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Die auf den allgemeinen Nutzen abge: richtete ruhmvolle Abſicht Sr. Hoch. wiohlgebl. des Herrn Creyßhaupt⸗ manns, Freyherrns von Sohenthal, bey der Auf— gabe einer Abhandlung von dem Grasbaue, hat mich bewogen, zu verſuchen, ob, und in wie ferne ich dieſer Abſicht mich gemaͤß bezeigen koͤnne? Es gehet alſo mein Vorhaben dahin, eine der Natur und Erfahrung gemaͤße Einleitung zum Grasbaue zu geben. Zur Erreichung dieſes Endzweckes wird vornehmlich zuerſt noͤth'g ſeyn, eine Anleitung zur richtigen Kenntniß der Coͤrper, von deren Baue gehandelt werden ſoll, naͤmlich der Graſe, zu geben; hiernaͤchſt aber vom Gras: Schreb. vom Grasbbz. A baue, 2 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. baue, deſſen Hinderniſſen, und deren Hebung, zu handeln. | Beym erſten Stücke iſt vornehmlich (Y) zu zeigen, was eigentlich Gras ſev? und hierbey wer⸗ den auch alle Theile eines Graſes deutlich beſchrie⸗ ben werden muͤſſen. (2) Werde ich die Ge— ſchlechter der Graſe beſchreiben, und (3) diejeni⸗ gen Arten der Graſe, nach allen ihren Kennzeichen, anfuͤhren, weſche in Deutſchland, beſonders in Sachſen, wild wachſen, theils auch mit Nutzen noch weiter angebauet werden koͤnnen; wobey ich mein Augenmerk vorzuͤglich auf diejenigen Arten richten werde, welche wegen eines beſondern Nutzens oder Schadens merkwuͤrdig ſind. (4) Werde ich auch die Standplaͤtze der Graſe anzeigen. Das zweyte Hauptſtuͤck wird aus folgenden Abtheilungen beſtehen: (1) Wird von den Wie. ſen uͤberhaupt, und ihrem natürlichen Unterſchiede; (2) von Anlegung neuer Wieſen; (3) von Ver⸗ beſſerung derſelbigen, (4) von denen ihnen ſchaͤd⸗ lichen Thieren gehandelt werden, und die Policey— mäßige Betrachtung der Wieſen beygefuͤgt wer» den. | Bota⸗ vom Grasbaue. 3 Botaniſcher Theil. Erſtes Hauptſtuͤck. Vom Graſe uͤberhaupt. Di Graſe ſcheinen von den uͤbrigen Pflanzen ſchon durch das aͤußerliche Anſehen genug unterſchieden zu ſeyn, und ſelbſt der unwiſſendeſte Bauer wird nicht leicht ein Gras mit den uͤbrigen Pflanzen verwechſeln. Die alten Botanici nenneten alle Pflanzen Gras, welche fehr lange und ſchmale Blaͤtter haben. Daher rechneten fie einige Stellarias mit unter die Grasarten, welche doch offenbar nicht unter dieſe, ſondern unter die Blumen gehoͤren. Die neuern Kraͤuterlehrer haben das Weſent— liche der Graſe mit mehrerm Rechte in der Bluͤte geſucht (). Wenn aber der große und durch ſeine Grashiſtorie beruͤhmte Scheuchzer die Getreidearten von den Graſen abſondert, und verlangt, daß ein Gras einen kleinen und zum Brodbacken untauglichen Samen haben ſolle ); ſo ſiehet man bey genauer Unterſuchung leicht ein, 2 daß (*) Raıvs bifl. plant. 1235. eth. einend. 129. (**) Agroſt. p. 1. 4 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. daß dieſer Unterſchied wider die Natur ſey und nicht ſtatt finden koͤnne (). Das vornehmſte Kennzeichen, wodurch ſich die Graſe von allen andern Kräutern unterſchei— den, beſtehet in der Structur der Bluͤte, und ich werde daher dieſelbe aufs genaueſte zu beſchrei— ben ſuchen, vorher aber die uͤbrigen Theile der Graſe betrachten. Die Wurzel iſt Aeg zaſerigt; ſie beſtehet aus fehr vielen ſtaͤrkern und zarten Zaſern, wel. che verſchiedentlich gedrehet und gebogen ſind; ſie dauert entweder ein oder mehrere Jahre. | Die Staude des Graſes, oder der erſte Aus» wuchs aus der Wurzel, beſtehet aus mehr oder weniger Blaͤttern, welche unmittelbar aus der Wurzel hervorkommen, und unten gemeiniglich mit trocknen Schuppen bedeckt ſind, die aus den vorjährigen Blättern entſtehen. Die Stauden. blaͤtter felbft find bey allen Graſen ſehr ſchmal, lang, und oben zugeſpitzt; auch oͤfters an den Raͤndern rauh, welches man empfindet, wenn man mit dem Finger am Rande, nach unten zu, faͤhrt. Bey manchen Arten ſind ſie flach, und untenher oft mit einer e (carina) verſehen. Der „Es iſt ſchwer einen ı gewiſſen Unterſchied unter „den Samen der Getreide- und Grasarten be⸗ „ſtimmen zu wollen, da die Natur keinen beſtim⸗ „ met hat., Ralvs meth. emend. S. 29. vom Grasbaue. 5 Der Halm welcher zwiſchen den Stauden⸗ blättern heraus kommt, iſt rund, roͤhrigt, hohl, meiſtens zart geftreift, und mit Knoten abge— theilt. An jedem Knoten ſtehet ein langes Blatt, welches den Wurzelblaͤttern aͤhnlich iſt, aber aus einer langen Scheide entfpringt, welche den Holm umwickelt, und ſich oben innerhalb des Blattes in ein kurzes haͤutiges Schuͤpchen, oder an deſſen ſtatt in kleine Haͤrchen endigt. Auf der Spitze des Halms ſtehen die Bluͤten des Graſes beyſammen, 1) entweder auf vielen kleinen Stielchen, die ohne Ordnung aus groͤßern, und dieſe wieder aus einem oder mehr Haupt— ſtielen entſpringen. Dieſe Art zu bluͤhen heiſt ein Strauß. (panicula) 2) Oder die Bluͤten ſtehen ohne merkliche Stiele an dem Stengel; dieſe Art zu blühen wird eine Aehre (JPica) genennet. 3) Wenn die Stielchen an einem Strauße ſo kurz ſind, daß ſie nicht merklich in die Augen fallen, und alſo der Strauß ſehr in einander gedrungen iſt, fo wird er ein aͤhrenfoͤrmiger Strauß (panicula ſpicata) genennet. Die Bluͤte ſelbſt beſtehet aus folgenden Theilen: J. Die Blumendecke. Dieſe beſtehet aus kleinen hohlen Baͤlglein, an der Zahl meiſtens zwey, ſeltener eins, am allerſeltenſten drey. In⸗ nerhalb dieſer Baͤlglein liegen die Blaͤtchen, und zwar ſo, daß ſie dichte daran anſchließen; und zwar entweder eins, oder 2. 3. und mehrere; und | A 3 in 6 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. in dieſer Abſicht ſagt man, fie find ein zwey⸗ drey⸗ oder vielblütige (uni- bi- tri-multiflores). Diele Bälglein find entweder glatt oder rauch, oder nur am Rande mit haarigen Franzen ver⸗ ſehen; ihre äußere Flaͤche, oder ihr Rücken, iſt entweder ruͤndlich oder mit einer Schärfe (carina); am Ende find fie entweder abge⸗ ſtumpft, oder zugeſpitzt, oder mit einer Granne verſehen, welche entweder aus der Spitze, oder aus dem Rücken entſpringt, und entweder ge⸗ rade, oder gedrehet, oder knotigt iſt. Die Farbe der Bälglein der Blumendecken-⸗VBaͤlglein (welche ich ins kuͤnftige Deckbaͤlgle in nennen werde) iſt gemeiniglich gruͤn. II. Die Krone. Dieſe beſtehet aus zwey Baͤlglein, welche zum Vorſchein kommen, wenn man die Baͤlglein der Blumendecke hinweg thut; fie find dieſer letztern ziemlich ahnlich, nur zaͤrter, und gemeiniglich von haͤutiger Structur und ganz weiß. Sie umſchließen die uͤbrigen Fruchttheile, deren ietzt Erwaͤhnung geſchehen ſoll, unmittel⸗ bar; woran man ſie leicht erkennen kann. III. Die Staubgefaͤße. Deren find gemeis niglich drey, doch dann und wann auch eins, zwey oder ſechſe. Ihre Staubfaͤden haͤngen wie zarte Haͤrchen aus der Blüte, zwiſchen den Bluͤt— baͤlglein heraus; an ihrer Spitze befinden ſich die Staubkoͤlbchen „welche lang und ſchmal ſind, und den feinen Samenſtaub in ſich halten, welcher er gelb, roth oder violet zu ſeyn pflegt. N IV. Der vom Grasbaue. 7 IV. Der Stengel ſtehet mitten im ganzen Bluͤtchen. Er beſtehet aus dem Keime, oder zukuͤnftigen Samenkorne, auf welchem zwey ges kruͤmmte und haarige Staubwege ſtehen, durch welche der Samenſtaub, der von den Staub— koͤlbchen darauf gefallen iſt, das Samenkorn bes feuchtet. V. Eine Samendecke findet man bey den Graſen nicht; bey manchen Geſchlechtern iſt das Samenkorn ganz bloß, und nur in die vertrockne⸗ ten Baͤlglein eingeſchloſſen; bey manchen aber, z. E. beym Hafer, iſt es von den Blumenbälg» lein umgeben, und damit gleichſam verwachſen. VI. Die Samenkörner, welche aus dem Stempel werden, und auch in dem Bluͤtchen da ſtehen, wo der Stempel ſtand, find von verfchies dener Structur, alle aber inwendig mehlig; ſie ſind alle einzeln, d. i. in jedem Bluͤtchen nur eins. Ich muß hierbey noch folgendes anmerken: 1) Es giebt Graſe, welche keine eigentliche Deckbaͤlglein haben, ſondern andere Baͤlglein, welche ihre Stelle vertreten, aber darinn von ihnen unterſchieden ſind, daß ſie nicht hohl, ſondern ganz platt ſind; daß ſie nicht dichte um die Bluͤtbaͤlglein anſchließen, wie wir unten an der Gerſte ſehen werden. Bey einem Grasgeſchlechte fehlen die Deckbaͤlglein ganz und gar. | 2) Die Staubfäden fehlen in einigen Bluͤt⸗ chen; allein man findet keine einzige Pflanze un⸗ ter den Grasarten, in weicher gar keine Staub⸗ ne A 4 faden 8 BotanifchDeconomifcheAbhandt, fäden anzutreffen ſeyn follten. Auf ihre Erhal- tung kommt gar viel an, weil ohne ſie kein reifes und taugliches Samenkorn erwachſen kann. Da⸗ her kommt es, daß das Getreide gemeiniglich miß. raͤth, wenn zur Zeit der Blüte häufige und ſtarke Regen fallen: denn dadurch wird der in den Staubkoͤlbchen befindliche zarte Samenſtaub zu ſehr angefeuchtet und alſo zur Beftuchtung une tuͤchtig gemacht. 3) Der Samen aller Graſe gehet allemal nur mit einem einzigen Blaͤttchen auf. Ich habe oben angemerkt, daß es noch andere Pflanzen gebe, welche, wenn man fie obenhin anſiehet, volls kommen das Anſehen der Graſe haben, ſo, daß man ſie nicht anders, als bey ſorgfaͤltiger Betrach⸗ tung, von den Graſen unterſcheiden kann. Allein ſie ſind, wenn man ſie genau anſiehet, wirklich ſo ſehr don den Graſen unterſchieden, daß man ſich irren wuͤrde, wenn man ſie unter die wahren Graſe rechnen wollte. Ihr Hauptunterſcheid von den Graſen beſtehet in der Bluͤte, wie ich unten bey der Abhandlung dieſer Kraͤuter zeigen werde, deren Anzahl uͤbrigens weit geringer iſt, als der wahren Graſe. Man kann ſie aber ſonſt leicht an den N unterſcheiden, welche niemals hohl ſind, wie die Halme der wahren Graſe, ſon⸗ dern mit einem markigen und zelligen Gewebe angefuͤllet, auch öfters ohne Knoten; auch kann man ſie an den Blaͤttern erkennen, welche theils an dem Stengel feſt ſitzen und keine Scheide haben; theils vom Grasbue 9 theils aber auch mit einer Scheide verfehen find, welche rund um den Stengel her verwachſen, und nicht an einer Seite offen ſtehen, ſich auch nicht in ein Schuͤpchen endigen. 1 Zweytes Hauptſtuͤck. Geſchlechter der Graſe und grasaͤhnli⸗ chen Pflanzen. he ich die vornehmſten in Deutſchland wild⸗ wachſenden Grasarten ſelbſt beſchreiben kann, muß ich nothwendig vorher die Kennzeichen der Hauptgeſchlechter, worunter eine jede derſelben begriffen iſt, anfuͤhren; weil ohne die Kenntniß der Geſchlechter keine genaue Kenntniß der Arten zu erwarten iſt. Man ſagt, daß eine oder mehrere Arten von Graſen zu einem Geſchlechte gehoͤren, wenn ſie in der Structur mit einander uͤbereinkommen, und hingegen darinn von allen uͤbrigen abgehen. So ſagt man z. E. daß Sommers und Winterweizen zu einem Geſchlechte gehören, weil fie ähnliche Bluͤten haben; hingegen rechnet man Roggen oder Hafer nicht unter das Weizengeſchlechte, weil deſſen Bluͤten anders ſind. Ich verlange aber keinesweges, wenn ich er⸗ fordre, daß alle Arten eines Geſchlechts in der Bluͤte uͤbereinkommen ſollen, daß in allen Arten A 5 die 10 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. die Bluͤten auf einerley Art zuſammen rangirt ſeyn muͤſſen, z. E. daß fie alle ſtraußig, oder in Aehren wachſen ſollen. Es kann oft eine Art Gras ſtraußig blühen, und die Blüten einer an. dern eine Aehre formiren, und ſie koͤnnen doch zu einerley Geſchlechte gehören, Ich verlange bloß, daß die eigentlichen Bluͤten auf einerley Art aus⸗ ſehen ſollen, die zwar oͤfters wieder aus mehrern kleinen Bluͤtchen beſtehen koͤnnen, aber doch nur einen gemeinſchaftlichen Kelch oder Blumendecke haben. Die Art zu bluͤhen, ſtraußig oder ahrig, dienet zur Unterſcheidung der Arten. a Die Geſchlechter ſelbſt betreffend, ſo ſi ind ſie bey den Alten ziemlich unbeſtimmt geweſen; ; und die Kraͤuterkenner wußten keine eigentlichen und gewiſſen Unterſchiede unter den Graſen zu machen, bis der große Reformator der ganzen Kraͤuter⸗ wiſſenſchaft, Linnaͤus, ſeine genera plantarum bekannt machte; darinn er zugleich die gewiſſen Kennzeichen der Grasgeſchlechter, nach allen den oben beſchriebenen Theilen der Blume feſtſetzte. Die weſentlichſten Kennzeichen eines jeden Ge⸗ ſchlechts hat er in der neueſten Ausgabe des Syſte⸗ matis Naturae Stockh. 1759. am beſten und deut⸗ lichſten vorgetragen, welches einem jeden Leſer, der lateiniſch verſtehet, nicht genug empfohlen wer⸗ den kann. Dieſe kurzen und weſentlichſten Kenn⸗ zeichen der Grasgeſchlechter will ich hier fo deut⸗ lich, als möglich, uͤberſetzt liefern. Ich will es auch wagen, einen deutſchen Namen für jedes e zu geben; damit die * es vom Grasbaue. II Gelegenheit haben moͤgen, jede Art von Graſen kennen und richtig benennen zu lernen, woran es uns noch zur Zeit fehle. Die innlaͤndiſchen Graſe theilen ſich in zwey Haupt⸗ und dieſe wieder in einige Nebenclaſſen, nach dem Unterſchiede der Staubfaͤden und der Baͤlglein. d Man findet oberwaͤhntermaaßen Graſe, die 2. Staubfaͤden haben, und hingegen andere, welche deren 3. beſitzen. Jene machen die erſte, und dieſe die andere Claſſe aus. f In der erſten Claſſe iſt nur ein Geſchlecht bekannt. Die zweyte hingegen iſt folgender maaßen unterſchieden: 1) der Stempel iſt in allen Bluͤtchen vorhanden; hier kann die Blumendecke a) entweder aus drey Baͤlglein beſtehen, b) oder fie kann aus 2. Baͤlglein beſtehen. Zu dieſer Abtheilung gehoͤren die meiſten Graſe; und man theilt ſie weiter ab, nach der Anzahl der in jedem Kelche enthaltenen Bluͤtchen: deren ſind ) ein einzelnes, entweder mit H zwey Kronbaͤlglein, oder +4) nur mit einem Kronbälglein, ) oder 2. Bluͤtchen: y) oder mehr als 2. Bluͤtchen: c) oder die Blumendecke kann aus einem eins zigen Baͤlglein befteben: d) oder 12 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. d) oder die Blumendecke fehlt; und zwar a) entweder ganz und gar, fo, daß die Baͤlg⸗ lein der Krone bloß ſtehen; P) oder fo, daß an ihrer ſtatt eine unaͤchte Blumendecke vorhanden iſt, welche nicht rings um die Kronbaͤlglein anſchließet, ſondern ſie meiſtens unbedeckt laͤſſet, (in- volucrum). 2) Der Stempel fehlt i in einigen Bluͤtchen; und die Blumendecke a) beſteht aus zwey Bälglein, innerhalb deren &) entweder ein, B) oder zwey, ) oder drey Bluͤtchen liegen: b) oder er fehlt, und an deſſen ſtatt iſt eine ſechsfache unächte Bietet (imvoluerum) vorhanden. | Erſte Case. Graſe mit zween Staubfaͤden. 15 Auchgras. Authoxant hum. Linn. g 40. Dieſes Gras unterſcheidet ſich von allen in Deutſchland wachſenden dadurch, daß es nur zween Staubfaͤden in allen ſeinen Bluͤten hat. Die Blumendecke begreift nur ein Bluͤtchen in fi), Zwo⸗ vom Grasbaue. 13 Zwote Claſſe. Graſe mit drey Staubfaͤden. Erſte Abtheilung. Der Stempel iſt in allen Bluͤtchen vor— handen. A. Die Blumendecke beſtehet aus dreyen Boͤlglein. 2. Hirſegras. Panicum. L. g. 70. Von den Baͤlglein der Blumendecke liegen zwey einander gegen uͤber, und ſind ohngefaͤhr von gleicher Groͤße; das dritte iſt viel kleiner, und liegt unten auf einem der zwey uͤbrigen auf. B. Die Blumendecke beſteht aus zweyen Baͤlglein; ; in deren jedem a. ein einzelnes Blütchen enthalten iſt. 3. Foͤnich. Phleum. L. g. 71. Die Blumendecke beſtehet aus zwey Baͤlg— lein von gleicher Größe, welche oben ſtumpf ab» Di find, Der Nerve eines jeden Baͤlg— leleins endiget ſich in eine kleine Granne, daher das Bluͤtchen gleichſam mit zwey Hörnern verſehen zu ſeyn ſcheinet. 4. Glanz. + 14 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. 4. Glanz. Pbalaris. L. g. 69. Die Blumendecke beſtehet aus zwey Baͤlg⸗ lein von gleicher Laͤnge, mit ſcharfen Ruͤcken, ohne Granne. Die Keonbälglein find kuͤrzer als die Deckbalglein. 5. Fladergras. Milium. L. 8. 78. Die Blumendecke beſtehet aus zwey laͤnglichen, bauchigen und zugeſpitzten Baͤlglein. Die zwey Baͤlglein der Krone find etwas kuͤrzer als der Decke, und eins iſt etwas laͤnger als das andere. 6. Straußgras. Agroſtis. L. g. 74. Die Blumendecke beſtehet aus zwey ungleich langen Bälglein, welche zugeſpitzt und kaum et⸗ was kuͤrzer ſind, als die Baͤlglein der Krone. 16 5 Nnaulgras. Dadylis. L. g. 80. Die Baͤlglein find ſchmal, lang und ſehr ſpitzig. Das eine Deckbälglein iſt etwas laͤnger, als das andere, und mit einem ſcharfen Ruͤcken verſehen. 5 \ 3. Pfriemgras. sh L. g. 84. An dem einen Baͤlglein der Krone (und, weil dieſes hernach am Samen feſt waͤchſt, auch an dem Samen,) ſitzt eine uͤberaus lange und unten gebrochene Granne, welche dieſes Gras ſehr kennt⸗ lich macht. | 9. Suche: vom Grasbaue. 15 9 Fuchsſchwanz. Alopecurus. L. g. 72. Die Krone beſtehet nur aus einem einzigen Baͤlglein b. wo zwo Bluͤten innerhalb einer Blumendecke enthalten ſind. 10. Schoͤngras. Melica. L. g. 76. Die Blumendecke beſtehet aus zwey hohlen ſtumpfen Baͤlglein. Innerhalb derſelben ſtehen zwey Bluͤtchen, zwiſchen welchen ſich ein drittes gauz kleines unvollkommenes ohne Staubfäden und Stempel auf einem Stielchen befindet, wel» ches man mit gleichem Rechte eine blütförmige Hülfe nennen tonne IL, Schmielen. Aird. L. 8.75. Dieſes Geſchlecht unterſcheidet ſcch von dem vorigen dadurch, daß das dritte unvollkommene Bluͤtchen ſich in keiner Specie dieſes Geſchlechts befindet. c. wo mehr als zwey Bluͤtchen inner⸗ halb einer Blumendecke en ſind. 12. Zittergras. Briza. L. g. 78. Die Bluͤtchen find breit und kufammen ge- drückt, und herzfoͤrmig. Die Baͤlglein der Blu— mendecke und der Krone ſind herzfoͤrmig, und ſtumpf. Der Kelch iſt in Abſicht der länge der ganzen Bluͤte, klein. 13. Wieh⸗ 16 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. 13. Wiehgras. Pos. L. g. 77. Die Bluͤte iſt zuſammen gedruͤckt und oval; die Baͤlglein ſind alle zugeſpitzt. | 2 ? 14. Schwingel. Fefluca. L. g. 82. Die Blüte iſt laͤnglich mit zugeſpitzten Baͤlglein. 15. Treſp. Bromus. L. g. 83. Die Blüre iſt laͤnglich. Die Baͤlglein der Krone ſind mit Graunen verſehen, welche unter— halb der Spitze heraus gehen. Die Baͤlglein der Blumendecke ſind zugeſpitzt ohne Grannen. 16. Hafer. Avena. L. g. 85. Die Baͤlglein der Krone find mit langen Gran⸗ nen verſehen, welche aus dem Ruͤcken heraus gehen, in der Mitte zerbrochen und oben gedrehet ſind. 17. Schilf. Arundo. L. g. 87. Die Bluͤte iſt laͤnglich, und innerhalb des Keelchs wolligt. 18. Weizen. Triticum. L. g. 94. Die Blüre iſt laͤnglich und beſteht meiſtentheils auf drey Bluͤtchen. Das äußere Kronbalglein“ iſt bauchig, das innere aber flach. Das Samenkorn iſt laͤnglich, auf einer Seite mit einer Furche, und an beyden Enden abge⸗ ſtuͤmpft. (Man kann dieſes Geſchlecht ſonſt leicht daran erkennen, daß jede Bluͤte auf einem beſon⸗ dern callöſen Abſatze des Stengels feft ſitzt, und f alſo niemals fladrigt waͤchſt.) 19. Kamm⸗ vom Grasbaue. 17 19. RKammgras. Cynofurus. L. g. 81. Viele Arten dieſes Geſchlechts haben außer der wahren Blumendecke, welche aus zwey langen ſchmalen ſpitzigen Bälglein. beſtehet, noch eine äußere unaͤchte Blumendecke, welche öfters kamm— foͤrmig eingeſchnitten iſt. Das nach außen zu ge— kehrte Kronbaͤlglein iſt bauchig und mit einer Granne verſehen; dahingegen das innere etwas kuͤrzer, flach, und ohne Granne iſt. (Außerdem kann man dieſes Geſchlecht auch noch ferner daran erkennen, daß die Blüten alle nach einer Seite gekehret ſind, und auf einem duͤnnen breiten Stengel, oder vielmehr Recepta— eulo communi, ohne merkliche Stiele feſt ſitzen.) C. Die Blumendecke beſtehet aus einem einzigen Baͤlglein. 20. Luͤlch. Lolium. L. g. t. Jede Blüte ſtehet in einem Winkel des Sten— gels, welcher den Mangel des zwenten Deckbaͤlg⸗ eins erſetzt, iudem er wie ein Baͤlglein ausge— hoͤhlt iſt. Fe de Bleite iſt wieder aus vielen Blüt⸗ chen zuſammen geſetzt. D. Die Blumendecke fehlt; und zwar a. Gaͤnzlich, ſo daß di Kronbaͤlgſein unbedeckt ſind. 21. Borſtgras. Nardus, L. g. 65. 5 Die zwey Bälgiein der Krone find lang, ſchmal und pitig, Es hat nur einen Skaubweg. An ſtatt der Blumendecke iſt eine ung h vorhanden (nvolucrum). Schreb. vom Grab. B 22. Rog⸗ / 18 Botaniſch⸗DOeconomiſche Abhandl. | 22. Roggen. Secale. L. g. 92. Innerhalb einer Decke ſtehen zwey Bluͤtchen / welche auf dem Stengel feſt ſitzen, (in einigen Arten findet ſich zwiſchen beyden ein drittes auf einem Stielhen]; ) die Decke beſtehet aus zwey ſchmalen, langen und zugeſpitzten Baͤlglein, welche kuͤrzer find, ais die Blüte, An jedem Bluͤtchen liegt eins. 23. Sandgras. Ehymus. L. g. 97. Die Bluͤten ſitzen auf dem Stengel feſt, und es ſtehen allemal zwo neben einander. Die Decke beſtehet aus vier langen, ſchmalen und ſpitzigen Baͤlglein, je zweyen unter einer Blüte, Zdwote Abtheilung. en Der Stempel fehlt in einigen Bluͤtchen. A. Die Blumendecke beſteht aus zweyen Baͤlglein; in jeder Blumendecke iſt a. ein Blütchen enthalten. 1 24. Slockgras. Andropogon. L. g. 1014. Die Kronbaͤlglein haben am Boden eine Granne; die Aehren find bey den meiſten haarig. b. Da in jeder Blumendecke zwey Bluͤ⸗ ten enthalten ſind. 25 Darrgras. Holeus. L. g. 1015. Das äußere Kronbaͤlglein hat eine ziemlich lange Granne. Diejenigen Bluͤten, denen die f Stem⸗ 5 U vom Grasbaue. 19 Stempel fehlen, find ohne Grannen und viel klei— ner als die andern. B. Die Blumendecke fehlt, und es iſt bloß eine unächte vorhanden. 26. Gerſte. Hordeum. L. g. 93. Es ſtehen allemal drey Bluͤtchen neben elnan⸗ der, davon nur das mittelſte mit einem Stempel verſehen iſt. An jedem Bluͤtchen liegen zwey ſchmale, kleine und ſpitzige Baͤlglein; ſo, daß alſo die ganze Decke aus ſechs Baͤlglein beſtehet. * Bloß die gemeinſte Gerſte macht hier eine Ausnahme, bey welcher alle drey Bluͤtchen ſowohl Staubfaͤden als Stempel haben, wies wohl die beyden zur Seite liegenden nicht allemal ein reifes Samenkorn hervorbringen. 4 ** ** | Nun find noch die grasaͤhnlichen und mit den Graſen verwandten Pflanzen, welche die Außer. liche Geſtalt des Graſes haben, zu bemerken und ihre Geſchlechtskennzeichen zu beſtimmen. Sie unterſcheiden ſich von den eigentlichen Graſen darinn: 1) Daß die Krone allezeit aus mehr, als zwey Baͤlglein beſteht, und zwar meiſtens aus ſechſen; oͤfters aber auch fehlt. 2) Daß der Stempel niemals zween Staubwege hat, ſondern entweder einen, oder drey, oder keinen. 3) Daß der Samen allezeit dreyeckig iſt, (außer nur in einem i Geſchlechte.) 2 4) Daß — 20 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. 4) Daß die Stengel innwendig nicht hohl, ſon— dern mit einem weißen ſchlammigen Mark angefuͤllet, öfters ganz ohne Knoten, oͤfters dreyeckig ſind. a 5) Daß die Blätter, welche unter den Blumen ſitzen, keine Scheide haben; die uͤbrigen aber zwar dergleichen beſitzen, welche aber rings herum zu iſt, wie eine Rohre, und mit keinem merklichen Schuͤpchen verſehen iſt. | Erſte Abtheilung. Grasaͤhnliche Pflanzen, deren Staubfaͤden und Staubwege in einem und eben dem⸗ ſelbigen Bluͤtchen liegen. A. Mit drey Staubfaͤden und einem Staubwege. | 1 27. Knopfgras. Schoenus. L. g. 60. Ohne Blumenkrone. Die Baͤlglein der Blu: mendecke ſtehen dicht beyſammen. Der Same iſt rundlich dreyeckig. a 91 28. Binſen. Seirpus. L. g. 62. Ohne Kronen. Die Baͤlglein der Blumendecke liegen über einander her. Der Same iſt drey— eckig, mit ſcharfen Ecken, ohne Wolle. 0 29. Dungras. Eriophorum. L. g. 63. Obne Krone. Die Baͤlglein liegen über ein- ander her. Der Same iſt dreyeckig, mit einer ſehr langen Wolle umgeben. e | Ä 30. Cy⸗ vom Gras baue. 21 30. Cypergras. Operus. L. g. 61. Die Baͤlglein des Kelchs liegen in zwo Reihen neben einander, ohne Blumenkrone, und es findet ſich nur ein einzelner dreyeckigter unbedeckter Same. B. Mit ſechs Staubfaͤden und einem Staubwege. 31. Kroͤtengras. Iuncus. L. g. 396. Die Blumendecke beſtehet aus ſechs Baͤlglein. Die Krone fehlt. Der Staubweg Heilt ſich oben in drey lange gekruͤmmte haarige S Spitzen. Die Samen ſind mit einer dreyeckigen Copſel bedeckt. Zwote Ascheifung, | Grasaͤhnliche Pflanzen, deren Staubfaͤden und Staubwege in verſchiedenen Blut: chen liegen. 32. Riedgras. Carex. L. g. 928. Die maͤnnlichen Bluͤten formiren ein langes Kaͤtzchen, welches aus vielen über einander her— liegenden Schuͤpchen oder Baͤlglein beſtehet. Die Baͤlglein find hohl, und innerhalb eines jeden liegen drey Staubfaͤden. Die weiblichen Bluͤten formiren ein ahnlich Kaͤtzgen; ; innerhalb eines jeden Schuͤpchens liegt ein längliches Futteral, welches unten weit und oben enge iſt; in demſelben iſt die Samencapſel, und darinn ein einziger dreyeckiger Same. Dieſes Geſchlecht theilt ſich in drey Abthei⸗ lungen; und dieſem zu folge ſind daraus von den =; ältern 22 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. ältern Kraͤuterkennern, wiewohl ohne Noth und mit Unrecht (), zwey Geſchlechter gemacht worden: 1) Carex. (Rh. Dillen. Michel. Hall.) Dieſe | haben die männlichen und weiblichen Blumen in einer und eben derſelbigen Aehre. N 2) Cyperoides, (Rupp. etc.) Dieſe haben die männlichen und weiblichen ‘Blumen in unter⸗ ſchiedenen Aehren. Aus den bisher angeführten Kennel laſſen ſich nun die einheimiſchen Grasarten ziemlich gut erkennen und unterſcheiden, wenn man nur auf ihre Bluͤtef genaue Acht hat. Es iſt wahr, Dies ſes iſt oft ſo ſchwer, inſonderheit wenn man nur erſtlich anfängt die Graſe zu unterſuchen, und ihre Unterſchiede ſich bekannt zu machen, daß es faſt unmoͤglich ſcheint; zumal weil die Theile der Bluͤte in den meiſten Arten der Graſe ſo ſehr klein find. Da es aber der goͤttlichen Weisheit ges fallen, die Bluͤten derſelben ſo klein und einander ſo aͤhnlich zu machen; ſo muͤſſen wir deſto mehr Sorgfalt anwenden, um ſie recht zu unterſcheiden, die Bluͤten aufs genaueſte zu betrachten und auf alle Kleinigkeiten darinn die groͤßte Sorgfalt zu wenden. Wenn man eine Grasart unserfuchen will; ſo muß man ſich zuerſt nach den oben gegebenen Kennzeichen bekuͤmmern, ob es ein eigentliches Gras ) S. des Herrn von Saller Ausgabe von Ruppii Flora Ienenſi, p. 322. 