a Journal! fuͤr die Gärtnerey, welches eigene Abhandlungen, Auszüge und Urtheile der neueſten Schriften, fo vom Gartenwe⸗ ſen handeln, auch Erfahrungen und Nachrichten enthält, N in J. B. Mezlers neuen ne a 1792. er 3 « Stut gart, FG Fe Fi un Inhalt des ein und zwanzigſten Stuͤcks. Abhandlungen. I, Allgemeine Bemerkungen über das Wachſen der Pflanzen, oder uͤber die Vegetation. S. 1. II. Vom Saͤen der Pflanzenſaamen. S. 51. III. ueber die Entblaͤtterung der Baͤume und Stauden zur Herbftzeit und deren dadurch bes endzweckten Verwahrung vor der heftigen Wins terkaͤlte. Von Eiſenlohr. S. 64. IV. Buͤcher⸗Anzeigen. 1. Bemerkungen und Erfahrungen in Ruͤckſicht der Mittel zu Verminderung und Tilgung der Baumraupen. Leipz. 8. 1791. S. 09. 2. C. C. Zirſchfelds kleine Garteubibliothek. S. 7 3. Garten der Flora, 1. u. 2. Heft. S. 83. 4. Gartendkonomie fuͤr Frauenzimmer. S. 89. 5. Praktiſche Erfahrungen einer kuͤnſtlichen Be⸗ fruchtung der Levkojen ꝛc. nebſt einer Anwels fung 1 . Inhalt. fung aus Nelkenſaamen Bizarden zu zie hen ꝛc. S. 93. l 6. Aurifelflor, oder nach der Natur gemaltes Verzeichniß aller vorzüglich ſchoͤnen und gu— ten Sortiments⸗Aurikeln, 1. B. 1. Heft ꝛc. S. 96. j 7. Flora, oder Nachrichten von merkwürdigen Blumen, VI. Heft ꝛe. S. 101. V. Merkwuͤrdigkeiten, Vortheile und andere Nach⸗ richten, welche die Gaͤrtnerey betreffen. . Vortheile, das vollkommene Aufbluͤhen der Nelke VEgyptienne zu befördern und die A anas Phyſalis aus abgeſchnittenen Zwei— gen zu erziehen, von Hrn. Winkler. S. 106. 2. Anzeige von einem neu heraus zukommenden Gartenbuch. S. 113. 3. Neues Mittel zur Befoͤrderung der Reiffe und Größe der Baumfruͤchte. S. 129. 4. Noch 2 Vortheile in der Gaͤrtnerey. S. 122. 5. Nachricht von Hrn. Lieut. Kanfts vermehr⸗ ten Nelken und Aurikeln-Verzeichniſſen aufs Jah! 1701. E. 124, 6. M. Klüpffels von Weinſperg neue 1791, aus Saamen erhaltene Nelken. S. 126. 2. Melfenverzeichniß ꝛc. von Gerhard Suͤlle in Bremen. S. 131. gs L Allgemeine Bemerkungen uͤber das Wachſen der Pflanzen, oder uͤber die Vegetation. (Nie Pflanzen vergroͤſſern ſich, vermeh— D ren und dehnen die beſondern Thei⸗ le, woraus ſie zuſammengeſetzt ſind, in die Hoͤhe, in die Dicke, und in die Breite aus, und alle dieſe Veraͤnderungen, die man an ihnen wahrnimmt, heißt ihr Wachsthum, Vegetation. Sie endigt ſich bey den ein— und zweyjaͤhrigen, oder bey ſolchen Gewaͤch⸗ ſen, die nur einen Sommer, oder zween Sommer ausdauren, und dann, wann ſie 1 ihre 2 1. Allgemeine Bemerkungen über ——ͤ —-— — — — ihre Fructification zu Stande gebracht ha— ben, abſterben, mit dem vollendeten und reif gewordenen Saamen, bey den meiſten aber, und vornemlich bey den Baͤumen und Stauden erſt nach vielen Jahren, von einer nach und nach entſtehenden Entkraͤftung, wo⸗ zu oftmals aͤußerliche Verletzungen durch In- ſekten, widrige Witterung, heftige Winter kaͤlte, Sturmwinde, die Hauptaͤſte abreiſſen, und ſtarke Verwundungen verurſachen ꝛe. Ans laß geben. Pflanzungsfehler, ungeſchicktes Duͤngen, allzuſtarke Verſtuͤmmlungen durch das Beſchneiden oder Aushauen der Aeſte und Zweige, Vertrocknung in heiſſen und trocknen Sommern, uͤbermaͤſſiges oder zur Unzeit vorgenommenes Begieſſen ꝛc. koͤnnen einer Pflanze den Tod verurſachen. Doch hievon wird in der Folge noch geredet wer den. f Alle lebende Kreaturen, ſagt Linne in der Philoſ. botan. S. 88. in der Ausgabe von 1751 entſtehen aus einem Ey, und folge lich auch die Pflanzen, deren Saame das Ey \ das Wachſen der pflanzen. 83 — . ———— —— — — — — * Ey iſt. Jede Pflanze hat beſondere Theile, woraus ſie zuſammengeſetzt iſt, Wurzel, Stamm, Aeſte, Ranken, Blaͤtter, Bluͤthen, Saamen. Nur die Schwaͤmme ſcheinen hier eine Ausnahme zu machen, die zwar Wur⸗ zeln, einen Stamm, vielleicht auch Bluͤthen, aber weder Blaͤtter noch Seitenaͤſte haben, obgleich ihr Hut wenigſtens die Stelle der Blaͤtter zu vertreten ſcheint. Jene Pflanzen⸗ theile beſtehen wieder aus mancherley Zu— ſammenſetzungen. Die Wurzeln ſind in der Erde verborgen, ſaugen die Nahrung fuͤr die ganze Pflanze aus derſelben, und fuͤhren ſie in Roͤhrchen durch die Pflanze und in alle ihre beſondere Theile. Doch ſind fie nicht die einzigen Nahrungsgefaͤſſe, ſondern auch die Blaͤtter ſaugen aus der Luft allerley in ſich, wodurch die Pflanzen genaͤhrt und er⸗ friſcht werden. Die Wurzeln haben ein Mark, Holz, Baſt, eine ſchwammigte Haut, die das Holz umgiebt, über, epidermis, und die Rinde. Die Hauptwurzel treibt mehrere klei⸗ nere und duͤnnere Wuͤrzelchen aus ſich hervor, A 2 die * \ \ 1 I. Allgemeine Bemerkungen über — — — — 1 die noch weitere Nahrungsſaͤfte derſelben zu— führen, und dieſe von allen Seiten her auf ſuchen, die daher als vorzuͤgliche Mahrungs— gefaͤſſe betrachtet werden muͤſſen. Die Wur⸗ zeln find nach ihrer Geſtalt, Lage und Auss breitung ſehr verſchieden. Einige find eins fach, an den Rüben, andere vielaͤſtig, oder in mehrere Seitenwurzeln auslauffend, an den Baͤumen, perpendikular, gerad ſich in die Tiefe des Bodens ſenkend, Herzwurzeln, horizontal, unter der Oberflaͤche des Bodens lauffend, und mit dieſem parallel, an der Iris, knolligt, aus mehreren rundlichen Wur— zeln zuſammengeſetzt, an den Gichtroſen, krie— chend, die in die Breite auslauffen, die mehrer ſten Nadelhoͤlzer, zaſerigt, die aus lauter zarten Haarwurzeln beſtehen, abgekuͤrzt, abgebiſſen, die eine abgeſtumpfte Wurzel haben, und in keine Spitze ausgehen, Teufels-Abbiß, Skabioſen. Die Hauptwurzeln der Zwiebelgewaͤchſe ſchei⸗ nen aus zwo Wurzeln zu beſtehen, aus der Zwiebel, und ans den zaͤrtern Wuͤrzelchen, die unten aus der Zwiebel heraus wachſen. Die das Wachſen der Pflanzen. N Die Zwiebel der Tulpe verzehrt ſich uͤber der Hervorbringung der Blaͤtter, des Stiels, der Blume und der Saamen, laͤßt nur die lee? ren Haͤute zuruͤck, bringt aber dagegen immer wieder in eben dem Jahr eine neue Zwiebel hervor. Der Ritter Linnaͤus zaͤhlt auch die Stämme der Baume und der Stauden zu den Wurzeln, und heißt ſie Wurzeln uͤber der Erde, und leitet daraus die Erklaͤrung her, warum Baͤume, die mit den Aeſten in den Boden geſetzt werden, daß die Wurzeln oben und in der Luft zu ſtehen kommen, aus dieſen Wurzeln Aeſte bilden, Blaͤtter und Bluͤthen tragen. Doch muͤſſen dieſe Verſu— che nur mit noch jungen Baͤumchen gemacht werden, wenn fie gerathen ſollen. Die Wur zeln haben Augen, Keimen, gemmae, wor, aus nicht nur andere und neue Wurzeln her⸗ vocrwachſen, fondern auch die ſogenannten Wurzelſchoſſen entſtehen, und wodurch meh? rere Gattungen von Bäumen und Stauden ſich fortpflanzen und vermehren. Dieſe Er⸗ ſcheinung kann daher ſehr gluͤcklich bey ſolchen A 3 ans? 6 I. Allgemeine Bemerkungen uͤber 5 auslaͤndiſchen Gattungen benutzt werden, die in unſerm Clima keinen reiffen Saamen tra- gen, oder auch auf eine andere und kuͤnſtliche Weiſe ſich ſchwer vermehren laſſen, wenn man Seitenwurzeln aufgraͤbt, ihre aͤußer⸗ ſte Spitze hervorzieht und ſie der Luft ausſetzt. Mit Roſen, die ſonſt nicht leicht ſich durch Wurzelſchoſſe fortpflanzen, hat man auf dieſe Art ſchon die gluͤcklichſten Verſuche gemacht. Die Wurzel iſt immer der erſte Theil, welcher aus dem Saamen ſich entwickelt, zum deutlichen Beweiſe, daß die Pflanzen von ihr han fächlich genaͤhrt werden. Erſt nach ihr entwickelt ſich der Keim, oder der Cotyledon. Aus dieſem entſtehen bey den Kräutern, herbae, der Strunk, die Blaͤtter, der Blu⸗ men : oder Fruchtſtiel, die Frucht und der Saamen, vornemlich auch die Knoten, die bisher von den Kraͤuterkennern meiſt uͤberſehen worden, und worauf uns der Hr. Geh. Rath von Goͤthe erſt neuerlich aufmerkſam gemacht a hat, das Wachſen der Pflanzen. | 1 hat,) und die nach feinen Wahrnehmungen und Behauptungen fo viel ja alles zur Ente wicklung der Pflanzen bis zu ihrer Haupt— beſtimmung, der Hervorbringung der Frucht, beytragen ſollen. Dieſe Knoten findet der Hr. von Göthe ſchon in den Keimen, Co tyledonen, Saamenblaͤttern, und zwar in dem— jenigen Punkt, wo dieſe angeheftet ſind, und nimmt dieſen für den erſten wahren Knoten⸗ punkt an. Ein Beweis davon ſind ihm die jungen Augen, welche unmittelbar an eis nigen Pflanzen, z. E, an der Vicia Faba, unter den Flügeln der Cotyledonen hervor wachſen. Aus den Cotyledonen eucſtehen Blaͤtter, und durch dieſe breitet fu ſer⸗ nere Ausbildung unaufhaltſam von Knoten zu Knoten aus, indem ſich ihre mittlere Rip⸗ pe verlaͤngert, und die von ihr entſpringende Nebenrippen ſich mehr oder weniger nach den Seiten ausſtrecken. Bey mehreren Pfianzen A 4 | wird ) In der kleinen Schrift: Verſuch, die Me⸗ ttamorphoſe der Pflanzen zu erklaͤren, Go tha, bey C. W. Ettinger 1790, gr. 8. ‘ I I. Allgemeine Bemerkungen über wird bemerkt, daß ein Knoten aus dem an— dern entſpringe. Bey Stengeln, welche von Knoten zu Knoten geſchloſſen ſind, bey den Cerealien, den Graͤſern, Rohren iſt es in die Augen fallend; nicht eben fo ſehr bey ans dern Pflanzen, welche in der Mitte durchaus hohl und mit einem Mark oder vielmehr ei: nem zelligten Gewebe ausgefuͤllt erſcheinen. Da man aber dem Mark den ſcheinbar bes haupteten Einfluß in das Wachsthum mit uͤberwiegenden Gruͤnden abgeſprochen, ) und der innern Seite der zweyten Rinde, dem ſogenannten Fleiſch, alle Trieb und Her: vorbringungskraft zuzuſchreiben nicht gezwei⸗ felt hat: ſo wird man ſich eher uͤberzeugen, daß ein oberer Knoten, indem er aus dem vorhergehenden entſteht, und die Gäfte mit: telbar durch ihn empfaͤngt, ſolche feiner und filtrirter erhalten, auch von der inzwiſchen geſchehenen Einwirkung der Blaͤtter genieſ— ſen, ſich ſelbſt feiner ausbilden und ſeinen Blaͤttern und Augen feinere Saͤfte zubringen | muͤſ⸗ *) Hedwig, in des Leipz. Magaz drittem St. ) das Wachſen der Pflanzen. 9 P a muͤſſe. Dadurch bereitet ſich die Pflanze zu ihrer zweyten Epoche, der Epoche der Bis the. Die Stengelblaͤtter ziehen ſich von ih⸗ rer Peripherie herein wieder zuſammen, ihre mannigfaltigen äußern Eintheilungen fangen. an ſich zu verlieren, und an ihren untern Theilen, wo ſie mit dem Stengel zuſammen⸗ haͤngen, ſich mehr oder weniger auszudeh⸗ nen, wir ſehen, wo nicht die Raͤume des Stengels von Knoten zu Knoten merklich verlaͤngert, doch wenigſtens denſelben gegen feinen vorigen Zuſtand viel feiner und ſchmaͤch⸗ tiger gebildet. Dieſes kann durch allzuhaͤuf⸗ fige Nahrung aufgehalten werden. Entzieht man dieſe der Pflanze, fo werden die Orga— ne der Knoten verfeinert, die Wirkung der unverfaͤlſchten Saͤfte reiner und kraͤftiger, die Umwandlung der Theile wird moͤglich, und geſchiehet unaufhaltſam. Der 1 wird gebildet, oft ſchnell, wenn der S engel, von dem Knoteu des letzten ausgebildeten Blat tes an, auf einmal verlaͤngert und verfeinert, in die Hoͤhe ruͤckt, und an ſeinem Ende meb⸗ A 5 rere J. Allgemeine Bemerkungen über rere Blaͤtter um eine Axe verſammlet. Der Kelch iſt zu einer Organe einer weitern Ver feinerung beſtimmt, und macht den Uebergang zur Krone, und ſchon wird dieſer Uebergang durch die Faͤrbung einiger Theile des Kelchs, der Spitzen der Raͤnder, der Ruͤcken oder gar der inwendigen Seite ſichtbar, mit welcher Faͤrbung jederzeit eine Verfeinerung verbun— den iſt. Wie von den Saamenblaͤttern her auf eine groſſe Ausdehnung und Ausbildung der Blaͤtter, beſonders ihrer Peripherie, und von da zu dem Kelche, eine Zuſammen— ziehung des Umkreiſes vor ſich geht: ſo wird die Krone abermals durch eine Ausdehnung hervorgebracht. Die Kronenblaͤtter find ges woͤhnlich groͤſſer als die Kelchblaͤtter, und es laͤßt ſich bemerken, daß, wie die Organe im Kelch zuſammengezogen werden, fie. ſich nun? mehr als Kronenblaͤtter durch den Einfluß rei⸗ nerer, durch den Kelch abermals filtrirter Saͤf— te, in einem hohen Grad verfeint wieder aus⸗ dehnen, und neue ganz verſchiedene Organe bilden. Immer arbeitet die Natur von dem „ Keim das Wachſen der Pflanzen. 11 Keim an, durch die Stengelblaͤtter, die manchmal, wie an den Tulpen nicht ſelten wahrgenommen werden kann, gefaͤrbt wie die Kronenblaͤtter erſcheinen auf den Kelch, auf die Krone und Bluͤthe. Manchmal uͤberſpringt die Natur das Organ des Kelchs, und bringt die Krone ohne dieſen hervor. Die hoͤchſte Reinheit der Materie ſcheint jedoch noch nicht in den Kronenblaͤttern erreicht zu ſeyn, die die Natur zur Hervorbringung der Geſchlechts⸗ theile und der Nektarien noͤthig hat, Dieſe, die Nektarien, ſind Zwiſchenwerkzeuge zwi⸗ ſchen der Krone und den Staubwerkzeugen, und langſame Uebergaͤnge von den Kelchblaͤt⸗ tern zu den Staubgefaͤſſen; fie beſtehen meiſt in Gruͤbchen oder Glandeln, welche einen honigartigen Saft abſcheiden, der eine noch unausgearbeitete nicht voͤllig determinirte Be⸗ fruchtungs⸗Feuchtigkeit zu ſeyn, und von den Staubgefaͤſſen eingefogen, darinn mehr determi⸗ nirt und voͤllig ausgearbeitet zu werden ſcheint. Ihre Geſtalt iſt ſehr verſchieden, und ihre Bildung nähere ſich bald den Kronenblaͤttern, bald 12 J. Allgemeine Bemerkungen über bald den Staubwerkzeugen, oder das Honig⸗ gruͤbchen bringt auf der Ruͤckſeite des Blat⸗ tes eine Sporn- oder Hornartige Verlaͤnge⸗ rung hervor. Die Geſchlechtstheile werden durch die ſogenannte Spiralgefaͤſſe, wie die uͤbrigen Theile hervorgebracht, wie durch mi— croſcopiſche Beobachtungen auſſer allen Zwei⸗ fel geſetzt iſt. Die feine Materie, welche ſich in den Antheren entwickelt, erſcheint als ein Staub. Dieſe Staubfügelchen find Gefäffe, worinn eln hoͤchſt feiner Saft aufbewahrt iſt. Der Hr. G. R. von Goͤthe pflichtet der Mey⸗ nung derjenigen bey, welche behaupten, daß dieſer Saft von den Piſtillen, an die ſich die Staubkuͤgelchen anhaͤngen, eingeſogen, und fo die Befruchtung bewirkt werde. Es wers de dieſes um fo wahrſcheinlicher, da einige Pflanzen keinen Saamenſtaub, vielmehr nur eine bloſe Feuchtigkeit abſondern. Wie die Staubwerkzeuge durch eine Zuſammenziehung entſtehen, fo iſt auch dieſe der Grund, wor— aus die Entſtebung des weiblichen Geſchlechts⸗ theils, des Griſſels, herzuleiten iſt. Und nun das Wachſen der Pflanzen. 13 — —— — — — nun ſchreitet die Natur wieder zur groͤſten Ausdehnung durch Hervorbringung der Fruͤch— te fort. Sie iſt ſowol an innerer Kraft als aͤuſſerer Geſtalt oft ſehr groß, ja ungeheuer. Da ſie gewoͤhnlich nach der Befruchtung vor ſich geht: ſo ſcheint der nun mehr determi— nirte Saame, indem er zu einem Wachs: thum aus der ganzen Pflanze die Säfte her: beyzieht, ihnen die Hauptrichtung nach der Saamenkapſel zu geben, wodurch dann ihre Gefaͤſſe genaͤhrt, erweitert und oft in dem hoͤchſten Grade ausgefuͤllt und ausgeſpannt werden. Man wird uͤbrigens bey genauer Beobachtung die Blattgeſtalt an den Saamen— behaͤltern, ohnerachtet ihrer mannigfaltigen | Bildung, ihrer beſondern Beſtimmung und Verbindung unter ſich, nicht verkennen. Ob⸗ gleich dieſes alles, was von dem Wachsthum der Pflanzen und der Entwicklung ihrer Theile bis zur Bluͤthe und Frucht geſagt worden, von den einjaͤhrigen Pflanzen abgezogen iſt: ſo laͤßt es ſich doch auch auf die perennirende und auf die Augen tragende anwenden. Je⸗ der 14 J. Allgemeine Bemerkungen über der Knoten hat von der Natur die Kraft, ein oder mehrere Augen in der Naͤhe der ihn bekleidenden Blaͤtter, welche die Bildung und das Wachsthum der Augen vorzubereiten und mit zu bewirken ſcheinen, hervorzubringen. Hierauf berußhet die erſte, einfache, langſam fortſchreitende Fortpflanzung der Vegetabilien. Dieſe Augen haben in ihren Wirkungen eine. groſſe Aehnlichkeit mit dem reifen Saamen, ' Das Aug hat weder einen bemerkbaren Wur— zelpunkt, der jedoch ſich darinn enthalten muß, noch bedarf es der Cotyledonen, weil es mit ſeiner ſchon voͤllig organiſirten Mutterpflanze zuſammenhaͤngt, und aus derſelbigen hinrei— chende Nahrung erhält, Man hat gelernt, an mehreren Gewaͤch— ſen, vornemlich an einigen Baͤumen, dieſen zuſammengeſetzten und lange daurenden Pflan⸗ zen, das Bluͤhen und Fruchttragen zu be⸗ ſchleunigen, nachdem man beobachtet hat, daß ein Baum in einem weiten Gefäße überflüf ſig genaͤhrt, mehrere Jahre hintereinander Zweige aus Zweigen hervorbringe, da derſel— 5 be, das Wachſen der Pflanzen. 15 — — be, in ein engeres Gefaͤß eingeſchloſſen, b ſchnell Bluͤthen und Fruͤchte trage, und man geſehen hat, daß die anderwärtige fucceflive Entwicklung hier auf einmal zuſammenge⸗ draͤngt hervorgebracht werde. Linne nannte dieſe Wirkung der Natur Prolepfis, eine An- ticipation, weil die Pflanze manche ſonſt ge— woͤhnliche Fortſchritte uͤberſchreitet. An den Pomeranzen : Zitronen » und dergleichen in Gefaͤſſen unterhaltenden Baͤumen iſt dieſe Wahrnehmung mit Vortheil benuzt worden. Betrachten wir alſo eine Pflanze, in ſo⸗ fern ſie ihre Lebenskraft aͤuſſert, ſo ſehen wir dieſes auf eine doppelte Art geſchehen, zuerſt durch das Wachsthum, indem ſie Stengel und Blaͤtter hervorbringt, und ſodann durch die Fortpflanzung, welche in dem Bluͤthen— und Fruchtbau vollendet wird. Betrachten wir das Wachsthum näher, fo ſehen wir, daß, indem die Pflanze ſich von Knoten zu Knoten, von Blatt zu Blatt fortſetzt, indem fie ſproßt, gleichfalls eine Fortpflanzung ge: ſchehe, \ 16 I Allgemeine Zitmerkähnen über ee ſchehe, die fich von der Fortpflanzung durch Bluͤthe und Frucht, welche auf einmal ges ſchiehet, darinn unterſcheidet, daß fie fuccef ſiv iſt, daß fie ſich in einer Folge einzelner Entwicklungen zeigt. Dieſe ſproſſende, nach und nach ſich aͤuſſernde Kraft iſt mit jener, welche auf einmal eine groſſe Fortpflanzung entwickelt, aufs genaueſte verwandt. Man kann unter verſchiedenen Umſtaͤnden eine Pflan⸗ ze noͤthigen, daß ſie immer fortſproſſe, man kann dagegen den Bluͤthenſtand beſchleunigen. Jenes geſchiehet, wenn rohere Säfte der Pflans ze in einem gröfferen Maaſe zudringen, die⸗ ſes, wenn die geiſtigeren Kraͤfte in derſelben uͤberwiegen. Da das Sproſſen eine ſuceeſſi— ve, der Bluͤthen - und Fruͤchtenſtand aber eine ſimultane Fortpflanzung iſt, ſo wird auch die Art, wie ſich beyde aͤuſſern, dadurch be— zeichnet. Eine Pflanze, welche ſproßt, dehnt ſich mehr oder weniger aus, ſie entwickelt ei⸗ nen Stiel oder Stengel, die Zwiſchenraͤume von Knoten zu Knoten ſind meiſt bemerkbar, und ihre Blaͤtter breiten ſich von dem Sten— gel das Wachſen der Pflanzen. 17 —— — gel nach allen Seiten zu aus. Eine Pflanze dagegen, welche blüht, hat ſich in allen Thei⸗ len zuſammengezogen, Laͤnge und Breite ſind gleichſam aufgehoben, und alle ihre Organe ſind in einem hoͤchſt concentrirten Zuſtande, annaͤchſt an einander entwickelt. | Dieſe Theorie iſt ſcharfſinnig und aus ge: nauen Beobachtungen an den wachſenden Pflan— zen hergeleitet. Wer auch auf die mannich⸗ faltigen Entwicklungen einer Pflanze, die fie bis zum Bluͤthenſtand und zur Hervorbrin⸗ gung der Früchte und des Gaamens durch laufen muß, die nöͤthige Auſmerkſamkeit ger wendet hat, wird ihr nicht wol ihren Beyfall verſagen koͤnnen. Und doch laſſen ſich noch. nicht alle Erſcheinungen und Veraͤnderungen in der Bereitung der Säfte, nicht die fo groß fe Verſchiedenheit des Geruchs und des Gr - ſchmacks dieſer Säfte, die doch gerade zum Wachsthum und zur gaͤnzlichen Entwicklung der Pflanze bis zur Frucht erfordert wird, dar: aus erklaͤren. Wie viele Veraͤnderungen, V Durch 18 J. Allgemeine Bemerkungen über - — — Durchſaͤugerungen, Gaͤhrungen u. d. muͤſſen dieſe Saͤfte, von ihrem Eintritt in die Wur— zeln an durchlauffen, bis fie ſich in der Bluͤ⸗ the und in der Frucht auf fo mancherley Weis ſe faͤrben, und den ſo verſchiedenen Geſchmack und Geruch, die ſie in ihrer Vollendung an— nehmen, bekommen. Noch iſt es keinem Phy⸗ ſiker gelungen, dieſe Erſcheinungen auf eine befriedigende Art zu erklaͤren. Nur weiß man, daß zu Hervorbringung dieſer Faͤrbungen, des Geruchs und des Geſchmacks das Licht, vor nemlich Sonnenſchein, Waͤrme zur Berei⸗ tung der Pflanzenſaͤfte für dieſe Veraͤnderun⸗ gen erfordert werden, und man hat kuͤnſtliche Mittel erfunden, den Mangel der Waͤrme und des Sonnenſcheins zu erſetzen, oder ſie, wenn der Grad derſelben zu gewiſſen Pflan— zen ſelbſt im Sommer, oder zu andern und ein minderes Waͤrmemaaß erfordernden Ger waͤchſen im Winter zu verſchaffen, und nach Erforderniß ſolche zu verſtaͤrken. Man bes wirkt dieſes durch die ſogenannte Treibhaͤuſer, durch die Miſt⸗ und Lohbeete und durch die Ge, ) das Wachen der Pflanzen. 19 Gewaͤchshaͤuſer, wodurch man den Pflanzen die zu ihrem Wachsthum, zu ihrem Bluͤhen und zu Hervorbringung des Saamens erfor— derliche groͤſſere Waͤrme verſchafft, als ſie in freyer Luft bey uns nicht erhalten koͤnnten. Durch dieſe kuͤnſtliche Waͤrme werden die bey uns ſonſt im Winter ruhende Gewaͤchſe ins Wachſen angetrieben, und auch die nur in den heiſeſten Gegenden ſortkommende Pflan— zen nicht nur erhalten, ſondern ſogar zu Tra— gung ihrer Fruͤchte, wie der Caffeebaum, die Muſa, die Ananas u. a. genoͤthiget. Es fehlt jedoch an manchen Eigenſchaften ſolcher | erkuͤnſtelten Produkte, die fie in ihrem Bar terland und in der natürlichen Waͤrme veflel- ben zu haben pflegen; ſo wie auch die ſonſt in unſerm Clima gedeihende Gewaͤchſe, die zur Winterzeit getrieben werden, weder den natuͤrlich guten Geſchmack noch auch das Naͤh⸗ rende an ſich haben, die ſie, wenn ſie zu rech ter Zeit und im Freyen aufzewachſen ſind, zu haben pflegen. Es fehlt ihnen die Eräftige Einwirkung des Sonnenſcheins, den man ih— B 2 nen N / 26 J. Allgemeine Bemerkuntten über nen nicht verſchaffen kann, wie die Waͤrme, ob man gleich jenen durch vorgelegte Cases und Fenſter zu verftärfen ſucht. Haun tſaͤch⸗ lich ſtehet auch der Vervollkonumnung foicher kuͤnſtlich gezogenen Pflanzen der Mangel der friſchen Luft entgegen. Denn da die erkuͤn—⸗ ſtelte Wärme durch Bedeckungen unterhalten werden muß: ſo ſtecken ſie meiſt in einer Luft, die mit den Ausduͤnſtungen der Pflanzen ſelbſt, des Miſts oder der Lohe, und des Waſſers, womit ſie begoſſen werden, durchaus ange— fülfe und folglich hoͤchſt unrein ſeyn muß. Man ſucht zwar dieſe faulende Luft mit Oeff⸗ nung der Fenſter in den Gewaͤchs- und Treibe haͤuſern, und mit Aufſtellung derſelben in den Miſt⸗ und Treibbeeten von Zeit zu Zeit zu erfriſchen. Wie wenig aber dieſes hin⸗ reichend ſey, geſetzt daß man es oft thun fönne, ob man gleich durch widrige und kal⸗ te Witterung manche Tage genoͤthiget wird, ſolches zu unterlaſſen, kann man aus dem faͤulenden Geruch, den man in oder aus fol chen Treibhaͤuſern und Treibbeeten empfindet, leicht das Wachſen der Pflanzen. 21 leicht abnehmen. Und hieraus muß auch der unvollkommene Zuſtand ſolcher Pflanzen und ihrer Fruͤchte erklaͤret werden, ſo wie daraus die Nothwendigkeit einer reinen duft und des freyen Sonnenlichts zum gluͤcklichen Wachs: thum der Pflanzen und zur richtigen Berei⸗ tung ihrer Saͤfte daraus erhellet. Einen weitern Beweis hievon geben uns auch unſre einheimifche Gewächfe, welche zur Winterszeit in Kellern oder Gewoͤlben einge⸗ feßt werden. Die Wärme, die ſie in ſol⸗ chen verſchloſſenen Gewoͤlben genieſſen, ver ſetzt ſie zwar ins Wachsthum, ſie treiben Blaͤtter und Stengel, aber aus Mangel eis ner reinen Luft und des Sonnenlichts koͤnnen ſich dieſe Auswuͤchſe nur weiß oder gelb faͤr⸗ ben, und nie die ihnen natürliche grüne Far: be anziehen. Geſchiehet es, daß eine ſolche in Gewoͤlben eingeſchloſſene Pflanze nahe an einer in denſelben befindlichen Oeffnung geſetzt iſt, und etwa durch eine Spalte friſche Luft und manchmal einiger Sonnenſchein oder nur B 3 Licht * 22 I. Allgemeine Bemerkungen über — — Licht eindringt: ſo wird ſie ihr Wachsthum gleich nach dieſer Spalte richten, und an den Theilen, die derſelben nahe kommen, ſich mehr oder weniger ins Gruͤne faͤrben, je mehr oder weniger dieſer Theil Luft, Licht oder Sonnen: ſchein empfängt. Freye Luft und Tageslicht auch ohne Sonnenſchein erhält viele Pflan⸗ zen eine geraume Zeit in ihrem geſunden Zu— ſtand und bey ihrer natuͤrlichen gruͤnen Farbe. Selbſt einige Pflanzen erfordern eine fchattige te Stelle zu ihrem Wachsthum, Bluͤthen⸗ und Saamenſtand, und ein voller Stand in der Sonne würde ihnen das Verderben zus ziehen, z. B. die Aurikel, die, wenn man ſie auch in den heiſeſten Sommermonaten, im Julius und im Auguſt, an meiſt ſchattig⸗ ten Stellen unterhält, ſchon von der Warme in einen ſchwaͤchlichen Zuſtand verſetzt werden, und in ihrem Wachsthum ganz ſtille zu ſte⸗ hen pflegen. Andere Pflanzen hingegen koͤn— nen zu ihrer Vervollkommnung den Sonnen⸗ ſchein ſchlechterdings nicht entbehren. Dieſes erfahren die Gaͤrtner, die mit aller angewand⸗ ten das Wachſen der Pflanzen. 23 ten Kunſt und Fleiß in ihren Treib = und Fruͤhbeeten die Gewaͤchſe nicht zur Vollkom— menheit bringen koͤnnen, wenn der Winter viele oder nur lauter truͤbe Tage hat. Allein ſo nothwendig Luft, Licht und Son⸗ ne den Gewaͤchſen zu ihrem Wachsthum ſind: ſo erfordern ſie hiezu noch etwas weiters, eine fruchtbare Erde und die erforderliche Anfeuch—⸗ tung. Worinn aber die zum Pflanzen⸗Wachs⸗ thum erforderliche Materie beſtehe, daruͤber hegen die Naturforſcher noch eine verſchiedene Meynung. Die aͤltere Naturforſcher haben den Salpeter für die Hauptnahrung der Pflanz- zen gehalten, und es wird durch Verſuche be— beſtaͤtiget, daß dieſes Salz, wenn es nicht uͤbermaͤſſig bey den Pflanzen angewandt wird, das Wachsthum derſelben befördere und ver⸗ mehre. Aber das einzige Nahrungsmittel der Gewaͤchſe iſt weder der Salpeter noch ein an— deres Salz. Die neuern Naturforſcher fin den die Pflanzennahrung im Waſſer, Salz, einer zarten Erde und einem Oehl: und dieſe B 4 Mey⸗ 24 1. Allgemeine Bemerkungen uͤber ——ñ04—U— — — —— Meynung, die ſich auf chymiſche Unterſuchun⸗ gen der Beſtandtheile der Pflanzen gruͤndet, ſcheint die mehreſte Wahrſcheinlichkeit vor ſich zu haben. Dieſe Pflanzennahrung, *) die in einer Miſchung von Erde (wovon jedoch nur die feinſten Theilchen in die Pflanzen gefuͤhrt werden) von Waſſer, von Luft, von Oelen und Salzen beſteht, befindet ſich vornemlich in der Oberflaͤche des Erdbodens, woraus ſie von den anziehenden Kraͤften der Wurzeln den Gewaͤchſen zugeeignet wird. Je mehr ſich von dieſen Theilen der Pflanzennahrung mit der gehörigen Miſchung in einem Boden be⸗ finden, deſto groͤſſer iſt feine Fruchtbarkeit. Dieſe fruchtbare Theile erhaͤlt die Erde vom Regen, Schnee, verfaulten und vermoderten Gewaͤchſen; und wenn dieſe nicht in zurei⸗ chender Menge für die mit beſondrer Sorg⸗ falt gepflanzten Gewaͤchſe auf die gewoͤhnliche Weiſe zugefuͤhrt werden koͤnnen, wenn die vorhanden geweſene Pflanz ennät ea durch eine *) Hirſchfelds Handbuch der ie aba J. Th. S. 33. das Wachſen der Pflanzen. 25 eine groͤſſere Anzahl von Pflanzen in dem Bo⸗ den aufgezehrt worden find: fo kann man ſie auf einmal durch den Miſt von Thieren, durch eine ausgeruhte Erde und durch andere Duͤn⸗ gerarten, worinn ſich jene Pflanzennahrung haͤuffig befindet, wieder erſetzen. Man würde zwar einen ſolchen ausgeſogenen Boden wie⸗ der zu einer fruchtbaren Erde herſtellen koͤn⸗ nen, wenn man ihn auch nur der Natur uͤber⸗ laſſen wollte. Aber dann müßte man ihn meh rere Jahre unbenutzt laſſen, ihm eine lange Ruhe goͤnnen, und ihn nicht mit Gewaͤchſen, die nicht auf und in ihm verfaulen duͤrften, ſondern für die Oekonomie verbraucht wer⸗ den, bepflanzen. Inzwiſchen kann doch dieſe langſame Wiederherſtellung eines unfruchtbar gewordenen Bodens manchmal mit Vortheil angewandt werden, und in manchen Weinge— genden laͤßt man alte Weinberge zwey bis drey Jahre, nachdem man die alten Weinſtoͤcke ausgehauen hat, wuͤſt liegen, laͤßt fie mit Gras uͤberwachſen, oder man beſaͤet fie mit Klee, damit ſie, wie man zu ſagen pflegt, V 5 einen — — — mn — 26 I. Allgemeine Bemerkungen uͤber einen Raſen ziehen. Erſt nun, wann ſie die⸗ ſen angeſetzt haben, werden ſie wenigſtens zween Fuß tief umgegraben (rejolt oder gereu⸗ tes) und mit neuen Reben beſetzt. Die Guͤ⸗ te dieſer Methode beſtaͤtigt nun die Er⸗ fahrung, und man ſiehet in einem ſolchen ausgeruheten Boden die jungen Rebſtoͤcke weit ſtaͤrker und freudiger wachſen, als in einem, Boden, der ſogleich und ohne daß man ihn ruhen laſſen, umgebrochen und mit Reben beſetzt worden iſt, wenn man ihm auch gleich mit Duͤnger zu Huͤlfe kommt; da hin⸗ gegen ein junger Weinberg, der auf die an⸗ gezeigte Art zubereitet worden iſt, erſt im zwey⸗ ten oder dritten Jahr eine een mit Miſt noͤthig hat. Dem Gaͤrtner und dem Feldbauer if es zwar ſchon genug, wenn er nur uͤberhaupt weiß, daß er die abgegangene Fruchtbarkeit ſeines Feldes durch ausgeruhete Erde und durch die von den Thieren kommende Miſtarten wie⸗ der erſetzen und herſtellen koͤnne, und er wuͤr⸗ de eine genauere Kenntniß der Beſtandtheile der das Wachſen der Pflanzen. 27 der verſchiedenen Erd- und Miſtarten entbeh⸗ ren koͤnnen, wenn nicht eine vor der andern für den verſchiedenen Boden, den er zu bear— beiten und zu verbeſſern hat, und fuͤr die Ge⸗ waͤchſe ſelbſt einen Vorzug hätte. Nur das Noͤ⸗ thige ſoll von dieſen Verſchiedenheiten hier ange⸗ fuͤhrt werden, damit der Gaͤrtner doch aus der naͤhern Kenntniß der Erden und des Duͤngers wiſſe, was er bey ihrem Gebrauch zu ſeinen Pflanzungen von ihnen zu erwarten habe; und wir wollen das, was Gmelin im àten Theil ſei⸗ nes Naturſyſtems des Mineralreichs S. 425. u. f. davon geſagt hat, da wir nichts bel ers hievon zu ſagen wiſſen, ausziehen. „Wenn Pflanzen und Thiere durch Gaͤh⸗ rung oder Feuer zerſtoͤrt werden, oder unter Umſtaͤnden, unter welchen dieſe gewaltſame Kraͤften der Natur nicht ſo frey auf ſie wir⸗ ken koͤnnen, nach und nach vermodern, ihren organiſchen Bau, alle ihre fluͤchtigen Theile, und ihren ganzen Zuſammenhang verlieren: ſo bleibt zuletzt nichts als Erde zuruͤck. In dem | letz⸗ 28 J. Allttemeine Anmerkuntten über letzten Falle, und noch mehr, wenn die Koͤr— per durch die Faͤulung zerſtoͤrt ſind, bleibt bald weniger, bald mehr von einem brennbaren Weſen, von einer Art eines brenzlichten Der les mit dieſer Erde vereinigt, das, je laͤnger dieſe Kraͤfte darauf wirken, ſich immer mehr von der Natur dieſer Oele aus dem Reiche entfernt, aus welchem die Erde eigentlich ab— ſtammt. So entſtehen Erden, welche die Schrifiſteller insgemein unter dieſem Ger ſchlechte vereinigen. So wie ſie aber aus der Zerſtoͤrung anderer Koͤrper entſprungen find, jo find fie hinwiederum nicht nur, wer nigſtens groͤßtentheils, das angemeſſenſte Nah⸗ rungsmittel der meiſten Gewaͤchſe, ſondern auch nach ſehr wahrſcheinlichen Vermuthun⸗ gen der Stoff, aus welchem die Natur durch ſtuffenweiſe auf einander folgende Beraͤnderun⸗ gen, Abſcheidungen und Erhaͤrtungen, andes re Erd- und Steinarten hervorbringt. * all * Selten findet man fie in einiger Tiefe un: ter der Erde, ſondern meiſtens bedecken ſie nur das Wachſen der Blanzen. 20 nur ihre Oberfläche; wenn 110 durch Ueber⸗ ſchweunmungen oder andere ſolche Veraͤnde— rungen ein Theil dieſer Erde wieder hinweg— geführt worden iſt: ſo ſind ihre Lagen immer deſto mächtiger, je flärder der Boden mit Pflanzen, vornemlich mit Baͤumen befeßt iſt, und je länger. dieſe darauf ſtehen. In dem⸗ Schwarzwald iſt ſie an einigen Stellen fuͤnf Schuh maͤchtig, in einem ſehr alten Tannen⸗ walde zwiſchen Clausthal und Andreasberg am Harze dreyzehn Zolle ſtark. In einem feuchten Ellern : und Pappelwalde, der ſchon hundert und fuͤnf Jahr alt war, fand ſie ein genauer Beobachter ein und zwanzig, und in einem zwey und fuͤnfzigjaͤhrigen Buchenwals de an den meiſten Stellen nur drey Zoll maͤchtig. Ihre Theile haͤngen immer nur ganz fo ker, meiſtens nur ſtaubartig zuſammen, trok⸗ ken find fie oft fo fein, daß fie der Wind zer: ſtreut, doch fuͤhlen fie ſich zwiſchen den Fin: gern etwas hart, ungleich und grob an. Im Waſſer blaͤhen ſie ſch ſtark auf, machen es, wenn 30 J. Allgemeine Bemerkungen über wenn ſie ſtark damit geruͤhret werden, truͤb, und vereinigen ſich damit; aber ſie werden nicht leicht ſo zaͤhe, daß man ſie kneten oder auf der Toͤpferſcheibe drehen koͤnnte, meiſtens vornemlich nachdem ſie gebrannt ſind, brau— fen fie mit mineraliſchen Sauren auf, und loͤ— ſen ſich zum Theil darinn auf; feucht in das Feuer geworfen, rauchen ſie ſtark, und trok⸗ ken brennen fie (doch felten mit einer Flam: me) und laſſen eine Aſche nach ſich. In ei nem ſtarken Schmelzfeuer ſchmelzen fie zu einem ſchaumichten gruͤnen oder ſchwaͤrzlichten Glaſe. „Daͤdaliſche Erde. Terra daedala, Hu- mus daedala Lin. „Man findet ſie hin und wieder auf der ganzen Erde. Sie iſt eigentlich blos eine fei— ne Abaͤnderung der Gartenerde, und die wah⸗ re, wenigſtens die beſte Nahrung der Ge— waͤchſe. Sie iſt braun und ſo ungemein fein, daß ſie nicht nur mit dem Waſſer vermiſcht, ſondern auch mit ihm durch Tuch und Papier durchlauft, und auf dieſe Weiſe von der groͤ⸗ bern das Wachſen der Pflanzen. 31 bern Stauberde geſchieden werden kann. Sie iſt aus thieriſchem Miſte, oder aus Gartener⸗ de entſtanden, welche die Waͤrme oder die Zeit immer mehr verfeinert, und innigſt aufgeloͤſet hat.) Durch die Nahrung, die ſie den Pflanzen verſchaft, wird ſie ein Beſtandtheil der Pflan⸗ zen. Dieſe ſind die Nahrungsmittel der Thie⸗ re: nun wird ſie ein Beſtandtheil der ehieri⸗ ſchen Koͤrper, und dieſe vermodern wieder zur thieriſchen Stauberde. So geht alles in der Natur in einem ewigen Kraiſe; und hieraus laͤßt ſich erklaͤren, warum alles, was von den Thieren kommt, die Erde fruchtbar mache. Gar⸗ ) Man kann dieſe feine Erde aus der ges woͤhnlichen Damm und Gartenerde durch Auslaugen gewinnen, fie trocken aufbewahs ren, und wiederum in warmem Waſſer auf⸗ löfen, womit Pflanzen, wenn man fie da⸗ mit begießt, in ein verſtaͤrktes Wachsthum verſetzt werden können. Man muß aber die Vorſicht gebrauchen, der Sache nicht zu viel zu thun, ſonſt uͤbertreibt man das Wachsthum. A. d. H. 32 J. Allgemeine Bemerkuntzen über —ͤ—— —ę—ä ͤ . „Gartenerde, Dammerde, ſchwarze Staub⸗ erde, Terra n'gella, Terra fertilis ni- gra. Humus pura, Humus nigre- ſcens, Humus atra, Humus rura- lis, Lin. Man findet ſie allenthalben auf der Ober⸗ flaͤche der Erde. So lange ſie feucht iſt, ‚bat fie eine fchwärzlichte, nachher aber eine graulichte Farbe; trocken wird fie auch zu eis nem feinen Staube, deſſen Theilchen ſich aber noch ſehr wohl von einander unterſcheiden laſſen. Zuweilen hat ſie etwas ſalziges in ſich, das ſich mit Waſſer ausziehen laͤßt, und giebt bei der Deſtillation nicht nur Waſſer und ein roͤthlichtes brenzlichtes Oel, ſondern auch ei— nen ſcharfen brenzlichten Geiſt, der gemeinig⸗ lich ſauer iſt, und in Abſicht auf ſeine Na⸗ tur zunaͤchſt an den ſtinkenden Weinſteingeiſt graͤnzt. In der Aſche, die ſie nach ſich laͤßt, findet ſich immer Kalk⸗Alaun- und gemeinig: lich auch Kieſel⸗ und Eiſenerde, die der Mas gnet oft ſchon in der rohen Erde anzieht. Von einer groͤſſern Menge der letztern hat ſie zuwei⸗ len das Wachſen der Pflanzen. 33 len eine gelblichte oder eine Roſtfarbe. Zu⸗ faͤlliger Weiſe enthalt fie zuweilen auch andere fremde Koͤrper, vornemlich Salze. Sie iſt die gewoͤhnlichſte, und insbeſondere fuͤr nie⸗ drige Gewaͤchſe, wie z. B. die meiſten Gar tengewaͤchſe ſind, deren Wurzeln nicht ſehr tief gehen, die fruchtbarſte Erde, und ver⸗ wandelt ſich, wenn ſie durch Luft, Sonne und Regen immer mehr verfeinert wird, in daͤdaliſche Erde. Doch hat ſie die Ungelegen⸗ heit, daß ſie ſich leicht in eine magere un⸗ fruchtbare Erde verwandelt, in trockenen Jah⸗ ren zu locker wird, im Winter leicht zu klei⸗ nen Schollen und Kuͤgelchen gefriert, und dadurch der Kaͤlte unmittelbaren Zutritt zu den Wurzeln verſchafft, die davon zerriſſen werden; ſelbſt dadurch, daß ſie ſich von dem Waſſer, das fie einſaugt, ausdehnt, und wann dieſes ausduͤnſtet, wieder zuſammen⸗ zieht, und dadurch verhindert, daß die Saar men veſt ſitzen, oder verurſacht, das die Wurz zeln zerreiſſen, kann fie dem glücklichen Wachs⸗ thum der Pflanzen hinderlich werden. c C Heid⸗ 34 I. Allgemeine Bemerkungen über Heideerde, Humus pauperata, Lin, Man findet fie auf Heiden, oder auch an andern Orten unter der Gartenerde, zuweilen in ganz duͤnnen Schichten einige Ehlen tief. Sie ſcheint eine bloſſe Spielart der Gartener⸗ de zu ſeyn, aber fie iſt lange nicht fo frucht—⸗ bar, weil ſie das Waſſer nicht lange haͤlt, und beſonders in trockenen Jahren dem Lands wirthe ſehr verhaßt. Wann ſie trocknet, fo wird ſie ſo weich als Mehl, und nun ſo leicht, daß ſie von den Winden leicht hinweg⸗ gefuͤhrt wird. Schwammige Dammerde, Brauſeerde, Humus efferveſcens, Lin. Man findet ſie hin und wieder an etwas feuchten Orten, wo ſie aus Wurzeln entſtan⸗ den zu ſeyn ſcheint, die durch Waͤrme und Feuchtigkeit in groben Staub verwandelt wors den ſind. Sie ſcheint gleichfalls eine Spiel⸗ art der Gartenerde zu ſeyn, die nahe an den Brauſethon graͤnzt; aber ſie iſt viel groͤber, ſchluckt das Waſſer weit heftiger in ſich, be⸗ haͤlt das Wachſen der Pflanzen. 