rr 3 RB 9 #1 | — SIE 2 aD > SID N) 4 JEW 8 * — 7a : = 4 D > (4 2 N 0 f St N 4265 ———— — 7 2 2 * — 7 Are 1 8 er E03 2 Fr 5 Br 3 = = 2 1 8 RR 9 er .* 5 Journal fuͤr die Gartenkunſt, welches eigene Abhandlungen, Auszuͤge und Urtheile der neueſten Schriften, ſo vom Gartenwe⸗ fen handeln, auch Erfahrungen und Nachrichten enthält Siebentes Stück — = 2 u e | bei Johann Benedict Mezler, 1 7 8 5 S W NS Innhalt des ſiebenden Stuͤcks. Abhandlungen. I. Von der Nutzbarkeit einiger Pflanzen. S. 313. II. Von dem Birnbaum. S. 346. III. Von der ſchoͤnen Amaryllis. S. 379. IV. Vom Verlauffen der Nelken, von Hrn. E. G. Winkler in Klitten in der Oberlaußnitz. S. 387. V. Buͤcher⸗ Anzeigen. 1. L. C. Schmalings Nachrichten aus bm Blumenreiche, 1. und 2. Stuͤck, 1784. Deſ⸗ ſau und Leipzig. S. 397. 2. Gottfried Erich Roſenthals Verſuche, die D zum Wachsthum der Pflanzen bendthigte — Waͤrme zu beſtimmen. Erfurt, 1784. 4to i S. 411. 3. Ders Innhalt. 3. Verſuch über das Beſchneiden der Obſtbaͤume. Colmar, 1783. S. 418. VL Nachrichten und Erfahrungen, die die Gärts nerey betreffen. 1. Verzeichniß von verkaͤuflichen Bäumen. S. 42T. 2. Mittel die Ameiſen zu vertreiben. S. 435. 3. Mittel kraͤnkliche Bäume zu erfrifchen. S. 436. 4. Zweyerley Larven bisher unbekannter Inſek⸗ ten auf den Kohlruͤben unter Erde. S. 437. 5. Kunſt Roſen und andere Blumen lange friſch zu erhalten. S. 4a r. 6. Von dem Einfluß der Witterung des vergan⸗ genen Jahrs 1784. auf die Gewaͤchſe. S. 444. I. Ven I. Von der Nuzbarkeit einiger Pflan⸗ zen, die noch mehr benuzt werden koͤnnten, als zu geſchehen pflegt. Die Pflanzen gewaͤhren dem menſchlichen Geſchlecht den mannichfaltigſten und groͤſeſten Nutzen, und vielleicht haben fie hier- inn vor den andern Naturreichen, ſelbſt vor dem Thierreich, einen Vorzug. Die wirk⸗ ſamſte Arzueyen, Speiſe, Getraͤnke, Klei dung, Vergnuͤgen beziehen wir von den Pflan⸗ zen, und dieſes alles meiſtentheils mit weni⸗ ger Koſten und Arbeit, als die Beduͤrfniſſe aus den andern Naturreichen erfordern. Noch iſt bey allen Erfindungen, die, ſeitdem die * Welt 314 I. Von der Nuzbarkeit Welt ſteht, die Menſchen zu ihrem Vortheil an den Pflanzen gemacht haben, dieſe Quelle nicht erſchoͤpft, und je mehr man hier nach⸗ ſucht, deſto mehr wird noch immer der darauf gewendete Fleiß und Muͤhe belohnt. Schon viele Gelehrte und andere Reiſende haben ſich ein wahres Verdienſt um das menſchliche Ge ſchlecht dadurch erworben, daß fie in den ent: fernteſten Gegenden der Welt nuͤzliche Pflan⸗ zen aufgeſucht, ihren Nutzen entweder felbft entdeckt, oder ihn von den Bewohnern jener Gegenden erlernt, und ihn nachher ihren eus ropaͤiſchen Landsleuten bekannt gemacht, auch wol dergleichen vorzüglich vorteilhafte Pflan— zen ſelbſt, oder wenigſtens Saamen davon mitgebracht, und fie dadurch auch in unſern Gegenden ausgebreitet haben. Die wenigſte unſerer Pflanzen, wovon wir den betraͤchtlich⸗ ſten Nutzen ziehen, ſind in Teutſchland ur⸗ fprünglich einheimiſch, und unfere Fruchtacten, unſer Obſt und unſere Gemuͤſepflanzen ſind groͤßtentheils aus andern Laͤndern in unſer Teutſchland verpflanzt worden. Viele hoͤchſt | nuͤz⸗ einiger Pflanzen. 315 nüzliche Gewaͤchſe find uns in neuern Zeiten hauptſaͤchlich aus Amerika zugefuͤhrt, und viele, die in unſerm Vaterland wild wachſen, ſind uns erſt neuerlich als brauchbar und nuͤz⸗ lich bekannt gemacht worden. Allein allge⸗ mein ſind doch die nuzb barſte Gewaͤchſe weder im Gebrauch noch denjenigen nicht einmal bes kannt, welchen ſie eigentlich vortheilhaft ſeyn koͤnnten. Sie ſind noch immer in den Pflanz— gaͤrten der Groſen und Reichen, oder blos in den botaniſchen Gaͤrten verſchloſſen, und die⸗ jenigen, welche in ihren Haushaltungen den nuͤzlichſten Gebrauch davon machen koͤnnten und ſollten, wiſſen in der Entfernung, in welcher ſie von dergleichen Pflanzungen leben, nicht einmal, daß dergleichen Pflanzen in der Welt wachſen, wovon ſie den betraͤchtlichſten Nutzen ziehen koͤnnten. Es haben zwar auch handelnde Gaͤrtner angefangen, Pflanzen aus Nordamerika und aus andern Gegenden der Welt zu ſammeln und zu verkaufen: aber vie⸗ len Oekonomen ſind ſie theils noch zu koſtbar, eg find ihnen ſolche Quellen, woraus fie g * 2 nuͤz⸗ — 316 l. Von der Nuzbarkeir nuͤzliche Gewaͤchſe holen koͤnnten, zu entfernt, es fehlt ihnen an Gelegenheit, ſie von daher zu erhalten, oder es iſt ihnen mit zu vieler Weitlaͤuftigkeit verknuͤpft, fie erſt zu verſchrei⸗ ben, oder ſolche Verkaufsanſtalten ſchraͤnken ſich nur auf auslaͤndiſche Baͤume und Stau⸗ den ein, womit ſich Privat- Defonomen aus Mangel des Platzes nicht abgeben koͤnnen, oder auch nicht wollen, weil ſie ſich eben keinen ſonderlichen Nutzen davon verſprechen koͤnnen. So lange nicht Landbeamte und Landgeiſtliche oder andere auf dem Land privatiſirende ver⸗ moͤgliche Männer es übernehmen, folcherley Pflanzen, deren Nuzbarkeit in ihrem eigent⸗ lichen Vaterland ſchon lange erkannt iſt, und die auch hier und da von Gelehrten oder an⸗ dern in dieſen oder jenen Gegenden bereits aus angeſtellten Verſuchen ſehr nuͤzlich gefunden worden, im Kleinen oder Groſen anzubauen, und ſie den andern Landleuten durch gluͤckliche Verſuche zu empfehlen: ſo lange werden noch ſehr viele Schaͤtze des Pflanzenreichs unbenuzt bleiben. Ich habe mir vorgenommen, meh⸗ rere einiger Pflanzen. 317 rere folche Gewaͤchſe, welche einen mehr oder weniger betraͤchtlichen Vortheil fuͤr die Wirth⸗ ſchaft oder fuͤr die Fabriken verſchaffen koͤnn⸗ ten, wenn fie mit meh rFleiß angebauet wür: den, bekannt, und meine Leſer dadurch auf dieſelben aufmerkſam zu machen. Salicornia fruticofa Lin. caule erecto fruticoſo Gmel. Sib. 3. p. 8. Strauchiger Glasſchmalz, mit einem aufrecht ſtehen⸗ den ſtrauchigen Stamme. Dieſe Pflanze waͤchſt in Europa am Meerſtrande. Sie enthaͤlt viele Salztheile, iſt ſcharf, und deß⸗ wegen wird fie, wie der krautartige, herba- cea, gern gefreſſen. Dieſe zwo Arten wer⸗ den getrocknet zu Aſche gebrannt, die zu dem feinen Glaſe und zur Saife gebraucht wird. Die krautartige wird auch von den Englaͤn⸗ dern mit Weineſſig eingemacht, und als Sa⸗ lat zum Fleiſch gegeſſen. Doch der erſte Nutzen, den dieſe Pflanze ſchafft, iſt der be⸗ traͤchtlichſte, um welches willen ſie die An⸗ oflanzung ſehr verdient. Sie waͤchſt zwar * 3 nur 318 I. Von der Nuzbarkeit 15 nur an dem Meerſtrande, und man ſollte da⸗ her vermuthen, daß ſie an den von dem Meer entfernten Gegenden und in einem Boden, welcher keine Meerſalztheile enthält, nicht an: gebaut werden koͤnnte. Ich habe aber den ſtrauchigen Glasſchmalz in Stutgart bey dem ſel. Martini, der den Saamen aus Sibirien mitgebracht, und ihn daraus erzogen hat, im beſten Wachsthum vor dreyſig Jahren geſehen. Er hatte ihn an die Wand eines ſeinen Gar— ten begraͤnzenden Hauſes, auf der Abendſeite, gepflanzt, und er hatte dazumal eine Hoͤhe von dritthalb Fuß erreicht. Er behielt auch im Winter ſeine gruͤne Blaͤtter, bluͤhte alle Jahre, aber trug keine Saamen. Nach mei: ner und des ſel. Martini Vermuthung wuͤrde er ſeine Fruchtbarkeit eher haben zeigen koͤnnen, wenn er einen freyern Stand gehabt haͤtte. Allein er wollte die Staude durch das Ver: ſetzen nicht der Gefahr des Verderbens aus⸗ ſetzen, da er dieſe nicht ohne groſen Verluſt der Wurzeln, die zwiſchen die Mauerſteine ein⸗ gedrungen waren, haͤtte bewerkſtelligen koͤnnen. In⸗ einiger Pflanzen. 310 Inzwiſchen erhellet ſo viel hieraus, daß ſich die Pflanze in Teutſchland und auch an Or⸗ ten, die von dem Meere weit entfernt liegen, anbauen lieſſe, und, da ſie eine ſehr nüzliche Pflanze iſt, auch bey uns angepflanzt zu wer⸗ den verdiente, wozu die oft unbenuzte und weitlaͤufige flache Ufer der Fluͤſſe gebraucht werden koͤnnten. Liguſtrum vulgare Lin. Gemeiner Hartriegel. Dieſe Staude waͤchſt überall häufig, wird aber zu nichts als zu den leben: digen Zaͤunen um die Gaͤrten benuzt. Die traubenfoͤrmige Beerenfrucht freſſen nicht eins mal die Voͤgel. Und dennoch geben einige Verſuche, die damit gemacht worden ſind, keine ungewiſſe Hoffnung, daß ſie zur Faͤrbe⸗ rey mit Nutzen gebraucht werden koͤnnten. Herr Hoppe in Gera hat fie angeſtellt, wie er, wiewol nur allzukurz, in den Phyſika⸗ liſchen Beluſtigungen im XV. Stuͤck, 1752. S. 342. und 343. erzaͤhlt. Ich hatte, ſagt er, vor ein paar Jahren meine Gedanken uͤber . die 320 I Von der Nuzbarkeit 2 die Beeren des Hartriegels, in der Meynung, daß ſelbige zu gar nichts nuͤtze waͤren, da ſie die Voͤgel nicht einmal freſſen, ob ſie gleich den ganzen Winter über bis ins Fruͤhjahr haͤngen bleiben. Ich nahm alſo im Februar etliche Trauben aus dem Garten mit nach Hauſe, und waichte ſie in Waſſer, worunter ich etwas Sa! tartari that, welches einen blauen Saft gab; hernach miſchte ich etwas ungeloͤſchten Kalk darunter, wovon der Saft noch blauer ward. Ferner goß ich Scheide⸗ waſſer dazu, welches eine hochdunkelrothe Farbe gab, die der Farbe des tuͤrkiſchen Garns gleich ſag. Aus Verſehen kam mir etwas davon ans Hemde. Ich verſuchte alſo den Fleck mit Zitronenſaft auszumachen, wovon er ſcharlachroth ward. Ich drückte hernach etliche Tropfen in den Saft von gedachten Beeren, wodurch er hellroth ward. So weit Hr. Hoppe. Andere Schriftſteller verſichern, daß dieſe Beere auch eine vortrefliche Purpur⸗ farbe geben. Auch daß eine ſchwarze Farbe daraus bereitet werden koͤnne, ſagt Linne, und lange einiger Pflanzen. 321 lange vor ihm ſchon Bock in ſeinem Kraͤuter⸗ buch, III. Th. S. 27. „Aus den ſchwar⸗ zen Beerlin, heißt es daſelbſt, machet man die rothen Wein, an etlichen Orten gegen dem Herbſt, ganz ſchwarz und dickroth, auf daß ſie deſto eher verkauft werden. Dieſe Beer⸗ lin geben blaw und ſchwarze Farb, werden von Brief⸗ und Kartenmalern aufgehaben. Ich hab etwan mein Dinten daraus gemacht.“ Es koͤnnte aller Wahrſcheinlichkeit nach fuͤr die Faͤrberey vortheilhaft ausfallen, wenn von Sachekundigen mehrere Verſuche mit dem Saft dieſer bisher ſo unnuͤzlich gebliebenen Beere des Hartriegels gemacht, und das Re⸗ ſultat derſelben oͤffentlich mitgetheilt wuͤrde. Pinguicula vulgaris, Lin. Gemeines Fettkraut, mit einem walzenfoͤrmigen Honig⸗ behaͤltniſſe, das ſo lang als das Kronblatt iſt. Dieſe Pflanze waͤchſt in feuchten Gegen⸗ den des noͤrdlichen Europens, in Daͤnemark, Lappland, England, Schweiz, von woher io für diejenige Gegenden, wo fie nicht * * * 5 wild⸗ & | 322 I. Don der Nuzbarkeit wildwachſend angetroffen wird, Saa nen zu erhalten, und vermittelſt dieſes daſelbſt anzu⸗ pflanzen waͤre, das ſie gar wol verdiente. Nach der Verſicherung des Ritters Linne, Flor. Suec. n. 25. toͤdtet der Saft der Blaͤt⸗ ter die Laͤuſe bey Menſchen und Vieh. Einen noch merkwuͤrdigern Vortheil fuͤhrt er in den Amoen. Acad. Vol. 3. p. 9. von ihr an. Er erzaͤhlt naͤmlich, wie die Nordlaͤnder ver— mittelſt der Blaͤtter dieſer Pflanze eine beſon⸗ dere dicke Milch verfertigen. Sie filtriren naͤmlich ſehr geſchwinde die warme Milch, wie fie von der Kuh kommt, uͤber die friſchen und fetten Blaͤtter, und ſtellen dieſelbe darauf einen oder zween Tage hin, damit ſie ſauer werde; darauf erhaͤlt ſie eine ſolche Dichtig⸗ keit, daß ſich nicht einmal einige Molke davon abſondert, und ſehr angenehm ſchmeckt, wenn gleich weniger Raam auf ihr als gewöhnlich vorhanden iſt. Dieſe Milch hat die Eigen⸗ ſchaft, daß, wenn man einen halben Loͤffel voll davon unter andere friſch gemolkene Milch gießt, dieſelbe gleichſam durch eine Gaͤhrung, we‘ 5 N. 0 0 8 7 N N ar einiger Pflanzen, 323 — — ¾•bͤ — — in eine eben ſo beſchaffene dichte Milch vers wandelt wird. Und mit dieſem Verfahren kann immer mit friſchen Milchen fortgefahren werden, ohne daß die einmal verdickte Milch dieſe Kraft verloͤhre. Es waͤre dieſes ein leichtes Mittel, dem in den Haushaltungen, wo eben kein allzugroſer Viehſtand iſt, öfters vorkommenden Mangel an geſtandenen Mil; chen abzuhelfen. Anthoxanthum odoratum, Lin. wah⸗ res Ruchgras, gelbes Ruchgras, Springs gras mit einer laͤnglich eyfoͤrmigen Bluͤhtenkolbe, und mehrentheils geſtiel⸗ ten Bluͤhten, die länger als die Gran⸗ nen ſind. Dieſes Ruchgras waͤchſt in Eu⸗ ropa an verſchiedenen Orten, und auch in Wuͤrtemberg, wild, vornehmlich auf bergis gen Wieſen und an den Acker Rainen. Es bluͤhet im May und Junius. Es unterſchei— det ſich von andern Graͤſern durch feinen lieb: lichen Geruch, woher es auch ſeine lateiniſche Benennung erhalten hat. Dieſer Geruch iſt 324 I. Von der Nuzbarkeit an der Wurzel ſehr ſtark biſamhaft und vielen widerlich, an dem Kraut aber gelinder, ange⸗ nehm und faſt dem Geruch des Steinklees, doch ohne das eckelhafte fühle, welches dieſen leztern, wenn man ſtark daran riecht, etwas unangenehm macht, noch mehr aber dem Ger ruch des Waldmeiſters gleich. Er iſt dem Ruchgraſe beſtaͤndig eigen, und wird durch den Boden nicht weiter veraͤndert, als daß er in trockenem Grunde ſtaͤrker, in feuchtem hin⸗ gegen etwas ſchwaͤcher ausfaͤllt. In der Zeit der Bluͤhte iſt er am ſtaͤrkſten, hernach ver⸗ mindert er ſich, und wird merklich ſchwaͤcher, bis der junge Trieb hervorkommt. Wenn es gut getrocknet oder gedoͤrrt wird, behaͤlt es dieſen Geruch viele Jahre. Der Geſchmack iſt ſuͤßlich und angenehm. Dieſes Gras ge⸗ hoͤrt unter die wenigen Grasgattungen, die allen Arten von Vieh wohl ſchmecken und gut bekommen, und ſich auf alle einer jeden Art gewidmete Waiden ſchicken. Auf den Schaaf: waiden, die ohnehin trocken ſeyn ſollen, iſt es dein Geruch und a nach am Fräftigs fien, einiger Pflanzen, 325 fin, und wird von den Schafen gern ges freſſen, ohne der Wolle nachtheilig zu ſeyn. Sollte die Vermuthung, daß es, ſo wie Bi⸗ ſam und andere wohlriechende Gewaͤchſe, ein Verwahrungs⸗ und Heilungsmittel gegen die Pocken abgebe, durch weitere Erfahrungen bez ſtaͤtiget werden: ſo wuͤrde man fuͤr die Ver⸗ mehrung deſſelben auf Schaaftriften nicht ges nug beſorgt ſeyn koͤnnen, ſo wie es uͤberhaupt eine eigene Anpflanzung an tauglichen Orten verdient. Die Pferde und das Rindvieh lie⸗ ben das Ruchgras wegen ſeines vortreflichen Geruchs und Geſchmacks, und wiſſen es als einen Leckerbiſſen unter andern Graͤſern aus⸗ zuſuchen. Es vertritt nicht nur gewiſſermaſen die Stelle des Gewuͤrzes unter dem uͤbrigen Futter, ſondern iſt ſelbſt ein nahrhaftes, ſaf, tiges und blaͤtterreiches Futtergras, welches ſich wohl vermehrt, und in einem Sommer, nach Beſchaffenheit des Bodens, zwey⸗ bis dreymal abgehauen werden kann. Es ſollte daher billig wie andere Futterkraͤuter, fleißig angebaut werden, beſonders an trockenen Or⸗ ten, . u. , vn 8 326 I. Don der Nuzbarkeit * dieſes, fortkommen. ten, wo andere Grasarten nicht ſo gut, wie f Feſtuca fluitans, Lin. Wanne; ſchwingel, Brandenburgiſches Wanna gras, Schwadengras, mit einer aufs recht wachſenden aͤſtigen Bluͤhtenriſpe, und faͤſt feftfinenden runden unbewehr⸗ ten Achren. Dieſes Gras waͤchſt in den europaͤiſchen Waſſergraͤben und Suͤmpfen, ‚und blüher im May, Junius und Julius. Man findet es auch in Wuͤrtemberg an ver⸗ ſchiedenen Orten in Baͤchen und Suͤmpfen. Es iſt blattreich, ſuͤß, nahrhaft, und, ſei⸗ ner ſtarken Halme ungeachtet, waich, mithin ein gutes Futtergras fuͤr Pferde und Rind— vieh; eben ſo gern freſſen es die Schweine, weswegen es auch in Schweden den Namen Schweineſchwingel erhalten hat. Es kann daher auf ſolchen Wieſen, die ſich nicht aus⸗ trocknen laſſen, mit dem groͤßten Nutzen ange⸗ bauet werden, wo es ſich binnen kurzer Zeit, ſowohl durch den Saamen, welcher den gan⸗ zen einiger Pflanzen. 327 ne zen Sommer uͤber ausfaͤllt, als auch durch die Wurzeln und Auslaͤuffer „ungemein ſtark vermehrt. Man maͤhet es unter dem Waſ— ſer, ſo weit die Senſe reichen kann, und ſo weit das Gras vom Schlamm und Unrath rein iſt, laͤßt das Waſſer rein ablauffen, und verfuͤttert es, wenn es trocken iſt. Es laͤßt ſich in einem Sommer mehrmals hauen, und der Ertrag davon iſt nicht geringe. Der Saame hat eine braune ſehr duͤnne Schale, die ſich leicht abſondern laͤßt, und eine compacte durchſichtige mehlige Subſtanz einſchließt; er iſt von einem ſuͤſſen und ange⸗ nehmen Geſchmacke, beſonders ehe er ſeine vollkommene Reife erlangt hat. Er dienet den Enten und andern Waſſervoͤgeln zu einer an⸗ genehmen Speiſe. Man hat bemerkt, daß ihn auch die Fiſche lieben, und daß die Forel: len in ſolchen Baͤchen ſehr wohl gedeyen, wo dieſes Gras in Menge waͤchſt, und ſeinen Saamen fallen laͤßt. Er iſt aber nicht nur für Voͤgel und Fiſche, ſondern auch für Men: ſchen 328 I. Von der Nuzbarkeit ſchen eine wohlſchmeckende und nahrhafte Koſt, und als eine ſolche bereits ſeit langer Zeit auf den Tafeln groſer Herren unter dem Namen Mannagruͤtze, oder polniſcher, Frankfurter Schwaden bekannt geweſen; weil er in Polen, Litthauen, der Neumark, und daſelbſt vor⸗ zuͤglich und zu Frankfurt und andern an der Oder gelegenen Gegenden geſammelt, und nach vorgängiger Zubereitung weit und breit verführt wird; welches auch in Schleſien, fo: dann an einigen Oertern in Daͤnemark und Schweden geſchieht. Die in Polen und der Mark gewoͤhnliche Art, den Schwaden zu fammeln- und zuzubes reiten, iſt folgende: man ſchlaͤgt den reifen Saamen fruͤh bey aufgehender Sonne, von dem annoch feuchten Graſe in ein von Pferdes haaren gemachtes Sieb, oder ruͤhret das Sieb hin und her dem Graſe entgegen, daß der Saame hinein faͤllt. Wenn man eine ziem⸗ liche Menge Saamen beyſammen hat, wird N: auf einem weiſſen leinenen Tuche aus⸗ gebreis einiger Pflanzen. 329 gebreitet, und vierzehen Tage an der Sonne getrocknet. Der wohlgetrocknete Saame wird in einen Stampftrog geſchuͤttet, Stroh oder Schilf darzwiſchen gelegt, und ſodann mit einem hoͤlzernen Stempel maͤſig geſtoſen, daß die Spelzen abgehen; worauf er geworfelt, und von aller Unreinigkeit geſaͤubert wird. Hiernaͤchſt kommt er noch einmal in eben den Stampftrog, in welchen er ſchichtweiß mit ge⸗ trockneten Ringelblumen, oder Aepfel- und Haſelblaͤttern eingelegt, und ſo lange geſtampft wird, bis die ſchwarze Schale herunter iſt, und der Gruͤtze ſeinen Glanz bekommt. Die Ringelblumen ſollen etwas zu Erhoͤhung der Farbe beytragen, welches aber wol auf der Einbildung beruhet. Wenn der Gruͤtze ſei⸗ nen Glanz erhalten hat; fo wird er durch oft maliges Worfeln und Abkehren völlig ge reinigt, und iſt ſodann zum Verkaufe fertig. Die rechte Zeit, ihn zu ſammeln, iſt im Heumonate. Die in Schonen gebraͤuchliche Art, den Y Schwa⸗ * — 330 1. Von der Nuz barkeit Schwaden zu ſammeln und zuzubereiten, iſt, nach der Veſchreibung des Herrn Nitters Linne in ſeiner Schon: Reiſe folgende : Wenn der Saame ſeine gehoͤrige Reife hat, welche er nach Johannis und im Heumonate erlangt, ſo wird er mittelſt eines ellenweiten Siebes, welches ſo kleine Loͤcher hat, daß die Koͤrner nicht durchfallen koͤnnen, eingeſammelt. Man faſſet das Sieb mit beyden dicht aneinander ges haltenen Haͤnden, ſo daß vier Finger in dem Rahmen des Siebes inwendig, und der Dau⸗ men auswendig liegen. Dieſes Sieb fuͤhrt man des Morgens fruͤh, wenn der Thau noch auf dem Graſe liegt, oder gleich nach einem Regen, durch die reifen Aehren hin und wie⸗ der von einer Seite zur andern, da dann der Saame mit ſeinen Spelzen ab- und in das Sieb faͤllt. Auf dieſe Art koͤnnen ein paar Perſonen an ſolchen Oertern, wo das Gras häufig waͤchſt, in Zeit von ein paar Stunden einen ganzen Scheffel voll ſammeln. Nach der Einſammlung breitet man die Koͤrner auf einem Tuche in der Sonne aus, und laͤßt ſie trocken einiger Pflanzen. 331 trocken werden. Die Reinigung oder Abfons derung der Spelzen und Schale, wobey der Schwaden eine helle und gelbe Farbe bekommt, geſchieht in einem hoͤlzernen Moͤrſel. Dieſer hölzerne Moͤrſel iſt ein perpendieulaͤr ausgear⸗ beitetes rundes oder achteckigtes Stuͤck von ei⸗ nem Eichenſtamme, 12. Elle hoch und 22.4 Viertel breit, mit einer runden, laͤnglichen, unten ſchmaͤler zulauffenden Hoͤhlung, im lichten zwey Viertel breit und drey Viertel tief. Hiezu gehoͤren zwey Keulen von Buͤchenholz, die an beyden Enden etwas ſpitzig, doch ab— gerundet, und fo dick, daß man fie kaum mit den zwey vorderſten Fingern umfaſſen kann, uͤbrigens aber zwey Ellen lang, und in der Mitte, wo fie mit beyden Händen ans gefaßt werden muͤſſen, etwas duͤnner gearbei⸗ tet ſind. Wenn nun der Saame geſtoſen wer— den ſoll, fo ſtreuet man eine Handvoll Hecker⸗ ling auf den Boden des Moͤrſels, darauf eine Handvoll von dem getrockneten Saamen, “ ſodann wieder eine Handvoll Heckerling; da ſich dann zwey Perſonen einander gegen uͤber Y2 ſtellen / 032. I. Von der Nuzbarkeit ſtellen, und fo hurtig als fie koͤnnen, ſtoſen; wobey aber die Keulen nicht hoͤher als auf die Haͤlfte der innern Hoͤhlung gehoben werden muͤſſen, daß die Koͤrner nicht ausſpringen. Dieſes wird fo lange fortgeſetzt, bis die Spel⸗ zen ganz herunter ſind, darauf ſie gereutert, und in einer Schwinge geſchwungen werden. Wenn man den Saamen auf dieſe Art ziens lich rein gemacht, und die ſchwarzen Koͤrner erhalten hat, ſo nimmt man eine Handvoll Heckerling und thut ſie in den Moͤrſel, hier⸗ auf eine Handvoll ſchwarze Koͤrner, ſodann wiederum eine Handvoll Heckerling; dieſes wird zuſammen ſo lange geſtoſen, bis die ſchwarze Schale ganz herunter iſt, da dann die Koͤrner durch Reutern und Schwingen völlig gereiniget werden. Sollten die Körner nicht uͤberall gelb werden, ſo werden ſie noch⸗ mals mit Heckerling ſchichtweiſe eingelegt und geſtoſen, bis ſie ganz gelb ſind, und hernach auf vorhergehende Art gereiniget. Bey dem Stoſen iſt in Acht zu nehmen, daß man mits ten auf den Boden ſtoſen muß, ſonſt ſpringen die einiger Pflanzen. 333 die Körner auf der Seite heraus und gehen verlohren; welchem man zuvor kommen koͤnn⸗ te, wenn man einen kleinen Rand um die Oeffnung des Moͤrſels machte. Von einem Scheffel gereinigten in den Spelzen befindlichen Saamen erhaͤlt man mehrentheils zwey Kan⸗ nen Gruͤtze. Der Mannagruͤtze giebt, mit Milch oder Wein gekocht, eine ſehr wohlſchmeckende, ja eben ſo gute Speiſe, als der bekannte Sago⸗ grüße, Er quillt ungemein im Kochen, faſt wie der letztere, den er an Schmackhaftigkeit noch uͤbertrift. Man nimmt ihn gemeiniglich ungeſtoſen und ungemahlen, ſo wie das Korn, nach Abſonderung ſeiner braunen Haut, aus der Stampfe kommt. Zuweilen wird auch das Mehl davon gebraucht, welches am Ge⸗ ſchmacke auſſer dem Reiß⸗ und Waſſernuß⸗ mehle wenig ſeines gleichen hat, aber mehr zu allerley breyartigen Speiſen als zu Back⸗ werke dienlich iſt, weil es, wie das Reiß⸗ mehl, nicht wohl fermentiret. Der Schwa⸗ Y 3 den 334 I. Von der Nuzbarkeit den wird zu dem Ende entweder in einer Muͤhle gemahlen, oder in einem Moͤrſel geſtoſen, und hernach durch ein feines Sieb geſiebt. Bey dem Nutzen, den dieſer Pflanzen: ſaamen verſchafft, da er den Menſchen zu einer ſo angenehmen und geſunden Speiſe gereicht, ſollte er nicht nur auch in den Gegenden, wo es bisher nicht geſchehen iſt, geſammelt, ſon— dern auch mit Fleiß ausgeſaͤet und auf feine Vermehrung der Bedacht genommen werden. Erſteres koͤnnte eine Arbeit fuͤr arme Leute ab— geben, die ſich dadurch ein nicht unbetraͤcht⸗ liches Taglohn erwerben koͤnnten: dieſes aber koͤnnte von Landwirthen auf ihren waͤſſerigten Gegenden unternommen werden. Scabioſa ſucciſa, Teufels Abbiß, mit vierſpaltigen ähnlichen Kroͤnchen, eins fachen Stamme, deſſen Aeſte ganz nahe ſtehen, und lanzett⸗eyfoͤrmigen Blaͤttern. Dieſe Pflanze waͤchſt in Teutſchland auf Trif⸗ ten und trockenen Orten, beſonders auch im Wuͤrtembergiſchen haͤufig, wo es im Junius und einiger Pflanzen. 335 VC und Julius bluͤhet. Die Zaͤſerchen der Haupt⸗ wurzel haͤngen an dem groͤſeren und dickeren Theile, welcher unten wie abgebiſſen ausſieht, und woher der aberglaubiſche Name dieſer Pflanze entſtanden iſt. Die Landleute fchyeis ben dieſer Wurzel groſe medieiniſche Kräften zu, und gebrauchen ſie haͤufig unter den Vieh⸗ arzueyen. Sie begruͤnden ſich hiebey auf die Fabel, daß der Teufel, der dieſe auſſerordent⸗ liche Kräften gewußt, aus Neid die Wurzel abgebiſſen, um wenigſtens dem menſchlichen Geſchlecht den groͤßten Theil derſelben zu raus ben, da es ihm nicht vergoͤnnt geweſen, die ganze Pflanze auszurotten. Ich fuͤhre ſie je⸗ doch nicht um dieſes ihres medieinifchen Nu⸗ Gens willen an, ſondern weil fie zur Färberey tauglich iſt. Mit den Blaͤttern derſelben kann gruͤn gefaͤrbt werden, womit auf folgende Art verfahren wird: Man nimmt die Blaͤtter friſch, legt ſie mit dem Garn, das man faͤr⸗ ben will, ſchichtweiſe in ein Gefaͤß, gießt fri⸗ ſches Bach⸗ oder Regenwaſſer daran, und ſiedet alles mit einander ſo lange, als man Y 4 Fiſche 336 1. Von der Nuz barkeit Fiſche zu ſieden pflegt. Man laͤßt es uͤber Nacht in dem Gefaͤſſe ſtehen, und morgends nimmt man das Garn heraus, welches als⸗ dann noch nicht gefaͤrbt zu ſeyn ſcheint. Der Topf wird nun wieder warm gemacht, und das Garn auf Stäbe über den Topf gelegt, und eine umgewandte Schuͤſſel darauf gedeckt, damit der aufſteigende Dunſt nicht ſo leicht verfliegt, ohne ſich durch das Garn zu zwin⸗ gen. Denn der Dunft ift es eigentlich, wel: cher faͤrbt. Nach dem ringt man das Garn, nimmt die Blaͤtter aus dem ſiedenden Waſſer, thut ein wenig Waſſer in das ausgeſottene hin⸗ ein, und tunket das Garn oft ein, bis es wohl gefaͤrbt iſt. Stockh. Abhandl. B. 4. S. 34. Aſperula tinctoria Lin. Särber Wald: meiſter, mit gleichbreiten Blaͤttern, wo⸗ von die untern ſechs und ſechs, die mitt⸗ lern aber vier und vier beyſammen wach⸗ ſen, mit niederhaͤngendem Stamme und Blumen, welche mehrentheils drey Ein⸗ ſchnitte haben. Die felſigten Huͤgel in f Schwe⸗ a einiger Pflanzen. 237 Schweden, Thüringen, Frankreich und Si— birien bringen dieſe Pflanze wildwachſend her⸗ vor, welche im Junius bluͤhet. Die Wurzel giebt eine eben ſo ſchoͤne rothe Farbe auf der Wolle, als die Faͤrberroͤthe; ſie muß aber zu dieſem Endzweck geſammelt werden, ehe ſie in die Stengel ſchieſſet. Man kocht die Wur⸗ zeln mit dem ſauerſten Biere, das man be⸗ kommen kann, welches die Farbe hoͤher macht. Wenn ſie gekocht haben, legt man die Wolle hinein, indem die Bruͤhe noch warm iſt. So bald das wollene Garn aus der warmen Farbe genommen wird, kuͤhlet man es pyloͤtzlich in einer bereit habenden Lauge ab. Stockh. Ab⸗ handl. B. 4. S. 28. | Es kaͤme auf Verſuche an, ob nicht die Wurzeln der Afperula arvenſis Lin. Acker⸗ waldmeiſter, und Aſperula cynanchica, Braunwurzel, welche wir naͤher und gleich haben koͤnnten, da beede in Teutſchland und auch in Wuͤrtemberg wildwachſend gefunden werden, eben ſo gut zur Faͤrberey gebraucht 95 wer 338 I. Von der Nuzbarkeit werden koͤnnten, als jene der Afp. tind. die für uns auslaͤndiſch if, Wenigſtens erzähle Steinmeyer in feiner lateiniſch geſchriebenen Diſſertation von der Faͤrberroͤthe, die zu Straßburg 1762. herausgekommen, S. 21. und 22. daß die Gebeine der Voͤgel, welche er mit den Wurzeln der Afperula arvenfis und der cynanchica gefuͤttert habe, roth ge⸗ färbt worden; eine Bemerkung, welche auch bey groͤſern Thieren, welche mit der Faͤrber⸗ roͤthe gefüttert worden, gemacht worden iſt. Trapa natans Lin. Schwimmende Waſſernuß. Eine Waſſerpflanze, deren Zrone vier Blaͤtter hat, der elch ift viermal getheilt. Die Nuß iſt mit vier gegen einander ſtehenden Stacheln um⸗ geben, welche vorher die Blaͤtter des Kelehs geweſen find. Sie waͤchſt vor: nehmlich im mittaͤgigen Europa und Aſien in Seen und andern ſtillen Waſſern, worauf die Blaͤtter ſchwimmen, ſie iſt aber auch von dem Hrn. D. Gmelin, wie er in ſeiner Enum, ſtir- einiger Pflanzen. 330 — — — —— — ſtirpium agro Tübtigenft indigenarum S. 44. erzaͤhlt, im Wuͤrtembergiſchen unweit dem Dorf Nabern im Oberamt Kirchheim an⸗ getroffen worden. Ihre Frucht find Nuͤſſe, welche zur Speiſe gebraucht werden, und wel⸗ chen man eine ſehr naͤhrende und ſaͤttigende, zugleich aber auch blaͤhende und verſtopfende Eigenſchaft beylegt. Inzwiſchen koͤnnte ſie unter andern Fruchtarten, beſonders in Miß⸗ jahren anderer Fruͤchten, nuͤzlich gebraucht wer⸗ den. Das Innere der Waſſernuͤſſe beſteht in einem Marke, welches, wenn es zu ſeiner vollkommenen Reife gediehen, die reinſte weiſſe Farbe uͤberkommt, und wenn es getrocknet worden, das feinſte Mehl enthalt. Dieſes Mehl wird auf folgende Art verfertiget: die Nuͤſſe werden, wenn ſie vorher ein wenig ab⸗ gewelket, doch aber noch nicht ganz ausge⸗ trocknet, ausgeſchaͤlt, auch von dem Kern das weiſſe Haͤutchen abgeloͤſet; ſodann werden die auegefchälten Kerne vorerſt noch etwas in der Luft getrocknet, hernach laͤßt man ſie in einem Backofen vollends bis auf den hoͤchſten Grad trocken 340 l. Von der Nuzbarkeit trocken werden. Der Backofen aber darf nicht mehr heiß, ſondern verſchlagen ſeyn, und die Kerne doͤrfen nicht auf die bloſe Platte, ſon⸗ dern muͤſſen in ein Sieb gelegt werden, wei⸗ len ſonſt in beyden widrigen Faͤllen die Kerne, und folglich auch das Mehl brandig werden moͤchten. Wenn dieſes geſchehen, ſo werden ſie, ſo bald ſie ein wenig erkuͤhlet ſind, und ehe ſie von der Luft etwa wieder neue Feuch⸗ tigkeit eingeſogen haben, in einem groben Moͤr⸗ ſel groͤblich zerſtoſen, und in einer Handmuͤhle zu Mehle gemahlen, alsdann durch ein Haar: ſieb geſiebet, wodurch man das feinſte und weiſſeſte Mehl, welches man hernach an trocke⸗ | nen Oertern aufzubehalten pflegt, erhält. Dieſes Mehl quillt im Kochen ganz ausneh⸗ mend, und kann zu Breyen gebraucht wer: den. Die Nuͤſſe laͤßt man durch Leute auf Kaͤhnen ableſen, welches aber gar behutſam geſchehen muß, weil ſie ſonſt ſehr leicht ab⸗ und ins Waſſer fallen. Es muß auch dabey nicht allein der Vortheil der Zeit in acht ge⸗ nommen werden, daß man ſie nicht uͤberſtaͤn⸗ dig einiger Pflanzen. 341 dig werden läßt, ſondern es darf auch die Aberndung nicht auf einmal geſchehen, daß man nicht zugleich die unreifen Nuͤſſe mit ab⸗ reiſſe. Anchuſa officinalis, Lin. Officinelle Ochſenzunge, mit lanzettfoͤrmigen Blaͤt⸗ tern und Blumenaͤhren, deren Blumen wie Dachziegeln uͤbereinander liegen und nach einer Seite gerichtet ſind. Sie waͤchſt auf Ruinen, an Wegen und Aeckern, und bluͤhet im May und Junius. Die jun⸗ gen Blaͤtter koͤnnen im Fruͤhjahr ſtatt eines Kohls zum Eſſen gebraucht werden. Zu ei⸗ nem gleichen Gebrauch dient auch das Kraut der bekannten Primula veris, Lin. Schluͤſſelblume, welches die Engländer als ein Gemuͤſe zu eſſen pflegen. Die Blätter find nicht allein weich und naͤhrend, ſondern ſtaͤrken auch die Nerven. me. trifoliata, Lin. Biber Bee — — 342 1. Von der Nuzbarkeit klee mit dreyfachen Blaͤttern, welcher auf naſſen ſumpfigten Wieſen und andern Or⸗ ten waͤchſt. Die Bauren in Weſtgothland gebrauchen nach der Verſicherung des Ritters Linne in feiner Flora Lapp. n. 80. lit. e. die Blaͤtter ſtatt des Hopfens zum Bier, welche daſſelbe eben ſo vor der Saͤure verwahren, wie der Hopfen oder der bittere Enzian. . Convolvulus Batatas, Lin. Bataten, mit herz ⸗ſpondonfoͤrmigen fuͤnfner vi⸗ gen Blättern, und einem kriechenden knollentragenden Stamme, der mit ſtei⸗ fen Borſten beſetzt iſt. Die Heimath die⸗ fee Pflanze iſt Oft: und Weſtindien, und ver⸗ diente fo gut als irgend eine in waͤrmere Ges genden gehoͤrige an unſer Clima gewoͤhnt, oder wofern dieſes nicht bewerkſtelligt werden koͤnn⸗ te, doch im Sommer bey uns gepflanzt zu werden, und ſich die Muͤhe, welche die Ueber— winterung ihrer Wurzeln erfordert, nicht verdruͤſſen zu laſſen. Dieſe Wurzeln ſind von auſſen roth, inwendig aber gelb, und ſind groͤſer — 5 einiger pflanzen. | 343 { gröfer als die Kartoffeln. Die uni der Bataten hat einen ſuͤſſen und ſehr angenehmen Geſchmack, und uͤbertrift hierinn faſt alle bes kannte Wurzeln. Sie ſchmelzet beynahe im Munde, und wird auf eben die Art, wie die Kartoffeln, zum Eſſen zubereitet. Bey der Pflanzung und ihrer Wartung verfaͤhrt man, wie ben den Kartoffeln; der Boden muß aus einer mit Sand vermiſchten Erde beſtehen, und nicht zu fett und nicht zu mager ſeyn. Bey dem Pflanzen ſelbſt werden die Wurzeln, wie manchmal auch bey den Kartoffeln zu ge⸗ ſchehen pflegt, in kleine Stuͤcke zerſchnitten, doch ſo, daß man ein oder zwey Augen (Keimen) an jedem derſelben, das man ſtecken will, ſtehen laͤßt. Nach Hr. Schrebern ſoll die Pflanze bey uns in Teutſchland weder bluͤ⸗ hen noch Saamen tragen. Es kaͤme aber doch auf Verſuche an, die mit erforderlichem Fleiß damit gemacht wuͤrden, ob ſie nicht, wenn ſie in den waͤrmeren Gegenden Teutſchlands zeitz lich im Fruͤhjahr ausgeſteckt, und vor allen⸗ falls ſich noch ereignendem Froſt vorſichtig, d Wie 344 I. Von der Nuzbarkeit wie andere zaͤrtliche Gewaͤchſe „ mit Bedeckun⸗ gen verwahrt würden, zu beederley Verrich⸗ tungen gebracht werden koͤnnten. Die groͤßte Schwierigkeit iſt, ſie den Winter hindurch ju erhalten: denn fie vertragen keine Kälte, keine ſtarke Hitze und keine Feuchtigkeit. Kalm raͤth daher in ſeiner Reiſe Th. 2. S. 322. an, daß man fie in Kaſten mit trockenem Sande in einem Gemach verwahren ſolle, welches ſo viele Waͤrme habe, daß ſie weder von Froſt noch Hitze beſchaͤdiget werden koͤnnen. In Spanien und Portugall werden fie bereits häufig ges baut, und es wäre zu wuͤnſchen, daß auch in Teutſchland vermoͤgliche Gartenliebhaber Wur⸗ zeln kommen lieſſen, ſie zur Vermehrung zu bringen ſuchten, und ihren Anbau bey uns dadurch erleichtern und allgemeiner machen moͤchten. Apocynum cannabinum, Lin. Sanf⸗ foͤrmiger Sundskohl, mit einem etwas geraden krautartigen Stamme, laͤng⸗ | _ Blättern, und an den Spitzen befe⸗ * einiger Pflanzen. 345 befeſtigten Blumenbuͤſcheln. Dieſe Pflanze iſt perennirend, und waͤchſt in Canada und Virginien wild, wuͤrde daher auch in Teutſch⸗ land wie ſchon mehrere nordamerikaniſche Gewaͤchſe fortkommen. Sie verdiente es auch, da ihr Stengel einen guten Hanf giebt, den die Amerikaner aus denſelben, auf eben die ſelbe Art, wie mit dem Hanf und Flachs zu geſchehen pflegt, daraus bereiten, ihn ſpinnen, und aus dem Garn allerley Zeuge weben, wie Kalm in ſ. Reiſe, Th. 2. S. 278. berichtet. Da wir eben noch nicht viele Pflanzen, welche zur Spinnerey taugen, haben: ſo wuͤrde eine weiters hiezu geſchickte nicht uͤberfluͤßig ſeyn. Chenopodium Bonus Henricus, Lin. Guter Seinrich, mit dreyeckig⸗ pfeilfoͤr⸗ migen Blaͤttern, welche einen glatten Rand haben, und zuſammengeſetzten blaͤtterloſen⸗aus den Winkeln der Blaͤt⸗ ter entſpringenden Blumenaͤhren. Dieſe Pflanze waͤchſt auf den Ruinen, ſteinigten Orten, an den Wegen und Baͤchen, und 3 bluͤhet 346 J. Von der Nuzbarkeit Ar, bluͤhet im May. Die Wurzelſproſſen oder junge Geſchoſſe koͤnnen wie der Spargel ge⸗ kocht werden, ſie ſchmecken wie dieſer, und find eben fo nahrhaft, Liu. Amon. acad. Vol. 3. S. 82. Erhards Pflanzenhiſtorie II. B. S. 88. In dem mangelhaften Jahr⸗ gang 1771. dienten dieſe junge Wurzelaus⸗ ſchlaͤge ſowol als nachher die Blaͤtter vielen Armen zur Nahrung, die ſie wohlſchmeckend fanden, ob ſie dieſelben gleich nicht ſo, wie es mit dem Spargel gewoͤhnlich geſchieht, zu⸗ richteten, ſondern blos mit Waſſer abkochten und ſalzten. | Wird fortgeſezt. II. Von dem Birnbaum. Pyrus communis, Lin. Wilder oder gemeiner Birnbaum. Er gehört unter die einheimiſche Bäume Teutſchlands, und die Himmelsgegend unſers Vaterlandes iſt ihm ſehr angemeſſen, auch kommen die mehreſten Ab⸗ | ander II. Von dem Birnbaum. 347 änderungen feiner fo beliebten Früchten in den meiſten Gegenden ſelbſt des noͤrdlichern Teutſch⸗ lands zu ihrer Zeitigung, wenn ſie nur an Orte gepflanzt werden, wo ſie den Sonnen⸗ ſchein genieſſen, und behoͤrig verpflegt werden. Es giebt jedoch einige Sorten, welche aus Frankreich zu uns gebracht werden, die da— ſelbſt vorzuͤglich geſchaͤtzt werden, bey uns aber nie zu einer vollkommenen Reife gelangen wollen. Die Birn iſt zu Abaͤnderungen ſehr geneigt, und in den Pomologien und den erſcheinenden Verzeichniſſen der verkaͤuflichen Obſtbaͤume, die wir aus Frankreich, England, Holland und von teutſchen Gaͤrtnern jaͤhrlich zu ſehen be⸗ kommen, trifft man eine ziemlich betraͤchtliche Anzahl verſchiedener Birnſorten an, wovon aber freilich manche weder des dafuͤr ausgeleg⸗ ten Geldes noch der Muͤhe des Verſchreibens werth ſind, obgleich die Kaͤufer durch einen der Sorte gegebenen prächtigen und verfuͤhre⸗ riſchen Namen angelockt zu werden pflegen. 