1 vom Grasbaue. 23 Gras fen, oder eine grasaͤhnliche Pflanze? Fin: det man das erſtere, ſo iſt gendes zu bedenken noͤthig: J. ob das Gras zween oder drey Staubfaͤden habe? Man muß daher die Staubfaͤden in etlichen gut aufgeblüheten Bluͤtchen genau zaͤhlen. Findet man, daß es zweyen Staub— faͤden hat, fo gehoͤrt es zur erſten C. aſſe, und alsdenn iſt das Geſchlecht beſtimmt; indem es in dieſer Claſſe nicht mehr als ein Ges ſchlechte giebt. Hat es aber drey Staubfaͤden, ſo wußf man 2. etliche Bluͤtchen eröffnen, und zuſehen, alle Bluͤtchen ſowohl Staubfaͤden als Bin pel haben, oder ob die letztern in einigen fehlen? Findet man, daß das erſtere iſt, ſo muß man weiter zuſehen. 3. ob die Blumendecke aus einem, zwey oder drey Baͤlglein beſtehet? 3. Wenn fie aus drey Baͤlglein beſtehet ‚fo iſt das Gras eine Art des Sirſegraſes. 5. Wena ſie nur aus einem Baͤlglein beſtehet, ſewo iſt das Gras ein Luͤlch. 6. Wenn aber die Blumendecke nur aus zweyen Baͤlglein beſtehet, ſo fragt ſichs weiter: 7. ob innerhalb einer Blumendecke eine, zwo, oder mehrere Bluͤten liegen? Findet man das erſtere, ſo iſt weiter zu unterſuchen; 8. ob die Krone nur aus einem einzigen Baͤlg— llein beſtehet? Wenn dieſes iſt, ſo iſt das Gras ein Fuchsſchwanz; wo nicht, 5 4 9. ob 24 Botanifch- Oeconomiſche Abhandl. 9. ob die Blüte mit Grannen verfehen ſey, wel⸗ che ungemein lang, wohl gar halb fo langs als die ganze Pflanze find? Wenn dieſes ſich fin⸗ det, ſo iſt es Pfriemgras; widrigenfalls: 10. ob die Blüte oben ſtumpf abgeſchnitten, mit zwo Geitenfpigen, welche gleichſam zwey Hoͤrner vorſtellen? alsdenn iſt es Foͤnich; ſonſt muß man weiter acht haben: 11. ob die Blumendecke bauchig und länger als die Krone ſey? Dieſes iſt Sladergras; ſonſt aber ſehe man, 12. ob die Blumendeckbaͤlglein ſpitzig, auf dem Ruͤcken mit einer Schaͤrfe verſehen, ſonſt aber eins kuͤrzer iſt als das andere? alsdenn iſt es Knaulgras. Sites dieſes nicht, fo müffen 13. die Baͤlglein der Blumendecke ſchmal, lang und ſpitzig, auch von ungleicher nge je Denn es ift Straußgras. 14. Findet man innerhalb jeder Blumendecke mehr als zwey Bluͤtchen, ſo muß man Acht haben: 15. ob die Bluͤte und alle Baͤlglein derſelben, wenn man ſie abreißet, eine herzfoͤrmige Ge⸗ ſtalt haben? In dieſem Falle iſt es Jitter⸗ gras; oder wenn dieſes nicht iſt: 16. ob die Bluͤte oval, und die Baͤlglein etwas breit nnd zugeſpitzt ſind? ? alsdenn iſt es a gras. Sonſt ſehe man zu: 17. ob die Bluͤte nicht ſowohl oval, als länglich, | und die Bälglein ſchmal und zugefpißt find (mit oder ohne Grannen) ? Dergleichen Gras heißt vom Grasbaue. 25 heißt Schwingel. Findet fi) dieſes nicht, ſo muß man weiter ſehen: 18. ob die Baͤlglein der Krone mit Grannen ver— ſehen, die unterhalb der Spitze herausgehen? Dieſes iſt Treſp. Iſt dieſes nicht, ſo fragt ſich ferner: | 19, ob die Granne aus dem Ruͤcken heraus geht, unten gebrochen und oben umgedrehet iſt? Die: ſes findet ſich beym Hafer. Sollte dieſes nicht ſeyn: 20. ob ſich innerhalb des Kelchs Wolle findet? Schilf. Oder: 21. ob die Blumen am Stengel feſt ſitzen, und entweder alle nach einer Seite gedrehet ſind, oder nicht? Im erſten Falle hat man Ramms gras, im letzten Falle Weizen. 22. Sollte die Blumendecke gar fehlen, ſo muß man zuſehen, ob an ihrer ſtatt eine unaͤchte Blumendecke da iſt, oder nicht? Im letzten Falle iſt es Borſtgras. 23. Wenn aber eine unächte Blumendecke da iſt, ſo ſehe man ferner zu, ob dieſe aus zwey oder vier Baͤlglein beſtehet? Wo das erſte iſt, ſo hat man Boggen; ſonſt aber Sandgras. 24. Wenn der Stempel in einigen Bluͤtchen fehlt, als worauf man genau acht haben muß; fo kann das Gras entweder Flockgras, oder Darrgras, oder Gerſte ſeyn, welche ſich leicht unterſcheiden laſſen. 25. Die grasaͤhnlichen Pflanzen muß man auf eben die Art, und zwar mit der gräßten Sorg⸗ B 5 falt 26 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. falt unterſuchen: denn dieſe ſind oft ſchwer zu unterſcheiden. 26, Eine kleine Huͤlfe bey der Unterſuchung einer Pflanzenart kann man aus der Art zublühen haben: denn a. einige Graſe bluͤhen dergeſtalt, daß die Blüs ten eine Aehre ausmachen; als Gerſte; Weizen; Sandgras; Roggen; Luͤlch; die meiſten Arten von Kammgras; Fuchs⸗ ſchwanz; Foͤnich; einige Arten Hirſegras; Flockgras; Borſtgras; b. einige Graſebluͤten formiren einen Strauß; als: 1 Arten Hirſegras; Fladergras; Straußgras; Schmielen; Schoͤngras; Viehgras; Zitteraras; die meiſten Arten Schwingel; und Treſp; Hafer; Pfriem⸗ gras; Schilf; Darrgras. Einiger Graſe Bluͤten ſtehen zwar knaulfoͤr⸗ mig beyſammen, formiren aber doch eine Art eines Straußes, als Knaulgras. c. Einiger Graſe Blüten ſcheinen eine Aehre zu formiren, wenn man fie aber genau beſiehet, ſo ſtehen ſie auf kurzen Stielchen, und ma⸗ chen alſo das Mittel zwiſchen einer ſtrauß⸗ foͤrmigen und aͤhrenfoͤrmigen Art zu bluͤhen; als die meiſten Arten Glanz. Zuletzt muß ich noch folgendes anmerken: 5 1 Einige Arten Schilf haben zwar in jeder Blumendecke nur ein einziges Bluͤtchen; weil ſie aber in dem Hauptkennzeichen mit den an⸗ dern vom Grasbaue. 27 dern Arten uͤbereinkommen, daß fie namlich am Boden der Blüte wolligt find, fo koͤnnen fie nicht von den andern abgeſondert werden. 2) Eine Art Viehgras hat in jeder Blumen⸗ decke nur zwey Bluͤtchen; da ſie aber in der uͤbrigen Geſtalt und Beſchaffenheit der Bluͤte nicht von den andern Viehgraſen unterſchieden iſt, ſo hat ſie gleichfalls nicht davon getrennet, und zu den Schmielen oder dem Schoͤngraſe gerechnet werden koͤnnen. Drittes Hauptſtuͤck. Arten der Graſe, welche an den meiſten Orten von Deutſchland wild wachſen. (? ch werde nun die vornehmſten Arten von Gra— Ss fen, welche unter den angeführten Geſchlech— tern begriffen find, und in den meiften Gegenden Deutſchlandes wild wachſen, nach einander ans führen. Ich werde mich vorzuͤglich bemühen, die am erſten und am leichteſten in die Augen fallenden Kennzeichen derſelben, wodurch ſich eine Art von der andern unterſcheidet, ſo gut als moͤglich vor— zutragen, wobey ich mich der im erſten Hauptſtuͤck angefuͤhrten Kunſtwoͤrter bedienen werde. Ich werde bey jeder Art den oͤconomiſchen Nutzen oder Schaden anzufuͤhren nicht vergeſſen. Dabey werde ich mich uͤberall befleißigen, die vorzuͤglichſten Schriftſteller, welche entweder er e⸗ 28 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Beſchreibungen oder Abbildungen der Graſe, oder auserleſene Anmerkungen von ihrem Nutzen und Schaden geliefert haben, anzufuͤhren. Die Schriften, welche am bäuffgſten werden angefuͤhret werden, ſind 1. Car. Liunuei Species plantarum. Holm. 1753. 8. T. I. I. wegen der Charactere der Arten. 2. Deſſelben Flora Suecica, ed. 2. 175 5. ib. we⸗ gen der vortreflichen Anmerkungen. 3. Deſſelben Syſtema Naturae T. II. ib. 17 59. 4. Iob. Scheuchzeri Agroſtographia, ſ. graminum, juncorum, cyperorum, cyperoidum, ilsque affinium hiftoria. Tiguri, 1719. 4. wegen der weitlaͤuftigen und überaus genauen Beſchrei— bungen aller Graſe, und der Abbildungen der Bluͤten der meiſten Arten nach allen ihren Theilen. \ Caſpari Bauhini Prodromus theatri botanici. Baſ. 1671. 4. und Theatri botanici L. I. ibid. 1663. wegen der Beſchreibungen und Abbil. dungen der Graſe; und denn deſſelben Pinax theatri botanici, ih. 1671. | Graſe. Erſte Claſſe. Buchgras. Anthoxantum. 1. Gelbes Ruchgras. Anthoxantum (odoratum) ſpica ovato- oblonga, floſculis ſubpedunculatis ariſta longioribus. Linn. ſb. pl. 28. s + Gr * vom Grasbaue. 29 Gramen pratenfe ſpica flaveſcente. Baub. pin. 3. Scheuch. gram. 88: 1. 89: 2 Wächſt auf trocknen Wieſen, am liebſten an Anhoͤhen. Die, auf welchen es nicht wäͤchſt, koͤnnen dadurch verbeſſert werden, wenn man den Samen ſammlen und ausſaͤen laͤſſet. Es wird an der gelben Farbe der Aehre, und an dem angenehmen Geruche erkannt, den es von ſich giebt, daher es das Heu, wel ches an der⸗ gleichen Orten wählt, wohlriechend und alſo dem Viehe beſonders augenehm macht. Wenn es aber an etwas feuchten Orten waͤchſt, fo verlieret es dieſen Geruch faſt ganz und gar. Slanz. Phalaris. 1. Rohr Glanz. Phalaris (arundinacea) panicula oblonga v ven- tricoſa. Linn. ſpb. pl. 55. SGramen arundinaceum ſpicatum phalaridis ſemine. Scheuch. agroſt. 126. Waͤchſt an ſandigten Ufern der Fluͤße und Teiche. Wenn dieſes Gras zwey oder mehr: mal im Jahre ab- und nachdem geſchnitten wird, ſo kann es dem Rindviehe mit Nutzen ver fuͤttert werden; ſonſt iſt es zu hart, und dienet an einigen Orten, die Haͤuſer damit zu decken. 2. ee Glanz. Phalaris (Phleoides), panicula eylindrica ſpi- saeformi. Linn. ſbec. pl. 55. Gra- 30 Botaniſch; Oeconomiſche Abhandl. Gramen typhoides afperum primum. Bauh. pin. q. theatr. 51. Scheuchz. agr. 61. ach hifi. 1267. Waͤchſt auf trocknen Wiefen, Es ift dem Wieſenfoͤnich uͤberaus ähnlich, nf dem aͤußerlichen Anſehen, hat aber nicht das Geſchlechtskennzeichen des Foͤnichs. Die Blüten ſcheinen in einer Aehre zu ſtehen; druͤckt man fie aber mit den Fingern, fo ge— ben ſie ſich in verſchiedene kleinere Abſatze von einander, und man ſiehet, daß ſie nicht eine Aehre, ſondern einen dicht in einander gedrungenen Strauß vorſtellen. 0 Hirſegras. Panicum. 1. Grannigtes Hirſegras. Panicum (Crus galli) ſpicis alternis conju- gatisque, ſpiculis ſubdivifis, glumis ariſtatis hispidis. Linn. ſb. pl. 49. Gramen paniceum ſpica diviſa. DAR pin. 8. Scheuchz. agr. 49. Waͤchſt auf Reinen und ſetten Aeckern. | Es iſt an den beyſammen ſtehenden Aehren mit langen Grannen leicht zu erkennen. 2. Blutiges Sirſegras. Panicum (/anguinale) ſpicis adgregatis bafı interiore nodofis, flosculis geminis mutilis, vaginis foliorum punctatis. Zinn. JB» Pl. 5 7. Gramen dactylon, folio latiore. Bau. Pin. 8. Scheuchz. agr. I or. Wächſt vom Grasbaue 31 Waͤchſt in Gärten und auf Aeckern, und iſt an den langen und ſchmalen Aehren, welche wie die Zehen der Voͤgel bey einander ſtehen, leicht zu erkennen. 3, Grünes Hirſegras. Panicum (viride) fpica tereti, involucellis bifloris faſciculato- pilofis, ſeminibus nervo- ſis. Linn. fllt. nat. 870. Herrn Prof. Schrebers oc. Samml. Th. VI. S. 447. 440. Gramen paniceum ſ. Panicum fylveftre ſim- plici ſpica. Scheuchz. agroſt. 46. Wachſt auf Aeckern und in Gaͤrten. Es unterſcheidet ſich von den uͤbrigen Arten durch ſeine rauhen Aehren, welche verurſachen, daß es ſich uͤberall an die Kleider anhaͤngt, beynahe wie der Klebrich. (Galium Aparine.) Dieſe machen, daß es ein ſchlechtes Viehfutter iſt, weil es ſeiner Rauhigkeit wegen nicht gut zu kauen und zu verdauen iſt. Doch habe ich bemerkt, daß es auf einem duͤrren Felſen, wo es haͤufig wuchs, von den Scha— fen gefreſſen wurde. Eine genauere Beſchreibung der Theile dieſes Graſes findet man in des Herrn Profeſſ. Schrebers Samml. am angef. Orte. Foͤnich. Phleum. 1. Wieſen⸗Foͤnich. | Phleum (prarenfe) ſpica'eylindrica longiſſi- ma. Linn. [b. pl. 59. ö | Gra- 32 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Gramen typhoides maximum ſpica longiſſima. Bauh. pin. 4. Scheuch. agroſt. 60. Waͤchſt auf Feldwieſen und Reinen haͤufig. Es iſt von dem Wieſenfuchsſchwanz, dem es ſonſt ziemlich gleichet, durch das oben ange. gebene Kennzeichen leicht zu unterſcheiden. Es traͤgt eine lange und weißlichte Aehre, mit ganz kleinen Bluͤtchen; und wird von dem Vieh ziemlich gern gefreſſen. 2. Sand ⸗Foͤnich. Pkleum (arenarium) ſpica ovata ciliata, caule ramoſo. Linn. ſb. pl. 60. Waͤchſt im Sande, vornehmlich im Ang ade. | Die Aehre iſt eyfoͤrmig, und die Bluͤtchen find mit zarten Franſen beſetzt. Die Aehre ſteckt in der Scheide des oberſten Blattes ſo feſt, daß ſie ſich faſt niemals ganz heraus giebt. Er dient zu Befeſtigung des Flugſands, wie der Elymus arenarius und Arundo arenaria. Fladergras. Milium. 1. Straußigtes Fladergras. | | Milium (effafum) floribus difperfis. Lin. Jb. Pl. 61. | Gramen fylvaticum panicula miliacea fparfa. -Baubh. pin. 8. Scheuchz. agroſt. 133. Waͤchſt in dichten Laubhoͤlzern. Die Stielchen der Bluͤten ſind zart und lang, und es ſitzen an einem Stielchen oft mehrere Bluͤten feſt, weiche weitlaͤuftig von einander tehen. 5 | OT | Diefes vom Grasbaue. 33 Dieſes Gras hat einen angenehmen Geruch, bey nahe wie das wohlriechende Ruchgras, wird auch von dem Viehe gern gefreſſen. Straußgras. Agroflis, 1. Ackerſtraußgras. Agroſtis (Vpica venti) petalo exteriore ari- ſtam rectam ſtrictam longiſſimam exſerente. Linn, Jh. pl. 61. . Gramen ſegetum altiſſimum, panicula fparfa, Scheuchz. hiſt. 144. Es ift ein ſehr gemeines Unkraut der etwas trocknen Aecker, waͤchſt auch häufig auf Reinen. Es waͤchſt ſehr hoch, und laͤſſet ſich an dem hohen und ausgebreiteten Strauße, den es hervorbringt, erkennen. Die Bluͤtchen ſind ziemlich klein und ſchmal, und ein jedes hat an den aͤußern Kronbaͤlglein eine lange Granne. Da dieſes Gras hart und unſchmackhaſt ift, fo iſt es nicht zu verwundern, daß es von dem Viehe nicht gern, und von den Schafen gar nicht gefreſſen wird. 2. Schilfiges Straußgras. Agroſtis (arundinacea) panicula oblonga, petalo exteriore baſi villoſo, ariſta torta ca- lyce longiore. Linn. ſb. pl. 61. Gramen uvenaceum montanum, panicula an- guſta e dilutiſſimo fusco albicante et pappo- fa. Scheuchz. hiſt. 507. Dieſes Gras, welches auf trocknen Heiden, ins. befondere in Wäldern waͤchſt, wird gleich⸗ Schreb. vom Grab. C falls 34 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. falls ſehr hoch, bis gegen zwo Ellen. Es hat harte, breite, ſchilfigte Blaͤtter. Der Strauß iſt ſo zuſammen gezogen, daß er bey nahe eine Aehre vorſtellt; derjenige Theil davon aber, welcher bluͤhet, breitet ſich aus einander und ziehet ſich hernach wieder zus ſammen. Das aͤußere Kronbaͤlglein iſt et⸗ was rauch, und er eine kurze 1 Granne. Die Guimugen, decken ta Heber Prof, She | lins Bemerkung ihre Hütten mit daraus geflochtenen Decken, welches man bey uns mit der vorhergehenden Art auch verſuchen f koͤnnte. Der Herr Arch. Linnaͤus hat angemerkt, daß eine Herde Ziegen auf einer Inſel lieber haͤtten verhungern, als dieſes Gras freſſen wollen. S. deſſen ſchoniſche Reiſe un⸗ term 2ten Auguſt. 3. Rothes Straußgras. Agroſtis (rubra) panicula parte florente patentiſſima, petalo exteriore glabro termi- nato arifta tortili recurva. Linn. JB. Pl. 62. Gramen ſerotinum arvenfe, panicula contracta pyramidali. Schenchz. hift. 148. Waͤchſt auf feuchten, und niedrigen Wieſen. Es iſt dem vorigen ziemlich aͤhnlich, nur daß das bey dem geg rauhe NE lein hier glatt iſt. Die 3 Ziegen freſſen es ach nich, | 4. Brau⸗ vom Grasbaue. 35 4. Braunes Straußgras. | Agroſtis (canina) calycibus coloratis, petalo- rum arifta dorfali recurva. Linn. fp. pl. 62, Gramen ſupinum caninum Wee folio varians, Bauh. pin. 1. Waͤchſt auf feuchten niedrigen Wieſen, wie das vorige. Die Blaͤtter ſind haarfoͤrmig und hart. 5. Haarſtraußgras. | Agroſtis (capillaris). panicula Spier patente, calycibus ſubulatis aequalibus hispidiuscu- lis coloratis, flosculis muticis. Linn. ſſi pl. 62. Gramen montanum, panicula fpadicea delica- tiore. Bauh. pin. 3. prodr. 12. Scheuehz. gram. 129. | Waͤchſt auf trocknen und bergigten Wieſen und Reinen. Der Strauß dieſes Gt aſes beſtehet aus unge⸗ mein zarten und haarfoͤrmigen Stielen. Die Bluͤtchen ſind klein und ſchmal und haben keine Grannen. | Knaulgtas, Day. 1. Bauches Knaulgras. Dactylis (glomerata) panicula ſecunda glo- merata. Linn. fp. pl. 71: Gramen fpicatum, folio aſpero. Baul. pin. 2. theatr. 45. prodr. 9. Scheuch. bill. 299. Waͤchſt auf Wieſen, Reinen, Aeckern, Gärten ꝛc. Es iſt ein hartes Gras, welches die Hunde als ein Vomitiv freſſen, wenn ſie krank ſind. Ca Die 36 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Die knaulfoͤrmigen Aehren find oft cothbunt, wenn ſie noch nicht aufgebluͤhet ſind. | Pfriemgras. Stipa. 1. Fedriges Pfriemgras. Stipa (pennata) arittis lanatis. Linn. fp. pl. 78. Gramen ſparteum pennatum. Bauh. pin. 5. tbeatr. 70. Gramen fpicatum ariſtis pennatis. T. Scheuch. hist. 13523 Waͤchſt auf trocknen Bergen. | Die federichten Grannen find über 1x Spannen lang. Sie machen das Gras leicht kenntlich. 2, Borſtiges Pfriemgras. f Stipa (Juncea) ariſtis, nudis. calycibus femine longioribus. Linn. /b. Pl. 78. Feſtuca junceo folio. Baub. pin. 9. theatr. 145. Scheuchz; gram. 151. Feſtuca longiſſimis ariſtis. Baub. pin. 10. theatr. 153. Waͤchſt auf duͤrren Anhoͤhen. Die Grannen ſind nicht viel kuͤrzer als bey dem vorigen, aber ohne Federn, wie lange Borſten. Herr P. Osbeck meldet in feiner chinefifchen Reiſe S. 12. von der Stipa tenaciſſima, daß die Spanier fie trockneten, und fpönnen, ſo⸗ denn allerhand Decken und Tauwerk fuͤr die Schiffe daraus machten, welches ungemein dauerhaft wäre, ob es gleich nicht getheeret wuͤrde. Koͤnnte man nicht dieſe beyden bey uns an manchen Orten haͤufig genug wild ; wach⸗ — vom Grasbaue. 37 wachfenden jenem verwandten Arten zu eben dergleichen Endzwecken anwenden? | Fuchoſchwanz. Alopecurus. 1. Wieſen⸗Fuchsſchwanz . Alopecurus (pratenfis) culmo fpicato erecto. Linn. ſp. pl. 60. Gramen phalaorides majus. Baul. pin. . th. 5 5. Gramen ſpicatum, ſpica cylindrica tenuiſſima longiore. Scheuch. hiſt. 69. Waͤchſt auf etwas feuchten fruchtbaren Wieſen, und verdienet vorzüglich angeprieſen zu wer⸗ den, um etwas feuchte Wieſen, und ausge trocknete ſumpfige und torfige Stuͤcktn, durch Beſaͤung damit zu verbeſſern. Die Raupen, welche das Gras verzehren, laſſen dieſe Art unberuͤhret, daher es auf ſolchen Wieſen, wo man ſehr mit dem Raupenfraße geplagt iſt, nuͤtzlich iſt. 2. Rnoten- Suchsfchwans. Alopecurus (geniculatus) culmo ſpicato in- fracto. Linn. fp. pl. 60. Gramen aquaticum geniculatum ſpicatum. Bauh. pin. 3. thentr. 41. Scheuchz. hiſt. 72. Waͤchſt auf naſſen Wieſen, und in Graͤben. Es iſt von dem vorigen leicht durch ſeine ein⸗ geknickte Stengel zu unterſcheiden, die bey jedem Knoten einen Winkel machen, da das vorige gerade in die Hoͤhe geht. Schoͤngras. Melica. 1. Hangendes Schoͤngras. | C 3 Meli- 38 Botanifch Oeconomiſche Abhandl. Melica (nutans) petalis imberbibus, panicula nutante ſimplici. Linn. ſp. pl. 65. Gramen montanum avenaceum, Baub. pin. ie. | Waͤchſt in trocknen buſchigten Gegenden, und unterſcheidet ſich von der folgenden Art durch ſeine ganz glatten Bluͤtchen, N oͤfters roth ſchattiret find. 2. Hariges Schoͤngras. Melica (ciliata) petalis exterioribus ciliatis. Linn, [p. pl. 66. Gramen montanum lanoginofum. Bauh. pin. IO. th. 156. SGramen avenaceum ſpica ſimplici, locuſtis denſiſſimis candicantibus et lanuginoſis. Scheuchz. hiſt. 174. | Waͤchſt an trocknen ſandigen Stellen. Die Kronbaͤlglein ſind mit langen weißen glaͤn⸗ zenden Haͤrchen beſetzt, welche dieſem Graſe ein ſehr ſchoͤnes Anſehen geben. Schmielen. Ara. 1. Wolligte Schmielen. 1 Aira (criſtata) panicula ſpicata, floribus mu- ticis pedunculo longioribus, glumis acumi- natis inaequalibus. Linn. fp. pl. 63. Gramen ſpica criſtata ſubhirſutum. Bau. pin. 2. prodr. 8. Scheuchz, hiſt. 166. Wächst auf trocknen Anhoͤhen, Reinen e Die Scheiden und Blaͤtter ſind mit einer zarten Wolle uͤberzogen. Die Bluͤten formiren | einen vom Grasbaue. 39 einen aͤhrenfoͤrmigen Strauß; fie ſind ſpitzig ohne Grannen; die Stiele ſind kuͤrzer als die Bluͤtchen. Ich habe nicht bemerkt, daß es von dem Viebhe gefreſſen worden waͤre. i 2. Blaue Schmielen. Aira (caerulea) foliis, planis, panicula coar- ctata, foliis pedunculatis muticis convoluto- ſubulatis. Linn. ſb. pl. 63. Gramen arundinaceum enode minus ſylvati- cum. Bauh. pin. 2. th. 9 Scheuchz.hif?. 209. Waͤchſt auf feuchten ſumpfigten unfruchtbaren Wie ſen. Die Wurzel if knotigt. Die Blätter find breit, die Bluͤtchen, welche in einem Strauße ſtehen, find ſchmal und zugeſpitzt, die Staub» koͤlbchen ſind blau und die Staubwege pur— purfarben. Die Knoten am Halme ſtehen ungemein weit aus einander, und letzterer iſt ſehr gerade, daher dieſes Gras haͤufig zur Ausraͤumung der Tobackspfeifen gebraucht wird. Das Vieh frißt dieſe Art ungemein gerne. 3. Waſſer⸗Schmielen. Aira (aquatica) foliis planis, panicula patente floribus muticisſlaevibus calyce lon; Sioribus. Linn. ſb. pl. 64. Grämen caninum fupinum panicularum dulce. Bauh. pin. 2. th. 13. Waͤchſt an Teichen und Seen, beſonders am geſalzenen Waſſer. | C. 4 n Die 40 Botanifeh:Decsnomifche Abhandl. Die Bluͤtchen formiren einen ausgebreiteten Strauß. Die Baͤlglein der Blumendecke ſind ſehr kurz, und die Blätter find, breit. Das Vieh frißt dieſes Gras ſehr gerne. Die Blüten dieſer drey Arten find mit gar fei: nen Grannen verſehen; die folgenden hingegen haben alle Grannen. 4. Aira (ceſpitoſa) foliis planis, panicula paten- te, petalis bafı villofis ariſtatis, ariſta recta brevi. Linn. ſp. pl. 64. Gramen ſegetum panicula arundinacea. Baub, pin. 3. th. 35. Scheuchz. hiſt. 244. Wählt auf fruchtbaren Feldwieſen. Es breitet ſich ſehr aus und formiret eine große Staude. Dieſe macht zwar die Wieſen ungleich, und wo dieſes Gras haͤufig waͤchſt, da iſiehet es aus, als wenn die Wieſe mit lauter Maulwurfshaufen uͤberzogen waͤre; man muß aber dieſe Stauden nicht aus. rotten, wenn man ſich nicht eines großen Vortheils berauben will: denn dieſe Gras⸗ art iſt eine von den vortreflichſten, und viel. mehr mit allem Fleiß zu cultiviren. S. die Abh. der Stockh. Acad. 1742. Die Bluͤtchen dieſes Graſes find am Grunde rauch und mit einer ganz kurzen Granne verſehen. Sie formiren einen bs ausgebreiteten Strauß. 5. Draatſchmielen. Aira (Hexuo ſa) foliis ſetaceis, culmis ſub nu- dis, panicula divaricata, pedunculis flexuoſis. Linn. [b. pl. 65. Gra- vom Grasbaue. 4¹ ' Gramen alpinum nemoroſum paniculatum, foliis anguſtiſſimis, locuſtis, fplendentibus ariſtatis. Scheuch. hifl. 218. t. 6. f. 1. Gramen nemoroſum paniculis albis, capillaceo folio. Baub. pin. 7. prodr. 1 4. theatr. 97. Waͤchſt auf trocknen ſteinigten Anhoͤhen. Dieſe Grasart iſt an den zarten gedreheten und alſo krauſen Blättern des Straußes leicht zu erkennen. Sie hat lange Grannen. 6. Grau⸗Schmielen. Aira (canefcens) foliis ſetaceis, folio ſummo ſpathaceo paniculam inferne obvolvente. Linn. fp. bl. 65. Gramen folüs junceis, radice jubata. Baub. pin. 5. th. 74. Scheuchz. hiſt. 243. Waͤchſt in Sandfeldern. Die Blaͤtter ſind haarfoͤrmig; das ganze Gras ſiehet bleich aus, wodurch es von den uͤbri⸗ gen leicht zu unterſcheiden iſt. Zittergras. Briza. 1, Wieſen⸗Fittergras. Briza (media) ſpiculis evatis, calyce flofculis breviore, Linn. ſb. pl. 70. Gramen trem ulum majus. Bauh., pin. 2. th. 22. Scheuchz. hiſt. 204. Waͤchſt auf Feldwieſen, inſonderheit ſolchen, die etwas feucht ſind. Die uͤberaus zarten Stiele des Straußes ver⸗ urſachen, daß die nun faſt beſtaͤndig tern. € 5 Es 42 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Es wird von dem Vieh gefreſſen; da es aber nur kurze und nicht ſehr nahrhafte Blätter hat, die bald verdorren, ſo verlohnet es ſich der Muͤhe nicht daſſelbe weiter mie Sleß zu cultiviren. Viehgras. Poa. 1. Waſſer⸗Viehgras. Poa (aguatica) panicula difſuſa, ſpiculis fex- floris linearibus. Linn. /p. pl. 67. Gramen paluſtre paniculatum altiſſimum, Bauh. pin. 2..theatr. 38. Scheuch. bift. 191. Gramen aquaticum paniculatum latifolium. Raub. pin. 3. Waͤchſt in und an fließenden und ſtehenden Waſſern. Die Blüten find lang. und beſtehen aus ſechs „ Blücchen. Es waͤchſt ſehr hoch, und wird von dem Vieh gerne gefreſſen, mithin iſt es das allernuͤtz⸗ lichſte unter den Graſen, die im Waſſer wachſen, und verdient weiter angebauet zu werden, welches gar leicht aus dem Samen geſchehen kann; und dieſer laͤßt ſich mit leichter Muͤhe ſammlen, da es in Deutſchland an ſehr vielen Orten häufig waͤchſt. 2 In einigen Provinzen von Schweden werden die Haͤuſer mit dem Strohe dieſes Graſe es gedeckt. 2. 1 Viehgras 2 Poa (crioialis) panicula ſubdiffuſa, ſpiculis trifloris bafı pubescentibus, culmo erecto tereti. Linn. f. ſuec. go. 2 Gra- 0 * vom Grasbaue⸗ 43 Gramen pratenfe paniculatum medium. Bauh. pin. 2. th. 30. Schenchz, hiſt. 1 80. 