35 haͤlt es laͤnger bey ſich, und trockner langſamer aus. Dann laͤßt ſie ſich zwiſchen den Fingern zerreiben. Im Frühling erhebt fie ſich bey den Nachtfroͤſten und der Tageshitze, und wirft die aufkeimende Pflanzen mit der Wurzel her⸗ aus, daß ſie verderben; daher iſt ſie auf Aeckern und in Gärten ſehr verhaßt. Alpenerde, Humus alpina, Lin. Sie iſt auf den Alpen ſehr gemein. Sie kommt nahe mit der ſchwammigten Dammer⸗ de uͤberein, iſt aber doch etwas feiner, und braun wie Umber. Sie taugt ſehr gut fuͤr die Alpengewaͤchſe, nicht aber für andere, die in niedrigen Gegenden zu Hauſe ſind. Dieſe fuͤnf Arten der Stauberde begreiffen nun viele Mineralogen unter dem allgemeinen Namen der Gewaͤchserde, oder der Pflanzen⸗ erde. Sie ſind es, welche den Pflanzen die erforderliche Nahrung geben, und vornemlich iſt es die daͤdal ſche Erde. Je mehr die ges woͤhnliche Gartenerde mit dieſer letztern ange⸗ fuͤllt iſt, deſto fruchtbarer und geſchickter iſt C 2 jene 36 J. Allgemeine Bemerkungen über jene, das Wachsthum der Pflanzen zu ber foͤrdern. Es giebt zwar mehrere Erdarten, die auf der Oberflaͤche des Erdbodens angetroffen wer⸗ den, z. B. die mancherley Thonerden u. a. die manchmal die Hauptbeſtandtheile des Bo: dens, der mit brauchbaren Gewaͤchſen bepflanzt werden ſoll, ausmachen. Thon oder Letten, der ſich, wenn er trocken wird, ganz verhaͤr⸗ tet, iſt in duͤrren Jahrgaͤngen eine fuͤr den Landbauer und Gaͤrtner ſehr ungluͤckliche Erd⸗ art, und nur etwas fruchtbarer, wenn er oͤf⸗ ters vom Regen durchfeuchtet wird. Er laͤßt ſich nur nach und nach durch fleißiges Um— arbeiten, durch Vermiſchung mit lockeren Erd⸗ arten, Sand, Raſen und mit vielem Dün: ger in eine fruchtbare Gartenerde veraͤndern. Beſſer iſt der Leimen, Lehm, Lutum, Li- mus, Argilla humoſa, eine mit einer be⸗ traͤchtlichen Menge Kalkerde und Sand ver miſchte Thonart, woraus an vielen Orten das fruchtbarſte Ackerfeld zu beſtehen pflegt. Er hat Lockerheit, vermoͤge welcher er das Wale ſer das Wachſen der Pflanzen. 37 ſer in ſich zieht und laͤnger als feſtere und fettere Thonarten behaͤlt, und ſich auch eher mit Miſt und andern fruchtbaren Erdarten vereinigen und verbeſſern läßt. Doch wir har ben es gegenwaͤrtig nur mit der Erde, die in den Gaͤrten ſeyn ſolle, zu thun: wir enthalten uns daher etwas weiteres von noch andern Erdarten anzufuͤhren. Der Gaͤrtner hat ei⸗ gentlich nur die Gartenerde, Humus pura; zum glücklichen Erfolg feiner Pflanzungen noͤ— thig, und ein groſſer Theil ſeiner Kunſt und feiner Arbeiten beruht auf der Zubereitung ders ſelben. Da ein Garten eine Menge von Pflanzen ernähren muß, da jedes Plaͤzchen deſſelben hiezu benuzt wird, und dieſes nicht nur vom Fruͤhjahr an bis in den Herbſt ge⸗ ſchiehet, ſondern viele Beete auch den Winter hindurch angepflanzt bleiben: ſo iſt leicht ab⸗ zuſehen, daß auch die Pflanzennahrung in dem fruchtbarſten Boden nicht nur aufgezehrt, ſondern anch ſelbſt die Maſſe des Erdreichs nach und nach vermindert werden muͤſſe. Bey⸗ des muß nun wieder erſetzt werden. Frucht⸗ R C 3 bare = 38 J. Allgemeine Bemerkungen über —— bare Theile und Pflanzennahr ung koͤnnen durch die verſchiedene Dünger aus dem Pflanzen⸗ und Thierreich hergeſtellt werden. Nicht ſo der Abgang der Maſſe des Bodens, der durch Ausſaugung der darinn gezogenen Pflanzen, durch Ausduͤnſtung und vornemlich durch die an den Wurzeln der ausgezogenen Geraͤchſe hangen bleibenden Erde ſich nach und nach vermindert. Wollte man dieſen Abgang der Erde allein durch Duͤnger herſtellen: fo wuͤr⸗ de man die Gartenbeete uͤberduͤngen, und man wuͤrde ihnen dadurch mehr Nachtheil als Nuz⸗ zen verſchaffen; daher muß der Erſatz durch eine lockere und geruhte Erde geſchehen, die aus vermoderten Raſen oder fonft einer frucht⸗ baren Erdart beſtehen kann. Ueberhaupt muß der Gaͤriner immer einen hinlaͤnglichen Vor⸗ rat) von zubereiteter und aus vermodertem Rindsmiſt, verfaulten Blaͤttern, Laub und andern Abgaͤngen aus dem Garten, Raſen, Sand und lockeren Erdarten beſtehender und wohlvermiſchter Erde in Bereitſchaft haben, womit er ſowohl die Fruchtbarkeit ſeiner Bes⸗ ke das Wachſen der Pflanzen. = 39 te herſtellen, als den Abgang des Bodens er ſetzen kann. Eine ſolche Erde iſt immer vor⸗ traͤglicher als der bloſe Miſt, und ſelbſt vers nuͤnftige Weingaͤrtner bedienen ſich in man⸗ chen Gegenden zur Duͤngung ihrer Weinberge eines ſolchen aus Miſt und Erde beſtehenden Gemengſels, das fie ein bis zwey Jahre lang auf Haufen, die fie manchmal unter einander arbeiten, liegen laſſen, und, wenn fie ziem⸗ lich vermodert ſind, in den Weinberg tragen. Da man ſchon in fo vielen die Gaͤrtnerey und den Ackerbau betreffenden Schriften von dem Unterſchied der Duͤngerarten von den Thieren Nachricht und Belehrung finden kann: ſo halte ich es fuͤr uͤberfluͤßig, etwas davon anzufuͤhren. Nur finde ich noͤthig, zu be⸗ merken, daß man in der Gaͤrtnerey ſo wenig als moͤglich von ganz friſchem Miſte Gebrauch machen, ſondern jede Gattung wenigſtens ein Jahr alt werden und vorher vermodern laſſen ſolle. Vornemlich iſt dieſe Vorſicht bey dem Schafmiſte noͤthig, der in ſeinem rohen und friſchen Zuſtand allzuviele freſſende Salze | C4 ent / 40 J. Allgemeine Bemerkungen über enthaͤlt, die bey ihrer überhäuften Menge, die hauptſaͤchlich durch ihren Urin darein ges bracht wird, manchen Pflanzen ein unver⸗ meidliches Verderben zuziehen. Bekanntlich bleibt der Schafmiſt den Winter hindurch in den Schafſtaͤllen liegen, und wird erſt im Fruͤhjahr hinaus geſchaft. Von den Schafen wird er in der langen Zeit deſto feſter zuſam⸗ men getreten, da er immer durch ihren Urin angefeuchtet wird. Die darinn ſteckende Gala ze koͤnnen in dem bedeckten und verſchloſſenen Stall weder in der Luft verduͤnſten, noch durch den Regen aufgelößt werden. Bringt man nun eis nen ſolchen Miſt in einen Garten, auf ein Krautbeet, an Baͤume oder auf Weinſtoͤcke: ſo wird man gar bald den Schaden wahrneh⸗ men, den man ihnen damit zugefuͤgt hat. Kohlgewaͤchſe, Sallat und mehrere Gartens pflanzen wachſen kruͤppelig und gehen endlich gar aus, und die Baͤume bekommen an den Wurzeln eine Raude, Schorf, davon, die ihr nen eine toͤdiliche Faͤulniß verurſacht. Am meiſten aͤuſſert ſich ſeine ſchaͤdliche Wirkung an den das Wachſen der Pflanzen. 41 den noch jungen Reben eines friſch angelegten Weinbergs, wenn dieſe damit geduͤngt oder gar bedeckt werden. An ihren Koͤpfen entfies het in kurzer Zeit eine Raude, Schorf, und Stamm und Wurzeln werden mit kleinen Er⸗ hoͤhungen und Schimmel uͤberzogen. Schaft man nicht dieſen ſcharfen Duͤnger gleichbald hinweg, und erfolgt nicht gleich ein anhalten⸗ der Regen, der die Schaͤrfe des Duͤngers mil⸗ dert und die Salze abwaͤſcht; ſo iſt es um den groͤſten Theil der jungen Weinſtoͤcke geſchehen. So unbrauchbar der rohe Schafmift aber für die mehreſten Gartengewaͤchſe ift, fo nuͤtzlich laͤßt er ſich für den Acker; und Wieſenbau anwen⸗ den, er mag als Duͤnger aus dem Stall gefuͤhrt, oder als Pfoͤrch auf die fuͤr ihn beſtimmte Aecker gebracht werden. Die Urſache hievon kann entweder in der haͤufigern Vertheilung ſeiner Salze unter die groͤſſere Menge der Pflanzen, die ein Fruchtacker oder eine Wieſe enthaͤlt, geſucht werden: oder in der geſchwin⸗ dern Aufloͤſung und Verfliegung derſelben in die Atmoſphaͤre, da er dem Regen und der | C 5 fre hen 42 J. Allgemeine Bemerkungen über _ freyen Luft ausgeſezt iſt, und dieſes meiſt eir nige Zeit vorher, ehe noch die Aecker angefäet werden. Die Duͤnger aͤuſſern ihre Wirkung auf das Wachsthum der Pflanzen auf eine dop: pelte Weiſe. Sie enthalten theils ſelbſt die dazu erforderliche Materien, welche durch die Wurzeln eingeſaugt und der Pflanze zugefuͤhrt werden. Theils erzeugen ſie die verſchiedene Luftarten, vornemlich die fire Luft, die das fruchtbare Wachethum ſo ſehr befoͤrdern. Ueber⸗ diß machen fie die Erde locker, und dieſe das durch geſchickter, die in der Atmoſphaͤre ſchwim⸗ mende fruchtbare Materien, die ſo vieles zum Wachsthum der Pflanzen beytragen, an ſich zu ziehen oder zu entwickeln. Denn obgleich dieſes häufiger durch die Blätter zu geſchehen pflegt: fo werden doch auch aus der Erde vermittelft der Wurzeln den Pflanzen dergleichen zugefuͤhrt, die ſie vorzuͤglich in guten Duͤngerarten finden. Die fire, die phlogiſtiſche und die mephi⸗ tiſche Luft iſt nach den damit angeſtellten Vers ſuchen als ein wirkſames Mittel zur Befoͤrde⸗ rung das Wachſen der Pflanzen 43 rung und ſelbſt zur Vermehrung des Pflanzen— wachsthums benuzt worden. Herr Prieſtley hat gefunden, daß die mehreſten Pflanzen, und zwar diejenigen, welche in niederen Gegen— den zu wachſen pflegen, ungehindert wachſen, ihr ihre Schaͤdlichkeit benehmen, und die Eigens ſchaften der gemeinen Luft wieder geben. Al⸗ penpflanzen, oder die, welche in einer reinern Luft zu wohnen gewohnt ſind, gedeihen aber in einer mephitiſchen Luft nicht. Einige Naturforſcher haben ſich dieſer Luft: arten und eines Waſſers, das damit geſchwaͤn⸗ gert und womit Pflanzen begoſſen worden, be⸗ dient, Verſuche, um das Wachsthum der Pflanzen damit zu verſtaͤrken, damit zu ma⸗ chen, die einen glücklichen Erfolg gehabt ha: ben. Es iſt aber hier der Ort nicht, mehr davon anzufuͤhren, oder die chemiſche Opera⸗ tion, wodurch dergleichen Luftarten geſammlet | werden, zu lehren. Liebhaber, die ſolche Ver ſuche anſtellen wollen, koͤnnen am beſten von Ehe: 44 J. Allgemeine Bemerkungen über | — m — — Chemie Verſtaͤndigen ſich hieruͤber belehren laſſen.“) Die aus dem Mineralreich gezogenen Dun; ger, Kalk, Mergel, Gyps 26. werden in der Gaͤrtnerey nicht fo angewandt, wie im Feld⸗ bau. Es wuͤrde daher uͤberfluͤßig ſeyn, da⸗ von zu handeln. | Nur das Waſſer iſt ein Haupttheil, der zum gluͤcklichen Gedeyhen der Gewaͤchſe erfo: a dert wird. Denn dieſes muß die Salze und Erde aufloͤſen, und es iſt das Mittel, wo: durch die fruchtbare Theile in die Saftroͤhren geführt werden; ja es enthaͤlt ſelbſt dergleichen, und kann alſo als ein eigentliches Nahrungs⸗ mittel der Pflanzen betrachtet werden. Allein pie | auch ) Noch werden wol mehrere Verſuche mit den Luftarten gemacht werden muͤſſen, ehe man von ihrem Vortheil in der Gaͤrtnerey übers zeugt werden kann. Mephitiſche Luft we⸗ nigſtens ſcheint, wenn ſie eingeſchloſſen ift, und mit der atmoſphaͤriſchen Luft in Ver⸗ bindung ſteht, den Pflanzen eher ſchaͤdlich als nuͤtzlich zu ſeyn. S. Journ. f. d. Gaͤrtn. IV. Stuͤck S. 651. f. das Wachſen der Pflanzen. 45 40 das Waſſer iſt ſehr verſchieden. Mit Recht wird das Regenwaſſer fuͤr das beſte und fruchtbarſte gehalten. Das Teich und Flußwaſſer, das erdige Theile enthält, und von der Son: ne erwaͤrmt iſt, iſt zum Begieſſen der Pflan⸗ zen fehr tauglich. Das Quellwaſſer, inſon⸗ derheit das aus den Ziehebronnen, iſt meiſt zu kalt, und muß, ehe es zum Begieſſen ge— braucht wird, einige Zeit ſtehen, und etwas erwärmt werden. Man hält es uͤberdiß für ein hartes und für die Gaͤrtnerey mehr ſchaͤd⸗ liches als nuͤtzliches Waſſer. Wenn man un— ter einem harten Waſſer ein ſolches verſteht, das allerley fremde, erdige und andre minera⸗ liſche Theile mit ſich fuͤhrt, die es aus dem Erdboden abgeſchwemmt und aufgeloͤßt hat: ſo verdient es den Vorwurf der Untauglichkeit nicht, und es iſt mit Recht von mehreren da⸗ gegen vertheidigt worden. Nur muß man es nicht friſch, und ſobald es geſchoͤpft wird, ge⸗ brauchen, weil es fuͤr die waͤrmere Pflanzen zu kalt iſt. Laͤßt man es aber einige Zeit ſte⸗ hen, bis es die atmoſphaͤriſche Waͤrme angenom⸗ men 46 1. Allgemeine Bemerkungen über men hat; fo iſt es fo gut als Fluß und Teichs waſſer. Nie muß man die Gewaͤchſe, fo lange fie von der Sonne beſchienen werden, bes gieſſen, ſondern abwarten, bis dieſe gewichen, und die Pflanzen beſchattet ſtehen. Die beſte Zeit zum Begieſſen iſt uͤberhaupt der Abend, weil alsdann die Gewaͤchſe die Nacht hindurch die ihnen mitgetheilte Feuchtigkeit einfangen und ſich wieder hinlaͤnglich erfriſchen koͤnnen. Verrichtet man im Sommer dieſes Gartenge— ſchaͤfte zur Morgenzeit: ſo wird durch die Son⸗ ne die Feuchtigkeit zu bald, und noch ehe die Gewaͤchſe fie in ſich ziehen konnten, aufge trocknet. Nur im Fruͤhjahr und im Herbſt, wenn Nachtfroͤſte zu befürchten find, findet das Begieſſen zur Morgenzeit Statt. Man hat in aͤltern und neuern Zeiten mehrere Kunſtmittel gebraucht, das Wachs— thum der Pflanzen damit zu beſchleunigen und zu verſtaͤrken. Die Alten find oft auf abentheuerliche Dinge verfallen, dieſes zu be- werkſtelligen, und man muß ſich wundern, daß ſich dieſe vorgebliche Vortheile und Kunfts ſtuͤcke das Wachſen der Pflanzen. 47 ſtuͤcke ſo lange und noch bis in dieſes acht⸗ zehnte Jahrhundert in den Gartenbuͤchern ers halten haben; da doch der erſte damit gemach⸗ te Verſuch einen jeden von ihrer Unnuͤtzlichkeit und Falſchheit uͤberzeugen konnte. Doch ſelbſt in den gegenwaͤrtigen Zeiten hat ſich bey man⸗ chen Gaͤrtnern und Gaͤrtnerinnen der Glaube an ſolche ungegruͤndete Gaͤrtnereykuͤnſten, und vornemlich an die Kalenderzeichen nicht ganz verloren, und es giebt noch Leute, die das Saͤen und Pflanzen ihrer Gartengewaͤchſe nur nach denſelben einrichten, ſo oft ſie ſich auch durch den widrigen Erfolg getaͤuſcht finden. Die wahren Vortheile, wodurch das Wachsthum der Pflanzen befoͤrdert, vermehrt und veredelt werden kann, muß uns die Mar tur und die Erfahrung an die Hand geben. Ein aufmerkſamer Beobachter wird bald wahrs nehmen, daß, da die Pflanzen zu ihrem Wachs⸗ thum Erde, Waſſer, Luft, Wärme und Licht noͤthig haben, man dieſe geſchickt anwenden muͤſſe, um ſeine Pflanzen zur moͤglichſten Vollkommenheit zu bringen. Man muß ih nen 48 I. Allgemeine Bemerkungen über nen daher die ihnen angemeſſene Erde geben, und ſowol aus eingezogenen Nachrichten, watz füc eine Erdart ‚fie in ihrem Vaterlande gehabt haben, ihnen eine ſolche verfchaffen, als auch dieſe, da wir die Pflanzen beſſer, veredelter, milder, meiſt auch groͤſſer in den Gaͤrten, als fie von Natur zu werden pflegen, haben wol⸗ len, mit Dünger und andern ſchicklichen Zur thaten verbeſſern. Von vielen Pflanzen, die wir in den Gaͤrten unterhalten, wiſſen wir ih⸗ ren eigenen Wohnort, folglich auch ihren nas tuͤrlichen Boden nicht. Die fuͤr ſie taugliche Erde muß aiſo aus eigener oder aus an⸗ derer geſchickten Gaͤrtner Erfahrungen ge lernt werden. Und hierauf kommt mehr an, als viele, die ſich mit der Gaͤrtnerey beſchaͤff⸗ tigen, glauben duͤrften. Denn die eine Pflan⸗ ze erfordert einen fetten, aus vermodertem Miſte beſtehenden, eine andere einen lehmigten, eine andere einen mit mehr oder weniger Sand vermiſchten Boden. Wollte ein Gaͤrtner allen ſeinen Pflanzen einerley Erde geben, waͤre ſie auch nach ſeiner Meynung noch ſo gut: ſo wuͤr⸗ das Wachſen der Pflanzen. 40 0 wuͤrde er ſich in dem gehofften Erfolge uf Z. B. Carfiol geraͤth in einem Boden, der mit Teichſchlamm ſtark gemiſcht iſt, ungemein gut, andere Gewaͤchſe aber gedeyhen nicht dar⸗ inn. Die Levkoje liebt den Lehmen, worinn die Nelke nicht zu ihrer Vollkommenheit ge⸗ langt. Die Ranunkel traͤgt in einer recht fet⸗ ten und lockeren Erde, die immer feucht ges halten werden muß, reichlich Blumen, und andere Pflanzen wuͤrden darinn verderben. Er⸗ fahrung, Beobachtung, Verſuche machen den gluͤcklichen Gaͤrtner. Nie muß er ſich allein fuͤr weiſe halten, ſondern immer auch von ans dern zu lernen, geneigt und ſelbſt begierig ſeyn, da oft ein anderer eine glückliche Beobachtung macht, die er zu machen keine guͤnſtige Gele genheit gehabt hat. Die Waͤrme kann man den Pflanzen durch mehrere Mittel verſchaffen, durch Feuer in den Oefen der Gewaͤchshaͤuſer, durch Loh, durch Pferdsmiſt, durch Eichenlaub ꝛc. weiches des kannt genug iſt. Könnte man immer das Sonnenlicht, das nur zu oft, beſonders zur D Win⸗ 50 I. Allgemeine Bemerkungen über — — — Winterszeit, bey bewoͤlktem Himmel und Ne— beln, zu mangeln pflegt, erſetzen: ſo wuͤrden dieſe Mittel mehr bewirken. Aber die Bes ſchaffenheit der durch kuͤnſtliche Wärme erzoges nen Gewaͤchſe und Früchte zeigen genngſam, daß ſie nicht ein Produkt der einfachen Natur ſeyen. Vielleicht liegt die Urſache ihrer Un⸗ vollkommenheit darinn, daß die Pflanzen in den Gewaͤchshaͤuſern und in den Früh» und Treibbeeten eingekerkert ſtehen, und den Ein⸗ fluß der atmoſphaͤriſchen Luft zu viel embeh— ren muͤſſen. Die Ananas, der Caffe, u. a. dergleichen auslaͤndiſche Pflanzen bekommen niemal den Geſchmack und die Guͤte in unſern Treibhaͤuſern und Treibbeeten, obgleich die Waͤrme darinn zu eben dem Grad erhoͤhet wird, den fie in ihrem heiſen Vaterlande ge— nieſſen. Wahrſcheinlich koͤnnen wir ihnen aber die fruchtbare Theile nicht geben, die ſie in ih⸗ rer vaterlaͤndiſchen Atmoſphaͤre und Boden finden und einſaugen. In einem Lande, wor⸗ inn ein anhaltender Regen, und wiederum eine heitere Witterung mehrere Monate hindurch forts das Wachſen der Pflanzen. 51 — — —— ů ¶ Q Qĩ42—b fortdauren, muß die Atmoſphaͤre und der Bo⸗ den ganz anders beſchaffen ſeyn, als ſie in Europa ſind. Inzwiſchen kann man immer zufrieden ſeyn, daß man es nur ſo weit in der Erziehung und Behandlungekunſt ſolcher aus⸗ laͤndiſchen Gewaͤchſe gebracht hat, daß man ſie in einem fuͤr ſie ſonſt ganz unguͤnſtigen Clima zum Bluͤhen und zum Tragen der Fruͤchte zu bringen gewußt hat. Vielleicht gelingt es noch, dieſen Früchten auch noch eis nen beſſern und vollkommenern Geſchmack zu geben, wozu die Fünftliche Luftarten zu Ber ſuchen Anlaß geben koͤnnen. II. Vom Saͤen der Pflanzenſaamen. Ss viele Aufmerkſamkeit und Genauigkeit die Erziehung guter und vollkemmener Pflanzenſaamen erfordert, wovon in dieſem Journal hinlaͤnglicher Unterricht bey jeder vorkommenden Gelegenheit gegeben worden: ſo D 2 viele 5 II. Vom Shen viele Kenntniß und Vortheile, die aus der Erfahrung und aus Beobachtung des Verfah⸗ rens der Natur erlernt werden muͤſſen, gehös ren auch zur richtigen Ausſaat derſelben. Oh⸗ ne dieſe Vortheile zu wiſſen und fie gehörig anzuwenden, wird man nur allzu oft auf ſeinen angeſaͤeten Gartenbeeten die Pflanzen vergeblich erwarten. Man hat hiebey nicht nur auf die Groͤſſe der Saamen, ſondern auch auf ihre uͤbrige Beſchaffenheit, und vornemlich auf die verſchiedene Haͤrte ihrer Haͤute und Schalen alle Auſmerkſamkeit zu richten, und man muß ſie noch uͤberdieß nach der Ausſaat richtig zu behandeln und vor dem Vogelfraß und an⸗ dern Beſchaͤdigungen zu verwahren wiſſen. Vorerſt muß man alle Saͤmereyen bis auf die Zeit, da ſie in die Erde gebracht werden ſollen, friſch zu erhalten ſuchen. Die meh⸗ reſten koͤnnen in einem kalten Gemach aufbe⸗ wahrt werden, und nur die, welche unſre Winterkaͤlte nicht ausdauren und von Pflan⸗ zen geſammlet werden, welche die heiſen Laͤn— der zu ihrem Wohnort haben, muͤſſen in einem Ge⸗ * der Pflanzenſaamen. 53 — Gemach bleiben, worinn fie dem Erfcieren nicht ausgeſezt find, Man fuͤllt fie in groͤſſe⸗ re oder kleinere Schachteln, je nachdem man einen groͤſſern oder kleinern Vorrarh davon hat, oder in beſonders dazu verfertigte linnene Saͤckchen. Bende aber verſchließt man in eis ne Kiſte, um ſie noch mehr darinn vor den Maͤuſen, die ſehr begierig darnach ſind, zu verwahren. Wenige Saamen, die man von Blumenpflanzen ſammlet, koͤnnen auch nur in Papier aufbehalten werden. Jede Gattung der Saͤmereyen wird ſorgfaͤltig auf eine belie⸗ bige Art gezeichnet mit einer Numer und mit dem Namen des Gewaͤchſes, und ein Regi⸗ ſter darüber gehalten, Nie muß man vergeſ⸗ ſen, auch die Jahrzahl, in der der Saame gewonnen worden, beyzuſetzen. Saamen von der gröfferen Art, die Kerne der Wallnuͤſſe, der Haſelnuͤſſe, der Kaſtanien, der Pfirſchen, Aprikoſen, Pflaumen, Kirſchen zu. die der Austrocknung ſehr unterworfen ſind, muͤſſen uͤber den Winter in Sand gelegt und aufbe⸗ halten werden. Man belegt zu dem Ende den D 3 Bu 84 Il. Vom Saͤen — —— —— Boden eines irrdenen Topfs mit einer Schicht Flußſand, legt darauf eine Schicht dergleichen Kerne, die noch mit der harten Schale be— deckt ſind, bringt wieder eine Lage Kerne, und ſetzt dieſes fort, ſo viel man Kerne hat. Die— ſer Topf wird mit einem irrdenen Deckel, oder mit einem Brett zugedeckt, zu mehrerer Sicherheit mit einem ſtarken Papier zugebuns den, und an einen gemaͤßigten Ort, wohin die Maͤuſe nicht gelangen koͤnnen, bis ins Fruͤhjahr geſtellt. Auf eben dieſe Art foden auch die Hepfil: und Birnkerne aufbewahrt werden. Doch vertragen dieſe auch eine uns bedeckte Ueberwinterung, wenn fie nur in eis ner Schachtel gehalten werden. Die Walls nuͤſſe und Kaſtanien laſſen ſich am beſten durch den Winter bringen, wenn ſie, wie vorhin gelehrt worden, in einen Topf in Sand gelegt, und der wohl bedeckte Topf einen Fuß lief in dem Garten eingegraben wird; und dieſes Vers fahren wird bey dieſen zwo Gattungen um ſo noͤthiger ſeyn, als nicht wol eine von unſern einheimiſchen Früchten der Vertrocknung, wie dieſe, der Pflanzenſaamen. 85 dieſe, unterworfen find. Man kann fich zwar der Muͤhe einer ſolchen Ueberwinterung dieſer Kerne uͤberheben, wenn man fie gleich im Herbſt ſtecken will, und dieſe Herb ſtſaat hat ſelbſt den weitern Vortheil, daß fie im folgen den Jahr deſto früher aufgehen, weil fie den Winter hindurch und beſonders im Fruͤhjahr durch die Winterfeuchtigkeit dazu eingeleitet werden. Allein fie find dagegen dem Maͤuſe— und Jnſektenfraß und andern widrigen Zufaͤllen ſo ſehr ausgeſetzt, daß man weit weniger Pflanzen von einer im Herbſt angeſtellten Aus- ſaat zu erwarten hat. | Alle Saamen muͤſſen vor der Saat recht ſorgfaͤltig ausgemacht und gereiniget werden. Saamen und Kerne, welche im Schatten wachſen, läßt man am ſicherſten darinn vers ſchloſſen bleiben, bis man ſie ausſaͤen will, auch die, welche in Kapſeln, wie die Nelken, Aurikeln, der Mohn ıc, zu wachſen pflegen, worinn ſie immer friſcher und zum Aufgehen geſchickter bleiben. 1 D 4 Man⸗ ‚56 II. Vom Saͤen Manche ſtellen vor der Saat eine Pruͤfung mit den Saamen an, werfen fie in eine mit Waſſer angefuͤllte Schuͤſſel, und nehmen nur die darinn zu Boden geſunkenen Körner zur Ausſaat. Man kann mit dieſem nicht zu verwerfenden Verfahren noch ein weiteres und nuͤtzliches Mittel, den Saamen noch treibender und fruchtbarer zu machen, verbinden, wenn man in dieſem Waſſer etwas Salpeter auflößt, Ehe man aber ſolchen Saamen ſaͤet, muß man ihn zuvor auf ein Tuch oder auf Fließ⸗ papier ausbreiten und ganz abtrocknen laſſen. Saamen von der groͤſſern Art, die geſteckt werden, Bohnen, Gurken, Zuckererbſen, Rettig ꝛc. konnen gleich, wenn fie aus dem Waſſer kommen, in die fuͤr fie bereitete Beete gebracht werden. Die Gartenbeete, welche beſaͤet werden ſollen, müſſen vorher ſorgfaͤltig zugetichtet, ges ſchort oder umgegraben, geduͤngt, die Klöffe wohl zerrieben, und die ganze Flaͤche mit dem Rechen geebnet werden. Diejenigen Beete, worein Wurzelwerk, gelbe Ruͤben, Carotten, Ha⸗ der Pflanzenſaamen. 57 | ——— — — — Haberwurzeln, Storzoneri, Rettig, Wurzel, peterling u. d. geſaͤet werden, muͤſſen tiefer als andere, die für weniger wurzelnde Ger waͤchſe beſtimmt ſind, umgegraben oder ge ſchort werden. Auch muß man die Beete, worein Pflanzen kommen ſollen, die entweder gar keinen Duͤnger, oder nur ein geringes Maas davon ertragen koͤnnen, darnach zubereis ten und behsrig auswaͤhlen. Man kann nicht vorſichtig genug in An- ſehung der Bedeckung der Saamen mit Erde ſeyn, daß er nach Verhaͤltniß ſeiner Groͤſſe weder zu tief noch zu feichte darunter zu lies gen komme. Man hat hiebey hauptſaͤchlich auf viererley Saatarten zu ſehen. Die groffe Saamen, Nußkerne von Wallnuͤſſen, Kaſta⸗ nien, Haſelnuͤſſe, Zwerſchgen- Pflaumen: Aprikoſen- Pfirſchenſteine koͤnnen zween Zoll tief geſteckt werden; etwas weniger Pflaumen⸗ kerne von den kleinern Gattungen, Kirſchen⸗ ſteine, die Kornelkirſchenſteine; kaum einen Zoll tief aber die Aepfel⸗ und Birnenkerne, Bohnen, Erbſen, Rettig und andere Saͤme⸗ D 5 reyen 58 II. Vom Saͤen reyen von dieſer Groͤſſe. Andere Saͤmereyen, die geſaͤet und mit dem Rechen gewoͤhnlich un: ter die Erde gehaͤckelt zu werden pflegen, wie der Sallat, Peterſtlien, die Kohl: und Krauts gattungen, Haberwurzeln, Scorzoneri ze. koͤn⸗ nen eine halben oder viertels Zoll tieſe Bedek⸗ kung von Erde vertragen. Zur dritten Art Saamen, die nur wenig bedeckt werden duͤr⸗ fen, gehören der Nelkenſaamen, Levkojenſaa⸗ men, Erdbeere, Scabioſen, Ackerſallat u. d. Endlich giebt es ſo kleine Saamen, die nur mit einer leichten, zarten und trockenen Staub⸗ erde uͤberſtaͤubt werden duͤrfen, wenn ſie nicht erſtickt werden ſollen. Hieher gehört vornem⸗ lich der Aurikel- und der Ranunkel- auch der Ackerſchnallenſaamen. Man muß aber der⸗ gleichen ſo ſeicht geſaͤeten Saamen gleich nach der Saat mit Moos ſo bedecken, daß dieſes nicht unmittelbar auf dem geſaͤeten Boden aufliegt, ſondern ein Queerfinger breiter Raum dazwiſchen bleibt, weil das Moos fonft in der Erde anwaͤchſt, und wenn es, wie es geſche⸗ hen muß, im Fruͤhjahr abgenommen wird, viele der Pflanzenſaamen. 59 — viele keimende oder ſchon aufgegangene Pflaͤnz⸗ chen damit ausgezogen werden. Viele, die nur einen maͤßigen Garten zu verſorgen haben, pflegen ihre Saamen von der dritten Groͤſſe nicht unterzuhaͤckeln, weil doch durch dieſes Verfahren manches Saͤmchen zu tief, manches zu ſeicht mit Erde bedeckt wird, und manches ganz blos zu liegen kommt, ſondern fie befäen das zubereitete Beet und ſtreuen mit den Haͤn⸗ den ſo viel Erde darauf „als fie für jede Gat⸗ tung der Saͤmereyen noͤthig erachten. Diß iſt nun freilich ſehr gut, wurde aber in greſſen und weitlaͤuſtigen Gaͤrtnereyen zu viele Zeit hinwegnehmen. Saamen, wovon man nicht gern ein Korn verlieren mag, muͤſſen jedoch auf dieſe Art behandelt werden, und man wird ſelbſt wohl thun, wenn man ſolche Saamen, Nelken Levkojen, Saamen ꝛc. in Toͤpfe oder Kaͤſtchen zu ſaͤen ſich die Muͤhe nimmt. Einige Saamen erfordern eine feſte Ueber⸗ deckung, wie der Zwiebelſaamen. Das Beet, worein ſolcher geſaͤet worden, muß daher mit einem Fußbrett feſte getreten, oder mit einer Wal⸗ 60 II. Vom Sin Walze einigemal uͤberwalzt werden. Andere, die dieſe Inſtrumenten nicht haben, klopfen das Beet mit der Spade beſtreuen es vors her mit Aſche und uͤberſpruͤtzen es mit der Gießkanne. Bey manchen andern Saamen, vornewlich bey ſolchen, die ſich beym Keimen in die Hoͤhe ziehen, wie die Saamen der Kohl⸗ gewaͤchſe, der Sallate, des Ackerſallats, des Spinats u. a. m. iſt das Feſtetreten der da⸗ mit angeſaͤeten Gartenbeete mit wirklichem Vor⸗ theil anzuwenden. Kleine Saamen, wie der Peterſilienſaamen, muͤſſen, damit fie nicht zu dicht ausgeſtreut werden, mit Sand vermiſcht werden. Dieſes beobachten auch die Ackerleu⸗ te, wenn ſie ganze Aecker mit weiſſen Ruͤben, Raps u. d. beſaͤen. Nie ſoll man die Saat im Regenwetter, oder unmittelbar nach einem Regen, und wann die Erde noch zu naß und ſchmierig iſt, ver richten, ſondern den Boden vorher einigermaſ⸗ ſen abtrocknen laſſen, aber auch nicht in eine ganz vertrocknete Erde ſaͤen. Hat man im Som⸗ mer, wo manchmal bey allzulang ausbleiben⸗ den der Pflanzenſaamen. 61 ——ů — — den Regen die Erde ganz duͤrre wird, ein ſolches vertrocknetes Beet anzuſaͤen, wie oͤfters der Fall kommen kann: ſo muß es, ehe es umge⸗ graben und zur Saat zubereitet wird, vorher nit dem Spritzer der Gießkanne hinlaͤnglich begoſſen und angefeuchtet werden. Fuͤr die Fruͤhlingsſaaten, die am haͤuftgſten vorkom⸗ men, iſt es ungemein vortheilhaft, wenn ſie noch in einen mit der Winterfeuchtigkeit durchs drungenen Boden angeſtellt werden koͤnnen. Man muß daher die erſte gute Fruͤhlingstage hiezu niemal verſaͤumen. 4; Vielen ausgeſtreueten Pflanzenſaamen ſtel⸗ len die Sperlinge, Finken und andre Koͤrner⸗ freſſende Voͤgel ſehr begierig nach, und ſi e reiſſen auch noch die aufgegangene Pflanzen aus. Man muß fie daher von den angepflanz⸗ ten Beeten moͤglichſt abzuhalten ſuchen. Das Schieſſen wäre das wirkſamſte Mittel, wo— durch ſie ſich am erſten vertreiben lieſſen. Al⸗ lein an den meiſten Orten iſt es verbothen, und auch in der Nähe der Gebäude gefährlich. In beyden Faͤllen kann man ſich der Federn oder 8 Papier 62 AT. Vom Saͤen Papierſtreifen, die an ſtarken Faͤden gebun: den, und uͤber die Beete gezogen werden, gegen fie bedienen, oder die Beete mit weiße ſen Zwirnfaͤden uͤberziehen, vor welchen ſie ſich vorzüglich und am laͤngſten ſcheuen. Koͤnn— te doch auch ben Gartenfreunden ein zuver— laͤſſiges Mittel gegen die Erdfloͤhe an die Hand gegeben werden! Allein unter allen, die bisher angerathen worden find, iſt keines, das dieſe wahre Plage ganz heben koͤnnte. Das Ueberſtreuen der friſchen Aſche, oder auch des Staubs von den Landſtraſſen, und ein fleiſſiges Begieſſen, ſcheinen mir noch die wirk⸗ ſamſten Mittel gegen ſie zu ſeyn. Wie überhaupt alle Pflanzungen in den Gaͤrten das Begieſſen bey ausbleibenden Re⸗ gen erfordern: ſo darf es inſonderheit auf den geſaͤeten Beeten nicht unterlaſſen werden. Iſt der Boden ausgetrocknet, fo kann der Saa⸗ men weder keimen noch aufgehen. Einige Saamen erfordern vor andern, wie die Ret— tige, mehr Anfeuchtung, ſowol zum Keimen und der Pflanzenſaamen. 63 — — — — — ä — und Aufzehen, als zum n Fortwach fel n der Pflanzen. Noch iſt zu bemerken, daß man keinerley Saamen zu dichte ſaͤen ſoll. Die zu eng an einander ſteßende Pflanzen, die von einer zu reichen Saat aufgehen, erſticken einander, und entziehen ſich die Nahrung, daß ſie nur kruͤp⸗ licht wachſen koͤnnen. Man pflegt zwar eini⸗ ge Gewaͤchſe, deren Blaͤtter abgebrochen, oder die abgeſchnitten zu werden pflegen, wie den Spinat und den Schnittkohl, dicht zu ſaͤen; aber man ſollte auch mit dieſen das Maas nicht uͤberſchreiten. Denn der Abgang der mehreren Pflauzen wird durch die Schoͤnheit und Groͤſſe der Blätter bey genugſamen Raum und Nahrung reichlich erſetzt. Geſchiehet es, daß auf einem Platz des Beetes die Pflan⸗ zen zu dicht aufgehen: ſo laſſe man ſie etwas erwachſen, ziehe die uͤberfluſſigen nach einem Regen und bey weichem Boden aus, und verſetze fie auf ein anderes Beet, oder fuͤlle die in dem geſaͤeten Beete hier und da zu duͤnne bepflanzten oder leere Plaͤtze damit aus. III. 64 III. Eiſenlohrs Entblaͤtterung III. Ueber die Entblaͤtterung der Baͤu⸗ me und Stauden zur Herbſtzeit und deren dadurch beendzweck⸗ ten Verwahrung vor der hefti⸗ gen Winterkalte. Von Eiſen⸗ lohr. n dem XIX. Stuͤck des Journals für die Gaͤrtnerey habe ich aus dem Ma⸗ gazin fuͤr das Neueſte aus der Phyſik und Naturgeſchichte eine Beobachtung des Hrn. Samarten uͤber eine Art, die Baͤume vor den nachtheiligen Wirkungen des Froſtes zu ſichern, angezeigt gefunden, die ich auch ſchon irgendwo geleſen habe: daß nemlich die Bäume im Spätjahe nach und nach entblaͤttert werden ſollen. Ich kann dieſem Mittel aus der Urſache ziemlichen Glau⸗ ben beymeſſen, weil dadurch der Saft zurück getrieben, und das Holz zum Zeitigen (Bei: nen) tuͤchtiger gemacht wird. . 1. | Wir der Baume dc. sur Anblick 65 Wir haben allhier in unſerm in Fr Mies dere liegenden Ort, in der Gegend bey Tübin: gen, in dem harten Winter von 1788 bis 1789 fait alle unſere Obſtbaͤume verlohren; ich ſelbſt bin nur in dem einen von mir vor 1s Jah— ren angelegten Baumgut, um mehr als 100 der ſchoͤnſten und vornemlich um alle meine daſelbſt geſtandene, Birnbaͤume gekommen. Dagegen haben ſich mehrere und darunter drey Apfelbaͤume, mit der bekannten vorzuͤglich gu⸗ ten Sorte, des pepin d'or, alſo erhalten, daß fie mir im Jahr 1789 und 1790 etliche Fruͤchte trugen, und gegenwärtig in der fchöns ſten Bluͤthe daſtehen. Dieſe Sorte nun entblaͤttert ſich gewoͤhn⸗ lich ſehr ungern, behaͤlt die meiſten Blaͤtten bis ins Fruͤhjahr, bis der wieder ankommen⸗ de Saft die Augen in den Trieb bringt, und die gewöhnlich im Merz ſtark wehenden Win: de, die duͤrre Blaͤtter gleichſam mit Ge⸗ walt hinwegnehmen. Gerade in dem harten 1788ger Winter hatten dieſe Baͤume von ih⸗ ren Blaͤttern faſt gar nichts abgeworfen, und E doch —— — —n 66 III. Eiſenlohrs Entblätterung N ne — doc) hat dieſe Apfelſorte vorzuͤglich dieſen har⸗ ten Winter uͤberſtanden; dieß widerſpricht nun der Samarteniſchen Beobachtung. Und diß iſt der Grund, warum ich Ihnen dieſe Nachricht mittheile, und Ihnen uͤberlaſ— ſe, ob ſie ſolche in das Journal fuͤr die Gaͤrt— nerey aufnehmen wollen. Vielleicht empfiehlt ſich dadurch der im Geſchmack, vorzuͤgliche und ſebr gerne tragen, g de pepin d'or noch mehr; vielleicht giebt auch meine Nachricht dem Herrn Samarten und andern zu genauerer Pruͤfung ſeines fuͤr den Froſt vorgeſchlagenen Mittels, Anlaß. Warum ich aber oben ſagte: daß ich der Entblaͤtterung der Baͤume, als eines Mittels gegen das Verfrieren derſelben, ziemlichen Glau⸗ ben beymeſſe; leite ich vorzuͤglich daher, daß mir, wie andern, in dem ſchon angefuͤhrten harten Winter gar alle Birnbaͤume erfroren, dagegen doch die weicheres Holz habende Apfel: baͤume zum Theil durchgekommen ſind. Bekanntlich hatten wir in dem fruchtba— ren und beſonders Obſtreichen Jahr 1788 ei⸗ nen der Baͤume dc. zur Serbſtzeit. 67 — nen ſogenannten Nachſommer, oder es blieb bis nach Martini heitere und oft warme Wit— terung, man konnte um des vorangegange: nen guten und warmen Sommers willen, das Obſt zeitlich von den Baͤumen abnehmen, die von der getragenen Laſt vorhin gebogene, und nun leicht gewordene Aeſte, zogen ſich wieder in die Hoͤhe, und ſaugten bey der guten Wit: terung wieder Saft an, mit dem fie Holztrie⸗ be, oder doch wenigſtens das Laub wieder friſch machten, auch die auf kuͤnftiges Jahr an⸗ geſetzte Bluͤtheknoſpen in Trieb brachten; (es bluͤheten mir ſogar einige Baͤume zu Ende Novembers 1788, die im Sommer vorhin ſtark getragen hatten. Wuͤrden nun die Baͤu⸗ me nach und nach abgeblaͤttert worden ſeyn, fo wäre dadurch der Trieb in die Aeſte ger hemmt worden, das Holz haͤtte zeitiger werden koͤnnen, der Saft waͤre zuruͤckgetreten, haͤtte in der Rinde nicht gefrieren und ſolche, wie ſich der Erfolg gezeigt hat, zum DER brin⸗ gen muͤſſen. — E 2 Herrn 68 III. Eiſenlohrs Entblaͤtterung Herrn aner Meinung verdient mitt hin mehrere Verſuche, um ſo mehr als ſol— che ſchon dadurch von der Natur gerechtfer— tigt zu ſeyn ſcheint; daß in der Hoͤhe, und auf Bergen ſtehende Bäume weniger als die in den Thaͤlern erfroren ſind. Auf Bergen wurde das Obſt ſpaͤter abge nommen: auch war der Nachtrieb im Spaͤt— jahr 2788 nicht mehr fo ſtark, weil die um dieſe Jahrszeit in der Höhe ſtaͤrker wehende rauhe Winde ſolchen verhinderten, das Holz konnte mithin bey der dennoch guten trockenen Witterung ruhiger und beſſer zeitigen. Die Birnbaͤume mußten in Thaͤlern auch eher als die Aepfelbaͤume erfrieren, weil jene tiefer wurzeln und ihre Früchte groͤſtentheils auch baͤlder abgeben, mithin im Nachſommer von 1788 auch mehr Saft in die Aeſte trei⸗ ben konnten. Dieß mag aber auch mit ein Grund ſeyn, warum in mehreren Thaͤlern, wie z. B. im Neckerthal, bey Eßlingen, dem Ramsthal, bey der Bäume ꝛc. zur Serbſtzeit. 69 — — — — bey Schorndorf x. immer mehr Aepfel- als Birnbaͤume gepflanzt werden. IV. Bücher » Anzeigen. 1. Bemerkungen und Erfahrungen in Rück ſicht der Mittel zu Verminderung und Tilgung der Baumraupen 8. Leipzig, im Schwickeri⸗ ſchen Verlage 1791, S. 164. S Schrift iſt, wie der Verfaſſer in der Vorrede ſagt, durch die in der phyſika⸗ liſchen Zeitung vom Jahr 1784 geaͤuſſerte Auf munterung zur Bekanntmachung der Mittel wider die Baumraupen, entſtanden. Zuerſt erklaͤrt der Verfaſſer die Entſtehungsart der Raupen aus; dem Ey, das von den Tag⸗ oder Nachtſchmetterlingen an den Baum oder Kraut, worauf die aus demſelben kommende Raupe ihre angemeſſene Nahrung finden koͤn— ne, gelegt werde, daß die Raupe, nachdem ſie ihr voͤlliges Wachsthum erreicht habe, ſich E 3 in 5 20 IV. 1. Erfahrungen von Mitteln in eine Puppe verwandle, in dieſem Zuſtande eine kuͤrzere oder laͤngere Zeit verweile, und endlich aus dieſer der Schmetterling ausſchluͤ⸗ pfe. Die Naturgeſchichte der Raupen muß ihm nicht ganz bekannt ſeyn, ſonſt wuͤrde er nicht S. 2. geſagt haben, daß einige Rau— pen 16 und andere 10 Fuͤſſe haben, da die Spannenmeſſer zum Theil 8, andere 10 oder 12 Fuͤſſe beſitzen. Er beſchreibt mehrere von den ſchaͤdlichſten Baumraupen, die Bluͤtherau⸗ pe, worunter vermuthlich die Phalaena bru- mata Lin. gemeynt ſeyn wird, die wirklich eine der ſchaͤdlichſten iſt, und meiſt einige Jahre hindurch Baͤume und Fruͤchte veroͤdet, die Ringelraupe, die Stammraupe, ihre Ent⸗ ſtehung und Lebensart, ohne die uͤbrigen gleich und oft mehr ſchaͤdlichen Raupen der Tag und Nachtſchmetterlinge anzufuͤhren, weil er ſich beglaubiget, daß jene hinreichend ſeyen zur Beurtheilung und Anwendung der Mittel, welche dawider vorgeſchlagen werden. Als Urſachen der vielen und wenigen Raupen in verſchiedenen Jahren giebt er an 1.) die Wit⸗ wider die Baumraupen. 