3 2 Die 348 Il. Von dem Birnbaum. Die wilde Birn iſt rauh, unſchmackhaft, klein, von wenigem Saft, und nur alsdann eßbar, wenn ſie teig iſt, und wird zum Obſt⸗ moſt oder zur Fütterung der Schweine anges wandt. Es finden ſich jedoch manchmal un⸗ ter den wilden Birn Abaͤnderungen, die nicht nur eßbar, ſondern auch wirklich von gutem Geſchmack ſind. Unter dieſe gehoͤrt z. B. die Winterbutterbirne, Winter Beurre Pear, Small Winter Buree des Hanbury, oder the Wilding of Caſſoy, der Caſſoy Wild⸗ ling, welchen letzten Namen fie von Eaſſoy, einem Wald in Bretagne, wo ſie entdeckt worden, erhalten hat, und unter die feine Taſelbirnen gezaͤhlt wird von Miller, Mawe und Hanbury. Die St. Germain Pear, The Unknown of la Fare, J Inconnue de la Fare du Ham. eine groſe feine Birn, iſt an dem Ufer des Fluſſes la Fare in der Pa⸗ rochie St. Germain entdeckt worden. Die Winter verte longue Pear, fuͤhrt auch den Namen Landry Wilding, Landry Wildling, iſt, wie ihr letzter Name vermuthen laͤßt, eine wild⸗ II. Don dem Birnbaum. 349 wild wachſend gefundene Birn. Waͤre man in vorigen Zeiten in Teutſchland eben fo aufmerk— ſam auf dergleichen Naturprodukte geweſen: ſo wuͤrden wir ohne Zweifel das Verzeichniß von dergleichen feinern Birnſorten, die aus Wild— lingen entſtanden find, vermehren koͤnnen. Ich habe vor etlichen Jahren unter etlich und zwan⸗ zig nicht weit von einander ſtehenden Holzbirn⸗ baͤumen einen von gleicher Groͤſe angetroffen, welcher im Auguſt zeitige Birn trug, die von dem beſten Geſchmack, nicht gros, gelbgruͤn, rund, füß und ſehr ſaftig waren, die gewiß verdient haͤtten, wie andere gute Sommerbirn fortgepflanzt zu werden. Alle dieſe Baͤume ſtunden auf einem ungebauten Platz, und un⸗ ter denſelben fanden ſich auch Holzaͤpfelbaͤume. Es iſt alſo nicht wahrſcheinlich, daß dieſer einige ſollte durch das Impter veredelt wor⸗ den ſeyn, wovon auch an dem ganzen Stamm keine Anzeige wahrzunehmen war. Die Anzahl der Abaͤnderungen der Birn iſt ſchon ſehr groß, und der Herr Superinten⸗ 975 8 3 dent 8 * 232 350 II. Von dem Birnbaum. dent Lueder fuͤhrt in ſeiner aus dem Engliſchen uͤberſetzten vollſtaͤndigen Anleitung zur Erzie⸗ N hung und Wartung aller Obſt⸗ und Frucht⸗ baͤume und Fruchtſtraͤucher ꝛc. Luͤbeck, 1781. 116. Birnſorten an, die gewiß noch auf eine gröfere Anzahl vermehrt werden koͤnnten, wenn man in manchen teutſchen Gegenden, auch auf den Doͤrfern, die weitere und manchmal nur in einem engen Bezirk bekannte Sorten aufſuchen und hinzufügen wollte. Ich würde eine uͤberfluͤßige Arbeit uͤbernehmen, wenn ich aus dem Luederiſchen Verzeichniß, oder aus andern Catalogen die darinn beſchriebene Birn⸗ ſorten ausſchreiben wollte. Ich wuͤrde auch ſelbſt von den wenigſten Obſtfreunden verſtan⸗ den werden, wenn ich nur die Namen, oder auch die kurze und unvollſtaͤndige Beſchreibun⸗ gen, woraus ſelten eine Birnſorte erkannt werden kann, anführen wollte. In der Gaͤrt⸗ nerſprache uͤberhaupt, und in der Benennung der Obſtſorten inſonderheit, herrſcht noch immer eine groſe Verwirrung. Ich kann an einem Ort in zween Gaͤrten kommen, worinn mir | einer⸗ 1 II. Don dem Birnbaum. 351 einerley Obſtſorte unter zweyerley Namen ges zeigt wird; welches daher ruͤhrt, daß ſie aus zweyerley Laͤndern, oder vielleicht nur aus zweyerley Baumſchulen eines Landes und oft eines Ofts verſchrieben worden ſind. Wenn dieſes wirklich gute Sorten betrifft: ſo iſt der Kaͤufer wenigſtens nicht ganz und nur zum Theil betrogen „ daß er gerade nicht die vers langte Sorte erhalten hat, ſondern eine ande— re, doch gleich gute. Aber, da ſich betruͤge⸗ riſche Gaͤrtner ſo leicht hinter die Verſchieden⸗ heit der Obſtnamen verſtecken, und ſich damit entſchuldigen koͤnnen, wenn fie einem Kaͤufer die elendeſte Sorte unter eben dem Namen, unter welchem ſie dieſer verlangt, zuſchicken: ſo kann dieſer Umſtand immer den Betrug ver⸗ decken. Sie werden fagen, in meiner Baum ſchule fuͤhrt die verlangte Sorte gerade dieſen Namen, der mir benennet worden. So lange nun dieſe Verwirrung und dieſe Freyheit, die ſich ein jeder herausnimmt, an den Blumens und Obſtſorten die Namen nach eigenem Will: kuͤhr zu veraͤndern, nicht gehoben wird, ſo 34 lange 372 I. Von dem Birnbaum. ä —— lange bleibt der Kaͤufer in der Unſicherheit, ob er die erwartete und verſchriebene Sorte be kommen habe. Dieſer Umſtand hat auch ſchon manchem Liebhaber manche und groſe aber ver⸗ gebliche Ausgaben verurſacht. Der Hr. Pros feſſor und Juſtizrath Hirſchfeld hat zwar in feinem Gartenkalender die betruͤgeriſche Gaͤrt⸗ ner mit einer oͤffentlichen Anzeige bedroht, und dieſes kann einen oder den andern handelnden Gaͤrtner, welcher noch eine ſolche Beſchimp⸗ fung fürchtet, von fernerem Betrug zuruͤck⸗ halten. Allein auch ein ehrlicher Gaͤrtner kann ihn ohne ſeine Schuld begehen, wenn er andere als die fonft angenommene Benen— nungen in ſeinem Verzeichniß fuͤhrt. Wenn nicht entweder eine neue teutſche Ausgabe der Pomona gallica, oder Traite des arbres fruitiers des du Hamel mit getreu ilfus a minirten Abbildungen der Obſtſorten, und mit teutſchen, franzoͤſiſchen, engliſchen, hollaͤndi⸗ ſchen, ſchwediſchen, daͤniſchen und lateiniſchen Namen in moͤglichſt wohlfeilem Preiß den Liebhabern der Obſtgaͤrtnerey in die Haͤnde ge⸗ | liefert II. Von dem Birnbaum. 353 liefert wird, bey welcher ein Verleger nichts verliehren wuͤrde, da der Abgang bey der ge⸗ genwaͤrtigen groſen Liebhaberey der Baum⸗ gaͤrtnerey gar nicht ungewiß iſt; oder wenn nicht alle teutſche Baumgaͤrtner, die Dilettan⸗ ten ſowohl, als die Gärtner von Profeßion, die Benennungen der Obſtſorten nach einer be⸗ kannten vollſtaͤndigen und ſchon im beſten Ruf ſtehenden teutſchen Baumhandlung, wie es die Herrenhauſiſche oder eine andere iſt, annehmen, und alſo wenigſtens in Teutſchland eine allge⸗ meine Verſtaͤndniß in den Obſtnamen beliebt werden wird, nach welchen kuͤnftig die Kaͤu⸗ fer ihre Verſchreibungen machen koͤnnten: ſo wird der Verwirrung in der Pomologie und dem dadurch unterſtuͤtzten Betrug boshafter Baumverkaͤufer nie Einhalt gethan werden koͤnnen. Doch hievon wird in einem der naͤch⸗ ſten Stuͤcke dieſes Journals weitlaͤuftiger ge handelt werden. Der Ritter Linne fuͤhrt in dem Syſt. Plant. P. II. S. 500. 501. der Reichardiſchen Aus⸗ 3 5 gabe 354 II. Von dem Birnbaum. gabe vier Abaͤnderungen der Birn an, Pyrus falerna, purpeiana (purpurea ?) favo- nia, volema. Er fuͤhrt den Bauhin dabey an, und erklaͤrt aus dieſem die erſte für eine Bergamotten⸗Birn, P. Bergamotta Gallis, die zweyte fuͤr die bon chretien, P. boni Chriſtiani, die dritte fuͤr die rothe Biſam⸗ bien, P. Ieſu ſ. moſchatellina rubra, und die vierte koͤnnte nach der Bauhiniſchen Beſchrei⸗ bung die Pfundbirn ſeyn, Pyra dorſalia eademque liberalia (libralia 2) dicta, eckige und pfundſchwere Birn, volema, quæ volam manus implent. Es ſind dieſes ſolche Birnſorten, die ſchon unter den Roͤmern bekannt waren, und die man in dem Colu— mella und Plinius angefuͤhrt findet. Sie hatten aber auſſer dieſen noch mehrere Sorten, die ſie theils nach ihrem Geburtsort Pyra numantina, numantiſche, graeca, griechi⸗ ſche, numidiana, numidiſche Birn nannten; oder ſie gaben ihnen die Namen derjenigen, welche ſie nach Rom gebracht hatten, als pyra pompeiana, ſeveriana, Birn des Pom⸗ IL Von dem Birnbaum. 355 Pompejus, des Severus, oder der Fuͤrſten, welche fie liebten und dadurch in einen guten Ruf geſetzt hatten, als Tiberiana, Birn des Tiberius; oder die Benennung wurde von ih: rer Groͤſe genommen, als libralia, Pfund; birn, und die auch ſchon vorher angefuͤhrte pyra volema; von ihrer Farbe, teſtacea, Farbe von gebrannter Erde, onychina, Farbe des Onyx. Sie wurden auch von dem Ges ruch benennt, pyra myrapia, von dem Myrrhengeruche, laurea, vom Geruch des Lorbeerbaums, nardina, vom Spikanard; von der Zeit ihrer Reife, hordearia, welche in die Zeit der Gerſtenernde fiel; oder von ihrer Figur, ampullacta, cucurbitina, wie Flaſchen oder Kuͤrbiſe geſtaltet; oder von ihrem Geſchmack, acidula, ſaͤuerliche; oder von ungewiſſen Urſachen, patricia, ſeſſilia, regia &c. Die Birnſorte, welche Virgi⸗ lius über die andern erhebt, waren die Cru- ſtumia, Birnen von einer vorzuͤglichen Suͤſ⸗ ſigkeit, die zu Cruſtumium, einer Stadt in Italien, entſprungen, oder vielleicht zuerſt da⸗ 356 II. Von dem Birnbaum. daſelbſt angepflanzt worden iſt. Die lateiniſche Schriftſteller zählen auch den beſten und ſuͤſſe⸗ ſten Birnen die fyria und volerna bey, welche vielleicht mit den ſementinis und muſteis einerley ſind. Aus vielen dergleichen Birnnamen der alten Roͤmer ſcheint zu erhel⸗ len, daß ſie ihre mehreſte Gattungen dieſes Obſtes von Griechenland, Aegypten, Kar⸗ thago, Syrien ꝛc. bekommen haben. Es iſt moͤglich, daß ſich manche von die⸗ ſen Birnſorten der aͤltern Roͤmer bis auf un⸗ ſere Zeiten fortgepflanzt und erhalten haben, und daß wir fie noch beſitzen; es iſt aber auch ſehr wahrſcheinlich, daß fie ſich in der inzwi⸗ ſchen verlauffenen langen Zeit, durch die ſo oft mit ihnen vorgegangene Veraͤnderung der Cultur, des Clima und des Bodens auch in der Groͤſe, Farbe und Geſchmack fo ſehr Fön: nen veraͤndert haben, daß ſie ihre erſte Beſitzer nicht mehr erkennen wuͤrden. Denn es iſt be⸗ kaunt, was alle dieſe Dinge fuͤr einen ſtarken Einfluß in die Veraͤnderung der Baumftuͤchten haben. II. Von dem Birnbaum. 337 haben. Daher moͤgen auch die mancherley Namen ruͤhren, welche man einer und eben derſelben Birn oder Apfel zu unſern Zeiten gegeben hat. Eine hellere oder dunklere Farbe der ganzen Birn, ihre mehr oder weniger ge⸗ ſtreifte Haut, eine roͤthere Farbe der gegen die Sonne gekehrten Seite in einer ſonnenreichen Lage des Baums und andere dergleichen zus fällige Beſchaffenheiten haben manchem Gaͤrt⸗ ner Anlaß gegeben, eine Obſtſorte mit einem andern Namen zu belegen, als der war, uns“ ter welchem er ſie zuerſt erhalten hatte. Eine ſolche Freyheit ſollte ſich niemand nehmen, ſondern die einmal eingefuͤhrte Namen ſollten mit aller Redlichkeit beybehalten werden, da die nur zufaͤllige Veraͤnderungen des Obſtes ſich bey veraͤnderter Witterung, Cultur, Bo⸗ den ꝛc. verliehren, und ihre erſte Beſchaffen⸗ heit und aͤuſſere Geſtalt wieder annehmen kann. Alle Abarten der Birnen ſtammen von dem Holz oder wilden Birnbaum, der ſich vor | den 358 II. Von dem Birnbaum. den weniger oder mehr veredelten Birnbaͤumen durch ſeine Dornen hauptſaͤchlich unterſcheidet, ab, aus deſſen Früchten und den darinn ents haltenen Saamen neue Birnbaͤume entſtanden ſind, wovon nach und nach einige, die unter guͤnſtigen Umſtaͤnden aufgewachſen, beſſere und veredelte Birnen hervorgebracht haben moͤgen. Die fruͤhere Menſchen, welche auſſer den Nah⸗ rungsmitteln wenige andere Beduͤrfniſſe gehabt haben, muß eine ſolche vortheilhafte Veraͤnde⸗ rung einer Frucht, die in ihrem erſten Zuſtand eben nicht beſonders wohlſchmeckend fuͤr ſie ge⸗ weſen ſeyn kann, allerdings aufmerkſam ge⸗ macht und ſie veranlaßt haben, die Obſtkerne ſelbſt zu ſtecken, und daraus beſſere Obſtſorten zu erziehen. Es mag auch die Sache fo langs ſam zugegangen ſeyn, als ſie immer will: ſo koͤnnen fie doch bey ihrem laͤngern Leben das mit zu Stande gekommen ſeyn, und noch fruͤh genug manche gute Obſtſorten erzogen und er⸗ lebt haben. Ob ich nun gleich dieſes fuͤr nichts anders als eine Muthmaſung anführe: fo laͤßt ſich doch hieraus ziemlich wahrſcheinlich die II. Von dem Birnbaum. 319 — — — — — m — — die erſte Entſtehung nen Pflanzung der Obſt⸗ baͤume verſtehen. Aber wie der menſchliche Verſtand auf das Pfropfen der Obſtbaͤume ge⸗ kommen ſey, das iſt nicht ſo leicht zu erklaͤ⸗ ren. Theophraſt erzaͤhlt uns zwar, daß die Menſchen durch folgenden Zufall darauf gelei⸗ tet worden ſeyen. Ein Vogel habe eine Frucht verſchluckt, und der von ihm gegan⸗ gene Kern ſey von ungefaͤhr in einen Ritz oder Spalt eines Baumaſtes gefallen, habe, nach— den er durch den Saft des Baums Nahrung und Feuchtigkeit bekommen, gekeimt, und daraus ſey ein Baumzweig entſtanden. Plis nius erzaͤhlt uns eine andere Entſtehungsart dieſer Erfindung. Er ſagt, ein Landmann habe einen Zaun um ſein Haus gemacht, und dieſem Epheuſtoͤcke gleichſam als eine Schwelle untergelegt, damit die Ruthen, woraus er den Zaun verfertiget habe, nicht fo bald ver⸗ faulen moͤchten. Dieſe Ruthen haͤtten den Saft der Epheuſtoͤcke in ſich gezogen, und davon haͤtten ſie zu treiben angefangen. So e auch immer dieſe Erfindungs⸗ arten 360 II. Von dem Birnbaum. arten des Pfropfens der Baͤume vielen ſchei⸗ nen moͤchten: ſo erhellet doch ſo viel daraus, daß auch dieſe fo nuͤtzliche und fo angenehme Erfindung, wie die allermeiſten uͤbrigen Er⸗ findungen, einem bloſen Zufall zuzuſch reiben ſeyen, und derjenige, welcher ihn zuerſt be⸗ merkt, und weitere Verſuche zu machen, ſich dadurch hat anlocken laſſen, verdiente das dankbarſte Angedenken des ganzen menſchlichen Geſchlechts. Aber, leider! wir kennen ihn nicht, und die gegen mehrere nuͤtzliche Eeſtu⸗ der undankbar gebliebene Vorwelt hat uns ſeinen Namen nicht aufgezeichnet. Aber auch das Augedenken dieſes unbekannten Wohlthaͤ⸗ ters der Menſchen ſoll uns geſegnet ſeyn. Denn ihm haben wir es zu verdanken, daß wir das ſchmackhafteſte Obſt fortpflanzen und faſt ins Unendliche vermehren koͤnnen; da ohne die Er⸗ findung des Pfropfens die beſte Obſtſorte mit dem Baum, worauf ſie entſtanden iſt, wieder verlohren gegangen waͤre. Man hat dieſer Vermehrung der veredelten Obſtſorten durch das Impten oder Pfropfen noch mehrere in der U II. Von dem Birnbaum. 368 der Folgezeit hinzugethan, das Okuliren und Ablaktiren, die wie jenes allzubekannt ſind, als daß man eine Beſchreibung der Verfah— rungsart, welche dabey beobachtet wird, da⸗ von erwarten wird, wovon ſchon in ſo vielen Gartens und andern Büchern die vollſtaͤn⸗ digſte und deutlichſte Anweiſungen gegeben worden ſind. Mit dieſen Vermehrungen der Obſtbaͤume begnuͤgte ſich der Fleiß der Men⸗ ſchen noch nicht. Man verſuchte auch, die guten und nuͤtzlichen Baumarten durch Blaͤt⸗ ter und den daran ſitzenden Holzaugen, die man in die Erde pflanzte, und durch abge⸗ ſchnittene Zweige, die man in die Erde ſteckte, fortzupflanzen und zu vermehren; und die das mit angeſtellte Verſuche waren oͤfters von recht gutem Erfolg. Doch behaupten noch immer die erſten zwo Vermehrungsſorten, das Im⸗ pten und das Okuliren, den Vorzug vor den andern. Die Birnbaͤume werden entweder hoch⸗ ſtaͤmmig oder zu Zwergbaͤumen erzogen. Die A a Zwerg⸗ — 362 ll. Von dem Birnbaum. Zwergbaͤume find eine neuere Erfindung, welche, nicht viel aͤlter als aus dem vorigen Jahrhun⸗ dert ſeyn wird, und die die Franzoſen ihrem, la Quintinie zuſchreiben. Das ganze Kunſt⸗ ſtuͤck, einen Obſtbaum zu einem niedrigen Wuchs zu bringen und darinn zu erhalten, ben ruht auf dem Stamme, worauf eine Obſtſorte geimptet oder okulirt wird. Man nimmt hiezu gewoͤhnlich und am beſten die Quitten⸗ und die Johannisaͤpfelſtaͤmme, jene zu Birn⸗ und dieſe zu den Aepfelbaͤumen. Einige ſind auch darauf verfallen, Schlehen⸗ und Weiß⸗ dornſtaͤmmchen und andere hiezu zu gebrau⸗ chen; allein, wenn es auch geraͤth, daß ein auf ſolche Staͤmmchen eingeſetztes Aug oder ein aufgeſetzter Zweig treiben und zu einem Baͤumchen anwachſen ſollte: fo laͤßt das Wachsthum doch bald nach, und es verdirbt daſſelbe fruͤhzeitig. Kirſchenbaͤume, Pflau⸗ men, Quetſchen, Aprikoſen und Pfirſchen werden durch den Schnitt und durch das Anz heften zu Spalieren erzogen, womit die Gar⸗ tenwandungen an Haͤuſern oder Gartenmauern und N II. Von dem Birnbaum. 363° und Gartenzäune bekleidet, oder beſonders die Pfirſchen und Aprikoſen an eigenen Treibmau⸗ ren zu fruͤherer oder mehrerer Zeitigung ge⸗ zwungen werden. Der Birnbaum, der Zwerg- ſowohl als der hohe Birnbaum, Fommt ungleich beſſe er in einem angebauten Boden als auf einem Grasplatz fort, und ein hochſtaͤmmiger Birn⸗ baum erreicht in jenem, wenn ſeine Wurzeln beſonders noch einen guten Grund finden, worinn ſie ſich auch in die Tiefe ausbreiten koͤnnen, zu einem ſehr hohen und ausgebreite⸗ ten Wachsthum, und erzeigen ſich auch darinn bey anderwaͤrtigen guͤnſtigen Umſtaͤnden unge⸗ mein fruchtbar. Da hingegen die Baͤume öfters in einem mit Gras bewachſenen Boden zwar einige Jahre, aber doch nicht ſo friſch und ſo ſtark, wie in einem umgebrochenen Land, fortwachſen. Man ſucht zwar der Sache dadurch abzuhelfen, daß man den Gras⸗ boden nach dem Herbſt hart um den Baum einige Fuß breit aufgräbt, beduͤngt, und nach Aa 2 eini⸗ 364 II. Von dem Birnbaum. einigen Wochen den Graben wieder zufuͤllt. Aber gerade wird dieſes Hülfsmittel am uns rechten Ort angebracht, naͤmlich da, wo die Baumwurzeln am dickſten ſind, und wo ſie wenig oder keine Nahrung und Fettigkeit von dem Duͤnger einſaugen koͤnnen. Wuͤrde man dieſes Umgraben und Duͤngen in einer weite⸗ ren Entfernung von dem Stamme und daſelbſt vornehmen, wo ſich die Baumwurzeln endis gen, welcher Ort aus dem Wald des Baums ſich leicht beſtimmen laͤßt, da die Wurzeln ſo weit als der Wald oder die Aeſte ſich auszu⸗ breiten pflegen: ſo wuͤrde man einen ungleich beſſern Erfolg davon ſpuͤhren. Man betrachte nur die Baͤume, die in einem gebauten Bo⸗ den ſtehen, gegen die, welche im Gras boden aufgewachſen ſind, und die groſe Verſchieden⸗ heit derſelben wird einem jeden gleich in die Augen fallen. Man hat auch ſchon mehrma⸗ len der Kraͤnklichkeit und der Unfruchtbarkeit der Baͤume in einem Grasboden nur dadurch abgeholfen, daß man den letztern umgebrochen, wodurch nicht nur die Baͤume, welche bisher kaͤrg⸗ II. Von dem Birnbaum. 365 kaͤrglich gewachſen, und auch in manchen Jah⸗ ren gar keine Fruͤchten getragen haben, auch mit Moos uͤberzogen waren, in ein ſchnelles und friſches Wachsthum gerathen ſind, und reichlich Fruͤchten getragen haben. Der Herr Inſpector und Oberprediger Schmaling zu Oſterwiek bey Halberſtadt erzaͤhlt ein hieher gehoͤriges merkwuͤrdiges und lehrreiches Bey ſpiel aus ſeiner eigenen Erfahrung in dem Hirſchfeldiſchen Gartenkalender auf das Jahr 1782. S. 180 - 188. Es iſt daher ſchon mehrmalen von Gartenverſtaͤndigen angerathen worden, die Baumgaͤrten nie mit Gras uͤber⸗ wachſen zu laſſen, oder ſie als Grasgaͤrten zu benutzen, ſondern ſie wie die Weinberge zu behandeln, alljaͤhrlich im Fruͤhjahr umhacken zu laſſen, und den leeren Boden, wenn man ihn ja noch weiters benutzen wollte, mit ſol⸗ chen Pflanzen, Cartoffeln, Welſchkorn, Bur⸗ gunderruͤben ꝛe. auszuſtecken, oder mit Haber, Wicken, Erbis zum Viehfutter anzuſaͤͤen, die laͤngſt gegen den Herbſt hin wieder hinweg⸗ Ae Die Baͤume muͤſſen dabey von dem Aa 3 Moos, 366 II. Von dem Birnbaum. Moos, als einer ihnen ſehr ſchaͤdlichen Schma— rozerpflanze, von den Schwaͤmmen, Miſtel, Waſſerreiſern „Raupen und Ameiſen ꝛc. auch von den duͤrren Reiſern und Aeſten fleißig ge⸗ reinigt werden. Und damit ein Baum auch ein duffi erliches gut in die Augen fallendes An: fehen bekomme, muß man ihn in der Jugend beſchneiden, die Aeſte in Ordnung bringen und darinn zu erhalten ſuchen, wozu uns der Wuchs der Baͤume ſowohl, als auch die Buͤcher von der Baumgaͤrtnerey, woran wir heut zu Tag keinen Mangel haben, Anleitung geben. Am beſten aber lernt man dieſes aus eigener Erfahrung und Uebung. Mit der weitlaͤuftigſten Theorie vom Baumſchnitt kann man doch ein Baumverſtuͤmmler werden. Es iſt mir ein Beyſpiel eines auf die Reiſe gegan⸗ genen Gaͤrtnersgeſellen bekannt, der zwar von \ feinem Lehrmeiſter einen guündlichen Unterricht vom Baumſchnitt genoffen, und der, da er fi ch bey einem herrſchaftlichen Gaͤrtner um Dienſte gemeldet, wie ein Profeſſor von den Gartenarbeiten und vornehmlich von der Baum zucht * * Ti Von dem Birnbaum. 367 N zu fprechen gewußt hat. Der Gärtner war ſehr vergnuͤgt, einen ſo geſchickten Men⸗ ſchen zu bekommen, und nahm ihn gleich in “feine Dienſte, wies ihm des andern Tags feine Arbeit bey den Zwergbaͤumen und deren Be⸗ ſchneidung an, die er auch mit Emſigkeit vers richtete. Allein, wie erſchrack der betrogene Mann nicht, da er ſeine beſchnittene Baͤume beſuchte, und fand, daß fie aͤuſſerſt verſtuͤm⸗ melt und auf etliche Jahre hin ruinirt und un⸗ fruchtbar gemacht worden waͤren. Ein An⸗ faͤnger kann die Theorie der Gaͤrtnerey und der Baumzucht erlernen, aber er muß ſich dabey durch genaue Betrachtung der Baͤume, die Art ihres Wachsthums, den Unterſchied der Frucht: und Holzzweige ſorgfaͤltig bekannt mas chen; er muß einem geſchickten und in langer Uebung geſtandenen Gaͤrtner, oder einem der es nicht aus Profeßion iſt, aber es verſteht, oft bey dem Schneiden, Binden und uͤbrigen Behandlungen der Baͤume zuſehen, und ſich von ihm uͤber jeden Umſtand, der dabey vor⸗ wee muͤndlich belehren laſſen, ehe er ſelber Aa 4 das 3683 II. Von dem Birnbaum. das Meſſer in die Hand nimmt, und die Baͤume zu beſchneiden wagt. Er wird ſelbſt wohl thun, wenn er ſeine erſten Proben nicht gleich an den beſten und vorzuͤglichſten, ſon⸗ dern an ſolchen Baͤumen macht, woran ihm eben nicht allzuviel liegt, wenn er auch Fehler bey deren Behandlung gemacht, und ihnen einigen Schaden zugefuͤgt haͤtte. Er wird ſich ferner den groͤßten Vortheil von fleißiger Beſuchung ſolcher Baumanlagen und Baum⸗ gaͤrten, die in dem Ruf einer guten Unter⸗ haltung ſtehen, verſchaffen, wenn er den Schnitt, die Richtung der Aeſte, die Be⸗ handlung des Bodens und deſſen Duͤngung, und alles uͤbrige, was bey einem Baum zu bemerken vorkommt, aufmerkſam beobachtet, unterſucht, und ſich jeden hier geſehenen Vor⸗ theil bemerkt. Dieſe Unterſuchung muß er eben nicht nur in groſen und herrſchaftlichen Gaͤrten, ſondern auch und vornehmlich in den Gaͤrten der Privat⸗Perſonen anſtellen, wo er oftmals mehr Fleiß, Puͤnktlichkeit, Wiſſen⸗ ſchaft, Ordnung und Fruchtbarkeit antreffen wird, x II. Von dem Birnbaum. 36 wird, als in den nur der Pracht gewidmeten Gaͤrten der Groſen. Und wie reichlich werden ihn ſeine Baͤume mit ihrem ſchoͤnen und ge⸗ ſunden Wuchs und mit ihren herrlichen Fruͤch⸗ ten belohnen fuͤr die Muͤhe, die er ſich mit Sammlung der Kenntniſſe zur gluͤcklichen Baumzucht und mit Anwendung derſelben auf ſeine Baͤume gegeben hat! Wenn ein Birnbaum in ſeinem Wachs⸗ thum ſtille ſteht, und entweder keine, oder nut kleine und nicht ſo ſchmackhafte Fruͤchten traͤgt, als es ſeine Art mit ſich bringen ſollte: ſo fehlt es ihm an genugſamer Nahrung, und in dieſem Fall muß man ihm mit einem ver⸗ faulten⸗ und mit fruchtbarer Erde vermiſchten Duͤnger zu Huͤlfe kommen, dieſen um den Stamm herum und vornehmlich an den En⸗ den der Wurzeln anbringen und ohne Ver⸗ letzung der Wurzeln etwas untergraben; oder es hat ein Ameiſenſchwarm bey deſſen Wurzeln angeſetzt, die man zu vertreiben ſuchen muß, wozu ein bewaͤhrtes Mittel in Kiefem ſiebenden ; Aa 5 Stuͤck 9 * N 376 II. Von dem Birnbaum. F ˙ĩ˙ww . Stuͤck des Journals für die Gartenkunſt be: kannt gemacht werden wird; oder der Stamm hat Maden, die man unter der Ninde aufs ſuchen und toͤdten, den Baum aber und den von der Rinde dadurch entbloͤßten Stamm oder Hefte mit einer Baumſalbe wohl verſtreichen muß, weil ſonſt ein toͤdtlicher Brand daraus entſteht; oder der Baum iſt mit Blattlaͤuſen an Laub und Aeſten geplagt, von deren Da⸗ ſeyn die Ameifen immer die fi cherſten Zeugen ſind. Jene ſaugen ihm die Saͤfte ab, ziehen die Blaͤtter zuſammen, und machen ſie runz⸗ licht, die man mit Abreiben und Abwaſchen, oder, wenn der Baum noch nicht zu gros dazu iſt, mit zart geriebenem Tabak, der, je ſchaͤr⸗ fer er iſt, deſto beſſer hiezu taugt, vertreiben kann. Wenn die Ameiſen nicht ihre Woh⸗ nungen an den Wurzeln der Baͤume auffchlüs gen, und dieſen dadurch ſchaͤdlich würden, oder nicht die Bluͤhten anfraͤſen: fo dürfte man ſte immer die mit Baumlaͤuſen angefallene | Bäume belauffen laſſen, da fie eigentlich nur jene aufsuchen, ihre ſuͤſſe Exerementen Abs | lecken, II. Von dem Birnbaum. 371 lecken, auch weil die Blattlaͤuſe ſelbſt, vor⸗ nehmlich in den an ihrem Hinterleib befind⸗ lichen Hoͤrnern oder Fortſaͤtzen einen füffen Saft enthalten „der oͤfters ſichtbar in ganz kleinen Troͤpfchen aus den letztern herausdringt, ſie ſelbſt auffreſſen, oder ihnen wenigſtens durch Abbeiſſen dieſer Hoͤrner eine toͤdtliche Wunde verurſachen. Auch an einigen Kanpenatten haben die guten Birnbaͤume ſehr ſchaͤdliche Feinde, wovon einige ſich durch ihr ziemlich groſes Geſpinſte und Neſt ſichtbar machen, wie der Papilio Cratægi, der Weißling, andere durch ihr gefelliges Zuſammenwohnen, wie die Phalaena- neuſtria, Lin. Ringelvo⸗ gel, Ringelraupe und Phalæna Chryfor- rhoea, Lin. Goldafter, andere durch ihren ſtarken Fraß, wie die Phalæna Quercifolia, Lin, das Eichenblatt, welche, ſo bald man angefreſſenes Laub antrifft, an den Staͤmmen und Aeſten, wohin fie ſich nach gemachter Mahlzeit begeben, aufſuchen und wegſchaffen muß. Gegen die aͤuſſerſt ſchaͤdliche Phalsena brumata, Winterſchmetterling, iſt ein Mittel | | im 322 IL. Von dem Birnbaum. im erſten Stuͤck dieſes Journals angeführt. An kleinen Baͤumen laſſen fie ſich in den zus ſammengewickelten Blaͤttern, denn es ſind Blattwickler, aufſuchen und ausrotten, und wer ſie daran ſpuͤhrt, und wem etwas an der Erhaltung des Obſtes, etwa an einem Zwerg⸗ baum, gelegen iſt, der ſoll ſich niemal die darauf zu wendende Muͤhe verdruͤſſen laſſen. Denn ſie freſſen nicht ſowohl das Baumlaub, ſondern zuerſt und am liebſten die Baumbluͤh⸗ ten ſamt den Antheren und Piſtillen, und ſie ſind es, welche vor wenigen Jahren eine voͤllige Unfruchtbarkeit der Obſtbaͤume in einem be traͤchtlichen Theil Wuͤrtembergs einige Jahr— gaͤnge hindurch verurſacht haben. Sie greif⸗ fen zuerſt die Bluͤhten an, und gehen erſt, wann dieſe vorbey ſind, an das Laub. Jene ſpinnen ſie zuſammen, daß ſie ſich nicht oͤffnen koͤnnen. Ich habe vor zwey Jahren, da ſie ſich noch in ziemlich groſer Anzahl auf unſern Obſtbaͤumen eingefunden haben, an etlichen Baͤumen mehrere ſolche zuſammengeſponnene Baumbluͤhten bey Zeiten geoͤffnet, in einigen ein, II. Don dem Birnbaum. 373 ein, zwey auch drey kleine Raͤupchen ange⸗ troffen, und ſie umgebracht. Dieſe gereinigte Bluͤhten haben auch noch Birn und Aepfel gebracht. Wenn man dieſes bald genug, und noch ehe die Raͤupchen das Piſtill oder Saͤul⸗ chen und die Staubfaͤden oder gar das Ger⸗ men, die Birn ſelbſt oder den Apfel, angefreſ⸗ ſen und zerſtoͤrt haben, vornimmt: ſo kann man, welches an kleinen Baͤumen und an Zwergbaͤumen noch immer zu machen iſt, vie les Obſt dadurch retten. So wie ein Baum durch die vorhin an⸗ gefuͤhrte und noch andere Zufaͤlle durch Mangel des Safts und genugſamer Nahrung, oder durch Verluſt der Theile, welche ihm den Saft zuführen, in feinen Wachsthum und in feis ner Fruchtbarkeit gehindert wird: fo kann er auch durch den Ueberfluß des Safts und die daraus entſtehende Geilheit viele Jahre un⸗ fruchtbar bleiben, ob er gleich den beſten Wuchs zeigt. Ein ſolcher heftiger Trieb, vors nehmlich des Birnbaums, ein ſolcher Ueber⸗ fluß 374 II. Von dem Birnbaum. fluß des Saftes, wodurch ſeine Fruchtbarkeit verdraͤngt wird, hat verſchiedene Urſachen. Wenn der Baum ſeine Herzwurzel, welche aus dem Stamme gerade unterwaͤrts lauft, behalten hat: ſo wird ihm durch dieſelbe, wenn fie zumal einen ſehr fruchtbaren Boden ans trifft, mehr Saft, als er zu ſeinem gewoͤhn⸗ lichen Wuchs noͤthig hat, zugefuͤhrt, und er treibt blos in Aeſte und Laub, und arbeitet in die Erweiterung ſeines Umfangs. Oder der Baum ſteht an einem von Winden und der Sonne befreyten Ort, er kann nicht genug ausduͤnſten, und verwendet daher ſeine haͤufig aus dem guten Boden ziehende Nahrung aber⸗ mal zu Aeſten und Laub. Oder er findet auch in einer freyen Lage eben ſo haͤufige Pflanzen⸗ nahrung, oder man giebt ſie ihm durch unzei⸗ tiges und unnoͤthiges Duͤngen: fo wird er auch in dieſem Fall frech wachſen, aber keine Fruͤchte bringen. Iſt ein Zwerg⸗ oder Spa⸗ lierbirnbaum auf einen Birnſtamm geimptet oder okulirt worden, und wird er, wie dieſes um ſeiner Form willen geſchehen muß, oͤfters | bes II. Von dem Birnbaum. 375 beſchnitten: ſo wird er, ‚feiner. Natur gemäß, immer nur ſich auszubreiten und in Holz zu treiben ſuchen. Findet man feinen Baum im erſten Fall: ſo muß ihm die Herzwurzel ge⸗ nommen werden, und viele Beyſpiele bezeugen uns, daß auf dieſes Abſchneiden einer ſolchen Herzwurzel der Baum auf einmal ſehr frucht⸗ bar worden ſey. In dem zweyten Fall, und wenn der Baum durch ſeinen Standort allzu⸗ ſaftreich iſt, muß ihm mit einem Meſſer zur Ader gelaſſen, oder in ſeine Rinde muͤſſen durch den ganzen Stamm herab ein oder meh⸗ rere unabgeſetzte Schnitte gemacht werden. Manchmal reichen auch ſolche Schnitte nicht zu, einem allzugeil ſtehenden Baum den übers fluͤßigen Saft abzuzaͤpfen, und man iſt gends thiget, ihm etliche Zoll breite Stuͤcke Rinde auszuſchneiden. Es iſt mir ein Beyſpiel be⸗ kannt, daß ein, nahe an einem Haus ſtehen⸗ der groſer und ausgewachſener Birnbaum viele Jahre hindurch alljaͤhrlich haͤufige Bluͤh⸗ ten hervorgetrieben, aber nie eine einige Birn getragen hat. Der Beſitzer deſſelben, der dieſe * 376 l. Von dem Birnbaum. — dieſe Unfruchtbarkeit keiner andern Urſache, als dem Ueberfluß ſeines Saftes, beymeſſen konnte, machte etliche Einſchnitte in ſeine Rinde, aber ohne Wirkung. Im naͤchſten Jahr darauf loͤßte er ein Stuͤck Rinde rings um den Stamm herum ab, wodurch er zwar zuwege brachte, daß der Baum viele Birn von einer ſehr gu⸗ ten Art trug, die vollkommen zeitig wurden, aber auch dadurch dem guten Baum im fols genden Winter den Tod verurſachte, das er leicht hätte verhuͤten koͤnnen, wenn er nur auf einer Seite des Baums die Rinde haͤtte ſtehen laſſen, wie er es auch ſelbſt nachher mit Be⸗ daurniß eingeſehen hat. Eben dieſes Huͤlfs⸗ mittel des Aderlaſſens dient auch jedem andern einen uͤberfluͤßigen Saft habenden Baum, neben dem, daß ihm noch das fernere Duͤngen entzogen werden muß. Hat man einen auf einen Birnſtamm geimpteten oder okulirten Zwergbaum, der allzuſtark ins Holz treibt: ſo muß ihm, wenn er fruchtbar werden ſoll, in der Mitte ein Aſt, der hoch wachſen kann, gelaſſen II. Von dem Birnbaum. 377 | gelaſſen werden, wodurch ſich der übermäfi ige Saft mehr vertheilen kann. Man hat ſchon eine groſe Anzahl G licher Sommer ⸗ Herbſt⸗ und Winterbirnen, wie ſie gewoͤhnlich eingetheilt werden; aber dennoch wuͤrde die Muͤhe auf Erzeugung meh⸗ rerer guter Sorten nicht vergeblich angewendet werden. Dieſes thut man in Frankreich, und wir bezahlen den Franzoſen dieſe Erfindungen mit ſchwerem Geld, das wir, da wir eben ſo gut damit zurecht kommen koͤnnten, ſelbſt verdienen ſollten. | Noch find wir auch in der Eintheilung der Obſt⸗ und vornehmlich auch der Birns ſorten ſehr weit zuruͤck, die uns doch in der Kenntniß und Beſchreibung derſelben fo nüßs liche Dienſte thun koͤnnte. Wir theilen die Birnen nur nach der Zeit ein, worinn ſie reif oder eßbar werden. Das giebt ihnen aber noch keinen rechten Charakter, wodurch eine vor der andern unterſchieden, und die eigent⸗ liche Sorte daraus erkannt werden koͤnnte. 56 00 378 ll. Von dem Birnbaum. Ich gebe ſelbſt zu, daß es ſchwer ſey, und noch viele genaue Unterſuchungen und Verglei⸗ chungen erfordere, einen oder mehrere Unter⸗ ſcheidungs⸗ Charaktere an dem Obſt auszufin⸗ den. Vielleicht koͤnnte man ſie aus ihren Butzen (Fruchtaugen), aus der groͤſern oder geringern, eckigten, geribbten oder voͤllig zir⸗ kelfoͤrmigen Vertiefung, worinn jene liegen, aus der Geſtalt, Farbe, getuͤpfelten, geſtreif⸗ ten, tuſchirten Zeichnung der Birnen, von dem Stiele ꝛc. nehmen. Die Blumiſten ſind in Erfindung beſtimmter Unterſcheidungszeichen etlicher Blumengattungen, vornehmlich der Aurikeln und der Nelken, fleißiger geweſen als die Pomologen, und ein eingeweihter Nelken⸗ kenner kann ſich z. B. ſchon eine ziemlich ge⸗ naue Vorſtellung von einer Nelke machen, wenn man ihm nur von ihr ſagt, es iſt eine gelbe roͤmiſche Pikott mit Violet gezeichnet. Sollten ihnen nicht die Pomologen hierinn nachzueifern trachten, um einander verſtaͤnd⸗ licher zu werden? Hr. Manger hat in ſeiner vollſtaͤndigen Anleitung zu einer ſyſtematiſchen Po⸗ | II. Don dem Birnbaum. 349 \ Pomologie, Leipzig 1780. einen ſehr guten Anfang hiezu mit den Aepfeln gemacht, und wir haben nun ebenfalls in dem zweyten Theil, welcher im Jahr 1783. herausgekommen, die Birn von ihm erhalten. Aber es iſt nur Schade, daß die ſaͤmmtliche Hrn. Pomologen noch nicht eben den allgemeinen Gebrauch da⸗ von machen, wie die Blumiſten von Hrn. Inſpector Schmalings und Hrn. D. Weiß mantels ſyſtematiſcher Eintheilung der Nelken, nach welcher ſie ſich bereits alle richten. III. Die ſchoͤne Amaryllis. f Awarylls formoſiſſima, Lin. Die ſchoͤne Amaryllis, welche unter der bey den Gaͤrtnern gewoͤhnlichen Benennung der ſchwediſchen Iris bekannt iſt. Ihr Vaterland iſt das mittaͤgliche Amerika, woher ſie in dem Jahr 1593. nach Europa gebracht worden, und wo fie unter dem Namen des Narciflus iacobæus major oder Lilio - Narciffus ia- Bb 2 cobæus 380 III. Die ſchoͤne Amatyllis. cobæus bald als eine der ſchoͤnſten Blumen in den vornehmſten Gaͤrten, doch lange als | eine Seltenheit, unterhalten wurde; und ich erinnere mich, daß ein Zwiebel derſelben noch in einer gewiſſen Stadt fuͤr einen Dukaten verkauft worden iſt. Gegenwaͤrtig iſt ſie we⸗ der ſelten noch theuer, und es werden wenige Blumenliebhaber ſeyn, die fie nicht befigen, oder wenigſtens oft genug in der Flor geſehen haben. Ihr ſchoͤner Bau und ihre ausneh⸗ mend hohe rothe Farbe haben ihr nicht nur die Benennung der ſchoͤnen Amaryllis ver⸗ ſchafft, ſondern erhalten ſie noch immer in einem beſondern Werth bey den Blumenfreun⸗ den. Ich finde unnoͤthig, ihre Blume zu beſchreiben, da fie bekannt genug iſt. Aber ihre Pflanzungsart hat ihre Beſonderheiten. ö Sie waͤchſt aus einer Zwiebel, die, wenn ſie groß genug iſt, gemeiniglich zwey Blumen, von zwo entgegengeſetzten Seiten hervorbringt. Kleinere Zwiebel treiben nur eine Blume; wenn ſie aber einmal zu bluͤhen angefangen haben; fo ſetzen fie es viele Jahre nach einan⸗ der III. Die is Amaryllis. 387 — —-— nn m nenn der fort; da hingegen; 25 und ausgewachſene Zwiebeln ſich vertheilen, in mehrere kleine Zwiebeln oder Bruthen zerfallen, und, wenn ſie in dieſen Zuſtand gerathen, keine Blumen mehr tragen. Die Zwiebeln werden in Toͤpfen einzeln, oder mehrere bey einander in Garten⸗ oder Gewaͤchskaͤſten in einer guten und mit ziemlich Sand vermiſchten Erde eingelegt, ſo, daß der Hals derſelben uͤber die Erde hervor⸗ ragt. Man verpflanzt diejenige hierein, welche man nicht fruͤher bluͤhend haben will, zu Ende des Aprils, oder anch in freyen Boden im Ausgang des Mayen und wann keine Kaͤlte oder Reiffen mehr zu befuͤrchten ſind: denn ſie koͤnnen durchaus keine Kaͤlte, wovon das Reaumuͤriſche Thermometer auch nur 1 — 2 Grad noch uͤber Null erreicht, ertragen, und bey dieſen erfrieren wenigſtens ſchon die Blaͤtter, wenn gleich noch die Zwiebel, die von der Erde, in der ſie ſteckt, einige Bedek⸗ kung hat, ſich erhaͤlt. Diejenige Zwiebeln, welche in dem freyen Garten angepflanzt ſind, erfordern den Sommer hindurch keine weitere Bb 3 War⸗ — 382 III. Die ſchoͤne Amaryllis. Wartung, als daß man ſie von dem Unkraut befreye. Zu Ende des Septembers und noch ehe die Herbſtfroͤſte anfangen, muß man fie ausheben, ſie in einen trockenen Ort legen, das Laub abwelken laſſen, alsdann dieſes und die Wurzeln abſchneiden, und die geſtutzte und von der anklebenden Erde gereinigten Zwiebeln in einem warmen Gemach aufbewahren. Die meiſte der tragbaren Zwiebeln werden nach Ver⸗ fluß zweyer oder dreyer Monathen auſſer der Erde und in ihrem Aufbewahrungsort auf der Seite einen, oder, wenn ſie ſtark ſind, zween Blumenknoͤpfe hervorzutreiben anfangen. Man kann ſie bis auf einen halben oder auch ganzen Zoll lang hervorwachſen laſſen, ehe man ſie in einen Topf verpflanzt, um fie darinn blüs hen zu laſſen; es waͤre nicht einmal ſicher, das Einſetzen einer ſolchen zum Blumentrieb gekommenen Zwiebel, ſogleich, wann die Blu: menknoſpe nur erſt zwiſchen den Haͤuten her⸗ vorragt, vorzunehmen, da die zarten Knoͤpfe, wie mir es ſelbſt einigemal begegnet iſt, auf ein allzufruͤhes Einlegen in die Erde, verfault g ſind. III. Die ſchoͤne Amaryllie. 