3. Vierbluͤtiges Viehgras. Poa (anguftifolia) panicula diffuſa, wiel quadrifloris pubescentibus, culmo erecto tereti. Linn. fl. ſuec. 81. Gramen pratenfe paniculatum majus, angu- ſtiore folio. Baub. pin. 2. pr. 5. th. 29. Sch, hift. TB‘, | 4. Fuͤnſbluͤtiges Viehgras. Poa {praten/is) panicula diffuſa, fpiculis quin- quefloris glabris, culmo erecto tereti. Liun. Gramen pratenſe paniculatum majus. Bauh. theatr. 28. Sch. hiſt. 177. latiore folio, Poa Theophraſti. Bazh. pin. 2. Dieſe drey Arten find die allergemeinſten auf Wieſen, Reinen ꝛc. Die Bluͤten der erſten davon beſtehen aus drey, der zweyten aus zwey, der dritten aus drey Buuͤtchen; bey den erſten zwoen find fie et⸗ was rauch, bey der dritten glatt. Sie fors miren einen ausgebreiteten Strauß. Die Staubkolbchen find bey der zwoten gelb, bey der dritten blaulich. Der Halm ſtehet bey allen dreyen aufrecht, und iſt ganz rund; die Wurzel perennitt. Dieſe drey Grasarten ſind die allergemeinſten auf allen guten und vielen ſchlechten Wieſen, und geben das ſchoͤnſte Sutter fuͤr alle Arten Vieh ab. 5. Sommer⸗Viehgras. * Poa — 44 BotanifchDeconomifche Abhandl. Poa (annua) panicula diffufa anzulis rectis, fpiculis obtuſis, culmo obliquo compreſſo. Linn. ſp. Pl. 68. Giamen pratenſe paniculatum minus. Bauh. pin. 2. theatr. 31. * Waͤchſt haͤufig auf Wieſen, inſonderheit wo im Winter das Waſſer ſtehet. Die Wurzel dauert nur ein Jahr. Der Halm ſtehet ſchief und iſt nicht ganz rund, ſondern zuſammen gedruckt. Der Strauß iſt mehr ausgebreitet als bey den vorigen drey Arten. Es iſt gleichfalls ein häufiges und gutes Vieh⸗ futter. 6. Berg⸗Viehgras. Poa (comprefja) panicula ſecunda coarctata, culmo obliquo compreſſo. Linn. fp. pl. 69. Gramen paniculatum radice repente, culmo compreſſo, locuſtis diſtichis pulchellis. Sch. hf. 198. Gramen murorum radice repente Bauh. pin. 2. prodr. 2. Waͤchſt auf trocknen Plägen, Daͤchern, Mau⸗ ren ꝛc. Der Halm iſt zuſammen gedruͤckt und ſchief⸗ liegend, die Stlele, die den Strauß ausma⸗ chen, ſtehen alle nach einer Seite. i 7. Wald ⸗Viehgras. | 5 (nemoralis) panicula attenuata, fpiculis ſubbifloris mucronatis ſcabris, aaa in- ceurvo. Linn. ſb. pl. Gg. Gra- vom Grasbaue. 45 Gramen paniculatum anguſtifolium alpinum, locuſtis rarioribus et anguſtioribus non ari- ſtatis. Sch. hifl. 164. 4. 2. Waͤchſt auf ſchattigten Grasflecken in Wäldern, Es Hat nur zwey Bluͤtchen in jeder Blüte; die Structur der Bluͤte aber, welche mit den übrigen Viehgrasarten uͤbereinkommt, ver: bietet, daß es nicht zu den Schmielen ge— rechnet werden kann. Schwingel. Feſtuca. 1. Schaaf: Schwingel. | Feſtuca (ovina) panicula fecunda coarctata ariſtata, culmo tetragono nudiufculo, foliis ſetaceis. Linn. ſb. pl. 73. Gramen foliis junceis brevibus majus radice nigra. Bauh. pin. 5. prodr. 3 4. theatr. 73. Seh. hiſt. 79. | Gramen capillaceum, locuftis pennatis non ariſtatis. Pluck. phyt. 34. f. 2. Raj. hiſt. 1288. angl. 3. p. 440. \ | Gramen criftatum, radiculis nigricantibus. Los. pruſſ. 1 1 C. t. 24. Waͤchſt auf duͤrren, unfruchtbaren, ſandigten und ſteinigten Huͤgeln, auf Heiden, ja ſelbſt auf den duͤrreſten Felſen. Die Wurzeln ſind haarigt und lang, ſchwarz von Farbe; die Staude beſtehet aus borſten— foͤrmigen, runden, fingerlangen Blättern, welche ſehr dichte an einander ſtehen. Der his; Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. Der Halm iſt + Elle lang, vierkantigt, und ohne Blätter. Der Strauß if zuſammen gezogen, und alle Stiele deſſelben ſind nach einer Seite gekehrt. Die Bluͤten ſind klein, lanzettfoͤrmig; die Deck⸗ baͤlglein find kurz, ſpitzig, ohne Granne; die Bluͤtchen, deren gemeiniglich fünfe find, find ſchmal und mit einer kurzen Granne verſehen. Dieſes Gras iſt das liebſte und vornehmſte Futter fuͤr die Schafe; wo ſie dieſes haben, da gedeihen ſie am allerbeſten, und man muß daher, wo man die Schafzucht verbeſſern. will, darauf bedacht ſeyn, alle duͤrre Platze mit dieſem Graſe zu befäen. | Der Herr Arch. Linnaͤus ſchreibt im 3. Th. der Abh. der Stockh. Acad. S. 214. folgender Geſtalt: „Die große Carlsòͤen hat wenig ander Gras uͤber ihren ganzen Allwar, als dieſes, welches man kaum ſieht, daher man auch diefen Felſen fuͤr ganz bloß und duͤrre haͤlt; rings darum iſt am Strande hohes und herrliches Gras. Doch gehen die Schafe Tag vor Tag immer auf den Allwar, werden da fett, ohne daß fie einmal das hohe . Gras am Meerſtrande anruͤhren, oder nieder⸗ treten, weil die Natur und der Geſchmack ſie gelehret hat, was ihnen nuͤtzlich iſt, zu waͤhlen. 2. Rother Schwingel, Feſtuca (rubra) panicula fecunda fcabra, ſpi- culis ſeptifloris ariſtatis, floſculis ultimo mutico, culmo femitereti. Zinn. G. 73. Gra- vom Grasbaue. 47 Gramen pratenfe, panicula duriore laxa ſpa- dicea, locuſtis majoribus. Sch. bi 287. Waͤchſt an unfruchtbaren Anhoͤhen. Er unterſcheidet ſich von dem vorigen unter andern durch die rauhen Stiele des Straußes, und durch die Geſtalt des Halms, weicher rundlich, aber auf einer Seite plate iſt. Er iſt gleichfalls eine angenehme Koſt der Schafe. 3. Harter Schwingel. Feſtuca (uriuscula) panicula nutante inferne ramoſa, ſpicis adſcendentibus hiſpidis, foliis ſetaceĩs. Linn. fp. pl. 74. „Otimen pratenfe panicula duriore, laxa unam partem e e Ray. Sch. gram. 283. Waͤchſt auf duͤrren Stellen. Dieſe drey Arten Schwingel find mit Gran. nen verſehen. 4. Wiefen: Schwingel. RL (elatior) panicula ſecunda 1085, ſpi- culis ſubariſtatis: exterioribus teretibus. Linn. fb. ph 75. Waͤchſt auf fetten Feldwieſen. Die Halme ſind ein paar Ellen hoch und oft noch druͤber; die Bluͤtchen, welche einen ſchmalen zuſammen e, Strauß for⸗ miren, find, ehe fie noch recht aufolühen, ſchmal und lang; wenn ſie aber aufgebluͤhet ſind, ſo breiten ſie ſich ſehr aus. Sie haben ganz kurze faſt unmerkliche Grannen. Die Anzahl der Bluͤtchen i in Jeder N erſtreckt 1 auf achte. N - 0 Es 48 Botanifch- Deconomifche Abhandl. Es ift eine der fürtreflichften Grasarten, fie will aber einen fetten Boden haben. 5. Manna⸗Schwingel. Feſtuca (Auitans) panicula BR, erecta, ſpiculis ſubſeſſilibus teretibus muticis. Linn. fb. pl. 75. Gramen aquaticum fluitans multiplici ſpica. ‚Baub. pin. 2. th. 41. Sch. hiſt. 199. Gramen mannae esculentum prutenicum. Loes. prufl. 108. Mannagras. | N Waͤchſt! in Graͤben und fließendem Waſſer, auch in ſolchem, das den Sommer uͤber austrocknet: beſonders in thonigtem und leimigtem Boden. Man unterſcheidet es leicht von dem Waſſer⸗ viehgraſe durch die ſchmaͤlern und laͤngern Bluͤten, auch durch den ſchmaͤlern und laͤn⸗ gern Strauß. Die Samen dieſes Graſes geben das rechte Mannagras, welches in Pohlen, Preußen, um Frankfurt an der Oder ıc. geſammlet und zu uns verfuͤhret wird, ob wir es gleich ſelbſt, in unſern Graͤben ſammlen koͤunten. Die Methode es zu ſammlen und zuzuberei⸗ ten ſ. in Lo ſels Flora pruſſica a. angef. Orte. Die Schweine freſſen dieſes Gras friſch und getrocknet ſo gern als die Pferde das Heu; und die Gaͤnſe deleetiren ſich an den ae Treſp. Bromus. 1. Rocken ⸗Treſp. 5 Bromus (Vecalinus) panicula patente, fpiculis ovatis, ariſtis rectis. Linn. ſb. pl, 77. 5 eftu- vom Grasbaue. 49 Feftuca graminea glumis glabris. Zauh. pin. 8. 0. $beaer.144. Scheuchz. hiſt. 2 Fl. Gramen grosmontbelgardenſium. Vaill. pariſ. 1 2 Fat graminea glumis hirſutis. Baub. pin. 9. theatr. 143. Scheuch hiſt. 250. Waͤchſt auf fandigen Hügeln und Aeckern. Er macht, wenn der Same unter den Roggen kommt, das Brodt bitter und unangenehm; es ſoll auch, wenn es zu haͤufig genoſſen wird, Schwindel verurſachen. In Schonen wird er, nach Herrn Arch. Linnaͤi Bericht, zum Grünfärben gebraucht. 2. Ackertreſp. Bromus (arvenfis) panicula nutante, ſpiculis ovato- oblongis. Linn. ſp. pl. 27. Feſtuca graminea, juba efſuſa. auß. pin. 192. Waͤchſt auf Reinen. haufig: er 3. Bergtreſp. Bromus (reclorum) penicale, nutante; Apieuli linearibus. Linn, ſp. pl. 77. Feſtuca avenacea ſterilis humilior. Bau, pin. 10. theatr. 148. (Scheuchza hiſd. 254.) Waͤchſt auf duͤrren Huͤgeln. Alle dieſe Arten Treſp blühen ſtraußig. Sie dienen alle dem Vieh zum Futter. 4. Zittertreſp. : Bromus aner) eulmo indiviſo, ſpiculis alternis ſubſeſſilibus teretibus. Linn. b. pl. 78. SGtsmen ſpica briza majus. Baub. pin. . ch. 133. Waͤchſt auf trocknen Bergen. Schreb. vom Grasb. D Die 50 Botaniſth ·Oeconomiſche Abhandl. Die Bluͤten ſind lang, und mit einer zarten Wolle überzogen, und figen wechſelsweiſe am Halme feſt. Die Grannen ſind ganz a 1 ct Hafer. Avena. 1 Wüdhafer. Ya Avena (ua) panicula tc „ Webs trifloris. floſculis baſi piloſis. Linn, ſp. pl. 80. Feſtuca utriculis lanugine flavescen sibus. Bauk. pin. 10. Sch. hiſt. 239: Waͤchſt unter dem Geireide als Unkraut nur all zuhaͤufig an manchen Orten. © 2. Glatthafer. Avena (elatior) calyeibus bifloris: Ae hermaphrodito, cee nass ariſtato. Linn. pe pl. 79. Gramen avenaceum elatius, juba longa bien. dente. Sch. hiſt. 239.·.Q.. Waͤchſt auf Wieſen. Jede Bluͤte beſteht aus zwey Blüten, alen eins ohne Stempel und Granne, das andere mit beyden werten if en 9 1 „ Wienbaſer * | Avena (pratenfis) eslycibus ſub W lo- risz panicula ſpicata. Linn. ſb. pl. So. Gramen avenaceum hirſutum ſ. glabrum, Pa- nicula e ber {plendentes Sch, bifl-326, "© zn Waͤchſt auf rockten Wieſen. e lt Der Grund der Bluͤten, welche aus de, vier bis fünf Blürchen Ne geſekt und mit 2 5 langen vom Grasbaue. SI llangen ſchwarzen Grannen verfehen find, iſt baarig; die Bluͤtchen ſelbſt find öfters pur- purroth und glaͤnzend. 150 % 1 4. Gelber Hafer. Avena (Havescene) panicula laxa, calycibus trifloxis brevibus, flosculis omnibus ariſtatis. Linn, fp. pl. So. 1 Gramen avenaceum pratenſe elatius, panicula flavescente, locuſtis parvis. Sch. Hist. 226. Waͤchſt auf trocknen Wieſen. a Die Bluͤten find viel kleiner als bey den vor⸗ beergehenden Arten, und beſtehen aus drey Bluͤtchen, welche alle gegrannet find. 4 org 24 Schilf. Arundo. 1. Rohrſchilf. | o (Phragmites) calycibus quinqueflo- rites, panicula laxa. Linn. ſp. pl. 8 1. Arundo vulgaris. Baub. rh. 269. ſ. phragmites Dioscoridis. Baub. pin. 17. Sch. Hist. 161. Waͤchſt in Teichen, Seen, Fluͤßen, Suͤmpfen ꝛc. D 2 Es 52 Botaniſch · Oeconomiſche Abhandl. Es unterſcheidet ſich von den folgenden Arten durch die fuͤnf Bluͤtchen, welche eine Blute ausmachen. Es iſt ein dem Viehe, beſonders Vent erächti, gen, fehr ſchadliches Gewaͤchs, weil es eine treibende Kraft hat. Das Vieh frißt es auch nicht gerne. Wo es daher auf Wieſen waͤchſt, muß man es forgfältig ausrotten. Mit dem Blumenſtrauß kann man gruͤn fes | ben. Linn. Fl. 2. Wieſenſchilf. Arundo (Calamagroſtis calycibus unifloris, culmo ramofo. Linn. ſp. pl. 52. Gramen arundinaceum,, panicula molli fpadi- cea majus. Bauh, pin. 7. theatr. 94. Sch. hiſt. n. 2. t. 3. f. 5. Waͤchſt in graſigten Moräften a und auf feuch⸗ ten ſumpfigen Wieſen. Die Bluͤten beſtehen nur aus einem Blutchen. Es bringt dem Viehe gleichen Schaden, als das vorhergehende, und ißt alſo geile | aus zurotten. 3. Bergſchilf. Arundo (epigeios) salycibus unifte; panicula eredcda, foliis ſubtus glabris. Linn. ſp. pl. 8 . Gränien arundinaceum paniculatum monta- num panicula fpadiceo - viridi, ſemine pap- poſo. Scheuch. hiſt. 124. a * 58. f. 86.) | Er Waͤchſt auf . dunn > 2 ee Die vom Grasbaue. 53 Die ellenhohen Halme bringen einen dichten aufrechten Strauß einfacher Bluͤren. Die Blätter find fingerbreit, untenher glatt. Es iſt ein hartes zur Fuͤtterung untaugliches Gras, welches ausgerottet zu werden verdienet. he, Sandſch ilf. Arundo (arenaria): calycibus unifloris, foliis in volutis mucronato - pungentibus. Lins. b. pl. 82. Waͤchſt im Flugſande. Man braucht dieſes Gras in Schonen, den Flugſand damit zu Dampſen, eben fo, wie das Sandgras, wel, ches bald beſchrieben werden ſoll, Weizen. Triticum. t. eee Triticum (repens) calycibus fubulatis triflo- ris acuminatis. Linn. Jb- pl. 86. SGramen caninum arvenſe ſ. gramen Dioscori- dis. Bauh. pin. 1. Sch. hiſt. h Es iſt in Aeckern, Gaͤrten ꝛc. ein verdrießliches und beſchweriches Unkraut. Die Blüten find aus dreyen Bluͤtchen zuſam⸗ efest und jugefpigt ohne Grannen. 2. decken. 5 ‚ Tritieu (caninum) calycibus ſubula Ari N drifloris ariſtatis. Linn. fp. pl. 68. ‚Gr n loliaceum radice repente f, gramen cinarum longioribus ariſtis donatum. Kail Fl. pariſ. 8 1. t. 17. . rr an Zäunen, auf Keinen u. ſ. w. aa D 3 Die 54 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. Die Blüten find aus vier mit kurzen Grannen verſehenen Bluͤtchen zuſammen geſetzt. EKammgras. Qnoſurus. 1. Gefiedertes Kammgras. Cynoſurus (eriflarus) . Binnmifi n, JB, Bl: 70. n Gramen pratenſe eriſtatum ſ. (ich ctiltata le- vi. 15 pin. 2. prodr. 8. th. 12. . ist. 7 Waͤchſt auf niedrigen etwas aue Wie, Aeckern, u. ſ. w. Es iſt an dem geſiederten kammſormigen Wlatte leicht zu erkennen, welches unter jeder Bluͤte ſitzt, und dieſem Graſe ein Nene Ans ſehen giebt. RP? Die Schafe freſſen dieſes Gras gerne. a 2. Blaues Rammgras. W Cynofurus (caeruleus) bracteis i 13 Linn, b. pl. 72. Gramen glumis variis. Baub. pin. 11. nc. 2 1. 7). 158. Scheuchz. hiſt. 83. Waͤchſt auf naffen Wieſen, auf thonigten Bergen ꝛc. | Es ift an der fchönen bochblauent Farbe der Aehre leicht zu unterſcheiden. Es macht auf den Wieſen, wo es 0 901 f von großem Umfange, wodurch d uneben werden. Trocknet man fie, aus, ſo gehet es von ſelbſt aus. Die Wurzel tödtet die Sträucher auf eben die Art wie der Wieſenhafer. e Luͤlch. vom Brasbaue 4 55 „91, Lulch. Loliun. 500 1. Fennel Bilde; Lolium an Bi, alte . Jb- Pl. 83. Gramen loliaceum- ſuica longiore ſ. Lolium Dioſcoridis. Raul, PM, 9. 6h. 121. Scheuchz, hift. 31. 419. Er in den Aeckern häufig, als Unfrahe, Die Blürchen find mit Grannen verſehen. Wenn aus Gerſte, die mit dem Samen dieſes Graſes vermiſcht iſt, Bier gebrauet wird, ſo berauſchet es ſtark, und verurſachet, daß die Leute waͤhrendem Rauſche faſt ganz blind ſind. ge welches aus damit verunreinigt m oggen gebacken wird, wird ganz ſchwarz. | blau, und berauſchet auch, aber etwas we⸗ niger als das Bier. Wenn es warm ges gheſſen wird, ſo verurſachet es auch einen RMauſch mit Schlaͤfrigkeit und Moi ttiakeit. Dieſes gefchieht eben fo, wenn das Mehl von ſolchem Korne gekocht wird. erennirender Luͤlch. olium (perenne) ſpica mutica. Linn. 7 pl.83. Gunmen loliaceum anguſtiore folio et ſpica. Baub. pin. 9. th. 127. Sch, hiſt. 25. Wächſt überall in Aeckern auf Reinen in tho⸗ nigter Erde. Er unterſcheidet ſich von dem vorhergehenden ee dadurch, daß er feine Grannen %%ͤ ð U Man 56 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. Man hat nicht bemerkt, daß er aͤhnlich giftige Eigenschaften an ſich habe, als die e vorher. gehende Art. Zwote af. 8 Erfie Abtheilung. Borſtgras. Norals. 70 10 Borſtgras. . Nardus (ria) ſpica fetacea red Linn. Ib. pl. 53. Gramen en R ball. Bin. 5 Scheuchz. gram. go. Man findet dieſes Gras hin und wieder auf duͤrren und ſteinigten Anhoͤhen. Est iſt auf den Wieſen, wo es waͤchſt, wegen ſeiner Menge und der Dichtigkeit und Zaͤhig⸗ keit feiner ‘Blätter dem Landmanne ſehr bes ſchwerlich, indem es ſich nicht maͤhen läßt, ſondern nur die Senſen ſtumpf macht. Doch hat der Schoͤpfer den Raupen gewiſſer Schnacken (Tipulae) die Wurzeln dieſes Graſes zur Speiſe geordnet; und indem die Kraͤhen dieſe Raupen, welche fie gerne freſſen, | auffuchen , fo rotten ſie zugleich dieſes Gras mit aus; wie der Herr Archiater Linnäus 10 der ſchoniſchen Reife S. 357. angemerket at. N Sandgras. Ehr. 1. Flugſandgras. * Far vom Grasbaue. 57 Elymus (arenarius) ſpica erecta arcta, calyci- bus lomentoſis flosculis longioribus. Linn. DR. nat. 879. Gramen caninum maritimum, fpica triticea noſtras. Raj. Sch. hiſt. 6. EKlittag Oeconom. Nachr. Th. VIII. S. 629. * — Waͤchſt im Flugſande. Dieſes Gras wird in Schonen und Holland zu Befeſtigung des fliegenden Sandes ge braucht. Da die Art es anzubauen in den Orcon. Nachrichten am angeführten Orte weitlaͤuftig beſchrieben iſt, fo bin ich der Muͤhe uͤberhoben, ſie hier nochmals anzu⸗ führen. Herr Arch. Linnaͤus hat fie auch in der ſchoniſchen Reiſe S. 336. u. f. weit⸗ laͤuftig beſchrieben; der deutſche Ueberſetzer aber hat fuͤr gut befunden, S. 285. ſie bis auf wenige Worte gar. auszulaffen, wie er mit mehrern nüglichen Sachen dieſer ſchoͤnen Reiſe gethan hat. Eben den Nutzen, den das Flugſandgras zu Befeſtigung des San⸗ des leiſtet, thut auch der Sandſchilf; und die Art der Anpflanzung iſt bey beyden einer- x Man 5 beyde auch bey uns zu Artbarma⸗ chung der mite eee mit Acute non D : Ay m Botaniſch·Oeconomiſche Abhandl. Zwote Abtheilung. cteckgras And. opogön. | . mae Flockgras. 0 Andropogon (Iſchaomum) ſpieis digits plurimis, floſculis ſeſſilibus: ariſtato muti- coque, pedicellis lanatis. Linn. fp. pl. 1047. Waͤchſt auf trocknen ſandigen Anhoͤhen. Es wird von einigen zu e des Aire ſehr angeprieſen. Darrgras. Holcus. 1. Wolligtes Darrgras ng Holcus (lanatus) glumis bios villof 8. Flosculo hermaphroditico mutico; mascu- 10 ariſtato. Linn. fp. pl. 1048. Grämen pratenſe paniculatum molle. Bauh. pin. 2. prodr. 3. ee 27. eee. Vit. 234. ae Waͤchſt in Wäldern und auf Wieſen. Es iſt mit einer ungemein zarten Wolligkeit uͤberzogen, folglich ſehr weich anzufühlen. Die Schafe freſſen es ungemein gerne, und ſuchen es unter allen, auch den wohlſchme⸗ Kckekendeſten Kraͤutern aus, wo es ſtehet. Man ſiwollte alſo an ſolchen Orten, wo man keine duͤrren Stellen hat, um Schafſchwingel „e darauf fuͤr die Schafe zu erbauen, dieſes SGSras auf die Schaftriften fäen, Denn der f Schafſchwingel ſchlaͤgt in gutem Erdreiche nicht recht an. % Wohlriechendes 1 a 1 2 x T Holcus 5 » vom Grasbaue 0 59 " Holcus (odoratus) glumis trifloris mutieis: F osculo hermaphrodito diandro. Linn. "fo. pl . 1048. Gramen mariae boruſſorum. Loes. Pr III. t. 26. Gramen paniculatum odorstum. Baub. pin. 7. ppsrodr. 7. Scheuchz. gram. 236. | Waͤchſt auf feuchten Wieſen. oh Es iſt über und über ganz glatt, und hat einen ungemein angenehmen Ambrageruch. An denen Orten, wo es waͤchſt, pflegen dis Leute die Buͤndel davon uͤber die Betten zu haͤngen, um durch ſeinen ſchoͤnen Geruch den Schlaf zu befoͤrdern. „Dien Schafe freſſen es gern. f SGerſte. Hordeum. 1. Mzuſegerſte Hordeum ee fosculis Ieeralibus masculis ariſtatis. Linn. /p. pl. 8 5. SGramen hordeaceum minus et vulgare. Baub. Pin. 8. Scheuch. biſt. 14. n „Woächſt an Wegen und allen betretenen wuͤſten unfruchtbaren Stellen, auch Ackerreinen e. - Grasähnliche Pflanze n. | Erft Abtheilung. Knopfgras. Schoenus. I, Sach Knopfgras. N Schoenus (mariscus culmo tereti, foliis mar- Eine dorſoque aculeatis. Linn. ſp. Pl. Ra es-; 60 Botaniſch; Oeconomiſche Abhandt. Pſeudo : Cyperus paluftris, foliis et carina ſerratis. Scheuch. hist. 375. 1 ‚Cyperus longus 1 e germanigus. Baul. Nn . Ah. 2 nd Weächſt in Sümpfen uud ſtehenden Waſſern, in welchen es ſich mit ſeinen kriechenden Wurzeln uͤberall ausbreitet, und ſie zuletzt obenher gan; uͤberziehet. Wenn ein Stuͤck eines ſolchen vom Ufer abgeriſſen wird, ſo treibt es auf dem Waſſer herum und ſormirt eine ſchwimmende Inſel, auf welcher ſich nachher mehrere Kraͤuter einfinden. Dieſes Gewaͤchs macht ſich durch die am Ran⸗ de der Blätter und auf dem Ruͤcken derſelben befindlichen zarten und kurzen Stacheln leicht kenntbar. Es waͤchſt bis zu 12 Elle hoch. „an kann damit ftatt des Strohes Haͤuſer decken, und dieſe Dächer werden für beſſer gehalten, als Strohdaͤcher. Fyuͤr das Vieh iſt es ein ſchlechtes Futter, indem es nicht allein ſehr hart iſt, ſondern ihnen auch vermittelſt der kleinen Stacheln auf den Blaͤttern das Maul verwundet. 2. Weißes Knopfgras. Se (albus) culmo ſubtr iger o- fo , floribus faſciculatis, foliis ſetaceis. Linn. ſb. pl. 44. Gramen ee palultre Iengniienu, Sch. bifl. 503. ee in naſſen Torfmore Baus 10 Die * nd vom Grasbaue. Na 61 Die Bluͤtchen ſehen ganz weiß aus, man muß Nees aber nicht mit dem weißen Knotengraſe verwechſeln, welches viel kleinere Bluͤtchen hat, und mehr an trocknen Orten waͤchſt. Wit ee Binnen. Ln pus. „ 1. Sumpfbinſen. = Scirpus (paluffris) culmo tereti nudo, ſpica ſubovata imbricata. Linn. ſb. pl. 7. Scirpus equiſeto capitulo majori. Scheuchz. N ur. 10 luncus capitulis equifeti major. Bauh. pin ı2. thentr. 187. 1 . Wäͤchſt in Suͤmpfen und auf fumpfigen Wieſen. Es hat einen geraden runden Stengel ohne Blatter, gegen eine Elle hoch, und eine ein⸗ zelne braune Aehre oben darauf. 3, Teichbinſn. r Scirpus (lacuſtris) culmo tereti nudo, ſpicis pluribus pedunculatis terminalibus. Linn. ß. Pl. 48. | ER Scirpus paluftris altiſſimus. Sch, Hiſt. 354. Juncus maximus ſ. ſcirpus major. Bauh. pin. U 12. th. 178. | Waͤchſt an den Ufern der Fluͤße, und in etwas * Gräben. 10 W Es. trägt auf einem oft über zwo Ellen hohen Pr duden S de e braune Aehren, welche theils an Stielen, ches ſeſt ſgeen Beyde Arten freſſen die Schweine ungemein gerne, und gehen ſtark darnach, auch ſogar | ins x 62 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. ins Waſſer, wo ſie es habhaft werden koͤn, er nen. Sie freſſ en es auch getrocknet, und die Bauern an verſchiedenen Orten in Schwe⸗ den erhalten hre Schweine den ganzen Win⸗ ter hindurch damit. Das übrige 1 feipe es nicht, oder doch ſehr ungerne. 3. Seebinſen. RT 9111 5 * * Sonpbös (naritimus) culmo triquetro, pani- gula“ cönglobata foliacea, ſpicularum ſqua- mis: trifidis intermedia ſubulata. Linn. Jp- pl. 51. Cyperus panicula fharla e leis Tongioribus tenuioribus teretibus compoſita. Here. "bil. 398. Sramen Cyperoides panicula parla, maus. Baub. pin. 6. th. 86. Waͤchſt in ſalzigten Sümpfen, auch bin and wieder in Teichen. Der Stengel dieſes Gewaͤchſes if breye At, die braunen ovalen Aehren ſitzen Häufig bey⸗ ſammen, theils an Stielen, theils feſt; dichte unter ihnen ſtehen zwey ſehr lange Blaͤtter. Ich zweifle nicht, daß es eben wie die vorigen, ein gutes Schweinefutter 1 ez fluͤr das andere Vieh iſt es zu hart. 4. Waldbinſen. I Scirpus (Hlvalicus culmo triquetro foliofe, umbella foliofa, pedunculis nudis ſupra de- compoſitis, fpieis conſertis. Linn. Pb. bl. N. ramen cyperoides ı milliaceum. Baub, Vin. 6. ihr 90. en a A, nen- vom Grasbaue. 63 Gramen arundinaceum, foliis acutiſſimis, pa- nicula Ae eyperi facile. Loes. ral. 119. t. 33. Waͤchſt in ſchattigten ſumpfigten Gegenden. Der Stengel iſt dreyeckigt mit Blaͤttern beſetzt, die ungemein zahlreichen Bluͤten formiren einen Buſch, der ſich weit ausbreitet. Die Schweine freſſen dieſes Gewaͤchſe nicht, wohl aber Pferde, Schafe und ‚Kühe, welchen es jedoch, wegen feiner harten Stengel und Blätter ein nicht allzu geſundes Futter iſt. Dungras. 5 5 art 9 5 1. Wieſendungras. | BEN ch Eriophorum (bohyfachion) culmo Holiofo terett foliis planis‘, fpicis pedunculatis. Linn. /p. pl. 52. * Linagroſtis panicula ampliore. Sch. hif. 306. Gramen pratenſe tomentolum, panicula ſparſa. Baul. pin. 4. th. 60. Wachſt auf ſumpfigten Wieſen, welche nach Johannis, wenn der wollige Same reif wird, ganz weiß ausſehen. Die Wolle des Samens wird in friſchen Wun⸗ den ſonderlich in Brandſchaͤden gerühmt; in letztern ſchlaͤgt man dieſe Wolle um das Verbrannte, da ſich denn der Schmerz an⸗ faͤnglich etwas verſtarken, in kutzer Zeit aber gar verlieren foll, 2. a 45 | Erio- 64 Botanifch-Deconomifche Abhandl. Eriophorum (vaginatum) culmis teretibus vaginatis ſpica paleacea. Linn. ſp. pl. 5 2. Iuncus alpinus, capitulo lanuginoſa ſ. ſchoe- nolagurus. Bauh. piu. 12. prodr. 23. 5h. 188. Sch. hifl. 302. fl. Br. Wat in Suͤmpfen und Torfmoren. Es unkerſcheidet ſich leicht von dem vorigen, da jenes mehrere Aehren trägt, die auf Stie⸗ len ſitzen, dieſes aber bloß eine einige feſt⸗ ſitzende Aehre hat. Im Gebrauch möchten beyde wohl einerep ſeyn. Cypergras. Gberus. 1. Gelbes Cypergras. 9 (Havescens) culme . umbella triphylla, pedunculis fi implicibus ‚ inaequalibus,. ſpicis confertis lanceolatis. Linn. ſb. pl. 46. Cyperus 1 495 panicula ſparſa Havescente, Sch. bil. Waͤchſt auf fungen Wieſen häufig. 2, Braunes Cypergras. Cyperus (fuscus), culmo triquetro 758 9 ‘ "umbella trifida pedunculis ſimplicibus, ſpi- eis conſertis linearibus. Linn. ſp, pl. 46. Cyperus minimus, panicula ſparſa Rigkipante, Scheuch. hiſt. 384. ERBEN Waͤchſt auf feuchten Wieſen. Es iſt dem vorigen ziemlich ahnlich, 115 aber kleine ſchmaͤlere und ſchwaͤrzliche "Blüten, 2 bey dem vorigen gelblich ausſehen. Kroͤ⸗ pr vom Grasbaue. 65 N kRroͤtengras. Luncus. 1. Knopf Kroͤtengras. luncus (congiomeratus) culmo nudo ſtricto, capitulo laterali. Liun. ſhb. pl. 326. . Waͤchſt auf feuchten Stellen, und zeiget an, daß da, wo es waͤchſt, Waſſer in der Tiefe vorhanden ſey. Die Blüten ſtehen an der Seite des Stengels in einem Haͤuptlein beyſammen. Das Mark wird zu Dochten in den Lampen und allerley damit auszulegen gebraucht. 