71 Witterung, und eine heiſe und trockene im Sommer ſey ihnen ſehr vortheilhaft, dagegen ſey den Bluͤtheraupen im Frühling zur Zeit, wann die Bluͤtheknoſpen aufbrechen wollen, eine Kaͤlte zu ihrem Fortkommen ſehr er— ſprießlich, weil dadurch das Wachsthum der Bluͤthen zuruͤckgehalten werde, und die Bluͤ— then ſich nicht oͤffnen koͤnnen, welches ihnen, wie auch ſchon andere bemerkt haben, nach— theilig fällt, daß fie die Bluͤthen verlaſſen muͤſſen. Die andere Urſache findet er in dem Mangel der Voͤgel. Als Urſachen der wer nigen Raupen in manchen Jahren giebt er an, die naſſe und kalte Witterung, die Voͤß gel und mehrerer Inſekten, die ſich von und in den Raupen naͤhren. Das Wegziehen in andere Gegenden, das von mehreren befon? ders der Phal. brum, den Erfahrungen ger maͤß iſt, führe er nicht an. Von dem Nuz⸗ zen der Raupen iſt der Verfaſſer ungewiß etwas zu behaupten, oder ob er ſie nicht den Floͤhen gleich ſchaͤtzen ſolle, von welchen er ſagt, daß fie keinen bekannten Nutzen ſchaf— E 4 | fen, * IV. g; Erfahrungen von Mitteln fen. Freilich wird bier nur auf den Nutzen für den Menſchen geſehen, denn fuͤrs Ganze kann kein Geſchoͤpf ohne Nutzen ſeyn. Was er uͤber einigen Vortheil, den die Menſchen noch von den Raupen ziehen koͤnnten, weis ters muthmaßlich angiebt, kann nachgeleſen werden. Der Seide, die wir von den Rau⸗ pen erhalten, iſt nicht gedacht worden. Von dem Schaden der Raupen darf nichts anges führe werden, da er bekannt genug iſt. Schat⸗ tigte Gegenden werden von den Raupen we⸗ niger angefallen. Daß der Gabelſchwanz, wie der Verfaſſer S. 26. ſagt, auf der Ei⸗ che atzen ſolle iſt noch von keinem Entomo⸗ logen wahrgenommen worden. Roͤſel ſagt zwar, daß er auch auf der Linde gefunden werde, aber Niemand ſonſt, ſoviel bekannt iſt, hat ihn darauf angetroffen. Weiden und Aſpen find fein Aufenthalt. Von den Pro⸗ eeſſionsraupen g. 12. manches, und vornem: lich von dem Schmerz, den ihre Haare an den bloſen Theilen des Leibs, Händen und Geſicht derer, die ihre Neſter beruͤhren, ver⸗ | Ur wider die Baumraupen. 73 urſachen. F. 13. Unzers Meynung vom Schaden der Raupen F. 14. 15. Wuͤrkli⸗ cher Nutzen derſelben. F. 16-22. Scha⸗ den derſelben, der dreyfach iſt, Verluſt des Obſtes fuͤrs erſte und zweyte Jahr, und manchmal des ganzen Baums. F. 23-46, D. Glaſers Mittel dagegen, die bekannt ſind. §. 47—53. Amtsraths Riems Mittel wi⸗ der dieſelben, §. 54. Unzers Mittel beſte⸗ bet darinn: Nehmet Genſterkraut ( Geni- ſta, (welches vielleicht die Geniſta tincto- ria ſeyn ſoll,) zerſchneidet es klein, und weis chet es eine Nacht hindurch in heiß aufge— ſchuͤttetem Waſſer ein. Man muß zu einem Zober Waſſer einen Arm voll Genſter har ben. Den folgenden Morgen beſprenget die Baͤume, den Kohl und die Pflanzen, auf welchen ſich Raupen fpüren laſſen, mit eis nem eingetauchten Beſen, oder einem zuſam⸗ mengebundenen Wiſche Gras. Das Waſſer bekommt von dem Genſter eine Eigenſchaft, welche die Raupen umbringt, ohne doch den Sehen im geringſten zu ſchaden. Die "3 Ope⸗ —— \ 74 IV. 1. Erfahrungen von Mitteln F Operation muß aber oͤfters wiederholt werden, wenn alle Raupen davon ſterben ſollen. §. 55. Abercrombies Mittel gegen Raupen und Baumlaͤuſe, in deſſen von Hrn. Superin⸗ tendent Lueder uͤberſetzten Anleitung zur Erz ziehung der Fruchtbaͤume, die in aller Obſt— baum-Freunden Haͤnden iſt, oder ſeyn ſollte. $. 57—61. Zbweener Gärtner Mittel der Kraufen. H. 62 — 68. Vom Nutzen und Schaden der Sperlinge. Sie finden ihre Anklaͤzer und Vertheidiger. Daß ſie nebſt mehreren Voͤgeln die Raupen freſſen, iſt rich⸗ tig, und dieſen Nutzen, den fie uns gewaͤh⸗ ren, koͤnnen wir ihnen nicht abſprechen. Aber ob der Schade, den ſie im Fruͤhjahr in den Gemuͤß⸗ und Obſtgaͤrten, in jenen durch Auffreſſen des geſaͤeten Saamen und der jun⸗ gen Pflanzen, und in dieſen durch Abbeiſ— ſen der Bluͤtheknoſpen anrichten, dadurch er— ſetzt werde, moͤchte doch eher zu verneinen als zu bejahen ſeyn, ohne noch auf den ge- wiß ſehr betraͤchtlichen Schaden, den ſie auf den Aeckern und an den Feldfruͤchten verur- ſachen, wider die Baumraupen. 75 m ſachen, Ruͤckſicht zu nehmen. Die Vermiti- derung der Inſekten, die ihnen zugeſchrieben wird, iſt gewiß weit nicht ſo groß, als ſie von ihren Vertheidigern angegeben wird, da ſie Koͤrner freſſende Voͤgel ſind, und die In⸗ ſekten gehen laſſen, wenn ſie Pflanzenſaamen haben koͤnnen. F. 69—85. Beurtheilung ei⸗ niger Mittel wider die Baumraupen. Vor⸗ erſt fuͤhrt er mehrere Zeugniſſe von Gelehr— ten an, die gegen die Ausrottung ganzer Thierarten ſtimmen, das wol nicht ſo leicht mit den kleinern Gattungen, den Raupen und andern Inſekten geſchehen kann, wie mit den Bären und Wölfen. Durch ein Flam⸗ menfeuer die Schmetterlinge herbeyzulocken und zu verbrennen, haͤlt er fuͤr gefaͤhrlich, die Schmetterlingsfaͤnge haͤlt er fuͤr unthunlich, weil viele Zeit darauf verwendet werden muͤſ— ſe; die Theerringe und andere Umwicklungen der Baͤume, worinn ſich die Schmetterlinge fangen ſollen, fuͤr unzureichend; Belohnungen für die Einlieferung der Schmetterlinge fuͤr zu koſtbar; auch Salpeterlauge, Kalkwaſſer, Fifche 76 IV. t. Erfahrungen von Mitteln — — Fiſchthran, ſtinkende Oele, todte Krebſe, Kraͤuter ꝛc. die theils angeklebt, theils an⸗ gehangen werden ſollen, haben nicht des Ver— faſſers Beyfall, ſo wie noch viele andere Ge— geumittel, die angeführt und beurtheilt were den. F. 85. Anzeige einiger allgemeinen Witz teln. 1.) Beſchattung durch hohe Baͤume auf der Mitternachts -und Abend⸗Seite, mit Pappeln, Ruͤſtern, Birken x. 2.) Das Zus ſammenrechen des Laubs im November, 3.) das Zerſtoͤren der Raupenneſter, 4.) das des ſpritzen der Baͤume mit reinem kaltem Waſ— ſer, wovon der Verfaſſer ſich eine gute Wir⸗ kung verſpricht. 5.) Das, Verſchonen der Voͤgel, vornemlich der Sperlinge, die der Verfaſſer ſehr in Schutz nimmt, doch aber $ 99. um nichts zur Vollſtaͤndigkeit fehlen zu laſſen, die Kunſt, fie zur Speiſe zuzurich—⸗ ten, zu braten und zu roͤſten lehrt. $. 100 101. Beſondere Mittel wider die Sperlinge. F. 102. Vorſchlag, die Raupen durch die Elektrici⸗ taͤt zu vertreiben, aus dem vierten Stuͤck des Buͤrgerfreundes 1784. Wer ein Buch ver— langt, wider die Baumraupen. 7 langt, das vieles uͤber die Raupen und die dagegen vorgeſchlagene Mittel, wovon jedoch dem Verfaſſer manche ſehr nuͤtzliche entgans gen ſind, enthaͤlt, kann dieſe Schrift mit Nutzen gebrauchen. | 2. Kleine Gartenbibliothek herausgegeben von C. C. L. Sirſchfeld. Eine erweiterte Fort— ſetzung des Gartenkalenders. Erſter Band. Mit Kupfern. 8. S. 196. ohne den Vor⸗ bericht. ? edem Gartenfreund, welcher das Ausbleiben a) des Gartenkalenders mit gerechten Kum⸗ mer wahrgenommen hat, muß es zum gedoppel⸗ ten Vergnuͤgen gereichen, daß ihm dieſer Ver⸗ luſt durch die Gartenbibliothek fo gut erſetzt wird. Und wer wird ſich nicht uͤber die Zuſage des Hrn. Verfaſſers freuen, daß dieſe kleine Gar⸗ tenbibliothek mit einem freien Plan ihren Forts gang halten, und immer mit einem neuen Bande ſortgeſetzt werden ſolle, ſobald ein Vor: 2 rath 78 IV. 2. Sirſchfelds kleine VE BE | rath nuͤtzlicher und unterhaltender Materia⸗ lien zuſammengekommen ſeyn wuͤrde. Zur Urſache, warum die Form eines Kalenders abgeaͤndert worden, wird angegeben, daß die⸗ ſe Form durch den zu haͤuffigen Gebrauch ge— litten habe, und hie und da den Provinzial— monopolen entgegen liefe, und daher genoͤthi— get war, unter einem andern Namen einzu— ſchleichen; weil manche Landesobrigkeiten es nicht erlauben wollen, daß ein anderer, als ein Eingebohrner, ihnen nebenher anzeigen duͤrfe, wie die Monate und Tage des Jahres auf ein⸗ ander folgen, Indem man (ſetzt der Hr. Ver faſſer hinzu, und wer fuͤhlt nicht dieſe treffen: de Wahrheit?) wiſſenſchaftliche und gemeine Volkskalender nicht unterſchied, ſo hatte der unſchuldige Gartenkalender, wo er unter ſei— nem wahren Namen anlangte, zuweilen das Ungluͤck, ſchon vor dem Thore in Arreſt zu kommen, und er mußte, um einen Paſſirzet⸗ tel zu erhalten (in einigen deutſchen Provin⸗ zen bekommen dieſen die wiſſenſchaftlichen Ka: lender fuͤr wenige Dreyer) den Namen eines Ta⸗ Gartenbibliothek, rr. Band. 79 Taſchenbuchs fuͤr Gartenfreunde annehmen. Recenſent erinnert ſich, daß von dem Gothai⸗ ſchen Hofkalender einſt 300 Exemplare wegen den in den Monatskupfern enthaltenen Abbil— dungen nackter Goͤtter und Goͤttinnen in ei— ner der größten Städte Deutſchlands eonfiſcirt worden find. + Mit der abgeaͤnderten Form verliert der Gartenfreund nichts, wie nun aus der Anzei⸗ ge des Inhalts erhellen wird. a I, Lob des ländlichen Gartens. Vom Herrn von Buͤlow zu Buͤtzow im Mecklen⸗ burgiſchen, Koͤnigl. Daͤniſchen Kammerherrn und Ritter vom Dannebrog-Orden. II. Einige Bemerkungen uͤber die Gaͤrten in der Mark Brandenburg, mit einer Be⸗ ſchreibung des Gartens zu Garzau. Vom Herrn von Reichenbach zu Steinbeck, in der Mark Brandenburg. Nur eine Stelle wird hier ausgezeichnet, um die Leſer darauf auf merkſam zu machen, was ein Mann von Ge⸗ nie auszurichten vermoͤge. „Die erſten gluͤck— lichen Gartenanlagen in der Mark Branden⸗ | burg 80 m 2. De kleine burg eneſtanden, als die Theo der Gartenkunſt den Gartenpfla zer zum Kuͤnſtler erhob. Dieſe Theorie und die Stimme ihres Lehrers verbreite⸗ te eine Daͤmmerung uͤber den Schatten der Un— wiſſenheit, und ſchuf die Liebe zum alten kindi⸗ ſchen Gartengeſchmack in den Geſchmack des Landſchaftmalers um.“ | III. Beſchreibung des Fuͤrſtl. Pfalzgraͤfl. Birkenfeldiſchen Gartens zu Berg, bey Sands: hut in Niederbayern. Aus Muͤnchen einge— ſchickt. IV. Beſchreibung des Gartens des Durchl. Herrn Herzogs von Pfalz-Zweybruͤcken, zu Carlsberg. Aus Zweybruͤcken eingeſchickt. 7 V. Beſchreibung des Reichsgraͤfl. Bene heim⸗Steinfurtiſchen Gartens Bagno, zu Steinfurt, in Weſtphalen. Im Franzoͤſiſchen eingeſchickt, mit Anmerkungen des Heraus- gebers. 5 VI. Beſchreibung des Reichsfreyherrlich— Vorkliniſchen Gartens bey dem Schloſſe Balz. tbaſarburg zu Ruſt, ein Reichsritterſchaftl. i Gartenbibliothek ir Band. 81 Ortenauiſchen, nicht weit vom Rhein. Aus Ettenheim eingeſchickt. VII. Kurze Nachrichten von den Fuͤrſt, Erzbiſchoͤfl. Luſtſchloͤſſern Cloßheim und Leo— poldskrone bey Salzburg. Aus Salzburg mit den Zeichnungen eingeſchickt. VIII. Vermiſchte Nachrichten, die ſchoͤne Gartenkunſt betreffend. 1.) Gartenbemerkun— gen vom Maler Brand. 2.) Gaͤrtnerbriefe, 3.) Das Teſtament eines Einſiedlers, eine noch ungedruckte Inſchrift aus einem engliſchen Garten. 4.) Nachtrag über die Religionsgaͤr⸗ ten der Alten, vom Herrn Geiſer, Churfuͤrſtl. Pfalz⸗Bayerſchen Rath und Geheimen Se kretaͤr. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Kurze Nachrich⸗ ten von neuen Gaͤrten, von Gartenproſpekten und Abbildungen ſchoͤner Gegenden. IX. Von den zur Bepflanzung der Sande ſtraſſen geſchickten Bäumen, X. Neues Mittel, die Gartendiebe zu fangen. XI. Neue Erſcheinung im Blumenreich. Iſt ſo neu nicht, und ſchon von der Tochter 38 des 82 IV. 2. Sirſchfelds kleine des Ritters Linnaͤus beobachtet worden an dem Tropolum maius L. S. Stockh. Ab: handl. B. 24. S. 291. XII. Fertgeſetzter Verſuch, Spargel im Winter zu erziehen. Zuſatz zum Gartenka— lender 1786 vom Herrn Impoſt-Commiſ⸗ fair Schulze, in Lüneburg. | XIII. Von der Trichterwinde. Von eben demſelben. In dem Journal fuͤr die Gaͤrt⸗ nerey XI. St. S. 317. iſt die Rede nicht von der Ipomoea coccinea L. die nicht ſchwer zu erziehen iſt, ſondern von der po- moea Quamoclit L. Jene hat Folia cor- data, dieſe aber folia pinnatifida. XIV. Beobachtungen uͤber die Kaͤlte des Winters 1788—1789. Aus verſchiedenen Gegenden. XV. Von dem Ertrag und den Fortſchrit⸗ ten der Baumzucht. Aus mehrern Gegen⸗ den. XVI. Vermiſchte Nachrichten. XVII. Gartenbibliothek, ir Band. 83 XVII. Franzoͤſiſcher Gartenhandel in Deutſchland. Dieſer Betruͤger hat nicht nur in Niederſachſen, ſondern auch in andern Creyſen fein Spiel mit den Unwiſſenden ges habt. Schon dieſe Inhalts-Anzeige muß jeden, der dieſe Gartenſchrift noch nicht beſitzt, be⸗ gierig machen, ſie zu leſen. Und wie befrie⸗ digt wird er ſie aus der Hand legen. Moͤch⸗ te doch die Fortſetzung nicht lange ausblei— ben! — 3. Garten der Flora, oder Beſchreibung and Abbildung verſchiedener Pflanzen fuͤr Lieb⸗ haber der ſchoͤnen Gartenkunſt. Nebſt ei ner kurzen, praktiſchen Auweiſung zu der⸗ ſelben Wartung. Erſtes Heft, 36 Sei ten. Zweytes Heft, 15 S. Winterthur, bey Heincich Steiner und Compagnie 1791. gr. 8. Jedes mit; illuminirten Kupfer tafeln. | 2425 F 2 Die 84 IVV. 3. Garten der Flora, ie Abſicht dieſer Gartenſchrift gehet da— | hin, bey mehreren Perſonen, vornem— lich auch bey dem Frauenzimmer Neigung und Luſt, ſich mit Pflanzung allerley ſchoͤner Gewaͤchſe ein Vergnuͤgen zu machen. Es werden daher Abbildungen von Pflanzen, die ſich durch ſchoͤne Blumen oder durch andere Schönheiten’ auszeichnen, nebſt einer Anwei⸗ ſung zur Wartung derſelben in dieſer artigen Gartenſchrift mitgetheilt. Jede Pflanze wird nach ihren botaniſchen Kennzeichen genau be- ſchrieben. Es ſollen jedoch keine andere Ge: waͤchſe in dieſe Sammlung aufgenommen wer⸗ den, als ſolche, die es werth ſind, von den Liebhabern und Liebhaberinnen gezogen zu werden. Es werden auch vorzuͤglich hiezu diejenigen vorgeſchlagen werden, die in Toͤ⸗ pfen gehalten werden muͤſſen, damit man ſie im Winter in einem, wo moͤglich, gegen Mittag gelegenen und heiteren Zimmer, vorder ſtreng— ftenKälte (vor jeder Kälte, weil Pflanzen da: runter ſind, die keinen Froſt ertragen koͤnnen,) verwahren koͤnne. Bey jeder Pflanze wird die Claſſe nebſt prakt. Anweiſ. 1. 2. Seft. 85 — — Claſſe und Ordnung, worein fie nach den kuͤnſt⸗ lichen Linneiſchen Syſtem gehoͤrt, nebſt den Art- und Gattungskennzeichen in deutſcher Sprache angeführt, und in dem erſten Heft ein kurzer Unterricht über die Wartung der Pflanzen ertheilt, von der tauglichen Erde, von den Pflanzengefaͤſſen, vom Begieſſen, von der Behandlung kranker Pflanzen, vom Ver⸗ ſetzen, Stellung der Toͤpfe, Gewaͤchshauß oder dem ſeine Stelle vertretenden Zimmer, von der Vermehrung der Pflanzen durch Saa⸗ men, durch Ableger oder durch Schoͤßlinge, woruͤber durchgehends piel Gutes und Rich⸗ tiges geſagt wird. In dem 1. Heft ſind folgende Pflanzen befchrieben und abgebildet worden, Anagal- lis Monelli , Gauchbeil des Monelli, franz ;öf. Mouron de Monelli, die folgendermaf fen beſchrieben wird. Claſſe 5: Pentandria, d. i. die Blume hat fünf Staubfaͤden. Ord⸗ nungs⸗Monogynia, d. i. mit einem einzigen Stempel. Geſchlechts⸗Karakter, einblaͤtte⸗ rige offene Blumenrunde, ſich in zwo Halb, F 3 ku⸗ 86 lv. 3. Garten der Flora, kugeln oͤffnende Saamenkapſel. Gattungs⸗ Karakter. Gauchheil mit ungetheilten Blaͤt⸗ tern und einem geraden Stengel. Der Wohn⸗ ort dieſer Pflanze find die Gegenden um Bez rona in Italien. Sie bluͤhet vom Fruͤhling bis gegen den Winter. Die Menge praͤchti⸗ ger Blumen, mit welchen fie wie beſaͤet iſt, gewaͤhrt dem Auge einen ſehr angenehmen Anz blick. Sie bedarf nur der gewoͤhnlichen Bar: tung, und muß im Winter nur vor dem Ge⸗ frieren verwahrt werden. Sie waͤchſt ſtark, und dauert mehrere Jahre lang. Ihre Ver: mehrung iſt durch Ableger und Schoͤßlinge un⸗ gemein leicht, und leichter als durch die Saa— men zu bewerkſtelligen. Will man ſich aber der letztern bedienen; ſo muß man ſie, ſobald ſie reif ſind, ausſaͤen. Denn ſie keimen nur ehr ſelten, wenn man ſie bis zum kuͤnftigen Fruͤhjahr aufbewahrt. Auf eben dieſe Art werden auch die uͤbrigen Pflanzen beſchrieben: Camellia Japonica, Japaniſche Camelie, Rhododendron hirſutum, haarigte Alproſe, Oenothera fruticoſa, Strauchartige Nacht⸗ kerze, nebſt prakt. Anweiſ. 1. 2. Seft 87 NET mern mm —— kerze, Phylica ericoides, Dorn⸗-Mirthe, Tann⸗Mirthe. Im zweyten Heft ſind beſchrieben und abgebildet: Geranium bicolor, zweyfarbi⸗ ger Storchſchnabel, Erica multiflora, viel- blu nigte Heyde, Vinca roſea, das Noſenfarb blühende Sinngruͤn, Menyanthes trifoliata, Biberklee, Bitterklee, Amaryllis formoſiſſima, die Jakobe⸗Lilie oder die praͤchtigſte Lilie. Folgende Stelle wollen wir ausziehen und zur Probe unſern Lefern vorlegen. „Man ver⸗ ſchafft ſich mit groſſen Köflen aus weit entfern⸗ ten Gegenden Pflanzen, welche dem Biber— klee, der doch in den europaͤiſchen Suͤmpfen ziemlich gemein iſt, an Schönheit lange nicht beykommen. Aber ſelten geſchieht es, daß man dieſelben an ihrem Geburtsort beſucht und bewundert. Ueber dem Vergnügen, das man empfindt, ſeine Wohnung mit den lieblichſten und reizendſten Gewaͤchſen aller Theile der Erdkugel zu beſetzen, ſollte man den Biber⸗ klee nicht aus der Acht laſſen oder verachten. Man kaun ſich deſſen Anblick ſelbſt vor dem F 4 155 88 VV. 3. Garten der Flora, Fenſter gewaͤhren. Zu dieſem Ende verſieht man ſich im Fruͤhjahr zu guter Zeit mit einer beliebigen Anzahl der ſchoͤnſten Wurzeln die ſer Pflanze, ehe ſie zu treiben anfangen. Man kann ihrer vier bis fünf in einem mittelmaͤſſt⸗ gen Topfe zuſammenſetzen', in Sumpferde, welche man mit Moos bedeckt, um fie u verbergen. Dann hat man noch einen an— dern Topf von hinlaͤnglicher Groͤſſe, um je— nen kleinen aufzunehmen. Dieſer aufnehmen⸗ de, oder den andern einſchlieſſende Topf, muß inwendig glaſurt ſeyn, um das Waſſer nicht durchſeihen zu laſſen, als womit er immerhin bis uͤber die Haͤlfte angefuͤllt ſeyn muß. Durch dieſe leichte Veranſtaltung laſſen ſich eine Mens ge Sumpfpflanzen ziehen, welche wegen ihrer Schoͤnheit oder ihrem ſonderbaren Ausſehen, verdienen, dem Auge des Liebhabers näher gebracht zu werden. Der Biberklee läßt ſich leicht durch feine fortdaurende Wurzeln vers mehren, welche man von dem Herbſt an bis im Fruͤhjahr vertheilen kann. Moͤch⸗ nebſt prakt. Anweiſ. 1. 2. Seft. 89 Möchte der Zweck dieſer nuͤtzlichen und in ein ſo ſchoͤnes aͤuſſerliches Gewand einge— kleideten Schrift bey allen, die ihre Zeit auf ein fo angenehmes Geſchaͤfte, als die Pflan: zung der Gewaͤchſe iſt, verwenden konnen, erreicht und durch ſie die Liebhaberey der Gaͤrt⸗ nerey und der Botanik bey vielen, die zu: gleich das Vermögen zu Anſchaffung der Pflan⸗ zen beſitzen, erweckt werden! hs Gartenoͤkonomie für Frauenzimmer, oder Anweiſung die Produkte des Blumen + Kür chen- und Obſtgartens in der Haus haltung aufs mannigfaltigſte zu benutzen. Zweytes Baͤndchen vom Kuͤchengarten. Zullichau, bey N. S. Frommanns Erben 1791. 8. S. 358. an kann ſich des Erſtaunens nicht ent⸗ halten, wenn man die ungeheure Men: ge Veraͤnderungen betrachtet, die die Erfin⸗ F 5 dungs⸗ 9% IV. 4. Gartenoͤkonomie für... dungskunſt der Menſchen ausgedacht hat, um die Produkte der Natur aus dem Pflanzen⸗ reiche (deren aus dem Thierreiche nicht zu ge denken) auf die manuigfaltigfte Weiſe zu be: nutzen, ſie dem Gaumen angenehm zu ma⸗ chen, und mit hunderterley Zufäßen das Haupt⸗ produkt ſo zu veraͤndern, daß fein eigener Ge; ſchmack gaͤnzlich verſchwinden muß. In die⸗ fen zweyten Theil der Gartenoͤkonomie werden von 64 Gartenpflanzen nicht weniger als 568 Benutzungen und Veränderungen angeführt, und doch ſagt der Verfaſſer auf der 4. Seite: „Erwarten Sie nicht, daß alles moͤgliche hier enthalten ſey, und daß es keine Kochart von Gartengewaͤchſen mehr gaͤbe, die nicht in die⸗ ſen Briefen erzaͤhlt ſey; denn ohnmoͤglich koͤnn⸗ te der Raum einer ſolchen Sammlung von Briefen alles faſſen, was der luͤſterne Appe⸗ tit des Inn⸗ und Auslaͤnders von jeher ers fand. Und wie waͤre es auch möglich, daß ich alle dieſe ſo unendlich verſchiedene Zurich— tungen wiſſen koͤnnte, da faſt jeder Winkel der Erde ſeiue eigene Methoden hat, damit zu Frauenzimmer, zr Band. 91 zu Werk zu gehen.“ Manche Rezepte mer den auch ſchwerlich nachgeahmt werden, da fie nicht leicht wegen den widrigen Vermiſchun⸗ gen einen Liebhaber finden dürften. Das vers muthet auch der Verfaſſer, der an feine Freun⸗ din ſchreibt, eben ſo wenig kann ich alle Vor⸗ ſchriften als gut und unverbeſſerlich empfeh⸗ len. Bedenken Sie, wie mannigfaltig und widerſprechend der Geſchmack der Menſchen iſt. Vas der eine mit dem größten Appetit verſchluckt, ſchiebt der andere mit Ekel und Widerwillen von ſich. 3 Hier folgen einige Beyſpiele, wie eilfach ſich einige Gartenpflanzen verändern laſſen, und dann ein Rezept. Spargel. Suppe, Tauben, Hühner und Rindfleiſch mit Spargeln, warm zuzurichten, mit Eyern, mit gelben Ruͤben, mit Sabhn, mit einer ſauern Bruͤhe, mit Weinſoſe, hol, laͤndiſche Soſe uͤber Spargeln, mit Sauce blanche, frikaſſirt, mit einer Butterbruͤhe, mit brauner Butter, mit aufgezogener But, ter, in Butter abgeſchwitzt, in Oel gebraten, auf 92 VV. 4. Gartenoͤkonomie für — — auf dem Roſt gebraten, gebacken, Kuchen, Knoͤdel, Paſteten, Torte, Sallat, in Salz⸗ lacke, in Eſſig, Kuchen zu Bouillons, von S. 73—88. Kartoffeln, Suppe, Potage mit Kartof felkloͤſen, ganz gekocht, Vorkoſt, mit Majo⸗ ran und Speck, fauer, mit Fiſchen, mit Ha: ring, mit Dorſch und Haͤring, Paſtete von Kartoffeln mit Hering, Kloͤſe, Farcirt, Brey, ä la Creme, zu braten, gebacken, Torte, Soſe zu Gebratenem, Sallat, kleine Kuchen, kleines Brod, Tiſch⸗ oder ordinaͤres Brod, Butter, mit Schwein⸗ oder Gaͤnſeſchmalz, mit Oel, mit Honig, Kaͤſe, Wein, Brands wein, Kaffee, Chocolade, Hefen zu vermeh⸗ ren oder zu verbeſſern, Gries, Grüße, Kraft mehl, Puder, Schlichte, Fleckkugel, Pflaſter, Futter, Rauchtabak, Brandwein aus den Beeren, von S. 253—282. | Gebackene Erdäpfel. Sie werden auf dem Reibeiſen gerieben, und unter 4 Pfund derſelben miſcht man 2 Pfund Frauenzimmer, ar Band. 93 Pfund Butter, die man zu Sahne geſchlagen hat, ſchlaͤgt ein halb Schock Eyerdotter da⸗ zu, reibt die Schale von 2 Citronen ab, und ſchlaͤgt das Eyweiß zu Schaum; dieſes al— les durch einander geruͤhrt, macht eine Maß fe, die man in einen Reif füllt, und in eis ner Tortenpfanne abbaͤckt. 5. Praktiſche Erfahrungen einer kuͤnſtlichen Befruchtung der Levkojen, wie dadurch ger fuͤlte Blumen zu erhalten. Nebſt einer Anweiſung aus Nelkenſaamen Bizarden zu ziehen, mit einer illuminirten Kupferplat⸗ te. Frankfurt und Leipzig, bey Johann Bernhard Geyer, 1790. 8. s iſt blos ein Abdruck zweyer Traktaͤtchen, E wovon das eine 1787. zu Minden ge⸗ druckt worden, unter dem Titel: Geſchichte einer kuͤnſtlichen Befruchtung der Levkojen; und das andere unter dem Titel: Kunſt, Nel⸗ ken 54 IV. 5. rakt. Erfahrungen von ken zu ziehen, und ihre Schoͤnheit zu beur— theilen. Eine Geſellſchaft Blumenliebhaber, welche verſchiedene Jahre gemeinſchaftliche Verſuche mit der Blumenkultur anſtellten, vereinigten ſich, nach der in dieſen zwo Schrif— ten angegebenen Anweiſung, durch eigene Er— fahrung zu erproben, ob fie nach ſelbiger ger fuͤllte Blumen erhalten wuͤrden. Einem Mit— gliede gluͤckte es, in getreuer Befolgung die— ſer Anweiſung gefuͤllte Blumen zu erhalten, wodurch mehrere Liebhaber ermuntert wurden, ebenfalls Verſuche damit zu machen. Da aber die benachbarten Buchhandlungen verfi- cherten, daß ſich die kleine Piece von Erzie⸗ bung gefuͤllter Levkojen vergriffen hätte: fo ent⸗ ſchloß ſich derjenige, welcher den gluͤcklichen Verſuch gemacht hatte, ſein Exemplar zu ei⸗ nem neuen Abdruck herzugeben, und zugleich die Zeichnung der von ihm gezogenen Blume mitzutheilen. Die Kunſt, Nelken zu zie hen, iſt nun dieſem Traktätchen nebſt einer Abbildung einer nach der darinn gegebenen Anweiſung gezogenen Biſard-Nelke hinzugefuͤgt worden. Die kuͤnſtl. Befruchtung d. Levkojen. 95 ———— ͥ — — — Die Sache beſtehet darinn, daß der Blumen— freund eine engliſche einfach roth bluͤhende kevkoje und eine einfache blaßviolette Som⸗ merlevkoje, jede in einen eigenen Topf pflanz⸗ te, und die Blumen mit dem Saamenſtaube von Sommerlevkojen von verſchiedenen Far—⸗ ben befruchtete. Dadurch erhielt er Saamen, woraus im folgenden Jahre faſt die Haͤlfte der davon gezogenen Pflanzen ganz dunkel violet, ein Viertheil blaßviolet, einige, die das Mittel zwiſchen beyden hielten, und in | die Purpurfarbe fielen, die übrigen blaßroth, und nur zwo hochroth bluͤhten. Die Kunſt, ſchoͤne Nelken zu erziehen, weiß man heut zu Tag beſſer, als ſie in dem wieder abgedruck— ten Traktaͤtchen beſchrieben iſt, ob es gleich auch manche gute Regeln enthaͤlt. Die in Kupfer geſtochene und illuminirte Blumen, eine gelbe Relken-Biſarde, und eine gefüllte Levkoje, find ſchlecht ausgefallen. Was die Nelke ſeyn ſolle, iſt ſchwer zu errathen, vers muthlich aber eine Biſard Feuerfax, die eben nicht unter die Seltenheiten gehoͤrt. 6. Au⸗ 96 IV. 6. Aurikelflor, oder — — — —— 6. Aurikelflor, oder nach der Natur gemal⸗ tes Verzeichniß aller vorzuͤglich ſchoͤnen und guten Sortiments⸗Aurikeln, 1. Band, 1. Heft, mit zwey gemalten Tafeln. Meif ſen, bey Karl Friedrich Wilhelm Erbſtein, 1791. gr. 8. S. 38. 8 Wieſes erſte Heft enthaͤlt nebſt einer Vor⸗ erinnerung drey Briefe, und eine Ab— handlung von der Durchwinterung der Auri⸗ kel im Lande, von Ranft, welchem allem ein Intelligenzblatt angehaͤngt iſt nebſt einem Verzeichuiß der Praͤnumeranten. In der Vor: erinnerung ſucht der Verleger einem und dem andern Tadel, der befonders der Malerey ger macht werden konnte, zu begegnen, und Ken ner werden ſie nicht ungegruͤndet finden. Auch entſchuldigt er ſich, daß er an Statt der ver⸗ ſprochenen 25 Aurikeln⸗Abbildungen nur 12 in dieſem erſten Hefte geliefert habe, damit, daß er lieber wenigere und ſchoͤnere mittheilen wollen, um den zuerſt angekuͤndigten Preiß von 1 Rrehlr. nicht erhöhen zu muͤſſen. Auch die⸗ gemalt Verzeichnif 1. B. 1. 3. 92 — — — dieſes kann keine Unzufriedenheit erwecken, da es ohne offenbaren Verluſt ihm unmoͤg⸗ lich geweſen wäre, fein Wort zu halten, wie Rezenſent gleich bey Leſung feines ausgegeber nen Avertiſſements geurtheilt hat, und ein je der einſehen wird, der weiß, was Malerey iſt, und was fie koſtet. In dem erſten Brief wird von dem ſeit einiger Zeit von den Deuts ſchen glücklich und hoch getriebenen Blumen— bau, und vornemlich der Cultur der Aurikel gehandelt, und als Urſache von dieſem ſchnel⸗ len Fortgang das Aufhoͤren des Blumenneids, wovon auffallende Beyſpiele angeführt werden, angegeben. Der zweyte Brief theilt der Ar rikel den Vorzug vor der Nelke zu, und enthält den Anſang des in der Folge zu er warten habenden Unterrichts über die Cultur der Aurikel, wodurch der Verfaſſer zugleich den Vorwurf, der ihr gemacht zu werden pflegt, daß ſie ekel im Pflanzen ſey, heben will. Im dritten Brief wird unterſucht, ob die Ueberwinterung der Aurikel im Land oder in Topfen vortheilhafter ſey. Aber nichts iſt G been⸗ 1 ZV. 6. Aurikelflor, oder beendigt, und die Käufer dieſer Schrift muß fen ſich die Gedult, bis fie über die angefan— gene Materien vollen Unterricht erhalten, nicht vergehen laſſen. Nur die Ranftiſche Abhand⸗ lung von der Durchwinterung der Aurikel im Lande iſt ausgefuͤhrt. | Folgende Aurikelſorten find auf den zwo Tabellen abgebildet: 1. Engliſche, Admiral Vernon, violet mit gruͤn getuſcht. 2. Hymen, Olivenbraun in gelb gester 3. Ganymedes, kirſchfarb in weiß ae: ſtreift, gelb (gelbes) Aug. 4. Bangs Collodenducke, dunkelviolet in gruͤnlicht, ſtark gepudert, groß. f 5. Roi d’Angleterre , auch Berrys | King George, in ſchwarzbraun mit vielem Puder geſchildert. 6. Koͤnigliche 9 9 Püce in gruͤn getuſcht. 7. {uk semalte Verzeichniß, 1. B. 1. 8. 90 T —— 7, Luiker, Prinz Carolus, engliſch Luiker nuͤancirt, oliven, am Auge Se gut ſchattirt. | Anmerk. Dieſen Luiker zaͤhlet der Sr. Gar⸗ nifons-Cautor Pfeilſchmidt in Dresden un: ter die engliſchen, und fuͤhret ſie ſeit Jahr und Tag in feinem Catalog unter den enge liſchen auf. Sie iſt jedoch ein wahrer Luis ker, indem ihre Blaͤttereiuſchnitte in der Mitte keine Erhoͤhung haben, die den eis gentlichen Character der engliſchen Aurikeln ausmacht, und ſich dadurch dem ſterufdrmi⸗ gen naͤhert. Sie hat aber in allen Bläte tern die Enkerbung in der Mitte, als das wahre Kennzeichen der Luiker. 8. La Veloute, purpurſammtig mit vio⸗ let ſchattirt, und nach dem Auge zu ſchwaͤrz⸗ lich fallend, ſchoͤn und groß. 9. Verfailles, in Purpur mit derglei⸗ chen dunklem Schatten, groß und ſchoͤn. 10. Duc d’Etrees, Dublette violet mit weiß panaſchirt. Anmerk. Dieſe Blume zaͤhlet gleichfalls Hr. Garniſons⸗Cantor Pfeilſchmidt unter die G 2 eng⸗ 10% IV. 6. Aurikelflor, oder engliſchen, unter welche fie auch richtig ges hoͤrt. | ! 11. Graf von Graſſe, in Lilac, er: ſchattirt, ſchoͤn. 12. Ceres, nuͤaneirt gruͤnlicht mit braͤun⸗ lichtroth, ſchoͤn ſchattirt und auffallend. Die Abbildungen ſind in dem Exemplar des Recenſenten maleriſch gut, und die dun— kelbraune Grundirung der Tabellen erhebt die Malerey ungemein. Aber der Blumiſt wird in allen manche Fehler an den Blumen entdecken, die fie ihm verwerflich machen wuͤr— den, wenn er fie nicht blos der Malerey zu: ſchreiben muͤßte. Alle dieſe 12 Aurikeln ſind gekraͤuſelt gemalt, die Augen durchaus ſchmu⸗ zig, und in den mehreften lauffen die Blaͤt⸗ tereinſchnitte tief in das Aug hinein, lauter Fehler, welche der Blumiſt verabſcheuet. Und doch iſt nicht wol zu glauben, daß Hr. Pfeil⸗ ſchmidt ſolche fehlerhafte Aurikeln in ſeiner Sammlung dulden, noch Hr. Paſtor Rudol⸗ phi ſie, als ein bekannter Kenner, gleich auf den gemaltes Verzeichniß, 1. B. 1. H. 101 TT den erſten Tabellen als ſchoͤne und gute Sor— timents-Aurikeln aufſtellen werde. 5 7. Flora, oder Nachrichten von merkwuͤrdi— gen Blumen, VI. Heft. Mit zwey gemal⸗ ten Tabellen, gr. 8. Stutgart in Kommiſ— ſion bey Johann Benedict Mezler, 1791. n dieſem ſechsten Heft wird ein richtiger und deutlicher Unterricht von der Cultur und den bekannten Varietaͤten der Levkoje mitgetheilt, und die Leſer werden darinn die wahren und auf Erfahrung gegründeten Vor⸗ theile bey der gluͤcklichen Erziehung dieſer all— gemein beliebten Blumengattung finden. Auf der erſten Tabelle ſind zwo neue und erſt ſeit wenigen Jahren bekannt gewordene Levkojen⸗ Varietaͤten abgebildet. Die erſte iſt eine purz purfaͤrbige, und die andere die fogenannte ſchwarze, oder eigentlich floß faͤrbige, die Hr. Winkler in Kliten bey Bautzen erzogen hat. G 3 Auf 40% IV. . store, oder Nachrichten —— ——ö — —— Auf der zwoten Tabelle finden ſich drey 5 Nelkenblaͤtter und eben fo viele Aurikeln. Jene ſind: 1. Graf von Sermage, eine gebaͤnderte gelbe Biſard. Die Grundfarbe iſt ein reines ſattes Gelb, die Zeichnungsfarben beſtehen in einem dunkeln Grau und in einem dunkeln Scharlach, welche in ſcharf abgeſchnittenen breiten Streifen ausgedruckt ſind. Die gelbe Grundfarbe firkicht. meiſt zwiſchen den farbigten Streifen hindurch, bis nach dem Rand hin aus, und nur wenig zeigt ſich an dem Rande des Blumenblattes eine feuerfarbige Schattis rung, daher dieſe Blume immer unter die gel— be Biſarden gezaͤhlt zu werden verdient. Sie iſt etwas ſtark gezaͤhnt, nimmt ſich aber we— gen ihren hohen Farben, Groſſe und ſchoͤnem Bau in einer zahlreichen Flor vortheilhaft aus. Sie iſt ein Weinſperger Zoͤgling vom Jahr 1790. 9. 2. Die ſchoͤne Schwaͤbin, eine hollaͤndiſch e jene gelbe Pikott⸗Biſard. Die Grund, farbe von merkwuͤrd. Blumen, VI. Heft. 103 farbe iſt ein reines und helles Gelb. Die Zeichnungsfarben ſind Bleyſtift, hohes Roſa und Aurora, die in zarten, meiſt unabgeſetz— ten Strichen auf dem Blumenblatt gleich auf— getragen find, ſowol in einer ſchwachen Rand- als Pyramidenzeichnung. Sie uͤbertrifft nach meinem Urtheil die bekanntere ſchoͤne Cöfeftis ne an Schoͤnheit, von der ſie eine Tock ter iſt. Sie iſt groß, hat einen unverbeſſerlichen Bau, und ein ungemein gefaͤlliges ſanftes Colorit. Sie iſt im Jahr 1750 zu Wein⸗ ſperg ausgefallen. De 3. Sappho. Eine der vorhergehenden an Schoͤnheit nicht nachſtehende gelbe hollaͤn⸗ diſch gezeichnete Pikott-Biſard. Die Grund farbe iſt ein helles Gelb, und die Zeichnungs⸗ farben ein ins Colombin fallendes Grau und Roſa, die etwas ſtaͤrker aufgetragen find, und die Blumen ziemlich bunt machen, daher ſie jeden, der ſie ſiehet, unter andern Nelken gleich beſonders auffaͤllt. Sie gehoͤrt unter die groͤſ— ſere Nelken, platzt, baut ſich aber ohne Huͤl⸗ ſe ganz vortreflich, wenn ihr nur die Huͤlſe | G 4 5 ab⸗ x | 104 IV. 7. 1 oder Nachrichten — — — —— — —— — — abgeſtutzt wird. Sie iſt ein Sbaggoche 00 | ling vom Jahr 1787. Aurikeln. 1. Oſſian. Eine engliſche Aurikel, die der le Triomphant benennten ziemlich nahe kommt, nur daß dieſe eine hellere und mehr ins Rothe fallende Zeichnungsfarbe hat. Das Aug iſt groß, dicht und zart gepudert, der Kelch enge und deſſen Oeffnung mit ſechs An⸗ theren bedeckt. Die Scheibe iſt gerundet, platt und eben, die Grundfarbe darauf ein gelbes Gruͤn, die durch den zarten aber nicht gar dicht aufgetragenen Puder durchſcheint. Die regelmaͤſige Pikotten-Zeichnung beſtehet in einer dunkeln Flohfarbe. Sie iſt ein Zoͤg⸗ ling aus Weinſperg vom Jahr 1787. 2. Biſter. Eine luiker Aurikel. Die Grundfarbe iſt gelb, das in einigen Blumen ins Gruͤnliche ſpielt, die Zeichnungsfarbe Pur⸗ purblau, die am Auge dunkel und gegen den Rand ſanft ſchattirt ins hellere auslauft, wo fie ſich mit der gelben Grundfarbe vermiſcht. und * 7 von merkwuͤrd. Blumen, VI. Seft. 105 und das Gruͤnliche oder Olivenfarbige bildet. Das Auge iſt groß, hellgelb, mit wenigem Puder beſtaͤubt, und die Kelchoͤffnung mit ſie⸗ ben Antheren verſchloſſen. Die Blume iſt groß, der Stiel ſteif, und die mehreren ein⸗ zelnen Blumen bilden ein ſchoͤnes Bouquet. Sie iſt ein Zoͤgling aus Weinſperg vom Jahr 1789. 3. Apollo. Eine luiker Aurikel. Die Grundfarbe der Scheibe iſt ein ſchoͤnes Po: meranzengelb, die Schattirungsfarbe Carmin, die an dem Auge ſehr dunkel iſt, gegen den Rand hin aber faſt ins Roſenfarbige verlauft. Das Aug iſt hochgelb ohne allen Puder, und die Kelchoͤffnung mit fieben Antheren bedeckt. Die Blume hat ein ſteifes Blatt. Sie iſt, ob ſie gleich viele Blumen traͤgt, groß, und der Stiel ſteif. Ich habe ſie von Speyer er— halten, und der Ort ihrer Erziehung iſt mir unbekannt. | 0% "Wr Winklers Vortheile m nn 8 V. Merkwuͤrdigkeiten, Vortheile, und andere Nachrichten, wel⸗ che die Gaͤrtnerey betreffen. 1. Vortheile, das vollkommene Aufbluͤhen der Nelke l'Egyptienne zc. zu befördern, und die Ananas Phyſalis aus abgeſchnitte⸗ nen Zweigen zu erziehen, von Herrn Wink⸗ ler in Klitten bey Bautzen eingeſchickt. chon ſeit zwey Jahren habe ich bey mei: ner Nelkenflor einige Vortheile gefun— den, welche Vorſicht man beobachten muß, eine gute Flor zu haben. Ich will ſolche den Liebhabern entdecken, in gewißer Hoffnung, da⸗ mit einigen Dank zur Belohnung zu haben. Nicht alle le Melkenblumen ſind ſich an Dicke der Blumenblaͤtter gleich; ſondern ſie verhalten ſich wie Poft: gegen Neten: Papier. Solche duͤnn⸗ blaͤttrige Blumen duͤrfen der vollen Mittags⸗ Sonne ſchlechterdings nicht ausgeſetzt werden, auch } bey Nelken und Ananas Phyfalis, 107 — — — — — N tragen, Es ift ferner bisher nur ein Wahn gewe⸗ ſen, den nebſt mir auch der verſtorbene D. Weißmantel veſt geglaubt und behauptet har: daß die aſchgrauen Nelken nothwendig in der vollen Sonne aufbluͤhen rnüßten. Einige der: ſelben, die bekannte Feueltfaxe, PEgyptienne und Haſſan Pacha, gab en mir Anlaß darauf zu kommen. Begyde hatten ſich durch den Feh— ler, daß ſie etwas ſchwer heraus bluͤheten, bey mir ganz verhaßt gemacht. Schon im vorigen Jahr ſtellte ich fie beym Aufbrechen auf mei: ner doppelten Stellage, davon die Vorderſeite gegen Mittag, die hintere aber gegen Mitter⸗ nacht ſteht, nebſt den FFamoͤſen und Engl. Doubletten mit Roſa auf die Mitternachtſeite, und zu meinem Vergnuͤgen wurde ich gewahr, daß fie vollkommen ſchoͤn ewmfblühten. Auch ſogar die Nelke, Preis von Schneeberg, die doch ſenſt willig aus ihrer Huͤlſe bricht, bluͤh te an dieſem Orte weit beſſer, als die von ihr auf der Mittagsſeite ſtehend en Pflanzen. Ich ſah 108 V. 1. Winklers Vortheile ſah alſo, daß es ein Irrthum ſey, zu glau— ben, alle aſchgrauen Nelken muͤßten in voller Sonne aufbluͤhen, da ſie doch wuͤrklich eini— gen ganz und gar zuwider iſt. Ich wollte gerne noch mehrere (Sorten benennen, welche die heiße Sonne ihren Pracht beraubt; ich ha⸗ be aber nur etliche bemerkt, die claſſiſch find und meiſt in den beften Floren ſtehen. Ich muß geſtehen, daß ich obgedachter !Egyptien- ne beynahe feind wurde, eh' ich dieſen Vor: theil entdeckte und von ihr zu ſagen pflegte: Man muͤſſe fie dem ſeiebhaber nur bey'm Auf: brechen zeigen, und dann wuͤrde er erſtaunen. Noch fuͤge ich eine neue Entdeckung aus dem Gewaͤchsreiche bey, die ich erſt in dieſem Jahr gemacht habe: Es iſt von dem Herrn Oberforſtmeiſter von Dieskau in Coburg in deſſen Vortheilen in der Gaͤrtnerey ꝛc. VI. Sammlung S. 1:37. eine fruchttragende aus⸗ laͤndiſche Pflanze unter dem Namen Ananas Phyſalis beſchriebun worden. Sie ſoll erſt vor einigen Jahren aus Corſiks gekommen ſeyn, ich glaube aber eher, daß ſie Virginien zum Vater⸗ r bey Nelken und Ananas Phyſalis. 