf begränzten Rändern in gerader Richtung und parallel neben einander herab- ziehen ; in dem Verhältniss , in welchem diese Platten tiefer fallen und sich ausbreiten, fängt ihre Oberfläche an, sich durch kleinere Nebenfurchen Avieder in melu'e Platten zu zerspalten, die alle unter einander und mit der Divergenz der Rippen überhaupt parallel ver- laufen. — An den Wänden der Spalten liegt ihre Structur aus mehrfachen über einander gelagerten Lavaschichten zu Tage , und es scheint, dass die schmalen luid schroffen Klüfte, welche sie trennen, durch wirkliche Spaltung, durch Auseinanderklaffung der Lava, die sich bei der Erkaltung zusammenzog, entstanden seien , Avcil das Wasser allein in compacten Felsenmassen so tiefe Klüfte schwerlich ausspülen kann. — Wegen der Rimdung des Bergumfangs, als eines Kegels, und der gleichmässigen Senkung der Bergwand, über Avelche sich die zäh -flüssige Lava ergoss, raussten nach den Gesetzen der Schwere, diese Spalten eine mit den Strahlen des Berges übereinstimmende Richtung erhalten und unter einander parallel ausfallen , während aus gleicher Ursache, durch den Druck der von oben nachschiebenden Masse, die Bil- dung von Querspalten unmöglich war. 284 Auch cinif2[C Lavaströme anderer liildung, als die eben be- schriebenen , .sind an diesem Nord -Ost -Gehänge des Vulkan's zu bemerken ; nänüich Schlangenf örmig-gekrümmte, auf ihrem Kamme schmal zulaufende Leisten, — Fahrten, — -welche aus abrollenden, und einander fortschiebenden Trümmermassen (Lavastücken) gebildet wurden, deren JJildung man am schönsten am G.-Guntur kennen lernt, von dessen Gipfel dergleichen Trümmermassen glühend, aber ungeschmolzen, herabkommen. Unter den Klüften des Yulkan's, Avelche sich zwischen den divergircnden Längerippen herabziehen, sind es zwei, die sich durch ihre Grösse und Tiefe auszeichnen , und die den ganzen Berg gleichsam in zwei Hälften spalten , während sie oben im Krater, wo sie nur durch ein schmales Querjoch getremit sind, zusammen- münden. Sie sind daher auch oben breiter, als unten und untersclieiden sich dadurch von den gewölnilichen Klüften , die erst unterhalb dem Gipfel klein und schmal anfangen inid sich dann allmählig nach unten zu vertiefen und erweitern. Die eine ist die Fortsetzung des Kraters selbst, welcher, wie der des G. Salak nach Norden, nach West -Nord -West offen steht und sich, bis weit am Berggehänge hinab, in eine tiefe Spalte verlängert, die sich später nordwestwärts umbiegt und sich erst in der Region von Kedakang (5270) mehr verflacht. — Die andere an ihrem Ur- sprung von der erstem durch das felsige Querjoch des Kraters (Merbabu Fig. 1 Nr. 9) geschieden, zieht sich Ostnordost-, nach- her ostwärts herab, wdrd nach unten zu schmäler und erreicht ihre grösstc Tiefe in der Kegion zwischen 5500 und 7500, wo sie senk- recht zwischen ihren beiderseitigen lländern nicht weniger als 700 bis lOOO' tief in die Bergwand einschneidet. — Diese Tiefe erreicht sie namentlich am Fusse eines Wasserfalles, der in etwa 6500 Höhe, da wo eine Nebenkluft in die grössere mündet, sich als ein- facher, mehre Hundert Fuss hoher Strahl aus dem obern, in das plötzlich so viel tiefer gesenkte untere Bett der Kluft herabstürzt. Dieses Bett, die Sohle der Kluft, läuft überall so sclnnal zu, dass zwischen dem Wasser und den AVänden zu beiden Seiten kein Kaum übrig bleibt und ist nur in der Gegend des Falles Kesselartig etwas erweitert. — So kahl alle Grasrücken umher auf ihrer Höhe sind, so wunderbar erscheinen die schattigen Wälder, welche den schrof- fen Wänden dieser Kluft gleichsam angeklebt sind , welche aber ofienbar ihre Erhaltung gerade eben dieser Unzugänglichkeit ihres Standorts verdanken. Nicht nur Ingagebüsche, sondern hohe Eichen- und andere Wälder sind es , deren Kronen sich an diesen Wänden erheben, — ihre Stämme von Strauchwerk umgeben, mit dessen Hülfe man bis zu einer gewissen Tiefe hinabklettern kann, bis völlig nackte Felsen wände, die jede 30 bis 40' hoch. Trep- penartig auf einander folgen , allem Aveitern Fortschreiten ein Ziel setzen. Es sind übereinander gelagerte Bänke von Trachytlava. Auch Aviederholte Stufenförmige Absätze in der Sohle, dem Bette, der Kluft selbst, über welche der Bach wiederholte kleine Cascaden l/r//v/hi fit/ J 285 . bildet, machen clie Annäherung von unten herauf unmöglich und die Kluft unzugänglich. Eine dritte grosse Kluft, die jedoch weniger tief in den Kra- terrand einschneidet, zieht sich auf der Nord -Nord -Ost -Seite des Berges herab, fängt zwischen der höchsten Kuppe 4 und der Kuppe 5 (]Merbabu Fig. 1) breit an, und verschmälert sich allmäh- lig , indem sie zu einer beiderseits scharf begränzten , tiefen Spalte wird, die fast geradlinigt bis zum Fusse herab diese Seite des Berges durchfurcht. Älerbabu Figur 2 stellt einen Anblick dieser Kluft, von Salatiga gesehen, dar. Der erstere Gipfel (4) Avird von Salatiga in Süden 27^ zu Westen, der zweite in Süden 2 9 Vi" zu Westen ge- peilt. Alle andere Längeklüfte des Berges, ausser diesen dreien, fangen oben, am Berggipfel, klein und sclunal an, und furchen sich allmählig nach unten tiefer und breiter aus. — Sie beurkun- den dadurch ihre verschiedene Entstehimgsart, — ihre Seitenwände und Ränder, als Seitenabhang der Längerippen, sind sanft gerun- det, — ohne wie die jener genannten drei Hauptklüfte, in einer scharf begränzten Linie abgeschnitten zu sein. Die belehrendste Ansicht des G. - INIerbabu und seines nord- nordwestliclien Vorgebirges geniesst man vom Pasanggrahan-Banju kuning am Süd- zu Ost- Abhänge des G. -Ungaran. Siehe die Ab- bildung Merbabu Figur 3, die von dort aus genommen ist. Hinter dem rechten Abhänge des G. - jNIerbabu erblickt man die Dampfsäule des G.-^NIerapi, von dem nur eine kleine hervorragende Ecke sichtbar ist. — Die genannten untern Gehänge des G. -Un- garan bilden ein labyrinthisch-hügliges, weit vorspringendes Hoch- land , unter dessen vorderm Saume der Thalgrund von Ambarawa verborgen bleibt ; jenseits Ambarawa aber steigt das Vorgebirge des G. -JNIerbabu empor und zieht sich quer vor dem Kegel dieses Vul- kans hin, dessen Gipfel von hier, die hnke Ecke in Süden 21 ^/^^ zu Osten und die rechte in Süden 191/4" zu Osten liegt. Die öst- lichste (linke) Kuppe des Vorgebirges ist der G. -Gadjah mungkur oder G.-Kopeng (Nr. 1), die mittelste höchste G.-Telemojo (Nr. 2) und die südwestlichste (rechte) G. -Andong, (Nr. 3 auf Figur 3). Zwischen dem G.-Telemojo und dem Hauptvulkane liegt, von hier unsichtbar, das flache Hochland Ledok sewu; der diesseitige, nord- nordwestliche Abhang des G. - Telemojo aber springt, ehe er sich in den Thalgrund von Ambarawa herablässt, Weit vor, und bildet einen langhingezogenen Berg^A^ilst, in welchem die schon früher er- wähnte Krater- oder Kesseiförmige Senkung liegt, die nach Norden (Nord-Nord-Ost) offen steht und als verschmälerte Kluft in das Thal von Ambarawa ausläuft. — Die mehrsten Javanen nannten diese erste Terrasse des Vorgebirges mit der Kesseiförmigen Kluft G.- Kolobuko, andere nannten sie G.-Telemojo und trugen den Namen G.-Kolobuko auf die höchste Kegelförmige Kuppe des Vorgebirges über; wir folgen den erstem. Obgleich die beiderseitigen Gehänge dieses Kessels , Kolobuko, (dessen linker Rand in der Figur mit a, und der rechte mit b bezeichnet ist,) ganz denen eines kleinen Ke- • 286 gelberges gleichen und in divergirend- ablaufende Rippen getheilt sind, so dürfte er doch schwerlich ein wahrer Eruptionskrater o-ewesen, sondern wahrscheinlicher durch einen Einsturz des luiter- höhlten Gipfels, oder durch einen ]iergschlipf entstanden sein. — Kaflfeegärten bedecken jetzt seinen concav-zulaufenden Grund. Warme Quellen im Umfange des G. -Mßrbabu. Nur eine in der Nähe des G.-M6rbabu befindliche warme Quelle ist mir bekannt. Sie liegt nordwestwärts vom Vulkane, und zwar am Fusse von dessen Vorgebirgs kuppe G. - Andong. Sie dringt im Flussthale des Kali - Elo hervor , welches hier ganz in Sawah- terrassen verwandelt , — von Nord - West nach Süd - Ost streicht. Die vielen behauenen. Würfelförmigen Steine, nebst noch einigen Statuen , welche hier umher liegen , deuten auf das frühe Eekannt- sein dieser Quelle den Anhängern des Siwa-Kultus , die hier wahr- scheinlich einen Tempel erbaut hatten. jSIit solchen Steinen ist auch die Quelle selbst zu einem geräumigen viereckigen Bassin aus- gebaut, in dem das auf seiner ganzen Oberfläche dampfende Was- ser um 10 L'hr Vormittags (am 30. Mai 1838) 96^ Fahr. Tempera- tur hatte. Die Luftwärme betrug 7 6" Falir. Gasblasen stiegen unauf- hörhch im Wasser auf, welches übrigens ganz Geschmack- und auch Geruchlos war. — (Siehe Avarme Quellen Nr. 61.) Ehe wir nach dieser topogi-aphischen Übersicht des Umfangs vom Berge zur Ersteigung des Gipfels und zur Durchmusterung seines Kraters übergehen , wollen wir einen Blick auf die Pflanzen- decke werfen , die er gegenwärtig trägt , und die, obgleich aus ganz andern, als plutonischen Kräften entsprossen, doch in der Ge- schichte der Vulkane überall von grosser Bedeutung ist und oftmals rückwärts zu den wichtigsten Schlüssen auf stattgehabte Ereignisse berechtigt. Pflanzendecke des G. -Merbabu. AVir bemerken, dass die umwandelnde Hand des ÖNIenschen den G. -Merbabu, der hier im Herzen von Java hegt, wo schon in den ältesten Zeiten die Reiche der inländischen Fürsten blühten, wo sich in der Nähe die Metropole des mächtigsten dieser Reiche Mataram, erhob, fast noch mehr als den G.-Sumbing seines ur- sprünglichen Waldschmuckes beraubt und seine Gehänge grössten- theils in Gras triften verwandelt hat. Nur auf der Süd-West- und West-Seite, die , wie wir schon beim G. - Sumbing bemerkten, bei allen Bergen Java's feuchter und kühler sind, als die Ost-Seite, haben sich in der Region oberhalb 4500 und 50 OO' einige mehr zusammenhängende Wäldchen erhalten. Auf den übrigen Seiten findet man nur, besonders an den Wänden der Klüfte, verein- zelte und zerstreute Gruppen von Waldung, die von 6000' Höhe an vorzugsweise aus Gebüschen der Inga montana (mihi) bestehen. 287 Ausser kleinen Gräsern, die in 3000 bis 5000' Höhe vortreff- lichlß Weiden für Pferde und Rinder bilden , ist es vorherrschend Imperata Alang {mihi), welche zuweilen mit höhern Gliedern ihrer Familie {Androscepia gigantea Presl. , Saccharum Glagah, Rottboelia exaltata L. , Anthistiria Junghuhniayia Nees ah Es., u. a.) wechselnd, die Bergrücken überzieht und Avelche in der höch- sten Region von 8 bis 10000 von der Festtica nuhig ena mihi verfangen wird, — einer Grasart, die in dichten Büscheln (caespites) wächst und auf lockerem sandigen Boden, den das Regenwasser rundum wegspült , zu eben so Abelen kleinen , einen bis mehre Fuss erhöh' ten Grasinseln umgeschaifen wird. Diese Höhen zwi- schen 8 und lOOOO' sind die Gegenden, wo man jene schönen Al- penbäumchen und Sträucher findet, die, uns schon von andern Vulkanen bekannt, den Gipfeln Java's ein so liebliches An- sehen verleihen , dass man , wenn man sie zum ersten jNIale betritt, glaubt, in eine ganz neue Welt versetzt zu sein. — Aber auf den hohen Jochen des G. - INIerbabu wachsen auch sie nur zerstreut und vereinzelt, und bilden nur auf den unzugänglichsten Stellen, auf schroffen Felsengräten oder an steilen Wänden ein mehr zu- sammenhängendes Ganzes. Ausser der bereits genannten Inga montana sind es Mijrica javayiica BL, Atitennaria Jatanica DC. und Agapetes culgaris mihi, welche vorherrschen , und welche sich mit Strauchartigen Bürgern dieser Region , unter denen Lonicera ßa- vescens Bl. und Hypericum Javanicum Bl. am häufigsten , — um- gruppen. Die dicken, knorrigen Stämme der Agapetes, deren einige auf den höchsten Jochen des Berges eine Dicke von 3' erreichen, deuten auf ein hohes Alter und auf eine lange Ruhe des Vulkan's, für welche ausserdem die dicken, fruchtbaren Erdschichten spre- chen , die , alle Felsen verbergend , den ganzen Berg bis zu seinem Fusse herab überziehen. Eine besondere Erwähnung verdient ein Wäldchen, welches sich nahe unterhalb des Südjoches erhalten hat, und Avelches fast ausschliesslich von den Baumartigen Gnaphalien, Antennaria j'a- vanica DC. gebildet wird und wahrscheinlich das älteste dieser Art auf Java ist. — Wie ein weisser Teppich leuchtet die Oberfläche dieses Waldes in die Ferne, — Moospolster überziehen im feuchten Innern des AYaldes alle Stämme, deren viele die Dicke eines Schen- kels erreichen, — Avährend Flechten mannigfaltiger Art mit farbigen Apothecien auf allen Zweigen wuchern, — und Fusslange Usneen von der Laubdecke herabhängen. Veilchen (Viola sarmentosa Brgdk*]), — zwei Plantagoarten, — Alchemilla villosa (mihi) und die schlanke Wahlenbergia gra- cilis**) DC. (Alph.) sind unter den Krautartigen Pflanzen, unter denen sich fast von allen europäischen Gattungen Repräsentanten *) Plantae Jungk, p. 120. ••) Campaniila gracilis Forst. Die Campanula gracilis Bl. ex herb. Rein- WAR0TII ist nicht davon verschieden. A. d. V. 288 finden, die häufigsten, welche auf dem Grasboden , oder zwischen den Gebüschen zerstreut, die höhern Regionen des G.-Mertfeibu schmücken, — während auf den Grastriften in 3 bis 5000' Höhe (z. B. bei 8elo) — Artemisia indica L. , eine Lmaria und eine wohlriechende Melissa häufig wachsen. Uie trefflichen Gemüse, die dort gezogen werden, z. B. bei Solo 4880' hoch an den Süd-, und bei Tumpak am Süd -Süd-Ost- Gehänge, — die Waitzenfelder, die man dort erblickt, — die Hecken persischer und europäischer Rosen, — die Alleen von Pfirsichbäu- men, — das kahle, Baumleere Aussehen aller Abhänge umher, und die weidenden Kühe auf den Triften , denen selbst Agaricus cam- pestris L. nicht fehlt! — tragen dazu bei, dieser Pflanzennatur einen mehr nordischen Ausdruck zu verleihen. Blickt man vom Landhäuschen Selo, welches in einer Bucht zwischen den steil und kuppig erhobenen Grasgehängen des G.- Merbabu erbaut ist, — über den aus Tausenden von farbigen Blu- men duftenden Gemüsegarten, und über den verflachten, sanft-aus- geschweiften Zwischenrücken hinüber zum G.-Merapi, — und sieht die gelblichen Strohhütten der java'schen Dörfer aus dem kleinen Gebüsch der Fruchtbäume hervorschimmern, welches zwar frisch grün und üppig dicht gerundet, aber niedrig, etwa nur 25 hoch ist, ohne die Riesenpflanzen der Tro2)enwelt, — ohne Palmen — ohne Pisang ! — so glaubt man sich nach Südeuropa versetzt zu sehen und ein italien'sches Dörfchen zwischen Orangen- oder Oli- venbäumen zu erblicken. Auch, in der That, ist die mittlere jähr- liche Temperatur zwischen hier und z. B. Neapel ziemlich gleich (= Xl^ Celsius); auch sieht man dort, wie hier, Vulkane und er- kennt, rechts oberhalb den Zwischenrücken den Schlackenkegel des G.-Merapi, der drohend aus seinen Dampfwolken auf dies kleine Eden herabschaut. Ähnliche Blumen- und Gemüsegärten findet man am G. -Mer- babu, ausser zu Tumpak, 2 Pfähle nordostwärts von Selo, (in gleicher Höhe) — zu Pantaran in 3900 Höhe am Ost-, zu Kopeng in 4000' am Nord-, zu Pakis in 2860' am Nord-AVest- und zu Kaponang in 3880' am Nord -West -Gehänge des Vulkan's, — während einzelne von Inländern angelegte Kohl- und Zwiebelfelder auf der Südseite bis 7S00' imd auf der Nordseite bis 8000' hinaufgehen. rbrigens ist der G. - Merbabu hinsichtlich der Kulturen, die ihn bedecken, dem G.-Sumbing sehr ähnlich; ausser den Thee- pflanzungen auf dem nordwestlichen Vorlande bei Ledok sewu, sind es K a f f e e gärten , welche die untern Abhänge des Berges auf einigen Seiten (z. B. auf der von Salatiga und Ampel) überziehn. — Den grössten Theil der Oberfläche aber in diesen tiefern Regionen nehmen Sawah's ein , deren immer schmäler werdenden Terrassen sich bis über 350 O' hinaufziehen, worauf dann trockne Felder von Reis, Älais und Küchengevvächsen folgen. Bemerkenswerth auf der Westseite des Berges in einer Höhe von 3G00' ist das Vorkommen von einer grossen Menge von 289 Baumfarrn {Chnoophora glauca BL). — Sie sind dort zu ganzen Wäldchen zusammengruppirt , deren an sich schon ausgezeichnete Physiognomie (Pahnenartig mit ihren Schirmartigen Wedeln, die sich auf 20 bis 25' hohen Stämmchen erheben,) noch mehr Auf- merksamkeit erweckt, als auch diese Gehänge, wie die meisten des G.-lNIerbabu, übrigens Baumleer sind. Eine Folge der Kahlheit des Berges, nämlich seines Wald- mangels, ist, ■v\de beim G. -Sumbing, seine Wasserarmuth. — Am Südgehänge liegt die höchste Quelle 5760 hoch und die ganze übrige (noch 37 40' höhere) Bergmasse ist oberhalb dieser Region sowohl auf der Süd-, als auf den meisten andern Seiten Wasser- leer. Nur in der Kraterkluft bildet sich bereits in grösserer Höhe ein Bach, während in den übrigen Klüften zwischen den Rippen nur nach gefallenem Regen kleiiie Giessbäche rauschen. — Auch noch am Fusse des Berges ist die Wasserarmuth in den Klüften auffallend, die, nachdem der dürftige Wasserstrahl, welcher höher oben in ihren Betten rieselte, zur Überschwemmung der Reisfelder verwendet Mnirde, in der Regel, wenigstens in dem s, g. guten Musson, ganz trocken liegen. Wir haben diese Klüfte bereits oben, bei Betrachtung des Hochlandes von Ampel, kennen lernen. Nach gefallenem Regen stürzen reissende Giessbäche donnernd in ihnen herab , — die aber eben so schnell wieder verlaufen , als sie stür- misch auftraten. — Topographie des G.-Mörbabu-Gipfels. Der Gipfel des G.-Merbabu wird von mehren, sehr schmalen, kuppig-gehobenen und wieder gesenkten Bergkämmen (Firsten) zu- sammengesetzt, die eine sehr ungleiche Höhe haben, — bis 4000' von einander entfernt liegen, und (ausser andern Klüften) die grosse Kesseiförmige Kraterkluft zwischen sich einschliessen , wel- che sich westnordwestwärts am Berge herabzieht. (Siehe die Situa- tionsskizze Merbabu Figur 1.) Man unterscheidet ein südliches Joch mit drei Kupjien (1, 2 und 3 auf Figur 1) und ein nördliches Joch, von dem jedocli nur eine Kuppe (4), welche die östlichste, oder in Beziehung auf den ganzen Gipfel die nordöstlichste ist, eine gleiche Höhe wie die südlichen erreicht, während die übrigen Punkte des Nordjoches mehre Hundert Fuss tiefer und mit dem Querjoche (9), welches gekrümmt von Süd nach Nord läuft und beide verbindet, — in ziemlich gleicher Höhe liegen. Das Südjoch des G. -Mörbabu streicht von West - Süd - West nach Ost-Nord-Ost etwa 2500' lang und hebt sich zu mehren klei- nen Kuppen , von denen 3 höher als die übrigen liegen und etwa 100' über die tiefsten Zwischeneinschnitte hervorragen; während die Firste an den übrigen Stellen nur 3 bis 5' breit ist, so sind diese Kuppen (1, 2, 3) durch Menschenhand erweitert und zu kleinen Platten von 15 bis 25' Durchmesser, mit erhöhten Rändern von Juiighuhu, Java li. 19 290 rundlichem Umfang umgeschaffen. Ausgehöhlte Steine, ly^dick, mit angesammeltem liegenAvasser in ihrer hemisphärischen ()ffaung, deren sich auf Nr. 1 und 2 einer und auf Nr. 3 drei hefinden, be- weisen hinlänglich , dass , -wahrscheinlich bereits zu der Zeit , wo der Hindukultus noch auf Java blüh'te , — Menschenhände hier Avirksam Avaren. — Nach innen (oder nordAvärts) senkt sich die Firste Wandartig steil in einen tiefen Kessclförmigen Abgrund, der jenseits, in Norden und in einem Abstände von etwa 4000 , von einer ähnlichen Wand, nämlich von der innern Seite des Nord- joches, begränzt ist; — nach aussen oder Süden aber bildet sie einen gewöhnlichen in einzelne Kippen getheilten liergabhang. — Die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5 auf unsrer Skizze zeigen die Kuppenför- mig gehobenen Punkte der Joche an und das Zeichen X steht auf den letzten oder äussersten hohen Punkten, die man noch zum Gipfel zu rechnen hat , Avährend unterhalb diesen x der eigent- liche Berg ab hang beginnt; man muss sich diese Punkte X daher in lange Bergrippen fortgesetzt denken, die auf allen Seiten divergi- rend, immer tiefer fallend, und sieh zugleich in immer mehre zerspaltend, herablaufen. Unter den Rippen , welche sicli von dem Westende des Süd- joches verlängern, ist besonders die innerste zu bemerken, die west- nordwestlich streicht und an dem südwärts umgebogenen Ende des nördlichen Bergjoches, welches sich daselbst wie eine Kuppe endigt und sich steil herabsenkt , doch so vorbei läuft , dass zwischen bei- den noch eine weite, erst Westnordwest-, später nordwestwärts ge- senkte Kluft 1 0 als Fortsetzung oder Ausgang des obersten Krater- beckens übrig bleibt. Vom Ostende des Joches 3 aber führt, — den Krater auf dieser Ostseite schliessend, — das schon genannte Quer- oder Verbindungsjoch 9 zum Nordjoche hinüber, dessen höchste Ost- kuppe 4 man auf diesem Wege erreichen kann. — Zuerst senkt sich die Nordwand der Kuppe 3 felsig steil gegen 100 Fuss tief hinab, und geht dann in den Querkamm über, der mit mehren Biegungen, doch im Ganzen nordwärts verläuft, dabei sich aber bald senkt, bald wieder zu kleinen Zacken hebt und an vielen Stel- len eine blosse Felsengräte von 1 bis 1%' Breite bildet, über die man, auf Händen und Füssen hinklettern muss, während links und rechts steile Abgründe sich befinden. Seine tiefsten Punkte mö- gen 300' unter den Kippen des Südjoches liegen. Nicht weniger schroff steigt er dann wieder, sobald er das Nordjoch erreicht hat, zur östlichsten Kuppe desselben (Nr. 4) empor , welche zwar nicht höher zu sein scheint, als die südlichen, aber, weil sie ringsum isolirt und von lauter steilen Abhängen umgeben ist, die freieste Aussicht über den ganzen Gipfel gewährt. Das Nordjoch senkt sich von der Stelle an, wo sich der Querdamm mit ihm vereinigt, in Westen von dieser Kuppe 4, noch etwas tiefer herab, — zieht sich, überall sehr schmal, nach Westen hin, steigt dann wieder etwas an und biegt sich zuletzt in einem Halbkreis nach Süden 291 herum, indem es sich in der bereits bezeichneten Kuppe oder Ecke, nordwärts neben der Kluft 10, steil und jäh herabsenkt. Auf diese Art wird der Krater des G.-Merbabu oder bes- ser der Rest des ehemaligen Kraters desG.-JNIörbabu auf allen Sei- ten von den Wänden schmaler Felsen jöche, der Kratermauer, umschlossen, ausser in Westen bei 1 0, wo er am Fusse der Kup- pen X X offen steht und sich in eine weite tiefe Kluft zum Berge hinab verlängert. Alle Wände der genannten Jöche sind nur an wenigen Stellen beklimmbar, fallen steil, oftmals senkrecht, und stossen zuletzt in einen schmalen Grund zusammen, der sich in einer westlichen Richtung, nach dem Ausgange 1 0 hin senkt imd in dessen Mitte nach dem Berichte von andern Reisenden bei 7 sich noch einige schwach dampfende Fumarolen und heisse Schlamm- pfützen finden, welche durch aufsteigende Gasarten in brodelnder Bewegung erhalten Averden. ~ Eine üppige Vegetation der ge- wöhnlichen Alpenbäumchen verhüllt diese Erscheinungen dem fer- nen Auge ; besonders Agapetes, Ingen und Antennarien erfüllen den Grund der Kluft und überziehn, in Wälder zusammengruppirt, auch die steilsten Wände, während sie a,uf den zugänglichen Jochen und Kuppen nur einzeln und zerstreut wachsen. Nur in Norden vom Mittelpunkte des Kraters erblickte man (1836) eine ganz kahle, weiss lieh schimmernde Stelle der AYand, als wäre dort die Pflanzendecke durch eine Gaseruption (?) zerstört worden. (Nr. 6 auf Fig. 1.) Die Ostspitze des Nordjoches oder die Nordostspitze des G.-Merbabu überhaupt (Nr. 4) hat einen nicht viel grössern Um- fang als die Kuppen des Südjoches, ist höchstens 3 o' breit, aber eben- falls durch ^Menschenhand geebnet und mit einem erhöhten Rande versehen. Sie ist es, die von den Besuchern des G.-Merbabu, theils von Salatiga aus Norden, tlieils von Ampel und Pantaran aus Osten gewöhnlich erstiegen ^drd, wie die Steine vermelden, auf welche viele dieser Reisenden ihre Namen eingegraben haben. Einige besuchten von hier auch, westAvärts hinabsteigend, die Kra- terkluft. Salatiga liegt von hier nordnordöstlich, G. -Kopeng nördlich, G.-Telemojo und G.-Ungaran nordnordwestlich, G.-An- dong nordwestlich, und der Eruptionskegel des G.-Merapi direct in Süden. jNIan steht auf dieser Felsenspitze 9590 Fuss hoch, sieht die Wolken sich tief unten ballen und blickt über die Wol- ken und über die weite Fläche von Solo hin bis zu den bläulich fernen Gipfeln des G.-Lawu und Wilis, die über den Dunstschich- ten wie Inseln in den reinern Lüften schweben, oder auf der andern Seite über das Thal Kadu zu den Gipfeln des G. - Sumbing und Söndoro, die uicht minder hoch über die Wolkenmeere empor- ragen.*) •) Es ist heitres Wetter nöthig, um durch die untern Dunstschichten der Atmosphäre hin die Nord- und Südküste zu erkennen. — Dass man sie von allen Bergen Java's, die nur 3000' hoch sind, sehen kann, leuchtet der geringen 19* 292 B. Eruptionen des G.-Mtrbabu. ,, Keine Eruptionen des G. -Merbabu sind bekannt. Auch kann man den kleinsten Zeitraum, in welchem er keine Erup- tionen erlitten hat, auf 300 Jahre setzen; sicher viel grösser. Denn seitdem sein südlicher Zwilling, der berüchtigte G. -Alörapi, der mit ihm als ein zweiter Schornstein auf derselben Qucr- vulkanspalte ruht und der so nahe liegt (Entfernung der Gipfel eine geogr. Meile) geöffnet und in Thätigkeit ist, kann man mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sich der G.-]\Ierbabu schloss." — So schrieb ich im Jaln-e 1S44 zu Solo. Später fand ich in Raff- LEs {Hist. of Java II. j). 145) einen aus java'schen Chroniken ge- zogenen Bericht, Avonach dieser Vulkan wirklich 2S4 Jahre vor die- ser Zeit einen heftigen Ausbruch gehabt hatte. In 1560 nach Chi-isti Geburt oder 1490 der java'schen Zeitrech- nung warf der G. - Merbabu eine grosse Menge Asche und Steine aus und verursachte grosse Lberschwemraungen und Verwüstini- gen in dem Tief lande. Es fand dies in den ersten Jahren der Re- gierung des Senopati Statt. Bei Raffles lautet der Bericht wört- lich also: ,, Während der darauf folgenden Nacht fiel ein heftiger Regen in Begleitung von Donner und ]^litz, und folgenden Mor- gens fand ein Ausbruch des G. -Merbabu Statt, der von einer furcht- baren Explosion begleitet war, während Asche und Steine aus dem- selben geworfen wurden. Die Flüsse traten aus ihren Ufern, setz- ten das tief liegende Land unter Wasser und verbreiteten Schrecken und Verwüstung im Lager von Pajang, wesshalb der ]jefehlshaber sich genöthigt fand, sein Lager zu Pajang sofort aufzubrechen." C. Besuch von Reisenden. 1785, den 21. October kam Fr. van Boekhold von Sala- tiga über Kopeng an der Nordseite herauf und besuchte die Nord- Ost -Spitze des Berges.*) Von den grossen, schattigen und dü- stern Wäldern, durch die er seinen Weg nur mit Hülfe des Com- passes (!) finden konnte, ist in den seitdem verflossenen 50 Jahren alle Spur verschAvunden. — Kohlfelder oder Grastriften bedecken jetzt Alles. Von Überbleibseln vulkanischer Wirkung, — Fuma- rolen, heissen Quellen u. dergl, sagt er Nichts. 1831 besuchte ihn Dr. Marien (f 1839), auf Grund von des- sen mündlichem Bericht ich die Fumarolen und heissen Schlamm- pfützen hn Krater angegeben habe. Entfernung wegen ein. — Ich erinnere mich, einst da, wo die Inf5el am breite- sten ist, vom Kegel des G.-Gede zugleich Schiffe in der Wijnkoopsbai und auf der Rhede von Batavia gepeilt und zugleich bis zum G.-Slamat bei Tegal und bis zu einem Pik in den Lampong's, auf Sumatra's Südküste, gesehen zu haben. A. d. V. *) Verhandelingen van het Batav. Genootsch. van K. en W. , deel VI. p. 10 bis 13. 293 1836, den 6. und 7. November erstieg ich von Selo zuerst seine Südfirste, was 5 Stunden Zeit erheischte, und begab mich von da über das Querjoch auf den Nord - Ost - Gipfel. Daselbst hagelte es um 2 Uhr und das Thermometer fiel schnell von 60** bis 48** Fahr, herab. — Des Morgens vor Sonnenaufgang bei nicht ganz heitrer Luft 40". Das Wasser kochte bei 195" F. Die Baro- meterbeobachtungen ergaben im JNIittel 9590 Par. Fuss über dem Meere. Ich AAählte die Nord - Ost - Seite zum Hinabsteigen, wel- che noch kahler war und einförmigem Pflanzenwuchs zeigte, als die übrigen Seiten, und kam im höchsten Dorfe Diwa an, von wo ich mich nach Salatiga begab. Weil ich es unterliess, in den Krater hinabzuklettern, so habe ich von Dämpfen und Fuma- rolen Nichts gesehn. 1838, den 2. Mai besuchte ich von Pantaran aus die Ostseite des Berges, besonders um die grosse östliche Spalte mit dem Was- serfall kennen zu lernen. D. Umgestaltungen. Dass der G.-Mörbabu Umgestaltungen und zwar sehr mächtige erlitten hat, ist keinem Zweifel unterworfen. Da die Ringmauern der Vidkane eine sehr constante Erscheinung sind, und sich der Rand rund um die vulkanischen Öffiiungen stets Ringförmig bilden muss, so lange noch, sanft gehoben, Lavaströme aus dem Centrum überlaufen, so muss der INLangel eines Theiles dieses Randes späteren Um- wälzungen, z. B. durch ein Seitwärtsrücken des Ausbruchsschach- tes, nachdem er sich in der INIitte verstopfte, zugeschrieben werden. Dadurch musste bei einem erneuerten Ausbruch ein Theil der Ring- mauer gebrochen, zerstückelt und der anfangs gerundete Krater- kessel in eine Kluft verAvandelt werden, die sich weit am Berge herabzieht, wie die nordnordöstliche Kraterkluft des G. -Salak, welche Kcsselförmig zwischen den Kuppen G. -Salak, Gadjah und Tjiapus, die als Halbkreis zusammenhängen, anfängt und nach unten zu schmäler wird, — wie die des G. -Gede, der ebenfalls weit nach Nord-Osten offen steht, — des G.- Mala war, — des G. - P e p a n d a j a n g , — des G. -Gelunggung, — und unseres G.-Merbabu. — Eine solche Zerstückelung eines Theiles der Ringmauer kann übrigens auch diu-ch die Schwere von flüssiger Lava herbeigeführt Averden, welche den Krater erfüllt und welche, — einen Ausweg suchend, — diejenige Seite der Ringmauer durch- bricht, die ihrem Drucke den geringsten Widerstand leistet; auf diese Weise wurde wahrscheinlich die Nord-Ost-Hälfte der Ring- mauer des G.-Göde, eben so wie die des G.-Sumbing, zerstückelt. Bei einigen hat sich dann nach solchen Katastrophen der Central- krater gänzlich geschlossen, während am äussern Gehänge des Vulkan's, wie in der Solfatara am Süd- West-Gehänge des G.- Salak, sich noch fortdauernde vulkanische Thätigkcit offenbart. — .la, bei den Eruptionskegeln des G.-Dieng hat sich der alte Ring 294 des Kraters vollkommen erhalten, namentlicli der des G. -Pagör köndöng und G.-Panggonan, der Centralschlund in der Mitte des Rin"-es ist gänzlich geschlossen, und doch brausen noch, ganz nahe am äussern Gehänge dieser Kegel die lebhaftesten Fumarolen hervor. Bei andern erhalten sich auch noch in der Mitte des Kra- ters Spuren vulkanischer Thätigkeit; — während bei einigen, wie beim G.-Sumbing und Göde das vormalige Ringförmige Geschlos- sensein des Kraters und die geschehene Zerstückelung des jetzt fehlenden Theils der Mauer deutlich beweisbar ist. 30. G.-Merapi. '^ *) Hierzu gehören Merapi, Fig. 1 bis 15. A. Topographischer Überblick. (Nach dem Zustande des Berges in 1838.) Dieser seinem Baue nach so merkwürdige Vulkan, welcher der erste von den 43 Feuerbergen dieser Insel war, den ich erstieg, erhebt sich als der südHche Zwilling des G.-^NIerbabu innerhalb eines sehr weiten Umfanges, doch als ein Avahrer Kegel; — in Süd- Westen beginnt sein Fuss an der Südküste bei der Mün- dung des Kali-Opak, — in Süden und Süd-Osten am Nord- und Nord - West - Fusse der südlichen Flötzgebirge , deren Gränze in der Westhälfte, im Reiche Jogjakerta, der Lauf des Kali -Opak, und in der Osthälfte, im Reiche Surakerta, der Kali-Solo bezeich- iiet, — in Westen von den Hügelzügen am linken Ufer des Kali- Progo und später vom Flussbette des Kali - Elo an ; — von diesen Gränzlinien, welche die Entfernung bezeichnen, bis zu welcher seine liavaströme sich ausbreitend gelangten, steigt das Land als eine sanft geneigte, fast überall in Sawahterrassen umgewan- delte Fläche, anfangs mit nicht mehr als 1 bis 3'^ Neigung gleich- massig gegen den ]\Iittelpunkt des G.-Merapi zu an, — es trägt die Stadt Solo in 285, Fort Klaten in 650, und Jogjakörta in 296' Höhe, mit den Ruinen der zahlreichen Lustschlösser der java'schen Fürsten und mit den Tausenden von Dorfwäldchen aus Fruchtbäu- men und Palmen, deren Bewohner dem Scepter von Jogjakerta und Solo gehorchen, und die scharfbegränzt in den Sawah's zer- *) G.-Merapi in der Nähe von Jogjakerta auf Java. Es giebt noch einen gleichnamigen Berg auf Java, nämlich der östlichste Theil des G.-Idjen, und so auch ein solcher auf Sumatra. Es ist äusserst zweifelhaft, ob dasAVort von Meru : heiliger Berg der Hindu und Api : Feuer, abgeleitet ist , also Feuer- berg (?) bedeutet, f) Andere schreiben Alarapi. A. d. V. t) Dass dies nicht wahrscheinlich ist, giebt auch schon der Name des oben beim G.-Murio erwähnten sogenannten ewigen Feuers Merapi zu erkennen. J. K. H. 295 streut liegen; — es trägt die Ruinen der Siwa- und Budatempel bei Prambanan, deren Existenz das Alter*) dieser Kulturebne be- weist, und fängt erst an sich merkbarer zu erheben, wenn es in Höhen von etwa 20 OO' sich dem Vulkane bis auf 4 geogr. IVlinuten genähert hat. Die oberste Bodendecke dieser Umfangsebnen des G. - Merapi ist überall ein feiner hellgrauer Sand oder ganz feine vulkani- sche Asche, dessen Fruchtbarkeit zur Production von Reiss ganz von der künstlichen Bewässerung abhängt. Je näher nach dem Bergfusse zu, bei Bedojo, Sawungan, um so zahlreicher werden die Stückchen Bimstein, die nebst andeiin Gereibsel mit dieser vulka- nischen Asche eingemengt sind. Die Trockenheit der heitern Monate des Jahres, hauptsächlich des August, September, löst die Oberfläche dieses Landes Staubartig auf. Wenn dann, wie ge- wöhnlich im Reiche Jogjakerta, der herrschende Südwind darüber hinstreicht, dann sieht man häufige Sandhosen, welche wir- belnd über die verödeten Sawah - Flächen ziehn und in den Dorf- wäldchen, die Oasen -ähnlich zwischen der Südküste und dem G.- Merapi darin zerstreut sind , gebrochen werden und verschwinden. Kaum sind einige von diesen Staubhosen in den Bambus- mid Palmgebüschen dieser Dörfer den Augen entzogen, in deren Schat- ten das Thermometer des Mittags (zur Zeit des Maximums 2 bis 3Uhr) bis auf S8 und S9" Fahrh. steigt, so erheben sich andere neue und setzen das Avirbelnde Spiel zwischen dem Wagerechten Luftzuge aus Süden und den senkrecht aufsteigenden Strömen über dem er- hitzten Boden fort,**) als wollten sie dem Gipfel des Vulkan's die Auswurfsstoffe wieder zuführen, die er einst über das Land herab- regnen Hess. Auf der Süd- und Süd -West-Seite allein tritt diese Mörapi- Fläche, das Land Jogjakerta, mit Flötzgebirgen in Berühnmg. Es ist der nordwestliche Fuss des sogenannten Südgebirges, der sich von der ]N[ündung des Kali-Opak an bis an Klaten vorbei, von Süd- West nacli Nord-Ost hinzieht, und der in einem grossen Theile seiner Erstreckung von den Flüssen K.-Opak imd K.-Solo bespült wird. Eine sehr bemerkenswerthe Erscheinung ist der steile Ab- fall dieses ,, Südgebirges" nach Nord-Westen, oder nach der Seite der grössern Erhebung zu, die demG.-^Ierapi ent- gegensieht. Es sind hier Schichten von wechselnd feinern und gro- bem Sandsteinen, die die nördliche Hälfte des Gebirges zu- sammensetzen, welche sehr sanft von Süden nach Norden ansteigen. *) Nach einer java'schen Chronik, die Herr RooRDA VAN Eysinga (,,lndte^') mittheilt, soll der G.- Merapi seit 3*^l nach Christus, — Sumbing seit 143, — Lawu 107, — Wilis 227, — Ardjuno 2ß(>, — Bromo und Semeru seit 123 be- wohnt worden sein. **) Ausserhalb der Dörfer stieg das Thermometer in den Mittagsstunden bis zu llü" ¥., mehre Fuss hoch über den Sandflächen, obgleich es vor der •un- mittelbaren Einwirkung der Sonnenstralilcn geschützt war. A. d. V. 296 auf ihrer Oberfläche manche ziemlich ausgedehnte Plateau's oder Phitten bilden, die nur wenig geneigte Flächen haben, und welche sich daini mit einem scharf begränzten llande auffallend schnell in die Vulkanfläche von Jogjakerta herabsenken, und in manchen Ge- genden, z. Vi. südwärts vom Dorfe Pädjungan, S Pfähle südöst- lich von Jogjakörta , wo der Weg nach Rongkop führt , deutlich in verschiedenen Absätzen über einander erheben. In manchen Ge- genden sind die )Sandsteine Quaderförmig zerspalten, z. li. bei lili- taran, und bilden völlig senkrechte Wände, Avelche höher als die höchsten Wäldbäume sind, und aus einer oder nur ein Paar sehr mächtigen Schichten bestehn; in andern liegen sie, die gebro- chenen Köpfe der Schichten, Absatzweise über einander. Hätte diese Bruch wand des neptunischen Gebirges, — diese Nord- West- Wand des G.-Kidul von Jogjakerta — eine Halbkreis- förmige Gestalt gehabt, statt geradlinig zu verlaufen, so würde man ihn mit Recht als einen Erhebungskrater betrachten müssen.*) Am schlagendsten fällt diese Structur am Berge Gompol in die Augen ; — durch einen Theil der Merapiebne vom übrigen Ge- birge getrennt, taucht er, völlig isolirt, Inselförmig aus dieser Ebne auf, — er ist eine Kuppe desselben Gebirges und ragt aus der Be- deckung mit Lavaströmen iind über diesen mit vulkanischem Sande hervor, welche die übrigen Theile vom nördlichen Abfall die- ses Gränzgebirges des G. - Merapi traf; — seine parallelen Sand- steinschichten steigen sehr gleichmässig , sanft von Süden nach Norden an und fallen dann, eben so wie das Hauptgebirge, plötz- lich und Mauerartig-steil nach dem G.-]Merapi zu ab. (Siehe Ale- rapi Fig. 15.) Auf ähnliche Art tauchen noch zahlreiche andere kleinere Berge, bei Blitaran und Pedjungan, vom Fusse des Haupt- gebirges getrennt, — wie Inseln aus dieser Fläche auf. In seiner südlichen Hälfte besteht dieses ,, Südgebirge" aus hartem, weiss- lich-gelben Kalkstein, dessen obere Fläche in lauter einzelne, 100 bis 200' hohe, hemisphäricche Berge gesondert ist, die zu Tausenden, einer dem andern zum Verwechseln ähnlich, neben ein- ander liegen, und auch Gunung-Sewu, d. i. Tausendgebirge ü 0 r i zontaT — Lxji. i e *) Kreisförmij]re Erhebungskrater werden auf Java wohl nirgends gefunden. ^ A. d. V. 297 heissen. Sie sind von unzähligen Höhlen micL Kanälen durch- klüftet, in denen sich allesEegenwasser unterirdisch verliert und nachher aus dem tiefen jNIeere, weit von der Küste entfernt, wieder hervorbricht. Dort sieht man es plötzlich auf- wallen, ti-übe, gelblich, und die Indigblaue Salziluth trüben. Denn senkrecht, wie abgeschnitten, und in nicht wenigen seiner Halbkugeligen Berge (Korallenbänke .') s c h r o f f - h a 1 b i r t, endigt sich dieses merkwürdigste , ja zauberhafteste ! aller Flötz- gebirge Java's, dieser so schöne, prachtvoll-wilde und einsame Gu- nung-Sewu, und stürzt sich, ISO, 200, ja 350' tief Avechselnd, je nachdem der Zwischenraum zwischen den Halbkugeligen Bergen, oder der Scheitel dieser Berge selbst den Rand der Küstenmauer bildet, — in das blaue Meer liinab, welches schon dicht bei der Küste sehr tief ist. Dort ist der Fuss der ^Nlauer zu einer 25 bis 30' hohen Bucht ausgewaschen, wo sich manche Höhlen, z. B. Kongkop öffnen, wo das bewegte Meer hineinschlägt, durch die comprimirte Luft aber in Staub getheilt, und Dampfförmig, wie der Rauch aus Geschützen, wieder heraus geblasen wird. — Der Kalk wird von den Sandsteinen unterteuft und hat eine Mächtig- keit von im Minimum 400' ; er nimmt daher die Südhälfte des Ge- birges bis an's ^Nleer ein, während die Sandsteine, die schräg an- steigend, auf der Nordseite zu Tage gehn, und die bloss, so weit sie über die Oberfläche ragen, 5 bis 700' mächtig sind, die nörd- liche Hälfte ausmachen, in dem Verhältniss zum Vulkan, das icl^ auf nebenstehendem (idealen) Profil (Merapi Fig. 15) versucht habe, anschaulich zu machen. Nur der ,,G. -Gamping'^ macht von dieser topograpliischen Verbreitung in Beziehung auf die Oberfläche (Entblössung der For- mation) des Kalkes in Süden und des Sandsteins in Norden eine Ausnahme ; — er steigt isolirt in der Fläche bei Jogjakerta empor, ein Thurm zwischen Kalksteintrümmern, die grösser sind als ge- wöhnliche Häuser, und deutet auf das vormalige Vorhandensein des Kalkes ausserhalb desG.-Scwu in vereinzelten Kalkbänken auf den Sandsteinflötzen, und auf eine nachherige Zerstörung auch noch dieser Bänke, deren jNIächtigkcit wenigstens der jetzigen Höhe des Thurmcs gleich kam, bis auf ihre jetzigen geringen Überreste. — Es gehört diese Formation, ungeachtet der grossen [Mächtigkeit und Härte des Kalkes, der neuesten Tertiärperiode an. (Siehe dritte Abtheilung dieses Werkes S. 58.) Bis zu diesem Flötzgebirge also senkt sich, gleichmässig fal- lend, die Vulkanebne herab. Sie stösst, scharf begränzt, auf das prallig-gescnkte Nord-"\V^est-Gehänge desselben an. Nur aus weiter Ferne, am Saume, ist ihr gleichmässiger Fall deutlich sichtbar, wähi-end sie in der Nähe völlig eben erscheint. (Vergleiche die An- sichten im pittoresken Atlas: ,, Südküste östlich von Rongkop und (hnning-Gamping," deren Felsen sämmtlich dieser Kalkformation angehören.) Erst wenn das Land, in grösserer Mcrapinähc, eine Höhe von 298 2000' erreicht hat, so strebt es steiler, doch immer noch gleich- massig an, seine IJachfurchen werden tiefer, verwandeln sich zu Klüften, aber erst in 3500' Höhe wird es zu einem wirklichen steilen Berggehänge. Dies ist die Gränze, avo auf der Südseite des G.-]Mdrapi die Menschenwohnungen mit ihren Feldern verschwinden und die Ur- wälder anfangen, die in GOOO' Höhe auch wieder aufhören, und also nur einen schmalen Gürtel bilden, welcher die Süd- und Ost- seite des Kegels umzieht. — Nur kleines Gebüsch aus Alpensträu- chcrn*) stieg in 1S37 bis zu 7440' am Südgehänge hinan, und nur auf der Ost - .und Nord - Ost - Seite erhob sich Ingagebüsche noch höher. Den Übergang zwischen den hohen, ]Moos - und Orchideen- reichen Lnväldern, worin Eichen besonders zahlreich sind, zu der Strauchvegetation vermittelt am G.-Merapi eine mit der Gattung Celtis verwandte Art: Paraspomia partißora Miq. (Plant. Jungk, p. 68), Kaju-Anggring der Javanen, die eigenthümliche, leicht be- laubte Wäldchen bildet, und die ich, etwa den G.-Kelut ausge- nommen, nirgends so verbreitet fand. Oberhalb der Waldgränze der Hochwälder von 6OOO', der Sträucher von 7440' im Jahre 1837, steigt der G.-Merapi auf der Südseite als eine kahle, öde Kegelwand empor, — als eine Kruste von grauer Asche, vermengt mit Steintrümmern aller Grösse, die nur von kleinen, aber zahlreiclien Erosionsfurchen durchzogen ist, die sich immer steiler und zuletzt mit einem Winkel von gewiss 35** erhebt,**) bis sie auf Einmal und scharfbegränzt in den Rand der südlichen Kratermauer endet. Ganz anders ist die Beschaffenheit des Vulkan's auf der Ost-, West- und Nord -Seite. Dort ist nichts von der zusammenhän- genden und gleichmässigen Fläche eines Kegel -Abhanges zu sehn, dort besteht der Vulkan aus verschiedenen einzelnen Leisten oder Rippen, die scharf und hoch am Gehänge hervortreten, und zwi- schen denen sich tiefe Klüfte als wahre Gebirgsspalten herabziehn. Nur den Nordfuss des G. - ^lerapi muss man hiervon ausnehmen, da, Avo diejenige seiner Rippen, Avelche die (Kluft) Djurang-Djuwe auf der Ostseite begränzt, mit dem G.'Merbabufusse, indem sie sich immer mehr ausbreitet und verflacht, schon in einer Höhe von 4S80' zusammcnstösst, und jenen Zwischensattel zwischen G.- Merbabu und ^lerapi bildet, dessen schon bei der Beschreibung des vorigen Vulkan's gedacht Avurde. Diese verschiedene Oberflächenbildung ist nicht das einzige Verhältniss, Avodurch sich die Nord- und Südseite desG. -M6- rapi von einander unterscheiden, — ihre Verschiedenheit tritt auch noch in einem andern Gegensatze schroff hervor ; — denn so un- *) Hier vorzüglich aus Inga montana, Agapetes vulgaris und der wohlrie- chenden (1 aultheria punctata Bl., deren Ol (Minjak - Gondopuro) bei den Prinzen von Jogjakerta und Solo sehr beliebt ist. **) Das Südgehänge des G.-Merapi ist eines von den steilsten auf Java. A. d. V. 299 bedeutend auch der Gürtel von Urwäldern rund um das Südgehänge erscheinen mag, so übt er doch den grössten Einfluss aus auf den Wasserreichthum des Berges. Es ist eine Eigrenthümlichkeit der Nord - und Ostseite des G. - ^lerapi, so wie der angränzenden Ge- hänge des G.-Merbabu, dass sie auffallend Wasserarm sind, und dass man, die Zeit unmittelbar nach gefallenem Regen ausgenom- men, selbst in den grössten und tiefsten der Klüfte kein AVasser findet. Dagegen sind fast alle Bäche der Südseite, die in jenen Wäldern entspringen, voll von Wasser, und noch zahlreiche Quel- len, z. B. die des K.-Opak, sprudeln unterhalb der Wälder, in Höhen zwischen 2 und 3000' hervor. Ihnen allein dankt die Fläche von Jogjakerta ihre Fruchtbarkeit, die sich auf die ^Möglichkeit der Irrigation aller Reissfelder gründet. Von hellgrauer Farbe und zusammengesetzt aus einem feinen Aschegleichen Sande ist die Oberfläche dieser Länder von Jogja- kerta, Solo undBojolali doch fruchtbar und reich bevölkert, die all- mählig zu den SG40 Fuss hohem Gipfel des Vulkan's empor- steigt. Auch blieb die sandige Beschaffenheit des Bodens nicht ohne Einfluss auf das Klima von Jogjakerta , das etwas trockner, heisser ist, als das von gleich hohen, mit braunem, Humusreichen ]ioden bedeckten Ebnen. In dieser sandigen Ebne wird eine grössere Differenz zwischen Tagwärme und nächtlicher Abkühlung bemerkt. Die Hauptbestandtheile dieses durch wiederholte Ausbrüche des G.-iNIerapi ausgeworfenen und aus der Luft herabgefallenen Sandes sind kleine ISruchstücke von Feldspath , nämlich , sowohl dichter Feldspath (Felsit) als glasige Feldspathkrystalle, avozu noch eine sehr geringe ^lenge Hornblende kommt. Es sind die Bestandtheile der hellgrauen Trachytart , — Feldspathlava , — aus Avelchen vor- züglich der G.-AIerapi besteht. Wird dieser Feldspathsand in noch feinerm Zustand als vulkanische Asche ausgeworfen , oder in Folge der Verwitterung aufgelöst, so bildet er einen hellgrauen Thon, der die weiter östHch gelegenen, zu Solo gehörigen Ebnen cha- rakterisirt. Obwohl die Gestalt des Berges im Allgemeinen konisch ist, so ist dieser Ausdruck doch nicht auf die obersten Regionen des G.-Merapi passend, die ausser ihrer Sonderung in einzelne Joche, auch noch eine viel gi'össere Ausdehnung nach Osten, als nach den übrigen Seiten haben , weil die östlichen Joche, besonders die zwei, welche die Djurang-Gandul einschliessen, sich in grosser Höhe in der Richtung nach Osten bedeutend verlängern, ehe sie sich glcichmässig mit dem Gehänge überhaupt herabsenken. Es ist dies eine Erscheinung, welche mit dem Fortrücken des vulkanischen Feuers von Osten nach Westen im Zusammenhange steht. Der Gipfel des G.-Merapi besteht aus dem Reste einer alten östlichen Kratermauer, die, in der Mitte S130' hoch, sich von Nord-Nord- West nach Süd-Süd-Ost hinzieht. Eine Aschen fläche von SOOO' Höhe, auf der Südseite offen, auf der Nord- West-Seitc von einem stumpfen , Wulstförmigen Aschenberge be- 300 gränzt, liegt an ihrem Westfusse und trennt sie vom Eruptions- k e g e l des Vulkan's, der, von hemisphärischer Gestalt, nur auf der Südseite von dem Halbkreisfönnigeu Überreste einer ausgezackten Kratermauer begränzt ist, auf der Nord- und Nord-West-Seite aber seine Schlacken unbegränzt über das Berggehänge ausstreut. Sein schwer zugänglichc^r Scheitel ist stets in dicke, weisse Dampfwolken gehüllt und mag 3 bis 400' höher sein, als der südliche Krater- rand, dessen südsüdöstlicher Theil auf dem höchsten Punkte 864 o' hoch ist. Von ausgezackter Form senkt sich dieser scharfbegränzte Rand einwärts nur lüO bis 200' tief hinab, bildet aber eine sehr steile, auf vielen Stellen senkrechte Wand, von deren Fusse sich die Schlacken des Kegels unmittelbar anfangen zu erheben. Nur ein Paar kleine Aschenfiächen bleiben zwischen beiden auf der Süd -West -Seite des Kegels liegen, die man als den nicht mit Schlacken ausgefüllten Theil des Kraterbodens betrachten kann. Ehe wir nach dieser allgemeinsten tbersicht der individuellen Gestaltung des G.-^Ierapi zur Betrachtung der Einzelheiten über- gehen, werfen wir einen Blick auf die Zeichnungen und Profile, welche den Leser mit der Gestalt und den Eigen thümlichkeiten des Berges vielleicht besser und gewiss in kürzerer Zeit vertraut n;achen, als dies eine ]5eschreibung zu thun un Stande ist. Merapi Figur 1. Profil des G.-Merbabu, 3Ierapi und ihres Zwischensattels, von Balong, am Nord- West-Gehänge desG.-LaAvu gesehen (18 38), den G. - Mörapi in Westen, den G. - Merbabu in Westen zu Norden und denG.-Ungaran in Nord-W^esten zu Westen. Eben so lang, wie der G.-Merbabu in Norden, zieht sich auch der Südfuss des G.-!Merapi, sanft und gleichmässig fallend, herab und dehnt sich bis zur Südküste aus. Figur 2. Profil des G.-j\Ierapi, die Spitze in Nord- Westen zu Westen von Fort Klaten gesehen (1836). In diesem, so wie den 3 folgenden (Fig. 3, 4, 5) Umrissen kann man den Rand der südlichen Kratermauer von dem Eruptionskegel, der sich hinter ihr erhebt, deutlich unterscheiden. Figur 3. Profil des G.- -Merapi, von seinem Südfusse aus, ZAvischen Jogjakerta und Bedojo, gesehen (1836). Figur 4. Profil des G.-iilerapigipfels von Sutjcng (an seinem Süd-West-Fusse) gesehen (1836). Der Vorsjjrung links gehört sei- ner Nord- West-Seite an. Figur 5. Profil des ^Merapigipfels von Sawungan gesehen, in Nord-Nord-Osten (1836). Figur 6. G.-]M6rapi von Pakis am W^est-Nord- West-Gehänge des G.-Merbabu erblickt. Die Dämpfe sind getreu nachgebildet. Die Sonne ist eben aufgegangen. Der Berg liegt noch in dunkelm, bläulichem Schatten, aber der östliche Saum der Dampfwolken glüht in einem röthlich-gelben Lichte. Ein frischer Ostwind TApril 1840) treibt die Dämpfe nach Westen und bildet einen langen, fferadeu Schweif in vollkommen horizontaler Richtung. Auf dieser sl3. ///,.;/'//■ -Mi'ivipi l'idiir I bis l."! hf r>f i^iJi^'. ruim-in ff,, :i/'7 3^ « Merapi Kp.301. % Merapi Fi^ur 13. •^ > -.«t;^^^^-^^^ 'Di,.r ,.■"' ■Sf/i/ II i tkeii ■^ \ ^mSjfc^' Kralfruiaitrr , nrtT-t'^ - ! > '*/'/'•'/••, Scale Pta Hmyenä Paris-er fiifs . 301 Nord- West-Seite senkt sich der Schlackenkegel unbegränzt hinab; man sieht zu seiner Rechten nur die äusserste AVestecke der Kra- termauer, die hinter dem Schlackenkegel hervorragt. Figur 7. G.-Merapi im Februar 1840 von Magelang in Osten 16" zu Süden gesehn. Ein grosser schwarzer Lava-(Schlacken-)Strom zieht sich herab (Blongkengkluft) und fängt links neben der West- ecke der Kratermauer am Schlackenkegel selbst an. An mehren Stellen seines Verlaufes steigen kleine Dampfwolken auf. Figur 8. Trachytsäulen , an der Westwand eines Joches, am Süd-Süd-Ost-Gehänge. Von der südlichen Kratermauer aus (1838) erblickt. Figur 9. Seitlicher wirklicher Anblick des südlichen Felsen- joches der Djurang-Gandul, Ostseite des G.-^NIerapi und Nordseite des Joches (.Juni 1838). Auf den schmalen Vorsprüngen (Terrassen) zwischen den Felsenwänden, die in vertikal stehende, länglich-vier- eckige Stücke abgesondert sind, stehen Wälder. Figur 10. Idealer vertikaler Durchschnitt dieses Joches, das oben ganz schmal und scharf endigt. Figur 11. Profil der Zwillingsberge Plawangan am Süd- West-Fusse des G.-Merapi. Vom Dorfe Sawungan gesehen, von wo sie 3 Pfähle entfernt in Norden liegen (September 1834). Figur 12 deutet die Zahl und die Lage der Rippen des G.- Merapi in den höhern Gegenden an. Die Hippe auf der Ostseite der (Kluft) Djurang-Djuwe ist die, Avelche sich in dem Zwischen- sattel von Selo ausbreitet mid auf welchem der Weg von diesem Orte zu Berge heraufführt. A bedeutet auf dieser Figur den Erup- tionskegel , — B die südliche Kratermauer, — C die östliche alte Kratermauer — und D die östliche Aschenfläche. Figur 13. Karte des G. -Merapigipfels, aufgenommen und ge- zeichnet im September und November 1836 und vervollständigt im Juni 1838. — Die Zahlen stehen an den barometrisch gemessenen Punkten und geben die Höhe über dem Punkte A der östlichen Aschenfläche an; dieser Punkt A liegt 8000' über dem Äleere. Bei 640 Hegt der höchste gemessene Punkt der südlichen Kratermauer und des ganzen Gipfels 8640' über dem Meere. Nur der unersteig- bare Schlackenkegel ist noch höher. Bei 430, wo ein Ingabäum- chen stand 9? tlas in 1836 grün, in 1838 aber verbrannt und ver- dorrt war, ist der höchste Punkt der alten, östlichen Kratermauer. Bei 295 ist der höchste Punkt p" der Hippe, auf welcher der Weg von Selo heraufführt. Auf diesem Punkte pflegen die Javanen, ehe sie sich dem Berge mehr nähern, zu opfern. @ @ Sind solche Stellen sowohl an dem Schlackenkegel, als am Aussengehänge, wo vorzüglich starke und dicke schweflig -saure Dämpfe hervordringen und rund um die Offiiungen viel Schwefel angeschlagen ist (Solfa- taren). 0 0 Sind sehr grosse Fumarolen, wo Wasserdämpfe her- vordringen und sich zu dichten Wolken condensiren. — Zu einem andern Theüe dieses Werkes wird eine pittoreske Ansicht des G.- Mörapi und seines Eruptionskegels hinzugefügt werden. 302 Aus den Einzelheiten des G. -Mörapi heben wir beson- ders hervor : I. Sein zweikuppiges Vorgebirge G.-Plawangan (Fig. 11) an seinem Süd-West-Fusse, das eben so viel Ähnlichkeit mit der Vorgebirgskuppe des G.-Mörbabu bei Kopeng, als mit dem Monte di Zoccolaro und Callano am Ätna hat, Avelchen Lyell *) abbildete, der aber anders als jene gebildet ist. Es erhebt sich nordwärts vom Dorfe Sawungan, welches 13 Pfähle von Jogjakärta und 1600' hoch liegt, und erscheint von Süden gesehen in zwei isolirten Kup- pen , die noch von mehren kleinern umgeben sind , von Osten oder von der Seite aber wie eine lange Rippe, die mehr als die übrigen hervorstehend und zuletzt wieder etwas ansteigend sich dann auf Einmal sehr steil herabsenkt. **) Sie sind beide mit Wald bedeckt, in denen sich eine Bambusart auszeichnet, die auf dem Scheitel der östlichen Kuppe wuchst. In dem Zwischenräume zwischen beiden Kuppen, deren java'scher Name ,, Pforte" bedeutet, sind die Lava- ströme hervorgebrochen und haben eine 80' hohe senkrechte Wand gebildet, über welche sich der Ostkuppe am nächsten der Wasserfall des Baches Telogo-INIuntjak herabstürzt. Er tritt oben aus einer schmalen Kluft hervor, und gleitet von der schwärzlichen AVand herab, die aus einer compacten basaltischen Lava besteht und in horizontalen Bänken Schichtenähnlich über einander abgesondert ist. In den queren Spalten zwischen den Lavabänken schreitet die Zer- setzung des Gesteins, das hier nie trocken wird, am schnellsten vor; man bemerkt daselbst eine Bolusrothe, abfärbende Erde, die aus der Verwitterung der stark Eisenhaltigen Lava hervorgegangen zu sein scheint und die bereits eine bedeutende Dicke erreicht hat. Eine ähnliche Stufe steil abgebrochener Lavabänke liegt weiter südwärts von diesem Orte und veranlasst einen zweiten kleinern, nur 25' hohen AVasserfall; aber auch hier sind die queren Spalten der Lava von einer röthlichen, Eisenschüssigen Erde erfüllt. IT. Die tiefen scharfbegränzten Klüfte im Um- fange und dem untern Abhänge des G.-INIerapi; Ero- sionsthäler. Diese sind jederzeit nur in losen AusAvurfsmassen ausgefurcht und reichen bis auf die compacte trachy tische Unter- lage, so dass ihre Tiefe die Mächtigkeit der Trümmerablagerungen anzeigt. Durch diese verschiedene Zusammensetzung der von ihnen durchschnittenen jNIassen unterscheiden sie sich von den folgenden Felsen thälern (III.), die zwischen compacten Lavarippen liegen, eben so leicht, als durch ihre Form und durch die scharfbegränzten Ränder ihrer meistens senkrechten Wände, während jene andern Thäler gewöhnlich geneigte Wände haben, von den schmal zu- laufenden Fiisten der Joche herab. Am tiefsten sind die Erosions- "1 Principhs III. p. 65, tah. IV. f. 3, ^ Offenbar stauten sich daselbst Lavaströme auf, die gegen das Vorge- birge anstiessen. Vielleicht ist das ganze Vorgebirge aus aufgestauter Lava gebildet. A. d. V. 303 thäler des G.-Merapi von der Region von 2500 bis 1500' herab, da, wo der steile obere Abhang in ein sanfteres, flach ausgebreitetes Gehänge übergeht. Von vielen solcher Kanalartigen Schluchten, welche in der Grösse und Form, "wie man sie findet, demG.-Merapi eigenthümlich sind , weil kein anderer Vulkan auf Java die Bedin- gungen zu ihrer Entstehung, d. i. Lagen von losen Felsentrümmern in der Ausdehnung und Mächtigkeit, in dem Masse, wie der G.- Merapi besitzt, hebe ich nur folgende hervor : 1) Kluft des Kali-Gending. Zieht sich am Nord-Ost-Fusse herab, da, avo er mit dem G.-Merbabu zusammenstösst. Es sind zwei Klüfte, die nordwärts neben Bojolali in eine münden. Dort ist die Kluft etwa 50' tief zwischen hellgrauen Trachytlavatrüm- mern eingeschnitten, die in zum Theil sehr grossen Blöcken auf- einander gethürmt liegen. Sand von gleicher hellgrauer Färbung erfüllt ihre ZAvischenräume. Auch noch weit in Süden und Süd- Osten von Bojolali nach Solo zu ragen solche Felsentrümmer zu Tausenden und zum Theil von Elephantengrösse aus der Oberfläche hervor. Es scheint ein 60 bis lOO' (und darüber) mächtiges Lager zu sein, das den ganzen Süd -Ost-, Ost- und Nord-Ost-Fuss des G.-Merapi und Merbabu umzingelt. 2) Kluft des Kali-Krawa, am Ostgehänge des Zwischen- sattels. Sie ist die grösste der Klüfte, welche von dem Weg durch- schnitten wird, der von Bojolali nach Selo führt, und ist mehr als 100' tief zwischen eckigen Felsenbruchstücken ausgefurcht, bis auf das glattgewaschene Bett compacter, hellgrauer Feldspathlava , die der weitern Ausfurchung ein Ziel setzte. Am Ost- und Nord-Ost-Gehänge des G.-Merapi kommen noch viele solcher schmalen und tiefen Klüfte zwischen scharfbegränzten Rändern vor, die Rippen, die sie trennen, sind zuweilen oben so schmal, dass der Weg nach Selo kaum Platz auf ihnen hat und dass der Reisende aus Furcht vor Bergstürzen auf solchen Stellen seine Tritte gern beschleunigt. Übrigens zeichnen sich die mehrsten die- ser Klüfte, zum Unterschiede mit der folgenden Klasse von Thä- lern, durch die ausgebreitete, flache Beschaffenheit der Gegen- den aus, unter deren Oberfläche sie sich herabsenken. Auf dem Zwischensattel selbst schneiden die Furchen zwischen Sand und kleines Gereibsel und erst in grösserer Tiefe zwischen Felsentrümmer ein; sie fangen oben, wo die Menge des Regen- wassers gering ist , klein und schmal an , sie bilden dort 5 bis 1 5' tiefe Gräben, xmd werden allmählig, je weiter sie sich am Gehänge herabziehen und je zahbeicher zusammenmünden, zu jenen schwind- licht tiefen Schluchten. Doch auch schon oben, auf dem Sattel, 3U4 wenn sie auch nicht tiefer als 8 bis lo' sind, sind sie oft ein un- iibersteigliclies Hinderniss der Communication und nöthi<^en den Wanderer, da, wo keine IJalken darüber gelegt sind , zu .Stunden- langen Umwegen. 3) Kluft des Kali-Kuning. Sie zieht sich am Südgehänge, ostwärts von dem Vorgebirge Plawangan, zwischen den Dörfern Andong in Westen und Rangga in Osten herab, läuft ostwärts neben Sawungang vorbei und wird erst einige Pfähle weiter unten bei Bedojo zu einer gewöhnlichen Jiachkluft. Diese gewöhn- lichen Bachklüfte der Süd - Merapi - Ebne oder des Reiches Jogjakerta zeichnen sich sämmtlich durch iln-e Ausfurchung zwi- schen vulkanischen Sandniassen mit eingeraengten Steintrüm- mern aus und haben eine oft mehre Hundert Fuss breite, mit Fel- senstücken übersäete Sohle, die eine Fläche unter der allgemeinen Fläche bildet und 20 bis 30' tief unter der letztern liegt. Bei einer Breite von bloss 3 bis 400' erreicht die Kluft des Kali-Kuning eine wenigstens eben so grosse Tiefe zwischen den genannten Dörfern, wo sie am tiefsten ist. Meereshöhe von Andong ist 2500'. Die Kluft ist ein wahrer Kanal, zwischen senkrechten AYänden, die so plötz- lich fallen, dass man das tiefe Thal sammt den Hochwäldern, die seine breite Sohle erfüllen, aus der Entfernung gar nicht sehen kami, obgleich es die Communication zwischen den Landschaften zu beiden Seiten fast gänzlich hemmt und nur an ein Paar Stellen für gute Kletterer zu Fuss zugänglich ist. Das Bachufer ist ausser von einem Nasturtium am häufigsten von einem Eqiiisetum um- grünt, und Baumfarrn treten in der Kluft schon oberhalb Bedqjo in kaum 1200' Höhe auf, obgleich man sie ausserhalb der Kluft in dieser Höhe vergebens sucht. An einer Stelle unterhalb Andong brechen, von Felsentrümmern umgeben, die Quellen des Kali- Kuning auf Einmal aus ihrer Sohle, die oberhalb grösstentheils trocken ist. Der gänzlichen Trockenheit solcher Klüfte auf der Ostseite des G.-iNIerbabu und ^Merapi, die sogar in der Gegend des grossen Weges, wo das Gehänge bereits verflacht ist, noch kein Wasser haben, haben wir bereits beim G.-Merbabu gedacht. Die Armuth des G.-Merbabu und der Nordseite des G.-lNIerapi an Wäldern hat allerdings eine Wasserverminderung zur Folge. Ich habe aber auf den obern Gehängen , oberhalb 4000', rieselndes W^asser in vielen Klüften gesehen, — ihr Wassermangel in den tiefern Regionen hat daher, ausser der Ableitung einiger Bäche zur Bewässerung von Sawah's, ohne Zweifel einen Grund mit in der Anwesenheit jener Trümmerlage, unter welcher das Wasser unsichtbar hinAvegfliesst, um erst sehr tief unten in der Fläche zum Vorschein zu treten. 4) Kluft des Kali-Pabilang auf der Westseite. Da "die Heftigkeit fast aller neuern Ausbrüche besonders nach der West- seite, nach der Seite von Kadu hin gerichtet war, nach w^elcher Seite der Eruptionskegel seine Schlacken ganz unbegränzt, steil am Berge hinabrollt ^ so kann maii auf dieser Seite, wo Muntilang (mit 305 einem Controleiir) unter den Hauptdörfern dasjenige ist, was dem Eergfusse am nächsten liegt, — viel auffallendere Erscheinungen von Verwüstung und Umgestaltung, als auf den übrigen erwarten, und findet sie auch in der That. Dort ist das aus Sand und Steintrümmern mehre Hundert Fuss hoch aufgethürmte Gehänge von den Klüften (Djurang) der (Bäche) Kali-Pabilang, Semobo, Simping und Blongkeng tief durch- furcht, und Umgestaltungen, wie Einstürze von den schroffen Wän- den, neue Anspülungen, Transport von den mächtigsten Blöcken Meilenweit bis in die Fläche herab u. a. , finden nach gefallenen Regen fast täglich Statt. So wie sich alle diese Erosionsklüfte des Abhangs, in den un- tern Regionen des G. -iNIerapi durch einen breiten Grund mit senkrechten, scharf begränzten S e i t e n w ä n d e n auszeichnen, so dass der BSnal in seinem Querprofile emem Vierecke nahe kommt , — so auch auf dieser Westseite, avo der Weg von jNIundi- lang auf dem Zwischensattel mehre von diesen Klüften durchsetzt. Die wildeste ist die Kluft des K.-Pabilang, besonders da, wo sich die Djurang -Apu mit ihr vereinigt. Dort ragen die Wände aus Sand und Gereibsel mit eingemengten grössern Felsentrümmern mehr als Hundert Fuss hoch empor ; sie sind ganz locker auf ein- ander gebaut, völlig nackt und kahl; der Wanderer reist nur unter steter Furcht vor Einstürzen in diesen Abgründen hin, in deren Sohle ^lillionen von Blöcken chaotisch zerstreut liegen, zwischen denen munnelnd der Bach sein veränderliches Bette bricht. In vielen Gegenden dieser grossen Kanäle bilden die Myriaden von Steintrümmern lange Reihen im Zusammenhang, u n d m a n kann d e u 1 1 i c h s e h e n , d a s s sie b e i m A u s b r u c h i n Strömen herabgeflossen sind, in- dem einer de n a n d e r n v o r w ä r t s s c hob. Nirgends auf Java liegen die losen Trümmerlavaströme nach ihrer Entstehungs- und Fortbewegungsart so deutlich vor den Augen des Reisenden, als hier. Es sind keine Lavamassen , die beim Erkalten zerspalteten, sondern wirklich lose, schon vom Anfang an getrennte Stücke, die, weil sie scluirfockig sind, entweder kalt oder doch nur rotli- glühcnd vom Ciij)fel herab kommen konnten. Und dennoch sind es wirkliche Ströme in ununterbrochenen, oft Schlangenförmig ge- krümmten Linien , die man da , wo die Klüfte, in deren Sohle sie sich herabziehen, Biegungen machen und die Steine also gegen eine Wand anstiessen , zu ganzen Haufen , ja Hügeln aufeinander ge- thürmt sieht. Es wirft dieses Vorkommen, das man bis zu seiner Juiigliulin , Java II. 20 306 Entstehunf^- historisch sicher verfolgen kann , einiges Licht auf den Ur.s])rung jener Tausende von Steinbergen, die sich in den Flächen rund um den Gelunggungfuss erheben. III. Die tiefen Klüfte ZAvischen den Rippen der übern Regionen des G.-Mörapi auf der Nord-, Nord-Ost- nnd Ost- Seite, — Felsen spalten, lierg spalten. — Kein noch thätiger Vulkan von .Java kommt in der tiefen Einschneidung oder d i V e r g i r e n d e n L ä n g e n z e r s p a 1 1 u n g seiner nordö^^tlichen Gehänge dem G.-I\Ierapi gleicli ; er erscheint auf diesen Seiten gleich- sam nur aus 7 oder 8 einzelnen Strahlenförmigen Rippen zusam- mengesetzt, die, für sich betrachtet, gross genug sind, um ganze Bergketten zu bilden, wenn sie auf einer flachen Basis ständen ; sie bestehen aus compacten, hellgrauen Trachytlaven, die vorherr- schend aus Felsit gebildet sind, und mit glasigen Feldspathkry- stallen, aber Avenig Hornblende. Auf ihrer Höhe fFirste) sind die meisten dieser Rippen schmale Felsenkämme, kaum breit genug für die Pfade, die darüber laufen , und an ihren Seiten bilden sie an vielen Stellen nackte Wände, die in vertikale, durch Querspalten ■wieder gegliederte Rippen abgesondert sind , so dass ihre Structur sich der Säulenförmigen Absonderung nähert. Da, wo die Ent- blössungen der Rippen es gestatten, erheben sich mehre sol- cher Wände Terrassenförmig übereinander (es ist die angegebene, hellgraue Lava) und die einzelnen Bänke sind 15, 25 bis 30' und darüber mächtig, so dass es scheint, als ob diese gewaltigen Rippen doch nur aus Lavaströmen gebildet seien, die sich zu verschiedenen Epochen übereinander lagerten , und dass die Zwischenthäler eben- falls durch Ausfurchung und allmählige Wegspiilung der zerstük- kelten und schon vom Anfang her in einzelne, unregelmässig vier- eckige Stücke abgesonderten Felsenmassen gebildet, obgleich man schwer begreift , wie durch die blosse Wirkung des Wassers so un- geheure Abgründe, welche sich, wie die Djurang-Gandul, 'j^ Tau- send Fuss tief zwischen den härtesten, prismatisch abgesonderten, Felsen wänden herabstürzen , haben entstehen können , wenn eine spätere Zertrümmerung bei Gelegenheit von Erderschütterungen oder seithchen Ausbrüchen ihre Entstehung nicht beförderten. Durch übereinanderlagerung von Laven, nachdem die Klüfte schon bestanden, können die Rippen natürlich nicht erhöht worden sein, Aveil die Laven dann viel eher die Klüfte hätten ausfüllen und das Berggehänge ebnen müssen. — Der Name Felsen thal ist hier nur gcAvählt, um den Unterschied dieser Klüfte zwischen zusammen- hängenden, compacten Felsenstufen von jenen durch lockere Fel- senbruchstücke ausgefurchten Thälern zu bezeichnen. Da, wo man an den Seiten der Rippen keine senkrechten Wände in Stufen übereinander sieht, kann man mit Recht vermuthen, und an vielen Stellen beweisen, dass eine spätere Überschüttung von losen Aus- wurfsstofFen, Sand und kleinen Steinbrocken Statt fand, welche die Felsenterrassen überschütteten und in ein sanfteres Gehänge, so wie die vorher breite Sohle der Klüfte in einen scharf zulaufenden 307 Grund verAvandelten. Die Djuwekluft, aus Avelcher alle losen Ma- terien Aveggewaschen sind, hat in der That eine solche breite Sohle von compacten Trachy tlavafelsen , die Stufenweise Absätze untereinander bilden. Die grösste Eippe des G. -Merapi, welche die grosse nordöstliche (Kluft) ])jurang-Gandul auf der Süd-Ost- Seite begränzt und Avelche man in Figur 9 von Selo von ihrer Nord- sc ite erblickt , ist deutlich aus mehren übereinander liegen- den und mit dem Berggehänge gleichmässig nach Osten abfallenden, in schiefe viereckige Stücken — rhombische Säulen — abgesonder- ten Schichten zusammengesetzt auf die Art, dass die Absondervmgs- spalten und die dadurch gebildeten Stücke eine vertikale Richtung haben. Diese Lavabecken sind so geordnet, dass die untern Schich- ten vorspringen und kleine Treppen bilden , auf denen grüne Inga- gebüsche ihre Laubkronen erheben und in schönstem Contraste mit den nackten FelsAvänden über und unter ihnen stehen, welche die eine Terrasse von der andern trennen. Vgl. Fig. 10. — Deutliche, gegliederte Trachytsäulen von grosser Länge, über die sich malerisch der Wald oben herüberwölbt, habe ich nur an der linken (West-) Seite einer Rippe am Süd -Süd -Ost -Gehänge des Berges, südwärts unterhalb der Aschenfläche gesehen und in Figur 8 ab- gebildet. Aufdem verflachten Zwischensattel haben sich die lockern jüngsten Auswurfsstoffe am höchsten aufgehäuft. Es liegen dort zu Unterst auf den compacten Lavarippen grössere Lavabruchstücke und auf diesen Gcreibselschichten, Avelche von noch feiner zertheil- ten Stoffen, nämlich von wechselnden Lagen von Sand, von Asche und ganz feinem Steingrus bedeckt sind. Eben so, Avie beim G.-Sumbing und Sendoro bemerkt Avird, erkennt man auch hier am Berührungspunkte der beiden Vulkane, wo auf der tiefsten Stelle des Sattels ihr Fuss zusammenstÖsst, das jüngere Alter des Einen oder Avenigstens die grössere Neuheit seiner letzten Thätigkeitsperiode. — Der Merbabufuss teuft unter den des G. -Märapi, und die Sandschichten und Gereibsel dieses — flach- ausgcbrcitet — greifen über jenen über, welcher sich steiler erhebt. Fig. M. Jli^/X^/ffy/ .=: -/^ÄT 20* 308 Könnte man einen Durchschnitt dieses Sattels, anstatt von lOO' (soweit die Klüfte einschneiden), von einigen Tausend Fuss erhalten, so würde die Geschichte beider Vulkane theilweise an's licht ge- bracht sein, und man würde erkennen, ob, wie in Figur 11 a, der G.-Merbal)u schon lange vorher dastand mid erloschen war, als der G.-jNIcrapi anfing sich aufzubauen, oder ob beide zugleich abwech- selnd thätig waren und ihren .Sattel, w4e in Figur 14 Z>, in ab- wechselnd übergreifenden Lagen erhöhten ; denn man begreift leicht, dass man, abwärts in die Erde dringend, endlich auf eine Stelle stossen muss, wo entweder das Gehänge des einen sich in unbe- stimmte Weite unter dem andern fortsetzt , ohne an der Löschung dieses andern zu enden, dann ist jener der ältere, von diesem durch- brochene ; oder, dass die Gehänge beider in eins zusammenschmel- zen, in welchem Falle dann ihre Entstehung gleichzeitig ist. Unser Zwischensattel wird in der That ganz vom G.-Merapi gebildet, von dem hervorstehenden Joche, welches die Djuwckluft in Osten bogränzt und auf welchem der Pfad von Selo hinaufführt, welches sich als ein anfangs schmaler Felsenkamm in dem in seiner ISlitte flachen Zwischensattel ausbreitet. Diese Sattelfläche ist aus losen Auswurfsstoffen, Sand- und Gereibselschichten zusammen- gesetzt, welche mit einer Gesammtmächtigkeit von wenigstens Hundert Fuss die oberste Lavadecke dieses Sattels überschüttet haben. In diesen Schichten loser, vom G.-Merapi ausgeworfener Ma- terien sind Stückchen einer weisslichen, aufgebläht - porösen Lava, die hauptsächlich aus Feldspath besteht und worin nur sparsame Hornblendekrystalle unverändert vorkommen, und die schwer ist, am häufigsten; ausserdem aber kommen eine grosse jNIenge von ganz losen, freien und vollkommen ausgebildeten, sehr grossen Augitkrystallen: L. Nr. 185 (Bat. Nr. lOS) von schwarzer Farbe darin so zahlreich vor, dass ich in einem Tage einen ganzen Korb voll davon sammeln konnte, wovon das grösste Exemplar 3 Zoll lang und 1 Zoll dick war, während diese Grössen Verhältnisse bei den 309 mehrsten nur 1 Zoll und 5 Linien betru«:en. Es waren sehr reo^el- mässiffe Sseitigre Säulen , am häufisrsten mit 2 schmälern Seitenflächen, also im queren Durchschnitt von länglicher Form. Obgleich sie nur als Auswürflinge des Yulkan's in die Gereibsellagen gelangt sein können, so sind die mehrsten doch völlig unbeschädigt, und an den Kanten scharf. Wahrschein- licher ist es, nach der Analogie mit jenem auf Seite 41 erwähn- ten Hornblendeporphyr bei Lembang, dass diese Augitkrystalle nicht im freien Zustande vom Krater ausgeworfen wurden, sondern Einschlüsse eines vom Krater in Stücken ausgeschleutlerten Augit- poi-])hyrs waren , dessen Felsitteig durch Verwitterung verschwand, so dass nur die schwerer vergänglichen Augitkrystalle zurückblie- ben. Wenn diese Schichten , worin diese gi'ossen Augitkrystalle mit Asche, Sand und Bimstein und anderem Gereibsel liegen, einst zu Tuff erhärten , welche sonderbare IJrezzie wird dies werden ! — Ausserdem kommen daselbst dioritische und syenitische Stein- brocken und Hornblendefels: L. Nr. 186 bis 190 (Bat. Nr. 109 bis 1 1 3_) in grossen Stücken , zum Theil verschlackt vor, Olivin und Magneteisen , nebst Eisenkies sind ausser andern Bestandtheilen in jenen häufig, und eine jNIenge von trachytischen Lavavarietäten sind in kleinen und grossen Fragmenten umher zerstreut. Ein Exemplar: L. Nr. 1 SC» (Bat. Nr. 109j zeigt eine Verbindung von Syenit und Ti'achyt in demselben Stücke, als ob zwei Fragmente innig zu- sammengeschmolzen wären, doch so, dass sie durch scharfe Gränzen getrennt sind; ein anderes syenitisches Stück enthält Diop- sit: L. Nr. 190 (Bat. Nr. 113) anstatt gewöhnlicher Hornblende. Alle diese verschiedenen Steinfragmente wurden vom Krater aus- geschleudert. IV. Zusammenhängende, compacte Lavaströme hat der Berg in seiner neuern (geschieh tlic^henj Periode nicht gebildet. Nur Lavafragmente (Trümmer) oder unzusammenhängendc Stein- blöcke brach er aus. Ausser jenen ältesten Lavaströmen mit deut- licher Absonderung kommt jedoch ein alter Strom von homogener, zusammenhängender Lava am Ostfusse des Ci. - ]\Ierapi oberhalb Bojoluli vor, wo er sich bei einer Hreitc von etwa lOOO' mit flach- convexer Oberfläche weit hinzieht. Er ist voll von Blasenräumen und klingt beim Überschreiten hohl, so dass man glaubt, auf einem Gewölbe zu gehen. Eigenthümlich ist die Ausbildung sei- ner Oberfläche in kleine Furchen und quere Leisten , die zwar ge- bogen sind, einander aber stets parallel laufen. 310 V. Der Gipfel oder die Kraterräume des G.-Mörapi. Zur Verdeutlichung dieser Beschreibungen wird auf die Situation'sskizze Merapi Figur 13 verwiesen. 1) Die alte, östliche Kratermauer, welche durch eine etwa 600' breite Aschenfläche von dem jetzt thätigen Auswurfskegel geschieden ist. Sie ist in ihrer höclistcn jNlitte bei dem Inga- bäumchcn 9 = S430' hoch und senkt sich nach innen oder West- Süd- West ^laucrartig 4 30' tief herab. iNlan sehe das Profil ihres senkrechten ])urchschnitts auf Figur 13. — Sie ist deutlich aus übereinander gelagerten Schichten zusammengesetzt und macht die oberste Begränzung der Djurang-Gandul aus, in welche Kluft sie sich ostnordostwärts herabsenkt. Dort steigt auf ihrem steil ge- senkten Abhänge ein isolirter Felsen, den man auch von Solo sehen kann, empor; es ist der oberste Anfang , die Spitze eines seitwärts abgebrochenen Lavastromes, welcher, aWärts ausgebreitet, wie eine Kruste auf dem Gehänge liegt. 2) Die östliche Aschen fläche ist offenbar der Überrest eines altern Kraterbodens und besteht aus hellgrauer Asche, die mit einer harten Kruste überzogen ist. Diese Kruste (durch Vermen- gung der Asche mit Regenwasser und nachheriges Austrocknen, — oder durch ]\Iittheilung von Bestandtheilen aus heissen Dämpfen, welche darüber hinstrichen, — entstanden?) ist etwa einen Zoll dick, zerbricht beim ])arübergehcn in Scherben, Avorauf der pulve- rige Theil der Asche unter ihr zum Vorschein kommt. *) DasKegen- wasser hat unzählige Furchen oder Hinnen, die von 2 Zoll Tiefe bis zu lo' in der mittlem Hauptfurche zunehmen, hineingcAvaschen, und diese Furchen laufen , die grosse ^Mehrzahl ziemlich parallel, nur wenig geschlängelt mit einander und erscheinen aus der Ent- fernung gesellen Avie dunkelgraue Adern. Eine Älenge von scharf- eckigen und kantigen Filöcken aus trachytischer und verschlackter zackiger Lava liegen, am dichtesten nach dem Fusse des Kegels zu, besonders in den südlichen Gegenden, in dieser Fläche zerstreut, und ähnliche Steuitrümmer sind zu Tausenden der Asche selbst beigemengt. Auf der Nord - Ost - Seite von der so eben betrachteten alten Kratermauer überragt, die nur Avenig concav von Nord - West nach Süd -Ost und zuletzt nach Süden hingezogen ist, wird die Aschen- fläche auf der Nord- West-Seite von einem breiten wulstigen Aschen- rücken begränzt, der 8352' hoch ist und sich, erst Südost- und dann südwärts ganz allmählig auslaufend, in die Aschenfläche herab- senkt ; an ihrem Südende fällt diese Fläche unmittelbar und un- begränzt in das Berggehänge herab. *) Mir ist die Bildungsart dieser Kruste nicht deutlich erklärbar. Die Asche in jenen kleinern Flächen am Süd-West- Fusse des Kegels bleibt stets Staubartig locker. A. d. V. 311 Sie ist für den G.-lNIerapi ganz dasselbe, was die Halbkreis- förmige Fläche Ahm alun für den Krater des G.-Gede ist. Wenn der Ernptionskegel des G. - Merapi noch weiter nach Westen vor- gerückt und durch erneuerte Lavaergüsse die Lücken in seiner neuen Ringmauer erfüllt sein werden, und wenn dann Wälder auf der östlichen ]Mauer, so wie Gras auf der Aschenlläche Avird gewachsen sein , — dann ist das zweite Alun alun fertig , das sich dann nur noch durch seine geringere Grösse von dem des G.-Gede oder des Garugebirges unterscheiden und dem Uro oro des G.- Kam am meisten gleichen wird, der schon vor vielen Jahrhunderten ausgebrannt ist. Alle diese hier genannten frühern Kraterböden sind nach der Binnenseite steil, von einer jNIauerartig abfallenden Halb- kreisförmigen Bergfirste eingefasst, deren einige, wie der G.-Seda ratu, welcher die Alunfläche umgiebt, und noch mehr der G.-Garu einen ungeheuren Umfang haben. Sie sind aber vollkommen auf dieselbe Weise zusammengesetzt wie die iNIauern der gegen- wärtig noch thätigen Krater, sie sind nämlich aus übereinander ge- legten Lavabänken aufgebaut, welche mit Gereibsel- und Sandlagen wechseln oder davon bedeckt sind und werden ganz ohne Grund von einigen Geologen als Erhebungskrater betrachtet und von den Ausbruchskratern unterschieden. Auf Java findet ein Stufenförmi- ger Übergang von den kleinsten bis zu den grössten Statt. Die Kingmauer um den Krater des G.-Lamongan hat kaum einige Hundert Fuss Durchmesser, — die Kratermauern der folgenden Berge nehmen nach und nach an Grösse zu: G.-Patua, Guntur, Tjerimai, Älerapi, Sumbing, Seda ratu, Tangkuban prau , Raon, Panggerango — bis sie endlich den Umfang der Ringmauer des G.-Tengger erreicht haben, die nämlich einen Durchmesser von einer geographischen Meile hat ! S) Die neue südliche Kratermauer umschreibt etwa den dritten Theil eines Kreises, welcher den Eruptionskegel von dessen Süd-Ost-Gehänge an bis zu seiner Westseite umzingelt, auf den übrigen Seiten aber ihn ganz frei und unumschlossen lässt. — Ihr Rand ist in eine JNIenge kleiner Felsenspitzen (Ecken oder her- vorragende TheileJ mit Halbkreis- oder Halbmondförmigen Zwi- schenbuchten ausgezackt und senkt sich nach innen Mauerartig steil, an den meisten Stellen wirklich senkrecht herab, bis zum Schlackenkegel, der unmittelbar an den Fuss der Mauer anstösst. Eine ihrer höchsten Zacken in Süd-Süd-Ost vom Kegel ist S640' hoch; ihre Avestliche unersteigbare Gegend ist noch höher (1838), die Tiefe ihrer Wand aber misst nur 160 bis 200'. Sic geht nach aussen in ein zwar vielfach, aber nur wenige Fuss tief durchfurch- tes Gehänge über, das man Vcrgieichungsweise, weil es mit Asche überschüttet ist, welche die Vertiefungen ebnete, glatt nennen kann, und lässt, ohne in parallele Lavabänke geschichtet zu sein, an ihrer innern Wand nur eine regellose Durchspaltung der Fclsenmassen nach allen Richtungen hin wahrnehmen. — Alis diesen Spalten, wovon die meisten nur schmale Risse sind, manche aber auch 312 eiuen oder einige Zoll weit klaffen, dringen (1838) an Hunderten von Stellen, zischend und leise brausend, Dämpfe hervor, die vor- zugsweise inu- Wasserdilmpfe sind, und als eben so viele kleine Damjjfsäulen aufwärts steigen. Die Aschendecke des Aussengehänges ist mit eben solchen har- ten Krusten wie das östliche Aschenthal überzogen, unterhalb welchen die Asche locker und gelblich -grau ist. An manchen Stellen ist sie zum Theil weggespült, und nur einzelne festere Theile derselben sind als kleine, 4 bis 6 Zoll hohe Säulchen s.tehen geblie- ben, nicht selten mit einem Stein auf ilu'er Spitze. Das östliche (genauer ostnordöstliche) Ende dieser Mauer schliesst sich als eine etwa 25' hohe Felsenecke dem Süd- Ost-Gehänge des Schlackenkegels, ohngefähr in der INIitte von des- sen Höhe an , auf die Art , dass die weitere Fortsetzung der Mauer von Schlacken überschüttet scheint. Der steile Absturz, zu welchem sich die östliche Ecke ihres Kraterrandes in der Richtung von Süd-Ost — immer sich senkend — verlängert und welcher das Südende der Aschenlläche daselbst begränzt , zeigt aber deutlich, dass die jNIauer hier Aviiklich endet , und wahrscheinlich einst zer- stückelt wurde. Denn, hier an ihrem Ostfusse, welcher der südöst- liche des Eruptionskegels ist, liegen ungeheure ISIengen von Fel- senbruchstücken von 5, 10, ja 20' Dicke in der Aschenfläche zer- streut, chaotisch durch und über einander. Alle haben eine unregcl- mässige Form , sind s c h a r f e c k i g und s c h a r f k a n t i g , und als compakter, vorherrschend hellgrauer, zuweilen röthlich - grauer Trachyt , von den porösen Schlacken des Eruptionskegels sehr ver- schieden. Unterhalb der Ostecke, etwa nur 25 tiefer, verbindet sich die flauer mit dem Schlackenkegel , und dort lagen in 1836 und 1838 die reichsten Schwefelgruben, wo eine solche ]Menge Schwefel sub- limirt war, dass die Javanen durch blosses Abkratzen desselben von den Wänden mit halbirten Kokosschaalen in kurzer Zeit ganze Körbe voll davon eiusammeln konnten. Der Boden war daselbst sekr durchwühlt, Ellen tief erweicht, und durfte nur mit gi'össter Vorsicht betreten werden. Weiter ein-, oder westwärts von diesen Schwefelgruben, in der schmalen Kluft zwischen der Mauer und dem Kegel, drangen damals auch die dicksten Wasserdämpfe her- vor. Es waren Fumarolen , aus mehren Fuss weiten Löchern , die mit heftigein Brausen, wovon der Grund erbebte, hervordrangen. Unterhalb der genannten Solfataren, die zwischen dem Ost- ende der jNIauer und dem Kegel liegen , gehört der Abhang , w^el- cher sich ostwärts zu der südlichsten Gegend der Aschenfläche, wenigstens 400' tief herabzieht , dieser Mauer und dem Schlacken- kegel gemeinschaftlich an. Aus harten Trachytbruchstücken , aus Schlacken, aus gebleichten, durch saure Dämpfe ganz aufge- lösten Steinmassen, und hier und da aus Schwefel zusammenge- setzt , ist ihm ein buntes Kolorit aus Schwärzlich-Grau, Grau, Röthlich-Grau , Weiss, Schwefelgelb, Röthlich und Roth eigen- 313 thümlich und stellt es sich wie der Schutt von eingestürzten Ge- bäuden dar, in dem Ziegel und Kalk häufig sind. Nur an Avenigen Stellen bleiben zwischen dem Fusse des Schlackenkegels und der Mauer kleine Zwischenräume übrig, und diesQ. sind vollkommen ebne und söhlige Aschenflächen, wovon die grösste am Süd- West -Fusse des Kegels 90' lang und 4ü' breit ist, bei einer iNIeereshöhe von 8352'. Der Kraterrand ist daselbst IGO hoch und die einzige Stelle, wo es ohne Leitern möglich Avird, aut den schmalen mit erhärteter Asche überschütteten Vorsprüngen der Felsen in die Tiefe hinabzuklettern. Von liier bis zum Westende der Älauer liegen , namentlich in den leuchten zAvischen den hervorragenden Felsenkap's noch mehre solcher, mit feiner hellgrauer Asche bedeckter Flächen, aber kleiner, und alle klingen hohl beim Überschreiten; Sie erheben sich StufeuAATise immer höher, so dass die letzte dem Westende der Mauer am nächsten liegende geschätzt Averden konnte, die erste um so' in Höhe zu übertreffen. Der Boden ZAvischen ihnen Avar er- Aveicht und durcliAvülilt, an einigen Stellen unerträglich lieiss, und brach an andern unter den Füssen zusammen. Noch andre Stellen Avaren schlüpfrig, von der SchAvefelsäure, die sich aus den Dämpfen gebildet hatte. Das Westende der Mauer ist eine unersteigliche Zacke, die mehre Hundert Fuss emporragt und, indem sie sich als Felsen- Avand auch nach Westen , am I^crge herab zieht , (als Südgränze der Djurang-Blongkeng) eine Avirkliche, scharf begränzte Ecke bil- det und fiir eine plötzliche Zertrümmerung des übrigen, jetzt fehlenden Theiles der Kreismauer spricht. Dadurch und durch die Existenz jener grossen Bruchstücke A'onTrachyt in der Aschen- fläche , da , Avo sie an's Ostende der iNlauer stösst , Avelche nur A'on dieser Mauer entsprungen sein können , Avird bcAviesen , dass diese Südmauer nicht von Anfang her ein blosses Stück eines Ringes, sondern, Avenn auch nicht ein ganz geschlossener Kreis, doch an- fangs ausgedehnter Avar, als jetzt. Die Färbung der Wand in ihrer Avestlichen Gegend A\^ar nicht soavoIiI grau, als A\'eisslich - roth (Klcr hellgrau-röthlich, und brachte, indem sie durch die ])ämpfe in zweifelhaftem Lichte schimmerte, eine Wirkung hervor, als ob die Felsen noch feurig-glühend Avären. 4j Der Eruptions- oder Schlackenkegel des G.- Merapi. Er hat halbkuglige Form und füllt den Raum, den die neue Kratermauer umschreibt, nicht nur gänzlich aus, so dass kaum an ein Paar Stellen, die eben genannten ganz kleinen Aschen- flächen, die man als Reste des eigentlichen Kraterbodens betrach- ten kann, übrig bleiben, sondern er scheint es auch zu sein, aacI- cher durch si'incn zunehmenden Umfang die Zertrümmerung dieser INLiuer bis auf ihren jetzigen Rest in Süden veranlasst luit. Der Scheitel des Kegels scheint noch 2 bis 300 höher, als die Südmauer zu sein, und sich also ohngefähr 8 bis 950 hoch über seine tiefste JJasis rdies ist die östliche Aschenflächc,) zu erheben. Während 314 sein Fuss in dieser östlichen Aschenflliiclie, so wie auf dem Aschen- rückeu in Nord-Ost ziemlich scharf begrunzt ist, so zerstreuen sich seine Schlacken auf der Nord- West-Seite schon weiter umher, und ziehen sich auf der Westseite ganz unbegiänzt am Berge hinab. Hier am Westende der INlauer liegt der Punkt , den mau als den obersten Anfang der Djurang- lUongkeng betrachten kann. Wegen unzugänglicher Schmalheit des INlauerrandes , der in dieser Avestlichcn Gegend zackig auf- und absteigt, und dessen lockere Aschendecke unter den dünnen Krusten den Füssen keinen sicheren Stützpunkt gewälirt, war es mir nur in der schmalen Kraterkluft selbst (am innern Fusse der Mauer) möglich , bis zu der Westecke vorzudringen. Niemals haben vulkanische Phänomene einen sol- chen Eindruck in mir erregt, als der Anblick dieser Gegend , die ich , zuweilen bis zum Ersticken in Dämpfe gehüllt , zwei Mal be- suchte. Ein eine halbe Stunde weiter Raum gefahrvollen Kletterns trennte mich (7. Juni 1 S38) von meinen zurückgebliebenen .lavanen, die mich bis auf die Aschenfiäche begleitet hatten ; ich sah in die Avüste Hlongkengkluft hinab, deren steil fallender Poden das so w^it hinabgezogene Gehänge des Eruptionskegels selbst ist, indem My- riaden von Schlacken eine auf die andere gethürmt liegen, aus scliAvindlichter Tiefe, die sich in dem Zwielicht von Wolkennebeln und Dämpfen verlor, bis hoch hinauf über den Krater, bis an die Krone des Eruptionskegels. Ich sah, wie einzelne Schlacken sich ablösten und hinabrollten; sie flog-en mehr als dass sie rollten, in- dem sie in mehren Sätzen aufschlugen und wieder abspringend weile Bogen umschrieben, wobei sich von alle den Punkten Staubwolken erhoben, wo die Trümmer in ihrer Flucht den Boden der Kluft be- rührten, und einem grossen Theile nach zu dem feinsten Pulver zerschellten, — ja der ganze Schlackenkcgel fing an, sich zu be- wegen und mit Gerassel und Gekrach herabzurollen. Nach der Versicherung des Residenten von Magelang, blieben sowohl nach dem Ausbruche von 1832, mehre Jahre lang, als auch nach dem von 1837 neun Monate lang, Nacht für Nacht feurige Streifen sichtbar, die sich in den obern Gegenden des lierges herab- zogen; — dies berücksichtigt, sollte man fast glauben, dass ein langsames Hervorquellen von Lava aus den Seiten des Schlacken- kegels permanent sei, und dass durch die unaufhörlich neu gebildeten Schlacken ein Theil der alten aus ihrer Stelle verrückt und genöthigt werde , so wie ich es sah , hinab in die Blongkeng- kluft zu rollen. Denn, weil sich die Lava, Avenn sie auch lange glühend bleibt , doch schnell mit einer harten und dunkeln Kruste überzieht, so sollte man ihr inneres Glühen von Magelang aus un- möglich haben sehen können, hätte nicht jeder Tag eine neue Menge Lava aus dem Innersten des Kraters hervorgetrieben. Zugleich giebt diese ]^ewegung der Schlacken einen Begriff von der Zer- kleinerung festen Materials zu Sand oder Asche, deren Bildung vielleicht auf eine ähnliche Art im Kraterschachte, durch Zer- reibung der Lava vor sich geht , wenn man annehmen darf, dass 315 diese nicht immer in ganz geschmolzenem Zustande bis zur Oflhung gelangt. Es besteht dieser hemisphärische Kraterberg, soweit seine Zusammensetzung der Beobachtung zugänglich ist, aus lauter ge- sonderten, im Mittel drei Fuss dicken Stein trümmern, welche in Millionenzahl ganz lose und beweglich aufeinander gehäuft liegen. Sie sind sehr poröse , ganz schaumig durchlöcherte Lavaschlacken von schwärzlich-grauer, manche von Kohlschwarzer Farbe, in denen alle krystallinisc-he Structur verloren gegangen, und von deren frühem Gemengtheilen zuweilen nur noch Hornblende erkennbar ist. Der Feldspath ist zu körnigen, durchlöcherten Massen ver- schmolzen, von krausem Ansehen, wovon manche oolithischen Massen gleichen. Sie sind von ganz unregelmässiger, vieleckiger Form , rauh , mit scharfen Zacken und Spitzen , und erreichen nur einzeln eine Grösse, die mehr als 3' beträgt und bis zu 5 ja 10 an- wächst. Wenige festen Blöcke von Trachytlava ausgenommen, können fast alle mit dem Hammer leicht zertrümmert Averden ; ja manche bestehen nur aus verhärteter Asche, die mit einer Kruste überzogen ist. Übergänge lockerster Schlacken in den härtesten, compakten Trachyt sind häufig. Den Scheitel des Schlackenberges fand ich eingedrückt, con- cav, und es schien, als ob der Kraterschacht von übereinander ge- worfenen Schlacken verstopft sei, zwischen denen jedoch Aveite Klüfte und Spalten übrig blieben; — es schien so, denn die Dichtheit der Dämpfe gestattete kein deutliches Erkennen, noch ihre er- stickende liCSchafFenheit ein längeres, denn augenblickliches Ver- weilen. Durch den ganzen Scheitel zog sich, vor dem Ausbruch in 1837 von Nord -Nord -Ost nach Süd -Süd -West ein vertiefter Kluftartiger Raum, den man als eine. Kerbe schon aus weiter Ent- fernung sah (z. B. in INIerapi Figur 4 u. b). Er wirbelt seit einer langen Reihe von Jahren nie unterbrochen seine Dampfsvolken aus, deren Dicke an der Basis Avenigstens 200' be- trägt, die von Aveisser, und im Sonnenscheine selbst von blendendAveis- ser Farbe sind, und aus einem Gemenge von Wasserdampf mit scliAvef- lig-sauren Dämpfen zu bestehen scheinen.*) Sie biegen schon unmit- telbar, oder doch in sehr geringer Höhe über dem Bergschcitel nach Westen um, und bilden dann einen ScliAveif, einen geraden Streifen, der vom OstAvinde gerichtet, sich auf einen grössern oder geringern Abstand in der Atmosphäre hinzieht. Weht ein sanfter, gleichförmiger Wind, dann sieht man diesen ,,SchAvanz" der Dampfwolken als einen regelmässigen Aveissen Streifen, der sich in vollkommen horizontaler Richtung viele Meilen Aveit in die blauen Äther ausdehnt. Siehe Figur 6. — Nie, zu Avelcher Jahreszeit auch, habe ich die Dampf- Avolken unter emem andern Einflüsse , als dem des Ost Avindes ge- *) Aus Wasserdampf bestehen hauptsächlich diejenigen Dämpfe , welclie aus dem Umfange des Eruptionskegels aus der Kratermauer hervordringen ; während der grösste Theil der dampfenden Risse und Öffnungen des Schlacken- kegels selbst eine erstickende Eigenschaft haben und einen eben so stechenden (icruch verbreiten als brennender Schwefel. A. d. V. 316 sehen, der in Höhen von nielir als GOOO' diejNIusson- oder dieLand- und Seewinde, Avelche diese raodificiren, gänzlich zu beherrschen scheint. Aber ausser diesen dichtem Centraldampfwolken , dringen im ganzen obern l'mfange des .Schlackenbergcs , eben so wie ans allen Kitzen in der Kraterwand, schwäclicre Dampfwölkchen oder kleine Dampfsäulen fast aus allen Fugen und Klüften zwischen den Schlacken liervor, so dass der IJerg wie ein rauchender Steinkohlen- haufen aussieht, den man unten in Iji'and gesteckt hat. Schwarz- grau, aller \^egetation beraubt, nur in seiner obern Hälfte mit einem gelben Anfluge von sublimirtem Schwefel betiincht , lipgt er da, und scheint unerschöpflich in dem Ausstossen von Däm])fen, die sich mit grell abstechendem Weiss auf blauem Himmel zu Wol- ken ballen. Ausser diesen eigentlichen Kraterräumen und zwei Fumarolen, welche aus den Spalten einer Felsenwand am äussern Nord- West -Gehänge des Aschenrückens lebhaft hervordampfen, trifft man auch am äussern Südgehänge des Ik-rges bis zu jUO' weit unter den Kraterrand herab , eben so wie in der östlichen Aschen- fläche, noch schwache Entwickelung von Dämpfen an. Diese permanente, vom herrschenden Ostpassat bestimmte Kif-htung der Dämpfe , kann bei der so grossen ^Nlenge derselben, wenn sie auch nur zum Theil aus schwcfligter Säure bestehen, ni(^ht ohne Einfluss auf die Folgen der vulkanischen Thätigkeit des O.-MCrapi überhaupt sein, namentlich in IJeziehung auf die Herg- seite, welche von ihrer Wirkung vorzüglich getroffen wird. AVir sehen, dass dies die Westseite ist. Nicht nur im Weiterschafien der ausgeworfenen Asche, die bei allen bekannten Ausbrüchen vor- zugsweise die Gegenden westwärts vom Jierge bis Magelang ge- troffen , und vor einigen Jahrhunderten den Tempel ]\[undut am West-Fusse des Gunung - ^Nlerapi ganz verschüttet hat, sondern auch in der Zersetzung der festen Gesteinmassen oficnbart sich die Wirkung dieses östlichen Luftzuges, und in der allmähligen Zersetzung und Zerbrökelung der Kratermauer auf der Westseite in Folge davon, die, wenn sie mehr als die östliche Mauer erweicht war , bei einem Ausbruche leichter zerstört werden musste , worauf dann die Lava und alle die andern Auswurfsstoffe vorzugSAveise auf dieser Westseite herabströmen mussten. — Denn es ist offenbar, dass die saureu und dabei glühend heissen Dämpfe unaufhörlich zersetzend auf das Gestein einwirken, und dass che westlichen Theile nicht nur des Schlackenkegels , sondern auch der Kratermauer in einem weit höhern Grade, als die übrigen, davon ergrifien werden. So wäre es nicht ungereimt, anzunehmen, dass die Versetzung oder Yerrückung der Wirkung vulkanischer Agentien auf dem .Gipfel desG.-^Ierapi, eine Wirkung, die unverkennbar immer mehr von Ost nach West wandert, theilweise durch den Passatwind, der aus Osten bläst, verursacht wird. *) *) Vergl. Merapi Fig. 2 und 3 , nebst der Abbildung der nördlichen Seite des Berges iu der ersten Abtheilung dieses "Werkes. 317 Die Beschaffenheit der eben betrachteten westHchen Gehänge, jene Tausende grosser Trachyt- und Lavablöckc, wekhe in den Flächen am Westfiisse des G. -jNIerapi, z. B. bei INIuntilang, zer- streut liegen, die Uberschüttung des Tjandi-Mundut, der am Westfusse liegt, mit vulkanischer Asche, während die Tempel von Prambanan am Südfusse unverschüttet blieben , die Lage des jetzt thätigen Ausbruchkraters auf der äussersten Westecke des Gi})fels, die verlängerten östlichen Rippen des Berges mit ihren Wäldern, welche üppig sind, im Vergleich mit der völlig kahlen, öden, Avestlichen Hälfte desselben u. s. w. : dies Alles scheint an- zudeuten, dass bei den Ausbrüchen des G.-Merapi schon seit Hun- derten von Jahren der grössere, heftigere Theil der Wirkung nach der Westseite gerichtet war. Nm- noch bei einem der vielen Vulkane Java's findet sich die Erscheinung emes Auswurfskegels, der hoch aus losen Schlacken aufgebaut ist, wiederholt; dies ist der G.-Tampomas, der wahr- scheinlich schon vor einigen Jahrtausenden erloschen war, und die üppigsten Wälder auf seinen Schlacken trägt, die so sein* verwittert sind, dass man sie mit dem Messer zerschneiden kann. Übersicht der Gebirgsarten des G.-Merbabu und Merapi. Die Gebirgsarten des G.-Märbabu bestehen bloss aus trachy ti- scher Lava. Je nachdem sie mit Hornblende versehen sind oder nicht, grössere und kleinere Hornblende- und glasige Feldspath- Kr}^stalle und diese Krystalle m grösserer oder geringerer jNIenge enthalten ; dicht oder mit feinen Poren oder grossen Blasenräu- men durchzogen sind; je nachdem die Felsitgrundmasse , m wel- clicr die Krystalle oft in Begleitung von Magneteisen oder Eisen- kies eingesprengt liegen, hell- oder dunkelgrau, oder röthlich, oder bei beginnender Verwitterung bräunlich gefärbt sind, entsteht eine grosse Mannich faltigkeit dieser Gebirgsart: L. Nr. 152 bis 168 (Bat. Nr. 11 5 bis 149), wovon besonders die Trüimnerhaufen, die den östlichen und nordöstlichen Fuss des Vulkan's umgeben, einen grossen Reichthum besitzen. Das kleine Gereibsel von verschlack- ter, poröser Lava: Z/.Nr. 154, welches die hohen Firsten des Berges bedeckt, scheint vom G.-Merapi ausgeworfen und als Steinregen hier niedergefallen zu sein. Eine noch grössere Verschiedenheit als bei dem G.-M6rbabu, wird^bei dessen südlichem Z-w-illingsbergG.-Mßrapi bemerkt, soweit dies die Gebirgsarten betrifft, aus welchen derselbe zusammengesetzt ist, und die Erzeugnisse seiner verschiedenen Ausbrüche; siehe L. Nr. 1G9 bis 215 (Bat. Nr. 124 bis 15S;. Zuerst muss bemerkt wer- den, dass die feste Steinmasse des Berges und seiner massiven Rip- pen vorzüglich aus einer trachytischen Lava besteht, aus einem Felsitgestein von hellgrauer, selbst weisslichgrauer Farbe, in welchem vor allen andern Bestandtheilen die glasigen Feldspath- krystalle die Oberhand haben: L. Nr. 174, 175, 17 7, ISl, 183 318 (Hat. Nr. 121, 121), 1;}1, 130, 137), und dass auch die gegenwär- tigen Auswürflinge des Vulkan's, der Sand und die Asche, welche der Vulkan noch zu Zeiten auswirft, sich durch hellgraue Farbe auszeichnen, da sie hauptsächlich aus fein geriebenem Feldspath be- stehen. So wie diese fein zertheiltcn Stoffe, so können auch alle übrigen vulkanischen I^rodukte, Ivapilli, Schlacken, auf dieses Grundgestein zurückgeführt werden, aus welchem sie gebildet wur- den, je nachdem sie in einem bloss glühenden oder vollkommen ge- schmolzenen Zustande ausgeworfen wurden, sich schneller oder langsamer abkühlten, in grösscrm oder geringerm Maasse von Dämpfen und Gasarten durchdrungen waren. — Wie gross aber auch ihre Verschiedenheit ist und wie ganz anders sie den Augen erscheinen, so können doch die IJestandtheile dieses Kerngesteins wieder darin aufgefunden Avcrden. In vielen Theilen der südlichen Kratermauer zieht die Trachytlava, L. Nr. 192, aus welcher sie besteht, die ^Magnetnadel stark an. Die den Schlackenkegel bildenden Steinblöcke: Z.Nr. 193 bis 213 (Bat. 138 bis 158) lassen stufenweise IJbergänge von einem wenig veränderten Trachyt bemerken, in welchem man noch mit dem Auge die krystallinische Zusammensetzung deutlich erkennen kann, worin sich gewöhnlich keine oder nur selten, bisweilen aber auch zahlreiche Hornblendekrystalle finden, bis zu einer ganz verschlackten Lava, die wie ausgeglühte Steinkohlen: Coak's aus- sieht. Diese Art Schlacken ist durch und dui'ch porös, körnig-ge- kräuselt, doch schwer; sie kann aber leicht zu Staub zerschlagen werden , wiewolil die glasigen Feldspathkrystalle darin noch als matte, unregelmässige, körnig - gekräuselte Massen zu erkennen sind. Aus solchen spitzen Schlacken: L. Nr. 204 besteht der grösste Theil der Schuttblöcke des Eruptionskegels, besonders an der Süd- West- und West -Seite. Dazwischen kommen einzelne Bimstein- artige, leichte, schwammige Schlacken: L. Nr. 202 (Bat. Nr. 158) vor, in denen man nur noch die Hornblendekrystalle erkennen kann. L. Nr. 20 r bis 210 sind mehr oder weniger zersetzte, weisslich gewordene Lavastücke, nebst sublimirtem Schwefel, von dem Rande der Fumarolen herrührend. — L. Nr. 211 bis 213 ist die feine, mehlige, vulkanische Asche und die harte Kruste, welche erstere an vielen Stellen des Gipfels überzieht. — L. Nr. 214 die gewöhn- liche Erdart des l^odens bei Jogjakerta. — L. Nr. 215« ein syeni- tischer Steinblock, den der Krater im Monat October 1846 ausge- worfen hat. — L. Nr. 21 5 i der am 15. September 1849 ausgewor- fene vulkanische Sand. Besondere Erwähnung muss noch derjenigen Produkte des G.-JNIerapi getlian werden, Avovon wir schon früher Äleldung machten, die in Bezug auf diesen Vulkan gewissermassen als fremde Gesteine erscheinen, indem sie vom Kerngestein desselben verschieden sind. Hierhergehören die grossen Augitkrystalle : L. Nr. 185, die Blöcke Syenit, Diorit und Hornblendefels: L. Nr. 186 bis 190, welche in Lagen von Gereibsel, Sand und Asche bei Selo 319 vorkommen und bei Gelegenheit verschiedner Ausbrüche aus dem Krater ausgeworfen und als Steinregen herabgefallen sind. Man muss sie daher als abgerissene Bruchstücke von viel tiefer liegenden Felsbänken ansehn, welche der Kraterschacht durchbohrt hat und von wo sie durch die aufsteigenden Dämpfe mit heraufgetrieben und aus dem Krater ausgeworfen wurden. B. Ausbrüche des G. -Merapi. 1664? — Vielleicht gehört der heftige Ausbruch von 1664, dessen Ckawfurd (Ind. Archip. holl. Übers. III. p. 509) gedenkt, dem G. -Merapi an. 1678, den 19. August, hatte ein Ausbruch Statt. (Yerhandl. Batav. Gen. IV. p. 1 bis 17.) 1786, den 17. Juli, hatte abermals ein Ausbruch Statt (I.e.). 1822, vom 27. bis 31. December. Schon am 27. Deceraber des Abends um 9 Uhr wurde in Kadu ein Erdbeben gefühlt, das, wie gesagt wird, von Osten nach Westen lief, und sich nachher 1 8 !Mal innerhalb 30 Stunden Aviederholte. Am Abend des 2Ssten waren die Stösse am heftigsten, die Erde wogte auf und ab, und nun fing auch der G.-^NIerapi an auszubrechen, Asche und mit' Geki'ach glühende Steintrümmer auszuschleudern, wovon die klei- nern weit abflogen und als ein dichter Regen von Sand und Gereib- sel auf die Felder niederfielen, während sich die obere Hälfte des Berges mit Feuerströmen überzog. Das letztere geschah in der Nacht vom 29. bis 30. Decbr. um 1 '/o Uhr. Die Asche flog bis zum G.-Sumbing, 26 Älinuten Aveit und bedeckte die Dächer von Magelang und Jogjakerta hellgrau, wie mit fi'ischgefallnem Schnee. — Acht Dörfer auf der Westseite des Berges wurden vernichtet, wovon vier durch die glühenden Trümmer in Brand gesteckt, ab- brannten, und vier durch die Massen von Sand und Steintrümmern überschüttet Avurden, doch nur 20 IVIenschen um's Leben ka- men. — Gleichzeitig Avarf der 155 geographische Älinutcn ent- fernte G. -Bromo in Ostjava aus, regnete Asche und Hess oftmals ein unterirdisches Getöse hören, — Avährend noch nicht zwei Mo- nate ATr flössen Avaren, seitdem der G. -Gelungung (8. bis 12. Oct. 1822) in Westjava grosse Verheerungen angerichtet hatte. Der Naclitheil, den man fiir die Pflanzungen von der gefalle- nen Asche zu fürcliten hatte, Avurde zum grössten Theil abgeAA'en- det, indem noch zeitig genug reichliche und anhaltende liegen eintraten, die, Avährend der Berg noch fortAvährend dicke llauch- Avolken ausstiess, vom 2. Januar 1823 an in den llcsidenzcn Solo, Jogjakerta und Kadu herabströmten und die Asche von den Blät- tern hiuAvegspülten. Den 3. und 4. Januar fanden zu Solo noch starke Erdbeben Statt, und eine ansehnliche Menge von Sand und Asche Avurde im- mer noch vom Krater ausgespien, der aber doch am 5ten so Aveit ruhi- ger Avurde, dass es die geflüchteten BcAvohner seiner Abhänge nun- mehr AA'agten, in ihre Dörfer zurückzukeliren. 320 NumiK'lir lichteten aber die Regen, die acht Tage lang in den benannten Kesidenzen, bis zum 10, Januar, öfters in Bcglei- tun"- von stiinnisclien ^^'inden, ohne Nachlass herabströnitcn, man- chen Schaden an ; die iJächc strömten über, wurden zu reissenden Fhithen, rissen iJrücken weg und schleppten nicht nur eine grosse Men""e von heissem Schlamm, sondern auch viele grosse Felsen- trümmer bis Aveit in das Flachland hinein, mit sich fort. Die ('ommunication über den Zwischensattel zwischen den Rei- chen Solo und Kadu war ganz unterbrochen. Gewaltige Umge- staltungen waren eingetreten; alte Klüfte waren ausgefüllt und neue waren entstanden. Eine Anzahl Dörfer auf der Nord -Ost- Seite des Yulkan's, Telaga leleh, Kadong, Kadi sepi, Sumber, Pent- jar parakan, Djurang djero und Tjitrang waren ganz von den übri- gen abgesperrt und unzugänglich, weil die Wände einer Thalkluft, ,,Griming, " die man passiren musste, um zu ihnen zu gelangen, in senkrechte ]Mauern verwandelt waren, und die Hitze der Aus- wurfsstoffe noch mehre Tage lang alle Annäherung verhinderte. Die heftigsten Wirkungen hatten auf der West- und Süd- ^Vest- Seite des Vulkan's Statt. Dort schwollen am 5. Januar 1823 die (JJäche) IKali-Lamat, Pabilang und IJlongkeng ausser- ordentlich an, und mit einem ungeheuren Getöse wälzten sich in den tiefen Klüften dieser IJäche dampfende Fluthen von heissem Wasser, das mit Asche und Sand zu Schlamm vermengt war, her- ab, und führten eine ungeheure jNIenge von Steintrümmern mit sich fort. Am Westgellänge des Yulkan's wurde wieder ,,viel Feuer" sichtbar. Die Schlamm- und Steinströme füllten die Klüfte nicht nur aus, sondern traten, besonders an schnellen Krümmungen, wo sich die ]\Iassen aufstauten, auch über den Rand und verursachten Überströmungen bis in die benachbarten Dörfer hinein, wobei einige Menschen und etwas Vieh um's Leben kamen. jNIanche mögen getöd- tet sein , ohne vermisst zu werden ; so fand man unter andern beim Dorfe Sirisek, nahe an der Südküste 20 Leichen, die der K.-Progo so weit mit herab geschwemmt hatte. — Erst den 9. Januar san- ken die Bäche zu einer massigen Höhe herab, führten aber immer noch heissen, dampfenden Schlamm mit sich fort. Es ist offenbar, dass diese verheerenden Fluthen bloss aus Regen wasser entstanden; dies musste sich Bahn durch die glühen- den Lavatrümmer brechen, welche in den Klüften angehäuft lagen, wurde durch diese erhitzt, vemiengte sich mit der vulkanischen Asche zu Schlamm, und wurde an vielen Stellen erst hoch auf- gestaut, ehe es den Widerstand überwindend, als reissende Flutli hindurch brach und die grössten Steinblöcke mit sich fortriss. Es wird ausdrücklich gesagt, dass die Kluft des Kali- Pabilang die grössten ^Massen von schlammigem Wasser abgeführt habe ; in diese Kluft aber münden sich die zahlreichsten ]^>äche vom Ge- hänge des 9590' hohen G.-Merbabu, auf welches unaufhörliche Re- gen herabströmten. Es ist also natürlich, dass er viel mehr IMeteor- 3ii Wasser erhielt, wie andere kürzere, bloss am G. - Merapi entsprin- gende Klüfte. Im Berichte wird gesagt, dass am Westgehänge des G.-Mörapi drei*) grosse Dampfsäulen aufstiegen, und dass die gi'össten Mas- sen Schlamm aus ein Paar Stellen in der Kluft des K. - Blongkeng und Pabilang hervorquollen, da, wo das ,, Vorgebirge Djaluprit"^ liegt. Dies sind blosse Hügel etwas ansteigender Rippen, und die hervorquellende Materie von ,, schwarzem Schlamm'' oder von ,,mit heisser Erde vermengtem Wasser" ist entweder nur eine Voraus- setzung, da die Erscheinung gewiss von Niemanden in der Nähe beobachtet wurde ! oder eine Täuschung, Aveil sich das Wasser an einigen Stellen aufstauen musste, durch die glühende Lava in's Kochen gerieth und dann hindurch brach, ,, hervorquoll." — Auch erscheint eine ganz hellgraue Asche, wenn sie feucht, mit W^asser vermengt ist, dunkelgrau, fast schwarz. Ausser diesen Klüften am West- und Süd - West - Fusse des G. -Merapi waren auch am Süd- und Süd-Ost-Fusse einige sehr tiefe Bachklüfte ganz mit Auswurfsstoffen erfüllt und am 11. Januar noch sehr heiss ; — ja in 20 Pfählen Entfernung vom G. - Merapi war der Bach Batang, der in den ersten Tagen der Eruption 6 bis 8 P'uss dicke Felsenblöcke mit fortbewegt hatte, noch so heiss, dass er am 1 1 . Januar noch nicht zu passiren war. Alle Erscheinungen dieses Ausbruchs reduciren sich daher le- diglich auf das Ausströmen von viilkanischer Asche, von losen und roth-giühenden, nicht völlig geschmolzenen Lavatrümmern und von Wasser dämpfen, die in den folgenden Tagen als Ge- witterregen herabströmten, und mit der Asche vermengt, und von den glühenden Blöcken erhitzt, zu Schlamm- und Steinströ- men wurden. Es ist Vernunftgemäss, aus diesem Beispiele, avo die Art des Vorgangs der directen Beobachtung unterlag und liistorisch sicher ist, zu folgern, dass die fürchterlichen Schlamm - und Stein- ströme des G.-Gelunggung vor zwei Monaten auf eine ganz gleiche Art aus trockner Asche und Gewitterregen entstanden und diirch das Ablassen eines See's, der im Krater lag, eine noch grössere Zu- fuhr von Wasser erhielten, und dass auf Java kein Schlamm als solcher, in flüssiger Form aus den Kratern kommt. Die Asche und der Schlamm bestehn grösstentheils aus Tlion- und Kieselerde und der Ausdruck: ,, brennender Schwefel" — ,,hrandende modder,'' den man bei der Beschreibung keiner ein- zigen Eruption vermisst, hat seinen Ursprung lediglich in der vor- gefassten Meinung der Berichterstatter, welche das Brennen des Schwefels als ein unentbehrlidies Erforderniss eines Ausbruches halten. — (Siehe Jav. Courant vom 4., 11., 18. und 25. Januar, *) Auch unter den Javanen ist bei solchen Vorfällen die Zahl Drei sehr be- ^ liebt, — „drei Mal bebte der Grund, — drei heftige Schlüge wurden gehört, — drei enorme RauchsUulen stiegen auf" u. s. w. A. d. V. Juiighuliii, J;aa II. 21 322 und 22, Februar 1S23,) Im Jahre 1S3S lebte zu Solo noch ein alter Europäer, der als Soldat nach Indien gekonnncn und viele Jahre lang Gärtner in dem kühlen Klima des 4b80' hohen lierg- sattels gewesen war. Er sprach sehr lebhaft von der Eruption, deren schreckUches Getöse für ihn das letzte Geräusch war, das er hörte. Einer von den fallenden Steinen traf ihn auf den Kopf, Tind maclite ilui für immer taub. 1S23, am 0. April; also drei Monate nach der beschriebenen Eruption lioss ein Strom von Schlamm, ,,lava modder,^^ von der Ostscite des G.-Merapi ab, und drang bis zu 2 Pi;ihlen Abstand von l^ojolali vor, wo er ein bepflanztes Feld einen Fuss hoch bedeckte. (Jav. Cour. 19. April 1S23.) Dies können nur Schlammmassen von der vorigen Eruption gewesen sein, die in irgend einer Kluft aufgestaut waren, mid vielleicht durch starke Mussonregen be- günstigt, erst jetzt durchbrachen. 1832, December, 25. Des Nachts um 12 Uhr fing mit einem dumpfen {,,scJwr") Getöse ein neuer Ausbruch an, Asche und eine grosse Menge Steine wurden ausgeschleudert, wodurch das Dorf Gömeng sabrang auf der Westseite des Vulkan's, im Distrikte Probolinggo, theils verbrannt, theils überschüttet wurde, und 32 (nach einer andern Nachricht 25) Menschen nebst vielem Vieh um's Leben kamen. Aus allen Dörfern am G. -INIerapigehänge nahmen die BcAvohner die Flucht. Darauf folgte vier Stunden lang ein Aschenregen, der das Land 15 Pfähle Aveit in der Hunde mit einem hellgrauen tberzug bekleidete. Drei Jahre lang (1833, 34, 35) sah man seit diesem Ausbruche von INIagelang aus, das w'estnord- westwärts 1 5 INIinuten weit vom Vulkane liegt, einen geradlinigten Streifen in den obersten Gegenden des Berges, also an der AVest- seite des Schlackenkcgels, oder im Anfange der Blongkengkluft, welche des Nachts feurig gliihte, während über Tag nur die ge- wöhnlichen Dampfwolken gesehen wurden. — (Mündl. Bericht des Residenten von Kadu, und Jav. Cour, vom 10. Januar 1833.) 1837, im .Juni und Juli ereigneten sich, ohne dass zu Selo Erdbeben gefühlt wurden, mehre Einstürze von den Wänden der Djurang-Gandul, besonders der Wand in Süden und Westen, wo- von nach Aussage des Gärtners zu Selo grosse, sowohl Felsen-, als Erdtheile mit Gekrach herabstürzten. Die Stelle dieser Bergschlipfe war 1838 deutlich zu erkennen. 1837, August, 10. Von 9 Uhr Vormittags an stieg bis zum Abend eine ungeheure schwarze Aschensäule vertikal aus dem Schlackenkegel empor, und zog vom Ostwinde getrieben nach ISIa- gelang, wo die Luft zwischen 1 und 3 Uhr ganz verfinstert w^ar und die Asche hellgi-au auf den Dächern der Häuser lag. Die Blongkengkluft wurde in einer Gegend, wo sie 200' breit war, in einer Ausdehnung von 2 Pf ählen 70' hoch mit Stein trümmern, Sand und Asche angefüllt, und der Bach aufgestaut, der nachher hin- durchbrach. Nachher sah man von Magölang Mieder Lavastreifen, die in 323 den obersten Gegenden des Berges, Monate lang, jeden Abend glühten, und erst im Anfang Mai 1838 erloschen. — (Jav. Cour. 1837. Nr. 65.) 1846, am 2. September trat des Morgens um 5 Uhr ein neuer heftiger Ausbruch des Gunung-Merapi ein. Flammen durchzuckten die Rauchsäule, welche emporstieg und zu Salatiga einen Aschen- regen von Morgens 7 Uhr bis Mitternacht zur Folge hatte, ein Ge- töse wurde bis 1 0 Uhr ^Morgens (von 1 0 Uhr an ? siehe unten) ge- hört, das theils von dem Gekrach der Steine herrührte, theils un- terirdisch war und dem Rollen des Donners glich. Den 3. September blieb der ISerg ruhig; nach dieser Zeit aber fing er an, mit Rauchwolken und unterirdischem Getöse eine entsetzliche Menge glühender Lava auszuwerfen, die südsüdost- wärts in die Kluft Warak (Woroh?) herabfloss, und den Berggipfel in Feuer hüllte, das man von Jogjakerta aus des Nachts hell glühen und deutlich abwärts strömen sah. (Jav. Cour. 1846. No. 73 u. 75.) Durch Vermittlung der Regierung, namentlich des Herrn C. VisscHER, damaligen Algemeenen Secretaris, sind mir vom Resi- denten zu Jogjakerta (dem Herrn R. de Fielletaz Bousquet) aus- führliche Nachrichten über diesen Ausbruch zugesandt, welche der Herr H. W. van Waaij, pensionirter Kapitain des Ingenieur- corps, zum Theil in Beantwortung von mir aufgestellter Fragen, die Gefälligkeit gehabt hat, zu verfassen. Dieser Officier wohnt nämlich als Landherr zu Guling, auf dem südöstlichen Merapifusse, in grosser Nähe des Berges, und war Augenzeuge der Erujjtion. Ich sage allen diesen Herren für ihre Bemühimg meinen ver- bindlichsten Dank und gebe aus den Berichten des Herrn van Waaij folgenden Auszug. Zuerst in der Nacht vom 1. zum 2. September (1846) fing die Spitze des G.-Merapi (die Krateröffnung) an, sich in voller Feuer- glutli zu zeigen und eine ungeheure Rauchsäule auszuqualmen. Aber erst um 10 Uhr des Vormittags (den 2. September) fing der eigentliche Ausbruch an und man hörte ein entsetzliches, don- nerndes Getöse, das den Grund erbeben machte, ohne dass (und auch nicht in den höhern Berggegenden) Stösse von eigentlichen Erdbeben Mahrgenommen wurden. Auch während der Dauer des ganzen Ausbruchs wurde kein Erdbeben gefühlt. Nachdem die Rauchsäule nach der ersten Explosion (10 Uhr) majestätisch hoch in die Luft emporgestiegen war, verminderte sich das Ausströmen von Rauch und nun sah man die ganze Oberfläche des Berggehän- ges sich mit Tausenden von Dam])fflecken, wie mit Schafwölkchen {cirrhi) bedecken, die Avahrscheinlich durch das Aufschlagen von niederfallenden Steinen an eben so vielen Stellen hervorgebracht wurden ; darauf stieg die Rauchsäule mit neuer Kraft zum Him- mel auf und dann sah man nichts mehr vom J3erge, denn die- ser hüllte sich nun in einen dicken Nebel, in einen schwarz - gelb- lichen (fahlen) Dami)f, der sich weit in den untern Luftschichten verbreitete. Man sah über diesem Nebel nur noch die Rauchsäule, 21* 324 die hoch in die Lüfte qualmte und hörte nur das laute Donnern und Krachen des lierges , der selbst nicht siclitbar war. Dies dauerte den ganzen Tag lang, und als die Nacht hereingebrochen war, sah man das grossartigste Feuerwerk vor seinen Augen. Die Rauchsäule über dem Berge war durch die innere Gluth des Kraters erleuchtet, so dass oberflächliche Beobaclitcr glaubten, Flammen zu sehen, die hoch in die Luft emporstiegen. Nach Ost- »Süd-Ost flössen Lavaströme herab und in 8üd-Süd-üst Tvom Gipfelj sah man einen feurigen Hegen sprühn, nämlich glühende Steine, Gereibsel und Sand, die dort über den Jjcrg herabgeschüttet wurden und sich in den Klüften Gendol und Woroli lagerten. In den ersten Wochen Tnach dem Anfang der Eruption) nah- men diese Erscheinungen noch zu, Hessen dann abwechselnd nach, hörten aber erst nach fünf Woclien*) gänzlich auf. TAus der langen Dauer der Eruption geht offenbar hervor, dass der A ulkan nicht unimterbrochen thätig war, sondern, wie der G.-Lamongan, mit freien, ruhigen Zwischenzeiten — Sto ssweise — wirkte.) Aschenregen fiel auf der Seite, wo der Berichterstatter wohnt, der Windseite der Berges, nicht. So dauerte die Wirkung des G. - Mörapi , bald ruhiger , bald wieder mit verstärkter Heftigkeit , also Paroxysmenweise , den ganzen trocknen Musson lang fort und erst gegen den Eintritt der Regenzeit (Mitte oder Ende October ?) hörte das Wüthen vom A'ul- kan ^^'ieder auf, und lum befrirchtete man (wie der Berichterstatter sich ausdrückt) keine geringere Gefahr vom erzürnten Neptun, (Siehe unten.) Die Auswurfs Stoffe in dieser Eruption bestanden (ausser Dämpfen und Gas-Arten) : 1) aus grossen Steintriimmern, Gereibsel, Sand und Asche, die alle rothglühend aus dem Krater kamen, aber nur zu einem kleinen Theile in die Luft geschleudert wurden, sondern Srrössten Theils über den Süd-Ost-Rand des Kraters über rollten und in die Längeklüfte Gendol und Woroh herabkamen. Nach dieser S u d- Ost- Seite zu soll die Wirkung am heftigsten gewesen und sollen die meisten Auswurfsmassen, die genannten Klüfte füllend, aus- geworfen sein. Man betrachte die Figur Merapi 13, und man wird sehen, dass der Eruptionskegel nach der östlichen Aschen- fläche zu frei und ohne ]Mauer ist, und dass sich diese Aschentiäche ebenfalls mibegränzt nach Südosten zu am Berge herabzieht. Nach dieser Richtung mussten die Auswurfsstoffe also ihren leichtesten Abzug finden; noch leichter muss dies aber geschehen sein nach W^esten, in die Kluft Blongkeng herab, also nach der Residenz Kadu, von wo Berichte fehlen. 2) Aus geschmolzener Lava, die in einem Strome nieder floss in die Kluft Gendol, welche sich ost- *) Diese Stelle ist nicht deutlich im Berichte ; da aber weiter unten gesagt wird, dass das Toben bis gegen das Ende der trocknen Jahreszeit anhielt und die Eruption den 2. September anfing, so können damit nur "Wochen gemeint sein. A. d. V. 325 Avärts nach Bojolali herabzieht. Der Herr van Wa-\ij konnte, wie er bestimmt versichert, von seiner Wohnung aus die geschmolzene Lava deutlich in die genannte Kluft herabströmen sehn.*) Sie war vergleichbar mit geschmolzenem Eisen und bildete ein ,, blaues Feuer, '^ das nachher weiss -roth und blau - glühend -wurde, bis es sich in der genannten Kluft den Augen des Beschauers gänzlich entzog. Seitens palten. In einer vorigen Eruption des G. - JMerapi sollen im Süd-Ost- und Süd-Süd-Ost-Abhange zwei Risse oder Sei- tenspalten entstanden sein, aus denen sicli seit der Zeit mehrmals ein dicker Rauch entwickelte, der jedoch nicht hoch aufstieg. Seit- dem nun im September 1S46 der Vulkan wieder in grosser Thä- tigkeit war, wurden von Zeit zu Zeit Sand- und Gereibselmassen aus diesen Spalten ausgeschleudert und in die Klüfte Gendol und Woroh herabgeworfen. Jene Spalten liegen vielleicht in den ho- hem Gegenden dieser Klüfte selbst, deren Verlängerung nach oben siie sind.' Weil aber auch die Auswurfsmassen , welche vom Kra- ter herabkamen, ihren Weg über diese Seitenspalten nahmen und in die genannten Klüfte herabzogen, so konnte die ^Menge der aus den Seitenöifnungen allein ergossenen Stoffe nicht gut beurtheilt und noch weniger erkannt werden, ob auch geschmolzene Lava aus ihnen geströmt sei. Nach beendigter Eruption sah man nur noch weisse Dampfwol- ken sanft und gleichmässig aus dem Berggipfel steigen, dessen Profil mehr abgerundet erschien, wie vor dem Ausbruch. Ob derErup- tionskegel stelm geblieben oder zertrümmert ist, weiss man nicht. Die VerAvüstungen, welche in den bebauten Feldern an- gerichtet wurden, dehnten sich auf dem Lande des Herrn van Waaij aus über 7 Bau's Land (ä 500 D Ruthen) und betrugen eben so viel bei seinem Nachbar. Wie \iel in andern Gegenden, ist mir nicht bekannt. Diese Verwüstungen hatten jedoch weniger durch die immittelbare Wirkung des Ausbruchs Statt, sondern ereigneten sich vielmehr durch nachfolgende Überströmungen. Die Klüfte Gendol**) und Woroh nämlich waren schon seit langen Zeiten von Alters her bekannt als der Abzugskanal, sowohl der Auswurfsstotfe des G. -^Merapi, als auch der hohen Fluthen (Bandjer), zu welchen die l^äche in der Regenzeit anschwellen. Der längst bekannte ,, Sandsee" in Nord -Osten von Prambanan (in Nord - Westen von Tangkiran) verdankt dieser Zufuhr seine Entstehung. Auch jetzt waren die genamiten zwei Klüfte wieder von den Auswurfsmassen des Vulkan's verstopft, ja fast bis an ihren Rand zu dav(m erfüllt. Die Wohnung des Berichtgebers lag nur 200 *) Diese Kluft muss daher viel südlicher liegen, als unser DJ urang-Gandul. **) Die senkrechten AA'ünde der Kluft Gendol bestehn nach dem Herrn van M'aaij von oben bis unten ganz aus Schichten loser vulkanischer Auswurfs- sloffe. A. d. V. 326 Schritte vom Rande der Kliift Gendol entfernt imd der Regcn- musson mit seinen Fluthen nahte heran. Irn November kamen denn auch die liandjer's mit wüthender Kraft herab. Das Wasser trat über die Ränder der Kluft und verbreitete die Auswurfsstoife, die es mit sich fortriss, weit über die bebauten Felder zu beiden Seiten. Steine von 3' Dicke wurden in die Felder mit fortgeris- sen, ja in der Kluft Avurden Trümmer von Büffelgrösse herum- gewälzt. Der Grund, Avorauf das Haus stand, erbebte von der Gewalt, womit der IJergstrom sich einen neuen Durchzug durch die Aus- wurfsmassen bahnte. Das Wasser war lauwarm. Einzelne Steine dampften noch ; ja manche Felsenblöcke, obgleich der Regen die ganze Nacht darauf gefallen war, waren am folgenden ^lorgen noch so warm, dass man die Hand nicht daraufhalten k(mnte. Nach dieser Zeit bis in October IS 47 (dem Datum des Berich- tes) blieb der Berg still. Nur den 23. September 1847, also ein Jahr nach der oben beschriebenen Eruption, hat er nach dem Herrn VAN Waaij noch Einmal Steine und Lava ausgeworfen. 1849, September, 14. Abends gegen 11 Uhr begann der G.-Merapi, unter heftigem Gedonner Asche und Steine auszuAver- fen. Dieser Aschenregen wurde durch einen Ost-Süd-Ost- Wind über die ganze Residenz Kadu fortgetrieben und bedeckte auf einigen. Stellen den Boden in einer Dicke von 3 Rheinl. Zoll. Am 15. September war der ]>erg in Wolken, Rauch und Asche gehüllt, und machte gegen 3 Uhr Nachmittags einen zweiten Aus- bruch in Ijegleitung von heftigem anhaltenden Donner. Zu ]\Iage- lang fielen viel Sand mul Steinchen; zu Muntilang, 10 Pfähle von Magelang sogar bis zur Grösse eines Taubeneies. Am löten blieb alles ruhig. Die Bewohner der umliegenden Dörfer hatten sich bei Zeiten geflüchtet, doch litten die Tabak-, Indigo- und Kafleekulturen stark hierbei. Der K.-Hlongkeng, Avelcher ganz mit Sand und Steinen angefiillt ist, lässt bei einfallendem Regen das Schlimmste fürchten. In JogjakertaAvarder vom 16ten bis 1 7 ten Morgens andauernde Aschenregen 1 Niedcrl. Zoll dick gefallen; in Surakerta hatte er am 16ten gegen 5 Uhr begonnen und dauerte am 17tcn noch fort. Das Landgut Selo hatte durch die heftigen Aschenregen sehr gelitten, welche an manchen Stellen den Boden Fingerdick bedeckten. Auch die Bewohner dieser Gegend waren mit Zurücklassung ihrer Habe und ihres Viehes geflüchtet. In den Residenzen Bagelen und Ban- ju mas fühlte man am Morgen des 15ten zwei leichte Stösse von Erdbeben in der Richtung von Osten nach Westen ; auch hier fielen am löten und Ißten Septbr. Aschenregen. (Jav. Cour. v. 2G. Sep- tember 1849. Nr. 77.) Nach spätem Berichten aus Kadu ist der durch diesen Aus- bruch verursachte Schaden weniger ansehnUch gewesen, als man anfangs fürchtete. Denn Regengüsse, Avelche kurz nach dem Ausbruch herabstürzten, spülten die Asche von den Pflanzen wie- 327 der ab. Die Zahl der in der Residenz eingestürzten Häuser (die meist klein und von geringem Werth sind) betrug 836. Ganz ver- nichtet wurden 514207 Kaffeebäume und sehr beschädigt 3484S7; von der Tabakkultur wurden 202 V2 Bau's ganz vernichtet mid 130y4 scliAver beschädigt ; auch die Indigokultur hatte mehr- oder weniger zu leiden. (,Jav. Cour. v. 24. Nov. 1S49. Nr. 94.) HerrA. Kixder, Controlcur der Isten Klasse, hat den Aschen- fall, den diese Eruption zur Folge hatte, den 15. September auf der Reise von Wonosobo nach Purworedjo und nachher am letzt- genannten Orte beobachtet und mir das Folgende darüber mitge- theilt.*) Ich verdanke diesem aufmerksamen Beobachter zugleich ein Fläschchen voll des gefallenen Sandes, den er am Abend des genannten Tages zu Purworedjo gesammelt und die Gefälligkeit gehabt hat, mir zu senden: L. Nr. 215^. Es ist ein ziemlich grober Sand, der aus stumpf- eckigen, selten ganz runden Kör- nern besteht, von einer hellgrauen, matten Farbe. Wird dieser Sand mit Wasser gewaschen, so löst sich etwas davon auf, das Wasser wird trübe und bildet nachher einen Bodensatz von feinem Schlamm. Nachdem dieser ge^vaschene Theil des Sandes wieder getrocknet ist, so hat er seine gleichförmige, matte Färbung ver- loren, er ist etwas dunkler geworden und erlaubt schon mit dem blossen Auge heller und dunkler gefärbte Körner, so wie einzelne glänzende Punkte zu erkennen. jNlit der Loupe untersucht besteht er aus unregelmässig -eckigen, doch an den Ecken meistens abge- rundeten, seltner ganz runden Bruchstücken, Körnern, nämlich 1) aiis opaken, bräunlich-grauen Stückchen: Felsit; 2) aus schwar- zen Bruchstücken: Hornblende; 3) aus schwärzlich-blauen, leb- haft glänzenden Splittern, die mit dem Magnetstabe herausgezogen werden können: JNIagneteisen, und hauptsächlich 4) aus durch- scheinenden, wasserhellen, eckigen Trümmern von glasigen Feld s p ath kr y stallen, die wenigstens 9/10 von der ganzen iNIenge ausmachen. Farbe und Beschaffenheit des Sandes blieben während der ganzen Dauer des Ausbruchs unverändert. In der Nähe des Berges, auf dessen Westseite, zu Muntilang, war die Schicht, die dieser gefallene Sand gebildet hatte, einen hal- ben Fuss dick, Avar dort aber mit Faustgrossen Lavatrümmern ver- mengt; zwischen Wonosobo und Purworedjo fing der Sandfall um 1 Uhr (am 15ten) an, und zu Purworedjo, 30 Minuten südwest- wärts vom Vulkane entfernt, war die Luft schon um 4 IThr so sehr verfinstert, dass man Lampen anzünden musste. Schrecklich war der Anblick der kolossalen Sand - und Aschenwolke, die sich vom Vulkane her immer weiter nach We^ten zu fort^välzte , die Sonne verdunkelte und Tag in Nacht verwandelte. Das schnelle, perpendikuläre Herabfallen des Sandes, konnte mit einem star- ken Regen, bei ganz Windstiller Luft verglichen Averden. Dabei schien die belebte Schöpfiing wie verstummt, — das monotone •) d. (1. Purworedjo, Januar 1S51. 328 Geräusch, das Ritseln des fallenden Sandes allein unterbrach die Todtenstille, die sich über die ganze Natur verbreitet hatte. Dennoch muss in den höhern Luftregionen zu gleicher Zeit starker Ostwind geweht haben , denn die feineren Theile der Aus- wurf sinassen sind 207 Minuten weit vom Vulkane entfernt, wcst- zu nordwärts bis nach Tjandjur geflogen. Waren in der Nähe des Vulkan's alle Felder verwüstet, so war der Sandfkll für die ThongTÜnde vieler Gegenden Bagelen's eine Fruchtbringende Er- scheinung. Die Menge des gefallenen Sandes muss ungeheuer gross gewesen sein, denn selbst in der bedeutenden Entfernung vom Vul- kane zu Purworcdjo war kein Grashalm, kein grünes Blatt mehr zu sehen, und wie eine nordische Landschaft mit ihrer Schneedecke, so war die üppige Tropenwelt mit dem einförmigen, grauen Kleide vulkanischen Sandes überzogen. C. Besuch von Reisenden. 1786 war Fr. van Boekhold wahrscheinlich der erste Euro- päer, der von Selo aus den G. -Merapi wie fi-üher von Salatiga aus über Kopeng den G. -Merbabu erstieg; auch besuchte er den G.- Mörapi am 18. Juli und 10. August 1786 zum zweiten und dritten Male. {Verhand. Bat. Genootsch. VI. p. 14 etc.) 1820, im September, besuchten ihn Bieter Merkus und Nahuys {Togtje noor den Mürapi in den Jav. Cour, vom 14. Oct. 1820). Die topographische Beschi-eibung ist jedoch zu unbestimmt, um daraus zu ersehen, ob der Krater damals schon seine jetzige Gestalt hatte oder nicht. Hierauf folgte der Ausbruch vom 27. bis 31. Dec. 1822 mid 25. Dec. 1832. 1836, den 5. bis 8. September, besuchte ich den Berg zum ersten jNIale von Jogjakßrta aus über Bedojo und Rangga auf der Südseite. 1836, den 4. bis 6. November, zum zweiten Male von Selo aus auf der Nordseite. 1837, im April, hielt ich mich 8 Tage lang auf der Südseite auf. Hierzwischen der Ausbruch vom 10. August 1837. 1838, den 5. bis 8. Juni, besuchte ich die Krone des Berges zum dritten Male mit Dr. Fritzc von Magelang aus über jNIuntilang und Selo, auf der West- und Nordseite. ]\Iehre Bergschlipfe hat- ten sich an den Wänden der Gendolkluft ereignet ; das früher grüne Ingabäumchen auf der östlichen Kratermauer war dürr, sonst waren keine Veränderungen zu sehen. 1844 hielt ich mich zwei Monate lang (December und Januar) zu Selo auf und untersuchte die Noi'dseite des G.-^Ierapi und den Zwischensattel, wo in 48S0' Höhe die stabile Temperatur 2' unter dem Boden war: 67,5'' F., die zu Samarang 82,0" F. ist. 329 D. Umgestaltungen. Die Veränderungen , welche der G. - Mörapi zwischen meinen beiden Besuchen in 1S36 und 1S38 durch seine Eruption vom 10. August 1837 erlitten, waren zum Erstaunen! gering. Obgleich er einen ganzen Tag lang eine ungeheure Aschensäule ausspie und die Kluft Elongkeng ganz mit AusAAT.irfsmassen erfüllte, so schien doch nicht eine von den Schlacken des Kegels verschoben zu sein, und sogar die kleine Aschenfläche, auf welcher ich vom 6. bis zum 7. September 1836 übernachtete, war noch ganz dieselbe! Um so bedeutender aber sind die Veränderungen, welche der Berg zwischen Boekhold's Besuch im J. 1786 und meiner ersten Reise in 1836 erlitten hat, zwischen welchen sich die Ausbrüche vom 27. bis .31. Decbr. 1822 — und 25. Decbr. 1832 ereigneten, von denen der letzte der schwächste war. Denn Boekhold be- schreibt den ,, brennenden Berg," den Schlackenkegel, den er sehr passend mit einem rauchenden Kohlenhaufen vergleicht, als eine kahle, öde Insel, ringsum von fruchtbaren, d. i. mit Vegetation be- deckten Bergen umzingelt , Avelche vom Bergfiisse aus die Aussicht auf jenen verhinderten. Gegenwärtig ist er in seiner ganzen Nackt- heit vom Bergfusse sichtbar. Ist Boekhold's Angabe nun richtig, so war der Schlackenkegel damals rundum, — also auch auf der Nordseite, — von einer mit Waldgebüsch bedeckten Kreismauer umgeben, welche im Ausbruche von 1822 bis auf ihre jetzigen geringen Überreste in Süden zertrümmert wurde. Die Wirkungen des neuesten Ausbruches vom 2. September und folgenden Tage in 1846 und vom 14. September und folgenden Taffe in 1849 sind noch nicht beobachtet. 31. G.-Lawu. ^ Hierzu gehört Lawu Figur 1 bis 5. A. Topographischer UberT3lick. Ganz von allen andern Bergen isolirt, erhebt sich der G.-Lawu als Avahrer Kegel 1 0 Tausend Fuss hoch aus der Ebne, die, obgleich im Centrum des Landes gelegen, nicht höher ist, als 285 zu Solo, 180 zu NgaAvi und 225' zu Madiun. Nur auf der Südseite bildet er ein grosses, von Osten nach Westen hingezogenes Vorgebirge, *) mit dem er durch einen 5000' hohen Sattel, worauf der Bergsee Telaga-Pasir und die Dörfer Seraugau und Gondosuli, zusammen- hiiiigt. Dieses südliche Vorgebirge ist ein Theil des G.-Lawu •) Von dessen Kuppen eine wesliiclie ü.-Tjupu larangan heisst. A.d. V. 330 selbst; es ist, eben so wie der Fuss des Vulkairs in Norden, Osten und AVesten , seitwärts von gleich niedrigen Ebnen begränzt , und auch in Süden durch ein Aveites und nur wenig höheres Flachland von den Ik'rgzügen des s. g. Südgebirges {Zuider Gehergte) ge- trennt, die bis zur Küste reichen. So stellt sich der G.-Lawu als eine Berginsel dar, die auf allen Seiten von tiefem Flachland umflossen. ist. Es besteht diese Ebne auf der West- und Nord-West-Seite, die deniG.-^Ierapi entgegenzieht, nach Solo hin, aus einem hellgi'auen, feinen , thonigen Boden von vulkanischer Asche, der zur Zeit an- haltender Trockenheit hart und holprig wird, als wäre er gefroren, und dem nur die regelmässigste Bewässerung einige Fruchtbarkeit in der Kultur des Reises schenkt; wenn es geregnet hat, so ist es ein hässlicher knetbarer Schlamm. ^lan braucht den ,, Nagel der Welt"*) nicht zu beneiden, dem nicht viel mehr als Solcher Boden geblieben ist. Auf der Nord- und Ostseite aber, der Seite von ]\Iadiun , ist *es ein dunkelgTauer, fast sclnvärzlicher Boden, der zwar auch sehr Thonreich und schwer, aber schon fruchtbarer ist, und am Berg- gehänge selbst herrschen überall fruchtbare und mit viel Damm- erde gemengte Bodenarten vor. In weitem Halbkreise**) durchfliesst der Kali-Solo diese Ebne rund um den West-, Nord- West- und Nord-Fuss des G.-Lawu; an seinen 5 bis 15' hohen Ufern erkennt man die abwechselnden Schichten von vulkanischem Sande, Gereibsel und Asche, aus wel- chen die oberste Decke dieser Ebne besteht , welche eine anselm- liche Dicke haben muss. Er trennt sie, die Vulkanfläche, (wie man sie nennen kann ,) von den niedrigen neptuuischen Hügel- zügen , die sich zwischen der Nordküste und seinem Bette durch ganz Mittel -Java bis Sedaju hinziehen, und die, ausser einem fei- nen Kalkartigen Sandstein, vorherrschend aus Kalk bestehen. Auch auf der Ostseite ist die Fläche des Lawafusses von einem grossen 1 Jache, Kali-Gentong, begi-änzt, der fast in der ]Mitte der Zwischenfläclie des G.-LaAvu und Wilis von Süden nach Norden fliesst und als Kali von ^Nladiun, wie man ihn gewöhnlich nennt, bei Ngawi in den Kali -Solo fällt. .An diesem hydrographisch und strategisch wichtigen Punkte, wo neuerlich ein Fort erbaut wurde, bilden die Flussbetten 30 bis 40' tiefe Kanäle;***) sie sind *) Dies ist einer der Titel Sr. Hoheit, des Kaisers (Susuhunan) von Solo. **) Doch Aveniger weit, als auf Kaffles' Karte angegeben ist. ***) An der Zusammenmündung beider Flüsse beträgt die Tiefe nach Angabe desIngenicur-Kapitain W. C. von Scuierbraxd 32'; einen Pfahl südlicher, vio zur Verbindung der Poststrasse über den Bach von Madiun eine Führe dient, 25'; zum zweiten Male setzt die Strasse bei der ersten Post Gentong über den Bach, dessen Bett daselbst nur noch 15' tief und mit Sand und Steingrus erfüllt ist; zum dritten und vierten Male überschreitet sie ihn in der Nähe von Madiun. — Siehe La wu Fig. 4. A. d. V. 331 (imxh vulkanische Auswurfsstoffe, namentlich vorherrschend durch einen feinen Sand von grauer Farbe in Lagen von feinem Conglo- merat (Padas der Javanen , Wadas der Sundanesen) und weichem grauen Sandstein: L. Nr. 13G7 u. 1368 eingeschnitten, die zur ter- tiären Formation gehören , deren horizontale Lage gar keine Ver- änderung erlitten hat. Sie bilden auch die Sohle der Betten, in welchen man bei sehr niedrigem Wasserstand während der trock- nen Jahreszeit hinabsteigen kann. Insbesondere ist dies mit der Sohle des Kali-Madiun der Fall , welche mehre Fuss höher liegt. Während der Kali-Solo, der einen grössern Wasserreichthum be- sitzt, sanft und still dahin fliesst, braust der Kali-Madiun da, wo er in den ersten mündet, über Klippen und Felsblöcke abwärts. Der schnelle Strom, der dadurch entsteht, brachte schon manchem Kahne (Prau) Gefahr, der mit Äladiun'schem Kaifee und andern Produkten beladen, den Kali -Solo einstach, imi nach Sedaju zu schüfen. — Die Klippen, welche in der INIündung des Kali-Madiun aus dem Bette hervorragen , sind buchtig ausgewaschen und bilden allerhand Höhlen und Nischen. Hier sickern auch kleine Quellen, brodelnd von aufsteigenden Gasblasen, aus dem Flussbette her- vor; sie schmecken schwach salzig. Ungeachtet jener Klippen und der starken Strömungen zwischen ihnen, sahen wii* mehre jNIenschen beschäftigt , grosse Prauen in den Kali-Madiun hinauf- zuziehen ; die Wassermenge in den Monaten Jvüi, August und Sep- tember ist sehr unbedeutend und kommt wohl nicht in Betracht mit dem Wasserstande in dem Regenmusson, so dass die Betten durch- watet werden können. Aber unglaublich schnell schwellen die Flüsse nach dem Regenfalle an ; dann werden sie in bräunlich - graue Flu- then verwandelt; dann Avird nicht nur das ganze 32' tiefe Flussbett bis an seinen Rand ausgefüllt, sondern auch die umliegenden Ge- genden werden öfters überschwemmt ; dann ist Alles voll Thätigkeit auf den Strömen , und die Produkte dieser Residenz, als: Zucker, Kaffee, Reis, Indigo, Djatibalken, werden dann zu Schiffe nach Surabaja geführt. Am West- und Nord-West-Fusse des G.-Lawu ist der grösste Tlicil dieser Fläche mit Sawah's bedeckt; am Nord -Nord-West- Fusse aber fängt auf dem schwarzen ]3oden ein hohes, trocknes und heisses Grasdickicht an von Alang alang und Glagah , in wel- chem nur zerstückeltes und krüppliges Waldgebüsch mit vorherr- schenden Ploso- (Butea frondosa) \xn({\)]?iiihü.\\men{Tectoi>iugran- dis) vorkommt. Nach den Gränzen von Ngawi hin wird diese Wildniss, in welcher ausser Schweinen vorzüglich viele Tiger hau- sen , immer mehr gelichtet und macht zuletzt in Nord-Osten und Osten vom G.-Lawu wieder bebauten Feldern Platz, welche durch die Thätigkeit des Residenten Launij , (in den Jahren 1835 bis 1839) an die Stelle von Gras- und Plosowildnissen getreten sind. Die tertiäi-en, niedrigen, aber weit verbreiteten und grössten- theils mit Wildniss, besonders Djatiwaldung bedeckten Ilügclzüge, zwischen welchen der Kali-Solu seinen Lauf fortsetzt und welche 332 wahrscheinlich die obersten La»^en Avaren , durch welche die Vul- kane G.-Lawu und AVilis hindurchbrachen, liefern einen bläu- lich-grauen Stein, der besonders bei Tuban, Grösik und Sedaju gebrodieu wird, sehr weich und schneidbar ist, an der Luft aber erhärtet und zuoleich dunkler wird, und der desshalb /u Grab- steinen vorzüglich der java'schen Fürsten verwendet zu werden pflegt. Jiatu - Kembang tjendono ist sein inländischer Name. Er ist sehr feinkörniger, w^eicher. Kalkhaltiger Sandstein, der das Lie- gende der Kalksteinbänke ausmacht, welche als das jüngste Glied der tertiären Formation stets an der Oberfläche über den andern Lagen vorkommen. Die vielen Höhlen der Kalks tcinbänke desselben Gebirges sind wegen des Salpeters bemerkenswerth , den die Javanen schon vor der Ankunft der Europäer auf Java aus der Erde zu bereiten wuss- teu, welche die Sohle dieser Höhlen bedeckt. Alle diese Höhlen sind nämlich von Fledermäusen *) bewohnt, deren Excremente sich mit der Bodenart der Höhlen, die theils Alluvialgrund, theils durch Zersetzung der Felsen entstanden ist, vermengen. Auch in den mehrsten Tempelruinen von Jogjakerta und Kadu nisten Fleder- mäuse in zahlreichen Sclnvärmcn und liefern eine solche Älenge Mist , dass man den Boden mancher Tempel in einen Breiartigen, mehre Fuss tiefen Pfuhl verwandelt findet. Von Solo aus führt in östlicher Richtung, aber gekrümmt um den nördlichen Fuss des G.-Lawu herum, die schon oben erwähnte Strasse nach Madiun, die jedoch so schlecht unterhalten ist, dass sie sich in einigen Gegenden nördlich vom G.-Law^u fast ganz im Alanggrase verliert. NB. Ich lasse von nun an die topographische Beschreibung des G.-Lawu in Gestalt einer Reiseerzählung folgen , welche ich hier in 1838 an und auf dem Gebirge selbst niederschrieb. Eine Umarbeitung oder ein Auszug würde das Wissenswerthe allerdings in mehr gedrängter Form zu liefern im Stande gewe- sen sein, aber offenbar der Lebendigkeit der Beschreibung der Naturphysiogno- mie, der Frische des Bildes Abbruch gethan haben. Verfolgt man diese Strasse, so kommt man einige Pfähle ost- Avärts von Solo zu dem Flusse gleichen Namens, über den man auf einer Fähre setzt. Er ist bereits von Solo aus für kleine Prauen schiffbar und hat hier eine Breite von etwa lOO'. Seine Ufer sind theils flach auslaufend und sandig, theils bilden sie mehr oder we- niger senkrechte Wände von 10 bis 15' Höhe, die grösstentheils aus Trümmergesteinen zusammengesetzt sind. Einige von diesen bilden Brezzien von grauer Farbe und bedeutender Festigkeit, so fein, dass sie dem Sandstein nahe treten, andere bestehen aus zu- sammengebackenen runden Trachy tgeschieben, deren mittlere Grösse *) Nycticebus Temminckü 3riiller, nebst vielen Rhinoloi^hus- und Vesperti- ^10- Arten; — zuweilen mehre Arten in derselben Höhle. A. d. V. 333 die eines Apfels ist, und deren Bindungsmittel (vulkanischer Sand) eine eben so grosse Härte, als die Geschiebe selbst, erlangt hat. — Diese so verschieden zusammengesetzten Conglomerate liegen in horizontalen Schichten von 2 bis 3' und mehr Mächtigkeit über- einander. Es ziehen sich an diesem linken Ufer des Flusses von Solo her unangebaute Strecken Meilenweit nach Nord-Osten hin. Sie bilden niedrige, abgeflachte Hügelrücken , die um so mehr in's Auge fal- len, da die jenseitigen Gegenden völlig ebne, mit Reisfeldern be- deckte Flächen bilden , welche sich vom G. - Lawu her bis zum rechten Flussufer herabziehen. Es gleichen diese Hügelrücken europäischen Triften, da sie nur mit kurzen Gräsern und mit ver- einzelten, stacheligen Ingas träuchern und Kamlaka {Emhlica ofß- cinalis Gärtn.) bewachsen sind. In der Nähe von Solo erblickt man hier und da das blendende Weiss von chinesischen Gräbern, welche sich ihren Abhängen anlehnen. Im Wassermangel scheint der Hauptgrund ihres Unangebautseins zu liegen. Man könnte Avohl aus dem Kette eines der Bäche, welche an der Ostseite des G.-Mer- babu und Merapi nach dem Kali - Solo herabströmen , bis hierhin eine Wasserleitung anlegen, dies würde aber nur geringe Yortheile darbieten, da der Mangel an Wäldern, die auf dem G.-Merbabu und Merapi ganz gefällt sind, eine grosse Wasserarmuth zur Folge gehabt hat, so dass die meisten der genannten Bäche nur nach ge- fallenen Regen Wasser führen. Der Boden der Ebnen, Avelche das rechte Flussufer des Kali- Solo begränzen, zeichnet sich durch eine hellgraue, hier und da so- gar Aveissliche Farbe aus, mengt sich innig mit Wasser und bildet getrocknet sehr harte Krusten, welche den Weg sehr holperig machen. Er scheint vorzugsAveise aus Thonerde zu bestehen und durch Ascheneruptionen des G. -Merapi gebildet zu sein. Auch in diesen Gegenden bis zum Dorfe Kembang, West-Nord- West-Fuss des Gunung-Lawu, findet man nur wenige Reisfelder bewässert und daher die meisten dürr, ob es gleich an Strömen nicht gebricht, von deren höhern Gegenden man Leitungen herabziehen könnte. Einer dieser Ströme ist der Kali-Kembang, der nord^vest- oder Avestnord- Avestlich vom G.-LaAvu herabströmt und sich ZAvei Pfähle Aveiter unten vom Dorfe in den Kali-Solo ergiesst. EtAva sechs Pfähle Aveiter östlich trifft man einen kleinern Strom an , der beim Dorfe Seragen vorbcifliesst. Hier ändert sich der hellgraue Aschenboden in eine bräunliche Erde um, Avelche für das Gedeihen des Kaffeestrauches ungleich günstiger ist; man fin- det daher hier auch bereits (ungeachtet des heissen Klima' s) junge Kaffeegärtcn , die 1838 einem ScliAveden gehörten, der sich hier niedergelassen hatte. Dieser Mann erzählte, dass im Anfange sei- nes Hierseins das Volk so sehr zum Stehlen geneigt gcAvesen , dass er sich ein Thürmchen bauen musste, Avorin er sicli des Nachts mit seinen Habseligkeiten einzuschliessen pflegte, um vor Dieben sicher zu sein. Dies viereckige Thürmchen , unter Avelchcui hindurch das 334 Thor zum Gehöfte führt, steht noch und gewährt eine angenehme Aussicht über die umliegenden Gegenden. In Süd-Osten gen Süden erblickt man da die höchste Kuppe des G.-Lawu. Östlich von Seragen , kaum 1 '/o Pfahl von diesem Orte ent- fernt , fimgen furchtbare Graswildnisse an aufzutreten , die sich be- sonders in Nord -Osten vom Gunung-Lawu ausdehnen, und von Tigern und w'ilden Schweinen wimmeln. Uie letztern waren so Avenig scheu , dass sie uns fwir waren zu Pferde) bis auf drei oder fünf Schritte nahe kommen Hessen, ehe sie aufsprangen und wegliefen. Die Grasarten, Avelche diese "Wildniss bilden, sind theils Alang alang, theils Glagah, zwischen denen sich, ent- Aveder ganz vereinzelt oder in einzelnen Gruppen, krüppelige Djati- {Tectonia gnmclis) und Ploso- (Butea frondosa Roxh.) Bäume zerstreuen. Die Gräser sind so üppig aufgeschossen, dass sie Ross und Reiter in den zuvor hineingehauenen Pfaden über- ragen. So dehnen sie sich weit und breit aus, erreichen jedoch den Kali-Solo nicht, sondern bleiben von ihm durch eine Strecke frucht- baren Reislandes getrennt , die man vom G.-Lawu aus durch ihre grüne Farbe von den mehr röthlich - grünen Wildnissen unterschei- det. Zugleich mit diesen Graswäldern tritt ein anderer Boden auf, dessen Farbe von dem Dunkelgrauen in das Nussfarbene, ja in das völlig Schwarze übergeht, der, durchnässt, sich in einen feinen Schlamm verwandelt, getrocknet aber zu harten Krusten Avird, ob- gleich minder hart, als der hellgraue Boden von Kembang; er gleicht vielmelu- ganz der Erde, Avelche Avestlich A'omG.-Gamping bei Jogja- kerta gefunden Avird. In einigen Gegenden ist er Avirklich morastig imd überhaupt zur Kaffeekultur geeignet. In kleinen Sümpfen und Pfützen fanden Avir die schöne Xyris indica L., die Avir noch nirgends auf Java gesehen hatten. Es Avar Mittag (7. ]Mai 1S3S), als Avir (Dr. Fritze und ich; diese Gegenden nordnordAvestlich A'om G. -LaAA'u durchstrichen. Die Hitze erreichte einen hohen Grad und das FAiiREXiiEix'sche Thermometer stand im Schatten der Plosobäume 90° F. (25,7S"R.). Diese Ebnen sind Avahrscheinlich nicht über 200 bis 250' über dem ^leeresspiegel erhaben; eine geringe Höhe für diese centralen Ge- genden der Insel ! Die Stadt Solo liegt 2S0' hoch. Erst südlich hin, nach dem G.-LaAvu zu, fangen sie, obgleich sehr unmerklich, an aufeusteigcn, und hier beginnt auch die Wildniss um so öfter, je mehr man sich dem Dorfe Tarik nähert, durch Reisfelder und Dörfchen unterbrochen zu Averden, deren schönes Grün und schlanke Kokospalmen das Auge erfreuen. Und zu gleicher Zeit macht der schAvarze, scliAvere Schlammboden einer bräunlichen Damm erde Platz, die, je höher man steigt, um so lockerer, leichter. Humusartiger Avird, eine Eigenschaft, Avelche sie in hohem Grade zur Kaffeekultur geeignet macht. Das Dörfchen Tarik liegt am nordnordAvestlichen Fusse des G.-Lawu in einer !Meereshöhe von 350'. Es Avird A'on einem Bache, 335 Kali - Tarik, umschläugelt, der von seinem Ursprünge in den höhern Gebirgsgegenden an bis zu seiner Mündung in den Kali -Solo (ein Lauf, der im Ganzen nördlich ist) , die Gränze zwischen den zwei Residentschaften Solo und ^Nladiun bildet. Wie alle Gebirgsströme dieser Insel, enthält auch sein Bett Tausende von Geschieben von \nilkanischen trachytischen Fels - Arten, deren Grösse von dem kleinsten Kiesel bis zu den gewaltigsten Blöcken anwächst; die Gesteine semes Ufers da , wo sie an steilen Abhängen zu Tage lie- gen, sind eben solche conglomerirte Massen, Puddingsteine, wie wir sie bereits am Kali-Solo zu betrachten Gelegenheit hatten. Am jenseitigen Ufer des Flusses erheben sich Djati- und andere Wälder, aber diesseits ist Tarik von Reisfeldern mid KafFeegärten umgeben. In den letztern gedeihen die Dadap- (Erythrina indica) Bäume mit grosser Üppigkeit; viele, die erst ZAvei Jahre alt Avaren, hatten be- reits eine Höhe von 20 bis 25'. Der Anblick des G. - Lawu von dieser Seite kommt unter allen Bergen Java's dem des G. -Ungaran, vom Dorfe gleichen Namens aus gesehen, am nächsten. Oben ist er mit finsterem Wald be- deckt, seine mittlem Abhänge sind lichtgrün (Grasfluren), und sein Fuss oberhalb Tarik ist mit Vorhügeln umlagert, die mit zerstückel- ter Waldung begrünt sind. Dabei hat er das Eigenthümliche , dass sich sein Fuss nicht weit ausstreckt , sondern dass die Flächen , die ihn umgeben , sehr niedrig liegen , und dass sich seine ■Masse dann mit den Vorhügeln auf einmal erhebt. Diese Hügel, wenn man von Tarik gen Süden aufwärts steigt, diesseits des Stromes , treten immer deutlicher hervor. Auch jen- seits (östlich) vom Kali - Tarik erheben sich noch bedeutend höher, als das Dorf Tarik gelegen, zahlreiche Kuppen, die sich Ketten- artig vereinigen und sich so der Länge nach herabziehen ; sie sind mit dichter Waldmig bedeckt. Aber die diesseitigen Hügel ziehen sich der Quere nach hin und gewähren einen ausserordentlich freundlichen Anblick , da allenthalben der lichtgrüne Schmelz des Alang alang mit dem dunkeln Grün des zerstückelten Waldes ab- Avechselt. Bald hat man den etwa drei Pfähle langen Pfad zurückgelegt, der von Tarik aus durch die Reisfelder und KafFeegärten aufwärts führt, und kömmt über eine kleine, in Reisterrassen verwandelte Platte nach Gamping, einem Dörfchen, welches, von Hunderten von Kokospalmen beschattet , höchst lieblich am nördlichen Fiisse dieser Hügel liegt, die steil hinter dem Dorfe ihre Kuppen erheben. Hier neben dem Dorfe im Gebüsch trifft man eine lauwarme Quelle an. Die Felsen, zwischen denen sie hervorsprudelt, bestehen aus einem weisslich-grauen Kalkstein, dessen Oberfläche, wie die aller Kalkfelsen an der Südküste u. a. O. Java's, ausgefressen und man- nigfach durchhöhlt ist. — Au^h noch in andern Gegenden dieser ILigel wird Kalk gefunden. Das Wasser ist ohne Geruch und fast ohne Geschmack und scheint keine andern Bestandtheile zu ent- 336 halten, als solche, die durch die Felsarteii, durch Avclche das Was- ser dringt, angedeutet werden, Kohlensaurer Kalk. *) Das Dorf Gamping liegt am nordnordwestlichen Abhänge des G.-Lawu. Man steigt von hier aus an dem Vorgebirge hinan, des- sen zahlreiche , zuweilen sehr s])itz erhobene Kuppen durch laby- rinthisch gewiuidenc Thäler und Klüfte von einantlcr getrennt sind. Ist man auf der Höhe der queren lleihe der Kuppen , die sich über Gamping erheben , angelangt , so sieht man ein kleines Plateau vor sich, das rings umher von ähnlichen Hügeln umschlossen ist. Durch Kaffeegärten, welche den .Südabhang der überschrittenen Hügel bedecken, steigt man zu ihm hinab. Es ist ganz in Terras- sen, die mit Reis bepflanzt sind, verwandelt und enthält mehre Dörfer, unter denen Djambejan das grösste ist. Es bietet einen lieblichen Anblick dar; einsam liegt es da, ein bebautes, plattes Fleckchen, mitten zwischen Waldgekrönteu Hügeln. Es ist nur wenig geneigt und erhebt sich sehr sanft zu den Hügeln , die es im Süden begränzen , und die dann zu den steilern Abhängen des G. -Lawu emporsteigen. Um zu dem höchst ge- legenen Dorfe auf dieser Seite des G.-Lawu zu gelangen, schreitet man oberhalb des Piateau's von Djambejan in mehr querer Rich- tung an den Rergabhängen hin und überklimrat zwei Rücken, die, obgleich sich ihr Kamm auch in einzebie, ungleiche Kuppen er- hebt, doch mehr ein Ausdehnen der Rippen in die Länge vom Cen- trum des Berges abwärts erkennen lassen. Sie sind durch tiefe Thäler, in deren scharfem Grunde kleine Ströme rauschen, von einander getrennt. Alles ist mit Glagah und Waldwuchs bedeckt ; nur in der Tiefe der Thäler, avo sich hier und da Reisterrassen hinabziehen, erkennt man kleine Dörfer an den Areng-, Pinang- und Kokospalmen, die sich um dieselben gruppiren. So gelangt man nach Balong, welches am Nord-West-Abhange des Berges gelegen ist, jedoch nicht mehr als 20 OO' Höhe hat. Es liegt auf einem kleinen Plateau , welches von Süden nach Norden geneigt und, ähnlich dem von Djambejan, wie ein Kcsselförmiges Thal rundum von Hügeln umgeben ist. Diese Hügel sind malerisch schön; eine üppige Vegetation aus Wald und Gras bedeckt sie. Sie bilden Hunderte von ungleich hohen Kuppen, bald abgerundet, bald zugespitzt, die sich neben einander emporthürmen und durch labyi'iiithisch mit einander verbundene Thäler und Klüfte getrennt sind. Im Zickzack führt der Pfad bis Tawang an den Kuppen und ihren Abhängen hin, die zuweilen so schroiF sind, dass man tief unter sich die 3 bis 500' tiefen AValderfüllten Abgründe erblickt. Erst bei Tawang verflachen sich die Hügel und Hügelrücken,- deren Avestwärts gelegene mit Djatiwäldern bedeckt sind. Der Boden von Gamping, Balong und Tawang ist überall eine lockere, leichte, vom Humus der Wälder und der Glagah, die in grosser Üppigkeit wuchert, gebräunte Erde. *) Siehe warme Quelle Nr. 64, in dem dritten Abschnitte dieser Abtheilung. 337 Von diesen Hügeln bei Balong aus übersieht man dafs kleine, Kesseiförmige Thal mit seinen Terrassen, mit seinen Dorfwäldehen und schlanken Palmen, dann die waldigen Kuppen, welche es be- gränzen, und dahmter die Abhänge desG. -Lawu, alles von der Natur mit so grosser Schönheit ausgeschmückt. Die obere Hälfte des Berges erscheint im düstern , ununterbrochenen Waldesgrün, während die untern Abhänge , welche zu den Hügeln von Balong herablaufen, in lichtgrünem Schmelze von Gräseru daliegen; aber da, wo die Waldgränze beginnt, erkennt das Auge schlanke Wäld- chen von pyramidalen Bäumen, die wie nordische Tannenwälder erscheinen. Ich rüstete mich daher, von Neugierde getrieben, am Morgen des 10. Mai, und richtete meinen Weg aufwärts nach dem Gebirge zu. Zehn Javanen von Balong, die gekochten Reis und meine Kei- segeräthschaften trugen, begleiteten mich. Wir folgten anfangs, nachdem wir die Keisfelder durchwandert hatten, dem Laufe des Kali - Balong und drangen durch eine Kluft , die zuweilen so eng ist, dass man sich genöthigt sieht, in dem Strombette selbst hinauf zu waden. Nachher klommen wir an den Rücken hin , welche die Kluft im Westen begränzen , und welche , so Avie die Kluft selbst, abwechselnd auf das Üppigste mit Sträuchern, mit Glagah und mit Waldbäumen bewuchert sind. Es erweitert sich hier die Kluft in einen tiefen Thalkessel von fast rundlichem Umfange, der ringsumher von schroff geneigten Rücken umgeben, in Süd-Ost aber, also in seiner obersten Gegend, von beinahe senkrechten Abstürzen begränzt ist. Dort (iii Süd- Osten) blicken auch mehre graue Felsenwände aus dem Grün der Wälder hervor, deren w'ilde Üppigkeit den ganzen übrigen Kessel erfüllt. — Der Rücken, welcher den Kessel auf dieser Seite (in Westen) begränzt, ist zwar an den beiden Seiten steil abgestürzt, der Länge nach aber (im allgemeinen von Süd -Ost nach Nord- West) sehr sanft geneigt, so dass man in kurzer Zeit bis zu den Wäldern Avürde gelangen können, w^enn er nicht, so wie alle andern Bergrücken des Gunung- Lawu, in dieser Höhe mit einer furchtbaren GlagaliAvildniss bedeckt wäre. Dieses Gras, obgleich seine Stengel die Dicke eines Fingers selten übertreffen, erreicht eine Höhe von 15 bis 20' und Avächst so dicht, dass wir erst nach 4 Stunden langer Arbeit die Waldgränze erreichten. Ja, ohne die Erleichterung durch Pfade, von wilden Schweinen gebahnt, welche hie und da den Grund aufwühlen, würden unsere Hack- messer noch nicht vermocht haben, den so kurzen Raum in dieser Zeit zu durchdringen. Der Boden dieser Rücken ist leicht und locker, von schwärzlicher oder schwarz-bräunlicher Farbe und bestellt hauptsächlich aus Humus, welcher aus den vermoderten Stengeln und Wurzeln der Glagah gebildet Avurde. Es war daher bereits 12 Uhr, als ich oberhalb der Kcsselför- niigen Kluft ankam, da, wo sich die Rücken erweitern und ge- räumige. Plateauähnliche Vorsprünge bilden, die vom Gebirge ab- Juugliuhii, Java II. 22 338 Avärts nur selir sanft geneigt sind. Hier machen die Glagahwild- nisse den Urwäldern Platz, deren Grunze daselbst beginnt, und hier Avar es, wo ich zum ersten ]Male den ]Jaum aus der Nähe be- trachten konnte, der mich bereits zu Balong durch seme pyramidale FoiTii angezogen hatte. Es war die schöne Casuarina, die ich inontuna nannte, und die die östlichen, über 4500' Höhe steigenden lierge Java's so eigenthümlich schmückt, unter der Zone von 450o' findet sie sich nicht, auch ist auf keinem der lierge, die Avestlich vom G. - Lawu liegen, irgend eine Spur davon zu sehen. Dagegen bemerkte ich ihn später auf allen liergen, die ostwärts dem G.- Lawu folgen, nämlich dem G .- Wilis , Kawi, Ardjuno, Semeru, Tenggör, Ajang, Eaon und Idjen — also auf neun vulkanischen Kegelbcrgen, auf deren Gehänge er erst in der Zone von 5000 zahl- reich vorzukommen beginnt ; von da an begleitet er aber den Rei- senden bis zur Höhe von SOOO', ja bei einigen Bergen selbst bis 8y2 und 9000'. Hier nimmt er, ebenso wie an der Untern Gränze seiner Yerbreitungszone , eine kleine Pyramidenförmige Gestalt an und erreicht endlich die Laub Avaldungen, unter Avelchen sich im östlichen Theile Java's häufig eine kleine Eichart zeigt. (Siehe unten: Gipfel des G.-Kawi.) Er wächst ungefähr in derselben Höhe als das Nadelholz, die Tannenwälder auf Sumatra: Pinu& Merkusii de JV., die er auf .Java repräsentirt. *) An der Stelle, wo ich diese Casuarina — Tjemoro der Javanen — zuerst antraf, bildet sie kleine Gruppen, die sich anfangs noch zwi- schen den Gräsern, dann zwischen den Wäldern selbst zerstreuen. Ich betrat ein solches "Wäldchen, das sich isolirt auf dem grasigen Plateau erhob, und das aus etwa 100 Bäumchen zusammengesetzt war. ]Mit Hülfe einiger Bohrer, die ich an einem der Stämme fest schraubte, hing ich die Barometer auf (Höhe 4200 par. Fuss), während sich die Javanen lagerten, um zu frühstücken. Ich fand die rissig aufgesprungene Rinde fast aller dieser Bäume angebrannt und (an ihrer Oberfläche) in Kohle verAvandelt, eine Erscheinung, die ich später auch an mehren andern Abhängen des G. - Lawu be- merkte, selbst in bedeutender Höhe und in tiefster Wildniss, wo sich weder Pfade, noch andere Spuren menschlichen Verkehrs wahrnehmen lassen. "Was die Entstehung dieses Brandes betrifft, so meinten die Javanen, dass sich das Feuer der angezündeten Glagahfelder so weit verbreiten könne. Doch fand ich die Casuari- nen öfters mitten von andern dichten Wäldern umschlossen, deren Stämme vom Feuer unbeschädigt waren. Auch selbst von den Casuarinen w^aren viele mitten unter den andern nicht verbrannt , und viele von diesen hatten eine lebhafte, *) Er -wurde von Professor MiQUEL unter dem Namen Casuarina Jung- Äe<Ä««awa beschrieben. {Platit. Jungk, j). 7.) Die Casuarina equisetifolia L. fin- det sich nur an den Küsten der ostindischen Inseln und auf Java nur an denen von Krawang ; deshalb hatte ich die erstgenannte C. montana genannt. A. d. V. 339 Zinnoberrothe Farbe, die bei näherer Untersuchung von einem Staubpilz herrührte , Avelcher die Rinde und ihre Spalten überzog, und welchen ich überall, auch an den südlichen mid südwestlichen Abhängen des G.-Lawu, doch ausschliesslich auf Casuarinastäm- men, wieder fand. {Torula lateritia ?mht.)*) Diese Casuarinen Wäldchen (an der untern Waldgränze gelegen) scheinen aus Bäumchen Jüngern Alters zu bestehen; denn die meisten unter ihnen sind nur 30 bis 50' hoch, pp-amidal, schlank, schnurgerade in die Höhe strebend und mahnen bei ihrem geselli- gen Vorkommen, welches andere liaumarten ausschliesst, an unsere nordischen Fichtenwälder, obgleich ihr Grün minder gesättigt, sondern lichter ist und mehr in's Graue spielt. Sie bilden einzelne Gruppen, kleine, scharf umgränzte Wäldchen, die sich zerstreut hie unfl da auf den grasigen Abhängen erheben , und mit schattigeren, dunkelgrünen Wäldern abwechseln. Ellenlang hängen von den letzten Enden ihrer Aste die Nadeln oder richtiger die geglieder- ten, eingescheideten Zweige herab, Büschelartig wie Bartmoos, das sie bedeckt, sich im Winde schaukelnd. So erhalten diese Bergab- hänge eine eigenthümliche Physiognomie, so lieblich und schön. Höher oben aber sind ihre Gruppen minder deutlich umgränzt, obgleich man ihr geselliges Vorkommen , selbst mitten in andern Wäldern, nicht verkennen kann. Ihre Stämme steigen dort zwar auch gerade auf, sind kahl, mit rissiger, in weiten Spalten aufge- sprungener Rinde, ihre Aste aber breiten sich mehr nach den Seiten hin aus, nach Art der Laubbäume, sparriger, kahler, nur am Ende mit einem Zweigbüschel besetzt. So vorkommend, deuten sie ein höheres Alter an. Der Boden dieser Wälder ist nur zuweilen kahl und mit den herabgefallenen trockenen Zweigen bedeckt, besonders an sehr stei- len Abhängen und da, wo der Grund steiniger, trockner ist; dann hat man ein Bild, welches einem nordischen Nadelwalde , be- sonders einem Lärchenwalde, gleicht; in der Regel aber ist er mit 3 bis 4 Fuss hohen Alangwildnissen oder mit einem feuchten Dickicht der verschiedensten Sträucher, unter denen Ruhiis- , und höher oben Vibumum- und ^«^ewwan'a- Arten vorherrschen, aus- gefüllt. Ich durchklomm östlich von dem erwälmten ersten Wäldchen eine kleine Kluft und kam auf einem sanft geneigten Rücken an, der mit solchen Wäldern bedeckt war. Indem ich durch diese Wäl- der hinaufstieg, gelangte ich auf eine Terrasse, wo ich zu meinem Erstaunen drei in Stein gehauene Statuen fand. Die Steinart war eine poröse, von lauter kleinen Blasenräumen durchdrungene tra- chytische Lava, gerade so, wie man sie bei den Ruinen von Pram- banan findet, und die Bilder waren aus einem Blocke gearbeitet. Das grösste von ihnen hatte eine knicende Stelluno- und zeichnete •) Siehe: Praenmsa in floram cryptog. Jav. (lins, (in den l'erh. v. h. Bat. Geti. T. Xril.) 22* 340 sich bei einer Höhe von G durch einen riesenmässigen Kopf aus, dessen Diameter vom Kinn bis zum Scheitel drei Fuss betrug. Physiognomie und Ohrschmuck waren java'sch, das Ganze aber un- ähnhch jenen regelmässigen, sanften Gesichtszügen und jenen schö- nen , anatomisch richtigen Körperformen , die man in den Ruinen von Prambanan und Boro budo bewundert. Aber die angefressene Beschaffenheit der Bilder, die Erde, welche die Poren des Gesteins ausfüllte, und die feuchte Moos- und Flechtendecke, die Alles über- zog, schienen ein hohes Alter dieser Ruinen anzudeuten. Die mei- sten der liilder waren so mit JNloosen bedeckt und mit Gesträuch umwuchert, dass ich sie erst nach mühsamem Aufräumen erkannte. Von Neugierde durchdrungen, schritt ich. weiter und fand eine Treppe mit 15 Stufen, aus Quadersteinen erbaut, die mich auf eine zweite Terrasse führte mit noch einem Bilde. Von hier aus sfieg ich wieder 25 Stufen hinan und gelangte auf ein drittes, geräumiges, vollkommen horizontales, \'iereckiges Plateau, das ganz mit Quader- steinen belegt und mit einer etwa 6' hohen, aus eben solchen Qua- dersteinen aufgeführten ]Mauer umgeben war. Es ist etwa 1 OO' lang und eben so breit. In seiner Mitte erhebt sich ein Altarförmiges Denkmal auf einem etwa 7' hohen , zwei Terrassen bildenden Fun- dament. Es ist aus Quadersteinen erbaut, von Moosen, Flechten und Lycopodien umgrünt. Kaum erkennt man noch einige Sculp- tur, so vermodert ist das Gestein, und so auseinandergetrieben sind dessen Fugen. Üppiges, schönes, hohes Gras, unter dessen Decke steinerne Bilder umher zerstreut liegen, bewuchert die ganze Terrasse, und hohe Casuarinen wölben sich darüber hin, von deren sparrigen Z^veigen eben so viele Usneen als Nadeln herabhängen. Hier trieben also einst Völker ihren Verkehr und opferten ihren Göttern. Jetzt ist alle Spur ihres Cultus verloschen, ihre Tempel sind verfallen , und keine Kunde drang aus der Vorzeit zu uns. Meilenweit rings umher durch Wildnisse von der bewohnten Welt geschieden, liegen ihre Trümmer da, einsam und verborgen, kaum eine Deutung zulassend. Und als wollte er das Verborgene noch mehr mit Vergessenheit umhüllen, wölbt sich der Wald da- rüber hin , düster und schweigsam ; nur leise streicht der Wind durch die Casuarinen, in deren kaum bewegten Zweigen er ein Säuseln hervorbringt, das wie Geistergelispel aus der Vorzeit er- klingt. Es ist ein heiliges, zur Andacht stimmendes Rauschen, das seiner Wirkung selbst auf die rohen Gemüther der Javanen nicht verfehlt. Nur einer von den zehn Javanen, die mich begleiteten, kannte diesen Ort. Er nannte sich Djojodono, trug einen langen ]>art und wurde von den Andern mit einer Art von scheuer Auszeichnung be- handelt. Er bezeichnete die Ruinen mit dem Namen Tjeto oder Bunten tj et o. Jene grosse Terrasse nannte er Alun alun, den Altar Soakar und die einzelnen Statuen Retjo. Von dieser dritten Terrasse Alun, führen einige Treppen zu einer vierten, auf welcher sich zahlreiche kleinere und grössere 341 Statuen vorfinden, sämmtlieh Figuren aus der Götterlelire der Hindu darstellend, unter denen man Genesa am häufigsten sieht. Am Rande dieser Terrasse zeigt sich der Stamm eines mächtigen Casuarinenbaumes wie Tempelähnlich umbaut. Es sind , wie überall, Kubiksteine von trachytischer Lava, die rings um den Stamm her auf einander gefügt und mit künstlich verzierten Kan- ten und ausgehauenen kleinen Bildern versehen sind , so dass sich der Stamm des Baumes in der Mitte der Steine befindet, die eng an ihm anliegen. Ein Theil dieses pyramidalen Tempels ist jedoch eingestürzt, der Gipfel des Baumes ist aber noch grün, obgleich sein Stamm an einigen Stellen zu vermodern beginnt. Der Stamm hat jedoch nicht mehr als 3' im Durchmesser, und die Höhe des Baumes beträgt etwa 90'. Über das Alter dieser Ruinen kann man nur wenig Gemsses erfahren. Alle in Stein gehauenen Figuren, die man dort vorfindet, haben ihren Physiognomien und der Art ihrer Ausführung nach eine grosse Übereinstimmung mit denen von Suku , welches am West -Abhänge desselben Berges, jedoch 500' tiefer liegt (Höhe 3700). Die Physiognomie der Bilder gleicht der java'schen, ist unregelmässig, die Körperformen sind unproportionirt, uns^Tinne- trisch, monströs. So haben Quadersteine, Altäre, Figuren e^ Jas reliefymd Statuen beider Orte viel Übereinstimmendes und deuten auf eine gleichzeitige Entstehung hin. Aus den Untersuchungen java'scher Chroniken scheint hervorzugehen, dass Suku und Tjeto im Jahre dreizehnhundert und dreissig erbaut wurden. Ein Prinz des längst erloschenen, damals mächtigen Reiches Modjopai't ent- zvv^ite sich mit seinem regierenden Bruder und zog sich auf das Gebirge zurück, wo er als Einsiedler gelebt und jene Tempel erbaut haben soll. So viel scheint gcAviss, dass sie, eben so wie Prambanan und Borobudo, vor dem 15. Jahrhundert entstanden sein müssen, da um diese Zeit der ]\Iohammedanismus auf Java schon allgemein verbreitet war. Die Kubiksteine, in deren Mitte jener Baum steht, schmiegen sich dessen Stamme so genau an, dass man fast glauben sollte, sie seien um den Stamm herum so gebaut, zur Zeit als dieser — also vor 4 bis 4 y. Hundert Jahren — schon bestand ! — Wahr- scheinlicher aber ist es , obgleich nicht weniger merkwürdig, dass der Baum im Boden des Tempels Wurzel schlug, genau in dessen JMitte emporwuchs, die Spitze der Pyramidenförmigen Kuppel zer- sprengte und sich dann, fortwachsend, aus dieser erhob, die nun den untern Theil des Stammes wie ein Futteral umgiebt. Auf einer 5ten Terrasse findet man A\ieder einen Altar, ähnlich dem auf der dritten, aber von grösserem Umfang, obgleich sein oberer Theil eingefallen ist, und er daher niedriger erscheint. Zehn Stufen führen zu einer 6ten Terrasse von geringem Umfange mit mehren Statuen voll Moos und Flechten , Alles üppig umwuchert. Aber- mals 15 Stufen, deren (Lehnen) Geländer zu beiden Seiten mit steinernen Hildern verziert sind, und noch eine Treppe ab^värts zu einer 7ten Terrasse mit nur einer Statue, aber mit einigen mächtigen 342 Felsenblöckcn , deren geebnete Seiten völlig mit Figuren bedeckt sind, sehr künstlich ew bas re/ee/" ausgearbeitet. Alles mit ]\Ioos über- zogen ; dann Avieder Treppen hinauf und hinab zu einer Stcn klei- nen, etwa nur 30' breiten und langen Terrasse mit ganz im Dickicht versteckten ]^ildern. Alle diese Terrassen sind mit einem erhöhten, von Quadcrstcmen aufgebauten Eande umgeben und communiciren durch schmale , kaum 3' breite Treppen mit einander, deren ein- zelne Stufen ebenfalls aus Quadersteinen bestehen. Die Ste Terrasse ist die letzte und am höchsten gelegene; von ihr führen wieder einige Treppen hinauf und dann hinab zu dem oberen Theile des nicht mehr in Ten'assen umgCAvandelten, aber verflachten und sehr sanft geneigten Bergrückens. Diese Gegend ist mit hohen und al- ten Casuarinenbäumen bcAvachsen, die sich zerstreut aus dem Gras- boden erheben. Sie bildet eine Bucht, die sich nach oben zu etwas verlängert und sowohl dort in ihrem Hintergrunde, als zu beiden Seiten von einem Saume der dunkelsten, schattigsten Eichenwälder umgeben ist, die so frisch sind, wie sie der Norden kaum aufweisen kann, — eine Natur, deren Schönheit wir bewunderten. Ich habe dieses Altergraue Denkmal in dem Vorstehenden so beschi-ieben, wie ich es in 1838 sah und habe über den wahrschein- lichen Ursprung desselben nur dasjenige mittheilen können, was mir die java'schen Häuptlinge zu Solo davon erzählten. Seit der Zeit, in 1842 hat ein Sprachkenner, C. S. van dek Vlis den Ort besucht und Untersuchung über die vorhandnen Inschrif- ten und Sculpturen angestellt. *) Als einige der wichtigsten Ergeb- nisse seiner Forschungen f ühi-t er an : Das Heiligthum war dem Siwadienst, namentlich dem Lingamcultus geweiht; es wurde aber nie ausgebaut, sondern es blieb der Bau vor der Vollendung stecken. Nach vorhandnen Inschriften in Kawisprache wurde es einige Jahre später als Suku gestiftet, nämlich in den Jahren 1440 bis 1448 nach Chr. (1370 bis 1378 java'scher Zeitrechnung). Der Stifter war, wenn man erhaltnen Überlieferungen trauen darf, ein gewisser Kjai'-Patjiro, der den Islam nicht annehmen wollte und sich nach Tjeto als Einsiedler zurückzog, wohin ihm viele Gleich- gesinnte folgten. Er kam aber in einem Gefechte gegen Pragi wongso um , der vom Fürsten von Demak ausgesandt war , um ihn zur Unterw^erfung zu bringen. Wahrscheinlich wurden die Denk- mäler darauf verw^üstet. Ich betrat das Innere dieser Wälder, in denen Quercus pohj- neura Miq. vorherrscht, und in deren Unterholze die Areca glan- dxformis mit ilu-en rothen Trauben eine hauptsäclilishe Zierde bildet. Brombeersträucher mit rothen Beeren, Baumfarrn und Ro- tauge kommen häufig vor. Später treten Laurineen und Agapetes auf. Unser Weg durch das Dickicht, das wir mit Hackmessern vor uns her niederfällend durchdrangen, wurde sehr häufig durch Baum- stämme erschwert, die im Walde ausgestreckt lagen. Einige von *) Verhand. v. h. Batav. Genootschap. Deel XIX. p. 70 bis 12S. 343 ihnen waren bereits vermodert und aufgelöst, andere aber frisch entwurzelt und lagen mit der ganzen Last ihres Ast- und Laub- gewirres in solcher Menge umher, wie ich sie noch in keinem Walde sah. Man könnte daher annehmen, dass hier zu Zeiten heftige Winde hausen, Avelche die ältesten der Bäume, deren Gipfel durch die zunehmende Menge der Schmarotzer immer schwerer werden, umwerfen und mit den Wurzeln ausreissen ; solche Stürme aber werden auf Java höchst selten beobachtet. Freilich dürfte die grosse Steilheit der Abhänge, auf welchen sich die Bäume senkrecht er- heben, das Umreissen erleichtern; aber könnten dies nicht die Lianen, die man zu Hunderten von Baum zu Baum öfters in schie- fer Richtung abwärts ausgespannt findet, wenn ihre ai-mdicken Stränge durch Verschlingung oder durch zunehmendes AVachsthum immer straffer werden, allein ausrichten ? Der Wald blieb gleich düster, gleich hoch und noch war keine Hellung nach oben zu erkennen. Ich Hess daher, ehe sich völlige Finsterniss verbreitete, das Gesträuch zwischen einigen Tjemoro- ((Jasuarina-) Stämmen fällen und Feuer anzünden ; hier lagerten sich die Javanen. Ich Avählte einen Schlafplatz unter dem Stamme einer Thibaudia (Agapctes rosea mihi *] ) ; die Aste waren knorrig, mit dicken Moosschichten überzogen und schlängelten sich gleich schützenden Armen über das schaurige Plätzchen hin ; darüber und daneben erhob sich das LaubgeAvölbe , mit dessen dunkelem Grün die reine Rosenfarbe der üppigen Hlüthentrauben sehr lieblich con- trastirte. — Die Nacht war schön und hell erleuchtete der Mond die Gipfel der Bäume. Aber kein thicrischer Laut war im Walde vernehmbar. Nichts unterbrach die Aveit umher herrschende Stille, als das Rauschen eines Stromes (Kali-Tarik), der östlich von hier seinen Weg durch eine tiefe Kluft abAvärts nimmt. Die Tjemoro - Bäume , die sich hier mehr vereinzelt zwischen andern finden, erreichen aa'oIü eine Höhe von lOO'; ihre Zweige sind aber kahl, mehr Usneen, als Blätter tragend; nur von den letzten Enden der Aste hängt ein kleiner ZAveigbüschel herab. 11. Mai. Von empfindlicher Kühle frühzeitig aufgcAveckt, setzten wir, sobald sich der Schein des anbrechenden Tages im Walde zu verbreiten begann, unsere Reise aufvA'ärts fort. Die Tem- ])eratur vor Sonnenaufgang Avar 47** F. (8,33" R.). Wir klommen an einem steilen Rücken hinan , der zuweilen so schmal Avurde , dass wir in die tiefen Klüfte hinabsehen konnten, die ihn zu beiden Sei- ten begränzen. Nachher Avird er Avieder breiter. Es traten allmäh- lig auf ein Hypericum, Thalictrum javanicum BL, der nach Habi- tus und ]>lattfonn**) Thalictrum-'ühnYvche Podostaurus thalictroides *) Die ich hier zuerst fand und in Westjava nirgends angetroffen habe. Siehe Xatuur- en (reneeskundiy Archief II. p. 40. (Batav. 1S45.) **) iJie grösste Verwandtschaft hat diese Gattung mit Boenninghausenia. Diese seltene l'flanze gehört zu der Familie der Rubiacecn und sclieint auf keinem andern Berge Java's zu wachsen, als nur auf dem Gipfel des G.- Lawu. A. d. V. 344 mihi, eine Stcertia, ein Galium, das eben so, wie mehre europäische, gesellschafthch wächst, eng in einander verschlungen, und endUch noch eine Plantago und eine Alchemilla , gerade so , wde man sie auf dem G.-3Ierbabu, Tjerimai" und andern hoheft Beiggipfehi Java's antrifft. Wir näherten uns nun einer hohen Kuppe, deren Abhang immer steiler wurde und zuletzt in einem so steilen Winkel in die Höhe strebte, dass er unbeklimmbar sein würde, wäre er nicht mit Vegetation bedeckt. Hier wachsen ausschliesslich Casuarinen. Senkrecht streben sie an der schiefen Wand empor, deren Boden trocken und nur mit den herabgefallenen Nadeln bedeckt ist. Die Kluft, welche diesen llücken westlich begränzt, ist noch voll von hohem Wald ; östlich aber traten kleine Antennaria-V)iiU\Yn:\\en auf, deren grünlich - weisse lUätterkronen, rundum mit schneeweissen lUüthen bedeckt, herr- liche Gebüsche bilden. Sendet man von diesen Wäldern aus seinen Blick abwärts, so glaubt man die tiefer Klimmenden fast senkrecht unter sich zu erblicken , so schroff ist der Abhang ; und aus der Tiefe herauf, durch die Stämme der Casuarinenbäume hin- durch, schimmert das weite Land, von der ersten Morgensonne beleuchtet. Es w^ar 9 Uhr, als ich auf der Höhe der Kuppe A (auf L a w u Figur 5) ankam. Hier wuchs dasselbe Gras, Avelches auch die Gipfel des G. - Merbabu bekleidet , und dessen 1 Va bis 2' hohe Bü- schel kleine Inseln bilden, zwischen denen sich schmale Kanäle hinschlängeln. (Festuca nubigena mihi.) Seine blassgraue oder gelblichgraue Farbe ertheilt diesen Höhen ein eigenthümliches An- sehen. Die Kuppe selbst hat einen rundlichen Umfang und einen Durchmesser von etwa lOO'. Sie ist in der INIitte flach, nach den Seiten aber , besonders nach Osten hin , sanft geneigt und in ihrem Umfange mit zerstreuten Casuarinenbäuraen bewachsen, die hier ein ganz anderes Ansehen , als in den tieferen Eegionen haben ; sie sind niedriger, selten höher als 20 bis 30', ilire Stämme sind minder schlank, ihre Aste aber auffallend in die Breite gezogen. In der INIitte der Kuppe befindet sich eine viereckige, geräumige Vertiefung, deren Kand früher eine iNIauer gebildet zu haben scheint, die also offenbar durch Menschenhände gebildet w^urde. Übrigens ist der flache Raum, den die Kuppe darbietet, sehr be- schränkt, und die Abhänge, welche sie von den benachbarten An- höhen trennen, sind sehr steil, besonders in Norden und Nord- Nord- Westen, wo sie völlig senkrechte Abstürze bilden. Ich sah mich in meiner Erwartung , bereits auf dem höchsten Punkte des G.-Lawu angekommen zu sein, getäuscht und erblickte in Süd-Süd-Ost eine zweite, noch höhere Kuppe, die sich jenseits eines tiefen Zwischenthaies, das sie von der ersten trennt, schroff erhebt, übrigens mit demselben bleichen Gras, denselben Sträuchern und zerstreuten Tjemoro- Bäumen, wie der erste, begrünt ist. Der flache, aber nur schmale Grund des Zwischenthaies liegt etAva 700 unter der ersten Kuppe, ist kahl, nur mit Büschelgras bewachsen 345 und setzt sich nach beiden Seiten in eine Kluft fort, von denen die eine in mehr gerader Richtung- westUch am Berge herabläuft, wäh- rend sich die andere erst nach Nordosten, dann nach Norden zu um die erste Kuppe herumbiegt, ehe sie sich an der nordwestlichen Bergseite hinabzieht. Ihr oberer Tlieil trennt die erste Kuppe von den sanft geneigten Bergrücken, die sich von der zweiten Kuppe herabziehen, und die man gegenüber in Osten und Osten gen Süden in scheinbar gleicher Höhe erblickt. Die Rücken verflachen sich, ehe sie zum tiefern Jjergabhange übergehen, in kleine, ebene Flä- chen, die mit dem lieblichen Schmelze von Grasfluren bedeckt, zwi- schen sanften Anhöhen daliegen, auf denen sich malerische Grup- pen von Casuarinen erheben. Die Kluft aber ist mit mehr schatti- ger Waldung erfüllt; ihr Grund läuft schmal zu und senkt sich schroff" vom Berge hinab, eine Spalte bildend, welche im Nordosten von der ersten Kuppe am tiefsten und steilsten zu sein scheint. Weiter unten entspringt derselbe Bach in der Kluft, der bei Tarik vorüberfliesst, und dessen Rauschen wir des Nachts im Walde hör- ten; hier oben aber ist der Grund noch wasserleer und trocken. Ich beeilte mich, die zweite Kuppe zu erklimmen, ehe das immer höher steigende Gewölk alle Aussicht verhinderte. Denn die Wolken fingen schon an, sich zu sammeln und bildeten kleine sich an einander reihende Inseln von weisser Farbe, welche in den tieferen Regionen des Luftmeeres schwammen. Doch konnte man den Bergabhang deutlich übersehen. Die Rücken, welche sich nördlich und nordwestlich vom Berge hinabziehen, sind mehr un- ordentlich mit einander verbunden und weniger regelmässig gebil- det als an andern Bergen. Unterhalb der Waldgränze vereinigen sie sich mit einander und erheben sich zu labyrinthischen Kuppen. Es war 1 1 Uhr, als ich auf der zweiten Kuppe B (auf Figur 5) ankam, an deren steilen Abhängen viele abgebrochene Felsenwände Terrassenartig zu Tage gehen, besonders in Nord-Osten und Süden, wo sie unerklimmbare, fast senkrechte Wände bilden. Diese Kuppe ist noch schmäler als die erste, jedoch in der Richtung von Norden nach Süden melir in die Länge gezogen und mit Baumartigem Ge- sträuch der Agapetes vulgaris vorzugsweise bewachsen. Im Schat- ten dieser Sträucher fand ich hier zuerst eine kleine Orchidee {The- lymitra angustifolia li. Br.), die in der Erde wächst und deren rosenrothe Blumen den trocknen Boden zieren. Nachher traf ich sie auch auf den übrigen Höhen des G.-Lawu zahlreich an. Auch auf diesem Gipfel waren Spuren menschlichen Treibens sichtbar, und der grösstc Theil der kleinen Anhöhe war ganz in viereckige Räume umgearbeitet, deren Ränder aus auf einander gehäuften rohen, unbearbeiteten Steinen gebildet waren. Auch ein Paar Fel- senblöcke lagen da, mit hineingehauenen runden Löchern, in denen sich Regenwasser angehäuft hatte. Abermals sah ich hier ein, den höchsten Punkt des G. -Lawu noch nicht erreicht zu haben, da ich jenseits eines weiten, tiefen, aber sanft ausgeschweiften Zwischenraumes eine dritte, noch 34G liöhero Kup])c wahnialini, auf deren Spitze ich zu meiner IJeAVun- derung- ein 11 ansehen erblickte. Diese dritte Kuppe erschien in Süd - Süd - Osten, so dass also alle drei Kuppen in einer von Nord- Nord -Westen nach Süd- Süd- Osten gezogeneu Linien parallel hin- ter einander liegen. Die dritte Kuppe verlängert sich nach Westen in einen minder hohen Rücken, dessen Hand sich abwechselnd senkt und Avieder zu kleinen Spitzen erhebt ; ihr Ansehen ist kah- ler, Avinterlicher ; keine Casuarinen finden sich mehr. Ihre mit Stein- brocken bedeckten Abhänge sind nur mit krüppligem Gesträuch bewachsen. Die bleiche Farbe der Antennariabäumchen inid des liüschelgrases bekleidet sie, einige Steinplätze ausgenommen, die völlig öde daliegen. Nach genommener Barometer - Beobachtung wählte ich den östlichen Abhang der zweiten Kuppe, um hinab zu klimmen. Denn nach Osten zu ist der Zwischenraum zAvischen der zweiten und dritten Kuppe am höchsten und bildet ein nur sanft geneigtes Plateau, dessen nördlicher Rand dem Ostabhange der zweiten Kuppe entgegen läuft. Er ist von einer Kluft durchschnitten, die sich vom nördlichen Abhänge der dritten Kuppe herabschlängelt, anfangs nur eine kleine Furche bildet, am südlichen Fusse der zweiten Kuppe aber bereits eine solche Tiefe und Steilheit erlangt hat, dass ihre Felsen wände nicht mehr zu erklimmen sind. Sie läuft dann nach West -Süd -West am Berge hinab, eine Richtung, nach Avel- cher hin das ganze Zwischenthal, das zwischen der zweiten und dritten Kuppe übrig bleibt, abgedacht ist. Um diese Kluft zu ver- meiden, nahm ich meinen Weg daher über die nördlichen und öst- lichen Gegenden des Z^vischenthales, welche ganz sanft geneigt sind und sich Stellenweise Plateauähnlich verflachen. Nördlich hän- gen sie mit den tiefer liegenden, ebenfalls kleine Ebenen zwischen sich einschliessenden Rücken zusammen, die wir zuerst von der ersten Kuppe aus im Osten erblickten. (Siehe Lawu Fig. 5.) Beim Ersteigen des nördlichen Abhanges dieser Kuppe, der aus Steingereibsel und kleinem Gerolle besteht, übrigens, nur Ave- nige ganz nackte und unfruchtbare Stellen ausgenommen, mit der geAvöhnliclicn Strauch Vegetation dieser Höhen üppig beAvuchert ist, traf ich Avieder einige künstlich geebnete Terrassen an, die jedoch nur von roh auf einander gehäuften Steinbrocken umgeben sind und sich nicht ganz bis zur Spitze hinauf erstrecken. Ich erreichte diese höchste Spitze, die dritte Kuppe des Berges, (auf Figur 5) um 1 Uhr. Sie bildet einen viereckigen, künstlich ge- ebneten Kaum, etAA'a 15 Fuss breit, also kaum so gross, als der Flä- cheninhalt eines kleinen Zimmers beträgt, ist aber mit einer .3' ho- hen Mauer umgeben, Avelche aus roh aufeinander gehäuften Steinen besteht. Sie trägt ein kleines, ganz roh aus Brettern zusammen- geschlagenes Häuschen, dessen Inneres etAva so viel Platz darbietet, um ausgestreckt darin zu liegen. Dennoch nimmt es den gross ten Raum der Kuppe ein, ZAvischen deren Mauer und dem Häuschen nur ein schmaler Gang übrig bleibt. Wohlriechende lUumen, 347 die ich hier fand, und ausgebrannte Kohlen, mit denen man ge- opfert hatte, machten es wahrscheinlich, dass dieser Ort für den Aufenthalt eines Gottes gelte und den Javanen heilig sei. Da aber die Javanen gastfrei sind, so glaubte ich mit E-echt annehmen zu dürfen, dass die Götter, welche sie verehrten, in der Ausübung dieser preisenswürdigen Tugend den Sterblichen nicht nachstehen würden. Ich bedachte mich daher keinen Augenblick, und da sich keine Gottheit zeigte, — begrüsste ich mich selbst, nahm auf dem Throne dieser Gottheit Platz und hing mein 13arometer an einem der Balken auf. Hier sank das Quecksilber bei einer Lufttemperatur von 60** F. (12,44" R.) im Fortin'schen Instrumente auf 520 Millimeter und im Englefieldschen auf 20 Zoll und einen halben herab. Ich befand mich 10065 pariser Fuss über dem Meere. Da eine allzugrosse Ermüdung alle weitere Unternehmungen verbot, so liess ich bei Zeiten Anstalten treffen, um hier die Nacht auf eine erträgliche Art zuzubringen. Ich liess durch die Javanen einen hinlänglichen Vorrath von Holz zusammentragen, nament- lich viel Stämme und Zweige der Agapetes, die am besten brann- ten; liess aus einem Becken, welches sich östlich etwa 700 unter dem Gipfel vorfindet, Wasser holen und den letzten Rest von Reis, den Avir besassen, kochen. Das Wasser kochte bereits bei einer Temperatur von 193" F. (71,56" R.). Während sich so die Javanen beschäftigten, untersuchte ich die mitgebrachten Pflanzen und legte sie, mit Etiquetten versehen, ein ; in der nächsten Umgebvmg des Gipfels wuchsen noch unter den Sträuchern Inga niontana (Kema- laudingan), Antennaria jacanica (Älodusan), Agapetes vulgaris (Manis redjo), Hyperictim Javanicum, und von den Kräutern : Al- chemilla villosa, Plantago major (Daon-Otot), Polygonum corym- hosum Wild. var. (Daon-Tangtang), und jenes Büschelgras, welches die Javanen Tukotromo nernien. — Der östliche Abhang zunächst unter dem Gipfel besteht aus Terrassen, die durch schmale Treppen mit ehiandcr zusammenhängen, bis hinauf zur höchsten, auf wel- cher das Häuschen steht. Die grösste von ihnen ist etwa 50 lang und 25' breit; übrigens sind sowohl die Treppen, die sie mit ein- ander verbinden, als auch die Ränder, die sie Mauerartig umgeben, aus rohen, eckigen Steinen auf einander gethürmt, an denen keine Spur von Behauung kennbar ist. Auch noch tiefer unten am öst- lichen Abhänge, etwa lOOO' unter der Kuppe, findet man solche Terrassen mit noch einem ganz ähnlichen Häuschen. Dort sieht man auch zahlreiche, stumpfe Pyramiden, die aus massig grossen Steinen bestehen, welche 5 bis 8' hoch, ganz roh auf einander ge- häuft sind. Diese Terrassen und Steinhaufen sollen einem java'- schen Hohenpriester ihre Entstehung verdanken, welcher einst (un- bekannt, wann) als Einsiedler hier lebte. Die dicken Flechtenlager, welche die Steine bedecken, und die üppigen Sträucher, deren knor- rige Stämme auf ihnen wurzeln, deuten jedoch ein beträchtliches Alter derselben an. Der Anblick, den man von dieser Kuppe aus über die umlic- 348 genden Höhen «renicsst, ist nach der einen Seite hin eben so lieb- lich und schön, als er auf der andern Seite öde und schrecklich ist. Hier sieht man an dem nördlichen Abhänge hinab, der mit den zierlichsten Sträuchern und Alpenbüumchen bewachsen ist. Das Wachsthum dieser Bäume scheint zwar niedergedrückt, sie sind kurz, und ihre Aste sind mit Usneen behangen, aber darum sind sie nicht minder schön und die purpurrothen lilumen der Agapetes, so wie die gelben Trauben der feinblättrigen Akacien {Inga mon- tana) erscheinen nur um so glänzender, je mehr sie sich zwischen den Usneen verstecken , deren bleiche Farbe von dem lichten Schmelze der Antennarienblumen noch übertrofFen wird. Be- stände aber auch dieser Farbenunterschied nicht, so wäre man doch im Stande, diese Baumartigen Gnaphalien an ihrer Kugelförmigen Blattkrone unter allen übrigen Bäumen schon auf grossen Abstand zu unterscheiden, deren Laub wie ein Schirm ausgebreitet ist. Un- ten erblickt man dann die sanft geneigten Höhen mit dem blass- gelben Schmelze des Büschclgrases *) bemalt und nur mit einzelnen Fleckchen dunkleren Gesträuches betüpfelt; aber den freundlich- sten Anblick vor Allem gewähren jene kleinen Hochebenen, die Stu- fenweise unter einander nach Norden und Nord - Nord - Osten sich ausdehnen. Ihre Grasfluren liegen zwischen sanften Anhöhen da, welche mit den malerischen Gruppen der Tjömorobäume (Casua- rinen) bekränzt sind. Aber dort im Süden sieht Alles öde und verwüstet aus. Hier liegt dicht unter der Kuppe eine Kesseiförmige Fläche von rundem Umfange, die ganz einem erloschenen Krater gleicht. Es istder Telaga- Kuning. Seine Mitte ist söhlig, kahl, gelblich - braun von Farbe und trägt Zeichen von periodischer Wasserbedeckung an sich ; nach den Seiten hin steigt sein Grund, nur weitläufig mit Grasbüscheln bewachsen, allraählig und sanft empor, um einen flachen Hand zu bilden, der ihn fast Kreisförmig umgiebt, und der mit den eigen- thümlichen Gebüschen dieser Hölien bewachsen ist. Weit nach Süden ragt dieser Eand des Telaga-Kuning hervor und verbirgt den Blicken alle tiefer gelegenen Bergabhäiige; nur eine entfernte, Aval- dige Bergkuppe, zum G.-Lawu gehörig, ragt in Süden 5'' gen Osten, über den lland empor. Aber in Süd - Westen erblickt man — nah und deutlich — unter sich eine tiefe, wilde Kluft ; denn von der höchsten Kuppe, auf der wir stehen, zieht sich ein Rücken erst gen Westen hin und biegt sich dann nach Süden um, um sich in Süd- Westen von hier in eine schroffe Kuppe zu endigen ; sein Hand senkt sich bald tiefer hinab, bald erhebt er sich Avieder in höhere Zacken. Nach aussen zu neigt er sich etwa unter einem Winkel von 40'* und bildet einen steinigen, mit krüppelhaften Sträuchern bedeckten Abhang, der sich zur Kluft, welche die zweite und dritte Kuppe des G.-Lawu von einander theilt, hinabdacht. Nach innen •) Mit diesem Namen wollen wir immer die Festuca nubiqena bezeichnen. ^ -^ A. d. V. 349 aber stürzt er sich jäh hinab und bildet kahle, dem Telaga-Kiming zugekehrte Felsenwände, die ganz die Beschaffenheit einer Krater- mauer haben. (Siehe Figur 5.) Sie bestehen nämlich, wenigstens oben nach dem Eande zu, aus übereinander gelagerten Schichten, die, nach innen vorspringend, sich in scharfkantige Terrassen über emander erheben, nach aussen hin aber sanfter abdachen, so dass es scheint, als seien seine einstmals hier flüssigen oder wenigstens be- weglichen INIassen nach aussen über den Hand geströmt. So entsteht zwischen dieser Halbkreisförmigen flauer und den westlichen Abhängen des Telaga - Kuning eine gewaltige Kluft, deren Grund, mit Strauchdickicht ausgefüllt, immer schroffer zu- läuft, je mehr sie sich der INIauer anschmiegend nach Süden zu senkt, so dass man seine Tiefe dort nicht mehr mit den Augen ver- folgen kann. Hoch wird sie dort in Süd -Westen von der Felsen- mauer überragt , die sich in einen Pfeiler endigt , der, südlich und östhch senkrecht aufsteigend, sich kühn in die Lüfte erhebt. Indem ich diese Verhältnisse durchmusterte und auf den zu- nächst gelegenen Höhen herumschritt, näherte sich immer mehr der Abend. Schon seit 4 Uhr fingen grosse geballte Wolken an, sich rund um den Berg herum zu lagern; ich sah, wie sie sich unter mir anhäuften und mächtige Gewölbe bildeten von drohend furcht- barer Gestalt. Einige von ihnen erschienen in einem düstern Grau, auf andern aber bildete der Widerschein der Sonne ein glänzendes AVeiss, welches die Augen blendete; so bildeten sie in ihrer Ver- einigung ein sonderbares Ganze von so eigenthümlicher , stets wechselnder Beleuchtung, dass sie IMonate lang den Pinsel eines Malers hätten beschäftigen können. Nur durch ihre Spalten — Avie durch Fenster — erblickte ich kleine Stellen der bewohnten Welt. Dabei hatte sich seit 4 Uhr ein heftiger Westwind erhoben, der mit zunehmender Kälte (49" F. 7,56° E..) immer heftiger zu blasen anfing und die AVolken aufwärts trieb. Pfeilschnell, in abgebroche- nen Pausen mit dem Sturmwinde kommend und verschwindend, sausten sie an der Kuppe vorbei, gleich düstern Gespenstern, in Nebelgewand gekleidet. Die Thermometer sanken in diesem Winde, noch ehe die Sonne unterging, auf 43^/2" F. (6,39° E,.) herab. Kein einziges vierfüssiges Thier, noch andere lebende Geschöpfe scheinen diese Einöde zu bevölkern ; düster und verlassen liegt der kleine Kessel des Telaga- Kuning da, ein Schauplatz des wechselnden Kampfes der Wolken mit dem Winde. Nur zuweilen vernahm ich das Zwitschern klei- ner, gelber Vögelchen (einer Fringilla-Art), die, einsam durch das Gesträuch dahin eilend, nach Obdach suchten. Ich hatte mich, nachdem die Finsterniss herabgesunken war, anfangs in das kleine Häuschen gebettet ; der Wind blies aber so empfindlich durch die vielen Ritzen und Spalten, dass ich die wohlthätige Nähe der Feuer suchen musstc und so die Nacht halb wachend zubrachte. — Doch standen die Thermometer am folgen- den Morgen nicht unter 44" F. (6,11" R.). 350 Den 12. Mai. Als die Sonne über das Ostgewölke empor- stieg, warf sie einen sonderbaren, merkwürdigen IJergschatten auf die entgegengesetzten Luftregionen, obgleich die Atmosphäre Wol- kenfrei war und daher nur mit, dem blossen Auge unsichtbaren, Diinsten gesclnväugert sein konnte. Dennoch war der Schatten im Vergleich mit den erhellten Luftregionen umher sehr dunkel und nach seiner Spitze zu , die in West - Süd - Westen lag , scharf be- gränzt. In Osten erblickte ich eine Anzahl hintereinander auftauchen- der IJerge, von welchen die hintersten sich in blauer Ferne ver- loren; am nächsten, nämlich in Süden 70° zu Osten, lag der breit- gipf lige , sanft geneigte G.-Wilis; zu seiner Linken stiegen, in grösserer Ferne, der G.-Kelut, Kawi und Ardjuno empor, welclier letztere seinen ausgezackten Kraterrand in Süden S5° zu Osten erhob, vom G. - Kawi und Kelut war nur der linke Abhang und oberste Gipfel sichtbar. Aber da , wo der Gipfel des G. - Kelut die linke Ecke des G.-Wilis zu berühren scheint, tauchte, Aveit im Hintergrunde, der G. -Semem empor, dessen Gipfel mit seiner Dampfsäule sich über den Saum der nähern Berge erhob, wäli- rend sich der G.-Tengger in dem Zwischenräume des G. -Ardjuno und Kawi zeigte. Weithin zAvischen dem G. - Lawu und Wilis dehnt sich die fruchtbare Ebne aus voll Dörfer und Reisfelder, von denen einige im schönen grünen Schmelze daliegen , während an- dere spiegelnde Wasserflächen bilden. Tief ziehen sich die bebau- ten Flächen zwischen die Hügel der südlichen Gebirgsketten hin- ein. Nur in der Nähe des G. -Lawu erhebt sich, fast rundlich gruppirt, ein kleiner Hügelrücken einsam in der Fläche. Es erscheinen aber der Gunung - ^Nlerapi im AVesten 6° gen Norden und im Westen 1 2" gen Norden der G. - ^Nlerbabu , hinter welchem noch links der Abhang des G.-Sumbing und rechts der G.-S6ndoro, gleich hoch scheinend, hervorragen. Selbst den G.- Slamat erblickt mau noch als eine kleine Kegelspitze angedeutet in blauem Dufte. Um die südlichen Gegenden des G.-Lawu kennen zu lernen, wo sich allem Vermuthen nach ein Krater befinden musste, stieg ich zum östlichen liande des Telaga-Kuning hinab, in welchen der Abhang der Kuppe minder schroff, als in Süden und Westen über- geht. Ich konnte jedoch nur einen der Javanen (Djojodonoj be- wegen, mir zu folgen, und machte mir mit einem Hackmesser Kahn durch das Gesträuch des südlichen Randes. Die Fläche des Telaga- Kuning hat etwa 500' im Diameter und scheint auch 5 bis 700 tie- fer, als die höchste Kuppe zu liegen. Sobald ich den äussersten Rand erreicht und eine Lücke in das Gesträuch gehauen hatte, bot sich meinen ]jlicken ein wilder Anblick dar. Ich sah in einen Kraterähnlichen Vorsprung des Berges hinab, nur durch eine Fel- senwand von ihm geschieden , die sich et%va 700' tief hinabsenkt. Die westlichen Gegenden dieses Vorsprunges sind mit Steinblöcken von schwarzgTauem , Schlackenartigen Ansehen übersäet, die von 351 zahlreichen Spalten in allen Richtungen durchzogen sind, gleich als müssten sie selbst in einzelne Stücke zerfallen. Die östlichen Gegenden aber sind von tiefen Furchen imd Spalten durchzogen, zwischen denen schroffe, zackige Felsenkuppen hoch emporstreben. Einige von diesen sind von gelblicher oder weisslicher Farbe und stellen sich wie Eisgebii-ge dar; andere sind noch harte, unzersetzte Lava, deren schwärzliche Farbe mit den weissen Zacken contrastirt, und noch andere scheinen aus übereinander gehäuften Gerollen und Schuttmassen zu bestehen. Jenseits des westlichen Randes die- ses Kraters zieht sich jene grosse Bergspalte hinab, die wir Aveiter oben bei ihrem Ursprünge zwischen dem höchsten Berggipfel und dem östlichen Rande des Telaga - Kuning bereits kennen gelernt haben. Hier unten trennt diese Spalte den Kraterrand von jener steilen Kuppe, in welche sich die Halbkreisförmige Mauer des G.- Lawu endigt; hart an dem Fusse dieser Kuppe senkt sie sich nach Süden zu schroff am Berge hinab und bildet einen furchtbaren Ab- grund , aus dessen Tiefe mehre regellose Kuppen und Felsenmassen emportauchen, die, wie es scheint, bei dem Ausbruche, welcher hier einst Statt gefunden , der gänzlichen Zertrümmerung entgin- gen. Ja, noch tief unten aus einer Gegend der Spalte, die wenig- stens 3000' tiefer als der Berggipfel zu liegen scheint, ragt eine Masse zu einer enormen Höhe empor. Sie bildet einen kolossalen Pfeiler , dessen Haupt noch mit Wald bekrönt ist , während seinen kahlen Wänden Felsen trümmer anhängen, die jeden Augenblick drohen , sich von der Hauptmasse zu trennen und in den Abgrund zu stürzen. Vom südlichen Fusse dieses Pfeilers oder Felsenthur- mes, aus einer Tiefe, Avelche das Auge von hier aus nicht eiTcichen kann, wirbeln Dämpfe empor, welche die untern und mittlem Wände der Säule Nebelartig umziehen, während die Kuppe mit schönen Waldbäumen daraus hervorragt, wie ein in die Luft ge- bautes Schloss ! Keine Beschreibung vermag den furchtbaren Charakter dieser Gegend wiederzugeben ; schaudervoll kann man ihren Anblick wohl nennen und dies um so mehr, je greller der Contrast ist, den ihre öden Räume mit dem freundlichen Grün des Landes bilden und mit den von der Sonne beschienenen Wäldern der untern Bergab- hänge, von denen man einen Theil jenseits des Kraterrandes er- blickt. In den Kratern des G. -Guntur und ]Merapi, zweien der wüstesten, thätigsten der Insel, kann man noch etwas Regelmässi- ges erkennen , in jenem eine Trichterform , in diesem einen hemi- sphärischen Schlackenkegel; aber hier sieht man über ein Chaos von Verwüstung hin! Nichts wie Felsen trümmer, schwarze Schlak- ken , Spalten und schroffe Klüfte, Säulenartig aufragende Gebirgs- massen : Alles Avild durcheinander geworfen lÄid übereinander ge- stürzt bis tief zum Berge hinab. Im Westen des s. g. Telaga fand ich eine Stelle, wo es möglich war, hinab zu klimmen. Die Felsen bilden hier Stufen untereiuander, die mit Gesträuch bewachsen sind. Bald war ich am westlichen 352 Hände des Kraters angelangt, von wo aus sich zwischen den schrof- fen Gebirgszacken mehre mit Geschieben erfüllte Klüfte hinab- ziehen. In einer solchen Kluft klomm ich ohne Gefiihr in den Krater hinab. Die Geschiebe waren von solcher Art, wie ich sie noch in keinem Vulkane gesehen, von gelbhch-w^eisser, auch ganz gelber Farbe, aber keineswegs aufgelöst, sondern fest und von be- deutender Härte: L. Nr. 220. Weiter unten fand ich ganze Felsen- wände, lOO' hoch und darüber, die eine ganz gelbe Farbe hatten. Diese hohen AVände sowohl , als die losen Geschiebe, welche die Farbe des Schwefels und die Härte des Felsens haben, finden sich in keinem andern Vulkane Java's, ausser dem G.-Lawu. Sie bestehen wahrscheinlich aus Feldspathlava, welche in Folge der Einwirkung chlor säur er Dämpfe verwandelt worden sind. — Allerdings triflft man gegenwärtig in den Kraterräumen des G.-Lawu weder Spuren von Chlordämpfen, Chlorwasserstoffsäure, noch Chlor- natron, und das Vorgebirge ,,Ngebell" des G.-Wilis, in der Kluft des Kali - Pandusan ist der einzige Vulkan der ganzen Insel , w^o ausser den gewölinlichen schweflig-sauren Dämpfen , auch Dämpfe und heisse Wässer hervordringen, aus denen Chlornatrium (Kochsalz) krystallisirt. Um 9 L'lir kam ich am südlichen Rande des Kraters an.*) Es ist kein Kessel, sondern eine üergterrasse, die etwa 3Ü0' weit vor- springt. Sein hinterster, Mauerartig zum Telaga - Kuning anstei- gender Rand ist der steilste, die südlichen Ränder sind zerrissen und neigen sich nach Süden abwärts. Vorn senkt er sich unbegränzt und ziemlich schroff zum Südabhange des Berges hinab. Er scheint 7Üü' unterlialb des Telaga -Kuning, also ohngefähr 1200 bis 1500 unter der höchsten Spitze des G.-Lawu, zu Hegen. Der südliche Bergabhang des Vulkan's, den man von seinem Rande aus deutlich überblickt, ist mit den schon oft erwähnten kleinen JJäumen, die solchen Regionen eigcnthümlich sind, überzogen, obgleich diese Seite des Berges auf das Vielfältigste zerrissen und mit sch^värz- lichen , sonderbar zerspaltenen und zerbröckelten Felsentrümmern übersäet ist, die aus trachytischer Lava: L. Nr. 218 bestehen; tie- fer unten aber entziehen sich diese Trümmer dem Auge, da sich dort schattige Wälder auf ilmen erheben. Die grosse Bergspalte, welche Avir Krater spalte nennen wollen, läuft in gerader Rich- tung südwärts am Berge hinab; sie enthält am Fusse ihres bereits erwähnten hohen Pfeilers, in einer Tiefe von etwa 3000' unterhalb des höchsten Gipfels, die einzigen noch thätigen Stellen des Vulkan's, denen Dampfwolken entsteigen. Von diesem Rande aus erkennt man, wie das Lawugebirge südlich mit einer Bergkette zusammenhängt, die sich in querer Richtung von Osten nach Westen hinzieht xmd sich in zahkeiche. *) Mit diesem Namen wollen wir diese Gegend bezeichnen , ob man gleich daselbst gegenwärtig keine Spuren von vulkanischer Thätigkeit mehr findet. A. d. V. 353 Waldbedeckte Kuppen erhebt, von denen ich die höchste, die von hier in Süd-Süd- Westen liegt, auf 7000' schätzte. Diese Gebirgs- raasse hängt durch einen schmalen Sattelähnlichen Zwischenrücken mit demG.-Lawu zusammen, etwa so wie sich derG.-Telemojo mit dem G.-Merbabu verbindet, durch einen Rücken, oder besser, durch ein unebenes Hochland , bis in dessen ]\litte sich noch von den beiderseitigen Gebirgen die Wälder herabziehen. Seine übrigen Gegenden sind nur mit dem lichtgrünen Überzüge von Alang alang bedeckt, und nur an seinen östlichen und westlichen Abhängen er- blickt man bebaute Gegenden. Auf der einen Seite, in Süd- Westen von hier, nicht \ael tiefer, als die höchsten centralen Gegenden des Rückens, ziehen sich die bräunlichen Hüttenreihen des Dorfes Gon- dosuli hin, und auf der andern, in Süd-Süd-Osten, erbhckt man, fast gleich hoch gelegen, einen geräumigen Gebirgssee, Telaga - Pasir, dessen Spiegel sehr lieblich zwischen sanften grasigen Anhöhen da- liegt. Von seinen Ufern, wo sich das Dörfchen Serangan erhebt, führt über den Zwischenrücken hin ein Weg nach Gondosuli, dessen Zickzack man Stellenweise deutlich von hier erkennt. Da wir den letzten Vorrath unserer Lebensmittel schon am vorigen Abend verzehrt hatten, so mussten wir vor Allem darauf bedacht sein , auf dem mögHchst kürzesten W^ege in bcAvohnte Ge- genden zu kommen. Auf keiner Seite des Berges schien dieser Zweck schneller erreichbar, als hier auf der südlichen, längs der ich hinabzuklimmen beschloss zum Zwischenrücken, dessen Dörfer Sörangan und Gondosuli nebst dem sie verbindenden Wege ich so deutlich sah. Ich sandte daher Djojodono zurück zu den übrigen Javanen und Hess diese aufmuntern, meinem Plane zu folgen und herab in den Krater zu kommen. In der Zwischenzeit besuchte ich die östlichen Gegenden des Kraters, die, obgleich überall mit Stein- blöcken bedeckt , doch weit mehr mit Gesträuch bewachsen sind, als die westlichen, zerklüfteteren Räume. Die Hauptfurche, welche beide von einander trennt, erweitert sich in der vordersten Gegend des Kraters in eine enge, aber tiefe, rings von Felsen umschlossene JJucht, in welcher sich zwei hohe Felsenthore öffnen. Ich betrat das kleinere dieser Portale, das wenigstens 50' höher als das andere liegt, und kam in eine Höhle, die sich Halbkreisförmig durch die Trachytfelsen windet. Ihr IJoden ist mit Steinblöcken bedeckt und neigt sich stark abwärts nach dem tiefsten Grunde der Bucht, wo sich das zweite etwa 40' hohe Portal aufthut. Eine tiefe Einsamkeit herrscht in dieser Grotte. ]Man hört Nichts, als das Creräusch von Wassertropfen, die in abgemessenen Pausen von der Decke der Höhle herabfallen. Geheimnissvoll klin- gen sie in dem Gewölbe wieder. Ich entfloh diesem imheimlichcn Orte und begab mich wieder auf die Höhe des südlichen Kraterrandes, wo ich meiner Begleiter harrte. Eine volle Stunde lang hatte ich vergebens gewartet; Nie- mand erschien. Ich sah mich allein in den öden Räumen des Kra- Juiighiihn, Java II. 23 354 ters. Ich rief, ich schi'ie; aber nichts antwortete mir, als das Echo meiner Stimme, die von den kahlen Wänden zurückprallte. Endlich kamen sie an; ich zeigte ihnen die Dörfer, die unten im Zwischenthale liegen, und den Weg, der sie verbindet, schein- bar nur durch einen kurzen Abhang von uns getrennt; sie blickten jedoch sehr furchtsam umher, zündeten nach vielem Zögern kleine Feuer an, opferten Weihrauch, warfen sich zur Erde, fingen an zu schreien und sich in Ausrufungen zu ergiessen. Dies waren Be- schwörungsformeln, die dem Geiste galten, der nach ihrer INIeinung in der Kraterspalte wohnen musste. Dann standen sie auf und folgten mir. Wir waren jedoch keine lOOO' hinab gekommen, als wir an- fingen unser Vornehmen zu bereuen; denn die ganze südliche Berg- seite des G.-Lawu, vom Kraterrande an bis tief hinab in den Zwi- schenrücken , besteht aus nichts , als Felsentrümmern , die so auf einander gethürmt sind, dass 3 bis 1 0' breite Spalten zwischen ihnen übrig bleiben. Die Grösse dieser Blöcke wechselt von 5 bis zu 10, ja zu 25'. Ihre Seiten sind flach oder flach -muschelig, ihre Ecken und Kanten aber scharf, doch ohne alle Eegelmässigkeit ihrer Form, so dass es scheint, als hätten sie einst einen Theil der festen Grund- masse des Berges gebildet, die durch einen Ausbruch aus der Ge- gend, die ich den Krater genannt habe, in Millionen einzelner Stücke zertrümmert wurde. Diese bedecken nun den ganzen Süd- abhang des G.-Lawu und liegen in furchtbarer Steilheit aufeinander gehäuft, zuweilen so, dass sie Thurmähnlich 50 bis 60' emporragen, und dass ein höher gelegener Block die tiefern kaum an ein Paar Punkten berührt, gleich als müssten sie beim geringsten Erdbeben hinabstürzen. Sie bestehen aus festem Trachyt, der in seinem Fel- sitteig eine grosse Menge glasiger Feldspath-, doch nur selir Avenige Hornblendekrystalle zeigt und fast nirgends von Blasenräumen durch- zogen ist. Ihr loses Aufeinanderliegen, ihre ungeheure Grösse und vollkommen scharfe Kanten beweisen , dass der grösste Theil der- selben nicht vom Krater als Lava ausgeworfen wurde, sondern dass eine wirkliche Zertrümmerung des bereits gebildeten festen Gebirges Statt gefunden hat. Nur einzelne Bruchstücke kommen darunter vor, die ein verschlacktes Ansehen haben und die Spuren davon tragen, dass sie in einem glühenden Zustande als Lava aus- geworfen wurden, die erst bei ihrer Abkühlung in Stücken zerborst oder von Spalten durchfurcht wurde. Dass die Katastrophe, welche die Trümmer bildete, keiner neuern Zeit angehört, beweist die alte Vegetation, beweisen die mächtigen Wälder, welche sich auf den Trümmern erheben und welche das gefährliche Terrain aus der Entfernung dem Auge ver- bergen! — In den hohem Regionen sind es die bekannten alpini- schen Bäumchen, Antennarien, Agapetes, vor Allem Viburnum- Arten, deren Fussdicke knorrige Stämme aus den Klüften empor- steigen und die Blöcke mit ihren Bartflechtigen Zweigen umhüllen ; in den mittlem Regionen herrscht Inga montana vor mit einem 355 Untergebüsch von Kubus - Arten , deren stacheliges Dickicht müh- sam zu durchdringen ist; hiermit wechsehi die schlanken Gebüsche der Dodonaea ferrea {PI. Jmigh.) ab, und noch tiefer unten treten schattige Eichenwälder auf, mit Gruppen luftig rauschender Casua- rinen. Sehr häufig kommt im Unterholze zwischen diesen Bäumen, noch bis tief unten, eine Acanthacee {Strohilanthes hirta mihi) vor, deren holzige, an den Gelenken knotig aufgeschwollene Stengel 1 0 bis 15' hoch gerade in die Höhe streben, ohne sich in Aste zu thei- len , die dabei aber so gedrängt und dicht bei einander wachsen, dass sie das Vordringen äusserst erschweren. Einem Nordländer, der nie unter den Tropen war, wird es schAver fallen , zu glauben , wie ein solcher steiler Abhang , der aus Nichts, als aus aufeinander gehäuften Felsenkolossen besteht, mit AV ä 1 d e r n bedeckt sein könne ; und doch stehen sie da mit aller tropischen Pracht. Alles ist wild überwuchert, und Baumstämme von grosser Dicke erheben sich aus den Spalten der Felsen. Ohne Hülfe der Vegetation Avürde es unmöglich sein, diesen Abhang zu beklimmen, da manche Klüfte von 25 bis 50' Breite alles weitere Vordringen verbieten würden, lägen nicht zufällig Baumstämme über den Abgrund hingestreckt , gleich natürlichen Brücken , auf denen man reitend hinüberrutscht; denn die schlüpfrige, leicht ab- streifbare Moosdecke dieser Stämme macht das Überschreiten in aufrechter Stellung gefährlich. Andere schmälere Klüfte sind so dicht mit Sträuchern und saftigen Pflanzen ausgefüllt , dass man ohne Gefahr über ihren elastischen Teppich, über diese grüne Decke hinschreiten kann. Es forderte daher ^äel Anstrengung von unserer Seite, um diese AVildniss zu durchdringen. Bald mussten vnr über die beweglichen Blöcke hinklettern, bald unter ihnen in den Spal- ten hinkriechen, deren viele mit vermoderten Baumstämmen erfüllt waren; zuweilen glaubten wir einen sanfter geneigten Rücken ge- funden zu haben , auf dem wir vergnügt vorwärts drangen , als er sich plötzlich in eine steile Wand endigte und uns zur Eückkehr zwang. Dabei wurden wir von heftigem Durste geplagt, indem kein Tropfen Wasser auf dieser südlichen Seite des G.-Lawu zu finden ist. Es scheint, als sickere alles tropfbar Flüssige, was sich durch Wolkenniederschlag oder durch die nächtliche Aushauchung der Pflanzen bildet (eine Wassermenge, die bei der grossen Höhe des Gebirges und dem Reichthume an Wäldern nicht unbeträchtlich sein kann), zwischen den Steinklüften ein und verziehe sich un- .sichtbar auf unterirdischen Wegen. So trägt es vielleicht, da es sich da, wo der Grund fester wird und nicht mehr von Klüften durchzogen ist, anhäufen muss, zur Entstehung jenes schönen Bergsee's, Tölaga - Pasir , bei , den wir vom Kraterrande aus ge- sehen. Einmal glaubten wir das Rauschen eines Baches zu hören und eilten begierig, unsern Durst zu stillen, dieser Gegend zu; da geriethen wir an den Rand der Kraterspalte und sahen, dass das, was wir für einen rauschenden Bach gehalten hatten, dicke 23* 356 D a m p f w o 1 k e n waren , die unter heftigem li r a u s e n aus der Tiefe der Spalte hervordrangen und , sich nebHg ausbreitend , alle höher gelegenen Gegenden dem l^licke verbargen. Unterhalb dieser Funiarolen aber bildet der Grund der Spalte, deren senkrechte Tiefe hier 5 bis 700' betragen kann, ein schmales, enges, mit Geschieben von gelblicher oder weisslicher Farbe ausgefülltes Strombett, in dem wir jedoch keine Spur von Wasser entdeckten. Obgleich die beider- seitigen Wände der Spalte mit Vegetation bekleidet sind, so wagten wir es doch nicht hinabzuklimmen , da sie sich sehr schroff, ja an mehren Stellen völlig senkrecht in die Tiefe stürzen. Die Höhe der Fumarolen schlug ich zu 3000 bis 3500' unterhalb des Gipfels an. Erschöpft von Anstrengung und Hunger und gequält von Durst traf uns die Nacht , und noch immer befanden wir uns zwi- schen Steintrümmern, vom Walde umdüstert. Wir durften nicht Avagen , unsere Reise bei nächtlicher Weile auf solch einem Terrain fortzusetzen , wo sich jeden Augenblick ein Abgrund vor uns auf- that, sehr oft unsichtbar und mit Gesträuch überwuchert, und lagerten uns daher rings um den Stamm einer alten Casuarine. Die Javanen waren so matt und dabei so muthlos, dass sie weder Feuer anzündeten, noch das Gesträuch auf ihren Lagerstätten fällten. Seit gestern Abend ohne Nahrungsmittel, ohne Trinkwasser ! dabei umgaben uns noch fortwährende Nebel, zum Beweise, dass wir uns immer noch in grosser Höhe befanden. Doch — „Verzweifle Keiner je, dem in der trübsten Nacht Der Hoffnung letzte Sterne schwinden!" Auch diese Nacht ging , freilich schlaflos, vorüber, und sobald am Morgen des 1 3. Mai der Wald sich etwas erhellte, setzten wir un- sere Reise fort. Die Felsenblöcke, die hier lagen , waren auf eine solche Art zerspalten und durch sich verbindende Risse dergestalt in einzelne , lose , doch noch mit dem Ganzen zusammenhängende Stücke getheilt, dass man glauben sollte, es hätten sich die Spalten erst durch die Gewalt des Falles gebildet in dem Augenblicke, als der Block , welcher durch die Luft dahin geschleudert wurde, mit dem Boden in Berührung kam, weil die Stücke sonst in der Luft während des Herabfallens hätten auseinander fliegen müssen ; w ahr- schemlich aber waren diese Blöcke glühend und entstanden ihre Spalten erst während der Erkaltung. Nur noch Djojodono Avar im Stande, mich im Geschäfte des Wegbahnens zu unterstützen. Ich leckte den Thau von den lilättern, so brennend war mein Durst. Auch kaute ich den säuerlichen Sten- gel des Polygonum corymbosum Willd. var. densiflorum BL, wel- ches in dieser Region noch häufig wuchs. Die Javanen assen die Stengel der Begonia rohusta Bl., deren Säure ich zwar minder bit- ter, aber so scharf fand, dass mir der Gaumen davon aufschwoll. So verging unter steter Arbeit der ganze Tag. Die Javanen waren der Verzweiflung nahe und warfen sich hin. Da entdeckte Djojo- 357 dono an einem l^aume die Spur einer Axt; wir sprangen auf, fanden einen kleinen Holzweg und geriethen in eine Kluft, wo, man denke sich unsere Freude, das klarste Wasser rieselte! Mit l^iegierde fielen die Javanen darüber her, und auch ich hatte bereits daraus getrunken , als ich erst wahrnahm , dass es einen adstringi- renden Geschmack hatte. AVir befanden uns in der untersten Ge- gend der Kraterspalte, deren Grund hier sehr schmal und mit Ge- schieben aller Grösse bedeckt ist. Viele von diesen bestehen aus hartem Trachyt, oder sind mehr oder weniger zersetzt: L. Nr. 210; einige sind von weisser Farbe, andere röthlich, noch andere gelb wie Schwefel, dabei aber von bedeutender Härte. Das Wasser, welches wir hier fanden , ist ein kleiner Bach , der plötzlich zwischen den Gerollen hervortritt, etwa 20' weit hinrieselt, dann aber zwischen dem Sande und den Geschieben wieder verschwindet. Sowohl ober- als unterhalb dieser Geschiebe ist die Kluft trocken, obgleich die glattgewaschene Beschaffenheit der Geschiebe und die Nacktheit des Grundes (während andere benachbarte Klüfte mit Vegetation ausgefüllt sindj auf ein periodisches Herabströmen von Wasser zu deuten scheinen. Indem wir, über die Geschiebe abwärts klim- mend , dem Laufe der Kluft folgten , sahen wir uns, um eine Ecke biegend, plötzlich vor einer Brücke stehen, vor einer Brücke, die aus Bambusrohr über die Kluft gesclilagen war! Die Javanen brachen beim Anblick dieser Brücke in ein Freu den gebrüll aus, wovon die Bäume des Waldes widerdröhnten ! Welch seltnes Schau- spiel für mich auf Java , der ich dies so gelassene Volk noch nie in Leidenschaft gesehen hatte! Sie sprangen, tanzten und umann- ten sich. Doch auch ich nahm an ihrer Freude Theil; denn nur noch ein Tag hätte uns also verstreichen dürfen und Avir wären vor Erschöpfung in der Wildniss umgekommen. Doch nun ging es schnell vorwärts, denn wir hatten den Weg erreicht, den ich vom Kraterrande aus gesehen und der mich in diese Schauder volle Wildniss gelockt hatte. Wir folgten ihm west- wärts bald durch Alangstrecken , bald noch durch ein Stückchen Wald, welches sich so weit herabzog, und erreichten noch vor Son- nenuntergang das Dorf Gondosuli . Ich hatte den Javanen, als sie im Walde die Hackmesser von sich warfen und verzweifelnd zur Erde sanken, versprochen, einen Schmaus zu geben , sobald wir wieder eine bewohnte Gegend er- reicht haben würden. Ich Hess daher einige Tanzmädchen (Rongeug) kommen und stellte, nachdem ich mich in die Wohnung des Häupt- lings begeben hatte, den ganzen ]Markt (Warung) zu ihrer Disposi- tion. Dieser bestand aus einigen grossen Körben voll gekochtem Keis, aus spanischem Pfeffer (Sambel) , einigen gesalzenen Enten- eiern , getrocknetem BüfFelfleisch (Dengdeng) , aus einigen Süssig- keiten (Kuwe kuwc) und einigen hundert Beiskuchen. Diese Herr- lichkeiten alle assen meine 10 hungrigen Freunde bis auf die letzte Spur auf und versicherten mich voller Freuden , dass sie mir nun- mehr bis an das Ende der Welt folgen wollten ! 