383 find. Die Blumenknoͤpfe wachſen an den in die Erde und Töpfe gelegten Zwiebeln zum Theil ſehr geſchwind, und koͤnnen ſchon an einigen in wenigen Tagen die aufgebluͤhte Blu⸗ men in ihrer ganzen Pracht da ſtehen, bey manchen geht es aber auch langſamer zu, und die Blume erſcheint erſt nach drey und vier Wochen. So bald die Blume ſich zu öffnen anfängt, darf die Zwiebel nicht mehr begoſ⸗ ſen werden, bis die Flor vorbey iſt, ſonſt geht dieſe ſehr ſchnell vorbey, und die Blume welkt vor der Zeit. Nach geendigter Flor muß der Topf mit der Zwiebel in der Waͤrme den Winter hindurch bleiben, nimmt aber mit jedem Ort in einem Zimmer, ſelbſt unter dem Tiſch, vorlieb, wenn er nur benoͤthigten Falls begoſſen wird. Iſt mit dem fortgeruͤckten Fruͤhjahr die Gefahr der Kaͤlte vorbey; ſo koͤnnen die Toͤpfe mit dieſen Zwiebeln wieder in den Garten gebracht werden. Wenn dieſe Zwiebeln in kleinen Toͤpfen, wie ſie zu den Nelken oder Aurikeln gebraucht Bb wer⸗ 384 III. Die ſchoͤne Amaryllis. werden, gepflanzt ſtehen: ſo geht ihr Wachs⸗ thum ſehr langſam von ſtatten. Wenn ſie aber in groͤſere Töpfe und in eine groͤſere Menge guter Erde eingelegt, oder in Kiſtchen, wo mehrere jedoch in einer genugſamen Entfernung von einander gepflanzt und unausgehoben darinn gelaſſen, auch von Zeit zu Zeit mit friſcher Erde, nachdem man die alte obere Erde zuvor weggeſchafft hat, verſorgt werden, welches inſonderheit mit den halbgewachſenen, um ſie eher zum Bluͤhen zu erziehen, anzurathen iſt: fo geht es mit ihrem Wachsthum und ihrer Vergroͤſerung viel ſchneller, als wenn ſie in jedem Spaͤtjahr ausgehoben, getrocknet und auſſer der Erde den Winter hindurch aufge⸗ hoben werden, wodurch ſie allzuſehr auedor⸗ ren und mager werden. Die Erde, worein ſie verpflanzt werden ſollen, darf nicht allzu⸗ fett, doch auch nicht zu mager ſeyn. Die Nelkenerde iſt auch der Amaryllis angemeſſen, nur muß man ihr etwas mehr Sand zuſetzen. Ueberhaupt verlangen fie keine allzupuͤnktliche Verpflegung, wenn man es ihnen nur nicht an III. Die ſchoͤne Amaryllis. 385 — an der erforderlichen Anfeuchtung mangeln Ich habe es noch niemals dazu bringen koͤnnen, daß die Blumen Saamen getragen haͤtten, ob ich gleich ſchon oͤfters alles gethan und ſie mit ihrem eigenen Saamenſtaub, den fie haufig beſitzt, zu befruchten getrachtet habe. Die Verſuche ſind freilich von mir im Winter mit ihr gemacht worden, wo eine aus dem heiſſen Erdguͤrtel herkommende Pflanze auch in einer eingeheitzten Stube nicht Waͤrme ge⸗ nug zur Reiffung des Saamenſtaubes erhalten kann. Wenigſtens hat ſie nicht Sonnenſchein genug dazu. Aber auch die im Monat May im Garten bey guͤnſtiger warmer Witterung gebluͤhete Blumen, an deren Stigma ich haͤu⸗ figen Saamenſtaub angetroffen, ſetzten keinen Saamen an. Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß die allzuhaͤufige Feuchtigkeit, welche ſich an dem Stigma dieſer Blume findet, und ſich in ziemlich ſtarke Tropfchen daran ſetzet, der Befruchtung hinderlich falle, die vermuth⸗ Bb 5 lich 385 III. Die ſchoͤne Amaryllis. ///; õ Er: lich in ihrem heiſſen Vaterland mehr und ge⸗ ſchwinder ausduͤnſtet, oder ſich verdickt, daß ſie zur Erzeugung des Saamens eher daſelbſt gefickt iſt. Ihre häufige Bruthen befoͤrdern uͤbrigens ihre Vermehrung hinlaͤnglich. Von der Amaryllis giebt es mehrere vers ſchiedene Gattungen, deren Linnaͤus in ſ. Syft. plant. eilfe anführe, einige mit mehreren, einige mit einer Blume auf einem Stiele. Die Amaryllis capenfis, lutea, Atamafco, unſere formoſiſſima, tragen nur eine Blume, die Belladonna, regin®, undulata, far- nienfis, longifolia, orientalis, guttata, bringen mehrere Blumen auf einem Gtiele, Sie verdienten um ihrer Blumen willen be kannter zu ſeyn, und mehr angebaut zu wer⸗ den, als es heut zu Tag nicht geſchieht. In altern Zeiten muͤſſen fie von den Blumenlieb⸗ habern mehr geſchaͤtzt und gepflanzt worden ſeyn. Denn man wird nicht leicht ein Flori- legium aus dem vorigen Jahrhundert zu ſehen bekommen, worinn nicht eine oder die andere abgebildet waͤre. "Co IV. Von ERXI 387 | IV. Von dem Verlauffen der Nelke, nebſt ſichern und durch die Er⸗ fahrung beſtaͤtigten Mitteln darwider. | Ns wundere mich hoͤchſtens, daß in keiner a) einzigen zur Zeit herausgekommenen Blumenſchrift von dem Verlauffen der Nelken gedacht worden iſt. Der Hr. von Dießkau, Hr. Superintendent Lueder, Hr. D. Weiß⸗ mantel, lauter groſe Kenner des Blumen: reichs, ſcheinen ſaͤmmtlich dieſem Unfall nicht auf die Spur gekommen zu ſeyn. Ich habe mich ſeit 14. Jahren, als ſo lange ich mich mit Blumen, jezt aber insbeſondere mit der Nelke beſchaͤfftigt, viele Beobachtungen def: wegen angeſtellt, ehe es mir gelungen, mich bey einer Nelke, ſo ich nur einmal rein blühend gehabt, davor auf immer ſicher zu ſtellen. Zwey Nelken Imperatrice incom- parable, 386 IV. Von dem Verlauffen parable, eine engliſche Bizarde, und eine gelbe hollaͤndiſche Pikotte, von Volkſtaͤdt ge: nannt, ſo ich aus Erfurt erhalten, gaben mir zu dieſer Entdeckung den erſten Anlaß. Erſtere trieb neben der Hauptblume noch zwey Nebenblumen, und dieſe waren rein. Auf der Seite, wo gedachte zwey Nebenblumen ſaſen, befand ſich nur ein Zweig zum Ein: ſchneiden, auf der andern aber zwey derſelben. Ich legte alle drey ab, zeichnete mir aber den Einzelnen. Im folgenden Jahre bluͤhten alle drey; die zwey waren verlauffen, der dritte gezeichnete bluͤhete rein, und hat nun ſeit fuͤnf Jahren in ſeinen Nachkommen immerfort rein gebluͤht, ſo wie hingegen die zwey uͤbrigen auch in der Folge haſelirten, und daher end⸗ lich ausgemerzt wurden. N Die gelbe hollaͤndiſche Pikotte erhielt ſich zwar rein, im folgenden Jahre aber verliefen alle 3. Senker, an einem einzigen aber erfand ſich eine reine prachtvolle hollaͤndiſche Pikotte. Ich unterließ nicht, den an der Seite der rein der Nelke. 389 — — — rein und ſchoͤn bluͤhenden Blume ſtehenden Zweig einzuſchneiden, und ſah ſie das kuͤnftige Jahr nebſt einem groſen Blumiſten in Polen, ſchoͤn und rein bluͤhen. Aus dieſem bisher geſagten will ich, vers möge der in der Folge beſtaͤtigten Erfahrung, dieſe Verhaltungs und Vorſichtsregeln wider das aruerliche Verlauffen ziehen. | 853 Man bemerke die ſehr voll gezeichneten, und lege ſie nicht eher ab, bis ſie ſich voͤllig in der Flor zeigen. Sieht man nun an der Hauptblume die geringſte Spur des Verlauf⸗ fens, wohin auch ſchon zu rechnen, wenn manchmal eine engliſche Bizarde nur eine Il⸗ luminationsfarbe zeigt, und eine Doublette vorſtellt: ſo gedulte man ſich, bis eine Neben⸗ blume rein aufgebrochen, nehme von dieſer Seite, gerade an der Pflanze herunter, die Ableger, und man wird ſie in ihren Nach⸗ kommen rein haben. Findet man aber alle En an der Pflanze verlauffen; fo iſt kein beſſe⸗ — 300 IV. Von dem Verlauffen beſſeres Mittel, als ſie gleich auszureiſſenund hinwegzuwerfen. Der Blumiſt kann dieſes, was ich bis⸗ her geſagt, mit weiterm Nachdenken verfol⸗ gen, und auch durch dieſen Handgriff ſein Sortiment vermehren. Denn man wird oͤf⸗ ters an einer Bizardnelke verſchiedene Blumen ſehen, davon ſich einige der Doublette nähern. Iſt nun Mangel an ſolchen, ſo bemerke mau die Senker von dieſer Seite der Pflanze, wo die Doublettartige Nebenblumen ſtehen, und ſo hat man von einer Bizarde eine Doublette abgelegt. Davon habe auch Erfahrung an der Erfurter Engl. Bizard L' aimable ges macht: fie ſollte mit Purpur und Roſe gezeich⸗ net ſeyn; ſie bluͤhte auch ſo bis auf eine Neben⸗ blume, an welcher leztere Farbe gaͤnzlich fehlte. Dieſe habe ich bios durchs Ablegen zur Dou⸗ blette gemacht, bleibt auch ſeit 5. Jahren in ihren Kindern eine ſchoͤne engliſche Doublette, und hat den Namen Doublette J aimable. 2) Die der Nelke. 301 2) Die gemachten Ableger von ſolchen dem Verlauffen zugethanen Nelken muͤſſen in nicht allzufetter Erde ſtehen. Gute Gartenerde, worinnen in den vorigen Jahren Küchenge: waͤchſe, z. E. Sellerie, Sallat ꝛc. geſtanden, iſt für fie am beſten. Ein weiterer Zuſatz von Kühmift : Erde wuͤrde ſchaͤdlich ſeyn. 3) Die Verwahrung fuͤr uͤbermaͤſiger Naͤſſe im Fruͤhjahr, beſonders zu der Zeit, wo ſie zu ſpindeln anfangen, kann dieſes auch verhuͤten. Man bringe ſie bey allzunaſſer Witterung lieber unters Verdeck. 4) Die Toͤpfe ſollen bey ſolchen wankel⸗ muͤthigen Sorten nicht uͤbrig groß ſeyn; denn die Groͤſe des Topfs giebt 1 Anlaß zum Verlauffen. ad Noch vielweniger ſollen es ſcharf ge⸗ brannte glaſurte, ſondern nur halb gebrannte Geſchirre ohne alle Glaſur ſeyn. Das oͤftere Verlauffen der Nelke kann ſicher dem jr a werdenden zeitigen | Ab⸗ 302 IV. Von dem Verlauffen Ablegen zugeſchrieben werden, wenigſtens in Abſicht der Folgen; da man vor dem Bluͤhen den Anfang des Verlauffens nicht bemerken kaun, in der Flor alsdann es zwar wohl ſieht, aber immer noch hoffet, daß es nicht ins Ganze gehen werde, und nun wird der Abs leger abgenommen, ausgewintert, und ſiehe! in der Flor iſts Verlauffen da. Aber hier wird man einwerfen: Das zei⸗ tige vor der Bluͤhens⸗Zeit geſchehene Ablegen hat doch auch groſen Nutzen in Abſicht auf die zeitige Auswinterung, auch zeitige Herbſt⸗ Verſendung. Freylich wahr: allein, hier muß ſich der Blumiſt zu helfen wiſſen. Er muß eine Auswahl treffen; Sorten, ſo dieſes nicht thun“, koͤnnen zeitig abgelegt werden; ſolche Sorten aber, bey denen man es ihrer reichlichen Zeichnung wegen vermuthen kaun . muͤſſen erſt in der Flor eingeſchnitten werden, und zwar auf dieſe Art: daß man naͤmlich die regulaire Blume wohl bemerke; die Ableger zu ihrer Seite erwaͤhle, die aber auf jener Seite, der Nelke. 303 Seite, wo ſich nur einiges verlauffenes Weſen zeiget, vermeide. Ein aufmerkſamer Liebha⸗ ber wird bey genauer Aufſicht ſolche untreue Sorten bald kennen lernen. Dieſes iſt nun freylich ein Handgriff, der ſich auf dem Pa⸗ pier ſchwer, beſſer und leichter aber an der Nelkenpflanze ſelbſt zeigen laͤſſet: jedoch wird der denkende Blumiſt wohl einſehen, wie ich es meyne. Bey der ſchoͤnen violetten Dous blette, davon der Hr. von Dieskau in den Vortheilen der Gaͤrtnerey pag. 156. 157. ve det, daß 5. 6. Stuͤcke davon verlauffen, und zur Farbenblume worden waͤren, war gewißlich dieſer Fehler beym Ablegen auch begangen wor⸗ den. Sie hatte gewiß an ihrem Stocke noch eine reine Blume gehabt, der man haͤtte nach⸗ gehen ſollen; dies bewies der einzige 9 hende Ableger. Aus dieſem Grunde breche ich niemals meinen Nelken gar zu viele Knoſpen aus, weil man leicht dadurch die Spur verliehren, und zu elenden Verlauffern kommen kan. . Dies \ 394 IV. Von dem Derlauffen f Dieſes Verſchlimmern bey den Nelken gehet eben wie bey dem Menſchengeſchlecht nur nach Gradation zu, ſelten auf einmal: denn erſtlich wird die Engl. Bizarde entweder Cons cordie oder Doublette; das zweite Jahr, wenn man ſie ſo hinſchlendern laͤſſet, iſt ſie gar Far⸗ benblume. So gieng es mir mit einer Engl. Bizarde Madame de Bourbon genannt; ich ſahe ſie rein bluͤhen, zeichnete ſie aus, und das folgende Jahr bluͤhete ſie als Concordie in feuerfarbnem Grunde: das Jahr darauf war ſie eine dunkelrothe einfaͤrbige Blume: da wurde ſolche, weil ſie gar keine reine Neben⸗ blumen zeigte, wodurch man ſich haͤtte helfen koͤnnen, weggeworfen. Von der la Cadiere, einer weißgrundich⸗ ten Holland, Picot⸗Bizard, und la belle Franciſca, welche beide mir vor einigen Jah⸗ ren verlauffen, habe aus ihren Saamen die beſten Sorten unverlauffen erhalten; es wir⸗ ket alfo dieſes nicht allemal auf den Saamen. Zum Beſten der Nelken: Liebhaber, wel he der Nelke. 395 che ſich uͤber dieſen unangenehmen Vorfall öf: ters betruͤben, eroͤffne ich alſo hiemit die Mit⸗ tel denſelben zu verhuͤten. Ich war zwar Wil⸗ lens in einer eigenen Abhandlung davon mit den Herren Nelkeniſten zu reden: aber verſchie⸗ dene darzwiſchen kommende Hinderniſſe hielten mich davon ab; ich will inzwiſchen doch hie⸗ mit in dem Journal fuͤr die Gartenkunſt (deſſen Fortſetzung ich wuͤnſche) dieſelben die⸗ ſem vorkommenden Unfall vorzubeugen lehren. Zuſatz des Herausgebers. Dem Hrn. Verfaſſer dieſes Aufſatzes ſage ich fuͤr ſein angenehmes Geſchenk, welches Er dem Journal fuͤr die Gartenkunſt damit gemacht hat, den verbindlichſten Dank, womit Er ohne Zweifel den mehreſten Blumiſten einen wirklichen Dienſt geleiſtet haben wird. Denn ſo bekannt und ſo ver⸗ druͤßlich das Verlauffen der Nelken iſt: ſo moͤch⸗ ten dennoch vielleicht die von dem Hrn. Verfaſſer mitgetheilte Gegenmittel nicht ſchon allgemein be⸗ kannt ſeyn. Der Herausgeber und ſeine Blumen⸗ freunde im Wuͤrtembergiſchen haben ſchon lange her ſich durch das Ablegen der Nelkenſtöcke auf Ce 2 der U — r * 396 IV. Verlauſſen der welke. | der reinen Seite vor verlauffenen Nelken verwah⸗ tet, und die Klagen uͤber verlauffene Nelken wer⸗ den hier zu Land eben nicht haͤufig gehoͤrt. Nur eine ſtumpfblaͤtterige engliſche vierfaͤrbige Biſard von ungemeiner Groͤſe und Schoͤnheit, der Pata⸗ gonen König, iſt dieſem Uebel fo ſehr unterwor⸗ fen, daß ſie bisher nur mit Muͤhe noch erhalten worden iſt. Ob eine bloſe Gartenerde, womit die Töpfe für die Nelken gefuͤllt werden ſollen, dieſem Uebel vorbeugen doͤrfte, will ich dahin ge⸗ ſtellt ſeyn laſſen. Nach meinen vielfaͤltigen Erfah⸗ rungen habe ich das Verlauffen der Nelken am haͤuſigſten an den Saamennelken, welche in den Gartenbeeten gepflanzt waren, wahrgenommen, und nur ſelten bin ich an den Stoͤcken, die in Tdpfen und in einer mit Miſt vermiſchten fetten Erde ſtunden, damit geplagt geweſen. Unglaſurte und nicht ſtark gebrannte Toͤpfe find auch von dem Herausgeber vortraͤglicher fuͤr die Nelken erfunden worden, weil ſie zur Sommerszeit von den auf ſie fallenden Sonnenſtrahlen nicht ſo ſehr, wie die glaſurte und ſtark gebrannte, erhizt werden, und die darinn befindliche Erde beſſer und eher aus⸗ duͤnſten kan. | V. Buͤ⸗ in 7 3j 2 Bücher ; Anzeigen, 1. L. €. Schmahlinge, Kirchen Inſpectors und Oberpredigers zu Oſterwiek ꝛc. Nach; ; richten aus dem Blumenreiche, eine Quar⸗ talfchrift, Erſtes Stuͤck. Zweytes Stuck. Deſſau u. Leipzig, in der Buchhandlung der Gelehrten, 1784. Da Hr. Inſpector Schmahling iſt in An⸗ ſehung ſeiner Verdienſte um die Blumiſtik un⸗ ter den Blumiſten zu bekannt, als daß dieſe von ihm im vorigen Jahr ſchon angekuͤndete Quartalſchrift nicht von jedem Blumenliebha⸗ ber mit groſer Sehnſucht erwartet, und nun, da ſie jezt zwey Stuͤcke in Handen haben, ihm nicht den waͤrmſten Dank fuͤr ſeine Muͤhe, ſie zu vergnuͤgen und zu unterrichten, ſagen ſollten. Denn eines jeden Erwartung, die man ſich davon gemacht haben mag, iſt ſicher dadurch befriedigt worden, und das noch mehr in dem zweyten, als in dem erſten Stuͤck. ang Cc 3 Man 358 V. 1. Schmahlings Nachrichten Man iſt ſchon gewohnt, von dem wuͤrdigen Hrn. Schmahling in feinen bisherigen Schrif⸗ ten zu moraliſchen Empfindungen bey Betrach- tung der Natur aufgerufen und angeleitet zu werden, und auch in dieſer Quartalſchrift nimmt er immer Gelegenheit, ſeine Leſer von den Blumen zu ihrem Schoͤpfer und zur Ver⸗ ehrung, Bewunderung, Dankbarkeit u. Liebe gegen denſelben anzuweiſen, auch andere nuͤtz⸗ liche und treffende Betrachtungen einzumiſchen. Und dieſe ſind nun auch in den beeden Stuͤk⸗ ken haͤufig eingemiſcht. Das erſte Stuͤck iſt dem Herzog Ferdis nand von Braunſchweig zugeeignet; und wel— cher Blumiſt wird ſich nicht ſehr viel darauf zu gut thun, mit dieſem groſen Fuͤrſten in der Blumenliebhaberey zu ſympathiſiren, und mit demſelben in dem Verzeichniß der Subſeriben⸗ ten aufgezeichnet zu ſtehen? Manche, welche, wegen der Entfernung von dem Verlagsort, ſich nur bey den Buchfuͤhrern um die Schmah⸗ lingiſche Nachrichten aus dem Blumenreich gemel⸗ aus dem Blumenreich. 309 gemeldet haben, und alfo nicht unter den Sub: ſeribenten eingeſchrieben ſtehen, genieſſen nun freilich dieſe Ehre eben fo wenig, als den Vor⸗ theil, welchen ſich Hr. Schmahling bey An⸗ führung ſeiner Subſcribenten zu erreichen vor⸗ geſezt hat, die Bekanntſchaft der von einander entfernten Blumiſten zu ſtiften. Die Wuͤr⸗ temberger finden ſich in dieſem Fall, und des ren ſind manche, vornehmlich in Stuttgart, wo ſich auch etliche Pomologen befinden, wel⸗ che reichhaltige und mit dem beſten Obſt ver⸗ ſehene Baumanlagen unterhalten, viel Geld darauf verwenden und von deren vorzuͤglichen Kenntniſſen in der Baumzucht die Schoͤnheit, Fruchtbarkeit und gute Beſchaffenheit ihrer Baͤume den uͤberzeugendſten Beweis ablegen. Reyſende Blumen- und Baumliebhaber wer: den ſie leicht erfragen und finden koͤnnen, ohne daß ich ihre Namen und ihren Stand hier öffentlich nennen doͤrfte. Die freundſchaftlich⸗ ſte und gefaͤlligſte Aufnahme kan ich uͤbrigens einem jeden Fremden zuverlaͤſig zuſichern. Auch 4 in Tübingen und in den Landſtaͤdten Wuͤrtem⸗ Ce 4 bergt | 400 V, l. Schmahlings Nachrichten bergs beſchaͤfftigen ſich manche Perſonen, vor; nehmlich nicht wenige Landgeiſtliche, wie mit der Naturgeſchichte uͤberhaupt, alſo auch mit dem Blumenbau insbeſondere, und man wird bey manchen ſehenswuͤrdige e ER an⸗ treffen. In dem erſten Stuͤck kommen folgende Abs handlungen vor: uͤber den Beobachtungsgeiſt des Blumiſten, worinn auch S. 30 — 45. die ſchon aus andern Schriften des Hrn. Ver⸗ faſſers bekannte Grundſaͤtze von der Schoͤn⸗ heit der Blumen angefuͤhrt werden, am En⸗ de wird eine merkwuͤrdige Geſchichte eines durch den Blumenhandel reich gewordenen Englaͤn⸗ ders erzählt, Hierauf handelt Hr. Schmah⸗ ling von den Ranunkeln, und dann von der Hyacinthe, da er jedesmal auch die Seltenhei⸗ ten von jeder dieſer Blumengattungen anfuͤhrt. Das zweyte Stuͤck iſt beynahe ganz der Nelke gewidmet, da der Aufſatz von dieſer ‚gegenwärtig fo ſehr geſchaͤzten und fo ſehr vers edelten n ſich von S. 1. bis S. 64. aus dem Blumenreich. 401 6g. erſtreckt, worauf Blumiſtiſche Zweifel, alsdann eine Anweiſung zur Verfertigung ei⸗ nes Nelkenblaͤtter? Catalogi folgen, und den Beſchluß macht eine Recenſion des elenden Skartaͤtgens, deſſen Titel, das entdeckte Ges heimnis der Gaͤrtner, Frankfurt und Leipzig, 1782. manchen Kaͤufer betrogen haben mag, die Recenſent und vermuthlich mehrere Leſer dem Hrn. Inſpector gern geſchenkt, und lies ber einen andern Aufſatz von ihm geleſen haͤt⸗ ten. Wir wollen aus dieſen Aufſaͤtzen einiges auszeichnen. Den einfaͤrbigen Nelken ſcheint der Hr. Inſpector zwar nicht allen Wehrt ab⸗ zuſprechen, verurtheilt ſie aber doch S. 19. zu den an ſich ſchlechten, weil ihnen die Mannichs faltigkeit fehle. Allein eine ganze Nelkenflor erfordert doch wohl eine groͤſere Mannichfaltig⸗ keit, als eine einzelne Blume, und zu jener gehoͤren die einfaͤrbige Nelken, wenn ſie ſonſt alle uͤbrige Schoͤnheiten hatten, doch wohl auch, und ſicher erheben ſie, vornehmlich die von ſehr dunkeln, oder ſehr hohen Farben, wie die nicht weniger von vielen Blumiſten mit Ver⸗ Ce 5 8 ach⸗ 402 V. 1. Schmahlings Nachrichten achtung belegte Concordien eine Nelkenflor un: gemein. Recenſent beſitzt eine einfaͤrbige roſenfaͤr⸗ bige Nelke, von auſſerordentlicher Groͤſe und dem regulaͤrſten Roſenbau mit Bruͤßlerblatt, die das Auge jedes Beſchauers gleich bey der erſten Annäherung an feine NMelkenſtellage auf ſich ziehet, und jeder bewundert. Auch bey mei⸗ nen uͤbrigen Nelkenfreunden, welchen ich ſie mitgetheilt habe, hat ſie ein gleich gluͤckliches Schickſal gehabt. Ich bin ſelbſt erſt in dem vergangenen Sommer bey einem meiner Freun⸗ de Zeuge geweſen, daß Kenner und Liebhaber und vornehmlich das ſchoͤne Geſchlecht dieſer Blume unter andern vielen vortreflichen Nel⸗ ken einen vorzuͤglichen Beyfall geſchenkt haben. Aber auch aus einer andern Betrachtung ver⸗ dienen in einer Nelkenſammlung einige, frey⸗ lich nicht viele, einfaͤrbige beybehalten zu wer; den, und zwar zur Erziehung des Saamens. Man wird viel leichter zu gelben Bandblumen gelangen, wenn man Banddubletten oder Band⸗ biſarden mit dem Saamenſtaub einer einfaͤrbi⸗ gen dus dem Blumenreich. 403 CT — gen gelben Nelke befruchtet, als mit einer gelben Pikott oder mit einem Feuerſax. An den Pikotten und Pikottbiſarden ſchei⸗ nen dem Hrn. Verfaſſer nicht alle verſchiedene Zeichnungsarten, die doch dermalen die berühms teſte Blumiſten zu unterſcheiden und ſie dar⸗ nach zu ordnen pflegen, bekannt zu ſeyn. Denn er fuͤhrt S. 23. und 24. nur die roͤmiſche und hollaͤndiſche an, und übergeht die neuteutſche und franzoͤſiſche Zeichnungsart mit Stillſchwei⸗ gen, die doch wirklich von jenen zwoen ganz verſchieden ſind. Sollte er das mit Vorbe⸗ dacht und aus Ueberzeugung gethan haben, daß die neuteutſche und franzoͤſiſche Zeichnungs⸗ art keinen Grund zu einer weiteren Einthei⸗ lung geben koͤnnte: ſo haͤtte Recenſent ſehr gewuͤnſcht, ſeine Gruͤnde davon zu vernehmen. Einige Blumiſten ſtellen wohl noch weitere Eintheilungen der Pikotten auf, die neufran⸗ zoͤſiſche, die mit ſparſamer Zeichnung, die ita⸗ liaͤniſche und ſpaniſche, die aber wohl nicht all; gemein aufgenommen werden dörften, Nicht 40 V. 1. Schmahlings Nachrichten Nicht alle geſtreifte Nelken nennet man Biſards, wie der Hr. Verfaſſer S. 24. ſagt, ſondern nur diejenige, welche zwo oder mehrere Zeichnungsfarben haben. Die zweyfarbige, d. i. die auſſer der Grundfarbe noch eine in breiten Streifen ausgedruckte Zeichnungsfarbe haben, find blos Dubletten. Recenſent würde dieſe Anmerkung nicht gemacht haben, wenn nicht ein Schmahling Verfaſſer des Aufſatzes waͤre. Ob ſich die Fameuſen mit den Feuer⸗ faxen unter eine Claſſe bringen laſſen, wie der Hr. Verfaſſer S. 26. 27. thut, daran möchte mancher zweifeln. Sie ſind doch wirklich ſehr verſchieden von einander. Auf die Feuerfaxen ſollte von den groͤſten Blumiſten die groͤſte Auſmerkſamkeit gerichtet werden. Denn von ihnen ſind wahrſcheinlich noch ganz beſondere Zeichnungsarten, die der eigentlichen Mahle: rey am naͤchſten kommen duͤrften, zu erwarten, da die Natur in den Pikotten und Bandblu⸗ men eher wie der Kupferſtecher zu Werk gehet. | * Von aus dem Blumenreich. 405 Von S. 38. u. f. beſchreibt der Hr. Ver faſſer mehrere vorzüglich ſchoͤne Nelken, die er auf feinen Blumenreyſen bemerkt hat, wos mit er auch vielen Nelkenfreunden, wie es dem Recenſenten in mehreren erhaltenen Briefen bezeugt worden, einen ſehr angenehmen Dienſt erwieſen hat. Merkwürdigkeiten kan Recenſent aus dies ſem durchaus lehrreichen Aufſatz nicht auszeich⸗ nen, es muͤßte zu viel ausgeſchrieben werden, und er zweifelt ohnehin nicht, daß jeder Nel⸗ kenfreund denſelben mehr als einmal leſen werde. Die folgende und blumiſtiſche Zweifel ent⸗ haltende Abhandlung betrifft ebenfalls die liebe Nelke. Da der Hr. Inſpeetor dieſe Zweifel gruͤndlich beantwortet hat: ſo waͤren weitere Anmerkungen uͤberfluͤßig. Doch füge ich eis niges hinzu. Zur vierten Anm. daß die weiſſe Li⸗ lie noch nicht dahin gebracht worden, daß fie roth oder gelb worden waͤre, kommt wohl nicht daher, daß ſie ſchlechterdings keiner andern als kur 406 V. 1. Schmahlinge Nachrichten | als der weiſſen Farbe fähig wäre. Aber man hat fich vermuthlich mit ihr noch keine Mühe gegeben, ſie aus Saamen zu vermehren, und zwar aus ſolchem Saamen, welcher mit einer andern Liliengattung, z. B. mit dem Lilio bulbifero, pomponio, chalcedonico, be: fruchtet worden wäre; ſonſt würde fie unfehls bar ſchon mit andern Farben erfchienen feyn, und Recenſent erinnert fich wirklich, vor meh: reren Jahren in einem Privatgarten zu Stutt⸗ gart eine mit roſenfaͤrbigen Streifen geſehen zu haben. Zur 5. A. daß die reine blaue Farbe ſich bisher an der Nelke noch nicht hat zeigen wollen, iſt noch kein Beweis, daß ſie nie hervor kommen werde. Wie lange hat die Natur zugewartet, bis ſie uns eine gelbe und eine graue Nelke geliefert hat! Die hellvio⸗ lette Farbe, und das an das hellblaue in man⸗ chen Feuerfaxen ſchon ſo nahe graͤnzende blau⸗ graue giebt die ſtaͤrkſte Hoffnung, endlich auf einmal eine aͤchte blaue Nelke eine Zeitlang anſtaunen zu koͤnnen, ſie anfaͤnglich mit ſchwe⸗ rem aus dem Blumenreich. 407 rem Geld zu bezahlen, und ſie nach einigen | Jahren für eine Nelke zu halten, wie andere Nelken ſind. Von mineraliſchen und vegeta⸗ biliſchen Saͤuren und Salzen, wie in der 10. Anmerk. vermuthet wird, iſt ſie wohl nicht, wenigſtens nicht dauerhaft, und der Pflanze eigenthuͤmlich zu erwarten, und vermuthlich nur von einer zufaͤlligen Befruchtung. Zur 6. Anmerk. Wenn auch an einem Nelkenſtock mehrere Stangen, und an jeder derſelben et⸗ liche Blumen gelaſſen werden: ſo koͤnnen ſie alle kuͤnſtlich befruchtet werden, ohne daß die Fruchtbarkeit durch die mehrere Blumen ge⸗ hindert wird. Blumen, die keinen allzuſtar⸗ ken Zufluß von Nahrung haben, und die mas gerer wachſen, ſind zum Saamentragen immer geſchickter, als ſolche, die eine Häufige Nah: rung haben. Wenn die Befruchtung, die gar keine lange Zeit erfodert, wirklich erfolgt iſt: ſo nimmt die Blume keine weitere und neue an, und die Ueberſchwaͤngerung findet bey ihr keine Statt, die auch in dem Thierreich unter die ſeltenſten Faͤlle gehoͤrt. Auch der Regen, wenn 408 V. I. Schmahlinge Nachrichten wenn dieſer erſt nach etlichen Stunden nach der geſchehenen Befruchtung die Blumen träfe, wuͤrde ihrer Fruchtbarkeit keinen Schaden mehr bringen. Aber eher hat man von einer neb⸗ lichten oder feuchten Luft, worinn man eine Befruchtung vornehmen wollte, den ungewiſ— ſeſten und meiſt vergeblichen Erfolg zu befuͤrch⸗ ten, und man muß immer zu dieſen Verſuchen einen heiteren Tag erwaͤhlen. Es haben ſchon viele die Beobachtung gemacht zu haben vors gegeben, daß die Blumen bald und manchmal unmittelbar nach erhaltener Befruchtung oder wenigſtens gleich nach ein paar Tagen verwel⸗ ken. Recenſent hat ſelbſt dergleichen Erfah⸗ rungen gehabt, aber auch Beyſpiele vor ſich, daß eine Blume noch lange und ſchon erſt 14. Tage nach einer kuͤnſtlichen Befruchtung zu⸗ ſammen gefallen ſey, und dennoch Saamen gebracht habe. Allein im lezten Fall bleibt immer die Moͤglichkeit und die wahrſcheinlich⸗ fie Vermuthung uͤbrig, daß die kuͤnſtliche Bes fruchtung nicht angeſchlagen habe, und daß eine noch ſo lang nachher bluͤhende Blume noch eis S | aus dem Blumenreich. 409 einmal entweder durch ſich ſelbſt oder durch In⸗ ſekten befruchtet worden ſey. Zur 9. Anm. Aus der Analogie des thieriſchen Bluts, wor⸗ inn die rothe Kuͤgelchen, deren Daſeyn die Vergroͤſerungsglaͤſer auſſer Zweifel geſezt ha⸗ ben, die rothe Farbe verurſachen, laͤßt ſich ſehr wahrſcheinlich ſchlieſſen, daß auch die ums lauffende Saͤfte der Pflanzen ſolche Kuͤgelchen enthalten. Es iſt nicht weniger wahrfcheins lich, daß uͤberhaupt alle Fluͤßigkeiten aus Kuͤ⸗ gelchen beſtehen, woraus auch einige Phyſiker die Fluͤßigkeit ſelbſt, oder die Leichtigkeit ihrer Bewegung erklaͤren. In den gefaͤrbten Saͤf⸗ ten verurſachen nun dieſe Kuͤgelchen die Farbe | derſelben, wie die rothe Kügelchen die Roͤthe des Blutes. Sind es gemiſchte Farben, wel⸗ che dieſe Säfte darſtellen: fo ſcheinen ihre Küs gelchen verſchieden gefaͤrbt zu ſeyn, z. B. das helle Violet ſcheint aus roſenfaͤrbigen und hellblauen Kuͤgelchen zuſammen geſezt zu ſeyn. Mehrere oder wenigere von dem einen oder dem andern Theil wuͤrden nun allerdings, wie der Hr. Verfaſſer dieſes Aufſatzes richtig S. 73. ſagt, Dod nichts 410 V. . Sehmabfinue achichten nichts als eine Gradation bewirken. Aber wie, wenn ſich durch einen gluͤcklichen Zufall, die violette Zeichnungsfarbe einer Nelke in, eis, nem ihrer Zöglinge ſchiede, und dieſem nur die blaue Kuͤgelchen zufielen, muͤßte in dieſem Fall nicht eine blaue Nelke entſtehen? So ganz unwahrſcheinlich iſt dieſe Erwartung nicht. Hat ſich doch ſchon die hellgraue Farbe abge⸗ ſondert, die ſo nahe an das blaue graͤnzt. Und ſchon jede hellere Gradation der Farbe, wie fie. in der Nelke erſcheinet, muß aus der Abſon⸗ derung der dunkleren Farbe entſtehen. Frey⸗ lich iſt dieſes alles nur noch Muthmaſſung. Denn wir muͤſſen uns auch hier, wie nur all⸗ zuoft, unſerer beſchraͤnkten Einſichten erinnern: Jus Innre der Natur dringt kein erſchaff⸗ ner Geiſt. Nur muß man ſich nicht von der Fortſetzung ſeiner Verſuche dadurch abſchrecken laſſen, ſo wenig als durch 90 maliges Mißlingen derfels . ben. Vielleicht wird unſere Gedult und unſer anhaltender Fleiß durch den hundertſten belohnt. Der ) aus dem Blumenreich. 411 — Der Hr. Verfaſſer wird ſich jeden denken⸗ den Blumiſten verbinden, wenn er mehrere ſolche Zweifel, die bey ſeinen ſo genauen Be⸗ obachtungen der Natur nicht erſt aufgeſucht werden duͤrfen, ſondern ſich ihm von ſelbſt Häufig genug darſtellen werden, mittheilen, und dadurch dem Hrn. Inſpector Schmahling Gelegenheit geben wird, ſie ſo ſchoͤn zu beant⸗ worten. N 2. Gottfr. Erich Roſenthals Verſuche die zum Wachsthum der Pflanzen benoͤthigte Waͤrme zu beſtimmen. Erfurt, 1784. bey Georg Adam Keyſer. 0 Abhandlung iſt bey Verſammlung der Churfuͤrſtl. Maynziſchen Academie der Wiſſenſchaften zu Erfurt, d. 2. Jul. 1783. verleſen worden. Der Hr. Verfaſſer ſagt in der vorangeſchickten Einleitung, es ſey ihm nicht bekannt, ob je Verſuche dieſer Art ge⸗ macht worden ſeyen, und dieſes habe ihn ver⸗ Dd 2 an⸗ 412 V. 2. Roſenthals Wärme anlaßt, da er ſelbſt keinen Garten habe, ei⸗ nen von ſeinen Freunden zu bitten, uͤber die Flora ſeines Gaͤrtchens Buch und Rechnung zu halten, und ihm die Facta mitzutheilen. Dieſer habe es im 178 2ſten Jahr gethan, wos durch er in den Stand geſezt worden ſey, die⸗ jenige Reſultate zu finden, welche er in dieſem Aufſatz vorlege. Zu dieſer Unterſuchung iſt der Hr. Verfaſſer durch ſolgende Betrachtun⸗ gen veranlaßt worden. Pflanzen haben nicht einerley Waͤrme bey ſonſt gleichen Umſtaͤnden vom Aufkeimen bis zur Bluͤhte, und von dies ſer bis zur Reife des Saamens noͤthig⸗ Wenn verſchiedener Saame zugleich aufgegangen iſt, ſo bluͤhen doch die daraus entſtandene Pflan⸗ zen, weder zu einer Zeit, noch weniger tragen ſie zu einer Zeit reifen Saamen oder Fruͤch⸗ ten. Der Naturgeſchichte der Pflanzen kan es vielen Aufſchluß bringen, wenn unterſucht wird, wie gros die Summe der Waͤrme, und wie gros die Anzahl der Tage ſey, die eine Pflanze vom Aufkeimen des Saamens bis zur: ue und von hier bis zur Reife des Saa⸗ mens DE a zum Wachethum der Pflanzen. 413 a a a FE Fl mens nöthig habe. Auf das Wachsthum der Pflanzen hat zwar nicht allein Wärme, ſondern auch Güte des Bodens und gehörige Befeuchtung Einfluß; allein wenn verſchiedene Pflanzen unter gleichen Umſtaͤnden auſwachſen, ſo bleibt bey wahrgenommener Verſchiedenheit der Zeit, der Bluͤthe und der Reife des Saas mens der Einfluß der Wärme allein übrig. Da in beſſerem Boden eine Pflanze weniger Anzahl Tage, folglich auch weniger Waͤrme bis zu ihrer Vollkommenheit noͤthig hat, als in ſchlechterer Erde: ſo wird es freylich ſchwer halten, die wahre Waͤrme, die eine Pflanze benoͤthigt iſt, zu finden, indem Boden und Befeuchtung ſich auf ſo manchfaltige Art ab⸗ aͤndern, und man wird alfo wohl blos mit Ver: haͤltniſſen zufrieden ſeyn muͤſſen. Die Beob⸗ achtungen ſind mit einem Waͤrmemaaſe, auf deſſen Skale die Verhaͤltniſſe der Wärme, bey jedem Stande des Queckſilbers in der Röhre . verzeichnet ſind, gemacht worden. Er hat mit Lambert und de Lüc, die hier mit einan⸗ der uͤbereinſtimmen, angenommen: die Waͤrme D d 3 des 2 4414 V. 2. Roſenthals Wärme des frierenden Waſſers verhalte ſich zur Wärs me des kochenden, wie 928: 1274. Die Be⸗ obachtungen ſelbſt ſind des Morgens, Mittags und Abends gemacht worden, alle 3 zuſam— men addirt und nach gemeiner Methode fuͤr jeden Tag die mittlere Waͤrme beſtimmt. Er zeigt nun an dem Aſter chinenſis, wie er da⸗ bey zu Werk gegangen ſey. After chinenſis gieng auf den 19 April, bluͤ⸗ hete den 28. Jul. der erſte Saame wurde - den 12. Sept. reif: Es fragt ſich, wie wird die Rechnung gemacht, um die Ge ſchichte des Wachsthums dieſer Pflanze zu finden? Gieng auf 19. April. Summe der Waͤrme nach der Tafel 29207 gebluͤhet 28. Jul. s 126629° 28. Sul, — 19. Apr. = 100 Tas ge und 126629 — 29207 — 97422 Alſo vom Aufgehen bis zum Bluͤhen 100 Tage. Summe erhaltener Waͤrme 97422 Grad. 27422 zum Wachsthum der Pflanzen. 415 97422 — 974° — mittlere Wärme für eis 6 | 100 nen Tag. Erſter Saamen reif 12. Sept. Summe der Waͤrme 171628 geblühet 28. Jul. 126629 28. Jul. — 12. Sept. — 46 Ta- | ge und 171628 — 126629 — 44999 Alſo vom reifen Saamen bis zur Blüte 46 Tage. Summe erhaltener Waͤrme 44998 und 44998 — 978° mittlere Waͤr⸗ 0 me fuͤr 1 Tag. Ferner vom Aufgehen bis zur Bluͤte 100 Tage. von der Blüte bis zum reifen Saamen 46 — vom Aufgeh. bis zum reifen Saam. 146 Tage. Desgleichen vom Aufgehen bis zur Bluͤte Summe der Wärme 97422 von der Blüte bis zum reifen Saamen 44998 Summe der erhaltenen Wärme 142420 und 142420 ZZ 975 = der mittlern 146 Tageswaͤrme. D 4 Es LE 416 V. 2. Roſenthals Wärme Es braucht alſo Aſter chin. 146. Tage, wenn die mittlere Temperatur eines Tages 975° iſt, vom Aufkeimen bis zum reifen Saamen. Und nun noch einige Verſuche von etlichen Pflanzen: Amaranthus caudatus Linn. Fuchs⸗ ſchwanz mit geraden Aehren, gieng d. wit. May bey 950° zehentaͤgiger mittlerer Wär: me auf, bluͤhete d. 19. Aug. trug Saamen d. 21. Sept. alſo nach 133 Tagen, vom Aufgehen an bey mittlerer taͤglicher Waͤrme von 981 und alſo bey der Summe erhal⸗ tener Waͤrme 130431. Calendula officinalis Lin. Ringelblume, gieng d. 11ten May bey 9502 Wärme auf, bluͤhete d. 22ten Jul. trug reiffen Saamen d. 8. Der. brauchte vom Aufge⸗ hen an bis dahin 110. Tag. Summe der empfangenen Waͤrme 107404 mittlere Waͤrme des Tags 9769. Der Froſt den loten Oct. — 923 ſchadete dieſer Pflanze nicht. f Da- | zum Wachethum der Pflanzen. 417 Datura ſtramonidm Lin. Stechapfel, gieng auf den 30. May bey 960. gebluͤhet den 5. Sept. alſo 98. Tage nach dem Aufgehen, hatte darinn bey mittlerer Tageswaͤrme von 982° Wärme erhalten 96273“ verfror d. 10. Oct. bey 923° nachdem derſelbe inner⸗ halb 35. Tagen 338 19 Grade Wärme ers halten, alſo taͤglich 980. dieſe Waͤrme muß alſo nicht hinreichend ſeyn. Impatiens Balſamina Lin. Balſamine, gieng auf d. 19. May bey 948° bluͤhete d. 29. Jul. empfieng bey mittlerer Tageswaͤr⸗ me — 982 in 74 Tagen die Summe 72660 erfror den 2. Oct. bey 932, nach⸗ dem dieſelbe innerhalb 60. Tagen 63448 alſo taglich 976° Wärme empfangen; es iſt alſo dieſe Waͤrme zur Reiffung des Saa⸗ mens nicht zureichend. Der praktiſche Gaͤrtner weiß nun aus ſei⸗ ner Erfahrung, daß die aus den waͤrmern Gegenden zu uns gebrachte ſo genannte zaͤrtli⸗ che Gewaͤchſe mehrere Waͤrme noͤthig haben , » d 5 als 478 V. 3. Verſuch über das Beſchneiden als ihnen unſere kuͤrzere Sommer geben koͤn⸗ nen, und erſetzt den Mangel derſelben durch fruͤheres Ausſtecken des Saamens, und durch Verwahrung derſelben vor dem Erfrieren ver⸗ mittelſt der Miſtbeete, Ofenwaͤrme, oder bey weniger zaͤrtlichen durch allerley Bedeckungen. Dem ungeachtet verdienen dergleichen genaue Beobachtungen auch den Dank von den aus⸗ uͤbenden Gaͤrtnern. 3. Verſuch uͤber das Beſchneiden der Obſt⸗ baͤume. Durch eine Geſellſchaft von Lieb⸗ habern dieſer Kunſt. Aus dem Franzoͤſi⸗ ſchen uͤberſetzt. Mit 5. Kupfertafeln. Col: mar, bey J. G. Neukirch, n 1783. 