109 Vaterland hat. Ihren Anbau in unferm Klis ma beſchreibt obgedachter ſehr verehrungswuͤr⸗ diger Herr ſehr deutlich. Ich will daher die Liebhaber dahin verweiſen. Meine eigene Er⸗ fahrung hat mich gelehrt, daß ihre Fruͤchte, die in einer Blaſe gleich den Judenkirſchen wachſen, im Anfang des Auguſts zur Reife kommen, ſehr gut ſchmecken, und einigermafs ſen der wirklichen Ananas im Geſchmack bey⸗ kommen. Durch die guͤtige Vermittlung ei⸗ nes Blumiſten in Coburg, erhielt ich vor drey Jahren etwas Saamen von gedachtem Herrn von Dieskau. Ich ſaͤete ſolchen in der erſten Hälfte des Febrnars in einen Blumentopf, den ich auf untergelegten Ziegeln immer auf dem warmen Ofen ſtehen ließ. Am 13 Tag nach der Saat giengen die Koͤrner alle auf, nun brachte ich fie hinter ein Fenſter eines ges heizten Zimmers. Als die Pflanzen Fingers⸗ lang erwachſen waren, verpflanzte ich jede in einen mit guter fetter Erde angefuͤllten gerau⸗ migen Topf, ließ ſie aber immer noch hinter den Fenſtern ſtehen. Sie verlangen ganz auſſer⸗ | 110 V. 2. Winklers Vortheile eee, i — — auſſerordentlich vieles Begießen, und man wird hierin niemalen zu viel thun koͤnnen ‚be ſonders wann fie einmal die Höhe von 1 Fuß Rheiniſch erlangt haben. In einem heiſen Tag zehren ſie einen mit Waſſer angefuͤllten Napf, der dem Topf untergeſetzt wird, wol zweymal aus. Erſt im halben May koͤnnen ſie in den freyen Garten geſtellt werden, wo ſie den ganzen Tag Sonne haben. Nun zur Ent— deckung ſelbſt: Ich hatte dieſes Jahr viele Pflanzen, davon die meiſten fingerslange Geis tenzweige getrieben hatten. Ich machte einen Verſuch, ſchnitt einige derſelben ab, ſteckte ſie wie den Goldlack in einen mit Erde angefuͤllten Blumentopf (dies war zu Anfang des Junii) und fiehe da! in Zeit von vier Wochen wur⸗ zelten ſie, wuchſen ſchnell fort, ſetzten auch, da ich dieſes ſchreibe, Fruͤchte an. Hier iſt al⸗ ſo ein neuer Weg zu ihrer Vermehrung. Sie laſſen ſich auch in einem guten Gewächshaus auswintern; wiewol ich geſtehen muß, daß die Fruͤchte von alten Mannshoͤhe erreichenden Stauden nicht den guten Geſchmack haben, den 4 bey Nelken und Ananas phyſalis. 111 den ſie im erſten Jahr nach ihrer Ausſaat be ſitzen. Uebrigens haben dieſe Fruͤchte bey vielen Vornehmen in meiner Gegend den groͤßten Beyfall erhalten. Ich kann nun auf Verlan— gen den Liebhabern Saamen zukommen laſſen, die Kapſel, worin ſich 20 Koͤrner befinden, zu 8 ggr. Briefe und Gelder ſind bis Bauzen frey zu machen. Geſchrieben Klitten bey Bau— zen in der Oberlauſitz im Monat Aug. 1791. C. G. Winkler. Dem Herausgeber dieſes Journals, ge— reicht es zum beſondern Vergnuͤgen, die aus einem Brief erhaltene und im XX. Stuͤck angefuͤhrte Nachricht von dem Tode des Hrn. Winklers hier widerrufen zu koͤnnen Wie ſehr wuͤnſche ich, daß dieſer geſchickte und thaͤtige Blumiſt noch ſehr viele Jahre durch⸗ leben, und die Blumenfreunde, wie er bie: her gethan hat, mit neuen Blumen und mit den fo redlich mitgetheilten Vortheilen zu ih⸗ rer Erzieh ung erfreuen möchte! Alle 1 112 V. 1. Winklers Vortheile ——ů—ß—— — Allerdings laſſen ſich die abgeſchnittenen Zweige dieſer Phyſalis fortpflanzen, und auch nach meinen Erfahrungen ſchlagen fie in kur- zer Zeit Wurzeln an. Aber immer haben die aus dem Saamen gezogene Pflanzen im ers ſten Sommer die ſchmackhafteſten Fruͤchte; und wer dieſes Gewaͤchs um derſelben willen er— zieht, thut doch am beſten, ſie aus Saamen alljaͤhrlich friſch zu ziehen, da es ohnehin fo wenig Schwierigkeiten damit hat. Nie habe ich die Nelke PEgyptienne fo ſchoͤn, ſo vollkommen aufgebluͤht geſehen, als in dem letzt vergangenen Sommer. Der Stock ſtand auf einem bedeckten Theater, wo nur der Topf und das Kraut, nicht aber der Stengel und die Blume von der Sonne bes ſchienen werden konnte, dieſe alſo voͤllig im Schatten aufbluͤhen mußte. So blieb ſie von der Zeit an, da ſich der Knopf voͤllig ges fuͤllt hat, geſtellt, und auch dieſe Erfahrung beſtaͤtigt die Beobachtung von ihr, die Hr. Winkler in dem vorhergehenden Aufſatz mit: getheilt hat. Es iſt zu glauben, daß ſich eine g | Un⸗ be vrdken und Ananas Phytlis, 112 — — — nn 5 im Schatten auch bey ra Schweſtern, les Tenebres und Duc de Broglio eben fo vortheilhaft erzeigen werde. 2. Anzeige von einem neu herauszukommen⸗ den Gartenbuch. Kg kuͤndige hiemit den liebbabern unter en: Verlag den Druck eines fehr ger meinnuͤtzigen und praktiſchen Buches an, nem⸗ lich einer . Anleitung zum Züchen » Gartenbau nach den beſten bisher bekannt ge⸗ wordenen Verfahrungsarten. | Die kurze, faßliche, und wie ich wol ſagen kann, uͤberzeugende Darlegung, wie Liebha⸗ ber im Garten und mit Kuͤchen-Gewaͤchſen zu verfahren haben, und die Verſicherung einiger ſehr erfahrner und geſchickter Gaͤrtner, daß ſie den Vorſchriften der Anleitung · durch? gan: 114 V. 2 ige von einem neu her⸗ — — —— —⅛— gaͤngig Beyfall geben, und geſtehen mußten, bey vielen Gewaͤchſen noch manches beſſer dar⸗ aus eingeſehen und gelernt zu haben: dieß alles macht es mir ſehr wahrſcheinlich, daß meine obige Verſicherung von dem Buche richtig ſey; und vielleicht ſogar gelernte Kunſt— gaͤrtner noch mancherley brauchbaren Unter—⸗ richt darin finden duͤrften, nicht nur wie ſie die Gewaͤchſe gehoͤrig zeitig und wohlſchmek— kender, als in ihrem bisherigen vielen Dung in den Quartieren ziehen koͤnnen; ſondern wie ſie mit Nutzen zu einer jeden Jahrszeit zur Erziehung beſſerer Gewaͤchſe, die Arbeit einz richten und dabey verfahren muͤſſen. Auſſer⸗ dem aber getraue ich mir, im Voraus zu verſprechen, daß ein jeder Gartenbeſitzer, er ſey Gutsherr oder Paͤchter, oder Prediger, oder Stadtmann ꝛc. mit dieſer Anweiſung in der Hand vermoͤgend ſeyn wird, entweder in Zukunft alle Gaͤrtner und den Nath derſelben zu entbehren, und ſeinen Garten nach dieſen Vorſchriften, durch was fuͤr folgſame Leute er will, ſelbſt zu beſtellen, oder auch, wenn je⸗ mand 1 N 7 \ < auszukommenden Gartenbuch. 115 — mand ſeinen Gärtner dennoch beybehalte, ſo wird er doch aus dieſem Buche Anlaß genug bekommen, beurtheilen zu koͤnnen, ob ſein Gartner den Küchengewaͤchsbau hinlaͤnglich verſteht, und ihm die verſchiedenen Kuͤchen— gewaͤchſe, wenigſtens eben ſo fruͤh und wohl— ſchmeckend liefert, als ſolche nach dieſen An: weiſungen ohne Miſtbeeten und mit leichter Muͤhe aus der bloſſen Erde von Jedermann gezogen werden konnen. So viel ich weiß, iſt es hier in unſerm Lande noch nicht bekannt, wie man mitten im haͤrteſten Winter vollig zarte und wohlſchmek⸗ kende junge Wurzeln aus der bloffen Erde haben, oder wie man Blumenkohl im freyen Garten durchwintern, und davon im zeitigen Fruͤhjahr Fruͤchte haben, auch vollig aͤchten guten Saamen aus der bloßen Erde davon bauen kann. Sol— cherley guter und bey vielen Gartengewaͤchſen ge— wiß ſehr angenehmer Rathſchlaͤge und Anwei⸗ ſungen wird man in dem ganzen Buch ſehr viele finden. Und da ſolches uͤberdem fo einge: richtet iſt, daß man zu allen Zeiten des Jah: | H 2 | res x a 116 V. 2. Anzeige von einem neu her⸗ res daraus erſehen kann, wie der Garten voͤl⸗ lig recht beſorgt, und durch bloße Dienſtleute in die erforderliche gute Ordnung geſetzt, und darin erhalten werden mag: ſo hege ich die angenehme Erwartung mit der Herausga— be dieſer Anleitungen bey vielen Dank zu verdienen, und ſowol in unſern eigenen als in fremden Landen einen ſehr weſentlichen und bedeutenden Nutzen damit zu ſtiften. Die innere Einrichtung des Buchs iſt folgende : zuvoͤrderſt find einige allgemeine Anzeigen gegeben uͤber Gartenerde, Lage, Ein: theilung, Benutzung und Bearbeitung des Gartens, uͤber Samen und Saͤen, Pflanzen und Begießen, uͤber Duͤnger, Ordnung im Gebrauch der Gartenbeete, Garteninſtrumen— te, Unkrauts-Vertilgung und Ungeziefers— Vertreibung. Sodann kommen die Garten— gewaͤchſe ſelbſt, die etwa 140 an der Zahl, in alphabetiſcher Ordnung von Anis bis Zuk— kerwurzeln in der moͤglichſten Kuͤrze, jedoch mit Zuverlaͤßigkeit, hinlaͤnglich abgehandelt ſind, und zwar, ſowol um gute Fruͤchte, als 1% * auszukommenden Gattenbuch. 117 — — als auch um guten tuͤchtigen Saamen davon zu ziehen. Endlich aber macht ein Garten— kalender, oder eine voͤllige und hinlaͤngliche Anweiſung, was um des Gartens und um der Gartengewaͤchſe willen in einem jeden Mo— nat, vom Januar bis December, in Acht zur. nehmen, und zu beſorgen iſt, den Beſchluß. In dieſem Gartenkalender iſt ebenfalls alles nach alphabetiſcher Ordnung aufgefuͤhrt, wo— nächft denn weiter, noch eine Nachweiſung des hauptſaͤchlichſten und verſchiedentlichen Gebrauchs der abgehandelten gemeinnuͤtzigſten Gewaͤchſe und ſchließlich ein Regiſter folget, um die Gartengewaͤchſe nach den mancherley Namen und Nutzungen, die ſie haben, und alles was ſonſt noch in dem Buch abgehan— delt iſt, darin ſogleich zu uͤberſehen. Der Gartenkalender fuͤr ſich enthält bey: nahe ſchon alles, was bey einem jeden Ge: waͤchſe zu beobachten iſt, und nur in ſehr wenigen Faͤllen, wird man daruͤber die ab— gehandelten Artikel ſelbſt noch nachzuſchlagen gebrauchen. Daher denn auch noch dieſe 93 Vor⸗ — — — 118 V. 2. Anzeitte von einem neu bers — —— — — Vorkehrung getroffen werden wird, daß man allenfalls den Kalender vor dem Buche treu nen, und fo für ſich defio bequemer ſtets it in der Taſche tragen kann. Das ganze Buch wird etwa 50 Boͤgen ſtark werden, wofuͤr ich den maͤßigen Sub— ſeriptionspreis von 1 Rthl. 6 Gr. in Lauis⸗ d'or beſtimme; und ich hoffe ſolches ſpaͤteſtens zum bevorſtehenden Michaelis gewiß zu lie⸗ fern. Um aber nun auch die zweyte und den meiſten Gartenliebhabern noch mehr ange nehme Haͤlfte des Gartens, nemlich den Blur mengarten, mit eben ſo zuverlaͤßigen Vor⸗ ſchriften zu verſor zen, wird hoffentlich gegen Oſtern des Jahrs 1792 eine gleiche Anweis fung, nach eben dieſem Plan bearbeitet, gez liefert werden koͤnnen, welcher, wo moͤglich, auch noch die benoͤthigte Anweiſung zu Miſt- und Treibbeeten mit angehaͤngt werden ſoll. Ich gedenke ſolches um eben den mäßigen Sub: ſeriptionspreis von 1 Nihlr. 6 Gr. zu ges ben; und ſtelle es ſchon jetzo gleich in eines jeden auszukommenden Gartenbnch, 1 10 jeden Belieben, ob er auf beyde Buͤcher, oder nur auf die Anweiſung zum Kuͤchen⸗ garten oder auf die des Blumengartens, allein ſubſeribiren will. Der nachherige La denpreiß iſt von jedem 1 Rthlr. 18 Gr. Wer die Güte hat Subſeription hierauf zu ſammeln, erhaͤlt auf 10 Stucke das ııte frey. Subſeriptionen nehmen an: In Anclam, Herr Buchbinder Berg. Barth, Hr. Altermann Schönberg. Ber gen, Hr. Apotheker Struck. Berlin, Hr. Buchdrucker Langhoff. Danzig, Herr Buchdrucker Wedel. Demmin, Hr. Voigt, Buchbinder. Greifswald, Hr. Rietow, Buchbinder. Hamburg, die Seroldſche Buchhandlung. Zönigsberg. Hr. Philipp Chriſtoph Kanter, Buchbinder. Leipzig, die Graͤffſche Buchhandlung. Weu⸗Bran⸗ denburg, Hr. Korb, Buchdrucker. Ro⸗ ſtock, Hr. Muͤller „Buchdrucker. Stade, Hr. . Prediger. Stettin, Hr. H 4 Toͤll⸗ 120 V. 3. Neues Wing zur Befoͤrd. = —— Toͤllner, Buchbinder. Stutgart, Herr Löflund, Buchhaͤndler. Weißenfels, Hr. Schwerin, Buchdrucker und Buchhaͤndler. | Wien, Hr. Wappler, Buchhaͤndler. Wiss mar, Hr. Sor nejus, Buchbinder. Wol⸗ gaſt, Hr. Bergmann, Buchbinder. Stralſund, den 14. Merz 1791. Ehrk ſtian Lorenz Struck. 3. Neues Mittel zur Beförderung der Reiß, fe und Gröffe der Baumfruͤchten. Aus dem Anzeiger. Nr. 4. vom 7. Jul. 1791. S. 30. | err 1 hat dieſes Mittel in einer H beſondern Abhandlung, die er der koͤ⸗ niglichen Geſellſchaft des Ackerbaues zu Pa⸗ ris vorgeleſen hat, bekannt gemacht. Es be⸗ ſtehet darinn, daß den Zweigen, von welchen man / * 5. Reife u. Groͤ dd d. Baumfruͤchte. 121 — man fruͤhere Fruͤchte zu erhalten wuͤnſcht, eis nen zwey bis drey Linien langen Ring von der Rinde wegnimmt. Dieſes muß zur Zeit der Bluͤthe des Baums geſchehen, oder als⸗ dann, wann die Fruͤchte eben erſt Knoſpen gewinnen. Man nimmt die ganze Rinde bis auf den Splint hinwez. Hr. Lanery legte der Geſellſchaft Aeſte von Aprikoſenſtaͤmmen und Pflaumenbaͤumen vor, an welchen zwey verſchiedene Zweige befindlich waren. Ders jenige Zweig, den man auf die gedachte Art behandelt hatte, war mit vollkommen reif fen und weit groͤſſern Fruͤchten bedeckt; da hingegen der andere unberuͤhrt gebliebene Zweig noch unreiffe Fruͤchte trug, die denen auf den uͤbrigen Zweigen des Baums gleich waren. Hr. Lancry glaubt, daß man dieſes Verfah— ren auch auf andere Obſtbaͤume anwenden koͤnne, und er hat einige Verſuche angeſtellt, um ſich davon zu uͤberzeugen. Ds 4. Noch 122 V. . Noch zwey Vortheile — — — “ — ne 4. Noch zwey Vortheile in der Gaͤrtnerey, aus der 149. Nr. 1791. eben dieſe⸗ An⸗ zeigers. | a) Ein Hauswirth ließ bey einem Fruͤh— lingsfroſt eine Anzahl Pfirſchbaͤume vor Auf gang der Sonne mit kaltem Waſſer beſpriz⸗ zen, und dieſe waren die einzigen, welche Fruͤchte brachten. u Anmerkung des Herausgebers. Der Ber: ſuch mit Beſpritzen der einem Frühlingsfroft ausgeſetzten Spalierbaͤume iſt ſchon mehr mal gemacht worden und zuweilen, doch nicht allemal, glücklich ausgefallen. Es iſt wahr⸗ ſcheinlich, daß es darauf ankomme, ob die Baͤume ſchon abgebluͤht und Fruͤchte ange⸗ ſetzt haben, oder ob, wann die Baͤume noch bluͤhen, die Bluͤthen wenigſtens ſchon vor dem ausgeſtandenen Froſt befruchtet worden ſeyen. In beyden Faͤllen koͤnnen die Fruͤch⸗ te durch das Beſpritzen mit kaltem Waſſer erhalten werden. Sind aber die Bluͤthen noch nicht befruchtet, und ſie muͤſſen einen Froſt erleiden: fo wird das Beſpritzen ſchwer⸗ | a in der Gaͤrtnereg. 123 — — 2 1 — — —— — z lich zur Rettung der Früchte behuͤlflich ſeyn. Bey einer jur befürchten habenden Fruͤhlings⸗ kalte, die man doch immer vorher bemer— ken kann, wird man am ſicherſten verfahren, wenn man ſeine Baͤume mit Bedeckungen vor dem Froſt zu verwahren ſucht, wozu man ſich aber nie der von Stroh oder von Rohr verfertigten Matten, wovon die Bluͤ— then, denen fie zu nahe anliegen, leicht ab geſtoſſen werden, ſondern 1 von 9 tern, bedienen muß. b) In Ungarn werden die Sparzet mit einer Glocke von rothem Thon, die oben eine Oeffnung hat, bedeckt, wodurch ihre Groͤſſe vermehrt und die Muͤrbe durchaus befoͤrdert wird. | | Anmerk. Nicht nur in Ungarn, ſondern auch von deutſchen Gärtnern, wird dieſer Vortheil angewendet. Man gebraucht aber hiezu nicht irde ne ſondern hoͤlzerne und nicht gar weite Rohren, die dauerhafter find. Dicker koͤnnen nun die Spargeln in dieſen Bedeckungen nicht werden, als wie ſie aus dem 124 V. 5. Nachr. v Ranfte Nelken / u. — — — — — — dem Boden kommen und wie ſie der Stock giebt, aber hoͤher werden ſie darinn getrie⸗ ben, und in ihrer ganzen Länge eßbar; da im Gegentheil die auf gewöhnliche Art ges zogene und in der Luft aufgewachſene, ſo weit ſie im Boden ſtehen, immer am untern Theil hart und ungenießbar bleiben. Aechte Spar— gelnkenner wollen jedoch an ſolchen unter Ber deckungen gezogenen Spargeln den guten Ges - ſchmack, den die im Freyen gewachſene ba: ben, nicht finden. Und wirklich find fie eis nigermaſſen fade, färben ſich nicht ſchoͤn gruͤn, ſondern bleiben weißlicht, woraus ſich ihre Geſchmackloſigkeit von ſelbſt erklären laͤßt. 5. Nachricht von Hrn. Lieutenant Kanfts vermehrten Nelken und Aurikel⸗ Berge niſſen aufs Jahr 1791. Ber Catalogen enthalten manche ſchoͤne, neue und theils ſeltene Sorten von bey _ der⸗ ar Bi; Aurikelverzeichniſſen f. d. J. 1791. 125 derley Blumengattungen. Vornemlich war Hr. Ranft darauf bedacht, feine Melken-Pi⸗ kotten und Pikott-Biſarden von den mehre— ſten Sorten, die noch etwas tief gezackte Blaͤtter gehabt haben, zu reinigen, weil, wie er mir noch im Monat Oktober d. J. ſchrieb, feine Correſpondenten nur rundblaͤttrige oder doch ſehr wenig gezackte von ihm verlangten. Aber dieſer rechtſchaffene und freund— ſchaftliche Mann, dieſer genaue Kenner und richtige Beurtheiler der Nelken, dieſer erſte teutſche Blumiſt lebt nicht mehr. Mit ei⸗ nem Kummer, der nie aus meinem Herzen weichen wird, ſchreibe ich dieſes nieder. Ich habe den ſel. Ranft nicht perſoͤnlich, fon: dern nur aus ſeinen Briefen kennen gelernt. Aber auch aus dieſen und aus jeder Zeile derſelben lernte ich ſein vortrefliches Herz kennen, und ich liebte ihn, wie ich meine bewaͤhrteſten Freunde nur immer lieben kann. Wie viel habe ich ihm zu danken! Manche berrliche Aurikel und Nelke, und was mir noch wichtiger iſt: faſt meine geſammte Blu⸗ 2 men⸗ * 126 V. 5. Kluͤpffels neue 1791. aus menkenntniß, wovon jeder feiner Briefe et was merkwuͤrdiges und belchrendes - enthiel: - ten. Ein Blutſturz machte ſeinem Leben ein Ende in den letzten Tagen des Oktobers 1791. Sein Angedenken muß jedem, der ihn gekannt hat, theuer und unausloſchbar blei- ben. | Sein Herr Bruder, Lieutenant und Burs germeiſter in Freyberg im Erzgebirge, hat bes kannt gemacht, daß er den von feinem fel; Hrn. Bruder geführten Blumenhandel fort⸗ ſetzen werde, an den ſich alſo die Blumen; freunde zu wenden haben. 5. M. J. O. F. Kluͤpffels von Weinfperg bey Heilbronn, neue 1791 aus dem Sa⸗ men erhaltene Nelken. | Weiſſe hollaͤndiſche Pikotten. Angelica, dieſe Blume hat einen glaͤnzend weiſ⸗ ſen Grund, auf welchem ſich die dunkele | aber 1 dem Samen erhaltene Nelken, 127 — — aber glänzende kupferfarbe Zeichnung ſehr aus nimmt, es beſteht dieſe aus feinen unabges ſetzten Strichen, die bis ins Herz laufen. Ihr Bau iſt ſehr ſchoͤn, und ihre Blaͤtter nur kurz gezaͤhnt. Die Größe 2 1/2 Zoll. Bella, der Grund ein gelblichtes Weiß, die Zeich- nung dunkel Bleyſtift, das auf Inkarnat aufs gelegt iſt, das Blatt gezaͤhnt. Der Bau gut, die Größe 2 ½ Zoll. Diaua, mit dunkelm glaͤnzendem Bleyſtift im reinſten weiſſen Grund auf allen Blaͤttern gleich regelmaͤßig gezeichnet. Ihr Bau iſt vortreflich, ihre Dauer in der Flor, wie bey ihren beeden vorherſtehenden Schweſtern, we— gen ihren dicken Blättern lang, ihre Größe beynahe 3 Zoll. Alle drey entſtunden aus dem Samen meines Oreſtes eines Biſardfeuer— fares mit blaugrau und puce. General von Bouwinghauſen, im reinen glaͤnzend weißen Grund ſteht ein dunkles Aſchblau, bey einer Größe von 3 Zoll und vielen Blumen- blaͤttern, bluͤht ſie vortreflich auf. Das Blatt iſt gezaͤhnt. General von Holle, iſt der vorigen Blume meiſt aͤhnlich, nur iſt die Zeichnungsfarbe ets was heller und reichlicher aufgetragen, auch das Blatt ſtumpfer gezaͤhnt. | | Hes 128 V. 6. Rltpffels neue 1791. aus — n 2 — 2 — By Helena, der Grund ren weiß, die Zeichnung aber iſt mehr nach Art der Paſtellmalerey. 2 1/4 Zoll groß und ſtumpf gezähnt. Kuͤſter, mit hellem auf Roſa ſtehendem Bley⸗ ſtift, nur 2 1/4 Zoll groß und nicht viele Blu⸗ menblaͤtter. Sie nimmt aber wegen ihrer voll⸗ kommen ausgebildeten hervorragenden Piſtillen, die Befruchtung ſehr gern an. Venus Urania, hat einen gloͤnzend weißen Grund, in welchem ein Hellviolet gezeichnet iſt, das nach einigen Tagen wahrhaft blau wird. Die Blume hat Ranunkelblau und ein gezaͤhntes Blatt. Sie daurt lange in der Flor. Noch hat ſie das eigene, daß ihr Laub beſtaͤndig aus⸗ ſieht, als ob es welk wäre und des Begleſ⸗ ſens beduͤrfte, fie iſt aber dabey nicht zärtlich, Weiſſe roͤmiſche Pikotten. Spalanzani, mit dem hoͤchſten Carmin gezeich⸗ net, und über 3 Zoll groß, gezaͤhnt. Waizel, mit Lackroth auf Paſtellmantier gezeich⸗ net 3 ½ Zoll groß, vortreflich N und bebnahe ſtumpf Blatt. Weiſſe vollgezeichnete Pikotten. Bey dieſer Zeichnungsart iſt beynahe das gan⸗ ze Blatt mit der Zeichnungs farbe angefuͤllt, und nur hier und da iſt ein weiſſes Fleckchen und gegen dem Samen erhaltene Nelken. 120 gegen dem Were zu ein weiffer Stern. Sie kommt zwar der franzoͤſiſchen nahe, doch, da die Zeichnung nicht in Strichen beſteht, iſt ſie von ihr verſchieden. Sollte die nemliche Zeich⸗ nung ſchon unter einem andern Namen bekannt | ſeyn: ſo bitte ich mir dießfalls Belehrung aus. Bacchus mit aſchblau 2 ½2 Zoll groß. Man ſteht wirklich anfänglich an, ob dieſe Blume nicht unter die dunkelgrundige mit weißer Zeich— nung gezaͤhlt werden ſollte. Eben fo find; Beccaria, Großmeiſter von Maltha und Laokoon alle mit aſchblau gezeichnet, und fie unters ſcheiden ſich nur durch das mehr oder weniger gezackte Blatt und durch die Größe, Daphne mit Bleyſtift, fi. Bl. 2 1/4 3. eine nieds liche Blume. Sie ſcheint ſehr zaͤrtlich zu ſeyn, und meine ganze Hoffnung, dieſe ſeltene Blume zu erhalten, beruht auf einem einigen ſchwa⸗ chen Ableger, der mir allein von mehreren uͤbrig geblieben iſt. Gelbe hollaͤndiſche Pikotten. Lichtenberg, der Grund iſt ein reines Zitronen⸗ gelb, worin Bleyſtift gezeichnet iſt, 2 1/4 3. groß und recht gut gebaut, gezaͤhnt. a 2 f Gel⸗ 130. Ve, Kluͤpffels neue 1701. aus Gelbe italiaͤniſche Pikotten. Ganymedes, mit colombin in einen pailfe aelben Grund gezeichnet, 2 1/3 3. groß und niedlich gebaut. Gelbe hollaͤndiſche Pikott⸗Biſarden. Graf von Sermage, in reinem ſchoͤnen gelben Grund mit Aurora und Bleyſtift in unabge— festen Strichen gezeichnet, 2 ı/2 Z. nicht lang gezaͤhnt. Manlius, Roſa, Chamois und Bleyſtift in der regulaͤrſten Zeichnung wie mit der Feder in ein hohes reines Gelb geſtrichen, 2 1/2 3, groß, aber leider etwas ſtark gezaͤhnt. Ranft II. der vorigen meiſt aͤhnlich, aber kurz gezaͤhnt. | Wilhelmine, Roſa und Bleyſtift, das aber ich lislac ſieht, in paille gelbem Grund, 21/2 3. Gelbe teutſche Biſarden. Euripides, Cramoiſi und Bleyſtift in ledergelbem Grund rein geſtrichen, 2 2/4 Zoll. Extraordinaire Blumen. Bramine, der Grund Ceriſe mit dem glaͤnzend⸗ ſten Aſchblau uͤberzogen mit Weiß gefleckt und e reift. ci Weiſſ⸗ dem Samen erhaltene Nelken. 131 - — — u Weiſſe Famoͤſen. Arioſto, mit Garmin, ſchoͤn gebaut, 3 3. groß. Charlotte, mit helleram. hat an der Peripherie viel Welß, 3 3. ſchoͤn gebaut. Ei Lavater, mit hellviolet, eine angenehme Blume, 3 Zoll groß! 7. Namenverzeichniß und genaue Beſchrei— bung der auserleſenen Sammlung von Nel— ken oder Grasblumen, welche Gerhard Suͤlle in Bremen den Liebhabern um bey— geſetzte billige Preiße anbietet. Bremen, gedruckt bey ſel. Friedr. Meiners 1 279% . S. 51, err Hülle beſchreibt in dieſem Verzeich— H niß 692 Sorten, unter denen nur ohn— gefaͤhr zoo fremde ſeyn ſollen, die übrigen find alle von ihm ſelbſt aus Saamen gezogen wor: ö J 2 den. 132 V. 6. Sülle Namenverzeichniß — — —e . — den. Seine ganze Relkenſewmlung beſteht, wie er in der Vorrede fügt: aus 324 der auserleſenſten und ſchoͤnſten Sorten. Die uͤbrigen 142 Sorten ſind deswegen nicht in das Verzeichniß aufgenommen, weil er ſie noch nicht in hinlaͤnglicher Vesmehrung hat. Er rathet den Nelkenliebhabern das Er— ziehen der Nelken aus Saamen, recht drin: gend an, und belehrt ſie, daß ſo lange ihre Sammlungen nicht aus lauter vorzuͤglichen Blumen beſtehe, der von denſelben geſamm— lete Saame nichts tauge. Auch warnt er, da Saamen zu kaufen, wo er Loth“ oder gar Pfundweiſe ausgeboten werde. Wollen „Sie aber, faͤhrt er fort, ſaͤen und mit ei⸗ „genen ſchoͤnen Kindern das Reich Florens ver⸗ „mehren, fo kaufen Sie bey großen Blumiſten, „von deren ſchoͤnen Sammlung Sie unters „richtet ſind, oder bey mir. „Allein meine Herren! glauben Sie ja „nicht, daß Sie aͤchten Nelkenſaamen von „den beſten gente Nelken bey uns ( wie e und Beſchreibung von Nelken. 133 — — — „man im Spruͤchwort ſagt) fuͤr ein Ey und ein Butterbrod kaufen koͤnnen. Sie muͤſ— fen vielmehr (wie ſich einſtens der verſtor— „bene Hr. Hofrath Hertel in Schwerin in „einem freundfchaftlichen Brief an mich aus: „druͤckte) Fuͤchſe ſpringen laſſen; d. h. gute „wichtige Louis -Carls- oder Friederichsd'or „anlegen, wenn Sie was rechts haben wol— „len“ Herr Huͤlle REN nun feinen fo ſehr geruͤhmten Nelkenſaamen, die Priſe zu 100 Koͤrnern für 2 1/2 Rthl. Die Bedingungen beym Verkauf der Nelken find folgende: Wann ein Liebhaber ſelbſt ausſucht, und alſo Stuͤckblumen verlangt, ſo iſt auch an den dabey geſetzten Priſen nichts abzudingen, es ſey dann, daß jemand zoo Stück auf einmal nimmt. Derſelbe genießt 25 p. Ct. Rabatt, auf 50 Stuͤck aber nur 10 p. Ct. von kleineren Parthien findet gar kein Abzug ſtatt. 33 Wer 124 V. 7. Sülle Namenverzeichniß — Wer aber keine beſtimmte Stuͤckblumen ausſuchet, ſondern es Hrn. Huͤlle freyſtellt diejenige Sorten abzugeben, die er am be— ſten entbehren kann, der darf nur beſtimmen, wieviel er anlegen will, ſo ſoll er jederzeit zu ſeiner voͤlligen Genugthuung im Preiß von 2 bis 12 Rthl. p. Dutzend bedient wer⸗ den, und hat nicht zu beſorgen, daß er et— was Schlechtes mit erhält. Vielmehr ſolle es noch gar Vortheil gegen den Stuͤckblu⸗ menverſchreiber haben. Jedoch wird auf dergleichen een kein Rabatt zus geſtanden. Man kann bey H. H. auch Landnelken, die in Farbenblumen, Concordien, kleinen und eben nicht rein gezeichneten Pikotten, ordinairen Flambanten ıc. beſtehen, haben: die zwar nicht fuͤr den Liebhaber in Toͤpfen zu gebrauchen, aber im Land in Blumenſtuͤcke zu pflanzen ſehr gut ſeyen, a 1 Rthl. p Dzd. Eine Blaͤttercharte wird nie von ihm vers fertiget. Fruͤh⸗ und Beſchreibung von Melken. 135 — — — —— — Fruͤhjahrsbeſtellungen erbittet er ſich ges gen Ausgang Merz, hoͤchſtens in der Mitte des Aprils. Herbſtbeſtellungen aber von der Mitte des Auguſts, bis in die Mitte des Septembers, und damit bey Herbſtbeſchrei— bungen der Liebhaber fuͤr ſein Riſieo einen billigen Erſatz haben moͤge, laͤßt er ſich ſo— wol an Stuͤck- als Rommelblumen Preiß, die Parthie mag groß oder klein ſeyn, 25 p. Ct. Rabatt gefallen. Auch iſt noch bey ihm zu haben: Ranunkelſaamen, das Lt. a 2 5/6 Rthl. oder einen vollwichtigen holland. Ducaten. Anemonenſaamen, die Priſe, wovon ſich aber kein Gewicht angeben läßt, a 1705 Rthl. und Aurikelnſaamen, die Priſe 1 3 Thlr. Die Gelder muͤſſen beym Entbieten in gu⸗ tem wichtigen Golde, die Piſtole az Kehl, ider in wichtigen geraͤndeten holland, Ducaz- en a 25/6 p. Stück nebſt den Briefen poſt⸗ ſrey eingeſandt werden, auch für Schachtel ind Embellage bey Parthien von 100 oder 34 meh⸗ - * 136 V. 6. Sülle Namenverzeichniß mehreren Stuͤcken 6 Grote, bey Kleinigkei⸗ ten aber 12 Grote p. Dutzend mit beygelegt werden; wer dieſes verſaͤumt, erhält fo viel Blumen weniger und ohne Vorherbezahlung | wird an Niemand etwas verabfolgt. Die Nelken, die das Verzeichniß enthaͤlt, ſind unter folgende Abtheilungen gebracht. Weiſſe neu⸗deutſche Pikotten . Gelbe : Ba Gelbe alt-deutſche Pikotten : 2 Weiſſe franzoͤſiſche Pikotten : 52 Gelbe — — ; ut Weiſſe hollaͤndiſche Pikotten 2 69 Gelbe — — , Weiſſe roͤmiſche Pikotten „ e Gelbe — — 75 4 Weiſſe italiaͤniſche Pikotten „ Gelbe — — > | 10 Rothe tuͤrkiſche Pikotten . 1 und zwar Grenoble. Weiſſe — 36 Gelbe — — Weiſſe tuͤrkiſche Pikottbiſarden ; 1: und Beſchreibung von Nelken. 137 Gelbe tuͤrkiſche Pikottbiſarden - 51 Weiſſe franzoͤſiſche Pikottbiſarden - 13 Gelbe — — — s 26 Weiſſe hollaͤndiſche Pikottbiſarden - 18 Gelbe — — — — s 59 Weiſſe roͤmiſche Pikottbiſarden sid 12 Gelbe — — — ; 7 Weiſſe italiaͤniſche Pikottbiſarden * 8 Gelbe — — — : 5 Deutſche Biſarden A. in kupferfarbenen Grund 6 darunter Preis von Schneeberg, wo aber der Grund bleyfarben angegeben wird. Der Beſchreibung nach muß er Hr. Huͤlle nie aͤcht gebluͤht haben. B. in weißem Grund. s 11 C. in gelbem Grund. 5 42 Engliſche Biſarden * A. in weiſſem Grund „ B. in gelbem Grund : 14 Weiſſe deutſche Doubletten u. Bandblumen 7 — Engliſche — — 7 * 3 Feuer⸗ 138 V. 7. Hülle von Yelken. — — — Feuerfaxe oder Flambanten in verſchiedenen Grundfarben : s 25 Fameuſen t 7 6 Concordien £ : 2 Farbenblumen ; . 3 In der Nachſchrift wird noch bemerkt, daß diejenige Nelken, deren Groͤße das Zoll— maaß nicht beygefuͤgt ſey, die gewoͤhnliche Groͤße eines alten Speciesthalers oder 2 Zoll im Durchſchnitt halten: die aber bey welchen, etwas klein, beygeſetzt ſey, nur ungefähr ı bis 11/2 Zoll halten. Alle Anerbietungen zum Tauſchen werden verbeten. S. 47. ſagt Hr. H. deutſche und engliſche Doubletten liebe er nicht, weil ſie ſaͤmmtlich gar zu gerne verlaufen und ausar: ten; deswegen befaͤnden ſich auch ſo wenige in ſeiner Sammlung. Auch nehme er nie von ihnen Saamen auf. | Journal ’ N Gärknerey, welches eigene Abhandlungen, Auszuͤge und Urtheile der neueſten Schriften, fo vom Gartenwe⸗ ſen handeln auch Erfahrungen und Nachrichten enthaͤlt. N Zwey und zwanzigſtes Stuck. 5 Stut gart, in J. B. Mezlers neuen Verlagshandlung. 17925 Inhalt des zwey und zwanzigſten Stuͤcks. Abhandlungen. I. Claſſification der Pfirſchinge. S. 145. 11, Claſſification der Aurikeln. S. 158. III. Von Früh: oder Miſtbeeten. S. 18a. IV. Unterſuchung, woher den Pflanzen das ge- ſammte Waſſer zugefuͤhrt wird, welches zu ihrer Nahrung erforderlich iſt, von Hrn. P. Joh. Bapt. von Saint-Martin. S. 197. V. Bücher - Anzeigen. 1. Ueber Feld: und Gartenprodukte, mit Ruͤck⸗ ſicht auf das Klima in Dentſchland. Fuͤr den Naturliebhaber, denkenden Oekonomen und Gartenfreund. 8. Leipz. 1791. S. 213. 2. C. F. Seidels Blumen⸗Gaͤrtner-Kalender, in welchem etliche oo Gewaͤchſe mit ihrer botaniſchen Beſchreibung enthalten find. Zwey— tes Heft. 8. Wetzlar, 1792. S. 229. 3. J. L. Chriſt's Pflanzung und Wartung der nuͤtzlichſten Obſtbaͤume, fuͤr Landleute, Oeko⸗ nomen und Liebhaber der Obſtgaͤrtnerey. Zweyter Theil. 8. Frankf. a. M. S. 233. 4. Chr. Fr. v. W. Allgemeine hiſtoriſch-phy⸗ ſiologiſche Naturgeſchichte der Gewaͤchſe. Mit 36 Kupfertafeln. gr. 8. Gotha 1791. S. 242. | 5. J. Inhalt. 5. J. C. E. Schmids gepruͤfte Anweiſung zur 6 Erziehung, Pflanzung und Behandlung der hochſtaͤmmigen und Zwerg Fruchtbaͤume. Zwote vermehrte und verbeſſerte Auflage. 8. e 1792. 28. Nelken-Verzeichniß des Abbé Joſeph Franz | eng zu Leobſchuͤtz. Bresl. 1791. S. 288. VI. Merkwürdigkeiten, Vortheile und andere Nach⸗ richten, welche die Gaͤrtnerey betreffen. 1. Nelken auf Graͤbern. S. 279. 2. Le Notre, ein Deutſcher. S. 281. 3 Von mehrfarbigen Blumen der blaubluͤhen⸗ den Artifive, Paſtinaca ſativa fl, violaceo. S. 281. 4. Eine vortheilhafte und ſichere Elnpackungs und Verſendungsart der Aurikeln aus G. E. Neuenhahns Aurikelſyſteme. S. 286. 5. Anzeige von einer zweyten Ausgabe des Wal teriſchen Gartenbuchs oder des ſchwaͤbi⸗ ſchen Gärtners, in zween Theilen, gr. 8. S. 291. 6. Einige Gärtuergeheimniſſe⸗ N 1. Mittel, die Spargeln und alle Garten⸗ gewaͤchſe, Blumen und Baumfruͤchte zu vergroͤßern. S. 296. f 2. Alle Blumen zu changiren. S. 297. 3. Aus Carmoiſinrothen Nelken oder andern dergleichen chwarze zu ziehen. S. 299. 4. Aus Violet Himmelblau. S. 29. 5. Sympathie für die Maͤuſe und Ratten, 300 6. Natürliches Remedium, S. 300. 7. Vor die Erdfloͤh und alles Ungeziefer in den Gaͤrten zu vertreiben. S. 500. | DPD | J. Claſſification der Pfirſchinge. | Se dem man die Obſtarten zu veredeln angefangen, und aus den Gattungen ſehr viele Varietaͤten zu erziehen, gelernt hat: ſo war man auch darauf bedacht, ihre Ver⸗ ſchiedenheiten zu bemerken, und dieſe Verſchie⸗ denheiten anfänglich nur mit Namen zu be zeichnen. So hatten die Roͤmer Birnen, die ſie von der Zeit ihrer Reiffe Hordearia und Sementina, andere von ihren erſten Anpflan⸗ zern oder Bekanntmachern, Pompeiana, La- teriana, Tiberiana, Dolabelliana, Deci- . K mia= f 146 I. Claſſificatioahgn e miana; einige von ihrer Geſtalt und Figur, Oblonga, Onychina, Ampullacia, Viridia, Lactea, oder von den Gegenden, woher fie zuerſt nach Rom gebracht waren, Nardina, Signina, Tarentina, Numidiana, Numan- tina, Syria, Alexandrina, Graeca, Pi- centina, Amerina, *) andere von ihrer Groͤſ— fe Libralia, Volema, von ihrem Geruch Myrapia, Laurea, Nardina, oder von un gewiſſen Veranlaſſungen Patricia, Selhlia, Regia u. ſ. w. benennten. Mit dieſem Na: men » Unterfchied konnten fie zurecht kommen, da ſich die Abaͤnderungen weder ſo gehaͤuft hatten, wie in der gegenwaͤrtigen Zeit, noch dieſe unter mehrere Voͤlker ausgebreitet wurden, oder Namen von dieſen aus ihren Sprachen erhielten , ſondern die ihnen einmal gegebene fateinifche Benennungen unveraͤndert behielten. Die lateiniſche Sprache verbreitete ſich mit der Herrſchaft der Roͤmer, und die lateiniſchen x Damen der Obſtſorten 1 unveraͤndert. Nun⸗ *) S. Hirſchfelds Handbuch der Srugptbaums zucht, 1. Th. S. 0. der Pfirſchinge. 147 Nunmehr aber verhaͤlt es ſich ganz anders da⸗ mit. Alle gute Obſtſorten find häufig ver: mehrt worden, theils von den Franzoſen, theils von den Englaͤndern und Hollaͤndern, theils von den Teutſchen, und werden noch jaͤhrlich vermehrt. Man giebt ſolchen neuen Varietaͤ⸗ ten Namen aus der Sprache des Landes, wor: inn fie entſtanden find, verſchickt fie mit dieſen Namen an andre Nationen, die ſie entweder unrichtig ausſprechen, oder in ihre eigene Spra⸗ che uͤberſetzen; oder es erhält fie zuerſt ein hans delnder Gaͤrtner, der ſie, um mit ihnen ſein eigenes Produkt aufzuſtellen, auch mit einem andern und ſelbſt erfundenen Namen belegt. Auf diefe Art laͤßt ſich erklaͤren, worin öfters einerley Obſtſorte mehrere Benennungen habe. Aber eben daraus iſt die verdruͤßliche Verwir— rung in der Poms’syie entſtanden, woruͤber alle Freunde der Obſtbaumzucht fo ſehr zu kla— gen, Urſache haben, und woruͤber auch in dem Journal fuͤr die Gaͤrtnerey an mehreren Or— ten die gerechte Klage gefuͤhrt worden iſt. Ein Gelehrter und ſehr geſchickter Maler ſuchte im | K 2 | letz = 148 I. Claſſification — — — — letzten Sommer dieſer Verwirrung zu begegnen, und unternahm es, alle Pfirſchenſorten, die er auftreiben konnte, nach der Natur mit Waſ— ſerfarben zu malen, und es gelung ihm ſo gut, daß den Wuͤnſchen der erſten Kenner nichts mehr übrig blieb. Jede Sorte wurde auf es nem hollaͤndiſchen Regalfolio- Bogen zweymal | abgebildet, einmal ganz, mit dem Reiß und Laub, woran die Pfirſche gewachſen war, und dann in der Mitte entzwey geſchnitten, damit die Farbe des Fleiſches und die Beſchaffenheit und Lage des Steins ebenfalls dargeſtellt wuͤrde, weil beydes zu den Kennzeichen der Ver⸗ ſchiedenhecten der Sorten nothwendig gehoͤrt. Da der Kuͤnſtler erſt zur Zeit der Reiffe der Pfirſchen auf dieſen ſo gluͤcklichen Gedanken verfiel: ſo hat er die Bluͤthen verſaͤumt, und muß fie erſt im naͤchſten Fruͤhling nachho⸗ len, da fie zur genauen Kenntniß der Sor⸗ ten unumgänglich erfordert werden, weil ſie an Farbe und Gröffe fo ſehr verſchieden find. Aber nun zeigte ſich, als dieſer Gelehrte und Kuͤnſtler, mit Zuziehung einiger andern Dos molo⸗ 5 der Pfirſchinge. 140 — — Pomologen, die Namen, unter welchen die von ihm abgebildete Pfirſchen ihm zugeſchickt wurden, beyſetzen wollte, wie wenig dieſe mit den Beſchreibungen in den beſten Verzeichniſ⸗ ſen, eines Hirſchfelds, Chriſts, Duhamels ꝛc. und ſelbſt der von der Pariſer Carthauſe, 100; her doch die mehreſten Baͤume angekauft wors den waren, und anderer mehr, uͤkereinſtimm⸗ ten. Ich will nur einige Beyſpiele von der hierinn herrſchenden und ſich bey dieſer Gele— genheit geaͤuſſerten Verirrung anführen. Ei— ne gelbe und auf der Sonnenſeite ſtark mit ei: nem dunklen Purpur gefaͤrbte Pfirſche von gelbem und ſuͤſſem Fleiſch, wurde ihm unter der Benennung ’Avant Péche rouge, mit welcher der Beſitzer ſie aus der Pariſer Car⸗ thauſe erhalten hatte, zugeſchickt, und ſie war es ſchlechterdings nicht, ſondern nach allen Kennzeichen, ſelbſt nach der Zeit der Reiffung, die PAlberge jaune. Eine weiſſe groſſe Pfir⸗ ſche mit ſchoͤnem Cramoiſi auf der Sonnenſeite gefärbt, mit weiſſem am Kern ſchoͤn roth ges n ſuͤßſaͤuerlichem Fleiſch, erhielt derſelbe K 3 mit 150 I. Claſſification u. mit dem Namen La Pourpree hätive, und ſie war es nicht. Dieſe hat groſſe Bluͤthen, der Baum aber, wovon jene gekommen war, bluͤhet klein. Die vortrefliche und den erſten Rang unter den Pfirſchen verdienende Abricot Peche wird noch immer, ſelbſt von dem Hrn. Paſtor Chriſt mit der Abricot de Nancy verwechſelt, die doch fo ſehr von einander ver: ſchieden ſind. Solche Anſtaͤnde aͤuſſerten ſich bey den mehreſten Exemplaren, die er in groſ— ſer Anzahl zur Beſoͤrderung dieſes fo wuͤn— ſchenswerthen Werks erhielt; und es ſcheint faſt eine Unmoͤglichkeit zu ſeyn, dieſe Verwir⸗ rung zu heben, da man ſich auch auf die be— kannten Knorriſchen, Mayerſchen und ſelbſt die Duhamliſchen illuminirten Abbildungen nicht gaͤnzlich verlaſſen kann, ſo wenig als auf die in den Gartenſchriften befindlichen unvollftän: digen Beſchreibungen der Pfirſchenſoeten, die oft nur deswegen irre fuͤhren koͤnnen, wenn ſie auch nach den Fruͤchten ſelbſt gemacht worden ſind, weil der Baum unter einer unrichtigen Benennung von dem Handlungsgaͤrtner uͤber⸗ ſchickt der Pfirſchinge. 