358 Die Wohnung, in der ich Platz genommen, war zum Theil von Bambus, zum Theil von Holz erbaut, wie gewöhnlich nur durch die Thiiröffnung erhellt, und bildete einen einfachen, durch eine Zwischenflur in zwei Theile geschiedenen Raum. Die rechte Hälfte war eine kleine Erhöhung, ein Bambusgerüst (Bale bale) , auf wel- chem grosse ^Matten, von Pandanusblättern geflochten, ausgebreitet lagen: dies Avar der Schlafplatz der Familie; die linke Hälfte aber bestand aus Ställen , wo , nur durch ein Paar horizontale Balken von der Flur geschieden, Pferde und Ziegen in vertraulicher Nach- barschaft verkehrten. Hühner hatten überall freien Zutritt. In der Mitte der Flur glimmte ein Feuer, in dessen Umgebung die Bewoh- ner Stundenlang ihre Zeit in kauernder Stellung zubrachten. Das Dorf Gondosuli besteht nur aus wenigen, aber grossen und regel- mässig in langen Reihen erbauten Bambushütten und ist von Fel- dern umgeben , auf denen man , Avie überall an den westlichen Ab- hängen des Zwischenrückens, Zwiebeln und Knoblauch baut (Ba- wang und Brambang). Keine Pflanze findet man hier, die an das Tropenklima erinnert , keinen Reis , keinen Mais , keine Palmen, keinen Pisang und keinen einzigen andern Fruchtbaum. Die Dör- fer, welche nur von Krautartigen Gnaphalien, Alang, von Artemi- sia indica und ein Paar Ricinus- (Djarak-) Bäumchen umgrünt sind, sehen daher sehr kahl aus und gleichen mehr unsern europäischen Gebirgsdörfern . Ausser Hühnern besitzen die BcAvohner kein an- deres Hausthier, als Pferde und Ziegen, von welchen letztern sie bloss den Mist zum Düngen der Zwiebelfelder benutzen. Nur an hohen Festtagen Avird einmal ein Thier geschlachtet. Der Genuss der ^lilch ist ihnen unbekannt. Ihre ganze Existenz hängt \'on den ZAA'iebeln ab, die sie in den tiefer gelegenen Dörfern verkaufen, von Avo sie, zum Gebrauche der Europäer, auf die Alärkte von Solo ge- langen. Dafür handeln sie Reis, BaumAvolle, Ol und andere Be- dürfiiisse ein. Die ZAA-iebeln Averden in Beeten gepflanzt, A\elche sich der Quere nach, also Halbmondförmig, an den Berggründen hinziehend, bei einer Breite von 1 bis 2', oben abgerundet sind und Kanäle zAvischen sich übrig lassen, deren jeder nach Willkür unter Wasser gesetzt Averden kann. So gleichen diese Beete wohl, wenn man sie aus der Entfernung sieht , Terrassen , Avelche mit Reis be- pflanzt sind. Das Dorf liegt 4926' über dem ^Nleere. Der Häuptling erzählte mir, dass der Kaiser von Solo, zur Zeit, da er mit den Niederlän- dern noch in Krieg verwickelt Avar, zur Bereitung von Pulver SchAvefel aus dem Krater habe holen lassen. Der Pfad, den man zu diesem Zwecke gebahnt habe, sei jedoch nicht mehr aufzufinden. Vielleicht führte er in die Kraterspalte , avo sich die noch thätigen Fumarolen befinden ? Ich verliess Gondosuli am 14ten ^Morgens, begab mich erst nach Westen abAvärts und schritt dann dem Wege folgend nord- Avärts quer über mehre zusammenhängende Hügel, die einen lan- gen Rücken bilden , Avelcher die Abhänge unterhalb Gondosuli von 359 Karang pandan trennt. Diesseits ^ südlich dieses Rückens rauscht der Wasserreiche Kali-Sameng zwischen Geschieben herab. Ein zweiter Kach fliesst jenseits des Rückens bei Karang pandan , wel- ches am westlichen Fusse des G. - Lawu liegt. An derselben Berg- seite, aber weiter oben, liegen die Ruinen von Suku. Von Karang pandan aus ging ich noch denselben Tag nach Balong zurück. Ich nahm meinen Weg schräg an den Abhängen des Gebirges hin und durchwanderte sechs Ströme, die sich in eben so vielen Klüften zwischen beiden Dörfern, also zwischen Westen und Nord -Westen vom G. -Lawu, herabwinden. Eine gleiche An- zahl von Längerücken, jeder durch einen Strom beiderseits be- gränzt,) liegen zwischen denselben ausgestreckt; und von diesen zeichnet sich der vierte durch grosse pittoreske Felsenmassen aus, welche an seinen Wänden emporragen. Einige Tage später besuchte ich in Gesellschaft der Herren Fritze und Johxston, Präsidenten der englischen Faktorei zu Canton in China den Berg zum 2ten Male. Der Prinz Prang we- dono nämlich , welchem das Landhaus von Karan pandan auf der Westseite des Berges gehört, hatte einen Weg hinaufbahnen lassen, welcher das Aufsteigen erleichterte. Wir begaben uns daher am IS. jNIai von Solo nach Karan pandan. Das Häuschen liegt (21 OO' über dem ^leere) auf einem Hügel , der sich nach allen Seiten frei hinabsenkt und nur in Osten mit dem Bergabhange des G. - Lawu zusammenhängt. So beheiTscht es die Gegend umher. Es ist ein- stöckig, aus Brettern erbaut und mit europäischen iNIöbeln versehen. Die Zimmer liegen zu beiden Seiten eines Mittelsalons, der vorn und hmten offen ist und mit den rund um das Gebäude herumlau- fenden Gallerien zusammenhängt. Eine herrliche Aussicht geniesst man von da über die Reisfelder, die den Fuss des Hügels umgeben und über die zahlreichen Dörfchen mit ihren Palmen. Der Prinz empfing uns auf europäische Art. Er war in die L'niform eines übristen gekleidet und bewillkommnete uns durch Darreichung der Hände. Dann wurden Getränke präsentirt. Die Schläge des Ga- mölan durften nicht aufhören zu erklingen. Als der Abend ein- brach und man sich zur Tafel setzte, überraschte uns auch eine europäische ^lusik , mit Pauken und Trompeten ! lärmvoll genug, aber freilich noch viel zu wünschen übrig lassend. Nun wurde Kaffee dargereicht, und zwar, wie überall bei den Javanen, vor der Tafel, die mit europäischer Kost auf silbernen Geschirren be- setzt war. Dann ging es an's Trinken und Plaudern , bis sich der Prinz empfahl und die übrigen Gäste gegen 10 Uhr ihre Gemächer suchten. Am folgenden [Morgen bestiegen wir zeitig unsere Pferde und ritten ostwärts am Berge hinan. Deutlich sahen wir, nicht weit un- terhalb der Waldgränze, die Ruinen von Suku liegen und erkannten die Wege, welche sich zu ihnen hinaufschlängeln. Das Colorit der untern Bergabhänge erscheint übrigens von ihrem Alanggrase licht- grün, und erst oberhalb Suku beginnt die düstre Färbung der W'äl- 360 der. Aber am westsüdwestlichen Abhänge^ doch bedeutend tiefer als Suku, thürnit sich, mitten zwischen gewöhnlichen niedrigen Längs- rücken , ein isolirter halbkugliger Berg empor , der , mit schattigen Wäldern bedeckt, einen interessanten Anblick gewährt. l>ald hat- ten wir das ]3orf Tumpak erreicht , welches , einige Hundert Fuss tiefer als Suku, diesem gegenüber liegt, nur durch ein Längsthal von ilun getrennt. Wir behielten uns vor, dieses nach der Zurück- kimft vom Herge zu besuchen. ]3ie Gegend von Tumpak bildet einen geräumigen Vorsprung, der sich nach hinten zu Kesselfönnig vertieft , während er rundum von Hügeln imigeben ist. Zwiebelfelder bedecken ihn ; — er würde aber seinem grössten Theile nach in einen kleinen See verwandelt werden können, wollte man einen Bach dorthin leiten. Zu Tumpak fanden wir Alles zu unserer Ankunft vorbereitet. Ein schmackhaftes Frühstück dampfte auf der Tafel, kalte und warme Getränke standen bereit, und eine Anzahl von Dienern w ar da, um aufzuwarten. — Als ich vor 5 Tagen hier durchkam, krähte kein Hahn; kaum dass mir ein Paar Hunde nachbellten! Jetzt war Alles voller Lärm. Freilich nicht für mich. Ich dachte aber, wenn die Pauken und Trompeten auch mir nicht gelten , so thun mir doch die Ohren davon weh ! und wer hindert mich, zu glauben, dass die Sonne, der Mond, oder irgend ein anderer Stern für mich geschaffen sei, wenn ihr Schein auf mich fällt? Der Weg führte an der westlichen Seite des Berges hinauf. Mangel an Casuarinen war in den Wäldern dieser Seite auffallend. Erst höher oben trafen wir ein Paar Gruppen derselben an. Wir klommen schräg an dem äussern (nämlich westhchen , daini nord- westlichen) Abhänge der Halbkreisförmigen Mauer hin, die von der höchsten Spitze ausläuft, um zu dieser zu gelangen. Diese Ab- hänge, besonders die westlichen, sind mit vorzüglich schönen An- ^e;^wana -Wäldern bedeckt. Die Nacht vom 19ten zum 20sten, die wir auf dem Gipfel zubrachten , zeichnete sich durch grosse Hei- terkeit aus. Das Himmelsgewölbe stellte sich dar wie ein schwarzer Sammetteppich , der mit [Millionen von Diamanten ausgelegt war. Auch waren unsere Thermometer des Nachts und vor Sonnenauf- gang auf 40" Fahr. (3,56" K.) herabgesunken, -also SV^** tiefer, als in der Nacht vom Uten zum 12ten, wo das Wetter weniger hei- ter war. Auf der Rücki'eise besuchten wir die Ruinen von Suku, auf der westlichen Seite des Berges. Meereshöhe 367u par. Fuss. Sie sind auf einem hervorspringenden, kahlen Rücken erbaut, der sich nach Westen ziemlich jäh hinabstürzt, so dass man eine weite Aussicht von da über das tiefere Land geniesst. tbrigens in Raffles history of Java und der oben angeführten Abhandlung des Herrn VAN DER Vlis hinlänglich bekannt gemacht, bedürfen sie einer nochmahgen Ikschreibung nicht. 3G Warme Quelle am West-Fusse des G. -Lawu. Von Karang- pandan aus muss man südwestlich schräg am >>erge hinabsteigen , um zu dem etwa 1 V2 Pfahl entfernten Dorfe Djurang djero zu gelangen. Hier finden sich in einer kleinen Kluft, deren Grund ein Bächlein durchrieselt, zwei Stellen, wo sich Kohlensäure entwickelt. Die Wände der Kluft bestehen aus einem zersetzten vulkanischen Gestein, das eine weissliche Farbe und Thonartige Beschaffenheit angenommen hat. Die eine Stelle bildet eine Quelle, aus welcher das Wasser in einzelnen Absätzen (viel- leicht von dem aufsteigenden Gase so bewegt,) schief unter einem Felsen hervorquillt. Das Wasser der anderen stehet still. Beide hat man mit Brettern umlegt und in ein viereckiges Becken umge- bildet , das mit einem Deckel verschlossen werden kann. Unmittel- bar oberhalb des Wasserspiegels hat man ein durchlöchertes Brett angebracht, über dem sich die Schicht desjerstickenden Gases anhäuft. Man warf nun Hühner und Enten hinein, die bald in Zuckungen ge- riethen und scheinbar starben . Auch ein B ö c k 1 e i n zog man an einem Stricke herbei, um es zu diesem Experimente zu gebrauchen; wahr- scheinlich aber kannte es den Kitzel schon aus Erfahrung , denn es sträubte sich sehr und musste mit Gewalt in den Kasten gedrückt werden. Es hielt den Kopf in die Höhe, sperrte die Nasenöffiiungen Aveit auf, fing dann immer schneller und keuchender an zu respi- riren, wobei sich der Brustkasten gewaltsam bewegte. Der ganze Körper bebte. Endlich wurden die Athemzüge langsamer und krampfhafter, die Hinterbeine knickten ein, Hals und Vorderbeine erschlafften und das Thier fiel nach weniger als einer jNIinute um. Nun wurde es schnell herausgezogen, man blies ihm Luft ein , goss frisches Wasser in seinen Mund, so dass das Thierchen bald wieder auf seinen Beinen stand und munter davon sprang. Auch die Enten und Hühner hatte man -sAaeder in's Leben zurückgebracht. Von hier noch 1 V^ Pfahl weiter und etwas tiefer gelegen, am westsüdwestlichen Fusse des G. -Lawu, finden sich mehre Quellen bei dem Dorfe Pablingan. Sie sprudeln am Fusse eines schroffen Hügels hervor, dessen trachytisches Gestein L. Nr. 216, so weit es zu Tage geht, völlig zersetzt und in eine halb sandige, halb Thonartige, durchstechbare, bröckliche Masse: L. Nr. 217, von weisser Fai'be umgewandelt ist. Es scheint aber, dass man hier, in dieser Nähe des Vulkan's , auch Schichten wirklichen leichten, weichen Sandsteins eines Gliedes der Tertiärformation auf Java, antrifft. ( [Meine Zeit Avar damals zu kurz, um den geologischen (yharakter und Bau dieses Bergstrichs gTÜndlich untersuchen zu können.) Einige von den Sprudeln, die unter einander liegen und in geräumige, von Mauern und Treppen umgebene Becken verwan- delt sind, haben einen schwach - salzigen Geschmack und einen schwachen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas. Sic setzen ein un- bedeutendes, gelbliches Sediment ab. Ihre Temperatur war bei 362 einer Luftwäiine von 7G" Fahr. (19,5*> R.) um 10 Uhr den 21. Mai 1838 = 93" Fahr. (27,1« R.). Dicht neben dieser Bade quelle findet man noch zahlreiche kleine Becken, die, ob sie gleich sämmtlich innerhalb eines kleinen Raumes von 50' im Quadrat hervordringen, dennoch sowohl nach ihrer Temj^eratur und ihrem Gehalte an Kohlensäure, als auch der Intensität und Art ihres Geschmtickes nach sehr von einander ab- weichen. Alle aber schmecken mehr oder weniger salzig, setzen ge- ringe gelbliche Sedimente ab und bilden zum Theil auch gelbliche schlammige Häutchen, die auf dem Wasser schwimmen. Die Hauptsprudel, deren wir etwa 10 zählten, hat man in kleine, mit Brettern umgebene, viereckige Becken verwandelt. Einer der ober- sten, den man, um die Entweichung der Kohlensäure zu er- schweren, mit einem Deckel versehen hat, kommt seinem Ge- schmacke nach dem Selterserbrunnen sehr nahe, braus't mit Rhein- wein auf und hat eine Temperatur von 86" Fahr. (24'^ R.). Eine andere benachbarte Quelle scheint dieser vollkommen gleich zu sein, ist aber kühler (SS** Fahr, oder 22,6*^ R.). Eine dritte, dicht unter der vorigen befindliche, zeigt wieder 85'' Fahr. (23,5*' R.) und schmeckt viel salziger ; eine vierte endlich , ebenfalls salzige, kaum 4' davon entfernte, 88" F. (24,8" R.). Der Raum hart am Fusse des Hügels , innerhalb dessen alle diese Sprudel hervordrin- gen, ist ziemlich flach und sumpfig. Zu dieser Beschreibung des G. -Lawu gehören die Profile und Kartenskizzen Lawu Figur 1 bis 5. — Figur 1. Die Süd- Süd- West-Seite des G.-Lawu, gesehen von Gondosuli, a die süd- liche , Pfeilerf Örmige Ecke der Kratermauer , und h bis c der süd- liche Rand des zweiten Vorsprungs unter der höchsten Kuppe. — Figur 2. Die Westseite desG. -LaAvu, gesehen aus der Gegend von Solo; a ist sein südliches Vorgebirge Tjupu larangan. Fi- gur 3. Die Ostseite des G. -Lawu, gesehen von der ersten Post in Osten von jNIadiun, der höchste Punkt C liegt in W^esten lO" Süden. Das südliche Vorgebirge ist mit ff bezeichnet, — Figur 4. Kar- tenskizze des G.-Lawu und seiner Umgebungen. Der Gipfel, die Südseite bis Gondosuli und die West-, Nord- West- und Nord-Seite nach geschehenen Aufnahmen, die übrigen Seiten, die nur aus Entfernung gesehen und gepeilt wurden, figurativ. — Figur 5. Situationskizze vom Gipfel des G.-Lawu. Aufgenommen 1838. — Mögen diese Karten mit den Beschreibungen hinreichend sein, einen Überblick der Local Verhältnisse zu verschafien. K. Geschichte der Ausbrüche des G.-Lawu. 1752; den 1 . Mai hatte der einzige bekannte Ausbruch Statt. Bei den in der Umgegend des Berges wohnenden Javanen ist aber keine Überlieferung davon zurückgeblieben ; ich lasse daher hier I'oiioio...z.-v,„„(i,pfeldc.se.-Lau-,. ( IH-IK.) » A h/rm„il,„ „„, c,ul„n«ii- 246.) (^^^^L._..-'---~^ i't r'" // f'W ■^'' H'i/i.v. f'ii/iir / rHniliin.Fifiir J. 11 /•"'/ i^'^' 365 Gruppen von Djati-Bäumen durchziehen hier und da die GrasAvild- niss, die ausserdem öde und wüst daliegt. Nur in der Nähe der Poststationen, wo man die Pferde wechselt, alle 5 bis 7 Pfähle, findet man einmal eine einzelne Hütte , die mit hohen Barrikaden von Djati- Holz umgeben ist, um Tiger und wilde Schweine , die einzigen Bewohner dieser Wildniss , abzuhalten. Die Strasse ent- fernt sich nie weiter als 2 bis 3 Pfähle vom Kali- Solo, welcher sich am diesseitigen Fusse eines sehr niedrigen flachen, aber weit von Osten nach Westen hingezogenen Hügelrücken, der besonders aus Kalk besteht und viele Höhlen enthält, entlang krümmt. Der Ort Ngawi liegt nordostwärts vom LaAvugipfel an der Stelle, wo sich der Kali-Madiun in den Kali -Solo mündet. Die Gras - und Plosowildnisse hören von hier an immer mehr auf und machen mehr bebauten Gegenden , Reisfeldern und den darin zer- streuten Dörfchen mit ihren Palmen Platz. Wir setzten über den Kali-Madiun auf einer Fähre und fuhren seitwärts durch eine mit Reisfeldern bedeckte Ebene, die, nach der Jugend der Kokospalmen und nach den knorrigen Plosostämmen, die hin und wieder noch standen, zu urtheilen, noch vor wenigen Jahren eine Wildniss gewesen sein musste. Der Boden ist noch derselbe, wie nördlich vom G. -Lawu, schwarz, sehr schwer, nach langer Trockenheit zerklüftend. 16 Pfähle südlich von Ngawi durchschneidet der Weg zum zweiten Mal den Kali-Madiun, dessen Bett hier mit Sand angefüllt ist. Später dreht sich die Strasse mehr ostwärts um, überschreitet zum dritten Male den Fluss und fvihrt zur Desa-Madiun , neben welcher sich, ausser einem kleinen Blockhause, noch die Gebäude des Resi- denten erheben. Höhe 270'. Madiun liegt fast in der Mitte der weiten Ebene, die zwischen den Gebirgen Lawu und Wilis übrig bleibt, von beiden fast gleich weit entfernt. Auf der Karte von Raffles ist seine Lage falsch an- gegeben. Der G.-Lawu liegt direct in Westen. Der G. -Wilis ist ein minder hohes, aber mehr in die Breite gezogenes Gebirge, wel- ches aus mehren sehr ungleichen ]^ergrücken besteht. Die hin- terste, östlichste, abgestutzte Firste desselben, Gunung-Liman liegt östlich .'^5'' gen Süden, die mittelste, Gunung- Wilis ist ein quer hingezogener, gekerbter Kamm, dessen Mitte man in Osten 4 O" gen Süden erbhckt; die dritte, nächste, Gunung -Ngäbel ist der niedrigste Theil des Gebirges. Alle einzelnen Kuppen und Firsten sind durch Zwischenrücken mit einander verbunden und bis oben hinauf mit dunkler Waldung bedeckt, während ihr Fuss von Djati- wäldern umzingelt ist, die in einem bleichen, schmutzig - bräunli- lichen Colorit daliegen, so dass man, wenn man sie aus der Ent- fernung erblickt, glauben sollte, es seien dürre, vegetationslose Steppen. Es sind aber die Blüthenrispen, die alle Wölbungen der Tectonia bedecken , und so das bleiche Grau dieser Wälder hervor- bringen. Noch einen minder hohen, ganz isolirten Herg, den Gu- nung-Pandan, erblickt man von Madiim in Osten .'.5" gen Norden. 366 Von seiner stumpf- Kegelförmigen Kuppe läuft ein langer Rücken aus. Sehr einsam liegt das Wohnhaus des Residenten in der weiten Fläche, fast ringsum von Reisfeldern umgeben. In Osten und Süd- Osten erblickt man die bleichen Djatiwälder, welche dort die Reis- felder begränzen und weit und breit dieAbhänge des G.-Wilis um- schliessen. ^Man könnte glauben, sich auf einer Pachthufe auf europäischer Haide zu befinden. Kaum noch drei oder vier Euro- päer bewohnen den Ort. Alles scheint todt und verlassen. Kaum hört man ein anderes Geräusch, als das des Südwindes, der sich um 10 Uhr erhebt und den ganzen Nachmittag bis spät in den Abend mit gleicher Stärke durch die Bäume und Gebäude braust. Am 1 7 . Juni begaben wir uns 1 8 Pfähle weit südwärts nach Ponorogo. Die Strasse, der wir folgten, führte bald über angebaute, mit Reis, Indigo und Zucker bepflanzte Ebenen hin, bald über Alang - alang - Strecken, in denen man die Stümpfe gefällter Plosobäume erblickt; bald durchschneidet sie ein Stückchen jener Djatiwälder, deren breiter Gürtel sich um den Fuss des Ngebel her- umzieht, und denen sich zuweilen ein Ficusbaum, eine Akacia, Bam- busarten und ein mit feuerfarbenen Blüthen bedeckter Plosobaum einmischt. Mitten in einem solchen Walde, 11 Pfähle südwärts von ^Nladiun amWest-Fusse des G. -Ngebel, etwa 1000 Schritt von der Strasse entfernt, in der Nähe des Dorfes Pradjan, bricht eine warme Quelle hervor. Das Terrain ist flach und eben. Die Quelle sprudelt am Fusse eines Feigenbaumes, der sie beschattet, aus einem schwarzen, schlammig - morastigen Boden und sammelt sich in einem viereckigen Becken von Backsteinen. Ihr Wasser, das um 11 Uhr bei einer Lufttemperatur von 78^ Fahr. (20,4** R.) eine Wärme von 91** Fahr. (26,2** R.) hatte, ist von salinischem, dem Sel- tersbrunn sehr ähnlichem Geschmacke. Gelbe, ockerartige Sedimente. Reichthum an Kohlensäure ; das Becken Avird nicht nur durch grössere aufbrodelnde Gasblasen in fortwährender, scheinbar kochender Be- wegung erhalten, sondern die Oberfläche des Wassers ist auch in beständigem Aufbrausen begriffen, was von kleinen, sich ent- wickelnden Luftbläschen herrührt. Die Wassermasse, in einem Bache entströmend, ist bedeutend ; auch scheint die Quelle schon seit langen Zeiten unter den Einwohnern bekannt zu sein, da man in Stein gehauene Bilder dabei findet, Figuren aus der Mythologie der Hindu darstellend. Das Hauptdorf (Desa-) Ponorogo liegt in der Fläche am süd- westlichen Fusse des G. -Ngebel; man erblickt die höchste Kuppe dieses Gebirges in Osten 30** gen Norden; die höchste südwestliche Kuppe des G.-Wilis aber, genannt G. -Tjondro geni, in Osten 4** gen Norden. Beide sind ein langhingezogener Rücken, der sich unregelmässig in mehre Kuppen erhebt. Der G.-Lawu in Westen 35** gen Norden. Überall, von ^Madiun bis Ponorogo, wo in den Flussbetten oder an den Seiten der Wege Wände von einiger Höhe entblösst sind, bemerkt man dasselbe trachytische Trümmergestein ,,Padas,'* wel- 367 ches man in den Betten der Ströme Solo und Madiun findet. Bald gröber, bald feiner, liegen solche Brezzien in parallelen Schichten von 1 bis 5' und mehr Mächtigkeit horizontal über einander, in Schichten, die offenbar in verschiedenen Zeitabschnitten nach ein- ander gebildet wurden, indem die tiefer liegenden, ihrer Härte und Festigkeit nach, Avirkliche Felsbänke bilden, während die obersten zuweilen noch aus lockern Anhäufungen von Grus und Sand be- stehen. Betrachtet man jene Sand- und Geröllschichten des G.- Merapi, die zuweilen lOO' und darüber auf einander gehäuft sind, und die man durch Zertrümmerung grösserer Blöcke, oder durch Sandausbrüche des Vulkan's noch täglich vor seinen Augen ent- stehen sieht, so ist man veranlasst zu glauben, dass diese Padas- steine des Kali Solo und Madiun auf eine ähnliche Art entstanden, nämlich in noch losem Zustande von den Bergen Lawu und Wilis ausgeworfen und nachher durch strömende Gewässer bis weit hinab nach der Ebene von Surabaja geführt worden seien. Wir stiegen vonPonorogo aus an den Abhängen desG.-Ngebel hinan, um einen See zu besuchen, den man uns, als in diesen Ber- gen liegend, bezeichnet hatte. Unser Führer war ein java'scher Häuptling, ein Raden Pati, dessen Willkür wir uns auf dieser Reise, wenigstens hinsichtlich der Wahl der tbernachtsplätze, hat- ten anvertrauen müssen. Er hatte ein Gefolge von etwa 20 Mann bei sich und war kein Freund forcirter Märsche. Die zahlreichen Rippen des G.-Ngebel sind oft sehr unregel- mässig in einander geschoben, im Allgemeinen aber, der Neigung der Gesammt - Bergmassen gemäss, ihrer Länge nach abwärts ge- streckt. Tiefe und weite Thäler schlängeln sich lab}T-inthisch zwi- schen ihnen hin, mit öfters sehr schroffen Wänden. Aber Alles, Klüfte, Wände und Firsten sind mit Wäldern bedeckt, deren präch- tiges Grün alle Nuancen durchläuft. Die dürren, bleichen Djati- wälder, die am Fusse des Berges vorherrschen, werden hier ver- drängt durch ein ungleich schöneres, schattigeres Gemisch von Ficus-Arten, Inga's und Akacien, welches nur zuweilen durch eine Grasstrecke unterbrochen wird. Besonders sind zwei Akacien-Arten hier vorherrschend, welche die Physiognomie dieser AVälder be- dingen; die erste ist die einftich gefiederte Inga gracilis mihi ,,Poön-Weruh." Schlank erheben sich ihre Stämmchen und thei- len sich in lange, aufwärts geschlängelte Aste, die, nebst den Stäm- men, an ihrer weissen oder weisslichen Farbe schon aus grosser Ferne kennbar sind, und die da, wo sie gedrängt stehen, fast das Bild eines l^irkenwäldchens wiedergeben. Ihr lockeres, weitläu- figes Laub ist mit der röthlichen Farbe ihrer Schoten gemischt, die in grosser [Menge von den Zweigen herabhängen. Die zweite ist Inga umhraculiformis mihi ,,Poön-Sengon,'' eine ungleich grössere und höhere. Ihre Stämme theilen sich erst höher oben in Zweige, die, gleich dem Stamme, eine dunkelgraue Farbe haben und in fast horizontaler Richtung nach den Seiten hm 368 ausgebreitet sind. So bilden sie Schirme mit fein gefiedertem, zar- tem Laube, welches einen prachtvollen Anblick gewährt. AVie durch ein Florgewebe blickt die Bläue des Himmels hindurch. Hin und wieder trifft man auch eine Cassia Fisiula an, aus deren dichter gewebtem, schattigen Laube die goldnen lUüthen- trauben, die unmittelbar den dickern Zweigen anhängen, hervor- schimmern. Eine Schaar von schwarzen, langgescliAvänzten Affen (Somnojiithecus maurus , Lutung der Javanenj schaukelt sich auf den Zweigen dieser Bäume. Wenn sie von einem höhern auf einen tiefer stehenden springen, so beschreiben sie w^eite Halbkreise, so dass viele der schlanken Zweige, auf die ihre Last fällt, brechen und mit ihnen herabfallen. Selbst Mütter mit ihren Jungen an der Brust wagen solche Sprünge. Sehr oft werden diese Wälder durch Kaffeegärten unterbrochen, die entweder von künstlich gepflanzten Dadapbäumen, oder von den Bäumen des Waldes, die man bei der Urbarmachung hat stehen lassen {Bosch -Kaffee), selbst beschattet werden. Ein solcher Wald-JTq^e'e gewährt einen herrlichen Anblick; er bietet zuerst alle die herrlichen Gestalten der Waldbäume dar, die sich auf einem von Alang und Gesträuch gereinigten J]oden erheben. In ihrem Schatten grünen die pyramidalen Gestalten der Kaffee- sträucher, 5, 7 bis lo' hoch und mit Früchten überladen, die röth- lich auf dem dunkeln, glänzenden Laube schimmern. Der Boden, so wie fast überall auf dem G.-Ngebel und Wilis, ist hier eine dun- kelbraune, lockere und leichte Dammerde, deren hohe Schicht fast alle Felsmassen verbirgt. Wir fanden eine Anzahl Javanen be- schäftigt, Kaffeebohnen zu sammeln; die allerbesten von diesen, so sagten sie, seien diejenigen, welche sich in den Excrementen eines kleinen Thieres fänden. Wir fanden von diesem Kothe, der ganz aus zusammengebackenen Bohnen bestand und einigermassen dem Auswurf der Hunde gleicht, in zahlreichen Haufen umher zer- streut. Diese Haufen verdanken ihre Entstehung einer Actomys- Art, hauptsächlich aber einem Paraxodurus Musanga (von den Ja- vanen Luak genannt), welche Thiere den reifen Früchten mit gros- ser Begierde nachstellen und die Kerne unverdaut wieder von sich geben. Gut, dass es nur wenigen Kaffeeschlürfe rn Europa's bekannt ist, wie die köstlichen Bohnen bereits durch den Darmkanal von Marderähnlichen Thieren gegangen ! Hie und da liegt auch noch ein Dörfchen, über dessen Hütten sich schlanke Pinang- und Kokospalmen erheben. Besonders erstere stehen an den steilen Wänden mancher Thäler zu vielen Tausen- den in solcher ^Nlenge, dass man sie für ursprünglich wild da- selbst halten möchte. In schnurgerader Richtung schiessen ihre lichtgrauen Stämme 100 bis 120' hoch in die Luft empor, ganz oben mit einem kleinen Laubwipfel gekrönt; dabei haben sie überall, vom Grunde bis zur Spitze, dieselben Dimensionen und übersteigen selten die Dicke eines halben Fusses. Diese grosse Schlankheit der Stämme, im Verhältniss zu ihrer enormen Höhe und ihres pfeil- geraden Wuchses, geben ihnen ein sehr erhabenes, majestätisches 369 Ansehn. Ihr Vorkommen ist so regehnässig, dass sie gedrechselten, gigantischen Stäben gleichen, durch Kunst dorthin verpflanzt. Am jNIorgen des ISten hatten wir die höchste Gegend eines Thalrandes erreicht und befanden uns auf dem Gipfel des Berges. Da lag in einem tiefen Kessel, ringsum von Bergen umgeben, ein prächtiger See vor uns, aus dessen Spiegel das Bild der Akacien "wiederstrahlte, mit welchen die steilen Wände seiner Ufer bestan- den sind. Es war der Telaga - Ngebel. Den Pfaden folgend, welche im Zickzack an der Wand hinabführen, erreichten avü* sein schmales Ufer und bestiegen eine von ausgehöhlten Xangka- {Arto- carjnis integrifoUa-) Stämmen gebildete P'ähre, um seinen glatten Spiegel zu beschiffen. Er hat einen rundlich - ovalen Umfang, so dass sein grösster Diameter, der etwa 2000' betragen mag, von Nord-Nord- West nach Süd-Süd-Ost gerichtet ist. In Osten vom Centrum springt ein felsiger Rücken in das Wasser vor und bildet ein kleines, aber steiles Cap, Avelches den See auf dieser Seite in zwei Hälften theilt und seinem Umrisse eine Nierenformige Gestalt giebt. In Westen und Nord- Westen ziehen sich die Ufer in einem Halbkreis um den See und sind so schroff, dass sie einer Mauer gleichen, deren Fuss immittelbar von dem Wasser bespült wird; aber dennoch, ungeachtet ihrer Steilheit, ist diese Wand, Avie Alles umher, mit Gras und zerstreuten Akacien bcAvachsen, besonders mit Inga graciUs, deren weissliche Stämme weithin auf dem grü- nen Grasschmelze schimmern. In den übrigen Gegenden erheben sich die Ufer viel sanfter; die in Osten steigen allmählig immer höher zu den Firsten des G. -Nge- bel hinan, und ein schmaler, sandiger, mit eckigen Trachytblöcken iy.Nr. 222 bestreuter Strand bleibt zwischen ihnen und dem Wasser übrig. In Ost -Nord -Osten und Nord -Nord -Osten aber Aveichen die ]3ergrücken am weitesten vom See zurück und bilden ZAvei gra- sige Buchten, Avelche ganz sanft in die Höhe steigen, deren frucht- bares Grün aber zur bleibenden Niederlassung einladet. Durch die östlichere dieser Buchten, die eng und einsam zAvischen ihren Berg- rücken daliegt, rieseln drei Bäche zum See herab, dessen Strand daselbst mit Saccharum Glagah, Avie mit Schilf- (Jy^Äa-) Artender europäischen Seen, umsäumt ist. Nur an einer Stelle, in Süd-Süd-Osten A'om Centrum, hat der See einen Abfluss. Hier sind die Bergrücken durch eine Kluft durchbrochen, in deren schmalen, mit Trachytgeröllen erfüllten Grund die AVassermasse hinabrieselt, welche die Verdampfung übrig lässt. Die Javanen Avollten die Menge des abfliessenclen Wassers vergrössern und stachen das Ufer an der Austiussstelle \\ex Fuss tiefer durch ; man begreift leicht, dass dadurch für die Dauer Avei- ter Nichts, als ein tieferes Herabfallen des Niveau's vom See um 4' bewirkt Avurde. Während unsere Ruder langsam die stille Fläche des See's durchschnitten, lauschten Avir den Erzählungen der .Tavanen. Sie sagten, dass der See nicht minder reich an Fischen, als an Schild- Juiighuhn, Juv;i II. 24 370 kröten verschiedener Art sei, welche letzteren von ihnen zuweilen in grosser Anzahl gefangen würden. Wir näherten uns dem öst- lichen Cap und fanden, dass seine Felsen ebenfalls aus einer 'J'ra- chytbrezzie von so geringer Cohärenz bestanden, dass sich mit Leich- tigkeit Stücke davon abschlagen liesscn. An den Ufern aber lagen, ausser den Brezzien, auch feste, eckige und Hornblendereiche Tra- chytbrocken umher. Von Schlacken und solchen Steinen, an denen man eine Wirkung von sauren Dämpfen hätte sehen können, keine Spur, obgleich der einen Halbkreis beschreibende Westrücken voll- kommen einer Kratermauer gleicht, und der ganze Kessel des See's das Ansehen eines Trichterförmigen Kraters hat. Seine Tiefe in der Mitte beträgt 260', und die Höhe seines Spiegels über dem Meere 22 60'. Die höchste Kuppe des G.-Ngebel erhebt sich in Ost-Nord- Ost vom See. Ungefähr eine ^Minute südöstlicher, bei'm Dorfe Lumpang, läuft eine Thalkluft herab, in welcher der Kali - Pandusan strömt. Am x\bhange dieser Kluft, fast in gleicher Höhe mit dem See, rings von Wald wuchs umgeben, findet man ein ebenes, kahles Plätzchen von schwarzer schlammiger Erde. Es mag 30' im Dia- meter haben und enthält eine Anzahl Trichterförmiger Löcher, die mit Schwefeltheilchen beschlagen sind und die Tiefe von 1 bis 2' haben. In ihrem Umfange ist der Boden erwärmt; einige von ihnen sind erloschen und ausgetrocknet, aus andern aber steigen mit ge- lindem Gezische schwefelige Dämpfe empor, und noch andere sind bis auf eine gewisse Höhe mit schlammigem, grauem Wasser er- füllt, welches durch aufsteigende Gasförmige Flüssigkeiten in einer Art von kochender Bewegung erhalten wird. Das Thermometer stieg darin auf 142" Fahr. r4S,S9"R.j. Wahrscheinlich ist es bloss Regenwasser, welches den Schlamm zum Theil auflöst , aber durch die aufsteigenden Gasarten gehindert wird, in die Tiefe zu dringen. Etwa lOUO Schritte weiter unten in derselben Kluft, im Flussbette selbst, findet man zahlreiche Stellen, wo Salzwasser hervor- sickert. An den Seiten des Baches stehen Trachytfelsen an, sein Bett aber ist mit Gerollen erfüllt. Aus den Fugen und Ritzen die- ser Felsen nun, und selbst zwischen den Geschieben, etwa eine Strecke von 200 Schritten dem Bache entlang, dringt an zahllosen Stellen ein heisses Wasser hervor TTeraperatur 1 4G"F. oder 50,67''R.j, das den Geschmack von Kochsalz hat, und welches an den Seiten der Steine und an zufällig hineingeworfenen Blättern wirkliche weisse Krystalle von Chlornatrium in reicher Menge absetzt. Es ent- wickelt gelinde Dämpfe; Felsen, Gerolle und selbst das Flusswas- ser der nächsten Umgebung smd erhitzt. Es umzieht auch die Steine mit gelblichen Krusten, die sehr fest werden und nach und nach erbleichen, doch kaum die Dicke einer Linie haben. In der Re- genzeit, bei hohem Wasserstande, sind diese Quellen vom W^asser des Baches überschwemmt. Noch südöstlicher, nur durch einen Rücken von der Kluft des K. -Pandusan getrennt, findet man wieder ein tiefes waldiges 371 Thal, in dessen Grunde der Bach Bedali herabströmt. Hier, in der jNIitte hoher Gräser, Hegt, von Sträuchern und Bäumen um- geben, ein kleines, sanftgeneigtes Plätzchen mit mehren kahlen Vertiefungen. Einige derselben gleichen Spalten, die 3' tief und trocken sind, andere unregelmässigen Löchern, in denen trübes, kaltes Wasser brodelt ; die grösste aber ist eine rundliche Vertie- fung von o Durchmesser, mit flachem Grunde, der 3' unterhalb der nächsten mit Gras bewachsenen Umgebungen liegt. Aus allen entwickelt sich Kohlensäure. Kein Geruch, keine Wärmeent- wickelung ist davon zu bemerken. In den Spalten fanden wir, ausser einer Menge von Schmet- terlingsflügeln, ein Paar todte Schlangen, in der grössten Vertie- fung aber sechs todte Individuen einer Finkenart. Um einen Ver- such zu machen, banden wir einem Huhn die Pfoten zusammen und legten es auf den Grund; dasselbe fing gleich darauf an, müh- sam zu respiriren, sperrte den Schnabel weit auf, gerieth in Zuk- kungen und krepirte nach zwei iNIinuten. • Unser Führer brachte uns durch die Wälder des Gebirges wie- der abwärts in das Dorf Sinaju am Kali-Djemor, südlich vom T6- laga-Ngebel, und von da am Morgen des 19ten wieder aufwärts auf dem sich in die Länge ziehenden Rücken des Gebirges zum Dorfe Pudak.*) "Mele von den Thälern, die man höher oben durchschnei- den muss, ehe man diesen Ort erreicht, sind mit Bambuswäldern begrünt. Diese enormen Gräser, staudenartig zusammengruppirt und an ihren verschmälerten Gipfeln umgebogen, geben, bei der Abwesenheit anderer Baumarten, den Thälern ein höchst eigen- thümliches Ansehen. Die Bergrücken in der Gegend von Pudak sind ziemlich Baumlos und kahl. Es sind Grasmatten, auf denen Büffel, Kühe und Ziegen weiden, und die nur hier und da mit kleinem Gesträuch bedeckt sind. Pudak liegt in einer Höhe von 3125 pariser Fuss. Hier sieht man keine Akacien mehr ; es scheint, dass sich diese schönen Baum- formen {Inga montana ausgenommen) nicht über 2000 bis 2300' erheben. Erst etwas oberhalb des Dorfes beginnt hier die Gränze der Urwälder, die wahrscheinlich durch eine frvihere Kultur des Bodens in der Gegend von Pudak ausgerottet wurden, da sich in andern Gegenden des Gebirges ihre Gränze viel tiefer herabzieht. Die höchste Bergspitze, G. -Dorowati, erblickt man von hier in Norden 35*^ gen Osten. In Süden verbinden sich die Abhänge des G.-Wilis mit einem Zweige des südlichen Strandgebirges, mit dem Gunung-Sewu. Auf einem der Verbindungsjochc, welche zu demG.-Sewu hinüberlaufen und hier die Continuität der Ebene, welche den G.-Wilis von allen andern Seiten umgiebt, unterbre- chen, erhebt sich eine schroffe, pittoreske Felsenmasse, deren AVand sich senkrecht hinabstürzt. Ihr Gestein ist parallel geschichtet •) Puda-k ist der malai'sche und java'sche Name des so v.ohlriechenden Pandanus iitermis liucit. J. K. H. 21* 372 mit nur sehr geringem Fall. Es sollen, nach Aussage der Javanen, Conglomerate oder Sandsteine (Padas) sein. ]Man erblickt diesen Felsen (Padjang kakij von hier in Westen 35'' gen Süden. Der G.-Sewu soll ein Kalkgebirge sein. Die Nacht über wehte ein starker Süd-Ost- Wind, der am iNIorgen des 20. Juni (Temperatur: 62" F. oder 13,33"R.) trübe, regnerische Wolken einher trieb, hinter deren schwarzen Schleier sich die Sonne verbarg. Wir bestiegen aber unsere Pferde und entflohen diesem trüben Gewölk ; denn in demselben Maasse, als wir höher stiegen, wurden die Luftschichten heiterer, so dass wir bald die Freude hat- ten, auf die Regenwolken, welche die Abhänge bei Pudak verhüll- ten, hinabsehen zu können. Zuerst fiihrten uns unsere Pfade noch über sanft verflachte Grasmatten, auf denen kleine Sträucher und Ilalbsträucher mit dem Alang alang abwechselten ; insbesondere Avaren es Pteronia marginata mihi mit schönen goldfarbenen Blu- men, vermischt mit der kleineren, minder ansehnlichen Ethulia conyzoides L.; eine 4 bis 6' hohe Labiata ((7c^/w^^ s/^ec/es) ; ferner Melastoma malahathricum und eine Strauchartige Leguminose {Des- modiurri) , deren prächtige Lilafarbenen Rlüthentrauben diese Ab- hänge schmückten. Dann traten Avir in die schattigen Wälder ein, die hier vorzugsweise aus Quercus-Kxten, aus Engelhardtia spicata und andern Amentaceen bestanden; auch erhob sich häufig zwi- schen ihnen mit schlankem. Palmenartig gerade und ungetheilt aufsteigendem Stamme, 30 bis 40' hoch, A\e Polyadenia jiciucißora. Bereits um 1 0 Uhr waren Avir auf der höchsten Kuppe des Gunung- Pudak angelangt ; hier verschwinden die Eichen mit ihren Gesel- len, und Casuarinen treten an ihrer Stelle auf, um nunmehr vor- zuhen-schen und bis hoch hinauf alle Firsten des Gebirges zu be- kleiden. Gegenüber in Osten vom Gunimg-Pudak, nur durch eine tiefe Kluft von ihm getrennt, sieht man gegen eine noch höhere Kuppe, G.Tjondro geni,*) an, die hier einen sehr schroffen, uner- steiglichen Abhang bildet und, von hier aus in der verlängerten Richtung ihrer Axe gesehen , einem spitzen Kegel gleicht , obschon sie, wie wir bald sehen werden, das Ende eines lang hingezctgenen Rückens ist. Im schmalen Grunde der Kluft zeigen sich einige Cascaden. Wir Hessen unsere Pferde auf dieser ersten Kuppe (Pudak) zurück und verfolgten unsern Weg auf einer schmalen Firste, in welche sich diese Kuppe verlängert und die, in der Breite zwischen 3 und 10 wechselnd, zu beiden Seiten in entsetzHche Klüfte ab- stürzt. Zwischen diesen Abgründen läuft sie, sich bald senkend, bald sich wieder Kuppenartig erhebend, anfangs in nördlicher Rich- tung fort, biegt sich dann aber, nachdem sie mehre Nebenfirsten nach andern Kuppen ausgeschickt hat, mehr östlich um und stösst auf die innere AVand des höchsten Bergrückens Dorowati an, der sich in querer Richtung an ihr hinzieht. Auch hier umgeben uns wieder zu *) Geni ist das java'sche Wort für Feuer. J. K. H. 373 beiden Seiten furchtbare. Walderfüllte Abgründe. Im Zickzack hat- ten die Javanen einen Pfad zum G.-Dorowati hinaufgehauen; wir sahen gegen seine schroffe Wand in die Höhe, die ungeachtet ihrer Steilheit mit Vegetation von Gras, Gesträuch und Gruppen von Casuarinen bedeckt war. Alle Felsenmassen liegen unter einer Schicht bräunlicher Dammerde verborgen; nur hie und da ragt ein Block hervor, an dem man bald unveränderten, mehr oder min- der Hornblendereichen, bald theilweise verwitterten oder durch die Wirkung sauerer Dämpfe verwandelten Trachyt erkennt. Andere Blöcke bestanden aus einer röthlich - grauen porösen Lava: L. Nr. 223, deren Blasenräume mit gelben, schwefligen Stoifen ange- füllt sind. Wir führen unsere Leser auf die höchste Firste des Joches Do- rowati, welches zugleich der höchste Punkt des ganzen Gebirges ist. Die Meereshöhe Avar nach unserer Beobachtung 7957'. Py- ramidale Casuarinen krönen diese Kuppe, wie die Kiefer die An- höhen des Harzes. Zwischen ihnen streuen sich noch andere kleine Bäumchen ein, namentlich Inga mrmtana, Myrica javanica und Agapetes vulgaris, von welchen letzteren man einige sehr alte Exem- plare mit knorrigen, 6 im Umfange messenden Stämmen antrifft. Hier und da vereinzelt, breitet sein J^aumfarm ein zartes Laub aus. Unter den Sträuchern sind es Riihus-KTiow, Hypericum Jacanicum und eine Desmodium - Axt , welche den Wald zieren, und von den Krautartigen Pflanzen wachsen im Grase zerstreut eine Campanula, ein Sium, ein Thalictrum, eine Valeriana, Polygonum clivaricatum. Plan tag 0 - Arten, Ophelia javanica, nebst mehren Compositis. Um eine Aussicht zvi eröffnen , Hessen wir einige Casuarinen fällen. Wir stehen auf dem höchsten Punkt eines Rückens oder einer Firste, die in einer wechselnden Breite von 5 bis 15' sich in einem Halbkreise herumzieht. Sie beginnt südlich mit der Kuppe Gunung-Tjondi-o geni, welche durch eine kleine Kluft von ihr geschieden ist, und endigt sich nördlich, so dass die grösste Convexität der Tiefe nach Osten fällt, wo sie den Namen Gu- nung-Dorowati führt. Westlich und westsüdwestlich erblicken wir die tiefer gelegenen Kuppen und Firsten, über welche wir unsern Weg aufwärts nahmen; nordwestlich aber sehen wir in einen tiefen Abgrund hinab, in einen weiten, ringsumschlossenen Kessel, der sich nach Nord-Nord- Westen verschmälert und in eine Kluft ausläuft, welche sich in dieser Richtung am Berge herab- zieht. Ununterbrochene Waldung erfüllt sie, so dass man kaum, durch die Wölbungen der Bäume hindurchschimmernd, das mit Gerollen erfüllte Bett eines Stromes erkennen kann, welcher in der Kluft fliesst. Dieser Kessel ist von der innern Wand des G.-Dorowati wie von einer Kratermauer begränzt; sie stürzt beinahe senkrecht ab, nur ein Paar schmale Felsenterrassen, Vorsprünge, bildend, welche sich in paralleler Richtimg der Quere nach an der Wand hinziehen. Gegenüber, in Nord- Westen von hier, ist die Kluft von einer mehr isolirten Hergmassc, dem G. -Kalangan begränzt, der 374 auch minder hoch ist, und durch ein noch tiefer liegendes Neben- joch mit dem von dem G.-Dorowati nach dem G.-Pudak hcrüber- laufenden Rücken zusammenhängt. Der G. - Kalangan bildet eine schmale, aber von Osten nach Westen etwas in die Länge gezogene Firste, (lie, wahrscheinlich unzugänglich, nach allen Seiten hin jäh abfällt und gleichsam ein stehengebliebenes Stück des Berges ist, welches bei dem einstmaligen Einsturz des Gipfels der Zertrümme- rung entging. Drehen wir uns nun nach Osten um , so erblicken wir auch da, anstatt eines gleichförmigen Abhangs wieder neue Gebirgs- kuppen, die sich aus der Tiefe waldiger Zwischenthäler und Klüfte erheben und durch überlaufende, minder hohe Firsten mit einander communiciren. Diese Thalklüfte sind so Aveit und tief, dass sich ganze Wolkenmeere in ihnen ausbreiten , aus deren weisser Ober- fläche die finstere AValdung der Kuppen auftaucht. Namentlich sind es die Kuppen G.-Lurup in Süd-Osten, G.-Krönong in Osten 15" gen Süden und G.-Liman in Osten 5 bis 10*^ gen Norden, wel- che sämmtlich zum G.-Wilis gehören und von denen die letztere, scheinbar gleich hoch mit dem G.-Dorowati, eine schmale, aber lang von Süden nach Norden hingezogene Firste bildet, die sich schroffer und steiler, als irgend eine andere Kuppe dieses Gebirges hinabstürzt.*) Alle diese Firsten und Kuppen mit ihren ZAA-ischenthälem übersehen wir nun, bis weit zum G.-Ngebel hinab. Das Ganze erscheint wie eine labyrinthische Verbindung von der Quere und Länge nach ineinander geschobenen JNIassen und stellt gewisser- massen ein Gebirgsgitter dar. So erhält der G.-Wilis durch seine so weit von einander entfernten Kuppen und durch die noch ent- fernter liegenden Joche des G.-Ngebel einen enormen Umfang und besonders eine grosse Ausdehnung von Westen nach Osten, grösser als sie irgend einem andern isolirten Gebirge Java's zukommt. In weiter Ferne über den Wolken auftauchend, erkennt man von hier auf der einen Seite den G. -Lawu in Westen 20" gen Nor- den, auf der andern aber in Osten 4" gen Norden den lang hin- gezogenen, ausgezackten Scheitel des G. -Ardjuno und in Osten lO" gen Süden den. nicht minder breiten G. -Kelut, hinter dem rechts die Kegelspitze des G.-Semeru hervorragt. Als Avir diesen letztern Berg, dessen Gipfel frei von allem Ge- wölk war, mit uuserm Fernrohr' betrachteten, stieg auf einmal eine schwarze geballte Wolke von seinem Abhänge empor, der im Nu eine ]\[enge anderer folgten , so dass sich in weniger als 1 5 Secun- den eine Kauchsäule bildete, die höher als der sichtbare Theil des Berges war. Oben breitete sie sich in horizontaler Richtung nach *) Xach Süden setzt sie sich in eine Kegelförmige Spitze fort, welche die meisten Javanen G.-Gadjah mungkur nennen, während andere diesen Namen dem eigentlichen G.-Liman geben. A. d. V. 375 den Seiten zu aus, wurde jedoch leider durch immer höher stei- gende Wolkeiimeere unsern Blicken entzogen. Der vorstehenden Beschreibung sind noch die Profile Wilis Fig. 1 bis 4 beigefügt. — 1) Die Nord- West-Seite, gesehen von der ersten Post in Osten von Madiun; Punkt a in Süden 30^ Osten G.- Liman. — 2) Nordseite, gesehen von Wilangan, der Gränzpost zwischen Madiun und Kediri; G.-Liman a in Süden 5*^ Osten. Punkt b in Süden 20^ Westen. Von diesem letztern Punkte zieht sich der Saum desG.-Ngebel noch 25 bis 30 Grade liin. — 3) Nord- Ost-Seite des G.-Liman, gesehen von der Post Patje in Kediri, den Punkt (5* in Süden 40" Westen. — 4) Ostseite, gesehen vom Residenzhause in Kediri. Punkt a die südlichste Kuppe in Sü- den 76" 42' zu Westen, Punkt h in Süden 87° 50' zu "NVesten und Punkt c in Norden 86" 2l' zu Westen des G.-Liman. B. Ausbrüche des G. -Wilis sind nicht bekannt. C. Besuche von Reisenden sind nicht zu meiner Kenntniss gekommen. D. Umgestaltungen. Die alten Wälder, welche das ganze Gebirge überziehen , und die hohe Schicht fruchtbarer Erde, welche alle Felsen verbirgt, deuten darauf hin , dass seit jNIenschenaltern keine Eruptionen aus diesem Berge Statt gefunden haben. Berücksichtigt man jedoch das Vorkommen jener sehr mächtigen Sand- und Gereibselschichten tra- chy tischer Natur, die den ganzen Fuss des Berges umgeben und in den Betten der Bäche entblösst zu Tage gehen , und deren sich viele in Felsenharte Ik-ezzien verAvandelt haben; betrachtet man ferner jene noch bestehenden Spuren vulkanischer Thätigkeit (die warmen, an Kohlensäure reichen Quellen am Fusse des Berges bei Pradjan, ferner die Kohlensäure-Entwickelungcn am Kali-Bödali, die heissen Salzquellen und die noch thätigen kleinen Solfataren am Kali-Pandusan , nebst dem Vorkommen zersetzter, von Schwe- feltheilen durchzogener Trachytmassen auf den höchsten Jochen des Berges) : so ist man dennoch genöthigt , zu glauben , dass auch der G. -Wilis früher ein Vulkan gewesen sei und ausgeworfen habe. Wo indess sein Krater lag, ist nach der jetzigen Gestalt des Berges schwer zu bestimmen. Zwar gleicht jener Abgrund zwischen der steilen Mauer des höchsten Joches Dorowati und Kalangan einer Kraterkluft, aber das Becken des (See's) Tälaga-Ngebel, der 5697' in weiter Entfernung unterhalb dieses Joches liegt , stellt die Form eines tiefen, vulkanischen Kessels noch viel treuer dar. Vielleicht war der G.-AVilis einst ein hoher Kegelberg, der. 376 nachdem sein Felsengerüst Jahrhunderte lang von sauren Dämpfen durchdrungen war, zusammenstürzte und die jetzige breite Gebirgs- masse formte, deren regellos durcheinander geworfene Kuppen und Joche man nuj als die Ruinen des vormaligen Vulkan's zu betrach- ten hat. So wie er selbst seiner Gestalt nach so grosse Veränderungen erlitten hat, so hat er mit den benachbarten Vulkanen G.-Kelut und Ardjuno durch das Auswerfen von Sand, Steintrümmern und Asche, im Verlaufe von Jahrhunderten ohne Zweifel auch einen grossen Einfluss ausgeübt auf die Gestalt der unnringenden Flächen, die ohne Zweifel allmählig erhöht worden sind. So wie der schwarze, schwere Thongrund der Flächen von Madiun und Ngawi in der Richtung nach Westen in den hell- grauen Boden von Sura- und Jogjakerta übergeht, der (s. S. 295) beweisbar von der vulkanischen Asche gebildet wurde, die der G.- INIerapi auswirft, — so sehen wir den schwarzen Boden auch ost- wärts allmählig in den braungelben Sandgrund der Residenz Kediri übergehen, der seine Entstehung den Ausbrüchen des G.-Kelut verdankt. So bildet oder umwandelt jeder Vulkan den Boden seiner Um- gebungen und schöpft sich — bald aus Lavaströmen, bald aus Trümmern , bald aus Sand , bald aus Asche oder aus Schlamm — oft Tagereisen weit sein eignes, oft eigenthümliches und von den Umgebungen der benachbarten Vulkane versclüedenes Gebiet; er bildet die Oberfläche des Bodens oft Hunderte von Füssen hoch aus seinen eignen Produkten, die dem Innern der Erde entsprossen, mehr oder weniger Hornblende oder Eisentheile enthalten, deren Haupt- bestandtheil aber Feldspath ist; sich im Laufe der Zeiten dm-ch Verwitterung und Veraiengung mit vermoderten Pflanzentheilen dann wieder von Neuem umgestalten und in verschiedenartig ge- färbten, mehr oder weniger Humus enthaltenden Thon- und Lehm- boden übergehen. Auch in den oben mitgetheilten vier Profilen giebt sich die ungeheure Zerstückelung des Gebirges kund und die grossen Umgestaltungen , die es erhtten haben müss, wenn es einst , wie es wahrscheinlich ist, ein hoher Kegelberg war. Die sonderbaren queren Streifen und vertikal gerippten Absätze der Nord-Ost-Seite des G.-Liman, Wilis Figur 3, sind offenbar die Endigungeu eben so vieler Lavaströme, deren vertikaler Querdurchschnitt öfters convex ist, als kleine Segmente eines Kreises. Bei keinem andern Vulkane Java's*) bewahrheitet sich der Satz, dass alle Berge oder Kratermauern, deren Längeklüfte oben breiter sind als unten und als Kerben in den Gipfel einschneiden, nur der Rest vormals höherer Vulkane sind, so augenfällig, als beim G. -Wilis, dessen Gipfeltheile durch jene nicht bloss ein-, sondern durch den ganzen Gipfel durchschneidenden Klüfte völlig *) Den G.-Murio und den G.-Ringgit kaum ausgenommen. A. d. V. 377 von einander getrennt sind, und der nur wie ein wild-durchklüfte- tes Chaos regellos durcheinander geworfener Kuppen und schmaler Joche erscheint. Die Beweise, dass die jetzige Gestalt seiner vielen Joche mit ihren tiefen. Spaltenähnlichen Zwischenklüften nicht ihre ursprüngliche war, sondern erst durch Zertrümmerung und gänz- liche Zerstörung einzelner Theile, nach grossen und vielleicht lange anhaltenden Ausbrüchen, eine abgeleitete, — sind ausser den bereits aufgeführten übriggebliebenen Spuren von vulkanischer Thätigkeit jene Lavaströme des G. -Liman in Wilis Figur 3, die nur aus einem Krater so fliessen konnten , nebst solchen enorm mächtigen Lavaströmen: L. Nr. 221 an seinem Ostfusse bei der Grotte Selo mangleng, die bis herab zur Fläche reichen u. a. Zu diesen Be- weisen kommt der regelmässige Kegelumfang des Berges als Gan- zes, der sich eben so wie der G.-Lawu völlig isolirt in niedrigen Centralebnen erhebt, wovon die westliche bei Madiun 225 und die östliche bei Kediri nur 197' hoch ist. Über den nördlichen und nordöstlichen Umfang des G. -Wilis sei hier noch Folgendes beigefügt. Ostwärts von der zweiten Post Tjar üb an, etwa 12 Pfähle in Osten von iNIadiun, treten Djatiwälder auf, in denen ausser Akacien nur einzelne andere Bäume zerstreut sind. Sie bedecken ein Wellenförmiges Terrain , das aus einer weit verbreiteten Bank, einer dicken Lage von trachytischen Lavablöcken besteht, die sämmtlich abgerundet sind und die deutlichsten Zeichen von Reibung tragen. Sie sind also wahrscheinlich unter dem Meere zu Geschieben geworden und liefern einen Beweis mehr von den Katastrophen, die den G. -Wilis umgestalteten. Die dritte Post Saratan liegt einsam zwischen Wäldern auf solchem Boden; und jenseits der vierten oder Gränzpost Wilangan, in Norden vom östlichen Theile des G. -Wilis erheben sich die Geschiebewellen zu ganzen Hügeln. Dort ziehen sie sich wie ein deutlicher Strom schnurgerade vom mittelsten Joche des G. -Wilis herab und mit ihnen endigt die grosse Geschiebebank und die wel- lige Unebenheit der Oberfläche am Nord- und Nord-Ost-Fusse des G. -Wilis, und flaches, fruchtbares Land folgt nun weiter in Osten, Avo die nächste Post Pagor ist. Das lichte, bräunlich - rotlie Grau der Djatiwälder, die jene steinigten Distrikte bis auf den untern Abhang des G. -Wilis hinauf weit und breit überziehen, während die obcrn Gehänge des Berges auf der Nord-Ost-Seite nur mit ein- zelnen zerrissenen W^aldstückchen bedeckt, übrigens kahl, mehr licht -gelblich -grau, als grün sind, macht nun Platz für grüne Sa- wah's, welche die Ebnen von Pagor und später von Ngandjok auf der Nord-Nord-Ost-Seite des G.- Wilis bekleiden. Das westliche, aus den nordöstlichen Ebnen sichtbare Joch des G. -Wilis, G. -Liman, zeichnet sich durch seine fast INIaucrartige Steilheit an dieser Seite, im obersten Drittheil der Höhe, und durch eine Menge hoher Wasserfälle aus, die zuweilen zu 25 Staffeln über- 378 einander liegen und von denen eine grosse Cascade schon aus weiter Ferne, z. li. von Ngandjok in Süd-Süd-Westen, sichtbar ist. Erst unterhalb den quer getheilten Felsenstufen dieser Wand, die eben so viele geendigte Lavaströme sind (Fig. 3 j , gehen die ge- wöhnlichen divergirenden und nach unten zu breiter werdenden JJergrippen hervor. Der G.-Liman streicht als langes Joch von Norden nach Süden ; von Norden in a Wilis Fig. 2 gesehen erscheint er daher schmal, wie eine Ecke; von Nord-Osten in Fig. 3 gesehen und noch mehr von Osten in Fig. 4, aber lang hingezogen als Firste; er verläuft in einer fast entgegengesetzten Richtung, als das in Fig. 2 abgebil- dete lange Joch, Avelches das nördlichste des G. -Wilis ist und mit welchem er einen stumpfen Winkel, wahrscheinlich einen Halbkreis umschreibt, — eine Lage, welche sehr wohl zu der Vorstellung passt , die man sich von der Ruine eines zerstückelten und in sich selbst zusammengestürzten Vulkan's machen darf. Er bildet nebst dem Fig. 2 in der That zwar einen tief eingekerbten , regellos aus- gezackten, aber doch einen zusammenhängenden und viele Meilen weit Kreisförmig herumgezogenen Rand. Wenn nun auch auf der Südseite des G. -Wilis solche JÖche, kleine Bergketten, lie- gen, wie es in der That der Fall ist, so haben Avir den weiten Um- fang eines Kegelberges, die Ruine eines Vulkan's, gleichsam den äussern Ringwall einer zersprengten Festung. Könnte man den G.-Lawu in einer Höhe von 3 oder 4000' quer abschneiden , so würde man eine Bergkette von nicht minderm Umfange und mehr oder weniger Kreisförmig erhalten. Der G. -DoroAvati ist das höchste von den vielen Jochen und Kuppen, die sich im Innern der so eben betrachteten äussern RingAvälle erheben. Die queren Streifen der äussern G. - Limanwand erscheinen, weil sie dann als senkrechte Absätze nicht, wie die übrigen geneig- ten Gegenden des Gehänges, von der Sonne getroffen werden, des Mittags, aus der Ebne erblickt, dunkel (beschattet). Auf Ngandjok folgt die Poststation Patje, auf der Nord-Ost- Seite des G.-Liman, von wo an die bebauten Felder wieder einem hohen Urwalde aus Feigen , riesenmässigen Akacien mit vielen Ro- tangarten Platz machen, in welchem die Post Ngringeng liegt und welcher auf sanft geneigtem , ebnem Boden sich in die weite Thal- ebne des Kali-Brantes bis nahe an den Hauptort des sengend heissen Kediri ausdehnt. ZWEITER ABSCHNITT. Ost- Java , — in Skizzen, entworfen auf einer E.eise durch die Insel zu Ende des Jahres 1844. Von Baitenzorg bis Bandong. ,,Sei mir gegrüsst, mein Berg mit dem röthlich strahlenden Gipfel, ,,Sei mir, Sonne, gegrüsst, die ihn so lieblich bescheint! (Schiller. Spaziergang.) Tjandjur,*) den 7. August 1844. Noch ehe das Tagesgestirn seine goldnen Strahlen über den Saum des jNIegamöndung-Gebirges ergossen hatte, stellten sich in der Post Wangun (oberhalb Buitenzorg) 24 neue Beine (nämlich Pfer- debeine) zurecht, um die vier Rüder, worauf mein Wagen ruh'te, weiter zu rollen. Bald schimmerten die drei obersten Zacken des Buitenzorg'schen Berges, (Salak, Gadjah und Tjiapus) in Morgen- gluth, Avährend die nordwestliche Vorstufe des G.-Gede (Tjikopo- Tjiserua) und der ganze Zwischenraum bis zum G. -Salak noch im Schatten der Megamöndung - Kette lag. **) Mein Auge ruh'te nachdenkend auf diesem Gipfel , den seit 1812 so viele Apostel der Naturkundigen Commission betreten hatten, während 50 andere, wohl merkwürdigere Berge Java's noch keines Naturkenners Fuss berührte. Der kühle Moreenhauch der Natur erweckte frische *) Eigentlich Tjiandjur von T/i: Wasser und andjur : zerstreut. J. K. H. •*) Wenn die Höhe des einen Berges, der den Schatten wirft, und die Ent- fernung des andern bekannt ist, so würde es leicht sein , nach der wahren Zeit (dem Stand der Sonne) die Höhe des letztern zu bestimmen, wenn man den Au- genblick beobachtet , in welchem der Gipfel zuerst von den Sonnenstrahlen ge- troffen wird. A. d. V. 380 Lust zum Reisen und die Schönheit ihres Pflanzenschmuckes, des- sen Gebüsch hier noch in tiefem Schatten lag, und dessen Palmcn- wipfel dort schon einzehi in der Sonne schimmerten, machten jenen poetischen Sinn rege, jene Stimmung des empfänglichen Gemüthes, die in steter Wechselwirkung mit der äussern Natur das Leben so genussreich macht. Aber nichts ist geeigneter , eine etwas zu hoch gespannte Poesie zu massigen, als ein Fuhrwerk auf Java, von java'schen l'ferden gezogen, und von einem java'schen Kutscher ge- leitet; draussen rasseln die Räder und schnauben die Pferde, drinnen klappern ein Dutzend lilechkisten und Kistchen , vorn erschallt das A\üthende Knallen des Kutschers, und hinten lässt ein Trio von Läufern sein unaufhörliches Vocalconcert hören : ajoo — oh, — aijoo, — br — hui, — burr burr ! — freilich mit keinen S o n t ag' sehen , Herz rührenden, aber doch mit Ohr erschüttern- den Kehlen ! Bei Pondok gede ging die Sonne auf und beschien die afrika- nische Wüste, nämlich die Pflanzungen von Cochenille-Cactus, auf der einen Seite und die schönen Dorfwäldchen, die sich dort in üppigen Gruppen auf der andern Seite erheben. ]\Iit Avelcher Gleichgültigkeit aber betrachtet man nach einem Aufenthalte von 10 Jahren diese schönen Wölbungen von Rambutan- {Nephelium lappaceum L. u. a.) von Manga- und vielen andern Fruchtbäumen, das fein gefiederte, zart - ausgespannte Laub der Parhia higlohosa Bnth. (Pete) und die majestätischen glänzenden Wipfel der Kokos- und Pinang- (Areca-) Palmen , die sich darüber erheben und die inis Alle so sehr entzückten , als wir sie zum ersten Male sahen ! ? Die Macht der Gewohnheit stumpft alle Genüsse ab , nur die Wirkung des Gegensatzes bedingt die Schönheit der Natur, und A'eränderung, häufiger Wechsel muss daher die Würze sein, welche die Empfänglichkeit unseres Gemüthes stets bei frischem Appetite erhält. Zuletzt selmt man sich eben so sehr nach den zu- sammengedrängten Naturformen des Nordens , nach dem dürftigen Anblick einer Wiese, oder nach einem Walde von krüppligen Ei- chen oder einer Plantage von Kirschbäumen , so wie man früher sehnsüchtig nach den Palmenwäldern Indicn's verhuigte. Desshalb blühe die Lidustrie in mechanischen Unternehmungen, welche das Reisen erleichtern ! Mögen die Eisenbahnen leben ! und Gott stärke die Federn meines Wagens und gebe seinen Axen Kraft, um wenigstens bis Mittel- Java zu halten. ,,Auf dass wir uns in ihr zerstreuen, ,,Jsur darum ist die Welt so gross." Mein Kutscher betrachtete meine Locomotive , sobald es hell geworden war, mit bedenklichen Mienen ; er schien kein grosser Verehrer von Antiquitäten zu sein und erinnerte sich einer frühern Reise nach Tjandjur, wobei er mich zwei Mal umgeworfen hatte. Herzlich erfreut, eine so liebe alte Bekanntschaft Mieder anzutref- 381 fen, versprach ich ihm für den gewöhnlichen einen, jetzt zwei Gulden, wenn er mich auf dieser Reise nur ein Mal umwerfen wollet Auf dem Passe über den Megamendung (Höhe 4620) drängte sich mir die freudige Bemerkung einer stets höher steigenden Kul- tur und zunehmenden Bevölkerung auf, die nicht ohne sich gleich- zeitig vermehrende Wohlfahrt des Volkes denkbar ist. Wo noch vor wenigen Jahren alles Wildniss Avar, wo nur Rhinocerosse kreuzten , da haben sich jetzt ganze Familien angesiedelt und ein wohl ausgerüsteter Warung ist auf dem höchsten Passe errichtet, wo er seine Speisen , Kaffeewasser und Kuwe kuwe dem Reisenden darbietet. So fällt es auch hier in die Augen , dass die Anlegung bequemer Wege das erste Beförderungsmittel für die Ausbreitung der Kultur eines Landes ist; die Javanen folgen diesen Wegen und lassen sich gern in ihrer Nähe nieder; desshalb können neue Ansiedlungen , welche die zunehmende Population erheischt, am besten durch die Anlegung von Wegen nach bestimmten Punkten hin geleitet werden. Ich enthebe mich übrigens einer Beschreibung dieses vielbe- suchten Passes über den jNIegamöndung , der auf Java der höchste ist, welcher zu Wagen passirt werden kann. Die höchsten Pas- sagen zu Pferd auf bleibenden, begangenen Wegen sind die über das Dienggebirge von Pekalongan über Batur nach Wonosobo (auf den höchsten Punkten etwa 6500' hoch,) und über das Tenggerge- birge von Tosari nach Wonosari und von Kebo glagah nach Ledok- ombg. Der letztere Pass erreicht auf den höchsten Punkten 7S00 . In der Thalfurche jenseits des Passes strömt zwischen vulka- nischen *) Geschieben der Tji - Kundul herab und trennt den G.-Megamendung, als Vorgebirgskette des G.-Panggerango, von dem hohen und verflachten Fusse desG.-Gede, auf welchem weiter südlich Tjipanas liegt. Am rechten Ufer des Tji-Kimdul, dicht unterhalb der Brücke, erblickt man eine senkrechte, graue, ziem- lich glatte Wand von etwa 40' Höhe, die nur aus einer Schicht von erhärteter vulkanischer Asche, Wadas von den Sundanesen, Padas von den .Javanen genannt, besteht; diese Asche, welche mit Gerolle und Steinen vermischt ist, obwohl im Umfange des Gede- Vulkan's selten, fand hier in enger Schlucht eine günstige Gelegen- heit , sich anzuhäufen , und spülte bei einem frühern Ausbruche wahrscheinlich mit dem Wasser des Tji -Kundul, welcher in der Kraterkluft entspringt, als Schlamm herab. Wir legten nun , von Tjandjur'schen Pferden gezogen, den Theil des Weges schnell zurück , der sich in geringen Entfernungen vom östlichen Vor- gebirge des G. - Göde hinzieht und sich zuletzt in romantischen Krümmungen eng an den innern Fuss dieses Vorgebirges an- •) Blöcke von eigentlichem Trachyt , von Phonolith , Dolerit , Basalt und von mannigfaltigen neueren Laven durch das Wasser gerundet , wollen wir un- ter diesem allgemeinen Namen (vulkanische Geschiebe) begreifen. A. d. V. 382 schmiegt. Alle einzelnen Kuppen dieses Gebirges haben einen be- sondern Namen, als: G.-Peser, G.-Rasamala, G.-Tjipanas u. s. -vv. Das Gebirge ist jedoch ein geologisches Ganzes , eine quere üeilie von zusammengeketteten Hügeln, auf deren innern Fuss die sich ausbreitenden Lavaströme des G.-Göde (das Hochland Tjipanas) in einer geraden Linie fast flach und nur sanft geneigt anstossen. Wir kamen schon um 3y^ Uhr hier auf Tjandjur an. Bandong, den 9. August 1844. Den Sten früh ging unsere Fahrt ostwärts weiter. Die Pläche von Tjandjur ist der erweiterte und sich ausbreitende Fuss des Ke- gelberges G. -Gede und senkt sich fast überall in einer divergiren- den Richtung vom Centrum dieses Vulkan's. Die Gegenden süd- wärts von Tjandjur fallen in einer südöstlichen Richtung bis zum Fusse der nördhchsten Kette des Djampang- Kendenggebirges, und die Gegenden ostwärts von Tjandjur, durch welche die grosse Strasse führt, fallen sanft und gleichmässig nach Osten bis zum Ufer des Tji-8okan , der, nachdem er aus dem bereits etwas süd- licher geendigten Kendeng- Gebirge hervorgetreten, von Süden nach Norden das nunmehr verflachte Land durchfurcht. Der so sanfte und gleichmässige Fall dieser Fläche, welcher von Tjandjur (1450 par. Fuss ]Meereshöhe) bis zum Ufer der Tji- Sokan (S66') nur 584 auf S geogr. Minuten Abstand beträgt, eig- net sich vorzüglich zur Reiskultur in SaAvah's und wirklich sehen wir sie auch grösstentheils bis hoch an den Abhang des G. -jGede hinan in theils grüne, theils frisch überschwemmte Terrassen ver- wandelt , zwischen denen viel Oasen (oder wie dunkle Flecken auf einem hellgrünen und silbernen Teppich, sich die kleinen, scharf- begränzten und meistens rundgeformten Fruchtbaumwäldchen zerstreuen. Wer, der sich des Anblicks von Dächern und Thurm- spitzen einer europäischen Landschaft schon längst entwöhnt hat, weiss nicht, dass diese "Wäldchen java'sche Dörfer sind und dass unter diesen Wölbungen der Fruchtbäume, höher oben noch von den Wipfeln der Kokospalmen überrauscht. Tausende zufried- ner Bewohner in ihren Hütten leben, die aus ^[aterial gebaut sind, das in den Ijambuszäunen wächst, Avomit sie ihren kleinen Wald um- gürten i Solche geneigte Ebenen, die als ausgebreiteter und in einer divergirenden Richtung fallender Fuss von Kegelbergen sich mit völliger Gleichmässigkeit senken, sind selten auf Java; geM'öhn- lich gehen die untern Gehänge der Vulkane in Terrassen über oder die Gleichmässigkeit des Falles ist durch Vorgebirge und vorgela- gerte Hügel, z. H. selbst bei dem übrigens isolirtcn G.-Lawu, ge- stört und nur der Fuss von wenigen erreicht als gleichmässige Fort- setzung der Neigungscurve vom äussern Gehänge des Kegels das Meer, wie dies unter andern mit dem südlichen Fusse des G. -?vle- rapi der Fall ist. Die Fläche von Jogjakerta, welche dieser bil- det, ist daher auch, obgleich -/a niedriger, der von Tjandjur ver- 3S3 gleichbar, und wahrscheinlich , wie diese , aus ausgebreiteten Lava- strömen , welche keinen Widerstand fanden , gebildet und wurde später mit Gerolle und Sand bedeckt. Erst vom rechten Ufer des Tji- Sokan an wird das Land flach, der Fall des Ganzen nach Osten hört auf, man hat den Fuss des Vulkan's verlassen, und betritt nun ein flach - Wellenförmiges Terrain, welches sich in ziemlich gleicher Höhe von 850 bis 870 5 Pfähle weit ostwärts bis zum Tji - Tarum hinzieht und sich dann noch jenseits des Tji -Tarum eben so weit und hoch, als Ebne von Radja mandala fortsetzt bis zu den Kalkgebirgen G. -Mesigit u. a., welche es von dem mehr als doppelt so hohen Plateau von Bandong in Osten trennen. Beide Flüsse, Tji-Sokan und Tji-Tarum, laufen fast parallel mit einander von Süden nach Norden und vereinigen sich erst mehre Pfähle nordwärts von der Strasse entfernt. Sie haben sich 150 und 250' tiefe Klüfte gegraben, die, etwa doppelt so breit als tief, an den obern Rändern scharf begränzt , an den Seiten schroff und Mauerartig gesenkt, Kanäle bilden, in deren Sohle, tief unter der Oberfläche des Landes ! und aus der Ferne völlig unsicht- bar, ihre Fluthen dahinbrausen. So tief diese Klüfte ausge- furcht sind, besteht das bezeichnete Zwischenland zwischen beiden, und ohne Zweifel auch die zunächst angränzenden Theile der Ebnen von Tjandjur und Radja mandala aus nichts, als aus vulkani- schem Schutt, nämlich aus lauter Steintrümmern und ('onglo- meraten der verschiedensten Grösse, die sich hier zu einer JNIäch- tigkeit von mehren Hundert Fuss angehäuft und das vormals hier vorhandene Muldenförmige Thal zwischen dem Fusse des Vulkan's bei Tjandjur und den Kalkbergen von ]\Iesigit bis zu seiner jetzi- gen Höhe ausgefüllt haben. Die barometrisch gemessene Tiefe der Tji-Sokankluft beträgt 150 , die des Tji-Tarum 25.3' ; beide erreichen jedoch das Liegende der Trümmermassen nicht, denn die Sohle des Bettes besteht noch aus ganz gleichen JNIasscn, und die eigentliche Mächtigkeit des La- gers bleibt daher unsicher, eben so wie die Gesteinart, worauf sie ruht. Wahrscheinlich sind es wohl Trachytrippen oder zusammen- hängende Lavaströme des Gede ; vielleicht würde man beide zu erkennen vermögen, Avenn man den Lauf der Klüfte abwärts immer tiefer verfolgte. Dass dieser Schuttboden seinen Ursprung in der Zerstückelung von Vulkanen fand oder in Ausbrüchen .von Vul- kanen, deren sich genug, z. B. G.- Hurangrang, Göde, Patua, in der Nähe erheben, kann nicht zweifelhaft erscheinen, wenn man die lieschaflbnheit der Trümmer betrachtet. Sie bestehen theils aus Trachyt ohne Hornblende, theils aus Trachyt mit grossen Horn- blendekrystallen, welche in dem Felsitteige mit glasigen Feldspath- krystallen weitläufig zerstreut liegen, theils aus Steinarten, in de- nen die Hornblende so sehr überhand nimmt, dass sie in reinen Hornblendefelsen übergehn , theils aus verändertem aufgeblähten und in verschiedenartige Lavavarietäten .verwandelten Trachyt mit .38 i grössern od{>r kleinem Blasenräumen. Alle diese Bruchstücke, bald nur ein Paar Zoll gross, bald mehre Fuss im Durchmesser haltend, finden sich durch Grus, Sand und Asche gleichen Ursprungs zu einer Brezzie zusammengebacken, -welche von Structur bald feiner, bald gi-öbcr, bald sehr lose und leicht zu zerbröckeln ist, bald aber auch eine gewisse Felsenfestigkeit erlangt. Kanalarlig hat der Tji- Sokan diese Brezzie durchschnitten und einzelne Stücke davon losgespült, die, aus Tausenden kleinern Stücken zusammengesetzt, doch für sich ein Ganzes, als Geschiebe von mehr oder Aveniger ge- rundeter Form im Flussbette aufgcthürmt liegen. Nur eine 3 bis 5' hohe Erdschicht bedeckt diese ]}ank von Trümmergestein zwi- schen beiden Strömen. An den Ufern des Tji-Tarum sind, Avenig- stens da, wo er den Berg durchschneidet, die grössern Bruchstücke verschwunden und durch ein eben so mächtiges Lager feinen. Aschenähnlichen, \Tilkanischen Sandes vertreten, welcher eine gelblich - braungraue Farbe und eine gewisse Festigkeit besitzt, an vielen Stellen aber ganz verwittert und in Thonerde verwandelt ist. Nach oben zu bemerkt man in diesem Sand- oder Aschenlager einige horizontal geschichtete Bänke von kleinen abgerundeten trachy tischen Geschieben, die auf Sand ruhend und von Sand be- deckt in verschiedenen Epochen abgesetzt zu sein scheinen, und von 5 bis zu lO' ^Mächtigkeit wechseln. In der Ebne von Radja mandala jedoch, in Avelche sich das rechte Ufer des Tji- Tarum, anfangs noch gleich hoch, fortsetzt, liegt an den Einschnit- ten, Avelche durch den Strassenbau an vielen Stellen 25 bis 30' tief gebildet Avurden, nur eine lockere Lehmerde bloss, die aus der Zer- setzung jener Conglomerate gebildet zu sein scheint, geAvöhnlich röthlich-braun, öfters Bolusroth von Farbe ist, und die oberfläch- lich eine nur 1 bis 2' dicke Scliicht von dunkelbraunem Humus trägt. Es sind diese Klüfte des Tji-Sokan und Tji-Tarum die ein- zigen auf JaA'a, Avelche die Bildung sximatra'scher Plateauströme wiedergeben, z. B. des Kali-Batang agam in den Oberlanden von Padang, der Aik-Malakut, Aik-Gute, der Bäche von Tobah in den Battaländem, welche sämmtlich in Conglomeratschichten {z. B. der B.-Agam in einer'Bimsteinbrezzie bis zu einer Tiefe A^on 300) ausgcAvaschen sind und sich mit scharfbegränzten, beiderseits gleich hohen Rändern durch die Hochebnen ziehn. Die Wassermasse des Tji-Tarum ist etAva V3 grösser als die des Tji-Sokan imd Aveil der Fluss in Bandong vorher ein Plateaustrom war von eingemeng- ten Erdtheilen fast immer trübe; sie bildet daher einen grellen Contrast zu dem hellen Wasser des kleinern Tji-Bodas, der nahe an der Fähre in sie mündet. Der Fall des Tji-Tarum von Bandong bis hierher beträgt 1460'. Wahrscheinlich ist es der ScliAvierigkeit der BcAvässerung Avegen tiefer Lage der Flussbetten über der Bo- denoberfläche und Avegen Wellenförmiger Oberfläche des Terrains zuzuschreiben, dass das ganze ZAvischenland zwischen Tji - Sokan und Tji - Tarum eine Menschenleere Wildniss und nur mit strup- 385 piger Wald- und hoher Grasvegetation bedeckt ist. Alang und Glagaharten {Imperata Alang, Sorghum tropicum, Saccharum Gla- gah u. a.) bilden die Hauptmasse dieser Pflanzendecke, worin sich J^ambusarten, Emhlica officinalis Gllrtn., das Strauchartige Mela- stoma malahatricum L. und hier und da eine einzelne Colbertia ohocata zerstreuen und zuweilen kleine Waldgruppen bilden, die Parkähnlich durch Grasfelder von einander getrennt, mit Rotang- und andern kleinen Palmenarten durchflochten, seltner aber von einem grössern und dichter belaubten Ficus-u. a. Bäumen beschattet sind. In schroffem Gegensatz stehn diese Gras- und Waldge- strüpp wildnisse den schattigen und feuchten Hochwäldern ge- genüber. Sie sind sch^\^eriger als diese zu durchdringen, glühend- heiss, und ein geliebter Aufenthalt von Hirschen, Schweinen und — Tigern. Der Aufenthalt beim Überfahren über beide Flüsse, von denen nur der Tji - Sokan eine Brücke von Balken hat, und das langsame Aufziehn des AYagens an den steilen Lfem durch Büffel, gab uns Zeit genug, um vorstehende Beobachtungen zu entwerfen ; von der Post Radja mandala aber am rechten Tji-Tarum-Ufer gingen wir, von 6 schnaubenden Pappen gezogen, wieder im Flug durch die schöne Ebne dieses Namens, welche niu- in sanften Wellen steigt und fällt, und welche hier mit Indigo, dort mit Thee bepflanzt ist, bis sich uns an den Gränzen des Plateau's von Bandong, wo die Strasse zu den Kalkbergen aufsteigt, wieder eine neue Vierschaar von jenen geduldigen Gästen präsentirte, die den Ausdruck von Dummheit und Phlegma so bezeichnend an sich tragen ; ich meine die Büffel. Während sie langsam, aber sicher, den Wagen zum Ziele führten, hatten wir paeder Zeit genug, die Beschaffenheit der Kalk- felsen zu untersuchen und am Fusse des Berges G. - Tjiguntur, neben dem Tji - Bogo, V2 Pfahl unterhalb, nämlich westwärts von der Post Tjisitu,' dem Kalkpfeiler G. -Kentjana gegenüber, einige fossile Korallenbänke mit vielen Abdrücken von jNIuscheln kennen zu lernen. jNIalerisch erheben sich links, nämlich nord- wärts vom Wege, der im Zickzack zum Passe hinanführt, die Kalk- gipfel G. -Kentjana, Mesigit und Karang paranten, und blicken an manchen Stellen Kreideweiss durch das Grün der Waldung hervor. Ein vierter Gipfel , ein nackter Kalkfels, wie aus kuter kubischen Stücken aufeinander gethürmt, Gunung-A^-u, erhebt sich weiter vorn, südwärts vom Wege, der am Fusse desselben seine grösste Höhe von 2367' erreicht hat und der nun von diesem Passpunkte an, dem nördlichen Fusse von der verlängerten Wand des G.-Awu entlang, anhaltend aber sanft hinab in die Fläche von Bandong führt. Immer mehr entfaltet sich diese Fläche vor dem Reisenden, und ihre blauen Gränzgebirge, in denen sich eine vulkanische Kuppe an die andere reiht, treten deutlicher hervor. Glänzende Wasser- spiegel von kleinen Seen, welche die Kunst durch Anlegung eines Dammes zur Wasserleitung bildete, lächeln links aus sanfter Tiefe Junghuhu, Java II. 25 386 herauf zwischen grünenden Hügeln, und vvohlbcbaute Fluren mit Reisfeldern, Hecken und Dörfern besäet, bieten sich vorn den Jilicken dar. (In der dritten Abtheilung wird von liandong aus- führlicher gesprochen werden.) Ohne mich daher hier länger aufzuhalten , empfehle ich dieses schöne Plateau, das grösste auf Java, ja das einzige in dieser Höhe, in welchem sich, so wie in den Preanger Regentschaften liberhaupt, melir sumatra'scher Typus von Hochländern, als java'- scher von Niederungen mit isolirten Kegelbergen, entwickelt hat, der Reachtung von Reisenden, die hier in meteorologischer soAvohl, als botanischer und geologischer Hinsicht reichen Stoff zur Retrach- tung finden werden. Rh kam um 2 Uhr auf dem stark bevölkerten und doch stil- len, lieblichen Randong an und traf Anstalten, um vor meiner Abreise nach Ost-Java noch einige Punkte in den mehr entlegenen Theilen der Preanger I^änder zu besuchen, die ich auf frühern Rei- sen nicht hatte berühren können, vor Allem aber dem famosen Gunung-Guntur noch eine Visite zu machen. Ich fand sowohl von Seiten des Herrn Nagel, Assistent - Residenten von Randong, als auch von Herrn General J. R. Cleekens, dem Residenten der Preanger, die beste Unterstützung zu meinen Zwecken, und war vom Letztern mit Rriefen für die Regenten versehen worden. Vulkan 13 : Gunung - Guntur. '$' (Siehe Abschnitt 1, S. 67.) ,,Um eine periodische Wiederkehr, oder überhaupt die Gesetze ,, fortschreitender Xaturveränderungen zu ergründen, bedarf es ,, gewisser fester Punkte, sorgfältig angestellter Beobachtungen, ,,die, an bestimmte Epochen gebunden, zu numerischen Verglei- ,,chungen dienen können." (Humboldt, Bau und Wirkungsart der Vulkane.) Garut, 11. August 1844. Ich setzte am 10. August früh wohlgemuth meine Reise weiter fort. Herr P. J. Maier, der sich mit Urlaub zur Herstellung der Gesundheit in diesen Gegenden aufhielt, begleitete mich. Mein Wagen und Gepäck wurde auf der Poststrasse nach Sumedang vor- ausgeschickt, und in einer leichtern Kutsche von Regentspferden gezogen flogen wir nvui gen Osten in fröhlicher Stimmung durch's Plateau. Zwei Posten (die erste Sindang laja, die zweite Udjung brung wetan, jede 5 bis 6 Pfähle von einander entfernt) wurden noch auf der Poststrasse zurück gelegt , auf diesem Theile des Weges, 387 welcher zur Vermeidung von sumpfigen Stellen in der Ebne sich dicht an den Bergfuss, namentlich an den Abhang des G. -Pulusari und Menglajanganscluniegt, und dann in Osten von der zweiten Post ein kleinerer Binnenweg betreten , der in südöstlicher Richtung durch diesen östlichen Theil der Bandong'schen Ebne bis Tjitjalengka führt. Viele kleine Sümpfe, mit Potamogeton-, selbst mit Chara- Arten angefüllt, mit Pistia Stratiotes bedeckt und mit den Blüthen der Villarsia indica , einige selbst mit der schönen Lotosblume {Nelumbium speciosum) geziert , bieten sich hier von Zeit zu Zeit den Blicken dar. Bei den ewigen Schlangenlinien , welche links und rechts die Pferde zu laufen belieben, unlenkbar durch die Ungeschicklichkeit der Kutscher (wie fast überall auf Java) läuft man oft Gefahr, allzu nahe Bekanntschaft mit den BeAvohnern dieser Sümpfe zu machen, und es bleibt bei der ordnungslosen Wirthschaft der Javanen em Wunder, dass man in der Hegel noch mit heiler Haut davon kommt. Ohne die Hülfe von 2 oder 3 Läufern, die bei einem regelmässigen Fuhrwerke in Europa ganz unbekannt sind, die aber hier jeden Augenblick hinten von ihrem Sitze springen müssen, um die Pferde zu lenken , würde man auf Java nicht weit kommen , — und wem, der auf Java gereist hat, tönen nicht die ewigen Worte ,,pitjah streng'^ — j^lijst putus!'' (,, Pferdegeschirr zerbrochen'^ — ,, Zügel zerrissen") in die Ohren, die, wenn es gut geht, doch einen Auf- enthalt von wenigstens 3 Mal zwischen jeder Post verursachen? Von Tjitjalengka zogen uns wieder Büffel den Zwischenrücken zwischen dem Berge G.-Mandala wangi in Süd -Westen und dem G. -Budjung in Nord -Osten hinan, über welchen der Pass nach Leles führt. Harter, röthlicher, Thonartiger Boden herrscht hier vor, mit vielen eingekneteten Stein trümmern und ist vorherrschend nur mit Alang - und Glagahgräsern bedeckt , zwischen denen Tau- sende kleiner Malakab'äumchen {Etyihlica ofßcinaUs) und wenige Akacien weitläufig zerstreut Avachsen. Solche Wildnisse, von den Menschen der Unfruchtbarkeit des Bodens und der Wasserleere wegen vermieden , sind es, in denen sich viele Hirsche aufhalten und in denen die grossen Treibjagden der Regenten veranstaltet werden. Die Passhöhe zwischen den zwei genannten Bergen ist Pla- teauartig verflacht, etwa Vabis ^f< Pfahl von einem Berge zum andern breit und in der Richtung des Weges IV2 Pfahl lang. Der nordöstliche oder Bandong'sche Rand der Platte, von wo der G .-Budjung in Norden 20*' Osten und G.-Mandala wangi in Süden 5*^ Osten gepeilt wird, liegt jedoch 50' tiefer, als der südwestliche oder Leles'sche Rand, von wo G. -Budjung in Norden lO" Westen gesehen wird, wo neben einem alten grossen Kiarabaume {Ficus sp.) die Post Tjitjalengka, 25 Pfähle von l]andong entfernt, steht. Höhe2665'. Zwischen beiden ist die Platte sanft vertieft. Einen lieblichen Gegensatz zu den ein- förmigen Graswildnissen dieses Rückens bilden die Kokos- und Pinangpalmen niehrer kleiner Dörfchen , die aus einsamen Buchten am Fusse der beiderseitigen Berge, besonders auf der Seite des G.- 25* 388 Budjung, hervorschauen. *) Von hier geht es wieder steil hinab an einem Gehänge, wo von Pfahl 26 an eine Menge, gewöhnlich V2 bis 2' im Durchmesser haltender, Obsidiantrümmer vmiher zerstreut liegen : L. Nr. 88 (Bat. Nr. 1), die, von schwärzlicher Farbe und an den Rändern durchscheinend, wirkliches vulkanisches Glas, dem Bouteülenglas sehr ähnlich, darstellen, aber, obgleich von dichter und homogener INIasse, mit kleinen Blasenräumen im Innern versehen sind. Diese stellen sich wie weissliche Fleckchen (Augen) dar und sind von einer weisslich - grauen Masse (ob von veränderten Feldspathkrystallen?) ausgefüllt. Viele sind an ihrer Aussenfläche auf eine solche Art gefurcht , dass sie, wie ver- steinertes Holz, eine lamellös - fasrige Structur zu haben scheinen; es scheint jedoch diese Bildung nur durch Zersetzung entstanden zu sein , und beschränkt sich , ohne in's Innere zu dringen , auf die Aussenfläche. Nach dem Tengger'schen Gebirge ist dies die zweite (mir be- kannte) Stelle auf Java, wo sich Obsidian findet, w^elcher unter den Produkten der java'schen Vulkane selten ist und vielleicht vom G. -Guntur (dem nächsten Feuerberge) hierher geschleudert wurde (?) . Die geradlinigte Entfernung bis an den Berg beträgt 8 Minuten. Am Fusse des Abhanges beim 27sten Pfahl führt ostwärts ein Weg nach Balubur limbangan durch das Thal zwischen der G.- Budjungkette in Norden und dem Kegelberge Keledon in Süden liindurch; Avir lassen diesen Seitenweg zur Linken und steigen unsre Route südwärts (südsüdöstlich) weiter verfolgend, auf einen neuen Zwischenrücken hinan, der vom G.-Mandala wangi ostsüd- ostwärts zimi G. -Köledon herüberläuft. Dicht vor uns, in Süd- Osten , erhebt sich dieser Berg, auch Berg von Leles genannt, als ein kleiner, aber steiler und schroffer Kegel. Die topographischen Verhältnisse dieser wenig bekannten Gebirgsgegenden sind übri- gens zu verwickelt, um in einer blossen Beschreibung anschaulich zu werden; ich habe mich bemüht,' besonders was Lage und Con- figuration der Gebirge betrifi"!, sie in meiner Karte der Preanger Regentschaften darzustellen. In mannigfaltigen Krümmungen auf und ab w'indet sich die Strasse durch dies Gebirge, durch dessen röthhche Lehmerde mit eingemengten vulkanischen Stein trümmem sie oft tief durchgegi-aben werden musste, und vergönnt dem Reisenden erst am jenseitigen Gehänge dieses zweiten Passes, seinen Blick auf die schöne Ebne •) Die Höhe kann also die Ursache nicht davon sein , dass den meisten Dörfern des 2125 bis 2150' hohen Bandongplateau's die Kokospalmen fehlen. (Sie -wachsen ja auch noch in gleichen Höhen zu Leles, Trogon und Garut üppig.) Die Bewohner behaupten, dass sie dort nicht gedeihen wollen, und geben einen zu harten, Thonartigen Boden und die dicken Morgennebel des Plateau's als Ursachen an. Die Hauptursache liegt vielleicht in der geerbten Gewohnheit, keine Kokos zu pflanzen , denn nur ungern geht der Javane dieses Plateau's zu Neuerungen über. Stinkendes Katjangöl ersetzt daher in Bandong überall die vortreffliche Kokosbutter. A. d. V. 389 vonLeleszu werfen, die sich vom Siidfusse des G.-Maudala wangi- Keledon'schen Rückens ausbreitet und durch ihre grünen Reis- felder mit üppigen Pinang- und Kokoswäldchen der Dörfer das Auge erfreut. Sie fällt sanft nach Osten und ist Buchtartig fast auf allen Seiten von Gebirgen umgeben; in Norden von den uns be- reits bekannten; in Westen von der Verbindungskette zwischen G.-Mandala wangi und Agung; in Osten von einem zweiten, steilen, fast isolirten Kegelberge G.-Arumun nebst dessen Verbin- dungszügen mit den benachbarten Bergen ; in Süden aber von einem langen Bergkamm, der sich vom G. -Agung ostnordostwärts weit in den Thalgrund vorschiebt. Der G. -Agung ist es, der uns den An- blick desG.-Guntur verbirgt und dessen östlichstes Ende wir über- schreiten müssen , um in den eigentlichen ThalgTund von Garut zu gelangen, als dessen abgeschlossene, übrigens gleich hohe Bucht die Fläche von Leles zu betrachten ist. *) In der südlichsten Gegend dieser Bucht, nahe an dem Nord- Ost-Fusse von dem genannten auslaufenden Rücken des G. -Agung liegt der Hauptort Leles, bemerkenswerth durch eine der gTÖssten Quellen Java's, die ostwärts unterhalb dem Dorfe als ansehnlicher Bach: Tji-Tjapar, auf Einmal aus dem vulkanischen durchklüfteten Boden dringt und eine ziemlich stabile Temperatur von 76" F. hat. Ein Häuschen bedeckt ihr Krystallhelles Becken, ausserhalb dessen man stets eine Anzahl Leles'scher Schönen antreffen wird, entweder badend oder mit ihren Jjambusröhren unter dem Arme, um Wasser zu holen. Der Bach nimmt dann seinen Lauf durch den tiefsten, östlichsten Theil der Lelesfläche, und fiiesst, alle andern Bäche aufnehmend, die von Westen in querer Richtung zu ihm herab- strömen, nordwärts am innern Fusse des G.-Arumun hin, zwischen diesem und dem G.-Keledon in einer schmalen Spalte durch Con- glomerat- und Jkezzienmassen hindurch und wendet sich zuletzt, in den Tji-Pantjor fallend, ostwärts nach Balubur limbangan. Hatten uns schon die Hunderttausende von oft sehr mächtigen 'JVachytblöcken, welche in den Reisfeldern von Leles ohne Ordnung umher zerstreut liegen , an gewaltige vulkanische Revolutionen ge- mahnt, so führen uns die beweglichen Massen von dunkelgrauem *) Limbangan wird gewöhnlich nur die rechte Hälfte des Thalgi-undes genannt, die eine besondere Kegentschaft mit dem Hauptorte Garut in der Mitte und den Ortern Tiikatjang höher oben und Wanakerta tiefer unten bildet, wäh- rend die linke Hälfte mit den Örtern Tjisirupan 3670' hoch oben, Trogon 2200' in der Mitte und Balubur limbangan ITOo' unten, sehr unnatürlich zu einer an- dern Regentschaft, zu Bandong gehört. Der Fluss Tji-Manuk , der die Mitte des Thalgrundes seiner lyänge nach von Süd- West nach Nord-Ost durchströmt, scheidet neide ; besser jedoch würde die linke oder nordwestliche Bergkette vom G.-Mandala wangi über den G.- Agung hin bis zum G. -Pepandajan die Gränze mit Bandong bilden. Ohne auf diese politische Eintheilung Kücksicht zu nehmen, betrachten wir den schönen Thalgrund mit den genannten 3 Ban- dong'schen und 3 Limbangan'schen {)rtern, die auf der linken und rechten Seite des Stromes einander fast in gleichen Höhen gegenüber liegen , als ein Ganzes, und wollen ihn das Thal von Garut nennen. A. d. V. 390 Sande, welche siidostwärts vomDorfe immer mehr überhand nehmen und in -welche die Räder des Wagens tief einschneiden, noch näher in das LJereich des — Donnerberges!*) — Eine halbe »Stunde spä- ter haben wir den Bergrücken überschritten, der, als ein Trümmer- lavastrom vom G.-Agung (Djunkur paneng) herab und weit in den ThalgTund vorgeschoben , das Land Leles von Trogon trennt , und wir biegen , immer weiter abwärts fahrend , nach Süden um , da ruht ^^'ie gefesselt unser Klick auf dem G.-Guntur, der sich nun auf Einmal in seiner ganzen wüsten Kahlheit darstellt und dessen ausgezackter Schlund drohend durch die Dämpfe hinabschaut. Schon auf dieser Xord-Ost-Seite des G.-Agung ist ein Lava- strom bemerkbar, welcher sich am Fusse des Berges ausbreitend in ziemlich gerader Erstreckung bis Leles vorschiebt ; noch unverwit- terte und erst spärlich mit Vegetation bedeckte eckige Trümmer ragen überall aus seiner Oberfläche hervor und sprechen für sein noch nicht gar hohes Alter. Hatte auch der G.-Agung und sein Ost-Nord-Ost-Abhang Djunkur paneng früher einen Krater oder war der Schlund des G.-Guntur früher von so grossem Umfang, dass über diesen Rand, der jetzt mehre Minuten nordwärts vom G.-Guntur entfernt liegt, Lava überströmen konnte? Wahrschein- lich keines von beiden; wahrscheinlich entcjuoll dieser Lava- strom einer seitlichen Spalte des Gebirges zwischen dem G.- Agung und Guntur. In der Kluft zwischen diesem Strome und dem eigentlichen verlängerten Bergrücken des Djunkur paneng sind in einer der letzten Eruptionen grosse Sandmassen herabgeströmt und haben sich unten am Fusse des l^erges ausgebreitet , wo sie, wahrscheinlich durch gleichzeitig strömendes Regenwasser zusam- mengespült, nordostwärts bis über die Strasse hinausreichen. Nun flogen wir schnell über den flachen mit Sand bedeckten Fuss des A^ulkan's hin und langten zu Trogon an, dessen Kc5kos- palmen sich südostwärts vom Berge erheben. ]Mein Reisegefährte, dem der Anblick des G.-Guntur noch neu Mar, blieb hier zurück und ich begab mich, nach genommener Absprache mit dem Distrikts- häuptlinge daselbst, um den G.-Guntur clen folgenden [Morgen zu ersteigen, noch 2 '2 Pfähle weiter bis Garut am jenseitigen, rech- ten Ufer des Tji-Manuk, wo ich um 4 Uhr ankam und einen freundlichen Empfang vom Controleur dieses Ortes, dem Herrn A. Bosch, nebst gastfreier Bewirthung im Hause des Regenten genoss. Hier schreibe ich diese Zeilen; jedoch ,,es ist spät in der Nacht, wir wollen diesmal unterbrechen." Garut, 12. August 1844. Ich setze meine Erzählung von gestern Abend weiter fort; die Ersteigung des G.-Tjikorai ist auf Morgen festgesetzt und diesen Nachmittag geht es bis Tjikuwiwi. *) Gunung : Berg; — Guntur: Donner. 391 Noch ehe der Tag graute war ich am Uten August schon auf der Reise nach Trogon und trabte von da einige Minuten später in Jiegleitung des Herrn P. J. ^Iaier und des Distriktshäuptlings, Raden Demang, auf den G.-Guntur los. !Man findet es selten bei den Javanen, dass sie freiwillig an solchen Bergzügen Theil nehmen. Gewöhnlich sind sie sehr gleichgültig für die Naturwunder ihres Landes, und scheuen alle aussergewöhnliche Anstrengung des Kör- pers, wie den Tod. Auch hat die gewohnte Trägheit seit Kindes- beinen ihre Kräfte sehr wenig entAvickelt ; denn nur Übung giebt Kraft. Zu den Avenigen Ausnahmen aber gehört dieser Raden, der, überhaupt ein sehr gebildeter Javane, wissbegierig genug war, den Krater des G.-Guntur in der Nähe zu schauen. Wir bewegten uns durch die sanft ansteigende, mit Sawah's bedeckte Fläche erst westwärts auf den G. -Putri zu, der sich als eine kleinere Vorgebirgskuppe südwestwärts neben dem Vulkane erhebt und sich in gleicher Richtung, als die höhere Bergkette wei- fer hinten, südwestwärts in einen kurzen, bald zur Fläche herab- gesenkten Rücken verlängert. Das Grün der Gras- und spärlichen Waldwildniss, die ihn bedeckt, steht in einem schroffen Gegensatze zur öden Kahlheit des G.-Guntur, den vom Gipfel zum Fuss auch kein Grashalm schmückt und der sich wie ein gigantischer Stein- haufen von schwärzlich - brauner Farbe neben ihm erhebt. Stein- gereibsel, besonders Bimsteinartige Lavabrockeu von Erbsen- bis Apfelgrösse bedecken zwar auch den G. -Putri, seine Alang- und Glagahdecke grünt aber auf diesem Boden üppig fort. Um 7 Uhr stiegen wir am Ostfusse des G. -Putri von unsern Pferden und überschritten die kleine Kluft, die ihn allein vom G.- Guntur trennt, um nun zu Fuss auf den Trümmermassen des letz- tern weiter hinanzuklettern. Werfen wir jedoch erst noch einen Blick zurück auf die Gegen- den , die wir durchwanderten , und auf den verflachten Fuss des Vulkan's überhaupt. Drei Erscheinungen sind hier vorzugsweise bemerkenswerth. 1) Eine Menge kleiner, zerstreuter, isolirter, von Gestalt convexer oder flach -hemisphärischer, 10 bis 30, am häufigsten 20' hoher, mit Gras und dürftigem Gesträuch bedeckter Hügel, deren einige auf ihrem Scheitel die Grabstätten der Dörfer tragen , von Kambodjabäumen fPlumerienJ beschattet, und die sich besonders am Südfusse des Vulkan's, gegen den G. -Putri hin, zahlreich fin- den. Sie sind gleicher Zusammensetzung und also wahrscheinlich auch gleichen Ursprungs als die, welche man bei Pasir ajam am Süd-()st- Fusse desG. -Gede neben Tjandjur, am Fusse des G.- Gölunggung bei Tasik malaju und am Fusse des G. - Sumbing bei Tt'mangung findet und bestehen ganz und gar aus Trümmern von Trachytlava , deren Zwischenräume mit Sand und Erde gefüllt sind. 2) Rund um den Süd-Ost- und Ost- Fuss des Berges haben sich die Lavaströme, die sämmtlich nur aus Trümmern, Ikuchstücken, 392 einzelnen Blöcken und nirgends aus 2rusanimenhängenden , un- unterbrochenen Massen bestehen ^ verflacht und sich zu einem zwar unebnen Terrain ausgebreitet, das aber, ohne Hügel und bedeutende Hervorragungen, nur von kleinern Klüften und Vertiefungen laby- rinthisch durclizogen ist. Diese Trümmerfelder zu durclnvandern ist jedoch mit der grössten Schwierigkeit verbunden und einzelne Blöcke liegen 10 bis 15 hoch neben einander gestapelt. Viele Bäche sind durch diese in verschiedenen Perioden ausgeworfenen und einander bedeckenden Trümmerschichten in ihrem alten Laufe gehemmt worden , so dass sich ihr Wasser zu kleinen Seen , Süm- pfen und Tümpeln aufstauen musste, die man in Menge in den sanften Vertiefungen zwischen den Trümmern erblickt. Dass diese in einem glühenden Zustande aus dem Krater kommen und mei- stens herabrollen oder herabgeschoben werden, lehrt uns die Ge- schichte des Vulkan's. 3) Ungeachtet dieser öden, unwirthbarcn l'eschaffenheit des Fusses vom G.-Guntur und ungeachtet des schreckbar drohenden Anblicks seines Kraters sieht man doch noch viele kleine Dörfer, die sich aus der Thalfläche von Trogon bis dicht zu seinem Gehänge heranziehen; ja einige liegen so hoch, dass die Trümmerströme des Vulkan's zwischen ihnen hinabreichen; das frische Grün ihrer Fruchtbaumgebüsche und ihrer Pisangpflanzungen bildet dann mit den schwärzlichen Lavafeldern , die dicht hinter ihnen anfangen, einen malerischen Gegensatz. Ihr Bestehen scheint zu beweisen, dass, so stürmisch die letzten Ausbrüche des G.-Guntur auch auf- getreten sein mögen, sie doch nie sehr verheerend gewesen sind. Die Mächtigkeit der Trümmerfelder, die aus mehren Schichten auf- gebaut, seinen Fuss umringen, scheint über der alten Thalsohle daselbst nicht mehr als 50 (höchstens 75) Fuss zu betragen. Völlig geschmolzene Lava ist nie aus dem Krater geflossen, seit dasGarut- thal und der Fuss des Berges bewohnt wird. Wir klettern nun auf den Steinströmen des G.-Guntur vom Nord-Ost-Fusse des G.-Putri an hinauf. Unsre Pferde bleiben in dem Glagahdickicht des letztern zurück. Die Schuttmassen des G.-Guntur stossen hier unmittelbar auf den G.-Putri an, welcher einTrachytgebirge und offenbar ein Vorhügel der frühern ]3ergkette ist, die, aus einer plötzlich entstandenen seitlichen Spalte sich mit Lava und Lavatrümmermassen überschüttete und durch Aufhäu- fung dieser blassen rund um eine Centralöfiiiung zum Kegel, dem jetzigen G.-Guntur, werden musste. Dieser ist daher ein blosser Eruptionskegel ohneRingmauer und vom Fuss zum Scheitel nichts Anderes, als ein Haufen von Sand und Lavabruchstücken, die, nach den Gesetzen der Schwere aus einem Mittelpunkte über- strömend, hätten zum Kegel werden müssen, hier aber nur zu einem halben Kegel wurden, weil die Öffnung, aus welcher sie ström- ten , an dem seitlichen, nämlich südöstlichen Abhänge einer l^ergkette lag. Nur hier und da zeigt sich an der Kratermauer eine dünne Lavabank , welche zwischen den Lasen von losen Auswurf- 393 liugeiij Trümmergesteinen wie eingeschoben erscheint. Siehe neben- stehende ,,Guntur-Figur 7," welche im Profil den wirklichen seitlichen Anblick des Kerges vorstellt, so weit man ihn hinter dem G.-Putri sehen kann. Es ist die Süd-West-Seite des Berges, die man so erblickt, wie sie hier abgebildet ist , wenn man sich am Pa- sanggrahan-Pasir kianiis befijidet. Ausser dem G.-Putri ragt auch wirklich noch eine zweite Stelle des alten Bergabhanges mitten aus den Trümmermassen des G.-Guntur hervor und bildet auf der Ost-Nord-Ost-Seite des Yul- kan's einen mit Gras bewachsenen grünen Vorsprung mitten zwi- schen ödem, vulkanischem Schutte, der soAvohl diesen Vorsprung endhch ganz zu überschütten, als auch den G.-Putri immer tiefer in seine Massen zu begi-aben droht. Drei Eruptionen jedoch, seit meinem ersten Besuche in 1S37 bis jetzt 1S44, haben die Oberfläche des Berges auf keine solche Art erhöht, dass sie den Augen bemerkbar sei; die Höhe der Schutt- massen am G.-Putri Mar noch ganz dieselbe, und so dürften Jahr- tausende vergehen, ehe sich die Oberfläche des Vulkan's um einige Ellen erhöht. Übrigens ist es nicht unwahrscheinlich anzunehmen, dass der Vulkan kurz nach seiner Entstchungszeit vielleicht in einem Monate mehr Stoffe ausgeworfen hat, als in einem Jahrhun- dert jetzt, wo die Eruptionsmaterien in der Regel feine Asche sind, die sich weit entfernt vom Berge über das Land verbreiten , ohne zur Erhöhung dieses letztern selbst etwas beizutragen. Dass der G.-Guntur ein sehr neuer Vulkan ist, wird, hoffeich, durch die vorstehenden Betrachtungen über alle Zweifel erhoben. Ja, nach der Versicherung des Regenten von Garut soll zu Trogon noch eine alte Chronik vorhanden sein , worin des ersten Ausbruchs vom G. - Guntur gedacht ^vin\ , und dieses Ereigniss, wobei viele Menschen um's Leben kamen , soll sich etwa erst vor 150 Jahren, also in 1690 (!) ereignet haben. Der G.-Pepandajan öffnete sich in 1772. Leider blieben meine Bemühungen, mir nähere Nachrichten von dieser Chronik zu verschaffen, erfolglos. Allein so viel ist gewiss, dass sich bei den ]icwohncrn des Thaies von Garut , besonders bei denen zu Trogon , eine dunkle Sage von einem ersten Ausbruche des G.-Guntur erhalten hat, welcher der einzige heftige und für die angränzenden Bewohner verderbliche dieses Berges war. Dabei wird ausdrücklich behauptet, dass an der Stelle, wo jetzt der G.-Guntur liegt, vor dieser Eruption ein gewöhnlicher, grüner und mit Wald bedeckter Bergabhang ge- wesen sei, an Avelchem man niemals Spuren vulkanischer Wirkung wahrgenommen habe. Der Südabhang des Berges, an welchem wir hinauf klommen, (erst nordwcstwärts schräg an demselben hin , bis auf einen Vor- sprung, welcher sich gegen den G.-Putri hhi vorschiebt, später nordwärts gerade hinauf,) zeigte noch dieselbe Beschaffenheit wie in 18:i7; er war nämlich aufgethürrat aus kleinen, schwärzlich-gTauen, ausgeglühten Lavatrümmern , mit einigen darauf zerstreuten gros- 394 sem , eckigen , grauen oder röthlirh - grauen Blöcken von Trachyt- lava. Nur ein Paar neue Ströme oder Fahrten von Trachytlava waren hinzugekommen ; diese zogen zwar geschlängelt , aber doch regelmässig und mit einander parallel gleich lange Leisten am Ge- hänge herab; ein Paar von ihnen, die nicht höher als 3' bei einer Breite von 4' waren und auf ihrer Firste scharf zuliefen , bestanden aus lauter kleinen , nur y^ , höchstens Yo , seltner ^/i Fuss dicken Lavastücken von einer Bolusrothen Farbe und höckriger, aber mehr oder weniger rundlicher Form , so dass man sie für blassen von Ziegelsteinen oder gebranntem Thon hätte halten sollen. Sie waren nicht schwer und Hessen in ihrer porösen Structur nur noch Feld- spathkrystalle als matte, milchweisse Fleckchen erkennen. Wahr- scheinlich verdanken sie ihre Ziegelrotlie Farbe ihrem Gehalte an Eisenoxyd und ihre knollige rundliche Form der Erweichung in Kothglühhitze, wodurch sie fähig wurden , sich beim Herabrollen und Reiben aneinander zu runden und ihre scharfen Ecken zu ver- lieren. ^Merkwürdig aber bleibt die oben auf ihrem Kamme scharf zulaufende Form dieser schmalen Leisten, die sich unabsehbar lang am Berge herabziehen und die da, wo sie Schlangenlinien bilden, dies immer im Parallelismus thun. Die meisten übrigen Trümmer bestehen aus einer schwärzlich-grauen Trachytlava in vielen Varie- täten bald ohne, bald mit vieler oder Aveniger Hornblende und aus- ser andern Beimengungen öfters sehr reich an ^lagneteisen, so dass sie die lebhafteste Attraction auf die Nadel ausüben. In den mei- sten Gegenden sind die Stücke nur y2 bis l' dick und hängen durch Sand nur locker zusammen ; in den grössern Blöcken , die , wie be- reits bemerkt, hier und da auf diesem Schuttgehänge zerstreut liegen, findet man zuweilen sehr grosse, abgesonderte Feldspath- krystalle. tbrigens enthalten diese Trümmer des G.-Guntur eine grössere Verschiedenartigkeit von Laven von feinkörnigem, fast dichtem Trachyt durch alle Übergänge von krystallinischer bis schlackiger Lava zum leichtesten Asbestartigen Bimstein. Die meisten enthalten \\g\ Eisen. Wir folgten beim Hinanklettcrn am liebsten solchen Gegenden, wo die Trümmer eine mittlere Grösse von 1 Vo bis 2' hatten , und kamen ungeachtet des steten Zurückrutschens auf den beweglichen Massen, wo die Stücke kleiner waren, doch bereits um 9yo Uhr oben auf dem Gipfel an. Ich erkannte bald, dass wir uns auf dem hintern nordwestlichen Kraterrande des G.-Guntur, Punkt (5* auf Guntur Figur 5 imd 6 (s. Seite 69 vom ersten Abschnitt) befanden, und dass die kleine Platte, welche, nach Süd-Ost einen weitvorspringenden scharfen Rand bildend, in 1837 den Krater auf dieser Seite umgab , gänzlich verschwunden war. Es senkte sich damals diese Platte vom jetzigen wulstig - breiten Rande sanft hinab und war von schmalen , concentrischen Spalten durchzogen, die überall dampften und die mit dem Rande selbst parallel liefen, der sich dann plötzlich endigend, sich in eine senkrechte Tiefe stürzte. Vergleiche die pittoreske Ansicht des Kraters, die, in 1837 395 entworfen, in dem Atlas mitgetheilt ist. Auf diesem Rande, J^ in Figur 5 und 6, stellte ich damals meine Beobachtungen an (Höhe 61 OO') und sah mich nun etAva 500' weit von dort zurückgesetzt, (bis (5*j) uii^ so weit, als sich nun die obere Krater Öffnung ver- grössert hatte. Statt in einen senkrechten Abgrund, sah man nun an einem viel sanfter geneigten , aber auch mehr in die Länge ge- zogenen Gehänge in den Krater hinab , dessen viel tiefer liegende zackige Süd-Ost-lNIauer nur undeutlich durch die Dampfmassen blickte. Die ganze grösstentheils aus Sand bestehende Masse h also war in einem von den Ausbrüchen zwischen 1S37 und jetzt eingestürzt und verschwunden, die Höhe von ^ aber nach jetzt wiederholten Barometer - Messungen = 6230 vmverän- dert geblieben. Zwischen dieser jetzigen nordwestlichen Krater- mauer 5' uiid dem G.-Mesigit lag in 1837 ein mehre Hundert Fuss tiefer, unten scharf zulaufender und mit Steintrüramern bedeckter Zwischenraum a (Figur 5 und 6). Dieser war jetzt ganz mit Sand ausgefüllt und in einen flachen, nur sanft vertieften Zwischensattel verwandelt, auf dessen glatter Sandoberfläche man jetzt mit ungleich geringerer Älühe als früher auf den G. - INIesigit gelangen konnte. Einige 2 bis 3' breite Spalten zogen sich nord- westwärts in gerader Richtung durch diese Sandfläche und w^aren oberflächlich ebenfalls locker mit Sand überschüttet, der aber etwa einen Fuss tiefer als die angränzende Oberfläche lag. Hierdurch so- Avohl, als durch die schwachen Dämpfe, die aus ihnen drangen, warnten sie uns , um uns ihrer trügerischen Decke nicht anzuver- trauen und in einen vielleicht unergründlichen Abgrund zu stürzen. Auf diese Ausfüllung von a und das Verschwinden von h beschrän- ken sich alle Veränderungen , welche der Krater in den vier neuen Eruptionen (von 18-10, den 24. Mai, 1841, den 14. November, 1843, den 4. Januar und den 25. November) erlitten hat. Doch scheinen auch vom südöstlichen oder vordem Kraterrande einige Abblätte- rungen von Felsen Statt gehabt zu haben, wodurch die Krateröffnung etwas weiter geworden ist. Siehe Seite und Figur 1 bis 3 im ersten Abschnitt. Die Zahl der Ausbrüche, Avelche der Berg von ISOO bis 1847 erlitten hat und die ich 1. c. aufgezählt habe, beträgt 17. Wahrscheinlich haben noch mehre Statt gehabt, die mir nicht mit Gewissheit bekannt geworden sind. Wenn wir aber bei der Zahl 17 innerhalb 47 Jahren stehen bleiben, so hat der Vulkan doch nicht viel mehr als alle drei Jahre einen Ausbruch erlitten. Auf der glatten Oberfläche des feinen, gelblich-grauen Sandes, wovon der G.-Mesigit ganz überschüttet ist, stiegen wh- mit Leichtigkeit an seinem Abhänge hinan und mussten uns nur an einigen der steilsten Stellen kleine Treppen oder Kerben in den Sand hacken, um festen Fuss zu fassen. Wir erreichten seinen rundlichen , oben flachen und bloss 45 bis 50' im Durchmesser hal- tenden Gipfel um IOV2 Uhr, eben noch zur rechten Zeit, um schnell die beabsichtigten Peilungen nach fernen JJcrgspitzcn zu nehmen 396 (bis zum G. - Tjörimai und Gedö), ehe das immer massiger heran- ziehende Gewölk alle Aussicht schloss. Ein ähnliches, aber nicht mit »Sand ausgefülltes , sondern unten schmal zulaufendes und stei- leres Z wischen thal , als das, welches ihn vom G.-Guntur trennt, scheidet den G.-Mesigit auch auf der andern Seite vom G. - Agu n g, der ihn nordwcstAvärts etAva noch 5 bis 70u' hoch überragt und der, wie alle Käume vmiher , sowohl Kuppen , als Gehänge mit Sand überschüttet ist. Kein grünes Pflänzchen, kein Grashalm ziert diesen an der Oberfläche geglätteten Sand und nur einige ver- brannte Baumstümpfe ragen auf dem G.-Agung 6 bis lo' hoch daraus hervor. Es ist dieser eine kurze von Süd - West nach Nord - Ost hinge- zogene Firste , mit einem Terrassenartigen Vorsprung am diesseiti- gen Gehänge, und stellt den höchsten Punkt der eben so, von Süd- West nach Nord -Ost, streichenden Bergkette dar, an deren Süd - Ost - Flanke in einer queren Linie (also senkrecht auf der Längenachse) erst der G.-Mesigit und dann der G.-Guntur hers'or- gebrochen sind. Die übrigen weniger hohen Punkte der Kette sind: G.-Gadjah, südw^estwärts vom G.-Agung und durch einen tiefen Zwischenraum von ihm getrennt , durch welchen man über einen Theil des ]3andong-Plateau's und des G.-^NIalawar hinweg bis zum G. - Gede bei Buitenzorg peilt ; von hier setzt sich die Kette als schmale Firste (und jemehr sie sich vom Vulkane entfernt, um so dichter mit AValdwuchs bedeckt,) südwestwärts weiter fort, senkt sich zugleich immer tiefer und endigt sich gegen den Pasir- Kiamis hin. Der innere Abhang der Kuppe G. - Gadjah bildet eine steile, ganz kahle Felsenwand mit Treppenförmigen Vorsprüngen. Er ist der Art von Spalten durchzogen , dass er aus lauter länglich vier- eckigen Stücken aufgebaut zu sein scheint. Die weissliche Farbe der zum Theil zersetzten (?) Felsen lässt aber auch die Einwirkung von Schwefeldämpfen vermuthen , welche aus den Fugen derselben drangen. Sie blickt zu ähnlichen, aber kleinern Felsen wän- den herüber, welche die Westseite dieser Kuppe, worauf wir stehen, unzugänglich machen, und aus deren Spalten noch reich- liche Sc-hwefeldämpfe dringen. Ein schmaler, öder, und steiniger Thalgrund, nur von Rhinocerossen ! besucht,*) zieht sich zwischen beiden herab, nämlich zwischen der verlängerten G. -Gadj abkette jenseits , und der aus Trümmern aufgebauten Pippe diesseits , die vom G. - Mesigit bis zum G. - Putri herabstreicht , anfangs in den höhern Gegenden noch in Eins verschmolzen mit dem G. -Guntur- gehänge, tiefer unten aber durch die Kluft von ihm gesondert. *) Die Pfade dieser Thiere winden sich an den steilsten Gehängen des G.- Mesigit hin und laufen über Schuttmassen, wo kein Grashalm wächst; sie scheinen es zu lieben, immer auf derselben Spur zu gehen, so dass die Schlangenlinien ihrer Pfade, selbst wo sie über Sand und Steintrümmer führen, deutlich sichtbar werden. A. d. V. 397 welcho, uns bereits bekannt, den Ostfuss des G. - Putri von den Schuttmassen*) des Vulkan's trennt. Ausser diesen Solfataren der westlichen Felsenwände des G.- Mäsig,it dampft sein ganzer Nord-West-iVbhang aus Hunderten von kleinen Ritzen ; der ganze Boden ist erhitzt , und der Sand ober- flächlich mit dünnen, '/j bis 1 Zoll dicken Krusten von bunter Färbung bedeckt, die theils aus sublimirtem Schwefel, theils auch aus andern Mineralsubstanzen (Alaun) bestehen und eine gewisse Cohärenz besitzen. Und nicht minder Avie diese Seite, scheint auch der jenseitige Abhang, oder die Nord- West-Flanke des G.-Agung durch- klüftet und ganz von Dämpfen durchwühlt zu sein ; denn schon aus weiter Entfernung, z. 15. vom Weg^jasse über den Zwischenrücken zwischen G.-Budjung und Mandala wangi von Pfahl 25 y2 , 26 bis fast zu 27, — ferner vom Pasanggrahan Mala war tjiparai, kann man die Dämpfe sehen, die dort, etwa 2 bis 300' unter dem höchsten Gipfel, aus dem Boden dringen. Jedoch, noch kein Mensch hat diese Nord -West- mid Nord -Nord -West -Seite des G.-Agung be- sucht , die sich , ehe sie in das Plateau von Bandong herabfällt, zu einem weiten und Avaldigen Gebirgslande ausbreitet. **) Nach der entgegengesetzten Richtung, nämlich nach Nord- Osten vom G. - Agung hin , ist die Fortsetzung der Bergkette unter den Namen vonG. -Gede und Djunkur paneng bekannt. Nach- dem sie nordwärts einen Verbindungskamm zum G. -Mandala wangi ausgeschickt hat , dreht sie sich , von Kuppe zu Kuppe tiefer fal- lend , in einer sanften Biegung mehr nach Osten (Ost-Nord-Osten) herum und ist auf ihrer innern, dem G. - Guntur zugekehrten Seite stets steiler. Wandartiger gesenkt, als auf ihrer äussern; einige ge- rade und parallele Rippen ragen an dieser Wand hervor. Der Zwi- schenraum zwischen ihr und dem G. -Guntur ist oben ausgebreitet. Plattenartig, unten Kluftartig, mit einigen senkrechten Felsen- stufen , über welche der Bach in kleinen Cascaden herabstürzt. Zuletzt endigt sie sich in den gesenkten Rücken von Steintrüm- mern , über welchen uns gestern der Weg von Leles nach Trogou führte. •Alle diese Höhen übersieht man vom G. -Mesigit. Ferner übersieht man eine Menge angränzeilder Berge, deren viele eben- falls von Kratern durchbrochen sind. Die Kawah-Manuk liegt nur 3, der G. -Pöpandajan 5, derG.-Tölaga bodas 4 74 imd der G.- Gölunggung 5 geograph. Meilen von hier entfernt. Wolkennebel aber zogen heran und umhüllten sie ; in der Hoffnung auf er- *) Vulkanische Schuttmasse : Aufhäufungen von Sand, Grus, Trachyt- und Lavatrümmern, aller Grösse und Varietäten. A. d. V. **) Ich beabsichtigte diesmal einen Besuch dieser Seite , sah aber ein , dass das Übersteigen des G.-Agung nicht in so kurzer Zeit möglich war, um jenseits noch vor der gänzlichen Verhüllung der Gebirge durch Wolken anzulangen. — Eine zweite Reise aber mit Vorbereitungen ziir Übernachtung im Gebirge ver- bot mir dies Mal meine Zeit. A. d. V. 398 neuerte Somienblicke streckte ich mich auf dem Gipfel hin, und überliess mich solchen Betrachtungen , die durch den Charakter der Umgebungen erweckt wurden. Merkwürdig kam es mir vor, dass sich innerhalb einer so klei- nen Raumerstreckung , wie die der Preanger Regentschaften , eine so grosse Monge theils noch offener, theils vormals offen gewesener Vulkanschlünde neben einander befinden. Ausser den bereits ge- nannten vieren, dampfen hier noch rundum der G.-Wajang \^ji, Patua Syo, Tangkuban prau 8%, Gede 10'/,, Salak 2OV2 und Tjß- rimai 11 geogr. Meilen von hier, und dampften, zwar jetzt ge- schlossen, aber ohne Zweifel vormals, der G.-lJurangrang 9 '/4, Tampomas 6'/^, Malawar 5, Tjikorai 4y4 geogr. Meilen entfernt, also 14 Vulkane, vielleicht mehr! iniierhalb eines Raumes etwa 25 Meilen lang und 11 Meilen breit. Bei so grosser Nähe der Vulkane an einander muss man annehmen, dass die vulkanischen Schächte oder Spalten jeder zu einem besonderen Heerde führen und dass die Communication dieser Heerde mit einander zuweilen gänzlich unterbrochen ist. Denn wie könnten sich sonst aus einem dieser Berge allein und ausschliesslich so heftige verwüstende Ausbrüche, wie die des G. -Gelunggung in 1822, oder des G. -Pe- pandajan in 1772 ereignen, ohne dass die benachbarten, z. B. der G.-Telaga bodas beim G. -Gölunggung, oder die Kawah-Manuk, der G . - Wajang und Guntur beim G . -Pepandajan im geringsten daran Theil nehmen \ oder ohne dass sich die Wirkung gleichmässig über alle vertheilte? Nicht ein Mal eine verstärkte Wirkung der übrigen Krater w'urde bei dem schrecklichen Wüthen des G. - Gölunggung wahi-ge- nommen, eben so Avenig, als bei den Ausbrüchen des G. -Guntur in den verflossenen Jahren die nur 3 Meilen entfernte Kawah- Manuk und der nur 5 Meilen abgelegene G. -Pepandajan stärker als gewöhnlich dampften ! — Und warum brauchten sich die Dämpfe zuweilen ganz neue Auswege zu bahnen und neue Vulkane , wie z. JJ. den G. -Guntur zu bilden, wenn eine Communication zwischen den Schächten der einzelnen Feuerberge ununterbrochen bestündet IVIan ist daher zur Erklärung der beobachteten Erscheinungen ge- nöthigt, anzunehmen, dass eine solche Communication zwischen den vulkanischen Heerden der Preanger Vulkane entweder gar nicht besteht , oder auf gewisse Zeiten gänzlich unterbrochen werden kann. Einige Sonnenblicke weckten mich aus diesen Betrachtungen, und trieben mich zu meinem Thedolithen, um durch die Fenster der Wolken hindurch schnell noch einige fehlende Peilungen zu nehmen. Darauf endigten die sich immer mehr zu einem Ganzen vereinigen- den Wolkennebel alle Aveiteren Operationen mid bestimmten gegen 1 2 Uhr unsere Rückkehr. Bald, wo das Gehänge glatt war, auf einer zusammengefalte- ten Matte rutschend, — bald aufrecht kletternd, — gewöhnlich in aufgetriebene Sandwolken gehüllt, — häufig auf den beweglichen 399 Massen ausgleitend, und von rollenden Stein trümmern verfolgt, — langten wir um 1 Uhr wieder bei unseren Pferden in den Glagah- Wildnissen des G. - Putri an , waren um 2 Uhr zu Tr ' be- grüssten um 3 Uhr wieder unsere freundliche Woh MxitU Qhxue. Vulkan 17: Gunung-Tjikorai. 0 (Siehe Abschnitt 1, S. 106.) „Durch den Riss nur der Wolken ,, Erblickt er die "Welt, „Tief unter den Füssen „Das grünende Feld." (Schiller.) TjikuAviwi, den 12. und 13. August 1S44. Wir drei — A. Bosch, P. J. Maier und ich — trafen Nach- mittags um die dritte Stunde auf dem Alun alun von Garut zusam- men, schwangen uns auf's Ross und trabten zum Thore, richtiger zum Dorfe hinaus, denn ein eigentliches Thor ist gegenwärtig noch nicht auf Garut vorhartden. Wir ritten also zum Dorfe hinaus und hatten vorn und hinten eine gehörige Anzahl Trabanten zu unserer Bedeckung, auch neugierige Garuter guckten uns aus allen Hütten und Hausthüren an. Die Häuser bilden lange zusam- menhängende Reihen und fassen die Strassen auf beiden Seiten ein, welche Garut geradlinigt durchschneiden. Wir folgten einer von diesen Strassen südwärts und hatten Platz genug darauf neben ein- ander, ohne anzustossen; wir waren jedoch noch keine 7+ Stunde weit gekommen , als ein recht erquicklicher Regen anfing uns zu erfrischen. Er wurde bald ganz allgemein und kam mit Südwind aus dem Hochlande von Tjikatjang zwischen dem G. -Pepandajan imdTjikorai, welches hier Sibirien genannt wird, herab. Dieser Wind war kalt und trieb den Regen wie Schneegestöber vor sich her. Wir waren bald bis auf die Haut durchnässt und hatten nicht den vollen Genuss von den scliönen Gegenden , die wir durchrit- ten. Der Thalgrund erhebt sich hier sehr sanft und allmählig, und erweitert sich, che er anhaltend zum Berggehänge aufsteigt, noch manchmal zu flachen und nur Wellenförmig-hügligen , geräumigen Vorsprüngen, die im Hintergrunde zwischen den Hügeln, etwa neben emem kleinen Teiche, hier und da mit einem Dörfchen bedeckt, im sanften Grün von Grasfluren und Weideplätzen da- liegen. Einige Dadap - Kaffeegärten liegen darauf zerstreut und bringen Abwechselung in die Scene. Wie lieblich lächeln solche 400 Gegenden nicht im Sonnenschein , bei heiterm Wetter, wie trübe, winterhch rauh aber erschienen sie jetzt, wo Regengestöber über sie hinwegfuhr ! ]Manche in unserm Gefolge wurden etwas kleinlaut, Herr JJoscH bot dem llcgengestöber Trotz; ich war seit einiger Zeit der Abwechselung des Wetters wieder entwöhnt und fror bis auf die Knochen ; ich lachte zwar in den Regen hinein , aber etwa so, wie man einen Feind anlächelt. In verschiedener Stimmung, aber alle in gleicher Durchnässung langten wir so um 5 Uhr zu Tjikuwiwi an, einem Pasanggrahan am Nord-Ost- Abhänge des G.-Tjikorai, wo er, zunächst zwischen Glagah- Wildnissen und alten halberstorbenen Dadap -Kaffeegärten, 3715' hoch liegt. Hier sitzen Avir nun um ein Feuer herumgruppirt , in dessen Nähe unsere durchnässten Kleider zum Trocknen aufgehängt sind, *) und draussen fährt der Regen , zwar nur in feinen Tropfen , aber gleichmässig über den ganzen Himmel verbreitet, fort zu strömen. Auch hier drinnen fallen Tropfen , nämlich die der Rauch des Feuers unsern Augen entpresst ; nur eine gute Tafel und gute Schlafstelle , wofür unser freundlicher Wirth und Reisegefährte ge- sorgt hatte, vermochte uns in fröhlicher Stimmung zu erhalten. Es mochte ^Mitternacht sein, als ein entsetzliches Geschrei, ein ganz fürchterlicher Läi-m uns aus dem Schlafe weckte ! Wir sprangen auf; meine ersten Gedanken waren, eine — vulkani- sche Eruption; meine Freunde dachten an Feuer, ^lord oder Todtschlag, denn dieJavanen erhoben aus Hunderten von Kehlen ein ganz mörderisches Angstgeschrei! und ich meinte der G.-Tji- korai sei vielleicht im Einsturz begriffen ; aber er blieb ruhig vmd es hatte sich bloss ein fürchterlicher ]Mord ereignet; den Hals durchgebissen lagen drei — Pferde todt und die bestialischen ^lör- der , die — Tiger , waren entflohen ! Sie Avaren über den liambus- zaun gesprungen, obgleich so viele ^Menschen in der Nähe Avaren, und hatten eines der Pferde etwa 100, das andere wenigstens 300 Schritte weit bis in die Kaffeegärlen mit sich fortgeschleppt, avo Avir im Fackelschein diese armen Schlachtopfer liegen sahen ; das dritte Avar innerhalb des Zaunes liegen geblieben , aber alle drei waren am Halse todtgebissen. Dieser Vorfall hat die Javanen in eine trübe Stimmung ver- setzt ; auch die unsrige ist nicht A'iel besser , denn es ist nach der Uhr schon sechs, und noch lässt sich kein ]SIorgengrau am Himmel sehen! Feines Regengestöber wie gestern Abend, liegt über den ganzen Himmel verbreitet und entfremdet meine Reisegenossen *) Will man methodisch reisen , so muss man auf Java nie des Nachmittags auf Reise gehen , sondern sich so einrichten , um wo möglich noch a' o r 3 Uhr unter Dach zu kommen. Denn an der Mehrzahl der Tage , treten, wenn es auch des Vormittags heiter war , in den Gebirgen und Gebirgsnahen Gegen- den alle Nachmittag Kegenschauer und meistens Gewitterregen ein. A. d. V. 401 immer mehr von dem Gedanken, den G.-Tjikorai zu ersteigen. Ich lasse mich jedoch in meinem Glauben nicht irre machen, in den höhern Luftscliichten wehe unverkennbar Nord-Ost und zwischen dem nebligen Gewölk ersclieinen Avirklich von Zeit zu Zeit kleine blaue Fenster. Ich nehme diese für einen Beweis, dass die Wolken- schicht nur dünn sei und dass über ihr eine heitere Atmosphäre ruhe ; ich prophezeie also Sonnenschein auf dem Gipfel des G. -Tjikorai", der offenbar höher, als diese neidischen Wolken liegen musste , die uns seinen Anblick verbargen, und muntere zur Abreise auf. Endlich um 1 1 Uhr hört der Regen auf, die blauen Fenster werden grösser, unsere Hoffnung mit ihnen, und unsere Stimmung fröhlicher ; nachdem uns ein tüchtiges Frühstück gestärkt hat, wird zum Auf bruch geblasen (sprich aus: gerufen, geschrieen). Alles wird lebendig , und das Commandowort : Bauwa kuda ! (Pferde herbei!) endigt diese Regenskizze. Garut, den 14. August 1S44. Wir erreichten zu Pferd in weniger als V» Stunde die obere Gränze der Kaffeegärten, die am Nord -Ost -Gehänge des G. -Tji- korai etwa 700' höher als der Pasanggrahan liegen mag, und be- traten dann zu Fuss das schattige Innere der Hochwälder, welche nun nicht mehr unterbrochen den ganzen Kegel bis auf die höchste Spitze bekleiden. Den Kaffeegärten zunächst herrschen Eichen (Quercus tliele- carpa Miq. [PI. Jungh.\, pruinosa , sundaica Blume u. a.)*) vor. Sie sind, Avie die übrigen Waldbäume, reichlich mit iMoospolstern bedeckt und mit üsneen behangen und hallen vom Geschrei der Pfaue wieder, die sich hier zahlreich aufhalten. Wir verliessen diese Gegend um 12 Uhr; Rotan- (Calamus-) Arten, so gemein auf Java , schlängelten sich auch hier in allen Richtungen durch das Walddickicht, in welchem oberhalb der Eichenregion Poclo- carpus cupressina R. Br. (Ki-Putri der Inländer,) anfing, sich in immer zahlreichem Exemplaren darzustellen. Bald traten wir in die Schiclit der Wolken (4S00bis oOüO') ein, welche sich zuTjiku- wiwi über unsern Häuptern hinzog, und wir erkannten ausserdem am Gesänge der Muscicapa cuntatrix, dieses getreuen Bewohners der kühlen und einsamen l^crgwaldungen ! die zunehmende Höhe, welche wir erreichten. Die kleine niedliche Pinangpalme (Areca pumila) mit ihren feurig-rothen Beerentrauben stellte sich im Un- terholze häufig dar, F7'ey c in e ii a- Arten wanden sich um dieBaum- stämme herum, und viele Agarici , (Pilze, Champignon's,) nebst essbaren Clavarien entsprosstcu dem fetten Waldboden, (1er alle Felsen verbirgt. Aber häufiger, als alle, und von mir noch auf keinem *) Kaju- oder Ki-Pasan der Inländer mit verschiedenen Beinamen wie P.-Susu, tipis. Kaju ist das malai'sche, Ki das sunda'sche Wort für Holz. J. K. H. Juii^liuliii, J.iva II. 26 402 andern Berge in solcher Unmasse erblickt, wuchs hier die halb- strauchartige, 5 bis 7' hohe Strohilanthes speciosa BL, welche mit ihren weissen lUüthenzäpfchen ganze Strecken des Waldbodens allein ausfüllte und welche uns erst dicht unter dem Gipfel in SOOO' Höhe verliess. Anfangs erhob sich der Weg sehr sanft, allmählig wurde er aber steiler und zog sich auf eLner immer schmäler zulaufenden Längerippe hinan, welche an diesjem Nord-Ost-Gehänge des Berges zwischen zwei Klüften, links und rechts, hervorspringt. Bald (5500 bis GOOO) mussten wir uns zw'ischen Polijpodium Dipteris BL, einem 4 bis 6' hohen Farrn durchwinden, welcher durch Individuen- zahl ausserordentlich vorherrschte und uns bis etwa 7600' Höhe (bis etwa 1000 unter den Gipfel) begleitete; zahlreich hing das son- derbare Kranzförmige Asplenium Nidus L. an den Stämmen und Ästen ; dies gehört der eigentlichen Region der Wolken an , deren düstere Nebel uns fortwährend umzogen; Agapetes rosea mihi erschien, Araliaceae , Meliaceae muA eine Memecy Ion -Art, nebst Podocarpus J ungliuhniana Miq. {Pl.Jungh.p. 2) w-aren unter den Waldbäumen häufig , Baumfarrn breiteten im Unterholze ihre Schirme aus, vorherrschend aber blieb Po t/ocarjow 5 cupressina B. Bi\, die hier noch schlanke, 40 bis 50' hohe Stämme bildete, mit rundlichen Kronen , von deren Zweigen Ellenlang die Usneen herabhingen. Ueise wie durch Fichtenwälder, hauchte der Wind durch ihr Nadeiförmiges Laub. Alle übrigen Bäume wurden kleiner (6500 bis 7000'), einige Sonnenstrahlen, die zwischen den vorüberstreichenden Nebeln den Wald erhellten , bewiesen uns , dass wir uns schon über die Decke des permanenten Gewölkes erhoben hatten , ein Baumartiges Mela- stoma trat auf, und zu dem Dipterisfarrn gesellte sich Mertensia dichotojna Willd. mit Lygodium- Äxten und bildete ein dichtes Ge- webe zwischen den J^äumen, das man ohne Hackmesser nicht zu durchdringen vermochte. Die Firste, auf der wir hinankletterten, an vielen Stellen kaum 2' breit , wurde mit einem dichten Wurzel- gewebe überzogen, welches eine Art natürlicher Treppen bildete; dicke Mooslager umpolsterten (7500 ) alle Baumstämme mehr und mehr , die immer kleiner, krümmer und geschlängelter wurden und bald sahen wir uns (SOOO) über die Wolkenschicht gänzlich in die Region der eigentlichen Alpenbäumchen Java's versetzt, wo von den frühem Pflanzengestalten uns nur noch Strohilanthes speciosa treu geblieben war , zwar weniger üppig und etwa 2' kleiner als in den untern Regionen, aber doch noch dieselbe, die nun, mit 80 OO' aber auch verschwand. Fast keins von den Alpenbäumchen, die sich z. B. in so üppi- ger Zusammengruppirung auf demG.-Mandala wangi finden, fehlen demG.-Tjikorai, aber vorherrschend sind es: Leptospermum flo- rihundum mihi und Agapetes vulgaris mihi, die uns nun bis auf den höchsten Gipfel (8645') begleiten, die aber ganz oben an Individuenzahl von der Podocarpus cupressina R. Br. noch 403 übertroffen werden. Wahrscheinlich ist es eine Folge des trocknen, steinigen Bodens und des geringen Umfanges vom Gipfel überhaupt, dass ihre Stämme oben dünner, und die Gebüsche, welche sie bil- den, zwar dicht gewebt, aber niedriger und kleiner sind, als in einer Gegend bloss 500' unterhalb dem Gipfel. Während in 8OOO' Höhe, wo der Wald in allen Richtungen von Rhinoceroswegen durchkreuzt ist, und wo der Abhang sanft-geneigte Yorsprünge bil- det, ({le Agapetes vulgaris am üppigsten steht und ein sehr hohes Alter verkündet, so ist der höchste steinige und trockene Gipfel vorzugsweise von den pyramidalen Gestalten der Poäocarpus um- kränzt, die ich auf keinem andern Berge der Preanger Regentschaft in so grosser Höhe und in solcher Physiognomie angetroffen habe. Hier bildet sie Bäumchen von bloss 10, 15 bis 20' Höhe, Pyramiden- förmig , mit W^irbelf örmig nach oben gerichteten Asten (Rami ver- ticillati) und mit Zweigen, von denen die Nadeiförmigen Blätter, eben so wie das Bartmoos, lang und schlaff herabhängen. Ob- gleich sie mit allen übrigen z. B. Agapetes vulgaris , Antennaria Javanica {Gnaphalium Bl.) vermengt vorkommt, so ist sie doch offenbar die vorherrschende, welche durch ihre sonderbaren, hübschen Gestalten der G.-Tjikoraispitze eine ganz eigen thümliche Physio- gnomie verleiht. Übrigens ist der Waldboden in diesen Höhen, von 7500' an mit all' den Pflanzen und Blumen , besonders mit Balsamina- (mi- crantha Bl.) , Viola-, Sanicula- und Plantago-Xrten (nur Primula imperialis ausgenommen,) geschmückt, welche sich auf dem G.- Mandala wangi finden (s. Seite 17 u. 39) und allen Gipfeln Java's in gleicher Region angehören. Wir folgten zuletzt den Kanalartigen Pfaden der Rhinocerosse, welche fast auf allen hohen Gipfeln West- und INIittel-Java's so ge- treue Wegbahner sind *) und welche auch bis über den höchsten Gipfel des G.-Tjikorai' hinweg ihre sich oft durchkreuzenden Wege gebildet haben. Doch fanden wir keine frischen Spuren ihres Da- seins, so dass es scheint, als ob sie den G.-Tjikorai' in neuern Zeiten verlassen hätten. Wir erreichten die Spitze um 3Vj Uhr, und richteten unsere erste Sorge auf die Erbauung von Hütten , sobald sich die Kuli's mit dem Gepäck sämmtlich eingefunden hatten. Das kleine Wald- gebüsch von Agapetes-, Afiten?iaria- , Hypericum-, Bhododendron und Ruhiis - Arten , welches in der Agapetes vulgaris seine grösste Höhe von 1 5' erreichte , Avurde Stellen weis gelichtet und auch am Rande des Gipfels die höchsten Spitzen gefällt, um eine fi-eie Aus- sicht ringsum zu eröffnen. Vier Eckpfähle, mit darüber ausgebrei- teten Matten und auch an den Seiten theils mit Matten, theils mit Baumzweigen behangen , standen bald bereit , wurden aber schnell mit Matrazen und Bettzeug ausgefüllt, denn unser freiuidlicher *) Der ösüichste Berg, auf dem sie vorkommen, ist der G. -Slamat. Im Dienggebirge finden sie sich nicht. A. d. V. 26* 404 Gastlierr aus Garut hatte für Alles gesorgt ! und gewährten uns so ein luftiges aber freundliches Logis, so bequem man es nur, aus dem Stegreif erbaut, in solchen Höhen haben kann, liald loderten Feuer hier und da, zu deren Unterhaltung ganze IJäumchen, besonders die()l- und Harzreiche Antennaria jatanica, verwendet wurden. Fröhlich scherzend drängten sich die Javanen rund um die knistern- den Flammen und bewieseii durch ihr Gelach hinlänglich, dass sie sich wohl befanden und dass auch sie Einiges von dem Genüsse schmeckten, den man Bergeslust nennen kann. Weil Temperaturbeobachtungen zu meinem Zwecke gehörten, so musste ich mich leider von meinen Reisegefährten trennen , die sich südwestwärts ein wonig unterhalb dem Gipfel auf einem mehr vom Winde geschützten, flachen Vorsprunge einquartirt hatten, und mein Bivuak auf der höchsten Spitze aufschlagen , wo , fern von den Feuern, meine Instrumente hingen und wo auch ein enges Loch gebohrt wurde, um die Bodentemperatur 5 unter der Ober- fläche zu messen. Von Ost-Nord-Ost nach West- Süd- West nicht melir als 50' lang und in entgegengesetzter Richtung 30' breit, bil- det diese Spitze eine kleine, von Umfang rundliche Platte, die sich auf allen Seiten von den scharf begränzten Rändern an, sehr steil in den waldigen Bergabhang hinablässt, und nur nach West-Süd- West zu, 25 bis 30' tiefer, noch einen etwas geräumigen Vorsprung bildet. Der Boden ist Wasserleer, trocken, und die Erde mit vielen noch unverwitterten Lavabrocken vermengt. Zusammenhängende Fel- senmassen sieht man nirgends , wohl aber Spuren von vormaligem Menschenwirken, nämlich ausser dem südwestlichen Vorsprung noch andere kleine geebnete Terrassen , und sowohl auf diesen , als auf der höchsten Spitze mehre regelmässige, 3 bis 4' tiefe, viereckige Löcher, die etwa eben so breit als lang, also kubisch von Inhalt sind, und deren Bestimmung wir nicht errathen konnten. Der Regent von Garut meint, dass fromme Vorfahren in diesen Löchern ihre Gebete verrichtet hätten. Behauene Steine, Grabmäler sind nicht vorhanden. Bei unserer Ankunft hing eine neidische Wolkenkappe über dem Gipfel, die, w-eil die Luft todtstill war, sich lange nicht be- w^egte. Nach 4 Uhr aber schimmerte zuerst im Zenith der blaue Himmel durch, es entstanden heitre Fenster im Gewölk, der Zenith ward immer blauer, und je näher das Tagesgestirn zum Untergange rückte, um so tiefer fielen auch ringsum die Wolken, die sich im- mer dichter und Thurmartiger zusammenballten, bis kurz nach Sonnenuntergang alle Sterne am Himmel funkelten! Obgleich mit dieser zunehmenden Heiterkeit auch die Kälte zunahm, so drängten sich doch auch neugierige Javanen genug zu uns an den Rand des Gipfels herbei, um die Aussicht und das Schauspiel der fallenden Wolken zu geniessen, das in der That majestätisch war ! Zusehends, je näher die Sonne dem Horizonte rückte, wurden die höhern Luftschichten heitrer, alle Dünste drängten sich mehr zu bestimmten Massen zusammen , sie nahmen 405 Form an ; die Wolken, die nun immer mehr anfingen, der Wärme zu entbehren , welche sie expandirt erhalten hatte , wurden schwe- rer; sie sanken tiefer und umgaben unsern Gipfel zuletzt wie ein Bollwerk , das unten am Abhänge hinwogte, und weiter hin wie ein gekräuseltes, wogendes ^Nleer erschien, aus dem sich, gleich In- seln aus dem Ocean, die Berggipfel erhoben. Wurde durch die Strahlen der Sonne einblendendes Weiss ausgegossen über die Ober- fläche dieses Wolkenmceres , so zeichneten sich auf dem dunkelgrü- nen Schmuck der Urwälder die Bergspitzen aus, welche auf dem Wolkendache, wde auf einem Schneefelde, zu ruhen schienen . So stell- ten sich uns fast alle Gipfel der Preanger Regentschaften dar vom G.- Gede an bei Tjandjur bis zum fernen G.-Slamat bei Tegal. Durch die Spalten der Wolken blickte hier und da der Thalgrund von Garut, wie ein dunkles Fenster durch eine helle Decke, zu uns herauf. In seinen Reisfeldern war das Bild der Sonne schon lange erblichen und tiefer Abendschatten bedeckte seine Gefilde, während der hehre Scheitel des G. - Slamat noch lange im Abendroth er- glühte ! Auf i h m ruhte unser aller Blick , gleichsam wie auf feiner entfernten Hoffiiung; aber wir schwiegen, denn die Natur sprach. Sie sprach und sang ihr erhabenes Lob, bis auch dieser Feuerschein erlosch und das dunkle Grau der Nacht sich über die Wolkenmeere legte. „Doch gehen wir, ergraut ist schon die AVeit, „Die Luft gekühlt, der Nebel fällt." Die Temperatur war nun bis auf 49^ F. gefallen, die Kälte nahm noch zu, und Avir suchten nun die wohlthätige Nähe der Feuer, wo wir durch fröhliches Gespräch die Zeit zu kürzen suchten. Gegen 10 Uhr Abends hüllt sich der Gipfel in einen Wolken- flor, aus dem sich, so leicht er ist, bei völliger Windstille doch ein feiner, neblig - regneriger Niederschlag bildet , der durch die Hütte dringt und Alles durchnässt. Ich bringe einen Theil der Nacht, auf meinen Kissen sitzend, wachend zu; zwei Kerzen, aufgespal- tenen Baumzweigen in den Grund gesteckt, leuchten mir, um diese Bemerkungen mit Bleistift in meinem Tagebuche zu entwerfen. Erst um Mitternacht fangen wieder alle Sterne an zu fuukeln; die Windstille hält an; Alles ist todtstill umher; die glücklichen Schlä- fer unten schnarchen ; gute Nacht ! Wer malt meinen Schrecken! als ich am andern Morgen (14. August) erwachte und schon das helle Tageslicht durch die Ritzen meiner Hütte dringen sah ! ? Aufspringen , schnell zu den Instru- menten eilen, war Eins; aber meine Furcht war grundlos, die Sonne war noch unter dem Horizonte und kaum konnte ich erst die Zah- len der Scale am Thermometer erkennen. Temperatur: 43,5" Fahr. (=5,0*'R.) und die stabile unter der Erde = 52,5*' Fahr. Auch war mein Theodolith schon gestern Abend aufgestellt und mit einem dazu eingerichteten Hute vor dem Wetter geschützt. Meine Freude war gross, alle Gipfel , nah und fern ! waren sichtbar , der 406 ganze Himmel ätherisch rein , und mit einer Art Befriedigung sah ich die Sonne nahen, eine Beobachtung nach der andern nehmend, bis auch sie im Horizonte gepeilt wurde ! Die Zalil der Gipfel war gross, ich musste daher eilen ; denn Nichts war gewisser, als dass alle die Wolkenmeere, die jetzt tief unten auf dem niedem Lande ausgestreckt lagen, mit zimehmen- der Sonne auch höher steigen und dann alle Gipfel umhüllen würden ! Der Anblick dieser Wolkenebnen, die nun noch tiefer lagen, als gestern Abend, war in [der That sehr eigenthümlich und gross- artig. Von der Sonne beschienen war ihre Farbe Schneeweiss und ihre Oberfläche glich einem gekräuselten Felde von Schnee, das sich zu lauter einzelnen Wellenförmigen Massen ballte. So zog es sich in weite Ferne hin und umwallte auch wirklich, wie ein ISIeer seine Inseln, die Kegelberge G.-Tjerimai und Slamat. Das ganze Land Suka pura bis zur Südküste lag unter ihm verborgen , eben so Avie der Thalgrund von Garut, der nur durch einige Spalten her- aufscnimmerte. kleine Reisegefährten, die auch schon munter waren, bewun- derten nicht minder, wie ich, diese , übrigens auf Java so gewöhn- liche Erscheinung. Wir dachten an die Menschen unter diesen Wolkenmeeren, die, Avie Fische im Wasser, und NB. eben so wie wir gestern auf Tjikuwiwi, — sich natürlich einbilden, als wenn es überall so trübe sei , wie unter der Wolkendecke, zu deren unteren Fläche sie liinaufblicken imd die nicht bedenken , dass dies nur eine dünne Schicht ist, oberhalb welcher es im Luftoceane sowohl, als auf den Gebirgen, die diese Höhe eiTeichen, vollkommen heiter ist. Die sehr variable, — vom ^Nlusson, von der ^Meereshöhe der gan- zen Gegend, über welche sie ausgebreitet ist, vom Waldreichthum oder der Waldarmuth derselben (und damit in Verband stehender stär- kerer oder geringerer Dampf bildung so wie Feuchtigkeit überhaupt) und vor allem von dem Kältegrade, den die Luft durch nächtliche Abkühlung erreicht, in Folge von Windstille oder mehr oder min- derer Trockenheit der Atmosi)häre abgeleitete — Höhe dieser Wol- kenschicht fiel jetzt etwa zwischen 3000 und 4500'. Schon um 7 Lhr kam deutliche Bewegung in diese Wolken- meere luid von S Uhr an stiegen sie zusehends höher, umhüllten zu- erst die niederen Gipfel, dann die höheren, — machten aber in demselben ]\Iasse das tiefere Land, das flache Hochland, frei, namentlich auch das Thal von Garut, dessen Kokoswäldchen, (Dörfer,) Reisfelder, geschlängelten Flüsse (Tji-Manuk,) und lieb- lichen Seen (Situ -Bagindit und Randjeng,j durch immer grösser werdende Fenstel- zu uns heraufblickten. Auf diese Art wurde es möglich, auch Feilungen nach den Niederungen zu nehmen. So zerriss die Wolkendecke inuner mehr und mehr in einzelne Wol- ken und diese zogen, höher steigend und die Niederungen ent- blössend, sich nun immer dichter um die Bergspitzen zusam- 407 men, an denen nun über Tag die Reihe war, Wolkenumhüllt zu sein , und von deren Gipfeln bereits um 9 Uhr nur noch die Aveni- gen hohen sichtbar waren, die sich höher als 7000 erheben. So wiederholt sich, durch das allgewaltige Lebensfördernde Agens, tUe Sonne, in Bewegung gesetzt, Nacht auf Tag und Tag auf TSacht, dies steigende und fallende Spiel des zu Dampf, Nebel, AYolken und Thau umgewandelten Wassertropfens, dessen Meta- morphosen, die Fruchtbarkeit oder Dürre des Landes bedingend. Hundert andere Phänomene in ihrem Gefolge nach sich ziehen, sei es ein rauschender Giessbach, oder ein über seine Ufer tretender Strom oder Windstille, Sturm und rollender Donner! *) Es würde mich hier zu weit führen, die auf dem G.-Tjikorai" angestellten topographischen Beobachtungen mitzutheilen. Sie die- nen zunächst zur Berichtigung meiner Karte der Preanger Regent- schaft, besonders was die rechte oder südöstliche Gränzkette des Tha- ies von Garut betrifft, welche sich vom G.-Kratjak oder G.-Sang- jang tjiah, dessen nordöstliche Hälfte G. -Lingga ratu genannt wird, zu dem G.-Tjikorai ausdehnt, über den Verbindungsrücken, den der Pass von Garut nach Suka pura übersetzt , und von liier zum G.-Telaga bodas und von diesem zum G.-Sida keling Aveiter läuft, alle drei stumpf-kegelförmige alte Vulkane mit breiten zer- stückelten Scheiteln! — und einige Punkte z. B. die Lage der Seen, im Thalboden selbst. Dass der G.-Tjikorai' einst ein Vulkan war, ist nicht zweifel- haft. Seine Kegelform mit divergirenden Längerippen aus Trachyt- lava, Lavaströmen,**) bestehend und die poröse Lava, die wir auf seinem Gipfel , tief in Erde eingeknetet , fanden , sprechen dafür. Wahrscheinlich war seine jetzige Spitze nur ein Punkt seiner Kratermauer, die nach Süd -Ost zu ganz zerstückelt wurde. Viel- leicht findet sich auf dieser Süd-Ost-Seite, der entgegengesetzten von Garut und der steilsten des Berges, noch ein Rest des alten Kes- sels, der in eine seitliche Spalte oder Kluft verwandelt ist. Ja es dürfte keine Verwunderung erwecken, Avenn man dort in dcnW^äl- dern 580 bis lOOO' unter dem Gipfel noch thätige Solfataren oder *) Nur in wenigen Nächten, besonders im s. g. trocknen Musson, erreicht die Abkühlung der Luft einen solchen Grad , dass alle Wolken ohne Stattge- habten liegen , ohne vorhandenen Windzug dennoch gänzlich verschwinden. Sie sind dann zu Thau geworden; sie lasten auf der Pflanzendecke des I>andes und erscheinen erst den folgenden Morgen gegen 10 Uhr wieder als Wolken, nämlich als einzelne, schwimmende Wolken, nachdem der Thau, durch die Sonne aufgelöst, in Dampfform in die Höhe stieg und sich in den kältern Luftschichten wieder condensirte. Gegen 12 Uhr häufen sich diese Wolken, bedecken über Tag die Gipfel, um nach Sonnenuntergang von Neuem zu verschwinden und als Thau herabzufallen. Diese lehrreichen Erscheinungen kann man in den Monaten Juli bis September und October besonders schön an den Gränzgebirgen des Bandongplateau's beobachten , wenn man an einem der Gehänge wohnt. A. d. V. **) In der mittler-n Höhendes Berges fanden wir beim Heraufsteigen, eine Stelle, wo die nackte Felsenrippe zu Tage ging. A. d. V. 408 andere Spuren von vulkanischer Wirkung fände, Erscheinungen, an denen Java und namentlich die Preanger Regentschaften so reich sind.*) Lange weideten wir uns noch an der herrlichen Aussicht ringsum, sahen denG.-Gädc dampfen, den G.-Guntur ! dieKawah- IManuk, den G.-Pepandajan, und den König von allen diesen, den G.-Slamat ! (fünf dampfende Krater in einem Umblick \) ausser dem G. -Tangkuban prau, Patua, AVajang, den G.-Telagabodas, Gelung- gung und Tjerima'i, also noch sechs, deren Dämpfe unsichtbar waren ; mit einem besondern Gefühle ruhte mein Blick aut dem runden Scheitel des G.-Tampomas, in Nord 11 "^ zu Ost von hier, den ich übermorgen zu ersteigen gedachte, — bis zunehmende Bewölkung unsere Abreise vom Gipfel beschleunigte. Um 9 '/q Uhr sagten wir dem kleinen, durch seine schöne Pflan- zenwelt so lieblichen Gipfel Lebewohl, durchschnitten beim Herab- steigen um 1 0 Uhr die Wolkenschicht , die nun etwa zwischen 6 und 7000' schwebte, kamen um 12 7+ Uhr zu Tjikuwiwi an, früh- stückten, und begaben uns von da um 1 Uhr zu Pferd Avieder nach Garut, wo wir um 3 Uhr wohlbehalten zum Thore hineinritten! Morgen ziehen wir von hier weiter bis Pawenang. Die Höhe des G. - Tjikoraigipfels beträgt im Mittel nach den Barometerbeobachtungen 8645' über dem Meere oder 6485 über dem Thalboden von Garut, er ist also der höchste Gipfel der ganzen Preanger Regentschaften zwischen dem G.-Gede und Tjerima'i. Von Garat bis Samedang. (Hierzu gehört Garut Figur 1 und Pawenang Figur 1.) ,, Muntre Dörfer beki-änzen den Strom, in Gebüschen vei-schwinden , (Andre, vom Rücken des Bergs stürzen sie jäh dort herab." — ,, Nachbarlich wohnet der Mensch noch mit dem Acker zusammen, ,, Seine Felder umruhn friedlich sein ländliches Dach." (Schiller.) Pawenang, den 15. August 1844. Unser zeitheriger Reisegefährte, Herr Maier verliess uns diesen Morgen und begab sich südwestwärts nach Tjisirupan, während Herr Bosch mir seine Gesellschaft noch bis Wanakerta schenkte. *) Leider konnte ich die Süd-Ost-Seite des G.-Tjikorai diesmal nicht besu- chen. Die späte Jahreszeit legte mir Eile auf, und trieb mich nach Ost- Java, um dessen Vulkane noch vor Eintritt der permanenten Regen zu unter- .suchen. A. d. V. 409 Wir legten den Abstand von Garut bis Wanakerta, der 12 Pfähle beträgt (in der rechten Hälfte des Thalbodens) zu Wagen schnell zurück und befanden uns bereits um 9 Uhr in dem wohnlichen Pa- sanggrahan, der zur Seite des Alun-platzes von Wanakerta steht. Von Garut führt die Strasse zuerst 2 Pfähle weit ostwärts, in der Richtung auf den G.-Telaga bodas zu und dreht sich dann erst Ostnordost-, dann nordostwärts um, iij der Richtuno' auf den G.-Sida keling ; dann in Krümmiuigen durch den immer noch ziemlich fla- chen Thalboden weiter ost-, nordost- und nord- zu ostwärts. Beim sechsten Pfahle kamen wir durch das Hauptdorf des Distriktes AVa- naradja: Tjisangkang und wechselten, in derselben Richtung weiter fahrend, die Pferde in der Nähe des Packhauses Semangen, 7 Ya Pfähle von dem Hauptplatze. Der nächste Punkt der südöst- lichen Gränzkette von Garut ist bei diesem Orte direkt in Süden der G.-Kratjak oder G.-Sangjang tjiah, dessen nordöstliche Hälfte auch noch den besondern Namen G.-Lingga ratu führt ; G. - Tjikorai liegt von da in Süden 35" Westen, G.-Sida keling in Norden 35" Osten und G.-Telaga bodas in Süden 65 bis 85" Osten. Von hier brachte uns die nord- und zuletzt nord- zu westwärts laufende Strasse über den Gränzbach Tji-Tamen zwischen den beiden genannten Distrikten, fast den einzigen bedeutenden Bach auf dieser rechten Seite des Thalgrundes, deren Wasserarmuth im Vergleich zur andern lin- ken Seite auffallend ist. Dort fliessen innerhalb einer gleichen Längenerstreckung, allein zwischen Trogon und Tjisirupan zwölf Wasserreiche Bäche herab. Gerolle vulkanischer Art erfüllen sein breites nicht sehr tief ausgefurchtes Bett. Vielleicht ist diese Was- serarmuth in der Kürze und Steile der diesseitigen Thahvand zu suchen, weil sich das Gebirge mehr nach der anderen, Süd-Ost- Seite, nach Tasik malaju zu entwickelt hat. Viele ausgedehnte Räume, die sonst, wie die übrigen Theile des Thalbodens in Sa- wah's würden verwandelt sein , sieht man desshalb hier unbebaut als Triften oder Grasfluren liegen, oder nur mit Pflanzungen von Cytisiis Cajan und ähnlichen, die keines Wassers bedürfen, bedeckt. Wanakerta, der bedeutendste Ort im unteren Theile der rechten Thalhälfte liegt in geringer Entfernung vom Wcstfusse des G.-Sida keling, der seinen stumpfen, unregelmässig in Kuppen zertheilten Scheitel etwa 2000' hoch über den Thalboden erhebt. Es ist der letzte , nordöstlichste von den vier Gebirgsmassen (G. -Tjikorai, Kratjak, Telaga bodas, Sida köling), die durch Zwi- schensättel aneinander gereiht , die rechte, östliche, genauer süd- östliche Gränzkette des Thaies bilden ; er senkt sich westwärts in den noch flachen Thalboden bei Wanakörta und nordwärts in ein Wellenförmig-unebnes Hochland herab, das, nur von der Tji-Ma- nukkluft durchschnitten, dem Fusse des Bandong'schen G.-Rujung entgegenläuft, während er in Nord- Westen durch das Zwischenland von Malembong mit der Ost-Malembongschcn Bergkette, dem G.- Sangjang pontc, zusammenhängt. Nur der G. -Tjikorai ist von diesen 410 vieren ein ^Yil•kliche^ Kegelberg, die andern sind Gebirgsmassen mit breiten, in vielerlei Kuppen getheilten Scheiteln, die man nur, wenn man sie der Aussenseite ihres ganzen Umfanges nach be- trachtet, Kegel nennen kann. Dass sie, wie einer von ihnen, der G.-T6laga bodas und der G.Gölunggung, -welcher mit seinem jensei- tigen oder südöstlichen Abfalle mit diesem zusammenhängt, noch, einst Vulkane, und dass ihre zerstückelten Scheitel von Kratern durch- bohrt waren , sprachen Avir bereits oben als eine Vermuthung aus, welche durch die noch vorhandnen Lavaströme an den Seiten der Berge und durch eine noch sprudelnde warme Quelle am Fusse des letzten von ihnen sehr wahrscheinlich gemacht wird. Diese Quelle Tjipanas*) liegt dicht am Süd-West-Fussedes G.- Sida keling, nur y2 Pfahl weit von hier in einer ostsüdöstlichen Richtung entfernt und scheint keine sehr ausgezeichneten Eigen- schaften zu besitzen. Nach der Beobachtung des Herrn Maier, der sie vor zwei Tagen besuchte , ist ihr Wasser Geruch- und Ge- schmacklos und hatte um zehn Uhr bei 20,3*' R. (oder 77, S" F.) Luft- temperatur eine Wärme von 29,3'' R.. (oder 9S,0" F.). Es ist in der Umgegend als heilkräftig gegen Rheumatismen und Hautkrank- heiten berühmt und durch ein um die Quelle herumgebautes Bam- bushäuschen zum ]3aden eingerichtet; das Wasser sammelt sich in einem kleinen Becken, wodurch seine zu hohe Wärme etwas ge- mässigt wird. Nachdem uns der Distriktshäuptling gebräuchlicher Weise mit einem Frühstück von Suppe, von Keri, Reis, gebratnen Enten und Kartoffeln, gehacktem Fleisch (hier Frikatelle genannt) und anderen durchaus nicht zu verachtenden Herrlichkeiten regalirt und ich meine Beobachtungen vollendet hatte, trennte ich mich von meinem Reisegefährten Bosch und bestieg einen Klepper, um nunmehr allein , bloss von ein Paar kleinen Lläuptlingen luid den Kuli's, die mein Gepäck trugen, begleitet, meine Weiterreise nach Sumedang fortzusetzen. Ich sagte meinem alten und neuen Reise- genossen Lebewohl, voll Gedanken an die räthselhaften Wogen und Strömungen des Schicksals, deren noch von keinem Sterbli- chen ergründetes Gesetz Herrn Bosch iiiid mich, hier in den in- nersten und abgelegensten Gebirgsgauen Java's wieder zusammen brachte, nachdem uns, acht Jahre fiaiher, die wirklichen Wogen des Oceans auf einem Kiele von Helvoetsluis bis zu der Rhede Batavia's geschaukelt hatten ! Damals, als Avir zusammen plaudernd an Bord des ,, Jacob Cats" in die Unendlichkeit des blauen Meeres schauten , lagen diese acht Jahre noch als Zukunft vor uns , und jener mystische, so imdurchdringliche , aber für die Menschheit wohlthätige Schleier des Schicksals zog sich noch vor ihnen hin ; wie hätten wir damals ahnen können , uns hier in solchen Ver- *) Dieses ursprünglich aus Tji: Wasser, Bach, nnAPanas: warm gebil- dete Wort wiederholt sich oft auf Java und wird dann als Eigenname gebraucht, etwa wie unser ..Warmbrunn." A. d. V. 4M hältnissen wieder zu begegnen? Nun sind diese acht Jahre ent- rolltj sie sind verlebt, wer aber kann wissen, in welche Strömung uns die neue Zukunft stossen und forttreiben, und mit welchen be- kannten Gestalten sie uns zu einem dritten Male zusammenbrin- gen wird? Solche Gedanken, denen der Glaube an Prädestination nicht fern lag, erfüllten mich bei meiner Abreise von Wanakerta und entzogen mich der Aussenwelt, während mein Klepper, dessen bes- serer Zügel der vorreitende WegAveiser war, mechanisch weiter trabte. Bald aber zogen veränderte Umgebungen und neue Ter- rainformen mich zur Gegenwart zurück. Zur Rechten erhob sich der G.-Sidakeling, seine Abhänge mit Gras bewachsen , sein Scheitel aber mit Wald gekrönt ; seinem westlichen Fusse entlang zog sich der Weg nach Norden ; zur Lin- ken aber lagen eine Menge kleiner , abgesonderter Hügel von un- regelmässig hemisphärischer Form , von denen manche bis dicht an den Weg herangeschoben sind. Sie geben der Thalsohle, die von Garut bis hierher, wegen ihrem Falle zwar nicht als Ganzes, wie Bandong, horizontal ist, aber doch auf geraume Strecken hin wiederholt flache Räume bildet, nunmehr ein unebenes , hügeliges Ansehen, und bestehen ganz aus Trachy tlavatrümmern, die auf einander gehäuft und deren Zwischenräume mit Sand und ver- witterter Felsmasse ausgefüllt sind. Die Oberfläche der Hügel ist durch Verwitterung der Lavastücke gerundet, mit Erde bedeckt und mit Graswuchs überzogen. Obgleich die meisten von ihnen isolirt sind und emzclne Halbkugeln oder runde Kegel darstellen, so bilden sie doch zusammen eine lange Reihe, einen Zug, oder einen Strom, welcher sich von dem Schwanzähnlich verlängerten Fusse (dem G. -Djunkur paneng,) des Berges G. - Agung bis hier her, also über den Tji-Manuk herüber bis an seir^ rechtes Ufer, durch den Thalgrund vorschiebt, und Avelcher die Buchtähnliche Fläche von Leles von dem übrigen Thalboden trennt. Auf unserer Reise von Leles nach Trogon (siehe Seite 390) überschritten wir den Anfang dieser Hügelreihe am Fusse des G. -Agung; von dort reicht sie als ein zusammenhängender Strom von Lavatrümmerhü- geln bis in die Mitte des Thaies, wo der Tji-Manuk in tiefer Kluft und von hier unsichtbar zwischen ihnen hindurchbricht, und setzt sich dann auch am rechten Ufer des Flusses , in mehr vereinzelten Hügeln, die allmählig niedriger und flacher werden, bis hier- her fort. Es ist offenbar, dass die Bucht von Leles, die etwa gleich hoch mit Garut liegt, vor der Entstehung dieser Hügelreihe mit der übrigen Thalsohle ein zusammenhängendes Ganzes war und dass der Tji-Manuk durch diese Auswurfsmassen in seinem Laufe gehemmt, den unteren Theil des Thalbodens überströmen und viel- leicht lange Zeit als See bedecken musste, ehe er sich einen erneu- ten Durchbruch durch die Trümmer bahnte. 412 So wenig zweifelhaft aber auch diese Bedeutung und dieser Vorsprung der Hügehnassen ist, so bleibt es doch merkwürdig, wie ein Strom, der aus Lavabruchstücken besteht, die gewiss nicht geschmolzen -flüssig, sondern nur rothglühend waren, auf einem nur sehr wenig geneigten, fast flachen Boden so weit in einer so langen Linie vorgeschoben werden konnte! Ja, man sollte dies für unmöglich halten, wenn man nicht geschichtliche Bei- spiele bei andern Bergen vor Augen hätte. Er hängt nicht direkt mit dem G.-Guntur zusammen, sondern mit dem G.-Agung. Viel- leicht fand er seine Entstehung in dem ersten Ausbruche, in wel- chem sich der G.-Guntur als neuer Krater öffnete, und entquoll einer seitlichen Spalte des G.-Agung? Nach dem Berichte derEin- gebonien war unter allen Ausbrüchen des G.-Guntur nur dieser erste verwüstend und für die ^Menschheit verderblich. S. S. 390 u. 393. In seinem Weiterlaufe durch den untersten Theil des Garut- thales führt der Weg stets auf dem Fusse, oder, wenn man will, dem untern verflachten Abhänge des G. - Sida keling weiter , links bleibt, unsichtbar in seiner Kluft, der Hauptfluss Tji-^Ianuk liegen, übersetzt nur zwei nennenswerthe Bäche: 1) den Tji-Retek und 2) den Tji-Pitjung, welcher die Gränze zwischen den Regentschaf- ten Limbangan *) und Sumädang bildet, und stösst dann, nach 1 y+ Stunde Reisezeit in querer Richtung auf die grössere von Balubur lim- bangan südostwärts nach Malembong laufende Strasse. Ich kam auf dieser Kreuzung um i 1 \\ Lhr an, und warf meinen Blick noch ein Mal zurück auf den schönen Thalgrund, den ich nun verlassen sollte. Es ist ein schief gerichtetes Querthal und ohne Zweifel das schönste der ganzen Insel. Es geniesst alle Vortheile eines ge- mässigten Klima's und ist mit allen Reichthümern verschiedener Kulturen sowohl, als allen ^Merkwürdigkeiten der Natur, die sich in andern Gegenden der Insel nur vereinzelt finden, gesegnet. Sein Ursprung, — %ein Thalkopf — ist die 3770 bis 37S0' hohe, kühle Platte von Tjisirupan und Tjikatjang, die sich zwischen den Bergen G.-Tjikorai und Pepandajau ausstreckt und die, grösstentheils mit Thee bepflanzt, einer chinesischen Landschaft ähnelt; (mittlere Temperatur = 6S,0** Fahr. ;) von da senkt es sich allmählig in die mittlem, massig warmen Thalgegenden herab, wo 21G5 und 2260' über dem ]Meere bereits Kokospalmen ihre Wipfel über die Dörfer Garut und Trogon erheben, **J (mittlere Temp. = 74,0° bis 75,0" *) Da Limbangan nur die schmälere rechte Thalhälfte umfasst, so ist sie im Verhältniss zu der grossen Regentschaft Bandong nur sehr klein. Ihre Be- wohner werden jetzt zu 5U(t(j() Seelen geschätzt, wovon »/s Arbeits- oder Waifen- fiihig. Kaffeebohnen wurden in diesem Jahre geerndtet 20U00 Pikol; diese sind das Produkt von 10 Millionen Bäumen, wovon 4 in regelmässigen von Dadap beschatteten Gärten stehen, 3 "Waldkaffee und 3 Dorf- oder Zaunkaffee sind. Bandong aber hat 198000 Seelen und 30 Millionen 426000 KafPeebäume, wovon etwa die Hälfte Zaun-, und die Hälfte Dadap- oder ^Valdkaffee ist. Das Produkt von ihnen in 1S42 war 130000 Pikol. A d. V. **) Gemessene Höhe von Garut im ^^"S" !^^!^ol-a ! 3Iedium=2l(Jo. ' Aug. 1S44 = 21 /O \ 413 Fahr.,) wo die Thalsohle niit dem üppigen Grün von Sawah's über- zogen ist, "während sich an den Berggehängen beiderseits Hundert- tausende von KafFeebäumen , zu regelmässigen Gärten geordnet, zwischen die Waldung hineinschieben ; von liier fällt die Sohle etwa noch 4y2 Hundert Fuss bis in seine untern, etwas wärmern Gegenden bei Balubur limbangan, avo 169S' über dem ^Nleere üppi- ger Graswuchs an den Ufern der kleinen Seen und Berggehänge zahlreichen Rinderherden ein reiches Futter gewährt (mittl. Temp. = 76,0'' Fahr.). *) Verschiedene grosse Seen, wie der Situ-Randjeng und Situ-Bagindit mit fünf kleinen Inseln erhöhen den Reiz und die Abwechselung dieser lieblichen Landschaft, während Schaaren wilder Enten (^Meliwi's), Anas Javanica Hrsf., die mit andern Wasservögeln ihren Spiegel bevölkern, nicht weniger als die schmack- haften beschuppten Bewohner ihres feuchten Elementes, die Jagd- liebhaber sowohl, als Tafelfreunde locken. So finden sich , begünstigt durch physische Entwickelung des Bodens und daraus hervorgehender klimatologischer Eigenthüm- lichkeit in diesem herrlichen Thale, das von Tjikatjang bis Balubur limbangan T'/a geogr. Meilen oder 30 Minutenlang und abAvech- selnd, oben %, in der Glitte 1 ^/o, unten 2, und die Bucht von Leles mit gerechnet selbst 3 bis 3 Vi geogr. Äleilen breit ist, alle Schön- heiten und Reichthümer der Natur in einen kleinen Rahmen zu- sammengedrängt, um zur Bewohnung einzuladen, während sich der Naturforscher an und auf den Gränzgebirgen , die es rings um- her umschliessen , fast von allen Phänomenen vulkanischen Ur- sprungs begrüsst sieht, von längst erloschenen Kegeln, die mit allen Abstufungen üppiger Waldvegetation bis in die Region der Al- penbäume hinaufragen,**) 1) — von Krystallhellen, kalten Brunnen, die plötzlich aus dem Boden brechen, 2) — von warmen Quellen, 3) — von Stickgrotten, 4) — von Schwefelseen INIilchweisser Farbe, 5) . — von kochend-heissen schAvefligen Schlammpfützen, 6) — von Sol- fataren, 7) — von alten und neuen Lavaströmen , und von brüllen- den Vulkanen, 8) — die zur Vernichtung dieses java'schen Eden's vergebens ihre Flammen sprühen. Auf diesem gesegneten und doch so stillen , friedlichen Thale ruh'te mein JUick. Der Umgang mit gebildeten Männern, Euro- Gemessene Höhe vonTrogon im \"°' lot!^^ 2T~ ( ^^'^^'""^ "== 2260'. — (Für die Höhe von Trogon von 2257' war in mehrern frühern Angaben durch einen Schreibfehler 2157' gesetzt.) A. d. V. *) Diese mittlem jUlirlichen Temperaturen von Garut, Trogon und Balubur limbangan sind wegen Kürze der Beooachtungen nur annähernd. In der einge- schlossenen flachen Thalsohle entwickelt sich eine grössere Wärme als an den Bergen, und man kann annehmen, dass die mittlere Temperatur an steilen, übrigens gleich hohen Bergabhängen einen Grad niedriger ist. A. d. V. **) 1) Der G.-Tjikorai — 2) der Tji-Tjapar bei Leles — 3) Tji-Panas bei Wa- nakerta und warme Uuelle bei dem Pasanggrahan-Pasir kiamis — 1) Padja galan am G.-Telaga bodas — 5) der (See) Telaga-Bodas — (>) Kawah-Kiamis s. Karaä — 7) G.-Pepandajan, Kawah-Manuk, Telaga-Bodas — *^) der Gunung-Guntur. A. d. V. 414 päem sowohl als Javanen und der wohlwollende Empfang, den ich zu Garut genossen , hatte einen Eindruck in mir hinterlassen , der meine lilicke noch manchmal nach jenen Gegenden zurückzog. ,, Diese wohnen dort glücklich, von den nöthigen Bequemlichkeiten des Lebens umgeben, an ihrem häuslichen Heerde; sie leben zu- frieden in ihrem stillen Thale , das ihre \yünsche umschliesst ; sie haben eine Heimath." — ,,Aber ich ? — ohne Haus, ohne Heerd, ohne auch nur ein AVesen auf dieser Insel, das sich zu mir wünschte, — ziehe ich unauflialtsam Aveiter, — allein, — heimath- los ! — das Glück lasse ich überall hinter mir zurück, und die Zu- friedenheit kann meinen Schritten nicht folgen ; — ich gehe an allen beglückten Thälern vorbei , aber keines bietet mir eine Hütte an ; so werde ich rastlos streben und wandern, bis endlich das kleinste der Thäler — allen Wünschen ein Ende macht! '' Wen , im wechselnden Laufe seines Lebens beschleichen nicht zuweilen trübe Bilder solcher Art, wer vermag sie ganz zu unter- drücken , wenn Trennung von Gegenden und Personen , die man lieb gewann, ein Gefühl von Leere hinterliess? Auch ich konnte mich ihrer an diesem Orte nicht erwehren. Sie lähmten meinen Muth. — Plötzlich aber brachen die Gipfel des G.-Tjerimai und Tampomas durch die Wolken und blickten majestätisch gross zu mir herab ! Da wurde eine andere Stimme in mir rege, eine zweite Seele wurde wach. Ich glaubte den Genius der Wissenschaft zu hören , welcher mir in der Grösse der Natur und in dem Hoch- genuss ihres Studiums Entschädigung zeigte für die Freuden der MenschenAvelt. Da zog's mich hinauf auf die glimmenden Höhen, ,,von wo ich die Sonne in grösserer Nähe blicken und die stille Welt mit ihrem Glücke zu meinen Füssen werde liegen sehn." So ermannt, die Sorgen abgcAvorfen und weit hinab in's Thal geschleudert, und von neuer Reiselust durchdrungen, zog ich Aveiter und verfolgte mein Ziel. • Ich kam, dem HauptwTg in südöstlicher Richtung nach Ma- lömbong folgend, über noch vier Bäche, wovon der dritte Tji-An- djur, der vierte Tji-Liloi, der fünfte Tji-Rangkong und der sechste Tji-Pendes heisst, die sich allein massig tiefen mit Gerollen von Trachytlava- und vulkanischer Brezzie erfüllten Betten vom Ab- hänge des G. -Sida keling durch das Hochland zum Tji-Manuk herabschlängeln. Am rechten Ufer des 6ten, der sich nahe unter- halb des Weges (nordwärts desselben,) mit dem 5ten vereinigt, liegt als Hauptort des gleicluiamigen Distriktes die Desa-Malembong, zwischen deren Kokos- und Pinangpalmen, welche das kleinere Gebüsch der Fruchtbäume rund um die Hütten überragen , ich um 1 Uhr hineinritt. Der Wegabstand von Wanakörta bis hierher be- trägt 9 Pfähle, eine Reisezeit von 3 Stunden. Von dem Punkte an , wo sich die Wege kreuzen , fährt zwar der Thalgrund von Garut fort, sich in derselben unveränderten Höhe von 17 bis ISOO', nur unmerklich ansteigend, noch weiter auszubreiten , er hört aber auf eine Fläche zu sein und wird zu 415 einem unregelmässig - hügligen , Wellenförmigen, von den ge- nannten 4 Bachklüften durchfurchten Hochlande, das als ausge- breiteter Nord- und Nord-Ost-Fuss des G.-Sida keling die Kuppen dieses Berges umlagert und sich bis nach Malembong hinüberzieht. In der Gegend, wo die beiden Wege aufeinander stossen, liegt es, gleich oder fast gleich hoch, der Platte von Halubur limbangan gegenüber, Avelche auf der linken , Bandong'schen Seite die unterste Terrasse der Thalsohle von 1700' Höhe bildet, und ist von dieser Platte durch einen Thalausschnitt getrennt, der sich nach der Mitte zu immer tiefer senkt, bis er in die schroffe Kluft des Tji-Manuk hinabfällt. Siehe Garut Figur 1, als Durchschnittsprofil dieser Terrainbildung. So wie sich auf dieser linken Seite die Fläche von Balubur limbangan nach Nord-Osten hin in. noch andere flache Räume oder Hochterrassen fortsetzt , welche den Süd - Ost - und Ost - Fuss des G.-Rujung*) umlagern und zwar von Furchen durchzogen sind, aber doch als Ganzes betrachtet, Platten genannt zu werden ver- dienen , so zieht sich auch das diesseitige Hochland , das wir durch- kreuzt haben , nur weniger eben , sondern mehr Wellenförmig oder ungleich - hüglig , um den G. -Sida keling**) herum , Avelche zwei Berge als die letzten hohen Eckpfeiler des eigentlichen Garutthales betrachtet Averden können; es läuft dann nordost- und ostwärts vom G.-Sida keling als verflachter Zwischensattel , Distrikt Malembong, zu einem neuen Bergjoche G.-Sangjang ponte oder Malembong-Ge- birge und ein Theil davon G.-Tjakra boana genannt, hinüber, des- sen Waldbedeckter, nicht sehr hoher Kamm sich von Norden nach Süden hinzieht. Hart am Westfusse dieser neuen kurzen Bergkette liegt die Desa, in welcher wir uns befinden. Ein frisches Grün von Fruchtbäumen überwölbt W^aldähnlich alle ihre Hütten. Aber kahl, nur in einförmigem, grünlich-grauem Kleide von Triften und Grasmatten liegt das Wellenförmig-unebne Hochland von Malembong da, das sich zwischen den genannten Gebirgen, dem G.-Sangjang ponte in Osten, und dem G.-Sida ke- ling in Süd- Westen, ausbreitet, und nur an den Wänden der Bach- klüfte, so weit Bewässerung möglich war, ziehen sich die schmalen Terrassen von Sawah's hin. So Avie sich das Hochland rund um den Nordfuss des G.-Sida käling herumzieht, so setzt es sich von Malembong auch noch weiter nach Norden fort und tritt in der Richtung zu Nord- West der gleich hohen Platte am G.-Rujungfusse entgegen; er stösst auf diese an und würde offenbar ein Ganzes, ein Plateauartiges von den Bächen Wellenförmig durchfurchtes •) Dies ist das etwa 5200' hohe Gebirge, das sich nordwestwürts von Balu- bur limbangan erhebt, (als südöstlichste Ecke aller Bandong'schen Ketten,) und an dessen (Jst-Süd-Üst-Abhange der Pasanggrahan-Tjelantjang 3883' hoch liegt. Die Bewohner von Malembong nennen ihn G.-SimpaY. A. d. V. **) Diesen, im Garutthale überall unter dem Namen G.-Sida keling bekann- ten Berg nennen die Bewohner von Malembong, die ihn von der entgegengesetzten Seite als die von Wanakerta sehen, G.-Rujung. A. d. V. 41 G Hochland mit ihr bilden , zwängte sich nicht , beide trennend, die tief ausgefurchte Kluft des Tji-Manuk hindurch. Diese Kluft, die bei Garut noch ein gewöhnliches Flussbett ist, verfolgt von der Ge- gend bei liuhibur limbangan an ihren Lauf erst ostwärts, wendet sich später, immer tiefer in das Hochland einschneidend, nordost- Avärts und bricht zuletzt als eine senkrechte , mehre Hundert Fuss tiefe , schauerliche und wild-romantische Schlucht oder Flussspalte in engen Krümmungen durch das Gebirge hindurch, um erst am Fusse des Hochlandes bei Pawenang, wo sich Felsen trünimer imd abgesonderte Bergpfeiler vor den Ausgang lagern , als erweitertes Stromthal wieder hervorzutreten. Die Unzugänglichkeit dieser Kluft, die zwischen ihren beiderseitigen gleich hohen Ufern aus einiger Entfernung ganz unsichtbar ist, z\\'ingt die, dem Pedati- Weg folgende Strasse, einen weiten Umweg durch das Hochland über iNIalembong zunehmen, um nach Pawönang amNord-Ost- Fusse des Hochlandes zu gelangen. Aber auch der hohe Rand der Kluft ist durch einmündende Nebenbäche wieder an vielen Stellen tief eingerissen und wahrscheinlich die Ursache des Unbebautseins und der Menschenleere von diesen mittlem Gegenden des Hoch- landes. Schon die unglaublich tiefe Durchfurchung dieses Landes durch den Tji-!Manuk, der einen wirkHchen Kanal hindurch gegi-aben hat, lässt auf die Zusammensetzung desselben aus lockerm Erdreich oder aus Steintrümmern schliessen. Und w^irklich stellt sich das ganze Hochland Avie die Ruine eines zerstörten Vulkan's dar, namentlich wie der Überrest des zertrümmerten G.-Sida ke- ling, dessen Bruchstücke hier über einander geschüttet wurden, sich ausbreiteten und den — walurscheinlich anfangs söhligen Thal- grund um einige Hundert Fuss erhöh'ten und in ein Wellenförmig unebnes Terrain verwandelten. Denn alle Einschnitte der Bäche, so tief sie gehen, zeigen nur Trümmergesteine von Trachyt, von Laven trachy tischen Ur- sprungs und von vulkanischen Brezzien , die von eckiger und un- regelmässiger Form, nur in den Flussbetten als Geschiebe gerundet, und au vielen Stellen aus der mit Gras bedeckten Oberfläche des Landes noch kahl und unverwittert hervorragend, hier zu einem höchst ausgedehnten und mehre Hundert Fuss mächtigen Lager aufeinander gehäuft sind. Die ]Meereshöhe vonBalubur limbangan beträgt 1698 , die von INIalembong, so wie vom grössten Theile des Hochlandes überhaupt, 1948'; der höchste Punkt des Zwischenlandes zwischen dem G.-Sida keling und G. - Sangjang ponte , über den der Wegpass südwärts von der Desa nach Tasik malaju führt, ist 472' höher, also 2420'; der höchste Punkt des Weges von hier nach Pawenang aber, der sich im Norden von Malembong näher an den Abhang des G.- Sangjang ponte anschmiegt, etwa 700' höher, also 2650', und die Firste des G.- Sangjang ponte etwa 1500 oder 3450' über dem ^leere. So viel ]Malembong höher als Balubur limbangan liegt. 417 (250), ist der alte Tlialboden wahrschemlicli durch jenes Stein- trümmerlager aufgebaut. Die Gastfreundschaft der Distriktshäuptlinge in den Preanger Regentschaften ist in der That sehr musterhaft ; ich habe das Früh- stück von Wanakerta noch nicht verdaut und werde hier zu Malem- bong schon wieder mit einem neuen regalirt, wo sich dieselben Herrlichkeiten Aviederholen. Zu der Gastfreundschaft, welche dem Javan angeboren ist , welche aber zur Hälfte aus seiner Nichtach- tung und Geringschätzung allen Reichthumes entspringt, also nicht ganz und gar zu den positiven Tugenden gerechnet Averden kann, gesellt sich bei einigen Häuptlingen die Sucht, wenn sie reich sind, mit ihrem Tafelservice und ihrer ganz europäischen Einrichtung zu prunken , oder der Trieb , es andern benachbarten Häuptlingen zu- vor zu thun, und wird dies zur Ursache einer doppelt guten Bewir- thung. Mein AVirth setzte sich mit an Tafel ; dies scheint in den Preanger Regentschaften herkömmlicher Gebrauch zu sein; auch kann ein Reisender auf JaA-a nichts Besseres thun , als sich in sol- chen Gewohnheiten, die in den verschiedenen Residenzen abwei- chen, nach der ]N[axime des Ortsbeamten zu richten. Der Häupt- ling war ein alter, recht würdiger Javan; er wusste aber die Namen selbst der nächsten Berge seiner Umgebung nicht und erkundigte sich erst bei den Gemeinen danach. Um 2 Uhr ging es mit frischen Pferden und frischen Kuli's weiter. Zuerst nordnordwestwärts in der Richtung, wo der G.-Tampomas liegt 1 Vi Pfahl weit über ein ziemlich ebnes , etwas geneigtes Ter- rain, über eifien kleinen Bach mit Geschieben, neben einem Pack- hause vorbei, welches rechts liegen bleibt, bis zum zweiten Bache, Tji-Bödjong. Hier bemerkt man auf jeder Seite der Strasse einen rein gehaltenen Querweg, der zwischen Alleen von Bambus- rohr und Warubäumen (Paritmm tiliaceum) und mit Justiciasträu- chern bepflanzt, einige Hundert Fuss weit zu alten Begrab niss- plätzen führt. ^Nlan steigt auf breiten, roh in die Erde ausge- hauenen Treppen auf kleine schattige Plätzchen, die mit länglichen oder spitzen Trachytsteinen eingefasst und umsteckt sind und sich durch weiter nichts auszeichnen , als durch einige Säulenförmige Trachyte, die, länglich, 4kantig, so wie sie die Natur geliefert hat, sich hier aufgesteckt befinden. Grabhügel sieht man nicht. Alte Bäume verschiedener Art beschatten das Ganze. Meine Be- gleiter von Malembong wussten mir weiter nichts über diesen Ort zu sagen, als dass ein grosser Häuptling hier begraben liege; ihre chronologischen Angaben schwankten zwischen 50 und '500 Jahren. Man erkennt auch hier wieder die grosse Ehrfurcht, welche der Javan den Gräbern seiner Vorfiihren zollt, als eine Eigenschaft, die manchen noch sehr rohen Völkerschaften , namentlich den mei- sten polytheistischen Stämmen dieses Archipel's, in öfters viel höherm blasse eigen ist, als viel civilisirtern Nationen Europa's. Von hier f ülirt die Strasse aufwärts über einen dritten Bach : Tji-Kantawang, und schräg am Nord- West-Gehänge des G.- Juii<;liuliii. Javj II. 97 418 Saiigjang pontc liiiiun und liiuft dann auf dem Passpunkte des Weges etwa einen Pfahl weit in gleicher Höhe fort, indem sie sicli in Krümmungen allen Unebenheiten des Gehänges anschmiegt, bis sie bei der Post Ijilengkrang, 1 % Stunde Reisezeit von ^la- l^mbong entfernt, anfängt, sich steil und anhaltend am Nordge- hänge des Gebirges hinab zu ziehen. Dieses Nord- West- und Nord- gehänge des G.-Sangjang ponte, das Malembong'sche Gebirge, ist mit jener röthlich- braunen Lettenerde bedeckt, die wir unter an- derem schon auf dem Rücken zwischen Tjitjalengka und Leles kennen lernten, welche viel Stein trümmer eingemengt enthält und sich fast überall, wo sie auftritt, w ieder mit derselben Vegetation , näm- lich mit Alang- und Glagahgräsern und einzelnen darin zerstreuten IVIalaccabäumcn (Emblica officinalis Grtn.), ein Schutzplatz für Hirsche, Wasserleer und trocken, überzogen darstellt. Von Tjilengkrang — der G.-Tampomas liegt von da Norden 28 Yo" Westen und G.-Arumun oder der linke Kegel von Leles Sü- den 69 Ya** Westen — geniesst man bereits eine freie Aussicht herab zum Nord- und Nord -Nord- Ost -Fusse dieses Hochlandes, wo vor dem Tji-Manukdurchbruche das Gebirge zerstückelt liegt und sich unter anderem eine hohe Pfeilerfönnige Felsenmasse in Nord-Nord- Westen erhebt. Der vierte Bach , der seit Malembong die übrigens breite und des Noths befahrbare Strasse übersetzt, ist der bedeutendste von ihnen Tj i-Kareo, der in tiefer Kluft rechts aus dem G.-Sangjang pontegebirge herabbraust. Die Strasse erreicht auf einer Brücke das rechte Ufer des J>aches und die rechte Wand seiner Kluft und zieht sich nun, diese Kluft nicht mehr verlassend und ihrem Laufe in malerischen Krümmungen folgend , fortwährend in derselben bis zum Fusse des Gebirges herab. Zuweilen sehr steil gesenkt, be- sonders da , wo sie den fünften Bach T j i - W i d u n g , der quer in das rechte Ufer des Tji-Kareo stösst, übersetzt, schlängelt sie sich zwischen den steilen Wänden der Kluft hinab, die abwechselnd von der schattigsten Waldung geschmückt sind , und bildet eine Weg- partie, welche zu den meist pittoresken auf Java gehört. In den Gebüschen beiderseits wird die Aufinerksamkeit des Reisenden zuweilen durch ganz lilätterlose Bäume: Colbertia oh- ovata Bl. angezogen, die zu den wenigen tropischen gehören, welche periodisch ihr Laub verlieren und deren kahles Astgew hre dann mit unzähligen grossen Blüthen bedeckt sind, die man aus der Ferne für Schaaren gelber Vögel hält. Eben so kahl, ohne Blätter, mit weit verbreitetem Astgewirre, präsentirt sich ein einzelner, hochstämmi- ger Baum, Poön-Dangdur, eine Bombax-Art (Salmalia malaharica), der auf Java nur selten und vereinzelt vorkommt und dessen schön- rothen grossen Blumen zu Hunderten auf dem ]joden zerstreut liegen. Zwischen solchen Umgebungen erreicht man, einen sechsten queren Bach übersetzend, den Fuss des Gebirges und tritt, von immer heissern Lüften umweht, in das Tiefland von Pawenang, wo man sogleich von einer äusserst pittoresken Landschaft, von 419 einer wahren Schweizernatur! umfangen wird. Denn hier ist es, wo, links oder nordAvestwärts von der Strasse, der Tji-]Manuk aus dem Gebirge hervorbricht, wo sich zwischen den beiden gegenüber liegenden Platten des Hochlandes, zu denen man hinaufsieht, ihre tiefe, düstre Schlucht aufthut, um sich unten, am Fusse der Plat- ten, zu kleinen, rings innschlossenen Kesselthälern zu erweitern. Wie herrlich frisch grünen nicht die Sawah's dieser rundlichen Thalebnen, wie lieblich stellen sich nicht mit ihrem Palniengebüsch die kleinen Dörfer dar, die sie einschliessen ! Aber Avie imposant und hoch ragen die waldigen l^ergwände rings herum empor, und wie schroff erheben sich aus dem Thalgrunde einzelne Pfeilerför- mige Kuppen, über deren schwärzHchen , mehr als lOO' hohen, senkrechten Felsenwänden sich das Waldgrün herüberbiegt , das ihre obersten Gipfel bekrönt ! Als ich mich dem Orte Pawönang näherte, traf ich auf immer mehr und mehr Spuren menschlicher, freilich einseitiger Regsam- keit , nämlich auf mehre Hunderte von zweirädrigen Pedati's, die sich zu den Seiten des Weges bald in langen Reihen an einander gebunden, bald in einen Kreis zu einer Art von Wagenburg zu- .sammengestcUt hatten , in deren Mitte die plumpen Wiederkäuer, wie Elephantenkälbcr, lagen. Theils kamen diese Pedati's vom Packhause Karang sambung zurück, theils wälzten sie ihre Schei- benförmigen Räder erst diesem Orte zu , um ihr Kaffeeprodukt aus dem ganzen Thale von Garut u. s. w. dort abzuladen. Es war, als erblickte man den Nachzug einer Armee, und gewiss war auch hier die Hälfte der Arbeitsfähigen menschlichen , so wie die ganze J:5üffel-}ievölkerung auf den Beinen. Truppen von Büffeln lagen in Wasser- und Schlammpfützen, nur den Kopf herausgesteckt, theils befanden sie sich grasend und wiederkäuend auf den Hügeln. Ihre Führer sassen zur Seite der Pedati's neben kleinen Feuern und neben ihren Töpfchen mit Reis, die auf drei Steinen über dem Feuer standen und ihr genügsames Abendmahl enthielten. An allen Ecken sah man Kinder beschäftigt, einige, die Büffel mit Strohwischf'ii im Bache zu waschen, andere, sie zusammen zu trei- ben, und es schien, als wenn diese unfläthigen , oft eigensinnigen Thiere sich am willigsten durch kleine Kinder leiten Hessen. Die Abendsonne warf ihren Scheidestrahl auf diese regsame und doch friedliche, stille Scene, als ich zAvischen den Kokospalmen des Dörfchens Pawenang hineinritt. Die grössere Hitze des Tieflandes und der schnelle Übergang aus den kühlen Hochebnen in diese üppige Niederung hatte den ganzen Nachmittag drückend auf mich gewirkt; um so wohlthätiger traf mich nun die Kühlung des ein- brechenden Abends. Aus Bambus geflochtene Zäune (Pagär's) trennen beiderseits den breiten Dorfweg von den Gärten und den Fruchtbäumen, deren Wipfel sich oben, schattig -kühl, über ihm zusammenbiegen. Ich folgte meinem voranreitenden Führer und erkannte bald an den Sclilägeu des Gamelan, die sich plötzlich erhoben, meinen heutigen 07* 420 Kuhcplatz, iiäinlicli den kleinen Pasanggrahan , aus dem mir ein alter Distriktshäuptling entgegen trat, um mich recht treuherzig zu empfangen. Meine Bedienten und andern java'schen Begleiter amüsirten sich noch an den Ronggeng's und der Musik, die ich, um ungestört zu sein, gleich nach meiner Ankunft zur Seite schickte; merkwür- dig, wenn diese liederlichen Kinder der Natur durch starke Tage- märsche auch noch so ermüdet sind, wenn sie Gamelan und Rong- geng's antreffen, so denken sie an keinen Schlaf. Der Wegabstand von ^lalembong bis hierher wird zu 1 0 Pfäh- len gerechnet; meine Reisezeit betrug im Schritt zu Pferd, nach abgezogenem Halten, noch nicht ganz 3 Stunden. Sumedang, 16. August 1844. Ich hatte diesen Morgen zu Pawenang schon früh gesattelt und kam bereits um 12 Uhr (nach 5y4 Stunden Reise) allhier an. Der Weg läuft dem äussern Fusse der Bergkette entlang und zwar im Ganzen nordwestwärts oder parallel mit dieser Kette, welche Sumedang von dem östlichsten Theile des Plateaus von Bandong scheidend, sich vomG.-Bukit djarian südostwärts über den G.- Gärimbi bis zumG. -Rujung hinzieht. Wir wollen sie die G6- rimbikette nennen. Sie schickt jedoch ausser kleinern Rippen zwei lange quere Arme nordostwärts aus, wovon der e r s t e r e die Buchtförmige Ebne von Pawenang in Norden und die zweite die Kesselfläche von Sumedang in Süden begränzt, während zwi- schen beiden noch eine di-itte ebne Mittelbucht eingeschlossen liegen bleibt. Quer über diese beiden Arme hin setzt, in mächtig steilen Pässen, die Strasse. Von Pawenang führt die Strasse zuerst in der Richtung von Sü- den 81 Va" Westen etwa V^ Pfahl weit, biegt dann nordwärts 35" zu Westen um und setzt auf Brücken von Holz zuerst über den klei- nern, dann über den grössern Arm des Tji-Manuk, um weiter in derselben Richtung, in welcher man den Gipfel des G.-Tampo- mas erblickt, durch die Ebne zu führen. Dieser Gipfel und der Kraterrand des G.-Tj Uhr, nach 2 Stunden Reisezeit seit Pawenang,. auf dem ersten Quer arme der Görimbi- kette an, auf deren Passhöhe etwa 3ü0' über der Fläche ich meine Instrumente aufstellte und Peilungen nahm. Die Ebne von Pawenang ist keine offene, mit der grossen Alluvialebne von Indramaju und Tjeribon communicirende Fläche, sondern eine flache, ringsum von Gebirgen umschlossene Bucht, die ihre Söhligkeit wahrscheinlich einer vormaligen Wasserbedek- kung verdankt, wobei ihr Geschiebelager ausgebreitet und geebnet wurde. Sie war damals ein Binnensee, bis ihr Zufluss, der Tji- Manuk, sich, nordwärts von Pawenang, einen zweiten Durchbruch bahnte, worauf das Wasser bis zum Niveau der äussern Alluvial- ebne herabsank. In Nord- Westen bis Norden wird sie von dem ersten Querarme begränzt, auf dem wh* uns befinden, der sich als ein hüglig- unebner Grasrücken von hier noch weit nach Nord-Osten vorschiebt und sich dann auf Einmal in einen prallig-steilen Felsabsturz endigt, den wir mit A bezeichnen Avollen und an dessen Fusse in nördlicher Richtung von Pawenang sich der Tji-Manuk vorbeizwängt. In Süd-^V^esten wird nur ein kleiner Theil der Bucht, von dem Fusse der Hauptkette G. -Gerimbi (und ihrer Querrippen) selbst begränzt, während ihr bei weitem grösserer Theil in Süd- Westen, in Süden und in Süd-Osten an den Fuss jenes Hochlandes anstösst, das sich vom Abfalle der Kuppe G. -Rujung, die in Süden 80" zu Westen von hier liegt, bis zum Gehänge des G. -Sangjang ponte (dessen Mitte in Süden 1 5" zu Osten liegt) quer herüber zieht und eine vorspringende, nur an Einer Stelle durchbrochene, nämlich von der Tji-i\Ianukkluft durchzogene Terrasse oder Platte bildet, die sich dann mit einem scharf begränzten Rande auf Einmal , in nur Einer Stufe hinab in's Tiefland von Pawenang senkt. (Siehe Pawenang Fig. 1.) So plötzlich abgeschnitten stellt sich dieses Malömbong'sche Hochland, von hier gesehen, dar und ruft den Gedanken hervor, als sei dieser scharf begränzte Rand ein altes Meeresufer gewesen, das sich steil in die Fluthen herabsenkte, und als sei die prallige Stufenartige Senkung zwischen diesem obern Rande der Platte und ihrem Fusse durch den Wellenschlag hervorgebracht, der die Wand unterhöhlte und zum Abbröckeln zwang ( Auf diesen (Nord-, West- und Süd-) Seiten umschlossen, würde die Ebne von Pawenang in Ost-Süd-Osten, Osten und Nord-Osten bis Norden offl'n stehen, läge nicht dort, diesen ganzen weiten Ostraum vom Fusse der Stufenartigen Senkung der Malömbong- platte in Süd -Osten vom Dorfe I^awenang bis zum prallig gesenk- ten Ende (A) des ersten Querarmes, in Norden von Pawenang, ausfüllend, ein labyrinthisch hügliges Terrain ausgestreckt, das in seinen höchsten Höckern etwa 3 bis 500' höher als die Fläche 422 die Bucht von Puueiiaiig auf dieser Seite begränzt. Als Gesammt- masse liegt es überall fast gleich liocli, etwa 2üu' über der Fläche. Nur ein einziger Wasserabzug fülirt aus der liucht durch dies Ter- rain hindurch, nämlich derlji-Manuk, welcher sich dicht am Fusse der Wand A Bahn gebrochen liat und auf diesem Wege in die äus- sere Fläche von Karang sambung tritt. P^s zieht sich vomGunung- Sangjang ])onte- oder Malömbonggebirge lierab und dehnt sich in Süden von Karang sambung noch unabsehbar weit gegen den G.- Tjerimai hin. Es ist em unfruchtbares, heisses, keiner Kultur fähiges, dürres, steiniges, kuppiges Felsenlabyrinth , das, nach den Gegenden, die ich in 1839 südwärts von Karang sambung unter- suchte, und nach seinem allgemeinen Anblick, ganz aus vulkani- schen Trümmermassen, theils grossem Felsenbruchstücken , theils Hrezzicn, zu bestehen scheint, ein Kuinenplatz eines zerstörten Vul- kan's! Wahrscheinlicli, dass auch der G.-.Sangjang ponte einst ein Feuerberg war. Die röthliche Bodenart des ersten Querarmes mit den einge- kneteten Geschieben und ihrer Alang- und JNIalakavegetation Avar ganz der auf dem Nord -West -Gehänge des G. -Sangjang ponte gleich. Der G.-Tampomas stellte sich von diesem Passpunkte in Norden 3.")'' zu Westen gesehen dar, Avie in Tampomas Figur 1 ; sein stumpfer hemisphärischer Gij^fel mit convexem Scheitel gleicht einem Aufsatze auf einer Terrasse und ist mit keinem andern Berge Java's zu verwechseln. Von dort hoffe ich ^Morgen früh den Aufgang der Sonne zu sehen. Kurz vorher liätte ich aber mein Auge beinahe für immer schliessen müssen ! Ich hörte nämlich plötzlich einen erschreck- lichen Lärm, ein halb Dutzend Keiter kamen herangesprengt, ein sechsspänniger Wagen mit einem Europäer und einer Njai*j folgte en plein carrv-re und carambulirte so dicht bei mir, dass es ein Wunder bleibt, wie ich mit lieiler Haut davon gekommen bin. Mein Klepper Avar in Todesangst und sprang in seiner Verlegenheit auf die Schutzwehr des Weges, die sich auf der andern Seite in eine 50' tiefe Kluft herabsenkte. Aber dass diese Kluft so tief war, das Avar gerade mein Glück, sonst Aväre das Pferd hinabge- sprungen! So blieb es aber hängen ,,in schAvebender Pein" und ich mit ihm auf dem Kaine, so recht ,,ZAvischen Freude, Lust und Schmerz." Ehe ich mich von meinem Schrecken erholen konnte, Avar der Wagen schon Aveit Aveg. Die Javanen beglückAA-ünschten mich, dass mich der Hen- ,,Condoleur" (so nannten sie den Con- troleur . . . .) nicht ganz umgeritten habe, und erzählten mir, dass ausser den vier Pferden sechs Büffel, Avenn diese häufig gCAA'ech- selt Avürdcn, hinreichend Avären, um einen Kidturbeamten mit aller Bequemlichkeit über das Gebirge von JNIalembong zu ziehen. *) Xjai bedeutet wörtlich eine inländische Frau, so werden aber auch alle Inländerinnen genannt, die bei unverheiratheten Europäern die Stelle der Frau versehen. J. K. H. 423 Auf der andern (Nord-West-) Seite dieses ersten Querarnies er- blickt man einen neuen, ziemlich flachen, bebauten Thalkessel, der auf allen Seiten fast Ringförmig von Hügelzügen umschlossen ist. Ein Zweig nämlich des ersten Querarmes, an dessen Nord- West-Seite wir nun hinabsteigen, zieht sich zu ähnlichen Hügel- ma«sen auf der Nord-Ost- und Nord-Seite des Thalkessels hinüber, die dem Abhänge des G.-Tampomas angehören, und mit denen er ein Ganzes bilden würde, wäre der Kranz nicht in Osten, vom ^littel- punkte des Thalgrundes gerechnet , von einer Kluft durchbrochen, durch welche die Bäche vereinigt zum Tji-]Manuk hinausströmen. Sawah's mit mehren Dorfwäldclien bedecken auch diese Ebne, die zwischen der südöstlichen von Pawenang und der nordwestlichen von Sumödang in der ]Mitte liegt und von sechs Querbächen durch- strömt ist. Diese entfliessen sämmtlich der G. -Gerimbikette und münden alle in den Haujitbach Tji-Peles, welcher sich in der tiefsten Gegend des Kessels am P'usse der nordöstlichen Gränz- hügel desselben entlang schlängelt, um durch die genaiuite Kluft in Osten hinaus zu treten. Ausser dem Fusse der Hauptkette in Süd- Westen , dem ersten Querarme in Süd-Osten und Osten und den jenseitigen Hügeln in Nord -Osten bis Norden, die mit dem G.-Tampomas zusammen- hängen, ist es in Nord - Westen ein zweiter Q u e r a r m , welcher sich nur von der Tji-Peleskluft durchspalten, von der Hauptkette zum G.-Tampomas herüberschiebt und diesen Thalkessel begränzt, der also auf allen Seiten von Anhöhen umgeben ist. Alle sechs liäche des Thaies werden vom Wege überschritten, der anfangs noch in der frühern Richtung zum G.-Tampomas fortläuft und sich erst jenseits des fünften Baches nach Westen umbiegt. Alle ihre Betten sind mit Sand und Geschieben trachyti- scher Natur erfüllt. Die ersten drei sind wenig bedeutend, die drei folgenden aber lliessen in breiten, weit ausgewaschenen Flussthä- lern, deren jedes Avieder für sich ein Ganzes, nämlich ein theilweis bebautes und in Sawah's verwandeltes Längethal bildet. Der vierte Tj i-Tjapar und fünfte Tji-Tama münden bald unterhalb des Weges zusammen und bilden dann nur noch ein Flussthal. Zwi- schen dem fünften und sechsten wendet sich der Weg westwärts bis zur Post Kancas, die J % Pfähle von Sumedang entfernt liegt und die ich um 11 Uhr, also nach 4Vo Stunden Reisezeit seit Pa- wenang erreichte. Diese breiten und tiefen Flussthäler verleihen dem westlichen Theile iniseres Thalkessels eine sehr ungleiche Oberfläche und entnehmen ihr gänzlicli den Charakter einer Ebne. Am tiefjsten und weitesten ist das sechste Flussthal , das Thal des Tj i - Ku n i n g ausgewaschen ; es liegt dem zweiten Querarme schon ganz nahe und mündet sich dicht unterhalb oder in Norden des Weges in den Ilauptbach Tji-Peles, der eben aus seiner tiefen Kluft zwischen den dicht aneinander stossendeu Enden des zweiten Querarmes und der jenseitigen Hügel hervorgebrochen ist. Sein Lauf von hier hart am innern Fusse der nördlichen und nordöst- 424 liehen Hügelioihe hin , innerhalb welchem er die sechs Querbäche aufnimmt, ist schon bemerkt. Wir überschritten beim dritten Pfahl fvon Sumßdanj^) den Tji- Kuning und stiegen nun auf das Gebirge, nämlich den zweiten Querarm der G.-Gärimbikette in der untersten Gegend hinan. Zur Hechten lag dieTji-Peleskluft. Die Strasse ist tief in das rothe Erd- reich eingeschnitten und führt hoch an der rechten Wand des Tji- Pcles hin, welche kaum sichtbar im tiefsten Grunde der wohl lOO' tiefen Spalte rauscht. Dann entfernt sie sich von der Kluft und krümmt sich in mannigfaltigen Windungen auf und ab über den breiten Streifen der aneinander gereihten Hügel , die von gleicher Bodenbeschaffenheit als der vorige Querarm sind, kahl und nur mit kurzem Gras bewachsen, durch welches die röthliche oder bräunliche Erde an vielen Orten hindurchschimmert. Erst zuletzt, ganz nahe beim Hauptorte Sumedang, am Westfusse des Hügels, übersetzen Mir vom rechten zum linken Ufer den Tji-Peles, diesen Hauptbach von Sumedang, der, wie alle JJäche von Malembong ,und Pawgnang, nur in lockern ]\lassen, in Conglomerateii und Steintrümmern ausgefiircht ist, und steigen dann sanft hinab in die Ebne. Erst im Hauptorte selbst übersetzen wir den Tji-Peles zum zweiten Male und zAvar auf der Poststrasse vom linken zum rechten Ufer, oder von Norden nach Süden, um zum Gasthofe zu gelangen, der hier in einer Ecke der Flussbiegung erbaut ist. Er durchbricht hier eine vulkanische Conglomeratschicht und bildet in dieser eine schmale Kluft von HO bis 50' Tiefe. Er entspringt am Süd-Ost-Ab- liange zwischen den G.-Menglajang mid Bukit tunggul. AVie die beiden vorigen, so ist auch die grössere, reich bebaute und bevölkerte, mit üppigen Kokoswäldern bedeckte Fläche von Sumedang eine ebne Bucht und Kesseiförmig ringsum von Ge- birgen umschlossen. So eben haben wir den einzigen Abzug ihrer Gewässer in der Tji - Pelesschlucht ostsüdostwärts von dem Hauptplatz keimen lernen. Der zweite Querarm des G.-Gerimbi, der die Bucht in Süd-Osten begränzt , setzt sich jenseits des Tji- Peles in ähnliche Hügel fort, die immer höher zum Abhänge des G.-Tampomas emporsteigen, um die Ebne in Osten, in Nord-Osten und in Norden zu umschliessen. In Süd- Westen und Westen zieht sich die Hauptkette G.-Gerimbi hin, die Sumedang von Bandong trennt, und ist in ihrer Fortsetzung von hier bis zum G.-jNIenglajang und G. -Bukit tunggul sichtbar. Zwischen diesen J>ergen in Nord- Westen und dem G.-Tampomas in Norden 25'' zu Osten aber steht die Fläche offen, oder ist dort wenigstens von keinen Gebirgen, sondern nur von einer Wellenförmig - flachen , ziemlich breiten höhern Stufe begränzt, die sich von dem einen bis zum andern Ge- birge herüberzieht und die zwar selbst Wasserleer und unbebaut und nur dürftig mit Gras bewachsen , aber als AVass er scheide die Sumedang'sche Ebne von KraAvang in Norden trennt. Ganz irrig ist es daher, wenn auf der Karte von Haffles dieser Nord- gränzAvall der Fläche von Sumädang durchbrochen dargestellt ist 425 und der Hauptbach von Sumedang nach Krawang oder nach Norden herabfiiesst. Kein Bach Sumedang's fliesst nach Norden, alle ver- einigen sich mit dem Tji-Peles , der sich dem Tji-^NIanuk zu nach »Süd-Osten wendet. Man hält hier den G.-Tampomas nur für einen kleinen Berg und versichert , dass man bis auf seinen Scheitel zu Pferd kommen könne und dass schon mehre Herren diesen Spazierritt gemacht hätten. Ich will ihn daher auf meiner Reise nach Tjeribon, wo die Strasse dicht an seinem Fusse vorbeiführt, en passant ersteigen und, um noch vor Sonnenaufgang oben anzukommen, diese Nacht um 2 Uhr von hier aufbrechen. Den Regent habe ich gebeten, zwischen der ersten und zweiten Post, wo ein Pasanggrahan steht, Pferde, Volk und Fackeln vorräthig halten zu lassen, und er hat versprochen, dies zu thun. Valkan 20: Ganung - Tampomas. 0 (S. Abschnitt I, S. 13s.) Hierzu gehört: Tampomas Figur 1 und 2. ,,Nun aber sag', was fallt dir ein ? ,, Steigst ab in solcher Gräuel Mitten, ,,Im grüsslich gähnenden Gestein ! — ,,Ich kenn' es wohl, doch nicht an dieser Stelle; — ,,Denn eigentlich war das der Grund der Hölle !" (Gölhe.) Tjeribon, den 17. August 1S44. Vom dunkelschwarzen Himmel funkelten alle Sterne herab, als ich, auf dieser niedern Welt mein einsames Ziel verfolgend, diese Nacht den Weg zum G.-Tampomas entlang fuhr. Zu der Todtenstille in der Natur gesellte sich die tiefe Ruhe der ^lenschen- Avelt vnid hob den Eindruck der imposanten Grösse der Nacht zu seiner vollen Stärke. Alle Lichter des P'irmamentes schienen, alle Nebelflecken leuchteten, und man hätte glauben sollen, das leiseste Geräusch der himmlischen Sphären hören zu können, aber sie ver- harrten in ihrem ewigen Schweigen, und aus den schwarzen Räu- men zwischen ihnen blickte die Unendlichkeit herab ! Eine solche Nachtreise, der Anblick des Himmels mit seinen Sternen, wenn Alles schläft, die Kühle der reinen Uuft, aus der sich alle Dünste zu Thau niedergeschhigen haben, hat ihren eigen- thümlichen Reiz , der Avohl zu stiller Anschauung und IVwunde- nuig anregt und zum Nachdenken weckt, der aber schwerlich Be- friedigung erzeugt. Ich empfand dies auch und labte mich »^iletzt 426 lieber an der irdischen Gluth meiner Obor's (Bambus-Fackelnj , die mir von grösserem Nutzen , als jene Lichter oben waren und die meine Pfade röthlich beschienen. Ich hielt um 3 Uhr am verabredeten Platze zwischen der ersten und zweiten Post still und hoffte hier bereitstehendes Volk mit Fackeln zu finden, um sogleich zum Berge hinaufsteigen zu können. Aber Alles schlief, und über dem Wecken der zu meiner Begleitung- Bestimmten und dem Anzünden der Fackeln verging eine halbe Stunde. Endlich Avaren wir fertig, die Bambusfackeln brannten, die Instrumente waren unter die Träger vertheilt und der Kutscher hatte Befehl, auf meine Zurückkunft zu warten. Wir schritten zuerst auf gebahnten Wegen zwischen Kaffee- gärten hinan und gelangten dann über diesen auf einen steinigen, trocknen, mit kleinem Gereibsel bedeckten Boden, der nur mit Alang- und Glagah - Wildniss und kleinem Gesträuch bewachsen war. Meine Begleiter, die sich des AVeges kundig nannten, führten mich im trüben Scheine der Fackeln anfangs noch auf kleinen Pfa- den durch das Dickicht, bis zuletzt alle Wege verschwanden und uns eine hohe, schattige Urwaldung umfing. Rotangarten schlan- gen sich zwischen den hochstämmigen Bäumen empor, wilder Pisang (Musa sp.) erfüllte ihre Zwischenräume, eine jMenge Pilze wucher- ten, einige phosphorescirend, auf faulen Stämmen , und unzählige Springblutegel *) bevölkerten den feuchten schlüpfrigen Lehmboden des Waldes; dies waren lauter Erscheinungen , die den Berichten über den Gipfel des G.-Tampomas Avidersprachen und die mich auf etwas ganz Anderes, als das Erwartete, vorbereiteten. Als ich endlich nach 1 Vo stündigem angestrengtem Klimmen, unter beständigem Anspornen meiner Begleiter zur Eile, zwar im- mer noch zwischen hohen riesigen AValdbäumen, aber doch auf einer freien Anhöhe angekommen Avar und schon glaubte den höch- sten Gipfel erreicht zu haben, aber auf der andern Seite nur in einen Thalgrund hinabsah und jenseits von diesem einen neuen, höhern Berg erblickte, da Avurde es mir zur GeAvissheit, dass ich den G.-Tampomas zu leicht geschätzt hatte und dass mir noch ein angestrengter ^Marsch zu seinem Gipfel bevorstehe, den sicher noch kein Europäer bestiegen hatte. Wir A'erdoppelten unsere Schritte, kletterten an dem innern Gehänge der ersten Anhöhe, die sich Kreisförmig um den innern Berg herumzog, hinab, schritten durch einen Thalgrund hindurch und stiegen dann an dem neuen Berge, immer noch von feuchter, dichter Waldung umgeben, hinan. Schon dämmerte am östlichen Horizonte die Hellung des Ta- ges, unsere Fackeln erblichen schon, und noch kletterten AA'ir an dem steilen Gehänge eines Berges, der aus lauter einzelnen, eckigen Steintrümmern aufgebaut Avar, aber dessen ungeachtet die üppigste *) Hirudo {Jadrohdella) zeylunica Blainville {Dict. d. scienc. natiir. t. 4' 71.) Sjjecies inquirenda secundum Dimng ; an Haemnpü sp.? A. d. V. 427 ' Waldung trug, deren Bäume in den Klüften und Spalten zwischen den Steintrümmern wurzelten. Der Abhang dieses Trümmerberges wurde zuweilen so steil, dass wir buchstäblich mit Händen und Füssen klettern mussten , ein Bemühen , in dem wir uns weniger durch die schlüpfrigen, mit feuchtem Moos überzogenen Steine, als durch die Baumstämme und Aste erleichtert sahen. Doch endlich wurden die Bäume kleiner, die Stämme dünner, schlanker , und der Wald fing an , sich ausschliesslich aus Alpen- bäumchen, hauptsächlich der Agapetes vulgaris zusammenzusetzen. Ihre gekrümmten, nur 25 bis 30 hohen Stämme waren mit IVIoos- polstern und Orchideen überladen mid bedeckten , dicht gedrängt,, als kleiner, aber schattiger Urwald die Bergkuppe, auf deren ver- flachtem Scheitel wir ankamen, als die Kuli's ihre Bambusfackeln schon weggeworfen hatten und der angebrochene Tag schon hin- längliches Licht verbreitete. Wir suchten schnell einen offenen Platz und fanden diesen am West-Süd- West-Ende des Gipfels, wo ich, Avährend sich die Sonne dem Horizonte näherte, meinen Theo- dolith und meine Bussole aufstellte und eben noch Zeit hatte, dies Geschäft zu vollenden, ehe die Sonne die Fläche des Horizontes erreichte. Ich hatte nun, freilich nur mit der grössten Anstrengung, aber doch meinen Zweck erreicht , und war noch fi'üh genug auf dem Gipfel angekommen ; so lange noch alle Berggipfel sichtbar und von den höher steigenden Wolken noch nicht umhüllt waren, hing ich nun meine Thermo- und Barometer auf und nahm dann Peilungen nach allen erkennbaren Punkten, und durchmusterte, ehe ich zur Untersuchung des Gipfels selbst überging, die Terrainbildung der an- gränzenden Landschaften, die (viele von ihnen noch terrae incogni- tael) nun deutlich vor meinem Blicke entfaltet lagen. Ich will jedoch aufrichtig gestehen, dass jetzt vielleicht Man- cher von unten zu diesem Gipfel mit mehr Behaglichkeit herauf sah, als ich von ihm herab, obgleich nun wirklich ,,die stille Welt mit ihrem Glücke zu meinen Füssen lag,'' wie ich ehegestern ge- träumt hatte. Meine Füsse bis an die Kniee von der Feuchtigkeit des Waldbodens , den übrigen Körper vom Seh weisse, den die forcirte Anstrengung erzeugt hatte, ganz durchnässt, bin ich einem schneidend-kalten Süd-Ost- Winde ausgesetzt , der über dem Gipfel pfeift und zu dessen Schärfe noch die Verdampfungskälte der Klei- der kommt, die der Wind wie ein Psychrometer behandelt und die mich vor Frost mit den Zähnen klappern macht. Weil ich den G.- Tampomas nur für einen Spaziergang ansah, fehlen nun Kleider zum Wechseln. Unglücklicher Weise will es den Javanen auch nicht gelingen, em Feuer anzumachen, denn das feuchte, vom Thau durchnässte Holz will nicht brennen. Und die Sonne, in deren Morgenschimmer ich stehe, scheint so kühl wie ein Nordlicht. Es blieb mir daher nur Eins übrig: mich durch Vorstellungen von innen nach aussen zu erwärmen; ich versuchte dies auch, leider aber ,, wegen jener famosen Kluft, " (wie Jean Paul sagt,) ,, zwischen 428 Ideen und Empfindungen," wie man sich denken kann, nur mit geringem Erfolg. Kechnet man hierzu noch ein Dutzend von klei- nen Springblutegeln , die sich im Heraufklimmen an meine Eüsse angehängt hatten, und die nun zwar abgerissen sind, aber doch blutende Stellen hinterlassen haben,*) so wird man mich nicht beneiden ! Gegen S Uhr waren alle meine Beobachtungen beendigt, Wol- kennebel zogen, uns immer öfterer umhüllend, herbei und der Süd- Ost- Wind fuhr fort, schneidend kalt über den Gipfel zu streichen. Ich verliess diesen daher um so lieber, als ich nur allein durch eine angestrengte Bewegung hoffen konnte, mich zu erwärmen und einer Erkrankung zu entgehen. Ich war nun vom Kopf bis zu Fuss, theils vom Schweisse, theils von der Feuchtigkeit der Wildniss durchnässt. Auch meine Javanen klagten und froren hörbar. Wir kletterten daher schnell an dem Trümmerberge herab und mässig- ten erst unten, wo es wärmer wurde, unsere Schritte. Ich kam um 11 Uhr wieder bei meinem Wagen am Pasanggrahan an, wo die Mittagssonne in voller Gluth auf mich herabbrannte und mir nun ihre volle Hitze zu kosten gab, wovon ich kurz vorher in der schneidenden Kälte des Gipfels nur einen kleinen Antheil, aber vergebens, gewünscht hatte. Ich hatte diesen l^erg für klein und leicht ersteigbar angesehen ; für diese Geringschätzung hatte er mich empfindlich gestraft und — seinen ZAveck dabei erreicht. Denn ich verliess den altergrauen Herrn G.-Tampomas mit vollem Respect. Es sei mir erlaubt, die Beobachtungen, die ich beim Herab- steigen nahm, mit denen, die ich auf dem Gipfel veranstaltete, hier in ein Bild zusammenzustellen, so wie sie mit Bleistift in mein Taschenbuch eingetragen Avurden, theils auf dem Gipfel, theils im Pasanggrahan und mit Zusätzen nachher von Post zu Post. Ergötzen wir uns zuerst an der Aussicht, welche man auf dem Gipfel des G.-Tampomas geniesst, nach den Umgegenden, die auch in der Wirklichkeit zuerst die Blicke fesselte. Der G.-Tjerimai bei Tjeribon in Süden 75" Osten, die Ecke G.-Gemuru des G.-Gedegebirges bei Tjandjur in Norden So" We- sten und der G.-Patua in Süden 55" Westen sind die entferntesten Punkte, zwischen denen wir alle andern Gebirge und Zwischen- flächen der Preanger Regentschaften und Krawang's übersehen. In Süden 10" Westen ragt der G.-Tjikorai empor, von dessen Spitze ich vor 3 Tagen zu dieser herüberschaute ! Die grosse Nie- derung von Tjeribon und die Alluvialfläche von Indramaju bis zum Strande des ]Meeres schimmert in mannigfaltigem FarbenAvechsel zu uns herauf. Das Plateau von Bandong blickt über die niedrigste *) Diese stechen durch die Strümpfe durch, ja manche sind so Fadenförmig fein, dass sie durch die kleinsten Maschen kriechen. Sie riefen mir die schreck- lichsten Plagen der Batta-J.änder zurück, wo mir solche stets wiederholten Stiche zuweilen Fussgeschwüre veranlasst hatten, (cf. Anmerkung S. 426.) 429 Gegend seiner östlichen Gränzkette zwischen dem G. - Mönglajang und Gerimbi herüber, ist aber nur an der weissen Nebeldecke er- kennbar, die auf ihm liegt, in Süden 38 bis 60** Westen. Nahe und deutlich zieht sich die nördliche Vulkankette von Ban- dong vomG.-Menglajangbis zumG.-Burangranghin und lässt nur 2 lichte Flecken in ihrer dunkeln Waldung erkennen, nämlich 2 gelb- lich schimmernde und dampfende Solfatarcu , die nahe unter dem östlichen Kraterrande des G. -Tangkuban prau über einander liegen. Der nördliche Abfall dieser Vulkan -Reihe oder Kette bildet das Hochland von Krawang und besteht aus zwei deutlich von ein- ander getrennten platten Terrassen, von denen die eine, dem G.- Tampomas nähere und weniger hohe — Distrikt Batu sirap, — dem G. -Bukit tunggul, die andere fernere und Avohl 5 bis 700' höhere aber, als verflachter und ausgebreiteter Bergabhang, — Distrikt Segala erang, — dem G. -Tankuban prau angehört. Diese erhebt sich vorn, im Norden , wieder etwas zu einem wulsti- gen Rande oder zu Randhügeln , ehe sie in das Tiefland von Kra- wang herabfällt, geht aber in Osten, sich ganz allmählig senkend, in die erste Terrasse über, eben so wie sich diese ostwärts in ein Thal herablässt, das an dem nördlichen GränzAvalle von Sumedang breit anfängt , und dessen nachher schmal zulaufender Grund ZAvi- schen dieser Terrasse und dem Westfusse unseres G.-Tampomas in der Richtung : Nord nach Krawang hinabstreicht. Von derjenigen Gegend nämlich in der nördlichen Bandong- kette, die zwischen dem G.-Menglajang und Bukit tunggul liegt, schieben sich, ausser einer Kegelförmigen Kuppe auf dem Nord- Ost -Gehänge des G. - Bukit tunggul selbst, noch andere weniger hohe Bergmassen in der Richtung nach dem G.-Tampomas vor, er- reichen jedoch nicht einmal die Fläche von Sumedang, viel weniger diesen Berg, und lassen daher den ganzen Zwischenraum zwischen dem G.-Tampomas diesseits, und dem G.-Menglajang jenseits offen, ohne Berge liegen. Dieser Zwischenraum begränzt die Fläche von Sumedang in Norden und bildet zugleich die Südgränze von Kra- wang eben so wie er die Wasserscheide ist zwischen den nord- und den südwärts fliessenden Bächen. Er ist eine der merkwürdigsten Terrainbildungen von Java mid stellt sich, ohne alle Bäche, ohne Furchen dar, Avie ein breiter, etAva 150 bis 200' über Sumedang er- höhter, verflachter, Blatoauartiger Wulst oder besser wie ein flach- wellenförmiges , nur sanft-hvigliges, breites Band, das sich von den Bandong'sclieii Bergen ostnordostwärts quer bis zum G.-Tampomas herüberzieht. Doch steigt sein nördlichster Rand , der, westAvärts von hier, vom Fusse des G. -Bukit tunggul beinahe in einem Halb- kreise herüberläuft, etwas höher zu einem Wulste an, um sich dann nordwärts steil nach Krawang hinabzusenken. Wir wollen dieses sonderbare Terrain die nördliche Vorstufe der Sumedangfläche nennen. Vier Kreisrunde, Kesseiförmige Vertiefungen senken sich unter seine Oberfläche herab ; sie sind mit erhöhten , sanftge- rundeten wulstigen Rändern (Ringen) umgeben, und umschliessen 430 kleine, räthselhafte Seen, die weder Zu- noch Abfluss haben. Ihr unbewegter Spiegel schimmert bläulicli - hell zu uns heniuf. Drei von ihnen liegen hinter einander in der Kichtung Süden lO" bis 43*^ Westen von hier, der vierte in Süden G\^/-i^ Westen, wäh- rend sich noch ein fünfter, gleichfalls Kesseiförmig, in dem nörd- lichen Thale imterhalb dieser Vorstufe zeigt. Südlich von dieser Vorstufe breitet sich die schöne Ebne von Sumedang aus, die wir in ihrer Umschliessung ringsum von Gebirgen bereits kennen gelernt haben. Wir bemerken in dieser Fläche eine Anzahl sonderbarer isolirter Bergkuppen, die, den Süd-Süd- West -Fuss des G.-Tampomas umzingelnd, in einer lleihc hinter einander liegen , die sich von aussen her langsam erheben , dann aber, nachdem sie ihren höchsten Punkt erreicht haben, sich plötz- lich hinabsenken und schroffe, dem G. -Tampomas zugekehrte Fel- senwände bilden! Sie erinnern an die Theorie der Erhebungs- krater von L. von Jiucii und scheinen einer nähern geognostischen Untersuchung, die mir dies Mal meine Zeit nicht gestattete, eben so würdig zu sein , als jene nördliche Vorstufe von Sumedang, mit den vier rund umschlossenen Seen,. die in ihr liegen. Kehren Avir nun zu unserm G.-Tampomas zurück, und be- trachten nochEinmal seine äussere Gestalt in: Tampomas Fig. 1, die ihn von seiner Süd-Ost- (genauer Süden 35^ zu Osten) Seite dar- stellt, derselben, längs welcher wh- seinen Gipfel erstiegen. Gleich an seinem Fusse, dicht hinter dem Fasanggrahan ver- kündet uns ein Lavatrümmerstrom, der sich bis hierher am Berge herabzieht, dass wir es mit einem alten Vulkane zu thun haben. Die Lava ist trachytischer Art , hellgrau und mit grossen Blasen- räumen versehen. Eben so ist das Steingereibsel seiner mittlem Abhänge vulkanischer Natur ; es sind Lupilli von Lava vmd Bini- stein, die zwischen dem Alang alang -Grase zerstreut liegen und einen trocknen , dürren Boden darstellen , nach dessen ]]eschaffen- heit man schwerlich den fetten weichen Humus und die schattig- feuchten Urwälder ahnen sollte , die man höher oben antrifft. Sie beginnen etwa 500' unter der ersten Ringförmigen Anhöhe und überziehen, von vielen Rotanarten durchflochten, den ganzen Scheitel. Zwei Pflanzenarten treten in ihrem L^nterholze vorherr- schend auf und bedingen durch ihr ausserordentlich häufiges Vor- kommen in Tausenden von Individuen die Physiognomie dieser Wälder; die erste ist die zierlich kleine Pinangpalme (Areca pu- mila Bl.) die ich auf keinem Berge so häufig sah ; die zweite aber «ine (vielleicht neue) Pandanus-Axi, mit ungetheilten, Palmen- 431 artigen^ schlanken, bis 30' hohem Stamme, der sich erst dicht unter der Krone in kurze, sparrige Äste theilt , Avek'he die Blätterbüschel tragen. Viel Pisang, IJaumfarrn, kleinere Farrn, Orchideen, Moos- polster und Pilze auf faulen Stämmen ! Feuchter , schlammig- lockerer Humusboden. So ist die erste Ringförmige Anhöhe, nebst dem Zwischenthale jenseits derselben, und eben so die untere Hälfte des darauf folgenden innern Berges dicht bewaldet; am mittlem Gehänge dieses Berges, das noch mehre flache Vorspriinge bildet, tritft man noch l^aumstämme von 3 bis 4' Dicke an; dann aber, oberhalb der Mitte des innern Kegels, nimmt der Wald schnell ein anderes Ansehen an, der Hochwald verschwindet, imd ■ — nicht sowohl wegen grosser Meereshöhe , sondern wegen der besondern Beschaifenheit und Zusammenstellung des Berges aus lauter einzel- nen Steintrümmern — treten nun mehr alpinische Baumarten, Myr- taceen , Araliaceen , und besonders Agapetes vulgaris auf, die mit Farrn, Moosen, Orchideen und andern .Schmarotzern bekleidet, selbst noch mit Rotan's durchwunden, die obere Hälfte und den höchsten Scheitel des Kegels als dichter Wald überzieht, die aber doch kein rechtes alpinisches Ansehen hat. Denn ihre Stämme sind nur Ya' dick, zwar gekrümmt, aber mehr schlank, als knorrig, und erheben sich, erst oben in Aste getheilt, 25 bis 30' hoch. Die ge- ringe Höhe des Kegels von bloss 51 OO' löst dieses lläthsel und giebt zu manchen Pflanzengeographischen Betrachtungen Anlass. Denn auch noch einige andere Pflanzen , die gewöhnlich nur die höchsten Gipfel Java's zwischen 8 und 9Ü00' bewohnen, nament- lich die Gaultheria leucocarpa Bl. kommt hier vor. Die isolirte Lage des G.-Tampomas , der sich auf den meisten Seiten als Ke- gelberg aus tiefen Niederungen erhebt , und die Zusammensetzung seines Gipfels aus porösen, zerklüfteten Stein trümmern, die stets Wasser verdampfen, bringen wahrscheinlich eine gewisse Depression der Temperatur hervor, wodurch schnelle und stete Wolkenbildung befördert, und hier in bloss 5000' Höhe ein ähnliches, dem Wachs- thum jener Bäumchen gedeihliches Klima hervorgerufen wird , wie man bei Umfangsreichen Bergen, besonders solchen, auf welche die Wärmestrahlung hochgelegener Flächen wirkt, erst in grösserer Höhe antrifl"t. Ihre Physiognomie hat daher für diesen Gipfel et- was Eigenthümliches ; nur äusserst sparsam sieht man Unterge- büsch zwischen ihnen ; man klettert vorsichtig über die Steintrüm- mer des Jiodens hin , man ist oben von einer Laubdecke besc^hattet, durch die der blaue Himmel nur schwach hindurchschimmert, und sieht links und rechts nichts wie schlanke Baumstämme, die aber zottig über und über mit Moos behängen sind, das auch alle Stein- trümmer des Bodens überzieht. Alles ist grün, schattig, feucht und düster. Die erste Kreisförmige Anhöhe des G. - Tampomas , (auf wel- cher ich glaubte, schon den wirklichen Gipfel des Berges erreicht zu haben!) ist der Rest einer alten Kratermauer, die zwar auf mehren Seiten zerbrochen ist und fehlt, dennoch aber, ungeachtet 432 der dichtesten Waldung, die sie bekleidet, noch deutlich in ihrer llinofonn erkannt werden kann. J)or innere l)Ci-<^, den sie um- schliesst, ist der alte Eruptionskegel oder Schlackenkegel des G.-Tampomas, der den alten Krater fast gänzlich ausfüllt und den nur einer auf Java, der G. - Mandala wangi , an Grösse über- trifft , während ihm nur der des G. - Merapi in seiner Zusammen- setzung aus lauter einzelnen Trümmern gleichkommt. Sein Scheitel erhebt sich auf der Seite, wo ich den IJerg erstieg, noch lOOO' über den Rand und 1200 über den innern Fuss der Kratermauer. Denn der Rand dieser Mauer, die nach aussen einen sanften Berg- abhang bildet, senkt sich nach innen einige Hundert Fuss tief ziemlich schroff hinab , an einigen Stellen Wandartig steil , an an- dern aber erklimmbar, und geht dann in den meisten Gegenden in ein flaches oder nur sanft ansteigendes , mehre Hundert Fuss breites Zwischenthal über, das, wie die Mauer selbst, mit dichter Waldung bedeckt ist, und dann allmählig zum Gehänge des Erup- tionskegels emporsteigt. In andern Gegenden fehlt dieser Zwischen- raum, und der Kegel erhebt sich unmittelbar vom innern Fusse der Mauer. Übrigens ist die Höhe dieser Mauer, nämlich ihres obern Randes, sehr ungleich auf den verschiedenen Seiten, wie schon ihr äusserer Anblick in Tampomas Fig. 1 lehrt, wo sich dieser Rand als eine von der linken Iland zur rechten schief gesenkte Linie darstellt und sich in querer Richtung vor dem hintern, hemisphäri- schen Eruptionskegel hinzieht. Ob sie auch auf der Nord -Nord- Ost-, Nord- und Nord- West-Seite des Berges noch existirt , ist mir unbekannt geblieben ; aber auf den andern Süd- West-, Süd-, Süd- Ost- und Ost-Seiten des Kegels kann man sie imunterbrochen , auf der einen Seite in West -Süd -Westen bis auf die andere in Nord- Osten vom Kegel als einen weiten Halbkreis verfolgen , der sich in Süd- Westen, vom Mittelpunkte gerechnet, am vollständigsten erhal- ten hat und dort zugleich am höchsten ist, von da aber sich etwas tiefer senkend, rund um den Kegel herumzieht. In diesem Laufe ist sie nur an einer Stelle, nämlich in Süden 35^ ostwärts vom Kegel, durch einen niedrigen Zwischenraum unterbrochen. Innerhalb dieser zum Theil zerstörten Ringmauer nun und von ihren Überresten auf den meisten Seiten umgeben , erhebt sich der zweite, innere Berg, der Eruptionskegel des G. -Tampomas. Auf der Süd-Süd-Ost-Seite, wo ich hinaufklomm, steigt er sehr allmäh- lig aus dem Zwischenthale am innern Fusse der Mauer, dem alten Kraterboden , an und bildet noch einige geräumige Absätze oder flache Yorsprünge, ehe er von jenseits seiner Mitte steiler und schroffer empor strebt , um sich zu der höchsten rundlichen Kuppe zu wölben. Er ist kein eigentlicher Kegel, sondern eine Halb- kugel, ein hemisphärischer Berg, dessen stumpf - convexer Gipfel für sich Avieder als Segment einer Halbkugel erscheint. Er stellt sich oberhalb einem Vorsprunge Avie eine Doraartige Kuppel , oder eine Kappe dar, welche dem untern Gebirge aufgesetzt ist. Der Durchmesser des höchsten Scheitels, so weit er flach-convex bleibt. 433 ist bedeutend und beträgt an 7Ü0', geht übrigens allmählig und ganz unbegränzt in das steile Aussengehänge des Kegels über. Bloss seine oberste Hälfte ist es, Avelche man von den an- gränzenden Niederungen aus am Fusse des Berges sehen kann. Vergleiche Tampomas Figur 2 als idealen verticalen Durch- schnitt des Berges; a ist die Ringmauer, h der Eruptionskegel; von diesem kann man von dem Standpunkte O aus nur das oberste Segment c sehen, welches, oberhalb der geraden Linie liegend, über den Rand a hervorragt ; die optische Täuschung macht , dass es auf den Rand a aufgesetzt erscheint und sich darstellt wie c ; man ahnt nicht, dass sich hinter a noch ein zweites Thal befinde und dass noch ein so grosser Abstand zwischen a und c liege ! und irrt sich desshalb so sehr in der Schätzung sowohl der Höhe als der Entfer- nung von d, die man beide für viel zu gering hält. Dieser ganze 1200' hohe Eruptionskegel, der den alten Krater des G. -Tampomas gänzlich ausfüllt, der durch die Erweiterung seines Umfangs die Ringmauer an mehren Stellen zerstückelt oder sie doch gänzlich überschüttet hat, besteht aus lauter einzelnen, eckigen, unregelmässigen Lavatrümmern oder Bruchstücken, die in der Regel nur 2 bis 3 dick , öfter aber auch viel grösser , ja einzelne von ihnen Häuserhoch ! zu Millionen aufeinander gethürmt liegen und zwischen denen sich eben so viele Klüfte und Spalten- artige Zwischenräume labyrinthisch hindurchziehen. Sie befinden sich, besonders die oberflächlichen von ihnen, in einem Zustande von halber Zersetzung , sind weich und leicht zu zerschlagen und beurkunden hierdurch sowohl, als durch die üppige Waldung, die , merkwürdig genug ! diesen durchklüfteten Steinhaufen über- zieht, ihr hohes Alter. Die Zwischenräume zwischen vielen sind schon mit Erde , theils aus ihrer Zersetzung , theils mit Pflanzen- erde aus vermoderten Vegetabilien erfüllt , und alle sind mit Moos überzogen, ewig feucht und auch in ihrem Innern stets von der Feuchtigkeit der Wolkennebel durchdrungen. Sie sind eine mehr oder weniger poröse Lava trachytischen Ursprungs, mit einer bräunlichen oder roth-bräunlichen Grundmasse, in welcher man am deutlichsten noch kleine verglaste Feldspathkrystalle erkennen kann, (Bat. ^NIus. Nr. 2 und 3) und gehen durch zunehmende l^la- senräume ganz in bröcklige Schlacken über, L. Nr. 103 (Batav. Nr. 4) worin die Feldspathkrystalle nur noch wie glanzlose, milch- weisse Fleckchen erscheinen. Manche sind ganz ]iimsteiiuirtig auf- gebläht, die meisten sind zwar noch fest und als Ganzes zusam- menhängend , können aber mit dem Ilaunuer leicht zerstückelt werden, wälirend sich einige schon so sehr der Verwandlung in Erde genähert liaben, dass man sie mit dem Messer zerschneiden kann. Nur in der mittlem Höhe des Kegels traf ich einige sehr grosse Trachytlavatrümmer an, von 15 Höhe, die, weil Aveniger porös, noch vollkommene Felsenfestigkeit besassen. Wenn die Zersetzung so fort geht, so dürfte 500 .Jahre später der ganze Kegel vielleicht nur noch ein Haufen von röthlich gelber Juii},'liuliji, .luvn II. 28 4:U liclim- oder Thonerde sein ; man würde dann seine Natur als Erup- tionskogcl nicht mehr zu erkennen vermögen;, und würde, wenn dann der Erdhaufen durrli Ausfülhing- der Spalten ZAisammenge- sunken und viellcielit um 50U erniedrigt ist, die jetzige Barometer- messung von JlOO, wenn diese dann noch bestünde, für viel zu hoch halten müssen! Wenn man mit grosser Vorsicht und Anstrengung an dem stellenweis sehr steilen Gehänge des Kegels hinangeklettert ist, und, ohne in den Spalten und Klüften, die überall zwischen den Trümmern gähnen , seine Füsse zu brechen , ermüdet auf seinem etwas verflachten Scheitel ankommt, so muss man auch dort noch seine Tritte wählen , um nicht über die eckigen Steintrümmer zu stolpern. Unter den Tausend klein ern, zuweilen lO' tiefen und tiefern Spalten, welche diesen Scheitel durchziehen, zeichnet sich eine grössere Kluft, eine Hauptspalte aus, die zwar an einigen Stellen verschüttet, an andern aber wieder weitklaffend, sich quer von Westen nach Osten fast durch den ganzen Scheitel zieht ■und an einer Stelle, fast in der Mitte des Scheitels, wohl lOO' tief senkrecht hinabstürzt, um sieh unten in eine Höhle fortzu- setzen. Sie ist hier etwa 1 5 breit , kann also ohne Brücke eben so wenig überschritten , als die Höhle , die in einen finstern Abgrund, vielleicht in den noch offenen Kraterschacht ! hinabführt , ohne Leitern besucht werden. Es scheint, dass dies die jüngste Aus- bruchsspalte , oder der letzte Krater des Eruptionskegels war , aus dem sich die grösste Masse der Dämpfe entlud. Nur auf dem West-Süd- West-Kande der Kuppe, von wo man über die Fläche von Sum^dang nach Bandong hinübersieht, findet man eine kleine Stelle von der Waldung entblösst und unzweifel- bar durch Menschenhände geebnet. Hier liegt nämlich ein vier- eckiges, 10 bis 15' breites und langes Plätzchen, das von einem er- höh'ten , Mauerartigen Rande umgeben ist. Ein Thürartiger Aus- und Eingang durchbricht diesen :i' hohen , nur aus rohen Steinen aufgebauten Kand. Im INlittelpunkte des Platzes steht ein länglich- cubischer, 2' breiter und dicker und \i%' hoher Stein, dessen obere sowohl , als dessen Seitenflächen geebnet und glatt gehauen sind. Er bildet also seiner Form nach einen rohen Altar, und erfüllte vielleicht auch eine ähnliche Bestimmung, wenn die Javanen betend um ihn herumknieten, während eine Weihrauchschaale auf seiner Oberfläche ihre ])ämpfe entwickelte. Er, der heilige Stein, ist es offenbar, der von Zeit zu Zeit noch einen einzelnen Pilger herauf- lockt , um zu beten , oder um ein Gelübde zu thun , und der die Bekanntschaft des Gipfels bei den angränzenden Bewohnern unter- hält. Er ist aus derselben Lavaart (Bat. Nr. 2) gehauen, aus der die übrigen Trümmer des Kegels bestehen, und beurkundet durch seine fast gleiche Erweichung imd halbe Verwitterung, wie diese sein hohes Alter als Monument menschlicher Kultur. Denn es ist undenkbar, anzunehmen, dass Diejenigen, welche das Denk- mal errichteten , dazu einen bereits halbzersetzten, bröckligen Stein 433 sollten gewählt haben, und viel wahrscheinlicher, dass er damals noch fest nnd unvcrAvittert war. Wie viele Jahrhunderte mögen seitdem verflossen sein ? Siclier ist er älter , als die Einführung des Mohamedanismus auf Java, denn wenn nach dieser Zeit die einmal vorhandenen Denkmäler eines frühern Kultus auch fortfuhren von der Population eine gewisse Verehrung zu geniessen, so ist es doch bekannt , dass keine neuen Denkmäler der Art in dieser Periode er- richtet wurden. Vielleicht ist er aber auch älter als der Ikulha- und Siwa- Kultus auf Java; ja dies ist selbst wahrscheinlich, denn die Hindukolonisten und ihre Anhänger haben nirgends ein Denkmal errichtet, olme Statuen, Sculpturwerk , oder wenigstens ein Paar Figuren en has relief dabei anzubringen. Davon findet sich aber hier keine Spur , das Monument ist ganz einfach und roh , und so haben Avir vielleicht ein Tausendjähriges Denkmal vor uns , das noch aus dem Kindesalter der Javanen , oder aus der Zeit ihres ur- sprünglichen Polytheismus abstammt, ehe dieser durch fremde, ein- gewanderte Lehren in seiner öffentlichen Erscheinung zurückge- drängt, jedoch bis auf den heutigen Tag nicht ganz vernichtet wurde ! Oberhalb, ostnordostAvärts von dem bezeichneten Kaume liegt noch ein zweites, ähnliches Plätzchen, worauf ein Pyramidenförmi- ger, zugespitzter, übrigens unbehauener Stein aufgerichtet steht, und etwas tiefer, westwärts unter dem ersten Platze, bereits am Gehänge des Kegels findet man einen dritten, geebneten Ort, der wie die ersten von einem erhöhten viereckigen Rande umgeben ist, und mehre Säulenförmige vierkantige Felsenstücke enthält, um welche noch andere kleinere, aber ähnliche Steine herumstehen. So wie sie dastehen, sind sie von der Natur gebildet, und nur durch [Menschenhände in ihre Stellung gebracht. Die höchste der Säulen ist 5' hoch , und besteht aus derselben , weichen , halbverwitterten Lava, Avie die übrigen. Hohes Alang alang -Gras, Mertensia- und andere Farrn , ein MelasUmia , eine Strauchartige Urtica und die Avohlriechende Gaultheria leucocarpa Avuchern auf den ^Mauern und bilden ein üppiges , kleines Gebüsch um diese Überreste des Alter- thums , dem sich eng der nahe Wald anschmiegt. Unter allen noch dampfenden, oder erloschenen Vulkanen JaA^a's ist nur einer , der einen ähnlichen , aus Schlacken aufgebau- ten Eruptionskegel besitzt, nämlich derG.