8. Aus der Vorrede, die der n dieſem kleinen aus 55. Seiten beſtehenden Buͤ⸗ chelgen vorangeſchickt hat, erſehen wir, daß Hr. Pelletier de Frepillon, Ecuyer, Fou- rier ordinaire des Logis du Roi, durch die der Obſtbaͤume. 419 die beſondere Art „ womit er die Pferſichbaͤume zu beſchneiden gepflogen und Aufſehen gemacht habe, Anlaß zur Entſtehung deſſelben gegeben habe. Denn eine Geſellſchaft von Feldbau⸗ verſtaͤndigen habe dieſe Art zu beſchneiden, in einem kleinen Werkchen zu beſchreiben unter: nommen. Hr. Pelletier habe eine Zeichnung eines Baums im Kaffeehaus du caveau bey dem Palais royal in Paris hinterlegt, und ihn hernach in Kupfer ſtechen laſſen e. Dem nun ins Teutſche uͤberſetzten Buͤchelgen ſind 5. Kupfertafeln hinzugefuͤgt, worauf der Schnitt eines Baumes von dem erſten Aeſt⸗ chen, das aus dem eingeſetzten Auge durch das Okuliren hervorgewachſen, bis zu deſſen voll⸗ kommenem Wachsthum, vorgeſtellt wird, und die in der Anweiſung zum Baumſchnitt immer zur Hand liegen muͤſſen, wenn man dieſe ver⸗ ſtehen will. Es läßt ſich alſo ohne dieſe 5. Kupferplatten nicht wohl ein verſtaͤndlicher Auszug daraus machen. Die Hauptſache die⸗ ſes Baumſchnittes beſteht uͤbrigens in folgen⸗ dem. Der * 420 V. 3. Verſuch über das Beſchneiden Der Verfaſſer will eine Methode lehren, wodurch ein Spalierbaum, beſonders der Pferſichbaum, ſowohl zur Zierde, als zur Fruchtbarkeit erzogen werde. Dieſe doppelte Abſicht will er durch Beſchneiden, Abzwicken, Abbrechen der uͤberfluͤßigen Knoſpen und durch Anheften erreichen. Von allen dieſen Ver⸗ richtungen giebt er S. 14 — 16. Erklaͤrungen. Um einem Spalierbaum eine angenehme Form zu geben, ſagt er S. 17. muß er ſo beſchnit⸗ ten werden, daß die Aeſte, welche man in ih⸗ rer ganzen Kraft wird hervorkommen machen, eine Oberflaͤche bilden, welche die Mauer in einer ebenmaͤſigen Ordnung bedeckt, und zu dieſem Endzweck ſoll dieſe Form viereckigt und nicht dick ſeyn. Man gelangt hierzu, wenn bey jedesmaligem Beſchneiden Sorge getragen wird, daß die verſchiedenen Entfernungen der Aeſte nach ihrer Staͤrke und Lage geordnet werden. Wie dieſes geſchehen ſolle, lehrt er von S. 20. bis zu Ende, in ſechs Schnitten, womit der Spalierbaum vom erſten Schoß des Aeuglens an bis zum vollkommenen Aus⸗ wach⸗ el der Obſtbaͤume. 42¹ wachſen zu behandlen ſey. Es laſſen ſich aber dieſe Baumſchnitte ohne Kupferplatten in kei⸗ nen deutlichen Auszug bringen, und was der Verfaſſer davon vortraͤgt, muß in dem Buͤch⸗ len ſelbſt nachgeleſen und mit Huͤlfe der Zeich⸗ nungen gelernt werden. ee VI. Merkwürdigkeiten, Vortheile und andere Nachrichten, welche die Gaͤrtnerey be⸗ treffen. 1. Verzeichnis von verſchiedenen Sorten Fruchttragender Baͤume, ſo zu finden in der Baumſchule bey dem Gaͤrtner Jacob Seinrich Platz, wohnhaft vor dem Johannisthor in Erfurt,. Pfirſchbaume. De Pechers. 1. Zuckeraprikoſe, oder wundergelbe Pfirſche. | L’Apri- 422 VI. Platz Verzeichnis L' Apricot&e ou 1’ Admirable jaune. 2. Die Erzbiſchoͤfl. von Piſa in Italien. L' Alrchiepiſcopale de Piſe. * 3. Die zu Ende des Auguſts reif wird. La Bourdine. 9 4. Die Schlotter Pfirſche. La Calville. 5. Die ſchoͤne Ziegenfaͤrbige. La belle Che- vreuſe. 0. Die doppelbluͤth Pfirſche. La peche & double fleur. 7. Die Erfurter doppelblüch Pfirſche. La peehe à double fleur d' Erford. 8. Die frühzeitige. La p&che hative. 9. Die Johannispfirſche. La peche de Jean. 10. Die weiſſe Magdalenapfirſche. La Ma- deleine blanche. 11. Die glatte Marcellpfirſche. La Maren] gliſſant. 12. Die dicke Herzpfirſche. La groſſe Mig- nonne. ö 13. Die Mandelpfirſche. La Perſique a 14. Die Hollaͤndiſche Pfirſche. La Perſique d' Hollande. 15. Die fr uchttragender Baͤume. 423 15. Die purpurrothe frühzeitige, La Pour- pree hative. 16. Die Bluͤtpfirſche. La Pöche fanguinille, 17. Die engliſche Violette. La Violette d Angleterre. 18. Die dicke frühzeitige Violette. La grofle Violette hative. 19. Die ſchoͤne von Vitri. La belle de Vitry. 20, Die groſe Pfirſche von Schwell, in Hol⸗ land. La Srande Pöche de Z woll. Aprikoſen : Baume. 4 Abricotiers 1. Die vortreflich gelbe. L' admirable jaune. 2. Die Alexandrine. L Apricot d Alexandrie. 3. Die weiſſe. L’Apricot blanc. 4. Die dicke weiſſe. Le gros Apricot blanc. 5. Die dicke und ſehr gelbe. L' Apricot gros & fort jaune. 6. Die frühzeitige. L’Apricot hatif, 7. Die wohlriechende fruͤhzeitige. L’Apricot hatif musquè. 8. Die von Nanci aus Frankreich. L Apri- cot de Nancy. 9. Die 44 VI. 1. platz Verzeichnis . 9. Die buntfaͤrbige desgl. L’Apricot panache, 10. Die Provanſer. L’Apricot de Provence. 11. Die ſpaͤtzeitige. L' Apricot tardif. 12. Die violette. L' Apricot Violet. 1 Zwetſchen und Pflaumen ꝛc. De Pruniers. ' 1. Die weiſſe Marille. L’Apricot blanc. 2. Die gelbe desgl. L’Apricot jaune. 3. Die rothe desgl. L'Apricot rouge. ao 4. Die grüne desgl. L’Apricot verd. 5, Die 0 Le Damas de Mau- geron. 6. Die langeuUngariſche. La longue d' Hongrie. 7. Die lange Ungariſche weiſſe. La 85 55 d' Hongrie blanche. 8. Mirabelle. La Mirabelle. 9. Desgl. blaue. La Mirabelle bleue. 10. Kleine desgl. welche am kernhaftſt. La petite Mirabelle, qui tient au noyau. 11. Die kleine Mirabelle. La petite Mirabelle. 12. Die rothe Mirabelle. La Mirabelle rouge. 13. Die weiſſe Mirabelle.La Mirabelle blanche. 14. Brau⸗ fruchttragender Baͤume. 425 14. Braune desgl. la Mirabelle brune. 15. Mirabolane von Maſſerong, la Mira- bolane de Maſſerong. 10. Perl⸗Mirabolane, la Mirabolane de perle. 5 Birn: Baͤume. De Poiriers. 1. Alexandrine Birne, Ia Poire d’Alexandrie, 2. Lieblich ſchmeckende, I’ Amadote. | 3. Wohlriechende, l' Ambrette. 4. Admiral: Bien, la Poire Admiral. 5. Die Englifche Birn von Rom, I' Ange- lique de Rome. 6. Die Birne von Angers, Ia Poired’ Angers. 7. Die grofe Birn von England, la gran- de Poire d' Angleterre, 8. Die Birn der Erzherzog, I’ Archiduc. 9. — — St. Auguſtinus, le St. Auguſtin. 10. Das Herbſt⸗Schoͤngen, la Bellifime d' automne. 5 11. Die Wachsſtock- oder gedrehte Berga⸗ motte, la Bergamotte bougie. Ee 12. Dis 426 VI. 1. Platz Verzeichnis 12. Die Spaniſche Bergamotte, la 1 mote d' Eſpagne. 13. Die Sommer- Bergamotte, la Recta mote d' Ete. 14. Die runde desgl. la ronde Bergamo- te d' hyver. 15. Die lange Bergamotte, la Bergamote longue. 16. Die Solothuͤrner desgl. la Bergamote Soleurre. 17. Die Oſter⸗ Bergamotte, Bergamote de Paques. 18. Die Schweizer: Bergamotte, Berga- mote Suiſſe. 19. Die weiſſe Birn, oder Birnblank, la petite blanche. 20. Die dicke weißſchuͤlige, le gros Blanquet. 21. Die Birn von erhabener Güte, la Poire d' haute bonte, 32. Die gewuͤrzte Pilgrims⸗Birn, le Bour- don muſquè. 23. Die Karmeliter » Bien, la Poire des Carmes, 24. Die fruchttragender Bäume. 427 24. Die Schlotter⸗Birn, Ia Calville longue. 25. Katila oder glaͤnzende, la Catila. 20. Die Winter⸗Katila, la Catila d' hyver. 27. Die Schampagnier Birn, la Poire de Champagne. 28. Karmeliter Zitronenbirn, ‚Citton des Carmes. 29. Die gute Chriſtbirn, le bon Chretien. 30. Die geliebte der Damen, wohlriechend, la Chere aux Dames muſquèe. 31. Die Daͤniſche Birn, la Poire Danoife, 32. Die Gottes Birn, la Poire de mon Dieu. 33. Die theilbare Birn, la Poire diviſible. 34. Die graue Dechantin, la Doyenne griſe. 35. Die Saftbirn mit doppel. e la Poire à Fleur double. 36. Die Sommer desgl. Prinzeſſin von Frank: reich, Madame de France d' Ete. 37. Die St. Germanesbirn, le St. Germain. 38. Die groͤſte unter den guten, la plus gran⸗ de d' entre les bonnes. 39. Die Grapelibirn, Grießbirn, le Graveoli. 40. Die graue Birn, Birnegriß, la Poire griſe. Ee 2 41. Die 423 VI. 1 platz | Verzeichnis 41, Die Weſpenbirn, la Guepee. 42. Die Heinzichsbien, la Poire d’ Henry. 43. St. Johannes im Gefaͤngniß, la St. Jean aux fers. . 44. Die graue Unbekannte, ! Inconnue chenau. 45. Der Eiſenbart, ! Iſenbart. 46. Die Pfundbirn, la Poire de Livre. 47. Die Prinzeßin von Frankreich, Winter⸗ birn, Madame de France d' hyver. 48. Malvaſirbirn, la Poire Malvaſie. 49. Marcipan desgl. la Poire de Marcipan, 50. Margarethen desgl. la Marguerite. 51. Die wunderſchoͤne Winterbirn, la Mer- veille d' Hyver. 52. Die Honigbirn, la Poire Mieilleuſe. 53. Mailaͤnd. Sommerbergamotte, la Mi- lan une Bergamote d’Ete, 54. Die Muskateller, le Muſcat. 55. Die Muskateller dicke, le gros Muſcat. 36. Die Strasburger Wintermuskateller, le Muſcat d' hy ver de Strasbourg. 57. Die kleine Muskateller, le petit Muſcat. 52. Die Winterpomeranze, Orange d' hyver. 59. Die fruchttragender Baͤume. 429 50. Die Wuͤrzpomeranze, Orange muſquèe. 60. Die Paradies birn, la Poire de Paradies, 61. Die Fuͤrſtenbirn, la Poire du Prince. 62. Die Birn zur Fuͤrſtl. Tafel, — — pour la Table d'un Prince. 63. Die Sungfernbien, la pucelle. 64. Die Roſalette, la Roſalette. 65. Die groſe Winter Roſat, le grand Ro- fat d' hyver. 66, Die Muskateller von Rheims, le Rouffe- let de Rheims. 67. DieKoͤnigl. Sommerbirn, la Royale d' Etẽ. 68. Der groſe Herr, le grand Seigneur. 69. Die grüne lange Schweizerbirn, la verte longue Suiſſe, ou Panachee. 70. Die Virguloͤſe oder herrliche in Holland, la Virguleuſe. Aepfel⸗ Baͤume. De Pommes. 1. Der Apfel von England, la Pomme d' Angleterre. 2. Der ſchwarze von Api, I'Apy noire. 3. Der Wuͤrzapfel, la Pomme aromatique. Ee 3 4. Das | * 430 VI. 1. Platz Verzeichnis 4. Das Herbſtſchöngen, la Belliffi ime d’au- tomne. 5. Der weiſſe Schweizerapfel, la Pomme blanche de Suiſſe. | 6. Der weiſſe Calvill, oder Schlotterapfel, la Pomme Calville blanche. 7. Der rothe Paß⸗ oder Schlotter : Apfel, la Pomme Calville rouge. 8. Der Cardinal⸗Apfel, la Pomme duCardinal. 9. Der Quittenbaum Apfel, la PommeCoignĩer. 10. Der Englaͤndiſche Hof, la Cour d' Angleterre. 11. Der dicke graue Curpenda, la BE Courpendu griſe. 12. Der lange Sternapfel, la Pomme de Etoile longue. | 13. Der doppelbluͤt. desal. la Pomme & double Fleur. 14. Der rothe Guterlin, le Gutterlin rouge. 15. Der gelbe Reichsapfel, la jaune Imperiale. 16. Der Kaiferapfel,laPomme de l’Empereur, 17. Der unvergleichliche Schöne, J Incom- parable en beauté. 18. Der fruchttragender Baͤume. 431 18. Der gelbe Leopold, le Leopold jaune. 19. Der rothe desgl. le Leopold rouge. 20. Dee Nfundanfel. la Pomme de Livre. 21. St. Ludovikus, la Pommade St. Honis. 22. Der weiſſe Muskateller, le Muſcat blanc. 23. Der Paradiesapfel, la Pomme de Paradis. 24. Der Herbſtapfel der ſich haͤlt, la Paſſe Pomme d' Automne. 25. Der Pilgrimapfel, le Pelerin. 26, Der RoͤmiſchePilgrim, le Pelerin deRome, 27. Der rothe Birnapfel, la Pomme Poire. 28. Der Borſtorfer, la Pomme Porftorfe. 29. Der Borſtorfer Sommerapfel, — — d’ete, 30. Desgl. ſchwarze Apfel, — — noire. 31. Der Fuͤrſtenapfel, la Pomme du Prince. 32. Der Rambur Frank, le Rambour franc. 33. Der Winter Rambur, le Rambour d’hyver. 34. Die engliſche Renette, la Reinette d' Angleterre. 35. Die Silber desgl. — — d' argent. 36. Der weiſſe Renettenapfel, — blanche. 37. Rother desgl. — — rouge. 38. Vergoldeter des, — — dorée. Ee 4 309. Fo⸗ 432 Ver Platz Verzeichnis 39. Forellen desgl. la Reinette Truite. 40. Der Koͤnigl. Engliſche, la e d' Angleterre. — Se Sich Otoſatenapfel, le gros Roſat. .Der Ergoͤtzungsapfel, le Robillard. Be Der rothe Schweizerapfel, la Pomme rouge de Suiſſe. 44. Der von zweyerley Geſchmack, la Pom- me ä deux Saveurs, 45. Der Stetiner, la Pomme de Stetin, 46. Der Taffentapfel, la Pomme de Taffetas. 47. Der Glasapfel, la Vitrée. Kirſchbaͤume. De Cerifiers. 1. Die Ambrakirſche, la Ceriſe Ambrèe jaune. 2. Die Amarelle, 1’ Amarelle. 3. Die desgl.doppelbluͤthige, — à double Fleur. 4. Die desgl. fruͤhzeitige, — hative. 5. Die ſchwarze desgl. — noire hative. 6. Die ſchwarze Knorpelkirſche, la Cexiſe cartilagineuſe noire. 7. Die rothe desgl. la Ceriſe rouge. 3. Die ſchwarze Koͤllniſche desgl. — noire de Cologne. 9. Die fruchttragender Baͤume. 433 9. Die Doktorkirſche, le Docteur. 10. Die Spaniſche Kirſche, la Ceriſe d’Efpagne, 11. Die Spaniſche ſchwarze,.— — noire. 12. Die Spaniſche rothe, — — rouge. 13. Die Spaniſche graue, la Grifette d ' Efpagne, 14. Die Traubenkirſche, la Ceriſe ä raf pes 15. Die ſchwarze Maykirſche, — de Mai. 16, Die Muskatellerkirſche, — Mulcate, 17. Die zwey Lothkirſche, — d'une Once. 18. Die beruͤhmte Erfurter Auguſtkirſche. 19. Die Königliche Kirſche, la Cerife Royale, 20. Die bekannte groſe Sauerkirſche, la grande Sure ordinaire. | 21. Die frühzeitige ſaͤuerliche, la Suriote tardive, Weintrauben. De Vins. 1. Die groſe und weiſſe Sicilianiſche Cubebe, la Cubebe grande & blanche de Sicile. 2. Die fruͤhzeitige Cubebe, la Cubebe hative. 3. Die fruͤhzeitige Kilianstraube „ le nn premature, Ee 5 4. Die 434 VI. 1. Platz Verzeichnis 4. Die weiſſe Muskateller, le Muſcat blanc. 5. Die fruͤhzeitige gelbe Muskateller, le Muf- cat jaune hatif. 6. Die Burgunder bunte Alikante, le Rai- ſin de Bourgogne. 7. Die Peterſilienblatt⸗Traube, — à feu- ille de Perſil. 8. Die weiſſe groſe fruͤhzeitige franzoͤſiſche desgl. le grand Raiſin de France blanc hatif. 9. Die fruͤhzeitige weiſſe von Leipzig, le Rai- ſin hatif blanc de Leipſic. | 10. Die frühzeitige blaue Rumor, le Rou- mor bleu hatif. 11. Die ſchwarze Tockayer, le Tockay noir. Nußbaͤume. De Woiſters. 1. Die groſe Italieniſche Haſelnuß mit rundem Kern, P’Aveline d' Italie ou Pepin grand & rond. 2. Die weiſſe Haſelnuß, la Noifette blanche 3. Die Rheiniſche mit der zarten Schaale, la Noix du Rhin avec la coquille tendre. 4. Die rothe Haſelnuß, la Noifette rouge. Maul⸗ fruchttragender Bäume. 435 Maulbeerbaͤume. 1. Die groſe ſchwarze. 2. Die rothe. 3. Die weiſſe. Miſpelbaͤume. De Nefliers. 1. Die weiſſe Mifpel, PAzerole blanche. 2. Die bunte desgl. PAzerole bigarree, 3. Die groſe breite desgl. la grande Aze- role large. | Lycium Europæum, oder der berühmte Bienenbaum. | x Hi 2. Mittel die Ameifen zu vertreiben. Mau nimmt gemeines Muckenpulver (oder 5 Muckenſtein) welches in allen Apothe⸗ ken genugſam bekannt iſt, vermiſcht es mit einer hinlaͤnglichen Menge geſtoſenen weiſſen Zuckers, um es ſehr ſuͤß zu machen; von die⸗ ſem leget man in ſehr kleine irdene oder weiß bs 436 VI. 2. Mittel wider die Ameiſen. blecherne Gefaͤſſe, in Form der kleinen Kin⸗ der⸗Puppenſchuͤſſelchen oder Tellerchen: und nachdem etwas Waſſer daruͤber gegoſſen wor⸗ den, werden die angefüllten Schuͤſſelchen, ne⸗ ben den Baumſtaͤmmen, der Erde ganz gleich, eingegraben, und ein Blumentopf darüber ges ſtuͤrzet, welcher aber auf einer Seite ein we⸗ nig unterlegt werden muß, um den Ameiſen den Eingang zu erleichtern; die benachbarten Ameiſen werden ſehr bald, haufenweiſe, herz beykommen, und dieſe Speiſe genieſſen, wo⸗ von ſie alſobald krepiren muͤſſen. Vor den leckerhaften Kindern und andern vorwitzigen Perſonen muͤſſen dieſe Schüffel: chen geſichert ſeyn, wie es ſich, um der dar⸗ aus entſtehen koͤnnenden gefaͤhrlichen Folgen willen, von ſelbſt verſteht. => Mittel kraͤnkliche Bäume zu erfriſchen. Wem ein Baum ein kraͤnkliches Anſehen bekommt: ſo muß man die Spitzen deſſelben des Abends mit Waſſer begieſſen, 5 wel⸗ VI. 3. Mittel, für kraͤnkliche Baume. 437 welches bey Zwerg: und andern niedern Baͤu⸗ men mit der Gießkanne und der darauf geſez⸗ ten Brauſe oder dem gewoͤhnlichen loͤcherichten Aufſatz geſchehen kan. Zu hohen Baͤumen bedienen ſich die Englaͤnder der Handſpritzen. Den Stamm des Baumes muß man vermits telſt einer Buͤrſte und mit Waſſer abwafchen, Baͤume, die ſchon weit in der Kraͤnklichkeit gekommen waren, ſind durch dieſes Mittel nicht nnr gerettet, ſondern auch dahin gebracht worden, daß ſie die geſuͤndeſten von der nemlichen Pflan⸗ zung im Wachsthum noch uͤbertroffen haben. 4. Zweyerley Larven bisher unbekannter In⸗ ſekten auf den Kohlruͤben unter Erde, Na- bobraflica. von Clas Bjerkander. () 1. Inſekten, welche die Pflanzen davon be⸗ ſchaͤdigen. am Jahre 79. 17 blüheten die Kohlruͤben a) an den meiften Stellen. Man gab mehr Ur⸗ (*) Aus den neuen Abhandlungen aus der Naturlehre, Haushaltungs kunſt und Mecha⸗ nik, 438 VI. 4. Zweyerley Larven Urſachen davon an, ſtarke Trokne, zu zeitiges Ausſaͤen und Setzen der Saamen und Pflan— zen u. ſ. w. Als man aber die Pflanzen un⸗ terſuchte, fanden ſich an ihren Stengeln kleine Wuͤrmer, die das Fleiſchigte verzehrten, und nur die Oberflaͤche zuruͤcklieſſen. Am erſten, zweyten und dritten Blatte waren obenzu kleine Löcher in den Stengeln, durch welche die Wür: mer hinein gekommen waren, nachdem ſie aus den Eyern ausgekrochen waren. Dieſe zeh⸗ rende Gaͤſte waren gewiß die Urſache des Bl hens. Den 8. Jul. that ich einige in ein Glas halb voll Erde, nach einigen Tagen wurden ſie Puppen, und den 26. Jul. Curculionen. Der Wurm weiß, der Kopf hart, gelb, licht und ſcheinend, die Kinnbacken ſchwarz, zu aͤuſſerſt. Keine Fuͤſſe. Der Körper 12. Gelenke, halbrunder Ruͤcken und platter Un⸗ tertheil. Puppe nik, der Koͤnigl. Schwediſchen Akademie der Wiſſenſchaften. 1. B. S. 185. u. f. bisher unbekannter Inſekten. 439 Puppe weiß, ſchwarze Augen, der Hin⸗ terleib hat keine Ringe. Alle Theile des Thiers, Schnabel, Fuͤhlhoͤrner, Fluͤgeldecken, aufs netteſte zuſammengelegt, in der Poppe zu unterſcheiden. Das Inſekt eine Linie lang, ee Die Bruft überall rundlicht. Die Augen ſchwarz. Der Kopf ſehr kurz und kugelrund, verliert ſich vorwaͤrts in den ſteifen ſchwarzen Schnabel. Die braunen Fuͤhlhoͤrner ſitzen am Schnabel, haben in der Mitte ein Gelenk, zunaͤchſt am Kopf ſind ſie glatt, nachdem Per⸗ lenreihen aͤhnlich, zu aͤuſſerſt kolbicht. Die Fluͤgeldecken mehr ſchwarz als grau. Die ſechs Fuͤſſe endigen ſich in ſcharfe Klauen. Alſo iſts ein Curculio, ich nenne ihn Cur- culio Napobraſſicæ. Ich that Lauch in das Glas, die Cureu— lionen kamen davon in Bewegung, und flogen ſtark herum, welches ſie ſonſt nicht thaten, zum Zeichen, daß ihnen der Geruch unange: nehm war. Dieß koͤnnte veranlaſſen, in die Beste 440 VI. 4. Zweyerley Larven Beete Wermuthzweige, Heidekraut, Knob⸗ lauch u. dergl. zu ſetzen. 2. Maden, welche die Wurzeln der Kohl: ruͤben beſchaͤdigen. Die Made iſt weiß, 2. Linien lang, der Kopf ſpitzig, zu aͤuſſerſt ſchwarz, wie ein V. Der Schwanz gleichſam querabgeſchnitten mit 2. ſchwarzen Tuͤpfelchen. Am Leibe 10. Rin⸗ ge, keine Fuͤſſe. Puppe braun, laͤnglicht, geringelt. Wird eine Fliege, die ich Muſca Napobraſſicæ nenne. Iſt der Muſca roralis aͤhnlich, graulich, weiß an der Stirne. Die Augen gros. Die Fuͤhlhoͤrner beſtehn aus einem Knoten mit kleinen Haaren. Auf dem Ruͤcken eine ſchwarze Linie laͤngſthin, an den Seiten kleinere. Der Hinterleib hat 5. Rin⸗ ge. Die Fuͤſſe ſchwarz. Der ganze Koͤrper hat ſchwarze ſteife Haare. Ich habe dieſe Fliege drey Jahre bemerkt. Im September werden fie Puppen, liegen den Winter über unter der Erde, im folgenden Jahr um den 12. May kommen die Fliegen hervor. 12 | Diefe „bisher unbekannter Inſekten. 441 eee eee eu eee Diieſe ſchaͤdliche Thiere durchbohren und verderben im Herbſte die Wurzel der Kohlruͤ⸗ ben, daß ſolche wie ganz verfault ausſehen. In Wurzeln, die in magerer ſandichten Erde wachſen, fi ſcheinen fie am beſten fortzukommen. Man muß alſo die Kohlgaͤrten mit guter ſchwarzer Erde verſehen. Die Wurzeln, die im Herbſte von dieſen Maden angegriffen ge⸗ funden werden, muß man zeitig herausnehmen und zerſtoͤhren, ehe die Maden in die Erde ge⸗ gangen und Puppen geworden ſind. 20 . Kunſt Roſen und gudete Blumen lunge friſch zu erhalten. Won die Roſen noch nicht ganz aufgegangen ſind, ſo ſchneidet man ſie nach Son⸗ nenuntergang ab, ohne doch die Blume mit den Haͤnden zu beruͤhren, laͤßt ſie die darauf folgende Nacht in der freyen Luft liegen, doch ſo, daß ſie nicht feucht werden, legt ſie am folgenden Morgen vor Sonnenaufgang in ei⸗ FF nen 442 VI. 5. Aunft Roſen u. andere Blumen nen gut glaſirten neuen Topf, deckt fie mit eis ner Stuͤrze zu, die man mit Leim an den Topf befeſtiget, damit keine Luft darzu kan, und verſcharret den Topf in einen trockenen Sand im Keller oder an einem andern kalten Orte. Oder. | Man ſchneidt obbeſagtermaaſen die erſten Roſenknoſpen ab, nimmt ebenfalls einen gla⸗ ſirten groſen Topf, beſtreuet den Boden deſſel— ben dicht mit Salz, legt die Knoſpen dicht an einander darauf, und dann wieder Salz, wie⸗ der Roſen bis der Topf voll iſt. Gieſſet ſodann guten Wein, oder ſtarken Branntewein dars uͤber. Deckt ſie obbeſagtermaaſen feſt zu, und ſetzt ſie im Keller in friſchen Sand. Braucht man nun eine Roſe, ſo nimmt man ſie aus dem Topf heraus, legt ſie an die Sonne, oder auf einen warmen Ofen, ſo ſchließt ſie ſich auf, und liefert die Blume zu allen Jah⸗ reszeiten in ihrer vollſtaͤndigen Bluͤthe. g Oder. Man nimmt Roſen oder andere Blumen, $ die lange friſch zu erhalten. 443 die noch nicht voͤllig ausgebluͤhet haben, an ei⸗ nem ſchoͤnen Tage, nachdem der Thau ausge, trocknet iſt, uͤberzieht die Blumen mit geſchla⸗ genem Eyweiß, beſtreut ſie dicht mit geſtoſenem fein durchgeſiebtem Zucker, legt ſie obbeſchrie⸗ benermaaſen in einen vor der Luft wohl bewahr⸗ ten Topf, und vergraͤbt denſelben an einem kal— ten Orte in den Sand, ſo bleiben die Bins men ſtets friſch und verwelken gar nicht. — Man darf hernach die Blume nur in kaltes Waſ— Pr kan, fo verliert ſich der ganze Ueberzug. But des e, Ob diese Mit, Roſen eine lange Zeit friſch zu erhalten, 81005 das leiſten werden, was von ihnen verſpro⸗ chen wird, kan von dem Herausgeber mit keiner von ihm gemachten Erfahrung beſtaͤttiget werden, da er das achte Stuͤck des Damen- Journals vom vorigen Jahrgang erſt nach der Roſenflor erhalten hat. Waͤren fie gegründet: fo koͤnnte das eine oder das andere vielleicht zu laͤngerer Erhaltung der Nelken angewendet, und ein ganzes Sortiment, ſtatt der Blaͤtterverzeichniſſe, dadurch aufbewahrt werden, welches wenigstens 9 Verſuche ver⸗ diente. a, Ff 2 | Von 444 VI. 6. witterungs „Einfluß 3 6. Von dem Einfluß der Witterung des ver⸗ gangenen Jahrs 1784. auf die Gewaͤchſe. De Witterung des verfloſſenen Jahrs 1784. war in manchen Stuͤcken, beſonder und ungewoͤhnlich fuͤr die mehreſte und inſonderheit für die waͤrmere Gegenden Teutſchlands. Schon der Winter war ſtrenger und anhaltender, als in vielen vorhergehenden Jahren, es fiel eine ungewöhnliche Menge Schnee, die Fluͤſſe und Baͤche froren tief ein und erzeugten ungeheure Maſſen von Eiß. Der tiefe Schnee verwahrs te zwar die niedrigen Pflanzen, die ſich gut unter dieſer Decke durch den Winter brachten; ſelbſt die zaͤrtlichere, wie der edle Lorbeerbaum, wenn ſie niedrig genug waren, daß ſie von dem Schnee bedeckt blieben, erhielten ſich beſſer im Freyen, als in Gewoͤlbern und Kellern. Was aber nur ein wenig aus dem Schnee hervor⸗ ragte, und nicht ohnehin eine ſtrenge Kaͤlte aus⸗ dauren konnte, gieng zu Grunde, wie der meh⸗ reſte Winterkohl. Viele Baͤume fanden in die⸗ ſem harten Winter auf eine gedoppelte Art ihr N Ders auf die Gewaͤchſe. 445 4 ͤͤFF— nn Verderben, ſo wohl durch die Heftigkeit der Kälte, als auch durch das Eis, wenn fie in einer Gegend ſtunden, wo ſie von dem Treib⸗ eis der Fluͤſſe und Bäche getroffen werden konn⸗ ten, in welchem Fall ſie durch das Anſtoſen der Eisſtuͤcke von ihrer Rinde ganz oder zum Theil entbloͤßt wurden. Zur Verwunderung zeigten die leztere und oft aͤuſſerſt beſchaͤdigte Obſtbaͤume im Frühjahr, wiewol etwas ſpaͤ⸗ ter, einen vollkommenen Trieb, bluͤheten, und trugen groͤſtentheils reichlich Fruͤchten; da im Gegentheil viele Baͤume, welche von dem Eis keinen Schaden genommen und nur von der Kälte gelitten haben, zwar im Frühjahr ſich auf einmal wieder erholen zu wollen ſchienen, und ſtark ins Laub trieben; allein die Freude waͤhrete nicht lange, die mehreſten davon blie⸗ ben plotzlich ſtille ſtehen, und verdarben gaͤnz⸗ lich noch im Monath Julius. Unzaͤhlige Baͤume, vornemlich Zwetſchgen⸗Baͤume, gien⸗ gen dadurch verlohren, und manche Gaͤrten ſehen gegenwaͤrtig wie ausgehauene Waͤlder aus. Der Schade iſt deſto betraͤchtlicher, der dadurch 4 If 3 ent⸗ 446 VI. 0, Wirterungs Einfluß entſtanden iſt, da er U ch a Tang wieder erſetzen laͤßt. Die Weinreben, ane unbedeckt blieben, ber ben nicht weniger an vielen Orten, wo das fo ges nannte Beziehen oder Bedecken wegen der hohen Lage der Weinberge nicht üblich iſt, ungemein ges litten; und wenn das niedere und den Winter hin- durch bedeckt geweſene Feld einen reichen Herbſt ausgegeben, ſo fiel der Ertrag des freygelaſſe⸗ nen Felds deſto kaͤrglicher aus. Die Winterfruͤchten auf dem Ackerfeld ers hielten ſich ungemein gut, und die davon er⸗ haltene Ernde muß allerdings unter die frucht⸗ barſte gezaͤhlet werden, ſo wohl in Abſicht auf die Menge, als auf die Guͤte der Fruͤchten. Und waͤren die Sommerfruͤchten nicht durch den duͤr⸗ ren Sommer mißrathen, und haͤtten nicht noch andere Urſachen, vornehmlich der befuͤrchtete Hollaͤndiſche Krieg mitgewirkt: ſo wuͤrden die Winterfruͤchten auf einen ſehr nientgen Preiß herabgefallen ſeyn. Auf den in manchen Ruͤckſi dem ſehr be⸗ ſchwerlichen und nachtheiligen Winter folgte ein Fruͤhjahr, das in ſeinem Anfang noch etli⸗ chemal von Froſt begleitet wurde, und ſelten einen eigentlich recht warmen Fruͤhlingstag ent⸗ hielte. Es ſchien zwar der Ausgang des Merzmonaths ein warmes Fruͤhjahr anzufüns f den, auf die Gewaͤchſe. 447 C den, da das Reaumuriſche Thermometer d. 26. den 13. Gr. und den 29. den 14. Grad uͤber Null erreichte; allein der April erzeigte ſich bis auf den 25, groͤſtentheils rauh und kalt, wos durch der Trieb an den Baͤumen, Weinſtoͤcken und andern Gewaͤchſen ſehr zuruͤckgehalten wurde, und ungewoͤhnlich ſpaͤt erfolgte. Doch die hier⸗ auf erfolgte und den May hindurch fortdauren⸗ de warme Witterung ſetzte auf einmal alle Pflan⸗ zen in ein bewunderungswuͤrdiges ſchnelles Wachsthum, mit Anfang des Mayen bemerkte man die Langſamkeit nicht mehr, womit bisher die Natur zu Werk gegangen war, und innerz halb acht Tagen gruͤnte alles, und die Baͤume ſtunden in voller Bluͤthe. Die Weinberge trie⸗ ben ſo ſchnell, ſo ſtark, ſo gleich, daß ſich die Weingaͤrtner ſchon die groͤſte Hoffnung auf den ergiebigſten Herbſt machten. Und dieſe Hoff: nung wuͤrde auch erfuͤllt worden ſeyn, wenn nicht der ſo genannte Brenner, eine Krank⸗ heit, die vorzüglich das Laub der Weinſtoͤcke verſengt und abfallend macht, dieſelbe vereitelt haͤtte, der ſich ſchon zu Anfang des Julius einſtellte, und die ſtark herangewachſene Trau⸗ ben auf einmal am fernern Wachsthum hinders te, ſo daß man ihr Stilleſtehen augenſcheinlich bemerken konnte. Gewoͤhnlich ruͤhrt dieſer Zu⸗ fall von den Regen her, welche zur heiſſen Tas geszeit fallen, und worauf unmittelbar die Son⸗ f 4 ne 448 VI. 6. Witterungs „Einfluß ne wieder zu ſcheinen und auf die Blaͤtter zu brennen anfaͤngt. Ich vermuthe aber faſt, daß dieſes fuͤr den leztern Unfall nicht die Urſache geweſen, ſondern dieſe eher in der Kaͤlte zu ſu⸗ chen ſeyn moͤchte, welche in der Nacht vom 3. auf den 4. Julius eingefallen, und wovon das Reaum. Thermometer bis auf den vierten Grad unter Null morgends nach 4 Uhr gefallen iſt, worauf auch ſo gleich der Brenner ſich nicht nur in dem weiteſten Bezirk an dem Weinlaub, ſondern auch an dem Laub der mehreſten Obſt⸗ baͤume gezeigt hat. Vielleicht haͤtte dieſe Kälte nicht ſo vielen Schaden an den Weinbergen ver⸗ urſacht, wenn nicht eines Theils eine ſo anhal⸗ tende Troͤckne darauf erfolgt waͤre, und andern Theils nicht den 10. 11. und 12. Aug. ſich eine faſt gleich kalte Witterung eingeſtellt haͤt⸗ te, worauf ſich die ſchlimme Folgen des Brenz ners in dem haͤufigen Abfallen des Laubs an den Weinſtoͤcken und an einigen Obſtbaͤumen, vornehmlich an einigen Gattungen der Birn⸗ baͤume, erſt recht gezeigt haben. Die Trauben wurden zwar zum Theil weich, ſchienen ſich der Zeitigung zu naͤhern, es wollte aber den⸗ noch nicht recht damit von ſtatten gehen, felbft; nachdem ſich einige Regen eingeſtellt hatten. Erft gegen das Ende des Septembers neigten ſie ſich zu mehrerer Reiffung, doch nicht alle, und da die zu Anfang des Octobers e alte auf die Bewächfe. 449 Kälte die fruͤhzeitige Weinleſe nothwendig mach⸗ te, ſo lieſſen ſorgfaͤltige Hauswirthe, welche mehr auf die Guͤte als auf die Menge des Moſtes ſahen, viele ſtehen, und machten ein Ausgeles. Dem ungeachtet kan der Wein die⸗ ſes lezten Jahrgangs nicht unter die ganz guten gerechnet werden, da ihm die erforderliche Staͤr⸗ ke und Suͤßigkeit fehlt. Die Weingärtner machten ſich zwar noch waͤhrendem und nach dem Herbſt die gewiſſe Hoffnung, daß ſich die Wir⸗ kung des doch groͤſtentheils heiſſen Sommers noch an dem Moſt in den Faͤſſern und durch die Gaͤh⸗ rung aͤuſſern und denſelben verbeſſern wuͤrde. Allein es ſcheint nicht, daß ihre Hoffnung in Erfuͤllung gehen werde. Mit den fuͤr die Kuͤche beſtimmten fanzen hatte es groͤſtentheils auch keinen rechten Fort— gang, weil die Hize und Duͤrre des vergange— nen Sommers zu lange anhielte, ſich ſo ſelten Regen einſtellten, und das Begieſſen bey vielen nicht angewendet werden konnte, manchen auch keinen Nutzen ſchaffte. Erbis, Linſen, Boh— nen, trugen ſparſame Fruͤchten, doch leztere mehr als im vorhergehenden Jahrgang 1783, Erſtere waren mehrentheils mit Inſekten ange⸗ ſteckt, Werſich, Kohlruͤben geriethen noch ziem⸗ lich gut, auch anderes Wurzelwerk. An dem Kappiss oder Weißkraut erzeigte ſich an den mehreſten Orten ein Mißwachs. Was auch noch 450 VI. 6. Witterungs⸗Einfluß noch heranwuchſe, erlangte weder ſeine gewoͤhn⸗ liche Feſtigkeit noch ſeine Groͤſe. Aber am guten Geſchmack faſt aller Gartengewaͤchſe fin: det man doch keinen Abgang, und auch die Obſtbaͤume trugen in den mehreſten Gegenden ‚häufig, und Birn und Aepfel hatten einen vor⸗ zuͤglich guten Geſchmack, erhielten ſich auch beſſer vor der Faͤulniß, als im vorhergehenden Jahre. Kirſchen wuchſen in manchen Gegen⸗ den Wuͤrtembergs in einem wahren Ueberfluß, und es wurde eine betraͤchtliche Menge derſelben -auffer Lands verkauft. Die Zwetſchgenbaͤume waren groͤſtentheils ganz unfruchtbar, und meiſt dieſe Unfruchtbarkeit eine Folge des unvorſich⸗ tigen Abſchlagens dieſer Fruͤchten im vorher⸗ gehenden Jahre, wo ſie haͤufig wuchſen, aber auch die Knoſpen, welche nunmehr Fruͤchten tragen ſollten, mit dieſem Obſt abgeklopft wur⸗ den. Man ſahe daher im lezten Fruͤhjahre nur ſelten eine Zwetſchgenbluͤthe. Schon oft genug ft, die Erfahrung gemacht worden, daß die Zwetſchgenbaͤume gemeiniglich in dem auf ein fruchtbares Jahr folgenden Jahrgang unfrucht⸗ bar geblieben find, und es iſt unter den Land⸗ leuten zum Spruͤchwort worden, daß die Zwetſch⸗ gen nur ums andere Jahr gerathen. Dem un⸗ geachtet denkt man der wahren Urſach dieſer Unfruchtbarkeit, an der wir ſelbſt ſchuldig ſind, weder nach, noch ſucht man ſie durch ein 15 n auf die Gewaͤchſe. 451 e ee een eee ſichtigeres und nicht ſo gewaltſames Ableſen die⸗ ſer ſo nuͤtzlichen Fruͤchten zu vermeiden. Das Abklopfen der Zwetſchgen iſt nun freilich nicht die einzige Urſach ihres Mißwachſes, es giebt derſelben noch mehrere: Reiffen und Regen, die zur Zeit der Bluͤthe einfallen, Raupen, und andere Inſekten, welche die Bluͤthen oder die angeſezte junge Früchten abfreſſen u. a, m. Aber Hinderniſſe, die wir uns ſelbſt machen, Nutzen von unſern Baumgaͤrten zu ziehen, folls ten wir uns nicht zu Schulden kommen laſſen. Die Blumengaͤrtnerey, worauf ohnehin eine vorzuͤgliche Sorgfalt und Aufmerkſamkeit gewendet wird, empfand die auf mancherley Weiſe den uͤbrigen Pflanzen nachtheilige Wit⸗ terung des vergangenen Sommers wenig oder gar nicht, da man den Blumengewaͤchſen eher mit dem erforderlichen Begieſſen zu Huͤlfe kom⸗ men konnte. Nur wurde dadurch die Arbeit, die auf ſie verwendet werden mußte, vergroͤſert. Die Aurikel — die Hyazinthen — die Tulpen — die Levcojen — die Nelkenfloren ꝛc. fielen recht gut aus, zumal die erſtere noch nicht der in der Folgezeit eingebrochenen hitzigen und trockenen Witterung ausgeſezt waren. Nur daurte die Nelkenflor nicht ſo lange als in andern Jahren, und die Blumen verdorrten fruͤher, weil auch ſelbſt die Naͤchte ſehr warm waren, und die Hitze unter die Bedeckungen zu ſehr eindrang. a Sur 452 VI. 6. Witterungs : Einfluß ıc, Zur Erziehung des Nelkenſaamens war der Sommer ſehr guͤnſtig, und ich wenigſtens bin damit gluͤcklich geweſen, da mir ſelten eine kuͤnſt⸗ liche Befruchtung fehlgeſchlagen hat. Auch an⸗ dere Saͤmereyen find wohl gerathen, nur dieje⸗ nige nicht, deren Mutterpflanze von den Erd⸗ floͤhen angegriffen worden, welches die Kohls gattungen inſonderheit erfahren mußten. Inm Ganzen genommen gehoͤrt der verfloſſe⸗ ne Jahrgang eher unter die fruchtbare, wegen der reichen Ernde der Winterfruͤchten, des Obſtes und des noch ziemlich ergiebigen Herb: ſtes. Aber die Zerſtoͤrungen, welche die Ueber⸗ ſchwemmungen des abgehenden Schnees und Eiſes an Gebäuden, an Feldern und an Baͤu⸗ men angerichtet, und welche die leztern von der heftigen Kaͤlte erlitten haben, werden uns das Jahr 1784. noch lange in einem traurigen An⸗ denken erhalten. | PVC Errata im 7ten Stuͤck. S. 317. Lin. 14. ſtatt gerne gefreſſen — von dem Vieh gerne gefreſſen. S. 340. Lin. 10. ſtatt groben — groſen. S. 377. Lin. 2. von unten an, ſtatt vor — von. S. 401, Lin. 20. haben ſtatt hatten. S. 437. Lin. 15. Napobraſſica ſtatt Nabobraſſica. — — 18, ſtatt 79.17 — 1779. e . Journal fuͤr die Garkenkunſt, welches eigene Abhandlungen, Auszuͤge und Urtheile der neueſten Schriften, ſo vom Gartenwe⸗ ſen handeln, auch Erfahrungen und Nachrichten enthaͤlt. Achtes Stuͤck ſamt Regiſter über 5 — gtes Stluͤck. Stutgart, bei Johann Benediet Mezler, 1 7 8 5. { 3 9 43 FI 42 “> 2 1 * Vorrede. De guͤtige Aufnahme, womit | dieſe periodiſche Schrift über die Gaͤrtnerey von den Liebhabern der Gaͤrtnerey bisher beehret wor⸗ den, hat ihren Fortgang bis zu dieſem achten Stuͤck befördert, wo⸗ 2 für | Vorrede. fuͤr hiemit auch alle ſchuldige Dank⸗ barkeit bezeuget wird. Eben dieſe guͤtige Aufnahme wird den Heraus⸗ geber immer mehr antreiben, in der Wahl der Artikel, die darinn auf⸗ genommen werden, die bedachtſamſte Sorgfalt anzuwenden. Gerne haͤtte man auch den Titel, welcher nach der Erinnerung des Hrn. Recenſen⸗ ten der 2. erſten Stuͤcke in dem be⸗ liebten Hirſchfeldiſchen Gartenkalen⸗ der S. 33. dieſer Schrift nicht an⸗ gemeſſen ſeyn und beſtimmter Jour⸗ | nal Vorrede. nal fuͤr die Gaͤrtnerey heiſſen ſollte, abgeaͤndert, wenn nicht eine ſolche Aenderung leicht eine Irrung und Vermuthung verurſachen koͤnnte, daß es ein anderer als der bisherige Journal fuͤr die Gartenkunſt ſeyn koͤnnte. Inzwiſchen verſichert der Herausgeber, daß er mit dieſem an⸗ gemaßten Titel keine Anmaſung an die ſchoͤne Gartenkunſt zu machen ſich jemalen beygehen laſſen; glaubt aber, daß, da dem Gartenkuͤnſtler fuͤr ſeine Wiſſenſchaft der Name der ſchoͤnen Gartenkunſt zugeeignet iſt, dem Gaͤrtner endlich noch wohl eine 703 Gar⸗ Vorrede. Gartenkunſt gelaſſen werden koͤnnte, da doch auch der Gartenkuͤnſtler die eigentliche Gaͤrtnerey bey ſeinen An⸗ lagen nicht entbehren kann. Wirk⸗ lich aber hat der Herausgeber das Wort Gartenkunſt blos als ein Synonymum von Gaͤrtnerey ge braucht. H—)% Inn⸗ Innhaͤlt des achten Stuͤcks. Abhandlungen. 1. Eintheilung der Nelken, von Hrn. von Rot- temburg. S. 453. I. Fortſetzung von der Nuzbarkelt einiger Pflan⸗ zen. S. 501. III. Etwas über die Pomologie. S. 524. IV. Vom Kaffebaum. S. 540. V. Buͤcher⸗ Anzeigen. 1. Naturgeſchichte aus den beſten Schriftſtel⸗ lern mit Merianiſchen und neuen Kupfern, erſter Abſchnitt der Baͤume, mit XIX. Kupfer⸗ platten. Heilbronn in der Ekebrechtiſchen Buchhandlung, 1783. fol. S. 557. 2. Fabricii, Joh. Chriſt. Cultur der Gewaͤchſe zum Gebrauch des Landmanns, 8. Leipzig, bey Jacooger, 1784. S. 563. VI. Er⸗ Innhalt. VI. Erfahrungen und Nachrichten. 0 1. Gluͤckliche Verſuche mit dem Impten der Obſtbaͤume im Sommer. S. 574. 2. C. G. Winklers Nelken : Verzeichniß vom Jahr 1785. S. 577. 3. Anzeige von verkaͤuflichen Nelken im Wuͤr⸗ tembergiſchen. S. 592. 