151 —— 2——— ſchickt worden iſt, der jedoch unſchuldig und ſelbſt hintergangen worden ſeyn kann. | Ich halte dafür , daß in einem Werk, wie das angefuͤhrte iſt, auf die Benennungen und Namen keine Ruͤckſicht genommen werden ſollte, weil man bey der Verwirrung derſelben einer Verwirrung nicht wohl ausweichen kann. Der Pemolog ſollte die Blumiſten nachahmen, die zwar ihren Nelken, Aurikeln, Ranunkeln u. d. eigene Namen beylegen, die jedoch die Be ſchaffenheit der Blume nicht anzeigen, ſon— dern ganz willkuͤhrlich ſind. Dagegen haben fie eine genaue Claffification ihrer Blumengat— tungen, die ſich auf das Colorit, Zeichnung, Bildung ꝛc. der Blumen gruͤndet, und nach der ſie hre Beft ibungen einrichten. Blu⸗ menfreunde, die ſich mit dieſen Elaffificationen bekannt gemacht haben, koͤnnen nun gleich die Sorten, die ihnen zugeſchickt werden, und Die, ſie noch nie bluͤhen geſehen haben, aus den nach dieſen Claſſificationen gemachten Beſchrei— bungen, ſogleich erkennen und ſich eine ziemlich deutliche und vollſtaͤndige Vorſtellung machen, | K 4 | wie 152 I. Claſſification wie fie in der Flor ausſehen werden. Eben, ſo, duͤnkt mich, koͤnnte und ſollte man von den verſchiedenen Obſtſorten eine auf ihre merklich⸗ ſten Kennzeichen und Veeſchiedenheiten gebaute Claſſification zu verfertigen trachten. Manger hat hierinn bereits mit den Birnen und Ae— pfeln einen gluͤcklichen Verſuch gemacht, und ich will nunmehr auch den Pomologen eine Skize einer Claſſification der Pfirſchen vor⸗ legen. Pfirſchen ſind A. wolligte, B. glatte (Brugnons) a, mit angewachſenem b. mit abgeloͤßtem Stein Pavies. eches, Beyde « entweder gruͤnlich weiß, oder weißlich gelb, 8 auf der Sonnenſeite roth oder violet gefärbt, 7. ganz roth und auf der Sonnenſeite Purpur oder ſchwarzroth. * In 9 0 der Pfirſchinge. 133 In Anſehung der Form * laͤnglicht oder * rund oder“ auf beyden Seiten etwas platt gedruckt. — Einige haben an der Spitze + eine Warze, wie Teton de Venus, f andere haben dieſe nicht, oder kaum be— merkbar. * In Anſehung des Fleiſches ſind A. einige ſaftreich, B. andre bruͤchig und von feſterem aber dennoch von ſuͤſſem an— genehmem Fleiſch. Note. Die trockene ohne angenehmem und ſuͤſſem Saft kommen, als ſchlechte Sor⸗ ten, in keine Betrachtung. a. einige haben ein gelbes Fleiſch, wie Al- berge Jaune, b. einige ein ganz gruͤnlicht weiſſes Fleiſch, e. einige am Stein und um denſelben ein mehr oder weniger roth ge: faͤrbtes Fleiſch, das ſich bey den gelben K 5 dem 154 I. Elsffifiestion 5 | N „ * 1 dem Scharlach, bey den gränlichtweiſſen dem Eramoifi naͤhert. N In Anſehung der Blütbe haben i I. einige eine groſſe, anſehnliche ſchoͤn roth gefaͤrbte Bluͤthe, 2. andere eine kieine, verſchiedentlich hoͤher oder blaſſer roth gefaͤrb⸗ te Bluͤthe, 3. eine gefüllte Bluͤthe, or nur zwos Abaͤnderungen bekannt ſind, ne mit hochroſenfaͤrbiger groſſen Se auf die eine ſehr gute und groſſe Pfirſche folgt; die andere mit etwas ſchmutzig ro⸗ ſenfaͤrbiger Bluͤthe, die eine geringe Frucht traͤgt. | Wollte man nun nach dieſer Claſſification eine Sorte beſchreiben und kenntlich machen: ſo wuͤrde man auf alle dieſe hierinn bemerkte Kennzeichen und Verſchiedenheiten Ruͤckſicht nehmen muͤſſen. Man kann der zu beſchrei— benden Sorte einen beſondern, und, wenn ſie neu und erſt aus dem Kern gezogen worden iſt, blos willkuͤhrlichen Namen beylegen. Die ſchon bekannten und mit einem Namen beleg⸗ * ten - > X der pfirſchinge. | W155 — ten Abaͤnderungen aber muß man immer bey denfelben belaffen, wie dieſes auch bey den ‘blu: miſten zum Geſetz gemacht iſt, die alle, wel⸗ che ſchon benannte Blumenſorten unter andern Namen aufſtellen, mit den Namen der Wie⸗ dertaͤufer brandmarken, und andere vor ihnen warnen, weil man dadurch leicht in den Fall kommen koͤnnte, eine Sorte ſich anzuſchaffen, die man unter der eingefuͤhrten Benennung ſchon beſitzt. Ich kenne einen ſolchen Nelken⸗ haͤndler, vor dem ich vor etlichen Jahren durch ehrliche Blumiſten mit dem: Hic niger eſt, hunc tu Romane caveto, verwarnt worden bin. 1 Ich werde nun einige Beyſpiele geben, wie nach obiger Claſſification in den Pfirſchen⸗ Verzeichniſſen die Beſchreibungen der beſondern Sorten gemacht werden koͤnnten. Alberge jaune; wolligt, der Stein haͤngt am Fleiſch, die aͤuſſere Haut iſt gelb, meiſt roth und auf der Sonnenſeite dunkel Pur⸗ pur gefaͤrbt, der Form nach rund, doch et⸗ 156 I. Claſſification etwas laͤnglicht, ohne merkliche Warze. Das Fleiſch iſt ockergelb, am Stein ſchoͤn roth gefaͤrbt, ſchmelzend, ſuͤß und ange⸗ nehm, die Bluͤthe klein, Zeit der Reiffe, Auguſt- Monat. Le Teton de Venus, Spitzpfirſche, wol⸗ ligt, der Stein haͤngt am Fleiſch, ziem⸗ lich roth, groß, doch nicht von den groͤß⸗ ten, rund, doch etwas laͤnglicht mit einer groͤſſern und laͤngern Warze, als an an— dern Pfirſchen, die auch das characteriſtit ſche an dieſer Sorte ausmacht, von vortrefli⸗ chem Saft und Fleiſch, das am Stein roth gefaͤrbt iſt, traͤgt eine kleine Bluͤthe. Nach ſolchen Beſchreibungen wird die darunter begriffene Sorte nicht leicht verkannt werden, und ich glaube, daß in einem Werk, das Obſtſorten mit getreuen Abbildungen, wie das angeführte enthält, nur dergleichen gegeben wer: den ſollen, da dann die gewoͤhnlichen Namen zwar beygeſetzt werden koͤnnen, ohne ihnen et— was characteriſtiſches beyzulegen. Iſt man unge: der Pfirſchinge. 257 ungewiß und zweifelhaft, ob der Name auch der gemalten Sorte urſpruͤnglich angehoͤre, oder ob ſchon eine Verirrung dabey vorgegan⸗ gen ſey: ſo iſt es billig, daß dieſes gemeldet werde, damit der Irrihum nicht fortgeſetzt werde. Aber ohne gute und getreue Abbildungen wird auch, wie man aufrichtig geſtehen muß, die deutlichſte und genaueſte Beſchreibung der Pfirſchinge nicht hinreichend ſeyn, wie dieſes auch der Fall bey den Blumen iſt, deren Kennt— niß ebenfalls theils durch die Abbildungen, theils durch ihre Verbreitung unter den Blu⸗ menfreunden befoͤrdert worden iſt. Man wird daher dem gelehrten Kuͤnſtler den groͤſten Dank ſchuldig ſeyn, wenn er die Pomologen bald moͤglichſt mit ſeinem angefangenen Werk erſreuen wird, das dieſe, vornemlich die ihm nahe woh⸗ nende, mit fleiſſigen Beytraͤgen der Fruͤchte zu befoͤrdern ſich mit Eifer angelegen ſeyn laſſen ſollten. | _ II. Claſ⸗ % 158 II. Claſſification der Aurikeln. = chon mehrere einſichtsvolle Blumiſten ha⸗ ben eine Claſſification der Aurikeln ent— worfen, womit man ſo ziemlich zurecht kom— men konnte, ob fie gleich groͤſtentheils Fächer enthielten, die fie noch mit keinen vorhandes nen Exemplaren auszufüllen vermochten, und erſt von ungefaͤhren Erſcheinungen der Natur die Ausfuͤllung dieſer Luͤcken erwarten mußten. Doch waren ſie immer beſſer, als die bloſſe Eintheilung in Luiker und Engliſche, womit ſich unſre Vorfahren vor kaum etlich und zwan⸗ 6 zig Jahren befriedigten, und ſich auch damit begnuͤgen konnten, weil ihnen die in neuern Zeiten bekannt gewordene Abaͤnderungen fehl— ten, die nun, da fie die Natur endlich her: vorgebracht hat, eine weitere Abtheilung noth— wendig gemacht hat. Dieſe haben wir nun eis nem Schmeling, dem verftorbenen D. Weißr man⸗ N a N der Aurikeln. 159 mantel, Forſt⸗Commiſſarius Liebner u. a. zu verdanken. Jene erſte Eintheilung der Auri⸗ kel in Luiker und Engliſche entſchied allein der Puder. Die mit dieſem beſtreuten wurden den Engliſchen zugezaͤhit, und die, welche denſel⸗ ben nicht halten, waren Luiker. 8 „Der betriebſame Hollaͤnder, ſagt Herr Neuenhahn in ſeinem Verſuch einer ganz neuen Claſſification der Aurikel, ) wovon in der Fols ge hauptſaͤchlich die Rede ſeyn wird, dem wir unſre alten guten Aurikeln ganz allein zu dan⸗ ken haben, zeigte unſern Aurikuliſten zuerſt, wie wenig ihr bisheriges Syſtem Beſtand ha; _ ben konne. Sie erhielten von ihm Aurikeln mit gepudertem Auge und einfaͤrbiger Scheibe. Wohin *) Ueber die Aurikel-Syſteme, nebſt Verſuch f einer ganz neuen Claſſification der Aurikeln, von Neuenhahn, dem juͤngern, Kaufmann in Nordhauſen, und der Ruſſiſch-Kaiſerl. freyen dkonomiſchen Societaͤt zu St. Peters⸗ burg correſpondirendem Mitglied, Franken⸗ haufen in der Coleriſchen Officin . 8. 43. S. 160 II. Claſſification Wohin mit dieſen, da ſelbſt der Hollaͤnder ſie verwirrte, und zum Character der Engliſchen bald den Puder, bald das weiſſe Auge nahm, und die jetzigen Luiker mit weiſſem Auge Lui⸗ ker Biſards nannte? Dieß iſt noch heutiges Tages die Eintheilung des Hollaͤnders, alle weißaugichte Aurikeln ſind bey ihm Englaͤnder, die Scheibe ſey biſardirt oder einfarbig“ Bey der Vervielfaͤltigung und Mannigfal⸗ tigkeit der Aurikeln, die unſre deutſchen Landes leute theils aus Holland und England verſchrie ben, theils groſſentheils ſelbſt aus Saamen erzogen, und dadurch ihre Sammlungen auf mehrere Hunderte vermehrten, müßte die bes merkte Verſchiedenheit des Colorits, der Zeich⸗ nung und der Form eine genauere und erwei— terte Eintheilung nothwendig machen, vornem⸗ lich auch aus der Urſache, weil man anfieng eine Handelſchaft damit zu fuͤhren, oder ſeine beſitzende Aurikeln gegen andere zu vertauſchen. Man mußte ſich einander verſtaͤndlich zu ma⸗ chen bedacht ſeyn und wegen den Kennzeichen eine Uebereinkunft treffen. Dieß geſchah, aber die der Aurikelns 161 die erſten Entwürfe, mußten bald andern weis chen, nachdem einige Aurikeln hervorgebracht wurden, die in dieſen erſten Claſſificationen keine Stelle fanden. Man beſſerte, man flick⸗ te an dieſen Eintheilungen immerhin, ohne et: was ganzes und vollſtaͤndiges zu Stande zu bringen, weil man den Character der engliſchen und der Luiker Aurikel noch nicht richtig gefaßt hatte, und alſo auch eine richtige Eintheilung nicht darauf gründen konnte. Dieſen bemerkte zuerſt der ſel. D. Weiß⸗ mantel, wiewol noch etwas zweifelhaft, und machte davon die Anzeige in den zum zweyten Theil ſeines Blumiſten herausgegebenen Erklaͤ⸗ rungs⸗ und Supplements: Tabellen, die zu Er: furt 1785 gedruckt worden find. Dieſe Chas ractere beſtehen darinn, daß die engliſche Au⸗ rikel ein zugeſpitztes Blatt hat, die Luiker aber immer in jedem Blatt- Abſchnitt eine Einker⸗ bung einen Einſchnitt haben muß. Auf dieſe Beobachtung, die ſich durch eine genaue Un⸗ terſuchung beſtaͤtigte, bauet Hr. Neuenhahn feine neue Claſſification der Aurikeln, die ich L nun 1 162 ll. Claſſification —— —-— — — nun meinen Leſern vorzulegen gedenke, da ſein Traktaͤtchen vielleicht nur wenigen derſelben zu Geſicht kommen duͤrfte, und dieſe Eintheilung doch ſo ſehr verdient, allgemeiner bekannt zu werden. Ich will ihn mehrentheils ſelbſt ve den laſſen. / „Der ſpitzblaͤtterige Bau der englifchen Aurikeln *) traf bey allen richtig ein, die nicht von der Natur rundblaͤttrig “ ) gebauet was. ren. Einſchnitte, wie ſie Weißmantel nennt, dafuͤr ich aber lieber herzfoͤrmiges Blatt ſagen möchte, fand ich nur bey allen denen, die wir Luis kee nennen. Zwey Arten indeſſen, unter mehr als 300 bluͤhenden Aurikeln in Toͤpfen, mach⸗ ten mich anfänglich zweifelhaft. Die eine mei⸗ ne Ao. 1786 aus Saamen gezogene Gloria Nordhufae, eine vortrefliche Englaͤnderin, hat te den herzfoͤrmigen Ausſchnitt. Dennoch aber ber, ) Die Cigenthimlichfeit diefer zugeſpiten Form der engliſchen Aurikel erhellet ſchon daraus, daß die mehreften ſternfoͤrmig find. * *) Auch dieſe Rundung des Blattes iſt ſchon eine Annäherung zu dem ſternfoͤrmigen. 0 | der Aurikeln. 1563 ; . re Aria * bemerkte ich in dem Ausſchnitt eine kleine Spiz⸗ ze, die den engliſchen Character verrieth, und die ich nie in einer Luiker fand. Die zweyte Aurikel aber machte das neue Syſtem am mehreſten zweifelhaft. Es war Aterba, eine gelbgrundige mit Oliven Schilderung, ſtark gepuderte Aurikel. Dieſe hatte ebenfalls den Herz⸗Ausſchnitt, aber ohne Spitze in demſel- ben. Die beyden Rundungen des Blatts, zwiſchen denen ſich der Ausſchnitt befindet, hats ten zwar kleine Ecken, allein das nemliche fins det man auch bey einfachen wirklichen Luikern. ö Dieſe einzige Aterba wuͤrde alſo den Weiß⸗ mantelſchen neuen Unterfcheidungs: Character ganz uͤber den Haufen werfen, wofern ſich nicht an jeder Blume auch Blätter gefunden hät: ten, die gar keinen Ausſchnitt haben, ſondern vollkommen rund gebauet waren.“ | „Da indeſſen der Fall da iſt, daß eine auf der Scheibe gepuderte Aurikel auch Blaͤtter mit dem herzfoͤrmigen Ausſchnitt bringen kann, fo wage ich es, dem Weißmantelſchen Unterſchei⸗ dungs Charakter einen Zuſatz zu geben, um 2 * ihn, 164 II. Claſſiſication EEE ihn, wo möglich, beyzubehalten, weil er nur, vielleicht wegen ſeiner Mae gefallt) Ich ſage alſo: | | I.) Das zugeſpitzte oder auch get Blatt iſt Hauptcharakter der engliſchen Aurikel. 2.) Der herzfoͤrmige Ausſchnitt des Blatts nebſt der ungepuderten Scheibe iſt wan rakter der Luiker. „Wenn man ein Aurikel: System ganz durchdenken will: ſo muß man, mit Beyſeit⸗ ſetzung der Farben der Scheibe, welche nur zu Unordnungen dienen, alle moͤgliche Arten f Aus *) Solche Ausnahmen x von der Regel darf ſich ein Blumiſt bey Entwerfung einer Claf- ſification zwar nicht irre machen laſſen, ſonſt wird er bey ſo vielen Abaͤnderungen, welche bey den Nelken, Aurikeln ꝛc. ſchon entſtan⸗ den ſind, und noch ferner entſtehen werden, nie eine Eintheilung zu Stande bringen; aber doch wird man bey der engliſchen Aurikel die Zeichnung in Strichen oder Streiffen, ſie ſeyen mit Puder allein oder mit Farben aus⸗ gedruͤckt, nicht wol beſeitigen konnen. A. d. Herausg. | der Aurikeln. 165 Aurikeln mit ſelbigen vergleichen, ob ſie dar; inn Platz finden. Nur acht Arten ſind moͤg⸗ lich, aber bis jetzt noch nicht alle vorhanden, die aber alle, wenn ſie noch erſcheinen ſollten, in unſer neues Syſtem paſſen. 1.) Spitz oder rundblaͤttrige, mit gepu⸗ derter Scheibe und weiſſem Auge. Von die⸗ ſer Art ſind unſee meiſte engliſche Aurikeln. 2.) Spitz oder rundblaͤttrige, mit gepuder⸗ ter Scheibe und gelbem Auge. Ven dieſer Art kenne ich keine. (Ich beſitze eine engli— ſche Aurikel unter dem Namen Clementine, die ler einen ſchwach gepuderten Ring in dem uͤbrigens ganz gelben Auge und eine gepuderte Scheibe hat, die ſicher dieſe Nummer ausfül; len koͤnnte. Auch iſt mir eine in Erfurt (nicht vom D. Weiß mantel) gezogene engliſche Au: rikel unter dem Namen La belle Brunette bekannt, die ein hochgelbes reines Aug hat, und am Rande deſſelben in die Scheibe hinein eine halbe Linie breit gepudert iſt.) / L 3 3.) Spitz⸗ 166 II. Claſſification 3.) Spiß: oder rundblaͤtterige, mit unges puderter Scheibe und weiſſem Auge, Z. B. Princeſſe Caroline, eine aͤchte engliſche. 4.) Spitz oder rundblaͤttrige, mit ungepu⸗ derter Scheibe und gelbem Auge. Z. B. In: fant von Spanien u. a. b 5 Herzblaͤtterformige, mit gepuderter Schei⸗ be und weiſſem Auge. Von dieſer Art kenne ich noch keine. Denn die obgedachte Aterba kann hieher nicht gehoͤren, da ſie neben den herzfoͤrmi⸗ gen Blaͤttern auch wirklich rundblaͤttrige hat. Gaͤbe es indeſſen wirklich Aurikeln dieſer fuͤnf; ten Art, ſo ſind ſie nach unſerm Syſtem eng⸗ liſche, weil die Scheibe gepudert iſt, wie die 6.) Herzblaͤtterfoͤrmige, mit gepuderter Scheis be und gelbem Auge, deren ich auch noch keine kenne, und zweifle, ob ſie je entſtehen werde. (Doch vielleicht? Linne ſagt in ſeiner Phi- lof. botan. Finem ludentis polymorphae naturae vix attingat Botanicus, qui in varietatibus fefe exercere velit. Warum ſollten nicht dergleichen Spielarten entſtehen koͤn⸗ nen, da engliſche und Luiker neben einander bluͤ⸗ hen der Aurikeln. 07 hen und durch wechſelſeitige Befruchtung der— gleichen Produkte hervorbringen koͤnnen?) 7.) Herzblaͤtterfoͤrmige, mit ungepuderter Scheibe und weiſſem Auge. Dieß ſind unſre ſogenannten Mulatten, oder wahre Luiker. Auch gehoͤren die Dubletten, oder Aurikeln mit bandfoͤrmigen Streiffen als aͤchte Luiker . ohnflreitig hieher. Bemerken muß ich hier, daß Hr. D. Weißmantel im II. Th. feines Blu⸗ miſten S. 357. der Dubletie Pleiſſenburg den Luiker Einſchnitt zueigne, in feinen Supple⸗ ments : Tabellen aber fie uns im Gemälde mit ‚x fpißbläiterigen, alſo engliſchem Bau, liefere. . (Auch in der Erbſteiniſchen Abbildung der Au⸗ rikel Duc d’Etrees finden ſich etliche Blätter + mit einer Erhoͤhung in der Mitte, die auch — immer an ihr bemerkt wird, und daher ihre Verſetzung unter die Luiker ſehr zweifelhaft macht.) Bey mir hat ſie dies Fruͤhjahr mit dem herzfoͤrmigen Blatt gebluͤhet, ® wie der Duc d’Etrees, „ 8.) Herz 168 II. Claſſification — — 8.) Herzblaͤtterfoͤrmige, mit ungepuderter Scheibe und gelbem Auge. Dies ſind unſre wirklichen Luiker, die ſchon die aͤlteſten Auriku⸗ liſten dafuͤr erkannt haben. Sollte es auch Dubletten mit gelbem Auge geben: ſo wuͤrden ſie ebenfalls als Luiker hieher gehoͤren.“ „In Ruͤckſicht des Blaͤtterbaues, der gepuder⸗ ten u. ungepuderten Scheibe, und des weiſſen oder gelben Auges, kann die Natur uns nun feine an— dere Aurikelarten liefern, als ich in vorſtehenden acht Arten angezeigt habe; es ſey denn, daß ſie uns Aurikeln mit blauen, rothen, ſchwar⸗ zen oder gruͤnen Augen lieferte. (Hr. Winkler aus Kliten hat doch ſchon eine mit einem vio— letten Auge angekuͤndigt) und dieſer Sprung wäre zu groß. Alle uns bisher bekannte Au- rikeln laſſen ſich in gedachte acht Ordnungen einſchalten, und fo daͤucht mich, ſtehet unſtem neuen, vom Blaͤtterbau hergenommenen Sy ſtem nichts im Wege, als etwa der Eigenſinn des Blumiſten, und wer mag dieſen wehren.“ „Wir haben alſo zum Hauptcharacter der engliſchen Aurikeln: das zugeſpitzte oder zuges runs der Aurikeln. 169 1 rundete Blatt; zum Hauptcharacter der Luiker: das herzfoͤrmige Blatt nebſt der ungepuderten Scheibe. Da es aber Aurikeln geben kann „(und wirklich giebt) mit herzfoͤrmigem Blatt und gepuderter Scheibe: ſo kann das Anſtoß verurſachen, weil der Hauptcharacter der eng⸗ liſchen Aurikeln ſich nur auf das zugeſpitzte oder zugerundete Blatt gruͤndet. Gut, ſo ma⸗ che man folgende kuͤrzere Definition, und ſage: Der herzfoͤrmige Ausſchnitt des Blattes nebſt der ungepuderten Scheibe iſt der Haupt⸗ character der Luiker; alle uͤbrige, die dieſe Eigenſchaften nicht beſitzen, find engliſche Aurikeln. . Und ſo hoffe ich, ſollen Luiker und eng⸗ liſche Aurikeln richtig von einander unterſchie⸗ den ſeyn.“ „Und nun die Unterordnungen, die ich mei⸗ nem Syſtem gebe, wozu ich das gelbe oder weiſſe Aug beſonders zum Grund lege. „Die engliſchen Aurikeln theile ich in vier Ordnungen. — 170 II. Claſſification 1.) Mit weiſſem Auge und gepuderter Schei⸗ be. Ich nenne das Auge weiß, es ſey gepu— dert oder nackt, wie Princeſſe Caroline. Die⸗ fer erſten Ordnung gebe ich drey Abiheilungent a.) Walt Puder allein die Scheibe geſchil⸗ * dert. Hr. D. Weißmantel ſagt: dergleichen habe die Natur, ſeines Wiſſens, noch nicht hervorgebracht. Ich ſage aber, ja! ſie ſind vorhanden, werden aber als ſchlechte Blumen nicht geachtet. Dieſe Art erſcheinet unter den Saͤmlingen, nebſt den ſternfoͤrmigen haͤufi⸗ ger als einem lieb iſt. Verſtehet aber Hr. D Weißmantel darunter Aurikeln, deren Blaͤt⸗ ter oder Einſchnitte nackend ſind, und in der Mitte jedes Blaͤttchens ein Puderſchild haben, ſo kenne ich ebenfalls keine dergleichen. b.) Mit einer Zeichnungs farbe. Das find ſolche, auf deren Grund man nur eine einzige Farbe aufgetragen findet, es ſey in I oder Flecken. c.) Mit mehrern Zeichnungefarben. In dieſen ſind auf dem Grunde zwey, drey, auch wol mehr Farben, in Strichen oder Flecken auf⸗ — 3 RE der Aurikeln. 171 aufgetragen, und dieſe ſind die eigentlichen Bi⸗ ſarden. Eine Anmerkung muß ich mir hier erlauben. In den Farbenbeſtimmungen der Aus rikeln finde ich oft die Grundfarbe, und die aufgetragenen (Zeichnungs⸗) Farben, in ih⸗ ren Beſchreibungen mit einander verwechſelt. Man nennt das Grundfarbe, was doch wirk— lich Zeichnungsfarbe iſt, und ſo umgekehrt. Selbſt D. Weißmantel hat nicht ſelten in den Beſchreibungen ſeiner Aurikeln gefehlt. Die helleſte Farbe in der Scheibe der engliſchen Au⸗ rikeln iſt allemal die Grundfarbe, die dunklern Farben find aufgetragen. So iſt in der Prin- ceſſe Caroline die Grundfarbe weiß, das Gruͤ— ne und Blaue iſt nur aufgetragen. Die Grund⸗ farbe im Infant von Spanien iſt grün und die Schilderung braun. Die gruͤne Farbe in den engliſchen Aurikeln iſt allemal die Grundfar⸗ be, wofern kein reines Weiß vorhanden iſt. Braun, roth, Purpur ıc. iſt allemal in das Gruͤne aufgetragen. Eben ſo fehlerhaft wird das Verhaͤltniß der Farben gegen nn iu beſtimmt. Hr. Hofrath Hertel fügt z. i | ah e 172 II. Claſſificat on feinem Aurikel Verzeichniß: Aimable Beau- te, ſchwarz mit Hellgrün. Muß man hier nicht glauben, das Schwarz ſey Grundfarbe 2 Richtiger alſo, ſchwarz in Hellgruͤn. Ich weiß es wohl, man pflegt immer die Farbe, die den mehreſten Raum in der Zeichnung der Scheibe einnimmt, zuerſt zu nennen. Aber dann muß man das in und mit wohl zu unterſcheiden wiſſen, um die Grundfarbe aus der Beſchrei⸗ bung erſehen zu koͤnnen ꝛc.“ „Die zweyte Ordnung der engliſchen Aus rikeln iſt, | 5 2.) Mit weiſſem Auge und ungepuderter Scheibe. Dieſe Ordnung hat zwey Abthei⸗ 1 lungen: | a.) Mit einer Zeichnungsfarbe. b.) Mit mehreren Zeichnungsfarben. a Die dritte Ordnung iſt: 3.) Mit gelbem Auge und gepuderter Schei⸗ be. Dieſer gebe ich drey Abtheilungen a.) Mit Puder allein geſchildert. b.) Mit | einer Zeichnungsfarbe. c.) Mit mehreren Zeich⸗ nungsfarben. i | 4.) Mit der Aurikeln. 173 4.) Mit en Auge und gepuderter a Sch be. Dieſe hat zwey Abtheilungen: 2.) Mit einer Zeichnungsfarbe. b.) Mit mehreren Zeichnungsfarben. „Luiker Aurikeln. Dieſen gebe ich eben⸗ falls vier Ordnungen. | 1.) Mit gelbem Auge und einfarbiger Scheibe, Warum ich hier einfarbig ſage, das auch mehr⸗ farbige Arten vorausſetzt, werde ich bey der fol genden zweyten Ordnung erklaͤren. Dieſe Ord⸗ nung hat drey Abtheilungen. a.) Ganz nackende. Dieſe ſind Blumen ohne Schatten, ohne Sammet, die ihre eins zige Farbe in gleichem Grade auf der Scheibe verbreiten, die bey den Kennern keinen Werth haben, wenn fie nicht andre aus zeichnende Vor⸗ zuͤge an Groͤſſe, ſeltenem Colorit ꝛc. haben. Ich habe z. B. eine ganz gelbe aus Saamen gezogen, die weder Schatten noch Sammt hat. Sie heißt Pucelle d' Orleans. Aber ihr Gelb iſt fo ſchoͤn Citronengelb, fo rein, und ihr weiß gepudertes Aug, ihr ſchoͤner Bau, ihr ſchnur— gerader Stengel, das Bouquet, macht fie mir ſo 174-,- 2 Claſſification 1 — — — 7 ſo angenehm, daß ich ſie gerne mitten unter meine uͤbrigen Aurikeln ſetze, wo ſie gleichſam das ganze Theater als eine Sonne beleuchtet. b.) Schattirte. Hr. D. Weiß mantel und andre Aurikuliſten machen unter ſchattirten oder getuſchten (nuancees) und geflammten (om- breées) einen Unterſchied. Jene haben den dun⸗ kelſten Fleck ihrer Farbe nahe am Auge, von daher er ſich nach der Peripherie der Scheibe nach und nach aufloͤſet, und in eine hellere Farbe verwandelt. Dieſe, die geflammten, haben den dunkelſten Fleck ihrer Farbe mitten auf den Blaͤttchen, woſelbſt er ſich rund herum in eine hellere Farbe verbreitet. Indeſſen geſteht Hr. D. Weißmantel ſelbſt, daß dieſe geflammte Aus rikeln nicht alle Jahre gleich bluͤhen, (einige und zwar die beſten, die nemlich eine ſehr dun⸗ kle Flamme auf einer helleren Grundfarbe ha: ben, behalten dieſe Flamme beſtaͤndig diſtinkt) ſondern bald geflammt bald ſchattirt erſcheinen. Da alſo hierinn keine Beſtaͤndigkeit iſt: fo zie⸗ he ich beyde in eins, und nenne ſie ſchattirt, ſobald die Scheibe eine dunkle Farbe ins Hel⸗ lere 4 — * der Aurikeln. 1 175 lere aufloͤſet. Zu viele Subdiviſionen et ren ein Syſtem; je einfacher es ſeyn kann, des ſto beſſer. N c.) Sammetartige. Dieſe Benennung be⸗ darf keiner Erklaͤrung. „Die zweyte Ordnung der Luiker if: 2.) Mit gelbem Auge und zweyfarbiger Scheibe. Noch in keinem Syſtem fand ich zweyfarbige Luiker aufgefuͤhrt, das gegenwaͤr⸗ tige iſt vielleicht das erſte. Zweifelt man, ob es dergleichen gebe; ſo bitte ich, man ſehe ſeine Floren durch, und man wird fie finden. Unter den bey den Weißmantelſchen Gup: plements⸗Tabellen befindlichen 18 gemalten Au⸗ rikeln befinden ſich vier Stuͤck Luiker, deren Scheibe zweyfarbig iſt. Aleide, Buſch en Vaart, Catharine victorieuſe, und Belle Princeſſe. Die erſte Aleide, hat Olive Grund⸗ farbe und blaͤulicht purpurnen Schatten am Aus ge. Welch verſchiedene Farben find die! Läßt ſich eine blaͤulichtpurpurne Farbe in Oliven auf⸗ loͤſen? Hr. D. Weißmantel ſagt ſelbſt von DR Luiker: dieſer e Schatten ſey nicht Gra⸗ 1700 II. Claſſification Yan — u — Gradation der Grundfarbe, fondern wirklich ein ſtarker in die Augen fallender Abſtand. Buſch en Vaart iſt noch auffallender. Ihre Grundfarbe iſt gelb, der Schatten am Auge Karmin. Nun frage man einen Maler, ob er gelb in roth, oder roth in gelb vertreiben koͤnne, ohne beyde Farben mit einander zu vers miſchen? Catharine victorieuſe hat ums Ange einen ganz dunkelbraunen Schatten, der bis ins feurigſte Roth und nun in Orange— farbe uͤbergeht. Braun laͤßt ſich nicht in feu⸗ riges Roth, und Roth nicht in Orange vertrei⸗ ben. Hier wäre alſo gar eine dreyfarbige Luis ker. Belle Princeſſe hat gelben Grund und Olive Schatten. Olive loͤßt fich nie in gelb, aber wol in blaßgruͤn auf. Sollen wir alſo dieſe Arten nicht ohne Bedenken von den einfarbis gen ſcheiden? Wirklich einfarbige in den Weiſ⸗ mantelſchen Tabellen ſind, Heermeiſter, die ihr dunkles Carmoiſin in Hellcarmoiſin übergehen laͤßt. Orion, dunkelroth in Hellroth; Grand Roi de Pruſſe, dunkelblau in hellblau ꝛc. bey denen es Aae iſt, daß eine Farbe nur, der Aurikeln. 177 | nur, aber in verfchiedener Gradation, in ih⸗ rer Scheibe herrſcht.“ „Dieſer zweyten Ordnung gebe ich drey Abtheilungen. a.) Schattirte. b.) Shnnnelareige, c.) Mit Bandſtreiffen. Die beyden erſten find bereits in der erſten Ordnung der Luiker erlaͤu⸗ tert worden. Nun nur etwas über die bandſtreiffigten. Dies find unſre noch fo ſeltenen Dubletten, deren unter einigen tauſend Arten Aurikeln nur ohngefaͤhr ſechſe bekannt und vorhanden ſind. Die Aurikuliſten ſind noch nicht einig, ob ſie dieſe Art zu den engliſchen oder Luiker Aurikeln zaͤhlen ſollen? Weißmantel und Hertel haben 5 fie den erſten zugeeignet, Liebner aber den letz tern, und ich folge dieſem. Da dieſe Band— blumen zwey volle Farben haben in ihrer Scheis be: fo koͤnnte ich fie mit Recht in dieſe zweyte Ordnung ſetzen, ihnen abee auch zugleich eine eigene Abtheilung zueignen, weil ſie ſich durch ihre Bandſtreiffen, nach Art der Nelken⸗An⸗ gurien ſo ſehr von den ſchattirten Luikern unter⸗ a M ſchei⸗ U Ds 178 II. Claſſification ſcheiden. Meines Wiſſens haben wir, auſſer Geer Athen, noch keine andere Dubletten mit gelbem Auge, fie find alle weiß. Der Duc d’Etrees hat zwar in den erſten Tagen feiner Flor blaßgelbe Streiffen und Auge, allein in der Folge verwandelt ſich das Gelbe in Weiß.“ „Die dritte Ordnung der Luiker iſt: 3.) Mit weiſſem Auge und einfaͤrbiger Scheibe. Auch dieſe hat Abtheilungen: a.) Ganz nackende. b.) Schattirte, c.) Sams metartige. Die Erlaͤuterung daruͤber findet ſich bereits in der erſten Ordnung. Dieſe Art Luiker mit weiſſem Auge ſind unſre nunmehri⸗ gen Mulatten oder Neutra. „Die vierte Ordnung iſt: 4.) Mit weiſſem Auge und zweyfarbiger Scheibe. Hieher rechne ich Alcide, Boſch en Vaart, Catharine victorieuſe, Belle Prin- ceſſe. a Ich gebe auch dieſer Ordnung drey Abthei— lungen: a.) Schattirte, b.) Sammtartige, c.) mit Bandſtreiffen.“ Hier⸗ der Aurikeln. 179 Hieraus entſtehet nun folgende Tabelle, wor⸗ aus dieſe ganze Claſſification überfehen werden kann: Erſte Klaſſe. Engliſche Aurikeln, deren Hauptcharacter das zugeſpitzte oder zugerundete Blatt iſt. Erſte Ordnung. Mit weiſſem Auge und ge⸗ puderter Scheibe. Erſte Abtheilung. Mit Puder allein ge⸗ | ſchildert. Zbweyte Abth. Mit einer Zeichnungsfarbe. Dritte Abth. Mit mehreren Zeichnungs⸗ farben. 0 Aue Zbweyte Ordnung. Mit weiſſem Auge und un gepuderter Scheibe. Erſte Abth. Mit einer Zeichnungsfarbe. Zweyte Abth. Mit mehrern Zeichnungs⸗ farben. Dritte Ordnung. Mit gelbem Auge und ge⸗ puderter Scheibe. Erſte Abth. Mit Puder i geſchil⸗ dert. | M 2 ES 1 80 II. Claſſiſication — — — — —u—— ä — Zweyte Abth. Mit einer Zeichnungsfarbe. Dritte Abth. Mit mehreren Zeichnungs⸗ farben. 4 Vierte Ordnung. Mit gelbem Auge und un⸗ gepuderter Scheibe. Erſte Abth. Mit einer Zeichnungsfarbe. | Zweyte Abth. Mit mehreren Zeichnungss farben. N Zweyte Claſſe. | Luiker Aurikeln. Ihr Hauptcharakter iſt der herzfoͤrmige Ausſchnitt des Blattes und die un gepuderte Scheibe, Erſte Ordnung. Mit gelbem Auge und einfärs biger Scheibe. 5 Erſte Abth. Ganz nackende. Zweyte Abtheil. Schattirte. Dritte Abth. Sammtartige. Zweyte Ordnung. Mit gelbem Auge und zwenfarbiger Scheibe. BT Erſte Abth. Schattirte. Zweyte Abth. Sammetartige. Dritte | der Aurikeln. 181 Dritte Abth. Mit een oder Dubletten. f Dritte Ordnung. Mit weiſſem Auge und eins farbiger Scheibe. Erſte Abth. Ganz nackende. Zweyle, Abih. Schattirte. Dritte Abth. Sammetartige. Vierte Ordnung. Mit weiſſem Auge und zwey⸗ farbiger Scheibe. f Erſte Abth. Schattirte. Zweyte Abth. Sammetartige. Dritte Abth. Mit Bandſtreiffen oder ubletten.“ Dieſe Clafiifiention hat nach meinem Da: fuͤrhalten viel vor ſich, da ſie ſich auf zwey Hauptunterſchiede, die die Aurikelſorten wirk- lich trennen, gruͤndet, auf das verlängerte und in eine Spitze ausfauffende oder runde Blatt, das an den engliſchen Aurikeln faſt durchaus beobachtet wied, und auf das herzfoͤrmig aus⸗ geſchnittene Blatt der Luiker. Zwar wird man bey genauer Unterſuchung an den engliſchen M 3 Auri: 182 II. Claſſification Aurikeln mit rundem Blatt oͤfters auch einige Blaͤtter mit dem herzfoͤrmigen Einſchnitt wahr⸗ nehmen; allein ihr engliſcher Character wird allemal durch den Puder oder die geſtrichte und geſtreifte auch gefleckte Zeichnung entſchieden. Und hierinn werden dem Hrn. Verfaſſer, wo nicht alle, doch die mehreſten Aurikuliſten beys ſtimmen, und ſeine Claſſification billigen. Aber ob auch alle ihm darinn Beyfall geben werden, daß er die bisher angenommene Hauptclaſſe der Mulatten ganz aufhebt und ſie gaͤnzlich unter die Luiker wirft, nebſt den Dubletten, ſcheint mir ſehr zweifelhaft zu ſeyn. Offenbar ſind beyde Spielarten Mitteldinge zwiſchen den eng⸗ liſchen und luiker Aurikeln, die von beyden Hauptkennzeichen an ſich haben. Die Mulat⸗ ten haben von der engliſchen Aurikel das gepu— derte Auge, und von der Luiker die ungepn: derte Scheibe, und die Dubletten haben von der engliſchen das geſtreifte aber herzfoͤrmige Blatt. Sie verdienen daher immer eine eige: ne Claſſe, die ihr auch von allen heutigen Blu⸗ miſten eingeräumt worden iſt. Man koͤnnte dieſe der Aurikeln. 183 dieſe dritte Claſſe in zwo Ordnungen bringen; in der einen faͤnden die eigentlichen Mulatten mit gepudertem Auge und ungepuderter Schei⸗ be, in der andern die Dubletten ihre Stelle. i Darinn, was der Hr. Verfaſſer von meh⸗ reren Farben, die ſich auf den ſchattirten Schei⸗ ben zeigen, ſagt, mag derſelbe richtig beobach⸗ tet haben. Das auffallendſte Beyſpiel davon giebt wol die in den Erbſteiniſchen Aurikel Tas bellen unter Nro 12. abgebildete, rothgrundi— ge und mit gruͤn nuancirte Aurikel Ceres. Nur muß bemerkt werden, daß die Natur die Far⸗ ben in den Blumen anders bearbeitet, als der Maler, } M 4 III. Von 184 III. Von Fruͤh⸗ oder Miſtbeeten. s iſt hier nicht die Rede von Treibbeeten, die den gelernten Gärtnern, welche die: ſelben zu behandeln wiſſen muͤſſen, uͤberlaſſen werden, ſondern nur von den in den Privat- Gaͤrten zu unterhaltenden Fruͤhbeeten. Jene wuͤrden dem bloſſen Gartenliebhaber, der die waͤrmere Gaͤrtnerey ins Groſſe zu treiben, Ana⸗ naſſe und dergleichen muͤhſame Pflanzen zu er⸗ ziehen, weder Zeit hat, noch die betraͤchtlichen Koſten darauf verwenden kann, eher laͤſtig fal: len, als Vergnuͤgen und Nutzen gewaͤhren. Aber Früh: oder Miſtbeete koͤnnen ohne groß ſe Koſten und ohne ſonderlichen Zeitverluſt an⸗ gelegt und unterhalten werden. Sie verſchaf⸗ fen auch dem Freund der Gaͤrtnerey das fruͤ⸗ here Vergnuͤgen, ſeine Gartenarbeiten ſchon im Monat Jaͤnner oder Februar anzufangen, die er, wenn er blos ſeine freyen Gartenbeete be⸗ fielen wollte, meiſt um dieſe zween Monate | m III. Von Srüh⸗ oder Miſtbeeten. 198 — — — weiter hinaus verſchieben muͤßte. Und dann gewaͤhrt ein ſolches Fruͤhbeet den weitern Vor⸗ theil, daß man nicht nur eher friſche Pflanzen auf den Tiſch darinn erziehen kann, ſondern auch fruͤhere junge Pflanzen zum Verſetzen auf die Gartenbeete daraus erhält, Alle dieſe Vortheile, die man von den Fruchtbeeten ge winnt, machen ihre Anlegung wo nicht noth⸗ wendig, doch immer nuͤtzlich und angenehm. | Diefe Fruͤhbeete trift man in den Gaͤrten auf zweyerley Weiſe verfertigt an. Die erſte und die vortheilhafteſte Art iſt, daß man einen Haufen friſchen und ſtrohigen Pferdemiſt, wie er aus dem Stall kommt, oder daß er wenig⸗ ſtens nur eine kurze Zeit in freyer Luft gelegen ſeyn darf, in ein laͤnglichtes Viereck, wenig: ſtens zwey bis drey Schuh hoch, und in einer beliebigen Laͤnge, wie man es noͤthig hat, bringt, dieſen Miſt etwas feſt tritt, mit Waſ— ſer, wenn er nicht ſchon von ſelbſt naß iſt, anfeuchtet, und auf dieſen zubereiteten Haufen Miſt eine Sarge von Brettern, welche hinten um die Hälfte höher ſeyn muß, als auf der M 5 vor: —— nn —Ü— ——- nn nenn vordern Seite, ſetzt. Der Miſt muß auf allen vier Seiten dieſer Sarge nur einen Schuh brei— ter angelegt werden, und hervorragen. Die Sarge wird nun mit lockerer, geſiebter oder ges worſelter, fruchtbarer Erde angefuͤllt und wohl geebnet. Sie muß inwendig rings herum Leis ſten, die etwas tiefer ſtehen, haben, damit die darauf zu liegen kommende Fenſter und an⸗ dere Bedeckungen, darein paſſen und auf dieſe Leiſten aufgelegt werden koͤnnen. Rings um die Sarge wird nun noch mehr Miſt aufge haͤuft, daß dieſe voͤllig in den Miſt zu ſtehen kommt, welches zu ihrer Erwärmung unum— gaͤnglich noͤthig iſt. Iſt alles auf dieſe Weiſe zugerichtet: ſo wird das Miſtbeet mit Fenſtern, die genau in die Sarge paſſen muͤſſen, bedeckt, und mit bretternen Deckeln, oder mit Strohmatten be— legt, welches beſonders zur Nachtzeit, wenn ein Froſt zu befuͤrchten iſt, und uͤberhaupt waͤhrendem Winter bey noch daurender Kaͤlte nicht unterlaſſen werden darf. Scheint die Sonne, oder es ſaͤllt gelinde Witterung ein: ſo 1 Miſtbeeten. i — — — — ſo muͤſſen in jenem Fall die Fenſter auf der Mordſeite etwas aufgeſtellt werden, in dieſem Fall aber auf der Suͤdſeite. Dabey aber muß man mit Vorſicht bey windiger Witterung zu Werke gehen, und ſich nach Befchaffenheit des Windes richten, ber ſcharfen Nordwinden oder heftigen Suͤdwinden, die Fenſter nur wenig aufſtellen, damit durch ſie den zaͤrtlich erzoge⸗ nen Pflanzen kein Nachtheil zugefuͤgt werde. Je waͤrmer die aͤuſſere Luft wird, deſto mehr kann man aber den Pflanzen durch Höherftel: lung der Fenſter dieſelbe zulaſſen. Bey der oͤftern und unvermutheten Veraͤnderung der Witterung und des Windes zur Winter- und erſten Fruͤhlingszeit muß man ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen laſſen, dieſes Auf: und Zus ſtellen der Fenſter und anderer Bedeckungen nach Erforderniß der Umſtaͤnde vorzunehmen. Denn darauf kommt es in Anfehung des glück lichen Gedeyhens der Pflanzen alles an. Im Anfang und wenn der Miſt, welcher zu fols chen Fruͤhbeeten genommen worden, recht friſch ft, wird die Erde ſtark erwärmt, und man war⸗ 188 III. Von Sb» oder 4 wartet daher mit dem Beſaͤen derſelben ein Paar Tage, bis die Hitze ſich etwas gemaͤſſigt hat, welche Vorſicht jedoch nicht bey allen, ſon⸗ dern nur bey ſolchen Saͤmereyen anzuwenden, die davon leiden würden, Salat, Gurken, Kohlſaamen u. d. da im Gegentheil andere Saar men ſchon eine groͤſſere Wärme nicht nur ertra⸗ gen, ſondern auch ſelbſt zum Aufgehen erfor: dern, wie faſt alle, die in einem heiſſen Him⸗ melsſtrich von Natur zu wachſen pflegen. Wer an einem Orte wohnt, wo er eben ſo leicht zu Gerberlohe als zu Pferdmiſt gelangen kann, kann auf den Haufen Pferdmiſt eine Lage Lohe brin— gen, und dadurch eine uͤbermaͤſſige Hitze ab⸗ wenden. Gerberlohe bewirkt eine maͤſſige aber länger anhaltende Wärme. Der Pferds miſt erkaͤltet bälder, und muß daher öfters und meiſt alle 5—6 Wochen in der oberſten Lage erneuert werden. Wer keine Gelegenheit hat, zu Ger⸗ berlohe zu gelangen, kann ſich ſtatt derſelben des duͤrren eichenen Laubs bedienen. Da es Perſonen giebt, die an den Pflanzen, welche in then gezogen werden, einen Ekel ha: ben: Miftbeeren. 