2. Buſch⸗Kroͤtengras. Iuncus (ße) culmo nudo ſtricto, panicula laterali. Linn. ſb. pl. 326. Waͤchſt in ſumpfigen Waͤldern. Die Blüten ſtehen an der Seite des Stengels in einem Buſch beyſammen. Aus den Stengeln kann man Körbe flechten; das Mark hingegen dienet zu Dochten in die Lampen. Weder dieſe beyden, noch auch die uͤbrigen Arten Kroͤtengras find tauglich Futter für das Vieh. 3. Gegliedertes Kroͤtengras. Iuncus (articulatus) follis nodoſo- articulatis. Linn. ſb. pl. 327. Waͤchſt auf ſumpfigen Wieſen, in Graͤben und an den Ufern der Fluͤße. Die Blätter find gegliedert und knotigt, wel» ches man bemerken kann, wenn man ſie durch die Finger zlehet. Schreb. vom Grasbz. E Die⸗ 66 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Dieſe Art iſt eine mit von den haͤrteſten, und ich habe noch nicht bemerkt, daß ſie von dem Viehe gefreſſen worden iſt. 4 Kriechendes Kroͤtengras. luncus (bufonius) culmo dichotomo, ie angulatis, floribus ſolitariis ſeſſilibus. ine: . Waͤchſt an uͤberſchwemmten und naſſen Orten. Die Bluͤtſtiele ſind weit auseinander geſperret und theilen ſich bande zweyfach ein. Es iſt eins von den niedrigſten Arten dieſes Ge. ſchlechts, welches oft nicht BEER als Fin gerhoch b | 5. Haariges Kroͤtengras. a. Juncus (pzlofas) foliis plauis piloſis, aer bo ramoſo. Linn. ſp. pl. 329. b. Iuncus (campefris) foliis planis ſubpiloſis, fpi- cis ſeſſilibus pedunculatisque. Linn. b. pl. 32g. Waͤchſt in Wäldern und graſigten Orten. Die Blaͤrter find mit einzelnen Haaren beſetzt, die Bluͤten ſind braun. | Das Rindvich frißt dieſe Art nicht, Schafe und Pferde aber nehmen damit im Mangel beſſerer Kräuter vorlieb. 6. Weißes Kroͤtengras. | Iuncus (e foliis planis, corymbis Ei brevioribus, floribus SICH Linn, ud. nat. 987. Gramen kirlatum anguſtiſolium minus, 1 | culis albis. Baub. pin. 7. Waͤchſt hin und wieder in Wäldern, Die vom Grasbaue. 67 Die Blaͤtter ſind mit einzelnen Haaren beſetzt. Auf jedem Stengel ſtehet ein Buͤſchel kleiner welßer Bluͤtchen, mit roͤthlichen Spitzen, welche dem Graſe ein beſonders ſchoͤnes Anſehen geben. Zwote Abtheilung. Kiedgras. Carex. Die Arten der Riedgraſe ſind ſo zahlreich, und ihre Unterſcheidungskennzeichen oft fo ſchwer ans zugeben, daß ich ohne große Weitlaͤuftigkeit und Figuren der Fruchttheile fie nicht deutlich und ges hoͤrig wuͤrde aus einander ſetzen koͤnnen. Ich muß mich daher an einigen allgemeinen Anmerkungen über dieſes Geſchlecht und deſſelben oͤconomiſche Betrachtung begnuͤgen laſſen. Die meiſten zu dieſem Geſchlecht gehoͤrigen Arten gehören auf naſſen Wieſen, in Suͤmpfen, Moraͤſten, Torfmooren, ja ſelbſt in Teichen und Graͤben zu Haufe. Alle dieſe geben, wenn fie noch jung find, ein Futter für das Vieh ab, welches gut genug ſeyn muß, wenn man es nicht beſſer haben kann; wenn fie aber älter werden, fo tau⸗ gen fie gar nicht mehr dazu, ſondern ſind dem Viehe ſchaͤdlich. Sie muͤſſen alſo vertilget wer⸗ den; und dieſes geſchieht am ſicherſten durch die Veraͤnderung des Bodens, worauf fie jwachſen. Von dieſen verdienen infondereit bemerkt zu werden: 9 1. Das 68 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. 1. Das ſpitzige Riedgras, (Carex acuta) wel⸗ ches an feinen glänzenden ſchwarzrothen oder ſchwarzen Aehren zu erkennen iſt. Es waͤchſt im Waſſer bis gegen zwo Ellen hoch, und iſt da ungemein hart. Auf trocknern Wieſen findet es ſich auch ein, und uͤberziehet und erſtickt, wo man nicht durch Duͤngung und Anſaͤung anderer guter Gewaͤchſe dem Uebel abhilft, die ganze Wieſe. Auf ſolchen bleiht es niedrig, wird nicht uͤber eine Hand boch, und iſt viel zaͤrter. 2. Das blaſigte Riedgras, (Carex veſi 11 5 welches in Gräben u. ſ. w. noch höher waͤchſt, und gebraucht wird, Glaͤſer hineinzupacken, und die Ritzen der Faͤſſer damit zu verſtopfen. Andere wachſen in Wäldern, als Carex digitata, Carex capillaris. Andere wachſen im trocknen Sande, als das Sandriedgras, (Carex arenaria) welches zu Be⸗ feſtigung des Flugſandes, vermittelſt ſeiner weit herum kriechenden, Wurzeln, ſehr gut iſt; das Bergriedgras, (Carex montana) das kugel⸗ runde Riedgras, (Carex globularis) das Feld⸗ riedgras, (Carex ſaxatilis) u. ſ. w. Dieſe frißt das Vieh um deswillen nicht, weil ſie zu hart und zu kurz ſind, daher denn das Vieh, wenn es ſie aus ziehet, das Maul voll Sand bekommt, welches ihm unangenehm iſt. Dieſes ſind die vornehmſten Graſe und gras aͤhn. lichen Pflanzen, welche in den meiſten Gegenden von ee am e vorkommen. Es giebt vom Grasbaue. 69 giebt aber noch viele, welche nicht fo häufig vor— kommen, und die ich habe uͤbergehen muͤſſen, um nicht durch die allzugroße Menge derſelben, und die oft allzugroße Feinigkeit der Theile, die ihre Kennzeichen beſtimmen, mehr Verwirrung als Deutlichkeit anzurichten. Die angefuͤhrten ſind zu dem gegenwärtigen Zweck genug; die übrigen muß ich der Unterſuchung geuͤbter Kraͤuterkenner uͤberlaſſen, in deren Gewalt es allein iſt, ihre genauen Unterfchiede einzuſehen, und ihren Nutzen in der menſchlichen Oeconomie, durch Erfahrun— gen, welche auf Gründe gebauet ſind, aus zufor— ſchen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß auch Land— wirthe ſich gefallen laſſen möchten, durch Ecler— nung dieſer erhabenen Wiſſenſchaft ſich Gelegen— heit zu verſchaffen, theils das Vergnügen, welches die Unterſuchung dieſer Art der Werke des weiſe— ſten Baumeiſters mit ſichffuͤhret, zu ſchmecken, theils den damit verknuͤpften Nutzen zu genießen. Damit auch ſolche, die der lateinſſchen Sprache nicht maͤchtig ſind, dieſes thun koͤnnten; ſo waͤre es inſonderheit gut, wenn ein geſchickter Botanie cus eine gute und mit den noͤthigen Figuren er— laͤuterte Ueberſetzung des Linnaͤlſchen Srſtems der Natur übernehmen wollte. Ich würde ſo enn eher, als bey dem ietzigen Mangel der noͤthigen Kunſtwörter und einer deutlichen Erklaͤrung der— ſelben, welche für dieſe Abhandlung allzu weit laͤuftig ſeyn wuͤrde, im Stande ſeyn, eine allgemeine oͤconomiſche Gr ashiſtorie zu liefern, und darinn alle Graſe, in» und auslaͤndiſche, nach ihrem fubs E 3 tilſten 70 Botaniſch· Oeconomiſche Abhandl. tilſten Unterſchiede und dem moͤglichen und wirk⸗ lichen Nutzen derſelben zu liefern. Indeſſen wird es ein großes zu der genauen Erkenntniß der Gras⸗ arten beytragen, wenn der geſchickte Buchdr. in Halle, Herr J. G. Trampe, welcher bisher die Aurbreitung der Kraͤterkunde durch ſeine bekann⸗ ten Orlginalkraͤuterabdruͤcke befördert hat, feinen ruͤhmlichen Fleiß, nach ſeinem gethanen Verſpre⸗ chen, auch auf die Abdruckung der Gras arten mit ihren Namen aus dem Linnaͤiſchen Syſtem wen⸗ den, und dadurch auch Landwirthe in den Stand ſetzen wird, viele Grasarten gehoͤrig kennen zu lernen. Die übrigen Gewaͤchſe, welche auf Wieſen zu wachſen pflegen, und keine Graſe ſind, nebſt ihrem Nutzen und Schaden in der Deconomie, f hat der Herr Prof. Schreber in dem dritten Theile feiner oͤconomiſchen Sammlungen befchries ben, dahin ich den Leſer, um nicht einen Auszug eines ſchon ae PN au machen, ver⸗ weiſen will. | Viertes Houptſtüͤck. Von den Standplaͤtzen der Graſe. De Grasarten nehmen vielleicht den groͤßeſten Theil des mit Pflanzen bewachſenen Erd⸗ bodens ein: denn ohnerachtet es bey weitem nicht ſo viel Gattungen Graſe giebt als Kraͤuter; ſo ſcheinen doch von allen beſondern Gattungen Braſe weit mehrere einzelne Stuͤcke zu keine als Fo vom Grasbaue. 71 als von den beſondern Gattungen Kraͤuter. Es kann alſo nicht fehlen, daß nicht manche Gegen— den eine groͤßere Menge von Grafen hervorbrin— gen follten, als von Kräutern: und dieſe find es, welche man uͤberhaupt Wieſen nennet. Doch wachſen nicht alle Arten Graſe uͤberall, ſondern ſie ſind von der weiſen Hand des Schoͤpfers ſo durch die verſchiedenen Gegenden des Erdbodens ver— theilet worden, daß eine jede Gegend ihre eigene Gattungen, ſo wie eine jede Gattung ihren eige⸗ nen Standplatz erhalten hat. Die Kenntniß der Standplaͤtze der Pflanzen, welche uns der große Linnaͤus zuerſt unterſchei⸗ den gelehrt hat, iſt von dermaßen großer Wichtig⸗ keit in der Landwirthſchaft, daß ohne fie einegegruͤn⸗ dete Verbeſſerung derſelben nicht leicht möglich iſt. Da wir nun die Wieſen als Standplaͤtze dieſer großen Familie von Pflanzen der Graſe uͤberhaupt anſehen; fo iſt es vor allen Dingen noͤthig, einen natürlichen Unterſchied derſelben feſtzuſetzen, um im Stande zu 950 einen der Natur gemaͤßen Begriff von den Fehlern des Grasbaues und den Mitteln denſelben zu verbeſſern geben zu koͤnnen. Ich werde bey dieſer Sache den Diſſertationen des Herrn Archiaters Linnaͤus de ftationibus plantarum und de horticultura academ. im qten Theile der Amoen, acad. S. 64. und 217. nach⸗ folgen. | Man hat bey dem natürlichen Unterſchiede der Wieſea überhaupt auf zwey Stuͤcke zu ſehen; auf die nf und auf das Erdreich. E 4 I. Der 72 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. I. Der Lage nach koͤnnen wir fie in folgende Abſchnitte abtheilen: I. Maritimae. Standwieſen. Dieſes ſind ſolche, welche am Ufer des Meeres oder eines gefaljenen Gewaͤſſers liegen, fo, daß die darauf wachſenden Kraͤuter, mittelſt der Feuch⸗ tigkeit, welche fie nährt, viel geſalzenes Waſſer in ſich ziehen. Die meiſten derſelben pflegen ſaſtig zu ſeyn und werden groͤßten Theils von den Scha⸗ fen geliebt. Dergleichen Wieſen pflegen vom Flugſande ſehr beſchwert zu werden, und ſind daher nicht die beſten, und wo ſie nicht mit Elymo arenario (Sandhafer) und andern dergleichen Kräutern gehoͤrig befeſtigt find, nicht die tragbar. ſten. Außer dem Seeufer ſind fie an ſalz igen Landſeen, und beſonders da, wo Salzquellen find, zu finden, wie man denn aus der Gegenwart ſolcher Kräuter an einem Orte, welche am See⸗ ufer wachſen, ſicher ſchließen kann, daß daſelbſt Salzaquellen in der Nähe ſeyn wiſſen. 2. Paluſtres. Suͤmpfe. | Dieſe ſtehen beſtaͤndig unter Waſſer, doch iſt dieſes nicht tief, und der Boden beſtehet meiſten⸗ theils aus Leimen. Die Örasarten darauf find mehrentheils hart und dem Vieh unangenehm, von den uͤbrigen Pflanzen aber viele giftig, und faſt alle ſcharf, und unfaͤhig eine gute e g fürs N een * 3. Inun- vom Grasbaue. 73 3. Inundatae. Ueberſchwemmte Wieſen. Dieſe Art Wieſen ſtehet im Winter und bey ſtarken Regenguͤſſen unter Waſſer, und ſtellet alsdenn einen Sumpf vor, trocknet aber im Som- mer aus. Die Pflanzen ſind wie die vorigen meiſtens ſcharf; doch geben viele ein taugliches Viehfutter ab, ob fie gleich bey Ueberſchwemmun— gen oͤfters verſchlemmt und der Graswuchs ver— derbt wird. 4. Uliginoſae. Brüche. Die Erde, welche den Grund dieſer Wieſen ausmacht, iſt grob und ſauer; das Waſſer ſtehet darinn den Winter über, trocknet aber im Som» mer aus. Die Pflanzen ſind groͤßtentheils hart; viele aber zum Viehfutter tauglich genug: 5. Ceſ bitofae. Torfmoore. Die meiſten von dieſen beſtehen aus einer groben Erde, welche mit einem Torflager uͤber— zogen iſt. Doch habe ich dergleichen Wieſen ge- ſehen, welche gleichſam aus einem unergruͤndlichen Moraſt beſtunde, der mit einer Torfrinde uͤber— zogen war, in welcher die Gras- und Pflanzen⸗ arten, die dieſen Boden lieben, wuchſen, und wel⸗ che, wenn man darauf trat, wie eine Floͤße auf dem Waſſer ſchwankte. Die meiſten darauf wachſenden Pflanzen find den Ziegen die anges nehmſte Speiſe. E 5 6. Al- 74 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. 6. Alpinae. Alpenwieſen. Diefe machen, wegen ihrer fuͤrtreflichen Kraͤu⸗ ter, allen übrigen den Vorzug ſtreitig. Da es aber in Deutſchland wenig Alpen giebt, fo vers lohnt es ſich nicht der Mühe, weiter von denſel⸗ bigen zu ſprechen. | \ 9 7. Nemoroſae. Laubwaͤlder. Man kann zwar die dicken und ſchattigten Laubwaͤlder nicht eigentlich mit dem Namen der Wieſen belegen. Inzwiſchen kommen ſie hier doch in ſo ferne mit in Betrachtung, als ſie oͤfters eine große Menge Gras und andere nutzbare Pflan⸗ zen hervorbringen, welche dem Bieh zu einem gu» ten Futter dienen; und in fo ferne die oft großen bloß zum Graswuchſe gelaſſenen Stuͤcken Landes, welche man in vielen Laubwaͤldern antrift, die meiſten Pflanzen, welche in Laubwaͤldern wachſen, tragen. Das Erdreich in den Laubwaͤldern und auf dergleichen Wieſen pflegt ſchwammigt zu ſeyn; es iſt im Winter mit den abgefallenen Blaͤttern bedeckt, und im Sommer von den Baͤumen we⸗ nigſtens gutentheils beſchattet, und alſo fuͤr ſtren⸗ gen Froſt und ſtarker Waͤrme beſchuͤtzt. bee 8. Sylvaticae. Tangelwaͤlder. Eben das, was bey der vorigen Abtheilung erinnert worden, iſt auch hier zu bemerken, daß naͤmlich die Tangelwaͤlder nur in fo ferne zu un ſerer Betrachtung gehoͤren, als ſie entweder vielen } Gras: vom Grasbaue, 7: Graswuchs, oder ganze Stuͤcken Wieſen in ſich faſſen. Uebrigens iſt der Boden darinnen mei— ſtentheils ſteril und ſandigt, und im Winter we— nig im Schutze, im Sommer aber von den Baͤu— men beſchattet. 9. Arvenſes. Felder. Die Feldpflanzen, welche als Unkraͤuter unter dem Getreide wachſen, gehoren zu unſerer Be— trachtung ſehr wenig, indem kaum eine oder die andere derſelben auf Wieſen ſich gleichfalls cin. findet. Indeſſen werden wir die Graſe, welche unter dem Getreide wachſen, mit am gehörigen Orte kennen zu lernen ſuchen. 10. Ruderales. Felſigte. Dergleichen Oerter haben einen feſten harten Boden, weil viel darauf gegangen wird; fie wer: den von dem darauf gehenden Vieh und ſonſt uͤberfluͤßig gemiſtet. Sie haben aber keine guten Pflanzen, ſondern gemeiniglich ſolche, welche das Vieh unberührt ſtehen läßt. Solche Oerter fin den ſich uͤberall rings um die Doͤrfer, an den Stadtmauern, Fahrwegen u. ſ. w. doch muß ich hierher auch alle Gemeinweiden rechnen, und ich werde unten mein Urtheil uͤber die Gemein weiden auf dieſen Grund bauen. II. Pratenſes. Wieſen. Die Wieſen werden im eigentlichen Verſtande nur Diejenigen Ebenen genennet, welche mit Dflans zen 76 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. zen dicht bewachſen, den Strahlen der Sonne ausgeſetzt, und fuͤr dem 1 verwahrt oder ge⸗ heegt ſind. be} Montanae. Bergwiesen. Dieſe liegen auf Anhoͤhen und Bergen, ſind trocken und von der Sonne beftändig beſchienen. Die meiſten Pflanzen, welche darauf wachſen, ſind angenehm von Geruch und haben gute Arzneykraͤfte. II. Dem Erdreich nach finden ſo viele Ab. theilungen dererjenigen Pläge, wo Kraͤuter wachſen, ſtatt, als es Arten von Erde giebt. Die Erdarten koͤnnen wir, nach unſerer gegenwaͤrtigen Abſicht, unter vier Hauptarten bringen: Sand, Thon, Kalkerde und Modererde. Die Wieſen und an- dere Standplaͤtze ſind alſo: 1. Sandige. Der Sand iſt eigentlich nichts anders als ein Haufen ganz kleine Steinchen, meiſtens von quar⸗ ziger Natur. Daher kommt es, daß er bey ſtar⸗ ker Sonnenhitze auch eine ſtarke Waͤrme annimmt, und die Gewaͤchſe brennet, welche darinn wächſen⸗ Er dunſtet die Feuchtigkeit bey warmen Tagen ſtark aus, ziehet ſie aber in der Nacht auch wieder ſtark an. Er kann felbft den Gewaͤchſen keine Nahrung geben, ſo wenig als große Steine diefer Art. Er iſt von unterſchiedener Art; und man findet alſo: Säge 1) Flugſandige. Dieſe beſtehen aus dem flie. genden Sande, (Arena mobilis) welcher in dem Lin. vom Grasbaue. 77 Annaͤiſchen Syſtem der Natur p. 208. n. 2. 3. 4. der ſechſten Aus gabe beſchrieben iſt; er findet ſich meiſtentheils am Meerufer, und laßt ſich leicht vom Winde verwehen. 2) Mehlſandige. Der Sand, aus welchem ſie beſtehen, iſt eben daſelbſt n. 1. angezeigt, und findet ſich meiſtens auf Heiden. (Arena fterilis.) | 3 Gruſige. Der Sand iſt grob, mit allerley Unreinigkeiten und groͤßern Steinchen ver— miſcht, und von der Art, als ihn die Fluͤſſe mit ſich führen. (Arena heterogenca.) | 2. Thonige. Der Thon iſt unter den gehoͤrigen Umſtaͤnden und in der rechten Miſchung die beſte Erdart fuͤr die Gewaͤchſe; ob er gleich, wenn er ganz rein iſt, wenigen Gewaͤchſen nuͤtzlich, den meiſten aber ſchädlich iſt. Er wird mit Beyteitt des Waſſers zu einem gleichfoͤrmigen und zaͤhen Teige, welcher langſam durchtrocknet, wenn er aber von der Sonne ſchnell erwaͤrmet wird, in der Oberflaͤche eine harte Rinde anſetzt. Er ziehet das Waſſer langſam an, und daher kommt es, daß ein ges linder Regen, vielweniger der Thau, faſt gar keine Wirkung auf thonigen Boden hat. Dieſe Eis genſchaften trift man beſonders und im hoͤchſten Grade bey dem gemeinen Thone an. Man er: kennet ihn bald, wenn er ausgetrocknet iſt, an den Riſſen und Kluͤften, welche er formiret; und wenn 78 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. N wenn man, indem er naß iſt, Darüber gehet oder faͤhret, fo laͤſſet er ſich ganz feſt treten. Der kalkige Thon, (Argilla calcaria) welcher von einigen Schriftſtellern mit dem Namen Mergel belegt wird, ob er gleich mit dem eigentlichen Mergel, welcher beſonders zur Duͤngung dienet, und mehr eine Art Kalkerde iſt, nicht verwechſelt werden muß, beſtehet aus einem mit einer Kalkerde ver⸗ miſchten Thone, und iſt leicht zu erkennen, wenn man Scheidewaſſer oder ſtarken Eſſig darauf gießet, mit welchem er aufbrauſet. Er nimmt das Waſſer leicht an, und iſt ziemlich muͤrbe, wenn er austrocknet. Er iſt alſo frey von den Fehlern des gemeinen Thons; und die Duͤngung des Thons mit Kalk oder Kreide hat eigentlich nur den Endzweck, dergleichen Kalkthon durch die Kunſt hervorzubringen. | 3. Kreidige. Alle Arten Kalkerden oder Kreiden loͤſen ſich ganz oder doch groͤßtentheils im Scheidewaſſer auf; ſie ſchlucken das Waſſer ſtark und begierig in ſich, laſſen es aber bald wieder von ſich, und trocknen geſchwind aus. Der Sonnenhitze aus⸗ geſetzt, nehmen ſie einen ziemlich ſtarken Grad der Waͤrme an. 7 4. Noderige. . Die Modererde oder Gewaͤchserde beſtehet aus dem Uleberbleibſel verrotteter Gewaͤchſe, wel⸗ che theils in der Luft und Sonne, theils in den | Koͤr⸗ vom Grasbaue. 79 Körpern der Thiere alſo verändert worden find. Auch wird ſie durch die Faͤulniß thieriſcher Koͤr— per erzeugt. Sie enthält viele fettige und brenn» bare Theile. Sie iſt die eigentliche Nahrung aller Pflanzen, und der Endzweck aller eigentli— chen Duͤngung iſt kein anderer, als dieſe Art Erde zu verſchaffen, welche zum Unterhalt der Gewaͤchſe ſo unenzbehrlich iſt, als Speiſe und Trank fuͤr die thieriſchen Koͤrper. Sie baͤckt, wenn ſie ganz rein iſt, niemals allzufeſt zuſammen, ſie erzeugt keine ſchaͤdlichen Rinden in ihrer Oberfläche, fie nimmt das Waſſer leicht an, ſo, daß auch der Thau, welcher des Nachts faͤllet, auf fie wirken und die den Tag über verlohrne Feuchtigkeit er⸗ ſetzen kann. Sie trocknet langſam; aber ſtarke Hltze und heftiger Froſt berauben ſie ihrer Kräfte, ſo, daß die darinn ſtehenden Gewaͤchſe verderben muͤſſen. Jede dieſer Erden, an und vor ſich, iſt nicht hinreichend, den Gewaͤchſen alle zu ihrem guten Fortkommen dienliche Umſtaͤnde zu verſchaffen. Bloßer Sand, Thon, oder Kreide, ohne die ges ringſte Gewaͤchserde, koͤnnen keine Pflanzen ers naͤhren. Bloße Gewaͤchserde iſt zu geil, die Ges waͤchſe wuchern zu ſtark darinn, und verlieren alſo ihre beſten Kräfte, Wo der Sand zu ſehr die Oberhand hat, iſt der Boden zu trocken und zu unbeſtaͤndig für die meiſten Gewaͤchſe; wo fie die Kreide, hat, iſt er zu trocken und zu hitzig, und wo bloß thoniger Boden iſt, zu feucht und zu kalt. Man pflegt den Boden für den beſten zu halten, wo 80 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. wo der Thon den meiſten Theil ausmacht, und mit etwas weniger Gewaͤchs oder Modererde, noch weniger Kalkerde, und noch weniger Sand vermiſcht iſt. Doch muß man bey dieſer Be⸗ ſtimmung auch mit auf die Lage und Beſchaffen⸗ heit der Gewaͤchſe Acht haben. Ich habe hier nur die Hauptarten der Erden angeführer, Wer alle bisher bekannte Species von Erden ſich bekannt machen will, der kann fie 1 ö E 2 am beſten aus den Linnaͤiſchen und Walleriſchen I mineraliſchen Schriften kennen lernen. Von dem eigentlichen Unterſchiede der Erden in Abſicht auf die Landwirthſchaft, den Ackerbau, Wieſenwachs it, iſt noch nichts recht vollftändiges und ſicheres ger ſchrieben. Es gehört alſo mit unter die dconos miſchen Wuͤnſche, daß ein Kenner der Ratur und Occonomie, durch hinlaͤngliche und nach Gründen angeſtellte Verſuche, die verſchiedenen Eigenſchaf. ten der Erden, ſowohl rein, als in der Vermiſchung nach allerley Verhältniß, gegen alle Arten von Dünger und verſchiedene Gewaͤchſe, zu erforfchen ſich gefallen laſſen moͤchte. Doch hierzu gehört Einficht und eine gleiche Gedult, als der berühmte Herr Prof, Pott bey der eben fo muͤhſamen Uns terſuchung des chemiſchen Verhaltens der Erden und Steine bewieſen hat. N de HOeeco⸗ vom Grasbaue. 81 Oeconomiſcher Theil. — Erſtes Hauptſtuͤck. Vom deonomiſchen Unterſchiede der Wieſen. ir haben oben die Wieſen als Standplaͤtze der Graſe betrachtet, und dieſer Abſicht gemaͤß, ihren natuͤrlichen Unterſchied nach der Lage und Boden, aus einander geſetzt. Es finden ſich aber Unterſchiede der Wieſen, welche mehr von der Kunſt, als von der Natur beſtimmet werden. Und dieſe wollen wir hier betrachten. Nach der Nutzung werden die Wieſen einge— theilet, in einhauige, zweyhauige und drey⸗ hauige, dder wie ſie auch an einigen Orten ge— nennet werden, ein- zwey⸗ oder dreyſchuͤrige. Die erſten, welche jahrlich nur einmal gehauen werden, beißen auch Heuwieſen; diejenigen aber, welche zwey bis dreymal gehauen werden, werden auch Krummetwieſen genennet. Denn derjenige Nachwuchs des Graſes, welcher nach einmaliger Heuernte nachgehauen wird, wird Krummet genannt, welches vermuthlich ſo viel als krumm Heu heißen ſoll; es iſt allezeit kleiner von Ge— waͤchs, als das Heugras; es finden ſich darunter verſchiedene Pflanzen, welche ſpaͤt in die Hoͤhe Schreb. vom Grasb. F ge. * Mangel des Wieſewachſes, mit, zum Grasbaue Aecher, welche zur Zeit der Brache mit dem Vieh 82 Votaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. gehen, gleichwie auch viele andere fehlen, welche früher, als die übrigen wachſen, und verblühen, wenn nämlich die Witterung dazu guͤnſtig iſt. Die einhauigen, Wieſen fuͤhren auch den Namen Jacobiwieſen, „ weil naͤmlich das Heu um Jacob! abgebracht wird. Die zwey, und drey⸗ hauigen Wieſen hingegen werden auch um eben derſelben Urſache willen Pfingſtwieſen genennet. In Abſicht auf die Zeit ihrer Dauer, unter ſcheiden fie ſich in ſolche, die beitandig zum Grass baue geheget werden, und alſo niemals zu einem andern Zecke umgeriſſen werden, oder ſonſt eine Veraͤnderung ihrer Oberflaͤche leiden; und in ſolche, welche nur auf gewiſſe Zeit zum Grasbaue geheget und angewendet werden, außerdem aber auch zu Erbauung verſchiedener Feldfruͤchte dies nen muͤſſen. Von der letztern Art find z. E. alle Wieſen in dem Dallaͤndiſchen Erzgebuͤrge in Schweden, von welchen ich weiter unten Ga heit Haben werde zu reden. In Anſehung der Größe, theilet man die Wie ſen in Morgenacker, Tagewerke, Kabeln, Maaße, Theilungen. An einigen Orten werden ſie nach Fudern gerechnet. Man hat auch einiger Orten Acker⸗ und Brachwieſen. Die erſtern werden auch an manchen Orten Fleckwieſen genennet. Ackerwieſen ſind diejenigen Aecker, welche wegen angewendet werden. Brachwieſen ſind ſolche abgehuͤtet werden. Beyde Arten find keine | | eigenf- vom Grasbaue. 83 eigentliche Wieſen; und es wird unten weiter von ihnen gehandelt werden. Zweytes Hauptſtuͤck. Von Anlegung neuer Wieſen. E⸗ iſt zu verwundern, daß man an den meiſten | Orten dem Mangel des hinreichenden Gras. baues lieber dadurch abzuhelfen ſucht, daß man die Viehzucht vermindert, als daß man ſich be— muͤhen ſollte, mehrere Pläge zum Wieſewachſe anzulegen, welche noch nicht dazu gebraucht wor⸗ den, oder diejenigen zu verbeſſern, und in Stand zu ſetzen, welche dazu ſchon von Natur gleichſam deſtiniret find, aber wegen eines, oder des andern Fehlers nicht darauf genutzet werden konnen. Diejenigen Pläge, welche mit Vortheil zu Wieſen angeleget werden konnen, find vornehmlich Felder und Heiden; ingleichen Suͤmpfe, Bruͤcher und Biether, welche zwar in einiger Abſicht ſchon mit unter die Wieſen gerechnet werden koͤnnen. j Was alſo erſtlich die Anlegung der Felder zu Wieſen betrift, fo verſtehet ſich ohne mein Erz innern, daß man dazu nicht die beiten, und trag⸗ barſten Aecker nehmen muͤſſe; ſondern diejenigen, welche weit abgelegen ſind, und einen Fehler in der Beſchaffenheit der Sage oder des Bodens haben. Und mit dieſen iſt das Verfahren ganz 75 F 2 leicht, 84 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. leicht, wenn fie ſollen zu Wieſen eingerichtet wer. den. Man laͤſſet naͤmlich im Herbſte den Acker, der Wieſe werden ſoll, umpflügen und duͤngen, ſaͤtt hernach im Fruͤjahre Heuſamen von allerley Arten, Klee, Wicken und andere gute Kraͤuter, wie auch Hafer hinein. Mit der Wahl der hinein. zuſaͤenden Grasarten, und Kraͤuter, richtet man ſich nach der Lage and dem Boden des Ackers, und ſucht dergleichen dazu aus, welche ſich für die⸗ ſen Standplatz am beſten ſchicken. Der Hafer gehet zeitiger auf, als der uͤbrige Same; und wird, wenn er geſchoßt iſt, und anfaͤnget zu bluͤhen, abgehauen, und fuͤrs Vieh gefuͤttert; die uͤbrigen Gewaͤchſe hingegen geben ſchon im folgenden Jah⸗ re eine gute Heuernte. In dem Dallaͤndiſchen Erzgebirge! in Schwe⸗ den, iſt dieſe Verwandlung des Ackers in Wieſe, und der Wieſe in Acker, ein Hauptftüc der fand. wirthſchaft. Ein Acker, der als Acker vier Jahr gedienet hat, wird zu Wieſe, und dieſe nach etwa zehen Jahren wieder zu Acker gemacht. Eine Wieſe, die zu Acker gemacht werden ſoll, wird zuerſt im Herbſte umgeriſſen, ſo, daß das Unterſte zu oberſt kommt. So bleibt es ein Jahr lang lie; gen, und wird im naͤchſten Herbſte geeget, und nachmals gepfluͤget, ſodenn Hafer hinein geſaͤet. Im dritten Jahre wird Gerſte und Roggen zu» ſammen hinein geſaͤet, welcher letztere im vierten Jahre gemaͤhet, und ſodann dem Graſe, welches unterdeſſen wieder nachgewachſen iſt, Platz ge⸗ macht, und das Stuͤck wieder zu Wieſen liegen ge⸗ vom Grasbaue. 