1. Ein⸗ I. Eintheilung der Nelken ). De Anbau der ſogenannten edlen Blumen hat ſchon vor mehr als hundert Jahren viele Liebhaber der Gaͤrtnerey beſchaͤfftigt. Schon im vorigen Jahrhundert gab es viele eifrige ) Diefer Aufſatz iſt dem Herausgeber von dem Freyherrn von Rottemburg, von Klimzig in der Neumark, zum Einruͤcken zugeſchickt worden, und man nimmt um ſo weniger Anſtand, die en Herrn Verfaſſer öffentlich zu nennen, da Er ſich darinn auf ſein Nel⸗ Ten » Verzeichnis welches im vorhergehenden 6ten Stuͤck dieſes Journals eingetragen iſt, bes ruft, und die Abhandlung ſelbſt ſich den Beyfall der Blumiſten verſprechen darf, wenn ſchon einige die Nelkeneintheilung nicht durch⸗ gehends annehmen möchten, Gg 454 I. Eintheilung der Nelken. . eifrige Blumiſten. Die Tulpe war damals faſt der allgemeine Liebling, und man bezahlte dafuͤr, beſonders in Holland, faſt unglaubliche Summen. Ihr folgte in Holland die Hya⸗ zinthe und in Frankreich die Ranunkel. Erſt ſpaͤt wurde die Aurikel, und faſt noch foäter die Nelke, der Liebling der Blumiſten. Kaum ſind es 50 Jahre, daß man angefangen die Melke mit gehoͤrigem Fleiß anzubauen und auf ihre eigenthuͤmliche Schoͤnheiten aufmerkſam zu werden. Schon laͤngſt ſchaͤtzte nian die Tulpe nur nach der Vollkommenheit ihrer Malerey, da man an der Nelke keine andere Schoͤnheiten, als auſſerordentliche Groͤſe und Lebhaftigkeit der Farben kannte. Ohnerachtet die Nelke ſchon damals im erſten Anfange ih⸗ rer Veredlung zeigte, daß auch ſie eben der ſchoͤnen Malerey, wie die Tulpe fähig ſey, fo bemerkte man ihre Zeichnung doch kaum, fon; dern man zog immer eine einfärbige Nelke von pralender Groͤſe und Farbe einer ſchoͤn geſtreif— ten vor. Noch bis jezt hat dieſer verdorbene Geſchmack ſich bey vielen ſeyn wollenden Blu: miſten I. Eintheilung der Nelken. 455 miſten erhalten. Endlich fiengen einige Blu⸗ men liebhaber von feinerem Geſchmack an, auf die Malerey der Nelke ihre Aufmerkſamkeit zu richten. Man fand, daß die Nelken nach ihrer Zeichnung ſich in zwo ſehr natuͤrliche Claſſen theilen. Einige waren mit vielen Punkten und einigen kurzen feinen Strichen gezeichnet, andere hatten hingegen breite Strei⸗ fen und Flecke. Den erſten gab man den Na⸗ men Pikotten, der ihrer damaligen noch un⸗ vollkommenen, aus Punkten beſtehenden Zeich⸗ nung ſehr angemeſſen war; die geſtreiften be— kamen den ſonderbaren Namen Bizarden, deſſen Entſtehung ſchwer zu erklaͤren iſt. Beſſer ſchickt ſich fuͤr dieſe letztere der noch jezt bey einigen Gaͤrtnern gebraͤuchliche Name der Panachirten. Auſſer dieſen beyden Claſ⸗ ſen wußte man von keiner weitern Eintheilung der Nelken; auch war dieſe hinreichend fuͤr die damals noch ſehr unvollkommene Zeichnung. Endlich brachte die Natur eine neue Spielart hervor, die man weder zu den Pikotten noch zu den Bizarden rechnen konnte. Es waren G 2 Blu⸗ 753 ® Eintheilung der Velten. | Blumen, die weder Punkte und Striche, noch breite Streifen hatten, ſondern mit einer einzigen Farbe und zwar nur auf der obern Seite des Blattes getuſcht waren. Vermuth⸗ lich machte die erſte Erſcheinung dieſer Blu⸗ men viel Aufſehen; es ſcheint dieſes der Name Fameufe, den man ihnen gab, anzuzeigen. Bald darauf zeigte fich wieder eine neue Claſſe von Nelken, oder vielleicht war dieſe ſchon laͤngſt da, und man hatte fie aus Mangel der Aufmerkſamkeit mit den Pikotten und Bizar⸗ den vermengt. Dem ſey nun wie ihm wolle, man bemerkte endlich, daß es ſowohl unter den feingezeichneten, als breitgeſtreiften Nel⸗ ken, Blumen gebe, deren Streifen nicht ſcharf abgeſetzt waren, ſondern ſich durch un⸗ merkliche Schattirung in die Grundfarbe ver⸗ lohren, oder (um ein Kunſtwort der Male⸗ rey zu gebrauchen) deren Zeichnung verwaſchen war. Man machte aus dieſen Blumen eine vierte Claſſe, und gab ihnen den abentheuer⸗ lichen n Namen, Feuerfaxe. Lange Zeit bes gnuͤgte man ſi er mit dieſer Eintheilung der Nelken, I. Eintheilung der Nelken. 457 Nelken, bis wieder eine neue Gattung erſchien, die man unter keine der bisherigen Claſſen bringen zu koͤnnen glaubte. Bisher waren alle Striche und Streifen der Nelke unordent⸗ lich und kurz abgeſetzt geweſen; dieſe neue Blumen hingegen hatten breite bandfoͤrmige, bis ins Herz lauffende und ziemlich regelmaͤ⸗ ſige Streiffen. Ferner hatten bisher alle Nel⸗ ken ausgezackte und ftarfgezähnte Blumenblaͤt— ter gehabt; dieſe neue Ankoͤmmlinge hingegen waren rundblaͤttrig, ungezaͤhnt. Dieſe bey⸗ den Eigenſchaften waren den damaligen Blu⸗ miſten ſchon hinreichend, aus dieſen regelmaͤſig geſtreiften, rundblaͤttrigen Nelken eine neue Claſſe zu machen. Weil vermuthlich dieſe Nelken zuerſt in England erſchienen, und von dort nach Teutſchland gekommen, ſo gab man ihnen den Namen, engliſche Nelken, oder Angelieren. Alles ſtaunte dieſe neuen Blu⸗ men an, faſt niemand achtete mehr die bis: herigen Pikotten und Bizarden, und jeder Nelkenliebhaber wollte ſeine Sammlung nur mit Angelieren anfuͤllen. Zum Gluͤck waren Gg 3 dieſe 458 I. Eintheilung der Nelken. dieſe engliſche Nelken im Anfange auſſerordent⸗ lich theuer, und viele Blumiſten waren nicht im Stande, ſich ſolche anzuſchaffen. Dieſe mußten alſo mit den bisher in Teutſchland erogenen Pikotten und Bizarden zufrieden ſeyn, und hierdurch wurden dieſe letztern dem Untergange entriſſen. Vermuthlich hätten wir ſonſt anjezt keine Pikotte mehr aufzuwei⸗ ſen, ſondern unſere Sammlungen wuͤrden aus lauter breitgeſtreiften Nelken beſtehen. So wie die Nelke in ihrer Vollkommen⸗ heit zunahm, ſo verfeinerte ſich auch der Ge⸗ ſchmack ihrer Liebhaber. Man fand, daß die feingezeichneten Nelken in ihrer Art fo volls kommen ſeyen, als die breitgeſtreiften Ange⸗ lieren. Man ſuchte alſo die ſeit einiger Zeit vernachlaͤßigte Pikotten wieder hervor. Man fand bey genauer Beobachtung, daß die Nel⸗ ken theils mit einer, theils mit zwey Farben gezeichnet waͤren, und hierdurch entſtand eine neue Eintheilung, die noch bis jezt allgemein angenommen wird. Es iſt dieſe Eintheilung folgende: 4) Fein⸗ I. Eintheilung der Nelken. 450 1) Feingezeichnete Nelken mit einer Zeich⸗ nungs Farbe. (Pikotten.) 29) Feingezeichnete Nelken mit zwey Zeich⸗ nungs⸗Farben. (Pikott⸗ Sizarden) 3) Regelmaͤſig breitgeſtreifte Nelken mit einer Zeichnungs⸗Farbe (Doubletten, Bandblumen oder Angelieren.) 4359 Regelmaͤſig breitgeſtreifte Nelken mit | zwey Zeichnungs⸗ Farben (Engliſche Bizarden.) 5j) Unregelmaͤſig breitgeſtreifte Nelken mit zwey Zeichnungs; Farben (Teutſche Bizarden.) 6) Nelken, deren Zeichnung nicht ſcharf aäaabgeſetzt, ſondern getuſcht iſt 1 10 faxe.) 7) Nelken, die nur auf der obern Saite gr | gezeichnet fi find (Fameuſen.) 1 30 Breitgeſtreifte Nelken, die weder die weiſſe noch gelbe Farbe, ſondern eine andere, z. B. die rothe oder violette zur Gg 4 Grund⸗ 460 I. Eintheilung der Nelken. Grund- Farbe haben (Concordien.) Dieſe letztere werden von unſern jezigen Blumiſten faſt allgemein verworfen, und wie ich glaube, mit Recht. Es iſt dieſe Eintheilung ohnſtreitig weit ge⸗ nauer, als die Altern Eintheilungen der Nel⸗ ken; allein ſie iſt bey aller ihrer Genauigkeit nicht logicaliſch richtig. Die obgedachten Ab⸗ theilungen (die ste ausgenommen) muͤſſen allerdings von einander abgeſondert werden, nur find fie nicht alle Haupt⸗Claſſen, fons dern einige derſelben nur Unterabtheilungen einer einzigen Claſſe. Es wuͤrde daher dieſe Abtheilung auf folgende Art abzuaͤndern ſeyn. Nro. 1. und 2. machen die erſte Claſſe und Nro. 3. und 4. die zweyte Claſſe aus. Die erſte Claſſe beſteht aus zwey Unterabthei⸗ lungen, den Pikotten und Pikott⸗Bizarden, und eben fo begreift die 2te Claſſe die Dou⸗ bletten und engliſche Bizarden. Die zte Claſſe der bisherigen Eintheilung, die I. Eintheilung der Nelken. 40 N die man teutſche Bizarden nennt, hat gar keine genau beſtimmte, keine beſtaͤndige Unter⸗ ſcheidungs⸗ Zeichen. Eine Bizarde hat nach dem bisher angenommenen Begriff 1) breite Streifen, 2) dieſe Streifen ſind von zwey (oder wie einige behaupten von noch mehrern) verſchiedenen Farben. Das zweyte Kennzei⸗ chen ſoll allein die Bizarde von der Doublette unterſcheiden. Die engliſche Bizarde hat nach denen vom Hrn. D. Weißmantel ange⸗ gebenen Merkmalen 1) lauter breite bandfoͤr⸗ mige Streifen, 2) dieſe Streifen lauffen in gerader Linie bis tief ins Herz der Blume. Bey der teutſchen Bizarde ſind 1) nicht alle Zeichnungs⸗ Linien breit, ſondern es kommen unter den breiten viel zarte pikottmaͤſige Li⸗ nien mit vor; 2) ſind auch ihre breiten oder ſtarken Streifen nicht gar ſo breit oder band⸗ foͤrmig, wie der engliſchen ihre; ſiehe Weiß⸗ | mantels Blumiſten 1ſter Theil pag. 204. Man zeige mir eine engliſche Bizarde oder Doublette, die 1) keinen einzigen zarten pi⸗ kottmaͤſigen Strich hat, und bey welcher u Gg 5 2) alle Abs I. Eintheilung der relken. 2) alle ihre breite bandfoͤrmige Streifen bis ganz ins Herz der Blume lauffen, wo keiner dieſer Streifen in der Hälfte des Blattes ſich endigt. Betrachten Sie, meine Herren Nels keniſten, Ihre Doubletten und engliſche Bir zarden recht genau, und ſehen Sie dann, ob Sie eine einzige engliſche Bizarde, im ſtreng⸗ ſten Verſtande des Worts, darunter finden werden? Man betrachte die allervollkommen⸗ ſten engliſchen Bizarden, z. B. Gloire d' Er- i ford, Grand Auguſte, Staaten von Ame⸗ rika und andere mehr; auch in dieſen Meiſtet⸗ ſtüͤcken der Natur, in dieſen Muſtern engli⸗ ſcher Bizarden wird man neben den breiten, bandfoͤrmigen, bis ins Herz der Blume lauf⸗ fenden Streifen, zarte pikottmaͤſige Striche und breite in der Mitte des Blattes ſich endi⸗ gende Streifen finden. Wir haben alſo noch keine wahre engliſche Bizarde. Man betrachte ferner unſere gut gezeichnete teutfche Bizar⸗ den; bey den mehreſten derſelben wird man zweifelhaft, ob man ſie nicht unter die eng⸗ 9880 rechnen ſoll. Die Bizarde, Stifts⸗ a Pre⸗ I. Eintheilung der Nelken. 403 bar sau nu se Sr Ma saurer en Prediger, rechnet Hr. D. Weißmantel unter die teutſchen; hingegen zaͤhlet derſelbe Helicon und Bijou de Berlin zu den engliſchen Bir zarden, da doch die erſte weit breitere und regelmaͤſigere Streifen hat als die beyden letz⸗ ten, beſonders Bijou de Berlin, welche un⸗ ter die fehlerhafteſten Blumen gehört, Wir haben uͤberdem breitgeſtreifte Nelken mit einer Zeichnungsfarbe, alſo wahre Dou⸗ bletten, die neben den breiten bandfoͤrmigen Streifen auch zarte kurz abgeſetzte Striche ha⸗ ben; wohin ſoll man dieſe rechnen? Unter die teutſchen Bizarden koͤnnen fie nicht gehoͤ⸗ ren, da ihnen das Hauptkennzeichen einer Bis zarde fehlet, da ſie nur eine Zeichnungsfarbe haben. Man mußte daher noch eine neue Claſſe machen, und fie teutſche Doubletten nennen. Der Hr. Caͤmmerer Liebner in Bunzlau hat dieſe Schwierigkeit eingeſehen und in feinem Nelken⸗Catalogo von 1784. wuͤrklich einige Bandblumen mit dem Namen der teutſchen Doubletten belegt. Er ſteht hier⸗ | bey er * 464 I. Eintheilung der Nelken. bey vorzuͤglich auf das gezaͤhnte oder unge⸗ zaͤhnte Blatt. Schon mehrere Blumiſten haben das runde Bruͤßler Blatt als das Kennzeichen der engliſchen Bizarden angenom⸗ men, und wollen keine Nelke mit gezaͤhntem Blatte fuͤr eine engliſche Bizarde gelten laſſen, ſondern rechnen ſie zu den teutſchen. Allein warum wollen wir blos die breitgeſtreiften Nelken nach dem Umriß ihres Blatts einthei⸗ len, da dieſes bey der Eintheilung der Pikot⸗ ten in keine Betrachtung kommt? wir wuͤr⸗ den ſonſt eben ſo gut engliſche Pikotten, als engliſche Bizarden annehmen koͤnnen. Doch genug hievon; jeder aufmerkſame Beobachter wird aus den angeführten Gründen leicht eine ſehen, wie unbeſtimmt, wie ſchwankend die Unterſcheidungs⸗ Merkmale der engliſchen und teutſchen Bizarden ſind. Die teutſchen Bi⸗ zarden ſind im Grunde nichts anders als Bi⸗ zarden mit unregelmaͤſiger Zeichnung und von den engliſchen blos durch ihre geringere Voll⸗ kommenheit verſchieden. So wenig wir nun diejeuigen hollaͤndiſchen Pikotten, deren Pyra⸗ mide 5 1. Eintheilung der Melken. 463 mide nicht tief genug ins Herz der Blume geht und aus unterbrochenen Strichen zuſam⸗ mengeſezt iſt, von denen andern mit vollkom⸗ men gezeichneter Pyramide abſondern, und in eine eigene Claſſe ſetzen: eben fo wenig koͤn⸗ nen wir auch dieſes bey den Bizarden thun. Soll der groͤſere oder geringere Grad der Voll⸗ kommenheit die Eintheilung der Blumen be⸗ ſtimmen, welche Verwirrungen werden ent ſtehen? und wo wird man die Graͤnzlinien jeder Abtheilung feſtſetzen koͤnnen? Die öte und 7te Claſſe der bisherigen Eins theilung der Nelken, die Feuerfaxen nämlich und Fameuſen, muͤſſen allerdings von den andern abgeſondert werden, und machen be⸗ ſondere Abtheilungen aus. x Was die letzte Claſſe der Nelken, die Con⸗ eordien betrifft, fo gehören fie als Untergat⸗ tung zu einer der beyden erſten Haupt: Elafs ſen. Wir haben Concordien ſowohl mit feinen Strichen als mit breiten Streifen. Die er⸗ ſten find Pikotten und die letztern Bandblu⸗ men, 466 I. Eintheilung der Nelken. EEE ͤ—. — —r.. —. rn men, die eine andere Grundfarbe als die weiſſe oder gelbe haben. Wollte man daher die Concordien in eine Nelken Sammlung aufnehmen, ſo wuͤrde man unter den Pikotten und Bandblumen eben ſo viele Grundfarben annehmen muͤſſen, als wir jezt Zeichnungs⸗ Farben haben. Wir haben ſodann Pikotten und Bandblumen, 1) mit weiſſer, 2) mit gelber, 3) mit roſenfarbener, 4) mit feuer⸗ farbener, 5) mit violetter Grundfarbe u. ſ. w. Verſchiedene Nelkenliebhaber fangen jezt an, die Concordien zu vertheidigen, da man ſolche ſeit ungefähr 10 Jahren in keiner guten Nel⸗ ken⸗ Sammlung geduldet hat. Es iſt wahr, einige breitgeſtreifte Concordien find ſchoͤn, und fallen ſehr ins Auge, allein ſie ſind dennoch unvollkommener als die Nelken mit weiſſem oder gelbem Grunde, weil auf dieſen beyden Grundfarben alle Zeichnungsfarben ſich weit reiner und beſſer ausnehmen, als auf jeder andern Farbe. Schenkt uns die Natur kuͤnf⸗ tig roſenfarbene, feuerfarbene, violette, aſch⸗ graue Nelken mit weiſſer oder gelber Zeichnung (wie I. Eintheilung der Nelken. 467 ; (wie wir denn wirklich eine rothe Pikotte mit weiſſer Zeichnung bereits haben) ſo wird jeder Blumiſt, der Geſchmack beſitzt, die andern Farben der Nelke eben ſo gern als die weiſſe und gelbe unter die Grundfarben aufnehmen. Die Concordien ſind uͤberdem eigentlich Blu⸗ men, die durch eine Ausartung entſtehen, und alſo fehlerhaft. Der Freund der Con⸗ cordien wird alle Jahre Gelegenheit haben, ſeine Sammlung mit vielen neuen Gattungen zu vermehren, ohne ſolche aus dem Saamen zu ziehen, oder von andern Blumiſten zu ver⸗ ſchreiben. Man darf nur die verlauffene Pi⸗ kott⸗Bizarden und Bizarden (deren es leider in jeder anſehnlichen Nelkenſammlung jaͤhrlich genug giebt) auf behalten, ſo hat man alle Jahre neue Concordien. Doch der Geſchmack iſt verſchieden. Ich will mit den Verehrern der Concordien keinen Streit anfangen; ich habe mich noch nicht entſchlieſſen koͤnnen ‚fie in meine Melkenſammlung aufzunehmen. a Ich habe im Vorhergehenden die Gruͤnde e die mich bewogen, von der bis⸗ herigen 468 J. Eintheilung der Nelken. herigen Eintheilung der Nelke abzugehen; ich muß nunmehr meine eigene Eintheilung naͤher erklaͤren. Die Nelke iſt entweder 1) einfarbig, oder 2) vielfarbig. Die erſtere werden nur alsdann in eine Samm⸗ lung aufgenommen, wenn ſie eine ganz neue oder doch ſehr ſeltene Farbe haben, oder eine andere ungewoͤhnliche Eigenſchaft befigen. Die vielfarbigen Nelken ſind auf verſchie⸗ dene Art und mit verſchiedenen Farben gezeich⸗ net. Die Zeichnungs⸗Art als das wichtigſte Stuͤck der Malerey giebt die Unterſcheidungs⸗ Zeichen der Haupt : Claſſen, die Zeichnungs⸗ Farben aber machen verſchiedene Unterabthei⸗ lungen. Die Nelken ſind entweder 1) auf beyden Seiten des Blumenblattes gezeichnet, oder 2) nur auf einer Seite, und zwar (fo viel wir jezt kennen) auf der obern ( Samenfen.) a Die 1. Eintheilung der Nelken. Pe »Die Zeichnung der Nelken iſt entweder 1) ſcharf abgeſezt und deutlich von der Grund⸗ Ben verſchieden, oder 2) getuſcht und unmerklich in die Grund⸗ farbe verlohren (Feuerfaxe.) Die Zeichnung der Nelke beſtehet entweder 1) in feinen Linien, (Pikotten) oder 2) in breiten Streifen (Bandblumen.) Mehrere Zeichnungsarten giebt es bis jezt nicht in der Nelke, auſſer die getuſchte breite Randeinfaſſung einiger Feuerfaxe; da dieſe Einfaſſung aber ſich noch nicht bey den ſcharf ges zeichneten Nelken befindet, ſo kan ſie noch keine Haupt⸗Claſſe aus machen. Sollte aber die Natur uns kuͤnftig Nel⸗ ken mit breiter ſcharf abgeſezter Randeinfaſſung liefern, ſo wuͤrden dieſe nach den Pikotten und Bandblumen eine zte Haupt ⸗Claſſe ausmachen, Theilen wir nun die Nelken nach dieſen verſchiedenen Zeichnungs : Arten ein, fo ents ſtehet daraus folgende Tabelle. 58. I. Auf 470 I. Eintheilung der Nelken. I. Auf beyden Seiten gezeichnete Nelken. A. Mit ſcharf abgeſezter Zeichnung. a) Fein gezeichnete (Pikotten.) 1) Mit einer Zeichnungs⸗Farbe. 2) Mit zwey Zeichnungs⸗Farben. bp) Breitgeſtreifte (Bandblumen.) J) Mit einer Zeichnungs⸗ Farbe. 2) Mit zwey Zeichnungs: Farben. B. Mit getuſchter Zeichnung (Feuerfaxe.) a) Feingezeichnete (Pikott⸗Seuerfaxe.) b) Breitgeſtreifte (Bands Keuerfare.) c) Mit einer breiten Rand⸗Einfaſſung (Rand ⸗Feuerfaxe.) II. Nur auf der obern Seite gezeichnete Nel⸗ ken (Samenfen.) Von dieſen giebt es ſowol einfaͤrbige, als Band: Fameuſen. Es fol auch Pikott⸗ Fameuſen geben, deren ich aber a feine geſehen. Ich uͤberlaſſe es dem Urtheil aufmerkſa⸗ mer Blumen- Kenner, ob gegen die Richtig⸗ keit dieſer Eintheilung mit Grunde etwas eins | ge⸗ I. Eintheilung der Nelken. 47% gewendet werden koͤnne? Wenigſtens wird es einem Anfaͤnger leichter ſeyn, nach obiger Ta⸗ belle die verſchiedene Claſſen der Nelken kennen zu lernen, als nach der bisher ee Eintheilung. Doch es iſt nicht genug, dieſe Haupt⸗ Eintheilung der Nelken kennen zu lernen; ein aufmerkſamer Blumiſt gehet weiter, und un⸗ terſucht auch die verſchiedenen Muſter, nach welchen die Natur ihre Malerey entworfen. In den breit geſtreiften Nelken hat die Na⸗ tur bisher nur nach einem einzigen Grundriß gearbeitet. Alle Streifen gehen hier nach eis nem gemeinſchaftlichen Mittelpunkt, welcher ſich im Stiel des Blumenblattes, oder nach dem blumiſtiſchen Ausdruck im Herzen der Blume befindet. Die feingezeichneten Nelken, die Pikot⸗ ten ſind es alſo allein, welche beſondere Un⸗ ter» Abtheilungen erfordern. Wir kennen bis jezt folgende Zeichnungsarten. | Hh 1) Hol 47 I. Eintheilung der Nelken. 1) Sollaͤndiſche Zeichnung. Der Haupt⸗Charakter dieſer Zeichnung iſt die umgekehrte Pyramide in der Mitte des Blattes. Zuweilen iſt dieſe Pyramide nur ſchmal, zuweilen aber nimmt ſie den groͤſten Theil des Blattes ein. Bey einigen iſt auſ⸗ ſer der Pyramide kein einziger Strich vorhan⸗ den, bey vielen aber ſtehen zu beyden Seiten am Rande des Blattes noch viele kurze Stri⸗ che, die eine Art von Rand⸗Einfaſſung bil⸗ den. Bey einigen lauft die Pyramide in un⸗ unterbrochenen Linien bis in den Stiel des Blattes, bey vielen hingegen beſtehet dieſe Py⸗ ramide aus lauter unterbrochenen Strichen. Die erſtern ſind weit vollkommenere Blumen, als die leztern. So verfchieden nun auch dies ſe Zeichnung ausfaͤllt, ſo bleibt eine Pikotte dennoch hollaͤndiſch gezeichnet, ſobald ſie die Pyramide (es ſey auch noch ſo unvollkommen und unterbrochen) fuͤhret, und keines der Haupt Merkmale von den folgenden Zeich⸗ nungs⸗ Arten vorhanden if, Es iſt dieſe | Zeich⸗ 1. Eintheilung der Nelken. 473 Zeichnung unſtreitig die aͤlteſte, und die fol⸗ genden ohne Zweifel viel fpäter entſtanden. 2) Roͤmiſche Zeichnung. Es graͤnzt dieſe Zeichnung auf der einen Seite ſehr nahe an die Sollaͤndiſche, und auf der andern an die Spaniſche. Ihre Haupt⸗ Charaktere find folgende: ſie fuͤhret in der Mitte des Blattes die Pyramide, an jeder Seite derſelben aber noch uͤberdies zwey gerade, von der Pyramide durch einen groͤſern Zwiſchenraum abgeſonderte Linien, die ſich ges woͤhnlich erſt in einiger Entfernung vom obern Rande des Blattes anfangen. Dieſes Merk⸗ mal unterſcheidet ſie hauptſaͤchlich von der hol⸗ laͤndiſchen Pikotte; ihren Unterſchied von der ſpaniſchen Zeichnung werde ich im folgenden zeigen. Die mehreſten roͤmiſchen Pikotten zeichnen ſich noch uͤberdem durch folgendes Merk⸗ mal aus: Es ſtehen am Rande des Blattes, bis an den Stiel deſſelben ſehr viele kurze Li⸗ nien, und zwar viel näher zuſammen, als bey den * Pikotten, und dadurch er⸗ H h 3 ſchei⸗ 474 I. Eintheilund der Nelken. — ns ſcheinet der ganze Rand des Blattes, wie mit einem breiten Bande eingefaßt, Doch dieſet Kennzeichen iſt nicht allgemein; das Haupt⸗ Merkmal ſind die 4. kurzen Linien neben der Pyramide. Dieſe Zeichnung iſt noch nicht alt, und wie ich glaube erſt vor ungefaͤhr zehen Jahren entſtanden. Daher kommt es denn auch, daß die roͤmiſchen Pikotten noch nicht haͤufig und weit ſeltener als die hollaͤndiſchen und franzoͤſiſchen find. Ich weiß ſehr wohl, daß in den Verzeichniſſen verſchiedener Blumi⸗ ſten viele roͤmiſche Pikotten aufgefuͤhret ſind; allein der groͤſte Theil derſelben hat franzoͤſiſche und keinesweges roͤmiſche Zeichnung. 3) Sranzoͤſiſche Zeichnung. Ben dieſer iſt die Mitte des Blattes gam leer und die Pyramide fehlt gaͤnzlich. Der Rand des Blattes iſt dagegen mit vielen theils ganz kurzen, theils etwas laͤngeren Linien eingefaßt; mehrentheils folgen zwey kurze und darauf eine laͤngere Linie abwechſelnd auf einander. Dieſe kurze Linien würden, wenn man fie verläus gerte, I. Eintheilung der Nelken. 475 gerte, nicht wie bey der hollaͤndiſchen und roͤ⸗ miſchen Zeichnung im Blattſtiel, ſondern in der Mitte des Blattes zuſammen lauffen. Die⸗ ſe Mitte iſt, wie ſchon gedacht, ganz leer, doch ſtehen an jeder Seite 2. abgeſonderte nach der Länge des Blattes herunter lauffende Li⸗ nien. Dieſe Linien aber ſind nicht gerade, wie bey der roͤmiſchen Zeichnung, ſondern an ihrem obern Ende bogenfoͤrmig gekruͤmmt. Ueberdem ſind dieſe Linien weit breiter, und ſehen beſonders am obern Theile mehr Streis fen, als Linien aͤhnlich. Eine recht regelmaͤſige franzoͤſiſche Pikotte gehoͤret unter die ſchoͤnſten Blumen, nur ha⸗ ben wir wenige dergleichen. Die mehreſten fallen in ganz entgegengeſezte Fehler. Ent weder ihre Zeichnung iſt zu voll, ihre Linien zu grob und manchmal ganz in einander geflofs ‚fen, fo daß man bey einigen ſehr wenig von der Grundfarbe ſiehet, oder ſie haben im Gegen⸗ theil zu wenig Zeichnung, die nur in abgebros chenen Strichen und Punkten beſtehet. Bey⸗ 59 4 | de 476 I. Eintheilung der Nelken. de ſind in guten Sammlungen nicht zu dulden; doch iſt der lezte Fehler ungleich ſeltener als der erſte. Die franzoͤſiſche Zeichnung iſt zwar neuer als die hollaͤndiſche, jedoch vermuthlich Älter als die roͤmiſche. Daß die franzoͤſiſchen Pikotten noch in fo wenig Nelkenverzeichniſſen aufgefuͤhret ſind, kommt daher weil die meh⸗ reſten Blumiſten fie mit der toͤmiſchen verwech⸗ ſeln, von denen ſie doch himmelweit verſchieden ſind. Uebrigens iſt dieſe Zeichnung nicht ſelten, und man erhält jaͤhrlich davon viele neue Sor⸗ ten aus Samen: daher man auch die mehre⸗ ſten Blätter -Carten mit franzoͤſiſchen Pikotten angefuͤllt findet, nur leyder ſind die meiſten fehlerhaft, und eine recht vollkommene fran⸗ zoͤſiſche Pikotte bleibt bey der t Menge immer noch ſelten. 4) Spaniſche Seien Dieſe unterſcheidet ſich von der franzoͤſi⸗ ſchen Zeichnung dadurch, daß die Mitte des Blattes nicht leer, ſondern mit der Pyramiden- Zeichnung ausgefüllt iſt. Beyde Zeichnungen ſind I. Eintheilung der Nelken. 477 find alſo ſehr auffallend verſchieden, und es ge: hoͤrt eben kein Kenner dazu, um ſie beyde zu unterſcheiden. Allein mit der roͤmiſchen Zeich⸗ nung iſt dieſe ſpaniſche ſehr nahe verwandt, und nur ein auſmerkſames Kennerauge kan fie unterſcheiden. Doch hat dieſe Zeichnung zwetz Merkmale, die ſie ſehr deutlich von der roͤmi⸗ ſchen unterſcheiden. 1) Iſt die Rand⸗Einfaſſung völlig wie bey der franzoͤſiſchen Zeichnung; die kurzen Linien naͤmlich wuͤrden, wenn man ſie verlaͤngerte, nicht im Blattſtiele, ſondern in der Mitte des Blattes zuſammen lauffen. | 2) Die 4. Seitenlinien neben der Pyrami⸗ de find bogenfoͤrmig gekruͤmmt und breit, voͤl⸗ lig wie bey der franzöfifchen Zeichnung. Kurz um einen deutlichen Begriff von dieſer Zeich⸗ nung zu bekommen, nehme man eine franzoͤſi⸗ ſche Pikotte und denke ſich in der Mitte eines jeden Blattes die Pyramide der hollaͤndiſchen Zeichnung, ſo hat man eine vollkommene ſpa⸗ niſche Pikotte. Dieſe Zeichnung iſt noch ziem⸗ | 255 lich 478 I. Eintheilung der Melken. lich neu und ohne Zweifel aus der franzoͤſiſchen entſtanden. Die wenigen Blumen von diefer: Art, die bis jezt exiſtiren, hat man bisher theils unter die roͤmiſchen, theils unter die franzoͤſiſchen gerechnet. Da aber dieſe Zeich⸗ nung von beyden ſo auffallend verſchieden, ſo habe ich ſie davon abgeſondert und mit dem Namen der Spaniſchen Zeichnung belegt. 5) Teutſche Zeichnung. Dieſe hat eben die Rand⸗Einfaſſung der franzoͤſiſchen Zeichnung, nur ſtehen die kurzen Linien etwas weiter und in regelmaͤſigen Zwi⸗ ſchenraͤumen von einander entfernt. Die Mitte des Blattes iſt ebenfalls ganz leer, auch fehlen hier die zwey gekruͤmmte Linien auf je⸗ der Seite, und dieſes leztere unterſcheidet dieſe Zeichnung hauptſaͤchlich von der franzoͤſiſchen. Sehr wenige teutſche Pikotten ſind auf die be⸗ ſchriebene Art ganz rein gezeichnet, die mehre⸗ ſten haben in einigen Blaͤttern eine Spur von den bogenfoͤrmigen Linien und naͤhern ſich da⸗ durch der franzoͤſiſchen Zeichnung; doch wer⸗ en den 4 I. Eintheilung der Nelken. 479 —— — — — — — den wir auch die teutſchen Pikotten in Zukunft hoffentlich vollkommener erhalten, wenn die Natur deren mehrere hervorbringen wird. Noch haben wir deren ſehr wenige, und es ſind mir davon nicht mehr als etwan 9 oder 10 Sorten bes kannt, ſo ſehr ich mich auch jaͤhrlich in allen Blaͤt⸗ ter⸗Carten nach dieſer Zeichnung umſehe. In manchen Nelken Verzeichniſſen findet man frei⸗ lich eine ziemliche Anzahl teutſcher Pikotten, allein die mehreſten davon ſind wuͤrkliche fran⸗ zoͤſſche. Es iſt dieſe teutſche Zeichnung ohne Zweifel neuer, als die vorherbeſchriebenen, und wie ich vermuthe nicht uͤber 5 bis 6 Jahr alt. Verſchiedene Blumiſten behaupten zwar, daß ſie ſchon lange da geweſen, allein vermuthlich irren dieſe Herren und verwechſeln ſie mit der franzoͤſiſchen. Daß ich nicht von der alt: teutſchen oder gemeinen Zeichnung, ſon⸗ dern von der fo genannten neuteutſchen Zeich: nung rede, wird aus dem vorhergehenden ge⸗ nugſam erhellen. Die altteutfche oder gemeis ne Zeichnung halte ich fuͤr ein wahres Un⸗ ding. Alle die ich bisher unter dieſem Na⸗ men 1 480 J. Eintheilung der Nelken. men kennen gelernt, ſind nichts anders als wahre hollaͤndiſche Pikotten mit unvollkomme⸗ ner, abgebrochener Pyramide. Die in des Hr. Doct. Weißmantels Ca- talogo unter den Pikotten init alter oder gemei⸗ ner Zeichnung aufgefuͤhrte zwey Sorten, Belle Europe und Superintendent, ſind aͤchte hol⸗ laͤndiſche Pikotten: Belle Europe hat freylich eine ſehr unvollkommene Zeichnung, doch iſt in allen Blaͤttern wenigſtens der Anfang der Pyramide ſehr deutlich zu ſehen, und in vielen Blaͤttern iſt die vollkommenſte Pyramiden⸗ Zeichnung. Superintendent iſt ſo vollkommen und ſchoͤn hollaͤndiſch gezeichnet, daß ich nicht be⸗ greiffe, wie man ihn unter die altteutſchen Pi⸗ kotten hat rechnen koͤnnen; einige Blaͤtter naͤ⸗ hern ſich zuweilen ſogar der roͤmiſchen Zeich⸗ nung. Die dritte Weißmantelſche altteutfche Pikette, die den Namen la Payſanne führer, kenne ich nicht, doch wird fie vermuthlich den beyden andern ähnlich ſeyn. Ich halte dem- nach die ſogenannte altteutſche Zeichnung fuͤr eine I. Kintbeilung der Nelken. 481 eine e Grille der Blumiſten „bis Jemand mir eine Blume zeigt, deren Zeichnung von allen übrigen Zeichnungs⸗Arten verſchieden iſt. Sons derbar iſt es, daß die Natur die oben beſchrie⸗ bene neuteutſche Zeichnung zuerſt allein in der gelben Grund⸗Farbe hervorgebracht. Erſt ſeit kurzem haben ſich zwey weiſſe teutſche Pikotten gezeigt. Die eine iſt Lucretia, welche im Jahr 1782. vom Hr. D. Weißmantel, und die andere Belle Allemande, welche 1783. von mir aus Saamen gezogen worden. 6) Italiaͤniſche Zeichnung. Kaum wage ich es, dieſe ganz wunderbare Zeichnung zu beſchreiben. Sie iſt ſo auffal⸗ lend von allen andern verſchieden, daß es ſchwer iſt, ſie deutlich genug zu beſchreiben. Einiger⸗ maſen naͤhert ſich dieſe Zeichnung der franzoͤſi⸗ ſchen, doch weicht ſie auch hievon ungemein ab. Der Rand des Blattes iſt mit kurzen Linien einges faßt, wie bey der teutſchen Zeichnung, doch ſtehen ſolche nicht ſo regelmaͤſig, als bey der franzoͤſiſchen Zeichnung. Dieſe kurze Rand⸗ Linien 482 I. Eintheilung der Nelken. Linien lauffen überdem in ganz anderer Richtung, nemlich nicht nach der Mitte des Blattes, wie bey der franzoͤſiſchen, ſpaniſchen und teutſchen Zeichnung, ſondern ſie wuͤrden, wenn man ſie verlaͤngerte, im Blattſtiele zuſammen lauffen, wie die Randlinien der hollaͤndiſchen und roͤ⸗ miſchen Pikotten. An jeder Seite des Blattes, innerhalb der gedachten Randlinien ſtehen zwey ſtarke Striche, welche vom obern Rande anfangen, und bis ins Herz lauffen. Dieſe Striche ſind am obern Ende etwas nach auſſen gekruͤmmt, (bey den franzoͤſiſchen hingegen einwaͤrts) uͤbri⸗ gens aber voͤllig gerade. Auſſer dieſen 4. Li⸗ nien ſtehen noch zwey kurze gerade Striche am obern Rande in der Mitte des Blattes, wel: che jedoch nicht bis ins Herz lauffen, ſondern nur ein Drittheil von der Laͤnge des Blattes einnehmen. Ich habe dieſe ganz neue Zeich⸗ nung mit dem Namen der italiaͤniſchen be⸗ legt. Hr. Caͤmmerer Liebner in Bunzlau nens net ſie neufranzoͤſiſche Zeichnung; da ich in: deſſen I. Eintheilung der Nelken. 483 deſſen in meinem vorjaͤhrigen Nelken⸗ Catalogo, ſchon ehe der Liebneriſche Catalogus abgedruckt worden, die Benennung der italiaͤniſchen Zeich⸗ nung angenommen / ſo will ich nunmehr dabey bleiben, da uͤberdem der Name neufranzoͤſiſch, in der Folge, wenn dieſe Zeichnung aͤlter wird, nicht mehr recht paſſend ſeyn moͤchte. 7270 Ich kenne bis jezt nur eine einzige italiaͤni⸗ ſche Pikotte, und dieſe heißt Malteſer Kir: ter. Dieſe Blume iſt auſſerordentlich ſchoͤn; ihre Grundfarbe iſt ein ſehr reines und hohes Gelb, ihre Zeichnungs⸗Farbe das noch fo ſeltene Colombin, und ihr Bau roſenfoͤrmig. Kurz, dieſe Blume iſt in allem Betracht eine vollkommene Schoͤnheit, nur leyder iſt ſie ſehr zaͤrtlich und ſchwer zu vermehren. Ihren Er⸗ zieher und das Jahr ihrer Geburt möchte ich kennen. Vermuthlich iſt ſie noch ziemlich neu. Noch giebt es eine andere Blume, die den Namen Ritter von Malta fuͤhret. Es iſt dieſes eine weiſſe hollaͤndiſche Pikotte mit Schar⸗ lach und Cramoiſi voll und regelmaͤſig gezeich⸗ net; Me? 484 l. Eintheilung der Nelken. 0 — ne * * „!!. ( — n — e net; dieſe muß man ja nicht mit dem oben ge⸗ dachten Malteſer⸗Kitter verwechſeln. Erſt vor kurzem habe ich drey Nelken ers halten, welche ebenfalls italiaͤniſche Zeichnung haben ſollen; ob dieſes ſich wuͤrklich fo verhaͤlt, wird die kuͤnftige Flor mich belehren. Sehr zu wuͤnſchen iſt es wenigſtens, daß wir bald mehrere Pikotten von dieſer herrlichen neuen Zeichnung erhalten. Doch wir haben hierzu gegründete Hoffnung, da der Malteſer⸗Ritter Saamen trägt. | Ehe ich die Eintheilung der Pikotten bes ſchlieſſe, muß ich noch der Nelken cum rara illuminatione gedenken, wovon einige unſrer neueſten Nelken⸗Verzeichniſſe viel Aufhebens machen. Viele Blumiſten ſtellen ſich gewiß dieſe rara illuminatio, als eine ganz neue Zeichnungs⸗ Art vor, allein fie irren ſich. Die Nelken cum rara illuminatione ſind nichts anders, als hollaͤndiſche Pikotten, wel⸗ che blos die Pyramide, und gar keine kurze Striche zur Rand⸗Einfaſſung haben. Es ſind I. Eintheilung der Nelken. 485 ſind dieſe Blumen gar keine neue Erſcheinung; denn wir haben ſchon unter den alten hollaͤn⸗ diſchen Pikotten viele cum rara illumina- tione. Allein ſeit einigen Jahren hat die Natur dieſe Blumen häufiger als fonft hervor: gebracht, und man hat ſeitdem erſt angefan⸗ gen, ſie zu bemerken. Da nun leider die Mode auch unter den Blumiſten ihre Herr⸗ ſchaft behauptet, ſo ſind die Pikotten cum rara illuminatione ſeit 2 bis 3 Jahren die neueſten Mode Nelken geworden. Es iſt wahr, dieſe Blumen ſind ſchoͤn. Allein wenn man ſie wirklich ſchoͤn nennen ſoll, muͤſſen ſie 1) eine aͤuſſerſt reine Grundfarbe, 2) eine ſehr regelmaͤſig gezeichnete und aus ununterbroche⸗ nen Linien beſtehende Pyramide, und 3) ein ſtumpfes Blatt haben. Haben ſie dieſe drey Eigenſchaften, fo find es recht ſanfte, liebens⸗ wuͤrdige Blumen; haben ſie aber einen der entgegengeſetzten Fehler, ſo ſtehen ſie den voll⸗ gezeichneten hollaͤndiſchen Pikotten weit nach: denn eine volle und dabey reine Zeichnung be⸗ decket einigermaſen die gedachten Fehler, da Ji ſie 486 I. Eintheilung der Melken. ſie hingegen bey der rara illuminatione ſehr unangenehm in die Augen fallen. Doch, ge: ſetzt wir hätten in einigen Jahren eine noch fo groſe Menge der vollkommenſten Pikotten cum rara illuminatione, ſo wird ein denkender Blumiſt, der nicht blos ein Sclave der Mode ift, ſondern einen reinen, unverdorbenen Ge: ſchmack beſitzt, nicht um dieſer neuen Ankoͤmm⸗ linge willen, unſere bisherigen Pikotten mit voller und regelmaͤſiger Zeichnung verwerfen, da wir unter denſelben die herrlichſten Blumen haben, denen man keinen einzigen Fehler vors werfen kann. Mehrere, als die jezt beſchriebene 6 Zeich⸗ nungsarten, hat die Natur bisher in den Pi⸗ kotten nicht hervorgebracht. Daß wir deren kuͤnftig noch mehrere bekommen werden, iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, und es zeigen ſich davon bereits unvollkommene Spuren. Ich habe mich genoͤthiget geſehen, bey den Zeichnungsarten der Pikotten etwas weitlaͤuf⸗ tig zu ſeyn, weil es hierbey auf Kleinigkeiten | an⸗ I. Eintheilung der Nelken. 487 ankommt, um den Unterſchied dieſer Zeichnun⸗ gen genau zu beſtimmen. Dem angehenden Blumiſten, oder dem bloſen Dilettanten wers den dieſe kleinen Unterſcheidungs⸗ Merkmale zwar ziemlich unwichtig ſcheinen; allein dem gruͤndlichen Blumiſten, dem wahren Kenner ſind ſie es keinesweges. Es iſt dieſem nicht gleichguͤltig, eine franzoͤſiſche Pikotte zu erhal⸗ ten, wenn er eine roͤmiſche oder teutſche erwar⸗ tete. Es waͤre daher zu wuͤnſchen, daß jeder, der ſich den Namen eines Blumiſten anmaßt, beſonders die Herren Blumenhaͤndler, ſich genau mit den verſchiedenen Zeichnungsarten der Nelken bekannt machten. Ich komme nun zu den Bandblumen. Bey dieſen arbeitet die Natur noch nicht nach ſo regelmaͤſigen Planen, als bey den Pikotten, wir haben daher auch hier keine verſchiedene Zeichnungsarten. Die bandfoͤrmigen Strei⸗ fen find immer ohne eine gewiſſe beſtimmte Ordnung aufgetragen. Ueberhaupt hat dieſe BR der Nelken noch lange nicht die Voll⸗ Jia kom⸗ W 488 I. Eintheilung der Melken. kommenheit der Pikotten erreicht. Doch naͤhert ſie ſich dieſer Vollkommenheit von Jahr zu Jahr, und vielleicht haben wir in zwanzig Jahren Bandblumen, die ſo regelmaͤſig ges zeichnet ſind, als unſere neuere Pikotten. Zwar ſcheint die breitgeſtreifte Zeichnung nicht ſo vieler Veraͤnderungen faͤhig zu ſeyn, als die feine Linien s Zeichnung der Pikotten; doch koͤnnen wir nicht vorausſehen, was die Natur auch hier zu leiſten im Stande ſey. Auch bey den Bandblumen zeigen ſich bereits einige Vers "änderungen in der Zeichnung. Einige haben ſtatt der Streifen faſt lauter breite Flecke, z. B. Brunette aimable, Clotho und ans dere mehr. Dieſe Blumen nehmen ſich in einzelen Blaͤttern nicht gut aus, im Ganzen genommen aber haben fie ein ernſtes majeſtaͤ⸗ tiſches Anſehen, wenn nur ihr Grund recht blendend weiß iſt. Andere haben auſſer dies ſen groſen Flecken noch breite Streifen, z. B. Grand Auguſte, Gloria Florum ſuprema, u. ſ. w. Dieſes ſind mehrentheils Blumen, welche ſowohl in einzelnen Blaͤttern, als im Ganzen Bann. ſchr Wicht ins Auge fallen. Es giebt ferner Bandblumen, deren Zeichnung aus lauter Streifen beſteht, die beynahe alle von gleicher Breite und mit keinen groſen Flek⸗ ken untermiſcht ſind. Die Streifen dieſer Blumen ſind nicht voͤllig ſo breit als bey der vorhergehenden und nachfolgenden Gattung. Unſtreitig iſt dieſe Gattung die regelmaͤſigſte, und vielleicht der Anfang unſerer kuͤnftig zu erwartenden vollkommenen Bandblumen. In einzelnen Blaͤttern uͤbertrift dieſe Zeichnung die vorhingedachte breitgefleckte ſehr weit, und iſt befonders in einer aufgelegten Blaͤtter⸗Karte ſehr hervorſtechend. Siehet man aber die ganze Blume, ſo findet man nicht das, was man nach dem einzelnen Blatt erwartete, und es haben dieſe Blumen zwar ein ſehr fei⸗ nes Anſehen, hingegen nicht die majeſtaͤtiſche Pracht der breitgefleckten. Sie haben befon? ders den Fehler, daß ſie zu viel Zeichnung und zu wenig Grundfarbe haben, und daher dem Verlauffen aͤuſſerſt unterworfen ſind. Die en fo ich davon kenne, find Gloire Ji 3 d' Er- 490 I. Eintheilung der welken. d' Erford, die Königin en fen Hippocrates, Tarquin, Jupiter und noch einige andere. Sonderbar iſt es, daß alle dieſe Blumen zwey Zeichnungsfarben haben, oder ſogenannte engliſche Bizarden ſind; we⸗ nigſtens kenne ich noch keine dergleichen mit einer Zeichnungsfarbe; oder eine ſogenannte Doublette. Alle mir bekannte Bandblumen von dieſer Zeichnungsart haben eine lange Huͤlſe, und platzen daher nicht, ſind aber auch nicht von der ausnehmenden Groͤſe der andern Bandblumen, indem ihr Durchmeſſer ſelten uͤber zwey Zoll betraͤgt. Es haben uͤberhaupt dieſe Blumen ihren eigenthuͤmlichen Bau und Zeichnung, und verdienten beynahe eine beſon⸗ dere Unterabtheilung der Bandblumen auszu⸗ machen. | Die ate Art der Bandblumen ſind dieje⸗ nigen, welche faſt lauter breite Streifen, aber auch zwiſchen dieſen viel feine pikottmaͤſige Li⸗ nien haben. In dieſem Geſchmack ſind die mehreſten unſerer jezigen Bandblumen ge⸗ zeichnet. I. Eintheilung der Nelken. 