-Merapi (Vulkan Nr. ;iOj, dem noch fortAvährend dicke Dampfwolken entqualmen. (Die Eruptionskegel des G. -Tengger bestehen aus Sand.) Am dicksten steigen sie zAvar aus dem Scheitel des Kegels auf, dringen aber auch an Abelen Stellen seines Umfangs aus allen Fugen zAvischen den Trümmern. Obgleich nur etAva halb so hoch, gleicht er doch voll- kommen dem des G.-Tampomas , ist Avie dieser hemisphärisch, und füllt den Krater nicht nur gänzlicli aus , sondern hat sogar durch seine Grösscrwerdung die ganze nördliche Hälfte der Kratermauer zertrümmert und überschüttet , so dass er nur noch in Süden von einem Halbkreisförmigen Reste dieser Mauer umgeben ist. Weil 2S* 436 die Zcrstüfkelung der Kingmaiier des G.-Mörapi mit ziemlicher (iewi.sslicit bis toriscli bewiesen werden kann,*) wie dürfen wir dann noeli zweifeln, dass beim G.-Tanipomas ein gieicbes Ereigniss Statt fand, da die Eruptionskegel beider IJerge und ihre Mauer- reste einander so ausserordentlich ähnlich sind, obgleich der eine schon seit Jahrtausenden erloschen, imter dem Schatten dichter Wälder düstert , und der andere , olme auch nur einen Grashalm zu nähren, in der ödesten Nacktheit seines Gesteins, nur von schwefligen Dampfwolken umzogen, daliegt. So bewahrheitet sich hier buchstäblich und vor unsem Augen das, was im ^lotto dieser Skizze der Dichter singt: was vormals Grund war, ist jetzt Gipfel. Aus welcher unermesslichen Tiefe des glühenden oder geschmolzenen Erdinnern, mag diese Lava wohl emporgequollen sein, die später nach oben erhärtet und in einzelne Stücke gesondert, jetzt den höchsten Gipfel des G. -Tam- pomas bildet ( wo der Reisende im schneidend-kalten Zuge des Ost- windes und der Wolkennebel sich gern ein kleines Quantum von jener Wärme herbeiwünscht, die, ohne Zweifel noch jetzt, am ur- sprünglichen Heerde dieser Trümmer glüht ! Ich kam, wie bereits gemeldet, erst um 11 Uhr wieder im PasanggTahan an, der Kutscher hatte mich schon um S Uhr erwar- tet , und setzte von da , (nach gewechselten Kleidern , die beiläufig gesagt, recht vulkanisch aussahen, J meine Heise weiter fort, immer tiefer am steinigen Ostgehänge des (i. -Tampomas zur grossen Nie- derung von Tjeribon hinab. Ich warf noch manclien lUick zum Gipfel des G. -Tampomas zurück, der sich nun abwechselnd in Wol- kennebel verhüllte, und kam diesen Nachmittag hier an. Ich über- hebe mich jedoch einer Beschreibung der durchreisten Gegenden, von diesem ]3erge bis Tjeribon , in denen sich kerne Gelegenheit zu besondern Beobachtungen darbot , die auch sehr bekannt und an- derwärts beschrieben sind. Die treffliche Einrichtung der Posten, der Wachhäuser in regelmässigen Abständen am Wege, die guten, wohlgenährten Pferde, und die vorzüglich imterhaltene Strasse, die man nicht in allen Kesidenzen in solcher Güte findet, mach- ten einen erfreulichen Eindruck auf mich , der ich so eben erst die grausig-Avilde und scheinbar regellose Natur verlassen hatte. *) Siehe Abschnitt 1 Seite 329. 437 Von Tjeribon bis Blitar. „Unabsehbar ergiesst sich vor meinen Blicken die Ferne, „Und ein blaues Gebirg' endet im Dufte die Welt. ,, — Lachend fliehen an mü" die reichen Ufer vorüber, ,,Und den fröhlichen Fleiss rülimet das prangende Thal." (Schiller.) Solo, den 23. August 1S4-1. Ostwärts von Tjeribon nähert sich die Strasse zuweilen der Küste so sehr, dass sie nahe bei der dritten Post Gebang, im Di- strikte Losari, weiter einwärts verlegt werden musste, weil das Meer eine V4 Pfahl lange Strecke der Küste weggespült und den Weg beschädigt hatte. Der Boden besteht hier zunächst nur aus lockenn Sande, die See ist sehr untief und Avohl V2 Pfahl weit nach aussen durchwadbar. Die Natur umher ist sehr einförmig, fast öde, und die elenden, kahlen Stranddörfer, durch die man kommt, bieten ausser dem Gerüche nach faulen Fischen und dem halbsalzigen oder sumpfigen Wasser , womit der durstige Reisende sich auf dem ganzen Wege bis nach Pekalongan begnügen muss, nichts Bemerkens werthes. Nach einer 2 '/, stündigen Fahrt kamen wir an den Gränzfluss zwischen Tjeribon und Tegal, den Kali -»Losari, in den höhern Strichen Tji-Sangarung genannt, an, durch dessen sandiges, jetzt sehr Wasserarmes Bett mein Wagen mit Kuli's gezogen wurde. Die Tiefe des breit ausgewaschenen Bettes unter der Ebne zu beiden Seiten beträgt zwischen 15 und 2o' und wird zur Regenzeit zu- weilen nicht nur ganz mit Wasser gefüllt , sondern tritt noch über seine Ufer. In der Tögal'schen Post am rechten Ufer trat mir ein java' scher Postmandor mit grün und gelb angeschmierter Stirn entgegen und erklärte mir, erstens, dass er das Fieber habe, und zweitens, dass ich ihm 2V2 Stunden lang Gesellschaft leisten müsste, weil die Pferde eben erst gebraucht wären. Er berief sich auf den l^efehl des Residenten und ich fügte mich geduldig in diese Massregel, die offenbar humaner für die Pferde, als für die Menschen ist. Nur schien es mir unzwockmässig, dass ein Ja van zum tjTannischen Executeur des Schicksals von europäischen Reisenden bestellt war , ohne dass man ihm einen schriftlichen Befehl gegeben oder ein Plakat ange- schlagen hatte , um sich wenigstens in seiner Qualität bei den Rei- senden zu legitimiren. Dieser Aufenthalt wurde mir jedoch versüsst durch die Be- kanntschaft, welche ich Gelegenheit hatte mit dem Herrn jManuel und dessen achtungswerthen Familie zu machen; ich genoss in 438 seiner Wohnuiiii neben der Post einen so freundlichen Empfang- und gastfreie l?ewirthung, dass icli bei meiner Weiterreise um 12 Uhr wieder vollkommen mit dem Postmandor und seinen Pferden ver- söhnet war. Herr M. besitzt hier in der Strandebne Tabackpfian- zung^en, die gut gedeihen; dem Mangel an fliessendem Wasser wird durch C/isternen abgeholfen, in denen sieh, wenn sie lo' Tiefe haben , jederzeit Wasser sammelt. Ostwärts vom Kali- Losari, zwischen diesem imd dem noch östlichem Kali-Pamali führt die Strasse durch kleine , niedrige Strandwälder von sehr eigeiithümlicher Physiognomie. Siege- hören dem Distrikte Brebes an und bestehen vorherrschend aus Rhamnoideen , Akacia- und Cassia - Arten. Besonders eine stache- ligte und Schirmartig ausgebreitete Akacie (A. explanata mihi) mit gelben Plüthenköpfchen giebt ihnen ein eigenes, nicht ungefäl- liges Ansehen. Auch Inga gracilis mihi mit weissem Stamm und Asten, Inga umhraculiformis milii (l^oön-Sengon der Javanen) mit grauen Stämmen und Asten, und Inga tonerrima mihi (Poön-Kot der Javanen), kommen hier vor und erfreuen das Auge durch ihr schönes, fein gefiedertes Laub. Die Wälder sind niedrig, höchstens 30' hoch, von häufigen Grasplätzen unterbrochen, eben so wie von vielen kleinen Sümpfen und Pfützen, die sich zwischen dem Wald- gestrüppe hinziehen , und bedecken einen schwärzlich - grauen, schweren, thonigen Boden, der nach anhaltender Trockenheit Stein- hart wird, aufspringt, nach gefallenen Kegen aber zu einem feinen Schlamme wird. Nur vereinzelt trifft man in ihnen kleine Dorfan- siedlungen und bebaute Felder an, die dann offene rundum von Waldung umzogenc Buchten bilden. Erfreulich ist es zu sehen, dass sich diese Buchten, z. B. die bei der Post Klampok, der zwei- ten ostwärts vom K.- Losari, von Jahr zu Jahr vergrössern, und dass sich die Zahl ihrer Hütten, die noch von keinen Kokospalmen umgeben sind, vermehrt. Nach 1 V4 Stunden Heise kam ich beim K.-Pamali an, der et- was grösser als der K. -Losari ist, und bequemer als jener auf einer Brücke von Holz überfahren wird. Man gelangt an seinem linken TJfer durch ein grosses Dorf zur Post Limbangan, und erblickt nun bis nach Togal hin, anstatt jener hässlichen, INlenschenleeren Strand- wälder, nur weitausgedehnte Sawah's, dessen frisches Grün das Auge erft-eut. An den Seiten der Strasse ist hier Alleenartig bald das kleine, schmächtige Bäumchen Agati grandißora Desv. angepflanzt, dessen grosse , aufgeblähten Blumen und hängenden langen Schoten mehr sonderbar als schön sind, bald der Kaju-Djaran oder Kuda kuda- Baum, *) aus dessen liinde ein dem arabischen ähnliches Gummi *) Er steht der Gattung Spondias (Familie der J'erehinthaceae , Tribus ISpondiaceae) am nächsten, unterscheidet sich aber von dieser durch seine Frucht- knoten, die ich in einem Garten zu Batavia nur Einmal fast zur lleife entwickelt fand {,,1/ermina basl nectario annulifornti cincta , 4 s. h oblonf/a, supera, stylis 1 s. 5 erectis brevibus crasmisculis coronata, dein in fructum unum concreta cylin- 439 fliesst, der ausserordentlich schnell wächst, der aber, weil er all- jährlich gestutzt wird, sehr selten Blüthc-n und fast niemals reife Früchte trägt. Er wächst auf Java nirgends wild und vergebens erkundigt man sich nach seinem wahren Vaterlande.*) Man hat auf dieser Reise von Tjeribon nach Tegal den Strand des Meeres, von welchem sich der Weg zuweilen 2 bis 'd Pfähle weit entfernt, zur Linken, und erblickt zur Rechten, jedoch nur in blauer Ferne, die Verbindungskette zwischen dem Berge von Tjeribon (den G. -Tjerimai) und von Tegal (G. - Slamat) , die sich ununterbrochen von dem einen zum andern herüberzieht. Nur nahe am Westfusse des Berges von Tegal scheint sie unterbrochen zu sein , oder bildet dort wenigstens einen mehre Pfähle breiten , sehr tiefen Zwischenraum, der nur 800 oder lOOO' höher als die Allu- \'ialfläche zu liegen scheint und über welchen wahrscheinlich ein Wegpass von Tegal nach Banju mas führt.**) Ich kam um 3 Uhr im edlen , etwas düstern Hotel von Tegal an und traf daselbst eine Gesellschaft von Schiffskapitänen , deren Manieren mir nach einem so langen Aufenthalte unter Javanen und javanisirten Europäern , ganz neu und ungewohnt entgegentraten ; ich empfand nichts weniger als einen angenehmen Eindruck und fühlte mich so unheimisch an diesem Orte, dass ich am liebsten gleich wieder abgereist wäre. Vielleicht würde es aber auch Andern so gegangen sein, die sich viele Jahre lang vorzugsweise in den Binnenlanden Javas aufhielten. Kann man auch irgendwo einen grössern Contrast finden, als den stillen, stets gelassenen Charakter des Javanen, der Alles was er verrichtet, höchst bedächtig thut, der nie hitzig wird, und der, wenn er Häuptling ist, seine Befehle , selbst wenn diese die wichtigsten Sachen betreffen , mög- lichst Geräuschlos , am liebsten flüsternd , von sich giebt , und hier diese unruhigen Söhne der See, die auch nicht ein Mal einen ,,Sopi paif (bittern Branntwein) fordern konnten, ohne lakas ! lakas! (schnell, schnell!) zu schreien, und ohne ein Halbdutzend ,,God verdam mys^' anzuhängen, und die sich über die friedfertigsten Sachen der Welt nicht anders unterhielten , als wenn sie mit dem Sprachrohr zu ihren Matrosen brüllten und als wenn in der Her- berge eben so gut Sturm wäre, wie auf der See! Der jüngste von ihnen war so verwirrt in seinen Geschäften , dass er sich nicht Zeit nahm zu essen und wie ein toller Gast das Haus durchstürmte. Ich hätte lieber in dem einsamsten Krater logiert! Auch machte (Irlcumexabortu monospernium ; bacca drupacea, sti/li petnlis oppo.'iiti^'). A. d.V. Der Name />/«/•«//, (jav.) unclÄ'wi« (mal.) bedeutet Pferd, aber auch Dachsparren, wahrscheinlich von der sparrii^en Stellung der Äste entlehnt. Über diese Pflanze vergleiche Flora oder Regensb. bot. Zeit. 1S44 S. ()den des Hügellandes weit und breit. Sie scheinen sich ein- oder südwärts bis zum Fusse des G.- Prau auszudehnen und bestehen anfangs noch aus vielerlei Bäimien , unter denen Ficus- und Akacia-Arten , besonders Inga y,tnbraculiformis nebst Tectonia grandis Juss. vorherrschen, bis jenseits der Post Jjudjung krap bei dem Pfahl 48 , (etwa lOOO' über dem Meere?) die Tectonia grandis (Kaju-Djati) anfängt alle andern zu verdrängen und die Wahlung fast allein zu bilden. Schwarze Affen (Lutung's) von den vorbei- rollenden Wagen ganz ungestört, schaukeln sich auf den Zweigen und beleben mit Pfauen, Tigern und grauen Affen*) diese ^war struppigen, keineSAveges hohen und kühl - schattigen, aber dennoch romantisch schönen Wälder, die vielleicht noch manche dem Bota- niker unbekannte Schätze verbergen.**) Der übrigens seltne grosse Bombaxbaum mit rothen Blumen und Aveitverbreitetem AstgcAvirre {Salmalia malaharica) stellt sich in diesen Gegenden in mehren Exemplaren dar. In den DjatiAväldern, die nun Alles, ]3erg und Thal, gleich- förmig überziehen, triff't man nur noch vereinzelte Kulturflächen *) ,,Monjet" ist Cercopitheciis cynomolgm ; ,,Lutung" ist Seinnopithecus maurus. A. d. V. **) Auf Java sind die Waldungen dci- h e i s s e n Kcgion , besonders die Strandwiilder aus begreiflichen Gründen botanisch viel weniger durchsuclit , als die kühlern Gebirgs- und Alpenwälder. A.__d. V. 442 an, welche nie jene in den Strandwäldern zwischen den Flüssen Losari und Pamali liuchtartig ringsum von Waldung umschlossen sind. Sie liegen stets in der Nähe eines IJaches, deren mehre in mit Geschieben erfüllten Betten das klarste Wasser durch diese Wälder herabsenden. Die grösste ist die, w^orin die Post Kali manggis liegt, die wir um 9 Uhr erreichten, und deren Umfang sich alljährlich weiter ausdehnt. Sie bieten jederzeit, so oft man sie sieht, einen erfreulichen Anblick. Der hellgrüne Schmelz ihrer Sawah's lächelt den Reisenden an. In ihrer obersten Gegend, im Hintergrunde, wo sich die Hügeh'ücken beiderseits einander nähern , erhebt sich gewöhnlich ein kleiner Kokoswald, und beschattet die Hütten des Ddrfcliens, das sich unter ihm verbirg't. Das schöne Grün der Palmwedel zeichnet sich glänzend auf der Wölbung der Djatiwälder ab , die mit Avenig Grün , nur in dem schmutzigen , bräunlichen Grau ihrer J^lüthenrispen daliegt. Ich konnte mich bei dem An- blick dieser kleinen Dörfchen des Wunsches nicht entwehren, dass, wenn ich h-gend unter Kokospalmen wohnen müsste, dies dann am liebsten in solcher Nähe wilder Natur, in einer solchen ein- samen Bucht zwischen bewaldeten Hügeln sein möchte ! Erst in der Nähe des Kali-Kutu, wo der Boden brauner wird, endet das Hügelterrain. Auch hier bot sich Gelegenheit dar, den Satz bestätigt zu sehen, dass Dummheit das grösste Übel ist, womit die Götter die arme Menschheit strafen können. Wie gewöhnlich w^erden bei solchen Überfahrten die Pferde ausgespannt und der Wagen mit Kuli's auf und von der Fähre geholfen. Diese erhalten dafür gebräuchlich einen Gulden. Dies ist genug für sie und sie könnten bei der lebhaften Passage damit ein kleines Kapi- tal sammeln, Avenn sie wüssten, was — Ordnung wäre. Aber nein; ein Chine s hat sich hier angesiedelt und, wahrscheinlich für un- bedeutende Vorschüsse an Keis und Siri an die Kuli's, das Recht auf das Falirgeld angemasst, das er gleich am Kutschenschlag in Empfang nimmt. So ist es leider überall. Der Javan ist zu gut- müthig und gleichgültig , er lässt sich überall bethören , besonders von Chinesen, und wird dann leider oft behandelt als ein ,, nacktes Thier, das — frisst und Aviederkäut." Die Alluvialfläche, die nur auf eine kurze Strecke unterbrochen war, tritt wieder auf, und die Wildniss macht nun bebauten Fel- dern Platz, namentlich überschwemmten Reisfeldern (Sawah's), die vom K. -Kutu, der Gränze von Pekalongan an, sich nun fast ununterbrochen bis Samarang hinziehen. *) Nur noch Einmal zwi- schen der letzten Post und Samarang leitet die Strasse, (um sumpfige Stellen der Ebne zu vermeiden,) über sanfte, ver- flachte Hügel hinAveg, die ebenfalls aus Trümmermassen bestehen, und sich von der innern vulkanischen Gebirgskette so weit in die Strandfläche vorschieben , und tritt dann bald in das Volkbelebte *) Zunächst am K.-Kutu ist die Fläche mit einer Lage vulkanischer Ge- schiebe bedeckt. (Siehe G.-Ungaran, 1. Abschnitt Seite 26U.) 443 Samaraiig , dessen Nähe , als Centralpunkt regsamer Kultur und weiser Administration , man schon vom Kali-Kutu an gewahr wird. Von diesem Kali an fallen nämlich zu den Seiten des Weges eine ^Nlenge aou Kreuzförmigen he.schriebenen Brettern in's Auge, die in ungleichen Abständen von einander auf der Einfassung (Brustwehr) der Strasse stecken. Sie geben die Distrikte und Ort- schaften an und in Ellen die Grösse des Theils der Strasse, welchen jedes Dorf zu unterhalten hat. Sie wiederholen sich zu vielen Hun- derten ! in der ganzen Residenz und sind ein Werk des vorigen Re- sidenten, Herrn G. L. Band, von dessen Thätigkeit zur Verbesserung der Wege, Einrichtung der Posten, Eintheilung, Aufnahme des Kulturbodens und seiner Gränzen zwischen den Desa's , man noch viele andere Spuren antrifft. Unter allen s. g. Städten Java's ist Samarang unstreitig die- jenige, Avelche den Namen einer Stadt am meisten verdient. Nicht nur die europäische, zusammengedrängte Bauart ihrer Strassen und Häuser, worunter viele sind, wie das Stadthaus, die Kirche mit ihrer Kuppel, das Hospital u. a. , die fvir Java Paläste heissen können , sondern auch der Yolksverkchr , der nirgends so lebhaft, so lärmerisch ist wie hier, berechtigt sie dazu. Wenn man von Westen kommend, den Platz vor dem grossen Residenzhause Böd- jong verlässt, und in der breiten und schnurgeraden Allee von hohen Tamarinden- und Kenari-Bäumen (Canarium commune) zur Stadt hinfährt , so glaubt man fast sich in einer Vorstadt Europa's zu befinden. Prächtige Landhäuser, kleine Villen, schimmern links und rechts aus dem Gebüsch der Gärten. Spaziergänger zu Fuss und zu Pferd stolzieren in prächtigen Uniformen vorbei, und ele- gante Equipagen mit noch elegantem! Inhalt traben vmauflässig auf und ab. A'orn wirbeln die Trommeln zur Ablösung der Wache, einige zerhmipte Bettler jammern am Wege, und ein — Leichen- zug, der sich langsam über die Brücke bewegt, beschliesst recht })assend das städtische Bild. Den 21. August war ich zu einem Rasttage auf Samarang gezwungen , weil über die Postpferde schon verfügt war. Auch übersehe ich den 22. Au":ust meine Reise von Samarang^ bis hier her (von (i bis ."> '/j Uhr), weil sie durch schon anderwärts beschrie- bene und bekannte Gegenden führte. Solo, den 10. September isU. Umstünde verschiedener Art , die mit dieser Reise in keiner Beziehung stehen , liaben mich seit dem 23. August bis jetzt hier aufgehalten. Endlich steht mein Reisewagen bepackt da , und die Postpferde sind bestellt, um mich morgen früh weiter nach Ködiri zu befördern. Ehe ich jedoch die Hauptstadt Surakärta's , diesen Sitz eines java'schen Fürsten in verjüngtem Massstabe, verlasse, sei es mir erlaubt, hier wenigstens eine Scenc aus dem eigenthümlichen Hoftreibeu dieses Ortes, dem nur noch ein zweiter auf Java: Jogja- kärta*) älniolt, vorzustellen und dadurch die Erinnerung an Sura- kerta oder tSolo fester zu knüpfen. ,,M()r<^en ist Tigergefecht!" so schallte es vor chiigen Tagen von Mund zu Mund. Die Tiger, welche der Kaiser hat fangen lassen, haben schon so manchem unschuldigen (nämlich hündischen) Dorfljewohner das Leben gekostet, schon so mancher Hund wurde (lebend oder vorher todtgeschlagen) in den Stall dieser Katzen- bestien geschleppt, dass im Dorfe wenige mehr aufzutreiben sind. Die Jackhalse, so werden die java'schen weissen, spitzöhrigen Hunde von den Europäern genannt, die ausserdem keine fette Kost sind, fangen an, immer seltner zu werden, die Tiger drohen inzwischen an der Auszehrung zu sterben , es ist also hohe Zeit, das Gefecht zu veranstalten. Die Voi-gallerie ist voll, alle Officiere der Garnison, einige Dutzend Hürger und alle Beamten im festlichen Ornate nebst den Prinzen von kaiserlichem Gcblütc sind beim Residenten versammelt und warten ungeduldig auf die Stunde des Aufbruchs. Die Prinzen tragen fast alle euro])äisc]ie Kleidung, nämlich Uniform, die meisten sind Lieutenants, einige Kapitäns, ein Paar Majors und einer Ko- lonel; sie sehen in ihren Stiefeln und Sporen recht ritterlich aus, und haben nur noch ein Stück ihrer java'schen Nationalkleidung an sich, nämlich das Kopftuch, das sie, wie es scheint, des langen Haares A\'egen nicht ablegen können. Endlich ist das Signal gegeben, die Wagen fahren vor, und rollen , vom Schwärme der Fussgäuger links und rechts umwogt, dem Kraton zu. Im zweiten Hofe halten die AVagen , die Herren und Damen steigen aus und der Zug schiebt sich in gedrängter Enge, wobei manche C!ontrebande mit hinein schlüpft, Alles bunt durch einander, als wenn es avif den lUocksberg ginge! zu Fuss weiter fort. Es geht über Treppen hinauf und wieder hinab dem Heiligthume zu, dessen Xähe mehre Truppen Musikanten verkün- digen, die an verschiedenen Punkten postirt sind und mit Pauken und Trompeten ihre schmetternden Adagio's erheben. Im innersten Hofe steht in Parade eine Art von Leibwache mit Trompetern und mit feierlich emporgehaltenen Piken, die sich, sobald der Resident naht, Respectvoll zur Erde niedersenken. So tritt man in den eigentlichen Eingang zum Innersten; dies ist ein überdeckter recht- winkliger Gang , wo — wer sollte es glauben ( — ein Trupp alter, halbnackter Weiber steht, um mit Händedruck den Chef des Euro- päerzuges, nämlich den Residenten, zu empfangen und hinein in den innersten Hofraum zu ihrem Meister zu geleiten. Nichts ist komischer, als diese Weiberschaar, meistens alte runzlige Sibyllen, gegenüber den vielen festlichgekleideten Europäern! sie sind aber wichtig-e Personen und bilden die unmittelbare Leibwache des Kai- •) Der Fürst von Jogjakerta führt den Titel Sultan, der von hier heisst Susuhunan, der „Geerbiedigte ," von den Europäern gewöhnlieh Kaiser genannt. A. d. V. sers, dessen heiliger Person sich, wie bekannt, keine Bedienten männhchen Geschlechts nähern dürfen. Kanra ist man aus diesem letzten Portale hervorgetreten, als ein neuer Trupp rothröckiger und mit Federbiischen gekrönter Musikanten, die im innersten Hofe in Reih und Glied aufgestellt sind, seinen Pauken-, Trommel- und Trompetenlärm erschallen lässt. Es begleitet diese iNIusik das langsame Vorrücken der Europäer, die sich, den Ilesidenten an ihrer Spitze, mit blossem Haupte der Pendopo nähern , avo auf sei- nem Praclitstuhle — Dampar — der Kaiser sitzt. Die java'sche Anstandslehre hält es für unpassend, sich von äussern Eindrücken erregen , sich von Leidenschaften bewegen zu lassen ; alle Aufwal- lungen des Gefühls gelten für gemein, und vornehme Personen halten es für wohlaustehend, sich durch Nichts aus ihrer erhabenen Ruhe bringen zu lassen. INIit unbewegtem Gleichmuth , mit einer unveränderlichen Würde im Antlitz, starr wie Marmor, lässt daher auch der Kaiser, während ihn Tausende von Javancn anstaunen, die Ereignisse scheinbar theilnahmlos an sich vorübergehen. Feier- lich langsam erhebt er sich bei Annäherung des Residenten imd empfängt dann alle übrigen Europäer, indem er jedem Einzelnen die Hand reicht. Nach dieser etwas langen Ceremonie setzt man sich , der Resident nimmt neben ihm zur Trinken Platz , die Euro- päer seitwärts auf Stühlen, und einige Minuten gehen nun still und Gesprächlos vorbei. Dann bricht man auf. Der Kaiser mit dem Residenten Arm in Arm schreitet voran , ein Trupp von Weibern, Alt und Jung, mit unbedecktem Oberleib, Armen und Schultern fol- gen ihm auf der Ferse; sie tragen ihm Siridoscn, Spucknäpfe und sei- nen sammtnen Prachtsessel, den viere von ihnen hoch emporhalten. Schritt vor Schritt nach; ihnen schliesst sich der Zug der Europäer an, denen sich auch Javancn aller Art bunt untermischen, inid neue ^lusikchöre erheben vorn ihren schmetternden Lärm, wäh- rend die Melodieen der vorigen im Hintergrunde kaum verklungen sind. So wogt dieseheterogene Masse, und zwar sehr langsam, denn ein schneller Schritt würde unanständig sein für den ,,Nagel der Welt," durch die engen Pforten und bewegt sich über die Ein- gangsterrasse dem vordem Hofe zu , avo die Anstalten zum Tiger- Gefecht betroffen sind. Man sieht dort von liaumstämmen und Rambus erbaut einen Käfig, der 15 hoch find rund ist und etwa lü' im Diameter hält. In diesem Käfig, seine Hörncr und seinen 1 lals mit Hlumenkränzen unihangen , erwartet der Kebo (Büffel)*) seinen Feind, den Tiger, mit dem er bestimmt ist, zu fechten. Ruhig liegen diese noch in ihren Kasten, die im äussern Umfange des Käfigs angebracht sind. Sie sind länglich, viereckig, von starken Planken gezimmert und vorn mit einer Schiebthür versehen, die an einer gleich grossen ()ffnung des Käfigs anliegt. *) Kebo ist der java'sche und sunda'sclie Ausdruck, Kar bau der ma- lai'sche. J. K. H. 44() und, sobald sie aufgezogen -wird, die Trennung zwischen Tiger und nütfel aufhebt. Der letzte, dessen Instinkt schon längst 7,u wittern schien, was ihm liier bevorstehe, stellt sich, den Kopf nach der ()ffnung des Tigerkastens zugekehrt, in Positur — aber kein Tiger kommt. Der Tyrann der Wildniss scheint Alles, nur nicht kampf- lustig zu sein, und lässt sich nur mit Mühe, durch Feuer oder durch spitze Stäbe, womit man ihn stachelt, aus seinem Kasten vertrei- ben. Endlich springt er, entweder still oder mit dumpfem Gebrüll hervor, alle JUicke der Umstehenden sind gcspaiuit auf die Ritzen des Käfigs geheftet , der schreckliche Feind steht nun seinem Geg- ner gegenüber, und nun fängt ein Spiel an, das man nur dann schön nennen kann, wenn das Blutdürstig-Grausame diesen Namen verdient. Bald ist der Büffel , der sich im Kreise herumdreht , um seinem um ihn herumschleichenden Feinde fortwährend die Stirne bieten zu können , der Anfallende und stösst den Tiger, besonders wenn dieser sich gelegt hat, mit den Hörnern gegen die Wand, bald der Tiger, der an ihn in die Höhe springt und sich zuweilen so fest in seinen Nacken beisst , dass er daran festhängt , und vom Büffel , der ihn nicht los werden kann , auf und ab geschleudert wird, wobei man die ausserordentliche Kraft dieses Thieres zu be- wundern hat. So wiederholt sich, im Anspringen des Tigers gegen den IMffel und in Stössen des letztern gegen den Tiger, um diesen an der \yand zu zerquetschen, der grausame Kampf; zuweilen klettert der Tiger, halb springend, bis an die Decke des Käfigs empor und wird dann beim Herabfallen von den Hörnern des Büf- fels aufgefangen, der ihn noch ein Mal in die Höhe wirft, meistens aber ist der Tiger schnell erschöpft und liegt Regungslos, Zähne- fletschend, den Brustkasten vom schnellen Athmen heftig bewegt, dicht am Fusse der Käfigwand, während der Büffel mit dem Kopfe balancirend sich unruhig in kurzen Halbkreisen vor ihm hin und her bewegt. Oft aber hat auch der Büffel keine Lust zum Kampfe und beide Thiere werden durch grausame Reizmittel, durch Feuer, durch brennendes Stroh, das man hineinAvirft , durch heisses Was- ser, das man von oben, von der Decke des Käfigs, wo stets eine Anzahl Wärter sitzen, herabgiesst, oder durch das s. g. Büffelkraut (eine Urtica), das ein heftiges Jucken auf der Haut erregt, von Neuem zum Kampfe angespornt. Fast immer bleibt der l^üffel, der nur aus kleine n Wunden , die ihm der Tiger mit seinen Zähnen oder Klauen schlug, blutet, Sieger und sieht Siegesstolz einen oder mehre Tiger todt oder halbtodt auf dem Boden des Käfigs liegen. Dies ist aber nicht sowohl seiner grössern Stärke, als vielmehr der Kleinheit des Käfigs zuzuschreiben, die den Tiger am freien Sprunge hindert und dem Büffel Gelegenheit giebt, den Tiger gegen die Wand zu quetschen, nicht minder als der Kraftlosigkeit des Tigers selbst, der sich 14 Tage lang und oft viel länger vorher in der Ge- fangenschaft mit sehr magerer Kost (todten Hunden) begnügen musste, ohne frisches J^lut saufen zu können. Endlich, — die Ohren smd uns von den beschleunigten Schlägen 447 des Gamälan, die während des Kampfes unaufhörlich dröhnen, und von den Acclamationen der Zuschauer, die jeden besonders kühnen Anfall der l>cstien begleiten , ganz betäubt , — wird das Zeichen zur Ruhe gegeben. Der Kaiser mit dem Residenten auf einer iVrt von Throne sitzend, sah dem Spiele aus einiger Entfcrnuug zu , zwischen ihm und dem Käfig blieb ein langer, offener Raum frei , zu dessen Sei- ten die Europäer, in zwei Reihen geschaart, standen. Jetzt nehmen sie zu den Seiten dieses Raumes auf Stühlen Platz, und der Reichs- .verweser, Pangerang Adipati, der erste ]Minister, schreitet ZAvischen der Reihe der Europäer vor, um die fernem Befehle Sr. Hoheit zu vernehmen . Jetzt folgt eine Scene, die werth ist, gesehen zu werden. Der Reichsverweser ist ein Greis, etwas beleibt, aber von würdigem äussern Vorkommen. Sein lang herabhängendes graues Haar ist nur mit dem kleinen , weissen Käppchen von cylindrischer Form bedeckt, Avelches das Zeichen hoher Würde am Hofe ist. Eine reiche java'sche Kleidung umgiebt seinen Körper. Schon in der Entfernung von 25 Schritten wirft er sich auf den Sandgrund, den keine Matte bedeckt, nieder, bringt seüie zusammengefaltenen Hände zum geneigten A^orhaupt und macht seinen Gruss (Sembah) vor seinem Herrn. Dann rutscht er, stets auf dem Roden sitzend, 5 Schritte weiter, macht einen neuen Sembah und bewegt sich dann im Sande kriechend oder rutschend, wieder einige Schritte voraus, wiederholt die Bewegung seiner Hände gegen das tief zum Roden gesenkte Haupt und bleibt in dieser Entfernung (näher darf er nicht kommen) vor seinem Herrscher demüthig auf dem Boden sitzen. Kein Mensch spricht während dem ein AVort , der Kaiser sitzt uubeweg- lich auf seinem Throne, sein alter grauhaariger Reichsverweser liegt , die obere Hälfte des Körpers cntblösst , 1 5 Schritte vor ihm im Staube, und unter Tausenden von Zuschauern, die diese Scene umringen, vernimmt man keinen Laut; kaum glaubt man, dass geathmet wird. Nun stattet der Reichsverweser mit eiuer heisern Stimme seinen Bericht ab, nach jedem Satze seiner Rede, sei die- ser auch noch so kurz, bringt er seine Hände zum Sembah von Neuem an's Vorhaupt und hält dies so lange zur Erde gebogen, bis der Kaiser seine Befeble gegeben hat. Dies geschieht in wenig Worten mit unbewegter, feierlicher Stinune, und eben so kurz und feierlich unter stets wiederholten ' Sembah's antwortet der Staats- diener. Endlich ist der Befehl zu einem neuen Kampfspieh' anderer Art gegeben und der Reichsverweser entfernt sich kriechend uud langsam zurückrutschend gerade so, wie er gekommen Avar. Es war unverkennbar, dass diese Unterhaltung des Kaisers mit seinem Staatsminister auf alle Europäer einen gewissen Eindruck gemacht hatte; obgleich dieser Adipati nach dem Kaiser die erste Person des Reiches ist , so durfte er doch nur 1 5 Schritte von ihm entfernt im Staube knieen ; um wie viel grösser muss dieser Eindruck bei 448 den einfältigen Javanen sein , die nnr zu sehr geneigt sind , irdi- schen Pomp mit Staunen anzustaunen! Der Susuhunan erhebt sich nun und schreitet mit dem Resi- denten zur Linken Arm in Arm voraus, alle seine Bewegungen geschehen mit bedächtiger Langsamkeit, und eben so feierlich wird ihm von dem schon genannten SVeibertrupp sein Staatssessel wieder nachgetragen; jetzt geht der Zug auf eine kleine Uühne hinauf, auf eine Jialkonartige Erhöhung von Brettern; so viel Europäer dort Platz finden können, folgen ihm und trösten sich gerne der Gesell- schaft jener Weiberschaar, die mit ihren Spucknäpfchen und Betel- dosen von der kaiserlichen Person ganz unzertrennlich sind. Es sieht komisch aus, wenn diese kaiserlichen Frauen zu Dutzenden hinter dem Stuhle ihres Kleisters stehen, vermengt mit Officieren in Uniform und europäischen Beamten, zwischen denen kein Apfel zur Erde kommen kann. AVahrscheinlich ist es der Etiquette zu- wider, noch einige solcher erhöhten Gerüste oder Balkon's für die Zuschauer bauen zu lassen; und wahrscheinlich nahm auch in frü- hern Zeiten der Kaiser mit seinen Frauen allein auf demselben Platz. Auf allen ]Mauern umher hurken die Zuschauer, ja selbst die Äste der umstehenden Bäume hängen voll lebendiger Früchte, und Alles deutet an, dass man nun wieder ein neues Schauspiel zu sehen bekommt. Der ganze Platz, Paseban, der auf der einen Seite des Kraton's liegt, wimmelt von ^Menschen. Ein grosses Carree von Lanzen trägern sieht man nicht Aveit von dem kaiserlichen Balkon, geformt. Es ist etwa 30ü' lang, halb so breit und besteht aus einer 3 bis 4 fachen Reihe von ^lenschen, die alle mit Piken bewaffnet sind. Die innerste Reihe hält die Piken horizontal vor sich liin, die zweite schief und die äussere gerade in die Höhe. In der Mitte des länglich-viereckigen Platzes, den dieser Lan- zenwald umschlicsst, sieht man in regelmässigen Abständen von einander, übrigens in einer Reihe von der Linken zur Rechten, eme Anzahl von hölzernen Kasten stehen , die etwa S lang sind und die ihre schmale, viereckige Vorderseite der Front zukehren, wo der Kaiser sitzt. Sie sehen. Avie java'sche Särge aus, und man erräth schon , dass sie Bewohner enthalten , deren klagen manches Mal andern Geschöpfen zum lebenden Sarge wurde. Zwei festlich gekleidete Beamte nähern sich dem Balkon, knieen nieder, machen ihren Gruss, ein Wink wird gegeben, sie machen eine neue Ehrbezeugung, erheben sich dann und entfernen sich in feierlich -gemessenen Schritten, das Carree thut sich auf, lässt sie em und schliesst sich hinter ihnen. Sie begeben sich zu dem ersten der Tigerkasten, der am meisten zur Rechten steht, häufen leicht ehtzündhche Brennstoffe, Stroh , Reissig und trock- nes Holz, neben seinem hintern Ende an und stecken dies in Jirand. Darauf steigt der eine auf den Kasten , durchschneidet mit seinem ]N[esser die Stricke des Scliiebers, der den Kasten am vordem Ende verschliesst, zieht den Schieber auf, drückt ihn noch einmal schnell 449 auf und ab, so dass man das Klappen hören kann , hebt ihn dann hoch in die Höhe und wirft ihn weit vor sich Irin. Alles dies ver- richtet er langsam mit einer gcAvissen taktmässigen Feierhchkeit ; darauf steigt er vom Kasten herab, kniet neben ihm nieder, schlägt die Beine unter und bringt, während am hintern Ende der nun geöffneten Falle das Feuer immer lauter knistert , dem Kaiser mit zur Stirn erhobenen Händen einen neuen Sembah dar. Tausende von Blicken sind nun auf die kleine Öffnung der Falle gerichtet , und die Aufmerksamkeit wird von Augenblick zu Augenblick gespannter, je höher das Feuer am andern Ende des Kastens emporlodert. Der 13eamte erhebt sich und tritt mit seinen Gefährten den Rückzug an, indem er zu den Schlägen der Gamelan- Musik, die nun anfängt, laut zu erklingen, sich in einem feierlich- langsamen Tandak-Tanz entfernt. ,,Und herein mit bedächtigem Schritt ,,Ein Löwe tritt, ,,Dei- sieht sich stumm ,, Rings um; ,,Und schüttelt die Mähnen, ,,Und dehnt die Glieder, ,,Und legt sich nieder." Immer höher wirbelt der Rauch, man glaubt, dass die Falle selbst schon Feuer gefasst hat ; schon sind die zwei Beamten, die im Tandak- Schritt Arme und Beine im langsamen Rhythmus be- wegen, wieder nahe am Carree angekommen, und noch kein Tiger lässt sich sehen. Da, auf Einmal, erblickt man etwas Braunes in der dunkeln Offiiung, und — das Unthier schnaubt hervor. Die Schläge des Gamelan verdoppeln sich jetzt, aber kein Laut ist sonst hörbar. Man sieht nur. Der Tiger, der gewöhnlich einige Augen- blicke vor der Falle stehen bleibt , und auf dessen wilde, Furcht einflössende ^Majestät! jetzt Aller Blicke haften, sieht sich stumm rings um; es ist ein Königstiger, einer der grössten und, wenn auch nicht so hoch, doch ge^Wss so lang, als ein Büffel; gleichsam stolz auf sein prächtiges gelbes Kleid, mit den bräunhch - schwarzen, parallelen Streifen, steht er da und blickt scheinbar fui'chtlos auf die Lanzenspitzen, die ihm von allen vier Seiten her in dreifachen Reihen entgegenblinken. Darauf geht er mit ziemlich plumpem Schritt einige ^lale auf und ab, und — legt sich nieder. Der wir- bebide Rauch und das Feuer seiner Falle, die nun ganz in Flam- men steht, scheint ihn wenig zu kümmern. Es scheint, als ob er nachdächte oder einen Entschluss fasste; denn wer kann wissen, was in den Thieren umgeht und ob sie nicht etwas den Gedanken Ahnliches besitzen? Endlich steht er auf und schreitet langsam durch die Fläche, der einen Seite des Carree's zu , die er ruhig be- trachtet; ein prächtiger Anblick! Dort keinen Ausgang findend, besucht er eine andere Seite, findet die Wege zur Flucht aber über- all versperrt. Da scheint ihn die Verzweiflung zu fassen, er stösst Jungliuliu, Java II. 29 4Ö0 einen dumpfen und kurzen Laut licrvor und fänj^t (ein lauter Schrei des l'eifalls und der Überraschung lässt sich in der Volks- menge hören !j im Galopp an, neben den Lanzen hinzvdaufen, die er strebt, in schiefer Richtung zu durchdringen. Aber überall, wo er sich dem Carree nähert, senken sich ein Dutzend von Lan- zen zugleich gegen ihn, und zwingen ihn, nach innen auszubeugen. Er versucht es an einer andern »Stelle, aber auch dort stellen sich ihm nur eiserne .Spitzen entgegen, denen er von Neuem ausweicht. So setzt er seinen Katzengalopp in einer Schlangenlinie fort, bis er, zur Wuth gebracht, den letzten Versuch wagt und mitten und ge- rade in das Cainree hineinspringt. Von Lanzen aufgefangen, tau- melt er zurück, überrollt sich ein Paar Mal, springt wieder auf, läuft noch einige Schritte weiter, bis er neue Lanzenstiche empfängt imd, sich überwälzend, für das letzte iNIal in den Sand hinrollt. Nun drängen sich ganze Truppen von Lanzenträgern herbei, um ihre Spitzen in den Leib des königlichen Thieres zu senken, das, seit seiner ersten Erscheimmg aus dem Käfig, kaum ein Paar ge- dämpfte Laute von sich stiess. So grausam dies Spiel ist, so sehen ihm doch Tausende, Braune und "Weisse, selbst Kinder und Damen mit Begierde zu. Man scheint sich an der Vernichtung des gefürchteten Herrn der "Wild- nisse zu weiden, der, von jNlenschen überlistet, hier zu Grunde geht. Man denkt: es ist ja nur em Blutdürstiger Tiger! ]\lan sieht aber deutlich genug, dass dieser schreckliche Tiger so furchtsam ist, wie die Hauskatze (sein getreues Miniaturbildj, und sich wahr- scheinlich nie anders, als aus Bedürfniss, und nie aus Lust am Morde, zum Kampfe mit andern Thieren einlässt. Und wenn er diese morden muss, um zu bestehen, darf man dann lau gnen, dass in der Natur selbst schon das Princip der Grausamkeit, Unbarm- herzigkeit und Vernichtung ausgesprochen liegt, wenn sich dies auch nicht noch in so Tausend andern Erscheinungen des Thier- und IMcnschenlebens offenbarte? "Wer darf daher den Stab über die Javanen brechen, 'die zu den nur halbkultivirten Völkern gehören, dass auch sie zijr Grausamkeit geneigt sind , und unter allen Spie- len am meisten die grausamen Thierkämpfe lieben? Nur dem ganz gebildeten Menschen ist die Grausamkeit verhasst , obgleich auch dieser sich vom Fleische geschlachteter Thiere nährt. Wie die erste, so werden auch die übrigen Fallen , eine nach der andern geöffnet, und alle die armen Schlachtopfcr erliegen einem gleichen Loose. Sclienswerth ist es, wie sich in den ver- schiedenen Individuen ihr Naturell verschiedenartig offenbart; kei- ner geht freiwillig aus der Falle, und verlässt diese erst, wenn ihn die Hitze des um sich greifenden Feuers dazu treibt; manche, so- bald sie herausgekrochen sind, setzen sich dann sogleich in Galopp und laufen in einem Ansatz in den Lanzenzaun hinein; dies schei- nen besonders gefleckte Tiger TPanther) und jüngere Individuen zu sein ; die meisten aber sehen sich erst bedächtig um und wagen ihr Salto mortale erst nach langem Zögern ; ja einige finden an dem 451 Anblick der Menschenmenge und der langen Spiesse ringsum so Avenig ]>eliagen, dass sie versuchen, in ihre Höhle zurückzuki-iechen, obgleich diese schon halb in Flammen steht, imd andere legen sich in der ^Nlitte des Platzes nieder und scheinen gänzlich abgeneigt, so bald wieder aufzustehen. Für diei^en letztern Fall stehen zwei gTosse, aus Bambus geflochtene, halbkuglige Körbe, wie kleine Hütten , im Platze bereit , unter denen sich einige Javanen verbor- gen halten. Diese Körbe bewegen sich dann, von ihrem unsicht- baren Inhalte getragen und gerichtet, dem Platze zu, wo der Tiger liegt und zwingen diesen durch Stechen mittelst spitziger Stäbe zum Aufstehen. Wenn einigte der Fallen bereits zu Kohle niedergebrannt sind, wenn eme andere noch in Flammen steht und jene zwei Beamten sich im Tandak - Sclu-itt Avieder nähern, um eine vierte oder fünfte .Falle zu öffnen, dann brennt gewöhnlich schon die Sonne aus dem Zenith herab imd vollendet durch ihre Gluth die Eigen thümlichkeit dieser tropischen Scene. Die Volksmasse der Javanen in ihrer eigenthihnlichen Tracht , die den Oberleib meistens nackend lässt, die blinkenden Lanzen, die Weringin-Bäume, die zu den Seiten des CaiTce's ihre dicken schattigen Kronen ausbreiten, die Pendopo's (offene Schuppen), die an den Seiten des Platzes herumstehen , der Staat des Kaisers mit seinem bizarren Gefolge, die Schläge des Gamelan's und die Weise seiner ^Nlelodieen, dies Alles smd Einzel- heiten, welche die Eigenthümlichkeit der ganzen Scene bilden und welche zu reich und zu mannigfaltig an Nuancen sind, als dass meine schwache Feder hoffen dürfte, ein getroffenes Bild von ihnen zu entwerfen. Es genüge daher diese flüchtige Skizze, um Frem- den, die in den Fürstenlandcn inibekannt sind, eine allgemeine Vorstellung davon zu verschaffen. Während aber dies Bild in Natur und Wahrheit vor mir schwebte, konnte ich den Wunsch nicht unterdrücken, dass sich ein ;Mal eine Walter Scott'sche Feder finden möchte, um es würdig und in allen seinen Eigenthümlichkeiten zu schildern, so wie über- haupt sehr viele Scenen des Volks- und Iloflebens in den Fürsten- landen in ihren Licht- inid Schattenseiten überwürdig sind, sei es diuxh die ])arstellung des ^L^lers oder durch die Beschreibung des Ethnogra])hen der Vergessenheit entrückt zu Averden. Wer denkt beim Anblick des immer noch Prunkvollen Hof lebens der java'schen Fürsten nicht au das Schicksal alles Irdischen , wenn er das euro- päische Element so stark damit vermischt sieht; wer aber sollte nicht wünschen, dass es dann in den Chroniken fortleben möge, mn ein ]k'itrag zu sein zur Bciu-theilung der Entwickelungsgeschichte der indischen Nationen , die m ihrer Ursprünglichkeit zwar mehr \nul mehr durch euro])äischcn Einfluss verwischt werden, aber auch in ihrer, avo nicht moralischen, dann doch statistischen inul industriellen Vervollkommnung immer miaufhaltsamer voraus- sclu-citen. Gönnen Avir dem Susuhunau seineu Prachtsessel (Dampar), 2ü* ' 452 den ilim nach beendigtem Rampok*) seine Weiber wieder nach- tragen, während er unter dem .Spiel der ^Nlusik eben so feierlich, wie er herauskam, nun wieder in seinen Kraton hineinspaziert. Wir fahren mit der übrigen Gesellschaft vergnügt nach Hause. Blitar, den 15. September 1S44. Meine Reise den 1 1 . September von Solo nach Ngawi in 1 0 Stunden, den r2ten von Ngawi nach Madiun in A^/o Stunden und den 13ten von ^Nladiun nach Ködiri in 7 Vo Stunden, deren schneller Hug mit Postpferden ausserdem nur wenig Beobachtungen zuliess, führte mich durch lauter alte, schon früher durchreiste und be- schriebene Gegenden. Der unangenelunste Theil des Weges ist der von Solo bis an die Grunze von XgaAvi, die man herzlich froh ist, erreicht zu haben, Avenn man nach vielen Verzögerungen , ohne umzuwerfen , ohne in einen Graben zu stürzen oder wenigstens ein Rad zu brechen, end- lich die Kaiserlande hinter sich hat. Die Wege sind dort durchaus nicht kaiserlich, noch königlich, sondern recht ärmlich, elendigst schlecht, schmal, uneben, sumpfig, zuweilen ohne alle Einfassung, dicht an tiefen Gräben hinlaufend und vom Wasser der Reisfelder durchschwemmt und durclu"issen, die Brücken wo möglich noch schlechter, verfault , halb eingesun- ken, die Pferde sind die schlechtesten Klepper, die man im ganzen Reiche hat finden können, mager, dass man die Rippen zälden kann, sie stehen alle Augenblicke still oder laufen hin und her, undressirt, wahre Katzen, und werden von den Kutschern mit musterhafter Toleranz behandelt. Diese werden bei jeder Post ge- wechselt , es sind Dorfbewohner, die früher niemals einen Zaum in den Händen hatten , und die nach einem alten Gebrauch auf Java mit ihrer Anstellung, ihrem Diplom, auch die Kunst und Kennt- niss des neuen Faches erhielten. Als kaiserliche Beamte sind sie stolz auf ihre Würde. Sie sind jederzeit, je dümmer, um so brutaler und verlangen für jede Post 1 Fl. Trinkgeld, welches Ge- schenk sonst nur von einem Hauptorte zum andern für 6 oder 8 Posten gegeben wird. Sie wissen, dass sie als kaiserliche Unter- thanen der europäischen Polizei unzugänglich sind, ja vielleicht höhern Ortes protegirt werden, und üben desshalb ihre Unarten un- gestraft. Ein Glück ist es für den Reisenden, dass Pferde und Kutscher stets in erwünschter Harmonie stehen; denn kräftige und muthige Pferde würden mit ihnen über Stock und Gräben springen ! Eben so schlecht wie die Communication ist auch die Polizei in den Fürstenländern,**) und die Bevölkerung ist die trägeste. *) So heisst das Spiel (Loslassen und Tödten) der Tiger in der Mitte des Lanzen Vierecks. A. d. V. *•) Die Polizei ist bekanntlich in den Händen des Reichsvemesers , jenes 453 unwilligste und sittlich am meisten verdorbene auf ganz Java. Denkt man nun an den leeren Pomp, an die geputzten, nichts thuenden INtenschenschaaren , an die Pauken und Trompeten und den Wust von Vergnügungen, womit die java'schen Fürsten ihre Tage zubringen, während 10 Pfähle von ihren Kraton's entfernt Alles in Verfall liegt und kein Weg ausgebessert wird, so kann man nicht umhin, zu wünschen, dass die Eegierung auch diese Länder unter ihre unmittelbare Verwaltung nehmen möge. Denn , sobald man die Gränze der Gouvernementslande nach Ngawi zu erreicht hat , -«-ird sogleich Alles besser und Nichts ist mehr im Stande, die Vorzüge europäischer Administration vor der inländischen Eegierungsart hervorzuheben, als eine kuize Reise von Solo nach ]Madiun. Genug hiervon. Zu Ngawi genoss ich einen um so freudigem Anblick. Dort, woderK.-Madiun und K. -Solo in ihren 30' tief aus- gewaschenen Padasbetten fast in einem rechten Winkel zusammen- stossen , in dieser Ecke sind an der Erbauung eines neuen Forts viele Hände in Bewegung, aber aus der wühligsten Geschäftigkeit von Hunderten von Arbeitern blickte überall die strengste Ordnung hervor. Es schreitet diese Festung unter der Leitung des erfahrnen Ingenieurkapitäns W. C. vox Schierbrand, der sie von Anfang an dirigirte, rasch ihrer Vollendung entgegen. Ich brachte in der gastlichen Wohnung dieses Officiers einen eben so angenehmen, als für mich lehrreichen Abend zu , und verweilte, während mein Gastherr mich über die Veränderungen des Wasserstandes unter- hielt, gern unter jenem Tamarindenbaum an der Uferecke, von wo man aus der lieblichsten Umgebung hinab in das romantische Strombette schaut, wo die Fluthen beider Flüsse, die schon man- ches Schifflein umwarfen, Avild durcheinander wogen.*) Zu ]Madi\ui erfreute ich mich noch der Bekanntschaft des Herrn Residenten J. B. VAN Herwerden, der sich durch seine Arbeiten über die Be- greisen Adipati, den wir beim Tigergefecht haben kennen lernen. Welch' geschickter Polizeichef dieser sei, kann man aus folgendem Geniestreiche er- messen, den er (wie man mich versichert hat) einst unter einem frühern Eesi- denten verübte. Die Anzahl von missgeschaft'enen Bettlern und Krüppeln, von Aussätzigen, Verstümmelten, Blinden, mit Geschwüren Bedeckten, Lahmen ist bekanntlich nirgends so gross, als in den Fürstenlanden , wo sie zum Abscheu und Ekel der lleisenden an allen Ecken und Posten ihr ,,Kasian Tuan" t) mit gar kläglichen Stimmen erheben. Ihre Zahl wuchs einst so sehr an, dass der Keichsverweser mit Klagen und Vorstellungen bestürmt wurde, doch diese Un- glücklichen zu versorgen und sie unter Dach zu bringen. Er versorgte sie auch und zwar für immer. Es war ein Geniestreich, dessen er sich nie rühmen konnte, ohne sich den Bauch vor Lachen zu halten. Er Hess sie Alle an den Kali-Solo bringen, dort zusammen auf ein altes Fahrzeug (Prau) laden und diese Strom- abwärts bis an eine tiefe Stelle des Flusses treiben. Dort Hess er die Prau (deren Boden durchlöchert war und jetzt geöffnet wurde) sinken und seine Pflegebe- fohlnen alle zusammen ersäufen ! A. d. V. *) Das Wasser im Kali-Solo steigt zuweilen um J.5 bis 2()', ja nach anhal- tenden liegen kann man das ganze 32' tiefe Bett bis an seinen obersten Hand voll Wasser sehen. A. d. V. t) ,,Habt Mitleid! Herr!" J. K. H. 454 Avohiicr des Tönggßr'schcn Gebirges und durch sein genaues Stu- dium dos G. -Ihonio in häufig wiederholten Ik'suclien *) ausge- zeichnet hat und der mich auf das Gastfreundhcliste em])fing. Eine niclit weniger Kherale und offenherzige IJeliandking wurde mir beim Herrn J. A. Vriesman, Residenten von Kediri, zu 'J'heil, wo ich den 13ten Mittags ankam und von wo aus ich, vom Kesi- dcnten auf das Kräftigste unterstützt, meine ersten Ausflüge wieder unternahm. So wie die Provinzen Solo, Ngawi und jNIadiun eine tieflie- gende Centralfläche sind , die sich nordwärts, so wie ost- und west- wärts um die fast isolirten Kegelberge G.-LaAvu und Wilis herum- zieht , so ist auch die Residenz K e d i r i eine solche Ebne, die den ]iergen G. -Wilis und Kelut in Norden vorgelagert, westwärts mit Äladiun und ostwärts mit Surabaja als ein Ganzes ununterbrochen zusamnicnliängt und sich dann verlängert ^wischen dem G. -Wilis und Kelut nach Süden zieht. Dann biegt sie sich nach Osten um und setzt sich zwischen dem G. -Kelut und Kawi auf der einen und den südlichen Strandgebirgsketten auf der andern Seite über Rlitar und Welingin fort, indem sie allmählig höher ansteigt, sich nach Norden umbiegt und in die Fläche von Mal an g übergeht. Ihre INIeereshöhe bei Kediri beträgt 197', sie liegt also noch tiefer, als Madiun von 270 und Solo von 285' Höhe. Während in der Fläche von Madiun ein dmikler Thonboden vorherrscht, so besteht Kediri grösstentheils aus einem feinen, vulkanischen Sandgrunde, der jedoch überall, wo er der ]jewässerung zugänglich ist, genügsame Fruchtbarkeit besitzt. Theils durch ursprüngliche Feinheit, theils durch spätere Verwitterung ist er in manchen Gegenden bereits in eine lichtgraue Thonerde übergegangen, die, obgleich in trocknem Zustande hart inid Krustenförmig, und durchnässt oder über- schwemmt innig mit dem Wasser zu Schlamm verbunden, dennoch fi-u(;htbar ist und die schönsten Reisfelder trägt, während er in an- dern Gegenden , avo vormals Wälder standen , lockerer, mehr mit Humus vermengt und desshalb dem Wachsthum der Kaffee stände günstiger ist. So sind die mittlem Gegenden der Kediri-Ebne, die von Süden nach Norden der schöne breite, für kleine Schiffe be- fahrbare Kali - Brantes durchfluthet , fast ganz bebaut und gröss- tentheils in Sawah's umgeschaffen, bis weit nach Süden zum Fusse des s. g. Südgebirges oder Strandgebirges hin, das hier so niedrig ist , dass man seinen Saimi vom Hauptorte Kediri kaimi zu erkennen vennag. Westwärts zum Fusse des G. -Wilis mid ost- wärts zum Fusse des G. - Kelut und der Lusonggo - Kette, Avelche nördlich vom G. - Kelut ausläuft, emporsteigend, geht die schöne Kulturebne in Wihbiisse über, die durch die vielen Tiger berüch- tigt sind, Avelche in ihnen hausen. Auf der Ostseite sind sie am breitesten und am weitesten in die Ebne hincinffezoffcn und bilden *) Siehe den neuesten Band (XX.) der Verhandelingcn van het Batao. Genootschap. A. d. V. 455 einen Avüsten Gürtel, der das bewohnte Land vom Bergfusse trennt. Lockerer Sandboden , vom Vnlkane G. - Kelut in verschiedenen Eruptionen ausgeströmt , herrscht dort vor, und ist -wahrscheinlich der Hauptgrund, der die Menschen von dieser Gegend zurück- scheuchte. Das Klima dieser sandigen Centralfläche ist heiss, aber viel trockner und desshalb aucli gesünder, als die Strandgegenden Java's, z. ]i. Surabaja, wo Hitze und Feuchtigkeit stets mit einander ver- bunden gehen. Die mittlere jährliche Temperatur scheint kaum etwas niedi'iger, als die der Küsten zu sein (S2,0" F.), denn ob es gleich in den Regenmonaten kühler ist, so bedingt der trockne Sandboden, den die Sonnenstrahlen stark erhitzen, auch wieder in den heitern Monaten eine etwas grössere Wärme, als in den Strand- gegenden, und die stabile Temperatur 2 bis 3' unter der Erde ist in diesen heissen Monaten 2 bis 2^/n Grad höher, als die jährliche mittlere; wahrscheinlich ist die Bodenwärme erst in 5' Tiefe das ganze Jahr hindurch stabil. Ein fast ununterbrochener Südwand begleitet zu Kediri stets die heitere Witterung; er bläst in den trockensten Monaten am heftigsten und ist die einzige klimatische Plage der Bewohner, die an keinen jNIosquiten, Avie die Strandbewoh- ner, zu leiden haben und sich daher gern die Regenzeit oder im trocknen Müssen wenigstens einige Regentage herbeiwünschen, um nur des Windes los zu sein , der dann schweigt. Zu Madiun weht eben solcher Wind, auf Solo, Surabaja, auf dem benachbarten Blitar und an andern Orten ist er unbekannt, ja schon zu Ngawi ist er Aveniger fühlbar. Was kann seine Ursache anders sein, als die grosse Erhitzung der tiefliegenden Aveiten Ebne durch den Son- nenstrahl , die Verdünnung der Luftschicht , Avelche auf dieser ruht und das Hinzuströmen neuer Luft von einer solchen Seite her, avo die Atmosphäre am kühlsten ist , also von der Südküste her, von der Seite des grossen Ocean's, der kühler ist, als die untiefe, rings von Ländern umschlossene java'sche See. Die hohen Kegelbcrge G.-Mcrapi, LaAvu, Wilis, Kelut, die in einer Reihe, von Westen nach Osten, liegen, halten diesen Windzug auf, er stösst, sich zer- tlieilend, an ihren gerundeten Kegelumfang an und bläst desshalb mit verstärkter Kraft durch die offenen ZAvischenräume hindurch, die sich von Süden nach Norden ZAvischen ihnen hinziehen imd die, Avic Madiun und Kädiri, nonhvärts von keinen höliern Gebirgen begränzt sind. Wahrscheinlich Aviederliolt sich diese Erscheinung eines anhaltenden starken SüdAviudes noch öfter in Ost-Java, Avenn sich ZAvischen hohen Gebirgsmasscn links und rechts niethige und flache ZAvischenräume von Süden nach Norden hindurchziehen. Ich besuchte den 14ten die Tempelgrotte Selo m ang- le ng, Avelche nur 3 Pfähle Avestwärts vom Hauptorte entfernt am Fusse des G. -Wilis liegt. Kediri, die Stadt, liegt nicht in der Mitte der Ebne, sondern ungleich näher am G.- Wilis, Avährend der Fuss der östlichen IJerge, G. -Kelut u. a., Avohl vier Mal so Aveit und mehr vom Hauptorte absteht. Ihr Saum ist nur des Morgens vor 456 Sonnenaufgang in ganzer Deutlichkeit sichtbar und zieht sich bläu- lich fern am Horizonte hin. ^Man betrachte in Kelut Fig. 1 das Profil dieser ]5crge (die -wir nun bald zu erklettern hofFenj, um sich vor- <^ läutig mit ihrer äussern Form zu befreunden; so, wie hier gezeich- net, stellen sie sich dar, Avenn man sie vom grossen Wege etwa 200' südwärts neben dem Residentenhause zu Ködiri sieht. An dem G.-Kßlut erkennt man sogleich einen Vulkan, dessen Krater ZAvi- schen der Nord- und Südspitze (6 und 7 auf dem Profilj liegen muss, jenseits oder in Osten von dem queren Rande, der beide Spitzen verbindet. Links blickt über weniger hohe, nähere Ketten der vielköpfige G. -Ardjuno herab, dessen kleine Dampfsäule an der linken Ecke man deutlich erkennt. Ausserdem verdient beson- ders der schnurgerade südliche Fuss des G.-Kölut (der den rechten Theil des Profils bildet) bemerkt zu werden; er bildet eine lange, schnurgerade und so gleichmässig gesenkte Linie, ohne alle Hügel und Hervorragungen, dass ihr Fall nur zwischen weiten Abständen bemerkbar ist. Sie ist der Saum der weiten Ebne von Rlitar, die sich südwärts bis zu den Strandgebirgen herabzieht, an deren Fusse der Kali-Brantes von Osten nach Westen hervorströmt. Ungeachtet ihrer gleichmässigen Senkung, welche die Bewässerung so sehr be- günstigt, ist sie jetzt dennoch grösstentheils nur eine Wildniss und nur mit Tigern bevölkert, während Überlieferungen sowohl, als Fundamente von ]Meilenlangen ]Mauern ihre allgemeine Eewohnung vor etAva 3yo Jahrhunderten, zur Zeit Modjo pa'it in Blütlie stand, bezeugen. Von ihr und von Kediri überhaupt gilt, was im Motto dieser Skizze überschrieben ist; ihre Bewohner sind verschwunden, ihre Paläste und Tempel zerbrochen, und die Fundamente ihrer ^Mauern liegen nun im tiefsten Dickicht von Wäldern versteckt.*) Unser Weg führte über Sawah's, die jetzt trocken lagen, durch die Ebne, die erst dicht am I'usse des G.-Wilis anfängt, sich sanft zu erheben; die Hitze der durch kein Wölkchen getrübten Sonne Avurde durch den geAvöhnlichen SüdAvind gemässigt , dessen Fieber erregende Eigenschaft besonders neue Ankömmlinge aus Europa erfahren. Doch sind diese Fieber nicht bösartig und vergehen nach einiger Zeit von selbst. Es schiebt sich hier vom Ostfusse des G.-Wilis ein mit Wald bedecktes, aber nur Avenig hohes Vorgebirge: G.-Prau in die Ebne vor. An seinem südlichen Fusse ritten Avir hin , allmählig höher, und langten binnen Kurzem, mehr GebirgseinAvärts, am eigent- lichen Fusse des G.-Wilis an, wo sich eine kleine FelsenAA'and A'or uns darstellte, mit zAvei Offnungen einer Höhle, die in diesen Felsen gehauen ist. Wir befinden uns zu Sei o mangleng. **) *) Im östlichsten Theile der genannten Ebne, die das Profil darstellt, ist es, wo sich ostAvürts von AVelingin jene grosse Mauer oder wenigstens noch die Fundamente dieser aus Backsteinen erbauten Mauer finden, die sich vom Berge G.-Wilis südwärts bis zum Strandgebirge herabzog und hier vielleicht die Gränze des Modjo pait'schen Kelches mit östlichem Fürslenthümern darstellte. A. d. V. **) Siehe: ,, Ruinen von Java," Nr. XXIV. in: het Tljdschr. voor Neerl. Indie; Jaarg. 6.^j. 3TG. 437 Es schiebt sich hier ein Lavastrom des G.-Wilis so weit herab und endigt sich auf Einmal , in einer nicht ganz senkrechten , aber prallig - steilen Wand. Auf einem geebneten Plätzchen am Fusse dieser Wand , einer Art von Vorterrasse , schon bedeutend höher, als die nahe Ebne, lassen wir die Pferde und klettern auf ziemlich steilem, holprigem Felsgrunde zu den Öffnungen der Höhle hinan. Mehre beschädigte Statuen und gebrochene Piedestal's mit Sculp- turen en has relief liegen auf der Terrasse umher ; unter ihnen sind drei Wächter mit Keulen von 3' Höhe noch am besten erhalten. Die übrigen sind offenbar dem Innern der Höhle und ihren Nischen entnommen. Beide Eingänge sind 5' hoch, fast viereckig mit flacher Decke und nur durch einen '/i' breiten, krummen ZAvischenpfeiler von einander getrennt. Doch ehe wir in's dunkle Innere treten, werfen wir erst einen Blick auf die Aussen wand des Felsen. Die ganze Wand von ihrem Fusse an ist etwa 50' hoch, in einem Win- kel von 75*^ gesenkt und mit der Front nach Osten gekehrt; sie zieht sich also von Norden nach Süden hin. Sie hat tlieils die ur- sprüngliche Farbe des Gesteins, theils ist sie von Flechten, die sie überziehen , grau gefärbt und ihre Oberfläche erscheint von hervor- ragenden Steinbrocken holperig-rauh. Sie enthält nordwärts neben dem rechten Eingange eine Nische, in welcher vormals* eme Statue gestanden zu haben scheint. Über dem nördlichen Eingange ist der Felsen zu symmetrischen Figuren en has relief ausgehauen, die man jedoch nicht mehr deutlich erkennen kann; auch von der Decke des Eingangs hängen stumpf- Kegelförmige Erhabenheiten herab. Beide Höhlen sind ganz im Felsen ausgehauen und bilden kleine Kammern mit flachen Wänden und Decken, deren jede also 8 Ecken hat; sie sind nur durch eine schmale Zwischenwand von einander g;etrennt, welche in der Glitte von einer viereckigen, nur 4' hohen Öffnung durchbrochen ist, so dass man durch diese Com- munication auch inwendig aus einem Räume in den andern kommen kann. ])er Boden der südlichen Höhle liegt l' höher, als die nördliche ; ihr Umfang ist etwas grösser ; sie misst nämlich von Osten nach Westen 1 6' Tiefe und von Süden nach Norden 1 o' Breite, während die nördliche nur lO' tief und 5' breit ist. Beide sind so hoch, dass man nicht allzu lang zu sein braucht, um nicht oben an die Decke anzustossen. Jeder Höhle schliesst sich noch eine kleinere Seitenliöhlc oder Kammer an, der südlichen in Süden, der nörd- lichen in Norden. ]3ie südliche Seitenkammer liegt 4' höher als die südliche Hauptkammer , also 5 über der nördlichen , während die nördliche Seiten- und Hauptkammer in einer Ebne liegen. Die nördliche Kammer hat an der hintern Wand einen hervorragenden Sitz und über diesem eine nur wenig vertiefte Nische, welcher die Statue fehlt; die Wände sind in lauter gekräu- selte Figuren, wie Haarlocken, ausgearbeitet. Ein viereckiger 458 Eingang führt in ihre S e i t e n h ö h 1 e , welche achteckig , etwa o' hing nnd breit und so dunkel ist, dass man eine Zeit lang warten niu.ss, um die Umgebungen zu erkennen. Ihre Wände sind auf gleiche Art en las relief gekräuselt, und auch ein ähn- liches Fussgcstell , wie das der Hauptkaramer zeichnet ihre hintere oder nördliche AVand aus, ist aber auch ohne Statue, eben so, wie die kleine Nische, die sich zur Hechten, neben dem Sitz befindet. Die südliche Kammer ist an ihren Wänden auf gleiche Art, wie die vorige verziert, aber zwischen den gekräuselten Figuren und Arabesken erkennt man menschliche Gestalten ohne bestimmte Attribute, ausser Lotus- (Patma-) ]jlumen zAvischen ihnen. Aii der hintern Wand springt die ganze mittlere Gegend etwas vor, und ist oberhalb eines Altan - fönnigen Fussstücks zu einer Nische ausge- hauen, in welcher sich in halberhabner Arbeit, mit untergeschlage- nen Füssen, zusammengefalteten Händen eine ganz unbekleidete Budastatue befindet, von 2 7^' Höhe; auch auf jeder Seite dieser Statue, links und rechts neben dem vorspringenden Theile der Wand, befindet sich oben noch eine kleinere, nur ^2 hohe Nische, die ihrer ehemaligen Bilder beraubt sind. Auf 6 steilen Treppen steigt man zur vollkommen finstern Seitenkammer dieses süd- liehen Raumes hinauf, und tritt durch einen viereckigen, 4 hohen und breiten Eingang in einen etwa 5' hohen Kaum, welcher den flachen Boden ausgenommen, fast Kreisförmig ist inid fin seiner hintern oder südlichen Wand noch eine halb im Felsen ausgehauene Jiudastatue enthält. Die Decken und Wände aller dieser Bäume sind schwarz, angeraucht und vermehren das Dunkel; scliAver- lich ist dieser schwarze Anflug der Felsen erst in neuern Zeiten ge- bildet , durch den spärlichen Weihrauchdampf, den hier zuweilen noch ein frommer Javan opfert, sondern rülnt aus den Zeiten her, wo man beständig Lampen vor den Bildern brannte. Die Lavaart dieser Felsenmasse, Avorin die Grotte ausge- hauen ist, ist an ihrer Oberfläche rissig-zcrspalten, und durch diese Spalten, von denen einige ^j^l , die übrigen aber nur einen oder ein l*aar Zoll breit sind , in mehr oder weniger regelmässige , länglich viereckige Stücke abgesondert, doch so, dass einige Hauptspalten schief von oben nach unten gleich weit mit einander an der Wand "k herablaufen ; sie besteht aus lauter einzelnen, nicht vollkommen mit einander zusammengeschmolzenen ]\[assen, aus Lavabruch- stücken heterogener Art , die beim Herabströmen nicht alle in glei- chem iNIasse geschmolzen, einige vielleicht nur glühend waren, und die dann beim Erkalten zu einer Art von Brezzie zusammen- bucken. Die einzelnen Stücke von sehr wechsebider Grösse, von 2 Zoll bis zu 2' Dicke und drüber, ragen Höckerartig überall aus der Oberfläche hervor. Einige sind Trachytlavastücke mit vorherr- schendem Feldspath, ohne Poren; andere sind überall von vielen lilasenräumen durchzogen (Batav. Nr. 31) und manche haben Blasenräume, in denen sich schweflige Stoße abgesetzt haben • 459 (Bat. Nr. 33) ; viele sind schon halbzersetzt, krümlig und leicht zu zerstückeln , manche Sandartig fein und nur locker zusammenge- backen ; andere sind Trachytlava, aber mit dicken Adern von Quarz durchdrungen , die an manchen Stellen auch in kleinen oberfläch- lich abgesonderten Krystallen aufliegt, L. Nr. 221 (Kat. Nr. 32). In manchen ist das Gemenge von Feldspath und Hornblende sein: fein; und noch andere (Bat. Nr. 30) bestehen avis bräunlich-grauer Grundmassc, worin sehr grosse einzelne Hornblendckrystalle ab- gesondert liegen. Feigenbäume und gefiederte Akacien breiten ihr schönes Laub über den Felsen aus und kleines Gebüsch, das zwischen den Spal- ten wurzelt , überzieht seinen Scheitel , während man ringsumher das Dickicht gemischter Waldung erblickt. Obgleich unser Selo mangleng nur ein ärmliches und äus- serst kleines Abbild ist von jenen gigantischen, zu Tempeln ausge- haucnen Felsenmassen zu Elora, oder von den prächtigen Grotten- tempebi zu Salsetta und Elephanta^ oder von ähnlichen Monumen- ten zu Mahavalipuram auf der östlichen , Koromandel - Seite von Vorder-Indien , so ist sie doch interessant, weil sie die einzige dieser Art avif Java ist, und weil man wohl mit Wahrscheinlichkeit annclnnen kann, dass ihre Erbauer mit jenen altern, indischen Grottentcmpeln entweder der westlichen, Bombay'schen , oder der östlichen Seite, von Koromandel, nicht unbekannt waren! Ausser dieser kleinen Tem2)elgrotte, die dem Buda geweiht war , finden sich in der liesidenz Kcdiri noch mehre andere Über- bleibsel aus der Ilinduperiode Java's, die im letzten Yiertheil des 15. Jahrhunderts aufhörte zu blühen. J3ie mehrsten tragen den Stempel des Siwakultus und sind theils aus Backstein, theils aus Würfelförmig behauenem Trachyt erbaut. Dahin gehören der Tem- pel Pönataran am Süd- West-Gehänge des G.-Kelut oberhalb Blitar (Nr. XXII. 1. c), der Tempel Budang im Distrikte Papar (XXIII.) und das Grabmonument Penampingan mit einem beschriebenen Steine am Abhänge des G.-Wilis (XXV.), nebst mehren einzelnen Statuen, die, wie die Tempel, sich gewöhnlich zwischen Wildnis- sen in verschiedenen Gegenden der Kesidenz zerstreut finden. Sie sind weniger, als alle übrigen der Insel Java, bekannt. Gern hätte ich sie alle besucht, musstc aber wegen der späten Jahreszeit dies-^ mal darauf Verzicht leisten, und vor Allem trachten, erst die merk- würdigen und noch eben so wenig bekannten Vulkane kennen zu lernen. Eine von diesen Statuen befindet sich nahe bei Kediri und liegt nur 'A Pfahl südwestwärts von dem Ilauptorte entfernt. Es erhebt sich dort in der Ebne ein einzelner alter Ficusbaum (Poön- Hulu) und breitet seine Zweige über ein kleines Grasplätzchen aus, das die IJewohner mitten zwischen den Reisfeldern zu sparen schei- nen. Am l'usse seines Stanmies und diesem Stamme halb einge- wachsen erblickt man in aufrechter Stellung, nur oben etwas dem 460 • Baume zugeneigt, ein 5 hohes Standbild des Siwa mit langer Tiara und mit einer kleinem, nur 2' hohen, Aveihlichen Figur, Parvati, auf jeder Seite, die auf derselben hellgrauen Traehytplatte, Avic das mittlere, grössere, stehende liild ausgehauen ist. Die reehte Hand ausgenommen, wekhe abgebrochen, ist diese grosse Statue sehr gut erhalten, vortrefflich gearbeitet, von derliolzmasse des liaumes aber, der, nachdem das Bild an seinen noch jungen Stamm an- gelehnt war, fortfuhr zu wachsen, besonders an seinem obern Ende ganz umflossen und umklammert, so dass man es nur mit der Axt würde heraushauen können. Dieser ist aber bei den Javanen, obgleich sie sich äusserlich zum Islam bekennen ! eben so heilig wie das Bild, das er nach ihrer ^Meinung iutellectuel , so wie phy- sisch wirklich, festhält; und noch manchmal steigt in seinem Schatten der Weihrauchdampf eines frommen Betenden in die Höhe. Nachdem die hülfreiche und gefällige Hand des Residenten den Distriktshäuptling von Blitar im Voraus angeschrieben hatte, mir beim Ersteigen des G.-Kelut und Wilis behülflich zu sein, verliess ich den löten sein gastfreies, elegantes Haus, und rollte in meinem AVagen wohlgemuth über die Balkenbrücke desK.-Brantes, welche die längste Ikücke auf .Java ist. Sie führt zwischen der Re- sidenz und dem kleinen Fort, dem letztern viel näher, vom linken zum rechten oder zum östlichen Ufer des Stromes, der hier in nörd- licher Richtvmg vorbeifluthet. Sein ruhiger, kaum bewegter Spie- gel liegt bei massigem Wasserstande, wie er jetzt war, 20' unter dem linken L'fer , welches da , wo die Residenz steht , um ein we- niges höher, als das rechte ist; nach anhaltenden starken Regen füllt sich sein ganzes Bett mit Wasser bis 5' unter die Brücke; aber nur in sehr seltnen Fällen, die daim der ]3rücke Vernichtung dröhn, tritt sein Spiegel in gleiches Niveau mit der Ebne. Am rechten Ufer liegt die eigentliche Desa-Ködiri, mit den Wohnplätzen der Javanen sowohl als der Chinesen, die von breiten, wohlunterlialtenen AVegen durchkreuzt sind. ]Maucrn von Back- stein und nur Stellenweis Zäune von Bambusgeflecht schliessen die Hütten der Javanen von der Strasse ab, welche man nicht in allen Hauptplätzen der Insel so rein unterhalten, "vvie hier, antriff"t. Mein Weg führte mich zuerst durch die lange Strasse des chi- nesischen Kampong's, das sich am rechten Ufer hinzieht, und dann in einiger Entfernung vom Flusse siidsüdwestwärts weiter durch die Ebne. Fast geradlinigt durchschneidet diese der schöne, breite Weg bis zur ersten Post Adi luwuh, bis zur zweiten Pödjok und von da bis zur Ecke, wo der Kali-Brantes von Osten her, nach Norden umbiegt, und führt innerhalb dieser Strecke beinahe fortwährend zwischen Kaffeegärten hindurch, die, von Dadap-Bäumen beschattet, hier in der sandigen, heissen! nur lOO' hohen Fläche zwar nicht den schattig -dichten Uaubreichthum wie in den feuchtern und kühlem Gebirgen (ihrer liebsten Heimath j entfalten, aber doch ihre pyramidalen Kronen recht üppig und kräftig erheben. ^Nlchre 461 kleine Bäche ziehen sich in querer Richtung zum Wege und zum K. -Brantes, hier durch diesen Theil der Ebne, deren Sandboden sie 20' tief und tiefer durchfurcht haben. Noch tiefer, an der Biegungsecke etwa 30' tief, ist das Bett des K.-Brantes selbst ausgewaschen, dessen rechtem Ufer unser Blitar'scher Weg nun ostsüdostwärts folgt. In der vorigen Richtung- w'eiter führt jen- seits der Weg nach Tulung agung, dem südlichsten Hauptplatz der Residenz Kediri, und beide sind durch eine zierliche, gegen 60' lange, überdeckte Brücke verbunden, deren Hauptbalken durch ein Gitter Kreuzförmig zusammengefügter Planken zu beiden Sei- ten im Schweben erhalten werden. Die eigentliche Sohle des Fluss- bettes ist hier, wo der K. -Brantes noch nicht durch den grossen südlichen Zufluss vom Kali-Tulung agung gespeist Avird , nur noch 40' breit; so tief das Bett aber ist, ist es im vulkanischen Sandbo- den ausgew-aschen , ohne auf Felsen, oder festen Grund zu stossen. Wir verlassen also, eben so wie der Strom, unsere vorige Rich- tung fast in einem rechten Winkel , und verfolgen unsern Weg ost- wärts anfangs noch durch Kaffeegärten , zwischen deren Dadap's sich noch einzelne , stehen gebliebene höhere Bäume von Fictis-, Anona-, Äcacia-, Colhertia-, Cer/re/a-ii. a. Artendes ursprünglichen Waldes erheben , der vormals diese Fläche überzog. Wie Zwerge erscheinen die Schattenbäume des KaiFee's , die Dadap's , die doch auch 30 bis 40' hoch sind, gegen diese Waldriesen, an deren Stäm- men sich viele Puthos-Axien hinaufranken. Zwischen solchen Umgebungen, sanft auf- und abw^ärts über Wellenförmiges Terrain, in dessen Sande die Räder des Wagens tief einschnitten, langte ich um IOV4 Uhr in der Post jMendj angan an, (im Distrikte Srengat,) wo ich wegen ^Mangel an frischen Pfer- den, die von Tulung agung zurück erwartet wurden, ein Stündchen warten musste und meine Zeit mit Pflanzenbcti-achtungen füllte, ob- gleich die grosse Hitze dazu nicht einladend war. Dann ging es im langsamen Schritt, mit denselben Pferden weiter bis zur Post Ka- lo majang, die ich erst nach PA Stunde Fahren s , gegen 1 Uhr erreichte. Hier sind die Kaffeegärten auch in der Nähe des Weges vor der W i 1 d n i s s zurückgetreten , welche zunächst aus hohem Glagahgras mit einzelnen Ploso- {Butea frondosa) Bäumen, ander- wärts aber aus hochstämmiger Waldung besteht, zwischen welcher 462 die Kultiiroascn nur kleine Flefkchcn bilden. Der Boden ist, wie zeithcr , ein feiner hellgraiier Lavasand ; hier fani>en aber eine INIenge LapUli von porö-ser, ]>imsteinartigcr Lava an, sich mit dem Sande zu vermengen und die grössere Annäherung an den Vulkan, nämlich an den Gunung-Kelut , zu verkünden , dessen Auswurfs- massen sie sind. Einige sind hellgrau von Farbe und scheinen gan^ aus durchglühter und aufgebläh'tcr Feldspathmasse gebildet zu sein, in der man bloss noch Ilornblendekrystalle erkennen kann, die unverändert blieben, L. Nr. 23ü H^at. Nr. 27); andere sind schwarz, ja kohlschwarz, noch ]3imsteinartig leichter und schwam- miger, als die vorigen und lassen von den ]icstandtheilen ihres vorigen jNIuttergesteins nichts mehr, als weissliche Fleckchen er- kennen , welches veränderte und glanzlose Feldspathkrystalle sind, X. Nr. 235 flJat. Nr. 26 a vmd h). Zu diesem sch^varzen ]3imstein scheint Hornblende, «oder \'ielleicht Obsidian das IMaterial geliefert zu haben. Zu Kalo majang musste ich wieder eine Stunde auf Pferde Avarten, die erst gegen 2 Uhr ankamen und mich aus dieser glühen- den Sandwüste weiter brachten. Die Hitze des Sandes betrug nach Thermometern, die 3 Zoll tief hineingesteckt waren: 109,0*' Fahr., auf dem Sande aber in der Sonne: 126,0" Fabr., wobei bemerkt werden muss , dass der Himmel nicht ganz heiter war und auch einiger Luftzug Statt hatte. Nun führt die Strasse neben einem isolirten länglichen Hügel, Gunung-Peket, vorbei, welcher, der einzige in dieser weiten Fläche, augenscheinlich aus Lavabruchstücken und andern Aus- wurfsmassen des G.-Kßlut gebildet, und nur mit struppiger Wal- dung bekleidet ist, wieder durch Kaffeegärten, die nicht selten auf der einen Seite des Weges von gewöhnlichem Dadap und auf der andern von gesparten hohen Waldbäumen aller Art be- schattet Averden. Nirgends, als in diesen s. g. Waldkaffeegärten, (Poschkaffee, j hat der Botaniker eine so gute Gelegenheit, sich auf die bequemste Art mit den verschiedenen Waldbürgern, unter denen hier das schöne Meubelholz : Kaju-Sono kembang {Epicharis spe- cics ?) häufig ist , bekannt zu machen. Alle Jiäume stehen auf rein gehaltenem Jioden in gehöriger Entfernung von einander, und kein Unterholz stört in der Betrachtung. Ich musste mich jetzt begnügen, mir bloss die Physiognomie der vorzüglichsten Arten einzuprägen, ohne Adel Zeit zum Sammeln, noch Platz zum Mitnehmen zu haben, und langte um 2yo Uhr in der Post Dj ati lengar an, von avo bis Blitar (S'/t Uhr) häufige, soaaoIiI Avilde, als angepflanzte Djati- bäume (Tectonien) mit andern Waldbäumen oder mit Kaffeegärten Avechseln . Auch einige lebendige WaldbeAvolmer bringen auf dieser Reise zuAveilen AbAvechselung in die Scene , obgleich sie sich nur auf Avenige , auf P f a u e , die scliAverf ällig über den Weg herüber- fliegen, oder Avilde ScliAveine, die behaglich den Boden der Kaffeegärten durcliAvühlen , oder diui Sciu7'us-Axiei\ beschränken, die auf den Asten herumklettern , denn der eigentliche Herr dieser 463 Wälder, der diese Gegend am Süd -West -Fusse des G. - Kelut (die Distrikte iSröngat und ]}litar) mit Recht als das grösste Tigernest auf Java berüchtigt macht, dieser hält sich vor den Augen alles liebenden verborgen. Da, avo eine offene Stelle im Walde liegt, er- kennt man rechts die südliche Gebirgskette, die sich als ein flacher, ganz mit AVald bedeckter llücken von AVesten nach Osten in die Ferne zieht und die man kaum höher als 200' über die Ebne von Kediri schätzen kann. Zwischen ihrem sanft und flach gesenkten Fusse dehnt sich quer herüber bis zum Südgehänge des G. - Kelut, die Fläche von IJlitar aus, deren Breite hier zwischen 15 und 20 Pfähle betragen kann, *) deren wirklichen gleichmässigen Fall, als geneigter Fuss des Berges Kelut, nach Süden, man aber besser aus grossen Entfernungen, wie in dem Profil Kelut Fig. 1 und 2, von der Grotte Selo manglen aus, als auf der Fläche selbst erkennt. Ich fand beim Controleur des Ortes eine freundliche Aufnahme und an dem ])istriktsliäuptling, hier statt Demang: Wedono ge- nannt, der bald darauf erschien, einen recht bereitwilligen Javan, der Alles, was zur xlbrcise nach dem G. -Kelut nöthig war, Jäger, Kuli's, Pferde, Lebensmittel, für Morgen früh in Bereitschaft brachte. Der Reichthum der umliegenden Wälder an vortrefflichen Holzarten beurkundet sich in den vielerlei IMeubeln , womit die Wohnung des Controleurs ganz erfüllt war, nicht weniger wie sich der Fischreichthum der Bäche dieser Landschaft auf der Tafel Kund gab, wo mehre sehr grosse Wasserbewohner , gekocht und gebraten paradirten. Nach der Aussage meines Wnthes finden sich diese grossen, oftmals 2' langen und v'erhältnissmässig dicken, schmackhaften Fische sehr zahlreich in den kleinen Bächen, welche in tief ausgewaschenen Betten vom G. - Kelut herab zum K.-Brantes strömen und welche sich öfters, besonders wo sie Bie- gungen machen, zu kleinen aber tiefen Becken erweitern. In die- sen wird gefischt. Es kommt mir diese Erscheinung Erwähnungs- werth vor, weil man in so kleinen JUlchen wenigstens nur sehr selten grosse Fische findet, ja auch in viel grössern Bächen Java's, als diese bei Blitar sind, nur in geringer Zahl gefunden Averden. Sollte die sandige Beschaffenheit des Bodens und die Klare des AVassers , bei ziemlich hoher Temperatur der flachen Gegend ihre Erzeugung befördern, so wie die solcher Pflanzen und Thiere, die ihnen zur Nahrung dienen { Die Hölie des Alunplatzes von Blitar beträgt 505', die Ebne liegt also nur 208' höher als Kediri und der Fall der Bäche ist schwach. (Wegabstand von Kediri bis Blitar 34 Pfahle.) Ich erfuhr, dass auch zu Blitar die liegen das ganze Jahr hin- durch angehalten und erst vor einigen Tagen aufgehört hatten. In den Preanger liegen tschaften hatte es noch bis Anfang Augustus täglich und stark geregnet, so dass man die gepflückten Kaffee- *) die auf der Karte von IIaffles und andern viel zu schmal dargestellt ist. A. d. V. 464 bohnen nicht zu trocknen vermochte , und zum Nachtheile der Re- gierung viel davon verdarb. Auf gleiche Art waren durch ganz Mittel - Java bis liicrher fast täglich Regen gefallen und der s. g. gute Musson nirgends mit gehöriger Kraft hervorgetreten. Also erst etwa seit den 1 2 . September scheint es hier anhaltend gutes Wetter bleiben zu wollen. Ich beschäftigte mich bis zum Abend mit dem Niederschreiben dieser Skizze und brachte darauf noch ein Stündchen in Unterhal- tung mit meinem Wirthe zu, der ein Mann von Erfahrung war und schon unter Daendels gedient hatte. — Er hatte in früheren Jahren viel Djati gepflanzt und darin Erfahrung gewonnen. Nach ihm müssen die Pflanzungen , um zu gedeihen , Feuer haben , es muss oft gebrannt werden, und darauf muss Regen kommen. Sie werden erst 4' dick, wenn sie hundert Jahre alt sind; die einen Fuss dicken zählen erst dreissig Jahre; und gepflanzter Djati ist immer besser als Avilder. So hätten wir noch lange fortgesprochen, ich muss jedoch früh zum G.-Kelut aufbrechen, desshalb möge vor dem heutigen Lebens- drama der Vorhang fallen. Vulkan 34: Gnnung ■ Kelut. '^ Hierzugehört: Kelut Figur 1 bis 15. „Aber wo bin ich ! Es birgt sich der Pfad. Abschüssige Gründe „Hemmen mit gähnender Kluft hinter mir, vor mir den Schritt." (Schiller.) Bivouak in der Kraterkluft, den 16. September 1844. Ich brach diesen Morgen um 6 Uhr von Blitar auf, um die Er- steigung des G. -Kölut*) zu versuchen. Man sieht seinen breiten ausgezackten Scheitel von dort in Nord -Osten, aber nur in Aveiter Ferne. Er erscheint in einem Winkel von kaum einigen Graden über dem Horizonte, wesshalb man ihn nur von offienen Plätzen aus , die frei von Gebüsch sind , sehen kann. Nach eingezogenen Berichten würde es wegen grosser Ungleichheit und Durchklüftung des Terrain's unmöglich sein, von Blitar in gerader Richtung (nord- ostwärts) auf seinen Gipfel zu gelangen ; mehr nach dem Westfusse des Berges zu aber war den Javanen ein Sandstrom bekannt , der sich vom Gipfel gerade herabzieht, den Avir daher beschlossen auf- zusuchen und zu folgen. Das letzte kleine Dorf, welches in der Nähe dieses Stromes liegt, Breni, war daher unser nächstes Ziel. *) Kelut: jav. == Besen. 465 Anstatt nach Nord -Osten, wo der Berg liegt, führte also unsere Koute erst nordwestwärts quer an dem Fusse des Berges hin bis zu dem Sandstrome, den Avir nach S'A Stunden Eeise zu Pferd er- reichten. Wir kamen durcli eine fast ununterbrochene Waldung, welche den flachen Fuss desG.-Kelut weit und breit überzieht. Zwar führt der Weg anfangs noch zwischen Kaffeegärten hin, diese Avaren aber offenbar erst vor wenigen Jahren der Waldung abgewon- nen und bald mit Dadap-, bald mit ursprünglichen Waldbäumen be- schattet; unter den letztern hatte man sogar Dj atibäume zur Be- schattung des Kafiee's stehen lassen , und man erblickte nun diese beiden so heteromorphen Gestalten, deren Paradiesklima's (des Djati in dürren, heissen Ebenen, — des Kaffee auf feuchten und kühlen, Humusreichen Berggehängen,) so weit von einander abstehen, hier unter dem Zwange der Kultur in nachbarlicher Eintracht. Bald verschwanden auch diese wenigen Zeichen von Bebauung und die Wege, als blosse Verbindungspfade zwischen den kleinen, weitlävifig in der Waldung zersteuten Gehöften, wurden schmäler. In der sehr gemischten Waldung stellten sich mehre Arten von schönbe- laubten Uvarien und Uno neu häufig dar; sie Avechselten bald mit den hässlichen , dürren D j a t i bäumen , bald mit den schönge- fiederten Schirmen der Inga umhraculiformis und einer Cassia ab; wilde A r e n g palmen , die zuAveileu von R o t a n - Arten dicht um- schlungen sind , nebst einer kleinen , zierliclien Areca blicken hier und da zwischen ihnen hervor; an andern Orten drängt sich Gebüsch vonliambus zwischen ihnen hindurch, Avährend sich Avieder auf andern, mehr offenen, mit Gras bcAvachsenen Plätzen die Colherüa ohovata präsentirt; aber Ficus- Arten ragen vereinzelt hier und da über alle andern empor und machen sich schon aus grosser Entfer- nung an ihrem dichten Aveitumherverbreiteten llängelaube kennt- lich. Sie sind unter allen die schattigsten Waldbäume, und gern ruht der AVanderer zA\äschen den Säulenförmigen Stützen, die ihren Stamm umringen. Nur selten unterbricht ein Alang- oder Glagah- feld diese Wälder, durch av eiche sich nur kleine Bäche in Avenig vertieften sandigen Betten herabschlängeln, und noch seltner trifft man ein kleines Dörfchen, kaum aus vier oder fünf Hütten be- stehend, voii*cinem Zaune oder einigen Pallisaden umringt, zAvischen ihnen an. Ein solches ist die Desa - Jireni, Avelche (die letzte in dieser Riclitung zum Berge, J seiu* einsam in der Wildniss liegt. Ein Dutzend Hühner, Avelche zAvischen den Bambushütten herum- gackern und eine Anzahl Hunde sind mit den kleinen Reis- und Djagonfcldern, (Zea 3Iais , türkischen Waitzen,) AA'elche das Dorf zunächst umringen, fast der einzige Reichthum ihrer Be- Avühner. Wir kamen um 9 Uhr durcli diese Desa, nahmen von da noch einige Hegleiter mit imd langten y2 Stunde später in dem Sand- strome an , den die Javanen als den besten Weg zum Gipfel des G.-Kelut angegeben hatten. Sie nannten ihn Laär- oder Jvali .liin-linliii, Java II. 30 466 Laär-Gädog. *) Es ist ein 700' breiter flacher Sandstreifen , der etwa 25' tiefer als die umlief^cnde Fläche liegt, und sich zwischen den Wäldern, av eiche diese Fläche bedecken, unabsehbar weit her- abzieht. Er gleicht daher einem trockenen Flussbette , und ist nur dürftig mit Glagah bewachsen bis an den sanft erhobenen liand (gleiciisam sein Ufer) zu beiden Seiten, von dessen üppigen "NVald- gebüschen sein öder Sandboden, oder seine dürren Glagahfeldcr, in scharfer Gränzlinie abgeschnitten wird. Sein l'roiil an dieser Stelle ist in Kelut Fig. (> dargestellt. Hier fanden wir eine Anzahl voraus- geschickter Träger mit Lebensmitteln und anderen Bedürfnissen auf uns wartend, mit denen wir uns vereinigten, um die Ersteigung auf diesem Wege zu versuchen. Unsere Caravane bestand ausser dem Wedono imd mir, wohl noch aus vierzig Mann, und unser W^eg- weiser war ein alter l^ewohner von Breni , der einmal , um Eotan zu sammeln, diesen Sandstreifen bis hoch hinauf verfolgt hatte und uns die Ycrsicheruno gab, dass sich einige Stunden höher oben fliessendes Wasser befände. Den Krater oder ]>erggipfel selbst hatte aber noch Niemand erstiegen. Den ^langel an Trinkwasser auf dem Gi])fel der Vulkane hatte ich schon manchmal bitter emi)funden. Die Javanen in ihrer uner- klärlichen Gleichgültigkeit vergessen in der Regel dieses vor Allem imentbehrliclie Fluidum, während sie eine ]Menge anderer unbrauch- barer Sachen , selbst Luxusartikeln mit sich schleppen ; oder die Kidi's , welche mit Wasser in Bambusröhren beladen sind , trinken es unterwegs selbst aus. Desshalb hatte ich es mir zum Grundsatze gemacht, mich nie auf die A ersicherung der Javanen ,,ada"(es ist vorhanden) zu verlassen, sondern auf allen liergreisen ungefähr ein halbes Dutzend A^'asserröhren unter einem Aufseher vorauszu- senden, oder selbst mitzunehmen. Die Angabe des Alten aber von fliesscndem Wasser oben Avar zu bestimmt, um bezAveifelt werden zu können und war mir daher eine sehr tröstliche Zeitung. Der Sandboden der Laär trug zwar Spin-en von periodischen Bächen, war aber sonst ganz trocken; etwa in seiner Glitte näm- lich fand sich ein offenbar von Wasser glattgemachtes Sandbett, das in gar keinem Verhältnisse zu der eigentlichen Breite der Laär stand (wenn man diese nämlich auch in ihrer Gesammtheit ?Äs ein Fluss- bett betrachtet,; und sich zwischen der Glagah herabschlängelte. Wir folgten seinem Laufe in der Richtung nach Osten 1 ö" Norden , wo wir in weiter Entfernung den breiten, zackigen Gipfel des G. -Kelut erblickten. Er lag so bläulich fern, dass wir nicht hoffen durften, seinen Gipfel in einem Tage zu erreichen. In der ersten Stunde unseres ]Marsches war die Erhebung des Bodens kaum zu bemerken, das Terrain blieb immer noch eine Fläche , der dürftige Graswuchs in der Sohle der Laär verschwand aber immer mehr, und ihr Sandboden Avurde ganz kahl, und be- *) Laär ist .verschieden von Djurang (Klufl) und scheint etwas Eigenthüm- liches auszudrücken, etwa Lavastrom. A. d. V. 467 (leckte sich mit immer zahlreichern Steintrümmerrij von denen die Sonne glühend heiss zurückprallte. Zugleich nahm die Laär immer mehr an Breite ah, ihre Wände wurden in demselben Verhältnisse höher und steiler und bildeten bei einer l^reite von 500' um 10 Uhr eine 45' hohe, ganz senkrecht ab- geschnittene Wand, (Kelut Fig. 7, ein idealer vertikaler Durch- schnitt der Laär an dieser Stelle) die ohne Leitern unersteigbar war. In der ]\Iitte der ganz glatten , grossen Sohle hatte sich eine zweite gebildet, die 5' tiefer als die erstere zu ihren Seiten lag und diuxli einen vollkommen senkrechten Terrassen- oder Treppeuab- schnitt von dieser getrennt war. Während anfangs der Sand unver- mengt war oder nur kleine Lajnlli eingemengt enthielt , so lagen hier Hunderte von Steintrümmern, von y4 bis Yo und bis 1 Dicke auf der Sohle zerstreuet, und vereinzelt zwischen diesen kleinen Brocken traten auch grössere Felsstücke von 3 bis 5 Dicke auf, die von unregelmässiger Form, an den Ecken aber, eben so wie die kleineren, in der Regel mehr oder weniger abgerundet w^aren. Sie lagen, auch die kleineren, in hinlänglicher Entfernung von einander, um auf dem vom Wasser geglätteten Sandboden zwischen sich einen bequemen Tritt zu lassen , so dass unsere Reise mit weniger Unge- mach Avürde begleitet gewesen sein, hätte die Sonne, welche immer höher stieg, in diesem kahlen, von eben so kahlen Wänden eng ein- geschlossenen Sandgrunde nicht eine so glühende Hitze rcHectirt, die sich mit der unmittelbaren vereinigte, welche die Sonnenstrahlen von oben herab auf unsern Körper, den kein ]3aum, kein Blatt be- schattete warf, um uns in einer rechten Backofentemperatur schmachten zu lassen. Die Kuli's ächzten, suchten vergebens nach Schatten und warfen sich alsbald nieder, standen jedoch ebenso schnell wieder auf, Aveil sie auf dem erhitzten Sandgrunde die Wärme in doppeltem INlaasse fühlten. So schritten Avir langsam Aveiter, und empfanden allmählig die zunehmende Erhebung des Terrain's, so sanft und gleichmässig diese auch geschieht. Wir folgten dem Laufe der Laär , Avelche , einige unbedeutende Krümmungen ausgenommen, dieselbe geradlinige llichtung nach Osten 15" Norden unverändert beibehielt, ihreSeiteu- Avände wurden aber immer höher, rückten näher zu uns heran, und bildeten um 1 1 Uhr (nach 1 Vi Stunden Marsch seit unserer ersten Ankunft in dem Sandstrome bei Breni,) bereits 90' hohe, senk- rechte Wände, zwischen denen wir uns eingesperrt sahen, aus denen an kein Entkommen nach den Seiten hin zu denken gcAvescn sein würde. Die Laär bildete jetzt schon einen regelmässigen Kanal, dessen Sohle sich vom Fusse der Hauptwand zu beiden Seiten in drei Ab- sätzen von ungleicher Höhe bis zum tiefsten ungefähr 25 bis 30 breiten Mittelkanale hcrabsenkt. Die Hauptwand auf beiden Seiten war circa 75' hoch, die Breite des Kanals zwischen ihr betrug 300 . Darauf folgte eine erste Terrasse, auf jeder Seite etwa 25 breit; diese liess sich in einer völlig senkrechten ersten Treppe oder Wand • 30* 468 15 tief hinab zur zweiten Terrasse, Avokhc wie die erste eine völlig horizontale Oberfläche, aber mehr als doppelte Jireite besass, näm- lich 75', und sich in einer zweiten /' hohen Tre})pe zur dritten Terrasse hinabliess. ])iese war auf jeder Seite 30' breit und senkte sich in der dritten, nur 3' hohen Treppe zum tiefsten Mittelkanale hinab , der ebenso .söhlig wie die Terrassen, aber nur 30' breit war. Wenn man in diesem mittelsten Kanäle steht, so blickt man zu beiden Seiten gegen die Treppen an , deren sich drei übereinander amphithcatralisch er- heben, dann aber noch von einer vierten, nämlich der Ilauptwand überragt werden. Die Ränder, Avelchc die Treppen von den Terrassen trennen, sind vollkommen scharf und Schnurgerade ; die auf einander fol- genden Terrassen liegen mit denen der andern Seite in so vollkom- men gleicher Höhe, sind von so glatter und horizontaler Oberfläche, und die Tre})pcn so senkrecht, dass sie einem durch Kunst ausge- stochenen Kanäle gleichen, von dessen Regelmässigkeit der Wan- derer getroften steht. Kelut Fig. 8 stellt den idealen, vertikalen Durchschnitt dar. Sie sind ganz und gar in lockerem Sande ausgefurcht, welcher viele ganz kleine Steinbrocken, selten aber und nur vereinzelt grössere Steintrümmer, von denen die meisten an den Ecken abge- rundet sind, eingemengt enthält. Älanche von diesen P)löcken liegen ganz oberflächlich auf dem Sande , und einige so dicht am Rande der Terrassen, dass man sich wundert, wie der trockene Sand ihr Gewicht tragen kann, ohne einzufallen. An manchen Stellen ist die Oberfläche der Terrassen von einer Menge Vo bis l' hohen l'yramiden oder Cylinder bedeckt, die offen- bar durch Wegspülung des Sandes zwischen ihnen gebildet wurden, und die , obgleich auch nur aus Sand gebildet , doch hinlängliche Festigkeit besitzen, um (s. Kelut Fig. 11 j das Gewicht kleinerer Steine zu tragen, die auf ihrer S])itze liegen geblieben sind. An den Wänden bemerkt man parallele, vertiefte Streifen übereinander, oder kleine Ausfurchungen , Avelche sich lOOO' weit und weiter mit der gTTÖssten Regelmässigkeit in die Länge ziehen , ohne den Paral- lelismus zu verändern (s. Kelut Fig. 12) und Avelche durch Abbrök- kelung, oder durch AusAvaschung von einzelnen Lagen des Sandes entstanden sind, und Avahrscheinlich durch strömendes Wasser und durch die Reibung von in diesem Wasser mit fortgCAvälzten Steinen, oder anderen harten Körpern gebildet Avurdcn, ohne dass man sich deutlich erklären kann, Avarum diese Ausreibungen in einer so regel- mässigen Streifenform Statt fanden, Avährend die übrigen Theile der Wand ZAvischen den Furchen glatt und unausgeschnitten sind. Wenn die Ausreibung durch vorbeistreifende harte Körper gebildet Avurde, so müssen diese in A^erschiedenen und sich gleichbleibenden Höhen übereinander vom Wasser mit fortgerissen sein. Andere Gegenden der Wände sind ohne Streifen, und so glatt gerieben, wie man dies an Rhinocerospfaden zu sehen gewohnt ist. X Blitar n -./,■ ///> 'if'V'ii'i Kflii/. Kqxir // n illit üAM ^^^lai. Rffur a n Wl 2^ Ffär/ir tum B/itur Krliil.rif,ur2 n Ki Krhll.yiqiir J IJJO'l. Ktbä.ngiiri ff.J/O. Kriill J'itlfir,'' II. I. 'K.S.liVl . Krliil. Hi/iir y. n.n.'iin. ll aj: ■^i Krhitjifiiirr, n./i. iiliC. f^^^ >- \ ■ rf\ fff,'iM '!.<;;. v /i,/i,/./!i/i/r /.; // 'iX'i >^ ^m Krlill, f'it)U, II l> fiül. 469 Wir setzten von diesem Punkte um 11 L'hr (Kelut Figur S) unsere Reise in der tieferliegenden Mittelsohle immer noch zu Pferde fort, -wobei es nur selten an einzelnen Stellen, wo viele Steintrüm- mer zusanunengeliäuft lagen , oder , avo sich quere Absätze landen, nöthig Avar -abzusteigen und sahen zuweilen die regelmässige Ter- rassenbildung der Laär ganz verscliAvinden und ihren Grund zu einer gleichmässig hohen Sohle verengert, besonders da, avo sie Krüm- mungen machte ; an anderen Stellen erAveiterte sich ihr Kanal dann Aviedcr, und die Terrassen zii beiden Seiten des tiefsten iSIittelbettes traten in ihi-er alten Folgereihe Avieder auf. Die Querbreite Avurde an mehren Stellen gemessen und die Höhe der AVände mit dem Sextanten bestimmt. So kamen Avir nach 1 Stunde Älarsch an eine Stelle, avo uns Wasser entgegenrauschte, und avo sich der bis jetzt trockene Sand- grund der tiefsten Sohle in einen ]?ach verwandelte. Da alles, Avas man umher sieht, den deutlichsten lieweis Aon der Wirkung und grossen Kraft des Wassers trägt , (da der ganze Kanal nur durch Ströme von Wasser ausgefurcht sein kann, die hier periodisch ge- flossen sein müssen) so Avar die Erscheinung einer plötzlich auftre- tenden Fluth beunruhigend. Ich flüchtete auf die nächste Terrasse ; meine Besorgniss legte sich indess bald, als ich sah, dass das Wasser an jNIenge nicht zu- nahm, und auch eine gcAvisse Stelle nicht überschritt, sondern dass es jener permanente Bach, Avovon der Alte aus Breni gesprochen hatte, sei, Avelcher sich hier im Sande verlor. Wir schritten daher weiter fort ; das anfangs getrübte Wasser, ' das eine ]Menge Sand, selbst kleine Steine mit sich fortriss, AAiirde bald klar, der Bach selbst aufwärts immer grösser und erfüllte bald bis zu einer Höhe von V2 dd^ ganzen söhlig flachen Grund des mittelsten Kanals, der gegen 25' breit Avar. Wir machten um 12^/2 Uhr auf der obersten Terrasse der rechten Seite Halt an einer Stelle , avo sich eine kleine Nebenkluft in die Laär mündete. Hier Avar die Terrassenbildung noch ganz dieselbe , Avie früher (siehe Kelut Figur 9). Die HauptAvand Avar 7ü' hoch; ihr Sandlager Avar nur an einigen Stellen ordentlich geschichtet und bildete übrigens eine gleichförmige Masse. Die erste Terrasse senkte sich 1 5' tief ziu' zMeiten, die zweite S' tief zur dritten, und die dritte 4 tief zur INIittelsohle hinab , in Avelcher das Wasser floss. Nur Avaren alle Terrassen viel schmäler gCAvorden , und die ganze Kluft nur noch etwa lüu' breit, also kaum etAvas breiter, als tief. Die Wände ragten um so drohender zu beiden Seiten empor, je enger der ganze Kanal Avurde. Sie Avaren hier nicht mehr völlig senkrecht, aber doch unbeklimmbar steil und glatt. Auf ihrem obersten scharf- begränzten Kande erblickte man das Grün der kleinen Anggring- liäumc {Parasponia jittrvißora Miq. [PI. Jungh.y), die hier die Wal- dung des Berggehänges vorzugsAveise zu bilden scheinen. Wir sahen unter einem \\'inkel von 50 bis 70" zu ihnen hinan. Ihre Kronen 470 -wfilbtcn sich über den Kand der Kluft hinüber, welche selbst völlig kahl, in dem öden Grau ihrer Sandmassen da lag. In dieser Kluft eingeschlossen zu sein, auf einer schmalen Ter- rasse von Sand, die nur an einzelnen Stellen und Einfurchungen ersteigbar ist, unter sich die ganze Solile von rieselndem Wasser er- füllt zu sehen, und überall die hinterlassenen Spuren noch viel grösserer Wasserfluthen zu erblicken, als Ausfluss wilder, zum Theil geheimnissvoller vulkanischer Kraft, deren Heerde man mit jedem Schritte näher tritt, gewährte einen Eindruck cigenthüm- licher, vulkanisch -pittoresker, keineswegs aber beruhigender Art. Wir Hessen hier in der Nebenkluft unsere Pferde zurück , ver- zehrten unser mitgebrachtes Frühstück , und setzten um 1 Uhr un- sere Reise , bald im Wasser Avatend , bald auf einer Terrasse neben der tiefsten Sohle hineinschreitend, weiter fort. ]3ald befanden wir uns in der Gegend, wo auf der linken Seite der Kluft eine Kegelffjrmige Yorgebirgskuppe liegt , und von wo an das Terrain, das bis jetzt nur eine sanft geneigte Ebene war, an- fängt, sich etwas steiler zu erheben. Erst von hier an, in etwa drei Älinuten Entfernung vom Kraterrande (siehe die Situationsskizze Kelut Figur 15 B.) kann man daher annehmen, dass der eigent- liche liergabhang der G.- Kelut beginnt. Die Kluft Avurde immer schmäler; die Zahl ihrer Terrassen minderte sich erst auf zwei, dann auf eine; es bildeten diese nur noch sehr schmale, unersteigbar hohe Vorsprünge, die uns zwangen in der tiefsten Sohle , selbst oft bis an die Kniee vom Wasser um- spült, aufwärts zu klimmen oder von einem zum anderen schrei- tend, auf den Felsblöcken, mit welchen sich die Sohle immer mehr anfüllte, hinzuklettern. In demselben !Maasse , als die Felsentrümmer an ]Menge zu- nahmen, verschwand der Sand mehr und mehr aus dem Bette. Um 2 Uhr, nach einer Stunde seit unserem Frühstückshalt, war die Kluft bei einer Gesammthöhe ihrer Wände, die ZAvei Terrassen mitgerechnet, von 115 bis 12o' nur noch 50' breit, und bildete also (siehe Kelut Figur 10) einen sehr schmalen Kanal oder eine Furche, an deren W^änden, sowohl an der Hauptwand, als an den Seiten der Teri'assen überall die Spuren von frischen Einstürzen und Abblätterungen der Sandmassen sichtbar waren. Unter steter Gefahr, von einem sich plötzlich ereignenden Ein- stürze überschüttet zu werden, stiegen wir die schmale Furche auf- wärts, deren Sohle nun zu einem wirklichen durch Felstrümmer verstopften Flussbette geworden war; an einigen Stellen war das Bett durch herabgestürzte Sandmassen verstopft ; über diese mussten wir hinAveg klettern ; an anderen lagen die Felsblöcke, mitunter einige Häuserhoch , so steil auf einander gethürmt, dass der Bach in wie- derholte kleine Cascaden getheilt war , durch welche wir uns , auf den schlüpfrigen Blöcken fassend, hinaufarbeiten mussten. Mancher unvorsichtige Kuli plumpte bei dieser Kletterpartie ins Wasser, aber kein Hülfruf war hörbar. Der Donner des Baches 471 übertäubte alle Stimmen; ein Jeder suchte seinen eigenen Weg, da, wo es ihm am bequemsten schien; die Kluft war nur noch eni schmales Felstrümmerbett zwischen mehr als lOO' hohen, etwas geneigten, nicht ganz senla-echten Sandwänden. Endlich gelangten wir nach 2 fhr an einer Stelle an, wo sie sich plötzlich erweiterte, wo sich ihre "Wände weit von einander entfernten und einen läng- lichen Thalraum zwischen sich Hessen, der sich nun vor uns auftfiat. Zu beiden Seiten in Norden und Süden dieses Eaumes, den wir die wes t liehe Krater kluft des G.-Kelut nennen wol- len, setzten sich die Wände der Laär, immer höher aufsteigend, in zwei lange Eergfirsten fort, und schlössen sich einem Querrande an, wahrsclipinlich dem Kraterrande, den wir in mehr als V2 Minute Entfernung in Osten über uns erblickten. Der südliche Bergrücken (die anfängliche linke Wand der Laär) endigt sich zuletzt in die höchste Südspitze des G.-Kelut, die wir neben dem Querrande be- reits von Kediri aus erkannten (s. Kelut Fig. 1 Nr. 7) und steht in der mittlem oder obern Gegend etwa 2000' von dem nördlichen Rücken ab. So viel beträgt demnach die Breite dieser länglichen, fast drei- eckigen Kluft (vgl. die Situationsskizze Kelut Figur 51 B.), in deren Mitte sich jedoch noch eine dritte Bergmasse, vom Quer- rande an, meist bis zum Anfange der Laär herabgeschoben dar- stellt. Dieses Zwischengebirge theilt den Raum in zAvei längliche Klüfte oder Thalgründe, deren jeder ein mit Felseutrümmern über- streutes Flussbett zur Sohle hat. Dicht vor dem Anfonge der Laär vereinigen sich beide Gabel- förmig zu dem Bache der Laär-Gedog, der sich in dieser Gegend seihes grössten Rcichthums an Wasser erfreut, welches hier Krystall- hell ist, während seines Laufes nach unten durch den Sandboden der I>aär aber immer mehr an blasse vermindert, bis es an der von uns bereits angegebenen Stelle, etwa 4 ÖNlinuten weit von hier, erst von aufgewühltem Sande getrübt erscheint und dann gänzlich versiegt. Zwischen der Gabeltheilung der zwei Klüfte erblickt man von vorn das letzte Ende des Zwischengebirges, das sich Pfeilerförmig mit steil abgebrochenen A\'änden herabsenkt. Junge Anggringwal- dung bekleidet seinen Scheitel und erfüllt auch grösstentheils den verflachten Grund der Klüfte, gleich den Wänden, die sie begrän- zen. Nur die Flussbetten mit ihren Felstrümmern sind kahl, eben so wie einige gerippte. Säulenförmige Wände der Kraterwand, die vorn in Osten hoch emporstarren. Man steht hier am Eingange einer wildpittoreskeu Landschaft; tiefe Ausfurchung der Klüfte; graue Wände von Sand, die kahl zwischen der "N\'aldung hervorblicken ; schroffe Felsenspitzen ; regellose Auszackung des ganzen (iebirgcs; gewaltige Felsblöcke, die in den Flussbetten wild aufeinander gestapelt liegen: dies sind die Erscheinungen, welche den Reisenden umringen, und von den 472 stürmischen, \ailkanischen Kräften zeugen, in deren Schauplatz man nun eintritt. "Wir wählten zum Weiterklimmen das nördliclie Flussbett, ■welches trocken und Wasserleer war und sich mit ehier nur scLr sanften Erhebung in den erweiterten Grund der Kluft hinanzc^'- Wenn mich bereits die merkwürdige Form der Laiir-Gedog in ihrer so eigcnthümlichen Bildung, die man bei keinem andern Vulkan Java's in diesem Charakter Avieder antrifft, höchst überrascht hatte, als eine Wirkung von zwar bekannten , allgemein verbreiteten Na- turkräften, aber durch eigenthümliche ürtsverhältnisse balingt, doch in einer noch ungesehenen, neuen, nur dem (x.-Kelut eigcn- thümlichen Gestaltung, so sollte ich nun durch eine viel seltenere Erscheinung überrascht und erfreut werden, durch eine Erschei- nung, die ich nimmer in einer Kraterkluft erwartet hätte. Schon im Heraufklimmen hatte ich eine grosse Verschieden- heit von Lava- Arten gesammelt, worunter einige mit Zollgrossen, eingeschlossenen Hornblendekr} stallen Avaren, und fuhr jetzt fort, die Härte meines Hammers an den Felsblöcken zu prüfen , als ich auf einmal glaubte, in ein Urgebirge versetzt zu sein und Syenit antraf, von ganz gleicher Bildung, als ich ihn in den Bergketten des nördlichen Sumatra hatte kennen lernen. Syenit in dem Krater eines Vulkan's ! Er trat zuerst in Trünunern und Rollstücken mas- siger Grösse auf, die mit Stücken reiner Hornblende und mit basal- tischen und krystallinischen Lava- Arten mannigfaltiger Art in dem Flussbette vermengt lagen , und erschien nachher an den W änden der Kluft in gewaltigen Blöcken auf einander gestapelt. Voll Er- wartung nach näheren Aufschlüssen über sein Vorkommen verfolgte ich die Kluft und hämmerte, meine Krandjang's (Körbe) mit den abgeschlagenen Stücken füllend, an den Felsen, als mich, \ielleicht durch die Hammerschläge in ihrer Ruhe gestört, aus ihren Nestern aufgejagt, ein Schwärm von grossen AVespen (Ilornissenj überfiel.*) Sie kamen wüthend auf uns au und alles Abwehren war vergebens, so viele Mühe sich meine java'schen Begleiter auch gaben, diesen unerwarteten Feind von mir abzuAvehren. Ich wurde nur von vieren in den Kopf gestochen; der Schmerz Avar aber so fürchterlich hef- tig, dass ich fast das BcAvusstsein verlor und, von den JaA^anen ge- schle])pt, kaum so viel Kraft behielt, aus der ominösen Felskluft zu entkommen und in das höher gelegene Gebüsch an ihrer rechten Seite zu cutfliehen. Hier Avarf ich mich, aller weiteren Untersuchung für heute entsagend, von Schmerzen gefoltert nieder, und verlangte vergebens nach Wasser. Die gestochenen Weichtheile des Kopfes waren heftig angeschAvollen ; etwa 5 Minuten nach dem Stiche Avar Übelkeit und Erbrechen eingetreten nebst einer Neigung zum Kinn- *) "Wahrscheinlich giebt es auf Java mehre verschiedene Arten grosser "Wespen oder Hornissen, die mehr oder Aveniger giftig sind ; sie Averden von den Javanen unter dem allgemeinen Geschlechtsnamen ,,Taon" begriffen; von den Sundanesen aber ,, Enggang" genannt. Sic finden sich besonders in felsigen Ikrggegenden. A. d. V. 473 backeukrampfe , dessen wirkliehen Ausbruch ich vielleicht nur durch eine tüchtige Gabe ]MadeiraAvein , welche ich trank , unter- drückte. INIan glaube nicht , dass diese Angaben übertrieben sind ; das Gift, Avelches mit den Stacheln dieser Thiere in den Körper gelangt, wirkt äusserst heftig und scheint dem Schlangengifte nicht unähn- lich zu sem. So brachte ich, unfähig zu allen Verrichtungen, zwei Stunden hin, bis der mit l^etäubung verbundene Schmerz sich in ein heftiges Brennen verwandelte. Von den Javanen waren nur ein Paar gestochen, die fast eben so sehr wie ich an den Folgen litten. Es war nun zu spät zum AVeiterreisen ; ich Hess daher eine kleine Stelle in der Anggringwaldung vonGlagah und Untergebüsch reinitjon und eine Hütte aufschlao^en : bald loderten einzelne Feuer ringsum, die Reistöpfe kochten und alle Anstalten zum Bivouak waren genommen. (Punkt ^ auf der Situationsskizze Fig. 15 B.) Es ist 4 Llir; die Sonne scheint noch sehr freundlich durch die Anggringbäume, die sich über uns wölben; ^Wr haben daher noch Zeit, die gesammelten Felsarten zu durchmustern und einen Rück- blick auf die Laär zu werfen. Unser l^ivouak ((^) liegt in 34 Gl' Meereshöhe; Avir.sind also aus der Laär beiBreni, das Avenig höher als Blitar (505) liegen kann, 2956' gestiegen. Es ist diese merkwürdige Kluft ihrer ganzen Tiefe nach in Sand ausgewaschen. Dieser Sand ist von grauer Farbe, massig fein und aus der Zertrümmerung von Trachyt und verschiedenen Laven entstanden, von dem er eine JNIenge kleiner, oft Bimsteinartiger Bruchstücke eingemengt enthält. Er ist ohne Zweifel ein Produkt der jüngsten Thätigkeitsperiode des Vulkau's und bedeckt seine liipi)en im ganzen Umfange des Berges mit einer ungefähr 150 mächtigen, in vielen Gegenden noch mächtigern Lage. Er scheint mit Wasser vermengt als flüssiger Schlannn hcrabgeflossen zu sein und dadurch nach Verdampfung des Wassers, ohne andere Binde- mittel, den geringen Grad von Festigkeit und Cohärenz erlangt zu haben , der ihm eigen ist. Dass die Ausfurchung der Laär in dieser Sandschicht durch Wasser bewerkstelligt wurde , kann keinem Zweifel unterworfen sein, obgleich die jetzige AVasser- masse der Laär äusserst gering ist und, wie wir geseheii haben, schon |im obersten Viertheil der Kluft versiegt, so dass die mitt- lem und untern Gegenden völlig trocken bleiben. Es müssen also grössere Wasserfluthen periodisch hier geströmt haben, ent- weder während oder kurz nach der Eruption, »in welcher die Ungeheuern Sandmassen ausgeworfen wurden, wobei» es nur zweifelhaft bleibt, ob das Wasser als solches wirklich aus dem Krater flossl' oder ob es ein Produkt von heftigem, anhaltendem Regen und vulkanischen Gewittern war. Dass in der letzten Eru})- 474 tion in IS 35 Avirklich ungeheuere flauere und heisse Wasserströnie vom Her^e abflössen und sich durch das Tiefland hin in den grossen Kali-lhantes stürzten, ist bei allem lUnvolmern der Umgegend be- kannt. Zur Erklärung der merkwürdigen Terrassenform der Kluft- sohle, Avo ein Kanal immer kleiner Averdend den andern einschliesst, ist es dann nöthig, versehiedene AVasserströme, die in verschiedenen Zeiträumen nach einander an Grösse abnahmen, vorauszusetzen. Die vollkoinmene Ilorizontalität der Terrassen als Theilen der verschiedenen Kanalsohlen erklärt sich dann leiclit durch das lie- streben des Wassers, sich nach allen »Seiten gleichmässig auszubrei- ten, und durch den geringen Widerstand, den ihm die lockern Sanchvünde entgegensetzten, -Nvelche, je tiefer der anfängliche Bach in ihre Massen einschnitt, fortAvährend herabkrümeln und nach- stürzen mussten, bis das immer mehr sich ausbreitende Wasser in der Tiefe nur noch einen sehr geringen Druck auf die Seiten ausübte. So ■Nvurde der erste luid grösste Kanal (siehe Kelut Figur 7) gebildet. Dann muss nach einem Ruhestände, "svährejid kein oder nur weniges Wasser floss, eine zweite, aber kleinere Fluth gekommen sein, welche die Sohle des ersten Kanals von Neuem ausfurchte, und einen zAveiten Kanal bildete, der ganz gleichförmig mit dem ersten airsfiel , nur kleiner Avurde, Aveil die Wassermasse geringe war und Aveil bei ihrer Ausbreitung nach den Seiten der Druck und die Reibung des Wassers schneller in's GleichgeAvicht mit dem Wi- derstände kam, den ihr die Sanchvand entgegensetzte. Diese musste völlig senkreclit Averden, Aveil der nicht unbedeutende Grad von Cohkrenz dieser ]Massen erst eine Unterminirung der Wände durch das Wasser zuliess, ehe die darüber gelagerte Last herabstürzte. (Vergl. Kelut Figur S u. s. av.) So blätterten sich die Wände in demselben JMaasse immer mehr ab, als die Unterhöhlung ihres Fusses durch das Wasser, welches nach Ausbreitung strebte, zunahm. Durch eine noch kleinere Wasserfluth nach einem neuen Still- stande des Fliessens scheint dann eben so der dritte und vierte Kanal entstanden zu sein, in Avelchcra gegenwärtig noch Wasser fliesst. Auf dem söhligen Grunde gleichmässig ausgebreitet bildet dieses eine kaum 2 Zoll hohe Schicht, die nur eine geringe Reibung auf die SeitenAvände ausüben kann. Höher oben in der Laär hem- men Felsblöcke die tiefe Ausfurchung. Auf diese Art suchte ich mir die Bildung der Laär zu erklären, obgleich die periodisch aufeinander folgenden und kleiner Averden- den Wasserströme, nach ZAvischenräumen , avo kein Wasser fliesst, nur hypothetisch sind, Avährend die so ganz senkrechte Be- schaffenheit der SandAvände nebst den so scharf begrä,nzten* Rändern ihrer söhligen Terrassen eine merkwürdige und auffallende Erscheinung bleiben. Dass der ausgespülte Sand bei der beträchtlichen Tiefe und 475 Weite des Kanals, welcher nach einem Laufe von 3 geogr. Meilen (vgl. Kelutbei Nr. 7 Fig. 15.ß) noch 45' tief und 50ü' breit ist, noch mehr zur Überschüttung des schon vorher mit Sand über- schwemmten Tieflandes am Fusse des Vulkan's, wo er sich ausbrei- tet , beitrug , leuchtet ein ; er kam nach Berichten der Eingebornen in 1S35 mit heissem Wasser angeschwemmt und verwandelte Aveite Strecken in Sandwüsten. Auf andern Seiten, in andern Klüften des Berges, fand ein gleiches Statt. Vielleicht dass die ganze Kraterkluft , die sich zA\-ischen dem Anfange der Laär und dem Punkte V. VH. und B. ausdehnt (Si- tuationsskizze Kelut Fig. 155), kurz nach der Eruption mit Sand ausgefüllt war und dass dieser durch die Bäche zu beiden Seiten der Zwischengebirgsmassen hinAveggespült wurde^ bis eine Schicht von Felsen oder Felsentrümmern der weiteren Ausfurchung ein Ziel setzte. Aus solchen Felsen bestehen die unteren Theile sowohl der Seitenwände der Kraterkluft, als auch des Zwischenbergjoches, das sich am Westkraterrande Avie ein Keil herabschiebt und an seiner Ffeilerförmig gesenkten Spitze die Sandschicht, die es trägt, in einer senkrecht abgeschnittenen Wand den Blicken blossstellt. Die Felsen, in grösseren Tiefen zusammenhängend, oberflächlich in eckige und von Gestalt unregelmässige Blöcke zerspalten, sind theils Trachytlaven , meistens sehr reich an Hornblende, theils Syenitlava und wirklicher Syenit, der, von den jvlngern trachyti- schen Laven bedeckt , nur in den tiefsten Flussbetten der Krater- kluft blossgespült erscheint, während jene in Trümmern von man- nigfaltiger Grösse, von 1 bis 3' an Diameter wechselnd , bis weit in der Laär zerstreut vorkommen, und theils dem Sande eingemengt sind, theils oberflächlich auf der Sohle aufliegen. Nur einzelne Blöcke in der obern Gegend der Laär und in der Kraterkluft wach- sen von 5 bis lo' Dicke an. Erst in der Gegend von Breni, welche bereits ganz flach ist, verschwinden alle grössere Trümmer und nur noch kleine Stücke kommen als Geschiebe gerundet im trocknen Bette der Laär vor. Ich sammelte : Syenit (L. Nr. 22 L Bat. Nr. 5), ein sehr schönes, inniges Gemenge von Feldspath (milchweiss) und Hornblende Traben- schwarz) mit vorherrscliendem Feldspath, dessen Krystalle viel grösser als die der Hornblende sind; darin finden sich hier luid da als Beimengung kleine grünlich - goldgelbliclie, lebhaft glänzende, halb durchsichtige Krystalle von Ülivin (Chrysolith).*) Syenit (L. Nr. 225. Bat. Nr. 6a), wie der vorige, aber aus ziemlich gleichen Theilen von Hornblende und Feldspath bestehend. Dieser besonders ist dem sumatra'schen sehr ähnlich.**) •) Spätere An merk. Er schmelzt nicht vor dem Löthrohre, verwan- delt dahei aber seine grünlich - helle Farbe in em schwärzliches Blau und wird undurclisichti«^. A. d. V. *') Spätere Anmerk, Von Z. Xr. 225. Bat. Nr. 6a ist das specifische Gewicht = 3, üb. A. d. V. 476 e Syeii it (Bat. Nr. 6bj, wie Nr. Oa, aber einen Übergang in die Ilornblciidelava L. Nr. 22Ü. ]iat. Nr. IG bildend. Syenit (Bat. Nr. 7), mit vorherrschender Hornblende. Eine Varietfit davon (Bat. Nr. 8). Syenit {L. Nr. 226. Bat. Nr. U), eine andere Varietät von •Nr. 7 mit veränderter Hornblende, die splitterig von Gefüge und grünlich von Farbe ist; sie enthält viel Magneteisen in undeutlich krvf^tallisirten Körnern von lebhaft schwarzblauem Glänze bei- gemengt; von diesen Körnern wird die Nadel stark und lebhaft angezogen . Syenit (]iat. Nr. 10), eine mehr feinkörnige, fast dioritische Varietät von Jiat. Nr. 7. Syenit {L. Nr. 226b. Bat. Nr. 11), eine Varietät von Bat. Nr. 7 mit Beimengung von Magneteisen und Bronzit. Syenit (Z. Nr. 227. Bat. Nr. 12), aus Feldspath und Horn- blende mit vielem beigemengtem Olivin (Chrysolith) und Älagnet- eisen in schwarzblauen, octacdrischen Krystallen, mit starkem Metallglanze. Syenit (Bat. Nr. 13), ein Stück, wovon die eine Hälfte aus Feldspath und Hornblende und die andere bloss aus Feldspath mid Olivin besteht , mit Beimengung von Magneteisen in kleinen Kry- stallen. *) S y e n i t a r t i g e s Gestein (Bat. Nr. 1 4), ziemlich feinkörnig, mit abgesonderten einzelnen, sehr grossen, bis 1 Zoll langen und breiten Hornblendckrystallen; diese sind Tafelartig, von blät- terigem Gefüge nnd haben einen schönen, in mehren Farben schil- lernden Perlmutterglanz. Ausserdem ist viel Eisen beigemengt, das man auf den ersten Blick an seinem grossen ^letallglanze, der viel lebhafter ist, als der der Hornblende, und an seiner schwärzlich- blauen Farbe (Hornblende ist rabenschwarz) erkennt. Syenit (L. Nr. 22S. Bat. Nr. 15), eine sehr schöne Varietät aus gleichem An theile grosser Hornblende- und Feldspathkry stallen. Diese fand ich nur in kleinen Bruchstücken. Hornblendelava {L. Nr. 221). Bat. Nr. 16), eine ]Mengc grosser, länglicher Flornblendekrystalle liegen in allen Richtungen regellos durcheinander in eine graue, poröse, feinkörnige Grund- masse von Trachytlava eingemengt, welche an einigen Stellen die Steinart allein ausmacht. Auch Eisen ist in kleinen Körnern oder undeutlichen Krystallen beigemengt. Hornblendegestein (L. Nr. 230. Bat. Nr. 17), Amphi- bol , reiner, krystallinischer Hornblendefelsen , eine innige Verbin- dvmg von kohlenschwarzen Hornblendckrystallen, ohne alle Bei- mengung anderer Stoffe und von gross -ki-ystallinischer Structur, wie in Bat. Nr. 16, bis in's ganz Feinkörnige übergehend. *) Spätere Anmerk. ' Das speclfische Gewicht der zweiten Hälfte der Bestandtheile von Bat. Nr. 13 ist = 3,3U, von Nr. 15 = 3,00, von Nr. ]G = 3,l!t, von Nr. 17 == 3,10 und 3,20, von Nr. Ib = 2,S5. (NB. Alle specifischen Ge- wichte bei 14,0" K.) 477 Syenitisches Gestein {L. Nr. 231. Bat. Nr. 18), von schöner, krystallinischer Structur, aus Feldspath, Hornblende mit Olivin, Magneteisen und (?) ]3rünzit. Eine höchst merkwürdige Lava-Art {L. Nr. 232. Bat. Nr. 19), Avelche aus einem innigen Aggregat von umgeAvandelten, sehr grossen, glanzlosen Hornblendekrystallen besteht, und in den- selben Blöcken imd Stücken übergeht in eine graue, feinkörnige, poröse Trachytlava. Siehe das Prachtexemplar im Batav. Älus., "welches den erwähnten Übergang deutlich zeigt. Syenit (Bat. Nr. 20), welcher in ein und demselben Stücke (Blocke) übergeht in graue, feinkörnige, poröse Trachytlava, deren vorherrschender Bestandtheil Feldspath ist. Trachyt (Bat. Nr. 21), eigentlicher dunkelgrauer. Dieser nebst allen folgenden findet sich in der ganzen Länge der Laär bis weit hinab zerstreut, Avährcnd die von Bat. Nr. 6 {L. Nr. 225) bis Bat. Nr. 20 der vorhergehenden Nummern, besonders die Syenite ausschliesslich auf die Kraterkluft oberhalb der Laär be- schränkt bleiben; sie liegen offenbar tiefer und sind vom Wasser nur in sparsamen Stücken losgerissen. Trachytlava {L. Nr. 233. Bat. Nr. 22), graue und weiss- lich- graue Varietät, aus Felsitgrundmasse, worin kleine Horn- blendekry stalle eingemengt sind und sich ausserdem einzelne grosse, bis 1 Zoll lange und breite Ilornblendekrystalle (von kohlschwar- zer Farbe) abgesondert finden. Trachytlava (Z. Nr. 234. Bat. Nr. 23), Varietät aus dun- kelgrauer Grundmasse mit eingemengten verglasten Feldspathkry- stallen, mehr oder weniger von Poren durchzogen. Trachytlava (Bat. Nr. 24), mit bräunlicher Grundmasse laid cingemengtem Feldspath und Flornblende; noch mehr porös und verschlackt. Trachytlava (Bat. Nr. 25), mit Bolusrother, durch Eisen- oxyd gefärbter, poröser Grundmasse, Avorin eine gleiche Menge von Feldspath*) und Ilornblendekrystalle zerstreut liegen. Schwarze liimsteinlava {L. Nr. 235. Bat. Nr. 2G a), ganz schwammig, aufgebläht, deren Grundmasse Hornblende ge- wesen zu sein scheint, worin man jedoch nur noch als glanzlose, weisse Stippchen die ehemaligen Feldspathkrystalle erkennen kann. Eine Varietät (Hat. Nr. 26 b) ist noch schwammiger, leichter. Weisse Bimsteinlava {L, Nr. 236. Bat. Nr. 27), ganz schaumig leicht, deren vorherrschender Grundbestandtheil Feld- spath gewesen zu sein scheint. Diese beide letzten Lava-Arten fin- den sich als die leichtesten, am weitesten vom Vulkane zerstreut und bis auf 15 Pfähle (5 Stunden) Abstand umhergeschleudert. *) Nämlich glasiger Feldspath, wie überhaupt dies auch bei den übrigen genannten trachytischen Felsarten der Fall ist, während die Syenitarten ge- wöhnlichen Feldspath (und nur selten Albit) enthalten. A. d. V. 478 V II 1 k a 11 i s c her S a u d u n cl A sehe, mit einf^emengten, klei- nen Pjruehstiukcn traehytischer Laven {L. Nr. 237. IJat. Nr. 2S). An manchen Stellen schon zu 13rezzie erhärtet. IJemerkenswerth ist der grosse Reiehthum dieses Vulkan's an llornhlende, sowohl reiner, die sich als Aggregat aus tausend Kry- stallen in grossen Klumpen von 1 bis 3' I)iameter in der Krater- kluft ündet, als auch einzelner bis 1 und 1 '/2 Zoll grosser Ilorn- blendekrystalle, welche in anderen trachytischen Lavatrümmern eingesprengt sind; diese liegen überall in der Laär zerstreut, neh- men jedoch, wie alle die übrigen Gesteine, nach oben an Häufig- keit zu. Das merkwürdige, vielleicht beispiellose Vorkommen des Sye- nits hier in einem Vulkane, dicht unter der westlichen Krater- mauer des G. -Kehlt, erweckt die Frage: In welchem Verhaltnisse zu den übrigen Formationen steht hier der »Syenit hmsichtlich sei- nes Ursprungs '. \) Wurde er als Lavastrom aus dem Krater, der schon gebildet war, ergossen? Schwerlich; denn die Kratermauern bestehen aus Säulenfömiigem, geripptem Traehyt, der dann älter sein müsste als der Syenit, wollte man nicht annehmen fNr. 2), der ganze vom Krater diuxhbohrfe Trachytdom des Gipfels sei ein neuer Krater, einem älteren von Syenit , dem er entquoll und den er überquoll, aufgelagert. 2j Oder bestehen die tieferen Schichten des ganzen Gebirges aus Syenit, dessen blassen vom Vulkane gehoben, durchbrochen und dann nur oberflächlich von Jüngern plutonischen Gebilden, von Traehyt und Trachytlava überströmt wurden? Möglich. 3j Oder wurde der Syenit bei der Hebung und Durchbrecliung der Erdkruste durch den sich bildenden Vulkan aus grösseren Tie- fen der Erdrinde durch die aufsteigenden und emporquellenden Trachy te nur i n e i n z e 1 n e n ] j r u c h s t ü c k e n mit emporgerissen '. Wahrscheinlich; denn man findet Stücke (vgl. Bat. Nr. 20 bis L. Nr. 229 (Bat. Nr. 16) und L. Nr. 232 (Bat. Nr. 19), die halb aus Syenit, halb aus Trachytlava bestehen und die so innig mit einan- der vereinigt sind , dass sie nur durch feuerige Gluth so fest zusam- mengeschmolzen sein können. Übrigens liegt diese dritte Meinung der zweiten sehr nahe, und beide setzen als nothwendig voraus, dass in gewissen Tiefen unter den Trachytrippen des Vulkan's Sye- nit gelagert sein müsse. Vielleicht fehlt es der Insel Java nur an einigen Tausend Fuss Gesammterhebung , um diesen Syenit über die Oberfläche des Meeres zum Vorschein zu bringen. Auf Sumatra geht dieselbe -Syenitformation wirklich zu Tage, und bildet z. B. in den Batta- Ländern zwischen Tapanuli und Si- lindong ganze Bergzüge, die nur an weit entfernten Punkten von der Domgestalt einzelner Trachytvulkane, z. B. von D.-Lubu radja und den D.-]\Iertimpang bedeckt und überschüttet sind. Spätere Anmerkung. Aber auch auf Java kommen auf einzelnen Stel- len Syenitberge vor, nämlich in den Gebirgsländern der llcgentschaft Kebumen 479 in Bagelen und von Lebak (Distrikt Parang kudjang) in Bantam. In der letzt- erwähnten Regentschaft besteht der Gipfel desG.-Malang zwischen den Dörfern Gua kudjang undTjiniasuk grösstentheils aus Syenit und ist es sehr wahrschein- lich, dass dieser Syenit die neptunische Formation (obgleich diese neutertiär ist) als Ganggestein durchbrochen hat, wie eine Ader, welche gewöhnlich ,, altes plutonisches Gestein" genannt wird und namentlich von Diorit, Augitporphp- und andern schönen Porphyrarten deutlich bewiesen werden kann , da diese letzterwähnten, die als scharf begrünzte Gänge alle Lagen der tertiären For- mation in einer queren Richtung durchschneiden , auf verschiedenen Stellen Java's angetroffen werden. In der dritten Abtheilung , in welcher das neptuni- sche Gebirge abgehandelt -wird, soll hiervon ausführlicher gehandelt werden. Beide Syenite, der von Sumatra und der von dem G.-Kelut, von mir verglichen , sind einander vollkommen ähnlich und iden- tisch, nur dass dieser hier viele Beimengungen von Eisen enthält. Es würde möglich sein, durch eine genaue Nachforschung in allen tief eingeschnittenen Klüften des G.-Kelut über diese fraglichen Punkte nähere Aufschlüsse zu erhalten ; wegen der Unzugänglich- keit des Terrains aber sind diese Untersuchungen mit grossen Schwierigkeiten verbunden, und waren mit den wenigen Hülfsmit- teln, die mir zu Gebote standen, nicht ausführbar. Eine erneuerte Einwirkung des Feuers auf schon gebildeten Syenit machen die vielen Varietäten und Übergänge des Syenits wahrscheinlich, die ich. Anstand nehmend , sie für eigentlichen, legitimen, ächten Syenit zu erklären, mit Bat. Nr. 12 (Z. Nr. 227), 13, 14 u. s. Av. bezeichnet habe und die ausser Feldspath und Horn- blende noch viele andere Beimengungen enthalten, ausser einzelnen sehr grossen, abgesonderten Krystallen von einer besondern Art Hornblende (Epidot), namentlich viel Magneteisen und Olivin, welches letztere bekanntlich plutonischen Formationen, besonders den Basalten vorzugsweise angehört. Die deutlichsten Übergänge dieser Syenite und Syenitlaven — so könnte man dies veränderte Gestein nennen — in Trachvt und Hornblendelaven (vgl. Bat. Nr. 6 i. IG [L. Nr. 229], 19 [L. Nr. 232] u. 21) sind nachzuweisen. ]\[eine Steine waren eingepackt und mit Nummern versehen ; und ich beschäftigte mich noch mit dem Entwürfe dieser Dar- stellungen in meinem Taschenbuche , als die Sonne schon hinter den Saum des Waldes hinabsank und ihre letzten Strahlen wage- recht in mein grünes Laubdach schickte. jNlaleriscli glitt ihr Scliein zwischen den Stämmen des Anggringwäldchens hin, und vergoldete oben noch die höchste, südliche Felszacke des G. -Kelut, die man von hier in Ost-Süd-Ost sah, bis auf den fremidlichen Lichtwechsel die glcichmässig düstere Scimiinke des Abends folgte. Viele wilde Hähne krallten im Gebüsch , nocli emige andere Vögel zwitscher- ten; bald aber schwiegen alle Stimmen, und nur das Knistern unserer Wachtfeuer, welche die Javanen fleissig unterhielten , un- terbrach die Stille der Nacht. Nur zuweilen hörte man ein dumpfes Trampeln und Kauschen im Walde, das nach der Versicherung der 480 Javanon, von wilden Stieren herrührte , auf deren nächtliclie Pfade eil. SterDheHer Himmel mit der friedlichen Mondcssichel herabschien. Meine java'sciien Reiscgenossen lagen oder kauerten an ihi-em F(Mier eng- zusammengedrängt, und erzählten sich von der letzten Eru])ti()n des lierges , die nicht allein hier obeji , sondern auch Avcit hinab im ganzen Umfange des J>erges allen Waldwuchs bis auf den letzten Keim vernichtet hatte. Die Anggringwaldung {Parasponia parrißora Miq.) welche nun wieder alle Höhen und Tiefen überzieht, ist also neuer, als dieser Ausbruch, ihre IJäume, denen man auf den ersten lUick ihre Jugend ansieht, sind nicht höher als 20 bis 25', und ihre noch schlanken Stämme nicht dicker als V^ bis %' ; sie können also, auch wenn ihr Wachsthum gleich unmittelbar nach der Eruption anfing, nur höchstens 10 Jahre alt sein. Der Wädono konnte die Erinnerung an diese vernichtende Eruption, deren Augenzeuge er war, nicht los Averden, und wurde noch mehr durch Angst, als durch Kälte am Schlafe gehindert; er hörte nicht auf, mich zu Avarnen und mich zur Rückreise auf Morgen früh zu ermahnen, wozu ich ihm jedoch keine Hoffnung gab. Allerdings würden wir hier bei einem Ausbruche rettungslos verloren gewesen sein. Wie wenig Vulkane w^ürde man aber besuchen können, Avollte man sich durch solche vorausgesetzte Möglichkeiten davon abhalten lassen .' Nur in unserm Traume flössen Lavaströme und Wasserfluthen ; aber die Natur blieb still und ruhig. Den 17. September 1844. Auf die helle Nacht Avar ein kühler ]\Iorgen gefolgt , der uns früh aus dem Sclilafe AACckte; die Temperatur Avar 10,5" R,. Schon lange, ehe die Sonne aufging, brummte schon unser Kaifeekessel über dem Feuer, und als sie ihre ersten Strahlen auf die Krater- zacke Avarf, kletterten Avir schon an der Wand des Bergrückens V. (Situationsskizze Kelut Figur 15 B) hinan, AA^elcher die Krater- kluft in Norden begränzt. Wir hatten eben unterhalb unseres Bivouak's zA\-ischen andern fast senkrecht - abgethürmtcn Wänden eine zugängliche Stelle, nämlich eine kleine Nebenrippe gefunden, auf deren 'l'rümmermassen und einzelnen auf einander gestapelten Felsblöcken Avir hinanstiegen. Sie Avaren mit AnggringAvaldung bew^achsen und mit Glagah- Gestrüpp und kleinen Gebüschen zwi- schen den Baumstämmen bcAvuchert, durch AAX'lches Avir uns Bahn brechen mussten , und welches uns zur Erklmimung einiger 1 0 bis 15' hoher Absätze, die Avir sonst ohne Leiter nicht Avürden haben ersteigen können, sehr behülflich Avar. Wir langten bald auf der Firste, dem obersten Rande, des Bergrückens an , von avo Avir vorn den queren Kraterrand zAvischen der höchsten Nord- und Südzacke des G. -Kelut I. und IL (Kölut leliit ,Fii*iir A u B Kelut, Figur 15. A u B 11 II mif -a/ /-■ ^"■'- , K r u i f r vtf>* \^' 481 Figur 15 B) und der Zusammenhang dieses Randes mit unserer Firste freilich nur durch einen tiefen , kluftigen Zwischenraum übersahen. Ich beschloss^ ungeachtet der Vorstellung der Javanen, (j/Irada hole, Tuan!" es geht nicht, Herr!) deren einige zaudernd und ungehorsam zurückbUeben , den Kraterrand auf diesem Wege, nämlich der schmalen Bergfirste entlang, zu ersteigen; umging wegen einiger senkrechten Felsenpartien die höchste Kuppe V seitwärts, verfolgte dann die Firste weiter, die sich am äussersten Westkraterrande in einen tiefen Z^vischenraum hinabsenkte, der jedoch viel zugänglicher war, als ich gedacht hatte. Ich ersuche die Leser dieser Skizze, einen Blick auf die Situationszeichnung Kölut Figur 15 B, zu Averfen, welche mich einer ausführlichen Beschreibung der Situationsverhältnisse enthebt. Das äusserst steile Westgehänge des Kraterrandes stellt sich mit mehren quer über einander liegenden parallelen Streifen dar, welche von eben so vielen kleinen Absätzen herrühren , von eben so vielen Lava- und Sandschichten, die Avir jedoch mit Hülfe des Gesträuches , das sie bcAvuchert , nachher alle glücklich erstiegen. Auf dem tiefsten Punkte des Zwischenrandes (Funkt * auf der Figur, 5 B) wurde eine Barometerbeobachtung gemacht. Um lO'A Uhr stand es 291,89 Mllm., Temperatur am freien und fixen Thermometer 20,0*^. INIeereshöhe 4045'. Links oder nordwärts blickten wir in die schrecklich tiefe un- zugängliche Kluft der Laär-Bedali hinab, die wahrscheinlich die tiefste Spalte des ganzen Gebirges ist , und sich vom Westkra- terrande in mehren Absätzen zu einem schmalen Grunde hinab- senkt, in dessen Tiefe man, ohne ihn zu sehen, das Geräusch eines Baches vernimmt; über mehre Felsenwände, von denen einige ver- schiedene lOO' hoch sind, stürzt sich dieser in den Waldumgebenen Abgrund hinab, um dann seinen Lauf nord westwärts fortzusetzen. Er nimmt zuletzt nach der Versicherung der Javanen einen ähn- lichen Charakter, als die Laär-Gedög an, und endigt in einen flachen Sandstrom, der etwas nordwestlicher in der Richtung nach Ködiri in das Flachland übergeht. Jenseits ist diese Kluft des Bedali von der steilen Wand einer Rippe überragt , die sich von der höchsten Nordspitze (I) des Gebirges herabzieht und sich etwas tiefer noch ein Mal zu einer kleinen, spitzen Kuppe (VI) erhebt. Mächtige Sandschichten bedecken auch hier die Trachytrippen des Vulkan's und der meisten Stellen. Nur eine Felsenpartie blieb an der innern Wand zwischen den beiden Kuppen (I und VI) unverschüttet ; sie bildet erst einen Vorsprung an der Wand, erhebt sich spitz und senkt sich dann nach innen als gerippte Felszacke hinab. Zur Rechten, oder in Süden, senkt sich der Zwischenrücken nicht weniger steil hinab , und bildet den Ursprung von der nörd- lichen Gabeltheilung der Laär-Gedog; eine senkrechte , mehr als lOO' hohe Wand von gerippten Trachytfelsen begränzt diesen ober- Juoghuhii, Javü II. . •j^\^ 482 sten Theil der Kluft auf der Ostseite und geht dann über in das Westgehänge des Kraters, das sich bis zum höchsten Rande in lauter einzelnen Absätzen erhebt. Wir trafen hier auf Wege von wilden Stieren (Banteng), deren frischer Mist überall umher lag, und folgten den Wegen dieser Thiere, deren Instinkt überall die zugänglichsten Stellen aufge- sucht, und die senki-echten Absätze, eben so wie mehre mit diesen parallellaufenden Spalten sehr geschickt umgangen hatten. Durch junges Gebüsch von Parasponia , Inga montana u. a. Bäumchen, die mit Glagah und einzelnen Baumfarrn vermengt, diesen Abhang bekleideten, gelangten Avir um SYa Uhr an einen schroff begränzten Rand (Punkt XII der Situationszeichnung), der sich plötzlich endigt und erblickten mehre Hundert Fuss tief unter diesem Rande zu unsern Füssen einen grossen, bläulich grünen See! der rundum, fast Kreisförmig, von unbeklimmbar steilen Wänden umzingelt war, und in der tiefsten Tiefe des Kraters ein- sam, geheimnissvoll dalag. So gross die Überraschung war, so friedlich sein Spiegel herauflächelte : so füllte doch sein Anblick das Gemüth mit einem Gefühle von Beklommenheit, als wenn Verrath und Gefahr hinter seinem Lächeln lausche, meine Füsse brannten mir an der unheimlichen Stelle, und ich wich um so schneller zurück , als ich mit Entsetzen bemerkte , dass die ganze Wand, die sich senkrecht so viele lOO' tief hinabstürzte, aus lauter losem Sand aufgebauet Avar, der links und rechts Spuren frischer Einstürze durch Abblätterungen wahrnehmen Hess. Die Javanen, noch ängstlicher, als ich, folgten mir ; wir wichen lOO' tief in's Gebüsch zurück, während ich mich nach einem siche- rern, gesichertem Beobachtungspunkte umsah. Die Südzacke sowohl als die Nordzacke erhoben sich mit ihren Säulenförmig gerippten Trachytwänden unerklimmbar steil ; aber etwas weiter nördlich von hier, mehr nach der Nordzaoke zu, ragte aus dem Sande des KrateiTandes eine kleinere Fclsenspitze hervor, die aus grossen, länglichen , doch unregelmässig viereckigen Stücken aufgebauet er- schien und einen festen Standpunkt gewährte. Nach dieser Felsen- spitze IV (derselben, die man von Kediri, in Figur 1 rechts von der Nordspitze erblickt) richtete ich daher meinen Cours, auf einem Wege, der mehr für Gemsen, als für Menschen berechnet war, und kletterte schräg unterhalb des Randes hin, der sich hier auch nach aussen (oder Westen) klippig steil, und in mehren senkrechten Absätzen über einander hinabliess. Ich erreichte, nur von einigen Javanen, die meine Instrumente trugen, begleitet, um 9 Uhr die Felsenzacke, welche, wie gesagt, avo nicht aus lauter einzelnen Blöcken auf einander gebauet, doch durch Spaltung und Absonderung in lauter einzelne längliche und unregelmässige vier- eckige Massen getheilt ist, und fand eben Raum genug, um auf ihrer obersten , kahlen Platte von etwa 5' Diameter meine Instru- mente aufzustellen. Nur einige spärliche Gräser und Moose und 483 Polypodium vulcanicum wucherten in den Vertiefiingen der Felsen, welche Trachytlava sind. Ich will allen zukünftigen Reisenden dieser Gegenden Glück zu einem längern Aufenthalte daselbst wünschen, und gestehe offen ein, dass ich mich beeilte, von hier wegzukommen, und sobald nur die allornöthigsten Beobachtungen beendigt waren, den ganzen Gunung-Kelut im Kücken zu haben. Noch kein Vulkan hat durch seine grausige Wildheit einen so beängstigenden Eindruck auf mich gemacht, Avie dieser G.-Kelut. Die Aussicht, welche man von diesem Felszacken genoss, war fürchterlich - pittoresk und in der That schwindlicht erhaben. Auf allen Seiten Hess sich der Felsen in senkrechte Tiefen von mehren Hvmdert Fuss hinab; schattig-düstere Klüfte , deren J^oden das Auge kaum erreichte , gähnten aus ihren Abgründen herauf; unersteigbare Felszacken erhoben sich ganz nahe über uns , einer im Norden (I) , einer im Süden (II) und ein dritter im Osten (III) (siehe Figur 14) und zwischen diesen Zacken eingeschlossen lag da tief unten im Kraterschlunde der ver- hängnissvolle See, dessen Busen schon mehr als ein Mal Verhee- rung und Veiderben über das Land ausgeschüttet hatte, und den im engen Zirkelkreis eine 3 bis 500' hohe Mauer von losem Sand, der jeden Augenblick einzustürzen drohte, umgab. Die Meereshöhe dieses Punktes (l^arom. 9 Uhr 285,46' bei 18,7" Temp., frei und fix) beträgt 4657'. über seinem Horizont bildet die Nordkuppe I einen Winkel von 12" 2l'; die Südkuppe II von 4" 38' und die Ostkuppe von 11" 30', wonach nach der angenommenen Entfernung: I = 900;*) II = 1 800; III = 2450 die erste ungefähr 200' Höhe über den Beobachtungspunkt oder 4857' Meereshöhe; die zweite 140', oder 4797' Meereshöhe und die dritte 450' oder 5017' Meereshöhe hat. Die östhche Wand des See's erschien zwischen ihrem Fusse am Wasser und ihrem obern Rande von hier (IV) in einem Winkel von 11" 45', und die Südzacke vom Punkte (XII) gemessen, bildete mit ihrem Fusse, zu dem sie sich senkrecht hinabsenkte, einen Winkel von 22" 30' , wonach die senkrechte Höhe der ersten (Ab- stand des obern Randes 200o', des untern 1900') 400' und der letztern (Abstand der Kuppe 1400', ihres Fusses am Wasser 1200) 500' über dem Spiegel des Meeres beträgt. Besser als alle Beschreibung vird die beigefügte Situationszeichnung Figur 15 5 dem Leser ein Bild von der Lage des See's und seiner Umgebungen verschaffen. **) *) Die erste Kuppe muss auf der Karte etwa 200' weiter nordostwärts ver- legt werden; da, wü sie gezeichnet ist, liegt der erste Kand des Absatzes. A. d. V. _*') Spätere Anmerkung. Ich habe diese Karte nach den genommenen Winkeln von allen ausgezeichneten und erkennbaren Punkten des Gebirges zu- sammengetragen, verglichen mit den Peilungen , welche ich von umliegenden Plätzei auf verschiedenen Seiten, z. B. von Jilitar, Kediri, Welingin und dem 31* 484 Ich bemiilite mich auf meiner ^Yanderung längs des Krater- randes , seine Form zu ermittehi , so genau dies auf diese Art mög- lich war. Er ist rundlich von Umfang, sein Ostufer und seine Ost- wand ziehen sich ziemlich Kreisrund herum ; seine Westmauer aber dehnt sich mehr gerade von Süden nach Norden aus und bil- det, ausser kleinern Ecken, nahe an ihren nördlichen Enden einen grösseren Vorsprung, der sich von unserer Felszacke (IV) nach innen schiebt, und sich als scharfe Ecke oder Kap herabsenkt. Zwischen diesem Vorsprunge und dem Fusse der Nordkuppe , die sich schroff gegenüber erhebt , zieht sich der See etwas verschmä- lert herum und bildet seine nordwestlichste T3ucht. Sein grösster Durchmesser von Süd -West nach Nord -Ost ist 2000 und seine Jjreite von Osten nach Westen 15 bis ISOO'. Nirgends ist zwischen dem Fusse seiner Ringmauer und dem W^asser ein Ufer zu bemer- ken. Die Wände erheben sich unmittelbar aus dem Spiegel, und steigen überall unbeklimmbar schroff, an vielen Steller. völlig senk- recht empor. Wir stehen hier auf unserer Zacke, in 2iemlich glei- cher Höhe mit dem gegenüberliegenden Ost- und Süd- Ost -Rande des See's, also nicht weniger als 400' über dem Spiegel; so tief senkt sich die Wand hinab und zwar so steil , dass man sich auf den Bauch legen muss, um mit über den Rand vorübergeboge- nem Körper den Fuss der Mauer zu erblicken, den das W^asser bespült. Jene Höhe von 400' kommt der Kratermauer, welche die jetzige Seefläche umgiebt, an den mehrsten Gegenden zu ; nur an zwei Stellen, bei A und B senkt sich dieselbe tiefer hinab und bildet Einschnitte oder Zwischenräume, von denen B zunächst am Fusse der Südkuppe etwa um 200' und A nur höchstens 100 über dem Spiegel erhaben sind. Sehr steil, in fast Terrassenförmigen Ab- sätzen ihrer auf einander gestapelten Felsblöcke senkt sich unsere Spitze (IV) zu dem letzten Zwischenräume hinab , der sich als ein äusserst schmaler, auch nur aus Felsentrümmern aufgestauter, oben ganz scharf zulaufender Rand in einem Halbkreise zum Ge- hänge der Nordkuppe hinüberzieht , und der sich nach aussen fast eben so steil in die Kluft (Laär-) Bädali hinabsenkt, als nach innen Gunung - Wilis (cf. Fig. 7 Nr. 6 und 7 ; Fig. 17, IS) , nach den verschiedener Zacken des Kraterrandes nahm , und den Abstand dieser Zacken von einander, (oder die Grösse, nämlich den Durchmesser des Kraters) nach den mit den Theodolith oder Sextanten gemessenen Winkeln bestimmt , in welchen sie \on Plätzen erschienen, deren Entfernung annähernd genau bekannt ist. Xach ler vorläufig so bestimmten Lage und Distanz der drei höchsten Zacken von «in- ander, 1 zu II = 2550', und II zu III = 2675', war es leicht, durch Messung der Winkel derselben auch die Lage der erstiegenen Punkte IV, V, XII ^und C zu ermitteln und dann von diesen durch fortgesetzte Messungen ihrer Azi- muthwinkel auch alle übrigen nicht erstiegenen Punkte , so wie den Durcimes- ser des See's nach verschiedenen Richtungen zu bestimmen. Doch kam ich die Karte , wegen der noch genauer zu bestimmenden Entfernungen , für nur annähernd richtig ausgeben; die Abmessung einer Basis auf so'chem Terrain war unmöarLich. A.d. V. 485 zum Ufer des See's , wo seine Mauer beinah senkrecht ist. Er ist sparsam mit Waldgebüsch bewachsen , das sich an einigen Stellen bis hinab zum Wasser zieht. Vielleicht wird es möglich sein , über diesen tiefen Verbindungsdamm zur Nordkuppe zu gelangen, aber immer würde dies eine halsbrechende Arbeit sein inid bleiben. Ausser den Felsentrümmern dieses Dammes und den Blöcken , wo- raus unsere Beobachtungsspitze aufgestapelt ist, brechen auch noch an den drei höchsten Kuppen des Gebirges, der Nord-. Ost- und Südkuppe compakte Felsenmassen hervor aus den Sandschichten und stehen zu Tage an. Die Nord- und Südkuppe steigen un- mittelbar von dem Ufer des See's zu ihren höchsten Spitzen auf, indem sie 3 bis 400' hohe schroffe Wände bilden und sich dann, in mehren Absätzen zurückti-etend , zu den höchsten Zacken erheben. Die Ostkuppe aber liegt etwas entfernt von dem Kraterrande, der sich als ein schmales Sandplateau vor ihr hinzieht, und sich dann erst scharf begränzt in die 400' hohe Wand des See's herab- lässt; desshalb stellt sich diese Kuppe wie aufgesetzt auf die Sandterrasse dar, obgleich es deutlich ist, dass ihre untere Hälfte, die früher eben so wie die Nord- und Südkuppe bis auf den Grund des Kraters reichte , von Sand überschüttet und in Sand begraben wurde. Sie ist die höchste Zacke des ganzen Gebirges und ragt 450' über unsern Standpunkt empor, während ihre absolute Höhe von ihrem Fusse oder der Sandplatte an , Avelche dort etwas höher als unser Standpunkt liegt, 300' betragen mag. Sie ist Figur 14 dargestellt, wo a a gerippte, undeutlich Säulenförmige Felsenwände bezeichnet und h h die Sandplatte, deren scharfbegränzter Rand sich in die Wand des See's herabsenkt. Diese Sandplatte setzt sich von da, schmäler werdend, nach der Nordkuppe hin fort, bildet aber erst auf der Nord-Ost-Seite des See's einen tiefen Zwischen- raum, hinter welchem sich zwischen Kuppe I und HI eine grosse Kluft (Laär*]) am Berggehänge hinabzieht, ehe sie an der innern Wand der Nordkuppe, wie in Figur 13 anschaulich gemacht ist, wieder zum Vorschein tritt. Hier bildet sie eine schmale Schicht von Sand {h h), aus welcher die Felsenmassen {a ä) , an denen sie als innerste Bekleidung anliegt, höher oben emporragen. Auch diese Felsen zeigen ein Bestreben zur regelmässigen Absonderung und bilden längliche , fast Säulenförmige ÖMassen , die senkrecht emporstehen und sich stumpf abgerundet endigen. Aber am deut- lichsten tritt die Absonderung der Trachytwände in einzelne Säu- len an der Südkuppe hervor und zeigt sich dort sehr schön, so- wohl an dem äussern westlichen Gehänge , als auch an der innern Wand dieser Kuppe. Ihre höchste Schicht ist eine etwa 40' dicke *) Meine Begleiter nannten diese Laär-Semut und sagten, dass sie sich in den Kali-Lekso münde, was jedoch nicht der Kali-Lekso sein kann, welcher sich westwärts bei Welingin herabzieht. Sie muss sich vielmehr in den Kali- Konto ergiessen, welcher am Novd-Üst- und Nord-Fusse des G.-Kelut vorbei- strömt. A. d. V. 4S6 Sand- und Gerölllage, auf diese folgt ein Vorsprung und dann eine zweite etwa GO' hohe Sandschiclit, dann ein neuer, gleich dem ersten nicht horizontaler, sondern abwärts, patallel mit dem Picrggehänge geneigter Vorsprung, der sich in einen scharfbegränzten Kand endigt; dieser Kand stürzt sich nun 400' tief bis zum Ufer des See's hinab , setzt sich wahrscheinlich noch eben so tief unter dem Spie- gel fort, und bildet eine nackte Felswand aus einzelnen, aber dicht an einander liegenden Trachytsaulen. Diese sind vierkantig - pris- matisch , stehen senkrecht und parallel neben einander , während ihre Dicke 4 bis 5' und die Länge der einzelnen Glieder gegen 50' zu betragen scheint. Alles übrige , ausser diesen aufgezählten Felsenpartien ist mit Sand überschüttet. Aus Sand ist die westliche Kratermauer gebil- det , und eben so die östliche und südöstliche ihrer ganzen Höhe nach (von 400) bloss aus Sand aufgebaut, an dessen kahlen Wän- den man keine festen Felsen entdecken kann. Dagegen sind Spuren frischer Einstürze und Abblättcruiigen überall zu bemerken, ja an einzelnen Stellen ist die Wand nicht bloss senkrecht, sondern nach innen überhängend. Nur hier und da zieht sich eine dürftige Strauchvegetation bis zum Ufer des See's herab. Besonders scharf begränzt und sehr regelmässig in einem Halb- kreis zieht sich die südöstliche Kratermauer um den See herum, und schneidet oben in einer schnurgeraden Linie von dem Sand- plateau ab, welches den Zwischenraum zwischen der Süd- und Ostkuppe (I und III) erfüllt. Die Form dieser ebnen Platte ist Halbmondförmig und ihre grösste Breite in ihrer Mitte, südostAvärts vom Centrum des See's, ehe sie sich wieder in das äussere Gehänge des Berges herabsenkt, scheint 4 bis 500' zu betragen. Sie ist kahl und ohne Pflanzenwuchs. Vier kleine Kegelförmige Kuppen (Nr. A^III, IX, X und XI auf der Karte) erheben sich mitten aus dieser Sandfläche in ungleichen Abständen von einander und sind wahr- scheinlich Felsenzacken der alten Kratermauer, die sich in etwas grossem! Abstände vom See als der jetzige Rand von I zu III herüberzog und die nachher mit Sand überschüttet wurde. Ehe wir unsern Standpunkt verlassen , werfen war noch einen Blick rund um uns hin. Tiefe Abgründe umgeben uns und schroffe Zacken ragen um uns empor. Ausser den schwindlicht- tiefen Klüf- ten imd ihren Nebenspalten sprechen die vielen Felsenhörner für eine furchtbare Verwüstung und Zerstückelung des Gebirges, die hier einst geschah. Ausser 1) der Zacke, auf welcher wir stehen, erheben sich noch 2) die nordwestliche Spitze Nr. VI, 3) die Nord- kuppe Nr. I, an deren Ostgehänge sich 4) noch mehre Nebenzacken und schroff" gerippte Wände darstellen ; 5) die kleine Felszacke an der Nordwand der Bedali- Kluft zwischen I und VI; 6) die Süd- kuppe des Gebirges Nr. II, auf welcher, da sie stumpfer als die übrigen ist, der Sand liegen blieb und die erwähnten Schichten von 60 und 40' Mächtigkeit bildeten ; 7) die spitze, Pfeilerförmige Ost- 487 kuppe Nr. III; und 8) 9) 10) und U) die vier kleinen Kuppen, welche aus der südöstlichen Sandplatte hervorragen. Die Kraft der Ausbrüche, welche den Gebirgsgipfel des G.- Kölut so zerstückelten, muss ungeheuer gewesen sein. Weiter sind die Sandmassen in ungeheurer iNIenge nach allen Seiten , besonders über den westlichen queren Kraterrand übergeströmt, wo sie alle Fel- sen überschütteten. Selbst auf der hohen Südzacke lasten sie in sehr mächtigen Schichten. Zwischen solchen Umgebungen , in Süden und Norden von 5 bis 600', auf den mehrsten übrigen Seiten von 400' hohen senk- rechten oder nahe senkrechten Wänden eng umschlossen, liegt der stille See. Kein Ufer umsäumt ilm, und unmittelbar, besonders in Süden und Süd -Osten in regelmässigem Halbkreis, streben die Wände aus dem Wasser auf. Nur die Umgebungen seiner nord- westlichen Bucht fallen weniger steil; dort kann man sehr tief in das äusserst klare (hellgrüne) Wasser hinabsehen und glaubt in einer Tiefe von 30 bis 50' noch Conferven oder andere Wasserpflan- zen auf den Felsen zu erkennen. In der Sonne Spangrün, geht seine Farbe im Schatten der Felsenwände in's Kobaltblaue über. Nirgends ist die geringste Bewegung seines Wassers zu entdecken, keine Emporwallungen, keine Spur von Dämpfen ! Eine tiefe Ruhe bedeckt ihn, spiegelglatt, todtstill liegt er da, bis — die Kräfte, die unter ihm in der Tiefe schlummern, ihn einst wieder von Neuem beunruhigen werden. Nach direkten Messungen liegt also die Kraterkluft, wo unser gestriges Bivouak stand, 1196 unter dem Punkte IV des West- kraterrandes, der sich in den mehrsten Gegenden sehr schroff zu dieser Tiefe herabsenkt; vielleicht, ja wahrscheinlich, dass man in dieser Tiefe, nämlich in gleicher Höhe mit der Westkraterkluft, den Boden des See's suchen muss; da nun der Kraterrand, na- mentlich der gemessene Punkt IV 400' hoch über dem Spiegel liegt, so erhielten wir für die senkrechte Tiefe des Wassers (1196 minus 400) also volle 796 . Die Steilheit und grosse Höhe der Kraterwände über dem Wasser, aus welchem sie ohne alle Ufer emporstarren, die Lage und Beschaffenheit der Westkraterkluft, die sich unterhalb des schroffen Avestlichcn Abhanges der Mauer, als ein Theil eines altern, grössern Kraterbodens darstellt, machen diese Tiefe des Wassers wahrscheinlich. Ist nun der Durchmesser des See's, den man sich nach unten abnehmend denken muss, von Süd- West nach Nord-Ost = 2000 und von West nach Ost = 1700' richtig, so kann man die Wassermasse annähernd auf 1804 Millionen Kubikfuss schätzen. 488 Übersicht der gemessenen Höhen. Ort Über der Zacke IV (Trig.) Über dem See (Trig.) Über dem Niveau des Meeres Bivouak (5* in der Kraterkluft . Felsenzacke IV der Westmauer Verbindungsrücken * Ostrand der Kratermauer . . . Nordzacke I Südzacke II Ostzacke III 200 140 450 400 400 600 540 850 3461 bar. 4657 bar. 4045 bar. 4657 4857 4797 5107 Wir verliessen unsern gefährlichen Standpunkt um 10 Uhr, und athmeten erst wieder ruhiger, als wir den ominösen Rand einige Hundert Fuss über uns erblickten. Wir machten erst um 1 Uhr wieder Halt, in der Kluft der Laär-Gedög, an einer Stelle, wo der Bach schon verschwunden und im Sande versiegt war. Er- müdung zwang uns, zu halten ; wir wählten diese Stelle, die weniger gefährlich aussah, obgleich die Hitze, welche theils von dem kahlen Sandboden aufstieg, theils von den kahlen Wänden wie in einer Strasse zurückprallte, wenig Erquickung versprach. Wir gönnten uns und unsern Kuli's hier eine Stunde Rast, schnell war das Bivouak aufgeschlagen , und Reis - und Kaffeetöpfe dampften über angezündeten Feuern. An dieser Stelle (* auf der Situationsskizze Fig. 15 ^) betrug die gemessene Breite der Laär 135 imd die Höhe ihrer Wände So. Die Sonne brannte heiss auf uns herab und kein Baum war vorhanden , der uns Schatten gewährte. Wir warteten vergebens auf unsere Pferde , mit denen die Javanen , ungeachtet ihnen das Gegentheil befohlen war, zurück gegangen waren. Wir setzten daher um 2 Uhr unsere Reise durch den erhitzten Sand- und Steingrund der Laär zu Fuss weiter fort und trafen erst tief unten, im flachgewordenen Ausgange der Kluft, da, wo sie schon wieder eine Breite von 500' erreicht hatte, die Pferde an, die uns von Breni entgegen kamen. Die Sonne stand schon tief und neigte sich hinter den Dünsten amG.-Wilis ihrem Untergange. Ich sah hier zum ersten Male einen java'schen Häuptling zornig werden. Der Wedono nämlich, der sich die Füsse wund gelaufen hatte und kaum noch fort konnte , vertheilte an drei der ungehor- samen Pferdeaufpasser, die es sich selbst bequemer wie ihm und mir gemacht hatten, eigenhändig jedem eine Tracht Prügel, was sehr possierlich anzusehen war, und geduldig aufgenommen Avurde. Nachdem die Execution geendigt war, Avaren beide Parteien äusserst glücklich, imd zogen scherzend weiter. 489 Die Nacht brach ein, als wir die Kluft verlassend, ihr waldiges Ufer betraten ; die Finsterniss und die Gefahr vor Tigern , von denen diese Wälder wimmeln , nöthigten uns Fackeln anzuzünden, in deren Scheine wir den Wald durchzogen. Ein Aashafter Ge- ruch erfüllte die Luft , rührte aber, auch nach den Versicherungen der Javanen, von nichts anderm her, als von den duftenden Blü- thenkolben gewisser Arumarten {Amorphophallus variahilis BL), die hier häufig wuchsen. Unsere Caravane, von Tigerfurcht be- fangen, marschirte dicht gedrängt an einander und erhob, nachdem sich ein Geräusch im Walde hatte hören lassen, ein wüthendes Ge- schrei, das beinahe ununterbrochen bis nach Breni und bis zur Heiserkeit der Kehlen fortgesetzt wurde , auch hatte mir der We- dono auf jeder Seite meines Pferdes einen Javan mit gezogenem Säbel ! zur Bedeckung gegeben , und das ganze Betragen der Javanen deutete an, dass ihnen die Häufigkeit von Tigern in dieser Gegend aus Erfahrung bekannt war. Doch erreichten wir wohlbe- halten das Dorf Breni als wir um 8 Uhr aus dem Walde traten und die Schaar der freundlichen Sterne erblickten, die aus heiterster Luft herabschimmerten. Wir traten unter Hundegeblaff in die Umzäunung des kleinen Dörfchens und nahmen im Hause des Häuptlings Platz, welches, wie gewöhnlich, eine Bambushütte war. Ungeachtet des harten Lagers auf einem Bale Bale ruhte ich mit vieler Behaglichkeit aus und empfand das angenehme Gefühl der Geselligkeit, der ich nun wieder traulich unter Menschen und in der Nähe eines mensch- liclien Heerdes war. Das Wohlthätige menschlichen Verkehres trat hier um so greller hervor, je kleiner die Gruppe von Hütten und je einsamer ihre Lage iimiitten weitverbreiteter Wildnisse w^ar. Auch schien sich der Wirth mit allen seinen Hausthieren unseres Besuches zu erfreuen; freilich Avurde unsere Ankunft einigen von den befie- derten Bewohnern dieser Kolonie verderblich , einige Hühner mussten bluten, ja selbst der Lebenskeim mehrer künftigen Ge- schlechter wurde unsertwillen schon im Eie vernichtet, und — musste in der Pfanne braten , — aber wir trösteten uns über un- sere Grausamkeit mit der Nothwendigkeit des Fatum's, das zu seiner Zeit so gut Menschen wie Hühner und Hähne verschlingt. Wir verzehrten ein recht erträgliches Abendbrodt, an welchem, un- eingedenk der Hegel: ,, viele Köche u. s. w. " wenigstens 10 ver- schiedene Scheidekünstler, den Wödono in eigner Person darunter begiiffen, gearbeitet hatten, und schrieben und plauderten dann noch bis Mitternacht mit den Javanen, deren Gespräch sich über Tiger und andere Bewohner dieser Waldungen ergoss. Nach ihnen kommen in diesen Wäldern folgende grössern Thiergestalten vor , die , bloss die Affen ausgenommen , sämmtlich nur des Nachts umherschwärmen: 1) der Affe Monjet (Cercopi- thecusCynoynolgus); 2) der Affe Lntnnfy (Sem?iopithecus Maurus); 3) der Affe Köi von braunrother Farbe {Semnopithecu^ ptjrrhus 490 Hrsf.) ; 4) der Affe Uwa uwa (von den Europäern Wa wa genannt), welcher selten ist (Hylohetes Leuciscus); 5) der Affe Tukang (syst. Name unbekannt) , welcher dem vorigen ähnlich , aber lautlos ist ; 6)Hirsche; 7)Kehe; 8) wilde Schweine; 9j Andjing adjad (Cam's rutilans), wilde Hunde von röthlicher Farbe; 10) Andjing gigi*) (syst. Name unbekannt), eine kleine Hundeart, röthlieh, mit dün- nem, nicht buschigem Schwanz; 1 1) das Thier Luak {Paradoxurus Mitsang a) , welches den Hühnern nachstellt; 12) Kantj il (J/o- schtiB Javanica), das kleine Moschusreh, kommt häufig vor; 13) Banteng {Bos sundaicus Tem.), wilde Kühe, auf dem G.-K6lut und Kawi häufig; die ^Männchen (Stiere) sind schwarz mit weissen Beinen , die Kühe braunroth , doch sollen auch zuweilen einzelne Kühe schwarz sein. Wilde Büffel (Karbauen) sind nicht vorhanden, ebensowenig Rhinocerosse ; letztgenannte trifft man in Kediri sehr selten an und die Inländer erzählten es mir als eine grosse Merk- würdigkeit , dass vor fünf Jahren in dieser Residenz , nämlich im Südgebirge (Gunung-Kidulj, ein Rhinoceros geschossen worden sei. Viel wurde von dem Thiere Santeng gesprochen, welches kleiner als ein Reh , aber Gestalt und Hörner wie ein Stier haben soll; niemand hatte es aber selbst gesehen; könnte es vielleicht eine kleine noch unbekannte Antilopenart sein? — Ausserdem vier Ti- gerarten, nämlich 14) ^latjan lorek (Felis tigris), der Königs- tiger, mit schwarzen Streifen auf gelbem Fell, der nicht hoch klet- tern kann; 15) Matjan t\xi\x\**) {Felis Pardus), der Panther, mit schwarzen Flecken auf gelbem Fell, kleiner als der vorige ; 1 6) M a - tjan kombang***j, eine Spielart (var. nigra) des vorigen und ganz so wie dieser, aber schwarz, f) Diese beiden sind seltner, als der Königstiger und können bis auf die höchste Spitze der Bäume klet- tern; 17) Matjan gögor {Felis spec. ?), von der Grösse eines Hun- des, mit kleinen schwarzen Flecken auf gelbem Fell; ist noch seltner als die andern; 18) Matjan rempak {Felis minuta), die gewöhn- liche wilde Katze, welche gemein ist. Elitär, 18. September 1S44 (Mittags). Ich brach diesen Morgen früh von Bröni auf und kam nach 8 Uhr hier an; hier habe ich die entworfenen Beschreibungen aus der Kraterkluft von ehegestern und aus Breni von gestern Abend geordnet und mit Zusätzen und Verbesserungen zu der vorstehenden •) Gigi = Zahn; Andj ing = Hund. J. K. H. **) Tutul = Flecken. J. K. H. ***) Kombang=- Blume. J. K. H. t) Dass der schwarze Tiger nur ein Farbenspiel des M. tutul (Panthers) ist, ist bewiesen : eine gefangene schwarze Tigerin gebar ein gewöhnlich geflecktes Junges. A. d. V. 491 Skizze zusammengestellt und will nun noch , ehe ich zur Abreise nach Welingin sattle , das Wenige hinzufügen , was ich über die Geschichte des Vulkan's habe erfahren können. Ausbrüche des G.-Kelut. (Da diese in 1S44 geschriebenen Skizzen erst in 1S50 hier in Europa gedruckt worden , so bin ich in der Gelegenheit gewesen noch manches Geschichtliche hinzuzufügen.) 1000. Ungefähr im Jahre ein Tausend nach Christus hatte zufolge eines Berichts, der in einer java'schen Chronik vorkommt, welchen Raffles*) mittheilt, ein grosser Ausbruch aus dem G.-Kelut statt: ,, theßrst eruption of tlie mountain Klut, qf ivhich tradition makes mention, is recorded to have taken place atliis time," (als Kudo Laiejan regierte, ungefähr im Jahre 927 der java'schen Zeit- rechnung,) ,,iühen the discharges from it are represented" ,,to have heen like thunder , and the ashes to have involved the country in impenetrahle darkness.'^**) 1811 , 5. Juni. Ausbruch von einer sehr feinen und leichten Asche, die nach Horsfield ***) reine Alaunerde war. 1826, 11. his 14. October. Es hatte ein heftiger Ausbruch Statt, dessen Explosionen man durch ganz Ost- und Mittel -Java hörte, unter andern auch den 13. October des Morgens zwischen 9 und 10 Uhr zu Jogjakerta. f) Durch ganz Ost -Java bis nach Banju Avangi hin war die Luft von der Asche verfinstert und wurden gleichzeitige Erderschütterungen gefühlt. Vollkommen gleichzeitig mit dem G.-Kelut erlitt der Krater (Eruptionskegel) G. -Pakuodjo iniG. -Dieng einen Ausbruch, der die Residenzen von ]Mittel- Java mit Asche überschüttete. (Siehe oben Seite 214.) ÄlerkAvürdig ist es, dass zwei Vulkane, die, wie der G.- Pakuodjo und G.-Kelut, 37 geographische Meilen von einander entfernt liegen , gleichzeitig ausbrachen , während keiner von den dazwischen liegenden Feuerbergen, deren Krater, (wie *) History of Java II. j). 95. •*) ,,Der erste Ausbruch des G.-Kelut, dessen die Tradition Erwähnung thut, soll um diese Zeit Statt gefunden haben" „und werden dabei die Ent- ladungen beschrieben wie der Donner, während die Asche das ganze Land in undurchdringliches Dunkel hüllte." J. K. H. *•*) Vcrhand. Batav. Genootsch. t. VIII. t) Nach Mittheilungen des Herrn General - Major van der Wijck. Man sehe auch den Jav. Courant vom 1*^. und 25. October 1826. Nr. 42 und 43. A. d. V. 492 die des Gunung-Sändoro, Sumbiiig, Uiigaran, Mörbabu, Mörapi, Lawu,) doch sämmtlich noch geöffnet sind, sich gerührt zu haben scheint ! 1835 hatte ein Ausbruch Statt, der dem vorigen ähnlich, aber weniger heftig war. Tag und Monat konnte ich, ungeachtet aller Nachfragen in vielen Orten Kediri's, bei Häuptlingen und Gemeinen, nicht erfahren.*) In der Heschreibung der Erschei- nungen, welche das Ereigniss begleiteten, waren die Angaben der Eingebornen sehr übereinstimmend und deutlich. Nur mit der Zeit- rechnung waren sie in der Wirre. In der Zeit, zu welcher die Erup- tion von 1S26 Statt fand, laut dem Jav. Courante, irrten sich Viele um zwei volle Jahre ! Aus diesen übereinstimmenden Angaben der Javanen , beson- ders der Häuptlinge in Srengat, lUitar u. a. geht thatsächlich das Folgende hervor : }^ei jedem Ausbruche, sowohl dem letzten als vorletzten, wurde der Blick der Beobachter zuerst durch heftige Detonationen, die dem Abbrennen entfernter Kanonen glichen, nach dem Berggipfel ge- lenkt. Das erste, was sie dann sahen, war Feuer, nämlich Feuer sowohl in der Luft, durch welche vom Gipfel aufwärts Tausende von Strahlen , Klumpen und Funken in P>ögen hindurchflogen , als auch Feuer am Berggehänge , wo es in Strömen vom Gipfel herab- floss. Wahrscheinlich war dies Alles glühender Sand mit einzelnen Steintrümmern vermengt, welcher theils in die Luft geschleudert wurde, theils über den Kraterrand überquoll und dann in den Längeklüften herabfloss. Durch dieses Feuer wurden in den obern Eegionen des Gebirges alle, und in den untern Gegenden desselben, die zunächst an die Feuerströme angränzenden Waldungen gänzlich und plötzlich ver- brannt und verkohlt und aller Pflanzenkeim vernichtet. Die ])eto- nationen und heftigen unterirdischen Schlüge dauerten dabei fort und waren in 1S26 von solcher Heftigkeit, dass sie noch 36 geogr. Äleilen geradlinigt vom Vulkane entfernt, nämlich zu Banju wangi wie eine Kanonade gehört wurden.**) Später vermischten sich mit dem unterirdischen Donner wirkliche Donnerschläge, und aus dem dicken Gewölk über dem Berggijjfel stürzten Wolkenbruch- artige Regen herab. Erst später, einige Zeit nach dem Anfange der Eruption, kamen auf verschiedenen Seiten des Vulkan's, da, wo sich jene grossen Hauptklüfte, welche, wie Laär-Semut auf der Nord-Ost-, Laär-Bedali auf der Nord- West-, Laär-Gedög auf der "West-Süd- West-Seite, schon oben am Kraterrande entspringen, herabziehen, ungeheure Sand- und Wassermassen angeströmt, die. *) In dem Jav. Courant von diesem Jahre konnte ich nichts finden. "*) Eben so zu Jogjakerta, gleich weit westwärts vom Vulkane entfernt. A. d. V. 493 sich ausbreitend, das Flachland überschwemmten, das bebaute Feld verwüsteten, Sawah's bedeckten, Dörfer verheerten und sich zuletzt in den grossen Fluss von Kediri, Kali-Brantes, stürzten, dessen Wasser über seine Ufer trat, Überschwemmungen verursachte und bis nach Surabaja hin getrübt Avurde. Viele Fische starben oder schwammen betäubt auf der Oberfläche, wo sie in grosser Anzahl mit Leichtigkeit gefangen wurden. Ihr Genuss jedoch wurde den Menschen nachtheilig, und Hunderte fanden dadurch ihren Tod. Die Bandjer's (Wasserfluthen) näherten sich manchen Dörfern, die in der Fläche am Bergfusse lagen, so schnell, dass an kein Flie- hen zu denken w^ar. Die grössten Überschwemmungen sollen im Distrikte Srengat Statt gefunden haben, also in Süd-\yesten vom Berge, auf der Seite, wo die Laär-Gedög herabzieht. Nach den Berichten der Javanen war theils gröberer, theils fei- nerer Aschenähnlicher vulkanischer Sand in diesen Strömen mit Wasser zu einem Brei oder Schlamm vermengt, der noch am Fusse des Berges dampfend heiss war; das Wasser war gelb und schien viel Schwefelsäure zu enthalten; es war sauer und corrosivisch; Büfieln, welche von solchen Strömen überrascht und umspült wur- den, waren die Beine davon angefressen (oder angebrannt?). Das Wasser des Kali-Brantes winde davon ebenfalls sauer und für mehre Tage untrinkbar, bis sich die Wasserströme, nach Beendi- gung neuen Zuflusses von oben , wieder verlaufen hatten und die Sandströme nach Verdampfung ihres Wassers in AVüsten von losem und beweglichem Sande verwandelt wurden. Solche Sandfelder umgeben den Vulkan auf den meisten Seiten, besonders in Westen und Süden, ja das ganze Flachland von Kediri besteht aus mächti- gen Schichten vulkanischen Sandes. Ausser kleinern Steinen wur- den dabei auch viele grössere Felsentrümmer sowohl durch das Wasser fortgewälzt, als auch vom Krater ausgeschossen und in beträchtliche Entfernungen geschleudert. In der Eruption von 1826 wurden nach Angabe des Regenten von Kediri durch den Sand hauptsächlich folgende Verheerungen angerichtet. 1) Im Distrikte Srengat und Djambejan, westsüdwestwärt s vom Berge durch den Strom der Laär-Gedög, die in denK.-Brantäs mündet, 150 Bau Sawah's von 20 Dörfern. 2) Durch den Strom Laär-Bödali und des K. -Konto, *) nord- west- und nordnordwestwärts vom Berge in zwei Zertheilungen a) im Distrikte Papar 170 Bau Sawah's von 30 Dörfern; b) im Di- strikte Suko rödjo 130 Bau Sawah's von 15 Dörfern. Die so über- •) Dieser Bach fliesst am Nordfusse des G.-Kelut vorbei, bricht zwischen diesem und der nördlich vom G.-Kelut gelegenen Lusonggokette durch und wendet sich dann dem Westfusse dieser Kette entlang, nachher nordwestwärts zum Kali-Brantes. A. d. V. 494 schütteten Reisfelder (Sawah's) konnten 6 Jahre später noch nif lit wieder zur Kultur gebraucht werden. Als der Assistent -Resident von Ngrowo, J. B. van Hkrwer- DEN, in 1S30 nach Kediri kam, waren die Verwüstungen noch in ihrer ganzen Ausdehnung sichtbar. Er giebt (ohne Zweifel nach den schwankenden Angaben der Eingebornen) 1827 als das Jahr der Eruption an. Der früher hohe Kraterrand soll dabei emge- stürzt sein und es soll der Krater seine Gestalt ganz verändert haben. Übrigens stimmt das, was dieser vortreffliche Beobachter mittheilt, mit dem Obigen gut überein. .Siehe Verhandel. Batav. Genootsch. XX. (over het Tengg&rsch Gehergte). In der Eruption von 1S35 waren diese Verwüstungen nur um ein Weniges kleiner. Nach Mittheilungen des damaligen Residenten von Ködiri (G. L. Baud) wurde auf der West -Süd -West -Seite (^wahrscheinlich durch dieselbe Laär-Gedog, deren obere Gegenden wir haben ken- nen lernenj eine früher mit Vegetation bedeckte Fläche in ein 1 8 Pfähle langes und 3 Pfähle breites Sandmeer verwandelt. Nach diesen einstimmigen Berichten treten die Eruptionen plötzlich ein , ohne alle Vorzeichen, und der See, welcher den Krater erfüllt , hat keine Zeit , erst langsam zu verdampfen, sondern wird durch die aufsteigende Dampfsäule, die den Boden des See's öffnet und durchbricht , zersprengt und theils in die Lüfte geschleudert, theils über den Kraterrand hin weggegossen. Es quillt dann das Wasser, gehoben, zuerst über die niedrigsten Stellen dieses Randes über, und gelangt wahrscheinlich nur fein zerthcilt in die Luft, vielleicht theilweis auch sogleich durch die ungeheure Hitze in Dampf verwandelt. Die glühenden Sandmassen, welche mit der Dampfsäule zugleich emporquellen und theils in den Klüften ab- fliessen , theils in die Luft geworfen werden und aus dieser wieder herabfallen , kommen dann an Tausenden von Stellen mit dem ab- fliessenden Wasser in Berührung und verwandeln wahrscheinlich auch die noch flüssige ^lenge desselben in Dampf, der sich zu einem dicken Gewölk über dem Berggipfel formt, und fortwährend von neuen , aufschiessenden Sandstrahlen durchbrochen wird. Bei zunehmender Erkaltung fällt dann dieses Wasser als Regen herab, und Avahrscheinlich war die ]Mengc des Wassers, die erst Dampf- förmig werden musste, die grösste, und nur die kleinste erreichte . nach unmittelbarem TJberfliessen über den Kraterrand den Fuss des Berges, ohne durch die Glühhitze erst in Dampf versvandelt zu werden. Auch die herabgefallenen Regengüsse werden dann auf dem heissen Sande von Neuem erhitzt und fliessen mit dem Sande vermengt als heisser Schlammstrom hinab. Es ist klar, und die Beobachtung der Javanen bestätigt dies, dass das zuerst gehobene Wasser des See's über die niedrigsten Stellen des Randes fwo die Klüfte entspringen; überfliesst und dass auch die nachherigen mit Wasser vermengten Sandströme der Richtung dieser Hauptklüfte 493 folgen. Diese sind 1) die Laär-Gedög, welche sich in der Richtung von West zu Süd zum Kali-Brantes herabzieht und welche wir in ihrer ganzen Eigen thümlichkeit haben kennen lernen; — 2) die Laär-Eedali, welche nordwestwärts herabläuft zum K.-Brantes; — 3) die Laär-Semut nordostwärts zum K. -Konto, nach der Seite von Ngantang zu ; — 4) eine Kluft, die ostwärts, dicht in Süden von der Kuppe III verläuft, und 5) Laär-Siwalan, die sich neben der Kuppe II südwärts herabzieht, nebst noch einigen kleinern. Alle diese Laär's sind oben enge Kanäle, werden allmählig breiter und flacher und endigen sich am Fusse des Berges, wo dieser in das Flachland übergeht, in öde, unfruchtbare, nur mit Glagahgras be- wachsene. Streifenförmig lang hingezogene Sandfelder. Ungeheure Sandmassen sind aber auch in den obersten Gebirgsgegenden liegen geblieben, nicht nur an den Gehängen, wo sich das Wasser Kanäle zwischen ihren lOO' hohen Wänden durchgebrochen hat, sondern auf einigen der höchsten Kuppen selbst, auf denen sie in Absätzen übereinander dicke Schichten bilden. Nach meiner Ansicht erklärt das Vorhandensein des See's, dessen Wassermasse bei seinem beträchtlichen Durchmesser von 1500 bis 2000' und bei seiner grossen Tiefe, die auf jeden- Fall nicht kleiner sein kann, als die Höhe der Kraterwände über dem Wasser, = 400', die aber wahrscheinlich, wie oben angegeben wurde, 796' beträgt, sehr bedeutend sein niuss, bereits alle bei den Ausbrüchen beobachteten Erscheinungen zur Genüge, ohne dass man nöthig hat, ein Ausströmen von tropfbar flüssigem Wasser aus dem Schlünde des Vulkan's selbst, so unverträglich mit der Eigenschaft eines Feuerbergs, anzunehmen. Die Wassermasse des See's kann für sich selbst schon hinreichend geachtet Averden, die Überschwem- mungen im Tieflande rund um den Berg zu erzeugen , welche man beobachtet hat und welche doch immer nur sehr partiell waren, wobei man ausserdem nicht vergessen muss, dass viele Über- schwemm ungen dieser Art auch durch Verstopfung des Abzuges durch Sand veranlasst wurden, welcher auf eine doppelte Art, theils (der gröbere) angeschwemmt herabkam, theils (der feinere) als Aschenregen aus der Luft herabfiel. Verkleinere man auch meine annähernde Berechnung (von oben S. 4S7) der Wassermasse des See's von 1804 Mill. Kubikfuss um Ya^ so Avird auch diese Menge (von 1203 Mill.) schon hinreichend sein, durch plötzlichen Erguss bedeutende Verheerungen anzurichten. Dass das Wasser eine saure Beschaffenheit hatte, rührte ohne Zweifel von Absorption der Stoffe her, die mit dem Sande vermischt oder in Dampfform, z. B. als Gasförmig - schweflige Säure, aus dem Vulkane empor kamen und in die mannigfaltigste Berühnmg mit dem Wasser traten. Dass die lu-sprünglichc Wassermasse des See's aber durch die Regen des vulkanischen Gewitters, welches sich in Folge von dem wahr- scheiidich in grosser Menge aus dem Vulkane ausströmenden Was- serdampfe bildeten, noch vermehrt wurde, kann nicht bezweifelt werden. 496 Es ist mit Gewissheit darzuthun und ich habe die iJewcis- gründe bereits an einem andern Orte zusammengestellt , dass alle Kraterseen auf Java, von denen auch der See des G.-Kölut einer ist, blosses atmosphärisches Wasser oder mit andern Wor- ten Regen Wasser aus Wolkenniederschlag sind. Dieses fliesst oder sickert von den grössern Anhöhen rund um die Krater herab, sam- melt sich dann in dem temporär geschlossenen Grunde der Kessei- förmig - vertieften Räume an und bildet bei mangelndem Abfluss endlich einen See. Denn alle Krater Java's, in denen sich Seen vorfinden, sind von grössern und meistens bewaldeten Anhöhen umgeben, auf denen sich, wegen ihrer Höhe in der Region der Wolken, fast ununterbrochen Niederschläge bilden und von denen auch häufig sichtbare Räche herabströmen. Aus kleinen Spalten und Ritzen des Bodens steigen bei einigen dieser Seen, z. B. mehren im Gebirge Dieng, im G.-T6laga bodas, allerdings noch schwache Dämpfe auf und theilen ihre Säure (meistens schweflige Säure) dem Wasser mit, welches mancherlei Bestandtheile zersetzter Felsen, z. B. Alaunerde, aufgelöst enthält und oftmals Niederschläge der Art von weisslicher Farbe bildet, die durch Lichtreflex vom Boden den sonderbaren hellgrünen oder weisslichen Schimmer dieser Seen veranlassen. Ursprünglich aber war ihr Fluidum , wenigstens sei- ner bei Weitem grössten Quantität nach, reines atmosphärisches Wasser. Wegen Unzugänglichkeit seiner Ufer habe ich das Wasser \om See des G.-Kelut leider nicht untersuchen können. Ein Aufquellen des Wassers, aus welchem diese Seen bestehen, aus dem Innern des Vulkan's, Avollte man auch annehmen, dass di?s ursprünglich in Dampfform aufsteige und erst oben zu Wasser verdichtet würde, ist undenkbar, weil dies eine fortwährende offene Verbindung mit dem Innern des Vulkan's voraussetzen würde ; be- stände eine solche, dann würde ein Theil des Wassers wieder hinab zu dringen suchen und dies würde einen fortwährenden, stürmi- schen Kampf zwischen der Elasticität und Expansivkraft des Dam- pfes und dem Drucke des eindringenden Wassers voraussetzen, wo- von bei den unbewegten, todtstillen Spiegeln dieser Seen nirgends eine Spur wahrzunehmen ist. Eine andere Frage aber ist die, ob nicht der bloss temporär verstopfte Boden dieser Seen zuweilen plötzlich einstürzen , zusam- menbrechen imd ob dann die ganze Wassermasse des See's nicht auf Einmal hinab in den Kraterschlund gelangen könne, um eben dort, in dem glühend heissen Heerde des Vulkan's durch ihre plötzliche Verwandlung in Dampf erst die ganze Eruption mit allen iluren Erscheinungen zu veranlassen? und ob der Boden des Kraters nach beendigter Eruption, nach sämmtUcher Verdampfung des Wassers sich durch die von den Seiten herabstürzende Sand- und Lavamassen nicht von Neuem schliessen, sich nicht von Neuem mit Wasser, das von den Anhöhen von allen Seiten wieder herab in den Kessel strömt, füllen könne, bis der Druck dieses immer höher 497 ansteigenden Wassers so sehr zugenommen hat^ dass der Boden von Neuem durchbrochen wird und ein neuer Ausbruch erfolgt? Jetzt ist der Boden des See's iniG.-Kelut offenbar geschlossen, der See hat nirgends einen sichtbaren Abfluss, todtstill liegt sein Spiegel da, aber sollte er nach einigen Jahren, nachdem er durch den Zufluss von den höher gelegenen Kuppen , die ilui umringen, immer höher angeschwollen ist, nicht wieder eine ähnliche Kata- strophe erleiden, wie in 1811, 1826 und 1835? Zwischen dem er- sten und zweiten dieser Ausbrüche verliefen 1 5, zwischen dem zwei- ten und dritten 9 Jahre und seit dem dritten bis jetzt sind auch schon wieder 9 Jahre verflossen , oluie dass sich ein Ausbruch ge- zeigt hat. Dies schrieb ich in 1844. Jetzt kann ich hinzufügen: Seitdem Ausbruche in 1835 verliefen 13 Jahre, bis sich wieder eine neue furchtbare Eruption ereignete! 1848, am 16. Mai, war es, Abends zwischen 7 und 9 Uhr, als der G.-Kelut mit unerhörter Wuth von Neuem ausbrach. Die Quellen, nach denen ich die nachstehende Beschreibung des Ausbruchs entwarf, waren eine Anzahl von 15 verschiedenen officiellen Berichten der Residenten von Surabaja , Pasuruan , Be- suki, Bagelen, Kadu, Jogjakerta, INIadiun, Patjitan, Kediri und Borneo's Süd- und Ostküste, welche mir bei Zuschriften des ,, allge- meinen Secretaris" d.d. Buitenzorg, den 6. Juli 1848, die Indische . Regierung zur Benutzung mittheilte, und ferner der ,,Java'sche Couranf vom 31. Mai 1848 Nr. 44, vom 7. Juni Nr. 46, vom 1. Juli Nr. 53 und vom 6. September Nr. 72. Die Eruption, welche nach der Versicherung der Eingebomen heftiger war, als irgend ein früherer Ausbruch aus diesem Berge, war, von einem unterirdischen Donner begleitet, so entsetzlich, dass nicht nur auf Java, sondern in einem grossen Theile des indischen Archipels an 13, 15, 21 y^, 29, 32, 34 V,, 85, ja 117 geogr. Meilen entfernten Orten ein Getöse gehört wurde, das man überall für Kanonendonner aus dem schwersten Kaliber liielt. Dies war na- Tnentlich der Fall in Madiun, Patjitan, Bäsuki, Jogjakerta, Mage- lang, PurAVoredjo, Bandjer masin und Makasar, welche Orte in den genannten Abständen vom Vulkane liegen. In der ganzen Residenz Madiun hörte man diesen ,, schweren Kanonendonner" des Abends von 8 bis 11 Uhr, in Zwischenzeiten von ohngefähr 10 Minuten; in Patjitan (9 Uhr) hielt man ihn für Nothschüsse aus der See; in Besuki (9 Uhr) vernahm man 25 solcher Schläge oder Schüsse; diese waren aber so stark, dass die Lampenglocken brachen und selbst die Hängelampen aus ihren Haken gelichtet wurden. Es wird gesagt , dass dies ,, bloss durch den Druck der Luft" geschehen sei und dass man kein eigentliches Erdbeben gefühlt habe; von diesem Orte aus, der 2iy4 geogr. Mei- Junghuha, Java II. 32 498 len vom G.-Kclut entfernt liegt, sah man aiicli JUitzähnliche Feuer- stralilen, die sich in Westen zu Süden zeigten ; alle die vielen Vul- kane der llesidenz aber blieben ruhig; in der Residenz Jogja- körta (9 Uhr) war das Getöse fast eine Stunde lang, mit abwech- selnder Heftigkeit dem Kanonendonner so ähnlich, class der Kegent von Kelasan seine Earisan's unter die Waffen rief; man glaubte, dass die Geschütze des nahen Forts Klaten gelöst würden; in Magelang (32 Meilen weit) wurden um 7 Uhr drei und um 9 Uhr wieder zwanzig bis dreissig schwere Kanonenschüsse gehört, deren einige von einem rasselnden Getöse gefolgt Avurden; sie waren so stark, dass „von der Erschütterung der Luft" selbst die Glasfenster der Häuser in Bewegung gebracht wurden; der nächst gelegene Feuerberg, der G.-Älerapi, aber verliielt sich vollkommen still; ein ähnliches Getöse wie Kanonenschüsse Avurde kurz nach 9 Uhr auch in Purworedjo in Bagelen, 34y2 Meilen vom G.-Kelut entfernt, vernommen ; auch wurde dort ein Lichtschein gesehen und schwa- che Erderschütterungen verspürt; von J3andjer masin auf Bor- neo, 85 geogr. Meilen von imserm Berge entfernt, berichtet der dortige Gouverneur, dass man des Abends zwischen 9 Ya und 1 0 Ys Uhr an vielen Orten der llesidenz zugleich eine grosse Anzahl (etwa 40) Schüsse aus Kanonen vom schwersten Kaliber hörte, die in südwestlicher Richtung aus See zu kommen schienen, dass aber die ausgeschickten Kreuzbote, um Verkennungen zu thun, alle un verrichteter Sache zurückkamen; in Makasar auf der In- sel Celebes, in einer Entfernung von 117 geogr. Meilen vom G.- . K6lut, hörte man ohngefähr um IOY2 Uhr eben solche Schüsse, und vermuthete, dass Seeräuber in der Nähe der Spermudes-Inseln anwesend sein möchten; ausgeschickte Frauen fanden aber aiichts und kehrten mit dem Berichte zurück , dass gleiche Schüsse auch auf andern Inseln, wie namentlich zu Kapoposan, 50 engl. JNIeilen von INIakasar entfernt, gehört worden seien, ohne dass man die Ur- sache davon kenne, und nachher empfing man Bericht, dass das- selbe auch in Bonthain und Pare pare der Fall gewesen war, ob- gleich beide Orte in Norden und Süden weit von einander entfernt liegen. In den westlichen Theilen von Java aber, z. B. zu Batavia^ obgleich dieser Ort nicht weiter als Bandjer masin und Ya näher als Makasar liegt, hörte man gar nichts von solchen Schüssen, zum Beweise, dass das unterirdische Getöse sich nur in gewissen Richtungen, nach Ost - Nord - Osten und Nord - Osten, so weit fort- pflanzte. Aus der Nähe beobachtet stellte sich die Eruption unter fol- genden Erscheinungen dar. Der eigentliche heftige Ausbruch dauerte nur von 7 bis 9 Uhr. Man vernahm zuerst des Abends um 7 Uhr ein unterirdisches Gedonner und erblickte gleich darauf eine ungeheure Feuermasse, die aus dem G.-Kelut emporstieg und aus glühenden Stoffen, näm- lich aus Asche, Sand und Steinen, bestand und dabei alle Wälder des Gebirges verbrannte und verwüstete, auf welche sie herabfiel. Der 499 nächste Ort, von avo man diese beobaclitete vmd deutlich sehen konnte, war Ngantang, gelegen ein Paar Meilen nordostwärts vom Vulkane auf einem Plateau, das nur durch den K. -Konto vom Nordfusse des G.-Kelut getrennt ist. Die ausgeworfenen Steine, die ich von dort erhalten habe, waren nur Erbsen- bis höchstens Eigrosse Rapilli, in denen man noch Feldspath, Hornblende, ja Magneteisen zu er- kennen vermochte, obgleich sie ganz Bimsteinartig leicht und porös waren. Auch von Modjo kerto in Nord -Nord -Osten, ßya Meilen und von Kediri in West - Nord - Westen , 4 y^ Meilen vom Vulkane aus gesehen erschien der lierg zwischen 7 und 9 Uhr nur wie eine einzige Feuermasse, da von den glühenden Auswurfsmassen, die ihn bedeckten, auch die Wälder in Brand gerathen waren; auch sah man gewaltige ,, Blitzstrahlen" aus dem Krater hoch in die Lüfte emporschiessen. Doch Erdbeben wurden nicht verspürt. Durch die Auswurfsmassen wurden die Klüfte, worin die Bäche strömen , erfüllt und verstopft , und nun folgten durch das aufge- staute und dann auf Einmal durchbrochene Wasser auf allen den Seiten des Berges, die sich frei in das Flachland abdachen, von Süden , Westen bis Norden , ungeheure tlberströmungen und Ver- wüstungen. Zwischen dem Nordfusse des G.-Kelut und der Kette Lusonggo bleibt eine Kluft übrig, durch welche der Kali-Konto das Plateau von Ngantang verlässt; da diese Kluft durch die ausgCAVor- fenen Mengen von Asche, Sand und Steinen besonders leicht ver- stopft werden musste, so geschah es, dass der Kali-Konto 1 5 bis 20, ja an einigen Stellen, Avie gesagt wird, nach den zurückgebliebenen Marken an Jjaumstämmen zu urtheilcn, 40 bis 60' hoch über seinen gewöhnlichen Stand anschwoll, und sowohl oberhalb der Verstopfung durch die Aufstauung des Wassers, als nach Statt gehabtem Durch- bruche unterhalb derselben noch an demselben Abend des 16. Mai so grosse Überströmungen verursachte, dass er viele Pfähle weit Alles umher unter Wasser setzte. Er riss eine ungeheure jMenge der grössten Baumstämme mit fort und verbreitete die vulkanischen Aus- wurfsmasscn, Asche, Sand und Steine, weit und breit sowohl durch die Wildnisse, als bebaute Felder. Unter solchen Stoffen sah man namentlich, nach abgelaufenem Wasser, auch 12 bis 15 Bau von den lleisfeldern begraben, die zu den Dörfern Sumbör redjo und Kesembon gehören. Die Fluth (Bandjär) kam mit Geprassel so plötzlich heran , dass 22 Menschen aus dem erstgenannten Dorfe, welches 2 l^fähle von K(:isembon und 1 Pfahl von der Gränze des Distriktes Ngantang mit Kediri liegt, dadurch um's Leben kamen. Ahnliche Verwüstungen hatten auch auf den übrigen Bergseiten Statt, da, wo grosse Abzugsklüfte der Bergwässer in das Flachland übergehen. Auch der grosse, schiffbare Fluss vonKödiri, ,,Kali-Brant6s,'' der, weil er in einem Halbkreis rund um den Fuss des Berges fliesst, alle die Bäche aufnimmt, die vom G.-Kelut herabströmen, schwoll noch in derselben Nacht, vom 16. zum 17. Mai, so ungeheuer. an, und wälzte eine so ungeheure Menge entwurzelter oder abgebrochc- 32* 500 iier IJaiunstämme liebst todton JJüfFchi, wilden Stieren (Hanteng's), Affen, Sehildkröten, Krokodillen mit sich fort, dass die grosse Bnieke hei Ködiri, die gi'össte auf der Insel Java, unter der Wucht aller dieser Masssen, die der reissende Strom gegen sie antrieb, bald erlag und ganz vernichtet wurde. Eine Menge von Fischen trieben ent- Aveder todt auf der Oberfläche des Wassers (in dem Kali-15rantös sowohl als dem Kali-Konto) oder waren so betäubt, dass man sie mit den Händen greifen konnte. Das Wasser war vom beigemeng- ten Schlamme ganz schwarz, lauwarm und stank nach Schwefel- wasserstoffgas. Bei INIodjo kärto (Djapan , in der Residenz Surabaja) fing der Flu SS, welcher von Kediri bis dahin einen gekrümmten Lauf" von fast 15 geogr. Meilen zurücklegt, obgleich der geradlinigte Abstand zwischen beiden Orten nur 8 Meilen beträgt, erst den folgenden Tag (17. Mai) des Nachmittags an zu schwellen und erreichte um 7 Uhr Abends seineu höchsten Stand, zu Avelcher Zeit die Strömung ausser- ordentlich reissend war. Das Was8(>r war schwarz, wie blasse Tinte, und lieferte 25 Procent feinen, fetten Absatz, der sich abgedampft als eine sehr feine vulkanische Asche darstellte, die mit Bimstein- bröckchen vermengt war. In einem Deltaarme desselben, dem Kali- Gempol, an der Gränze von Surabaja und Pasuruan, trieben in der Nacht vom 17ten zum ISten ausser andern wilden Thieren auch ein Tiger mit herab und acht menschUche Leichen. Obgleich das Ni- veau des Flusses seit dem 17ten auf seine gewöhnliche Höhe herab- fiel, so blieb das Wasser doch noch 10 Tage lang, bis zum 27sten, so dick und schwarz , dass man es Aveder zum Trinken , noch zum Baden benutzen konnte. Eine grosse Menge Fische, die, wie gesagt w'ird, ,, wahrscheinlich durch die schwefligen Bestandtheile des Wassers betäubt waren," konnte man fast mit den Händen greifen und wurden ohne Nachtheil gegessen.*) Auf den Sandbänken im Flusse und an den Ufern sah man nach abgezogenem ^^'asser eine grosse INIenge wilder Bäume, zum Theil von der grössten Dicke umherliegen, die 24 Stunden lang mit der Fluth, zur Zeit diese am reissendsten war, herabgetrieben waren. Aschenregen hat man nur den folgenden Tag, den 17ten, des Vormittags an zwei Orten , 1 2 und 1 5 geogr. Meilen weit vom Vulkane wahrgenommen. In der Abtheilimg Ponorogo, von Madiun, nämlich fiel eine dünne Aschenscliicht, und zu Patjitan hielt von Morgens fi-üh bis gegen jNIittag ein Aschenregen an, welcher der Luft ein nebliges Ansehen gab und die ganze Landschaft mit einer grauen Schminke überzog. Seit 20 Jahren hatte man daselbst eine solche Erscheinung nicht beobachtet. Die Asche wurde also nach Westen getrieben, über die Vulkan - näheren Gegenden hinweg. •) Nach den Ausbrüchen von 1826 und 1S35 (siehe oben) war das Ver- zehren dieser Fische nach den Berichten für die Gesundheit nachtheilig , wahr- scheinlich weil man aus Gier zu viel davon ass. A. d. V. .501 welche davon verschont blieben. Auch konnte die Asche wohl erst nach Entleerung- (oder Verdampfung) des See's, der im Krater lag, in trocknem Zustande in die Luft gelangen. Erdbeben wurden erst den zweiten Tag nach der Eruption in allen Gegenden westwärts vom Berge bis nach IJagelen gefühlt, nämlich in Kediri drei Stösse den IS. Mai um 1 1 Uhr, in Madiun ein heftiger Stoss um 11 V4 ühr, in Patjitan länger als 10 Secun- den dauernd und ziemlich stark zwischen 11 und 12 Uhr, in Jog;ja- kerta merkbar um 11 Uhr, in Magelang ansehnlich um 11 V4 Uhr und in Purwo redjo schwach um 1 1 Uhr. Der Assistent-Resident von Malang begab sich am 20. Mai von Ngantang nach Kesembon und sah die schrecklichen Verwüstungen, die der Kali-Konto daselbst angerichtet hatte. Die Fluth war jetzt noch an einigen Stellen ^j^ Pfahl breit und das Wasser sah Aveiss aus. Alle Selokan's (Wasserleitungen) waren von den Auswurfs- massen verstopft, und ein Schwefelgestank lag über dem Lande verbreitet. Es wird gesagt, dass über dem Nordrand des Kraters, nach Ngantang zu, kein Wasser übergelaufen sei (?). Der Berg war am 20sten noch ganz in Dampf und Eauch gehüllt und nur zuweilen sichtbar. Ausser den Verwüstungen bei Kesembon (siehe oben) wur- den zufolge der angegebenen Rapporte noch folgende Verhee- rungen durch den Ausbruch verursacht. Ich gebe sie nach den Abtheilungen von Süden westwärts nach Norden um den Berg herum, an. In der Abtheilung B 1 i t a r , wovon die Haupt platze Welingin süd- und lilitar südwestwärts vom Berge liegen , sind die Dörfer Semen, Welingin nebst andern nahe am G.-Kelut gelegenen Ortern ganz vernichtet , die Bewohner sind entflohen , fast alle, worunter einige grosse. Brücken sind in dem 12 Pfähle weiten Räume zwi- schen den Dörfern Welingin und Garum weggespült und alle Kaf- feegärten zwischen diesen Dörfern , nebst vielen andern sind ver- wüstet. Die ausgeschleuderten Steine haben die Zweige der Dadap- bäume abgebrochen und durch ihren Fall mit diesen Zweigen die Kaffeebäume beschädigt; auch viele Zimmtgärten sind zerstört, die der Berichterstatter S Tage vorher noch so schön stehen sah. Zu- sammen sind in der Abtheilung Blitar theils wegges])ült, theils durch die Hitze versejigt 7 Kaffeegärten mit 70000 Bäumen und 582 Bau's Sawah. Ertrunken sind 43 Büffel und eine alte Frau. In der Abtheilung Pare (Distrikt Srßngat u. s. w.), westsüd- westwärts vom Vulkane, sind durch die Wasseffluthen 3 Dörfer mit 15 Häusern vernichtet, 10 Büffel, 3 Pferde, 23 Schaafe sind ertrunken und 10000 Kaffc'ebäume nebst 30 Bau's Sawah sind zer- stört. In den entferntem Regentschaften Ngrowo, Tröngalek und Berbek ist kein Schaden "clitten. Nur zwei mit Kattee beladeue 502 Fahrzeuge (Praiicu;, die im Flusse lagen, wurden durch die Un- masse der antreibenden Baumstämme zertrümmert. In der Abtheilung Ködiri, west- und nordAvestwärts vom Berge sind 6 Dörfer -weggespült und 1 1 ^Menschen ertrunken. In den Tagen nach beendigtem Ausbruch war fast die ganze lievölkcrung der drei Abtheilungen, die am meisten gelitten haben, JJlitar, Pare und Kediri, auf den Beineu, um die KaffeegUrten, Wege und Brücken wieder herzustellen. Im Distrikte INIodjo rödjo (Abtheilung jNIodjo kcrto der Re- sidenz Surabaja), nordiiordwest- und nordwärts vomG.-Kelut sind, besonders durch die Überströmungen des Kali -Konto, 125 Bau's Sawah und Zuckeranpflanzungen vernichtet und mit Sand und Asche bedeckt. Die AVasserleitung Djogo niajang aus dem Kali- Konto war 200 Kuthen weit ganz voll bespült. So endigte dieser Ausbruch, dessen heftiges Wüthen eigentlich nur ein Paar Stunden dauerte, der aber offenbar durch die ange- schwemmten Aschen- und Sandmassen eine Erhöhung des Landes in A-ielen Gegenden zur Folge hatte. Drei und einen halben Monat später wird aus Kediri noch be- richtet, ,,dass der G.-Kelut noch immer Beweis liefert von heftiger unterirdischer Thätigkeit; wiederholt wirft er noch grosse AVasser- massen aus, wodurch schon mehrmals Uberströmungen verursacht Avorden sind; im Blitar'schen haben die Wege hierdurch bereits sehr gelitten und viele Ijrücken sowohl in der erwähnten Gegend, als auch auf dem Wege zwischen Ngrowo und dem Hauptplatz sind weggerissen worden; der grosse Fluss von Ködiri ist an verschiede- nen Stellen mit aus dem Berge ausgeworfener Asche- vmdSchlamm- INIasse so sehr angefüllt, dass er nicht mehr so schiffljar ist, wie früher und wiederholt bei der Abfuhr sowohl an Gouvernements- produkten als Handelsgütern Unglücke vorgekommen sind." (Jav. Cour. 6. Sept. 1848 Nr. 72.) 1851, den 24. Januar, ,, hatten in der Residenz Kediri Erd- beben Statt, die aus der Richtung kamen, worin der G. -Kelut in Beziehung zu dem Hauptplatze liegt, nämlich aus Süd -Osten. Der G.-Kelut hatte seine Thätigkeit seit einigen Tagen erneuert und spie trockne Stoffe (Sand?) aus." (Jav. Cour. 15. Febr. 1851 Nr. 14.) 503 Vulkan 35 : Gunung - Kawi. 0 Hierzu gehört Kawi Figur 1 bis 6. ,,Je mannigfaltiger der Bau der Vulkane, d. h. der „Erhebungen ist, welche den Kanal uraschliessen, ,, durch welchen die geschmolzenen Massen des Innern ,, Erdkörpers an die Oberfläche gelangen, desto wich- ,,tiger ist es, diesen Bau mittelst genauer Messungen ,,zu ergründen." (Humboldt.) Welingin, den 18. September 1844. Ich verliess Blitar um 1 V2 Uhr und langte um 4 Uhr hier an. Es liegt dieses Dorf etwa 8 Pfähle ostwärts von Elitär entfernt , in Süd- Westen vom G.-Kawi imd in Süden zu Osten vom G.-Kelut, 915 über dem ^leere. Der Weg war von Blitar noch einige Pfähle weit zu Wagen brauchbar und blieb übrigens breit und bis Welin- gin gut unterhalten. Er führte durch ein ganz flaches, meist san- diges Land , das nur Stellenweise mit KafFeegärten zunächst an beiden Seiten des Weges bedeckt , übrigens eine Wildniss war, und durchschnitt ausser der Laär- Siwalan, einen flachen, an der Südseite des G.-Kelut herabziehenden Sandstreifen, der meist mit Glagah bewachsen und nur in der Älitte von einem kleinen Bache durchrieselt , der Laär-Gedog bei Breni sehr älmlich war , nachher noch mehre Hache, die sämmtlich vom Gebirge nach Süden zum queren Hauptflusse Kali-Jkantes herabströmen und von denen der grösstc zunächst bei Welingin Kali-Lekso (oder Leksa) genannt wurde. Dieser kommt vom Waldreichen G.-Kawi herab und über- triöl an Wassermasse alle die vorigen , welche am sandigen, öden (i.-Kelut entspringen. Ihr ]iett Avar 7 bis lO' tief unter die Ober- flache des Landes ausgefurcht und mit schwärzlichen Geschieben eines sehr Hornblcndereichen , feinkörnigen Trachytes erfüllt. Die Gcbirgsmassen der Südküste blieben in dieser Gegend eben so nie- drig als früher, und stellten sich als ein lang hingezogener, flacher Bergrücken dar. Zwei Commtmicationswege führen von Welingin weiter, der eine nach Osten, um den G.-Kawi herum zum Ilauptdorfc Kepan- djeu im südlichsten Distrikte Sengoro der Regentschaft Malang, der andere nach Norden über das Zwischenland zwischen dem G.-Kelut und Kawi zum Dorfe Ngantang, *) von wo man zwischen *) Hie Euro])iier lassen gewöhnlich das java'sche Ng bei der Aussprache weg und sagen Antang. A. d. V. 504 den Gebiif^en G. - Kawi und Ardjuno ostwärts weiter nach Batu gelangen kann. Auf beiden Wegen überschreitet man die Gränzen zwischen den Residenzen Ködiri und Pasuruan, welche vom G.- Kölut quer herüber zu dem Gipfel des G. - Kawi laufen und sich von dem letztem in einer geraden Linie nach Süden ziehen. Auf dem Wege nach Ngantang ist das letzte Dorf Grösik, welches S ]*fähle von hier etwa in der Mitte zwischen Wölingin und Ngan- tang liegt. Der Fuss der beiden Gebirge, des G.-Kelut in Westen und des G.- Kawi in Osten, welche dort zusammenlaufen, ebnet sich zu einem flachen, sehr w^eiten Zwischenlande, Avelches nur sehr allmählig nach den beiden Seiten hin ansteigt und kaum den Namen eines Verbindungs r ü c k e n s verdient. Seine Höhe in der Mitte bei Gresik, in Norden von hier, wo der Wegpass hinüber- führt, kann höchstens lOOO' über diesem Ort oder 1900' über dem Meere betragen. Hinter seinem Saume, der sich ganz flach und geradlinigt hinzieht, ragt dort, dem Fusse des G.-Kelut näher, als dem des G.-KaAvi, eine kleine Bergkuppe, G. -Gresik genannt, hervor. Der G.-Kelut und Kawd sind daher die einzigen ansehn- lichen Berge, die man von Welingin aus sehen kann , von denen sich der G.-Kelut wie im Profile KelutFig. 3 und der G.-Kawi wie in Kawi Fig. 1 darstellt. Nur bei ganz hellem Wetter ist fern in Osten der G.-Semeru sichtbar. Beide Wege, der nach Ngantang sowohl als nach Köpandjen sind zu Pferde brauchbar; ich werde aber keinem von beiden folgen, sondern die Ersteigung des G.-Kawi auf dieser Seite versuchen. Die Javanen w enden zAvar Alles an, um mich von diesem Vorhaben zurückzubringen, und übertreiben daher ihrer Gew^ohnheit gemäss die Schwierigkeiten. Um von hier auf den Gipfel zu kommen, habe man wenigstens sechs Tage! nöthig. Alles sei mit Waldung be- deckt, ohne Wege, und noch Niemand von hier sei weiter gekom- men, als bis Tawang; so nannten sie einen Ort am Süd-West- Fusse des G.-KaAvi, wo früher ein Dorf gestanden hatte. Die beste Maxime für einen Reisenden auf Java ist die: bei Bergreisen nie- mals ihre Meinung zu fragen; dann kommt man überall hin, wo man Avill, während kein Berg ersteigbar ist, wenn man ihrer Mei- nung folgt. Ich lasse daher ohne Weiteres die nöthigen Vorberei- tungen zur Abreise für Morgen früh trefien; hierzu zeigen sich die Javanen auch bereitwillig, nachdem sie sich nämlich überzeugt haben, dass ihre Litanei in den Wind gesungen ist, und dass sie, gern oder nicht, doch mitgehen müssen. W^ir fügen folgende Figuren bei , um den Leser mit der äus- sern Form des G.-Kawi bekannt zu machen, und bitten, mit der Beschreibung des Gipfels die Figuren 5 und 6 vergleichen zu wollen. Kawi Figur 1 . Profil des Berges, von Welingin gesehen a) G. -J^okong in Norden 2072" Osten; b) G.-KaAvi in Norden 50*' Osten; c) bis d) G. -Bitrang in Norden öi^/2 bis 57" Osten. — '' -/l! u ^ * 505 Kawi Figur 2. Der Berg in Westen zu Norden vom Pasanggra- han-Brantes bei ]M alang gesehen; a) und b) G. -Bitrang; c) und d) G.-Tjemoro kendeng; e) G.-Bokong; f) G.-Panderman. — Kawi Figur 3. Der G. - Bitrang vom Gipfel des G.-Kawi gesehen. a. a. sind ziemlich flache Striche. — Kawi Figur 4. Das KaAvi- gebirge auf der Nord -Nord -Ost -Seite vom Gipfel AYidodaren des G. -Ardjuno gesehen; a) G. -Bitrang; b) G.-Tjemoro kendeng; c) G.-Budak; d) G.-Bokong. — Kawi Figur 5. Kartenskizze des Kawigebirges überhaupt (aller höhern Regionen des ganzen Gebir- ges). — Kawi Figur 6. Situation des Kawigipfels in's Besondere. (Die Vierecke sind alte iNIauern — Ruinen.) Gipfel des G. -Kawi, den 20. September 1814. Vom B ekel *) des Dorfes begleitet, verliess ich gestern früh, den 19ten, Welingin und legte noch eine kurze Strecke nordost- wärts nach dem G.-Kawi zu zu Pferd zurück, niusste jedoch wegen unpraktikabeln Terrain bald dem Beispiel unserer Träger und Weg- bahner folgen und zu Fuss marschiren. Denn schon in geringer Entfernung vom Dorfe verschwinden alle Spuren von Bebauung und treten vor weitverbreiteter Waldung zurück. Ein Dutzend Welinginer, die schon gestern "vorausgeschickt waren , hatten im Untergebüsch und Glagahgestrüpp dieser Waldung eine Lücke oder, wenn man will , einen Weg gefallt , der unser Vordringen einigermassen beschleunigte und uns nach etwa 1 ^4 Stunde in eine vorzugsweise mit Bambusgebüsch bedeckte Gegend brachte, die ana Süd-AVest-Fusse des l^erges ein etwas erhöhter Vorsprung war. Sie wurde Tawang genannt, von einem ehemaligen Dorfe, das einige verwilderte Fruchtbäume, die einzigen Zeichen seines vormaligen Daseins, hinterlassen hatte. Weiter als bis hierher waren die gestri- gen Wegbahner nicht gekommen, und nun mussten wir uns Schritt vor Schritt eine Lücke durch das Dickicht hacken ; fünf ^Mann mit Hackmessern gingen daher voraus und wir übrigen folgten lang- sam, INIann hinter Mann. Wir kamen durch mehre, mit Geschie- ben versehene Bäche, von denen die Wasserreichsten 1) Kali-Adi- rengo, 2) Kali-Gendjong a, in einer ziemlich tiefen Walderfüllten Kluft, und 3) Kali-Gendjong h waren, welclien wir, als den letzten in dieser Richtung zum lierge, um 10 Uhr erreichten. Er strömt im Grunde einer sehr tiefen und breiten Kluft, die hier gleichsam die G ranze bildet zwischen den höhern, mehr schattigen Urwäldern und dem tiefen, heissen, im Untcrholze noch mit viel Glagah und liambusgebüsch erfüllten Waldgestrüpp, durch welches wir uns mit Anstrengung hindurchgearbeitet hatten. Von nun an wurde das Vordringen im Waldgrunde immer leichter, je höher, urälter die Waldbäumc selbst wurden, je dunkler, Humus - schwärzer sich •) Häuptling, zunächst unter dem UistrUttshaupte (VVedono). A. d. V. 506 der Boden färbte, je tiefer und seltner unterbroclien der Laubsrliat- ten auf diesem ruhte, und je mehr das Unterdiekicht versehwand, das in den Wildnissen der heissen Region dem Reisenden so viele Schwierigkeiten in den Weg stellt. Noch höher oben war die Wal- dung' sogar von Banteng'wegen durchkreuzt, denen wir nur zu folgen brauchten , um wie auf gebahnten Pfaden schnell vorwärts zu kommen. In der Nähe des Kati-Gendjong Avuchs eine riesenmässige Bam- busart ausserordentlich häufig und bildete Stellenweis die Waldung ausschliesslich. Ihre Stengel, von denen die ältesten über %' im Durchmesser hatten, lieferten uns zur Bewahrung des Trinkwassers ein treffliches ]Material. Im Nu hatten die Javanen eine Anzahl von diesen 60 bis 70' hohen Riesenhalmen gefällt, und zwischen ihren Knoten ein Dutzend 3 bis 4' langer Cylinder ausgehackt, die ich mit Wasser füllen und Sicherheits halber voraustragen Hess. Wir hatten den Kali , der nach Süd- Westen strömte , von der Lin- ken zur Rechten durchwadet und nahmen unsern Weg anstatt direkt nordostwärts zum Gipfel hin, erst nordwärts, um erst auf den sanfter geneigten Westabhang des G. -Kawi zu gelangen, welcher dem G. - Kelut zugekehrt ist , und dann auf diesem Abhänge , der viele flache Vorsprünge bildet, zum Gipfel hinaufzudringen. Wir folg- ten den Bantengwegen , deren Instinkt überall die leichtesten und am wenigsten steilen Gegenden aufgefunden hatte, und kamen aus den AVäldern, in denen der erwähnte, aufrecht stehende Riesen- bambus wuchs, bald in das Gebüsch einer andern viel kleinern Bambusart, deren Halme viel dünner, schlanker und in weiten Bögen nach aussen gekrümmt waren , und die hier auf ausseror- dentlich fettem, weichem, dunkelbraunem Humus mit einer kleinen Areca und mit einzelnen Pandanusstauden wechselnd, zwischen Laurineen- und Eichenwäldern wuchs. Der äusserst fruchtbare Boden des G.-Kawi, der besonders in der Region zwischen 2000 und 4500', fwo der Kaffee am besten ge- deiht,) aus einer lockern, dunkeln Walderde besteht, erweckten in uns das Bedauern, dass diese sanft-geneigten Gehänge so INIenschen- leer und unbebaut dalagen, und dass die KafFeegärten in jenen dürren Sandebnen Blitar's und Kediri's mit ihren menschlichen Bew^ohnern nicht lieber hierher versetzt waren ! Aber schon dicht oberhalb Welingin, w'o die Gegend noch ganz flach und kaum 1200' hoch ist, hören alle Spuren des Bewohntseins auf. Wir gelangten im Auf klimmen auf eine von den Längerippen der Westseite, welche nach oben zu allmählig schmäler wurde, oben viele flache Vorsprünge über einander bildete, sich also Ter- rassen- oder Treppenförmig erhob. Um 2 Uhr Avaren war in einer Gegend , wo unter den Eichen noch \äel Bambus wuchs ; auch Rotanstränge wanden sich noch zahlreich durch den AVald, und ungeachtet der Plöhe von etwa 5000' schwärmten viele Mosquiten umher, deren Stiche sehr empfindlich waren. Auch an kleinen 507 Springblutegeln fehlte es nicht. Das Vorkommen von Mosquiten, welches in solcher Höhe selten ist , wurde hier wahrscheinlich be- günstigt durch die sehr lockere, stets feuchte Beschaffenheit des Bodens, durch den Bantenginist, den man häufig antraf, und durch die vielen Bambushalme, die überall auf dem Boden vermoderten. Auf einem der Yorsprünge , welcher flacher und geräumiger als die übrigen war, trafen wir um 3 7^ Uhr in einer geschätzten Höhe von 5500 bis 6000' mit Verwunderung einige Ruinen von Tempeln, die aus kubisch behauenen Steinen erbaut ge- wesen , aber bis auf die Fundameute zusammengestürzt waren ; es erhoben sich daselbst mehre durch Kunst geebnete, bepflasterte und von erhöhten Rändern imigebene viereckige Terrassen über einander, wovon die mittelste, höchste, einen kleinen Tempel ge- tragen zu haben scheint. Es waren noch Stufen sichtbar, die auf allen vier Seiten zu dieser mittelsten Terrasse hinanführten, und deren Seitenlehnen mit Sculptur und einigen Eckstatuen verziert Avaren. Andere Statuen lagen zum Theil zertrümmert umher, niir eine Trachytplatte , auf beiden Seiten en has relief ausgearbeitet, war vollkommen gut erhalten , unverstümmelt und stellte auf der einen Seite eine Siwafigur dar , während die Verzierung auf der andern Seite labyriuthisch in einander geschlungenen Charakteren glich. Auch ein kleines Durgabild, bloss l' hoch, inwendig hohl und aus ]jacksteinmasse gebrannt, fand ich unter dem feuchten Dickicht von Sträuchern, Kräutern, Moosen und Schlingpflanzen, welche die alten Mauern auf das Üppigste überziehen. *) Die Ja- vanen von Welingin hatten keinen Namen für diesen alten Sitz brahman'scher Gottesverehrung, der ganz vergessen und in düstrer Waldung begraben dalag vmd keinen andern Zugang hatte als die Wege der Bantengkühe, deren frischer Mist auf und zwischen den Terrassen umherlag. Wir kamen, aufwärts dieselbe Firste verfolgend, über noch mehre flache Vorsprünge, ehe der eigentliche Kegel des G.-Kawi anfing, sich steiler zu erheben. Schon um S'^ Uhr fing ein sanfter Regen an zu fallen, der den Boden morastig machte und uns end- lich ganz durchnässte ; die Javanen , die , wie bekannt , besonders empfindlich gegen Regen sind , wollten überall , wo sich der Ab- hang etwas verflachte, Halt machen und Hütten bauen und nur mit vieler jNIühe trieb ich sie so lange am Gehänge hinan , bis es etwa SVa Uhr war, und gab dann, überzeugt, den Gipfel nicht mehr erreichen zu können , die Zustimmung zum Halt. Im Regen und Wolkenncbel lagerten wir uns an einem steilen Gehänge , wo keine Hand breit flacher Grund zu finden Avar und beeilten uns, eine grosse Anzahl BaumfarniAvedel zu fällen, um damit ein Dach zu bereiten. Kein ])asscnderes jNIaterial war in die- ser Höhe zu finden. Ich liess die kleine Hütte unter einem über- *) Dieses nahmen wir mit auf den Gipfel . wo es liegen geblieben ist. A. d. V. 508 hängenden Agapctesstamme anbringen , und warf vor Allem meine nass(>n Kleider ab, *) wäbrend einige andere Javanen Holz zvisam- mentrugen und Feuer anzündeten, deren hellen Flammen bald zur Freude Aller an seehs verschiedenen .Stellen aufloderten. Die Wol- ken zertheilten sich inzwischen, hörbar säuselte der Wind durch die Casuarinen, und bald schien der helle Mond freundlich vom Sternhellen Himmel, gleichsam um uns einen guten Morgen zu versprechen. Eeis und Kaffee wurde nun gekocht, mid auf einem Lager von ^iaumfarrnwedeln , von den Wachtfeuern umknistert, waren bald alle Beschwerden des Tages vergessen. Den 20. September. Unsere Hoffnung hatte uns nicht getäuscht, ein heitrer, blauer Himmel blickte durch das Laubgewölbe, als uns am andern Morgen der Frühgesang der Muse icap a cantatrix **) zum Aufsteben mahnte. Die faulen Schläfer, die neben den Feuern noch schnarch- ten, wurden durch ein Frvihstück aus Kaffee ermuntert, langsam luden sie dann ihre kleinen Lasten auf die Schulter und zeigten sich zum Weiterklimmen bereit. Nord- und nord- zu w'estwärts von unserm steilen Gehänge , und durch eine tiefe Thalkluft von ihm getrennt, erblickten Avir die nördlichste Gebirgsmasse des G.-KaAvi, als eine lange fast von Osten nach Westen hingezogene Firste, deren innere, uns zugekehi'te Flanke, ziemlich steil gesenkt war. Meine Welinginer nannten diesen Theil des G. - Kawigebirges G. -Eadjeg ■\v6si. ***) Wir fingen um 6 Uhr a^ weiter hinanzuklimmen , und die Waldung immer noch auf Eantengwegen zu durchdringen ; Acja- petes vulgaris, /Sciadop/i ijlhmi- Arten und Casuarina Jumjhuliniana Miq. herrschten hier vor. Ich begrüsste freudig diese letztere, die- sen Repräsentanten der Lärchen- und Fichtenform auf Java, den ich seit 1S3S nicht mehr gesehen hatte, und der vom Berge Lawu an f ür alle Gebirgsgipfel Ost - Java's oberhalb 50üu' so charakteri- *) Viele Reisende und besonders Mitglieder der Naturk. Commission in den Gebirgen Java's und Sumatra's, die sich nicht so eingerichtet hatten, um jeder- zeit, z. B. in einem Wasserdichten Koffer von Leder, trockne Kleider bei sich zu haben , sind an den Folgen solcher Durchnässungen zu Grunde gegangen. Denn wahrend man nasse Kleider ohne Nachtheil erträgt, so lange man in Be- wegung bleibt, wirken sie um so nachtheiliger, sobald man Halt macht, wenn man sie nicht bald abwirft ; ist man dann zugleich am Gebirge höher gestiegen, so erwecken sie die Zähne klapperndste Kälte , und Dysenterie und Fieber in deren Folge. A. d. V. **) Dieser kleine Bergsänger, den man an seinem eigenthümlichen Gesänge jederzeit wieder erkennt, scheint über ganz Java verbreitet zu sein. Am liebsten hält er sich in der Kegion zwischen 4 und 7000' auf, steigt selten höher , und nur zuweilen (bei sehr regnerischem oder nebligem Wetter) tiefer. A. d. V. ***) Sein eigentlicher Name aber ist G.-Bokong ; so nennen ihn die Bewohner der näher liegenden Dörfer Batu undNgantang, die mit dem Namen Radjeg wesi einen ganz andern Berg bezeichnen. A. d. V. 509 stisch ist. Dem G. - Kelut fehlt er wegen dessen geringer Höhe, gänzlich. Indem Avir höher stiegen , begegneten uns im Unter- holze eine Strobilanthesart, Kubusarten traten auf, ein kleiner Mela- stomabaum und einzelne Sträucher der Antennaria javanica zeigten sich, zuletzt aber, etwa nur noch 700' tiefer als der oberste Gipfel, fing die Waldung an, sich fast ausschliesslich aus einer kleinen, auf diesem Berggipfel nur 30' hohen, aber dicht belaubten Eichenart, {Quercus pruinosa Bl.) zusammenzusetzen; ihre alpinisch krummen Stämme waren mit Moos überzogen und eine Menge Usneen hingen von ihren Asten herab, die ein dicht zusammengewebtes Laubge- wölbe trugen. Bald kamen wir an die Gränze dieser Wälder, sie endigten sich scharfbegränz t , etwa 200' unter dem höchsten Gipfel auf Einmal, wie abgeschnitten , und wurden nun von einem kahlen, bloss mit bleichem Büschelgras {Festuca nuhigena) be- wachsnen Abhänge vertreten, auf dem wohl einige Casuarinen, aber kein einziger Eichenbaum mehr zerstreut vorkam. Die Eichen- wälder bildeten daher rund um den Berg nur einen etwa 4 bis 500' breiten Gürtel oder Kranz, über welchen der oberste Gipfel noch 200' hoch ganz kahl und nur mit jener Grasart bewachsen, empor- ragte. In grellem Contrast erblickte man daher diese beiden vege- tabilischen Landschaftsformen, das tiefgrüne, schattige Laubge- wölbe der Eichen und den bleichen , mehr hellgrauen als grünen Grasgrund neben einander, ohne dass für die plötzliche und scharfe Begränzung der Eichen ein natürlicher Grund zu finden war. Mit verdoppelter Neugierde , dem Gipfel so nahe ! kletterten Avir nun zwischen den Grasbüscheln hinan und befanden uns bald darauf auf einer Halbkreisförmig-gedrehten Firste , auf deren nörd- lichsten Gegend Avir zuerst um 7 Uhr ankamen. (Es Avar der West- abhang von diesem Nordende der Firste, auf Avelchem Avir den Berg erstiegen hatten.) Wir sahen uns auf dem höchsten westlichen Bergrücken von dem mittelsten und höchsten der drei Kawigipfel, oder auf dem eigentlichen G. -KaAvi. Wie sein nächster Abhang war er nur mit Büschelgras bcAvachsen. Ein schneidend kalter Wind umAvehte uns, aber erfreut, unser Ziel erreicht zu haben, eilten Avir der höch- sten mittlem Gegend der Firste zu , Avelche Aveiter südsüdostwärts lag. Hier, avo die Firste am breitesten ist, fanden wir neben ein- ander zwei viereckige von Mauern umgebene Räume, die durch ThüröfFnungcn mit einander in Verbindung standen , und die sich ganz vorzüglich zum Aufschlagen unseres Bivouaks eigneten. Ihre 5 bis 6' hoch aus rohen Steinen und Erde aufgcAvorfenen Mauern geAvährten Schutz vor dem Winde und ihr trockner Grasboden ent- Avickelte im Sonnenstrahl eine erquickende Wärme. Sogleich Avur- den daher eine Anzahl Javanen zum Abhauen von BaumzAveigen ausgeschickt, um in den geschützten Ecken der Räume einige Hüt- ten zu bauen ; andere Avurden beordert um TrinkAvasser herbeizu- schaffen , aus einer Quelle , die man am nordöstlichen Fusse der Firste sah, Avährend die übrigen Feuer anzündeten, oder zur Be- 510 reitung .eines Lagers und zum Decken der Hütte Gras schnitten. Nachdem so alle Hände der Javancn in Thätigkeit versetzt waren, beeilte ich mich, auf einer der höchsten Stellen des Kandes (oder der Mauer), der 5' breit war, meine Instrumente aufzustellen, um nach allen sichtbaren Gebirgen Peilungen zu nehmen , so lange die At- mosphäre noch frei von \\^olken war. Ich fand hier zwischen den Grasbüscheln , welche die Mauern bekleiden , zu meiner nicht ge- ringen Überraschung ein Pflänzchen wieder, das ich in 1838 nur auf einem einzigen Gebirge (dem Tängger'schen Gebirge,) gefunden und Anacycloclon pungens {Leucoinxjon j atanicus de Vriese) genannt hatte, und «das hier mit seinen weissen Ulümchen Schaarenweis die alten Mauern schmückte. Seine Seltenheit kann man schon aus dem Umstände vermuthen, dass dieJavanen keinen Namen dafür besitzen. Der neuholländischen Familie Epacrideae {Trihus Sty- phelieae) angehörend, stellt es sich mit seinen steifen, in eine Stachel endigenden Blättern wie ein Fremdling auf Java dar. Wir erblickten nun ringsum, jenseits der tiefen Zwischenlän- der, die sie vom G.-Kawi trennen, die Berge G. - Wilis, G. -Ke- lut, den fünfgipfligen G. -x\rdj uno, mit der langen zackigen Andjesmorokette, die sich seinem Westgehänge anreiht, und den G.-Semeru, mit dem T ö n g g e r 'sehen Gebirge , hinter welchem im fernen Osten noch der G.-Ajang hervorblickte. Der G.-Kelut mit seiner Süd- und Ostzacke stellte sich in Westen zu Norden tief unter dem G.-Kawi dar, Avie in Kelut Figur 4; der G. -Ar- djuno gegenüber, nordnordost- zu ostwärts, in frappanter Deutlich- keit wie in Ardjuno Figur 1, und die Gebirge G. -Ten gg er undG. -Semer u in mehr bläulicher Ferne, ost- und ostsüdost- wärts wie in Semeru Figur 2. Sogar der G. -Lamongan, ob- gleich selbst unsichtbar, verrieth seine Lage durch die verticale Dampfsäule, die er zuweilen hinter dem Saume des G.-Tengger in die Höhe trieb. Auch der G.-Semeru erlitt eine Eruption und krönte sich um OVa Uhr mit einem Federbusch. Diesen weiten Gesichtskreis überblickte man von hier ! Frei- lich war von den tiefen Ebenen des Landes wenig mehr als hier und da eine blinkende Sawah erkennbar, wie ein Spiegel auf grüner Tapete, — auch die fernem Gebirgsgipfel verblichen in einem bläu- lichen Dunst, — aber desto deutlicher in hellem Contrast von Son- nenschein und Schatten, stellten sich die Kuppen und verschiede- nen Gegenden des Kawigebirges selbst dar , die uns zunächst um- gaben und auch der G.-Kelut lag in klarer Beleuchtung da. Auf der Südseite dieses letztem erkannte man zwei gelblich- helle Streifen, Sandströme, Laär's, welche sich zwischen dunkler Wal- dung herabzogen ; auf den übrigen Seiten aber war die AValdung ununterbrochen. Mitten zwischen solchen ausgedehnten Wäldern lag am Ostfusse des G.-Kelut, in Westen 15^ Norden von hier das kleine Dorf Gresik, und zwar bereits in Norden von der Was- serscheide des zusammenstossenden und verflachten G. - Kelut und Kawifusses; keine Bergkuppe, noch Hügel, war jedoch in der 511 Nähe des Dorfes zu erkennen, und der Gunung-Gresik, den Avir von Welingin peilten , war vielleicht ein Gipfel von den nördlicher gelegenen Gebirgen. Vom Nordfusse des G. - Kelut zieht sich eine niedrige und sehr schmale Firste: G. -Lusonggo nach Nord- Nord-Ost hin, imd läuft der langen zackigen Andjesmorokette ent- gegen, die vom G. - Ardjunofusse (siehe Ardjuno Figur 1) nach Westen streicht; zwischen diesen Ketten jenseits und den G.-Kelut- und Kawigebirgen diesseits eingeschlossen liegen die Landschaften Ngantang und liakir. Alle Gebirge , die wir sahen , lagen tiefer als der Horizont un- seres Standpunktes; nur zwei erhoben sich, nämlich derG.-Sßmeru O" 45' und der Ostgipfel des G. -Ardjuno 1** 2' über ihn. Die Bergfirste, auf deren höchster mittlerer Gegend wir uns befinden, und die in's Besondere G. -Budak genannt wird, senkt sich nach innen (nämlich nach Ost und Nord - Ost) steil Avie eine Kratermauer hinab und umgiebt, im Halbkreis einen geräumigen flachen Grasgrund, den die Javanen Oro oro nennen und der jenseits in Nord -Osten wieder von einer andern, aber mehr avuI- stigen, hemisphärischen Bergmasse: Gun ung-Tjemoro ken- tang begränzt ist. Aus diesem G.-Tjemoro kendeng in Osten und Nord -Osten, aus unserm G. -Budak in Westen und Süd- Westen, und aus der Oro oro-Platte zwischen beiden, besteht die mittelste Bergmasse des G.-Kawi, der G.-Kawi vorzugsweise. Er hängt durch einen etwa 500' tiefen Zwischenraum mit dem G. -Bitrang oder dem südlichen G.-Kawi (in Süden 2S bis Süden 40^ Osten von hier) zusammen, Avährcnd durch einen noch tiefern und Aveitern ZAvischenraum von ihm getrennt, in Nord-Nord-Ost bis Nord- West der G. -Bokong, von andern auch G. -Kukusan und G. -Eadjeg wesi genannt, oder der nördliche G. -KaAA'i gepeilt Avird. Dieser letzterer gleicht mehr einem schmalen, aber langen. Waldbedeckten Joche, das in querer Richtung zum mittlem G.