85 gelaffen wird. In wie ferne diefe Einrichtung, welche in jenem Lande unumgaͤnglich noͤthig iſt, bey uns nachgeahmt werden koͤnne, waͤre wohl zu verſuchen, zumal in ſolchen Gegenden Deutſchlan⸗ des, welche viele Aehnlichkeit mit Dalland haben. Die Artbarmachung der Seiden zu Aeckern und Wieſen, iſt mehrern Schwierigkeiten unter— worfen, und, wenn man die Wahrheit geſtehen ſoll, noch nicht aus dem rechten Geſichtspuncte betrachtet worden. Die Ausrottung des Heide— krauts, welches, wo es waͤchſet, gar nicht gerne weichen will, rathen einige mit dem Abbrennen zu bewerkſtelligen; allein zu geſchweigen, daß daſſelbe vielerley Schaden zuwege bringen kann, fo wächft das Heidekraut darnach nur noch ſtarker. Die Hauptſache kommt hierbey darauf an, daß der den veraͤndert werde; denn wenn dieſes ge. ſchiehet, ſo gehet das Heidekraut von ſelbſt weg. Hat man die Gelegenheit dazu, fo iſt es am dien. ſamſten, ein Stuͤck Heide, welches man zu Wieſe machen will, ein Jahrlang unter Waſſer zu ſetzen; und zwar macht man damit den Anfang im Fruͤh⸗ jahre, wenn das Kraut anfaͤngt zu treiben; denn es vertraͤget nichts weniger als das Waſſer. Iſt aber dazu keine Gelegenheit, ſo muß das Kraut, wenn es bald bluͤhen will, bey der Wurzel mit ſcharfen Hacken abgehacket werden; alsdann wird das Stuͤck umgeriſſen, und geduͤngt; welches am beſten mit Wellerwaͤnden, Schlamme, „ und der⸗ gleichen geſchehen kann. Sodann ſaͤet man ver⸗ ſchiedene Sorten Heuſamen, inſonderheit den F 3 | oben 86 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abh andl. oben erwähnten Elymus arenarius, die Avena pra- tenſis, auch andere Gewaͤchſe, welche Sand lie⸗ ben, ein. Sandige Huͤgel laſſen ſich ſehr gut zur Schaf⸗ weide anlegen, wenn man befonders die Feſtuca ovina und 1 daſelbſt ausfäet, welche, wie ich oben erwaͤhnt, den Schafen ein angenehmes Futter iſt; den Elymus arenarius aber darf man in ſolche Oerter nicht ſaͤen, weil ihn die Schafe gar nicht freſſen. Was dle Bruͤcher und Suͤmpfe betrift, ſo ſind ſie zwar, wegen des haͤufig darauf wachſenden Graſes, und anderer Pflanzen, in einiger Abſicht, mit unter die Wieſen zu rechnen; fie find aber ge. meiniglich, wegen des harten und ſauren Graſes, und der darauf wachſenden ſcharfen Kraͤuter, zu einem vortheilhaften Grasbaue untauglich; z geſchweigen, daß das Gras nicht einmal überall kann abgebracht, und denn mit vieler Mühe her⸗ aus gebracht und anderwaͤrts zu Heu gemacht . muß. 9 Das Hauptwerk bey der Anlegung der Bruͤcher und Suͤmpfe zu guten Wieſen kommt darauf an, daß das Waſſer zuerſt abgezogen werde. Man durchſchneidet alſo einen ſolchen Bruch zuerſt mit hinlaͤnglichen Gräben ; welche fo tief angeleget werden muͤſſen, daß ſich alles Waſſer da hinein⸗ ziehen kann. Wo ſich beträchtliche Srundquellen finden, iſt es noͤthig „denenſelben nachzuſpuͤren, und ſie mit in einen Graben zu bringen. Dieſe Graͤben muß man in einem oder mehrern Haupt ö graͤ vom Grasbaue. 87 graͤben vereinigen, und in einen Fluß oder Bach leiten; fo, daß das Waſſer einen beſtaͤndigen Ab— fluß hat. Wo man die Hauptgraͤben nicht in einen Fluß leiten, oder ihnen nicht ein ſo ſtarkes Gefaͤlle geben kann, als erfordert wird, alles Waſſer, zumal, wenn es etwas zu ſtark zuflleßet, abzuleiten; da iſt es am rathſamſten, an dem tiefſten Orte des Bruchs, einen, oder mehrere Teiche auszugraben, und das Waſſer der Gräben dahinein zu leiten; mit der ausgenommenen Erde aber, die uͤbrigen niedrigen Plaͤtze zu erhoͤhen, und dem ganzen Bruche, fo viel möglich, eine gleiche Oberflaͤche zu geben. Hier zu kann auch die Erde aus den Gräben mit gutem Vortheil genutzt wer— den. Die Teiche koͤnnen mit Fiſchen beſetzet, und alſo auf dieſe Weiſe Bruͤcher wohl genutzet wer den. Wo des Waſſers gar zu viel iſt, daß ſichs nicht auf dieſe Art wegbringen laͤſſet; da muß man mit Maſchinen zu Huͤlfe kommen. Ein gewiſſer Herr von Adel in Thuͤringen, wel— cher eine große ſumpfige Wieſe, durch Graͤben, von ihrer Waſſerſucht befreyet hatte, ſammlete das Waſſer aus den Graben in ein Geſuͤmpfe, nahe bey einer Muͤhle; in das Geſuͤmpfe legte er eine archimediſche Waflerfchraube, welche er ver— mittelſt des Muͤhlrades in Bewegung ſetzte, und alſo das Waſſer aus dem Geſuͤmpfe in den Bach hub, welcher die Mühle trieb, und in den, weil er hoͤher lag, als die Wieſen, das Waſſee anderer Geſtalt nicht hinein geleitet werden konnte. Dieſe Maſchine iſt wirklich zu u Abſicht ſehr Ran i - ann 88 Botaniſch⸗ Oeconomiſche Abhandl. kann aber das Waſſer kaum auf dreyßig Schuhe heben. Andere Maſchinen, welche zu dieſem Ende ſehr bequem und dienſam ſind, findet man in Belidors Ardhitectura hydraulica im Ueberfluß, und ein Landwirth wird mit leichter Muͤhe daraus diejenige ausſuchen koͤnnen, die ihm, nach der Bes ſchaffenheit ſeiner Umftände, am nußbarften iſt. Eine artige Schoͤpfmaſchine, vermittelſt deren ein einzelner Mann, in 6-8 Schritten halb fo ſchwer Waſſer, als er ſelbſt wiegt, gegen zehen Fuß hoch heben kann, iſt in der neueſten Sammlung ver⸗ miſchter Schriften, Zuͤrch 1748. ı ftes Stuͤck S. 85. und folg. beſchrieben und in Kupfer vorgeſtellet worden. Ein Pumpwerk und Geſtaͤnge, welches durch Windfluͤgel getrieben wird, ließe ſich an manchen Orten vielleicht auch mit Vortheil an⸗ bringen. hoben und gereinigt werden muͤſſen, iſt eine Sache, die ſich von ſelbſt verſtehet, aber nicht von allen Daß dieſe Graͤben, welche das Waſſer von einem ſolchen Bruche abfuͤhren, alle Jahre ge⸗ Landwirthen, aus thoͤrichter Sparſamkeit ins Werk gerichtet wird; obgleich die Verſchlaͤmmung der⸗ ſelben, der Wieſe zum Verderben gereicht, und mit dem ausgehobenen Schlamme ſich die Wieſe immer mehr erhoͤhen und duͤngen laͤſſet. Wenn die Erdſchicht, welche unter der ſchwarzen Damm⸗ erde liegt, thonartig iſt, ſo muß man die Graͤben breiter machen, und oͤfterer raͤumen, damit ſie nicht durch den sufließenben Thon 1 werden. Der vom Grasbaue. 89 Der Boden der Bruͤcher und Suͤmpfe iſt, nachdem das Waſſer abgezapfet worden, ſchon fo gut, daß man eine weitläuftige und muͤhſame Berz beſſerung deſſelben nicht noͤthig hat. Die ſchil— figten, ſauren und ſcharfen Gras- und Pflanz— arten, welche ihren Wohnplatz darauf aufgeſchla— gen hatten, weichen, ſo bald das Waſſer fehlt, von ſelbſt; und man kann hernach alle diejenigen Sorten von Wieſengewaͤchſen hineinſaͤen, mit welchen man die Feldwieſen verbeſſern kann. Ich muß bey dieſer Gelegenheit meine Vers wunderung daruͤber bezeugen, daß ſich einige ge— funden haben, welche das ſaure Gras, das auf Bruͤchern waͤchſt, für beſonders gut ausgegeben haben, ohnerachtet es bekannt iſt, daß die Gras— arten, welche durch den Ueberfluß des in Bruͤchern und Suͤmpfen ſtehenbleibenden Waſſers, ſauer und hart geworden, oder wie die Riedgraſe (Carex) von Natur hart und ſchilfigt ſind, nicht anders, als wenn ihre Blaͤtter noch ganz jung ſind, ein taugliches Viehfutter abgeben, zum Heu aber durchgaͤngig ſehr ſchlecht ſind. Bey Anlegung der Torſmoore zu Wieſen muß man unterſuchen, ob ſie ſo beſchaffen ſind, daß ſie die Muͤhe belohnen werden, oder nicht? Es giebt Torfmoore, welche aus einem faſt uner⸗ gruͤndlichen und Bodenloſen Moraſte beſtehen, welcher bey nahe ganz fluͤſſig, und bloß mit einer Rinde, von dem weißen Torfmoor, (Sphagnum paluſtre) welches mit andern vom Herrn Archiater Linnaͤus in der Diſputation de ſtationibus plan- . F 5 tarum 90 Botanifch Oeconomiſche Abhandl. | tarum S. 79. angeführten Plägen, zu einem feſten Pelz verwachſen iſt, welcher ſchwanket, wenn man darauf tritt, und einen in Gefahr ſetzet zu verſinken; und dieſe ſind es nicht werth, daß man Koſten zu ihrer Verbeſſerung anwendet. Sie ſind auch in Dentſchland ziemlich ſelten, und ich beſinne mich nicht, ein dergleichen Torfmoor in Deutſchland geſehen zu haben, als es in den Nord» laͤndern, als Schweden und Norwegen, viele giebt, und dergleichen von dem Prokanzler Herrn Po nt⸗ oppidan in der Naturgeſch. von Norwegen Th. I. S. 72. beſchrieben worden. Wo man aber bey dem Graben auf einen feſten Grund bauen kann, da kann man das Moor bequem zu einer Wieſe anlegen. Zuerſt muß man das Waſſer durch Gräben abzuzapfen ſuchen; theils dasjenige, das ſchon vorhanden iſt, theils auch das, das ſich aus den Quellen durch den Regen u. . w. nachſamm⸗ len konnte. Der Hauptgraben wird zuerſt ge. zogen und zwar da, wo der Boden am tiefiten iſt, welches man daraus erkennet, wo das Moor am hoͤchſten und ſtaͤrkſten waͤchſt. Wenn dieſer fertig iſt, ſo ziehet man andere kleinere Quergraͤben, je mehr je beſſer, welche den Fall in den Hauptgras ben haben. Man muß ſte ſo tief fuhren, daß ihr Boden wenigſtens einen Spadenſtich tief; in die unter dem Torf befindliche Erde gehet, damit das Waſſer aus dem Torf alles herunter ſinken, und ſich in die Gräben herunter ziehen kann. Bey der erften Anlegung muß man fie meht 2 4 | Tiefe vom Grasbaue. 91 Tieſe als in die Breite fuͤhren, weil ſich in dem naſſen und zaͤhen Torfe ungemein übel arbeiten laͤſſet; aber nach ein oder zwey Jahren hat ſich die Feuchtigkeit ſchon ſo weit heraus gezogen, daß man bequemer darinne arbeiten, und die Graͤben breiter machen kann, welches hauptſaͤchlich um des unter dem Torfe liegenden, gemeiniglich thonig⸗ ten Bodens willen, noͤthig iſt, als welcher die Graͤben leicht verſchlemmet. . Dasjenige, was aus den Graben ausgeworfen worden, wird ſogleich -auf Haufen geleget, und ein Theil davon kann auf die Aecker zur Düns gung gebracht werden; dasjenige aber, was man nicht auf die Aecker braucht, laͤßt man liegen, und verfaulen, um nachher die neugemachte Wieſe da⸗ mit zu duͤngen. Wenn alles Waſſer abgezapfet worden, muß man fuͤrnehmlich darauf bedacht ſeyn, alle Baͤume und alles Geſtraͤuche mit Strumpf und Stiel aus» zurotten. Nachher kommt man mit dem Pfluge darauf; wobey man zu beobachten hat, daß der Pflugſchaar beſtaͤndig ſcharf erhalten werden muß, damit es nicht zu ſchwer gehet; zu welchem Ende derjenige, welcher pfluͤget, mit einer etwas feinen Feile verſehen ſeyn muß, um ihn alle halbe Stun. den damit in etwas zu ſchaͤrfen. Hierauf faͤhret man Thon mit Kalk vermiſchet, oder, wo man es haben kann, Mergel oben drauf, welcher fein eben ausgebreitet werden muß. Der Thon verhindert, daß das Regenwaſſer ſich nicht auf einmal zu tief hineinziehen, und die Oberfläche zu trocken . * annz 92 Botanifch: Oeconomiſche Abhandl. kann; zu geſchweigen, daß er die Wurzeln der Ges waͤchſe befeſtiget. Wenn dieſes geſchehen iſt, fo faͤet man Heus ſamen, Kleeſamen, und andre Wieſengewaͤchſe hinein. Man kann inſonderheit die Avena pra- tenfis, das Epilobium anguſtifolium, die Aira ceſpitoſa, darzu nehmen, ſich aber uͤbrigens, mit den andern Gewaͤchſen nach dem Grunde und Boden richten, den man vor ſich hat, welchen man einiger maaßen aus den Baͤumen und Straͤuchern beurtheilen kann, die ſich in einem ſolchen Torfe moore befunden haben. Die Eller zeiget einen guten ſchwarzen Boden an. Salix fragilis weiſet auf friſches Waſſer, und einen guten Boden. Wo aber Salix eineria, caprea und pendandra wachſen, da iſt ein ſaurer Boden zu vermuthen. Die Tanne bezeichnet einen mit, Fluchtſande ver⸗ miſchten Thon, welcher auch nicht gar gut iſt, und die Fichte einen kalten mooſichten Boden. In den folgenden Jahren kann man ſeine an⸗ gelegte Wieſe noch mehr verbeffern, wenn man Ges legenheit hat, Flußſand darauf führen zu laſſen; doch darf er nicht mehr als zween Zoll hoch uͤber die Wieſe ausgebreitet werden, damit er nicht das Gras verdruͤcket. Von der Austrocknung der Suͤmpfe, und Anlegung der dazu dienlichen Gräben, hat Herr Paſtor Silberſchlag im 16. 1 feiner vors treflichen . gehandelt. S q | Nachr. Th. 8. S. 563. | - Drite vom Grasbaue. 93 Drittes Hauptſtuͤck. Von Verbeſſerung und Wartung des Wieſengrundes. Bode Stuͤcke laſſen ſich nicht fuͤglich von ein. ander trennen. Die rechte Wartung einer Wieſe beſtehet in einer beſtaͤndigen Verbeſſerung derſelben, weil ſie ohne gehoͤrige Wartung, von Jahr zu Jahr verſchlimmert wird, und zuruͤck fommt. | Wenn man eine gegründete Verbeſſerung des Bodens der Wiefen vornehmen will, fo muß man ſowohl auf ihre Lage, als auf ihr Erdreich ſehen, und daraus beurtheilen, ob ſie die gehoͤrige Feuch— tigkeit, und ſchwarze Erde ſo wohl, als auch ſonſt einen guten Boden haben, und wie ferne ji darinn einer Verbeſſerung fähig ſind. Was das erſte anbetrift, iſt ſchon oben erin— nert worden, daß die auf Anhoͤhen gelegenen Wieſen, oͤfters in duͤrren Sommern, nicht die hinreichende Feuchtigkeit haben; und daß die gute ſchwarze Erde, von dem Regen und Schneewaſſer jährlich mehr und mehr abgeſpuͤlet wird. Die Feldwieſen ſo wohl, als viele der uͤbrigen von uns angefuͤhrten Standplaͤtze der Graͤſereyen, koͤnnen auch ſo liegen, daß ſie nicht immer die gehoͤrige Befeuchtung genießen. Diejenigen Wieſen bin: gegen, welche wegen ihrer Lage, und Beſchaffen— heit zu dem 1 -Ften oben feſtgeſetzten Abſchnitten gehoͤren, ſind mit Waſſer gar zu ſehr beladen. Man 94 Botaniſch; Oeconomiſche Abhandl. Man muß alſo dahin ſehen, daß erſtlich denen, welchen die Gewaͤchserde und Fettigkeit abgehet, ſolche erſetzt werde, welches durch die Duͤngung geſchieht; Zweytens, daß die, welche nicht genug⸗ ſame Feuchtigkeit beſitzen, durch die Waͤſſerung damit verſorget werden; Drittens aber, daß die⸗ jenigen, welche einen Ueberfluß daran haben, oder mit Ueberſchwemmungen geplaget ſind, davon durch hinlaͤngliche Abzuchten befreyet werden. 8 Die Duͤngung einer Wieſe wird entweder nach vorgängigem Pfluͤgen derſelben, oder allein vorgenommen, ohne daß die Wieſe vorher umge⸗ riſſen worden. Wenn der Graswuchs auf einer Wieſe ſo ſehr abgenommen, und das Moss der⸗ geſtalt zugenommen hat, daß es ſich nicht mehr der Muͤhe verlohnet, ſo muß die vorher abgehuͤtete Wieſe umgeriſſen werden. Dieſes geſchieht im October, und wenn man keine fruͤhzeitigen Froͤſte zu vermuthen hat, im November. Die Furchen muͤſſen bis einer halben Elle tief gemachet, werden, damit alles Wurzelwerk herausgeholet werde; zu welchem Ende auch der Pflug allezeit recht ſcharf gehalten werden muß. Das umgepfluͤgte Stuͤck wird gewalzet, und bleibt liegen bis auf das naͤch ſte Fruͤhjahr, da es mit Wickfutter beſaͤet wird, wo. von man ſich aber keine reichliche Ernte zu ver— ſprechen hat, indem durch die harten holzigten Wur⸗ zeln, der Erde alle Nahrung entzogen, und faſt nichts als ausgemergelte Graswurzeln vorhanden ſind. Gegen den Winter wird es nochmals um⸗ geriſſen, und mit Duͤnger und Schlamm ee 5 95 vom Grasbaue. 95 ſodenn im folgenden Jahre, mit Hafer, Heu. und Kleeſamen u. ſ. w. beſaͤet. Es iſt aber eine Hauptregel, daß dergleichen Land nicht eher wieder zu Wieſe gemacht werden darf, als bis alle Gras» wurzeln verfault, und zu guter Erde geworden ind. \ Wo der Graswuchs noch nicht fo ſehr ver⸗ fhliningert it, da wird die Düngung ohne vor- hergaͤngiges Umpfluͤgen vorgenommen; und fie iſt nach Beſchaffenheit der verſchiedenen Materien verſchieden, welche dazu dienlich ſind; fo wie hin— gegen die Auswahl derſelbigen ſich nach Beſchaf— fenheit der Umſtaͤnde richten muß. Sie geſchieht 1. mit Miſt. Man nimmt dazu guten und furz zen Miſt; denn ſtrohiger nuͤtzet dazu nicht. Dies ſer wird uͤber die ganze Wieſe fein duͤnne und ordentlich ausgebreitet, ſo, 8 keine leere Flecken bleiben, und er auch an einen Orte ſo dicke zu lie— gen komme, als am andern, und zwar nicht uͤber zween Zoll dick. Dazu iſt beſſer, ihn gleich vom Wagen ab herum zu zetteln, als ihn auf der Wieſe herum in Haufen zu legen, weil man nicht weiß, wie weit ſolche Haufen aus einander geleget werden muͤſſen, und ihn alſo leicht zu dick legen kann. Man laͤſſet ihn den Winter uͤber liegen, und harkt ihn im April wieder mit einem Rechen ab: was durchfaͤllet, bleibt liegen, was dber mit dem Rechen fortgehet, wird auf Haufen gebracht, und entweder auf den Acker gebracht, oder noch beſſer, wenn man ſich die Muͤhe geben will, in den Hof zuruͤck gebracht, und zuweilen mit Miſt⸗ pfuͤtze, 96 Botaniſch Oeconomiſche Abhandl. 7 pfüge, Nachttoͤpfen, und andern dergleichen Materien begoſſen, welche ihm die verlohrne Kraft wieder geben koͤnnen. Man kann ihn auch mit dem andern Miſt wohl durcheinander mengen. Dieſe Duͤngung iſt die beſte fuͤr ſolche Wieſen. Der Schaſpferch iſt auch eine fürtrefliche Düngung für die Wieſen; ingleichen der Huͤner⸗ und Taubenmiſt, welcher aber erſt gedroſchen werden muß, daß er klar wird, weil das Gras an ſolchen Orten verbrennen wuͤrde, wo er zu dicke und klumpenweiſe hinfiele. 2. Die Miſtpfuͤtze oder Miſtjauche iſt zu dem Endzwecke der Wieſenduͤngung ſehr gut anzuwen⸗ den. Man muß im Winter, wenn ſie gefroren, das Eis in Stuͤcken zerhauen, auf die Wieſen, und Grasgaͤrten fahren, daſelbſt ganz klein zerſchmeißen, und ſodenn ausbreiten laſſen. Nur verſtehet ſich von ſich ſelbſt, daß man dieſe Duͤngung auf keinen Wieſen anbringen koͤnne, welche allzuhoch oder abſchuͤſſig liegen, weil ſich da die Fettigkeit gleich herunter ziehet. 3. Mit Aſche. Dieſe giebt eine vortrefliche Wieſenduͤngung ab, und es kann ein Landwirth die Zeit, wenn im Winter die Pferde nicht viel zu thun haben, nicht beſſer anwenden, als wenn er die Aſche von den naͤchſten Seiffen. ſiedern kauft, auf die Wieſen fahren, und fein duͤnne ausſtreuen, oder noch beſſer, ausſieben läſſet. Dieſe Arbeit darf aber nicht länger vor⸗ genommen werden, als laͤngſtens bis zu Anfange des Aprils, auch nicht anders, als bey ſtillen und trockenen Tagen, oder wenn es nur gelinde 10 | enn vom Grasbau. 97 Denn wenn der Wind ſtark wehet, ſo fuͤhret er die Aſche fort; wenn es aber zu ſtark regnet, ſo führer das Waſſir alle auf einen Haufen zuſam— men, oder wohl gar mit fort, und ſie kann ſich nlcht gehörig an die Wurzeln anſetzen. An ſolchen Orten, wo die gute und ausge, langte Hotzaſche der Seifenſiederaſche, iſt durch Auslaugen ihr alkaliſches Salz groͤßtentheils bes nommen. Ich halte es aber nicht fuͤr rathſam, Kalk darunter zu miſchen, um ihr daſſelbe zu er— fegen, weil ich nicht glaube, daß derſelbe im Stan— de iſt, dergleichen wieder darinnen zu erzeugen, und der Kalk iſt allzufreſſend, als daß man viel Vortheil von ihm zu erwarten haben ſollte. Wo ſie nicht zum Behuf der Salpeterſiedereyen geſammlet werden muß, oder ſonſt mit mehrern Vortheil genutzt werden kann; kann man dieſe ohnſtreitig mit mehrern Nutzen zur Wieſenduͤngung anwenden. Ja auch die Strohaſche thut einige, wie auch we— nige Dienſte; doch iſt es beſſer, daß man ſie auf die Wieſen ſtreuet, als daß man ſie auf die Graſe ſchuͤttet, wie an einigen Orten geſchiehet. Ob die Torfaſche duͤnge, iſt mir nicht bekannt; doch ift zu vermuthen, daß die Aſche von demjenigen Torf, welcher ſehr viel Wurzeln und keine, oder nicht viel Eiſenerde bey ſich fuͤhret, es gleichfalls thun werde. Die Aſche von den gegrabenen Beuchlitzer Holzkohlen bey Halle, (Linn, muſ. Teilin. p 42. n. 3.) thut dieſe Wirkung nicht, weil fie durch die ſchweflichten Materien gan; un: tauglich gemacht wied, welche Diele Kohlen bey Schreb. vom Graͤsb. G ſich 98 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. ſich führen. 4. Die Erde von alten Wänden iſt ein fuͤrtreflicher Duͤnger, wenn ſie im Winter fein klar in Stuͤcken zerſchmiſſen und ordentlich uͤber die Wieſe ausgebreitet wird. Eben dieſes iſt von dem Schlamm aus Baͤchen und Gräben, inglei⸗ chen von verfaulten Raſen, und Wur elwerke, aus Suͤmpfen und Torfmooren zu verftshen, wel⸗ che Materien beſonders auf ſolchen Wieſen mit Nutzen angewendet werden, wo es an guter ſchwarzer Erde fehlt, welche ſie in zureichender Menge bey ſich haben. Der Staub auf den Wegen, wo das Vieh die Trift hat, wird an man⸗ chen Orten mit Fleiß zuſammen geſchaufelt, auf. geladen, und auf die Wieſen gefahren, welcher aus eben dieſer Urſache einen guten Dünger ab» giebt. | | Mehrere Arten von Dünger, davon ſich einige auf Wieſen mit gutem Vortheil anbringen laſſen, kann man aus dem Düngerlericon, in den oͤcono⸗ miſchen Nachrichten erlernen. Oefters kann man mehrere derſelben zuſammen miſchen laſſen, z. E. Tauben: und Huͤnermiſt, Seifenſiederaſche und Ofenruß; welcher letztere auch allein ſehr gut iſt. Ueberhaupt verſteht ſichs, daß man die Wieſen nur alsdenn duͤngen muß, wo keine Ueberſchwem⸗ mung ſchaden kann; denn ſonſt wuͤrde der Duͤnger weggeſpuͤlet werden. Es iſt auch ſelten noͤthig, diejenigen Wieſen zu duͤngen, welche gewaͤſſert werden koͤnnen. 70 Die Waͤſſerung kann man nicht bey allen Wieſen auf einerley Art anbringen. Wenn die | K | Wieſe vom Grasbaue. 99 Wieſe eben liegt, und man die Gelegenheit und Erlaubniß hat, einen vorbeyfließenden Strom, oder Bach, oder auch einen Teich dazu anzumen, den, darf man nur das fließende Waſſer an einem Orte, wo es noch einen guten Fall auf die Wieſe hat, zudaͤmmen, und hernach durch ſchmale Graͤ— ben auf die Wieſe leiten, und zuſehen, daß ſich das Waſſer gleichfoͤrmig auf die ganze Wieſe ver— breite. Wenn Graͤben auf der Wieſe vorhan— den ſind, welche verhindern, daß ſich das Waſſer nicht überall gleich verbreiten kann, da muß man dieſelben auch hin und wieder zudaͤmmen, und in die hohen Grabenlaͤnder hier und dort Einſchnitte machen, damit das Waſſer auch austreten kann. Wo man kein fließendes Waſſer zu dieſem End— zweck brauchen kann, muß man zuſehen, ob man nicht aus einem Teiche, Graben, oder wenn es nicht anders iſt, aus einem eigens dazu an der hoͤchſten Gegend der Wieſe gegrabenen Brunnen, durch Pumpen oder andere Maſchinen, das Waſſer ausheben, und durch breterne und ausgepichte Rinnen, auf die Wieſen leiten koͤnne. Ueber— haupt muß man zur Waͤſſerung, fo viel möglich, dergleichen Waſſer zuſuchen, welches von frucht— baren Stellen kommt, und alfo eine zarte Fertig. keit aufgeloͤſet, mit ſich führe; man kann auch da, wo das Waſſer zuerſt hinlaͤuft, etwas Kuͤhduͤnger legen, damit es die darinn enthaltene Fettigkeit aufloͤſet, und ſolche nachher ſich mit in die Wieſe hineinziehet. Wenn die Waͤſſerung vorbey iſt, ſo fuͤhret man den ausgelaugten Duͤnger auf den | „32 Acker. 100 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Acker. Solche Wieſen, welche zu hoch liegen, koͤnnen öfters, zumal bey duͤrren Jahren, durch eine Waͤſſerung, welche wegen der darzu zu er— bauenden Maſchinen zwar etwas koſtet, aber ſich auch gut verintereſſiret, merklich verbeſſert werden. In den Leipziger Sammlungen Th. I. S. 774. meldet ein gewiſſer Graf, er habe an eine Wieſe, welche etwa 8. Fuder Heu gegeben, 200. Rthlr. angewendet, um das Waſſer mittelſt eines Ge⸗ rennes uͤber Felſen dahin zu leiten, dadurch habe er ſich dieſen Nutzen verſchaffet, daß er hernach 20. Fuder darauf erbauet, und 200 Schafe mehr halten koͤnnen, da er denn ſeine Auslage in zwey Jahren wieder bekommen. 8 Eine ſehr ſinnreiche Art der Waͤſſerung, an. abhaͤngigen Orten, und wo ſonſt keine Gelegenheit zu einer ordentlichen Waͤſſerung vorhanden iſt, wird im gten Bande der Oeconomiſchen Nach⸗ richten S. 210, angegeben. Man ſoll, namlich Ochſen⸗ und Kuͤhſchuhe allemal einen Fuß weit von einander in die Wieſeu fo tief einſchlagen, daß das Gras ohne Hinderung gehauen werden kann. Dieſe fangen das Regenwaſſer auf, welches denn hierinn faul und ſtinkend wird, bey naͤchſten Regen uͤberlaͤuft, und ſodenn beſonders duͤngt. Die Zeit der Waͤſſerung der Wieſen iſt im Herbſt, bis gegen das Fruͤhjahr, wenn man nur keine Froͤſte zu beſorgen hat. Denn wenn das Waſſer auf den Wieſen ſtehen bleibt, und gefrie⸗ ret, ſo koͤnnen die Graswurzeln, zumal wenn das 9 Eis vom Grasbaue. 