491 zeichnet. Sind zu viele feine abgebrochene Striche und dagegen zu wenig breite Streifen vorhanden, ſo iſt die Blume verwerflich, und verdient in keiner guten Sammlung unterhalten zu werden. Sind hingegen nur viele breite, bis ins Herz lauffende Streifen vorhanden, und die Grundfarbe iſt recht rein, ſo kann man einige ſchmale Linien und Striche ſchon uͤberſehen. Wir haben unter dieſer letztern Zeichnungsart Blumen von auffallender Schoͤn⸗ heit, vom erſten Range, z. B. Semper Au- guſta, Grand Alexandre, Admiral d' E- ſtaing, und noch viele andere. Ich koͤnnte noch eine ste Gattung von Bandblumen an: fuͤhren, naͤmlich diejenige, welche lauter ſchmale Striche und beynahe pikottenmaͤſige Linien ha⸗ ben; allein dieſe ſind nicht zu dulden, und ſchon lange aus jeder guten Nelken⸗ Samm- lung verbannt. So verſchieden nun dieſe an⸗ geführten Zeichnungen der Bandblumen find, ſo ſind ſie doch noch nicht regelmaͤſig genug, um beſondere een daraus zu machen. Ji 4 | Die 429 1. Eintheilung der Nelken. Die dritte Haupt⸗Claſſe der Nelken, die Feuerfaxe, hat man bisher nur blos nach ihren Farben eingetheilt, und nur in einigen Nelken⸗Verzeichniſſen die Bizard⸗Feuerfaxe von den uͤbrigen abgeſondert. Ueberhaupt herrſchet in dieſer Nelken: Gattung noch uͤber⸗ all ein wahres Chaos, welches beſonders den Anfaͤnger beym erſten Anblick abſchrecket. Frei⸗ lich iſt es bey der unmerklichen getuſchten Zeichnung, welche die Natur hier angebracht, weit ſchwerer, die Zeichnungsart zu unterſchei⸗ den, als bey den ſcharf abgeſezten Linien und Strichen der andern Nelken. Allein ein auf⸗ merkſamer Beobachter wird leicht ſinden, daß die Natur bey den Feuerfaxen nach eben dem Grundriß gearbeitet, als bey den Pikotten und Bandblumen. Es giebt von dieſen Blumen ſolgende drey Gattungen. 1) Pikott⸗Seuerfaxe. Bey dieſen har ben wir hollaͤndiſche, franzoͤſiſche und ſpaniſche Zeichnung, bey einigen auch ſchon den Anfang der teutſchen Zeichnung. Roͤmiſche und ita⸗ a liaͤniſche I. Eintheilung der Welken. 403 naͤniſche Pikott⸗Feuerfaxe habe ich noch nicht bemerkt. 2) Band ⸗Feuerfaxe. Dieſe find mit breiten Streifen, wie die Bandblumen, ge⸗ zeichnet. Sie unterſcheiden ſich hauptſaͤchlich durch folgendes: Die meiſten dieſer breiten Streifen haben keinen ſcharf abgeſetzten Rand, ſondern verlieren ſich unmerklich in die Grund⸗ farbe. Sind auch einige dieſer Streifen, oder manchmal gar alle von der Grundfarbe ſcharf abgeſezt, ſo gehen ſie doch nicht bis ins Herz der Blume, ſondern verliehren ſich in immer blaſſeren Schattirung, noch ehe ſie den Stiel des Blattes erreichen. Hierdurch entſteht in der Mitte der Blume ein von Zeichnung leerer Raum, und dieſen nennet man die Flamme. Auſſer dieſen breiten Streifen ſtehen noch bey allen Bandfeuerfaxen am Rande des Blattes, beſonders in den Zacken deſſelben, einige kurze Streifen, die ſich ganz in die Grundfarbe vers liehren, wenn auch die langen Streifen deu ⸗ lich begraͤnzt ſind. Dieſes find die weſent⸗ Ji 5 lichen 494 J. Eintheilung der Nelken. lichen Kennzeichen der Bandfeuerfaxe, und ein geuͤbtes Kenner ⸗Auge wird fie hierdurch ſehr leicht von den wahren Bandblumen, oder nach der bisherigen Terminologie, von den Bizarden unterſcheiden. Ich kann nicht umhin, viele Herren Mel: keniſten, beſonders diejenigen, welche Nelken verkaufen, bey dieſer Gelegenheit recht dringend zu bitten, ſich die Unterſcheidungszeichen der Feuerfaxe recht genau bekannt zu machen, da⸗ mit man nicht fo oft Pikott⸗Feuerfaxe fiir aſch⸗ graue Pikotten, und Bandfeuerfaxe fuͤr gelbe Bandblumen erhalte. Alle Blumen, deren Linien oder Streifen nicht insgeſamt recht ſcharf und deutlich von der Grundfarbe abgeſezt ſind, ſondern ſich getuſcht in dieſelbe verliehren, ſind Feuerfaxe, und keinesweges Pikotten oder Bandblumen, ihre Zeichnung mag noch ff ſchoͤn und regelmaͤſig ſeyn. Dies iſt ein feſtes, allgemeines Geſetz bey den Nelken. Wir haben noch eine Zte Claſſe der Feuers faxe, bey denen das Blatt mit einem breiten ge⸗ J. Eintheilung der Nelken. 495 getuſchten Rande eingefaßt iſt, und dieſe nenne ich Rand s Seuerfare. Von dieſer Claſſe giebt es nur wenige. Faſt der einzige Crom⸗ well iſt ein reiner Rand⸗Feuerfax, ohne alle Striche und Streifen, die meiſten haben hin und wieder Bandſtreifen, oder auch Spuren von hollaͤndiſcher oder franzoͤſiſcher Zeichnung. Ich beſitze ſogar einen Feuerfax, welcher mit einem ſehr breiten getuſchten Incarnat⸗Roſe⸗ Rand eingefaßt iſt, und uͤberdem viele breite, ſcharf abgeſezte, purpurfarbene Bandftreifen fuͤhret. Er ſteht in meinem diesjährigen Ca⸗ talogo unter dem Namen Belle Eclatante. Haͤtte dieſe Blume nicht den breiten getuſchten Rand, fo wäre fie die herrlichſte und regel⸗ maͤſigſte gelbe Bandblume. Allein auch als Feuerfax gehoͤrt ſie zum erſten Range; denn ihre Groͤſe iſt ſehr anſehnlich, ihr Blatt voͤllig ſtumpf, und uͤberdem iſt fie der einzige Feuers fax mit Ranunkelbau. Aus obigem erhellet, daß bey den Rand⸗ Wein noch einige Unordnung und Dun⸗ kelheit 496 J. Enebeüung der Nelken. kelheit herrſchet. Faſt ſcheint es mir nöthig, dieſe letzte Claſſe der Feuerfaxe noch in befons dere Unterabtheilungen zu zergliedern. Kuͤnf⸗ tige genaue Beobachtungen werden mir auch hierinn hoffentlich mehreres Licht geben, und ich werde ſodann nicht ermangeln, bey Gele⸗ genheit meine Bemerkungen dem PN vor⸗ 0 2 a Es iſt uun noch die Ate Claſſe der Melken zu betrachten uͤbrig. Es ſind dieſes die Fa⸗ meufen. Ihr Haupt Charakter beſteht dar⸗ inn, daß nur die obere Seite gemalt, die un⸗ tere aber völlig weiß if. Wir kennen deren bis jezt zwey Arten: Einfarbige und Band⸗ Sameuſen. Die einfarbigen haben wir nun⸗ mehr in ſehr vielen Farben, von den Band⸗ Fameuſen aber giebt es nur noch wenige. Die Grundfarbe der Band Fameuſen iſt entweder weiß oder von einer dunkeln Farbe, z. B. Roſe, Lakroth, Cramoiſi u. ſ. w. Von dies ſen letzteren haben wir ſehr ſchoͤne Sorten, z. B. Roſe mit Violet geſtreift: von denen N mit I. Eintheilung der Nelken. 497 mit weiſſer Grundfarbe aber kenne ich noch keine einzige, welche wuͤrdig waͤre, in eine gute Sammlung aufgenommen zu werden. Alle weiſſe Band⸗Fameuſen, die ich bisher geſehen, ſind unordentlich gezeichnet. Man behauptet, daß es auch Pikott⸗ Fameuſen gebe, allein noch habe ich deren keine geſehen. Vielleicht find dieſes nur Band⸗Fameuſen mit ſehr ſchmalen Streifen. Man hat ſeit einigen Jahren angefangen, die Fameuſen uͤberhaupt zu verachten, und kaum goͤnnt man ihnen einen Platz in einer guten Sammlung. Woher dieſe Grille bey den Blumiſten entſtanden, be⸗ greiffe ich nicht. Es fehlt einer regelmaͤſigen Fameuſe nichts, was man von einer ſchoͤnen Nelke fordern kann, und wir haben anjezt uns ter dieſer Claſſe Blumen von dem herrlichſten Bau und den glaͤnzendſten Farben. Es ſcheint uͤberdem dieſe Nelken⸗Art noch einer groſen Veredlung fähig zu ſeyn, da die Natur ans fängt ſehr regelmaͤſige Zeichnung dabey anzu⸗ bringen. Es ſollte daher jeder Blumiſt von Geſchmack dahin trachten, durch den Saamen⸗ ban 408 I. Eintheilung der Nelken. bau dieſe Gattung zu vervollkommnen ‚ anſtatt ſie ohne Grund zu verwerfen. Ich habe nunmehr alle bis jezt bekannte Claſſen von Nelken und deren Unterabtheilun⸗ gen beſchrieben. Mehrere ſind gegenwaͤrtig . nicht bekannt; allein, da die Nelke ſo reich, ſo unerſchoͤpflich in neuen Farben und Zeich⸗ nungen iſt, ſo haben wir ohne Zweifel in Zu⸗ kunft noch viele ganz neue Arten von Nelken zu erwarten, die wir uns jezt kaum als moͤg⸗ lich denken. Zuſatz des Serausgebers. In der Ein⸗ theilung der Nelken, und hauptſaͤchlich der Pi⸗ kotten, ſind die vornehmſten teutſchen Blumiſten noch nicht voͤllig einverſtanden. Der Herr Verfaſſer der vorherſtehenden Abhandlung ſetzt zu den von Hrn. D. Weißmantel und Herrn Caͤmmerer Liebner angenommenen hollaͤndiſchen, roͤmiſchen, alt: und neuteutſchen, franzoͤſiſchen und ſparſamen Zeichnungsarten, noch die ſpa⸗ niſche und italiaͤniſche. Ob dieſe beede neue | Zeich⸗ I. Eintheilung der Nelken. 409 Zeichnungsarten, die der Hr. Verfaſſer auch ſchon in feinem gedruckten Nelken⸗Verzeichniß vom Jahr 1784. eingetragen hat, von den uͤbrigen Blumiſten angenommen werden doͤrf⸗ ten, iſt nun zu erwarten. Da er Nelken in ſeinem Sortiment beſitzt, welche ſie wirklich haben, ſo ſcheint derſelbe Grund dazu zu ha⸗ ben, und er hat das Recht, wie andere, welche neue Zeichnungsarten der Nelken ent⸗ deckt und bekannt gemacht haben, ebenfalls neue Eintheilungen anzunehmen, ſo bald ihm die Natur dergleichen mittheilt. Aber freilich werden wir in der Claſſification der Nelken auf f dieſe Art nie fertig werden, da uns die Natur faſt alljaͤhrlich neue Produkten liefert, und alſo einem genauen Beobachter immer Geles genheit gegeben wird, veraͤnderte Zeichnungs⸗ arten zu entdecken und daraus neue Abtheilun⸗ gen zu machen. Dadurch aber wuͤrde zuletzt nur Verwirrung entſtehen, und die Kenntniß der Nelken aͤuſſerſt erſchwert werden. Der Hr. Inſpektor Schmaling, welchem die Lieb⸗ haber der Nelke die erſte gründliche Anleitung zur 500 I Eintheilung der Nelken. zur Nelkenkenntniß zu verdanken haben, hat noch neuerlich in ſeinen Nachrichten aus dem Blumenreiche nur drey Hauptarten der mehr⸗ farbigen Nelken, geſtrichene, geſtreifte und ge⸗ flammte angenommen. Von den Pikotten fuͤhrt er die teutſche, roͤmiſche und hollaͤndiſche Zeichnungsart an, und vielleicht würden ſich die Blumiſten daran begnuͤgen koͤnnen; wenig⸗ ſtens kann auch ich bey den genaueſten Beob: achtungen und Unterſuchungen ebenfalls nicht mehrere als drey Hauptarten der Zeichnung an den Pikotten wahrnehmen, die Randzeichnung, die Pyramidenzeichnung und die Geitenzeich: nung oder Seitenſtriche. Alle uͤbrige von den Herrn Blumiſten in den neuern Zeiten ange⸗ nommene Zeihnungs Verſchiedenheiten find nichts anders als Verbindungen jener drey Hauptarten der Pikottenzeichnung, z. B. in der roͤmiſchen iſt die Rand⸗ die Pyramiden⸗ und Seitenzeichnung beyeinander, in der fran⸗ zoͤſiſchen, die Rand⸗ und Seitenzeichnung ꝛc. Es ſollte mir, auch ohne beſondere Anſtren⸗ gung der Einbildungskraft, nicht ſchwer fallen, | | noch I. Eintheilung der Nelken. sor noch mehrere Pikotten⸗Veraͤnderungen und hierauf ſich gruͤndende Eintheilung ausfindig zu machen, wenn ich es nicht fuͤr unnoͤthig hielte. Doch hierüber werde ich meine Ges danken dem blumiſtiſchen Publikum in einem der folgenden Stuͤcke dieſes Journals in einem eigenen Aufſatz vorlegen. Es waͤre auch zu wuͤnſchen, daß mehrere Blumiſten in einer, der Gaͤrtnerey gewidmeten, periodiſchen Schrift ihre Meynung hievon eroͤffnen moͤchten, das mit einmal etwas uͤbereinſtimmendes hierin feſt geſetzt werden koͤnnte. Sr rr u — 7 7 II. Fortſetzung des Artikels von der Nuzbarkeit einiger Pflanzen, die noch mehr benuzt werden koͤnn⸗ ten, als zu geſchehen pflegt. S. 78 Stuͤck, S. 346. aucus Carota, Lin. Deren Varietaͤt die gelbe Gartenmoͤhre, Daucus fati- vus, welche an den mehreſten Orten nur in Kk den 503 II. Fortſetzung des Artikels den Gärten, doch auch ſchon in ganzen Ges genden auf den Aeckern gebaut wird. Sie iſt fuͤr viele Haushaltungen eine nuͤzliche und beliebte Speiſe, vornehmlich wenn ſie noch jung und zart iſt, und wird daher von man⸗ chen Gaͤrtnern, um ſie fruͤhzeitig zu haben und theuer verkaufen zu koͤnnen, in den Fruͤh⸗ beeten gezogen. Auſſer dieſem Nuzen, den ſie als eine Speiſe fuͤr die Menſchen verſchafft, wird ſie an den Orten, wo ſie auf den Aeckern in groͤſerer Menge angebauet wird, mit gro⸗ ſem Vortheil zur Maſtung des Rindviehes und der Schweine angewendet, die, nachdem ſie mit den Kartoffeln etwas aufgefuͤttert wor⸗ den, mit den Moͤhren vollends fett gemacht werden. Die Bauren auf dem Wuͤrtember— giſchen Schwarzwald bedienen ſich dieſer Ma⸗ ſtung allgemein, und dieſe Gegend hat den Ruhm, daß der mehreſte und dickeſte Speck daſelbſt gewonnen werde. Linum perenne, Lin. Beſtaͤndiger Lein, mit ſtumpfen Kelchen und Kapſeln, und wech, ſels⸗ von der Yuzbar, PT RE 503 m —— felsweife ſtehenden lanzettfoͤrmigen Blättern, welche einen glatten Rand haben. Dieſer Lein iſt eine beſondere Art, welcher viele Jahre aus einer Wurzel hervorwaͤchſt. Er vertraͤgt die Kaͤlte, ſeine zarten Sproͤßlinge ſtehen den gan⸗ zen Winter hindurch gruͤn unter Eiß und Schnee, und ſetzt ſein Wachsthum im naͤchſten Fruͤhjahr fort, ohne daß ein Blatt abfällt, Er waͤchſt hoͤher und fruchtbarer, als ein an⸗ derer Lein, daß man von 20 bis 230 voll⸗ kommen ausgewachſene Stengel auf einer und derſelben Wurzel rechnen kann. Am beſten kommt er in einem mit Sand vermiſchten Erd⸗ reich fort, das nicht allzuhoch und trocken liegt. Aus den angeſtellten Verſuchen findet man auch, daß ſein Faden ſo ſtark, wo nicht ſtaͤrker iſt, als der von unſerm gewoͤhnlichen Leine. S. Stockholm. Abhandl. 9. B. S. 66. Es iſt dieſer beſtaͤndige Lein allerdings werth, daß er haͤufiger gepflanzt werde, als nicht zu geſchehen pflegt, da er auf einem klei⸗ nern Platz, wegen feiner Höhe und Fruchtbar⸗ keit, mehr ausgiebt, als der gewoͤhnliche, SL. Kk 2 auch 504 II. Fortſetzung des Artikels auch in hitzigen und trockenen Sommern immer beſſer geraͤth, als dieſer, weil er ſchon im Fruͤhjahr, da dieſer wegen beſorgender Nacht⸗ froͤſte erſt etwas ſpaͤth gefüet werden darf, ſich im vollen Wachsthum befindet, und noch die Winter⸗ Feuchtigkeit genießt. Man hat hier und da im Wuͤrtembergiſchen ihn im Kleinen anzubauen angefangen, es ſcheint aber nicht, daß man die Pflanzung deſſelben ins Groſe zu treiben gedenke. Die Urſache mag eines Theils ſeyn, weil man nun einmal an den gewoͤhnlichen Lein gewohnt iſt, und dieſen eben lieber fortbaut, weil ihn die Voraͤltern ſchon gebauet haben, ein gewoͤhnliches Vorur⸗ theil, das ſchon manches Gute gehindert hat: andern Theils mag es auch an dem Platz dazu fehlen, da man ihm ein eigenes Stuͤck Feld auf mehrere Jahre einräumen müßte, welches die mehreſte nicht thun koͤnnen, weil ſie keines übrig haben, das nicht ſchon feine Beſtim⸗ mung haͤtte. Der Anbau perennirender Gewaͤchſe findet aus dem letzten Grund immer die groͤßte Hinderniß bey dem Landwirth. Oron« von der Nuzbark. einiger Pflanzen. 505 e es Orontium, Lin. Schwimmaron. Die walzenfoͤrmige Kolbe iſt mit Bluͤmchen bedeckt, die ſechsblaͤtterige Kronen ſind nackend, der Griffel fehlt, die Fruthtbaͤlge enthalten einen Saamen. Dieſe Pflanze iſt in den Suͤmpfen und Quellen in Virginien und Canada zu Hauſe, und wuͤrde alſo in den gemaͤſigteren Gegenden Teutſchlands, wie mehrere ihrer Schweſtern, auf ſumpfigten Wieſen, eben⸗ falls angepflanzt werden koͤnnen, wo ſie eher den Platz verdiente, als viele andere theils unnuͤtzliche, theils ſchaͤdliche Gewaͤchſe. Sie hat breite Blaͤtter, wie die Mayenblume, welche auf der obern Seite gruͤn und mit fei⸗ nen Haaren bedeckt ſind, ſo, daß ſie wie ein feiner Sammet ausſehen. Die Kuͤhe, Schweine und Hirſche ſind im Fruͤhjahr nach den Blaͤttern dieſer Pflanze ſehr begierig, die auch fruͤhzeitig hervorkommen. Die Indianer pfluͤcken den Saamen ab, trocknen und ver⸗ wahren ihn zur Speiſe. Man kann ihn aber nicht roh und friſch eſſen, ſondern er muß vor⸗ 05 getrocknet, alsdann in verſchiedenem Waſſer, Kk 3 das 506 II. Fortſetzung des Artikels das jedesmal abgegoſſen werden muß, gekocht werden. Der Geſchmack ſoll faſt wie bey den Erbſen ſeyn. Kalm, Th. 3, S. 60. Wenn auch der letztere Vortheil von dieſer Pflanze nicht in Betrachtung gezogen werden doͤrfte: ſo wuͤrde dennoch der Nutzen, den ſie als ein fruͤhes und gutes Viehfutter geben koͤnnte, ihren Anbau auf naſſen Wieſen, die wenig gutes Gras liefern, empfehlen. Berberis vulgaris, Lin. Gemeiner Sauerdorn. Der Gebrauch der Beere dieſes Strauches, welche mit Zucker eingemacht zu werden pflegen, iſt bekannt genug. Aber auch der Saft der vollkommen zeitigen Beere kann ſtatt des Zitronenſafts benuzt, und bey allen Arten der Speiſen und Getraͤnke, wozu man ſonſt Zitronen nimmt, gebraucht werden, und er wird in den Stockholm. Abh. B. II. S. 64. für viel beſſer, geſuͤnder und von einem vortreflicheren Geſchmack, als der Zitronen⸗ ſaft, angeruͤhmt. Selbſt bey dem Punſch ſoll er die Stelle des Zitronenſafts vertreten koͤn⸗ nen, 1 von der Nuz bark. einiger Pflanzen. 507 —— nen. Um den Saft der Beere zu erhalten, werden dieſelbe zuvor geſtoſen, und alsdann durch ein Stuͤck Leinwand ausgedruckt. Die Wurzel giebt auf Tuch eine ſehr ſchoͤne gelbe Farbe, und die Rinde wird in Polen, den Saffian zu faͤrben, gebraucht. Triglochin paluſtre, Lin. Sumpf⸗ kroͤtengras, mit dreyfaͤchrichten faſt gleichbreis ten Kapſeln, und Triglochin maritimum, Lin. Meerkroͤtengras, mit ſechsfaͤchrichten eys foͤrmigen Kapſeln. Jenes iſt in ſumpfigen und uͤberſchwemmten Gegenden Europens zu Hauſe, dieſes waͤchſt am Meerſtrande, und meiſtens an allen Orten in der Welt, wo Salzquellen gefunden werden. Beyde Arten ſind von einander unterſchieden, die erſte iſt um die Haͤlfte ſchmaͤler, meiſtens hoͤher, und die Saamenkapſel, welche ſehr lang iſt, ſperrt ſich unten wie ein Pfeil aus. Die zweyte dagegen hat doppelt dickere Blaͤtter und Stiel, eine eyrunde Kapſel, die noch uͤberdieſes mit fee, Rändern geſtreift iſt. Die Wurzeln Kk 4 bey⸗ 508 II. Fortſetzung des Artikels ni ͤdd— beyder Arten gehen nicht aus, ſie riechen wie Fiſche, oder wie Seevoͤgel, welche Fiſche eſſen. Beyde haben einen gelinden ſalzigen Geſchmack, daher ſie das Vieh, beſonders die Schaafe, nicht allein gerne freſſen, ſondern auch dem⸗ ſelben ſehr dienlich ſind. Es iſt alſo eines Theils der Muͤhe werth, daß man ſolche in die Viehwaiden und naſſe Grasboͤden ſaͤe, weil das Vieh davon ſo gut zunimmt als vom Salze, und dadurch dasjenige Salz, welches man ſonſt dem Vieh giebt, erſpart wird; an⸗ dern Theils durch dieſe Pflanzen ſumpfige und moraſtige Wieſen, die ſonſt ſchlechtes Vieh⸗ futter geben, verbeſſert werden koͤnnen. Zum Anbau und ſaͤen waͤre aber eher die zweyte Art dieſes Sumpfkroͤtengraſes zu waͤhlen, weil ſie doppelt dickere Blaͤtter hat und alſo mehr Futter ausgiebt. Stockh. Abhandl. B. 4. Th. 6. f. 1 4. Colchicum autumnale, Lin. Herbſt⸗ Zeitloſe, mit aufrechtſtehenden flachen lanzett⸗ förmigen Blaͤttern. Dieſe Pflanze gehört | zwar von der Nuzbark. einiger Pflanzen. 509 zwar zu den giftigen, iſt aber doch nicht ohne allen oͤkonomiſchen Nutzen. Die Blätter ders ſelben ſind ein ſicheres Mittel wider die Laͤuſe des Rindviehes, wenn man fie entweder ger: quetſcht, und mit dem Safte das Vieh ab: reibt, oder in Waſſer kocht, und das Vieh mit dieſer Infuſion abwaͤſcht. Schrebers oͤkon. und cameral. Samml. Th. 6. S. 245. Polygonum fagopyrum, Lin. Gemei⸗ ner Buchweizen, Heydekorn mit herzpfeil; foͤrmigen Blaͤttern, einem faſt aufrechtſtehen⸗ den unbewehrten Stamme, und gleicheckigen Saamen. Der gemeine Buchweizen iſt eine aſiatiſche Pflanze, und kann alſo keinen ſtarken Froſt ausdauren. Sie wird von der Geſtalt ihres Saamens Buchweizen genennt, weil derſelbe den Bucheckern gleichet, und dem Ge; ſchmack und Nutzen nach dem Weizen aͤhnlich iſt. Die Art dieſes Korns iſt ſeltſam und wunderbar, weil Buchweizen kein Gras iſt, wie alles andere Korn, ſondern eine vollkom⸗ mene Pflanze. Er waͤchſt geſchwinde, wird | Kk 5 ge⸗ 310 II. Fortſetzung des Artikels geſchwinde reif, verwelkt geſchwinde, verlangt Regen, und verdirbt bald von einer geringen Kaͤlte, weil fein Stengel und feine, Blaͤtter ganz locker und voller Saft ſind, und die Pflanze ſelbſt aus einer warmen Gegend kommt. Was dem Buchweizen vor allem andern Korne den Verzug giebt, iſt erſtlich dieſes, daß er in ſandigem Erdreich waͤchſt, wo ſonſt kein Korn fortkommt; zweytens daß er den Acker nicht auszehrt, ſondern nach einhelligem Ber richte des Landmannes duͤnget; und endlich drittens in den Jahren, da er nicht erfriert, den allerſtaͤrkſten Nutzen bringt. 5 b Es wird daraus eine Gruͤtze verfertigt, welche Menſchen und alles Vieh ſehr wohl naͤhrt, und fett macht. Huͤhner werden von Buchweizen bald fett, und in der Schweiz maͤſtet man die Schweine mit demſelben. Man kann auch Brod daraus backen, welches ganz gut, und beſſer als Kornbrod ſchmecket, nur daß es etwas ſchwarz ausſieht. Lobel fagt, er habe Bier aus Buchweizen geſehen, das ſuͤſſer, von der Nuzbark. einiger Pflanzen. 51 1 ſuͤſſer, aber roͤtcher als von einigem andern Korne geweſen waͤre. Das Stroh des reifen Buchweizen taugt zwar nicht viel, und das Vieh will es kaum, auſſer den Schaafen, welche die Blaͤtter verzehren, koſten; wenn aber das Gewaͤchſe noch gruͤn und voller Saf⸗ tes iſt, wird es von dem Vieh gern gefreſſen. Stockh. Abhandl. B. 6. S. 105. Arbutus uva urſi, Baͤrentraube, mit geſtreckten Staͤmmen und Blaͤttern, welche einen glatten Rand haben. Dieſe Pflanze waͤchſt im kaͤltern Europa und in Canada auf den hoͤchſten Gebuͤrgen und auch auf dem platten Lande in ſandigen und unfruchtbaren Wäldern, Murray in einer Abhandlung von der Baͤrentraube fuͤhret folgende Nutzungen, die von ihr gezogen werden koͤnnten, an: daß die rothen Beere, ob ſie gleich an und fuͤr ſich von keinem angenehmen Geſchmack ſind, dennoch ein ſolches mehligtes Weſen enthal⸗ ten, woraus, wenn es getrocknet worden, Brod gebacken werden koͤnne; daß die Blaͤt⸗ ek, 712 II. Fortſetzung des Artikels ter, wenn ſie unter den Rauchtobak gemiſcht 5 werden, ihm einen angenehmen Geruch und — Geſchmack geben, und wegen ihrer zuſammen⸗ ziehenden Kraft die Speichelgaͤnge ſtaͤrken ſol⸗ len, und dann ſoll dieſe Pflanze mit Alaun gekocht, eine ſchoͤne graue, mit Vitriol aber eine ſchwarze Farbe zu Faͤrbung der wollenen Zeuge geben. Sie ſoll auch eine der beſten Gaͤrberpflanzen ſeyn. Saponaria officinalis, Lin. Offieinelles Seifenkraut, mit walzenfoͤrmigen Kelchen, und eyrund⸗lanzettfoͤrmigen Blättern, mit weiſſen, roſenfaͤrbigen, auch bisweilen purpur⸗ faͤrbigen Blumen, waͤchſt im mittleren Eu⸗ ropa, auch haͤufig in Wuͤrtemberg. Wenn man dieſe Pflanze zerquetſcht, ſo giebt ſie einen ſeifenartigen Schaum, womit man die Fett⸗ flecken aus den Kleidern bringen kann. Es iſt ehedeſſen häufiger zu dieſem Endzweck fo wie uͤberhaupt zum Waſchen gebraucht worden, und wird vielleicht allein, weil es ſo leicht und ohne es kaufen zu muͤſſen, zu haben iſt, ver: nachlaͤſſiget. | Re- von der Nuzbark. einigerPflanzen. 513 Reſeda luteola, Lin. Wau, Streich⸗ kraut, Faͤrbergras. Dieſe Pflanze iſt in Eu⸗ ropa zu Hauſe, und waͤchſt an den Wegen, Baͤchen, auch auf gebirgigten und ſteinigten Plaͤtzen. Sie iſt ein ſehr nuͤtzliches Faͤrbe⸗ kraut, und wird zur gelben und Zitronenfarbe auf Seide und Wolle gebraucht, und zu dem Ende in Frankreich, England und Holland gebauet. Sie kommt in allen Arten von Erd⸗ reich fort, nur darf es nicht feucht und nicht allzufett ſeyn. Ein etwas mit Sand ver— miſchter Boden iſt ihr der vortraͤglichſte. Das Land, welches man zu deſſen Anbau beſtimmt hat, muß etlichmal geackert und geeget wer⸗ den. Im Auguſt wird der Saame, der zus vor mit Sande gemiſcht wird, wie man es gewoͤhnlich auch mit dem Ruͤbſaamen zu thun pflegt, geſaͤet, und darauf faͤhrt man mit einer hölzernen Ege darüber, damit die zarten Saamen nicht allzutief mit Erden bedeckt wer⸗ den. Um Michaelis ungefähr muß das Uns kraut aus dem Acker weggeſchafft, ſodann das folgende Jahr im Auguſt ungefaͤhr das Kraut, | zur 514 II. Fortſetzung des Artikels zur Zeit, wann die untern Blaͤtter gelb zu werden anfangen, und die Saamenbehaͤltniſſe eine zitronengelbe Farbe bekommen, auf die Art wie man den Flachs rauft, abgenommen werden. Darauf bindet man dieſes gewonnene Kraut in Buͤndel, welche man an einen Ort zum trocknen leget, wo man die Saamen be⸗ quem herausfallen und nachgehends ſammeln kann. Der Wau, welcher gruͤnlich iſt, und nicht gelb wird, taugt nicht allzuwohl zum Faͤrben, und die glaͤnzend ſchwarze Saamen ſind zur Saat die beſten. Stockh. Abhandl. 17. B. S. 307. Prunus ſpinoſa, Schlehen. Dieſe haͤufig wachſende Beere werden in Teutſchland wenig oder gar nicht benuzt. In Schwaben wer⸗ den ſie von dem aͤrmern Theil der Landleute in einigen Gegenden gedoͤrrt, und im Winter den Kindern zum Veſperbrod gegeben. In Schonen verfertigt man einen Wein davon, wobey man alſo verfaͤhrt: die Schlehenbeere werden, nachdem ſie im Herbſt einigen Froſt is aus⸗ von der Nuzbark. einiger pflanzen. 515 ausgeſtanden und dadurch ihren herben Ges ſchmack etwas verlohren haben, abgepfluͤckt, und mit den Kernen ganz klein geſtoſen, dann gießt man ſiedendes Waſſer daruͤber, oder laͤßt fie ſelbſt ein wenig kochen. Die ausge⸗ zogene Bruͤhe wird darauf weggeſchuͤttet, und durch eben ſo viel Wein erſetzt, mit dem alles zuſammen gaͤhren muß. Nachdem es nun einige Zeit geſtanden hat: ſo iſt der Wein zum Trinken fertig. Ein noch beſſerer Wein wird von den Schlehen auf folgende Art gemacht: Man nimmt ſo viel wohlzeitige Schlehen, als man noͤthig zu haben glaubt, ſtoͤßt ſie mit den Kernen in einem Mörfer, miſcht geſtoſene Ges wuͤrznelken und Zimmer unter dieſe Maſſe, auch die klein geſchnittene Schalen von einer oder mehreren Zitronen, nachdem man mehr oder weniger Schlehen hat, macht aus dieſer Maſſe Kugeln, laͤßt ſie auf dem Stubenofen oder in einem Backofen wohl trocknen, und verwahrt ſie alsdann bis zum Gebrauch. Will man Wein davon machen: ſo nimmt man zu einer Maas Wein eine ſolche Kugel, zerbricht ſie, 516 II. Fortſetzung des Artikels ſie, und thut ſie in ein Gefaͤß, das eine Maas haͤlt, gießt Wein daran, ruͤhrt es um, laͤßt es ſtehen bis ſich das Grobe wieder voͤllig zu Boden geſetzt hat, oder ſeihet den Wein durch eine reine Leinwand, verſuͤßt ihn mit Zucker, und trinkt ihn. Es giebt ein angenehm ſchmek⸗ kendes, geſundes und inſonderheit zur Sommers zeit erfriſchendes Getraͤnke. Origanum vulgare, Lin. Gemeine Do⸗ ſten, Wolgemuth, Walddoſte, iſt auf Klip⸗ pen in Europa und Canada zu Hauſe, auch von Gmelin im Wuͤrtembergiſchen bey Tuͤ— bingen und Blaubeuren angetroffen worden. S. Gmelins Enum. ſtirpium agro Tubin- genſi indigenarum. S. 185. Linne erzaͤhlt von dieſer Pflanze in ſeiner weſtgothiſchen Reiſe S. 227. daß der Probſt Walborg zu Udde⸗ walla aus dieſem Kraut einen Thee verfertiget, der dem chineſiſchen Theebou in Abſicht auf die Geſtalt, Groͤſe der Blätter, Farbe, Ges ruch und Geſchmack ſo aͤhnlich war, daß man den Unterſchied nicht merken konnte, wenn man vonder Nuzbark. einiger Pflanzen. 517 man nicht ein ziemlicher Theekenner war, und daß derfee, wenn man ſich nur ein wenig daran gewoͤhnte, eben ſo angenehm zu trinken ſeyn würde, als der chineſiſche. Die Blätter waren zuſammengerollt, wie ein ordinairer Theebou, und faͤrbten nicht gelb, ſie entwik⸗ kelten ſich im Waſſer, eben ſo wie Theeblaͤt⸗ ter, und hatten auch eben die Geſtalt. Koͤnn⸗ ten die Europäer das ungluͤckliche Vorurtheil, das ſich ſo tief bey ihnen eingepraͤgt hat, daß nur die auslaͤndiſche und theure Produkten gut ſeyen, ablegen: ſo wuͤrden ſie manches bey ihnen ſelbſt umſonſt haben koͤnnen, was ſie noch mit ſchwerem Geld bezahlen muͤſſen. Lathyrus tuberoſus, Lin. Erdnuß, mit vielbluͤmigen Blumenſtielen, zweyblaͤtterigen Gabeln, deren Blattchen oval find, und eis nem Stamme, welcher zwiſchen den Knoten nackend iſt. Die Erdnuß waͤchſt unter dem Getreide in Teutſchland, Niederlanden und der Tartarey, auch zwiſchen den lebendigen Zaͤunen und an andern Orten. Man haͤlt | dieſe 318 II. Sortfesung des Artikels dieſe Pflanze auf den Aeckern fuͤr ſchaͤdlich, weil ſie ſich mit ihren an den Ranken befind⸗ lichen Gaͤbelchen um die Stengel der Feld⸗ fruchten herumſchlingt, und denfelben die Nah⸗ rung entzieht. Hingegen iſt fie auf den Wie⸗ fen von deſto groͤſerem Nutzen, da der ganze Stengel von Pferden, Rindern, Ziegen und Schaafen ſehr gerne gefieffen wird, und die ſem Viehe, abſonderlich den Schaafen, als ein am ſtaͤrkſten reinigendes Kraut, ſehr wohl bekommt. Daher den Landwirthen nicht ges nug zu empfehlen iſt, daß ſie ſolche auf ihren Wieſen anbauen moͤchten, welches nicht nur vermittelſt des Saamens, ſondern auch und noch geſchwinder dadurch geſchehen kann, wenn man die knolligten Wurzeln in dieſelben pflanzt, und ſolche etwas tief darinn ſteckt. Die trockenen Wieſen ſind fuͤr ſie tauglicher, als | die naſſen; doch kommt fie auch auf dieſen fort. Von den Aeckern kann ſie am leichteſten durch die Schweine, welche die Knollen als einen Leckerbiſſen mit allem Fleiſſe in dem Bo⸗ den aufſuchen, weggeſchafft werden. Die Jungen von der Nusbark. einiger Pflanzen. 519 Jungen auf dem Lande ſuchen ſie ebenfalls hinter dem Pflug auf, und eſſen ſie roh wegen ihrer Suͤßigkeit. An vielen Orten werden die knolligte Wurzeln wie die Skorzoneren gekocht, und von beguͤterten und vornehmen Perſonen als ein wohlſchmeckendes Zugemuͤſe gegeſſen. Sie verdienten als eine im Fruͤhjahr zu has bende friſche Speife in den Garten beeten ange pflanzt zu werden, wo ſie vermuthlich groͤſer und von milderem Geſchmack werden doͤrf⸗ ten. Vicia biennis, Lin. Zweyjaͤhrige Wicke, mit vielbluͤmigen Blumenſtielen, und oft zwoͤlf⸗ blaͤttrigen, gefurchten Blattſtielen, mit lanzetts foͤrmigen glatten Blaͤtichen. Ihr Vaterland iſt Sibirien. Vicia ſepium, Lin. Zaun Wicke, mit oft vier und vier beyſammenwachſenden aufrech⸗ ten geſtielten Huͤlſen, und eyfoͤrmigen glatt⸗ raͤndigen Blaͤttchen, waͤchſt an den Zaͤunen in Europa. L 2 “Bere I 520 II. Fortſetzung des Artikels Beede Wickenarten ſind, als ein ſehr nuͤz⸗ liches und uͤberall gedeyhendes Viehfutter, werth, daß ſie mit Fleiß und an ſolchen Orten angepflanzt werden, die ſonſt zu andern Pflan⸗ zen nicht benuzt werden. Erſtere dauert zwar nur zwey Jahre, kann aber gleich im erſten abgegraſet werden, und im zweyten etliche mal. N Robinia Caragana, Lin. Erbſenbaum, mit einfachen Blumenſtielen und abgebroche⸗ nen gefiederten Blättern, Er iſt in Sibirien zu Hauſe, wird aber auch in Teutſchland in den mehreſten Anlagen angetroffen, und ver⸗ dient ſowohl wegen ſeinen hellgruͤnen Blaͤttern und goldgelben Blumen, als auch wegen ſei⸗ ner uͤbrigen Nuzbarkeit noch allgemeiner ange⸗ pflanzt zu werden. Er liebt ein ſandiges und lockeres Erdreich, worinn er die Groͤſe einer mittelmaͤſigen Birke erreicht; er iſt dermaſſen dauerhaft, daß ihn auch die ſtaͤrkſte Kaͤlte nicht beſchaͤdigen kann. Wenn er uͤber drey Jahr alt iſt, bringt er ſehr haͤufige Saamen, 71 welche von der Nuzbark. einiger Pflanzen. 521 welche an Geſtalt der Spargelerbſe gleichen, und daher mit Recht Erbſen genennt werden koͤnnen. Dieſer Baum iſt von groſem Nuz⸗ zen, indem er 1) eine dauerhafte und dicke Hecke, wenn ſich der Gaͤrtner Muͤhe giebt, formiren kann; 2) mit ſolchem an ſandigem und ſonſtigem geringen Erdreiche, an der ſtrengſten Nordſeite, wo ſonſt kein dergleichen ſchoͤner Baum waͤchſt, einen angenehmen Wald an⸗ legen kann; 3) ſeine Blaͤtter ein ſehr nahr⸗ haftes Futter fuͤr das Hornvieh, und zwar ſo gut als der beſte Klee, abgeben; 4) ſeine Erbſen eine ſehr nahrhafte und gute Speiſe fuͤr Menſchen und Vieh ſind, und alſo einer der Anbauung wuͤrdigſten Baͤume iſt. In ſeiner Jugend muß er vor dem Vieh, und beſonders vor den Schweinen wohl in „Obacht genommen werden, weil erſteres die Blaͤtter ſehr angeht, letztere aber die Wurzeln, die am Geſchmacke und Geruche gutem ſuͤſſen Malze gleichen, ſtark aufſuchen; der Maulwurf iſt ſein aͤrgſter Feind. 3 Tra- 522 (I. Fortſetzung des Artikels Tragopogon pratenie, Lin. Wieſen⸗ Bocksbart, mit Kelchen, welche ſo lang ſind als der Strahl der Blume, und ungetheilten ſenkrechtſtehenden Blaͤttern, waͤchſt auf unbe⸗ ſchatteten europaͤiſchen Wieſen. Die Wurzeln haben faſt einerley Geſchmack mit dem Spar⸗ gel, wenn ſie wie dieſer gekocht und zubereitet werden. Da dieſe Wurzeln zu allen Jahrs⸗ zeiten zu haben ſind: ſo koͤnnten ſie zu der Zeit, wenn die Spargeln nicht mehr vorhans den ſind, von den Liebhabern fuͤr dieſe ſubſti⸗ tuirt werden, da fie auch der Geſundheit fürs traͤglich ſind. Helianthus annuus, Lin. Jaͤhrige Sonnenblume, mit herzfoͤrmigen dreynervigen Blaͤitern, deren Nerven hinter der Baſis des Blattes zuſammenlauffen, dicken Blumenſtie⸗ len und niedergebeugten Blumen. Ihr Va⸗ terland iſt Mexico und Peru, und deßwegen muß ſie auch vor ſtarkem Fruͤhlingsfroſt ver⸗ wahrt werden. Aus dem Saamen dieſer Sonnenblume wird ein Oel gezogen, womit auch von der Nuzbark. einiger Pflanzen. 523 auch einige die Speiſen ſchmaͤlzen und es nicht unſchmackhaft finden. In den Bemerkungen der Churpfaͤlziſchen phyſtkaliſch oͤkonomiſchen Geſellſchaft vom Jahr 1779. ſagt Hr. Hofrath Mayer, daß dieſer Saamen nicht zum Oel tauge, weil es viel dicker als die gewoͤhnliche Oele und ſchleimig ſey, auch gar bald ſcharf und ranzig werde, und nicht ergiebig ſey, in⸗ dem ſich der Ertrag davon zu dem Ertrag des Kübfoamens perhalte — 1: 25.1 Allein zur Fütterung des Viehes kann er beſſer benuzt werden. Er iſt zu Schrot geſtampft dem Ge⸗ fluͤgel ſehr angenehm, inſonderheit den Huͤh⸗ nern, welche ſehr viele und grofe Ener davon legen ſollen. Die Oelkuchen geben eine beſſere Maſtung, als die von Lein und Ruͤbſaamen. Das oͤkonomiſche Lexicon des Herrn Zink zeigt auch, wie die noch zarten und fleiſchiaten Stengel zur Speiſe bey den Menſchen dienen. Man nimmt die jungen Stengel, bricht die Blätter davon ab, ſpaltet fie in Stuͤcke Fin⸗ gers lang, ingleichen die Blumenknoſpen, ehe ſie aufgebluͤhet, ſchaͤlet und ſiedet ſie ab, und bereitet ſolche alsdann wie Artiſchocken. LI 4 III. Et⸗ * 524 IR 58 | | q =s III. Etwas über die Pomologie. 1. Hi groſe Mannichfaltigkeit und Nutzen der Obſtfruͤchten uͤberhaupt, und insbeſon⸗ dere deſſen, was wir in der Pomologie unter dem Namen Kernobſt und Steinobſt begreif⸗ fen, verdient ſchon laͤngſtens den Wunſch von einer zuverlaͤßigeren Beſchreibung deſſelben. * 2. Derjenige ſowohl, der um ſeiner Haus⸗ haltung willen, als der, fo blos aus Vers gnuͤgen ſich dergleichen anzuſchaffen oder bereits fertige Anlagen von dergleichen noch vollftäns diger zu machen die Abſicht hat, ſiehet ſich aus Mangel einer ſolchen zuverlaͤßigen Bes ſchreibung mehrmalen in der groͤßten Verlegen⸗ heit, und aus allen gegenwaͤrtig bekannten Quellen — I. Etwas über die pomologie. 