-KaAvi, beinahe von Ost - Nord - Ost nach West - Süd - West streicht , der G. -Bitrang aber ist ein abgestumpfter Kegel, dessen Scheitel etAA-a 300' niedri- ger, als unser Standpunkt liegt und ziemlich flache Räume bildet mit drei Kraterähnlichen Vertiefungen hinter einander , die nach Süd -Osten oder Osten offen zu stehen scheinen. So stellt er sich dar, AAae in Kawi Figur 3. Ich hatte meine Winkelmcssungen und Peilungen nach allen den Punkten, die man zu natürlichen Signalen benutzen kann, ge- endigt , als auch die Javanen mit dem Bauen einer kleinen Hütte für mich und anderer zu ihrem eigenen Gebrauche fertig geworden waren. Eine Menge Feuer brannten schon fröhlich rundum, als die Wasserträger aus der Oro oro-Fläche zurückkamen und mit einem freudigen Hurrah ! begrüsst Avurden ; denn ihre Bambusröhren waren mit dem klarsten Wasser gefüllt.. Bald dampften nun eine Anzahl Töpfe über den Feuern und vergnügt lagerten die Javanen in einzelnen Gruppen um sie herum. 512 Noch Avar kein Wölkchen im I.uftraeere sichtbar und erst um lOVhr zeigten sich einzelne ,, seh wimmende" Wolken, die sich allmiihhg- zu einem Ganzen vereinigten, langsam höher stiegen, aber erst von 1 1 '/2 Uhr an alle Gipfel vimhüllten. Sie strichen, vom Ostwinde getrieben , nur abAvechselnd über den G. - Kawi und ver- gönnten der Sonne, in den Zwischenzeiten herabzuscheinen , und dann eine sehr kräftige, ja stechende Wärme zu entwickeln, so kalt es auch gleichzeitig im Schatten der Hütte blieb. Inzwischen hatte sich unsere Gesellschaft durch die Ankunft des ]iekel von liatu vermehrt, der in Folge erhaltner AnAveisung von Herrn J. H. Dickelmax, Assistent-Residenten von M alang mit einigen Begleitern an der Nord - Ost - Seite des Gebirges heraufge- stiegen war. Ich hatte nämlich den Beistand des Residenten von Pasuruan, Herrn W. de Vogel, zu meinem Unternehmen einge- rufen, und den Herrn Dickelmax mit meinem Vornehmen in's Besondere bekannt gemacht, an der andern Seite des G. -Kawi nach ^Nlalang zu, irgendwo, — denn mir waren diese Gegenden noch völlig unbekannt , herabzusteigen, und sah meine Wünsche nun weit über meine Erwartung erfüllt. Der Bekel stellte sich mit einer Anzahl Kuli's (Träger) zu meiner Disposition und die Ein- richtung meines Bivouaks verbesserte sich bedeutend. In die Augen fallend war der Contrast zwischen den Bewohnern der östlichen, nur sparsam bevölkerten Distrikte Kediri's , von wo ich gekommen war, und diesen ^Menschen aus jNIalang. Jene sind arm, dem Opiumrauchen ergeben und überhaupt in Bildung und ]Moral weit hinter den Bewohnern von jNIalang ziu-ück. Desshalb hatte ich von Welingin nur die allerunentbehrlichsten Lebensbedürfnisse mit- bringen können und schlief auf blossem Grunde. Der Bekel von Batu aber brachte Kopfkissen und andere Bequemlichkeiten mit und erzählte mir, dass auch der Wedono von Ngantang im An- marsch sei. Ich verschob den Besuch der Oro-Fläche bis INIorgen und be- nutzte den heutigen Tag ausser zu meteorologischen Beobachtungen zu W^anderungen über unsere Firste selbst, um ihre Positionsver- hältnisse , ihre Verbmdung mit benachbarten Gipfeln und ihre Ve- getation kennen zu lernen. Es heisst diese Firste, auf deren höchsten mittelsten Gegend wir beobachten, G. -Budak. Sie bildet einen Halbkreis, dessen grösste Convexität nach Süd-AVesten gerichtet ist; nach dieser Seite setzt sie sich in den gewöhnlichen Abhang eines Kegelberges fort, während sie auf der innem , concaven Seite sclirofF und Wandartig fällt und sich dadurch als alte Kratermauer beurkundet. Nur an ein Paar Stellen ist diese Wand ersteigbar, obgleich ihre Felsen überall mit dünnen Erdschichten bedeckt ujid mit Gras bewachsen, auch hier und da von einzelnen Casuarinen bekrönt sind. Von der Structur der alten Felsmauer kann man daher wenig erkennen ; am steilsten und felsigsten ist die Wand in den Gegenden westwärts vom Mittelpunkte des Oro oro ; dort sind die Felsen theils eine in 513 unregelmüssig kubische Stücke zerspalteue Traehytlava (Bat. Nr. 35), bakl mehr eigentHcher in dünne Platten abgesonderter Trachyt, L. 239 (Bat. Nr. 34). Als Laven jüngster Entstehmig, aber sämmt- lich trachytischen Ursprungs finden sich mehr vereinzelt in Blöcken am Fusse der Mauer eine röthlich - braune Varietät (Bat. Nr. 36); eine andere mit rother Grundmasse und veränderten glanzlosen Feldspathkrystallen L. 240 (Bat. Nr. 37); eine sehr poröse ver- schlackte Lava, die von schwefligen Stoffen durchzogen ist und sich bereits im Anfange der Verwitterung befindet L. 241 (Bat. Nr. 38), und noch andere Blöcke die noch mehr verwittert , den endlichen Übergang in Erde bilden (Bat. Nr. 39). Das nördliche Ende der Mauer liegt von liier in Norden 1 5** Westen und ihr östliches Ende in Norden 86" Osten. Von dem erstem streicht sie mit einer sanften Krümmung bis zu unserm Be- obachtungspunkte; hier ist sie am breitesten, und der ganzen Breite nach, welche im Mittel 35 beträgt, durch Menschenhand geebnet und in die (bereits genannten) zwei viereckigen, von Mauern um- gebnen Räume verwandelt ; diese hängen durch Thüreingänge in der Mitte der queren jNIauern' mit einander zusammen. Südostwärts schliessen sich dem zweiten ßaume noch einige geebnete und mit Steinen belegte Terrassen an, die aber keine Ringmauern mehr haben ; hier fand ich ein einziges aus Ziegelerde gebranntes Bild, das ebenfalls, wie das von gestern, eine Durga war; übrigens keine andern Verzierungen ; so weit die Firste diese Terrassen trägt, ist sie erst nach Süd-Süd-Ost gerichtet , drelijt sich dann, indem sie sich zugleich immer mehr verschmälert und tiefer senkt, nach Süd- Ost herum , und endigt sich in einer ersten hoch gelegenen Ecke, von dieser Ecke fällt sie steil hinab, setzt sich dann aber wieder (in geringerer Höhe) fort, indem sie sich erst ost- und nachher nordostwärts herumbiegt bis zu ihrem letzten östlichen Ende. Die- ses senkt sich Kuppenförmig steil, nach innen senkrecht, ÄLauer- artig hinab und ist mit Wald bewachsen, während nur dürftiges Büschelgras die übrigen Gegenden der Firste bedeckt. Eine tiefe Kluft, worin der Kali-Mitro entspringt, begränzt den innern Fuss vom Ostende der Mauer und trennt sie vom Fusse des G.-Tjemoro kändöng, einer stumpf hemisphärischen Bergmasse , die sich in einen flachen , Plattenartig abgestutzten Scheitel endigt. IVIan er- blickt des^>n Mitte, gegenüber der Oro orofläche, in Norden 5 5** Osten von hier und zwar viel tiefer als unser Standpunkt ; auf beiden Sei- ten seines Gipfels bleiben geräumige Grasmatten zwischen den Ei- chenwäldern liegen, die sowohl die Mitte seines Scheitels bekrän- zen, als seinen Abhang überziehen. Nicht hoch, aber dicht und schattig zusammengewebt, ziehen sich diese Wälder bis zum Oro oro herab, und schneiden sich vom Grasgrunde dieser Platte in einer scharfen (iränzlinie ab. Wie der Süd-Ost-Fuss dieses Berges von der so eben genannten Kluft des K.-Mitro, so ist auch sein Nord -West -Fuss von einer ähnlichen Kluft begränzt, in welcher der Kali-Sibalu entspringt. Zwischen beiden dehnt sich c!as Juiigliuliii, Juvj II. 33 514 sanfte Gehänge des Bel•g^vulstcs aus und beji^riinzt also die Oro- fläche auf ihrer Nord-Ost-Seite, während sich um deren West- und Süd- West-Seiten die alte Kratermauer oder die J»ergfirste , worauf unser Standpunkt ist, in einem weiten Halbkreis herumzieht. *J Von der Sibalu- Kluft am Nord -West -Fusse des G. -Tjemoro köndöng an bis zum Fusse des Nordendes der Kratermauer , ist die Orofläche von keiner INIauer und von keinem Berge begränzt, son- dern endigt sich dort nur in einem etwas erliöhten Rande, der sich quer, fast von Osten nach Westen, von dem einen bis. zu dem an- dern genannten Punkte herüberzieht. Die Fläche steigt sanft und allmählig zu diesem Jlande , auf welchem einige C'asuarinen zer- streut wachsen, an, und senkt sich dann nordwärts auf E i n mal, in Einer Terrasse hinab. Innerhalb dieser so eben skizzirten Umgebungen, bleibt, — als ehemaliger Kraterboden, — die Fläche Oro oro liegen. Dir An- blick von oben stellt sie ziemlich eben dar und lässt wenig Un- gleichheiten des Bodens erkennen. Doch nehmen drei kleine Bachfurchen darin ihren Ursprung, 1 ) eine nimmt fast in der Mitte des Oro ihren Anfang, da, w^o rechts neben der Furche, in Norden 30'* Osten ein einzelner, alter Tjemorobaum steht und zieht sich dann in dieser Kichtung bis zum linken Fusse des Tjemoro ken- dengberges, wo sie zur Kluft des Kali-Sibalu wird. An einer Stelle in dieser Furche ist das AV'asser zu einem Tümpel versammelt ; in derselben Richtung, wie diese Furche, senkt sich, aber sehr sanft und allmählig, der grösste Theil der Oberfläche von Oro oro hinab. 2) Zwischen der südsüdöstlichsten, höchsten Gegend der Oro- fläche und dem Fusse der Kratermauer, welche diese begränzt, zieht sich , allmählig tiefer werdend , die Kluft hinab , in Avelcher der Kali-Mitro ents^oringt ; oben münden sich einige Kesseiförmige Senkungen als Nebenfurchen in dieselbe und unten vereinigt sich mit ihr 3) eine sehr kurze Furche ZAvischen dem innern Fusse des Tjemoro kendengberges und der Oroebne. Die jNIitrokluft zieht sich dann , anfangs Spaltenartig tief, am Ostgehänge des Berges hinab, während die des Kali-Sibalu am Nord -Nord -Ost -Abhänge verläuft. An zwei Stellen des Oro (der Leser schlage einen Blick auf die Situationsskizze Kawi Figur 6, auf welcher die relativ^e Lage der verschiedenen Punkte der Bergkrone genau nach den gekommenen Peilungen entworfen ist,) bemerkt man viereckige, regelmässig von erhöhten Mauern umgebene Räume, deren einer sich dem andern anreiht, und die, eben so wie jene auf der Kratermauer, durch Thüreingänge mit einander in Verbindung stehen. Ein kleines, etwa nur lOO' im Durclnnesser haltendes Central- fleckchen ausgenommen, welches ganz kahl ist, (auf der Skizze an- *) Von Malang aus kann man nur diesen G. -Tjemoro kendeng sehen, hinter welchem die Kratermauer (ihr östliches Ende ausgenommen,) verborgen bleibt. A. d. V. 515 gedeutet,) ist die Üroebne mit Gras bewachsen, aber von Eaum- wuchs entblösst. In einer mehr bleich-grauen als grünen Schminke liegt sie einsam, nur ein Tummelplatz von Hirschen da. Die Kahlheit jener kleinen Stelle in der jNlitte , wo kein Gras wachsen will, erinnert an ähnliche Stellen in andern Gebirgen Java's (G.- Telaga bodas, Wilis, Dieng,) wo sich Mofetten befinden, und avo aus dem Koden dringende Kohlensäure die Ursache des Nichtge- deihens von Pflanzenwuchs ist ; vielleicht, dass auch dieser Ort einst eine solche ]Mofette war. *) Es sind die Büscheln oder Inseln von Festuca 7iuhigena , wel- che, so wie die ganze westKche Kratermauer, auch die Orofläche vorzugsweise überziehen ; ausser noch ein Paar andern Gräsern un- termischen sich ihnen Leucopogon Javanicus , Viola - , Plantago- Arten, Antennaria gracilis , Gentiana quadrifaria , Wahlenhergia gracilis , nebst einer Pteris-Axt und einigen Compositen, während an mehr kühlen Stellen, besonders am Fusse der Kratermauer, eine Ocijtnum- Axt, die, (wie die Javanen behaupten,) ein Leckerbissen für die Hirsche ist , eine Senecioidee und die Euphorbia jatanica Heerdenweis vereinigt, 4 bis 5 hohe Dickichte bilden. Hier und da wuchert ein q\x\zg\x\.gx ligpericum jacayiicinn-^\xAViQ\\ an der Wand. Eichen und C/'asuarinen sind fast die einzigen Waldbäume auf dieser Höhe; die letztern wachsen in Gruppen am Fusse und an der Wand der Kratermauer, und die erstem überziehen ausser den ganzen Tjemoro kendengberg auch bereits den Anfong der ]Mitrokluft inner- halb der Oroebne, und sind von der Grasflur daselbst mit einer eben so scharfen Begränzung abgeschnitten , wie jener Eichenkranz am äussern Berggehänge, ohne dass auch nur ein Individuum diese Gränze überschritt. Ihr schimmerndes, bräimlich- grünes Laub ist von einer Menge Usnecn behangen und davon weisslich- gelb betüpfclt. Die scharfe J^egränzung zwischen EicheuAvald und Grasflur bleibt merkwürdig. Wenn man auch als am Wahrscheinlichsten annimmt, dass die Waldung vormals den ganzen Gipfel bekleidete und dass sie auf dem obersten Gipfel (und im Oroj erst durch INIen- schenhände zerstört und dass namentlich alle Waldkeime erst durch Feuersgiuth vernichtet Murden, so nmss dies doch in einer Zeit geschehen sein, wo der Hindukultus auf Java noch im Gange war, also bereits vor 500 Jahren, weil nach dieser Zeit der Berggipfel keine Besucher mehr fand,**] und es bleibt unerklärt, warum die Eichenwälder sich in dieser langen Zeit nicht weiter ausbreiteten und nicht höher hinaufrückten , um auch noch den kleinen , bloss 3 bis oOO' höhern Rest des Gipfels zu überziehen ! Auffallend ist es, dass *) Doch war am folgenden Tage keine Spur aufsteigender Gasarten daselbst zu entdecken. •') Nur der Gottesdienst trieb die Menschen auf diese Höhe und veranlasste den Bau jener Mauern ; so bald dies Motiv aufhörte und die Population zum Islamismus überj^ini^, blieb der Kawij^ipfel verlassen; man weiss, dass die mo- hamedanischen Javanen freiwillig keinen Berggipfel ersteigen. A. d. V. 33* 51 6 die Waldung gerade in der Höhe aufhört, wo auf der innern Seite des Gipfels der Fuss der ■Mauer in den Kraterboden übergeht und dass die Firste also vom Gipfel lierab nur so weit von Waldung ent- blösst ist, als sie eine schmale Kratermauer bildet. Mit eben so scharfen Gränzen ist , -wie wir gesehen haben , der Grasboden der Orofläche von den Eichenwäldern des Tjemoro kändengberges »getrennt. Diese Verhältnisse erinnern an ähnliche Erscheinungen, wel- che man z. B. im Centrum des G.-^Iandala wangi-Gipfels , in der Fläche Alun alun zwischen dem G. - Gede und Seda ratu , im Ge- birge Wilis an einigen Stellen , im Grasboden des Kessels Tikel- Panggonan im Dieng u. a. O. wahrnimmt, lauter ehemaligen Kra- terböden, die sich nimmer mit liäumen überziehen wollen, so üppig und dicht auch die Waldung an den Abhängen und Wänden um- her gedeiht. Könnten als Ursachen dieser Erscheinung vielleicht mitwirken: 1) Beschaffenheit des Bodens aus Steingereibsel, oder mit bcsontiern Bestandtheilen , (Säuren) imprägnirt? in der Oro- fläche freilich ist der Boden eine sehr dicke, lockere, fruchtbare Erde; 2) grosse Differenzen zwischen Tag- und Nachttemperatur aller hohen und flachen Gegenden, welche des Nachts durch Ausstrahlung sehr erkalten ; 3) vorhandene Höhlungen unter diesen Böden, die vielleicht nur ein dünnes Gewölbe sind? i) Gasarten (z. B. KohlensäureJ die sich sch^vach und auf eine unmerkliche Art daraus entwickeln ? Dessen ungeachtet bleibt die Sache merk- würdig und nicht vollkommen erklärt. Eine dicht zusammengedrängte Wolkendecke verbarg uns schon von 12 Uhr an den Anblick aller Tiefländer, aber über unsern Gipfel selbst zogen nur einzelne, schwimmende Wolken, gleichsam Streif linge der grossen Heerde vorüber, und hüllten uns bald in ihre Nebel, bald machten sie wieder, in häufig wechselndem Spiele, hellem Sonnenscheine Platz. Leiser Süd -Ost -Wind Avehte vor- herrschend. Um 4 Uhr hörte man in der Tiefe den Donner rollen, alles war düster unten, aber oben wurden die blauen Fenster zwi- schen den Nebelzügen immer grösser. Allmählig mit fallendem Abend zerriss auch die tiefe Decke, die Wolken ballten sich Thurm- artig imi das Gebirge herum , oben wurde es vollkommen heiter, der helle ^Nlond wurde sichtbar, und bald schimmerte eine Stern- helle Nacht auf uns herab, während zunehmende Kälte (6,0^ ß.= 45,5° F.) uns in die trauliche Nähe der Feuer trieb. Auf solchen kühlen Berggipfeln, wenn eine stete KörjDerbe- wegung den Appetit gewürzt hat, ^ie trefflich schmeckt dann nicht das einfache Mahl ? wie zufrieden, wie leicht im Gemüthe ruht man nicht auf diesen Höhen, Mährend der Wind leise durch die Casu- arinen haucht und die Sterne dmxh die leichte, grüne Wölbung der Hütte schimmern? Kein schweres Dach von Ziegeln verbirgt uns den freundlichen Anblick des Himmels, keine schwere Decke drückt über uns, keine düstem Mauern engen uns ein, man athmet ÖI7 frei und leicht über der drückenden x\tmosphäre der Tiefländer, wo — in dunkeln Höhlen , die sie Häuser nennen , engherzig vind beschränkt die misstrauischen Menschen wohnen. Kawigipfel, den 21. September 1S41. Auf eine Sternhelle Nacht war ein kalter Morgen gefolgt; von gestern Abend an hatte ein sanfter AVestwind geweht, doch war die Lufttemperatur bis auf 34,0" F. herabgesunken. Kein Wölk- chen war sichtbar. In den untern Luftregionen, beinahe bis zur Höhe des G.-Kawi schwebte aber ein gewisser Dunst, der aufweite Entfernungen hin nur halbdurchsichtig war und sich am Horizonte in einer schnurgeraden, überall gleich hohen Linie hinzog; nur der G. -Ardjuno- und Semerugipfel ragten über diese Dunstschicht empor, durch welche man die Tiefländer nur undeutlich, wie durch ein trübes Fensterglas erblickte. Etwas deutlicher und um so deutlicher , je näher gelegen , schimmerten die Gebirge Indoro- wati und Kelut durch diesen Dunst , der nicht avis Wasserdampf zu bestehen schien und in welchem hier und da in der Tiefe einzelne wirkliche Wolken {CumuU) schwannnen. Als die aufsteigende Sonnenscheibe über dem obern Rande dieser Dunstschicht aufge- gangen war, erblickte man im Westen einen deutlichen, scharf- be- gränzten conischen Schatten des G.-Kawi, hingeworfen in diese dunstige Luft, obgleich diese durchsichtig war imd sich dort auch keine Spur von Wolken gebildet hatte. Sie gewährte einen höchst eigenthümlichen Anblick. Ungeheuer starker Thau lastete auf der Grasdecke des Bo- dens, die von Tausenden von Wassertropfen perlte. Die Erd- wärme in 2' Tiefe , in einem dunkeln Humusboden, war zur selben Zeit == 55,0" F. Um 7 Uhr trat ein sanfter Ostwind ein, die Dimst- schicht hob sich, verschwand, und das tägliche Spiel der Wolken- bildung nahm von S Uhr an wieder seinen Anfang. Ich hatte meine Abreise auf morgen verschoben und beschlossen mit dem IJekcl von Batur und dessen Volke auf der ^lalang'schen Seite vom G.-Kawi abzusteigen , entliess daher meine armem Begleiter von Welingin, die es auf dem gestrigen, mühsamen Marsche so getreu mit mir ausgehalten hatten. Ich Hess sie nicht mit leeren Händen gehen, und übergab mich dann {quasi) den Bewohnern der andern Seite. Der heutige Tag beschäftigte mich fast gänzlich mit der Auf- nahme des Gipfels und der Ausmessung der Oro - Platte , um die wahren Grössenverhältnisse kennen zu lernen. Ich mass quer durch die Fläche eine liasis ab a. bis c. und brauchte ausser den Ecksig- nalen dieser Basis nur noch einige andere d. bis e. an der Nord- West- und Süd-Ost-Gränze der Fläche zu stecken, weil die Ring- mauer sowohl als die übrigen Umgebungen des Oro genug erkenn- bare Punkte darboten, die man zu natürlichen Signalen benutzen konnte. Auf die nachstehenden Heobaclitinii^cn und die Karten- 318 skizze Kawi Figur 5 und 6 verweisend, *) überhebe icli niicli jedoch einer ausführlichen ]ieschreibung und l)esehränke midi zur Vervoll- ständigung des bereits oben über den Kawigipfel und die Orofläche in's Besondere Angeführten auf folgende licmerkungen. Die Orofläche ist keine horizontale Ebne, sondern nur in der Mitte wirklich flach, im Umfange aber durch sanftansteigende breite Wellen hüglig - uneben ; ihr mehr als 3 tiefer, dunkelbrauner Humusboden ist nur mit Küschelgras bewachsen und nach dem Umfange hin am Fusse der Ringmauer von Tjemorogruppen um- säumt, die auch am Grasgehänge der Wand, da, wo sich diese sanfter herabsenkt, hier und da emporragen. Eine ungeheure Menge von Hirschkoth liegt überall auf dem Grasgrunde zerstreut und be- zeichnet diesen Ort als einen geliebten Tummelplatz dieser Thiere. Von Banteng's finden sich keine Spuren. Der Quere nach , nach Ost-Nord-Ost ist der Raum, so weit er ziemlich flach ist, löOO bis 1100' breit, die abgemessene Basis von a. bis c. war 9.ü0' gross, und seinem grössten Durchmesser der Länge nach Nord-Nord- West, bis an den queren, plötzlich gesenkten Rand, 2000' lang. Von der Firste der Kratermauer bis zum Fusse des gegenüberliegenden Berges beträgt der horizontale Abstand iSOO', während die beiden, Nord- und Ost- Enden der ]Mauer mehr als 4000' von einander entfernt liegen; dieses ist dann der obere Durchmesser der Krateröffnung in dieser Richtung. Seine Meereshöhe bei h., dem isolirten Tj6- morobaume, beträgt (bar.) 8280', er wird also von dem höchsten Punkte der Kratermauer in Westen, der 8820' hoch ist, um 540 überragt, von dem wulstigen Gunung-Tjemoro kendeng in Nord- Osten aber nur etwa 300 . Ausser den zwei schon genannten Stellen , wo sicli von nie- drigen Mauern umringte, durch Kunst geebnete viereckige Räume befinden, die aber ganz verfallen und mit Gras überzogen sind, bietet dieser Ort noch einen andern Beweis vormaliger menschlicher Thätigkeit. In geringer Entfernung nämlich nordwestwärts neben dem einzeln stehenden alten Baume, liegt in der Gegend der Fläche, wo sie bereits zum Fusse der Kratermauer anfängt anzusteigen, eine Einsenkung, oder ein kleiner Thalkessel, der sich nach unten in die Furche des Kali - Sibalu verlängert ; während allmählig hervor- sickerndes Wasser das Bächlein dieser Furche speist, ist die Einsen- kung oben noch trocken. In dieser gelangt man durch einige mit Mauern umgebene viereckige Räume nordwestwärts zu einem höhern, terrassenförmigen Aufbau, der aus rohen Steinen zu Stu- fenförmig übereinander erhöhten Absätzen gebildet ist. Auf der obersten und kleinsten Terrasse liegt ein länglich viereckiger Auf- satz, wie ein Grab, der aber, ausser einem aufgerichteten länglichen Trachy tsteine , keine Verzierungen hat. Üppige Pflanzen und Gräser bewuchern dieses einfache alte jNIonument, während in der *) Diese wurde schon auf dem Gipfel projicirt und später ausgearbeitet. öl 9 Tiefe des kleinen Kessels hinter den Terrassen, verschiedene Bäum- chen ihren Schatten werfen. Über den Ursprung des Denkmals wussten mir die Javanen keine Auskunft zu geben, ebensoAvenig wie über die jNIauern oben auf dem Kraterrande und über die Tem- pelruinen, die wir ehegestern am Nord-West- Abhänge des G.-Kawi fanden, die sämmtlich in völlige Vergessenheit verfallen zu sein scheinen. Ich war nach vollbrachter Arbeit im Oro-oro eben beschäftigt, an der Kratermauer Avieder hinan zu unserm Kivouak zu klettern, als ich von dem nordnordöstlichen Ende der Fläche her eine neue Gesellschaft von Javanen ankommen sah. Es war der Wedono von Ngantang, mit einem kleinen Gefolge zu Pferd. Ich hiess ihn von ganzem Herzen Avillkommen und zwar völlig aufrichtig, denn erstens : seine Ankunft diente mir zum Beweise , dass der Resident von Pasuruan (Herr W. de Vogel) meine Kitte um einige Hülfe auf Reisen innerhalb seines Bereiches nicht nur beachtet habe, sondern dass ich nach diesen stummen , aber besser als Worte spre- chenden Vorboten selbst die beste, vollkommenste Hülfe in meinen L nternehmungen erAvarten dürfte eine Aussicht, die, wie man leicht begreifen kaini. mich recht fröhlich stimmte; denn der G. -8emeru lag noch \'or mir; ZAveitens brachte der Wedono allerhand Sächel- chen mit, die auf dieser KergAA-üste gar nicht zu verachten Avaren, als: eine Matraze, reinliche Kopfkissen, Erod, Kuchen, Zucker, Thee, Kaffee u. s. av. , das uns alles sehr zu Statten kam! GeAviss ist daher Avohl noch kein Javan von einem Europäer mit so aufrich- tiger Freude beAvillkomninet als dieser Wedono von mii", der ausser- dem ein recht gebildeter, Avohlhabender Mann Avar. Auch schien er durch die freundliche IJchandlung , die er von meiner Seite ge- noss, sich für seine Mühe für Aollkommen entschädigt zu halten, und nahm an der allgemeinen Fröhlichkeit der Caravane, unter Avelche ich Tabak, Cigarren und etAvas Opiuna ausgetheilt hatte, Theil. Wir lichteten uns daher ganz comfortabel ein , und Avaren geAviss zufriedener, als in seinen Tuilerien der — König der Fran- zosen. Fröhlich loderten unsere Feuer, vielleicht zum ersten INIale Avie- der, seitdem die Anhänger des Hindukultus, die einst hier ihr AVesen trieben, den Gipfel verliessen. Wahrscheinlich geschah dies kurz nach der Einführung des Mohamedanismus, in 147S. Kein Pilger scheint ihn seit der Zeit mehr betreten zu haben. Wie viele Jahr- hunderte vorher aber mögen nicht verflossen sein, seitdem noch vul- kanisches Feuer die Wände der Kratermauer röthete, avo jetzt der ^^'ind durch Tjömorobäume säuselt? Nach der Dicke der frucht- baren Erdschichten des uro zu urtheilcn , Avohl mehr als ein Jahr- lausend! Denn dass diese Orofläche der alte Kraterboden ist, viel- leicht aus ausgebreiteten und schnell erstarrten LaA'aströmcn gebil- det, kann nicht bczAveifelt Averden, eben so Avenig, als dass die Halb- kreisförmige Firste, auf deren ^Nlitte Avir jetzt hausen, ein Theil der ehemaligen Kratermauer ist; vielleicht, dass diese Mauer Ursprung 520 lieh vollkommen Kreisförmig war, und in Nord- Osten durch die Lavafluthen , die sich einen Ausweg bahnten , zertrümmert wurde ; dort bilden jetzt die Lavaschichten jenen scharfbegränzten Rand, zwischen dem Fusse der IJudakfirste auf der einen und dem Tjemoro kenddngberge auf der andern Seite, einen Rand, welcher als die letzte Gränze der Oroplatte sich Stufenförmig nach Norden und Nord -Nord -West hinabsenkt, auf ähnliche Ait, wie sich der obere Kratergrund des G. -Göde schroff zum Thale von Kandang badak hinablässt; der G.-Tjömoro kendeng kann dann als ein stehen- gebliebener Theil der ostnordöstlichen Kratermauer betrachtet werden , dessen oberster Rand abgebrochen wurde ; oder vielleicht noch wahrscheinlicher als ein Eruptionskegel, der dicht an der ]Mauer hervorgebrochen war und an dessen Seiten sich diese Mauer anschloss. Dass sich diese Eruptionskegel nicht immer in der Mitte des Kater - Innern bilden , sondern viel öfter in der Nähe oder am Fusse der Mauern, die von ihnen dann an der Stelle zertrümmert oder überschüttet Averden , lehrt uns das Beispiel mehrer andrer Vulkane Java's, z. R. der G.-Panggerango (mit dem Eruptions- kegel ]Mandala wangi), Dieng (mit dem Pakuodjo u. a.)- Die Kluft ZAvischen dem Süd -Ost -Abhänge des Tjemoro kendengberges und dem jetzigen Ostende der Mauer kann dann durch einen spätem Durchbruch gebildet sein. Eine warme. Quelle ausgenommen, welche nach der Erzählung des Wedono am Nordfusse der G. -Kawi hervorsprudelt, sind alle Spuren vulkanischer Wirkung im G.-Kawi gänzlich verschwunden. Er ist ein völlig erloschener Vulkan. Keine Dämpfe, keine erhitzte Stellen , oder borrelnde Wässer kann man im Kraterraimie irgend entdecken. Alles ist grün. Gleich einer schönen Wiese liegt die Oro oroplatte da, und Hunderte von Hirschen, von keinem Jäger nachgestellt, von keinem Tiger verfolgt, tummeln sich auf dem Graspolster im freudigen Genüsse ihres Daseins, hier, wo vor einem (oder einigen) Jahrtausenden nur die feurigen Massen eines Lava- meeres wogten. Das kalte Klima dieser Hochplatte (etwa 56 oder 57" F. mittlere Temperatur), avo kein Tiger mehr ausdauem kann, ihre Geräumig- keit , ihr höchst fruchtbarer Boden , ihr Geschütztsein durch den hohen Halbkreis der Kratermauer vor West- und Süd -West -Win- den, ihre reine Luft in der herrlichen Region von 8280', ihr Reich- thum an Trinkwasser, und ihre Zugänglichkeit auf bequemen Fahr- wegen von Batu , macht sie zur Anlegung eines Reconvalescenten- hauses für an tropischen Krankheiten (in Folge der anhaltenden Wärme) Leidende , eben so Avie zum Anbau europäischer Kidturge- wächse sehr geeignet. Flache Gegenden von einiger Ausdehnung oberhalb 4000' sind selten auf Java. Es sind deren bloss drei. Die geräumigste Platte unter allen ist Pengalengan hinter dem Berge MalaAvar bei Bandong , 5 bis 1 0 Pfähle breit imd lang , aber nur 4400' hoch; darauf folgt das Plateau Dieng, 6300' hoch, für sich selbst aber nur etAA'a ein Pfahl lang und % Pfahl breit, jedoch 521 von ausgedehnten gleichhohen , oftmals ilachen Berghöhen umge- ben; dann diese Oro- Platte im G.-Kawi S2S0' hoch aber nur 2000' lang und 1000 breit. *) Möchten doch die Arzte Java's endlich ein- mal von der [Meinung zurückkehren , Krankheiten , die eine Folge des Klima' s, deranhaltenden Wärme sind, durch Arzneien heilen zu wollen , was unmöglich ist , so lange die Ursache dieser Krank- heiten, d. i. die Wärme, nicht entfernt werden kann; wenn auch ein einzelner Anfall weicht , so wird der Kranke bei stets fortwir- kender Ursache doch immer wieder in dasselbe Übel zurückfallen ; und möchten sie dafür lieber die herrliche Heilkraft der Natur, des Kliraa's, der Atmosphäre, der Kälte erkennen! deren Ein- wirkung man sich hier auf Java in 6 bis SOOO' Höhe eben so gut als in Europa aussetzen kann und welche alle s. g. tropischen Krank- heiten der Europäer nicht nur sicher beseitigt , sondern auch den Körper, der einige ^Monate lang ihrem wohlthätigen Einflüsse aus- gesetzt blieb, von Neuem stählt und zum Ertragen einer erneuten höhern Temperatur in der heissen Region dieser Insel fähig macht. Aber leider taugt dieses einfache Heilmittel nicht um die Börsen der Doctoren und Apotheker zu füllen, das arme, betrogene Publikum fährt fort Pillen und ]Mixturen zu schlucken und — wandert via recta zum Kirchhof. **) Malang, den 22. September 1S44. Obgleich die Nacht auf dem Gipfel sternhell war und kein Regen fiel , so wurde mein Lager doch allmählig ganz durchnässt, weil ein unaufhörlicher Thau durch das Laubdach meijier Hütte träufelte. Es blieb Windstill. Am ^lorgen (Temp. 5,0" R.) waren die untern Regionen der Atmosphäre wieder mit demselben halb- durchsichtigen Dunste, wie gestern erfüllt ; die Schicht war so hoch, dass nur die Gipfel des G.-Semeru und Ardjuno daraus hervorragten; ihre obere Gränzlinie war am Horizonte wieder so scharf und gerade abgeschnitten, dass man Höhewinkel darüber messen konnte. Aber schon um 6y2 Uhr stieg sie höher und umhüllte auch den G.-Sömeru. Tief unten auf dem niedrigen Lande las'en hier und da einige gekräuselte Wolkenmassen ausgestreckt , welche bei den Be- wohnern, auf welche sie Schatten warfen, Avahrscheinlich die Mei- nung erweckten, als wenn die ganze Luft so bezogen sei. Die ganze übrige Atmosphäre war aber in der That völlig Wolkenfrei. Ich rüstete mich um 7 y« Uhr zur Abreise ; die Träger des Ge- *) Ausserdem finden sich noch im G. - Aj ang-Gebirge bei Besuki viele ausgedehnte flache oder sanftgeneigte Grasabhänge von 6, 7 bis SOüU'. (Spätere Anmerkung.) A. d. V. ••) Viele Hunderte werden ein Opfer dieses Wahnes. Erst kürzlich noch begrub man zu Surabaja den höchsten Beamten dieser Kolonien, der sich seines Daseins noch erfreuen könnte, wenn er, besser berathen , anstatt der heissen Pestluft der Seeküsten, die kühlen Bergregionen aufgesucht hätte. Vergl. ,,nog een tcoord over acclimati^atie" in Indisch Magazijn, jaary. II. A. d. V. 522 päcks voran, kletterten wir, der Wedono von Ngantang, der l^ökel von Batu , ich und unser Volk , an der Kraterwand wdedcr hinab, und stiegen dann zu Pferd in der Orofläehe, durch welche wir un- sern Weg nach Nord -Ost nahmen. Wir gelangten dann links neben der Sibalu- Kluft auf eine breite Längerippe, die sich in ziemlich gerader Eichtung, zuweilen steil, zuweilen aber auch wieder vorspringend und ziemlich flache Terrassen bildend , hinab- zog. Rechts von ihr lag die immer tiefer werdende Sibalu - Kluft und jenseits dieser erhob sich die Nordseite des G. -Tjemoro ken- deng. Sie war von einem 4 bis 5' hohen Dickicht von Euphorbia Javanica , Ocymum und einer Comjiosita {Tribus Senecioideae) auf das Dichteste bewachsen und nur mit einzelnen Tjemoren bekrönt, die (die jungem Bäume mit Pyramidenförmiger, die altern mit un- regolmässig rundlicher Krone) sich weitläufig von einander aus dem Dickicht erhoben. Bald darauf nahm der Wedono von uns Abschied , und schlug eine mehr westliche Eichtung nach Ngantang ein. Als er mich bat, meine Zufriedenheit über sein Betragen seinen Obern zu bezeugen, schien es mir, dass eine solche Achtung oder Furcht der java'schen Häuptlinge vor ihren europäischen ]jeamten immer ein gutes Zei- chen ist und beweist, dass das Land gut regieret sei. Weiter unten fingen Eichen an, sich mit den Casuarinen zu mischen, von denen einige sehr alte wohl 6' dick waren. Das Dickicht wurde schattiger, feuchter, ein mir noch unbekannter, halb Baumartiger Farrn trat auf, dessen aufi*echter , 6 hoher , aber nicht holziger Strunk sich erst in drei, und dann wiederholt in zwei Aste theilte, die aber leider steril waren; zuweilen stieg die Eippe , nachdem sie einen Vorsprung gemacht hatte, Avieder aufwärts, fiel im Ganzen aber sehr sanft; wir stiegen fortwährend in der Eichtung nach Nord -Nord- Osten herab , die Eichen fingen an vorzuherrschen , das Dickicht wurde sehr feucht, der Boden wurde zu einem Breiartig weichen Humus , der uns zwang von den Pferden zu steigen , endlich er- reichten wir um Oy^ Lhr, nach \^/^ Stunden Eeise zu Pferd, einen ganz flachen Vorsprung zwischen dem eigentlichen G.-Kawi und dessen nördlichem Vorgebirge, wo wir eine Hütte erblickten, welche die Javanen aufgeschlagen hatten. Hier hielt sich ein Koch auf, (den wir besser oben hätten brauchen können!) von dessen Herrlichkeit mir der Bekel zuerst eine Tasse Thee anbot, während die Pferde gewechselt wurden. Man nannte diesen Ort, der ringsum ausschliesslich von Eichen- wäldern umsäumt war, Gunung-Sewantal. Wir zogen um Q'/o Uhr Aveiter, erst südöstlich, gleich darauf aber ostwärts und gelangten auf eine schnurgerade und sehr steil hinabgezogene Firste (Eippe,) die Avieder mit Casuarinen bewachsen war und deren Boden mit dieser Baumart auch gleich wieder trockner wurde. Sie Avar beiderseits \^on einer Kluft begränzt, von welcher die zur Linken sehr tief und steil Avar. Die Casuarinen standen nur Aveitläufig auf dem Grasboden. Um 10 Uhr trafen Avir an der un- 523 tern G ranze der Wälder ein und kamen dann, indem Avir immer noch dieselbe, allmählig- breiter werdende Längerippe verfolgten, erst durch Bambusgebüsch , dessen trockne Halme im Winde an- einander knarrten, dass die Pferde scheu wurden, und nachher durch Alanggestrüpp immer tiefer in die zunehmende Hitze hinab. Zuletzt stiegen wir in die Kluft, welche die linke Seite dieses Rückens begränzt , und trafen auf einen gebahnten Weg , der am rechten Ufer des Baches Kali-Kangsirun hinleitete; auf kleineu Bambusbrücken setzte der Weg, zum ersten Male um 11 Uhr, öfters über den sich schlängelnden Bach. Die Kluft erweiterte sich immer mehr und ihre Sohle lief immer flacher in das ebne Land aus, das sich zusehends mit immer mehr und mehr Feldern von Tabak, Djagon (Mais) Reis und darin zerstreuten Hütten und kleinen Ge- höften bedeckte. Die Landschaft wurde belebter uaid die Menschen- leere Wildniss rückte zurück. Wir durchschnitten dieses flache Hochland am Nord- Ost- Fusse des G.-Kawi (Distrikt Batu) an- fangs in der Richtung Nord -Ost, später in der von Osten und stiessen um 12 Uhr auf den grossen Fahrweg, der sich am Kawi- fusse in querer Richtung zu unserm Berg^jfade hinzog. Ihn verfol- gend erreichte ich Va Stunde später die Post Singaling, wo durch die Gefälligkeit des Herrn Assist. Residenten von Malang ein Wa- gen bereit stand , *) der meinen müden Füssen sehr willkommen war. Der Abstand von dort südostwärts bis Malang beträgt 7 Pfähle, die ich nun schnell und bequem zurücklegte. Ich traf um 1 ^ji Uhr in dem schönen und wohleingerichteten Pasanggrahan-B ran t e s ein, welches auf dem linken hüglig -ansteigenden Ufer des Flusses glei- ches Namens erbaut ist. Hier wehte ein starker und anhaltender Südwind, der auch an den vorigen Tagen hier eben so geblasen hatte und der seine Wirkung bereits in einer Höhe von lOOO' ober- halb Malang nicht mehr äussert. Der hohe Gipfel des G. - Kawi selbst schien der W^irkung keiner andern, als nur der jNIussonwinde biossgestellt zu sein , die dort nur äusserst sanft wehen , während hier fast immer ein heftiger Südwind bläst. Der G.-Kawi stellt sich von hier, die höchste Mitte in Norden 80 bis S3^ Westen, gleich dem Profile KaAvi Figur 2 dar; die Punkte a. h. sind der G. -Bi- trang, c. und d. sind die beiden Ecken des G. -Tjömoro kendeng, e. der G. -Bokong undy. ist die Vorgebirgskuppe G.-Kukusan, **) die wir beim Absteigen westwärts liegen Hessen. Der G. -Ardjuno erscheint in Norden 8 bis ll** Westen. Der meinige war in Blitar geblieben. A. d. V. Sie gehört zu derselben Kippe , auf welcher tiefer in der Nähe von Sisir sich die Spitze Panderman erhebt. A. d. V. 524 neunte ölii^^^e. 39: GnnongSemerü. '^ Hierzu gehören: Sem er u Figur 1 bis 10. „Hinauf, hinauf! „In Sprung und Lauf! ,,Wo die Luft so leicht, wo die Sonne so klar, ,,Nur die Gemse springt, nur horstet der Aar ; ,, Wo das Menschengewühl zu Füssen mir rollt, ,,Wo das Donnergebrüll tief unten grollt." (Collin.) Matjan tengah, den 24. September IS 14. Ich brachte den gestrigen Tag im Pasanggrahan-Br antes bei M alang mit dem Ordnen meiner Skizzen und Zeichnungen zu, und machte die Bekanntschaft des Herrn Dicke Iman (Assistent- Residenten dieser Regentschaft), der in Übereinstimmung mit den Wünschen des Residenten von Pasuruan meinen Unternehmungen äusserst behülfsam Avar. Seinem Ratlie zu Folge beschloss ich den G.-Semeru*) auf der Süd-AVest-Seite zu ersteigen, avo die hülfreiche Gesinnui]g dieser Beamten bereits Anstalten hatte treffen lassen, um durch vorläufiges Hacken und Wegbahnen meinen Zug durch die Wälder zu erleichtern , die den Semerufuss weit und breit über- ziehen. Der Pasanggrahan nimmt eine sanfte Anhöhe ein am linken Ufer des Kali-Brantes, das sich sanft nach der Nordseite erhebt; gleich hoch, etwa einen Büchsenschuss entfernt in Süd- Osten liegt auf demselben linken Ufer des Baches ein viereckiges Haus mit zwei Vertiefungen, dessen ockergelber Anstrich mit schwarzen Streifen recht grell in die Augen fällt; es ist nichts Geringeres als die Kaserne oder Benteng, deren Besatzung aus einem Lieutenant mit 20 meist inländischen Soldaten hinreicht, um die SO tausend Köpfe der Regentschaft in Ruhe zu erhalten. Auf der andern Seite des Baches, aber in Süden von hier, dehnen sich die Bambushütten der Desa jNIalang aus ; sie liegen unter dem Gebüsch von Kokos- palmen und andern Fruchtbäumen Versteckt und sind nur mit einzeln europäischen, einstöckigen Wohnungen von Stein vermischt. Zwischen dem Pasanggrahan und der Benteng (Schanze) zieht sich die grosse Fahrstrasse von Pasuruan aus Norden herab, übersetzt auf einer Brücke von Holz den Kali - Brantes, und führt dann süd- *) DerXame ist von Meru, Maha meru, der heilige Berg der Hindu abgeleitet. A. d. V. 525 wärts weiter zum eigentlichen Mittelpunkte Malang's , als welchen man das Alun alun betrachten kann. Denn an den Seiten dieses Platzes befinden sich die Wohnungen des Assistent-Residenten (auf der Südseite) und des Regenten (auf der Ostseite) , während die kleinern java'schen und europäischen Wohnungen in seiner Nähe am gedrängtesten stehen. Ein halbstündiger Spaziergang führt vom Pasanggrahan zu diesem Platz , der nach gleichem Modell wie die Alun alun's vor den Wohnungen inländischer Häuptlinge über die ganze Insel Java eingerichtet ist: ein viereckiger ebner Gras- grund von Weringinbäumen (Ficus) umsäumt und in der JNIitte ge- wöhnlich von einem oder zAvei sehr alten Weringin's beschattet, deren Stamm mit einer niedrigen Mauer oder mit einem Geländer umgeben ist und mit einer an Verehrung gränzenden Sorgflilt ge- pflegt wdrd ; wer kennt sie nicht , diese lieblichen Alunplätze ? die von lOOO' Durchmesser vor den Wohnungen der Regenten in Haupt- desa's, an Grösse bis zu lOO' in den kleinsten Dörfern abnehmen, aber an Physiognomie immer dieselben bleiben. Man denke sich zu dem dichten und scluittigen Hängelaube der rundlichen Weringin- kronen, das lichte Grün von hohen Pisangblättern (Musa), die über die Seitenmauern oder Zäune hervorragen und das Dickicht der gelblich - grünen glänzenden Kokoswedel, die sich über dem tief- grünen Laubgewölbe der übrigen Bäume ausbreiten , um das Bild eines solchen java'schen Dörfchens zu erhalten. Fast ewig be- schattet blickt liier und da zwischen den Stämmen der Fruclitbäume das gelbliche Braun der Hütten hervor. Der Kali-Brantes, den wir bei Kediri als glatten, ruhig hin- fliessenden Spiegel kennen lernten , murmelt hier bei JNlalang noch über vulkanische Geschiebe. Er ist hier etwa von der Grösse des Tji-Dani bei Buitenzorg. Er strömt aus dem Zwischenräume zwi- schen dem G.-Kawi und Ardjuno herab, nimmt in seinem obersten Laufe alle Bäche der Nord -Ost -Seite des Kawi, wie der Südseite des G. -Ardjuno auf, und wendet sich beim Dorfe Malang, dessen Ostseite er bespült, nach Süd -Westen; nach dieser Richtung hin senkt sich nämlich der ganze mittlere Theil der Landschaft, die zwischen dem G.-Kawi nebst dem G. -Ardjuno in Westen imd dem G. -Tenggßr nebst dem Semeru in Osten eine weite Thal- ebne bildet, deren grösste Höhe nordwärts von der Negorei Malang liegt, da wo der Fuss der beiderseitigen Gebirge (G. -Ardjuno und Tenggär) verflacht zusammenschmilzt. Dort liegt, 1665' hoch, am Ost-Süd-Ost-Fusse des G. -Ardjuno der Ort Lawang mit den Ruinen von Singosari, und von dort fällt das Land fast in derselben Richtung, als es von der Pasuruan'schen Strasse durchschnitten wird , sehr sanft und allmählig nach Süden oder Süd - Süd - Westen 260' tief bei Malang, dessen Meereshöhe beim Pasanggrahan- Brantös 1400' bieträgt; von hier fährt es fort nach Süden zu fallen, bis zum Fusse der südlichen Gebirgskette, die sich in querer Rich- tung hinzieht imd den Kali-Jkantäs zwingt, seinen südlichen Lauf plötzlich in einen westlichen zu verändern. In diesem seinem mitt- 52G lern Laiifi' luibcii Avir den Fluss bereits kennen lernen und gesehen, wie er nachher in der Fläche von Kediri nach Norden strömt und sich dann wieder nach Osten wendet bis zu seiner Mündung in's Meer, so dass er rund um den vulkanischen Gebirgsstock Ardjuno, Kawi, Kehlt und Andjesmoro herum ein an den Ecken abgerun- detes Viereck beschreibt, und dass seine Mündung mit seinen Quel- len fast in gleichem Meridian und beide einander auffallend nahe zu liegen komme. Dies ist das auf Java einzige ]3eispiel von dem Kreisförmigen, nach seiner Quelle zurückgekrümmten Laufe eines "•rössern Flusses. Der mittlere Theil von Malang also ist eine von Norden nach Süden oder genauer von Nord-Nord-Osten nach Süd-Süd-Westen fallende Thalebne, ein offener Zwischenraum zwischen den Vulka- nen in Osten und denen in Westen, ein Durchzug für den verstärk- ten Südwind , der hier fast eben so vorherrschend und heftig bläst, wie zu Kediri und Madiun, den zwei ersten ]>eispielen von solchen, von Süden nach Norden offen stehenden Zwischenräumen zwischen seitlichen Vulkanen. Malang ist' die höchste Ebne von diesen dreien, sie fällt nach Süden, in jenen fliessen die Bäche nach Norden, sie gehört der gemässigt - warmen Kegion von 1200 bis 1660' an, jene der heissen von 190 bis 300', und doch herrscht in allen dreien während der trocknen Jahreszeit ein starker Süd- wind vor. Nicht eigentlich in der Mitte dieses Thaies, dessen grösster Theil eine K u 1 1 u r ebne ist , mit Reisfeldern, Dorfwäldchen, Ta- bak- und höher oben am Fusse der Berge mit Kaffeepflanzungen bedeckt, sondern dem westlichen Gränzberge G.-Kawi viel näher liegt der liebliche Ort, der uns heute zum Aufenthalt dient. Der G.-Kawi erhebt sich von hier, sein mittlerer Gipfel, in Westen 7 bis 10" Norden, der G. -Ardjuno in Norden 8 bis 11" Westen, der G.-Semeru in Osten 26 '/i** Süden; die Südgebirgsketten aber sind auch in dieser Gegend so niedrig, dass man ihren Saum nicht er- kennen kann; auch das Zwischenland zwischen G. -Ardjuno und Tengger erscheint flach. Der Ausdruck Ebne (Thalebne) ist jedoch von Malang nur in dem Sinne gültig, wenn man von der Landschaft als Ganzes spricht , denn ausser ihrer allgemeinen Senkung nach Süd - Süd- Westen, w^elche ihr den Charakter einer söhligen oder fast söhligen Ebne, wie Ködiri und Madiun sind, benimmt, ist auch ihre Ober- fläche nicht überall gleich hoch , sondern theils von tiefen Bach- furchen durchschnitten, theils in vielen Gegenden hüglig-ungleich, indem sie sich abwechselnd hebt und senkt. Vom Pasanggrahan südostw^ärts erblickt man in der Entfernung von etwa 3 Pfählen eine erhöhte, geräumige Platte, die vom Fusse des G. - Tengger herab weit nach Malang, nach Westen, zu vorspringt und sich dann schnell. Terrassenartig in die eigentliche, mehre Hundert Fuss tiefere Ebne herabsenkt. Nach Berichten kann sie nicht be- 527 Aviissert werden und ist desshalb unbewohnt ; sie ist das ausgebrei- tete Ende eines Lavastroms. Das Klima von Malang ist dem von Tjandjur zu vergieicben und ungeachtet seiner Südwinde, die sich in der Regel des Mittags erheben und bis spät in den Abend anhalten, gesund und ange- nehm ; die mittlere Temperatur ist 1 V^ bis 2 Grade Reaumur nie- driger, als an den Küsten, das Kaliwasser ist Krystallbell, die Luft ist rein und ]V[osquiten selten. Dabei giebt es gutes Rindvieh, gutes Fleisch und Gemüse von Batu. Zu diesen Vorzügen der Natur kom- men noch die vortrefflichen und sorgfältig unterhaltenen breiten Reit- und Fahrwege, die das Land fast in allen Richtungen durchkreu- zen, und die gut eingerichteten Pasanggrahan's, in denen man durch die Sorge der Distriktshäuptlinge gegen eine billige Entschä- digung eine wohlgedeckte Tafel findet, — so dass man sich über die vielen Reisenden, welche von Sunabaja und Pasuruan theils zur Erholung und zvmi Vergnügen, theils zum Besuch der Tempelruinen von Singosari und Pakis in diese Landschaft kommen, nicht zu wundern braucht. Nachdem ich meine Barometerträger mit noch andern Instru- menten und Bagagestücken des Nachts vorausgeschickt hatte, brach ich diesen Morgen*) von Malang auf und legte den Abstand bis hierher zu Pferd in 4yo Stunden (von 6 bis 10 Vi Uhr) zurück. An der Gränze eines jeden Distriktes wurden die Pferde gewechselt, welche vorräthig standen; auch fanden sich, der Verfügung des Herrn Assistent-Residenten gemäss, Distriktshäuptlinge zur Beglei- tung ein , die dem Adat (Gebrauch , Herkommen) zufolge mit den Pferden, die sie liefern, nie weiter als bis zur Gränze ihres Distrik- tes mitgehen. So sehr das Wechseln der Pferde die Reise beschleu- nigt , hat es für den Reisenden doch auch einiges Unangenehme ; zuweilen muss man ein gut dressirtes Thier, das seinen bequemen Galopp läuft , mit einer scheuen vmd muckigen Bestie vertauschen, die bei jedem angebrannten Baimistamm zur Seite springt. Weil ein java'scher Häuptling sich nie auf Reise begiebt, ohne von sei- nen untergeordneten Beamten, und diese wieder nie, ohne von ihren Untergebenen begleitet zu sein , so umtrabte auch mich auf diesem Zvige vin ganzer Schwann berittener Trabanten. Dem Gebrauche gemäss, der in der ganzen Residenz Pasuruan üblich zu sein scheint, ritten zwei Mann in rothen und grünen Jacken voran, jeder mit einer riesenmässigen Lanze bewaffnet, gegen welche der Don Qui- jot'sche Speer gewiss eine blosse Stecknadel gewesen ist. Diese Lanzen, welche stets mit statiöser Steifheit emporgchalten wurden, voran, darauf meine Wenigkeit, und den ganzen Schwärm der Tra- banten in ihrer bunten regellosen Kleidung hinter mir drein, sah unser Zug, sobald er sich in Galopp setzte, wohl etwas kosakiscl) aus und flog, von Staubwolken umgeben, wie das wilde Heer durch die Felder. *) Geschrieben zu Matjan tengah d. d. 25. Septbr. 1844. A. d. V. 528 Mancher schlecht berittene Dorfjavan purzelte dabei vom Pferde und zwar zum grossen Ergötzen der übrigen, die ihn ausgelacht haben Avürdcn, auch -wenn er das Genick gebrochen hätte. Länd- lich, sittlich; man Avürde nicht wold thun , sich diese Ehrbeweise zu verbitten, weil sie andere reelle A'ortheile in ihrem Gefolge haben. Denn der Javan, der nur nach dem Äussern urtheilt, richtet den Grad von Unterstützung imd liehülflichkeit für den Reisenden jeder- zeit nach dem Grade der äussern Auszeichnung ein, welche diesem von der Ortsbehörde zuerkannt wird. ]3erWeg war breit, gut unterhalten und lief vom Ufer des Kali- Brantes an, den man ostwärts neben Malang übersetzt, im Allgemeinen in der Kichtung nach Süd-Süd-Osten durch ganz flaches Land, dessen Oberfläche fast keine andere Unebenheit hatte, als die Furchen der wenigen Bäche, von denen es von Norden nach Süden durchzogen war. Diese waren, ausser d«m Kali-Brantes, der Kali-Am- b r o n g , der im Tenggergebirge entspringt und durch immer noch bebaute, unter anderem mit vielem Tabak bepflanzte Ebnen strömt; je weiter Avir von seinem Ufer nach Süd -Süd -Osten vordrangen, veränderte sich der anfangs braune, lehmig - Humusreiche Boden immer mehr in einen fein-sandigen Grund, auf welchem die bebau- ten Felder immer seltner wurden. Wir kamen zuerst durch ein einzelnes Stückchen Urwald und nachher durch immer häufigere Waldpartien, die mit Glagahwildnissen abwechselten; durchwade- ten um 10 Uhr den dritten grössten Bach, Kali- Lest i, der in einer ziemlich tiefen und bewaldeten Flusskluft strömt, und lang- ten bald darauf in Matjan t eng ah an (1300' Höhe;. Diesen Namen führt ein kleiner, aus Bambus gebauter Pasanggrahan, nebst zwei kleinen Gehöften, die nur aus wenigen Hütten bestehend, das eine in Norden mehr entfernt, jenseits des Baches, das andere in Süden dicht neben dem Pasanggrahan stehen. Es ist das letzte Dörfchen in dieser Richtung von Malang und liegt sehr einsam in der Waldbedeckten Ebne, die sich sanft nach Sü- den abdacht, nur in Westen reiht sich ihm ein off'ner und bebauter, in Sawah's verwandelter Landstrich an, in Norden und Süden ist es von Wald umzingelt und in Osten dehnen sich, nur durch die Kluft des Baches Kali-Pamutang von ilim geschieden, jene nicht mehr unterbrochenen Wälder aus, die den Fuss des G.- Semem bis zur Südküste hin überziehen, und die bis jetzt ein undurchdringliches Bollwerk zwischen der Bevölkerung von ]\Ialang diesseits und der von Lcmadjang jenseits oder ostwärts des G.-Semeru geblieben sind. Es ist nämlich nicht die dicht ineinander gedrängte Vegetation allein, mit welcher man hier zu kämpfen hat, sondern es bedecken diese Wälder nach den Berichten der Javanen ein Terrain, das weit entfernt, eine Fläche zu sein, aus einer Menge aufeinander folgen- der Rippen und schroffer l^olhverke besteht, zwischen denen sich tiefe Klüfte zur Südküste hinabziehen. Walu-scheinlich sind es' Lavaströme oder Lavatrümmerfahrten des G. - Semem , die sich hier aufeinander stapelten, ihre schaudervolle AA'ildheit aber dem 529 fernen Auge unter der Walddecke verborgen halten, die alle Un- ebenheit gleichmässig überzieht. Nur drei grössere Ungleichheiten des Bodens stellen sich, vom Pasanggrahan aus gesehen, den Blicken dar: 1) Etwa 1 Pfahl süd- wärts vom Dorfe ein langer, von Osten nach Westen hingezogener, aber niedriger Waldrücken, der G. -Kendeng, der wahrscheinlich auch eine alte Lavarippe des G.-Semeru ist; bis zu seinem Fusse fällt die Ebne von hier sanft, aber gleichmässig hinab. — 2) Etwa y2 Pfahl weit in Westen von hier und etwas tiefer gelegen ein klei- ner hemisphärischer Hügel , der sich isolirt in der Ebne erhebt. — 3) Nordwärts dicht neben dem Orte ein konischer Hügel, der G.- Pitjal pitik, der sich gleichfalls aus flachen, waldigen Umge- bungen erhebt. Ich verweilte hier den heutigen Tag, durchstrich die Umge- bungen, und Hess den Javanen Zeit, noch einige Vorbereitungen zur Ersteigung des G.-Semeru zu treffen. Ich sandte, was ich für nöthig hielt, voraus, und vernahm vom Dorfhaupte, dass der We- dono (Distriktsvorsteher) schon vorausgezogen sei, um durch seine Gegenwart die Javanen, die den Weg auszuhacken und Hütten zu bauen hatten, aufzumuntern. (Meereshöhe 1300.) Als sich gegen Abend die Wolken senkten, deren graue Decke uns den Anblick des höhern Gebirges bis jetzt verborgen hatte, stellte sich der Gipfel des G. -Semeru dar und trat mit seiner schö- nen regelmässigen Kegelform (Semeru Figur 3) in deutlichen Umrissen hervor. Vom letzten Strahle der Abendsonne beschienen glühte er in einem röthlich- gelben Lichte und blickte majestätisch hoch über die Wolken herab. Sein Gipfel von a. bis c. in Norden 64% bis 6674" Osten; sein Höhenwinkel über dem Horizonte von Matjan tengah betrug 7 ^1^, und die Neigung des Kegels in seiner obersten Hälfte von hier gesehen 30", von Malang aber, aus grösse- rer Entfernung, nur 29"; der Saum seiner Gehänge glatt und schnur- gerade. Indem sich die Landschaft immer mehr im Dunkel der fallen- den Nacht verschleierte, flogen eine Menge Jahrvögel {Buceros- Arten) über unsern Häuptern hin; sie zogen dem Gebirge zu, wo sie in hohen ]^äumen horsten ; die Wälder erschallten vom Gekrei- sche der Pfauen, und unzählige Insektenchöre erhoben ihr ^veit- verbreitetes Coiicert, die ganze Luft trillte von Tönen; aber ge- raüthlichere Töne oder an menschliche Kultur erinnerndes Geräusch hörte man nicht in dieser Wildniss, wo kaum das Bläffen eines Hundes verricth, dass auch einige einsame Menschen inmitten die- ses freien Lebens Tausender von Thiergestalten wohnten. Bivouak Widodarön, den 25. September 1844. Um 6 Uhr setzten wür uns von Matjan tengah zu Pferde in liewegung und drangen in einer meist Ost -Nord -Ost -Richtung durch die imgeheuren Urwälder, die das flache Terrain rund um Juiigliuliii, Juvii II. 34 530 den G.-Sömerufuss bedecken und deren Untergebüsch für uns un- durchdringbar würde gewesen sein, hätten die Javanen nicht zuvor den Weg hineingehauen. Nur zunächst bei Matjan tängah trafen wir noch eine offene Stelle in diesen Wäldern an, nämlich ein rundum eingeschlossenes, weites Alangfeld, das mich lebhaft an Nord -Sumatra erinnerte, in dessen Wäldern solche Alangfelder häufig sind. Das Wetter war sehr trübe, der ganze Himmel be- deckt, und die Wolken trieben vor einem leisen Süd -Ost -Winde, der, so schwach er auch war, doch ein stetes, unheimliches Brau- sen in den hohen Waldgipfeln erregte. Bald fing ein leiser, anhaltender Regen an, herabzurieseln, der den Humusreichen Boden erweichte und uns allmählig ganz durchnässte. In solchem trüben Regenwetter durchdrangen wir, bald zu Pferde, bald an schwierigen Stellen zu Fuss und dann bis über die Knöchel im Breiartigen Humus die Waldung. Wir waren sowohl von kleinen Springblutegeln, als von Schwärmen Mosqixito's ge- plagt, zu deren vermehrter Erzeugung vielleicht die gehauenen Sträucher und Bäume beigetragen hatten, die halb verfault auf dem frischgebahnten Wege umherlagen. Eine dumpfige, moderige Waldluft wirkte deutlich auf unsern Geruchsinn, und warnte uns gleichsam vor einem längern Verwei- len in dem feuchten, miasmatischen Innern dieser Wälder, auf deren Breiartigem, weichem Humusboden unzählige vegetabilische Substanzen vermodern. An vielen Stellen ist das hohe Laubgewölbe so dicht, dass kein Sonnenstrahl in die Tiefe zu dringen und kein Windzug die liefern unreinen Luftschichten zu erneuern vermag. W^ir überschritten acht Bäche, die sämmtlich nach Süden oder Süd-Süd-Osten, also rechts in Beziehung auf unsere Wegrichtung herabströmten. 1) Kali-Pamutang, in ziemlich tiefer Kluft dicht neben dem Dorfe; — 2) und 3) zwei kleine unbedeutende Bäche; — 4) Kali-Batang, von hier ging der Weg über die breiten Wellen des ungleich flachen Terrains auf und ab ; — 5) der kleine Kali-Gadung; — 6) Kali-Preng apus, dessen mit kleinen Geschieben erfülltes Bett wir um 8y2 Uhr erreichten ; nun erhob sich der Boden zwar sehr sanft, aber anhaltend immer höher; — 7) Kali-So no sekar; — 8) der letzte und grösste Kali- Mandjing, den wir um 10 Uhr erreichten. Von hier aus fing der Abhang an , sich merkbar steiler zu erheben und zugleich die Wal- dung eine veränderte Beschaffenheit anzunehmen. Schon etwas tiefer unten trat eine grosse, riesenmässige Bambusart auf, dieselbe, die am Westgehänge des G.-Kawi wächst, und wurde hier in der Umgegend des Kali-Mandjing besonders vorherrschend. Die dick- sten, ältesten Halme ihrer ungeheuren Ruthenförmigen Büschel erreichten einen Durchmesser von 2/4' und ragten sehr schlank, nur an der Spitze sanft übergebogen, 60 bis 70' hoch empor. Die alten Halme schienen der Vermoderung besonders schnell ausgesetzt zu sein und lagen, durch ihr eignes Gewicht umgeknickt, in allen 531 Richtungen, einige, die an Zweigen hängen blieben, noch halb auf- recht, andere horizontal hingestreckt, im Walde umher, der durch sie ein regelloses, verworrenes Ansehen erhielt, dessen Humusdecke aber augenscheinlich vorzüglich durch diesen Bambus immer mäch- tiger wird. Manche dieser Halme haben noch vollkommen ihre Cylinderform erhalten, sind aber in der Zersetzung schon so weit vorgeschritten, dass sie durch einen gelinden Schlag mit dem Stock in Moder zerkrümeln. Solche gewaltige Bambusbüschel ragen auch auf dem Rande des rechten Ufers vom Kali-Mandjing empor, das da, wo der Weg hindurchleitet, sich 40 bis 50' tief senkrecht hinabstürzt und wegen seiner Bambushecke drei Mal so hoch erscheint; das linke Ufer steigt sanfter an. Das Bett zAvischen den beiden Wänden ist 25 bis 30' breit und besteht aus der Oberfläche eines glatt gewaschenen Lavastromes, der mit Geschieben und in den Zwischenräumen zwi- schen den Trümmern mit einem groben, schwärzlich -grauen Sande bedeckt ist. Dicht unterhalb des Wegdurchschnittes aber stürzt sich das Lavabett auf Einmal wenigstens 60' tief, vielleicht tiefer (100) hinab und bildet einen völlig senkrechten Querabsatz , vor welchem der ]]ach in einer schönen Cascade hinabdonnert. Die Seitenwände des Flussbettes treten an dieser Stelle zugleich näher aneinander und bilden dadurch und durch die plötzliche Senkung des Bettes, während ihr Rand zur Seite gleich hoch bleibt, eine schmale, aber wenigstens 150 tiefe, düstere Felsen- schlucht, deren niemals von der Sonne erhellter Grund, ganz von schäumendem Wasser erfüllt , nur 1 5' breit zu sein scheint , wäh- rend die obere Öffnung der Spalte, von deren Rande, um die Dun- kelheit in der Tiefe zu vermehren, sich schattige Waldung herüber- zieht, etwa 50 beträgt. Da, wo der Bach das obere Bett verlässt, um sich in das Halb- dunkel der Spalte hinabzustürzen , hat er sich eine schmale Felsen- rinne, einen kleinen Kanal v(m 5' Breite, aber 20 Tiefe durch den Rand gebrochen , zu dessen Seiten das Gestein völlig glatt gewa- schen und durch Spaltungen in unregelmässige Stücke abgetheilt ist. Hier ist die beste Stelle, von den hervorragenden Ecken kleine Stücke des Felsens abzuschlagen und sich mit Exemplaren zu ver- sehen. Man erkennt das Gestein (Bat. Nr. 45) als eine sehr eigen- thümliche Trachytlava mit grauer , glänzender, halbverglaster Grundmasse, in welcher viele grosse rundliche Feldspathkörner ein- geknetet liegen ohne Hornblende und ohne andere Beimengun- gen. Weil dieser nach den Berichten der Javanen der letzte Bach war, den wir antreffen würden, füllten wir noch eine Anzahl Bani- buscylinder mit Wasser, und beeilten uns dann, dies höchst roman- tische Flussbett zu verlassen , wo unser Ohr ganz betäubt war vom Geräusche des ^Vassers, vom ewigen Knarren der Bambushalmc aneinander, so wie von einem sonderbaren klapp enden Geschwirr kleiner Vögel , die hier in ganzen Schaarcn im Walde sich nieder- gelassen hatten. 34* 532 Im Woitcriiufvvürtssteigen trafen wir bald ein trocknes Bach- bett an, Kali- Sa t von den Javanen genannt, das sieh zwischen 25 bis 3()' hohen, steilen Wänden als ehi etwa 40 bis äO' breiter, ziemlieh fester und glatt gewaschener .Sandgrund herabzog. ])er Sand war schwärzlich und ohne Zweifcd aus der Zertrümmerung von Obsidianartigen oder sehr Hornblendereichen Lava -Arten her- vorgegangen. Die glatte, ziemlich feste JJeschafFenheit der Ober- fläche des Sandes zeugte von Statt geliabter Wirkung des Wassers, das wahrscheinlich nach gefallenem Kegen hier herabströmte. Unser Weg führte quer hindurch zum linken Ufer. Das Gehänge wurde nun allniälilig immer steiler. Eichen traten auf, und zuletzt misch- ten sich Casuarinen mit diesen und mit Bambus, den man noch in einzelnen Gruppen antraf, und das eigenthümliche Säuseln der Casuarinen Avurde zugleich mit dem Knarren und Pfeifen der Bam- bushalme gehört, die sich vom Winde bewegt an einander rieben. Später zeigte sich auch Acer jatanicum mihi in den Wäldern, Baumfarrn erschienen, und viele Lyco])odien mit kleinern Farrn und hier und da mit Begonia rohusta bedeckten den Grund.*) Zu- letzt geriethen wir auf eine schmale Sandrippe, dip sich nur zuweilen zu einem kleinen Quarzgrunde verflachte, avo Sanicula-, Balsamma-, Banunculus- und vor Allen Plantago-Axien häufig wuchsen , dann wieder mit einzelnen hohen Casuarinen besetzt, steiler aufwärts strebte; Astro7iia spectahilis und besonders viele ] baumartige Aralia- ceen traten auf und Sträucher von Hypericum jatanicum, Lonicera-, *) Spätere Anmerkung. Acer j av ani cum mihi f) Foliis simplici- hus penninerviis ovatis acuminatis, basirotnndatis integerrimis glabris snbtiis reti- culato - tiervosis caesio-albis, ßoribus racemoso-jiamculatis subcori/mbosis, alis sa- marae magiiis divergentibus. — Ich fand sie zuerst in ISIiS im Dieng-Gebirge und bestimmte die Gattung davon. (Siehe Monatsberichte über die Verhand- lungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. III. Jahrgang. Mai ISH — 12.) Der Botanikus Blume {l'seudo-linmplnus) zu Leyden hat diesen Baum später auch als einen Acer (Ahorn) beschrieben und seine Bestimmung der Gattung 25 Jahre vor datirt (siehe Rumphia, tom.III. p. \%S. Leyden 1*^47); während dieser ganzen Zeit hindurch hatte er Zweige dieser Baumart in seinem Herba- rium bewahrt, auch diesen Baum in dem Pilanzengarten zu Buitenzorg gepüanzt, doch unter dem ^samen Lanrus {caesia oder alba), da er diesen aus Mangel an Früchten nicht als Acer erkannte. Am angegebenen Orte sagt er aber mit sei- ner gewöhnlichen — Wahrheitsliebe: ,,Die (abgefallenen) Flügelfrüchte habe ich in jener Zeit (1S22) unter den Bäumen aufgehoben; sie waren, wie ich mich des wohl erinnere" ( — I warum hat er doch solche Avichtige Beweis- .stücke nicht des Aufbewahrens werth gehalten? — ) ,, einen halben Zoll lang und hatten stumpfe Flügel." — Das Wunderbarste aber von der Sache ist, dass er Zweige mit Blüthen abgebildet und beschrieben hat (1. c. t. 1(37. fig. J), wäh- rend alle Exemplare im lleichsherbarium , welche ihm zu seiner Beschreibung gedient haben, ganz unfruchtbar sind und kein einziges Blümchen tragen. So hat er auch die Blüthen des Aufbewahrens nicht werth gehalten. A. d. V. t) Ich nannte diesen Ahorn: Acer laurinum {Ha^sk.) , seiner Ähnlichkeit mit mehren Laurineen halber, da bereits von Garcimus ein Acer jaranicuin aufgestellt war {Burm. Flor. Ind. p.'lll). Siehe meinen Catalog des botani- schen Gartens zu Buitenzorg (Batav. 1S44) p. 222, Tijdschrift voor Natuurl. Gesch. n. I'hijs. T. X. Leyd. l'^l.j p. 13S. — Der Xame der Inländer zeigt auch eine Laurinee an, nämlich Huru. J. K. H. 533 Itiibus-Arten und Berberis horrida mihi,*) -welche allmählig erschie- nen , verkündeten uns die grössere Höhe, die wii- erreicht hatten, und begleiteten uns zu einer etAvas breiteren grasigen )Stelle der Rippe, welche die Javanen G. - Widodaren nannten und durch aufgeschlagene Hütten zu unserni heutigen Bivouak bestimmt hatten. Ich erreichte diesen Ort schon um 2V2 Uhr; die grosse Höhe der Casuarinen, die mit Usneen behangen wohl lOO' hoch aufstreb- ten und von denen manche 4' dicke Stämme hatten , bewiesen ge- nug, dass Avir noch weit von der obern Waldgränze entfernt waren; gern wäre ich heute noch so weit gegangen und hätte lieber dort bivouakirt, was offenbar viel zweckmässiger gCAvesen Aväre; aber dieses beliebte dem Herrn Wedono nicht, der bei einer Tasse Kaffee sehr bequem in seiner Hütte lag, während an der für mich be- stimmten noch gebaut wurde. So musste ich mich zu meinem grossen Verdrusse in die un- begreifliche Indolenz der Javanen fügen, obgleich ihnen, auf meine Bitte, von der wohlwollenden Ortsbehörde in INIalang ausdrücklich befohlen war, den Aufenthalt zum Bivouak an der obersten Wald- gränze zu treffen. Ihr Gehorsam aber Avar schwächer, als ihr Yor- urtheil; ihr Eigensinn hielt sie an dieser Stelle fest, aus keinem andern Grunde, Aveil man diese schon früher einmal zum Bivouak gebraucht hatte, und darum musste es nach ihren streng conserva- tiven Grundsätzen CAvig so bleiben ! ]Man entschuldige diesen Aus- bruch von Klagen ! sie mögen lieisenden in Europa Avenigstens ein schAvaches Bild von der ScliAvierigkeit verschaffen, mit denen ein Iveisender in den Gebirgen Java's zu kämpfen hat , avo eine alle ^'ürstellung überschreitende Gleichgültigkeit der Eingebornen mit der ScliAvierigkeit des Terrains Hand in Hand greifen, um sich als cAvige Hindernisse der Ausführung vieler Avohl überlegten Unter- nehmungen entgegen zu stemmen. Schon diesen Morgen hatten Avir einen Ausbruch (den ersten) desG.-Semeru beobachtet; um 5 Uhr des Abends ereignete sich ein ZAveiter; A\ir hörten ein brüllendes Getöse, blickten nach dem Gipfel und sahen über der rechten Ecke desselberi , die von hier in Nord-Osten lag, eine Dampfsäule, die vom Scheine der Abendsonne gelblich erleuchtet Avar; darauf sahen Avir die niederschlagenden Steine, die in mehren Absätzen herabrollten. So lange die Sonne schien, stellte sich der nackte Kegel des G.-Semeru oberhalb der Wälder in einem röthlichen , fast glühenden Lichte oder Schimmer dar, das sich auffaHend schnell in ein glanzloses, mattes Grau A^er- Avandelte, sobald der JJerg nicht mehr von der Sonne getroffen Avurde und in Schatten kam ; auf allen Blättern , ZAVcigen und J^aunninden, schon von einer Höhe von 5000' an, machte sich ein Aveisslich-grauer, feiner Überzug von frisch gefallener Asche bemcFk- bar, der fast wie Mehl aussah und reine Thonerde zu sein schien. Schon Avar die Nacht <>efallen und ostAvärts über demG.-Sßmeru •) Vid. Tijihrhr. voor Xcerl. Indic ]'II. p. 184 etc. 534 der Mond an heiterm Hinamel emporgestieg-cn , als sich um 7 Uhr ein dritter Ausbruch ereignete ; zuerst fuhr ein Feuerschein gleich einer feurigen Säule aus dem Krater hervor, ihr folgte eine Dampf- säule auf der rechten Seite Aveiss und hell vom Monde beschienen, auf der entgegengesetzten Seite aber dunkel beschattet; sie ent- Avickelte sich schnell, löste sich und trieb hoch über unsern Häup- tern gleich einer Cumuluswolke nach Westen , während sie einen leisen Sandregen auf uns herabfallen Hess; einige feurige Punkte rollten zugleich vom Kraterrande, der noch hell glühte, herab und schlugen, wie die Steine über Tag, krachend am Gehänge auf, dann erlosch das Feuer, und nur ein weisser breiter Dampfstreifen bezeichnete noch einige Secunden den Rand des Kraters, bis auch dieser verschwand und Alles wieder in die Stille der Nacht zurück- sank. Die ganze Erscheinung war in y^ Minute beendigt. Eine Zeit lang noch konnte man die Eruptionswolke verfolgen, die im Ostwinde wegtrieb und die einzige des Azurreinen Himmels war. Nach der Aussage der Javanen sind diese Eruptionen in der Regen- musson am häufigsten, so dass zuweilen 20 dergleichen in einem Tage Statt finden. Ich hatte nun alles Nöthige zum Ersteigen des Berges für Morgen früh vorbereitet, und um sicher zu gehen, den Namen eines jeden Kuli aufgeschrieben und ihn verantwortlich für seinen be- stimmten Antheil an der Bagage, die sehr leicht war, gestellt. *) Fünf sollen Wasser in Bambusröhren tragen , fünf Brennholz nebst einigen langen Zweigen, um diese in den Grund zu stecken und zur Bildung einer Hütte gewöhnliche ]Matten darüber auszuspan- nen, und fünf sollen nebst einem Bedienten die Instrumente mit einigen Kleidern, wollenen Decken und bereiteten Lebensmitteln transportiren. Meereshöhe vom G.-Widodaren 6418'. Matjan tengah, den 27. September 1S14. Ein heiterer Morgen folgte (den 26. September) auf eine gleich heitere Nacht, während welcher wir keine Eruption mehr gehört hatten. Das herrliche Wetter erfüllte uns mit verdoppelter Reise- lust und spornte uns zu schnellem Aufbruche an. Ich Hess meine 15 Kuli's, ]Mann für Mann, voran marschiren und folgte ihnen von meinen Bedienten und noch einigen kleinen Häuptlingen ge- folgt. Der Wedono blieb unter dem Vorwande, dass er ,, nicht stark genug" sei, ,,Kurang kuw at," bequem in seiner Hütte. Unsre Längerippe G. -Widodaren^ verschmälerte sich, immer steiler an- strebend, bald in eine schmale Landgräte, die links und rechts von einer tief in Sand ausgewaschenen Kluft begränzt und anfangs noch mit ziemlich üppigen Gesträuchen von Antennaria javanica , Ber- heris horrida, Vibtirnum-, Dodonaea-, Ruhus- Arten, Agapetes vul- garis und microphylla , Liga montana , Sciadophxjllum palmatum und immer kleiner werdenden Casuarinen umwuchert war, allmählig • *) Leider half dies, wie wii- scheu werden, nicht viel. A. d. V. u D u aber immer kahler wurde und frische Einstürze zu beiden Seiten (Sandschlipfe) wahrnehmen Hess. Sie bestand von unten bis oben aus aufeinander gehäuftem Sand und lief auf der Firste eben so scharf zu , wie der Grund der Klüfte beiderseits, in welchen ein Chaos zum Theil zerbrochener Baumstämme quer übereinander hin- geworfen lag und zum Theil von Sand überschüttet war, der sich mit ihnen zugleich von der Höhe der Sandrippe abgelöst hatte und hinabgestürzt war. Durch solche seitliche Abblätterungen wurden die Firsten an manchen Stellen zuweilen so schmal auf Entfernun- gen von lOO' hin und mehr, dass ihre Breite zwischen senkrechten Abgründen kaum noch einen Fuss betrug und dass man wohl ba- lanciren musste, um sicher hinüber zu kommen ; auf einer solchen Stelle, die, wie Alles umher, aus lockerem, losem Sande bestand und fast ganz kahl war, ohne durch Wurzeln zusammengehalten zu sein , sah ich alle meine 1 5 Kuli's, anstatt einen nach dem an- dern hinüberschreitend, alle zusammen. Mann hinter Mann anein- andergedrängt stehen, auf den vordersten wartend, welcher auf einen etwa 1 0 höhern Absatz hinanklettern musste ; ich befürch- tete jeden Augenblick, die Sandleiste, die beiderseits lo' tief senk- recht fiel und dann unter einem schiefen Winkel in den Grund der Kluft auslief, unter der ungewohnten Last zusammenbrechen und meine 15 guten Freunde mit aller meiner Bagage hinab in den Grund rollen zu sehen ; der Himmel beschützte sie jedoch und Hess sie glücklich passiren. Solche Stellen, Mohammedische Paradieses- brücken, wiederholten sieh noch öfter und wechselten mit anderen breiteren Gegenden der Firste ab, auf denen wegen des grösseren Zusammenhanges des Sandes durch das Wurzelgewirre die Gefahr des Einsturzes weniger gross war. Manche Stellen würden ohne die Hülfe des Gesträuches gar nicht zu passiren gewesen sem. Diese Region des Berges zwischen Widodaren und der ober- sten Waldgränze ist jedoch auch die einzige, wo wegen Leichtigkeit des Einsturzes der losen Sandrippen, wovon man überall frische Beispiele sieht, wirkliche Gefahr für den Reisenden besteht; diese Gefahr hört auf, sobald man die Waldgränze erreicht hat und den eigentlichen Sandkegel vor sich sieht, dessen Oberfläche ziem- lich glatt und noch in keine Rippen mit Zwischenklüften getheilt ist; denn in dieser Region fängt eben das Gehänge erst an, sich in einzelne Rippen zu spalten , dadurch , dass der Sand durch die zu- nehmende Menge des rieselnden Regenwassers immer tiefer aus- gefurcht und zwischen den Rippen weggespült wird. Um 7 Uhr ereignete sich ein neuer Ausbruch des G.-Sämeru, der vierte, den wir beobachteten; er gestaltete sich ganz so wie die vorigen. Um vy^ Uhr kamen wir an der obersten Gränze der Wälder an , wo ich mein Barometer an den Zweig einer Casuarine hing, die bereits ganz einsam mitten im Sande stand und etwa 200 bis 300' höher lag, als das letzte zusammenhängende Gebüsch, aus welchem meine Kuli's, denen ich vorausgeeilt war, langsam zum Vorschein kamen. Dieser unterste Theil des Sandkegels in und \ 536 dicht oberhalb der Waldgranze, von der Gegend an , avo die schma- len Sandrippen als hervorstehende Leisten verschwinden und das Gehänge eine gleichmässig ausgebreitete Oberfläche wird, bis etwa 500' höher am Abhänge hinauf, ist wegen Feinheit und grosser Eeweglichkeit des Sandes am schwierigsten und mühsamsten zu erklimmen. Man sinkt bis über den Knöchel in den Sand ein, imd fährt bei jedem Schritt, den man vorwärts thut, wieder etwas zurück. Dadurch haben sich wahrscheinlich manche frühere Aspi- rant-Ersteiger von dem G.-Sömeru abschrecken lassen und geglaubt, dass der ganze Rest des Gipfels so beschaffen sei. Dieses ist aber nicht der Fall; hat man sich durch die anfängliche Schwierigkeit nicht abschrecken lassen und erst die untersten 500' Höhe am Ke- gel zurückgelegt, so gewinnt man bald einen festern Grund, und sieht, wie der Sand immer mehr und mehr anfängt, sich mit Stein- trümmern zu vermengen, die nach oben immer grösser werden und dem ruhenden oder kletternden Fusse eine immer festere und siche- rere Unterlage gew^ähren. Die Waldgränze, weit entfernt, eine überall gleich hohe und gerade hingezogene Linie zu bilden, hat vielmehr ein sehr zerrisse- nes, zackiges Aussehen, und schickt viele einzelne Streifen von Gebüsch aus, die sich vom Dickicht sondern und sich zuAveilen, Avie spitze Zähne beiderseits von ödem Sande begränzt , noch 3 bis 500' höher am Kegel hinanziehen. Es leuchtet von selbst ein, dass die Ursache der Begränzung der Wälder am G.-Semeru nicht so- w'ohl in der Ijeschaffenheit des Bodens aus Sand liegen kann, denn auch auf Sandgrund würde sich in diesem fruchtbarsten aller Erd- gürtel Vegetation festigen, wenn nur Ruhe gegeben wäre, sondern vielmehr in den ewig wiederholten Uberschüttungen des Sandes durch neue Auswurfsmassen aus dem Krater, Avelche soweit herab- rollend kein Grün aufkommen lassen und die kaum entkeimten Pflanzen immer wieder vernichtend, die Waldgränze in der be- stimmten Höhe halten , bis zu welcher sich der Wirkungskreis der AusAvurfsstoffe erstreckt. Es ist sehr zu bedauern, dass der Semeru- scheitel nicht bcAvaldet ist. Da kein anderer Gipfel Java's die Höhe erreicht, die man beim G.-Semeru geAvöhnlich voraussetzt, so kann man mit Hecht das Erscheinen neuer Pflanzengestalten erwarten von der Waldgränze bis zur Schneegränze hin (hier etwa von 14000 ), die nun noch im Reiche der Dinge fehlen und erst geschaffen Aver- den, sobald der G.-Semeru aufhören Avird, ein thätiger Vulkan zu sein inid sich mit Vegetation überzieht. *) Ich hatte meine Beobachtungen beendigt und sah mich Avieder von meinen Kuli's umgeben, die sich jetzt schon durch einen nicht mehr als 1 % Stunden langen Marsch ermüdet stellten und sich links und rechts auf den Abhang hinAvarfen. Ein kalter OstAvind *) Was HoRSFlELD (Ve)-h. Bat. Genootsch. VIII.) vom Hinausragen des G.-Semeru über die Grunzen der Vegetation sagt , scheint wohl ein Irrthum zu sein. A. d. V. 537 von 6,5*^ R. fuhr säuselnd durch die vereinzelten, krüppeligen Tjä- moro's, neben denen wir ruheten und deren Meereshöhe 8740 *) betrug. Ich munterte die (Träger) Kuli's auf und war so glücklich, sie wieder in Bewegung zu bringen. Ich trieb sie Vorsieh tigkeits halber samnit und sonders vor mir her, Bergaufwärts, und schickte mich (es war gerade 8 Uhr) darauf selbst an, ihnen zu folgen, als der G. - Semeru von neuem , zum 5ten Male, anfing auszubrechen. Sogleich standen meine lieben Freunde Avieder still, und wären sicher lieber zurückgelaufen, Avenn ich nicht hinter ihnen gestan- den hätte. Ich hatte aber einen tüchtigen Stock, und dachte über seine Brauchbarkeit und AiiAvendung, wenn auch nur imponirender Weise auf den Sehnerven , etwa so : hier hört der Einfluss und die Hülfe des Wedono auf, ergo: fängt hier die Selbsthülfe an. Die treulosen Dorfs - Häuptlinge hatten mich und die Kuli's allein ge- lassen und waren bei ihrem lieben Wedono zurückgeblieben. Die Dampf- imd Aschensäule, die dieses Mal mit Gebrüll empor- stieg, sah, Aveil die Sonne hinter ihr stand , aus Avie ein EabenscliAvarzer Federbusch, dessen Ränder hell erleuchtet Avaren; als sie über uns hinAveg nach Westen trieb, Hess sie geringe Quantitäten feinen Sandes auf uns herabfallen, mit Avelchen sich ei« schAvacher SchAve- felgeruch verbreitete. Doch brachte ich meine Kuli's Avieder zum Gehen. Wir trafen noch ein Paar junge und krüppelige Tjömoro's an, die etAva noch 300' höher als die Tjemoro, deren Höhe ich als die oberste Gränze der Wälder gemessen hatte, halb im Sande ver- graben lagen, und stiegen nun Aveiter in langsamem Kulischritte an dem mit Steinen vermengten Sandhaufen hinan. Ich zAveifelte keinen Augenblick , den Gipfel, Avenn ich vorausklimmen Avollte, in höchstens 1 Stunde Zeit zu erreichen und dieses that einer von meinen Bedienten, der Barometerträger, in der That, aber Avas hätte mir dieses nützen können, Avenn ich nicht die Träger mit meinen Instrumenten u. s. av. bei mir hatte l Ich musstc daher wohl mit dem angelegten Hemmschuh zufrieden sein und mich in den Stenopsartigen Gang der trägen Kuli's fügen. **) Die meisten (die grösste Masse der) Steintrümmer, die unter dem Sande eingemengt vorkamen, Avaren nur etwa Zoll-grosse Eapilli, viele von Vo bis l' Dicke lagen ZAvischen ihnen zerstreuet, aber nur einzelne erreichten einen Durchmesser A'on 5 . Sie Avaren alle scharfeckig und kantig, von unregelmässiger Form, und bestanden aus einer meist nicht porösen Trachytlava von röthlich - grauer Grundmasse, mit eingemengten vielen Feldspath-, aber nur mit seltenen und Avenigen Hornblendekrystallen. Doch kamen auch *) "Wenn Aveiterhin nichts Besonderes desshalb bemerkt ist , so wird unter den Ilöheangaben allemal Höhe über dem Meeresspiegel verstanden. A. d. V. •*) Trag, dies sind sie, man sage, was man wolle. Man beobachte sie nur einmal, wenn es Bergab geht, dem Dorfe zu , was sie für Muskelkraft entfalten und wie unglaublich schnell sie dann selbst mit Lasten die schwierigsten AVege zurücklegen. S tenops =^ Faulthicr. A. d. V. 538 verschlackte, poröse Stücke und andere Varietäten von Trachyt- lava dazwischen vor; der Sand war schwärzlich - grau und bestand aus den feinsten Asche ähnlichen , — mit den gröbsten Grusähn- Mthen Arten unter einander gemengt. Aus einem solchen Gemenge von Sand - und Steintrümmern scheint sich der ganze ungeheuere, oberste Kegel des G. -Semeru von 3000' Höhe allmählig über die tiefer liegenden compakten Felsmassen von Trachyt- und Trachyt- lavaströmen aufgethürmt zu haben und nimmt durch neue Aus- wurfsmassen der Art noch täglich an Höhe zu.*) Er bildet nach dem Gipfel zu ein immer steiler werdendes Gehänge , dessen Ober- fläche von Tausend kleinen, zwischen 1 bis 6' an Tiefe wechseln- den , am gewöhnlichsten 3' tiefen , oft nur 2', meist aber 3 bis 4' breiten Furchen durchzogen ist, und dadurch ein zerrissenes, sehr ungleiches Ansehen erhält. Denn obgleich diese Furchen, deren Entstehungsart und Ausspülung durch Eegenwasser am Tage liegt, sich der Länge nach am Berge abwärts ziehen , so laufen sie doch unregelmässig in einander; viele, die zu tief werden , stürzen ein, neue bilden sich , und die Oberfläche des Kegels verliert ihr gleich- massiges, flaches Vorkommen; die Oberfläche des Abhanges neben der Furche war Krustenartig hart und steinig, während der Grund der Furchen mehr aus losem, feinem und etwas feuchtem Sande be- stand. Kein Grashalm, kein Moos, keine Spur von Vegetation kommt von der Waldgränze bis zum Gipfel auf diesem öden Ke- gel vor. Wir stiegen bald in, bald neben diesen Furchen hinan, und näherten uns dem obersten Gipfel gegen 10 Uhr immer mehr. Jetzt glaubte ich vom Weglaufen der Kuli's, die ich nun glücklich so weit gebracht hatte, nichts mehr zu befürchten zu haben, ich war meiner Ungeduld nicht länger Meister , und kletterte voran. Ich hatte jedoch bald Ursache diesen Fehler zu bereuen ; denn die Kuli's , welche mit Holz und Trinkwasser beladen waren , hatten, wie ich nur zu bald erfuhr, mich kaum aus den Augen verloren, als sie ihre Bürde wegwarfen und leichter wie Gemsen zum Bivouak zurücksprangen.**) Nur ein Kuli, der Wasser und ein anderer, der Brennholz trug, blieben mir ausser den wenigen, die mit meiner Bagage beladen waren , treu , und kamen kurz nach mir auf dem Gipfel an. Wir erreichten den Gipfel um IOV2 Uhr, also von der Wald- gränze an nach 2y2Stündigem Steigen im sehr langsamen Kuli- *) Die mehre Hundert Fuss tief bei G.-Widodaren in den Sand einge- schnittenen Furchen dringen noch auf keine compakten Lavaströme. A. d. V. **) Offenbar war dieses (ausser meinem Versehen, voraus gegangen zu sein) die Schuld der Häuptlinge ; ihr treuloses Zurückbleiben hatte auch den Kuli's eine gewisse Furcht mitgetheilt und ihnen das nöthige Vertrauen benommen. Natürlich kehrten alle diese Menschen nach Widodaren zum Wedono zurück, der, wie ich nachher erfuhr, zu bequem an seinem Feuer sass, um das Geringste zu meiner Unterstützung zu thun. A. d. V. 539 schritte , oder nach 4 Yo Stunde Zeit ■vom Bivouak bei Widodaren an, von welcher Zeit indessen noch zahlreiche Halt- und Rulie- punkte abgezogen werden müssen. Ein starker und schneidend kalter Nord-Ost-Wind wehte über den Gipfel , welchen oben das tiefste Azurblau des reinsten Him- mels überwölbte, während unten ein Wolkenmeer von weisser Farbe, das Flachland allen Blicken verbergend, ausgebreitet lag. Über diesem Wolkenmeere waren die darauf ruhenden Schichten der At- mosphäre ausserdem noch mit einem eigenthümlichen Dunste er- füllt, welcher ganz gleich demjenigen, den wir auf dem G. -Kawi beobachteten, nur auf weite Entfernungen hin undurchsichtig wurde, und sich am Horizonte durch eine sehr scharfe, gerade- hingezogene Gränzlinie vom blauen Himmel, der darüber lag, trennte. Nur noch ein Gipfel, der G.-x\rdjuno, ragte, ähnlich dem G. -Semeru gleich einer Insel aus diesen Wolken hervor. Wir befanden uns auf einer sehr geräumigen, flach - convexen Gipfelplatte, die in eben so fürchterlicher Kahlheit wie der Abhang des Kegels da lag, aber mit viel zahlreichern und grösseren Stein- trümmern überstreuet war. Wir sahen südostwärts in geringer Ent- fernung und nur durch einen kleinen Zwischensattel von ihm ge- trennt, einen zweiten etwas tieferen Gipfel, der von einem Krater durchbohrt war , und machten diesem Krater gegenüber auf dem Süd-Ost-ßande unserer Platte Halt. Die Sonne übte in der äusserst reinen, trockenen und verdünn- ten Luft dieser Höhe eine fast stechende Kraft aus, und wir würden uns auf dem kahlen Steinboden wahrscheinlich nicht über Kälte zu beklagen gebraucht haben, Avenn der Nord -Ost -Wind, der anhal- tend und stürmisch blies, nicht wieder alle entwickelte Wärme mit sich fortgerissen hätte. Wir trugen Steine zusammen und bil- deten einen kleinen Wall, der, wenn man sich unmittelbar neben ihm hinstreckte , einigen Schutz vor dem Winde gewährte ; hier zündeten meine Kuli's von dem mitgebrachten Holze ein kleines Feuer an, während ich beschäftigt war, meinen Compass, meinen Theodolith und mein Barometer nebst den Thermometern aufzu- stellen, und das Barometer durch eine vorgespannte Matte vor den Sonnenstrahlen zu beschützen. Ich fand den Gipfel elliptisch - rund von Umfang und in der Richtung von Süden nach Norden 500' breit,*) von Osten nach Westen fast das Doppelte , etwa SOÜ' lang. In ersterer Eichtung läuft er so ziemlich flach fort, und ist durch scharf begränzte Rän- der von dem Abhänge getrennt, bildet aber vor dem nord- und nordwestlichen Gehänge, ehe er ganz in dieses übergeht, erst einen schmalen, wolil 25 oder 30 tiefen, geneigten Vorsprung, an dessen oberem Rande man noch auf mehrere erwärmte , schwefeliffc und •) Von Süd-\\'esten nach Nord-Osten (die höchste Platte) abgemessen 550'. A. d. V. 540 durchloekerte Stellen trifft, ohne jedoch Spuren von Dämpfen wahr- zunehmen ; in der anderen Richtung von Osten nach Westen aber bildet er einen flach-convexen Wulst , der sich nach Westen zu all- mählig- immer tiefer senkend, langsam ohne scharfe Gränzcn in den Uergabhang übergeht auf derselben Seite, auf welcher wir hinaufstiegen. Dieser ganze Gipfel scheint aus einem Gemenge von Sand und kleinen Steintrümmern aufgebaut zu sein ; schwärzlich grau und öde, auch von keinem Grashalm, keinem iNIoose, keiner Flechte begrünt , liegt er da , und ist ausserdem von Myriaden grösseren, scharfeckigen, unregelmässigen Steintrümmern bedeckt, die von 1 bis 3 an Grösse wechselnd, in wilder Unordnung umher zerstreuet liegen. Einige von ihnen sind eine röthlich- graue, harte Trachyt- lava , oftmals an der Oberfläche rissig und zerspalten ; andere sind eigentlicher feinkörniger Trachyt (liat. Nr. Hj); die meisten aber L. Nr. 246 (l^^at. Nr. 47 j nähern sich der halbverglasten Trachyt- lava vom Kali-^NIandjing (Jjat. Nr. 45) und enthalten in hellgrauer, etwas glänzender Grundmasse eine ^lenge grosser verglaster Feld- spathkörner, mit nur wenigen und einzelnen Hornblendekrystal- len und gehen in mehr {L. Nr. 247. Bat. Nr. 49) oder weniger (Bat. Nr. 48 j poröse Schlacken über, in denen die Grundmasse aufgebläht und schwarz geworden ist ; die glasigen Feldsputlikörner aber fast unverändert geblieben sind. Noch andere sind wie Stalak- titen geformt, sehr wenige aber sind Plornblendereich. Sie wech- seln mit einzelnen gi-össcrn Blöcken von 6 und mehr Diameter ab, von denen manche oberflächlich so zerspalten sind, dass die einzel- nen Stücke noch kaum zusammenhalten, und man glauben muss, dass sich die Spalten, welche nur % bis 1 tief in das Gestein eindringen und wie klaflende Wunden nach innen enger werden, durch plötz- liche Erkaltung der Blöcke bildeten, nachdem diese in einem glühenden Zustande ausgeschleudert waren. — Sämmtliche Trüm- mer tragen den Stempel der Neuheit ; sie sind uuverwittert , frisch an der Oberfläche und liegen ganz frei und oberflächlich auf dem Gipfel zerstreuet. Sie beweisen dadurch ihre junge Bildung und ihren Ursprung aus dem benachbarten Krater, der sie in seinen jüngsten Eruptionen auswarf; denn, weil die M'irkung des liegen- wassers auf diesem flachen Gipfel, wo es (11500 über dem Meere) fast niemals regnet , oder wo nur feine Nebelregen fallen , nur sehr gering sein kann, so kann man nicht annehmen, dass sie, mit Sand vermengt, schon lange den obersten Theil des Gipfels bildeten, und nur durch Wegspülung des Sandes zwischen ihnen frei Avurden. Diese Betrachtungen, dass der G. -Serneru von Zeit zu Zeit solche heftige Eruptionen, welche grosse Steine bis hierher Aver- fen, erleiden müsse, sind für uns nicht sehr tröstlich, — möge uns der Himmel damit A^erschonen ! Der Gipfel nämlich , auf dem Avir uns befinden, ist der nordAvestliche , der Avahrscheinlich ältere und geschlossene des G.-Semeru; in Süd -Osten aber, in geringer Ent- fernung und etAvas tiefer, erblicken Avir einen ZAveiten Gipfel, der 541 ein bloss Kreisförmiger Rand, also von einem Krater durch- bohrt ist. Um mich einer weitläufigen Beschreibung zu entheben, beliebe man einen Blick auf die Situationsskizze Semer u Figur 10 zu werfen , worauf die topograpliischen Verhältnisse beider Gipfel dar- gestellt sind, a ist eine schroffe Senkung in der Sandmasse, die nach unten in eine Furche ausläuft und neben der unser Weg hinaufführte. — bb der oben erwähnte Rand, wo der Grund er- hitzt ist. — * der flache convexe Mittelpunkt der Platte. — ^ der Ort, wo meine Instrumente stehen, eben so hoch als *. — cc ein etwa 40 oder 50' tieferer Vorsprung, dessen östlicher Rand (in Osten 10*^ Norden von (^) von einer Furche durchschnitten ist. — d der ziemlich scharf zulaufende ZAvischensattel zmschen beiden Gipfeln etwa 300' tiefer als *. — e eine schmale, oben ganz scharf zulaufende Bergfirste, die sich vom Kraterrande trennt. — f der höchste nordöstliche Kraterrand, der Zackenförmig aufsteigt und wahrscheinlich eben so hoch ist als * (es ist der linke Rand in Se- mem Fig. 9). — g der tiefste südwestliche Kraterrand (der rechte in Figur 9) etwa 200' niedriger als *. — Die Entfernung zwischen beiden (zwischen/" und ^) oder der grösste Durchmesser des Kra- ters von Süd - West nach Nord -Ost mag 900 bis lOOO' betragen; während die Entfernung des nächsten (Nord- West-) Kraterrandes von unserm Standpunkte (Süd -Ost -Rand des nordwestlichen Gipfels) lOOO' betrügt. Auf der Süd -Ost -Seite ist der Kraterrand von einer tiefen Kluft (?) durchbrochen , die sich am Bcrggehänge herabzieht. f- ist der ^littelpunkt des thätigen Kraters, woraus sich die Eruptionen entwickeln , von hier in Süden 30** Osten ge- sehen; während man g in Süden 20^ Osten und y* in Süden 60" Osten sieht. Alle diese Kämme, der östliche Vorsprung, der Zwi- schensattel und die Abhänge des Kraterrandes bestehen, eben so wie unser Gipfel , aus einer Anhäufung von Sand , nebst ^Millionen von Steintrümmern, und liegen in eben so öder Nacktheit von schwärzlichem , hier und da röthlichem Grau , wie dieser , da. Der Krater, in den man wegen der mehr als 200' niedrigem Lage seines Randes zum Theil hinabsehen konnte, blieb vollkommen ruhig. Nur eine Stelle seines südsüdwestlichen Abhanges, dicht unter dem Rande, schien fortwährend, aber sehr schwach zu dampfen. Ich hatte mich nach der Aufnahme dieser Verhältnisse *) neben d(Mn kleinen Feuer niedergekauert, Avelches die Kuli's unterhielten, und warf mich horizontal am Fusse des SteinAvalles nieder, um einigen Schutz vor dem stürmischen Nord -Ost -Winde zu finden, dessen Kälte mir Feuchtigkeit aus Nase und Auge lockte und Mark und Bein durchdrang. Hier durch den Steinhaufen vor dem Winde geschützt, war es ziemlich warm, ja der Sonnenstrahl war stechend- heiss. •) Der Durchmesser der obersten Gipfelplatte * wurde abgemessen vom Süd- West- durch das Centrum zum Nord -Ost- Rande und nach dieser Basis von .550' wui'de die Grösse der übrigen Gipfeltheile bestimmt. A. d. Y. 342 Wir hatten nun schon 1 Va Stunde auf die Ankunft der an- deren Kuh's mit Brennholz und Wasser gewartet, aber Niemand kam; wir konnten keine Hütten bauen, Aveil uns die Eckpfählc (lange Baumzweige) mangelten , und gössen eben den letzten Was- servorrath in den Kessel , um wenigstens warmen Kaffee zu berei- ten, die Sonne schien so hell und die Luft war so ausserordentlich rein, dass man jeden Stein auf dem Kraterrande zählen konnte; todtstill lag dieser da, kein Uämpfchen war sichtbar, aber auf ein- mal liess sich ein entsetzliches Gebrüll hören , wir sprangen er- schrocken auf, die Blicke zum Krater gerichtet ; kohlschwarze Massen, zackig eingerissen, wie Klippen aus dem INIeere ragten aus dem Kratergrunde empor, entwickelten sich, wurden zu Kugeln, fuhren von hundert andern eben solchen Ballen mit Blitzesschnelle gefolgt, und um ihren eigenen iNlittelpunkt mit Sturmes-Eile her- umwirbelnd heraus und bildeten eine aus lauter einzelnen kugel- förmigen Wirbeln zusammengesetzte Säule, die mit einem Ge- brülle des Vulkan's , das unsere innersten Nerven erbeben machte, in wenigen Secunden zu einer so grossen Höhe, dass wir sie in un- sermZenith zu sehen glaubten, cmporschoss, während Hunderttau- sende von grossen und kleinen Steintrümmern nach allen Rich- tungen aus ihr herausflogen , in Bogen auf den Bergabhang herab- fielen und in Sprüngen weiter rollten. Das Gekrach dieser auf- schlagenden Trümmer gesellte sich zu dem Schnaufen und Brüllen des Schlundes, während die Dampfsäule, noch ehe wir uns von un- serm Entsetzen erholt hatten, mit ihren nach oben zu immer grösser werdenden Ballen wirklich in unserm Zenithe schwebte, und einen Regen von Sand und Bimsteinartigen Steingereibsel auf uns herab- fallen liess. Zugleich lösete sie sich unten vom Krater, wurde frei, das Poltern der Steine hörte auf, und nach ein Paar Sekunden schwebte die Säule, vom Ostwinde getrieben, als eine gewöhnliche schwimmende Wolke (cumulus) hoch über uns hin. Ihres Gehaltes an Sand und Asche immer mehr entladen, erschien sie nun im Lichte der Sonne in einer weissen Färbung, und war nur noch durch einen gelblich-braunen Schein von einer gewöhnlichen Wolke (einem Hydrometeor) unterschieden. Nun war wieder Alles still ; — hell schien die Sonne in den Krater, keine Spur von Dampf war mehr zu erkennen, und von der- selben Stelle, die noch vor wenigen Augenblicken Zerstörung und Verderben umher verbreiten zu wollen schien, gelangte auch nicht das leiseste Geräusch zu unserm Ohre. Ich hatte die Höhe der Dampfsäule, ehe sie sich vom Rande löste, mit dem bereit liegenden Sextanten gemessen; sie betrug 65". Da nun die Entfernung des nächsten Kraterrandes lOOü' be- trägt, (diese Entfernung wurde durch den Winkel zwischen dem Nord -Ost- und Süd- West -Rande unseres Gipfels und dem Krater bestimmt, nachdem der Abstand zwischen beiden Rändern = 550' gemessen war,) so erreichte die Dampfsäule eine absolute Höhe von etwa 1500 par. Fuss. Schon diese Höhe, zu welcher sie in Zeit 543 von ein Paar Sekunden emporstieg, mag im Stande sein, dem Leser einen Begriff von der ungeheueren Vehemenz dieser Aus- brüche, ob sie gleich nur kleine und oft wiederholte sind, zu geben ; sie riss denn aiich, wie gesagt, Millionen von Steintrümmern mit in die Höhe, die, während sie höher wirbelte, nach allen Eichtun- gen aus der Säule herausfuhren, und theils (die grössern) in den Krater selbst zurück, theils (die kleinern) im Bogen herab auf das äussere Gehänge des Berges fielen. Sie verdankte ihre schwarze Farbe wahrscheinlich den festen Bestandtheilen von Asche und Sand, die sie mit fort riss, denn, in der JNIitte ihrer Hohe grau, wurde sie nach oben, wo ihre Ballen sich immer mehr ausdehnten, und immer mehr Asche fallen Hessen, auch immer heller gefärbt. Den stärksten Eindruck auf den Anschauer machte die wir- belnde Bewegung der einzelnen geballten Massen, die, Avährend sie sich zugleich eben schnell immer mehr entfalteten , grösser wurden und höher stiegen , sich mit ungeheuerer Schnelligkeit in Wirbeln um ihre eigene Axe oder ihren Mittelpunkt herumdrehten. Man denke sich plötzHch vor sein Auge hingezaubert eine solche 1500' hohe Säule, die also drei jNIal höher, als der Kirchthurm von Ant- werpen, oder fünfzehn Mal höher als die höchste Kokospalme (ä 100) ist, unten kohlschwarz, oben grau, mit ihren Tausenden von Pfeilschnell herumdrehenden Wirbeln ; sie erreicht fast das Ze- nith , und droht auf den Anschauer herabzustürzen , man höre das schnaufende Gebrüll, das in der That mit nichts besser zu vergleichen sein würde, als mit dem wirklichen Brüllen eines Thieres, wenn es ein solches gäbe , dessen Rachen einen Durchmesser von wenig- stens 300' hätte, und denke sich dazu die Möglichkeit, dass einige von den vielen Tausenden der grossen Steine, die man, Staub- wolken erzeugend und knackend überall bis über den Zwischen- rücken herüber auf den Abhang aufschlagen sieht, bis zu unserm Standpunkte herüberfliegen können, vergesse nicht, dass hier so fern von Obdach und jNIenschenhülfe an kein Entfliehen zu denken ist, und urtheile dann , ob es wohl einen Sterblichen von gesunden Geisteskräften geben könne , der dieses Schauspiel der Natur ohne Grauen, ohne innerstes Erbeben anzuschauen vermag ! ]Man glaubt , dies sehend , dem Uranfange der Dinge näher zu stehen und die erste stürmische Wirkung der Naturkräfte zu schauen , die eben so gewaltsam als die Wirbel dieser Dampfsäule die chaotischen Massen bewegten und formten. Nur ein Paar gi-össere ^Ix bis ^j! dicke Steine flogen bis über den Zwischenrücken herüber und fielen noch etwa 300' von uns entfernt, auf den Abhang unserer Kuppe nieder, so dass wir nur einem leichten Sandregen ausgesetzt waren , M'ährcnd, dem Windzuge folgend, die gelöste Rauchsäule, die nun eine Wolke war, über unsern Zenith vorüberzog. Im Angesichte dieser schrecklich - erhabenen Erscheinung hätte man mit Ariel singen können : 544 ,,Ihr Anblick giebt den Engeln Stärke, „Wenn Keiner sie ergründen mag; „Die unbegreiflich hohen Werke, ,,Sind herrlich wie am ersten Tag." Wir erholten uns bald von unserm Schrecken. Ich hatte theils wegen meteorologischen Beobachtungen, theils um in der Frühe des andern Morgens eine "Wolkenfreie Aussicht zu Peilungen zu haben , beschlossen , die Nacht auf dem Gipfel zuzubringen , und hoffte noch immer auf die Ankunft der Kuli's mit Brennholz, was in dieser entsetzlichen Kälte das erste Bedürfniss war. Der erste Ausbruch, den wir vom Gipfel aus beobachtet hatten, hatte sich um 12y2 Uhr ereignet. Es verlief 1 V2 Stunde, ehe ein zweiter eintrat , und ich hatte ^Nlusse genug , den Gipfel zu durchmustern und die Peilungen nach den wenig sichtbaren Punkten der Gebirge, die über die Wolkendecke hervorragten, zu veranstalten, dem G. -Ardjuno, Tengger und dem Zwischengebirge zwischen diesem und dem G.-Semeru. Das letztere, vom Xordrande des Gipfels aus beschauet, lag in allen seinen topogi'aphischen Verhältnissen wie eine Karte ausge- breitet da; ein stumpf kegelförmiger Berg, Gunung-Garu, lag direct im Norden von hier am Fusse des G.-Semeru, man sah auf einen theils platten, theils concaven, Kraterähnlichen Gipfel herab, ein erhöhter Zwischenraum verband seinen Südfuss mit dem Nord- fusse des G.-Semeru, welchen Wälder mit vorherrschenden Casua- rinen bedeckten , die sich auf dieser Seite höher am Kegel heraus- zogen, als an der Süd- und Süd- West -Seite. Ihm zur Linken oder Westen lag eine Kreisförmige Gebirgskette, Gunung-Gumbar , (so heisst eigentlich nur ihre nördliche Ecke, welchen Namen ich, wegen ^Mangel eines allgemeinen , auf das Ganze übertragen habe, j mit ausgezacktem Kamme, der sich ebenfalls in den nordwestlichen Abhang des G.-Semeru verlor; man peilt ihren Anfang im Norden 30'' Westen. Sie verläuft gegen das Tengger -Gebirge zu erst nach Norden , dann nach Osten , und dreht sich auf diese Art im Halb- kreise fort rund um den G. -Garu herum. Ihr oberer Rand war scharf und senkte sich nach innen steil herab, bildete also eine Wand, deren concave Frontfläche jenem Kegel zugekehrt war. Zwischen diesem und ihrem Fusse blieb aber ein ziemlich breiter, flacher Thalgrund liegen , welcher sich in gleicher Halbkreisform um den G.-Garu herumzog, und sich aus seiner höchsten Gegend am Nord- zu Ost-Fusse unseres Kegels in seinem Laufe erst Norden 10" Westen, dannnord-, dannnordost- und zuletzt ostwärts all- mählig tiefer senkte und in dieser Richtung von einer kleinen Bach- furche durchzogen war. Während alle Höhen , welche diesen lieb- lichen Thalgrund umschlossen, mit Waldgebüsch, besonders mit Casuarinen bekrönt waren, lag der Thalgrund selbst, nur mit einem Paar einzelnen von solchen Bäumen besetzt , in dem heblich grün- lich-grauen Schmelze einer offenen Grasflur da; in tiefster Einsam- 1 l'l'Jlil- I 1(1. ,1 Tii i.///, .ililj'/:,..illll. Vi-iT.//,, '"^, Kli ] //// M.i.i6/. »J.muN \ Fij j ///, j'ii.m.m. Vii.. '{ II I, MJ.sill ri5.11. ///, ''^'s: "'V /■ >^5^""^ /^/J^". ö4o keit, allen Augen Sterblicher verborgen, selbst den Javanen nicht bekannt , streckt sich dieses schöne Hochthal , dessen kaltes Klima sich Europäern sehr empfehlen würde, sehr einladend aus, und bildet ohne Zweifel den bequemsten und leichtesten Zu- gang zum G. -Semer u. Wer zweifelt nach dieser Beschreibung, so kurz und mangelhaft sie ist, dass jener G.-Garu ein Ei-uptionskegel , der G.-Gumbar die ehemalige Kingmauer , und der Thalgrund zwischen beiden selbst der alte Boden dieses Kraters war , aus dessen Südecke durch Ver- rückung des Vulkanschachtes erst später der G.-Semeru hervortrat, welcher ungeachtet seiner Höhe ja auch nur ein Eruptionskegel ist und sich über das Niveau des alten Kraterbodens nur aus Auswurfs- massen, aus Sand und Lavatrümmern aufgethürmt hat! Die Meereshöhe des Thalgrundes kann in seiner höchsten Gegend am G.-Semeru nicht weniger als 8OOO' und in seiner tiefern nordöst- lichen nicht weniger als 7500' betragen. Der Nord-Theil der Kreis- mauer G. -Gumbar hängt durch einen sehr weiten, sanft concaven Zwischensattel mit der Südringmauer des G. -Tengger (G. -Ider idei") zusammen, und von dort ist es, dass man sich vom G. -Ider ab- wärts, beim Ranu G.-Kumbolo vorbei, dann am G.-Gumbar aufwärts, und Avieder an seiner Innern Wand hinab, durch den flachen unun- terbrochen sanft aufsteigenden Thalgrund einen Weg bis zum Sö- meru bahnen muss. Dieser wird der leichteste Zugang zum G.-S6- meru sein , welcher Trinkwasser , Brennholz und andere Vortheile noch in grösserer Höhe darbietet. Im offnen Grasboden jenes Thaies hat man kaum einen W^eg nöthig und die Waldung des Bergabhanges besteht grösstentheils aus weitläufig stehenden Ca- suarinen, die wenig Unterholz haben und leicht zu durchdringen sind; und der nackte Theil des Kegels auf dieser Seite scheint nicht mehr als 1500' zu betragen; so hoch ziehen sich auch Streifen von Gebüsch heran. Auf der Ost-Seite des G.-Garu scheint die Ringmauer, ein einzelnes Stück ausgenommen, zu fehlen, und der Abhang des G.-Garu zugleich der östliche Abhang des äussern Gebirges zu sein. Spätere Anmerkung. INIan betrachte zur Versinnlichung dieser Ver- hältnisse der Topographie und Gestalt des Gunung-Semeru überhaupt die beigefügten Profile. — Semeru Figur 1 stellt von Gunung- Ardjuno- gipfel aus gesehen die West-Nord- Westseite des vereinigten Gunung -Tengger, Garu und Semeru - Gebirges dar, wovon der Semerukegel die äusserste Süd- Ecke ist. 2, Die "West -Seite des Gunung -Semerugebirges, vom Gipfel des G.-Kawi gesehen. 3, Die Süd- West-Seite des G.-Semeru, von Matjang-Tengah aus gesehen. 4, Die westliche Seite des Semeru- und Garugebirges; die lange, zackige Firste ist der Kamm der Halbkreismauer G. - Gumbar. Die Linien A. und B. erscheinen fast unter gleichem Winkel, als ob sie die entgegengesetzten Abhänge eines grossen Kegelberges wären, b, Ost-Seite des G.-Semeru-, Garu- und Tenggergebirges von Lemadjang gesehen. Erst von /. fängt der eigentliche Abb an g des G.- Tengger an. ü, Nord -Seite des obersten Gipfels des G.-Semeru von der Südmauer (G.-lder ider) des Tengger'schen Gebirges Juaj^liuhii, Javu II. 35 546 gesehen , namentlich von dem Punkte , wo sich der Weg, der von Kebo glagah kommt , in zweie (nach Wonosari und Lcdok ombo) theilt. Man sieht von da, wie die Gebüschvegetation sich in einzelnen Streifen höher am Kegel hinan- zieht. 7, Nord -Nord -Ost -Seite des G. -Semeru vom G.-Bi|do lembugipfel des G. -Tengger gesehen. 8, Das Semeru-, Garu- und Gumbargebirge von der Südringmauer des G. - Tengger (Ider ider) gesehen : in der tiefsten ]\Iitte des concaven Zwischensattels zwischen dem G. -Gumbar- Nordgehänge und dem Südgehänge des G.-Ider liegt der Eanu-Kumbolo , ein See, dessen Abfluss von den in einander schmelzenden und einander entgegenlaufenden Lagerrippen beider Gebirge , die ihn rings umschliessen , gehindert ist. 9, Der Krater des Süd -Ost -Gipfels vom Nord -West -Gipfel des G. -Semeru gesehen. — Siehe Situationsskizze. (Siehe oben S. 511.) Ich %var eben (um 2 Uhr) von Frost bebend, zum Süd -Rande des Gipfels zurückgekehrt, wo sich die Javanen um das verglim- mende Feuer drängten, als ein neuer Ausbruch eintrat. Unter heftigem Brüllen des Schlundes stiegen die anfangs zackigen , dann geballten IMassen der liauchsänle auf, die si(;h auf eine ganz gleiche Art , wie die vorige entwickelte , und auch einen gleichen Eindruck auf mich inid meine Kuli's ausübte. WäJu'end ihre Hauptmasse schwarz und höher oben schwärzlich - grau war, wurden ihre Känder von der Sonne , die schief auf sie herabschien, hell beleuchtet, und die tausendfach in sich selbst wirbelnde Säule gewährte unter dieser Eeleuchtvmg auf dem blauen Hintergnmde des Himmels einen majestätischen Anblick. Kainn hatten wir uns von unserm Schrecken erholt, als sich um l^ji Uhr schon wieder ein erneutes Gebrüll hören liess, und sich ein neuer (dritter) Aus- bruch ereignete, der an Stärke und der Art seiner Erscheinungen dem vorigen gleich blieb. Wie jene warf auch er Tausende von Steintrüramern aus, von denen auch jetzt die grösste Masse in den Krater selbst zurück zu fallen schien. Nur Sand und unbedeutende Massen von kleinem leichten Gereibsel trieb, vom Ostwinde begün- stigt mit der Wolke, aus der sie herabfielen, bis auf unsern Gipfel. W'ie wir m der vorigen Nacht gesehen haben, und wie die Be- wohner der umliegenden Dörfer alle Nächte wahrnehmen, sind die ausgeworfenen Massen , die am Tage bloss schwarz erscheinen , des Nachts glühend und der untere Theil der Rauchsäule erscheint vom glühenden Sande wie eine Flamme. Die Dämpfe oder Gasarten, welche die Hauptmasse der Säule bilden , welche eine Menge Sand und Asche mit emporrcissen , und weiche nachher als eine weiss- liche Wolke in 13000' (1500 + 11500') hohen Luftschichten schweben bleiben, können also kein Wasserstotfgas sein ; denn dies müsste sich durch die vielen glühenden Trümmer entzünden , wo- von wir keine Spur beobachtet haben. Kohlensäure können sie auch nicht sein, denn diese müsste schnell herabsinken; unsere Eruptionswolke aber bleibt stets in derselben Höhe wenigstens ^2. Stunde lang schweben, ehe sie sich auflöset und zerstreuet; zu- weilen kann man sie , nur durch den Windzug seitwärts weiter ge- trieben, nach % Stunde Zeit noch erkennen. Beständen sie bloss 547 aus Wasserdampf, so sollte man glauben, dass sie in der Höhe von 13000', wo die Temperatur auf Java auch des Mittags gewiss dem Nullpunkte gleich kommt, und Avohin sie aus dem glühend heissen Krater plötzlich gelangen, so schnell verdichtet werden, dass elec- trische Erscheinungen, Dornicr und Blitz eintreten müssten, wo- von wir aber ebenfiills nichts beobachteten; es scheint daher, dass sie ein Gemenge von mehrerlei Damj^farten sind, worin vielleicht schwefelige Dämpfe die Hauptrolle spielen.. Auf jeden Fall deutet der Geruch des niederfallenden Sandes auf die Anwesenheit von schwefelig-sauren Dämpfen. Die Höhe unseres Standpunktes beträgt nach dem Mittel der Barometerbeobachtungen 11480'.*) Die Luft ist so ausserordent- lich trocken , dass keine Cigarre Rauch geben , noch brennen will, und dass wir, ungeachtet der Kälte, von einem steten, heftigen Durste geplagt sind. Obgleich man vermuthen darf, dass dieser Gipfel jederzeit viel trockner, als die benachbarten Berge ist, weil er als Sand- und Steinhaufen völlig kahl ist und auch keine Spur von Vegetation enthält, von welcher sich Feuchtigkeit entwickeln könnte, so trafen doch jetzt alle günstigen Umstände zusammen, um ein Extrem dieser Trockenheit hervorzurufen, denn 1) ist die Luft im höchsten Grade heiter, der Himmel tief blau, ohne alles GeAvölk; 2) ein an sich selbst trockner Wind (Nord -Ost) weht stürmisch heftig und steigert die schnelle Verdampfung aller Feuchtigkeit, Gewöhnliche java'sche Tikar's (INIatten aus Panda- nus-]3lättern geflochten, die, wie man weiss, sehr geschmeidig sind, und sich nach allen Richtungen zusammenfalten lassen) waren, nachdem sie einige Stunden ausgebreitet gelegen hatten, so spröde wie Glas und Avurden dadurch völlig unbrauchbar. Sie Hessen sich in die kleinsten Stückchen zerknicken und diese konnte man in der Hand so fein Avie Mehl zerreiben und als Staub in die Luft blasen! Das Maximum der Psychrometer-Differenz betrug 6,8^ R,. und obgleich die Lufttemperatur nach 4 Uhr im Schatten -j- 6,3" R. war, so war die befeuchtete Kugel des Psychrometers doch mit Reif überzogen und sein Stand Avar — 0,5*^ R. Wenn man bedenkt, dass die stets ausdünstende Oberfläche unseres Körpers einer ähn- lichen Wirkung ausgesetzt Avar, Avie das Psyclirometer , so kann man sich eine Vorstellung machen von dem ungemeinen Frostge- fühl, Avelches wir empfanden. Die Kuli's trieben mich daher auch unter beständigen Klagen zur Abreise an , die Sonne neigte sich immer mehr dem Horizonte, es Avurde immer kälter, das letzte Stückchen Holz, das Avir hatten , lag verglimmend auf dem Feuer, und unsere Hoffnung, Succurs vom Wedono**) zu erhalten, scliAA^and *) Man begreift leicht, dass die Höhe erst später, nachdem sie berechnet war, in das Tagcbucli eingetragen wurde. A. d. V. •*) Wenn dieser abscheuliche Wedono , den ich in den Grund des Kraters verwünschte, das mitgebrachte Ercnnholz und Baumzweigo zum Bau einer Hütte geschickt Jiütte, solaUttcn wir ohne Beschwerde übernachten können. A. d. V. 35* •548 immer mehr; doch gah ich mein Vornehmen noch nicht auf, und theilte alle Herrlichkeiten , die ich hatte , ein Paar Flaschen Ma- deira und Cigarren unter die Kuli's aus, als nach 2stiindiger Ruhe (es war 5 Uhr) sich wieder ein erschütterndes Gebrüll im Krater hören liess, und eine Rauchsäule mit solcher Wuth in die Höhe fuhr, dass wu' ihren wirbelnden Scheitel schon über uns erblickten, schneller, als imser Auge ihrer Entwickelung zu folgen vermochte ; auf allen Seiten erscholl das Gekrach der aufschlagenden Steine, von denen einige bis dicht unter dem Rand unseres Gipfels flogen. Das war zu viel für die entsetzten Kuli's, die schon das Hasen- panier ergriffen hatten ; kaum gelang es mir, sie zurückzurufen, um wenigstens mein Gepäck mitzunehmen ; ihr moralischer Katzen- jammer war so gross, dass sie mit einer Art von Todesangst Alles aufrafften, so wie es da lag, ohne einzupacken, und sich davon machten , Avährend ein sanfter Regen von Sand und Grus auf uns herabfiel. Ich sah nun wohl, dass an kein Bleiben mehr zu denken war", und beeilte mich, so schnell dieses möglich war, meine In- strumente, die sämmtlich noch aufgehangen dastanden, zu sichern und einem Bedienten zu übergeben; ich war damit beschäftigt, die Steine rollten noch, die erste Dampfsäiile hatte sich noch nicht go- löset, als der Kraterschlund von neuem zu schnaufen und zu brüllen anfing , und mit grösserer Wuth als zuvor , die Rauch- und Trüm- mermassen aufschössen, die bis auf unsern Gipfel zu fliegen drohten. Ich gestehe es, dass ich mein Geschäft mit zitternden Händen verrich- tete, wobei denn auch glücklich nur eins von meinen beiden Barome- tern zerbrach ; nicht sowohl das Ausschleudern der Steine, als viel- mehr das entsetzliche Gebrüll des Schlundes war es, welches einen so entsetzlichen Eindruck hervorbrachte ; man kann es vergleichen mit der Wirkung von 10000 Dampfkesseln, wenn man diese in einen vereinigt und den Dampf entströmen lässt; es wurde, wie das Brüllen eines Thieres, zuAveilen ein Paar Sekunden lang etwas schwächer , und schaufte dann wieder um so furchtbarer ; es hörte nicht mehr auf, wie bei den vorigen Ausbrüchen , sondern drohte permanent zu werden , und eine grosse Eruption einzuleiten. Un- ter diesen Erscheinungen , die beängstigend genug waren , hatten die mehrsten Kuli's schon den Gipfel verlassen, ihre Abreise war eine Flucht, ich folgte ihnen mit meinen Bedienten, welche die In- strumente trugen, der Krater fuhr fort, hinter uns zu brüllen, und das Geklatter der fallenden Steine schien immer näher zu kommen ; so erreichten wir den Westrand des Gipfels, und rutschten oder sprangen mehr, als wir gingen, am steilen Gehänge des Kegels hinab ; bis dahin flogen Sand und Rapilli, der Krater hielt an, zu wüthen, wälirend wir in Staubwolken gehüllt, und zuweilen bis an die Knie im Sande begraben, immer weiter am Gehänge hinab- fuhren. Erst eine halbe Stunde später, hörte der Ausbruch auf, und ging, wie alle Eruptionen desG.-Sömeru, die wir wahrnahmen, in völlige Stille über. Wir mussten nun gestehen, dass die Gefahr doch nu^ schein- 549 bar gewesen war , und dass schwerlieh andere und grössere Steine, als leichte Bimsteine von der Grösse eines kleinen Apfels , auf den Nord - West - Gipfel gefallen waren , gegen die wir uns durch eine über den Kopf gehaltene Bedeckung würden haben beschützen können. Sicher wären die Kuli's auch nicht weggelaufen, wenn ihre Häuptlinge (Kapala kampong) dabei gewesen wären. Dieses also , oder vielmehr der Wedono , ist die Ursache der missglückten Übernachtung. Den Holzfrachten., Avelche die andern Kuli's weg- geworfen hatten , begegneten wir schon in geringer Entfernung un- ter dem Gipfel; ich sah sie mit Bedauern liegen! wir rutschten bald in der Tiefe der kleinen Furchen hinab, wo der Sand loser und feuchter war , bald auf der Oberfläche neben ihnen , wo mehr Steine lagen und waren fast fortwährend in Wolken von Sand und Asche gehüllt ; bald fuhren ganze Partien des avifgewühlten Sandes hinter uns her, bald rollten uns Steine nach, die in Bewegung ge- »rathen waren, und mehr als Einmal glitten die Kuli's, die beim nach Hausegehen eben so eilig Avaren , als langsam beim Hinauf- klimmen , auf dem beweglichen Grunde aus und rollten ihrer gan- zen Länge nach hinab. So erreichten Avir in unglaublich kurzer Zeit die obere Gränze der Wälder. Wir hatten kurz nach 5 Uhr den Gipfel verlassen, und machten gerade Halt unter einer der ersten Casuarinen, als sich die Sonne eben ihrem Untergange neigte. Farbig -schön sank sie hinter den Dunstschichten hinab, die sie mit prachtvollen Lichtstreifen säumte, und Avarf noch einen letzten horizontalen Strahl über die Oberfläche der Wolkensee, die Avie ein zweites. Schneebedecktes Hochland, die ganze Insel Java zu bedecken schien. Dann Avurde der weisse Schimmer der WolkenAvellcn grau, und nur die erhabene Spitze des G.-Semeru sonnte sich noch einen Augenblick im Abendroth, bis auch sie erlosch. Bald em])ting uns im Tiefersteigen wieder das Dunkel der Ge- büsche, doch kamen wir ungeachtet der Finsterniss glücklich über die gefährliclien Sandrippen und langten 7 y^ Uhr auf Widodaren au. Von hier beobachteten Avir noch ZAvei Eruptionen , die eine um 8, die andere um 11 Uhr, die beide mit dem geAvöhnlichen Gebrüll eintraten , und ungeachtet des hellsten Mondscheines , einem abge- brannten, gigantischen FeuerAverke glichen. Denn so scliAvarz die Dampfsäule bei Tage aussah, so glühend roth erschien sie jetzt; die bei Tage scliAvarzen Steintrümmer flogen jetzt Avie feurige Ra- keten durch die Luft , und rollten Avie feuerige Punkte , nur lang- sam erlöschend, am Berggehänge herab. Durch Gegenden, die uns nun bereits bekannt geworden sind, traten Avir den 27. September unsere Rückreise an; verliessen Wi- dodaren um 6, erreichten den Kali-Sat um S'/i, den Wasserfall des K. - Mandjing um 9 '/4, und, nachdem unsere Reisegesellschaft im Walde von einem Tiger in Schrecken gesetzt Avar, der auf den Weg kam, aber nach ein Paar Secunden selbst Aveglief, das Dorf Matjan töngah um 1 Uhr. 550 Man sieht also, dass es leicht ist, den Gipfel des G. -Sömeru, von Matjan teng-ah aus, ohne alle Anstrengung in einem Tage zu erreichen ; wenn man letztern Ort um 6 L'lir verlässt, kann man im langsamen Fferdeschritte um 2 ühr auf Widodaren sein, daselbst y4 Stunde ruhen und von dort zu Fusse in 1% Stunde bis zur obern A^^aldgränze kommen , also um 1 Uhr ; und von hier in sehr langsamem Schritte, oftmals juhend, in 2y2 Stunden bis zum Gipfel, wo man also um G'/, Uhr anlangt, also gerade noch zurrechten Zeit, um die Sonne unter den Horizont sinken zu sehen. Nachdem ich mich beschäftigt habe, das mit Kleistift Ge- schriebene vom G. - Semeru und nachher von Widodaren zu vor- stehender Skizze zusammen zu ordnen, möge es mir nur noch er- laubt sein, das Wenige, was mir von der Chronik des Vulkan's be- kannt ist, folgen zu lassen. Des Abends bis gegen Mitternacht hörten wir noch häufig wiederholte, verstärkte Eruptionen des G.- Semeru, unter denen wir vier heftige unterschieden. • Ausbrüche des G. -Semeru. Im .Jahre 1S18 soll er eine sehr heftige Eruption erlitten haben. 1829; (Ende) Januar; während der G.-Lamongan anhaltend tobte, fing er seit 10 Jahren ,,zum ersten Male" wieder an zu rau- chen. (Jav. Courant vom 17. Februar 1829.) 1831; den 15. und 16. December. Nachdem er in den Jahren vorher bloss ,, geraucht" hatte, warf er jetzt ,,zum ersten Male" Asche aus, in solcher Menge, dass alle umliegenden Gebirge damit bedeckt wurden. Dies geschah gleichzeitig mit dem Aus- bruch des G.-l^romo. (Jav. Cour, vom 4. Januar 1832.) 1832; den 18. April. ]Mit Anbruch des Tages stieg eine grosse Rauchsäule, aber langsam, zu einer ungeheuren Höhe auf, löste sich zwischen 7 und 8 Uhr auf, ging vom Winde getrieben, aus einander, und veranlasste einen Aschenregen „von Süden nach Westen" (also nach Nord- Westen ? durch Süd-Ost- W^ind ?) Avelcher den grössten Theil des Distriktes Gondang legi, nebst den süd- lichen Gegenden des Distriktes Sengoro (beide in JNIalang,) bedeckte tmd, ohne jedoch den Pflanzungen zu schaden, bis Mittag anhielt; denn es fielen , obgleich es schon April war , immer noch anhaltende Regen, welche die Asche von den Blättern schnell wieder weg- spülten. Nach Berichten aus Malang gingen dem Aufsteigen der Aschensäule schwere Schläge vorher, mit einem ,, Auswurf von Feuer" (?) an der Süd-Ost-Seite (Jav. Cour, vom 30. April 1832). 1842; Ende .Januar, und im Februar und jNIärz, seitdem der G. -Lamongang (Anfang Januar) aufhörte zu rauchen, entlud der G. -Semeru, und gleichzeitig vom 30. Januar bis 15. Februar auch der Eruptionskegel G.-Bropio, im Krater des Tengger, un- gewöhnlich viele imd starke Rauchwolken. (Jav. Courant vom 5. März 1842 Nr. 19.) 551 Die Eingebornen behaupten , ihn in keinem andern , als dem jetzigen Zustande (1844) gekannt zu haben, also: seit wenigstens 50 Jahren war sein ganzer oberer Gipfel kahl, wie jetzt, und sein Krater spie in zwar sehr ungleichen Zwischenräumen , aber fort- während tagtäglich Rauchwolken und glühende Steintrümmer aus, eben so wie wir es jetzt beobachtet haben; zuweilen ereignen sich solcher Stossweisen Ausbrüche mit ganz freien Zwischenzeiten in 24 Stunden nur einer, zuweilen, und zwar nach der Angabe der Inländer besonders in dem Regenmusson aber auch 20 und mehre in einem Tage. Ich beobachtete innerhalb 2 Tagen 15, wovon ich 4 auf dem Gipfel selbst anschaue te. Beobachtete Ausbrüche. Nr. Datum : Septem- ber 1844 Stunde Zwischenzeit in Stun- den zwischen je 2 Eruptionen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 25 25 25 26 26 26 26 26 20 26 26 . 27 7 Morgens 5 Abends 7 Abends 7 Morgens S Morgens 12'/. Mittags 2 Nachmittags 2'/i Nachmittags 5 Abends 8 Abends 11 Nachts 8 bis 12 Uhr Nachts häufig wiederholte verstärkte Eruptionen 10 2 12 1 ly. 3 4 21 Dass sich die KrateröfFuung nach jedem Ausbruche durch die zurückfallenden Trümmermassen wieder schliesst, und den Dämpfen jeden Austritt versperrend, so lange geschlossen bleibt, bis die Ex- ]iansivkraft der von unten zuströmenden und zusammengepressten l)äm])fe, oder Gase so sehr gewachsen ist, dass sie den Widerstand, der avif sie drückt, überwindet, liegt klar am Tage; sie zersprengt dann die Decke , reinigt den Schacht von neuem und entströmt in Säulenform, indem sie Myriaden von diesen Steintrümmern mit herausschleudert. Dass diese Trümmer glühend sind, beweiset offenbar, dass aus dem tiefen Heerde des Vulkan's wirkliche flüssige 552 Lava mit emporgehoben wird; die Dämpfe cnlwickoln sich aber in zu geringer Quantität und ihre Kraft ist nicht zureichend , um die Lavasäule bis zum 11500 hohen Kraterrande des Vulkan's zu heben ; diese Avird daher von den Dämpfen durchbrochen, zerrissen und in einzehien Stücken mit bis zum Kraterrande gehoben, wo diese Stücke schon wieder einen Theil ihrer ursprüngUchen Hitze ver- loren haben, und nur noch rothglühend, nicht aber mehr geschmol- zen sind. Denn wollte man annehmen, dass der Krater durch ein flüssiges Lavameer geschlossen sei, durch welches sich die Dämpfe, hindurchbrechend, von Zeit zu Zeit einen x\usweg bahnen, so rnüssten die mit herausgeschleuderten Theile dieser Lava , die sich doch während der Paar Secunden , die sie zum Herabfallen brau- chen, nicht so schnell erkalten können, beim Auffallen auf den Bergabhang platt gedrückt werden, oder alle mögUche lang ge- zogene Formen annehmen ; dies ist aber nicht der Fall ; sie haben spitze Ecken , scharfe Kanten, urffl flach-concave Seitenflächen und fallen als feste Körper herab, die sich nicht mehr runden , oder zu- sammendrücken lassen. Die grosse Ungleichheit der freien Zwischenzeiten zwischen den Eruptionen, die von einer ^j. bis 1 0 Stunden wechselt, beweiset ferner, dass die Dämpfe im Erdinnem in ungleichen, bald schwä- chern, bald stärkern Quantitäten entwickelt werden ; denn die Aus- brüche, welche ich nach 10 Stunden Zwischenzeit eintreten sah, waren nicht heftiger als die, welche nach einer kaum 72 Stunde langen Ruhe erfolgten. Späterer Zusatz. Vom Anfang des .Jahres 1S45 an bis in den Monat Juli fuhr der G.-Semeru auf dieselbe Art, wie ich es in 1S44 beobachtete, fort, von Zeit zu Zeit Dampfsäulen mit glühen- den Steinen und Asche unter nie fehlendem Gebrüll auszuwerfen, während sich der G. -Bromo und Lamongan ganz ruhig verhielten. {ZolluKjer, Geneesk. Archief. Bat. II. p. 543.) Auf der Süd-Ost- Seite unterhalb des Kraters sollen noch 3 Solfataren in eben so vielen Klüften liegen, die stark dampfen. 184S; den 4. Augustus sah Dr. P. Bleeker noch eben sol- che Dampfsäulen aus dem G. - Semeru aufsteigen , als von mir in 1844 beobachtet wurde. {Tijdschr. Neerl. Indi'e jaarg. 1S49 aß. 7. p. 43.) Von heftigen, vernichtenden Ausbrüchen, welche ihre zer- störende Wirkung bis weit vom Gebirge ab fühlbar machten , wis- sen die Javanen nichts ; dass der G. - Semeru solche aber erlitten, und in einer frühern Periode, ehe sich die Thätigkeit auf das blosse xVusspeien von Sand und Lavatrümmern beschränkte, auch ehe durch diese Auswurfsmassen der 30 OO' hohe Pyramidenförmige Gipfel aufgethürmt wurde, gewaltige Lavaströme ergossen hat, scheinen die Bergrücken und die AVälle zu beweisen , die sich von seinem Südfusse bis zur Küste des Südmeeres hinabziehen, und die in der That auf einander gehäufte Lavamassen zu sein scheinen. Auch verdient bemerkt zu werden, dass die Herren J. F. W. van M p« rf DÖÖ Nes u. a. im Jahre 1S36 am Süd-West-Fusse des G. -Sßmeiu mit- ten in den Urwäldern Spuren von Hindutempeln und eine sehr grosse und schöne stehende Genesa- Statue fanden, *) woraus her- vorzug-ehen scheint, dass diese jetzt so wilden und unwegsamen "Gegenden auf dem südlichen Fusse des G.-Semeru, ostwärts von Matjan tengah vormals reich bevölkert waren. Könnte die Popu- lation nicht durch einen verheerenden Ausbruch des G.-Semeru von dort vertrieben worden sein? Der verflachte Südfuss des G.-Semeru besteht bis zur Südküste herab grösstenTlieils aus über einander gestapelten Lavaströmen und Trümmern, mit einer Vegetation bedeckt, die fast un durchdringbar ist. Nach der [Mittheilung des Herrn Herwerden **) wollte die Ee- gierung im Jahre 1S2& durch diese Gegend um den G.-Semerufuss herum einen AVeg baluien lassen, um die Landschaft ]\Ialang in Westen und Lemadjang in Osten des Berges mit einander zu ver- binden, die felsigen Betten der zahlreichen Bäche, und die un- durchdringlichen Bambus wälder machten dies Vornehmen aber un- ausführbar. Nach demselben Schreiber (gewesenem Residenten von Madiun) werden die Massen von Sand und Asche, welche der G.-Semeru auswirft , nach heftigen Regen unter andern auch in die Kluft des Kali-Besuk gespült, dessen Bett mit ^Millionen Schlacken bedeckt ist, un^ der eine Landschaft beinahe in Süden von Lemadjang viele Pfähle weit in ein mehre Fuss tiefes ödes Sandfeld verwandelt hat. Reisende, welche den Berg besucht haben. Im Jahre IS 36, am 5. August wurde der erste Versuch zur Ersteigung des G. -Semeru gemacht von den Herren J. F. W. van Nes (damals Resident von Pasuruan) und J. H. Dickelman (Assi- stent-Resident von jNIalang), van der Püel und Schonke (beide damals Controleur's) und einigen anderen. (Siehe Jav. Courant vom 10. September 1836 Nr. 73 und Tijdschrift Neerl. Indie VI. 8 p. 158^.) Diese Herren haben unter andern das Verdienst, den er- sten Weg durch die Wälder von jNIatjan tengah zum G.-Semeru gebahnt und also den Zugang gleichsam eröffnet zu haben. Es war derselbe Weg , dem ich folgte , und den die Javanen wieder etwas aufgeräumt und vom Gebüsche frei gemacht hatten. Was die Reisenden von 1836 (pag. 160 1. c.) in dem Kali- Mandjing Basalt nennen, ist die von mir beschriebene Trachytlava. Das Widodaren, wo jene Herren übernachteten, war nach der Ver- sicherung der Javanen, welche von ISIatjan tengah bei mir waren, *) Tijdschr. Xevrl. Indie VI. Nr. '^ par/. ItiO. Diese Antiquitäten wurden nicht weit vom linken Ufer des Kali - Preng apus (siehe oben) gefunden ; ein stehendes Genesabild, und ein Stein mit Inschrift und noch ein in Stein ausge- hauener Was c h trog u. s. w. A. d. V. •*) Verhandl. Batav. (7enoo(. usa r Xbsi, An den andern Seiten des Berges hat der ganze Abhang bis an den Fuss eine sehr sanfte Neigung oder man findet sehr breite Vor- sprünge, welche sich in Höhen von 5 bis 4000' herab nur wenig- geneigt auf weite Abstände hinziehen , ehe sie sich in das Tiefland herablassen. In den höchsten obersten Gegenden eines dieser Vor- sprünge an der Ost-Süd-Ost-Seite des Berges liegt 6070' über dem 566 ^Meere die Desa - Ledok ombo. Der ganze verflachte Vorsprung ist mit Urwäldern bedeckt, die noch kaum von der Axt des iNIenschen gelichtet sind. In Tenggör Fig. 1 erblickt man vom Nord-Ost- Fusse des Gebirges aus, zwischen Probolinggo und der ersten Post- station Patalan, diese Bergseite, die sich von der höchsten Ecke des G.-Budo lenibu lang nach Osten zieht. Eine zweite Erscheinung, welche die Gleichmässigkeit des Aussengehänges vom G.-Tengger stört, ist auf der Nord-Ost-Seite eine grosse, in ihren obern Gegenden mehre Minuten weite Thal- spalte, die sich als ein Zwischenraum der unterbrochenen Berg- wand darstellt und sich zwischen anfangs 1000 und später 500 und 300' hohen Seiten wänden von der höchsten Kratergegend (üasar) lang nach Nord-Osten herabzieht, bis sie sich in den tiefern Gegen- den — auslaufend und sich verflachend — nach Norden umdreht. Im Grunde dieser grossen Gebirgskluft, die wir das ,,nor.döst- liche Spaltenthal des G. -Tengger " oder ,, Spaltenthal von Wonosari '^ nennen wollen, führt der Weg von Probolinggo aufwärts über Suka pura*) nach Wonosari und von dort weiter in das Sandmeer. In Tengger Figur 1 schaut man in ihre obern Regionen hinein. Die Seitenrippen des G.-Tengger gehören zu der Klasse, wel- che, so wie die Zwischenklüfte erst unterhalb des obersten Kra- terrandes entspringen (nur wenige schneiden einigermassen in den Rand ein) , und der Berg gehört zu der ersten Abtheilung der Vul- kane, *'*) bei denen ,,das alte Gerüst,"^ das sich bei den ersten Aus- brüchen bildete, vollständig bewahrt geblieben ist xmd dessen Kra- ter Circusartig von einer hohen Felsmauer umgeben ist. Dieser Circus des G.-Tengger mit seiner Kraterfläche von 1 geogr. Meile Durchmesser ist unter den noch thätigen Vulkanen vielleicht der grösste der Welt, und ist besonders in seiner südlichen Hälfte ,,G.- Ider ider" unter allen Kreismauern Java's am vollständigsten erhal- ten. Die unterhalb dem Rande entspringenden Klüfte haben etwa in der mittlem Höhe des Gebirges (in 4000' Höhe) ihre grösste Tiefe. Sie trennen die Rippen, die meist gekrümmt und geschlän- gelt nach allen Seiten laufen, die sich nach unten in immer mehre spalten und sich zugleich nach dem Bergfusse zu immer mehr ver- flachen und ausbreiten. In den meisten Gegenden sind sie nur massig hoch und ziemlich breit, gerundet, auf manchen Seiten aber, wie auf der Nord- West-Seite bei Tosari, und noch mehr auf der Süd- West-Seite oberhalb Kebo glagah bilden sie schmale, scharf zulaufende Leisten, welche sich beiderseits in eben so schmal zu- laufende Klüfte 4 bis GOO' jäh hinabsenken, während die meisten Rippen auf den übrigen Seiten nur etwa halb so hoch sind. Wenn *) Dorf und Pasanggrahan 2715' hoch in dieser Spalte. In den Preanger Regentschaften führt eine ganze Provinz oder Regentschaft , nämlich die süd- östlichste dieser Residenz den Namen Suka pura. A. d. Y. *♦) Siehe G.-Sumbing S. 245. rr/ifii/n: firii/r / J/,/i. Mi. IMi f,rmbtt«y I } Tniiiqrr, fii/iir X ////. Mf. (iOli. Trriiffffr finiir -^ Iiiiii,/!! Fi(iiir j. J/ /i..i\3. Tniriyei; f'k/iir S ff./i.jM'. ■^'■»%s.,_. Nrif/tffT. ftt/iir 7 -A- -„*'■' 71wi;/rrJ'„j,„ ,\ jf/, ,„i;r Ki,'/,rl„„/r„ i„ //,', 'lrl„/,„T f'inn, zu Jl ., _,. IJ a s o 7- /tri /«,!■ flirr S/urffr/ ,/,.. .:>,.,/ Itf, 00. C^i. 367 sie auch durch aufgeschüttete Asche, Sand und Geieibsel erhöht sind, so besteht doch ihr Kern aus Trachyt, und sie stellen sich in jeder Hinsicht als älteste Lavaströme dar. Die vorherrschende Bodenart des ganzen Gebirges ist Sand und Asche, von deren mächtigen Lagen alle Kippen so hoch be- deckt sind, dass man nur in dem schmal zulaufenden, tiefsten Grunde der Klüfte entblösstes festes Gestein, namentlich Trachy tlaven , die v(m dem Wasser der Jjiiche glatt gespült sind, zu Tage gehen sieht. Aber auch an den Seiten vieler Eippen findet man Stellen, wo die Trachytkerne Säulenförmig-würflig abgesondert, oder doch vertikal gerippt, zu Tage gehen und kleine Wände bilden , die ihrer Steil- heit wegen von Vegetation und Erdschichten entblösst sind. Auf diesen ältesten Lavaströmen ruhen gewöhnlich erst Gereibsel- (Ra- pilli) Schichten, dann Sand, dann vulkanische, hellgraue Asche, welche, als das jüngste Thätigkcitsprodukt des Yulkan's von 5 bis 30' mächtig, locker, nur in wenigen Gegenden einigermassen TuiF- artig, so fein ist, dass die Staubwolken, welche von ihr aufsteigen, die Fugen der Gebäude, eben so als die Kleider der Keiscndcn durchdringen und zvu- Naturplage, wenn auch der einzigen , dieses sonst so schönen Gebirges werden. Nur auf den Bergseiten , wo, Avie besonders auf dem Ost- und Ost-Süd-Ost- Vorsprunge, Urwäl- der Jahrhunderte lang ungestört gestanden zu haben scheinen , fin- det man einen sehr fruchtbaren, gelblichen und bräunlichen Hu- musreichen Boden von Lehm, der sich nach geiällenem liegen zu einem weichen Schlamme auflöst. Aber auch der vulkanische Aschengrund, dessen Hauptbcstand- theil Thonerde zu sein scheint, trägt eine sehr üjjpige Vegetation. Das ganze Gebirge ist mit Wald (unten mit Laidi- oben mit Casua- rinenwald) bedeckt und nach den verschiedenen Fortschritten der Kultur in den verschiedenen Gegenden nur mehr oder weniger ge- lichtet; nur der G.-Bromo und die grössten Theile des Sandmeeres sind gänzlich kahl. In den Waldungen am Fusse des Gebirges herrschen Akacien vor {Ingaumhraculiformis und/, gracüis), deren Schirmartig ausge- breitetes Laub man nur in der schwülen Atmosphäre der heisseu liegion erblickt; sie steigen bis ohngefähr 2000' hinan und gehen dami in gemischte Wälder über, die aus einem ungemeinen lieich- thum verschiedener Geschlechter bestehen und niclits von andern Gebirgen Java's Abweichendes haben, aber in flöhen von öüOO', noch mit Eichen gemengt, tritt der tropische Kepräsentant dtr Fichtenform auf Java, die schöne Casuariita Juiighuhniana Jl/'q. (Tje- moroj auf, die dann alle Höhen des G.-Töngger zwisc hcn (i und 8000 id)erzieht und ihre Pyramidenförmigen Gestalten selbst an den sclnoffsten Wänden der Kraternuuier erhebt. Sie wächst weitläufig auf C^.•asgr.und zf^'streut und bedingt hauptsächlich die Thysiogno- mic des (jlcbirges. Nur vereinzidt dazwisclien findet man kleine Hölzchen von L/f/a moidana, angenehm rund, von sc! lönem frischem Grün, oder die bleichen, wcisslichen Kronen von Autcnnaria Jana- 568 11 (ca DC, welche besonders auf dem Südrande und Südgehünge häufig ist, oder die Dodonaea ferrea (nov. spec), hier und da zu kleinen Wäldern von eigenthümlichem Ansehen zusammengruppirt. besonders am äussern Ost-Süd-Ost-Gehänge, oberhalb Lödok ombo stehen solche Wäldchen ; ihre kurzen schiefen Stämme theilen sich bald in geschlängelte, ausgebreitete Zweige, und diese tragen 25 bis 30' hoch über dem Boden die Laubkrone, welche, in die Breite ge- zogen, fast Schirmartig ist. Es ist diese Schirmform den meisten tropischen Alpenbäumen eigenthümlich und kommt in den Tief- wäldern Java's nur bei einigen Akacien vor. Rubus-, Desmodium- Arten, Hypericum javanicum mit seinen gi-ossen gelben Blumen, Elaeagnus javmiica , ein ?»Ielastoma u. a. Sträucher kommen da- zwischen vor, aber alle diese Bäume und Sträucher vermögen die Hauptphysiognomie des G. -Tengger, trockene offene Grasfluren- und Gehänge von Festuca nubigena Jungk., aber auch von Alang und kleinern Gräsern, mit dem Lärchenbaum ähnlichen Tjemoro's vereinzelt oder in weitläufigen Gruppen darauf zerstreut, nicht zu verwischen. Aber sehr reich ist die Blumenflor Krautartiger Pflanzen , die fast lauter Repräsentanten von Gattungen , die das Maximum von Arten in höhern Breiten haben , auf keinem andern ]^erge Java's so zahlreich sind; die hiesigen Arten gleichen den analogen europäi- schen ausserordentlich und tragen dadurch nicht wenig bei, das nordische Ansehen des G. -Tengger imd derCasuarinenwälder zu ver- mehren. Fast alle physiognomische Pflanzen der java'schen Alpen- flor (nur Tlielemytraangustifolia, Podostaurus thalicti'oides Jungk.*), Canhrienia ckrysantka de Vriese , Pteronia marginata , Etkulia conyzoides und Strohilcmthes elata ausgenommen), zusammen eine Anzahl von 35 Arten, kommen hier vor,**) und erinnern, wie das Veilchen, der Baldrian und die Wolfsmilch, den Reisenden an seine nordische Heimath. Euphorbia javanica*** ) ist besonders oberhalb Wonosari zahlreich , und bei Ledok ombo zwischen den Dodonäa- wäldchen, begleitet von Baldrian, wächst die schöne Agrinionia sucweolens am häufigsten, v;?A\xen&Leucopogo7ijavaniciis de l^^riesef) der einzige Repräsentant der neuholländischen Epacrideenfamilie auf Java, die höchsten und sonnigsten Plätze der Eruptionskegel bedeckt. Dazu kommen noch eine Anzahl verwilderter Pflänz- chen, die, wie der Fenchel, mit dem Saamen europäischer Garten- gewächse und Gemüse hierher gelangten. So bezeichnend der Pflanzenschmuck in diesem Gebirge ist, so eigenthümlich in ihren Sitten, Gebräuclien und Wohnplätzen sind auch die ?jeAvohner, die sich in den höhern Gegenden desselben *) S. Seite 331. **) Diese physiognomischen Pflanzen der Alpenflora Java's habe ich schon in den S. 60 angeführten Zeitschriften beschrieben. ***) Eine zweite kleine Euphorbia, die noch nicht beschrieben ist, kommt auf Grasplätzen am Südstrande der Kesidenz Bantam vor. t) Plantae Junghuhnianae p. ^1. A. d. V. 569 niedergelassen haben. Ihr höchstes Dorf ist, 6070' hoch, das schon erwähnte Ledok orabo, am ostsüdöstlichen Aussengehänge ; andere Dörfer liegen auf den Rippen des Nord- West-Abhanges, ober- und unterhalb Tosari, zwischen 4000 und 5600', die grössten aber be- decken die obern. Stellenweis verflachten Regionen der nordöst- lichen Thalspalte, wo sie sich zwischen 5500 und 6000 aneinander reihen. Eines von diesen ist Desa-Ngadisari,*) unterhalb welchem der Pasanggrahan , der bald nach diesem, bald nach einem andern Dorfe Wonosari genannt wird, ein Bretterhäuschen, 6015' hoch liegt. x\lle sind auf gleiche Art gebaut, die Häuser, aus Baum- stämmen und Alang alang zusammengefügt, sind lang, mit nur einer Thür (c) und unterscheiden sich von den gewöhnlichen Dorf- wohnungen der Tieflande, dass sie \ie\e Familien zusammen be- herbergen. Sie enthalten für jede Familie einen besondern Ver- schlag (a) zu den Seiten eines langen Mittenganges {b) , an dessen einem oder beiden Enden sich der gemeinschaftliche Herd befindet (o), auf dem ein ewiges Feuer brennt; auf der andern Seite des Mitten- r 1 \n-\a\ ö- ' iz '^. / , '-^'^ J ^ ^ ^ 4 «/ ganges ist, den Kammern gegenüber, eine lange Bale bale (Bank)' (d) angebracht, so breit als die Länge eines Menschen , auf welcher die Bewohner sitzen und liegen oder Arbeiten verrichten. Die Sei- tenwände dieser langen aber niedrigen Häuser sind sorgfältig ver- schlossen und alle Fugen verstopft, und das rauchige Innere ist fast immer wärmer als die Aussenluft. Man zählt etAva 3000 von den Bewohnern des G.-Tengger, deren Gesammtzahl 6000 in 50 Dörfern beträgt, welche, ausser den s. g. Beduinen in bloss 2 Dörfern (Tjibeo und Tjiawi)**) von Cen- tral-Bantam, Abtheilung Lebak, die einzige Volkstruppe auf Java sind, welche den Mohammedanismus nicht angenommen hat, und welche, wie erzählt wird, zur Zeit der Zerstörung des alten Reiches mit Hindu-Civilisation Modjo pa'it um 147S und der allgemeinen Einführung des Koran in dieses Gebirge flüchtete, um dem Glau- ben ihrer Vorväter, der ein Siwakultus ***) war, treu bleiben zu können. Sie wurden von einem gewissen Häuptling Kja'i-Dadap putih angeführt. Der G.-Bromo soll damals begrünt gewesen sein. Vergleiche J. B. van Herwerden ,,over het T^nggersch Gehergte'' *) Der Name : Desa (java'sch) bedeutet dasselbe , wie: Kampong (ma- lai'sch): Dorf. A. d. V. **) Tji = Bach, "NVasser, beo = eine Art schwarzer Vögel mit gelbem Schnabel {Eulabes javanicus Vieill.) , die wie unsere Elstern sprechen lernen. A wi ist das sunda'sche Wort für Bambus. J. K. H. *") Menschenopfer, wie jetzt auf Bali noch, waren beim Begräbniss von Häuptlingen oder Fürsten in Modjo pa'it häufig. A. d. V. 570 in den Verh. v. h. Batav. Genootsch. dl. XX. und Adrian van Ruck ,,hcngt ocer de heiconers van den Berg Brama," l. c. deel J^II., wo diosc-lbc Geschichte mitgetheilt, der HiluptHng- aber Kjai-l)a(hip pctak*) genannt Avird. Die Keligionsgcbräuche der jetzigen lU;- Avohner jedoch , die weder Tempel , noch »Schulen haben, sind mit so viel Fremdartigem vermengt und so ausgeartet, dass es kaum die IVlühe lohnt, danach zu forschen. Jedes Dorf hat einen Dukun, halb Priester, halb Arzt. Auch haben sie heilige Jjilder oder Pu])- pen in ihren Häusern, denen sie opfern und die wahrschehilich die Idole ihrer zahlreichen Dewo's sind. Sie sind äusserst dumm, kin- disch abergläubisch und wissen sich von den Gebräuchen, die sie herkömmlicher und erblicher Weise befolgen , selbst keine Rechen- schaft zu geben. Sie feiern alle Jahre ein Fest in der Sandsee und bringen dem Ernptionskegel G.-liromo, dessen Name ohne Zweifel auf i>rahma l^eziehung hat, Opfer. Tausende von festlich gekleide- ten ^Icnschen , mit Frauen und Kindern versammeln sich dann zu diesem Opferfeste ,,Slamatan" am P\isse des G.-]iromo und lagern sich in der kahlen Sandsee, wo einige Hütten aufgeschlagen sind. Der Oberpriester ersteigt den Kraterrand des G. -Jjromo, zündet Weihrauch an und bittet um den Segen der Götter Dewo-Sangjang tunggal, Pandu - Dewo noto, besonders aber um den Segen ihres Beschirmgottes ,,Dewo-Bronio, " der auch Dewo-Sunan ibu heisst und im Krater wohnt. Opfer von Reis und andern Speisen werden ihm gebracht und hinab in den Krater geworfen. Dann überlässt sich die Menge dem Spiel und der Freude. Ihre Büifel laufen frei im Gebirge, das keine Tiger nährt, umher, und manche von diesen Thieren kehren jeden Abend in ihre Ställe zurück, während andere an bestimmten Plätzen in der Wildniss, wo sie des Abends zu- sammentreffen, übernachten. Diese sind halb Avild, doch laufen sie nicht weg, wenn man sich ihren Standi)lätzen, wo sie, sobald es des Abends anfängt zu dämmern, auf einem Flecke stehen bleiben, nähert; Niemand bekümmert sich um sie; nur wenn zur Zeit der grossen jährlichen Feste einer geschlachtet Averden soll, treibt man sie em. Eben so ihre Pferde. Sie halten viele Ziegen. Wie man bel^auptet, stehlen die Tenggeraner nie. Auch ist das vollkommen wahr. Wenn sie aber einen Vorrath an Geld haben, so vergraben sie ihren Schatz an irgend einem geheimen Platze im Gebirge. Sie sind ein stärkerer und kräftiger gebauter ^Menschenschlag , als die Javanen des Tieflandes, wenn auch von derselben malai'schen Race, mit hässlichen Gesichtszügen (nach unsern Begriffen), her- vorstehenden Backenknochen, eingedrückter Nase, breitem Mund, dicken Lippen. Sie haben mehr ^Muskelkraft und sind stärker, aber dem Geist nach eben so unwissend, als am Körper schmutzig, sie baden sich nie, und sind eben so faul, als die andern Javanen; wenn sie *) D a d a p bedeutet den IJaum Erythrina, der in allen Kaffeepflanzungen als Schattenbaum gepflanzt wird; putih = weiss; pe tak = weisses, aus ge- stampftem Keis bereitetes Staubmehl. J. K. H. 571 ihre wenige Arbeit in den Feldern verrichtet haben, so liegen sie in ihren rauchigen Hütten den ganzen Tag am Feuer; sie verlassen ihre Nester freiwillig nicht vor 7 oder 7 V2 Ijhr desJMorgens, bevor die Sonne das Gebirge nicht etwas erAvärnit hat. Übrigens sind sie ungeachtet des kältern Klinia's eben so leicht, Avie die übrigen Ja- vanen gekleidet und laufen halb nackt. Ausser Djagon pflanzen sie nur Kartoffeln und mehre Arten europäischer Gemüse, beson- ders Kohl und Zwiebel (und Knoblauch), die sie in die Tief- länder am Fusse des Gebirges gegen Reis, Kokosöl und andere Be- düi-fnisse vertauschen. Regelmässig bearbeitete Felder dieser Art, besonders Zwiebelfelder, umringen ihre Dörfer und geben den schönen, grünen Matten des Gebirges, z. B. rund um Wonosari, ein betüpfeltes und freundliches Ansehen. Rings inn die kleinen Vierecke dieser Felder ziehen sich mit Tjemorowaldung bekrönte Höhen hervim. Die Wege, die zu dem Pasanggrahan führen, sind mit Dodonäa oder Casuarina eingefasst und bilden zierliche kleine Alleen. In den grünen Hecken der Dörfer blühen Tausende von rothen und weissen Rosen, in andern erglühn die Blumen des Tro- paeolum majus , in einigen verbreitet Elaeagnus Jaccmica seine Düfte, während in noch andern die Strauchartige Urtica Stimulans Thunh. (Daon Bededoi") ein Bollwerk bildet, dessen fürchterlich brennender und Schmerzen erregender Eigenschaft sich weder jMensch noch Thier zu nähern wagt. So leben diese [Menschen mit ihren Hausthieren, wozu ausser Büffeln, Pferden und Ziegen, bloss noch Hunde, Katzen und Hühner kommen , glücklich in dem einsamen , kühlen Schlupfwin- kel ihres Gebirges, den sie nicht um alle Reichthümer des Tief- landes verlassen möchten. Warme Quellen undMofetten im Umfange des Gunung- Tengger sind mir keine bekannt geworden. Was die k 1 i m a t o g r a p h i s c h e n V e r h ä 1 1 n i s s e des G.- Tengger betrifft , so mögen hier einige vorläufige Andeutungen fol- gen. Nach der stabilen Wärme 3 tief unter der Erde ist die mitt- lere Temperatur zu Wonosari, 6015' über dem JNIeere = 63,5" Fahr., also 19^ weniger als am Nordseestrand von Java, wo sie 82,5" ist. Dies giebt für den G.-Tengger eine Abnahme von einem Grad auf 316'. Hiernach wird in 5000' Höhe 66,7" Tcmp. sein und diese Region zwischen 5 und 6000 ist es , wo die mehrsten Dörfer der alten, nicht mohammedanischen Population liegen, Avelche also eine jährliche (sehr glcichmässige und in den verschiedenen Älonaten fast ganz unveränderlichej Tem})enitur von 6:i,5 bis 66,7" Fahr, geniessen. Und in dieser Region liegen die mehrsten Felder von Kartoffeln, Kohl und Zwiebeln. Nach meinen psychrometrischen Jieobachtungcn ist die Luft in diesem Ciebirge trockner Avie in an- dern , was ohne Zweifel von dem Sandboden herrührt, der oberhalb 4000' ausser dürrem Gras vorzugsweise nur mit weitläufig stehen- den (.'asuarinen bedeckt ist , und im Gegensatz zu der enormen Feuchtigkeit von Ur-Laiibwähicrn, die auf eiiibm fetten Boden stchn. 572 sehr trocken ist. Im October betrug die psychrometrische Diiferenz zu Wonosari des Morgens kurz vor Sonnenaufgang bei 9 bis 10,0" R. wechselnd zwischen 1,5 und 2,5** und des Mittags, zur Zeit der grössten Wärme, die zwischen 2V2 und 3Vo Uhr fiel, bei 17,0'^ bis 17, 5** wechselnd von 4,5^ bis 5,b^ R. Das Sandmeer erreicht bei un- bewölktem Himmel einen sehr hohen Wärmegrad (durch Irradia- tion,) es ist dann erstickend heiss und wenn der Ostwind, der in grossen Höhen über Java fast das ganze Jahr hindurch weht,*; eine Menge Staubwolken wirbelnd auftreibt, so sollte man glauben, sich in einer afrikanischen Wüste zu belinden ; doch gleicht sich diese grössere Tageswärrae, in Folge der Plateaubildung und der sandigen Beschaffenheit des Bodens wieder aus , und die Erkaltung ist dann des Nachts um so grösser und bei heiterm Wetter träufelt der Thau in Tropfen von den Casuarinen. Nach der Versicherung seiner Bewohner regnet es im Töngger weniger, als in andern Wald- bedeckten Gebirgen, so Avie sich überhaupt das ganze östliche Java durch eine viel grössere Trockenheit vor den äusserst regnerigen Sundalanden auszeichnet. Während in Sunda der Kaffee, der zum Trocknen lag, verfaulte, wegen anhaltenden Regen, waren die Klagen in Ost- Java, besonders von Kediri an, über grosse Trocken- heit und Dürre allgemein. Wir besitzen also im G. - Tenggär unter den gemässigten Re- gionen Java's oberhalb 4000' eins der trockensten Gebirge, wo vor etwa 20 Jahren die Weinkultur mit gutem Erfolge versucht wurde, wo aber leider der Sand und Staub, der selbst die Kleider durch- dringt, und in den trockensten Monaten Mangel an Wasser in den versiegten Bächen, den Aufenthalt trübt. II. Die äussere Ringmauer des G. -Tengger. Als Resultat meiner Aufnahme beträgt der quere Durchmesser des eingeschlossenen Kraterraumes, oder der Abstand von einem Rande der Mauer bis zum entgegengesetzten : in Pariser ohngefährin Fuss geogr. Min. 1 ) Von Süden nach Norden (fast eben so viel von Süd- West nach Nord-Ost) a) der obere Rand 21400 Z% b) Breite des Dasar zwischen dem Fusse der Mauer 20000 S'/a *) Auch wenn im Tieflande der Westmusson herrscht ; man erkennt die- sen herrschenden Luftstrom aus Osten an der Richtung, in welcher die Dämpfe der Vulkane ziehen, z. B. der G. - Bromo , Merapi, Slamat, Gede, die ich Jahre lang beobachtet haoe. A. d. V. 573 in Pariser ohngefähria Fuss geogr. Min. 2) Von Osten (vom G.-Budo lembu) nach Westen, bis zum Ende der westlichen schmalen Ver- längerung des Kraters a) der obere Eand 28550 5 b) Breite des Dasar zwischen dem Fusse der Mauer 25700 i'/^ 3) Von Süd-Ost nach Nord- West, die Entfernung des G.-Budo lembu vom G.-Gedalo . . . 15700 2% 4) Von Süd -Ost nach Nord -West, Länge des Querdammes von Wonosari, vom Fusse des G.-Budo lembu bis zum Fusse des G.-Gedalo 13320 2% 5) Von Süd-Ost nach Nord- West, querer Durch- messer des nordöstlichen Spaltenthales unter- halb AVonosari vom Fusse der Süd-Ost- bis zum Fusse der Nord- West- Wand(G . -Ringgit) a) der obere Rand 6500 5) der Grund 4500 Zur Beurtheilung der beigefügten Karte, Tenggör Figur 9 bemerke ich zuerst Folgendes: Um die wahren Grössenverhältnisse des G.-Tengger kennen zu lernen und eine topographisch-getreue Karte zu erhalten, was ausser der Erklärung des Gebirges über- haupt, auch zur richtigen Erkennung zukünftiger Umgestaltungen wichtig schien, vermass ich, und nahm die obern Regionen dessel- ben mit Sorgfalt auf. Im flachsten und vollkommen söhligen Theile des Dasar Avurde eine Grundlinie von Osten nach Westen abgemes- sen, vom Signale a bis b = 3300 par. Fuss lang. Durch die Mes- , sung des Gesichtswinkels von a und b mit dem Theodolith und durch Reduction der Erhebung von (5* auf den Horizont wurden unmittel- bar folgende Punkte bestimmt : 1 ) der G.-Hromo, rechte (West-) Kra- terecke X; 2) G.-Bromo, linke (Ost-) Kraterecke X, welche zu einer scharfbegränzten Spitze ansteigt. 3) Die Gedalo-Kuppe. 4) * Fuss der Mauer am G.-G6dalo. 5) * Pass über den Querdamm, Tjemoro Lawang, wo eine Pendopo steht. 6) — Ostecke * vom G.-Kem- bang. Und mittelbar durch diese 6 bestimmten Punkte wurde die Position erhalten von 7) dem G.-Budo lämbu, durch Triangulation von 2 und 5, und 5 und 6 und von a und b ; 8) Verschiedene Punkte des G.-Ider. 9) Beide Gipfelränder und Fuss des G.-Batuk, von 5 und 6. 10) G. -Ringgit von 6 und 7 u. s. f. der G. - Widodaren, Idjo und die andern wichtigen oder erkennbaren Punkte und Ku])- pen des Gebirges , die fast alle erstiegen wurden, unt ihre Höhe ba- rometrisch zu bestimmen und Winkelmessungen von dem einen nach dem andern zu nehmen ; durch nachherige Berechnung und sorgfältige Vergleichung dieser Winkel, deren Resultate nur selten und unbedeutend von einander abwichen , entstaiid nach Stägiger, oft sehr mühsamer*) Arbeit, diese Karte mit dem Profil Tcngger •) Besonders die Staubwolken im Dasar erschwerten die Operationen, 574 Figur 10. In diesem Profil erkennt man die Foim eines Yertical- durclischnittes durch den Krater nach einer von Süd -Süd -West nach Nord-Nord-Ost gezogenen Linie, vom G.-Ider ider quer durch die Eruptionskegel bis zum G.-Gedalo. ^lan blickt von Osten nach Westen in's Profil. Die Grössescale für die horizontalen Abstände ist dieselbe wie auf der Karte (Figur 9), die Verticalscale aber ist in Yerhältniss von 3 zu 2 vergTÖssert , oder, mit andern Worten, die auf dem Profil verzeichneten IJerge müssen um V3 der daselbst angegebenen Höhe verkürzt werden, wenn sie in Beziehung auf ihre Abstände von einander in natürlicher Grösse erscheinen sollen. Die Höhen sind über und unterhalb der niedrigsten Gegend des Sandmeeres, Rudjak, angegeben, welcher 64G0' über dem iSIeere liegt. Die Fortsetzung des Randes der Kratermauer ist von den beiden durchschnittenen Punkten an nach beiden Seiten zu ange- geben , nach Westen durch eine einfache , und nach vorn bis zum G. -Budo lembu durch eine schattirte Linie. Zwischen den beiden Ecken G.-Budo lembu und Gedalo steht der Krater in so fern offen, als er nur durch den (hier nicht abgezeichneten) Querdamm von Wonosari geschlossen ist. Der Bau der Kratermauer aus parallelen Gesteinbänken und die senkrechte Absonderungsart dieser Bänke ist angedeutet. Lu Krater des G.-Bromo ist b der See, welcher im Jahre 1S3S den untersten Grund desselben erfüllte und a der viel höher liegende trockene Boden in 1844, der nur auf der Ostseite von einer Dampfsäule durchbrochen war. Nach diesen Aufnahmen umschliesst die Ringmauer einen Raum von vier ]Minuten, oder einer geogi-aphischen iNIeile Durch- messer. Dieser Raum oder Kraterboden ist eine ebne Fläche von Sand, deren nördlicher und östlicher grösserer Theil D a s a r , der südliche schmälere aber Rudjak (nicht Segoro wedi) genannt Avird. • Es ist diese Ebne nämlich nicht überall ununterbrochen und offen, sondern zum Theil wieder von Gebirgen ausgefüllt, von an einander hängenden Eruptionskegeln, um welche sich das Sandmeer Kreis- förmig herumzieht. iNIit Inbegriff eines Querdammes bildet die Kratermauer einen überall geschlossenen Rand, ein nirgends un- terbrochenes Bollwerk rmid um die Sandfläche, deren Regenwasser keinen Abfluss hat, und sich offenbar zu einem permanenten See anhäufen müsste , wäre die Verdampfung nicht so stark auf dieser hochgelegenen Sandebne , und verlöre es sich nicht vielleicht auf unterirdischen Wegen durch den Sand. Der Name Kreisförmig ist jedoch auf die Form der Mauer nur dann anwendbar, wenn man von Einzellieiten abstrahii-end , im Allgemeinen von ihr spricht, während sie, speciell betrachtet, mehre Abweichungen von der Kreisform wahrnehmen lässt. Am meisten weicht ihr westlichster Theil davon ab. Hier verschmälert ^sich der Dasar zu einer Bucht (Meeresenge), die sich nach Westen und West-Nord- Westen in die oft musste ich Minuten lang warten , ehe die Signale Avicder sichtbar Aviir- den und der feine Staub drang in Mund, Nase und Ohren ein. A. d. V. 575 Länge zieht , indem sich beiderseits die Nord - und die Südhälfte der Mauer einander nähern. Während der nördhclie Theil noch eine schroffe AVand daselbst bildet, wird der südliche Theil daselbst zu einem Kücken , von dessen innerm Gehänge sich Querrippen herabziehen und der sich nach Westen zu immer sanfter abdacht. Es ist diese westliche Bucht etwa 1 y2 Alinuten lang. Die beiden Ecken am Anfang der Verschmälerung sind m Süden der Gunung- Idjo oder G. -Tegal kuwung, und in Norden der Punkt, welcher südsüdwestlich neben dem Wegpasse aus dem Sandmeere nach Tosari liegt, (,,Gunung-Tosari"). Von diesen beiden Punkten an kann man ostwärts zwei Hälf- ten der Ringmauer unterscheiden, 1) die nördliche Hälfte, die sich vom Tosaripasse bis zu einer höchsten östlichen Eckkuppe, dem G. -Gedalo hinzieht und die (als das kleine Segment eines Krei- ses) nur wenig gebogen, Halbmondförmig, und viel kürzer als die folgende (nur etwas über 2'/) Alinuten) lang ist; 2) die südliche Hälfte, welche sich vom G. -Idjo bis zu der höchsten EckkTip])e in Osten, dem G.-Budo lembu als ein vollkommner Halbkreis hin- zieht, und den allgemeinen Namen G. -Ider ider führt. Sie hat im Halbkreis eine Länge von 5 geogr. Alinuten und der AVeg von Kebo glagah nach Ledok ombo läuft 3^/4 Alinuten auf ihrem Eande hin. Ihr Avestlicher Theil ist niedriger als die übrigen und , wahr- scheinlich durch die Überschüttung mit Sand , auch auf der Innen- seite in ein sanftes, in Kippen getheiltes Gehilnge verwandelt, vuid auf gleiche Art zwischen dem G.-Idjo und der AA^est- Süd- AA^est- Seite des G. - AA'idodaren, avo die Sandrippen von beiden Seiten in einander überlaufen vmd einen flach-Sattelförmigen Zwischenrücken von etwa lOü' Höhe über dem angränzenden Theile des Sandmeeres bilden, nüt den centralen Eruptionsmassen verbunden. Dies ist aber auch der einzige Punkt , wo die Ausbruchskegel mit der äus- sern Kingmauer zusammenhängen; und ohne welchen sie auf allen Seiten vom Sandmeere umflossen sein würden. Ostwärts von der Theilungsstelle des AVeges von Kebo glagah l*'in einen an der Wand herab und durch's Sandmeer nach AV onosari, und einen andern auf dem Kande der ^Nlauer hin nach Ledok ombo, Avird der innere Ab- hang der Alauer steiler und steiler und bildet in seinem Verlaufe erst nach Osten, dann Nord-Osten, bald eine Avirkliche FelseuAvand JL^-iM'hY aus über einander gelagerten parallelen Schichten von Trachytla- ven, deren abgebrochnen Köpfe Absatzweise über einander vor- 576 springen. Alle diese Vorsprünge, und die vielen mit vulkanischen Auswurfsmassen (Sand) überschütteten weniger steilen Punkte der Mauer j welche Rippenartig vorstehen und nach dem Fusse zu breiter werden, sind nicht nur mit Gras überzogen, sondern auch mit Casuarinenwaldung geschmückt; an dem grünen Überzug, den diese Gewächse bilden, schimmern die grauen Trachytfelsen in horizontalen Streifen hervor. Die Wände der einzelnen Schichten sind senkrecht, viele lassen eine Säulenförmig- würflige Absonderung erkennen, oder springen w^enigstens in eckigen Kippen vor, alle aber sind verschlackt und glatt , als wären sie und die iSIauer, die sie bilden , durch Abbrechung (Abbruch) entstanden. Beim Theilungspunkte des genannten Weges beträgt die Höhe der Mauer über den angränzenden Theil des Thaies 922 , sie steigt aber nach Osten zu allmählig immer höher an, ist in ihren mittlem Gegenden (südwärts vom G.-Bromo,)*) schon lODObis 1200', in ihren nordöst- lichen 1400' hoch, und erreicht in ihrer Nord-Ost-Ecke die grösste Höhe und bildet dort eine kleine Kuppe ,,G.-Budo lömbu,'' welche nicht weniger als 1 705' senkrecht über das Sandmeer empor- ragt. Die Meereshöhe derselben Punkte ist : die Wegspaltung 7412', derG. -Budo lembu S165', das Sandmeer Rudjak in seiner westlichen Gegend 6490, und in seiner östlichsten am Fusse des G.-Budo lembu 6460', welches der tiefste Punkt des ganzen Sand- meeres zu sein scheint. W^enn man aus dem Sandmeere gegen den östlichen (oder bes- ser nordöstlichen) Theil der Wand des G.-Ider ansieht, da, wo nahe am G.-Budo lembu sich diese Wand nicht weniger als 1400 bis 1500 hoch erhebt, so sollte man ihre Ersteigung für eine Unmög- lichkeit halten ; auf den schmalen Vorsprüngen stehen ganze Wäld- chen von Casuarinen, wie auf Gartenterrassen, die eine Eiesenhand erbaute; hoch in der Luft schwebend, erscheinen sie den Felsen wie angeklebt, und malerisch zeichnen sich ihre Pyiamidenformen ab auf dem öden Grau der Felsenwände. Und doch führt an dieser steilen Wand ein Pfad hinan, sich von Terrasse zu Terrasse win- dend, im Zickzack, und zuweilen lang auf den schmalen V"or,sprün- gen hinkriechend; er verbindet die Dörfer Wonosari und Ledok ombo, deren Bewohner, wie es scheint, keine Liebhaber von Um- wegen sind. W enn man die halbe Höhe erreicht hat, und auf einem Felsenabsatze von 3' Breite Halt macht, seinen Blick in den 700 tiefen Abgrund wirft, auf das weit und breit ausgestreckte Sandmeer da unten , auf welchem die daselbst zurückgebliebenen Pferde und Menschen in der Grösse von Ameisen erscheinen, wenn man über sich abermals eine solche Wand erblickt und man sich also gewis- sermassen in der ^Nlitte zwischen Himmel und Erde befindet, so muss man nicht an die Möglichkeit von einem Erdbeben denken, wovon ein schwacher Stoss hinreichen würde, die Erdkruste abzu- *) Von da an wird der G.-Budo lembu erst sichtbar, der bis dahin von dem Abhane:e des G.-Kembang bedeckt ist. A. d. V. 577 blätterD, worauf die Tjemorobäume, so sch^^^ndlicht hoch, wurzehi, oder man muss die Gleichgültigkeit der Javanen besitzen , die auf den gefährlichsten Stellen, mitten zwischen Spuren noch junger' Erdfälle, ruhig stille stehen. Das höchste Nord-Ost-Ende ,,G.-Budo lembu'' des südlichen Halbkreises ist eine Kuppe von nur geringem Umfang, die während, wie gesagt , Waldgebüsch an den innern Wänden klebt , nur mit Büschelgras {Festuca nuhigena Jungk.) und mit Alchemilla villosa dazwischen bewachsen ist ; *) aus solchen Grasmatten besteht das ganze Süd-Ost- Aussengehänge bis zum Dorfe Ledok ombo, und erst dann kommt zerstreutes Gebüsch , und noch später Wald. Dieser Gipfel ist der höchste Punkt im ganzen Gebirge und gewährt von allen Kuppen desselben auch die belehrendste Aussicht über das grosse Nord-Ost-Spaltenthal , über das weite Sandmeer mit seinen Eruptionskegeln, und auf der andern Seite über das Garugebirge in seiner Fortsetzung bis zum G. -Semeru, der mit seiner ])ampf- säule als höchster Eckpfeiler des Ganzen, in Süden emporragt. Am westlichen und östlichen Horizonte zeichnen der G. - Ardjuno, Ajang, Kaon und Idjen ihre bläulichen Profile. Bei grosser Steilheit in ihren obern Gegenden und in ihrer Mitte läuft doch in den mehrsten Gegenden der Fuss der Ider- Kreiswand allraählig in das Sandmeer aus und bildet kleine Rippen, die zwischen Furchen, durch Kegenwasser, mit einer sanften Biegung in die Fläche übergehen , und die offenbar durch angehäuften und herabgespülten Sand und Asche entstanden sind. So sind die Fel- senschichten am Fusse der Kreismauer an den meisten Stellen überschüttet, und gehen — bereits unmittelbar dicht über dem üa- sar — nur in wenigen Gegenden zu Tage. Die nördliche, kürzere Hälfte der Mauer zieht sieh vom G. -Tosari mit einer sanften Biegung bis zum G. -Gedalo, von Süd- West nach Nord-Ost liin und hat einen Kamm, der nicht so schnurgerade der Höhe nach wie der G.-Ider ider fortläuft, sondern sich abwechselnd mehr hebt und senkt , bis er in seiner letzten Ost- (oder Nord - Ost-) Ecke „Gedalo'' den höchsten Punkt erreicht hat und hierin der südlichen Mauer gleicht, die ebenfalls in ihrem Nord-Ost-Ende am höchsten ist, und darin den G. -Gedalo ohnge- fähr um 200' übertrifft.**) Dire letzte Endigimg, welche demG.-Idjo gegenüber die schmale Westbucht des Kraters in Norden begränzt. *) Daraus scheint hervorzugehen, dass diese Kahlheit eine Wirkung der Hackmesser ist, wovon die unzugänglichsten Stellen der Wand verschont blieben. A. d. V. ••) Ohne Barometer- und Winkelmessung behaupten auch die Javanen auf das Bestimmteste die grössere Höhe des G. -Budo lembu , durch die Regel- mässigkeit der Wolkenbildung, die bei heiterm Wetter gewöhnlich um 10 Uhr auf den höchsten Spitzen zuerst Statt hat ; wenn sicn dann die untere Linie des Gewölkes schon bedeutend unterhalb der G. -Budo lembu -Spitze abschneidet, so fängt auf dem G. -Gedalo sich kaum erst ein Niederschlag an zu bilden. A. d. V. Junghulin , Ja\a II. 37 578 und von dem Tosaripasse an nach West-Nord-Westen streicht , all- miihlig immer mehr an Höhe abnehmend und zugleich ihre Wand- form in ein sanfteres Gehänge verwandehid , haben wir schon ge- dacht. Erst vom Wegpasse nach Tosari*) an, welcher den Kand in einer Höhe von 860' (oder 732o' Meereshöhe) übersetzt, wird der innere Abfall zu einer steilen Wand oder Mauer, die nach Ost- Nord-Ost zu immer steiler und unersteigbarer wird, bis sie in ihren mittlem Gegenden 1000 und 1200', und endlich im G.-Gedalo selbst 1500 den Dasar überragt, der dort in der Nord-Ost-Ecke am Gedalofusse * 6632' Höhe hat. Die Structur aber aus parallelen Felsenschichten lässt die Nordwand nicht in dem Masse wahr- nehmen wie die südliche ; am deutlichsten liegen die Schichten in der Gegend des Tosaripasses Absatzweise übereinander, während in den mehrsten übrigen Gegenden bis zum G.-Gedalo anstatt sol- cher quer hingezogenen Schichten vielmehr schmale Leisten an der Wand vorspringen, die sich der Länge nach vom Kande herab bis zum Fusse parallel neben einander herabziehen. Wir haben nun den G.-Gedalo und lUido lembu als die beiden östlichsten Ecken und zugleich höchsten Kuppen der nördlichen und südlichen Hälfte der Ringmauer kennen lernen , auch müssen sie in der That als die Enden der eigentlichen Kratermauer be- trachtet werden: 1) weil sich der Kraterboden mit seinen Aus- bruchs-Erscheinungen in einer geraden Lmie zwischen ihnen endigt und eine andere Terrainformation anfängt ; 2) Aveil der weitere Ver- lauf der Ringmauer ostwärts von den beiden Kuppen sich nicht mehr in gleicher Höhe fortsetzt, sondern Aveil er von da an zwar einwärts noch schroff gesenkte Wände bildet, sich aber zugleich immer tiefer neigt und eine Linie darstellt , die der Neigung des Rerggeliänges entspricht. So streichen die Ränder von den beiden Kuppen an, von der südlichen unmittelbar, von der nördlichen erst nach einigen Halbkreisförmigen Biegungen, nordostwärts herab, und begränzen das grosse nordöstliche Spaltenthal des G.-Tengger, das wir nun bald näher betrachten wollen. III. Querdamm von "VVonosari. (Gunung-Tjemoro lawang.) Aber auch in dem Zwischenräume zwischen den beiden Eck- kuppen G.-l>udo lembu und G.-Gedalo, die Südost- und nordwest- wärts 2 3 4 ^Minuten von einander entfernt liegen, steht der Krater- boden (Basar) nicht ganz offen , er setzt sich nicht unmittelbar in den Grund der Nord-Ost-Thalspalte fort , sondern ist von einer we- niger hohen Quermauer begränzt, die sich von dem Fusse der einen Kuppe bis zu der andern herüberzieht , und deren scharf- abgebro- chener oberer Rand eiaentlich der höchste Punkt von der Sohle der **) Vom Fusse des G.-Tosari führte auch ein Weg über den G.-Idjo zu dem Wege von Kebo glagah an seinem Theilungspunkte. A. d. V. 579 Thalspalte ist , die sich von da nordostwärts herabsenkt. Wir wol- len diese ]Mauer, eine der merkwürdigsten und wichtigsten Er- scheinungen des G. - Tengger , den Q u e r d a m m von W o n o s a r i nennen. Die beiden Eckkuppen fallen nämlich, derG.-Budo lembu 1700 und der G.-Gedalo, — Avenn wir seine Äleereshöhe zu 7960 stellen, — 1500' tief als schroffe Felsenwände in das Sandmeer herab; bis zu dem Rande des Querdammes aber fillen sie nur 1189 und 984' tief, so, dass dieser Damm, der bei * 6976' Meereshöhe hat und daselbst 516' über die tiefste, aber nur 344' über die benachbarte höchste Gegend des Dasar liegt, im INlittel das Sandmeer noch um 430 überragt. Er zieht sich in einer fast schnurgeraden Kichtung vom Fusse des G.-Budo lembu in Süd- Osten, bis zum Fusse des G. -Gedalo in Nord -Westen 273 Minuten weit hin und bildet ein- Aviirts nach dem Sandmeere zu oder nach Süd - Westen eine schroff gesenkte A^'and von der bezeichneten Höhe , die zwar in Vergleich mit der riesenmässigen Ringmauer nur wie ein kleiner Absatz er- scheint , für sich selbst aber betrachtet , doch eine sehr bedeutende Erhebung ist. Der obere Rand ist ziemlich eben, läuft in gleicher Höhe fort, nur wenig eingekerbt und bildet nach Nord-Osten (nach seiner Aussenseite) zu ein sehr sanft geneigtes Gehänge , das sich schon in geringer Entfernung unterhalb dem Rande mit Bachklüf- ten zu durchfurchen anfängt , und sich durch diese Furchen in ein- zelne gcschlängelte Längerippen, die parallel neben einander liegen, absondert, tmd auf diese Art den eigentlichen Boden oder die Sohle der grossen nordöstlichen Thalspalte bildet , welche in den obern Gegenden lOOü', nachher aber nur 500' tiefer, als das äussere Berggehänge des G. -Töngger, (das gleich hoch mit den Rändern der Thalspalte ist,) sich eben so wie dieses Gehänge gleiclunässig nach Nord-Osten abdacht. So wie die drei ]\Ial höhere Wand des G. -Ider, so ist auch die Wand des Querdammes aus über einander gelagerten Schichten zu- sammen gesetzt; diese gehen nur in den nördlichen Gegenden des Dammes deutlich zu Tage, wo ihre Köpfe unregelmässig abgebro- chen sind und als kleine Felswände mit Ecken oder Rippen vor- springen ; sie sind zuweilen Tafelartig abgesondert ; in den übrigen Gegenden sind sie meistens von Sand- und Aschenmassen über- schüttet, die nach unten breiter werdende Leisten bilden. Nach dieser Structur des Querdammes im Kleinen, dessen IJberschüttung und spätere Bedeckung mit losen vulkanischen Auswurfsmassen evident nachzuweisen ist, kann man mit Recht auch auf die Bildungsart derjenigen Theile der viel grössern Ringmauer schlies- sen , welche anstatt mit queren Felslagen , vielmehr mit schmalen herablaufenden Verticalleisten versehen sind. Eine spätere Anlage- rung von Auswurfsmassen an die Felsenwände hatte auch dort Statt. Alle diese Rippen oder senkrechten Leisten sind oben am Rande der Kreismauer oder des Querdammes schmal und nehmen nach unten , nach dem Fusse der Wände hin , an Breite zu , gerade 37* 580 umgekehrt, Avie ihre Zwischenfurchen oder Klüfte, die oben am breitesten sind, aber aucli in ihrem obern Theile die geringste Tiefe besitzen. Die mittlere ^Mächtigkeit dieser Schichten oder Lavabänke ist 30 bis 40'; sie fallen wie der Bergabhang überhaupt in einem Win- kel von 15 bis 20" gegen den Horizont ein, und bestehen aus Feld- spathreichen, aber Hornblendearmen Gesteinen, wie Bat. Nr. 57, feinem, hellgrauem Trachyt vom G.-Ider ider L. Nr. 251 (Bat. 59), vom Querdamm L. Nr. 250 (Bat. 58), sehr ähnliche trachytische Laven der obern Lagen vom G.-Ider ider, bald mit, bald ohne Bla- senräume, zuweilen mit Hornblende, aber nirgends habe ich schlak- kige Bildungen oder neuere Laven auf der Ringmauer gesehen. IV. Die nordöstliche grosse Thalspalte des G.-Tengger. Ehe wir zur Betrachtung des Kraterbodens übergehen, müssen vnx erst die Fortsetzung der Krateraiauer verfolgen und die grosse Spalte oder weite Kluft kennen lernen, die sich zwischen ihr nach Nord-Osten am Berggehänge herabzieht. Wie bereits angemerkt, liegen die beiden Eckkuppen der Ringmauer 15700' voneinander entfernt, sie sind 15 bis ITOO' hoch über dem Dasar und an ihrem Fusse durch einen nur 430' hohen Querdamra verbunden. Die Breite dieses Querdammes von 13320 (2y^ ^Minuten) ist daher auch die Breite von der obersten Region der Thalspalte, welche dem Dasar am nächsten liegt und mit mehren Dörfern, unter welchen : Wono- sari , bedeckt ist. Diese grösste Breite nimmt jedoch sehr bald ab und vermindert sich unterhalb Wonosari bis zu bloss einer ^Minute Ca 5710'j. Während sich nämlich die südöstliche Kuppe G. - Budo lembu in gerader, ungebogener Richtung nach Nord-Osten verlän- gert und sich als ein sanftgeneigter Bergrand herabzieht mit steiler innerer Wand, so beschreibt dagegen die nordwestliche Kuppe G.- G e d a 1 o in ihrer Fortsetzung zuerst einen weiten Halbkreis nach Osten, biegt sich dann südwärts um und endigt sich in einer Pfei- lerförmigen Ecke: G.-Ringgit, die von dem gegenüber liegenden Rande, der vom G.-Budo lembu ausging, nur noch etwa 6500' ent- fernt ist. Erst von dieser Ecke G.-Ringgit an setzt sie sich parallel mit der gegenüber liegenden in gerader Richtung nach Nord-Osten fort und begränzt mit ihrer steilen Binnenwand, wie jene, die Thal- spalte, deren Grund nun nur noch 4500 breit ist; diese Breite ver- bleibt demThale in seinem geradlinigten Verlaufe nach Nord-Osten lange Zeit, ihre Wände vermindern, von lOOO' Höhe, nach unten allmählig zu 500', und in den untersten Berggegenden biegt die Spalte ganz nach Norden um und ihre Wände verlieren sich. Dass der Reitweg von Probolinggo in ihr heraufführt über Desa-Suka pura, ist uns bereits bekannt. Die schönsten Gegenden dieser Thalspalte sind sein oberster Theil, der sich vom Rande" des Querdammes bis zum G.-Ringgit 581 herabzieht und auf der Nordseite von dem hohen Halbkreise zwi- schen dem G.-Gedalo und Ringgit umschlossen wird. ]Man sieht vom Pasanggrahan, welcher fast mitten in dieser ,, Bucht von Wo- nosari" liegt, in Nord -Westen, Norden und Osten gegen hohe Bergwände an und geniesst nur einige Fernsicht durch einen klei- nen Raum der Thalspalte herab, durch welchen man in Süden 82*^ Osten den G.-Lamongan erblickt, dessen glühender Gipfel in IS 38 des Nachts wie ein Leuchtthurm erschien. Die erste Kuppe, zu Avelcher sich die Nordmauer vom G.-Ge- dalo an fortsetzt, ist der G. -Linggo; sie ist fast eben so hoch, springt bedeutend vor und theilt diese Fortsetzung bis zum G.-Ring- git dadurch in zwei, einen grossem und einen kleinem Halbkreis. Der obere Rand hebt und senkt sich wechselnd, fällt aber im Ganzen tiefer, bis sich der Halbkreis in dem G.-Ringgit endet, dessen obere Ecke man vom Pasanggrahan in Norden 83y4^ Osten und seinen vorspringenden Fuss in Süden TSy^" Osten visirt. Ahnlich vielen Gegenden der Kratermauer ziehen sich auch an den Wänden der Wonosaribucht verticale Rippen herab; au der südlichen Wand, die zur Fortsetzung des G.-Budo lembu gehört, sind es gerade, sehr schmale und unersteigbare Leisten , die in grosser Anzahl parallel neben einander liegen ; an der Nordwand zwischen dem G.-Gedalo und Ringgit aber beschränkt sich diese Rippenbildung meist auf die hervorstehenden Ecken des Randes, von wo sie sich etAvas divergi- rend herabsenken , so dass sie oben ganz schmal entspringen , an ihrem Fusse aber sich ausbreiten und in den Thalgrund über- liiessen, und dass diejenigen Gegenden der Wand, welche zwischen den Ecken liegen, glatt, ungerippt, und sehr steil sind. Aber un- geachtet dieser Steilheit sieht man die Wand ausser mit kleinerm Ge- büsch und Gras mit vielen Hunderten von Casuarinen geschmückt, die sich auf dem obersten Rande noch wie ein Kranz herum ziehen. So bildet diese Wand ein Bollwerk vom schönsten Grün imd ent- schädigt den Bewohner des friedlichen Thaies durch die Schönheit ihrer Pflanzenwelt für die Fernsic-ht, die sie ihm raubt. An ihrem Fusse erreichen die flachen , oder nur sanft fallenden Gegenden der Thalsohle die grösste Breite und sind dort auch mit den meisten Feldern bedeckt. *) Dort zieht sich der Grund , nur von kleinen Bachfurchen durchzogen , mit wenig Fall bis zum Rande der Kluft des Kali-Wonodoro herab, welche die Thalsohle von West-Nord- \\'est nach Ost -Süd -Ost durchzieht und die lange Rippe, Avorauf Wonosari liegt, in Norden begränzt. Durch solche Bachklüfte, die erst unterhalb dem Rande des Querdammes entspringen, ist die Sohle der Thalspalte in lauter einzelne Rippen gesondert, wovon in den obersten Gegenden etwa ein Duzend parallel neben einander liegen. S. das Querprofil dieses Thaies in Tßnggör Fig. 6. •) Sehr oft des Xachmittags, wenn auf diesen Fluren noch der freundlichste Sonnenschein lacht, hallt schon der Donner an den Ungeheuern Wänden wieder, die , so nahe sie sich auch über das Thal erheben, mit ihrem Kande doch schon in düstre AVolken reichen. A. d. V. 582 Ihre Pflanzendecke (von Festuca nuhigena, Euphorbia Java- nica und vereinzeltem Gebüsch,) ruht auf vulkanischer Asche, die sich bei trocknem Wetter in den feinsten Staub auflöst. Asche, Sand- und Gereibselschichten bilden die obersten Massen der Rip- pen und licfi^en in Schichten über einander, unter denen nur in grössern Tiefen compakte Lavaströme sichtbar werden. Indem die Klüfte immer tiefer einschneiden und nach ihrem Grunde zu ganz schmale Schluchten bilden, deren Felsensohle nicht mehr Raum hat, als so viel das Wasser einnimmt, das nach gefallenem Regen zusammenrieselt, werden auch die Rippen höher, ihre Firsten schmäler, und ihre Seitenwände schroffer. Sowohl dieser Sclimal- heit wegen , als wegen des Wassermangels liegen die meisten Rip- pen in Süden von Wonosari unbewohnt und unbebaut. Auf der Südseite von der Tjondrokluft, und auf der Nordseite von der Kluft des Kali- Won odoro begränzt, zieht sich auf der Rippe von Wono- sari der Weg bis zum Rande des Querdammes, 6976 hoch, hinan und führt über einige Stellen, die zwischen schroff gesenkten Wänden kaum noch breit genug für einen Reiter sind. Rei trock- nem Wetter rieselt nur ein dünner Strahl von Wasser im Grunde der Wonodorokluft (das Trinkwasser der Bewohner von W.,) und die übrigen Klüfte sind fast ganz ohne Wasser und erst einen Pfahl weiter unten erfüllt sich die Hauptkluft der Thalsohle mit einem bleibenden Bach. Indem die Rachklüfte allmählig in einander münden, vermin- dert sich die Zahl der Rippen ; namentlich in der Gegend , wo zwi- schen dem Fusse des G.-Ringgit und der gegenüberliegenden Wand die Thalspalte anfängt schmäler zu werden und noch etwas weiter unten , endigen sich die meisten von den Rippen und senken sich ZAvischen den Eachklüften, die Gabelförmig zusammenmünden, mit ihren ^Vänden prallig - steil herab. Solche Stellen, besonders die tief ausgewaschene Üjurang-Tjondro neben dem G. -Ringgitfusse, sind es hauptsächlich, die der Geognost aufsuchen muss, um über die Structur und Zusammensetzung des Gebirges Aufschluss zu er- halten. Aber auch im weitem Verlaufe der nun verschmälerten Thalspalte liegen immer noch mehre Längerippen neben einander und ziehen sich der allgemeinen Richtung des Thaies gemäss, nord- ostwärts herab. In den obern Gegenden der Spalte vorzugsweise nur mit Gras überzogen, fangen sie nach unten zu an, sich mehr und mehr mit Waldgebüsch zu bedecken. So bildet also die Sohle der Thalspalte keinesAveges eine zu- sammenhängende, geneigte Fläche, sondern ist zwischen 50 bis lOO' tief eingeschnittenen Klüften b. aus neben einander gela- gerten Rippen a. auf Tengger Fig. 6 zusammengesetzt, deren Firsten sämmtlich in ziemlich gleicher Höhe liegen und von dem Rande c. der Seitenwände in den obern Gegenden etwa 1000 überragt werden. Nirgends sieht man die Verticalleiste der Seiten- Avände so regelmässig und geradlinigt neben einander gelagert, als an der südöstliche]! Wand, in Süd -Osten von Wonosari, wo sie 583 / a a a er itigen Gehänge concav zusammenläuft , eine tief in den Sand eingeschnit- tene Furche, die bei einer Tiefe von 15 bis 20 nur 5 bis l' breit ist, in den östlichen Gegenden des Rudjak aber alhnählig ver- schwindet. Ihre Sohle war von einem gelblich -weissen Sande er- füllt, der, von der Sonne beschienen, aus der Entfernung wie Was- ser glänzte, üie Grasbüschel der Festuca nuhigena wurden nach den östlichen Gegenden zu immer weitläufiger. Zuletzt , wo ost- wärts vom G. -Kömbang sich das Sandmeer in flachen Wellen hebt und senkt, verschwindet alle Vegetation. In der Nähe, besonders in Süd -Osten vom G.-Bromo, ist die Oberfläche des Sandes, der ziemlich fein ist, mit einer ]Menge grosser und kleiner Lavabrockeu besäet, von 2" bis zu 2' Durchmesser, die sämmtlich Auswürflinge des G.-Bromo sind. Einige sind von röthlichcr, die meisten von schwärzlicher Farbe, und alle sind mehr oder weniger Bimsteinarlige, halbverglaste Schlacken; auch an der Ostseite des G.-Kembang liegen sie im Sandmeere in grosser Menge zerstreut, aber nirgends findet man von zusammenhängenden, mas- sigen Lavaströmen in diesen Gegenden eine Spur. Wohl aber müssen wdr hier des Vorkommens einer Lava ge- denken, die sich als eine sehr alte ankündigt, abstammend aus einer frühern Thätigkeitsperiode des Vulkan's, als das Sandmeer noch nicht vorhanden und die Eruptionskegel von Sand noch nicht auf- geworfen oder mit Sand überschüttet Avaren. Denn sie ist ebenfalls mit Sand bedeckt und ragt nur an einzelnen Punkten aus der Ober- fläche des Dasar empor, indem sie kleine Spitzen und Zacken bil- det, die Klippenartig, wie aus einem ]\[eere auftauchen. Solche Klippen findet man sehr vereinzelt ost- und nordostwärts vom G.- Bromo, in den Gegenden aber, die fast in der jVlitte zwischen dem Ostfusse des G.-Kembang und dem Fusse des G.-Budo lembu lie- gen (im südöstlichen Theile des Dasar), sind diese Lavaklippen zu ganzen Hügeln vereinigt, die einen Raum von etwa V? Minute im Durchmesser einnehmen. Sie sind von unzähligen kleinen Tbälern und Furchen durclizogen und bilden , obgleich sich ihre höchsten Punkte nur etwa 1 5' über die Fläche erheben und desshalb auch aus der Entfernung ganz übersehen werden, ein wahres Hügellaby- rinth, aus dem man 3Iühe hat, wieder einen Ausweg zu finden. Die sehr ungleichen Thalfurchen zwischen den Felsen sind zum Theil mit Sand überschüttet und mit dürftigem Büschelgras be- wachsen, die Felsen aber sind kahl, sehr zerklüftet, zerspalten, rissig, imd steigen in Hunderten von Höckern, rauhen Zacken und Spitzen, ein wahres Lavachaos ZAvischen den Vertiefungen empor; an den Stellen aber^ avo sie unzerbrochen blieben, sind sie glatt, von röthlich- gelber oder röthlich-gi-auer Oberfläche, wie mit einer Kruste überzogen. Mit dem Hammer zerschlagen, erkennt man in ihnen eine verschlackte, ganz poröse, von grossen Blascnräumen 587 # durchzogene Obsidianlava, deren äussere, glatte Ockerartige Kruste vielleicht erst durch Zersetzung entstanden ist. Denn inwendig sind sie schwarz und bestehen aus einer halbverglasten, Obsidian- ähnlichen Grundniasse, in welcher man nur noch glasigen Feld- spath in Aveissen, zuweilen gelblich glänzenden, grossen Krystallen erkennen kann: L. Nr. 254 (Bat. 73). Sie ähneln der Nr. L. 253 (Bat. 71), die unter den AusA^ürflingcn des G.-Bromo vorkommt und die sich wie halb verglaster, zu Lava gewordener Syenit , mit grossen Feldspathkrystallen eingemengt in eine schwarze, halbver- glaste Masse, die ursprünglich Hornblende war, darstellt. Stellt man sich diese Lava-Art noch mehr verschlackt und von grossen Blasenräumen durchzogen vor, so erhält man oifenbar die, welche wir jetzt betrachten. Auch finden sich Übergänge zwischen beiden (Z. Nr. 253 und 254). Ihr Vorkonnnen unter dem Sandmeere, aus dem nur ihre höchsten Zacken und Spitzen auftauchen, ihre völlig gleiche oryk- tognostische Beschaffenheit an Aveit von einander entfernten Punk- ten des Dasar leitet fast zu der ^leinuug, dass sie der Überrest eines Lavameeres seien, das den weiten Krater des G. - Tengger vielleicht einmal erfüllte, und dessen von Dämpfen durch^vülilte Oberfläche bei der Erkaltung zu rissigen, höckrigen Klippen er- starrte. Der hohle Klang, Rimbombo, der sich unter den Tritten des Reisenden fast überall im Sandmeere vernehmen lässt, als Avcnn man über ein GcAvölbe ginge, rührt Avahrscheinlich von den Blaseu- räumen luid Höhlungen dieser Lava her, die unter der Sanddecke verborgen liegt. ZAvischen diesen Lavaklippen, einem Riff im Sandmeere, und dem Ostfusse des G.-Kembang ist das Dasar mit einer Menge Schlacken überstreut und Wellenfönnig uneben; mehre von Was- ser ausgcAvaschene Furchen ziehen sich ostAvärts herab. Dennoch sind alle Vertiefungen zAvischen den Lavaklippen trocken, nirgends sieht man angesammeltes RegenAvasser, das sich schnell verliert und in den mannigfach durchklüfteten Kraterboden herabdriuut. '&• VI. Eruptionsgebirge, die aus dem Kraterboden auftauchen. 1) Erster, äusserer und ältester Halbkreis G.-Widodaren und K c m b a n g mit seinem Halbkreisförmigen Thalgrunde K e d u av o n g, dem Boden des ersten und ältesten Ausbruchskraters. — 2) ZAvei- ter, innerer Halbkreis mit seinem Schlünde G.-Segoro Avßdi, er- loschener zAveiter Eruptionskegel. — 3) Dritter, noch thätiger G.-Bromo. — 4) Vierter, abgesonderter, erloschener Kegel G.- Batuk. Fast mitten im Sandmeere steigen diese Gebirge empor, die ebenfalls aus Sand bestehen und einen grossen Theil seiner central- sten Gegenden von llOOO' grösstem Diameter erfüllen. Sie bestehen A) aus einer südlichem zusanmienhängenden Masse von grösserm ♦ 588 Umfang (1, 2 und 3) und B) aus einem kleinern, nördlichen Berge: Batuk , *) der fast vereinzelt liegt und sich vollkommen wie ein Zuckerhut erhebt (4). Die erstere Masse A gleicht, was ihr Aussengehänge betrifft, ebenfalls dem untersten Schnitte eines Kegels und besteht aus drei einander halb umfassenden Kreisen oder Bergringen, die nach Nord- Osten zu immer kleiner werden, so dass der südwestlichste, äusserste, der grösste und der dritte nordöstlichste der kleinste ist. Dieser letztere ist der noch dampfende G.-Bromo. Der grösste Durchmes- ser dieser Kreise von Süd-Osten nach Nord- Westen ist : des ersten = 6500, des zweiten = 3400 und des dritten = 1800'. In Teng- gör Fig. 3 sind die Eruptionsgebirge Aso vorgestellt, wie man sie vom bedeutend höhern G.-Budo lembu aus erblickt, von ihrer Ost- scite. In Tengger Fig. 2 sieht man vom Gipfel des G.-Semeru ge- gen die äusseren Gehänge des ersten, äussersten Kreises dieser Berge. Der erste führt in seinen westlichen Gegenden den Namen G.- Widodaren, und in Osten, wo sich sein Rand zu einer Platte erweitert, G. -K embang. Als der südwestlichste, äussere, ist er also auch der älteste, der am ehesten gebildet Mar. Er ragt in den höchsten Punkten loOO' hoch über das Sandmeer empor. Meeres- höhe vom G.-Kembang * 7976'. Seine im Allgemeinen sehr schmale Firste umschreibt ein fast vollkommenes Oval, von dem nur ein Theil in Nord - Osten fehlt , da , avo sie sich dem mittelsten Kreise G.-Segoro wedi zu beiden Seiten anschliesst. Der Abfall nach innen ist Wandartig steil, das Aussengehänge ist massig steil und in eine Menge von divergirenden Leisten gespalten, von denen die meisten besonders auf der Nord-Ost-Scite oben sehr schmal sind und von eben so schmal zulaufenden Zwischenfurchen getrennt sind, so dass ihr verticalcr Querdurchschnitt ein Dreieck bildet. (Yergl. Teng- ger Fig. 8.) Mehre von diesen Furchen schneiden dort in den obern Rand ein und verleihen ihm ein gekerbtes Ansehen. Der Anblick dieser schmalen Sandrippen, die sich parallel neben einander herabziehen, ist sehr eigenthümlich. Auf der Süd- und Ost-Seite entspringen sie erst unterhalb des Randes, sind aber auch dort sehr zahlreich. Am G. -Batuk sind diese Leisten noch schmaler, gerader. Strahlenförmiger, und auf der Nord-Ost-Seite des G.-Bromo sind sie sonderbar geschlängelt xiiul gebogen; auch sind die des G.-l^romo völlig kahl, weisslich-gi"au, hier und da gelblich, während auf den andern einiger Pflanzenwuchs grünt. Besonders auf dem Süd- und Süd-West-Gehänge des G.-Widodaren und Kembang, **) Avelches von dem thätigen Krater am weitesten entfernt ist, nimmt man den meisten Graswuchs und die zahkeichsten Bäume wahr. Die Ver- *) Der Name Batuk: Reisbrodt, giebt die Form des Berges zu erkennen ; oder vielleicht G.-Batok? von Batok = einer Kokosschaale ? A. d. V. *•) Von den Javanen gilt, was der Verfasser von Central - Asien (I. 371) sagt: „Längs der Gebii'gsketten geben die anwohnenden Völker jedem Theile einen besondern Namen. Allgemeine Benennungen sind die Folge einer vor- gerückten Kultiir und eines ausgedehnten Verkehrs." Hiemach sind die Java- nen noch weit zurück. A. d. V. 589 bindung, die sie mit dem gegenüber liegenden G.-Idjo oder Tegal kuwung eingehen, verwandelt das Centralgebirge in eine Halb- insel, das ohne diese Yerbindungsrücken eine wirkliche Insel im Sandmeere sein würde. An ihrem Ostende breitet sich die Firste unsres Ringgebirges „Widodaren/' das die Javanen auch zuweilen G.-Köduwong nen- nen, aus in eine fast dreieckige Platte, deren Oberfläche nicht ganz eben, sondern flach-wellig und in der jNIitte sanft vertieft ist und die ihrer grössten Ausdehnung nach von Süd- Westen nach Nord- Osten etwa 1400 lang ist. Ihr dürrer Sandgrund nährt ausser Grä- sern besonders Leucopogo7i javanicus de Vriese , das ich hier 1838 zuerst entdeckte. Nach Norden 'verschmälert sich die Platte, die Gimung-Kembang heisst, wieder, erreicht bei* ihre grössteHÖhe von 7976' (1516 über die tiefste Gegend des Dasar) imd wird dann wieder zum Sandrande, der schmäler imd unzugänglicTier als je, nun fast gerade nach Norden streicht und abwechselnd sich sen- kend und sich wieder zu kleinen Spitzen oder Zacken hebend, doch im Allgemeinen tiefer fallend, nachdem er den Schlund G.-Segoro wedi auf der Ostseite begränzt hat, dann ununterbrochen in den Kraterrand des G.-Kromo übergeht. Wenn man auf diesem Punkte * des G.-Kembang steht, den ausser mir, so viel ich weiss, kein Europäer bestiegen hat, so sieht man Avest- und nordwestwärts in ein einsames Thal und in einen düstern Schlund hinab, man schaut gleichsam die innersten Ge- heimnisse des Vulkan's an , und verschaff't sich durch einen Blick in die Tiefe den Schlüssel zur richtigen Deutung dieses merkwürdi- gen Centralgebirges, nach dessen genetischer Erklärung man auf mühsamen Wanderungen rundum vergebens suchte. Als ich diesen Punkt zum ersten Male erreichte und, anstatt eine regellose Ge- birgsmasse, oder einen Sandhaufen, oder ein Hochland anzutreffen, in ein ausgehöhltes, tiefes Innere hinabsah, das von regelmässigen, einander halb umfassenden Kreismauern umzogen war, Circusartig, tief, da überraschte mich ein ängstliches Gefühl , die Kreisthäler, die Schlünde lagen so todt- einsam da, so ohne alles Leben, so un- heimlich - räthselhaft , und durch ihre Formen dennoch sprechend und selber ihre Uildungsweise beurkundend, aber warnend, als tadelten sie die verwegene Neugier der Menschen, nach den Ge- heimnissen der Natur zu lauschen. Drei Kesseiförmige Schlünde oder Trichter folgen auf einan- der und reihen sich von Süd-W^esten nach Nord-Osten an einander an. Der erste ist ein halbirter Kesselgrund: Köduwong, ein Halbmondförmiges Thal, vom Widodaren- und K^mbangringe umschlossen. Es liegt so wie am äussersten, südwestlichsten, auch am höchsten, etwa nur 600' unterhalb dem G.-Kömbano- oder 900 über dem Dasar; es ist bei 1000 breit, flach, söhlig, jedoch in der Mitte von einer Bachfurche durchzogen, die eben so Halbkreisför- mig gebogen ist , wie das ganze Thal , die Convexität nach Süd- Westen öde, grau, kaum von etwas Gras bewachsen. (Man werfe 590 einen Blick auf das Profil in T e n g g e r Figur 9 imd 10.) Dann folgt ein zweiter, weniger hoher Halhkreisrücken und ein zwei- ter fast Kreiisförmigcr Schlund: Segoro w6di, der gänzlich kahl, sich Kesseiförmig in finstre Tiefe senkt. Sein Boden ist flach imd trägt Zeichen von fniheren Wasscrhedeckungcn ; auch ist der östliche Theil des Kreisrandes , der ihn von Keduwong trennt, nahe am Fusse des G.-Kembang von einer Kluft durch- schnitten, durch welche sich das Wasser dos Keduwongbachcs, wenn es nach gefallenem Regen gespeist ist, offenbar hinab in diese zweite Tiefe stürzen muss, die keinen Ausgang hat. Wenn sein Boden 500 unter dem G. -Keduwong liegt, so wie ich ihn schätzte, d. i. 400' über dem Dasar, so liegt er immer noch höher, als der veränderliche Kraterboden desG.-Bromo. Dieser erloschene, 1100 unter dem äussern Kreisrande tiefe Kraterschlund : G.-Segoro wedi gränzt unmittelbar an den G. -Bromo, der, nur durch seine 3 bis 400' höhere südliche Mauer von ihm getrennt, nordostwärts auf ihn folgt. Wie der zweite, G.-Sögoro wedi, so ist auch der G. -Bromo*) ein fast Kreisförmiger Schlund, dessen oberer, überall scharf zu- laufender, unbetretbarer Rand von Osten nach Westen ISOO und von Norden nach Süden etwas minder Dianieter hat. Dieser un- gleich hohe Kreisraud, der in Norden, wo die Javanen auf einer seiner Sandrippen einen Pfad mit Balken hinauf gezimmert haben, 70S0' iNleereshöhe, oder 62o' über den tiefsten Punkt des Dasar hat, in Süden aber zu 800 und in seiner höchsten Süd-Ost-Spitze wohl zu 1000' Höhe ansteigt, stürzt sich nach innen überall schroff mit ziemlich glatten Wänden hinab, doch so, dass sein unterer Durch- messer etAvas kleiner, der ganze Schlund also Trichterförmig (um- gekehrt Kegelförmig) ist. In 1838, zur Zeit ein blauer See im Abgrunde kochte, betrug seine Tiefe gCAviss zwei Dritttheile mehr als jetzt (1844), nämlich 1500', und der Spiegel dieses See's lag also Avahrscheinlich SSO unter dem Niveau des Dasar. Jetzt schätze ich ihn auf 500, also 120' über dem Sandmeere. Sein Grund ist jetzt in zwei Käume getheilt, eine Avestliche, etwas grössere Sandfläche von rundlichem Umfang, söhlig von vor- hergegangener Wasserbedeckung ; auf der Ostseite von einem wul- stigen Rande, auf den übrigen Seiten vom Fusse der Kratermauer (Trichterwände) begränzt; und ein östliches, etwas kleineres, aber auch Kreisrundes Loch, das unmittelbar an die senkrechte Ost- kraterAA^and gränzt und dann in Bodenlose Tiefe niedersetzt. Eine Dampfsäule quillt jetzt der ganzen Dicke dieser Öffnung nach her- vor und erAveitert sich erst hoch über dem Kraterrande zu Wolken, die der herrschende Wind nach Nord- Westen treibt. Ich glaube bemerkt zu haben , dass die Dämpfe nach gefallenem Regen mit grösserer Heftigkeit und mehr Geräusch herA^ordonnern ; der Dampf *) Bxomo — Brahma — -wird hier von den BeAVohnern des G.-Tengger als Gott des Feuers verehrt. A. d. V. 591 ist grau, in's Bräunlich-Gelbe fallend, in der Sonne gelblich und besteht wahrscheinlich aus Wasserdampf und schweflig -sauren Dämpfen. DerG.-Bromo ist von den vieren der jüngste, an der äus- sersten Nord-Ost-Ecke des Centralgebirges ausgebrochene Schlund; seine Sandmassen und geschlängelte Kippen erscheinen aus der Ferne weisslich-grau, und sind von aller Vegetation entblösst. Nur durch die Sandmassen zweier mit einander verschmolzener Rippen, und nur mit seinem Fusse den G. -Biomo und Segoro wedi berübrend, übrigens ganz isolirt, erhebt sich in Nord-Westen vom G.-Bromo und in Norden von dem allgemeinen Mittelpunkte der Eruptionsberge der G. -Batuk, ein etwa 1000 hoher, steiler, sehr regelmässiger Sandkegel, welcher vollkommen einem oben quer und gerade abgestutzten Zuckerhute gleicht. Sem Gipfel endigt sich blind , und ist nur etwas concav, mit einer Vertiefung, die nach Süd- Westen zu in eine Furche endet. Mit bewun- dernswürdiger Eegelmässigkeit ist sein Ge- hänge in parallele, schnurgerade Leisten ge- theilt, mit denen er einem halbgeöffneten Regenschirme ähnelt. Wenn man die bedeutende Höhe dieser Eruptionskegel berück- sichtigt (G.-Bromo 6 bis SOO, G.-Batuk 1000 und G.-Widodaren und Kembang selbst 1500'), so sollte man meinen, dass sie einen Kern von festem Gestein , von Lavaströmen haben müssten , doch kann man selbst in den tiefst eingeschnittenen Schluchten , so wie in den Kratern nichts entdecken, wie Sand, losen Sand, aus dem sie alle aufoeworfen zu sein scheinen. VII. Steinarten des G.-Tengger und Lavaströme. Ausführlichere mineralogische Angaben werde ich anderwärts mittheilen , nachdem ich die gesammelten Felsarten einer genauem Untersuchung Averde unterworfen haben. Hier nur folgende vor- läufige Übersicht. 1) Das vorherrschende und älteste Gestein ist Trachyt; fein- körnig, grau, mit wenig Hornblende, Bat. Nr. 57, von der Ring- mauer. Es ist zuweilen Plattenförmig abgesondert Avie L. Nr. 251 (Bat. Nr. 59), von dem Querdamm. — 2) Trachytische Lava, in der Regel mit Hornblende und Blasenräumen, in vielen Varietä- ten, L. Nr. 250 (Bat. Nr. 58), von der Ringmauer. — 3) Tra- chytische Lava, L. Nr. 261 (Bat. Nr. 60), hellgrau, sehr fein- körnig, mit langgezogenen, parallelen Blasenräumen, fast ohne Hornblende. Bildet einen zusammenhängenden, homogenen, sehr mächtigen Strom in der Nord-Ost-Bergspalte und ist 2 bis 3 Pfähle unterhalb Wonosari in dem Bette der Bäche Tjondro und I'rau folgendermassen entblösst und bedeckt, z. B. im K.-Tjonch-o (siehe Tenggt^r Figur 7): a) der Lavastrom Nr. 3 im Flussbette glatt gewaschen und an der Oberfläche hier und da höckerig von etwas 592 verschiedenartigen eingemengten Massen, die unvollkommner (?) geschmolzen waren. An den Seitenwänden der Kluft erscheint er in lauter parallelepipedische Stücke abgesondert, die Stellenweis ziemlich regelmässig sind. Auch hier und da in Platten. Mächtig- keit 100? — b) Eine 10' mächtige schwärzliche Rapillischicht : die meisten Stückchen sind (obsidianischer oder basaltischer) schwarzer Bimstein mit eingemengten halbverglasten Basalt- stücken. — c) Fruchtbarer Grund aus halbzersetzter Asche, dun- kelgrau, mit einzelnen Steinbrocken, 2' mächtig. — d) Eine hell- bläulich-graue Thonartige Schicht, bloss 3 bis 5 Zoll mächtig. — e) Feinster, schwarzer Sand, Magneteisenhaltiger Doleritsand , 1' dick. — f) Gelblich-braune Bimsteinartige Rapilli, die offenbar in einer einzigen Eruption ausgeworfen wurden, 3' dick, ohne Unter- schichten. — g) Sehr feiner Staubartiger vulkanischer Sand (Asche), abwechselnd 5 bis 1 5' mächtig. An dem Ende der Rippe, die sich dem G. -Ringgit gegenüber zwischen zwei zusammenstossenden Bachklüften (K.-Wonodoro und K.-Prau) prallig senkt, erkennt man, dass alle diese aufgezählten Schichten concentrisch über- einander liegen, wie die Schaalen einer Zwiebel, was die Gegen- wart eines schon vorhandenen convexen Kernes beweist , zur Zeit sie abgesetzt wurden; daraus geht auch hervor, dass sie aus der Luft niederfielen, Aveil, wenn sie geströnst wären, sie nicht alle Unebenheiten des Terrains so gleichmässig (concentrisch) über- ziehen könnten. — 4) Eine Lava-Art, L. Nr. 263 (Bat. Nr. 62), die ich Wonodoro-Lava nennen will und die den vorigen tra- chytischen Lavastrom zum Theil überdeckt, also jünger als er ist. 593 Sie ist ebenfalls ein homogener, zusammenhängender Strom, und ist nordwärts neben dem Pasanggrahan - Wonosari am schönsten entblösst, in der Kluft des K.-Wonodoro, dessen glattgewaschenes Felsenbett sie macht. Sie endigt sich 1 Pfahl unterhalb dieser Stelle. Es ist eine merkwürdige Lava, für deren Eigenthümlichkeit ich keinen Namen kenne ; in einer dunkel- (seltner hell-) grauen, sehr feinkörnigen und fast dichten Grundmasse (oder Teige) von trachytischer oder doleritischer Na- tur, in welcher man mit blossem Auge keine Bestandtheile unterscheiden kann, liegen eingebacken und gedrängt eine Menge sehr grosser, weisslicher, glänzender, glasiger Feldspathkrystal- le, die auf den Bruchflächen Scheiben- oder Plattenf örmig erscheinen, nämlich schiefe rhombische Säulen und deutlich abgesondert und begrähzt sind, und zuweilen in allen möglichen Richtun- gen Ordnungslos durcheinander ge- worfen liegen, zuweilen aber auch mit einander parallel (dann lang. Streifenförmig) vorkommen. Ich habe Plätze gefunden, wo dieser gla- sige Feldspathporphyr, so könnte man diese Lava nennen, von Blasen- räumen durchzogen wird und ganz in Schlacke übergeht, i-.Nr. 264 (Bat. Nr. 63 und 64), in Übergän- gen zugleich zu L. Nr. 2.54 (Bat. Nr. 73). In der Kluft neben dem Dorfe sieht man die folgende Ent- blössung, von unten nach oben: a) Wonodoro-Lava, Mächtigkeit unbe- kannt. — b) c) d) Dünne Schichten von Sand und Rapilli, wechselnd zusammen 5'. — e) Sand 50'. — f) Sehr feine Asche von bläulich-weis- ser Farbe, Thonerdeartig , ^/j! . — g) Gelbliche Rapilli, 2'. — h) Feine vulkanische Asche, oben mit Pflan- zenerde vermengt, 5'. Bruchstücke Jtingluihn, Java II. 38 594 von grauen und röthlich-grauen Trachytlaven , und einer vulkani- schen Brezzie oder TufF L. Nr. 270 (Bat. Nr. 76), vulkanische Asche und Rapilli-lirezzie, die aus zusammengebackener Asche mit eingemengten grossen und kleinen Stücken von Trachyt, Basalt und schwarzem I>imstein besteht, liegen auf dem Lavastrome um- her zerstreut. 5) Ein einzelner Strom von Obsidian- Lava jC. Nr. 267 (Bat. Nr. 69), südwärts von Nr. 3 und vom Kali-Prau, blossge- legt. (Wie halbverglastcr Basalt.) 6) Verschlackte und von gros- sen Blasenräumen durchzogene Obsidian - Lava L. Nr. 254 (Bat. Nr. 73) von den Klippen des Sandmeeres (altes Lavameer des Kra- terbodens). S. oben S. 587. Sie ist verschlackte und von grossen Bla- senräumen durchzogene Lava : iy.Nr. 253(Bat. Nr. 71)undaushalb- verglastem Syenit entstanden ; in dem schwarzen Obsidianartigen Teige sind die weissen Feldspathkrystalle noch erkennbar. 7) Dichter, schwarzer Basalt, L. Nr. 271 (Bat. Nr. 54); vergleichet. 265 (Bat. 65). Seinem Alter nach muss er wahrscheinlich zwischen 2 und 3 eingesclialtet werden ; ich führe ihn bloss zuletzt an , Aveil er in einer ganz andern Gegend und weit entfernt von den vorigen vorkommt. Ich fand ihn am äussern untern West-Nord- West-Ab- hange des G.-Tengger im Kali-Dinuk, unterhalb Desa-Görbo, wo er seitlich ausgebrochen ist und einen zusammenhängenden langen Strom, aber keine Bergkuppen bildet. Enthält Olivin, sonst aber nichts mit blossem Auge Erkennbares. Specif. Gewicht = 2,80.*) Bloss in einzelnen Bruchstücken vom G. - Bromo ausgeworfen, oder in andern Sand- und Eapilli - Lagen eingemengt kommen die Folgenden vor: L. Nr. 259 (Bat. 55): Dolerit (Grünsteinarti- ger Basalt). — L. 260 (Bat. 56): Poröse, aufgeblähte Dolerit- Lava; aus der vorigen entstanden. Beide im Sandmeere, vom G.- Bromo ausgeworfen. — L. 265 (Bat. 65): Schwarze, fast dichte Basalt-Lava, wenig porös. Ist aus eigentlichem Basalt entstanden? Unterhalb Wonosari. — (Bat. 66): Dieselbe mit Blasenräumen, in die folgende übergehend. — (Bat. 67): Basaltlava - Schlacke, aus L. 265 entstanden. Eben da. — L. 266 (Bat. 68): Bläulich schwarzer, dichter Basalt. Noch gleichförmiger als 65. Daselbst. — L. 268 (Bat. 70): Schwarzer Bimstein, aus L. 267 und 265 entstanden. — L. 253 (Bat. 71): Obsidianartige Feldspath - Por- phyrlava; grosse Feldspathkrystalle in einem schwarzen, halb ver- glasten Teige. Ist halb verglaster, verschlackter Syenit,**) vom G.- Bromo ausgeworfen. — Bat. 72: Dieselbe ganz verschlackt und durch zunehmende Blasenräume schaumig. Desgleichen. — Bat. 74 : Feinkörnige Trachyt-Lava, von Bolusrother Farbe. Auswürf- *) Nur an sehr wenigen Stellen von Java kommt dichter (eigentlicher) Ba- salt vor mit Olivin; z. 13. L. Nr. 293 (Bat. 102) von dem Felsen Batu tutul an der Balistrasse, wo er vom Vulkane G. -Idjeng herabzieht. Spec. Gewicht, wie des vorigen bei 14" R. = 2,S2. (Untersucht zu Selo, 4800' hoch. Siehe weiter unten.) A- d. V. **) Vergl. die Syenite aus dem Krater des G.-Kelut, L. Nr. 224 und 225 (Bat. 5 und 6). ' A. d. V. 595 ling des G.-Bromo. — L. 258 (Bat. 75): Dieselbe verschlackt und porös. Desgleichen. — L. 252 (Bat. 78): Bolusrothe feine Erde, aus Eisenoxydreichen Trachytlaven vom Querdamm. — Also kom- men im G.-Tengg6r vor: Basalt, Dolerit, PhonoUth, doch selten; Trachyt, vorherrschend; Trachyt- (Feldspath-) I^aven, viel; Obsidian, wenig. Gänzlich fehlen aber: eigentliche Augitlaven (schwärzlich, schwer, mit Magneteisen), Leuzitlaven, Perlstein und Pechstein. B. Ausbrüche des G.-Tänggör. Alles sicher Historische, was wir vom Vulkane G. -Töngger wissen , betrifft bloss den jetzt thätigen'Eruptionskegel des Kraters, den Gunung-Bromo. 1804, September. In diesem Monate fand ein heftiger Aus- bruch statt. (Siehe Horsfield in Verh. Batav. Genoot. VII. 4.) 1820 stiegen Dampfwolken aus dem G.-Bromo, nach dem ]>e- richte eines Ungenannten. (Siehe: Togtje in liet Tenggersche ge- hergte, in dem Jav. Cour, vom 22. Juli 1820.) 1822, vom 27.— 31. December und die folgenden Tage, gleich- zeitig mit der heftigen Eruption des G.-lNlerapi warf der G.-Bromo Asche aus und Hess wiederholt ein unterirdisches Getöse hören. (Jav. Cour, vom 4. bis 25. Januar 1823.) Nach Mittheilungen des Residenten von Pasuruan (in 1844) müssen in den Jahren 1815 bis 1825 noch verschiedene andere, doch nicht heftige Ausbrüche Statt gefunden haben. 1829, den 5. November, Nachmittags. ,, Es stieg eine schwarze Rauchsäule aus dem G.-Bromo auf, so gross und hoch, dass man sie sogar zu Malang sehen konnte; sie fuhr den 6. No- vember fort mit einem donnernden Getöse aufzuqualmen , worauf in den Gegenden südwestwärts vom Gebirge ein Aschenregen folgte. Diese Erscheinungen nahmen den 7ten und 8ten so sehr zu, dass zu Malang die Luft ganz verfinstert und alle Dächer mit einer Schicht von Asche und Steingrus bedeckt waren ; erst um 3 Uhr Nachmittags, 8. November, trat ein starker Gewitterregen ein, der die gefallene Asche wieder wegspülte. Zu Kebo glagah (G.- Tönggcr Süd-West-Abhang) war die Finsterniss in diesen Tagen so gross, dass man Lampen brennen musste ; die Schicht der gefalleneu Asche betrug daselbst 8 bis 9 Zoll. Auf dem G. -T6nggör selbst war die Menge der Asche in der Nähe des Kraters so gross, dass die Aste der l^äume davon brachen. Die glühenden Steine, welche ausgeworfen wurden, fielen alle in der Nähe des G.-Bromo nieder." (Aus einem officiellen Berichte des Assist. Residenten von Malang, d. d. 9. November 1829. Yergl. Jav. Cour, vom 19. November 1829.) 38* 596 Seit dieser Zeit blieb der G.-Bromo unruhig und nocli im An- fange des Jahres 1830 konnte Herr J. B. van Herwerdex, *) als er auf dem Rande des G.-Hromo stand, ein dumpfes Gerummcl im Krater hören , das im Kleinen mit dem Geräusch eines kochenden Wasserkessels vergleichbar war. 1830, den 15. December, Abends hörte man zu Pasuruan einige Detonationen in Süd -Osten, sah den folgenden Morgen in derselben Gegend eine ,, dicke Luft" und vernahm später, dass es dort überall vulkanische Asche geregnet hatte. Den 1 6ten Abends warf der G. - Bromo unter wiederholten Detonationen neue Säiilen von Asche aus, welche durch den Süd-Ost-Wind bis nach Pasuruan getrieben wurde und dort die Dächer der Häuser bedeckte. (Jav. Cour, vom 25. December 1830.) 1835, sah ihn Dr. Fritze noch stark dampfen und schwarze Pauchsäulen ausspeien, die wie beim G.-Lamongan in 1838 Stoss- Aveise hervorquollen. Seit dieser Zeit aber, nachdem er 34 Jahre lang ununterbrochen gedampft imd wenigstens 6 Mal heftige Ascheneruptionen erlitten hatte, wurde er immer stiller, seine Dampfsäule verschwand endlich ganz und gar und 1838, im Monat März füllte sich der Grund seines Kraters plötzlich mit Wasser, während der benachbarte G.-Lamongan, der wie es scheint, seit 1806 auch nicht geruht hatte, fortfuhr zu wü- then.**) In diesem Zustande sahen wir, Dr. Fritze und ich, den (t. -Bromo im J. 1838, den 7. Juli. Sein Grund war in einer Tiefe von löOO' mit einem bläulichen See erfüllt, dessen Ober- fläche in einer beständigen Bewegung war ; einige schwarze Körper (Bimsteinmassen), übrigens selbst mit dem Fernrohre nicht genau erkennbar, schwammen auf dem Wasser herum, das von aufsteigen- den Dämpfen erhitzt und bewegt zu werden schien. In diesem Zustande, Dampflos, mit einem See erfüllt, blieb der G. - Bromo 3 Jahre und 1 0 Monate lang , während der 1 6 Minuten entfernte G. - Lamongan noch immer fortfuhr auszu- brechen . 1841 im October sah Herr van Herwerden den See noch, dessen Wasser grünlich geworden war, einen Schwefelgeruch verbreitete und sich in Kreisen bewegte, als wenn es kochte. In den ersten Tagen des Jahres 1842 hörte der G.-Lamongan, welcher vom Juli bis zum December 1841 heftig gewüthet hatte, nur kurze Zeit lang auf zu dampfen und der G. -Bromo fing 1842, den 24. Januar plötzlich wieder an auszubrechen und mehre Wochen lang mit unverminderter Vehemenz zu dampfen. In den ersten 8 Tagen wurden mit der Rauchsäule auch glühende *) S. dessen vortreffliche Abhandlung ,,over het Tenggersch gebergte"' in Verhand. v. het. Batav. Genootschap. deelXX. A. d. V. ••) Nach VAN Herwerden soll das Wasser schon in 1835 (?) erschienen sein. A. d. V. 597 Lavastücke ausgeschleudert und in solcher Masse ,, dicker Schwe- feldampf" ergossen, dass das ganze Sandraeer rund um den G.- Eromo damit, Avie mit einem giftigen Nebel bedeckt war. Von rei- senden Javanen erstickten ein Paar in diesen Dämpfen, während die andern an den Folgen der Einwirkung noch lange krank blieben. Zu Kajeman, Avelches am nördlichen Fusse des G. -Tengger liegt, 7 Pfähle westlich von Probolinggo, konnte man deutlich die Deto- nationen hören. Herr Lieutnant - Kolonel H. ^I. Laxge, befand sich daselbst vom Februar bis August des angegebenen Jahres ; er sah des Tags die Rauchsäulen, welche sich über die äusserste Ring- mauer des G. - Tengger erhoben und hörte die Detonation , deren Donner sich bei nächtlicher Stille selbst bis zu diesem Orte fort- pflanzte. In der iNlitte des Jahres, im Juni oder Juli besuchte Herr Lange den G. -Bromo, sah damals aber nur schwache Rauchwol- ken dem Krater entsteigen, wiewohl er an dem vorhergehenden Tage, als er sich noch in dem Spaltenthaie aufhielt, nämlich zu Suka pura , noch die heftigsten Donnerschläge des Berges gehört hatte. Bemerkenswerth ist es, dass nach den Beobachtungen des Herrn Lange während der Zeit der Ausbrüche des G.- Bromo in den am nördlichen Fusse des G. -Tengger gelegenen Distrikten epidemische Fieber grassirten , wovon eine grosse Anzahl Be- wohner dieser Gegend zu gleicher Zeit ergriffen wurden, so dass sogar die Arbeit in der Zuckerfabrik in Bajeman dadurch bedeuten- den Aufenthalt erlitt. Vielfältig schrieb man diese Fieber den aus dem G.- Bromo entstiegenen Dämpfen zu, welche oft durch das nordöstliche Spaltenthal sich niedersenkten und in das Tiefland, das am Ausgange dieses Thaies liegt, verbreiteten. Dies erinnert uns an viele dergleichen Vorfälle auf Java, so wie an die bösartigen Fieber, die auf Amboina herrschen und die nach dem heftigen Erd- beben ausgebrochen sind, wodurch die ganze Insel m ihren Grund- festen erbebte. Nach und nach Hess die Wuth des Ausbruches et- was nach , aber noch mehre Monate lang stiegen noch sehr starke Rauchsäulen empor. (Nach Angabe des Residenten H. W. de Vogel.) Drei Jahre lang seit der Zeit fuhr er fort, diese Dampfwolken aus- zustossen; w^ahrscheinlich dauerte dies bis zum Jahre 1848. Ueber diesen Ausbruch von 1842 hat uns Herr J. B. van Her- werden genaue und wichtige Beobachtungen geliefert. Das Fol- gende ist ein Auszug aus seiner oben angeführten Abhandlung : Nachdem, wie es schien, der G. -Lamongan erloschen war, hörte man plötzlich den G.- Bromo wüthen und vernahm im Tieflande rund um den Berg dröhnende, donnernde Schläge, die seit dem 25. Januar 1842 Tag und Nacht anhielten. Am 19. Februar befand sich der Beobachter auf dem Qucrdaumi von Wonosari, dem G.- Tjemoro lawang, sah also die furchtbaren Rauch- und Aschen- wolkcn in der Nähe, die eben so wie die Steintrümmer, welche hin- durch geschleudert wurden, des Nachts (wenigstens im untern Theile der Säule , die sie bildeten,) glühend waren und das ganze Gebirge umher röthlich erhellten, ^lan zählte gewöhnlich 3 bis 4 Explo- 598 sionen in der ^Minute, die meisten Steine aber, die dabei herausge- schossen -wurden , fielen wieder in den Krater zurück. Das Getöse war Ohrbetäubend und zuweilen dröhnte der Grund. Den 20. Februar des Abends machte Herr J. B. van Herwerdex einen Versuch den G. -Bromo zu ersteigen, wurde aber durch zuweilen noch herabrollende Steine gehindert, sein Vorhaben auszuführen. Ja, das Ersteigen des Eruptionskegels (des thätigen Kraterrandes) war auch einen Monat später, am 21. jNIärz noch unmöglich, als Herr J. B. vax Herwerden sich zum 2. Male im Gebirge befand. Das Sandmeer war mit einem dicken Dampf erfüllt und ein Geruch nach Schwefelwasserstoffgas war allgemein in der Gegend verbrei- tet. Die Explosionen ereigneten sich jetzt nur aller 3 bis 4 Minu- ten, die Schläge waren stärker und die herabfallenden Steine zahl- reicher. • Vor jeder Explosion zeigte sich ein heller, flickernder Schein über der Öffnung des Kraters des G. - Bromo. Die Steine flogen so ungeheuer hoch, dass man sie gänzlich aus dem Ge- sichte verlor und ihr Herabfallen aus der Luft erst lange Zeit nach der Explosion an dem pfeifenden Getöse bespürte , womit sie die Atmosphäre durchschnitten. Sie waren meistens weich, halbge- schmolzen, nahmen bei'm Aufschlagen auf den Boden eine plattge- drückte Gestalt an, und wurden nach ihrer Erstarrung zu einer Gesteinmasse, die zuweilen ihrer ganzen Dicke nach porös und von Gewicht leicht , zuweilen aber auch nur an ihrer Oberfläche so be- schaffen und in ihrem Innern hart und fest war. Diese duekte Be- obachtung wirft ein helles Licht auf die Lavabrodte [Lavakuchen] die ich beim G. -Slamat beschrieben habe. Siehe Abschnitt 1 der II. Abtheilung Seite 162. Der unermüdliche van Herwerden*) besuchte das Gebirge im ^lonat April 1842 zum dritten Male und Hess sich durch keine vulkanische J^omben, durch keine ersticken- den Dämpfe abhalten, den Kraterrand zu ersteigen. Er kam wirk- lich bis zum Eande des G. -Bromo und blickte hinab in den furcht- baren Schlund. Der neue (jetzige) Kraterboden, den er sah, Avar nur ein Drittheil so tief wie der Spiegel des früheren See's, er war mit Spalten durchzogen, die nach dem Mittelpunkte zu, zugleich breiter werdend, convergirten;ausdie- seii, in der Mitte vereinigten, Spalten stieg ein hell- blauer Dampf und ein Geräusch von den durchbrechenden Dämpfen Avar von Zeit zu Zeit hörbar, wie die Brandung des Meeres. Dieser Kraterboden bestand also ohne Zweifel aus halberstarrter, noch weicher Lava, denn einige Wo- chen früher, als andere glaubwürdige Personen (Eingeborne) in diesen Schlund hinabgeblickt hatten, war dieser Boden ela- stisch; so oft der Andrang der Dämpfe aus der Tiefe kam, hob er sich und öffnete sich in der Mitte, um diesen Dämpfen *) Seinem Eifer für die Wissenschaft verdankt man auch die Kartographi- sche Aufnahme mehrer Theile der Südküste von Madiun und Kediri. A. d. V. 599 und den Steinen (nämlich abgerissenen Fetzen der flüssigen Lavamasse selbst), die mit hinausgesclileudert wurden, einen Ausgang zu gestatten, und wenn dies geschehen war, so schloss er sich wieder bis auf die convergir enden Spalten, nahm also vollkommen seine vorige Beschaffenheit wieder an, ohne dass man eine Stattgehabte Gestaltveränderung bemerken konnte. Als VAN Herwerden, 2 ^lonate später (im Juni 1S42) den Krater zum 4. Male besuchte, war der merkwürdige halbflüssige Lava- boden mit seinen nach der Glitte zusammenlaufenden Spalten ver- schwunden und versunken. Nur auf der Westseite "des Schlundes war noch ein schmaler, etwa lO' breiter, Halbmondförmiger Rand, als IJberrest desselben, sichtbar, der ganze übrige Theil des Bodens lag Hunderte Fuss tiefer, ja tiefer noch als der Spiegel des früheren See's, und auf diesem tiefuntersten Grunde sah das Auge nichts wie monströse, rauhe, von Spalten und Klüften durchzogene, zackig hervorragende Lavaklippen , aus deren , hier und da von Schwefel gelb beschlagenen Zwischenräumen die Dämpfe mit Gezisch her- vordrangen. Die weitesten Öffnungen ZAvischen den Lavazacken lagen auf der Ostseite des Schlundes und dort drangen auch die stärksten Dämpfe hervor ; der meiste Schwefel aber war angeschla- gen auf der westlichen Seite, unterhalb des abgebrochenen Randes von dem vormaligen Lavaboden, und bildete einen lebhaften Con- trast mit dem öden, schAvarzbraunen Gestein. Es ist klar, dass diese zackigen Lavaklippen nichts anders sind, als die Bruchstücke jenes früheren viel höher liegenden Lavabodens, der nach seiner Er- starrung, sobald ihn keine von unten aufsteigende Dämpfe oder nachströmende flüssige Lavasäulen mehr unterstützten, in Stücken zusammenbrach, und bis zu einer solchen Tiefe herabfiel, wo bei zunehmender Enge des Trichterförmigen Schlundes die Trümmer einander aufhalten und diesen Schacht verstopfen mussten. — Ich hoffe später noch Gelegenheit zu haben, auf diese höchst wichtigen, direkten ]ieobachtungen des Herrn van Herwerden zurück zu kommen, in dem Theile des Werkes, in welchem über die Theorie der Vulkane gehandelt werden soll. Allmählig wurde der Vulkan seit diesem Ausbruche (im Ja- nuar 1S42) wieder ruhiger, gegen Ende Decembcr 1S42 Hess er zu- weilen wieder ein dröhnendes Getöse hören, ja den 16. Januar 1843 warf er wieder Steine und Asche aus, und blieb überhaupt bis zur Zeit meines zweiten Jiesuches in Thätigkeit und stiess Dampfwol- ken aus, 1844, den 9. November. Auch heute wird wirbelnd und mit Gewalt eine senkrecht aufsteigende Dampfsäule aus dem Kra- terschlund emporgetrieben, welche einige Hundert Fuss über dem Kraterrand in Kugelförmige Wolken übergeht und in der Richtung des Windes nach Westen und Nord- Westen hin fortgetrieben wird. Der gegenüber gelegene G. - Lamongan ist ruhig und sendet keine Rauchwolken empor. Der Kraterboden ist weder ein See, wie ich ihn in 1838 den 7. Juli beobachtete, nocli eine mit Strahlen förmi- 600 gen Spalten durchzogene Lavadecke, die van Herwerden im April 1842 sah, noch, wie im Juni 1842 von demselben Beobachter wahr- genommen wurde , ein mit Schlacken erfüllter sehr tiefer Schlund, über welchem auf der Westseite ein Halbmondförmiger Rand von jener Lavadecke hängen geblieben war, sondern er ist nun in zwei Abtheilungen getheilt, in eine westliche Sandfläche, die höchst wahrscheinlich die Höhe des Halbmondförmigen Randes (und der Lavadecke) von 1842 besitzt und einige Hundert Fuss höher liegt als der Spiegel des See's in 183S , und neben dieser Fläche auf der Ostseite in einen offenen, unmessbar tiefen Schlund, aus dem die Dampfsäule hervorsteigt. 1848, den 4. August sah Dr. Bleeker auf dem Boden des G.-Bromo wieder einen See! (Siehe unten S. 604.) Aus einer Vergleichung der bei den G.-Bromo und G.-Lamon- gan wahrgenommenen Erscheinungen folgt keineswegs , dass wirk- lich ein regelmässiges Abwechseln der Thätigkeit beider Vulkane besteht , wie solches von Vielen bewälu't wird , welche in der Nähe wohnen. Von 1838 bis zu Anfang von 1842 war der G.-Bromo freilich vollkommen ruhig, sein Kraterschlund war in einen See umgewandelt; dagegen blieb der G.-Lamongan fortwährend thätig; als dieser nun seine Ausbrüche eine kurze Zeit einstellte, fanden heftige Ausbrüche des G.-Bromo statt. Aber auch der G.-Lamongan erneuerte kurz nachher seine Thätigkeit und Wuth wieder, vom Februar bis August 1842, gleichzeitig mit dem G. -Bromo und so- wohl vor 1838 als nach 1843 hat man oft Avahrgenommen , dass beide Vulkane zu gleicher Zeit thätig waren. Hieraus leuchtet ein, dass die Abwechselung , welche man in der Thätigkeit beider Vul- kane dann und wann wahrgenommen hat, keineswegs eine regel- mässige genannt werden darf, und nicht als eine nothAvendige Folge ihrer Beschaffenheit anzusehen ist , sondern dass dasselbe ganz zu- fällig Statt gefunden hat. *) Durch die Annahme einer Verbindung der Vulkanschächte des G.-Bromo und Lamongan in ein Paar Meilen Tiefe unter der Ober- fläche (ihr Abstand an der Oberfläche beträgt nur 4 geogr. Meilen), durch ein Zusammenmünden derselben in einen Kanal, ehe sie das geschmolzene Innere der Erde unterhalb der erhärteten Kruste erreichen , könnte man das Abwechselnde in ihrer Wirkung zu er- klären versuchen. Die periodische Wiederkehr der Thätigkeit konnte vielleicht dadurch entstehen, dass sich der eine Schacht (oberhalb der Verbindung) etwa durch Zusammensturz seiner Sei- tenwände so lange verstopft, bis die schliessenden Massen geschmol- zen oder zersetzt oder in Asche verwandelt sind und die Dämpfe von Neuem hindurch zu dringen vermögen. Die Seite 592 und 593 beschriebenen Grus- und Sandschichten, *) Es sind längere Beobachtungen nöthig, um in der einander ablösenden Thätigkeit der 2 Vulkane eine gewisse Eegelmässigkeit zu erkennen. A. d. V. 601 welche die oberste Decke des Gebirges bilden, und die enorme Mächtigkeit von 80, ja 1 OO' haben, liefern den merkwürdigen Beweis, dass so gross auch die Sandmassen waren, welche der G. -Tengger einst auswarf, er doch seit 1478 keine zerstörenden Eruptionen kann erlitten haben, weil sonst die jetzige Population, die seit 1478 im Gebirge wohnt, (siehe oben Seite 569) durch solche Aus- brüche wo nicht würde vertilgt, doch genöthigt worden sein, das Gebirge zu verlassen. Hiernach müssen jene mächtigen Schichten von Sand älter , als von 1478, oder von selbst durch wiederholte Ausbrüche entstanden sein. C. Geschichtlich nachweisbare Veränderungen der Eruptionskegel. Als ich den 7. Juli 1838 in den Schlund des G.-Bromo, der oben 1800' weit ist, hinabblickte, sah ich auf dem tief untersten Grunde den beschriebenen See. Bis an den Spiegel desselben, wo ein Halbdunkel herrschte, verschmälerten sich die glatten Wände nur wenig, und bildeten daher die Umgebung eines fast Cylinder- förmigen Trichters. Der durch sorgfältige Messungen erhaltne Durchmesser des obern Randes des G.