105 80 — — — ben: 0 hat man Fruͤhbeete mit heiſſem Waſ⸗ ſer, das durch etliche Roͤhren, die oben kleine Löcher haben, durch die dieſes Waſſer ausdaͤm— pfen kann, unter der Erde hin gefuͤhrt wird, zu erwärmen geſucht, und der Verſuch iſt gelun— gen. Dieſe Treibbeete ſind ſowol wegen ihrer Einrichtung, als wegen der beſtaͤndigen Feue⸗ rung koſtbar und muͤhſam, und ich vernehme nirgends her, daß man ſich ihrer bediene. So vortheilhaft aber immer die beſchriebene Fruͤhbeete zu Erziehung früher Pflanzen zu ſeyn pflegen: fo konnen fie doch nur in groſſen Gaͤrtne— reyen und von vermoͤglichen Perſonen, die die Ko; ſten beſtreiten u. einen Gaͤrtner darauf halten koͤn⸗ nen, unterhalten werden. Denn auſſer dem, daß man an einen nicht genug, fondern mehrere noͤthig hat, wenn man einen erklecklichen Vorrath an fruͤ⸗ heren Gemuͤͤſepflanzen, Bohnen, Gurken, Melo⸗ nen ꝛc. gewinnen will: ſo erfordern ſie auch eine ununterbrochene Aufſicht, und wemapene eine eigene Perſon. Mer uͤbrigens ein ſolches Treibbeet allein zur Erziehung der Saamen ſolcher Pflanzen, | die 190 III. Von Fruͤh⸗ oder die eine gröffere und gleich anhaltende Hitze er: fordern, dergleichen von manchen Privatperſo— nen zum Vergnuͤgen unterhalten werden, wie die Mimoſen, Ipomöa Quamoclit u. a. der kann ſich mit einem kleinen ſolchen Treibbeet von 4—5 Fuß in der Länge oder auch noch mit einem kleineren Rath ſchaffen. Man bringt einen Haufen friſchen Pferdemiſt zuſammen, und ſetzt darauf eine Sarge von Brettern, das 3—4 Fuß Laͤnge, 3 Fuß Breite und auf der Nordſeite 3, auf der Suͤdſeite aber 2 Fuß Hoͤhe hat, umlegt dieſe Sarge rings herum mit einer Lage Pferdmiſt, belegt fie mit Fen⸗ ſtern und andern noͤthigen Bedeckungen, und behandelt fie im übrigen wie andere und groͤſ⸗ ſere Treibbeete. In dieſe nach verjuͤngtem Maasſtab verfertigte Treibbete kommt keine Er⸗ de, ſondern auf den Miſt wird eine Lage Gers berlohe, oder in deren Ermanglung Moos ge⸗ bracht, und die Pflanzen in Toͤpfen darein ges ſtellt, und die leeren Plaͤtze zwiſchen dieſen Toͤpfen mit Moos ausgeſtopft. Hier befin- den ſich dergleichen Plantae ferae ungemein wohl, — — — een Mitgeeten | 101. wohl, kommen zur Bluͤthe und tragen reiffen Saamen, welches in Glashaͤuſern oder in Ge: maͤchern eines Hauſes ſelten bewirkt werden kann. Nicht nur aber zur Erziehung der Sas: men, ſondern auch zum Keimen und Aufgehen derſelben kann ein ſolches kleineres Treibbeet mit groſſem Vortheil gebraucht werden, die man in Toͤpfe, welche mit guter und mit Flußſand gemiſchter Erde gefuͤllt werden, ſtecken muß. Da ſich nicht nur die Hitze des Miſts nach etlichen Wochen vermindert, ſondern auch der Dampf aus dem Miſt und aus der Erde in den Topfen ſehr anhaͤuft, der den Pflanzen, wenn ſie immer in demſelben ſtehen muͤßten, nachtheilig werden koͤnnte: ſo muß man in je⸗ nein Fall alle 4—5 Wochen den um die Sar⸗ ge liegenden Miſt mit friſchem erneuren, und in dieſem Fall und bey heiterer Witterung mit Aufſtellung der Fenſter friſche Luft zulaſſen. In den gewoͤhnlichen Privatgaͤrten haͤlt man mit wenigeren Koſten und Muͤhe ſtehende Fruͤh— beete. Dieſe werden auf folgende Art zuge— richtet. Man N eine laͤnglich viereckigte Grube 192 III. Von Fruͤh⸗ oder r — — Grube von beliebiger Länge, wie man fie noͤ⸗ thig hat, aber nicht breiter als 3 Fuß, damit man ſie uͤberlangen kann, einen Fuß oder 15 bis 18 Zoll tief, umfaßt dieſe Grube mit Bret⸗ tern, ſo daß die hintere Wand hoͤher iſt, als die vordere gegen die Sonne gerichtete Seite, befeſtiget rings herum zween Zoll unter dem Rande der Bretter Latten oder Leiſten, worauf die Fenſter oder die bretternen Deckel aufzulie⸗ gen kommen, die allenthalben in die Sarge ge— nau paſſen muͤſſen, fuͤllt die Grube mit ſtrohi⸗ gem und friſchem Pferdsmiſt, laͤßt ihn, nach⸗ dem man jede Lage mit etwas Waſſer durchs gefeuchtet hat, feſt zuſammentreten, damit er ſich in der Folge nicht zu ſehr ſenken kann, er⸗ hoͤhet dieſen Miſt nach Verhaͤltniß der Hoͤhe des auf der Nordſeite befindlichen erhoͤheten Brettes, um dadurch der darauf kommenden Erde eine gleiche Tiefe zu verſchaffen, füllt vollends den uͤbrigen leeren Raum des ganzen Beetes mit einer fruchtbaren, lockeren und ge⸗ fiebten oder geworfelten Erde, die einen Fuß hoch zu liegen kommen darf, damit die Pflan⸗ zen ie I 93 zen nicht gleich mit 105 Wurzeln in in den Miſt gelangen, das ſie nur kraͤnkelnd machen oder vergeilen wuͤrde, und zieht dieſe Erde recht eben. Man kann dergleichen auf dieſe Art zubereitete Miſtbeete entweder gleich, oder beſſer erſt nach zween oder drey Tagen, mit den beliebigen Saa—⸗ men, Salat, allerley Kohlpflanzen, Rettig, Gurken, Blumengewaͤchſen befäen, und ihnen nunmehr auch die benoͤthigte Bedeckung mit Fenſtern, bretternen Deckeln und Strohmat— ten geben. Zu mehrerer Sicherheit vor der zu befuͤrchtenden Kaͤlte, die, da dergleichen Miſtbeete keine ſehr ſtarke Waͤrme haben, leicht eindringen koͤnnte, kann man die Sarge ebens falls mit einer hinlaͤnglichen Lage von friſchem Pferdemiſt einlegen. Mit Oefnung und Aufe ſtellung der Bedeckungen wird, wie bey den zuerſt beſchriebenen Fruͤhbeeten verfahren. Man bedient ſich dieſer ſtehenden Miſtbeete hauptſaͤchlich zur Erziehung der früheren Pflan⸗ zen, diel, nachdem fie die erforderliche Gröffe erreicht haben, auf die Gartenbeete verſetzt wer⸗ den ſollen, z. B. zum Carfiol, Wirſich, Kohl⸗ N ra⸗ * 194 III. Von Früh / oder —— — — raben, Kodpfſalat, Nelken, Levkojen ic. Auch koͤnnen Gurken und Bohnen fruͤher darin ger zogen werden. Doch, wofern man nur eines angelegt hat, iſt fuͤr dieſe zwey letzte Gewaͤchſe neben den andern nicht Raum genug uͤbrig, und man pflegt die Gurken und Bohnen erſt alsdann, wenn die andern Pflanzen Platz ge⸗ macht haben, darinn nachzuſtecken. Levkojen und Kehlpflanzen bekommen in den Miſibeeten leicht eine Faͤulniß an dem Theil des Strunks, der gerade uͤber dem Boden herausragt, die die Wurzeln anſteckt, und wovon ganze Parthien umfallen. Dieſem Unfall kann dadurch be; gegnet werden, wenn man auf die Erde, nach: dem ſie mit dergleichen Saamen beſaͤet worden, zween Meſſerruͤcken hoch reinen und zarten Fluß⸗ fand ausſtreuet. Auch muß man ein folches Miſtbeet nie zu viel begieffen, fondern die Erde von Zeit zu Zeit austrocknen laſſen. Denn unſtreitig zieht eine beſtaͤndige und uͤbermaͤſſige Feuchtigkeit Faͤulniß und Verderben zu. Um dieſe zu vermindern und die Austrocknung zu befoͤrdern, koͤnnen in warmen und ſonnenreichen ö Ta zen Miſtbeeten. * 495 Tagen alle Bedeckungen, ſelbſt die Fenſter, ga hinweggenommen und die Flaͤche des Bee tes son der Sonne ſrey beſchienen laſſen werden, weſches auch ſonſt das Wachsthum der Pflan- zen befördert und ihnen Staͤrke und Dauerhaf— kigkeit verſchaſſt. Da fie den ganzen Tag den Sonnenſchein genieſſen ſollen, fo verſteht ſich von ſelbſt, daß fie gegen die Mittagsſeite ans gelegt, und der niederere Theil der Sarge eben⸗ falls auf dieſer Seite zu ſtehen kommen muͤſſe. Mam muß fie auch moͤglichſt von Gebaͤuden und Baͤumen, um nicht davon beſchatlet zu werden, entfernen. Stehende Miſtbeete koͤn⸗ nen mit Vortheil an Mauern, die gegen Mit tag ſtehen, angelegt werden, wovon ſie nicht nut vor den Nordwinden geſichert find, ſen— dern auch mehr Waͤrme erhalten. Um de laͤngern Dauer willen, laſſen einige ſolche Fuͤh⸗ beete mit Backſteinen oder einem andern duͤnß nen Mauerwerk ausmauern, ſtatt der bretur⸗ nen Sarge, die ſteilich in etlichen Jahren ber: fault, inſonderheit wenn fie nicht uach gen ach⸗ tem Gebrauch abgehoben und an einem krocke⸗ N nen ö 196 III. Von Sruͤh / oder nen Ort bis dahin, daß man ſie wieder be⸗ nutzen will, aufbewahrt wird. Wohnt man an einem Orte, wo keine Pfer⸗ de gehalten werden, und man alſo keinen Pfer⸗ demiſt bekommen kann: ſo kann man ſich auch zu dieſen ſtehenden Fruͤhbeeten des. frifchen Kuͤhmiſtes oder des eichenen Laubs bedienen. Aber freylich geben beyde die Waͤrme nicht, wie der Pferdmiſt. IV. Uns Ä 197 IV. Unterſuchung, woher den Pflan⸗ zen das geſammte Waſſer zuge⸗ füuͤhrt wird, welches zu ihrer Nahrung erforderlich iſt, von Hrn. P. Joh. Bapt. von Saint⸗ Martin. Aus Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neueſte aus der Phyſik und Naturgeſchichte. VII. B. 2. St. S. 18. ꝛc. 8 Sr den ſchoͤnen Verſuchen der neuern Na⸗ turforſcher iſt es nicht mehr zweifelhaft, daß die Pflanzen eine uͤberaus betraͤchtliche Menge Waſſer zu ihrer Nahrung beduͤrfen. Man kenn ſich hiervon am ſicherſten uͤberzeu— gen, wenn man folgende zwey Punkte unter⸗ ſucht: erſtlich, wie viel betraͤgt die Menge der Feuchtigkeit, welche die Pflanzen in ſich ſelbſt, gleichſam als einen Beſtandtheil enthalten? | und dann, wieviel macht dasjenige aus, was 8 N 3 ſie 108 IV. St. Martin Unterſuchung fie jeden Tag mittelſt der unmerklichen Aus— duͤnſtung durch die aushauchenden Gefaͤſſe auf ihrer Oberflaͤche von ſich geben? Hr. v. St. M. war neugierig, genau zu wiſſen, wie ſich die abſolute Menge der feiten Theile gewiſſer Pflanzen zu der der fihftigen vers hielte; er ſtellte hierüber eigene Verſuche an, und das Reſultat aus denſelben ſetzte ihn in nicht geringe Verwunderung. Er nahm einen gruͤnenden Zweig von einem Nußbaum, der, fo wie er vom Stamm abgebrochen war, gez nau 576 Drachmen wog. Er feßte denſelben den ganzen Sommer hindurch der Sonne aus, bis er aufs vollkommenſte ausgetrocknet war; dann wog er ihn aufs neue und fand fein Ge: wicht nicht größer, als 65 Drachmen 27 Gran; alſo war hier das Verhaͤltniß des Waſſers zu den feſten Theilen ohngefehr wie 9 zu 1. Er wiederholte den Verſuch nachher mit verſchiede⸗ nen andern Zweigen von Ulmen, Erlen, Weis den, Kirſch; und Pfirſchenbaͤumen und das Verhaͤltniß wich ſehr wenig vom vorigen ab, Dig 92. denwaſſer. 199 Die krautartigen Pflanzen enthalten eine noch weit groͤßere Menge von Waſſer. Hr. v. St. Martin hat gefunden, daß bey ihnen das obige Verhaͤltniß wie 12, 15, ja bisweilen gar wie 20 zu 1. war. Bertholon geht noch weiter und rechnet alles zum Waſſer, was beym Verbrennen durch den Rauch fortgeht, und findet da das Ve haͤltniß wie 100 zu 1. allein hier muß man doch bedenken, daß nicht alles Waſſer iſt, was beym Verbrennen 47 tig wird. Wenn man nach der Menge Waſſer, wel: ches die Pflanzen als Beſtandtheile enthalten, diejenige berechnet, welche ſie zu ihrer Er⸗ naͤhrung brauchen, fo läßt ſich das Reſul⸗ tat durch die Beobachtung der Menge von Feuchtigkeit beſtaͤtigen, welche durch die uns merkliche Ausduͤnſtung beſtaͤndig von ihnen ausgeht. Man nimmt an, daß ein Baum von mittlerer Größe etwa 15 bis 20,000 Blaͤt— ter habe, und von dieſen ſoll nach angeſtellten Beobachtungen jedes in einem Tage 10 Gran Feuchtigkeit ausgedunſtet haben, welches alſo N 4 fuͤr 200 IV. St. martin Gn fuͤr den ganzen Baum täglich etwa 30 Pfund gaͤbe. Um ſich indeß hierin nicht zu verſehen, nahm fh Hr. St. M. vor, felbft eine Nei- he ſorgfaͤltiger Verſuche hierüber anzuſtellen. Er ließ ſich zu dieſem Behuf mehrere ir— dene glaſurte Gefaͤße machen, in deren jedem eine Pflanze von beſonderer Art mit ziemlicher Lebhaftigkeit wuchs. Nachdem er ſie begoſſen hatte, belegte er fie am 22ſten Jul. 1787 ganz fruͤh die Oeffnung eines jeden mit einer Scheibe von Bley, worein er ein Loch nur ſo groß ſchnitt, daß der Stengel durchgehen konnte, und die Fugen verſtrich er aufs ſorgfaͤltigſte, ſo daß die Feuchtigkeit der Erde nirgends herauss kommen konnte. Hierauf wog er ſeine Toͤpfe mit den Pflanzen, und ſetzte ſie 24 Stunden lang der freyen Luft aus. Den andern Tag, da die Sonne alle Feuchtigkeit dieſer Pflanzen ausgetrocknet hatte, wog er ſie aufs neue und bemerkte die Verminderung, die bloß durch die Aus duͤnſtung der Pflanze verurſacht worden war. Durch vom Pflanzenwaſſer. 20 me Durch diefes Mittel erfuhr er, daß eine Cedernpflanze in dieſer Zeit 8 Unzen ausge— dunſtet hatte; ein Buſch Getraide unter gleis chen Umſtaͤnden und in eben der Zeit, 18 Un: zen; ein Stengel von Mais 7 Unzen, 5 Drach⸗ men; eine gewoͤhnliche Kohlſtaude 23 Unzen, und eine Pflanze von Heliotropium gar 34 Uns zen. Als er in der Folge eben dieſen Verſuch mit einer Maulbeerpflanze, die er aus einer Baumſchule genommen hatte, wiederholte, und zwar zu verſchiedenen Jahrszeiten, fo fand er, daß im Winter die Ausduͤnſtung faſt ganz un⸗ merklich, im Sommer aber die mittlere 18 Unzen betrug. Hiernach wuͤrde ein Feld von 30,240 Quadratfuß, auf welchem die Pflanzen 1 Fuß weit von einander ſtuͤnden, innerhalb der ſechs Sommermonate, wo die Ausduͤnſtung am bes traͤchtlichſten iſt, einen See von mehr als 45 Zoll hoch Waſſer geben, wenn man annaͤhme, daß jede Pflanze täglich 18 Unzen * te, und dieſes Waſſer , uͤber dieſem Felde ſtehen bliebe. N 5 Da 202 IV. St. Martin Unterſuchung Da es hiernach ſicher iſt, daß die Pflan⸗ zen eine uͤberaus große Menge Waſſer zu ih: rer Nahrung noͤthig haben, fo entfteht jezt die Frage; wie kann ein Erdreich, das blos durch einen Sommerregen angefeuchtet wird, einer ſo erſtaunlichen Anzahl von Pflanzen, als den Erdboden bedecken, das noͤthige Waſſer ver— ſchaffen? Dieſe Schwierigkeit machte, daß Hr. St. M. eine genaue Vergleichung zwi⸗ ſchen der Summe der ganzen jaͤhrlichen Aus— duͤnſtung und der geſammten Waſſermenge, die wir von Schnee, Hagel und Regen erhalten, anſtellte. Die mittlere Regenmenge geht bey ihm zu Vicenza, a0 Zoll fuͤr's ganze Jahr, und die der Ausdünſtung auf 73 Zoll, welches ein Verhaͤltniß von etwa 5 zu 8 giebt. Wenn nun alles Regenwaſſer blos auf die Pflanzen verwendet würde, fo wäre alle Schwierigkeit gehoben, denn dieß betruͤge gerade fo viel, als die vorhin berechnete Ausduͤnſtung der Pflan⸗ zen; allein da beſtaͤndig eine Menge Feuchtig⸗ keit in unſichtbaren Duͤnſten von der Erde in ö die * a vom Pflanzenwaſſer. 203 — — die Hoͤhe ſteigt, da ſich jeder Regen, wenn er kaum gefallen ift, zum Theil wieder in Dunſt⸗ geſtalt erhebt, und die jaͤhrliche Ausduͤnſtung die Menge Regenwaſſer um nicht viel weniger als das doppelte uͤbertrifft: ſo muß man ſich al⸗ Merdings. nach einem Mittel umſehen, durch welches den Pflanzen alles zu ihrer Nahrung noͤthige Waſſer verſchafft werden kann, f Um dieſe Schwierigkeit zu heben, nehmen viele an, daß das Verhaͤltniß zwiſchen der Men⸗ ge, welche vom Regen kommt, und der, wel: che verduͤnſtet, nicht richtig angegeben ſey; wenn man nemlich auch faͤnde, daß von einer Fläche gemeinen Waſſers die Ausduͤnſtung wir; lich 73 Zoll betrage, fo folge doch daraus nicht, daß auch eben fo viel von einem feuchten Erd; reich aufſteige, indem wol die verſchiedenen Mi⸗ ſchungen der verſchiedenen Erdarten von Sand, Kalk, Kies und dergleichen die Verfluͤchtigung des Waſſers in etwas hemmen koͤnnten, wenn man z. B. bemerke, daß die im Waſſer auf⸗ geloͤßten feuerbeſtaͤndigen Salze allemal die Ver⸗ daͤmpfung verzoͤgerten. | Um 204 IV. St. Martin Unterſuchung Um hieruͤber etwas Sicheres zu entſchei— den, nahm Hr. v. St. M. abermals ſeine Zu⸗ flucht zu genauen Verſuchen. Er nahm zu dem Ende zwey Gefäße von gleichem Durch meſſer und gleicher Oeffnung; das eine fuͤllte er voll gemeines Waſſer, und das andere mit einer Miſchung von Waſſer und Erde. Er wog ſie beyde genau ab, und ſetzte ſie dann der freyen Luft, der Sonne und dem Winde aus, mit der Vorſicht, daß nie ein Tropfen Regen darauf fallen konnte. Nach Verlauf von 8 Stunden wog er ſie abermals und fand, daß der Abgang von dem Gemiſch ſich zu dem vom ganz reinen Waſſer wie 292 zu 200 verhielt; alſo hatte die benetzte Erde beynahe um ein Drittheil ſtaͤrker ausgedunſtet, als das reine Waſſer. 95 Dieſer Verſuch, den Hr. St. M. in der Folge mehrmals wiederholt hat, gilt nun als lein mehr, als hundert gegenſeitige Raͤſonne⸗ ments. Auf gleiche Weiſe ſetzte Hr. St. M. auch eine Menge erdigter, oͤligter geiſtiger Sub: ſtanzen und Salze mit Waſſer vermiſcht der Luft ou vom Pflanzenwaſſer. 205 — — Luft aus, und zur Seite hatte er immer ein Gefäß mit reinem Waſſer, deſſen Abgang ihm zur Vergleichung diente. Sie wurden ſaͤmmt⸗ lich immer unter ganz gleichen Umſtaͤnden ers halten. | Dieſe mehrmals wiederholten Verſuche ges ben nun folgende Reſultate, die man als eben ſo viel von der Natur ſelbſt beſtaͤtigte Wahr⸗ heiten anſehen kann: 1.) Daß alle ſolche Ma— terien, die nicht wirklich im Waſſer aufgeloͤßt, ſondern bloß damit vermiſcht ſind, wie z. B. Sand, Kalk, Mergel, Saͤgſpaͤne, gehackte Blätter, grüner und blauer Vitriol, Feilfpäs ne und dergleichen, allemal die Ausduͤnſtung beſchleunigen und ſie unter gleichen Umſtaͤnden allemal betraͤchtlicher machen, als die von rei⸗ nem Waſſer. 2.) Daß die Miſchung dieſer Materien mit dem Waſſer allemal in dem Ver⸗ haͤltniß groͤber und unvollkommener iſt, in wels chem die Ausduͤnſtung ſich betraͤchtlicher zeigt. So iſt z. B. die Ausduͤnſtung bey einer Mi⸗ ſchung mit Reilfpänen, Sand, Sägfpänen, viel ſtaͤrker als bey einer Miſchung mit Pflanzen⸗ IS 1 erde, ) \ 206 IV. St. Martin Unterſuchung erde, Kreide ꝛe. (doch ſcheint der gelochte Kalk eine Ausnahme zu machen, vermuthlich, weil der bchgemi ſchte Feuerſtoff die Verduͤnſtung befördern hilft.) 3.) Daß in dem Maas, wie ſich die Miſchung dieſer Subſtanzen ſelbſt ver dickt, ſich auch eben fo die Verduͤnſtung ver mindert, ſo daß wenn ſie in den erſtern Ta⸗ gen der des reinen Waſſers gleich kommt, fie in der Folge immer langſamer wird. 4.) | Daß bey Miſch hungen ſolcher Subſtanzen, die ſich im Waſſer völlig aufloͤſen und die dabei fluͤchtiger als das Waſſer ſelbſt find, wie z. B. die flüchtigen Salze, der Weingeiſt, die Aus duͤnſtung immer nach dem Maas ihrer Bey miſchung beſchleunigt wird. 5.) Daß daͤge⸗ gen bey Miſchungen von ſolchen Subſtanzen, die fi ch ebenfalls im Waſſer auflöfen , aber weniger flüchtig find als das Waſſer, die Verduͤnſtung in dem Maas ihrer Beymi⸗ ſchung verzoͤgert wird. Hieher gehoͤren die ſeuerbeſtaͤndigen Salze, das Seeſalz, der Zuk ker, das Epſomer und Glauberſalz, der fire Weinſtein und auch das Kalkwaſſer. Die me⸗ vom Pflanzenwaſſer. 207 mechaniſche Vermiſchung des Kalks mit Waf ſer befoͤrdert alſo die Ausduͤnſtung, und die chemiſche Aufloſung in demſelben haͤlt fie zu: ruͤck. 6.) Endlich geht die Ausduͤnſtung ab ler vollkommenen Aufloͤſungen im umgekehrten Verhaͤlrniß des Grades ihrer Concentration von ſtatten; wenn z. B. das Waſſer, wel⸗ ches den often Theil ſeines Gewichts See— ſalz aufgelößt enthaͤlt, in einer gewiſſen Zeit und unter gewiſſen Umſtaͤnden 1 Unze durch die Ausduͤnſtung verliert: jo wird es auf eben die Weiſe nur eine halbe Unze verlie— ren, wenn es nur den zoften Theil feines Gewichts von dieſem Salz erhaͤlt. Wenn alſo gleich die Pflanzen eine uͤber— mäßige Menge Waſſer zu ihrem täglichen Unterhalt erfordern, und die Verdunſtung von der Oberflaͤche des Waſſers weit weni— ger als die vom Regen betraͤgt, auch das befeuchtete Erdreich die Ausduͤnſtung noch mehr befördert und dadurch die Quellen er ſchoͤpfen hilft, die zum Wohlſtande der Pflan⸗ * beſtimmt zu ſeyn ſcheinen: ſo fehlt es da 208 IV. St. Martin Unterſuchung dennoch den Pflanzen an ihrem noͤthigen Un— terhalte nicht. Der Winter, die Jahrszeit, wo die meiſten, wenigſtens die inlaͤndiſchen Pflanzen im gaͤnzlichen Schlummer zu lie⸗ gen ſcheinen, und wenig oder keine Feuchtig⸗ keit aus der Erde ziehen, iſt auch zugleich die Jahrszeit, wo der meiſte Regen fällt Hier ſaugt ſich alſo die Erde uͤberfluͤſſig voll, und das Waſſer dringt bis auf eine Tiefe von mehreren Fußen ein. Kommt nun der Fruͤhling, fo erhalten die Sonnenſtrahlen mehr Gewalt, die Waͤrme durchdringt das Erdreich immer ſtaͤrker, das darinn befindli⸗ che Waſſer verbindet ſich mit den Feuerthei⸗ len, erhält dadurch einen gewiſſen Grad von Fluͤchtigkeit, erhitzt, erhebt, verbreitet und bahnt ſich einen Weg durch die unmerklichen Zwiſchenraͤume des Bodens und ſteigt, wie durch eben ſo viel Haarroͤhrchen, bis zu den obern Wurzeln, um das Vegetationsgeſchaͤft zu betreiben: Man darf auch nicht fuͤrchten, daß hierdurch der Vorrath ſo bald erſchoͤpft werde, denn die beträchtlichen Regenguͤſſe, die — vom Pflanzen» Wofler, 209 — ͤ ——— — die ſich im Sommer von Zeit zu Zeit einfin⸗ den, ſind eben dazu beſtimmt dieſen Verluſt zu erſetzen. Hr. St. M. hat bemerkt, daß die ganzen 8. Jahre binter einander, wo er ſich mit meteorologiſchen Beobachtungen ab* gegeben, im Sommer nicht mehr als dreymal der Regen uͤber 14. Tage auſſen geblieben, da hingegen im Winter, wo die Pflanzen we⸗ nig oder keine Feuchtigkeit bedürfen, oft 24, 28 ja ſogar 30 Tage verſtrichen ſind, ohne daß man einen Tropfen Regen oder Flocken Schnee geſehen haͤtte. Freilich ſollte man glauben, daß bey zu⸗ nehmender Sommerwaͤrme das in der Erde befindliche Waſſer, ſo wie es ſich immer mehr gegen die Oberfläche heraufzieht, auch ſich im; mer in mehrerer Maaße mit dem Waͤrmeſtoff verbinden, und in großer Menge in die At⸗ moſphaͤre übergehen werde. Es hat auch dies wirklich die Erfahrung gelehrt, aber blos an den ( ganz kahlen Platzen; hingegen da, wo die Erde überall mit Pflanzen bedeckt iſt, wie in den Gehoͤlzen, Weinbergen, Gaͤrten, O Wie 210 IV. St. Martin Untersuchung — — — — an a mn - Wieſen und Saatfeldern, wo ſich in einer Tier fe unter der Oberfläche ein Gewebe von Kei— men, Faſern und Wurzeln bildet, die nach allen Gegenden herum kriechen und ſich einans der durchkreuzen, und gleichſam eine Art von Netz bilden, da wird auch das Wafler, ſo wie es anfängt ſich zu erheben, ſogleich, ehe es noch die Oberflaͤche erreichen kann, durch die Millionen von den kleinen Saugruͤſſeln der Wurzeln eingeſogen, ohne daß etwas berraͤcht— liches unnüzerweife verduͤnſten kan. Die Ber: ſuche, die Hr. St. M. auch daruͤber vor ei— nem Jahr erſt angeſtellt hat, haben dieſes auf eine voͤllig entſcheidende Art bewieſen. Er nahm hiezu zwey groſe glaͤſerne an beyden Enden offene Zylinder von 1. Fuß im Durchmeſſer und 2 Fuß Hoͤhe. Dieſe ſetzte er in eine vertikale Lage; einen auf das Gras einer Wieſe und den andern auf einen Bo— den, worinn ſich auch nicht das kleinſte Wuͤr⸗ zelchen einer Pflanze befand; auf die obere Oefnung eines jeden dieſer Zylinder ſetzte er einen Helm mit einer Vorlage; und damit das vom Pflanzen⸗Waſſer. 211 das Gras, welches ſich in dem einen befand, das Reſultat des Verſuchs nicht unſicher ma: chen moͤchte, ſo brauchte er die Vorſicht, es vorher abzuſchneiden, fo daß blos die Stur— zeln und Wurzeln blieben. Dies waren alſo zwey Deſtillirgeraͤthſchaften, welche die Natur ſelbſt in Wirkſamkeit ſetzen ſollte: denn die Feuch⸗ tigkeit des Bodens, die durch die Waͤrme der Sonne in Bewegung geſetzt war, ſollte ſich bis an die Oberfläche erheben, und daſelbſt in Duͤnſte verwandelt werden, welche hernach wieder tropfenweis in den Recipienten liefen. Hr. St. M. erhielt dieſe beyden ſo auf⸗ geſtellten Apparate ſechs Stunden lang in der heiſſen Julius⸗Sonne. Nach Verlauf dieſer Zeit wog er das in jedem Reeipienten erhal— tene Waſſer, und fand das von dem nackten Boden 51 Gran und das von dem bewurzel— ten nur 10 Gr., fo daß hiernach die Aus; duͤnſtung des erſtern auf 5 mal ſtaͤrker geweſen war, als die des leztern *). Dieſes iſt ein O 2 ſich/e⸗ 9) Es gehort viel Vorſicht dazu, dieſen Ver: ſuch vollkommen ſicher auszufuͤhren. Die Waſ⸗ 212 IV. St. Martin Unterſuchung. | ſicherer Beweis, daß die Wurzeln der Pflan⸗ zen faſt alles Waſſer, das ſich gegen die Ober: fläche zieht, einſaugen, damit es nicht in Dunſtgeſtalt davon gehen kan. Dies iſt alſo das fo einfache und der Unterſuchung eines Philoſophen wuͤrdige Mittel, welches die Nas tur anwendet, um ihre Gewaͤchſe mit dem ihr nen nsthigen Waſſer zu verſorgen, ohngeach— tet die Ausduͤnſtung eine fo uͤbermaͤſige Wien ge hinweg nimmt, welche durch das benetzte Erdreich noch um ein merkliches vergroͤſſert wird, (Giorn, Encyclopedico di e V. Buͤ⸗ Waſſermenge, welche die Recipienten ents halten, richtet ſich nicht allein nach der un⸗ tern Waͤrme in der Erde, ſondern auch, alles uͤbrige gleich geſetzt, nach der Kaͤlte des Waſſers in den Kuͤhlgefaͤßen. Zu einer genauen Vergleichung muͤſſen alſo die Zylin⸗ der voͤllig einerley Durchmeſſer, das Waſſer muß den ganzen Verſuch über gleichformig erhizt, und die Kuͤhlgefaͤße muͤſſen einerley Grad von Kaͤlte behalten. 213 - V. Bücer- Anzeigen. Ueber Feld : und Gartenprodukte, mit Ruͤckſicht auf das Klima in Deutſchland. Fir den Naturliebhaber, denkenden Oeko⸗ nom und Gartenfreund. 8. Leipzig 1791. bei Siegfried Lebrecht Cruſius S. 335. Der Titul dieſes Buchs ſollte eigentlich — heiſſen: über das Wachsthum der Pflanzen und deſſen Be foͤrderungsmittel. Denn es iſt eine Compilation aus ſehr vielen und den beſten Schriften, worinn von dem Pflanzen: Wachsthum, deren Ernaͤhrung und Bau ent⸗ weder eigends oder oft nur zufälliger Weiſe gehandelt worden iſt, und der Kaͤufer wird mehr darinn finden, als er aus dem Titul hat erwarten koͤnnen. Wir wollen den uns unbekannten Verfaſſer ſelbſt von dem Inhalt und Zweck dieſer ſeiner Schrift aus ſeiner der⸗ SA vorangeſchickten Vorrede reden laſſen. O 3 „Die 214 V. 1. Ueber Seld: und „Die Naturgeſchichte, und vorzuͤglich die Chemie, Botanik und Naturlehre, ſind die vornehmſten Huͤlfswiſſenſchaften der Oekono— mie. Sie enthalten die Gruͤnde von jedwe— dem Verfahren in der Landwirthſchaft, ſo daß dieſe faſt nur eine Anwendung derſelben auf die Gewinnung der Naturalien iſt. Die Kennt, niß der Natur und der Oekonomie ſind daher ſo genau mit einander verbunden, daß alle wahre Vortheile, welche die leztere gewaͤhrt, fi) auf die ſorgfaͤltige Erforſchung und richti⸗ ge Erkenntniß der erſten gründen. Es iſt ba; ber auch unſtreitig einer der groͤſten und nie verkennbarſten Vorzuͤge unſers Zeitalters, daß der Forſchungsgeiſt der Gelehrten und anderer nicht nur mit einem unermuͤdeten und dabey keine Koſten ſpahrenden Fleiß immer tiefer in jene eingedrungen, und ihre geheimen Wir; kungen mit ihren Urſachen in ein ſehr helles und angenehmes Licht zu ſetzen bemüht gene: ſen iſt, ſondern auch durch ihre Anwendung auf dieſe fo gemeinnuͤzig und wohlthaͤtig ges macht, und zugleich durch die augenſcheinliche | Erſah⸗ Gartens Produkte. 215 Erfahrung die Richtigkeit ihrer erfundenen Grundſaͤtze auf das unbezweifeltſte beſtaͤtiget hat. „Die Naturforſcher haben auch dieſe Kenntniſſe und die darnach gemachten Erfah— rungen keineswegs vergraben, oder dies zu ihrem eigenen Vortheil angewandt, ſondern fie von Zeit zu Zeit durch ihre Schriften oͤf— fentlich bekannt gemacht. Nur liegen noch viele dergleichen Entdekungen, die fuͤr den Feld: und Gartenbau von groſſem Nutzen ſeyn koͤnnen, mehr in den phyſiſch-chemiſchen Anz nalen und andern dergleichen Schriften ver graben, worinn ſie der Oekonom keineswegs ſucht, und nur durch Zufall und langſam ger ſchieht es, daß ſie allgemein bekannt werden ꝛc. Wie wahr iſt dieſes alles und wie vielen Dank verdient dieſer Verfaſſer, daß er dieſe Entdeckungen für den Oekonomen und Freund der Gaͤrtnerey ſo muͤhſam geſammlet hat. Ein Buch von dieſer Art iſt auch ſchon laͤngſt der Wunſch des Recenſenten geweſen. O 4 Vor⸗ 216 V. f. Ueber Seld / und Vokan ſtehet ein Vetzeſch der Schrif ten, die hauptſächlich von dem Verfaſſer ber nutzt worden find, worinn aber mehrere ſehr wichtige Schriften für feinen Zweck vermißt werden. Doch der Oekonom und Gärtner, wird dem ungeachtet viele nuͤtzliche Kenntniſſe, die manchem neu ſeyn werden, daraus ſchoͤ⸗ pfen koͤnnen. Hier iſt der Innhalt dieſes Buchs. f Es beſtebet aus zweyen Theilen. Der erſte enthält 19. Kapitel und der zweyte 16. Kap. Jedes Kapitel iſt wieder in mehrere H. abgetheilt. Im erſten Theil werden fol gende Materien abgehandelt: J. Kap. Ueber das thieriſche Leben der Pflanzen. II. Kap. Ernaͤhrungswerkzeuge der Pflanzen⸗Wurzeln. III. Kap. 55% des vorigen Gegenſtan⸗ des. Die Blaͤtter. IV. Kap. Ausduͤnſtun⸗ gen der Blätter und anderer Theile der Pflan— zen. V. Kap. Bluͤthe, oder die Kenntniß der Befruchtungslehre. VI. Kap. Stamm und Aeſte. VII. Kap. Gefaͤſſe. VIII. Kap. Ueber den Kreislauf des Safts. IX. Kap. a Geſchich⸗ Garten -Produkte. 217 Geſchichte des Wachsthums. X. Kap. Nah⸗ rung der Pflanzen. XI. Kap. Wie bekom⸗ men die Pflanzen die Nahrung? Fortſetzung. XII. Kap. Zubereitung des Nahrungsſaſtes in den Pflanzen, und die Urſachen ihres ver⸗ ſchiedenen Wachsthums. XIII. Kap. Waſſer, Waͤrme — Licht — Luft, Erde, oder die Elemente der Pflanzen. XIV. Kap. Vom Waſſer und deſſen atmoſphaͤriſchen Weraͤnde⸗ rungen. XV. Kap. Wärme und Licht. XVI. Kap. Luftarten. XVII. Kap. Erde. XVIII. Kap. Elektricitaͤt. XIX. Kap. Klima. Zweyter Th. I. Kap. Kenntniß des Kli— ma. II. Kap. Kenntniß von der guten Lage eines Orts. III. Kap. Bearbeitung des Erd— reichs, mit Ruͤckſicht auf die zu erbauenden Gewaͤchſe. VI. Kap. Wie kann man durch Arbeit dem Erdreich die ihm entgangenen Kraͤf⸗ te wieder erſetzen? 1. Durch Duͤnger. V. Kap. Wie kann man ferner dem Erdreich die ihm entgangenen Kraͤfte wieder erſetzen? 2. Durch die Brache. VI. Kap. Wahl des Bodens nach der Natur der Fruͤchte. VII. 1 O 5 Kap. — 218 V. 1. Ueber Seld⸗ und Kap. Vom Saͤen. VIII. Kap. Ueber die be⸗ ſondere und naturgemaͤſſe Behandlungsart der Gewaͤchſe. IX. Kap. Oekonomiſche Einthei⸗ lung der Gewaͤchſe, zur Befoͤrderung des Wachsthums. X. Kap. Abwechslung mit den Gewaͤchſen. XI. Kap. In wiefern der Anbau groͤſerer Gewaͤchſe unter kleinern vor⸗ theilhaft oder ſchaͤdlich ſeyn kann, zur oͤkono⸗ miſchen Verbeſſerung einiger Gegenden. XII. Kap. Noch einige zur Beförderung des Wachs: thums dienliche Anmerkungen. XIII. Kap. Ueber die Ausartung der Gewaͤchſe. XIV. Kap. Ueber die Unfruchtbarkeit der Gewaͤchſe. XV. Kap. Von den Krankheiten der Pflan⸗ zen. XVI. Kap. Fortſetzung des vorhergehen⸗ den Gegenſtandes. Alle dieſe Materien ſind fuͤr die mehreſten Leſer, die nicht ganz leer in ſolchen Kenntnifs ſen ſind, befriedigend ausgefuͤhrt, obgleich man⸗ che ein und das andere umſtaͤndlicher erlaͤutert worden zu ſeyn, wuͤnſchen dürften, Nach unſrer Gewohnheit wollen wir unſern Leſern das IX. Kap. des II. Th. zur Beurtheilung berfeßen, das Garten -Produkte. 210 das die oͤkonomiſche Eintheilung der Gewaͤch—⸗ ſe zur Beſoͤrderung des Wachsthums enthaͤlt, | 9. 92. „Aus der Theorie der Nahrung für die Gewaͤchſe Kap. X. u. XI., ziehen wir das Reſultat, daß es hauptſaͤchlich auf die Bauart der Pflanzen, auf ihren Mechani⸗ ſmus, ihre verſchiedene ſpecifiſche Schwere und Dichte der Saugroͤhren u. ſ. w. ankommt, ob ſie dieſe oder jene Nahrungsſaͤfte an ſich ziehen, und fie fo oder anders verarbeiten fol: len, wie es unter andern die gepfropften Baͤu⸗ me erweiſen. „Daß ferner diejenigen Nahrungstheile, fo ſich für die Natur und Eigenſchaſten einer Pflanze nicht ſchicken, oder nach ihrer Groͤſſe, Verhaͤltniß, Figur und ſpecifiſchen Schwere nicht angezogen werden koͤnnen, ſie zuruͤcklaſſe, welche ſodann wiederum andern Pflanzen zu ihrer Nahrung und Wachsthum dienen koͤnnen. Daß die Pflanzen fo wol aus der Atmoſphäͤre als aus der Erde ihre Nahrung empfangen. Und daß endlich manche Pflanzen weit mehr Nahrung erfordern, als andere, und daher eim⸗ a» 220 V. 1. Ueber Selds und * — — ————— — einige den Boden viel eher entkraͤften, als andere. 6 F. 93. In ſofern wir nun dieſe Saͤtze auf den Anbau der Pflanzen im Allgemeinen ans wenden wollen: ſo muͤſſen wir aus dieſem Grunde zuvoͤrderſt auf eine gewiſſe oͤkonomiſche Eintheilung der Gewaͤchſe Bedacht nehmen, wenn anders das Wachsthum jeder zu erbauen⸗ den Pflanze befoͤrdert werden ſolle. Dabei iſt aber zu bemerken, daß ſich eine ſolche Ein⸗ theilung mehr bei einjaͤhrigen Gewaͤchſen, als ausdaurenden, wie unſre Bäume find, beob⸗ achten laͤßt, und in dieſer Ruͤckſicht kann man die Gewaͤchſe in drey Claſſen eintheilen. 1. In ſolchk, die den Boden ausſaugen, mehr Nahrung aus der Erde und Atmoſphaͤre als andere erfodern; daher fie auch ein fer: tes neugeduͤngtes Land verlangen. RR 2. In ſolche, die den Boden weniger aus: ſaugen, keine Beduͤngung verlangen, zum Theil ſie auch nicht vertragen koͤnnen, aber doch ein nahrhaftes Land erfordern. 3. In Östten Produkte. 221 3. In ſolche, die einen mittelmaͤßigen Boden lieben, und in etwas magerer Erde fortkommen, und den Boden in etwas frucht: bar machen. „Zur erſten Claſſe gehoͤren bie Kornarten vorzuͤglich, der Dinkel, der Weizen, der Kopfkohl, Krauſekohl, Blumenkohl (in einer Note wird geſagt, daß der Blumenkohl in den Neubruͤchen, und auch in den Gaͤrten, worinn er lange zuvor nicht, oder noch gar keiner erzogen worden iſt, beinahe allemal groſſe Kaͤſe zu bringen pflege. Der Beete, die mit Teichſchlamm geduͤngt worden, wor⸗ inn er ſehr gut geraͤth, wird nicht gedacht.) Grüner Wirſingkohl, gelber Savojekoͤhl, Kohl⸗ rabi über der Erde, Krautpeterſtlie, Som⸗ mer⸗ und Winterporre, Kerbel, Mangold, Thymian, Majoran, Baſilikum, Salvey, tavendel, Gurken, Kürbis, Endivien, Kref ſe, Loffelkraut, Spinat, Melde, Portulak, Kohl, Dille. (Manche dieſer Pflanzen ſchei⸗ nen dem Recenſenten mit Unrecht in dieſe Claß * gekommen zu ſeyn, und nur in der Art ih⸗ rer 222 V. 1. Ueber Feld / und ter nahen Zuſammenpflanzung der Grund der Maͤgerung und Ausſaugung der Erde zu liegen. Einzeln werden fie wol von dieſer Beſchuldi— gung los geſprochen werden koͤnnen. Doch erfordert der Zweck ihrer Anpflanzung ihr haͤu⸗ figes und nahes Zuſammenpflanzen, und in ſofern hat der Verfaſſer recht.) Ss 95. „Zur zweyten Claſſe find zu veche nen: Kartoffeln, Paſtinak, Sellerie, Moͤh⸗ ren, Ste: May, Herbſt- und Winterruͤben, ſchwarzer Winterrettig, rothe Zwiebeln (alle Arten von eßbaren Zwiebeln) Knoblauch, Ci⸗ chorienwurzeln, Haferwurzel, Scorzoneri⸗ wurzeln. | J. 56. „Die dritte Claſſe begreift: Zuk⸗ kererbſen, Felderbſen, Stangebohnen, (auch Zwerg: und andere Bohnen) Saubohnen, Kuͤmmel, Hopfen, Toback, Ranunkeln (es iſt ein ſchaͤdliches Vorurtheil, das immer einer dem andern nachſchreibt, daß die Ranunkeln einen magern Boden erfordern, da nach ſichern Erfahrungen ſie nur alsdann gern und reich⸗ lich in einem fetten, lockeren und feucht ge: hal⸗ Ösrten Produfte, 223 haltenen Boden bluͤhen. Nur muß der Miſt, womit ein Ranunkelbeet geduͤngt wird, ganz zu Erde vermodert ſeyn; auch muͤſſen die Wurzeln, ſo weit es ſich thun laͤßt, vertheilt werden, weil die kleinen Wurzeln viel eher und haͤufigere Blumen bringen, als die groſ— ſen.) Anemonien, Fenchel, Hirſe. tun noch etliche Bemerkungen über eini⸗ ge befondere Stellen. Die Härte des Waſß⸗ ſers zu proben, heißt es S. 96. pflegt man ſich gemeiniglich der Saife zu bedienen, wenn ſich nemlich ſelbige, nachdem ſie mit der Hand bewegt worden iſt, nicht gleichfoͤrmig darinn aufloͤßt, und nicht ſchaͤumt, ſondern ſich viel mehr ſogleich in kleine Klumpen vertheilt, die nach dem Grade der Haͤrte des Waſſers klei— ner oder groͤſſer find, und auf der Oberfläche ſchwimmen, und wenn, fo wie bei der Eher kolate, nur ſehr wenige Luſftblaſen, die gar bald verſchwinden, entſtehen: ſo ſind dieſes Anzeigen der mehrern oder mindern Haͤrte des Waſſers. S. 99. 24 V. 1. Ueber Seld: und — — — — S. 99. $. 152. ſagt der Verfaſſer alles mögliche Boͤſe vom Thau, daß er Schuh und Pelzwerke verbrenne, erweiche die Körper; verurſache dem Vieh toͤdtliche Bauchfluͤſſe, er verbrenne die Keime und zarten Pflanzen durch ſeine ſalzige Schaͤrfe, oder durch die darauf fallende Sonnenhitze. Wenn er auf den Blättern trocknet, fo macht er Honigthau, eine Art ſehr ſchaͤdlichen Roſtes, weil er theils zerfeißt, theils die Luftloͤcher verſtopft, welche der Pflanze zum Ausduͤnſten und Einſaugen dienen. Aber an dieſen Uebeln ſollte doch wol der Thau als Thau groͤſtentcheils unfchuls dig ſeyn, da unſtreikig noch andere Dinge hinzukommen, und mit ihm verbunden ſeyn | muͤſſen, wenn folche Folgen ihn begleiten, Einige Regen, deren die mehrſten das Wachs: thum der Pflanzen ſo ſehr befoͤrdern, brin⸗ gen gleiche ſchlimme Wirkungen hervor, die bier dem Thau beygemeſſen werden, aber nur um der ſie begleitenden Verbindungen mit andern Dingen willen. Dies haͤtte billig zu Vermeidung der Mißverſtaͤndniſſes angefuͤhrt wer⸗ Garten -Produkte. 