525 — — ö“ ũuk— —ꝛ— Gets Quellen laßt ſich für den Wißbegierigen keine ganz befriedigende Huͤlfe ſchoͤpfen. 3. Muͤnchhauſen, von dem Nutzen einer ſol⸗ chen zuverlaͤßigen Beſchreibung, beſonders in Abſicht der Varietaͤten von Birnen, Aepfeln, Kirſchen, Pflaumen und Pfirſchen überzeugt, ſetzte in dem erſten und dritten Theil ſeines Hausvaters einen Preiß von 20 Dukaten hier⸗ auf aus, ohne daß ſeine Abſicht jemalen er⸗ teicht, und er in den Stand geſetzt worden, zur wuͤrklichen Ausbezahlung dieſes Preiſes ſchreiten zu koͤnnen. | 4. Es fuͤhrt auch wuͤrklich uͤberaus viele Schwierigkeiten (und ich moͤchte faſt lieber behaupten, Unmoͤglichkeiten) in ſich, alle Varietaͤten der Fruͤchte, nach der Form, der Bluͤhte, der Groͤſe, der Farbe, dem Auge, dem Stiele, dem Fleiſche, dem Mark, dem Kern oder Stein, dem Saft, dem Geruch, Lu 5 Ge⸗ a h 52% III. Etwas über die Pomologie. — ꝛ——̃— ————— — Geſchmack, der Güte, den Streifen nach, ſo zu beſchreiben, und zu beſtimmen, daß dem forſchenden Liebhaber kein Zweifel mehr uͤbrig bleibt, und ſelbiger ſeine Wahl hiernach ord⸗ nen kann, 5e Etwas ganz vollſtaͤndiges hierunter zu er⸗ warten, wuͤrde Behauptung ſeyn, daß die Natur Graͤnzen angenommen habe, und dann wuͤrde es einem aufmerkſamen Beobachter und fleißigen Sammler ſchon laͤngſtens gelungen ſeyn, alles ſo zu ordnen, daß dem Pomologen nichts mehr zu wuͤnſchen uͤbrig waͤre: allein die taͤgliche Impraͤgnation der Bluͤhten von jeder Obſtſorte, welche die Natur auch ohne unſer Hinzuthun unternimmt, laͤßt uns den gewiſſen Schluß faſſen, daß mittelſt derſelben immer neue Abaͤnderungen entſtehen, und ſolche, ſo zu ſagen in infinitum fortgehen; inzwiſchen, wenn auch nicht ein Ganzes zu hoffen ſteht, ſo kann jedoch fuͤr den Liebhaber und deſſen Kenntniſſe wenigſtens in Abſicht des III. Etwas über die Pomologie. 527 des feinen Obſtes, ein mehrerer möglicher Auf ſchluß und Deutlichkeit erwartet werden. 6. Der Koͤnigl. Preußiſche Hofgaͤrtner Salz mann hat zwar in ſeiner zu Potsdamm im Jahr 1774. an das Licht getretenen Frucht, lehre 131 Sorten Birnen, 70 Sorten Aepfel, 35 Sorten Kirſchen, 57 Sorten Pfirſchen, 11 Sorten Apricoſen, und 65 Sorten Pflaus men ꝛc. beſchrieben. i Der ſ. Paſtor Henne in der dritten Auf⸗ lage feiner zu Halle im J. 1776. herausge⸗ kommenen. Anweiſung, wie man eine Baum⸗ ſchule von Obſtbaͤumen im Groſen anlegen foll, 17 Sorten Aepfel, 106 Sorten Birnen und 17 Sorten Kirſchen. Luͤeder bereicherte Teutſchland in ſeiner Ueberſetzung des Abercrombie, fo zu Luͤbeck im J. 1781. erſchienen, mit einer Beſchrei⸗ bung von 94 Sorten Aepfel, 15 Sorten agen 116 Sorten Birnen, 35 Sorten Kir⸗ 528 III. Etwas über die Pomologie. J 1 Kirſchen, 52 Sorten Pflaumen, und 67 Sor⸗ ten von Pfirſchen — und wer wollte nicht mit Dank erkennen, daß ſich alle dieſe Schrift⸗ ſteller um die Aufklaͤrung in der Pomologie in gewiſſem Betracht ſehr verdient gemacht? Allein ich glaube, daß jeder Leſer und Lieb⸗ haber der Pomona mit mir die Wahrheit füh: len wird, wie alle Huͤlfe, die uns dieſe Po⸗ mologen an die Hand gegeben, dennoch groͤß⸗ tentheils zu Beſtimmung der beſitzenden oft unbekannten, oder auch zur Wahl und An⸗ ſchaffung neuer Obſtſorten ſo gar nicht hin⸗ reicht, daß wir wohl gar öfters in dem Fall uns befinden, hierdurch völlig irre geführt zu werden. 7. Der Schriftſteller in dieſem immer noch daͤmmernden Fach muß, wenn er nuͤtzend ſchreiben will, das Buch der Natur offen vor ſich liegen haben, und hieraus jede Sorte zu bezeichnen und zu erklaͤren ſuchen. Derjenige hingegen, welcher ſich nur auf andere Schrifts ſteller III. Etwas über die Pomologie. 529 fteller beziehen wollte, die entweder nachläßige Beobachter der Natur genennt werden muͤſſen, oder keinen deutlichen Vortrag beſitzen, oder wohl gar ohne eigene Anſchauung wiederum andere Schriftſteller blos abgeſchrieben haben, verfinſtert eine dunkle Sache noch mehr, und bringt Nacht hervor, wo wir doch mehreren Tag erwarten. , 8. 5 Die meiſte Verwirrung und Hinderniſſe von Licht hierunter verurſacht leider der ges meine Mann mit feinen Provincials Benens nungen, zu welchen ich auch diejenige Gaͤrt⸗ ner mit ihren Verzeichniſſen gefelle, fo entwe⸗ der aus Hoffnung eines mehreren Verſchluſ⸗ ſes ihrer verkaufenden Obſtbaͤume, bereits ge⸗ tauften Sorten eine neue Taufe geben, oder auſſer ihrem Lehrbrief und Meiſter keine ver⸗ nuͤnftigere Leitung in der Welt moͤglich zu ſeyn glauben, und ohne Zuziehung des Kopfes im eigentlichen Verſtand, ihre Hand blos mit dem Meſſer und Spare beſchaͤfftigen. 9. Eine 330 Ill. Etwas über die Pomologie. 9. Eine neue und beſſere Nomenclatur, welche von verfländigen kuͤnftigen Schriftſtel⸗ lern Teutſchlands angenommen, und bey Ver⸗ fertigung der Verzeichniſſe von den zum Ver⸗ kauf ausgeſetzten Obſtbaum Schulen beybe⸗ halten und zum Grund gelegt würde, doͤrſte dieſem gemeinen Mann und Gaͤrtner bald ein gutes Exempel werden, ſeine hundertfaͤltige Provincial-Namen mit dem einzigen zu vers tauſchen, den dieſe Schriftſteller unter ſich zu⸗ vor eigen gemacht haͤtten, und wohl gar die Nothwendigkeit hervorbringen, daß ſich dieſer mit der Benennung, wenn er anderſt guten Verſchluß ſeiner erzeugten Bäume hoffen woll⸗ te, hiernach richtete. 10. Du Hamel äufferte freilich eine entgegen geſetzte Meynung, und glaubte, daß eine neue Nomenclatur weit entfernt ſey, der Unord— nung in der Pomologie abzuhelfen, ja viel- mehr ſolche vermehren würde, weil die Gaͤrt N nei III. Etwas über die Pomologie. 531 ner immer diejenige Namen vorziehen möchten, - die ſie von ihren Herren erhalten, oder von Jugend auf gehoͤrt haben. Er behielt alſo die übliche Namen, und wann eine Fruchtſorte deren mehrere hatte, ſo ſetzte er alle, jedoch mit dem Unterſchied bey, daß der gewoͤhn— lichſte den erſten Rang behauptete. Es wird mir aber die Bemerkung hiebey erlaubt ſeyn, daß, falls er alle bis auf einen bey jeder Frucht⸗ ſorte hinweggelaſſen haͤtte, dieſer einzige in der Folge wahrſcheinlich leichter ein allgemeiner Name, wenigſtens bey den franzoͤſiſchen Gaͤrt⸗ nern, haͤtte werden koͤnnen, als daß er ihnen die Wahl unter mehreren gelaſſen, ſich auf alle zu beziehen, und die vorhandene Unord⸗ nung fortzuſetzen. | 11. Dieſer verdienſtvolle Schriftſteller leiſtete inzwiſchen mit feinem Traite des Arbres fruitiers in der Pomologie Vortheile, deren fie vorhin völlig entbehrte. Er beſtimmte und beſchrieb deutlicher als jeder ſeiner Vorgaͤnger, nicht 532 III. Etwas über die Pomologie. nicht nur 14 Gattungen und Varietaͤten von Apricoſen, 39 von Kirſchen, 44 von Aepfeln, 50 von Pfirſchen, 56 von Pflaumen, und 152 von Birnen zc. ſondern fügte auch von vielen ſehr wohl gerathene Kupfer bey, die ohne Widerrede den ſinnlichen Vorſtellungen von den Fruͤchten ſehr befoͤrderlich ſind; aber doch, wenn ich es aufrichtig geſtehen darf, wegen mangelnder Illumination den moͤglichen Grad der Deutlichkeit noch nicht gewaͤhren. Ich beziehe mich auf jeden, der im Beſitz die⸗ ſes vortreflichen Werks ſteht, oder ſolches je mit der Natur zuſammengehalten, ob er nicht in den meiſten Faͤllen ungetroͤſtet ſolches ver⸗ laſſen muͤſſen. 12. Manger, Koͤnigl. Bauinſpector zu Pots⸗ damm, bearbeitete mit einem Fleiß und Ge dult, die wenige ihres gleichen finden doͤrften, eine ſyſtematiſche Pomologie, wovon nunmehr 2 Theile und zwar in dem erſten von dem Jahrgang 1780. eine Beſchreibung der Aepfel, ä in III. Etwas über die Pomologie. 533 —— in dem zweyten von dem Jahrgang 1783. aber eine Beſchreibung der Birnen die Preſſe verlaſſen, und aͤuſſerte in der Vorrede des erſten Theils, daß er eine Sammlung derſelben in ſyſtematiſcher Ordnung in Kupfer ſtechen, mit linden Farben abdrucken, und mit Calowiſchen Wachsfarben ausmalen zu laſſen gedenke. - Möchte dieſes Vorhaben zur Wuͤrklichkeit ges deihen, fo wird nach meinem Dafuͤrhalten der Herr Verfaſſer etwas geleiſtet haben, wordurch ſich die Preußiſche Lande leicht in Abſicht ihrer Baumſchulen, der Verzeichniſſe und des Ver⸗ kaufs aus ſelbigen, einen Vorzug vor andern teutſchen Laͤndern verſchaffen koͤnnten. 13. Es wird nicht in Abrede gezogen werden, daß, wenn dieſer fleißige Verfaſſer feine Abs handlung mit guten, getreuen, illuminirten Abbildungen der Fruͤchten ſogleich begleitet haͤtte, oder ſolche noch nachhohlte, vielmehr Aufſchluß und Deutlichkeit in ſeinem vortra⸗ genden Syſtem der Pomologie erfolgen wuͤrde. Mm Lehrer ** J 534 III. Etwas über die Pomologie. Lehrer und Leſer biethen ſich durch dergleichen beſeeltere Vorſtellungen ſo zu ſagen mehreres die Haͤnde, um einander verſtaͤndlich zu wer⸗ den, und gelehrte und ungelehrte Beſitzer von Obſt⸗Baumſchulen erlangen hierdurch den Vortheil, ihre Verzeichniſſe nach einer ſolchen Pomologie ordnen, und ſich mit der Sache und deren Namen auf ſelbige fuſſen zu koͤn⸗ nen, auch mit der moͤglichſt ſinnlichen Vor⸗ ſtellung wenigſtens der beſten und ſogenannten Tafel » Obftforten dem Liebhaber entgegen zu gehen. 14. | Unter allen aͤltern und neuern Schrift⸗ ſtellern der Pomologie nähert ſich nach meinem Duͤnken niemand mehrers den Abſichten und Verlangen der Obſtliebhaber als der Hochfuͤrſtl. Wuͤrzburgiſche Hof⸗ und Reſidenz⸗ Gärtner Majer durch die Herausgabe ſeiner Pomona franconica, deren erſter Theil 1776, der zweyte aber 1779. in der Winterſchmidiſchen Kunſthandlung zu Nuͤrnberg an das Licht ge⸗ | treten, III. Etwas über die Pomologie. 535 treten, der dritte und letzte Theil aber nach dem Verzeichniß ermeldten Verlags ſchon un⸗ ter der Arbeit iſt, und noch zu hoffen ſteht. Der erſte Theil enthaͤlt eine Beſchreibung von 12 Sorten Apricoſen, 6 Sorten Mans deln und 33 Sorten Pflaumen. Der zweyte hingegen 25 Sorten Kirfchen, 5 Sorten Azerolen, und 32 Sorten Pfirſchen. Samtlich dieſe Fruͤchte werden unter latei⸗ niſchen, teutſchen und franzoͤſiſchen Namen vorgetragen, deren aͤuſſerliche Beſchaffenheit durch die beygefuͤgte Illumination dem Auge des Liebhabers ſehr faßlich gemacht, und der innere Werth derſelben in den beyden franzoͤ⸗ ſiſchen und teutſchen Texten theils nach eige⸗ ner Pruͤfung, theils nach dem vorangegange⸗ nen Urtheil eines du Hamel, Quintinie, Schabols ꝛc. beſtimmt und erklaͤrt. Was aber bey dieſem Werk dem Liebhaber den hauptſaͤchlichſten Nutzen und Freude ge⸗ waͤhren kann, iſt, daß der Verfaſſer eine Mm 2 Obſt⸗ 536 III. Etwas über die Pomologie. Obſt⸗Baumſchule beſizt, deren gedrucktes Vers zeichniß alle diejenigen Gattungen und Varie⸗ taͤten von Fruͤchten wiederum enthaͤlt, die der Innhalt mehrbemeldter Pomona beſagt, und von ihm unter ſehr billigen Preiſen kaͤuflich und (wie ich hoffen will, auch aufrichtig) uͤberlaſſen werden. 15.5 Es waͤre zu wuͤnſchen geweſen, daß der Verleger zu Verminderung des Preiſes, (wel⸗ cher auf die beyde fertige Theile ſchon 39 Gul⸗ den betraͤgt) den franzoͤſiſchen und teutſchen Text jeden beſonders drucken laſſen, und mit⸗ hin dem Liebhaber frey geſtellt haͤtte, dieſen oder jenen ſich eigen zu machen, ſtatt daß er genoͤthigt iſt, ſich nunmehr beyde anzuſchaffen; auch die uͤberfluͤßige Vignetten und Grundriß des Hochfuͤrſtl. Wuͤrzburgiſchen Gartens ins tereßiren eigentlich den Pomologen nicht, mits hin wuͤrde durch deren Hinweglaſſung der Preiß des Buches ſehr erleichtert, und ſolches fuͤr mehrere Hände brauchbar geweſen ſeyn. 16. 7 III. Etwas uͤber die Pomologie. 537 16. Auſſer den von Majern bereits beſchriebe⸗ nen Stein⸗Obſtſorten ſind in allweg noch viele feine dergleichen vorhanden, die mit groͤßtem Recht dieſer Sammlung hätten einverleibt wer f den follen, (beſonders doͤrfte dem Liebhaber die magere Zahl von glatten Pfirſchen, fuͤr die der Englaͤnder und Teutſche nunmehr ſo viele Praͤdilection hat, auffallen;) allein, reicher Gewinn wird immer für eine Baumſchule ers wachſen, wenn deren Beſitzer aus dem Maje⸗ riſchen Werk, in ſo lange wir kein vollſtaͤndi⸗ geres haben, die Namen, es ſey hernach ſol⸗ cher der franzoͤſiſche, teutſche oder lateiniſche, in ſeinen Catalogue aufnimmt, und den Kaͤu⸗ fer hierdurch in den Stand ſtellt, wegen Kenntniß der Sache ſelbſt, die er ſich anzu: ſchaffen gedenkt, aus der Majeriſchen Illumi⸗ nation nähere Belehrung zu ſchoͤpfen. 17. Eine auf ein ſolches Werk gebaute Baum⸗ ſchuls und deren hierauf ſich beziehender Ca- m Mm 3 talo- 7 538 III. Etwas über die Pomologie. talogue gewaͤhrt dem kaufenden Liebhaber einen gewiſſeren Beſitz derjenigen Obſtſorte, welche er verlangt, als alle bisherige Anſtal; ten und Anlagen: denn der betruͤgeriſche Ver⸗ kaͤufer, der inzwiſchen mit den zerſchiedenen Benennungen einer Sorte feine Betruͤgereien zu bemaͤnteln volle Gelegenheit hatte, wird alsdann nicht mehr mit einer ſolchen Entſchul⸗ digung auftreten koͤnnen, ſondern erwarten muͤſſen, daß, falls er falſche Sorten gegeben, er von dem Kaͤufer oͤffentlich als ein Betruͤger bekannt gemacht werden, und der ganze Credit ſeiner Baumſchule dadurch fallen wuͤrde; wo im Gegentheil der ehrliche Mann, welcher in dem wuͤrklichen Verkauf das leiſtete, worauf ſich fein Catalogue bezogen, in Baͤlde einen offenbaren Vorzug von jedermann erhalten muͤßte. 18. Es muß in der That Verwunderung er⸗ regen, daß ſo mancher Kupferſtecher und Ma⸗ ler, eine oftmals geringe Pflanze, die der Menſchheit bey weitem den Nutzen nicht, wie eine III. Etwas über die Pomologie. 530 eine ſchoͤne und gute Obſtſorte, abwirft, mit vereintem Fleiß vervielfaͤltiget und verewiget, und die Fruͤchte als die herrlichſte Geſchenke der Natur ſo nachlaͤßig behandelt hat, daß wir nur wenige derſelben zu nennen im Stande ſind, die ſich hierunter verdient gemacht ha ben. ? 19. Jeder guten Regierung eines Landes kann die Obſtbaumzucht nicht gleichguͤltig ſeyn, und jede koͤnnte ſich verſichert halten, daß der Aufs wand auf eine Baumſchule und einen kurzen raiſonirenden zugleich aber illuminirten Cata- logue der hieraus verkaufenden Obſtbaumſor⸗ ten in wenig Jahren reichlichen Erſatz gewaͤh⸗ ren wuͤrde. Erſteres bemerken wir zwar in den meiſten Laͤndern, aber ſo, daß mehr auf die Erzeugung der Menge von Obſtbaͤumen als auf die beſondere Beſchaffenheit und Guͤte der Fruͤchten das Augenmerk genommen, und groͤßtentheils der Apfelbaum als Apfelbaum eben aus ſelbiger gepflanzt wird, ohne deſſen kuͤnftigen Eigenthuͤmer beſtimmen zu koͤnnen, Mm 4 ob 540 III. Etwas über die Pomologie. — — ob die Fruͤchten hievon zum Moſten tauglicher, oder als Tafelobſt, oder zum Doͤrren brauch⸗ barer ſeyn. Man begnügt ſich Obſtbaͤume gezogen zu haben, ohne Bekuͤmmerniß, ob die Früchten zu mehrerem oder wenigerem Nutzen dienen; und ſo erhaͤlt der Landmann und der Gartenliebhaber Baͤume und Sorten derſelben, die er entweder bey dem erſten Er⸗ halt der Fruͤchte wieder abwirft, und die Zeit mit neuem Impten verliehrt, oder wohl gar mit friſchen Baͤumen zu recroutiren Urſache findet. IV. Vom Kaffeebaum. De Kaffee iſt auſſer den Früchten, wor: aus wir das Brod bereiten, eines von den wichtigſten Produkten, welche aus dem Pflanzenreich gezogen werden, da er wegen ſeinem ſo allgemein ausgebreiteten Gebrauch einer der vornehmſten Handlungs: Artikel wor⸗ den if, Nur Schade, daß wir Europäer | ihn IV. Vom Kaffeebaum. 541 ihn nicht anders, als fuͤr unſer ſchweres Geld erhalten koͤnnen. Denn dieſe ſo beliebte Frucht waͤchſt auf einem Baum, welcher nur in den ſehr heiſſen Gegenden unſerer Erde fortkommt, und deßwegen nur als eine Seltenheit in den Orangerien in unſerm Welttheil unterhalten wird. Ungeheure Geldſummen find aus uns ſerm Teutſchland ſchon dafuͤr ausgegangen, und dieſer ſchwere Aufwand ſcheint ſich jaͤhr⸗ lich zu vermehren. Lange wuchs der Kaffee in dem gluͤcklichen Arabien, ohne daß ihn die Innwohner ſelbſt kannten, noch weniger daß fie ihn zu benutzen wußten. Denn obgleich in den arabiſchen Schrififtelleen ſchon um das Jahr 900, deſſelben Erwähnung geſchieht; ſo wurde doch noch kein beſonderer Gebrauch um dieſe Zeit davon gemacht. Ein glückliches oder ungluͤckliches Ungefaͤhr, das ſchon zu oft erzaͤhlt worden, als daß ich es hier wieder⸗ hohlen moͤchte, hat, wenn anderſt die Nach⸗ richt davon gegründet iſt, Gelegenheit geges ben, Gebrauch davon zu machen. Auch von dieſer Zeit an hat er erſt ſeinen nunmehr ge⸗ Mm 5 woͤhn⸗ 542 IV. Vom Kaffebaum. woͤhnlichen Namen Kaffee erhalten; denn die Araber nennen ihn Kafveh el Buniat, Baum⸗ getraͤnke. Von den Franzoſen, von welchen wir uͤberhaupt vielleicht mehr Boͤſes als Gu⸗ tes erhalten haben, iſt er auch uns bekannt gemacht worden. Im Jahr 1644. ſoll der erſte Kaffee nach Marſeille gebracht worden ſeyn. Um eben dieſe Zeit, oder nicht viel ſpaͤter, machten auch die Hollaͤnder den An⸗ fang, ihn in Batavia anzupflanzen; aber ihre Verſuche wurden durch Erdbeben zerſtoͤrt, die ſie zu Anfang des gegenwaͤrtigen Jahrhunderts mit einem gluͤcklichern Erfolg erneuerten, und die Bohnen von daher 1719. nach Holland brachten. Seit eben dieſem Jahr ließ die oſtindiſche Handlungsgeſellſchaft auf Java die Baͤume auf freyem Feld anbauen. Die er⸗ ſten Kaffeebaͤume kamen aus Mocha im gluͤck⸗ lichen Arabien 1710. nach Europa, und in den botaniſchen Garten zu Leiden. Einen da: von ſchenkte der Buͤrgermeiſter Panerat in Amſterdam an Ludwig XIV. der in dem koͤ⸗ niglichen Garten zu Paris auferzogen ward. Von IV. Vom Aaffebaum. 543 Von eben dieſem Baum ſchickte man einen Abkoͤmmling nach Martinique, der ſich zum Schaden der Hollaͤnder ſo ſehr vermehrte, daß von daher im Jahr 1750. nach Europa 18 Millionen Pfund Bohnen zuruͤckkamen. In Cayenne wurden ſeit 1722. Kaffebaͤume aus Beeren gezogen, welche aus Surinam herbey⸗ geſchafft wurden, und im Jahr 1727. zaͤhlte man ſchon daſelbſt 60000 tragende Baͤume. Auch die Englaͤnder legten in den amerikani⸗ ſchen Kolonien anſehnliche Pflanzungen an, und ſeither wurde eine ungeheure Menge die⸗ fer Bohnen nach Europa uͤbergefuͤhrt *). In dem Linneiſchen Pflanzenſyſtem macht der Kaffebaum eine eigene Gattung (Genus) aus, und Linné fuͤhrt zwo Arten (Species) davon an. 1. Coffea arabica, arabiſcher Coffe, mit Blumen, welche fuͤnf Einſchnitte haben, und zwey Saamen bringen. Dieſer iſt in dem „) Hirſchfelds Gartenkalender vom Jahr 1782. S. 215 u. f. 544 IV. Vom Raffebaum. dem glücklichen Arabien und in Aethiopien zu Hauſe, und wird in Anſehung 1 fuͤr den beſten gehalten. 2. Coſſea occidentalis, der abendlaͤn⸗ diſche Coffe, mit Blumen, welche viermal eingeſchnitten ſind, und einſaamige Beeren tragen. Dieſer waͤchſt in dem waͤrmern Amerika, und iſt in Abſicht auf die Guͤte nach Beſchaffenheit des Landes, wo er erzogen wird, ſehr verſchieden. Die Frucht iſt eine rundliche, zuerſt gruͤ— ne, hernach rothe Beere, die ſich zuletzt ſchwaͤrzet, ſo groß als eine kleine Kirſche, welche unter ihrem honigſuͤſen, ſchleimigen Fleiſche zwey eyfoͤrmige (bey der abendlaͤndi⸗ ſchen findet ſich einer) auf der einen Seite erhabene und auf der andern Seite platte Saamen enthaͤlt. Von dieſen Kernen oder Bohnen wird der Kaffebaum erzogen. Man kann ſowohl die ganze Beere, oder auch die aus der Beere herausgemachten Kerne zween Queerfinger tief in die Erde ſtecken, wo ſie - bald IV. Dom Kaffebaum. 545 bald aufgehen, und in den heiſſen Ländern ſehr ſchnell aufwachſen, ſo daß ſie ſchon zwey Jahr darauf, zuweilen noch fruͤher, Fruͤchte tra⸗ gen. Der Baum bluͤht jaͤhrlich zweymal, und giebt auch zweymal im Jahr Früchte, Der Baum waͤchſt in ſeiner Heimath ſelten uͤber 16 bis 18 Fuß hoch; in unſern Glas⸗ haͤuſern erreicht er dieſe Hoͤhe lange nicht. Er hat einen geraden, mit einer hellbraunen Rinde bedeckten Schaft, viele weitlaͤufig ſtehende Aeſte, die eine ſchoͤne Pyramide bilden. Die Blaͤtter ſind 4 bis 5 Zoll lang, immer gruͤn, glaͤnzend, und in der Mitte faſt zween Zoll breit. Zwiſchen den Blaͤttern wachſen vier bis fuͤnf an Farbe und Geſtalt dem Jaſmin aͤhnliche Bluͤhten hervor, von einem angeneh⸗ men Geruch. Daher mag es gekommen ſeyn, daß einige, wie Tilli und Juſſieu, den Kaffe⸗ baum dem Jaſmin zugezaͤhlt, und ihn den arabiſchen Jaſmin genennt haben. Aus den Bluͤhten entſteht die Frucht. Das Fleiſch dieſer Frucht kann man eſſen, es iſt nahrhaft, erfriſchend, und fein Geſchmack ſehr gut. Je mehr 546 IV. Vom Naffebaum. mehr die Frucht reifet, deſto mehr trocknet dieſes Fleiſch aus, und wird zu einer braunen Huͤlſe oder Schale, welche die aͤuſſere Be⸗ deckung oder Schale der Kaffebohnen aus⸗ macht, welche die Araber den Bohnen noch vorziehen, fie, nachdem fie über einem gefin: den Kohlfeuer in einer Pfanne oder irdenen Tigel etwas braͤunlich gemacht worden, wie Thee anbruͤhen, oder ein Infuſum daraus machen, und ihn trinken. Er ſoll auch wirk⸗ lich das von geroͤſteten Bohnen bereitete Ge⸗ traͤnke an Annehmlichkeit uͤbertreffen, und kann ohne Zucker getrunken werden. Hievon hat Hr. Andry, Mitglied der medieiniſchen Fakultat in Paris, vermuthlich Gelegenheit genommen, ſeine neue Art den Kaffe zu berei⸗ ten, zu erfinden und bekannt zu machen. Er ſchlug naͤmlich vor, die rohen Kaffebohnen, ohne ſolche vorher zu roͤſten, eine gute halbe Viertelſtunde im Waſſer kochen zu laſſen, hier⸗ auf dieſes Infuſum vom Feuer hinwegzuneh⸗ men, ſich ſetzen zu laſſen, und es, da es eine ſchoͤne Zitronenfarbe angenommen, fo warm als 1 IV. Vom Kaffebaum. 547 man kann mit Zucker zu trinken. Man kann von dieſen Bohnen auf dieſe Art einen zwey⸗ und dreymaligen Gebrauch machen. Dieſe neue Methode, den Kaffe zu bereiten, hat ihr Gluͤck bey den Liebhabern dieſes Getraͤnkes nicht gemacht, und meiſtens hat man es bey dem erſten Verſuch bewenden laſſen. Ich fuͤr meinen Theil habe ebenfalls keinen Geſchmack daran finden koͤnnen. Es ſind ſchon mehrere Verſuche gemacht worden, Kaffebaͤume in Teutſchland zu pflan⸗ zen, und Zink in dem oͤkonomiſchen Lexikon, in dem Artikel Kaffebohnen, ſcheint zu glau— ben, daß die Sache, wenn man ſich mehr darauf legte, und das rechte Erdreich, deſſen Lage, Wetter, Wartung und dergleichen durch weitere Verſuche beſſer zu beſtimmen ſuchte, keine gar groſe Schwierigkeiten haben werde. Doch dieſe Vermuthung wird unfehlbar in dem noͤrdlichen Europa durch jeden Verſuch von ſelbſt widerlegt werden. Eher moͤchte eine Anpflanzung der Kaffebäume in den ganz ſuͤd⸗ 548 IV. Vom Nafſfebaum. — m uͤdlichen Theilen Europens einen gluͤcklichern Erfolg haben; aber alsdann wuͤrde es doch noch darauf ankommen, ob die davon gewon⸗ nene Bohnen an Geſchmack und Kräften denen in den heiſſen Gegenden gewachſenen gleich kommen, oder von minderem Werth ausfallen duͤrften. Man verſuche es und pflanze eine Anzahl Kaffebaͤumchen in Toͤpfen, halte einige ſelbſt in unſern waͤrmſten Sommern in einem Sommer hinter den Fenſtern, und die uͤbrigen ſtelle man in einen Garten und ins Freye, und man wird finden, daß jene ungleich beſſer und hoͤher wachſen werden, als dieſe. Die Pflanzung der Kaffebaͤume iſt übrigens nicht ſchwer. Man ſteckt die Kerne oder Boh⸗ nen in Toͤpfe zween Queerfinger tief in eine gute und mit Sand vermiſchte Erde. Die Bohnen muͤſſen aber friſch und nicht vertrock⸗ net ſeyn, auch daher von den in den Glas⸗ haͤuſern unterhaltenen Bäumen genommen wer⸗ den. Die gewoͤhnliche von den Kaufleuten er⸗ haltende Bohnen gehen ſchlechterdings nicht auf, IV. Vom Kaffebaum. 549 auf, weil ſie, ehe ſie verſendet werden, ſehr ſtark getrocknet werden muͤſſen. Nach vier Wochen fangen die geſteckte Bohnen an zu keimen und aufzugehen. Es geſchieht zuwei⸗ len, wenn man gleich nicht die ganze und zween Kerne enthaltende Beere, ſondern nur einzelne Bohnen ſteckt, daß zween Keime her⸗ vorwachſen, welche auch zwey Baͤumchen in der Folge geben. Wenn die Bohnen aus der Erde ſchon einen halben oder drey Viertelzolk hervorgewachſen find: fo muß man die zwey Saamenblaͤtter (Cotyledones) aus der horn⸗ artigen Haut der Bohne auf eine ſubtile Weiſe und ohne daß jene verletzt werden, mit einem Federmeſſer, oder noch ſicherer, mit den Naͤ⸗ gein der Finger herausſchaͤlen, ſonſt ſteht man in Gefahr, daß die Pflanze, die durch dieſe harte Schale an der Entwicklung gehindert wird, verderbe. Sowohl die geſteckten Kerne als auch die heranwachſenden Baͤumchen muͤſ— ſen von Zeit zu Zeit begoſſen werden, und koͤnnen eine maͤſige Feuchtigkeit wohl vertragen. Je früher im Sommer man zu friſchen Bobs Nn nen 550 VV. Vom Kaffebaum. nen gelangen kann, deſto beſſe werden fie ger rathen, da ſie in den warmen Sommermonaten noch Zeit genug haben, heranzuwachſen, und für den Winter dauerhafter zu werden. In dieſem Fall erlangen ſie im Herbſt ſchon die Groͤſe „daß ſie verſetzt werden koͤnnen, womit man es doch auch bis ins Fruͤhjahr anſtehen laſſen kann. Bey dem Verſetzen kann man ſich des Einſchlaͤmmens mit Nutzen bedienen, wovon uns Hr. von Dießkau in der III. Samml. ſeiner Vortheile in der Gaͤrtnerey S. 18 u. f. einen gut ausgefallenen Verſuch mittheilt. „Die zweyte Probe, ſagt er daſelbſt, die den Werth des Einſchlaͤmmens auch ſogar bey einem ſolchen Gewaͤchs, das unter einem ſehr heiſſen Himmelsſtrich zu Haufe it, beſtaͤtigte, war folgende. Wir hatten hier, nur um zu ſehen, wie weit wir es mit Erziehung junger Kaffeebaͤume ohne Treibhaus und Miſtbeet, blos in der Stube bringen koͤnnten, jedoch ohne uns einen beſonders gluͤcklichen Erfolg davon zu verſprechen, friſche Kaffeebohnen ge⸗ legt, * IV. Vom Raffebaum. 551 legt, welche auch gut aufgiengen. Des Nachts wurden die Pflaͤnzchen auf den noch etwas warmen Ofen, am Tage aber an die zugemachten Fenſter geſetzt, und bey dieſer Pflege gluͤcklich durch den Winter gebracht. Im Fruͤhjahr und Sommer wuchſen die jun⸗ gen Baͤumchen ziemlich gut. Im Julio nah⸗ men wir ſie aus dem Topf, worinnen ſie noch bey einander ſtunden, heraus, um jedes in einen beſondern und in ſchicklichere Erde zu verſetzen. Da nun unſer ganzer Kaffeebau, blos nur um Verſuche damit zu machen, un⸗ ternommen war, ſo wagten wir es, eins von dieſen Baͤumchen, wozu jedoch nicht das groͤßte genommen wurde, einzuſchlaͤmmen. Die Erde wurde zu dem Ende ganz und gar von den Wurzeln abgeſchuͤttelt, und bey dem Ein⸗ ſchlaͤmmen viel mehr Waſſer, als noͤthig war, gebraucht. Die uͤbrigen hingegen verſetzten wir, nach der gewoͤhnlichen Art, mit dem Ballen. Nach dreyen Tagen war bey dem Eingeſchlaͤmmten deutlich zu ſehen, daß ſeine Herzblaͤtter nicht nur groͤſer geworden waren, Nn 2 ſon⸗ 552 IV. Vom Kaffebaum. * — ſondern ſich auch bereits von einander zu geben anfiengen; an den uͤbrigen hingegen, deren größter Theil der Wurzel, des daran befind⸗ lichen Ballens wegen, nicht ſogleich die volle Nahrung aus der friſchen Erde anziehen konn⸗ te, war in dieſer kurzen Zeit noch keine Ver⸗ aͤnderung zu ſpuͤren, ob ſie gleich in der Folge auch gut wuchſen. Um Michaelis verſetzten wir dieſe Baͤumchen zum zweytenmal, weil ihre Wurzeln bereits an den Abzugsloͤchern der Töpfe ſichtbar wurden. Da nun der erſte Verſuch mit dem Einſchlaͤmmen erwuͤnſcht ausgefallen war, ſo ſchlaͤmmten wir ſie jezt alle ein, und ihr nachheriger guter Wuchs, der beſſer war, als man ihn von einem Kaffees baum, der nicht im Treibhaus ſteht, vermu— then konnte, bezeugte, daß ſie recht behandelt waren.“ Die aus einer Bohne gedoppelt hervor⸗ gewachſenen Baͤumchen muͤſſen beym Verſetzen von einander getrennt werden, wozu man ſich gemeiniglich eines ſcharfen und duͤnnen Feder⸗ meſſers IV. Vom Aaffebatın. 553 | weit ers bedienen muß, weil, obgleich jedes ſeine beſondere Wurzel hat, dennoch dieſe Wur⸗ zeln an einander angewachſen ſind. Schneidet man ſie nun von einander, ſo verſteht es ſich von ſelbſt, daß die gemachten Wunden mit Baumwachs verſtrichen werden muͤſſen. Nach dem Verſetzen ſetzt man ſie an ihre vorige Stelle hinter die zugemachte Fenſter, und je mehr ſie daſelbſt den Sonnenſchein genieſſen, deſto freudiger wachſen ſie davon, alſo daß ſie nach Verfluß eines Jahrs zu einer Hoͤhe von 18 Rheinl. Zollen heranwachſen koͤnnen. Ich habe auch in dieſem Winter 1785, ſelbſt zur Nachtzeit ihre Stelle nicht veraͤndert, und die Vorſicht, welche der Hr. von Dießkau ge⸗ braucht, fie waͤhrender Macht auf den Ofen zu ſtellen, nicht beobachtet, ohne daß es ihnen den geringſten Nachtheil gebracht haͤtte. Ich habe ſelbſt noch keine Erfahrung gemacht, wie bald folche in einem Zimmer erzogene Kaffes baͤume bluͤhen und Früchte tragen koͤnnen. Man hat mich aber verſichern wollen, daß man ſie nach Verfluß von vier Jahren bey f Nn 3 einer 554 IV. Vom Kaffebaum. — — —— — einer ſorgfaͤltigen Verpflegung dahin bringen koͤnne. f Ich halte zwar nicht dafuͤr, daß jemand Kaffebaͤume in der Stube in der Abſicht er⸗ ziehen werde, eine reiche Bohnen⸗Erndte da: von zu gewinnen; ich will aber doch denjeni⸗ gen zu lieb, welche die weitere Behandlungs⸗ art, mit dieſer Frucht, der ſich die eigentliche Pflanzer in dem Vaterlande des Kaffees bedie⸗ nen, um ihn zum Verſchicken zu bereiten, noch nicht bekannt ſeyn ſollte, anfuͤhren. Iſt die Zeit der Reife und des Abnehmens herangenahet, fo breitet man unter die Kaffe⸗ baͤume Tuͤcher, ſchuͤttelt die reifen Fruͤchte von denſelben ab, jedoch ganz behutſam und leiſe, daß die unreifen nicht zugleich mit abfallen. Weil die Fruͤchte nicht zu gleicher Zeit reif wer⸗ den, und der Kaffebaum, wie uͤberhaupt alle Gewaͤchſe in warmen Laͤndern, zu allen Jahrs⸗ zeiten Laub, Bluͤhte und Fruͤchte treibt und traͤgt; ſo kann man in manchen Gegenden des Jahrs IV. Vom Kaffebaum. 555 Jahrs wohl dreymal, im Frühling, Som mer und Herbſt reife Kaffebohnen einerndten, da ſich inzwiſchen noch immer ſpaͤtere und un⸗ reife an den Baͤumen finden. Die geſammel⸗ ten reifen Fruͤchte des Kaffebaums werden nun durch kleine ſteinerne Handmuͤhlen getrieben, um die aͤuſſere Haut abzuſtreifen, von da ſie in einen kleinen ſteinernen Trog fallen, in wel⸗ chen hernach Waſſer gegoſſen wird, um das noch uͤbrige ſchluͤpfrige fleiſchigte Weſen davon abzubringen. Den folgenden Tag werden ſie herausgenommen und auf dem Trockenplatz aus⸗ gebreitet, wo fie, bis fie von der Luft getrock⸗ net worden, liegen bleiben. Sollte Regen⸗ wetter einfallen, ſo wirft man ſie in Haufen zuſammen, deckt ſie mit Wachsleinwand zu, um fie für die Feuchtigkeit zu ſchuͤtzen. Wenn ſie nun getrocknet ſind, ſo werden ſie auf den Boden geſchuͤttet, bis die Erndte, die zween Monate, auch oft laͤnger dauert, beendiget iſt. Waͤhrend dieſer Zeit werden ſie alle Tage geruͤhrt, wie wir hier zu Lande beym Getreide e daß ſie ſich nicht erhitzen. Weil ſie Nu 25 nun 556 IV. Vom ARaffebaum. nun noch mit einem duͤnnen Haͤutchen, wel⸗ ches man das Pergamenthaͤutchen nennet, veſt umſchloſſen find, fo ſtoͤßt man fie mit Hölzer: nen Stempeln in Mörfern, da dann die Boh⸗ nen, zwey aus jeder Kirſche und eine aus dem Pergamenthaͤutchen hervorkommen, die dann erſt ausgeleſen werden muͤſſen, um die ver⸗ brochenen, faulen und ausgewachſenen von den guten abzuſondern. Dieſes geſchieht nach vollendeter Erndte, und iſt die ſchwere Arbeit der Negern. Bey dem Stampfen ſteht auf jeder Seite des Moͤrſers ein Neger oder Nege⸗ rin von einem Ende des Gebaͤudes zu dem andern in fortlauffender Reihe, die in ihrem Stoſen eine fo erſtaunende Genauigkeit beob: achten, daß ſie mit der bey unſern Dreſchern in gar keinen Vergleich kommt. Sie ſuchen ſich oft durch Geſang ihre ſchwere Arbeit zu erleichtern, und das harmoniſche Geraͤuſch iſt eben ſo beluſtigend, als der Anblick dieſer Arbeiter. Nach dem Stampfen werden die letzten weiſſen Blaͤtterchen durch das Schwin⸗ gen auf der Muͤhle gaͤnzlich abgeſondert. Dann werden IV. Vom Raffebaum. 8 werden ſie in Faͤſſer und Saͤcke gepackt, und ſo nach Europa verſendet. Die Kaffebaͤume ſind ſehr fruchtbar. Ein neugepflanztes Kaffe⸗ baͤumchen traͤgt ſchon im erſten Jahre ſeine vier bis ſechs Loth Kaffe; im zweyten Jahr ein bis zwey Pfund. Es giebt Baͤume, die ſieben bis zehn Pfund liefern. Die alten Baͤume, die 25 bis 30 Jahr fruchtbar ſeyn koͤnnen, treiben, wenn ſie abgeſaͤgt worden ſind, gleich wieder friſche Zweige, die im dritten Jahr auch ſchon wieder Fruͤchte bringen. Eu 2 RE V. Bücher = Anzeigen. 1. Naturgeſchichte aus den beſten Schrift ſtellern, mit Merianiſchen und neuen Kup: fern, erſter Abſchnitt der Baͤume, mit XIX. Kupferplatten. Heilbronn, in det Ekebrechtiſchen Buchhandlung, 1783. No ehe die ruͤckſtaͤndige Abſchnitte von den Voͤgeln und Inſekten, welche in Nu 5 dieſer 538 V. . Naturgeſchichte dieſer Naturgeſchichte angefangen worden, zu Ende gebracht worden, erſcheint nun auch der Anfang der Naturgeſchichte der Baͤume mit dieſem erſten Abſchnitt, welcher noch von dem bisherigen, aber im letztern Fruͤhjahr verſtorbe⸗ nen Hrn. Verfaſſer, dem Praͤceptor M. Decker am Gymnaſium zu Heilbronn, verfertigt, und nun in letzter Herbſtmeſſe erſt ausgegeben wor⸗ den iſt, obgleich auf dem Titel das Jahr 1783. gedruckt ſteht. Die Fortſetzung dieſer umgearbeiteten Jonſtoniſchen Naturgeſchichte uͤberhaupt, und von den Baͤumen und Stau⸗ den insbeſondere, hat nunmehr der Heilbron⸗ niſche Stadt- Phyſikus F. A. Weber, wie er es dem Publikum in einer gedruckten Nach⸗ richt ſelbſt bekannt gemacht hat, uͤbernommen, und Recenſent glaubt, daß das Werk in ganz gute Hände gekommen ſey. In dem gegen; waͤrtigen erſten Abſchnitt wird von dem Apfel⸗ baum, Quittenbaum, Zitronenbaum, Pome⸗ ranzenbaum, Granatapfelbaum und Birn⸗ baum gehandelt. Neues koͤnnen wir unſern Leſern nichts daraus vorlegen, und das meiſte iſt 7 aus den beſten Schriftſtellern. 559 — — iſt aus ganz bekannten Werken genommen, wie denn das Verzeichniß der Aepfel und Birn von Wort zu Wort aus Hrn. Superintendent Lueders aus dem Engliſchen des Abererombie uͤberſetzter Anleitung zur Erziehung und War⸗ tung der Obft: und Fruchtbaͤume ausgeſchrie⸗ ben iſt; zwar immer ſehr gut fuͤr diejenigen, welche dieſes Buch nicht ſelbſt beſitzen, aber welcher Liebhaber der Pomologie wird es nicht haben? Wir wollen daher unſern Leſern lieber aus der angefuͤhrten Nachricht des Hrn. We⸗ bers bekannt machen, was ſie von ihm in der Fortſetzung dieſes Theils der Naturgeſchichte zu erwarten haben. Der erſte Zweck, ſagt er, meiner Arbeit wird ſeyn, nach Moͤglichkeit gute Erlaͤuterun⸗ gen der Kupferplatten zu liefern. Der zweyte die botaniſche Kenntniß der abgebildeten Baͤu⸗ me, Stauden und Fruͤchte zu erleichtern. Der dritte, Gaͤrtnern, Forſtbeamten und Ca⸗ meraliſten diejenigen hieher gehoͤrigen Kennt⸗ niſſe vorzutragen, welche in unſerm teutſchen Vater⸗ 560 FV. 1. Naturgeſchichte Vaterlande der naͤhern Anwendung faͤhig ſind. Um deswillen auch viertens die blos exotiſchen Gegenſtaͤnde, von welchen zu reden die Kupfer Anlaß geben, kurz und mit Verweiſung auf Quellen zur weitern Nachleſe beruͤhrt werden. Fuͤnftens wird Aerzten auf eben dieſe Weiſe, je nachdem ein Kupfer dazu Gelegenheit giebt, die Wiederhohlung mancher Lehre aus der Materia medica, Pharmacie, Diaͤtetik und Materia alimentaria erleichtert. Wir wollen das von uns liefernde Ganze in ſieben Abſchnitte bringen, die von Oſtern 1785. bis Oſtern 1788. nach und nach in folgender Ordnung erſcheinen ſollen. Der zweyte Abſchnitt des Ganzen (oder erſte meiner Ausarbeitung) wird 21 Kupfer- tafeln enthalten, mit der Geſchichte der Miſpel (Mefpilus ) anfangen, und mit der Geſchichte des Palmbaums, nach Anweiſung der an ſchlieſſen. Der dritte bekommt 20 Kupfertafeln, erſcheint auf Michaelis 1783. fange ſich mit der aus den beften Schriftſtellern. 561 der des Cocosbaumes, als einer Fortſetzung der Geſchichte der Palmen, an, und endigt ſich mit der Geſchichte des Lorbeerbaums. Der vierte, welcher auf Oſtern 1786. die Preſſe verläßt, hebt an mit der Geſchichte der Kellerhalsſtaude, faßt 19 Kupferplatten in ſich, und geht bis zur Geſchichte des Ce⸗ dernbaums. Der fünfte, welcher auf Oſtern 1787. erſcheint, hat 25 Kupfertafeln, liefert zuerſt die Geſchichte des Fichtenbaums, und bleibt bey der Geſchichte des Roſenſtrauchs ſtehen. Der ſechſte, welcher fuͤr die Michaelis⸗ meſſe 1787. beſtimmt iſt, begreift 18 Kupfer⸗ platten, und faͤngt ſich an mit der Geſchichte der Ciſtusarten, und ſchließt mit der vom Sandelholzbaum. Der ſiebente und achte, welche mit ein⸗ ander auf Oſtern 1788. ausgegeben werden, enthält 5 Kupfervlatten, hebt ſich an mit der Geſchichte der Mimoſa, oder Empfindungs⸗ ſtaude 76% ⸗ Naturgeſchichte | ſtaude (Mimofa fenfitiva) und ſchließt mit der vom Fieberrindenbaum, womit Johnſton ſeinen lateiniſchen Text gleichfalls 8 hat. Der Leſer bekommt alſo im Ganzen, ohne die 10 Platten des erſten Abſchnitts 89 Plat— ten, und mit dieſen zuſammen 108. Es iſt uns wohl bewußt, daß das lateiniſche Original in allem 137, folglich 29 mehr hat, als un⸗ ſere umgearbeitete Ausgabe. Allein die Hand⸗ lung und ich glauben durch Unterdruͤckung dieſer neun und zwanzig Platten mehr Dank zu verdienen, als durch Lieferung derſelben ge⸗ ſchehen wuͤrde. Recenſent wuͤnſcht, und alle Käufer dieſes Buchs werden mit ihm wuͤnſchen, daß der neue Hr. Verfaſſer ſeine Ruͤckſicht immer auch auf die Kupfertafeln nehmen, und uns keine mehr nur blos abdrucken laſſen moͤchte, ohne daß ſich der Text auch darauf beziehe, wie in dieſem erſten Abſchnitt mit den Johnſtoniſchen Aepfel⸗ und Birn⸗ Sorten geſchehen, und | wovon N f aus den beſten Schriftſtellern. 