101 Eis lange darauf liegen bleibt, leicht beſchaͤdiget werden. Man muß aber nicht zu viel Waſſer darauf leiten, und zuſehen, daß das Waſſer nicht zu hoch uͤber, ſondern nur zwiſchen ſtehe; denn dieſes vertragen die Wieſengraſe nicht ſo, wie die Sumpf: oder Waſſergraſe. Auch muß man das Waſſer im Fruͤhjahre nicht laͤnger auf den Wieſen ſtehen laſſen, als bis der Boden recht durchge— weicht iſt, damit es nicht durch die Wärme der Sonne in Faͤulung gerathe, welche dem Graſe gleichfalls nicht zuträgich iſt; und aus dleſer Ur⸗ ſache muß man im Fruͤhjahre, wenn die Sonne anfaͤnget warm zu ſcheinen, die Zuſchuͤtzung hin— weg nehmen, und die Abläufe an den Gräben aufmachen, daß das Waſſer wieder ablaufen koͤnne. Bey duͤrren Wieſen iſt es ſehr dienlich, die Waͤſſerung gleich nach Abbringung des Heues vorzunehmen, welches dem Grummet einen ſehr guten Vorſchub thut. Man muß aber dabey, wie bey der Waͤſſerung im Fruͤhjahre, in acht nehmen, daß man ſie nicht zu einer Zeit vornehme, wenn das junge Gewaͤcks ſchon angefangen hat, hervor zu kommen; denn ſonſt wird es erſtickt, oder doch wenigſtens verſchlaͤmmet, und giebt ſchlechtes verdorbenes Heu oder Grummet. Die Feldgraͤben, deren Waſſer im Herbſte mit den fruchtbaren Theilen des auf die Aecker ges brachten Duͤngers beſchwaͤngert zu ſeyn pflegt, koͤnnen um ſolche Zeit mit großem Nutzen auf die Wieſen geleitet werden. Es verſteht ſich aber von ſelbſt, daß die ur +; ſo beſchaffen ſeyn G 3 muͤſſen, 102 Botaniſch⸗ Oeconomiſthe Abhandl. | muͤſſen, daß durch Zudaͤmmung derſelben Feine Ueberſchwemmung auf den Aeckern angerichtet wird. Die von den Aeckern abgeleiteten Waſſer⸗ furchen ſind gleichfalls, wenn ſie auf Wieſen ge. leitet werden koͤnnen, dem Graswuchſe ungemein zutraͤglich, indem dergleichen Waſſer die feinſte ſchwarze Erde, welche ſich mit der Fettigkeit des Duͤngers vereinigt hat, aufgeloͤſet bey ſich fuͤhret. Man muß aber bey allen Wieſen, die man waͤſſern will, zugleich mit darauf ſehen, ob nicht einige Plaͤtze darauf ſind, die von der Ebene der Wieſen abfallen, und vertieft ſind. In ſolchen bleibt das Waſſer ſtehen, und macht gleichſam kleine Suͤmpfe, und wenn die Wieſe oͤfters ge⸗ waͤſſert wird, ſo finden ſich endlich Sumpfpflanzen, ſchilfigte und harte Grasarten ein. Man muß ſich daher, um dieſem Uebel zuvorzukommen, die Muͤhe nicht verdrießen laſſen, die Vertiefungen vorher auszufuͤllen, und mit der Wieſenflaͤche gleich zu machen; oder Graͤben anzulegen, welche das Waſſer aus den vertieften Plaͤtzen hinweg fuͤhren. Man hilft in Franken dieſem Uebel durch das ſogenannte Abheben der Wieſen ab, wovon in dem sten Stuͤck der Fraͤnkiſchen Sammlun⸗ gen S. 373. folgende Nachricht gegeben wird: Man ſticht oder hebt im ſpaͤten Herbſt, oder An⸗ fang des Winters, wenn keine andere Feldarbeit mehr vorzunehmen iſt, auf den erhabenen Stellen die Grastoͤrfe aus, und legt e, | eis vom Grasbaue, 103 Seite. Alsdenn wird der ganze Hügel eben ge— macht, und die Erde an andere Derter geführer, die tiefer liegen, mit der nämlichen Vorſicht, den Raſen vorher abzunehmen; wenn alles eben ge— macht worden, fo werden die Grastoͤrfe wieder egal darauf geſetzet, und man erhalt alſo den Vortheil, daß allenthalben gutes Futter waͤchſt. Wenn man Wieſen hat, worauf nicht hohe Huͤgel befindlich, ſo kann man alle Jahre im Herbſte ein Stuͤck davon umreißen, im Fruͤhjahre ſolches in die Quere pflügen, auch die Klöger zerſchmeißen laſſen, daß es recht klar wird, und mit gutem Heuſamen, worunter etwas Haſer zu mengen, beſaͤen laſſen. Ss kann man jaͤhr. lich continuiren, bis die Oberflaͤche gleich wird; wodurch man auch zugleich den Vortheil erhält, daß die Wurzeln der groben Kraͤuter perderber, und der Grund durch den verfaulten Raſen, ges duͤnget werden. | Auf ſolchen Wieſen, welche abſchuͤßig liegen, wirft man horizontale Damme oder Erdwaͤlle auf, welche mehr oder weniger aus einander ſtehen, auch mehr oder wentger hoch ſeyn muͤſſen, je nachdem die Wieſe mehr oder weniger abſchuͤßig iſt. Ihr Nutzen iſt, daß bey der Waͤſſerung das Waſſer nicht ſogleich alles ſich nach unten zu ziehen kann, ſondern innerhalb derſelben ſtehen bleiben muß; auch daß das Regenwaſſer nicht ſogleich ablaufen, ſondern ſich uͤberall gleichfoͤr⸗ miger einzuziehen ii 5 "ag Gräben, welche beym 104 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. beym Aufwerfen nothwendig entſtehen, muͤſſen jederzeit nach unten zu angelegt, und alſo die Erde zu denenſelben nach oben geworfen werden. Die Abzucht der überflüßigen Feuchtigkeit iſt ein nothwendiges Stuͤck der Verbeſſerung ſolcher Wieſen, welche wegen ihrer niedrigen Lage damit geplagt ſind. Ob eine Wieſe einen feuchten Grund hat, kann man oft ſogleich daran erkennen, wenn der Cynofurus caeruleus darauf waͤchſt, welcher ſich fo ſtark beſtaudet, daß er die übrigen Ger waͤchſe vertreibet, und nichts um ſich leidet, als nur Mooſe, und daher auf Wieſen nicht zu dul⸗ den, fondern mit dem Pfluge zu vertilgen iſt. Wenn ſie noch ſo liegen, daß das Waſſer ab⸗ De oder daß man es, nach der im vorhergehen⸗ den Abſchnitt angeführten Methode, durch Mafchis nen hinweg bringen kann, ſo iſt es leicht, daſſelbe durch gemachte Graͤben hinweg zu ſchaffen. Dieſe Graben nun muͤſſen wenigſtens alle zwey Jahre vom friſchen gehoben werden. Moch beſſer iſts, wenn es alle Jahre geſchehen kann. Der Schlamm ſolcher Gräben kann zur Erhöhung ſolcher Wieſen dienen, und zugleich vorerwaͤhnter maaßen einen guten Dunger abgeben. Die Raͤnde der Graͤben kann man mit Weiden bepflanzen, welche nicht allein an ſich ſelbſt vielen Nutzen bringen, den zu zeigen hier der Ort nicht iſt; ſondern auch der Wieſe beſonders dadurch nugbar werden, weil ſie viel Feuchtigkeit in ſich ſaugen, und wieder aus⸗ duͤnſten. Wenn aber die Wieſen fo. liegen, daß das Waſſer aich e kann, und man es auch mit vom Grasbaue. 105 mit Maſchinen hinweg zu bringen nicht vortheil— haft befindet, da thun durchgezogene tiefe und breite Graͤben ebenfalls gute Dienſte, in welche ſich viel uͤberfluͤßige Feuchtigkeit hineinziehet. Wenn ſie etliche Jahre gelegen, und ſich Schlamm genug darinn geſammlet hat, ſo werden ſie gerei— niget, das herausgeworfene aber in die Vertie— fungen der Wieſen gebracht, und ſolche nach und nach damit erhoͤhet, und darein Heuſamen ge— ſtreuet, welcher vortreflich darinn fortkommt. Wenn die Wieſen gar zu tief liegen, daß man nicht einmal mit ſolchen Graͤben etwas ausrichten kann, da muß man an den tiefſten Orten Weiher oder kleine Fiſchbehaͤltniſſe anlegen, und das Waſſer mit Graben dahin leiten, mit der herausgeworfe— nen Erde aber die Wieſen erhöhen, Z Zmwentens hat man bey Verbeſſerung der Wie: ſen zu unterſuchen, ob die Erdart, woraus der Boden der Wieſen eigentlich beſtehet, gut oder ſchlecht ſey, und in wie ferne derſelbe alſo verbeſſert werden koͤnne? Uleberhaupt bedürfen diejenigen Wieſen die wenigſte Verbeſſerung des Bodens, welche die meiſte ſchwarze Erde enthalten. Dieſe iſt, nach den neuern Erfahrungen der Naturfor— ſcher, die eigentliche Nahrung der Gewaͤchſe, und es folget, daß die Wieſen um deſto unfruchtbarer ſeyn muͤſſen, je mehr es ihuen daran gebricht. Die Güte der übrigen Erdarten auf Wieſen aber wird durch die Lage und Menge der Feuchtigkeit beſtimmet; und ihre Verbeſſerung in dieſer Ab— ſicht beruhet auf der Anwendung der Grund⸗ u G 5 füge, 106 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. fäße, die ich eben beygebracht habe, auf die unter⸗ ſchiedenen oben nahmhaft gemachten Erdarten. Der gemeine Thon y (Argilla caerulescens und Argılia figulina) wenn er rein iſt, nimmt das Waſſer nicht gar leicht an; wenn er aber durch und durch naß geworden iſt, ſo dauert es wieder ſehr lange, bis er wieder trocknet; wenn er aber trocknet, ſo berſtet er, und formiret groſſe Riſſe, in welche fich, wenn es nicht durchdringend regnet, das Waſſer hineinziehet, und den Boden ungleich befeuchtet. Dieſe Eigenſchaften behält er meiſtentheils, wenn er gleich zur Haͤlfte mit ſchwarzer Erde vermiſchet iſt, und verlieret fie nicht eher, als bis er genug⸗ ſam mit Sande vermiſcht iſt, welcher ſeine Theile aus einander ſetzet, und ihn faͤhig macht, die Feuchtigkeit theils eher anzunehmen, ele auch eher wieder aus zuduͤnſten. | Die Verfaſſer der . Haushaltungs⸗ und Landwiſſenſchaft, welche 1759. aus dem Engliſchen uͤberſetzt, in Hamburg heraus gekom⸗ men iſt, haben den Nutzen der verſchiedenen Arten vom Thonlande zum Ackerbaue und Wieſewachſe ſehr weitlaͤuftig unterſucht. Sie unterſchelden den thonigten (oder wie der Ueberſetzer ſich allzu getreu ausdruͤckt, kleyigen) Boden, in rothen, gelben, weißen und ſchwar zen, und geben in Ab⸗ ſicht auf den Wieſewachs, dem rothen Thon⸗ lande den Vorzug. Da ſie von der eigentlichen Miſchung dieſer Arten Thonlandes weiter keinen Unterricht geben, und aus der bloßen Farbe u nicht vom Grasbaue. 107 nicht auf die Miſchung, und daher fließende Beſchaf— fenheit derſelben ſchließen laͤßt, indem alle Arten gemeiner Thon, kalkiger Thon, Bolus u. ſ. f. von allerley Farben angetroffen werden; ſo iſt man außer Stande, dasjenige, was ſie daſelbſt angegeben haben, gehoͤrig zu beurtheilen. In Deutſchland, beſonders in Sachſen, wo der meiſte Thon, welcher den Boden der Aecker ausmacht, von der Beſchaffenheit iſt, als wir jetzt beſchrieben haben, (denn der Bolus, oder die zaͤrtern Thon— arten, finden ſich nicht leicht in ſo großer Menge, daß ganze Felder daraus beſtuͤnden, daher ich ſie auch nicht mit in Betrachtung gezogen habe) be— merkt man keinen beſondern Unterſchied der Guͤte eines Thonfeldes, welches blaulich, oder grau aus— ſieht, von einem, das eine roͤthlichte, gelbe, oder weiße Farbe hat. Eine thonigte Wieſe, welche hoch liegt, iſt fuͤr den Graswuchs recht bequem, wenn ſie nur die gehörige Menge ſchwarzer Erde und etwas Sand hat: denn wenn das Jahr nicht gar zu trocken iſt, fo haben fie immer die gehörige Feuchtigkeit bey ſich. Wo ſie aber an vorgemeldeten Stuͤcken einen Mangel hat, ſo iſt es unumgaͤnglich noͤthig, die ſchwarze Erde durch Duͤngung zu erſetzen, wozu man am beſten die Erde von alten Waͤnden, und den Schlamm aus Gräben und Teichen brauchen kann. An ſolchen Orten, wo es ge— braͤuchlich iſt, das Heu in Schober zu ſetzen, dienet die Erde, welche unter einem ſolchen Heu— ſchober befindlich iſt, zu einer vortreflichen Dün- gung | 108 Botanifch- Deronomifche Abhandl. gung für dergleichen Wieſen. Wenn der Thon gar zu zaͤhe und feſte iſt, fo muß die Wieſe noth⸗ wendig zugleich umgeriſſen werden. Bey trocke. nen Jahren erfordern dergleichen Wieſen noth⸗ wendig eine Waͤſſerung. Eine thonigte Wieſe, welche niedrig liegt und weder Ueberſchwemmungen noch ſtehendem Waſſer ausgeſetzt iſt; ingleichen eine ſolche, welche von ihrer uͤberfluͤßigen Naͤſſe durch Graͤben befreyet worden iſt, bedarf oft zu ihrer Verbeſſ ſerung, nur des bloßen Sandes, welcher ein paar Zoll hoch uͤber die Oberflaͤche derſelben ausgebreitet werden kann. Grober Flußſand iſt hiezu beſſer, als kla⸗ rer weißer Sand. Man kann ſich auch dazu mit beſonderm Vortheile des Kalks, oder, wo man ihn hat, des Mergels bedienen; worunter man Aſche oder Ofenruß miſchen kann. Kalk und alle Erden, welche von kalkiger Natur ſind, bringen ungemeinen Vortheil in thonigten feſtzu⸗ ſammenhaͤngenden Boden, wenn man ſie auch nur bloß oben darauf ſtreuet. Es iſt nur zu bes klagen, daß gemeiniglich der Kalk an ſolchen Or. ten, wo man ihn hierzu am noͤthigſten braucht, am ſeltenſten iſt. Die Duͤngung mit der Aſche iſt, in Ermangelung des Mergels oder Kalks, ſchon an und vor ſich ſelbſt eine fuͤrtrefliche Sache, indem ſie nicht allein ſam wohlfeilſten iſt, und mit der wenigſten Muͤhe bewerkſtelliget werden kann, fondern auch das Moos daͤmpfet, und da- durch zum Wachsthume des Graſes und der Pflan- zen ungemein viel beytraͤgt. Es giebt noch Haus⸗ wirthe, vom Grasbaue. 109 wirthe, welche glauben, die Aſche bringe Klee her. vor, weil ſie ſehen, daß er ſich nach der Duͤngung ungemein ſtark und häufig zeigt, da man ihn wor: her faſt ger nicht wahrgenommen hat. Dieſer Irrthum iſt ſo handgreiflich, daß er keiner Wider— legung bedarf; die Urſache aber, warum er nach diefer Düngung fo gut waͤchſet, iſt leicht einzu; ſehen. f Der Kalkthon (Argilla calcaria) iſt eine 80 beſten Erdarten; weil die Natur diejenige Mi. ſchung des Thons mit der Kalkerde daſelbſt viel vollkommener vorgenommen hat, welche die Kunſt ſonſt durch die Duͤngung mit dem Mergel oder Kalk bewerkſtelligen muß. Er iſt die beſte Erde zum Ziegelbrennen, und wird oberwaͤhnter maaßen daran erkannt, daß er mit ſauren Sachen, z. E. Eßig, aufbrauſet. Bey Wieſen, welche ſolchen Boden haben, braucht man keine weitlaͤuftige Ver— beſſerungen. Die allzugroße Kaͤlte und Zähigkeit des thonigten Erdreichs wird durch den Kalk ge— mindert, und der Boden milder gemacht, auch der überflüßigen Naſſe Gelegenheit verſchaffet, auszutrocknen; ohne daß dadurch Riſſe und Kluͤfte entſtehen. Eben ſo mildert der Thon die allzu— große Hitze der Kalkerde, und verhindert, daß ſich das Waſſer nicht zu geſchwinde durchziehen kann. Außerdem iſt die Kalkerde, vermoͤge ihrer, den alkaliſchen Salzen ähnlichen Beſtandtheile, ſehr geſchickt, diejenige Fettigkeit, welche den Pflanzen eigentlich zur Nahrung dient, aufiu- loſen und ihr Eindringen in die Pflanzen zu be for 110 Botaniſch Oeconomiſche Abhandl fördern. Und hierinne beſtehet der groͤßte Vor⸗ theil der Duͤngung mit Mergel oder Kalk, bey thonigten Boden. Nur erfordert ein kalkthoniger Boden, wenn er hoch und trocken liegt, dann und wann eine gehoͤrige Waͤſſerung, und wenn es ihm an guter Gewaͤchserde oder hinreichender Fettig⸗ keit fehlet, eine zureichende Duͤngung mit Schlamm oder kurzem Miſte auf die oben beſchriebene Art. Der Leimen iſt eine ſehr gemiſchte Erdart, deſſen Hauptingredienzen Thon und Sand ſind: denn das eiſenſchuͤßige Weſen, welches ſich in demſelben befindet, und die Urſache iſt, daß man, nach dem bekannten Becheriſchen Experimente, wirkliches Eiſen aus dem Leimen darſtellen kann, kvmmt hiebey in keine Betrachtung. Der Sand in dem Leimen iſt gemeiniglich grob; der Thon aber nicht zu zaͤhe. Ueberhaupt hat dieſe Erd⸗ art um deswillen viele Vorzuͤge, weil das eine ihrer Beſtandtheile immer die Fehler des andern verbeſſert. Nur iſt der Leimen nicht uͤberall eis nerley, ſondern von fo verſchiedener Beſchaffenheit, daß man fuͤglich drey Abaͤnderungen davon an⸗ geben kann: 2. Thoniger Leimen, wo der Thon den größten Theil ausmacht. b. Sandiger Leimen, wo der Sand den meiſten Theil ausmacht. e. Kalkiger Leimen, wo eine Kalkerde beyge⸗ miſcht iſt. Was vom Grasbaue. III Was nun Wieſen, welche einen leimigen Bos den haben, anbetrift, fo iſt es ſelten noͤthig, viele Verbeſſerung dabey vorzunehmen. Inzwiſchen muß man doch zuſehen, ob der Boden auch die gehörige Fertigkeit hat, und ihm dieſelbe durch gehoͤrige, nach derſelben Lage eingerichtete Duͤn— gung geben, wenn er ſie nicht beſitzet. Man muß ferner ſehen, ob er auch nicht zu viel Thon in ſeiner Miſchung hat, welchem man, mit Zu— ſetzung etwas Sandes, abhelfen kann. Ein enge laͤndiſcher Hauswirth hat nach der allgem. Haush. Th. 1. S. 56. einen Leimgrund, welcher zu viel Thon bey ſich gefuͤhret, mit Aſche von Heide, Kalk und Schweinemiſt, ungemein ver— beſſert. In dieſem Werke ſehe ich S. 58. mit Verwunderung angerathen, daß man zur Ver— beſſerung ſolches Bodens, Buchweijen hinein ſaͤen fol, Meines Wiſſens waͤchſt dieſer nur im Sand— lande. Eben daſelbſt iſt folgender vortreflicher Duͤnger fuͤr dergleichen Wieſen angegeben wor— den: Man nimmt Schlamm aus Baͤchen und Fluͤſſen, ꝛc. ſchlaͤgt ihn mit allerley Dünger, von Pferden, Schweinen, Huͤnern, Tauben, wohl un— tereinander, und macht einen Haufen daraus, welchen man mit Raſen bedeckt, und ſo laͤßt, daß er recht durchfaulet. Im Herbſte faͤhret man dieſen Haufen auf die Wieſen, und breitet ihn eben und duͤnne aus; ſo kann ihn der Regen und das Schneewaſſer in die Erde hineinſpuͤlen. Noch beſſer ſchlaͤgt dieſer Dünger an, wenn man das Jahr dorher Kalk auf eine foiche Wieſe ausgeſtreuet hat. | Bon 112 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Von kreidigen Boden, wo die Kalkerde die Oberhand hat, weitlaͤuftig zu handeln, bin ich der Muͤhe überhoben, da man ſie in den meiſten Gegenden von Deutſchland ungemein ſelten an⸗ trift. Es iſt genug uͤberhaupt zu gedenken, daß ihre Verbeſſerung am nutzbarſten mit Thon und gehoͤrigee Waͤſſerung bewerkſtelliget wird. Sandige Wieſen ſind viel häufiger bey uns. Je groͤber der Sand iſt, woraus ſie beſtehen, je beffer iſt er. Der ſchaͤdlichſte iſt der feine Flug⸗ ſand, wovon ich hernach reden will. Eine ſandige Gegend, die hoch liegt, und nicht leicht gewaͤſſert werden kann, ſchicket fich. am beſten zu einer Schafweide, und iſt hierzu mit den beyden für die Schafe fo angenehmen Gras⸗ arten: Feſtuca ovina und Feſtuca rubra zu bes ſaͤen, welche ohne alle Duͤngung daſelbſt vortreflich ſortkommen. . Sandige Wieſen, welche ſo liegen, daß ſie ſich wäffern laſſen, erfordern zu ihrer Verbeſſerung hauptſaͤchlich, daß der Sand nach und nach mit andern guten Erdarten vermiſchet werde. Den Anfang kann man damit machen, daß man Thon oder Leimen darauf fuͤhret, oder, wenn dergleichen unter dem Sande liegt, die Wieſe ganz umreißet, daß der Thon in die Hoͤhe kommt. Wenn dieſes geſchehen iſt, ſo muß die Duͤngung mit Schlamm oder alten Waͤnden, oder noch beſſer mit der Ver⸗ miſchung von Erde und Miſt geſchehen, welche ich oben angefuͤhrt habe. In einigen Provinzen von England pflegt man dergleichen Boden, mit alten vom Grasbaue. 113 alten Lumpen, Haͤuten, Hörnern und Hufen von Thieren, und oben darauf mit Schlamm und Miſt zu duͤngen. Dieſe Art iſt nachahmungs— wuͤrdig: nur iſt es von wenigem Nutzen, Lumpen mit dazu zu nehmen, weil ſie ungemein lange lie— gen, ehe ſie verfaulen, und unterdeſſen den Wur— zeln hinderlich ſind; wenn ſie aber verfault ſind, ſo wenige gute und taugliche Erde geben, daß es ſich gar nicht der Muͤhe verlohnet, ſich damit abzugeben. In der Folge muß man bey ſolchen Wieſen die Duͤngung mit kurzem Miſte oͤfters wiederholen, weil die Hitze des Sandes die Fettigkeit ſehr verzehret, und der Boden alſobald ſich verſchlimmert. Wo der Mehlſand auf Wieſen angetroffen wird, da iſt faſt allezeit auch ein ziemlicher Vorrath von Heide, welche keine andere Gewaͤchſe auf— kommen laͤßt, und alſo das Wachsthum der guten Graͤſerey hindert, ſelbſt aber fuͤr das meiſte Vieh ein ſchlechtes Futter abgiebt, und das Heu im Grunde verderbt. Man muß auf ſolchen Wieſen, wie ſchon oben angezeigt worden, keinen Stock Heide aufkommen laſſen, ſondern, ſo bald ſich einer zeigt, ihn ausrotten, hauptſaͤchlich aber ſolche Wieſen fleißig im Fruͤhjahre mit Schlamm, im Herbſte aber mit kurzem Mifte duͤngen, auch die Waͤſſerung nicht verabſaͤumen; welches beſſere Mittel ſind das Heidekraut zu daͤmpfen, als alles Abhauen und Abbrennen derſelbigen. Denn wo der Boden nicht ſtets in gutem Stande gehalten Schreb. vom Brasb. H wird, 114 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. wird, da bleiben Heide und andere untaugliche Gewaͤchſe nicht aus. | Der Flugſand iſt der ſchaͤdlichſte unter allen Sandarten. Wenn auf einem mit Gras ſchoͤn bewachſenen Felde, deſſen Boden aus ſolchem Sande beſtehet, nur einige Flecke entbloßet wer⸗ den, ſo nimmt er gleich uͤberhand; zu geſchweigen, daß er öfters ganze Felder und Wieſen, ja ſelöſt die Vorhoͤlzer gleichſam uͤberſchwemmet, und alle Baͤu⸗ me und Hewaͤchſe erſticket. Die Art ihn zu daͤmpfen, hat Herr Prof. Lidbeck, in einer zu fund 1760. gehaltenen Deſſertation de arena volatili ſcanenſi ausführlich gezeigt. Es geſchiehet ſolches haupt⸗ ſaͤchlich -durch Anpflanzung zwoer Grasarten; davon die eine Eiymus arenarius, und die andere Arundo arenaria iſt. Die Methode, wie damit procedirt wird, zu beſchreiben, iſt hier überflüßig, da ſie ſchon in den oͤconomiſchen Nachrichten im sten Bande, S. 629. und f. ausfuͤhrlich genug angezeiger iſt. 160 Von Verbeſſerung der Wieſengewaͤchſe. Auf die Betrachtung des Bodens der Wieſen folgt die Beobachtung der darauf vorkommenden Gewaͤchſe und ihrer Verbeſſerung, welche ſich auf dasjenige gruͤndet, was im vorigen Capitel ge⸗ ſagt worden iſt, und ohne vorgaͤngige Verbeſſerung des Bodens nicht kann vorgenommen werden. Das erſte Stuͤck, welches man hierbey zu beobach⸗ ten hat, iſt die Ausrottung der undienlichen, oder gar ſchaͤ d. vom Grasbaue. 115 ſchaͤdlichen Kräuter. Die meiſten derſelben vers lieren ſich zwar von ſelbſt, wenn man den Boden verbeſſert hat; allein einige, welche mit mehr als einer Art Boden vorlieb nehmen, wollen doch noch beſonders ausgerottet ſeyn. Die hohen Wieſen geben zwar insgemein ges ſundes, aber ohne gehoͤrige Duͤngung ſparſames und ſolch Heu, worunter viel holzigte Gewaͤchſe mit unter wachſen; z. E. verſchiedene Arten Diſteln, Cichorien, Hauhecheln, (Ononis ſpinoſa) und dergleichen. Auf Feldwieſen finden ſich die ſchaͤdlichen Gewaͤchſe ſeltener; doch giebt es auch einige auf ſolchen, die nicht die gehoͤrige Wartung genießen. Auf thonigten Wieſen iſt beſonders der Gaͤnſerich (Potentilla anferina) um des willen ſchaͤdlich, weil ſich die Wurzelblaͤtter der Pflanzen dicht an die Erde andruͤcken, und den Wachsthum alles Graſes verhindern; ſo, wie der Carduus acaulis auf trockenen und bergigen Wieſen thut. Auf feuchten Wieſen finden ſich inſonderheit ver— ſchiedene, theils ſcharſe, theils giftige Gewaͤchſe, welche dem Viehe oft toͤdtlich ſeyn koͤnnen; und dann ſolche, welche wegen ihrer Haͤrte dem Viehe ein unverdauliches und wenig nahrhaftes Futter ſind, auch zum Theil das Abbringen des Heues hindern, als z. E. Buſchweiden, (Salix pentan- dra) und dergl. kleines Gebuͤſche. Die Aus— rottung derſelben geſchiehet am beſten, wenn ein durchdringender Regen geweſen, und das Erd— reich dadurch erweicht iſt, daß ſie koͤnnen mit der H 2 Wur⸗ 116 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Wurzel ausgezogen werden. Diejenigen davon, welche perennirende Gewaͤchſe find, d. 1. deren Wurzel laͤnger als zwey Jahre dauert, muͤſſen zur Zeit ihres vollen Saftes, ehe fie blühen, aus» gerauft werden. Wenn im folgenden Jahre ſich einige Sproͤßlinge zeigen, ſo werden ſie auf eine ſehr bequeme Art im folgenden Fruͤhjahre mit kleinen Schlägeln mit langen Stielen, von gutem harten Holze, bey der Wurzel niedergeſchlagen. Denen Jahrgewaͤchſen aber, deren Wurzel bloß 1. 2. Jahr dauert, und nach vollbrachter Bluͤte und Reifung des Samens ausgehet, darf man nur bloß, wenn ſie anfangen wollen zu bluͤhen, die Bluͤten abſchneiden, ſo, daß ſie keinen Samen reif machen, und ausſtreuen koͤnnen, ſo vergehen ſie von ſelbſt: doch muß man dieſe Arbeit einige Jahre nach einander wiederholen, damit derjenige Same, welcher ſich in der Erde verhalten hat, und nachher aufgehet, das aus gerottete Gewaͤchs nicht wieder auf der Wieſe einfuͤhre und fort⸗ pflanze. Man muß bey Ausrottung der peren⸗ nirenden Gewaͤchſe mit dahin ſehen, ob die Wur⸗ zel auch Ausläufer hat, oder ob fie gegliedert ift ? und in dieſen Fällen ſich in Acht nehmen, daß nichts davon in der Erde zuruͤck bleibet, welches einmal ausſchlagen, und das ausgerottete Gewaͤchs wieder herſtellen kann. Bey dem Waſſerſchier⸗ ling (Cicuta aquatica) iſt dieſes beſonders zu be⸗ merken, deſſen Wurzel aus vielen uͤber einander geſetzten Gliedern beſtehet: wenn bey Ausrottung deſſelben nur ein einziges Glied zuruͤck bleibt, ſo ſchlaͤgt vom Grasbaue. 117 ſchlaͤgt es wieder aus, und die Pflanze vermehret ſich vom neuen. Unter die zu vertilgenden Gewaͤchſe gehoͤret vornehmlich mit das Moos, davon ſich auf Wie—⸗ ſen unterſchiedliche Arten finden, beſonders auf feuchten Wieſen. Daher iſt auch das erſte Mittel zur Vertilgung deſſelben die Austrocknung des Waſſers. Hiernächft wird Aſche entweder allein, oder mit Tauben» und Huͤnermiſt und Ofenruß vermengt, aufgeſtreuet. Der Herr Rathsmeiſter Reichart giebt im fand: und Gartenſchatze, Th.. S. 133. eine Ege an, damit das Moos von den Aeckern fortgeſchaffet werden kann. Die Englaͤn— der bedienen ſich dazu einer Art von Egen, welche geflochten, und mit Zweigen von Schleedorn durchwebt find, die das Moos mit ſich fortnehmen, wenn ſie uͤber die Wieſe hergezogen werden. Dieſe Arbeiten muͤſſen vor Winters geſchehen, ſonſt unterdruͤckt das Moos die guten Grasarten den Winter uͤber, und wenn man im Fruͤhjahre den Moosrechen oder die beſchriebene Egen braucht, verderbt man die noch uͤbrigen guten Gewaͤchſe. Sonſt haben viele Mooſe ihren guten und anſehn— lichen Nutzen in der Haus haltung, welchen der Herr von Leyſer in der Vorrede zu der vierten Centurie der bekannten Trampiſchen Original- kraͤuterabdruͤcke, ſehr ſchoͤn ausgefuͤhret hat: und es iſt nicht zu zweifeln, daß, nachdem der große Linnaͤus die wahren Samen der Mooſe entdeckt, und in einer Diſputation, im zweyten Theile der Amoenit. acad. Anleitung gegeben hat, dieſelben H 3 ken. 118 Botaniſch⸗ Oetonomiſche Abhandl. | kennen zu lernen, kuͤnftig ſolche Hauswirthe, wel⸗ che die gehoͤrige Kenntniß der Naturwiſſenſchaft beſitzen, Anlaß und Muͤhe nehmen werden, die nutzbarſten derſelben aus dem Samen zu erbauen. Das zweyte Stuͤck iſt die Befäung der Wleſen mit dienlihen Grasarten oder Heuſamen, und zwar vornehmlich und zuerſt von inlaͤndiſchen nutzbaren Grasarten. Eine jede Art Wieſen hat ihre eigenen Gewaͤchſe, welche nach ihrer Lage und Boden verſchieden find, und man muß alſo ſich bey der Einſammlung des Heuſamens vornehmlich mit darnach richten. Der beſte Heufamen iſt der, welcher auf fruchtbaren Wieſen erzeuget iſt, die mit der, welche man verbeſſern will, einerley Lage und Boden haben. Der beſte Heuſame iſt ferner derjenige, welcher ausfaͤllt, wenn das Heu eingefahren und auf den Boden geleget wird. Dieſen muß man zuſammen kehren, und ſogleich ausſaͤen. Denn dieſe Zeit iſt die bequemſte Saat⸗ zeit für ihn, die ihm von dem Schöpfer ſelbſt an⸗ gewieſen worden. | Außerdem kann man auch ſelbſt in den Vieh⸗ ſtaͤllen, und auf den Heuboͤden, denjenigen Heu⸗ ſamen ſammlen, welcher ausfaͤllt, wenn das Vieh friſſet, oder welcher ſich findet, wenn der Boden leer gemacht iſt. Zu der Aufſammlung des Heu⸗ ſamens muß eine kleine Aenderung in den Vieh⸗ ſtaͤllen gemacht werden. Bey den Pferdeſtaͤllen muß die Krippe nicht dichte an die Wand, fon« dern ſo gefeget werden, Um zwiſchen ihr und der Wand vom Grasbaue. 