-Bromo von Westen nach Osten beträgt 1800'. (Siehe die Karte.) Gesetzt nun, dass der Durchmesser des See-Spiegels, da er unter einem Gesichtswinkel von 12" erschien, zwischen 3 und 400' und die Neigung der Wand vom Rande bis zum See 65" gewesen sei, so muss der Spiegel des See's 1500 tief unter dem Kraterrande, also 880' unter dem Niveau der Sandfläche (Dasar) gelegen haben. Wahrscheinlich aber lag er noch tiefer, denn der Duixhmesser des See's war gewiss nicht grösser als 400', die Wände waren aber steiler als 65", denn man musste sich auf den Bauch legen und über den Rand überbiegen , um auf den Boden des Schlundes hinabsehen zu können, wo nur Dämmerlicht herrschte, und nach dem Augenmass lag der See so tief, dass man selbst mit dem Fernrohr die schwarzen Körper nicht deutlich unter- scheiden konnte, die auf dem Wasser schwammen. Den 9. November 1844 war der Grund nur noch etwa den dritten Theil so tief, aber breiter, der See war verschwunden, die Wände waren weniger steil , hier und da eingerissen und ungleich von losem, wie es schien, frisch herabgestürztem Sande. Der Boden war deutlich in 2 verschiedene Räume gesondert 1) eine runde söhlige Fläche, auf der Wasser gestanden und die vulkanische Aschö in Schlamm verwandelt zu haben schien, und 2) in den Kra- terschacht, welcher ostwärts neben dieser Fläche gähnte. (Vergl. oben S. 600.) Aus diesem cylindrischen Ausbruchsschlunde , von stark 200' Durchmesser schoss mit einem Geräusche, wie die Bran- dung des Meeres, eine Dampfsäule von gleicher Dicke wirbelnd auf, stieg, so weit sie Säulenförmig, gerade war, über den Kraterrand empor und ballte sich erst einige Hundert Fuss höher oben zu rund- G02 liehen Wolken, die nach Nord-West trieben. Sie waren aus lauter einzelnen um ihren eignen Mittelpunkt heruniAvirbelnden und zu- gleich höher steigenden Italien zusammengesetzt. Auch aus kleinen Ritzen der West- und Südkraterwand drangen schwache, weissliche Dämpfe hervor. Von dem * Punkte der nordnordwestlichen Kra- terwand betrug der gemessene Winkel der südlichen Kraterwand zwischen ihrem Fusse und Rande 35** 30 , der quere Durchmesser der sohligen Bodenfläche (von Osten nach Westenj 9" 49', des offe- nen Schlundes 1^, und des ganzen Kraterbodens 18". Die Wände des Kraters fielen aber viel weniger steil als in 1838 und senkten sich etwa in einem Winkel von 50" hinab. Demzufolge betrug der Durchmesser des ganzen Kraterbodens (mit Inbegrifi" des offenen Schlundes) ungefähr 500' und seine Tiefe 800' unter dem Krater- rande oder 180' unter der Horizontalfläche des Dasar. Besonders in Nord- Westen war jetzt die Neigung so wenig steil, dass man mit einer Leiter würde haben hinabsteigen können. Diese hier ange- gebenen Zahlen dürfen nur als Schätzungen betrachtet werden , da die gefährlichen , schwer zu erreichenden Kraterränder , oder die mit Dampf und Rauch angefüllten Räume das genaue ^Messen der Winkel mit Sextant und Clinometer verhinderte. Die Höhe des G.-Bromo schien sich seit 1S3S nicht merklich verändert zu haben und auch das Ansehen seiner Aussengehänge und seiner Sandrippen war noch dasselbe. Aber die Pflanzendecke seines Nachbars, des Zuckerhuthes Gunung-Batuk hatte in der kurzen Zeit von 6% Jahren grosse Fortschritte gemacht. Während im Juli 1838 nur auf den unter- sten Regionen seiner Rippen einige Casuarinen standen und sich nur ein Paar kümmerliche Streifen von jungen Akacien hier und da hinanzogen , der ganze übrige Theil und der Gipfel aber nackt und kahl da lag, so war jetzt im November 1844 der ganze Berg, ob er gleich nur aus losem Sand besteht , fast bis zum höchsten Schei- tel hinan mit Wald bedeckt, und stellte sich in einem hübschen Kleide von Grün dar , das mit dem öden , gelblifh - grauen Sand- meere ringsum und dem noch Odern G.-l^romo einen unbeschreib- lich schönen Contrast bildete. Die Ausbrüche von 1842 haben also den Pflanzen wuchs nicht verhindern können. Der Ursprung des See's , Avelcher den Grund des G. - Bromo beinahe 4 Jahre lang füllte, kann mit den vielen ähnlichen Krater- seen aus atmosphärischem Wasser , die Avir auf Java bereits kennen lernten, durchaus nicht zweifelhaft erscheinen. Werfen wir nun einen Blick auf den langen Thalgrund Keduwong, und auf die Bachkluft dieses Thaies, die nur das Regenwasser ausgefurcht haben kann, und auf die bedeutenden Anhöhen ringsum. (S. oben S. 589.) Das zusammengelaufene Wasser stürzt sich in den Kessel desG.-Segorowedi, der unmittelbar südwärts hinter dem G.-Bromo liegt und wie die übrigen nur aus Sand besteht ; von dort muss es, durchsickernd, zu dem tiefsten Punkte des Kraters gelangen; und dieser tiefste ist der offene Schacht des G.-Bromo, zu welchem 603 ausserdem noch alles RegenAvasser aus dem eine Meile weiten Sand- meere her ab dringt, das keinen Abfluss hat, wohl aber von 700 bis 1700' hohen waldigen, fast stets in düstre Wolken gehüllten, Höhen umgeben ist. Also alles Wolken wasser, das sich zur Regen- zeit im Dasar zuweilen in ganzen Seen anhäuft , (ausser dem, wel- ches verdampft,) dringt durch den Sand- und nachher durch den zerklüfteten Lavaboden zugleich mit dem Wasser des G. - Segoro wedi , das der Kuduwongbach speiste , hinab in den Schlund des G.-15romo, welcher der tiefste Punkt und einzige Abzugskanal des ganzen grossen Kessels ist. Ist nun der Schacht offen , so wird das Wasser so weit hinab- dringen, bis es in zunehmender Tiefe eine solche Hitze antrifft, dass es in Dampf verwandelt wird ; bei heftiger Wirkung des Vul- kan's, wenn die aufsteigenden Dämpfe glühend heiss sind, kann dieser Hitzegrad schon in geringer Tiefe eintreffen , dann wird das Wasser, die Wirkung des Vulkan's verstärkend, mit den übrigen Dämpfen wieder hervorbrausen. Ist der Schlund aber etwa durch Einsturz seiner Seitenwände in gewisser Tiefe verstopft, und die Wirkung des unterirdischen Feuers der Zeit nicht heftig, so A\-ird sich das eingedrungene ßegen- wasser im Grunde ansammeln und allmählig wie vom März 1838 bis zum 24. Januar 1S42 (3 Jahre und 10 Monate lang,) einen See bilden, der durch schwach aus seiner Sohle aufsteigende wässerige oder schweflig-saure Dämpfe mehr oder weniger erhitzt und wie die übrigen Kraterseen*) mit schwefelsaurer Alaunerde gesättigt sein kann. Und nun fragt es sich, ob die neuen und heftigen Aus- brüche, wie der am 24. Januar 1842 nicht eben dadurch veran- lasst werden, dass das AVasser des See's Alittel findet, den lockern Boden, den es bedeckt, immer mehr und mehr zu durchbrechen und dann auf Einmal hinab in die unergründlich glühend -heisse Tiefe stürzt , wo es augenblicklich in Dampf verwandelt , zu den heftigsten Explosionen, Erdbeben und wüthendsten Ausbrüchen Anlass geben muss , deren Wuth dann erst allmählig wieder , (wie im genannten Ausbruche nach 8 Tagen,) mit der successiven Ent- leerung der stark comprimirten. DamjDfmassen nachlassen kann? Dass mit diesen Dämpfen auch glühende und halbgeschmolzene Lavatrümmer cmporgeschleudert werden, wurde beobachtet. **) Ein solcher Hergang, Avie hier angedeutet, ist natürlicher, als eine allmählige Verdampfung des See's durch zunehmende Hitze, oder ein plötzliches Herausschleudern desselben aus dem Kraterschlunde durch die explodircnden Dämpfe. Ein' solches Herauswerfen oder Überfliessen des Wassers über den Rand des G. - Bromo müsste be- deutende Überschwemmungen im Sandmeere veranlassen, die von *) Z. B. der Telaga-Bodas, Kawa-Idjen, deren Gehalt durch die Analysen von A. Waitz nachgewiesen wurde. (Siehe unten G.-Idjen.) A. d. V. ••) Durch VAN Herwekden und Andere. A. d. V. 604 den nächsten Anwohnern des Dorfes Wonosari nicht beobachtet wurden. Wohl aber folgten nach geendigtem Ausbruche zu Ende Ja- nuar die heftigsten Gewitterregengüsse, in denen sich die Atmo- sphäre von der Menge des Wasserdampfes, welcher ihr aus dem In- nern des Vulkan's eines wahren Dampfkessels, zugeführt war, Avieder entlud. Indem aber dieses selbe Wasser von Neuem, wenigstens zum Theil , wieder in den Krater gelangte , wurde dieser zu neuer Thätigkeit angespornt, und kann durch diese Wechselwirkung, wenn sein tiefes Innere heiss ist, nie ganz aufhören zu dampfen, auch wenn gar keine andern Quellen seiner Thätigkeit vorhanden wären. Ich lade alle Freunde der Natur und ihrer merkAvürdigen Er- scheinungen ein, den Rand des G.-Kcmbang hinter dem G.-Bromo zu erklimmen und in den grossen Kessel G.-Segoro wedi, welcher die ganze Wassermasse des Keduwongthales empfängt, hinabzu- blicken , und ich müsste mich sehr irren , wenn dann noch Jeman- den , der diese Positionsverhältnisse gesehen hat, der Ursprung des periodischen See's im G.-Bromo zweifelhaft bleiben würde. Das Vorstehende war 1844 von mir niedergeschrieben; jetzt sehe ich mich in Stand gesetzt , einen Bericht hinzuzufügen , avo- durch die Erklärung, welche ich von dem Ursprung des See's gegeben habe, eine wichtige Stütze erhält. 1848, den 4. August näm- lich, war der Kraterboden des G.-Bromo, dessen Tiefe der Wahr- nehmer nur auf 40 o' schätzte, Avieder auf'sNeuevon einem See bedeckt! Es ist Dr. P. Bleeker, Avelcher von dieser Er- scheinung in folgender Weise Nachricht giebt: ,,Der Kraterboden war mit Wasser bedeckt, auf Avelchem schAvefelige Schlacken schAvammen. Das Wasser erhob sich aber nicht hoch. Von Zeit zu Zeit durchbrachen die sich unter demselben entAvickelnden Dämpfe dasselbe unter dumpfem Geräusch und heftiger Beunruhigung des Wassers. Aus der Kratermauer selbst, nicht AAeit oberhalb des Niveau's des Wassers, traten ScliAvefeldämpfe und Gase aus mehren Rissen mit zischendem Geräusche hervor." Siehe dessen Avichtige ,, Fragmenten eener reis over Javq'^ in der Tijdschrift voor Neerl. Indiejaarg. 1849. aßeo. 1 . p. 45. {Groningen, hij C. M. va?i Bol- huis Hoitsema.) 605 D. Vorgeschichtliche Umgestaltungen des Gebirges überhaupt. Geologische Ansicht. Schon manches Mal im Laufe dieser Erzählung habe ich an die Beschreibung der Formen bereits deren Deutung geknüpft. Um nicht in ewige Wiederholungen zu fallen , (die ausserdem schon so häufig geworden sind,) Avill ich hier nur einige der wichtigsten Fragpunkte gedrängt zusammenfassen. Dass die äussere Gränzmauer des Sandmeeres ungeachtet ihres Durchmessers von einer geographischen Meile, eine Krater- mauer und das Sandmeer selbst der Boden eines Kraters ist, whd durch die Erscheinungen selbst so deutlich ausgesprochen, dass hierüber kein Zweifel entstehen kann. Auch dass die centralen. Kegelförmigen Sandgebirge mit ihren Schlünden Eruptionske- gel sind, ist an sich selbst deutlich. Das Produkt der spätem AVirkung dieses Kraters waren eben diese ausgeworfenen Kegel; und dass der äusserste und grösste von ihnen , der Kuduwong der älteste war, der zuerst aus- und aufgeworfen wurde, dass dann der zweite, G.-Segoro wedi, der weniger grosse folgte, weil er den ersten zum Theil ausfüllt, und zuletzt der dritte und kleinste G.- Bromo kam, ist ebenfalls deutlich, und spricht durch sich selbst. Der Ausbruch und die Erhöhung dieser Kegel folgte, wie es scheint, einer Spalte, die den Kraterboden von Süd -West nach Nord - Ost durchzieht , und worin die Ausbrüche und ihre Schornsteine weiter nach Nord -Osten verlegt wurden, wenn sich die älteren südwestlichen Öffnungen verstopft hatten. Der ausge- worfene Sand ebnete den Kraterboden , dessen frühere Beschaffen- heit dadurch verdeckt , indem eine neue Oberfläche geschaffen wurde. Was den G. -Bat uk betrifft, der fast isolirt liegt , so fällt seine Entstehungszeit vielleicht mit dem G.-Bromo zusammen. We- nigstens, dass er erst nach dem G. -Kuduwong entstand, sollte man aus seiner Kleinheit schliessen , nach der Analogie mit den übrigen dreien, deren Grösse im Verhältniss zum Alter steht und deren be- dingende Kräfte an Stärke abgenommen haben, je mehr sich ihre Wirkung der Gegenwart näherte.*) Der Sandausbruch, welcher den G. - Batuk gebildet hat , scheint von kurzer Dauer und ge- ringer Heftigkeit gewesen zu sein, weil eine starke Eruption von der einen Seite , ein Randgebirge von grösserm Umfang hätte bil- den, und von der andern, einen so steilen und spitzen Kegel, wie den G. -Batuk, hätte zersprengen müssen. Dies Alles scheint aus den Thatsachcn unzweideutig zu folgen. Aber weit schwieriger und zweierlei Antworten fähig sind die Fragen: die äussere Ringmauer des Kraters, ist sie a ein Aus- *) Dies wäre gegen die Lehre Lyell's, u. a. ein Beispiel im kleinen, um zu beweisen, dass viele Nalurkräfte, wenn sie auch der Art nach dieselben blieben, doch im Stärkegrade ihrer Äusserung allmählig schwacher wurden, je näher die Ereignisse der Gegenwart rückten. A. d. V. 606 bruchs- oder 5 ein Erhebungskrater ? wie, und zu weMie? Zeit in Beziehung auf diese ist die grosse nordöstUche Thalspalte entstan- den ? und welche Bedeutung und Entstehungsart hat der Querdamm von Wonosari , der sich vom Fusse der südlichen Ringmauer über Vi geographische JNIeile lang bis zu der nördlichen schnurgerade hinüber zieht ? Um diese Fragen beantworten zu können , wollen wir uns die Hauptthatsachen in's Gedächtniss zurückrufen und untersuchen, wel- che der beiden Theorien damit in Übereinstimmung zu bringen ist. 1) Die Ringmauer des G. -Tengger ist die grösste auf Java; der durch sie eingeschlossene Raum hat einen Durchmesser von einer geographischen ]Meile; das Gebirge hat eine äusserst sanfte Abdachung und eine sehr stumpfe breitkegelförmige Gestalt; die Rippen, welche auf geringen Abstand von dem Rande der Ring- mauer entspringen, dehnen sich an vielen Seiten des Berges in horizontaler oder wenigstens sehr wenig gesenkter Richtung aus — einige Pfähle weit — ehe sie steiler abfallen. In Folge hiervon er- hält die Krone des G. -Tengger einen grossem Umfang, als dies bei irgend einem andern isolirt liegenden Vulkan auf Java beobachtet wird. Siehe Tengger Figur 1 und 2 und Semeru Figur 1, 2 und 5. Dieser ungeheure Umfang der Ringmauer und der Krone scheint auf den ersten Augenblick ganz zu Gunsten der Erhe- bungstheorie zu sprechen. 2) Die Ringmauer, obgleich ohne Einschnitte und Kerben im Rande, ist von sehr ungleicher Höhe; der G.-Budo lembu ist 753 höher, als dieselbe südliche Mauerhälfte weiter in Westen, und 845' höher, als der Tosaripass. Darin stimmen aber die nörd- liche und südliche. Hälfte der Ringmauer überein, dass ihre höchsten Punkte, welche die übrigen Ge- genden der Mauer um Ys, ja fast y2 übertreffen, ihre Ostecken sind, welchegenauinderRichtungderLängen- axe des Querdammes einander gegenüber liegen. Auch dieser Umstand scheint als Beweis der Erhebung von unten nach oben betrachtet werden zu können , während die Kratermauer von den beiden einander gegenüber liegenden Punkten : Gedalo undBudo lembu gerade in dieser Richtung am höchsten aufgetrieben worden ist, wo auch der Kraterboden die stärkste Wölbung besitzt und sich der Querdamm von Wonosari ausdehnt. Aber diese beiden Thatsachen (1 und 2) können auch durch die Annahme erklärt werden, dass der Krater des G. -Tengger ein Eruptionskrater sei , der durch die allmählig übereinander fiiessen- den und erstarrten Lavaströme gebildet worden. Durch Versetzung des Ausbruchsschachtes oder der Ausbruchsspalte nach verschiede- nen Punkten des Berggipfels, in Folge wovon die Lava ein Mal hierhin, ein anderes Mal dorthin über den Rand ausgestürzt wurde, der sich dadurch erhöhte; durch seitliche Ausbrüche ge- schmolzener Lava an den obersten iVbhängen des Berges, durch wiederholte Einstiirze, durch Abbrörkelung des Kraterrandes, 607 welche nach innen zu Statt fand, und durch andere solche Bege- benheiten konnten im Laufe von Jahrtausenden grosse Veränderun- gen der ursprünglichen Form veranlasst und die gegenwärtige un- geheuer grosse Ringmauer geschaffen werden. Jener Kasaltlava- strom in der Nähe der Desa-Gerbo dient zum Beweise, dass in der Thatauch Lava aus Seitenspalten hervorgebrochen ist (s. obenS. 594); auch wird dies bewiesen durch das Vorhandensein zahlreicher, fla- cher Vorsprünge, die an den Abhängen vorzüglich der Westseite des G.-Tengger angetroffen werden und welche alle aus erstarrter Lava gebildet sind. Wie gross die Veränderungen sind , welche mit der ursprüng- lichen Gestalt eines Vulkan's vorgehen können, lehrt uns der G.- Einggit bei Besuki. Früher war der Vulkan einer der hohen Ke- gelberge Java's, in 1 597, als Cornelis Houtman davon eine Abbil- dung entwarf (siehe Ringgit Fig. 4), konnte man seine Krater- form noch deutlich unterscheiden; in Folge aber der heftigen und lang anhaltenden Ausbrüche, die er erlitt , ist der Berg ganz und gar zusammengestürzt und in einen Trümmerhaufen verwandelt worden. Man unterscheidet die folgenden Überreste: zuerst ein etwa 2000' hohes Pfeilerförmiges Stück auf der Nordseite, es er- hebt sich ganz deutlich als das Fragment eines Kegels, endet in riescnmässige Pfeilerspitzen und fällt nach Süden senkrecht ab, zweitens auf der Südseite ein selir niedriger Halbkreis, aber von sehr weitem Umfange, welcher bei den Javanen G.-Ranu, der erste aberG.-Ringgit heisst, und drittens eine chaotische Zwischenmasse zwischen beiden. S. Ringgit Figur 1, 2 und 3. Alle Erschei- nungen von vulkanischer Wirkung sind jetzt verschwunden. 3) Der Krater des G.-Tengger verlängert sich in die grosse nordöstliche Thalspalte, deren Seitenwände in jeder Hinsicht der Ringmauer gleich und eine wahre, ununterbrochene Fortsetzung derselben sind. Nur, anstatt sich in gleicher, anfänglicher Höhe fortzusetzen , haben diese Ränder einen Fall , welcher der allgemei- nen Aussenneigung (Gehänge) des Gebirges gleich ist. Die An- wesenheit dieser grossen nordöstlichen Thalspalte spricht für die Erhebungstheorie das Wort, weil jene drei berühmten Muster von Erhebungskratern (Palma, Santorin und die Barreninsel) ganz ähn- liche Seitenspalten wahrnehmen lassen, welche man wohl ein Spal- tenthal nennen könnte und die Lyell hier beim G. -Töngger*) wohl schwerlich, wie er in Beziehung auf jene thut, {Princtples I. pag. 335,) aus der Zerstörung durch Meeresfluthen des vorher un- durchschnittenen Randes wird erklären können, weil unsere Spalte an ihren am tiefsten eingeschnittenen Stellen 7 bis 8000' über dem Meere liegt. Die neben einander herablaufenden geschlängelten Rippen in der Thalspalte von Wonosari werden grösstentheils nur •) Eben so wenig, wie beim G.-Panggerango, dem zweiten auf Java, der ein Erhebungskrater sein könnte, und ebenfalls in 6 bis TOOO' Höhe eine solche grosse Seitenschlucht hat. (Siehe Abth. II. S. 14.) A. d. V. 608 durch Furchen gebildet, welche in lauter lose Massen (Sand u. s. w.) eingeschnitten sind, und es ist wahrscheinlich, dass der eigentliche Felsengrund oder die alte Sohle der Spalte ziemlich eben ist und aus ausgebreiteten Lavaströmen besteht. Die Bildung einer solchen weit und tief gähnenden Seitenspalte ist mit der Ent- stehungsart eines Gebirges, als stumpfen Kegels durch Auftreibung von unten, am stärksten nach einem Mittelpunkte zu, wobei die nicht sehr elastischen Gesteinschichten, ausser in der durchbroche- nen Mitte, auch noch seitwärts einreissen mussten, wohl denkbar; noch mehr Avird diese Vorstellungsart beim G.-Tengger begünstigt durch die schmale Verlängerung seines Kraters in Westen , welche sich, der Ostspalte gerade gegenüber, als eine Neigung zur Spal- tung auch auf dieser Westseite darthut , als sei die ganze Gebirgs- masse bei der Emportreibung durch eine quer durchziehende, später Avieder ausgefüllte Schlucht von Osten nach Westen in zwei, eine nördliche und südliche Hälfte zerspalten worden ! Aber auch das Vorhandensein dieser ungeheuer grossen Thal- spalte hindert nicht daran, die Ringmauer des G.-Tenggör für einen Ausbruchskrater zu halten, während die Entstehung dieses Thaies sich auf andere Weise erklären lässt. Man müsste anneh- men, dass, nachdem die Ringmauer durch überströmende Laven schon gebildet war, ein späterer Einsturz oder mehre solcher Ein- stürze Statt gefunden haben, wodurch sowohl die Ringmauer selbst, welche abbröckelte und in den Kraterschacht fiel, einen viel grös- sern Umfang erhielt, als auch ein grosser Theil des äussern Abhan- ges des ganzen Gebirges und zwar gerade. Streifenförmig lang nach Nord-Osten einbrach, und dass erst dann die spätem Lavaströme durch die entstandene Spalte abgeflossen sind. Es ist möglich, dass durch solche Einstürze der Kratermauer der anfänglich höhere Gipfel viel niedriger geworden ist (vergleiche oben G.-Ringgit). Alle folgenden Thatsachen, die wir jetzt aufführen wollen, können nur durch die Wirkung eines Ausbruchs kraters erklärt werden und liefern mehr oder weniger bestimmte Beweise gegen die Erhebungstheorie: 609 4) Die grosse nordöstliche Thalspalte ist mit verschiedenartigen Lavaströmen bedeckt; die Köpfe seiner ältesten Lavabänke aus Tra- chyt endigen sich abgebrochen in dem mehrerwähnten Qu er dämme von Wonosari, dessen geologische Structur mit der Ringmauer gleich ist. Er ist nur die Hälfte oder nur ein Drittel derselben hoch, und seine Höhe ist in den verschiedenen Punkten gleichmässiger, auch seiner ganzen Ausdehnung nach wenigem Veränderungen unter- worfen, als die der Ringmauer. Das Entstehen des Querdammes von Wonosari kann nur auf einer einzigen Weise seine Erklärung finden, nämlich: nachdem Ringmauer und Nord - Ost - Thalspalte schon gebildet waren, entstand dieser Damm durch ein späteres Überströmen und Erstarren von Lava in der ganzen Ausdehnung des 2y3 Minuten langen Dammes. Der Krater muss also ein wah- res Lavameer gewesen sein und die Veranlassung zum Entstehen dieses senkrechten Absatzes gegeben haben, durch ein plötzliches Sinken der Lava um volle 3 bis 500', vielleicht weil sie Gelegenheit fand, durch eine Seitenspalte des Aussengehänges, wie jener Strom von Kasaltlava bei Desa-Gerbo, zu entquellen. Darauf müssen die bereits erstarrten Lavaschichten vom obern Ende des Dammes ab- gebrochen und nachgestürzt sein, was die schon erwähnten Abson- derungsklüfte dieser Lava, welche in grosse kubische Blöcke ge- spalten ist, erleichtert haben müssen. 5) Der Rand der Ringmauer ist ohne Einschnitte und Kerben. Besonders ihre südliche Hälfte, G.-Ider ider, ist, was die Continui- tät ihres Randes betrifft, schnurgerade hingezogen und das Aussen- gehänge des Vulkan's besteht aus Rippen , die zwar oft sehr ge- schlängelt , docli Radienförmig nach allen Seiten hin herablaufen. Sie werden unten breiter, dabei stets flacher und ähneln Lavaströmen. Die Zwischenklüfte, durch deren Vorhandensein erst die Rippen, als solche, hervortreten, schneiden nicht in den Rand der Ring- mauer ein, sondern fangen erst unterhalb des Randes an, sich aus- zutiefen. In der mittlem Höhe des Gebirges sind sie am tiefsten, während in dieser Zone der Fall und die austiefende Kraft des Wassers, das auf ihrem Boden strömt , wie der Abhang des Gebir- Jungliuhn, Juva II. 39 610 gcs, am stärksten ist; einige sind daselbst 4 bis 600' tief, im Grunde schmal, scharf und eben so schmal laufen die Rippen auf ihrer Fir- ste zu; diese Klüfte «gleichen aber nicht den s. g. Spaltenthälern, die sich bei der KegeIformi<;en Em])ürtreibung' von Gesteinschich- ten bilden sollen, welche vielmehr umgekehrt, wie die des G.- Tönggär, oben am breitesten und tiefsten sein und in den Rand einschneiden müssen. Alle diese Klüfte sind Erosions thäler, durch Avelche die Lavaströme — in der Gestalt hervorragender Rippen — erst hervorgerufen worden sind. Die beiden wichtig- sten BeAveise, dass der G.-Tengger ein Ausbruchs- und kein Erhe- bungskrater sein kann, werde ich nun folgen lassen ; ich habe deren Mittheilung bis zuletzt aufgeschoben, weil derselbe Beweis im All- gemeinen auch auf alle Vulkane der Insel Java angewendet wer- den kann. 6) Bereits an verschiedenen Stellen dieses Werkes, nament- lichin der II. Abth. S. 161 beim G.-Slamat, S. 248 beim G.-Sumbing, S. 274 f. beim G.-^Ierapi und hier oben bei dem Berg, welcher der Gegenstand unserer gegenwärtigen Betrachtung ist (vergleiche hiermit Aveiter unten den G.-Raon), habe ich der Zusammensetzung der vulkanischen Kegel aus aufeinander liegen- den Gesteinbänken gedacht , die sich in der Kratermauer endigen, wo sie wie abgebrochen erscheinen. Auch ist die Absonderungsart dieser Bänke in länglich - viereckige (parallelopipedische) aufrecht- stehende Stücke an den angeführten Orten schon besprochen , je- doch ist das doppelte Spaltensystem, das ihnen eigen ist, die stets perpendikuläre Stellung des einen und die Folgerungen, die daraus abzuleiten sind, daselbst noch nicht genugsam hervorgehoben. Diese Stellung der abgesonderten Stücke, da ich sie in allen Kratern gesehen und auch in Sumbing Figur 2, Merapi Figur 8 und 9, Raon Figur 6, Lamongan Figur 1 abgebildet habe, Avar mir allerdings damals schon bekannt; auf die Avichtigen Schlüsse, dar- auf zu gründen, Avurde ich aber erst aufmerksam gemacht in 1847, als ich das Gegenstück dazu im neptunischen Gebirge fand, das ich sogleich näher anführen Averde, *) Desshalb Avill ich diese Ver- hältnisse der Absonderung hier übersichtlich zusammenstellen, woraus evidenter, als aus den früher angeführten Thatsachen her- vorgeht, dass der G.-Tenggör, eben so Avenig als irgend ein anderer grosser Krater der Insel Java, ein Erhebungskratcr sein kann. Die meisten vulkanischen Kegel nämlich sind entAveder ganz oder zum Theil aus übereinander gelagerten Gesteinbänken von Trachyt soAvohl, als Jüngern Laven aufgebaut, deren abgebrochenen Köpfe die Kratermauer bilden. Sie sind in einer zAveifachen Rich- tung von Spalten durchzogen, 1) A'on Spalten, die analog sind den Sehiehtungsflächen (Saalbändern) neptunischer Gesteine und die *) Die Abhandlung über die Vulkane war aber schon (auf Java) geschrie- ben und Avurde die erste Ausgabe dieses Werkes hier (in Holland) mit Avenigen Veränderungen gedruckt. A. d. V. 611 Absonderung der vulkanischen Steinmassen in Bänke und Unter- bänke veranlassen. Dieses System der Spalten ist daher stets dem Grade der Neigung des Kegels (des Abhangs) parallel und beträgt z. B. im nördlichen Theile des Plateau's von Sögala erang, am Nordfusse des G. -Tangkuban prau (siehe II. S. 42) 0*^, ist also hori- zontal; beimG.-Sumbing(II. S.247) indenhöhern Gegenden SO**, in den tiefern 25"; beim G.-Tengger (II. S. 545) 16 bis 22», beim G.- Eaon (s. unt,) 30", beim G.-Lamongan 36". — 2) Von einem System von Spalten, die, gleichgültig, welchen Grad der Neigung die erst- genannten, die Bänke, haben mögen, stets perpendikulär ste- hen. Sie durchkreuzen einander in zwei , oft auch in mehr Rich- tungen und bewirken die Absonderung der Bänke in meistens vier- eckige aufrechtstehende Stücke, die, je nachdem die Bänke selbst eine grössere oder geringere Dicke besitzen, mehr oder weni- ger lang sind. Nur in seltnen Fällen stellen sie schlanke Säulen dar, gewöhnlich sind sie (in verticaler Richtung) nicht viel länger, als sie dick sind, und bilden ihrer Form nach schiefe rhomlDi- sche Säulen. Meistens sind sie sehr plump und unregelmässig, in allen Kratern .Java's aber kann man aus untergeordneten Ab- weichungen das Gesetz herausfinden, nämlich die eine perpendiku- läre und die andere mit dem Neigungsgrade des Kegels parallele Richtung der Spalten unzweifelhaft erkennen. Es ist also offenbar, dass dieses zweite System der Spalten nur durch Zusammenziehung bei der Erkaltung der geschmolzenen oder durch Feuergluth erweicht gewesenen Gesteinmassen an Ort und Stelle selbst entstanden sein kann imd dem Einflüsse der Schwer- kraft unterworfen gewesen sein muss; denn wo die Bänke, wie die basaltische Lava im Plateau von Segala erang, horizontal liegen (vergleiche Tengger Figur 11, a), sind sie rechtwinklig von den Spalten des Systems 2 durchschnitten, die perpendikulär ste- hen, und da, wo die Bänke am Gehänge der Kegel mehr oder we- niger steil abfallen, wie in den oben genannten Beispielen, sind sie in einem mehr oder weniger spitzen Winkel von diesen Spalten 2 durchschnitten, welche auch hier, eben so wie dort, perpendiku- lär stehen (vergleiche Tengger Figur 11, c). Dies könnte nicht der Fall sein, wenn die Bänke c durch Aufrichtung der früher hori- zontal liegenden Bänke a (in Figur 11 in einem Winkel von 25") gebildet und in ihre jetzige Lage gebracht worden wären; wäre dies der Fall gewesen, wären die grossen vulkanischen Kegel durch Emporhebung horizontaler Schichten entstanden , so müssten ihre Bänke gestaltet sein wie in Tänggör Figur 11, h , das Spal- tensystem Nr. 2 könnte nicht perpendikulär, sondern müsste schief stehen und die Schichtungsflächen in einem rechten Winkel schnei- den, was nirgends auf Java, in keinem seiner Krater beobachtet wird. Die Verhältnisse sind überall wie figurativ in c abgebildet worden ist. Ein wirkliches Beispiel von einer emporgehobenen Lava- bank findet man unter andern im neptunischen Gebirge von 39* 612 Tjölatjap, nämlich in der Kluft des Kali-Keling, neben- und unterhalb dem Dorfe SaAvangan , welches höher oben im Gebirge liegt, als das grössere Dorf Keling. Dort trifft man eine, in Unter- abtheilungen von 2yj bis 'X Mächtigkeit getlieilte Lavabank an, nämlich einen basaltischen Mandelstein, der mitten zwischen Schichten von erhärtetem Thon, Mergel und Sandstein wie hinein- geschoben vorkommt und nebst dem ganzen Schieb tencomplexe, dem er angehört, in einem Winkel von 20** nach Süden zu Westen einfällt. Er ist mehr als Hundert Fuss hoch noch von andern Schichten bedeckt, unter denen feine Mergel vorherrschen. Er ist wie gewöhnlich in viereckige Stücke abgesondert durch von oben nach unten gehende Spalten, die aber hier nicht perpendikulär ste- hen, sondern welche die Horizontallinie in einem schiefen Winkel, die Absonderungsflächen der P»änke aber in einem rechten Winkel schneiden, in Folge wovon die abgesonderten Stücke fast regel- mässige Rechtecke (Würfel) sind.*) Hieraus wird gefolgert: 1) die Bank wurde als submariner Lavastrom über eine horizontale Fläche ergossen , auf der sie erstarrte und sich mit perpendikulären Spalten (wie Tenggör Figur 11, a) durchzog; 2) dann Avurde sie bedeckt von noch einer jNIenge neptunischer Schichten, die aus dem Meerwasser abgesetzt wurden und die jetzt als Mergel-, Thon- und Sandsteinlagen in gleichförmiger Lagerung auf der vulkani- schen Bank ruhen; dann wurden sie alle zusammen in einem Win- kel von 20" emporgehoben, so wie in Tengger Figur 11, b ver- sinnlicht worden ist , in Folge wovon die anfangs perpendikulären Spalten eine schiefe Stellung zur Lothlinie erhielten. Wären diese Spalten in den Bänken der vulkanischen Kegel eben so gestellt, so könnte man einen ähnlichen Schluss auf die Bildung derselben durch Emporhebung machen, man findet sie aber , so steil die Bänke auch einfallen mögen ,' stets perpendikulär gestellt , so wie in c der eben genannten Figur angedeutet worden ist. Eine ähnliche Structur, wie hier abgebildet worden ist (in c), kann man unter anderm sehr deutlich bei den neuen in gegenwärtiger Zeit ausgeflossenen Laven wahrnehmen , welche an dem Rande des obersten Abhanges des kolossalen Kraters des G.-Raon liegen, welcher fast eben so gross als der des G.-Töngger ist, und dabei eine Tiefe von 1500' hat. Und dennoch liegen diese Lavabänke auf Aschen- und Sandlagen und senken sich abwärts, d. h. nach aussen unter einem Winkel von 30°. Allein die Säulenförmig abgesonderten Stücke stehen senkrecht (siehe Raon Figur 6). 7) Ein anderer sehr Avichtiger BeAveis gegen die Theorie der Erhebungskrater Avird in den LagerungSA^erhältnissen der neptuni- schen Formation in Beziehung auf die Vulkane gefunden. Vier Fünftheile von der Oberfläche der Insel .Java Averden nämlich ge- bildet von einer neptunischen Formation , die der neuesten Tertiär- periode angehört und eine sehr grosse Mächtigkeit besitit. Denn •) Siehe III. Abth. S. 19 u. s. av. 613 so hoch auch manche Theile dieses Tertiärgebirges, Schollenartig, aufgehoben wurden, so dass manche Bruchränder von der Thal- sohle an bis zum obern Rande eine senkrechte Höhe haben von 1500', so ist doch nirgends das Liegende mit zu Tage gebracht, welches demzufolge bis jetzt unbekannt geblieben ist. Ich habe an einer andern Stelle dieses AVerkes nachgewiesen, dass die Mächtig- keit mehr als 3000' beträgt. *) Die Vulkane stellen sich nur wie kleine Hutförmige Inseln in diesem tertiären Lande dar, von wel- chem sie fast immer auf zwei Seiten umgeben sind. ]')ald sieht man das tertiäre Land an ihrem Fusse von Lavaströmen überstülpt und dann unter den vulkanischen Boden unterteufen, bald endigt es sich in bedeutender Entfernung von den Vulkanen und bildet schroffe Mauern, welche den Vulkanen zugekehrt sind. INIanche Vulkane, wie der G. -Tangkuban prau, sind auf beiden Seiten, in Norden und in Süden, von solchen neptunischen Mauern einge- fasst, andere nur auf einer Seite, wie der G.-Merapi in Süden. In diesem Falle (vgl. Merapi Figur 15, II. S. 295) steigt die Ober- fläche der Tertiärformation von der Südküste her — über Tagerei- sen Aveit ausgedeiuite Räume — allmählig immer höher an und endigt sich in der Gegend , wo sie ihre grösste Höhe erreicht hat, plötzlich, indem sie sich Terrassenartig in schroffe INIauern herab- senkt, an welchen man die gebrochenen Thon-, Mergel- und Sand- steinbänke entblösst sieht. Will man diese Mauern die Erhebungs- krater der Vulkane nennen, so Averden sie diesen Namen verdienen, denn sie sind der Bruchrand der emporgehobenen Tertiärformation, an deren Fusse der vulkanische Boden beginnt. Dann kann aber der ganze grosse Vulkan, der sich in 3 bis 5 geograph. Meilen Entfernung von diesen ^Mauern erhebt, nur ein Eruptionskegel sein, obgleich sein Krater, wie der des G.-Tengger, einen Durch- messer von einer geographischen Meile haben und M'ieder mit jün- geren Eruptionskegeln von 1000' Höhe und mehr erfüllt sein kann. Es leidet keinen Zweifel, dass diese Ansicht die richtige ist, denn die Vulkane sind auf der innern Seite dieser Bruchränder empor- gestiegen und haben die Zwischenkluft mit ihren l'rodukten aus- gefüllt und in eine Ebne verwandelt. Ihre Lavaströme flössen gegen die Mauern an , mussten sich dort aufstauen , in horizontaler Richtung ausbreiten und mehr oder weniger ausgedehnte Platten — Hochflächen — bilden. Ein solches Plateau ist das von Scgala 6rang (1. c), dessen Bau aus horizontalen l^änken von basaltischer Lava der Beobachtung in mehren Flussthälern deutlich vorliegt. Wo eine Querkluft in der neptunischen Mauer vorhanden war, da strömte die Lava weit über die Gränze des Vulkan's hinaus und in's tertiäre Land hinein, z. B. durch die Kluft des Tji-Asäm (IL S. 43), des Tadjem (IL S. 156). Die Erhebungsränder sind über- all in gerader Linie ausgestreckt, sie springen wohl buchtig ein und zackig vor, sind aber nie Kreisförmig wie die Krater, die sich *) Vergleiche III. Abth. S. 17 u. s. w. 614 auf dem Gipfel der Kegclberge in einer geradlinigten Entfernung von 3 bis 5 geogr. Meilen und mehr von den neptunischen Rändern befinden. Am Fusse der neptunischen ]iruchränder, d. i. an der Gränze der neptunischen und vulkanischen Formation entspringen die meisten Avarmen Quellen auf der Insel Java. Aus diesen Verhältnissen geht hervor, dass das neptunische Gebirge älter ist, als die Vulkane, und wahrscheinlich bei der Ent- stehung dieser emporgehoben wurde. Wären nun die vulkanischen Kegel, d. i. die Mantelförmigen Felsenbänke, die sich in den Kratermauern endigen, durch Empor- hebung vormals horizontaler Lagen entstanden, so müssten (loch nothwendig auch Theile der Tertiärformation auf ähnliche Art mit emporgehoben und auf dem Gehänge der Kegel, wenn auch nur in einzelnen Fragmenten, Schollen, liegen geblieben sein. AVegen der allgemeinen Verbreitung der Tertiärformation auf Java, die von den vulkanischen Kegeln durchbrochen Morden musste, damit diese Kegel auf der Oberfläche erscheinen konnten , war auf dieser Insel dazu eine so günstige Gelegenheit gegeben, wie sie vielleicht in keinem andern Lande der Erde vorkömmt. Aber nirgends, auf der ganzen Insel findet man, auf dem Gehänge der Kegel aufliegend, eine Spur von neptunischen Gesteinen. Diese endigen sich, wie oben bemerkt, überall am Fusse und oft in bedeutender Entfernung von den Vulkanen, wo sie in der Regel schroffe Wände bilden, welche den Kegeln entgegenblicken. Ich schliesse hieraus , dass alle , auch die grössten , Krater Ja- va's nur Ausbruchskrater sein können , aufgebaut aus zum Theil durch Hitze nur erweichten, zum Theil völlig geschmolzenen Ge- steinmassen, die aus einzelnen, offengebliebenen Stellen langer Spalten in der zerborstenen, neptunischen Erdkruste hervorge- trieben wurden und von einem Mittelpunkte aus nach allen Seiten überquollen. Kehren Avir nun zum G. -Tengger zurück. Trachyt war das erste Produkt, welches aus dem Innersten der Erde, Avahrscheinlich zähe , nicht vollkommen geschmolzen , ausgebrochen und in IJänke abgelagert wurde; aus Trachyt wurde, mit Ausnahme der obersten Lagen der Kratermauer der grösste Theil des Berges gebildet. Auf ver- schiedenen Stellen bahnte sich hierdurch Basalt einen Durchgang. Trachytlaven mit langen Blasenräumen, gleichsam umgeschmol- zener, nur wenig veränderter Trachyt , flössen über den Querdamm über. Sie wurde ausser andern, von jener merkwürdigen Wono- dorolava gefolgt und zum Theil überlagert. Dann kam eine Reihe jüngerer Laven, die mehr oder Aveniger verglast, Obsidianartig sind, wozu auch die ausgebreiteten Klippen und Bänke des Kraterbodens gehören. Man könnte den ältesten Zustand des Vulkan's seine Trachyt- epoche nennen, auf welche die Obsidianperiode folgte. Diese ging unmittelbar vorher (indem Massen von Grus, Rapilli von Obsidian und Bimstein den Übergang bildeten) der fünften oder Sandperiode, 615 während Avelcher ungeheure Massen von Sand ausgespieen, der Kra- terboden durch Sand geebnet und die Eruptionskegel aufgeworfen wurden. Worauf die sechste, jetzige Aschperiode folgt, in welcher sich die Wirkung des Vulkan's auf das Auswerfen von feiner Asche in seltnen Eruptionen, und auf das permanente Ausströmen von Wasserdampf mit schwefliger Säure beschränkt. Wer erkennt in dieser Ausbildungsgeschichte des Vulkan's nicht eine Abnahme der vulkanischen Kräfte der Intensität nach, in Folge wovon auch eine Veränderung der Produkte der Qualität nach eintrat ? E. Besuch von E-eisenden. 1830, im Anfange des Jahres J. B van Herwerden. 1835, Dr. Fritze. 1838, den 7. und 8. Juli, Dr. Fritze und Verfasser Dieses. 1841, im October, J. B. van Herwerden. 1842, in den Monaten Februar, März, April, Juni, van Her- werden zu wiederholten Malen. 1843, J. B. JuKES. 1844, vom 28. September bis 6. October, der Verfasser zum zweiten, und in 1844, den 8. und 9. Novbr. zum dritten Male. 1844, H. ZOLLINGER. 1848, den 4. August, Dr. P. Bleeker. Der thätige Eruptionskegel erhält übrigens jährlich viele Be- suche von Europäern auf Java, die den G.-Bromo für den eigentlichen Vulkan halten, obgleich er nur ein Schornstein des Vulkan's ist. €ilftf 6Iii^?c. Vulkan 43 : Raon. ^ Hierzu gehört: Raon Figur 1 bis 7. „Wild ist es hier und schauerlich öd'. Im einsamen Luftraum „Hängt nur der Adler, und knüpft an das Gewölke die AVeit. „Hoch herauf bis zu mir trügt keines Windes Gefieder „Den verlornen Schall menschlicher Mühen und Lust." (Schiller.) Von Ledok ombo nach Puger. Bondo wo so, den 9. October 1S44. Den 6. Octbr. von Lödok ombo (ß'/a) nach Lßmadjang (1 Uhr). Ich verlies» nun das schöne Tönggörgebirge und wandte mich von 61G Ledok oiiibo abwärts durch die schönen Wäldchen der Dodonaea ferrea not. spec. *), deren krummgewachsenen Stämme eine Höhe von 25 bis 30' erreichen; sowohl diese, als die gcAvundencn in Ge- stalt eines Schirmes ausgebreiteten Zweige, sind mit Usneen behan- gen; erst später trat ich in die dichten, schattigen hochstämmigen Urwälder, die dessen äusseres Ost- und Süd -Ost -Gehänge be- decken. Starke und anhaltende Regen, die an den beiden vorigen Tagen gefallen waren, hatten den Dammerdereichen Boden sehr er- weicht und die schmalen Pfade dermassen ausgefurcht und verdor- ben, dass man sehr oft von dem Pferde steigen, und zu P'uss durch den in Brei verwandelten ]ioden waden musste , obgleich das Ost -Süd -Ost -Gehänge, an dem der Weg herablcitet, das sanfteste ist, und Stellenweis ganz flach fortläuft. Allmählig ging der schat- tige ^Nloosreiche Charakter der Ilochwaldung in ein lichteres Ge- biisch von Bambus über, die Wärme nahm zu, aber erst nach drei- stündigem ^Marsche erblickten wir , jenseits von einem , mit vulka- nischen Geschieben bedeckten, trocknen Bachbette, die ersten Kaf- feegärten, die nun anfingen mit Stücken der theilweis gerodeten Waldung zu wechseln , und die unser Weg nun in einer mehr süd- lichen Richtung durchschnitt. Nach 10 Uhr trafen wir den ersten Kali an, dessen bedeutende Wassermasse in der massig tiefen (Kluft) Djurang-Mendjangan herabfloss, und durch wadeten sein mit Trachytgeschieben erfülltes Bett. Nun wurde das Terrain immer flacher, die Waldung immer lichterer, bebaute Strecken und Men- schenwohnungen, zu Gcliöften und kleinen Dörfern vereinigt, traten immer zahlreicher auf, der Fuss des Berggehänges ging in die Ebne über, und die Wärme der Luft, die immer mehr zunahm, machte uns die geringe ÜNIeereshöhe fühlbar, zu der wir herabge- stiegen waren. In Bachklüften und an tiefen Wegeinschnitten zeigten sich noch diesseits, höher als Kandangan Spuren von Strömen aus einer verglasten, Obsidianartigen Lava mit grossen Blasenräumen, die den Lavaklippen des Sandmeeres L. Nr. 254. (Bat. Nr. 73J glich und, nach den hohen fruchtbaren Erdschichten zu urtheilen, die auf ihr lagen , zu den ältesten des \ ulkan's gehört. Bald darauf, auf immer breiter werdenden Pfaden, bald zwischen Waldung, bald zwischen bebauten Gegenden, erreichte ich Kandangan, wo der Bergfuss schon zur Ebne geworden ist, und trat (um IIV2 Uhr) in den neuen Pasanggrahan ein , neben dem Packhause , wo ich höf- liche Leute fand und vom Demang mit einer guten Tafel bewirthet wurde, die meinem, von der magern Kost der Probolinggo'schen Re- gentschaft fast eingeschrumpften Magen Avieder aufhalf. Inzwischen hatten meine Barometer Zeit sich abzukühlen. Die Höhe betrug *) ^{phe Plant. Junghuhn.'LQidi. 1851. Auch in die Naturgeschichte der Ostindischen Dodonaea - Arten hat Dr. C. L. Blvme , (Rumph. III. p. 1S9) an- statt Aufklärung eine jämmerliche Verwirrung gebracht. A. d. V. 617 1320'. Wie der grösste Theil der Fläche von Lemadjang, *) ist auch diese Gegend derselben noch sehr wüst und vorherrschend mit Wal- dung bedeckt, zwischen deren zerrissenen Partien die angebauten Stellen immer noch in einem untergeordneten Verhältniss stehen. Auch da , wo sich bereits Kultur befestigt hat , beweist doch das Vorkommen von vielen einzeln, noch stehen gebliebenen AValdriesen die Neuheit der Anbauung. Wie Madiun zAvischen dem G.-Lawu und Wilis, Ke'diri zwischen dem G.-Wilis und Kelut, M alang zwischen dem G. - Kawi und Ardjuno und dem G. - Semem und Tengger flache Zwischenländer sind, west- und ostwärts von Ge- birgen begränzt, so ist auch Lemadjang zwischen dem G.-Semeru und Tengger auf der einen Seite und dem G.-Lamongan auf der an- dern eine Fläche, die sich aber südwärts um ihren östlichen Gränz- berg, den G.-Lamongan herum, weit nach Osten fortsetzt, eben so wie dies die Fläche von Kediri südwärts um den G.-Kölut herum thut, indem sie nach Osten zu in die Fläche von Malang übergeht. Sie unterscheidet sich aber von allen vorigen dadurch, dass sie, allmählig tiefer fallend, ununterbrochen bis zur Südküste reicht, welche hier durch kein Bollwerk vorliegender Eergzüge vom Äleere geschieden ist. Diese niedrigen Strandgebirgszüge, die von der Mündung des Kali-Opak, in Süden von Jogjakerta an, mit der Küste parallel un- unterbrochen bis hierher ziehen, hören im INIeridian des G.-Semeru auf, und erheben sich erst wieder ostwärts von Puger, um dann bis zur letzten Ostspitze Java's zu streichen. Zwischen dem Südfusse des G.-Semeru also und Puger, in einer Ausdehnung von etwa fünf geogr. Meilen ist die Küste, als Südgränze der geneigten Ebne von Lömadjang, offen, eben so Avie sie es zwischen der Mündung des Kali -Opak und des Tji-Tandui ist, und bildet einen flachen san- digen Strand, der nur an wenigen Stellen von jNIenschen bewohnt ist. An Tigerreichthum die erste , bekleidet die Fläche von Lema- djang, was Population und Kultur des Boden betriff"t, unter den vier genannten Flächen (Madiun, Kediri, Malang,- Lemadjang), den letzten Rang; sie ist die waldreichste, wildeste und am ärmsten be- völkerte. Ahnlich , wie die Fläche von Malang in dem Zwischen- lande zwischen dem G.- Ardjuno und Tengger, also in ihrer nördli- chen Gränzgegend, am höchsten ist, so erreicht auch die Ebne von Le- madjang ihre grösste Höhe in Norden, wo der Ostfuss des G. -Teng- ger sich ziemlich flach und breit zum G. - Lamongan herüberzieht und senkt sich aus dieser ihrer höchsten Gegend, von_'etwa SOO', über Lemadjang in ihrer Mitte von bloss 160 Höhe, ununterbrochen bis zur Südküste herab. Jene fiel aus 1660' bei Lawang und Singo sari, über Malang 1400', bis zum Fusse der Südketten von etwa 500'. Aus diesen *) So heisst die zur Assistent -Residenzschaft von Probolinggo gehörende politische „Abtheilung", welche den Kaum von der Ostseite des G. - Semeru und Tengger an ostwärts bis Puger und nordwärts bis zum Zwischensattel zwi- schen G. -Tengger und Lamongan einnimmt. A. d. V. 618 Höheverliältnissen schon leuchtet ein, dass die Fläclic von L^- madjang ein anderes Klima als Malang, nämlich ein heisses hat; Waldreich thum jedoch vermindert die Hitze, in dem Masse er Feuchtigkeit und Nebel begünstigt. Ich traf eine Strecke ostwärts von Kandangan Pferde und Wagen an , womit ich den letzten Rest des Weges , südostwärts durch die Fläche etwa 5 Pfähle weit bis zum llauptorte schnell zu- rücklegte, und um 1 Uhr in der Wohnung des Co^troleurs zu Lß- madjang, Herrn Rheede von Oudshoorx, ankam, dessen freund- licher Sorge ich diese Bequemlichkeit verdankte. Der Ort liegt so ziemlich in der ]Mitte der Fläche gleiches Namens , der Alunplatz ist 160' hoch. In Norden bO%^ Westen erhebt sich der G.-Semeru, mit dem lang nach Norden hingezogenen Saume des G.-T6ngger, (S. Sömeru Figur 5) und in Norden 40 bis 41 y^" Osten der G.-La- mongan. Den 7. October von Lömadjang nach Pugßr (10 bis 1% Uhr). Man legt diesen Weg zu Wagen ab und fährt südostwärts durch die sanft geneigte Ebne, auf welcher man vier Poststationen antrifft, wo die vorausgesandten Pferde gewechselt werden. Für jede Post kann man , den Aufenthalt beim Umspannen inbegriffen , % Stun- den, also bis Puger 3y4 Stunden rechnen. Bis zur ersten Post Te- kung erst Süden 50^ Osten, dann Süden 10'^ ostwärts; bis zur zweiten: Josowilangun Süden 50" ostwärts, hier bildet der grosse Kali - Djantung die Gränze zwischen Lemadjang und Bondo woso (Pugßr) und bis hierher ist die Landschaft ziemlich bebaut und mit Sawah's, Dörfern, auch einigen Dadap-Kaffeegärten bedeckt, von hier anaberbiszurdrittenPostKindjungSüden 50** ostwärts, weiter zur vierten Penampu Süden 50*^ ostwärts, und nach Puger ostsüdost- wärts leitet der Weg nur durch Wildnisse, in denen man nur neben jeder Post ein kleines Dorf mit Kokospalmen antrifft, ausserdem aber keine Spur von Bebauung sieht. Niedrige, w^eitläufig - zerstreute Bäume und Baumgruppen erheben sich aus dem Dickicht von Alang- gras, mit welchem hier und da die höhere Glagah, seltner Sorghum tropicu7n wechselt , und vermischen sich mit Borassuspalmen , die bald vereinzelt stehen , bald sich zu ganzen Wäldern zusammenge- drängt finden, und für diese Art von heissen, kurzen, struppig -zer- rissenen Strandwäldern vorzüglich bezeichnend sind. Bucerosvögel, eine andere Art, als in den Gebirgswäldern, Pfaue, Tiger und w^ilde Schweine in grosser Anzahl, bilden die Bewohner dieser ]Men- schenleeren Wildnisse, die auch für den Botaniker wenig Einla- dendes haben. Beziehungsweise zu den verwandten Flächen von Malang und andern, ist die Fläche von Lemadjang, abgerechnet ihre allgemeine Senkung nach Süden, sehr eben und behält ihre Horizontalität bis dicht an den Fuss der Gebirge; der Südfuss des G.-Semeru, der an- fangs einen gleichmässig fallenden ebnen Saum bildet, erhebt sich südwärts von Neuem und geht in eine niedrige Bergmasse über, die mit kuppig - ungleichem , in eine Menge kleiner Zacken erhobenem 619 Saume (ob Lavatrümmer des Vulkan's? ob Kalk? oder beide?) den weiten Zwischenraum bis zimi Südstrande ausfüllt und sich von Osten oder Nord -Osten gesehen wie eine lange, labyrinthisch durch- klüftcte Hügelkette vorthut, die vom Semerufusse ununterbrochen lang nach Süden streicht. Es ist diese Hügelmasse, die ein Chaos von Felsen und Klüften sein mag, und die ausserdem mit undurch- dringlichen Wäldern bedeckt ist, welche die Communication zwi- schen INIalang und Lemadjang auf dem kürzern SüdAvege über den Semerufuss unmöglich gemacht hat. Auf dem Wege nach Puger erblickt man den Vulkan G.-La- mongan und dessen grossem östlichen Nachbar, den G.-Ajang, in Norden. Der Westabfall des G.-Ajang zieht sich sehr lang und sanft in mehren Absätzen herab und geht in den Ostfuss des G.-La- mongan über durch ein Z wi sehen land, das sich ziemlich flach dar- stellt und wahrscheinlich nicht höher ist als das Zwischenland ZAvi- schen G. -Lamongan und Tengger (=800). Auch führt nach den Berichten der Javanen ein Reitweg von Tunggul kuripan am Südfusse des G.-Ajang über den Sattel nach Kraksan in der Nähe der Küste nordostwärts vom G. -Lamongan. Irrig ist es daher, die Verbindung zwischen G.- Lamongan und G.-Ajang als eine Bergkette darzustellen. Puger. Bei meiner Ankunft zu Pugör (um 1% Uhr), nachdem ich fast luiunterbrochen Wildnisse durchreist hatte, war ich nicht wenig überrascht, als mein Wagen auf der Nordseite des Alunplatzes vor einer hübschen Wohnung stillhielt, die auf einem etwa 5' erhöhten Fundament erbaut war. Es war der Pasanggrahan, den man schwer- lich an einem so einsamen, abgelegenen Orte besser verlangen kann, geräumig, reinlich, kühl, und fast mit allen Bequemlichkeiten des Lebens verschen, Bettzeug, Kost, Tafelgeschirr, alles vorzüglich, und comfortabel. Der Mittelpunkt von Pugär, d. i. der Alunplatz, liegt etwa lo' über dem mittlem Wasserstande des Meeres, und einen Pfahl nordwärts von der Küste, aber nur y2 Pfahl von dem Kali-Misini entfernt, der sich, in Süden vom Dorfe, mit dem grössern Kali-Gradji vereinigt. "Während erstrer aus AVesten durch die Fläche strömt, kommt letzterer aus Nord -Ost und fliesst hart an dem diesseitigen Fusse eines langen, bewaldeten Bergrückens hin, der, G.-Wödangan genannt, von Nord - Osten nach Süd- Westen streicht und sich felsig -steil in's Meer herabsenkt. Die Wbst-Ecke seiner Firste liegt in Süden 50" Osten vom Pasanggra- 620 han, die höhere Süd- West -Ecke in Süden 10*' Osten, und die letzte Ecke in Süden 5" zu Westen , wo sie sich als steiler Felsen in's Meer stürzt. Seine grösste Höhe wurde auf 500' geschätzt. Um zur Küste zu gelangen, besteigt man kleine, sehr schmale an beiden Enden spitz aufwärts gebogene Kähne , die durch lange, etwa 5' vom Kahne beiderseits entfernte liambusstangen im Gleich- gewicht erhalten werden, und rudert zuerst den K.-Misini herab, in dessen stiller, unbewegter Fläche sich die üppigsten ItMzophora- Wäldchen spiegeln. Ttkizophora- , Briiguiera- , tS'onneraü'a - Arten u. a. bedecken, als dichter, nicht hoher Wald, dessen Physiognomie einigermassen an Erlengebüsche erinnert, die niedrigen flachen Ufer, die überall Spuren von Überschwemmung tragen. Auch Kaiman's {Crocodilus hijyorcatus,) hausen hier, eben so wie graue Affen ( Cercopithecus Cynomohjus), die sich hier am Strande, avo sie ^luscheln und Krabben fangen, eben so wohl zu befinden scheinen, als in den schönen Ilocliwäldern der Gebirge , wo sie bloss von Früchten leben. *) Nachdem der K.-Gradji zwischen gleichmässig bewaldeten Ufern schief aus Nord-Osten in den K.-Misini gemündet hat, wird der stille Spiegel des Stromes breiter, der übrigens überall sehr untief, aber Fiscluvich ist, und fliesst nun in einer östlichen Richtung parallel mit der Küste fort, von welcher er nur durch eine schmale Landzunge aus Sand geschieden ist. Kahl und öde, nur spärlich mit einigen tropischen Dünenpflanzen {Ipomoea maritima), und Sträuchern {Tournefortia argentea u. a.) bewachsen, liegt dieser Sandstreifen da, während diesseits die üppigsten Wälder grünen. Jenseits donnert die Brandung des INIeeres , die , so viel Lärm sie auch macht, nicht im Stande ist, diesen Dünenstreifen zu vernich- ten. Sie arbeitet dem Strome der nun vereinten Flüsse entgegen, der auf die Westseite der letzten Ecke von G.-Wedangan anstösst, und sich dann umbiegend, durch einen schmalen engen üurch- bruch zwischen der Felsenwand dieses Kaps und dem Sandstreifen zum !Meere gelangt. Wild schlagen die Wellen hinein in diesen engen ^lündungskanal, der mehr als viermal schmäler ist, als der Strom vorher, so lange dieser noch parallel mit der Küste läuft. Ungeachtet dieses schwierigen Einganges sieht man mehre kleine Seeschiffe (Frauen, die ein Verdeck haben,) im Strome liegen, von wo sie Reisen nach lianju Mangi und Hali unternehmen. Zu Land fehlt nämlich alle direkte Communication zwischen hier und lianju wangi und nie betretne Wildnisse bedecken die unbekannte Gegend *) Unter den Säugethieren Java's scheint das Rhinoceros {Rh. sundai- ciis) am gleichgültigsten gegen die Verschiedenheit der Klimate zu sein. Die- selbe Art kommt eben so zahlreich an der sumpfigen Südküste vor, als auf dem Gipfel 900U' hoher Berge, z. B. auf dem G.-Tjerimai, rund um dessen Krater sie vertiefte Wege gebahnt haben. Unter den Vögeln gilt dasselbe vom Pfau, den man im G.-Dieng 6 bis ^OdO' hoch hiiufig sieht, und den ich im Ajangge- birge S bis 9000' hoch fand. Das häufige Vorkommen des Königstigers in diesen Höhen beschränkt sich vielleicht nur auf Streif linge , die den Hirschen (Cervus Russa) nachjagen. Dieselben finden sich zahbeich von 0 bis 9000'. 621 südwärts von den Bergen Raon und Eante, wo, von unserm G.-W6- dangan an, niedrige Küstenberge bis zum letzten Ostkap Java's un- unterbrochen hindurch zu streichen scheinen. Schon in Osten dicht neben dem Dorfe fangen die Wälder an, in denen man keine Spuren von ^Menschen und ^lenschenarbeit mehr sieht. Der G. - W e n d a n g a n ist, eben so wie ein weniger grosser, breit- convexer, isolirter Hügel, den man in Norden von Puger erblickt, ,,G. -Sadeng'% — die einzigen nahen Berge bei diesem Orte, — ein tertiäres Kalkgebirge, vorzüglich aus Korallen gebildet, deren Structur man an vielen Stellen noch deutlich in dem übrigens dichten Gestein zu erkennen vermag. *) Einige kleine Bäche mit krystall- hellem Wasser rieseln an seinem Gehänge herab und setzen viel Kalksinter ab. Der eine speist das viereckige gemauerte Becken eines Bades , das mit einem Häuschen versehen ist und etwa 30' über dem Flusse in der romantischen Ecke liegt, wo der Strom nach Süden umbiegt, um hart an der Felswand den Küstenstreifen zu durchbrechen. AA'aldbäume erheben sich rundum und erhalten eine stete Kühle des Wassers. Von Puger nach Djember. Ich verliess den 8. October (1844) die Nähe des Meeres, und wandte mich wieder dem Innern der Insel zu. Von Puger (ßya) nach Djember (O'/o), und von Djember (10% nach Bondo woso, (2 Uhr,) ganz zu Wagen. Von Puger bis Djember führt der Weg durch die äusserst sanft und allmählig ansteigende Fläche, bis zur ersten Post Penanggungan nord- und nordnordostwärts , bis zur zweiten: Balung nordostwärts , bis zur dritten: Gedung paseban Norden 35" ostwärts, bis zur vierten: Djubung Norden 40** ostwärts, und von dieser Post bis Djember Norden 70'' ostwärts, also im All- gemeinen nahe nordostwärts. Dieser ganze Landstrich ist nur wenig bebaut. Die grössten Felder, unter denen auch einige KafFeegärten, trifft man in der Nähe der beiden Hauptdörfer an , Avährend in der Mitte des Raumes die sparsamen Gehöfte mit ihren Pflanzungen nur kleine, gelichtete Fleckchen bilden, in der ^Nlitte einer Waldung, die ein zerrissenes, zerstückeltes Ansehen hat. Schon das Ge- schrei der Pfauen, das man häufig vernimmt, deutet das Vorherr- schen der Wildniss an. Der Ort Djember liegt südsüdostwärts von der INIitte des sehr ausgedehnten Ajang- Gebirges, das sich wie eine lange Bergkette nach Norden zieht, das sich aber dennoch, so breit sein Gipfel ist, durch den Fall seiner Gehänge, als ein grosser, oben abgestutzter Kegel darstellt. Sein nächster Fuss liegt etwa fünf Pfähle von hier, und ist, wie der grösste Theil der dazwischen liegenden Ebne, mit dichter Waldung bedeckt, in welcher nur sehr vereinzelt kleine •) Besonders Madreporen und andere Sternpolvpcn, Sarcimda- und Axtraea- Arten. ' A. d. V. 622 Dörfchen liegen, während alles übrige, noch unbewohnt, in der Nacht der Wälder düstert. Angenehm stellt der Pasanggrahan am linken et\Yas erliöhten Ufer eines Baches, der über kk'ine vulka- nische Geschiebe aller Art vom G.-Ajang herabrieselt, und gränzt auf der Nordseite an den Alunplatz des Dorfes, dessen noch jugend- liche AVeringinbäume für die Neuheit dieser Niederlassung zeugen. Fast gleich reinlich und bequem eingerichtet, wie der zu Pugär, und auf erhöhter Terrasse von Holz erbaut, bietet er dem Reisenden einen trocknen, luftigen und kühlen Ruhepunkt. Meeresliöhe 31 o' ; so viel also ist die Fläche von der Südküste, geradlinigt etwa 20 oder 22 Pfähle weit, angestiegen. Die oberste Schicht der Fläche neben dem Pasanggrahan ist ein fruchtbarer mit Dammerde ver- mengter Lehm , der auf einem Lager von vulkanischen Geschieben ruht, aus Trachyt und Trachytlaven verschiedener Art, die im Mittel y+ bis V2' dick und alle abgerundet sind. In dieser wechselnd 5 bis 10' tief entblössten vulkanischen Geröllschicht schneidet das breite Eett des ansehnlichen Kali-Djompo, (so heisstder l^ach,) im Durch- schnitt i tief ein. (^yas drunter liegt, ist mir nicht bekannt.) Ich traf Vorkehrungen zur Ersteigung der G.-Ajang nach meiner Zurückkunft aus Osten, imd setzte, nach verzehrtem Früh- stück, meine Reise fort. Von Djember nach Bondo woso. Von Djembör nach Bondo woso führt der Weg (in drei Stun- den) im Ganzen nordnordostwärts , über die Poststationen: 1) Ar- djesa, 2) Djalebug, 3) Suger lor und 4) Pasnan, von Avelcher letz- tern man über zwei Bäche auf wohlgezimmerten Brücken kommt, bis Bondo woso. Von Djember steigt das flache Terrain, das nun viel mehr bebaut und mit zahlreichern Dörfern als früher, in Süden bedeckt ist, sehr sanft nach Nord -Nord -Ost an und erreicht seine grösste Höhe zwischen der zweiten und dritten Post, Djalebug und Suger lor , avo dicht nordwärts neben dem erstgenannten Orte der Passpunkt des AVeges liegt. Hier hört das Land auf, eine Fläche zu sein. Der Weg führt nun über den Ostfuss des G.-Ajang hin, nämlich über die auslaufenden Seitenrippen dieses Gebirges auf und ab; ostwärts vom Wege senken sich diese Rippen noch etwas tiefer und schmelzen mit dem Westfusse des gegenüber liegenden Kegel- berges ,,G.-Raon" zu einem ziemlich breiten und flachen Z^vischen- sattel zusammen, dessen höchste mittlere Gegend, welche die Wässer nach Norden und Süden scheidet, wenigstens noch 100' tiefer, als unser W^egpass zu liegen scheint. Dieser hat eine Meereshöhe von etwa 1000 ; *) das Zwischenland zwischen G.-Ajang und Raon, welches von Osten nach Westen flach -concav, und von Süden nach Norden fiach-convex, d. i. breit -Sattelförmig ist, kann also da, wo es seine Passhöhe, d. i. in der Richtung von Osten nach Westen *) Der gemessene Punkt ist die Post Suger lor^OUO'. A. d. V, 623 seinen tiefsten und von Süden nach Norden seinen höchsten Punkt erreicht, nicht höher als etwa 8 oder 900' sein. Es ist der höchste mittlere Wulst des Landes zwischen Djember und Bondo woso, das im Allgemeinen betrachtet, eine Fläche ist. Es ist mit zerstückel- ter, theilweis gelichteter Waldung bedeckt und wenig bebaut. Vom Passpunkte, in Norden von Djalebug, fährt die Strasse fort , Wellenförmig auf und abzusteigen , im Ganzen sich aber all- mählig tiefer zu senken, sie führt den Reisenden abwechselnd durch Kaffeegärten, (Dadap - Kaffee ,) die vortrefflich unterhalten sind, durch kleine Wildnisse und bebaute Felder, welche die Dörfer um- geben. Rechts unterhalb der dritten Post seit Djember, (Suger lor,) erscheinen auf dem untersten Fusse des G.-Ajang, da, wo er in das verflachte Zwischenland zum G. - Raon überläuft , in einer weiten Raumausdehnung Hunderte von kleinen, hemisphärischen, abgerundeten, 20, 30 bis 50' hohen, labyrinthisch durcheinander liegenden , meist isolirten , oft aber auch mit einander zusammen- hängenden, nur mit Gras bewachsenen Hügeln, die ihrer Gestalt und ihres Vorkommens nach , auf dem Fusse eines alten Vulkan's, die grösste Ähnlichkeit mit jenen (Familienverwandten) am Süd- Ost -Fusse des G. -Guntur, Süd- und Süd -Ost -Fusse des G. -Ge- lunggung und am Nord-West-Fusse des G.-Sumbing haben, und die auch wirklich, wie jene, eine gleiche Zusammensetzung aus grossen vulkanischen Stein trümm er n wahrnehmen lassen. Die Gipfel der beiderseitigen Gebirge , des G. - Ajang auf der West-, des G. -Raon auf der Ost- Seite, blieben fortwährend in Wolken verborgen, und nur ihre untern Gehänge lagen entschleiert. Am nächsten dem Berggehänge, des nordöstlichen Theiles, vom G.-Ajang scheinen Suger lor, und noch mehr Djalebug zu liegen, so dass man eine Ersteigung am bequemsten von hier aus veran- stalten wird. Schon in geringer Höhe oberhalb des Weges vereini- gen sich die Waldstückchen zu einem Ganzen und die bebauten Stellen, Kaffeegärten und Dorfanpflanzungen dazwischen hören auf. Wir verfolgten nun weiter unsern ^Veg, von Suger lor nord- wärts hinab auf dem Fusse des G. -Ajang, der nun wieder zu einer sanft nach Norden und Nord- Ost geneigten Fläche geworden ist, der Fläche von Bondo woso. Wohl unterhaltne W>ge und ]^)rücken durchkreuzen diese, die Wildnisse verschwinden immer mehr, und in der Nähe des Hauptdorfes erblickt man nur noch Kaffeegär- ten , die mit Sawah's und mit den Kokospalmen der Dorf haine ab- wechseln. *) *) Es ist bekannt, dass die Population hier, so wie in den meisten Ge- genden von Besuki , grösstentheils aus Maduresen besteht. Diese haben einen schweigsamem, verschlossenem Charakter , als die Javanen , welche auf- geräumter sind. Nach der Versicherung der Ortsbeamten sind sie ausdauernder in Arbeit, aber auch rachsüchtiger gegen Beleidigungen , siegreifen leicht zu ihrem Kris, und Mordscenen fallen häufiger, als bei jenen vor. Übrigens besteht, bloss die Sprache ausgenommen, kein grosser Unterschied zwischen beiden. A. d. V. 624 Vulkan G.-Iiaon. Um sich sogleich einigermassen mit der äussern Gestalt des G.-Raon bekannt zu machen, werfe man einen Klick auf die fol- genden Profile. In Ilaon Figur 1 erblickt man die West-Nord- West -Seite des Berges vom Gipfel Tjemoro kendöng des Ajangge- birges aus gesehen. Ausserdem sieht man noch den G.-Kendöng und Ikiluran. In Raon Figur 2 sieht man die Nord -West -Seite desselben von Bondo woso aus. In Raon Figur 3 erblickt man vom Pasanggrahan-Lidjen aus die Ost-Süd-Ost-Seite des G. - Raon , die Süd-Ost-Seite des G.-Pöntil, Süd-Süd-Ost-Seite des G. -Raute und Süd-Seite des G.-Idjcn. (Raon Figur 4, 5, 6 und 7 werden später erklärt.) In Ringgit Figur 3 sieht man vom Kraterrande des G.-Idjen aus die Ost-Nord-Ost-Seite des G.-Raon, die Süd-Ost-Seite des G. -Ringgit und die Ost-Süd-Ost-Seite des Ajanggebirges. Bondo woso, den 1 2. October 1 S44. Ich erstieg den G.-Raon in Begleitung des Herrn Ch. Bosch,*) der ihn schon Einmal (vor drei jNIonaten) erstiegen hatte. Er war der erste Reisende, der den Gipfel dieses grossen Vulkan's be- suchte, welcher, unerachtet er mehr als 9000' hoch ist, auf Raff- LEs' Karte von Java nicht einmal dem Namen nach vermeldet wird. Wir traten den 10. October früh unsere Reise an, und sahen eben das Ziel derselben, den Gipfel des G.-Raon, (südostwärts) in der jNIorgensonne schimmern , als M'ir den Wagen bestiegen , der vor dem Pasanggrahan bereit stand. (Siehe Raon Fig. 2.) Die Strasse, der wir folgten, durchschnitt die Fläche vom Pasanggrahan an zuerst ostwärts bis zu der tiefsten Gegend, avo eme aus Balken imd Jirettern gut gebaute Brücke über demKali-Sampean liegt, und führte von dort, sehr allmählig wieder ansteigend , in der Richtung Süden 54° Osten weiter. Wir kamen bald durch Sawah's und Dör- fer, bald durch Dadapkaffeegärten, die sehr üppig standen, und er- reichten nach einer zweistündigen Fahrt, (um S ührj den Pasang- grahan-Pakisan, welcher auf dem immer noch ziemlich flachen und nur sehr allmählig ansteigenden Nord-West-Fusse des G.-Raon liegt. Dicht, südsüdwestwärts , neben dem Orte erhebt sich die Vorgebirgskuppe G. - Wuluan, die wir von Bondo woso in Süden 54** Osten peilten. Nur Graswuchs und zerstückelte Waldung be- decken diesen Hügel, der noch überall von sorgfältig bebauten Fel- dern und Dörfern umgeben ist. Zunächst gränzt das Haus an einen Garten mit europäischen Gemüsen , die hier , ungeachtet die Höhe nicht mehr als 1430' beträgt, gut gedeihen, und ist eben so com- fortabel eingerichtet, als die übrigen Pasanggrahan's dieser Ab- theilung ; er ist reinlich , luftig , kühl , hübsch gebaut , sogar mit einem Badehause versehen und zeugt, eben so wie die gut unter- *) Controlcur von Bondo woso. 3 4 O It Hiioii , Figiii- l-r. //// 6M. 11,11,11 , /■),/„,■ j iiji 0'j n,(,ii,, Fiijiir -t. JJ/i. IM. f. Ihloi, Ih/iir I, U/l atjM. II ,1 M 625 hal teilen , geraden Wege , die schönen dauerhaften Brücken , die Wachthäuser, und die reinlich gehaltenen Pflanzungen ^ die sich alle in einem vorzüglichen Zustande belinden , von der Thätigkeit derselben sorgsamen Hand , welche diese Abtheilung Ostjava's zu einer Höhe der Blüthe erhob, die nur mit Malang wetteifern kann und viele andere beschämt. Es gebührt dieses Verdienst besonders dem Herrn Ch. Bosch, der im Durchreisen des ihm anvertrauten Landes unermüdlich ist. Wir Hessen den Wagen zu Pakisan stehen, und reis'ten zu Pferde weiter, schräg, auf dem Gebirgsfusse hin. Wir kamen zu- erst nord- und nordostwärts noch durch bebaute Gegenden, nachher aber durch eine sanft geneigte Fläche, die ausser kleinem Gesträuch und zerrissenen Waldstückchen nur mit Alang- und Glagah-Gras bewachsen war. Auf weite Strecken hin herrschte hier ein sehr unfruchtbarer, dürrer Grund, aus dessen dürftiger Erdkrume über- all die Spitzen von zahlreichen Steintrümmern hervorragten. (Aus- gebreitete Lavatrümmerströme.) Wir trafen noch einige kleine J3örfchen an , die einsam in der Wildniss lagen , traten dann in die hohe Urwaldung ein, und erreichten um 11 Va Uhr die letzte kleine ])esa- Ardipuri, die schon oberhalb der Waldgränze am Nord- West -Gehänge liegt. Bis hierher erhob sich das Terrain so all- mählig , dass es besser eine sanft geneigte Fläche, als ein Berg- abhang zu nennen wäre ; übrigens waren wir auch nicht in gerader Linie Bergaufwärts emporgestiegen, sondern schräg, fast in querer Richtung am J^ergfusse hin ; von hier an aber fing das Gehänge an sich merklicher zu erheben. Nach kurzer Kühe, (ein frugales Früh- stück hatte das Gewicht unseres Körpers vielleicht um einige Un- zen erschwert,) ritten wir weiter durch die Waldung, in welcher uns viele Fagraea- und Myristica-hrten , nebst Cedrela fehrifuga und im Unterholz Areca pumila , mit einer Menge Rotan begegne- ten , und trafen auf einen Strom von Lavatrümmern, *) die aus der dicken Schicht der Vegetation hervorragten: L. Nr. 2S1 (Bat. Nr. 91). Sehr feinkörnige, fast dichte, doleritisch-basaltische Lava mit einer sonderbaren , grünlich - grauen Färbung der Oberfläche, die von keinen vegetabilischen Organismen herrührt. Der Abhang wurde steiler, an den Seiten mancher Klüfte so steil, dass wir von den Pferden steigen mussten, Casuarinen (C. Junghuhniana Miq. = Tjemoro,) traten auf, und herrschten, die grosse Höhe, die wir erreicht hatten, anzeigend, bereits in den Wäldern vor, als wir, um 1 */i Uhr, am rechten Rande der Djurang- Balut angekommen waren, an einer Stelle, welche von den Ja- vanen Pondok- (Haus) Tjörnoro neu getauft war. Wir schätzten die Tiefe der Kluft , die sich zwischen zwei Längerippen herabzog *) Unter Lavatrümmerströmen verstehe ich hier und überall : nicht an der Oberfläche (durch Erkaltung) bloss zerspaltene , compakte Lavaflüsse, sondern Fragmente von Lava, die als solche, schon gesondert, aus dem Krater kamen ; nur solche haben die java'schen Vulkane in der jetzigen (,, neuen geologi- schen") Epoche geliefert. A. d. V. Juiigliuliii, Juvn II. ' 40 G26 und Avio liier Alles, üppige Wälder trug, zu 300 . Auch an ihren Seitomvändcn . obgleich sie heinahe senkrecht Avaren , ragten ric- .senniiissige IJäume empor; und parallel mit dem obcrn Kande der Kluft, sahen .Avir Aveito .Spalten, in einer Entferninig A'on 10 bis 20', die offenbar die bevorstehende Abblätterung A'on eben so breiten Theilen A'on der Wand verkündigten ; hier konnte man Avieder einen ] )eAveis A-on der stumpfen , gleichgültigen Gemüthsart der Javanen sehen , die auf diesen schon halb gelösten Schichten des Randes, im Angesichte von frischen 13ergschli})fen , die man in der Nähe sah , ihre Hütten aufgeschlagen hatten, und, HäuptKnge so gut als Gemeine, sorglos an den Feuern sassen. Wir behielten die Jialut- Kluft nun fortAvährend zur Rechten, und stiegen auf einer Längerippe hinan , die an manchen Stellen sehr schmal Avurde und einen Kamm zAvischen steilen Wänden /\ bildete, zAvischen immer mehr vorherrschenden Tjemoro's, und erreichten um 1^/^ Uhr auf einem Aveniger steil gesenkten Vor- sprunge des Nord- Nord -West -Gehänges Pondok-Sumur. *) 8o hatten die JaA'anen die Hütten genannt , die hier aufgeschlagen Avaren. Weil Avir die Zeit zu spät achteten, den Gipfel heute noch zu erreichen, so beschlossen Avir hier zu übernachten, avozu Alles vor- bereitet Avar. Tjemoro's mit spärlichem Unterholz von Rubus-Aiten u.a. bildeten die nächste Umgebung ; der Boden Avar viel trockner, als in den tiefern Gegenden der LaubAvälder, die Waldung selbst lich- ter, vergleichbar mit Wäldern von Pinus Larix in Europa und ge- stattete den Blick zum Berggipfel, der ganz kahl, A'on aller Ve- getation entblösst, in gelblicher Färbung aus Süd-Süd-Osten herab- schimmerte. Der Boden bestand nur aus einer 1 Vo bis 2' dicken, vegetabili- schen Erde, unter welcher man 15' tief nichts Avie Schichten von lauter kleinen Rapillen antraf, die offenbar als Sand- und Steinre- gen vom Krater ausgcAvorfen sein mussten. Unter andern Avar diese Beschaffenheit des Bodens erkennbar in einem sonderbaren , senk- rechten Loche, das 5 Aveit und 15' tief Avar und vollkommen einem gegrabenen Brunnen glich ; Wände und Sohle hatten ein frisches Ansehen , Avaren ganz kahl , und Avegen dem lockern Boden ohne Wasser. Wir hielten es für künstlich , obgleich die jetzigen Be- Avohner vom Fusse des G.-Raon nichts davon Avissen, und auch alle anderen Spuren \'on einem ehemaligen liCAvohntsein dieses Gebir- ges fehlen.**) Meereshöhe von Pondok-Sumur = 5412'. Den 1 1 . October früh fingen Avir, bald zu Pferd, bald zu Fuss, Avieder an, Aveiter aufwärts zu steigen durch die Wälder, die immer niedriger und undichter (HchterJ Avurden, und begegneten ausser *) P o n d o k -= Haus, Scheune ; Sumujr = Brunnen. A. d. V. **) Nur an einer Stelle am Nordfusse des G. - Raon , in der Nähe von Desa- Salak, welche S Pfähle südwärts von Pradjakan liegt , finden sich am obersten Abhänge eines Hügels zwei im Felsen ausgehauene Grotten , mit Sitzplätzen zu beiden Seiten. (Nach Berichten.) A. d. V. 627 der Casuarine, besonders Arten von Dodonaea, Vihurnum, Elaeag- nus , Inga montana, Antennariajai'anica, Hxjpericumjavanicmn, einer Urtica u. a., lauter kleinen liäumen, zwischen denen ausser andern Sträuchern besonders Rubusarten , eine Clematis und von klein ern Pflanzen, ausser den gewöhnlichen alpinischen, vorzüglich Polygonum paniculatum Bl. , ein Senecio , und ein Galium häufig wuchsen. Der Boden, den dieses Buschwerk bedeckte, war eine hellgraue, zu Tuff erliärtete, vulkanische Asche, auf welcher vieles schwarzes, Bimsteinartiges Gereibsel zerstreut lag, ahnhch den Rapillen des G.-Tenggergebirges. Schon nach 2^/.> stündigem Klimmen, (um 9 Uhr,) erreichten wir eine Gränze, wo die AVald Vegetation, die vorzugsweise aus den eben genannten Baumarten bestand , alle Zeichen der Jugend trug und besonders mit vielen jungen Casuarinen durchmengt war. Fast plötzlich hörte sie hier, etwa noch 2000' unter dem Kraterrande d. i. in einer jNIeereshöhe von 7600' auf und grunzte an ein völlig kah- les Gehänge von gelblich-grauer Färbung, das schroff- und wild zer- rissen, von vielen, vom Regenwasser ausgefurchten Klüften durch- zogen war, und von keinem grünen Tüpfelchen mehr miterbrochen, bis an den ausgezackten, gezähnten Kraterrand hinaufreichte.*) Die schützende Kraft einer dichten Pflanzendecke, die der ab- spülenden Kraft des Wassers widerstrebt, beurkundete sich hier recht deutlich; Erosionsklüfte ohne Zahl waren in den obersten kalilen Bergdom eingeschnitten, während in dem Pflanzengrünen untern Theile des Kegels in einem gleichen Flächenraume sich die Bachfurchen nur auf wenige beschränkten, die aber bald zu schau- dervollen Schluchten von 3 bis 500' Tiefe und darüber anwuchsen. " Wir standen hier an der Gränze der Wälder, die scharf genug abgeschnitten war, und dachten beim Anblick des kahlen, lichtge- färbten Domes, der, wie der G.-Semerukegcl, grell mit dem tiefern AValdgrün abstach, lebhaft an das Phänomen der Schneegränze, deren Anblick uns, leider! auf Java versagt ist. Eine unbeschreib- liche Sehnsucht nach den glänzenden Gipfeln des Himalaya oder Chimborazo wurde in uns wach, und der Montblanc schimmerte in uuserm Gedanken glänzend vor uns, aber vergeblich, weder hier noch anderwärts im Indischen ^\rchipel ist es dem Reisenden ver- gönnt, diese erhabene Erscheinung zu erblicken. Der dürre Jjergkegel bestand aus einem vulkanischen feinen. Aschenartigen Sande, der mit vielen kleinen Trachytlavabrocken zusammengebacken und zu einer bedeutenden Festigkeit erhärtet war. In einigen Gegendcji war das so zusannnengesetzte Gehänge ganz glatt gewaschen, viel häufiger aber -wild zerrissen und einge- furcht vom Regen Wasser, welches grosse und kleine Klüfte darin ge- bildet hatte. Einige Rippen, zwischen den Klüften zu beiden Seiten, Avaren so schmal, dass sie kaum noch einen Fuss breite Leisten *) Nur weiter links, nach Norden, zogen sich einzelne schmale Waldstreifen über die allgemeine Gränze hinaus, noch höher hinan. A. d. V. 40* G28 bildeten, die man zwischen Abgründen überschreiten musste. Dazu kamen zuweilen noch quere Absätze von 7 bis lo' Höhe, die hinab oder hinauf zu klettern waren. Manche Wände zur Seite der grös- sern Klüfte waren senkrecht und Hessen eine parallele Schichtung wahrnehmen bis zu einer Tiefe von Hundert Fuss und mehr mit einem gleichmässigen Fallen , das mit der Neigung der Bergwand überhaupt übereinstimmte. Hieraus geht hervor , dass die compak- ten , vertikalgerippten Lavabänke , die Vir nachher auf dem ober- sten Eande der Kratermauer aufliegend fanden , nicht bis hierher reichen , sondern sich , nach unten dünner werdend , endigen ; sie müssen kurz sein und sich in diesen Schichten von Sand und Ge- reibsel , mit denen sie übrigens ein gleiches Fallen haben , auskei- len. Um analog zu schliessen, nach beobachteten Ereignissen bei andern Vulkanen Java's, so müssen diese Tuffmassen, die, Stel- lenweis mehr als 150' mächtig, das Aussengehänge desG. -llaon bedecken , als trockne Asche und Sand vom Krater ausgeworfen, mit dem Wasser, das sich, aus den Dämpfen condensirt, gewöhn- lich in Menge bildet, vermengt, und dann als Schlammströme, Breiartig herabgeflossen sein, oder noch wahrscheinlicher sind es Massen , die im Grunde des ungeheuren Kraters bereits vorhanden waren , so wie es jetzt wirklich der Fall ist. Wüst und schauerlich -öde war der Anblick dieses grauen kahlen Gipfels, der sich nach dem Kraterrande zu mit immer zahl- reichern , eckigen Lavabrocken trachytischer und basaltischer Art in vielerlei Abänderungen und oft verschlackt, bedeckte. Wir klet- terten muthig vorwärts ; nur einige von den vorurtheilsvollen und trägen Maduresen*) waren, wie bei solchen Gelegenheiten öfters unwillig, und folgten nur sehr langsam. Endlich, es war lOy^ Uhr, hatten wir den Gipfel erreicht. Ich befand mich unerwartet an dem äussersten Rande eines Ab- grundes, der sich in eine fast unabsehbare Tiefe hinabliess, ein un- geheurer Schlund lag vor und unter mir; ein halb Trichter-, halb Kugelförmiger Schlund, und dieser war so tief, dass ich die Dampf- wolken, die seinem Boden entstiegen, kaum noch wie schwache Nebel erkannte, und so furchtbar gross, dass die jenseitige Mauer Meilenweit entfernt schien , und die einzelnen Theile , woraus sie bestand, wie ihre hervorragenden Felsentrümmer, mit blossen Augen nicht deutlich zu erkennen waren, und diese kolossale Mauer er- schien, so weit sie der erste, erschrockene Blick übersah, aus lauter lockern Auswurfsmassen auf einander gethürmt, die jeden Au- genblick den Einsturz drohten ! Dabei kein Pünktchen Grün, Alles war kahl, todt. Ich musste bekennen , dass dies der grösste und tiefste Krater- schlund war, den ich auf Java gesehen. Der erste Eindruck rief *) Mir schien es, dass die Maduresen in Besuki , als moralische Wesen be- txachtct, unter den Javanen stehen. A. d. V. 029 ein Gefühl mit Angst gemisclit hervor , und sichtbare Spuren von frischen Einstürzen brachten mich zu einem schleunigen Eückzug. Aus Furcht vor solchen Abblätterungen lagerten wir uns etwa 100 weit von und tief unter dem Rande ^ in einer von den kleinen Klüf- ten des Aussengehänges , die durch Asche und Steintrümmer aus- gefurcht und unregelmässig eingerissen waren, Ihre Wände, die an manchen Stellen, wo Felsenblöcke aus der Asche hervorragten. Buchtartig überhingen, waren gerade so weit von einander ent- fernt, dass man dazwischen ausgestreckt hätte liegen können, wenn der Boden durch Steintrümmer nicht zu rauh und holprig gewesen wäre. Wir schlugen jedoch unsre Schlafplätze, von einem Dache beschirmt, so gut als möglich auf, die Kuli's lagerten sich in der- selben Kluft etwas tiefer, der Koch kam keuchend an, einige halb- todte Hühner mit ihm , und bald loderten einige trauliche Feuer. Wolkennebel zogen von Zeit zu Zeit vorüber und die Temperatur sank von 10,0 bis auf 9,0'' R._ Nachdem Alles zum Bivouak ein- gerichtet und meine Instrumente aufgestellt waren, (das Barometer etwa 50 tief unter dem Rande,) schickte ich mich zum Durch- mustern des Gipfels an, und bekletterte mit Vorsicht den Rand an verschiedenen Stellen. Es war der Nordrand, den wir erreicht hatten. Die äussere Neigung des Berges betrug in einigen Gegenden 30**, in andern 35^, und endigte sich in dem ganz scharfen Rande, der sich nach innen, anfangs viele Hundert Fuss tief senkrecht, dann aber etwas ge- neigt in einen Kesseiförmigen Abgrund herabsenkte. Der Rand war wie eine Säge ausgezackt und in lauter kleine Spitzen einge- rissen, und drehte sich in einer etwas elliptischen Kreislinie herum, um die obere Öffnung des ungeheuren Kessels zu umschreiben. Er war nicht überall von gleicher Höhe, am tiefsten war er auf der Westseite, uns zur Rechten, eingeschnitten, doch nirgends von einer eigentlichen Kluft durchbrochen. Nach den Winkelmessungen, die ich von verschiedenen Stel- len an dem Durchmesser des Gipfels des G.-Raon vorgenommen habe und zwar von verschiedenen Stellen aus, deren Abstand mit mehr oder weniger Genauigkeit bestimmt werden konnte, beträgt die Weite der obersten Öffnung des Kraterschachtes, d. h. der Abstand des Kraterrandes von der einen Seite bis zur entgegengesetzten , in der Richtung von Süd- Westen nach Nord-Osten 10000 und in d( r von Nord-AV^esten nach Süd -Osten 5700'. Die KrateröfFnimg hat daher eine elliptische Gestalt, deren Längenachse in ersterwähnter Richtung liegt. Der Gesichtswinkel, unter welchem diese Alittel- linie — der linke und rechte Rand — erscheint, betrug u. a. zu Bondo woso, (die JNlitte des Berggipfels in Süd-Osten,) 5" 18'; zu Djembör, (die Mitte des Gipfels in Norden 83" Osten,) 3" lo'; zu Idjen, (die Mitte in Norden CG** Westen,) 6*> 32' und auf dem Rande des Kawah- Idjen, (die ]Mittc in Süden 77 '/^'^ Westen,) 5" O'. Der Abstand des uns gegenüberliegcTiden Punktes — ein liervorragen- der nach einwärts "-erichteter Theil des Kraterraudes — dessen 630 Ilöhcn-wiiikol "vvir gemessen haben , wird etwas weniger betragen, ist aber zum wenigsten HOOO . Uer Gesichtswinkel ZAvischen dem Rande und dem Fusse der Mauer, gemessen von diesem scharf begränzten Punkte, beträgt 34*^ 2S' ; wäre diese nun in allen ihren Theilen senkrecht und ihr Fuss eben so weit entfernt, als ihr oberer Rand, so müsste sie die kolossale Höhe von 3400' haben. Sie ist aber nur in ihrem obersten ersten Drittlieil ganz, im zweiten nalie senkrecht, während sicli ilir unteres Drittheil nach dem flachen Kraterboden zu etwas nach innen biegt; nehmen wir nun an, dass dieser nicht mehr senkrechte Fuss der ]\[auer so weit nach innen vorgeschoben ist, dass er uns '/$ vom obern Durchmesser des Kra- ters, der 5000' war, also 1666' näher liegt, oder mit andern Wor- ten y^ Aveniger weit, nämlich nur 3334' weit von uns entfernt ist, als der obere Rand, so beträgt die senkrechte Tiefe des Kraters oder die Höhe seiner Kreisniauer doch immer noch 2250 par. Fuss. Also wenigstens 2000' tief stürzt sich die innere Wand dieses 5000 weiten. Kreisförmigen Randes hinab, und geht mit einem sanft nach innen gebogenen Fusse, aber scharf begränzt, in einen flachen ('entralboden über, dessen Durchmesser wahrsf heinlich den dritten Theil (= 1666) vom Durchmesser der obern Öffnung beträgt. Ich weiss nicht, ob es einen tiefern Krater in der Welt giebt, der rings geschlossen, so vollkommen Kesseiförmig ist, wie dieser. »Seine Form ist fast die eines umgekehrten Bienenkorbes, mit einem in der Glitte flachen ]3oden. Diese ganze Höhe der Mauer ist, einige dazwischen eingeschobene und einige oben aufliegende Lava- bänke ausgenommen, ganz und deutlich erkennbar, aus blossem Sande und kleinem Steingereibsel aufgebaut, so schroff und so lose, dass einzelne Stücke davon sich jeden Augenblick hinab zu stürzen drohen und man nur mit Furcht auf dem Rande verweilen kann. Wie weit entfernt diese Furcht ist, ungegründet zu sein, kann man an Hundert Orten sehen, wo sk-h breitere oder schmälere Stücke wirklich vom Rande abgelöst haben imd mit Hinterlassung von frischen Streifenförmigen Spuren, die das Regenwasser noch nicht wieder glatt gewaschen hat, hinabgestürzt sind. Durch solche Ein- stürze oder Bergschlipfe hat der Fuss der Kratermauer seine sanf- tere Neigung erhalten, seine vorspringende Krümmung nach innen, womit er in die Centralfläche des Kraterbodens überläuft , Avährend seine obern zwei Drittel feine Wand von 15 OO' Höhe) fast völlig senk- recht sind. In einigen Gegenden bilden diese herabgestürzten ^Nlassen, dieser Schutt, der am Fusse der Mauer aufgehäuft liegt, kleine vorspringende Rippen , zwischen denen das Regen wasser Furchen ausgewaschen hat; im Ganzen aber ist die verticale Fläche der Mauer von ihrem gezackten Rande bis in den Kratergrund hinab, vorzüglich in der obern Hälfte sehr glatt und eben, ohne Hervor- ragungen und ohne Furchen oder Spalten, und bietet eben dess- halb bei ihrer ungemeinen Grösse den imposantesten Anblick. In einigen Gegenden erblickt man, besonders da, wo der Sand fester verkittet ist oder Lava liegt, am Aussengehänge verschiedene. 631 bald wenige Zoll, bald 1, 2, ja 4' breite Spalten, die sich in ver- schiedenen Abständen vom Rande und parallel mit diesem, also in querer Kichtung am Berggehänge hinziehen imd concentrische Kreise bilden, welche, obgleich Avieder mit losem Sande oder Stein- brocken gewöhnlich zum Theil erfüllt, tief in die liergmasse emdringen. An der Nordseite, wo wir ankamen, befanden sich drei solcher Spalten, von denen die innerste etwa 10 und die äusserste oder unterste 20 und 30' vom Rande abstanden. Es fand sich hier ein vertiefter Zwischenraum, der zwischen hohem Partien des Ran- des einsclmitt und aus welchem man den Verlauf einiger solcher Spalten erkennen konnte (siehe Raon Figur 4). Sie wurden nach unten schmäler und bereiteten offenbar die Ablösung von ein- zelnen Lamellenartigen Schichten des Randes vor, deren Breite von 10 bis 30 wechselte. Die innerste Schicht, östlich von unserm Standpunkte, hing bereits so sehr nach dem Krater über, dass wir glaubten, ihren Hinabsturz jeden Augenblick erwarten zu dürfen. Da dieser aber nicht Statt fand, so wagte ich es zu verschiedenen ^Nlalen , die Spalte zu überschreiten und mich am äussersten Rande hinzustrecken, um mit vorübergebogenem Körper den Fuss der flauer und den Kratergrund zu erkennen. Von hier mass ich aucli und wiederholt den senkrechten Wmkel der gegenüberliegenden AV'and in Süden. Der Boden des Kraters, von ohngefähr 1600 Fuss Durch- messer, ist ein ziemlich runder, flacher Centralgrund, dessen fast überall söhlige Beschaffenheit auf vorhergegangene allgemeine Wasserbedeckungen deutet, wovon nur an einer Stelle ein nacii Schätzung ein Paar Hundert Fuss breiter Sumpf zurückgeblieben ist; an zwei Stellen nahe am Fusse der südöstlichen Mauer dringen Dämpfe hervor, deren zischendes Brausen nur schwach herauf- dringt, ohne von hier unterscheiden zu können, ob auch das Was- ser des kleinen See's erhitzt ist und brodelt. Die Färbung des wahr- scheinhch schlammigen, von Dämpfen durchwühlten Bodens ist grau , weisslich - grau und gelblich - grau , und flist eben so ist die ungeheure Schuttwand ringsherum gefärbt, die sich oben in einen scharf ausgezackten Rand endigt, der wie ein Kranz oder eine Krone in eine !Menge ganz schmaler, Xadelförmiger Spitzen zer- rissen ist (siehe Raon Figur 5). Man kaini diese Sandnadeln am liesten mit uingekehrten Eiszacken vergleichen. Auf Java ist nir- gends etwas Ahnliches zu finden. Es ist offenbar, dass diese Wand ihrer ganzen Länge nach, also auch der ganze obere Dom des Gebirges in einer ^Mächtigkeit von wenigstens 2250', aus einer losen Anhäufung von Asche, Sand und kleinen Lavatrünnnern besteht, deren allgemeines, gelbliches oder bräunliches, hier und da röthlich-melirtes Grau an den Stellen weisslich getüpfelt erscheint, wo dem Sande zersetzte Felsentrüm- mer eingeknetet sind, die etwas hervorragen. Diese losen Aus- wurfsstotfe wechseln in verscliiedenartigen parallelen Schichten von verschiedener ^Mächtigkeit und Färbung mit einander ab und stel- 632 len sich dadurch als Produkte eben so vieler verschiedener Aus- brüche dar; besonders die südwestlichen und westlichen Theile der Wand sind sehr bunt gefärbt, mit einer vorherrschenden braun- rothen Nuance und die grauen Sandschichten verschwinden dort beinahe in diesen schmutzig - rothen Kapilliniassen, durchweiche sich in verticalen Zwischenräumen von 30 bis 50 über einander viele schmälere und nur etwa 5 bis 1 0 mächtige, übrigens vollkom- men parallele, gelblich-hellrothe. Orangenfarbene Streifen quer hin- durchziehen. Diese ganze, so bunt gefärbte, doch vorherrschend gelblich- grau-röthliche Wand lässt keine Unebenheiten von Bedeutung er- kennen und ist der Höhe nach in verticaler Richtung nur mit klei- nen, oberflächlichen, wenig in's Auge fallenden Streifen bezeichnet, die augenfällig thcils von der Wirkung des Kegenwassers herrüh- ren, theils wenig vertiefte Fahrten , d. i. zurückgelassene Spuren von Bergschlipfen sind. Ausserdem aber sieht man noch in den obersten Gegenden der Wand und zunächst unter, ja auf dem Rande selbst gewisse weniger zahlreiche, hellgraue Streifen, die unsere Aufmerksamkeit vor allem andern auf sich ziehen; es sind Säulenförmig gerippte Jiänke von Trachytlava, die , mitten zwischen Sandmassen eingeschoben, auf Sand ruhend und von Sand bedeckt sind (siehe Raon Figur 5 und 6) und die in eini- gen Gegenden , wo das oberflächlichste Sandlager wahrscheinlich weggespült wurde, die oberste Kruste des Kraterrandes und Aus- sengehänges bilden. Ich konnte 1) eine tiefere Schicht, etwa 300' unterhalb des Randes, von etwa 50' Mächtigkeit unterscheiden, und 1) eine oberste, nur halb so mächtige, die an einigen Punkten von Sandlagen bedeckt, an andern aber, wo der Sand w^eggespült war und an seiner Statt Einschnitte sich befanden, als oberste Berg- kruste nackt zu Tage ging. Ein Theil der letzten Bank erhob sich rechts neben unscrm Standpunkte, der, Avie schon bemerkt, ein Kluftartiger Einschnitt zwischen höhern Theilen des nördlichen Randes war. Auf der West- seite dieses Einschnittes lag die eine (also östliche) Seitenwand der Lavabank entblösst, die ohngefähr 25 mächtig war und überein- stimmend mit der Bergneigung in einem Winkel von 30 Grad nach aussen fiel, sie war hier in Osten abgebrochen, ihre Fortsetzung zerstört, nach Westen zu aber keilte sie sich allmählig in dem Sande aus. Sie war in lauter längliche, doch unregelmässig vier- eckige Stücke oder kurze rhombische Säulen zerspalten, die sowohl an ihrer Seitenwand, als auch an ihrer dem Krater zugekehrten Front Rippenartig vorsprangen und innig mit einander verwachsen waren; und diese Rippen standen nicht senkrecht auf den Schich- tungsflächen, sondern wirklich vertical, während die ganze Bank das bedeutende Fallen von 30 Grad nach aussen hatte. Ihr Liegendes war mit eingemengten Rapillcn grober Sand, der hauptsächlich aus Feldspath- undHornblendetheilchen bestand, und dieser Sand war kaum an den Berührungsflächen etw-as zusammengefrittet zu einer 633 porösen Schlacke, übrigens locker genug, dass ich mit einem Stock kleine Löcher hineinstossen und die Felsen unterhöhlen konnte. Diese Felsen waren eine graue, ziemlich feinkörnige Feldspath- (Trachyt-) Lava, die auch Hornblende enthielt, aber keine Blasenräume hatte. Die Bank, die ich nachher erkletterte, zog sich nicht weit am Berggehänge herab, w^enigstens nicht im Zusammenhange, sondern endigte sich bald, indem sie durch Lösung ihrer scharf- eckigen und kantigen Stücke allmählig in einzelne Trümmer überging, von denen die meisten wahrscheinlich am Berggehänge hinabgerollt waren. Nur eine Masse stand noch Inselförmig am untern Ende der Bank, sie war von der Hauptmasse durch einen Zwischenraum, eine kleine Kluft getrennt und auf allen Sei- ten von senkrechten Wänden begränzt. So oberflächlich diese Lava- bank auch liegt, so scheint sie doch nicht zu den heuttägigen Pro- dukten des Vulkan's zu gehören. Denn bei fast allen Vulkanen der Insel stellen sich die gegenwärtig ausgeworfenen Steine mehr Avie abgerissene Bruchstücke des schon vorhandenen Gebirges dar, als wie neu gebildete Lava, und unterscheiden sich der Art nach nicht von Trachyt. Augitlaven, die sich durch grössere Schwere, grössern Eiscnreichthum und dunklere Farbe auszeichnen , sind selten auf Java. Wenn man unter Lava erstarrte Steinmassen aus neu ge- schmolzenen INIaterien versteht, so hat Java in der gegenwärti- gen Epoche gar keine Lava, und Alles, was von den Kratern (glü- hend) ausgeworfen wird, besteht ohne Ausnahme aus scharfecki- gen Fragmenten. Abgesonderte, meist bedeutend grosse, glasige Feldspat h krystalle in einer scheinbar gleichförmigen, im Bruche feiublättrig-splittrigen Felsitgrundmasse fehlen diesen Gesteinen nie, aber gewöhnlich halten sie auch weniger grosse Hornblende- krystalle , langgezogen , scharfbegränzt und immer glänzend kohl- schwarz, und das wechselnde Verhältniss dieser Krystalle der Zahl, Grösse und Gruppirung nach, so wie die verschiedenartige Färbung der Grundmasse, die am häufigsten Aveisslich - grau oder bläulich- gi-au ist, bedingt die unendliche Verschiedenheit der Abänderungen dieses Trachytes, dieser altern oderUr-Lava, der nur zuweilen noch andere, nicht wesentliche Beimengungen enthält, Avie INIagneteisen, Eisenkies. Glimmer erinnere ich mich nur einige INlale, z. B. in einem Plattenförmig abgesonderten Trachytstück bei Buitenzorg gesehen zu haben, sonst kommt er nicht darin vor; zuweilen aber Olivin und Bronzit. Wahre Augitkrystallc habe ich nur Ein Mal deutlich bestimmbar und sehr schön, als Sseitige Säulen, die eine Länge gewöhnlich von 1 und einige von 3 Zoll bei 1 Zoll Dicke hatten, am G.-Merapi gefunden. Siehe IL Abth. S. 30S f. und L. Nr. 185 (Bat. Nr. 108) der Sammlung. Eben so gerippt und länglich -viereckig zerspalten, wie die so eben betrachtete oberflächliche Bank , stellten sich auch jene tiefer gelegenen Ijavaschichten dar, die ganz zwischen losen Auswurfs- massen eingeschoben, mehre Hundert Fuss unterhalb des Randes in der Kraterwand sichtbar, aber der nähern Untersuchung un/u- 634 gänglich waren. Stellenwcis verschwindend, zerstört, traten sie an andern Stellen wieder deutlich hervor und stellten sidi dmch ihre gleiche ■Mächtigkeit und Höhe als die Fortsetzung der vorigen Streifen dar. So mocliten sie höchstens den vierten Theil eines Kreises unischreihen und schienen sich dann zwischen Sand- und andern lockern Schicliten Keilförmig zu verlieren. Das A'orkomnien dieser Säulenförmig und senkrecht ahgeson- derten Lavaschichten ZAvischen Sandhigen der Kratermaucr beweist : 1) dass der Vulkan, nachdem seine Auswurfsprodukte lange Zeit nur aus Sand und Kapilh bestanden, in einzelnen, ziemlich neuen Äusserungen seiner Thätigkeit auch Avieder flüssige oder doch fcurig- erAveichte Lava ergoss, die über den Eand an einzelnen Stellen überströmte, den Sand bedeckte und erkaltend zu jenen, fast Säu- lenförmig abgesonderten J>änken erstarrte. — 2) üiese Lavabänke wurden in spätem Ausbrüchen dann wieder von neuen Sandmassen bedeckt, so dass wenigstens die untere von ihnen jetzt ganz zwi- sclien Sandmassen eingesclioben erscheint. — 3) Da man beinahe in allen, auch den grössten Kratermauern Java's, z. B. des G.- Gedö, Sumbing, Töngger, ähnliche vertical gerippte Gesteinmassen in Schichten über einander antrifft, welche Schichten stets ein mit der allgemeinen Bergneiginig übereinstimmeiides Fallen nach aussen haben, als wenn sie nach einem Kegelförmigen ^Mittelpunkte zu gehoben wären, da ferner alle diese Kratermauerfelsen auf .Java darin übereinstimmen, dass sie Feldspathlaven sind, in denen Horn- blendekrystalle in mehr oder minderer Anzahl vorkommen , so ist es wohl erlaubt, zu schliessen, dass diese Krater auch alle auf eine gleiche Art, durch Übci-fliessen und Erstarren von Lava in wieder- holten Ausbrüchen nach und nach aufgebauet wurden. — 4) Über die wichtigen Folgen , die man aus der senkrechten Richtung der Spalten ableiten kann, durch welche diese Lavabänke in Säulen- förmige Stücke zertheilt sind, haben wir uns schon früher ausge- lassen II. S. 610 u. s. w. Die grosse Weite einiger von diesen Kratern kann durch öfter wiederholte Einstürze und Abblätterungen der schroffen Krater- mauer entstanden sein; und wir haben gesehen, dass solche Vor- fälle, die mit der Erweiterung der obcrn Offiiung aber auch den ganzen Berg erniedrigen müssen, im Krater des G.-Eaon nur allzu häufig sind; ferner erinnere ich den Leser an den Einbruch des nordwestlichen Theiles vom G.-Guntur, von dessen Rande ein mehre Hundert Fuss breites Stück in Einer Eruption eingestürzt ist. Auch ist es leicht erklärlich, dass eine Lavabank, die durch ihre ganze Masse auf eine mehr oder weniger regelmässige Art von Spalten durchzogen ist, welche, indem sie sich unter rechten Win- keln schneiden, lauter schief-viereckige, längliche Stücke umschrei- ben, dass diese Bank, schliessen ihre Stücke auch noch so genau aneinander, wenn sie quer abgebrochen wird, *) am leichtesten in *) "Was langsam und ruhig geschehen kann, wenn die Lavadecke ihre Unterlage und ihren Stützpunkt verliert und der Sand unter ihr wegkrümelt. A. d. V. 635 der Eichtimg der vorhandenen Absonderungsflächen brechen und eine Wand biklen muss, von deren emzehien Stücken einige vor- andere einspringen, so dass die ganze Bruchfläche ein geripptes Ansehen erhält, das an die Säulenform erinnert, gerade so, wie wir es au den Lavabänken des G.-Raon gesehen haben. Auffallend ist es, dass unter den grossen Kratern von Java, deren Structur zuweilen, wie hier am G.-Raon, in einer ]Mächtig- keit von mehr als 2000' ganz deutlich aufgeschlossen ist, auch kein einziger vorkommt, der solche senkrechten Gesteingänge, wie der Ätna ( Val clel Boce) oder der Vesuv (SoniJjia) aufzuweisen hätte ! Sollte die gänzliche Abwesenheit dieser Gänge auf Java nicht mit der Lava-Armuth der java'schen Vulkane m ihrer neuern geschicht- lichen Periode überhaupt in Beziehung stehen ? Denn die compak- ten zusammenhängenden Lavaströme des G.-Raon nahe an der jetzigen Oberfläche des Berges, also von geringem Alter , gehören in der That zu den seltnen Erscheinungen auf Java, denn nur noch auf zwei Vulkanen, nämlich auf dem Kraterrand des G.-Guntur (siehe Seite 90 f. und Figur 3 u. 4) und dem obersten Abhang des G.-Slamat (siehe Seite 15S) werden solche sonderbare Lavabänke oder Lavakrusten von geringer Ausdehnung angetroflen. Aber aus diesem Mangel sichtbar werdender geschmolzener Lava an der Oberfläche darf gewiss nicht auf eine Lava - Armuth in der Tiefe der vulkanischen Heerde geschlossen werden ; denn , avo der nöthige Hitzegrad vorhanden ist, werden hier so gut wie ander- Avärts auch Silikate geschmolzen sein. Die A^ahre Ursache scheint vielmehr derselbe Grund zu sein, welcher die Seltenheit heftiger Erdbeben in diesem an Vulkanen und Solfataren doch so über- reichen Lande bedingt, nämlich die Leichtigkeit, womit die unter- irdischen Dämpfe aus Aveiten , fast nie verstopften Ofi'nungen strö- men können, deren, wie Essen auf einer Spalte, von West nach Ost vier Dutzend offen stehen! Deswegen nimmt man auf Java nur in manchen Gegenden ganz lokale, sehr leichte und sch^vach zitternde Erdstösse wahr, und desAvegen blieben die grossen^Gc- bäude Batavia's, die sich aus Stein in mehren StockAverken erhe- ben, seit zAvei Jahrhunderten unangetastet stehen. Weil ich Avegen Gefahr vor Einstürzen mich nie lange auf dem Rande des G.-Raon aufhalten durfte, so besuchte ich ihn oft und an ATrschiedeneu Stellen, und es ist ohne Übertreibung, wenn ich versichere, dass jeder neue Blick iu den Krater ein neues Gefühl von Grauen in mir erAveckte; es ist nicht soavoIiI seine ungeheure Grösse und Tiefe, obgleich diese alle andern auf Java iibertrifl't, sondern es ist die Zusammensetzung der kolossalen Mauer aus lockern, unzusammenhängenden Materien, Avelche das Gefühl von l'nsichcrheit erzeugt, das an Entsetzen gränzt, Avenn man in den uuAvirthbaren Schlund hinabblickt, der bei dem nächsten Erdstossc zusammenbrechen kann. Auf dem Ocean, Avenn er 30' hohe Wogen rollte, Avenn südwärts Aom Kap in Tage langen Stürmen das Scliitt' über grundlosen Tiefen sdiAvankte, schlich sich keine Furcht von 636 der Art ein. Aber dort sali man lebende Wesen, die in dem Auf- ruhr der Elemente liehagen schöpften ; Albatrosse und Proccllarien flogen im Sturme daliin , hier dagegen liegt alles Leben wie durch einen vergiftenden Hauch erstickt. Selbst das Sausen der Dämpfe, die in andern Kratern der Insel einen solchen Lärm verursachen, dringt kaum vernehmbar auf den Gipfel der Mauer. Nur die weissen Wölkchen, die auf dem Jiodcn des schrecklichen Kraters erscheinen, lassen die Lage von Fumaro- len vcrmuthen , und sie sind das einzige Zeichen von ]iewegung, von Regung (wenn auch todter, Lnheilschwangerer!), die man in dem kolossalen Schlünde sieht. Eine Yersinnlichung der ungeheu- ren Tiefe des G.-Eaon giebt die Zusammenstellung folgender ge- messener Höhen: Vulkan Höchster Rand Kraterboden Tiefe des Kraters (par. Fuss) G. -Tangkuban prau G.-Sunibing . . . G.-Raon GÜ30 1U3 48 9GU0 5230 9S63 7350 800 485 2250 Ausgenommen die Einschnitte zwischen den Zacken und Nadei- förmigen Spitzen des Randes, Avelche das Wasser durch AVegspü- lung dazwischen liegender Sandthcile gebildet hat und welche 1 0 bis 20, die tiefsten vielleicht 50 tief zu sein scheinen, ist die Kia- termauer auf allen Seiten fast von gleicher Höhe. iVusser einem Punkte ostwärts neben unserm Bivouak schienen einige Zacken in Süd- Westen am höchsten zu sein. Sogar der Rand ist nur an we- nigen Stellen zugänglich und das Lmherklettern auf demselben, womit wir den Rest des Tages zubrachten , gefährlich. Zuweilen, beim Durchklettern einer Kluft, konnte man an den schroifen Sei- tenwänden nur auf Steintrümmern fussen, die Theilweis aus der Tuffmasse (erhärteten Asche) hervorragten und sich leicht hätten lösen können. Viel weniger mühsam ist das Ersteigen des G. -Se- mem, dessen Sandmasse vielleicht eben so, wie die des G.-Raon, würde durchfurcht sein, läge er nicht über der Region der eigent- lichen Regenwolken, und würden die entstandenen Furchen nicht fortwährend durch neue AusAvurfsmassen aus seinem Krater Avieder ausgefüllt und so der ganze Kegel geglättet. Seine Höhe ist 1 1480 und die des G.-Raon nach unsern Barometer-Beobachtungen nur 9550, Avozu jedoch noch Avenigstens 50' gezählt werden muss, so tief unser Barometer unterhalb dem Rande hing. So natürlich sich die Kahlheit des G.-Semeru durch seine ewig erneuerten Sandausbrüche erklärt, so räthselhaft erscheint die to- tale AbAvesenheit der Vegetation auf dem Gipfel des G.-Raon, dessen ganzes oberes Aussengehänge bis zu 2000' tief vom Rande 637 herab eben so kahl und von allem Pflanzenleben entblösst ist , als sem wüster Krater. Auch kein Grashalm, kein junges Moos, kein Thallus einer Flechte war zu sehen , und sonderliar, gerade in der Tiefe, wo nach meinen Winkelmessungen der Kraterboden liegen muss, hörten die Wälder auf. INIan erinnere sich des G.-Kawi, an dessen Aussengehänge die Wälder ebenfalls in der Höhe aufhören, in welcher an der innern Seite die Orofläche, der alte Kraterboden, liegt. In Raon Figur 7 ist er in seinen wirklichen Grössever- hältnissen dargestellt. INIan würde also eine 500' hohe egyptische Pyramide in seinem Krater vier Mal aufeinander setzen können, ohne dass die Spitze über seinem Rande sichtbar würde. Dennoch sind alle neuern Ausbrüche gänzlich unbekannt, und die wegspülende Kraft des Wassers kann diese Kahlheit allein nicht verursachen. Fast sollte man daher glauben, dass der Berg zuweilen Ausbrüche erleide, die, weil keine ^Menschen in einiger Nähe w^ohnen , ganz unbemerkt bleiben ? besonders w^enn , wie fast jeden Tag auf Java, nach 12 Uhr eine undurchbrochene Wolken- schicht in den Regionen von 4 bis 6 Tausend Fuss in der Atmo- sphäre hängt. Ausser den angegebenen zusammenhängenden Schichten von Trachytlava fanden wir keine andern Felsen auf dem G.-Raon, als Stein fr agmente, diese aber in allen Grösseverhältnissen ; sie wuchsen von ein Paar Zoll bis 5 Grösse an, waren unregelmässig, von scharfeckiger Form, und fanden sich theils in die erhärtete, hell- graue Asche eingemengt, theils lagen sie durch das Rogen wasser aus ihrem Teige herausgespült, besonders in der Sohle der Klüfte, zerstreut umher. Die meisten waren sehr feste, hellgraue Trachyt- lava, ähnlich der des Gunung-Semeru; andere waren basaltische, sehr schwere Lava, mehr oder w^eniger verschlackt, porös, viele auch zersetzt: Bat. 92, L. 2S2 (Bat. 93), Bat. 94, Bat. 95; auch kamen ganz Bimsteinartige Schlacken: L. 283 (Bat. 9G) vor, und Steinbrocken, welche durch die Einwirkung von scliAvef lig- sauren Dämpfen in eine ganz lose, sehr leichte jNlasse: L. 2S4 (Bat. 97) verwandelt waren. Die Farbe dieser letztern war mehr oder weniger Milch- oder gelblich - weiss ; auch ist es wahrscheinlich T hon erde mit gebildetem Alaun,*) dem der söhlige Kraterboden nebst \ielen Stellen der Kratermauer seine weisslich-graue Färbung verdankt. Obgleich fortwährend Wolkennebel vorbeizogen und die Wol- kendecke zusammenhängend Avar, so begünstigte uns doch die •) Der unter andern als Bisidphas alumitiae, als Federalaun, im Krater des G.-Wajang und dem Telaga-Leri in so grosser Menge vorkommt; auch darf man vermuthen, dass der Kaligehalt der Feldspathe — dichter Feldspath (Fel- sit) und glasiger Feldspath — durch die schwefligen Dämpfe ausgezogen sein und Schwefelsaures Kali in den Wässern und dem Schlamme der Krater vor- kommen muss. Spätere Anm. Dies hat A. Waitz im Wasser des See's der Kawah- Idjfen und des Telaga-Bodas wirklich nachgewiesen. A. d. V. 638 Witterung, in so fern sie uns mit Regen verschonte, der uns mit Allem , Avas Avir bei uns hatten , auf diesem auflösliehen Aschen- boden leicht hätte hinwegs})ülen können. Nur ein Paar Tropfen fielen des Abends, und dann verkündigten uns die blinkenden Sterne eine heitere Nacht. "Wir brachten, nachdem unser Koch ein ganz vortreffliches Mahl aufgetischt hatte, diese recht behaglich zu, da unser Lager nichts zu wünschen übrig liess; einige von unsern bedienten hat- ten sich mit spitzen Stöcken Höhlen in die Asche zur Seite der kleinen Kluft gegraben, inid behaupteten, in diesen künstlichen Grotten recht angenehm und vom Winde geschützt zu liegen. Wir gaben den armen Teufeln liranntAvein, Mäntel, Avollene Decken imd was sie wollten, und überliessen uns dann der Wohlthat des Schlafes. Ich war jedoch weniger glücklich, als Freund ]3oscii, der bald einschlief, und ich muss gestehen, dass mich, ungeachtet ich manche ruhige Nacht in andern Kratern, z. ]J. in dem G.-Me- rapi, zugebracht hatte, der Schlaf diesmal nicht begünstigen wollte. Es hatte dieser lierg, der in Europa nicht einmal dem Namen nach bekannt ist, zu viel Unheimliches für mich, weil mir die Ursache der sichtbaren Erscheinungen nicht deutlich war, die räthselhafte Kahlheit seines Aussengehänges beim Mangel aller Eruptionen! die vielen Spuren von Einstürzen ! — doch ging die Nacht still und lautlos vorbei. Den 12. October früh, sobald sich der Himmel etwas zu hel- len anfing (das Minimum der Temperatur Avar -|- 4,5" R.)j hielt ich mich mit meinen Instrumenten bereit, um von der Heiterkeit der Luft den möglichsten Yortheil zu ziehen , ich Avagte es, meinen Theodolithen auf eine der höchsten Zacken zu bringen, und hatte, noch ehe die Eintheilung der Scale erkennbar Avar, das P'ernrohr auf den G. - Semeru gerichtet. Eine Schneeweisse, oben Wellen- förmig geballte Wolkendecke verbarg unter sich das ganze Aveite Land, und nur die Spitzen der Berge ragten daraus hervor; sie drohte auch diese Gipfel zu umhüllen und mit Sonnenaufgang schnell höher zu steigen. Es Avaren der G.- Semeru, x\jang, Idjen und der nahe G.-Kukusan, die aus der Wolkensee hervorragten. //i/Ah,, ^ G.-Kukusan nannten die Javanen die Vorgebirgskuppe oder den ZAvillingsberg des G.-Eaon, der sich, durch einen Avohl 7000' hohen Zwischensattel mit ihm verbunden und ganz mit Waldung bedeckt, in Nord-Osten von letzterem erhob. Sein Scheitel, der ohngefähr nur 700 niedriger^ also S900' hoch zu sein schien, bestand aus einer Halbkreisförmig gedrehten Firste, die nach Nord -Westen offen 639 stand, und sich nach dieser Richtung in eine Kkift verlängerte, die am Gehänge hinabhef. Wahrscheinlich war auch dieser G.- Kukusan, von dem ein langer IJergrücken ,,G. -Kendeng" aus- läuft und sich erst nach Nord-Osten und nachher nach Osten fort- setzt bis zum Westfusse des G.-Idjen, einst ein Krater. A^'ir warfen darauf noch einen Blick in den schrecklichen Schlund des G.-Raon und verliessen um l'^fi Uhr den gefährlichen Ort. Um SVo zogen wir an Pondok-Sumur, UVa an Ardipuri und um 2 Uhr an Pakisan vorbei, und kamen wieder lun 3y2 Uhr auf Eondo woso an. Ausser dem See, der im Krater des G.-Raon liegt, besteht offenbar auch der ganze übrige Boden rund um den See aus aufge- lösten, Breiartig-schlammigen Materien, und die Menge des Regen- wassers, das sich in diesem weiten Kessel sammelt , kann nicht ge- ring sein ; die thätigsten Fumarolen, die ausser Wasserdampf sicher schweflig-saure Dämpfe exhalirten , lagen am Fusse der südlichen Wand , und diese müssen unter Wasser gesetzt Averden , wenn der See steigt, dessen Wasser dann ScliAvefelsäure aufnehmen muss, die nicht frei bleiben kann, wenn der Schlamm des trüben Wassers hauptsächlich Thonerde ist. Es leuchtet ein, dass der nächste Aus- bruch , wenn das Volumen der entwickelten Dämpfe gross genug ist, den Kraterboden zu zersprengen und ganz oder Theilweise bis auf den obern Rand zu heben oder zu schleudern, zunächst aus Schlamm- und Wasserströmen bestehen muss. Aus solchen Schlammströmen , ohne Zweifel in Verbindung mit der Asche, die trocken aus dem Krater kam und sich mit dem Wasser der conden- sirten Dämpfe zu Brei vermengte, sind gewiss die hellgefärbten Tuffmassen hervorgegangen , die das Aussengehänge des G.-Raon bedecken und die Stellenweis mehr als 150' mächtig sind. Würde daim von einem solchen Ausbruch, wenn er stark genug ist, um einige Kaffeegärten zu vernichten, in der Zeitung von Batavia Notiz genommen, und käme ein Stück von dieser Zeitung durch einen besonders glücklichen Zufall nach Deutschland oder Frankreich, dann würde man in allen Journalen lesen: ,, auf Java hat sich wie- der ein schrecklicher W a s s e r - und S c h 1 a m m ausbruch aus einem grossen Vulkane ereignet, ähnlich dem des G.-Idjen in 1S17 und des G.-G6lunggung in 1822. So scheint der Vorrath von Schlamm denn unerschöpflich zu sein , der aus dem tiefsten Busen der Erde durch diese merkwürdigste Klasse von Feuerbergen hervorqidllt, deren innere Natur von allen andern Vulkanen, die wir kennen, so gänzlich abweicht!" Dies würde man glauben, ohne zu wissen, dass dieser Schlamm, dieses Alaun und andere Salze aufgelöst haltende, selten mit freier Schwefelsäure imprägnirte Wasser nur ein Ober flächenphänomen ist, bedingt durch meteorolo- gische Verhältnisse und die Gestalt des Kraters, das nicht mehr bedeutet, wie die Wasserfluthen jener über die Schnecgränze hin- ausragenden Vulkane, wenn ihre Schneedecke schmilzt (in beiden 1* allen ist es atmosphärisches Wasser, das keine Wanderung in 640 die Tiefe machte,) uiul dass diese Vulkane ihrem innern Wesen nach sich in nichts von jenen unterscheiden, aus denen IJandför- raige Lava strömt. (Siehe hierüber früher : G. -Gehuiggung-, Ke- lut u. s. w.) Was die Bildungsart der Vulkane, d. i. der Schornsteine be- trifft, -welche den obersten Ausgang der Esse aus dem vulkanischen Heerde krönen, so scheint es auf Java drei Arten*) zu geben: 1) Vulkane, die grösstentheils oder nur zur Hälfte oder zwei Urittheile ihrer Höhe und ihres Umfangs aus Trachyt be- stehen, der, als er emporquoll, feurig- zäh, nicht vollkommen ge- schmolzen, sich wiederholt rund um diese Öffnung bis zur jetzigen Höhe des Vulkan's anhäufte und welcher nach seiner Erstarrung sich zu Mantelförmigen Felsbänken erhärtete. Diese ,, primitiven'' **) Lavabänke, welche Stufenförmig auf einander liegen, sind oft 50 bis lOO' mächtig und bilden unter einander zusammenhängende Lagen, welche — nach innen zu — rings um den Krater Kreis- förmig abgebrochen sind, doch nur bei wenigen java'schen Bergen, z. B. beim G.-Sumbing und Tenggör, sich bis zum obersten Kra- terrande erstrecken. Denn diese Vulkane haben später noch eine grosse Zahl Ausbrüche zu ertragen gehabt und dabei flüssige Laven in Strömen ausgetrieben, wodurch sie sich auf den bereits bestehen- den Lagen von ,, primitiver" Lava (eigentlichem Trachyt) noch fort- während aufgehöht haben. Zu ihnen gehört die gross te Zahl aller Vulkane Java's ; in ihrer zweiten Periode ergossen sie Lava in Strömen , die vorherrschend trachytisch , nur selten basaltisch war und der primitiven sehr ähnlich ist; in ihrer dritten Periode, die noch jetzt besteht, warfen sie nur Asche, Sand und Lavafrag- mente aus, die rothglühend herauskommen, aber eckig sind, den vorigen vollkommen gleichen und sich nur wie losgerissene Stücke des Vulkankernes darstellen. 2) Vulkane, die ganz und allein durch lose Auswurfsmaterien gebildet wurden, die allmählig in oft wiederholten Eruptionen rund um die Öffnung durch Bruchstücke von Laven, Grus, Sand und Asche emporgethürmt wurden. So gewöhnlich sich Eruptions- kegel auf diese Art in Kratern grösserer Vulkane bilden, so giebt es doch auf Java wahrscheinlich nur einen Vulkan, der auf diese Art entstanden und an dem Seitengehänge einer Bergkette ausgebrochen ist, der G.-Guntur. Er ist gleichsam ein Eruptionskegel ohne Vulkan, ohne primitive Ring- mauer, und wahrscheinlich der jüngste Feuerberg der ganzen Insel. 3) Krater ohne Kegel, gleichsam flache Vulkane, ohne alle Randerhöhung der Öffnung, aus welcher, oft vehement genug und *) Man vergleiche hiermit die Abschnitt I. S. 244 f. angegebene Verschie- denheit der Vulkane, nach der Art ihres verschiedenen Aussehens ihrer Rippen, je nachdem sie noch späteren Veränderungen unterworfen waren oder nicht. A. d. V. **) ,, Primitiv" in Bezug auf den Vulkan. ' A. d. V. 641 in Menge, die Dämpfe, aber nur Dämpfe und Gase strömen. Diese sind an Berggehängen , oft in ganz ilachen Gegenden der Gebirgs- ketten ausgebrochen, haben die Decke zersprengt, die eckigen Bruchstücke umher zerstreut und sich auf Dampf- und Gascxhala- tionen beschränkt, ohne feste Produkte auszuwerfen, und ohne einen Berg zu bilden. Solche zum Theil sehr thätige Krater (Ex- plosion skrater) , die, seit man sie kennt, unaufhörlich Wasser und schwefligsaure Dämpfe mit INIacht exhaliren, Gesteine zersetzen und Schwefel und Alaun bilden, sind z. B. die Krater zwischen dem G.- Salak und Perwakti, des G.-AVajaug, Kawah-Manuk, Kawah-Kia- mis, und einige imG.-Dieng und Ajang.*) Man kann sie als Sciten- spalten benachbarter Vulkane betrachten, die nach Verstopfung des Hauptkanals, der einzige Abzug der Dämpfe wurden. Doch liegen einige etwa 2 bis 3 geogr. INIeilen vom nächsten Krater entfernt, z. B. die Kawah-Tjiwida'i, die als echter Explosionskrater diu-ch Sandsteinbänke der Tertiäriormation hervorgebrochen ist. (Siehe Abschnitt 1. S. 52 u. s. av.) So geht die Natur auch bei der Bildung der Vulkane, nicht bloss durch Hebung geschmolzner Massen, und nicht bloss durch Anhäufung loser Stoffe, sondern vielseitig zu Werke. 3nJÖlfte $lii??f. Vulkan 42 : Gunung - Ringgit. :\^ Hierzu gehört Ringgit Figur IbisT. ,,Der Philosoph , er weiss es nicht zu fassen, ,,Da liegt der Fels, man muss ihn liegen lassen," (Göthe.) Sumbor waru, den 13. October 1S44. Den 13. October früh sass mein alter Bekannter, jenes unver- gleichliche Muster unerschütterlichster Gemüthsruhe, schon M'ieder auf seinem ]3ocke , der Wagen stand geschirrt vor dem Pasanggra- han, und ich hätte sicher noch eine Stunde warten können, ohne dass Kutscher und Pferde, die ruhig die Köpfe hängen Hessen, auch nur das geringste Zeichen von Ungeduld würden gegeben haben. Ich war aber weniger geduldig, trauk schnell meinen Kaffee luid sprang hinein in den Wagen. Wir flogen vom Pasanggrahan abwärts über die Brücke des K.-Sampean, und dann ostnordostwärts weiter schnell durch die •) Vielleicht muss hierhin auch der grosse Kessel von heissen Quellen ge- rechnet werden , welcher an dem Tji- iNIadja in der Nähe der A\'^ijnkoüpsl)ai liegt und wovon zuerst J. K. Hasskakl Mittheilung macht (siehe warme Quelle Nr. IS im 3. Abschnitt dieser Abtlicilung). A. d. V. J UiJgiiuliii, Ja\,i II. 41 C42 Fläche, erreichten um TV- fHe erste, und um Sy^ Uhr die zweite Post, bei welcher der bräunliche , an Dammerde reiche Lehmboden Bondo woso's anfängt, in einen feinen staubigen Sandgrund über zu gehen , aus welchem hier und da eine Menge Steintrihnmcr und Gerolle hervorragen, und kamen um S^A Uhr auf dem Alunplatze von Fradjakan an. Hier stellt auf der Nord- West -Seite des Flatzes, am rechten, hier südöstlichen , Ufer des Kali- Sampcan, ein hübscher, wohleingerichteter Fasanggrahan, von dessen Hinter- gallerie breite Treppen etwa 50' tief zum Flussbette herabführen, das sich hier nordostwärts durch das Land krümmt. Jenseits des Baches in West -Nord -West und Nord -West steigt das Terrain sanfthüglig zu einem lang hingezogenen, niedrigen Bergrücken mit ziemlich geradem Kamme empor , der nichts Anderes als die Fort- setzung, der östliche Theil, des Halbkreisförmigen Gunung-Kanu ist, der aber hier, die linke (südwestliche) Hälfte: G.-Kukusan, und die rechte (nordöstliche) Hälfte, die sich als letzter xlusläufer des Kam- mes nach Nord -Osten herabsenkt, G. -Fradjakan genannt wird. Hinter diesem vordem Rücken, der ziemlich kahl, Jiaumentblösst daliegt, ragen in Norden GU bis (J5** Westen von hier die Zacken des eigentlichen G.-Ringgit hervor, der hier auch den Namen G.-Agung trägt. Von hier aus, wo das Gebirge am zugänglichsten ist, wird man die topographischen Verhältnisse des G. -Rann und Ringgit*) und des Zwischenlandes zwischen ihnen am Besten kennen lernen ; denn hinter dem vordem Rücken liegen, nach dem Berichte der Javanen, noch einige Dörfer, (Desa-Rati kusi, Suka mukti, Wono wojo,) zu denen also auch kleine Communicationswege von hier führen werden. Ich musste mich jedoch diesmal begnügen, einen Ausflug zum K.- Sampcan zu thun, dessen Ergebniss ich in die allgemeine Übersicht einschalten werde, und setzte dann meine Reise nordostwärts mit frischen Fferden weiter fort. Die Fläche verschmälerte sich jenseits Fradjakan zu einem Thalgrunde , der sich in Krümmungen zwischen schmalen Hügel- zügen hin durch wand; der Weg, der diesem Thalgrund folgte, wurde immer sandiger, tief schnitten die Räder in die feine, hellgraue Asche ein; die Fferde, die kaum hindurchkonnten, schnaubten, und dicke Staubwolken umhüllten uns. Doch kamen Avir durch dieses wüste Sandterrain, wo die Flitze den höchsten Grad erreichte, glücklich hindurch, und langten um 10 74 Uhr zu Situ bondo an, wo, gegeruiber dem einsamen Hause des Controleur's , unser Bin- nenweg rechtwinklig auf die grosse Foststrasse anstiess, die, der Küste folgend , von Westen nach Osten läuft. Hier stellten sich den Blicken fast nur kahle, oder doch höchst dürftig mit Vegetation bedeckte , und von der Sonne bis zum Glühen erhitzte Sandflächen dar; diese umgaben die einsame, kahle W^ohnung des Controleur's, *) Ranu bedeutet im Java'schen: der See, Ringgit: ein Tanzmiidchen, Tänzerin. A. d. V. 643 während die Post und die Hütten des Dorfes viel kühler im Schatten einzelner Fruchtbäume zerstreut lagen, AVir spannten neue Pferde vor, und folgten der Strasse, welche hier einige Pfähle vom See- strande entfernt liegt, nach Osten, blieben aber bald im Sande stecken, und hatten IV2 Stunde nöthig, (von loy^ bis 12 Uhr,) um die erste Post im Dorfe Kebongan zu erreichen. Leider sind hier, auf dem lockern beweglichen Sande, avo man gerade die besten und stärksten Pferde nöthig hätte, diese am magersten und elende- sten. Dazu kam, dass die Läufer, welche die Klepper zu leiten und zu prügeln pflegen, hier fast gar keinen Dienst verrichten konnten; der Sand war so glühend heiss, dass sie es mit ihren blossen Füssen nicht aushalten konnten und trippelnd oder hopsend dastanden, als wenn sie den St. Veitstanz hätten ; sie liefen, wenn sie den Pferden einen flüchtigen Hieb gegeben hatten, jeden Augenblick wieder weg, zur Seite, wo vereinzelte l^äumchen standen, die innerhalb ihres Schlagschattens die Erhitzung des l^odens mässigten. Hier trat die gränzenlose Gleichgültigkeit der Javancn wieder in starken Zügen hervor; denn, anstatt sich Sohlen von Holz oder Büfiellcder zu machen , finden gie es viel bequemer , den ganzen Tag in ihren Hütten zu bleiben, so lange bis sich der Boden so weit abgekühlt hat, dass sie ihn Avieder betreten können. Die Temperatur bis '/j Zoll tief im Sande war 65 bis 70'' E. , und im Schatten der Päumchen 55 bis 60^* R. , um 11 y^ Uhr; Luft unter den Bäumchen, 5' hoch über dem Boden = 33,5" R. So ging unsere Reise sehr langsam. Doch legten Avir die noch übrigen vier Posten von Kebongan ostwärts bis Sumber Avaru in 2y2 Stunden zurück. Der Seestrand blieb unsichtbar, der Berg- rücken aber, der sich mit einem geraden Saume vom G.-Ku- kusan nach Osten zieht, war zu unsrer Rechten sichtbar, und ZAvischen dem Fusse dieses Rückens und dem Seestrande blieb die schmale Fläche liegen, die Avir durchschnitten, deren Sandboden nach Osten zu etAvas mehr Zusammenhang erhielt. Hier bedecken auch SaAvah's einen grossen Tlieil der Fläche und Adele hübsche Dörfer, d. h. Wälder von Fruchtbäumen und Palmen,*) liegen darin zerstreut, und bilden den einzigen Reiz dieser sonst dürren Landschaft. In einem solchen Dorfe liegt die vierte Poststation Asöm bagus,**) noch etAva fünf Pfähle AvestnordAvestAvärts A-on Sumber w'aru entfernt. Ehe Avir es erreichten, kamen AA^r, ungefähr in der Mitte Ascm bagus und der dritten Station Kali tikus, über den gleichnamigen Kali -Tikus, durch den, so AA'ie durch den benachbarten Banju-Pait sich beim Ausbruch des G.-Idjen in 1817 ungeheure Wasserraengen entluden, dessen Bett jetzt aber ganz *) Denn nur diese (und keine Hütten) sind A'on aussen sichtbar. A. d.V. *•) Aseni = sauer ist aber auch der Name von Tamarinde, Tamarbidus in- dica , b a g u s == schön , S u m b e r = Brunnen , t i k u s = Maus, Ratte ; v: a r u =^ l'aritinm tiUaceum, ein an den Wegen häufig geptianzter Baum. J. K. H. 41* G44 trocken -war, und einen schmalen, 10 tiefen Graben bildete, in wel- chem viele kleine Geschiebe lagen. Idjcn Figur 1 stellt den siid- lichen liergrücken ,,G.-Keudeng" der Javaneu dar, so wie man ihn von der Post Ascni bagus aus sieht. Er gleicht dem Kande eines Tlateau's und ist uiu- au einer Stelle, in Süden 10 '/j bis 12^2'* Westen von hier, von einer Kluft durchbrochen, durch welche der Banju-Pait, jener so berüchtigte s. g. saure Baeh aus dem Krater des G.-Idjen, herausströmt. *) Bald nachher kamen wir, ungefähr in der Glitte zwischen Asem bagus und Sumbcr waru, über diesen Banju-Pait, der auch Kali - Puti heisst, und mehr noch als der K.-Tikus im Jahre 1S17 Uberschwemmimgen veranlasste ; übrigens bildete er, Avie dieser, eine lO' tiefe Kluft, die jetzt völlig trocken und Wasserleer, und deren Sohle mit kleinen vulkanischen Ge- schieben bestreut war. Ich frug die Javanen nach seinem Wasser, (las von HoRSFiELD und Leschenault als verdünnte Schwefelsäure beschrieben wird, und erfuhr, dass er, die Zeit der Eruptionen aus- genommen, nur in seinen obersten, Kraternahen Gegenden säuer- lich ist, und übrigens zum t'berschwemmen von Sawah's benutzt und zu dem Ende ganz abgeleitet wird. Durch struppige zerrissene AkacieuAvaldung, die einen dürren, sandigen Tuffboden (Padas der Javanen) bedeckte, kam ich um 2Y2 Uhr zu Sumber waru an, wo die Strandfläche, so weit sie bewohnt ist, sich endigt, und wo die dürren, ^lensehen leeren Wälder anfangen, welche den G. -Buluran umzingeln. Als letzter Eckpfeiler der Nordküste Java's , erhebt dieser l^erg seinen breiten Scheitel Süden 50" ostwärts vom Dcjrfe, während sein langausge- streckter Fuss, ostwärts von da, bis an die Meeresfläche reicht. Zu- gleich hört der bisherige Asclieboden auf und das Lavatrümmerter- rain des G. - Buluran nimmt seinen Anfang. Da an kein Weiter- reisen zu denken war, so quartirte ich mich in das Hotel von Siim- ber waru, eine l^ambushütte, ein, in dessen Hiunensalou ein IJefehl angeschlagxn stand, dass ein jeder Ileisende an den Wirth, den Dorfhäuptling, fünf Fl. zu bezahlen habe, gleichgültig, ob man gutes oder schlechtes Essen bekomme. Klagen würden nicht ange- nommen. Doch könne man das Essen stehen lassen, wenn es nichts tauge, weil man keinesweges beabsichtige, dem Reisenden den Ma- gen zu verderben u. s. w. Ich bekam Keis, ein hart gekochtes Ei, die Beine von zwei Hühnern , den Schwanz von einem Fisch, gerö- stete Aveisse Ameisen (Termiten), und spanischen Pfeffer nebst liart- gebackenem Karbauen- (Büffel-) Fell, so viel mir beliebte. In geringer Entfernung, etwa 300' nordwärts von Pasanggi-a- han , erhebt sich das Terrain zu einem breit - convexen Hügel , der nicht hoch genug ist, um eine Aussicht bis zur Küste zu gestatten. *) Pait bedeutet eigentlich bitter, doch wenden die Javanesen dies Wort oft in sehr weiter Bedeutung an und l)ezeichnen Alles damit , was einen Avider- lichen unangenehmen Geschmack hat. Das Wasser des Banj u - Pait schmeckt sauer, herb. Asem: sauer, Puti bedeutet: weiss. A. d. V. 645 bis Avohin sich eine niedrige, abgerissene Waldwildniss, worin viele Akacien, hinzieht, der aber einefi'eie Umsicht nach dem G.-Ringgit in ^yesten, dem G.-liuhiran in Süd -Osten, und dem G.-Idjen und (j. - Kaon nebst dem langen Bergrücken , der beide verbindet , in Süden, erlaubt. ]>is zum Fusse dieses Letztern übersieht man die fast ganz mit Wald bedeckte Fläche, in Avelcher unser kleines Dörf- chen der Östlichste von ^Menschen bewohnte Ort ist, dessen Ent- stehung sich etwa seit zwanzig Jahren datirt. (Man sehe das Profil des südlichen Gebirges G.-Idjen Figur 2 und des näheren G.- üuluran Figur 2.) Vor dieser Zeit war die ganze Fläche ost- wärts von Situ bondo ein einziger Wald, und Eanju wangi viel schwieriger zugänglich, als gegenwärtig. Der Hügel mag 35' hoch sein; er besteht aus einer Anhäufung desselben, zu Tuff (Padas) erstarrten, hellgrauen, feinen Sandes, der nachweisbar vulkanischen Ursprungs , d. i. als vulkanische Asche ausgeworfen ist und bildet einen Theil eines langen Hügel- zuges, der sich als ein Bollwerk Dünenartig bis in die Nähe des Strandes ausdehnt. Eine sehr dürftige Waldvegetation, worunter stachlichtc Akacien vorherrsclicn, bedeckt diesen dürren , trocknen Boden, der sich bei heiterm Wetter im Sonnenstrahl sehr erhitzt. Ehe ich meine Peise fortsetze sei es mir erlaubt meine Bemer- kungen über den G.-Pinggit und seine nächsten l^mgebungen, die wir so eben durchkreuzt haben , in ein allgemeines Bild zusammen- zufassen. Die Abtheilung Bondo woso ist ein flach - Mvddenförmiger Thalgrund, eine von Westen nach Osten sanft concave Kulturebne, welche ihre grösste Höhe auf ihrer SüdgTänzc hat, da, wo der Fuss der Gebirge G.-Ajang und Raon zu einem flachen Sattel zusammenschmilzt, dessen Meereshöhe, wie wir gesehen haben auf dem Passpunkte nicht über 900' betragen kann; von dort senkt sich die Ebne zwischen dem Fusse des G.- Ajang in Westen, und des G.-Raon und seiner nördlichen Verlän- gerung in Osten , sanft nach Norden herab , bis in die Gegend der Desa- Bondo woso, deren Höhe beim Pasanggrahan , also nahe am Fusse des nordöstlichen Theiles vom G.-Ajang, worin sich der G.-Saing erhebt, 845' beträgt, während diese Höhe in der INIitte der Ebne, avo der Hauptbach Kali-Sampean hindiircliströmt, bis auf ungefähr 75()' herabsinkt. Nun ist die Ebne durch den qucr- vorliegcnden Bergzug G. -llanu, dessen Kamm man in Norden bis Norden ;{S" Osten erblickt , so wie durch den Verbindungssattel des (jT.-Panu mit dem nordöstlichen Ende des G.-Ajang, gehindert, sich noch weiter nach Norden und Nord -Westen auszudehnen, sie wendet sich desshalb, sanft gesenkt, nach Nord -Osten, und setzt sich nordost - und ostwärts von Bondo woso , in eine beinahe flache Ebne fort , die auf der einen Seite , in Osten , von der nördlichen Verlängerung des G.-Kukusan und Könd^ng, auf der andern, in 646 Nord- Westen, von den auslaufenden Bergzügen des G.-Ranu und Ringgit bcgränzt ist. Hart an dem Fusse des G.-Ranu, also in den nördlichsten Gegenden der Ebne , nimmt der Kali - Sampran , der anfangs in der Mitte der Fläche strömte, nun seinen Lauf, und be- zeichnet dadurch die tiefste Linie des Thaies. Li diesen untern Ge- genden der Fläche liegt auf dem rechten LTfer des K.-Sam- pcan, 250' hoch, der Ort Pradj akan. Jenseits desselben zieht zieh der letzte Theil der Fläche, sehr verschmälert, nordwärts zwi- schen Sandhügeln hindurch, und geht, weil weder die linken, westlichen, noch die rechten, östlichen, Gränzhügel bis zum Meere reichen, in die nördliche Strandfläche über , die sich vom Ostftisse des G. -Ringgit bei Panarukan an, bis zum AVestfusse des G.-Rulu- ran bei Sumber waru , parallel mit der Küste hinzieht. In der Ge- gend, wo die Binnenfläche sich zur Küstenfläche erweitert, und wo der Weg von Bondo woso fast rechtwinklig auf die grosse, westöst- liche Strasse parallel mit der Küste anstösst, liegt der Ort Situ bondo. Die ] jegränzungen also der gemeinschaftlichen Fläche von Bondo woso und Pradj akan sind anfangs der Fuss des grossen Kegel- berges G. -Raon in Osten, und des Kettenartig langen G.-Ajang in Westen; später verbindet sich der nordöstliche Theil des G.- Ajang, w^elcher G. -Ringgit genannt wird und auf dessen Gehänge sich zwei kleine Kuppen ,,G.-Saing" schrofi" erheben, mit der süd- Avestlichen Gegend jenes Halbkreisförmigen Bergrücken G.-Ranu, den man als die südliche, nach Süden convexe Hälfte des alten Vul- kan's G. -Ringgit zu betrachten hat, und der Fuss dieser Bergmassen ist es nun , welcher den mittlem , schönsten Theil der Fläche , wo zwischen Tausenden von Kokospalmen die Hauptdesa und viele andre Döi'fer liegen , in Westen , Nord - Westen und Norden be- gränzt; der Zwischensattel zwischen G.-Ajang und Ranu wird 5()(/ hoch über Bondo woso geschätzt, er ist kahl, nur m,it Gras bewach- sen, während die Bergkämme zu beiden Seiten noch düstre Wal- dung tragen ; über diesen Sattel führt ein Seitenweg nach Besuki, der über die Hälfte kürzer, als die Fahrstrasse rund um den G.- Ringgit, über Situ bondo und Panarukan ist. Weiter ist es die Verlängerung des G.-Ranu und die östlichsten Vorhügel des G.- Ringgit, welche den untersten Theil des nördlichen Abschnittes der Fläche, nach ihrem Ausgange zu, auf dieser linken, Westseite begränzen. Auf der andern, d. i. der rechten oder Ostseite verlängert sich die hohe, nördliche Vorgebirgskuppe des G.-Raon ,,der G.-Kukusan'^ ebenfalls in einen, aber viel höhern Gebirgsrücken, welcher zunächst nach Nord -Osten streicht und mit den Vorhügeln aus Sand, die seinen Fuss umlagern, den letzten Theil und den Ausgang der Fläche bei Pradj akan und Situ bondo begi'änzt. Derselbe Gebirgs- rücken biegt sich nachher im Halbkreis nach Osten um und setzt sich in unveränderter Höhe unabsehbar weit, bis zum Westgehänge des G. -Idjen fort; in diesem ganzen (Halbkreisförmigen) Verlaufe 647 ist der Kamm mir an jener einzigen Stelle durchbrochen , die wir süd- zu AvestAvärts von Asem bagus, als den Ausgang des sauren liaches bereits kennen lernten. Sein Fuss ist die Siidgränze der nördlichen Strandfläche und sein Name , wie der fast aller langge- dehnten Rücken auf Java : Gunung- Kendeng. *) Der Fall der Fläche also ist aus ihrer höchsten, südlichen Gegend (=900') bis zur Brücke über den Kali-Sampean bei Bondo woso (=750) 150', und von da bis Pradjakan (=250) 500', von wo sie sich allmählig bis zur Nordküste herabsenkt. Der niedrigste Punkt ihrer seitliehen Gränzberge ist jener Pass nach J^esuki, ungefähr 1150' hoch; den G. -Eanu schätzte ich 2300, eben so hoch den G. -Saing, den G.- Kendeng in den mittlem Gegenden zu 4000', während der G.-Ajang und Raon hoch in die Wolken hineinragen. Nach dieser nothwendigen Übersicht der Positions- und Höhen- verhältnisse wollen wir unsere Landschaft noch von einigen andern Seiten etwas näher betrachten. Was die Bodenbeschaffenheit betrifft, so ist in den obern und mittlem Gegenden der Fläche, Avie so allgemein auf Java ! ein wahrscheinlich sehr mächtiges Lager von eckigen vulkanischen Steintrümmern Aveit verbreitet und auf diesem ruht unmittelbar ein in der Regel hinlänglich mächtiger bräunlich - gelber Lehm, dessen oberste, 1 bis 1 V2 dicke Schicht dunkelbraun oder scliAvärzlich, also Dammerde ist. Nur in einigen Gegenden z. B. am West- und Nord - West - Fusse des G. -Raon, ragen die Steintrümmer aus der dort dünnern , fruchtbaren Erdschicht überall hervor, und bezeich- nen das Gebiet der dürren Alang - Felder. In den untern Gegenden der Fläche nach Pradjakan zu , geht der Lehm- und Dammerdeboden in einen vulkanischen Sand- u n d A s c h e n g r u n d über, der seinen Ursprung Avahrscheinlich alten Ausbrüchen des G.-Ringgit verdankt. Schon zAvischen Bondo avoso und Pradjakan fängt dieser Aschenboden an, und bei dem letztern Orte sieht man in den Bacheinschnitten nichts mehr, als sehr mäch- tige Lager dieser vulkanischen Asche, die auf der Strasse nach Situ bondo zu dem feinsten Staube zermalmt ist, in den die Räder der Wagen tief einschneiden. Es ist ein Mehlartig feiner , hellgrauer Sand, mit einer INIenge kleiner, oft l^imsteinartiger Rapilli ver- mengt, und mit diesen zu einem Tuif erhärtet, der mit dem Ham- mer leicht zertrümmerbar, als Felsart nur eine geringe Festigkeit besitzt ; Avie alle conglomerirte Gesteine nennen ihn die Javanen Pa- das; am Süd-Ost-Fusse des G.-Ranu, dessen einzelnen Höhen auch (i.-Kukusan, G. -Panarukan u. a. heissen , kommt er zu ganzen Hügeln aufgehäuft vor, Avelche sich jenseits, in Norden von Pra- djakan, bis nahe bei Situ bondo hinziehn, und Avelche die Land- schaften auf der Ostseite des alten Vulkan's, G.-Ringgit, sehr dürr und unfruchtbar machen. •) Was weiter nichts ausdrückt, als Bergkette. A. d. V. 648 Der Lauf des Kali-Sampean (lurch die untere Hälfte dieser Fläche, ist nebst den Gesteinschich- ten, die er durchschneidet, einer besondern IJetrachtun«^ Averth. Wir haben ihn bereits als ITauptbach der Fläche kennen lernen, deren obern und mittlem Theil er, ziemlich genau in der Mitte, von Süden nach Norden durchströmt , indem er während dieses Laufes alle Seitenbäche von Westen her aus dem G.-Ajang, und von Osten her aus dem G. -Raon aufnimmt. Während er dort eine gewöhn- liche , mit Geschieben erfüllte , nur sanft vertiefte Kluft bildet , so nimmt er später, sobald er sich dem Fusse des G.-Ranu genähert hat, und, dadurch gezwungen , na(;h Nord - Osten imigebogen ist, einen ganz andern Charakter an. Er durchschneidet nun die Tuff- lager, welche dem untern Theile der Fläche eigen sind, und wird, noch ehe er Pradjakan erreicht, zu einer schmalen, aber tief eingeschnittenen Rinne, zu einem Kanäle, welche in der Nähe von Pradjakan, da, wo sie sich am Ost-Süd-Ost-Fusse des G.- Kanu hinzieht, ihre grösste Tiefe hat. Sie gleicht daselbst einem re- gelmässigen, durch Menschenhand ausgestochenen Graben, mit geradlinigten Wänden und ebnen Rändern, und zieht sich, so be- schaifen , zuweilen y+ Pfahl weit schnurgerade durch das flache Land, ehe sie eine Krümmung macht, oder sich Stellenweis zu einer Pachkluft von mehr gewöhnlichem Ansehen ausweitet. Der Kanal ist west- (genauer Westsüdwest-) wärts von Pradjakan 29 breit, die Wände ragen 42 über das Wasser hervor, während die Tiefe des Wassers bei gewöhnlichem Stande daselbst 1 7' beträgt, also die ganze Tiefe des Kanales 59' (rheinl.) ausmacht, bei einer nur halb so grossen Breite! Der Anblick dieser Furche, welche wegen der gleichen Höhe ihrer beiderseitigen Ränder schon in ge- ringer Entfernung unsichtbar ist, ermangelt daher auch nicht, einen frappanten Eindruck auf den Reisenden zu machen; zwischen ganz glatten , senkrechten Wänden sieht man eingeengt im Halbdunkel den Bach , der ganz unzugänglich bleibt, Avährend die Ufer so nahe liegen, dass man an den schmälsten Stellen glauben sollte hinüber springen zu können ! Die Wände dieser 59 tiefen Spalte, so glatt und täuschend ähnlich sie Felsenwänden sind, so sehr ihre quer - hingezogenen, parallelen Risse, Avelche lO' von einander abstehen, und in manchen Gegenden durch vertikale Spalten mit einander verbunden sind, an eine regelmässige Gesteinabsonderung in grosse kubische Stücke erinnern, bestehen doch bloss, theils aus feiner vulkanischer Asche, theils aus etwas gröberm Sande , mit eingemengten , oft ]?imstein- artigen, Lavafiagmenten, also aus vulkanischen. Stellenweis 13rezzie-artigen Tuffen, die eine hellgraue, etwas gelbliche Fär- bung haben. Es liegt dieser, mit dem Hammer leicht zertrümmer- bare, übrigens hinlänglich feste, grobe Tuff in deutlichen, im INIittel l(j' mächtigen, parallelen Schichten über einander, und ist, nebst 649 allen ähnlichen Sand- und Aschenmassen dieser Gegend, für ein Aus Wurfsprodukt des G. -Ringgit zu halten, das Mahr- scheinlich durch Aufstauung: des im Laufe gehemmten Kali - Sam- pean und andrer Bäche , mit Wasser zu Schlamm vennengt wurde und sich dann niedersetzte. Doch habe ich an einigen Stellen wei- ter südwestwärts von Pradjakan auch ein sehr Hornblende - reiches Trachytgestein angetroffen , das Rippenartig, fast Säulenförmig-ab- gesondert , an den Wänden der Kluft vorsprang. Durch solche Padas- Schichten in bald weiterem, bald wieder Kanalartig verengtem Bette windet sich der liach durch die Fläche, die in Norden vom Pradjakan immer schmäler wird. Dort treten von beiden Seiten her niedrige Hügelziige , aus gleichen Sandmas- sen näher an einander, und verengen die Fläche zu einem schmalen Thalgrunde, der sich zwischen den kahlen Höhen, Avorauf nur dürftiges Gras mit einzelnen Emblica- Bäumchen steht, in Schlan- genlinien hindurchkrümmt. Der AVeg folgt den Windungen des JJaches, der sich dieses Thal durch den Vorwall eines, wenn auch nur kurze Zeit dauernden , Binnensee's selbst ausgewaschen hat. Erst einige Pfähle später erAveitert sich das Thal ; dort setzt der Weg zum letzten Male über die tief ausgefurchte Bachrinne, und tritt nun in die äussere Fläche, nämlich in die nördliche Strand- fläche bei Situ bondo ein. Man hat nun die letzte Brücke*) über den natürlichen Kanal des K.-Sampean überschritten, vertauscht aber nur die, kaum mit etwas Alanggras und einem vereinzelten Emblica-Bämnchen oder einem Strauch von ^[elanthes bewachsnen Hügelgehänge zu beiden Seiten des Thaies, deren Kahlheit auf Java kein Beispiel findet, mit einer eben so dürren, sandigen und glühend - heissen Ebene. Die Naturphysiognomie der Bondo woso-Ebene, die, wie überall in so fruchtbaren tropischen Ländern hau])t- sächlich, Avo nicht ausschliesslich, durch die pflanzliche Bekleidung des Bodens bestimmt Avird, bietet in der Mitte der Fläche, so Aveit sie Kulturebne ist, bald den lieblichen Anblick von hellgrünen Tapeten der SaAvah's, von Dorfwäldchen aus Frucht- bäumen, die gleich kleinen Oasen a'ou rundlichem Umfang, in jenen zerstreut sind, und deren gelblich - grünen KokosAvipfel im Sonnenlichte schimmern, bald von Kaffeegärten mit Dadap- {Ertj- thrina-) J^äumen dar, die mit ihrem Schützling in regelmässigen, sich kreuzenden Reihen stehen, und deren leichtes, Aveitläufiges Laub nur einen leichten , durchbrochenen Schatten auf die Pyra- midenförmigen glänzend-dunkelgrünen Gestalten des Kaffee's Avirft; bald von Zimmtpflanzungen, die Avie jene regelmässig gereih' t, aber von keinem Nebenbaume umscliattet , sich ganz dem gKilien- den Sonnenlichte darbieten, das spiegelnd von ihren glatten Blät- •) Von Holz. GoO tern reflectirt, oder von Corhenillecactus, dessen bizarre Foiinen sich unter langen Reihen bräunlich-gelber Strohdächer verstecken, während die Berggehänge in dem Umfange der Fläche noch in dem tief-grünen Kleide ihrer Urwälder düstern. Nur die untersten Ge- hänge sind in der Kegel gelichtet, und stellen sich, wie die des G.- Saing, des G.-Ranu und des Zwischensattels zwischen beiden, nur mit einzelnen Bäumen oder Baumgruppen besetzt dar , als licht- grüne Grasmatten von Alang, unterhalb der dunkeln Waldgränze, die oben in das graue Dach der Wolken übergeht. Pittoreske Bergformen beschränken sich auf die höchsten Gipfel, wovon das Profil desG.-Raon Raon Figur 2 wieder- giebt. Nur wenige Bergzacken liegen nahe genug , um von Bondo woso aus aufzufallen; zu diesen gehört aber der G.-Saing (Aj ang, Figur 6) in Westen vom Pasanggrahan , zwei schroffe Spitzen, wie Vorgebirgskuppcn , auf dem untern nordwestlichen Gehänge des G.-Ajang; sie sind bis auf ein Paar Waldstückchen kahl, mehr gelblich-grau, als grün, und ragen steil empor, im Gegensatz zu der lieblich -sanften Kulturfläche, die mit mehren Gruppen von Dorfwäldchen hintereinander , den Raum vom Pasanggi'ahan bis zum Fusse dieser Berge einnimmt. Auf der andern, der Ostseite des Thaies ruht der Blick auf dem Gehänge des G.-Raon, zu welchem sich die in ihrer ]Mitte sanft - concave Fläche ganz allmählig erhebt, ohne alle be- stimmte Gränzen ; dort ragen zwei kleine, stumpfe l]ergkegel, ohne allen Zusammenhang mit andern Rücken, ganz isolirt auf dem untern G.-Raongehänge empor, luid stellen sich als zwei Insel- berge dar, die rundum von der gleichmässig - gesenkten Ebene umflossen sind. Sie erinnern an die ähnlichen Vorgebirge so vieler andern Vulkane Java's , die unter ähnlichen Verhältnissen , (vom Gehänge, das aus Lavaströmen erstarrte, gleichmässig umflossen,) auftreten. Raon Figur 2 ist der einfache, nörd- liche von beiden, in Süden 0674" Osten; der andere G. - Widuan hat einen doppelten Gipfel und wird in Süden 543/4^ Osten vom Pasanggrahan *j visirt. So lieblich der Anblick dieser ]>ondo woso -Fläche auch ist, und so gross die verschiedenen Nuancen des Grünes selbst auch sind, so erblickt man doch nichts als Grün, und in so fem kann man den Reisenden nicht Avidersprechen , Avelche der java' sehen Landschaftsnatur grosse Einförmigkeit vorwerfen , um so weniger, als sich die so eben skizzirte Physiognomie so ziemlich in allen Kulturgegenden Java's, von Osten bis Westen, auf fast gleiche Art wiederholt. Alles , was Abwechselung in die Scenerie der Land- schaft bringen kann, Werke der Kunst, Ruinen, nackte Felsen, die man nur in Kratern und an der Südküste findet, und vollends *) Der Pasanggrahan von Bondo woso liegt ohngefähr 1 Pfahl weit Süden 10' westlich vom Alunplat^e des Ortes, wo ein Kongo und ein Controleur wohnen. A. d. V. 651 die ewige Schnee Zone, die erhabenste Zierde einer Gegend, fehlen gänzlich auf Java und sogar die niedrigen Bambushütten, worin die Javanen 'wohnen, sieht man nicht, sie liegen im Grünen verborgen, und so ist die Physiognomie des Landes im allge- meinen Sinne allerdings einförmig; man sieht oben nur den Him- mel und diesen selten blau, meistens voll "Wolken, und unten nur Grün, und diese Einförmigkeit der Natur, die auch der Zeit nach völlig gleichförmig, ohne allen jährlichen Wechsel ist, hat gewiss auch einen Einfluss auf den Charakter der Bewohner ausge- übt, und etwas mit zur Gleichgültigkeit, so wie zur Gleichför- migkeit des moralischen Charakters aller Javanen beigetragen, aus deren ]\Iitte noch nie ein Mann erstiegen ist, der sich von den andern durch irgend eine ausgezeichnete Eigenschaft unterschie- den hätte. Was das Klima von Bondo woso und des östlichen, schmalen Theiles von Java überhaupt betrifft , so fehlen darüber bestimmte , gleichzeitige Be- obachtungen. Ich erlaube mir daher nur, anzumerken, dass es nach den allgemeinen Versicherungen in wohn ender Europäer viel trockner, als das der westlichen Hälfte von Java ist. Dieser Un- terschied scheint mit K e d i r i anzufangen und in B e s u k i und B a n j u wangi seine grösste Höhe erreicht zu haben, so dass der klimatische Charakter dieses östlichen Theiles von Java mehr dem von Timor, wo in der grössern Hälfte des Jahres ein Extrem von Trockenheit herrscht, gleicht, als dem des Avestlichen Java's. Sicher ist es, dass zu Bondo woso und Situ bondo seit dem 1. April 1844 anhaltend heitres und trocknes Wetter geherrscht hatte, gleichzeitig als in der westlichen Hälfte von Java bis zum 1 . August 1S44 tägliche Regen fielen, so reichlich, dass zum grossen Schaden der Regierung in den Preanger Regentschaften eine JNIenge Kaffee wegen der Unmöglichkeit, ihn zu trocknen, verdarb. Uem öst- lichen schmalen Java eigenthümlich sind ferner die starken und an- haltenden Südwinde, die immer mit Trockenheit verbunden sind , und die besonders heftig durch die Zwischenräume zwischen den Vulkanen blasen, welche westlich und östlich von einander lie- gen ; sie führen sogar eigne Namen und heissen zu Probolinggo : Ginding, zu Pasuruan : Gronggong, u. s. w. Auch zu Bondo woso herrschen diese Südwinde in allen trocknen ]Monaten vor, und legen sich zur Regenzeit. Ungewitter und Regen kommen zu Bondo woso meistens von Osten , verfinstern erst den G. -Raon und be- decken dann die Ebne ; nie sollen sie , nach der Versicherung der Einwohner, aus Süden, und nie aus Westen kommen. Ganz Be- suki, besonders aber Panarukan ist wegen seinen endemischen Küsten- Sumpf- Ei ehern berüchtigt. Am auffallendsten ist der Contrast zwischen dem trocknen Timor 'sehen Klima des schmalen, östlichen Java und 632 dem Klima der hoch liegenden , Gebirgs- und Plateaurcithcn und dicht bewaldeten Preanger-R.e gen tschaften, die ein fast .sumatra'sches Klima haben, und in deren Gebirgen auch in dem s. g. guten Musson, fast täglicli naclnnittägliclie Regen fallen. Dass diese grössere Trockenheit Ost-Java's, welche auch aus den Psychrometerbeobachtungen hervorgeht, mit der grössern Kalilhcit des Landes und dem vorlierrschend sandigen oder steinigen 1 Joden in ursächliclier Verbindung steht , kann keinem Zweifel unterwor- fen sein. Allerdings kommen auch schattige Hochwälder, z. }^. am untern Gehänge des G. -Kaon, ostwärts von Puger u. a. O. vor, aber nur local; und so weitverbreitete, schattige, feuchte AN'ald- decken, die auf so mächtigen und über ganze Landschaften unun- terbrochen ausgedehnten Schichten von finichtbarem, lehmigem 1 Jo- den ruhen, wie in den Preanger- Regentschaften, fehlendem öst- lichen Java; hier tritt vulkanischer Sand an ihrer Stelle auf, und selbst die Wälder der hölieni Kegionen, oberhalb lOOO', stehen mit der Feuchtigkeit und Schattenkühle der Preanger-Hochwalduiigen in auffallendem Contrast , sie sind vorherrschend Casuarincn , luf- tig, dünn, und von dem auffallend - trocknen 1 Joden dieser Wälder findet sich im ganzen West-Java kein Heispiel. Nun könnte man fragen, ist die grössere Trockenheit der Luft die bedingende Ursache, aus welcher die Pflanzenkahlhcit und AValdtrockenheit , nebst der Dürrheit des IJodens hervorging, der zu keiner fruchtbaren Erde werden will , oder ist umgekehrt der sandige dürre IJoden, der entAveder kahl ist , oder eigenthümliche, trockne Wälder trägt, die Ursache von der trocknern Luft ' AVelche von beiden Erscheinungen war die erst anwesende t Ich glaube, dass die vorAviegende sandige Beschaffenheit des Bodens in Ost-Java, bedingt durch die Sandausbrüche des G. - Ke- lut, Idjen u. a. Vulkane, allerdings auf das Klima wirkt, und die Trockenheit desselben , die aus andern , allgemeinen meteorologi- schen Ursachen mit der Entfernung von Sumatra nach Süd -Osten überhauj)t zunimmt , noch mehr erhöht , und dass dies Klima daini im Verein mit diesem sandigen Boden den eigenthümlichen , in Vergleich mit West-JaMi kahlem und trocknern Charakter der Ve- getation zur Folge hat, die man also in einem viel höhern Grade als etwas Bedingtes, dann Bedingendes halten muss, obgleich sie, einmal ausgeprägt, auch wieder auf das Klima zurückwirkt. Gunung-Ptinggit. Nachdem Avir das angränzende Land süd- und ostAvärts vom Vulkane betrachtet haben, das er grösstentheils selbst gebildet, oder durch seine AusAvurfsmassen doch umgestaltet hat , schreiten Avir zur IJetrachtung des Berges selbst. Dabei möge es mir erlaid)t sein , dasjenige mit einzuschalten, Avas ich im Jahre 1S3S beobach- tete, als ich den Berg A^on Ijesuki aus erstieg. J 1 ' II, ,„,,„,. /'„„„ I //./,./,.)./ "" 1 H • " IT ^ i t ^<\. fe. flini/iiil /'i),Y, rl'J, i'i.) , ViiiflUii 653 Um sich vorerst eine allgemeine Vorstellung von seiner äussern Gestalt und seinen Grössenverhältnissen zu machen , werfe man einen lUick auf folgende Profile. In Ringgit Figur 1 erblickt man die Westseite des nördlichen höchsten , an das Meer grunzen- den Kergtheils, der vorzugsweise G. -Ringgit oder G. -Agung ge- nannt wirdj gesehen aus einer Gegend westwärts von Eesuki. Ringgit Figur 2 stellt das Gebirge als Ganzes , den südlichen Halbki-eis G.-Ranu darin begriifen, von der Ostseite dar, nämlich von einem Punkte des grossen Weges aus gesehen, der 1 Pfjihl ost- wärts von Situ bondo liegt. Ringgit Figur 3 zeigt dem Be- schauer die Süd-Ost-Seite des G.-Ranu und Ringgit bis an's Ufer des Meeres, so wie man sie von dem 7265' hohen Rande der Kawah- Idjen über den Saum des G.-Kendeng herab erblickt. Dieser G.- Kendeng setzt sich ununterbrochen fort in den G.-Kukusan und Raon, Avelcher uns nun seine Ost-Nord-Ost-Seite zuwendet. Das ferne Ajanggebirge lässt seine Ost-Süd-Ost-Seite erblicken und aus noch grösserer Ferne blickt links der G.-Semeru hervor. ^Vir unterscheiden also deutlich zwei verschieden gestaltete Bcrgtheile : 1) die nördliche Hälfte G. -Ringgit, deren Pfeiler- artig ausgezackter Gipfel west-, ost- und nordwärts als ein gleich- massiger Kegelabhang herabfällt und mit seinem bis zum Meere vorgestreckten Fusse das Halbin seif örmige Kap bildet, welches zwischen ]5esuki und Panarukan nach Norden vorspringt, der sich aber nach Süden steil abgebrochen, und in mehren kurzen Absätzen, senkrecht viele Hundert Fuss tief herabstürzt. Er stellt sich deut- lich als das nördliche Segment eines zerbrochenen Kegels dar. Ge- schätzte Höhe des Pfeilers 3500'. 2) Die südliche Hälfte, die von viel grösserem Umfang, aber weniger hoch und etAva nur 2300', also 1450 über Bondo woso, hoch ist. Sie bildet jenen Halbkreisförmigen Rücken , dessen convexe Seite nach Süden gekehrt ist und der sich nach Süd- Westen, Süden, Süd-Osten und Osten mit einem sanften gleichmässigen Gehänge in die Flächen von Bondo avoso und Pra- djakan herabzieht, während er mit seiner nördlichen, concaven Seite, die viel sclu-offcr fällt, der Südwand des G. -Ringgit zugekehrt ist. Seine mittlere Gegend bei Bondo woso heisst G.-Ranu, und sein östliches Ende bei Pradjakan wird G.-Kukusan und Panarukan ge- nannt. (Siehe oben S. 640.) Er schliesst sich auf beiden Seiten dem G. -Ringgit an, und schon eine oberflächliche Betrachtung der Positionsverhältnisse zeigt, dass er mit diesem ein Ganzes bildet, und dass beide den un- tersten Theil eines ehemaligen Kegelberges ausmachen, dessen übri- ger mittlerer Theil verschwunden ist. Denn der ganze, 3 bis 4 Pfähle breite Zwischenraum, der sich, vom G.-Ranu umschlossen, bis zur Ringgitwand ausdehnt, stellt sich als eine Einsenkung dar, sogÄr tiefer als der G.-Ranu, und ist ein Labyrinth von Ordnungs- los durch einan(U'r gCAvorfenen Ku])pen und schroffen Zacken, zwi- schen denen Thalräume inid tiefe Klüfte liegen, ein wahres Chaos von Gcbirgstrümmcrn , die walurscheinlich der Überrest des alten 654 Kegels sind , dessen obere Hälfte zusammenbrach und einsank. Ringgit Figur 2 stellt diese Verhältnisse deutlich dar. Vielleicht waren die Gesteinmassen des Kegels vor diesem Ereigniss schon sehr erweicht , und durcli eine Jahrhunderte lange Wirkung saurer Dämpfe halb aufgelöst; dass ein solches Ereigniss aber wirklich Statt fand, macht die Lage und Beschaffenheit beider Jierge, nebst den Urkunden, die wir weiter unten mittheilen wollen , mehr als wahrscheinlich, nach welchen ,,de brandende berg vanPanarukan'* im Jahre 1586 einen Beispiellos heftigen Ausbruch erlitt, wobei die Sonne drei Tage lang verdunkelt blieb, und lüOOO Menschen um's Leben kamen. Dies geschah in den ersten Jahren der llegierung von Seno pati, erstem Fürsten von IMataran. Und darauf fuhr der Berg noch volle zehn Jahre lang fort, ungeheure schwarze Rauch- wolken auszustossen , was die holländischen Seefahrer bezeugten, die den 18. Januar 1597 vor Panarukan vor Anker lagen. (Siehe unten.) Der brennende Berg von Panarukan aber kann kein andrer sein , als der unsrige , der wahrscheinlich vor dem Ereigniss einen vollkommnen und hohen Kegel bildete, und von dem der nördliche Überrest erst nach der Zerstörung den Namen G. -llinggit em- pfing, welchen Namen, wenn derselbe Pfeilerberg bedeutet,*) er auch vollkommen verdient, weil sein höchster Gipfel Pfeil erförmig zerstückelt und abgebrochen ist. Kein andrer Vulkan liegt in der Nähe, die Desa- Panarukan aber, die damals ein mächtiger Handelsplatz war, liegt hart auf dem Ostfusse des gegenwärtigen G. -llinggit. Also keine kleine Kraft kann es gewesen sein, durch deren Wirkung 10000 Menschen getödtet wurden, die den Bergfuss rund um bewohnten, und keine kleine Eruption, die jene ungeheuren Massen von Sand und Asche ausspie, welche den ganzen Ostfuss des alten Vulkan's, vom Kali-Sampcan durchbrochen, in mächtigen Hügeln und Hügelzügen umlagern. Jetzt sind alle Zeichen eines Kraters verscliAvundcn, keine Spur von Dampf dringt mehr aus dem weiten Zwischenrainne zwischen dem G.-Ranu und Ringgit hervor, da, wo im Centrum des ganzen Gebirges, wahrscheinlich die Kraterspalte lag; man sieht dort nur auf einander gestapelte Bergtrümmer und tiefe Schluchten zwischen iluien, und selbst von warmen Quellen im Umfange des alten Vul- kan's ist nichts bekannt. In den südöstlichen Gegenden des Ge- birges zwischen dem G.-Ranu und dem centralen Trümmerboden sind neue Dörfer, wie z.B. Desa-Rati kusi, Suka mukti, Wono wojo, entstanden, und auch auf den nordwestlichen Gehängen des G.- Riuggit hat sich eine neue Bevölkerung angesiedelt, und ihre Hüt- *) Zufolge der Behauptung der Bewohner jener Gegenden, Maduresen, bedeutet R i n g g i t im Java'schen ein Tanzmädchen, eine W a j a n g-Pupp^ind nach WiXTER zugleich die Kuppe, den obersten Theil einer Mauer, im M a 1 a i '- sehen bedeutet Kingkit, Schiessscharten, Vorsprünge und Einschnitte von Mauern. (In Betreff der letzten Bedeutung vergleiche man die Gestalt des Berges in llinggit Fig. 1 und 3.) A. d. V. 000 ten, z. B. Dorf Djurang urang auf denselben Lavaströmen erbaut, die vor nicht mehr als 258 Jahren ihren Vorältern Tod und Ver- nichtung brachten. Vergebens forscht man bei den Dorfbe^vohnevn nach diesem Ereigniss; keiner weiss es, keiner ahnt es; selbst nicht die dunkelste Sage hat sich davon erhalten ; und so wie die Ge- schichte so vieler andern Vulkane Java's, z. B. des G.-Wilis, Mu- rio, Uugaran, so würde auch die Katastrophe des G.-Ringgit in ewige Vergessenheit versunken sein, hätte uns nicht Cornelis HouTMAN einige Kunde davon bewahrt. *) Das Kreisförmige Stück, das der zerbrochene Berg auf der einen, der Südseite hinterliess, G.-Ranu, erinnert einigermassen an den Charakter eines Erhebungskraters. Vielleicht, dass einige Ver- tiefungen zwischen den Trümmerhaufen mit kleinen Seen erfüllt sind, die man aus der Entfernung nicht sehen kann, und dass davon der Name Gunung- (Berg) Ranu (See) abgeleitet ist. Was die allgemeinen Beziehungen des G. -Einggit, als Vulkan zu den übrigen seiner Keihe betrifft , so ist er wahrscheinlich unter allen java'schen Derjenige, welcher dem Meere am nächsten**) liegt, aber schwerlich näher, als diesem Meere vor noch nicht langen Zei- ten der G. -Ardjuno, der G.-Wilis und der G.-Lawu lagen; denn es ist die Madurasee, die den G. -Ringgitfuss bespült, die sich vordem westwärts bis zum Fusse des G.-LaAvu ausdehnte, die noch in historischen Zeiten, bis nach Modjo pait reichte, und die nun zur Hälfte ihrer Länge nach ausgefüllt und in jene söhligen Alluvial- ebnen von Madiun, Kediri und Surabaja verwandelt ist, die wir schon haben kennen lernen. Bei Ngawi und an andern Orten lern- ten wir auch jene Kalk- und Sandsteinbänke kennen, die als nie- drige, breite Bergrücken schon nahe ostwärts vom Fusse des G.- Merbabu auftreten und sich dann weit nach Osten bis zur Strasse von jNIadura fortsetzen. Ein Glied dieser Tertiärformation ist jener weiche, schneidbare Sandstein, den man zu Grabmonumenten der java'schen Fürsten, z. B. bei Pasar gede und Imogiri (Jogjakerta) verwendet. Java'sche Häuptlinge haben mir versichert, dass der- selbe Stein auch auf Madura gebrochen Avird, wo er Batu kembang, also Blumenstein heisst (vergleiche Abschnitt I. Seite 332) Avahr- scheinlich wegen der Arabesken, die man hineinschneidet ; ist diese Angabe richtig, wie aus dem völlig gleichen Ansehen Madura's mit den gegenüberliegenden Landschaften Ost- Java's mehr als wahr- *) Dass ein Zeitraum von 100 Jahren für den Javan , der nie sein eignes Alter kennt, eine Ewigkeit ist, wird der Leser einigermassen glaublich finden, w.enn ich ihm erzähle, dass ich einmal einen sonst nicht thörigten Javan antraf, der in allem Ernste glaubte , wenigstens 200 Jahre alt zu sein , und einen an- dern , der in grösstes Erstaunen über sein hohes Alter verfiel , als ich ihn ver- sicherte, dass er, nach seinem äussern Ansehen zu urtheilen, wenigstens 40 Jahre alt sein müsse. A. d. V. **) Eben so wie der G. - R i n g g i t auf Java, ragt der T o m b o r o auf Sum- bawa zur Hälfte aus dem Meere hervor; und, merkwürdig, dass gerade diese beiden die verwüstendsten Ausbrüche erlitten haben, endlich einge- stürzt, und ganz erloschen sind. A. d. V. 656 scheinlich wird, so haben wir hier eine wenigstens drei Längegrade weit, vom Mörbabufusse an bis zur Ostspitze von Madura und noch weiter, ausgedehnte ■Masse von tertiären Gesteinbänken, wovon die oberste ein dichter, gelblich- weisser Kalk mit vielen Höhlen*) ist, ein flaches Gebirge, das in zwei breite parallele Striche nordwärts vor der Vulkanreihe G.-Lawu bis G. -Idjen vorbeizieht und den östlichen Lauf der zwei ostjava'schen Hauptströme, Kali von Solo und von Kediri (lirantcs) veranlasst hat. Man bemerkt jedoch leicht, dass der eine von diesen Strömen (der K . - Brantös) ursprünglich, gleich den meisten andern Bächen der Lisel, die einen zur Insel queren Lauf haben, in seinem untern Gebiete nur von Süden nach Norden floss, und dass sich der östliche Theil seines Laufes erst in geologisch ganz neuen Zeiten ausbildete, als der Seebusen von !Modjo pait (das ^ladura- becken) durch abgespülte ^Massen, wozu vulkanische Auswurfsstoffe aus dem G.-Wilis, Kelut und Ardjuno gcAviss das Hauptmaterial lieferten, immer mehr und mehr anfing, trocken gelegt zu werden. Diese oben erwähnten tertiären Flötzbildungen in der nörd- lichen Hälfte von Ost -.Java bis nach Surabaja zeichnen sich vor- züglich dadurch vor andern auf Java aus , dass sie von keinen spä- tem Erhebungen getroffen wurden , und in ihrer horizontalen Richtung beinahe unverändert liegen gebUeben sind, als weit hin- gestrecktes Bankförmiges Ganzes, wodurch die beiden genannten Flüsse verhindert wurden, nach der Xordküste abzufliessen. Es wäre sehr wünschenswerth, die Menge der täglich und jähr- lich bei der Mündung des K. von Kediri und Solo angeführten Erd- theile zu kennen, (also Strombett-Profil, Wassergeschwindigkeit in beiden ^Nlussonen, und Gehalt an festen Bestandtheilen,J um den Grad des Fortschreitens der Küste von Westen nach Osten daraus zu berechnen und zu ermitteln , ob nicht vielleicht auch noch eine langsame und gleichmässige Erhebung der ganzen Insel auf die ausserordentlich schnelle Erweiterung der Küsten mit wirke '. Feste Wassermarken an Felsen oder künstlichen Pfeilern der Küste Avären zu machen**) Dem sei wie ihm wolle, das Fort Erbprinz***) in der Madurastrasse wird bald auf Trocknem stehen. Diese Strasse, deren Fahrwasser jetzt schon an vielen Stellen nicht mehr als lu' Tiefe hat, t) ■^^'ird endlich ausgefüllt sein , und so gut wie der ^Meerbusen von Modjo pait in kaum yo Jahrtausend bis an die gegenwärtige INlünduno^ des K. - Brantes in der Nähe von Bangil dies Schicksal *) Aus der Erde im Boden dieser Höhlen, die hauptsächlich aus dem Miste von Fledermäusen gebildet wird, bereiten die Javanen in Madiun S a 1 ji e t e r. A. d. y. **) Hiermit vergleiche weiter unten Kapitel 5 des III. Abschnittes dieser Abtheilung u. Abth. III. S. 95 ff. A. d. V. ***) Früher Fort Uranien und noch früher Fort Ludwig genannt. A. d. V. f) Dies findet sich bei dem niedrigsten A\"asserstande am nördlichen Ein- gange der Strasse, zufolge der Karte dieses Fahrwassers von M. H. Jaxsex. 1847. A. d. V. 657 bereits erfuhr, wird auch der übrige TheU des Äladurabeckens d. h. des Thaies, ZAvischen der neptunischen Formation in Norden, und der Vulkanreihe in Süden ausgefüllt Averden, die tertiäre Fels- bank ]\Iadura Avird dann nicht mehr gesondert sein, und der G.- Rmggit Avird dann eben so weit vom Seestrande entfernt liegen, wie der G.-Wilis dies gegenwärtig ist. Ich sollte meinen, dass avis sol- chen Betrachtungen über historische, unzweifelbare Vorgänge dem Urtheile über gegeuAvärtige Entfernung der Vulkane von den JMeeresküsten einige Vorsicht anzurathen sei. Auch sind diese Vorgänge von "Wichtigkeit auf den früher vielseitig supponirten allgemeinen Zusammenhang aller Inseln des ostindischen Archipels. Denn, obgleich sich Java als eine langgestreckte oder s. g. Continental- Insel vor- thut, und auch lange vorher, wenigstens StückAveise in der Rich- tung von Westen nach Osten bereits als Sedimentformation (Ter- tiärgruppe) vorhanden war, und durch mannigfiiche EruptiAge- steine, z. B. Diorit, A^erschiedene Porphyrarten, A'ielleicht auch Syenit, aufgetrieben , auch Theilweise schon beträchtlich über das NiA'eau des jNIeeres emporragte, ehe die Vulkane aus einer, zu- AA'eilen durch Querrisse verdoppelten Spalte von Westen nach Osten ausbrachen, so sind doch durchaus keine geologischen BcAveise vor- handen , dass dieser sunda'sche Inselkranz früher zusammenhing, oder Avohl gar mit Borneo und dem Festland Aon Asien verschmol- zen, ein ausgedehntes ContinentalzAvischenland bildete, das Hinter- indien mit Neuholland A'erband. Vielmehr spreclien alle vorhandene Thatsachen für das Gegentheil, für die anfänglich grössere Breite derjenigen Seestrassen, deren Ufer nicht JNIauerartig steil aus dem Wasser tauchen, (oder dies nur Theilweise thun, durch die Wirkung- jetziger Meeresbrandung so gestaltet,) sondern allmählig, sanft; und für die spätere Verengerung dieser Strassen theils durch öfters Aviederholte Hebungen , theils durch Aveit in's INIeer herabgeflossene Lavaströme, *) theils durch Hervorbrechen von vulkanischen Kegel- bergen in den Strassen selbst, aao sie z. B. in der Sundastrasse, sich mit einer gleichmässigen Steigung aus dem tiefsten Wasser er- heben, theils und hauptsächlich, und jetzt noch täglich fortschrei- tend, durch Korallenbau und Alluvion von Erdtheilen durch die Flüsse , besonders Avenn Vulkanausbrüche eine periodisch ver- grösserte iNIenge von Material (Sand und Asche) dazu lieferten. Besteigung des Berges. Ich besuchte von Bösuki aus am 2. Juli 1S3S die Nord- West-Seite des G.-Ringgit. Die Halbmondförmige, mit Tausenden von Kokospalmen bedeckte Kulturfläche von Besuki, die 1 bis 2 ]Minuten breit, zwischen dem jMeere und dem Nordfusse *) Spätere Anmerkung. Z.B. der Basalt bei Batu - Tutui , der vom Fusse des G.-ldjen bis in die Strasse Bali hineinragt. A. d. V. Juu^liuliii, Java II. 42 658 dos G.-Ajang liegen bleibt, die in Westen von einer weit vorge- sebobenen Rippe des G. - Ajang, in Osten aber vom Fusse des G.- llinggit begränzt wird, vcrscbniälert sieb am Nord-Wcst-Fusse des letztern innncr mebr und endigt sieb ganz , indem der Nordfuss des Eerges mit dem Meere in ]}enibrung tritt. Sclnnale liippen laufen auf dieser Nord- West-Seite berab, und entspringen am Fusse des Gipfelpfcilers als scbarfe Felseugräten. Ein heisses unangenehmes Walddickicbt aus staclieligten liambus, Ilbamnusarten und krüp- peligten, einzelnoii Djatibaumen, aucli wilder Pisaiig bedeekt diese Gehänge. Die Rippen besteben ober f 1 ä c h 1 i e b nur aus scbarf- eckigen Bruchstücken einer trachy tischen Lava, die von vielen, grossen, glattwändigen , unausgefüllten lilasenräumen durch- zogen ist, mehr als ich dies bei irgend einem andern java'schen Vulkane sah.. Siehe L. Nr. 2S7 und 2SS.*) Zwischen zwei solcher Rippen , deren Lava in der T i e f e ein compaktes Ganze bildet , zieht sich auf der West-Nord- West-Seite eine Kluft herab, in deren unterer erweiterten Gegend, wo sie nach Westen umbiegt, das Dörfchen Djurang urang steht. Viele kolos- sale Felsenblöcke liegen im Grinide (in der Sohle) dieser Kluft zer- streut, deren Seitenwände sich oftmals zu senkrechten Felsenmauern erheben. Manche von den Blöcken sind ein bläulich - dunkelgrauer Trachyt, manche sind dies nur zur Hälfte oderTheilweise, während sie auf den andern Seiten in eine poröse Schlacke verwandelt sind, aus welcher unverändert nur noch Hornblendekrystalle hervorragen, andere sind eine Gluthbrezzie aus 2 Zoll bis 2 Fuss dicken Bruch- stücken der verschiedenartigsten Trachyt- und Lavaabänderungen, worin man ganz feinkörnigen Trachyt, gross -krystallinischen Tra- chyt mit porphyrartig ausgeschiedenem glasigem Feldspath und bald mehr, bald weniger Hornblende , feste, derbe (dichte) basaltische Lava, ganz zu Schlacke aufgeblähte Lava, also vielerlei heterogene, schwärzliche, graue, weissliche und röthliche Stücke unterscheidet, die ohne 1 Bindemittel zu einem Ganzen verschmolzen sind. Siehe L. Nr. 2S5 und 2S6. Ähnlich zusammengefügt ist ein compakter zusammenhängen- der Lavastrom, der, in den obern Gegenden der Kluft bloss gespült, die Bachsohle bildet. Seine glatte, polirte Oberfläche, hebt und senkt sich in Stufen wellig, so dass der Bach bald kleine Becken füllt, bald Cascaden macht; sie sieht wie getäfelt (Mosaikwerk) aus und besteht wechselnd aus 2 Zoll bis 3 Fuss dicken, röth- lichen, grauen und schwärzlichen Fragmenten trachytischer Lava, die, ungeachtet ihrer scharfen Gränzlinien, doch so innig zu einem Ganzen verschmolzen sind , dass durchaus keine Fugen bestehen, und die glatte Oberfläche nur wie so verschieden gemalt erscheint. Der oberste Gipfel des G. -Ringgit ist in mehre Säulen- oder besser *) i.-Nr. 2S9 (Bat. Nr. 90) ist die vulkanische Aschen- und Rapilli- Brezzie, welche Seite 617 beschrieben ist. A. d. V. 659 Thurmartige Massen zerspalten, deren nackte, grauen Wände viele Hundert Fuss hoch senkrecht emporstarren. *) Über die Ausbrüche des G. -Ringgit- Der Wichtigkeit des Ereignisses Avegen und der Folgerungen, welche daraus abzuleiten sind, thcile ich hier die Urkunden mit, welche über den einzig bekannten Ausbruch des G.-llinggit han- deln. Ich gebe zuerst den Titel der Bücher, geordnet nach den Jahren, in welchen sie gedruckt wurden, die ältesten zuerst. Es waren unter Oberbefehl von Cornelis Houtman die vier Schiffe Mauritius mit C. Houtman an Kord und J. J. Molle- NAER, Avelcher am 25. December 1596 starb; Holla ndia mit dem Scliiffer J. Dingnums und dem Commis G. van Boninghen ; Amsterdam mit J. J. Schellinger und E.. van Hel, welches den 11. Jan. 1597 verbrannt wurde, und Täubchen (het Ptnaske) mit dem Schiffer S. Lamberts, von welchen Schiffen die folgenden Berichte abstammen. Nr. I, 1598. Journal van de reyse der Hollundtsdie scliepen gedhaen in Oost-Indien, haer coersen, sireckinghen ende vreemdc avontueren, die haer l)ejegend syn enz. Middelburgii 1598. Dieses war, wie aus dem Inhalte hervorgeht, das Schiffsjournal der Hol- landia mit kurzen Anzeichnungen von Tag zu Tag und einem eben so kurzen Anhang, worin sich eine Karte von l^ali befindet. Es ist von allen gedruckten ]ierichten offenbar der älteste, da es kaum ein Jahr nach der Zurückkunft der Schiffe erschien. Nr. II. 1609. Historie van Indien, vvaer inne verliaelt is de avontuere die de Holländische schepen bejegent syn enz. Amstel- redam 1609. Diese Älitthcilungen sind viel ausführlicher als die vorigen; sie kamen vom Schiffe jNIauritius, also ohne Zweifel von Cornelis Houtman selbst und sind auch der beigefügten Pro- file Avegcn die wichtigsten. Sie enthalten eine Karte von Bali, nach welcher die in den folgenden Ausgaben copirt sind. (Nr. I und II findet man mit noch andern lleiscn in einem Band gebunden auf der Academ. Bibliothek zu Leyden.) Nr. III. 1617. Oost-Indische ende West -Indische voyagien. De eerste voyagie der Holländische schepen op de landen Java. Eerste l)oek. Historie van Indien enz. Anislerdam 1617. Dies ist eine spätere /Ausgabe von Nr. II. Nr. IV. 1 621. Eine gedruckte Karte vom Indischen Archipel, befindlich in dem Werke: ,,Oost- en West-Indie-Spieghcl, wacr in *) Meine Absicht, sie zu ersteigen, wurde durch einen unerbetenen Besuch von Tigern vereitelt. (Siehe meine Reise durch die östlichen Kesidenzcn von Java. Magdeburg, \'<\h Seite :557.) A. d. V. 42* C60 beschreven worden de Iwee laatste navigatien, j^^edliaen in de Jaren 1()14 — 1617 ende 1618, de ccne door den vcrmaerdten Zceheldt Joris van Spiihergen enz. Anislcrdain 1621." Auf dieser Karte lieisst der brandende lierg von l'anarukan ,,8olfFerberg." Nr. III und IV befinden sich in einem Jiand gebunden auf der Acad. liibl. zu Leyden. Nr. V. 1646. De eersle scliipvaerl der nf)liandtsclie Natie naer Oosl-Indie, onder 'l beleydt von Corneiis llouUnan enz. in dem Buche: ßejiin ende voort^angh van de vereenij^de Nederlandtsrhe Geoctroyeerde Oost-Indische Compagnie. Gedrulct in den jare 1646. Dies ist eine spätere, mehr oder weniger veränderte Ausgabe von Nr. I bis III. Auf einer beigefügten Karte von Java ist der ,, bran- dende" Berg ebenfalls angegeben. Nr. VI. 1648. Oost- en Wesl-Indisclie voyagien. Eerste dcej. Amsterdam 1648. Eerste scliipvaert der Holländers naer Oost-Indie mit vier scliepen onder 't beleydt van Corneiis Iloutman , uit Texel 't zeyl gegaen. Anno 1595. Hierin sind die fiühern Nachrichten copirt. Nr. VII. 1726. Fr. Valentijn, Ond- en Nieuw- Oost-Indie. Groot Djava. Dordrecht en Amsterdam 1726. Nr. VIII. 1784. Nederlandsche reizen. Eerste deel. Amster- dam en Harlingen 1784. Eerste Togt des Hollanders naer de Oost- Indien mit vier schepen in 1595 enz. Nr. IX. 1773. Verbandelingen uilgegeeven door de Holland- sche 31aatscbappye der weetenscliappen te Haarlcm. XIV. deel. Te Haarlem 1773. Bericbten p. 91 — 92. In den Keisen von Francis Drake (1577 — 1580), der durch die Strasse von Lombok segelte, und Kapitain Thomas Cavexdisk (1586 — 1588), der zu lianju ■vvangi, darnach von ihm Bolamboam genannt , selbst war, *) finden sich keinerlei Nachrichten über unsern Gegenstand. Ich thcile nun die cursiv gedruckten Stellen aus den genann- ten Urkunden mit, die auf unsern Berg Beziehung haben. An den Stellen , wo ich eine oder mehre von den Urkunden I bis IX nicht angeführt habe, ist zu verstehen, dass in diesen Urkunden von dem, was in den übrigen Werken (an den angegebenen Orten oder Tagen der Reisej mitgetheilt wird, nichts enthalten ist. Erste Aufzeichnung, am 6. December 1596. Die in 1595 von Holland ausgelaufenen Schiffe hatten zuletzt vor Tuban ge- legen ; sie gingen von da der Nordküste entlang nach Osten und ankerten vor Sedaju. Von da begaben sie sich gegenüber nach Madura, wo an der Nord-West-Ecke der Insel die damalige Haupt- stadt Arosbaja lag. Dort ankerten sie am 6. December 1506 und *) An historical account of all the voyages round the World, enz. vol. I. London 1774. 661 erzählen das Folgende: Nr. III, Blatt 70 ,,f//>.ve Insel liegt wige- Jdhr 12 bis 13 Meilen von Java entfernt und man kann bei hellem IVetler zwei Berge auf der Insel Java erkennen, ich vermuthe, dass CS die hohen Berge von Passurnan sind." (Gunung- Ardjuno und Tengger.) Zweite Aufzeichkukg , den 14. Januar 1597. Von da bega- ben sie sich nordwärts nach Lubok (der Ba\aaninsel) , sie wollten westwärts segeln, nach Eantam zurück, wurden aber durch Strom und Wind (es war im Westmusson) aufgehalten und kamen wieder zu Lubok an ; sie verbrannten am 1 1 . Januar 1 597 das sehr leck ge- wordene Schiff Amsterdam und, nachdem auch ein Versuch, durch die Strasse von Madura zu kommen, misslungen war, begaben sie sich der Nordküste von ^Sladura entlang nach Osten. Den 14. Januar waren sie an der Ostecke von ^ladura. Nr. I, den 14. Januar: ,,/?// dieser Seite von Madara liegen noch viele kleine Inselchen , zivischeff wel- chen wir hindurch segelten, ' ' Nr. II: , ^welche wir an Backhonrd'- ' (also links) ,, liegen lies.sen.'-^ Sie segelten w^ahr scheinlich auf der Ost- seite von Sapudi herum (es herrschte WestAvind), und liefen dann, in der Absicht, sich zur Strasse von Balabuan (d. i. Strasse von Bali) zu begeben, nach Süden und berichten Folgendes: Dritte Aufzeichnung, den 14. Januar, später als die frühere. Nr. II, Blatt 5S und Nr. III, Blatt 71: ,,und sahen zu gleicher Zeit (14. Januai') das hohe feste Land von Java., sehr gebirgig war vngefähr 4 Meilen davon das hohe Land, welches oberhalb Panaru- kan liegt, wesshalb wir gerade auf die Küste in südwestlicher Rich- tung segelten." Vierte Aufzeichnung, den 17. Januar. Sie näherten sich also der Küste von Java, indem sie von Nord -Osten nach Süd- Westen segelten, des Nachts. Denn den 17. Januar 1597 fiüh, während es noch ganz dunkel war, gerieth das Schiff Pmas, das den andern voraus (dem Lande näher) war, auf den Grund; es that Nothschüsse und konnte nur mit vieler Mühe mit Hülfe der andern wieder flott gemacht werden. Nr. II, Blatt 58 (und fast wörtlich, nur weniger vollständig, wiederholt Nr. III, Blatt 71) erzählt hier- über das Folgende: ,,Die Pinas, welche den 17. dito in der Morgen- stunde voraus gesegelt war, löste einen Kanönenschuss, wodurch wir erschreckt wu/-den, indem wir iv^end ein Unglück, das ihr zugestos- sen sein möchte, befürchteten und dies um so viel mehr, als es ganz dunkel ivar, so dass wir nicht wussten, wo wir sie suchen sollten, denn da wir ihren Schi/ss nicht sehen konnten, so schoss sie noch einmal und schickte ihre Boote zunns, welche um Hülfe ansprachen, dt/SS wir ihr von den Klippen, auf welchen sie fest süsse, abhelfen sollten; wir sandten ihr also f^olk , welches ein Wurfanker aus- brachte , sie sodann vom Grunde ab wände i/nd nach vieler Mühe flott machte. Des Morgens sahen wir den brennenden Berg, wel- cher oberhalb Panarukan liegt und erst vor 10 Jahren aufgebrochen ist mit grossem Schaden und f^erlusl voti Menschenleben ; er stiess 662 ei)Wi sehr starken d im kein Rauch aus. Auch noch einen grosse?i Berg^ iveJcher Sierra do Pagode oder Pracada genannt wird, einer grossen Pagode oder heidnischen Tempels halber , welcher darauf steht, und auch eines Städtchens hall/er, welches an dessen Fuss liegt, Pracada genannt, und welches ihm also hierin (im JSamen) nachfulgt mit dem umliegenden Land. Am Fasse dieses Berges war es, wo die Pinas auf dein Grund gesessen halle. Ausser dem vorer- wähnten Städtchen lagen noch 2 Städtchen daselbst, deren eines Chandana f^enanut wurde, wo die 3 Joncken vor Anker lagen.'-' Siehe hinten das hierzn gehörige, von IIoutman (lUatt 59; niit- getheike Profil: Kinggit Fig. 4. — Nr. I spricht davon so: ,,Den 16. «//7o" (bei II den 17.) ,,am Morgen befand sich unsere Pinas auf den Grund gesegelt, auf dem Land von Java, nicht weit von Panarukan , und schoss sie 3 mal, worauf wir und das f^olk Molle- nars zu ihr mit Bücken an Bord gefahren sind und sie mit Gottes Hülfe wieder davon abgebracht haben; hier konnten wir einen hohen Berg sehen, welcher brannte, und zeigte sich grosser Bauch dar- über, sonderbar anzusehen. '■'- — Und Nr. V, ]>latt 97 (und darnach fast •wörtlich Avicdcrholt VI, Blatt S9j berichtet hierüber: ,,und 'iahen den IS. eschrieben Avurde, wahrscheinlich in Nord-Osten vom Kap Sedano, segelten die Schiffe denselben Tag (den 17ten) weiter nach Süden und liefen in die Strasse von Bali ein, die sie Strasse von Balabuan (Banju wangi) nennen, wälirend ilu'e Strasse von Bali die heutige Strasse von Lonibok ist. Ehe sie 3 Äleilen von der Stadt Balabuan in 7 Faden Tiefe Anker warfen, wurde aus der Mitte der Strasse am 22. Januar das Profil B (siehe Ringgit Figur 5) gezeichnet. Den 25sten warfen sie der Stadt Balabuan ostwärts gegenüber an der Küste von Bali Anker und berichten II, Blatt Gl (und wörtlich Avieder abgedruckt in III , Blatt 69) ,,»'//' sahen einen sehr starken Rauch aus dem vormeldeten Rerg'''' (der letztgenannte Avar der brennende Berg von Panarukan) ,,au/- steigen, worüber wir alle ims veruutnderten.'-'- Siebente Aufzeichnung, den 2. Februar. Dann segelten sie an der Südküste von Bali hin nach Osten und kamen in die Bucht auf der Westseite vom jetzigen ,,Tafelhoek, " das bei ihnen Vcrckens- hoek oder hoofd (Cabo de porcus auf der Karte) heisst. Dort lich- teten sie den 2. Februar 1597 die Anker, um das Tafelkap zu um- segeln, da ihnen Strom, wie Westwind aber entgegen waren, so kamen sie mit dem Laviren nicht voraus und Avaren Avieder genöthigt , in 25 Faden Tiefe, also in Westen vom Tafelkap zu ankern. Von da berichten sie II, Blatt 62 (und eben so Avieder III, Blatt 74) ,,hier sahen wir noch den brennenden Berg von Panarukan, welcher stark dampfte and Rauch aus.stiess , und die Strasse nach Norden zu öff- net sich nun, doch konnten wir keine Durchfahrt erkennen."^ Von hier wurde das Profil C gezeichnet. (Siehe Ringgit Figur 6.) Achte Aufzeichnung, den 13. Nov^ember 1772, Ein unter diesem Datum zu Batavia geschriebener, an die Haarlemer Maat- scha])pij gerichteter und 17 73 gcnlruckter Bericht A-^on J. M. Mühr (1. c. siehe oben) lautet folgendermassen : ,,//// Jahre 1586, also vor fast 2 Jahrhunderten ist der Berg liellul (rige/itlich Golöt) bei Passou- rouang, welcher eben falls für einen Schwefelberg und ^war/ür einen der höchsten dieser Gegend gehalfen wird, auf eine so erschreck- liche fVeise gesprungen und aufgeflogen, dass dabei jnchr als 10000 Menschen durch die nusgeworfeni'n Steine, geschmolzene und bren- nende Schwefel.sloff'r vrrnichlet oder unter den Schutthaufen dieses Berges begraben warden, wie man solches in der Geschichte der Ja- ranen aufgezeichnet findet. Auch glaubt mau zu wissen, dass dieser Berg viel näher bei JKadiri als bei Passourouang liegt.''' Dem liCser ist aus dem Obigen bekannt, dass unmittelbar neben Panarukan nur ein hoher, vulkanisclier Berg, der jetzige ,,G. -Ringgit" liegt, dessen nördlichen, im Halbkreis vorspringen- den Fuss das Meer bespült. Er liegt unter allen Vulkanen Java's 664 dem Meere am nächsten. Wenn man sich in entgegengesetzter Richtung von Panarukan auf dem Meere befindet, so liegt er «un- mittelbar hinter und erhebt seinen Gipfel hoch über die Stadt. Keinen andern A^ulkan kann man in der Richtung von dort sehen, weil der G. - Ringgit mit seinen Verlängerungen nach Süden gröss- tentheils die Aussicht deckt. Die wichtigste der obigen Urkunden ist oflFenbar der ursprüngliche Rericht von C. Hout::Cian (Nr. II), der 10 Jahre nach dem Ereigniss geschrieben und 22 Jahre nach demselben gedruckt wurde, nebst den Ergänzungen, welche in der Ausgabe Nr. V, welche 52 Jahre nach dem Ereigniss an's Licht kam, enthalten sind. Der Rerichlgeber sagt darin nicht nur aus- drücklich, dass er den Rerg sah, sondern er bildet ihn nebst allen umliegenden ab und liefert Profilzeichnungen und Peilungen da- von; er spricht davon erst in dem Augenblicke, als ihm der Berg in die Augen fiel und wahrscheinlich durch seine Rauchsäule impo- nirte; er nennt ihn den ,, brennenden J>erg von Panarukan' ' oder ,, brennender Berg oberhalb oder hinter Panarukan." GegenAvärtig heisst wirklich noch ein südöstlicher Theil des l^erges G. -Panaru- kan (s. obenS. 647), während die Hauptmasse desselben, der sonder- baren Gestalt ihres Gipfels wegen (die sie wahrscheinlich erst in Folge jenes Ausbruchs erhielt) G. -Ringgit genannt wird. So bestimmt und ausführlich alle diese Angaben sind, so hat sich Dr. Salomon Müller doch veranlasst gefunden,*) aus dem einzigen, 1G6 Jahre später verfassten Berichte Nr. IX der achten Aufzeichnung zu schliessen, ,, dass dieser erschreckliche Ausbruch aus dem G.-Kelut entstanden ist und nicht aus dem G. -Ringgit, wie dies von Dr. Jungiiuhn**) und Dr. Horsfield nach den un- bestimmten Nachrichten von Valentijn iiTthümlich angegeben wird.*' Der jetzige G.-Kelut bei Kediri liegt aber geradlinigt 22 geogr. Meilen vom G. -Ringgit entfernt. Sieht man sich nach den Gründen um, die Herrn jNIüller zu diesem Ausspruch bcAvogen haben können, so findet man, dass derselbe nur einen Grund dazu gehabt hat, nämlich den Namen Kellot oder Golot, Avomit Mohr den Berg bestempelt. Denn auf die Worte, die in 1772 ein Bewoh- ner Batavia's in einer geradlinigten Entfernung von &5 geogr. Mei- len vom Berge schrieb: ,,auch glaubt man zu wissen, dass dieser Berg viel näher bei Kediri als bei Pasaruan liegt," wird doch wohl Niemand einigen Werth legen, der bedenkt, dass die Lage einer jNlenge Orte selbst in viel spätem Zeiten nicht besser bekannt war und dass noch auf selbst im Jahre 1846 angefertigten Karten ein fahrbarer Fluss über eine mehr als 3000 hohe Bergkette hinweg- *) Verhaml. Natmirk. Commiss. Land- en VolJienkiinde p. 459. — Man sieht aus dem früher Mitgetheilten, dass Valentun getreu nach Nr. III und V compilirt hat, mit welchem Rechte sagt nun Dr. !MÜLLER: „dem unbestimm- ten Bericht von Valentun zufolge" ? A. d. V, **) Von mir in meinen Reisen durch Java; avo Horsfield sich darüber geäussert hat, ist mir unbekannt. A. d. V. 665 läuft. Allerdings scheint Herr Müller (1. c.) auch eingenommen zu sein mit dem angeblich officiellen Charakter des Berichtes, in- dem JMohr p. 93 sagt: ,,man möge bedenken, dass diese beiden angegebenen Fälle" (vomG.-Kellöt in 15S6 und vom Lawu in 1752) ,, seinem sachlichen Inhalt nach einem officiellen Schreiben an den Gouverneur und Rath von Samarang, so wie an die hohe Regie- rung zu liatavia auf den 10. Mai 1752 entnommen war.'* Aber, wie ist es möglich, dass Herr INIüller einen grössern Werth legen konnte auf einen Bericht, der erst 166 (ein Hundert und Sechsundsechzig) Jahre nach dem Ereigniss geschrieben wurde, ,,also" (wie Mohr seinen Bericht selbst anfängt) ,,fast vor zwei Jahrhunderten," nämlich nach der Eruption, welche letztere zu einer Zeit Statt hatte, als noch gar keine Niederländer, viel weni- ger Gouverneure von Samarang auf Java existirten, da ,,die erste Schifffahrt der Holländer nach Ostindien mit 4 Schiffen unter der Führung von Corkelis Houtman" u. s. w. erst in 1595 unter- nommen wurde? und vi^ie konnte er dies gegenüber dem authenti- schen ]3ericht von Cornelis Houtman thun, der sich nur 1 0 Jahre nach der Eruption zu Panarukan befand , der den Berg mit seiner Dampfsäule sah, peilte und beschrieb? Wie konnte er einen solchen Werth darauf legen, da es doch in die Augen springend ist, dass jener den 10. Mai 1752 datirte Rapport nur in Folge des Aus- bruchs vom G. -Lawu, der 10 Tage vorher, nämlich am 1. Mai, Statt gefunden hatte, geschrieben Avurde und dass es nur bei dieser Gelegenheit war, wobei man auch an jenes 166 Jahre ältere, nämlich in 15S6 vorgefallene Ereigniss dachte und dieses wahr- scheinlich nach Hörensagen der Javanen erwähnte, die den Berg jjKellot oder Golot" nannten, aber nicht recht wussten, wo er lag? Also nur dieser Name und Aveiter nichts bleibt Herrn ]Mül- LER als Grund übrig, um seinen Bericht auf d e n Berg zu beziehen, der heutiges Tages G.-Kelut heisst und bei Kediri liegt. Ausser- dem aber, dass diese Angabe des Namens an den Gouverneur von Samarang oder an Mohr zu Batavia ein offenbarer Irrthum von den Eingebornen (wegen Unbekanntschaft mit der Topographie) sein kann, da Samarang 35 und Batavia 85 geogr. Meilen vom G.- Kelut und noch 22 1/2 INIeilen weiter vom G.-Ringgit entfernt lie- gen, so sind die Namen der Berge auf Java innerhalb einer so lan- gen Zeit, wie l^li Jahrhunderte, auch veränderlich, besonders solche, die ihre Gestalt verändern, wie der Vulkan von Panarukan, dessen Scheitel wahrscheinlich erst durch jenen grossen Ausbruch in 1586 seine jetzige Säulenform erhielt. jNIanche noch in den Wer- ken von Crawfurd und Raefles genannte Berge, die gewaltige Ausbrüche erlitten, z. B. der Gunung-Adiksa, sind unter diesen Namen gar nicht mehr bekannt, und andere, G.-Rujung und G.- Simpai', werden von den Bewohnern auf den verschiedenen Seiten des Hcrges verschieden benannt. Dagegen ist es sehr gebräuchlich auf Java, die hohen Berge, die fast immer Vulkane sind, nach den 666 Ilauptplätzen an der Küste zu benennen; so heisst z. ]i. der G.- Tjeriniai: lierj^ von Tjeribun, der G.-81amat: Berg von Tegal, der G.-Kinggit: Berg von Panarukan. Diese Namen beziehen sich stets auf den hohen IJerg, welcher dem Orte am nächsten liegt und sind unveränderlich, so lange Avie dieser Ort bestehen bleibt. Man könnte den Zweifel aufwerfen, ob in jenen Nachrichten nicht von zwei verschiedenen Bergen gesprochen würde, nämlich in den unter Nr, I bis VIII mitgetheilten vom jetzigen G.-Ringgit und in Nr. IX vom jetzigen G.-Kelut. Da aber die Jahreszahl in beiden übereinstimmt und beide auch im Übrigen gleichbedeutend sind, so ist es um so gewisser, dass beide nur von einem Berge sprechen, als man mit Wahrscheinlichkeit annehmen kann, dass, wenn zwei Berge zu gleicher Zeit so ungeheuer verwüstende Aus- brüche erlitten hätten , dies nicht unerwähnt würde geblieben sein . Auch giebt Kaffles*) wirklich einen Ausbruch des jetzigen G.- Kelut an, der sich aber (als der erste aus diesem Berge) 589 Jahre vor jenem des G.-Kinggit, nämlich im Jahre 997 ereignete. Im Jahre löSG aber wird in der aas java'schen ('hronikcn geschöjjften Geschichte, die Rafflks mittheilt, nichts vom G.-Kelut gemeldet. Wir sehen also, dass der einzige Grund, den HeiT Müller für seine Jiehauptung anführt, Kraft- und Beweislos ist. Bei wei- tem überwiegende Gründe und positive Angaben dagegen madien es zur Gewissheit, dass der fragliche Berg der jetzige G.-Ringgit war. Heben Avir von den Beweisen, die im oben !Nlitgetheilten ent- halten sind, einige der hauptsächlichsten hervor. 1) In einer spätem Ausgabe des Reiseberichtes von 159 7 (siehe oben Nr. Y) Avird gesagt , dass der Berg bei seinem Ausbruche in 15S6 Steine bis in die Stadt Panarukan geAvorfen hat. Wäre es der G.-Kelut gcAvesen, der diese Steine ausAvarf, so hätten sie erst hinAveggeschleudert Averden müssen : über das KaAvi-Ardjuno- gebirge, dann über einen Thcil des Tenggergebirges und zidctzt über den G.-Ringgit selbst, um bis zur Stadt Panarukan zu gelan- gen , sie hätten also vierundzAvanzig geographische Mei- len AAeit (so gross ist der geradlinigte Abstand A'om G.-Kelut bis Panarukan j durch die Luft fliegen müssen, um in Panarukan nie- derfallen zu können. Sie hätten dann auch Aveit über die Nord- küste von Java hinaus eben so gut bis nach Mataram, als bis Lasem gelangen können. Eine solche Wurfkraft aber aus dem Krater eines Vulkan's ist, so lange ^Menschen auf der Erde wohnen, noch nie beobachtet und nach statischen Gesetzen auch unmöglich. Kein anderer Berg aber liegt so nahe bei Panarukan, als der G.- Ringgit, da sein Gipfel kaum 1% f?eogr. ]\Ieile \'on der Stadt ent- fernt ist. Nach ihm ist der G.-Raon in ßy^ Meilen der nächste. 2) Wenn der G.-Kelut bei Kediri jener Berg gCAvesen Aväre, Avelcher in 15S6 ausbrach, so hätte Houtman, wo nicht den Berg selbst, doch die Rauchsäule, die er ausstiess, schon von der Strasse *) Hist. o/Java. II. p. 95. 667 von Madura aus, nordwärts von Surabaja, eben so gut sehen kön- nen, als er von dort (siehe oben Ausgabe III, Blatt 70) den G.- Ardjuno wirklich erblickte, dem der G.-Kelut zur Seite liegt. Er spricht von dem ,, brandenden Berg" aber erst den ITten, also an dem Tage, wo er, aus den Wässern ostwärts von Madura kommend, sich der Ostecke Java's näherte, von wo man wohl den G.-Ringgit, nicht aber den G.-Kelut sehen kann. 3) Der physisclie und geologische Zustand der Berge, die ich beide erstiegen und untersucht habe, spricht ebenfolls für den G.- Ringgit. Es ist dieser nur noch ein halber Kegelberg, dessen südliche Hälfte fehlt; sein Gipfel endet in Pfcilerförmige Felsen, die besonders nach Süden schroff abgebrochen sind, während Lava- ströme mit grossen Blasenräumen sich au den Seiten herabziehen und gewaltige Felsentrümmer weit umher zerstreut liegen, beson- ders in dem Zwischenräume zwischen dem G. - Einggit und dem südlichen Halbkreise G. -Ranu. Wenn man auf den Bericht von ]MüiiR einigen Werth legen will, dann passen die ausgeworfenen Steine, geschmolzenen Laven und Trümmerhaufen, unter denen die Einwohner begraben wurden, keineswegs auf den G.-Kelut, dessen Eigentliümlichkeit gerade darin besteht, immer nur, so lange er beobachtet wurde, Sand und Wasser ausgeworfen und das Land umher ^Meilenweit in Sandwüsten verwandelt zu haben. ]\Ian fin- det an seinen Gehängen wohl Sandschichten, Hunderte von Füssen mächtig, aber kaum einen einzigen Stein. Auch ist der G.-Ringgit noch sehr kahl und von Dammerde entblösst , während alle seine Nachbarn, besonders der G.-Ajang undG.-Eaon, mit Urwäldern bedeckt sind, die, alle Felsen verbergend, auf dicken Lagen von fruchtbarer Erde ruhen. Die Laven des G. -Ringgit aber, sowohl die Trümmer, als die ganzen Bänke, die sich bis jenseits des Kali- Sampean herabziehen , liegen noch in öder Nacktheit da , und die Ungeheuern Tuffmassen, die sich vom Berge aus über die ganze Vmgegend bis nach Pradjakan und Situ bondo erstrecken, sind kaum erst mit etAvas dürftigem Gestrüpp bewachsen und übrigens noch so kahl und unverwittert, als ob sie erst vor einigen Jahren aus dem Vulkane gekommen w^ärcn. Also auch dieser Mangel an Pflanzcnerde, diese unverwitterte Beschaffenheit der vulkanischen Produkte s])richt dafür, dass in dem östlichsten Theile von Java es der G. -Ringgit w'ar, welcher die letzte grosse verwüstende Eruption erlitt. 4) Den entscheidenden Beweis für unsere Ansicht aber liefert C. Houtman in seinen im Werke II mitgctheiltcn Peilungen und Profilen, die er auf dem Schiffe ^Mauritius nahm, woraus un- widerlegbar hervorgeht, dass sein ,, brandende berg" der jetzige (i.-Ringgit Avar. i\Ian sehe hier hinten in Ringgit Fig. 4, 5, 6 diese Hoi TMAN'schen Profile, die icli getreu mit den Namen und Peilungen, die dabei stehen, copirt habe, und vergleiclie damit die Figur 7, worin ich diese an den Punkten A, li und C gethanc Peilungen auf Karte gebracht habe Die relative Lage der Berge 668 ist aiif dieser, übrigens nur figurativen, Skizze richtig dar- gestellt. llinggit Figur 4 (A auf Figur 7). Das kleinste Schiff Pinas war den andern vorausgesegelt, also dem liande näher, und gerieth den ITten früh, während es noch ganz dunkel war, auf den Grund am Fusse der Sierra do Pagode oder Pracada. Die andern grössern Stliiffe sandten ilim ihre Schaluppen zu Hülfe und mach- ten es wieder flott. Gewiss haben sich diese andern Schiffe, aus Furcht, ebenfalls auf den Grund zu laufen, dem Lande nicht mehr genähert, es ist sogar Avahrscheinlich , dass sie sich, nachdem sie die Pinas flott gemacht hatten , noch weiter vom Lande entfernten, wahrscheinlich nach der Pichtung hin, von wo sie gekommen waren, d. i. nach Nord-Osten. (Beim herrschenden Westwinde konnte das Zurücksegeln vom Lande nach Nord-Osten nicht schwie- rig sein.) Nachdem dies geschehen war, wurde das Profil mit den Peilungen Figur 4 (A auf Figur 7) genommen, der eine Perg, der ,, brennende Perg von Panarukan," wurde in ^^'est zu Süd, der andere nähere, ,, Sierra do Pagode," in Süd-West zu AYest und die Ecke der Insel Pali, die links neben der offenen Strasse lag, in Süd- West zu Süd gepeilt. Also Houtman sah zu gleicher Zeit, auf Einmal, d. i. von demselben Punkte aus 1) den offen stehenden Eingang zur Strasse von Pali , 2) den brennenden Perg von Pana- rukan und 3j die Sierra do Pagode, deren Fuss die ,, Ostecke *j von Java bildete, av o das S c h i f f P i n a s auf dem Grunde gesessen hatte." Nach diesen drei l^eilungen ist es u n m ö g - lieh, auch wenn die Compasse um volle 5 Grade (einen halben Strich) unrichtig gewesen wären, dass sich das Schiff an einem an- dern Punkte befunden haben könne, als an dem auf Tenggör Fig. 7 unter A angegebenen, in Nord-Osten vom Kap Sedano, nämlich in Ost zu Nord vom brennenden Berge, in Nord - Ost zu Ost von der Sierra do Pagode und in Nord-Ost zu Nord von der Bali-Ecke nel)en der Strasse, und es ist mathematisch nothwendig, dass die zwei l^erge : der jetzige G.-Buluran und G.-Pinggit sind, w^eil von jenem Punkte aus keine andern Berge sichtbar sind. **) Der G.-Idjen und G.-Raon sind hinter dem G.-Buluran verborgen inid der G.-Ajang liegt zu fern, ist auch vom G.-Pinggit und G.- Ranu bedeckt. Dazu kommt noch, dass gesagt wird : ,, an dieser westlichen Ecke sass die Pinas auf dem Grund." Der G.-Buluran aber, G.-Telaga wurung auf Paffles' Karte, irrig bei andern G.- Tölaga warong genannt, in's Kap Sedano vorspringend bildet in der That die Ostecke Java's, und vom ,, Städtchen Chandana," was damals dort lag, ist vielleicht der jetzige Name Sedano abge- leitet. Natürlich, dass die Schiffe, die aus einer weiter ostwärts lie- genden Gegend des ^Meeres kamen, die Ostecke Java's den ,,weste- ") A , Westecke" im Bericht, siehe weiter unten. Am allerwenigsten der G. - Kelut, der in grosser Ferne weit hinter an- dern verborgen liegt. A. d. V. G69 lijken hoeck^'' nannten, weil er auf der "Westseite ihi-es Schiffes (und IJali auf der östlichen) lag". Denn, hiltte sich Houtman an einem Orte des ^leeres westlicher, als das Kap Sedano befunden, so hätte er zu derselben Zeit, als er den Berg von Panarukau und die Sierra do Pagode erblickte, die Strasse von Bali nicht sehen können. Er blickt aber in die Strasse, nach Süd -Westen, hinein, die er offen stehend abbildet, und sieht zu gleicher Zeit die zwei Berge, muss also sich östlicher, als der Meridian von Se- dano befunden haben. Der Berg also, den Houtman Sierra do Pagode oder Pracada nennt (vielleicht nach dem heutigen Pra- djakan , obgleich dieses nicht unmittelbar an seinem Fusse liegt), ist der jetzige G.-Buluran. Dass damals ein grosser heidnischer Tempel (Pagode) auf seinem Gipfel stand , kann nicht befremden ; denn emes Theils sagt Houtman an mehren Stellen ausdrücklich, dass die Bewohner von Pasuruan jNIohammedanen , die von Balu- buan und Pauarukan*) aber noch Heiden waren (zu verstehen Brahma- oder Siwa- Verehrer), andern Theils habe ich auf dem 90Ü0' hohen Gipfel des G.-Argopuro (siehe G. -Ajang, Skizze 17) Ruinen eines grossen Siwatempels gefunden und auch am Nord- gehänge des G.-Raon kommen Tempelgrotten vor. Es würde nicht befremden , wenn man dergleichen auch noch heutigen Tages auf dem G.-Buluran fände. Ringgit Figur 5 (B auf Figur 7). Schon im vorigen Profil ist der G.-Buluran sehr kenntlich, noch mehr aber in diesem, den 22. Januar 1597 aus der ^Mitte der Strasse von Bali, ostwärts vom alten Balabiian genommenen Profil B, worin ich die charakteristi- sche, gezackte Form seines Gipfels, der hinter dem Abhänge des G.-Idjen hervorragt, auf den ersten Blick wieder erkannte. Sowohl die unter B angegebenen 3 Peilungen, als die Umrissform der Berge stimmen auf diesem Profil überraschend gut mit der bekann- ten Gestalt und Lage derselben übercin; sogar das vielkuppige Kalkgebirge, das den Vulkanen in Süden vorliegt, kann man deut- lich erkennen . Ringgit Figur 6 (C auf Figur 7). Dasselbe gilt vom Profil C, auf welchem man die Berge G.-Idjen, Raute und Raon deutlich wieder erkennt, so wie sie Houtman aus einer Gegend des INIeeres, Avcstwärts vom Tafclkap der Insel Bali, zeichnete. Zwar steht hier ,, brandende berg" über dem G.-Raon und wii'd gesagt, dass sie hier (am 2. Februar) noch ,, sahen den brennenden Berg von Panarukau, welcher viele Dämpfe und Rauch ausstiess," so wie S Tage früher, den 25. Januar, als sie an der Küste von Bali, in Osten von Balabuan lagen, berichtet wurde : ,, wir sahen einen sehr starken Rauch aus dem früher erwähnten Berg aufsteigen, Avorüber wir inis alle verwunderten. '^ Dies ist aber offenbar nur von der Rauchsäule zu verstehen, die sie in der Richtung, wo •) Diese Stadt war mit Mauern umgeben und von vielen Portugiesen be- wohnt. A. d. V. 670 der Berg lag, über dem Saum der (nähern) Gebirge emporqualmen sahen. *) Da nun liier in der liichtUiUg des G.-Kinggit mehre IJcrgc perspectivisch hinter einander liegen , so ist es den Seefahrern von 1597, die noch so -wenig mit den Gebirgen und dem Innern Java's überhaupt bekannt Avaren, avoIiI zu verzeihen, wenn sie einen nähern Berg, dessen Gipfel mit der Bauchsäule gekrönt schien, obgleich dieser Bauch in der That weit hinter dem Berge lag, für densel- ben Berg hielten, den sie mit derselben Bauchsäule am 17. Januar gesehen hatten. Sind doch auf Karten, welche 2 '/a Hundert .Jahre später an's Licht kamen, nicht geringere Inthümer begangen, und hohe Vulkane gar nicht vermeldet. Der G.-Binggit liegt aber wirk- lich in der angegebenen Bichtuug hinter den andern Bergen , dass aber die Bauchsäule des G.-Binggit in der angegebenen Bichtung, in welcher vor ihm der G.-Baon und noch etwas näher der G.- Bante und G.-Idjcn liegen, über deren Saume sie am Horizonte emporstieg , sichtbar war, wird Niemand bezweifeln , der die unge- heure Höhe, welche solche vulkanische Dampf- oder Aschensäulen erreichen, einigennassen kennt.**) Erreichte doch die Aschensäule des G.-Guntur in dessen klehier Eruption in 1S43 (s. Abschnitt 1. S. 81) eine Höhe von mehr als 20000', und wie \'iel höher muss nicht die des G.-Binggit gewesen sein, dessen Ausbruch in 1586 von allen auf Java bekamiten Eruptionen die heftigste und ver- wüstendste war l Der G.-Binggit liegt 23 geogr. jNIeilen vom Punkte C entfernt. Zufolge derBundung der Erde kann man bekanntlich noch 7 500' hohe Gegenstände aus der Entfernung erblicken. Da aber S und 9 OOü' hohe Gebirge (G.-Idjen und Baon) auf etwa Vs Abstand vom G.-Binggit und */3 von C dazwischen lagen, so muss die Bauchsäule höher als 12000' gewesen sein, damit sie über den Saum dieses nähern Ge- birges hervorragen konnte. Sie mag aber wohl mehr als die dop- pelte Höhe gehabt haben, da Houtman noch von jenem Punkte aus, obgleich er nur ihren obern Theil sah , der über dem Saume des nähern Gebirges hervorragte, davon sagen konnte: ,, ein furcht- barer Bauch, über welchen wir uns alle verwunderten." ***) "Wahr- scheinlich Avar aber auch der G.-Binggit vonnals viel höher, als *) Die Ostwinde, welche auf Java in den höhern Luftregionen das ganze Jahr hindurch , auch während des s. g. Westmusson's, herrschend sind, waren wahrscheinlich die Ursache , dass die Schiffe und alle Gegenden der Insel ost- wärts von Panarukan nicht von Ascheni-egen heimgesucht wurden. A. d. V. **) Da man auf Java die hohen Berge nach den zunächst liegenden Haupt- plätzen an der Küste zu benennen pflegt, so ist es nicht wahrscheinlich , dass auch der G.-Raon damals Dampf von sich gab, sonst würde man .ihn eben so gewiss den ,, brandenden berg von Balabuan" genannt haben, als jenen : den Vulkan von Panarukan. A. d. V. ***) Der G.-Kelut liegt vom Punkte C 42»/! geogr. Meilen entfernt. Da nun 21000' hohe Gegenstände in 42^10 Meilen Entfernung verschwinden, so würde man von einer 24000' hohen Rauchsäule des G.-Kelut kaum die Spitze haben sehen können, auch wenn der Hoiizont ganz frei gewesen wäre. Wirklich aber liegen sehr hohe Berge dazAvischen. A. d. V. 671 jetzt, worauf auch der Name G.-Agung, der grosse, der erhabene Berg, den man gewöhnhch dem höchsten einer Gegend giebt, hin- deutet und den der G.-Ringgit noch gegeuAvärtig bei den Bewoh- nern von Bondo woso trägt, obgleich diese ringsherum Berge sehen können, die höher als der jetzige G.-Ringgit sind, z. B. den G.- AjangundRaon. Wahrscheinlich wurde der Berg sehr erniedrigt, in- dem der obere Tlieil des Domes, nachdem er durch die wüthenden, viele Jahre anhaltenden Eruptionen ganz durchwühlt und zerbrök- kelt war, allmählig zusammenstürzte. Ich glaube also hinlänglich erwiesen zuhaben, dass der G.- Ringgit der ,, brandende berg'^ von 1597 ist und dass Dr. S. INIüller allein es war, der sich irrte, wenn er 1. c. p. 459 mich eines Irr- thums beschuldigte. Vulkan 44: Gunung • Buluran. 0 Hierzu gehört Buluran Figur 1 bis 3. „Dieses Zusammendrängen der Vulkane bald in ein- „zelne, rundliche Gruppen, bald in doppelte Züge, liefert ,,den entschiedensten Beweis, dass die vulkanischen Wir- ,,kungen nicht von kleinlichen, der Oberfläche nahen Ur- ,, Sachen abhängen, sondern grosse, tief begründete Er- ,, scheinungen sind." (A. v. Humboldt.) Banju wangi, den 14. October 1844. Man steht bei Sumber waru gleichsam an der Gränze der be- wohnten Welt. ,,Bis hierher und nicht weiter!" ruft der Kutscher und sieht mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf den Reisenden, der nun Abschied von seinem Wagen nehmen und kleine Klepper besteigen muss, um über das Lavafeld des G. -Buluran, wie durch eine kleine sjTische Wüste zum gelobten Lande des wohlriechenden Wassers (Hanju wangi*]) zu gelangen. Ich trat diese Reise heute Morgen an und legte die erste, 1 4 Pfähle grosse Hälfte des Ab- standes bis IJadjul mati, von 61/2 bis loyo Uhr zurück. In geringer Entfernung ostwärts von Sumber waru findet man einen kleinen Bacli , Kali-Sekarputih, und noch etwas öst- licher, etwa 1 l^fahl vom Dorfe entfernt, einen zweiten, etwas gros- sem Bach: Kali-Klukuran. Hier endigt sich die Fläche, so Aveit sie aus erhärteter vulkanischer Asche besteht, und hier am *) Banju: Wasser oder Bach, wangi: wohlriechend. A. d. V. 672 rechten Ufer des K.-Klukuran verwandelt sie sich in ein 7Avar im Allgemeinen flaches, aber höckrig-ungleiches, AVellcnförmiges Feld von Lavatrümraern , das den Nord -West-, West- und Süd-West- Fuss des G.-Kuluran in weitem Umfange bedeckt und sich dicht bis Badjul mati, am Südfusse des Berges, ausdehnt. Vierzehn Pfähle weit führt, nur wenig gekrümmt, in ziemlich gerader Hich- tung südsüdostwärts über dieses Trümmerfcdd der Weg, den man zu Pferd in 4 und sehr gut beritten in 3 Stunden zurücklegt. Wahrscheinlich ist auch der Nord-, Nord -Ost- und Ost-Fuss des Berges, welcher das äusserste Nord-Ost-Kap von diesem schmalen Ostende Java's bildet und mit der angränzenden Bergscitc über- haupt den Namen G.-Telaga wurung oder Sedano führt, eben so mit Lavafragmenten bedeckt, wie der innere, dem !Meere entgegen- gesetzte West- und Süd-West-Fuss desselben, der deniG.-Idjon gegenüber liegt, und über welchen der so eben bezeichnete Weg von Sumber waru bis Badjul mati führt. Dieser nach Süd-Süd-Ost gerichtete Weg schneidet also, indem er bei Sumbör waru die Nähe der Küste verlässt, die ganze, bloss vom G.-Buluran ausgefüllte Nord-Ost-Ecke Java's ab und nähert sich erst bei Badjul mati, nahe an der Balistrasse, dem Meere wieder. Der G.-Buluran ist ein stumpfer Kegel, dessen Scheitel so breit ist, dass seine regelmässige Kegelform erst aus grossem Ent- fernungen deutlich hervortritt. Buluran Figur! ist sein Profil (die West-Süd- West-Seite) vom Nordgehänge des G.-Raon, Bulu- ran Fig. 2 (Nord -West -Seite) von Sumber waru und Buluran Figur 3 (Südseite) von Badjul mati gesehen. Sein Rand erscheint, besonders auf der Süd- West- und Süd -Seite (Figur 1), gezackt, mit grossen, tief eingeschnittenen Kerben, und umschreibt offenbar eine Kreislinie, die entweder eine concave Gipfelfläche oder, was wahrscheinlicher, einen Kesseiförmigen Abgrund, also einen er- loschenen, mit Wald bedeckten Krater umgiebt. Es scheint, dass der Kraten-and auf der Nord-Ost-Seite von einer Kluft durchbro- chen sei ; vielleicht ist aber diese Kluft nur eine Kerbe, die nicht tief hinabdringt , und in diesem Falle dürfte man die Anwesenheit eines See's vermuthen, der den Grund des Kessels erfüllt. Die Höhe des G.-Buluran scheint höchstens 2500 zu sein und erscheint von Sumber waru gesehen unter einem Winkel von 6" 2' über dem Horizonte; er erreicht die untere Gränze jener Wolkenschicht nicht, die sich an den Geliängen massig hoher. Waldbedeckter Kegelberge schon in einer Höhe von 3 bis 4000' zu bilden j^flegt, bei höhern, Kulturumgcbenen und nicht bewaldeten Bergen aber höher liegt. Er ist ganz mit AVald bedeckt und liegt nächst dem Berge von Djapara (G.-Murio) unter allen Vulkanen Java's am meisten iso- lirt, ohne mit benachbarten Bergen oder Bergketten verbunden zu sein. Denn der weite Zwischenraum zwischen seinem südwest- lichen und dem gegenüberliegenden nordöstlichen Fusse des G.- Idjen, dessen östlicher Gipfel G.-Merapi heisst, obgleich er in der Mitte zwischen beiden Bergen eine Wasserscheide bildet , zwischen 673 den nordwest- und den südostwärts abfliessenden Bächen, ist doch weit entfernt, ein Bergrücken zu sein und hat eine so geringe Höhe von vielleicht kaum 50' über dem Meere, dass er aus der Entfer- nung gesehen völlig flach erscheint. Er ist, wie der ganze flache Umfang des Berges und wie der ganze Zwischenraum zwi- schen hier und Banju wangi mit Waldungen bedeckt, die auf einem dürren , entweder sandigen , oder felsig - steinigen J^oden , den die Sonne in einem hohen Grade erhitzt, einen eben so dürren. Schat- tenlosen Charakter entfalten. Der G. -Bu Iura n verhält sich seiner Lage und Entfernung nach fast eben so zum G.-Idjen, wie der G. -Ringgit zum G.- Ajang; beide liegen an der jetzigen Küste, nordostwärts von den innern Vulkanen und bezeichnen vielleicht die Richtung von kur- zen Querrissen, die nach Nord-Osten von der allgemeinen Längen- spalte ausgingen, und wodurch, wie in AVest- und jNIittel-.Tava durch Nord- Westen zu Süd-Osten gerichtete Querspalten, die Yul- kanreihe verdoppelt erscheint. Wenn man eine Linie vom G.- Tenggßr durch den G. -Ajang und Raon bis zum G.-Idjen zieht, und eine andere Linie vom G.-Ringgit bis zum G.-Buluran, so lau- fen diese beiden Linien parallel. Ausser aller Verbindung aber mit dieser ^eihe und ohne Seitennachbarn in Osten und Westen, also ganz isolirt tritt der G. -]\Iurio hervor. Wenn man sich den Ocean um etwa 20 über sein jetziges Niveau erhöhet, oder das Land so viel gesunken denkt, so sondert sich zuerst der Berg von Djapara als eine runde Kegelinsel ab, und die untere Hälfte der Landschaft JModjopait wird über- schwemmt; denkt man sich das Meer um 50' erhöhet, so tritt der G.-Buluran als zweite Insel hervor; steigt es bis zu 200 , so verwan- delt sich die ganze Landschaft jM o d j o p ait wieder in eine Meeres- bucht und die Wellen schlagen an den Fuss der Kegel G. -Ardjuno, Kelut, Wilis und Pandan an und bespülen den Südrand der Kalk- bänke, die sich nördlich von diesem A'ulkan avisdehnen, und dann kaum noch über das Wasser emporragen; und erhebt das Meer sich nun um 500' über sein jetziges Niveau, so i^ ganz ]Madura und die ganze Hälfte Java's, die ostwärts vom G.-Merbabu liegt, grössten- theils unter Wasser gesetzt, das bis an den Fuss des G. -Merapi schlägt; schreitet dann die Erhebung des Ocean's (oder die Sen- kung des Landes) bis zu lOOO', so tritt die Insclform der Vulkane noch bestimmter und deutlicher hervor und alles Land von Ost- Java und ]Madiira ist verschwunden, bis auf eine Anzahl Inseln, die einsam und isolirt aus dem Meere ragen und sich als steile Ke- gel, Zuckerhutf önnig , ohne alle Ufer erheben. Man sehe hierüber die I. Abtheilung, 1 . Abschnitt dieses Werkes, wo Seite 1 1 1 if. über diese Gestalt und Höheverhältnisse ausführlicher gehandelt wird und die Inseln aufgezählt werden , welche Java bei einer tiefern Lage in Beziehung auf das jetzige Niveau des Meeres bilden würde. Man darf avoIiI kaum bezweifeln , dass unsere Insel verschiedene von den dort angegebenen ,, Höhenphasen" wirklich durchlaufen Juiigliulili , Java II. 43 C74 liat und dass sich ihre jetzigen Flachländer allrailhlig aus den Fluthen erhöhen haben, indem die einzelnen Kegelinseln immer mehr mit einander zusammenschmolzen. Die letzte dieser Inseln "war wahrscheinlich G.-Murio. Wie von allen andern Kegelbergen Java's, so laufen auch vom Kraterrande des G.-Buluran nach allen Seiten divergirende Länge- rippen herab, die nur wenig hervorragend , so wie ihre Zwischen- klüfte nur wenig vertieft sind. Wie wir an der Kerbung des Ran- des gesehen haben, schneiden die Zwischenklüfte, die s. g. IJaran- ko's, in den Rand ein und bezeichnen also den G.-Huluran als einen von der dritten Klasse der Vulkane, welche ich bei der ]3eschreibung des G. - Sumbing nach dem Verhältniss ihrer so cha- rakteristischen Längerippen und nach den Veränderungen , die der Vulkan erlitten hat, in vier Klassen getheilt habe, vgl. S. 245. Es sei mir erlaubt, der Kürze wegen auf jenen Berg zu verweisen. Der G.-Buluran also gehört zur dritten Klasse der Vulkane, von denen die meisten entweder erloschen, oder dem Erlöschen nahe sind, deren anfänglich höherer Kegel nicht mehr in seiner lu'sprüng- lichen Gestalt vorhanden und deren oberster Theil bis auf den ge- kerbten Rand der jetzigen JNIauer herab eingestürzt ist.^ In seiner Beziehung zu den benachbarten Vulkanen drückt er, wie schon oben bemerkt , die Verdopplung der vulkanischen Län- gespalten durch Querrisse im östlichen Java aus. Auch ist kein Theil der Insel so mit deutlich gesonderten *J Feuerbergen über- füllt, als dieses östlichste schmale Stück, das von Kediri an bis Banju wangi eilf Vulkane in einen engen Raum zusammenge- drängt enthält , rait-Positionsverhältnissen, die vielleicht mehr als irgend ein anderer Theil der Welt, die Wahrheit jener Worte be- stätigen, welche dieser Skizze zum Motto dienen. Ä'>/ö»s.^ liulurc ^fajt/i Keluen wir zur Betrachtung des ,, Lava fei des'' zurück. Wir bemerkten schon, dass es sich vom rechten Ufer des Kali-Klu- kuran an bis nach Badjul mati, in weitem Umfange um den Berg herumzieht und oberflächlich aus lauter einzelnen Bruchstücken *) Von den zahlreichen Kegeln in den Preanger - Regentschaften sind die mehrsten nur kleine Spitzen auf hohen , Kettenartig verlängerten vulkanischen Bergkämmen und viele davon sind blind geendigte Kuppen. A. d. V. 675 besteht , die ein uneben - Wellenförmiges und höckriges , aber nur selten und nur von kleinen Furchen durchschnittenes Terrain bil- den; dass es sich auf allen Seiten in fast gleichen Abständen vom Fusse des G. -Buluran endigt, um dann in die Asche- und vulka- nische Tuff- Formation des Vulkan's G. -Idjen und der Landschaft Banju wangi überzugehen. Eben so wenig, wie der Ursprung dieses Tuffbodens aus dem Krater des G. -Idjen zweifelhaft ist, kann auch der Ursprung der Lavatrümmer aus dem Krater des G. - liuluran zweifelhaft sein, an dessen Gehänge sie sich herabziehen. Es sind also Lava ströme, die vielleicht auf mehren Seiten zugleich über den Kraterrand flössen , sich am Fusse des Berges zu einem Lager ausbreiteten und, erkaltend, an der Oberfläche in lauter einzelne Trümmer zersprangen , die sich dann , theils gerollt , theils gescho- ben, noch weiter bewegten. Einzelne Stücke sind sehr gross, die mei- sten Tnimmer haben jedoch eine Dicke zwischen 2 und 3', sie sind von unregelmässiger und scharfeckiger Form und nur einige haben abgerundete Ecken, deren Kundung wohl durch das Aneinan- derreihen der Stücke entstand, Avährend sie in glühend- zähem Zu- stande lierabrollten(?). Ihre Oberfläche ist durchlöchert, wie ange- fressen, und hat eine schwärzlich -graue Farbe, Avelche bei dem gänzlichen ■Mangel aller vegetabilischen Anflüge , nur von der Zer- setzung der Oberfläche herrühren kann. Das Innere ist bläulich- hellgrau. Alle sind mit nur wenigen Abänderungen , eine und die- selbe Tr ach ytlava, die bald ohne, bald mit kleinen, bald mit sehr grossen Blasenriumcn vorkommt und zwar so, dass sich die zahh'eichstcn Blasenräume in den oberflächlichsten Stücken, die zu oberst auf dem Lavafelde liegen , finden , dass man diese Verschie- denheiten mit oder ohne Poren oft aber auch in einem und dem- selben Blocke antrifft. Die mehrsten, nicht porösen Blöcke be- stehen aus einer sehr feinkörnigen Feldspathgrundmasse , worin vereinzelt und nur mit der Loupe gut unterscheidbar, Krystalle von Diopsit, von Olivin und hier und da von tief-schwarzer Hornblende eingeknetet sind L. Nr. 290 (Bat. Nr. 98). Auch die Blöcke, die mit kleinen Blasenräumen durchzogen sind, lassen diese zufälligen Beimengungen noch erkennen L. Nr. 291 (Bat. Nr. 99). Andere jedoch sind bald von kleinen Blasenräumen durch und durch porös, (Bat. Nr. 100) oder von sehr grossen, nicht selten Yo Zoll weiten und zwei Zoll langen länglich neben einander gelagerten, fast par- allelen Höhlungen durchzogen, L. Nr. 292 (Bat. Nr. 101) imd diese beiden sehr porösen Abänderungen (Nr. 100 u. 101) bestehen entweder aus einer sehi- feinkörnigen, beinahe dichten Masse, in welcher man keine Gemengtheile mehr unterscheiden kann , oder aus vollkommen dichter, halbverglaster Substanz, die dann auf den Bruchflächen glänzend ist. Dass diese dichte, halb glasige Be- schaffenheit und die grossen Blasenräume, von denen sie labyrin- thisch ganz durchzogen sind, nur durch eine schnellere, plötzlichere Abkühlung und durch eine oberflächlichere Lage aus einer und der- selben Lavamasse entstanden , kann man sehr schön und deutlich 43* 676 an dem rechten Ufer des K.-Klukuran sehen, wo sich die Lavabank in der Riehtunj^ nach Sumbcr Avaru plötzlicli endigt und sich als eine 20' hoho Wand senkrecht zum rechten Bacluifer herabstürzt. Hier sieht man, "vvie die hjsen Hhicke nur oberflächHch sind und wie die l^jlasenräume nach der Tiefe der .Schicht immer mehr verschwin- den und die Lava selbst immer zusammenhängender und compaktcr Avird ; ihre unterste Abtheilung ist eine homogene, aber von paralle- len, Avagerechten und vertikalen Hissen dergestalt durchzogene Bank, dass eine ziemlich regelmässige Absonderung in fast kubische Stücke von 5 bis ö Durchmesser entsteht. Diese ziemlich kubischen Glieder Averden nach oben zu immer loser, die Spalten Aveiter und gehen zuletzt in ein Haufwerk regellos durch einander geworfener, A^eleckiger, grosser und kleiner Trümmer über. Einige hellgraue und feinporöse Blöcke waren der Lava sehr ähnlich, Avoraus die Tempel von G.-Dieng erbaut sind. Nur in wenigen Gegenden sind die Trümmer so Aveit mit einer thonigen, sehr harten Erde bedeckt, dass nur ihre Spitzen noch dar- aus hervorragen, sonst aber liegen sie frei und lose umlier, einer auf dem andern und machen deii WCg von Sumber Avaru nach Badjul mati zu einem der besclnverlichsten von JaA'a, auf dem sich die Pferde geAA^öhnlich nur im langsamen, vorsichtigen Schritt fortbe- wegen können. Weil der Weg schräg über den Bergfuss, den Süd- West- Fuss des G. -Buluran leitet, so erreicht er in der Mitte ZAvi- schen den beiden Orten seine grösste Höhe, die aber schwerlich mehr als 300' über dem ]Mcere beträgt. Voif dort füllt das Land nach dem G.-Idjcn zu, südwestAA'ärts , immer noch tiefer und geht in den flachen , niedrigen Z Avischenraum zwischen beiden Ber- gen über. Ein dürrer, schmaler Waldwuchs bedeckt dieses unebne Trüm- merland, auf dessen steinigem Boden die Sonne bei unbeAvölktem Himmel eine ausserordentliche Hitze erweckt. Alle Feuchtigkeit ist in den trocknen Monaten verdampft , und 1 5 Pfähle Aveit kein Tropfen Wasser zu finden. Nur halbversengtcs Alanggras bedeckt zwischen den Blöcken hier und da den ausgetrockneten Grund und Cassia- Arten, (Avorunter auch C. Fistula,) stacheligte Akacien, nebst Borassus flabelliformis ,*) sind die vorherrschenden *) Diese allgemein unter dem Xamen L o n t a r bekannte Palme liefert die Blätter , welche früher als Papier benutzt wurden : noch heute geschieht dies auf Timor und den benachbarten Inseln. Die Buchstaben werden im eigent- lichen Sinne des Wortes nicht auf die Blätter geschrieben , sondern in dieselben eingegraben. Findet sich die andere Art der Fächerpalme Corypha Gehanga, mit welcher sie A'iel Ähnlichkeit hat, beinahe überall der Südküste entlang im ■westlichen Theile Java's, so scheint der Borassus ßabelUformis nur auf den äussersten östlichen TheilJava's beschränkt zu sein. Dadurch erhalten wir aber- mals den Beweis von der Wahrheit dessen, was Seite 651 bereits angeführt wurde, dass nämlich der östliche Theil Java's in Bezug auf seine Trockenheit der Luft und des Bodens mehr Ähnlichkeit mit Timor und den andern östlichen In- seln, als mit V^'est-Java hat, denn auf Timor hat die Lontar-Palme ihr eigent- liches „Paradies Klima." A. d. V. 677 Waldbäume , die fast ohne Unterholz , weitläufig zerstreut wachsen und zwischen deren kahlen Stämmen der durstige Wanderer , der hier 4 Stunden lang in einer Backofen -Temperatur athmen muss, vero^ebens nach Schatten sucht. Zu dem stechenden Sonnenstrahl von oben gesellt sich die zurückgeworfene Hitze der glühenden Fel- senblöcke. Schwärzlich - grau , Avie diese ]3löcke, sind auch die Stämme des Borassus , die sich schnurgerade, wie düune Säulen, erheben und nur auf der obersten Spitze eine rundliche Krone von grossen. Fächerförmigen Blättern tragen. Ihr Aussehen ist eigen- thümlich, aber mehr bizarr, als schön und die Akacien allein sind es , welche diese Waldung zieren. Auf glatten , gelblich -weissen Ästen erhebt sich ihr Schirmartiges, zartgewebtes Laub und ent- wickelt eine Fülle von f r i s c h e m Grün, die man zM'ischen dem bräunlichen Grau der dürren Wildniss mit doppeltem Interesse er- blickt. Kein Vogel flötet hier, bloss wilde Schweine, des Nachts von Tigern verfolgt, irren hier umher und nur das stete Kasseln der trocknen Borassuswedel , die sich in dem leisesten Lüftchen bewe- gen und rauschen, unterbricht die Stille der Wildniss, wenn die Mittagsgluth auf sie herabsticht. Mau ist daher nach 4slündiger Reise durch diese Felsenblöcke froh , endlich Avieder einen kleinen Bach zu sehen , der in sanfter Tiefe zwischen grünen L'mgebuugen strömt, und jenseits auf dem rechten, etwas ansteigenden Ufer des Bachthaies die Post ]5adjul mati zu erblicken, von wo man bis Banju Avangi die Reise zu Wagen fortsetzt. Hier — und der Bach, der von Westen nach Osten, am Südfusse desG.