563 —— —— —Ü—— ——ũ — —uP̃ wovon in dem Text ſelbſt nicht ein Wort geſagt iſt. 2. Joh. Chriſt. Sabricii, der Naturhiſto⸗ rie, Oekonomie und Cameral-⸗Wiſſenſchaf⸗ ten Lehrers, der Koͤnigl. Daͤniſchen, Nor, wegiſchen, Berliner, Londner, Leipziger Geſellſchaften Mitglieds, Cultur der Ge⸗ waͤchſe zum Gebrauch des Landmannes, 8. Leipzig, bey Friedrich Gotthold Jacobaͤer, 1784. Diele Buch iſt eigentlich eine Fortſetzung der von dem ſel. Sander angefangenen und bis zum dritten Theil erwachſenen oͤkono⸗ miſchen Naturgeſchichte für den teutſchen Lands mann und die Jugend in den mittlern Schu⸗ len, worinn er das Phyſikaliſche abgehandelt hat, und iſt als der oͤkonomiſche Theil auch unter folgendem Titel ausgegeben worden: Seinr. Sanders, Prof. im Gymnaſio zu Carlsruhe, oͤkonomiſche Naturgeſchichte für 564 V. 2. Sanders und Fabricii fuͤr den teutſchen Landmann und die Jugend in den mittlern Schulen, fortgeſezt von Joh. Chriſt. Fabricio, der Naturhiſtorie ꝛc. Lehrer. Vierter Theil. Leipzig, bey Ja⸗ cobaͤer. Der Hr. Verfaſſer geſteht zwar in der Vor⸗ rede ſelbſt, daß er in ſeinem ganzen Leben keinen Fuß breit Landes eigenthuͤmlich beſeſſen, nie den Pflug gefuͤhrt, noch irgend eine Arbeit des Feldbaues unternommen habe, und macht ſich auch daher ſelbſt den Einwurf, daß die Landleute keine ſonderliche Meinung von den Vorſchlaͤgen eines ſolchen bloſen Gelehrten in Anſehung ihrer Landwirthſchaft daraus ver⸗ ſprechen koͤnnen. Allein dieſe werden dennoch dieſes Buch nicht ohne Nutzen leſen, und manches in ihrer Landwirthſchaft daraus ver⸗ beſſern koͤnnen, wenn es nur in ihre Haͤnde kaͤme, oder ſie dahin gebracht werden koͤnnten, dergleichen Buͤcher zu leſen. Und wie viele Landleute moͤchten ſich wohl finden, welche fuͤr ein Buch 12. gr. zu bezahlen Luſt haben, oder Oekonomiſche Naturgeſchichte. 565 oder einen Aufwand auf eine noch ſo einge⸗ ſchraͤnkte oͤkonomiſche Bibliothek machen koͤn⸗ nen? Es ſind vielleicht manche unter ihnen, welche gerne leſen wuͤrden, wenn man ihnen dazu behuͤlflich waͤre, und dieſes waͤre eigent⸗ lich die Sache der Landgeiſtlichen und Land⸗ beamten, welche ihnen mit nuͤtzlichen Buͤchern an die Hand gehen koͤnnten. Der Hr. Verfaſſer handelt in dieſem Buch zuerſt von den Nahrungsmitteln der Menſchen, und haͤlt dafuͤr, daß ihnen von der Natur die Gewaͤchſe, und vornehmlich die weichen nahr⸗ haften Fruͤchten derſelben, zu ihrer Nahrung beſtimmt ſeyen, und beweißt ſolches aus dem Bau unſers Körpers. Im Anfang ſagt er S. 2. nach der Schoͤpfung waren auch die Fruͤchten der Gewaͤchſe ohne alle Cultur zum Unterhalte des Menſchen voͤllig hinreichend. Das Vaterland der Palmen, der Datteln, der Cocosnuͤſſe, war auch das Vaterland der Menfchen und dieſe wildwachſend verſchafften den wenigen Menſchen die hinlaͤngliche Menge | Oo der \ 566 V. 2. Sanders und Sabricii der benoͤthigten Fruͤchten, die jedoch bey ihrer Vermehrung nicht mehr zureichten. Bey der weitern Ausbreitung uͤber den Erdball kamen ſie bald in Gegenden, wo dieſe Palmen nicht gefunden werden, und auch nicht wachſen koͤn⸗ nen. Dieſes machte alsdann die Cultur der Gewaͤchſe unumgänglich nothwendig, theils um die Menge der Palmfruͤchten zu vermeh⸗ ren, theils um andere Gewaͤchſe einzufuͤhren, deren Früchten wir an ihrer Stelle ſetzen koͤnn⸗ ten, und die ſich zugleich fuͤr dieſen fremden Boden und fuͤr dieſes fremde Clima ſchickten. Selbſt dieſes fremde Clima erforderte eine vers ſchiedene Nahrung. Die Kälte der nordlichen Gegenden machte die Muffeln überhaupt, wie inſonderheit die des Magens, ſtaͤrker, feſter, wirkſamer, und forderte daher auch eine feſtere und ſtaͤrkere Nahrung. Es wurden die meh⸗ lige Koͤrner der Getreidearten eingefuͤhrt, und die Kuͤche wurde ſogar aus dem Thierreich verſtaͤrkt, da wir zuletzt in Gegenden kamen, in welchen die Kaͤlte aͤuſſerſt heftig und der Wuchs der Gewaͤchſe aͤuſſerſt gering war. Die Oekonomiſche Naturgeſchichte. 567 Die Koͤrner der Getreidearten, faͤhrt der Hr. Verf. S. 3. fort, ſind es, welche wir eigent⸗ lich an die Stelle der Früchten der Palin⸗ baͤume eingefuͤhrt haben, und der Reis ſcheint zuerſt angebaut worden zu ſeyn. Er iſt das Getreide der ſuͤdlichen Gegenden, die auch den Wohnplatz des Menſchen in den erſten Zeiten ausmachten. Nach dem Reis folgte vermuth⸗ lich der Weizen, die beſſere Kornart des ges maͤſigtern Erdſtrichs, und wie ſich der Menſch weiter nach Norden ausbreitete, endlich der Buchweizen, der Roggen, die Gerſte und der Haber. Nach den Getreidearten S. 5. ſagt der Hr. Verfaſſer, folgten vermuthlich die Kuͤchengewaͤchſe verſchiedener Art, inſonderheit die Huͤlſenfruͤchten, und die mancherley Arten der ſaftigen und knolligen Wurzeln. Die Baumfrüchten find, nach S. 6. unter allen vermuthlich die letzten geweſen, die wir zu uns ſerer Nahrung zu bauen eingefuͤhrt haben, in⸗ ſonderheit die bey uns gebraͤuchlichen. Dieſe erfordern mehrere Zeit, ehe ſie tragen; ſie for⸗ dern zugleich mehrere Cultur, ehe ſie gute Oo 2 Fruͤchte 568 V. 2. Sanders und Fabricii Früchte bringen. Doch wir muͤſſen abbrechen, mehreres von der Geſchichte der menſchlichen Nahrungsmittel auszuzeichnen, gegen die doch auch manches zu erinnern ſeyn moͤchte. Der Hr. Verfaſſer handelt hierauf von dem Clima, deſſen Einwirkung auf die Pflanzen, und die darauf ſich gruͤndende verſchiedene Cultur der⸗ ſelben. Fuͤr die Cultur der Gewaͤchſe, heißt es S. 15. iſt die Beſtimmung des Himmel⸗ ſtrichs aͤuſſerſt wichtig: denn ſie lehrt die Ge⸗ waͤchſe kennen, die den Grad der Kaͤlte oder Waͤrme unſerer Felder ertragen. Ihr muͤßt, ſagt er, nicht gleich behaupten, dieſes oder jenes Gewaͤchs kommt aus einem ganz andern, viel waͤrmern Lande, daher kann ich es nicht bauen. Oft iſt es falſch. Viele eurer Küs chengewaͤchſe, Obſtbaͤume, und inſonderheit eure Erdaͤpfel find Gewaͤchſe der ſuͤdlichern und zum Theil ſehr heiſſen Gegenden. Ich duͤrfte ſelbſt aus eben dieſen Beobachtungen behaupten, daß der Theeſtrauch in unſern Gegenden recht gut muͤſſe ausdauren koͤnnen. Er waͤchſt in China auf den Gebirgen, wo zugleich eure gewoͤhn⸗ Oekonomiſche Naturgeſchichte. 569 gewohnliche Syringe waͤchſt. Recenſent kann dieſe Behauptung beſtaͤtigen, da er zwey Thee⸗ pflanzen im letzten Sommer geſehen hat, welche den harten Winter 1784. im Freyen gluͤcklich Rin dem amerikaniſchen Garten zu Hohenheim uͤberſtanden haben. Hierauf handelt der Hr. Verfaſſer von dem Boden und der Verſchie⸗ denheit deſſelben in Abſicht auf ſeine Haupt⸗ beſtandtheile, die Modererde, Leimen, Sand, Kalk, und deren Vermiſchung untereinander, und von der Lage der Felder, von welcher die Feuchtigkeit und Duͤrre, der Schatten und das Freye abhaͤngt, und welche auf die Gewaͤchſe und ihre Cultur einen betraͤchtlichen Einfluß haben. Hierauf kommt der Herr Verfaſſer auf die Cultur der Gewaͤchſe ſelbſt, S. 54. und auf die ſechs verſchiedene Arbeiten derſel⸗ ben, duͤngen, auflockern, ſaͤen, reinigen von Unkraͤutern, erndten und anwenden. Er ver⸗ breitet ſich mit unter auf die mit dieſen Haupt⸗ arbeiten in Verbindung ſtehenden weiteren Stuͤcke der Pflanzen⸗ Cultur. S. 63. von der Brache, S. 606. vom Duͤngen, wo er Oo 3 das 570 V. 2. Sanders und Sabricii das allzuſtarke Duͤngen mit Recht verwirft, und die Schaͤdlichkeit deſſelben zeigt, und ſagt, daß die Duͤngung mit vermoderten Vegetabi⸗ lien die allernatuͤrlichſte ſey, weil fie von der Natur ſelbſt angewendet werde, wozu die faf tigſte und weicheſte die vortheilhafteſten ſeyen, z. E. Rüben, Möhren, Erbſen, Bohnen ꝛc. die auch in England dazu benuzt werden. Die verſchiedenen Arten des Miſtes, ſetzt er richtig hinzu S. 77. ſind, wenn ſie erſt aus dem Stalle gebracht werden, zur Fruchtbarkeit we⸗ nig dienlich, und fuͤhrt mehrere Gruͤnde fuͤr dieſe Behauptung und für die vorherige Ver⸗ moderung und Gaͤhrung des Miſtes an, ehe er zum Duͤngen gebraucht werden ſoll. S. 91. vom Auflockern des Erdreichs und den dazu gehoͤrigen Werkzeugen, weitlaͤuftig vom Pflug und der Egge, wo S. 103. das Quereggen empfohlen wird. S. 104. vom Saͤen. Der Saame muß recht reif, ſchwer, rein und friſch ſeyn. Das Einweichen des Saamens vor der Saat billigt der Hr. Verfaſſer S. 107. 108. und rechnet auch das ſogenannte Thauſaͤen | Dazu, Oekonom ifche Naturgeſchichte. 371 dazu, S. 109. da man die Saamenkoͤrner des Abends ausſaͤet, des Nachts im Thau liegen laͤßt, und erſt am folgenden Tage vor Aufgang der Sonne unteregget, welchem er aber die davon verſprochene auſſerordentliche Vortheile mit Gewißheit abſprechen zu koͤnnen glaubt, da es keine andere Wirkungen als das Einweichen des Saamens haben, und nur zu dem geſchwindern Keimen und Aufwachſen beytragen koͤnne. Das Saͤen mit der Saͤe⸗ maſchine wird S. 118 f. verworfen. S. 122f. beruͤhrt der Hr. Verfaſſer auch die weitere Vermehrung der Gewaͤchſe durch Augen, die bey den Erdaͤpfeln und bey den Baͤumen vor⸗ kommt, auch bey den verſchiedenen Arten der Blumengewaͤchſe, den knolligen Wurzeln der Tulpen, Hyaeinthen und den Nelken. Von dieſen letzten ſagt der Hr. Verfaſſer S. 123. daß wir ſie durch die Schuͤſſe an der Wurzel und ſelten durch den Saamen zu vermehren pflegen. Dieſe letztere Behauptung iſt voͤllig ungegruͤndet, und ſeit mehreren Jahren werden die Nelken durch den Saamen haͤufig und mit Oo 4 groſem 572 V. 2. Sanders und Fabric ii groſem Vortheil fuͤr ihre Verſchoͤnerung ver⸗ mehrt. Vom Ausrotten des Unkrauts S. 124 f. wozu er 5 Mittel anraͤth. Von der Erndte S. 145 f. von der Zeit der verſchiede⸗ nen Erndten, und von dem Dreſchen, wo S. 156. die Dreſchmaſchinen als nicht vor⸗ theilhaft verworfen werden. S. 157 f. von den verſchiedenen Zufällen, welche den Ges waͤchſen waͤhrend ihres Wachsthums und nach der Erndte Nachtheil bringen koͤnnen, und von den Krankheiten derſelben. Ob, wie der Hr. Verfaſſer S. 167. vorausſetzt, den Landleuten die Lehre von dem doppelten Geſchlechte der Pflanzen, ihren Zeugungstheilen und der Be⸗ fruchtung der Gewaͤchſe durch den Saamen⸗ ſtaub ſo allgemein bekannt ſey, daran iſt billig zu zweifeln. S. 178. ſagt der Hr. Verfaſſer, daß wir kein ſtaͤrkeres Mittel wider die Inſekten kennen, als den Miſt von Schweinen. Von der Verſchiedenheit der Getreide⸗ Obſt⸗ und Gemuͤſe Pflanzen und der noͤthigen Auswahl der beſten unter denſelben, handelt der Herr Verfaſſer faſt zu kurz. S. 186 f. von den Mit⸗ Oekonomiſche Naturgeſchichte. 573 Mitteln, die Gewaͤchſe zu verbeſſern und zu vermehren, woraus, wie aus dem ganzen Buch, noch manches gute und merkwuͤrdige haͤtte ausgezeichnet werden koͤnnen, wenn es der Raum geſtattete. Reeenſent glaubt übris gens, daß dieſes Buch dem gelehrten und un⸗ gelehrten Leſer bequemer haͤtte gemacht werden koͤnnen, wenn es dem Hrn. Verfaſſer gefaͤllig geweſen waͤre, es in verſchiedene Abſchnitte zu vertheilen, und nicht in einem ununterbroche⸗ nen Vortrag fortgehen zu laſſen. Doch dies ſes benimmt dem Buch ſelbſt nichts an ſeinem wahren innern Werth. Oo 5 VI. 574 VI. 1. Glückliche Verſuche EEE p VI. Merkwuͤrdigkeiten, Vortheile, und andere Nachrichten, welche die Gaͤrtnerey betreffen. 1. Gluͤckliche Verſuche mit dem Impten der Obſtbaͤume im Sommer. Dae Impten der Obſtbaͤume wird gewoͤhn⸗ lich nur zu Ausgang der Winter: oder mit Anfang der Fruͤhlings⸗Monate vorgenom— men, und der Hr. von Dießkau ſagt in den Vortheilen in der Gaͤrtnerey S. 136. der er⸗ ſten Sammlung, daß zwar in einer Abhand⸗ lung von dieſem Innhalt verſichert worden ſey, daß man noch im andern Saft mit Reif: ſern, die im erſten Saft gewachſen ſeyen, pfropfen koͤnne. Er ſelbſt, ſetzt er hinzu, habe die Probe noch nicht gemacht, und koͤnne auch aus dem Grunde nicht viel darauf halten, weil die Reiſſer, wenn ſie zumal nicht bald treiben, ſowohl keine lange Triebe, als auch kein reifes Holz mit dem Impten der Obſtbaͤume. 575 Holz machen, welches alsdann im Winter leicht erfriere. Doch nimmt derſelbe den Fall aus, wenn man noch ſpaͤt Reiſſer von raren Sorten erhalten ſollte, da man es noch immer wagen koͤnne; und wenn gleich die Spitzen des jungen Triebes vom Froſt Schaden leiden ſoll⸗ en, ſo ſey deßwegen doch nicht gleich das ganze Reiß verlohren. Die Furcht, daß das Reiß zu ſeiner gehoͤrigen Zeitigung vor dem Winter nicht gelangen moͤchte, mag auch wirk⸗ lich die Urſache geweſen ſeyn, warum noch ſo wenige Verſuche mit dem Pfropfen im Som⸗ mer oder im zweyten Saft bisher un worden find, Dieſes Pfropfen zur Sommerszeit läßt ſich inzwiſchen, vornehmlich in denjenigen Ge⸗ genden Teutſchlands, wo verderbliche fruͤhe Reiffen oder ſtarke Froͤſte zur Herbſtzeit ſich nicht leicht ereignen, gar wohl unternehmen, und ein gemeiner Weingaͤrtner in dem Wuͤrtem⸗ bergiſchen Unterland, der aber dabey ein ge⸗ ſchickter und gluͤcklicher Baumgaͤrtner iſt, hat 95 viele / 576 Vi. 1. Glückliche Verſuche ꝛc. viele und wohl ausgefallene Verſuche damit gemacht. Dem Herausgeber ſelbſt hat er einen Apfel- und einen Birnbaum, welche beede ſchon gros gewachſen waren, und dicke Aeſte hatten, vor vielen Jahren den 23. Jun. mit Zweigen, die er zu gleicher Zeit von andern Baͤumen abgebrochen hat, in den Spalt ges imptet, welche beide gut gerathen ſind. Die eingeſetzten Reiſſer wuchſen noch im erſten Som: mer zu einer Laͤnge von einem: und theils an⸗ derthalb Fuß. Im dritten Jahr trugen ſie ſchon einige Fruͤchte, und in den folgenden Jahren recht reichlich. Dieſe Baͤume waren auch ſo geſund und ſo dauerhaft, als ihre Bruͤder, die in eben dem Garten gepflanzt ſtunden. Dieſer Obſtbaumgaͤrtner verſicherte, daß er aus ſehr vielen Proben des guten Er⸗ folgs von dieſem ſpaͤtern Impten eben ſo gewiß ſey, als von dem fruͤhern im erſten Saft. 2 2. Del: e 577 2. Nelken⸗Verzeichniß vom Jahr 1785. wie ſolche im Fruͤhjahr und Herbſt, alljaͤhr⸗ lich bey C. G. Winkler in Klitten bey Bauzen zu haben ſind. | Vorerinnerung. In dieſem Nelken ⸗Verzeichniß bedeutet * daß die Blume platzet, auch wenn man nachhilft mit Aufſchneiden, alſo, daß die Blume ſehr groß iſt. bedeutet einen Knopf, ſo aber aufplatzet und herausbluͤht, oder Fleur en Fleur. ku bedeutet Roſenbau, oder daß ſich die Blu⸗ menblaͤtter am Ende der Peripherie oder aͤuſ⸗ ſerſten Rand einwaͤrts kruͤmmen, wie die Provinzroſen oder Centifolien thun. 100 Stuͤck, die in 100 Sorten beſtehen, mit Namen, koſten 5 Louisd' or. I. pikotten, hollaͤndiſche Zeichnung. A. In weiſſer Grundfarbe. 1) mit Roth. Reine de Roſes en roſa, ſchoͤn. 3 Rthl. Gouvernante, en Feu. 16 Gr. Dee 578 VI. 2. Winklers Nelken⸗Verzeichniß Veſuvius, en incarn. 1 Rthl. 4 Gr. Incomparable. 2 Rthl. | | Le Cardinal, en cramoiſi. 1 Rthl. 4 Gr. Uranie, en roſa. 8 Gr. Bellona en Feu, breite Streifen. 4 Gr. Hecate en eramoiſin. 4 Gr. Hecate rectifie. 16 Gr. 2) mit Violet. Croon von Harlem, mit rechter dunkelblauen Zeich⸗ nung. 2 Rthl. Bellephoron, mit Roſenbau, blendend weiß. 3 Rthl. 18 Gr. Albertus magnus. 1 Rthl. 4 Gr. Pulchriſſima *. 1 Rthl. 12 Gr. Helena. 6 Gr. 3) mit Purpur. Galathea, zart geſtrichen. 1 Rthl. 4 Gr. 4) mit Braun. Brun aimable, extra groß. 1 Nthl, Veſtha. 1 Rthl. Brune reſpectable. 1 Rthl. 8 Gr. 5) mit Aſchgrau. N Oraculeuſe . Das Aſchgraue iſt anfänglich vos ſenroth ‚ eine ſehr ſonderbare und ſchdne Blume. II. Weiſſe vom Jahr 1785. 579 II. Weiſſe Pikotten, roͤmiſche Zeichnung. 1) mit Roth. Königin von Neapel. 1 Rthl. —— von Ungarn. 1 Rthl. 12 Gr. 2) mit Violet. Andromeda. 2 Rthl. 12 Gr. Calliope, ſchoͤn. 8 Gr. Rien ne me ſurpaſſe. 2 Rthl. 20 Gr. III. weiſſe pikotten mit gewöhnlicher Zeichnung. 1) mit Braun. Superintendent! ſchoͤn weiß, mit beynahe Schwarz. 12 Gr. 2) mit Carmoiſin. Cerulus *, groß. 4 Gr. IV. Gelbe hollaͤndiſche Pikotten. 1) mit Roth. Morgenrothe. 16 Gr. Laudon en cramoiſin. 12 Gr. Lesbia *, hochgelbe en Feu. 1 Rthl. Julie, hochgelb en incarnat. 2 Rthl. Pallas en roſe. 1 Rthl. Ophir en incarnat. 16 Gr. Minerva en roſe. 1 Rthl. | Fulgur Jovis, hochgelb mit blaul, Roſa, und * 8 Gr. Ama⸗ 580 VI. 2. Winklers Nelken ⸗Verzeichniß Amaryllis en Feu. 8 Gr. Madame de Monteſpan, dito. 8 Gr. 2) mit Violet. Apollo. 16 Gr. Henriette. 8 Gr. Kaverius, ſehr groß. 12 Gr. Hercules. 1 Rthl. 3) mit Braun. Nemeſtris. 16 Gr. Neptunus, zaͤrtlich. 1 Rthl. 4 Gr. Königin Eſther. 1 Rthl. 12 Gr. V. Koͤmiſche Pikotten, gelbe. m) mit Violet. Pompadour, mit ſtumpfen Blatt. 2 Rthl. 18 Gr. VI. Weiſſe hollaͤndiſche pikottbizarden. Blanche admirable, en roſ. et cramoiſin. 18 Gr. Cardinal Richelieu, en Feu und dunkelbraun, weiß und abſtehend extra. 5 Rthl. 16 Gr. Bruſſel, en roſ et cram. ſehr ſchoͤn mit Roſen⸗ bau. 1 Rthl. 12 Gr. Marquiſin von Spanien, en viol. et couleur de chair, groß. 2 Nthlr. La Cadiere en Feu et brune, groß und ſehr ſchoͤn. 1+ Rthl. 8 Gr. Prinz vom Jahr 1785. f 581 - * Prinz Heinrich, dunkel cram. und fonderbar pur⸗ purfarb ſtunpfblatt, Roſenbau. 5 Rthl. 16 Gr Prinz Morimillan, en cr. et Feu, ſtumpfblatt, und Roſenbau. 3 Kthl. 8 Gr. | Kayſer Joſeph, en Feu et brune extra groß, die Zeichnung verſchlingt faſt die Grundfarbe, praͤch⸗ tig. 1 Rthl. 8 Gr. Rietfinch en toſ' et brune, ſchoͤn. 6 Rthl. La belle Gabrielle en Feu et brune “. 18 Gr. Thereſia en ref’ et purp. 1 Fl, Beaute ſupreme, aſchgrau. 4 Kthl⸗ VII. Römifche pikott⸗Bizarden. 1) mit weiſſem Grunde. Antoine, rof et viol. ſtumpfbl. 1 Rthl. Innocence, roſ. br. ſchoͤn. 2 Kthl. VIII. pikott⸗Bizarden, holl. in gelben Grund. Prinz Ferdinand, chameur et cram. ſehr ſchoͤn, zaͤrtlich. 3 Rthl. 12 Gr. Caſtorine, Feu et brune *. 10 Gr. Janus, hoch citrongelbe, F. br. 3 Rthl. 16 Gr, IX. pit. Bizarden, roͤmiſche Zeichn. 2) im gelben Grund. Pontifex Romanus II. 16 Gr. Dr Juno, | 582 V. 2. Winklers Nelken ⸗ Verzeichniß Juno, Feu, brune, viel Blätter ganz 1 Rumpf, ſchoͤn. 2 Rthl. Amaryllis, roſ' et cram. 18 Gr. Diadem de Lauſiz, en Feu et brune, über 3 300 im Diameter. 4 Rthl. X. Bizarden. ; 1) mit weiſſer Grundfarbe. Caſtor, viel Zeichuung en inc. et brune. 4 Gr. Blaue Nonne, mit geſtrichener Made und purpurf, Zeichnung. 8 Gr. Leopoldus, en viol. und blaͤulicht groß und 4, 12 Gr. Rahel, Biz. en purpur und roſa, ſehr ſchon . 12 Gr. Schach Sephi, Biz. in dunkel, volet und cra⸗ moiſin, uͤber 3 Zoll im Diameter, praͤchtig. 2 Rthl. Favorite, en roſ' et viol. mit ſchdnem Knoſpen⸗ bau, baut ſich ohne Hilfe eirkelrund. 16 Gr. Kayſerin, en Feu et brune, dergleichen Bau wie vorige, ſchoͤne lange Knoſpe. 8 Gr. Aurora, en Feu et brune. 8 Gr. Solon, mit zweyerley Roth. 20 Gr. König Salomon, gelben Grund, en viol. et roſa, 12. Gr. 2) gelbe N vom Jahr 1785. 583 \ 2) gelbe Feuerfaxe. Kelle, mit blau nuancirt 12 Gr. La Flamme en Feu. 8 Gr. | 3) Aſchgraue Feuerfaxe. Adler, viel aſchgrau. 12 Gr. Pallas, mit viel Purpurſtrichen, ſehr fauber, 1 Rihl. Patriarch. 8 Gr. Antonius, mit der Feuerflamme. 6 Gr. Cana ſtriata roſea, ſehr ſchoͤn und ſonderbar. 18 Gr. Wittwe von Epheſus, mehr Pikott, in weiſſem Grunde, mit viel aſchgrau, ſchoͤn. 16 Gr. Friedland *, ſchoͤn. 6 Gr. 1 5 General Daun. 2 Rthl. General Winterfeld. 1 Rthl. 18 Gr. Flavia cana prima, mit aſchgrauen Strichen, ſchoͤn. 2 Rthl. Flavia cana optima. 1 Rthl. 8 Gr. Fuͤrſt von Anhalt ſchoͤn. 1 Rthl. 18 Gr. Not. Alle Aſchgraue muß man recht in der vollen Sonne aufbluͤhen laſſen. 1. Engl. Anglieren, oder Bandblumen. Alle wit weiſſer Grundfarbe. Roſe la Reine, blaß roſa mit blendend weiß und „ 1 N e Pp 2 Re” 584 VI. 2. Winklers Nelken⸗Verzeichniß Roſ amoureuſe ““, ſchoͤn. 12 Gr. Roſe de Dames **. 2 Rthl. 18 Gr. Roſe Princeſſe. 18 Gr. Roſ enorme. 1 Rthl. 8 Gr. Doubletten. | 2) en Roſe. Alcione, blaßroth “*. 2 Rthl. 18 Gr. Roſ' ardente. 12 Gr. Roſe de Jericho. 1 Rthl. Pretieuſe ** groß. 2 Rthl. Roſe ſacre. 1 Rthl. 8 Gr. Roſe virginale 20 Gr. Roſe de Province. 16 Gr. 3) en Feu. Feu ardente. 16 Gr. c Feu aimable, eine ſonderbare blaſſe Feuerfarbe, 1 Rthl. 12 Gr. Thais dito, groß **. 2 Rthl. Feu centrale“ *. 1 Rthl. 18 Gr. Feu admirable. 2 Rtbl. g Feu d' amour, ſehr groß. 1 Rthl. 12 Gr. Feu a Fond blanc. 2 Rthl. 12 Gr. Flagge von Amerika, ſehr ſchoͤn, auf den meiften Blättern 13 Bandftreifen. 1 Rthl. 4) en incarnat. Triumphante, 1 Rthl. 18 Gr. In⸗ vom Jahr 1785. 585 —— —— — — nern — Incarnat magnifique“ “. 4 Rthl. L' incarnat pompeuſe. 3 Rthl. 12 Gr. Incarnat admirable. 2 Rthl. 20 Gr. 5) en cramoiſin. Ceriſe triumphante, ſchöͤn. 3 Rthl. 12 Gr. Ceriſe de violet“, groß. 3 Rthl. Graf Chatam ein Muſter von recht ſchönem Roſenbau, 4 Rthl. Protectrice. 16 Gr. Lionne brune, ſtumpfbl. 2 Rthl. 6) en purpur. Brunette aimable *, extra, aber ekel im Pflan⸗ zen. 3 Rthl. 12 gr. 7) en brune. Brun a Fond blane . 4 Rthl. L' aimable. 16 Gr. La Eonfideration, ſchoͤn. 18 Gr. Doubletten. f en violet. Charmante violette, faſt blau. 2 Rthl. 12 Gr. Violette pompeuſe, über Kofen » Gröfe, 2 Rthl. Prinz von Bevern. 20 Gr. Anacreon. 1 Rthl. 8 Gr. Aſtrea, hellblau vorzüglich ſchoͤn. 2 Rthl. Violet ſuperbe, hellblau. 1 Rthl. 12 Gr. Pp 3 Doriude. 586 VI. 2. Winklers Nelken⸗Verzeichniß Dorinde, mit ſehr langer Huͤlſe, groß. 3 Rthl. 18 Gr. | Pompeja. 20 Gr. Herzogin von Kingſton, ſehr ſchoͤn, faſt Blau. 1 Rthl. 18 Gr. Koͤnigin von England, groß. 18 Gr. Lady Arabella. 1 Rthl. Lady Welſon. 18 Gr. Lady Wilkes. 3 Rthl. Miß Henriette, eine ſanfte Schöne, 1 Rthk 12 Gr. II. Engliſche Bizarden. 1) en couleur de chair et roſe. Le Grandeur **, groß. 1 Rthl. 20 Gr. Livia **, ſehr ſauber. 3 Rthl. 12 Gr. Concordia imperatrix. 2 Rthl. 2) en couleur de chair et viol. Phaeton royale. 2 Rthl. | Königin Elifaberh **. 1 Rthl. 18 Gr. Grand valeur *. 3 Rthl. 18 Gr. Neuton rectifie **, hellblau. 3 Rthl. 18 Gr. König von Pohlen ***, 3 Rthl. 12 Gr. Paoli *, ſehr ſchoͤn. 12 Gr. 3) en roſ' et viol. Amalia. 1 Rthl. Minerva, groß, ohne zu platzen. 18 Gr | Char⸗ vom Jahr 1785. 587 ä —— — — — Charlotta **. 20 Gr. Knigt van Delfft, ſehr groß. 2 Rthl. Duc de Cumberland. 1 Rthl. 8 Gr. Amalia Auguſta. 1 Rthl. 18 Gr. Churfuͤrſt von Sachſen, groß. 2 Rthl. Adonis ***, blendend weiß. 2 Rihl. Plus ultra *, extra groß und abſtechend. 3 Rthle 8 Gr. Doris, ſtumpfbl. gemiſchter Bau. 1 Rthl. 4) en roſ' et purpur. Imperator . 1 Rthl. 8 Gr. Pracht von Holland, ſchoͤn. 3 Kthl. L' aimable, ſehr abſtehend. 1 Rthl. 12 Gr. Triton, hoch roſ. dunkelpurpur, viel Zeichnung, extr. 5 Rthl. 5) en Feu et brune. Roi de Danemarc. 1 Rthl. Solimann, recht ſtumpfbl. 8 Rthl. Sommers, ganz ſtumpfbl. fein geſtrichen, und mit Roſenbau. 12 Gr. Koͤnig von England, extra groß und ſchoͤn 5 1 Rthl. e Madame de Bonrbon, viel Zeichnung, verlauft ſehr gern, muß gleich wie alle uͤbrigen, ſo die⸗ ſes thun, in magerer Erde gefuͤhrt werden. 1 Rthl. f Pp 4 Gene⸗ x 588 VI. 2. Winklers Nelken⸗Verzeich niß General Howe ***, 16 Gr. Conſtautinopel, ſehr groß. 2 Rthl. 18 Gr. | Ninive *, extra groß, ſchoͤn. 2 Rthl. 12 Gr. Admiral Keppel en Feu. 2 Rthl 8 Gr. Europa, groß, ſchoͤn. 2 Rthl. 8 Gr. 6) en Feu et cramois. (neue Farbenmiſchung.) Herzog von Hollſtein. Rthl. 8 Gr. Roi de France. 3 Rihl. 12 Gr. Duc de Parma *. 1 Kthl. 8 Gr. 7) en incarnat et brune, Chevalier“, prachtvoll im Bau und Zeichnung. 3 Rthl. 12 Gr. 8) en incarn. et cramois. Grand Alexander, groſe Blaͤtter, eigene Bauart. 3 Rthl. 8 Gr. Roland, viel Zeichnung. 2 Rthl. 18 Gr. 9) en cramoiſi et couleur de chair. Imperatrice incomparable *. 2 Rthl. Grand Tamerlan *. 1 Rthl. 8 Gr. La Grandeſſe, blaß Feu. 1 Rthl. 16 Gr. f 10) en Feu et purpur⸗ Prince Georg. 2 Rthl⸗ Prince Carl. 2 Rihl. Northbriton . 8 Gr. Fa⸗ vom Jahr 1785. 589 i > Sameufen. Incarnat, rothe Fameuſe, mit diſtinkten weiſſen Strichen. 6 Gr. Prinzeß Charlotte, blau, dergl. extra groß und ſchoͤn. 12 Gr. Ziegelrothe Fameuſe. 12 Gr. Pro memoria. T. Von dieſen auserleſenen Blumen wer⸗ den verlaſſen a. als Stuͤckblumen: d. i. wenn dem Beſitzer die Namen und Sorten vor⸗ geſchrieben werden, jede Sorte um ihren dabey ſtehenden Preiß. b. als Rommelblumen, d. i. wenn der Beſitzer ſelbſt waͤhlt, und die Sor⸗ ten beſtimmt: das Dutzend oder zwoͤlf Stuͤck 4 Rthl. 2. Briefe und Gelder franco zu machen. 1. Der ſo verſchiedene Preiß in Stuͤck⸗ und Rommelblumen, liegt oft darinnen, daß man bey Stuͤckblumen gerade ſich öfters ges fallen laſſen muß, diejenige Nelkenſorte zu ge⸗ ben, die man nicht in genugſamer Vermehrung Pp 5 hat. 590 VI, 2. Winklers Nelken Verzeichnißz hat. Bey den Rommelblumen aber iſt der Beſitzer nicht ſo gezwungen, von den in ſchwa⸗ cher Vermehrung daſeyenden Sorten zu geben: auch iſt der Preiß bey ecklen Blumen, wegen der Gefahr des Verlohrengehens, oſt hoch: bey ſchoͤnen pflanzreichen Sorten aber oft nie⸗ drig: ſo daß derjenige, der blos nach den theuren Blumen mit hohen Preiſen auswählen wollte, ſich oft betruͤgen wuͤrde; denn nicht allemal die theuerſten Blumen in dieſem Ver⸗ zeichniſſe find die ſchoͤnſten: die Preiſe depen: diren manchmal von zufaͤlligen Urſachen. 2. Jedoch kann der Liebhaber bey Ver⸗ ſchreibung der Rommelblumen, beſtimmen, wie viel er Pikotten, Bizarden ꝛc. unter dem verſchriebenen Dutzend haben will. 3. Der Liebhaber erhaͤlt nicht nur geſunde und tuͤchtige Pflanzen, ſondern auch Sorten vom erſten Rang, die als Stuͤckblumen zu 1. 2. 3. 4. 5. Rthl. ſtehen. Was nicht aͤuſſerſt ekle, und in der Vermehrung etwa gar vom Jahr 1785, 551 gar ſo ſehr ſparſame Blumen ſind, werden von Jahr zu Jahr im Preiſe erniedrigt. 4. Es ſind auch auſſer dieſen bche eee Sorten noch weit mehrere vorhanden, ſo mit Fleiß wegen Mangel an Senkern nicht in bie: ſes Verzeichniß geſetzt worden. 5. Die beſte Zeit, ſolche zu verſchreiben, iſt zeitig zu Anfang des Merzmonats, oder im Herbſt am Ende des Auguſts. Wer ſpaͤter anklopfet, dem kann man, wenn die beſten Sorten bereits vergriffen, alsdann nicht mehr dienen. | Man hat dieſes Verzeichniß verfäuflicher Nelken des Hrn. Winklers ungeaͤndert und mit den darinn befindlichen Druck / und Sprache fehlern abdrucken laſſen, weil eine Aenderung vielleicht eine Irrung in der Benennung haͤtte verurſachen mögen, wie bey Pulchriffima, ſtatt Pulcherrima. Teutſche Blumiſten wüy den immer beſſer thun, wenn ſie ihren eigenen Blumen Produkten auch teutſche Namen ſchoͤpf; 592 VI. 3. wuͤrtembergiſches ſchoͤpften, und dieſes wuͤrde den gedoppelten Vortheil bringen, daß manche Sprach— und Schreibfehler vermieden, aber auch die teut⸗ ſchen Zoͤglinge ſogleich an ihrer Benennung erkannt werden koͤnnten. Oder ſoll etwa der franzoͤſiſche, lateiniſche, engliſche Name der Blume einen groͤſern Werth beylegen? 3. Anzeige, daß einige in Wuͤrtemberg in Verbindung ſtehende Blumenfreunde kuͤnf— tig ihr ausgeſuchtes Nelken⸗Sortiment an Liebhaber kaͤuflich abzugeben geſonnen ſeyen. Einige Nelken : Liebhaber in Wuͤrtemberg haben ſchon ſeit vielen Jahren eine aus⸗ geſuchte Sammlung von Nelken gemacht, die ſie meiſtens aus Saͤmlingen ſelbſt erzogen, und durch die ſorgfaͤltigſte Wahl nur ſol Sorten darinn aufgenommen, welche nach der ſtrengſten Pruͤfung fuͤr ſchoͤn erklaͤrt werden konnten. Sie haben bey dieſer Auswahl ſo wohl auf die gute Zeichnung als auf den re⸗ gulaͤren Nelken Sortiment. 593 gulaͤren Bau, inſonderheit aber auch auf die Groͤſe der Blumen den Bedacht genommen. Sie glauben, daß ihre nunmehrige Samm— lung von ſolcher Beſchaffenheit ſey, daß ſie dieſelbe auch andern und entfernten Liebhabern 8 kaͤuflich anbieten koͤnnen, wozu ſie vornehmlich durch eine ſeither erlangte Kenntniß der Wels ken, welche andere Liebhaber gegenwärtig vers kaufen und durch die betraͤchtliche Anzahl der Ableger, die ihnen jährlich uͤber ihre eigene Beduͤrfniß uͤbrig bleiben, veranlaßt werden. Sie werden von ihren ſaͤmtlichen Sorten, die ſich gegen 200 erſtrecken, ein Verzeichniß mit den beygefuͤgten Stuͤck⸗Preiſen drucken laſſen, welches der Superintendent zu Weinſperg bey Heilbronn ausgeben, und auch die richtige Verſendung der zu verlangenden Ableger aufs beſte und redlichſte beſorgen wird. Die vers bundene Verkaͤufer verſichern, daß ſie ſchlech⸗ terdings keine geringe oder unfoͤrmlich aufs gehende Nelken in ihrer Sammlung dulden, noch weniger kleine Blumen, welche nicht über zween franzoͤſiſche Zolle im Durchſchnitt haben, | Mana tu” ie 504 VI. 3. Wuͤrtemb. Nelken Sortim. — — — haben, darein aufnehmen. Und von derglei⸗ chen kleinern uͤber zweenzoͤlligen Sorten dulden ſie nur noch wenige, welche in der Faͤrbung und Zeichnung etwas beſonderes, noch ſelte⸗ nes und vorzuͤgliches haben. Die mehreſten aber halten 3, auch daruͤber und bis 4 Zolle im Durchmeſſer. Der Herausgeber dieſes Journals, welcher ſelbſt einigen Antheil daran hat, wird fuͤr die Zufriedenheit der Kaͤufer auch ſelbſt aͤuſſerſt beſorgt ſeyn, und verſichert zum voraus, daß die Preiſe ſowohl für eins zelne Stuͤcke als fuͤr Dutzende billig und ge⸗ ring angeſetzt werden ſollen. Sicheren Lieb⸗ habern wird man auch, auf Verlangen und auf ihre Koſten, gut getrocknete Blaͤtter— Charten zuſchicken. Das gedruckte Verzeich⸗ niß wird nach der von den beruͤhmteſten teut⸗ ſchen Blumiſten angenommenen Eintheilung verfertigt werden. In dem III. Stuͤck dieſes Journals S. 484 f. find zwar ſchon 96 Sor⸗ ten von dieſer Nelkenſammlung beſchrieben und bekannt gemacht worden. Es hat ſich die⸗ ſelbe aber inzwiſchen ſehr abgeaͤndert, da nicht nur eine betraͤchtliche Anzahl dazu gekommen, ſondern auch mehrere, welche den Beyfall der Beſitzer nicht mehr hatten, ausgemerzt wor⸗ den ſind. Regi⸗ De ͤ ———— Regiſter über das 5. ö. 7. und 8. Stuͤck des Jour⸗ nals für die Gartenkunſt. A ts A. matyllis formoſiſſima 379. Amaranthus caudatus 416 Ameiſen, Mittel fie zu vertreiben 435“ Anchuſa officinalis 34 f. Anthoxanthum odoratum 32g. Apocynum cannabinum 344. Arbutus uva urfi 511. Artiſchocken, ſpaniſche 228. 0 Afperula tinctoria, 336, Arvenfis, cynanchics 330 Adter chinenfis 414. B. Begifter, ud 1 | \ B. Baͤrentraube 511. Balſamina impatiens 417. Bataten 342. | Bäume durch abgefehnittene Aweide zu vermehren 148. 152. Verzeichniß verkaͤuflicher 421. Baumſchnitt 366. 418. Baumzucht, neuere wilde, von D. C. F. Lud⸗ wig 89. | Beantwortung einer gemachten Anfrage 306. Berberis vulgaris 506, - Biberklee 341. Birn, wilde 348. Abaͤnderungen berfelben 349. Von der Eintheilung der Birnſorten 372. Birnbaum 346. von deſſen Schnitt 366. Mit⸗ | tel, fein ſtillſtehendes Wachsthum zu bes fördern 369. Blumen, ein Mittel zu ihrer Erhaltung 295. a | Blumenbau im Wuͤrtembergiſchen 185. Blumenhandel des Hrn. Hofrath Hertel 293. Blumenkohl 183. | Bocksbart, Wieſen⸗ 523. Bohnen 184. Braunwurzel 337. g Brod⸗ tw Regiſter. Brodbaum, Bentrag zur Geſchichte deſſelben von D. G. W. Panzer 92. Buchweizen, gemeiner 509. C. Calendula officinalis 416. Carden, Cardonen 228. Chenopodium Bonus Henricus 345, Coffea 543. Coichicum autumnale Sog. Convolvulus Batatas 342. Cultur der Gewaͤchſe 563. Curculio napobraſſicæ 439 D. Datura ſtramonium 4172. Daucus carota, fativa 501. Dießkau, von, Vortheile in der Gaͤrtnerey 242. Doften, gemeine, Wald⸗ 510. E. Eintheilung der Nelken nach ihren Zeichnungs⸗ arten 453. | | Erbſenbaum 520. Erde von einer alten Wand, ein Mittel zur Be⸗ . des Pflanzenwachstbums 4. Q Erd⸗ Regiſter. Erdbeere 66. ihre Verſchiedenheiten 69. 10 ihre Verpflegung 74. ihre Vermehrung 79. Erdnuß 517. Erziehung eines guten Saamens 244. F. Faͤrbergras 513. | Feinde des Birnbaums 369, Feftuca fluitans 326, Feitkraut, gemeines 321. Filder⸗Weißkraut 180. Fragaria 66. Fritillarie 195. Fuchsſchwanz 416. G. Gaͤrtnerey, etwas von dem Zuſtand derſelben im Wuͤrtembergiſchen 157. Gartenkalender, C. C. L. Hirſchfelds 1784. 103. Gartenkatechismus, J. G. Vothmanns 231. Gartenmoͤhre, gelbe zor. Glasſchmalz ſtrauchiges 317. Guter Heinrich 345. H. Hartriegel, gemeiner 319, Helianthus annuus 522. Herbſt⸗ Regiſter. Herbſt⸗Zeitloſe 508. Hertels Blumenhandel 293. Heydekorn 509. Hirſchfelds Gartenkalender 1784. 103. Hundskohl, hanffoͤrmiger 344. Impten im Sommer 574. Inſekten, dem Salat ſchaͤdliche 212. 220. dem Birnbaum ſchaͤdliche 369. 371. den Kohl: ruͤben ſchaͤdliche 437. Johannisſtaͤmme 362. Kaffebaum 340. 0 Lactuca ſativa 203, Larven bisher unbekannter Inſekten beſchrieben 437. Lathyrus tuberoſus 517. Lein, beftändiger 502. Liebners Nelkenverzeichniß 107. Liguſtrum vulgare 319. Lilie, eine weiſſe mit roſenfarben Streifen 406. Linum perenne 502. Lorbeer im Freyen uͤberwintert 302. Ludwigs neuere wilde Baumzucht 89. M. Maden, den Kohlruͤben ſchaͤdliche 440. Qq 2 Manna⸗ Regiſter. Mannaſchwingel 326. Meerkroͤtengras 507. Menyanthes trifoliata 34 r. 6 Mittel zur Erhaltung der Blumen 295. wider das Verlauffen der Nelken 387. kraͤnkliche Baͤume zu erfriſchen 436. Ameiſen zu vertrei⸗ ben 425. Muſca Napobraſſicæ 440. \ N. Nachricht vom Blumenhandel des Hrn. Hofrath Hertel 293. Nachrichten aus dem Blumenreich 397. Narcifius Jacobæus major 379. u Naturgeſchichte der Bäume 557. Oekonomiſche 563. Nelken, etwas davon 401. Liebners Verzeichniß feiner verkaͤuflichen 107. Winklers Verzeichniß 577. A zeige von verkaͤuflichen im Wuͤrtem⸗ bergiſchen 542. ihre Beſchaffenheit im Wuͤr⸗ tembergiſchen 186. von Rottemburgs Verzeich⸗ niß 250. ebend ſſelben Eintheilung und Bes ſchreitung ihrer Zeichnungsar'en 251. 453. von dem Verlauffen derſelben 3x7. Nelkeuſaomen, Erfolg von der Ausſaat des unrei⸗ fen 306. Nuzbarkeit einiger Pflanzen 313. O. Kegifter, D. Ochſenzunge, officnelle 341, Origanum vulgare 516. Orontium 505. | P. Panzers Geſchichte des Brodbaums 92. Phalæna Braſſicæ 212. Pinguicula vulgaris 32 r. Polygonum fagopyrum 509, Pomologie, Etwas über die 524. Primuln, ſ. Schluͤſſelblumen. Primeln 38. ihre vorzuͤglichſten Eigenſchaften 46. Erziehung aus Saamen 49. ihre Ver⸗ mehrung durch Vertheilung 59. Primula veris, ſiehe Primeln. Prunus ſpinoſa 514. Pyrus communis 346. Q. Quittenſtaͤmme zu Zwergbaͤumen tauglich 362, R. Regeln in der Kuͤchengaͤrtnerey von Wilke 223. Reſeda luteola 513. Ringelblume 416. Robinia Caragana 520. Roſen friſch zu erhalten 44 r. Qq 3 Roſen⸗ Regiſter. Roſenthals Verſuche 411. Rottemburg, von, Verzeichniß ſeiner verkaͤuflichen Nelken 250. Eintheilung der Nelken 453. Salat 203. feine Abarten 207. Saamen def: ſelben zu erziehen 212. ſeine Ausſaat 213. von dem Verſetzen des Salats 216. von eini⸗ gen fuͤr ihn ſchaͤdlichen Inſekten 212. 220. Salicornia fruticoſa 317. Salpeter, ein Mittel zur Befrderung des bau- zenwachsthums 1. Saamen, Vorſchlaͤge zur Knie eines n 244. Saponaria officinalis 512. Sauerdorn, gemeiner 506. Scabioſa ſucciſa 334. Schlehen 302. 514. Schluͤſſelblnmen 17. 341. die Art ſie zu ver⸗ mehren 21. ohnſtenglichte Fruͤhlings⸗Schluͤſ⸗ ſelblumen 10. ihre verſchiedene Sorten 20. ihre Behandlung 26. offlelnelle Fruͤhlings⸗ Schluͤſſelblumen 31. ihre Sorten 32. erha⸗ benere Fruͤhlings-Schluͤſſelblume 36. Schmahlings Nachrichten aus dem ee 397. Schwadengras 326. Schwim⸗ W Schwimmaron 505. Seifenkraut, officinelles 512, Sonnenblume, jaͤhrige 522. Spargelbau im Wuͤrtembergiſchen 182. Springgras 323. Stechapfel 417. Streichkraut 513. Sumpfkroͤiengras 507. en + Teufels⸗Abbiß 334. Theepflanze daurt in Wuͤrtemberg den Winter 1784. aus. Tragopogon pratenſe 522. Trapa natans 338. Triglochin paluſtre 507. maritimum ibid. U. ueberwinterung des Lorbeers im Freyen 302. N V. Berlauffen der Nelken 387. Verſuch uͤber das Beſchneiden der Obſtbaͤume 418. Verſuche, Baͤume durch abgeſchnittene Zweige zu vermehren 148. 152. Verzeichniß verkäuflicher Nelken 107. 250. 577. 592. verkaͤuflicher Baͤume 421. | Vicia biennis 519. . fepium ibid. Dora aan x 2 * Ay m 2% rr Fa