225 werden ſollen: Doch in dem folgenden 153 H. wird dem Thau wieder aller ihm gebührender Nutzen beygelegt, nur aber wieder nicht die Um⸗ ſtaͤnde, unter welchen er fo nüßlich ſich erzeige, angezeigt. | $. 209. S. 133. wird aus einem Verſuch des Hrn. Ruͤckerts, der mit Pflanzen, die in Toͤpfen ſtunden, und wovon die Erde des einen mit deſtillirtem luſtgeſaͤuertem Waſſer, der an⸗ dere aber mit deſtillirtem Waſſer allein gleich ſtark begoſſen worden, angeſtellt worden, angefuͤhrt, daß die Erde in jenem laͤnger ihre Feuchtigkeit be⸗ halten habe, als in dieſem. Kann hier nicht die Beſchaffenheit der Töpfe dieſe Verſchieden heit bewirkt haben? Gartenfreunde, die viele Pflanzen in Toͤpfen unterhalten, wiſſen nur gar zu wohl, daß ein Topf vor dem andern, je nachdem ſie ſtaͤrker oder weniger gebrannt ſind, mehr oder weniger die BenchtißEeht der Erde ausduͤnſte. §. 231. S. 150. ſtahet Hypocrat yon Hippocrates. | p K. 241. 226 V Ueber Feld⸗ und F. 241. S. 101. in der Note *) wird einer Art Reis gedacht, die auf den Anhoͤhen um Cochinchina wachſe „ und die ſich auch wahrſcheinlich mit vielem Vortheil bey uns in Deutſchland würde. anbauen laſſen, weil fie einen trocknen Boden erfordre, und eine h kalte Witterung vertragen konne. Dieſe Art Reis, Oryza ſicca, iſt ſchon in Deutſch⸗ land bekannt, und wird in dem mit einem Reich⸗ thum der ſeltenſten und herrlichſten aus- und inlaͤndiſchen Gewaͤchſe bepflanzten Garten zu Hohenheim, unweit von Stuttgart, gebaut. Im zweyten Th. F. 16. S. 187 u. 188. wird der Lage eines Weinbergs gegen Morgen der gegen Mittag der Vorzug gegeben. Wer aber nur jemals in Gegenden geweſen iſt, wo Wein gebaut wird, wird den Ungrund dieſer Behauptung anerkennen. Die Lage gegen Mit⸗ tag iſt ohne alle Ausnahme fuͤr die Weinberge die beſte. | g. 25 S. 197. wird geſagt, daß der Flachs am beſten im feſten Lande gerathe, in der Note *) aber aus Roſchers Verbeſſerung des I» Garten Produkte. 227 des Flachſes in Sachſen angefuͤhrt, daß auch das Sandland den ſchoͤnſten und geſchmeidig ſten Flachs hervorbraͤchte, und den niemals ein Leimen: oder Thonboden von gleicher Güte und mit fo wenig Koſten verbunden, liefern werde. Dieß iſt ein ſcheinbarer Widerſpruch, den der Verfaſſer nicht hebt. Beyderley Erd— reich kann zum Flachsbau gut benutzt werden, wofern nur daſſelbe recht wohl gedüngt wird. — — Nur wird der Flachs im feſten Boden ſchwerer, faͤllt mehr ins Gewicht, und giebt folglich nicht fo viel Garn aus, als der, welcher im leichtes ren Sandboden gebaut wird. Fe. 26. S. 198. wird behauptet, daß der Quittenbaum unter allen Obſtbaͤumen am \ beſten in naſſem Boden fortkomme. Daß er er in etwas feuchtem aber nicht naſſem Buden wol einige Jahre ſtehen koͤnne, giebt Recenſent, der an einem Orte wohnt, wo viele Quitten⸗ baͤume unterhalten werden, zu. Daß ſie aber in einem ſolchen naſſen oder nur feuchten Bo; den nicht lange dauern, im Winter leicht ev; frieren, und unſchmackhafte, nie ganz zeitig P 2 wer⸗ I 228 V. Ueber Feld s und werdende Früchte tragen, iſt allen Erfahrun⸗ gen gemäß. Eben dieſes lehrt auch Hr. Su: ſtiz: Rath Hirſchfeld S. 221. feines Hand: buchs der Fruchtbaumzucht, und ſagt: der Quittenbaum kommt faſt uͤberall gut fort, doch liebt er vorzüglich einen guten, fetten, friſchen und feuchten Boden — — doch darf der Bos den nicht gar zu feucht ſeyn. Hier Orts wer— den die beſten Quitten in der mittelhohen Lage der Weinberge gezogen, wo ſie den ganzen Tag Sonnenſchein haben, und je heiſſer der Som⸗ mer iſt, deſto kraͤftiger und zeitiger werden die Quitten. J. 30. S. 207. wird die Gerberlohe un: ter die mineraliſchen Duͤnger gezaͤhlet, die doch aus dem Gewaͤchsreiche kommt. Doch es ſey genug an den bisherigen Be— merkungen, womit Reeenſent eben nicht tadeln ſondern nur ſeine Aufmerkſamkeit, womit er dieſes brauchbare Buch geleſen hat, anzeigen wollen. l 2. C. eee 229 — — — — — 2. C. F. Seidels, Hochfüͤrſtl. Heſſen Darm⸗ ſtaͤdtiſchen Hofkammer Raths, Herausge— bers und Eigenthämers der Wetzlariſchen Zeitung, Blumen: Gärtner: Kalender, in welchem etliche 100 Gewaͤchſe mit ihrer bo⸗ taniſchen Beſchreibung enthalten ſind, und dabey gezeigt wird, nicht allein welche Ber; richtungen in einem jeden Monat an dens ſelben geſchehen muͤſſen, ſondern auch, wie ſolche durch Saamen- Brut und Ableger vermehrt- und im Sommer ſowohl, als im Winter gewartet werden muͤſſen. Alles auf eigene vieljaͤhrige Erfahrung gegruͤndet. Zweytes Heft, enthaltend verſchiedene Arten von Hyazinthen, Tulpen, Anemonen, Ra⸗ nunkeln, Narziſſen, Jonquillen, Tazetten. 8. Wetzlar 1792. Des urtheil, welches in dem XIX. Stuͤck dieſes Journals für die Gaͤrtnerey von dem 1. Heft dieſes Blumengaͤrtner⸗ Kalenders gefaͤllt worden, koͤnnen wir auch bey dieſem zweyten Heft nicht zuruͤcknehmen. Denn auch P 3. hier 230 V. 2. Seidels Blumen: — — — — ET —ä—õ hier wird der Kenner vieles vermiſſen, was er in den neuern Gartenſchriften antrifft, und das auch der Anfänger nicht entbehren kann, der ſeine Blumengewaͤchſe nach den heutigen Fortſchritten in der Gaͤrtnerey mit allen moͤg⸗ lichen bekannt gewordenen Vortheilen pflanzen will. Die Gewaͤchſe, von deren Pflanzungs⸗ art in dieſem Heft Anweiſung gegeben wird, ſind bereits auf dem Titel angegeben; nur iſt zu bemerken, daß alle weitere Arten unter den Hauptbenennungen vorkommen, z. B. Hya- ‚cinthus, Hyazinthe. I. Hyacinthus orien- talis, morgenlaͤndiſche oder gewöhnliche Hya⸗ zinthe. II. Hyacinthus non ſcriptus, eng- liſche Wald Hyazinthe. III. Hyacinthus amethyſtinus, Amethyſt⸗ blaue Hyazinthe. IV. Hyacinthus mufcari, Muffat: Hyazins the. V. Hyacinthus monftrofus , Feder- Hyazinthe. VI. Hyacinthus botryoides, Trauben Hyazinthe. Von der Ranunkel wird manches geſagt, was eines Theils der Erfah— rung widerſpricht, z. B. daß die Wurzeln gleich nach dem Ausnehmen aus der Erde zer: theilt Börtners Ralender - 22. theilt und die Bruten von der Hauptwur, zel abgeloͤßt werden ſollen, da doch jeder, — der Ranunkeln unterhaͤlt, durch die Erfahrung belehrt wird, daß nur wenige ſich im friſchen Zuſtande vertheilen laſſen, und viele ſolches eher im trockenen Zuſtande leiden; fen wird im Monat September angerathen, die kleine untragbare Brut jet einzulegen, da doch ge— rade dieſe, wenn ſie auch nur zween oder drey Zehen haben, es ſind, welche am eheſten Blu⸗ men tragen. Theils hänge der Verfaſſer woch an alten Vorurtheilen, raͤth, die Ranunkel⸗ wurzeln 24 Stunden vor dem Einlegen im Waſſer einzuweichen, das, da ſie im Februar oder Marz noch die beſſere Winterfeuchtigkeit ge⸗ 0 nieſſen, unnöchig iſt; raͤth daß die Beete a! der hintern Seite 1 1/2 Fuß, auf der vordern Sei te aber 3/4 Fuß hoch angelegt werden ſollen, welches offenbar ſchaͤdlich feyn würde, da eine ſolche Abdachung zur ſchnelleren Austrocknung der Erde Anlaß geben wuͤrde, und die Ranun⸗ keln doch eine beftändige Feuchtigkeit fo ſehr noͤ⸗ thig haben, und will unter die Erde, womit P 4 die n WV% 3. Chrifts Pflanzung die Beete für fie gefüllt werden ſollen, Leimen von alten Gebaͤnden gemiſcht haben, die für die Ranunkeln, welche eine ſehr fette und wohl vermoierte Miſterde, die mit einer lockeren und frusilaren Garten- oder Raſenerde gemiſcht werden muß, erfordern, untauglich iſt. Im⸗ mer iſt es ſichrer, daß die Ranunkeln erſt im Fruͤhjahr gelegt werden, als im Herbſt, da ſie, wenn eine etwas ſtarke Kaͤlte im Winter ohne Schnee, einfaͤllt, wie das vornemlich im ſuͤdlichen Teutſchland manchmal geſchieht, leicht erfrieren koͤnnen. 3. J. L. Chriſt's, erſtern Pfarrers zu Kro⸗ nenberg an der Hoͤh, der koͤnigl. kurfuͤrſtl. Landwirthſchaftsgeſellſchaft zu Zelle Mit⸗ glieds. Von Pflanzung und Wartung der nuͤtzlichſten Obſtbaͤume, mit einem fortgefeßs ten vermehrten Regiſter ihrer in Kronen: berg gezogenen und verkaͤuflichen Arten und Sorten ꝛc. fuͤr Landleute, Oekenomen und Liebhaber der Obſtgaͤrtnerey. Zweyter Theil. Frank⸗ der Obfibäume, zr Th. 233 Frankfurt am Main, im Verlag der Herz manniſchen Buchhandlung. 8. S. 311. Da Hr. Verfaſſer liefert in dieſem zwey⸗ ten Theil feines mit allgemeinem Bey— fall aufgenommenen Unterrichts von Pflan⸗ zung, Wartung und Benutzung der Obfle baͤume einen eben ſo nuͤtzlichen Nachtrag zu dem, was er im erſten Theil gelehrt hat, und was ihm ſeither noch weiter beygegangen, oder was er in jenem erſten Theil wegen beſchraͤnkten vorgeſetzten Raum nicht hat an⸗ fuͤhren koͤnnen. Ruͤhmlich iſt es, daß er, ch die 2000 Exemplare des erſten Theils alle vergriffen ſind, nicht eine neue Auflage deſſelben beſorgen laſſen, dieſen umgearbeitet und die Vermehrungen und Verbeſſerungen eins getragen hat, und dadurch die Kaͤufer des r, Th. von deſſen nochmaligem Ankauf befreyt hat, die ſich nun mit dem 2ten Theil alle dieſe Zuſaͤtze anſchaffen koͤnnen. Dieſer zweyte Theil hat folgenden Inhalt. Erſtes Kap. Von der Pflanzſchule und Er⸗ 5 P 5 zie⸗ ziehung der jungen Stämme, oder der foge: nannten Wildlinge oder Kernſtaͤmme. Dee Hr. Verfaſſer muntert in dieſem Kapitel mit Recht die Erzieher der Obſtbaͤume auf, immer auch in ihren Baumſchulen Stämme bis zum Tragen der Fruͤchte unveredelt aufwachſen zu laſſen, wodurch manche neue Obſtſorte ſowol fuͤr die Tafel als inſonderheit zur Bereitung des Obſtmoſtes entſtehen würden, wobey er be; merkt, daß das Obſt von Kernſtaͤmmen immer den beſten Obſtmoſt ausgebe. Er giebt zugleich die Obſtſorten an, von welchen die beſten Zoͤg⸗ linge zu entſtehen pflegen, lehrt die dienlichſte Zeit, Art und Weiſe, die Obſtkerne zu ſaͤ en, zu legen und zu ſtecken — — Baͤume zu er: ziehen, durch Abſchnittlinge und Einleger, und empfiehlt dieſe zwey letztere Vermehrungsarten nachdrücklich als ſehr vorkheilhaft, Er iſt auch den Zwergbaͤumen, die auf Kernſtaͤmme ge⸗ pfropft oder okulirt, und nur mit dem Schnitt richtig behandelt werden, gewogener als denen, welche auf Quitten 197 Johannisſtaͤmmen ges zogen werden. Im zweyten Kapitel wird von N der „ der Obſtbaͤume, zr ws 235 der Daumſchuls „deren Beschaffenheit, Ver⸗ pflegung, Beſetzung mit Kernſtaͤmmwildlingen und den verſchiedenen Arten, gute Obſtſorten durch Pfropfen, Kopuliren, Okuliten ꝛc. fort zupflanzen, gehandelt; wie auch die jungen Bäume zu behandeln und bey den Zwergbaͤu⸗ men die Grundlage zu ihren verſchiedenen Ge⸗ ſtalten zn machen, bis fie in den Obſtgarten verſetzt werden. Daß es um das Erklaͤren eine mißliche Sache ſey, beweiſet die Erklaͤrung von der Vegetation der Baͤume in der Note S. 19. die dem Kenner nicht Genuͤge thut, und anderwaͤrts richtiger zu finden iſt. Man ſehe Allgemeine hiſtoriſch-phyſiologiſche Natur⸗ geſchichte der Gewaͤchſe ꝛc. von Chr. Fr. v. W. gr. 8. Gotha, 1791. III. Kapitel. Vom Obſt⸗ garten, deſſen Beſchaffenheit und Lage, Anlegung, Beſetzung mit jungen Baͤumen, Unzaͤunung, wozu der Berberizenſtrauch vorgeſchlagen wird, Verpflegung und Schnitt der verſetzten hoch⸗ ſtaͤmmigen Bäume und der verſchiedenen Ge ſtalten. Zwergbaͤume bis zu ihrer Tragzeit und nach der elben. Bau und Beſſerung des Obſt gar⸗ 236 V. 3. Chriſt's Pflanzung — gartens und der Baumſtuͤcke ꝛe. IV. Kap. von einer jeden Art der nüßlichften Obſtbaͤume ins: beſondere, und deren Sorten; ihr erforderliches Erdreich, Behandlung, Eigenſchaften, Ber nennung, Naturgeſchichte, Fortpflanzung ꝛe. welches zugleich das vermehrte Regiſter und Verzeichniß der in Kronenberg an der Hoͤhe erzogenen und alljährlich verkaͤuflichen jungen Baͤume, ſowol hochſtaͤmmiger als Zwergbaͤu⸗ me ausmacht. Die Dauer des Fleiner Apfels wird nur bis in den Februar angegeben. Er bleibt aber eßbar und in ſeiner Guͤte bis nach Oſtern, wenn man ihm auf dem Baum voͤllig zeitig zu werden, Zeit gelaſſen hat, und ihn nicht voreilig abnimmt. Warum der Hr. Ver⸗ faſſer, der in Stuttgart und in dieſer Gegend haͤufig angebauten und vorzuͤglichſten Sommer⸗ birn, die ſchon laͤngſt den Namen der Gaiß⸗ hirtlens⸗ Birne führe, weil fie im Anfang dies ſes Jahrhunderts zuerſt von einem Gaißhirten erzogen worden, mit einer franzoͤſiſchen Be— nennung anfuͤhrt, und fie Rouflelet de Stout- gard, die Stutgarder Ruſſelet nennt, iſt nicht wohl der Obſtbaͤume, zr Th. 237 wohl einzuſehen, und ſie kann unter dieſem Na⸗ men leicht verkannt werden. Auch iſt es un⸗ patriotiſch gehandelt, wenn die deutſchen Zoͤg—⸗ linge mit ſolchen franzoͤſiſchen Benennungen gleichſam den Franzoſen zugeeignet werden, wie wenn ſie erſt dadurch einen Vorzug erhielten. Solche Veraͤnderungen der Namen haben die ſchaͤdliche Verwirrung in die Pomologie einge⸗ fuͤhrt. Bey den Aprikoſen iſt die im erſten Th. S. 302. geſchehene Verwechſelung der Abricöt Peche mit der Abricöt de Nancy, im II. Th. nicht abgeaͤndert worden, da doch dem Hrn. Verfaſſer nicht unbekannt ſeyn konn⸗ te, was Hr. Juſtizrath Hirſchfeld in ſeinem Handbuch der Fruchtbaumzucht II. Th. S. 46. hieruͤber geſagt. Wer auch Früchte von beys den Sorten jemals gekoſtet hat, wird dieſe zwo Sorten nicht mit einander verwechſeln, oder fuͤr einerley halten. V. Kap. Von Pflanzung und Erziehung einiger fruchtbaren und beliebten Geſtraͤuche und Staudengewaͤchſe, der Hafels nußſtaude, dem Johanntsbeerſtrauch, Stachel beerſtrauch. VI. Kap. Von Anwendung der ver⸗ 5 f . 238 V. 3. Chriſt's Pflanzung verſchiedenen Arten friſchen Obſtes zum Bran⸗ deweinbrennen. VII. Kap. Von den Kran heiten der Baͤume, Schaͤdlichkeiten an denſel⸗ ben und ihren Bluͤthen und Fruͤchten. VIII. Kap. Monatliche Obſtfolge. Noch wollen wir aus dieſem Kapitel das, was vom Verfrieren der Bäume S. 255. geſagt wird, ausziehen. „Die Bäume verfrieren theils an der Wur⸗ zel, theils am Stamm und den Aeſten „(doch immer haͤufiger am Stamme, wie ſich ſolches in dem Winter von 1788—1 789 aufs Deut lichſte gezeigt hat.) Aeſte und Stamm verdirbt hauptſaͤchlich das Glatteis, (dieſes weniger als das Gefrieren der durch eine gelindere Witterung fluͤſſig gewordenen Saͤfte, worauf eine ſchnelle Kaͤlte erfolgt. Das war der Fall im Jahr 1788. da den 26. December eine waͤrmere Witterung eintrat, und gleich darauf wieder eine heftige Kaͤlte erfolgte.) das am empfind⸗ lichſten iſt, und wovon die Baͤume an der Mit⸗ tage ſeite am erſten leiden, wenn gleich Oſt⸗ und Nordwinde wehen ꝛc., Die Wurzeln ers frie⸗ der Obfibäume, ar Th. 239 frieren, wenn die Kaͤlte groß iſt, tief in den Boden dringt und kein Schnee liegt. Denn bey ſtarkem Schnee kann der Froſt nicht in die Erde dringen. Von ſolchen Baͤus⸗ men, die in den Wurzeln erfroren ſind, kann man im Fruͤhjahr noch gute Pfropfreiſer neh⸗ men. In dem kalten Winter vor 2 Jahren, wo da hier für viele tauſend Gulden meiſt goſe 100: bis 200jaͤhrige Kaſtanienbaͤume erfroren find, wurden von manchen Pfropfreiſer genom- men, die gut anſchlugen und gruͤnten, die al⸗ ten Baͤume aber, wovon fie genommen wa— ren, befanden ſich nachher erfroren. Sie ſtar⸗ ben von unten auf. Ein Baum kann immer mehr Kälte vers tragen als der andere. Hauptſaͤchlich liegt ſol⸗ ches an ihrer Erziehung in einer hohen luftigen Lage, da durch die Strenge der Luft ihre Safts roͤhren ſich nicht ausgedehnt gebildet hab en. - Bäume, die ein dickes Mark haben, leiden am erſten vom Froſt, und ſolche, die von wei⸗ chem poroͤſen Holze find, das viele Feuchtig⸗ keit anziehet. (Und doch ſind im Jahr 1788 * —89 240 V. 3. Chriſt's Pflanzung — 89 weit mehr Birnbaͤume als Aepfel: Pins den⸗ und Pappelbaͤume, die doch ein weiche⸗ res Holz als die Birnbaͤume haben, erfroren. Es moͤgen alſo wol noch andere Urſachen zum Grunde liegen. An den meiſten Baͤumen, die Recenſent unterſucht hat, war der Stamm zerſprungen. Der heftige Knall, der fo häus fig in groſſer Kälte gehört wird, und von dem Zerſpringen der Staͤmme entſteht, iſt auch ein weiterer Beweis hievon.) Dieſe Eisborſten an den Baͤumen verwachſen nie wieder. (Doch wol, wie die Erfahrung gezeigt hat, wenn ſie nicht tief giengen.) Die Rinde zieht nur eine Nath daruͤber, und bey jedem Froſt gehen fie wieder von einander — — Unſere Obſtbaͤume, beſonders Pfirſchen und Aprikoſen, Kirſchen und Pflaumen nehmen viel öfter Schaden vom Froſt, als wir glauben. Die daraus entſtehende Brandflecken (die doch auch von andern Urſachen herruͤhen) die ſchwar⸗ zen Flecken in den Zweigen, wenn ſie der Laͤn⸗ ge nach zerſchnitten werden, komme vom Froſt, der allda einige Saftroͤhren ae hat, und der Obſtbaͤume, 2. Th. 241 und ihr rothes ſtockiges Kernholz find Folgen vom Froſt. Weil aber die Baͤume mit dieſem Schaden gewoͤhnlich noch mehrere Jahre hin⸗ leben koͤnnen, und endlich langſam abſterben : ſo verkennen wir die wahren Urſachen ihres To⸗ des ze. Zur Erhaltung der vom Froſt ſchadhaft gewordenen Bäume find folgende Mittel (ans zuwenden :) 1.) Da eine ſtarke Zuſtroͤmung des Safts fuͤr dieſelbigen das einzige Rettungsmittel iſt; ſo muß man alles Wachſen derſelben befoͤrdern, die Erde fleiſſig auflockern, duͤngen x. (Doch wol auch die Spruͤnge in den Staͤmmen, wenn ſie wahrgenommen werden, mit einer Baum⸗ ſalbe uͤberſtreichen) 2.) Man muß keine vom Froſt kranke Baͤu⸗ me pfropfen ꝛc. noch weniger verpflanzen. 3.) Vielen nicht zu alten Baͤumen muß man einen großen Theil alten Holzes und ab— ſichtlich das Tragholz und die Tragknoſpen abs nehmen, da er alsdann zu Kraͤften kommen, viel friſches Holz und N erſchoſſe anſetzen kann. R 4.) Wer 242 V. 4. v. W. allgem. hiſt. phyſiol. 3.) Wer nach einem kalten Winter ſtatt der erfrornen neue Baͤume pflanzen will, muß ſolche wohl unterſuchen, ob ſie nicht auch vom Froſt gelitten haben. Das ſiehet man an den zweyjaͤhrigen Sommerlatten, deren Kernholz roth und trocken ausſieht. | 4. Chr. Fr. v. W. Allgemeine hiſtoriſch phy⸗ ſiologiſche Naturgeſchichte der Gewaͤchſe, den Liebhabern des Pflanzenbaues gewidmet. Mit ſechs und dreyßig Kupfertafeln. gr. 8. Gotha, in der een ee lung. 1791. ecenſent kann dieſe vortrefliche Schrift nicht ſo vollſtaͤndig, wie ſie es verdiente, anzei⸗ gen, und muß ſich nur mit einer Skize ihres reichhaltigen Inhalts begnuͤgen. Wer die Gaͤrt⸗ nerey 4 blos ee treiben und nur al⸗ lein r dich der Gewächſe 243 — — — e N lein Blumen dab gewinnen oder ſeine Kuͤ⸗ che mit eßbaren Gewaͤchſen verſehen will, fons dern auf die Wirkungen der Natur aufmerk⸗ ſam iſt, und dieſe durch das Reſultat ſeiner Beobachtungen zu leiten und ihre Kraͤfte zu gluͤcklichem Wachsthum ſeiner Pflanzen zu bes nutzen bedacht iſt, auch ſich uͤberhaupt eine gründliche Kenntniß des Pflanzenreichs zu vers ſchaffen geneigt iſt, der wird dieſes Buch nicht entbehren koͤnnen, und fich feine Nachforſchun⸗ gen ſehr daraus erleichtern. Hier iſt der In⸗ halt: Erſter Abſchnitt. Einleitung. Erſtes Kap. Inbegriff der Gewaͤchskunde. Wichtigkeit derſelben aus dem Einfluſſe der Ge— waͤchſe in das Allgemeine der Natur und das menſchliche Leben hergeleitet. | Zweytes Kap. Gegenſtaͤnde der Natues geſchichte. Unterſchied und Aehnlichkeit des Thiers, der Pflanze und des Minerals. O. 2 Drit⸗ “a 244 V. 4. v. W. allgem. hiſt. pbyfiol. Drittes Kap. Wie werden die Gewaͤchſe unterſchieden? Ka und SR Ey ſteme. Viertes Kap. Organe der Pagen 1 ihre Beſtimmung, Lebensverrichtungen des Ges waͤchſes. l Fünftes Kap. Verſchiedene Bildung der Gewaͤchſe. Hauptfamilien. Zweyter Abſchnitt. Von dem innern Bau der Gewaͤchſe. 1. Kap. Die Faſer⸗Entſte⸗ hung der Gefaͤſſe. Dieſe einzeln nach ihrem Bau und Beſtimmung betrachtet. Zweytes Kap. Verbindung der Gefaͤſſe in verſchiede⸗ nen Schichten. Dritter Abſchnitt. Von den Lebensorga⸗ nen der Gewaͤchſe. I. Kap. Von den Wur⸗ zeln. II. K. Von den Staͤmmen. III. K. Von den Aeſten. IV. K. Von dem Blatt⸗ ſtiele und zuſammengeſetzten Blatte. V. Von dem Blumenſtiele, Blumenſtande und Blumenboden. VI. K. Von den Blaͤttern. VII. K. Von den Afterblattern und Ranken. VIII. K. 1 * i der Gewächſe 24 — ——— VIII. K. Von den verſchiedenen Arten des Ue⸗ berzugs. IX. K. Von den Keimen. Vierter Abſchnitt. Von den Begattungs⸗ werkzeugen der Pflanzen. 1. Kap. Von der Blume uͤberhaupt. II. K. Von den Huͤllen der Blume. III. K. Von dem Kelche. IV. Kap. Von der Krone. V. K. Von dem Staubgefaͤſſe. VI. K. Von dem Stempfel. VII. K. Verſchiedene Vertheilung der Ge— ſchlechtstheile bey den Pflanzen. Sexualſyſtem. VIII. K. Von der Frucht. IX. K. Von den Saamen. X. K. Von den Gewaͤchſen mit verborgenen Geſchlechtstheilen. Fuͤnfter Abſchnitt. Ernährung der Ge waͤchſe. I. K. Nahrungstheile der Pflanzen. II. K. Bewegung der Saͤfte. III. K. Von der Ausduͤnſtung und dem Einziehen. IV. K. Eigene Saͤfte und Kräfte der Pflanzen. Verarbeitete Nahrungstheile. V. K. Weſen, Farbe, Geruch und Geſchmack der Gewaͤchſe. VI. K. Bewegungen der Gewaͤchſe. VII. K. Ausartungen der Gewaͤchſe. Q 3 Sechs⸗ I 246 V. 5. Schmids Anweiſung zu Sechster Abſchnitt. Von dem Wachs— thum der Pflanzen. 1. Kap. Entwickelung des Keimes. II. K. Stufenweiſe Entwicke⸗ lung der Gewaͤchstheile und ihre Verwandt— ſchaft. Siebender Abſchnitt. Von der Fortpflan⸗ zung der Gewaͤchſe. I. K. Von der Begats tung. II. K. Fortpflanzung durch Keime. Achter Abſchnitt. Von der Zerfiörung der Gewaͤchſe. J. K. Dauer der Gewaͤchſe. Zufällige Urſachen ihres Untergangs. Ktank⸗ heiten derſelben. II. Kap. Von den vorzuͤglich⸗ ſten Feinden derſelben. III. Kap. Natuͤrlicher Tod und Ueberbleibſel der Gewaͤchſe. 5. J. C. E. Schmids, Fuͤrſtl. Hohenlohe⸗ Neuenſteiniſchen Hauptmanns und Landkam— mertaths, der Churpfaͤlziſchen⸗ phyſikaliſch⸗ oͤkonomiſchen Geſellſchaft zu Heidelberg aufs ſer⸗ Erziehung der Sruchtbäume. 247 ſerordentlichen Mitglieds, gepruͤfte Anwei⸗ ſung zu der Erziehung, Pflanzung und Be⸗ handlung der hochſtaͤmmigen und Zwerg— Fruchtbaͤume. Zwote, vermehrte und ver⸗ beſſerte Auflage. Stuttgart bey Johann Benedict Mezler 1792. 8. S. 208. Oh⸗ ne Vorrede und Subſeribenten-Verzeichniß. Schon die Veranlaſſung zu dieſer erweiter⸗ ten Ausgabe dieſer Gartenſchrift gereicht derſelben zur Empfehlung. Der Hr. Verfaſ⸗ ſer fuͤhrt ſie in der Vorrede an und ſagt, die Churpfaͤlziſche phyſtealiſch⸗oͤkonomiſche Geſell⸗ ſchaft zu Heidelberg ſey durch die Schoͤnheit und Fruchtbarkeit, worinn ſich die Zwergbaͤu⸗ me in ſeinem Garten zu Mannheim vor andern ausgezeichnet hatten, auf ihre Behandlung auf; merkſam gemacht worden, und haͤtte eine Ab⸗ handlung von dem Beſchneiden der Zwergbaͤu⸗ me von ihm verlangt. Seinen hievon gemachten Auſſatz habe ſie in ihre Bemerkungen vom Jahr 1774. S. 318 bis 338 mit Beyfall aufgenom— men. Da ſich aber dieſer nur auf das Be: 2 4 ſchnei— 248 V. 5. Schmids Anweiſung zu — wen ſchneiden der Zwergbaͤume eingeſchraͤnkt habe; ſo habe er ſich auf das Verlangen verſchiedener Freunde der Baumzucht bewegen laſſen, die erſte Ausgabe dieſer feiner geprüften Anwei⸗ fung ꝛc. im Jahr 1777. doch ohne ſich als den Verfaſſer davon anzugeben, zu veranſtal⸗ ten, welche in der allgemeinen deutſchen Bis bliothek ſehr gut recenſirt worden ſey. Seit dieſer Zeit ſeyen durch feine fortgeſetzte Erfah⸗ rungen feine Keuntniſſe in einem ihm fo ange⸗ nehmen Fache vermehrt worden, und haͤtten in ihm den Wunſch erregt, in jenem Traktat einiges abzuaͤndern, anderes deutlicher zu ma⸗ chen, und mehreres hinzuſetzen zu koͤnnen. Nur feine Berufsgeſchaͤften hätten ihn an der Aus, fuͤhrung ſeines Vorſatzes bisher gehindert; nachdem er aber dieſe nunmehr niedergelegt: ſo habe er ſich endlich dieſer Arbeit unterziehen, die meiſten Kapitel ganz umarbeiten und ſie mit ö zwey neuen Kapiteln, dem V. und VII. ver⸗ mehren koͤnnen. Er ſetzt hinzu, daß er daben feine Hauptabſicht auf die Anfänger der Baum: zucht gerichtet habe, damit dieſe theils ſelbſt i Hand * Erziehung der Geuchebäume 249 * — Hand anlegen, theils wenigſtens ihre Arbeiter gut anweiſen koͤnnten. Doch auch ſchon in der Baumzucht ge⸗ uͤbte Liebhaber werden dieſe nuͤtzliche und deut; liche Anweiſung gebrauchen, und manche weis tere Vortheile daraus erlernen koͤnnen. Wir wollen vorderſamſt den Inhalt anzeigen, und alsdann unſern Leſern etwas zur eigenen Pruͤ— fung vorlegen. Das erſte Kap. handeſt in 14 8, von der Erziehung der Obſtbaͤume aus Kernen, von beſondern Staͤmmchen, deren man ſich zu einigen Obſtbaͤumen bedienet, von den Wurzelausſproͤßlingen, von den wilden ſo genannten Holzaͤpfeln und Birnſtaͤmmen, de⸗ ren Verſetzen in die Baumſchule, ihre weitere Behandlung ꝛc. II. Kap. Von der Veredlung der Obſtbaͤume, vom 18 bis zum 43. $. vom Okuliren, Pfropfen, in den Spalt, in die Nin⸗ de oder Krone, in den Kerb, mit dem Pfeif: gen oder Roͤhrgen, vom Ablaktiren oder Ab: ſaͤuglen, von der Fortpflanzung der Obſtbaͤu⸗ me durch Ableger und abgeſchnittene Zweige, vom Kopuliren, welcher letztere Unterricht aus 2 3 Riems 250 V. 5. Schmids Anweifung zu Riems Monatlich praktiſch⸗oͤkonomiſcher En: cyklopaͤdie S. 97 ꝛc. mitgetheilt wird, und eis gentlich die Methode des Hrn. Pfarrer Thiele's enthaͤlt, die auch ſchon anderwaͤrts her bekannt iſt. Allenthalben ſind gute und brauchbare Bemerkungen und Cautelen bey dieſen ſaͤmt⸗ lichen acht Veredlungsarten beygebracht. III. Kap. Vom Pflanzen der Bäume in den Obſt⸗ ganzen, vom 44 — 64 6. Auch in dieſem Kap. wird ſelbſt der geübte Kenner manche nüßliche Bemerkungen finden, vornemlich verdient das, was der Hr. Verfaſſer uͤber die Zubereitung des für die Bäume dienlichen Erdreichs ſagt, alle Aufmerkſamkeit, ſo wie ſeine Erinnerung, die Baͤume in der erforderlichen Entfernung von einander zu pflanzen. IV. Kap. Vom Be⸗ ſchneiden der Obſtbaͤume. Da wir dieſes ganz ze Kapitel abſchreiben muͤßten, wenn wir un⸗ ſern Leſern die Art, wie der Hr. Verfaſſer hier zu Werke geht, mittheilen wollten: ſo wollen wir ihnen wenigſtens nur den Inhalt der Hh. anzeigen, damit ſie daraus erſehen, was ſie in dieſem Kapitel finden koͤnnen. Vom Ber ſchneiden der Obſibaͤume überhaupt, Vom Ber ſchnei⸗ rin der Seuchebäume, 251 ſchneiden der Wurzeln der Oöſtbäume. Vom Beſchneiden der hochſtaͤmmigen Baͤume, bey oder vor dem Verſetzen. Vom Beſchneiden der Aeſte der hochſtaͤmmigen in der Folge. Vom Beſchneiden der Zwergbaͤme uͤberhaupt. Wel— ches die beſte Zeit zum Beſchneiden der Zwerg⸗ baͤume ſey. Was bey dem Beſchneiben der Zwergbaͤume inſonderheit zu beobachten. Von dem erſten Schnitt an den Zweigen der Zwerg⸗ baͤume, nach ihrer Veredlung. Von der Bes handlung der durch den erſten Schnitt erhaltenen neuen Zweige in dem darauf folgenden Som⸗ mer. Von dem zweyten und dritten Winters ſchnitt der jungen Zwergbaͤume nach ihrer Vers edlung. Wie ein Zwergbaum zu beſchneiden ſey, der nur einen Zweig oben ſtehen hat. Von dem Unterſchied, wenn der Zweig unten ſteht. Wenn der Zweig in der Mitte ſteht. Wie ein Zwergbaum zu beſchneiden, der nur zween Zweige oben hat. Wenn nur zween Zweige unten am Zwergbaum ſind. Wenn vier Zweige unten an demſelben ſich befinden. Wie ein Zwergbaum zu beſchneiden, der lau⸗ ter 252 V. 5. Schmids Anweiſung zu ter ſchwache Zweige hat. Was zu thun ſey, wenn nur auf einer Seite des Baums die Zweige find. Von der Behandlung der Zwerg, obſtbaͤume im zweyten und dritten Sommer nach ihrer Veredlung. Von dem Beſchnei: den und der Behandlung der Zwergobſtbaͤume in den folgenden Jahren. Eine Ausnahme von den bisherigen Regeln. Was bey dem Anbin⸗ den der Zweige an das Spalier zu beobachten if. Von den Vorzuͤgen der bisher angeprie; _ ſenen Sommerwartung der Obſtbaͤume vor der gewoͤhnlichen. V. Kap. Beſchreibung des be⸗ ſten groͤſtentheils Franzobſtes, ſowol in Abſicht ſeiner Benennung, aͤuſſerlichen und innerlichen Eigenſchaften, und der Zeit ſeiner Zeitigung, als auch deſſen, was die Baͤume zum Theil von andern unterſcheidet und am Holz, Laub ꝛc. kenntlich macht. Hier kommt eine Beſchrei⸗ bung von 6 Sorten Aprikoſen. Der Hr. Ver— faffer hält die vortrefliche Abricot Péche für die nach dem alten Namen benennte Bruͤßler Abricot. Auf dieſe Art wäre fie ſchon laͤngſt bekannt, worinn aber nicht jeder Obſtkenner ihm \ * — der EIN, 253 — ?— — — v ihm beyſtimmen duͤrſte? 16 Sorten der vor zuͤglichſten Pferſiche, (Pfirſchen) 6 Sorten der beſten Nektarinen oder nackten Pfirſchen. 48 Sorten der vorzuͤglichſten Birnen. 27 Eow ten der vortreflichſten Aepfel. 18 Sorten der beſten Pflaumen. 8 Sorten der vorzuͤglichſten Kirſchen. VI. Kap. Von den Krankheiten und Fehlern der Obſtbaͤume, von den ihnen ſchaͤdlichen Thieren und von den Mitteln dage⸗ gen. VII. Kap. Kurze Wiederholung, was in jedem Monat ſowol in der Baumſchule, als im Obſtgarten zu thun iſt. Wir wollen nun aus dem IV. Kap. einiges fuͤr unſere Leſer ausheben. J. 75. Wie ein Zwergbaum zu beſch nei⸗ den ſey, der nur einen Zweig oben ſtehen hat. Wenn aus den beym erſten Schritt ſtehen ges bliebenen Augen nur ein Zweig, und zwar aus dem oberſten getrieben haben ſollte: ſo wird derſelbe bis auf ein Aug abgeſchnitten, um dem Baum mehr Zweige, und zwar aus dem alten Holze zu verſchaffen, wozu er nicht zu bringen ſeyn 9 wenn man das junge Holz laͤnger laſſen wollte, W 254 V. 5. Schmids Anweiſung zu ꝗ— T— nn un — — wollte, weil die Baͤume am liebſten aus dem friſchen Holze treiben. §. 76. Von dem Untere ſchied wenn der Zweig unten ſteht. Wuͤrde hinge⸗ gen nur das unterſte der beym erſten Schnitt ſte⸗ hen gebliebenen Augen einen Zweig getrieben haben: fo wird er bis auf 5 und 6 Augen abs geſchnitten, und ungefaͤhr 6 Zoll lang gelaſſen, dabey das trockene Holz weiter hinauf genau | an dem alfo befchnittenen Zweige weggenom men. F. 77. Wenn der Zweig in der Mitte ſtehet. Sollte aber aus dem mittelſten Auge nur ein Zweig gewachſen ſeyn: ſo wird er bis auf 2 oder 3 Augen abgeſchnitten; denn je höher der Zweig ſtehet, je kuͤrzer muß er bes ſchnitten werden. F. 78. Wie ein Zwergbaum zu beſchneiden, der nur zween Zweige oben hat. In dieſem Falle wird jeder bis auf ein oder zwey Augen abgeſchnitten, wenn ſie nemlich gleich. ſtark ſind; auſſerdem aber der ſchwache ganz weggenommen, und der ſtarke nach §. 75. beſchnitten. F. 790. Wenn nur zween Zweige unten am Zwergbaume find, Von dieſen ſchneie det man jeden bis auf 4 oder 5 Augen ab, und — Erziehung der Sruchtbaͤume. 258 — — — und das uͤbrige Holz zwiſchen den beyden Zwei⸗ gen heraus. Es iſt ſchon S. 72. geſagt wor⸗ den, daß zween gleich ſtarke Zweige zur Bils dung eines Spalierbaums ſehr geſchickt ſeyen; man nehme alſo beym Beſchneiden in voran: gefuͤhrten Faͤllen hierauf den Bedacht, halte die Mitte des Baumes frey, und leite alle uͤbrige Aeſte, die ſich gut an das Spalier brin⸗ gen laſſen, daraus her; die unſchickliche und vorwaͤrts wachſende Zweige aber nehme man, als unnuͤtz, zeitlich hinweg. F. 80. Wenn 4 Zweige unten am Zwergbaume ſich befinden. Sind nun aus vorhergedachten zween Haupt: zweigen zwey andere brauchbare durch das Be⸗ ſchneiden erlangt worden: ſo beſchneidet man jeden der unterſten bis auf 5 oder 6 Augen, die aus denſelben entſprungenen aber auf 2 bis 3 Augen, um noch mehrere taugliche Aeſte zu erhalten. H. 81. Wie ein Zwergbaum zu beſchneiden, der lauter ſchwache Zweige hat. Dieſer Fall kommt oͤfters vor, und wenn der— gleichen Baͤume nicht in ihrer fruͤhen Jugend durch das Beſchneiden mit Holz verſehen wer⸗ den; 250 V. 5. Schmids Anweiſung zu —— — ne den: fo hält es hernach ſehr ſchwer, weil de | zwar ſehr viele Fruchtknoſpen anſetzen, aber dabey beſtaͤndig ſchwach im Wachsthum bleis ben. Man muß daher alle ihre ſchwache Zwei— ge in den erſten Jahren immer bis auf ein Aug abſchneiden, und ihre Fruchtknoſpen nicht ver- ſchonen, wodurch fie gezwungen werden, Holz zu treiben. F. 82. Was zu thun ſey, wenn nur auf einer Seite des Baums die Zweige find? Dieſem Mißſtand bald moͤglichſt abs zuhelfen, dazu gehoͤrt eine beſondre Aufmerkſam⸗ keit. Wenn einem ſolchen Baum nicht bald eine andere Richtung gegeben wird: ſo wachſen alle aus dieſen uͤbel ſtehenden Aeſten entſpringende neue Aeſte immer nur auf einer Seite fort, und die andere Seite bleibet von Zweigen ganz leer. Sobald man daher an einem jungen Baum wahr⸗ nimmt, daß er ſeine Zweige nur auf einer Seite heraustreibe: ſe muß man ſie bis auf ein oder zwey Augen, und wenn ihrer viele find, einige davon ganz wegſchneiden. Z. B. Der Baum hat 3 Zweige nur auf einer Seite: ſo kann man den unterſten ganz wage den mitt lern 7 3 / Erziehung der ruchtbaͤume. 257 — — — lern bis auf ein, und den oberſten bis auf zwey Augen abſchneiden, wodurch der Baum gezwungen wird, auch auf der andern Seite Sweige heraus zu treiben. Doch diß ſey ge— nug, um unſere Leſer zu uͤberzeugen, daß die⸗ ſe Schmidiſche Schrift ein ſehr brauchbares Handbuch für die Freunde der VBaumzucht geben koͤnne, und daß es keinen reuen werde, ſich ſolches angeſchaft zu haben, und die Be— handlung feiner Obſtbaͤume darnach einzurich⸗ ten, wobey ſich ſeine Kuͤrze und Deutlichkeit noch beſonders empfiehlt. R 6. Ver⸗ 2 58 „ 6. Nelken: Verzeichnis des Abbé Joſeph Franz Kong zu Leobſchuͤz in Oberſchleſien 1751. Au Breslau mit N Schrif⸗ ten. Dieſes Nelken: Verzeichnis des Hrn. Abbé Rong enthaͤlt die Beſchreibung von 1011. Sorten Nelken, worunter man keine der neueſten und beſten Sorten vergeblich ſuchen wird. Es ſind nemlich 217. weiße hollaͤndiſche pikotten. Unter dieſen zeichnen ſich als neu und vorzuͤglich aus: Beaute parfaite, in hohem Weiß, haarfein roſa gezeichnet, ſtumpf Blatt. Frenklin, hat ein ſehr munteres Roſe mit pers gamentſteifen und runden Blatt, Roſenbau. Eulalia, mit incarnat ſehr fein und voller Krus me, Ranunkelbau, faſt ſt. Bl. 2 ½ 3. 2. Rthl. ‚randifon, plazt, mit hohem incarnat, fein ges zeichnet, und baut ſich mit etwas Huͤlfe vor⸗ treflich, 2 3/4 Z. 3. Rthl. Vir 6. Rong's Nelken · Verzeichnis. 259 Virgilia in ſchneeweißem Grund mit incarnat fein und regelmaͤſig gezeichnet, faft ft. Bl. 21/2 3. 2 Rthl. 12 ſgr. Artaxerxes mit Scharlach ſehr feurig, fein und frequent gezeichnet, voller Krume und Kegel- bau 2 3/4 3. 3. Rthl. Belle Allemande, in hagelweißem Grunde haar: feine und regelmaͤſige Scharlachzeichnung, faſt ſtumpf Blatt 3 Rthl— Hamlet, ſehr hohes Cramoiſi, frequent aufgetras sen, plazt, baut ſich aber mit Huͤlfe vortref⸗ lich, ft. Blatt 3 Z. 3 Kehl. Hübners Picotte, in ſehr ſchoͤnem weiß blaͤulich Cramoiſi fein aufgetragen, pergament ſteif und ſt. Blatt ſphaͤroidiſcher Bau, 2 1/2 3. 3 Rthl. Magnificence, im glaͤnzend weißen Grunde ſteht wahres Florentinerlack aufgetragen, faſt rar, illum. mit Huͤlfe unplazend, 3 3. 3 Rthl, Apollodorus, mit recht dunklem ſammtartigem Purpur, plazt, manch Jahr Flos in Flore; bluͤht aber mit einiger Huͤlfe zirkelrund heraus, 3 3. 3 Rthl. 5 Erbprinz zu Hohenlohe mit dunklem Purpur ſchon gezeichnet, ſteif rundes Bl. 2 / 3. Lactantia mit ſchwaͤrzlichem Purpur contraſtiſch und regelmäßig gezeichnet, 2 1/2 3, 3 Rthl⸗ R 2 Koenie 20 6. Abbe Rong's — — — Koenigin von Schweden, mit pompadour oder braunroth, der weiße Grund mit Appretur, früh im Flor, faſt fi. Bl. Roſ. Bau, 2133 Mentor, mit Dunkelbraun, frequente Zeichnung, ſteif und ſtumpf Bl. etwas kurzſtaͤngl. 22/4 3. 1 Rthl. Belle Europe ate mit cow'eur de puce, ſehr feis ne und frequente Zeichnung. Othello, in Glanz habendem Weiß, faſt ſchwar⸗ ze rar. illum. hochſtaͤnglich, rundes Bl. Græfin Branitzka, plazt, mit aſchgrau, das ro⸗ fenfärbig aufgeht, hat gemiſchten Bau, iſt gezaͤhnt, und ſehr hochſtaͤnglich 2 / 3. 3 Rth. Triomph Glorieux, in ſchneeweißem Grunde ſieht gleich anfänglich faſt ſchwarzes Aſchgran mit Silberglanz da, in allem Betracht ſchoͤn und extra, nur aͤußerſt eckel. 5 Aimable Palais, ſoll Zinus berroth aufbluͤhen, rk - ſich nach und nach in glänzendes Kupfer ver= wandeln. 21. weiße roͤmiſche Pikotten. Unter dieſen finde ich neue Andromeda, violet, frequent gezeichnet, faſt ſt. Bl. Cle- > -YelEens» Oerzeichni. ! 261 Clementine, feu, fein gezeichnet, 2 1/33. 2 Rth. Delila, mit Dunkelviolet frequent gezeichnet, 2 2 173 3. | | La Donna, mit Purpur contraſtiſch gezeichnet, faſt fipf. Bl. Nanunkelbau, 2 1/2 3. 2 Rthl. Le Prince, pompadour, fleifige Zeichnung 2 1/2 3. 1 Kthl. 8 for. Palais de Juno, mit couleur de chair haarfein gezeichnet, eine eben ja ſchoͤne als ſeltene Blu- me, faſt ft. Bl. Ranunkelbau 2 1/2 3. Richard Z3te mit Dunkelbraun, frequente aber ſehr abgeſezte Zeichnung, die mehrentheils ſpa⸗ niſch iſt, plazt, baut ſich aber vortreflich, 3 Z. 3 Kthl. 17. weiße franzoͤſiſche Pikotten. Neu und vorzuͤglich ſind: Arſalte, mit feu haarfein gezeichnet, unmerklich gezaͤhnt, Roſenbau. Senex mit einem beſonderen Aſchblau frequent und abgeſezt gezeichnet, unmerklich gezaͤhnt, (ſieht aus wie ein alter Graubart,) 2 12 3. 