-Buluran strömt, kann als dieGränze betrachtet werden — endigen sich die Lavatrümmer und ein gelblich-hellgrauer, aus Asche und kleinen, vulkanischen, Bimsteinartigen Stehlfrag- menten zusammengebackener Boden tritt an ihre Stelle , um , fast eben so dürr und Wasserarm, als jenes Trümmerfeld, uns nun bis nach 13anju wangi zu begleiten. 678 liirv?el)nte ökijjc. Landschaft Banju wangi und Umgebungen des G. - Idjen. ,,And, like the baseless fahric of this Vision, The cloud-capiJ' d toicers, the gorgeous imlaces, The solemn temples, the grcat globe itself, Yea, all which it inhe)-it, sltall dissolve ; And, like this unnuhfitantial imgeantfaded, Leave not a rack hehiiuL " (Shakespeare.) 13anju Avangi, den 15. October 1S44. Wegen der Unmöglichkeit, A'on Sumber waru bis Badjul mati einen Wagen zu transportiren, Avird dem Reisenden gewöhnlicli ein Wagen des Regenten von Banju wangi bis Badjul mati*j entgegen- geschickt, um damit die zweite, 23 Pfähle (oder 5 Posten) lange Hälfte des Weges zurück zu legen. Auch ich fand gestern auf mich Avartend einen solchen und setzte nach eingenommenem Frühstück, um 11 '/z L'hr meine Reise fort, die mich nun dicht neben der Ostküste von Java, in einer südlichen Richtung durch ein ununterbrochenes Waldterrain brachte, das nur in der unmittelbaren Nähe der vier Posten (erste : Ponka- lingan, zweite: Sumur, dritte: Batu tutul und vierte: Katapang,**]) von wenigen armseligen Hütten bedeckt und übrigens ganz ^len- schenleer und unbewohnt ist. Auch haben jene Hütten fast keine andern l^ewohner, denn die, denen die Bedienung der Posten und die Wartung der Pferde obliegt, und diese wenigen ]Menschen ha- ben ihre Einsiedeleien mit hohen Zäunen und Pallisaden umgeben, um die vielen Tiger abzuAvehren, ein Z^veck, der nicht immer er- reicht wird. ]Man legt diesen Weg, die Balistrasse zur Linken, den hohen G. -Idjen zur Rechten, geAvöhnlich in 272 oder 3 Stunden zu- rück, und überschreitet ein Terrain, das keine horizontale Fläche, sondern von vielen kleinen , sanft vertieften , zum Theil Wasser- leeren Bachthälern , die quer vom Berge herab zum ]\Ieere laufen, durchschnitten ist und zwischen diesen Furchen breite, convex- flache Terrain Avellen bildet. Doch sind diese Wellungen, Wülste, sanft, und der Wagen fliegt mit Leichtigkeit, auf und ab, da- rüber hin. Der Boden ist eine eigenthümliche vulkanische Tuff-Forma- *) Sumber = Quelle, Brunnen; AVaru = der Baum : Faritium tilia- ceum; Bad j u 1 = Krokodil ; Mati ^ todt. A. d. V. **) Sumur = gegrabener Brunnen ; Batu = Stein; tutul = gefleckt; Katapang = der Baum : Terminalia Catajipa L. A. d. V. 079 tion,*J die für den ganzen Umfang und Fu.ss des G.-Idjen, aus dessen Krater sie stammt, sehr bezeichnend ist. Weil sein Fuss sich in der That bis zur Küste ausstreckt, so können alle diese und die folgenden Bemerkungen über Banju "wangi, das auf seinem nach dem Meere zu verflachten Fusse liegt, als zum G.-Idjen, dem letzten, 45sten, der java'schen Vulkane, gehörig betrachtet wer- den. Grau von Farbe, zuweilen bloss aus feiner Asche , meistens aber aus Asche, Sand und vielen kleinen, oft Bimsteinartigen Ea- pillen zusammengebacken , bildet dieser Tuff einen trocknen , dür- ren, unfruchtbaren Boden, der ausser mit schmalem Gras und Unter- holz von einer AValdung bedeckt ist, die aus einem Gemisch von vie- lerlei Bäumen, besonders aber Akacien zusammengesetzt ist und aus- sieht, als wenn sie von der Sonne verdorrt und halb verbrannt wäre. Es fehlt ihr das schattige Vorkommen der Wälder, die auf einem Jioden von feuchter, fruchtbarer Erde stehen, und die auch in den trc>ckcnsten Monaten ein solches Aussehen, wie dieser, nicht er- langen. Nur Ficus-Arten bringen hier und da einige Fleckchen von frischerem Grün in sein mehr bräunliches, als grünes Ast- und Uaubgewirre. Aon Sumur bis in die Nähe von Katapang läuft der Weg der Küste so nahe , dass er nur durch einen ganz schmalen Waldstreifen von der Balistrasse getrennt ist, hier wachsen Khizo- phoren, Sonneratien und verwandte ]^äume; erst nahe bei Banju wangi wechselt Stellenweis ein dunkler Sandboden mit dem hellge- färbten Padasgruiide ab. Ehe wir jedoch imseru Einzug in Banju Avangi halten, wollen wir ein halbes Stündchen an der dritten Post Halt machen, Batu tutul, welche 2 Posten nordwärts von 13anju wangi und 3 Posten südwärts von IJadjul mati, auf dem Ostfusse des G. -Idjen liegt und unmittelbar an die l^alistrasse gränzt. Hier taucht dir •Berg ziemlich steil aus dem schmalen Meeresarme auf und erhebt sich von Stufe zu Stufe höher zu einem terrassirten Gehänge. AVahrscheinlicli a\ aren es über einander gelagerte I^avaströme , von denen die obersten und jüngsten die kürzesten sind, welche zu dieser Trep])euform zwischen weiten, nur sanft geneigten Vor- sprüngen des Gehänges Veranlassung gaben. Der unterste Stufen- vorsprung (i>avastrom) ragt neben der Post als ein langer Hügel- rücken bis in's ]Meer hinaus und unterbricht dadurch den Zusam- menhang des schmalen Küstensaumes , so dass ilm die Strasse süd- Avärts, dicht neben der Post überschreiten muss. Sein äusserstcr Ostfuss fällt als kleine Felsenwand prallig-steil in's Meer und giebt noch in einiger Entfernung vom Ufer Veranlassung zu KlippcMi, die nackt und schwarz aus dem Meere ragen. Waldgebüsch Avölbt sich vom Ufer her über diese Wand, die mit ihren Klippen den Namen l>atu-Tutul führt, (gefleckter oder getü])felter Stein,) der auf die Poststation übertragen wurde. Es ist ein dichter, Kohl- *) Bei den Javanen heisst Alles, was kein fester Fels ist, nämlich alle Conglomerale, Sandsteine und Tuti'e: l'adas. A. d. V. 680 s c li w a r z 0 r , nur etwas in's Bläuliche spielender Basalt, der hier als letztes Ende eines langen, (ursprünglichen) Lavastroms des G.-Idjen zu Tage tritt. Er ist da, wo ihn die Strasse übersetzt, mehre Hundert Fuss breit, und von Trachytlava bedeckt , die bei einem grössern Zusam- menhange in der Tiefe , nach ihrer Oberfläche zu in fast ganz lose Trümmer übergeht und die wieder bedeckt ist von einer Eapilli- schicht und diese von Sand, der die oberflächlichste Lage bildet, also das jüngste der auf einander folgenden vulkanischen Produkte war. Überall, wo die schwarze Basaltmasse der Betrachtung bloss liegt, ist sie in lauter kleine, nur ZAvei, ja öfter nur einen Zoll dicke, unregelmässig-kubische Stücke zerspalten , welche zwischen den quadratischen Rissen höckerig an der Oberfläche hervorragen und durch diese ihre Structur, ]Mosaikartig , wie aus lauter einzel- nen Stückchen zusammengefügt, die Benennung Batu-Tutul ver- anlasst haben ; an manchen Stellen aber ist die Masse auch, anstatt in kubische S tücke : in gebogene und concentrische, parallele Lamellen von einem Zoll Dicke abgesondert, (jene Stücke er- scheinen desshalb nur wie Unterabtheilungen, Gliederungen, dieser Lamellen durch Nebenspalten, die jene in rechten Winkeln schnei- den,) und an noch andern Stellen sind die Zwischenfugen etwas breiter und dienen dem hineingedrungenen Quellwasser zum Aus- gang , das an ein Paar Punkten , Fontainenartig mit einem dünnen Strahle in die Höhe springt. Unten schlagen die Fluthen des Meeres an. Siehe in der geologischen Sammlung: L. 293 (Bat. Nr. 102).*) Dieser an sich schon merkwürdige Ort, den niclit leicht ein E-eisender unbesucht lässt , sei es auch nur , um sich durch einen kühlen Trunk aus der kleinen Felsenfontaine zu erquicken, und der nebst noch einer andern mir bekannten Lokalität die einzige auf Java ist , wo an einem Vulkan wirklicher dichter Basalt auf- tritt, wird durch die Aussicht über die Balistrasse noch anziehen- der, die hier am schmälsten und etwa nur zwei Minuten breit ist. Man blickt unter dem Schatten der Bäume, die den Felscnstrand überwölben , über die blaue ]\Ieerenge hinweg und sieht gegenüber die gebirgige Nachbarinsel, deren Berge freilich sehr unfruchtbar aussehen; zwar Waldbewachsen, aber eben so dürr, mehr braun. *) Spätere Anmerkung. Der andere Feuerberg, wo diese Steinart gefunden wird, ist der G.-Te'ngge'r. L. Xr. 271 (Bat. Nr. 54). (Siehe oben.) AVas Reixwardt Basalt nennt, ist überall Trachyt. — Dass der Basalt bei den Steinarten , aus welchen die vulkanischen Dome aufgebaut sind , so selten vor- kommt , hat wahrscheinlich darin seinen Grund, dass der Basalt durch die spä- tem (trachj tischen) Lavaströme überdeckt wurde, welche ihn dem Auge des Menschen entzogen. Desto häufiger kommt Basalt , namentlich in Durchbrü- chen , Gängen, von Basalt in neptunischen (tertiären) Gebirgen auf Java vor, und sollen diese in der III. Abtheilung dieses A^'erkes näher beschrieben werden. Specifische Schwere dieses Basaltes zu Selo von Xr. 271 ist bestimmt = 2,S0 und von Xr. 293 = 2,82. A. d. V. 681 als grün liegen sie ausgestreckt, ohne Spur von Bewohntsein, Menschenleer. Ich kam gestern (14. October) um 2y+ Uhr des Mittags zu Banju wangi an. Es war java'sches Neujahr und alle Bewohner waren festlich gekleidet. Mein Wagen hielt auf der Nordseite des grossen Alunplatzes still, in dessen Umfange einige Weringinbäume ihren Schatten warfen. Auf der Westseite , im Hintergrunde des Platzes sieht man die zierliche Wohnung des Assistent-Kesidenteu, deren Vorgallerie auf Säulen ruht , während auf der Ostseite des Platzes das Fort, Benteng, steht, mit seinen einfachen Wällen und bräunlichen Gebäuden, die diese umschlicssen , und jenseits des Forts spiegelt das blaue ^Nleer mit der Insel Bali, deren öde, wie es scheint ^Menschenleere, bräunlich - graue Bergzüge aus frappanter Nähe herüberschimmern. ^lein Kutscher setzte mich an der Nord- seite des Alun vor einem Gebüsch ab, aus dem einige Hütten her- vorblickten und führte mich über einen Graben zum äussern Zaune des ,, Gasthofes, ^"^ avo ich meinen Einzug nehmen sollte. Hier schien Alles in Todesschlaf zu liegen; wir pochten an der Pforte und warteten y^ Stunde lang in glühender Sonne, bis wir in den Hofraum eingelassen wurden. Die Thüren des Hauses waren geschlossen und kein jNIensch liess sich sehen ; nur ein alter Wächter gab Bericht : der Herr wäre auf der Rhede , die Bedienten alle auf dem Neujahr und die Njai*) wäre im Bade. Eine halbe Stunde später kam diese Njai, triefend nass, wie eine Nimpfe, öff- nete die Hausthür, und noch V2 Stunde später hatte sie die Schlüs- sel gefunden, um mir ein Zimmer anzuweisen. Das Bettzeug war seit dem vorigen Bewohner dieses Zimmers noch nicht gewechselt, ■Nlalati und Tjempakablumen, **) die noch nicht ganz vertrocknet waren , lagen darauf gestreut und deuteten auf eine gewisse Liebe zur Geselligkeit. Die Tafel in diesem edlen Hotel war mit sehr massiven Speisen besetzt. Aber Spottwohlfeil war Alles und die Rechnung für mich und meine 3 Bedienten lautete so : ß. cts. Een en een halte dag logies voor Zijn Edele 7 50 (Ein und ein halben Tag Logis für Sr. Wohlgcboren) — do. logies voor drie Volkeren 2 25 (Logis für drei Völker) Totaal ß. 9 Ib cts. Wo haben jemals drei Nationen so wohlfeil gespeist? Ich machte mich %c^,ci\ Abend auf, um bei der Ortsbehörde meinen Besuch abzulegen. Der Herr Assistent-Resident hatte kurz zuvor vom spanischen Hofe einen Ritterorden erhalten und empfing mich mit recht würdevollem Anstand. Er ging in seiner Kabaia ge- •) Njai = Frau der Inländer oder inlündische Haushälterin der Eu- ropäer. J- 1'^- li. **) Jas))iiinüH Sainhac L. und JlicJiclia Chmnpaka Bl. 682 kleidet *j in der Vorgallerie auf und ab und begab sieh, als er mich ankommen sah, sogleich in die Wohnung hinein. Bald darauf kam er aber in einem schwarzen Rocke wieder heraus und stellte sich 5 Fuss von mir entfernt in Positur. Ich hatte einen Keiserock an, der von vulkanischer Asche etAvas grau geworden war, die Schuhe hatten durch die anhaltende Reibung auf Rapilligrund einige Blasenräume bekommen ; mein Gesicht war verbrannt , und den Hut hatte ich in dem letzten Krater verloren ; die ]Mütze war etAvas defect geworden; desto makelloser aber glänzte der Herr Assistent-Resident , und ich musste mir gestehen, dass ich hier, an dieser letzten Ecke von Java so feinen Anstand kaum erwartet hatte. Er Avar voll Würde, die er mit A^el Gelassenheit trug. Ich frug ibn, Avarum man nicht, anstatt des Tagereisen langen Um- Aveges von Puger über Bondo avoso und Sumber Avaru , den so kur- zen, directen Weg A'on Puger (über den Südfuss des G. -Racm) nach Banju wangi anlege? Avorauf er sagte , dass er dies nicht für rathsam, ja für sehr unzAveckmässig hielte, Aveil — ihm dann alle seine Kettcnjungens**) Aveglaufen Avürden. Am Morgen des heutigen Tages (löten) erlaubte die heiterste Luft eine deutliche Aussicht auf alle benaclibarten Berge bei l^ianju "wangi, deren Lmrisse sich scharf und bestimmt am Horizonte ab- zeichneten ; in Nord- Westen erhoben sich die zwei gesonderten Ke- gel G. - 1 dj en und Rante, die in -/s ihrer Höhe durch einen ZAvi- schensattel A'erbunden Avaren ; Aveit zur Linken von ihnen schloss der G. -Raon die Aussicht, aber fast in der Glitte ZAvischen G.- Raon und Raute ragte noch ein vierter nur Avenig niedrigerer Kegel- berg empor, den die Javanen G. -Pen til nannten. laicht unter dem östlichen Gipfel G.-Merapi des G.-Idjen erblickt man auf dieser Seite eine sehr schroff gesenkte Kluft, die oben so breit als der Gi])fel selbst ist , unten aber schmal zuläuft , und die beim ersten Anblick an einen seitlichen Ausbruch an dieser Stelle erinnert, die aber doch nur durch Einsturz und Abblättcrung einzelner Schichten der BergAvand bei heftigen Erdbeben enstaiiden sein mag. Auch geht aus der Betrachtung des Gipfels von verschiedenen Seiten hervor, dass er keinen Krater mehr enthält, sondern gegeuAvärtig nur aus einem schmalen gekrümmten Kamme besteht. Die Wälder, Avelche den Fuss des G.-Idjen und Rante um- zingeln und sich bis zur Südküste ausdehnen, enthalten den be- rüchtigten Giftbaum ,,Poön-Upas s. Antjar"; (Antiaris toxicaria), A on dem mau eben so viel ÜUAvahres oder Übertriebenes gefabelt hat, als von dem s. g. Giftthale auf dem G. -Dieng, und der nach den Berichten nicht höher als etAva lOOO' hoch an den Gehängen steigt. Auf der Süd- und Ostseite überziehen diese Wälder das Ge- birge bis auf die höchsten Gipfel, auf der Nord-Ost- und Nord-Seite aber, soAvohl des G. - ^Nlerapi , als auch des KaAvah und der Avest- *) Eine in Indien allgemeine Morgentracht. J. K. H. **) Java'sche Strafgefangene. J. K. IL 683 wärts von diesem liegenden Bergzüge , endigen sie sich bereits in seiner halben Höhe. Seine obere Hälfte schimmert dort in einem kahlen, gelblichen Gran nnd ist wenigstens von Strauch- und Baum wuchs entblösst, wahrscheinlich weil der Ausbruch von 1817 nach dieser Seite hin am zerstörendsten wirkte, und vielleicht auch den mit Alauntheilen und Schwefel vermengten Kraterschlanun über dieses Gehänge schüttete. Auf der Ostseite fällt der G. - INIerapi , so lieisst die östlichste, höchste Kegelförmige Kuppe des G.-Idjen, zuerst sehr steil, und geht dann, von etwa 3000' herab, in ein sehr sanftes. Terrassen- förmiges Gehänge über, das sich in vielen wiederholten Stufen sehr allmählig bis zur Balistrasse herabsenkt, wo wir seine letzten Ba- saltklippen bei Batu-Tutul schon kennen lernten. T^ Die Niederung von Banju wangi ist auch gleichsam nur Ein grosser Wald, wenigstens herrscht die Waldung bei weitem über die gelichteten und bebauten Gegenden vor; auch dehnt sich die eigent- liche Kulturflilche von Banju Avangi mehr nach Süden und Süd- Westen vom Orte aus, Avährend sie nordwärts von demselben schon in geringer Entfernung endigt. 3Ian pflegt die jetzige Population als den geringen Überrest einer vormaligen viel grössern Bevölkerung zu betrachten, die durch Kriege, epidemische Krankheiten und zum Theil auch durch vulkanische Ausbrüche, die wenigstens öfters zu solchen Krankheiten Veranlassung gaben, vernichtet wurde. Sicher ist es , dass das alte Reich Balambangan , von des- sen Schicksalen die alten java'schen Chroniken viel erzählen, in ge- ringer Entfernung südwärts vom jetzigen Banju wangi lag, nämlich diesseits der Pampang-]3ai und des Kaps, welches unter dem Na- men: Gunung-Ikan*) weit in See vorspringt und diese Bai an der Ostseite begränzt. Dort findet man Überreste einer alten, aus ]iacksteinen erbauten Ringmauer, die 4 Pfähle im Umfange halten und ein Kraton umschlossen haben soll, nebst Tempel-Ruinen mit Nischen , worin Statuen standen und Figuren cn bas relief. Es heisst dieser Ort, 10 Pfähle südlich vom Hauptplatze: ]Matjan putih (weisser Tiger). Er liegt in einer Gegend, die grösstentheils mit Wald bedeckt und nur auf weiten Abständen mit kleinen Dörf- chen besetzt, eben so wie der ganze übrige Theil des Landes bis zur Südküste, wo niedrige flache Ilügelzüge (Kalkgebirge) von Westen nach Osten streichen. Hier also, bei jNIatjan putih, 12 Pfähle südwärts von der jetzigen Hauptstadt war es, avo die Residenz des •) Ikan = Fisch. A. d. V. 6S4 Königs von Balambangan oder lilambangan, in alten Schriften auch Balabuan genannt, lag, des alten berühmten Reiches, dessen IJewohner noch in 1597 dem Siwakultus huldigten und das noch in voller Blüthe stand zur Zeit , als der erste Niederländer , nämlich CoKNELis HouTMAN, am 22. Januar 1597 auf der Khede seine An- ker warf. Damals betrug seine Bevölkerung einige Hunderttausend Seelen. Die Stadt war mit Ringmauern und Wällen versehen, gross und schön ; in prächtigen Tempeln stiegen die Weihrauchopfer vor den Idolen der Brahma'schen Dreieinheit empor, und der ganze in- dische Luxus umgab noch seine Fürsten, die über eine tüchtige Schaar von Gewaffneten gebieten konnten. Aber schon damals führten sie Krieg mit dem mohammedanischen König von Pasuruan, und diese Kriege wahrscheinlich waren es, die den Un- tergang des Reiches vorbereiteten. Denn nun sind schon längst jene Hunderttausende von Be- wohnern verschwunden ; die Paläste sind bis auf geringe Spuren ihrer Fundamente zerstört, anstatt der INlenschen durchstreifen nun Tiger das Land, das eine Wildniss geworden ist, und hochstämmige Wälder wölben sich über die Ruinen der Tempel, deren geringfe Überreste in ihrem Dunkel zerstreut liegen. *) Das Reich J^alam- bangan ist untergegangen , und bei den neuen I^ewohnern , die aus andern Gegenden, aus Besuki, Madura und Bali herkommend, sich hier angesiedelt haben, ist kaum sein Name bewahrt geblieben . Erst seit etwa 25 Jahren hat sich die Kultur des Landes und die Bevöl- kerung wieder gehoben, welche letztere gegenwärtig 26 bis 30000 beträgt. Der Alunplatz von Banju wangi liegt ohngefähr 15' über dem mittlem Meeresstande und senkt sich in der Gegend des Forts ziem- lich steil zur schmalen Strandfläche ab, die durch eine lange, parallel mit der Küste laufende Landzunge von der äussern Rhede geschie- den ist. Zur Fluthzeit als Meeresarm überschwemmt, bildet diese Zwischenvertiefung einen sichern Hafen für kleine Fahrzeuge, und ist zur Ebbezeit eine Schlammpfütze, in Avelcher Reiher umher- waden; sie ist aber von zu geringer Ausdehnung, als dass man die Ungesundheit des Ortes auf ihre Rechnung schieben könnte. Eine lange Brücke führt , in einer mehr südlichen Lage als das Fort, über diesen Sumpf hinweg, zum äussern östlichen Ufer der Land- zunge, wo die Schaluppen zu landen pflegen. Es ist einer von den *) Spätere An m. Vergl. die Abbildung der Ruine eines dieser Tempel — die Tafel: !Matjan putih — in dem prächtigen Werke ,, Java sehe Oudheden, uit- gegeven ter koninglijke Lithographie van C. W. Mieling te^ s Hage. l. ajlev. 1S52" (Java'sche Alterthümer, herausgegeben in der königl. lithogr. Anstalt von C. \V. Mieling, im Haag) , welches von sehr belehrenden Erklärungen be- gleitet ist. ^A'ährend diese schöne Tafel in sich alle Beweise der Treue trägt, währenddem scheint der Zeichner der Abbildung derselben Ruine in der ,,Reis door Java, Madura en Bali door Dr. W. R. van Hoevell. 2. deel. 'Seite 195 f. Amsterd. 1S5Ü" der freien Phantasie sehr den Zügel gelassen zu haben. A. d. V. - 685 Spaziergängen der harmlosen Bewohner dieses wenig besuchten Ort- chens. Die Landzunge jenseits dieses Sumpfes, in welchen derKali- Tambong mündet, soll als eine neue Bank erst nach dem Ausbruche des G.-Idjen von 1817 entstanden sein, nämlich durch die Menge Sand und Schlamm, welche der Bach damals anführte. ^Manche Bewohner vermeiden diesen Ort aus Furcht vor Fieberanfällen. Übrigens wird man die Ursache der endemischen Fieber, welche Banju wangi vor einer Keihe von Jahren, mein- als jetzt, berüchtigt machten , mit grösserer Wahrscheinlichkeit in andern allgemeiner wirkenden Bedingungen, z. B. in dem Fällen von Wäldern suchen, als in den Ausdünstungen eines Sumpfes von so geringer Ausdeh- nung. Das Fort ,, Utrecht^' zu Banju wangi liegt nach den Be- stimmungen niederländischer jNIarineofficiere unter 8** 16' 30" süd- lich und 1 24" 24 y2 östlich (von Greenw.), nach Raffles' Karte aber 8*^ 12' 30" und 124" 12'. Die erstere Angfabe ist die richtigere. Unter den Bodenarten herrscht in den flachen Tiefländern ost- und südostwärts vom G.-Idjen jener schon bezeichnete vulkanische Aschen- und Sandstoff vor, der, mit schweflig-saurem Wasser ver- mengt, im Jahre 1817 dem Vulkane entströmte und sich am Fusse desselben, wo sich die Bachklüfte verflacht öfiiien, ausbreitete. Er ist zu Padas erhärtet und ein sehr unfruchtbarer Grund. Vergl. Bat. Nr. 107. Aber weiter aufwärts auf dem Bergfusse, wo die Klüfte tief genug waren, um die vulkanischen Auswurfsmassen innerhalb ihres Baumes zu fassen , wo also keine Uberströmungen von Sand und (!) heissem Wasser zur Seite der Klüfte Statt fan- den , nimmt ein fruchtbarer Dammerdereicher Boden immer mehr überhand. Lidjen, den 15. October 1844. Ich begab mich diesen Nachmittag von Banju wangi , von 3 bis 6 Uhr, bis zum Pasanggrahan-Lidjen, welcher nach Schätzung 1500' höher und 12 Pfähle vom Hauptorte westnordwestwärts ent- fernt liegt, auf dem Süd-Süd-Ost-Fusse des G.-Rante und neben einem gleichnamigen Dorfe. Weil sich der Bergfuss nur selir all- mählig erhebt, so legt man den grössten Theil des Weges zu Wagen ab bis zur Kluft des Banju-Pöndot , von wo man den letzten Theil des Weges, einen Pfahl lang, zu Pferde steigt. Zwei Pfähle vom Ilauptplatze entfernt, kommt man durch die schöne und grosse Nopalpflanzung, Avelche mit den dazu gehörigen Gebäuden der Auf- seher, mit den Wohnhäusern, Gefängnissen, dem Hospitale der Sträflinge, nebst einem Lusthäuschen des Assistent-Residenten den Namen Suka radja führt und welche allein von java'schen Straf- gefangenen (s. g. Kettenjungen) unterhalten wird. Von hier an nehmen die Wälder, die sich eng um die Reisfelder und Frucht- baumhaine der kleinen Dörfer herumziehen, immer mehr überhand, bis sie oberhalb l^idjen die alleinige und nicht mehr unterbrochene Decke des Berggehänges bilden. G86 • Eine weite Aussicht über die Ealistrasse, über die Insel llali mit ihren Hergzügen hinter einander, über das Südnieer, über das letzte Keulenförmige Süd-Ost-Ende von Java und näher nach dem Fusse des ]ierges, über die Fläche von P>anju wangi mit ihren hell- grünen Kulturoasen zwischen ausgedehnter dunkler Waldung bie- tet sich den lilicken von dem Hügel dar, auf dem der kleine Pa- sanggrahan sehr lieblich erbaut ist. Kaum rückt der Abend heran, noch steht die Sonne über dem Horizont, so ertönt in diesen AVald- reichen Gegenden schon das Geschwirre der Insekten; besonders ist es das laute, eintönige Zirpen gewisser Cicaden , das man Aveit und breit vernimmt; einzelne Pfaue kreischen; diese Töne erschal- len gleichsam nur, um die Stille der Nacht, das schweigsam Tief- Unergründliche der weiten Waldnatur noch mehr hervorzuheben. Wie viele Tausende von animalischen Leben in tausenderlei Ge- stalten mögen nicht diese Wildnisse durchin-en? und wie spärlich sind die Kenntnisse, die der jNIensch von ihrem Dasein, wie noch spärlicher die Kunde, die er von ihrer Lebensart, von ihren In- stinkten und ihrer Geschichte erhält? Leichter ist's, die Sterne zu zählen, die oben am blauen Himmel funkeln, den jetzt kein Wölk- chen trübte, und die zwar auch Älysteriqji, doch freundlich hell auf die Wunder dieser Unterwelt herabblicken. Der Anblick von diesem Pasanggrahan , vom Berge auf das weite Meer herab, dessen Spiegel sich in Süd -Osten ausbreitete, in's Unendliche, Offene hinaus hatte für mich etwas Feierliches. Ich war hier am letzten, einsamsten Eckchen von Java. Eine von der Axt noch unberührte Waldnatur umgab mich mit ihrem uner- gi-ündlichen Reichthum pflanzlichen und animalischen Lebens, oben schimmerte eben so unergründlich der Himmel mit seinen ewigen Lichtern und unten lag das Aveite Meer, der grosse unermessliclie Ocean, dessen Spiegel, so einförmig, glatt er sich ausdehnt, dem Streben Ruhe verheisst, der aber das Bild der EA\igkeit ist und in seinen unergründeten Tiefen vielleicht noch Gestaltenreicher und mannigfacher an Leben ist, als der Wald hier über ihm; so stösst der Blick, wohin er sich wendet, im Walde, auf dem Spiegel des Meeres und oben am Firraamente überall auf Unergründlichkeit, drei Welten von Gestalten , deren jNIasse er erliegt , und in ihnen der Mensch so klein, so endlich ; darum wendet er sich, ]3eruhigung suchend, am liebsten zur dritten dieser Welten und blickt ver- trauungsvoU aufwärts zum Himmelsgarten , dessen freundliche Sterne ihm zublinken wie aus einer verlornen Heimath. Ongop ongop, den 16. October 1844. Diesen Morgen ging meine Reise zu Pferd von Lidjen, von 6y2 bis 12 Uhr, auf dem ZAvischenrücken ZAA-ischen den beiden Ber- gen Rante und Idjen, dessen flachen Avestlichen Gegenden die Java- nen Ongop ongop nennen. Man steigt im Ganzen nordnordwest- wärts in der Waldung sanft auf", und kommt zunächst durch vor- 687 herrschende Bambusgebüsche, zwischen denen aber auch hohe Waklbäume wachsen und deren alte, umgefallene, morsche Halme kreuz und quer den Weg versperren und sehr oft das Ab- steigen vom Pferde nöthig machen. Nach 2y2 Stunden erreicht man die Kluft des Eanju-Pendo t, der IVa Stunde höher oben den I>aiiju-Linu aufnimmt, und in dessen Bette vom Wasser glatt gewaschen ein zusammenhängender (primitiver) Lavastrom zu Tage geht: graue trachytische Lava mit Hornblende und vielen bedeu- tend grossen Blasenräumen. Eine Stunde Reise Aveiter oben trifft man dieselbe Lava im Bette des Kali -Watperes wieder an , der vom G.-Merapi herabkommt und an dem Punkte, wo ihn der Weg übersetzt, noch 1 Stunde von Ongop entfernt liegt, etwa lOOO' tie- fer. In den beiden ersten Klüften floss jetzt nur sehr wenig Wasser und der K.-Watpäres war ganz trocken; überhaupt ist der G.-Idj en einer der Wasserärmsten aller java'schen Vulkane; bei der Eruption in 1817 aber führten diese Kanäle ungeheure Wassermassen herab, die, mit Sand und Asche vermengt, das Flachland von Banju Avangi weit und breit überschwemmten; nach der Angabe meiner Begleiter wurde dadurch alle Vegetation bis in die Gegend herab (etwa lOOO' unter Ongop und 2(320' unter dem Kraterrande) vernichtet, bis da, wo der Kali -Watperes den Weg kreuzt; bis dorthin starben alle Bäume aus, aber unterhalb dieser Gränze verdorrten nur einzelne Individuen in der Waldung.- Ich kam am rechten Ufer der Kali-Pendotkluft bei einer Hütte vorbei , die gegen die Anfälle der Tiger ringsum wohl verrammelt war und den Javanen zum lluhepunkte diente. Diese, besonders der Patinggi von Lidjen, nahmen mich durch ihre gutmüthige Ge- sprächigkeit sehr für sich ein. Überhaupt schienen mir die Javanen von ISanju wangi ein ehrlicher und gewilliger Schlag von Menschen, die sich vorthcilhaft vor ihren Nachbarn, den Maduresen von Pana- rukan, Bondo woso u. a. Nachbarorten auszeichneten. Je höher Avir kamen , um so mehr nahm anstatt der schattigen Hochwaldung ein kleines Gebüsch und eine Glagah-AVildniss über- hand, die so dicht waren, dass wir uns mit Hackmessern durch- arbeiten mussten, weil der Pfad seit lange nicht betreten war. Die Casuarinen, die schon von ohngefähr 5000' Höhe an immer häufiger wurden, bildeten zuletzt, wo nicht den einzigen, doch den weit vor- herrschenden Waldbaum, der alle sichtbaren Höhen bedeckte. Ihre Pyramidenform, so wie die Schlankheit ihrer geraden Stämme, die nicht höher, als 45 bis 50' und an der Basis nicht dicker, als 1, höchstens 1 V^' waren, beurkundete genugsam ihre Jugend und ihr Entstehen erst nach dem Ausbruch von 1817, der in den höhern llegionen des Gebirges nach einstimmigen Berichten allen AVald- wuchs bis auf die Wurzeln zerstörte. Der östliche Theil des Zwi- • schcnrückens zwischen dem G.-Rante und Idjcn (IVlerapi) ist von den zusammenlaufenden Klüften der beiderseitigen Berge durch- furcht, seine westlichen Gegenden aber verflachen sich und bilden zwischen Gruppen von Casuarinen Grasbewachsene, ebne Räume, 688 die ein Parkälmliches Ansehen haben. „Dies ist/^ rief mein Pa- tinggi, ,,Ongop ongop und liier übernachten alle Herren, die den JJerg ersteigen." *) Ich Avühlte die Mitte einer Casuarinengruppe zu meinem Schlaf- platz und hatte nur wenig Mühe, mich unter ihren Nadeln oder ge- gliederten Ästen, durch die der Wind säuselte und mich an Fichten- wälder und Jugendscenen meiner Heimath erinnerte, glücklich zu träumen. So weit er flach ist, ist dieser Zwischenrücken Ongop von Süd- Westen nach Nord-Osten ohngefähr nur 500 und von Norden nach Süden = 350' breit; nach Westen und Nord- Westen setzt er sich, sanft auf- und absteigend, zuletzt aber gleichmässig fallend, in ein geräumiges Hochland fort. Auf dem tiefsten Punkte, wo mein Ba- rometer hing, (dem höchsten des Weges, also dem Passpunkte,) beträgt seine Höhe 569 O'. Von da peilt man: den Gipfel des G. -Kante in Süden 15** zu Westen; er stellt sich als ein ganz spitz zulaufender Kegel dar; den Ostgipfel desG.-Idjen, den ,,G.-M6rapi," die rechte Ecke (d) in Norden 77" zu Osten und die linke (b) in Norden 62 74 ** zu Osten, den Pand der s. g. Kawah-Idjen (des eigentlichen Kraters), die rechte Ecke (a) in Norden 541/4*^ zu Osten und die linke (b) in Nor- den 50y4" zu Osten. Man sehe Idjen Figur 5. Von dieser letz- tem Ecke zieht sich eine lange Rippe aus Sand herab und ver- birgt , indem sie sich nach Süd- Westen bedeutend hoch verlängert, den G.-Widodaren. Der sichtbare obere Abhang des G. -Baute \6 6c. -Jf^^ße/2^ G 'Raiye ■fällt regelmässig zu beiden Seiten in einem W^inkel von 24 Grad; sein Gipfel a. erscheint, von hier gesehen , in einem Winkel von *) Ongop kann von Ungap (jav.) abgeleitet sein: über etwas hin- sehen, sich über etwas erheben; ^uch Ngunap: Ecke) und wird vielleicht: Aussicht bedeuten. A. d. V. 689 16'' 9' mit seinem Fusse J., da, wo sich der Saum von Ongop in einer geraden Linie vor dem Kegel hinzieht. Ich markirte diesen Punkt h. und fand ihn 300' von meiner Hütte entfernt und 25 höher; er Avar der Mittelpunkt der Eusslinie desG.-Eante, die zwi- schen iliren seitlichen Enden c. und d. einen Gesichtswinkel von 92'* 33' bildete. In der Voraussetzung, dass die Neigung und Ent- fernung von a. zu h. dieselbe sei, als von a. zu c. und zu d., suchte ich die Höhe des G. -Kante nach diesen Elementen wenigstens ohngefähr zu bestimmen, zu = 6S5' über Ongop. *) Durch diese Ongopplatte ist der G. -Kante mit dem Fusse des innern, westlichen Kegels verbunden, den die Javanen Kawah- Idjen nennen, während der Zwischenraum zwischen dem G.-Rante und dem östlichem Kegel G.-lNlerapi bereits ein Berggehänge ist, das von der Ongopplatte an nach Süd-Osten fällt. Eine be- nachbarte Quelle liefert gutes Trinkwasser und macht diesen Ort zum Nachtquartiere geschickt. Man theilt den Aufenthalt mit zalil- reichen Hirschen, die wenig scheu und ohne grosse Eile umher- laufen. Ein üppiger Gras wuchs ist zwischen den Stämmen der Casuarinen allgemein verbreitet; es ist theils Festuca nuhigena Jungk., theils eine Alang- {Saccharum-) Art, denen sich ein halb Strauchartiges Ocxjmum und eine Senecioidea zugesellen und ein 3 bis ö' hohes Dickicht bilden, das den Hirschen besonders zuzuspre- chen scheint. Schon Leschenault wunderte sich im Jahre 1S05 über diese vielen Hirsche. Bantengstiere (Bos sundaiciis) kommen hier nicht vor, ich habe die östlichsten Spuren dieser.Thiere^im G.- Semeru- und Tenggergebirge gesehen, Avährend unter den hohen Kegclbergen der G.-Slamat wahrscheinlich der Östlichste ist, der Rhinocerosse nährt. **) Ongop ongop, den 17. October IS44, Abends. Ich habe nun ausser andern Ausflügen den Krater besucht, den sauren Bach (Ijanju-Pait) in seinem Laufe verfolgt, und will morgen früh meine kloine Hütte wieder räumen. Ich schreibe diese Bemerkungen zum Theil des Abends bei Kerzenlicht, das jedoch im heilern Scheine des Mondes erbleicht. So hell ich diesen noch nie sah, strahlt er in meine überall offene Gras- und Zweig- hütte herein. Mit jedem Augenblicke wird es kälter und um 8 Uhr stehen meine Thermometer 8,0" R. Die Javanen liegen oder kauern dicht zusammengedrängt an den Feuern, die sie in Menge ange- zündet haben. Ich ordne meine J^leistiftanzeichnungen und geselle *) Die Abmessung einer grossen Basis ist hier schwierig ausführbar und nocli Zeitraubender ist das Erklettern solcher Gipfel, wenn man sich durch das Gebüsch erst Bahn brechen muss. A. d. V. *•) Das geliebte Vaterland dieser grossen Pachydermen ist das westliche Hoch -Java, das eigentliche Sunda. Die Ost -Javanen kennen es nicht, und staunten ein zuiüllig dahin verirrtes Rhinoceros, das einst in den südlichen Ge- genden Kediri's erlegt wurde, als eine grosse Seltenheit an. A. d. V. Juii(;liuliii, Juva II. 44 690 mich, wenn meine Finger von der Kälte versteift sind, von Zeit zu Zeit zu ihnen. Ich horclie auf die Erzählungen des ehrlichen Pa- tinggi von Lidjen, der mit seinen Landsleuten über den Ausbruch von 1817 spricht, über das liergcrsteigen, und über die Geschenke, die er bekam. ,, Gewöhnlich kriege ich nichts, nur Einmal bekam ich vom Residenten von ]>esuki ein Geschenk von zwei Gulden; so oft ein Wolanda (Holländer, so heissen die Europäer) den Berg be- suchen will, muss ich mit," u. s. w. Von den ]>esuchen Rein- wardt's, Leschexault's u. a. wusste er nichts zu sagen. ,, Zuwei- len ist der Kratersee ganz in Dampf gehüllt, der seitwärts aus Fu- marolen hervordringt und sich auf dem Wasser lagert ; dann kann man nichts vom See erkennen. Manche lassen sich von Ongop mit Stricken zum Kraterrande hinaufziehen, z. B. der Herr Assistent- Resident. ,,Tuwan," fderHeiTJ sagte er, ,,ist sehr glücklich gewe- sen,'' (er meinte mich) ,,den Kratersee ganz üampffrei anzutref- fen." Er erzählte mir auch, dass die Gegend westwärts von Ongop vormals bewohnt gewesen sei und dass namentlich, ohngefähr 5 Pfähle von hier entfernt, in dem Hochlande nach dem Berge G.- Kukusan zu, noch vor 50 Jahren ein kleines ])orf, Namens Gen- ding walu gestanden habe, an einem hübschen Bache mit schönen Sawah's und dass diese ganze Landschaft ,,Blabang" geheissen habe. Die Bewohner wären von Bali'schen Streif banden, die so weit vor- drangen, überfallen worden und in dem Kriege mit diesen grössten- theils umgekommen. Wahrscheinlich waren diese Bewohner von ,,Blabang" der letzte Rest der nicht mahommedanischen Bevölkerung des alten Reiches Balambangan (Balabangan, Blambangan, Balabuan), die aus Siwaverehrern bestand, und wahr- scheinlich hatten die Bewohner von Gending walu den Namen des Reichs auf ihre kleine Kolonie im Gebirge übergetragen, als das einzige Vermächtniss, das sie vom alten berühmten Königreich Balambangan erhalten hatten. Auch Le- SCHENAULT hörte vor 40 Jahren von einem einst bevölkerten Lande sprechen am Ursprünge des Kali-Putih, das den Namen Idjen geführt habe, der später auf den Berg übergegangen sei; er verlegt dieses Land an denG.-Raon; es liegt aber am Nord-Ost-Fusse des G.-Kukusan und kann kein anderes sein, als das vom Patinggi sogenannte Hochland ,,Blawang." Den Namen Ongop oder Ungap erhält der vorderste Theil, der Rand des Hochlandes, vielleicht aus dem Grunde, weil man nur von dort aus zwischen den Bergen Rante und Merapi hindurch eine Aussicht auf die Küste und das Flachland von Banju wangi hat. Vielleicht hatten die Bewohner von Gending walu , wenn sie Feinde befürchte- ten, daselbst einen Wachtposten. Unter solchen Gesprächen kam Mitternacht heran. Die .Java- nen, die keine Kleidung hatten, um sich vor der Kälte zu be- schützen, warfen ganze Tjemorozweige und junge Stämme in die Gluth , die ihnen so wohlthätig war. Laut knisterten ihre Feuer, während ein kühler Wind melodisch -leise durch die Tjemoro's strich. Ich nahm ihr Säuseln für das Geflüster unsichtbarer Wesen, 691 und bereitete mich , indem ich mich in meine Decken hüllte, vor> um in das träumerisch - schöne Land zu TNandeln, wo Geister sicht- bar sind. Vulkan 45: Gunung- Idjen. '^ Nebst den benachbarten Kegelbergen : G.-Merapi, Kante und Pentil. Hierzu gehört Idjen Fig. 1 bis 8. ,,Da •während der Eruption der Aschenkegel gewöhnlich in A^^olken gehüllt ist und in seiner Niihe die Regengüsse am stärksten sind, so sieht man Schlamm- ströme von allen Seiten herabfliessen. Der erschrockene Landmann hält dieselben für Wasser, das aus dem Innern des Vulkan's aufsteigt und sich durch den Krater ergiesst, und der getäuschte Geognost glaubt in ihnen Meerwasser zu erkennen oder Kothartige Erzeugnisse des Vulkan's." (A. V. Humboldt.) Topographischer Überblick des G. -Idjen. (Nach Anzeichnungen von Ongop den 17., von Banju wangi den 18. und von Sumber waru den 19. October.) Der östliche Theil der centralen Bergmasse, die sich vom G.- Raon nach Osten ausdehnt, ist unter dem Namen G. -Idjen*) und die höchste östlichste Kuppe dieses G. -Idjen, welche der östlichste hohe Berg der ganzen Insel ist, unter dem Namen G.-Merapi be- kannt, den man also nicht mit dem G.-Merapi bei Jogjakörta ver- wechseln muss. Um sich mit der äussern Gestalt des Berges von den verschiedenen Seiten und seiner Beziehungsweisen Lage zu den benachbarten Bergen zu befreunden , werfe man zuerst einen Blick auf die folgenden Figuren, deren kurze Erklärung ich voraussende. Idjen Figur 1, die Nordseite des Gunmig-Kendeng, der sich vom nordöstlichen Vorgebirge des G.-Raon, ,,G.-Kukusan"**), imllalb- •) Idjän bedeutet im Java'schen : abgesondert, allein stehend, isolirt. A. d. V. ••) Kukusan bedeutet im Java'schen einen Korb, in welchem gewöhnlich Reis gekocht wird und welcher unten Trichterförmig zuläuft; viele spitze Kegel- 44* 692 kreis bis zum G.-^rßrapi licniml)io£Tt und sich in eine östliche Spitze cndif^t, welche bei den Javanen ebenfalls G.-Kukusan heisst, die vir aber ,, Kendengspitze" nennen wollen; von Asem bagus ge- sehen. Nur an einer Stelle, nämlich in Süden 10 y^ bis 1272" We- sten von Asem bagus, ist dieser üergkamm von einer Kluft durch- brochen, durch Avelche der saure ]>ach der Kawah-Idjen, der lianju- Pait, avuh Siuigi- Futih, Kali-l\itih *] genannt, hervorbricht. — Idjen Figur 2, die Nord- zu Ost -Seite des G.-Idjen und die Nord-Nord-Ost-Seite des G.-Kendeng, von Sumber waru gesehen; die ,, Kendengspitze" e. wird in Süden IT*' Westen und der G.- INIerapi in Süden 10" Westen gepeilt. — Idjen Figur 3, die Nord -Ost- Seite des G. -Merapi und die ,, Kendengspitze," von ]jadjul mati gesehen ; in diesem und dem vorigen Profile erkennt man an der schnurgeraden Linie den Kand des KaAvah-Idjen Tdes Kratersee's). — Idjen Figur 4, die Ost-Süd-Ost-Seite der Zwil- lingsberge G. -Merapi und Kante, die durch einen hohen Zwischen- sattel ,,Ongop ongop" verbunden sind, von der Post Katapang, 5 Pfähle nordwärts von Banju Avangi gesehen. — Raon Figur 3 stellt die Süd- und Süd-Süd-Ost-Scite der beiden IJerge u. s. w. vor. (Siehe Kaon, Seite G24.) — Idjen Figur 5, die West- Süd- West-Seite des G.-^Ierapi und die Süd- West-Seite des Kawah- Idjen, von Ongop ongop gesehen. — Vergleiche ausserdem Kaon Figur 2, die Spitze des G. -Merapi, Kante und l*uluran von JJondo woso, und Kaon Figur 1, dieselben vom Gipfel G.-Tjemoro ken- deng des Ajanggebirges aus in noch gi-össerer Entfernung gesehen. Sie ragen über dem G.-Kendeng der Idjen -Gruppe hervor. In Kaon Figur 1 ist Nr. 3 und 4 dieselbe Kuppe wie e. in Idjen Figur 2 und Nr. 4 in Idjen Figur 3. AVir haben also eine grosse, ringsum abgeschlossene Berginsel vor uns, deren östlicher Theil im Allgemeinen G.-Idjen heisst und durch die lange Zwischenkette des G.-Kendeng mit dem nord- östlichen Raon Vorgebirge: G.-Kukusan zusammenhängt, so wie er südsüdwestwärts durch den hohen Zwischensattel Ongop mit einem zweiten, fast gleich hohen Kegel: G. -Kante verbunden und mit diesem zu einem Doppel- oder Zwillings vulkan verwachsen ist. Sie sind die beiden östlichen Eckpfeiler einer gi'ossen Gebirgsmasse, eines der merkwürdigsten, Aiilkanischen Heerdes dieser Insel, der ringsum abgeschlossen , stumpf- Kegelförmig , als e i n Ganzes aus Niederungen aufsteigt, als ein zusammengesetzter, grosser Vulkan, auf dessen äusserm Kande, ein centrales Hochland umschliessend, sich vier einzelne Kegel wie Schornsteine erheben , zwei noch thä- tige, der G.-Raon in Westen, der G.-Idjen in Osten, und zwei er- loschene, der G. -Kante und Pentil in Süden. gipfel auf Java, die die Gestalt eines umgekehrten solchen Korbes haben, wer- den also genannt. A. d. V. *) Asem jav. = asam mal. = sauer, zusammenziehend; — bagus = schön, zierlich; — banju jav. = sungi hochmal. = Wasser, Bach, Fluss; — pai't = bitter: — putih = weiss. A. d. V. // Kluft ,1,., r„u„„ i',„i i'''ii< "^"av M/h' f'i,/ I Hjij'/i.m — - «.«■>///< ■Mjn,, fiiiiir li. riii.&'l Uli i 2 i it O" r^"""'^ IV4«u :W5BiM!jr*6„ ""« '^ 693 So wie iiiimlich auf der Nordseite der G.-Kendöng auftritt, als ein nach aussen oder Norden convexer, nach mnen oder Süden, d. h. nach der Glitte des Ganzen zu, aber concaver Halbkreis, der sich zur Verbindung der Ost- und Westecke als ein gewaltiger Bo- gen zwischen dem G. -Eaon und Idjen ausspannt, so besteht auch auf der Südseite eine Verbindung zwischen der Westecke: G.- Raon und dem südlichen Pfeiler der Ostecke: G.-Rante, bildet aber einemchrgerade Linie, die beide verbindet. Zunächst hängt nämlich der G. -Kante durch ein hohes Zwischenland mit dem G.-Pentil*) zusammen, und von diesem setzt sich ein Hochland mit Kettenartig erhöhtem Rande bis zum G. -Kukusan (am G.-Raon) fort, so dass wir hier auf der Südseite von Westen bis Osten eine Reihe von Kegeln haben: G.-Raon, Pentil, Rante und Merapi-Idjen, die in Höhe von ± 6000 mit einander zusammenhängen, und auf der Nordseite einen nach Norden gespannten Rogen mit geradem Saume: G.-Kendeng, also im Zusammoiihang einen Halbmond- förmig-ovalen Ring, zwischen dem ein weiter Plateauartiger Kes- sel eingeschlossen liegt, ein Hochland, das offenbar einen See bil- den müsste, wäre der Ring, der es umschliesst, nicht an einer Stelle von jener Kluft durchbrochen, von jener Querspalte, deren schroffe Seitengehänge uns schon zu Asem bagus in die Augen fie- len. (Siehe Idjen Figur 1 und 2.) Das ganze Hochland stellt sich dar wie eine erstarrte JMasse aus aufgestauten Lavaströmen aller dieser Vulkane, die gegen die innere Wand des G.-Kendeng anflossen, der nach dieser Ansicht also schon früher vorhanden war und als ältester Rand neben der Spalte der hervorbrechenden Vul- kane, jenen alten ,, vulkanischen Vorgebirgen" analog ist, auf die ich schon mehrmals aufmerksam machte. Die Aussengehänge dieser Berge haben wir bereits kennen lernen. Sie sind fast ununterbrochen mit Waldung bedeckt, und alle ihre Längenrippen, die divergirend ablaufen, mit den Zwischen- klüften stellen sich in dem Kleide eines gleichmässigen Grüns dar. Nur die obersten Regionen des G.-Raon, bis etwa zu 2000' vom Gipfel herab, sind alles Pflanzenschmuckes beraubt, und eben so kahl ist die Nord-Ost-Seite des G.-Merapi, die dem G.-Ruluran zugekehrt ist, das Nordgehänge des Kawah-Idjen, nebst dem an- gränzenden östlichen Theilc des G.-Kendeng, die, fast bis zu hal- ber Höhe herab ilires Pfianzenschmuckes beraubt, in einer hellen, gelblich -grauen Parbe schimmern. Lernen wir nun das Innere des Gebirges genauer kennen. Wir ersteigen \on Ongop ongop in zwei Stunden den Rand des Kawah-Idjen, den man in Norden 50 bis 54" Osten von dort er- blickt. Kleine AValdung von weitläufigen Casuarinen, von Tfiand ausbreiten, und hier richtete das Schlammwasser, das sich in ihnen heral)wälzte , die grössten Verwüstungen an ; ausgedehnte Felder wurden überschwemmt, Brücken weggespült, Wege einge- rissen und unbrauchbar gemacht , Wasserleitungen verstopft , und die Communication über das ganze Land gänzlich gehcmmit. Die Fische trieben todt auf dem Wasser, das Hausgeflügel krepirte, alles Trinkwasser war verdorben und schmeckte sauer und ein Schwefelgestank verbreitete sich durch die ganze Luft. So wie die umliegenden Felder wurden auch einige Dörfer überströmt und die geängstigten Bewohner flohen auf die liäume, wo sie sich Hütten bauten, während Felsenblöcke und Trümmer zerstörter Waldung mit der Fluth fortgewälzt, ein unaufhörliches Getöse verursachten. Drei bange Tage verliefen unter solchen beängstigenden Er- scheinungen; den 28sten sah man keine ,, Feuerstrahlen" mehr aus dem Krater aufblitzen, wde vorher, aber die Rauch- und Aschen- wolken waren dichter, als je, der Schwefelgeruch in der Luft nahm noch zu, das Rollen und Krachen der Stein trümmer hielt an , und immer zahlreichere Flüchtlinge, deren Häuser und Gehöfte von der Schlammfluth weggespült oder vernichtet waren, kamen zu Eanju wangi an , in der Hauptstadt , wo die nicht weniger bedrängte Po- pulation , die den totalen Untergang der ganzen Gegend vor Augen sah , schon auf dem Punkte stand , das Land gänzlich zu verlassen und auf S c h i f f e n zu entfliehen! Schon war der Assistent- Resident im Begriff, sich über See zu retten, er hatte schon Prauen in Bereitschaft, um das Eigenthum der Regierung wegzuschaffen und hatte das Kostbarste , die Geldkisten , schon eingeschifft , als am 30. Januar das hohe Wasser einigermassen zu fallen anfing und, obgleich die übrigen Erscheinungen noch mit gleicher Stärke fort- fuhren zu wüthen , einen Nachlass der Eruption versprach. Auch wurde in der That den 1. und 2. Februar das Getöse der Detona- tionen nur noch selten und schwach vernommen , der Krater aber rauchte noch sehr stark und das Schlammwasser, welches die Klüfte und die angränzenden tiefliegenden Felder überströmt hielt, stieg wieder höher ; ohne Zweifel von erneuerten Regengüssen in den höhern Regionen. Endlich am 4. Februar, (das Getöse im Berge . hatte aufgehört,) sank das Wasser der Bäche auf seinen gewöhn- lichen Stand herab und die Luft, die bis jetzt meist verdunkelt ge- wesen war , erschien nur noch mit einem feinen trocknen (Aschen-) Nebel , wie mit Höherauch erfüllt , durch welchen die Sonne blut- roth hindurchschien, nur während der Mittagszeit erschien sie strahlend. Diese Erscheinungen verminderten noch mehr an den folgenden Tagen und man glaubte sich aller weitem Besorgniss 709 entheben zu können, als am 10. Februar, nach einem vorher ge- gangenen brüllenden Getöse, ein neuer Aschenregen eintrat und das Land bei Banju wangi noch zwei Zoll höher mit einer feinen grauen Asche bedeckte. Doch am 11 . Februar erschien für das hartbedrängte Volk der Ölzweig des Friedens und die Luft , die nun drei Wochen lang meist verdunkelt gewesen war, wurde heiter und blieb auch heiter, obgleich noch 7 Tage lang starke Rauchwolken aus dem Berge auf- stiegen und bis zum 18. Februar noch häufig erneuerte tlberströ- mungen eintraten, welche zu den schon erlittenen Verwüstungen noch manches neue Unheil hinzufügten. Denn, obgleich das Wasser von den überschwemmten Feldern schnell wieder ablief und sich in's Meer ergoss , so blieb doch viel Asche und Schlamm zurück, so dass es unmöglich war, sie zu bepflanzen. Seit dem 18. Februar scheint Alles wieder zur Ruhe zurückgekehrt zu sein und den 1 1 . Mai schliessen meine schriftlichen Nachrichten; darin heisst es: ,,der Berg bleibt nun still, aber das Land ist verwüstet, die Was- serleitungen sind mit Schlamm und Baumstämmen verstopft, die Brücken weggerissen , die Wege verdorben und unbrauchbar, der grosse Wald Sutri , südwärts vom Hauptorte , ist völlig verschwun- den, drei ganze Dörfer mit zusammen 90 Häusern sind weggespült, 20 Büffel und 32 Kühe sind dabei vermisst und 106 Büffel nebst 72 Kühen bis jetzt an einer Seuche krepirt , die noch täglich zu- nimmt ; unter den Pferden und übrigen Hausthieren ist die Sterb- lichkeit eben so gross und eine grosse Anzahl jNIen sehen leiden an tJnterleibskrankheiten und bösartigem Husten. Die Felder sind ver- wüstet , in einen Schlammpfuhl verwandelt und an vielen Orten ist das Wasser noch mit Schwefelsäure (.'') und Asche vermengt." Wir sehen also, dass 33 Tage lang, vom 16. Januar bis zum 18. Februar 1817, unaufhörliche Rauchwolken aus dem Krater gestiegen waren, anfangs von ,, Feuerstrahlen durchzuckt;" 19 Tage lang erdröhnte die Luft von den heftigsten Detonationen, vom 16. Januar bis zum 4. Februar; 17 Tage lang, vom 25. Ja- nuar bis zum 1 1 . Februar, war die Luft durch Aschenregen ver- finstert, und 18 Tage lang, vom 25. Januar bis 4. Februar, und wiederholt vom 11. bis 18. Februar, fanden Lberströmungen von schlammigem Wasser Statt. Spätere Nachrichten versichern, dass die überschwemmten Reisfelder (Sawah's) seit der Zeit zAvei Jahre lang nicht bepflanzt werden konnten. Ich habe überall nur vulkanischen Sand gesehen, gröbern Sand und feinern Sand , (Asche,) und es kann nur solcher mit Wasser vermengt gewesen sein, was man Schlammstrom nannte. Die üppigen, besonders die Casuarina -Wülder , die den Berg vor der Erui)tion bedeckten, waren bis zu 2000' unter den Gipfel herab vernichtet und der obere Bergtheil war in eine öde, gelblich -graue Wüstenei verwandelt. So fand ihn vier Jahre später Reinwardt noch. Zu Ongop ongop, so erzählte mir der Patinggi von Lidjen, welcher den lierg kurz nach dem Ausbruch bestieg, verjicstetcn 710 eine Menge krepirter Hirsche die Luft, die Casuarma-Bä.ume aber, die dort standen, waren nicht verbrannt, sondern starben all- mählig ab, weil ihre Stämme 4' tief in der Asche Stacken , die nach seiner Versicherung dort und überall als trockner und kalter Aschenregen gefallen war ; zuerst verloren sie ihre Kinde, dann fielen die Nadeln ab und so gingen sie aus. Die jetzige Ca- 6?/rt;'/wr<- Waldung der obern Bergregionen also, die ich antraf, mit im Büttel l' dicken Stämmen und 40 bis 45' hohen Bäumen , ist eine ganz neue, junge, bloss etwa 25 Jalu'e alte, die neu aus vor- handnen Samen muss entstanden sein. In den tiefem Kegionen, unterhalb /', a;. 735 fruchtbarer Erde zu bestehen, die alle Felsen verbarg ; dennoch war es in den meisten Gegenden so schmal, dass es eine nur 2 , ja nur l' breite Leiste bildete, über welche wir vorsichtig hinüberschreiten oder kriechen mussten, um nicht in den tiefen Boden der Thalkluft zu stürzen, zu welchem sich der schmale Kamm in steilen, Wand- artigon Gehängen , beiderseits herabliess. Dabei erhob sich dieser Kamm sehr häufig in kleine Kuppen und senkte sich wieder in Kerben herab , die man , bei der Unmöglichkeit , seitwärts am Gehänge Fuss zu fassen, alle überklettern musste. Nur die be- wundrungswürdige Vegetationskraft des tropischen Klima's macht es begreiflich , dass auch dieses so schroffe und schmale Joch mit dem üppigsten Waldwuchs bedeckt war, dessen Zweig- und Wur- zelgewirre das Überklettern erleichterten. Casuarinen und Eichen waren die vorherrschenden AValdbäume , zwischen denen Pohjosma ilicifoliiim Bl. häufig wuchs, während Rubus - und Strobilanthes- Arten das meiste Untergebüsch bildeten. Hohe und niedere Gräser verschiedener Art und zwischen ihnen Veilchen ( Viola pilosa) Plantago-Arten u. a. überzogen den Boden. Etwa in der jNIitte unseres Marsches sahen wir rechts in dem Grunde des Thaies eine weite Grasfläche, die kahl und hellgrün zwischen dunkler Waldung zu vms herauf schimmerte und brachten % Stunden mit dem Überklettern des Joches zu, auf dessen schmäl- sten und steilsten Punkten man zwischen so tiefen Abgründen nicht ohne Gefahr verweilte, ehe der Boden anfing, sich auszubreiten und mehr zu ebenen. Das Joch ging hier in der Nähe des G.-Ping- kangfusscs allmählig verflacht in die Thalsohle über. Wir wandten uns nun links vom Joche ab und verfolgten nun eine mehr west- liche Pichtung durch den Thalgrund, der sich zugleich sanft ab- wärts senkte, und kamen um 1% Uhr an einem tiefen Punkte des Zwischenthaies zwischen G. -Tjemoro kendeng und Pingkang an, wo an dem Fusse des letzteren ein kleiner Bach ,,Kali- Pitjoro'* in massig tiefer Kluft zwischen üppigem Waldgcbüsch nach Süden herabrieselte. Der Ursprung dieses Baches und der Anfang seiner Kluft konnte nur in geringer Entfernung nordwärts von unsrem Pfade liegen. Wir nahmen hier eine Barometerbcobachtung , füll- ten unsere Gefässe mit Wasser und setzten dann nach kurzem Halt unsern Marsch weiter fort. Die Höhe beträgt G210', die Sohle der Kluft hat also in dieser Gegend des Zwischenjoches eine Tiefe von 600' unter dem G. -Tjemoro kendeng, ist aber seitwärts oder weiter abwärts vom Joche viel tiefer und erreicht wahrscheinlich eine Tiefe von lOOO' unter den beiderseitigen Wänden des G. -Pingkang und Tjßmoro köndöng. Ehe Avir den K.-Pitjoro erreichten, kamen wir durch eine Ge- gend, in welcher ein Geruch nach Schwefelwasserstoffgas verbreitet war, konnten aber nichts weiter entdecken, als an dem seitlichen Abhänge einer Terrainvertiefung mehre kahle Plätze und kleine Abstürze , deren weisslichc Farbe durch das grüne Gebüsch hin- durch schimmerte. Es waren gebleichte Erd- und Felsenmassen, 736 die wahrscheinlich durch die vormalige Einwirkung saurer Dämpfe ganz zersetzt waren, und aus denen sich jetzt jener Geruch ent- ■wackelte, der die Waldung weit umher durchzog, ohne dass man Dämpfe oder Gasarten sichtbar emporsteigen sah. Es liegen diese Stellen südostwärts vom Fusse des G.-Pingkang. Das rechte Ufer des Baches erhob sich anfangs steil, etwa lOO' hoch oder etwas mehr und ging dann in eine Grasfläche über, die nach Westen (und Nord- Westen) zu gegen die G.-Pingkang- kette so äusserst sanft und allmählig anstieg, dass man glaubte, sich auf einem sanft geneigten Plateau zu befinden , und im Vor- wärtswandern kaum bemerkte, zu einer Bergkette emporzusteigen. Wolkennebel , die uns öfters umhüllten und Nebelregen , der sanft aber anhaltend herabströmte, vergrösserten diese Täuschung, und hinderten alle Fernsicht, so dass ich es später nur durch die befolg- ten Wegrichtungen nach demCompass, die ich alle notirte, zu er- mitteln vermochte, dass wir die G. - Pingkangkette südwärts von ihrer höchsten Kuppe überschritten haben mussten.*) Diese ge- neigten Plateauflächen, die sich Absatzweise nach Westen und Nord- Westen höher hoben , waren mit weitläufig zerstreuten C a - suarinen und einzelnen Eichen bewachsen ui!d glichen den Gras- fluren oder Triften eines Parkes, auf dessen grünen Tapeten, ausser einer kleinen, heftig brennenden Urtica mit tief eingerissnen Blättern, {n. sp.f) besonders Alchemilla villosa , kleine Anten- naria- und Fe'o/a- Arten häufig wuchsen und die mit unzähligen Pfaufedern, Hirschgeweihen, aber auch, obwohl sparsamer, mit dem Miste des Königstigers überstreut waren. Kleine Poa- ähn- liche Futtergräser**) und nur zuweilen Festuca nubüjena Jungh. bilden den Überzug dieser schönen Matten , deren offener Raum ausser den Stämmen weitläufig zerstreuter Tjemoren und ausser vereinzelten 5 bis 6' hohen Gruppen von Farrenkraut , ***) durch kein Untergebüsch versperrt war. Tausende und abermals Tausende von Hirschen bevölkeren diese Räume und stellen sich in Rudeln von 100, 200, 500, ja 1000 Stück, allerseits den erstaunten Blicken des Reisenden dar. Einige *) Ich muss gestehen, dass dieser Theil meiner Eeise etwas dunkel ist. Vom G.-Tjemoro kendeng gesehen, stellt sich der G.-Pingkang, und zwar deutlich, als eine steile Kette dar , die sich im Halbkreis herumzieht und deren Kuppen ich durch Peilungen zum Theil bestimmen konnte; ich marschirte über das Querjoch, quer auf diese Kette zu, welche nördlich überschritten wer- den musste , um auf die andere Seite kommen zu können , traf aber , freilich während ich in den dichtesten Wolkennebel gehüllt war, kein (ohne Unter- brechung) steiles Gehänge an, sondern kam nur über Terrassenförmig sich höher hebende und im Ganzen sehr sanft geneigte Grasflächen ! Sollte die Steil- heit jener Kette, vom G.-Tjemoro kendeng gesehen , theilweis eine optische Täuschung sein? A. d. V. **) Diese Gräser sind gesammelt, aber noch nicht untersucht. A. d. V. ***) Der Farrn mit 6' hohem, halb Baumartigem, oben 3theiligem und dann wiederholt 2theiligem Strünke, den wir schon vom G.-Kawi kennen, kam auch hier vor (siehe Seite 522). A. d. V. 737 Truppen lagen wiederkäuend im Grase, andere zogen langsamen Schrittes zwischen den Bäumen durch, sie marschirten gedrängt und hatten an ihrer Spitze gewöhnlich ein Paar alte bewährte Böcke mit prächtigem Geweih von dunkel - brauner Farbe; diese schritten dem Zuge voran; andere Rudel oder Compagnien hielten in geringer Entfernung von uns still, uns ruhig und neugierig be- trachtend, bis wir vorüber gezogen waren. Sie waren nirgends scheu. Es war beinahe unmöglich ein einziges Fleckchen in dem Meilen-, ja Tagereisen weiten Hochlande zu finden, wo auf dem Grasboden nicht ihr Mist in Menge zerstreut lag. Ihre Anzahl war erstaunlich gross und die immer erneuerte Erscheinung ihrer zahlreichen Rudel hielt bis zum Abend unsere Verwunderung im- merwährend gespannt, obgleich das Wetter sehr trübe und reg- nerig blieb. Es erhob sich die Fläche von Zeit zu Zeit Stufenartig höher und bildete immer neue, sehr geräumige und sanft verflachte Pla- teau's oder flache Yorsprünge über einander, zwischen deren Park- ähnlichen Tjemoro-Gruppen wir im trübsten Regen- und Nebelre- genwetter dahin schritten. Wir kamen allmählig über eine immer grössere Zahl von diesen über einander sich erliebenden A'orsprün- gen und sahen wohl ein, dass wir den G. -Pingkang längst über- schritten hatten, der, wenigstens zum Theil, Aveiter nichts sein kann als der südöstliche Rand und Abhang des Terrassenförmigen Hochlandes, das wir nun durchwanderten. Von demK.-Pitjoro an, (seit 2y2 Uhr) waren wir nun drei volle Stunden ununterbrochen über sanft ansteigende oder flache Grasmatten gezogen, zwischen Tjömoren; wir waren von dem anhaltenden Regen bis auf die Haut durchnässt, und kamen endlich — die Luft hatte sich aufgeheitert, aber die Sonne neigte sich schon ihrem Untergange zu — auf einem sanft gerundeten breiten Rücken an , zu welchem sich das Hoch- land, zwischen zwei sanft vertieften Tbalgründen , links und rechts zusammenzog. Wir rechneten unsern Aufenthalt etwa in einer Höhe von 8OOO'. Zugleich erhob sich ein frischer Wind, die Kälte nahm bei immer heitrer werdender Luft mit jedem Augenblicke zu, und das Frostgefühl unserer Körper, dem die nassen, nunmehr im Winde verdampfenden Kleider anklebten, verwandelte sich in ein wahres Zähneklappern. So liefen wir, um eine etwas vor dem schneidenden Winde ge- schützte Stelle zu suchen, auf dem Hügclwulste hin, der sich erst nach Nord- Westen und zuletzt mit einer sanften Krümmung etwas nach Norden zog, und machten gegen 6 Uhr auf einer Grasmatte Halt, wo sich das Ostgehänge des Rückens in ein sanftes Thal herabzog und wo alte noch aufrecht stehende Tjämoren sowohl , als auch völlig abgestorbene Stämme , die auf dem Boden hingestreckt lagen, uns ein gutes Brennmaterial versprachen. Zähneklappernd warfen wir uns hin , der blaue Himmel über uns wurde dunkler, und der Wind , der Mark und Bein durchdrang , immer schneiden- der. Er blies nun kräftig und anhaltend aus Nord-Ost. Aber bald Junghuha, Java II. 47 738 fingen unsere Feuer an zu brennen, mit deren Anzünden sich mehr als ein Dutzend Javanen zugleich beschäftigten ; ein mächtiger ( -a- suarinastamm lag- quer auf dem Abhänge ausgestreckt; von dem Feuer erfasst und vom Winde ang'efacht , verwandelte er sich bald in eine lodernde Gluth, die Tausend Funken sprühte. Wir trockne- ten unsere Kleider, machten die nöthigen Vorbereitungen zum Eivouak , verzehrten unser frugales ^lahl und streckten uns dann zur Seite des Stammes aus, der zugleich Wärme und Schutz vor dem schneidenden AV^inde verlieh. Nicht lange daraufwar es völlig Nacht geworden. Aber es Mar eine Nacht, so heiter, so Sternhell und so kalt, wie man sie nimmer im Tief lande erlebt. Schon kurz nach Sonnenuntergang war das Thermometer auf 7,0*' R. oder 47,7" Fahr, herabgefallen. Fern von ^lenschenwohnungen lagen wir hier in dem einsamen Gebirge, ohne eigentlich selbst recht zu wissen, avo wdr uns befanden. Alles um- her schien wilde, noch von keinem ^lenschen betretene Natur. So lange das Licht des Tages die Wildniss erhellte, hatten wir Hirsche, Pfaue , andere Vögel und Eichhörnchen erblickt , w' eiche die Land- schaft belebten. Nun aber lag der Flügel der Nacht über der Wal- dung ausgestreckt und in völlige Todtenstille ersank regungslos die Natur. Kein Insektchen ziryjte und kein einziger von den Tausend Tönen, welche in den Waldungen des heissen Klima's die Nacht- luft erzittern und ertrillern machen, war hier vernehmbar. Nur ein Gekreisch hörten wir, aber einen sonderbaren, bangen Ton, dass wir das Geschrei eines Kindes , oder das Ächzen eines Verun- glückten zu vernehmen glaubten. Schauerlich -hässlich erscholl es von Zeit zu Zeit durch die stille Nacht, näher rückten dann die .lavanen an den Feuern zusammen und Gespensterfurcht machte ihr vorher fröhliches Gespräch verstummen. Doch bald löste sich das Geheimniss ; der Geist oder der Verunglückte , dessen Stimme einem entfernten, ängstlichen, halb erstickten Schreien glich, stellte sich sichtlich den Blicken dar und schwebte langsam über unsern Häuptern dahin. Es war ein Galeopitheciis rufus, ein sogenannter fliegender Fuchs (Maki) , der von einem Bau zum andern fliegend, von Zeit zu Zeit jenen widerwärtig schreienden Ton von sich gab. Pasanggrahan-Puge r, den 4. November 1844. So ging die Nacht kalt und unbehaglich vorüber. Als es so weit Tag geworden war, um die Zahlen der Scale zu erkennen, standen die Thermometer auf der Windseite , fern von den Feuern auf 5,0'' R. oder 43,2'' Fahr. Ein Frühstück von warmem Kaffee schmeckte herrlich in dieser Kälte, und trug, nach acht communisti- schen Grundsätzen vertheilt, viel zur guten Stimmung unserer ja- va'schen Kuli's bei. Als die Sonne (es war am 1 . November,) ihre ersten Strahlen über das Gebirge ergoss, standen wir schon zum Weitermarsch gerüstet. 739 Wir befanden uns auf einem flach - convexen Eerg-wulste, wel- cher als Endigung des Hochlandes erst nach Nord -Westen läuft, sich aber hier nach Norden umbiegt , indem er sich dem Südfusse eines etwa 3 bis 500' höhern Bergrückens anschliesst, welcher sich nordwärts von hier erhebt und dann in einen Halbkreis nach W^e- sten und Süd -Westen verläuft. Zwischen diesem Rücken und dem verflachten IJergwulste senkt sich nach Osten der kleine, sanft-ver- tiefte Thalgrund hinab , in dessen oberster Gegend wir die Nachit zubrachten. Auf der andern Seite in AVesten ist der Wulst von einem viel tieferen und weiteren Thale begränzt , das sich nach Sü- den herabzieht, um sich dann nach Süd -Westen fortzusetzen. Jen- seits dieses Thaies, in Westen vom Bivouak, steigt eine neue Berg- kette empor, die mit dem Rücken, der sich in Norden von unserm Bivouak erhebt, ununterbrochen als ein Halbkreis zusammenhängt, und die westlichste von allen Ketten des G. - Ajang ist. Ihr höch- ster Punkt erhob sich als kleine Kuppe ,,Gunung-Argopuro'* direct in Westen von hier , und machte sich durch einen weissen Flecken an seiner Nordseite bemerkbar, der weit in die Ferne schimmerte. Dahin, zu dieser höchsten Kuppe, richteten wir un- sern Marsch. Weil aber das Zwischenthal zu tief und die Wände zu steil waren, um in gerader Richtung nach Westen zur Kuppe vorzudringen, wendeten wir uns nach Norden und erstiegen den Bergrücken, der uns am nächsten lag, und in dessen südliclien Ab- hang unser Wulst überlief. Wir beabsichtigten, uns stets auf der Höhe oder dem Abhänge dieses Rückens zu halten und so den G.- Argopuro zu erreichen , zu welchem sich der Rücken ununterbro- chen imHalbkeis hinzog. Wir wollen ihn zum Unterschied von der G. -Tj emoro kendeng-, der G. -Pingkang- und Ringging- Kette die: ,,Argopuro-Kette," so wie das weite Zwischen- thal zwischen den beiden ersten: ,,Pitjoro thal,'' die ausgedehn- ten , von so viel Hirschen bevölkerten Grasräume , die so ziemlich central zwischen dem G.-Argopuro und G. -Pingkang liegen, über- haupt ,,das Hochland des G. -Ajang,"*) das Thal in dem wi; bivouakirten : ,,JMakithal," den Wulst: „Makirücken," und das Zwischenthal zwischen diesen und dem G.-Argopuro das: ,, Hirschthal" nennen. Auffallend Avar es, hier in den Höhen zwischen 8 und 9000' noch den Koth vom grossen Königstiger zu finden , dessen liebster Aufenthalt die Glagah- Gebüsche des heissen Tieflandes sind und dessen obere Gränze man im Allgemeinen zu 3Ü00' annehmen kann; sein Vorkommen in dieser , für Java eisigen Höhe , ist daher auf jeden Fall eine Ausnahme von der Regel, und erscheint abliängig von den vielen Hirschen, die ihm eine zu leichte Beute sind, um sie nicht in dies kalte Klima zu verfolgen. Welcher Umstand aber die Pfaue, die sich ebenfalls am liebsten in den Wildnissen der *) Das G.-Ajanghochland zwischen 7 bis 9000', ist das ausgedehnteste der ganzen Insel Java, in dieser Höhe. A. d. V. 47* 740 heissen Region aufhalten, in diese Höhen lockt, ist mir unbe- kannt.*) Merkwürdig kam uns auch die grosse Menge von alten, umjjefkllenen Casuarinen vor, die in diesen Hochwäldern am Boden ausgestreckt lagen ; von heftigen Stürmen ist hier nichts bekannt und von Menschen ist diese Gegend nie besucht worden; auch trifft man diese Erscheinung in Wäldern aus andern Baumarten viel seltener an; sollte dieses Umfallen der Casuarinen durch ihr eignes Alter , durch ein anfangendes Vermodern der Stammbasis bedingt, also für sie in dieser Höhe gesetzlich sein ? Überhaupt ist das Ansehen des Hochlandes sehr eigenthüm- lich und zugleich angenehm. Parkartig schön. Kein Unterholz oder nur sehr vereinzeltes Gesträuch versperrt die Aussicht. Weit- läufig sind die Casuarinen auf dem kurzen Grasboden vertheilt, und ein ewiges Säuseln des Windes durch ihre Nadeln begleitet den Wanderer, der keinen Schritt in diesem natürlichen Parke thut, ohne neue und neue Rudel von Hirschen zwischen den Bäumen zu sehen. Es ist kaum ein Fleckchen im ganzen Hochlande zu ent- decken, das zwischen den Gräsern nicht mit dem harten , schnell trocknenden Kothe dieser Thiere bedeckt sei. So beschaffen und bevölkert war auch der Abhang des Halbkreisförmigen Rückens, auf dessen innerm Gehänge wir anfangs westwärts unsere Wan- derung fortsetzten. ]Mein java'scher Begleiter ,,Kjai Ngabei Kreto Adi Wikromo"**) hatte sein GcAvehr, eben so wie ich, im Pasang- grahan gelassen und w-ar bei dem Anblick der vielen Hirsche ganz ausser sich vor Leidenschaft ; er lief mit gezognem Klewang (Sei- tengewehr) den Thieren, die so wenig Scheu verriethen , jeden Au- genblick nach; sie Hessen ihn auch zuweilen bis auf 10 Schritt nahe kommen, Avenn er aber dann zuhauen wollte , so — waren sie geschwinder, wie er, — und so wurde er stets gefoppt. Wir stiegen nachher vom Gehänge herab und durchschritten die oberste Gegend oder den Ursprung des Zwischenthaies, das sich am Fusse des Halbkreises als ein verflachter Grasgrund vor- that, auf dem mehrere Quellen entsprangen. Hier fanden wir die ersten Steine, die wir im ganzen Gebirge gesehen hatten, nämlich Felsenblöcke von wechselnder Grösse, von 1 bis 5' Durchmesser und darüber, welche im Thalgrunde sowohl, als auch an dem Ge- hänge zerstreut lagen. Einige waren von kubischer Form, die mei- sten aber unregelmässig, scharfeckig und alle hatten eine mehr oder weniger zersetzte, schwärzliche Oberfläche. Sie waren eine Trachyt- lava und wie es schien als Bruchstücke von Felsenwänden aus hohem Gegenden des Gebirges herabgestürzt. Wir begegneten ihnen von nun an bis auf den Argopurogipfel häufig ; sie lagen zum *) Die Javanen. behaupten, dass Tiger und Pfaue immer zusammen vorkom- men, obgleich sie den Grund davon nicht angeben können. Im Dieng, 6000 hoch, habe ich sie zuweilen gesehen, geschossen und lebend gefangen. Dort stel- len sie sich periodisch ein und leben hauptsächlich von Regenwürmem. A. d. V. ••) Der Bruder vom Bondo VF oso'schenRonggo : Kreto Kusumo. A. d. V. 741 Theil ganz oberflächlich , zum Theil von Erde halb bedeckt , ord- nungslos zerstreut auf dem Grasboden umher. Wir fanden ausser- dem in der w e s t liehen Gegend des Thalgrundes die Mauern eines kleinen , viereckigen Gebäudes , die bis zu einer Höhe von 3 bis 4' abgebrochen, zerfallen und von einer ebenfalls durch Kunst er- höhten, aus auf einander gehäuften Steinen gebildeten Terrasse um- geben waren. Die ehemalige Bestimmung dieser Ruinen konnten wir nicht ermitteln. *) Wir stiegen nun wieder auf dem Bergrücken hinan, der sich sehr allmählig mit geräumigen, flachen Vorsprüngen über einander erhob, und erreichten die Höhe, oder Firste des Rückens, die wir in ihrem gekrümmten, Kreisförmig gebognen Laufe bis zum G.- Argopuro verfolgten. Sie war keineswegs ein schmaler Kamm, son- dern breit, flach, und erweiterte sich auch nach aussen oder nach Norden anstatt sogleich in einen Bergabhang überzugehen , erst in weite , flache Vorsprünge , die nur sehr allmählig tiefer zu fallen schienen. Zuletzt erweiterte sich die Firste, nordwärts zunächst unter der höchsten Kuppe, noch mehr und Murde zu einem geräu- migen, nur sanft abhängigen Plateau, das wie alle Thalgründe, Flächen oder Höhen , die wir seit gestern Mittag bis jetzt durch- wandert hatten, weitläufige Casuaiinen-Waldung auf schönem Gras- boden trug und wie jene, von vielen Hirschen bevölkert war. Von hier stiegen Avir nach Süden auf einem Gehänge aufwärts, auf welchem vorzugsweise viel Steinblöcke umherlagen, und langten um 8 '/2 Uhr, also nach 2stündigem Klimmen von unserm Bivouak, auf einer zweiten, noch höhern Platte an, avo wir erstaunt eine Reihe von Ruinen und Mauern vor uns sahen, neben diesen Ruinen die Milchweissen Schuttmassen einer SolflUara erblickten und weiter vorschreitend, plötzlich an den Rand eines Kraters versetzt waren , der als Kesseiförmiger Schlund die Ik^rgplatte durchbohrte. Senkrecht stürzten sich seine nackten Wände hinab und schweigsam, öde, längst erloschen, gähnte sein düstrer Grund. Bei dem Anblick dieser unerwarteten Dinge , dieser Räthsel von Natur und alter Kunst! Avar unsere Ermüdung verscliAvunden und neue Forschbegierde beseelte uns. Sogar Kjai Wikromo, mein java'scher Freund, stiess einen Ton unAA'illkürlichen Erstaunen's aus und eilte auf die Ruinen zu, avo Avir vor allen Dingen die nöthigen Anstalten zu einem Bivouak und Lagerplatze trafen, um dann die Umgegend mit bessrer Muse und Ruhe durchAvandern zu können. Ich Avählte im Innern des Gemäuers eine kleine viereckige, G' breite und lange Kammer zur Wohnung, deren Mauern bei einer Dicke von 1 y4 bis 1 Yj' noch 4' Höhe hatten, und von einem 1%' breiten Thüreingange durchbrochen Avaren. Eine mitgebrachte Matratze mit einigen Kopfkissen Avurden zum Ameublement dieses Zimmers *) Dicht neben dieser Ruine , nordwestwärts A'on derselben , fand Herr Cii. Bosch ein 9' tiefes , aus Steinen gemciseltes , senkrechtes Loch , das sich unten, in einer horizontalen Richtung nach Süden unter der Erde fortsetzte. A. d. V. 742 auf den Boden gelegt, während frisch abgehauene Zweige das Dach oder die Decke desselben bildeten. Ahnliche Räume wählten sich die Javanen und meine Bedienten zu ihrem Nachtquartier, sie brei- teten ihre mitgebrachten Matten im Innern aus, eine Anzahl Feuer wurden in den Ecken angezündet, der unbarmherzige Koch Avurde einem armen Hvihn zum Todescngel und binnen Kurzen kochte unser Frühstück in den Töpfen. Das Hivouak war fertig. Ich Hess die Javanen bei ihren Töpfen und Feuern und schickte mich, nach- dem ich die erste liarometerbeobachtung aufgezeichnet hatte, mit ein Paar Begleitern an, die Umgebungen zu durchwandern. Ich fasse jedoch auch hier wiedet die Beobachtungen, die ich im Laufe des Tages auf verschiedenen Zügen machte , zu einem allgemeinen Bilde zusammen. Es ist die westlichste und höchste Kette des G. - Ajang , auf welcher wir uns befinden. Ihre höchste mittlere Gegend, westwärts vom ]\Iakirücken, besteht aus einer 920ü' hohen,*) ziemlich ebenen Platte, die in ihrer östlichen Gegend von einem Kreisnmden, Kes- seiförmigen Krater durchbohrt ist, der sich plötzlich hinabsenkt. Nur auf der Ostseite des Kraters ist die Kreisfläche unterbrochen ; dort steigt der Kraterrand unmittelbar zu einer kleinen Kuppe em- por, ,,G.-Argopuro vorzugsweise '% welcher sich in Norden und Sü- den in die Kreisplatte herabsenkt, in Osten aber ein gewöhnliches Berggehänge bildet, das sich zwar auch in mehrern sanft geneigten Vorsprüngen ausbreitet, doch aber von keiner eigentlichen Fläche vorgelagert ist. In Westen aber fällt der kleine Gipfel steil in den Krater herab, dessen Rand also hier am höchsten und etwa 50' höher als die Fläche ist, in welche der ebene Rand auf allen übrigen Seiten übergeht. In Süd-Westen und Westen ist die Platte am breitesten, sie ist nicht ganz eben, sondern ungleich. Wellenförmig-hügelig, übri- gens mit derselben Gras- und weitläufigen Casuäi-inen- Waldung be- deckt, wie alle hohen Räume des Gebirges. Sie ist, wie diese, mit einer Menge grosser und kleiner Steinblöcke von scliAvärzlicher Farbe überstreut , die als Bruchstücke eines zertrümmerten Krater- randes oder Gipfels, hier in grösster Menge umherliegen, und sich von hier aus an den Abhängen des Gebirges verbreiten, indem sie mit der Entfernung vom Krater allmählig an Anzahl abnehmen. Sie sind eine Trachytlava in vielen Abänderungen, bald weniger. Bat. Nr. 79, 80, (Z.Nr. 279) und 81, bald mehr porös Bat. Nr. 82, (Z.Nr. 280), zuweilen mit röthlichemTeige und oftmals mit schwefligen Nie- derschlägen in den Poren (Hat. Nr. 83).**) Die meisten sind schon *) Spätere Berechnungen haben gelehrt , dass das Mittel von mehrern Be- obachtungen : 9207' beträgt. A. d. V. **) Am Süd-Ost-Fusse des G. -Ajang bei Djember kommen ähnliche Lava- Arten vor, Bat.Xr.SJ, '>5, (Z.Xr.277), S6, 87, (i.Nr.27S,) u. S8, von denen manche ganz ver^hlackt, mit grossen Blasenhöhlen durchzogen sind , und unter denen sich auch jene merkwürdige Lava-xVrt des Tengger'schen Gebirges L. IS'r. 203 = Bat. Nr. ö2 (hier 86) wiederfindet. Im Hochgebirge gelang es mir nicht, diese 743 mehr oder weniger zersetzt und verdanken ihre Entstehung offen- bar einem spätem vulkanischen Ausbruch, der einen Theil der Gipfel zertrümmerte und in Bruchstücken umher warf. Ausser von der östlichen Kuppe ist das Gipfelplateau nur noch auf der West- seite von zwei fast eben so hohen, zusammenhängenden Kuppen begränzt, welche die Aussicht auf den G.-Lamongan und das Teng- ger'sche Gebirge hindern und wovon wir die eine in Süden SO"^ We- sten und die andere in Norden 75*^ Westen peilten. Auf der andern Seite geht der Kand der Platte, welcher vom Umfang ziemlich rund ist, allmählig in den Abhang über. Die Ostkuppe neben dem Krater ist offenbar der höchste Punkt des ganzen G.-Ajang-Gebirges, und ungefähr 50 über unserm Bi- vouak, also 9250' über dem Meere hoch ; sie ist nur von sehr kleinem Umfang und von Süden nach Norden , so weit sie gleiche Höhe hat, höchstens 30 lang, von Osten nach Westen aber noch schmä- ler. Sie ist durch Menschenhände ganz und gar in viereckige, ver- tiefte, halb in den Boden eingesenkte Räume oder kleine Kammern verwandelt, von denen einige noch von 4 bis 5' holien viereckigen ]Mauern umgeben sind. Schmale Thüreingänge durchbrechen diese ^Mauern und führen abwärts in's Innere der Kammern, deren Sohle gewöhnlich einige Fuss tiefer als die Aussenfläche liegt. Auf dem Scheitel sowohl, als am Süd- und Ostgehänge der kleinen Kuppe erheben sich diese ummauerten Bäume Terrassenartig über ein- ander ;■ und bilden die höchst gelegene B u i n e der In sei Java. *) Ihre mit ]Moos und Gras bewachsenen ]Mauern, die dicken Stämme von Agapetes- und andern Alpenbäumen, die zwischen den Gesteinen Avurzeln, beurkunden ein hohes Alter, wobei es merk- würdig bleibt, dass man noch fünf von den grossen, aus Thon ge- bi-annten Wassertöpfen findet, welche die Javanen ,,Gutji" nen- nen , und welche zwischen dem Gemäuer in die Erde eingegraben sind. Die mehrsten sind unzerbrochen und enthalten angesammel- tes Begen Wasser. Sie sind aussen mit einer Glasur versehen , ähn- lich denen, die aus Ghina kommen und die in den heissen Nie- derungen Java's allgemein zur l^ewahrung von Trinkwasser dienen. Wir wollen die kleine Ku])pe nach ihnen mit dem Namen G.- Gutji bezeichnen, den Gipfel mit seiner Platte und seinem Krater überhaupt G. -Argopuro, die ganze Kette aber ,,Argopurokette'' nennen. Doch ehe wir zur Platte wieder herabsteigen und unsere Ik'obachtungen der nahen iNIerk Würdigkeiten fortsetzen, wollen wir erst einen Blick in die Ferne werfen, um uns einigen Auf- schluss über die Lage und den Zusammenhang der Gebirge zu ver- schaffen. anzutreffen. Sie ist vielleicht einer der ältesten Ströme und aufwärts im Gebirge von Tausend spätem, mächtigen I>avaschichten bedeckt. A. d. V. *) Vielleicht haben die zahlreichen Gebäude , welche in frühern Zeiten den Gipfel des Berges bedeckten , Veranlassung zu dem Namen Argopuro gegeben ; von Argo -= Berg und Furo -=- Stadt (in der Kawisprache). A. d. V. '^ 744 Über die Niederungen ostwärts und nordostwärts vom Ajang- gebirge hin reicht unser Blick bis zu dem G. -Ringgit und Raon, ja bis zum G.-Buluran und Idjen am letzten Ende Java's, die wir alle in deutlicher Beleuchtung erkennen. Das Ajanggebirge aber selbst mit seinen Ketten , Kuppen und Hochthälern umgiebt uns in düsterer Nähe, — ein Waldbedecktes Labyrinth. In Norden 89" Osten {h) bis Süden 86" Osten (a) erblicken wir die schroffe Kuppe eines Berges, den die Javanen ,,Gunung-Krintjing'^ nennen und der sich nach Süden und Süd-Süd-Westen zu in einen lan- ee//fena- uJ&e-c^f^tu^ gen, immer tiefer gesenkten Rücken fortsetzt, hinter dessen Saume eine noch fernere zackige Kuppe (der ,,G. -Dewong'' der Javanen) in Süden 76 y^ bis 80 V2 Osten hervorragt. Jener lang herumgebo- gene Rücken des G.-Krintjing scheint nur eine Seitenrippe zu sein, welche nach dem G. -Tjemoro kendeng herüberläuft, von diesem aber durch ein Zwischenthal getrennt ist. Der G. - Tjemoro ken- deng, eben so wie der G. -Ringging ist südostwärts hinter dem Hochlande, das sich bis zum G.-Pingkang ausdehnt, gänzlich un- sichtbar, und eine Kuppe, die wir in Süden 21 72'' Osten erblicken, scheint der G.-Pingkangkette anzugehören, die nur mit der west- lichen Fortsetzung des G.-Krintjing zusammenhängt. Der Argopurogipfel setzt sich nach beiden Richtungen nord- und südwärts als Kette fort; die nächste Kuppe oder Ecke seiner südlichen Fortsetzung , die sich bedeutend tiefer senkt , erblicken wir in Süden 15" Westen; bis dahin biegt sich die Kette als Halb- kreis herum, scheint sich nachher aber mehr und mehr fallend in einer südwestlichen Richtung weiter zu ziehen. Nach Norden setzt sie sich ebenfalls fort und bildet einen breiten, einwärts nur sanft geneigten, oben verflachten und sich in vielen Vorsprüngen aus- weitenden Bergrücken, den wir zum Theil schon überschritten und kennen gelernt haben, der sich nordost-, nachher ostwärts und zu- letzt sogar südostwärts herumbiegt und einen grossen. Meilenlangen Halbkreis bildet, dessen Ende der G.-Krintjingkette in Ost-Süd-Osten von hier entgegenstreicht, von ihrem Fusse aber durch ein weites Zwischenthal getrennt bleibt. Dieses Z^vischenthal zwischen dem Süd-Ost-Ende der Argopurokette und dem Nord-Ost-Fuss des G.- Krintjing ist es, zu welchem sich das kleine Makithal herabsenkt, in welchem war gestrige Nacht bivouakirten . Von der nördlichen Gegend des Argopurokreises scheint jene Ajangkette mit dem Halbkreisförmigen Ausschnitte (c auf Ajang 745 Figur 1 und Ringgit Figur 3) auszugehen, die nordwärts nach der Gegend von Besuki streicht, während eine zweite Kette weiter östUch vom G. - Krintjing ausgeht und nordostwärts nach Bondo woso verläuft. So besteht das Hochgebirge des G.-Ajang aus zwei mit einander ziemlich parallelen Ketten, die zumTheil, nämlich in ihren centralen höchst gelegenen Strichen, Halbkreise sind, con- vex nach Nord- Westen, concav nach Süd -Osten, und die durch Nebenketten, grosse Zwischenthäler und geräumige, Plateauartige Hochländer von einander geschieden sind. Der eine südöstliche Halbkreis dreht sich, den G.-Tjemoro kendeng umschliessend, von PunktNr. 1 der Pingkangkette bis zu dem Punkt Nr. 5, nämlich um den G. -Ringging herum; am innern Fusse seiner mittlem Gegend liegen halberloschene Solfataren; der zweite, nordwestliche Halb- kreis ist die höhere so eben beschriebene G.-Argopurokette, deren höchste mittlere Centralplatte von einem Krater durchbohrt ist. Man vergleiche die Situationsskizze*) Ajang Figur 7. Kehren wir nach dieser allgemeinen Übersicht des Gebirges nun zu unserer kleinen Kuppe zurück. AVir fanden hier vier ver- schiedene Stellen, welche mit Ruinen und Überresten von mehr oder weniger zerfallenen Mauern bedeckt waren, l) Die erste Stelle waren jene viereckigen Älauern und kleinen Kammern auf dem Gipfel ,,G.-Gutji" selbst. — 2) Die zweite liegt nordwestwärts am Fusse des G.-Gutji, etwa 30' tiefer als der Gipfel, nahe am nord- östlichen Rande des Kraters und besteht aus Terrassenartig geeb- neten viereckigen Räumen , die von Mauern umgeben und viel grösser als jene Kammern auf dem Gipfel sind. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass diese Mauern vormals viel höher und wahrscheinlich auch mit Dächern bedeckt waren. — 3) Die dritte befindet sich in derselben Richtung, dicht unterhalb der zweiten, nordwestwärts vom G. -Gutji und liegt in ihrem tiefsten äussersten Punkte etwa 20' tiefer als die vorige oder 50' unterhalb dem Gipfel. Sie nimmt den grössten Theil der dortigen Gipfelplatte, nordwärts vom Kraterrande, ein und bildet eine länglich viereckige Ruine, deren noch ziemlich gut erhaltenes Gemäuer wir sogleich näher be- trachten wollen. Zwischen ihren Mauern ist es, wo wir Platz genom- men haben. — 4) In noch viel grösserer Tiefe, etwa 80 unterhalb des *) Diese Skizze, obgleich sie nach den genommenen Peihingen mit Sorgfalt entworfen wurde, wage ich nicht für mehr als bloss figurativ auszugeben. Die to- pographischen Verhältnisse des Gebirges sind so verwickelt und das Gebirge so ausgedehnt, dass man nach Tage langem Umherirren in seinen Hochländern zuletzt nicht mehr Aveiss, ob eine gepeilte Kuppe oder Firste wirklich diejenige, von der man ausging, ist, oder eine nähere, dazwischen liegende. Die Waldung, die Alles gleichmässig überzieht, und die häufigen Wolkennebel vermehren diese Unsicherheit. Auf jeden Fall ist es nüthig, Signale zu stecken bei dem Mangel natürlicher Erkennpunkte in diesem weitläufigen Gebirge, und überhaupt gehört längere Zeit dazu, als mir vergönnt war, zur Aufnahme zu verwenden, um Iden- tität und Lage seiner so Labyrinthartig durch einander geworfenen Kuppen mit Gewissheit zu bestimmen. Bis dies geschieht, möge meine Skizze als einstweili- ger Ersatz dienen. A. d. V. 746 Gipfels, liegt am Nord-Nord-Ost-Gehänge desselben und ostwärts von der dritten Ruine ein flacher Vorsprung, der von Mauern umgeben ist und , wie es scheint , vormals von Gebäuden bedeckt war. Jetzt uraschliesst die Mauer nur eine geräumige, ganz ebne Terrasse. Ist schon das Vorhandensein der Gemäuer auf diesem hohen Berggipfel an sich merkwürdig, so wird ihr Vorkommen durch eine andere Erscheinung noch merkwürdiger, die unsere ganze Aufmerk- samkeit verdient. Die ganze nördliche und nordwestliche Hälfte des G. -Gutjigipfels nämlich und ein grosser Theil der Abhänge nord- und nordostwärts unter dem Gipfel besteht aus Trümmer- massen und zersetzten Steinen von bleicher bis JMilchweisser Farbe, und bildet ein kleines Chaos von Verwüstung, einen ganz durch- wühlten und zerrissenen Boden, der sich so völlig kahl und öde vorthut, als wenn die Entwickelung der Dämpfe, die seine Felsen bleichte, erst gestern Statt gefunden hätte. Dicht daneben liegt der alte Krater todt und öde im düstern Grau, ohne die geringste Spur von Dampfbildung zu zeigen. Dass hier, nachdem der Kraterkes- sel schon längst erloschen war, ein erneuerter Durchbruch von Gas- arten und Dämpfen , wahrscheinlich vorzugsweise von (schwefligen Dämpfen, Statt hatte, kann nicht bezweifelt werden; dieser Durch- bruch ereignete sich zum Theil an denselben Stellen, wo die Tem- pelruinen Nr. 2 und 4 standen, deren Gemäuer dadurch umgewor- fen, zerstört und deren Steine nachher, eben so wie die Lavablöcke des zum Theil zerstückelten Nordgehänges der G.-Gutjikuppe, durch die Einwirkung der sauern Dämpfe zersetzt und gebleicht wurden. Nur die liuinen auf dem Scheitel selbst und das mehr abgelegene Gemäuer Nr. 3 blieben verschont und von den Dämpfen un- berührt. Fast alle Felsen und Felsentrümmer, welche auf diesen Räu- men , deren weisse Farbe uns schon auf unserm gestrigen Bivouak ins Auge fiel, antrifft, sind entweder weisslich - grau und besitzen dann noch einen bedeutenden Grad von Zusammenhang, oder weiss, Milchweiss und schweflig - weiss und sind dann mehr oder weniger zersetzt und in eine bröcklige, leicht zu zerkrümelnde Masse verwandelt , die vorzugsweise aus Alaunerde zu bestehen scheint. Solche Steintrümmer von der Grösse eines Apfels bis eines Kopfes, aber nur einzeln 2 bis 4 gross, liegen zu Hunderten auf einem ebenfalls weissen, durchwühlten und mit Schwefel vermengten Boden zerstreut, aus dem gegenwärtig sichtbar keine Dämpfe mehr hervordringen, der aber wohl noch einen schwachen Geruch von Schwefelwasserstoffgas erkennen lässt. Die noch unzersetzten waren dieselbe Trachytlava, wie die Mauersteine des Tempels. Die hef- tigste Wirkung schien am Nord - West - Fusse des G. -Gutji Statt gehabt und sich von dort über die ganze Nordhälfte der Kuppe ver- breitet zu haben, deren Gehänge dadurch zum Theil aufgeworfen, abgerissen und in schroffe, steile Wände verwandelt wurde, die man beim Ersteigen der Kuppe überklettern muss. Höher oben, nach dem Scheitel zu findet man die Felsen unzersetzt. Dass der 747 Ausbruch nicht heftig war, sondern nur in einem Hervorquellen von sauern Dämpfen , aus Hunderten von Ritzen und Löchern des Bodens bestand, erkennt man sehr deutlich an den Mauern der zweiten oder obern, nordwestlichen Ruine, welche einen grossen Theil des Solfatara-Raumes bedecken und zum Theil stehen geblie- ben sind. Die untere Hälfte und die Fundamente der Mauern sind gebleicht, zersetzt und von ausgebrochenen Dämpfen mehr oder weniger zerstört, während die obern Theile der JNIauern unbe- schädigt und gewöhnlich von dunkler Farbe sind. Andere, nach- dem ihre untern Theile zersetzt und zerkrümelt waren, stürzten ein und liegen nun in Stücken umher. Manche Mauersteine ha- ben noch ganz ihre Form von sorgfältig behauenen Würfeln erhalten, sind aber Milchweiss und so bröck- lig, dass man sie mit einem leichten Hammerschlag zertrümmern kann. Ein sokher mehr oder weniger weisslicher oder hellgrauer, durchwühlter Trümmerboden , mit Blöcken aller Grösse bedeckt und mit Stücken unreinen Schwefels vermengt, zieht sich von dem zweiten Ruinenplatze zu dem vierten hinab, dessen geräumige Terrasse wie ein Tanzboden flach und völlig kahl daliegt. Auf ihrem gelblich -weissen Grunde treten die braunen Körper der Hirsche grell hervor, die man auch hier von Zeit zu Zeit in ganzen Rudeln vorbeieilen sieht. Der alte Krater des G.-Argopviro, dessen INIitte, wie wir schon bemerkten, in Westen 15'' zu Süden von der G.-Gutjikuppe liegt, südwärts von der Ruine 3 , lässt keine von den vulkanischen Wir- kungen mehr erkennen, welche in der so eben beschriebenen Solfa- tare offenbar vor nicht gar langer Zeit Statt hatten. Die Felsen- wände des Kraters sind kahl, weil senkrecht, und sein flacher Bo- den ist ohne Pflanzenwuchs, Aveil es eine söhlige Fläche ist, die sich nach anhaltendem Regen mit Wasser zu bedecken scheint. Aber seine Gesteine sind von keinen Dämpfen zersetzt , sie bilden auf den meisten Seiten fast würflig-zerspaltene, graue Wände, die Rippenartig vorspringen und sich besonders auf der Ostseitc senk- recht wohl 2ü0' tief hinabstürzen. Das eine von oben nach unten gerichtete System der Spalten steht p e r p e n d i k u 1 ä r. Der Durch- messer des ziemlich runden Kessels mag oben von einem Rande zum andern 4Ü0' betragen. Nur auf der West- und Süd- West-Seite ist der Boden des Kraters zugänglich; seine Wand ist auf diesen Seiten eingestürzt und die Gipfelplatte senkt sich dort allmählig in seinen Grund herab. Betrachten wir nun die dritte grösste und am Besten erhaltene Ruine, in welcher wir unser Bivouak aufgcscblagen haben, etwas genauer. Ihre äussere Ringmauer bildet ein längliclies Viereck, dessen «grösste Länije von Süd-Osten nach Nord-AVcsten gerichtet ist. In dieser Richtung ist die Mauer etwa 100 lang und m ent- gegengesetzter Richtung 50' breit; weil die Fläche, auf welcher sie erbaut wurde, sanft nach Nord -Westen geneigt ist, so liegt ihr nordwestliches Ende etwa 10 oder lö' tiefer, als ihr höchstes süd- 748 östliches. Obgleich sie an vielen Stellen gebrochen ist, hat sie an den meisten Punkten doch gegenwärtig noch eine Höhe von 7 bis lo' und ist in der südöstlichen Gegend am Besten erhalten. Es scheint, dass sie nur an einer Stelle von einem Thüreingange durch- brochen war, nämlich in der Mitte der schmalen nordwestlichen Front. Von diesem Portale führte durch die Mitte des ganzen Ge- bäudes ein gerader Gang bis zum Süd -Ost -Ende aufwärts. Die Podenfläche des Innern war in viele Terrassen umgewandelt, von deren niedrigster der Gang auf Treppen aufwärts zu den höher ge- legenen führte. Das ganze terrassirte Innere des Gebäudes war durch sich kreuzende Alauern in lauter kleine, viereckige Kammern abgetheilt, die durch seitliche Nebengänge oder Thüren mit dem langen centralen Hauptgange in Verbindung standen. Bei jeder Treppe zu einer neuen, höhern Terrasse schien der mittlere Haupt- gang mit einem Portale geziert gewesen zu sein. Jetzt sind die Mauern dieser Kammern, von denen wir eine schon oben kennen gelernt haben, noch 4, 5 und nur an einzelnen Stellen noch 7 hoch. Das obere Ende des Ganges führte in gerader Richtung auf einen einspringenden höchsten Raum, w^elcher durch einen viereckigen Alkovenartigen Ausbau in der Mitte der obersten d. i. südöstlichen Quermauer entsteht und welcher das eigentliche Heiligthum des Tempels umschlossen zu haben scheint. Denn die Mauern, welche diese obere viereckige Kammer oder Kapelle umschliessen, sind am schönsten und regelmässigsten gemeisclt, ihre Steine bilden Wür- fel, die sehr sorgfältig behauen, sehr glatt und mit Hülfe von Mör- tel genau in einander gefügt sind , während in den andern Gegen- den die Mauersteine weniger regelmässig und oftmals ganz roh und unbehauen sind. Die Wände der Kapelle sind mit Nischenartigen Räumen versehen, in denen wahrscheinlich Statuen gestanden ha- ben. Vielleicht stand in ihrer jNIitte das Hauptidol des Tempels. Diese Statuen sind alle verschwunden. Lange suchten wir ver- gebens in dem Schutt der Mauern und in dem Dickicht der Vege- tation, welche diese überzieht, nach einem Bilde, nach einer In- schrift oder Sculptur, die zur Deutung des Ursprungs dieser Rui- nen führen könnte. Doch endlich fanden wir eine Statue, die zwar sehr verwittert war, die wir aber doch an den Brüsten, an den dop- pelten Armen hinter einander und an noch andern nicht ganz zer- störten Attributen als ein Durga-Bild erkannten. Also Anhänger des Siwakultus waren es, welche diese Gemäuer errichteten. Vielleicht, dass die kleinen Kammern zum Aufenthalt für Priester und nebst den andern viereckigen Gebäuden, Nr. 2 und 4 und jenes am Fusse des G. -Argopuro, die man in der Nähe findet, zum Wohnplatz für die Pilger bestimmt Avaren, .welche den 9200 hohen Berggipfel erstiegen, um zu diesem Heiligthum zu wall- fahrten. Konnte ein Tempel des Siwa, des Symboles der zerstörenden Kraft, wohl irgend treffender erbaut sein, als am Rande eines alten Kraters, der ganz erloschen dalag, aus dessen Schlünde aber jeden 749 Augenblick wieder neue Verwüstung hervorbrechen konnte ? Konnte ? Es geschah wirkHch. Das Princip der Zerstörung, zu dessen Idol die thörichte. Menschheit in dem Tempelgebäude hier ihre Gebete erhob, machte sich von Neuem geltend, es vernichtete seine eignen Götzen, die ihm hier errichtet waren, und warf die Tempel, die zu seiner eignen Ehre standen, in Trümmer. Wie wir sahen, geschah der Dampfausbruch an derselben Stelle, wo der dritte und vierte Tempel stand; wie viel Jahrhunderte mögen seitdem verflossen sein? Waren die Tempel schon verlassen oder stiegen noch Weihrauch- dämpfe in ihren Hallen auf, lagen noch fromme Bittende auf ihren Knien und murmelten in stiller Heiligkeit noch ihre Gebete, als sich der Boden plötzlich erhitzte, als der Grund borst, als die Mauern erbebten, als Schwefeldampf statt Weihrauchdämpfen plötzlich hervorzischte und die beängstigten Priester mit Entsetzen flohen , um dem Schicksal eines zweiten Sodom und Gomorrha zu entgehen ? Wer löst uns diese Fragen? Welches Buch vermag uns diese Geschichte zu erzählen?*) Wer kann uns sagen, welche Schick- sale die Menschheit, die den G.-Ajang und seine Umgebung be- wohnte, seitdem erlitt? Warum und durch welche Ursachen ver- schwand die vorige Bevölkerung? Sie ist in's Nichts versunken. Nun bedecken Wälder das Gebirge und Tagereisen weit ziehen sich Wälder um das Gebirge herum, in denen keines Menschen Stimme mehr erschallt. Ihr Leben und Treiben, ihr AVohl und Wehe bleibt uns ewig unbekannt. Ihre Geschichte liegt begraben in den Wäl- dern, die schweigsam sind, wie der Schlund des alten Kraters. So kommt und vergeht die Menschheit, sich selber imbewusst. Ein Spiel in den Händen unbegreiflicher Urkraft, glaubt sie an ihren freien Willen, sie regt sich und handelt, wie sie Avähnt, nur aus eigner Bestimmung, und bewegt sich doch nur noth wendig nach ver- borgenen Gesetzen. Sie hält sich für unsterblich, für ewig — und ist mit ihrer Geschichte, mit Allem, mit dem ganzen Weltbau, der sie umringt! doch nur ein Traum der Gottheit, der bald vor- übergeht. Flechten , Moose, Leucopogon Javanicus de Vr. und andere Kräuter weben grüne Polster über das Gemäuer, Sträucher von Hypericum Javanicum n. a. blühen zwischen den Gesteinen, und alte bemooste Agapetes , die oft mitten auf den Mauern wurzeln, breiten ihre schönen Zweige über die Ruine aus, in welcher die Trüminer der Vergangenheit sich mit der jungen frischen Blüthen- •) Nach dem Zeugniss von CoRNELls Houtman (siehe oben S. 662) waren die Bewohner des benachbarten Küstenortes Panarukan, eben so wie die von Banju wangi vor noch nicht 2'/i Jahrhunderten — nämlich im Jahre 1597 — ,, Heiden," d. h. Anhänger der Siwalehre, und stand damals auf der Sierra Pra- cada oder Pagode (des G.-Buluran) ein grosser heidnischer Tempel. Der König von Pasuruan war damals zum mohammedanischen Glauben übergegangen, führte bereits mit dem erstgenannten lleiche Krieg und hat sie wahrscheinlich kurz nachher überwunden und verwüstet. A. d. V. 750 pracht des Waldes vereinen. So bilden sie ein romantisches Plätz- chen, wo man in schönster Hieroglyphenschrift der Natur die Wahrheit zu lesen glaubt : ,,Wir sind aus Stoff, wie der zu Trüumen, und unser Leben umfasst ein Schlaf." (Shakespeare.) *) Ich brachte mit meinen Begleitern eine stille Nacht in dem Gemäuer zu, in Avelchem ich seit mehren Hunderten von Jahren wahrscheinlich wieder der erste Bewohner war. Die anfangs heitere Luft hatte sich um 1 2 Uhr mit einer zusammenhängenden Wolken- decke bezogen und gegen 3 Uhr den Gipfel abwechselnd mit Nebel umhüllt. Ein feiner Kegen , der aus diesem Xebel in Pausen her- abfiel, hatte unseren Ausflügen schon gegen 4 Uhr ein Ende gemacht und uns in unsere Kammern gebannt. Mit einbrechender Nacht hellte sich der Himmel wieder auf, wir krochen nun aus unsern Höhlen und trockneten unsere Kleider an den Feuern, die röthlich das alte Gemäuer beschienen. Hier plauderten die Javanen über Geistergeschichten, mein Ngabei" aber erzählte mir von noch einer alten Ruine ,,Kedaton," welche am Avestlichen oder südwestlichen Fusse des Gebirges mitten in den AVäldern des dorticjen Tieflandes liegt. Sie wurde erst vor 1 3 Jahren (also in 1 831) entdeckt, als durch den vorigen Konggo von Bondo woso (Kerto Negoro) wegen zu- nehmender Bevölkerung ein neuer Distrikt, südwestwärts vom G.- Ajang, geschaffen wurde, der den Namen Tunggul kuripan erhielt. ]\Ian kann zu diesem Orte (nach Angabe der Javanen,} sowohl von Lemadjang, von Puger, als auch von Eambi zu Pferde gelangen. Von Kambi (dem Orte, 6 oder 7 Pfähle westsüdwestAvärts von Djember, von wo wir den G.-Ajang erstiegen) hat man 10 Pfähle bis Kuripan , und kann noch weiter über Pringo wiraban bis J o s o gelangen, wo man das erste Nachtlager hält. Von da über einen gewissen G.-Kitjil weiter bis zum Orte Paler an, wo man die zweite Nacht bleibt, und von wo die Ruine Kedaton nur 2 Pfähle entfernt liegt. Von Paleran kann man seine Reise bis Tjontong zu Pferd fortsetzen, von da in einem Wagen bis Kraksan und von da weiter bis Probolinggo gelangen. Also von Djember rund um den Süd- und Süd-West-Fuss des G.-Ajang herum, über den flachen Zwischensattel zwischen G.-Aj^ng und Lamongan nach Probo- linggo. Paleran scheint also nebst Kedaton am Westfusse des G.-Argopuro (iVjang) zu liegen, der sich nach dieser Seite zu ausser- ordentlich sanft, in weiten Yorsprüngen herabsenkt. Ohne Zweifel muss der Gipfel von dort am leichtesten zu ersteigen sein, und wahrscheinlich bestand auch vormals eine Communication zwischen den Ruinen des Gipfels und Kedaton, das nach der Beschreibung *) ,,we are such stiiff As dreames are made of, and our little life Is rounded with a sleep — " 751 viel schöner und regelmässiger, als diese gebaut, mit Sculpturarbeit verziert und mit Statuen versehen ist. Die Kälte erweckte uns den folgenden INIorgen (2. November) schon früh und trieb uns zu den Thermometern, die in freier Luft 2,5** R. oder 37,7** F. standen. Wir brachen erst um 7 Uhr auf, nach- dem die Sonne mit ihrem Schein auch einige Wärme über das Ge- birge ei-gossen hatte, und kehrten auf demselben Wege zum G.- Tjemoro kendeng zurück, auf -svelchem wir gekommen waren. Auf diesem Wege war es ebenfalls wieder die ungeheure [Menge umge- fallener alter Casuarinenbäume und die grosse Anzahl der Truppen (Rudel) von Hirschen, welche Avir ä 3 bis 500 Stück, buchstäblich und fortwährend auf allen Ecken, links und rechts erblickten, wo- durch unsere Verwunderung stets im Gange gehalten wurde. Aus- serdem viele Pfaue. Um dem Leser einen Massstab der Vergleichung zu geben, sei es mir erlaubt, hier einer Hirschtruppe, der gross ten, die wir sahen, etwas näher zu gedenken. Wir standen auf einer Anhöhe und sahen die Hirsche über eine weite Grasfläche ziehen, einen der grössten Waldfreien Räume im Gebirge, der ringsum von Waldung umgeben war. Das Rudel bildete einen sehr langen, aber schmalen Streifen, in welchem bald 3, bald 5, bald aber viel mehr, bis 20 Thiere neben einander liefen; die mittlere Zahl war wenig- stens 5. Er zog quer durch die Fläche. Als seine Spitze bereits die Fläche hinter sich hatte und wieder in den Wald hineintrat, kam sein anderes Ende erst aus dem W^alde hervor. Das Rudel Avar also so lang, als die Fläche. Ich mass nachher die Grasfläche, die, wie viele andere Räume des Gebirges, mit Festuca nuhjgena bewachsen war, in derselben Richtung in Schritten ab und fand, dass sie un- gefähr 1800 lang war. Nehmen wir nur für die Länge eines Hir- sches, die gedrängt hinter einander gingen, volle 6 an, und rechnen nur 5 Thiere neben einander im Mittel (an andern Stellen des Strei- fes betrug die Querzahl viel mehr), so erhalten wir als die mindeste Zahl, woraus dieser Trupp bestehen konnte, 1500 Stück. Freilich war das der grösste Zug, den ich sah. Wir sahen aber noch einige, die nicht viel Aveniger gross sein konnten , und kleinere Rudel von 50 bis 100 Stück sahen war gleichsam überall, so dass ich ungefähr schätzen konnte, während meines Marsches vom G.-Argopuro bis zum G.-Tj6moro kendeng von 7 Uhr des Morgens bis 3 Uhr des Nachmittags eine Anzahl von fast 50000*) Hirschen gesehen zu haben. Wir verirrten ims gegen Mittag im Hochlande, nordwärts vom Kali-Pitjoro, wo viele geräumige Grasflächen zwischen der Waldung liegen, und Avürden sobald nicht zurecht gekommen sein , hätten wir nicht endlich den Kali-Pitjoro aufgefunden, nach welchem wir uns zur Richtung des Zwischenjoches orientiren konnten. Wir kamen erst nach 3 Uhr auf der Kuppe G.-Tjemoro kendeng an, als ein •) Die Schätzung ist die: 1 Trupp ä 1500, 2 ä 1000, 25 ä 500, 100 ä 100, 300 a 50, 300 ä 25 = 48500. A. d. V. 752 feiner Nebelregen schon angefangen hatte, uns zu durchnässen. Dieser strömte Periodenweise bis 5 Uhr herab und machte dann einem heitern Himmel Platz. Doch träufelte des Nachts, ungeach- tet die Luft heiter blieb, ein fortwährender Thau von den Nadeln der Tjemoro's; wahrscheinlich wird dieses ungewöhnlich reiche Thauwasser durch die lebhafte Wärmeausstrahlung der spitzen. Nadeiförmigen Aste der Casuarinen veranlasst, an denen das Was- ser ausserdem weniger leicht hängen bleibt , als an gewöhnlichen breiten Blättern, denn an diesen letztern beobachtet man dieses Träufeln des Thau's nicht. Wir kehrten den folgenden ^Morgen (3. November), nachdem wir vier Nächte im Gebirge genugsam im Freien zugebracht hatten, ziemlich ausgehungert über Desa- Kemuning (1 Uhr) und Rambi (2 Uhr) nach Djember zurück, wo wir um 3 Uhr ankamen. Ehe wir aber vom G.-Ajang Abschied nehmen, sei es mir vergönnt, einen Auszug aus €inem Briefe des Herrn Controleur Bosch von Bondo woso folgen zu lassen , der einige Aufschlüsse über die nördliche Gegend des Gebirges giebt, die ich nicht besucht habe. Eine grosse Ausdehnung des Gebirges, in Höhe von 5 bis 700ü', geht daraus, hervor. Den 23. October trat Herr Ch. Bosch in Begleitung des Ronggo von Bondo woso und eines jungen Packhausmeisters von Djember seine Reise an. Bis zumG.-Tjemorokendeng, den 24. Oct., verfolgten sie denselben Weg, den ich später einschlug, und über- nachteten im obern Theile des Hirschthaies. Den 25. October er- stieg er den G.-Argopuro und verliess diesen Gipfel wieder um 9 Uhr mit 12 Javanen. Weil sie ausser einer Anzahl ganz kleiner Kuchen (Kuwe kuwe) keine Lebensmittel mehr hatten, beschlossen sie, anstatt auf dem höchst mühsamen AVege nach Süden zurück- zugehen, das Gebirge nach Norden zu durchdringen, indem sie in dieser Richtung schneller in bewohnte Gegenden zu gelangen hoff- ten. Auf vielen Anhöhen des Rückens, zu welchen sich die G.- Argopurokette nach Norden verlängert, trafen sie alte ,,Grabraäler'^ an aus länglich viereckigen Steinhaufen, an deren Ostende eine aufge- richtete Steinplatte stand. Ihre Richtung ging nach Norden auf und ab. Das eigentliche Hochland lag schon um 10 Uhr in Süden hin- ter ihnen. Von nun an versperrten Wolkennebel alle Aussicht. Sie sahen sich um 1 1 Uhr an den Rand eines senkrechten queren Ab- sturzes versetzt, eines Lava- Absatzes von gelblicher Farbe quer durch einen Thalgrund zwischen zwei seitlichen Rücken. Rechts auf dem östUchen Rücken zogen sie weiter in der Richtung nach Norden auf und ab, bis sie sich des Abends vor Ermüdung auf einem ganz schmalen Rücken niederliessen ; die zwei letzten Kuchen, so gross wie ein Thaler, wurden gegessen. 26. October. Die Temperatur vor Sonnenaufgang, 47,0° F., deutet immer noch eine sehr grosse Höhe an (so ist also das Hoch- gebirge des G. - Ajang nach Norden zu sehr ausgedehnt). Sie setz- ten ihren Zug nordwest- und nordwärts weiter fort; um 11 Uhr 753 traf man einen ansehnlichen Bach, diesem wurde, einen langen Berg- rücken (Nord-Ajangkette) zur Seite, gefolgt bis 4 Uhr und kamen an einem 4u' hohen Wasserfall zwischen senkrechten, ganz kahlen Fel- senwänden zu beiden Seiten an. Alan musste also zur Seite hinan- klettern, sehr steil; dichte Polster von Pakis pamor {Ghichenia sp.) bedeckten den Boden. Unaufhörlich blieb es am Regnen. Man konnte den Gipfel nicht erreichen und machte des Abends 7 ^2 Uhr an steilem Gehänge Halt ; Hunger und Erschöpfung traten ein ! Kein Feuer ! Kein Dach war zu finden ! Alle waren durch und durch nass. 27. Oc tober. Nun waren schon zAvei Tage und Nächte ohne Lebensmittel vorübergegangen. Das Nord-Ost-Gehänge des Berg- rückens vom vorigen Abend wurde erstiegen und setzten sie auf die- sem Rücken den ganzen Tag ihren Weg fort. Zuletzt trafen sie Bambus an, ein Zeichen geringerer INIeereshöhe, wilde Pinang- und Arengpalmen, deren fleischige Strunkspitzen (Pol -Pinang kedaär und Pol-Areng) sie vor dem Hungertode schützten. Eine traurige Nacht brachten sie hier ohne Feuer zu. 2S. Oc tober. Früh Morgens zogen sie nordost- zu ostwärts weiter, wurden nachher aber durch einen Wasserfall zu einem gros- sen Umweg den Berg hinan genöthigt. Bambusgebüsch bedeckte diesen Bergrücken. Um 1 1 Uhr fanden sie einen grossen irdenen Topf, Gutji. Ihre Nahrung waren die Spitzen von zwei Pinang kedaär-Palmen. Hr. Bosch hatte die Javanen jeden Tag versichert, des Abends bestimmt ein Dorf zu finden , was nie eingetroffen war. Dadurch entstand nun allgemeine jMuthlosigkeit ! Keiner sprach, keiner frug, nur mit JNIühe konnten sie sich langsam Aveiter schlep- pen. Der Ronggo war dem Tode nahe. Um 1 Uhr Hessen sie sich an einem steilen, Wandartigen, viele Hundert Fuss tiefen Gehänge hinabgleiten, an dessen Fuss eine grosse Fläche lag, die ein Wasser- reicher Kali durchströmte. Erst nach 2 V.« Uhr kamen sie unten an, und wer schildert die Freude der Reisenden , die sich jetzt erst von einem elenden Tode gerettet sahen; sie erblickten drei fremde Ge- sichter von Menschen, die im Bache fischten. Diese sagten aus, dass es noch 3 Stunden von hier sei bis zum höchstgelegenen Duku, d. i. einem kleinen Dorfe, Namens: Düren, gehörig zur Desa (d. h. grosses Dorf) Namens: Pete im Distrikte Kraksan. Wilde Freude bemächtigte sich Aller; der Ronggo betete. Etwas Ähnliches, näm- lich die so eisig kalten, gelassenen, durch Nichts erregbaren Java- nen von der wildesten Freude bewegt, nämlich über ihre Rettun» vom Hungertode, über ihren Eintritt aus öder Wildniss in Men- schenbewohntes Land, habe ich ein Mal an dem Südfusse des G.- Lawu gesehen, (Es scheint, dass Essbegierde für einen Javan, wo nicht für alle Menschen das stärkste aller Gefühle oder Leiden- schaften ist.) Sie kamen um 5 Uhr in Düren an. Das Dörfchen hatte jedoch nur zwei Hütten. Es strömten grosse Mengen Volkes aus allen nahen Dörfern herbei, und Jeder brachte etwas zu essen mit, Reis, Früchte, Kuwe u. s. w. Juii^liuliu, JaNU 11. 48 754 29. Oc tober. Von Düren waren es noch 7 Pfähle bis Desa- Pete. Hier erst konnten sie Pferde bekommen, und ritten bis Ba- gan, wo ein Herr Condoo eine Holzsägemühle hat. Von diesem Orte eilten sie zu Wagen nach Eesuki. 30. Oc tober. Von JSesuki reisten sie nach Bondo woso. So lief die Keise, die ein unglückliches Ende hätte nehmen können, nach neun tägigem Umherirren (seitdem 23. October), doch noch glücklich ab, woraus andere Reisende ersehen können, wie schwie- rig es ist, java'sche Wildniss zu durchdringen, und wie leicht man ohne gehörige Vorsorge dem Hungertode Preis gegeben sein kann. :Hd)t?fl)ntf ^hx}}t. Vulkan 40: Gunung • Lamongan. '^ Hierzu gehört Lamongan Fig. 1. ,>Und es will sich nimmer erschöpfen und leeren, ,,Als wollte das Meer noch ein Meer gebähren." (Schiller.) Probolinggo, den 7. November 1844. Meine Reise (den 4. November) von Djember nach Puger (von 7 bis 10 Uhr) und (den 5. November) von Puger nach Lemadjang (6 '/> bis 1 0 % Uhr) bot nichts Bemerkenswerthes dar. Den 6. Nov. fuhr ich zu Wagen von Lemadjang (6 Uhr) bis Pro- bolinggo (11 '/o Uhr). Dieser Abstand ist in 5 Posten getheilt, jede von etwa 6 Pfählen, die man in y2 bis % Stunden zurücklegt; von Lemadjang zunächst läuft der Weg flach, nur wenig ansteigend, nordnordöstlich bis zur ersten Post Bondo judo, von da nord- zu ost-, nachher nordwärts bis zur alten, jetzt eingezogenen Post, wo sich das Terrain erhebt und dann wieder abwärts führt bis zur zweiten Post Glagah. Von hier steigt man über den flachen Zwischensattel zwischen dem Fusse der Berge G. -Lamongan und Tengger an zu dem höchsten Punkte des Weges, der, wo nicht gleich hoch, doch nicht viel höher ist über der Post, als der Pasanggrahan am See. Seine Meereshöhe mag 7 bis 800' betragen. Von hier führt der Weg mehre Pfähle Aveit fast in derselben Höhe nach Norden wei- ter, ehe er bis zur dritten Post Trandang sanft abwärts leitet, und von dieser Post fällt er anhaltend zur nördlichen Alluvialfläche herab und bringt über die vierte Post Letjes, die schon ganz am Nordfusse des Zwischensattels liegt, nach Probolinggo. Die Strasse, die schlecht unterhalten war, führte fast anhaltend zwi- schen bebauten Gegenden hin, deren ebne, wenig hüglige Beschaf- fenheit man schon aus dem Umstände errathen kann, dass man auf 755 der ganzen Reise keine Büffel zum Vorspannen nöthig hat. Vor- herrschend findet man einen feinen vulkanischen Sand, welcher den Zwischenrücken und alle angränzenden Gegenden in sehr mächtigen Lagen bedeckt, docli oberflächlich meist mit Damm- erde vermengt und dann bräunlich und fruchtbar ist. Von der Post Glagah gelangt man auf einem Seitenwege ostnordostwärts zwi- schen Kaffeegärten sanft aufwärts zu einem wohl eingerichteten Pasanggrahan , der auf dem westHchen Ufer des (See's) Ranu- Lamongan oder Glagah steht. Von dort blickt man über den kleinen See hinüber zum Gehänge des Kegelberges G.-Lamongan, der unten und bis zum dritten Thcile seiner Höhe hinauf mit Wald umzingelt, dann in den übrigen 2/3 aber kahl und nackt emporsteigt. Ich hatte diesen Berg schon früher in Gesellschaft von br. Fritze den 5. u. 6. Juli 1838, als er noch unaufhörlich thätig war, bis zur Waldgränze hinan erstiegen, und besuchte ihn jetzt den 6. November 1844, nachdem sein Gipfel sich sehr verändert hatte und Dampffrei dalag, zum zAveiten Male. Ich vereinige meine Be- obachtungen von damals und jetzt zu einem gemeinschaftlichen Ganzen. Er ist unter den thätigen Vulkanen der kleinste und niedrigste der Insel. Vom westlichen Ufer des See's stellte sich sein rechter. Kegelförmiger Gipfel dar in einem Gesichtswinkel von 9" 54' und seine linke zackige Kuppe von 7" 22' über der Horizontalfläche. Vom erstem wird gepeilt die linke Ecke in Norden 85" 14' Osten und die rechte in Norden 86*^ 16' Osten, so dass also der quere Durchmesser seines Kraterrandes (im November 1844) l" 2' bctruf. Die Neigung seines Südabhanges beträgt in der obersten, steilsten Gegend 36^*. Die Höhe des Berggipfels schätzte ich noch 4500' über dem Meere, welches an seinem Fuss liegt, während der Durchmesser des Gipfels etwa 6OO' beträgt. Die Landschaften , Avelche seinen Fuss umringen , haben wir bereits in den vorigen Blättern kennen gelernt und Avissen , dass er sich fast ganz isolirt aus Niederungen erhebt und nur in Osten und Westen durch 7 bis 8OO' hohe, weite und flache Zwischenländer (Sättel) mit dem Fusse desG.-Ajang und Tengger zusammenhängt, während sein Nord- und Südfuss in Flächen ausläuft, die sich unun- terbrochen bis zur Küste des Nord- und Südmeeres herabsenken. Er steigt also als Kegelbcrg aus ^^'aldbe(lcckten Flächen empor, die seinen Fuss umzingeln, ohne alle scharf begränzte Seitenketten, die ihn mit seinen Nachbarn verbänden. Doch ist er kein ganz regelmässiger Zuckerhuth, sondern aus zwei in einander gewach- senen Kegeln gebildet, die über */:, ihrer Höhe hinaus mit ein- ander verschmolzen sind, so dass nur ihr oberstes ^j^ (wo nicht Ve) frei ist und zwei gesonderte Kuppen darstellt, die Süd-Süd-West und Nord - Nord - Ost zu einander liegen. Die nordnordöstliche Kuppe, G.-Tarub, ist die ältere, sie ist von Aveniger regelmässiger Form, als die. andere, und endigt sich nach der zweiten Kuppe zu, also nach Süd- Westen, in einen steilen Abfall, welcher als kahle, 48* 756 {Traue Felswand noch weit am Nord-West-Gehänge des Berges her- abläuft und durch sicli kreuzende »Spalten oder Hisse in grosse, ver- schoben - viereckige Stücke abgesondert ist. Das eine System der Spalten in dieser Wand ist dem Grade der Neigung des Gehänges und seiner Gesteinbänke parallel, das andere System der Risse aber steht perpendikulär. Von den auf diese Art abgesonderten, schiefen rhombischen Säulen springen manche mit scharfen Kanten vor und geben der Wand ein ungleiches, geripptes, abgebrochen- scharfeckiges Ansehen. Wahrscheinlich war die ]3ildungsart, wovon die so eben be- zeichnete Gestaltung abhing, die folgende. Am Süd-Süd- West- Abhange des früher vorhandenen Trachytkegels Tarub entstand — in einem spätem Ausbruche desselben, nachdem sein Gipfelkrater verstopft war, — ein seitlicher Schlund, eine seitliche Spalte weit unterhalb dem Gipfel. Aus dieser Seitenspalte fanden die von nun an aufgetriebenen, entweder geschmolzenen oder nur aus Sand und Lavatrümmern bestehenden AusAvurfsmassen einen Ausweg und häuften sich rund um die Öffnung zu einem neuen Kegel an. Durch wiederholte ausgeworfene Massen wurde dieser seitliche Ke- gel immer höher, erreichte endlich eine fast gleiche Höhe mit dem vorigen und steht nun als G.-Lamongan auf der Süd-Süd- West- Seite jenes altern da, von welchem er durch einen bis zu 7 oder 800' unter dem Gipfel herabgehenden Zwischenraum getrennt, von dort an abor mit ihm zu einem Ganzen verschmolzen ist. Der Quer- durchschnitt beider Berge zeigt nun den Umriss zweier in einander geschlungener Kreise. Der jüngere von den beiden Kegeln, der G.- Lamongan, unterscheidet sich von G.-Tarub jenem auf den ersten Blick durch die grössere Glätte seines Gehän- ges, durch seine regelmässige /' /" Zuckerhuthform und seinen ge- •^ raden, ebnen Saum, der gleich- massig emporsteigt, bis er sich in den Kreisrand des Kraters endigt. S. Lamongan Figur 1. Das obere Drittheil dieses Kegels hatte, in 1838 und 1844, eine dunkle — nämlich schwarze, in's Kastanienbraune über- gehende — Färbung und glich damit einem Zuckerhuthe, dem man eine gefranzte Kappe aufgesetzt hat. Denn die mittlere Zone des Gehänges war gelblich-hell gefärbt, in's Isabellbräunliclie spielend. Vom gefranzten Saume der Kappe aber zogen sich in den mittlem, hellen Theil des Kegels eine Menge langer, Streifenförmiger, eben- falls schwarzer Arme herab, wovon sich manche Keulenförmig endigten, und aus der Waldung, die den untern Drittheil des Ber- ges bedeckte, zogen grüne Streifen, Zackenförmig in das Gelbe hinauf. Man sah hier gleichsam das Spiel schaffender und wieder zerstörender Naturkräfte in Streifen ausgedrückt, deren Spitzen LdiuouütUi, Fi« '1 . //.// . Ay6. iiiiiioiiiiui.l'i!) '.' ///' li^> 757 einander immer näher rücken. Von unten strebte grünes, vegetabi- lisches Leben immer höher am Kegel hinan, aber oben machten sich verwüstende, vulkanische Gewalten geltend und schickten Lava- ströme herab in das Gebiet der Wälder, um diese in gemessener Entfernung zu halten. Man sehe die Abbildung, die gegenüber dem Titelblatt dieses Werkes (Abth. I.) mitgetheilt worden ist. Auf man- chen Seiten des Berges haben die anorganischen Kräfte das Feld gCAvonnen, man sieht Lavaströme, die nicht nur in die Flanke der Wälder hinein gebrochen sind, sondern die Waldung ihrer ganzen Breite nach bis zum Fusse des ]3erges durchbrochen haben. Dies kann man unter andern auf der Süd- West-Seite des Ke- gels wahrnehmen, da, wo der unterste Theil des Gehänges anfängt, in die Fläche überzugehen, also in einer Zone, wo die rollenden Steine ihre Fallkraft verlieren. Dort sieht man das Gehänge, Pfähle weit, umlagert von ausserordentlich mächtigen Lavatrümmcrbän- ken,. deren Oberfläche ein ödes, kahles Steinfeld ist, wellig-hüglig, eingerissen, rauh. Es senkt sich nach der grünen Waldfläche zu plötzlich hinab und bildet eine steile, 30 bis 50' hohe Böschung, die den Endmoränen der Gletscher vergleichbar, immer weiter in die grüne Fläche vorzurücken droht. Die Blöcke sind nicht etwa bloss die oberflächlichen Stücke eines beim Erkalten zersprungenen Lava- stromes, sondern lauter einzelne Trümmer, die als solche, als lose Bruchstücke am Berge herabrollten , liier am Fusse liegen blieben und sich in Millionenzahl aufeinander häuften. Sie waren von regelloser Form, doch meistens an den Ecken abgerundet. Manche Avaren fester compakter Trachyt, manche nur der einen Hälfte nach festes Gestein und der andern nach Lavaschlacke, die meisten aber waren eine verschlackte, poröse trachytische Lava, s. L. Nr, 272 und 273 und diese war öfters so durch und durch porös, dass sie w'ie aus lauter einzelnen Körnern zusammengebacken erschien. Die merkwürdigste Erscheinung des G. -Lamongan, die man bei keinem andern Vulkane Java's w iederfindet , .sind eine Menge kleiner Seen, welche in ungleichen Abständen von einander liegen, aber in einer Reihe auf einander folgend , den Kegelberg in einer weiten Kreislinie umzingeln. Sie befinden sich dem Fusse des Berges eng angeschmiegt, liegen nämlich in der Gegend der AVälder versteckt, wo der Fuss bereits zur Fläche geworden ist und sind rundlich, von scharf begränztem Umfang. Es sind diese Eanu's (so heissen sie bei den Javanen) , mit wenigen Ausnahmen, Kesseiförmige Einsenkungen, Löcher in der Erdoberfläche, die einen Durchmesser von 300 bis lOOO' haben und sich aus flachen Umgebungen auf Einmal mit Mauerartig steilen Wänden hinab- senken. Sie sind mehr oder Aveniger hoch mit süssem Wasser er- füllt, gcAvöhnlich ohne Abfluss, und liegen in der tiefsten Einsamkeit der Waldungen versteckt. Ich habe sie zum Theil selbst gesehen, zum Theil nach übereinstimmenden und geprüften Berichten von Javanen und einzelnen Europäern ihr Vorhandensein ermittelt. Sie folgen von der Nord-Ost-Seite des Bergs, AvestAvärts um dessen 758 l'uss herum, bis nach Süden und Süd -Osten In der nachstehenden Ordnung aufeinander. (Auf der Ostseite Hegt das höhere Z\vischen- land, das den G.-Laniongan mit dem Ajang verbindet.) 1) Auf der Nord-Ost-Seite desG.-Tarub eine warme Quelle beim Doi-fe Tiris.*) 2) Auf der Nord-Nord-Ost-Seite der Ranu-Sßdjaran oder Eanu- Tiris, zwei Pfähle von Desa- Tiris entfernt. 3j Auf der Nordseite lianu- Agung, drei Pfähle vom genannten Orte ent- fernt. 4) Auf der Nord- West-Seite Ranu-lJedali oder Eanu-Joso in der Nähe des Dorfes Joso. Dieser ist ein mehre Hundert Fuss tiefer Kessel, dessen Grund jedoch nur bis zu geringer Höhe mit Wasser erfüllt ist. Das Niveau dieses See's liegt daher unter allen Kanu's am tiefsten unter der angi'änzenden Oberfläche des Landes. 5) Auf der Westseite des Berges: Ranu-Glagah oder R.-Lamongan. 6) Auf der West-Süd- West-Seite: K.-Paki's, der grösste von allen, der nach v. Herwerden **j in seiner ^Nlitte 70 Faden (420') tief ist. 7) Auf der Süd- West-Seite: Ranu- Wurmig. S) Auf der Süd-Süd- Wcst-Seite: Ranu-Lading. 9) Auf der Süd- oder Süd-Süd-Ost-Seite: Ranu-Logung. Geringere Sicherheit konnte ich über das Vorkom- men und die Lage der folgenden erhalten : Ranu-Wiar, R.-Pang, R. -Gembar, R. -Tjupu. (Ahnliche Seen scheinen das s. g. blaue Wasser von Pasuruan und der See von Grati zu sein.) Da der Rand dieser Seebecken flach ist oder doch nur Theil- weise und zufällige Erhöhungen zeigt, da ferner kein Zeichen, weder von noch fortdauernder, noch von vormaliger vulkanischer Thätigkeit, keine Spuren von entwickelten sauren Däm])fen in ihnen gefunden werden und da ihre Anzahl überhau])t so gross ist, so ist es nicht wahrscheinlich, dass sie Explosionskratcr gewesen sind. Sie scheinen vielmehr theils durch ungleiche Aufthürmung der Lavabruchstücke und durch Theilweise schnellere Zersetzimg der Trümmer, welche da, wo sie sehr porös waren, allmählig einsanken und zusammenbrachen, theils auch durch plötzliche Senkung des unterhöhlten Bodens vielleicht in Folge heftiger Erdbeben an man- chen Stellen entstanden zu sein. Hierfür spricht die Lage der Ranu's, die nur innerhalb der Gränzlinie jenes Trümmerbodens vor- kommen und desshalb eine Kreislinie rund um den Feuerberg be- schreiben. Vom Ranu-Pakis (Nr. 6, siehe oben,) geht nach den Angaben des Regenten von Lemadjang folgende Sage : ,, Vor 50 bis 100 Jahren war jene Stelle, die jetzt ein tiefes Kesseiförmiges See- becken ist, noch flacher, trockner Grund. In der ^Nlitte dieses flachen Bodens wuchs schönes Peletholz , das seiner Härte wegen zu dem Griffe java'scher Dolche (Kris) dient und das die Dorfbe- woluier von dort zu holen pflegten. Plötzlich sank der Gnmd zu- sammen und füllte sich mit Wasser, erst 5' tief und so allmählig *) Tiris heisst auf sunda'sch und java'sch : kalt. J. K. H. '*) 1. c. über das Te'ngger'sche Gebirge. A. d. V. 759 durch zunehmendes Einsinken des Bodens immer tiefer , zugleich ^vurde der Umfang der eingesunkenen Stelle grösser, bis der jetzige, 450*) tiefe See fertig war." Der G.-Lamongan ist von den Kegelf öimigen Vulkanen auf Java einer der kleinsten, aber auch der thätigsten, der, soweit die Erin- nerung beim java'schen Volke zurückreicht, auf eine ganz ähnhche Artwiein IS 38 immer thätigvwar, zuweilen sich für eine kurze Zeit ruhig verhielt, dann aber wieder und oft Jahre lang ununterbrochen anfing zu wüthen und glühende Steintrümmer aus zu schleudern. Ja, die Beschaffenheit des Bodens, der in einem ungeheuren Um- fang rund um den Fuss des Vulkan's aus Lavatrümmern besteht, die zu Bänken von grosser jNIächtigkeit angehäuft sind, deutet dar- aufhin, dass er schon Tau sende von Jahren in diesem Zustande verkehrte. Ungeachtet bei den Ausbrüchen in IS 38 die Rauchsäu- len (nach einer wahrscheinlichen Schätzung) 5 bis 600 ü' hoch em- porstiegen und diese Höhe in 10 bis 15 Sekunden erreichten, so konnten die Ausbrüche aus dem engen Krater des kleinen Berges verglichen mit den verwüstenden Eruptionen andrer Feuerberge doch nur für ]\Iiniaturausbrüche gehalten werden, für ein Feuerwerk, gleichsam angesteckt zur Belustigung der Reisenden. Da der Berg aber gegenwärtig ruhend ist, so sei es mir erlaubt, dasjenige, was ich in 183S niederschrieb, **) hier einzuschalten, um den Leser mit den Ausbrüchen des G.-Lamongan und der Art ihrer Entwickelung bekannt zu machen. ,,Wir, Dr. Fritze und ich, bewohnten während dem 1. und 5. Juli 1838 ein Bambushäuschen, den Pasanggrahan am Ranu-La- mongan. Es steht nicht weit von der Stelle, avo der Bach ausströmt, auf dem westlichen Ufer, Avelches sich, von den meisten Wald- bäumen daselbst gelichtet, etwa 50' über dem Spiegel des See's erhebt. Setzen sich unsere Leser mit uns vor dieses Häuschen, nach- dem sich die Hitze des Tages gemässigt hat, und wenn sich ein stiller Abend niedersenkt. Da liegt vor uns in der Tiefe, einsam zwischen hohen Waldes- ufern, der kleine See, auf dessen Spiegel Enten und Wasserhühner umherschwimmen, während Plotus- Arten auf liaumstämmen am Ufer Stundenlang in gleicher Stellung verharren. Wh erkennen sie an ihrem Schlangenkopf und an ihrem wunderbar gebogenen Halse. Von Zeit zu Zeit lässt sich ein Leguan auf der Oberfläche des Wassers erblicken. Jahrvögel (Buceros- Arten) fliegen schnarrend und schnaubend durch die Luft, wälirend an mehren Bäumen des Ufers, schwarzen Früchten gleich, ungeheure Schaaren von Fledcr- •) 450' nach der Angabe des genannten Regenten , nach van Herwerden nur 420'. A. d. V. . ••) Siehe: Reisen durch Java. Magdeburg 1845, bei C. Baensch. S. 360 fF. A. d. V. 760 mausen hangen, die mit zunehmender Dämmerung immer regsamer werden und die ganze Gegend mit ihrem Gekreische erfüllen. Zu diesen Thiergestaltcn gesellen sich noch fliegende Katzen, Galeo- pithecus ruf US , deren dunkle Körper langsam durch die Lüfte schweben, ihre Schweife ausgestreckt, ihre Flügelhaut gespannt, an sich selbst aber unbeweglich, wie papierne Drachen, im Winde ge- schaukelt. Immer tiefer und schweigsamer senkt sich die Nacht; unsere Wachmannschaften pflanzen ihre Lanzen ]Jarrikadenartig um sich her, in deren !Mitte sie Feuer anzünden, und allmählig verschallt der monotone Gesang der Javanen , die sich in ihren Hütten ver- schanzen; denn der T}Tann der Nacht, der Tiger, schleicht nun umher! Sein Gebrüll hört man selten, vermuthet aber seine Nähe an dem kläglichen Geschrei der Affen, welches sich zuweilen im Walde erhebt. Pen Eindrücken solcher Umgebungen überlassen , sassen wir lauschend vor unserer Hütte. Deutlich sahen wir über uns die dun- keln Umrisse des G.-Lamongan und seines vulkanischen Kegels, der in Osten emporragte. Kein Dampfwölkchen war seit geraumer Zeit zu sehen. Da erhellte sich plötzlich die Bergspitze, ein feuriger Klumpen erhob sich schwellend über den Kraterrand, und Darapfwolken fuh- ren auf, welche diesen Klumpen zertrümmerten und, mit Jilitzes- schnelle sich auf einander ballend, eine Säule hoch in die Lüfte thürmten. Ihre schwarzen Massen waren noch schwärzer, als die Nacht, am Grunde aber erleuchtet , theils vom ^Viderscheine glü- hender^Massen, theils von dem feurigen Lichte der Trümmer, die sie mit sich emporgerissen hatten, und die nun nach allen Seiten zu herabfielen. Da flogen Raketen durch die Luft, Funken sprühten, und feurige Regen strömten nieder! Ein Theil der Trümmer fiel in den Krater selbst zurück , ein grösserer Theil von ihnen aber erreichte den Kraterrand und äussern Abhang des Berges vmd bedeckte ihn mit Tausenden von Funken und röthlich - glühenden Flecken, zuweilen so dicht, dass der ganze Gipfel wie eine ungeheure glühende Kohle erschien. Nun erst er- hob sich ein donnerndes Gebrüll, und deutlich war das Gekrach der aufschlagenden Steine zu hören, die, feurigen Punkten gleich, am Berge herabrollten. Einige von diesen Punkten bewegten sich hin- tereinander in einer Linie herab und bildeten einen durch schwarze Zwischenräume unterbrochenen Strom, die meisten aber zerstreuten sich ordnungslos umher. Je tiefer sie kamen , um so mehr erlosch ihr Licht, dessen Glimmen man nach 2 bis 3 ^linuten kaum noch erkannte. Viele von ihnen erreichten in dieser kurzen Zeit die obere Waldgränze, wo sie liegen blieben und erloschen ; die meisten aber verscliAvanden schon höher oben am Berggehänge. Während dem hatte sich auch die Dampfwolke von dem Krater getrennt. Alles wurde wieder ruhig, und nur an einem schwach - feurigen Scheine, 761 der aus dem Krater aufleuchtete, erkannte man noch den Berg- Aber nach kurzen ruhigen Zwischenzeiten — die ganze rsacht hindurch — entbrannte dieses Feuerwerk von Neuem, dessen ma- jestätisches Bild im Spiegel des Ranu - Lamongan wiederstrahlte. Selten hielten die ruhigen Zwischenzeiten der Eruptionspar- oxysmen länger als eine halbe Stunde an, meistens bloss 10 bis 15 ^Minuten ; überhaupt waren sie von sehr ungleicher Dauer; aber stets bemerkte man, dass, je länger die Ruhe angehalten, um so heftiger die nächste Eruption erfolgte. Das Phänomen, das wir auch noch mit dem Fernrohr betrachteten , entwickelte sich so oft und so dicht vor unsern Augen, dass wir uns auf das Festeste über- zeugten, alle Lichtentwickelung rühre von dem Scheine glühender Trümmermassen her, welche die Dampfwolke zu Tausenden mit sich in die Höhe trieb, und die zuweilen in so kleine, Sandartige Theilchen zerstückelt waren , dass man sie mit dem blossen Auge einzeln nicht mehr zu unterscheiden vermochte, wesshalb denn die ganze Dampfwolke, Avelche sie enthielt, zu glühen schien. Wir sahen aber deutlich, wie solche scheinbaren Flammen sich an ihren Spitzen umbogen und — erlöschend — zurück in den Krater fielen. Von wahrer Flammenbildung konnte daher hier durchaus nicht die Rede sein, welcher Natur auch die mit Sand und Asche vermengten und dadurch schwarz scheinenden Gasarten sein mögen, welche dem Krater in so grosser INIenge entsteigen. Von elektrischen Er- scheinungen, von Gewittern, Explosionen, Regen u. s. w. Avurden wir ebenfalls keine Spur gewahr. Das regelmässig Periodische in den Ausbrüchen dürfte sich leicht erklären lassen. Der Krater- schlund ward von feurig - glühenden , mehr oder weniger zähflüs- sigen Lavamassen geschlossen. Unter ihrer Decke sammeln sich die aus der Tiefe steigenden Gasarten so lange an , bis ihre Expan- sivkraft die Lavadecke zu sprengen vermag. Dann entladen sie sich auf Einmal, durchdringen die Lava und schleudern zahlreiche Stücke davon mit sich in die Höhe. Die meisten dieser emporgeschleuder- ten JNIassen fallen jedoch wieder in den Schlund zurück und schliessen ihn von Neuem. 5. Juli. Ein dicker Nebel, der selbst den nahen See verbarg, lag weit um den Fuss des G. -Lamongan herum ausgebreitet. Tem- peratur GS" F. oder 16" R. ; der Spiegel des See's liegt GSö' über dem jNIeer. Erst als die Sonne höher stieg, gegen acht Uhr, lösten sich die Nebel. Jenseits des lang nach Süden hingezogenen Abhangs vom Tengger'schen Gebirge sahen wir den G.-Semeru hervorragen, dessen kahler, von der ^lorgensonne beschienener Gipfel in röthlichem Lichte glänzte. Von seinem südlichen Abhänge stieg, weit unter- halb des Gipfels, eine Dampfsäule empor, die bald darauf frei wurde und verschwand. Dieses periodische Ausbrechen des (i.-Semeru geschieht nacli viel längern Zwischenzeiten, als das des G. -Lamon- gan; wir beobachteten es wenigstens, seitdem wir uns in diesen Gegenden aufhielten, nur sechs Mal. 762 Da es unmöglich war, den vulkanischen Kegel in seinem jetzi- gen Zustande selbst zu erklimmen, so hätten wir gern den andern Gipfel des G. -Lamongan, weither den Kegel noch um etwas zu überragen scheint, von Norden oder Nord- Westen aus erstiegen, um von dort aus die Eruptionen in grösserer Nähe zu betrachten, mussten aber auch von diesem Plane abstehen, indem das Durchdringen der pfadlosen Wälder , welche den Fuss des lierges umzingeln , mehr Zeit erfordert haben Avürde, als uns zu Gebote stand. Wir begnüg- ten uns daher, einem bereits vorhandenen Pfade zu folgen und uns durch schattige Akacien - und Feigen-, dann durch IJambus- wälder zu dem südwestlichen Fusse des vulkanischen Kegels zu be- geben. Hier hörte der Wald plötzlicli auf, und wir sahen eine 30 bis 50' hohe INIauer von auf einander gehäuften Steinen vor uns. Diese erstiegen wir und kamen auf ein sanft gegen den Berg ansteigendes Feld von Steintrümmern , über welches wir zwei Pfähle weit hin- wegklommen. Die Stein trümmer waren von unregelmässiger Form, doch mehr abgerundet, als eckig, viele aber auch bloss der einen Hälfte nach abgerundet, auf der andern eckig mit scharfen IJruch- flächen. Sie bestanden aus einer trachytischen , von Blasenräumen durchzogenen Lava und viele waren an ihrer Oberfläche Theilweise verschlackt und aufgebläht. Sie wechselten an Grösse von 1 bis 3 , die meisten waren 2' gross. Sie lagen lose und beweglich aufein- ander gethürmt und bildeten solchergestalt, eine jNIenge unregel- mässiger Spalten und Klüfte zwischen sich lassend, eine Schicht von wenigstens 30 bis 50' und mehr iSIächtigkeit , die den ganzen Fuss des Berges bedeckte. Zuweilen senkte sich dieses Feld, das im Allgemeinen zu dem ]}erge emporstieg , wieder abwärts , ein Thal bildend, um sich dann wiederum zu erheben. Am Fusse des Berges waren die Blöcke ganz kahl, höher oben aber, avo zolldicke Schichten grauer feiner Asche auf ihnen lagen, waren sie mit einer Aveisslichen Flechte {Cetrariae species) , und einem Laubmoose (Orthotrichi species) bcAvachsen , Pflänzchen , die sich Avahrscheinlich während des Regenmusson entwickelt hatten ; denn jetzt standen sie wie todt und ausgedorrt da. Über dieses Trümmerfeld aufwärts klim- mend, gelangten Avir etAva bis zum dritten Theil der Höhe des Ke- gels, so Aveit sich noch einige abgerissene Streifen Waldung hinan- ziehen. Hier läuft vom Kraterrande an, der auf dieser Seite am niedrigsten ist, in Süd- Westen, ein Stein ström herab, Avelcher, in gerader Richtung, nach unten zu sich immer mehr verschmälernd, eine früher dort allen Vermuthungcn nach vorhandene Kluft so weit ausgefüllt hat, dass dieselbe jetzt beinahe in gleicher Höhe mit den Wänden des Kegels liegt, und dass die rollenden Ströme sehr oft den Strom verlassen und seitwärts herablaufen. Zu diesem Strome stiegen AA'ir von unserm Trümmerfelde seit- wärts hinab, indem Avir uns durch ein Stück Wald durcharbeiteten, Avelches den Strom noch von uns trennte. Hier fanden Avir die grössten Bäume umgeAvorfen und hingestreckt; ihre kolossalen Stämme waren keinesAveges immer entwurzelt, sondern viele von 763 ihnen waren 5 bis 1 o' hoch über ihrer Basis wie Rohrstäbe umge- brochen und zersplittert ; denn der Strom hat sich hier mitten durch den Wald hindurch- Bahn gebrochen und eine lOO' breite Strasse gebildet, die zu beiden Seiten von den Bäumen des Waldes begränzt wird, von denen die zunächst stehenden kahl und verdorrt sind. Doch konnten wir keine Spur einer stattgehabten Verbrennung oder Verkohlung entdecken. Der Strom nun, so weit wir ihn verfolgten, besteht aus grauen eckigen Steintrümmern, die eine mehr oder weniger von lUasen- räumen durchzogene Trachytlava sind , und auf einander gehäuft liegen, doch so, dass alle Zwischenräume mit grossen Massen eines feinen, gelblich -lichtgrauen Sandes ausgefüllt sind, in den wir zu- weilen 2 bis 4' tief hinabsanken. Wir wollten den Strom aufwärts bis dahin verfolgen, wo er sich schwarz zu färben beginnt, konnten jedoch unser Ziel nicht erreichen; denn einige von den Steinen rollten so tief herab , dass wir , um nicht zerschmettert zu werden, uns eiligst flüchten mussten. Sind diese scliAvarzen Massen, welche den Berggipfel von den untern lichtbräunlichen Regionen scheiden, vielleicht Obsidian ströme? Imposant ist der Anblick der Eruptionen von dieser Höhe aus. Nachdem der l^erggipfel eine Zeitlang still lag und deutlich sicht- bar war, brechen plötzlich, wie Klippen oder Ruinen gestaltet, scharf begränzte, schwarze Rauchmassen hervor, die sich schnell und heftig entfalten , immer höher ballen und in Blitzesschnelle zu einer mehre Tausend Fuss hohen Säule emporsteigen , die uns zu überstürzen droht ! Dabei lässt sich ein hohles Gebrüll vernehmen, und aus den untern Gegenden der Rauchsäule fahren nach allen Seiten Myriaden schwarzer Steine hervor,*) die unter den äussern Kraterrand herabfallen. Dadurch entwickeln sich Staubwolken, mid der ganze Berggipfel hüllt sich in trüben gelblicli- grauen Dampf. Nun fangen die Steintrümmer, von denen die meisten der südwestlichen Strasse folgen , an zu rollen ; donnerndes Gekrach erregt ihr Fall, der ganze Bergabhang geräth in Bewegung, und überall , wo nach weiten Sprüngen die Steine aufschlagen , stieben Staubwolken auf, die ihren Lauf bezeichnen. Diese Staubwolken haben eine weisslich - graue Farbe und erscheinen in Gestalt quer hingezogener Streifen, die nach unten zu, da, avo die Steine noch rollen, immer schmäler werden und sich, Avie die Sprossen einer Leiter, in gerader Linie über einander erheben, Allmählig wird nun der Berggipfel wieder frei, die Dampfsäule löst sich und bleibt hoch über dem Berge in Gestalt einer Wolke schweben , die Niemand mehr von einer auf gewöhnliche Art gebildeten Wolke zu unter- scheiden vermag ; aber noch lange Zeit hört man den Donner der rollenden Steine." In diesem Zustande, — bei Tag, während Rauchsäule und Steintrümmer schwarz (nicht feurig erhellt) erscheinen, — habe ich •) die des Nachts aber glühend erscheinen. A. d. V. 764 den lierg abgebildet, nämlich vom Pasanggrahan aus , der auf dem Hügel steht, am westlichen Ufer des See's Ranu-Glagah oder K.- Lamongan. — Siehe die Ansicht vor dem Titel dieses Werkes. — Die Wälder , welche den See umringen , bestehen vorzugsweise aus Akacien, deren Stämme schlank, hellgrau und deren Krone in die Breite gezogen, fast Schirmartig ist. Im Vordergründe, rechts vom Pasanggrahan erblickt man einige Gebangpalmen, Corypha Ge- hanfja, die besonders in den südlichen Distrikten dieser Gegend sehr häufig vorkommen. Das kleine l^ambushäuschen, das ich in 1838 bewohnte, ist seitdem durch einen schönern und grössern, zum Theil von Stein erbauten Pasanggrahan ersetzt. *) Ausbrüche des G.-Lamongan. tJber die ältere Geschichte des G. - Lamongan ist Nichts be- kannt. Dass sein nördlicher, genauer nordnordöstlicher Gipfel, der gegenwärtig stumpf und geschlossen zu sein scheint und sich, in einer dem jetzt thätigen Kegel zugekehrten Richtung nach Süden und Süd-W^esten mit schroffen Wänden herabsenkt, der erste und älteste Kegel war und dass der südliche, genauer südsüdwestliche, jetzt thätige Krater erst später durch seitliche Ausbrüche am Süd- Süd- West -Gehänge des erstem entstand und allmählig durch die Anhäufung der Auswurfsstoffe rund um die Öffnung zu der Kegel- gcstalt anwuchs, welche ihm jetzt eigen ist, geht aus den Verhält- nissen der Structur und Lage beider hervor. Wahrscheinlich ist auch der Kreis von Seen , die den Fuss des Vulkan's umringen, allmählig durch Einsenkung des Bodens entstanden. Die warme Quelle bei D.-Tiris am Nord-Ost-Fusse des erloschenen altern, nörd- lichen Kegels soll nach Angabe der Javanen die einzige im Fm- fange des G.-Lamongan sein. Der G.-Lamongan im engern Sinne ist also , gleich dem G. - Guntur und dem obersten Dome so vieler an- dern Vulkane, ein recht eigentlicher Eruptionskegel, der nur aus einer Anhäufung von losem INIaterial gebildet und höchstens mit einzelnen dazwischen geschobenen kurzen Lavabänken versehen zu sein scheint. Der G.-Tarub aber ist, Avie der G.-Slamat, Sumbing Tengger, bis zu seinem Gipfel hinan aus gewaltigen Bänken von Trachyt zusammengesetzt, d. h. aus einem Gestein, das beim Ent- stehen des Vulkan s anfänglich gebildet wurde. — Siehe oben das über die Absonderungsart dieser Trachylbänke Bemerkte. — Die Avenigen Nachrichten, die ich mir über die Ausbrüche habe verschaffen können, sind folgende. ISOG. ]\Iai. HoRSFiELD sah die Eruptionen von Lemadjang aus und sagt, dass der Vulkan damals nach einem Stillstande von sieben *) Die Rauchsäule und die Steine, die aus ihr herausfahren u. s. w. sind, auf dieser Ansicht , der Natur getreu nachgebiklet. Man vergleiche damit L a- mongan Figur 1, wo die Formverhällnisse des Berggehänges und die Ab- sonderungsart jener Felswand richtig angegeben sind. A. d. V. 765 Jaliren auf Einmal -wieder angefangen habe auszubrechen. ,,In Zwischenzeiten von 1 0 bis 1 5 Minuten stiegen Rauchsäulen senk- recht empor , des Nachts -vvar die Spitze des Eergs von einem feuri- gen Ring umgeben, woraus von Zeit zu Zeit Flammen (?) empor- stiegen. Dabei zitterte die Erde und wurde ein heftiges donnern- des Getöse vernommen." {Verhand. Batav. Genootsch. VIII. Stuk. 4.p. 19.) 1818, den 8. November. Er brach Mieder aus imd gleich- zeitig wurde ein Erdbeben über ganz .Java gefühlt. Reixwardt er- zählt, dass, während er sich auf Java befend, der Gipfel des Rerges alle Nächte wie ein glühender Steinklumpen erschienen sei (1. c). 1824, Januar. Von K6suki aus sah man seinen Gipfel jeden Abend und Älorgen mit Feuer bedeckt, das unter entsetzlichem Ge- polter bis zur halben Höhe des Iterges herabrollte. INIan behauptet, dass der G. -Lamongan jedes Mal aufhöre zu brennen, .so bald Rauchwolken aus deniG.-Bromo aufsteigen. (^Mündliche Berichte.) 1826. Auf gleiche Art sah ihn Dr. Fritzf illurainirt. (Münd- licher Bericht.) 1829, Ende Januar. Man hörte über Tag von Zeit zu Zeit dumpfe, unterirdische Schläge, vernahm auch zuweilen viel stärkere Schläge wie von grobem Geschütz , von denen der Grund in der Nähe des Berges erbebte und sah dann emporsteigende Säulen von Rauch; des Nachts zogen auf allen Seiten des Berges glühende Lavastreifen vom Gipfel herab. Zu dieser Zeit soll auch der G. -Se- mem ,,seit 10 Jaliren zum ersten Mal wieder'^ Rauch ausgestossen haben. (Jav. Cour. 17. Februar 1829.) 1838, den 5. und 6. Juli. Nach y4-bis V2Stündigen Zwischen- zeiten brachen schwarze Rauchsäulen mit Gebrüll hervor und schleuderten glühende Steintrümmer vor sich her. Diese rollten dann mit Gekrach bis zur mittlem Höhe des Berges herab. Die Bewohner der angränzenden Dörfer behaupteten, dass ihi-e Vor- väter, so weit die Erinnerung reiche, den Berg niemals in einem andern, als diesem Zustande gekannt hätten. (Dr. Fritze und ich. Siehe oben.) 1841. Van Herwerdex besuchte ihn von der Süd-West-Seite. Er machte noch eben solche Explosionen wie in 1838 und einzelne Steine rollten herab (Z. c. over het Trug f/n' sehe gehergte). 1841. In der Zeit zwischen den Monaten Juli und De- cember. ,, Durch die vielen und anhaltenden Eruptionen brach sein Gipfel allmählig zusammen und stürzte ein." (Nach Berichten die sich in verschiedenen Jav. Cour, befinden.) 1842, Februar bis August. Der Krater, Avelcher eine kurze Zeitlang ausgebrannt zu sein schien, kam wieder in Thätigkeit und zeigte in der erwähnten Zeit zahlreiche Ausbrüche , nachdem auch der G. -Bromo am 24. Januar dieses Jahres plötzlich wieder zu wüthen begonnen hatte. Die Ausbrüche des G. -Lamongan hatten also gleichzeitig mit denen des G. -Bromo Statt und wurden von Herrn H. ^L Lange nicht bloss aus der Feme, von Bajeman aus 766 wahrgenommen (siehe oben Seite 597), sondern auch in der Nähe betrachtet. Uieser eifrii^e Frcvind der Natur begab sich nach dem Schauplatze der Vorfälle und hielt sich am 1. und 2. Mai in dem Pasanggrahan-Eanu glagah auf, welcher am Fusse dieses ]ierges liegt. A on hier aus sah er wiederholte Ausbrüche des Gunung - Lamongan ; schwarze Rauchsäulen am Tage, worauf ein heftiges Gepolter folgte und glühende Steine des Nachts, die rings auf den Berggipfel niederfielen und herabrollten. Als des Nachmittags ein Lngewitter über diese Gegend losbrach, war es schwer das Donnergerassel von dem Gebrüll des Kraters zu unter- scheiden . 1843, den5, October. Es ereignete sich eine grössere Erup- tion , wobei die Luft so dick mit Asche angefüllt wurde , dass man keine hundert Schritte weit vor sieh hinsehen konnte. Diese Asche verursachte eine sehr schmerzhafte Empfindung in den Augen. Auf dem westlichen (westsüdwestlichen ?J Abhänge des Berges wurde ein Stück Grund etwa 400 lluthen lang und 150 Euthen breit bis zu einer ansehnlichen Höhe mit Steintrümmern bedeckt, die vom Krater ausgeschleudert wurden. Dabei kamen 3 Javanen, welche an dieser Stelle eben beschäftigt waren, den Saft aus Arengpalmen die dort wuchsen, abzuzapfen, jämmerlich um's Leben, indem sie ganz unter den Steinen begraben wurden; ein vierter rettete sich durch die Flucht und erreichte, obgleich schwer verwundet, seine Hütte, um die Kunde von der traurigen Mähr zu bringen. Durch solche ausgeworfene ]Massen fährt also der Berg fort, sich von Zeit zu Zeit höher aufzubauen und seinen Umfang zu erweitern. (Jav, Cour. 21. October 1843. Nr. 84.) Seit dieser Zeit blieb der Berg thätig bis in September 1S44. 1S44, September. Der Krater erlosch (hörte aufzurauchen). 1 S44, den 6. November. Nach einer Abwesenheit von 6 '/a Jah- ren erblickte ich den Vulkan zum zweiten ^lale. Er lag nun still und scheinbar erloschen da. Sein Gipfel war nur mit leichten, ge- kräuselten Nebelwölkchen bedeckt, ich vermochte aber nicht zu er- mitteln, ob dies wirkliche Wolken oder vulkanische Dämpfe waren. Er war noch eben so hoch wie fiüher, der Kegel war unverändert und nur der Kratergipfel hatte einige Veränderungen erlitten , die in Lamongan Figur 1 dargestellt sind. iNIan sieht hier drei Profile des Berges vom Pasanggi-ahan am westlichen Ufer des Ranu- Glagah ausgezeichnet. Das untere wurde den 5. Juli 1&3S, das mittlere den 6. November 1844 und das obere im Jahre 1847 entworfen. Aus der Vergleichung des mittlem mit dem untern Profil geht hervor, dass der Gipfel, wenn er, wie berichtet wurde, zwischen den Monaten Juli und December 1841 wirklich eingestürzt war, im Ausbruch vom 5. October 1843 sich wieder aufgebaut hat. Denn er ist eben so hoch als der von 1838. Er hat aber seine regelmässige schief abgestutzte Form von 1838 verloren und ist in 1844 viel breiter, höckriger geworden. Die Glitte des Kraterrandes wurde in 1844 in Norden 85%" Osten gepeilt. Wenn man sich am west- 767 liehen Ufer des See's befindet , mit dem Auge 3' über dessen Spie- gel, so bildet der Gipfel mit dem jenseitigen Ufer des See's einen Winkel von 9" 54'. Der Durchmesser des Kraters von a. bis b. be- trägt 1" 2' und der Fallwinkel des Kegels in den obersten Gegenden von h. bis c. = SG**. Von dieser Zeit (Septbr. 1844) an blieb er mehr als 2^2 Jahre lang ruhig, scheinbar erloschen. DerG. -Bromo, der ihm gegen- über liegt, brach heftige Dampfwolken aus. 1847, den 26. INlärz, Abends oy^ Uhr. Er brach um diese Zeit von Neuem aus und fuhr bis zu Ende des ^Monats Mai zu w^üthen fort. Nachdem man ein Paar Tage vorher stärkere Rauch- wolken gesehen und kurz vor dem eigentlichen Ausbruch ein Ge- töse im Berge gehört, doch kein Erdbeben gefühlt hatte, stieg zur angegebenen Zeit eine grosse schwarze Rauchsäule aus dem Krater empor und Avurden Asche , Gereibsel und glühende Steintrümmer ausgeschleudert, die grösstentheils auf den westlichen und süd- westlichen Abhang des Berges niederfielen. Die übrigen Seiten wurden weniger imd die Ostseite fast gar nicht von Auswurfs- stoffen getroffen. Diese Ausbrüche geschahen in Zwischenzeiten von fünfzehn bis zwanzig Minuten, also ganz so wie in 1&38. Vier Tage nach dem Wiederanfang der Thätigkeit wurde auf der Westseite ein feuriger Streifen sichtbar. Dieser bestand nicht aus wirklich geschmolzener Lava, sondern aus dicht hin- ter einander rollendem glühendem Lavagereibsel (und Trümmern) die nicht vom Kraterrande herabkamen, sondern ohngefähr 500' unterhalb diesem Rande aus einer seitlichen Spalte ununterbrochen hervorquollen. Dieser Streifen zog sich in etwas gebogenem Laufe herab und blieb bis an die Waldgränze sichtbar, nämlich glühend. Erst dort verschwand er in der Kluft Papringan , wahrscheinlich w^eil diese Kluft daselbst tiefer wurde, oder ihre Richtung veränderte oder durch quere Vorsprünge vor dem Auge verborgen gehalten wurde. Einen halben Monat später theilte sich dieser glühende Streifen einige Hundert Fuss unterhalb dem Orte seines Ursprungs in zwei Streifen, wovon der zweite etwas weiter südlich und mehr geschlängelt , als der erste, verlief, doch ebenfalls bis an die Waldgränze sichtbar blieb, wo er in der Kluft Dompeng vor den Blicken verschwand. Von nun an folgten die Eruptionen einander in kürzern Zwischenzeiten, als vorher. ,, Gegen Anfang Mai's war die Thätigkeit am heftigsten und während einiger Tage so furchtbar, dass zwischen einem vorher- gehenden und einem folgenden Ausbruche von Rauch , Grus und glühenden Steinen, Alles \\\ Begleitung eines unterirdischen Ge- räusches und Aschenregens, fiist gar keine Zwischenräume wahr- genommen Averden konnten , und der Berg , dessen Gipfel fortwäh- rend von Feuer bedeckt war, das in glülieiideu Streifen hcrabrollte und dessen Abhängen entlang die zwei feurigen Streifen von Lava- o-rus wie zwei Feuerflüsse ununterbrochen herabströmten, bot be- 768 sonders damals ein Schauspiel dar, zu grossartig, um es durch eine ]ieschreibung anschaulich machen zu können. Mit abwechselnder Heftigkeit war der G. - Lamongan ununterbrochen thätig bis zu Ende des Mai, zu welcher Zeit ungefähr er nach und nach begann, schwächere Ausbrüche hervorzubringen, bis endlich dieser Vulkan, nachdem etwa 4 bis 5 Tage vorher die ZAvei feurigen Streifen von glühendem Lavaschutt verschwunden waren, am 26. Juni ganz aufhörte, Feuer, nicht aber auch Säulen von Schwefeldampf aus- zustossen, die sich jedoch nicht sehr hoch erhoben.'' Vom 26. Juni 1847 an blieb der Berg ruhig bis zum folgenden Datum : 1S47, den 25. September. ,,An welchem Tage er auf's Neue und mit denselben Erscheinungen, wäe am 26. März dessel- ben Jahres, zu brennen anfing, jedoch mit dem Unterschied, dass er sich einen neuen Krater und zwar etwas in Süd-Osten des an- dern geöffnet oder wenigstens den alten in dieser Richtung erwei- tert zu haben scheint und dass sich bis zum gegenwärtigen Augen- blick keine Feuerstreifen auf dem Abhänge des JJerges zeigen, doch stösst er dagegen höhere Rauchsäulen aus, während auch die Aschenregen ebenfalls heftiger und mannigfaltiger sind, als bei dem zuletzt vorhergehenden Ausbruche." Dieses Vorstehende über den Ausbruch von 1847 ist der we- sentliche, und so weit es zwischen ,, — " eingeschlossen ist, der buchstäbliche Inhalt eines officiellen Berichtes, d. d. 4. Oct. 1S47, des Herrn Assistent -Residenten von Probolinggo, H. D. Potter, welcher den Berg in der Nähe beobachtet und die Erscheinungen mit vielem Scharfsinn aufgefasst hat. *j Dem Berichte war eine nächtliche Ansicht des Berges während der Eruption, von derselben geschickten Hand gezeichnet, hinzugefügt, nebst einer Anzahl klei- ner, vom Krater ausgeschleuderter und aus der Luft herabgefalle- ner Lavabrocken: L. Nr. 274. Es ist eine sehr poröse Lava von Bolusrother Farbe, in der man zum Theil noch unveränderte grosse Hornblendekrystalle zu erkennen vermag. Zur Zeit der Bericht des Herrn Potter geschrieben wurde (4. October 1S47), dauerten die Eruptionen immer noch mit Heftigkeit fort. Schaden an Pflan- zungen in der Umgegend wurde dadurch nicht hervorgebracht, eben so wenig , als die Gestalt des Kegels im Allgemeinen dadurch eine Veränderung erlitt. Nur der Gipfel des G. -Lamongan hat wieder eine andere Gestalt angenommen, die keiner der beiden vorigen Formen gleicht, welche der Gipfel in 1S38 und 1844 besass. Man sehe diese neue Gipfelform, so wie ich sie von der Ansicht, welche Herr Potter in 1847 entwarf, etwas verkleinert copirt habe, in Lamongan Figur 1, das oberste Profil. 1849, zwischen dem 13. und 15. September, ist zufolge Bericht des Marine-Lieutenants P. Toutenhoofd „der spitze Pik- ■ *) Mir zugesandt von dem , leider zu früh verstorbenen Resident von Be- suki, J. F. T. Maijor, bei Schreiben vom 6. October 1S47. A. d. V. 769 förmige Gipfel des G. - Lamongan eingestürzt und hat sich auf dem Nordgehänge dieses lierges, "^•eit unter dem Hauptkrater eiu neuer Krater geöffnet. Von Juni bis September dieses Jahres hatte der G. -Lamongan dunkle Eauch- (Aschen-?) Säulen ausgestossen." {Natum'k. Tijdschr. voor Neerl. Indie I. p. 87. Batav. 1850.) Man sieht aus dieser kui'zen Chronik, dass der G. -Lamongan allerdings zuweilen Jahre lange, stille Pausen macht, dagegen aber auch Avieder Jahre lang hintereinander mit nur % bis y^ stündigen Zwischenzeiten thätig ist, dass er also zu den Vulkanen gehört, die in continueller Eruption verharren und fast ununterbrochen glühende Lavatrümmer ausschleudern. Man könnte glauben, dass diese ununterbrochene Thätigkeit, diese nie versiegende Wärme- entwickelung, dieses immerwährende Rothglühen seines Krater- Innern, wie die CAvige Thätigkeit des Stromboli, in Beziehung zu seiner geringen, gewiss nicht viel über 4000' betragenden, Höhe stünde, beobachtete man nicht beim G.-Semeru, welcher 11480' hoch ist, genau dieselbe Erscheinung, nur in etwas längern, etwa 2- bis ustündigen Pausen. Über die angebliche abwechselnde Wir- kung des G. -Lamongan und G.-Bromo siehe G.-Tengger, S. 600. Das Gebirge Ardjnno und seine Umgebungen. Der G. • Penanggungan und die Schlammvulkane bei Surabaja. ,,Ich sah im ew'gen Abendstrahl ,,Die stille A^'elt zu meinen Füssen, , (Entzündet alle Höh'n, beruhigt jedes Thal, ,,Den Silberbach in goldne Ströme fliessen." (Göthe.) M alang, den 15. November 184-1. Zwischen Besuki und Pasuruan ist Probolinggo der einzige grosse, von Europäern bewohnte Ort. Es ist eine von den Küsten- hauptstädten Java's, Avo einzelne europäische Wohnungen mit vie- len java'schen Hütten vermengt sind und unter einem üppigen Waldgebüsch von Fruchtbäumen, besonders von Kokospalmen ver- steckt liegen. Zunächst auf dem Strande liegen die Packhäuser, dann kommt das Fort, dann die Kegentswohnung , während die Wohnung des Assistent-Residenten am weitesten landeinwärts liegt, nämlich in der Gegend, wo die groisse Poststrasse, etwa 1 Pfalil vom Strande entfernt , aber parallel mit dieser von Osten nach Westen durch die schmale AlluviulÜäche führt. Diese ist so niedrig und flach, dass sie nach anhaltenden Regen durch den austretenden Kali fast ganz überschwemint wird. Ich hatte mich stündlicher Ba- Juiij^liiiliii, Ju>.i ii. 49 770 rometerbeobachtungen wegen einen Tag hier aufgehalten und be- eilte mich nun , der heissen Luft wieder zu entfliehen , die gestern des Mittags eine Höhe von 25, ü" R. erreichte und des Morgens nicht unter 22,0" R. herabsank Ich beschloss meinen Weg nach Malang wieder durch das Tönggör'sche Gebirge zu nehmen und begab mich den 8. Novem- ber auf Reise. Man legt den Abstand von etwa 5 bis 0 Pfählen zu Wagen ab, Südwest wärts bis zur Post Patalan (8 Uhr;, wo sich der Fuss des ix. -Tengger schon zu erheben anfangt, und von wo man seine Reise zu Pferde fortsetzt. Man kommt über einen dürren röthlichen Roden mit eingemengten Obsidianbruchstücken, ab- wechselnd durch Wildnisse, in denen viele Akacien wachsen, und durch Kaffeegärten aufwärts bis zur Post Aligundo (1 0 Uhr) , von wo man in der grossen nordöstlichen Kluft des G.-Töngger, die wir bereits früher kennen gelernt haben, aufwärts steigt, und gewöhnlich um 1 1 Uhr Desa und Pasanggrahan-Suka purafHöhe 27 15; und um 12V2 oder 1 Uhr Wonosari (Höhe 6015' j erreicht. Von hier führt der Weg, der einer der höchsten gebahnten Pässe von Java ist, quer durch die Sandsee , und aus dieser über den nordwestlichen Theil der äussern Ringmauer zum äussern nordwestlichen Bergge- hänge, wo das liebliche Landhaus mit Gärten Tosari liegt (Höhe 5480', mitt. Temp. 65,5" Fahr.). Wir haben diese Gegend jedoch .schon kennen gelernt und fliegen schnell hindurch. 5lein Zweck war den G.-Bromo noch einmal zu be.suchen, der seine Dampfsäule jetzt noch eben so wüthend wie im Anfang des vorigen Monats (October) emporwirbelte. Von Tosari erblickte ich wieder den G.- Ardjuno mit seinen 2 höchsten östlichen Hörnern: G.-Widodaren, der das nächste Ziel meiner gegenwärtigen Reise war. (Siehe Ar- djuno Figur 6.) Die fortschreitende Kultur hat auf seiner ganzen untern Hälfte die Waldung vernichtet, deren zackige Gränze sehr hoch liegt; sie überziehen von dort an aber den ganzen Scheitel, und lassen nur die höchste kleine Ostspitze kahl, die in einer hel- lem, lichtem Färbung schimmert. Ich begab mich den 10. November 5 Pfähle abwärts nach Puspo, wo der Resident von Pasuruan an demselben Nord- West- Gebirge des G. -Tengger, aber in einer Höhe von bloss 2200, also 3280' niedriger als Tosari, ein zweites Landhaus besitzt. Schon in 1838 hatte ich diese Gegend besucht, aber nur einen kleinen Pa- sanggrahan bei Puspo gesehen; jetzt standen ausser dem zierlichen Bretterhause des Residenten , zahlreiche java'sche Wohnungen mit Warong's u. s. w. umher; ein Theil der Waldung war verschwun- den, die Wege verschönert und ein geschäftiger Verkehr machte die Strasse lebendig. Ich hatte hier das Vergnügen, dem Mann persönlich meinen IJank abstatten zu können , der mir auf meiner Reise so ausgezeichnete Dienste erwiesen und mir das Ersteigen so mancher Berge, z. B. des G. -Kawi, Sömeru durch die vorzüg- lichste Assistenz so sehr erleichtert hatte. Herr W. de Vogel em- pfing mich in seinem einfachen, aber lieblichen Gartenhaus mit 771 einer so aufrichtigen Gastfreundschaft, dass ich nicht umhin konnte, meine Weiterreise noch einen Tag zu verschieben. Ich verweilte gern in der Xähe der achtungswerthen und geehrten FamiHe, deren liebreiche Behandlung einen um so angenehmem Eindruck in mir hinterliess, je seltner mir der Zufall den Genuss verschaffte, in Familienkreisen zu sein. Ich machte den Uten in Gesellschaft des Herrn W. S. M. van ScHMiD einen Ausflug nach Paserepan, einer Post am Fusse des Gebirges , von wo der Weg nach Pasuruan zu Wagen befahr- bar ist. Ihre Meereshöhe beträgt 456'. ]Man steigt also von dort 1740' bis Puspo hinan und gelangt auf diesem Wege meistens durch Dadapkaffeegärten , die aber einen ziemlich dürren, trocknen, röth- lichen Boden bedecken; viele grosse, bis lO' dicke Felsenblöcke von Trachytlava ragen aus diesem Boden theils hervor , theils sind sie auch oberflächlich auf demselben zerstreut. Sie bilden nur die oberste Schicht von losem, meist abgerundetem Geschiebe und ruhen auf einem compakten Trachytlavastrome , dessen parallel über einander liegende Schichten man nur an den wenigen Stellen zu erkennen vermag , wo an den Seiten von Klüften natürliche Ent- blössungen von hinlänglicher Tiefe vorhanden sind. Eine merk- würdige Erscheinung darf hier nicht mit Stillschweigen übergangen werden, nämlich die anomale Bodenwärme von Puspo. Gewöhn- lich findet man auf der Insel Java in einer Tiefe von 2 bis 3' unter der Oberfläche eine stabile Temperatur, welche mit der mittlem Luftwärme des Ortes gleich ist. Nur wo der Grund felsig- trocken, oder mit vielen kleinen Steinen vermengt ist, ist diese HodenAvärme in 3' Tiefe etwas höher als die mittlere Luft - Temperatur und man muss tiefer graben ; ein solcher Boden erhitzt sich über Tag mehr und nimmt mehr Wärme an, als er des Nachts durch Ausstrahlung wieder verliert; wo aber das Erdreich erdig - locker , und leicbt von Regenwasser durchdringbar ist, das dann wieder anhaltend ver- dampft, oder wo Wasser aus höhern, kaltem Quellen zuströmt, ist die Bodenwärme gewöhnlich etwas niedriger , in beiden Fällen ist der Unterschied aber nur gering, während bei massig hartem Boden die Boden - Temperatur der mittlem Luftwärme fast immer gleich ist. In einem Fuss Tiefe aber, in welcher Boussingault in Südamerika die mittlere Temperatur gefunden haben will, habe ich auf Java noch bedeutende Schwankungen beobachtet. Auf diese Art erhält man auf Reisen ehi leichtes Mittel, um die mittlere Tem- peratur von Ortern , wo man sich nur kurze Zeit aufhallen kann, annährend genau kennen zu lernen. Alan brauclit nur mit ge- schlitztem Bambusrolu:*j ein schmales Loch ausstampfen oder durch ') Das eine Ende eines Bambusrohrs wird in schmale Streifen gespalten, etwa in einer Länge von »/* bis v^' und dieses gespaltene Ende wird in den Grund getrieben; in Folge davon entfernen sich diese Streifen von einander und bilden so einen umgekehrten Trichter, dessen Inneres sich mit der eingestampften und festgedrückten Erde anfüllt , welche mau leicht wieder herausbekommt , wenn man auf den Bambus klopft und denselben schüttelt. Dies wird so oft wieder- 49» 772 einen eingerammelten und wieder herausgezogenen Stab bilden zu lassen. Ich that dies auch zu Fuspo, fand aber anstatt der gewöhn- lichen mittlem Temperatur dieser Höhe, die etwa 73 bis 75^ Fahr, betragen muss, die ganz ungewöhnliche Wärme von 83,0" Fahr, oder 23,0** R., die also selbst höher ist, als die Jjodenwärme in 2 bis 3' Tiefe am Seestrande. Ich grub ein Loch an einer andern Stelle, er- hielt aber unveränderlich dasselbe Resultat. Herr de Vogel wie- derholte später den Versuch in noch grösseren Tiefen von 8V2', traf aber (nach brieflichen !Mittheilungeri desselben) überall dieselbe Wärme von S3'', ein Mal sogar S4" an. Welcher Ursache diese Ro- denwärme, die 8 bis lO" Fahr, höher ist, als sie der Regel nach sein müsste, zugeschrieben werden muss, weiss ich nicht. In der Art des Bodens selbst, der nichts Ungewöhnliches hat und eine röthlich- braune Lehmerde ist , und in einem etwaigen chemischen Frocesse kann sie nicht liegen. jNIan muss also annehmen , dass hier in grösserer Tiefe unter der Erdkruste ein noch nicht völlig erkalteter Lavastrom liege, der seine Wärme den benachbarten Schichten mit- theilt , oder was noch wahrscheinlicher ist, dass man tiefer grabend vielleicht auf eine warme Quelle stossen Avird , die etwa von Felsen eingeschlossen, am Hervorbrechen gehindert ist, aber doch die Um- gebungen erhitzt. *) Wie langsam das Innere der Lavaströme er- kaltet, wenn sie sich einmal erst mit einer harten Kruste überzogen haben, ist ja genugsam bekannt; z. 13. der Lavastrom, welcher im Jahre 1G69 aus dem Ätna floss, Avar nach Bakeavell, im Jahre 1809 noch nicht ganz erkaltet; Hamilton (in seinem Werke über die Vulkane Italien's) erzählt, dass er 1779 über die harte Kruste eines Lavastromes ohne Gefahr gehen konnte , obgleich der Strom in der Tiefe noch floss, und nach Stolberg (Reise, III. S. 37} war die Lava des Vesuv's, die vor 2 Jahren ausgeworfen wurde, in 1792 noch zu heiss, um die Hand darauf zu halten u. s. f. Ich verliess das gastfreie Fuspo den 12ten, wandte mich im Allgemeinen westwärts um nach Lawang zu gelangen und von dort den G. -Ardjuno zu ersteigen. Zunächst führte der Weg in schiefer, nämlich westnordwestlicher Richtung am Nord- West-Ge- hänge des G.-Tengger hin, das abwechselnd mit Wald bedeckt Mar und abwechselnd mit Kaffeegärten und Dörfern, die in jenen zer- streut lagen. Die oberste Schicht des Gebirges war ein röthlich- brauner, Thonreicher, sehr austrocknender Boden , der auf Grasge- hängen zwischen der Waldung viele Cucuma longa ernälute. In geringer Entfernung von Fuspo durchschneidet der Weg die tiefe Längekluft des Kali-Tj erami, deren Sohle schmal zuläuft, wäh- rend an den Seitenrändern Trachytlava in parallelen Schichten über einander zu Tage steht ; von hier ritten wür auf und ab am Bergge- holt , als der Trichter aufs Neue mit gestampfter Erde gefüllt ist. Auf solche Weise haben die Javanen in unglaublich kurzer Zeit ein senkrechtes Loch in die Erde gebohrt, das 'i bis S' tief und nur 3 bis 4 Zoll breit ist. A. d. V. *) Vier Monate später widerholte Herr DE VoGEL diese Versuche und er- hielt gleiche Resultate. A. d. V. 773 hänge weiter, bald durch die Stüekweis gelichtete, mit viel Bam- busgebüsch vermengte Waldung, bald durch schöne Kaffeegärten, und bei mehrern Dörfern vorbei, und erreichten um 9V4 Uhr (nach Sy+stündigemRitt) die Desa-Kebon sari, welche 9 Pfähle von Puspo zwischen Gendroh und Nongko djadjar liegt. Während ich mich hier im Hause des Kekel an einem Frühstück restaurirte, so vor- züglicli ich es in diesem kleinen Dorfe nicht erwartet hatte, wurden die Pferde gewechselt , und um 1 1 Uhr die Reise fortgesetzt. Nun führte der Weg sanft-abwärts nach West-Nord- Werten, neben einer sehr langen und mächtigen Hergrippe , die sich links von uns er- hob, und deren ungleich hoher, mehr kahler, grasiger als bewal- deter Kamm sich Aveit in der angegebenen Richtung herabzog. Yiine Acacia , Sengon der Javanen , dazwischen Arengpalmen und Bambus bildeten die vorherrschenden Bäume des Waldes, auf des- sen Boden viele schlackige, von grossen Poren durchzogene Lava- stücken umher lagen, mit wenig Abwechselung bis zuDesa-Gerbo (12 Uhr), wo wir uns mit frischen Pferden versahen. In geringer Entfernung unterhalb dieses Dorfes trat eine andere Gesteinforma- tion auf, die im Bette des Kali-Dinuk in grossen ]\Iassen zu Tage ging, aber in Bruchstücken auch weit im AValde zerstreut lag. Ein compakter, sehr mächtiger Lavastrom von schwärzlich- b lauem, dichtem Basalt L. Nr. 271 (Batav. Nr. 54) trat hier hervor, und Hess sich von da mehre Pfähle weit herab bis zum Fusse des Gebirges verfolgen , bis zum Kali - Sempol oder Walang, der in querer Richtung am Fusse vorbeiströmt. Die Oberfläche dieses Basaltes war bald in kleine 4eckige Felder getheilt, bald mit parallelen ausgefurchten Streifen bezeichnet, ohne dass man eine eigentliche Absonderung im Grossen wahrnehmen konnte. ^Nlit der Loupe betrachtet verliert das Gestein seine scheinbar dichte Struc- tur und lässt ausser wirklichem Olivin, besonders viele kleine bläu- lich-schwarze, sehr lebhaft glänzende Magneteisenkrystalle er- kennen, die dem blossen Auge nur wie kleine funkelnde Punkte erscheinen , aber so innig und reichlich in dem Gestein verbreitet sind, dass die ganze ]Masse gleichmässig in allen ihren Punkten leb- hafte Anziehung auf die Nadel übt. Es gehört dieser Basaltstrom ohne Zweifel einem seitlichen Ausbruch des Vulkanes G. -Tenggcr an, dessen höhere Schichten, welche den obern Scheitel des Gebirges zusammensetzen, sämmtli(di trachytischer Natur sind. Eben so sahen Avir den Basalt am Vul- kane G.-Idjen nur am untersten Fusse des Gebirges zum Vorschein treten und trafen höher oben nur grob-krystallinische (trachytische) Lava an. Ein ähnlicher, aber wirklich dichter Basalt ist in den Battaländern auf Sumatra aus Thalklüften zwischen Syenitgebirgeu emporgestiegen und Tafelartig abgesondert, während der gegenwär- tig besprochene java'sche offenbar als Lavastrom aus seitlichen Spalten der Vulkane G.-Idjen und Tßngger geflossen ist.*) den *) Spccif. Schwere des genannten Basalts von Java war 2,^2 , und des aus liattalündern 2,SÜ. Siehe Seite 5'J4. A. d. V. 774 Indem der Weg immer mehr abwärts führte, gelangten wir an die tiefste Stelle, wo der ausgebreitete Fuss des G.- Ardjuno (oder des Zwischenlandes) mit dem Fusse des G. -Tengger zusammen- stiess, und wo der Kali-Sempol, welcher weiter unten Kali- Walang genannt wird, nordwärts, also in querer Richtung am Fusse des G. -Tengger herabströmte. Wir setzten über diesen Kali, in dessen Bette trachytische Gerolle eben so wie auf den angränzenden Flächen umher liegen, wanderten eine Strecke Aveit an seinem linken Ufer aufwärts, und wendeten uns dann westwärts in querer Richtung zur grossen Strasse zwischen Pasuruan und Malang, Avelcher wir nach Siiden folgten. Sie gehört zu den vor- züglichsten und best unterhaltenen Strassen Java's, und steigt aus dem nördlichen Tieflande sanft zu dem flachen Zwischenrücken zwischen dem G. -Tengger und Ardjuno an. Eine Menge java'scher Reisende und Kaufleute machten die Strasse lebendig und ganze Transporte von Pedati's mit Kaffee und andern Produkten kamen uns auf den Nebenwegen der eigentlichen Poststrasse entgegen und zeugten' von dem lebhaften Verkehr , der diese wohl bevölkerte und bebaute Residenz als eine der blühendsten von Java bestempelt. Ich langte um 2 Ys Uhr zu Lawang an , das auf der höchsten mitt- lem Gegend des verflachten Zwischensattels zwischen beiden Ge- birgen, doch näher am G. -Ardjuno liegt, und hatte die Freude, in dem schönen Pasanggrahan , das auf der AVestseite der Strasse er- baut ist, Herrn J. H. Dickelmanis" zu treffen, der mir zu meiner Zurückkunft aus der Ost -Ecke von Java recht herzlich Glück wünschte. Dieser eifrige Beamte, dessen Thätigkeit Malang einen Theil seiner jetzigen Blüthe verdankt, seine schönen geraden Wege, seine üppigen Kaffeegärten, seine prächtigen Pasanggrahan's , em- pfing mich jetzt wieder mit eben so ausgezeichneter Gastfreundschaft, wie vor 2 Monaten, als ich zuerst die Gränzen Pasuruan's betrat; und hatte bereits alles in's Werk gestellt, um meinen Zug auf den G. -Ardjuno, den ich den folgenden Morgen antreten wollte, zu er- leichtern. Die Gegend von Lawang ist ein ausgebreiteter, zur Fläche ge- wordener Zwischensattel zwischen dem G. -Ardjuno in Nord-Westen zu Westen und dem Tenggerschen Gebirge in Ost-Süd-Osten, des- sen Gehänge unter dem höchsten Saume , der sich lang am Hori- zont hinzieht , noch mehre breite , nähere Vorsprünge bildet. Die Höhe des Pasanggrahan ist 1G65'. Dörfer, Sawah's und andere Felder bedeckten die Umgebungen, und Stückchen Urwald, die sich noch hier und da um die bebauten Gegenden herumziehen, bringen Mannigfaltigkeit in die Landschaft, die ein angenehmes, nicht zu warmes Klima geniesst. Auch die gefiederten Bewohner der Luft schienen die Gebüsche umher zu ihrem Lieblingssitz erkoren zu haben, deren Natur-Schönheit schon Herr Schill*) beschrieb und besang. *) In Tijdschrift voor Ne4rl. Indie. A. d. V. 775 Vulkan 36 : G.Ardjano. ^ Mit sechs Eruptionskegeln. (Hierzu gehört A r d j u n o F i g. 1 bis 7 .) Malang, den 15. November 184i. (Fortsetzung.) Vom herrlichen Frühgesange der Vögel erweckt, die in den Gebüschen rund um den Pasanggrahan von Lawang zwitscherten, begrüsste ich am Morgen des 13ten meinen freundlichen Wirth, der mich bis zur Post Singo sari begleitete. Bis dahin führt die Strasse über flaches Land nach Süden und steigt in dieser Eichtung kaum merkbar empor, so dass die Post, in deren Nähe mehr westwärts nach dem G.- Ardjuno zu die Ruinen der ,, Tempel von Singo sari" liegen,*) nicht mehr als höchstens 5ü' über LaAvang liegen kann. Ich verliess Singo sari um 8% Uhr und begab mich zu Pferd mit einigen Häuptlingen und einer Anzahl Kuli's nach Westen, während sich Herr Dickelmanx nach Süden wandte und zu Wagen nach Malang zurückkehrte. Die Fläche, der flache, Pfähle weit ebene Zwischensattel, erhob sich sehr allmählig und ging in das Süd- Süd-Ost-Gehänge des G. -Ardjuno über, welchem Berg uns nun unser Weg immer näher brachte. Die Dörfer und Felder verschwanden allmählig und eine GrasAvildniss, die vorherrschend aus 2 bis 3' hohem Alanggrase und dazwischen zerstreut stehendem 3 bis 4 mal so hohem Glagahgrase bestand , trat auf, um die ganze , sanft ge- neigte untere Hälfte des Berges weit und breit zu überziehen. Nur einzeln und zerstreut erhoben sich kleine Bäumchen auf diesen Grasgehängen, die wenig Schatten gaben; es waren bald Akacien (Inga umhraculiformis) bald Plosobäume {Butca frondosa) , bald Malaka {Emblica ojficinalis Gärtn.), am häufigsten aber Poön- Talok der Javanen, aus der Familie der Tiliaceae, (Ki-Sampora der Sundanesen) Grewia celtidifolia Juss. (syn. : Grewia inaequalis Bl. bydr.), der vor den andern vorherrschte und mit seinen kurzen, oft gekrümmten Stämmen und seiner rundlich- niedrigen Laubkrone, die Physiognomie der Grasfelder und Gras- gehänge bestimmte. Zwischen solchen Umgebungen , auf einem frisch zwischen den Graspolstern eingehauenen Wege stiegen wir nordnord westwärts allmählig höher hinan , der Talokbaimi wurde allmählig sparsamer, und die Grasdecke von Alang zuletzt ganz kahl und Baumleer ; sie bildet den einzigen , höchst einförmigen und traurigen Überzug der Berggehänge und wurde erst, in einer Höhe von 5200 bis 5300' von Urwälderti verfangen, die sich auf einmal scharf begränzt erhoben, und sich nur in den Klüften Strei- fenförmig 5 bis 700' tiefer herabzogen. •) Die Herr Schill beschrieben liat, in der Tijdschr. ronr Ncerl. Indie. A. d. V. 776 Wir kamen in diesem Waldgrase um 1 0 Uhr auf einer vor- sprino^enden Kii)pe an, wo aus liaumstämmen ein kleiner Pasang- o-rahan mit vielen Nebengebäuden und Ställen erbaut war, den unsre Begleiter Pondok-Tunggul rono nannten. Die Meereshöhe war 5345'. Im Hintergrunde und zu beiden Seiten von Waldung umgeben, vorn aber in das offene Grasgehänge übergehend, erlaubte die kleine Terrasse eine weite Aussicht in das Tiefland von Malang, das sich in weiter Ferne hinzog. Ich traf hier ein vortreffliches Frühstück und schickte mich , nachdem meine Bedienten mit den Instrumenten angekommen waren, um 12 Uhr zur Weiterreise an, wozu ich durch die wohlwollende Fürsorge der Ortsbehörde alles Nöthige vorbereitet fand. Die Bäume des Waldes waren in dieser Gegend im Mittel 50' hoch, voll Moose, mit geraden schlanken Stämmen, und bestanden vorzugsweise aus Eichen, die höher oben allmählig anfingen, Ca- suarinen Platz zu machen. Der Grund war eine schwärzlich- braune äusserst lockere Dammerde, die zwischen den Casuarinen hier xmd da mit jungen Akacien, mit einer Desmodium-kxi , einem Ocijmum und mit dem Dickicht einer Senecioidea bewachsen war. Der neu gebaute Weg führte in gerader Richtung, und an einigen Stellen sehr steil auf der Rippe hinan, und veränderte, wäe diese Rippe , seine frühere nordnordwestliche nunmehr in eine nördliche Richtung. In dem sparsamen Unterholz der steil und gerade an- strebenden, aber sanft gerundeten Rippe, hüpften zahlreiche Dros- sel-ähnliche schwarze Vögel umher , die wenig scheu vor den Men- schen Avaren. Bald bildete die C^asuarine nur noch den einzigen Waldbaum , dessen Stämme sich zerstreut und weitläufig auf dem Rücken erhoben, aber die kleinen. Krautartigen Alpenpflänz- chen entfalteten dagegen eine um so reichere Flor. Plantago- Arten, Euphorbia jcwanica, Valeriana javanica, Viola sarmentosa Brgrdk.,*) Galium javanicum, Pimpinella javanica DC. traten allmählig auf; die Veilchen bildeten ganze Polster, und zu ihnen gesellten sich zuletzt noch nach dem höchsten Gipfel zu eine Pimpinella Pruatjan Mlhih.,**) Walilenhercjia gracilis , Alche- milla villosa Jungk, und der interessante Leucopogon javanicus de Vr. Die Rippe, deren Laufe wir ununterbrochen, ohne eine einzige Kluft durchschreiten zu brauchen , folgten , wurde immer schmäler je höher sie stieg; sie sprang zuweilen in horizontaler Richtung vor und senkte sich zuletzt auf der einen, östlichen Seite, in eine steile Felsenwand herab, die in unregelmässig würflige Stücke zerspalten war. Das Gestein (Batav. Nr. 44) war eine schöne, fein poröse Trachytlava. In geringer Entfernung oberhalb dieser Felseii en- digte der W^ald. Er bestand in einigen Gegenden aus Casuarinen, *) Siehe Plantae Jim f/huhmanae. Leiden 1851. p. 120. A. d. V. **) Ibid. p. 97. 777 in andern ausschliesslich aus der kleinen alpinischen Eiche, *) deren niedriges, aber dicht gewebtes Gebüsch sich hier in einer eben so scharfen Gränze als am Gipfel des G.-Kawi absclmitt und den obersten kahlen Gipfel umsäumte, der, einige einzelne Sträu- cher ausgenommen , nur mit Festuca nuhigena Jungk, bewachsen Avar. Dieses, in dicht gedrängten Büscheln, fast Inselförmig wach- sende Alpengras ist es, welches dem höchsten Gipfel des G.-Wido- daren, jenseits der oberen zackigen Waldgränze, jenes kahle An- sehen und jenen gelblich - lichten Schmelz verleiht, womit er sich aus der Entfernung, z. B. von Kebo glagah, Tosari, Puspo ge- sehen, darstellt. Eben wie am G. -Kawi drängt sich uns auch hier wieder die Bemerkung auf, dass, wo diese i' es ^«c« wächst, kein Waldbaum recht gedeihen will. Aber ausser der JVahlenbergia gra- cilis und der kleinen PimpineUa Javcmica und Pruaijan kamen be- sonders zwei kleine Pfläiizchen sehr häufig zwischen dem Grase vor, nimMch Leucoßogon ja vanicus de Vr. in dichtgedrängten Schaaren, besonders an den trockensten und steinigsten Stellen und die Al- chemüla villosa Jungh. , deren Spindelförmige Wxirzel in diesen Alpenhöhen die 5fache Länge des ganzen PÜänzchens erreicht. Sobald die Rippe den ersten hohen Punkt über den Wäldern erreicht hat , macht sie eine Ecke , biegt ziemlich schnell von Nor- den nach Nord -Osten um und läuft nun in dieser Richtung mehr gerade oder doch nur sanft ansteigend als ein schmaler Rand nord- ostwärts fort, indem sie zugleich immer stumpfer und kahler Avird. Man verfolgt diesen Rand, der sich nach der andern Nord- West- Seite zu sehr schroff hinabsenkt , und den nur vereinzeltes Gebüsch von Hypericum juvanicum , von Antennariajavanica und Agapetes vulgaris begrünt, und gelangt wieder steil ankletternd auf das erste oder westsüdwestliche Hörn, die G.-Widodarenkuppe, (vergl. Ar- dj uno Fig. 4, 5 u. 6, von verschiedenen Seiten dargestellt,) wo geeb- nete Terrassen und alte 4eckige ISIauern , in deren Fugen Agapetes wurzehi, von einem ehemaligen ]\Ienschenverkehr in dieser Höhe zeu- gen. Hier Hessen wir unsere Pferde zurück und stiegen über einen concaven , sehr steinigen ZAvischenrücken, der aus auf einander ge- häuften Felsentrümmern der verscliiedensten Grösse gebildet war, erst ab-, dann wieder aufwärts zum zweiten ostnordöstlichen Hörne des G.-Widodarcn, **) das mit dem ersten durch diese concave Zwi- schenwand zusammenhängt. *) Quercus pruinosa Bl. nach Prof. MiQUEL. Siehe Plant. Ji/» bis '/i" beträgt, so ist es doch unumgänglich nothwendig, sie zu kennen , insbesondere von solchen Orten , wo man Wahrnehmungen mit der Boussole oder dem Peilkompass gemacht hat, wenn man nämlich solche Peilungen zu kartographischen Zwecken benutzen will. Ich erlaube mir hiervon hier ein Beispiel anzuführen. Auf der Firste G.-ßudak, von dem höchsten mitt- lem Theile des Gipfels des G.-Kawi, wo die alten Mauern stehen, (Meereshöhe 8S20', östliche Länge V. Greenvv. 112" 30', südliche Breite 7" öS') betrug die Am- plitude am 21. September 1S44 (unterer Piand der aufgehenden Sonne amEande des G.-Tengger , Erhebung 0) Ost 2° 02' Süden ; der berechnete Azimulh ist Ost 0" 46' Norden, der Unterschied zwischen dem berechneten und wahrge- nommenen Azimuth, oder die Grösse der magnetischen Declination, beträgt also hier 2° 4S' W e s t. Die Wahrnehmung geschah mit einem magnetischen Theodolith von PiSTOR und Martins und der G.-Widodaren wurde von da gepeilt in Norden 36° 22 Osten. Auf dem ganz spitz zulaufenden Gipfel des G.-Widodaren (Höhe 10350', Länge 112°, 3S', Breite 7°, 47) wurde später am 14. November 1S44 mit demselben genauen Instrument die Amplitude wahrgenommen = 18° 45' Süden 779 (Unterrand der aufgehenden Sonne im scharf gezeichneten Saume des Wolken- meeres, Erhebung = ü) ; der berechnete Azimuth ist 18", 24' Süden, also die Declination 0", 21' Westen. Der G.-Budak wird gepeilt und zwar seine linke Ecke in Süden 33°, 20' AYesten und die rechte Ecke Süden 34», 45' Westen, der mittlere Theil — der frühere Observalionspunkt — deshalb miss weisend in Süden 34", 02 "/i' Westen oder recht weisend Süden 33", 41»// Westen. Da nun die Peilung dieses Punktes nach dem G.-Widodaren misswei- send Norden 36", 22' Osten und die Declination desselben 2", 4S' Westen be- trug, also recht weisend Norden 33", 34' Osten, so folgt hieraus, dass beide AVahrnehmungen bis auf 7 '/i Minuten des Bogens mit einander übereinstimmen, wührend sie ohne Kenntniss der localen Declination volle 2" und 20' unter ein- ander abweichen. Auf gleiche Weise wurde die magnetische Declination benach- barter und des grössten Theiles der entfernten hohen Gipfel auf Java bestimmt.*) Auf einigen Gebirgen , an steilen Abhängen , in der Nähe der Kratermauer, z.B. auf dem G.-Raon ist die örtliche Anziehungskraft der vielen, Magnet-Eisen enthaltenden, Trachyt- und Dolerit- Felsen auf die Magnetnadel so gross, dass hier die Abweichung (Missweisung) S bis 1 2" beträgt , während sie auf den be- nachbarten Küsten der Insel beinahe 0 ist ; und noch andere Felsgebirge , wie der Batu-Loi't , besitzen sogar magnetische Polarität und üben schon auf einen Abstand von 1 bis 2 **) einen sichtbaren Einfluss auf die Nadel aus. Hieraus geht hervor , dass anf Java mit magnetischen Werkzeugen vorgenommene Pei- lungen nach weit entlegenen Punkten, wo ein Unterschied von '/+" oder weniger in Bogen schon einen grossen Unterschied in der Lage bedingt, für die Zusammenstellung von Örtern nur sehr geringen Werth haben , wenn die mag- netische Declination aller dieser Orte , an welchen Wahrnehmungen gemacht sind , nicht genau angegeben ist. Die meisten Blöcke hatten 3 bis 5' Dicke, einzelne aber waren auch von riesenmässiger Grösse und alle hatten unregelmässige, scharfkantige und spitz eckige Form, und lagen hier in wilder Unordnung auf einander gestapelt, so lose, dass unter und zwi- schen ihnen viele Höhlungen, ja Fenster übrig blieben, durch wel- che man hindurch sehen konnte. Einige von ihnen, L. Nr. 243 (Bat. Nr. 40) waren ein schöner hell-grauer, grob-krystallinischer Trachyt mit sparsamer Hornblende und wahrscheinlich Überreste von den ersten ältesten Kratermauern; L. 244 (Bat. 41) und Bat. Nr. 42 waren dagegen Trachytlaven in verschiedenen Über- gängen und offenbar jüngere Produkte des Vulkan's oder durch erneuerte Umschmelzung veränderte Trachyte , während man auch einzelne gelblich-weisse ganz bröckliche Massen , die durch Einwir- kung von sauren Dämpfen zersetzte Lavasteine waren (Bat. Nr. 43) dazwischen fand. Die meisten hatten noch eine harte und feste, nackte •) Theilweise geschah das schon auf Java von mir selbst. Hier in Holland wurde aber eine grosse Zahl dieser Wahrnehmungen der Amplitude von Herrn J. ÜUDEMANS berechnet, welcher talentvolle Astronom mit grösster Zuvorkom- menheit diese Arbeit zu übernehmen die Güte hatte. A. d. V. •*) Hiervon werden in dem 10. Kapitel der III. Abtheilung dieses Werkes verschiedene Beispiele angegeben werden. A. d. V. 780 und glatte Oberfläche und nur einige zeigten bereits einen Anfang von Verwitterung. Aus Felsen trüniniern dieser Art, die spitz und zackig empor- ragen , ist das höchste kleine Hörn gebildet, auf dem wir uns be- finden. Das erste Hörn, in Süd- Westen von hier, ist nur wenig- niedriger , aber etwas geräumiger ; seine Felsen sind melir mit Erde bedeckt und weniger zerstückelt, die Steinbrocken, die seine über- ilitche bedecken, sind kleiner, und das Gebüsch von Alpcnbäum- chen, die zwischen den Felsen und Trümmern Avurzcln, ist weniger sparsam als hier, l^eide Hörner bilden den höchsten Süd-Ost-Gipfel des Gebirges und führen den Namen G. - Widodaren , während das Gebirge als Ganzes G.- Ardjuno heisst. Ihr Profil gleicht, wenn man es aus der Entfernung (Ardjuno Fig. 4, 5, 6) sieht, einem Halbmond mit nach oben gekehrten Hörnern. Nach aussen (Süd- Osten) gehen sie anfangs steil, nachher aber mit einer massigen Neigung in das Berggehänge über; nach jnnen, Nord- Westen aber stürzt sich der schmale Rand, besonders des nordöstlichen Hernes, auf dem unser luftiges Häuschen steht, senkrecht in eine furcht- bare Tiefe hinab , die zwar nicht gemessen ist , aber nicht weniger als 700' betragen kann. Die Wolkcnnebel, deren Schleier sich noch nicht zertheilen wollte, erlaubten uns nur selten einen Blick in den Abgrund zu Averfen, der so tief war, dass die Casuarinenbäume, die ihn bedeckten , so klein Avie KafFeebäume erschienen. Erst gegen Abend erhellte sich die Luft. Ich hatte mir einen Sitzplatz zwi- schen den Steinblöcken ausgesucht, wo man mit einiger Sicherheit ohne Gefahr, schwindlicht zu werden und an der Thurmhohen P>1- senwand hinabzustürzen, verweilen konnte. Es war ein mit Sand ausgefüllter, höchstens 3' breiter Zwischenraum zwischen den Blöcken , auf den ich auch meinen Theodolith postirt hatte. Die grauen oder röthlich-grauen Trachyttrümmer thürmten sich nackt und kahl um mich herum, ein schneidend kalter W^ind von 7,0*^ H. pfiff durch ihre Fugen und Zwischenfenster, und unten an dem Fusse erblickte man nur Nebel , aus dem zuweilen , wie aus grund- loser Tiefe die Spitzen von Tjemorobäumen heraufschimmerten. Vorn hing in mittlerer Höhe eine düstre Wolke, welche die Fernsicht nach Norden hinderte. Doch endlich — die Sonne näherte sich sclion dem Horizonte — senkte sich diese Wolke auf das nähere Gebirge herab, und die höhern Luftschichten Avurden heiter. Da erschien das ganze Flachland von Pasuruan auf Ein- mal wie hingezaubert, wie mit einem Pinsel hingemahlt, und zog sich mit seinen grünen Feldern, mit seinen spiegelnden Sa- wali's , mit seinen Dorfwäldchen, mit seinen geraden Strassen und geschlängelten Flüssen in weiter Ferne bis Surabaja hin, nach aus- sen zu vom hell-glänzenden Meere gesäumt. Ich sah aus meiner Höhe von lOS.öO' herab auf diese schöne Kulturfläche, durch dei-en grünes Tapet sich ein Zweig des Flusses vonKediri, derKali-Brantes, hindurchschläugelte und sich nach der Ostküste zu in fast Hunderte von Armen theilte, die gleich silbernen und goldnen Schlangen- 781 linien in der dunklen Waldung des Deltalandes glänzten. Sie ver- einigten sich zu vier breiten Mündungen, die sich bei Bangil in's INIeer ergossen , während noch 2 andere Flüsse , worunter der Kali - Tretes , sich geradlinigt vom Fusse unseres Berges abwärts nach Nord-Osten zur Küste hinschlängelten. Alles glühte in dem Zauber desAbendrothes, das über der Landschaft ausgegossen lag. Diese liebliche Pracht aber dauerte nicht lange; so Avie die Sonne tiefer sank, wurde die Beleuchtung bleicher und bleicher, die Natur hüllte sich in das stille Dunkel der Nacht und nur der Gipfel des G. -Semeru nebst einigen Zacken des G. -Tengger glühte noch eine Zeit lang im Purpur des Abendscheines , der dann auch er- losch. Aber in meinem Innern blieb das schöne Bild noch lange frisch, und es kam mir vor, als müsse der Dichter ein solches Bild gesehen haben, der jene Worte schrieb, die zu Anfange dieser Skizze stehen. Von keinem andern so hohen Berge .Java's sieht man das Meer in solcher Nähe und erblickt so tiefe Meergleiche Eignen und so grosse Flüsse, die so breite INIündungen haben, so nahe am Berg- fusse, wie man von hier die reich bebaute Alluvialfläche von Pasu- ruan sieht mit ihrem geschlängelten Flussarm am Nord - Ost - P'usse des G. -Ardjuno, so dass die Aussicht von seinem Gipfel in die ferne Ebne eine der eigenthümlichsten ist. Der breite Strom von Kediri war schon zur Linken vom G. -Penanggungankegel sicht- bar, trat dann rechts von diesem Berge wieder hervor und ver- theilte sich in viele Arme, die häufig mit einander anastomosirten. Sie Avandten sich als glänzende Schlangenlinien durch die dunkle Waldung, und fielen mit 4 Mündungen in See. Zunehmende Kälte und Dunkelheit trieb mich in meine Hütte, wo ein Feuer, das ich neben meinem Lager anzünden Hess, mir mehr Rauch als Wärme verschaff'te. Ausserdem machte die Mög- lichkeit dass ein Erdbeben eintrefien könne und dass dann die nur lose verbundenen Felsentrümmer unserer Zacke unfelilbar einstür- zen A\ürden , obgleich es imr eine eingebildete Gefalu* war , meinen Schlaf unruhig, und ich Avar Avirklich froh , als das erste Morgen- grau (14. November) meine Hütte anfing zu erhellen. Ich kletterte sogleich auf den höchsten Punkt , wo ich gestern Abend meine Instrumente, gehörig bedeckt, aufgestellt hatte und beeilte mich, von der Heiterkeit der Luft möglichst schnell Nutzen zu ziehen , ehe die fernen Ostgebirge im Scheine der aufgehenden Sonne erbleichen Avürden. Ich sali am Wolkenfreien Horizont*) fast alle Gebirge Ost- Java's : dcnG.-Wilis, Kelut, Kawi (siehe Kawi Figur 4), den G.- Semeru mit dem ganzen G. -Garu- und *) Ausser einigen vereinzelten gekräuselten Wolken (ciimu/n -straf iisAVol- ken) , die hier und da über dem Tiefland, z. B. auch über der Gegend von Malang schwammen , waren die untern Luftschichten Wolkenfrei und lieiter, aber hoch über dem G. -Ardjuno und auch höher als der G. -Semeru, wenigstens in einer Hülie von 120UO', lag eine dünne leichte, aber zusammenhängende Wol- kendecke von cirro - stratas ausirebrcitet. A. d. V. 782 Tönggörgebirge, worin der G.-Bromo dampft, (siehe Sömeru Figur 1} in deutlichen Umrissen vor mir entfaltet und hinter den genannten Bergen noch das G.-Ajanggebirge und den G.-Raon hin- gezogen. Auch der G. -Ardjuno lag nun entschleiert in deutlicher Nähe vor mir, mit der gesonderten Kuppe G.-Indrokilo und dem Pänanggungankegel, der mit ihr verbunden ist und mit der langen G.-Andjesmorokette, die sich vom Süd- West-Gehänge des G.-Wa- lirang nach Westen zog. Obgleich vor Frost bebend, (die Temp. war 6,2** E..) suchte ich die topographischen Verhältnisse des Ge- sehenen so getreu als möglich zu skizziren, und unternahm dann Ausflüge durch die benachbarten Gebirgsgegenden, die nun die erste Morgensonne erhellte, während ein Theil meiner java'schen Begleitung einpackte und sich zur Rückreise schickte. Auf zwei Seiten setzt sich unser zweihörniger Gipfel G.-Wido- daren in die übrigen Bergmassen des G. -Ardjuno fort; sein Ost- Nord-Ost-Horn nämlich nach Nord-Osten gegen die G. - Indrokilo- kuppe hin, und sein West-Süd- West-Horn nach Nord- Westen , in welcher letztern Richtung das eigentliche Hauptgebirge des G.- Ardjuno liegt, aus fünf mehr oder weniger vollkommen einge- stürzten (halbirten) und durch hohe Zwiscliensattel mit einander verbundenen Kegeln (Eruptionskegeln) zusammengesetzt. Diese folgen in der Richtung von Süd-Osten nach Nord- Westen in fol- gender Ordnung auf einander: l) G. -Widodaren, höchste Süd- Ost -Kuppe des Ganzen, 2) der Kegel G.-Bakal, 3) G. -Kembar, 4) ein anonymer und 5) der letzte südwestliche Eckkegel G. - Wa- lirang , der halbirt ist und einen Halbkreisförmigen, nach Süd- We- sten offen stehenden Krater bildet. Sie erscheinen wie an einander gereihte Schornsteine auf einer gemeinschaftlichen vulkanischen Esse, die von Süd-Osten nach Nord- Westen gerichtet ist , und sind auch in der That Eruptionskegel, von denen der südöstlichste, G.- Widodaren, am ersten thätig gewesen zu sein scheint, von wo die vulkanische Wirkung nach Nord -Westen fortschritt, und neue kleine Kegel aufwarf, bis zum nordwestlichsten letzten und jüngsten Kegel: dem G.-Walirang hin, der noch jetzt thätig ist. Sie stellen sich, von der Seite, nämlich von dem Kawigipfel an ilirer Süd- Süd- West-Seite gesellen, dar wie inArdjuno Figur 1, und von der Südseite, vomBergfusse selbst, von Sisir aus gesehen, wie Ardjuno Fig. 2, während sie in ihrer verlängerten Richtung nach Nord- Westen zu, (nur wenig schief von ihrer Nord-Ost-Seite) näm- lich vom höchsten Widodarenhorne erblickt, wie in Ardjuno Figur 7 erscheinen. In Ardjuno Figur 3, 4, 5 und 6 sieht man dessen Süd zu Ost-, Süd-Ost zu Ost-, Süd-Ost- und Ost-Süd- Ost-Seite von Malang, Lawang, Kebo glagah und Tosari. Der zunächst an den G. -Widodaren gränzende Kegel ist der Gunung-Bakal, der sich jenseits eines ersten, etwa 500 tiefen Zwischenraumes erhebt und in einen stumpfen, concav - vertieften Scheitel von rundlichem Umfang endigt. Er ist mit einem Gras- überzug bedeckt, auf dem sich nur vereinzeltes Gesträuch und auch ./„/,„i,i, /;,„„/ //,, im, Mi,, ^// /irA \ V \ \v jir//i„i„ /hmr .' ff/,, yri, Tafiinrj attjiti if/l/'/j Ji,l,u«„/I,, f/./i.//i/,)/li,mi. . //r/f ///,(' /tt/i// -j // /i.hW. . /rif/iaiti /ttff,r ^ //-/i.inm.ir,' le/itiiitf^unqaii. ßigui ./n//i,/iii/i',m, > j/./i.m.-^- tv- /// 783 zerstreute Tjemoren erheben; sie erscheinen von hier auf dem hel- lem Grasgrunde wie kleine dunkle Tüpfelchen und Punkte. Sein Gipfel scheint etwa 20ü' tiefer als die Ost- Nord -Ost- Widodaren- Kuppe zu liegen. Aus seinem südlichen und südsüdöstlichen Rande dringen aus kleinen Fugen und Hitzen des Hodens noch schwache Dämpfe hervor. Dann folgt ein zweiter Zwischenraum und — wenn wir den G.- Widodaren als ersten und den G.-Bakal als zweiten betrachten, — ein dritter halb eingestürzter Kegel, G.-Kembar, der einen Halb- kreis rund um einen Trümmerhaufen von weisslicher Farbe bildet und gegen deuG.-Hakal (südostwärts) geöffnet hinsieht. Auf diesen folgt ein dritter Zwischenraum und ein vierter zum Theil eingestürzter und unvollkommner Kegel, und endlich eine vierte Vertiefung, jen- seits welcher sich der fünfte und letzte Kegel G. -Waliran er- hebt, dessen diesseitiges (südöstliches) sowohl, als nordöstliches Ge- hänge mehre senkrechte, vertikal -gerippte Säulenförmig -abgeson- derte Lavawände von grauer und gelblicher Farbe wahrnehmen lässt, während der Gipfel selbst einen Halbkreis bildet und sich einwärts senkrecht zur gerippten Kratermauer herabstürzt. Dieser Halbkreis zieht sich rund um einen Aveiten Krater herum, der nach Süd- Westen offen steht und dort unbegränzt in's Berggehänge überläuft. An dieser tiefsten Stelle des in der Richtung gesenk- ten Kraterbodens dringen aus drei neben einander liegenden Haupt- Öffnungen die stärksten Dämpfe hervor und bilden drei kleine, blen- dend-weisse Säulen, die sich in gcAvisser Höhe über dem Hoden zu einem Ganzen vereinigen. Es scheint vorzugsweise schweflig- saures Gas zu sein, das dem Krater entqualmt; denn seine in- nern Wände sind entweder durch sublimirten Schwefel oder durch zersetztes und mit SchAvefel durchdrungenes Gestein völlig gelb ge- färbt, während sich die äussern, obersten Gehänge des Gipfels in einem lichten hellen Grau darstellen. Wahrscheinlich sind sie kahl, mit Lavagereibsel bedeckt und nur dürftig mit Gras bewachsen. Schon der java'sche Name G.-Walirang, d. i. Schwefelberg, deutet einen mehr als gewöhnlichen Reichthum von diesem Körper an. ' Alle diese Kegelförmigen Kuppen sind in gewisser Tiefe ohn- gefähr von 4 bis 600' unter ihren Scheiteln, in denen ihre Füsse scharf begränzt an einander stossen, zu einem Ganzen verschmolzen und bilden unterhalb dieser Vereinigung auf beiden Seiten, auf der Süd- West- und Nord-Ost-Seite den einen gemeinschaftlichen Bergabhang, den Gunung- Ardjuno, der sich erst Hundert Fuss weiter abwärts mit zusammenliängender Waldung von Tjömoren zu überziehen anfängt, während die Kuppen selbst und ihre Zwischen- räume kahl , nur mit Gras und dürftigem Gesträuch bewachsen da- liegen ; die nähern von diesen erscheinen daher in einer grünlich- grauen Farbe mit einigen weissen Einstürzen und Wänden, an solchen Stellen, wo vormals Dämpfe hervordrangen; nach dem G.- Walirang zu aber verschwindet die grüne Nuance immer mehr, und die Gehänge des G.-Walirang mit ihrer Lavarippe liegen fast ganz 784 kahl da, in einem hellen Grau, hinter dem die gelbliche Farbe der Innern Kratermauer hervorschimmert. Die Zwischenräume der kleinen Kegel sind hier nicht ausgebreitete concave Sättel, sondern sie sind der scharfe Grund zweier aneinander stossender steiler Gehänge. lietrachtcn wir nun die Art wde sich das West-Süd-West- oder zweite Hörn des G. - Widodaren*) mit dem nächsten Kegel G.- Bakal verbindet. Ausser der Rippe, die es südsüdwestwärts aus- schickt , auf welcher Avir heranstiegen , und zwischen deren Felsen- trümmern auf der Ost- und Süd-Ost-Seite viele Höhlenartige Spal- ten übrig bleiben , verlängert sich das Hörn , indem es sich etwas herabsenkt, erst nach Westen, dann, allmählig im Halbkreis herum- gebogen, nach Nord- Westen und zuletzt nach Norden und endigt sich mit einer stumpfen, prallig - gesenkten Ecke : G. -Ambar, die man von Ost -Nord -Osten als erstes Hörn in Norden 75" Westen peilt. Bis zu diesem Punkte bildet, von dem zweiten, West -Süd- West - Hörne an , der Halbkreisförmige Kücken einen wulstigen, ziemlich breiten , an manchen Stellen flachen Scheitel, der ein- w^ärts, nach der concaven Seite zu, einen scharfen Rand bildet, und steil herabfällt, nach aussen aber sich sanfter abdacht. Einen solch massig steilen Abhang bildet die letzte Ecke der Firste: G.- Ambar auch nach Nord- Westen zu, wo sie einige Hundert Fuss tief herabfällt und mit dem Süd-Ost-Fusse des G. - Bakal zusammen stös-^t, der sich dann jenseits des Zwischenraumes nordwestwärts von Neuem erhebt. Wie uns bereits bekannt ist , setzt sich das zweite oder West- Süd- West-Horn durch einen vertieften Zwischenrücken weiter fort zum höchsten Hörne Nr. 1, das ostnordostwärts vom zweiten liegt. AVährend der mit Steintrümmern bedeckte ZAvischenrücken nach aussen eine schwache Biegung macht und sanft in das Gehänge übergeht, bildet er einwärts, auf der concaven Seite etwa 200' tie- fer, einen flachen , ziemlich kahlen, nur mit jungen Antennarien bewachsenen Vorsprung. Dieser Vorsprung endigt sich in einem gerade abgeschnittenen Rand, welcher von dem Fusse des einen Hornes bis zum andern in fast gerader Richtung herüber läuft, und sich sehr steil, ja senkrecht, in grosse Tiefe hinabstürzt. Auf diese Art bildet die Firste des G. - AYidodaren von ihrer letzten Ecke G. -Ambar an, über das zweite Hörn bis hierher (zum ersten) einen ziemlich breiten, überall zugänglichen Wulst; mit diesem höchsten ostnordöstlichen Hörne aber , dessen Fortsetzung nach der andern Seite, nordostwärts, nach demG.-Indrokilo zu wdr nun betrachten wollen, wird diese Wulst zu einem völlig schmalen, scharfen , unersteigbaren Rande , der sich nach innen in eine viele Hundert Fuss hohe Felsenmauer herabsenkt. Zunächst setzt sich das erste Ost-Nord-Ost-Horn nach Nord-Osten fort, indem es sich *) Einige Javanen nannten dieses AVest -Süd -West- Hörn G.-AVidodaren und das höchste Ost-Nord-Üst-Horn G. -Badadaren. A. d. V. 785 zugleich, und an vielen Stellen sehr steil, immer tiefer abdacht (niedriger wird), und biegt sich dann immer mehr nach Norden herum, bis es zuletzt, in der Richtung Nord-Ost vom Home I, ver- flacht ausläuft und an dem Siidfusse des G. -Indrokilo ver- schwindet. Dieser Berg erhebt sich als stumpfer, ganz mit Wald bedeckter Kegel auf dem obern Nord-Ost-Gehilnge des G. -Ardjuno und endigt sich in einem eingedrückten concaven Scheitel, der etwa lOOO' tiefer als das Hörn I, in Norden -13%" Osten von diesem ge- peilt wird. Zwischen dem Ende des G. -Widodaren und dem dies- seitigen Fusse des G. -Indrokilo bleibt noch ein ziemlich weiter Zwi- schenraum liegen , Avährend auf der andern Seite des Berges das gleichmässig herabgezogene G.-Waliranggehänge unmittelbar auf den Fuss des vorgelagerten G. -Indrokilo anstösst. Wir sehen also in der vom G.-Ambar nach Süden, Süd -Osten und Osten bis zum zweiten Hörne, von diesem zweiten Hörne nach Ost-Nord-Osten bis zum ersten und von diesem ersten nach Nord- Osten und Norden bis in die Nähe des G. -Indrokilo herausgeboge- nen, Halbkreisförmigen Firste G. -Widodaren die eine Hälfte einer alten Kratermauer vor uns, deren andere nordwestliche Hälfte von der Ecke G.-Ambar an fehlt, wahrscheinlich zerstückelt wurde, und deren höchster Punkt die beiden Hörner sind. Der Halbkieis, mit dem einen Ende an den G.-Bakal, mit dem andern an den G.- Indrokilo gränzend, umschreibt jetzt einen geräumigen, ziemlich flachen und sanft nach Nord -Osten zum G.- Indrokilo geneigten Bergraum, in welchem sich der gemeinschaftliche Nord-Ost-Abhang des Ardjunogebirges, besonders der G.-Bakal und der nächste an ihn gränzende Kegel , mit einer sehr sanften, gleichmässigen Bö- schung herabsenkt, indem er allmählig in das flache Innere die- ses Raumes überläuft, während der halbe Kreisrand des G. -Wido- daren, besonders von dem ersten Hörne an sich auf Einmal, steil, als senkrechte Kratermauer von 700 bis lOOO' Höhe in denselben hinabstürzt. Der tiefste mittlere Punkt des umschriebenen Raumes, den wir als den alten eingestürzten Kraterboden des G. -Widodaren be- trachten können, scheint wenigstens 15G0' tiefer, wo nicht noch mehr, als das Ost-Nord-Ost-Horn zu liegen und ist grösstentheils mit Tjömorowaldungen überzogen, zwischen denen nur hier und da einige kahle Grasflächen liegen bleiben. Es ist eine sanft abhän- gige Fläche, die sich der allgemeinen Neiguiig der Bergseite gemäss nach Nord-Osten senkt, auf den vorgelagerten G. -Indrokilo an- stösst, dann diesen Kegel auf beiden Seiten links und rechts um- zieht und nachher iii das äussere Nord-Ost-Gehänge des Gebirges übcrgelit. So wird der G. - Indrokilo, der ohne Zweifel auch ein alter Eruptionskegel ist, wie eine Insel von ausgebreiteten Lava-, strömen umflossen. Das eine Ende der Widodarenfirste nach dem G.-Bakal zu, G.-Ambar, zieht sich Leistenförmig nach innen mit einem scharfen Rande in das ehemalige Krater - Innere nach Norden herab, und Juughuhii, Java II. 50 786 deutet dadurch, während es nach aussen gegen den G.-Bakal hin einen sanften Bergabhang bildet, das ehemalige Kreisförmige Geschlossensein der Mauer an. Am höchsten und steilsten ist diese Mauer in der Gegend des ersten Homes und in den Punkten , die zunächst ost- und nordostwärts an dieses gränzen. Hier senkt sie sich als unbeklimmbare Felsenwand nach Schätzung gewiss lOOO' tief herab, ehe sie anfängt, mit einer Böschung in das Krater- Innere überzugehen. Ihre Felsen (Trachytlava; sind durch Spal- tungen in längliche Stücke, schiefe rhombische Säulen abge- theilt, welche Rippenartig nach innen vorspringen und grossen Mauersteinen von etwa lO' Länge und 5' Dicke gleichen, die hier durch die Riesenhand kühn aufeinander gestapelt Avurden. Nach dem obern Rande zu werden die Spalten der Mauer allmählig breiter, Kluftartiger und sondern die obersten Stücke, die zugleich unregel- mässiger werden, immer mehr von einander ab, so dass diese zuletzt als Felsentrümmer von schwärzlich-grauer Farbe *J lose und regel- los aufeinander gehäuft liegen und sich zu zackigen Spitzen , wie das erste Hörn eine ist, erheben. Ein ähnliches flaches Zwischenland, wie mit dem G.-Indro- kilo, nur viel weniger hoch , verbindet ihn mit dem Kegel Penang- gungan, und gewöhnliche Bergrippen laufen divergirend an seinen übrigen Seiten herab. Eine der merkwürdigsten von diesen Rippen, nämlich die, auf welcher wir den Berg erstiegen , haben wir bereits kennen gelernt. Sie verläuft von Tunggul rono erst in gerader Richtung ansteigend nordnordwestwärts, dreht sich dann, nach- dem sie den Gipfel fast erreicht hat und über die Zone der Wälder getreten ist, nordwärts um und setzt sich hierauf bis zum zweiten Hörne des G.-Widodaren nordostwärts fort, während dieses Hom selbst bis zum ersten ostnordostwärts weiter zieht. Sie verläuft also beinahe in der Form eines Halbkreises und ist in ihren obern Ge- genden mit schroffen Felswänden versehen. Eine weite Kluft trennt sie von einer ähnlichen Rippe, die ihr gegenüber vom ostnordöst- lichen Home des G.-Widodaren nach Sud-Osten herabzieht. In den weiten. Kluftartigen Raum zwischen beiden fällt das Süd-Ost- Gehänge des Gebirges glatt ohne Furchen herab.**) Spuren ehemaligen Menschenverkehrs auf dem G.-Widodaren. Ruinen. # J) Auf dem ersten Ost-Nord-Ost-Horne. Vom Zwi- schenrücken leiten mehre rohe, zum Theil eingestürzte Treppen •) Eine Farbe, die theils von Flechtenüberzügen , theils von Verwitterung entsteht. A. d. V. •*) In Ardjuno Figur 2 vom Pasanggrahan-Sisir am südlichen Bergfusse, also der Aussenseite, gesehen, ist *** der Kand dieser Kippe, hinter welcher der glatte Abhang des G.-Widodarfen von b. bis a. hervorragt. Ihre Wälder endigen gich in einer scharfen Grunze. A. d. V. 787 zum Ost-Nord-Ost-Horne hinauf und führen in kleine viereckige, etwa 6' und weniger im Durchmesser haltende Bäume, die von jetzt eingestürzten, etwa noch 3' hohen jNIauern umgeben sind. Sculp- turen und Statuen fehlen. iSIauern und Treppen bestehen aus rohen, länglich- viereckigen oder Plattenförmigen , meistens schon durch die Natur so geformten, unbehauenen Trachytsteiiieli. Aus- serdem drei grosse, halb in die Erde eingesenkte Wassertöpfe: Gutji daselbst vorhanden. 2) A u f d e m zweiten W e s t - S ü d - W e s t - H o r n e. Vier- eckige, geräumige, durch Kunst geebnete Plätze mit einigen klei- nern viereckigen Kammern , sämmtlich von Mauern mit Thürein- gängen umringt, die an einigen Stellen noch lO' hoch, an den an- dern weniger hoch, nämlich verfallen, abgebrochen sind. Auf einigen wurzeln alte Agapetes. Der Ruinenplatz selbst heisst : Batu-Dombo. 3) Auf dem G.-x\mbar (das letzte, etwas tiefer liegende Ende des Halbkreisförmig nach Nord- Westen verlängerten zweiten Hor- nes). AVie in den meisten Gegenden vom zweiten Home an, ist auch hier die Firste ziemlich breit , flach ; sie ist zwar mit vielen Steinen überstreut, aber doch mit Erde bedeckt, auf welcher eine Vegetation von Festucagras mit Alchemilla tUJosa Jungk., Leuco- pogon Javanicus de Vr. u. a. nebst vereinzelten Alpenbäumchen, besonders Antennaria - und Agapetes- Arten wurzelt. Dieser flache Scheitel der Firste ist ebenfalls wieder in viereckige flache Räume umgearbeitet, von denen einige 25' lang und breit und von zerbro- chenen, nur noch 3' langen Mauern umgeben sind. 4) Die schönsten und am besten erhaltenen Ruinen des G.- Ardjuno, die ihrem Alter und Charakter nach die meiste Ähnlich- keit mit den Ruinen zu Suku am Berge Lawu zu haben scheinen, befinden sich am Nord-Ost-Gehänge des G. -Ardjuno, nämlich auf dem Zwischenrücken zwischen diesem und dem G.-Indi-okilo, also noch in einer sehr bedeutenden Höhe. H. J. Domis besuchte diese Ruinen, die ich nicht selbst gesehen habe, den 21. bis 25. October 1830.*) Seiner Beschreibung zufolge kommt man aufwärts am Berge steigend dicht bei Indrokilo nach einander durch fünf Por- tale (überwölbte Thoreingänge) , die duich Treppen mit einander in Verbindung stehen und bei deren jedem sich zwei ,, Wächter" aus Stein befinden; am fünften Thore stehen ausser den Wächtern auch noch andere Statuen auf Fussgestellen. Hat man dieses fünfte, oberste Portal durchschritten, so befindet man sich auf einer Fläche, in deren Hintergrunde sich ein grosser, aber verfallener •) Siehe Indisch 3fa(jazijn I. p. 1 10. Dieser Besuch der Tempel von Domis ist zugleich der einzige gedruckte Bericht, den ich von einer Ersteigung des Berges durch fremde oder inländische Keisende habe finden können. Zwar kommt im Bat. Cour, vom 4. Scptbr. ISl'J Xr. 30 und daraus entlehnt im Ind. Mag. IL p. 43 — 47 noch eine i'irzlihlung vor von der Ersteigung des G.-Wali- rang, am IG. Aug. 1SI9, durch einen Ungenannten, enthUlt jedoch nichts, das in wissenschaftlicher Beziehung Beachtung verdiente. A. d. V. 50* 788 Tempel erhebt. Er ist von aussen auf Treppen ersteigbar, also wahrscheinlich, so wie der zu Suku, massiv, von innen nicht hohl. Zerstreut umher sowohl , als noch in Nischen bt-findlicli , kommen kleine Statuen vor. Man fand 33 solcher Statuen und 60 steinerne ,, vyasserfässer.'' 5 j 8 p ä t e r e A n m e r k u n g. Viel tiefer, als die oben erwähn- ten , findet man ebenfalls Tempel und Steinbilder in der Nahe von Trawas, einem Pasan ggrahan auf dem Zwischcnsattel, welcher den G. -Ardjuno (Walirangj mit dem G.-Penanggungan verbindet. Ins- besondere verdienen Erwähnung: a) ein riesiges, aus einem ein- zigen Felsblock gefertigtes Jüld von ]>uda, dessen Kopf allein 6' lang ist und welches sich auf dem Abhänge des G.-Penanggungan befindet; b) an demselben Abhänge, doch etwas höher, eine Kuine Namens Djölok tundo, wahrscheinlich ein Grabmonument nebst steinerner Wasserleitung und liassin's. Hier findet man viele Stein- bilder, hauptsächlich von Wisnu, die ausgezeichnet schön gearbeitet .vind, ausserdem aber auch noch Darstellungen in Relief an den Mauern, so wie Inschriften. *j Es stimmen diese Kuinen, die auf dem Gipfel des G. -Ardjuno liegen, in ihrer Form und Bauart mit denen auf der Spitze des G.- Kawi und G.-Ajang (Argopuro), wo ich noch Statuen fand, über- ein und sind ohne Zweifel auch gleichen Ursprungs, d. h. von An- hängern des Siwakultus errichtet, ehe der Koran auf Java gepre- digt wurde. Ahnliclie Plätze findet man ausserdem noch auf den Gipfeln der Berge G.-Wilis, Lawu , Merbabu, Tampomas und Tji- korai", während auf den Gipfeln des G.-Ungaran und Prau (13ieng) vollkommene und schön verzierte Tempel stehen , so wie mau sie auf den Gehängen von mehren der vorhergenannten findet. Der GipfL4 des G.-Salak, der mittlere G.-^Vajang, so wie der G.-Karang im Distrikt Djampang kulon ist wahrscheinlich von einem Grab- monumente bedeckt. Ohne Buinen und ohne alle Spuren von allem Menschen verkehr sind die Gipfel der Berge G.-Gede mit dem G.- Mandaia wangi, G. -Tangkuban prau, Patua, Pepandajan, Telaga bodas und alle übrigen Vulkane der Preanger Regentschaften , fer- ner der G.-Tjerimai, Slamat, Sumbing, Sendoro, Merapi, Kelut, Sämeru, Tenggör, Raon und Idjen, so dass man mit Recht ver- inuthen darf, dass diejenigen Vulkane, welche ohne solche Zeichen sind und von denen sich mehre mitten in Landschaften erheben, wo die Niederungen am Fusse der Vulkane, mit Tempeln überfüllt sind, damals, zur Zeit diese Tempel erbaut wurden, vor 70u bis 1000 Jahren noch in Thätigkeit waren, vielleicht von Zeit zu Zeit heftig wutheten, die meisten Preanger Vulkane der G.-Tjerimai, Slamat, Sumbing, Sändoro, Merapi, Kelut, Semeru, Raon, Idjen, während die andern, auf denen wir die Ruinen aus jener Zeit finden, G.- Tjikorai, Tampomas, Dieng, Ungaran, Älerbabu, Lawu, Wilis, *) Siehe Dr. W. A. van Hoevell, JReü over Java etc. II. pag. 100 fF. nebst Abbildungen. A. d. V. 789 Kawi, Widodaren , Ardjimo, Ajang, schon damals, vielleicht schon vor 1 000 Jahren*) gänzlich erloschen sein mussten. So erhal- ten wir auch für den G. -Ardjuno bei unsrer Unbekanntschaft mit seinen Ausbrüchen und bei der Abwesenheit aller Geschichte des- selben wenigstens einen Haltpunkt, und können mit Wahrschein- lichkeit annehmen, dass schon 700 bis 1000 Jahre vor der jetzigen Zeit sein südöstlicher Krater G.-Widodaren längst zerstückelt und erloschen war, und dass sich schon damals das vulkanische Feuer nach der Nord-West-Ecke des l^erges, nach dem G.-Walirang hin gezogen hatte. Ein merkwürdiges Beispiel, dass solche schon vor Tausend Jahren längst erloschene Vulkane auf Einmal wieder thä- tig werden können, liefert uns der G.-Ajang fArgopurogipfel) , wo die Dämpfe gerade aus derselben Stelle von Neuem ausbrachen, auf welcher die Tempel standen (s. Seite 741 ff.). Es ist nicht wahrschein- lich, dass alle die sechs Eruptionskegel des G. -Ardjuno, nämlich die 5, die in der Richtung vom G.-Widodaren bis zum G.-W"ali- rang auf einander folgen nebst dem G.-Indrokilo, zu gleicher Zeit thätig waren, sondern nach dem Beispiel anderer Vulkane, in denen sich abAvechselnd der eine Kegel öffnet oder erst bildet, auf- thürmt, Avenn sich der andere schliesst, viel glaublicher, dass der G.-Widodarenkegel der älteste der Kegel war, dass er aber auch am frühesten erlosch, und dass erst nachher die andern bis zum G.-Walirang nach einander aufgeworfen wurden. Werfen Avir nun noch einen Blick auf die Verbindung des G.- Ardjuno siidAvarts mit dem G. -KaAvi und auf die Bergketten, die sich Avestwärts vom G.-Walirang hinziehen. Wir übersehen diese am besten vom zAveiten oder AvestsüdAvestlichen Home des G.-Wido- daren. Eine lange, hohe und ganz mit Wald bedeckte Bergkette erhebt sich am Süd- West-Gehänge des G.-W^alirang etwa in einer Höhe von 4000' und zieht sich dann mit einem zackigen, sehr un- gleichen Kamme in eine mittlere Höhe von etAva 5000' Aveit nach West-Süd- Westen hin. Vom KaAvigipfel, ihre Südfront, gesehen stellt sich ihr Kamm Avie in Ardjuno Figur 1 dar. Über den tiefsten ZAvischcnpunkt der Kette, avo sie sich am Süd-West-Fusse des G.-Walirang erhebt, führte vormals ein BinnenAveg oder Berg- pass aus dem Hochlande von l^atu (Sisir) zur nördlichen Fläche her- ab nach j\Iodjo kerto. Die einzelnen Kuppen der Kette führen den Namen: G. - Andjesmoro, so heisst ihr zunächst an den G.- Ar- djuno gränzendcr östlicher Anfiing Punkt 13 in Fig. 1; G. -G6n- donggua; G.-Biru; G. -Kukusan, dies ist eine schroff ausge- zackte, nördlich vom Hauptkamme liegende Felsenspitze, Punkt 15 in der genannten Figur; G.-Dersono; G.-Kudjur; G.-lkisung raon imd G.-S6londo, dies ist ihr Avestliches Ende, Punkt 16 in Fig. 1. Weil aber auch hier, Avie geAvöhnlich, ein allgemeiner Name für die Kette als Ganzes fehlt, AvoUen Avir sie Andjesmorokette nennen. •) Über die Zeit der Erbauung jener Tempel sind die Geschichtsforscher, wie bekannt, noch nicht im Keinen. • A. d. V. 790 Ihre Firste ist ein schmaler, scharfer, von Osten nach Westen hingezogener Kamm, der auf der einen Seite, ausser kleinern Rip- pen , besonders vier, anfangs eben so hohe und schmale Haupt- querjöcher hinter einander oder nach Norden zu ausschickt, deren Seitenwände schroff und steil sind und zwischen deren oberer Ge- gend und der Hauptfirste tiefe, zu oberst Halbkreisförmige Klüfte übrig bleiben. Die obern Seitenwände des ersten und zweiten Quer- joches bilden mit der Nordwand der Hauptfirste einen wirklich Kraterähnlichen Halbkreis, und im dritten Querjoche erhebt sich, in Norden 70** Westen von hier, die schroffe Felsenspitze G.-Ku- kusan, deren zackige Umrisse man schon von Kediri (s. Kölut Figur 1) erkennt. Ganz anders, als diese Nordseitc, die zAvischen ihren Gitter- förmigen Quermauren wie durch vulkanische Ausbrüche durchklüf- tet zu sein scheint, stellt sich die Südseite der Kette dar. Diese fällt als ein gleichmässiges Berggehänge mit wenig hervorragenden Rippen sanft in das Hochland von liakir und Ngantang, das den Kesseiförmigen Zwischenraum zwischen der Kette und dem G.- Kawi und Kelut erfüllt, herab, und schickt von ihrer westlichen Hälfte bloss ein grösseres, den nördlichen Querleisten ähnliches, aber weniger hohes Querjoch aus, das nach Süden schreitend das Hochland Bakir vom Hochland Ngantang trennt und G.-Indoro- wati, von einigen auch G.-Watu kuruiig genannt wird. Wir pei- len seine stumpf- Kegelförmige Mitte in Süden 75" Westen von hier. Nach der Versicherung der Javanen kommt auf der Südseite der G.-Andjesmorokette eine Stickgrotte, Mofette, vor. Sie liegt in den mehr östlichen, dem G. -Ardjuno näheren Gegenden des Ge- birges in einer Rippe, welche G.-Dersono heisst. Die Gasquelle 791 selbst ist unter dem Namen Gua-Upas*) bekannt und wird von un- serm Standpunkt auf dem westsüdwestlichen Hörne des G.-Wido- daren in Süden 85*^ Westen gepeilt. Dort war nämlich eine Stelle im Walde kenntlich, die mir die Javanen als den Ort der „Gift- höhle" bezeichneten. Der Südabhang des ganzen G. - Ardjunogebirges senkt sich gleichmässig in einen Thalgrund hinab, der süd- und südsüdwest- wärts wieder zum G.-Kawi emporsteigt. Es ist ein weites, flach- concaves Zwischenthal, das nach Osten ganz offen steht und sich anfangs nach Osten, nachher aber nach Süd-Osten, nach Malang zu, sanft hinabdacht. Wir wollen dieses Thal nach dem Namen des Distriktes das Zwischenthal von Ha tu nennen. Kein Eücken oder Quersattel verbindet den G. -Ardjuno und Kawi, deren sanft geneigter Fuss vielmehr in der tiefsten Mitte des Zwischenthaies aneinander stösst. Vom Südgehänge der G. -Andjfesmorokette, aber namentlich ihres östlichsten, dem G. -Ardjuno näheren Theiles, der vorzugsweise G. -Andjesmoro heisst, zieht sich ein querer Damm : G.-Kadjäg wesi, in gerader Kich tun g südwärts zum Fusse des Nord-Kawi- gebirges herüber, das hier G.-l)ökong heisst, und schmilzt mit die- sem Fusse westwärts von der Kegelförmigen Vorgebirgskuppe G.- Panderman zusammen. Dieser Querdamm ist die Verbindung zwi- schen Norden und Süden, er begränzt das Thal von l^atu in Westen und trennt es von einem flachen oder nur Wellenförmig unebnen Hochlande, in welches sich der Querdamm nach Westen fortsetzt und welches zwischen der G.-Andjesmorokette in Norden und dem G.-Bökong (G.-Kawi) in Süden eingeschlossen liegt, indem es sich nach Westen zu bis zum Querjoche G.-Indorowati ausdehnt. Wir Avollen es nach dem Dorfe und seiner südwestlichen Gegend das Hochland vonBakir nennen. Es neigt sich von dem Wasser- schcidcnden Querdamme an allmählig nach Westen und Süd- Westen und ist in dieser Richtung von einem Hauptbache durcliströmt, der erst west-, nachher südwestwärts läuft und sich dann um das Süd- ende des G.-Indorowati herumbiegt: dem Kali- Konto. Das quere G.-Indorowatijoch trennt das Bakir- Hochland von einem zweiten, mehr westlich hegenden Hochlande, dem ,,Ngantang," das zwi- schen dem Ende: G.-Selondo der G.-Andjesmorokette in Norden und zwischen dem G.-K6lut in Süden eingeschlossen ist, und in Westen von einer ähnlich kleinen Bergkette, wie der G.