119 Wand noch ein Zwiſchenraum bleibt, wie bey: kommende Zeichnung auswelſet. Ueber der hinterſten Wand der Krippe d, woraus das Vieh friſſet, wied die Naufe r, auf- geſtellet, fo, daß deren foͤrdere Seite a, perpen— diculaͤr ſtehet; die hintere aber b, ſchief an die Wand gelehnet iſt, und zwar dergeſtalt, daß beyde Seiten einen Winkel einfchließen, der nicht unter 45 Grad ſeyn darf. Auf dieſe Raufe, in den Raum r, wird das Heu gelegt, welches dem Vieh zum Futter dienet. Unter derſelben aber, wird eine Krippe c, gemacht, welche aus ſchwaͤchern Bretern, als die eigentliche Krippe d, zuſammen— geſchlagen werden kann, und worinne der Heu— ſamen durch die ſchiefliegende Seite der Raufe b, faͤllet, an welcher zu dieſem Endzwecke die Sproſſen noch einmal ſo enge beyſammen ſtehen muͤſſen, damit nicht zu viel Heu mit in die Krippe o, fallen kann. Der Raum zwiſchen der Raufe und Krippe t, muß mit Thuͤren verſehen werden, wel— che man auſmachen, und den Heuſamen, der ſich in der Krippe c, geſammlet hat, heraus nehmen kann, fo oft es noͤthig iſt. Bey dieſer Einrich— tung kann man den Heuſamen gut und rein be— kommen, und hat noch den Vortheil, daß das Vieh keinen Staub aus der Raufe in die Augen bekommt, und nicht fo viel Heu verdirbet, als bey ſchiefliegenden Raufen. Auf dieſe Art kann man auch die Kuͤh- und Schafſtaͤlle zu dieſem Endzwecke der Sammlung 24 des 120 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. des Heuſamens einrichten, wovon ſich vieleicht eine andere bequemere Gelegenheit findet, aus. fuͤhrlichere Beſchreibung zu geben. Das Haupt⸗ werk iſt mit der Einrichtung im Pferdeſtalle einerley. Ein ſchwediſcher ‚erfahrner Hauswirth ver⸗ ſichert, daß er, bey einer aͤhnlichen Einrichtung, jede Woche von 24 Pferden, eine Tonne, und von 40 Stuͤck Rindvieh zwo Tonnen reinen Heuſamen erhalten habe. | Man ſaͤet dieſen Heuſamen am beſten im Fruͤhlinge, da die Naͤſſe den Samen in die Erde ſpuͤlet, und er Zeit genug gewinnet, aufzugehen, und ſich genugſam zu beſtauden. Wenn er im Herbſte geſaͤet wird, ſo verdirbt vieler den Winter über in der Erde, Man kann aber noch einen andern Gebrauch von dem alſo geſammleten Heu⸗ ſamen machen, naͤmlich zur Fuͤtterung des Viehes. Er wird vom Rindviehe gerne verzehret, wenn man ihn mit Waſſer anfeuchtet. An einigen Or⸗ ten kochet man ihn mit Waſſer ab, und begießet den Heckerling damit, womit man das Vieh fuͤttert. Allein auch das Federvieh frißt ihn gerne. Man ſiehet oft, daß die Huͤner ihn an denen Or⸗ ten, wo Heu gelegen hat, ſorgfaͤltig aufſuchen. Man kann ihn alſo zum ordentlichen Futter der⸗ felben auf folgende Art brauchen: b Zuerſt wird er durch ein Sieb geſiebet, welches man am beſten mit einem blechernen Boden ma⸗ chen kann; theils wegen groͤßerer a theils vom Grasbaue. 121 theils weil man in das Blech mehrere Löcher ſchla— gen laſſen kann, und alſo auf das Sieben nicht ſo viel Zeit verwenden darf, und weil der Same durch daſſelbe reiner durchgehet. Das kurze Heu, welches im Sieben zuruͤck bleibt, wird in Faͤſſern aufbehalten, und iſt ein trefliches Futter fuͤr die melkenden Kuͤhe. Diejenige Portion nun, welche man den Huͤ— nern des folgenden Tages verfuͤttern will, begießet man des Abends vorher, mit etwas laulichtem Waſſer, und laͤßt es die Nacht uͤber ſtehen und weichen. Darzwiſchen wird ihnen dann und wann etwas auch vorher eingeweichte Gerſte ver« fuͤttert. Nach dieſem Futter, welches dem Huͤnerviehe ſehr wohl ſchmeckt, legen ſie ſtarke und große Eyer, bey nahe wie Gaͤnſeeyer. Man hat bemerket, daß ein Ey oͤfters 8 Loth nach dieſer Fuͤtterung gewogen hat. | Die Eyer pflegen darnach ſehr fett und dünn» ſchaͤlig zu werden, daher man oͤfters geſtoßene Kreide, oder gebrannte geſtoßene und geſiebte Beine mit unter den Samen thun muß, damit ſich die Schale daraus formiren koͤnne. Wenn man zu viel Kreide auf dieſe Art verfuͤttert, ſo ſetzt fie ſich koͤrnerweiſe außen auf die Schale des Eyes. So bald ein Kuͤchlein 5 bis 6. Tage alt iſt, nimmt es mit dieſer Fuͤtterung mehr, als mit irgend einer andern vorlieb. Unter den Heuſa— men kann man im Sommer allerley Gruͤnes, im H 5 Wins 122 Botaniſch; Oeconomiſche Abhandl. Winter aber Kohl und Ruͤben mengen, welche ein wenig gekocht werden muͤſſen. Insbeſondere muß ich noch von einigen Ge⸗ waͤchſen ſprechen, welche vorzuͤglich verdienen auf Wieſen angebauet zu werden. Alopecurus pratenſis iſt ſonſt ein ſtarkes und hartes Gras; es wird aber von allem Viehe gerne geſreſſen, beſonders vom Rindviehe; es waͤchſt faſt in allen Arten von Boden, und wird von den Raupen, welche das uͤbrige Gras ſehr verwuͤſten, noch am meiſten geſchonet. Avena elatior nimmt auch faſt mit allen Bo⸗ \ ven vorlieb, fo gar mit dem bloß fandigen und ſteinigen, nur nicht mit dem ſumpfigen und naſſen. Es laͤßt ſich in einem Jahre etliche mal hauen, und iſt ein vortrefliches Viehfutter. Elymus ſibiricus, ein ſibiriſches Gras 7 wel⸗ ches gruͤn von dem Viehe begierig gefreſſen wird, und ſich im bloßen Sandlande gut bauen laͤßt. Melica fibirica, ein ſehr qutes Gras für ber⸗ gigte trockene und magere Plaͤtze. Vicia biennis. S. des Herrn Prof. Schre⸗ bers Samml. öconom. Schriften Th. III. S. 89. Von vom Grasdaue, 123 Von Erſetzung des Mangels an Wieſewachs. Der Mangel an Wieſewachs kann zwar durch den Zukauf des Heues von andern Orten erſetzt werden; allein dieſe Methode iſt gar nicht vors theilhaft. Wo man nun mehr Ackerland als Wieſewachs hat, und wo es ſonderlich an Som— merfutter fuͤr das Rindvieh fehlt, da muß man etliche nahe gelegene Aecker mit guten Futterkraͤu— tern beſaͤen laſſen, um dem Mangel abzuhelfen. Der tuͤrkiſche Klee (Trifolium pratenſe) wird ins Sommerfeld geſaͤet, und Hafer darunter gemengt. Im erſten Jahre laͤſſet ſich der Hafer gruͤn zum Futter fuͤrs Rindoleh gut nutzen, und wenn er abgeſchnitten iſt, bekommt der junge Klee Luft zum Wachsthume. Er ſtehet 4 bis 5. Jahr, alsdenn gehet er aus; nachher duͤngt man das Grundſtuͤck vom neuen, und bauet den ſchoͤnſten Weizen darauf. Uebrigens findet man auch den tuͤrkiſchen Klee auf Wieſen, da er ſich ſelber wie— der ausſaͤet; zumal auf einhauigen, da der Same eher reif wird, als das Gras gehauen wird. Uebri— gens iſt der tuͤrkiſche Klee von dem ordentlichen Wieſenklee nicht weiter, als der Größe nach unter- ſchieden, worinne er dieſen uͤbertrift. 5 Man ſehe uͤbrigens hievon den ıften Theil der oͤcon. Nachr. S. 53, Wick⸗ 124 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Wickfutter (Vicia ſativa) wird, weil die Wicke nur ein Jahrgewaͤchs iſt, und alſo nicht uͤber Winter dauret, blos in die Brache ausge— ſaͤet. Gruͤn iſt es nur ein Futter fuͤr die Pferde; denn den Kuͤhen giebt es nicht viel Milch. Man kann ſie aber auch laſſen ausdreſchen, und im Winter das Federvieh damit füttern; doch koͤn— nen ſie auch gruͤn, wenn es an Fuͤtterung fuͤrs Rindvieh gebricht, mit zu Huͤlfe genommen wer⸗ den. | Esparcette ( Hedyfarum Onobrychis) iſt als ein Futterkraut auf ſteinigten, ſandigten Bo⸗ den, beſonders auf Bergen und Anhoͤhen, mit großem Nutzen zu ſaͤen. In ſolchem Boden, als ſeinem eigentlichen Standplatze, waͤchſet es nicht ſtark in den Staͤngel; iſt aber deſto kraͤftiger und nutzbarer. Im guten Lande bringet es aber gar zu holzigte Staͤngel, und da dienet es nur zum Futter fuͤr das Rindvieh, und kann nicht eher, als bis es ein paar mal abgebracht worden, von den Schafen abgehuͤtet werden. Daß uͤbrigens die Eſparcette, welche geſaͤet wird, eine von un⸗ ſerer wild wachſenden unterſchiedene Gattung ſey, wie Rupp (in der Flora Ienenfi S. 254. bee haupten will, da er ſie Onobrychis orientalis ma- jor foliis villoſis nennet) halte ich nicht für ges gründet, Allein eine Varietaͤt der Eſparcette hat Bauhin im Pinax S. 350. und im Prodromus S. 149. unter dem Namen Onobrychis incana foliis longioribus beſchrieben, welche in der Pros vence wild waͤchſt, mir aber weiter nicht bekannt 5 16055 u⸗ vom Grasbaue. 125 Luzerne (Medicago fativa) iſt ohnſtreitig ein nußbareres Futterkraut als Eſparcette, will aber auch einen beſſern Boden haben; doch muß er nicht feucht ſeyn: denn dergleichen Boden ver— trägt fie nicht, ſondern gehet aus. Sie kann in einem Jahre 4 bis 5. mal gehauen werden; wo aber der Boden nicht recht fett iſt, muß man ſie nicht zu ſpaͤt abſchneiden, damit ſie ſich wieder be— ſtauden kann. Sie iſt ein gutes Futter fuͤr das Rind und Schafvieh, muß aber nicht gar zu ſtark gefuͤttert werden, weil das Vieh leicht zu fett darnach wird. Wenn man ſie gruͤn verfuͤttert, ſo muß man entweder nicht viel auf einmal vorlegen, oder man muß ſie mit anderm Graſe vermengen, weil ſich das Vieh leicht daran verfrißt, theils hernach ſchlechteres Futter nicht gerne annehmen will. Trocken, iſt ſie nur eine Delicateſſe der Mutterſchafe. Ehedem hat man unter dem Na— men Luzerne, die vorige Pflanze, Hedyfarum Ono- brychis, verſtanden; die Medicago ſativa aber Saintfoin genennet, welches noch Mortimer in feinem Engl. Feld- und Ackerbaue thut; jetzt aber verſtehet man unter Saintfoin nichts anders, als die Eſparcette. Schwediſcher Heuſamen, oder Sichelklee, (Medicago falcata) iſt mit der Luzerne genau ver— wandt; und derſelben um deswillen noch vorzu— ziehen, weil er in allerley Boden, nur nicht in naſſen und ſumpfigen fortkommt, und auch auf duͤrren Wieſen vortreflich thut. Er kann jaͤhrlich drey 1 126 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. drey mal abgeſchnitten werden, muß aber allemal ums dritte Jahr, unabgeſchnitten ſtehen bleiben, damit er ſich wieder beſamen kann. Er unter⸗ ſcheidet ſich von der Luzerne gleich beym erſten An⸗ blicke, durch die gelben Blumen, welche bey der $uzerne gemeiniglich blau find. Denn ob es gleich eine Abaͤnderung der Luzerne giebt, welche gelbe Blumen traͤgt, die ich in Thuͤringen unter anderer Luzerne angetroffen habe, und auch ſchon von Bauhin im Pinax S. 330. erwaͤhnet wor⸗ den iſt; ſo iſt doch die Farbe bey der Luzerne viel blaſſer, als beym Sichelkee. Er waͤchſt an den Zaͤunen, Ackerreinen ꝛc. an den meiſten Orten von Deutſchland wild, und man kann alſo ſehr leicht zu Samen gelangen. | Weizenſchrappe, dienet eben fo, wie der Klee, zur Fütterung, muß aber ſparſam gefüttert werden, damit ſich das Vieh nicht daran uͤberfrißt. Man muß auch nicht eher anfangen Schrappe zu fuͤttern, bis man genug gruͤnes Futter fuͤr das Vieh hat; denn das Vieh frißt nachher das duͤrre Futter nicht gerne, wenn es daran fehlt. Man erwartet auch bey anhaltender trockener Witterung im Fruͤhjahre erſt einen Regen, ehe man ſchraͤpfet, und ſchraͤpfet des Abends, damit die Sonne die Frucht nicht beſchaͤdiget. An einigen Orten, wo man Mangel an Wieſen hat, iſt gebraͤuchlich, daß man ſolche Brachaͤcker, die etwas tlef und feuchte liegen, und zum Graswuchſe dienlich ſind, im Fraͤhjahre dazu heget. So bald das Gras abge b bracht vom Grasbaue. 127 Pi bracht iſt, werden fie umgeriſſen, und im folgen: den Jahre ſaͤet man Sommergerſte, große Boh⸗ nen und dergleichen hinein. Vapgras, oder ie Roggen, iſt eine Grasart, welche mir noch nicht weiter, als aus einer, zu Nancy im vorigen Jahre herausgekom— menen Schrift des Herrn Miraudot, der ſie aber nicht mit ihrem eigentlichen Namen benennet hat, bekannt iſt. Aus einer Probe von Samen deſſel— ben erſehe ich, daß es eine Art von Hafer iſt, der die bey uns wild wachſen de Avena elatior am nächſten kommt. In England wird es ſtark gebauet, und nun auch in Frankreich. Hier faͤngt man ſchon im April an, es zu ſchneiden, und es kann drey mal geſchnitten werden, wie der obge— dachte Verfaſſer verſichert. Es ſoll eine vortrefli— che Fütterung für Pferde, Schafe und ander Vieh ſeyn; ja Herr Miraudot verſichert, daß es beſſer und vortheilhafter ſey, als Luzerne und Eſparcette. Ich ſtehe an, ein mehreres davon zu ſagen, weil von der fran zöſiſchen Schrift eine Ueberſetzung bereits unter der Preſſe iſt. Spinat (Spinacia oleracea) und Brenn. neſſeln (Vrtica dioica). Dieſe führe ich, als ein gutes Viehfutter, mit Beziehung auf des Herrn Prof. Schrebers oͤconomiſche Sammlung, und die im sten Th. S. 172. befindliche Nachricht des Gaͤrtners zu Beuchlitz, Herrn Rammelts, nur dem bloßen Namen nach an, und uͤberlaſſe dem Leſer das Nachleſen, Prüfung und Verſuche. Buch⸗ 128 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Buchweizen (Polygonum Fagopyrum) iſt zwar kein eigentliches Wie ſengewaͤchs; indeſſen freſſen die Schafe und Ziegen das Kraut gerne. Da es im bloßen Sandlande waͤchſt, ſo waͤre da⸗ mit in ſandigten Heiden ein guter Vortheil zu machen, wo keine andern Kräuter fortkommen wollen. Db es das Rindvieh frißt, iſt mir unbe⸗ kannt. Auch waͤre es auf bergigten und ſandig⸗ ten Gegenden, nebſt der Feſtuca ovina für die Schafe zu ſaͤen; wozu ſich vielleicht noch beſſer der ſibiriſche Buchweizen (Polygonum tataricum) ſchickt, welcher ſich ſelbſt leichter ausſaͤet. Von den fuͤr den Wieſewachs (si lichen Thieren. Der erſte Rang in dieſer Abtheilung gehoͤret den Maulwuͤrfen. Man kann ihnen zwar nicht Schuld geben, daß ſie die Wurzeln von dem Graſe und den Kraͤuterarten freſſen; vielmehr naͤhren ſie ſich von Regenwuͤrmern, und bringen alſo noch einigen Vortheil; Sie haben auch einen ſtarken Defenſor an einem ungenannten Th. III. S. 524. in den Leipziger Sammlungen gefunden, welcher behauptet, ſie braͤchten fruchtbaren Wie⸗ ſen mehr Nutzen, als Schaden, indem, wenn die aufgeworfenen Haufen im Früͤhjahre mit der Walze gleich gemacht wuͤrden, nicht allein das Moos dadurch gedaͤmpfet würde, ſondern auch das Gras muthiger darnach wuͤchſe. Ich glaube nicht, vom Grasbaue. 129 nicht, daß dieſe angezeigten Vortheile jemanden verleiten werden, durch Hegung der Maulwuͤrfe ſeine Wieſen verbeſſern zu wollen. Wo ſich die Maulwüͤrfe noch nicht zu ſehr vermehret haben, iſt es am beſten, ſie mit Dratſchlingen zu fangen, welche bekannt genug, und vom Herrn Amtmann Leopold in der Einleitung zur Landwirthſchaft S. 222, beſchrieben worden find. Allein außer: dem, daß dieſes auf großen Wieſen eine muͤhſame und langweilige Arbeit iſt; ſo hilft ſie dennoch nichts, wenn nicht alle Nachbarn zugleich mit an der Vertilgung dieſer Thiere arbeiten. Dieſes find fügen, ich habe es probiret. Ob fie ſich auf die Art wie in manchen Wiethſchaftsbuͤchern gelehret wird, vergiften laſſen, „nämlich daß man mageres Rindfleiſch, in Form der Regenwuͤrmer ſchneiden, und in gepulverten Zucker und Subli— mat herum waͤlzen, ſodenn aber in ihre Gaͤnge ſtecken, und die Loͤcher wieder zumachen folle , daran iſt ſtark zu zweifeln. Das Waͤſſern der Wieſen iſt ihnen ſo unertraͤglich, als das Duͤngen mit Aſche, und man kann ſich alſo durch beyde außerdem nothwendige Mittel, dieſen Neben— nutzen verfchaffen, daß man die Maulwuͤrfe das durch von ſeinen Wieſen verjagt. Sonſt hat die Natur ſelbſt den Maulwuͤrfen einen Feind an der gemeinen Schlange (Coluber natrix) verordnet, welche die jungen Maulwuͤrfe zu ihrer Speiſe gebraucht. Die Maulwurfshuͤgel, welche friſch aufge— worfen ſind, werden im Fruͤhjahre mit Hacken Schreb. vom Grasb. — ab» 130 Botaniſch Oecenomiſche Abhandl. abgemacht, oder mit beſonders dazu eingerichte⸗ ten Wieſenſchleppern, welche aus ſchweren Balken beſtehen, die mit Pferden uͤber die Wieſe gezogen werden, geebnet. An die Stelle ſäet man Heu. ſamen, der abgebrachte Raſen aber wird auf Haufen geworfen, und ein Jahr liegen gelaſſen, bis er verfaulet, da man denn wieder damit duͤugen kann. TE, Die Ameiſen, deren ſich auf Wieſen beſon⸗ ders dreyerley Arten aufhalten, namlich die For- mica nigra, Formica rubra, und Formica caeſpi- tum, machen große Gebäude und Haufen, zumal bey naſſen Jahren, davon die Wieſe ungleich wird, und das Gras an ſolchen Haufen verdorret. Beſonders macht die Formica rubra die groͤßten Haufen. Man muß dergleichen Haufen mit eben ſo großem Fleiße eben machen, als die Mean | wurfshaufen. Der Grasraupen giebt es e Sorten; theils die ſich an der Erde an den Wur⸗ zeln der Graſe aufhalten, und dieſelbenabfreſſen, daß das Gras verdorren muß; theils die die Blätter des Graſes abfreſſen. Zu der letztern Art gehoͤret inſonderheit die Phalaena graminis, LINN. Faun. 826. welche beſonders in den nord⸗ lichen Landern öfters den allergroͤßten Schaden verutfacher hat. Die Kraͤhen find von derglei⸗ chen Raupen große Feinde, und wo es viele der. gleichen giebt, da laſſen ſie nicht leicht Grasrau⸗ pen von Grasbaue. 131 pen aufkommen. Den Alopecurus pratenſis freſſen ſie nicht; wo man alſo dergleichen auf Wieſen haͤufig anbauet, da hat man nicht viel Schaden von ihnen zu beſorgen. Von der Heuernte. Es iſt oben von dem Unterſchiede der Wieſen in ein» zwey⸗ und dreyhauige geredet worden. Die Zeit der Heuernte wird insgemein ſo ange⸗ geben, daß die dreyhauigen Feldwieſen in der Mitte des Junius zum erſten male; zu Anfange des Auguſts zum andern male, und in der Mitte des Septembers zum dritten male gehauen wer. den ſollten. Die Grummt oder Grummetwieſen wuͤrden zuerſt um Johannis, zuletzt aber zu Ende des Auguſts gehauen; die einhauigen Wieſen aber kurz vor Johannis. Dieſe Beſtimmung waͤre recht gut, wenn ſich nur das Jahr nach dem Calender richtete. Allein alle Jahre ſind nicht gleich in Abſicht auf die Witterung und den davon abhangenden Wachs- thum der Pflanzen. In einem Jahre beginnen und vollbringen ſie ihren Wachsthum fruͤh, in dem andern ſpaͤt, ohne Ruͤckſicht auf das Johannis⸗ oder ein anderes Feſt. Dagcer iſt es beſſer, die Zeit der Ernte nach dem Calender der Flora zu beſtimmen, als nach dem politiſchen Calender. S. LIN NAEI Calendarium Florae, Amoen. acad. 4. ar 387. 8 32 Die 132 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Die erſte Heuernte nimmt man an vielen Orten alsdenn vor, wenn die Linde anfänger zu bluͤhen; die zwote aber, wenn der Hahnenkamm ( Phinanthus criſta galli) den Samen zur Reife zu bringen, und deſſen Samengehaͤuſe zu klappern anfangen. Die dritte Ernte (bey dreyhauigen Wieſen) richtet ſich nach der Beſchaffenheit des Graswuchſes und der Witterung. Ueber⸗ haupt muß man das Gras nicht hauen laſſen, wenn es noch allzu jung iſt, und noch nicht die ge: hoͤrigen Kräfte hat. Auch muß man es nicht zu lange ſtehen laſſen, damit es nicht zu hart, und unſchmackhaft wird. Die rechte Zeit dazu iſt, wenn die meiſten Gewaͤchſe in der Bluͤte ſtehen, und noch nicht durchgaͤngig verbluͤhet haben. Die ſumpfigten und naſſen Wieſen hauet man zu: erſt, hernach die Grummt⸗ und ſodenn die uͤbri⸗ gen Wieſen. Man muß aber dieſe Arbeit nicht eher vornehmen, als bis man gut Wetter dazu hat. Denn wenn man das Heu nicht gut trock. nen kann, und alſo feuchte in die Scheuren ſchaffen muß, ſo erhitzt es ſich zuſammen und verdirbt. Das Heu und Grummet wird auf den ebenen Wieſen ganz glatt und gleichfoͤrmig gehauen; doch muß es nicht zu kurz abgehauen werden, da⸗ mit das Herz der Graſe und Pflanzen nicht ent- bloͤßet und ſie zum Ausgehen genoͤthiget werden; welches inſonderheit bey erfolgender ſtarker Hitze nach der Ernte geſchiehet. Man muß aber auch nicht allzu wenig hinweg nehmen: denn wenn f man / vom Grasbaue. 133 man es allzuhoch auf den Wieſen ſtehen laͤßt, ſo verhindert es theils den Nachwuchs des jungen Graſes; theils iſt es der Senſe beym Hauen im Wege, und giebt ſchlechtes Heu, macht auch, daß ſich die Graſe zu ſehr beſtauden, und die Wieſen ungleich werden. Die magerſten und ſchlechteſten Feldwieſen werden des Jahres nur einmal gehauen, welches in, oder nach der Getreideernte geſchiehet; daher ſie auch Herbſtwieſen heißen. Dergleichen Heu kann man zum Pferdefutter gebrauchen, wenn nur nicht zu viel Gewaͤchſe darunter befindlich, die den Pferden unangenehm oder ſchaͤdlich find. Die vertieften Plaͤtze auf Wieſen, welche oͤfters bey ſtarken Platzregen uͤberſchwemmt ſind, duͤrfen nicht unabgehauen liegen bleiben, damit das durch die Naͤſſe ohnedem verdorbene Gras nicht noch haͤrter gemacht werde. Wenn das Heu gehauen iſt, ſo muß es gleich gewendet, gezetteit, in Haufen geſetzt, und, wenn es recht trocken iſt, eingefahren werden. Wenn das Heu gut und dem Viehe ſchmackhaft und geſund ſeyn ſoll, ſo muß es eine friſche, gruͤne, oder noch beſſer, braͤunliche Farbe haben, und wohl riechen. Um es gruͤn zu erhalten, muß es, ſo bald es ge— maͤhet und ein wenig welk geworden iſt, bey ſtar— kem Sonnenſchein, faſt alle Stunden gewendet werden, bis es trocken iſt; alsdenn muß man es N ſo⸗ 134 Botanifih: Oeconomiſche Abhandl. ſogleich in große Haufen ſetzen, und bald einfahren laſſen: denn wenn es lange in der Sonne liegt, ſo ziehet ſie die beſte Kraft heraus; wenn Regen darauf koͤmmt, ſo wird es vollends gelb und un⸗ tauglich. Will man es braͤunlich haben, ſo muß es auch bald, nachdem es gehauen worden, ge⸗ wendet werden: man muß es aber nicht vollig trocknen, ſondern auf einander im Schober etwas ſchwitzen laſſen; nur muß es nicht zu gruͤn in Schober geſetzt, und nicht zu lange liegen gelaſſen, ſondern hernach bald weggefahren werden. Der⸗ gleichen Heu iſt den Pferden und dem Rindviehe das angenehmſte, wie denn auch die beſchriebene Me⸗ thode in England ee iſt. Schilfigtes und ſaures Gras ſollte von 95 wegen in einer wohleingerichteten Wirthſchaft nicht gefunden, ſondern die Plaͤtze, wo dergleichen waͤchſt, nach der oben beſchriebenen Art verbeſſert werden. Wo man es aber dennoch noch hat, da muß man es beſonders legen, und als ein Winter futter fuͤr das Rindvieh, ſowohl allein, als unter den Heckerling geſchnitten, gebrauchen. Wenn nach der Abbringung des Graſes ae Grummetwieſen duͤrres Wetter einfällt, fo müffen fie gewaͤſſert werden. Man muß auch das Grummet nicht zu ſpaͤte hauen laſſen; ſondern wenn es einiger maaßen heran gewachſen iſt, und man uͤberdem daraus, daß die Herbſtpflanzen fi ich fruͤhzeitiger einſtellen, als ſonſt, baldiges ee et⸗ vom Grasbaue. 35 Wetter voraus ſiehet, es abhauen, und gehörig trocknen laſſen. Naß oder feucht eingebrachtes Heu oder Grummet erhitzet ſich ziemlich ſtark, und faͤngt endlich an zu faulen; wie man denn naſſes Heu, welches einige Zeitlang auf einem Haufen gelegen, ſtatt des Miſtes in die Miſtbetten brauchen kann. Dieſes iſt dem Viehe hoͤchſt ſchaͤdlich, und man hat Exempel“, daß das Vieh crepiret iſt, wenn es auch noch friſches naſſes Grummet gefreſſen hat; ja man hat Exempel, daß Heu, welches feucht feſt zuſammen gepackt worden, ſich ſo ſtark erhitzt, daß es Feuer gefangen hat. S. Boer— havens Chemie Th. I. S. 282. 308. 