3 Rthl. R 3 10 Neu⸗ a 6. Abbe Ratten 10. Neudeutſche N pikotten. Darunter | Aloyfia 2te mit feu, eine originelle Schönheit in Farben und Zeichnung, 3 Rthl. Angelique, mit Purpurblau voll gezeichnet faſt ſt. Bl. 2 ½ Z. 1 Rthl. 12 far, Lord Shelburne, hell viol; ſehr W ſchoͤn von Bau und Zeichnung. a Oreſtes, mit einem beſonderen Aſchroth voll und ö ſtark gezeichnet. 2 Rthl. 1 Rothgründige Pikott. Grenoble. 4 Rthl. 120 Gelbe Zollaͤndiſche Pikotten. Calas ſehr feine Chamois Zeichnung in ſchoͤnem Gelb, faſt fl. Bl. 2 ½ 3. 2 Rthl. Chamois Tendre, mit chamois in fehr reinlichem Gelb ſchön pyramidaliſch gezeichnet, perga⸗ mentfteif rundes Blatt, Roſenbau. Herr Abs be Rong hält fie für die vollkommeuſte ihrer Art. Unité, mit Chamois, in Grund, Zeichnung und Bau nach allen Regeln, faſt ſt. Bl. 2 / 3. 1 Rthl. 12 far, Rofe Velen» Verzeichnis. 263 ee ee Roſe aimable, in ſchoͤner Grundfarbe mit hohem Roſe fein gezeichnet, voller Blätter, Halbku⸗ gelbau und in allem vortreflich, 2 3/4 Zoll 3 Rthl. La belle Circaſſienne mit Ponceau, in Schwefel⸗ gelb feine und abgeſezte Raudzeichnung neben der Pyramiden fat ſt. Bl. 2 / 3. 3 Rthl. Sabina, in hohes Gelb mit der alleinigen Pyra⸗ midalzeichnung das Scharlach fein aufgetras gen, plazt, baut ſich aber mit Huͤlfe ſphaͤroi⸗ diſch und zirkelrund, 2 3/4 3. 2 Ribl. Rhodope mit Cramoiſi, voll, ſcharf und regel: maͤſig gezeichuet, hochſtenglich und überhaupt ſehr viel Contraſt, 2 ½ 3. | General von Dalwiz. in hochgelbem Grund ſteht hellviolet auf wer Unterlage, plazt manch Jahr, baut ſich aber mit Huͤlfe vortreſtich und ſphaͤroidiſch, 2 3/4 3. 2 Rthl. Sans pareille 3te mit violet, herrlich von Grund und Zeichnung hochſtenglich und ohne zu pla⸗ zen, 23/4 3. 2 Rthl. 12 (gr. Guſtav Adolph mit ſammtartigem Purpur ſtark und ſehr contraſtiſch in das ſchoͤnſte Gelb ge⸗ zeichnet, pergament ſteif und ſt. Bl. Roſen⸗ bau, gros, 4 Rthl, | R 4 leau- U 264 6. Abbé Rong's Ieaune brillante, fie entſpricht vollkommen ihrer Benennung, denn fie ift mit hrenunendem Pom-⸗ padour in das hoͤchſte und reinſte Gelb ſtark pyramidaliſch gezeichnet, faͤllt ungemein in die Augen. 2 1/2 3. 3 Rthl. Cypria mit der alleinigen aſchrothen Pyramide ganz vortreflich gezeichnet, aͤußerſt eckel. 3 Rthl. Belle Agneſe, mit Aſchblau vortreflich in Grund Rund Zeichnung. Diadem de Waldheim, mit aſchblau, feine hol⸗ laͤndiſche Zeichnung auf weißer Unterlage, herrl. 3 Rthl. Der ſel. Lieut. Ranfft zaͤhlte fie zu den roͤmiſchen Pikotten. 15 Römifche gelbe Pikotten. Bellinde, violet, mehr lobroth, feine und fre⸗ quente Zeichnung, plazt, baut ſich als Halb: kugel, 2 3/4 3. 2 Rthl. 8 Phyllis in hohem Gelb das brennendſte Scharlach, fein und frequent, aber ſcharf gezeichnet, da— bey pergament ſteifes rundes Blatt, Roſen⸗ bau 2 3/8 3. uͤbertrift alle in dieſer Art. 4 Rthl. Thufnelde, mit Aſchroth, feine Zeichnung, plazt, baut ſich aber vortreflich, 2 1/2 3. 3 Rıhl. 12 Sran⸗ Nelken ⸗Verzeichnis. 265 12 Sranzoͤſiſche gelbe Pikotten. De la Fayette mit Hochroſe in blaßgelbem Grund, ſphaͤroidiſcher Bau, faſt 3 3. 2 Kehl. Galora von Venedig, in hohem Gelb ſteht ein ſchoͤnes Pompadour, pergament ſteifes und rundes Bl. Roſenbau, 3 Rthl. Salomo, mit Aſchblau frequent aber fein gezeich⸗ net, eine vortrefliche Vlume. 1 Neufranzoͤſiſche gelbe Pikott. Maltheſer Ritter. 11 Neudeutſche gelbe Pikotten. Malefchüz, mit Lakroth, ihre Grundfarbe und Bau iſt einzig in ſeiner Art, rundes Blatt 2 1/8 Z. 3 Rthl. Munda, der Grund faſt wie in obiger, nur etwasheller, mit Lakroth fein gezeichnet, plazt, baut ſich aber mit Halbkugelbau 3 3. ſt. Bl. 2 Rthl. 12 ſgr. 102 weiſſe hollaͤndiſche Pikott⸗Bizarden. Abelard, feu, purp. in blendend weiſſem Grun⸗ de mit alleiniger Pyramide voller Krume, plazt, baut ſich als Halbkugel, 3 Z. 3 Rthl. Amulette, Chair, Cramoiſi, das erſtere beſteht aus Punkten 2 1/3 Z. 1 Rthl. R 5 Aqui 266 6. Abbé Rong's om eee roſe, purp., frequente Zeichnung, ſt. Bl. 3 3. ö Arrogante, roſe, violet, faſt RN Zeichnung voller Blätter 2 1/2 3. 1 Rthl. 12 for. Belle Vedere, feu, Purpur, die alleinige Pyra⸗ mide in hagelweißem Grunde, faſt ſt. Bl. 2 1/2 3. 2 Rthl. 12 ggr. | Caſpari, roſe, violet, das lezte fleckweis, rein von Grund und ohne zu plagen, 2 3/4 Z. eckel, 2 Rthl. 6 Deutſchmeiſter, feu, braun, frequente Zeichnung auf glaͤnzendem Weiß, ſteif und ſtumpf 1 7 23/4 3. 2 Rthl. Grosvezier, feu, Cramoiſi ‚ feine abwechſelnde Zeichnung unmerklich gezähnt, plazt, baut ſich aber ſpharoidiſch und 23/4 3 2 Rthl. Landrath von M. feu, Cramoiſi, ſchoͤn von Zeichnung, plazt, 23/4 3. 2 Rthl. Papirius, roſa, violet, in blendendem Weiß, ſcharf gezeichnet, faſt ſt. Bl. Voltaire, incarnat, einzeln purpur, erſteres haarfein, voller Krume, ſt. Bl. Ranunkelbau, plazt, baut ſich aber vortreflich, ganz im Ge⸗ ſchmack der Corilla, nur 23/4 3. 3 Rthl. | 13 Roͤ⸗ Nelken ⸗ Verzeichnis. 267 — — u 13 Römifche weiße pikott⸗Bizarden. Apelles, incarnat, pompadour, ſchoͤne Zeichnung und ſehr feuriges Colorit, plazt, baut ſich aber als Halbkugel, faft ſt. Bl. 23/4 3. Afpafia, incarnat, purpur, haarfeine und fre⸗ quente Zeichnung ft. Bl. Roſenbau, 2 ½ 3 3 Rthl. Ritter von Maltha, feu, purpur, dichte aber feine Zeichnung 2½ 3. 5 Franzoͤſiſche weiße Pikott⸗Bizarden. Iphigenia, Cramoiſi, rothbraun, ſt. Bl. Rofens bau, 2 Rthl. Plaiſante, feu, braun, haarfeine Zeichnung faſt ſt. Bl. 2 79 gelbe hollaͤnddiſche Pikott⸗Bizarden. Cairo ate incarnat, purpur, lezteres einzeln zwi⸗ ſchen haarfeinen dicht aneinander ſtehenden Strichen, faſt roͤmiſche Zeichnung. Sie iſt beynahe der Uebergang von der Pikottbizarde zur Bizard, rundes Blatt, Roſenbau, 2 3/43. 3 Rthl. | Carolus magnus, aſchblau, violet, in ſchoͤnem Gelb, volle Pyramidalzeichnung, mittel hoher Stängel, plazt, baut ſich aber ſchoͤn, faſt ſt. Bl. 3 Rthl. b juwel 7 N 268 Abs Neng s Juwel de Gera, incarnat, purpur, vortrefliche Zeichnung, faſt ſt. Bl. 21/3 3. 2 Rthl. Juwel von Klitten, ſcharlach, purpur, perga⸗ ment ſteif und ſt. Bl. Roſenbau. Seneca, roſe, fleckweis purpur, plazt, Ranunkel⸗ bau, faſt ſt. Bl. mehr roͤmiſche als hollaͤndiſche Zeichnung, vortreflich. ö Victorieuſe, aſchgrau, dunkelviolett, ſehr fein und frequent in regelmaͤſiger hollaͤndiſcher Zeich⸗ nung, die manch Jahr ſpaniſch iſt, ſchoͤn von Grundfarbe, ſt. und ſteif Blatt, 21/2 3, eben fo ſelten als vortreflich, 4 Rthl. Eu men 3 Koͤmiſche gelbe Pikotten. Aſtera, hochroſe, violet, neu. Dulcinea, Scharlach, braun, ſchoͤn in ae und Zeichnungsfarbe. f 2 Sranzoͤſiſche gelbe Pikotten. | Grefin Devonfhire, feu, braun, herrlich in Grund und Zeichnung, faſt ſt. Bl. Roſenbau. 16 gelbrothe Seuerfaxe. Rohten mit hohem Feu in ſchoͤnes Gelb getuſcht, pergamentſteif und fi. Bl. 2 1/2 3. fie ſoll den General Elliot bey weitem übertreffen, 3 Rthl. . Salo- Nelken⸗ e 269 Salomo mit roſe (bon 5 9 5 Reif ſtumpf Bl. 1 Rthl. 12 gr. 40 Gelbgraue Seuerfaxe. Aurora nova, in gelb, auror, die Spitzen Bley⸗ ſtift, Roſenbau. Clementina d. V. Feu und Zinnober, die Spitzen bleygrau, metallglaͤnzend. Graf Caglioſtro, der Grund ſchoͤnes Gelb mit Roſe und Cramoiſi getuſcht mit Aſchblau uͤber und uͤber punktirt, eine ſchoͤne und ſeltene Blume. 5 Rouſſeau, franzöfifcher Feuerfax mit Auror und Bleygrau vortreflich gezeichnet, 2 1/2 3. 2 Rthl. Souvarow, franzdfifcher Feuerfar mit auror ge⸗ tuſcht und bleygrau geſtricht, in allem Betracht vortreflich. Tippo Saib, franzoͤſiſcher Feuerfax röthl. gelber Grund, mit Bleygrau geſtreift und laſurt, faſt ft. Bl. noch viel ſchoͤner und auffallender als obige, träge in Vermehrung. 3 Rthl. 5 gelb und kupferfarbe Seuerfaxe.“ von Archenholz, mit Kupfer und Bleygrau neudeutſch gezeichnet. Martialis, ganz im Geſchmack der Bellona ihrer Mutter, uͤbertrift fie aber in allem bey weis | tem 270 b. Abbé Rong's — tem, und erreicht ohne zu plazen eine Größe von 3 3. 2 Rthl. 12 fer: 23 Graugelbe Bizard⸗Seuerfaxe. Carl Mohr, gelb mit Feu getuſcht und puce gez ſtricht, die Peripherie mit Bleyglanz uͤberlegt, hochſtenglich, ſchoͤn und ohne zu plazen 2 1/2 30 2 Rthl. 12 for, 11 Extraordinaire Blumen. Cato gte kupferroth mit puce geſtricht, metall glänzend, Ranunkelbau, 2 ı/2 Z. 2 Rthl. Gloire de Freyberg 1791. beym Hrn. Grafen von Siedlnizky aus Samen, der Grund gläns zendes Columbin mit incarnat, puce und einem hagelweißen Bandſtreifen auf bey⸗ nahe allen Blättern aufgetragen, hatte einen inneren Knopf, der aber gut herausbluͤhte und eine Größe von 31/4 3. beſtaͤtigt ſich ihre kuͤnftige Flor eben jo ſchoͤn, fo iſt es die ſel⸗ teuſte und ſonderbarſte Erſcheinung im Blu: meureich. 5 Merveille d’Erfort , kupferartiger glaͤnzender Grund mit breiten und ſchmalen Bleyglanz⸗ ſtreifen, ſoll die einzige in ihrer Art ſeyn. Roi de Memphis, in dunklem colombinfarbnem⸗ metallglaͤnzendem Grunde mit Hochroſe und puee ; Melken⸗ Verzeichnis. 271 puce faſt ſchwarzen Streifen, ſchoͤn uno fre⸗ quent gezeichnet, ſteifes fi. Blatt 2% Zoll 3 Nthl. 1 Wir enthalten uns weitere Sorten na⸗ mentlich auszuzeichnen und ſetzen nur noch die Anzahl jeder Art bey. 3 weiſſe deutſche Doubletten. 78 weiſſe engliſche Doubletten. 14 gelbe engliſche Doubletten. 3 rothe Doubletten mit weiſſer Feichnung 11 weiſſe deutſche Bizarden. 109 weiſſe engliſche Bizarden, 8 gelbe deutſche Bizarden. 32 gelbe engliſche Bizarden. 2 Concorden. 9 getuſchte weiſſe Samoͤſen. f 2 gezeichnete weiſſe §amoͤſen. gelbe Famaͤſen, die aber Hr. Abbe Rong noch nicht in der Flor geſehen hat. 8 Einfarbige, In 7 1 — en 272 6. Abbe Rong’s In dem Vorbericht zu dieſem Nelkenver— zeichnis macht Hr. Abbé Rong die Bedin⸗ gungen bekannt, unter welchen er Ableger von . ae ſchoͤnen Sortiment ablaßt und z | 5 gr Stuͤckblumen, d. h. ſolche, die von dem Liebhaber beſtimmt verlangt, und wo Namen und Gattungen vorgeſchrieben werden, a) jede Sorte, die mit zwey Reichs⸗ thaler angeſetzt iſt, fuͤr einen Reichs thaler. b) Diejenige, ſo unter zwey Reichs, thaler angeſetzt find, für T Reichs thaler. 9 Denen, welchen der Stuckblumen, preiß zu hoch ſcheint, uͤberlaſſe ich (gegen Bezahlung von 15 Silbergroſchen fuͤr jede Sorte) in der Art ſelbſt zu waͤhlen, daß mir noch einmal ſo viel vorgeſchlagen werden als man verlangt. Wer alſo zwölf Sorten ver- langt, ſchlaͤgt mir 24, und wer 24 verlangt, ſchlaͤgt ioelken⸗ Verzeichniß. 273 en mir 48 vor x, Dagegen koͤnnen alle diejenigen Sorten, wo noch kein Preiß dabey ſteht, oder die mit dem Wort neu bemerkt ſind, erſt kuͤnftigen Herbſt 1792 von dem Liebhaber verlangt und von mir verlaſſen werden. | 3.) Wenn ich die Freyheit behalte zu ges ben, was ich am fuͤglichſten entbehren kann, ſo verlaſſe ich das Dutzend Sorten mit ihren Namen und Nummern. | im Serbſt für zwey einen halben Reichs⸗ thaler. 3 im Fruͤhjahr für drey ht. wobey ſich jedoch Blumen vom erſten Nange befinden werden. | 4.) Angehende Liebhaber oder Blumen⸗ ‚freunde, die ihre Sammlung ganz oder größs kentheils verloren haben, wenn fie 100 Sor— ten auf einmal verſchreiben, (unter dieſer An⸗ zahl aber nicht, zahlen fuͤr ſolche im Serbſt fünf ) im Stübjabt ſechs) 5.) Sollten fh einige Liebhaber fin den, denen mehr an der Meuge der Blumen als | } S an vollwichtige Dukat. 274 V. 6. Abbé Rong's — — — an Verſchiedenheit der Sorten gelegen waͤre, ſo gebe ich ſolchen das Dutzend ohne Namen und Nummern für einen Rthlr. Dieſes aber ſchraͤnkt ſich blos auf die in der Naͤhe um mich befindlichen Perſonen ein. Wenn demnach ſol⸗ che Beſtellungen aus entfernten Gegenden ge: macht wuͤrden, ſo werden (ohne wenigſtens zwey Dutzend zu verſchreiben) keine angenom— men, weil es außer dieſem weder Emballage noch Muͤhe verguͤten wuͤrde. 6.) Derjenige, welcher 100 Stuͤck, ohne Nummer und Namen verlangt, (darunter aber nicht) kann ſolche fuͤr ſieben und einen halben Rthl. erhalten, worunter ſich die ſchoͤnſten und theuerſten Blumen befinden werden, weil ſie oft in Vermehrung ſind. 7.) Koͤnnen die Liebhaber von Ranunkeln (deren ich uͤber 300 der auserleſenſten Sorten befiße ) | das 100 des erſten Sortiments für 4. das 100 des zweyten Sortiments fuͤr 3 Reichsthaler erhalten. 8) Wem Meelken⸗Verzeichniß. 275 8) Wem aber mehr an Sorten als an Menge gelegen iſt, dem koͤnnen die ſchoͤnſten Gattungen mit ihren Nummern, Namen und Beſchreibung, die Sorte zu fuͤnf Sitbergro⸗ ſchen, (jedoch nicht unter 12 Sorten) zuge: ſendet werden. Es ſind groͤſtentheils Früh: blumen, die ſich zwiſchen Fenſtern und in Ge— waͤchshaͤuſern (wenn ſie Anfangs Novembers eingelegt werden) vortreflich ziehen laſſen. 9) Weil es faſt unmoͤglch iſt, den, von fo einer großen Sammlung unter völliger Bes dachung erzogenen Nelkenſaamen ſelbſt zu ver— brauchen; und wiewol es nicht ganz gleichguͤl— tig iſt, ſolchen in Jedermanns Haͤnden zu wiſ— fen, fo verlaſſe ich ſelben doch in reifen Koͤr— nern. . a.) 100 Korn befruchteten für 3 Rthl. b.) 100 dito vom erſten Sortiment, wie ihn die Natur liefert, fuͤr 2 Rthl. c.) 100 dito vom 2ten Sortiment, fuͤr 1 Rthl. 10 Silbergroſchen. 10) Fuͤr Kuͤſte und Emballage wird nichts angerechnet, dagegen muͤſſen mir Briefe und S Gel⸗ 276 Vu 6. Abbe Konye Gelder vollig 10 er zugeſendet werden. Un⸗ frankirte Briefe, (wenn mich Jemand, nach⸗ dem er von dieſer Anzeige Notiz genommen, damit belaͤſtigen wollte) werden ſtets unbeant⸗ wortet bleiben. 11) Um von mir allen Verdruß zu entfers nen, mache ich bekannt: daß ohne baare Vor⸗ ausbezahlung, an keine unbekannte Perſonen, und auch ſonſt an Niemanden, (außer an die⸗ jenigen, mit denen ich bereits in Verbindung ſtehe,) etwas verabfolget wird. 2.) Wenn dem Stüdblumen, Verſchtel⸗ 5 einige der verlangten Sorten, weil ſie zum Verſenden untauglich find, nicht gegeben mer: den koͤnnten, ſo werde ich ſtatt derſelben keine andere, von mir ſelbſt gewaͤhlte, (ohne deshalb ausdruͤcklich vorhergegangenes Verlangen) bey: legen, ſondern das in dieſem Fall übrige Geld folget mit den Pflanzen wieder zuruͤck. 13) Wuͤnſche ich zu erfahren, ob dem Lieb⸗ haber, ſo im ordinairen Rommel verſchreibt, mehr an Pikotten, das iſt: an feingeſtrichenen, oder welken s Verzeichnif 272 — oder an RD gelegen iſt, außer dieſem ſolgt von jeder Gattung die Haͤlfte. | 14) Sicheren Perſonen, Stuͤckblumen— Liebhabern, auch denen, welche im erhoͤhten Rommel verſchreiben, und denjenigen, die ihre Beſtellungen zu Hunderten machen, koͤnnen gemalte, und auch von letzter Flor aufgelegte Melbenblaͤtter-Cataloge, auf deren Verlangen und Koften zugeſendet werden, die man aber, (weil auch andere darauf warten) gleich nach geſchehener Beſichtigung, mit naͤchſter Poſt frankirt und unbefleckt zuruͤck erwartet; hiebey iſt noch zu merken, daß die gemalten Blaͤtter mit keinem Tabak oder naſſen Fingern beta ſtet, die aufgelegten nie zu lange offen bleiben, noch weniger in der Naͤhe eines heißen Ofens beſehen werden dürfen, 15) Die Herbſtbeſtellungen muͤſſen kuͤnf tighin im Julio hoͤchſtens bis zu Ende des Au— guſts, und die Fruͤhjahrs⸗ Verſchreibungen bis Ende Februarii gemacht worden ſeyn, wenn man die damit verbundenen Vortheile der fruͤ⸗ Kr Verſendung nügen und nicht gewaͤrtigen S 3 will. — * 278 V. 6. Abbé Rong's „ will, daß viele gewuͤnſchte Sorten bereits ver⸗ ſagt, und vergriffen find. Ueberdieß pflegen die ſpaͤten Fruͤhjahrs-Verſendungen, beſonders wenn ſie Ende Aprils, oder Anfangs May, wo die Pflanzen ſchon im Wachsthum waren, aͤußerſt klaͤglich auszufallen. Dagegen koͤnnen die im Herbſt ohne Nachtheil bis Ende Octo⸗ bris, und in warme Gegenden auch bis Ende Novembris geſchehen. 16) Kuͤnftig ſoll jaͤhrlich ein Nachtrag zu dieſem Verzeichniß geliefert werden, worinn die neu hinzugekommenen Sorten beſchrieben wers den ſollen. Es wird an jeden Blumenverſchrei— ber gratis ausgegeben, und (ſetzt Hr. Abbé Rong mit vollem Recht hinzu) ich darf mir ſchmeicheln, daß es ſich nicht blos durch die Menge der darinn enthaltenen Sorten, wol aber durch deren inneren Werth vorzüglich ems pfehlen wird. Leobſchuͤz in Oberſchleſien im September 1791. J. F. Rong Abbé. VI. Merk⸗ L — 2409 VI. Merkwuͤrdigkeiten, Vortheile, und andere Nachrichten, wel⸗ che die Gaͤrtnerey betreffen. I. Nelken auf Gräbern, De Roſe hatte ſonſt immer die Ehre, auf die Graͤber der geliebten Freunde und Verwandten gepflanzt zu werden. Aber nun berichtet uns von Salem in den Blicken auf einen Theil Deutſchlands, der Schweiz und Frankceichs bey einer Reiſe vom Jahre 1790. 1. Th. S. 111. daß dieſe Ehre auch der Nelke zu Theil worden ſey. Beym Heimgange aus der Kirche des Dorfs Sarelen in dem Canton Unterwalden, erzaͤhlt Halem, dufteten uns die Grabhuͤgel auf dem Kirchhofe, die nach der ſchoͤnen Sitte des Volks dicht mit Nelken ber pflanzt waren, entgegen. Grays Muſe, die fo gern auf Dorfkirchhoͤfen weilet, kam uͤber mich: S 4 Hie Mi \ | * BER 28% VI. 1. Nelken auf Gräbern. 1 — — — — — Hier up bi engen Haus des Dorfes Väter, Wie ihre Felſen rauh. Verzeih, o Stolz, Daß die Geſchichte nicht auf ihrem Grabe Trophaͤen thuͤrmt. Der Hügel deckt viel⸗ leicht Des Dorfes Tell, der mit furchtloſer | Bruſt 5 Hier kleinen Volkstyrannen widerſtand. Geſegnet ſey! Mit jedem Lenze ſteige Der Nelke Duft von deinem Huͤgel auf! Hr. Halem ſagt nicht, was für eine Nel⸗ kengattung, die von ihm hier angetroffene ge⸗ weſen ſey. Wahrſcheinlich iſt es die Feder⸗ nelke, Dianthus plumarius L. die ſowol we⸗ gen ihrer Dauerhaftigkeit, als wegen ihrer Aus breitung eher zu Begraſung eines Grabes taugt, als die Garten oder Kronnelke, Dian. thus coronarius L. die, wenn fle einige Jah⸗ re gebluͤht hat, in nur etwas kalten Wintern im Freyen nicht ausdaurt und leicht erfriert. ‚Möchte ein dem Grabe des ſel. Ranfts nahe wohuender Blumenfreund, der gewiß auch ein Freund VI. 2. Le Notre. ur RR. — — Freund des Verewigten ſeyn muß, dieſes mit Melken beſetzen! 3. Le Nätre ein Deutſcher. 5 In dem 2ten Theil dieſer von Ha⸗ lemſchen Blicke ı. wird S. 132. von Le Notre, dem bekannten franzoͤſiſchen Gartenkuͤnſt⸗ ler geredet, und in einer Note geſagt: Le Nötre war, wie ich hörte, ein Deutſcher, den die Franzoſen groß zu ehren glaubten, da ſie ihn umtauften und le Nötre (der Unſre) nannten. 3. Von mehrfarbigen Blumen der blaubluͤhen- den Artifive, Paſtinaca ſativa fl vio- laceo, Ein 282 VI. 3. mehrfarbige Blumen — — —— — ——ñ Ein Gartenfreund aus dem Elſaß hat im vorigen Sommer 1791. das Vergnuͤgen ge⸗ habt, auf einem Gartenbeet, das er mit Saa— men von der blaubluͤhenden Artifive beſaͤet hat: te, Pflanzen zu erhalten, die Blumen von ver; ſchiedenen Farben getragen haben. Ich habe, ſo erzaͤhlt er dieſe ſonderbare Erſcheinung, in dieſem und im vorigen Monat, May und Zus nius, an der blaubluͤhenden Artiſive eine meine Erwartung weit uͤbertreffende Erſcheinung er⸗ lebt, dergleichen weder gelernten und in Frank⸗ reich, Teutſchland und Holland herumgereiſten Gärtnern und deren Geſellen, noch privat: und Haushaltungsgaͤrtnerinnen n, deren es in mei⸗ nem Wohnort viele und geſchickte hat, jemals zu Geſicht gekommen, und wovon auch weder andere noch ich etwas in einer Gartenſchrift oder Saamenkatalog geleſen haben. Sie bes ſtehet darinn, daß in einem 6 Schuh langen und 32 Schuh breiten Laͤndchen, das ich mit Saamen von Artiſiven beſtecken laſſen, ders gleichen vor drey Jahren einige Stoͤcke blos kupferfarbig gebluͤhet haben, und wovon im vori⸗ der blaubluͤhenden Artifive. 283 vorigen Jahr fo viel Saamen von mir gezo⸗ gen worden, als jenes Laͤndchen erfordert hat, dieſe Saat heuer in 30 bis 40 Farben ges bluͤhet hat, und zwar 75 Violet, wie gewoͤhnlich. und beſonders die vollſtaͤndige Farben, die an der Zinnia und Ketmia (Hi- biſcus ſubdariffa? Hib. Manihot? oder eine Alcea?) alſo violet, hellblau, braunroth, gelb, braun⸗ gelb, rothgelb, Lislae, Gris de lin, Carme⸗ lite, gruͤn und gelb, Merde d' Oye, theils in hohen theils in matten Farben, und andern mehr. Einige Bluͤthen hatten doppelte und dreyfache Lagen von Blaͤttern, andere nur eine. Bey einigen waren die Blaͤtter in gewoͤhnli⸗ cher Laͤnge und Lage, bey verſchiedenen aber kuͤr⸗ zer und abwaͤrts gekruͤmmt und gekraͤuſelt. Sehr viele Saamenkolben haben, ſo wis die zuerſt entſtandene, nur 2, 3, 4 bis o zei tige 5 5 284 VI. 3. mehrfarbige Blumen tige Koͤrner enthalten, die uͤbrigen Anlagen zu Körnern waren taub, welches eine Baſtardar— tige Befruchtung, die nicht ganz vollſtaͤndig geweſen, bewirkt haben kann. 1 Viele Gartenfreunde nahmen dieſe feltene Flor in Augenſchein, und alle blieben mit ſo vieler Bewunderung als Vergnuͤgen dab ey ſte— hen, und baten ſich Saamen davon aus. Nicht geringer, wie ich nicht berge, war auch mein Vergnuͤgen, das mir dieſes Laͤndchen gewaͤhrt hat, und ſelbſt noch groͤſſer, als mir meine übrigen Blumenbeete gemacht haben. Bereits habe ich groͤſſere Gartenbeete mit dem diesjaͤhrigen Saamen zeilenweis beſtecken laſſen, und verſpreche mir im kuͤnftigen Jahr eine Flor von noch mehrern Farben und Schat⸗ tirungen davon zu ſehen. Der Hr. Erzieher, der auch mit Hervor⸗ bringung allerley neuer Farben an den Lepko— jen ſich bekannt gemacht hat, hier aber nicht genennt ſeyn will, hat vor 4 Jahren 2 Laͤn— der, jedes zu 3 Zeilen, mit Skorzoneren, Ar⸗ liſtven mit violetten und gelben Bluͤthen, an ö geſaͤet; * 7 der blaubluͤhenden Artifive. 285 — — — geſaͤet; und hievon haben einige Pflanzen, ſo wie auch die von deren wenigen Saamen nach⸗ gezogene ferndige blaß kupferfarbig gebluͤhet. Er vermuthet, daß die heurigen vielen Spiel⸗ arten hieraus entſtanden ſeyn, und dieſe Ver⸗ muthung hat viele Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich. So hätten die Blumiſten alſo eine Blumen; gattung weiter, die zu Farbenaͤnderungen ſich geneigt bezeugt. Er hat mir, dem Herausgeber dieſes Jour⸗ nals für die Gaͤrtnerey, ein angenehmes Ge ſchenk mit einer Parthie von dieſem Saamen gemacht, wofuͤr ich ihm auch hier meine Dank⸗ barkeit bezeuge. Der Hr. Einſender hat in einer dieſem Auf⸗ ſatz angehaͤngten Nachricht noch einiges deſi⸗ deriet, das theils in des Hrn, Inſpector Schmahlings Nachrichten aus dem Blumen⸗ reich, theils in dieſem Journal ſteht und ihn betrift. Da er aber am Ende ausdruͤcklich verlangt, nicht genennt zu werden, weil er alle dadurch entſtehen Fünnende Zuſchriften ver⸗ meiden will: ſo halte ich ſo lange damit zuruͤck, um — 2856 VI. 4. ſichere Einpack und — um ihn nicht kenntlich zu machen, bis er mir ſelbſt die Erlaubniß geben wird, ſeine ae kungen bekannt zu machen. 4. Eine vortheilhafte und ſichere Einpackungs / und Verſendungsart der Aurikeln, aus Hen. Meuenhahns Aurikel; Syſteme. Die bisherige Weiſe war, ſie mit etwas Erde an der Wurzel in Moos zu legen, Dies ſes mit Baſt zu umwinden, und ſie ſo der Laͤnge nach in eine Schachtel oder Kiſte in fri⸗ ſches Moos zu packen. So erhielt ich immer meine Aurikeln, und ſo verſandte ich ſie. Al⸗ lein dieſe Methode iſt nicht die beſte; denn nie erhielt ich auf dieſe Weiſe verpackte Aurikeln, ohne mehr oder wenigere angefault zu finden, und eben fo empfiengen meine Freunde die meis nigen. Verſendungsart der Aurikeln. 287 — nigen. Es iſt begreiflich, daß Mangel an Luft in der verſchloſſenen Schachtel, Hitze, Gaͤhrung und endlich Faͤulniß erregt; und hat dieſe Schachtel weit zu reiſen, ſo ſind unfehl— bar alle darinn befindliche Aurikeln in Gefahr. Vor zwoͤlf Jahren erhielt ich von dem nun verſtorbenen Hofrath Baron von Scheel zu Nekla auf der Inſel Ruͤgen eine Kiſte mit 84 Stuͤck Aurikeln. So wie ich dieſe Kiſte eröffnete, kuͤndigte mir der entgegen kommende faule Geruch das Schickſal meiner Aurikeln an, und wirklich beſtand die ganze Oberflaͤche aus Schimmel nnd Brey. Ich packte ſie aus, und die Haͤlfte meiner Pflanzen war ſchon todt. Die andere kranke Haͤlfte pflanzte ich, aber fie, hatten alle den Tod am Halſe, es empfahl ſich eine nach der andern, und jetzt habe ich von dieſem mir damals ſehr theuer zu ſtehen kommenden Aurikel-Transport, nur noch zwey Stuͤck aufjumeifen, Der Hr. D. Weißmantel empfiehlt in ſei⸗ nem Blumiſten, Kiſten mit an den Seiten ehen Drathgittern zur Verſendung der ˖ | Yurk 288 VI. 4. ſichere Einpack / und Aurikeln; und es iſt zu glauben, daß die durch ſelbige bequemer ſtreichende Luft, ſie auf lange Zeit vor Faͤulniß verwahrt. Allein dieſe Ki⸗ ſten ſind zu theuer, Hr. D. W. ſelbſt vers langte 12—16 Gr. und 1 Rthlr. und fo viel Geld wendet man lieber noch an die Aurikeln ſelbſt. Schaden macht klug. Ein Zufall, der bald von uͤbeln Folgen haͤtte ſeyn koͤnnen, lehrte mich eine vortrefliche Weiſe kennen, Aurikeln ohne Gefahr, und ſelbſt ſehr weit, zu verſchicken. Ich erhielt mit Ausgang des Auguſts eine Kiſte mit 25 Stück Aurikeln, Blumen vom erſten Rang. Als ich die Kir ſte oͤffnete, fand ich oben einen zwey Finger hohen leeren Raum, gar kein Moos, die ganze Oberflaͤche beſtand blos aus Aurikel⸗ laub. Der Freund, der ſie mir ſandte, hat⸗ te die Pflanzen ſtehend gepackt, und blos die Zwiſchenraͤume mit Moos ausgeſtopft. Ohne Zweifel war dieſe Methode vortreflich, denn das Laub befand ſich ganz freu, konnte ſich nicht ſcheuern, noch weniger erhitzen. So vor⸗ 8 * Verſendungsart der Aurikeln. 289 vortreflich aber auch dieſe Einpackungsart war, fo hätte ich dennoch beynahe alle dieſe Aurikeln verlieren koͤnnen. Mein Freund bat: te mir vortrefliche groſſe Pflanzen geſandt, lau⸗ ter zwey und dreyjaͤhrige abgeſetzt geſtandene, jede mit einem ſtarken Wurzelballen, an dem er einen guten Theil Muttererde gelaſſen bat: te. Jede Pflanze war eine Spanne lang, wie die ſtaͤrkſte Mannsfauſt ſtark, und daher ſehr ſchwer. Aber eben dieſe Schwere war Schuld, daß ſich die Pflanzen in der Kiſte, beym Umwenden auf der Poſt, wo man oh— hpedem mit Kiſten und Kaſten nicht fein ſaͤu— berlich umzugehen pflegt, nach dem leeren Raum geſenkt hatten, und daran hatte der Verſender nicht gedacht. Ich fand daher alle meine Pflanzen gequetſcht, kein Blatt unzu⸗ riſſen, und durch das beſtaͤndige Stauchen ger gen den Deckel der umgekehrt gelegenen Kiſte, ſelbſt die Herzen an vielen eingeknickt. Aus dieſem Zufall indeſſen entdeckte ich die ver beſſerte Methode, Aurikeln ohne Gefahr ſelbſt weit zu verſenden. Sie iſt diefe; man packe, a 8 wie 5 290 VI. 4. Einpackung der Aurikeln. wie gewöhnlich, die Pflanzen mit etwas Erde in Moos, und umwickle jeden Ballen mit Baſt feſt. Dann befeſtige man an ihnen ei: nen ſteifen Stock, an den die Nummer ge⸗ ſchrieben oder eingeſchnitten werden kann, der aber genau die Hoͤhe der Kiſte haben muß, ſo daß er unten auf den Boden und oben an den Deckel ſtoſſe. Nun packe man feine Pflan⸗ zen ſtehend in eine Kiſte, die zwey Finger hoͤher als die Pflanzen, und, wie gedacht, fo hoch als die Nummerhoͤlzer iſt. Oben auf die Pflanzen kein Moos, blos in die Zwiſchen⸗ raͤume der dicht und feſt bey einander ſteh den Pflanzen muß Moss eingeſteckt werden. Ich bin gewiß uͤberzeugt, daß eine auf dieſe Weiſe verpackte Kiſte ihre in ſich faſſende Au⸗ rikeln, da jede gleichſam wie an eine Saͤule angebunden iſt, ohne Gefahr ſehr weit vers ſchickt werden koͤnne. 5 An * — VI. 5. Walteriſch Gertenbuch 291 5. Anzeige von einer zweyten Ausgabe des Walteriſchen Gartenbuchs eder des ſchwaͤs— biſchen Gaͤrtners, in zween Theilen 8. Dieſes Gartenbuch, welches zu Stutgart im Metzleriſchen Verlag im Jahr 1779: ge druckt worden iſt, unter dem Titel: Johann Jakob Walters, Kunſt- und Luſtgaͤrtners in Stutgart, Praetiſche Anleitung zur Gartenkunſt, oder des Schwaͤbiſchen Gaͤrtners nuͤtzlicher und ges treuer Unterricht zu Anleg- und Unters haltung der Luft: Küchen: und Baum— gaͤrten, denen dazu gehoͤrigen Pflanzen und deren Cultur, nebſt vielen oͤkonomi⸗ ſchen Anmerkungen, und einem dreyfa⸗ chen Gartenkalender ꝛc. aus vieljaͤhrig eigener Erfahrung entworfen. Mit drey Kupferplatten. iſt mit gerechtem Beyfall von den Liebhabern der Gaͤrtnerey aufgenommen worden. Es war eines der erſten Handbücher der Gaͤrtnerey, worinn auch die Gewaͤchſe aufgenommen wor; T 2 den, 292 VI. 5. Walteriſch Gartenbuch — den, welche in den engliſchen Anlagen gepflanzt zu werden pflegen, auch andere Blumenpflans zen, die man in den aͤltern Gartenbuͤchern ver⸗ geblich ſuchte. Die mehreſten dieſer Gewaͤchſe beſaß der Verfaſſer ſelbſt, trieb einen Handel damit, und verſtand ihre Pflanzungsart aus Erfahrung und Uebung. Er benutzte hiezu das Garten: Lexikon des engliſchen Millers, deſſen fleiſſiges Leſen eine Neigung, die Bo— tanik zu ſtudiren, bey ihm erweckte, und ihn antrieb, ſich auch mit den linneiſchen Schrif⸗ ten bekannt zu machen. Er genoß hiebey den Unterricht des ſel. Profeſſors Martini, und fand endlich Gelegenheit, ſich immer mehr in dieſer Wiſſenſchaft zu gruͤnden, da ihn der Herzog von Wirtemberg als Inſpector des mit den manchfaltigſten und ſeltenſten Gewaͤchſen fo reichlich angefuͤllten Garten zu Hohenheim in Dienſte nahm, und ihn zum Einkauf noch mehrerer ſeltener Pflanzung nach England und Holland ſchickte. Noch vorher gab er dieſes ſein Gortenbuch heraus, das, ob es gleich manche Aus wuͤchſe hatte, die feine Freunde Dar; aus oder ſchwaͤbiſche Gärtner. 293 aus hinweggewuͤnſcht hätten, und vornemlich viele unanſtaͤndige Ausfaͤlle auf verdiente und rechtſchaffene Männer enthielte, dennoch vie⸗ len Beyfall erhielt. Die erſte Ausgabe davon hat ſich bereits vergriffen, und der Verleger har ſich wegen der noch immer anhaltenden Nachfrage nach dieſem Buch entſchloſſen, eine neue Ausgabe deſſelben aufzulegen. Er hat es aber vorher einem Manne, der ſich bereits durch andere die Gaͤrtnerey betreffende Schriften bekannt gemacht hat, zur Durchſicht und Abaͤnderung deſſen, was mit Recht von dem Recenſenten und Gar tenfreunden daran getadelt worden, uͤbergeben. Dieſer hat nun nicht nur alle jene beleidigen⸗ de Ausfaͤlle auf andere Gaͤrtner weggeſtrichen, ſondern auch mehrere Artikel mit den ſeither bekannt gewordenen Vortheilen der Cultur und andern noͤthigen Kenntniſſen ſolcher Gewaͤchſe, worauf die Freunde der Gaͤrtnerey ſeit einigen Jah⸗ ren eine beſondere Aufmerkſamkeit gerichtet haben, eingeruͤckt, auch die Pflanzen, ſo viel es, da der erſte und vor etlichen Jahren verſtorbene T 3 Ver⸗ N U 204 VI 6. Einige Bärtners wm Verfaſſer bald aus Millern ; bald aus Lin⸗ ne, bald willkuͤhrlich ſie benennt hat, moͤglich war, richtiger angezeigt. Dadurch beglaubigt ſich der Verleger, den Freunden der Gaͤrtnerey ein Buch zu liefern, das fuͤr die Beduͤrfniſſe eines jeden brauchbar und hinreichend ſeyn werde, | Addenda zu den Nachrichten, Merkwuͤr⸗ digkeiten ꝛc. V' einigen Jahren kam ein Fremder nach Stutgart und bot einige Geheimniſſe in der Gaͤrtnerey den Liebhabern an. Er hielt ſie etwas theuer, und dieſer Umſtand nebſt dem Mißtrauen, das die mehreſten in die Brauck barkeit feiner Recepte ſetzten, verurſach⸗ te, daß er nur wenige, oder vielleicht nur ei⸗ | nen U Geheimniſſe und Ruͤnſte. 295 — — — nen fand, der ſie von ihm kaufte, (denn wei⸗ ter als dieſen habe ich nicht erfahren koͤnnen, der ſich entſchlieſſen koͤnnte, ſein Geld an dieſe Gaͤrtnerey⸗Geheimniſſe zu wenden.) Von die⸗ ſem habe ich nun dieſe vielverſprechende Recep— te unlaͤngſt erhalten, mit der Verſicherung daß er zwar uͤber die Wirkung aller keine Gewaͤhr leiſten koͤnne, daß aber der Kuͤnſtler noch vor der ihm zu leiſtenden Bezahlung die Farben mehrerer Blumen, und vornemlich der Nelken in ſeiner Gegenwart, ſeinem Angeben gemaͤß, am Stock oder abgebrochen, veraͤndert habe. Dieſe ziemlich theuer erkaufte Geheimniſſe will ich nun den Leſern des Journals fuͤr die Gaͤrtnerey mittheilen, und ihnen uͤberlaſſen, ob ſie einigen Gebrauch und Verſuche damit zu machen, geneigt ſeyn duͤrften. Ich kann ihnen nichts zum voraus daruͤber zuſichern, da mir dieſe Reecepte erſt vor kurzer Zeit mits getheilt worden ſind, und ich noch keine Gele genheit gehabt habe, eine Probe damit anzu⸗ ſtellen. E 24 1. Mit⸗ 206 FI. 6. Einige Gärtner: 1. Mittel, die Spargeln und alle Gartenge— waͤchſe, Blumen und Baumfruͤchte zu vers groͤßern. Nehmet 2 Maaß Milch, die erſt Morgens von der Kuh gemolken worden, einen Nelken⸗ topf voll Schaafkoth, eben fo viel Kuͤhkoth, 6 bis 8 Maaß Regenwaſſer, 4 Maaß Miſt⸗ jauche, 3 Haͤnde voll Salz, 2 Haͤnde voll Weinreben⸗Aſche, 4 Hände voll Hornſpaͤne, 1 Pfund gebrannte Schaafbeine, ſchuͤttet alle dieſe Stuͤcke in ein Gefaͤß zuſammen, und laſſet es 4 Tage ſtehen. Beſchuͤttet mit die⸗ ſem Gemengſel die Spargeln, nachdem ſie aus der Erde hervorzuſtechen anfangen, bey trocke⸗ ner Witterung bis zu ihrer erforderlichen Höhe zweymal, bey Regenwetter aber nur einmal, jedesmal aber gegen Abend. Bey einigen Gewaͤchſen, die aber nicht atıs gegeben werden, ſoll die Milch weggelaſſen werden. Zu Blumen und Baumftuͤchten follen noch ſolgende Ingredienzien zu der vorigen Maſſe hinzugeſetzt werden: | 2. Och — Geheimniſſe und Ruͤnſte. 297 — — — 2. Ochſengallen. 4 Maaß Ochſenblut, 4 Haͤnde voll Bienenwaben. Den Guß davon ſolle man den Blumentragenden Pflanzen nicht eher geben, bis der Knopf bald aufbluͤhen wolle, den Fruchttragenden Baͤumen aber alsdann, wann die Frucht die Groͤſſe einer Haſelnuß erreicht habe. Zu den Tulpen und Nelken, um ſie zu vergroͤſſern, ſind auch ſchon die Bienenwaben allein zureichend. Zu einer einzelnen Pflanze nimmt man davon ſo viel, als man zwiſchen 4 Finger faſſen kann, graͤbt dieſe nahe bey den Wurzeln ein, und begießt ſie mit Regenwaſſer, welches dieſe Waben und die darinn befind⸗ liche fruchtbarmachende Materie aufloͤſen und der Pflanze zuführen ſolle. 2. Alle Blumen zu changiren. Nehmet 2 Loth Salmiae, 2 Loth Potaſche, 2 Loth Sa! tartari, 2 Loth ungelöfchten Kalk, 2 Loth praͤparirten Weinſtein, T Loth Zinnober, 24 Gewuͤrznelken, 4 Mutternelken⸗Kerne, puls | verb 208 VI. 6. Einige Gaͤrtner⸗ veriſirt alle Stuͤcke ſehr fein, jedes beſonder, thut fie in eine glaͤſerne Flaſche, und ſtopft dieſe mit einem Korkſtoͤpſel wohl zu, oder, wofern man zu geöffeen Blumen auch eine weite Oeffnung noͤthig hat, thut dieſe Ingredienzien in ein Zuk⸗ kerglas und verbindet es genau mit einer Schweinsblaſe. Wollt ihr nun die Farbe einer Blume veraͤndert haben: ſo duͤrft ihr nur die ſelbe etliche Minuten lang in das Gefaͤß über jes nes darian befindliche Gemengſel in einer kleinen Entfernung davon bringen: ſo wird ſich die Far— be nach ihrer Art veraͤndern. Sollten dieſe In⸗ gredienzien nach einiger Zeit ſchwach werden: ſo koͤnnet ihr ſie mit 1 Loth Salmiakgeiſt und 2 Loth Vitriolgeiſt wieder verſtaͤrken. Veraͤnderung der Farben. Weiß in gelb. Gelb noch gelber. Carmoiſinroth ſchwarz. Violetblau dunkelgruͤn. Roſenroth hellgruͤn. Scharlachroth pompadour. Ziegelroth mausfarbig. 3. Aus Geheimniſſe und W 299 3. Aus Carmeiſinrothen Nelken oder andern dergleichen ſchwarze zu ziehen. Nehmet 1 Loth Saamen von der Sanzul- naria Canadenlis, 8 Loth ſchwarze ganze Gall⸗ aͤpfel, eine Hand voll Ameiſeneyer, thut alle irey Stuͤck in ein irdenes reines Gefaͤß, gießt eine halbe Maaß Regenwaſſer daruber, ſtellet es 14 Tage wohl zugebunden in die Sonne, und ber gieſſet die Pflanze damit, deren Blume ihr ſchwarz haben wollt, wenn dieſe nahe a am Auf⸗ bluͤhen iſt. 4. Aus violet himmelblau. Nehmet 1 Loth Mutternelken, pulveriſirt fie, 3 Loth gedoͤrrte Kornblumenblaͤtter, thut ſie in ein Gefäß, ſchuͤttet 1 Noͤſel Gaiß milch und eben fo viel Regenwaſſer daruber, und verfahrer damit wie in dem vorhergehenden angezeigt worden iſt. Da ich ſelbſt kein Zutrauen zu dieſen Gartens künſten und mehr die Abſicht bey Bekanntma⸗ chung derſelben habe, meine Leſer vor Ankaufung ſolcher Kuͤnſte, ſo wie uͤberhaupt vor den vielen wirklich herumlaufenden andern Betruͤgern zu warnen: ſo will ich, um jenen kenntlich 50 machen, die uͤbrigen Geheimniſſe in ſeinem ei⸗ genen Styl anführen. 5 Shi I . 300 v. 6. Einige Bärtnerkünfte —u—— — 5. Sympathie für die Maͤuß und Ratten. Nimm eine todte Mauß oder Ratte, in ein e Tuch gethan, mit Salz wohl beſtreut, und in Ort und End gelegt, ſo bald ſolche anfaͤngt zu verweßen, fo verliehren fie ſich alle, 6. Natuͤrliches Remedium. Nimmt man 3 Pf. Sauertaig, 4 Pf. unge loͤſchten Klach, Kuglen daraus wie die Schloͤſſer fo groß gemacht, ſolche an Ort und Stelle gethan. NB. an dieſen Orth muß Wasser geſtellt werden. 7. Vor die Erdſtoh und alles Ungeziefer f den Gaͤrtten zu vertreiben. Nimmt man ein Hand voll wilden Wehrs muth, fo viel Bockskrautt, fo viel Epinoſa, (was darunter verſtanden ſeyn ſoll, kaun ich nicht erlaͤutern.) 3 Hand voll Salz, 4 Hand voll Ai⸗ chen Holz Aſchen, ein Blumenſcherben voll vom Ameißen Haufen zuſammen getragenen Koth, dieſes alles zuſammen in ein Geſchir gethan, und eine Lauge von 12 Maaß Regen Waßer geſot— ten, 24 Stund ſtehen laßen, fo dann J. mahl damit geſpritzt, wo ſich das Ungeziefer aufhält, 2 2 De Il 3 5185 00265 5882 New York Botanical Garden Libra x N REN EN