-Indoro- wati, begränzt ist, der G. -Lusonggokette; diese streicht vom Nordfusse des G.-Kölut nach Norden und ist die westlichste Kette oder Gränzmauer des merkwürdigen vulkanischen Kreises, den der G.-Kelut, Kawi, Radjegwesi, Ardjuno und die Andjäs- niorokettc mit ihren Zwischcnjöchen bilden, indem sie das in zwei Becken getheilte Kesseiförmige Hochland umzingeln. Dieses merkwürdige und seiner Schönheit, seines kühlen Klima's wegen •) Gua = Höhle, Upas = Gift. J. K. H. 792 berühmte vulkanische Hochland sehen wir mit den Gränzber- gen, die es umfassen, wie eine Karte ausgebreitet zu unsern Füssen.*) Ich verliess den Gipfel erst gegen 9 Uhr, kam gegen 1 2 Uhr zu Tunggulrono und gegen 2 Uhr zu Singo sari an. Die hohe Cirrho- stratusdecke von diesem ^lorgen hatte eine grosse Feuchtigkeit der Atmosphäre angedeutet, die sich nun auch wirklich in einem feinen Regen zu erkennen gab, der von 11 bis 4 Uhr herabfiel. Ich traf jedoch zu Singo sari Wagen und Pferde des Herrn Dickelman, die mir vom Herumklettern nicht wenig Ermüdeten recht erwünscht kamen. Schon um 3 Uhr befand ich mich nach einer bequemen Fahrt vor der Gastfreien Wohnung zu !Malang. Vulkan 37: G.-Penanggnngan. 0 Hierzu gehört Pcnanggungan Figur 1. Ich habe diesen Berg, der zu den ganz erloschenen Vulkanen fEruptionskegeln) Java's gehört, nicht erstiegen und seine Lage nur aus Peilungen von verschiedenen entfernten Punkten , so wie seine äussere Beschaffenheit nur von dem 10350' hohen Gipfel G.- V/idodaren herab kennen lernen, von wo man ihn so erblickt, wie er in Penanggungan Figur 1 dargestellt worden ist. Aus grös- serer Entfernung, als diese, gesehen, erscheint er viel spitzer und steiler. Seine Höhe beträgt nach Schätzung 5000'. Er erhebt sich nord- 11 bis 12" ostwärts von dem höchsten Home des G.-Widoda- ren auf dem Nord-Ost-Fusse des G. -Ardjunogebirges, namentlich auf dem Fusse von dessen nordwestlichstem Kegel: G.-Walirang, und hängt mit dem Nord - Ost - Gehänge des G.-Walirang durch einen etwa 1500' hohen, verflachten Zwischensattel zusammen, der sich vom G. - Waliranggehänge, wenn man ihn von der Seite er- blickt , als eine sanft geneigte Fläche sehr gleichmässig bis an den iunernFuss des G. -Penanggungan herabzieht, avo er seinen tiefsten Punkt erreicht. Auf der andern Seite in Nord- Westen, Norden und Nord-Osten fällt sein Gehänge ununterbrochen gleichmässig in die tiefe Küsteiifläche zwischen Surabaja und Pasuruan herab. Er ist also als kleinerer vulkanischer Kegel dem Nord-Nord-Ost-Gehänge des Hauptvulkanes G.-Walirang vorgelagert. Seine untersten Regio- nen und das verflachte, zum G. - Walirang sanft ansteigende Zwi- schenland sind grösstentheils mit Wald bedeckt, während die ganze obere und grössere Hälfte des Berges kalil , scheinbar von allem Baumwuchs entblösst daliegt. Er steigt also als ein isolirter Kegel- *) Über die topogi-aphischen Verhältnisse gebirgiger Länder im Grossen, über das Streichen der Bergketten, die Verbindung derselben mit einander, die Zerspaltung in Rippen, den Verlauf derselben und ihrer Zwischenklüfte, mit einem Worte, über die ganze äussere Form des Gitterwerks der Gebirge kann man sich am besten und schnellsten von hohen Gipfeln aus unterrichten. A. d. V. 793 berg empor und endigt sieh in eine ziemlich steile, Kegelförmige Spitze, deren flach-convexer Scheitel offenbar stumpf und geschlos- sen ist. Seine bleiche, gelblich -graue, lichte Farbe stellt ihn, aus bedeutender Entfernung gesehen, täuschend ähnlich als einen noch thütigen, kahlen, etAva mit vulkanischem Sand und Gereibsel be- deckten Kegel dar; aus grösserer Nähe aber und mit dem Fernrohr betrachtet, gewahrt man deutlich, dass er von seinem untern ]^ritt- theile an bis zum obersten Scheitel ganz und gar mit einer Gras- decke, Avahrscheinlich von x\lang alang, überzogen ist, auf der sich nur noch ein Paar vereinzelte Stückchen Wald erheben. WÄirscheinlich war er vormals überall mit Waldung bekleidet und verlor diesen Schmuck erst durch Ausrodung. Divergirende Rippen laufen auf allen Seifen von seinem Gehänge herab und bilden in einigen Gegenden seines obern Umfanges stumpfe. Höckerartige Vorsprünge, als ob sie aus aufgestauter oder seitwärts hervorgequol- leiier Lava gebildet wären ; sie brauchten nur noch wenig höher zu sein, um Zwillingskuppen von der Art, wie der G. -Kömbang am West-Süd- West-Gehänge des G.-Sendoro, und ähnliche zu bilden. Die Geschichte des G.-Fenaiiggungan ist gänzlich unbekannt und seine Ausbrüche fallen wahrscheinlich in die erste Thätigkeits- periode des G. -Ardjuno, mit dem sein nun verstopfter Ausbruchs- schacht ohne Zweifel in einen gemeinschaftlichen Heerd zusammen mündete. Schlamm- und Gasquelle von Java Nr. V. Schlammhügel bei Pulungan. Hier zu Ende des G.-Penanggungan bietet sich eine passende Gelegenheit an, um zwei Schlammvulkane, Gasquellen, zu be- schreiben, die aus dem sumpfigen Alluvialboden südwärts von Sura- baja hervorgebrochen sind. Ich halte diesen Ort dazu für passend, weil der G.-Ardjuuo und noch mehr der G.-Penanggungan diejeni- gen Vulkane sind, denen sie am nächsten liegen. Sie sind vom Fusse des letztern, geradlinigt, nach Nord - Nord - Osten etwa 1 5 Minuten entfernt und liegen bei den Dörfern Pulungan und Kalang anjar und zwar neben einander, kaum Vi Pf^ihl weit in der Richtung von Westen nach Osten von einander entfernt, näm- lich 10 Pfähle südwärts von Surabaja- Sie liegen zwischen der grossen Poststrasse, die von dieser Stadt nach Süden fxihrt und dem Seestrande, und entlehnen ihre Namen i^on den Dörfern, die ihnen am nächsten liegen, l^er Hügel von Pulungan ist der west- lichere von beiden, welcher der Strasse nälier liegt und weiter als der folgende, etwa 3 Pfähle weit, vom Seestrande entfernt ist. Er ist, wie der folgende, 30 bis 35' hoch und gleicht diesem in Gestalt und Zusammensetzung so vollkommen, dass die Beschreibung des folgenden auch auf ihn anwendbar ist. 794 Nur eine Erscheinung zeichnet ihn aus, die bei dem folgenden nicht beobachtet wird. Die Gas- und Schlammausströmungen sei- nes Scheitels waren in 1838, zur Zeit als ich beide Hügel im Monat Juni besuchte, nur noch gering und viel geringer, als die des fol- genden, aber sein Scheitel war mit einer Menge von Trümmern, Bruchstücken, gebackner rother Steine (Ziegelsteine) bedeckt, welche ihrer Beschaffenheit nach vollkommen den Backsteinen gli- chen, woraus viele von den Palästen und Tempeln des alten Kaiser- reichs erbaut waren, deren Kuinen jetzt in den Wildnissen von Modjo pait, 26 bis 30 Minuten von hier entfernt, zerstreut liegen. Uurch Menschenhand konnten diese ]5acksteintrümmcr hier%uf diesen Schlammhügel nicht hingelangt sein , wo kein Javan etwas zu verrichten hat. Auch Avaren sie nicht neu , sondern trugen die Zeichen eines hohen Alters. Die meisten waren nach Art der Ge- schiebe abgerimdet und ausserdem auf jene eigenthümliche Art angefressen ausgehöhlt, gerade so, als wenn sie geraume Zeit lang der Wirkung strömenden Wassers und der Mceresfluthen ausgesetzt geAvesen wären. Da die Hügel nun im Delta des Kali-Brantes lie- gen , nämlich an der Basis von diesem Delta , nahe am Seestrande, in einer Gegend, die gewiss noch vor kurzer Zeit Meeresboden war, da sie aus salzigem Thon — erhärtetem Schlamm — bestehen und auf keine andere Art gebildet sein können, als nur sehr allmählig aus dem Überquellen dieses Schlammes nach allen Seiten von einem Mittelpunkte aus, nachdem ihn die aufsteigenden Gasarten vom Boden des Meeres oder aus der Tiefe des alluvialen Grundes mit emporgetrieben hatten, so kann das Vorhandensein jener l^ackstein- trümmer nur dadurch erklärt werden, dass sie zugleich mit dem zähen Schlamme aus der Tiefe des Meeres, das früher hier gestan- den haben muss, mit emporgetrieben Avurden. Wir finden also hierin einen neuen BeAveis für das ehemalige Vorhandensein des Meerbusens von Modjo pait an der Stelle des jetzigen Delta's vom Kali-Brantes , das ich bereits S. 82 ff. versucht habe, Avahr- scheinlich zu machen. Wie viel die Ausbrüche des Gunung- Kelut zur Erhöhung des Bodens durch Alluvion können bei- getragen haben, kann man A^crmuthen, Avenn man sich solche heuttägige Ereignisse in die Erinnerung ruft, Avie sie S. 496 f. be- schrieben Avurden. Denn diese Trümmer menschlicher Kunstwerke können von dem Orte ihres Ursprungs, welcher 26 bis 30 Minuten von ihrer jetzigen Stelle entfernt liegt, nur durch die Strömung des Elusses so Aveit hinab auf den Meeresboden gelangt sein bis zu der Gegend, avo die Gasquellen aus diesem hervordrangen. Als nun der Meeresboden dui;ch zunehmende Anschwemmung so Aveit er- höht Avorden Avar, dass er sich in trocknes Land verAvandelte, höher als das NiA'eau des INIeeres, so konnte der Schlamm, den die Gas- blasen vor sich hertrieben, sich nicht mehr im Wasser auflösen und verbreiten, er kam nun mit der Luft in Berührung, er musste trocknen und sich allmählig zu einem Hügel anhäufen, dessen Mitte die Gasarten — Avie die Dämpfe der Feuerberge ihren Vulkan- 795 Schacht — nun erst durchdringen müssen, um auf dem Gipfel des Hügels sichtbar zu werden ; bis auf diesen Gipfel sind nun auch die Steine mit emporgetrieben worden. Wenn diese Erklärungsart die richtige ist , — und der Thatsachen sind viele, die für dieselbe sprechen, — so sind diese Hügel, diese 35' hohen Schlammvulkane, nebst dem ganzen Lande rund um sie her jüngerer Entstehung, als die Tempel von Modjo pait, die aus jenen Hacksteinen erbaut wurden und das 8.82 ff. über den Meerbusen Gesagte, der sich noch in der Mitte des 13. Jahrhunderts bis nahe zu den jetzigen Ruinen von Modjo pait ausdehnte, gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Gasquelle von Java Nr. VI. Schlammhügel bei Kalang anjar. Hierzu gehört Kalang anjar Fig. 1 bis 2. Er liegt einen halben Pfahl ostwärts von dem vorigen amd etwa noch zwei und einen halben Pfahl vom Seestrande entfernt. Das Terrain, auf dem er, wie der vorige, aufsteigt, ist morastig und mit vielen halbsalzigen, stehenden Gewässern bedeckt, zwischen denen sich nur schmale Dämme mit Rhizophoren, besonders mit Bruguiera carijophylloides besetzt, hinziehen. K a lang anjar Figur 1 stellt den 30 bis 35' hohen Hügel als ein Ganzes dar, so wie er sich iso- lirt mit einer etwa lOOO' breiten Basis aus der Sumpfebne erhebt. Wie es scheint, ist er eben so, wie der vorige, ganz aus verhärtetem, salzigem Schlamm aufgebaut , der hauptsächlich aus Thonerde be- steht; ausgewittertes Salz erscheint an seinen Gehängen, die nur mit vereinzelten Sträuchern einer stachelichten Acacia, so wie sein Scheitel mit einer Sahola bewachsen sind. Kalang anjar Fig. 2 stellt seinen Scheitel vor, dessen höchste mittlere Gegend 2ü' breit ist und ganz und gar von einem Teiche gebildet wird. Es ist ein rundliches Becken , angefüllt mit einem sehr feinen , grauen , voll- kommen mit dem Wasser zu einem noch ziemlich flussigen Teige vermengten Schlamm, aus welchem sich aller 1 bis 3 Secunden eine Anzahl von 3 bis 6 oder mehr Gasblasen erheben, die nur 3 bis 6" im Durchmesser haben und mit einem gelinden Geräusche platzen. Das Niveau des Schlammes liegt in vollkommen gleicher Hohe mit dem Rande des Teiches, der weder erhöht, noch flach-erweitert ist. Der höchste Scheitel des Berges wird daher von flüssigem Schlamm allein gebildet, der den ganzen höchsten Raum einnimmt. Wenn nun der Schlamm durch die aufsteigenden Gasblasen in Bewegung gebracht ist und kleine concentrische Wellen entstanden sind , die sich ausweitend nach dem Rande zu bewegen, so fliesst der Schlamm an einzelnen Stellen , abwechselnd bald hier, bald da, in kleinen Strömen über den Rand des Teiches und der Berg vergrössert sich dadurch allmählig, indem der übergelaufene Schlamm erhärtet und hellgraue, an Gewicht sehr schwere Krusten bildet. Der nasse 796 Schlamm ist dunkelgrau; der flüssige Schlamm lässt keine Tempe- raturerhöhung erkennen. Die hervorbrechenden Gasarten sind durchsichtig, d. h. unsichtbar, man kann nach dem Zerplatzen der Blasen -weder etwas Dampfartiges bemerken, noch irgend einen Geruch verspüren. Die Abhänge des Thonhügels sind von ausge- schlagenem Salz hier und da wie mit Reif bedeckt. Zur Fluth- zeit des Meeres, so behaupten die Javanen, soll der Schlamm stär- ker ausströmen C). Wahrscheinlich ist es die grössere Zähigkeit Tgeringere Fluidität) des Schlammes, Avelcher die Gasquelle bei Kmvu ihre grössern, 10 bis lo im Durchmesser haltenden, Blasen- artigen Erhebungen verdankt. Einen Hügel können die dortigen Auswürfe von Schlamm aber nicht bilden, weil die Ebne Bledug nur die Oberfläche eines Beckens zu sein scheint, das in seiner Tiefe noch ganz aus Breiartigem Schlamme besteht , mit dem sich das durch die aufsteigenden Gasblasen Ausgeschleuderte immer wieder vereinigt; denn wenn auch dieses Schlammbecken an seiner Oberfläche hier und da mit einer erhärteten , elastischen Kruste bedeckt ist, so ist diese Kruste doch nachgiebig und sinkt unter dem Gewicht darauf geworfener Körper ein , so dass ihr flaches Niveau stets erhalten bleibt. Bei Surabaja aber sind die Local- verhältnisse, wovon die äussere Gestalt der Gasquellen (Schlamm- vulkane) abhängt, von anderer Art; die Off"nungen oder Schlamm- kanäle, aus denen das Gas emporsteigt, haben sehr geringe Ausdehnung, sie sind Schachtähnlich, nicht Kesseiförmig um- schlossen, sondern liegen in einer offenen Fläche und durchbrechen einen Alluvialboden, der eine grössere Festigkeit besitzt als der Boden von Blödus". Das centrale Eochland zwischen den Vulkanen Gunung-Ardjono, Kelut und Eawi. „Und die Welt wird alt und wird wieder jung, ,,Und der Mensch hofft immer Verbesserung." (Schiller.) Ngantang, den 20. November 1S44. Ich war nach Ersteigung des G.- Ardjuno mit geschwächter Gesundheit zu Malang angekommen und empfand nun , besonders wegen sehr lästigen, rheumatischen l>eschwerden, das Bedürfniss einiger Kühe. Nirgends hätte ich dieses Bedürfniss besser befrie- digt sehen können, als in dem Gastfreien Hause des Herrn Ass.- Residenten von ]Malang, wo ich vier Tage lang die freundlichste, zuvorkommendste Pflege genoss, so dass ich mich am 19. November schon wieder hinlänglich gestärkt fühlte, um meine Rückreise vor- 797 läufig nach Solo anzutreten. Nicht ohne aufrichtiges Dankgefühl nahm ich Abschied von Herrn Dickelman und den Seinigen, wo ich so viele Beweise besorgter Theilnahme genossen hatte. Ausser- dem ist es mir eine höchst angenelmie Pflicht, hier dem Herrn Residenten W. de Vogel meine innige Erkenntlichkeit darzulegen für die ausgezeichnete Assistenz , welche ich auf allen meinen Kei- sen und Unternehmungen in Pasuruan genoss. Ich legte die ersten sieben Pfähle gestern zwischen Malang und Singaling zu Wagen ab und begab mich dann auf der überall guten und breiten Strasse noch fünf Pfähle Aveiter bis Sisir, Desa und Pasanggrahan im Distrikt 13atu, wo ich um 9y+ Uhr anlangte. Dieser Ort liegt in der höchsten, westlichen Gegend des Zwischen- thaies zwischen dem G.-Ardjuno und dem G.-Kawi, dem letztern Berge am nächsten. Der tiefste Punkt des Thaies, wo die beider- seitigen Gehänge zusammenstossen, und wo der Hauptbach durch- strömt, liegt etwa noch i'o Pfahl vom Pasanggrahan entfernt, nord- ostwärts nach dem G.-Widodaren zu, der mit den übrigen Kuppen des G.-Ardjuno in den Umrissen der Ardjuno Figur 1 von Nor- den 33" bis Norden 20" Osten sichtbar ist. Die Neigung der Rippe ***, auf welcher man zur .G.-Widodarenkuppe aufsteigt, beträgt in den steilsten , obern Gegenden höchstens 20 und in den mittlem und untern nur etwa 5 Grade. In Süd -Westen erhebt sich der nächste Theil des G. t Kawi : die Kegelförmige Yorgebirgskuppe G.-Panderman, hinter Avelchem der lange, gerade Querdamm ent- springt, der sich von Süden nach Norden zur G.-Andjesmorokette herüberzieht und das Zwischenthal Batu in Westen begränzt. Während jene Kette selbst, so wie die Gehänge des G.-Ardjuno von 5000' und westlicher schon von 4000' Höhe an mit Wald be- deckt sind, ist der Querdamm selbst kahl, nur mit Gras bewachsen. In Folge ihrer Höhe beim Pasanggrahan von etwa 2700 *J geniesst die Landschaft Batu ein sehr gemässigtes Klima, sie ist reich be- baut und producirt viel Kafiee. Eine warme Quelle, einige Pfähle westwärts von Sisir, verdient noch Erwähnung. Sie entspringt im Hintergrunde eines kleinen, engen Nebenthaies, oder einer Thalbucht, die zwischen dem G.-Pand6rman und dem Anfange des Querdammes G. -Radjög wösi liegen bleibt und sich nordostwärts mit dem Bache, der sie durchrieselt, in den Hauptthalgrund von Batu herabzieht. So ist das kleine Hebliche Thal auf drei Seiten von grasigen , ziemlich steilen Gehängen umgeben und steht nur nach Nord-Osten offen. Die Quelle — Singuriti**) ist ihr Name — entspringt also am nordöstlichen G. - Kawifusse und gehört dem Gebiete dieses alten Vulkan's an. •) Diese Höhe von Sisir, mit den drei folgenden vom Querdamme Ngan- tang, Radjeg wesi und Baku! sind unsicher, s. I. Abthl. S. 07. A. d. V. •*) Wahrscheinlich ist dieser Ort derselbe, welcher auf der Karte von Le Clercq ,,Singoredjo" genannt ist. A. d. V. 798 Das Wasser sammelt sich in zwei verschiedenen, kiinsUich ausgemauerten Becken, die etwa 20 Schritte weit von einander entfernt liegen. 1) üas äussere, obere Becken ist viereckig, von 6' Durchmesser und liegt offen , neben den Fundamenten eines klei- nen, alten Tempels, in dessen Schutt wir noch eine Durgastatue fanden. Das Wasser, in welchem viele Gasblasen von Kohlensäure aufbrodeln, war ohne Geruch und schmeckte Avie eine schwache Auf- lösung von Carhonas Sodae. Die Temperatur bei 1 8,0" R. Luftwärme im Schatten war um 1% Uhr: 26,0" R. oder 90,5" F. — 2) Das untere ISecken ist 6' lang, 4' breit, 1 74' tief und von einem Bambus- häuschen um- und überbaut. Boden und Seitenwände sind mit einem Orangegelben Überzug (Eisenoxydhydrat) bedeckt, den das Wasser allmählig gebildet hat; dieses ist ohne Geruch, ohne auf- steigende Gasblasen und viel schwächer salzig von Geschmack, als das obere ; es schmeckt fade, fast wie reines warmes Wasser. Seine Temperatur aber Avar höher und betrug zu gleicher Zeit 35,25" R. oder 111,3" F. Das Thermometer blieb 74 Stunde lang im Wasser eingesenkt. Die Menge des Wassers , das aus einer kleinen Rinne in das Becken strömt, beträgt in einer Minute ungefähr vier Maass, so dass das Becken binnen zwei Stunden voll zu laufen pflegt. In- dem das Wasser nach dem tiefsten Grunde des kleinen Thaies zu abfliesst, macht es Niederschläge und bildet Krusten, die aussen hellgrau, innen gelblich -grau und bedeut^id hart sind und sich allmählig zu geräumigen Terrassen angehäuft haben. Sie senken sich Treppenförmig in den Thalgrund hinab ; ausserdem sind Baum- stämme, Zweige, Bambus- und Glagahstengel, die zufällig dalagen, von gleichen Sedimenten Krustenartig überzogen und nach Auf- lösung oder Vermoderung des Innern Körpers nicht selten in Röh- renartige, hohle Massen verwandelt. L. Nr. 242 (Bat. Nr. 50). Es scheint, dass diese harten Krusten vorzüglich aus schwefelsau- rer Kalk erde, Alaunerde mit etwas Kieselerde und Eisenoxyd bestehen. Nach einer qualitativen Analyse des ,, Stadtapothekars von Surabaja'', wovon ich dem Herrn Residenten de Vogel einen Aus- zug verdanke, enthält das Wasser des obern, ofinen Beckens (Nr. I.) ausser freier Kohlensäure in 32 Unzen Wasser: 40 Gran Carhonas Calcis , namentlich Murias Calcis und Spuren von Sul- phas Ahaninae , kein Eisen; die Temperatur im Juli 1841 wird zu 90,0" F. angegeben, ich fand sie am 20. November 1844: 90,5" F. Das Wasser des untern heissern, überbauten Beckens enthielt ausser etwas freier Kohlensäure, eine ganz gleiche Menge von Salzen, (40 Gran in 32 Unzen,) und diese waren: Carhonas Ferri, Murias Ferri , Carhonas Calcis , viel Murias Calcis , Sulphas Calcis mit Spuren von Sulphas Magyiesiae; die Temperatur war im Juli 1841: 110,0" F.; ich fand: 111,3". Da diese warmen Mineralquellen, wie aus dem daneben er- bauten Tempel und der Einmauerung der Becken hervorgeht, schon zu den Zeiten der Hindukolonisten auf Java bekannt und also wahrscheinlich auch als Heilquellen benutzt waren, so ist es in der 799 That zu bedauern , dass jene frommen Priester noch keinen Ther- mometer hatten und uns keine Hcobachtungen hinterHessen, woraus A^är ersehen könnten , ob und um wie viel die Wärme des Wassers seit 700 oder 1000 Jahren zu- oder abgenommen habe. Man erin- nere sich, dass der Krater des Vulkan's (des G.-Kawi) schon längst gänzhch erloschen ist, und dass die Quelle in grosser Ent- fernung vom Centralgipfel , an dem äussersten Fusse seines nörd- lichen Vorgebirges entspringt. Ich begab mich diesen Morgen (20sten) weiter nach Westen durch das Hochland, um über Ngantang nach Kediri zu reisen. Zunächst von Sisir führt der bequeme Reitweg einige Pfähle weit zwischen Sawah's hin und berührt dann den östlichen Fuss des Querdammes G.-Radjeg wesi an der Stelle, wo links ein Nebenpfad zur warmen Quelle Singuriti nach Süden abführt. Er steigt dann in Windungen am Ostgehänge dieses Bergrückens hinan, dessen Rand wir um 8 Va Uhr, also nach l 'Astündigem Ritt seit Sisir erreichten. Die Passhöhe neben einem Pendopo beträgt 3650'. Der G.-Radj6g wesi zieht sich, als Rand, fast in gerader Richtung nach Norden, zu dem Östlichen Theile der Andjesmorokette, die von dort an nach West-Süd Westen streicht. Während er sich nach Osten zu, d. i. in dem weiten Thalgrund zwischen dem G.-Ardjuno in Nord-Osten und dem G.-Kawi in Süd- Westen, prallig steil, üammartig herab- senkt, setzt er sich nach Westen in fast gleicher Höhe, oder doch nur wenig geneigt, in ein welliges Plateau fort, das sich nur sehr allmählig westwärts abdacht, und dessen Ausdehnung zwischen dem Nordfusse des G. - Pokong (G. - Kawi) und der Andjesmorokette, nebst ihrem queren Zweige G.-Indorowati, wir schon vom G. -Ar- djunogipfel aus überschauet haben. Der G.-Andjesmoro und G.-In- dorowatizug umschliessen es beide in Norden und in Westen fast in einem Halbkreis. Der Grund des Wellenförmigen, nur Stellenweis ganz flachen Hochlandes ist eine Wildniss von hohem Grase, auf der nur vereinzelte Räume und Waldgruppen stehen. So frisch das Grün seiner Grasfluren ist , so angenehm kühl sein Klima und so romantisch schön es rundum von waldigen Hergketten umzingelt ist, so liegt es doch grösstentheils wüst da und unbewohnt. Dieses Hochland in einiger Tiefe zur Rechten, setzten wir unsere Reise fort auf einem Wege, der sich an dem untersten, nörd- lichen Gehänge des G.-Kawi, (G. - Bokong) in Hunderten von Krümmungen hinzog; den G.-Indorowati im Gesicht ritten wir im Allgemeinen westwärts, wir kamen um 9 Uhr durch die tiefe Kluft (Djurang) des K.-Ladju, der sich vom G.-Kawi herabzieht und sich Aveiter unten, rechts, in die Hauptkluft des Kali - Konto ergiesst; wir setzten unsre Wanderung fast stets in gleicher Höhe, (quer) am Berggehänge fort, kamen durch noch eine Kluft und erreichten um 9y4 Uhr Desa-Bakir. Dieses liegt in der südwestlichsten Gegend des Hochlandes, auf einem Vorsprunge des G.-Kawigehänges und ist nur durch die tiefe Kluft des Kali -Konto von der steilen Bö- schung des G.-Indorowati getrennt, der sich gegenüber, seine Mitte 800 in Norden 40" Westen, erhebt; derG. -Kawi steigt in Süd- Süd- Osten empor; die Höhe des Orts kann nicht viel weniger, als die des Passes iiber den G.-Eadjeg wesi betragen. Von hier steigt der Weg an einer lang und tief herabgezogenen Böschung zum Svid-Süd-Ost-Fussc des G.-lndorowati nieder, wo die Kluft des Kali- Konto, als einziger Abzugskanal der Gewässer dieses Hochlandes vorbeizieht. Sie wendet sich erst Südwest-, nach- her südwärts und zieht sich um den weit nach Süden vorgeschobenen Fuss des G.-Indorowatijoches herum; auf der einen, Nord-West- und West-Seite, also zur Rechten, vom Gehänge dieses G.-Indoro- wati, auf der andern, Süd-Ost- und Ost-Seite, oder zur Linken, von einem langen, ablaufenden Rücken des G.-Kawi eingeengt, bildet sie eine 3 bis 500' breite Spalte, die sich in Schlangenlinien zwischen den oftmals senkrechten und 2 bis 30 o' hohen. Waldbedeckten Wänden hindurchkrüramt. Auch ihre Sohle ist mit Wald bedeckt, manchmal ein Paar Hundert Fuss breit, oft aber auch so eng, dass der Bach zwischen den zusammengetretenen Seitenwänden ihren ganzen Raum einnimmt. In Tausenden von Krümmungen braust dieser ansehnliche Jiach zwischen den Trachyt*j- Trümmern, die sein Bett erfüllen, hindurch. Er wird vom Anfange, unterhalb Bakir, bis zum Ausgange der Kluft nicht w^eniger als dreizehn Mal von der Strasse überschritten, die theils auf hölzernen, thcils bam- buseneu l>rücken vom einen zum andern L'fer tritt, das erste Mal vom rechten zum linken und das letzte Mal vom linken zum rechten. So legt man durch die zwar nur allmählig, aber anhaltend tiefer gesenkte Sohle der Kluft, zu Pferde, etwa in einer Stunde den Weg zurück, der zu den schönsten und romantischsten von Java gehört. An einer Stelle , ungefähr in der ]\Iitte des Thaies, stürzt sich von der linken oder G. -Kawi -Seite ein 75' hoher Wasserfall herab und vermehrt die wilde Xaturschönheit dieser Gegend. Wir erreichten um 1 1 Lhr den Ausgang des Thaies und be- traten nun einen zweiten, etwas niedrigem Gebirgskessel, der sich vor uns aufthat. Düstre Waldung umgab uns bisher. Da schim- merte vorn , in sanfter Tiefe , das Dörfchen Ngantang mit seinen Kokospalmen und mit den Sawah -Terrassen, die es umringen. Es blickte uns so freundlich entgegen, ein kleiner, reich bebauter Menschensitz, einsam zwischen U'aldgebirgen, die es rings umthür- men. Die tropische Pracht seines Palmenhains, das gastliche Aus- sehen seines Pasanggrahan's schaute aus den waldigen Einöden um so einladender hervor, als Regenwolken sich düstrer über uns zu- sammenpackten ; der ganze Himmel Avurde schw^arz , der Donner rollte und einzelne Blitze zickzackten schon vor uns auf dem Pfade. Unter solchen Zeichen nahenden Gewitters erreichten wir um *) In allen und jeden Bächen auf dieser Reise wurde Untersuchung nach den Felsarten gethan , wo also nur eine Gesteinart genannt ist, bedeutet das, dass in der Gegend keine Spur von andern Gebilden vorkommt. A. d. V. 801 12 Uhr den Pasanggrahan , wo uns die Schläge des Gamelan's be- grüssten , draussen aecompagnht von der betäubendem ]\Iusik der Wolken , und von dem Fallen des Regens , der nun unaufhörlich bis gegen Abend strömte. Bei dieser Unfreundlichkeit der Aussen- natur lernten wir das Vortreffliche eines guten ])aches und Zimmers, das wir hier fanden, besser schätzen und erquickten uns desto behag- licher an den Erfrischungen der Tafel, je mehr es draussen stürmte. Einen eigenthiimlichen Anblick gewährt der G. -Kelut, von Ngantang in Süd-Süd- Westen und Süd- Westen gesehen, von wo er sich in den Umrissen von Kelut Fig. 5 darstellt, ausserordentlich zerklüftet und zerrissen ; c. die höchste Ost-, d. die Nordecke. Sein Ostfuss schmilzt mit dem AVestfusse des G. - Kawi zu einem wal- digen, lang hingezogenen, nur sanft ausgeschnittenen, in der j\Iitte X- gänzlich flachen Zwischensattel zusammen, dessen tiefste jNIitte V, über welche der Pass nach Welingin führt , man direkt in Süden von hier erblickt. Sie scheint ungefähr gleich hoch mit Ngantang, nämlich 1S50' zu sein. Unter allen bewohnten Örtern ist Ngantang derjenige, welcher dem G. -Kelut, dessen Nord-Ost-Fusse, am näch- sten liegt, von wo aus also der Gipfel des Berges, der nur noch etwa 3000' höher ist, am leichtesten ersteigbar sein wird. Übrigens hatte dies noch kein Javan versucht. Sein Fuss ist nur durch eine Kluft vom kleinen Ngantangplateau getrennt, nämlich durch (he des Kali-Konto, welcher durch den südlichen, etwas tiefern Theil der Ngantangfläche quer nach Westen fliesst, und dicht am Nord- Ost- und Nord-Fusse des G. -Kelut vorbeizieht. Dieser ist ganz mit Wald bedeckt und steigt sehr sanft und allraählig empor. Also der G.- Kelut und der flache Zwischensattel zwischen G.- Kelut und Kawi begränzen die Fläche von Ngantang in Süd- Westen und Süden; in N o r d - O s t e n ist es das westliche Ende der G.-Andj6s- morokette: der G.-Selondo und in Osten und Süd-Osten ein Querzweig des G.-Selondo, der sich von Nord - Osten nach Süd- Westen herabzieht und den wir als die Avestliche Hälfte des ge- spaltenen G.-Indorowati-Joches betrachten können, welches Ngan- tang vom Hochlande von Bakir trennt; wir wollen ihn die Ngan- tangkette nennen ; er fängt in Nord-Osten an, seine höchste Kuppe G.-Kukusan in Norden G5V2" 0.sten mag 700' höher als Ngantang lieo'en, noch andere Kuppen dieser Kette heissen: G— Pßkaton, G.- Kambal ; von dort streicht er nach Süd- Westen und senkt sich zugleich immer tiefer herab, bis er sich Süden 25" Osten, etwa einen Pfahl weit vom Dorfc endigt, eben dort, wo wir aus dem K. -Kontothaie an seiner, d. i. desG.-Indorowati (im Allgemeinen) Südspitze hervortre- tend, die Desa-Ngantang zuerst erblickten. DieO.-Ngantangkctte ist mit Wald bedeckt und hindert die Aussicht auf den G.-Kawi und den Ostzweig des G. - Indorowati, von denen man nur die Scheitel Jungilubn, Juvu It. 51 802 erblickt, die in Süden 53" Osten und Norden 50° Osten über den Kannn hervorschauen. In Westen aber ist es ein fast gänzlich isolirter, kleiner Ikrg- zug, die ,,G.-Lusonggo"-Kettej die Ngantang bcgränzt. Sie fängt am Xord-Fusse des G.-Kelut, in West-Süd- Westen vom Dorfe an sich zu erheben; sie streicht von dort an mit einem sehr schmalen, scharfen Kamm, der iji seinen höchsten Punkten 5 bis 700' über Ngantang geschätzt wird , von Süden zu Westen nach Norden zu Osten und endigt sich dann wieder, so dass dort zwischen ihrem Nordende und dem Westende des G.-Selondo ein offener Zwischen- raum übrig bleibt. Nach diesem Zwischenräume zu, über den ein Weg nach Kediri führt, der Pass von Bakul, hebt sich das Plateau von Ngantang noch einige Hundert Fuss, es steigt also im Ganzen von Süden nach Norden an. ]Mehre Querrippen laufen von der klei- nen Westkette herab, deren erste hohe Kuppe in Süden SO" Westen vom Dorfe, eben so wie ihr höchster mittlerer Punkt ,,G. -Lu- songgo'' heisst; in Norden SS** Westen erhebt sich mitten auf ihrem Kamme ein grosser, fast hemisphärischer Felsen G. -Selo kurung , dessen senkrechte , vertikal - geri])pte Seitenwände schon aus der Ferne seine Trachytnatur ven-athen, und etwas weiter nach Norden starrt ein ähnlicher Fels G. - Selo kaki auf dem Kamme empor. Ausserdem liegen noch einige lose kolossale Felsblöcke oben auf der Firste so frei , dass sie die Unterlage nur an einer kleinen Stelle berühren, während auch am seitlichen Abhänge der Kette einige graue gerippte Felswände sichtbar sind. So wird die kleine , zwar Von mannigfaltigen Furchen durch- zogene, aber doch im Ganzen flache und Theihveis auch wirklich Plattenartige Hochebne von Ngantang auf allen Seiten von waldi- gen Bergzvigen umschlossen und dacht sich aus ihrer höchsten nörd- lichen Gegend sanft nach Süden und Süd- Westen, bis in die Kluft des Kali- Konto ab, der ihren tiefsten Theil durchströmt. Es würde dieser bedeutende Bach einen See bilden müssen , wäre die Stelle zwischen dem G.-Kelut und dem südlichen Anfange der G.-Lu- songgokette nicht von einer Querkluft durchbrochen, durch welche er sich dem Tieflande von Kediri zuwendet; er nimmt dann seinen Lauf zum Kali-Brantes am äussern (d. i. West-) Fusse des G.-Lu- songgo nach Nord- Westen. *) Von dem G. -Lusonggo in Westen 2 bis 2^/^ Pfähle, von der Ngantangkette in Osten und Süd -Osten abwechselnd ungefähr % Pfähle, von der Wasserscheide in Norden 3 bis 4 Pfähle, vom Fusse des G. - Kelut in Süden eben so viel und von dem Verbin- dungsrücken des G. - Kelut mit dem G. - Kawi etwa G Pfähle weit entfernt, liegt das Dörfchen Ngantang da, zunächst von dem hell- *) Irrig ist auf manchen Karten der Ausfluss des K. -Konto in der Richtung Nord-Westen von Xgantang angegeben ; gerade hier erreicht das Plateau seine grösste Höhe, die Wasserscheide , von deren entgegengesetzter Seite der Kali- P a n g hinabbraust. • A. d. V. 803 grünen Schmelze von Sawali's in Terrassen umgeben; und Über- reste von Tempeln j behauene Steine, Statuen, so wie mit Kawi- und Sanskrit-Zeichen beschriebene Steinplatten *) beweisen, dass der einsame Ort, den die natürlichen Umwallungen der Berge fast auf allen Seiten von der übrigen Welt trennen , schon in alten Zeiten der Sitz von Menschen war, die hier zwischen Wäldern ihre eigne kleine Kulturwelt aufschlugen; ja es ist selbst wahrscheinlich, dass damals die Bevölkerung grösser war, dass das Hochland später aber wieder eine Wildniss wurde, in welcher sich die jetzige Population erst vor Kurzem wieder niederliess. Es ist bemerkenswerth , dass man die Tempelruinen fast überall nur in den höhern, gemässig- ten, ja selbst den höchsten, kühlen Gegenden und nie in den eigentlichen heissen Küstenflächen Java's antrifft; sollte man dar- aus wohl den Schluss machen dürfen, dass die indischen Einwan- derer, die Brahmapriester, aus einer ebenfalls gemässigten , höher gelegenen, etwa 2 bis 3000' hohen Landschaft Yorderindien's ab- stammten, oder dass es nur die einsame Lage und die Naturschön- heit der Gegend war , die sie anzog ? denn gewiss wurden häufige Wallfalu'ten nach diesen schönen Tempeln gemacht. Kecliri, den 21. November 184-1. Ich ritt diesen Älorgen gegen 7 Uhr von Ngantang weiter und begab mich nordwärts , um über den höchsten Theil der Fläche, durch den Zwischenraum zwischen der G. -Lusonggo- und G. -Sö- londokette, herab in das Tiefland von Kediri zu gelangen. Schon in geringer Entfernung vom Dorfe trat der Weg in die Waldung ein, in welcher er sanft nach Norden anstieg. Einige kleine Dörf(>r fand ich darin. An sumpfigen Stellen und kleinen Thalgründen des Waldes wuchs ein sechs Fuss hohes, Büschelförmiges AcrosticJuim, welches dem A. inaeqiude BL, das in den Küstensümpfen wächst, sehr ähn- lich war. Sanft aufwärts durch die Waldung kam ich um 7% Uhr im Dörfchen Bakul an (Höhe 2000'). Dies ist der höchste, nörd- liche Wulst der Ngantangfläche, die von hier an wieder, ohne einen eigentliclien Rücken zu bilden, nach der andern, nordwestlichen Seite zu fällt und sich anfangs ziemlich steil hinabsenkt. Nach ge- nommnen barometrischen IJeobachtungen stieg ich jenseits auf einem Gehänge zwischen dem Nordende des G. -Lusonggo und dem West- ende des G.-Selondo hinab, das sich anfangs noch über weite, flache Gegenden, Terrassenförmig abdacht, dann aber in die Kluft des *) Eine grosse Steinplatte mit gut erhaltenen Schriftzügen , von denen ich ein Facsiniile nahm , steht dicht vor dem Hause zu Ngantang aufgerichtet. Ausser den Fundamenten bei Singuriti und denen, die ich auf dem G.-Kawi ge- funden, (siehe oben S. 507) scheinen die Tempel Ngantangs übrigens vollkom- men zerstört zu sein. Die Hauptniederlassung der Brahmanen war im nörd- lichen Theile von Malang, wo die best -erhaltenen lluinen bei Singo sari und Pakis vorkommen. A. d. V. 51* 804 Kali - P a n g ausläuft , welche zwischen dem G.-Lusonggogehänge auf der Süd- und einer verlängerten Kippe des G. -Selondo auf der Nordseite eingeschnitten liegt. Zwischen diesen Kegränzungen seitlicher Rücken zieht sich die Kluft lang nach Nord- Westen hin. Grund sowohl als Seitenwände waren von der schönsten Waldung bedeckt , in deren Schatten der erst vor einigen Jahren geschaffene Weg allmählig, aber anhaltend abwärts, dem Tieflande immer näher führte. Erst um 9 Ya Uhr trafen wir auf der Gränze zwischen Pasuruan und Kediri wieder ein Dorf an, Desa- Sembon, avo die Waldung immer noch vorherrscht, von wo an sich aber die Kluft des Kali- Pang erweitert und verflacht. Von hier an führte imser Weg durch ein sanft nach Nord- Westen geneigtes Flachland, das nur dürftig und weitläufig mit Waldbäumen, worunter Acacia- und Cassia- Arten und Colhertia ohorata, bewachsen, dafür aber auf einem dür- ren, trocknen lioden mit um so zahlreichern Felsenblöcken aller Grösse übersäet war. Einige von den bald rundlichen, bald eckigen Trümmern trachytischer Art , waren von ungeheurer Grösse , so hoch, als inländische Häuser und lagen dennoch ganz lose auf der Oberfläche. Sie erinnerten an die Blöcke, die ebenfalls frei, ganz oben auf dem obersten, schmalen Kamme der G. -Lusonggokette aufliegen und herab zu rollen drohen. Vielleicht, dass auch diese hier durch Zerstörung eines sehr schroffen Bergabbanges, in Folge von heftigen Erdstössen, hervorgingen und bis hierher hinabrollten, wenn man sie nicht wahrscheinlicher für Reibungsprodukte beim Aufsteigen der benachbarten, scharf - kämmigen Trachytketten zu halten hat? Die Javanen behaupten, dass viele von ihnen vom G.- Kelut ausgeschleudert wären (?j, welcher wenigstens zehn ^linuten von ihnen entfernt liegt. Durch solche Gegenden nach Nord- Westen sanft abwärts rei- tend, Hessen wir den Kali- Fang in Norden liegen und sticssen auf einen grossen Weg , der sich in querer Richtung am Bergfusse hinzog und dem wir nun südsüdwestwärts folgten. Wir setzten auf einer Bambusbrücke um 10% Uhr über den grossen K. -Konto, der hier nordostwärts floss und dessen Bett voll von grossen , vulkani- schen Geschieben grauer Färbung lag; auch seine Ufer waren von Sand und Geschieben aufgebaut und an einigen Stellen 15' hoch; er mündet wie der K . - Pang , und beide gesondert , in den grossen Fluss von Kediri, in denK.-Brantes. Inder vorigen Richtung, süd- südwestAvärts, weiter führt der Weg jenseits des K. -Konto durch die Fläche, deren heisse Luft uns nun wieder umwehte und zog sich zwischen Kaffeegärten hin, die zwischen frisch gefällter Waldung angelegt waren. Schwarze, angebrannte Baumstämme lagen noch überall umher und qualmten ihren Rauch in die schwüle Luft. Nur selten stiessen wir auf das erfreuUchere Bild eines Dörfchens, das vereinzelt in der Waldwüste lag. Wir erreichten um 12V+ Uhr Desa-Pare, wo ich einen alten, freundlichen Javan, denRaden-Pati von Kediri antraf, der mir anbot. 805 die Ecise nach Kediri mit mir zusammen zu machen. Nach einer gehörigen INlittagsruhe , die sich ein so gesetzter, java'scher Herr nicht nehmen lässt , setzten wir uns um 2 Uhr in IJcAvegimg und legten den Abstand durch die Fläche, westsüdwestwärts bis Kediri in drei Stunden zu Wagen ab. Fast überall herrscht hier ein Boden von losem, hellgrauem Sande vor, dem kleines vulkanisches Ge- reibsel, Rapilli, im Überfluss eingemengt ist und der nach und nach vomG.-Kelut ausgeworfen Avurde, so dass jetzt auch die tiefsten Bacheinschnitte von 30 bis 35' ihn nicht durchschneiden. Leicht möchte er in der Fläche viele Hundert Fuss machtig sein, da er mehr als Hundert Fuss mächtig auf den Seiten geh an gen des G.- Kelut liegt, die doch mehr oder weniger steil sind. Jenseits in Osten und Nord-Osten von Desa-Pare wird der Sandgrund brauner und mehr mit Dammerde vermengt. Ich kam um 5 Uhr wieder zu Kediri an, von wo ich den 1 5. Sept. ausgegangen war und wo ich mich in der Wohnung des l\esident(ai jetzt abermals eines eben so gastfreundschaftlichen Empfanges zu erfreuen hatte, wie damals vor 2 7, ^Monaten. Ich befand mich also am Ende meiner diesjährigen Wande- rung und hatte nun meinen Zweck, die Vulkane des östlichen Java kennen zu lernen, bis auf einen gewissen Grad erreicht. Aber IJefriedigung alter erweckt nur immer wieder neue ^Vünsche ; neue Reisepläne wurden entworfen , deun noch lange war die Stimme nicht zum Schweigen gebracht, die mir unaufhörlich zurief: mul- tum operis restat. Ich begab mich den 22. November IS 14 von Kediri über Solo nach Selo auf den Zwischensattel zwischen dem G.-Merapi und Merbabu. Hier und später zu Salatiga beschäftigte ich mich mit der Untersuchung der mitgebrachten Minera- lien, der Ausarbeitung der Profile und Karten, der Berechnung der gemessnen Hö- hen, durchstreifte dann die Gegenden am Südgehänge des G-.Ungaran, wo Banju kuning liegt, den !Nord- und Nord-Ost-Fuss desselben Berges, die Kalkgebirge im Distrikte Bodja mit der (Höhle) Gua-Draju, begab mich von da über Selo katon zum Nordfusse des G.-Prau , besuchte die Jodhaltigen Quellen von Plan- tungan, stieg auf der steilen Xordseite zum G.-Prau hinan, von dort in's Plateau vom G.-Dieng herab und vollbrachte in diesem merkwürdigen Gebirge die letzten Monate des Jahres 1S45. Ich setzte meine Untersuchungen fort und vervollstän- digte die Karte, die ich schon in 1S3S und 1S4Ü angefangen hatte. (Siehe S. 217 dieser Abtheilung.) Erst zu Anfange des Jahres 1S4G widmete ich mich der Untersuchung der neptunischen Gebirge ausschliesslich, durchkreuzte zuerst die Züge desG.-Kendeng der Abtheilung Kuningan (Tjeribon), wo man Spuren von fossilen Kohlen gefunden hatte , und begab mich dann zur westlichen Ecke Ja- va's , Udjung-Kulon , an der Sundastrasse um von dort an , methodisch von Westen nach Osten durch die Insel fortschreitend, die n e p t u n i s c h e n Gebirge vollständig zu durchmustern. Der ^^'unsch der Regierung, namentlich des Ge- ncralgouverneur's J. J. KocHUSSEN , der meinen Bestrebungen eine milde und beschützende Hand verlieh, war hauptsächlich, dass ich bei meinen geologischen 806 Kreuz- und Querzügen nach Steinkohlen suchen und wo möglich brauchbare Flötze von fossilen Kohlen entdecken möchte. In -wie fern mir dies gelang, •wird die di-itte Abtheilung dieses "Werkes , die dem neptunischen Gebirge ge- widmet ist, lehren, und namentlich das achte Kapitel des Tertiärgebirges, das von den fossilen Kohlen handelt. HüdiblttK. Ich habe dem Leser nun 45 hohe, meist Kegelförmige und mit Kratern versehene A^ulkane auf Java vorgeführt, die ich fast alle erstiegen habe. Dazu kamen noch sechs s. g. Schlammvulkane. Eine Menge andrer Kegelförmiger Kuppen haben wir nicht zu den Vulkanen gezählt, entweder weil sie runde , ganz blind geendigte Cnpfel haben oder weil man die Krater, von denen sie vielleicht ehemals durchbohrt Avaren , nicht mehr zu erkennen vermag. Nur bei drei von diesen Vulkanen haben wir einen Basaltstrom von nur geringer Ausdehnung angetroffen. Alles andere Gestein, das die vulkanischen Kegel zusammensetzt, isttrachyti- scherArt, also eine Felds pat hl ava. Eigentliche Augitlaven fehlen im vulkanischen Gebiete der Insel und kommen nur als Ganggestein im Tertiärgebirge vor, theils als schöner Augitpor- phyr: L. Nr. 63S, 645, theils als Basalt, der bald unregelmässig: L. Nr. 1046, bald Säulenförmig abgesondert ist: L. 1013. Die Eeldspathlava nun der vulkanischen Kegel besteht bald nur aus Feldspath, nämlich aus einer dichten Felsitmasse von meistens bleich - grauer Farbe, in welcher kleinere oder grössere, zahlreiche oder sehr sparsame Krystalle von glasigem Fcldspath zerstreut lie- gen, bald gesellen sich Hornbleudekrystalle, die meistens Nadeiför- mig sind , zuweilen auch ^lagneteisen hinzu , überall aber herrscht Feldspath vor, und nie findet man Glimmer oder Quarz in den Pro- dukten der vulkanischen Kegel. Diese ältere Eeldspathlava, T r a c h y t, ist einst in ungeheurer grosser ^lenge ausgebrochen und zu diesen Bänken erstarkt , wird alDcr gegenwärtig, theils unverän- dert, theils mannigfach verwandelt, oft bis in's Unkenntliche zu Schlacke umgeschmolzen, aber immer nur in glühenden Bruch- stücken von den Kratern ausgeschleudert. Seit wann er nicht mehr als zusammenhängende Masse ausgcAvorfen oder nicht mehr geschmolzen von den Gehängen der Kegel herabströmt, dies ist eine Frage , welche nur in so fern mit Wahrscheinlichkeit beantwortet werden kann, dass dies, seit Menschen die Insel bewohnen nicht mehr geschehen ist. L. Nr. 1 bis 296 zeigt die Trachyte und übri- gen Produkte der vulkanischen Kegel ihrer Reihe nach von Westen nach Osten geordnet. Wir wollen es nun versuchen, uns auch mit den Vulkanen der übrii^en Inseln von Niederländisch Indien bekannt zu machen. DRITTER ABSCHNITT. Die Vulkane der übrigen Inseln des Indischen Archipels ausser Java, und die Erscheinungen, die mit den Vulkanen in ursäclilichem Zusammenhange stehen. Einleitung zu diesem Abschnitt. Da ich von den Vulkanen und Kratern der ostindischen In- seln ausserhalb Java, nur 3 selbst besucht und IS andere auf der Insel Sumatra nur aus der Ferne gesehen habe , so konnte ich alle übrigen nur aus den Beobachtungen von andern Reisenden kennen lernen , die theils öffentlich durch den Druck (in besondern AVerken, Zeitschriften oder dem java'schen Couraut) bekannt ge- macht, theils mir von den Beobachtern selbst mündlich oder schrift- lich mirgetheilt Avorden sind. Die Baustoffe, welche ich mir auf diese Art über die nicht java'schen Vulkane des indischen Archi- pels verschaffte, betreffen bei den meisten derselben nur das Ge- schichtliche dieser Feuerberge , nur die thatsächlichcn Vorfälle und Ereignisse, welche seit der Ankunft der Europäer üi Ostindien beobachtet worden sind, während sie in Beziehung auf die topogra- phische \md geologische Kenntniss der Berge vieles zu wünschen übrig lassen. Bei der Zusannnenstellung dieser Ereignisse aus Privat- und Zeitungsnaclirichten habe ich mich einer buchstäb- lichen Gewissenhaftigkeit befleissigt und Nichts, was wesentlich zum Vorfalle gehört, weggelassen. Ich habe mich aber bemüht, dieses Wesentliche in gedrängter Kürze darzustellen und durch eme naturgemässc Aneinanderreiiiung der Erscheinungen, mit Aus- schluss aller blossen Voraussetzungen oder hypothetischen Betrach- tungen die Übersicht zu erleichtern. Für die Wahrheit des nicht selbst Beobachteten und für die richtige Bedeutung der Ausdrücke, 808 z. B. von Flammen, Lavaströmen, Schwefelwasser, Schwefelbrun- nen u. s. w. kann ich natürlich eben so wenig einstehen, als für die richtige Schreibart der Namen. Um eine möglichst vollständige Aufzählung der Vulkane des indischen Archipels zu liefern, wollen wir mit den Andaman-Inseln anfangen , die sich eben so wie die tertiären Nikobaren , als eine Verlängerung der Nord -West - Spitze von Sumatra kund thun und die nordwestliche Gränze unsres Archipels ausmachen; von da wol- len wir in der Kichtung von Nord -Westen nach Süd -Osten durch Sumatra, dann von Westen nach Osten durch Java wandern, und dann weiter in einem Halbkreis um die INIitte des Archipels herum fort schreiten und unsre Wanderschaft durch die ostjava'sche und timor'sche Inselreihe verfolgen bis nach Neuguinea hin, von wo wir uns durch die Molukken, Celebes, Ternate und Djilolo nach Nor- den, bis nach Magindanao, also bis zur Gränze der philippinischen Inseln wenden wollen. Auf diese Art werden wir einen Kranz von Feuerbergen durchzogen haben, welcher ein centrales, nicht vulka- nisches Land umzingelt: die grosse, continentale Insel Borneo! Wir wollen in der angegebenen Richtung von Nr. 1 an zäh- lend, die eigentlichen Feuerberge mit arabischen Zahlen bezeichnen und die Gasquellen oder Schlammvulkane, die dazwischen einge- schaltet werden sollen, durch römische Ziffern kenntlich machen. Kapitel I. Die Vulkane der übrigen Inseln des indischen Archipels ausser Java. l. Narkondam - Pik. Ein Inselförmiger Vulkan, welcher der nördlichen grossen An- daman-Insel ostwärts gegenüber liegt, unter 13" 2.5' nördl. Breite. Deutliche Spuren von Lavaströmen kommen nach Hamilton am Kegel vor, der nach seiner Mittheilung lange Zeit gewüthet hat. 2. Barren Pik. Ein Inselförmiger noch thätiger Vulkan , welcher der mittlem grossen Andaman - Insel ostwärts gegenüber und etwa 1 74" süd- licher, als die vorige liegt. *) Siehe Lyell, Principles , I. p. 341. tah. 10. Fig. 1. Kund um einen centralen Eruptionskegel bilden die Kratermauem und das Aussengehänge einen Kreisförmi- gen Wall , der an einer Stelle von einer Kluft durchbrochen ist. *) Barren-island, Deser^is^e auf den Seekarten, ist 1690' hoch. A. d. V. 809 Durch diese Kluft ist das Meer in den Krater gedrungen und hat den ZAvischenraum zwischen der JNlauer und dem Centralkegel er- füllt. Der Kraterboden liegt also unter dem Spiegel des jNIeeres und die ganze Insel ist wahrscheinlich nur die Spitze eines untermeeri- schen Kegelförmigen Yulkan's. Dass der innere vulkanische Heerd sich in der anfänglichen Streichungslinie von Sumatra an noch weiter nach Nord -Westen und Norden fortsetzt, beweisen nicht nur diese hier angeführten Vulkane Nr. 1 und 2 , sondern auch die verwüstenden Erdbeben, die zwischen den Andaman-Inseln und Sumatra auf den Nikobaren zuweilen eintreten, deren ter- tiäres Gebirge also wahrscheinlich auf einer vulkanischen Basis ruht. Siehe: Erdbeben den 1. bis 18. November IS 47. Ausser den weiter nördlicher, auf der Ostseite des bengalischen jNIeerbusens, nämlich auf den Inseln Ramri, Tjeduba und Ileguain vor- kommenden Schlammvulkanen , die besonders durch IIalsted und VoLLOTH bekannt gew^orden sind (vergl. Ritter, Erdkinide von Asien IV. I. S. 333 und Berghaus, physik. Atlas, S. 111, geo- logische Karte Nr. 2) , kommen auch den Andaman-Inseln , also imserm 1. und 2. Vulkane gegenüber, auf der Westküste von Hin- terindien Spuren von vulkanischen AVirkungen vor. Dort, also auf der Westseite der Gebirgskette von Siam, sind durch Low undCRAW- ruRD eine Anzahl von 4 warmen Quellen bekannt geworden und es ist parallel der Stadt Tavoy (14" 6' nördliche Breite), wo im Innern wahrscheinlich ein Vulkan liegt. (Siehe Berghaus, jNIemoir zur Karte von Hinterindien S. 44.) Die folgenden 19 Vulkane, nämlich Nr. 3 bis 21 liegen auf der Insel Sumatra und sind von mir bereits an einem andern Orte, nämlich im 1 . Theile meiner Beschreibung der ,,Battaländer auf Sumatra'^ (Berlin, 1S47) aufgezählt worden , wozu ich hier einige Nachträge liefere, worauf ich aber übrigens mit der Bezeichnung Batt. verweisen werde. 3. Elephantenberg bei Salamangka. Von diesem ist sehr Avenig bekannt. Noch ungewisser ist es, ob auch der, im nordwestlichsten Theile von Sumatra gelegene, bei Dampier ,, Goldberg" genannte Berg ein Vulkan ist. (Batt. S. 38.) 4. G. ■ Batu gapit. Von diesem Berge , der im Innern von Deli , an den Quellen des Flusses Bulu tjina liegt, sollen die Eingebornen Sdiwofel holen. (JJatt. S. 38. S. ferner Rademacher in den Ferh.Bat. Genootsch. III. p. 25.*]) *) 2. Ausgabe. Bat. 1S24. 810 5. Dölog-Dsaüt.*) Ein äusserst sanft gehobener, aber weit ausgestreckter, stumpfer Kegel im Centrura der ]iattaländer, der Seite 220 bis 222 1. c. be- sclirieben ist. Sein Profil daselbst Figur 15. Ist höchstens 500ü' hoch. jNIan vergleiche in Beziehung auf die Gestalt und Höhe die- ses Berges und der folgenden Berge bis zum G. -Salasi die Höhe- karte Nr. 1 , welche zu Seite 75 der ersten Abtheilung dieses Wer- kes gehört, nebst den topographischen Karten, welche dem 1 . Theile meiner „Batta-Länder" beigefügt sind. 6. DölogSibula boali. Zwei stark dampfende Solfataren am östlichen Gehänge des Gebii'ges Sibula boali, in der Zone zwischen 13 und 4000' über dem INIeere, nordostAvärts **) vom folgenden Berge. Sie sind von mir 1. c. Seite ISl bis 184 beschrieben worden und haben übrigens eine vollkommene Ähnlichkeit mit den Solfataren auf Java , die in Ur- wäldern hervorgebrochen sind, z. B. der Kawah-Kidang und Tjöu- dro di muka im Dienggebirge (siehe S. 19S). 7. DölogLuba radja. Der höchste Berg in den Battaländern , dessen Scheitel 5850' über dem ]Meere liegt. Er wurde in ,,Batta-Länder"^ S. 109 bis 116 von mir beschrieben und Figur 14 in Profil abgebildet. 8. G. ■ Seret berapi. Liegt südwärts vom Fort Elout bei Penjabungan. Die Einge- bornen holen Schwefel von seinem Gipfel , der also wahrscheinlich von einem Krater durchbolirt ist. Höhe 5500'. Siehe Batt. S. 37. 9. G. -Pasaman. Während die vorigen keine deutliche Kegelform haben und wahrscheinlich keiner von ihnen die Höhe von 6000' übersteigt, er- hebt sich dieser Berg, der gewöhnlich G.-Ophir genannt Avird und nur wenige oNlinuten vom Äquator entfernt liegt, zuerst Avieder als ein isolirter, regelmässiger Kegel 90 lo' hoch. Sein Terrassenför- miger Scheitel ist nach L. HoR^'ER, der ihn erstieg (siehe dessen heklimming van den herg Ophir, in Tijdschr. Neerl. Indie II. Nr. 12. ji. 605, und Batt. Seite 29, Figur 11) von einem erloschenen Krater durchbohrt. *) D 6 1 o g in der Battasprache : Berg. **) Nicht nordwestwärts, wie 1. c. Seite ISl steht. 811 10. Gunung - Singalang. So wie der G. -Merbabu und Merapi und andre auf Java, so bildet der G. -Singalang- auf Sumatra mit dem folgenden einen Dop- pclberg oder ZAvillingsvulkan, welcher das Plateau von Agam, das alte jNlenangkabo (den schönsten Thcil der jetzigen Oberlandc von Padang) in Süden begränzt. (Siehe Katta- Länder S. 25, Figur 9.) Sein Gipfel ist nach Horner und Ostiioff 9040' hoch und von einem Krater durchbohrt, der einen See enthält. 11. Gunung • Merapi auf Sumatra. Er ist der thätigste Vulkan der Insel Sumatra und nach Hor- NER 89S0' hoch. (Batt. 1. c.) Während sich sein nordwestlicher und nördlicher Fuss in einer Höhe von 3000' in das schöne Plateau von Agam ausbreitet, so senkt sich sein südöstliches Gehänge viel tiefer in das Kecken des See's von Singkara herab , dessen Spiegel das Feuerwerk zurück strahlt, das sich oftmals aus seinem Krater entwickelt. AVährend der Spiegel des See's 1600' hoch liegt, so senkt sich der Boden des Beckens an einigen Stellen bis unter den ^Meeresspiegel herab, wie wir bereits in der 1 . Abtheilung des Wer- kes Seite 77 angeführt und auf der dazu gehörenden Höhekarte Nr. I. dargestellt haben. Der genannte grosse See füllt offenbar den tiefsten Theil eines Spaltenthales aus, das von 2 seit- lichen Bergketten eingeengt, sich in der Richtung der Längenachse von Sumatra von Nord- Westen nach Süd-Osten mehre Tagereisen weit in die Länge zieht und an seinen beiden Enden von einem Vulkane begränzt wird. An seinem Süd -Ost -Ende nämlich steigt aus den rcichbebauten Fluren der 1 3 Kota's (Padang ribu, SoloJ, die den trocknen Thalboden dort bedecken, der G.- Salasi empor, und an seinem Nord -AVest - Ende blickt der Feuer- speiende Gipfel des G. -Merapi auf den See herab. (Siehe die Karte auf Tab. V. des 1. Theils der Batta-Länder.) Unter den Reisen- den, welche diesen ]3erg besucht haben, scheint Dr. S. MiJLLER der erste gewesen zu sein. Er erstieg den G.-jNIörapi im Jahre 1834 in Begleitung des Dr. Korthals, hat aber, — Avie dies bei seinen Reiseberichten gcAvöhnlich der Fall ist — auch in seiner Mittheilung über den G. - jNIerapi (siehe unten) vergessen , seines Reisegenossen Erwähnung zu thun, der ihm doch so manches Jahr hindurch mit Rath und That so treulich zur Seite stand. Einige Jahre später wurde der G. -Merapi durch den leider zu früh dahingeschiedenen Dr. L.Hounkr erstiegen, dessen hintcrlassene Tagebücher — wenn ich genau berichtet bin — in die Hände des Dr. Müller gefallen sind. Siehe die unter der Autorität von INIÜL- LER bekannt gemachte Beschreibung des Berges auf Seite 400 bis 409 der ,,Ver1iandelingen tan der natuurk. Cotninisaie: Land- cn Volkenkunde. " *) •) Ein Druckfehler in den beiden holländischen Ausgaben sagt: „Land- 812 Von den Eruptionen des G.-]Merapi, sind folgende zu meiner Kenntniss gekommen. ISO 7. (Das Nähere unbekannt.) 1S22, den 23. Juli., färbte sich des Morgens um 6 Uhr die Rauchsäule, welche dem Krater des G.-Merapi gewöhnlich ent- steigt, plötzlich schwarz-grau und umhüllte bald den ganzen Scheitel des Berges; ein unterirdisches Getöse, wie von einer Kanonade, Avurde gehört, eine Menge grosser Steine wurden ausgeschleudert, und von Zeit zu Zeit erblilzte ein Feuer in der Rauchsäule, das jedoch nur dunkelroth hindurch schien. Dies dauerte eine Viertel- stunde lang. Dann nahm das Getöse und der Steinauswurf ab, ,,und schon um 9 Uhr, also nach 3 Stunden, endete die Eruption." Aber Rauch und Asche fuhren noch den ganzen Tag (23sten) fort auszuströmen, und ,,hochrothe" Feuerstrahlen winden zuwei- len darin sichtbar. Die gefallene Asche war Aveisslich-grau, und der Kraterrand hatte seine Gestalt verändert. Auch noch in den fol- genden Tagen blieb der Krater stärker, als vorher, am Dampfen und des Nachts sah man zuweilen für km'ze Augenblicke einen Feuer- schein über seinem Rande. Die Witterung um diese Zeit war heiss und trocken und stets des Nachts um so kühler, je schwüler es über Tag gewesen war. (Nach den jNIittheilungen eines Augenzeugen, DU PuY, in Tijdschr. Neerl. Indie VII. Nr. "t pog. 110.) 1S33 bis 1S34. Während Dr. P. AY. Korthals sich in den ,,BoDenla)iden" von Padang aufhielt, fanden verschiedene Aus- brüche des G.-Merapi Statt: ,, kleine Schatten der Wirkungen," welche (wie der genannte Beobachter sich ausdrückt) diesen Berg früher erschüttert haben müssen. Wir lesen Seite 60 seiner: Topo- graphischen Skizze eines Theiles von Sumatra, Leiden 1847 : ,, mei- stens ging ein schwerer Schlag voraus , auf welchen dann eine auf- steigende Rauch- und Aschensäule folgte, die sich langsam zwischen den Wolken vertheilte und häufig eine mehr oder weniger starke Verdvinkelung hervorrief. Des Nachts aber war dies Schauspiel prächtiger: die herrschende Stille Hess die vorhergehenden Schläge deutlicher bemerken ; in der Dunkelheit schien die ganze Umgebung des Kraters zu erglühen ; die fein vertheilte Asche, welche zwischen den Wasser- und Schwefeldämpfen schwebte, machte die aufstei- gende Säule zu einer Feuergarbe. Seltener wurden glühende Schlacken aus dem Feuerschlunde in die Höhe getrieben oder roll- ten einige Stücke dem Abhänge entlang herab. Laven sahen wir gar nicht dem Krater entströmen.'- 1845, den 16. November. ,,Man hört im G. - Merapi ein unterirdisches Getöse und sieht eine dicke Feuersäule" (ob Rauch- säule?) ,,in die Höhe steigen. Dies wiederholte sich, jedoch schwä- cher den 18. November." (Nach Dr. Stumpf, in Tijdschr. Neerl. Indie VIII. Nr. ^. pag. 429.) en Volk nnkunde^^ also statt: „Länder- und Völkerkunde": Länder- und Völker- Un künde." J. K. H. 813 12. Gunung-Salasi.*) So nennen die Eingebornen Jen Vulkan, der auf den meisten Karten mit dem Namen G.-T^lang- bezeichnet ist. (IJatt. S. IG.) Er ist als Vulkan erst seit 1844 bekannter geworden; er wurde näm- lich am 22. Octobcr dieses Jahres von einer Gesellschaft niederlän- discher Officiere und lieamten (Kapitän Kern , Kapitän Poelman, Controleur van der Ven u. a.) erstiegen. Die Abreise geschah den 21. October von Solo im flachen Thalbodcn südwärts vom Singkara- See, wo ein halbes liataillon Infanterie in Garnison liegt und von wo man die Rauchsäule sehen kann, die dem Berge, 25 Pfähle weiter in Süden, entsteigt. Von Solo führt der Weg 1 V2 Stunde lang zwischen Strauchgehölz bis Muara panas. **) Reisfelder und darin Dörfer mit Kokospalmen liegen umher. Von Muara panas bis Kota anaü, etwa 400' höher als Solo, ist 172 Stunde Reise; rundum befinden sich Sawah-Terrassen am Nord- oder Nord-Ost- Fusse des G.-Talang. Von Anaü weiter, zunächst durch eine tiefe Kluft, bis zum Dorfe liatu banjak, wo man viele Steintrümmer sieht, ist es 1^2 Stunde. Und von da kommt man in 1 '/a Stunde, alles zu Pferde, zum höchsten Dorfe Batu bedjandjang, von wo (ob an der Nord-Ost-Seite?) den 22. October der Berg erstiegen, auf einem Kraterplateau übernachtet und den 23sten die Rückreise angetreten wurde. Das Auf klimmen von da geschah in (i^/i , das Abklimmen in 4^^ Stunden, alles zu Fuss. Vier Avarme Quel- len liegen bei diesem Dorfe, also am G.-Salasifusse, dereu "Wasser von säuerlich-bitterm Geschmack, und so hell ist, dass man den 11 bis 12' tiefen Sandgrund des Beckens sehen kann. Luftwärme im Dorfe des Abends ü Uhr = 68*^ und des Morgens 6 = ßC* F. Aus der Beschreibung***) eines der Reisegenossen ,,.T.M.K." lässt sich Folgendes entnehmen: Aufsteigen über ein 9ü0' (?) hohes Vorgebirge, über eine geneigte Platte, über noch 2 Bergrücken von 3 bis 400' Höhe, über eine waldige Fläche und an einem 1 1 bis 1 200' (?) hohen Gehänge hinan, auf ein erstes hügliges Plateau, mit erwärm- tem Boden, mit aus Erdrissen dringenden Dämpfen und Schwefel- geruch, nebst einem ,, vulkanischen Ofen" seitwärts; von da wieder etwas abwärts, dann aber anhaltend aufwärts inid nach C '/4 stündigem Steigen Ankunft auf einem kahlen, öden, mit abgestorbenen Bäumen, deren Stämme zum Theil verkohlt waren , besetzten flachen Räume (Kraterboden, der auf einer Seite offen steht), zwischen noch etwa 300' höhern Berggipfeln (den Kraterwänden). In diesem zum Theil flachen und (am Eingange in Osten [?]) Plateauartigen Krater- Innern, das auf beiden Seiten von den ,, wüsten" Kratermauern (,,bergtop- •) Solashi bei KoRTHALS 1. c. Seite 12 ff. •) Oder Muara pane. Die Eingebornen a ^nsel Nias sprechen die Endsj Iben : at und •) Mitgetheilt in Tijdschr. Neerl. Indie. VII. Nr. I.jnir/. 113—109. *•) Oder Muara pane. Die Eingebornen auf der Westküste Sumatra's und der Insel Nias sprechen die Endsj Iben : at und as häutig als : <• aus. A. d. V. 814 pcn'') begränzt ist, und auf welchem die Reisenden ihr Zelt auf- schlugen , liegen , waln-schciulich in der Richtung von Osten nach Westen drei Schlünde : 1) ein ausgebrannter Krater, mit schroff gesenktem Rande, 2) jenseits eines Zwischenrückens (?), von dessen ,,Gipfel^^ sie ihn in Süd -Westen sahen, ein thätiger Krater mit Schwefel-gelben Rändern , erhitztem Boden und Dampfsäulen , die besonders heftig aus, zum Theil 6' weiten Löchern am Fusse seiner Südwand emporwirbeln, und 3) nur durch einen 40 hohen, aber steilen Zwischenrücken von ihm getrennt, ein ,,kochend-heisser,'' ovaler, 150' breiter ,, Schwefelsee, '^ in dessen Umfange sich die Schwefeldämpfe heftig hervordrängen, und dessen Aveisslich-graues Wasser, das in stetem Borreln begriffen ist, sogleich gelb wird, wenn man den Boden aufrührt. Auch von flüssigem Schwefel Avird gesprochen. Lavatrümmer bedecken hier und da den Grund, der wahrscheinlich ein durchwühlter, zersetzter vulkanischer Schutt- boden ist. Ein dicht über einem Wasserspiegel (!) aufgehängter Ther- mometer stand des Abends 51^, und des Morgens ganz fiüh 47'' F. Des Nachts trat ein heftiger Gewitterregen mit stürmischem Winde ein. Am andern ]Morgen (23sten) erblickte man von der (Süd-Ost- [?]) Kratermauer unter andern auch die 3 grossen Seen, welche auf der Südseite des G.-Salasi in der Nähe der Desa - Salimpat liegen. Die Malaien sammeln Schwefel in diesem Krater. Ausbrüche des G.-Salasi. 1833; im Monat October(?) hatte ein Ausbruch aus diesem Berge Statt, welchen Dr. Korthals betrachtete, als er sich hoch zu Padang befand. Er gab sich durch dicke Rauchsäulen und glühende Steine zu erkennen, welche aus dem Krater geschleudert wurden. (MündHche Berichte.) 1S45, den 22. April ,, erhoben sich ungeAVÖhnlich starke schwarze Rauchsäulen aus dem ]3erge und jugen den Bewohnern des Landes bis zum Küstenorte Padang Furcht und Sclu-ecken ein. '^ *j *) Nach einer Nachricht vom Dr. Stumpf, d. d. 10. Mai 1S45 {Tijdschr. v. NeerL Indie. VII. Kr. 1, p. 117.) A. d. V. 815 13. Gunang - Indrapura. (Batt. Seite 12 bis 13, Figur 7.) Der nächst dem Kiiii balu auf Borneo wahrscheinlich höchste Berg im ganzen Archipel. Im März und Juni 1S42 sah ich Aviederholte Rauchsäulen aus dem- selben emporsteigen, sehr ähnlich denen, die dem G.-Semcru auf Java entqualmen. Er ist wenigstens so hoch als dieser. 14. Ein anonymer, steiler, Kegelförmiger Vulkan (Batt. Seite 12, Figur 6) in den Binnenlanden von Ipu und Mokomoko, aus dem ich IS 42 eine Dampfsäule emporsteigen sah. 15. Der s. g. Berg von Benkulen, unter Lat. 3" 20' Süden. (Batt. S. 11, Figur 5.) Geschätzt Ü50o'. 16. Ein anonymer sehr sanft - geneigter Kegel, imter Lat. 3** 3.8 Süden. 17. G. Dempo. Vulkan mit noch dampfendem Krater in den l^innenlandeu von Benkulen, dessen Höhe ich (Batt. S. 10, Figur 3) auf lOOOO' schätzte. In den 1S22 zu Benkulen gedruckten Malayan Miscella- nies*) kommt eine Erzählung der Ersteigung dieses Berges im Jahre 1818 vor von Presgrave, deren auch in den ,,Memoirs of the late Sir Stamf. Raffies,'' u. s. w. Erwähnung geschieht. Nachdem der Reisende die Urwälder durchdrungen hatte und in den höhern Gegenden des Berges angekommen war , traf er die Spuren von heftigen Ausbrüchen an, die der Berg noch kurze Zeit zuvor musste erUtten haben. Die Wälder waren verwüstet und der Berggipfel war grösstentheils kabl und öde und nur hier und da ragte noch der Stumpf eines zersplitterten oder halbverbranntcn Baumstumpfes empor. Schwiei-igkeit des Terrains, Ermüdung und abergläubische Furcht der Eii)gebornen waren aber die Ursachen , die den Reisen- den hinderten, den Gipfel zu erreichen. Es hatten damals, in ISIS nämlich, auf dem Gipfel des G. -Dempo, nicht weniger als zwanzig Götter (Dewa's) ihren Sitz, deren Namen der Reisende nach der Angabe der Eingebornen, von Nr. 1 : Tiui'n l^jundjongan Allah an, bis zu Nr. 20: Tuan Schaik Ali Djudin, sämmtlich auf- geschrieben und 1. c. mitgetheilt hat. **) •) Vol. 1 und 2, jmhlished at Üie Sumatra Mission Press at Bencoolen. 1S20 bis 1S22. A. d. V. **) Es scheint diesen Göttern dort ziemlich gut zu gefallen, da sie 21 Jahre später noch keine Anstalten gemacht hatten, den 13erggii)fel zu verlassen. Denn 816 18. G.-Panjong. Oder Pujong. (Batt. S. 9, Figur 2.) Lat. 5** Süden. Höhe etwa 6000'. 19. Kaiser's ■ Pik. Siehe Batt. S. 9, Figur 1, Höhe Sy^ bis 6000', er liegt in den Lampong's, Lat. b^ lo' Süden. 20. G. ■ Putu tuboan. Auf der Insel Tuboan in der Samangkabai , der ebenfalls Kai- ser's-Pik genannt wird. (Batt. S. 9.) 21. G.-Pulubesi. Oder P.-Tjibesi in der Sundastrasse. Siehe Batt. I. S. 5 und Java II. Abschnitt, S. 4, Fig. b. Auf die Sundastrasse, die als grosses in seiner Mitte 3 bis 500' tief unter den Spiegel des Ocean's herabgesenktes Querthal die In- seln Sumatra und Java von einander trennt, folgt nun eine Reihe von Vulkanen, die nicht wie die sumatra'schen von Nord -Westen nach Süd- Osten, sondern von Westen zu Norden nach Osten zu Süden streichen, und die sich durch diese plötzlich veränderte Rich- tung, als eine andere, wahrscheinlich auch in einer andern etwas späteren Zeit entstandne Reihe beurkunden. Auf Nr. 21: den Pik der Insel Besi , den wir als den letzten, südöstlichsten von Sumatra betrachten, folgt der Pik der Insel Rekata, der nach unserer Ein- theilung der erste oder westlichste der Insel Java oder Nr. 22 der allgemeinen Reihe ist. Siehe Java II. S. 3. Von diesem an ziehen sich nun die 45 Vulkane, die war im 1. und 2. Abschnitte dieser Abtheilung beschrieben haben, noch ein Mal so dicht ge- drängt als die von Sumatra und in einer oft verdoppelten Reihe, durch die Insel Java und machen Nr. 22 bis Nr. 66 der allgemeinen Reihe aus. Wenn wir den 1. Vulkan von Java: den Pik der Insel Rekata, mit Nr. 22 bezeichnen, so ist der letzte oder 45. Vulkan von Java der Gunung-Idjen : Nr. 66 der allgemeinen Reihe und auf diesen folgt dann der erste Vulkan der Insel Bali: Nr. 67. 67. G.-Batur. Auf der Insel Bali. In einer Centralgebirgsmasse , die von Westen nach Osten durch die Insel Bali läuft, erheben sich ausser andern die hier nam- Herr J. W. BoERS berichtet uns im Jahre 1S39 in sei^ner Abhandlung über die Pasumahlünder {Tijdschr. voor Neerl. Indie , jaarg. 2, pag. 576 bis 577) ohne der Malm/an Miscellanies im Mindesten zu gedenken , dass zwanzig Götter auf dem G.-Dempo wohnen , und giebt die Namen derselben an , die von Nr. 1 an bis Nr. 20 buchstäblich, ganz genau dieselben sind, weiche Presgeave mittheilt. A. d. V. 817 haft gemachten Berge in der angegebenen Richtung aufeinander, es sind folgende : G.-Tabanan, Batur, Agung und die Serajaberge. G.- Tabanan ist ein hoher Kegel, dessen Höhe über 9000' geschätzt wird und der sich im westlichen Theile der Insel ]^ali , nämlich im Reiche Tabanan (oder Tambanan) erhebt, nach welchem ihn die Seefahrer Tabanan-Pik nennen. Der G. -Batur ist ein noch dam- pfender Eruptionskegel , welcher in der Mitte eines weiten , Kreis- förmigen Gebirges emporragt, also in der Mitte einer Kratermauer, die wie der G.-Tengger auf Java einen flachen Kraterboden zu um- schliessen scheint. Er liegt im östlichen Theile der Insel , etwa 5 INlinuten nordwestUch von den folgenden. 68. G.- Agung. Auf der Insel Bali. Er wird nach dem Königreiche worin er liegt, auch G.-Karauo- asam, oder, weil er der höchste auf dieser Insel ist, der ,,Pik von Bali" vorzugsweise genannt. Er erhebt sich auf der Ostseite der Insel und enthält eine noch stets dampfende Solfatara. Ausbrüche desselben. 1808. In diesem Jahre warf er eine ungeheure jNIenge Asche nebst Bimstein aus. (Siehe Life and Service of Sir Stamford Rußes p. 241.) 1843. Auch in diesem Jahre warf er nach vorhergegangenem Erdbeben wieder Asche, Sand und Steintrümmer aus. An seinem Nordgehänge ziehen sich Ströme von Lavatrümmern herab und reichen bis zum Meeresufer. Die Serajaberge in der äussersten Ostecke von Biali, im Reiche Karang Asam werden als ein erloschener Kraterkessel ge- schildert, um welchen sich ein steiler. Kreisförmiger Wall herum- zieht. *) 69. G. -Rindjani. Ein hoher Vulkan im nordöstlichen Theile der Insel Lombok, von welchem keine Ausbrüche bekannt geworden sind. Siehe die Beschreibung der Insel von H. Zollingkk. **) Nach der Meinung dieses Reisenden ist er der höchste und umfangreichste Vulkan des *) Die vorstehenden Mittheilungen über IJali sind den Angaben des Herrn H. ZüLLINGKK entlehnt, in Tijdschr. Neerl. Indiii. jaurq. VII. Nr. 10. w. 43. A. d. V. '*) ,,Itet eiland Lombok," in Tijdschr. voor Neirl. Indie, IX. p. 192, etc. Die beste Karte von Lombok. und den übrigen Inseln, in der Reihe ostwärts von Java bis und mit Timor, findet man in der zu Uatavia l^ls herausgegebeneu ,,Kaurl van de cilandcn eii courivatcrs beoosteit Java, aiz. door H. D. A. Smits." A. d. V. Juii;jliuliii, J;iv:i II. 52 818 o-anzen indischen Archipels. Er ist nämlich nach trigonometrischen Messungen von Herrn P. Melvile von Carnbee 11600 par. Fuss hoch. Der Berg, welcher bei den Seefahrenden unter dem Namen Pik von Lombok bekannt ist, von den Eingebornen aber G. -Pin- djani genannt wird , bildet nur einen kleinen Theil , nämlich den höchsten, nordöstlichen Gipfel einer ausgedehnten Gebirgsmasse, in deren Mittelpunkte ein See von hellem Wasser liegt, ,,I)anu" oder ,,Sägara anakan" von den Eingebornen genannt, nach Schätzung des Herrn Zollinger 7800 Fuss iiber dem Meere. Am Ufer dieses See's, der keinen Ausfluss hat, bemerkt man einige hellblaue Flecken, die wahrscheinlich Quellen von heissem, schwef- ligem Wasser sind. Der See ist umgeben von Gebirgen , die in einer weiten Kreislinie ununterbrochen mit einander zusammen- hängen, sich aber an vier Stellen zu Kegelförmigen Kuppen er- heben, welche über die andern Theile des Ringes hoch hinausragen. Ihre Lage in Beziehung zum Mittelpunkte des See's und ihre ge- schätzte Höhe über dessen Spiegel, der zu 7800 angenommen wurde, ist die folgende : G.-Wajangl 70o', auf der Nord- (Nord- West-?) Seite; G. -Sangkarean 2200', auf der Süd- West-Seite j dieser Gipfel war es , den der Reisende erstieg und von wo aus er die übrigen Theile der hier beschriebenen, ungemein wüsten und grossartigen Krater- landschaftüberschaute; G.-Bandeira 1200', ein Kettenförmig in die Länge gezogener Gipfel auf der Süd- und Süd-Ost-Seite, und end- lich der höchste von Allen auf der Nord-Ost-Seite, der G.-Rindjani, der vorzugsweise s. g. Pik von Lombok, der sich Kegelförmig, nach Schätzung nicht weniger als 4000 Fuss über den See er- hebt. Er ist von seinem Gipfel, der von einem kleinen Krater durchbohrt zu sein scheint, 2000' weit herab, von aller Vegetation entblösst, kahl und sandig. Auf der Ost (Süd-Ost- nnd Nord-Ost-?) Seite des See's bleibt zwischen seinem Ufer und dem Gehänge des G.-Bandeira und Rindjani eine Fläche übrig, die nur mit sehr kur- zem Gras und einzelnen Tjemoro-Bäumen bewachsen ist. In ihrer 3Iitte steigt diese Fläche innerhalb eines sqharfbegränzten, Kreis- förmigen Umfanges empor und erhebt sich zu concentrischen, einander einschliessenden Terrassen, welche Treppenförmig über einander liegen und das Kreisförmige, terrassirte Fussstück bilden von einem schwarzen, mit Steinen überschütteten Kegel ,,G.- Api," in dessen Gehänge die oberste Terrasse übergeht. Sein mit Schwefel beschlagener Gipfel liegt etwa 700' über dem Spiegel des See's und ist der Rand eines Kraters, der ihn durchbohrt und der als Centralkrater des ganzen Gebirges noch fortwährend Dämpfe ausstösst. 70. G.Temboro. Dieser Berg, der unter allen bekannten Vulkanen der Welt den grössten und furchtbarsten Ausbruch erlitten hat , der im Jahre 1815 den ganzen indischen Archipel erzittern machte, viele Theile desselben in I'insterniss hüllte und seinen schrecklichen Donner 819 260 geographische Meilen weit nach allen Seiten hin erdröhnen liess, dieser erhebt sich, so weit dies bekannt ist, ausser aller Ver- bindung mit andern Bergen, ganz isolirt, am nördlichen Gestade der Insel Sumbawa*) und steigt eben so wie der G.-Murio, der G.- Ringgit und Buluran auf der Insel Java, auf der einen, nämlich seiner west- und nordwestlichen Seite, unmittelbar aus dem Meere empor. Sein Fuss bildet dort das Udjung-kasi, d. i. das seewärts gekehrte nordwestliche Ende desjenigen Theiles von der Insel, wel- cher auf der Ostseite von dem grossen Meerbusen von Sumbawa, nordwärts von Päkat liegt. Der grösste Theil der Insel scheint aus niedrigem Hügellande zu bestehen und nur der Südküste entlang zieht sich eine etwas höhere l^ergkette von Westen nach Osten ; ob aber in dieser, oder ihr zur Seite, in Norden, noch andere Vulkane liegen, ist nicht bekannt. Die Feuerberge auf Java G.-Murio, Ringgit und Buluran sind erloschen, sie sind nur noch Ruinen von Kegelbergen ; aber ihre wild - zerstückelten Gipfel deuten auf die heftigen Ausbrüche, die sie erlitten haben müssen , ja die einer von ihnen noch im Jahre 1597 erlitt, zur Zeit, als die holländischen Schiffer unter der Anführung von Cornelis Houtman am Ostende von Java vorbeisegelten und über die Rauchsäule, die der Berg ausstiess, erstaunten. Auch dieser Vulkan, der G. -Ringgit ist nun erloschen und liegt in Trümmern und vom G. -Temboro wird be- richtet , dass sein Gipfel durch den Ausbruch vom Jahre 1815 zer- stückelt, und der ganze Berg niedriger geworden ist; man schätzt seine Höhe jetzt auf 5 bis 6000'. Diese Übereinstimmung in den topographischen Verhältnissen und in der Geschichte von vier be- kannten Feuerbergen ist allerdings geeignet, die Vermuthung zu bestärken, dass die grosse Meeresnähe derselben in Beziehung steht zu der Heftigkeit ihrer Ausbrüche und ihrem nachherigen schnellen und gänzlichen Erlöschen ; mit andern Worten , dass zu gewissen Zeiten Meerwasser plötzlich und in ungeheurer Menge hinabdringt in den vulkanischen Heerd , in die Behälter geschmolzener Felsar- ten, und die angedeuteten Erscheinungen hervorruft. Ob, und welche Ausbrüche der G.-T6mboro vor 1815 erlitten hat, ist gänz- lich unbekannt. Ausbruch des G. -Temboro im Jahre 1815. Die Quellen, aus denen ich dieThatsachen entnommen habe und nach denen ich hier unten das furchtbare Ereigniss zu schildern ge- denke, sind die folgenden: 1) Sir Th. Stamford Raffles, hist. of Java. vol. I. p. 25 bis 28. 2) Raffles, in Verhand. Baiav. Ge- nootsch. VIII. p. 343 etc. 3) Jav. Courant vom 22. Juli 1820, Nr, 30. 4) v. d. B. ,, Abhandlung über Bali" in de Oosterling I. *) Nämlich im ehemaligen Königreiche Temboro, dessen einziger hoher Berg er ist, von dem er seinen Namen erhielt, wenn er nicht dem Reiche seinen (altern) Namen verlieh. Tcml)üro ist die Aussprache der Javanen ; die Malaier und Araber sagen gewöhnlich Tambora. A. d. V. 52* 820 Nr. 2. p. 1S5. Eaffles's, der damals General-Gouverneur auf Java war, INIittheilungen gründen sich auf die Berichte des Lieutenant Owen Philipps, der, um Erkundigungen über die Katastrophe einzuziehen, von ihm mit einem Schiffe nach Sumbawa expedirt wurde und den 18. April zu lÜma landete. Die angegebene Num- mer der Jav. Zeitung enthält einen Brief des Niederländischen lie- sidenten: ]>ima, 16. October 1S19, welcher 4 Jahre nach der Erup- tion xlas Auswurfsterrain besuchte.*) 1815, den 5. April nahm diese furchtbare Eruption ihren Anfang, sie offenbarte sich durch Explosionen, welche alle \U Stun- den gehört wurden , und erreichte den 10. April ihre gTÖsste Thätigkeit; enonne Rauchsäulen stiegen aus dem Krater, der ganze Berg wurde wie mit Feuer fglü- henden Lavatrümmern?) Übergossen, hüllte sich jedoch bald wieder in die Finsterniss der Rauch- und Aschenwolken, die sich weit umher ausbreiteten, so dass ein vorübersegelndes Schiff nur den Fuss des Vulkan's erleuchtet und glühend sah; die Detonatio- nen waren so heftig, dass auf Samba wa selbst die Mauern der Häuser sprangen; dass zu ilakasar, in 210 Minuten**) geradlinigter Entfernung vom Vulkane, der englische Kreuzer Benares zum Re- cognosciren mit Truppen ausgesandt wurde, Aveil man. die Schläge für ein schweres Kanonenfeuer hielt ; dass sie selbst zu Jogjakerta und Tjeribon, ***) 450 und 570 ^Minuten vom G.-Temboro entfernt, für einen ganz nahen Kanonendonner gehalten wurden, und am erstge- nannten Orte die Garnison ausrückte, um dem vermeintlichen Feinde zu begegnen; dass sie in nordnordöstlicher Richtung vom Berge eben so stark zu Ternate gehört wurden, als in nordwestlicher, im Fort Marlborough zu Benkulen; ja dass sie an der Süd- West-Küste Sumatra's noch zu ^Nlokomoko, 90 Minuten nordwestwärts von ]]enkulen und nicht weniger als 1050 Minuten vom Vulkane ent- fernt, wie Kanonendonner vernommen wurden, und dass der Deto- nationskreis in elliptischer Form rund um den G.-Temboro, ganz Java, Celebes, Ternate, alle ostjava'schen und molukkischen Inseln bis nach Neuguinea hin , den grössten Theil von Sumatra nebst dem nordwestlichen Theil von Australien umschloss, und dass in- nerhalb eines Raumes von 30 Längegraden oder 1800 Minuten C450 geogr. bleuen) grösster Ausdehnung von Osten nach AVesten und von wahrscheinlich nicht viel geringerer Breite von Norden nach Süden, also so weit, wie von Suez in Eg}i3ten bis nach Pe- tersburg, oder vom Vesuv bis zum Nordkap, die vulkanische Kanonade zu gleicher Zeit gehört, so wie die Erderschütte- rungen gleichzeitig gefühlt wurden . Diese Detonationen fuhren mit den Erdbeben , die sie begleite- *) Alle anderwärts vorkommenden Mittheilungen über diesen Ausbruch können nur den angegebenen ursprünglichen entnommen sein. A.d. V. **) Alle Entfernungen sind hier in geogi-aphischen Minuten, äöTlOpar. Fuss (tjü auf einen Grad) angegeben. A. d. V. ***) Zu Tjeribon am stärksten des Abends um 10 Uhr. A. d. V. 82i ton, Tage lang fort, den grössten Theil des Archipels zu erschüttern, zu ]\[akasar aufCelebes, wie in der östlichen Hälfte von Java zu Gresik, so wie zu Sumenep auf der Insel ]Madura und besonders zu lianju wangi erbebte am 1 2ten und andern Tagen die Erde fast un- aufhörlich von früh bis spät. Auch das Meer wurde bewegt; in der Bucht von Bima erhob sich den 10. April Vormittags, während in der Luft eine völlige Windstille herrschte, das Meer zu einer ungeheuren Woge, es stieg 1 2' höher, als es je zur Zeit der höchsten Springfluthen gestanden hatte, zwar dauerte diese Fluth nur drei Minuten lang, sie spülte aber Häuser und Bäume weg und warf grosse Fahrzeuge weit auf das Land, wobei auch ein früher*) versunkenes Schiff (Paduwakang) des Königs trocken wieder auf's Land gesetzt wurde ; ein Schiffs- kapitain, der 5 ^Meilen von Bima vorüberfuhr, fühlte diese Fluth mul wiu-de durch einen heftigen Strom nach Westen getrieben, ja sie reichte bis Ikdokombo aufCelebes und bis zur Ostküste von .Java, wo auch noch am 12. April das Wasser in den grossen Flüssen beiGi'csik und Banju wangi, so wie das ]\Ieer bei Sumenep um 4' hoch stieg. So wie auf !Meer und Land , so wurde durch übennässige Er- hitzung einzelner Lufträume durch glühende Lava und Gluth aus dem Krater auch das Gleichgewicht des Luftocean's gestört, und au demselben verhängnissvollen Tage (10. April), an welchem die un- terirdischen Explosionen ihr ^Maximum erreicht zu haben schienen, erhob sich des Vormittags nach 9 Uhr im westlichen Theile des Kei- clies Sangar, der an das Keich Tcmboro gränzt, ein Wirbelwind, der ganze Dörfer und Wälder umblies, der auch die stärksten Bäume entwurzelte, und Bäume, Häuser, Menschen, Vieh, kurz Alles, was er antraf, mit emporhob und wie Strohhalme in der Luft herumdrehte; er wüthete eine Stunde lang und liess dann viele von den emporgehobenen Gegenständen in's benach- barte Meer herabfallen, in welchem man noch ^Monate, ja Jahre spä- ter eine ungeheure VIenge Baumstämme treiben sah.**) Diese Erd- und Seebeben, Explosionen, Wirbelwinde und ähnliche Erscheinungen waren die schrecklichen Begleiter des Emporquellens von, wo nicht geschmolzenen, doch glühenden Auswurfsstoffen, die vorherrschend aus Bimsteinartigen Lava- schlacken , wirklichem Bimstein und einer sehr feinen , grauen, leicht zusammendrückbaren , aber scliweren Asche bestanden , wo- von eine Finte 12^/4 Unzen wog. Feurige Massen bedeckten den Ber<>- bis an's Meer herab (das oben genannte, vorüberscgelnde Schiff sah unten feurige Gluth, oben schwarze Kauchwolken) , auch kamen, und dies wird ausdrücklich gesagt, die meisten von den *) In der Xähe von Pulu-Kambing. Die Schiffe, die das Meer über die Häuser der Stadt Bima hinwegj^etrieben und auf den jenseitigen Hügobi nieder- gesetzt hatte, sah Herr C. G. C. Heixwakdt bei seiner Ankunft zu Bima da- selbst noch in grossen Entfernungen vom Ufer liegen. A. d. V. **) Die Berichte über diesen Orkan rühren hauptsächlich vom König voa Sangar her, welcher die Katastrophe überlebte. A. d. V. 822 Menschen, die in der Eruption selbst ihren Tod nicht fanden, durch Hitze, durch feurige Gluth um's Leben, und auch Dörfer ver- brannten; ob diese heissen und feurigen Auswurfsstoffe wirklich geschmolzen oder bloss glühend, ob sie wirkliche Lava oder nur glühender Eimstein gewesen sind, darüber sind keine deutlichen Nachrichten vorhanden; nach einer Stelle jenes Briefes des Resi- denten von Bima war das Meeresufer von den Gebirgen Klontong bis Laronggo (an der Nordküste?) in einen ungeheuren. Mauer- artigen Wall von zerklüfteten Lavamassen verwandelt, von so ,, wü- stem Ansehen , dass er auch den kühnsten Seemann mit Schrecken erfüllen müsse;" in jedem Fall waren Bimstein und Asche unter den Produkten des Ausbruchs die vorherrschenden. ]\Iit Bimstein wurde das ganze Meer rund um Sumbawa bis in die Bucht von Bima hin, besonders aber in den Gegenden westwärts vom Vulkane bedeckt; er schwamm, mit Baumstämmen untermengt, als eine 2' hohe Schicht auf dem Meere, durch welches sich die Schiffe nur mit Mühe hindurch arbeiten konnten, und ausser Bimstein war es Asche, welche der Vulkan ausspie und die den grössten Theil von Sumbawa, namentlich die dem Vulkane zunächst liegenden Eeiche Temboro, Pekat, Sangar und einen grossen Theil von Dompo und Bima viele Fuss hoch überschüttete, dennassen, dass 60 Minuten ostwärts vom Vulkane die Wohnung des Residenten und andere Häuser zu Bima unter der Last zusammenbrachen , dass die Zerstörung dieser vorher so blühenden Reiche, welche durch Erdbeben, jNIeeresfluthen, Orkane und am Vulkane selbst wahrscheinlich auch durch Einsturz (Zusammenbruch) von Bergtheilen schon vorbereitet war, nun voll- endet, und eine grüne. Lebensvolle, fruchtbare Landschaft in eine graue, einförmige und todte Wüste verwandelt wurde, und auf Sumbawa allein 12000 jNIenschen um's Leben kamen. Die Asche stieg in so ungeheurer Menge in die höchsten Luftre- gionen, dass ihre gefallene Schicht auf der Insel Lombok (in deren Mitte, 90 Minuten vom G. -Temboro entfernt) noch 2' dick war, und theils unmittelbar dadurch, theils durch die Zerstörung aller Felder und die eintretende Hungersnoth 4 4 0 0 0 Menschen auf dieser Insel starben ;*) dass sie zu Banju wangi 8 Zoll hoch lag und daselbst, in 2 1 0 Minuten Entfernung, eben so wie zu Sumenep (auf Madura) und zu Gresik, in 315 Minuten Entfernung vom Vulkane, die Sonne drei Tage lang total verdunkelte und eine Finsterniss her- vorrief, deren Tiefe und Schwärze die Sternloseste Nacht übertraf; dass sie sogar noch zu Solo und zu Jogjakerta, in 450 Minuten Abstand von dem Orte des Verderbens, den hellen Tag in die schwärzeste Nacht verAvandelte, **) und an noch weiter vom Vul- kane entfernten Orten, wie zu Tjeribon, in 570 Minuten Entfer- nung, die Sonne in düstern Rauch verhüllend eine theilweise Fin- *) Nach VAN DEN Broeck , der als Regierungs-Commissair nach Bali ging, 1. c. p. 183. ^ A. d. V. "*) Zu Jogjakerta den 12. April Nachmittags am finstersten. A. d. V. 823 sterniss hervorrief; ja dass sie ungeachtet des gelinden Ostpassates, der nach allen Berichten nur sehr schwach blies, *) in einer west- lichen Richtung bis JBatavia und Benkulen getrieben wurde und in einer nordnordöstlichen 210 Minuten weit bis nach Makasar auf Celebes flog, wohin sie kein Passat tragen konnte; dass ein Raum der Erdoberfläche gleichzeitig verfinstert wurde, grösser als ganz Deutschland, und die Asche so weit flog, als es vom Vesuv ist bis zum Gestade der Ostsee und bis Königsberg, und erst am 14. April Nachmittags für Banju wangi und Sumönöp die Sonne wieder aufging, worauf, wie beim Anbruch eines wahren Morgens, die Zahl der Vögel, die nicht umgekommen war, anfing zu zwit- schern, und worauf endlich heftige Regengüsse folgten, welche die Atmosphäre wieder erfrischten und reinigten. So weit die Luft verfinstert wurde, bildete dieser Aschen- regen eine fast Kreisförmige Elhpse, die sich nach Norden und Süden vom Vulkan in der Gegend ihrer grössten Breite etwa 300 Minuten weit auf jeder Seite ausdehnte und den südlichsten Theil von Borneo, Australien aber nicht, berührte; die ostwärts vom J^erge ohngefähr bis in die Mitte von Flores, also 2 1 0 Minuten weit reichte; die auf der Westseite aber sich 570 Minuten weit bis nach Tjeribon ergoss, und deren kleinster Durchmesser von Süden nach Norden demnach 600, der grösste aber von Osten nach Westen 780 ]Minuten, also noch nicht die Hälfte vom Detonationskreise betrug. Die Asche, die über Tjeribon hinaus noch weiter flog bis Batavia in 6G0 und bis Benkulen in etwa 970 Minuten Entfernung, hat keine Verfinsterung hervorgebracht. **) Durch diese Vorgänge war nun das Meer Meilenweit mit Bim- stein bedeckt, und das Land mit Bimstein und Asche überschüttet und als Menschensitz fast ganz zerstört; was Leben hatte und nicht in der Eruption, in den Bimstein- und Aschenregen und in der Feuergluth umgekommen oder nicht durch Wirbelwinde vernichtet war, das kam nun durch Hunger um, und epidemische Seuchen, namentlich bösartige Ruhren rafflen Thiere und Menschen weg. Sogar die Tochter des Königs von Sangar starb vor Hunger, vom Reiche Dompo blieben nur 40, von den beiden Königreichen Pfekat und Temboro nur 3 und von den Bewohnern der Stadt Sumbawa nur 26 Menschen am Leben; von den meisten Inseln auf der einen Seite bis Java, auf der andern bis Timor fehlen, weil sie nicht von Europäern bewohnt sind, alle Nachrichten, man kann die Zahl der Todten auf Sumbawa und den übrigen Inseln aber einigermassen schätzen, wenn man hört, dass ausser den 12000 Mann des schlecht bevölkerten Sumbawa, allein auf Lombok, welches stärker bevöl- *) Es war April. Zu Bima war es ganz Windstill. A. d. V. **) Wäre der Ostwind stärker gewesen , so würde gar keine Asche in Osten vom Vulkane gefallen sein, und der G. -Temboro würde, so wie der G.-Guntur am 4. Januar IHV.i, in der einen Ostecke der Aschenellipse liegen, einen voll- kommenen Kreis dagegen würde, den Vulkan in der Mitte, der Aschenfall ge- bildet haben, wenn völlige Windstille geherrscht hätte. A. d. V. 824 kort war und ist, 44000 Menschen umkamen, obgleich die Mitte dieser Insel 1 Vo Längegrade vom G. -Temboro entfernt liegt; und noch grösser würde die Zahl der Todten sein, wenn diese Gegen- den eine so dichte Bevölkerung, wie z. B. Itahen oder Portugal oder nur wie Java, aufzuweisen hätten. *) Den IS. April sah Owen Philipps den G. -Temboro noch ganz in düstern Rauch gehüllt; der Berg fuhr bis zum 1 5. Juli 1S15, also drei Monate lang, mit nur allmählig verminderter Heftigkeit zu dampfen fort, indem sich kleinere Explosionen von Zeit zu Zeit er- neuerten. Auch scheinen Lavaströme oder wenigstens Massen von Asche und Bimstein noch nach dem Monat Mai 1845 dem Berge entquollen zu sein, denn einen Monat nach dem Ausbruche besuchte ein alter niederländischer ]Militair, Disterdijk, der schon 30 Jahre auf Sumbawa lebte, die Stelle, wo einst die ihm wohlbekannte Stadt Temboro stand (an der Nordkiiste, ostwärts vom Vulkan , nahe bei Sangar?); er sah den Strand besäet mit Leichen, des Königs Schiff (Paduwakang) war voll von Asche, übrigens unbeschädigt ; auch erkannte er den Palast des Königs noch an einigen halb ver- brannten Säulen (Pilaren) und auch die ^Mauern von Laronggo (ein naher Palast oder Lusthof .'j standen noch; nur nichts Leben- des w^arzu sehen; vier Jahre später, den 16. August 1 Sl 9, besuchte er dieselbe Gegend mit dem niederländischen Residenten vom Bima wieder, aber keine Mauern von Laronggo, keine Säulen von des Königs Palast, kein Schiff Paduwakang, keine Leichen Avaren mehr zu sehen. Alles war spurlos verschwunden, kein lebendes Geschöpf war da, um die Verwandlung zu erklären, und so weit man sehen konnte, war das verödete Land mit Bimstein bedeckt. (Brief von Bima, 16. October 1S19.) Umgestaltungen. Im Monat August 1819, also vier Jahre nach der Eruption besuchte der Resident von Bima mit jenem Disterdijk das Auswurfsterrain. Noch waren von Zeit zu Zeit schwache Erdstösse und ein Mal (am 15. August?) auch ein sehr starker Stoss, der 5 Minuten lang dauerte, zu fühlen; auch noch ein einzelner Schlag wurde ein ^lal im G. - Temboro gehört und Feuer, Flammen (ob glühende Lava?) hier und da auf dem J3erge gesehen. Die Furcht der Einwohner- vor der Nähe des G. -Temboro war noch sehr gross. Zu Lande w-ar der Weg durch die in allen Richtungen durcheinander geworfenen Baumstämme der zerstörten Wälder, so wie durch die Auswurfsstoffe und die tiefen Klüfte und *) Auch Herr Zollixger, der Lombok in 1S47 besuchte (siehe oben 1. c. p. liJti), berichtet, dass die ganze Insel von einer dicken Schicht vulkanischer Asche und Gereibsel bedeckt ist, welche der G. -Temboro in ISIö auswarf, in Folge wovon mehre Jahre lang, besonders in den östlichen Theilen von Lombok, wo die Asche bis 2' hoch liegt, kein Keis gepflanzt werden konnte. Selbst mehre kleine Baien wurden dadurch unzugänglich gemacht. Da es aber auf Lombok die Gewohnheit ist, den Reis in den Magazinen 6 Monate lang zu bewahren, so sollen, nach Zollinger, so viele Menschen durch den Hunger nicht umgekom- men sein, als die Berichte melden. A. d. V. 825 Spalten, Avovon sie durchzogen waren, versperrt, und zur See durch Bimstein ersclnvert. Alle lebende Wesen waren ausgestorben, ,,und es war Avüst und leer." Namentlich war das Meer von Pekat an bis zur Insel ^lajo (Mojong), die auf der Westseite der Halbinsel liegt , Avelche den G. -Temboro bildet, besonders rund um Udjvmg- Kasi (die Halbinsel, in deren Ecke der Vulkan liegt), mit unge- heuren INIassen Bimstein bedeckt, unter dem auch eine grosse jNIenge Baumstämme umherschAvammen . Auf der Ostscite des Reiches Temboro waren bei Dongo tabe zwei vorspringende Landzungen sammt der lUicht und dem guten Ankergrunde, den sie vordem umschlossen , verschwunden , und an ihrer Stelle lief der Strand in einer geraden Linie fort. Das vorspringende Kap Lengan war versch\\-unden. Kund um Udjung-Kasi, eben so wie zwischen Kempo und Tompo (? Dompo) an der Nordküste lagen auf dem hohen und stei- len Uferwalle von Lava eine ungeheure ]Menge gefällter und ge- brochener Bäume durch einander, die, so schien es, nur eine furcht- bar grosse JNIeereswoge dort hinaufhatte spülen können. Von dem Klontonggebirge an bis Laronggo war die Küste in einen 100 bis 12o' hohen steilen Felsenwall aus Lavatrümmern von wilddurchklüftetem abschreckendem Ansehen verwandelt. In andern Gegenden war ausgeworfener Sand zu ganzen Hü- geln angehäuft. Aber auf dem hohen Lande in Süden des G. -Tem- boro von Pekat bis Pakopekat sah man noch einige grüne Wälder. In der Bucht von Bima waren einzelne Stellen bis zu 30 hoch mit Aus Wurfsmassen angefüllt, in Sandbänke verAvandelt und der Ankergrund dadurch ganz verändert. Der G. -Temboro selbst war nach Versicherung der Einge- bornen um zwei Drittlieile niedriger geworden, er bildete nur noch ehi Haufwerk von einzelnen, wild durch einander liegenden Berg- stücken, zwischen denen sich tiefe Spalten und Klüfte herab- zogen. Bleibende Hebungen oder Senkungen des Landes aber über oder unter sein früheres Niveau wurden zu Bima , wo ein nieder- ländischer Resident w^ohnt, nicht beobachtet. Auch scheint der Ort Tömboro nicl)t versunken, sondern mit Bimstein iiberschüt- tet zu sein , überhaupt ist es sehr zweifelhaft, ob das Verschwinden der oben genannten Land- oder IJergzungen, Kap's (Udjung's bei den INIalaien), durch ein Niedersinken derselben oder vielmehr durch ein Ausfüllen der Zwischentiefen mit Auswurfsmaterien entstanden ist. Ich möchte Heber das Letztere annehmen, weil sich das Niveau der vorher bewohnten und nachher bewohnt gebliebenen Plätze niclit verändert hat. Allerdings wird in gewissen Beschreibungen gesagt, dass Temboro versunken sei und an der Stelle der Stadt jetzt IS tiefer Ankergrund läge, aber Owen Piiii-ii'Ps, welchem Uaffles seine Nachrichten verdankt, sahTtJmboro nicht, und worauf gründen sich nun diese Annahmen anders , als auf A'oraussetzungen, 826 indem von den zwei ganzen Reichen Tömboro und Pekeit nur drei Mann am Leben blieben?*) Jene ungeheure Meereswelle, die auch Bima überschwemmte und diese Sage wahrscheinlich veranlasst hat, die, wenn es sich um Unter- gang von Städten handelt, für Individuen der verschiedensten Völ- kerschaften so viel Anziehendes hat, indem sie Erinnerungen an die alten, heiligen Sagen von der Sündfluth weckt, ereignete sich den 10. April. Einen Monat später aber (s. S. 824) erkannte Disterdijk noch sehr wohl die Stelle, wo Temboro stand, es war Nichts gesun- ken, sogar des Königs Schiff lag noch am Ufer, und als derselbe Be- obachter mit dem Residenten von Bima**) vier Jahre später Nichts mehr von der Stadt und ihren Ruinen zu erkennen vermochte, ist es dann nicht natürlicher, anzunehmen, dass der Ort mit Lavaströmen, namentlich mit Bimstein und Asche überschüttet wurde, zumal da ausdrücklich gesagt wird, dass das ganze Land, so weit das Auge reichte, ein Bimsteinfeld gewesen sei? Es handelt sich nicht darum, die Möglichkeit eines solchen Ereignisses zu läugnen', wovon ja an- derweitige Beispiele genug vorhanden sind, sondern nur die Wahrheit ausfindig zu machen und die Wissenschaft vor Trugschlüssen zu bewahren. Die grösste Umgestaltung scheint der Berg, der Urheber von all diesem Unheil, oder richtiger: der unschuldige Ringwall vom Ausgangskanale des Verderbens, der G. -Temboro selbst er- litten zu haben; möchte auch die Verminderung seiner Höhe um volle % übertrieben sein , so ist diese Angabe doch zu bestimmt, um für einen Irrthum zu gelten. So viel scheint ausser Zweifel zu liegen, dass wenigstens der obere Theil, der Dom, vielleicht die ganze obere Hälfte des Vulkan's, dessen Gestein schon zum Theil zersetzt , zerklüftet und durch die Einwirkung saurer Dämpfe vor- her erweicht angenommen Averden kann, eingefallen und in sich selbst zusammengestürzt ist, wie einst der G.-Ringgit auf Java, und wenn man alten Nachrichten trauen darf, ein Vulkan im nörd- lichen Theile von Timor und Theilweise auch der G.-Pepandajan und Gelunggung auf Java; die in den Kraterschacht stürzenden Tnimmer wurden dann vermuthlich , wenigstens zum Theil wieder ausgeschleudert, zum Theil zu Lava verschmolzen und in's ver- wüstete Land um den Berg herum verstreut. Auf Amboina soll sich in demselben Monate (April 1815) an mehren Stellen der Boden momentan geöifnet und Wasser ausge- spieen haben. (Raffles, Jiist. of Java. I. ^j. 25.) Nur klein sind die Eruptionen des G.-Lamongan und Semeru auf Java , die ich mit ansah, wenn man sie mit diesem grossartigen *) Gelehrte in Europa (wie der berühmte Lyell, Principles I. p. 353) han- deln gewiss unvorsichtig , wenn sie aus Nachrichten über so wenig gekannte Länder und so flüchtig beobachtete Ereignisse Schlüsse ziehen , die von Ein- fluss auf vulkanische Theorien sein können. A. d. V. **) Beide waren gewiss nüchterne Beobachter und sagen kein Wort von einem Niedersinken. A. d. V. 827 Ausbruche des G.-Töniboro vergleicht; sie erscheinen dann nur wie ein harmloses Spiel, gleichsam zur Belustigung des Reisenden auf- geführt von dieser ,,am lichten Tage geheimnissvollen'' Natur, die hier auf Sumbawa ihre Tragödie mit so fürchterlichem Ernste spielte, dass fast keiner von ihren zahlreichen Zuschauern übrig blieb, um mit Bewunderung oder Entsetzen ihre Thaten zu berich- ten; weder Fürst, noch Bettler fanden Erbarmen, und als der König von Temboro mit seinem Hofe im Begriff stand, zu fliehen, die Reichskleinodien und grosses Gefolge hinter sich, so überschüttete ihn ein Regen von feurigen Steinen, und er ging, wie sein ganzes Reich, bis auf einen Mann zu Grunde. *) Dieses Ende des Königs von Temboro, als er mit Weib und Kind und seinen Habseligkeiten vor einem Ereignisse der Natur floh, wie nach biblischen Erzählungen die BcAvohner des Jordan- thaies einst vor feurigem Regen, ist so tragisch, dass listige Priester, Verkündiger jener Religion, deren meist hervorstechender Zug Unduldsamkeit ist, nicht ermangelten, zur Ehre des Koran möglichsten Nutzen daraus zu ziehen. ,,Ein reisender Kaufmann ,,und gottesfürchtiger Araber vertrieb aus der jNloskee zu Temboro ,, einen Hund, als ein unreines Thier, der aber dem König gehörte. ,,Der König Hess den Kaufmann für Ziegen- Hundefleisch essen, ,,und nachdem er noch trotzige Worte von ihm gehört, auf dem Berge ,, Temboro unter Misshandlungen um's Leben bringen.**) Aber — da ,, brach der Berg in Flammen aus, die Flammen verfolgton des Kö- ,,nigs Diener bis zur Stadt, imd Temboro mit dem König wurde ,,von der Erde verschlungen. Wo die Stadt dieser Gottlosen stand, „da liegen nun Schiffe bei 3 Faden ***J Tiefe vor Anker." So lautet im Wesentlichen die Erzählung, die in malai'scher Sprache (und arabischer Schrift) in Hunderten von Handschriften fast unter allen zum Islam bekehrten Völkerschaften dieses Archipels ver- breitet ist. Wenn man einen Kreis um den G. -Temboro zieht, dessen Radius dem Abstände vom Berge bis Banju wangi = 21U >Iinuten, gleich ist, und die Aschenschicht auf diesem ganzen Räume 2 dick im Mittel annimmt, so erhält man als wahrscheinliches Resultat mehr als neun Millionen Mal eine Million Kubikfuss Asche, welche •) In dem Aufruhr fast aller Elemente scheint ein Regen glühender Lava die Hauptrolle gespielt zu haben. Vom Nachbarreiche Pekat blieben nur zwei Men- schen am Leben. Wenn man mit Betrübniss sieht, wie die Natur so wenig Erbarmen mit den Geschöpfen hat, denen sie Leben gab , so könnte man die Frao-e aufwerfen, da es doch erwiesen ist, dass die Welt schon Millionen Jahre bestand, ehe der Mensch auftrat, die Natur also die Existenz der Menschen nicht für wichtig genug hielt, um sich sehr damit zu beeilen, warum sie dann nicht auch noch einige Jahrtausende damit gewartet habe, bis alle Vulkane ausgebrannt waren und ohne Gefahr bewohnt werden konnten? A. d. V. *•) Solche Thaten erlauben sich die kleinen Könige und grossen Tyrannen dieser Lande, z. B. auch die von Bali, noch heute. A. d. V. •*•) Drei Faden =18 Fuss, das ist gerade die passende Tiefe, in welcher die meisten kleinen Kauffahrer (Küstenschiffe) vor Anker legen, und es war sehr fein von der erzürnten Natur, das Land nicht tiefer sinken zu lassen. A. d. V. 828 •während dieser Eruption vom G. - Temboro ausgeworfen wurde. (Ycrgl. die G.-Guntureruption vom 4. Januar 1S43. S. SO f. dieser Abtlieilung*].) Weil aber auf Sumbawa selbst die jNIenge der ausgeworfenen Asche viel höher als 2 gcAvesen ist, ja ganze Berge bildete, so steht dies Resultat gewiss noch unter der Wahrheit zu- nick, und wird in jedem Falle von der ungeheuren Menge der festen Auswurfsstoffe, des IJimsteins und der Lava, welche unter andern am Nordfusse des Vulkan's zu einem mehr denn 100 hohen Walle Meilenweit aufgethürmt lag, weit übertroffen. 71. G.-Api beiBima.**) Dieser Berg liegt auf 8" 5' südl. ]]reite und 1 1 2'' i östl. Länge. Nur Avenig Meilen nordostwärts von der Küste von lÜma, des öst- lichen Theik's der Insel Sumbawa, erhebt sich diese Insel, die nur ein Kegelförmiger ]3erg ist, isolirt aus dem Meere. So oft Schiffer vorüberziehen, sehen sie Dampf aus ihrem Gii^fcl steigen , der übri- gens in historischen Zeiten keine Ausbrüche erlitten hat. 72. G.-Pulu tjamba. Ein Kcgelberg und Vulkan auf der Insel Tjumba (Sumba oder Tjindana), die bei den Europäern unter dem Namen ,, Sandel- holz-Insel" bekannt ist. Sie wird sehr gebirgig und vulkanisch genannt. Sie hat Landschaften , wo Kalkgrund mit Schichten von J>imstein und einer porösen, schwarzen, schlackigen Lava bedeckt und Avo das TrinkAvasser schlecht und kalkig ist. Auch Muschel- bäiike hat man im Innern gesehen , und in den Bergen Jjambora oder Ijembira an der Nordküste ,,Marmor." Übrigens ist der grösste Theil dieser Gesteinmassen mit einer schwarzen, frucht- baren Erdlage bedeckt, Avelche die schönste gTÜne Pflanzendecke trägt, (van den J^roeck, ,,over Bali,'' in Osterling I. p. 1S5 etc., nach den Berichten eines Schiffskapitains, der mehre .lahre gefan- gen auf Tjumba zubrachte, an dessen Küsten sein Schiff gestran- det AvurJ. 73 bis 78. Sechs Kegelförmige, zum Theil noch rauchende Vulkane auf der Insel Flores (auch Ende oder Mangerai' genannt). Von diesen *) Eine genaue Vergleichung der Quellen ergiebt, dass in den hohem Luft- regionen allerdings ein schwacher Ostwind geweht haben kann, Avührend zu- nächst über der Erdoberfläche "Windstille herrschte. A. d. V. **) Zum Unterschied vom G.-Api bei "Wetter (Nr. S2) und G.-Api auf der Insel Banda (Xr. S*>). Die geographische Länge und Breite ist bei diesen und den folgenden Vulkanen nach den neuesten niederländischen Seekarten ange- geben. A. d. V. 829 ist weiter nichts als ihr Vorhandensein bekannt , da vorbeisegehide Schüfe Rauchwolken aus ihnen emporsteigen sahen. 79. G. • Pulu komba. Ein Vulkan auf der kleinen Insel Pulu-Komba oder P.-Batu tara, die nördlich vor der grössern Insel Lomblem liegt auf 7" 4S' südl. Jireite und 123" 35 östl. Länge von Grw. ,,Scit ungefähr 3 Jahren sind wiederholt mehr als gewöhnliche vulkanische Erschei- nungen auf dieser Insel bemerkt worden. 8r. Maj. Schoonerbrig ]>anda lief im October 1849 ganz nahe der Küste dieser Insel ent- lang. Der Berg war in voller Thätigkeit rmd warf ungeheure ^Mas- sen glühender Lava aus; der Lavastrom erreichte selbst den Strand. Den 23. INIai 1S50 passirte Sr. ]Maj. Adviesbrig Pylades diese Insel. Der höchste Gipfel stiess auch damals unauflüirlich Kauch- wolken aus. Sr. INIaj. Dampfschiif Aetna, Lieutenant zur See J. DE Man, befand sich am 2. August 1850 Abends S^i Uhr eine halbe Stunde von Pulu-Komba entfernt; es war heiteres Wetter. Der Vulkan war sehr thätig. Der glühende Lavastrom nach Schä- tzung lOO' breit, erstreckte sich vom Gipfel bis zu dem östlichen Strande der Insel."*) ,, Sobald wir," nämlich Sr. Maj. Schooner- brig Banda, am 6. October 1849, ,, östlich von Pulu-Komba ge- kommen waren, sahen wir die ganze Nacht hindurch dicke Kauch- wolken aus dem Gipfel des Piks aufsteigen , während breite Feuer- ströme sich in der Nähe des Gipfels entluden und bis zum Horizont herabschössen. ' ' **) 80. G.-Lobetole. Ein Vulkan auf dem nördlichen Theile der Insel Lomblem (Lombatte oder Lombatta), der unter 8" 12' südl. Breite und 123" 45' östl. Länge liegt. ,,Bei Tagesanbruch sahen wir — nämlich Sr. j\[aj. Schoonerbrig Banda, den G. October 1849, 1. c. wie oben — den Pik Lobetole auf der Insel Lomblem el)entalls viel Bauch ausstossen. Wir visirten denselben damals in Süden zu Westen % Westen und den Pik von Pulu-Komba in Westen zu Norden." AVahrscheinlich liegen auf den Inseln zwischen Sumbawa und Ti- mor, besonders auf der grossen Insel Flores noch mehre Feuer- berge, die den Europäern ganz unbekannt sind. Ob der hohe Berg auf der Insel Pantar (8" 25' Süden, 124" Osten) ein Vulkan sei, ist zweifelhaft. *) Auszug aus dem Journal der genannten Schiffe, mitgetheilt in der Natuur- and (leueeskundiy 'l'mhchrift vuor Nccrlaitdach Indic. Bat. ISÖO. I. p. b7. , A. d. V. •') ir c. p. 153 f. * A. d. V. 830 Gasquelle Nr. VII. Schlammquelle auf Piilu-Semao. Nach Francis*) befinden sich auf der Insel Sömao, Samao oder Samaü, in Westen von Timor kupang eine oder mehre .Schlammquellen, ,, welche das ganze Jahr hindurch eine ziemliche ^Nlenge Schlamm auswerfen. Kleinere Mengen der in diesen Schlammquellen gebildeten Mineralwässer sind nach Batavia ge- schickt und chemisch untersucht worden/' nämlich durch den Herrn J. P. Maier. ,, Geschmack etwas alkalisch salzig; ohne Geruch; specif. Gewicht 1.0076 bei 27" C. Temperatur; reagirte alkalisch; blieb beim Kochen klar; und enthielt einer qualitativen Untersuchung zufolge : Kohlensaure Soda, Chlorsodium, Jodsodium (Spuren), Kieselerde und organische Bestandtheile. **) Gasquelle Nr. VIII. Ein Schlammquell auf Pulu - Kambing. Diese kleine Insel liegt neben der südw estlichen Küste von Pulu- Sämao. Eine Zahl von 1 3 steilen , Pyramidenförmigen Schlamm- kegeln liegt in einer Kesseiförmigen Vertiefung der Ebne; ihre Spitze ist von einer Öffnung durchbohrt, aus der, durch Gasarten gehoben, schlammiges Wasser überwallt. {Francis 1. c. und Verh. Nat. Commissie. tob. 47.) Wie das vorige, ist auch dies Wasser von dem Herrn J. P. jNIaier untersucht worden (I.e.). ,,Das vom Schlamm abfiltrirte Wasser war klar, farblos, reagirte alkalisch, hatte schwach alkalischen, dabei etwas salzigen Geschmack, roch etwas nach SchwefelwasserstofFgas ; das specifische Gewicht = 1.0074 bei 27" C. Temperatur. Beim Kochen trübte sich das Wasser. In 100 Grammen Wasser fanden sich: Chlorammonium, Spuren; Chlorpotassium 0.000934, Chlorsodium 0.52909, Chlor- magnium 0.02117, Jod 0.002707, Wasserfreie Kohlensaure Soda 0.265, Kohlensaure Kalkerde und Bittererde, Kieselerde und Spu- ren von Eisenoxyd 0.009162, Kohlensaures Gas unbestimmt, nebst Spuren von Schwefelwasserstoffgas und organischen Bestandtheilen. Das Ganze der festen Bestandtheile war = 0.828063." Gasquelle Nr. IX und X. Zwei Schlammvulkane auf Pulu-Roti. Sie liegen im Distrikte Lando der genannten Insel, welche südwestAvärts von Timor kupang liegt und sich als eine Verlänge- *) In seiner Abhandlung über Timor, welche sich in der Tijdschrift voor Neerl. J?icZ/e befindet. Der zuletzt erwähnte, im indischen Archipel liegende Schlammvulkan war der auf Java in der Nähe von Kalang anjar befindliche, welcher auf S. 795 dieser Abtheilung unter Nr. VI aufgeführt ist. A. d. V. **) Natnurh. Tijdschr. voor Nevrl. Indie. I. p. 157. A. d. V. S31 rung der von Süd -Westen nach Nord -Osten ausgedehnten Insel Timor darstellt. Diese kleinere Insel Roti , die keine eigentlichen Berge, sondern höchstens 700' hohe Hügel hat, ist auf der West- seite hoch und felsig und dacht sich von da zu einer östlichen Fläche ab. Die beiden Schlammvulkane, welche das Terrain all- mählig erhöhen, liegen nebst einem ,,6 Pfähle langen und 2 Pfähle breiten Salzmeer" im Distrikte Lando. (Francis über Timor im Tijdschr. voor Neerl. Indie.) 81. Ein erloschener Vulkan (?) im nordöstlichen Theile von Timor. Die Insel Timor, welche Schwefel, Gold und Kupfer besitzen soll (nach Francis), ist nicht hoch, aber mit vielen kleinen Bergen besetzt. Ihr Küstensaum besteht, wie der der meisten Inseln ost- wärts von Java, aus zackigen, ausgefressenen Kalkfelsen, die wahr- scheinlich Tertiärkalk sind und sich auch in grosser Anzahl im In- nern erheben, isolirt, pittoresk, wie alte Kurgen; sie heissen Fatu's fatu's.*) Vergleiche über die neptunischen Formationen auf Timor Seite 9 bis 12 der dritten Abtheilung dieses Werkes. Timor ist zwar reich an Bächen, wovon aber die meisten gegen Ende des guten Alusson austrocknen; dann sieht das Land mit seinen vielen nackten Kalkfelsen dürr und kahl aus und viele Gewächse ver- trocknen. Die westliche Hälfte hat nach Dr. ^Iüller keine Vul- kane, und ihr höchster Berg von 6000? liegt in der Landschaft Fialarang. Bei Francis wird der G.-Timau (von 4000' ?) der höch- ste Berg genannt. Beim Dorfe Babelota an der Südküste soll nach Francis auf einer Anhöhe Schwefel mit stinkenden Wassertüm- peln vorkommen und auch Bergöl in der Nähe. (Francis a. a. O.) An der Süd- West-Küste im Reiche Amenubang wird auch eine Höhle angegeben, aus welcher ein so heftiger Wind wehen soll (?), dass die Annäherung beinahe unmöglich ist. ,, Zwischen Timor und Ceram bemerkte Dampier auf einem kleinen Eilande im Jahre 1669 einen brennenden Vulkan. Auf Timor selbst diente der mächtige Pik, gleich dem Stromboli, als eine Art von Leuchtthurm, da er auf mehr denn 300 englische Meilen sichtbar war. Bei einer ungeheuren Eruption im Jahre 1637 verschwand der Berg gänzlich; ein See nimmt jetzt seine Stelle ein." (Ch. Daubeny, die noch thätigen und er- loschenen Vulkane. Deutsch von G. Leonhard. Stuttgart 1S51. S. 223.) Der Vulkan zwischen Timor imd Ceram kann nur unser Nr. 82, der noch fortwährend thätige G.-Api bei Wetter gewesen sein, der sich als kleine Kegelinsel steil aus dem jNIeere erhebt, auf Timor aber unmöglich sichtbar ist, da er 136 geogr. Minuten von •) Fatu, malai'sch batu ; Stein, Fels. A. d. V. 832 der nächsten , nördlichen Küste Timor's bei Deli , entfernt hegt. Es ist mir nicht bekannt, ob die Nachricht über den versunke- nen und in einen See verwandelten Vulkan auf der Insel Timor aus Dampier's E.eise entlehnt ist? oder aus Valentijn? 82. G.Äpi bei Wetter. Auf 6*' 37' südl. Breite und 126<> 4l' östl. Länge. Ein steiler Kegel, den die Seefahrenden wie einen Zuckerhuth beschreiben, der, fast ohne Strand, steil aus dem Meere, nordwärts vom östlichen Ende der Insel Wetter und der noch südlicher liegenden Insel Ti- mor, aufsteigt und dessen Gipfel man fast immer dampfen und oftmals feurig glühen sieht. Er liegt sehr einsam , ganz isolirt im weiten Meere, nebst Nr. 86 Pulu-ÜNIanuk von allen Vulkanen, die wir auf- zählen, am weitesten von den Inseln entfernt. Das Dampfschiif Aetna passirte den G.-Api den 4. August 1850, des Mittags. Wäh- rend der G.-Pulu koniba (siehe oben Nr. 79) zu gleicher Zeit heftig wüthete, ,,war der G.-Api ganz ruhig und sah man selbst keinen Rauch, und das in der Nähe des Kraters wachsende Gras schien eine lange Kühe anzudeuten."*) 83. G.-Pulu dämme. Eine Insel von 7** 3 südl. Breite und 122'* 45 östl. Länge, nord- ostwärts vom nordöstlichen Ende von Timor. Ein Kegelförmiger Berg, der fast immer raucht, erhebt sich in der Nord-Ost-Ecke die- ser ziemlich grossen, Waldreichen (nach Kolff,) Insel, die fast nur aus dem einen Berge besteht. An seinem Fusse, besonders der Süd- West-Küste, findet man viele Stellen, wo zwischen den Gesteinen ein heisses, schwefliges Wasser brodelt. (Kolff.) Im Jahre 1646 Hessen sich die Niederländer auf der Süd-Üst-Küste nieder, nicht weit vom Vulkane, wurden aber durch die Ungesund- heit der Gegend bald wieder vertrieben. (Valentijn.) Die Insel Koti, welche Schlammvulkane enthält, — die grosse Insel Timor, — die ihrer Beschaffenheit nach unbekannte Insel Roma, — die Inseif ör- migen Vulkane Damme, Nila und Serua bilden eine zusammenhän- gende Reihe, die so lang wie die Insel Java ist und sich in der Richtung nach Norden 60'* zu Osten ausdehnt, so dass Roti das westsüdwestliche und Serua das ostnordöstliche Ende derselben bildet. 84. G.-Pulu nila. Eine Insel, die in der angegebenen Richtung fast mitten zwi- schen Damme und Serua liegt und nach Horsburgii eine Solfatara enthält. *) Natuark, Tijdschr. voor Neerl. Indie. I. p. 87. A. d. V. 833 85. G. -Legelala. Ein Vulkan auf der Insel Serua auf 6" 2l' südl. Breite und 130" 38' östl. Länge v. Gr. (Kolff.) Die ganze Insel ist nur ein vulkanischer Kegel, der sich unmittelbar aus dem Meere erhebt, und dem avif der Nord-Ost-Seite noch ein kleinerer Zwillinssberg: angewachsen ist. 1683, Avährend dem heftigen Erdbeben auf Amboina, litt auch Serua durch Erschütterungen und Ausbrüche aus dem Vulkan. (Val. deel III. stuk 1,iia(j. 17.) 1691 ereignete sich ein heftiger Ausbruch , wobei ein grosses Stück des Berges in sich selbst zusammenstürzte, in den Krater fiel und fast die ganze Insel in ein Feuermeer verwandelt und mit glü- hender oder geschmolzener Lava bedeckt wurde. Der Berg soll einen Lavasee umschlossen haben, der durch Einsturz von Bergtheilen immer grösser wurde. Die Heftigkeit der Eruption zwang die Be- wohner zur Flucht und Auswanderung nach andern nahen Inseln, namentlich nach Banda. (Valentijn, 1. c.) 1844, September, fing nach 1 5 Oj ähriger Ruhe der G. -Lege- lala von Neuem an zu wüthcn. Es kamen im Monate Januar 1845 auf der niederländischen Besitzung zu Banda neira 10 Inländer an, welche das Folgende erzählten: ,,sie hätten mit noch Andern ,,bis jetzt die kleine Insel Serua bewohnt, auf welcher ein OOO' (?) ,, hoher Feuerberg, Legelala, liegt; dieser Berg habe vor etwa fünf ,, Monaten angefangen auszubrechen und ein entsetzliches unter- ,, irdisches Getöse hören lassen, das noch stets fortdaure inid das „sie hierher, so wie einen andern Theil ihrer Landsleute nacli Ti- ,,mor vertrieben habe. Auch auf der benachbarten kleineu Insel ,,Teoa und Ilila habe man das Getöse vernommen, das ihnen solche ,, Furcht einjage und das schrecklicher als der Donner sei." (Jav. Cour. 1845, Nr. 41.) 86. G. • Pulu manuk. Eine Insel, die, Avie Nr. 82, ganz isolirt aus dem Meere auf- steigt. Von der nächsten Insel Gross -Banda 53 Minuten und vom G.-Api, Nr. 82, ist die nächste Küste nordöstlich von Wetter einen vollen Grad (15 geographische j\I.) entfernt. 5" 29' südliche Breite und 130*^ l' östliche Länge nach Graw. zufolge Dkrfelden VON IIiNDKKSTEiN. (1 30" 5' nach engl. Karten, 1 30" 1 S nach Kolff.) Sie ist nur ein, oben abgestutzter und concaver Kegelberg, der sich, eben so wde die vorigen vier (Serua, Nila, Damme, Api) und Nr. 88, G.-Api auf Banda, immittelbar aus dem Meere erhebt, und liegt nordwestwärts von Serua fast eben so weit entfernt, als süd- wärts von den ]>anda-Inseln. Also wenigstens sechs isolirtc Kegel- inseln, die Vulkane sind, in diesen süd - molukkischen Meeren. Die Insel steigt mit schroffem Küstensamne aus tiefen GcAvässern auf, sie ist steinigt, dürr, liat Avenig BauniAvuclis und ist nm- von zahlreichen Seevögelu bcAVohnt. Ihr Überfluss an ScliAvefel aber, Jtiu^'liuliii , Java II. 53 834 c^-/yrt^u/U ° Iferrnttu Q ^p/.Snti^/f, fler an einigen Stellen durch un- terirdische Hitze halb flüssig sein soll, lockt Besucher herbei, die besonders von Ceram kommen und ihren gesammelten Schwe- fel, den Centner z. B. auf Bali für eine spanische Matte, ver- kaufen. ])er Centralkrater auf dem Gipfel ist erloschen und ohne Dampf. (Nach Kolff.) 87. Ein Vulkan'auf der Insel Kurekofe im s. g. südöstlichen molukkischen Archipel. 4" 33' südl. Breite und 132" 39' östl. Länge. Erlitt nach Valentijn einen Aiisbruch im Jahre 1659. 88. G.-Api. Auf der Insel Banda. *) Nach den Quellen: Valentijn, Oud en Nieuw Oost-Indi'e, Kolff's Reise, Olivier's E,eise, J. Finn, over de Banda eilanden, in Tijdschr. voor Neerl. Indie. II. p. 391 , Verhuell, herinnerin- gen van eene reis in Oostindie, 1807, in: Oosterling Lp. 97 und nach Berichten im Java'schen Courant. **) Topographischer Überblick. Dieser , weil er in der Nähe der vielbesuchten Gewürznelken - und Muskat - Inseln liegt, besser als andere im östlichen Theile des indischen Archipels bekannte Vulkan , der ostwärts gegenüber auf seiner Nachbarinsel Banda neira 2 yo Jahrhundert lang die Flagge der Niederländer wehen sah ; er gleicht darin dem vorigen , dass er fast die ganze Insel zusammensetzt, die V2 Meile im rundlichen Umfange hat, und sich 10 Minuten Ruderns in Westen von der eben so kleinen Insel Neira und nordwärts von dem westlichen Ende der Insel Gross -Banda steil aus dem Meere erhebt. Sie steigt Ke- gelförmig zu dem Krater - durchbohrten Gipfel des Gunung-Api an, welcher nach den meisten Angaben 1650 oder ISOO' hoch, also noch nicht halb so hoch als der kleinste Kegelberg (G.-Lamongan) auf Java ist. An manchen Stellen des Vulkanfusses gehen, bis zu 60' Höhe, nackte, hellgraue Lavawände zu Tage; übrigens werden am *) Zum Unterschiede von Nr. 71, dem G.-Api bei Bima, und Nr. 82, dem G.-Api bei Wetter. A. d. V. **) Auch Herr S. MÜLLER hat in den ,, Verband, der Natuurk. Commissie," Einiges in Bezug auf diesen Berg mitgetheilt, den er in 1828, wie früher Herr Prof. Reinwardt in 1S21, besucht hatte. A. d. V. 835 Gehänge wechselnde Lagen von poröser Lava, worin auch einige Höhlen vorkommen, TuflF, Schlacken, und schwarzer Sand gefunden. In den mittlem Regionen sind diese Felsen mit einer Schicht frucht- barer Erde bedeckt, die Wälder trägt, eben so wie der Fuss des Vul- kan's auf einigen Seiten Muskatbaum-Plantagen. Über dieser grünen Waldzone steigt nackt der Gipfel empor, der von Dämpfen durch- wühlt und an vielen Stellen mit Schwefel beschlagen ist, da, wo auch aus seinem Aussengehänge Dämpfe hervordringen. Der Krater ist Trichterförmig, hat 40ü' im Durchmesser, und die höchste Zacke seines Randes erhebt sich auf der Westseite, etwa noch 300' hoch über den gemessenen Punkt. Der Dampf, den er fast immer aus- stösst, lagert sich im Westmusson zuweilen über ganz Kanda neira und umhüllt es mit einem Nebel , der aber nicht ungesund ist (also Wasserdampf?). Auch auf dieser Insel ist der Boden vulkanisch, er klingt an vielen Stellen beim Auftreten hohl, (wegen porösen Lava- schichten?) und besteht vorzugsweise aus einem losen, trock- nen, schwärzlichen Sande (Doleritsand, mit viel Horn- blende und Magneteisen?). Ausbrüche. 1586. Valentijn. 1598. Valentijn. 1609. Valentijn. 1615. Im Monat März. In demselben Augenblicke, als der A^ulkan 1615 ausbrach, kam der General - Gouverneur Gerard Reijnst auf der Rhede an. (Valentijn.) 1632. Valentijn. 1690 bis 1696, sechs Jahre lang fast ununterbrochene Eruptio- nen (Valentijn). 1712 ^ . _^-'| Nach Valentijn. In vielen dieser Ausbrüche wurden . „„?'lzuweilen Felsen trümmcr ausgeschleudert, so gross, dass 77« I ^^® ^^^ grössten Waldbäume zerschmetterten. Im Jahre 1816 hatte nur ein Erdbeben Statt, doch kein Aus- bruch, wie Olivier irrig meldet (Reisen in dem molukkischen Archipel. *]) 1S20, vom 11. .Juni an biszuEn deJuli, erlitt der Berg fast ununterbrochene heftige Eruptionen , und brach eine unge- heure Menge glühender Lavatrümmer mit Asche aus, die als ein Alles vernichtender Regen herabfielen und nicht nur die Pflanzungen am Vulkanfusse selbst, durch Zerschmetterung und Hrand fast ganz vernichteten, sondern auch auf Banda neira, wohin der Westwind Sand und Asche trieb , den Muskatbäumen grossen Schaden brach- *) Schriftliche Aufzeichnungen von Einwohnern Banda's , die mir 1 847 durch den leider schon zu früh gestorbenen General -Major Cleerens, damals Gouverneur der Molukken niitgetheilt worden waren, haben mich in Stand ge- setzt mehr verütt'entlichte Berichte zu verbessern. A. d. V. 53* 836 teil, indem die Zweige brachen, die Früchte abgeschlagen wurden, und ausserdem Alles verdorrte. Auch das Trinkwasser verdarb durch die Vermengung mit Asche. Der Ausbruch fing kurz vor 12 Uhr Mittags (den 11. Juni) plötzlich an, mit solcher Gewalt, dass alle Bewohner vom Gunung-Api eiligst die Flucht ergriffen. Ehie ungeheure Aschensäule, mit Flammen (?) und glühenden .Steinen brach aus, und wo diese Steine niederschlugen, da geriethen Wälder und Pflanzungen in l^raiid und der ganze lierg verwandelte sich in eine Feuergluth. Ein heftiges Gebrüll begleitete alle Stein- auswürfe , wovon die grössten vertical in den Krater zurückfielen, viele andere aber auch bis an den Fuss des Berges gelangten ; zwi- schen einzelnen stärkeren Schlägen, wovon stets die Erde bebte und die Fahrzeuge auf dem Meere erzitterten, machte sich ein stetes Blasen und Fauchen vernehmbar; auch hatten einige hefti- gere Erdbeben Statt. So fuhr der Berg, am heftigsten aus dem s. g. neuen Krater, der sich auf der Nord-AVest-Seite des Berges gebildet hatte, mit wechselnder Stärke bis zum 24. Juni zu wüthen fort (Jav. Cour, vom 29. Juli 1S20. Nr. 31.), nur an vier Tagen während dieser Zeit traten Regen ein, und 1 y+ [Monat nach dem ersten An- fange der Eruption, nämlich den 22. Juli (Jav. Cour. 1S20. Nr. 34.), waren die Erscheinungen noch dieselben. In den Umgestaltun- gen, welche dieser Ausbruch veranlasste, machte sich ein ,, neues Riff"^, eine vorspringende Landzunge, und zwei neue Hügel (Berge) bemerkbar. Das Riff war am IG. Juni ISO' (15 Ruthen) lang und bestand aus lauter einzelnen, 1 bis 3' dicken, und einigen viel grössern porösen Schlacken, die glühend heiss waren und rauchten, und füllte eine kleine Bucht ,,Kapal pitjah" fast gänzlich aus; das Meerwasser daselbst war bis zu y, Pfahl Abstand von der Küste kochend heiss, dergestalt, dass man in der Nähe des Riffs Eier hart gesotten hat; es war das untere Ende eines Trümmerlava- stroms, der sich an der Westseite des Berges herabzog. (Jav. Cour, vom 19. Juli 1 S20 Nr. 31.) Im Jahre 1821 fand Reixwardt*) diesen Lavastrom**) noch sehr heiss, in 1S2S aber bei S. ^Iüller's Besuch war er schon zum grössten Theil abgekühlt. Die zwei neuen Berge bestanden ebenfalls aus heissen und dampfenden Lavatrümmern. Der Vulkan hatte ausser einer Seitenspalte, aus welcher Steine in die Höhe flogen , zwei Krater, einen südlichen , dem Gipfel nahen, und einen nordnordwestlichen, Ye von der Höhe des ganzen Berges unter dem Gipfel liegenden , und zwischen beiden noch ein klei- nes Loch. 1S24, den 22. April, also drei Jahre und neun Monate nach dem ersten Ausbruch, geschah aus ,, einem sich neu bildenden Krater" (?) an der Nordseite eine neue Eruption. Ganz so, wie der Vulkan vor 209 Jahren bei der Ankunft des *) Siehe seine Vorlesung : Über die Feuerberge im ostindischen Archipel. A. d. V. **) Der ihm, von unten, aus einer Erdspalte aufzusteigen schien ; siehe weiter unten Nr. 90. G.-Gama lama. A. d. V. 837 niederländischen Landvogtes Gerard Reijnst sich benahm, so brach er auch den 22. April (1S24) des Nachmittags um 4 Uhr in demselben Augenblicke wieder aus, als der Generalgouverneur van DER Capellex auf der Rhede ankam und als sein Eskader im Be- griff stand, dicht unter dem Berge die Anker zu Averfcn. Er bewill- kommnete den Gouverneur von Niederländisch Indien auf seine Art, er wirbelte eine ungeheure schwarze Rauch- und Aschensäule in die Luft, und Hess seinen unterirdischen Donner hören, gleichsam als ob er das Knallen der Kanonen verspotten wolle , die zu Ehren Seiner Excellenz im Fort von Banda neira gelöst wurden. ,,Man sah Feuer, wie von Blitzstrahlen, an seinem Gipfel und Asche, die so weiss wie Schnee war, rief die sonderbarsten Farben- wechsel auf den kohlschwarzen Rauchwolken hervor , vor welchen sie niederfiel. Der Feuerberg war noch derselbe wie vor 2ü9 Jahren, aber wie sehr hatten sich zwischen der Zeit, als er vor den Augen von Gerard Reijnst seine Rauchsäule entfaltete imd jetzt, die Verhält- nisse der Menschen , und der Europäer in Indien verändert ! ? " be- merkt Olivier, der sich im Gefolge des Gouverneurs befand. Übri- gens legte sich diese Eruption bald ohne nachtheilige Folgen. (S. Jav. Cour. 5. Juni und 14. Aug 1S24, Olivier im Oosterling I. Nr. 1. p. 16. — und Tijdschr. v. Neerl. Indie II. Xr. \l.p. 629.) 1S24, den 9. Juni. Seit dem 22. April (1S24) fuhr der G.- Api fort, viel Rauch auszustossen. Den 9. Juni aber brach er mit neuer Heftigkeit aus und fuhr fünf Tage lang, bis zum 14ten fort, glühende Steine mit Wolken von Asche aus zu schleudern. Dann blieb er 14 Tage still, bis er den 2Ssten Abends mit neuer Wutli ausbrach, und neue Myriaden glühender Steine, mit enormen Quan- titäten Asche auswarf, gewölnilich mit Brüllen und Fauchen , zu- weilen aber auch mit Schlägen , (Detonationen,) avovou die Häuser bebten. Diesmal aber wehte ein frischer Süd-Ost- Wind, der Neira von einem Aschefalle befreite, wodurch es vor vier Jahren, als West- wind blies, so sehr gelitten hatte. Den 29sten wurde ein Erdbeben gefühlt, das drei IMinuten lang anhielt, seit der Zeit aber nichts Aveiter vernommen. (Jav. Cour. 14. August 1824.) Nach Finn (1. c.) ist in diesem Ausbruche von 1S24 ein sehr ähnlicher Lava- strom ,, Felsenkamm aus grossen schwarzen Steinen" auf der Nordseitc des Berges entstanden, als sich in 1S20 an dem Westge- hänge bildete. Seit dieser Zeit fuhr der Berg noch acht Jahre lang fort, von Zeit zu Zeit zu toben und Sand und Asche aus zu werfen. Viele Specereiplantagen wurden dadurch vernichtet und viel Schaden verursacht. Heftige Erdbeben ohne Vulkanausbrüche fielen auf Hauda in den Jahren 1629, 16S3, 1710, 1767 und lbl6vor. (V^u.entijn u. a.) 89. G. • Äteti oder Wawani. Auf der Insel Amboina. Eine Solfatara. Ausser vulkanischen Steinarten, Trachyt, trachytischen Laven und Conglomeraten soll auf Amboina auch 838 „Granit, Serpentin und Feldsteinporphyr' '^ vorkommen. Dass ter- tiäre Kalkgebirge, von vulkanischen Felsarten durchbrochen, vor- handen sind, Avie auch auf Java, ist gewiss; so findet man im Kalk- gebirge Soja, eine Stunde von Amboina eine Kalkgrotte, ,,Batu- Lowang" mit hübschen Stalactiten, in Avelcher, wie gewöhnlich, Fledermäuse wohnen. Nach der allgemeinen Ansicht kommen auf Amboina keine eigentlichen vulkanischen Kegelberge vor. An eini- gen Stellen der Insel wird schöner Rosenquarz gefunden. (Diese Mittheilungen verdanke ich dem Herrn Jhr. van der Wijk , w^el- cher als Beamter dort mehre Jahre lang lebte.) Heftige Erdbeben auf Amboina ereigneten sich 1644, 1671, 1673, 1674, 1683, 1781, 1S30 und von 1835 an. (Valextijn, Olivier*] und .Jav. Cour.) 1674, den 17. Februar öffnete sich (spaltete) während hef- tiger Erdbeben der Berg Ateti oder Wawani, seitlich an zwei Stellen und stiess Massen von heissem Schlamm aus , der bis in's Meer strömte. (Valentijn II. p. 104.) Z2üafe/Ä-o//;e;z, sagt Valentijn, das keine wahren Lavaströme gewesen sein können, wie L. v. Buch (canar. Inseln, S. 364) glaubt. In den tiefern Gegenden des Berges, der eben so wenig als die übrigen Berge auf Amboina ein Vulkan ist, findet man aber allerdings westAvärts vom Dorfe Seit, auf der Halbinsel Hitu , einige erwärmte Stellen des Bodens , wo sich sub- limirter Schwefel zeigt und Schwefeldämpfe hervordringen. Siehe die Verhandlungen der Nat. Commissie Land und Volkenkunde p. 99 y., nach Dr. S. Müller, der Amboina in 1822 besuchte, nachdem Prof. Reinwardt sieben Jahre früher schon dort ge- wesen war. Im Allgemeinen ist in Betreff der physischen und geologischen Beschaffenheit von Amboina noch sehr wenig bekannt; wenigstens hat die ,,Natuurkundifie Commissie^^ , welche hier durch den Herrn S. Müller repräsentirt war, nicht das geringste Licht hierüber ver- breitet. Glücklicher war die Pflanzenwelt auf Amboina, die durch einen Runiphius beleuchtet wurde ! (Er starb daselbst den 13, Juni 1702 und liegt in seinem Garten zu Amboina begraben, doch sein Name lebt ewig fort in der \yissenschaft.**]) In demAYerke von Dauben y***) liest man: ,,'\Yawani, auf der Insel Hitu bei Amboina, ist ein hoher und steiler Berg, der im Jahre 1694 eine furchtbare Eruption hatte, welche JNIenschen und Woh- nungen in seinen Umgebungen vernichtete. Obgleich dort Erdbe- ben sehr häufig sind, fand dennoch bis zum .Jahre 1820 keine wei- tere Eruption Statt, wobei sich auf dem Gipfel ein neuer Krater öff- nete." Die Quellen aus denen er schöpfte, giebt Dauben y nicht an. Die Insel Hitu ist Amboina selbst. *) Oosterling. III. Nr. 1. p. 135. **) Ja sogar noch in der niedrigen irdischen AVeit in der Person des Pflan- zenkundigen ,,C. L. Blume, coffno7nüie ItiwipJnus" , welcher das Grabnionument des (ächten) Rumphius beschrieben und abgebildet hat in seiner Rumphia (IS3(3) ^. 77.^. 9 bis 12. A. d. V. ***) Die noch thUtigen und erloschenen Vulkane. S. 222. A. d. V. 839 1815, April. Während auf Sumbawa der G.-Tömboro tobte und den ganzen Archipel erschütterte, öffnete sich auch aufAmboina der Boden an mehren Stellen, und spie Wasser aus. {Rajfles hist. ofJaval.p. 25.) Ob dies an jenen Stellen des Berges Ateti geschah? Seit dem ersten Erdbeben in 1 644, das Valentijn vermeldet, wurde Amboina von heftigen Erdstössen heimgesucht. In neuern Zeiten aber seit den 1. Nov. 1835 nahmen diese in Häufigkeit und Stärke zu und im Jahre 1843 offenbarte sich die vulkanische Thätigkeit in der Tiefe durch ein schwaches aber ausserordentlich häufig wiederholtes Beben der Oberfläche. *) Und seit derselben Zeit herrscht aufAm- boina eine Epidemie von bösartigen, gastrisch -biliösen Fiebern, wovon man beim gänzlichen Unverändertbleiben meteorologischer und klimatographischer Verhältnisse keine Ursache anzugeben weiss , aber unwillkührlich erinnert das stete Erzittern der Ober- fläche, (des Gewölbes, worauf Amboina ruht,) an chemische Processe in der Tiefe vulkanischer Heerde, und an die unsichtbare Exhalation von Gasarten, welche, dem organischen Leben nachtheilig, sich in geringer Quantität der atmosphärischen Luft beimengten (?). Viele Menschen wurden ein Opfer dieser Seuche, gegen welche geschickte Arzte von der Regierung zu l^atavia in Commission nach Amboina gesendet, nichts aus zu richten vermochten. Im Anfang 1845 schien sie aufgehört zu haben, aber nach einem erneuer- ten Erdbeben (siehe Jav. Cour.) nahm ihre Heftigkeit wieder zu. Allmählig nahm sie wieder ab und schmeichelte man sich schon mit der Hoffnung , dass die Epidemie die hartgetroffene Insel endlich verlassen würde, als am 18. und 20. ]\Iärz 1S50 aber- mals neue Erdbeben Statt hatten und die furchtbare Krank- heit zum dritten JNIale ausbrach und auf's Neue, insbesondere nach dem 27sten sogar heftiger wie je zuvor zu wüthen anfing, wodurch viele Inländer und Europäer in's Grab gestürzt wurden. Unter den Schlachtopfern befand sich auch der Assistent Resident und sechs Tage später, nämlich am 18. April 1850, der Gouverneur der mo- lukkischen Inseln : J. B. Cleerens.**) (Jav. Cour. v. 29.Mail84u. Nr. 43.) 90. G. • Gama lama. Auf der Insel Ternate. Ähnlich wie die kleine Insel Banda aus dem Gunung-Api, so besteht auch die grössere Insel Ternate, die sechs Meilen im Um- fange hat, nur aus einem Kcgelberge, dem G.-Gama lama, und steigt von schmalem Ufer allmählig zu dem 5400' (?) hohen Gipfel an. Schattige Wälder bekleideten vor 1840 die Gehänge dieses Kegels bis zur obersten Spitze, zahlreiche Bäche strömten nach allen Rich- tungen in's Meer herab und ausser andern Thieren und Vögeln be- •) Aufgezeichnet und mir brieflich mitgetheilt vom ersten Lieutenant KuY- PERS. Vcrgl. Jav. Cour. A. d. V. *•) Siehe unten Erdbeben und Epidemien , und vergleiche meine chronohg. overzigt etc. tijdschr. N. I. VII. Nr. 1 p. 66. A. d. V. 840 lebten eine Menge weisser Papagaien (Kakatua's) mit ihrem Ge- schrei diese grüne Wikhiiss. Fruchtbarer, bebauter Grund beklei- dete seinen Fuss. Die südliche Hälfte von Ternate heisst Malaju; zwischen ihr und dem verfallenen Fort Gama lama liegt ein See von einer Meile Umfang und 60 Faden Tiefe, dessen Name ,,Laguna" Alles ist, was von der vormaligen Herrschaft der Portugiesen übrig blieb. Von frühern Eruptionen des Yulkan's ist ein Lavastrom zurück geblieben, aus schwarzen, zum Theil porösen und ausge- brannten Trümmern, der sich aus dem ]Meere erhebt, und sich bald in gerader und geschlängelter Richtung einwärts und aufwärts zieht, und wie Reinwardt sagt ,,bis zu bedeutender Höhe am Ge- birge hinaufläuft/' SoAvohl der Beschreibung dieses zuletzt genannten Reisenden zufolge, welcher sich in 1S21 auf Temate befand, als nach der des Lieutenants aon J^oelen*), Avelcher den Berg in 1818 erstieg, ist es nicht zu bezweifeln , dass wir hier einen Avirklichen Lavastrom vor uns haben, der entweder in ganz geschmolzenem Zustande aus dem sich auf dem Gipfel des Berges befindlichen Krater oder wenigstens aus einer Seitenspalte ergoss, dem Abhänge entlang herab und über die schmale Ebene hin bis in See lief und wel- cher, wie gewöhnlich, beim Abkühlen an seiner Oberfläche in eckige Stücke zerborst, oder die in glühenden Bruchstücken aus dem Krater kamen , welche herabrollten oder durch den Druck der darauf folgenden jMassen über die Ebnen hingeschoben wur- den. Eben solche, damit vollkommen übereinstimmende schmale Dämme oder Bergrücken, die nur aus Lava blocken bestehen, (La- vatrümmerströme,) kommen auch auf Java vor, z. B. am Fusse des G.-Guntur, von wo sie sich auf einen grossen Abstand vom Vulkane hinüber in die Thalfläche erstrecken. Vergl. S. 68 f., 393, 411 im zweiten Abschnitte dieser Abtheilung. Prof. C. G. C. Reinw^\edt hat dagegen sowohl diesen, als den auf Seite 817 erwähnten Lava- strom, welcher sich am Fusse des G.-Api auf Banda findet, als Bei- spiele von Bergerhebungen angeführt , die noch heut zu Tage Statt gefunden haben. Der Strom muss diesem Reisenden und manchen andern Schriftstellern zufolge , welche auf seine Autorität die Thatsache selbst für richtig angenommen haben, **) ,,von unten aus einer klafienden Spalte hervorgekommen, nämlich aufgestiegen sein.*^ Da sich aber die beiden Felskämme nicht nur aus den oben angeführten Beschreibungen anderer Reisenden, als den von VAN BoELEN, KoLFF, Olivier, Fix, Verhuellu. s. w., sondem auch aus der vom Prof. Reixw^\rdt selbst aufs Deutlichste als Lava- ströme erkennen lassen, solche auch von allen vorurtheilslosen und ungelehrten Beobachtern, welche insbesondere den G.-Api auf Banda oft besuchen , dafür gehalten werden , so glauben wir , dass es der gelehrte Reisende war, welcher sich diesmal in der Eiklä- *) Siehe Athenaeum, tydschr. over wetensch. und kirnst. Aug. l&37undJav. Cour, vom S. Juni 1S3S. A. d. V. **} "Vergleiche Leonhakdt, über Basaltgebilde. Th. II. S. 165. A. d. V. 841 rung der Erscheinung geirrt hat. Ausserdem wurde später in 1840 (siehe unten S. 842) von dem G.-Gama lama wirkHch ein Lavastrom ausgegossen, welcher sich ohne Unterbrechung bis zum Strande erstreckte. Ausbrüche des Vulkan's von Ternate. 1608 ) brach er heftig aus und richtete Verwüstungen an, von 1635 I denen yALE>TiJN ausführliche Beschreibungen giebt. 1653 ) Er warf besonders viel Bimstein aus. 1673. Bei diesem Ausbruche wurde die Atmosphäre so sehr mit erstickenden Dämpfen angefüllt, dass viele ]Menschen um's Leben kamen. (Valentijn.) Seit dieser Zeit scheint er bis 1838 zwar stets gedampft, doch nicht ausgeworfen zu haben. *) Ein hun- dert und fünf und sechzig Jahre verliefen , und die Oberfläche der Lava hatte Zeit, sich zu zersetzen und in einen fruchtbaren Boden zu verwandebi, der in 1S3& die üppigsten Wälder trug. 1S38, den 26. Februar aber, brach er nach mehr als 1 Va Hun- dertjähriger Ruhe von Neuem aus. Der Ausbruch ereignete sich mit ziemlicher Heftigkeit, „gerade in dem Augenblicke , als sich ,, sechs Eingeborne der Insel auf dem Gipfel des Berges befanden, ,,um SchAvefel zu sammeln. Vier von ihnen Avaren zu diesem Zwecke ,,kurz vor dem Ausbruche in den Krater gestiegen, wo sie, da man ,, seitdem Nichts wieder von ihnen vernommen hat, wahrscheinlich ,, das Leben verloren haben; den beiden übrigen war es geglückt, ,,sich durch eine schnelle Flucht zu retten, doch nicht ohne durch ,, niederfall ende Steine verwundet zu werden." (Jav. Cour. 1838, vom 8. Juni.) 1839, den 25. März. Em donnerndes Getöse begleitete diesen Ausbruch. Dicke Aschenwolken umnebelten fast die ganze Insel, und Ströme glühender Lava flössen herab. (Jav. Cour. 12. Juni 1S39.) 1840, den 2. bis 3. Februar. Am 2. Februar des Morgens nach 9 ühr fing ein neuer Ausbruch an; ein heftiges Getöse wurde gehört, und Rauch und Aschenwolken mit glühender Lava wurden ausgeschleudert, deren Trümmer als Steinregen herabfielen und Alles verwüsteten und verbrannten. Zwischen Batu angus und dem Fort Toluko bildete diese Lava einen Strom, der bis an's Gestade herabfloss; alle Pflanzungen am Fusse des Berges Avurden vernichtet mid des Nachts schien der ganze Berg wie in Flammen zu stehn. Dies dauerte 24 Stunden lang; dann hörte man ein Getöse unter dem Grunde, und endlich Avurde es, von 4 Uhr Nachmittags den 3. Februar an, still. Nur rauchte der Vulkangipfel zehn Tage lang mächtig stark, nirgends erschienen Gefahrdrohende Zufälle , und die friedlichen Einwolmer Ternate's, •) Nach einer in Tijdschr. vnor Nee'rl. ImU'e I. p. 205 enthaltnen Angabe, soll der Berg von 1S17 bis 1835 nicht geraucht haben. Wahrscheinlich ist hier- unter nur zu verstehen , dass die Thätigkeit während dieser Zeit nicht stark war und die Entwicklung A'on Kauchwolken geräuschlos vor sich ging. A. d. V. 842 die mit dem Sultan im besten Einverständniss leben, und im Ar- chipel als die gastfreisten bekannt sind, waren unbesorgt. Den 14. Februar aber, des Nachts um 12Y2 Uhr hörte man wieder ein unterirdisches Getöse, leichte Stösse erschütterten die Erde und die Bewohner eilten in's Freie. Es war zu ihrem Ghick, denn die Stösse wurden heftiger, und verwandelten um 3^/^ Lhr, M'äh- rend der heftigste Gewitterregen strömte, die Stadt Ternate mit allen ihren Gebäuden in einen Haufen von Schutt. Die entsetz- lichsten Stösse folgten aufeinander, die Erde bewegte sich mit hör- barem Getöse, ,,als wenn etwas an einander geschlagen würde,"^ erst vertical, dann wellenförmig und horizontal, sie wogte sicht- bar, sie klaffte an mehren Stellen in Spalten auf, spie Wasser aus , und schloss sich wieder , xmd blieb auf diese Art mit kurzen Zwischenpausen bis um 3 Fhr Nachmittags bewegt. Am stärksten aber erbebte sie den 15. Februar um 10 Fhr Vormittags. Alle Ein- w^ohner, die fliehen konnten , eilten zu Schiff, auf See, um nicht von der gähnenden Erde verschlungen zu werden, sie hielten sich in den kleinen Küstenfahrzeugen, auf dem beweglichen jNIcere sicherer, als auf dem festen (?) Lande.*) Alles war zusammengestürzt, und nicht ein Möbelstück war ungebrochen geblieben ; sogar das Fort Oranien, das 230 .Jahre lang so manches Erdbeben erlebt hatte, lag in Trümmern. Die Gärten und Plantagen lagen unter den Aus- wurfsstoffen begraben und der Verlust der Einwohner betrug an Geldeswerth 9 Tonnen Goldes. Ein Stück Grund von 12' Durch- messer war 18' tief gesunken; ein Theil des Berggipfels war einge- stürzt und an der Südseite des Gipfels hatten sich sieben Öffnungen oder Krater gebildet. Die Stösse hielten mit wechselnder Stärke bis zum 9. ^Nlärz an, während die Bewohner auf Schiffen oder in flüchtig erbauten Hütten am Strande verweilten. Sogar im INIai und Juni 1S4Ü fanden wenigstens ein Paar Stösse binnen 24 Stunden Statt. Die unglücklichen Bewohner von Teniate, die Alles ver- loren hatten, waren Anfangs Willens, den undankbaren und un- sichern Boden zu verlassen, und sich auf einer andern Insel des Archipels ein neues Vaterland zu suchen. Die Macht der Gewohn- heit aber und die Anhänglichkeit der ^Nlen sehen an ihren Geburtsort ist gross , so wie die Massregeln , die das unbegreifliche Wesen der Natur zur Sicherung des P>ewohntbleibens der unAvirthbarsten Ge- genden der Erde traf, indem es, ihm unbewusst, Instincte in den Menschen legte, sind wunderbar, — gf'nug, die Tematanenblieb en, und beAviesen bei dieser Gelegenheit, wie ein patriotischer, gemüth- licher Schriftsteller etwas komisch, aber wahr bemerkt, ,, dass sie eben so wenig bang vor dem Feuer , wie ächte Holländer vor dem Wasser sind." Übrigens trugen zu ihrem veränderten Entschlüsse gewiss auch die Unterstützungen viel bei , die sie von der nieder- *) Der starre Gegensatz zwischen Meer und Land, verliert hier im indischen Archipel seine volle Bedeutung. Man kann den Grund nicht mehr für fest halten, der so oft bewegt wird. (Bloss zu Penggalengan hat der Grund in einem Monat vier Mal erbebt.) A. d. V. 843 ländischen Eeffierung' von Batavia aus erhielten , welche ihnen ein Schiff mit allen möglichen Bedürfiiissen beladen , zu Hülfe sandte. (Jav. Cour, vom 1. April 1840») 1840, den 19. und 20. Februar, 19. März und 28. April stiegen aussergewöhnlich viele Rauchwolken aus dem Krater in die Höhe; nicht selten bemerkte man eine Feuergluth über dem Gipfel des Berges und vernahm ein Donnern im Innern. (Not nur k. Tijdschr. voor Neerl. Inclie I. pag. 295 ff. nach Berichten des Residenten von Ternate.) 1842, den 6. October und 31. December fanden leichte und kurz andauernde Aschenausbrüche Statt. (1. c.) 1843, den 10. April hatte ein leichter und den 15. April Abends SVa Uhr ein heftiger Ausbruch von Asche und glühenden Steinen Stattgefunden, die mit donnerndem Geräusch verbunden waren. (1. c.) 1843, den 9. bis 14. den 20. und 27. Mai Avnrden wieder- holt Säulen von Rauch, Asche und glühende Steine! (Lavatrüm- mersteine) ausgeworfen , meist in Begleitung oder gefolgt von don- nerndem oder krachendem Geräusch. (1. c.) 1846, den 19. Mai. Nachmittags 4 Uhr kündigten Schläge so stark als Kanonenschüsse einen neuen Ausbruch an ; die Rauch- säule erhob sich nach Schätzung 4 bis 5000' über den Gipfel des Berges. (1. c.) 1847, den 7. Februar hatte ein Ausbruch des Piks von Ter- nate Statt, der eine halbe Stunde dauerte. Da die Luft aber sehr bewölkt war, so hörte man nur das donnernde Getöse und sah vom Ausbruche, ausser der Spitze der Aschensäule, die über die Wolken hinausragte, nur einen Lavastrom, der an der Nordseite des Kegels herabfloss. Vor dem Ausbruche am 23. December 1846 hatte ein Erdbeben Statt gehabt und auch nach dem Ausbruche, am 8. April 1847 trat ein solches stärkeres wieder ein. (Jav. Cour. 14. August 1847. Nr. 63.) 1849, den 27. November. ,,Des Morgens 31/2 Uhr und später den 20. Februar 1850 gegen 11 Ihr in der Nacht, fanden zu Ternate Ausbrüche des Berges daselbst Statt, welchen ein rollendes Geräusch wie ein Donner oder der Knall von Kanonenschüssen vorherging." — ,,Die Eruption vom 27. Novbr. lieferte ein schönes Schauspiel, da die Gluth der Lava und die fortwährenden Blitz- strahlen, welche der schwarzen Rauchsäule entzuckten, den ganzen Berg erleuchteten. Keiner dieser Ausbrüche hat Schaden verur- sacht, und ist nur in Folge des Ausbruches vom 20. Februar ein unbedeutender Aschenregen in östlicher Richtung in's INIeer ge- fallen. Einige Tage vor und nach dem Ausbruche vom 20. Februar hatte es heftig geregnet, der lierg stiess später anhaltend vielen Rauch aus." (Jav. Cour, vom 25. Mai 1840 Nr. 42.) In der Zwi- schenzeit der hier angegebenen Paroxysmcn — die Zeiträume von einer heftigeren mit Geräusch gepaarten Thätigkeit — hat der 844 Feuerberg seit 1835 nicht aufgehört, Eauchwolken auszustossen, ohne aber eigentlich sogenannte Ausbrüche zu erleiden. 91. G.-Polu tidore. Dieser Pik liegt auf der gleichnamigen Insel in Süd-Osten von Ternate. ]^>reite in Norden O" 45', Länge in Osten 127* 28'. Beide kleine vulkanische Inseln, Ternate und Tidore, liegen wie bekannt, an der Westküste des mittlem Theiles der grossen Insel Djilolo. Eundlich und 5 INIeilen von Umfang steigt die sehr fruchtbare Insel zu einem 5ü00' (!) hohen Kegel empor, der vom Fusse bis zum Scheitel mit grünen Wäldern bedeckt ist, also wahrscheinlich seit langer Zeit keine Ausbrüche erlitten hat. 92. G. - Gama nacore. Vulkan im westlichen Theile (Batu tjina) der grossen Insel Djilolo (Gilolo), Ternate auf 3 Meilen Abstand gegenüber. In 1G73 heftiger Ausbruch nach Valentijn , mit heftigem Erdbeben und Getöse. 83, G. -Pulu makjan. Vulkan auf der Insel jNIakjan (]\Iakian), weiter südwärts als Tidore auf derselben Westseite von Djilolo. Breite in Norden 0^ 1 7', Länge in Osten 125'"' 34'. Er scheint mit den beiden vorigen (Tidore und Ternate) eine von Süden nach Norden hingezogene Vulkan- reihe zu bilden, als Saum vor der Westküste Djilolo's. Nach Va- LENTIJN erlitt der G. -Makjan im Jahre 1G46 einen heftigen Aus- bruch, wobei viele Dörfer vernichtet wurden und viele Menschen uni's Leben kamen. Der l^erg borst und wurde von Klüften durch- rissen, die noch sichtbar sein sollen. 94. G. • Pulu motir. Nach Daltbeny, welcher die Quelle, woraus er seine Nach- richt schöpfte, nicht angiebt, 1. c. S. 222 warf der ,,Pik auf der Insel jNIotir" zAvischen Makjan und Tidore gelegen, im Jahre 1778 Steine aus. 95. G.-Tolo. Er liegt auf der Insel Mortai (Mortay), nordostwärts von Djilolo. Erlitt mehre heftige Ausbrüche im vorigen Jahrhundert. (Valentijn.) 96. G. • Pulu duwang. ,, Einer der ansehnlichsten Berge ist der G. - Duw^ang auf der gleichnamigen Insel, westlich von Tagalunda, etwa eine kleine Stunde von da entfernt. Er ist ein noch thätiger Vulkan , aus des- sen Gipfel (welcher als ein kahler, nach allen Seiten hin scharf her- vorragender Fels erscheint) noch fortwährend Hauch aufsteigt. Der 845 letzte Ausbruch dieses Vulkan's fand in 1808 Statt und verwüstete alle Häuser, Gärten und Bäume in seinem Umfange, zugleich auch die alte Negory Tagalunda, die in West-Süd-Westen auf der Insel lag; es gingen aber keine Menschenleben dabei verloren. Gegen- wärtig ist er wieder ringsumher mit Wald und Kokosbäumen be- wachsen, allein, obgleich der Boden daselbst nach der Meinung der Inländer , zum Pflanzen von Reis besser als zu Tagalunda ist , wa- gen sie es doch nicht, dazu überzugehen, da sie den Ausbruch von 1808 als eine Strafe für diejenigen betrachten, welche früher dort dieses Getraide gepflanzt hatten." (Siehe Nr. 98.) 97. G.-Äpi aaf Siao. ,,G.-Api auf der Nord-Seite der Insel Siao oder Siau, die zwi- schen Sangir und iSIenado liegt, ist wie sein Name andeutet ein brennender Berg und der höchste der Sangir -Inseln; er wird dem von Tidore gleich hoch geachtet. Seit Menschen Gedenken hat aber kein Ausbruch aus demselben Statt gefunden. Aus seinem spitzen , gleichförmig ansteigenden Gipfel , der nicht ganz bewach- sen ist, stösst er von Zeit zu Zeit Feuer aus und man sieht unauf- hörlich täglich starke Wolken von Asche und Rauch aufsteigen, wodurch bei Nordwinden nicht selten in der Negory Undung und L'lu Aschenregen fällt und sich ein starker Schwefelgeruch spüren lässt. Auf der Insel Siau , vom Vulkane bis zum südlichen Ende, befinden sich noch die Berge Tamanta, Bcgangbara, Totuburo und Lahaman , deren erster eine ansehnliche Höhe erreicht und ebenso wie die übrigen mit dichter und hoher Waldung bewachsen ist." 98. G.-Awu.*) Er liegt auf der Insel Sangir, nordnordostwärts von der Nord-Ost-Spitze Menado's, als deren Verlängerung sich die Reihe der Sangir - Inseln kund thut. Der G. -Awu ist der höchste Gipfel der Insel, die von Süden nach Norden 6 ^Meilen lang und 2 !Meilen breit ist. Er ist der nördlichste auf dieser Seite von den Vulkanen, die wir zum indischen Archipel im engern Sinne oder zu Nieder- ländisch Indien rechnen, und erscheint, wie die Insel Mortay von Djilolo, als Fortsetzung von der Nord-Ost-Spitze von Celebes nach Älagindanao zu. 1711, vom 10. bis zum 16. Decembcr brach er (nach Valentijn) heftig aus , viele Dörfer wurden mit Lava und Asche bedeckt, die Luft wurde weit umher glühend heiss, und Tausende von Menschen kamen um. G. -Abu oder in der Sangir- schen Sprache Babudu-Awu ist auch ein Vulkan, der, auf der Nordseite von Sangir liegend , einen so grossen Umfang hat , dass er den cranzen nördlichen Theil der Insel einnimmt. An diesem •) A w u bezeichnet im Malai'schen : Asche, also G.,-Awu = Aschenberg, gerade so wie G.-Api = Feuerberg. A. d. V. 846 Berge entdeckt man keine Spuren einer vulkanischen Thätigkeit mehr seit der erschrecklichen Eruption von 1812, wobei durch seine nach allen Seiten herabfliessenden Lavaströme Hunderte von Be- wohnern von Tabukan, Chandar und Kolongan das Leben ver- loren und die schönsten Kokoswaldungen , welche die ganze Nord- seite der Insel bedeckten, aus dem Boden gerissen und weggespült w'urclen. So Aveit man sich dies zu erinnern Aveiss, war dies die 2te und nach alten Traditionen die 7te Eruption, die auf der Lisel Sangir Statt gefunden. Geht man von der Nord- nach der Süd- Ecke der Insel, so bemerkt man noch eine Menge kleiner Berge, deren höchster Sabin daruman heisst. Die 3 ungenannten Vulkane Nr. 96 bis 98, liefern viel SchAvefel, besonders der auf Siau. Zu Lebzeitendes in 1823 gestorbenen Radja Eugexius Jacobs, Avur- den ATrschiedene Male 4 bis 5 und mehr Bika's (Körbe) a^oII ScliAve- fel herabgeholt, um ihn als Arzenei zu gebrauchen; man holte ihn aus einer Öffnung an der Süd- West-Seite des Berges, etAvas unter- halb dem Gipfel. Genauere Nachrichten von den Bergen auf den Sangir's habe ich nicht erlangen können, da unerachtet der nicht bedeutenden Grösse der Inseln, den BeAvohnern der einen Seite häufig die Berge und Orte der andern Seite unbekannt sind. Aus- serdem sind sie nicht gcAvohnt, die Berge zu besteigen, es sei denn da, AA'o ihre Gärten liegen; auch Avürden sie, ihrer Angabe nach, dies für kein Geld in der Welt thun , weil sie glauben , danach sterben zu müssen. Nur Avenige und zAA-ar aus einem bestimmten Geschlecht , nämlich solche , deren Voreltern bereits Bergersteiger Avaren, gehen dazu über und ihnen ist es dann auch erlaubt; dem- ungeachtet unterlassen diese Leute nicht, damit allerhand Aber- glauben zu verbinden und geben sich selbst für Wunderthäter aus. Auf Sangir unternehmen sie alle 3 bis 4 Monate ein Reischen nach dem G.-Awu, steigen in den Krater hinab und stecken an das Ufer des darin befindlichen See's ein Stöckchen hin, um danach zu sehen, ob das Wasser steigt oder fällt, welches letztere ihrer Meinung nach ein Zeichen ist, dass ein Ausbruch bald folgen AA^erde. JNIan bespürt ziemlich oft und heftige Erdbeben. (Dieser Bericht so Avie die früher mitgetheilten in Betreff Nr. 96 und 97 ist geschöpft aus ,,deSangir- eilande?i in 1825" Ind. Magaz. 1844. 2Th. p. 362 ff.) 99. G.Klabat. Dieser Berg, welcher etwa eine Höhe von 6000' erreicht, liegt im District Toncea, in der Nähe A'^on Kema, an der Ostseite der schmalen, nordöstlichen Ecke von Celebes, auf l*' 30' nördlicher Breite und 124** 16' östlicher Länge. Nach der Tradition bespülten vor einigen Jahrhunderten das Meer Treman, eine kleine Negery, welche gegenAvärtig in westlicher Richtung etwa 3 Pfähle landein- wärts von Kema liegt. War dies Avirklich der Fall, dann muss der G. -Klabat damals eine Insel gebildet haben, AA^as jedoch uuAvahr- scheinlich ist. Der Gipfel des Berges ist gespalten und sind die bei- den Theile ungleich hoch. Auf der Krone des höchsten der beiden 847 Gipfel befindet sich ein See , dessen Wasser eine erhöhte Tempera- tur besitzt; seinem Ufer entsteigen fortwährend Dämpfe; der ganze Berg ist mit Wald bedeckt, dessen Wachsthum aber nicht üppig genannt werden kann, als bis auf etwa lOOO' unter dem Gipfel, Kein EinAvohner der Insel hat den Berg je Asche oder Steine aus- Averfen oder Feuer aus demselben aufsteigen sehen. Ungefähr in halber Höhe des Pjerges findet man an seinem Gehänge kalte Quel- len, so auch in seiner nächsten Umgebung; zu Ajer madidi z. B. findet man eine Quelle , deren Wasser in einer fortdauernden spru- delnden Bewegung gehalten Avird , als Avenn es koche ; und hat der Ort daher seinen Namen erhalten. Dies obige ist der Avesentliche Inhalt einer schriftlichen INIit- theilung d. d. 12, NoA^ember 1848, AA'elche mir der Herr C. A. J, Pecqueur, damals jNIilitärarzt zu iSIenado, zugesendet hat. Nach Valentijn, ,,Oiid and Nieuw Ostindie'-'- hat der Berg ,,Kemaas'' auf Menado in 1683 einen heftigen Ausbruch gehabt, Avelcher von einem Erdbeben begleitet AA'ar , das einen grossen Theil des umlie- genden Landstriches A-erAvüstete. Ich A'ermuthe , dass dieser ,,Ke- maas" auch ,,Oesterberg" oder Austerberg genannt, derselbe Berg sei als der Berg Klabat, in der Nähe der Desa-Kema. Wahrschein- lich ist es dieser Berg, Avelcher a'ou den Seeleuten seines doppelten Gipfels halber „die ZAvei Gebrüder'' genannt Avird. 100, G. Tonkoko. Nach seinem Ausbruche theilAA'cise G. -Batu angus*) genannt, ,,Im Jahre 1801 (Tag und Monat sind unbekannt) stiess der Berg zum ersten Male Feuer, Asche und Steine aus ; dieser Ausbruch be- gann gegen 3 Uhr Nachmittags ; der Vulkan warf eine so furcht- bare Menge Asche aus , dass die beiden folgenden Tage noch die Sonne dadurch verdunkelt Avurde. Zu gleicher Zeit verbreitete sich ein starker ScliAA-efelgeruch ; die ausgCAvorfene Asche Avurde bis nach Kenia fortgeschoben. Auch Avarf der Vulkan so Aiele Steine aus, dass auf 3 Pfähle Entfernung ein neuer Berg entstand, avovou sich ein Tandjung (Kap) noch ziemlich Aveit in See erstreckte; nur dicr sem neuen Berg giebt man den Namen Batu- Angus, da er aus verbrannten Steinen gebildet ist." Wir haben hier also ein neues Beispiel von Lavaströmen, die sich Avie die des G,-Api Seite 837 und folg. und die des Pik von Ternate Seite 842 bis in See er- strecken. ,,Der Krater des G. -Tonkoko liegt auf dem höchsten Gipfel ; ausgebrochene Asche und Steine bilden rings um den Eand einen Wall, wie der einer Benteng (Schanze). Die Tiefe des Kra- ters soll ungefähr 600' betragen; auf seinem Boden steigt ein neuer Berg empor, Avelcher aber nur bis zur Hälfte der Höhe der Kraterwand reicht. Der Fuss dieses, innerhalb des Kraters lie- genden Berges ist von Wasser ums})iilt. Die ^Nlenge SchAvefel, die im Krater gefunden Avird, ist sehr bedeutend; die äussern Ge- *) Batu -= Stein, angus =- angebrannt, versengt. J. K. H. 848 hänge des Berges sind mit Wald bedeckt. Keine äusserlichen Vor- boten kündigten die eben erwähnte Eruption an ; sie entstand auf Einmal und gingen ihr weder Erdbeben noch unterirdisches Ge- räusch voran. Die Wirkung des Ausbruches richtete sich nach Osten, d. i. nach lex Seeseite zu, was um so auffallender ist, da die Thätigkeit des Vulkan's Saputang, auf der Westseite der Halbinsel, wie Avir später sehen werden , sich nach Westen, ebenfalls nach der Seeseite zu zeigte. Der Berg stösst noch immer Rauch aus; bei dem Ausbruche warf er Feuer, Asche, Sand und Steine aus, letztere beide in der schon angegebenen Richtung, während der Rauch und die Asche durch den herrschenden Wind bald hier, bald dorthin fortgetrieben wurde, je nachdem derselbe selbst seine Richtung än- derte; die Asche flog bis nach Aj er madidi, Mombi, ja selbst bis Menado. Zu Ajer madidi war die Aschenlage 1 Zoll dick , grau, fein, leicht und besass einen starken Geruch nach Schwefel. Die Steine, deren einige ein kleines (inländisches) Haus gross waren, zeigten alle Spuren der Wirkung des Feuers; sie sind grau, scharf- eckig, porös, haben ein geringes specifisches Gewicht und sind we- niger dicht als diejenigen, die man in den Flüssen findet. Zwei Tage nach dem Ausbruche waren die Steine noch heiss und dampf- ten anhaltend. '^ Nach Mittheilung des Herrn Pecqueur (vid. oben). Wir lernen also hier am Fusse des Vulkan's einen Lava- trümmerstrom kennen , der grosse Ausbreitung hat und erst ISOl ausgeworfen Avurde ,,Batu-Angus" mit Namen, der ein Aveit vor- springendes Kap bildet; sodann einen neuen Eruptionskegel im Krater des Vulkan's, Avelcher von den umringenden Kraterwän- den durch einen See, Avahrscheinlich von Kreisförmiger Ge- stalt , getrennt ist ! 101. G.- Saputang. ,,Dies ist ein sehr grosser Aschenberg, der eine Höhe von etAva 5000' erreicht; auf ihm zeigt sich nirgends eine Spur von Vegeta- tion ; er ist kahl , grau vom Gipfel bis zum Fusse und bildet daher einen merkAA-ürdigen Kontrast mit einem sich in unmittelbarer Nähe daA^on erhebenden Berg, der mit üppiger Vegetation bedeckt ist. Er liegt an der Süd -West - Seite der Insel Celebes in gerader Linie 1 1 Pfähle vom See entfernt. Früherhin hatte alle Jahre oder ein um das andere Jahr, mitunter auch zAveimal in einem Jahre ein Ausbruch von Asche, Sand und Steinen Statt gefunden, wobei die Asche bisAveilen bis nach Amurang und Aveiter auf 21 Pfähle Ent- fernung von dem Vulkan niederfiel. Kleine Steine schleuderte er bis LangoAvan , 9 Pfähle von dem Vulkan entfernt ; Asche Avurde meist in solcher Menge ausgespien , dass die benachbarten Reisfel- der ganz davon überschüttet und die Erndte dadurch verdorben wurde. Ln Krater, dessen Grösse, Tiefe und Umfang den Inlän- dern nur unvollkommen bekannt zu sein scheinen , findet man sehr viel SchAvcfcl , so wie dies auch am Fusse des Berges der Fall ist. 849 Gewöhnlich bemerkte man 2 bis 3 Tage vor einem Ausbruche dieses Vulkan's Erdcrschütterungen. Die Kraft des Ausbruches ist haupt- sächlich nach Westen, der Seeseite zu gerichtet. Beim Vulkan Tonkoko dagegen zeigt sie sich in der Richtung von Westen nach Osten, d. i. ebenfalls nach der Seeseite. Zur Zeit des letzten Aus- bruches in 1838, welcher 2 Tage anhielt, w^urde eine solche INIenge Asche ausgeworfen, — die damit vermischte Menge Steine war vcr- hältnissmässig gering, — dass die Sonne ganz und gar verdunkelt wurde. Die Aschenlage zu Amurang erreichte eine Dicke von 4 Zoll, während sich gleichzeitig überall hin ein starker Schwefelgeruch verbreitete. Der Ausbruch war von unterirdischem Dröhnen, wie Donnerschlägen, begleitet, welches seinen Sitz an der Stelle des Fusses des Berges zu haben schien. Bei jedem Ausbruch er- hält der Krater eine Jieue Gestalt und wird er dabei stets grösser und breiter. Bei Gelegenheit des letzten Aus- bruches wurden Steine, die zwei Männer nicht zu umfassen ver- mochten, bis auf 1 J/o bis 2 Pfähle Abstand von dem Krater Avegge- schleudert. Auf einem Abstand von 9 Pfählen vom Vulkane schien die Feuersäule, die dem Krater entstieg, eine Höhe von 20 Tepa's*) zu erreichen. Nach der Erzählung bejahrter Inländer sind die Erd- beben, welche während der Ausbrüche in der Nähe des Berges wahrgenommen werden, ganz verschieden von den gewöhnlichen Erdbeben ; anfangs kommt die Erdoberfläche in eine zitternde (sanft- bebende) Bewegung, Tofifi genannt, aufweiche sanfte, senkrechte Stösse folgen." Auch diese Beschreibung des G.-Saputang, welche eine treue Skizze des G. -Guntur auf Java zu sein scheint, wurde von Herrn Pecqueur entworfen, welcher Augenzeuge eines Aus- bruches des Vulkan's war; der Herr Resident von IMenado theilte sie mir mit. Ausser den genannten dreien Bergen, kommen nocli folgende Vulkane auf jNlenado vor, von denen ich, nach Mittheilungen nie- derländischer Beamten, jedoch nur Existenz und Namen kenne. 102. G. - Eumangan. Er wird auch G.-Mahabu genannt. 103. G.-Lokan. Dieser Vulkan ist 4580' hoch. 104. G. Empong. Dieser Vulkan ist 4740' hoch; diese beiden Höhen sollen von Dr. Forsten gemessen sein. *) Ruthen (?) ä 12 Fuss. A. d. V. Jiin^'liiilin, .Ijvii II. '54 850 105. G. - Papelanpongan. 106. G. - Rimawang. 107. G. • Senun Java. 108. G. - Tamporok, 109. G.-Polirang. Wir zählen also e i 1 f Feuerberge in der kleinen, nordöstlichen Halbinsel von Celebes. Die am westliclisten gelegene von den bei- den südlichen Halbinseln von (Jelebes, nämlich Makasar, cntliält keine Vulkane. Ob überhau])t ausser ISIenado in den übrigen Theilen von Celebes Vulkane vorkommen , ist unbekannt , doch zu bezweifeln, jNI en ado aber ist voll von vulkanischen Erschein unaen : so wird ein kleines, 40 l>is 50' breites Becken von kochend heissem JSchwefelwasser, nicht weit vom Wege von Sonder nach Lamowang' gefunden, und 5 Pfähle von diesem eine noch heissere ,, »Schwefel- quelle,'' in deren Schlamm der Graf C. von Vidua einsank, und an den Folgen der Brandwunden starb. Die lieblichste Landschaft INIenado's ist der 12 Pfähle lange inid 5 Pfähle breite See von T o n d a n o mit seinen beAvohnten Ufern, die sich zum Theil felsig-steil aus dem Wasser erheben. Er liegt 2000' über dem ]Meere und scheint eine ähnliche Einsenkimg oder Spalte zu erfüllen, wie der Singkara- oder Dann -See auf Su- matra. •Da aber die grossen Inseln Ceram, Djilolo, Buru, eben so wie Flores, noch so wenig bekannt sind, *) so giebt die Zahl 109 nur das Minimum der Vulkanzahl in ,,Neerlandsch Indien" an. Der G. -Kini balu oder Kini labu im nördlichsten Theile von Borneo ist, z. B. von der kleinen Insel Kajagan sulu, in Nord- Osten von Borneo, 31 geographische i\Ieilen weit und drüber sicht- bar; dies ist etwa so weit, wie von Surabaja nacli dem von dort un- sichtbaren 9590' hohen G.-Merbabu. (Den G.-Merapi auf Sumatra sah ich in 31 geographischen Steilen Entfernung, aber nur von einem 6000' hohen Berge, dem G. -Lubu radja.) Wenn jene An- gabe richtig ist, so wäre der G.-Kini balu hoher als 12000', und dann wahrscheinlich der höchste im Archipel. Nach Belchek**) muss dies in der That der Fall sein mid er sich bis zu 12S52 par. Fuss erheben. Sein Name soll ,, chinesische Wittwe" bedeuten und mit einer Sage zusammenhängen. ,,From our different stations along this coast , hut more particularlxj from Labuan , Amhong, Tampanooh and Mantanani , very minute ohservations had heen made, loitli a vieio to determine the lieiglit of the mountahi of Kini Balu, which frequenlly afforded a most heautiful hack-ground, particularly from the spot, ichich xce teere notc quitting, liaving its pinnacles standing out in heautiful relief hetrceen the continuous receeling hluffs of Amhong, from the depth of ichich hay it ap- peared at daicn to rise perpendicularly , although at least twenty *) Gross Ceram soll sehr gebirgig sein und SOOü' hohe Berge haben. A. d. V. *) Narratice of the voyage of H. 31. S. Üamarauff, II. p. 138. 851 The Position of the highest iminacle was com- )" S' 24" N. and Long. 1 1 6" 33' ^. the niean heiqht seven miles inlancl. ■putedto he in Latit. 6" S' 24" N. and Long. 1 1 6° 33' ^. the mean height resulting from the three best stations giüing 13698 (engl.) /»^'p/ ahove the mean lecel of the sea. ' ' Nacli meiner Meinung- verdient aber diese trigonometrische Höhenmessung, wegen der Unsicherheit in der angenommenen Grösse des Abstandes des Berges, kein grosses Ver- trauen, als eine eben solche Messung der Höhe des G. -Pasaman (Vulkan Nr. 9) zu 13S42', die in der That nur 9000' beträgt; siehe Java I. S. 51. Vergl. Berghaus Memoire (nach ])altiymple und Horsburgh) Nr. 13, S. 71. Nach dem blossen Profil auf Hors- burgh's Karte (('hina sea) und nach der davon durch Belcher (1. c.) mitgetheilten Zeichnung, scheint der G.-Kini balu kein eigent- licher Kegelberg zu sein , obwohl er sich, wenigstens sein oberer Theil, als gezähnter, roher Bergkamm mehr oder weniger isolirt erhebt. Freilich ist der grösste Theil von der südlichen Hälfte JJor- neo's als ein waldiges Tiefland (Hyläa) bekannt, allein die grosse Anzahl grosser und tiefer Flüsse, welche dieses Tiefland durch- schneiden, machen es Avahrscheinlich , dass die Gebhge Borneo's, namentlich derjenigen Hälfte der Insel, welche nordwärts vom Äquator liegt, in ansehnlicher Ausdehnung eine bedeutende Höhe erreichen. Nach den Beispielen von Sumatra kann man dann Aveite Hochthäler, l*latcau's, zwischen ihnen erwarten. Auf solchen Plateau's ist in den Battaländern die l'opulation concen- trirt, die ohne allen Verkehr mit den Küsten, ohne Salz, besteht und einen Grad eigenthümliclier Kultur erreicht hat, den man hin- ter den dichten Urwählern, die das Centrum bis zum Meeresgestade herab umzingeln , kaum vcrmuthen sollte. Und warum sollten Be- Avohner solcher 'l'afelländer nicht mit (k'n reich bevölkerten Land- schaften im nördlichsten Theile der Insel, wo nach allen Nachrich- ten die best iicsittesten Völker Borneo's wohnen, in Verbindunäume, die alle Kuppen des Gebirges überziehen, dringen auch durch die Spalten der Grotte, so wie an der äussern Felswand herab. Das Thermometer, das in der Aussenluft, im Schatten, auf 86,0" F. oder 24, o" E. stand, sank im Innern der Höhle auf 8 4,0** F. oder 23,4" R. herab. Der Eingang war am 20. August 1S37, als Dr. Fritze und ich die Höhle besuchten, mit einer Thür ver- schlossen. Ich näherte mich vorsichtig dem Innern der Höhle, empfand aber sehr bald ein flüchtiges Stechen und Kribbeln in Lunge und Nase , worauf eine vorübergehende Betäubung folgte, die für meine Begleiter das Signal war, mich an einem Stricke zu- rück zu ziehen, den ich um meinen Leib gebunden hatte. Ein Huhn, das wir längere Zeit auf dem mit bräunlicher, lockerer Erde gefüllten Boden der Grotte verweilen Hessen, verfiel in Zuckungen und war nach 25 Sekunden scheintodt. Es kam jedoch, nachdem wir es mit Hülfe eines Strickes, der an seine Füsse gebunden war, wieder heraus in die frische Luft gezogen hatten, nach Verlauf einer ^Minute wieder zu sich. Es wird diese Höhle von einer gewissen Sekte java'scher Priester als heilig verehrt und bewacht. Eine Ko- lonie halbzahmer grauer Affen {Cercopithecus Cynoynolyus) hält sich m der Nähe auf. Sie werden von Zeit zu Zeit mit Reis und Pisang gefüttert und folgen dem Rufe ihrer Beschützer. Neben dem Ein- gange der Höhle hängen nämlich, ausser Kalksinterbildungen von andrer Form, auch einige ungeheure, inwendig hohle Bauchsta- lactitcn herab. Als einige der Priester mit einem dicken Stocke auf dieselben schlugen, so gaben sie, wie !Metallkessel , einen hohlklin- genden Ton von sich , alsobald fing das Laub der Waldbäume an zu rauschen, eine ]Menge Affen, Alt und .lung sprangen von Zweig zu Zweig herab und kamen zutraulich herbei, um vor dem Ein- gange der Grotte das ]Mahl , das ihnen angeboten wurde , zu ver- zehren.*) 3) Am östlichen Fusse desselben Kalkgebirges , doch weiter südwärts, näher nach dem Fusse desG.-Tjerimai hin, liegt das Dorf Tjipanas. In der Nähe dieses Dorfes findet man zwischen sandigen Lmgebungen ein lauwarmes Wasserbecken, das o Durchmesser und keinen Abfluss hat , aber von aufsteigenden Gasarten in einer beständigen Bewegung erhalten wird. Es entwickelt sich hier näm- lich eine solche ]Menge Kohlensäure und häuft sich über dem Was- ser an , dass Menschen, die sich ihm nähern , betäubt werden und Thiere, z. B. Hühner, Schweine, die sich, um zu trinken, dort hin wagen, schnell sterben. (Nach der mündlichen ^Mittheilung eines Europäers , welcher in der Gegend wohnt.) *) Vergl. meine ,,Eeisen durch Java." Magdeburg 1S15. S. 213. A. d. V. 837 IJberhaupt ist die Zahl derjenigen Stellen , vro freie Kohlen- säure zugleich mit Wasser aus der Erde strömt , sich nämlich aus Quellen entwickelt, die mehr oder Aveniger reich an Salzen und andern, erdigen Bestandtheilen sind, auf Java ungleich grösser, als die der trocknen Mofetten , avo das Gas aus Öffnungen in der Erde oder im Felsgestein hervordringt, die nicht mit Wasser gefüllt sind. Der Grund davon ist einfach; denn wo offene Kanäle, Spalten in der Erde vorhanden sind, Avird auch gewölmlich Wasser hineinströmen und diese Spalten füllen ; da nun die Offnungen dieser Spalten mei- stens viele Tausend Fuss hoch überragt werden von Gebirgen, die sich in der Nähe erheben, so wird das Wasser, mehr oder Avcniger mit fremdartigen Bestandtheilen geschwängert, die es während seines unterirdischen Laufes auflöste und wozu es durch die Kohlensäure, die es absorbirte, fähig gemacht wurde, aus den Öffnungen Avieder hervordringen, theils in Folge des hydrostatischen Druckes, theils vielleicht auch gehoben durch die Gasarten, die in den Kanälen aufsteigen oder durch den Wasser dampf, in den dasselbe AVasser in geAvisscn Tiefen , avo ein bedeutender Hitzegrad herrscht , ver- Avandelt AAurde ; dieser AVasserdampf Avird dann später, in den obern kühlern Gesteinschichten, zu tropfbar flüssigem Wasser condensirt. Eine der an Kohlensäure reichsten Quellen, liber deren Kecken sich das Gas zuAveilen so stark angehäuft hat, dass badende Personen darin erstickt sind, ist die, Avelche im Bette des Tji-Sanganuig, süd- Avärts von Kuningan entspringt. Der Reichthum an Kohlensäure dieser und so vieler andern Avarracn und kalten Quellen auf Java Avird Niemanden befremden, der bedenkt, von Avelchcr Art die Ge- steinlagen sind, durch Avelche das AVasser der Quellen emporsteigt: entAveder reiner, kohlensaurer Kalk, oder Kalksandstein, dessen Körner durch Kohlensauren Kalk verkittet sind. Selbst da, avo diese Gesteine, Glieder der Tertiärformation, nicht an der Oberfläche liegen, avo die oberflächlichen Umgebungen der Avarmen Wäs- ser aus vulkanischen Felsarten bestehen , kann man ihre AuAvesen- heit doch in der Tiefe vermuthen , Aveil die meisten Alincralquellen am Fusse der Vulkane hervorsprudeln , AA'elcher — übergreifend — die Tertiärformation bedeckt. 4) P a k a r a m a n im Gebirge Dicng , die grösste jNlofette auf Java, im Boden einer Trichterförmig vertieften Stelle einer vulka- nischen l^ergrippe, zwischen 5 und 6Ü00' hoch, das s. g. ,,Todten- thal von Java," das bereits Seite 201 f. beschrieben Avurde. Sie Avird zuAveilen auch Gua-Upas genannt, Avomit man eine Stelle feine kleine Kluft) in der Solfatara des G.-Paku odjo (Seite 191) nicht verAvechseln darf, avo sich ausser sclnvefliger Säure , auch zu- Aveilen Kohlensäure entAvickelt, und die denselben Namen Äihrt. 5) Am Wcstfusse des Vulkan's LaAvu entwickelt sich an zAvei Stellen der 15achkluft Djurang- Djero, neben dem gleichnamigen Dorfe, aus kleinen Wasserbecken Kohlensäure und häuft sich über deren Spiegel an. Diese Gegend liegt, etAva ISOO' hoch, unterhalb 858 Karang pandan, zwischen diesem Orte und den wannen Quellen bei Pciblingan. Siehe Seite 361 ff. Oj Im "\'orgebirfie Ngebcl, auf der Westseite des Vulkan's G.- Wilis, liegt die Thalkluft des Baches liedali, avo sich in einer Höhe von etwa 2000', aus kleinen runden Vertiefungen des rings umher mit Gras bewachsenen Bodens ebenfalls Kohlensäure entwickelt. ])iese Stelle liegt südostwärts vom (See) Telaga - Ngebel, zwischen welchem und der Jjedalikluft, sich noch eine andere Kluft, die des Baches Pandusan, am Berge herabzieht. Siehe Seite 370 f. 7) Gua-Upas in einer Vertiefung des G.-Dersono, in einer westsüdwestlichen Kichtung vom Gunimg- Ardjuno (Widodaren). Den Namen Dersono führt nämlich eine von den Kippen auf der Südseite der G. -Andjesmorokette, in welcher, etwa 3yo bis 4000 hoch, nach Angabe der Javanen diese !Mofette ,, Gifthöhle" liegt. Ich habe sie nicht besucht, sondern vom Gipfel des G. -Widodaren nur die Stelle in Süden 55" Westen gepeilt. Siehe S. 791 f. B. Quellen von Kohlenstoffhaltigem Wasserstoffgas, s. g. natürliche oder ewige Feuer, Von solchen giebt es nur eins auf der Insel Java, nämlich das S. 273 erwähnte ewige Feuer ,,]Merapi," das aus der Thonfläche zwischen Demak und Purwodadi, in der Nähe des Dorfes Tjöhra, hervorbricht und sich , Avenn man es ausgelöscht hat , Avieder von selbst entzündet. C. Quellen von gemengten Gasarten. Hierher geliören die Gasausströmenden Schlanimflächen und Schlannuhügel, — Salscn, Schlammvulkane, — die ich unter dem Namen Schlamm- und Gasquellen Nr. I bis X bereits in dem Vorhergehenden abgehandelt habe, AAorauf ich mich der Kürze halber beziehe. Siehe S. 5, 145, 272, 793, 795, S30 f. ßapitcl III. Uliellen von tropfbaren Flüssigkeiten. A. Quellen von Erdöl, Bergöl, Bergtheer, Petroleum, M i n j a k - L a n t u n g d e r J a V a n e n. In reinem Zustande, als Naphtha, kommt diese Flüssigkeit auf Java nicht vor und eben so Avenig in verdichtetem Zustande, als Asphalt. Sie bildet vielmehr eine schwarz-bräiuiliche Substanz, 859 welche die Consistenz von fettem Öl oder Syrup besitzt, auf dem Wasser schwimmt und sowohl ihrem Gerüche als ihrer Farbe nach dem Holztheer am nächsten kommt. Sie sippert gewöhnlich in der Nähe von ^Mineralquellen, am Fusse der Vulkane, in geringer Menge aus dem Boden und wird theils als dünne, schwimmende 13edeckung auf Tümpeln von schmutzigem ^ schlammigem Wasser oder von dickflüssigem, fettem Schlamm, theils an den Seiten von Erdrissen und Furchen , woraus solches Wasser quillt , angetroffen , in wel- chem letztern Falle sie an den Erdtheilen, Steinen, Wurzeln, Gras- halmen anklebt und fett aussehende, glänzende, schillernde Über- züge bildet. In den wenigen Gegenden, wo sie reichlicher hervor- quillt, pflegen die Javanen die Stelle, avo dies geschieht, tiefer auszugi'aben und in einen kleinen Schacht zu verwandeln, in dessen Tiefe dann das Erdöl zusammenläuft und von dem grauen , trüben Wasser, auf welchem es schwimmt, abgeschöpft werden kann. Sie benutzen es unter andern zur Bereitung von Fackeln. Es ist un- verkennbar, dass diese Bildung und dieses Hervorströmen von Erdöl mit den Quellen von Kohlenstoff'haltigem Wasserstoffgas und mit den Schlammflächen und Schlammhügeln, welche gemengte Gas- arten ausströmen (s. oben B. und C. S. S5S), in der innigsten, ur- sächlichen Verbindung steht. Ich will in dieser Beziehung hier nur anmerken, dass die Erdölquellen am Fusse, im Umfange der Vulkane vorkommen , da , wo die Tertiärformation entweder wirk- lich an der Oberfläche blossliegt, wie dies im Beispiele 2, 7 u. S (s. hier unten S. S60 f.) der Fall ist, oder unter dem bedeckenden vulka- nischen Boden mit Grund vermuthet werden kann, und will erin- nern, dass diese Formation in vielen Gegenden der Insel nicht nur vereinzelte Nester von fossilen Kohlen enthält, sondern dass in man- chen Gegenden, z. B. Süd-]3antam, ausgedehnte und mächtige Flötze von fossiler Kohle darin vorkommen. (S. Tertiärgebirge, Kap. S, in der III. Abth. S. 160flf.) Aus einer Quantität von fossiler Kohle, die in den Gegenden südostwärts vom Vulkane G. -Tjcrimai', Ab- theilung Kuningan, gegraben war und die ich mit Hrn. Cii. Perret zu Samarang einer trocknen Destillation unterwarf mit Anwendung chies pneumatischen Apparates, um den Gehalt an reinem Kohlen- stoff", so wie der übrigen Bcstandtheile zu bestimmen, erhielten wir einen Theer, welcher dem natürlichen l^ergöl, das auf der andern Seite des Vulkan s G.-TjerimaV aus dem Boden sijjpert (Nr. 2 hier unten S. 860), sehr ähnlich war und ausserdem ein brennbares Gas, doppelt Kohlensaures Wasserstoffgas, das von dem ebenfalls von Hrn. Cii. Pekret untersuchten Gas, welches in der Fläche bei Purwodadi brennt (s. oben }i. ewiges Feuer II. S. 27 3), nicht zu unterscheiden war. Da die Kalkbänke auf Java überall nur das oberste Glied der Tertiärformation sind und stets auf andern, altern Gliedern der Formation, gewöhnlieh Sandsteinschichten, ruhen, so kann fast mit Gewissheit vorausgesetzt werden, dass auch unterhalb der Kalk- berge bei Grobogan, in deren Nähe das ewige Feuer brennt, so wie unter der Kalkbank am Nordfusse des G. -Tjcrimai", an deren Ost- 860 Seite die Mofette Nr. 2 u. 3 (s. oben S. 855 f.), die Petroleumquelle Nr. 2, nebst der sehr heissen Wasserquelle (Nr. 41 , siehe weiter unten), liegt, eine Gruppe von Sandsteinschichten vorhanden ist. Gesetzt nun, dass dieses tiefer liegende Sandsteingebirge ein oder einige solcher Kohlenflötze enthält, wie in 8üd-Bantam von 3 bis S' Mächtigkeit vorkommen und dass sehr heisse Dämpfe (die Avarme Quelle Nr. 41 ist selbst da, wo sie an der Oberfläche des Bodens hervordringt, noch 14G,0^ F. warm,) in Spalten des Gebirges, etwa am Bruchrande der geschichteten Formation, der an den Vulkan- schacht, nämlich den des G.-Tjerimai, gränzt, hervordringen, also auch die Kohlenflötze durchziehen, oder dass noch glühend -heisse Lavaschichten in der Nähe dieser Kohlen liegen, müssten dann nicht ganz ähnliche Erscheinungen hervorgerufen werden, wie zu Samarang im chemischen Laboratorium der Fall war, wo die Koh- len in eisernen Retorten künstlich erhitzt wurden? 1) In der Thalfläche des Tji-Brubus, am nördlichen Fusse des Vulkan's G. -Burangrang, 3 Pfähle nordwestwärts von Teugger agung, wo mehre warme und kalte ^Mineralquellen entspringen, sippert an verschiedenen Stellen auch Erdöl aus dem Boden, (licsi- denz Krawang.) Siehe ,, Warme Quellen'^' und vergleiche oben S. 44. Der vulkanische Boden gränzt hier an den Bruchrand der Tertiärformation, die das nördliche Vorgebirge der Vulkane bildet. Ostwärts von der Gegend kommen Bänke von schwärzlich-braunem, bituminösem, von Erdöl durclidrungenem. Kohlensaurem Kalk vor, der ganz aus fossilen Korallen verschiedener Art, besonders aber aus Sabellarien gebildet ist: X. Nr. 900 bis 912. 2) Am Ostfusse des Kalkgebirges, welches auf der Nordseitc des Vulkan's G.-Tjerimai liegt und in welchem die Stickgiotte Gua- Galan vorkommt (s. oben S. 855). Hier findet man, etwa in der !Mitte zwischen der Höhle und der warmen Quelle Nr. 41 in einer jlecreshöhe von höchstens 150', zahlreiche, 2 tiefe und abwech- selnd 1 bis 6' breite Vertiefungen, die im Gebüsch umher zerstreut liegen. Es sind unregelmässige Löcher, Tümpel, in der Erdkruste, welche hier den Kalkgrund bedeckt. Sie sind von einem weisslich- grauen, dickflüssigen, fetten, Thonartigen Schlamm erfüllt, auf dessen Oberfläche hier und da das Bergöl in dünnen Schichten schwimmt. Die Temperatur des Schlammes war (im August 1837, des Vormittags 10 Uhr) etwas höher (92,0** F.), als die der Luft (86,0** F.). 3) Am Westgehänge des G.-Tjerimai, unterhalb der Desa- Argalinga, kommt in der breiten Sohle der Kluft des (Baches) Tji- Bodas in einer ^Nleereshöhe von etwa 2300' eine graue Thonlage vor, in welcher die .Javanen einen l' tiefen Schacht gegraben haben. In der Tiefe dieses Schachtes sammelt sich schmutziges Wasser und sippert Erdöl hervor, das sich auf dem erstem anhäuft und in der Zeit von 24 Stunden eine Schicht bildet, dick genug, um mit Löf- feln, die aus halben Kokosschaalen gemacht sind, abgeschöpft wer- 861 den zu können. In der trocknen Jahreszeit soll es reichlicher zu- strömen. (Nächste Unterlage ist vulkanischer Boden.) 4) Im Bette und am Ufer des Kali-Lambir, am Nord-Nord-Ost- Gehäng-e des Gebirges Dieng (G.-Prau), sippert an mehren Stellen Bergöl hervor. Siehe oben S. 182 die warme Quelle von Plantun- gan, in deren unmittelbarer Nähe diese Stelleu liegen. (Vulkani- scher Boden.) 5) Auf der Nord-Ost-Seite verlängert sich das Gehänge des G.- Prau (Dieng) von Selo katon an in ein unebnes Hochland, das sich aus einer ^Nleereshöhe von 1500' nach Osten zu sehr allmählig tiefer hinabsenkt, nach Norden zu aber sich in eine senkrechte flauer endigt. Vergleiche S. ISl. Am Fusse dieser ]Mauer, die aus einem vulkanischen Trümmergestein zusammengesetzt ist , unterhalb der Desa-Tjuruk, geht das Tertiärgebirge zu Tage, nämlich Schichten eines kalkigen Sandsteins, der Aveiter ostwärts von Kalkbänken be- deckt ist und nach Norden zu sehr bald unter den Alluvialboden unterteuft. Innerhalb dieses niedrigen tertiären Gebietes, Sand- steinstreifens, kommen mehre Stellen vor, wo Erdöl aus dem Boden dringt. Daselbst liegen auch die Jodhaltigen Quellen von Asinan und Gebangan, die wir bereits S. 181 f. erwähnt haben. 6) In der Nähe des ,, ewigen Feuers, '^ nämlich ostwärts von diesem und nur noch 1 */> engl. Meile westwärts von Purwodadi entfernt, kommen am Abhänge des Hügels Ngemba Kesseiförmige Vertiefungen vor, in denen Erdöl hervordringt. Siehe S. 274. Hier findet man also Quellen von Erdöl und hervorströmendes Kohlen- stoffhaltiges Wasserstoffgas in grosser Nähe mit einander. Beide brechen aus Thonboden hervor, welcher eine Alluvialbildung zu sein und eine Thalförmige Vertiefung im tertiären Gebirge auszu- füllen scheint, deren Sohle sich unter das Niveau des ^leeres her- absenkt. 7) Im Bette des Kali -Solo, beim Dorfe Temugiring, Residenz iNIadiun, ganz im neptunischen Gebiete, dringt ebenfalls Bergöl hervor. 8) Im tertiären Gebirge, 8 Pfähle südsüdwcstwärts von Sura- baja, da, wo die Mineralquelle Nr. 71 aufsprudelt (siehe unten). Bemerkenswerth ist es, dass dergleichen Quellen auf Java, in deren Nähe oder mit welchen zugleich Erdöl mit aufquillt, ge- wöhnlich Jod enthalten, ein Metall, das in dem Wasser der übrigen Quellen nicht gefunden wird. 9) Auch auf der ganz tertiären Insel Madura , 4 bis 5 Pfähle nord westwärts vom Dorfe Tjipanas (Warmbrunn) kommen Erdöl- quellen vor, die früher reichlicher gewesen sein sollen. Das ge- nannte Doif liegt 17 Pfähle von Sumenep entfernt, auf dem Wege nach Pamakasan. *) Ich erinnere mich, noch mehre Stellen im Tertiärgebirge von Java angetroffen zu haben, wo Erdöl in geringer Menge aus dem *) Siehe Natuur- en Gencesk. Archief, Batnvia 2, p. 331. A. d. V. 862 l^oden dringt. Da aber alle diese Erscheinungen einander gleich sind , so würde das Resultat die Mühe und Zeit nicht lohnen , die zum Durchsuchen aller niciner Tagebücher nöthig sein würde, um alle hierher gehörigen Ortlichkeiten aus diesen ausziehen und hier vollständig aufzählen zu können. ]J. Quellen von Wasser, das aufgelöste Mineralbestand- theile enthält, warme und kalte s. g. Mineral- brunnen. Der Namen hinter jeder Nummer zeigt die Residenz an, in welcher die Quelle liegt. Ein * hinter dem Namen der Residenz giebt zu erkennen, dass ich die Quelle selbst gesehen und beschrieben habe. Wo dies nicht der Fall ist, habe ich die Quelle nur aus den Berichten anderer Beobachter kennen gelernt, die hinten angegeben sind. Mündl. bedeutet: nach mündlichen Berichten so- wohl von Europäern, als Eingebornen. Die folgende Aufzählung der Quellen auf Java ist als vollständig zu betrachten, in Beziehung auf die, welche ich selbst gesehen liabe oder welche von Andern in verschiedenen zu Batavia erscheinen- den Zeitschriften bis heute beschrieben wurden. *) 1. Bantam. Eine sehr heisse Quelle am östlichen Ufer des Dann, am Fusse der Bergkette daselbst. (Nach Brumukd, in Tijdsclir. voor Neerl. Indie. III. p. 693. Vergleiche S. 5f. dieser Abtheilung.) 2. liantam. Tji-Panas bei Pandeglang, 3 Pfähle von diesem Orte, am Süd-Ost-Gehänge des G. - Karang , Distrikt Tji- manuk. An drei verschiedenen Stellen einer Längekluft dieses Yulkan's, worin der Tji-Panas fliesst, sprudelt das sehr heisse, salzig-bittere Wasser hervor, das dann selbst noch mehre Schritte unterhalb der Quelle bis auf 110 bis 130" F. erhitzt. Ein Bambus- häuschen ist in der Nähe erbaut. (Nach Brumuxd 1. c.) Die chemische Analyse dieses Wassers nach J. Maier (in Geneeshundig Archirf Batav. 1S45) ist die folgende. In 100 Theilen des Wassers sind enthalten: Chlorsodium 0,173, Schwefelsaure Potasche 0,119, Kohlensaure Soda 0,286, Kohlensaure Kalkerde 0,136, Kohlen- saure Bittererde 0,098, Kieselerde 0,144, Alaunerde mit Spuren von Eisenoxyd 0,016, freie Kohlensäure 0,621, Spuren von Schwe- felwasserstoffgas. 3. Bantam. Eine lauwarme Schwefelquelle, 2 Pfähle von Nr. 2 am Gehänge des Karang in dem Kesseiförmig erweiterten Theile einer Längekluft, Avorin der Tji-Lantjor fliesst. Es befinden sich daselbst drei Sprudel auf verschiedenen Stellen, das Wasser zeigt 34,6" R. oder llO" F. Wärme, ist hell, schwach salzig und hat ehien Geruch nach Schwefelwasserstoffgas. Die Quelle liegt im *) Die Natuarh. J'ijdschr. voor Neerl. Indie habe ich zu diesem Zweck bis zu p. 364 des 2. Jahrganges (Batav. Is51) benutzen können. A. d. V. 863 Distrikte Tjimanuk, 11 Pfähle vom gleichnamigen Pasanggrahan entfernt. (Nach der Analyse des Herrn J. jNIaier (in Geneesk. Archief IIL p. 445) enthalten 1000 Grammen: 0,1496 Wasserfreie Kohlensaure Soda^ 0,049S Schwefelsaure Potasche, 0,5819ScliAvefel- saure Soda, 0,3273 Chlorsodium, 0,0ü3G Schwefelsodium, 0,1573 Kohlensauren Kalk, 0,0301 Kohlensaure Bittererde, 0,0012 Alaun- erde mit etwas Eisenoxyd, 0,0232 Kieselerde, 0,3115 Kohlensäure, 0,0950 SchwefelwasserstofFgas. 4. Bantam. Kalte Quelle, 6 Pfähle von Serang, bei der ersten Post nach Batavia , Distrikt Kelelet. Die Quelle kommt in einem Steinbette (von Krustenabsatz.'') von 100 Schritt Um- fang und w^eisser Farbe vor, einige Sprudel springen l'/a' hoch, überall entwickelt sich viel Gas, und 2 Pfähle in der Hunde ist ein Geruch nach Schwefelwasserstoff verbreitet. Schmeckt unangenehm. {Geneesk. Archief l. c.) 5. Bantam. Warme Quelle bei Wanataka. Schmeckt schwach sauer rmd enthält 0,01715 Proc. Schwefelsäure. Bestand- theile nach J. Maier (1. c): Freie Schwefelsäure, Schwefelsaure Alaunerde, Spuren von Schwefelsaurem Eiscnprotoxyd , Schwefel- saure Kalkerde, Schwefelsaure JMagnesia, Spuren von Schwefelsau- rer Potasche, Spuren von Chlorsodivim, S])uren von Kieselerde. 6. Bantam. Warme Quelle beim Dorfe Tjitando im Distrikte Tjilangkahan, ganz nahe am Tji-Walaug, 10 Pfähle nordwestlich von Tjilangkahan und 6 Pfähle westlich vom grossen Wege, der Post Kendeng-Sapi am nächsten. (Mündlicher Bericht.) 7. Bantam. Eine warme Quelle im Distrikt Sadjira. (Mündl.) 8. Buitenzorg. Warme Quelle Tji-Sopan, in der Nähe des Heerweges (Pfahl 4 7) gelegen, da, wo sich der Haupteingang nach dem Landgute Pondok gede befindet, etwa IGOO' über dem Aleeres- spiegel. Zwischen trachytischen Rollsteinen sprudelt das Wasser auf und bildet auf diesen Steinen einen Aveisslich-gelbeu Nieder- schlag; es ist hell und hat eine Temperatur von 29" 11. bei 21" R. Lufttemperatur (nämlich des Mittags in 1845), ,, der Geschmack ist stechend salzig, etwas bitter; Geruch nach Schwefelwasserstoffgas; specif. Gewicht bei 2S" C. = 1.01 18G. Beim Einschenken in ein Glas perlt das helle Wasser. Nach einiger Zeit trübt es sich und lässt einen weisslichen Niederschlag sinken. Lakmuspapier röthet sich in diesem Wasser, doch verschwindet die llöthuug wieder in der Luft. Durch das Kochen wird das Wasser schnell trübe; es entweicht Kohlensäure und etwas Schwefelwasserstoffgas und die im Wasser lösbaren Theile setzen sich ab.'* Nach P. J. Maier sind dieses die äussern Eigenschaften des Wassers, welches nach dessen Analyse folgender Weise zusammengesetzt ist:*) 100 Grammen Wasser enthalten : Chlorpotassium 0,033703, Clüorsodium 1,1733, Chlorcalcium 0,16849, Chlormagnium 0,03758, Jodium 0,0018324, Kohlensaure Kalkcrde 0,079379, Kohlensaure Bittererde 0,001739, *) Natuurk. Tijdschr. coor Nccrl. Indie. Batav. 1S50. 1. 2S2 fl'. A.cl. V. 8G4 Schwefelsaure Kalkerde 0,0205906, Kieselerde 0,0034457, Alaun- erdc mit Spuren von Eisenoxyd 0,000GS91; im Ganzen feste lie- staiultlieile 1,5205268, nebst Kolilensäuregas 0,1430954, Schwe- fclwasserstoffgas 0,00;;!6t)S3 und Spuren organischer Jkstandtheile. Vntor dem Namen Tji-Sopan*) kommen noch 5 andere Quellen in liuitenzorg vor, nämlich bei Djasinga 3, bei Bolang 1 und bei Janlapa 1. {Geneesk. Archief III. Nr. l.p. 10.) 9. Buitenzorg. Eisenhaltige Mineralquelle bei Tji- trap. (Mündl.) 10. Buitenzorg. Warme Quelle auf dem Lande Kuripan, am Berge Ansawang und Kaputian. (Mündl.) 11. Buitenzorg. Warme Quelle bei Tjikopo. (Mündl.) 12. Preaiiger. * Warme Quelle auf dem flachen Vorsprunge am Nord-Ost-Gehänge des G.-Gede, wo das Dorf mit dem ]>andhause des General-Gouverneurs liegt, das von der Quelle Tji- Panas seinen Namen entlehnt hat; 332S' hoch.**) DieQuelle bildet drei verschiedene Sprudel, wovon der hinter dem Badehause 38,2" E,. oder IIS'^F., während der ostwärts davon gelegene 39,1" R. oder 120" F. Wärme hat. Sie entspringt aus vulkanischem Boden, nämlich aus Lavaströmen des G.-Gede, die sich hier ausgebreitet haben, nämlich auf derinnern Seite jenes Vorgebirges (s. S. 38 1 dieser Abtheilung), das sich weiter vorn vor dem Fusse des G.-Gede hinzieht. Nach der Analyse von J. Maier (1. c. II. Nr. 1. p. 97) enthält das Wasser in 100 Theilen: 0,0271 Chlorcalcium, 0,0947 Chlorsodium, 0,0307 Chlorpotassium , 0,0506 Chlormagne- sium, 0,0003 Jod, 0,0547 trockne Schwefelsaure Soda, 0,0837 Koh- lensauren Kalk, 0,0019 Kohlensauren Eisenoxydul, 0,0004 Alaun- erde, 0,0143 Kieselerde, Spuren Kohlensauren Manganoxydul's. 13. Preanger. Drei heisse Quellen in der Kluft zwi- schen dem G.-Gede und dem G.-Mandala wangi, nordnord- ostwärts vom Krater des erstem, in etwa 6495' Höhe, welche sich zu ansehnlichen Bächen vereinigen und dampfend heisse Wasser- fälle von 42,6" R. oder 128" F. Wärme bilden, Avelche in den Tji- Kundul fallen. In diesem heissen Wasser vegetirt eine grüne Oscil- latorie (Ose. lahyrinthiformisAch.) und bildet dicke, Kissenförmige, schlüpfrig-gelatinöse Jilassen, die wie Malachit aussehen. (Vergl. L. HoRNER, Verhand. v. h. Bat. Genootsch. t. XVII. und J. K. Hasskarl, Tijdschr. voor Neerl. Indie. IV. Nr. S.jt?. 251.) 14. Preanger. * Eine warme Quelle südwärts von Sukabumi, am Südfusse des G.-Gede, Distrikt Gunung parang, Regentschaft Tjandjur. *) Oder Si-Sopan (Si-Sipan) ; das Wort T j i Avird durch die Dorfbewohner oft S i ausgesprochen. (A. d. V.) Der Verfasser scheint mir hier im Irrthum, denn Sesep (Sösöp) ist das sunda'sche Wort für: Lecken, und haben diese Quellen meist daher ihren Namen, dass kranke Büffel dieselben aufsuchten, um sich durch Auflecken (Sesepan, Ort des Aufleckens) zu heilen. J. K. H. **) So hoch lag 1S39 der Pasanggrahan-Padjet, tiefer als die Villa des Gouverneurs, seit 1842 aber ist er viel höher verlegt. A. d. V. 865 15. Preanger. * Eine warme Quelle südwärts von der vorigen, dem Ufer des Tji-Mandiri näher. Diese beiden Quellen, 14 und 15, entspringen in der Nähe des Bruchrandes der Tertiärfor- mation, da, wo sich die Lavaströme des G.-Gede endigen. IG. Preanger. * Warme Quelle beim Dorfe Pitjung, Distrikt Djampang kulon, Regentschaft Tjandjur. Am Nordfusse des liruchrandes der Djampanggebirge, die das Thal des Tji-lNIan- diri in Süden begränzen, kommt, nahe am linken, südlichen L fer des Flusses, eine warme Quelle vor, die zwischen sumpfigen Um- gebungen aus einem schwarz - grauen , stinkenden Schlamm ent- springt. Das AVasser hat keine höhere, als eine passende IJade- wärme und ist Geruch- und Geschmacklos. Sie liegt zwischen den Dörfern Tangkolot und Pitjung, etwa in der Mitte der Thallänge von Suka bumi zur Wijnkoopsbai. 17. Preanger. * "Warme Quelle beim Dorfe Dadap, Distrikt Djampang kulon, Regentschaft Tjandjur. Am Fusse des- selben Bruchrandes des neptunischen Gebii-ges, da, wo die vorige Quelle entspringt, jedoch viel weiter thalabwärts, näher an der INIündung des Tji-INIandiri in die Wijnkoopsbai, liegt in einem Nebcnthale, durch welches der Tji-Dadai) strömt, auf der linken, südöstlichen Seite des Tji-jNIandiri die Quelle. Wenn man das Dorf Dadap verlässt und dem Bach gleiches Namens aufwärts — nach Ost-Süd-Osten — folgt, so erreicht man, nach einer etwas mehr als lialbstündigen Wanderung den Ort, avo die Quelle, im engen. Spal- tenähnlichen Thale, am linken Bachufer hervorspnulelt. Ihr ÄVasser ist Geruch- und Geschmacklos und hat, bei einer Temperatur des Bachwassers von 19, 6'' II., eine Wärme von 39,0" R. (am- 9. No- vember 1847 jNIorgens 7 Uhr). Das Wasser dringt, dampfend heiss, in einem starken Strome und mit Kraft hervor aus einer Öffnung in dem Kalksteinfelsen, die etwas tiefer als das Niveau des Baches liegt ; es entspringt also zum Thcil unter dem AVasser des Baches, mit dem es sich sogleicli vermengt. Der Kalkfels ist erwärmt. Dieser thut sich vor wie eine vereinzelte Scholle und ist auf der Ostseite, stromaufwärts, überlagert von einem losen. Sandsteinartigen Con- glomerat, das in einem Winkel von 45 Grad nach Nord-Osten zu fällen scheint. Der Kalkstein ist regellos und tief, durchspalten, dicht, weisslich, ungeheuer hart, hellklingend unter dem Ilammer- sclilage, von vielen Quarzadern durchzogen, Theilweise ganz ver- kieselt und auf seiner Oberfläche an vielen Stellen mit höckrigen, gekräuselten Quarz- und Chalcedonartigen Massen besetzt, welche das hervorragende Ende der Innern Adern (Gänge) sind. Der Kalk enthält, besonck'rs den Spalten entlang, eine grosse Menge von Eisenkies, obgleich noch einzelne Petrefacten darin erkennbar sind: L. Nr. 5G0 bis 5(>1 . Wo die Möglichkeit der Erklärung so nahe liegt, da darf die Vermuthung Avohl gegrüiulet sein, dass der Kalkstein durch das Wasser der heissen Quelle verkieselt wurde, welches seine Spalten durchdringt, obgleich keine Untcrsucliung des Wassers Statt gefunden hat. Jiiiij^iiiiiiii, Jii\.i II. 55 866 18. Preanger. Warme Quelle am T j i - M a dj a im Distrikt Sunja wenaiig der Regentschaft Tjandjur. Sie liegt 3% Pfähle oberhalb der Mündung des genannten liaches in's ISIeer, -welche Mündung 6 Pfähle westwärts von Palabuan ratu, am Nordufer der Wijnkoopsbai gefunden wird. Das Wasser ist heiss und verbreitete einen Schwefelgeruch. (]Mündl.) Ich vermuthe, dass diese mir von den Javanen bezeichnete Quelle am Tji-Madja dieselbe ist, oder besser gesagt, der aus- fliessende Bach ist aus jener gi'ossen Quelle, welche J. K. Hass- karl beschrieben hat.*) Der genannte Beobachter sagt ausdrück- lich , dass der heisse Bach , zu dem die Quelle wird , sich mit dem kalten Tji-Suka rame vereinigt, welcher sich in den l^i-jMadja er- giesst und welcher daselbst ^U Pfahl unterhalb der Quelle, bei einer Jkeite von 36 bis 48' noch eine Wärme von 30,6^11. (101,0" F.) hat. Vom G.-Alimun, der sich in Norden von der Wijnkoopsbai erhebt, schlug J. K. Hasskarl seinen Weg westwärts ein nach der Gränze von Bantani zu und fand auf diesem Wege den heissen l^ach. Indem er ihm aufwärts folgte gelangte er in einer Höhe von 7 und SOü' zu einem Orte, den die Javanen Kawah d. i. Krater nannten: ein Becken sehr grosser und heisser Quellen , die aus weiten Löchern hervorgetrieben und zum Theil mehre Fuss hoch aufgeworfen wurden innerhalb eines flachen , kahlen und mit vielen grossen Felsblöcken bedeckten Raumes. Das Wasser setzt Krusten von Kalktuff* ab und war (im October 1841) wärmer als 52,0** R. oder 150,0*^ F. **) Scleini ge Überzüge von Conferven {Oscillatoria lahyrinthiformis) bedeckten die vom Wasser bespülten Theile des Bodens. In der Nähe liegt das Dorf Salak tatar und die Reste eines alten Dorfes jjSumedang" mit Grabmälern und alten Steinbildern. 19. Preanger.* Warme Quelle am Fusse derLing- gungmauer im Distrikt Djampang kulon. Am Fusse der ander- Avärts***) beschriebenen, kolossalen Mauer G.-Linggung, also eben- falls wieder an einem Bruchrande der neptunischen Formation, kommt, ostnordostwärts etwa 2 Pfähle vom Dorfe Tjikande ent- fernt , eine kalte Schwefelquelle vor. (Diese Gegend liegt einwärts von der Tjiletubucht, einer Nebenbai auf der Südseite der grossen Wijnkoopsbai.) Sie entspringt am Fusse des Wasserfalles (Tjuruk-) Södong, im Hintergrunde der überhängenden Bucht, vor welcher der Bach herabstürzt. Zur Decke hat diese Bucht Sandsteinschichten, die 25** nach Nord-Nord-Osten einfallen : L. Nr. 642. Das kalte Wasser sippert aus Fugen des Sandsteins hervor und träufelt von der Decke herab, ist ganz klar, schmeckt ekelhaft nach Schwefelleber und ver- breitet einen starken Geruch nach Schwefelwasserstoff". Es bildet krause. Stalagmitenartige Absätze auf dem Boden von gelblich-milch- •) ,,Sumedang , op de grens von het distrikt Lebak, in de residentie £an- tam," in het Ttjdsckr. voor Neerl. IndiS. jaarg. 4. (1842) ^ja^. 126. A. d. V. *•) Nur so weit reichte das unvollständige Thermometer , das der Reisende damals bei sich hatte. A. d. V. ."•) Afd. 3. p. 24 und 52. A. d. V. 867 weisser Farbe : L. Nr. 643, die von einer noch nicht erhärteten. Brei- artigen Masse von gleicher Farbe überzogen sind. Bis zu diesem Hintergrunde der Bucht, wo die Quelle entspringt, dringt der seit- wärts gewehte Wasserstaub des Falls, der mit stürmendem Getöse vor die Bucht herabfällt. Die Wärme des Wassers und der Luft im Wasserstaube waren am 16. Octbr. 1847um8Uhr: 1 9,0 und 19,5" R. 20. Preanger. * Warme Quelle im Bette des Tji- B uni im Distrikt Djampang wetan, Regentschaft Tjandjur. Sie ent- springt am Fusse des G. -Brengbreng, also dem Bruchrande des neptunischen Gebirges von Tjidamar, in der Thalspalte zwischen dem neptunischen 13rengbreng und dem vulkanischen Berge G.- Subang, der auf der Nordseite des schmalen Thaies emporsteigt. Da, Avo die Quelle liegt — etwa in der INlitte zwischen den Dörfern Tandjung und Dugu — ist das Bett zu einer etwa 300' breiten und lOOO' langen Thalebne erweitert, die aus der Oberfläche eines 15 bis 20' dicken Lagers grosser, vulkanischer Geschiebe besteht. So hoch liegt die Ebne nämlich über dem Spiegel des Wassers. Ober- und unterhalb dieser Stelle strömt der Tji-Buni durch einen engen, unzugänglichen Felsenkanal. Etwa in der JNIitte von der Längen- ausdehnung der Geschiebebank sippert dicht am linken Ufer, unter den Geschieben, das dampfend heisse Wasser hervor, das sich so- gleich mit dem Bachwasser vermengt. Es sippert innerhalb eines Raumes, der 1 5' lang ist, am Ufer hervor und beschlägt die zunächst- liegcnden Steine mit einem schwachen. Ockergelben Überzüge, ist übrigens Geruchlos und hat nur einen schwach bittern Geschmack. Da , wo dasselbe sich noch nicht mit dem Wasser des Baches ver- mengt hat, dicht unter den Geschieben, betrug seine Wärme an ver- schiedenen Punkten 38,0, 40,0 bis 50,0" R., und an der heissesten Stelle 57,4" R., während die Luft im Schatten 20,5, und das Bach- wasser oberhalb der Quelle 19,4" R. waren um 12 Uhr am 29. Sep- tember 1S47. Wenn das Thermometer an der Stelle, wo das Wasser an der Oberfläche 57,4" R. heiss war, 1 oder 2 Zoll tief 55* 8G8 hiiK'ingestcckt ^vurdc, so sank es auf 50 und 40", und wenn es y/ tief in's Wasser gesenkt wurde, l)is auf 20,0" R. herab, zum lkweise, dass die obenauf schwimmende, Avarme Wasserscliicht nur dünuAvar. Der heissen Quelle gegenüber ist das rechte Ufer steil und besteht aus einem hellgrau -grüidichcn , sehr feinkörnigen, fast dichten endogenen Gestein, das, Avenn es verwittert , innner grüner wird, hier aber an seiner Oberfläche, so Aveit bei hohen Fluthen das Wasser reicht, glänzend Eisenschwarz ist: L. Nr. 739 bis 743. Es ist der Fuss des Eruptionsberges G. -Subang, der an der inneren Seite des neptunischen liruchrandes emjjorgestiegen ist und dessen Kern- gestein man in L. Nr. 7 38 sehen kann. Nicht Aveit unterhalb der Quelle, stromabAA-ärts , Hegt ein gi'osser, Thurmartiger Felsblock, der ganz aus Jaspis - und Achatartigem Quarzgestein besteht. Er kündigt sich jedoch durch seine regelmässige parallele Streifung als ein Theil der Aormaligen , geschichteten UferAvand (der Tertiärfor- mation) an und ist recht eigentlich bunt zu nennen , indem Aveiss- liche, bravme, gelbliche, röthliche Streifen von allen hellem und dunklern Schattirungen mit einander abAvechseln , die früher Avahr- schcinlich eben so viele verschiedenartig gefärbte Thon- und ^lergel- schichten Avaren ; er besteht theils aus schöner Achat- (Ijandachat), theils aus Hornstein - Masse , Avährend andere Theile nur halb ver- kieselt sind: L. Nr. 748, a. bis g. Er ist offenbar ein neptunisch- metamorphisches Produkt und liegt in bedeutungsvoller Nähe zur heissen Quelle. Der angränzende Theil der ÜferAvand besteht jedoch aus einer Erezzie von auffallend spangrüner Farbe: L. Nr. 744 bis 747, die aus mehr oder Aveniger zersetzten Trümmern des Subang-Kerngesteins hervorgegangen, ein Keibungsconglomerat zu sein scheint. 21. Preanger. * Warme Qu eile am rechten Ufer des T j i- Tj an g k a r im Distrikt Tjidamar, Regentschaft Tjandjur. Auf der rechten, westlichen Seite des Thaies des Tji-Laki*J flicsst, in der Nähe des Dorfes Patur , der kleine Nebenbach Tjangkar über das A-erflachte, unterste Gehänge der Perge, um Aveiter abAvärts in den grössern Tji-Laki zu münden. An der rechten Wand des ge- nannten Nebenbaches , die hauptsächlich aus mergeligen Schichten besteht , sippert das Avarme Wasser herab und verbreitet sich dann im Eette, in Avelchem vulkanische Geschiebe zerstreut liegen. Das Wasser ist ohne Geruch, schmeckt schwach -salzig, etAvas bitter, hat incrustirende Eigenschaften und setzt Kalktuif ab. Seine Tem- peratur betrug um 7 Va Uhr den 1 1 . September 1 847 : 41,0" P., Aväh- rend die der Luft 20,0, und des PachAvassers oberhalb der Quelle 19,8" R. Avar. Auf allen Gegenständen, über welche das Avarme Wasser fliesst , auch auf den Krusten , die es abgesetzt hat , findet . man grüne schleimige Überzüge von Conferven. 22. Preanger. SchAvefelquelle Tji-Sopan auf der Westseite des G.-Patua, im Distrikt Tjisundari, Regentschaft *) Laki = männlich in der malai'schen Sprache. J. K. H. 869 Bandong. Sie soll etwa 4000' hoch liegen und ein helles Wasser von 30,0^ R. Wärme haben, das Alaunartig schmeckt und stark nach Schwefel riecht. (INIündl.) 23. Preanger. * ^ya^me Quelle im Plateau Penga- lengan Nr. 1 im Distrikt Bandjaran der Regentschaft ]>andong. Am rechten Tfer des Tji-Sangkui, der sich in den Tji-Tannn er- giesst. Die Quelle ist umgeben von einer dumpfigen Grasflächc und an den aufsteigenden Dämpfen schon auf weitem Abstand zu er- kennen. Sie ist sehr AVasserreich , sehr heiss und riecht stai-k nach Schwefel. Sie liegt näher am Fusse des G.-Wajang und weiter ent- fernt vom Pasanggrahan - Pengalengan als die folgenden. 24. Preanger*. Warme Quelle im Plateau Pßnga- lengan Nr. 2. Liegt weiter westwärts als die vorige, doch kaum l.Ya Pfahl von ihr entfernt, am linken Ufer des Tji-Berem, unge- fähr 50' tiefer als der Pondok-Tjundi, der wie der vorige lUich Tji- Sangkui vom Siidgehänge des G.-]Malawar herabströmt xukI sich in der westlichen Entfernung von einigen Pfählen von der Quelle mit dem Tji-Berem vermengt. Das Wasser sippert an mehren Stellen des l^achufers zwischen vulkanischen Felsblöcken hervor, die mit einer weissen Kruste überzogen sind ; Häutchen oder sclnvinnnende Krusten von Confervcn bedecken den Wasserspiegel , Geruch imd Geschmack aber nur sehr schwach salinisch. Es ergiesst sich in den nahen J »ach, der den sanften Thalgrund zwischen Hügeln dui-chströmt. In 1S39 am 24. October betrug seine Wärme um TVo Uhr 12ü" F. oder 39,1" R. ; am 14. April 1S47 Morgens 9y4 Uhr aber, nachdem verschiedene Strudel zu einem Becken vereinigt waren, das die Java- nen ausgehauen hatten , um sich darin zu baden , hatte das Wasser auf dem Boden dieses Beckens nur eine Temperatur von 117,5" F. oder 3S, O" R. und in der Nähe der Oberfläche 1 Ö5,S'' F. oder 32, b" R. , während die Temperatur der Luft zu gleicher Zeit 72,5" F. oder 18,0" R., und die des nahen Baches G3,"o" F. oder 13,S" R. betrug. Damals, in 1839 war die Quelle von einer Grasfläche umgeben, auf Avelchcr eine Fragaria und ein Baimnculns blühte und diese mit einigen Baumfarrn gezierte Grasfläche war das einzige offene Fleckchen , das man Steilen weit , ja Tagereisen weit in den dichten Urwäldern fand, in denen Rhinocerosse und wilde Stiere umher irrten, die sich im warmen Wasser zu baden kamen; — in 1813 aber, als ich das Plateau zum zweiten Male besuclite, war das Plätzchen nicht mehr zu erkennen; alles umher war kahl, die Wälder waren gefällt, zu Tausenden lagen ihre Stämme hinge- streckt auf dem Boden, wo sie vermoderten und Kaffeestauden, die sicli Pyranddenförmig 5 bis lo' hoch in Reihen gepflanzt zwischen ihnen erhoben, verkündigten die T'rsache der Verwüstung. Das schöne Plateau liegt 4200 bis 44 oo' hoch. 25. Preanger. * Tji-Panas bei Djambu dipa. Eine lau- Avarme Quelle am Bache Tji- IJerem, fünf Pf aide ostwärts von Djambu dipa, Südgehänge des G.-Tankuban prau etwa 350o' hoch. Bricht aus einer Öffnung poröser Trachytlava und soll erst im Jahre 870 1835 erschienen sein. Geschmack salinisch -adstringirend. Sedi- ment Ockergelb. Grüne Conferven überziehen das davon bespülte Gestein . Das Wasser des Tj i-Uerem selbst ist kalt, doch schmeckt noch viel adstringirender, fast völlig Alaunartig und setzt noch einen viel reichhaltigeren , dickern IJodensatz von fast Goldgelber Farbe als die Quelle ab (Eisenoxyd -hydrat). Der Weg, der vonDjambu dipa nach Lembang führt, setzt nicht weit von der Quelle über den Bach. Etwa zwei Pfähle oberhalb dieser Stelle liegt am sehr sanft geneigten l^ergabhange mitten zwischen dichter Waldung ein kahles Plätzchen, das die Sundanesen Telaga - Wörna , den gelben See, nennen, das jedoch nur zur Regenzeit mit Wasser gefüllt ist. Bei meinem Besuche im INIonat Juli war der sanft vertiefte, 250' lange und lOO' breite Grund trocken und hier und da mit Gras, Ptei'is tiict'sa Thunb. und ein Paar andern Farrnkräutern bewachsen. Der ganze Boden dieses s. g. Telaga-Werna bestand, wenigstens 15 tief — so tief konnte ich mit Leichtigkeit einen Stab hineinstossen — aus einer feinen. Breiartig-weichen Erde von Goldgelber Farbe, die nur an ihrer Oberfläche Krustenartig verhärtet und im trocknen Zustande leicht war. In der INlitte des kleinen Kessels befand sich ein Einsturz, eine Einsinkung von 30 Tiefe, woraus hervorging, dass die Dicke der gelben Erdschicht daselbst mehr als 30' betragen musste. Sie war dem Absatz der Quelle und des Baches vollkom- men ähnlich, bestand aus Eisenoxydhydrat und ist wahrschein- lich auch von gleichem Ursprünge als jener, obgleich die ungeheure Menge der Substanz Erstaunen erregt. Sie füllt vielleicht das Becken einer ehemaligen Quelle, die vertrocknet ist oder einen andern Ausgang genommen hat. Zufolge der Analyse des Herrn A. Waitz enthielt das mitge- brachte Wasser zu Batavia : Schwefelnatrium, Chlornatrium, nebst ein wenig Chlorcalcium , Kiesel- und Alaunerde. Der Absatz be- stand aus Eisenoxyd , etwas Schwefel , Kieselerde und einer schlei- migen organischen Substanz. *) Siehe den getrockneten Absatz des Bach Wassers: L. Nr. 18. 26. Preanger. * Tji-Panas bei Lembang, Nr. 1, Distrikt Udjung brung kulon , Regentschaft Bandong. Die vulka- nische Bergkette, in welcher der G. -Tangkuban prau den Haupt- krater bildet, ist auf beiden Seiten, in Norden und in Süden, von einer Nebenkette , einem neptunischen Erhebungsrande, begleitet. (Siehe Java II. S. 41 u. s. w.) Auf der südlichen, Bandong'schen Berghälfte sprudeln auf der innern Seite des Bruclirandes dieser Ne- benkette, zwei warme Quellen hervor. Sie liegen ein Paar Pfähle, ostsüdostwärts von Lembang entfernt, etwa in einer Höhe von 3000 , und quellen aus der Oberfläche der Lavaströme des G. -Tangkuban prau hervor, die gegen die äussere, gehobene Kette angestossen sind. Man findet beide Quellen im Boden einer Kluft, nämlich am Ufer des Tji-Kawari, unterhalb der Mündung des westlichem Tji-Ki- *) Vergl. Meine „Reise durch Java" S. 251 u. s. w. 871 dang und oberhalb der Stelle, wo er sich mit dem östlichem Tji- Kebuntung vereinigt und durch die tiefe Querkluft strömt , wovon die Kette daselbst durchbrochen ist. Die Quelle, die wir jetzt be- sprechen (Nr. 26), liegt am linken (Östlichen) Ufer des Tji-Ka- wari,*) dicht unterhalb der Mündung des Tji-Kidang, oberhalb welcher man die Brücke des Weges von Lembang nach Nögara wangi findet. Der Lavastrom ist tlieils eine dichte, schwarzblaue, basaltische Lava, die in scharfeckige, rhombische Stücke abgeson- dert ist: L. Nr. 20, theils eine Gluthbrezzie, Avorin Stücke von ver- schiedenen Lavaarten zu einem Ganzen zusammen geschmolzen sind. In einer solchen liegt das Becken der Quelle , das die Javanen mit Brettern ausgelegt haben. Eine geringe Menge Gasblasen steigen aus dem Wasser auf, das Geruch- und Geschmacklos ist; es bildet einen dünnen, gelblich braunen Lberzug auf den Steinen. Seine Temperatur betrug am 17. April 1848 um 8 Uhr des Morgens 37,4*' R. , und zu gleicher Zeit war die Wärme der Luft 12,0 und die des l^achwassers oberhalb der Quelle 13,5" 11. 27. Preanger. * Tji-Panas bei Sembang Nr. 2. Liegt Aveiter abwärts als die vorige, der Querkluft und Vereinigung des Baches mit dem Tji - Kebuntung näher, am rechten Ufer dessel- ben. Das Wasser ist milchicht trübe, schmeckt etwas salzig, nach Carhonas Sodae , riecht stark nach Wasserstoifgas und wird von vielen aufsteigenden Luftblasen bewegt. Seine Temperatur betrug am 4. August 1843 um 3y2 Uhr 111,0" F. oder 35,1" B. und zu gleicher Zeit war die Wärme der Luft 72,0" F. oder 17,7" B. und die des nahen Bachwassers 68,5" F. oder 16" B. 28. Krawang. * Tj i-Paböla bei Tjiatar, Privatlände- reien, Distrikt Sögala örang. Am Nord-Ost-Gehängc des G. -Tang- kuban prau liegt in einer Höhe von etwa 3000', fünf Pfähle ober- halb Tengg^r agung, der Ort Tjiatar, und y* Pfahl ost- zu süd- •) Den Bach, der durch die Vereinigung des Tji-Kidang und Tji-Kawari ent- steht, bis zu seiner nahen Mündung in den 'Iji-Kabuntung , nennen einige Ja- vanen Tji-Kidang , oder Tji-Kawari; der Tji-Kidang ist jedoch von beiden der grössere. ■^' "• ' • 872 ■Nviirts von diesem Orte entspringt in der kleinen Kluft der Tji-Pa- bela die -warme Quelle. Das Wasser dringt zwischen Fclsblöckcn am rechten Ufer aus drei Hauptöffnungen hervor, die etwas höher als der Spiegel des ]3achcs liegen. Das Wasser hatte am 17. Juni IS 4b den ^Morgen 7 Uhr eine Temperatur von 23,G" li., fühlte sich also nur lauwarm an. Es setzt auf den umherliegenden Steinen dünne, aber sehr harte Krusten: L. Nr. 800 von gelblich - weisser Farbe ab und schmeckt stark nach Alaini oder freier Schwefelsäure. 29. Krawang. * Tji-Panas bei Tj i atar. Noch V-t Pfahl weiter ostwärts von der vorigen imd etwas tiefer am J^erggehänge gelegen entspringt eine zweite grössere Quelle, die von den JJewoh- nern des Dorfes Tjiatar vorzugsweise Tji-Panas genannt w'ird. Sie liegt auf einem ziemlich verflachten Theile des Gehänges etwa in der Mitte zwischen dem vorigen Jiache und einem weiter westwärts Üicssenden, die beide unterhalb der Quelle zusammenmiinden. In Nord -Osten von der Quelle erblickt man das Ostende ,,Gunung- Pulusari ", einer langen Hippe, die sich vom Dorfe her bis dahin herabzieht, sie ist eine von den altern, trachytischen Rippen des A'ulkan's , und ragt hervor aus der Oberfläche von neuern, basalti- schen Lavaströmen, von bläulich - schwarzer Farbe, welche das Ge- hänge mehr geebnet haben und bald dicht, bald Bimsteinartig porös sind. Aus solchem Lavaboden, unweit vom Fusse der höher empor- ragenden Rippe, entspringt auch die "vvarmc Quelle. Ihre nächsten Umgebungen sind flach und bestehen aus Erdlagen von gelblicher oder gelblich weisser Farbe , die theils zersetzte Lava , theils Qucll- absätze sind. Ein starker Geruch nach Schwefelwasserstoff, der weit umher verbreitet ist, verkündet dem Wandrer ihre Nähe. ]\Ian sieht einen starken , sehr heissen l^ach mit Gewalt aus einer Öffnung hervorbrechen, die an ihrer obern Seite von einer 3 hohen Erdwand Kesselartig umgeben ist. Das Wasser dieses auf Einmal aus dem Innern der Erde hervorschiessenden Baches hat eine Tem- peratur von 34,0" R. , des Älorgens ly^ Uhr den 17. Juni 1848,*) ist Krystallhell , schmeckt aber so sauer und scharf, wie verdünnte Schwefelsäure und röthet Lakmuspapier sehr stark. Sobald der Bach hervorgebrochen ist, fliesst er erst 25 weit nach Osten, nach- her 5ü' weit nach Nord - Osten und erweitert sich daini zu einem Becken oder einem Teiche, das ungefähr 50' lang und 30' breit, jedoch von unregelmässiger Form ist. Während seines Laufes von der Quelle bis zum Teiche besteht das Bett des Baches aus einer 4 bis i tiefen, unregelmässig zwischen Erdschichten eingerissenen Klvift, deren Wände, mit Ausnahme der obersten bräunlichen, Dammerde - haltigen Schicht, eine gelbliche Farbe haben. Das tiefe Wasser bildet nämlich während seines ganzen Verlaufes sehr reichliche Niederschläge von dieser Farbe, setzt dicke Krusten ab, in denen eine grosse Älenge von eingeschlossenen Pflanzen- *) Nach einer frühern Beobachtung , mitgetheilt im GeneesJc. Archief, JBa- tav. III. j). 450: 3), 6"; die Verschiedenheit kann an der Ungenauigkeit der In- slrumente liefen. A. d. V. 873 theilen, Blättern, Stengeln, Ästen enthalten sind: L. Nr. 891. Alle solche Gegenstände nämlich, die mit dem Wasser in l^eruhrung kommen oder in den Bach fallen , werden von dem Niederschlage aus dem Wasser überzogen incrustirt. Diese Krusten haben Ähn- lichkeit mit KalktufF, Travertin, bestehen aber nicht aus Kohlen- saurem Kalk, sondern scheinen hauptsächlich aus SchAve fei saurem Kalk (Gyps) und Thonerde nebst Schwefelleber zu bestehen. Alle bereits erhärteten Absätze sind, so weit sie vom Wasser bespült werden, von einem noch weichen, Breiartigen, eine bis einige Linien dicken Niederschlag überzogen, der eine hellgelbliche, fast milch- weisse Farbe hat und ohne Zweifel der erste jugendliche Zustand der Krusten ist, welche dadurch immer mehr an Dicke zunehmen. Die ganze Umgegend der Quelle, der ganze Thalgrund, muss da- durch allmählig erhöht werden und besteht auch in der That, we- nigstens 10' tief, bereits aus solchen Schichten Quellabsatz. An vielen Stellen, selbst mitten im Becken der heissen Quelle, sind diese milchweissen Niederschläge von einem dünnen vegetabilischen Überzüge von grüner Farbe bedeckt, der aus einer Oscülatoria zu bestehen scheint. Eine üppige Vegetation von Farrnkräu- tern, besonders von Älertcnsicn , überzieht die Umgebungen und. reicht bis zum Ufer der Bachkluft und des Teiches, zu welchem sich diese Kluft an ihrem untern Ende erweitert. In diesem ganzen Verlaufe steigen Dämpfe aus dem heissen Wasser auf, die eben so selir wie der säuerliche, vulkanische (von Alauntheilen und Scliwe- felleber) durchdrungene Boden das Gedeihen dieser Farrn, gewisser iSsicw Mertensia, zu befördern scheinen. Denn überall, wo sich dem Geruchsorgane die Entwickelung von SchwefelwasserstofFgas zu er- kennen giebt, wo der l>oden aufgelöst, durchwühlt, von den Dämpfen erhitzt ist, besonders an dem schlammigen Ufer von Kraterseen, da trifft man auch diese Farrnarten unter denselben Be- dingungen wieder an. Am Anfange des Teiches hat das Wasser noch eine Temperatur von 33,5'^ R., hat also während seines Laufes von der Quelle bis hierher nur Yo Grad von seiner anfänglichen "Wärme verloren. Eine eigen thümlichc spangrüne, in's Bläuliche zichenVle, doch helle Farbe zeichnet dieses Becken aus und fesselt den Blick des Wanderers. Das AVasser selbst jedoch ist vollkommen farblos und der sonderbare, Kupfergrüne Schinnner hat niu- ;uif die Oberfläche des IJeckens, den Wasserspiegel, ]}eziehung, von wel- chem die IJläue des Himmels zurückstrahlt, und wird hervorge- bracht durch den Widerschein des milch weissen Absatzes auf dem ]}oden des ]}eckens, der gebrochen zur Oberfläche gelangt. Das saure Wasser strömt aus dem Becken nach Süd-Osten zu und ergiesst sich in den nahen Bach. 30. Krawang. * Warme Quelle am Gunung-Batu kapur; Privat - Ländereien , Distrikt Segala erang. In der Bich- tung nodnordostwärts, drei l'fähle von Tengger agung, dem Haujjt- orte des genannten Distrikts, entfernt, fliesst der Tji-Nangka in einer tiefen Kluft, deren rechte Wand daselbst den Namen G.-JJatu 874 kapur führt. Sie ist ein Theil von der innem "Wand , des Bruch- randes, des nc])tunischen Erhcbungszuges, welcher die ]5andüng'sche Vulkanreihe, den G. -Tangkuban prau u. s. w., auf der Nordseite umgiebt und das Plateau von Segala erang in Norden begränzt. An diesem steilen Gehänge, dieser Wand, entspringt etwa 20u' ober- halb dem Tji-Nangkabette, die warme Quelle. Von dort fliesst der Tji-Nangka etwa noch y^ Pfahl weiter nordwestwärts und fällt dann in den Tji-Asem, der nach Nord-Osten strömt und in die weite Querkluft eintritt, von welcher der Erhebungszug daselbst durch- brochen ist. Durch diese Kluft ist ein Theil von der geschmolzenen Lava des G. -Tangkuban prau hinausgeströmt, die in den übrigen Gegenden gegen die Wand angestossen ist und sich zum genannten ''l^^^, Plateau ausgebreitet hat. (Vergl. S. 43 dieses Abschnitts.) Also an der Gränze beider Formationen, am liruchrande des neptunischen Gebirges entspringt unsre Quelle. Alan steigt vom ]iachufer auf weit umher verbreiteten, mächtigen Stufen von Kalktuif, Travertin, die zum Theil schon wieder mit Gesträuch bewachsen sind, an der Wand hinan und gelangt zur warmen Quelle, von welcher diese Stufen ausgehen und sich wie Lavaströme gekräuselt. Wellenför- mig gleichsam ergossen haben. Ausser dem Kalke findet man sehr reichliche. Breiartige Absätze von Orangengelber Farbe, Eisen- oxydhydrat: L. Nr. S95, das auch dem Kalktuff beigemengt ist und diesen gefärbt hat. Das Wasser der Quelle, die in ein 4eckiges Becken von 4' Diameter umgeschaffen worden ist, ist hell, Farb- und Geruchlos , schmeckt salzig , piquant und hat eine Temperatur von 33,0" R. bei 17,0" R. der Luft (um 7y2 Uhr des Morgens, am 13. Juni 1848). Seine Hauptbestandtheile sind wahrscheinlich ausser freier Kohlensäure : Kohlensaure Kalkerde , Kohlensaures 875 Natron und etwas Eisenoxydul. Nur an einer Stelle des Beckens steigen viele Gasblasen auf. Das Wasser incrustirt alle Gegenstände, die damit in Berührung kommen, und hat weit und breit am Berg- gehänge Travertyilagen : L. Nr. 892, 893 gebildet, die goAviss 50' dick sind, wo nicht dicker und in denen man eine ]\Ienge schöner Blattabdrücke findet. Weiter nordwestwärts von der beschrie- benen Quelle, näher nach der Kluft des Tji-Asem zu, liegen an derselben Wand noch mehre lauwarme, Kalkhaltige Quellen, die eine gleiche, incrustirende , Tuffbildende Eigenschaft haben. Zwei Jahre später hatte das Wasser nach P. J. INIaier noch fast dieselbe Temperatur. Sein specifisches Gewicht betrug bei 27,0*» C. = 1.001 43 und es war in 100 Grammen auf folgende Weise zusammengesetzt: Chlorpotassium 0.004327, Chlorsodium 0.036694, Wasserfreie Kohlensaure Soda 0.025243, Kohlensaure Kalkerde 0.029261 , Kohlensaure Bittererde 0.029941, Kieselerde 0.013026, Alaunerde mit Spuren von Eisenoxyd 0.0003065. Im Ganzen feste Bestandtheile 0.1387985, nebst Kohlensaurem Gas 0.152602, Spuren von Schwefelsaurer Potasche und organischen Bestandtheilen.