483. Th. II. S. M ne ö Verſchlaͤmmtes Heu, das wieder trocken ges worden iſt, iſt wegen der daran ſitzenden Unreinig— keit, dem Viehe hoͤchſt ſchaͤdlich, befonders den Pferden; und es iſt eine unzeitige Sparſamkeit, wenn einige dergleichen Heu ausdreſchen laſſen, damit der Staub heraus gehe, und es nachge— hends verfuͤttern. Beſſer iſt es noch, es in reis nem fließenden Waſſer abzuwaſchen, und ſodenn auszutrocknen. Wenn man bey Wieſen, die zu einer gewiſſen Jahres zeit Ueberſchwemmungen uns terworfen find, das Gras, es mag fo groß ange— wachſen ſeyn, als es will, abbringen läßt, ehe ſich die Ueberſchwemmungen einſtellen, fo brauche man dieſe Mittel nicht anzuwenden, und hat dennoch J4 den 136 Botaniſch Oeconomiſche Abhandl. den groͤßten Vortheil, der von ſolchen Wieſen moͤglich iſt. Wenn man gezwungen iſt, auf ſol⸗ chen Wieſen, die unter Waſſer ſtehen, das Gras abzubringen. ſo muß man dahin ſehen, daß die Seunſen unter dem Waſſer gefuͤhret, uud nicht nur bloß die Spitzen des Graſes, welche aus dem Waſſer hervorragen, abgehauen werden; weil ſonſt dasjenige, was ſtehen bleibt, je länger je mehr verdirbt. Das von den Raupen verderbte Hen ſchickt ſich beſſer in den Miſt, als zum Futter fürs Vieh; weil nicht allein der darauf zu. ruͤckgebliebene Unrath der Raupen dem Viehe ſchaͤdlich iſt; ſondern auch die Geſpinnſte derſel⸗ ben in den Magen des, Viehes uͤble Wirkungen hervorbringen. Die bey der Haͤutung abgeſtreif. ten Baͤlge der Raupen, zumal der harigen Arten derſelben, ſind vermoͤgend, in der Haut eines Menſchen, der fie ins Geſicht bekonimt, heftiges ucken und Brennen hervorzubringen; was für irkung muͤſſen ſie nicht thun, wenn ſie mit der⸗ gleichen Heu in den Magen und Gedaͤrme des Viehes kommen, und ſich da zwiſchen die harige Do (Tunicam villofam) feftfegen? Das Einfahren muß nicht im feuchten oder regenhaften Wetter geſchehen, damit das Heu nicht wieder Feuchtigkeit an ſich ziehet. Sollte aber, nachdem das Heu getrocknet iſt, unvermuthet Regenwetter einfallen, ſo iſt es beſſer, daſſelbe auf Haufen draußen liegen zu laſſen, und nachher das obere Heu, welches naß iſt, mit einem Rechen herr vom Grasbaue. 7197 herabzuziehen, aus einander zu zetteln, und wies derum gehoͤrig zu trocknen. Bey der Verwahrung des Heues und Grum— mets iſt dahin zu ſehen, daß es auf trocknen und luftigen Boͤden geſchehe: denn wenn man es, wie an vielen Orten geſchiehet, über die Viehſtälle legt, ſo ziehet ſich der aus denſelben aufſteigende Dampf hinein, und macht es dumpfig; doch wo es die Noth erfordert, fich dieſer Unbequem⸗ lichkeit zu unterwerfen, da kann man den uͤblen Folgen, die daraus entſtehen, einiger maaßen vor— beugen, wenn man unter das Heu eine halbe Elle hoch Stroh legt, damit ſich die Feuchtigkeit dahin. ein ziehe. Einige alte Landwirthe in Schweden pflegen unter das Heu reines trockenes Stroh, Schicht um Schicht, zu legen: denn fie ſtehen in der Mey- nung, daß das trockene Stroh die Feuchtigkeit aus dem Heu an ſich zoͤge, wenn etwa noch welche darinn vorhanden wäre, und daß daſſelbe ſchmack— hafter fuͤr das Vieh darnach wuͤrde. Andere pflegen das Heu, ehe es eingefuͤhret wird, mit Salz waſſer zu begießen, oder beym Aufpanſen Salz darzwiſchen zu ſtreuen. Allein das Salz ſcheint mehr zum Nachtheil als Vortheil des Heues zu gereichen, weil das Salz die Feuchtigkeiten an ſich ziehet und behält, und das Heu dadurch ver. dirbet. In England pflegt man das Heu nicht in Scheuren oder auf Boͤden, ſondern in Heuſcho— bern aufzubehalten, welche vierkantig, aber unten e 5 enger 138 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. enger als oben find, wie eine umgekehrte abge⸗ ſtutzte Pyramide; damit das Waſſer ablaufen koͤnne. Oben haben ſie ein Dach von Weizen⸗ ſtroh. Das Heu wird aus denſelben nicht beraus genommen, ſondern heraus geſchnitten. In wie weit die von dergleichen Schoberheu geruͤhmten Vorzuͤge vor dem Bodenheu (daß es naͤmlich beſſer ſich conſervire, und nicht wie dieſes, da, wo es an der Wand liegt, dem Verderben unter worfen ſey; ferner, daß der gute Geruch, den es hat, nicht ſo verfliege, als da, wo man es nur bloß hinweg nimmt, und daß es endlich der Luft ſattſam expo⸗ niret fen, ohne jedoch dem Regen zu ſehr ausgeſetzt zu ſeyn) gegruͤndet ſind, uͤberlaſſe ich weitern Verſuchen. Eine Beſchreibung dieſer Schober giebt Herr Prof Kalm im erſten Theile der Ame⸗ | rikaniſchen Reiſe S. 299. Aus dem, was bisher geſagt worte } kann man die Guͤte des Heues, welches man kaufen will, in vorkommenden Faͤllen beurtheilen; doch wird ein Landwirth, der der Kräͤuterwiſſenſchaft kundig iſt, im Stande ſeyn, noch weiter zu gehen, und die darinnen befindlichen Gras und Kraͤuterarten, und ob ſelbige gut, mittelmaͤßig, ſchlecht, oder gar ſchaͤdlich ſeyn, zu beurtheilen im Stande pt Von — vom Grasbaue. 139 Von Huthen und Triften. Trift und Huth unterſcheidet ſich dergeſtalt, daß auf den Triften das Vieh nicht liegen blei— ben, ſondern nur im Vorbeygehen gefuͤttert wer— den, auf Huthflecken hingegen der Hirte mit dem Vieh liegen bleiben darf. Es geſchiehet ſolches theils auf eigenen, theils anf fremden Riethern, Angern, Feldern, Wieſen, Reinen, Grasflecken, nach den beſondern Rechten und Gerechtigkeiten eines jeden Orts. Die Huth und Trift unterſcheidet ſich ferner, in Anſehung des Viehes, für Rind- und Schafvieh, Pferde, Fohlen, Schweine, Ziegen, Gaͤnſe, Truthhüner, und von Rechts wegen ſollten alle dieſe unter— ſchiedenen Arten, auch nach den Gewaͤchſen unters ſchieden ſeyn: denn eine Art von Viehe frißt im- mer andere Kräuter, als die andern. Deswe— gen kann zum Exempel mit einer Herde Kuͤhe nicht ſo genau geweidet werden, daß nicht fuͤr die Schafe, welche hernach darauf kommen, et⸗ was übrig bleiben ſollte; und wenn auch mehrer ley Arten von Viehe auf einerley Triften getrieben werden, fo laͤßt doch eine immer etwas fuͤr die andere zuruͤck. Die Holländifchen Landwirthe haben durch Verſuche befunden, daß, wo acht Kuͤhe nichts mehr zur Nahrung haben finden koͤnnen, ſich on zwey Pferde ſatt gefteſſen „und nach ji: no 140 Botanifih: Oeconomiſche Abhandl. noch vier Schafe etliche Tage Futter genug ge. habt haben. Das Teiftreche beſtehet in einer Gerechtig · keit, vermoͤge deren einer ſein Vieh auf einen ge⸗ wiſſen Grund und Boden (es ſey ſein eigener oder ein fremder) treiben und weiden kann. Es kann entweder einer allein, oder mehrere zugleich das Recht haben, Huth oder Trift an einem Orte zu exerciren. Wenn ein einzelner Privatus, oder eine ein⸗ zelne Commun, oder ein Gerichtsherr, „oder ein Amt u. ſ. w. dieſe Gerechtigkeit privative exerci⸗ ret, ſo heißt es eine Haupttrift; thun dieſes aber mehrere zugleich, ſo heißt es eine Koppeltrift. Beyde Arten der Triften ſind entweder auf ge. wiſſe Arten und Anzahl des Viehes, oder auch auf gewiſſe Zeit uneingeſchraͤnkt. Wenn die Felder geſchloſſen, und die Wieſen gehegt find, fo iſt niemanden erlaubt, darauf zu huͤten. Noch we⸗ niger darf jemand mit den Schafen im Winter auf die grüne Saat hüten, außer wo es herge⸗ bracht iſt. Ueberhaupt gruͤndet ſich dieſes alles auf beſondere Rechte und Gerechtigkeiten; es iſt aber auch in verſchiedenen Landesordnungen da⸗ von Verſehung geſchehen. Was die Eintheilung der Weide betrift, ſo muß dem Viehe, naͤchſt dem Platze, darauf es den vor⸗ vom Grasbaue. 141 vorhergehenden Tag bereits gehuͤtet worden, alle Tage etwas friſches Gras eingeraͤumet, und die Abwechſelung ſo gemacht werden, daß es nicht heute Ueber fluß, und morgen Mangel empfindet. Auf einen guten Hirten kommt hiebey vieles an, und man ſollte gewiß einem ſolchen, außer dem ge— wöhnlichen Lohne, noch eine befondere Vergeltung angedeihen laſſen, wenn er das Vieh wohl in acht nimmt, mit der Weide die rechte Eintheilung macht, es zu rechter Zeit zu reinem Waſſer zum Traͤnken treibt, und vom Graſe, das zur Futte. rung undlenlich iſt, abhaͤlt. ö Die Gemeineweiden pflegt man an einigen Orten, in drey Theile abzutheilen: den erſten be— treibt man davon gleich im May mit dem Kind, viehe; der andere wird bis auf Pfingſten, und der dritte bis nach Johannis gehegt. Nach der Ernte wird das Rindvieh auf den Stoppeln ge, huͤtet, und hingegen die Schafe auſ den Anger getrieben. Dieſe und dergleichen Einrichtungen richten ſich nach dem, was an einem jeden Orte hergebracht iſt. | Wieſen, welche zur Erbauung des Heues und Grummets dienen, werden geheget, und regula- riter nicht mit Vieh betrieben, es ſey denn, daß das Heu und Grummet ſchon davon abgebracht if Von 142 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Von der im Hollſteiniſchen, Mecklenburgiſchen, und andern Staaten gewoͤhnlichen Eintheilung gan⸗ | zer Fluhren in gewiſſe ſogenannte Schläge, wo mit den Ackerfeldern und Wieſen jährlich abgewechſelt wird, finde nicht für noͤthig etwas anzufuͤhren, weil in den oͤconomiſchen Nachrichten Sr. Hoch⸗ wohlgebl. des Herrn Barons von Hohenthal, in den Leipziger Sammlungen des Herrn Hof, raths Zink, und in einer beſondern neuen Schrift des Herrn Roſenow, von der Mecklenburgiſchen Art, die Felder in Schläge zu vertheilen, ausfuͤhr⸗ lich gehandelt wird. | Von der Aufſicht der Policey Aber den Wieſewachs. Das erſte und vornehmſte Stuͤck, worauf die Policey bey dem Grasbaue zu ſehen hat, iſt dieſes, daß zwiſchen den zur Erzielung der Gräfe rey und der Getreidefruͤchte beſtimmten Dertern, oder zwiſchen Acker und Wieſe, ein beſtaͤndiges gutes Verhaͤltniß erhalten werde, das iſt, daß nicht zu wenig und nicht zu viel Wieſen in Abſicht auf den Acker ſeyn. Wenn man zu viel Acker zu Wieſen machen wollte, wie ehedem in England geſchahe, ſo wuͤrde der Ackerbau darunter leiden. Doch in Deutſchland iſt man von dieſem Fehler ſo weit entfernet, daß man vielmehr von den mei⸗ ſten Orten zu wenig Wieſewachs in Vergleich | mit vom Grasbaue. 143 mit dem Ackerbaue hat; daher denn die Viehzucht darunter leidet. Der Herr Prof. Gadd in Abo zeiget in einer 1757. gehaltenen Diſputation, daß man fünf mal fo viel Wieſen, und zehen mal fo viel Triften, als Aecker haben muͤſſe. An wie viel Orten findet man aber nicht funfzehen mal mehr Acker, als Wieſen und Triften, oder auch gaͤnzlichen Mangel daran, zum großen Schaden der Viehzucht und des Ackerbaues? da man doch Aecker genug hat, welche ſich recht gut dazu ſchi— cken, um zu Wieſen gemacht zu werden. Hiernaͤchſt ſollten auch die Wieſengewaͤchſe aller Orten unterſucht, und theils auf Vertilgung der ſchaͤdlichen, theils auf Anſaung nuͤtzlicher an die Stelle der unnuͤtzen Bedacht genommen wer— den. Oefters koͤnnen von denen Wieſengewaͤch— ſen, die das Vieh nicht frißt, dann vor denen, die dem Viehe, ſonderlich traͤchtigen, ſchaͤdlich ſind, daß es darnach verwirft, oder daß ihm die Milch vergehet, gute Gewaͤchſe nicht aufkommen. Es ſollten billig uͤberall die Hinderniſſe des Wieſen— baues aufgeſucht, und hinweg geraͤumet, und ein jeder angehalten werden, ſeinem Nachbar in der Verbeſſerung der Wieſen durch Waͤſſern, Ab⸗ ziehen des Waſſers, Duͤngung und ſo weiter zu ſtatten zu kommen, und ihm in der Abwendung alles Schadens davon behuͤlflich zu ſeyn. Hierzu ind vor allen Dingen gute Wieſenordnungen und gute Ordnungen wegen Betreibung der Felder, Aecker und Wieſen, wegen der Koppeltriften, N we⸗ 144 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. wegen rechter Beſtimmung der Huth und Weide in Hoͤlzern, wegen der Huth und Triftflecken, und wo Wieſen fehlen, wegen Anbauung des ſpani⸗ ſchen Klees, Eſparcette, Luzerne, Spark, Raygras ꝛc. wegen der Graben zu Abziehung des uͤberfluͤßigen Waſſers an Wieſen, wegen Bewaͤſſerung der Wieſen, wegen Anlegung der Bruͤcher und Suͤmpfe zu Wieſen, wegen Beſtrafung derer, die die Wieſen beſchaͤdigen, wegen Abhuͤtung des gehegs ten Graſes, wegen der Grasdeuben, und wegen verſchiedener anderer Dinge zu ſorgen, welche eine gute Wirthſchaftsart bey dieſem ſo nothwen⸗ digen Wirthſchaftsſtuͤcke an die Hand giebt. Alles, was den Huthungen des Viehes und dem Viehe daher auch felöft nachtheilig ſeyn kann, muß man nach vernünftiger Ueberlegung ſorg⸗ fältig meiden. Dahin gehoͤret unter andern, wenn die Triften zu weit abgelegen, oder bloß magere Brachtriften find, da das Vieh wenig Zeit zum Freſſen hat, und ſich kaum halb ſatt freſſen kann; wenn es an gutem und reinem Waſſer fehlt, daß das Vieh nicht Vor- und Nachmittags den Durſt ſtillen kann; oder wenn das Waller ſumpfigt iſt, die darinne befindlichen Wuͤrmer in den Leib bekommt, und krank davon wird; auch wenn das Vieh hinaus getrieben wird, die Wit terung mag beſchaffen ſeyn, wie ſie will, daraus unterſchiedene Krankheiten entſtehen koͤnnen. Es iſt daher auch noͤthig, fuͤr genugſame Stallfuͤtte⸗ rung zu ſorgen. a Die 1 — vom Grasbaue. 145 Die Huthungen und! Triften ſind an den meiſten Orten einer großen Verbeſſerung faͤhig, worauf die Policey vorzuͤglich mit zu ſehen hat. Beſonders find die Koppeltriften der Viehzucht nachtheilig: denn außerdem, daß elner dabey nicht freye Hand hat, ihre Verbeſſerung gehoͤrig zu be— wirken, ſo werden ſie durch die Menge des be— ſtaͤndig darauf getriebenen Viehes immer mehr und mehr von guten Kraͤutern entbloͤßet, und zu Locis ruderatis gemacht; da ſich denn nachher lauter untaugliche und giftige Pflanzen darauf einfinden, welche das Vieh nicht freſſen kann. Außer dieſem geben die Servituten der Huthung und Triften, und die Koppeltriften in manchen deutſchen Staaten eine Hinderniß des Ackerbaues und der Viehzucht, als der beyden erſten Haupts ſtuͤcke der andwirthſchaft, und zugleich eine frucht— bare Materie vieler Streitigkeiten ab, und es ſind theils viel juriſtiſche Bücher, mit dahin einfchla« genden Nachrichten angefuͤllt, theils hat man viel beſondere einzelne Schriſten uͤber dieſe Materie, davon eine der neueſten iſt: TokprER de Servitute ruflica agrorum culturae nociva, Lipf, | wodurch aber den Streitigkeiten nicht abgeholfen wird. Da, wo es ſich thun läßt, iſt es am beſten, die Koppelgerechtigkeit aufzuheben, indem wirks lich diejenigen, die das Ius compafcui haben, da⸗ bey gewinnen; daher auch mehrmalen durch den Weg der Guͤte, und beſondere Vertraͤge zwiſchen ſolchen Koppelberechtigten, die theils aus Abſcheu Schreb. vom Grasb. K vor 146 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. vor den öfteren Uneinigkeiten, und aus Liebe zur Eintracht, theils aus Erkenntniß des Nutzens von einer ſolchen ihnen beyderſeits wohl moͤglich zu machen geweſenen Trennung, die Koppel aus eigenem Bewegniſſe wirklich aufgehoben haben. Es wuͤrde manchem Koppelberechtigten rathſamer und vortheilhafter ſeyn, lieber gegen ein Stuͤck Geld auf dieſe Gerechtigkeit zu renunciren, und wenn er ſonſt bey ſeinem Guthe nicht vollkommne Gelegenheit zur Trift hat, die Stallfuͤtterung durch Vermehrung der Graͤſerey und Anbau derjenigen Gewaͤchſe, welche oben angemerket worden, zu verbeſſern, als ſein Vieh auf des Nachbars Felder zu treiben, wo beyde Herden nur halbes Futter genießen. Wo es gar nicht moͤglich zu machen iſt, muß ein nach den vorliegenden Umſtaͤnden eingerichteter Vergleich getroffen werden, daß kei⸗ ner zu kurz komme. An vielen Orten wird es freylich ſchwer, wo nicht unmoͤglich fallen, die Koppeltriften aufzuheben, wo der Koppelberechtig⸗ ten zu viel, und dieſe unter verſchiedener Hoheit ſtehen, welches leider! nur gar zu oft vorkommt. In dem Amte Alſtaͤdt in Thuͤringen, hatte der vorige Herzog zu Eiſenach einmal ein befonderes Feſtin angeſtellet, welches er den Hirten aller Koppelberechtigten, die in den dortigen fuͤrſtlichen Hoͤlzern die Triftgerechtigkeit haben, geben ließ, das auch daſelbſt noch unter dem Namen des Hirtenfeſts bekannt iſt. Er ließ ſie auf einen Fleck zuſammen kommen, und ihnen eine gute Mahlzeit und Bier geben. Bey dieſer . 0 eit vom Grasbaue. 147 heit ward das Vieh aufgeſchrieben, und es belief ſich die Anzahl über 60000 Stuͤck an Rind und Schafvieh, welche alle in den dortigen Gegenden ihren Unterhalt fanden, und auf einen Tag daſelbſt zuſammen kamen. Es kann aber ein Landesherr, deſſen Macht in ſolchen Policeyveranſtaltungen nicht eingeſchraͤnket iſt, zum Beſtenſ feiner Uns terthanen, vermoͤge ſeiner Gewalt durchdringen, und die Koppeltriften, wo nicht unuͤberwindliche Hinderniſſe im Wege ſtehen, ohne Nachtheil der Berechtigten aufheben, weil die Gerechtſame ein⸗ zelner Glieder eines Staats wegfallen, wenn ſie dem Wohl des ganzen Staats zuwider ſind. Eine große Verbeſſerung der Viehzucht und des Ackerbaues wuͤrde auch daher entſtehen, wenn die Gemeindetriften in der Brache an manchen Or— ten aufgehoben, und, wie in England, einem jeden Beſitzer der Felder die Freyheit gelaſſen wuͤrde, ſie zu umzaͤunen, und wie es aufs beſte geſchehen koͤnnte, zu nutzen: da denn mehrere Gründſtuͤcke zu Wieſen mit Vortheil angeleget und dem Man⸗ gel an Graswuchſe und Futter fürs Vieh am be— quemſten abgeholfen werden koͤnnte. Bey Entwerfung guter Policeyordnungen, woran noch großer Mangel in den meiſten deutſchen Staaten iſt, muß man die oͤconomi⸗ ſchen Regeln vom Wieſenbau und deſſen Ver⸗ beſſerung zum Grunde legen, und nach eines jeden Ortes Beſchaffenheit und Umſtaͤnden einrichten. K 2 Der⸗ 148 Votaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Derjenige, der ſie entwirft, muß eine allgemeine und auf die Kenntniß der Natur gegründete Ein- ſicht in den Wieſen- und Grasbau, und das Ge⸗ nie, dieſelbigen ei, die beſondern Umſtaͤnde eines jeden Landes oder Orts anzuwenden, haben; die letztern aber muß er gehoͤrig kennen. Hierzu ſind Verzeichniſſe von dem arthaften Lande jedes Orts, ſodann von den Wieſen, beſtaͤndigen und unbe⸗ ſtaͤndigen, ferner von Huthung und Triften, auch was in Gaͤrten, und ſonſten an Futter gewonnen werden koͤnne? noͤthig. Ohne dergleichen Ver⸗ zeichniſſe laßt ſich keine Einrichtung machen; nach ſelbigen aber iſt es leichte, wenn man nur die noͤthige Kenntniß der Natur und Deb be⸗ ſithet. Hierzu geben die 880 Anleitung aus Herrn Faggots Gedanken von des Vaterlandes Kennt⸗ niß und Beſchreibung, in den Abh. der Koͤnigl. Schwed. Academie, Th. 1. S. ul. und Th. 3. S. 11. von denen ich einige Auszugsweiſe mit⸗ * will. | ) Welche Oerter Kap Wieſen haben, oder nicht, in Abſicht auf den Acker oder Viehſtand? 2 Wie viel Heu an einem jeden Orte erbauet werde, und von was fuͤr Be⸗ ſchaffenheit und Preife? ? | 2) Oo Wieſen zu Ackerlande oder zu Seifen gemacht ee und warum? 2 18. 1085 vom Grasbaue. 149 3) Ob Wieſen mit Düngen und Beſaͤen in beſſern Stand geſetzt worden? oder ob auf den Wieſen Buſchweiden, Hauhecheln, Moos, u. d. g. den Gras wuchs verhin— dernde Gewaͤchſe uͤberhand nehmen? 4) Ob allzufeuchte Wieſen durch Graͤben trocken gemacht werden? 5) Ob allzu trockene zu Zeiten gewaͤſſert werden? 6) Ob ſich Oerter finden, welche mehr oder weniger ſumpfig, mooſig und moraſtig ſind, und wie ihre Beſchaffenheit it ? auch ob, und mit was fuͤr Vortheile ſie in fruchtbar Land verwandelt werden koͤnnen? 7) Ob die Wieſen und Triften mit ungeſunden Kraͤutern und Grasarten beſchweret ſind? auch was fuͤr Schaden man von einer jeden, am Viehe bemerket? 8) Ob ſich hier oder da taugliche Plaͤtze fin, den, die zu Wieſen und Viehweiden mit Nutzen anzulegen waͤren? 9) Ob die Heuernte vorſichtig geſchehe, daß deer Regen keinen Schaden thue? 3 10) Ob 150 Botaniſch Oetonomiſche Abhandl. 10) Ob der Landmann Heu und Stroh ver⸗ kauft, daß er ſelbſt nicht Vieh genug zur Duͤngung des Ackers fuͤttern kann? 11) Ob der Mangel des Graſes durch andere dienliche Bae erfetzet wird? 12) Ob die Viebweide i in gewiſſe Theile 8596 | theilet ift, und wie die Huthung geſchiehet? 13) Ob die Viehweide für Schafe dienet? ob ſich genug kurzes, ſpitzblaͤttriges und fettes Gras, beſonders Feſtuca ovina darauf fin⸗ det? oder ob ſolches an andern Orten in der Naͤhe anzutreffen iſt, wo man den Samen davon ſammlen, und auf die Schafweiden ausſaͤen kann? 14) Ob die Gelegenheit des Orts ſ0 ic, daß entweder die Haltung des Rind⸗ oder Schaf viehes vorzuziehen ſey? u. ſ. w. Inſonderheit muß nicht ohne Bewilligung des Policeyamtes verſtattet werden, daß, wenn die gehoͤrige Verhaͤltniß des Acker- und Wieſenbaues eingerichtet iſt, jedes Orts Gemeinde, nach ihrem Gefallen, Wieſen zu Acker, und Acker zu Wieſen | machen darf. Das vom Grasbaue. 151 Das Policeyamt verhuͤtet auch alle Beſchaͤ— digungen der Wieſen, und beſtellet zu dem Ende beſondere Wieſenvoigte als Aufſeher, beſtrafet die kleinern Verbrechen, als Grasdeuben, das Reiten und Fahren uͤber die Wieſen, u. ſ. w. groͤßere Verbrechen aber, als das Vergiſten der Wieſen, und dergleichen, gehoͤren vor das Juſtitzamt. Ueberhaupt gehoͤren gute Feld⸗Huth⸗ und Triftordnungen, noch an den meiſten Orten unter die Pia defideria, und der Schaden der Vernach⸗ laͤfigung in dieſem Stuͤcke aͤußert ſich auf man⸗ cherley Weiſe. Hiebey iſt noch etwas vom Anſchlage der Wie⸗ ſen zu gedenken. Diefer regulirt ſich nach dem Anſchlage der Viehzucht. Wenn man die volle Rindviehnutzung in Anſatz bringt, wie im Saͤch⸗ ſiſchen geſchieht, fo muß das für die Kühe und Kaͤlber benoͤthigte Heu und Grummet, bey dem Anſchlage der Wieſennutzung abgeze gen werden. So iſt es auch in Anſehung des Anſchlages der Schaͤfereyen beſchaffen, da ebenfalls bey dem vollen Anſchlage dasjenige Heu und Grummet, das auf die Fuͤtterung aufgehet, abgezogen, und was ſodann zunt Verkaufe übrig bleibt, in Anſatz gebracht wird. Im Brandenburgiſchen hingegen, wo der Anſchlag nicht nach der völfigen Nutzung des Rind⸗ \ K 4 und 152 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. und Schafviehes gemacht, ſondern nur ein ge⸗ wiſſes Milchgeld von den Kuͤhen und Triftgeld von den Schafen in Anſatz gebracht wird, wird der Wieſennutz völlig angeschlagen. Das Futter fuͤr die Pferde, welche auf ein Guth oder Amt gehalten werden muͤſſen, wird von der Wieſennutzung abgezogen: denn die Pferde ſind wegen des Ackerbaues und ſonſt nothwendig, und ohne ſolche waͤre keine Nutzung des Ackerbaues zu erlangen, die man einem Pachter zu Gelde anſchlaͤgt. Bey dem Anſchlage der Wieſen ſelbſt hat man vornehmlich darauf zu fehen, was fie für eine F und für einen Grund und Boden haben? Was fuͤr Graſe und Kraͤuter darauf wachſen? ob fie ein⸗ zwey- oder dreyhauig find? oder bloß Herbſtwieſen, und endlich wie groß fie find? denn von allen dieſen Umſtaͤnden dependiret die Menge und Guͤte des davon zu erzielenden Heues. | Die Huth: und Triftnutzung kann eigentlich nicht angeſchlagen werden, weil die Viehnutzung in Anſchlag koͤmmt, ohne Huth und Trift aber das Vieh nicht zu nutzen ſeyn wuͤrde; wo aber fremdes Vieh mit in die Weide genommen wer⸗ den kann, oder wenn auswaͤrtige Oerter ein ge⸗ | wiſſes Weide oder Triftgeld bezahlen muͤſſen, | | da U vom Grasbaue. 153 da wird ſolches auch mit in Anſchlag gebracht; und zwar entweder nach der Ausſage vereydeter Taxatorum, oder nach Maaßgabe des Betrags der letztern ſechs Jahre. Die allgemeinen Grundſaͤtze der policeymaͤßigen Betrachtung des Wieſenbaues findet man ſonſt bey den Schriftſtellern, welche Lehrbuͤcher über dieſe Wiſſenſchaften geſchrieben haben, z. E. in des Herrn Hofrath Fink Cameralwiſſenſchaft. Von den Rechten der Wieſen handeln TEN“ ZEL de Jure Pratorum; LEYsERI Ius Georgicum ; Klingners Dorf und Baurenrecht, Th. 2. Bilderbecks Dorf- und Landrecht, 1. B. S. 182. u. a. von den Rechten der Triften aber eben dieſe, und außerdem noch folgende Schriften: Trada- tus de Iure paſcendi, et iuprimis de Iure ovium, Zelle, 1714. 4. BARTH de Iure paſcendi; rurrsch de Iure compaſcui. Gbenderſelbe de Iure Pratorum. Ebenderſelbe von Flurrechten. srRvv de Servitute paſcendi. kopp. de Pafcuis ad culturam non redigenis. IE VSER de Iure paſcendi in Meditat. ad Pand. T. II. p. 438. Bon 154 Botaniſch⸗Oeconomiſche Abhandl. Von Austheilung und Vermeſſung der Wieſen ſind die Schriftſteller der practiſchen Geometrie, inſonderheit Zollmann in der Geometria practica S. 70. zu conſuliren. Wenn ich einzelne Materien, beſonders die von Anſchlaͤgen der Wieſen zur Verpachtung, von den Rechten, Abmeſſungen und Austheilungen der Wieſen ꝛc. vollſtaͤndig hätte ausführen ſollen, fo wuͤrde dieſe Abhandlung zu einer dem Zwecke der Aufgabe widrigen Groͤße erwachſen ſeyn, daher ich fie habe übergehen und michl nur auf die ei 4 Schriftſteler habe beziehen muͤſſen. Erklaͤrung der Figuren. Tab. I. Profil einer Pferdekrippe, worinn man den Heuſamen aufſammlen kann. 2. Raufe, welche perpendiculair auf der hintern Seite der Krippe, die etwas langer als die vor⸗ dere iſt, geſtellet, und durch die eiſernen Haaken tt, an den Staͤnder x, befeſtiget wird. b. Raufe, welche weuigſtens unter einem Winkel von 45 Grad an die Wand anlieget, und durch den Haaken O, befeſtiget iſt, in welcher die Sproſſen viel enger zuſammen geſetzet ſeyn muͤſſen, als in der Raufe a, damit nicht ſo viel Heu durch⸗ fallen kann. r. Platz, wo das Heu liegt. e. Krippe, worein der Heuſamen faͤllt, welche daher breiter ſeyn muß, als eine gewoͤhnliche Krippe, damit der Same nicht vorbey falle, und die im Boden mit einer eingefalzten Thuͤre g, verſehen iſt, damit man den Heufamen das durch in ein untergehaltenes Behältniß fegen kann. d. Zul d. Futterkrippe, worinn denen Pferden das kurze ö Futter vorgegeben wird, und die da etwas ſchmaͤ⸗ J ler gemacht ſeyn muß, damit die Pferde bequem zu der Raufe a, langen koͤnnen. a f. Schieber, welcher in der verlaͤngerten Seite der Futterkrippe d, angebracht wird, damit man die Hand durchſtecken, und den Heuſamen in der Krippe c, nach der Oefnung g, von kann. 1. Platz, wohin man die aufgehobene Streu lage. 5. Pferdeſtand. Tab. 2. Wieſenſchlepper, mit welchem die MWaulwurfshaufen eben gemacht werden. I N II || = Sea N Sarz —— — 8 ver 5 2 . 77 — — SS — r we = ee > SE SEES E 3 en = = SE rn SEES se = — = — S S s a == > > en —— 5 — == 3 — — — — esse LE me —— — — — — — 2— — — — .