*) 31. Krawang. * Warme Quelle im Thalboden des Tji- Brubus; Privatländer, Distrikt Segala erang. Um zu dieser Quelle zu gelangen, bcgiebt man sich auf dem Wege, der von Tenggßr agung nach AVana jasa führt, am Nordfusse des Gunung-Burang- rang hin , westnordwestwärts etAva 1 Va Pfahl weit und schlägt von der Stelle aus, die nord- zu ostwärts vom G. -Tangkuban prau liegt, einen Nebenweg, einen Pfahl nach Nord -Nord- Osten, ein, bis zur Quelle , die , so wie die vorige und folgende , am Bruchrande des neptimischen Gebirges, an der Gränze desselben mit dem Yulkan- fusse liegt. Die Thalkluft, worin der Tji-Brubus**) strömt, zieht sich nämlich anfangs zwischen den Rippen des erloschenen Yulkan's G. - Burangi-ang von Süden nach Norden herab , biegt aber da, wo sie auf die neptunische Vorgebirgskette anstösst, nach Ost-Nord- Osten um und verläuft nun am innern (südlichen) Fusse dieser Kette zwischen ihr und den vulkanischen Bergrippen. Ihre Sohle ist dort 3 bis 500' breit und flach, sie wird namentlich gebildet von der Oberfläche eines vulkanischen Geschiebelagcrs, das den Thalgrund bis zu seiner jetzigen Höhe ausfüllt. Die Geschiebe sind theils nur Zollgross, ja Sandartig fein, theils wachsen sie zu 2' Dicke an ; die meisten sind lose , abgerundet, doch viele auch eckig und hier und da zu einer JSrezzie verkittet. Zwischen diesen losen Geschieben , so wie in Vertiefungen der Brezzic findet man Hun- derte von kleinen Quellen und Tümpeln von stark- salzigem Wasser, das die Büffel zu trinken pflegen, wcsslialb sie häufig diesen Thalgrund besuchen. Eines der salzigen Becken hatte 26,0" R. Temperatur, während das nahe Bachwasser nur 18,5"R. warm war. •) Natuurkund. Tijdschr. v. NeM. Indie Bat. 1851. II. p. \%ff. •*) Dieser mündet in den Tji-Asem , einen Pfahl oberhalb , wo sich der Tji- Nangka in ihn ergiesst ; siehe oben. A. d. V, 876 Auch im -westlichen Thcile des Thalbodcns , da , wo sieh der Tji-ramnvakuii, der aus West-Nord-Westen herabkommt, in den Tji-lirubus ergicsst, an der JÜegungsstelle des Thaies, findet man, ^-Xniiuf besonders in der Mitte zwischen den beiden Bächen, oberhalb ihrer jNIündung unzählige solcher Stellen (****j -wo .Salzwasser hervor- sippert und wo auch aus vielen von den Wasscrtümpeln Luftblasen aufsteigen. Hier, in der Mitte des Thaies ist das (ieschiebelager von der Erdschicht, wovon es früher bedeckt Avar, entblösst bis auf eine Anzahl vereinzelter, Pfeilerförmiger Stücke, die wie Inseln auf dem Geschiebegrunde stehen geblieben sind und die fi'ühere Dicke der Erdschicht, die nahe an 3 betrug, erkennen lassen. Hier statten nämlich die Büffel ihre häufigsten Besuche ab, saufen das salzige Wasser vmd essen , nach der Versicherung der Javanen auch die Erde, die sie zu Schlamm zertreten haben und die mit dem Wasser vermengt ist. Zu dieser JJurchwühlung und Erweichung der Erde sind nachher Bandjer's gekommen und haben die Entblössung bewirkt. Auf zwei von den salzigen Wasserbecken , die am rechten Ufer des Tji-Banuwakan oberhalb seiner Mündung liegen, schwimmt Erdö 1, welches mit dem Wasser zwischen den Steinen hervorsip})ert und die Steine mit einem schmierigen Überzüge wie Theer bedeckt. Das Salzwasser, Ajer asem der Sundanesen, aus den vorzügliclistcn dieser zwischen Rollsteinen aufsprudelnden Quellen hat Herr P. J. Maier untersucht; das specifischc Gewicht ist bei 27*^C. = 1.0052. Von diesem Wasser enthalten 100 Grammen: Chlori)otassium 877 0,010621, Chlorsodium 0,33026, Kohlensaure Soda 0,10692, Koh- lensaure Kalkerde 0,044235, Kohlensaure Kittererde 0,015082, Kieselerde 0,01318; im Ganzen feste liestandtheile : 0,520318, nebst Spuren von Schwefelsaurer Potasche, Kohlensaurem Eisen- protoxyd, Alaunerde und organischen liestandtheilen. *) Etwa lOOO' weit unterhalb der Ecke, wo das Thal umbiegt, dringt dicht am hnken Ufer aus kleinen vulkanischen Geschieben, die Hauptquelle ,,Tji-Panas" hervor. Eine Menge Gasblascn, nämlich Kohlensäure, steigen aus dem Becken auf, dessen Spiegel mit grünen, schwimmenden Häutchen: L. Nr. S97 (Conferven) be- deckt ist. Das Wasser ist ohne Geruch, hat schwach - salzigen Ge- schmack und eine Temperatur von 32,0*' R, um 9 Uhr den 12. Juni 1S48. In den Schlamm eingesenkt, steigt das Thermometer auf 33,0*^ K. Dieser letzte Wärmegrad wird als die Temperatur der Quelle (Mittags 1 % Uhr) von Herrn P. J. ]Maier angegeben, wel- cher diese Quelle den 18. October 1S50 besucht hat. Seine Analvsc lieferte folgende Resultate: 100 Grammen enthalten: Kohlensaures Gas 0,085475 und feste liestandtheile 0,372401 ; diese bestanden aus Chlorpotassium 0,007003, Chlorsodium 0,17075, Wasserfreie Kohlensaure Soda 0,10461, Kohlensaure Kalkerde 0,038742, Koh- lensaure Rittererde 0,039381 , Kieselerde 0,011975 nebst nicht zu bestimmende ^[enge Schwefelsam-er Potasche, Kohlensauren Eisen- protoxyd's , Alaunerde, SchwefelwasserstofFgas imd organischer Be- standtheile.**) AVenn man den Nebenbach Panuwakan aufwärts (nach West- Nord-AV^esten) y^ Pfahl weit verfolgt, so kommt man an eine Stelle, wo sein linkes Ufer 20' hoch ist und aus Schichten eines (vulkani- schen) Trümmergesteins besteht, die nur wenige Grade nacli Osten einfallen und zum Theil zersetzt und bläulich sind: L. Nr. 899. Hier liegt die kalte Stahlquelle Djemblungan; ein Krystallhellcs, sehr stark Eisenhaltiges ÄVasser, das wäe Tinte schmeckt, sippert nämlich hier aus kleinen Offnungen und Spalten der Wand hervor, besonders aus einem quer, d. h. in horizontaler Richtung hinein- dringenden Loche, in welchem man ein Geräusch vernimmt, als wenn Luftblasen im Wasser emporstiegen , das eine grössere Höh- lung füllt. Überall, Avo das Wasser an der Wand herabträufelt, setzt es Dottergelbes Eisenoxydhydrat ab, das aus seinem Schlammartigen Zustande sehr bald in feste, poröse Krusten : L. Nr. 898 übergeht. Die sanften Berggehänge, Avclche den Theil des Tji-Brubus- thales umgeben, worin die Quellen liegen, zeichnen sich an vielen Stellen durch einen hellgefärbten, weisslichen Boden aus. Schon da, wo der Weg herabführt, verwandelt sich der anfänglich braune, Dammerdereiche Grund in eine hellbraune oder Aveisslich - gra\ie Erde. Im obern Theile des Thaies aber, besonders am rechten Ufer des Tji-Brubus, oberhalb der Mündung des Panuwakan, kommen •) Natnurk. Tijclschr. voor Need. Luhe II. p. 29!) /. A. d. V. ••) l.c.p. 02 ff. A. d. V. 878 viele Stellen vor, wo der Boden aus einer Kreideweissen, Alaun- halti"-en Thonerde besteht: L. Nr. 896, und an einer Stelle, am rechten Bergfusse , ist die Erde gelb, mit Schwefel vermengt. Wahrscheinlich ist es dieser oder einer in der Nähe gelegener, von mir nicht besuchter Ort, wo die Kollsteine in Folge früherer Wirkuno' saurer Dämpfe sich in einem Zustande der Auflösung be- finden, welche von Herrn P. J. Maier die „Solfatara Tjiberubu" genannt wird, ,, eine Gasquelle nebst einer in der Nähe befindlichen Mineral wasserquelle. Hauptsächlich aus 2 Öffnungen, obgleich in geringer jNIenge entwickelt sich fortwährend Wasserdampf, Schwefeldampf und Kohlensäuregas; der Schwefeldampf setzt theil- weise kleine Schwefelkry stalle ab und bildet, sobald er mit der Atmosphäre in Berührung kommt, schwefeHge Säure, deren Ge- ruch sich in der ganzen Gegend*' (nämlich am 18. October 1850*]) ,, bemerklich machte." Etwas tiefer als diese Ofihungen sprudelt an vielen Stellen unter heftigen Gasentwickelungen Mineralwasser auf, welches in einem 8' langen und ö' breiten Becken zusammenfliesst , das durch einen Wall von Erde umgeben ist. Auch seitlich von die- sem Becken befindet sich eine gi-osse Quelle, wo das jMineralwasser mit einer Temperatur von 91,3^ F. heftig ausströmt. Das specifi- sche Gewicht ist bei 27,5" C. = 1,0000 und es enthielt in 100 Grammen: Schwefelsaure Kalkerde 0,002351, Schwefelsaure Alaun- erde 0,018765, Schwefelsaures Eisenoxyd 0,002047, Kohlensaures Eisenprotoxyd 0,0005586, Kieselerde 0,000921; im Ganzen an festen Bestandtheilen 0,030270, Kohlensäuregas 0,059494, nebst Spuren von Schwefelsaurer Bittererde und organischen Bestand- theilen. INIan hat also in dem Thal des Tji-Brubus 4 Älineralquel- len unter einander zu unterscheiden: Nr. 31* die eigentliche, tiefst gelegene warme Quelle am linken Ufer des Tji-Brubus; Sl*" Ajer asem, etwas höher aufwärts im Thalboden an der Stelle, wo die Bank von Rollsteinen sich befindet, zwischen dem Tji-Brubus und dem Tji-Panuwakan; 31' das Mineralwasser das noch höher auf- wärts an dem rechten Ufer des Tji-Brubus liegt in der Nähe der Gasquelle („Solfatara'*); 31'' die Stahlquelle des Djemblungan, am linken Ufer des nordwestlichen Nebenbaches Tji-Panuwakan, wel- che Herr jNIaier nicht besucht zu haben scheint. 32. Krawang. * Warme Quelle im Thalboden beim Dorfe Tjiratjas; Gouvernementsländereien, Distrikt Wana jasa. Auf der Nord- West- und Nord-Seite des G.-Burangrang ist das Berggehänge in einer Höhe von 20 OO' und mehr flach und wulstig •) Hiervon war am 12. Juni 184S an der Stelle, wo ich mich in dem Thale des Tji-Brubus befand, nichts zu bemerken ; da aber sowohl Gas- als Wasser- quellen, soweit die Öffnungen derselben zwischen verwitterten oder durch Auf- lösung' mehr und mehr veränderten Felsmassen liegen, aus denen sie strömen, häufig ihren Ort verändern, während andere nur periodisch thätig sind, so ist es mögUch, dass ich mich damals an derselben Stelle befand, wo Herr Maier zwei Jahre später hingekommen ist. (Siehe Natuurk. Tijdschrift v. Neerl. Indie II. pag. 293 etc.) A. d. V. 879 ausgebreitet. Bäumen tblösst, nur mit kurzem Gras bewachsen und in der Umgegend von Wana jasa, auf der Nordseite des genannten Vulkan's, vorzüglich mit Thee bepflanzt. Dieses flache oder sanft- wellige Hochland senkt sich von Wana jasa bis Tjiratjas in zwei Stufen, jedoch so unbedeutend hinab, dass der letztgenannte Ort nur wenig tiefer als der erstere liegt, obgleich seine Entfernung von Wana jasa in der Richtung nach Nord -Nord -Osten drei Pfähle beträgt. Wana jasa (von "Wana jasa bis Tjiratjasquelle (O) 51 Minuten Reise = drei Pfähle.) Die warme Quelle liegt ostwärts neben dem Dorfe Tjiratjas am linken Ufer des kleinen IJächleins Malimbing in einem flachen, söhligen Thalboden, der in der Richtung von Süden nach Norden ohngefähr y+ Pfahl und von Westen nach Osten Va Pfahl lang und allerseits von dem sanften Abhänge des Gebirgslandes , zwischen dem er eingeschlossen liegt, umgeben ist. Auf der Ostseite des kleinen Thalkessels strömt der Tji-Lamaja und auf der Nordseite der Tji-Pawada am Fusse der Berge hin, die dort, in Norden von der Quelle, etwas höher sind und G. -Tumuwu heissen. Beide Bäche vereinigen sich mit einander , ehe sie , in der Richtung Nor- den 35" Osten von der Quelle, durch die Kluft hinaus treten, vou 880 welcher das Gebirge daselbst durchbrochen ist. Eben so wie das vorige, das Tji-IJrubusthal, so ist auch dieser Thalboden die Ober- fläclie einer vulkanischen Geschiebebank , deren Mächtigkeit unbe- kannt ist. Sie ist aber niclit in dem .Masse, wie die vorige von fruchtbaren Krddecken entblösst, sondern zum grössten Theile mit grünenden Sawah's bedeckt. In weitem Umkreise rund um die Gegend wo die Quellen liegen, ist der Hoden von Düffeln aufge- wühlt , die aus den benachbarten Dörfern sich auch hier zahlreich einzufinden pflegen, um das Wasser zu trinken und den damit ge- mengten Sclilamm zu lecken. An Tausenden von Stellen borreit aus dem sandigen Schlamm zwischen den Geschieben, besonders ostsüdostwilrts von dem Ijadehause, salziges Wasser empor, das eine Temperatur von 34, 35, 36 und 37,U" R. in den verschiedenen Sprudeln hat. Unter diesen Sprudeln zeichnen sich zwei Ilaupt- becken aus; das eine liegt ostsüdostwärts neben dem Hause und ist ein mit Wasser gefülltes Loch, aus welchem unaufhörlich starke lilasen von Kohlensäure emporsteigen und das Wasser in einer scheinbaren kochenden IJewegung erhalten. Seine Temperatur war jedoch an der Oberfläche nur 35,0" vmd nur, wenn das Thermometer 2 Zoll tief in den Schlamm gesteckt wurde, stieg es auf 38,0, w^äh- rend die Wärme der Luft um 9 Uhr den 9. Juni 1848: 21,0 und des nahen l^achwassers 20,0*' betrug. Es war Geruchlos luid schmeckte salzig. Das andere 6' lange imd 2V2' breite Becken ist von einem ]5ambushause umbaut und in einen Kadeplatz verwandelt wor- den. Li diesem Becken war das Wasser gelblich -grau, mit dün- nem , wenig glänzendem Häutchen bedeckt ; übrigens war es hin- sichtlich seines ekelhaften, salzigen (alkalischen) Geschmackes und seines ^Mangels an Geruch dem vorigen gleich. Seine Temperatur betrug hier aber nur 31,7" und die aufsteigenden Gasblasen waren sehr sparsam. Nach Herrn P. J. ]\L\ier, Avelchcr immer mehr ein helles Licht über die ^Mineralwasser Java's und hiermit über die mineralogische Zusammensetzung der Felsgebirge, in welchen diese Wässer entspringen , zu verbreiten bemüht ist , Avar das specifische GcAvicht dieses Wassers im Becken (October 1850) bei 28** C. = 1,0022 imd bestand dasselbe in 100 Grammen aus Chlorpotassium 0,010096, Chlorsodium 0,036406, Kohlensaure Soda 0,029103, Kohlensaure Kalkerde 0,067638, Kohlensaure Bittererde 0,047103, Kohlensaures Eisenprotoxyd 0,000127, Kieselerde 0,012009, Alaun- erde 0,000847 ; im Ganzen feste Theile 0,203929, freie Kohlensfiure 0,117798, nebst Spuren von Jodpotassium und organischen Be- standtheilen. (Siehe ■NLa.ier, 1. c. IL p. 41 ff.) ]\Ian vergleiche über diese Mineralwässer in KraAvang die schon früher bekannt ge- machte Abhandlung von Dr. Stauffexbeil, *) der vor vielen Jahren die Temperatur des Wassers in letzt erwähntem Becken auf 31,1" E,. bei 24" R. Lufttemperatur bestimmte. •) In dem Natuur- 4" Ceneeskundig Archief. Batav. III. pay. 44S fT. A. d. V. 881 33. Preanger. Warme Quelle in der Nähe desPa- sanggrahan-Pasir kiamis, am Nord-Ost- Abhänge der Berg- kette, die sieh vom G.-Rakutak südsüdostwärts bis zum G.-Pepan- dajan hinzieht, also oberhalb, auf der linken Seite des schönen Garutthales, das von ISOO' bis zu 3000' sich allmählig erhebt. Distrikt Tjikembulan der Regentschaft Bandong. Das Wasser hat eine Temperatur von 12S'' F. oder 42,6** R. und ergiesst sich in den Tji-Bodas, der in den Hauptbach des Thaies des Tji-Manuk mündet. (Nach mündlichen Berichten der Eingebornen und schriftlichen Mittheilungen des Herrn J. K. Hasskarl; vergl. Seite 93.) 34. Preanger. Warme Quelle bei Wana kerta im Bo- den des Garutthales, am Süd-West-Fusse des G.-Sida kelinsr und ^2 Pfahl ostsüdostwärts vom genannten Dorfe [entfenit; Distrikt Wana kerta, Regentschaft Limbangan (Garut). Die Temperatur des Geruch- und Geschmacklosen Wassers beträgt nach Herrn J. Maier (vergl. Seite 410) 29,3" R. 35. Preanger. * Warme Quelle beim Dorfe Pager agung, im obern Tji-Tandui'-Thale, das sich zwischen den A'ulkanen G. -Gelunggung und Sawal ausdehnt; Distrikt TjiaAvi, Regentschaft Sumedang. Die Quelle liegt etwa 5 Pfähle nordwärts vom Hauptdorfe Tjiawi des gleichnamigen Distrikts entfernt und schon bedeutend höher als dieses, etwa ISOO hoch, also in der nördlichsten Gegend des Thaies des Tji-Tandui, da, avo dessen Sohle anfängt, sich zum Zwischenrücken von jNIalömbong zu erheben. Auf der Nordseite der Quelle liegt das Dorf Pager agung und ehiige Hundert Fuss südwärts von derselben strömt der Tji-Dongeng; der grosse Weg führt w^estwärts von derselben vorbei. Es sind mehre Sprudel vorhanden, in kleinen Becken; die Hauptquelle liefert sehr viel Wasser, das unmittelbar einen ansehnlichen J3ach bildet. Sie gehört der Thalsohle an und bricht aus einer vulkanischen Brezzie hervor ; in dieser Brezzie sammelt sich das Wasser in einem rundlichen, wahrscheinlich durcli ^Menschenhände ausgetieften ]^ek- ken von 3 Durchmesser, und l' Tiefe, aus welchem zahlreiche Gasbla- sen aufsteigen (Kohlensäure). Das Wasser ist durchsichtig, schwach salinisch von Geschmack, macht Breiartige, orangefarbne, dünne Sedimente (von Eisenoxydhvdrat) und hatte im Becken 1837 (9 Uhr am T.August) 36,S*'R. oder" 11 5*^ F. bei 19,l"R. oder 75" F., und in 1846 (7Uhraml5.0ctober) 36,4"R. oder 11 4" F. bei 1 6, 8" R. oder 70" F. Lufttemperatur. In einem kleinern, vom Hauptbecken einige Hundert Fuss entfernten Sprudel betrug die Wärme 38,2" R. oder 11 8,0" F. Ausser dem schleimigen Absatz überzieht das Wasser noch alle Felsen oder losen Steine, mit denen es in Berührung kommt, mit bräunlich -gelben, dünnen, kaum V2 Linie dicken, aber ausser- ordentlich harten Krusten, die dem Gesteine das Ansehen einer Glasur verschaffen, und ausser andern Hestandtheilen , wahr- scheinlich viele Kieselerde entbalten. Denn ausserdem hndet man im Umfange des Kessels zahlreiche Baumäste, Trümmer von Stäm- Junghuhn, Javu II. 56 882 uK'ii uiid ganze "naumstämme , dio zwar noch eine ganz deutliche ]Iolztcxtur haben, aber ve rsteiiier t , ja einige , halb versteinert und halb in eine iinvollkommne Steinkohle verwandelt sind; die nieisten von ihnen sind zwischen den Trümmern des IJrezzienge- steins so fest eingebacken , dass sie ohne Hammer und Meissel da- von unmöglich zu trennen sind. Es scheint also, dass Baumstämme, Holzsplitter und Steintriimmer verschiedener Art hier anfangs lose mit einander vermengt lagen und nachher diirch die cementirende Eigenschaft des (Kieselsäure und Gyps ? enthaltenden) Wassers zu dieser sonderbaren ]3rezzie zusammen verbunden wurden. Siehe die Krusten und Stücke des versteinerten Holzes in L. Nr. 1073 imd 1074. 36. Preanger. * Kalte Mineralquelle Tji-Sopan, beimDorfeTjitjuka, G Pfähle südwestwärts vom Hauptdorfe Tasik malaju des gleichnamigen Distriktes, Regentschaft Sume- dang. Aus einem kleinen liecken zwischen Peisfeldern brechen, in geiingcr Entfernung von einander, ausser mehren kleinem drei Hauptsprudel hervor , deren Wasser das Erdreich imiher Pfützen- artig bedeckt und sich zuletzt zu einem kleinen Ijache sammelt der nach Süden strömt. Es setzt bräunlich - gelbe , sehr harte Krusten in !Menge rund um die Quellen ab und diese Krusten haben über dem einen Sprudel eine 5 bis 6' hohe Glocke, einen kleinen Dom gebildet , der nur oben von einer '/i' weiten Öffnung durchbrochen ist. Die Entwicklung von Kohlensäure ist sehr stark und das Was- ser schmeckt salinisch pikant, wie Seltzerwasser , ist aber ohne Geruch. Die verschiedenen Sprudel scheinen in ihren }iestandthei- len mit einander überein zu stimmen und nur in quantitativer Hin- sicht und unbedeutend von einander abzuweichen. Das Wasser des Haiiptsprudels enthält nach A. Waitz (siehe meine Reisen durch Java S. 245 bis 251) in 300 Grammen: freie Kohlensäure 0,494, doppelt Kohlensaures Natron 0,322, Chlornatrium 1,027, Chlortal- cium 0,020, doppelt Kohlensauren Kalk 0,300, doppelt Kohlensaure Magnesia 0,237, doppelt Kohlensaures Eisenoxydul 0,0SS, Kiesel- erde 0,044, Alaunerde, ^Nlanganoxydul und organische Substanz 0,01 S. Diese Quelle liegt also zwischen Tasik malaju und Singa- parna, am Süd-Ost-Fusse des G.-Gelunggung gerade mitten in der Ebne, welche beim Ausbruch dieses Berges in 1S22 so hoch mit Steintrümmern und Schlamm überschüttet wurde, dass in den meisten Gegenden nur noch die Spitzen einiger [Ko- kospalmen daraus hervon^agten. Im 7. tmd 8. Theile der ,, Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Künsten en Wetenschappen''- hat Dr. Thomas HoRSFiELD, der erste naturkundige Reisende auf Java, welcher Licht über die Geographie dieser Insel verbreitet hat, Nachrichten von einer Quelle mitgetheilt , *J die in derselben Gegend lag. Ich *) 1) Tn. HoRSFIELD, Berifjt van eene met taste lacht beztcangerde Iromcel in het regentschap Tarahan moentjan. l. c. deel VII.Batavia, 1814, Stuk VIII- 2>- 883 theile hier das "Wesentliche seiner Beschreibungen mit. Die Quel- len lag-en im Distrikte ,,Tjilolohan" der Regentschaft ,,Parakan muntjan.'^ In der Fläche, Avelche den Fuss des G. - Gelunggung begränzt, erhob sich nämlich in der Nähe des Dorfes ,,Tjipmvela,'^ eine Stunde Wegabstand südwestwärts vom Pasanggrahan-,,Tji- kado," ein kleiner, mit Gesträuch bewachsener Hügel. Er stieg sehr sanft aus der Fläche empor und endigte sich in einem flachen und kahlen Scheitel, der etwa 30 O' im Durchmesser hatte und von rundlichem Umfang war. Auf diesem Scheitel entsprangen die Quellen: ,,Sumur asin," d. i. Salzbrunnen. Der Hügel bestand aus ,, Korallenkalkstein,'' welcher nur an diesem Orte, sonst aber nirgends in der Umgegend, zu finden war. Er Avar mürbe und leicht zu zerbrechen. Ilhinocerosse und Husche besuchten da- mals zahlreich den Scheitel des Hügels, um das Wasser zu trinken und hatten tief ausgehölte Wege an dem Gehänge hinan gebahnt. Es waren fünf verschiedene Sprudel, die mau auf dem Scheitel fand. 1) Der erste war von einem 15' hohen, runden. Kegel- förmig zulaufenden Felsen bedeckt, der nur an seiner Spitze eine Öffnung von l' im Durchmesser hatte ; 2) der zweite war ein unregelmässiges Becken in derselben Steinart und das Wasser, wo- mit es gefüllt war, befand sich in einem steten Aufwallen; 3) der dritte befand sich in einem noch grössern Felskessel, worin das Wasser mit grosser Heftigkeit aufwallte , als wenn es kochte ; der 4. und 5. Sprudel bestand aus ähnlichen Becken von unregelmässig runder Form, gefüllt mit aufwallendem und überlaufendem Was- ser. Aus dem übergelaufenen Wasser der verschiedenen Sprudel setzten sich ,,Schilferchen von Kalkstein" ab. Das AVasser war ausserordentlich reich an Kohlensäure und in allen seinen Eisfen- Schäften, so wie m Geschmack dem Seltzerwasser ausserordentlich ähnlich. Zu dieser Beschreibung will ich nur bemerken, dass dasjenige, Avas HüRSFiELD für Korallenkalkstein hielt, nichts anders als Kalk- tuff, Quellabsatz gewesen sein kann, Avoraus Avahrscheinlich der ganze Hügel allmählig aufgebaut Avorden Avar, Avie so viele andre auf JaA'a, z. B. die, Avelche rund um die Quellen Nr 29 und 37 gefunden Averden. Sehr oft nimmt der Kalktuff aus Quellabsatz so Avie L. Nr. 939, eine solche schaalige, poröse, zellige (Korallen- ähnliche) Structur an, wie sie Horsfield beschreibt und um- schliesst vielmals SüssAvassermuschcln. Horsfield fand und beschrieb diese Quelle also im Jalnre ISO 4. 1 bis 12. Dieser Bericht wurde A'on Horsfield 1S04 geschrieben, aber erst in 1S14 gedruckt. 2) Tu. Horsfikld, oh tlw mincralogij of Java, essay I; I.e. deel VIII. ticcede druk, Bataiia, is2ü. Dies in IS 1(3 gedruckte Essay schrieb HoRS- FIELD lsr>, als der vorige Bericht noch nicht erschienen war ; hieraus liisst es sich erklären , wie der Autor p. 10(5 dieses Essay in Theil VIII. der Verhan- de////^c// sagen konnte , den „Bericht" später mittheilen zu wollen, obwohl dieser Bericht in dem frühern 7. Theil der Verhandlungen abgedruckt gefunden wird. A. d. V. 884 Im Jahre 1822 hatte der grosse Ausbruch des G.-Gölung-gung Statt. Ich besuchte die Gegend seit 1S37 zu Aviederliolteu Malen, suchte aber vergebens nach IIoksfiixd's ,,8umur asin" und nadi dem Hügel, auf welchem sie lag. Niemand konnte mir Auskunft geben über den Pasanggrahan- ,,Tjikado," kein Dorf ,,Tjipuwela" war mehr vorhanden, selbst der Name des Distriktes ,,Tjilolohan" und der Regentschaft ,,Parakan muntjan" war verklungen und unbe- kannt. Jetzt heisst der Distrikt Tasik malaju und die Kegentschaft JSumedang. Da nun aber die geographische Lage der von mir beschriebenen Quelle Tji-Sopan (Nr. 36j mit jener von Horsfield vollkommen zusammen trifft , eben so wie die Temperatur des ^yassers, der che- mischen Zusammensetzung und viele andere Eigenschaften dersel- ben übereinstimmen, so vermuthe ich, dass die heutige Tji- Sopan, die in einem flachen Becken liegt, dieselbe Quelle ist als Horsfield's Sumur asin, die er auf dem Scheitel eines Hügels fand*) und dass sie von den Auswurfsstoffen des G. -Gelunggung überschüttet wurde, welcher im .Tahre 1S22 (also 18 Jahre nach Horsfield's Besuch) die ganze weite Fläche von Singaparna und Tasik malaju, mit Allem was daraufstand, mit Sawah's , Wäldern und Dörfern, 30, 40, ja 60' hoch unter ihren Steintrümmern und ihrem Schlamm begruben. Siehe Seite 1 11 ff . dieser Abtheilung. Die Quelle aber trat auf der neu gebildeten Oberfläche, 30 bis 60 hoch über dem ehemaligen ]3oden , zwischen ganz veränderten Um- gebungen, Avieder hervor und setzte neue ]Massen von Kalktuff ab, die sich in den 15 Jahren, welche seitdem (bis 1837) verflossen sind, zwar noch nicht zu einem Hügel aufzuhäufen vermochten, die aber rund um den einen Sprudel schon wieder ein solches Ge- wölbe , eine Felsenglocke von 6' Höhe gebildet haben , gerade so wie Horsfield damals eine solche von 15 Höhe antraf. Neue Dörfer haben sich rings herum angesiedelt, deren Bewohner den neuen Ausgang der Quelle, hoch über dem Grabe der alten, ihnen unbekannten, Tj i - S o p a n nennen. Wir erhalten hier einen interessanten ^Nlassstab der Yergleichung. Denn olme Zweifel wird sich der Kalktuff, den die Quelle absetzt, allmählig zu einem neuen Berge anhäufen, dessen Ent- stehung also seit 1822 datirt werden muss. Wenn einst die Schichten werden erhärtet sein, so wird der alte Berg, der aus dem Absatz der alten Quelle (Sumur asin) aufgeworfen worden *) Seit jener Zeit habe ich von Dr. Horsfield selbst Nachrichten (d. d. Lib- rary East India House, London Novb . 2S. 1S51) erhalten, und hat derselbe nicht nur die Güte gehabt , die von mir entworfene Beschreibung mit seinen im Jahr 1804 gemachten Notizen zu vergleichen, sondern mir auch die oben angegebenen chronologischen Aufklärungen, nebst seiner auf die Karte aufgezeichneten Reise- route zu senden. Diesen Mittheilungen zufolge unterleidet es nicht den gering- sten Zweifel, dass der damalige Sumur asin auf derselben Stelle lag, wo die gegenwärtige Tji-Sopan gefunden wird. A. d. V. 885 war, eine kleine Kalkbank bilden, die zwischen Schichten von vulkanischem TufF und Couglomerat eingeschlossen liegt. 37. Preanger*. Warme Qu eile am Tji-Arinem; Di- strikt Kendeng wesi, Regentschaft Sukapura. Auf dem Wege, der von Tjimanuk auf der Westseite des G. -Limbung hin zur Süd- küste führt , durchschneidet man unter andern Nebenthälern auch dasjenige, M^orin der Tji-Arinem strömt, nahe an seiner INIündung in den weiter Avestwärts fliessenden Hauptbach dieser Gegend Tji- Kantang. EtAva 30 bis 50' hoch über der mit vulkanischen Ge- schieben erfüllten Sohle dieses Nebcnthales entspringt die Quelle an der linken, d. i. südlichen, ziemHch steilen Thahvand, die zu- nächst aus über einander gehäuften vulkanischen Geschieben be- steht. Das Wasser dringt an mehren Stellen hervor und stürzt dann zu einem Bächlein vereinigt, über die entblössten Geschiebe in kleinen Cascaden herab. /Überall avo Avarmes Wasser fliesst, findet man einen pflanzlichen Überzug A'on zAveifacher Art: einen grünen, schleimigen und einen Leder artigen von dunkler, röthlich- brauner Farbe. Das Wasser ist Geruchlos ^ nicht salzig, sondern von bitterem Geschmack und bildet einen Aveissen Anflug auf den Geschieben. Seine Temperatur betrug um 12yo Uhr (4. September 1S47) am Fusse der Wand, von der es herabströmt, in einer Höhe A'on etAva lO' über der untersten Thalsohle 33,0'' R. bei 24,4" R. LuftAvärme. 38. Preanger. Warme Quelle auf der Westseite des Tji- Pangusupan , beim Dorfe ^Tjieras , einen Pfahl von der Südküste entfernt; Distrikt Karang, Regentschaft Sukapura. OstAvärts von dem genannten Bache strömt der grössere Tji-Patudja und weiter AA^estAvärts der Tji-Kaengan. (Mündl.) 39. Preanger. * Warme Quelle bei TjiAvalini; Di- strikt Sala tjau, Regentschaft Sukapura. Wenn man sich vom Kaffceetablissement TjiAvalini 1 '4 l'fahl Aveit nach Nord-Nord-We- sten begiebt , auf dem Wege nach Dedel , dem Hauptdorfe des Di- striktes Tradju, so findet man in der Nähe des Dorfes Tjigunung, rechts neben dem Wege die Avarme Quelle. Sie liegt auf dem Vor- sprunge, Avelchen die rechte (südwestliche) Wand des Thaies des Tji - Longan daselbst bildet und Avelchcr auf der einen Seite etAva 300' hoch A^on einer KalksteiuAvand überragt Avird, Aväbrend er sich auf der andern noch eben so tief in die Thalsohle hinabsenkt. Die Quelle bildet in bräunlicher Erde ein kleines, mit Gebüsch um- gebenes Becken, von etwa 6' Durchmesser und 3' Tiefe, gefüllt mit einem trüben, Geruch- und Geschmacklosen AVasser, aus Avelchem alle 1 bis 3, zuAveilen nur aller 1") Sekunden mit Geräusch Luft- blasen aufwallen. In den ZAvischenzeiten ist der Spiegel des Was- sers ganz still. Absätze AA'erden keine bemerkt. 40. ]*reanger. * Warme Quelle am rechten Ufer des Tji- Wulan, 3 Pfähle südostAvärts von Tjibalong entfernt. So heisst der Hauptort des Distriktes Parung, Regentschaft Suka- pura. Sie bricht aus dem Homstein und Quarzbette eines kleinen 886 Nebenbaches Cvon kaltem Wasser) hervor und begränzt das nörd- liclie Ende einer 30' lioch ansteigenden FeLsgrup])e , deren Fuss auf der einen Seite vom Tji-Wulan bespült wird. Mährend sie auf der __(.-. andern (westlichen) Seite höher zu dem Berggehänge emporsteigt. Das Bett des kleinen Baches ist hier und da mit Kalksinterlagen bedeckt, die nicht von der warmen Quelle, sondern vom Bachwas- ser abgesetzt werden, das aus höhern Gegenden, wo Kalkbänke liegen, entspringt. Das Wasser der warmen Quelle ist ohne Ge- ruch, schmeckt wie Seltzerwasser und wird durch aufsteigende Gasblasen bewegt. Seine Temperatur betrug da , wo es am wärm- sten war, 40,5" K. bei 21,7*^11. Luft- und 19,8" R. Bachwasser- wärme, um 9V2 X-ln- am 7. August 1S47. Diese Quelle ist merk- würdig durch die allmähligen Übergänge von Kalk - in Quarz und Hornstein, wodurch sich die benachbarte Felsbank auszeichnet und zu w^elcher sie (die Quelle) wahrscheinlich in ursächlicher Beziehung steht. In einer Entfernung von der Quelle, stromabwärts von etwa 500' erhebt sich ein sandiger Kalkstein Bankartig 20 bis 30' hoch. Einige Theile der Bank sind deutlich geschichtet und in 3 bis i mächtige, wie es scheint horizontal liegende, Unterabtheilungen gesondert, andere sind vertikal zerspalten und durch schmale Zwischenklüfte in scharf begränzte Thurm- oder Würfelförmige, Häuserhohe Stücke abgetheilt. Viele von diesen ungeheuren l)lök- ken sind an ihrer Oberfläche (Avie dies bei Felsen von dichtem Kalk- stein beobachtet wdrd) Avunderbar durchlöchert, kraus, wie ange- fressen, nur wenige sind glatt, während bei einigen die kleinen Höhlen tief in's Innere dringen und von Schwärmen der kleinen AVachs- und Honig bildenden Fliege *) beAvohnt sind. In vielen von den Spalten zwischen den Würfelförmigen 20 bis 30' hohen Blöcken sieht man Stücke des Felsen emporragen, die nur 1 bis 2' dick, aber eben so hoch wie die Blöcke oder so tief wie die Spalten sind und *) Melipona minuta Lepeletier de St. Farye. A. (1. V. SSI die daher schmale, scharf zulaufende Platten, oder von der Seite gesehen, spitze Nadeln bilden. Während im Bache, der den Fuss dieser zerspaltenen Kalkbank bespült, Trachyt- und poröse Lava- felsen emporragen und der Wasserspiegel an vielen Punkten durch aufsteigende Gasblasen bewegt ist, so findet man am üfer zwischen der Kalkbank und der Quelle eine Brezzie aus ähnlichem, rauhem, zum Thcil porösem und verschlacktem, schwärzlichem Gestein von vulkanischer Art, zwischen dessen Fugen hier und da noch hcisses Wasser hervordringt, von 40,4*'E.. Temperatur und mit periodischem Gepolter Gasblasen aufsteigen. Findet man rund um die Haujit- quelle nur Quarz- und Hornsteinfelsen , die an ihrer Oberfläche glatt, oft glänzend sind und eine bräunliche oder röthliche Farbe haben, so ist hier, an der Gränze der Kalkbank, die Gegend, wo man die belehrendsten Übergänge von Kalk in Hornstein antrifft. Bald erscheinen Hornstein, Quarz- und vulkanische Gesteintrüm- mer alle wie zusammen geschmolzen, eigentlicher gesagt, durch Quarzmasse zusammen gekittet; die basaltischen Stücke in diesem sonderbaren , höckrigen Trümmergestein sind oft eben so hart wie der Hornstein, von dem viele kaum zu unterscheiden sind, da auch die letztern zum Thcil eine schwarze Farbe haben; an andern Stel- len geht der unzerstückelte Kalkmergel, indem er immer härter, gleichförmiger, dichter wird, allmählig über in Feuerstein und Quarz, die zackig -gekräuselte, durchlöcherte Oberfläche des hell- grauen, matten Kalkes wird durch allmählige Zwischenstufen end- lich zu einer rundlichen Quarzsubstanz, die wie mit einer glatten, braun gefärbten Rinde überzogen ist. An solchen Stellen ist es dann unmöglich, eine Gränze anzugeben und zu sagen, wo der sandige Kalkstein aufhört und der Quarz anfängt,, da zwischen den beiden Zuständen Gegenden liegen, wo der Kalkstein nur halb ver- kieselt ist, und da die fossilen Schalthiere und Korallen , die der Kalk enthält, hi dem Hornstein und Quarz vollkommen gut erhal- ten geblieben sind. ^lan sehe diese Fossilreste (Cuhttnopora L. P. jS'r. 47G, d, Fwic/ia 2>atcUaris, Cardium-, ^4rca-Arten und andere Bivalven) in unverkieseltem Zustande, im Kalk: L. Nr. 1003, a, {L. F. Nr. 120) und in verkieseltem Zustande, zu Quarz geworden in L. Nr. 1 003, h {L. P. Nr. 427) und vergleiche damit die Nummern 1040 bis 1002 der geologischen Sammlung, wo man die Fortscluitte der jNIetamorphose verfolgen kann. An einer Stelle der Kalkwand konnnt eine glatte, gestreifte Fläche, wie eine llutschfläche vor. 888 Die Erklärung dieser Metamorphose ist wahrscheinlich die folgende. Nachdem vulkanisches Ganggestein hier durch die Kalk- bank gebrochen war, dienten die entstandenen Spalten dem heissen Wasser der Quelle zum Ausweg, das wahrscheinlich Kiesel- säure aufgelöst enthält. Diejenigen Theile der Kalkbank, die mit dem heissen A^'asser in Berührung kamen, wurden demzufolge ver- kieselt und auch viele vulkanische Blöcke Avurden mit Krusten von Hornstein überzogen. Da wir bei den Quellen Nr. 17, 20 und 35 ähnliche Erscheinun- gen fanden, so ist dies schon die vierte heisse Quelle auf Java, in deren Umgebungen wir metamorphische Quarzbildungen angetrof- fen haben, nämlich Felsarten von anderer Zusammensetzung, be- sonders Kalk und Kalksandstein, in verkieseltem Zustande und mit deutlichen Übergängen. Es mag daher wohl erlaubt sein, die Ursache der Verkicselung eben in der An -Wesenheit jener heissen Quellen zu suchen und Kieselerde in deren Wasser zu vermuthen. 41. Tjeribon. * Warme Quelle bei Palimanan am Nordfusse des Vulkan's G.-Tjerimai, da, avo dieser an die Alluvial- fiäclie gränzt, im heissen Klima; Distrikt Palimanan, Regentschaft ^ladja Icngka. Sie sprudelt südwestwärts, 1 ^ji Pfahl von Palimanan entfernt, am Ostfusse des Kalkgebirges hervor, das sich daselbst vom Fusse des G.-Tjerimai in der Richtung von Süden nach Norden in die Ebne vorschiebt. Die Umgebungen sind offen. Bäumen tblösst. Das Wasser dringt aus zahlreichen Offnungen hervor und fliesst dampfend heiss über die Krusten und Terrassenförmig gesenkten Lagen von Kalkspath und Kalktuff herab, Avomit es die Gegend in bedeutender Älächtigkeit, lÜO' Aveit herum und noch Aveiter bedeckt hat, und bildet dann einen heissen Bach, der, 3Uü' von der Quelle entfernt, noch eine Temperatur von 41,3** R. oder 125'' F. hat, Avährend die Hauptsprudel der Quelle selbst 50,6** R. oder 14G" F. warm Avaren um 9 Uhr am 20. August 1837. Keine Quelle Java's setzt Kalkspath und Kalktuff in so ungeheuren Massen als diese ab , und die Treppen , Avelche die Sedimente von den sich immer mehr erhöhenden höchsten Sprudeln herab bilden und deren gelb- lich-Aveisse, im Sonnenschein blendende Farbe schon aus der Ferne das Auge anlockt, erinnern den europäischen Reisenden an den Winter, avo in der Umgebung von Brunnen aus übereinander ge- lagerten Eisschichten ganz ähnliche Erhöhimgen, die sich Stufen- Aveise und in Kreislinien herabsenken, gebildet Averden. Das Was- ser ist von ekelhaft salzigem Geschmack und riecht schAvach nach ScliAvefehvasserstoffgas ; es Avird beständig von aufbrodelnden Gas- arten bcAvegt und überzieht hineingcAvorfene Gegenstände aller Art, zum Beispiel Calotropis gigantea, die in der Nähe Avächst, in kurzer Zeit mit Krusten. Alte, A'On der jetzigen Quelle entfernte Krustenbänke oder Terrassen deuten auf eine Verrückung der Sprudel nach tiefern Gegenden zu. Ausser Kohlensaurem Kalk in krystallisirtem und Tuffartigem Zustande, in allen möglichen For- 889 men, Krustenförmig ausgebreitet, Beerenförmig und wie Malachit gestaltet oder in rundlichen und konischen Stalactiten : L. Nr. 1119, 1120, findet man am Rande der wärmsten Sprudel auch Schwefel abgesetzt, und ausserdem findet man ganze Blöcke, die aus einer Aggregation von lauter Kalkspathkrystallen schönster und grösster Art bestehen: L. Nr. 1121. Bestandtheile in 4 SO Grammen nach A. Waitz (in meinen ,, Reisen durch Java" S. 259): 2,376 Chlor- natrium, 0,04 1 Chlortalcium, 0,653 doppelt Kohlensaures Natron, 0,137 doppelt Kohlensaurer Kalk, 0,090 doppelt Kohlensaure Magnesia, 0,092 Kieselerde, 0,079 Eisenoxyd und Alaunerde, 0,066 eine Schwefelverbindung nebst wenig fi-eiem Schwefel. 42. Tjeribon. * Warme Quelle am Ostfusse des G.- Tjerimai' in etwa 1400' Meereshöhe beim Dorfe Sangkammp; sie bricht dicht neben dem l^ette des Tji-Ampar hervor. Wasser von 32,4" R. oder 105" F. bei 19,5" R. oder 76,0" F. der Luft und 1 9, 1 " R. oder 7 5, 0" F. des nahen ]]achwassers um S Uhr am 1 9 . August 1837, von ekelhaftem Geschmack und Geruch nach Schwefelwasser- stoffgas. Sie bricht aus vulkanischem Trümmergestein (Geröll) und ist mit einem Badehaus versehen. Nach A. Waitz (1. c. p. 261) enthält das Wasser viel Kochsalz, etwas Chlortalcium, Kiesel- und Alaunerde, eine Spur von Eisen, und ausserdem Kohlensaures Natron, Kohlensauren Kalk und Kohlensaure ^lagnesia. 43. Tjeribon. * Warme Quelle am rechten Ufer des Tji-Sangarung, 1 Pfiihl südsiidostwärts von Kuningan. Sie entspringt an der Gränze der neptunischen und vulkanischen For- mation, nämlich des Kendenggebirges und des Fusses vom Vulkane G.-Tjerimai, aus kalkigem Sandstein, woraus das erstgenannte hier vorzüglich besteht. (Vergl. III. Abth. S. 51.) Sie quillt aus einem 3 weiten, unregelmässigen Loche mit Gewalt hervor, giebt etwa 30 Kannen Wasser in einer ]Minute und füllt das ganze 6' lange und 4' breite Becken , in dessen Boden das Loch sich befindet und das die Javanen in Fels ausgehaucn haben, in 10 Minuten Zeit. Es ist erst 4 tief durch eine vulkanische Brezzie und dann noch 2 tief in einem kalkigen Sandstein ausgehauen. Sein Boden liegt 4 höher als der Spiegel des angränzenden Baches bei mittlerem Wasserstande. Wände und Boden des Beckens waren Ockergelb gefärbt , nändich mit Eisenoxydhydrat überzogen. ]5ei einer Luftwärme von 23,0" R. hatte das Wasser des Älittags am 9. Februar 1S46 eine Temperatur von 30,0" R. Es war Krystallhell, ohne Geruch und hatte einen schwach salzigen Geschmack. Es war in einem steten Aufbrausen begriffen; denn ausser grössern Gasblasen entwickeln sich auch unzählige kleine Blasen von Kohlensäure Avie aus schäumendem Champagner. Zmveilen ist diese Entwickelung und Anhäufung von Kohlensäure so stark gewesen, dass Javanen, die sich im Was- ser baden wollten, darin erstickt sind. Die Sandsteinschichten, die am linken Hachufer unter den Fuss des Vulkan's luitcrteufen , sind daselbst lo' hoch mit einer vulkanischen Brezzie bedeckt. Auf die- ser ruhen lose vulkanische Trümmer und dann kommt die oberste 890 Erdkrume. Zwischen der vulkanischen Ihozzie und dem Sandstein liat das >N'ass('r in den meisten Gegenden des Bachufers chie Rinne ausgewaschen. Über die salzigen Quellen , welche südsüdostAvärts von dieser Quelle, jenseits der liergkette, in einem Thale des Kendeng-Ge- bir<''cs liegen und welche die Gas- und Schlammquelle von Java Nr. II, Tji-Ujah, ausmachen, siehe 8. 145 ff. dieser Abthcilung. 44. Tjeribon. Warm e Quelle am Ufer des Tji-Tjan- gölok, Syo Pfahle ostwärts von Tjemara, am Nordftisse der Ken- dönggebirge; Distrikt Tjiawi gebang, llegentschaft Kuningan. Die Temperatur des Wassers wird angegeben zu 35,5" R. oder 112,0'' F. (Mündl.) 45. Banjumas. * Tölaga-Läri, grosses Becken von war- men Schwefelbrunnen, 5 7 65' über dem Meere, im Gebirge Dieng; Distrikt Batur, Regentschaft Bandjar negara, das bereits S. 200 beschrieben Avurde. Bei einer Luftwamie von 15,1" R. oder 00,0" F. um 12 Uhr am :^0. Juli 1S3S betrug die Temperatur der verschie- denen heissen Quellen und Bäche 28,4 — 32,4 — 45,3 — 54,6 und 64,8» R. oder 90, 105, 134, 155 und 178,0" F. 46. Heisser Bach an demNordfusse der Kawah- Sepandu, s. S. 201. Die folgenden drei Quellen, 47, 48 iind 49, liegen am Nord -Ost -Gehänge oder Fusse desselben Gebirges Dieujy oder Frau. 47. Samarang. * Warme Quelle Plantungan, 1900 über dem jNleere, am rechten Ufer des Kali-Lambir, welcher in einer Thalkluft zwischen verflachten Längerippen hinabströmt, die zum Nord-Nord-Ost-Gehänge des G.-Prau gehören; Distrikt Selo katon, Regentschaft Kendal. Diese Quelle, welche nebst den bei- den folgenden kalten Brunnen durch ihren Jodgehalt wichtig ist, wurde bereits S. 182 f. beschrieben. Seit einer Anzahl Jahren ist daselbst vom ^Militairdepartcment ein Bade- und Rcconvalcscenten- haus errichtet worden, dem ein Gesundheitsofficier vorsteht, — das einzige Etablissement dieser Art auf Java. Die Temperatur des Wassers betrug am Sprudel selbst um 2 Uhr den 1. Decbr. 1845 35,1" R. oder 111, 0" F. bei einer LuftAvärme von 21,5" R. Im Ab- kühlungsbecken 32,0" R. Siehe früher a. a. O. 48. Samarang. Kalte jNlineralquelle bei Gebangan. An derselben Nord-IVord-Ost-Seite des G.-Prau, jedoch viel tiefer als die vorige, am Fusse des Gebirges, unterhalb Selo katon , in demselben Distrikt. Siehe S. 181. 49. Samarang. Kalte Mineralquelle bei Asinan. Liegt 7 Pfähle östlich von der vorigen entfernt, am Fusse des Gebirges. Das nächste grosse Dorf, 3 Pfähle weit in Süd- Süd- Westen von der Quelle, heisst Bedaka. Auch diese Quelle habe ich bereits beim Vulkane Dieng (Prauj, dessen Fusse alle drei an- gehören, erwähnt. Siehe S. 181 ff. Ich theilte dort die Analyse dieser 3 ^Mineralwässer von Herrn P. J. Maier mit, die an Ort und Stelle selbst verrichtet wurde. So wie verlautet, hat die Regierung 891 die Absicht, den Herrn P. J. INIaier mit der Bereitung von Jodium aus diesen Mineralwässern zu" beauftragen. (Jav. Cour. 4. Novbr. 1848. Nr. 89.) 50. Samarang. Kalter Eisensäuerling oberhalb Medini, am Nord-West- Abhänge desG.-TIngaran. Distrikt Bodja, Regentschaft Kendal. In der Nähe der Quelle findet man zwei alte Wasserleitungen aus Stein erbaut, die zu Tempelruinen führen. (A. Waitz, Indisch Magazijn, Batavia, I. N?-. 9. p. 233, 252, 323.) 51. Samarang.* Kalter Eisensäuerling, dicht unter- halb des Gartens von INIedini, am Nord -West -Abhänge des G.- Ungaran. Das Landhaus JMedini liegt 3400' hoch. (Distrikt Bodja.) 52. Samarang. Heisser Stahlbrunnen im Bette des Baches Siblatar, nordostwärts, doch ganz nahe bei Medini, am Nord-Nord- West-Gehänge des G.-Ungaran. Der genannte Bach fliesst hier in einer Längekluft hinab und wird auf seiner rechten Seite (Ost- und Nord-Ost-Seite) von einer Rippe begränzt, die an einer Stelle Kuppenförmig hoher als in ihren übrigen Gegenden emporsteigt. Unterhalb dieser Kuppe oder vorspringenden Ecke G.- Tjandi, d. i. Tempelberg genannt, bildet der Bach einen mehr als Hundert Fuss hohen Wasserfall. Am Fusse dieses Wasserfalles ist es, wo im Bette des Siblatar die heisse Quelle in zahlreichen Spru- deln hervorbricht. Einige von diesen Sprudeln schiessen als kleine Fontainen in Strahlen empor. Das ganze Bett in der Nähe der Quellen ist erhitzt. (A. Waitz 1. c.) 53. Samarang. Heisser Stahlbrunnen in der Nähe des G.-Tjuruk. Auf die Rippe, in welche sich der G.-Tjandi verlängert und welche sich am Berggehänge in der Richtung nach Nord- Westen herabzieht, folgt weiter ostwärts eine zweite Rippe, G.-Tjuruk, d. i. Wasserfallberg genannt. In der Kluft zwischen diesen beiden Rippen liegen, 6 Pfähle von jNIedhii entfernt, am Nord -Nord -Ost -Abhänge desselben Yulkan's, G.-Ungaran, sehr ähnliche heisse Stahlbrunnen, als die so eben beschriebenen. Sie dringen ebenfalls aus dem Bette der Kluft hervor am Fusse eines AYasserfrtlls, und so wie dort, so ist auch hier der ganze Grund um sie herum erhitzt und mit Eisenoxydhydrat — dem Absatz aus dem Wasser — überzogen. Einige Sprudel haben 41,3" R. oder 1 25,0" F. Wärme und schiessen mit Gewalt in Strahlen aus dem Grunde empor. (A. Waitz 1. c.) 54. Samarang. Kalte Eisensäuerlinge am Ost-Nord- Ost - F u s s e d e s G. - U n g a r a n ; Distrikt Ungaran, Regentschaft Salatiga. Wenn man vom Orte Ungaran aus die grosse Strasse 3 bis 4 Pfähle weit verfolgt, die von dort siidwärts iii's Innere von Java führt, so konnnt man in die Gegend, wo auf der Ostseite der Strasse zwi- schen ihr und dem Bache Ulo in verschiedenen Abständen von ein- ander drei Quellen liegen , deren Wasser dem Seltzerwasser selu- ähnlich ist. Eine vierte Quelle dieser Art liegt weiter nördlich von 892 du, am linken Ufer des g^enannten Baches zwischen den Dörfern Kelepo und Gondorio. (Mündl.) 55. Samarang. Zwei warme Quellen im IJette des Kali- U 1 o. Die erste liegt neben dem 1 )orfe Kelepo , nordostwärts nicht Aveit von den vorhin genannten drei ,,Scltzer- wasserbrunnen.'*' Die zweite viel weiter nördlich von da, nordwärts von dem vierten Eisensäuerling neben dem Dorfe Gondorio. lieide aber haben inkrustirende Eigenschaf- ten und bilden Treppcnförmige Ab- sätze im Bette des Kali-Ulo. (Mündl.) 56. Samarang.* KalteS tahl- q u e 1 1 e K a 1 i - P a w a n g b e i B a n j u k u n i n g ; Distrikt Ambarawa , lie- gentschaft Salatiga. Auf dem verflach- ten Südgehänge des G.-Ungaran 29 OO' über dem INleere. Sie Avurde bereits S. 2G7 beschrieben. Bei 18,0" LuftAvärme um 9y2 Uhr am 30. ]\lärz 1845 betrug die Temperatur des Was- sers 1 7,5" K. oder 71,5" F. Wir ha- ben also mit der folgenden nicht Ave- niger als acht, theils Avarme, theils kalte Quellen, die am Gehänge oder am Fusse des alten erloschenen Vul- kan's G. - Ungaran liegen und die ausser verschiedenen Salzen beson- ders reich an Kohlensäure und Eisenoxydul sind. 57. Samarang. Eine lauAvarme SchAvefelquelle mit scliAvacher GasentAvickelung , am Südgehänge des G.-L'ngaran, 3 Pfähle oberhalb Banju kuning, auf dem Wege nach der höchsten Kuppe des Berges Sumo Avono. (Mündl.) 58. Samarang. Das Minerahvasser, das aus der Gasquelle von Bledug mit in die Höhe getrieben Avird. 59. Samarang. JNIineralAvasser zu Njono. 60. Samarang. MinerahA^asser zu Tjerewet. *) Über diese 3 letztern Quellen, die in der Regentschaft Grobogan, der Residenz Samarang, in der Nähe des s. g. ,,Schlammvulkan's von PurAvo- dadi" liegen imd alle eine grosse Menge Küchensalz enthalten. *) Tjer^Avet bedeutet: grosses Geschrei. J. K. H. 893 haben wir bereits das Nöthige auf S. 278 fF. aufgezeichnet und die chemischen Analysen derselben mitgetheilt , welche Herr Maier von zweien dieser Wässer gemacht hat. 61. Eagelen. * Warme Quelle Kali -An get bei Wono sobo; Distrikt Wono sobo, liegentschaft Ledok. In der Richtung nord- zu ostwärts von der Desa-Wono sobo findet man diese Quelle in der Kluft eines kleinen Baches, die sich nach West-Süd- Westen herabzieht , nämlich auf dem verflachten Fusse des G. - Sendoro, dem die Quelle angehört. Ihr Wasser ist Geruch- und Geschmack- los, setzt gelbliche Sedimente |Von Eisenoxydhydrat ab und hatte um 9 Uhr am 10. October 1845 eine Temperatur von SS^S*^ R. oder 107,5'' F. 62. Bagelen. * Warme Quelle Kali-Angät im Süd- Serajugebirge; Regentschaft Kebumen. In diesem Gebirge liegt in der Richtung und ohngefähr in der jNIitte zwischen AVouo sobo und Kebumen das Dorf Karang sambung. Wenn man sich von diesem Dorfe aus 5 Pfähle weit westsüdwestwärts begiebt, so ge- langt man zur genannten Quelle, die in einem wenig vertieften Thalgrunde zwischen sanft erhobenen Anhöhen liegt und aus Schichten eines bläulich - grauen , kalkigen Sandsteins entspringt, innerhalb eines rein neptunischen Gebirges. Es ist nicht sowohl ein einzelner Sprudel , sondern das warme Wasser dringt an sehr vielen Stellen in geringer Menge aus dem sumpfigen, üppig mit Gebüsch bewachsenen J3oden und vereinigt sich dann zu dem Avar- men Bache Kali-Anget, der erst westsüdwestwärts strömt, dann über eine 3 hohe Sandsteinstufe einen kleinen Wasserfall bildet, am Fusse dieser Wand sich umbiegt, seinen Lauf nunmehr nach Nord-Nord- Osten fortsetzt imd sich endlich mit einem Bache von kaltem Wasser, der aus Nord-Osten kommt, vereinigt. Der vereinigte Bach fliesst zunä,chst nach Nord- Westen. Innerhalb die- ser ganzen Ausdelmung, ehiigc Hundert Fuss weit, ist der Boden 894 sumpfijf, mit Gebüsch bedeckt und das Wasser heiss. Der Sonnen- t;tr:ihl bricht sich in den Dumpfen, die aus ihm emporsteigen. Das AN'asser ist aber (icruch- und Geschmacklos und hatte um 9 L'hr den 2S. Mai 1S47 eine Temp. von 36,8** K. , -während die der Luft l^jT^'R. betrug. Sie wurde gemessen, da, wo an der kleinen Wand das Wasser aus einer Rinne herabfliesst. Diese in Sandstein aus- o-ehauene Rinne sowohl, als mehre bchauene Steine, welche am Fusse der Wand umherliegen, da, wo vormals ein mit kubischen Steinblöcken ummauertes Jiccken zum IJaden gelegen zu haben scheint, deuten an, dass diese Quelle den Eingebornen schon seit langen Zeiten bekannt war. Das nächste Dorf ist Kali sat und liegt 2 Pfähle ostwärts von der Quelle. 63. Bagölen. * Warme Quelle bei Banioro; Regent- schaft Kebumen. In demselben Gebirge, als die vorige, jedoch viel weiter westwärts gelegen, findet sich 2 Pfähle südwärts von Ba- nioro, neben dem kleinen Dorfe Sembodo eine warme Quelle, die oberhalb dem rechten Ufergehänge des Flusses Look ulo hervor- bricht. Die Javanen haben sie in ein 5' tiefes und i Aveites, mit Geschieben ummauertes Becken verwandelt, in welchem jedoch nur I/o bis 2' hoch Wasser steht. In der Nord-Ost-Ecke dieses Beckens steigen einige Gasblasen auf; daselbst betrug die Temperatur des Wassers um 7 Uhr des ^Morgens am 1. Juni 1847 31,7" R. und die des Schlammes, in welchen das Thermometer eingesenkt Avurde, 32,0" R., während die der Luft 19,0" R. war. Das Wasser setzt einen feinen Schlamm ab , ist Geruchlos und von schwach salzigem Geschmack. Da der Boden des Beckens höher liegt, als das Bett des Baches, so sippert das Quellwasser am Ufergehänge hindurch und Avird dort seines Salzgehaltes Avegen von den Büffeln mit Be- gierde aufgeleckt. 64. Bagelen. Salzquelle in der Nähe von Purwo redjo. Wir haben noch lange nicht alle ^Mineralquellen von .JaA-a kennen gelernt; in jedem Jahre Averden neue, d. li. den Euro])äern noch nicht bekannte Quellen entdeckt. Erst vor Kurzem*) gab der Name eines Dorfes ,,Banju asin," d. i. SalzAvasser, Veranlassung zur Entdeckung einer Mineralquelle, AA'elche der Herr A. Kinder (Controleur der I. Klasse) in der Nähe des Dorfes mitten in einem Reisfelde fand. Sie liegt etAva 8 Pfähle nordostAvärts a'ou Purwo redjo, dem Hauptorte der Residenz Bagelen , Regentschaft Purwo redjo. Die Temperatiir des Wassers betrug gegen 4 Uhr Nachmit- tags 86" F. bei einer Lufttemperatur \^on 89" F., es ist salzig, etAvas bitter, wird aber soavoIiI von zahmen als Avilden Thiereu der ganzen Gegend mit Wollust aufgeschlüift. Nach Herrn P. J. Maier ent- hält auch das Wasser dieser Quelle eine kleine Quantität .Jod, avo- durch meine Ansicht unterstützt Avird, dass nämlich dies ^Metall hauptsächlich auf .Java in kalten, \iel Chlornatrium reichen Quel- *) Nach schriftlichen Mittheilungen, die ich per Überlandpost erhielt. A. d. V. 895 len gefunden wird, die in grosser Entfernung von Vulkanen in niedrigen neptunischen Gebirgen entspringen. Nach den be- reits eingelaufenen Berichten wird auch die Analyse dieses Was- sers durch Herrn Maier in der Natuiirk. Tijdschr. voorNeerl. hiclie veröffentlicht werden. 65. Kadu. * Warme Quelle im Flussthale des Kali- Ei o, am Fusse des G.-Andong, welcher eine von den Kuppen des nordwestlichen Vorgebirges des G.-Merbabu ist. Sie wurde bereits S. 2SG dieser Abtheilung erwähnt. Die Temperatur des Wassers betrug um 10 Uhr den 30. Mai 1S38 28,4*» K. oder 96,0" F. bei 19,5" R. oder 16,0" F. Luftwärme. 66. Jogjakerta. * Warme Quelle ,,Karang panas'* an derSüdküste. Ostwärts von der Mündung des Kali -Opak tritt die Wand des s. g. tSüdgebirges {,,Zmder gehör gte'') von Jogja- kerta, einer kolossalen Kalksteinbank, der Südküste immer näher, bis sie sich in der Entfernung von 6 Pfählen von der genannten ]Mündung unmittelbar in die Fluthen des Meeres hinabsenkt. Bis zu dieser Gegend besteht, vom Kali-Opak an, der jMeeressaum aus einer Reihe von Sanddünen, die mit Spinifex squarrosiis L., Ipo- maea rnaritima RBr. und Pandanusbäumchen bewachsen sind. Zwischen diesen Dünen und der Felswand bleibt eine sandig- sumpfige Fläche übrig, die sich nach Osten zu immer mehr ver- schmälert, so dass sie in einer Entfernung von 4 Pfählen vom K.- Opak kaum noch 50' breit ist. Hier ist es, wo die Quelle aus dem sandigen Boden der kleinen Fläche entspringt. Diese ist Wiesen- artig mit Gras und Kräutern bedeckt. Das Wasser hat einen ekel- haften hepatischen Geschmack, riecht stark nach Schwefelwasserstoff- gas und bildet einen weichen, schlammigen Bodensatz von gelblich- grauer Farbe. Die Hauptquelle war durch ^Menschenhand in ein viereckiges liecken von ohngefähr 3' Durchmesser verwandelt und mit einem Dache versehen. In diesem Becken hatte das Wasser um 9 Uhr am 15. April IS 36 eine Temperatur von 42,2" R. oder 127,0" F., in den kleinern Sprudeln aber stieg das Thermometer auf 45,7" R. oder 135,0" F. bei einer Luftwärme von 21,3" R. oder 80,0" F.; das Wasser der verschiedenen Sprudel vereinigt sich zu einem kleinen Bache, der aber bald Avieder im Sande versiegt. In geringer Entfernung ostwärts von der warmen Quelle liegt die Tropfsteinhöhle ,,Karang tritis,'' von deren Decke Avie durch ein Sieb fein zertheiltes Wasser herabträufelt, dessen Temperatur zwei (Fahrh.) Grade niedriger war, als die derAussenluft. Sie bildet ein natürliches Tropf- und Regenbad, das nebst der warmen Quelle und der tiefen Bläue des nahen jNIeeres, das sich hinter den Dünen bricht, auch für den Geschmack des Sultans von Jogjakerta sehr reizend und anziehend freAvesen zu sein scheint. Die noch A'orhan- denen Mauern eines ehemaligen Lusthauses bezeugen, dass die java'schen Fürsten sich hier öfters aufzuhalten i)fiegten. 67. Surakörta. * Warme Quellen bei J'ablingan, in einer Höhe von 1200 bis 1500', am westsüdAvcstlichen Fusse desG.- 896 I^awu. Sic liegen 1 V^ Pfahl unterhalb der Kohlcnsäureentwickelungon (s. S. S57) in der Kluft beim Dorfe Djurung djero und Avurdeu bereits S. ;U)1 ff. beschrieben. In den dort angegebenen Temperaturgraden kommen einige Druckfehler vor, die ich hier verbessern -will. ]^ei einer Luftwärme von 19,5" R. oder 76, 0" F. um 10 Uhr den 21. Mai lS:ib betrug die Temperatur des Wassers in dem zimi ]}aden eino^erichteten Uccken 27,1" K. oder 93,0" F. und der übrigen dort nac^i einander aufgezählten Sprudel 24,0"R. oder S6,0"F., 22,0"E. oder 83,0" F., 23,5" K. oder S5,0" F. und 24, S" R. oder SS,0" F. GS. Surakerta. * Warme Quelle beim Dorfe Gam- ping, an der Nord-Nord- West-Seite des G.-Lawu, oberhalb Tarik. Von diesem Dorfe an erhebt sich der Boden nach dem G.-Lawu zu und steigt zu Hügeln empor, die ein quer hingezogenes, doch nie- driges Vorgebirge bilden. Darauf folgt eine erste kleine l^ergplatte, auf welcher da, wo sie anfängt, sich zu einem zweiten queren llügel- zuge zu erheben, das Dorf Gamping liegt. Der zweite Hügelzug geht, wieder etwas gesenkt, eiuAvärts über in eine zweite kleine Ijergplatte oder Stufe, die höher als die erste liegt und das Dorf Djambejan trägt. Auf der erstem Stufe, also am äussern Fusse der zweiten ^"orgebirgsreihe, entspringt neben dem genannten Dorfe, dessen Name Kalk bedeutet, unsere Quelle. AVeisslich- graue, durchlöcherte, wie ausgefressene Kalksteinfelsen ragen in der Um- gegend der Quelle, so wie in andern Theileu der Vorgebirge aus dem Boden hervor und beweisen die neptunische Natur dieser Vor- gebirge, die als ein gehobener Theil des Tertiärgebirges die Spalte begränzten , aus Avelcher der Vulkan allmählig hervorquoll und die in den meisten übrigen Gegenden des A'ulkangehänges von Lava- strömen überschüttet und unter diesen gleichsam begraben worden sind. Dadurch ist der Abhang geebnet Avorden. Das Wasser der Quelle ist nur lauwarm und fast ohne Geruch und Geschmack. Vgl. S. 335. G9. ]Madiun. * Lauwarme Quelle beim Dorfe Pra- djan, am Westftisse des G.-Ngebel (Wilis), die bereits S. 366 be- schrieben Avurde. Nächst der Quelle bei Kuuingan (Nr. 43) ist sie unter allen am reichsten an Kolilensäure , die sich aus ihr ent- Avickelt. 70. ]Madiun. * Warme Salzquelle im Bette des Kali- Pandusan, unterhalb dem Dorfe Lumbang im Gebirge Ngebel (Wilis), die S. 370 ebenfalls schon beschrieben wurde. Die Tem- peratur des Wassers, das unter allen Quellen auf Java, die ich kenne, das meiste Kochsalz (Chlornatrium) absetzt, betrug um iO Uhr am 18. Juni 1838 50,0" R. oder 14G,o" F. 71. Sura baja. Mineralquelle Plailtungan oder Ajer putih in der Nähe der Desa-Gunung sari, Distrikt Guniing kendeng. Acht Pfähle südwärts von Sura baja, jenseits Desa-Wono kromo findet man das genannte Dorf, an der linken, d. i. Avestlichen Seite des nördlichen Astes des Kali - Brantes, Namens Kali -Mas. Hier gräiizt der Alluvialboden des Delta von Kali-Brantes an die niedri- 897 gen Hügelreilien des tcrtiäien Gebirges, welches hier hauptsäciilich aus ]Mergel, Lehm und feinen Kalkhaltigen Sandsteinlagen besteht. Ein kleiner Thalboden liegt geöffnet zAvischen den Hügelreihen, die ostwärts auslaufen und hauptsächlich mit einer stacheligen Akacie bewachsen sind. Aus dem 13oden dieses Thaies — ein alluvialer blauer Thonboden — quillt der üorn empor, welcher sehr wasser- reich und in ein ]]ecken von lO' Durchmesser verAvandelt ist. Auf zahlreichen Stellen des Thaies sickert Erdöl (^linjak-Lantung) aus dem Boden , Avährend der Spiegel des Wassers der ^lineralquelle selbst geAvöhnlich mit einer dünnen Lage Erdöl bedeckt ist. Die Temperatur ist 82** F. bei S7" F. Luftwärme. Geschmack und Ge- ruch salzig und erdölig. Specif. Gewicht bei 27,0'' C. = 1.01 24 G. Die Bestandtheile in 100 Grammen: Wasserfreie Kohlensaure Soda 0.4391S, Chlorsodium 1.10794, Jodsodium 0. 003085, Kohlensaure Kalkerde mit Spuren von Eisenoxyd 0.007955, Kohlensaure JJitter- crde 0.013S0G, Kieselerde 0.0004; im Ganzen feste Bestandtheile 1.57290(i, nebst inibestimmten ]Mengen von Kohlensäuregas, Spu- ren von Schwefelwasserstoffgas und organischen Bestandtheilen. Nach Herrn P. J. :NLiier. *) 72. Surabaja. Mineralquelle in der Nähe der Des a- ]Molong, Distrikt Lengkir. Noch ungefähr 2 bis 3 Pfähle weiter entfernt von Siu'a baja, als die früher erwähnte Desa-Gunung sari, doch etAvas mehr südAvestlich von dieser, kommt man an das Dorf INIolong, das 3 Pfähle von der Hauptdesa-Tjangkir entfernt liegt. INIan befindet sich hier in demselben niedrigen tertiären Gebirge, das am linken Ufer des Kali-Mas, einem Zufluss des Kali-Brantös, endigt. Die Quelle liegt am südlichen Abhänge eines der Hügel in der Nähe von [Nlolong und ist schon aus einiger Entfernung durch ihren Geruch von ScliAvefehvasserstoffgas zu erkennen. Das Wasser hat in dem durch Kunst vergrösserten Becken ein fast Milchweisses Aussehen inid setzt JMilchweisse Salzkrusten ab, AA'elche der Ober- fläche des Hügels das Ansehen geben, als Aväre er mit Eis oder Keif bedeckt. Die Temperatur des Wassers (1S50) Avar 92" F. bei einer LuftAvärme von S4*' F.; das specif. GcAvichtbei 27,5" C. = 1.01932. Das Wasser enthielt in 100 Grammen: Wasserfreie Kohlensaure Soda 0.112911, Kohlensaure Kalkerde 0.071152, Kohlensaure Bit- tererde 0.02475S, Chlorammonium 0.007133, Chlorsodium 2.3025, Jodsodium 0.00933S, Kieselerde 0.000227. Im Ganzen feste Be- standtheile 2 . 5 2 S 0 1 9 , Kohlensäuregas 0 . 09 0 5 2 S, nebst unbestimmten Mengen SchAvefehvasserstoffgas und S])uren von Kolilensaurem Ei- senprotoxyd, ScliAvefelsaurer Kalkerde, Chlorpotassium , Brom- sodium und organischen Bestandtheilen. Nach Hrn. P. J. Maier.**) *) In der Natuurk. Tijdschr. voor NeM. Imlie. I. p. 387 ff. Man vergl. hiermit Dr. Blkeker ,,FraOTnente" in Tijdschr. rnor NeM. Itidie. 1S49. II. p. Ib ff. A. (1. V. ") 1. c. 1. I). ; i 2" l" R. oder 9 3, 0" F., ist hell, riecht und schmeckt nach Schwci«.^ ocr- stoifgas und sprudelt dicht am Seestrande, in einer Höhe von etwa 2o' über dem Meere, am Fusse eines Kalkfclsen hervor. Man hat es zu einem Badebecken erweitert. {Natuur- en Geneesk. Archief, Batavia II. 2^. 334.) 80. Insel Madura. Quellen von kaltem und salzigem S c h 1 a m m w a s s e r von bläulich - grauer Farbe , aus dem sich viel Kohlensäure entwickelt, 1 V2 Pfahl nordostwärts von der vorigen. Die Temperatur des AVassers beträgt 23,5" K. oder 85,0" F. (1. c.) Von Quellen in andern Inseln des indischen Archi- pels, ausser Java, snid nur die folgenden zu meiner Kenntniss gekommen. 1. InselSumatra. EineQuelle Telok betong in dcnLam- l)ongdistrikten, deren Bestandtheile nach P. J. M.uer (1. c.) die fol- •) 1. c. p. 173 ff. **) ]liuter den daselbst angej,'ebeiieii Graden Celsius' sind dort ebenfalls die Grade der FAHKKNHErr'schen Scale: lOS'/i bis 11 T gefügt, die jenen aber keineswegs entsprechen. A. d. V. 57* 900 "■enden >erggehängen, avo durch AYolkenniederschlag (Nebel und Eegen) fortwährend Wasser gebil- det wird, das allmählig in kleine l^äche zusammen läuft. Sie sind bei ihrem Eintritt in den Krater reines, atmosphäri- sches Wasser und erhalten ihre saure Beschaffenheit e r s t i m Krater selbst, wo ihr Wasser mit den Schwefcldämpfen oder sc;hAveflig-saurcn Dämpfen der F\imarolen in Borüliruug tritt, erhitzt Avird und Schwefelsäure absorbirt. INIan sieht die Bäche in diesen Kratern brodelnd , zischend sich zwischen Hunderten von Schwefelbeschlagenen Dampf löchern hindurchwinden , zuweilen in einige dieser Löcher hineintreten , aus andern wieder hervorbrau- sen, während der Spiegel der Seen von den hindurchbrechenden ])ampfblasen an Hunderten von Stellen in Bewegung gesetzt wird, als wenn er kochte. ]^ei ihrem Wiederaustritt aus dem Krater, in welchem ihr Volumen auch durch den condensirten Wasserdampf, der mit den schweflig -sauren Dämpfen zugleich aus dem 13odeu dringt, einige Yergrösserung erlitten haben kann, ist das Wasser dieser Bäche sauer und untrinkbar. Diese reine, Krystallhelle Be- schaifenheit des Wassers oberhalb und die saure oder adstringi- rende Eigenschaft desselben unterhalb des Kraters kann beson- ders deutlich bei dem KaAvah-Tjiwidai und dem desG.-rei)andajan, wo der hineinströmende Bach schon bedeutend gross ist, doch auch bei allen andern beobachtet werden. Übrigens ist es nur selten freie Schwefelsäure, die das AVasser enthält, häufiger Sclnvefelsäure mit Thonerde verbunden (Alaun). Dies erklärt sich sehr natürlich, weil in den Kraterräumen, durch welche diese Bäche strömen, fast alle (iesteine zersetzt und in eine weissliclie. Breiartige Masse verwan- delt sind, deren Ilauptbestandtlieil Thonerde ist. Der Boden ist locker und sclilammig. Ausser der Säure der Dämpfe, womit das Wasser imprägnirt wird, muss es während seines Laufes durch diese schlammigen Umgebungen nothwendig auch viel Thonerde aufnehmen und mit sich fortreisscn, mit welclier sich dann die Sclnvefelsäure zu Alaun verbindet. Es gehören daher diese sauren oder Alaunhaitigen Bäche und Seen recht eigentlich in's Kapitel über die Mineralquellen zu ILuis, von denen sie sich durch nichts unterscheiden, als dass die chemische Werkstatt, worin das Wasser mit fremdartigen Bestandtheilen imprägnirt wird, nicht einige Tausend Euss tief unter der Erde liegt, sondern an der Ober- Hache selbst, hl den Dampf durchwühlten lläumeu der Krater vor sich ireht. 902 Dil, -wo der Krater niclit Heckeiif (innig ist, sondern an einem Abhänge liegt und au einer Seite oifen steht , wie bei Nr. 3, 4, 5 der folgenden ]icis])iele, da fiiesst der Uach ununterbrochen hin- durch oder häuft sich höchstens hier und da zu kleinen Tümpeln, brodehiden Pfützen an; wo aber, Avie in den übrigen J Beispielen, der Kraterboden auf allen Seiten von einem erhöhten llande umgeben, d. i. Kessel- oder Trichterförmig ist , da muss sich das hineinÜies- sende Wasser natürlich zu einem See anhäufen, womit das Becken ganz oder zum Theil angefüllt wird. Ist nämlich der Umfang die- ses Beckens sehr gross oder der Zufluss von Wasser gering, so ist die Verdampfung hinreichend, um das Niveau des See's unter dem umgebenden Rande zu halten imd der See hat dann, wie Nr. l, 2 und 7, keinen Abfluss ; ist aber der Umfang des Beckens weniger gross oder der Zufluss von Wasser von bewaideten, hohen lling- gebirgen herab sehr bedeutend, wie bei Nr. G, 8 und 9, so fliesst ein Bach aus dem See, an der Stelle, avo der Rand des Beckens am niedrigsten ist. Im Beispiele Nr. 10 fliesst das Wasser Avahrschein- lich tmd im Beispiele Nr. 11 erweisbar auf unterirdischem Wege ab. Im letztern Falle si]ipert der saure Bach Banju-Pait am Aus- sengehänge des Berges (Eru2)tionskcgels) hervor, in dessen Kessel der See Kawah-Idjcn liegt. Dass die gegebene Erklärungsart dieser sauren Seen oder bes- ser dieser Alaunseen aus atmosphärischem Wasser (Wolkennieder- schlag, RegenAvasser) , das in Berührung tritt mit den schweflig- sauren Dämpfen in den Thonerdereichen Kraterkesseln, die richtige ist, dies beweist ihr Vorkommen einzig und allein in noch thätigen Kratern, verglichen mit demVorhandenseinvonSüss- Avasserseen in allen erloschenen Kratern, die Kessei- förmig sind. Diese letztern haben zum Theil die grösste Ähn- lichkeit mit den sauren Seen, die ]^ecken haben ganz dieselbe Form, die Wände ziehen sich auf gleiche Art Kreisförmig oder im Halbkreis um den See herum, sie haben bald Abfluss, bald nicht, aber der Kraterboden ist erloschen, keine Dämpfe dringen mehr hervor, die Wände sind bcAvaldet: das Wasser der Seen ist süss. Dahin gehören das Wasser im AA^estlichen Kessel ,,KaAvah- Upas*^*) des G. -Tangkuban prau, der Telaga-Dringu, T.-Werdoto, T.-Pengilong, T.-Tjebong S. 38, 193 ff. und der Telaga-Ngebel S. 369 u. s. Av. Die sauren Bäche und Seen aber sind die folgenden : 1, Ein See oline Abfluss im östlichen Kessel ,,KaAA'ah-Ratu'^ des Kraters vom G. -Tangkuban prau, Seite 37 ff. **) 2. Ein See ohne Abfluss in dem KaAvah-Patua, Seite 50. 3. Ein Bach (Tji-) •) Der Name Upas (Gift) deutet an, dass dieser Krater erst seit kurzer Zeit erloschen ist, und sich ehemals erstickende Gasarten daselbst entwickelt haben. A. d. V. •*) Wo weiter nichts hinter der Seitenzahl angegeben wird, ist jederzeit diese zweite Abtheiluno; des AVerkes zu verstehen. A. d. V. 903 Witlai, Seite 51 bis GO. 4. Ein Bach (Tji-) Pangleseran , Seite (34. 5. Ein Bach (Tji-) repandajan, Seite 9 5 f., der später Tji-]]erem ge- nannt wird. 6. Ein See mit einem abliiessenden Bache, Tehvga- Bodas, Seite 107 fF. Bei einer Luftwärme von 14,6" 11. oder 65,0" F. betrug die Temperatur des Wassers im See um 1 1 Uhr (am ^ August 1837) an den meisten Stellen und auch da, wo Gasblasen aufbrodelten, nicht mehr als 16,8" E.. oder 70,0'' F. und nur an einigen Stellen in der Nähe des Ufers war das Wasser stark er- liitzt und stieg das Thermometer daselbst bis auf 50,0*^ 11. oder 140,0** F. Kleine von Luftblasen bewegte Wassertümpel auf dem südwestlichen Ufer selbst hatten, einige 25,7" 11. oder 90,0" F., andre 56,8" R. oder 160,0" F. AVärme. 7. Zwei kleine Seen ohne Abfluss im G.-Gelunggung, Seite 118. 8. Ein See mit einem ab- liiessenden Bache, Telaga-Leri, Seite 200 ff., der durch seine mil- chichte Farbe am meisten mit dem w'eissen JNIeere (Telaga - Bodas) \ibereinstimmt. Diese Aveissliche Farbe entsteht theils von dem Wi- derscheine des Bodensatzes, der aus abgesetzter Tlion- und Kieselerde besteht, theils durch wirkliche Trübung des Wassers, indem sich tliese Thonerde aus ihrer A erbindung mit der Schwefelsäure wieder niederschlägt. 9. Ein See mit einem abflicsscndcn Bache, Tclaga- Wcrno, Seite 194. 10. Ein See ohne Abfluss im Krater des G.- Kelut, Seite 483 ff. 11. Ein See mit einem abflicsscndcn Bache, in dem KaAvah-Idjen, S. G97 bis 705. Das Wasser des abtticssenden Baches, den die Eingebornen ]ianju-Pait*) nennen, enthält nach der Analyse von A. Waitz (s. Seite 700 f.) als llauptbestandtheil doppelt Schwefelsaure A 1 a u n e r d e , und ausserdem Schwe- felsauren Kalk, Chlornatrium, Chlormagnesium, Chlorkalium, nebst ein wenig Schwefelsaurem Eisenoxyd, Phosphorsaurem Kalk und Kieselerde. Da bei der Untersuchung des von mir mitgebrachten imd sorgfältig verwahrten Wassers zu Samarangdie grösste Behutsamkeit in Acht genommen wurde, so glaube ich, dass das angegebene lle- sultat als qualitative Analyse alles Vertrauen verdient und ver- muthe demgemäss , dass die übrigen aufgezählten Bäche und Seen, die man gewöhnlich Schwefelseen nennt, eine gleiclie oder ähnliche Zusannnensetzung haben. **) Hierfür sprechen ausserdem noch folgende Gründe. 1) Sie haben einen älnilichen, sauer -adstringi- renden. Alaunartigen Geschmack; 2) sie setzen ähnliche, weisse Sedimente ab; 3) die Steine der java'schen Krater snid tracliytischer Art, nämlich Feldspathlaven , die vorherrschend aus Felsit und gla- sigem Feldspath bestehen, worin Hornblende und Magneteisen nur *) Pai't bedeutet eigentlich bitter; die Javanen aber gebrauchen dieses Wort selir oft im allgemeinen Sinne für Dinge überhaupt, die einen wi- drigen, unangenehmen Geschmack haben; das Wasser des Banju- l'ait schmeckt sauer , adstringlrend. A. d. V. **) Frühere von A. Waitz gelieferte Analysen des Wassers vom Telaga- ßodas und des Tji-Pepandajau (in meinen Iteiseu durch Java IS. 2(il und 2(i^) scheinen -weniger zuverlässig zu sein, schon deslialb , weil das Wasser nicht mi», gehöriger Vorsicht bewahrt und versandt worden war. A. d. V. 904 /uwcilcn uiul in einem untcrgooidneten Verliältniss vorkommen. Ks sind also hauptsächlich Kali, Tlionerde und Kieselerde in grosser Menge in den Kratern vorhanden*) und bilden nach vollendeter Wrwitterung der Gesteineden Kraterschlamni, Avorin Kieselerde vor- herrscht; 4) die elastischen Plüssigkeitcn, die aus den Krateni der ^^va'schen A'ulkane aufsteigen, bestehen aus Wasserdampf, Sch-sve- fchvasscrstofFgas , hauptsächlich aber aus Gasförmiger, scliAvef- liger Säure, die sich in dem Wasser der vorhandnen ]jäche, Seen oder kleinen Pfützen auflöst, Sauerstoff aus der Luft aufnimmt und sich in Schwefelsäure verwandelt. Da nun die Schwefelsäure mit der vorhandenen Kieselsäure keine Verbindung eingeht, so sind es haupt- sächlich Kali und Thoncrde, die ihrer Wirkung anheimfallen, mit denen sie sich verbinden wird. Es sind also allelk'dingungen zur Bil- dung von Schwefelsaurem Kali imd Schwefelsaurer Thouerde d. i. Alaun vorhanden. Die Kieselerde Avird von dem strömenden Wasser mechanisch mit fortgerissen und fällt in den Bächen und Seen als Aveisses Sediment zu ]3oden. 5) In vielen Kratern, an solchen Stel- len, wo der Boden feucht ist, ohne jedoch mit Wasser bedeckt zu sein und wo die hervordringende schweflige Säure zugleich in ] Be- rührung mit der Luft und der Oberfläche der zersetzten Felsen tritt, findet man Alaun Avirklich gebildet und als Federalaun (Bisulphas Ahiminae) in langen, Asbestartigen Krystallen angehäuft. Dies ist unter andern der Fall im Telaga-Leri und besonders im Kawah-Wa- jang, wo er in ungeheurer jNIenge vorkommt. Diese Gründe scheinen mehr als hinreichend um die Annahme zu rechtfertigen, dass nicht allein das untersuchte AVasser des Kawah- Idjen, sondern auch die übrigen Kratergewässer, die Bäche, welche durch die Krater strömen oder die Seen, welche sich darin anhäu- fen, ausser andern liestandtheilcn hauptsächlich Schwefelsaure Thonerde enthalten. Dass einige derselben, z. B. der Tji-Panglese- ran, dessen Wasser so scharf- sauer schmeckt, dass es die Zähne stumpft, auch freie Schwefelsäure enthalten, ist glaublich ; doch kann diese nicht lange und nur zum Theil in diesem (freien) Zustande verbleiben, weil in allen Kratern Schlamm und aufge- löste Felsarten vorhanden sind, mit deren Alkalien mid Erden sich die Säure verbinden wird. Das obenstehende Avar bereits gedruckt, als die Avichtige ,, che- mische Untersuchung des Wassers des KaAvah-Domas'' von Herrn P. J. Maikr**) mir bekannt Avurde. Es kann nur höchst erfreulich genannt Averden, Avenn ein mit gründlichen Kenntnissen der Clie- mie ausgerüsteter Reisende, der zugleich praktische Lbung besitzt, sich in ein solches ,, chemisches Laboratoriimi der Natur im grössten Maassstabe'' begicbt, AAie diese Solfatara ist, Avelche am Nord-Ost- Abhange des G. -Tangkuban prau, ungefähr 700' unter dem Krater- •) Bestandtheile des Feldspathes nach Gmelix : Kieselerde üö,0, Thonerde 17,5, Kali 1 (),.-,. " A. d. V. •*) Katuurk. Tijihchr. voor Keerl. Iinlie II. 2^- 2S7/". A. d. V. 905 randc sich befindet. Es fand sich eine grosse JNIenge krystallisirtcr Schwefel auf den entbundenen, erdig gewordenen Felsen abgesetzt. Nach Herrn jNLaier bestehen die I)ämi)fe, welche überall zum Vor- schein kommen, aus Schwefel dampf gemischt mit Wasserdampf. Sowie diese Dämpfe mit der atmosphärischen Luft in Berührung kommen , so lösen sie die trachytische Lava auf, in welcher das Becken — Kawah-Domas — liegt. ,,l)ie mm gebildete schwefeh'ge Säure entweicht grösstentheils, erfüllt den ganzen Krater mit ihrem eigenthümlichen Gerüche und sucht sich theilweise mit ge- wissen Bestandtheilen des Trachyts zu Salzen zu verbinden, welche unter den gegebenen Verhältnissen zu Scliwefelsaurem Salze gewor- den, theils in trocknem Zustande sich vorfinden, theils aufgelöst ]^e- standtheile der INIineralwässcr ausmachen. Die Menge der gebilde- ten Schwefelsäure ist nicht unbedeutend und reicht nicht allein hin, alle in diesen Wässern vorkommende l»asen zu sättigen, sondern um einen Theil davon auch noch als freie Schwefelsäure übrig zu lassen. Das in diesen Wässern relativ reichliche Vorkommen von Chlorwasserstoffsäure macht es mehr als wahrscheinlich, dass diese Säure ebenfalls in Dampfform einen Theil der vulkanischen Dämpfe dieses Ortes ausmacht. Wie sehr alle diese Agenticn auf das hier befindliche trachytische Terrain bei der erhöhten Temperatur auf- lösend wirken müssen, beweisen nicht nur die zahlreichen ^Nlineral- wässer, welche daselbst gebildet werden imd theilweise zum Vor- schein kommen , sondern auch die grosse ]Menge Schlaunn , Avelche von Zeit zu Zeit den Kawah-liatu füllt und bei erhöhter Elastizität der Dämpfe ausgeschleudert wird. Die nach Pnldung dieser Mineral- w^ässer übrig bleibenden Ik'standtheile des Trachyts, nämlich Kie- selerde, Alaunerde, Eisenoxyd, theilweise unter einander gcmiscbt, theilweise chemisch unter einander verbunden, bilden tlie Ilauptbe- standtheile dieses Schlammes. Überall sieht man in diesem Krater kochende , Dämpfe ausstossende Quellen , deren GcAvässer kleine, den Krater durchschlängelnde Bächlein bilden. Wiewohl es häufig schwierig ist, sich diesen kochenden Quellen zu nähern, so glückt dies dennoch bei einigen , so dass man ihre Temperatur bestimmen kann. Die Quelle, welche während meines Aufenthaltes (den 2;^. Octobcr 1S50 1 Uhr Mittags) das für die chemische Untersuchung bestinunte Wasser lieferte, bildete einen runden Kessel von einigen Fuss Durchmesser und Tiefe. Die Temperatur dieses kochenden Wassers war 95,55" C. Das Wasser in der Quelle erschien trübe, wurde aber nach einiger Kühe ganz klar. Es hat einen zusannnen- ziehenden, sauren Geschmack, ist geruclilos, reagirt sauer und hat ein specifisches Gewicht = 1,00:552 bei 27,5" C. In 100 Grammen sind seine IJestandtheile : Schwefelsaure Pottasche 0,00(ib25, Scliwe- felsaure Soda 0,023550, Sclnvefelsaure Kalkerde 0,u300ü0, Schwe- felsaure Hittererde 0,007(;S1, Schwefelsaure Alaunerdc 0,1303G2, Schwefelsaures Eisenoxyd 0,0 10735, Kieselerde (),03oG 14, Schwcfel- säureO,0 185 10, (Jhlorwasserstoffsäure 0,0Sl(ibl ; imGanzen feste lle- standtheile H), 1 1 507S, nebst Schwefelsaurem Ammoniak und Sdiwe- 906 felsaiircm Maiigiuioxyd in zu geringer jNIenge, als dass ihr Verhält- niss bestimmt -werden könnte." Auch hier begegiien wir also als Ifauptbestandtheil des Wassers Schwefelsaure Alaunerde, wodurch die Richtigkeit des von mir gewählten Ausdrucks ,,Alaun- sccn" für die Anhäufungen von atmosphärischem Wasser in den Kraterbecken, welches durch die vulkanischen Dämpfe in IVIineral- wasser umgewandelt wird, näher befestigt wird. *) Ausser den oben aufgezählten sauren Seen in noch thätigen und süssen Seen in erloschenen Kratern giebt es noch zahlreiche andre Seen auf Java, die nicht in Kraterschlünden , sondern in andern Vertiefungen der Erdoberfläche, vom Seestrand an bis in Gebirgshöhen von 4 und GOOO' zerstreut liegen. Weil durch Austrocknung frühere Seen verschwinden und durch Senkungen (Ein- stürze) neue entstehen können , so ist es zur Beurtheilung künftiger Veriindc- rungen der Erdoberflüche nicht unwichtig, alle jetzt vorhandne Seen zu kennen. Ihre Aufzählung wird jedoch in der speciellen Ortsbeschreibung von Java (einem später zu verött'entlichenden AVerke) eine passendere Stelle finden als hier und soll , nebst der Beschreibung der Wasserfälle und Hohlen Java's (lauter ürtlichkeiten , Avelche wegen der daselbst vorhandnen Gesteinentblös- sungen für den Geologen wichtig sind) bis dahin verschoben bleiben. Die Berg- seen die in Becken liegen, heissen auf Sumatra: Dahu, ]Janu, llanu, in der Re- sidenz Bantam auf Java Dann, in den übrigen Theilen Java's Telaga, und in der llesidenz Besuki wieder llanu; die Seen im Plateau von Bandong und in der Sohle des Garutthales , deren Spiegel tiefer liegt als das Niveau ihrer flachen Umgebungen, führen den Namen Situ und die Seen der flachen Tief- länder, deren Spiegel gleich hoch liegt mit den flachen Umgebungen und welche sumpfige Ufer haben, werden Kawah genannt. Einige von diesen letztern, wie die grosse Kawah-Lakbok, sind merkwürdig durch die grosse Verschiedenartig- keit der Geschöpfe , denen sie in den verschiedenen Jahreszeiten zum Aufent- halte dienen. Während in der einen Hälfte des Jahres der Schooss dieser Ge- wässer von vielen, gi-ossen und schmackhaften Fischen wimmelt, während ihr Spiegel von zahllosen Schaaren von Meliwi -Endten {Anas Javanica) und Was- serhühnern belebt ist, Krokodile (Kaiman s) an ihrem Ufer lauern und Löffel- gänse (relecanusjjliilipoisis) mit vielen lieiherarten, worunter auch der s.g. Domine im Schlamme herumwaden, so plätschern einige Monate später, im April oder Mai, wenn das Wasser anfängt abzuziehen, schon Tausende von Fischen auf dem Trocknen, eine Menge Tiger und Avilde Hunde stellen sich ein, die um die Wette mit den Bewohnern der Luft Jagd auf diese Fische machen und — noch einige Monate später , in der Mitte der trocknen Jahreszeit , ist der Boden des See's zu einer Grasflur geworden, zu einem Dickicht von hoch aufgeschossenem Grase, in welchem sich Hunderte von Hirschen und wilden Schweinen herumtummeln, ebenfalls wieder von Tigern und Panthern verfolgt. _*) Die zahlreichen Analysen des Herrn Maier, deren Resultate wir allein in diesem AVerke mittheilen konnten, hat derselbe a. a. O. ausführlich veröffent- licht. Chemiker, welche die von ihm angewandte Methode der Untersuchung, die Art seiner Analyse der Wasser oder Mineralien zu verfolgen wünschen, wer- den deshalb auf diese Abhandlungen des Herrn MaI£& selbst verwiesen. A. d. V. 907 Als Anhang zu den eigentlichen Mineralquellen möge hier noch die Aufzählung einiger kalten Quellen ihre Stelle finden , die zu gewöhnlichem Trinkwasser dienen , aber von ausser- ordentlicher Grösse sind. Sie bilden sogleich einen grossen Bach, nachdem sie auf Einmal und mit Kraft aus dem Boden hervorge- brochen sind. Die Temperatur ihres Wassers ist bei allen bedeu- tend niedriger als die stabile Bodenwärme 2' unter der Oberfläche des Ortes, wo sie entspringen, Avclche letzte fast immer gleich ist der mittlem Luftwärme daselbst; diese niedrige Temperatur ihres Wassers beweist, dass es in seinem schnellen (unterirdischen) Laufe aus Berggegenden herabgekommen ist, die viel höher liegen. Sie entspringen fast alle aus Lavaboden und sind stets ein 13eweis von der sehr porösen durchhöhlten Beschaffenheit der Lavabänke. Ein geringer Gehalt an Kohlensäure und Eisen macht ihr Wasser zum Trinken eben so angenehm, wie dessen grosse Kühle in versengend heissem Klima zum Baden einladet. *) 1 . Tj i - T j a p ar. Ein Bach im nördlichsten Theile des Garut- thales, 2ü00' über dem Äleere, bricht westwärts neben dem Orte Leles auf Einmal aus vulkanischem Trümmergestein hervor. Die Quelle ist ummauert in ein grosses viereckiges Becken verwandelt und mit einem Häuschen umbaut. Die Temperatur des Wassers war um S Uhr (am 29. September 1843) bei einer gleichen Luft- wärme 19,5" R. oder 76,0** F. 2. Mandi radja, d. h. Königsbad , am Nord - Nord - Ost- Fusse des G. -Slamat, in einer Höhe von 1000', neben dem Dörf- chen Moga, Vergleiche Seite 150. 3. Tuk-Seraju (sprich : To - Seraju.) An der Ost-Süd-Ost- Seite des G. -Slamat m einer Höhe von 1050', in dem Dorfe Seraju. Sie bricht als ansehnlicher Bach aus grossen Offimngen einer porö- sen Lava auf Einmal hervor und hatte um 2 Uhr (11. Juni 1847) eine Temperatur von 17,5** E. während die der Luft 22,0'' R. und die stabile, 2' unter der Erde, 19,7" R. betrug. 4. Grosse Quelle im Dorfe Fandjasan, y+ Stunde süd- wärts (unterhalb) von Adjibarang am Süd-West-Fusse des G. -Sla- mat. l)as AVasser dringt aus vielen grossen Löchern der Seite 155 ff. beschriebenen, porösen, mehre Hundert Fuss mächtigen Lava- bank hervor, in welcher weiter westwärts die Spaltcnhöhle Batu bela liegt. Seine Temperatur war um 10 Uhr (am 29. Juni 1847) höher, als die der Luft, welche 20,0" R. betrug, nämlich 21,5" R., vielleicht weil die Lavamassen in der Tiefe, dmch welche das Was- ser strömt , noch nicht völlig abgekühlt sind. 5. Kali-Progo. Die Quelle dieses nachher sehr ansehn- lichen Flusses liegt am Nord -Ost -Abhänge des G. -Sendoro 39 So' •) Bäche und Quellen die aus Kalkhöhlen hervortreten oder die am Strande, ja unter dem Meerwasser ausbrechen, werden wir in Abtheilun«,' III, KapitellX. derTertiiirgebirge undKapitellll. der lieuttägigen Bildungen kennen lernen. A. d. V. 908 iibor dein ]Mecre. Dort bricht der starke Bach in der Nähe des J )orfes Djonibrct aufP^inmal aus einer Höhle in vulkanischem Trüni- niergestein hervor. Siehe »Seite 231. Die Temperatur des Wassers war inn 12 Uhr (am G. April 1840) 13,7» R. oder 63,0^ F. bei einer Luftwärme von 1S,0" R. oder 72,5" F. 6. Kali-Bening. Auf dem verflachten Mittelrücken der Residenz Kadu brechen, 5 Pfähle nordwärts von INIa^elang die Quellen des genannten Haclies hervor, welche die grössten auf der Insel Java sind. Sie entspringen fern von allen Bergen in der wcst- liclien Gegend des Rückens , da, wo er anfängt sich in's Thal des K. -Progo hinabzusenken, das noch V2 Hundert Fuss tiefer. liegt. Da nun auch das K.-Elothal auf der andern östlichen Seite des Rückens tiefer liegt, so kann das Wasser der Quelle nur in Heber- f önuigen Kanälen dorthin gelangen , die in viel höhern Regionen der benachbarten A'ulkane G. -Sumbing und ]Merbabu mit AVasser gespeist, unter dem ]3ette der Kali -Progo oder Elo hindurch- führen und sich auf dem Rücken zwischen beiden öffnen. Es sind mehre grosse Becken, Teiche, an deren Boden das Wasser aus weiten Öffnungen mit solcher Gewalt hervorbricht, dass grosse Steine mit in die Höhe getrieben werden und ein ]jach gebildet Avird , der , Aväre sein Fall nicht zu stark , Wasserreich genug sein Avürde vnn grosse Kähne zu tragen. Er ergiesst sich in den nahen Kali -Progo.*) 7. Kali-Kuning. In der Thalkluft (Djurang) gleiches Na- mens, am Südfusse des G.-Merapi, quillt dieser Bach aus grossen Felsenlöcheru auf Einmal hervor (siehe S. 304). 8. Das ,, blaue Wasser" in der Residenz Pasuruan. Sehr grosse Quellen die mit Kraft hcrvorschiessen , sammeln sich in einer Kesseiförmigen Senkung (am Fusse ? des G.-Tengger) und bilden ein Becken von 420' im Umfange, einen kleinen See, dessen überflüssiges AVasser dann als Bach nach Süden abfliesst. Dieser Ort wird von den Javanen als heilig verehrt. (jNIündl.)**) Erklärende Betrachtungen. Von den aufgezählten 80 Mineralquellen Java's sind sieben (1, 5, 7, 9, 10, 18, 22) hinsichtlich der Umgebungen, aus denen sie entspringen, mir nicht genau bekannt. Von den übrigen 73 lie- *) Nach sorgfältigen Barometermessungen liegt das Niveau der höchsten Iluuptquelle in gleicher Höhe, oder nur wenige Fuss höher als die Flüche vor dem Kesidentenhause in Magelang. Ua nun die höhern Gegenden der Stadt ISIagelang , der Alunplatz , noch 5u' höher als die genannte Flüche liegen (siehe Seite (15 der I. Abtheilung) so ist es nicht möglich, das Wasser der Quelle in einen Kanal dorthin zu leiten. A. d. V. **) Ich Aveiss nicht ob das ,, blaue Wasser" identisch ist mit dem Ranu-Ka- linduugan, der ebenfalls in Pasuruan liegt, oder ob dies zwei verschiedene Bek- ken sind. A. d. V. 909 gen a) vierunclzwanzig (4, 6, 19, 21, 37, 38, 39, 40, 44, 58, 59, GO, 62, 63, 64, 66, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 79 u. SO) mehr oder weniger weit von den Vulkanen entfernt , im Tertiiirgebirge, das in der Nähe von mehren dieser Quellen , eben so Avie in vielen andern Gegenden von Ganggesteinen verschiedener Art durchbrochen ist ; Nr. 19 entspringt am Fusse der kolossalen Linggung- INIauer , die offenbar ein Jiruchrand des gehobenen, neptunischen Gebirges ist, obgleich der Bruchfläche kein vulkanischer Berg gegenüber liegt. h) Achtzehn (2, 3, 11, 13, 23, 24, 25, 33, 45, 46, 47, 50, 51, 52, 53, 56, 57, 70) entspringen in grösserer Höhe am Gehänge der Vulkane aus vulkanischem Felsboden; c) sechzehn (8, 34, 35, 36, 41, 42, 48, 49, 54, 55, 61, 65, 67, 69, 77, 78) in geringer Höhe, am F u s s e der Vulkane , da, wo dieser sich auf dem nep- tunischen Boden endigt, und d) fünfzehn (12, 14, 15, 16, 17, 20, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 43, 68) entspringen an der Gränze zwi- schen dem neptunischen und vulkanischen Gebirge, an der innern Seite eines neptunischen liruclnandes oder eines Vorgebirges von Vulkanen. Da an Bruchrändern des geschichteten Gebirges die l^ildung von Spalten, aus denen Dampfförmige oder tropfbare, aufsteigende Flüssigkeiten ihren Ausgang nehmen können, in einem ausgezeich- neten Grade Statt fand, so scheint die Zahl dieser Quellen, die neben solchen ]J mehr an dem entspringen, gering; es ist aber wahrscheinlich, dass die vorhin genannte Zahl von 1 S Quellen (5), welche an den Seitengehäugen der Vulkane hervortreten, nebst jenen 16 (c), welche am Fusse der Vulkane sichtbar werden, eben- falls , wenigstens zum grössten Theil , zu dieser Rubrik d gehören und in der Erdtiefe aus Spalten hervordringen, die sich dem Hruch- rande von Theilen der geschichteten Formation entlang ziehen. Denn Aveun bei c kein solcher gehobener Tlieil des geschichteten Gebirges sichtbar ist, so kann die Ursache davon darin liegen, dass der Kand desselben nicht hoch genug gehoben wurde , um an der Oberfläche des JJodens sichtbar zu werden ; er liegt dann wahr- scheinlich unter den Schutt- und Alluvialbildungen verborgen, wo- von der Fuss vieler von diesen Vulkanen umgeben ist, und Avenn man bei h kein solches Vorgebirge zur Seite der Vulkane wahr- nimmt, so kann dies seinen Grund darin haben, dass dieses Ge- birge von den Lavaströmen und andern Auswurfsstoffen der A ulkane, die sich erhöhten und zugleich seit wiirts ausbreiteten , überschütt(>t wurde imd nun unter der Oberfiäche dieser Vulkane versteckt, gleichsam begraben liegt. Dass ein solcher Vorgang wirklich Statt hatte, beweisen die Bergkuppen, die sich auf dem Gehänge mancher Vulkane Inselförmig erheben und die aus ganz anderm Gestein be- stehen , als die benachbarte, geglättete und gleichmässig herabfal- lende Oberfläclie des Berggehänges, die aus Jüngern Lavaströmen gebildet Avorden ist. Diese Jiergkuppen bestehen theils aus älterm, trachytischem f)der doleritischem Ausbruchsgestein z. 15. die, welche am Westgehänge des Vulkan's G.-'ljcrimai (Seite 1 10), am Nord- 010 Nord -West - Gehänge des G. -IM^'ibabu (G.-Kopeng, Seite 281), um Westgehiinge des G. -Lawu, unterhalb Tumpak (Seite 3G0) und am Nord -West -Fusse des G.-Raon (S. 025) emporsteigen und die aus der Oberflilche dieser Vulkane gleichsam auftauchen; dahin gehört auch das Vorgebirge am Nord - Ost - Gehänge des G.- Tangkuban prau (G.-Nagrok und Pulu sari), an dessen innerer Seite die Quellen Nr. 2S und 2!) liegen;*) theils sind sie Überreste eines wirklichen nei)tunischen Erhebungsrandes, nämlich solche Theile desliandes, die etwas höher waren, als die andern und die desshalb von vulkanischen Produkten noch nicht überschüttet worden sind. Zu diesen muss gerechnet werden das Vorgebirge bei (iamping, am Abhänge des Vulkan's G.-Lawu, in welchem die Quelle Nr. 08 ent- springt und das vereinzelt zwischen vulkanischen Umgebungen da- liegt, welche west- und ostwärts von demselben alles neptunischc Gebirge überdeckt haben. Wahrscheinlich setzte sich auch das südliche Vorgebirge des G.- Tangkuban prau, an dessen innerer Seite die Quellen Nr. 20u. 27 entspringen, vormals viel weiter nach Westen fort und reichte bis jenseits der Quelle Nr, 25, wo es aber nun unter den Lavaströmen desG.-l^>urangrang verborgen liegt, auf gleiche Art wie sich das nördliche Vorgebirge desselben Vul- kan's, an dessen innerer Seite (dem Rruchrande) die Quellen Nr. 30, 31 , 32 entspringen, ebenfalls nach Westen zu unter den avuI- stig- ausgebreiteten Lavaströmen dieses G. - Burangrang verliert. Wenn, wie die Erfahrung auf Java täglich lehrt, die Vulkane noch fortfahren, sich aus ihren Produkten höher aufzubauen inid in dem- selben jNIaasse ihren Umfang zu vergrössern, so müssen die genann- ten Vorgebirge unter der Oberfläche des Vulkan's endlich ganz ver- schwinden und in die jNIasse des Vulkan's selbst aufgenommen wer- den; wenn z. B. der G. -Tangkuban prau, der jetzt 6030' hoch ist, seine Oberfläche um 3 bis 400' erhöht, so wird das ganze neptuni- sche Vorgebirge auf der Nordseite des Vulkan's grösstentheils un- sichtbar werden , da der Hand desselben nur noch einige Hundert Fuss höher liegt als die Oberfläche der Lavabänke, die einst gegen den Bruchrand dieser neptunischen Gebirgsscholle anstiessen und sich zu dem jetzigen Plateau von Sßgala erang ausbreiteten. Die Quellen Nr. 30 , 31 , 32, welche jetzt am Bruchrande hervor spru- debi, werden alsdann aus der Oberfläche des Vulkan's, die sich dann gleichmässig herabsenken wird, hervorzudringen scheinen. Ist doch die Fläche, axis welcher die Quelle Nr. 36 hervortritt, selbst in ganz neuen, historischen Zeiten erhöht worden und liegt sesenwärtig- 40 bis 60' höher, als dies vor 1822 der Fall war! Diese Ansicht ist weit entfernt, hypothetisch zu sem; ihre Richtigkeit wird vielmehr noch durch eine INIenge andrer Beispiele bestätigt, die man im 1. und 2. Abschnitte dieser Abtheilung zer- streut findet. Demzufolare aber erscheint das Verhältniss der Quel- •) Vergleiche über diese trachytischen und doleritischen Vorgebirge der kane Seite 140 f. A, d. V. 911 len, die an der Seite von Bruchrändern des Schollenartig gehobenen neptunischen Gebirges, also aus den Spalten zwischen diesen Gc- birgsschollcn und den Vulkanen hervorbrechen, in Beziehung auf die Zahl der andern Quellen ein ungleich grösseres als vorher. Am Ausgezeichnetsten ist diese Art des Ursprungs von Quellen zu er- kennen bei Nr. 20, wo zur Seite des 1330' hohen Bruchrandes G.- Brengbreng der Tertiärtbnnation ein rundlicher Trachytberg G.- Subang hervorgebrochen ist und zwischen beiden, am Fusse der Wand die heisse Quelle liegt. (Vergleiche III. Abtheilung Seite 22 und 37.) So wie die Lage der Quellmündungen, das Hervortreten der- selben aus Spalten an der Grilnze der Vulkane , da , wo die Lava- ströme derselben anstossen an den Bruchrand eines einseitig ge- hobenen Theilcs des neptunischen Gebirges , dessen Eand als Vor- gebirge sich vor dem Vulkane hinzieht oder eines altern trachytischen Vorgebirges, *) so werfen auch die B e s t a n d t h e i 1 e des Wassers von diesen Quellen einiges Licht über die Art ihrer Entstehung. (Siehe oben.) Sie können, mit Ausnahme von Jod sämmtlich nach- gewiesen werden in den Gesteinen, woraus Java zvisammciigesetzt ist und unter denen selbst Manganoxyd nicht vermisst Avird. (S. Kapitel XII. des Tertiärgebirges in der III. Abtheilung.) Wenn Regenwasser aus höhern Berggegenden in Spalten hin- abdringt in's Innere der Erde und bis zu einer solchen Tiefe gelangt, wo die Gesteinmassen sehr heiss oder wohl gar geschmolzen sind, so wird es erhitzt oder in Dampf verwandelt werden. Es wird dann thcils als AYasserdampf aus den vulkanischen Schächten wieder emporsteigen oder durch Nebenspalten, deren Öffnung tiefer liegt, einen Ausweg zu gewinnen suchen. Es wird in diesen Kanälen theils gehoben werden durch den Wasserdampf, der sich wieder mehr und mehr zu tropfbarem Wasser verdichtet, je mehr er sich der kühlem Oberfläche der Erde nähert, theils durch Gasarten (Kohlensäure, Schwcfehvasserstoffgas, gasförmige schweflige Säure), die aus dem innern vulkanischen Ilcerde in denselben Kanälen emporsteigen und Avird mit diesen Gasarten, Avovon es einen Theil absorbirt hat und mit den löslichen Ik'standtheileii der Fels.'ii, die es während seines Laufes aufgenommen hat, mehr oder weniger be- schwängert und in einem höhern oder mindern Grade erhitzt , als M i n e r a 1 w a s s e r an der Oberfläche hervortreten. Zum Theil wird das Hervordringen des Quellwassers auch die Folge sein vom hy- (hostatischen Drucke. In einem Lande, avo sich in den Kratern von 1 1 'A Tausend Fuss hohen Vulkanen , wie in dem des G. - Se- meru , fast immerAvährend Lava in einem rotliglühcnden , wo nicht geschmolzenen Zustande befindet, da kann die Ilegi(m nicht tief liegen, wo die vulkanischen Felsmassen ehien Wärmegrad besitzen. •) Über diese trachytischen Vorgcbirj^'skuppcn der Vulkane, ihre T^nt- stehungsart und ihr VerliÜltniss zu den ncptunischeu Vorgebirgen sehe man Ka- pitel X. des Tertiärgebirges in Abtlieilung IIL A. d. V. 912 um bis auf den Siedepunkt das Wasser zu erhitzen , das vielleicht aus Höhen von 6 bis !)000' in Spalten der Lava hinabgedrun<>en ist und aus andern .Si)alten , am Fusse der Vulkane , aus tiefer lie- o-enden Öffnungen wieder hervorgepresst -wird. Vulkanische Ausbrüche, die oft in wenigen Stunden grosse, blühende Landstriche verwüsten ; Erdbeben, die Tausenden der Be- wohner Angst und Schrecken einjagen, und warme Quellen, die sicli still und wohlthätig äussern, schmelzen so, was die Ursache ilirer Entstehung betrifft., in- eine Erscheinung zusammen, die auf dem Vorhandensein von Wasser an der Oberfläche und der Glüh- hitze im Innern des Erdkörpers beruht. Durch ihre Bestandtheile zeichnen sich aus die Quellen Nr. 47, 4S, 4age , der geringern Masse des liandes, dem Mangel grosser Wärme sU'ahlender Plateaux) die Temperatur schneller abnimmt, als nach BoussiGNAULT in Südamerika, wo die Wärme erst auf 077 ]'>rhebung um einen Grad vermindert. Nach diesem letztern Gesetz müsste auf Java in einer Höhe von UGOO', wo man ^,0" K. stal)ile Bodenwärme findet, noch eine Wärme von i),U** K. herrschend sein und müsste die ewige Schneegränze erst in löO!)]' anfangen, die man aber auf Java wahrscheinlicli schon in 14100' Höhe antreffen würde , weim Java so liohe Berge hätte. Vielleicht , dass auf Neuguinea dies der Fall ist. A. d. V. 58* 9IG vorhanden sind und die -vvurmcu (Quellen Xr. 23 und 24 entspringen. Hier wird man eine jiilniichc AN'iinnc wie in Kaj) Stadt oder in Popayan geniessen und sich nach Jieheben in noch käUere Orte bc- «»•eben kiinnen , (Ui sieh das IMateau <^anz allmähli<^- zu den Ge- hängen der undiegenden G bis 7üUU' hohen lierge erhebt. ■1. In einer Höhe von 5164' über dem Meere Ijat man 14,0" R. (03,5° F.) "NVärme zu erwarten. 8o hoch ungefähr liegt der Zwi- schenrücken zwischen dem G.-^Merbabu und Merapi, wo sich zwi- schen Gärten von Pfirsichbäumen (in einer Höhe von 4SSU') das Landhaus Selo befindet; ferner das Dorf liatur auf der Westseite vom G.-])icng (5000'). Hier wird man also eine Luft einathmen, genauer gesagt, eine jährliche INIittelwärme geniessen, wde zu »Syd- ney oder Georgetown , die noch etwas wärmer ist wie die von Pa- lermo und Nangasaki. 5. Steigt mau G450' hoch iU)er das iNIeer, so wird man eine Temperatur antreffen von 12,0" R. (59, 0" F.). ]Jeinahe so hoch liegt das hendiche und bewohnte Plateau vom G.-Dicng (02!)(i j, in dessen Nähe, am Telaga Leri, die warmen ScliAvefelwasserstoff hal- tigen Quellen Nr. 45 entspringen. Hier ist die jährliche ^Nlittcl- AväiTue also schon 10 REAUMuii'sche oder 22 y2 FAHRENnKix'sche Grade niedriger, als zu Patavia und wenn man hier seine Hütten baut, so wird man sich der mittlem Temperatur nach versetzt haben in das Klima von ^lontpe liier und Madrid und wird eine Luft einathmen , die noch etwas wärmer ist, als die von Quito, aber nur wenig kühler als die von Rom. 6. Wenn man durch Perggegenden reist, die sich von 7093 bis zu 8379' erheben, so wird man das Thermometer von 11,0" R. oder 50,7" F. bis auf 9,0" R. oder 52,2" F. herabsinken sehn. Dies ist die Region, worin, in ihrer mittlem Gegend , die Tagereisen weit ausgedehnten, schönen Hochflächen des Ajanggebirges in der Re- sidenz Pesuki liegen , die sich sehr allmählig und Stufenweis über- einander erheben. AVenn man in diesen Plateaux hinansteigt, so wird man aus der Temperatur von P or d e au x allmählig hineintreteu in die mittlere Jahreswärme von Mailand, Nantes, Rochelle, Mün- chen bis in die von Gravenhage. *) 7. In 9022' Höhe endlich herrscht die Mittelw^ärme von 8,0"R. oder 50,0" F. So hoch oder nur wenig höher oder niedriger, liegen die Gipfel von vielen java'schen Kegelbergen , die oben verflacht, wie abgestutzt, also bewolmbar sind. Es sind erloschene Vulkane. Dahin gehören der G. - Mandala wangi bei Puitenzorg (irrig G.- Panf^gerango genannt), dessen Gipfelplatte in der IVIitte 9145' hoch ist; der G. -Argopuro 9207' hoch, oberhalb der vorlün genannten Hochflächen des G.-Ajang; der G.-Söndoro, u. a. Auf diesen Gipfeln wird man die mittlere Tem2)eratur von Mas triebt, Elber- feld und Heidelberg wiederfinden. •) -welche letztere 52,0° F. oder fast 9,0" R. betrügt nach VAX Swixdex, in Cotte, Mem. II. 3S5. A. d. V. 917 Von diesen hier au%eziihlten Gegenden der Insel Java empfeh- len sich besonders das Plateau von Pengalengan, mit wannen Quellen in 4'/o Tausend Fuss Höhe, und das Plateau von Dieng, (las mit seinen Umgebungen in einer Höhe von 6 bis 6 y, Tausend Fuss liegt und ebenfalls warme Quellen besitzt, zum Aufenthalte kranker Europäer, so wie zur Anlegung einer Gesundheitsanstalt, eines Re- convalescentenhauses. Von Anstalten der Art, die, wie das an der warmen Quelle von Plantungan (Nr. 47. vergl. Seite IS 2) erbaute Hospital, in einer Höhe von nur 1G90' und noch obendrein in einer tiefen Thalschlucht liegen, wo über Tag eine drückende Hitze herrscht, oder die wohl gar, wäe das zu Uugaran nur 1040' Höhe über dem iNEeere haben, sind keine günstigen Resultate inReziehung auf die Heilung der tropischen Krankheiten von Europäern, die sich daselbst aufhalten, zu erwarten. Es ist sehr zu bedauern, dass die Vorsteher des ,,Geneeskun- digen Dienstes" zuBatavia nicht das Beispiel der britischen Mili- tärärzte gefolgt haben, Avelche letztere Naturgetreu uud rationell handelten und ihrer Regierung schon in 1832 vorschlugen auf Cey- lon ein Sanitarium zu erbauen, auf dem G2S7' hohen Plateau von Neura Ellya, so wie ähnliche im Himalayagebirge , Anstalten, Avelche die Erwartungen, die man davon hegte, bei Weitem über- troffen haben.*) Welche ungleich schönere, viel ausgezeichnetere Gelegenheit würden nicht so viele Rerglandschaften von Java darbieten, um der- gleichen Plätze mit wenigen Unkosten zum Aufenthalte kränkeln- der Europäer einzurichten ! **) fiapitfl IV. Erdbeben in niederländisch Indien , und ihre Geschichte. Während w^ir unter den verschiedenartigen Erscheinungen, die von ein und derselben, dem Innern des Erdkörpers inwohnenden Kraft, der Glüh- oder .Schmel/hitzc der Gesteinmassen, die dort herrscht, der Elasticität der Dämpfe, die dort wirksam sind, auf der Oberfläche der Erde hervorgerufen werden, in dem vorigen Ab- schnitte eine der ruhigen und permanenten Kraftäusserungen kenneu lernten, nämlich die warmen Wässer, die sanft und still aus (Öff- nungen der Oberfläche hervorfliessen und der leidenden Menschheit , *) Siehe A.suä. Journ. New. Scr. 1^34. Vnl. XI Tl. p. 171. A. d. V. **) Vergleiche meinen Aufsatz ül)er : ,,iJc gcwafigden cn kondcn luchtstreken ro}f Java, tat een Katnnr- aardri/k-i- eii f/enccsknndig oof/puiif he^schonuHl ,^' enz. in /let 'rijdschr. voor Ncvrl. ImUe. jaanj. 1. (|S12) p. Sl bis 121. A. d. V. 918 öfters heilsam sind , so •wollen wir uns jetzt einer Erscheinunj^ zu- wenden, deren Entstehung denselben Ursprung- hat, die aber, ob- gleich sie nur vorübergehend, oft nur momentan wirkt, verwüstend, zerstörend auftritt und nicht selten Hunderttausende von liewoh- nern der Erde auf Einmal in Schrecken und Verzweiflung setzt oder ihren Tod bewirkt : denn auch die Inseln des indischen Ar- chipels werden häufig von Erderschüt tcrungen heimgesucht. Um mit einer iiniern Kraft des Erdkörjjers, die sich selbst der Beobachtung entzieht, mit der Tiefe, in welcher sie wirksam ist*) und mit den Gesetzen, denen ihre Äusserung gehorclit, bekannt zu werden, muss man erst die der Beobachtung zugänglichen Erschei- nungen, die sie auf der Oberfläche der Erde hervorbringt, voll- ständig lehren kennen. Von dieser Überzeugung durchdrungen habe ich auch über die Erdbeben Alles gesammelt und zusam- mengestellt, was davon zu meiner Kenntniss gelangte, habe mich jedoch dabei einer gedrängten Kürze befleissigt, um den Umfang des Werkes nicht zu sehr zu vergrössern und habe desshalb die Ge- schichte vieler Erdbeben nur im Auszuge mitgetheilt. Erst seit dem Jahre 1S35, der Zeit meiner Ankunft auf .Java, ist die Aufzählung dieser Erdbeben in so fern vollständig, als ich alle selbst beobach- teten, — die mit einem * bezeichnet sind — oder von andern Be- obachtern durch mündliche, schriftliche oder gedruckte Berichte bekannt gemachten Erdstösse aufgezeichnet habe, während die aus frühem Jahren angeführten Erdbeben wahrscheinlich nur die hefti- gem , verwüstenden der betreffenden Jahre siiid , da sich von den andern, weniger bedeutenden, (die sich wahrscheinlich ereignet haben,) keine Berichte vorfinden. Um dem Leser die unaufhörliche, nie ruhende Bewegung unter der Erdrinde, welche die Inseln des ostindischen Archipels trägt, vor Augen zu stellen und den Zusammenhang mit, oder die Ab- hängigkeit der Erscheinungen von einander ahnen zu lassen , schien es mir zweckmässig, anstatt einer blossen Beschreibung der Erd- beben, eine vollständige chronologische Übersicht aller beobach- teten vulkanischen Erscheinungen und Ereignisse zu liefern. Dess- halb habe ich auch sämmtliche Ausbrüche von Vulkanen mit ange- führt, die zu meiner Kenntniss gelangten und die entweder in der Zwischenzeit zwischen zwei verschiedenen Erdbeben vorgefallen sind oder ihnen unmittelbar vorhergingen oder folgten, oder gleich- zeitig mit ihnen auftraten. Sie sind, um den Überblick zu erleich- tern, mit andern (kleinern) Buchstaben gedruckt.**) *) Nach Cordier's Bcrechnunj^en der mit der Tiefe zunehmenden Wärme in den Schächten Frankreich's kann die abgekühlte , äussere Schicht der Erde nicht dicker sein als lüOUUO Meter und muss die Schmelzhitze aller Laven ge- funden -werden in KiOOÜÖ Meter Tiefe. Nach einem mittlem, auf solche Beob- achtungen gegründeten Kesultat, das LiTTKOW mittheilt (in Gehler's phys. Lex. IX. S. 'iiiS), wird die Weissglühhitze des Eisens in 160000' Tiefe oder V113 des Erdhalbmessers gefunden. A. d. V. •*) Wo hinter den citirten Blattseiten weiter Nichts steht, ist jederzeit die- selbe Abtheilung dieses Werkes genannt. A. d. V. 919 1000. Der G. -Kelut auf Java erlitt einen heftigen Ausbruch. (S. 491.) 1500. Java. Ein furchtbares Erdbeben erschütterte die Insel. Der Ausbruch eines Vulkan's auf derselben Insel hatte zu gleicher Zeit Statt. (S. 852.) 1506. Java. Ein heftiges Erdbeben hatte auf dieser Insel Statt. *) 1560. Der G.-Merbabu erlitt einen heftigen Ausbruch. (S. 292.) 15S6. Der G.-Api auf Banda brach aus, (S. 835) und gleichzeitig erlitt der G. -Ringgit auf Java die furchtbarsten Eruptionen, die bis in 1597 anhielten und den gänzlichen Zusammensturz des Vulkan's veran- lassten. (S. 654.) 1598. Der G.-Api auf Banda brach abermals aus. (S. 835.) 160S. Aus dem G. -Gama lama auf Ternatc hatte ein Ausbruch Statt. (S. 841.) 1609. Aus dem G.-Api auf Banda. (S. 835.) 1614. Auf der Insel Java war die Luft durch vulkanische Asche, die von einer benachbarten Insel kam, total verfinstert. (S. 852.) 1015. Im Monat März ereignete sich ein neuer Ausbruch aus dem G.-Api auf Banda. (S. 835.) 1 629. Banda. Ein heftiges Erdbeben ereignete sitli auf Banda und Amboina. Das jNIeer strömte über das Land. Es stieg 9' höher als zur Zeit der höchsten Springtiuthen, vernichtete den steinernen Ilafendamm, spülte Häuser weg und schleppte eine 3500 Pfund schwere Kanone aus dem Fort Nassau, 36' weit mit fort, während auf der Rhede von Amboina einige Scliiffe meln-mals in einer Kreis- förmigen Bewegung , wie in einem Wirbel, herumgedreht wurden, andere ganz nahe Schilfe aber ruhig liegen blieben. (A'alektijn, Oud-en Ntcino OostincUe.) 1632. Drei Jahre nach diesem Erdbeben brach der G.-Api auf Banda wieder aus. (S. 835.) 1635. Der G.-Gama lama auf Ternate erlitt einen Ausbruch. (S. 841.) 1641. Ein Berg, ,,Adiksa" genannt, auf der Insel Java stürzt ein. (S. 852.) 1644. Amboina. Ein heftiges Erdbeben hatte daselbst Statt, eben so als im Jahre 1671. (V.\lextijx.) 1646. Der Vulkan auf der Insel Makjan brach aus. (S. 844.) 1053. Der G.-Gama lama auf Ternate. (S. 841.) 1664. Der G. -Merapi auf Java erleidet eine heftige Ei-uption. (S. 319 und 852.) 1673. Amboina. Den 12. Juni ereignete sich ein neues hef- tiges Erdbeben daselbst (Valkntun) , eben so wie auf den Inseln Ternate und Djilolo. Die Vulkane G.-Gama lama (S. 813) und Gama- •) Nach einer java'schen Chronik , mitgctheilt von Roorda VAN Eysinga , jMf^fi" 3.p. 175. A. d. V. 920 nacore (S. 844) , die auf diesen Inseln liegen, erlitten gleichzeitig einen Ausbruch. 1G74, 1075, 1Ü7G. Amboina. Den 17. Februar nahmen Avieder höchst verwüstende Erdbeben auf Amboina ihren Anfang-, in deren Folge 2000 jNIenschen um's Leben kamen. Der G.-Wa- wani spaltete sich an zwei Stellen und spie einen Schlammstrom aus, der bis in's Meer floss. (Valextijn 1. c. II. p. 104.) (Vergl. S. 838.) 1678 , den 19. August erlitt der G.-M6rapi auf Amboina einen Ausbruch. (S. 319.) 1680. Der Pik auf der Insel Ilökata warf im Mai eine ungeheure Menge Bimstcin aus. Siehe: ,, Ostindische lleisebeschrcibung vomlJerg- meister Vogel, Altenburg 17 04" u.s.w. S.4. DieserVulkan scheint seit jener Zeit ganz ausgebrannt zu sein, da die schattigen Wälder sich bis auf den Gipfel des Berges erstrecken, aus welchem die Inländer nie Dampf aufsteigen sahen. 1683. B a n d a u n d A m b 0 i n a . Heftige Erdbeben hatten auf diesen Inseln Statt, mehre Häuser stürzten ein, viele Berge be- kamen grosse Spalten und von dem Jierge Lontar auf Banda stürzten gewaltige Felsen herab. (Vale>'tijx I.) In demselben Jahre, vielleicht gleichzeitig mit jenen hatten auch auf der Halbinsel ]\Ienado von Celebes und auf der Insel Serua Erdbeben Statt. Sie be- gleiteten den Ausbruch der Vulkane Klabat, S. 847, undLelegala S. 833, die auf diesen Inseln liegen, und auf Serua versank ein grosses Stück Land. (Valent. IL p. 17.) 1684. Java. Den 13. Januar. Erdbeben. (Verh. Batac. Gen. II. der de druk. 1826./?. 369 etc.) 1687. Amboina. Erdbeben. (Valentijn.) 1689. Amboina. Denl9. Januar. Erneuertes Erdbeben. (Val.) 1690 bis 96 fuhr der G. - Api auf Banda fast ohne Unterbrechung zu wüthen fort ; er entlud ungeheure Mengen Dampf und Rauch und während dieser Zeit hatten keine Erdbeben Statt. (S. 835.) 1699. Java. Des Nachts vom 4. zum 5. Januar hatte ein heftiges Erdbeben auf Java Statt, das bis in den Lampong-Distrikt und noch weiter auf Sumatra gefühlt wurde. Viele Häuser auf Ba- tavia stürzten ein, der Fluss von Tangeran, Tji-Dani, nebst vielen Kanälen wurden durch den angespülten Schlamm (vulkanische Asche) .verstopft und traten über ihre Ufer (Verh. Batav. Gen. I. „Jacatra" p. 17 und //. p. 372.) Der Ausbruch des G. -Salak bei Buitenzorg fand gleichzeitig Statt. (S. 11.) 1710. Banda. Heftiges Erdbeben. (Valentijn.) 1711. Vom 10. bis 16. D ecemb er erlitt der G.-Awu auf Sangir einen heftigen Ausbruch. (S. 845.) 1712. Der G.-Api auf Banda Avüthete. (S. 835.) 1747 und 1748 brach der G.-Gede auf Java heftig aus. (S. 23.) 1752. Die ganze Insel Java Avurde in diesem Jahre durch vulka- nische Asche, die ,,von einer nahen Insel kam'', in Finstemiss gehüllt. (S. 852.) Den 1. Mai dieses Jahres aber erlitt auch ein Vulkan auf Java, nämlich der G. -Lawu, (S. 363) eine furchtbare Eruption. 921 1754. Amboina. Den 18. August. Ein heftiges Erdbeben, wobei viele Gebäude einstürzten. (Valentijn.) 1757. Java. Den 24. August und 1758, den 14. Mai, zAvei Erdbeben auf Java. {Verh. Batav. Gen. l. c.) 1761. Ein Ausbruch aus dem G.-Gede auf Java fand Statt. (S. 23.) 1765. Der G.-Api auf Banda brach aus. (Valentun.) 1767. Banda. Erdbeben. (Valentijn.) 1769. Java. Den 25. Januar. Erdbeben. (Verh. Batav. Gen. l. c.) 1772. Java. Den 10. Mai. Die Insel Java Avurde von einem allgemeinen Erdbeben heimgesucht. (1. c.) Drei Monate später, nämlich in der Nacht vom 11. zum 12. Aug., fand die, S. 99 u. s. w. beschriebene, verwüstende Eruption aus dem G.-Pepandajang Statt und gleichzeitig brach der G. -Tjerimai (S. 143) undder G.-Slamat(S. 166) aus. Die unterirdischen Dämpfe, die vielleicht jenes Erdbeben verursacht hatten, bahnten sich also aus drei Kratern Java's auf Einmal einen Ausweg. 1775. Java. Den 4. Januar. Erdbeben. (Verh. Batav. Gen. l. c.) In diesem Jahre erlitt auch der G. - Api auf Banda wieder einen Ausbruch. (Valentijx.) 1778. Java. Den 12. Januar. Erdbeben. (1. c.) Auch in diesem Jahre brach der G.-Api auf Banda aus. (Valentijn.) 1779. Java. Den 28. JuH. (Verhandl. l. c.) 1780. Java. Den 22. Januar. Ein heftiges Erdbeben hatte im Avestlichen Theile von Java Statt, das von einem unterirdischen Getöse begleitet war. Es wurde von Tjeribon bis Bantam, also in der ganzen westlichen Hälfte von .Java gefühlt, zu Batavia stürzten viele Häuser ein, zu Buitenzorg und Tjeribon wurden viele beschädigt, ja selbst Schiffe auf dem offnen Meere, welche, auf ihrer Reise nach JJatavia, die Sundastrasse noch nicht erreicht hatten, fühlten den Stoss. (Verh. Batav. Gen. l. c.) 1781. Amboina. Heftiges Erdbeben. (Valentijn.) 1786. Java. Im mittlem Java, namentlich im Gebirge Dieng ereignete sich ein starkes Erdbeben , demzufolge ein Stück Grund versank. (S. 212.) Zu gleicher Zeit oder darauf folgend, hatte ein Ausbruch aus dem ,, Krater Budak" in diesem Gebirge Statt. Auch der G.-Merapi auf Java erlitt am 17. Juli 1786 eine Eruption. (Seite 319 und Ver/i. Batav. Genootsch. IV. p. 1 bis 17.) 1796. Der G.-Idjfen auf Java brach aus. (S. 706.) 1797. Sumatra. Den 10. Februar Abends 10 Uhr trat das heftigste bekannte Erdbeben von Sumatra ein. ]}cim ersten Stosse, Avclcher eine Minute dauerte, strömte das ]Meer über das liand, ausser kleinern Fahrzeugen wurde dadurch eine Brigg, die im Flusse von Padang lag, % Pfahl weit landeinwärts getrieben, wobei sie ein Paar Häuser umrannte; dann lief das Wasser wi('d(>r see- wärts und das Bett des l'adaugflusses wurde trocken. Drei Mal wie- derholte sich dies Hin- und HcrstrÖmen des Meeres. Ein Dörfchen 922 Ajcr inaiiis (in Norden von Piulang) wurde .so hoch übersehwcnnnt, dass man am andern Tage die Leiehen in den Zweigen der ]Jäume hängen sah. Die Erde zu Padang kUiff'tc in zwei Zoll weiten Hissen auf, die sich nachher "wieder schlössen. So blieb die Erde die ganze Nacht und den folgenden Tag, den 11. Februar, in steter welliger Bewegung ; alle 15 bis 20 Muiuten trat ein Stoss ein, luid es dauerte acht Tage lang, ehe diese Erscheinungen ganz verschwanden. Fast alle ^Mauern waren geborsten. (Nach ])u PuY in Tijdsclir. Neerl. Indie,Jaarc/. J"^!!, aflcrcritig l,pa(j. 113.) 1500. Ein Ausbruch aus dem G.-Guiitur auf Java. (S. 70.) 1501. Aus dem G.-Tonkoko auf Menado. (S. 847.) ISO 3. Den 3. bis 15. April brach der G.-Guntur auf Java heftig aus. (S. 70.) 1804. Im September erlitt der G.-Bromo (Tengger) auf Java einen Ausbruch. (S. 595.) 1805. Der G.-ljerimal auf Java brach im Anfang dieses Jalires heftig aus. (S. 143.) 1806. Der G.-Lamongan wüthete im Monat Mai. [Verh. Batav. Gen. Deel VIT. stu/c \. p. 19.*j) 1807. Den 1. bis 6. September brach der G.-Guutur von Neuem aus. (S. 70.) 1807. Der G.-Merapi auf Sumatra erlitt in diesem Jahre eine Eruption. (S. 812.) 1808. Der G.-Agung auf Bali warf ungeheure Mengen Blmstein aus. (S. 817.) 1809. Den 9. Mai brach der G.-Guntur auf Java schon wieder aus. (S. 70.) 1811. Den 5. Juni spie der G.-Kelut auf Java Säulen von Rauch und Asche aus. (S. 491.) Während des ganzen Zeitraumes von 1797 bis 1815 — acht- zehn Jahre lang — wird nichts von Erdbeben gemeldet. Dagegen hatten in verschiedenen Gegenden des Archipels die elf vulkanischen Ausbrüche Statt, die ich so eben aufgezählt habe. 1815. Vom 5. April an bis in den Monat Jidi erlitt der G.-Tem- boro auf der Insel Sumbawa den Ausbruch, der S. 820 ff. beschrieben worden ist und der zu den furchtbarsten gehört , welche seit Menschen- gedenken jemals auf der Erde Statt gefunden haben. Im Anfange dieser Eruption Avurde mehre Wochen lang der ganze indische Archipel, Porneo, Celebes, die molukkischen Inseln, die ganze java'sche Inselreihe bis nach Neuguinea auf der einen und bis nach Mokomoko an der Süd- West-Küste von Suma- tra, 1050 geogr. Minuten vom Vulkane entfernt, auf der andern Seite gleichzeitig, fast ohne Unterlass auf seinen Fun- damenten erschüttert; die Erdbeben kamen Stossw-eise, sie verkündigten die Explosioueu im vulkiinischen Heerde und gingen *) S. 765 dieses Werkes steht irrig deel VIII. A. d. V. 923 von einem nnterirdischen Getöse begleitet, das durcli die ganze ost- indische Inselwelt, 30 Länge- und Jireitegrade weit, zu gleicher Zeit wie der heftigste Kanonendonner vernommen wairde. Auf Amboina spaltete Avährend dieser Erdbeben die Erde an verschie- denen Stellen und spie Wasser aus. (S. 826 und 839.) 1815. Kaum hatte das Wüthen des G. -Tcmboro nachgelassen, so erlitt namentlich am 15. August des G.-Guntur auf Java einen Aus- bruch. (S. 70.) 1S15. Auch der G. -Bromo (Tenggcr) auf Java war in diesem Jahre thätig. (S. 595.) 1815. Bali und Lombok. Den 22. November, also 4 Mo- nate nach dem furchtbaren Ausbruch des G.-Temboro, hatten hef- tige Erdbeben auf Bali und Lombok Statt. Wahrscheinlich war es in Folge dieser Erschütterungen, dass das Ikcken des See's (Dann-) Tambliugan, zwischen Tabanan und Boleling, zerrissen und viele Theile des Landes überströmt wurden. *) 1816. Den 21. September brach der G.-Guntur auf Java aus. (S. 70.) 1816. Banda. Den 8. October des Abends um 8 Uhr ging ein unterirdisches Getöse den heftigen Erdstössen vorher, die von Nord-Osten nach Süd- Westen gerichtet zu sein schienen und die sich bis zum folgenden Morgen zu unzähligen jNIalen wiederholten. Dann trat ein Stillstand ein. Den 11. October aber, des ^Morgens um 7 Lhr kehrten die Erdbeben wieder und wurden ebenfalls durch ein starkes unterirdisches Getöse angekündigt. Die Erschütterun- gen dauerten mit Zwischenpausen nun mehre Tage lang fort, und die Stösse Avaren so stark, dass Niemand im Stande war, aufrecht stehen zu bleiben, und die Ankunft des unterirdischen Getöses für die BcAVohner stets das Zeichen war, sich auf den (irund nie- derzuwerfen. Die meisten Gebäude, die schon am 8ten viel gelitten hatten , stürzten eins nach dem andern ein und in kurzer Zeit war die Stadt auf der Insel Gross-Banda in einen Schutthaufen verwan- delt. Die warme Quelle, von welcher Valextijx spricht und deren sich die Eingebornen auch noch in 1848 erinnerten, schehit wäh- rend dieses Erdbebens verschwunden zu sein. Ein Ausbruch des Vulkans fand nicht Statt. **) 1816. Banda. Während der Monate Novendier und Decem- ber fanden wiederholte Erdbeben auf Banda Statt. (Oi.iviEii.) 1817. Java. Vom 16. Januar an erschütterten mehre Tage lang in Ost -Java wiederholte Stösse die Erde und unterirdischer Donner wurde vernommen. Sie begleiteten den Anfang der Eruption des G.-Idjen (S. 7ü6), die bis zum 18. Februar anhielt. 1818. Java. l)en 2!). März Morgens zwischen '2^ji und 3 Uhr zu Jogjakärta ein massig starkes, aber 3 Mal wiederholtes Erd- *) IL ZOLLINGER, ,,Äc^ eüaml Lombok"' in Tijdschr. Neerl. Indiä. IX. ju 197. **) .Schriftliche Mitthoilung vom Gouvuniciir der mulukkisclicn Inseln, J. 13. Clkekk.ns, d. d. 2U. Juni Tb Ib. A. d. V. 924 beben , das mit einem unterirdischen Rollen eintrat. (Jav. Cour. U. April ISIS. Nr. 15.) ISIS. Sumatra. Mai. Zu Benkulen auf der Süd -West- Küste von Sumatra machte sich ein ziemlich starkes Erdbeben be- merkbar. Der ]icrichterstatter du Puy (1. c.) fühlte es auch auf der niederländischen Frc<^atte Wilhelmina , welche auf der lihedo von JJcnkulen lag. lieim ersten Stosse «glaubte man auf ein KifF zu stossen, worauf eine trillende Bewegung- folgte. ISIS. .Java. Den 2. October um 2y2 Uhr des Mittags fühlte man eine Erderschüttcrung zu Batavia, Buitcnzorg und in den Preanger-Regentschaften, welche in der Nähe des G.-Guntur am stärksten war. (Jav. Cour.) ISIS. Java. Den 21. October wurde zu Trogon am Fusse des G.-Guntur um 10 '/o Uhr des Abends eine neue Erderschütte- rung bemerkt und unmittelbar darauffing der Ausbruch des G.-Guntur an, der vom 2. bis zum 24. October anhielt. fS. 70.) ISIS. Java. Den S. November wurde ein starkes Erdbeben über die ganze Insel .Java gefühlt. {Verh. Batav. Genootsch. IX.) Gleichzeitig hatten aus dem G.-Lamongan (S. 765) und dem G.-Semeru (S. 550) heftige Ausbrüche Statt, und auch der G. -Scndoro erlitt in diesem Jahre eine Eruption. (S. 234.) 1 5 1 9 . B r i t i s c h I n d i e n. In diesem Jahre hatten in Hin- dustan erschreckliche Erdbeben Statt. (C. Bitter^ Erdkunde YII. S. 1045.) 1520. Banda. Den 11. bis 30. Juni Erdbeben auf Banda, gleichzeitig mit den heftigen Eruptionen des G.-Api, die bis Ende Juli anhielten. (S. S35.) 1820. Celebes und Madura. Den 29. December ein Erdbe- ben, welches desMorgens um loUhr gleichzeitig zu Sumenep auf ^ladura massig stark, verwüstend heftig aber zu ^Nlakasar auf Celebes, welches 3G0geogr. Älinuten von da entfernt liegt, gefühlt wurde. Auf Madura richtete es keinen Schaden an, auf der Südküste von Celebes aber wurden eine grosse Menge Dörfer gänzlich durch das Meer verwüstet, welches die Küste zu verschiedenen Malen mit unglaublicher Schnelligkeit überschwemmte und eben so schnell wie- der zurücktrat. Viele Hundert Menschen kamen dabei um's Leben. (Jav. Cour.) Um 3 Uhr Nachmittags wurde zu Sumenäp ein mas- sig starkes Seebeben gefühlt. (Jav. Cour. 20. Jan. 1S21.) 1521. Celebes. Den 4. Januar, Abends um 9 y^ Uhr ein massig starkes Erdbeben zu Makasar. (.Jav. Cour.) 1821. Java. Den 25. September, Abends 11 Uhr zu Samarang und Djapara ein massig starker Stoss, dem ein gelindes Getöse vor- herging. (.Jav. Cour.) 1822. Den 23. Jiüi des Morgens 6 Uhr brach der G.-Merapi auf Sumatra aus. (S. 812.) 1822. Sumatra. 1. October. Zwei Monate nach diesem Ausbruche des G.-Merapi trat ein Erdbeben ein. Zu Padang empfand mau bloss drei starke Stösse am 1 . October, in den Ober- 925 landen aber und der Vulkannähe waren die Erschütterungen viel heftiger; dort fühlte man von 11 Uhr Mittags des Isten an bis zum 2ten früh alle 1 V2 Stunde mehr oder weniger starke Stösse, die mit einem unterirdischen Getöse auftraten, zuerst in der Richtung vom G.-Salasi bis zum G.-:Nrerapi, also von Süd-Süd-Osten nach Nord-Nord- Westen, und dann vom G. -Merapi zum G.-Salasi. Dass zwischen diesen zwei Vulkanen eine unterirdische Spalten - Verbindung vorhanden ist, kann man vermuthen, dass aber zwi- schen beiden eine ungeheure, überirdische Spalte inmitten von zwei Parallelketten und in dem tiefen Theile dieser Spalte der See Singkara liegt, dessen Spiegel 1000(!') Fuss über dem Ocean hoch liegen soll, dessen Sohle aber sich an einigen Stellen bis unter den Ocean herabsenkt, ist bekannt; s. S. 77 f. der I. Abth. Der IJoden war nach diesem Erdbeben an vielen Stellen geborsten, Eergschlipfe entstanden, die Bäche stauten auf, und von einem Hügel, aufwei- chen! eine Kedoute stand, glitt unter andern auch mit dem Erd- reich eine Kanone herab. (Nach du Puy 1. c.) 1822. Java. Sieben Tage nach diesem heftigen Erdbeben auf Sumatra wurden des Mittags um 1 Uhr am 8. October auch die Bewohner von Java, namentlich die, welche die Ebenen am Fusse des G.-Gelunggung bewohnten, durch plötzliche Erdstösse in Schrecken gesetzt. In demselben Augenblicke fing , unter furchtbaren Detonationen, der verhängnissvolle Ausbruch des G.-Gelunggung an, welcher S. 111 f. beschrieben ist. Von den Erdstössen, die diesen Aus* bruch begleiteten , erzitterte die ganze Insel Java und der unterir- dische Donner wurde überall gleichzeitig gehört. 1822. Java. Den 27. December Abends um 9 Uhr fingen zu Magälang Erdstösse an, sich fühlbar zu machen, die sich in 30 Stunden 18 Mal wiederholten. Den folgenden Tag des Abends, den 2Ssten, waren sie am stärksten, die Erde wogte sichtbar. Der Ausbruch des G. -Merapi (S. 319] fing zu dieser Zeit an und die Erdstösse hörten auf. 1822. Gleichzeitig mit dem G. -Merapi, nämlich vom 27. bis 31. December, Avüthete in Ost-Java der G.-Bromo. (S. 595.) 1823. Java. Am 3. und 4. Januar wurde zu Solo, während der G.-]Merapi noch stets fortfuhr, Asche auszuwerfen, ein starkes Erdbeben gefühlt. (S. 319). 1823. Java. Den 9. September des Morgens 8 Uhr hatte ein schwaches Erdbeben zu IJatavia Statt. {Verh. Batav. Gen.) 1824. Im Monat Januar tobte der G.-Lamongan auf Java. (S. 7G5.) 1824. Sumatra. Im Monat [Nlärz machte sich auf der Süd- West- Küste von Sumatra, namentlich zu Padang, ein ziemlich starkes Erdbeben fühlbar, (du Puy 1. c.) 1824. Den 22. April Nachmittags um 4 Uhr brach der G.-Api auf Banda aus. (S. 836.) 1824. Java. Den 13. Mai des Morgens um 1 Uhr wurde in der Residenz Kadii ein starkes Erdbeben beobachtet. (Jav. Cour. 22. Mai 1824.) 926 1824. Vom 9. bis lü. Juni brach der G.-Api auf Banda wieder aus. (S. &3ü.) 1824. Noch war sein Ausbruch nicht beendigt, als am 14. Juni von 6 Uhr Abends bis Mittemacht der G.-Guntur auf Java eine Erup- tion erlitt. (S. 71.) 1824. Den 28. Juni des Abends fing der G.-Api abermals an zu wüthen. (S. 837.) 1824. IJanda. Einen Tag später, den 29. Juni, hatte ein Erdbeben auf Banda Statt, das 3 i\linnten lang dauerte. (S. 837.) 1825. Im October brach der G.-Slamat auf Java aus. (S. IGG.) 1825. Auch der G.-Bromo tobte in diesem Jahre stark. (S. 595.) 1826. Java. Vom 1 1 . bis zum 1 3. October hatten durch ganz I\Iitten- und Ost-Java heftige Erdbeben Statt. (S. 214.) Zur selben Zeit, vom Uten bis zum 13sten, wüthete nicht nur der G.-Pakuodjokrater im Dienggebirge, sondern auch der G.-Kelut in Ost- Java brach am 13ten heftig aus. (S. 214 und 491.) 182G. Java. Den 24. October wurden zu Jogjakc'rta zAvei Erdstösse gefühlt. (S. 214.) 1826. Auch der G.-Lamongan auf Java setzte in diesem Jahre seine Stoss weisen Ausbrüche fort. (S. 765.) 1828. Sumatra. Den 29. Februar um 12 Uhr Mittags hatte zu Padang an der Süd- West-Küste von Sumatra ein sehr starkes Erdbeben Statt, das 2 ^Minuten lang dauerte und mit einem hefti- gen unterirdischen Getöse begleitet Avar. (du Puy 1. c.) 1S2S. Am 15. Mai und wiederholt am 8. Juli brach der G.-Gun- tur auf Java aus. (S. 72.) 1829. Ende Januar tobte der G.-Lamongan auf dieser Insel be- sonders stark, gleichzeitig wie der G.-Semeru daselbst. (S. 550 u. 765.) 1829. Am 4. April des Abends um 10 Uhr hatte aus dem G.- Tangkuban prau auf Java ein Ausbruch Statt. (S. 44.) 1829. Vom 5. November des Mittags bis zum 7ten desselben Mo- nats wüthete der G.-Bromo im Tenggergebirge. (S. 595.) 1829. Auch der G.-Guntur erlitt in diesem Jahre wieder einen starken Ausbruch. (S. 72.) 1830. Amboina. Den 28. März 10 Uhr Vormittags wurde 20 Se- cunden lang über die ganze Insel Amboina ein starkes Beben gefühlt (liorizontal — > Westen) , und schwächere Stösse Aviederholten sich bis zum 7. April. Viele Gebäude waren beschädigt. (Jav. Cour. 22. Mai 1830.) 1830. Am 15. und 16. Dccember tobte der G.-Bromo auf Java, der schon seit 1829 fast ununterbrochen starke Rauchsäulen ausgestossen hatte, besonders heftig. (S. 596.) 1831, den 31. October. Zwrei schwache Erdstösse zu Bata- via um 2 Uhr Nachmittags. Viele schwache Stösse fanden dort und finden Statt, ohne aufgezeichnet zu werden. (Jav. Cour. 3. Novem- ber 1831.) 1831. Den 15. und 16. December war dasselbe beim G.-Semeru der FaU. (S. 550.) 927 1832. Den 19. Januar ereignete sicli ein Ausbruch aus dem G.- Guntur. (S. 72.) 1832. Den 18. April von früh bis Mittag tobte derG. -Semeru besonders heftig. (S. 550.) 1532. Vom 8. bis 13. August brach der G.-Guntur wieder aus. (S. 72.) Auch am 28. August desselben Jahres stieg eine grosse Rauch- säule aus seinem Krater in die Höhe. (1. c.) 1832. Den 29. August zAvischen 11 und 4 Uhr des Mittags erlitt der G.-Gede einen Ausbruch. (S. 23.) 1832. Den 25. December des Nachts von 12 Uhr an brach der G.-Merapi auf Java heftig aus. (S. 322.) 1533, den 28. Januar um 12 Thr und einige INfinuten ein starkes Erdbeben zu IJatavia. Der letzte JStos.s Avar der heftigste und besehädigte viele Häuser. (Jav. Cour. 31. Jauuar 1833.) 1833. Den 1. September hatte wieder ein Ausbruch aus dem G.- Guntur Statt. (S. 72.) 1833. Im Monat October erlitt der G.-Salasi auf Sumatra eine Eruption. (S. 814.) 1833. Der G.-Merapi auf Sumatra hat in diesem Jahre Ausbrüche erlitten. (S. 811.) 1833, den 24. November. Nach Berichten aus Padang, Singapin-a, Palembang und IJatavia Avmde ein starkes Erdbeben fast genau gleichzeitig durch grosse Räume des Archij^els gefühlt. Der erste Stoss trat Abends um 8 y^ Uhr (zu Padang -wird 8 Uhr angegeben) ein , und von noch 6 andern spätem fiel der hef- tigste Nachts um 3 Uhr und dauerte 15 Secunden. Einige Gebäude stürzten ein und viele Avurden beschädigt. (Jav. Cour. 11. Decem- ber 1833.) Zu Padang gestaltete sich das Ereigniss nach den Angaben von Dr. Stumpff*) folgendcrmassen : Nachdem, eben so wie die vorhergehenden Tage der [Monate August, September, October, der Tag des 24. November sehr trocken, sclnvül und dabei windstill gewesen war, trat um 8 Uhr des Abends mit einem unterirdischen Getöse zuerst eine zitternde Bewegung ein, diese wurde heftiger, die Bewohner stürzten aus ihren Häusern, und sahen dann beim hellsten Mondschein die Kokospalmen , die dort alle "Wohnungen umgeben, hin- und herschwanken, und die Erde spalten, woraus AVasser, Schlanmi und ,,schwefhger Dampf" hervonpioll. Die See stieg hoch, die jNIauern borsten, die Säulen, auf denen die Vor- dächer der Häuser ruhen, stürzten ein, die Schiffe wurden vom Anker gerissen, imd an einer Stelle des Strandes, wo man den Tag vorher viele lebende sah, fand man nun eine jNIenge todter Fische. Zu Pulu-Tjingko und auch in einigen Gegenden von Tndra- pura trat das Aleer auf das Land; zu Benkulen trieben mehre Schiffe auf deu Strand und alle Gebäude wurden beschädigt. Hundert •) Tijihchr. Nccrl. Indie VII. ofl. l(l.;>. 157. • A. d. V. 928 jMoilfn vom Lande fühlte das Schiff ]Meixiniiis auf der Höhe der l>oooy- Insehi noch die Stösse, die nach 13erichtcn von l'adan«^ nordnordwcstwärts, nach denen von Batavia aber nordwärts gerich- tet waren und wovon die ersten mit der Zeit der Springfluth zu- sammenfielen; der G.-Merapi aber blieb zu dieser Zeit ruhig, und nur im ersten Anfang will man einen starken Schlag im Berge vernommen haben. Nach diesem machten sich noch weniger heftige Stösse bis Ende November zuweilen fühlbar . 1S34. Java. Den 10. October des iNIorgens um 5^2 Uhr hatte ein heftiges Erdbeben im westlichen Theile von Java Statt, das Wellenförmig w^ar und eine Minute lang dauerte. Auf der Süd- Ost-Seite desG.-JNIega mßndung entstand in Folge davon ein grosser Jjergschlipf der die Tost ^latjan verschüttete, das grosse Haus (Re- gierungsgebäude) zu Batavia bekam einen Riss und der Palast des Ge- neral-Gouverneurs zu Buitenzorg stürzte ein. Sr. Excell. der damalige I7T^^'<7e«'roorf//<7cr (Stellvertreter) des Königs in den Kolonien, J. C. Baud, wurde unsanft aus dem Schlafe geweckt und entging nur mit genauer Noth der Gefahr unter den niederstürzenden Trümmern begraben zu w^erden. Das Schicksal hatte ihn zum Volkstertcgeyi- xcoordiger bestimmt. Siehe die Vorstellung dieses Ereignisses auf der pittoresken Ansicht : der Palast zu Buitenzorg des INIor- gens um SVa Uhr, am 10. October 1834. (Jav. Cour.) Zwei Monate später, nämlich iniDecember, brach derG.-Guntur aus. (S. 72.) 1834. In diesem Jahre brach der G.-Merapi auf Sumatra mehrmals aus. (S. 812.) 1835. Banda. Im jMonat Februar machten sich mehre Tage lang öfters wiederholte, doch nicht besonders heftige Stösse von Erdbeben fühlbar. Zu Ende dieses Jahres, als der Wind von der Seite des Vulkan's G.-Api w'ehte, brachen epidemische Fieber aus, die bis in dielNlitte von Augustus 1838 anhielten und viele Menschen in*s Grab schleppten. *) 1835, Java, den 26. August. Ein Erdbeben in Bantara, nach Berichten aus Lebak. (Jav. Cour.) Einen halben Monat später , im September, brach der G.-Slamat aus. (Seite 166.) 1835. Ambe in a. Den I.November, Nachts um 3 Uhr ward Am- boina von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht, dessen erster Stoss die Stadt schon grösstentheils in Trümmer warf. Im Fort Victo- ria stürzte die Kaserne ein und begrub 5SjMenschen, die Stadt ward in einen Schutthaufen verwandelt, und der Hafenkopf vernichtet, dessen tief eingerammelte Pfähle aus dem Boden getrieben wurden. Die Bewohner der Insel bivouakirten in offener Luft. Ein dicker, ,,mit SchAvefeldämpfen vermengter'^ Nebel bedeckte Am b o i n a seit diesem Beben d r e i W o c h e n lang und eine Epidemie brach aus von gastrisch -biliösem Fieber (Typhus ?) mit intermittirendem Typus und grosser Sterblichkeit auf dieser *) Schriftliche JMitth eilungen ; siehe eben. 929 Insel, die früher wegen grosser Gesundheit berühmt war. (Jav. Cour.) Vergleiche Seite 839. 1835. Der G. -Kelut auf Java erlitt in diesem Jahre emen Aus- bruch. (Seite 492.) 1836.* Java. "Voni 21. zum 22. März, Nachts 3V2 Uhr. Ein massig starkes Erdbeben zu .Jogja kerta, Solo, Samarang. Die Häuser schwankten und schienen sich in einem Kreise herum zu drehen. '/+ Minute lang. 1836.* .Java. Den 17. Juli, Mittags 2 Uhr. Ein massiges Erdbeben auf :Mittel-Java. Die Häuser, z.B. zu Jogja kerta, bebten eine Sekunde lang. 1836. Amboina und Ternate. Seit dem 1. November 1835 fanden auf diesen beiden Inseln häufig wiederholte Erdbeben Statt. Ein Stoss war so stark, dass ausser Gebäuden ein ganzer Berg- rücken einstürzte. (Cf. Jav. Cour, und OoosterUng III. sink 1. 2). 135.) 1837 , den 10. August von 9 Uhr des Morgens bis zu Abend hatte ein Ausbruch aus dem G.-Merapi auf Java Statt. (Seite 322.) 1838 , den 26. Februar brach der G.-Gama lama auf Ternate aus. (Seite 841.) 1838, den 5. und 6. JuH waren die Stossweisen Ausbrüche des G.-Lamongan auf Java besonders heftig. (Seite 765.) (Solche kleine Eruptionen wiederholten sich in ungleichen Zwischenzeiten bis 1841.) 1838. Java. Den 8. August, Mittags 21/2 Uhr. Ein gelindes Erdbeben in West -Java. Zu Tjeribon, Sumedang, Tjandjur u. a. O. ein Wackeln und Zittern der Häuser. (Jav. Cour, und münd- liche Nachrichten.) 1838. In diesem Jahre erlitt der G.-Saputang auf Menado einen Ausbruch. (Seite 849.) 1839.* Java. Den 20. März, Mittags 4 Uhr. Gehndes Erd- beben in West -Java, nämlich auf der Nordseite des Vulkan's G.- Gede zu Buitenzorg, Tjiserua, Tjibogo, avo die Gebäude langsam hin- und herschwankten. Fünf Tage später erleidet der G. - Gama lama auf Ternate einen heftigen Ausbruch. (Seite 841.) 1839. Java.* Am 9. April vernahm ich zu Bodjong keton, am Nordgehänge des Vulkan's G. - Gede kurz vor Sonnenaufgang ein unterirdisches Wummern, ein dumpfes, dröhnendes Ge- töse, das aus dem Innern des Berges kam und sich alle V2 bis 1 Minuten vernehmen Hess. Später hörte ich dasselbe an vielen an- dern Tagen, zu unbestimmten Zeiten. Auch den Hewohnern der Dörfer , die den Abhang und Fuss des Vulkan's bedecken , ist es wold bekannt und sie behaupten, dass zur Zeit, wo es häufig und stark vernommen wird, viele Büffel sterben. 1839. Java.* Den 17. Juni zu Tapus am West-Nord- West- Gehänge des G.-Gede (Panggerango) macliten sich des Abends zwi- schen 9 und 1 0 Uhr nach Zwischenzeiten von 1 5 Minuten drei Erd- stösse fühlbar, deren jeder etwa V4 Minute dauerte. ])ie Bewegung JuD^liuhii, Javu II. 50 030 des Bodens war Wellenförmig und das Haus schwankte unter dem Kraclien der Ikilkcn. IS 10. Java. ])cn 4. Januar Mittags 1 '/q Uhr, einige Sekun- den lang Krdheben i]i Mittel-Java, gefülilt in den liesiden/on Sa- niarang, Kadu, l'agelen, Hanju mas, >Salatiga und Jogja kerta, an welchem letztern Orte dieStösse, die horizontal und vertieal waren, und einige Sekunden dauerten, von einem unterirdischen Getöse begleitet waren. Zu Samarang und in ]]agelcn waren Häuser be- schädigt. (Jav. Cour.) 1840. Vom 2. Februar Morgens 9 bis zum 3. Febniar Mittags 4 Uhr erlitt der G.-Gama lama auf Tcmate einen heftigen Ausbruch. (Seite 841.) Nach dieser Zeit stiegen noch 10 Tage lang starke Rauch- wolken aus dem Krater, übrigens aber war die gewöhnliche Ruhe in die Natur zurückgekehrt. 1840. Ternate. 12 Tage nach dieser Eruption, nämlich am 14. Februar, von 12'/. Uhr Nachts an, trat ein verwüstendes Erd- beben ein, welches die Statlt mit ihren 500 Häusern, das starke Fort Oranien .n i c h t ausgenommen, in einen Schutthaufen verwan- delte und sich bis in den Monat Mai und Juni oftmals wiederholte. Die Erde borst und brach \\'asser aus. (Siehe das Nähere oben Seite 842.) 1840. Den 24. Mai von des Morgens 1'^J-^ Uhr an bis zu Abend ereignete sich aus dem G.-Guntur auf Java wieder ein Ausbruch. (Seite 72.) 1840. Java. Den 12. November des Nachts und den 22. No- vember des Mittass um 1 Uhr wurde im Umfange des G.-Gede ein Erdbeben gefühlt. Es begleitete zwei Ausbrüche des G.-Gede, deren vom 12. November an bis zum 1 1 . December acht Statt hatten. (Seite 24.) 1841. Eanda. Im Monat Mai und Juni hatten auf den Banda-Inseln drei Erdbeben Statt. (Schriftl.) 1841. Banda. Im Monat November wurde ein Erdbeben so- wohl zu Lande, als auch von Schiffen auf dem ^leere gefühlt, wel- ches letztere O' höher stieg, als zur Zeit seines höchsten Fluthstan- des. (Schriftlicher Bericht.) 1841. In demselben Monat, nämlich den 14. November von .5V2 Uhr Morgens an bis 3 Uhr Mittags erlitt der G.-Guntur auf Java einen Ausbruch. (Seite 75.) 1842. Von den letzten Tagen des Januar bis in den Monat März fuhr der G.-Semeru auf Java fort, heftig zu toben. (Seite 550.) 1842. Gleichzeitig mit diesem, namentlich am 24. Januar, fing auch der benachbarte G.-Bromo, in dessen Krater seit 1838 ein See gelegen hatte, wieder auszubrechen an und fuhr heftig zu wüthen fort bis in den Monat Juni. (Seite 590.) 1842. Java. Vom Monat April an bis zum ]Mai hatten in den Landschaften von Krawang, die am Nordfusse des G. -Tangkuban prau liegen, zu folgenden Zeiten Erdbeben Statt: 3. April Morgens 931 10 Uhr, 6. April Nachts 11 y^ L'hr, 3. Mai Morgens 10 Uhr, 6. Mai Nachts nVa und 25. 3[ai :Morgens 7 Uhr. Siehe Tijdschrift voor Neerl. Inclie VIII. pag. 421. 1842. Während der G.-Lamongan, wie gewöhnlich fortfuhr, Par- oxYsmenweis zu toben, fing auch der G.-Bromo, dessen Wuth im Monat Juni kaum etwas nachgelassen hatte , im December wieder heftiger an auszubrechen. (Seite 597.) Er fuhr von dieser Zeit an bis zum Jahre 1S4S, ununterbrochen fort heftige Dampfsäulen auszustossen. 1843. Den 4. Januar von 9 Uhr des Morgens an bis um 2 Uhr des Mittags erlitt der Gunung-Guntur auf Java wieder einen Ausbruch. (Seite 75.) 1S43. Sumatra und Nias. In der Nacht vom 5. zum 6. Januar ereignete sich auf der Insel Nias und einem Theile der ge- gÄüber liegenden Süd- West-Küste Simiatra's, namentlich zu Ba- ros ein heftiges Erdbeben,*) und zwar fast glciclizeitig an beiden Orten , obgleich Earos '\\\ nordnordöstlicher Richtung von Sitoli (an der Süd -Ost -Küste von Nias) 23 geographische ]\Ieilen entfernt liegt. Zu 13aros nämlich wurden die ersten Stösse Avahrgenommen um 1 1 Vo Uhr und in Sitoli ,,etwa um ^Mitternacht." Die Bewegung Avar an beiden Orten von Süd -Westen nach Nord -Osten gericlitet, stand also in einer fast queren Direction zur Längenaxe von Su- matra und Hess, da sie sich nur auf den schmalen Strich von Nias bis I5aros beschränkte, sowohl Tapanuli, als auch Singkel, die zu beiden Seiten von liaros an der Küste von Sumatra liegen, ver- schont. Auf Nias ging dem Erdbeben ein stiller Abend mit ruhiger See voraus. Die nordwestliche Richtung der Erdstösse, von denen die Bewohner sehr unsanft aus dem Schlafe geweckt wm-den, war nur im ersten Anfange wahrzunehmen; indem sie heftiger wurden, Avogtc das ganze Land wie eine Schaukel lün und her, und Alles bewegte sich im heftigsten Beben unregelmässig durcheinander. Niemand konnte weder stehen, noch sitzen, die mchrsten Häuser brachen zusammen, die Ijrustwelir der Benteng (des Forts) sank in Trümmer, Kokospalmen und andere, viel stärkere IJäimieAvurdenmit der Win'zel ausgeworfen, ein Theil des Berges Harifa, niclit weit von Sitoli, stürzte herab in den Abgrund, und aus den Spalten der Erde, die sich überall geöffnet hatte, quoll ein schwarzes, schäu- mendes Wasser. Diese Erscheinungen hielten mit gleicher Heftigkeit 9 Min. an. In dem Getöse, welches sie begleitete, verlor sich der Angst- ruf der luiglücklichen liewohner, die unter den Trümmern ihrer Häu- ser zerschmettert lagen, und vielkücht auch (sagt der J3erichterstat- tcr**]) ein unterirdisches Geräusch, von dem man Nichts vernonnnen hat. Darauf folgte eine Pause bei Sternhellster schönster Nacht, bald aber erneuerten sich die Stösse, und von Süd-Osten her wälzte *) Java'sche Cuurant, s. .Miir/ Nr. I'.i, Is. März Nr. 22 und ö. Ajnil Nr. 27. A. d. V. **) I). Y. S. Im jav. Courant. 5. .April Nr. 27. A. tl. V. 59* 932 sich aus dem Meere eine ungeheure Welle heran, welche unter donnerndem Geräusch die flache Siidostküste der Insel Nias, Alles, Menschen, Thiere, Häuser, ja ganze Dörfer, vor sich wegspülend, überschwemmte, und vom grossen Dorfe Mego, das sie ganz ver- nichtete, eine Stunde weit in's Innere bis nach (iunung sitoli vordrang. Dort wurden kleine Schiffe (Prauwen), die im Flusse lagen, lUO bis 100 Schritte von ihrem Ankerplätze weg, auf das Land ge- schleudert, der neue, aus hölzernen Wohnungen bestehende liasar wurde weggespült, und Hunderte von ^Menschen , die vorhin ihr Grab noch nicht unter den eingestürzten Häusern gefunden hatten, fanden es jetzt in dieser ^Mceresfluth. So hielten die Stösse, alle 2 Minuten zurückkehrend, bis 4Vo Uhr des Morgens an, zu welcher Zeit noch eiiimal eine heftigere, 0 ^Minuten lang anhaltende Er- schütterung eintrat. Auch noch viele Tage lang nach dieser ^it wurden, obgleich in geringerem Grade, Bewegungen der Erde wr- spürt. Von Seiten der liegierung wurden kräftige Massregeln ge- nommen, imd Kriegsschiffe, zuerst die Kriegsbrig Siwa, nachher noch mehre Schooner, von Padang abgeschickt, theils um die unglück- lichen Eingebornen zu unterstützen , theils die Ik^satzung des Forts zu Gunung sitoli vor etwaigen Anfällen der Atjinesen von Glus zu beschützen. Zu ]>aros spürte man die heftigsten Erdbewegungen, in deren Folge der Gnind an mehren Stellen borst, zuerst um 1 1 Vs Uhr. Eine Stunde später (um 12y2 Uhr), also wahrscheinlich völ- lig- ffle ichzeitig- mit der auf Sitoli, hörte man auf einmal ein Geräusch, als wenn ein starker Wind l)rauste und sah aus Süd- Westen, also aus der Richtung, in Avelclier Xias liegt, eine unge- heure Welle des Meeres heranrücken , vor welcher die Jk'wohner bestürzt nach dem Innern zu die Flucht ergriffen. Doch kehrte das Meer eben so plötzlich wieder zurück , und es wurden Avohl viele Prauwen zertrümmert , kein ^Mensch kam aber dabei um's Leben. Drei von den Schiffen fand man nachher, 1900' von ihrem Anker- ]>latze entfernt, auf trockenem lioden. Auch auf dem Meere selbst wurde die heftige Bewegung, na- mentlich von 2 atjinesischen Schiffen gespürt, die, nachdem sie den 4ten von Turumon abgesegelt waren, mehr als zwei ]Meilen weit durch eine Welle fortgetrieben Avurden. Auch den 11. Januar dauerten, eben wie zu Nias, auch hier die Stösse noch fort. Es verdient bemerkt zu werden, dass nur einen Tag vor die- sem Erdbeben derG.-Guntur auf .Java seinen oben beschriebenen Ausbruch erlitt. Fänden sich auf Nias und in den benachbarten Battaländern noch offene Krater, aus denen die Gasarten, oder die Dämpfe , deren Explosion oder plötzliche Expansion in den tie- fen Ileerden der Vulkane man doch ohne Zweifel als die Ursache von Erdbeben betrachten muss, mit Leichtigkeit hätten entweichen können, so -würde Gunung sitoli nicht zerstört worden sein. 1 843. A m 1) o i n a. Am 1 S. .lanuar um 1 1 y^ Uhr des Morgens 933 fühlte man einen heftigen Stoss, nachdem sich um S Uhr ein unter- irdisches Getöse hatte hören lassen. 1S43, Amboina. Am 18. Februar, ^Mittags 2 Uhr fühlte man hier einen heftigen Stoss in der Kichtung der Längenausdehnung der Insel, von Nord-Osten nach Süd-Westen. 1S43. Amboina. Am 15. März, :Morgens 9% Uhr wurden zwei schnell auf einander folgende, starke horizontale Stösse bemerkt. 1843. Java. Am 15. ]\Iärz, Abends 9 Uhr Avurde zu Kediri auf Java, ein gelindes Erdbeben beobachtet, dem ein unterirdisches rollendes (Dounerähnliches) Getöse vorherghig. (Jav. Cour. 29. März 1843, Nr. 25.) 1843. Amboina. Am 14. April, [Morgens 5 Uhr fand ein Stoss Statt. 1843. Amboina. Am 15. Mai, Abends S'/o Uhr war ein ziemlich heftiges Erdbeben, das einige Sekunden lang anhielt. 1843. Den 28. Juli Nachts lun 1 1 y^ Uhr brach der G.-Gede auf Java aus. (Seite 26.) 1S43. Amboina. Am 3. August, Abends ^\/n Uhr war ehi zitterndes Erdbeben, das einige Sekunden lang anhielt, wovon die Häuser krachten und das sich um 1 1 '/o und 2 Uhr des Nachts wiederholte. 1S43. Amboina. Am 8. August, Abends T'/a Uhr. Ein schwacher Stoss. 1843. Amboina. Am IG. September, ^Mittags P/o Uhr. Ein starkes, lang anhaltendes. Wellenförmiges Beben von Nord -Osten nach Süd- Westen.*) 1 843. Den 5. October brach auf Java der G.-Lamongan heftiger als gewöhnlich aus. (Seite 7(i6.) 1843. Sumatra. Am 14. October fühlte man um 11'/. Uhr Nachts ein schwaches Erdbeben zu Padang. 1843. Sumatra. Am 27. October fühlte man um 1 Uhr ^littags ebenfalls ein schwaches Erdbeben zu Padang. 1843. Den 25. November von A^/2 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends brach auf Java der G.-Guntur aus. (Seite 87.) 1843. Sumatra. Am 29. November fühlte man 3'/. Uhr ^lorgcus 2 starke Stösse nach Nord- Westen zu Padang. 1843. Sumatra. Am 8. December fühlte man um 10 Uhr Abends schwache Stösse nach Nord-^Vesten zu P a d a n g. 1843. Sumatra. Am 21. December fühlte man um 9 Uhr Morgens schwache Stösse nach Nord- Westen zu Padang. *) Die Berichte über die verschiedenen hier anj^eführten Erdstös.se auf Am- boina verdanke ich dem Herrn 1. Lieutenant der Artillerie F. II. Kivpeks. A. d. V. 934 1843. Sumatra. Am 27. Deccmber fühlte man um 8 Uhr Abends ziemlich starke Stösse, mit unterirdischem Getöse zu Pa- dang. 1843. ]Jali. Ein Erdbeben hatte auf dieser Insel Statt. Es jrmg dem Ausbruche des G.-Agung daselbst A'orher, der, unbekannt in welchem Monate, unmittelbar darauf folgte. (Seite 817.) IS 14. Java. Am 15. Februar um 12^/^ Uhr Mittags zu T j a n dj u r in den Prcanger-Regentschaften zwei schwache und ein starker Stoss. (Jav. Cour. 21. Februar 1844, Nr. 15. Seit einigen Tagen herrschten stürmische Winde in den höher gelegenen Ge- genden. Zu Buitenzorg do.) 1844. Sumatra. Am 15. Februar, Abends 9 Uhr zu Pa- dang ein schwacher Stoss. 1844. Sumatra. Am 15. Februar, Abends 12 Uhr zu Pa- dang ein zweiter starker Stoss. 1844. Sumatra. Am 5. jNIärz, Mittags 12 Uhr. Ein schwa- cher Stoss zu Padang. 1844. Banda. Am 8. und 9. April, Nachts, ein ziemlich starker Stoss, der sich durch ein Getöse, wie von einem schweren Kanonenschusse, ankündigte was man dem Einstürzen eines Thcils der Kratermaucr zusclmeb. (Jav. Cour. 19. Juni 1S44, Nr. 49.) 1844. Sumatra. Am 27. Mai, Mittags liy> Uhr. Massig stark. Zu Padang. 1844. Sumatra. Am IS. Juni, Naclimittags 5 Uhr. Massig stark. Zu Padang. 1844. Serua. Vom September bis Januar wurde auf der In- sel Serua ein heftiges unterirdisches Gedonner vernommen. Es be- gleitete den Ausbruch des Vidkan's G.-Legelala daselbst. (Seite 833.) 1844. Zu selber Zeit fuhr der G.-Semeru auf Java fort, häufige kleine Ausbrüche zu erleiden, die ich unter andern vom 25. bis zum 27. September beobachtete. (Seite 542.) 1844. Der benachbarte G. -Lamongan aber erlosch im Monat September dieses Jahres. (Seite 7 GG.) 1844. Sumatra. Am 10. December, Morgens 2% Uhr, INlässig stark, "Wellenförmig. Zu Padang. Diese Erdbeben zu Padang, auf der Süd- West-Küste Sumatra's, seit dem 14. October 1843 an, sind vom Dr. Stumpff beobachtet.*) 1S45. Java.* Am 11. und 12. Januar, Nachts, um 12 Uhr zu Selo auf dem Sattel zwischen dem G.-Merbabu und Merapi ein Erdbeben, wovon das Haus ein Paar Sekunden lang geschüttelt wurde und die Fenster klirrten. 1845. Den 23. Januar Morgens lOVo Uhr hatte der G.-Gede auf Java einen Ausbruch. (Seite 2G.) 1845. Am 5. Februar, 1^/4. Uhr Abends wurden zu ISIodjo kerto auf Java und andern benachbarten Orten innerhalb des Er- schütterungskreises des G.-Ardjuno, der 30 Pfähle südlicher liegt. *) Tijdschr.Neerl.IndieVII.nl. A. d. V. 935 einige Sekinulen lang drei schnell auf einander folgende horizontale IStö.sse von Süden nach Norden vernonnnen. Die Luft Mar drük- kend heiss gewesen, und hing ziu- Zeit des Bebens schwer und tief, ])as Niveau im Flusse Kediri war 1,09 Ellen tiefer, wie an zwei vorhergehenden Jahren um dieselbe Zeit. Nach dem Zeugniss al- ter Javanen war dies seit 18 Jahren das erste Erdbeben zu ^Nlodio kerto ! *) 1845. Celebes. Am' 8. Februar. Verwüstendes Erd- beben zu ^Nlenado. (Jav. Courant vom 21. Mai 1845, Nr. 41.) In den beiden Jahren 1843 und 1844 hatten ZAvar auch Erd- beben zu ;Menado Statt gehabt, aber sie Avaren nicht stark und des- halb auch nicht aufgezeichnet. An dem genannten Tage aber trat um 31/2 Uhr des Nachmittags ein so heftiges Erdbeben i)lötzlich ein, dass man Mühe hatte, sich aufrecht zu erhalten , und dass in den hölzernen Häusern aller Hausrath durcheinander stürzte, 50 bis 60 Sekunden lang; die Kingmauern des niederländischen Forts Amsterdam, eben so Avie die Forts zu Amurang \uid Tanah Avangku bekamen AveiteKisse, die steinernen Gebäude, die sich darin befanden, stürzten ein, die Häuser der Chinesen, die von Stein sind, brachen ein, oder spalteten, der IJodcn sank an Abelen Stellen ein und borst an andern, Wasser quoll aus den S})alten hervor, Brücken und Wege Avurden dadurch beschädigt, an den ]>ergon Talangkau, Tomohon und aniG.-Pangalombian ereigneten sich Erdschlipfe, und die Berge Lokon und Kakas kasang, in deren Nähe die Erschütte- rung am stärksten Avar, bekamen von ihrem Fusse bis zum Gi])fel hinan grosse Spalten und \'om G.- Tomohon stürzten eine ]Menge entwurzelter Bäume mit Steinen herab. Aus sechs verschiedenen Distrikten Menado's zusammen erhielt man Kunde von 02 Ver- Avundeten und 50 Todten , die dabei ihr Grab gefunden hatten. Noch täglich fanden nach diesem verhängnissvoUen Tage Er- schütterungen Statt, die J3eAvohner schliefen in leichten Zelten auf Strassen und offenen Plätzen, und der letzte Stoss Avar Aom 17. Februar des Nachts um 12 Uhr, der Avie die vorigen mit einem un- terirdischen Getöse eintrat. Nach schriftlichen Mittheilungen des Herrn Pkcqukur (d. d. 1848, siehe früher) konnte man die Spal- ten \ind liisse, die der Berg Lokon fin der Nälie V(m Lota) erhalten hatte , mit luigeAvaffnetem x^uge auf 4 Pfähle Abstand sehen. Zu Kenia ist das Meer ZAvei Mal bis auf die äusserste S])itze ,,iHui het lange. hoofW zurück getreten, — so dass man die Fische vom trocken gCAvordenen Meeresboden auflesen konnte, — und dann Aviedergekehrt. In einigen Brunnen Avar das Wasser vermindert, in andern ganz versiegt. 1845. Java. Am 5. i\lärz, IOV2 Uhr Abends Avurde auf Java (Balavia, Buitenzorg, Tjandjur u. s. av.) zu Buitenzorg stärker, zu Tjandjur scliAvächer, ein Beben Avahrgenommen. Zu Batavia Avar •) H. A. Tromp, in Tijilschr. Nedrl. ImUli VII. Nr. 2. ])ag. '2'^*< und Jav. Cüur. 1S45. Nr. 15. A. d. V. 936 der Zonith heiter, Wetterleuchten rundum, und das Erdbeben be- stand in einem Zittern, Avorauf eine wellende Bewegung folgte, 57 Sekunden lang. (Jav. Cour. Nr. 20 und 22.) Es ging dem Aschen- ausbruche des Gunung-Gede vorher, der unmittelbar darauf folgte. (Seite 2ü.) 1S15. Den 22. April erlitt der G.-Salasi auf Sumatra einen Aus- bruch. (Seite 814.) 1S15. Menado. Am 15. Mai Nachmittags trat ein starkes, 20 Sekunden langes Erdbeben zu Gorontalo ein. (Jav. Cour, vom 18. April 184G, Nr. 31.) 1845. Sumatra. Am 5. Juni, 4% Uhr Morgens, ein massig starkes Erdbeben von Süd-Osten zu Padang. 1845. Sumatra. Am 29. .Juni, P/q Uhr Morgens, ein schwa- ches Erdbeben von Süd-Osten daselbst. 1S45. Amboina. Am 20. Juli, ly. bis 2 Uhr Mittags traten mit einem rasselnden Getöse starke vertikale Stösse ein, die sich des Abends und Nachts schwächer wiederholten. 1&45. Amboina. Am 21. Juli, 6V2 Uhr des Abends fanden zwei neue starke Stösse daselbst Statt, denen bis zum 22sten mehre leichte folgten. Die grössern Gebäude (von Stein) waren beschädigt. Die Epidemie, Avelche seit 1835 auf Amboina herrscht, schien nach IJerichten vom 4. März 1S45 aufgehört zu haben, brach aber nach diesem erneuerten Erdbeben wieder aus. (.Jav. Cour. Nr. 71.) 1845. Java. Am 30. .Juli fühlte man 5 Uhr ]Morgens zu I^c- diri auf Java ein massig starkes Erdbeben, horizontal von Süden nach Norden. (Jav. Cour. Nr. 65.) 1845. Sumatra. Im August und die folgenden Monate wur- den zu Padang durch Dr. Stumpfe (siehe oben) wiederholte Erd- beben bemerkt, z. B. am 19. August vmi 1 Uhr Morgens; es war stark, hielt einige jNIinuten lang in südöstlicher llichtung an. Am 20. August, IV2 Uhr Morgens, ein starkes, in mehren Stössen fühlbares Erdbeben; am 20. August 43/4 Uhr, jNIorgens, wurde abermals ein schwaches Erdbeben gefühlt; am 24. August, iy2 Uhr Mittags; dies war sehr schwach; am 12. September, 12yo Uhr Mittags, fühlte man ein ziemlich starkes Erdbeben in südöstlicher Richtung; am 11. October, 8V2 Uhr Morgens, ein starkes verticales Erd- beben; am 2. November, 3y2 Uhr Morgens, zeigte sich ein starker und dann einige schwächere Stösse in südöstlicher Richtung; am 10. November, 7y2 Uhr Morgens, fühlte man ein schwaches Erdbeben; am 12. November, 7y2 Morgens dagegen ein starkes horizontales, von Osten nach Westen gerichtetes. 1845. Den 16. und den 18. November erlitt der G.-Mörapi auf Sumatra einen Ausbruch. (Seite 812.) 937 1845. Sumatra. Den 13. December um 8 Uhr des Morgens hatte zu Paclang Mdeder ein starker Erdstoss Statt. (Dr. Stumpff.) 1846. Sumatra. Am 20. Januar um 2y2 Uhr Morgens, fühlte man ein starkes nach Süd- Osten gerichtetes Erdbeben zu Padaiig. *) 1S46. Java. Am 26. Januar 2 Uhr Mittags. Ein Erdbeben zu Blitar und, etwas schwächer, zu Kediri. (Jav. Couraut 1846, Nr. 11.) 1846. Ternate. Am 25. Januar, 9 Uhr Morgens trat auf dieser Insel ein massig starkes (erster Stoss 1 Va JNIin. lang) Erdbeben ein, dabei stieg das Meer 4' hoch und lief zuweilen 10 jNIal in einer Stunde schnell auf und ab, wiederholt bis 4 Uhr Nachmittags, während dem das AVasser in allen gegrabnen Brunnen sclir hoch gestanden hatte. Ein unterirdisches Getöse Avurde nur auf der Süd- seite der Insel gehört. Auch gleichzeitig auf Menado fand dies Beben Statt und wurde nordostwärts von der Mortai-Insel, 50 Mei- len weit von der Küste auch vom englischen Schiffe ,, Rochester'' gefühlt. (Jav. Cour. Nr. 47.) 1846. Sumatra. Am 13. INIärz, 1 Uhr Mittags , Avurde ein sehr schwaches Erdbeben in nordwestlicher Richtung zu Padang wahrgenommen, welches vom Pik von Indrapura ausgegangen sein soll. (Dr. Stumpff, 1. c.) IS 4 6. Sumatra. Am 11. April, 10 '/o Uhr Abends, fühlte man abermals ein schwaches Erdbeben in nordwestlicher Richtung daselbst. (Nach Demselben.) iNIan kann wohl mit viel Wahrschein- lichkeit annehmen, dass auf der Westküste von Sumatra auch in den frühern Jahren, vor 1843, eben so häufige schwache Erdstössc eintraten , nur dass diese keinen so fleissigen Beobachter als Dr. Stumpff fanden, der sie aufzeichnete. 1846. Timor. Am 27. April, 8y2 Uhr wurde ein Erdbeben auf dieser Insel gefühlt, das keinen Schaden that. (Jav. Courant Nr. 47.) 1846. Java. Den 27. Mai des Nachts fand ein Erdbeben in KraAvang am Nordfusse des Guninig- Tangkuban prau Statt. Es begleitete den Ausbruch dieses Vulkan's, der ziu: selben Zeit Statt hatte. (Seite 45.) 1846. Vom 2. September Morgens 10 Uhr an fing der G.-Mcrapi auf Java an auszubrechen und f'ulir den ganzen Monat lang bis in die Hälfte des October zu wüthen fort. (Seite 323 ff.) 1846. Java.* Am 29. September, Nachmittags um 4 Uhr fand zu Pandjalu, am See gleichen Namens in der Regentschaft Galu, Residenz Tjeribon, ein kurzes Zittern der Gebäude Statt. 1846. Java.* Am 30. September des Morgens 2'/^ Uhr wur- den zu Paiuljalu die Jiewohner von einem Erdbeben erweckt; es dauerte 1 '/. Minuten lang. Das starke Zittern und schnelle •) Nach Dr. Stumpff, in Tijdschr. NeM. Indw VHI. Nr. 5.^;. 425/. A. d. V. 938 Hill- uiitl llerrütteln der krachenden Gebäude Hess sich am IJesten vergleichen mit dem Rütteln eines in Federn hängenden Wagens. 1846. Java. Am 30. September, 123^ Uhr Mittags, ein schwaches Erdbeben zu Bat a via. (Jav. Cour. Nr. 79.) 1S46. Java. Am 1. October, 2 Uhr Morgens, ein sch-\vacher Stoss zu liatavia, der zu liuitenzorg stärker war und fast eine ^li- nute lang dauerte. (Mehre schwache Stösse zu Huitenzorg seit einem jNIonat wurden nicht aufnotirt.) (Jav. Cour. Nr. 8t.) lS4(j. Java.* Am 21. Ncncinber, G Uhr 5 ^Minuten empfand ich des Morgens zu Pengalengung, dem Plateau, von dem südost- wärts der G.-Waijang dampft, erst eine Anzahl vertikaler Stösse, als wenn von unten her gegen das Prctterhaus angeschlagen würde, und nach diesem ein starkes Zittern (schnelles Hin- und Her- scliwanken) des Gebäudes, als wenn dies gerüttelt Avürde. Unter- irdisches Getöse Avar nicht zu hören, die nahe Solfatara blieb ruhig dampfen, auffallend aber hatte sich in der Nacht schon das heitre Wetter geändert und in einen feinen Staubregen verwandelt, der Nacht und Tag von einem starken Süd w i n d e gepeitscht wurde und erst den 29. November, also 5 Tage später, in bessres Wetter überging. 1S46, Java.* Am S. December, Abends Cy^ Uhr ein schwa- ches , aber ziemlich langes Hin - und Herbeben der Gebäude , zu Pengalengau. *) 1S46. Ternate. Am 23. December. Es wurden 3 Erdstösse gefühlt, wovon, die 2 ersten ziemlich stark waren. Ein donnerndes Getöse ging vorher. (Jav. Cour. 14. Augxist 1S4G, Nr. 65.) 1S46. Java.* Am 24. December, Nachmittags 3 Uhr 55 Mi- nuten fühlte man zu Pengalengan einen starken Stoss, wovon das Balken- und Bretterhaus zu krachen begann. 1S46. Java.* Am 29. December, Mittags um 12 Uhr 40 Mi- nuten ein starker Stoss , der in ein Zittern endete. Alles nur zwei Sekunden lang. Ebenfalls zu Pengalengan. 1S46. Java.* In der Nacht vom 29. auf den 30. December fühlte ich einen schwachen Stoss zu Pengalengan. 1546. Java.* Am 30. December, Abends 1 0 ^Minuten vor 6 Uhr, ein ziemlich starker Stoss, wovon das Haus heftig krachte. Pennralen"^an. 1847. Java.* Den 20. Januar des Abends um 7^/^ Uhr ein schwacher Erdstoss auf dem Plateau von Pengalengan. 15 47. Java.* Den 27. Januar des Morgens um 3 72 Uhr, nachdem ich durch einen Erdstoss erw^eckt war, fühlte ich das Haus noch eine Zeit langr zittern. *) Die Javanen behaupteten, an der Richtung der Schwankung des Hauses bestimmt zu erkennen, dass diese Erdbeben aus Westen kamen. Mir ist es nie möglich gewesen, die Richtung eines Erdbebens bloss dem Gefühle nach zu bestimmen. A. d. V. 939 1S47. Den 7. Februar erlitt der G.-Gama lama auf Ternate einen Ausbruch. (Seite 843.) 1847. Ternate. Den S. Februar. Nach diesem Ausbruch des G.-Gama lama machten sich zwei Erdstösse fühlbar. (Seite 843.) 1847. In der Nacht vom 17. bis 18. März brach der G.-Gede auf Java aus. (Seite 26.) 1847. Java. Den 20. März des Morgens um 6V2 IHir machte sich zu Banju nias ein ziemlich heftiges Erdbeben fühlbar. An dem- selben Tage entlud der benachbarte G.-Slamat, besonders in den Nach- mittagsstunden ungewöhnlich starke Rauchsäulen. (Jav. Courant 1847 Nr. 26.) 1847. Den 26. März des Abends um öV- "Uhr brach der seit 1844 erloschene G.-Lamongan auf Java von Neuem aus und fuhr bis zum 26. Juni zu wüthen fort. (Seite 767.) 1847. Java.* In der Nacht vom 6. zum 7. April, um 1 Va IThr machte sich zu Pengalengan ein Erdbeben durch ein kurzes Zittern der Gebäude fühlbar. 1S47. Ternate. Den 8. April, des INIittags um 3y, Uhr wurde ein ziemlich starkes Erdbeben gefühlt, das von Norden nach Süden lief und einige Sekunden lang dauerte. (Seite 843.) 1847. Java.* Den 3. ^lai des Abends um 9 y4 "ühr wurden zu Pengalengan die Gebäude durch ein Erdbeben gerüttelt und erzitterten V4 IMinute lang. 1847. Java.* Den 1 7 . ^lai, des Abends um 8 Uhr ein schwa- ches Erdbeben zu Tjelatjap. 1847. Vom 25. September an bis zu Ende October wüthete der G.-Lamongan auf Java wieder mit verstärkter Heftigkeit. (S. 768.) 1 S 4 7 . Java. Den 2 8 . September wurde zu Bata via ein schwa- ches Erdbeben gefühlt, in Folge wovon die astronomischen Uhren stehen blieben. 1847. Java.* Den 17. October des Vormittags und zu Buiten- zorg des Nachmittags wurde im Umfange des G. -Gede ein leichtes Erdbeben gefühlt. Bald darauf, in der Nacht vom 17tenzum 1 Stcu und am 1 8tcn früh erlitt der G.-Gede einen Aschenausbruch. (S. 26.) (Jav. Cour. 27. October 1747 Nr. 86.) Au dem letztern Tage macliten si( h des Mittags um 1 V4, 1 '/j und des Abends um 8 Ulu* zu Tjandjur Erdstöstse fühlbar. Sie begleite- ten den Ausbruch des G.-Guntur, der vom 16. bis zum 18. October dauerte. (Seite 89.) Am 17, October des Abends zwischen 8 und 9 Uhr fühlte ich ein Erdbeben zu Tjikaloiig und J^esawahan. Au den beiden folgenden Tagen (18. bis 19. October) machten sich wiederbolte leichte Erdstösse zu Tjandjur fühlbar. (Jav. Cour. 10. November 1847, Nr. 90.) Sie hatten also gleichzeitig mit dem Ausbruch des G.-Guntur Statt. 1847. Java.* In der Mitternachts.stunde vom 28. zum 29. October ein Erdbeben zu Pesawahan, Distrikt Djampang kulon der Preanger-liegentschaft Tjandjur. 940 1S47. Java.* Den 29. Octobor des ^Morgens um 9 Uhr ein l'lrdbebeii daselbst. Es wiederholte sich um I2V2 Uhr an demselben Tage und machte sich durch ein 'A iSekunden langes Hin- und 11er- riitteln des Pasanggrahans fühlbar, während ein dumpfes Rasseln im Innern der Erde vernommen wurde. 1S17. Nikobar-lnseln. Vom 31. October bis zum 5. De- cember hatten furchtbare und verwüstende Erdbeben auf den süd- lichem Inseln der Nikobaren Statt , die sich als eine Verlängerung der Nord -West -Spitze von Sumatra darstellen und sich fortsetzen in die noch nördlichem Andaman - Inseln , bei denen der Vulkan ,, Barren island" (Seite SOS) liegt. Zu Pulu-Milu, einem Insel- chen neben Klein-Nikobar, vernahm man den 31. October, nachdem es den vorhergegangenen Tag drückend heiss gewesen war, des ^Mittags um 3V2 Uhr, bei heiterm Wetter, ein wiederholtes und schnell aufeinander folgendes hohles Getöse, dem jedesmal ein Ge- räusch wie von einem Wirbelwinde folgte, worauf Erdstösse ein- traten und das ^Nleer, obgleich es Ebbezeit war, plötzlich zur Fluth- höhe' stieg. Gleich bei diesem ersten Stosse stürzten eine Anzahl Häuser zusammen. Eine viertel Stunde später kündigten sich neue Stösse durch dasselbe unterirdische Geräusch an und dies wieder- holte sich nicht niu- zu Hunderten Malen an demselben Tage, son- dern mit langem oder kurzem Zwischenzeiten auf gleiche Art neunzehn Tage lang, nämlich bis zum 18. November, während welcher Zeit das Meer fortwährend höher als gewöhnlich stand. Vielen von diesen Stössen ging ein Geräusch wie von einer Explo- sion vorher. Auf der kleinen Insel Kondul, die im St. -George- kanal zwischen Gross- und Klein-Nikobar liegt, waren diese Erd- stösse am heftigsten ; grosse Felsstücke wurden dort von den Bergen losgerissen, stürzten herab und schleppten die grössten Bäume mit sich nieder, die Häuser brachen zusammen und das Meer stieg so hoch, dass alle Küstbewohner eiligst entfliehen und sich in's höhere Innere der Insel retten mussten ; dort brachten sie Wochen lang, im bittern Mangel, in den Wäldern zu. Weit von den Küsten ent- fernt traf man nachher Salzwasser und viele Seefische an. Es ent- standen Offnungen im Boden, die eine grosse ^lenge von kaltem und salzigem Wasser ausspien. Beim ersten Stosse des Erdbebens will man ,, Feuer'' gesehen haben, das aus der Spitze eines lierges auf Gross - Nikobar empor stieg. Auch am IG. November hatten heftige Stösse Statt, die 10 ^Minuten lang dauerten. Auf der Neben- Insel Monthule, an der Nord -Ost- Küste von Klein-Nikobar, spaltete der Grund und bekam 2' breite und 12' tiefe Risse. Seit dem IS. November wurde es wieder still und nur am 5. December wurde noch ein leichter Stoss wahrgenommen. Die Inseln, auf denen die angeführten Erscheinungen Statt fanden, liegen unter 6 3/4 bis 71/2" nördlicher Breite. Auf denjenigen Inseln, die Aveiter nordwärts als Klein-Nikobar liegen, namentlich auf der 40 Meilen von dort entfernten Insel NangkoAvi, hat man nur den ersten Stoss (am 31. October) bemerkt. Die Richtung der meisten Stösse soll 941 die von Süden nach Norden gewesen sein. (Pinang Gazette S. Jan. 1S4S und daraus entnommen .Jav. Cour. 23. Febr. 1S48. Nr. 16.) 1S47. Java.* Den 16. November des Vormittags, also gleich- zeitig mit den Stössen, die eben so wie an den vorhergehenden auch an diesem Tage an den nikobarischen Inseln gefühlt wurden, hatte ein starkes Erdbeben im mittlem und westlichen Java Statt. Zu Batavia Avurden, so wie auf der Insel Onrust, zwei Stösse gefühlt, welche dort, nach den im Jahre IS 34 beobachteten, die stärksten waren, die sich seit ISIS fühlbar gemacht hatten. Der erste um 10 Uhr IS Minuten, trillte S Secunden lang, ein Chrono- meter blieb stehen, der zweite stärkere um 10 Uhr 25 Minuten, dauerte 12 Secunden und ging von Osten nach Westen. In den ]\Iauern verschiedener Gebäude entstanden Risse; der Stadthaus- thurm und das Kreuz auf demselben nahmen eine schiefe Stellung an und das Bild auf demselben wurde umgedreht. Zu lUüten- zorg wurden nach Zwischenpausen von 5 bis 10 dünnten von 10 Ya Uhr an drei starke Stösse gefühlt ; dies war auch am Südfusse des G.-Gede der Fall, wo man im Verlaufe des Tages und auch des Abends um 6 Uhr noch mehre schwächere Stösse beobachtete. In den P r e a n g e r-Pegentschaften wurde das Erdbeben an zahlreichen Punkten gefühlt; zu Bandjaran beobachtete ich des ^Morgens zwi- schen 8 und 9 Uhr ein starkes, dreimaliges SchaiUceln, Hin- und Herschwanken des hölzernen Gebäudes, und das steinerne Haus des Assistent-llesidenten zu Sumedang wurde durch Risse, die es bekam, unbewohnbar. Eben so machte sich die Erschütterung fühlbar in den Residen- zen Tegal, Banju mas, Kadu, Samarang, Rembang, äusserte sich also im ganzen Mitten- und West- Java und wurde auf gleiche Art beobachtet im südöstlichen Theile von Sumatra, nämlich den Lampongdistrikten; dort wurde um 10 Uhr 38 Minuten ein schwa- cher Stoss und lun 10 Uhr 4S ^linuten eine starke Wellenförmige Bewegung verspürt, worauf nach Zwischenzeiten von 5 ^linuten no(-h zwei starke Stösse folgten, die alle von Süd-Osten nach Nord- Westen gingen. Verwüstend - heftig aber trat das Erdbeben nur in der Residenz Tjeribon von Java auf. Die erste Erschütte- rung trat in der Stadt Tjeribon ein um 10 Uhr 45 ^Minuten (wahre Zeit*]) und machte den Boden nebst den Gebäuden, die er trug, durch kurze Stösse 30 Secunden lang trillen und gleich darauf trat ein zweiter Stoss ein. Um 1 1 Uhr 5 Minuten aber wurde der Boden in eine heftige. Wellenförmige Bewegung versetzt, die 6 1 Secunden lang daiierte und so stark war, dass man sich kaum auf den Beinen zu halten vermochte und das Hin- und Herschwanken der Gebäude und Bäume deutlich zu sehen war, Avährend ein dvunpf-dröhnendes, unterirdisches Getöse vernommen wurde, älmlich dem Geräusch, *) Da Tjeribon nur 1" IT' östlicher als Eutavia liegt, so hätte der erste Stoss daselbst um lO Uhr 2")' gefühlt werden müssen, wenn er gleichzeitig mit dem zu Batavia um luUhr IS' beobachteten gewesen wöi'C. Er trat also zu Tjeribon wirk- lich 20 Minuten später als zu batavia ein. A. d. V. 942 (las beim Fallen der Anker durch die Reibung der Ankerkette am ]>u<^ der Schiffe hervoro-cbracht wird. Alle steinernen Gebände ohne Au!snal)me, deren Zahl sich über 200 bolicf, Avurdcn dadurcli be- schädigt niul unbewohnbar gemacht, ■während eine ]Mei)ge anderer ganz in Trünnner fielen. Die Richtung der imigcfallenen INIaueru luid Pfeiler gab die Richtung des Erdbebens von >Siid- Westen nach Nord -Osten zu erkennen. Dabei war der Himmel ungewöhn- lich heiter, die Luft still, der nahe G. -Tjerimai verhielt sich ganz ruhig, aber aus dem fernen G.-Guntur stieg eine Rauchsäule empor! Alle Rcwohner der Stadt waren genöthigt, in freier Luft sich zu lagern, und beobachteten bis ^Mitternacht noch 13 Stösse, nachher bis zum jNIorgen niu' noch einen leichten Stoss, worauf am 17. November von 6 bis 9 Uhr wieder neue heftigere Stösse eintra- ten. So gestaltete sich die Erscheinung im Ilauptorte der Residenz. In den Gebirgsgegenden der Regentschaften Kuningan, Madja lengka und Galu, die auf einem mehr oder Meniger hohen vulkani- schen 15oden, nämlich dem Fusse des G. -Tjerimai liegen, wurde fast gar kein Schaden angerichtet, aber in den Flachländern von Tjcribon, Palimanan und Indramaju, die aus Alluvialboden, der auf einer tertiären Grundlage ruht, bestehen, nordost-, nord- und nordwestwärts vom Vulkane waren die Verwüstungen gross. In den Distrikten Radja galu und Palimanan, sowohl auf den gleichnamigen Ilauptörtern als in den Zuckerfabriken und der Desa- Tanah radja, Pamaugkiran , Ardjo winangun und Glagah midan stürzten, eben so wie am Hauptorte der Regentschaft Indramaju, der auf dem sumpfigen Deltalande des Tji-]Manuk liegt, und zu Runda mati, 16 l^fähle südwärts von da, am Ufer des Tji-]Manuk alle steinernen Gebäude ein oder wurden unbewohnbar; man zählte jedoch nur 8 Todte und 26 Verwundete. Zu Tanah radja, Distrikt Palimanan, war der ]>oden an mehr als 50 Orten geborsten und spie ein mit feinem, bläulichem Sande vermengtes Wasser aus, das warm gewesen sein soll; in den Dörfern Geiiding 5 und in Persana, 8 Pfähle nordAvärts von Tanah radja, war die jNIenge dieses mit Sand vermengten ausgespieenen Wassers so gi'oss, dass eine wahre Uberströmung davon entstand. Eine gleiche Erscheinung wurde zu Bunda mati beobachtet, wo sogar manche von solchen Spalten und Rissen quer durch die Häuser liefen und aus einigen derselben das AVasser 8' hoch in die Höhe geworfen wurde. Auch zu Indra- maju war der Roden in vielen Gegenden auseinander geklafft und spie aus 2' weiten Spalten eine grosse JNIenge AVasser mit Sand und Schlamm vermengt aus. Am heftigsten Avaren die Erschütterungen am Nord-Ost- und Nord-W^est-Fusse des G. -Tjerimai gewesen, wo viele von den Spalten bei einer Länge von 600' 3 bis 4' breit waren. (Jav. Cour, vom 20. und 27. November und 22. Decembcr 1&47. Nr. 93, 95 und 102.) 1S47. .Tava. Den 18. November wurden auf der kleinen Insel Karimon djaAva, nordwärts von Djapara, zwei heftige Erdstösse wahi-genommen. (Jav. Cour. 25. December 1847. Nr. 103.) 943 1847. Java. Den 23. November des Morgens um 7 Uhr trat in Ecf^^leitung von einem rasselnden Getöse erst ein leichter und darauf ein ziemlich heftiger Erdstoss ein, wovon die Gebäude er- dröhnten. Auch an Uord des Schiffes ,,d'Elmina/' das auf dcrRhede lag, wurde er gefühlt. (.Jav. Cour. 11. Dccember 1S47. Nr. 99.) 1847. Den 4. December des Morgens 8 Uhr fiel in der Regent- schaft Kendal der Residenz Samarang ein Aschenregen, der wahrschein- lich von einem Ausbruche des Gunung-Pakuodjo in Dieng hen-tihrte. (S. 214.) 1847. Java.* Den 19. December Abends um 6 Uhr 3o' und G Uhr 40' wurden zu Pengalengan zwei Erdstösse gefühlt, die sich Ya IVlinute lang durch ein sanftes, aber starkes. Wellenförmiges Schau- keln des Bretterhauses zu erkennen gaben. 1847. Java. * Den 2G. December Abends von 1^/2 bis 9 Uhr wurde in demselben Plateau von Pengalengan ein unterirdisches Hasseln vernommen. 1847. Java. * Den 27. December des jNIorgens um 10 Uhr machte sich ebendaselbst ein zitternder Erdstoss fühlbar. 1848. Java. Am 7. Januar des Älorgens um 4 Uhr wurde in den Residenzen Bagelen, Kadu, Jogja kerta und Patjitan ein Erd- beben gefühlt, das besonders an dem letztgenannten Orte ziemlich stark war und von Norden nach Süden lief. Am 8ten früh trat zu Patjitan ein zweiter Stoss ein. Am Fusse des G.-lNIerapi, Residenz Jogja kerta, vernahm man, 29 Stunden nach dem Erdbeben, ein heftiges unterirdisches Getöse. (Jav. Cour. 1848. Nr. C und 9.) 1848. Java. * Am 12. Januar des Abends um 10 Uhr offen- barte sich auf dem Plateau von Pengalengan ein Erdstoss durch ein starkes Zittern der Gebäude. 1848. Java. * Am 14. Januar Abends zwischen 9% und 10 Uhr wurde in dem 4400' hohen Plateau von Peiigalengan ein star- kes unterirdisches Wummern vernommen. Auf diesem, flist auf allen Seiten von theils erloschenen, theils noch thätigen A'ulkanen um- ringten Plateau, das aus Lavaströmen auf tertiärer Grundlage auf- gebaut ist, hatte ich schon in frühern ]Monaten und Jahren meines oft wiederliolten Aufenthaltes daselbst ein unterirdisches Dröhnen vernommen , das alle 3 bis 5 Tage eintrat und besonders deutlich des Abends und Nachts vernonnnen wurde, also zur Zeit, wo sich ein tiefes Schweigen über den von Tausenderlei Thieren belebten Ur- AVcild lagert, der das Plateau mit seinen Umgebungen bedeckt und wo die ganze Natur in Stille versunken ist. Auch am Uten wurde das Geräusch zur angegebenen Zeit besonders stark vernommen. Es ist ein sehr eigenthüinliches, nicht mit Worten zu beschreibendes Ge- töse, es klingt kräftig, stark und dennoch dumpf; tief und hohl tönt es herauf aus dem Innern der Erde, nuni vernimmt ein abge- brochenes Drö Im en, das nur zuweilen den Gebäuden eine leise trillende Bewegung mittheilt , das aber deinioch auf Beobachter einen stärkern, bängcrn Eindruck macht, als der lauteste Donner. 944 Es kehrt oftmals wieder und ist eben so wie am G.-Gfede, auch liier eine den Eingebornen wohl bekannte Erscheinung. ISIS. Java. Des Nachts vom G. zum 7. Februar Murde zu Kediri und Patjitan, eben so Avie zu Pangul, 3S Pfälde vom letzt- genannten Orte entfernt, ein ziemlich starker Erdstoss gefühlt, der von Norden nach Süden ging. (Jav. Cour. 1S4S. Nr. 17 und IS.) ISIS. Java. Den 17. Februar des ^Morgens um 10 Uhr hatte in der licsidcnz liesuki und lianju wangi ein leichtes Erdbeben Statt. (Jav. Cour. 1S4S. Nr. 20.) 1S4S. Java. * Den 2. März Abends um liy2 Uhr zu Peng- alengan. 1S4S. Java. Den 1. A])ril des Abends um 9 Uhr wurden in den Residenzen lianju nuis, liagelen, Kadu, IMadiun, Kediri und Pasuruan ziemlich heftige Erdstösse wahrgenommen. (Jav. Cour. 15. April 1S4S. Nr. 31.) 1S4S. * Den 8. Mai des Morgens sali ich plötzlich eine grosse Rauchsäule aus dem G.-Gede auf .Java emporsteigen. 1S48. Den 16. Mai des Abends von 7 bis 11 Uhr erlitt der G.- Kelut einen heftigen und ver\\-üstenden Ausbruch. (S. 497 ff.) 1S48. Java. Vom 4. Juni Nachmittags 3 Uhr an bis zum 7. August, also länger als 2 Monate lang, Avurden die niedrigen imd flachen Gegenden der Regentschaften Anjer und besonders Tjeringin, der Residenz Jjantam, — der Boden besteht aus ter- tiärer Formation oder aus Alluvialbildung auf tertiärer Grund- lage, — von ungemein zahlreichen Erdstössen heimgesucht , die von sehr ungleicher Stärke und Dauer waren, doch keinen Schaden anrichteten. Die hoch liegenden (vulkanischen) Eerg- di strikte blieben fast ganz davon befreit.*) Gleichzeitig mit denen in den westliclien Gegenden von Bantam ereigneten sich auch in den Lampongdistrikten auf Sumatra ziemlich heftige Erd- beben, also in den Küstenlandschaften, welche die Sunda- strasse begränzen. Zu Anjer sollen die Stösse von Osten nach Westen gegangen sein. Zu Tjeringin wurden vom 4. bis 27. Juni nicht weniger als SO verschiedene Erdstösse gezählt, vom 1. bis zum 20. Juli blieb die Erdoberfläche unbewegt, aber vom 21. Juli bis zum 7. August wurden, nach ungleichen Zwischenzeiten, wieder 22 einzelne Erschütterungen (Stössej bemerkt. Weiter wird nichts mehr berichtet. (Jav. Courant vom 2S. Juni, 15. Juli, 5., IG. und 26. August 1S4S. Nr. 52, 57, 63, 66, 69.) Da, mit Aus- nahme der zwei hierunter folgenden Stösse, in den übrigen Gegenden von Java zu dieser Zeit keine Erdbeben gefühlt Avur- den, ja nicht einmal die übrigen, an das flache Küstenland von Tjeringin und Anjer gränzenden Theile derselben Residenz davon berührt wurden , so folgt daraus , dass in dem Innern der Erde Kräfte wirksam sein und Bewegungen Statt finden können, die •) Bei dem Erdbeben im November 1S47 wurde in der Pcesidenz Tjeribon ein gleiches bemerkt. A. d. V. 945 Monate lang dauern und doch eine sehr beschränkte Ausdehnung haben, die also wahrscheinUch in besondern Heerden vor sich gehen, die nicht sehr tief liegen können. 184S. Java. In der Nacht vom 4. zum 5. Juli -nurden in der Residenz Ködiri drei Erdstösse bemerkt , die von einem unter- irdischen Getöse begleitet waren. (Jav. Cour. 26. Juli 1848. Nr. 60.) 1848. Java. Den 29. Juli Vormittags um 91/2 Uhr ein ziem- lich heftiger Stoss zu Buitenzorg. (Jav. Cour. 5. August 1848. Nr. 63.) 1848. Buru. Vom 7. August, also von demselben Tage a n , wo zu Tjäringin auf Java die Erdbeben a u f h orten, wurden am 8., 9., 14. und 16. bis zum 18. August ^u Buru, einer Insel westwärts von Amboina, die geradlinigt nicht weniger als 315 geo- graphische Meilen von Tjeringin entfernt liegt, ausser vielen klei- nern Stössen sieben heftige Erderschüttcrungen beobachtet, wovon die letzte die heftigste war und 4 Minuten lang dauerte. (Jav. Cour, l. November 1848. Nr. 88.) 1848. Java. Am 18. August, also an demselben Tage, Avo der letzte 8toss auf der weit entfernten Insel Buru in den Mo- lukken gefühlt wurde, wurde die Oberfläche der Erde, des Vormit- tags um 1 1 Uhr, auch zu Kediri auf Java durch zwei Stösse in Be- wegung gebracht. (Jav. Cour. 2. September 1848. Nr. 71.) 1848. .Java. Den 2. September des Morgens um 4 Uhr wur- den, zu Batavia um 4 Uhr l' 45' und zu Pekalongan um 4 Uhr 13', also fast ganz gleichzeitig, da Pekalongan beinahe 3 Grade östlicher liegt, eben so wie in den Eesidenzen Banju mas, Bagelen, Buiten- zorg und Bantara ziemlich heftige Erdstösse gefühlt, die 10 Secun- den,' wo nicht länger dauerten. Zu Batavia sollen sie von Norden nach Süden gerichtet, in Bantam Wellenförmig von Süd -Westen nach Nord-Osten und in Buitenzorg, wo sie mit einem donnernden Getöse begleitet waren, vertikal gewesen sein. Im Bureau des ZeitbalFs zu Balavia äusserte sich ihre Wirkung durch das Still- stehen einer und das Beschleunigen einer andern astronomischen Uhr. (Jav. Cour. 6., 9., 13. und 16. September 1848. Nr. 72, 73, 74, 75.) 1848. Java. Den 28. September wurden zu Tjöringin in Bantam von Neuem ziemlich heftige Erdstösse gefühlt, die 30 Se- cunden anhielten. (Jav. Cour. 7. October 1848. Nr. 81. j 1848. Celebes. Den 17. October liatte in Menado ein ziem- lich heftiges Erdbeben Statt , das von einem unterirdischen Getöse wie von einem Sturmwinde begleitet war und von Osten, wo der G.-Klabat liegt, nach Westen lief. (Schriftl. Mittheilungen, siehe oben S. 846.) 1848. Java. Den 14. November des Abends inn 8 Uhr trat zu Tjeringin und Anjer wieder ein Erdstoss ein, dem die ganze Nacht hindurch nach kurzen Zwischenräumen eine Menge anderer folgten. (.lav. Cour. 13. Dccember 18 IS. Nr. 100.) Juii-Iiiilm, Java II. 60 946 ISIS. Java. T)ondo woso, eben so wie auf dem Hauptorte der Residenz Jiesuki Erdstösse gefühlt, die von Süd-Westen nach Nord-Osten verliefen. (Jav. Cour. 31. October 1849. Nr. 87.) 1849. Java. In der Nacht vom 22. zum 23. October, eben so wie am Nachmittag des 23sten um 5 Uhr machte sich in der Residenz Kediri ein Erdstoss fvihlbar. (Jav. Cour. 7. Nov. 1849. Nr. 89.) 1849. Den 27. November Morgens um 3yo Uhr brach der G.- Gama lama auf Ternate aus. (S. 84 3.) 1849. Den 1. December Nachmittags von 4 bis 6 Uhr wurde in der Residenz Tegal ein Aschenregen beobachtet , der seinen Ursprung wahrscheinlich einem Ausbruch des G.-Slamat zu verdanken hatte. (Jav. Cour. 15. December 1849. Nr. 100.) 1849. Ternate. Den 30. December trat auf dieser Insel ein leichter Erdstoss ein. (Jav. Cour. 11. Juni 1851. Nr. 47.) 1850. Java. In der Nacht vom 28. zum 29. Januar wurden an verschiedenen Orten der Residenz Banju mas zwei kurz aufein- ander folgende Erdstösse bemerkt, wovon der letzte ziemlicli heftig war. Noch ein schwächerer Stoss wurde einige Stunden später zu Tjelatjap gefühlt. (Jav. Cour. 13. Februar 1850. Nr. 13.) 1850. Den 20. Februar um 11 Uhr des Nachts brach der G.- Gama lama auf Ternate von Neuem aus. (S. 843.) 1850. Bangka. In der Nacht vom 27. zum 28. Februar um 12^/4 Uhr nahm man auf dem Ilauptplatze Muntok ein leichtes Erdbeben wahr; es dauerte einige Secunden und hatte eine Rich- tung von Nord-Osten nach Süd- Westen. {Xatuurk. Tijdschr. ooor Neerl. Indi'e I. p. 80.) 1 850. A m b o i n a. Den 18. und 20. März wurden neue Stösse von Erdbeben gefühlt und wenige Tage sjjäter, besonders seit dem 27. März, nalim die epidemische Krankheit auf dieser Insel zum dritten Male nicht nur wieder zu , sondern wüthete stärker, als zu- vor. (Jav. Cour. 29. Mai 1850. Nr. 43.) Vcrgl. S. 839. 1850. Java. Am 25. März des Morgens wurde in der Rcsi- 60* 9i8 CD S: o tr 2 0 1 3 0 4 1 4 6 2 3 2 S 3 3 2 44 Hiernach finden also im Mittel jedes Jahr fast neun Erdbeben und 2% Ausbrüche Statt, von denen einer auf 3 1/4 Erdbeben kommt. Man würde derngemäss etwa alle 40 Tage ein Erdbeben und alle 133 Tage einen vulkanischen Ausbruch, durch ganz Niederländisch- indien gerechnet, zu erwarten haben. Da hierbei aber die fortwährenden Eruptionen mancher Vulkane, wie die des G. -Semem und Lamongan, nicht mit in An- schlag gebracht werden konnten , auch alle die verschiedenen , oft sehr zahlreichen Stösse der grössern und länger anhaltenden Erd- beben nur als eine Zahl gerechnet sind, so ist das hier oben an- gegebene Verhältniss gewiss zu klein , selbst dann ,, wenn die aus den verschiedenen Theilen des Archipels eingelieferten Berichte vollständig wären , Avas ich Ursache habe, sehr zu bezweifeln.*) Bei dem Erdbeben auf den Nikobaren in 1S47 (vom 31. October bis zum ."). December) wurden mehr als 100, bei dem auf Java in 1S47 (den 16. November) mehr als 40, zu Tjeringin in 1848 (vom 4. Juni bis zum 7. August) mehr als 100, auf Hauda in 1848 (vom 7. bis zum 18. August) mehr als 10, zu Tjeringin wieder in 1S49 (am 19. JMärz) mehr als 70, zu Saparua in 1849 (vom 28. Mai bis zum 2. Juni) mehr als 25 und zu Amboina (am 7. October) 1850 gewiss eben so viele einzelne Stösse gezählt. Vieler andern gar nicht zu gedenken, so müsste man also zu den oben angegebenen 143 wenigstens noch 370 liinzuzählen, wenn man alle einzelnen Stösse berücksichtigen wollte. Dies Avürde in 10 Jahren die Zahl 513 geben, in einem Jahre 32 oder alle 11 Vs Tage so ziemlich ein Erdbeben. Von den oben aufgezählten 143 Erdbeben aber hatten drei kurz vor dem Ausbruche eines Vulkan's Statt, den sie gleichsam ankündigten, zwei unmittelbar nach einem solchen, dem sie folg- ten , n e u n z eh n fanden gleichzeitig mit vulkanischen Ausbrüchen •) Ich* weiss z. B. aus mündlichen Erzählungen, dass Menado ausserordent- llcli häufiji: von l^rdstösson heimgesucht wird, und kaum sind davon ein Paar olüciell vermeldet. A. d. V. 9Ö2 Statt, -nälirciul ein liundort iiiid neun, also bei "Weitem die überwiegende Zahl, mit keinem Ausbruche zusammenfiel, sondern in den -Zwischenzeiten von Eruptionen beobachtet wurde. Die meisten von diesen Stössen waren von einem unterirdischen Ge- töse begleitet. Wenn man diese Erdbeben, besonders die auf ^ava beobach- teten, mit denen anderer Länder, z. B. Südamerika's, Peru's, ver- gleicht, so muss man gestehen, dass sie zwar ziemlich häufig, aber nur klein und schwach sind , oft nur aus ganz localen, unbedeuten- den Erzitterungen des Bodens bestehen und dass heftige, ver- wüstende Erdbeben auf Java selten sind. Als die Ursache hiervon giebt sich die AuAvesenheit einer so grossen Menge offener Yulkan- schächte, deren Zahl auf .lava allein 45 beträgt, zu erkennen. Man kann diese Kratermündungen desshalb nicht mit Unrecht die Ven- tile des grossen \ailkanischen Dampfkessels nennen, dessen Decke die Insel Java ist , Sicherheitsklappen, aus welchen die im Innern des Kessels entwickelten Dämpfe und Gase permanent und sanft, zuweilen auch mit vermehrter Kraft, wenn ein s. g. Ausbruch Statt findet , entweichen können , ohne in Folge einer allzu grossen An- häufung m der Erdtiefe durch ihre Expansivkraft die Felsenkruste, die auf ihnen ruht, zu erschüttern und die Bew^olmer auf deren Oberfläche in Gefahr zu bringen. CiaptUl V. Senkungen, Hinabsinken von Theilen der Erdoberfläche unter- halb das umgebende Niveau in Folge vulkanischer K r a f t ä u s s c r u n g e n. 1683. Serua. Auf dieser Insel versank ein grosses Stück Land während der Erdbeben, Avclche diese Insel, so wie Banda und Amboina heimsuchten und von Ausbrüchen des G. - Legelala auf Serua begleitet w^aren.*) 1 7 S 6 . Java. Heftige Erdstösse veranlassten im Gebirge Dieng die Einsenkung des Bodens, in welcher der jetzige s. g. Telaga- Wiwi liegt und welcher bereits S. IS5 f. u. 212 beschrieben wurde. 1S20. Banda-Inseln. Auf der kleinen Insel W a i , die ein Paar Meilen westwärts vom G.-Api auf Banda liegt, sank in diesem Jahre, wahrscheinlich während der heftigen Ausbrüche, welche der •) Nach Valentijn Oud en Nieiuo Oost-Indie II. 2. ^j«^. 17. (Siehe oben S. 833 und 920.) 953 Vulkan im Monat Juni und Juli erlitt, siehe S. 835, ein gi-osses Stück Land, das, wie seine Umgebungen, mit Wald bedeckt war, so tief unter den übrigen Boden hinab, dass die Gipfel der Bäume, die es trug, nachher in gleicher Höhe mit der Oberfläche des nicht gesunkenen Bodens standen.*) Erhebung von Theilen der Erdoberfläche. A u f s t e i g e n V 0 n Bergen und Felsen d u r c li vulkanisch e Kräfte. 1816. Timor. In der Bucht von Kupang, an der Süd-West- Küste von Timor, stieg in diesem Jahre plötzlich und mit unter- irdischem Getöse ein gTosser Felsen aus dem ^leere empor und Avurde zu einer Insel, die sich nachher mit Wald bedeckte und den Namen Fulu-Burung (Vogelinsel) erhielt. (Siehe Francis, über Timor, in Tljdschr. Neerl. Indi'e. I. l.j). 377.) 1843. Java. In der Nacht vom 17. Februar stiegen an der Südseite der Insel Gili gendmg, welche vor der Süd-Ost- Küste von Sumenep auf Äladura liegt, also in der Richtung nordwärts vom alten Vulkan G.-Ringgit auf Java, zwei Felsen aus dem Meere empor und behielten eine Höhe von einem rheinl. Fuss über dem Wasser zur Fluthzeit. Kurz vor ihrem Erscl^einen stieg eine un- geheure Meereswelle auf. (Jav. Cour. 15. März 1S43. Nr. 21.) Thatsachcn, welche beweisen, dass verschiedene Ge- genden der Südküste Java's in einer sehr neuen (nach- tertiären) Zeit — innerhalb der jetzigen geologischen Periode — 20 bis 25 Fuss höher emporgehoben worden sind. (Hierzu gehört Tj i -Laut eren Figur 1.) 1) Die äusserste Süd- West -Ecke Java's am Eingange der Sundastrasse wird gebildet durch den G.-Pajung, ein Gebirge, grösstentheils zusammengesetzt aus Gesteinen trachytischcr Art, welche das Tertiärgebirge durchbrochen haben. Am steilen West- fiisse des G.-Pajung kann dies besonders deutlich beobachtet wer- •) Nach Dr. S. Müller in Ver/i. Nat. Commissie, Land- en VoUienkumle j)ag. HS. A. d. V, 954 den, wo Theile des Eiuptivgcbirges Tlmrmartigf , Pfeilerförmig auf dem Strande, ja noch im Meere 50 bis 2()u' liocli emporsteigen und die tlionigen und kalkigen Sandsteinsehicliten des Tertiärgebirges gebrochen, aufgerichtet, verworfen und ilirer lieschaffenheit nacli verändert, erhärtet, ihnen zur Seite liegen. Der G.-Eangkong unter andern ist eine Trachytnadel, das aus der Erde hervorragende Ende eines Ganges, deren untere Hälfte von solchen neptunischen Schich- ten wie von einem Futteral eingefasst ist. (Siehe III. Abtheilung, Tertiärgebirge, Kapitel 10.) Diese Gegend gehört in den Distrikt Tjibaliung der Bantam'schen Regentschaft Tjeringin. Auf der Ostseite des G.-Pajung aber bedeckt jüngster Mee- ressandstein die tertiäre Basis und lehnt sich derselbe dem Fusse des G.-Pajung an in vollkommen horizontalen Flötzen, die also nicht von der Erhebung getroffen , sondern später abgelagert Avurden. Es ist nicht sowohl ein Sandstein, als vielmehr eine Ihezzie, die nur Avcnig eingemengten Sand enthält, vorherrschend aber aus zum Tlieil sehr grossen Fragmenten von Seemuscheln, Korallen und Balanen besteht, zusammengebacken durch Kohlensauren Kalk und ein- scldiessend eine Menge ganzer, nur wenig beschädigter See- nuischeln , deren Farbe sogar öfters gut erhalten ist und die lauter Arten angehören , welche man noch jetzt lebend im benachbarten Meere findet. Diese sonderbare ]M u s c h e 1 1 r ü m m e r b r e z z i e : L. Nr. 378 ist ausserordentlich hart und fest, klingt unter den Hammerschlägen hell wie Metall und ist in Platten (Flötze) ge- theilt, von denen die obersten 1 y^ , die untern aber 3 bis 5' dick sind. Sie sind innig zu einem Ganzen verbunden und liegen vollkom- men horizontal. Au der Seeseite sind sie steil und JNIauerartig geendigt. Die heftige Brandung, Avelche hier steht und auf einen tiefen, steil abfallenden Meeresboden deutet, bildet nur eine, nicht verdop- pelte, aber sehr hohe Wellenlinie, die mit ungeheurer Gewalt gegen den Fuss der jNIauer schlägt und den Schichtenverein unterhöhlt. Durch diese Unterhöhlung ist das Abknicken vieler Theile bewirkt worden, welche in langen Streifen, jedoch wieder in Stücke gebro- chen, seewärts überhängen. Sie bilden kolossale, viereckige oder rhombische Schollen, auf deren na^ch dem Meere zu mehr oder we- niger steil geneigter Oberfläche man hinschreiten kann, freilich bespritzt von der Brandung, deren Staub diese Gegend in einen ewigen salzigen Nebel hüllt. Die überhängenden, oft 7 bis lO' dicken Schollen sind von dem ungebrochenen Theile der Sandsteinplatte durch Spalten getrennt, die sich in gleicher, paralleler Richtung mit dem Strande hinziehen und, bei einer Breite von V4bis2', zehn Fuss und darüber senkrecht in's Gestein hinabdringen. An andern Stellen, wo noch keine eigentlichen Spalten vorhanden sind, verkündigen doch schmale Risse die nahe Ablösung. Sie bilden die Gränze zwischen dem horizontalen Theile der PlaCte und dem in's Meer herabgesenkten 30 bis 50' breiten Streifen. Zwischen den einzelnen, meistens vier- 955 eckigen Trümmern, in welche dieser Streifen geknickt ist, liegen ähnliche Spalten, die mit jenen einen rechten Winkel bilden und in manchen Gegenden nur eine geringe 13reite haben ; dann stellen die verschiedenen Schollen eine gleichmässig geneigte Ebne dar, über Av eiche die Javanen ihre Reise selbst zu Pferd fortzusetzen Avagen; in andern Gegenden aber sind die Spalten zu breit, um darüber hinwegzuspringen, und an noch andern Stellen sind die Schollen in wilder Unordnung über und durch einander gestürzt, ein Chaos von Höhlen, Spalten und Trümmern bildend, zwischen denen See- thiere aller Art herumkriechen. Vom Ostfusse des G.-Pajung, avo der Each Tji-Bunar mündet, dehnt sich diese Formation der jNIuscheltrümmerbrezzie 2 jNIinuten weit nach Osten aus bis zu dem kleinen Tji-Tataon, von wo an loser Ufersand auftritt. Die Oberflache der obersten Schicht, welche eine einwärts mit Vegetation bedeckte, Tafelplatte Fels- rinde bildet, liegt 20 bis 25' über dem höchsten Stande des Meeres zur Fluthzeit. So viel beträgt die INIächtigkeit dieser Formation. Sie ruht auf einein sehr feinen, weichen, bläulich-grauen, durch Verwitterung gelblich werdenden, tertiären Kalksandstein: L. Nr. .S74 bis 37 7, dessen fossile INIuscheln sich in einem ganz andern, entfärbten, Kreideweissen, zerbrechlichen Zustande betinden, wäh- rend die der jMuscheltrümmerbrezzie ganz unverändert sind. West- w^ärts von der iNIündung des Tji-liunar, da, wo die trachytische Felswand des G.-Pajung in's Meer vorspringt, bildet der feine Sand- stein am Fusse dieser Wand eine 3 bis .^OO' breite Platte, die nur zur Fluthzeit überschwemmt ist, zur Ebbezeit aber betreten werden kann. Auf dieser tertiären Platte scheint sich die iNluschelbrezzie- formation vormals auch noch eine Strecke Aveit fortgesetzt zu haben, ist jetzt aber durch die Wogen , Avelche hier, in dem Aveit hervor- ragenden und steil gesenkten Thcile des Landes, mit verstärkter Kraft zu toben vermochten, grösstentheils zerstört und nur einzelne Reste ihrer untersten Schicht sind als isolirte Felsklumpcn noch vorhanden und bedecken das tertiäre Liegende. Diese untersten Schichten bestehen nur zum Theil aus Muscheltrümmern, ganzen Muscheln und Sand, zum grössern Theile aber aus gerundeten und geplätteten Geschieben A'onTrachyt, Ilornstein imd Feuerstein, die unireachtet ihrer oft kolossalen , von t Zoll bis 3 Fuss! im Durch- '•11 mcsser auAvachsenden Grösse, durch Kohlensauren Kalk ausser- ordentlich fest mit einander verkittet sind: L. Nr. 373. Dass dieses Conglomerat derselben Formation als Nr. 378 angehört, kann man am linken Ufer des Tji-l]unar, AA'eit landeinAvärts A'on seiner ]Mün- dung, erkennen, avo man es unter der INIuschcltrümmerbrezzie liegen, doch allmählig in diese übergehen sieht, iudem die Ge- schiebe nach oben zu kleiner mid sparsamer Averden. 2) Eine geographische Meile ostwärts von der vorigen Gegend tritt, auf der Ostseite der schmalen Landzunge (Udjung-) Tereleng, ein ähnlicher grober Sandstein auf, der sich eine jNIinute Avcit nach Osten zu erstreckt. Er ist hier aber sehr locker und leicht zu zer- 956 trüniineni, obgleich er, wie der vorige Brezzienartige, ganz und gar aus Trümmern von Muscheln, Korallen und andern ISeeprodukten besteht. Die Trümmer sind hier feiner und wegen Mangel an bin- dender Kalkerde weniger fest zusammengekittet: L. Nr. 379. Er ist in d n n n e , Flattenartige Schichten getheilt , die vollkommen horizontal liegen und seewärts sich in eine 15' hohe, senkrechte und schmal -gestreifte Wand endigen. Die ()berflilc;he dieser jüng- sten Sandsteinbank bildet, eben so wie die vorige, einwärts das flache Land. Ihr Liegendes ist derselbe feine, tertiäre Kalksand- stein, auf dem die vorige Bank liegt: L. Nr. 3S0. lieide Bänke (Nr. 1 und 2) sind offenbar nur locale. Schollenartige Bildungen, die sich seitwärts auskeilen. Die Oberfläche von Nr. 2 liegt wenig- stens 15' über dem höchsten Meeresstande zur Fluthzeit. 3) Wenn man südwärts von der ^^'ijnk()opsbai, Distrikt Djam- pang kulon der Preanger-Begcntschaft Tjandjur, denjenigen Theil der Küste durchwandert, der sich von Udjung-Sodong parat bis zur Halbinsel Gending im Allgemeinen von Norden nach Süden ausstreckt, so kommt man, ausser andern kleinen Kap's, etwa in der Mitte des angegebenen Baumes über die kleine Landecke Udjung-Tjibuaj a und gleich darauf über Udjung-Tj an tigi. Hier zieht sich vor der Küste, die einwärts flach ist und sich nur sehr allmählig hebt, ein 700 bis lOOO' breites Korallenriff" (Strand- riff") liin, das zur Ebbezeit an vielen Stellen schon anfängt, trocken zu liegen xnid abzusterben. p]s ist hier und da von scharfbegränz- ten, tiefen Kanälen durchschnitten, die sich nicht nur in der Rich- tung vom Meere zur Küste, sondern zuweilen auch in querer Rich- tung hinziehen und das Kiff" in einzelne lange oder viereckige Stiicke theilen. Da man auf den übrigen Gegenden des lliffs zur Ebbezeit fast trocknen Eusses herumschreiten kann, so sind es nur diese Kanäle, welche die Wanderung hemmen, da das Meerwasser in ihnen eine grosse Tiefe hat. Die Oberfläche des angränzenden , trocknen Landes, nämlich der vorspringenden Udjung's, liegt 20' über dem Äleere, ist durch- löchert, zackig -gekräuselt und besteht ebenfalls aus abgestorbenen Korallengebäudcn. Ein 15' hohes l^äumchen Tjantigi {fDodouaea, sp.) mit schmalen, etwas gebogenen Stämmen, die eine graue, ris- sige Rinde haben, wurzelt in den Löchern des Korallenfelsen und gru])pirt sich zu kleinen Wäldchen von eigenthümlicher , kahler Physiognomie, deren feines, Myrthenartiges Laub nur wenig Schat- ten wirft auf den weisslichen Felsgrund, der von aller Dammerde entblösst ist. In der Mitte zwischen den beiden Kap's ist die Kü- stenfläche ohngefähr 5' über dem Niveau des Meeres zur Fluthzeit erhaben; sie ist hier aber besetzt mit einer Menge Thurmartiger oder Würfelförmiger Felsen, zwischen denen man hinschreitet, wie in den Strassen einer türkischen Stadt zwischen kleinen Häusern, die platte Dächer haben. Manche von den Felsen sind Fortalartig durchbrochen und alle haben scharfbegränzte, senkrechte Seiten- wände und platte Scheitel, die 1 5' hoch über der Hache liegen, auf 3(joo Firf-s' '/// Imt/rm/, /"/^//r / ^^m<^i^-^ Xooa *ioa •*"" /!//>■ 957 der sie sich erheben , also ohngef ühr eben so hoch wie die Scheitel der flachen Kap's. Diese Felsthürmchen sind zum Theil mit Tjan- tigig-ebüsch gekrönt und höchst malerisch. Sie sind an ihren Seiten ganz durchlöchert und porös, die Löcher liegen aber in parallelen Keihen über einander, die Wände sind quer gestreift, die Felsen horizontal geschichtet, es sind abgestorbene Korallenge- bäude, Korallenbänke oder Glieder einer Bank: L. Nr. GS5, deren Oberfläche 20 über dem je tzigen ^Nleeresstande liegt. Mehr oder weniger durch Kalk verkittet, zusammengebak- ken findet man noch viele, oft ganz unzcrbrochene Seemuscheln in den Höhlungen dieser Felsen, die keine Trümmerbildung, sondern ein u n b e s c' h ä d i g t e s ganzes K o r a 1 1 e n g e b ä u d e sind, so wie es unter dem Meere wuchs. 4) Zwischen den Distrikten K endeng wesi in AVestcn und Negara in Osten (der Preanger-llegentschaft Sukapura) wird in der Nähe der Südküstc die Gränze vom Tji-Laut eren gebildet. Nachdem er aus einer Kluft des steil geendigten Tertiärgebirges hervorgetreten ist, fliesst er noch 3 Pfähle weit von Norden nach Süden durch eine niedrige Allu\'ialfläche dem INIeere zu, dreht sich aber, anstatt in der angegebenen Richtung in's Meer zu münden, zuletzt nach Westen, ja selbst AVest-Nord- Westen um und läuft in dieser Richtung noch eine beträchtliche Strecke weit fort, ehe er sich in's ÖSIeer ergiesst. Siehe Tji-Laut eren Figur 1. Zu die- sem veränderten Laufe wird der Fluss gezwungen durch einen son- derbaren, schmalen Gebirgsstreifen, eine Felsmauer, die sich, ganz isolirt, von allen andern liergen weit entfernt in der angegebenen Richtung von Osten nach Westen und West-Nord- AVosten hinzieht und das Meer von der Innern (alluvialen) Küstenfläche trennt. Da, Avo der Bach, der erst von Nord-Osten nacb Süd- Westen floss, seinen Latif verändert und eine l^iegung macht , um bis zu seiner Mündung westnordwcstwärts weiter zu strömen , dort kom- men zwei Unterbrechungen, lAicken in dieser Felsmauer vor, die wie ein ]]ollwerk zwischen dem ]Meere und der Küstenfläche da- liegt. Der eine Zwischenraum a ist 2ü0' breit, der andere Avest- lichere h nur 50'. Von dieser zweiten Lücke an ist die oben Wald- bedeckte Felsmauer nur 150 bis 200' breit, während sie sich mehr als 3000 weit in die l^änge zieht, nämlich nach West-Nord- Westen streicht bis weit über die Miindung des Tji-l^aut l'ren hinaus. Ein kleiner Thurmartiger Felsen erhebt sich dort noch in bedeutender Entfernung vom Ende der Mauer, mit welcher er nur durch das zur Fluthzcit überströmte flache Riff" verbunden ist. Wälirend nämlicli am innern Fusse der Felsmauer der Tji- Laut eren strömt, so ziclit sich an der äussern, Seeseite derselben ein flacher, zur Zeit der Ebbe fast trockner, etwa 500 breiter Strei- fen hin, eine Tafelflache Sand stein platte, auf der sich an vielen Stellen Korallenbauende Polypen angesiedelt haben. In ihrer östlichen Gegend liegt diese Platte am äussern Ivande höher als au der innern Seite, da, wo sie an den Felsen- 958 streifen gränzt. Hier ist sie auch zur Ebbozcit uocli 2' liocli mit Salzwasser bedeckt, das einen unaufhörlichen Strom nach Osten zu bildet, einen Salzfluss, dessen Spiegel 3' höher liegt , als der des Jkuhes. An den zwei Stellen nämlich, wo die Fclsmauer unter- brochen ist und Lücken hat, deren Boden nicht höher liegt als die Oberfläche des Kiffes, da strömt das Seewasser zum Tji - Laut erßn hinab und bildet 2 breite, stets flies sende 3' hohe Cas- caden. Diese Wasserfälle des Meeres, die in einen Süsswasser- lluss hinabströmen, erklären sich aus dem jNIangel aller Brandung vor der beschützten Mündung des Tji-Laut eren und aus dem See- wasser, das auf der Aussenseite der Felsmauer durch die hohe Bran- dung in zerpeitschtc-m Zustande fortwährend auf die Platte ge- schleudert wird. Sonderbar, gegenüber den Salzwasserfällen, findet man auch Gruppen von Khizophoren, die sonst nirgends in dieser (iegend vorkommen. Das Gestein dieser Felsmauer ist ein grober ]\Ieeressandstein, der hauptsächlich aus jNluschel- und Korallentrümmern besteht und auch grössere Korallenstücke beigemengt enthält. Die petrographi- sche Beschaffenheit ist in den verschiedenen Gegenden der Mauer verschieden. Er ist tlieils in sehr dünne, kaum 1 Zoll dicke, ja schiefrig-dünne, doch innig mit einander verbundene Schich- ten vertheilt, deren viele Hunderte zusammen erst ein erhebliches Flötz bilden, theils in 3 bis 1 o' mächtige Bänke gesondert, die keine Unterschichten erkennen lassen; in vielen Gegenden sind die Schichten zu einem 25' mächtigen Ganzen verbunden und als ein solches Ganze herabgeknickt, ohne sich zu trennen. Überall aber sind sie wie poröse Lavaschlacken durchlöchert und an ihrer Ober- fläche zackig -kraus, voll von kleinen Höhlungen und Löchern, doch so, dass die Löcher in regelmässigen horizontalen und paral- lelen Reihen stehen und die feingestreifte Oberfläche von der Seite gesehen eine zackig-spitze, Sägeförmige Gestalt erhält. In Folge von L'nterwaschung und Unterhöhlung, wodurch sich in den darüber befindlichen Schichtvereinen Bruchspalten bil- den und diese Theile sich vorn herabsenken mussten, sieht man die Schichten in vielen Gegenden , a n d e n S e i t c n der Felsmauer, sowohl an ihrer äussern, als innern Seite in einem Winkel von 10, — 45, ja 75" überhängen, vorübergestürzt, ja einige neigen sich so steil herab, dass sie an der AVand nur eben noch zu hängen scheinen und bald ganz herabzufallen drohen. In manchen Gegen- den ist dies bereits geschehen imd dort sieht man die Trümmer der 959 zerbrochenen Schichten — Schollenartig — in allen Richtungen über einander geworfen. Ursprünglich aber lagen sie eben so hori- zontal, wie dies in der Mitte des Felsstreifens überall noch gegen- wärtig der Fall ist. Der schmale, aus diesen Schichten gebildete Felsstreifen, der recht eigentlich eine Mauer genannt zu werden verdient, da er bei grosser Sclimalheit und Länge auf beiden Sei- ten senkrecht begränzt wird, ist desshalb auch auf seinem Schei- tel flach. Er hat in den meisten Gegenden eine Höhe von 30 bis 40', erhebt sich aber auch an einigen Punkten, in der Mitte des Streifens Thurmartig, 50, ja 60' hoch. Obgleich sich die Stein art der Mauer in vielen Gegenden des- selben mehr als Sandstein, denn Korallenkalk darstellt, so deuten doch schon die vielen, zum Theil regelmässig und Keihenförmig vertheilten. Höhlen und Löcher auf den grossen Antheil, den Po- lypen und Annulaten (Sabcllarien , Serpula- Arten) an der Bildung der Hank genommen haben. Siehe L. Nr. 953. Ganz verschieden davon ist die Steinart der mehre Pfähle entfernten alten Uferwand ; diese besteht aus sehr feinen Thon- und Sandsteinmergeln: L. Nr. 943 und 944, deren Fossilreste (S. 75 der IH. Abtheilung) sich ebenfalls in einem ganz andern Zustande befinden. (S. oben unter Nr. 1.) Ein solcher feiner Mergel: L. Nr. 945 bildet auch die Sohle des kleinen Tji-Karang, die in der Küstenfläche, am Fusse der alten Uferwand, kaum merklich höher liegt, als der Spiegel des Meeres zur Fluthzeit, auf der Ostseite des Pondok- Tjieri, 3 Pfähle nordwestwärts von der Muara-Tji laut erön. An den Ufern des Baches ist eine 5' dicke Bank von einer ganz neuen Muschel- und Korallen trümmerbrezzie : L. Nr. 946 bis 952 ent- blösst, welche auf Nr. 945 ruht und früher natürlich auch die Sohle des Baches, in welcher gegenwärtig Nr. 945 bloss liegt, bedeckt haben muss, ehe sie vom Bache, der ö bis i tief einschnitt, hin- weggespült wurde. Sie enthält eine Menge ganzer, grosser Polypen- stöcke und vmzerbrochene , gar nicht veränderte ^Muscheln, die man in Nr. 946 bis 952 nachsehen kann. In dem tertiären Liegenden dagegen kommen ganz andere Fossilreste und diese ge- wöhnlich nur als Abdrücke, Steinkerne vor, unter andern eine Art Ranella: L. P. Nr. 146, b. Ohne Zweifel liegt auch unser Maucr- förmiger Felsstreifen am Tji laut Örün auf einer solchen ter- tiären Basis. Er scheint eine schmale Korallcnbank, ein Korallenriff', gewesen zu sein , das durch ehien 2 bis 3 Pf älile breiten Meeresarra von der Küste Java's getrennt war und das nachher 40 bis 50' hoch über den Spiegel des Meeres emporgelioben wurde. Da nun auch der tertiäre [Meeresgrund, worauf das Piff ruhte, dieselbe Höherhebung erleiden musste, so wurde der Zwischenraum zwischen dem Kitt' und der Küste um eben so viele Fuss untiefer gemacht, die Aus- füllung durch Alluvialgrund dadurch beschleunigt und die Bildung der jetzigen Fläche veranlasst. 960 5) In der ausgodclmteu Küstenflüche der Distrikte Prigi und Tjikämbulan , die Halbmondförmig zwischen den Kalkbcrgen von l'jiwaru in Westen und den Hcrgcn von Kali putjang (nebst der lialbinsel Penandjungj in Osten eingeschlossen liegt, l'reanger-Re- gentschaft Sukapura, strömt ausser andern Bächen derTji-Kolö- Avong dem ^Nleerc zu inid bildet die Gränze der Distrikte Prigi in Westen und Tjikendiulan in Osten. Da, wo der A\'eg über den Jiach setzt, in einer Entfernung von y^ Pfahl von der Küste und von dort an noch '/z Pfahl weiter einwärts, liegt die völlig horizontale Fläche wenigstens 20 bis 25' über dem Meere. Eine dünne, mit Gras und vereinzeltem Waldgebüsch bewachsene, fruchtbare Erdschicht ruht daselbst auf Plötzen von einer «Muschel- und Korallenbrezzie, durch welche der Pach sein ]>ette 7 bis lo' tief gegraben hat. Die oberste 3' mäclitige .Schicht ist melir Sandsteinartig, darauf folgen aber dünne Schichten, die voll von wenig oder gar nicht veränderten ^luscheln noch lebender Arten sind. Sämmtliche Schichten liegen ganz horizontal und scheinen eine grosse Ausdehnung in dieser Fläche zu besitzen. Die angeführten fünf Beispiele zeigen uns dass heuttägige Gestein- und Korallenbildungen, dergleichen wir noch täglich vor unsern Augen an vielen Stellen der Südküste entstehen sehen , wie im Abschnitte der heuttägigen P)ildungen der 3. Abtheilung näher dargethan werden soll, dass diese in Höhen von 15 bis 25', ja von 50 Fuss über dem ]Meeresspieg('l zur Flu th zeit gefimden Averden, in welcher Höhe sie nicht gebildet sein können. Namentlich ist es unmöglicli dass die Polypen , welche die Korallen des Beispiels Nr. 3 bewohnten , in dieser Höhe , in der Luft , leben und bauen konnten. Es ist also zur Erklärung dieser Erscheinung nöthig, anzu- nehmen, dass die Südküste von Java in sehr neuen Zeiten eine vertikale Hebung von 15 bis 20' erlitten hat. Da ferner jene Ge- steinschichten vollkommen horizontal liegen geblieben sind, so muss die Erhebung eine sehr gleichmässige , weit verbreitete und Avahr- scheinlich sehr allmählige gewesen sein; ja man kann aus dem schnellen Abtrocknen von Korallenriffen und der Zunahme der Südküste an Stellen, wo keine Alluvion Statt findet, mit Grund vermuthen, dass die Erhebung, in geringem ]Masse, langsam, noch gegenwärtig fortdauert. An der Küste errichtete feste Signale oder den FelsAvänden in bestimmter Höhe über dem Meere eingehauene Zeichen, wenn diese nach Verlauf von 10 bis 50 Jahren wieder gemessen werden, können hierüber allein bestimmten Aufschluss verschaffen. Dass es für die Schifffahrt, besonders in Beziehung auf die (oft sehr kostspieligen) Massregeln, welche zur Instandhaltung mancher oder neuen Einrichtung andrer Häfen, z. B. des Hafens von Tje- latjap genommen Averden müssen, von grosser Wichtigkeit ist, hierüber bestimmte Aufschlüsse zu erhalten, ist nicht zu verkennen eben so wichtig ist es, die Yergrösserung des Landes durch Alluvion 961 zu kennen und die Zeit zu bestimmen, innerhalb welcher man die Verschlammung und Unbrauchbarkeit gewisser Häfen zu erwar- ten hat. ^Möchte sich die Behauptung von Hallsted und Volloth be- wahrheiten, dass nicht nur die Insel Reguain nebst einigen benach- barten Inseln in sehr neuen Zeiten bis zu 22' höher gehoben worden ist, sondern dass die ganze gegenüberliegende Küste von Arakan erst während der Erdbeben in 1750 bis 1760 eine sehr bedeutende Hebung erlitten hat , so wären die Erscheinungen an der Südküste Java's nicht ohne Beispiel in Ostindien. (Vergl. Seite 809.) ßapiul YIl. Erhöhung von Theilen der Erdoberfläche und Erweiterung der Küsten durch Lavaströme, Da alle Vulkane Java's ohne Ausnahme durch erstarrte Ge- steinmassen gebildet worden sind , die in einem theils vollkommen geschmolzenen, theils durch Feuergluth bloss erweichten, zähen Zustande dem Innern der Erde entstiegen, nämhch aus Spalten hervorquollen, deren offen gebliebenen Stellen — den Vulkan- schächten — auch heutiges Tages noch ähnliche Stoffe entströmen, so ist der Antheil, den diese vulkanischen Gesteinbildenden Kräfte auf Java an der Bildung des Landes genommen haben, sehr gross. Kommen doch auf.Iava unzählige grössere und kleinere Berg- kuppen vor , die aus Eruptivgestein bestehen und haben wir doch in den vorigen Blättern nicht weniger als 45, neun bis zehn Tausend Fuss hohe Kegelberge aufgezählt, die offene Krater haben und die nur durch die Ubereinanderlagerung von altem trachytischen und neuem (ihrem Gefüge nach dichtem) Lavaströmen nebst Lava- trümmern entstanden sein können, wodurch die anfängliche Er- höhung des Bodens , die sie bildeten , in einer langen Reihe von Jahrtausenden allmählig zu einem hohen Kegelberge anwuchs. Ich versveise deshalb auf die Beschreibung der Vulkane in den vorigen Blättern und will hier nur auf einige der ausgezeichnetsten Beis})iele aufhierksam machen, wo durch erstarrte Lavaströme das Land, das den Fuss der Vulkane umgiebt in einem weiten Umfange und sehr bedeutend erhöht Avorden ist. Am Nordfusse des G. -Tangkuban prau auf Java erstarrten basaltische Lavaströme, welche dieser Vulkan ergoss, zu unge- heuer mächtigen Bänken, deren Oberfläche das jetzige Plateau von Segala erang ist, Seite 42 f. Die Steinart siehe in: L. Nr. 23 bis 28. Juii{r|iuliu, Java II. ß][ 962 Ähnliche Lavaströme erstarrten am Süd - Süd -West - und Süd- West -Fusse des G.-Slamat auf Java, in der Gegend, wo Adji- barang liegt, zu mehren Hundert Fuss dicken Felsbänken, die eben so, wie die vorigen , nicht nur bis zum Bruchrande des Tertiärge- birges reichen, sondern dieses Gebirge in vielen, weniger hohen Ge- genden desselben überströmt und bedeckt haben, Seite 131 f. Die Steinart: L. Nr. HO. Der Nord-West-j West- und Süd-West-Fuss des G.-Buluran auf Java ist von mächtigen, nur an ihrer Oberfläche in einzelne Trümmer zerspaltenen Lavabänken umgeben, S. 674. Die Stein- art: L. Nr. 290 bis 292. Am Ostfusse des G. -Idjen auf Java reicht ein basaltischer Lavastrom bis in die Strasse von Bali und bildet ein vorspringendes Felsenkap im Meere, Batu-Tutul genannt, Seite 6S0. Die Stein- art: L. Nr. 293. Zu welcher Zeit sich diese Lavaströme ergossen haben, ist nicht bekannt. Dass sich aus den Kratern dieser Insel, seit der Ankunft der Europäer auf Java , keine völlig geschmolzene , als zu- sammenhängender Strom geflossene Lava mehr ergossen hat, wurde schon an mehren Stellen des Werkes bemerkt. *) Dass aber durch Auswurfsstoffe loser Art, durch Lavatrümmer, durch Sand und Asche seit jener Zeit der Boden des Landes in vielen Gegenden, sowohl auf Java als andern Inseln des Archipels bedeutend erhöht worden ist, davon sind zahlreiche Beispiele beobachtet worden, von denen ich hier nur einige anführen will. Der G. -Guntur auf Java erhöht durch ausgeworfene Lava- trümmer und Sand seine Umgebungen noch fortwährend und ver- grössert dadurch seinen Umfang, Seite 6S ff. Der G.-Gelunggung auf Java hat durch Lavatrümmer und vulkanische Asche, die mit Wasser vermengt zu Schlamm wurde, im Monat October 1822, die ausgedehnten Ebnen von Singaparna und Tasik malaju in den verschiedenen Gegenden, um 30, 60 bis 70 hoch erhöht, S. 110 ff". Der G. -Merapi auf Java hat während der Ausbrüche, die er im Monat December 1822, December 1832, August 1837 u. s. w. erlitt, nicht nur ganze grosse Klüfte, wie dieDjurang-Pabilang und Blongkeng, mit Trümmern (Bruchstücken mehr oder weniger ver- schlackter Lava) ausgefüllt, sondern seinen Abhang und Fuss auf der ganzen westlichen Seite dadurch erhöht; s. Seite 302 bis 305, 319 ff", und 323. *) Die wahrscheinliche Ursache davon, — worin auch zugleich die Erklärung von der Seltenheit verwüstender Erdbeben auf Java gefunden wird, — ist theils die grosse Menge und Weite der offen stehenden Vulkanschächte , aus denen (wie bereits Seite 635 bemerkt wurde) die entwickelten Dämpfe mit Leichtigkeit zu entweichen vermögen , theils die geringe Menge der entwickelten Dämpfe selbst , deren Spannkraft zu gering ist, um die Lavasäule bis zur Krateröffnung zu heben. Vergleiche hiermit Seite 39S, 551 und 633 ff. A. d. V. 963 Der G. -Lamongan auf Java fährt ohne ünterlass fort seinen Umfang zu vergrössern und durch ausgeworfene Lavatrümmer zu erhöhen, Seite 762 if. Der G.-T^mboro auf Sumbawa hat im April 1S15 durch vulkanische Asche und Bimsteintrümmer, die er auswarf, das um- liegende Land viele Meilen weit 10 bis 20', ja Stellenweis lOü' hoch und mehr erhöht, Seite 822 ff. Der G. -Api auf Banda ergoss, im Monat Juni 1820, an seiner Westseite einen Lavastrom, der eine früher daselbst vorhandne Bucht ausfüllte und ein neues , in's jNIeer hervorragendes Vorge- birge bildete, Seite 836, und im Monat Juni 1824 brach er an seiner Nordseite einen ähnlichen Strom aus, der zu einem gewaltigen Bergkamme erstarrte, Seite 837. Der G. -Gama lama auf Ternate hatte schon in einem frühern Ausbruch, vor 1821, einen grossen Lavastrom ergossen , der sich vom Gehänge herabzog, als Bergkamm durch die Küstenfläche lief und bis in's Meer hinaus reichte, Seite 840; wahrscheinlich ist es dieser Strom, den man Batu-Angus nennt imd der auf der Nord- Ost-Seite des Berges*) gefunden wird; im Februar 1840 wurde ein zweiter Strom von der Art ergossen, zwischen Batu-Angus und Fort Toluko, also auf der Ostseite des Berges , der sich ebenfalls bis zum Meere hinauszog, Seite 841. Der G. -Tonkoko auf der Halbinsel Menado von Ceelbes bil- dete aus Lavatrümmern in 1801 einen ähnlichen Strom oder Berg- kamm , der zu einem neuen, in's Meer hinausragenden Kap wurde, das daselbst ebenfalls Batu-Angus genannt wird, Seite 847. Da wir nun innerhalb einer so kurzen Zeit! — seit 1822 bis jetzt — schon so auffallende Beispiele von Erhöhung und Er- weiterung des Umfangs der indischen Feuerberge durch ausgeworfene Stoffe kennen gelernt haben, die auf direkte Beobachtung gegrün- dete Thatsachen sind, wie können wir noch zweifeln , dass die ganze INIasse der 9 bis lOOOO' hohen Kegclberge auf gleiche Art, durch allmählige Aufhäufung der geschmolzenen Gesteine so- wohl, als der losen Auswurfsprodukte gebildet worden sind ! Denn in Beziehung auf die grossen Perioden in der Entwickehuigsge- schichte des Erdkörpers können jene 28 Jahre, die seit dem Aus- bruche des G.-Gölunggung bis heute verstrichen, nicht mehr sein, wie in Vergleich mit einem Jahre eine Sekunde ist. Wollte ich hier einen vollständigen Überblick über die Kräfte geben, welche auf Java fortwährend auf die Umgestaltung des Bodens wirken, theils durch Zerstörung von Land- und Gcbirgs- theilen, theils und hauptsächlicli, in überwiegendem jNIasse, durch l^ildung von neuem Lande und neuen Gebirgsarten, so müsste ich •) G. F. VON Derfelden van Hinderstein hat ihn unter dem Namen „de Vcrbrattde Jfoek" („die verbrannte Ecke") sogar auf seiner Karte \on NeM. Oost-Imlie (1812) als einen Ungeheuern Lavastrom abgebildet. A. d. V. 61* 964 ausser den hier oben unter I. bisVIL aufgezählten Erscheinungen, auch sogleich noch eine lange Reihe von andern Erscheinungen und Ereignissen folgen lassen, die zwar nicht von vulkanischer Art, aber mit den vorigen gemeinschaftlich , gleichzeitig und ohne Un- terlass thätig sind und in keinem geringern, ja oftmals in einem höhern INIasse, als jene, auf die J Bildung und Umgestaltung der Ober- fläche wirken. Dahin gehören hauptsächlich die Erhöhung von Theilen der Erdoberfläche und die ]>iidung von neuem Lande durch AUuvion, durch Entstehung von kalkigem Sandstein an den Meeres- küsten und durch Korallenbau ; die Zerstörung von andern Theilen der Küste durch den Wellenschlag, das Einstürzen von Theilen der IJergwUnde; Stürme, Überströmungen nach scliAveren Regen und Verwüstungen, die sie anrichten u. s. w. Diese Erscheinungen werden wir aber zweckmässiger unter den heuttägigen Bildungen abhandeln. Sie machen den dritten Abschnitt aus von der dritten, neptunischen, Abtheilung des Werkes, die wir unmittelbar hierauf folgen lassen. Druck von Breitkopf uud Härtel in Leipzig. UNIVERSITY OF CALIFORNIA, LOS ANGELES THE UNIv«'^<;iTY LIBRARY TT«-: THE LIBRARY JNIVERSITY OF CALIFORKOi^ LOS ANGELES DS 646,2 Junghuhn - jöbjCj Java, seine 1857 gestalt... V.2 ] 1 iii!ii|ii